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4E /£O,
Geſſchichte
der
Poeſie Europas
und
der bedeutendſten außereuropäiſchen Länder
vom
Anfang des fechzehnten Kahrhunderts Bis
auf die nenefte Zeit
von
Dr. Icham Georg CTheodor Gräße,
Bibliothecar Er. Maj. des Königs von Sachſen und Infpector
des Tönigl. Munzkabinets.
Dresden und Reipjig,
Arnoldiſche Buchhandlung.
1848.
Vorwort.
[U — —
Indem ich hiermit endlich den dritten und vorletzten
Band meines Handbuchs der Literaturgeſchichte dem
Publikum vorlege, muß ich mich mit einigen Worten
daruͤber ausſprechen, warum das Werk eine etwas groͤßere
Ausdehnung erlangt hat, als man vorausſah. Der Herr
Verleger meines größeren Lehrbuchs hegte den Wunſch,
eine raiſomirende, kurz gefaßte Geſchichte der Literatur
von mir verfaßt zu ſehen, die gewiſſermaßen ein Weg⸗
weifer durch die verfchiedenen Branchen derſelben fein
ſollte. An mid. waren gleiche Aufforderungen von vers
ſchiedenen Seiten des gelehrten und Tefenden Publikums
ergangen, und fo beichloß ich denn, dem Wunſche meines
Heren Verlegers nachzukommen und eine Gefchichte der
Kiteratur zu fchreiben, die Das Bebeutenpfte, was in allen
Perioden der Weltgefchichte für die Wiſſenſchaft gethan
war, wie in- einem Rahmen dem Auge klar und faßlich
vorführen, zugleich aber auch Das nothwendige bibliographiſche
Material gedrängt und mit Beruͤckſichtigung der neueſten
Forſchungen zufammengeftellt enthalten follte. Hatte ich
nun von diefem Geſichtspunkte aus die alte und mittlere
Zeit betrachtet, fo durfte natürlihd die neue Zeit auf
feinen Fall ftiefmütterlidy behandelt werden. Die Dicht«
tunft, als die meinem Syſtem nad) zuerft zu bearbeitende
Partie ded Ganzen, ift nun aber in der Neuzeit fo reich
. 9 und vollſtaͤndig angebaut worden, daß, wollte man
vi | Vorwort.
auch nur das Heivorragende erwähnen, immer noch die Aus:
wahl fchwer blieb. Dazu kam, daß die neuere Forfchung .
über fo Vieles Licht verbreitet hat, mas bisher noch
dunfel war, daß ferner aber auch noch mandyer Theil
der Europäifchen Poefie biöher noch in Deutfchland fo
gut wie gar nicht gefannt war, wie denn befanntlich
ſelbſt Bouterwek in feinem großen Werke die fEandinavifche
Literatur ebenfo wenig berührt hat, als die flavifche. Daß
im Allgemeinen aber die Bibliographie fehr im Argen
lag, braucht von mir wohl nicht erft erwähnt zu werden,
darauf aber muß ich hinweifen, daß gerade Die neueften
Produkte der Preffe in den außerdeutfchen Rändern fchwer
nachzuweiſen find, da Rußland, Polen ꝛc. befanntlid) feine
orbentlihen Buchhändlerfataloge Tiefern, für Schweden
und Dänemark erft neuerdings in biefer Beziehung Manches
gerhan ift, Holland aber fi dh in feinem buchhaͤndleriſchen
Verkehr ſo abſchließt, daß man nur mit der groͤßten
Muͤhe und ſehr bedeutenden Koſten einzelne Notizen zu
erlangen vermag. Ib habe mich nun fo fleißig als mögs
lich beftrebt, auch in diefen bisher fo gut wie gar nicht
berührten Partieen der allgemeinen Literaturgefchichte eine
gewiſſe Konformität mit den früheren Bänden zu erzielen,
und glaube ein bibliographifches Material zufammens
gebracht zu haben, wie e8 bisher noch nie von jemandem
in dieſer Geſammtuͤberſicht zu geben verſucht ward. Daß
natuͤrlich auch jetzt noch Vieles fehlt, indem eine abſolute
Vollſtaͤndigkeit uͤberhaupt in dieſem Genre nie zu erzielen
iſt, verſteht ſich von ſelbſt, und ich bitte daher die Ge⸗
lehrten, welche den vorliegenden Band etwa zu beſprechen
gedenken, auf die Schwierigkeiten, welche ſich mir auch
bei dem beſten Willen und ſorgſamſtem Forſchen ent⸗
gegenſtellten, Ruͤckſi cht nehmen und von dieſem Stand⸗
punft aus mein Bud beurtheilen zu wollen. Pflicht der
Dankbarkeit ift es, wenn ich hier öffentlich befenne, daß
Herr Juſtizrath Dr Kind in Leipzig mich mit feinem
Rath und feiner Gelehrſamkeit bei ber Neugriechiſchen
Poeſie, Herr Dr. Beer hierſelbſt mit- Bemerlungen uͤber
Borwort vn
die neuere Juͤdiſche Dichtkunſt, und Herr von Gorecki
allhier, der Neffe des gleichnamigen beruͤhmten Polniſchen
Dichters, mit Notizen und Nachweiſungen uͤber die
neuere Polniſche Poeſie unterſtuͤtzt haben.
Welche Quellen mir im Allgemeinen gu Gebote
ftanden ‚- ergiebt ſich theilmeife aus dem Gange meines
Buches felbft, ich will jedoch als foldhe, die mir befons
ders von Mugen gemefen find, bier genannt haben: für
die SFranzöfifche Literatur: Lefranc, Histoire &l&mentaire
de la litterature francaise, für die SStalienifche, Spanifche,
Portugiefiihe, außer Bouterwek, Zirabofchi ꝛc., Die
Histoire de la litterature du Midi de l’Europe von Les
franc, für die Deutfche die Werke von Gervinus, Kobers
ftein (die neuefte Ausgabe feines Buches konnte ich nicht
benußen) und Hillebrand, für die Dänifche außer Nyerup
beſonders den dieſe Literatur behandelnden Band der
Ritteraturgefchichte von Eichhorn, für die Schwediſche das
gleihe Werk und Lenftröm’s Geſchichte der Schwediſchen
Poefie, für die Holländische van Kampen’s Arbeiten bei Eich⸗
horn a. a. O., für die Slavifche Kitteratur endlich, außer Schas
farif’s befanntem Buche, befonderg die trefflichen Jahrbücher -
von Jordan, von denen ich jedoch den zweiten Band
nicht erhalten fonnte. Daß ich natärlih außerdem noch
eine Menge Specialwerke benußte, die ich zum größten
Theile in den Anmerkungen citirt habe, verfteht ſich
von felbft.
Was endlich den zweiten noch übrigen Theil der
Geſchichte der neueren Literatur anlangt, alfo die eigents
lichen Wiffenfchaften, fo werde ich mich darin natürlich
£ürzer faflen koͤnnen, infofern ich hier einmal auf alls
gemein befannterem Boden ftehe, mich alfo im Ganzen
weniger auf Specialitäten einzulaffen brauche, dann aber
auch mehr auf Hilfsbücher verweifen darf, die hier nur
ausnahmsmweife anzuziehen waren. Ich werde übrigend
hierbei fo verfahren, daß ich diejenigen Männer, durch
weldhe in den verfchiedenen Willenfchaften wefentlicye
Deränderungen oder Verbeſſerungen herbeigeführt wurden,
vm Vorwort.
an die Spitze der weniger bedeutenden, mit ihnen aber
in einem generellen Zuſammenhange ſtehenden Gelehrten
ſtelle, damit, wenn ſie in einzelne Gruppen geordnet ſind,
die größtmögfichfte Ueberſicht erlangt werde. Ein genaues
Sad: und Perfonentegifter wird das Ganze fäließen
und fo hoffe ih denn, wenn nicht ganz ungünftige Um:
ftände eintreten, den Schluß des Werkes binnen Jahres⸗
frift dem Publitum vorlegen zu koͤnnen.
Dresben, im April 1848.
Dr. Gräfe.
Subalt.
Vierte Periode.
Die Literaturgefchichte der neuern und neueften Zeit.
u
539546.
542.
943.
547—800.
547—551.
352,
353 —563.
553.
554 —555.
556.
557.
558,
559 - 562.
563.
564573.
364
569.
966.
567.
568. 573.
%9 572.
574-580.
Einleitung . .
Entftehung ber Univerftäten”
Erfindung ver nuaprudertunf .
Dichtkunſt
Lateiniſche Poefle .
Macaroniſche Poefie
Italieniſche Poefte
Epos.
Lehrgedicht und Satire
Babel und dirtengeigt
Lyrik
Novelle und Roman
Dramatifche PBoefle .
Volkspoefie
Spaniſche Poeſie.
Aelteſte Lyrik
Epos.
Mitterroman . . .
. Gervanted und feine. Nachfolger .
Lyrik und die anderen Dichtungearien
der ſpaͤteren Zeit
Oramatiſche Literatur
Portugieſiſche Poeſie
Seite.
1—36
. s-ll
. 11-35
. 37—1092
. 37-63
. 63—66
66—123
6673
73—81
81—86-
86—99
99—102
. 102—}19
. 119—123
. 123—154
. 123—127
. 127—131
131—134
138—143. 153
157
. 143154
. 158-177
x
668 - 674.
Inhalt.
Geite.
SB: "608 Franzoͤſiſche Poeſte . 177—815
581 —583. Poefle, Drama und Roman im 1öten
Jahrhundert . 177—205
584-589, Poeſie, Roman und Drama im 1Tten
Jahrhundert 2000. 205-235
590. Voltaire und Houffeau . . 235 — 242
591 — 592. Dramarifche Poeſie im 18ten Jahrhund. 242 - 255
593 —596. Die übrigen Dichtungsarten im 18ten
Jahrhundert. 255 —261
597 —598. Dramatiſche Poeſte von ver Revolution
bis zum Jahre 1846 . 261—273
599—603. Die übrigen Dichtungsarten wahrenb
derſelben Zeit 273 —290
604 - 606. Der Roman während dieſer Beit 291— 315
606— 643. Englifche Pocfe . . 316—481
606 — 609. Aeltefte Englifche Poefie und Theater 316—320
612-617. Die verfihiedenen Dichtungsarten im
Seitalter der Elifobet$ . . . 323 —335
618. Der Roman zu diefer Zeit . . 335—339
619 - 623. Das Drama zu biefer Zeit ($. 622.
Shakſpere) 339—364
624 - 627. Die verſchiedenen ODichtunge arten "sie
zum Ende des 17ten Jahrhunderts 364—387
628—631. Drama und Oper bis zum Ende des
1Tten Sabrbundert® . . . 387 —401
632. Die gelebrte Journaliſtik in dieſer Zeit 401— 403
634— 641. Die verfchiedenen Dichtungdarten von
1702 bis 1846 . . . . . 409—450
642. Das Drama während diefer Seit . 450—459
643. Der Roman während biefer Zeit 459—481
610—611.633. Schottiſche Poefle .321—323. 403—409
644. Die Porfie in den vereinigten Staaten von
Norv-Ameila . . . . . 481—491
635— 717. Die Deutſche Borfle . . 491—500
: 645—649. Die Verſuche In ben einzelnen Fächern
der Poefle, im Drama und Roman
Ä | bie auf Luther. 491—500
650-—662. Die verfchledenen Dichtungsarten im erften
Jahrhundert der Reformationszeit 500-532
663. Der Roman in diefer Zeit .. 6532—535
664 — 665. Die dramarifche Literatur in dieſer Seit 535— 545
666—667. Die deutichen Sprachgefellfchaften . 545— 549
Die erſte Schleſiſche Sule . . „ . 549-579
ss
675.
676.
677—618.
679.
680.
681—687.
688.
689—691.
692.
693 — 694.
695 — 698.
699 — 700,
701.
Deutſche Boefle,
Inhalt.
Die zweite Schleſiſche Schule
Das Kirchenlied und die Gnomologieen
in diefer Set . . . ..
Das Schaͤfergedicht in dieſer Zeit
Der Roman in dieſer Zeit.
Dad Drama und die Oper in biefer Seit
Die Uebergangs⸗Periode zu der Neger
neration der Deutfchen Poefle, alfo
das 2te Viertel des 18ten Jahrh.
Die Dichterfchulen zu Leipzig, in der
Schweiz, zu Bremen und Halle
Klopflod und Leſſing .
Die einzelnen Dichtungsarten während
biefer Zeit. . .
Das Deutfche Theater und der Roman
zu diefer Set .
Der Göttinger Dichterbund und feine
Anhänger . .
Die Königäberger Säule mit Hamann
und Herder .
Die gleichzeitigen, außerhalb biefer Säule
fiebenden Dichte . .
Die Sturm» und Drangperiove und die
Erotilr .
Chile > en
Bsche . .
Bleichzeitige zu feiner beflimmten Säule
gebörige Dichter . . .
Das Deutfche Theater während dieſer Belt
Der Deutſche Roman in diefer Zeit
a aueund ihre Anhänger
Das junge Deutfchland .
Die neuefte Deutfche Pocfle . .
Das Deutiche Theater der Ießtzeit
Der Deutfche Roman ver Ieptzeit .
‘
718733. Die Holländifhe Borfe -. . . . .
123.
1730,
Die Blämifhe. Pofe . . . . .
Die Briefifche Bocfe -. - . 0
734-743. Die Schwediſche Vote . . ..
-744— 762. Die Dänifche Poefle . re
1763.
Die Neugriechifche Poefi⸗
764. 789. Die Serbiſche Porfe . . .
Die Pegnitſchafer . -
xI
Seite.
579— 581
582 —585
585 597
597-599
599 -6i1
611—629
630—644
645— 660
660 — 667
667—679
679—688
688-696
696— 598
698— 703
703 —708
708-712
712—720
720-731
131—736
136—750
150—771
71-779 .
779—800
800 — 812
812 - 831
831— 893
856— 859
881— 883
893 — 932
933— 981
981—987
"987988. 1056-1057
ıH
Vorwort.
Die Auffifche Poeſte
774- 782.
. 188.
184— 785.
186,
187.
188,
190.
191.
192.
793.
194.
195.
796.
197.
798.
199.
800.
Die Boͤhmiſche Boefle
Die Polniſche Poefle . .
Die Windiſch⸗Sloweniſche Porfle
Die Dalmatinifcy-Ragufanifche Forhe
Die Bulgariſche Pocfle .
Die Slawoniſche Boefle .
"Die Slowakiſche Vorfle .
Die Moldau: Walachiiche Poefie
Die Tſcherkeſſiſche Poeſie
Die Georgiſche Poeſie
Die Ungariſche Poeſie
Die Iüpifche Poefie .
Die Hindoſtaniſche Poeſie
Die Takiſche Poeſie
Die Perfifche Poeſte
Die Armeniſche Poeſte
Die Malaiiſche Poeſte
Die Chineſiſche Poeſie
Seite.
988—1012
1013—1019
1020 —1048
1048—1049
1049—1053
1053—1054
1054
1055
1057 —1059
1059— 1060
1060— 1061
1061— 1072
1072—1077
- 10781082
1082—1084
1084 — 1037
1087
1087 —1088
1089—1090
Vierte Periode
Die Kiteraturgefchichte der neueren und neueften Zeit.
$. 539,
Masten wir die drei erfien Perioden der literaͤriſchen Culturge⸗
ſchichte durchwandelt haben, kommen wir jet zu der lebten, der ums
fangreichken, intereſſanteſten und beveutendfien von allen, zu
der der neueren und neueſten Zeit, zu der des freien Selbf.
bewußtſeyns und der mit dieſem verbundenen Gmancipation
des Geiſtes aus den Banden des Borurtheild, des Aber»
glaubend und der rohen Körperkraft. Denn obgleih noch nicht
alle Nationen jenes große Ziel des Menſchen, die wahre geiflige
Freiheit, errungen haben, fo fann doch nad der Analogie des
geiſtigen Fortſchritts nicht geleugnet werden, daß die Zukunft auch
für paffive Völker, wie 3. B. die Slaven, in ihrem Schooße
Mandyed bergen mag, was jene große Hoffnung, d. b. das Er⸗
wachen aus ihrer geiſtigen Leihargie, vorbereiten und herbeiführ
ren dürfte. Aus vdemfelben Grunde muß nun aber aud die
Gefchihte der neueren Literatur bei den verfchienenen Völkern
diefer Periode fi als eine dur und durch verfhiedene zeigen, '
indem bei rinigen, wie 3. B. in Stalin, wo gerade das Mittel
alter in den einzelnen kleinen Staaten viele Spuren des nicht
ausgeftorbenen freien Römerfinned auch uns in den Werfen fel-
ner Schriftſteller zeigt, zwar die Quantität, aber nicht Die Qua⸗
lität feiner Schriftfteller zugenommen bat, in andern dagegen,
‚wie z. B. in Dänemart, Schweden ıc. erſt nad der Reforma-
tion eine Literatur der Nation möglih warb, als durch fie
Gräde, Handduch d. Piterärgefchichte, BEI, 1
2 Einleitung.
auch Verdummung und gneifige Knechtſchaft verfhwanden, in noch
andern endlich, wie 3. B. In Deutfchland jened goldene Zeital«
ter feiner Poeſie, wie es unter feinen echtdeutſchen, aufgeflärten
Herrſchern, den Hohenftaufen leider nur eine zu kurze Zeit und
freilich auch nur in bevorzugten Ständen angebrochen war, erfl
eigentlich mit dem Ende des vorigen und Anfange diefes Jahr⸗
hunderts zurüdfehrte, nachdem die Fackel verheerender Religions»
und Eroberungsfriege es fa verlöfcht und das duͤſtere Gewebe
theologifcher Hirngefpinfte fogar die Erinnerung einer ſchoͤnen
Vergangenheit völlig verhüllt zu halten ſchien. Anderen Völkern
endlich, wie zuerſt ven Engländern, dann aber. au den Franzoſen,
hatte das Schickſal die fhöne Beſtimmung zugetheilt, daß fie,
wie Deutfhland ihnen zuerſt den Weg aus den düflern Gruͤn⸗
den finfterer Geiſtesknechtſchaft gezeigt hatte, diefem wieder freis
Ich nicht immer ohne entflellende Bleden ein Bild von poli⸗
tifcher Freiheit und Menſchenwuͤrde aufrollten, das begeiftert
aufgefaßt und von allen Scladen gereinigt, unferem Vater.
lande das Bewußtſeyn feiner politiſchen Bedeutſamkeit und Stärfe
gegeben und feinen Bürgern das Ziel gefledt hat, welches bie Idee
des großen Reformators von geifliger und Förperlicher Breihelt
nad mehr als 300 Jahren erſt verwirklichen fann.
$. 540.
Aus dem eben Gefdgten wird nun aber hervorgehen, wo⸗
durch fi vorzüglich die Neuzelt vor dem Mittelalter auszeich⸗
net, das eben nur burd feine romantifche Nitterlichleit und fein
ſtrenges Halten am einmal angenommenen Dogma, wenn man
jene als Euphemismus für rohe Kraft und dieſes für Fa⸗
natismus und geiftlihen Despotismus brauden will. Beides
fuchen wir freilich in diefer Periode vergebens, allein dafür fängt
in den erften Jahrhunderten berfelben bereits die Exitif an, die
Theologie und Geſchichte von unädten Elementen zu fäubern,
wenn auch der neueflen Zeit erfi die Vollendung dieſes großen
Unternehmens vorbehalten blieb; das Wiederaufleben der huma⸗
niſtiſchen Studien bahnte dazu den Weg, die Spraden und
Schriften deu orientalifhen Bölfer hörten auf als ketzeriſch mit
dem Giegel des Anathems verfhloffen zu bleiben, eine ber Ver⸗
Einleitung. 3
nunft angemeflene Philoſophie verbrängte die myſtiſchen Traͤu⸗
mereien des Mittelalter und baute ihre Lehrfäge zwar ellektiſch
auf die alten Philoſophenſchulen auf, folgte ihnen aber nicht
felavifch, fondern bildete fih ihre eigenen rationellen Syfleme;
die Arzneikunſt, unterflügt durch immer genauere anatomiſche Ins
terfischungen, verließ zwar ihre alte Methode von ellenlangen Res
cepten nur allmälig und ward in ihren Zortfchritten noch durch
manche abflracte Speculationen aufgehalten, allein aud fie bat
die Neuzeit dur Vereinfachung der Mittel und mit Hilfe ber
Chemie in kurzer Zeit fo umgeflaltet, daß fie kaum wiederzuerken⸗
nen iſtz die Naturwiſſenſchaften mußten fih, wie jede großartige
Idee, erſt lange mit Aberglauben und PBebanterie herumfireiten,
allein aud fie haben ſich in neuefler Zeit fo burchgefämpft, daß
die In ihnen gemachten Entdedungen und Erfindimgen fi ges
genwärtig um die Wette überflügeln, und fie mit Recht im Ges
genfage zum todten Buchftaben zu dem wichtigſten Studium
des fochalen Lebens umfäufen; und bie Surlöprudenz endlich,
nachdem fie lange genug den Drud des verfnöderten, eifernen
Haltend am Buchſtaben bes Eoder ertragen, hat doch wenigſtens
in einem nit ganz Heinen Thelle Europas die ſieben Siegel
des geheimen Gerichts gefprengt und durch die freie öffentliche
Mebe die Beredtſamkeit, jene in den Freiftaaten des Alterthums
fo hockgehaltene Kunft, die bisher leider kaum auf der Kanzel
und in den Schulen geduldet warb, wieder zu Ehren gebradit.
Sa, was die andern fhönen Wiſſenſchaften anlangt, fo hat zwar
die Poeſte in nenefter Zeit fi von dem Idealen mehr und mehr
entfernt und angeblich dadurch an Tiefe der Empfindung und
Erhabenheit verloren, allein dafür bat fie das Leben ſelbſt er
faßt und fo ihre große Aufgabe, ihre Ideen und Phantafleen
fo naturgemäß als möglid darzuſtellen, der Löfung näher
gebracht, gleih der Malerei, die mit Recht ebenfalls gegenwärtig
die Zuftände der leidenden Menſchheit mit fcharfem Pinſel um-
ferem Auge darzuftellen verſucht, ftatt ihm nur Züge aus dem Leben
und Treiben vergangener Zeit ober gar Gemälde traurigen Wahn»
glaubens vorzuführen. Mit einem Worte, diefe Periode tfl
das Zeitalter der Wiederherfiellung und Vervoll—
kommnung fittliher und geiftiger Eultur.
1
4 Einfeitung.
$. 541,
Fragt man nun nad) den einzelnen Urſachen, die eine fo
günflige Veränderung herbeiführten, fo wird es, abgeſehen
von der Reformation, die auch über Deutſchland hinaus Früchte
trug, nicht unpaſſend feyn, vornchmlih einige Fuͤrſten anzuführen,
die es fi weientlih angelegen fein ließen, hierbei mitzuwirken,
Diefe waren unter den Deutfchen Kaiſern vor allen Marimilian I.,
Ferdinand J., Maximilian II., Rudolph II., Berdinand ILL,,
Leopold J., Karl VI., Franz i, Joſeph 11., Leopold 11. und
Franz I, in Preußen die Könige Friebrid I. und 11. und
Friedrich Wilhelm III., in Sadfen die Churfürften Friedrich der
Weiſe, Johann der Standhafte, Johann Friedrich (fat mit ſei⸗
nen gangen Nachkommen In den Herzog. Säaͤchſ. Ländern), Mos
rip und Auguf von Sachen, die Könige Auguf der Starfe
und Friedrich Auguft der Gerechte, die Churfürflen von Mainz
Emmerih Joſeph und Friedrich Karl, die Churfürſten von ber
Pfalz Friedrich IT. und Karl Theodor, einige 'Fleinere Yürften
gar nicht zu erwähnen. In Schweden zeigten große Achtung
vor den Wiffenfchaften Ouſtav J., Ouſtav (II) Adolph, Chris
ine, Friedrich, Adolph Briedrih und Guſtav III., fowie in Daͤ⸗
nemarf die Könige Friedrich I1., Chriflian IV., Friedrich BIT,
Chriſtian V. und VI. und Friedrich V. Bür Englands litera⸗
riſches Gedeihen bewiefen vorzüglih Thätigkeit Heinrich VIII., Elifa-
beih, Jacob J., Karl II., Wilhelm III., Georg 37. III. und IV.
und Wilhelm IV. Was den Eüden anlangt, fo haben wir
unter den Päpften befonderd hervorzuheben Leo X., Gregor XIII.,
Sirtus V., Urban VIII., Benedict XIV., Clemens XIV. Pius VI.
und Gregor XVI., in Spanien ben befannten Kardinal Franz Eimenes
de Elöneros, Die Könige Philipp V., Ferdinand VI. und Karl LIE,
in Portugal den König Iohann V. und für Joſeph Emanuel
feinen befannten Miniſter Pombal, in Frankreich die Könige Franz I.
und Heinrih IV., den Kardinal Richelieu, Ludwig XIV., XV.
und XVI., Napoleon und Ludwig XVII. Unter den Beherr.
ſchern Slaviſcher Länder find die Polenfönige Stephan Bathort,
Johann Kafimir, Johann Sobiedfi, Auguſt II. und III. von
Sachſen und Stanisfaus Auguf, in Rußland Peter der Große,
Eliſabeth und Katharina II., fowie Wlerander 1. zu erwähnen,
Einleitung. Univerſitaͤten. 5
$. 542.
Da die Zahl der einzelnen Männer, die ib um Wieder
berfiellung der literariſchen Cultur in den verſchiedenen europäls
ſchen Rändern verdient machten, fo bedeutend il, daß, um nur einis
germaßen eine gerechte Bolfändigfelt und Beruͤckſichtigung ders
‚felben durchzuführen, die Schranken diefes Bandes viel zu weit
ausgedehnt werden müßten, fo gehe ich fogleib zu anderen Um⸗
fländen fort, welche weſentlich zu dem erwähnten geiftigen Fort»
ſchritte beigetragen haben, und es werden fih im Allgemeinen
noch folgende angeben laſſen:
1) die Anlegung von ordenilihen gelehrtn Schulen, Real⸗
ſchulen und Ritteracademiern, fowie überhaupt aller techni⸗
fen Bildungsanfatten,
2) die weitere Fortſetzung der bereitd im Mittelalter begon«
nenn Errichtung von Univerſitaͤten!).
3) die Anlegung von Academieen und gelehrten Geſellſchaften?),
4) das Entflehen der politiſchen und gelehrten Sournalifif?),
5) die Erfindung der Buchdruderfunft und die damit in
Verbindung fichende Allgemeinmahung des gelehrten Ma-
tertald durch den Buchhandel.
1) I. italien. Salcrno 1075. Bologna zuerfiprivit. 1158 ſ. G. G˖
zeuffel Revtimürbigt d. Bononifchen Schule. Helmft. 1749. 8. Savigny Geld. d-
Röm. R. im M. &. Bd. III. p. 159-272. X. 8. G. 11. 3. p. 956 5q.
Padua f. 1222, aber erſt 1228 privilegirt, ſ. N. Comneni Papadopoli
Hist. gymnasii Patavini. YVenet. 1726. IT. fol. J. Facciolati, De
Emo. Pater, synt. XII. Patav. 1752. 8. u. Fasti Bm®; Pat. ib,
1757. III. 4. Fr. M. Colle, Storia dello studio di Padova. ib. 18%4—
25. IY. 4. Gavigny Bd. III. p. 273—301.; Pifa f. 1127—1213 Rechtes
chule, aber erft |. 1339 wirkliche Univerfität ſ. n. Fabroni, Historia acad.
isanae. Pisis 1791—95. II. 4. Flam. dal Borgo, Diss. sull’ orig.
della univ. di Pisa. ib. 1765. 4. Savigny WBb. III. p. 301 sq.;
Arezzo f. 1215 Rechtsſchule, aber f. 1356 Univ. ſ. Savigny Bd. III.
. 312 sq.; Ferrara f.1391 (12417, f. Borsetti, Historia Ferr. gymn.
'err. 1735. II. 4. (Dageg.J. Guarini [b. h. H. Barndaldi] Ferr. Gymn.
hist. supp. Bouon. 1740. 4, u. gegen diefen Borsetti, Advers. suppl.
etc. defensio. Venet. 1742. 4.) Savigny Bd. III. p. 316 39.; Rom ſ.
1301 u. erneuert f. 1431 (archigymnasinam Romanum, Sapienza), f. 3.
Carafs, De Eymnasio Rom. et de ejus profess. ab u. c. usque ad
h. temp. L. II Rom. 1751. II. 4. F. M. Renazzi, Storia dell’ univ.
degli studi. Rom. 1803—6. IV. 4. Gavigny 3. II. 2 316 8q.; Rea⸗
gel ſ. 1224 f. C.Origlia, Istoriad.studio diNapoli. Nap. 1753-54. II.
: Gavigny Bd. HI.,p. 322 sg. u. Zeitſchr. f. geſch. R. W. Sp. VI. p,
23 sq.; Perugia f. 1276 Rechtöfchule, Univerfität f. 1307. f. 3. Bini.
Mem hist. della Perug. universita. Perug. 1816. I. 4. Gavigny WB».
6 Einleitung. Univerfitäten.
III. p. 330 sq. ; Pavia f. 1361. cf Gatti, Gyınn. Ticin. hist et vind.
a sec. V ad fin. XV. Mediol. 1704. 1709. 8. Savigny Bd. IM. p.
335 sq.; Siena f. 1320; Parma f. 1412. f Alfo, Meinor vor f.Scritt.
Parmig. T. I ; Turin f. 1405. f. Giorn de’ Lett. T. XXXV. p. 262
sd. Savigny Bd. II. p. 336 sq.5 Florenz, angebl. f. 1348, beftimmt f.
1438. f. Notit. liter. de vir. ill. acad. Florent. Flor. 1700. 4.; Ve⸗
eona angebl. f. 1339 oder 1460, wohl 'mehr Schule; Gatania auf Gi:
cilien 1444; Macerata eigentl. ſchon 1290, ern. 1540; Meffina 158;
Mailand f. 1565. f. J. B Silvatici Coll. Mediol. med. or. antiq.
necess, etc. ib. 1607. 4.; Mantua 1625; Urbino 1671. >
3. In Frankreich: Paris f. 1209. cf. Caes. Egass. Bulaei Hi-
storia univers. Paris. Paris, 1665—73 VI. fol. Crevier, Hist. de l'u-
niv. de Paris jusqu’en 1600. Paris 1761. VII. 12. (nur Ausz. d. vor.)
E. Dubarle, Hist. de l’univ. dep. s. orig. jusqu’ä nos jours. Paris
1829. II. 8.; Rheims 1145? eigentl, erft 15475 Bourges ang, 1204,
beft. f. 1469. cf. Annal. acad. de Bourges. Bourges 1684. 4.; Zous
loufe f. 1223. ſ. J. J. Percin, Tr. hist. de acad. Tolos., hint. f.
Monum. conv. Tolos. ib. 1693 fol. Savigny Bd. III. p. 406 sq.;
Montpellier ang. 1180 oder 1220, priv. 1289. beft.. ſ. 1537. f. Ch.
d’Egrefeuille, Hist. eccl. de la ville de M. Montp. ib. 1739. fol.
p. 339-403. J. Astruc, Mem. pour serv. & !’hist. de la fac. de
outp. rev. et publ. p. Lorry. Paris 1764. 4.; DOrlean 8, ang. 1234,
priv. 1305. f. Symph. Guyon, Hist. de l’univ. d’Orl. b. f. Hist. de
l’egl. et de la ville d’Orl. ib. 1650. fol. Angers (1229 ?) 1364.
f. (Raugeard) Privil. de P’nniv. d’Angers. Diss. s. 8. anciennelt.
Angers 1736. 4.; Orange 1365.; Grenoble 1339, kam 1454 nad
Valence f. St. Prix, Hist. de l’univ. de Grenoble. Paris 1820. 8;
Döle 1422, Bam 1676 nad Befancon, cf. N. A. Labbey de Billy,
Hist. de l’univ. du C. deBourgogue. Besanc. 1819. II. 4.; Poitiers
fe 1431, cf. J.Filleau, Traite fe Funir. de Poitiers. ä Poit. 1644. fol;
Cahors durch Papft Johann XXII.; Caen f. 1436; Nantes f. 1460,
Bordeaur f. 1472; Pau f. 17225 Nancy f. 1769, nachdem biefelbt
Univerfität mit den aoei Facultäten der Juriſten (f. 1568) und Mediciner
ef 1592) zu Pont à Mouffon beftanden hatte. Alle dieſe Univerfitäten
nd feit 1790 aufgehoben und daraus höhere Specialfchulen und Facultaͤten
geworden, fo daß nur die Univerfitäten von Paris und Straßburg eigent:
lih ‚dem Bilde der Deutfchen Unterrichtsanftalten biefes Namens nähe
tommen, nicht aber die zu Montauban von Napoleon err. Proteft. Theol,
Spet. ©. (fe Venedey, Reife ins füdl. Franke. Frkft. a. M. 1846. II.
p. 10 2q. .
MI. Niederlande. Löwen (Louvain) f. 1424, f. N. Vernulaei,
Acad. Lovan. L. III. Lovan. 1627. 4. de Reiffenberg, Mem. s. les
deux prem. sitcles de l’acad. de Louvain. Bruxell. 1829. 8;
Douay f. 1564.; Ley den (reform.) f. 1575. cf. J. Meursii Athenae
Batavae. Lugd. 1625. 1633. 4. J. G. deWater, Narr. de rebus acad.
Lugd. Bat. saec. XVIII. prosp. et adversis. Lugd. 1802. 4. Annales
acad. Lugd. Bat. 1817 sq. 4. Biegenbeck, Geschiedenis der Leidsche
Hooge school. Leid. 18%. 8.; $raneder (ref.) f. 1585 (Athenaeum
f. 1816.) cf. B. L. Vrimoet, Athenae Frisiacae L. Il. Leuw. 175.
4.; Harderwyr f. 1600 (ern. 1647 u. 1692. Athenaeum f. 1816) ef-
J. Schrassert, Hardervicum antiguum ofte Beschryvinge der Stedt
Harderwyk (ib. 1730.11.4.) P. 1. p- 94 sq.; Sröningen (ref) f. 1614.
cl, Efligies et vitae profess. acad. ©ron. et (U. Emmii) natales ac.
erectae in urbe. Gron. 1654. fol.; Utrecht f. 1636 (ref) ch. 8. ©:
Burmann, Trajectum eruditum. Utr. 1738. 4. Annal. acad. Tre).
Ultraj. 1817. sq. 4.; Lüttich und Gent, geft. 1806. Brüffel 183
Einleitung. Univerfitäten. 7
1V. Denutichlaud. Prag f. 1348. cf. Ab. Voigt, Verf. e. Oeſch. d.
Univ. zu Prog. Prag 1776. 8. B. Balbini Bobem. doctae P. I. ib. 1776,
8. Voigt in d. Böhm. Prov. Gef. Abb, Bd. II. p. 287 sq. Millauer in
Abh. d. Böhm. Gef. d. Wiſſ. Bd. VII. H. II. Held im Boͤhm. Muf. Mon.
111. 2. p. 57 sg. Schnabel, ebd. HI. p. 425. aq. u. im Jahrb. d. Böhm.
Muf. Bd. I. p. 323 2q. u. Mon, Schr. d. Böhm. Muf. I. Juli p. 17 aq-
Aug. p. 17 sq.; Wien f. (1235—7?) 1365, verfch. davon iſt d. 1821 bal.
err. evangel. theol, Epecialfchule. cf. Lambec. De bibl, Vindob. L. II.
p- 79—239. (p. 5. 117 2q. ed. II. u. Kollar. Anal. T. I. p. 42 8q.)
A. Steyrer, Comm. pro hist. Alberti II. duc. Austr. Lips. 1725. fol.
p- 409-487. J. Reichenau, Consp. hist. univ. Vienn. ab in. e). con-
tin. 8. Mitterdorfer. Vienn. 1722—25. 11. 8.; Heidelberg f. 1346
(1386) f. Fr. Junii Heidelberg. academ. Heid. 1583. 4. Kremer in d.
Acta Theod. Palat. acad. T. I. p. 373—427. J. Schwab, —
saec. syllab. rector. Heidelb. 1786—90. II. 4. 3. P. Wundt, Beitr. zu
d. Geſch. d. Heidelb. Univerf. Mannh. 1786. 8.; Göln f. 1388 cf. Fr.
3%. v. Bianto, Geld. d. Univerf. Coͤln. Söln 1833. 8.5; Erfurt f. 1392.
cf. J. Rehnteld, Lib. troph. Herm. Hippocr. Erf. 1631. 4. p. 185° —
226. 3. Cph. Motschmann, Erfordia literata. Brf. 1729. VI. 8. u.
Gel. Erfurt. ebd. 1736. 8.; Keürgburg f. (1282) 1400—3. cf. Chr. Bir
nide, Grdr. e. Gef. dv. d. Univ. Würzburg. Würzb. 1782—88. II. 4. J.
K. Soldmayr, Beitr. z. e. Geſch. d. kath. Univ. zu Würzb. ebd. 1817—1B.
IN. 8. Gropius, Script. Virceb. Freft. 1745. fol. T.1. p. 52 sq. T. II.
p- 184 2q. Froͤhlich im Untermainkr. Archiv. 3b. VI. 2 p. I15 aq. Eulm
1387 (nit wirkt. Univ.) |. Paffow, Beitr, z. Geld. d. Beutie, Univ, im
14ten Ihdt. Berl. 1836. 8. p. 12 ng. eeipsig fe 1409 cf. (Köhler)
Bragm. e. Geſch. d. Stadt u. Univ. Reipzig. ebd. 1787. 8 3. D. Schul⸗
ze'ns Abr. e. Geſch. d. Leipz. Univ. im Laufe d. 18. Ihdts. ebd. 1802. 8.
(Nachtr. ebd. 1810. 8.) H. G. Kreußler, Geſch. d Univ. Leipzig. ebd.
1810. 4. Gretſchel, Geſch. d. Univ. Lpzg. Dresd. 1830. 12.; —A ſ.
1419. cf. de Weatphalen, Monum. German. T. III. p. 1005. 1307 sq.
1419 5q. f. Chr. Eſchenbach, Annal. d. Roſt. Acad. Roft.1790— 1807. XIII. 8;
Greifswalde f. 1456 cf. Koch, Geſch. d. Preuß. Univerfit. Berl. 1839. 8.
Bd. I. p. 342 44.; Kreiburg im Breisgau (academia Albertina) f.
1457 —60. cf. J A. Riegger, Or. de orig. et instit, acad. Friburg.
Frib, 1772. 4. u, in f. Opusc. ib. 1773. 8. nr. XIII, 9. Schreiber, Geſch.
u. Beichr. v. Zreib. ebd. 1825. 8.; Trier f. 1472, cf. J. Melbaeus,
Sylva acad. s. de antig. urbis et acad. Trevir. Trev. 1657. 8. ;
Ingolſtadt f. 1472 (1410?) cf. V Rotmari Annal. Ingolst. acad.
. 1580. 4. absolv. J. Eugerdus. ib. 1581. 4. emend. aux. cont. 3.
N. Mederer ib.1782. 4.; Baſel f. 1360, wiederh. 1818 u..1837. cf. 3. W.
Herzog) Aihenae Rauricae. Rasil. 1778. 8 M. Lug, Gefh. d. Univ.
Bafel. Aarau 1826. 8.; Wainz f. 1477 (1482). wieberherg. 1784. ch, de
Horix, Catal. prael. in a. 1788. Mogunt. 4. F. A. Dürrii Hist. univ,
Mogunt. ib. 1784. 4.; Zübingen f, 1477. ch. X. 8. Boed, Geſch. d.
Herz. Würt. Eberhard: u.Karld Univ. Züb. 1774. 8. 9. F. Eiſenbach,
Behr. u. Geſch. d. Univ. u. St. Tübingen, ebd, 1822.8.; Wittenberg
fe 1502., verb. m. Halle f. 1817. cf. Ch. S. Georgii Annal. acad. Viteb.
usque ad a. 1772. cont. ab J. G. Chr. Schroeder. Witt. 1775. 4.
3. Chr. A. Grohmann, Annal. d. Univ. zu Witt. Meiffen 1801 sg. III. 8.
cf. Körftemann in d. Ihüring. Sädhf. Mitt. IV. 1. p. 170 sq, IV. 2.
p- 175 »q.; Frankfurt an der Oder f. 1505, verb. m. Breslau 1811.
cf. J. Ch. Becmann, Memor. Francof. Freft. 1707. fol. C. R. Haufen,
eich. d. Univ. St. Frkft. ebd. 1800. 8.; Zürich |. 1521, veorg. 1833, Mars
burg 1.1527cf.Shr.v. Rommel, Philipp. d. Großmüthige. Bd. IT. p. 185 3q.
Juſti, Grundz . zu e. Geſch. d. Univ. rburg. ebd. 1827. 8.; Lauſanne
8 Einleitung. Univerfitäten.
{. 1537 ct. Bibl. Brem. Cl. IV. T. IV. p. 675—682.; Senf (f. 1536
ref. Schule) 1542—48. cf. J. Lectii Acad. Genev. Palingenesia. Gen.
1603. 8. Bibl. Brem. Cl. IV. T. II. p. 299 sq. 3. Senebier, Hist. lit.
de Gen. ib. 1786. III. 8.; Straßburg f. (1538) 1621, verb. damit 1702
d. 1618 geft. Univ. Molsheim (cf. Archid. acad. Molsheim. Molsh.
1818. 4.) cf. D. Hermanni Poem. acad. Rig. Liuon. 1614. 4. p. 18q.;
Königsberg f. 1544. cf. ©. D. H. Arnoldi, Ausf. Hiſt. d. Univ. 8.
Königsb. 1746. III. 8. 3. F. Gotdbed Fit. Nachr. v. Preußen. Berl. 1782.
8. u. Nachr. v. d. Königsb. Univ. Lpzg. u, Deff.1782. 8. Die Albertus⸗
Univerf. zu Königsb. ebd. 1844. 8. M. Zöppen, D. Gründ, d. Univ. zu
Königsb. u. d. Leb. ihr. erft. Rectors G. Sabinus n. gebr. u, ungebr. Qu.
darg. ebd. 1844. 8. Koch, d. Preuß. Univerf. Bd. I.. P. 536 sq.; Jena
(Symnaf. 1548) ſ. 1557. ef. U. 2%. K. Schmidt, Zuverl. Radır. v. D.
Sächſ. Ac. zu Ien. Iena 1772. 1784. 8. 3. €. B. Wiedeburg Beſchr. d.
Et. Sena. (ebd. 1785. 8) p. 471—636. Annales ac. Jen. ed. H. C. A.
Eichstaedt. Jen. 1823 sq. 4.; Dillingen (fath. Seminar. f. 1549) f.
1554 (1804 Baierſch. Lyceum); Helmftädt f. 1576 (aufgel. 1809). cf.
Hist. narr. de introd. univ. Juliae. Helmst. 1579. 4. H. Meibom.,
de acad. Helmst. prim. ac increm. ib. 1607. 8. P. 3. Bruns, d. Bers
dienfte d. Prof. zu H. um d, Gelehrſ. Halle 1800. 8.; Altorf f. 1575
(aufgeh. 1809.) cf. &. 3. Wil, Geſch. u. Beſchr. d. N. Univ. Alt. Alt.
1795. 8.5 Derborn (Gymnaf. f. 1584) f. 1654. (Seminar f. 1818) cf.
'% 9. Steubing Gel. dv. Hoh. Sch. H. Hadamar 1823. 8.5 Gräg f.
1586, &yc. f. 1782., Univ f. 1827. cf. U. v. Muchar, in b. Steiermaͤrk.
Zeitſchr. Jahrg. I. N. Folge I. H. IT. p. 27 sq. Ii. 2. p. 20 ag. Sei⸗
del ebd. V. 2. p. 168 sy.; Paderborn f. 1592 (aufg. 1815) cf. (J.-
Harrion), Paneg. de natali acad. Theodorian. Pad. ib. 1616. 4.;
Sießer. f. 1607, aufgel. 1625, wieberherg. -1650. cf. J. Tackii, Acad.
Giessen. restaur. Giess. 1652. 4. Fr. B. Grandhomme, Diss. ep. qna
acad. Giess. fund. deser. Giess. 1728. 4.; Rinteln f. 1619, aufgeb.
1809. cf. F. G. Bierling, Hist. et mon. pr. festi Baec. Rint. 1721. fol.
E. D. Hauber, Primit. Schauenb. Wolfenb. 1728. 8. p. 233 »q. H. E.
Kestner, Rintel. cresc. et decrescens. Rint. 1703. 4.; Salzburg f.
1622, aufg. 1810. cf. (R. Sedelmayr et J. Porta) Hist. univ. Salzb.
Freft. et Lips. 1728. 4..8. Hübner, Befchr. d. Stadt Salzburg (Ealzb.
1792— 9. 8.) Bd. I. p. 80-108. IT. p. 501-511; Münfter f. 1631,
theol. Kath. Specialfchule f. 1821 cf. Koh). p.6765g.; Ofnabrüd f. 1632,
aufg. 1633, coll S 3.1650. cf. Acad. Carolina Osnabrug. Osnabr. 1630.
fol. Koecher b. Heumann. Bibl. hist. acad. Gotting. 1729.4. p. 125—142. ;
Bamberg f. 1648, aufg. 1803. u. [ d.3.8yceum cf. Acad. Ottoniana. Amb.
1649. 4.; Duisburg f.1655, aufaef. 1804. cf J.H. Withof, Zxıaygayıa
acad. reg. Duisb hist. Duisb. 1732. 4. Gerdes, Miscell. Duisb.
Amst. et Duisb. 1730. 4. T. I. p. 120 538 »q.; Kiet f. 1665. cf. Al.
J. Torquati Academ. in Cimbr. Chers. Kilon. fund. pan. descr. Ki-
lon. 1666 fol. D. G. Morhof, Oratioues. Hamb. 16%. 8. p- 1 — 33.
161 — 213. 216— 8. 3. DO. Thieſſ, Gelehrteng. d. Univ. zu Kiel. Kiel
1800 sq II. 8. (unbeend.); Snfprud.f. 1670, Yyceumf. 1782. cf, Ign. de
Pucca, Journ f. Fit. u, Statift. Insbr. 1782. 4. Bd.1. p.1—116 ; Eingen f.
1687, Symnaf. f. 1820. ct. Spangenberg, N. dv. Archiv. Bd. HIT. p. 80 2q.;
Bolfenbüttel f. 1687. gl. w. anfgeh.; Halle f. 16% cf. ©. %. Spals
ding in d. Berlin. Mon. Schr. 1794. Zuli. p. 64 aq. 3. Chpb. Hoffbauer,
Geſch. d. Univ. zu Halle b. 3. I. 1805. Halle 1805. 8. A. 9. Niemeyer,
D. Univ. Halle u. ihr Einfl. a. gel. u. pr. Theol. än ihr. erſt. Ihdt. 9.1817.
8.; Koch, Bd. I. p. 427 sq ; Breslau f. 1702 cf. Kodp. 292nq.; Gafs
fel (Collegium 'arolinam) r 1709, m. Marburg verein. 1786; Kulda
f. (1711)1734, aufget. 1804. ; Göttingen f. 1737. cf. J. St. Pütter, Verſ. e-
Einleitung. Univerfitäten. 9
acad. Geſchichte d. Univ. zu @ötting- @ätt. 1765-88. 11.8. Bd. III. fortg.
v. J. Saalfeld. Hannov. 1820. 8. d. IV. Geſch. d. Univ. ©. b. zu ihr.
erft. Säcularfeier 1837 v. Deſterley. Götting. 1838. 8.; Grlangen f.
1742. cf. (J. W. Gadendam) Hist. acad. Erl, Erl. 1744. fol. G. E.
Horles, XVI Pr. de ortu ei fatis univ. Frid. Alex. Erl. 1793 sq.
fol. ©. W. A. Fikenſcher, Geſch. d. Univ. zu Erl. Coburg 1796. Bd. I. 8.;
Bügom f. 1760, mit Roftod vereinigt 1789; Bonn 1774, eingeg. 1792,
neu begr. 1818. cf. Jahrbücher d. Univ. Bonn. ebd. 18192q.8. Koch p. 171aq.;
Stuttgart (Milit. Acad. 1770) f. 1781, eingeg. 1794 ch. Schwäb. Magaz.
1775. St. 1.p. 16sq.; Bern f. 1805 u.1834. cf. Zahrb.d. Bern. Univ. ebd.
1006 2q. 8.5 Berlin f. 1810 f. Koh p. 30 aq.; Ellwangen, Kathol.
Specialfhulef. 1813, mit Tübingen vereinigt 1817.; Braunsberg (Ly-
ceum Hosianuın f. 1564), Kath. Sp. Sch. hergeft. ſ. 1818. .ch. Koch.
p: 697 sq.
V. Holen. Cracau (1347, 1360) f. 1400. cf. O stanie Akade-
mii Krakowskiey od zaloZenia jey w roku 1347 a2 do teraZniey-
skiego czasu — przez J.Soltykowieza. Krak. 1810. 8. J. Muczkows-
ky, Rekopisma Marcina Rodyminskiego opisal i Wiadomosc o His-
toryogr. Szkoly Jagiell. w Krak. 1840. 8.;, ®ilna f. 1576, wieder
berg. 1784 u. 1803 ch. M. Fia. Ner. Golanskisgo, O zakladzie i dals-
zyın zroscie Akad. Wilenskiey. w. Wiin. 1803. 8. Univers, etacad.
iln,. Viln. 1788. fol.; Bamoscie, geft. 1594; Lemberg (Elomw) geft.
1784; Warfhau f. 1816, früher nur Lyceum; fämmtl. m. Ausnahme v.
Lemberg f. 1831 aufgehoben.
VI. Rußland. Dorpat f. 1632 aufgeh. 1656, wiederherg. 1690 u.
n. Pernau verl. 1699, eingeg. 1710, neu err. f. 1802, cf. 6. Somınelius,
R. ac. Gustavo-Carol. s. Dorpat. Pernav. bist. Lund. 1700. 4.
D. Eberhard, Dornatum literatum. Dorp. 1698. 8. G. Siveberg, Per-
nav. liter. ib. 1703. 4. Müller in d. Samml. Ruſſ. Geſch. Bd. IX.
p 100 sq.; Kiew f 1583, wieberh. 1834; Moskwa f. 1705; Kafan
und Charkow f. 1803, Petersburg f. 1819.
VII. Dänemarf. Kopenhagen f. 1478 cf. C. Bartholini, De
orla, progr. et increın. re: ac. Havn. or. Hafn. 1620. Viteb. 1645.
4 H. Thura, Reg. ac. Hain. infantia et pueritia sub tenebr. pontif.
br. delin. Fiensb. 1734. 8. H. Beckmann, Comin. reg. Havn hist.
spec. ac. exh. Hafn. 1785. 8. Efterrretninger ang. Kjobenhavns Univer:
fitet, Sorge Academie og de laerde Skoler udg. af L. Engelstoft. Kjöbh.
1823. 8.; Soroe (&ymn. f. 1586) f. 1623. eingeg. 1665. 1 G. Fr. Jans
fon Eſtrup, Om Underviisning og DOpbragelfe ved Sorge Akademie. Kjobh.
1832. 4.; Eh riſtiania in Norwegen f. 1811. cf. Univerſiteterne i Chris
ſtiania og Upſala. Ehriſt. 1832. 8,
VII. Schweden. Upfala f. 1477 cf. P. Arrhenius, Hist. acad.
Upsal. Ups. 1752. 1784. 4. Ol. A. Knoes, Diss. hist. ac. Ups. 1785.
4. G. F. Fant, Antiquit. acad. Ups. ib. 1785. 4. Marmier in d. Rer.
de Bruxell. 1837. 15. Septbr. p. 147 sq.; Abo f. 1640, nad Hel⸗
fingfors verlegt 1827. ct. A. A. Stiernmann Aboa litterata. Holm.
1619. 4. Bilmark, Diss. hist. reg. ac. Ab. Ab. 1770 sq. 1801 4q. 4. ;
Lund f. 1666 cf. Hist. ac. reg. Lund. scr. J. J. von Doebeln. Lund.
1740. 4. cont. Sommelius 1757 sq. Stenstroem. 1803 sq. Lindfors.
1809 sq. 4. Marmier a. a. D. p. 140-147. Im Allg. f. F. W. v. Schus
dert, Schwed. Kicheno. u. Unterrichtsw. Greifsw. 1821. Bd. II. p.4862q.
IX. Ungarn. cf. Schematismus litt. per. reguum Hungar. Ofen.
1792 sq. 8. H. Clade, Diss. de antig. Hungar. schol. et acad. Bud.
8%. 4. Dfen f. 1465; Tyrnau f. 1635, verl. nah Ofen 1780 u. nad
10 Einleitung. Univerficäten.
Peſth 1784. ci. Fr. Kazy, S. J. hist. univ. Tyra. Tyra. 1739. UI.
Slaufenburg f. 1580, ern. 1775.
x. England f. 8. A. Huber, Die Engl. Univerfitäten. Goffel 1839—
40. II. 8. Report of the Roy. Comm. of Ing. into the State of the
Univ. of Scotland. Lond. 1831. 8. Orford f. 1141 cl. A.Wood, Hist.
et antigait. univ. Oxon. 1668. 4. (ib. 1674. II. fol. Hist. end entig.
of the univ. of Oxf. by A. Wood publ. aud augm. by Gutch. ib.
17690. V. 4.) u, Atbenae Oxonienses, an exact bist. ‚of all the
writers and bishops who have had their educ. in the un. of O.
fr. 1500 to 1690. To which are add. ihe Fasti or Annales of the
said Un. for the same time. Lond. 1600 - 92. II. fol. Ed. Il. corr.
. and enl. ib. 1721. II. Oxf. 1722—23. UI. fol. III ed. corr. and enl.
by Bliss. ib. 1819. IV. 4. Ackermann, Hist. of the univ. of Oxf.
w. namer. plates. Lond. 1814. II, 4. Oxoniana. Lond. s. a. (1807.)
IV. 8. Chalmers, Hist. of the univ. of Oxf. Lond. 18%. II. 4.;
Sambridge f. (vor) 1209 cf. J. Caji, Hist. univ. Cantahrig. Lond.
1574. 4. R. Parker, The hist. and antiq. of the univ. ot Cambr. Lond.
1721. 8. Th. Fuller, The hist. of tbe unir. of C., b. f. Churchhi-
story. 1653. fol. Sec. ed. corr. and augm. by Th. Wright. Lond,
1841. 4. C. Dyer, Hist. of ihe univ. of Cambr. ib. 1814. Il. 8. u.
The priril. of the un. of C. tog. w. add. obs. on the antiqg. ib.
1824. 1. 8. Herrad, Hist. of the univ. of Cambr. ill. ib. 1813. 4
Ackermann, Hist. of he univ. of C. w. num. plates. ib. 1814. 11. 4.
St. Andrews f. 1411; Slasgow 1451; DId Aberdeen f. 149;
Edinburgh 1581. cf. H. Arnot, Hist. of Edinb. (Edinb. and Lond,
1779. 4) p. 651 sq. Al. Bower, hist. of the univ. of Ed. chiefl
comp. fr. orig. pap. Edinb. 1817. II. 8.; Dublin f. 1591. cf. .
B. S. Taylor, Hist. of the univ. of Dublin. Lond. 1845. 8.; New
Aberdeen f. 15%; London f. 1826. (eine zweite v. d. Episcopalkirche
gegr ebdaf. 1836). Die Univ. Durham u. Dumfries verbien. d. Ram. nicht,
I. Spanien. Huesca (angebl. ſchon v. Sertorius gegründet, Pons
tius Pilatus, professor juris baf.) f. 1364. cf.G. A.Emrich, Antiquit.
Oscens. litt. Gena 1758. 4.; Sevilla, angebl. f. 990; Palentia f.
1200, fpäter m. Salamanca verein.; Balencia 1210, wirt. f. 1604.
cf. Fr. Orti i Figuerola, Memor. hist. de la fundat. y progressos
de la ins. un. de Val. Madr. 1730. 4; Salamanca f. 1239 cf. Gas
viony Wd. III. p. 409aq. Saenz de Aguirre, Ludi Salmantic. Salm,
1668. fol.; Eerida f. 1300, ab. 1727 m. Gervera verein.; Balladolih
fe 1346.; Majorca 1330.; Siguenza 1472; Barcellona (vor dem
15. Ihdt.?) f. 1596, dann nad Gerocra verl.; Sarago fa 1474 (1530)
cf. J. C. Origas, Patrocin. pro incl. ac. pot. Caesaraug. Gymn.,
Caesarang. 1586. & ; Toledo f. 1499; Alcala de Henares (Com-
plutum) . 1499 (1508—18) cf. Savigny Bd MI. p- 410 sq. Hefele in
. Shüring. Quart. Schr. 1844. II. p. 122—281. u. in beff. Card. Zimenes
Zübing, 1844. 8. p. 101 8q.; Granada f. 1531; Sompoftella od. San
ago f 1532.; Baeza f. 1533, bald dar. eing.; Dffuna 1548 eingeg.;
Bandia 1549 eing.; Dsma (coll, acad.) e 1550, wieberherg. 1778
eing.; Drihuele u. Almagro f. 1552, aufgel.; Eftella (coll, acad.)
f. 1565, aufgel.; Zarragona f. 1572, eingez ; Dviedo f. 1580; Pam⸗
plona f. 1680, wieder eingeg.; Ogneta (!) Birona f. 1710, eingeg.;
Gervera f. 1717 (of. Reuf| in Meuſels Hiſt. lit. biblioge. Mag. H. VI
. 54 aq.). Ueberh. |. Schott. Hisp. äll. T. I. p. 29 0q. Guia hist. de
Ins Onivers. Coleg. Acad. y demas Cuerp. liter, de Espaäa y.Ame-
rica. Madr. 1786. 12. ,
XII. Sortugal. Coimbra f. 1279 (1288) . cf. Fr. Leitano Fer-
reira Notic. chronol. da Univers. da Coimbra. Lisb. 1729. fol. u.
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 1
Coll. d Docum. y Mein. de ac. r. da hist. Port. 1729. nr. 32. p.
1-59%.; Evora |. 1578, eingeg. cf. F. de Fonseca, Evora gloriosa.
Rom. 1128. fol. , .
xuL Südamerika. Merico f. 1551, wieberh. 1668.; Lima f.
1621; Sarracas |. 1721; Buenos Ayres f. 1827.
XIV. Norbamerifa. Philadelphia |. (1764) 1791; kiechtfüeld
(in Gonnecticut, juriftifhe U.) ſ. 1782; Charlotteville f. 1825. Mehr
den Ramen von Golleges verdienen bad Harward College zu Sambridge
f. 1638; d. William Mary in Birginien f. 1691; in Connneeticut das
Yale. 17015 in Neu Jerfey das Raſſau Dali E. f. 1738; in New
York das Columbia ©. f. 1754, in Mercersburg das Marshall.
(zuerft 1825 zu Garlisle) geft. ſ. 1836 (die bamit verb. Faculty of law
in Shambersburg). E. Verz. d. einz. Kolleg. u. ihr. Bibl. giebt Ludewig
ım Gerapeum. 1846. nr. 8 sq.
XV. Türkei. Viele den alten Europaͤiſchen Collegien ähnlidde Mes
dreſſes in Gonftantinopel. f. Hammer, Geh. d. Osman. Reiche. Bd,
IX, p. 145 sq. u. üb. andere f. ebd. in d. Wien. Jahrb. Bd. C. 1842.
p. Ii ag. 3. Wüftenfeld, D. Acabem. d. Arab. u. ihre Lehrer. Goͤtting.
1837. 8. u. in wegnpten Kairo f, 1820.
XVI. Griechenland. Athen 1837.
2) Im Allg. f. Eph. Haymann, Geſch. d. vornehmft. Gef. b. Gelehrten
St. 1-6 od. Bd. I. Epso. 1740 ug. 8. Kabricius Gefch. d. Gel. Bv. 1.
pP 771 sq. IH. p. 103 sq. 752 ag. Erſch u. Gruber Encycl. Bb, II.
p. 280 q. Badıler Handbüch ber Gefchichte d. Literatur Bd. III. p. 52
—65, Far gitteratur |. Yawäg Handbuch. f. Bibliothelen (Halle 1788)
I. & p. 239-325. u. Erſte Nachricht. p. 138— 147. Ueber Italien 1.
J. Jarkii (J. G. Krause) Spec. hist. litt. acad. erud. Italiae. Lips.
1725.8 Mercure de France 1739. Dechr. p. 2767 sq. J. A. Fabric.
Consp. thes. Ital. litt. Hamb. 1749. 8. p. 246 sq. Ueber Italien u.
Stanfreih cf. Lalanne, Curiosites litteraires. Paris 1845. 12. p. 289—
385. Annuaire d. societes sav. de laFrance et de l’dtranger. Par.
1846. 8, Ueb. Deutſchland ſ. O. Schulz, Die Sprachgefellfchaften des
XVII. Ihdts. Berlin 1824. 8.
‚IE. Verz. d. früh. Journale f. b. Kabricius, Hiſtorie der Gelchrfams
tt. Bd. I. p. 849--944. Struve Bibl. hist. sel. Jen. 1754 T. I.
p. 79--1080. 3. v. Schwarzkopf, Ueber Zeitungen. Frkft. 1795. 8. u. Ueb.
polit. Zeitungen u. Intelligengblätter in Sachen. Gotha 1802. 8. u. Rachtr.
im Aug. Pit. Anz. 1800. nr. 5 u. 6. 66. 148. 150. 151. 166-168. 1801.
ar. 435. u. Hannov. Magaz. 1801. nr. 60—65. R. E. Prug, Geſch.
d. Deutſchen Yournalismus, Hannover 1845. 8. Bd. I.
$. 543,
‚ Die Buhoruderfanft, welche unter allen den Erfindungen,
bie der menſchliche Geift bioher ins Leben gerufen, unbezweifelt
den erften Platz einnimmt, da fie es war, weiche es zuerſt mögs
lich machte, jene Finſterniß und jenen Mberglauben zu zerſtreuen,
weile das biöherige Monopol der gelehrten Kenntniffe, das im
Beip einiger wenigen Bevorzugten gewefen war, nun auch dem
when Haufen eröffnete, und die nadıher alle andern wohl⸗
Aigen und nüßlidhen Entdecungen zu einem Gemeingute aller
12 Einleitung. Buchdruckerkunſt.
derer machte, die ſich ihrer Ihätigfeit überhaupt erfreuen, muß
ihre erfien Anfänge bis auf die Zeit zurüdführen, wo in
Deutfhland, den Niederlanden und Stalim jene Kartenmadıer
(cartiers) und Brieforuder (beeläckeprinters) erifiirten, aus
benen dann wieder die erſten Holjdruder (printers) oder Bunt-
- papterfabrifanten (dominotiers) bervorgingen, die ſchon lange
vorher, ehe man bie Bucbruderfunft Fannte, den Ausdrud ans
wendeten , der feit diefer Zeit zur Bezeihnung aller typogtaphiſchen
Operationen gedient bat. Denn eine von den Kartenmachern
in Venedig an den Senat gerichtete Bittfärift vom 1 Iten Octos
ber 1441 enthält ſchon die Worte: carte e figure stam-
piate che si fanno in Venezia. Als nun ihre Zahl In
den Niederlanden immer mehr zunahm und die Bilder ter da⸗
figen Holzbildſchnitzer (Houte Bildsnyders, Imagers), die aber
oft fälfhlih mit den Formſchneidern (Plaatsnyders oder Fi-
guersnyders), welche in Deutfhland erſt feit 1441 erweislich
vorfommen, verwechfelt wurden, oft mit Erflärungen von unbe⸗
weglihen Lettern begleitet waren, als endlich aud Bücher. gebrudt
wurden, da unterſchied man freilid genauer boekprinter, figuer-
printer und heylige printer, Wie hoch nun aber die mit
Datum verfehenn Holzdrude') hinaufgehen, läßt ſich ſchwerlich
genau angeben, doch {ft jetzt nicht mehr der befannte Holzſchnitt
vom heiligen Chriſtoph mit der Jahrzahl von 1423?) das Als
tefte Denkmal diefer Kunft, fondern vielmehr ein neuerdings aufges
fundener Holsfcehnitt von 1418, der die heilige Sungfrau mit
dem SIefusfinde, umgeben von der heiligen Katharina, Barbara,
Dorothea und Margaretha darſtellt)). Was nun aber die erfle
Erfindung des wirflihen Buhdruds anlangt, fo iſt ınan jegt darüber
einig*), daß diefe Ehre dem Mainzer Edeln Henne oder Jo»
bannes Gendfleifch, gmannt Gutenberg oder Guden⸗
berg (geb. 1395— 1400) gebührt‘), der fhon frühzeitig ein
eifriger Freund von mechaniſchen Arbeiten, bereits im Jahr 1436
zu Straßburg die erflen Verfuhe im Druden (mit Holztafeln)
machte, aber erfl, nachdem er 1444 nah Mainz zurüdgefehrt
und 1450, um feine fortgefeßten Verſuche (ABCdarien, Horarien,
Gonfeffionalien, Donate) mehr ins Große treiben zu können,
mit dem reihen Goldſchmied Johann Yu eine Art von Gew
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 13
ſchaͤftovertrag abgeſchloſſen hatte, 1455 die große 423eilige
fogenannte Mazarin'ſche Bibel (fo genannt, weil man fie zuerfl
‚ inder Bibliothek des Cardinals Mazarin entdedte) in zwei Folio:
bänden zu Stande brachte, wozu er fi beweglicher, gegoflener Metalls
buchflaben und .der von ihm erfundenen Preſſe bevient hatte.
Die Länge ver hierzu gebrauchten Zeit erflärt ſich am Bellen
aus den Hindernifien, welche Butenberg zu überwinden hatte, ehe
er von den gegoflenen zu den geſchlagenen, von den bielernen
zu den kupfernen Matrigen, von den hölzernen Buchflabenflempeln
zu den flählernen Patrizen gelangte, und endlich daraus, daß aud)
noch das Ausmalen der verzierten Anfangsbuchſtaben, das Ein-
ſchreiben der Rubrifen, Summarien und Blattzahlen gewiß
ein ganzes Jahr weggenommen haben mag. Bel legterem Ges
fhäfte war nun aber ein gewiſſer Peter Schoͤffer von
Gernsheym (geb. 1420—30) feit 1451 beſonders thätig ge
wefen, und hatte fowohl durch die dabei gezeigte außerorbentliche
Geſchicklichkeit, ald auch durch die von ihm gemachte Berbefferung
der bisher angewendeten Druderfhwärze, befonder6 aber der frü-
her gebrauchten Methode beim Gießen der Matrizen, die er num
mittelft eines "Stahlftiempeld (Bunze), auf welden der aus»
drüdende Buchſtabe erhaben geſchnitten war, in dünne Kupfer
und Meffingplätthen einfhlug und fo eine völlige Gleichheit,
Schönheit und Schärfe der Typen erlangte, dermaßen die Bunft
Fuſts gewonnen, daß diefer ihm feine Tochter zur Frau gab.
Kaum war daher jenes Foftbare Werk vollendet, als der gewinn⸗
ſuͤchtige Fuſt, der ſchon lange damit umgegangen war, den edlen
Gutenberg der Früchte feiner Erfindung zu berauben, nicht länger
anſtand, diefen ſchaͤndlichen Plan auszuführen, da er nun hoffen
durfte, mit feinem Schwiegerfohn felbft eine Officin zu errichten,
die, weil dem Gutenberg ſelbſt die techniſchen Handgriffe
theil8 ganz unbekannt waren, theild® aus Mangel an Praris
weniger gelangen, und er ferner auch gar feine Gelpmittel mehr
befaß, um eine Concurrenz zu verſuchen, erfllih weit fchönere
Drudwerfe liefern Eonnte, dann aber auch jenem alle Möglich
keit zu einer folchen abfchneiden follte Gr verlangte daher
fdon im October 1455 vor dem Mainzer Gericht von Guten»
berg die Zurüdzahlung der ihm zu feinem Gefchäfte gelichenen
14 inkeitung. Buchdruckerfunft.
Summen nebft den Zinfen, und da diefer nicht zahlen konnte,
fo wurde er vom Gerichte verurtheilt, das jenem verfchriebene
Unterpfand, die Preffe und fämmtlihe Drudwerkzeuge, die fchon
gedrudten Bogen der‘ Iateinifhen Bibel und alles vorräs
thige Papier und Pergament dem Fuſt an Zahlungsflatt auszus
liefern. Da nun Gutenberg nebenbei nod fein ganzes eigenes
Bermögen zugeſetzt Batte, fo würde er nicht im Stande geweſen
feyn, eine neue Druderei zu errichten, hätte ihn nicht der Syn-
dicus von Mainz Konrad Humery mit Geldvorſchuüͤſſen unterſtützt,
bie es ihm möglich machten, fi alled hierzu Nöthigewieder an⸗
zufchaffen, worauf denn aus diefer neuen Druderei 1460 das
befannte Catholicon des Johannes de Balbid aus Genua ber
vorging. Endlich nahm der neue Ehurfürf Adolph 11. von Rafs
ſau Gutenberg durch ein Decret vom 18. Sanuar 1465 uns
ter die Zahl feiner Hofleute auf, welche Ehre er aber nicht
lange genoß, denn er ſtarb ſchon zwiſchen d. 4. Rovember
1467 bis zum 24. Februar 1468 und warb in ber Kirche
zum H. Franciscus in Mainz begraben‘).
1) 8. ©. 3. Breitkopf, Verſuch, den Urjprung ber beutfhhen Spielkar⸗
ten sc. und den Anfang der Holzfchneibefunft in Europa: zu vrforfchen. Epzg.
1784-1801. II. 4. (v. Heineden) Nachrichten von Künftlern u. Kunſtſachen.
kpzg. 1768—69. II. 8. u. Reue Nachr. von Künftlern u. Kunftf. ebd. 1786—
1804. II. 8. Th. Y. Ottley, Au inquiry into the origin and earl
history of engraving upon coper aud wood. Lond. 1816. II. 4.
3. Heller, Geſch. d. Holzfchneidekunft v. d. älteſt. b. a. d. neueflen Zeiten.
Bamberg 1823. 8. 3. D. F. Sotzmann, Xeltefte Geſch. d. Xylographie u.
d. Drudkunft überh., in Raumer’s Hiſt. Taſchenb. 1837. p. 447—599 u.
1841. p. 515— 677. u. Gonverf. 2er. d. Gegenw. Bd. I. p. 632 sq. J.
Jackson, A treatise on Wood Engraving, Hist. and Practical. Lond.
1839. 8.
2) Zuerft abgeb. b. v. Murr, Journ. z. Kunftgefh. 3b. IT. p. 104.
Das Fragment e. and. in Holz gefhn. H. Chrift. ſ. in d. Histoire de
linvent. de l’impr. p. I. monum. Album typogr. Paris 1840. fol.
ar. 5. Kür noch älter hat man hier und ba bie Verkündigung Marid in
Lord Spencer’d Sammlung (abgeb. b.Ottley, Origin ofEngraving T. I.
p. 95), das Paffionbild Weigeld (abgeb. db. Leon de Laborde, Debuts
de l’impr. à Mayence et à Bamberg. Paris 1840. 4. App. p. 28.)
u. e. a. angeführt. j
3) abgeb. u. befchr. v. Reiffenberg im Serapeum 1846. nr. 1 u. 2.
4) Gine vollſt. Beſchr. n. mehreren Facſimile's ber Älteften Holztafelbrude
giebt K. Zalkenftein. Geſchichte d. Buchdruckerkunſt in ihrer Entftehung und
Ausbildung. Lpzg. 1840. 4. p. 15-66. Maßmann im Serapeum 18461. pr.
18-20 u. Guichard im Bullet. du biblioph. 1849. nr. 3 sq.
Einfeitung. Buchdruckerkunſt. 15
5) Die alteſt. Beugniffe für Gutenberg als Erfinder f. Sronica van ber
heilliger Stat v& GONE BI. 311b. (abgedr. b. Falkenſtein a. a.D. p. 72 8q.),
Trit Amtal, ınonaster. Hirsaug. (typ. mon. 8. Galli 1690. fol.)
T.1. p. 421 u. Werner Rolewinck Fasciculus temporum s, a. 1457.
(f. Guichard im Bull. d. Biblioph. III. Serie. 1839. p. 493 — 499 nad)
der Bra. Ueberf. des Pierre Farget als Fardelet des temps. Lyon
148. 1. 88b. — Die fpätren. Seugnäfle b. J. Chr. Wolf, Monum. ty-
pograph. Hamb, 1740.
6) ck J. K. Dabl die tehet erf. v. J. Guttenberg, verb.
u. p Bollk. gebr. J. P. Schöffer v. Gernsheim. Mainz 1832. 8. ©.
Fischer, Essai 3. "en monum. typograph. Mayence an X. 4. u.
Veſchr. ein. typogr. Seltenh. de Veing VI. 4. C. A. Schaab, D.
Geſchichte d. Erfind. d. Buch I. —8 gen. Gutenberg gu
Mainz pragm. a. b. Bull. rar. Mainz 1830-31. TI. 8. I. Wetter,
Krit. Geſch. d. Erf. d Buchdr K. Mainz 1836. 8. Fi 9. Külb, Sch.
d. Sind. d. Buchdt. K. ebd. 1837. 8. Kunt Butenberg.Straßb. 1840. 12.
$. 544.
Mittlerweile find aber noch einige andere Städte aufgetre-
ten, die ih den Urfprung der Erfindung der Buchdruderfunf
vindicht haben. Unter diefen flieht obenan Harlem‘), wo
nad der zuerſt bei Hadrian de Jonghe (Junias) in feiner Ba-
tavia (Lugd. B. 1588. fol.) p. 253 mitgetheilten Sage ein
gewiſer Laurenz Ianffoon, gemannt Kofter (+ 1489),
ent (1420 — 25) in einem nahe bei der Stadt gelegenen
Waͤldchen fpazieren gegangen fei und zum Zeitvertreib Buchſtaben
aus Buchenrinde verfehrt ausgefchnittn, einige Zeilen zuſam⸗
mengefügt und als Spielwerk für die Kinder feines Schwiegerfohnes
wur Erlernung des ABE abgedrudt habe. Bald habe er, als
hm dich gelungen, mit Hilfe einer dicken Dinte ganze Tafeln
mit Figuren und Hinzugefügter Schrift abgenrudt, freilih aber
anfangs nur jedwedes Blatt auf einer Seite, weshalb er alle
mal zwei mit ben Rüdfelten habe an einander kleben müffen,
und fo fel dieß mit dem alten Spiegel onzer behoudenifie (Spe-
eulum humanae salvationis)?) der Fall geweſen, fpäter habe
er fatt der hölzernen Formen blelerne erfunden, und endlich auch
diefe wieder mit zinnernen vertauſcht; allein einft habe in ber
Chriſtnacht einer feiner Gehülfen, Namens Johannes (Fuft?)
dergleichen Buchſtaben und anderes Drudergeräthe entwendet fel und
damit nach Amflerdam, von da nad Eöln und endlich nad
Rainz geflüchtet, wo er fi niebergelaffen und eine Werkflätte
eniqtet habe, aus ber ſchon 1442 das Doetrinale bes Alexander
16 Einleitung. Buchdruderfunft.
Ballus und die Abhandlungen des Petrus Hispanus hervorge-
gangen feien, und zwar mit denfelben Buchſtaben gebrudt, deren
fh Lorenz Kofter zu Harlem bedient habe. Ob und wie welt
dDiefer Sage etwas Hiftoriihes zu Grunde liege oder nicht, dar
über iſt viel geftritten worden, aber bis jegt nur ſoviel mit Bes
ſtimmtheit erwiefen, daß in Holland die Holzſchneidekunſt ſehr
früh geübt und Bücher mit Holztafeln gedruckt worden, keines⸗
wegs aber, daß Kofter wirklich Bücher mit beweglihen Typen
geliefert Habe. Cine zweite Stadt, die ſich den Ruhm zu
eignet, die Buchdruckerkunſt innerhalb ihrer Mauern haben ent
Reben zu fehen, iR Straßburg”), entweder deshalb, weil hier
ſich Gutenberg zuerſt mit einer geheimen Kunft, worunter offen»
bar die Buchdruderfunft zu verftehen if, beſchaͤftigt haben foll
- (ob mit beweglichen Typen, oder Holztafeln, weiß man nicht),
oder weit bier Johann Mentellin) ſelbſt die Buchdrucker⸗
funft erfunden babe, was allerdings nit wahrfheiniih if, da
feine noch vorhandenen Drude nit über 1466 hinausgehen.
Die dritte Stadt endlich, welche bier mit concurrirt, iR Bam⸗
berg, wo der Sohn eined Pfeiſers Albrecht Pfiſter (geb.
um 1420, gef. um 1470°), vermuthlich ein Formſchneider
oder Brieforuder, bereit8 1454 Drudwerke (Ablaßbriefe) aus⸗
gehen ließ und dann bis 1462 fortgearbeitet zu haben fcheint,
von welhem Sahre an aber feine Erzeugnifle ſpurlos ver«
fhwinden. Man bat angenommen, daß er entweder die Kunſt
mit beweglichen Metalltypen zu druden felbfi erfunden, oder ein
Arbeiter Gutenberg's gewefen und zur Zeit der Trennung. deſſel⸗
ben von Fuſt Mainz verlaffen und wohl gar eine Anzahl der.
Metalltypen defielben mit hinweggenommen habe. Andere weit
unfiherere Behauptungen früherer Zeit, nach denen nod andern
Deutſchen und Stallenifhen Städten der Ruhm gebühre, zuerft
die Buchdruckerkunſt erfunden zu haben, find natürlich mit Still»
ucan zu übergehen,
) ck. P. Gcriverius, Laure Grand voor Laurenz Kofler van Saaclem,
bint. r Beſchryving ende Lof dev Stad Haerlem. Hari. 1628. 4. G. Meer-
manu, Origines Typographicae. Hag. Com. 1765. II. 4. Daunon,
Anal. d. opinions div. sur l’orig. de l’imprim. Paris 1812. 8. (u. in
d. Mem. de VInstit. nat. Sc. pol. et mor. T. IV. p. 448 sq.) p. 49.
54. 64 sq. I. Koning, Berhandling over den Dorfprong, be Uiteinding,
Verbetering en Volmaking der Boekdruckkunſt. Harl, 1816. 8. . (Trad. en
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 17
franc. Utrecht 1820. 8.) u. Bydragen tot de Seſchied. d. Boekbr. ebb.
41818—23. III. 8. Ebert im Hermes 1823. &t. IV. p. 63 sq. u. Ueberlief.
1. 2. p. 120 aq. Gebentichriften wegens het vierde eeuwgetyde van de uit⸗
vinding ber Boekdr. d. Laurens Kofter, van ſtadewege gevierb te Harlem,
der 10. en 11. Yuly 1823, uitg. d. A. Loosjes. Harl. 1823. 8. 9. 3. ©.
Douffeau, De Boekdr. en der zelmen Uitvinder 2. 3. Kofler. Amſterdam
1640. 8. A. de Vries, Eclaircissemens sur l’hist. de l’invent. de l’im-
rim. trad. du Holl. p. J. J. F. Noordziek. & la Haye 1843. 8. u.
wijsgromden der Duitchers voor hunne aanspraak op de uitvin-
ding der Boekdr. ’s Gravenhage. 1844. 8. (gegen A. ©. Umbdreit, Die
Erfindung der Buchbruderkunft. Lpzg. 1843. 8.) S. a. Korte Beſchrüving
der Borken 5. 8. Kofter te Harlem tusſchen de jaren 1420 en 1440 gebr.
Darl. 1823. 8.
2) S. J. M. Guichard, Not. sur le specul. hum. Salvationis.
Paris 1840. 8.
3) Das Märchen über Mentelin b. (Schrag) Beriht von Erfindung
der Buchdr. in Straßburg. Straßb. 1640. 4. u. lat. b. Wolf. Monum.
T. 1. p. 1 sq. f. a. 3. D.Schoepflin, Vindic. typographicae. Argent.
1760. 4. 3. F. Lichtenberger, Initia iypoer. ib. 1814. 4. u. JIndul-
entiaram litt. Nicolai V impr. a. 1454 matricnmque epochas vind.
it. typogr. sappl. ib, 1816. 4. u. Gef. d. Erſind. d. Buchdr. K. 2.
Ehrenzettung Straßb. u. voll. Widerl. d. Sage v. Harlem. Gtraßb. 1825,
8. J. Oberlin, Exerc. pabl. de Bibliogr. ou Ess. d’annales de la vie
de Gat. Strassb. an X (1801) 8. Leon de Laborde, Nouv. rech. sur
Vorig. de l’imprim. Paris 1840. fol. u. Debuts de Pimpr. a Strasab.
on rech. s. les frav. myster. de Gutt. dans cette ville et sur le pro-
cts qui lei fut intente en 1439 à cette occasion. Paris 1840. 8. cf.
de Reifienberg, Note s. un ex, des lettr. d’ind. du pape Nicolas V.
pro regno Cypr. Bruxell. 1820. 12. '
4) Das Hauptzeugniß über Pfifter giebt der Boͤhmiſche Polyhiſtor Paul
von Prag in feiner 1453-63 zu Pilfen gefchriebenen Encyclopaͤdie (cf. Pauli
Paalıriai olim Paulus de Praga vocitati viginti artium ms. libr.,
enj. cod. membr. in bibl. univ. Jagellon. Cracov. asserv. Twardo-
vio tribuitar, deser. vitg. auct. adj. J. Muczkowski. Cracor.
1835. a) wo «6 (p. 34) heißt: Ciripagus (Libripagus?) est artifex
sculpens subtiliter in laminibus ereis, ferreis aut ligneis, solidi
j aut altero, ymagines, scripturam st omne quodlibet, ut post
imprimat papiro, aut parieti, aut asseri mundo faciliter omne quod
capit: aut est homp, faciens talia, cum patronis: et tempore mei
pamberge quidam sculpsit integram bibliam super lamellas et in
guatuor septimanis totam biblıam super pergameno subtili per-
signavit sculptura‘‘ (er meint Pfifters latein. 36 zeilige Bibel) ce P.
Sprenger, Aelteſte Buchdr. Geſch. v. Bamb. a. d. Dunkel. hervorgez. U.
fortg. b. 1534. Rürnd. 1799. 4. H. J. Jaeck, Beſchr. d. fentt. Bibl. zu
Bamberg. Bamb. 1836. 8. II. Abt. II. Th. Einl. u. Drudfchr. f. d.
Zu d. Buchdr. in Bamb. Grlangen 1840. 8. p. 13 sq. de Laborde,
Debuts a. a. D. p. 18—77. Falkenſtein a. a. D. p. 123—141. umbreit
p. 126 nq. Frenzel in Erſch u. Grubers Encytl. UI. Sect. 3b, XX,
5) f. Falkenſtein a. a. D. p. 68 aq. '
$. 545.
Was nun die weitere Verbreitung der Buchdruckerkunſt an-
langt”), fo Hatte hierzu zwar fon die Trennung Butenbergs von
Grüße, Haubduch d. Literärgeſchichte. UI. 2
— ⸗
®
18 Einleitung. Buchdruckerkunſt.
Gun mitgewirkt, allein wefentlih herbeigeführt wurde fie er,
nachdem bei der Einaͤſcherung des befien Theile von Main
durch den neugewählten Kurfürflen Adolph IT. von Naffau aud
Shöffers und Fuſis Officin mit verbrannt war: und die babe
verwendet geweienen Gchilfen, die zwar biöher durch einen Gib
zue Geheimhaltung der Kunft verpflichtet geweien waren, als
brodlos geworden, fih nah allen Weltgegenden bin verbreiteten
und fo ſelbſt die Gründer neuer Werkſtätten wurden. Was
Mainz anlangt, fo begannen FuR und Scöffer bald wieder
mit der Errihtung einer neuen Officin, allein Fuſt flarb ſchon
1466 (mwahrfheintih zu Paris), und Gchöffer, der dann das
Geſchaͤft allein fortfegte, vermuchlih zu Anfange des J. 1503,
worauf feine Söhne Johann (+ 1531) zu Main um
Meter zu Worms und Etraßburg (+ nah 1532), ſowie des
Iegteren Sohn Ivo (+ 1552) das Geſchaͤft ebenfalls zu Main
fortfepten, Neben diefen hatten jedoch auch ber Daler Erhard
Reuwich aus Utrecht (1486—88), Jacob Meydenbach (1491
— 96), Peter Friedberg (1494 — 98) und Friedrich Hewmann
aus Nürnberg, ver 1508 den Brüdern des gemeinfamen Lebens
zu Marienthal im Rheingau die von den Bechtermünzeſchen Erben
erffandene neue Butenbergifhe Druckerei akgefauft hatte, ſelbſ
nee Offizinen errichte. Was Bamberg anlangt, fo drudten
nah Pfifer daſelbſt Johann Senſenſchmid aus Eger (v. 1482
—90) mit Heinrich Pegenfleiner, Hanne Eporer (1487 —-94),
der Formſchneider Georg Erlinger, der reiimde Druder Mare
Ayrer und Johann Pfeyl. In Eöln fiedelten fi der berühmte
Ulrich Zeil (1466—92) aus Hanau, der wahrſcheinlich erfl
zu Mainz gearbeitet hatte, Arnold Ter Hoernen (1470— 83),
der zuerſt Blattzahlen anıwendete, Johann Koelhof (1470 — 1500),
Nicolaus GH (1474— 78) und Heinrih Quentell (1479—
1500) an, andere geringere Buchdrucker nicht zu erwähnn; Mm
Eltwyt (Ellfeld) druckte Gutenbergs Vetter, der Mainzer Patri⸗
zier Nicolaus Berhtermünzge 1467 mit Gutenbergiſchen Typen,
"welche fpäter die Brüder vom gemelnfamen Leben erwarben. Zu
Augsburg führte die Kunſt der Schüler Gutenberg's und Zuf’s,
Günther Zainer aus Reutlingen ein (1468 — 75), neben
biefem Johann Schüßler (147072), deſſen Offcin nad fe
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 428
nem Tode an das Reichsſtift St. Ulrich und Afra lam, Jo⸗
dann Baͤmler (1472 —92), Anton Sorg (1475—98), Jo⸗
hann und Ambrofius Keller, Erhard Ratvolt (1487 — 1516)
und Hand Schönperger der Aeltere (1481—1523), vieler Ans
deren nicht zu gedenken. In Nürnberg drudten zuerfi Johann
Senfnfhmid aus Eger (1473— 78), der dann nad) Bamberg ging,
der berühmte Afronom Thomas Regiomontanus oder Müller
(1472— 75), befondera aber Anton Eoburger (1473 — 1513),
Friedrich Ereufner (1472-96), die Brüder des gemeinfamen
Lebens (1479— 91), Konrad Zeninger (1480— 82), Georg
Ends (1484— 1515) aus Sulzbach, und unter Anderer auch
Albrecht Dürer (1498— 1511). In Straßburg drudten Hein
rich Eggeſtein (1471 — 72), Johann Mentel(in) (147378),
der zugleich auf einem Octavblaͤttchen das erfle gebrudte Bücher
verrihniß eines Verlegers gab (abgedr. im Neuen Litt. Anz.
1807. nr. 19. p. 301— 304), Georg (Jeorius) Hußner
(1473—98), Martin Flach (1475—1500), Helnrih Knob⸗
iodhger (1478— 83), Martin Schott (1481 — 93), Johann
Priß (1483-99), und befonders Johannes Grüninger (1488
—1528), Zu Speyer drudte zuerft Peter Drach (1471 —
1504), deffen Geſchaͤft fein gleihnamiger Sohn fortfegte (1504
—17), und Konrad und Heinrich Hift (1483—1515). Zu
Wim führte die Kunſt Ludwig Hohenwang aus dem Elchinger-
thale ein, mehr Formſchneider als Buchdrucker, da er mit geſchnit⸗
Imen Typen und zwar nur auf einer “Papierfeite zu bruden
pflegte, befomders aber Johann Zayner aus Reutlingen (1479
— 175), Lienhart Hol (1482—85), Konrad Dintmut (1483 —
—92), Johann Neger (1486—99) und unter vielen Anderen
noch Johann Schäffer (1493 — 98). Zu Eflingen brüdte
Konrad Fyner (1473— 81), zu Raugingen in Balen en
Ungmannter (1473), zuMerfeburg in Preußen oder Mörss
burg am Bodenſee (Marsipolis) Lukas Brandis (1473 — 75),
m Marienthal im Rheingau die Bruͤder des gemeinſamen
debens (1474), zu Breslau Konrad Elyan (1475), Konrad
Baumgarihen (1505—4), Adam Dyon (1518—31), Kasper
St [1520—40) und Andreas Wingler (1538—55), zu
Blaubeuren Conrad Manez (1475), zu Trient (1475)
2
20 Einleitung. Buchdruderfunft.
Albertus Duderflat von dem Eikévelt (Albert Rune von Du-
derſtadt ?); Lukas Brandis de Schass (1475—99), Bartho⸗
lomaͤus Ghottan (1480 — 92) und unter vielen Anderen Ste
phan Arndes (1487 — 1500) zu Luͤbeck. Zu Roſtock
hatten die Bruͤder des gemeinſamen Lebens (Kogelherrn) 1476
eine Druckerei errichtet, die bis 1531 fortdauerte, und erſt ſeit
Anfang des 16ten Jahrhunderts waren thätig Hermann Bark⸗
hufen (1505 — 12), Nicolaus Marſchalk (1514 — 22) und Un»
dere. In Pilſen drudte zuerſt ein Ungenannter im Jahre 1475,
Deögleihen zu Prag 1478, zu Eichſtädt Michael Reyfcher
(1478-94) und Georg Reyfer (1484— 1500), der aber bereit®
1479 zu Würzburg das erfte in Deutfchland mit einem Ku⸗
pferflih verfehene Buch edirt hatte, zu Urach 1481 Konrad
Fyner. Zu Leipzig führte 1481 Andreas Frisner aus Wun⸗
fiedel die Kunf ein, und an ihn fchlofien fi an Marcus
Brand’ (1484), Morig Brandis (1488 — 98), Konrad Kachel⸗
ofen (1489 — 1509), Martin Landsberg (1490 — 1512),
Wolfgang Stödel (1495 — 1519), Melchior Lotther (1497 —
1518), Jacob Thariner (1498 — 1528), Balentiin Schumann
(1515 - 35), Nicolaus Wolrab (1539 — 42), Urban Baur
bifh (1551 — 55), Ernſt Bögelin (1559 —-78), Johann Stein»
mann (1561 — 88) und Abraham Lamberg (1587 — 1629),
Im folgenden Jahre (1482) begann Albert Kunne von Duder⸗
fadt zu Memmingen, desgleihen Konrad Stahel (1482 —
86) und Johann Alakraw (1482—92) zu Paſſau, und ein
Ungenannter zu Wien, wo dann befonderd Johannes Winter-
burger (1492 — 1519), Hieronymus Bietor (1509 — 31),
Johann Eingrimer (1510—45), Johannes Earbo oder Hans
Khot (1545—1552), Aegidius Aquila oder Adler (1549 —
52) und Michael Zimmermann (1553 —65) fih auszeidhneten,
zu Münden Johann Schauer (1482 — 94), an den fih Johann
und Andreas Scobfer (1497 — 1520) Bater und Sohn (1520
— 31) anfhloffen, zu Reutlingen Johann Otmar (1482
-—95) und Michael Greyff (1486— 96), und zu Erfurt
Paul Wider von Hornbah (1482—85) zu druden. Mag⸗
deburg erhielt die Kunft dur Albert Ravenfiiin (1483 —
84) und Joachim Wefrpbal, Simon Koch (1486), Simon
Einteltung. Buchdruckerkunſt. 2
Mentzer (1490), Moritz Branbis (1491 —97) und Matthias
@ifede (1521), Winterberg durch Hans Alacraw aus PBafs
ſau (1484), Heidelberg (durch Hans von Laudenbach 1472?)
duich Friedrich Miſch (1485 — 97) und Heinrih Knoblochger
(1489 — 99), Regensburg durch Joh. Senſenſchmid und Joh,
Beckenhub (1485), Mathe Roriger und duch Jacob von Gouda
(1490 — 93), Münfer duch Johann Limburg (1486),
Brünn durch Konrad Stahel (1486), Stendal durd
Joabim Werunl (1488), Hagenau durch Heinrih Gran
(1489—1500) und Johannes Rynmann (1497 — 1500),
Kuttenberg durch Martin von Tißnowa (1489), Ingols
Radt durch Johann Kahelofen (1490), Marx Ayrer und
Georg Wyrffel (1497) und Peter Bienewißz oder Apianus
(1534), Hamburg (1491) duch Hans und Ihomad Bor⸗
chardi, Freiburg im Breißgau (14822) durch Kilian Fiſcher oder
Biscator (1493-95) und Friedrich Riederer (1493 — 99),
Lüneburg durch Hans Lucas (1493) und Johann Stern,
Oppenheim durch einen Ingenannten (1494), Breifingen
durch Johann Schäffler (1495), Offenburg duch einen Un,
genannten (1496), Tübingen, das fih in dem naͤchſten Jahre
hundert beſonders durd feinen flavifchen Buͤcherdruck auszeichnete,
durch Johannes Ottmar (1498), Danzig (1492?) durd Konrad
Baumgarten (1499), Frankfurt a. M. (14 78 7) durd Chriſtian
Egenohph (1531—55) und Andreas Wechel (ſ. 1573), Wit⸗
tenberg durch Herrmann Trebelius (1505), Johannes Grunenberg,
(1509 — 22), Meidior Lotther den Jüngeren (1519 — 25), Georg
Rhau (1520—48), Hand Lufft (1525—84), den befannten
Drader der Lutheriden Schriften, Hand Weyß (1525 — 39),
Peter Seiß (1536— 49) und Johann Krafft (1549 — 77),
Braunfbweig durch Johannes Dom (1509), Halle dur
Martin Landeperg (1520), Georg Spalatin (1525) und
Hans Friſchmuth (1542), Altenburg, Grimma, Zwidau
und Colmar (1523), Dresden (1524) u ſ. f.
Was die anderen Europäliden Staaten anlangt, fo ver,
breiteten befonderd fahrende Druder, deren es auch in Deutfch-
land eine Menge gab, die Kunft überall bin,’ und fo fam fie
Kan auch nah Italien, wo Conrad Sweynheim (+ 1473)
22 Einleitung. Vuchdruckerkunſt.
and Arnold Bannark (— 1476), zwei Mainzer Deuder aus
der Gutenbergiſchen Offlcin, zuerfi in: dem bei Rom gelegenen
Kofler Subtaco 1464 eine Druderei errichteten, dann aber
(1467) nah Rom zogen, wo fie innerhalb fieben Jahren eine
fehe große Menge von Bänden, wie der von ihnen felb ges
drucdte DBerlageentalog ausweiſt, drudten. Gleichzeitig druckte
daſelbſt Ulrich Han (Uilricus Gallus) aus Wien oder Ingol⸗
Radt (1467 — 78), Georg Lauer aus Würzburg (1469-—Bl)
und Adam Roth aus Metz (147 1 — 75), fowie noch 23 ans
dere deutsche Buchdruder. Rah Venedig braten die KAunft
die Gehrüder Johann (1469-—70) und Wendelin von Speier
(1470717), Nicolaus Senfon aus Tours (1470—82), Jos
hann von Coln (LATI— 87) und Chriſtoph Waldarfer (1470
— 72), an die fih dann Erhard Ratdolt (1476 — 86), Octa⸗
vian Scotus aus Monza (1480—1500), Iohann Lucilius
Santritter (de fonte salutis) aus Heildbronn (148089),
Antonio Strata aus Gremona (148089), Peter Maufer
(1480—86) aus Rheims, Andreas Tomefanus de Aſola
(1480—1500), und unter vielen Anderen Zacharias Ealliergus
(1499) anfdlofien, worauf denn Aldo Pio Manutio (1494
— 1516) und feine Söhne jene berühmte Druderei der Atpinen
gründete, der nur einigermaßen die von Luca Antonio Siunta
aus Florenz (1503) errichtete Druderei der Juntinen an bie
Seite gefegt werden mag, nicht zu vergeffen die von Daniel
Bomberg (151750) für die hebraͤiſche Literatur errichtete
Officin. Zu Mailand trat als erfler Druder auf Filippo
be Lavagna (1469-89), dem ſich Antonio de Zaroto (1471
97), Chriſtoph Waldarfer (147 9— 88), Giovanni Bono (1475),
Dionyſto de Paravifino (1476— 81) und unter Anderen aud
Ulrich Scinzenzeler und Leonhard Badel (1480—1500) ans
fhlofien, zu Fol igno Johann Numeifter (1470 — 79), zu Ve⸗
rona Giovanni be Berona (1470— 72) und Petrus Maufer
(1480— 83), zu Trevia Johann Reinhard von Deningen,
zu Treviſo Gerhard von Lifa (147198), Michael Mamoli
(1476—82) u. Hermann Lichtenftein (1477— 80), zu Bologna
Balthafar Azzoguidi (1471 — 80), Heinrich von Eötn (1478 — 85),
Dominicus de Lapis (1476—82), Ugone Rugyeri (Rugerius
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 33
1473— 98) u. A. zu Ferrara Andread Belfortts (1471— 93),
iu Neapel Sirtus Rieifinger (1471 —79), zu Pavia ein
Ungenannter (1471) und Untonio Garcano (1476—97), zu
Blorenz Bernardo Cennini (1471) und die Familie Giunta
mit ihrem Begründer Bilippo (1497 — 1517), m Eremona
Dienys de Paravifino und Stefano be Merlinis (1472), zu.
Fivizano Jacobus, Alexander und Baptiſta Sacerdos (1472),
u Badua Bartolomeo de Valdezochio und Martinus de Septem
Arboribus (1472), Petrus Maufer, Joh. Magnus Herbort
aus Seligenfladt u. A. zu Mantua Biero Adamo Mideli
(de Michaelibus, 1472), zu Montereale Anton Matthias
aus Antwerpen und Balth. Eordier (1472), zu Jeſi Federico
de Berona (1472), u Parma Andrea Portiglia (147381),
die Brüder der dafigen Karthaufe (1477) u. A, zu Brescia
Thomas Ferrand und Pietro de Bila (1473), zu Meffina
Henri Alding (1473), zu St. Urfino Johannes de Rheno
(1473), zu Bicenza derfelbe und Leonhard Achates aus Bas
fel (1474), Johann und Stephan Koblinger aus Wien, Nicos
laus Petri aus Harlem und Hermann Lichtenfein (Levilapis)
aus Ein, zu Como Ambrofio de Orcho und Dionhſio de Pa⸗
raviſine (1474), zu Genua die fahrenden deuiſchen Druder
Natthias von Olmuͤtz und Michael von Münden (1474), zu
Iutin Sean Fabre de Langred und Giovanni de Betro (1474),
u Savona Biovanni Bono (1474), zu Eagli Robert de
Bane und Bernasdino de Bergamo (1475), zu Eafole Jean.
Sabre (1475), zu Perugia Heinrich Clayn aus Ulm, Johan e
Vydenat und Stephan Arndes aus Hamburg (1475), zu Pie»
di Sacco ber Rabbiner Mesculam (1475), zu Piacenz 4
Pietro de Ferratis aus Cremona (1475),.3u R eggi o in Ealabrien-
der Jude Gaston Ben Ifaat Abraham (1475), zu Modena
Hand Wurfter (1475), zu Ascoli Wilhelm de Linis (Leiningen ?
1477), zu Lucca Michael Bagnonus, Heintih von Göln und-
Heinrich von Harlem (1477), zu Balermo Andreas von:
Borms (1477), zu Coſenza Octavian Salomonius de Mans
keania (1478), zu Colle Hans Mevemblid (1478), zu
vignerol Giacomo Roffi (oder Jacobus de Rubeis 1479),
Tus culano Babriel oder Condam Petri (1479), zu
24 Einleitung. Buchdtuckerkunſt.
Ronantula Georglo und Anſelmo Mischini (1480), zu
Friuli Gerhard von Flandern (1480), zu Reggio Bar.
tolomeo und Lorenzo Bruochi (1480), zu Caſale Guglielmo
de Campa Rova (1481), zu Urbino Heinih von Eon
(1481), zu Aquila Adam von Rotweil (1482), zu Bifa
Lorengo und Angelo von Florenz (1483), ®regorio de Gente,
Ugone Rugiert und Girolamo Andarano, zu Stena Helnrid
von Cöln und Luca Martini (1484), zu Ehambery An-
toine Neyret (1484), zu Eoncino (1484) unter mehreren
andern Juden Zofua Salomon und Jorael Nathan, zu Novi
Ricolo Birardengo (1484), zu Bescta Francesco Conni (1485),
zu Udine Gerhard von Blandern (1485), zu Forli (1495)
Birolamo Medefano, Ouarino de Guarinis und Blacomo de
Benedictis x. \
Rah Frankre ich kam die Buchdruckerkunſt ebenfalls fehr
zeitig, denn nachdem die Druder Ulrich Gering, Martin Crang
und Michael Friburger aus Colmar auf Veranlaſſung der
Doctoren der Sorbonne Sean de la Pierre und Guillaume Fi⸗
het zu Paris in der Sorbonne eine Offiein errichtet hatten,
drudten fie nicht blos hier (1470), fonden auch nad ihrem
Ausſcheiden von da für fi allein. Später traten auch Petrus
Caͤſaris (Kaiſer 1473), Pasquier Bonhomme (1476), Antoine
Berard u. Geoffroy Marnef (1480—1500), Jean du Bre, Bis
gouchet (1A84— 91), Guyot Marchant (1486— 1508), Bierre
Garon (1489— 94), Yean Trepperel und Sean Lambert (1493
— 986), Robert (1529) und ®illed Gourmont (1508) und Jean
fe Betlt (1496 — 1533) hier auf, an die ſich dann die zugleich
als Gelehrte und ausgezeichnete Philologen bekannten Jodocus
Badius aus Aſch (Ascensius) bei Brüffel (1498 — 1535),
fein Sohn Konrad Badius (1535—49), Friedrich Morel der
Neltere (1571— 83) und Jüngere (1583 — 1630), Wilhelm
Morel (154764), Heinrich Stephanus (Etimne 1509—
20), fen Sohn Robert (1526—59) und Enkel Heinrich
(155798), fowie des Lebteren Sohn Paul (1593— 1626),
Ehrifian Wechel (1522—54), defien Sohn Andreas (ſ. 1573
—1600) und Enkel Johann (f. 1583) aber zu Frankfurt
drugten, Adrian Tumebus (1552—85) und Andere anfchloffen.
Einleitung. Buchdruckerkunſt. | 25
Naͤchſt Paris. gehört vorzüglich hierher Lyon, wo 1473 Bars
tholomäus Buyer zuerſt druckte, an den fih dann Jean du Pre
(1486—95), Jean du Bingle (1495—99) und unter vielen
Underen auch Sebaflan (1528-56) und Anton Bryphiue,
der unglädlie Etienne Doet (1538— 46) und Sean Barbou
(1539) reisten. Run folgten fhnel zu Chablis Biere le
Rouge 1478, Poitiers 1479, Tonloufe durch H. Meyer
1480, Eaen 1480, Vienne 1481, Bromentour 1482,
Troyes 1483, Breand Loudé«hac und Rennes 1484,
Abbeville 1486, Befancon 1487, Rouen durch Bulk
faume fe Tailleur 1487 und Jean Le Bourgeoid (1488— 99),
Drieans 1490, Angouleme 1491, Dijon 1491, das
Klofer Clugny mit Michael Wenßler aus Bafel 1493,
Nantes 1493, Limoges 1495, Provins 1496, Avignon
1497 und Antreguter oder Treguier 1499.
Mir wenden und nun nah Holland und Belgien,
wo wir zu Aalſt Dierik Martens (t473 — 76), einen Freund des
großen Erasmus finden, der aber fpäter-(+ 1534) zu Löwen thätig
war, dann zu Utrecht Nikolaus Ketelaer und Gerhard de Leempt
(1473—74) und Johann Beldmer (1479—-81), zu Löwer
1474 Johann von Wefphafen, denfelden Veldener (1476 —
79), Konrad Braem (1476 — 79), Aegldius van der Heerfiraten
(1484—88) und Andere, zu Untwerpen Diet Martens
(1476), Matthias van der Goes (1482— 94), Gerhard Leew
(1484—92) und unter Anderen den berühmten Ehrifloph Plantin
(1555— 89), zu Brügge den berühmten Colard Manſion
(1476— 84), zu Brüffel die Brüderfhaft des gemeinſamen
Lebende (1476), zu Deventer Richard Baffroet aus Göln
(1477—1500) und Jacob von Breda (14871500), zu
Gouda Gerhard Lem (1477— 85), zu Delft Jakob Ja»
kobszoon und Maurits Demanpoon (1477), zu Zwoll und
Nymwegen (1479) Pieter van Os aus Breda und Johan⸗
ned de Bollehoe, zu Dudenarde Ahrend und Bieter van
Keyyer (de Caesaris) (1480), in Shiedam 1483, zu Eulems
borch 1483 Hand Beldener, zu Harlem 1483 Ian Andries⸗
zoon und Jacob Beillaert aus Zleridjee, su Leyden Hein-
rich Heyntici und Hugo Jundfoen von Woerden, und fpäter
26 Einleitung. Buchdruckerkunſt.
(1392—1680) die Familie der Elzevire, u Anjum, einem
Dorfe in Friesland, Hidde Camminga (1480), u Herzogen⸗
bufh Gerhard de Leempt (1484), im Klofler Heem bei
Schoenhoven (1495 — 1500), zu Amferdam Gornelid van
Pepinghen (1500) und im Haag Hugo Iansfoon von Woer⸗
den (1518) und Albrecht Hendricxz.
Was die Schweiz anlangt, fo haben fi die verſchiede⸗
nen Cantone theild fehr zeitig mit der Typographie befkäftigt,
theils fehr fpät. So im Eanton Luzern zu Beromünflter drudie der
Ghorherr Hellas Helle mit feinem Better Johann Dörflinger
von Winterthur und Ulrich Gering bereit6 41470 (1474?)
zu Bafel (1470) Berthold Not aus Hanau, Bernhard Richel
(1474—86), Michael Wensler (1476— 87), Johann Amer⸗
bad, Johann Broben (1491—1527), Johannes Bergmann
von Olpe (1494-99), Johann DOporinus (1549 — 66) oder
Herb, Michael Ifengrin u. And, zu Burgdorf bereits 1475
ein Alngenannter, zu Genf Adam Steimfhaumer von Schwein-
furt (1478), zu Surfee 1500 ein Ungenannter, zu Zürih (1504)
Hans am Wafen (1508), ‚Hans Hager (1520) und Ghriftoph
Froſchauer (1521—1564), im Aargau 1511 und Luzern
(1524) Unbelannte, zu Bern Matthias Dienenvater (Apiarius)
1525, zu Reuenburg (15302) Pierre de Bingle (1535), -
im Ciſterzienſerkloſſe Rougemont (1536) der Mönd Er,
Heinrich Wirczburg de Bab, zu Raufanne Jean Ryver
(1556) und Senn le Brieur (1571), im Gänton Graubünbdten
u Puſchlaw (Poschiavo) Jacob Tuschet oder Biveronius (?)
(1552), und zu Chur (1616) von einem Ungenaunten, gu
Schaffhbaufen Hans Konrad Waldkirch (1577), m St.
Ballen Leonhard Straub (1578), u Freiburg (1585)
Abraham Bämperlin aus Conſtanz und Wilhelm Maͤß, im Gans
ton Wallis (1617), zu - Solothurn Michael Wehrlin von
Huͤttwylen (1658), im Kanton Schwyz Im Kloſter Einfiedeln
(1664), ia Zug (1670) Jacob Ammon und Wolfgang Land»
wing, im Kanten Appenzell zu Herifau (1679) Jacob Res
dinger und nod viel fpäter in den Cantonen Unterwalden
re Teſſin (1746), Thurgau (1792) und Glarus
1798).
Einicnang. Buchdruckerkunß. ar
Wenn wir jetzt fragen, wie ſich bie Aunf na Unglant
verbreitete, fo gefchah dieſes durch den reihen Kaufmann und
toniglihen Ayenten in den Niederlanden William Enston, ver
zu Eöln vermutbhlih von Ulrich Zell diefelbe erlernt und daſelbſt
auch (1468— 71) fein erſtes Bud gebrudt Hatte Da ihm
biefed gut gelang, fo gründete er in der Weſtminſterabtei zu
London 1474 felbfi eine Offizin, aus der bi6 1491 viele, jeht
hör ſeltene Drucke hervorgingen. Andere Druder biefer Zeit zu Lons
don warm noch Sohn Letou (1480— 81), Wilhelm von We⸗
deln (1481 — 83), befondere Wynkyn de Morde (1500
1533), Richard Pynſon (1493 — 1531) und Julian Rotary
(1499— 1503). Nicht unberühmt waren aub William Fas
ques, John Raſtell (1517—36), Richard Graften (1540),
Reynold Wolfe, John Day (1944— 83), Richard Jugge und
Robert Crowley (1550). Zu Drford führten Theodor Rudt
(Reed) aus Eöln und Thomas Hunte 1478 die Kun cin,
ir der Abtei Gt. Albans befand von 1480 — 1486 eben⸗
ſalls eine Druckerei, Dort erhielt 1509 die feinige buch Huge
Go, Bambridge 1511 durch John Siberch, Gouthwart
1514 dur Peter von Tier, Tavifiod 1525 dutch Thomas
Rychard, Ipswih 1538, Canterbury 1549 und Green⸗
wid 1564, worauf dann bie übrigen Staͤdte nachfolgten.
Schottland erhielt die Kun zuerſt in Edinburgh durch
Belter Chepman 1507 und in Aberdeen 1552 durch einen
Ungenannten, Irland. aber m Dublin buch Humphry
Rowell (1551) und zu Waterford (1555).
In Schweden errichteten Johann Snell zu Stodholm
1483. cine Drudad, der dann eine zweite von Johann Fa⸗
bri (1494) und feiner Wittwe (1495) -grführte folgte. Im
Wadſtena erifirte eine folde von 1491 —95, desgleichen
m Upfala die des Paul Grüs (1510), worauf Süderfiö+
ping 1511, Malmoe 1529, Wefteräs 1621, Stregnäs
1622, Calmar und Lintöping 1635, Nyköpning 1645,
Gothenburg 1650 und Winfingoe 1667, fowie Lund
1668 folgten.
In Dänemark erhielt 1486 Schleswig bie erſte Preſſe
durh den fahrenden Druder Stephan Arndt aus Lübel, Kapen⸗
28 Einleitung. Vuchdruckerkunſt.
Hagen bie feinige 1490 durch Gotifried af Shemen, Riyen
1508, Aarhus 1519, Wiborg 1528, Roͤskilde 1534,
Nranienburg 1576 (Privatpruderd des Tycho de Brabe),
Helfingdr 1603, Frederikſtadt 1624, Soroe 1627,
Kiel 1665 x. Lunge vorher hatte fhon auf Joland (1531)
der Bifhoff Jens Areſon zu Holum feinen Secretalr, ben
Schweden Matihieffion das Breviarium Nidrosionse mit (?)
hölzernen Lettern druden laſſen, und aub auf Rorwegen
hatte Drontheim ziemlich gleichzeitig und Chriſtiania fell
1656 eine Officin erhalten.
In Ungarn hat, wie alle anderen wiſſenſchaftlichen An⸗
Ratten fo auch die Buchdruckerkunſt der große Matthias Corvinus
gepflegt, denn auf feine Beranlafjung kam ber deutſche Drader
Undreas Heß 1472 nah Dfen. Weit fpäter folgten Kron⸗
ſtadt 1534 mit Johann Honter, Uj Szigeth eder Sar-
var mit Johann Syivefler 1539, und Klaufenburg oder Ko⸗
lo8var mit Kasper Heltai 1550, an die fih dann nad und
nad die anderen größeren Städte des Landes reiheten.
Bas Bolen anlangt, fo hat in Cracau zuerſt Sway⸗
boſd Frank oder auch Johann Haller aus Nürnberg das eiſte
Buch gedrudt (1491), denen bald theils in des Lepteren Druderd,
theils in anderen Officinen mehrere andere folgten, wie dem
auch 1517 daſelbſt eine Jüdiſche Druderel errichtet warb, die
bis auf die heutige Zeit ſehr thätig gemein if. Nun folgten
Zamoiſc 1557, Syamotuly 1558, Lublin 1559,
Brzesc 1559, Pinczow 1559, Kozmin 1561, Wegrow
1570, Zaslaw 1572, Kosko 1573, Bofen 1577,
Wilna 1580, Barfhau 1580, Oſtrog 1581, Lemberg
(&wow) 1593 und’ andere. .
Mm Rußland fheint merk in Tfhernigom Georg
Ciernoewic im 3. 1493 gedrudt zu haben, allein Mos tau befam
erſt 1553 eine Druderei und Petersburg fonnte natürlich
vor 1711 Heine erhalten. Indeſſen waren bereit früher in ei
nigen zum Ruſſiſchen Reihe gehörigen Provinzialſtaͤbdten Drub
kereien errichtet worden, 3. ®. in Mohtlow 1617, Nomas
off 1619, Kloßer Kuteinskoi 1632, Riga 1638, Dort»
yat und Abo 1642 x.
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 22
Sm füdlichen Europa hat ein Ungmannter zu Balencia
m Spanien 1474 das erſte Buch gebrudt, an den fi dann
ebendafeldd Lambert Belmart, ein Deutfher (1478—94) und
Wfonfo Fernandez Cordova u. And. anſchloſſen. Dann folgte
Zaragoza 1475 mit Matthias Flander (Benberell) u, 9,
Sevilla 1477 mit Antonio Martinez de. la Talla, Barth
iomäus Segura und Alfonſo del Puerto, Baul von Göln, Jos
hann Pegniger and Nürnberg und Thomas Alemannus (1490
— 99), Reinhard Ungut und Stanislaus Polonus (1491 —
1500) u. 9, Barcelona 1478 mit Pedro Bruno und Ri
colaus Spindeler, Lerida 1479 mit Heinrih Botel aus Sad
fm, Tolofa 1480 wit Heindig Mayer, einem Deutihen, und
feinen Landsleuten Hand Paris und Stephan Eliblat, Za⸗
wora 1482, Girona 1483, Salamanca 1485, Ichar
(Hirar) 1485, Burgos 1485, Toledo 1486, WMurcig
1487, Bampelona 1489, Valladolid 1493, Monterey
1494, Granada 1496, Tarragona 1499, das Klofer
Monferrat 1499 und Madrid 1500.
. In Portugal errichteten die beiden erflen Denderelen
Juden, nämlich zu Liſſabon 1489 Rabbi Zorba und Raban
Gtiger und zu Leiria Abraham dOrtas Ben Samuel 1492.
Dann folgte Braga mit Johann Gerling (1494—1536),
Koimbra 1536, Bifen 1571, Diana de Ho; de Lima
1619, Oporto 1622 x.
Ned if die Türkei zu erwähnen, wo allerdings bereite
ft 1490 troß ber von Bajazet IE. (1483) und Sellin I.
(1515) erlaſſenen Berbote die Juden beiimlih zu Conſtanti⸗
nopel Büder gebrudt hatten, allein eine im Schutze des Broß-
herrn ſtehende privilegirte Staatédruckerei entſtand erſt 1726
oder 1139 der Heg. auf Veranlaſſung Ibrahim Effendis, ob»
gleich allerdings zu Salonihi fhon 1515, zu Belgrad
1554, zu Adrianopel 1554 ebenfalls durch Juden heim«
Ude Druckereien errichtet worden waren. Ebendiefelben hats
ten mit wandernden Prefien feit. dem A6ten Jahrhundert auch
kon in Griechenland gebrudt, allein die erfien ſtehenden
Derckereien erhielten zuerſt Corfu, 1817 und Corinth 1822
worauf dann mehrere andere folgten,
80 Einfeltung. Buchdruckerkunſi.
Wir wenden und nun nah Aſien und hier zuerſt nad
Ehina, in weldem Lande nad Einigen der Tafeldruck von
Buͤchern bereitd 300 v. Ehr. bekannt geweſen feyn fol, allein
als fiher ungefähr feit dem 1Oten Jahrhundert n. Chr. nachgewiefen
werben kann. Seit diefer Zeit IR von den Ehinefen fehr viel gedrudt
worden, allein bis fjeht noch Immer nach der alten Methode,
keineswegs nad der Europäifhen Manier, die ihnen jedenfalls
befannt werben mußte, da bereils 1590 zu Macao, 1603
m Peking, 1620 zu Ranking, zu Canton, 1661 zu
Formoſa, 1700 zu Gong Klang von tem Jeſuitenmiſ⸗
fionären theilweiſe heimlich Preſſen aufgeftellt worden waren.
Dafielde thaten diefe in Japan, wo man ebenfalls den Hol;
tafeldruck ſchon frühzeitig gefannt hatte, denn die PBortugiefifchen
Sefuitenmiffionäre drudten fon 1591 zu Cazzuſa oder Ta-
caco auf Rippon, zu Amacuſa 1595 und Rangaſakki
1603.
MH Indien IR es ebenfo wie mit Sapım und China,
denn im Norden des Landes war der Holztafeldruck bereits feit
vielen Jahrhunderten bekannt, allein eigentlihe Europäifche Drude
finden fih erſt 1563 zu Boa, 1569 zu Tranguebar und
Ambafacate (1577) Weit fpäter errichteten die Englän-
der auf ihren Beſihungen große Drudereien, befonders für die
Zudiſche, Perſiſche und Mrabifche Literatur, wie z. B. 1772 u
Mapdras, 1778 zu Ealcutta, 1800 zu GSerampore,
1792 zu Bombay x. Während erfi in dem laufenden Jahre
hundert auch Hinterindien mehrere Druckereien befam, hatten be
reits Batavia 1668, Colombo 1737, die Philippinen
1593 (zu Manila) Preffen erhalten.
Perſien erhielt erft in neuefler Zeit zwei Druckanſtalten
buch den Kronprinzen Abbas Mira zu Teheran und Tar
bris (1820), ebenſo das feiner Wichtigkeit wegen gleich hier
mit zu nennmde Aegypten 1799 zu Cairo, Alexan⸗
dria und Dſchizeh durch die Branzofen, allein eine ordentliche
Druckerei errichtete erfi 1822 Mehemed Alt zu Bulaq, eine
Vorſtadt von Cairo. Indeſſen war bereits lange vorher in
Syrien in mehreren Kloͤſſter des Libanon gedruckt worden,
wie zu Safad 1563, zu Kaſchaya 1610, Damascus
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 31
1605, Halep (Aleppo) 1706, Beirut 175°, Mar Hanna
1732. Daffelde M in Armenien der Fall, wo zu Etſch⸗
miazin nd Nen Nachtſchewan (1794) fleitig gevrudt
weich, obgleich die Armenter auch noch Druderelm zu Wien,
Et. Lajaro bei Venedig (f. 1733), Moskau und Conſtantino⸗
yel im Bange haben. In Grufien befam Tiflis 1701
feine erfle Prefie, in Kleinafien Smyrna 1658 durch
Inden, denen ſich fpäter Chriſten und neuerdings aud
Rohammedaner anſchloſſen, ſowie auch Skutari 1793, 08
wohl dieſe Anſtalt Hier ſchon 1807 wieder eingingq.
Gehen wir endlich zu Amerika fort, fo finden wir In
Merico bereits (1532) zwiſchen 1535 — 15 40 einen Drud,
msS. Jago di Buatimala 1667, zu Lima 1586, zu Juli
Bucblo 1612, zu Puebla de los Angelo 1639, m
Ilascala 1650. Nah Brafilten ſcheint zwar die Bud
druderkunſt ſchon im 16ten Jahrhundeert durch Portugieſiſche Miſ⸗
fionars gekommen zu ſeyn, allein nachzuweiſen find ihre Denk⸗
maͤler erſt ſeit dieſem Jahthundert. Derſelbe Fall iſt es auch
mit den übrigen Suͤdamerikaniſchen Staaten, wo allerdings in
Paraguay und Buenos Ayres bereits feit dem 17ten
Jahrhundert von Jeſuiten gedrudtt worden war, allein hiſtoriſch
Aber find dergleichen Drude auch erft bier feit dem Ende bes
vorigen und Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderte, Zn
Behindten eriflirte auf Hayti fon gu Anfange des 17ten
Jahrhunderts eine Preſſe, allen Port au Prince (1740)
md Cap Krancais (1791) befamm ſolche erfi viel fpäter,
tbenſo Kingfton auf Jamaica erſt 1720, Bridgetown
af Barbad o8 1730 x. In den heutigem Britifhen
Kolonieen kam bie erſte Preſſe zuerſt nah Halifar in Neu⸗
Schottland 1766, dann folgten bei Beginn des Nordamerls
kaniſcher Befreiungsfriege andere zu Quebeck und Montreal
in Ganada. Was nun aber die Vereinigten Staaten
von Rordamerita amlangt, fo bradite ber Prediger Seffe
Slover die erfte Prefie von England mit nad Maſſachuſetts;
va er aber unterwegs Rarb, fo ftellte fie feine Witwe erft zu
Cambridge 1638 (1640), dam zu Bofon 1639 auf,
I Pennſylvanien errichtete man gu Philadelphia 1688
32. Einleitung. Buchdruckerkunß.
eine Breffe, deögleihen zu New Dort 1693, zu Newilon-
don in Connecticut 1709, zu Annapolis In Waryland
1726, m WBordbridge in Rav Yafen 1727 (Benjamin
Srauflin), zu Charleſton in Südkarolina 1730, zu New
port auf Rhode Island 1732, zu Williamsburg in Bir
ginien af 1740, zu Rew Bern in Norbfarolina 1755, pu
Portsmouth in New Hampfhire 1755, zu Wilmington
in Delaware 1761, u Savannah in Georgim 1763, wor
auf dann die übrigen neueren Staaten folgten,
Aus Afrika Haben wir Aegypten bereits erwähnt,
Al gier befam er 1830 feine Druderei durch die Ftanzoſen,
in Werafrifa haben die Portugiefen fhon im 16tm Jahr
hundert zu San Salvador und Loanda de San Paolo
an der Küfle von Senegambien religiöſe Schriften gevrudt, im
Britifgen Kapland hat ak 1806 die Kapſtadt durd
Britiſche Miffionärs eine Officin befomme, allein von ben
Afrikaniſchen Infeln if befonderd Terceira bier hewor⸗
zubeben, weil ſchon 1583 dafelbk in der Stadt Angra eine
Beſchreibung der Eroberung der Inſel in Portugiefiiher Sprache
gedrudt ward. Endlich bat auch in diefem Sahrhundert Aus
Rralien Rationaldrudereim erhalten, nämlih auf dem Bd
lande Sidney 1802, und unter den Inſeln Bandiemend
land 1818 (zu Hobarttown), die Befellfgaftsinfeln 1818
und Sandwidesinfeln 1821.
Außer diefen bier angeführten öffentlichen Drudereim al
Rirten aber auch ſchon ziemlich frühzeitig Privatdrudereien, fo be
fonders in England, theils für politiſche, theils für religiöfe
Intereſſen, obgleidy die von den zur Verbreitung älterer feltener Werle
sufammengetretenen Clubs herausgegebenen, und nicht für den allges
meinen Buchhandel beftimmten Werke eigentlich nicht in dieſe Kategorie
gehören (fo der Bannatyne, Maltland, Roxbourghe Elub, die Camden
Eociety, der Oriental Translation Found ꝛc.). Ziemlich derfelbe
Fall war ed mit Frankreich, wo noch das heimlihe Drucken
erotifher Schriften mit zu erwähnen, eigentlih aber bie fo.
genannte Imprimerie royale (von 1531) nicht hierher zu ziehen
iR. In Deutfhland gab es zwar auch viele ſolche Privats
drudereien, allein bier war mehr ein wifienfhaftliher Zwed vor
Einteitung. Buchdruckerkunſt. 33
herrſchend (3. B. bei den Druden des Peter Apianus in Ingol⸗
Radt 1534, des Tycho de Brahe im Schloſſe Uranienburg auf
der Intel Huem 1596— 1616, des Albdrecht Dürer, Johann
Kepler 1630, der Orientaliſten Kirfh zu Hof, Kirſten zu Bred
au, Erpenius zu Leyden), obwohl allerdings aud politiſche
4. 3. Urih von Hutten in feiner Burg Stedelberg in Fran»
fen) und theologifche (3. B. bei Thoma Münzer, in mehreren Kloͤ⸗
Ren in Augsburg, Wien u. a. DO.) Zwede verfolgt werben.
Endlich mag auch Stalien darum bier mit erwähnt werben,
weil man die berühmten Drudereien ber Typographia Medicea
und der Propaganda in Rom gewoͤhnlich mit zu biefer Gate
gorie zu ziehen verfuht hat?)
.]) urb. d. Alt. Drude ſ. M.Maitteire, Ann. Iypogr. ab artis inv.
orig. ad a. MD. Hag. Com. 1719-41. V. 4. Dazu Suppl. adorn. a
M. Denis. Vindob. 1789. Il. 4. 6. W. Panzer. Annal, typogr. post
Maittairii, Denisii aliorg. doct. vir. cur. in ord. red. eın. et aucti.
Norimb. 1793 sg. XI. 4. (v. 1456-1536) Dazu: Annal. d. ält. Deutfch.
Liter. ebd. 1788. Zufäge ebd. 1802. II. 4. L. Hain, Repert.bibliograph.,
ın quo libri omnes ab art. typogr. inv. usque ad a.MD.typ. expr.
ord. alph. enum. Stuttg. 1825 aq. IV. 8. Die Geſchichte der Verbrei⸗
tung d. Buchdruckerkunſt u. ber erften Druder b. de la Serna Santander,
Dictionn. bibliogr. choisi du XV. s. (Bruxell. 1805. IH. 8.) T. I.
H. Cotten, A typogrephical Gazetteer. Oxford 1831. 8. C. H. Tim-
perley, Encyclopaedia ef Literary and Typogr. Anecdote. Ed, II.
nd. 1842. 8 H. Ternaux-Compans , Not. sur les imprim. qui
existent ou ont existe hors d’Europe. Paris 1841. 8. u. Not, sur |.
impr. — en Europe. ib. 1842. 8. Specielle Hauptichriften über einz. Laͤn⸗
der find: Deutfchland f. St. A. Würdtwein, Biblioth. Moguutina
Angus. 1787. 4. &. W. Zapf, Aelt. Buchdr. Geſch. v. Maynz b. 1499,
Um. 1790. 8. Sprenger, Acltefte Buchdr. Geſch. v. Bamberg a. d. ‚Duns
telheit hervorgez. u. fortg. b. 1534, Rürnb. 1799. 4. Hs Lempertz, Beitr.
Geſch. d. Buchor. K. u. d. Holzſchn. K. (in Göln). Cöln 1839. 4. G. B.
Zapf, Augsburgs Buchdr. Gefch. v. 1468 1530. Augsb. 1788. II. 8. ©,
B. Panzer, Aeiteſte Buchdr. Geſch. v. Nurnb. Nürnb. 1789. 4. C.Ch. Baur,
Primit, typogr. Spir. Deutfh. Speyer 1764. 8. ©. W. Zapf, Buchs
drudergeſch Schwabens Ulm 1791. 8. 8.D. Haßler, D. Buchdr. Geſch. Ulms.
Um. 1840. 4. Schwetſchke, Vorakad. Buchbr. d. St. Halle. Halle 1840. 8.
3. 9. d. Seelen, Racır. v. d. Urfpr. u. Bortg. d. Buchdr. K. 3. Lübel,
ebd. 1740. 8. Dede, Racır. v. d. im A5ten Ihdt. zu Lüb. gedr. niederf.
Düh. ebd. 1834. 8. ©. €. Liſch, Geſch. d. Buchdr. K. in Mektenb. b. 3
10 Edwerin 1839. 8. 3. M Yappenberg, Geſch. d. Buchdr. K. in
Hamburg. ebd. 1840. 4. GC. 2. Grotefend, Gelch. d. Buchdr. in d. Hanndv.
u. Sraunfhw. Landen. Hannov. 1840. 4. © Löfchin, d. Geld. d. Danzig.
Bacdr. Danzig 1840 A. Chr. 8 Gtraderjan, Gelchichte der Buchbruders
bunt im Herzogth. Didenburg u. d. Herrſch. Jever. Didenb. 1840. 8.
d. 8. Mohnide, Gefch. d. Buchdr. ". in Pommern. Stettin 1840. 8.
3X Pankofer u. 3.-8. Schnergraf, Geh. d. Buchdr. in Regensburg.
Ra 1840. 8. J. H. Leich, De orig: et increm. typogr. Lips. ®. &.
(10) Lips. 4. DM. Denis, Wiens Buddr. Geſch. v. 14821560. Nebfl
3
*
ece, Dandbuqh b. Eiterärgeidiäte, IL,
34 Einleitung. Buchdruckerkunſt.
Nachtr. Wien 1732—83. 4. M. Koch, Kurzgef. Geſch. d. Buchbr. Km. b.
ält. Wien. u. Oeſtreich. Buchdr. Wien 1841. 8. H. Schreiber, Leift. d. Unis
verf. u. St. Breiburg f. Büch. u. Lanbf. Dr, Freib. 1840. 8. — K. Unger,
Neue Beitr. z. ält. Geſch. d. Buchdr. K. in Böhmen. Prag 179. 4 2.
Dombrowsty in d. Abb. e. Privatg. in Böhmen. Bd. III. p. 228 sq. u.
Bd. V. ©. 3. Dlabacz in b Neuen Abb. d Böhm. Gef. Bd. hir. p- 140sq.
— P. F. K. Laire, Specim. hist. typ. rom. XV. saec. Roın. 1778. 8.
J. B. Audiffredi, Catal. rom. edit. saec. XV. ib. 1783. 4. Giustini-
ani, Sagg. s. tipogr. del regno di Napoli. Nap. 1793. 4. Capialbi,
Mein. della tipogr. Calabresi. ib. 1835. 8. J. Affo, Saggio di mem.
aulla tipogr. Parmese del sec. XV. Parına 1791. 4. D. M.Pellegrini,
Della’ prima orig. della st. di Venez. Venez. 1794. 4. J. M. Pari-
toni, Venez. la prima cittä fuori della Germ. dove si eserc. l’arte
d. St. ih. 1756. 8 — A. Chevillier, Orig. de l’imprim. de Pais.
Par. 169%. 4. 6. A. Crapelet, Des progres de Y'iınprim. en France
et en Italie au i6me s. et de son ınfl. s. la litter. ib. 1836. 8. u.
Etud, prat. et litt. s. Ja typogr. ib. 1837. 8. T. I. p. 1—144. W.P.
Greswell, Aunals of Parisian typoßr. Lond. 1818. 8. — P. Lambi-
net, Origine de l’imprimerie. Paris 1810. II. 8. 2. &. Bifcher, Bys
bragen tot de oude Letterkunde der Neberlanden. Utrecht 1838 8. — P. Bes
elin, Die Buchdrudereien der Schweiz. ©t. Gallen 1836. 8. — J. Ames,
* pographical antiquities. Lond. 1749. 4. cons. augm. by Herbert.
jb. 1785. 111. 4. enl. and ill. by Th. F. Dibdin. ib. 181019, IV.%
T. C..Hansard, 'Typographia: on hist. sketch of iheorig. and progr.
' of the art of printing. ib. 1825. 8. — J. Alnander, Hist. artis Iy-
pogr. in Suecia, Rost. 1725. 8. J. H. Schröder, Incunab. artis ty-
pogr. in Snecia. Upsal. 1842. 4. L. Terpagerus, Sched. hist. de ty-
ogr. natalibus in Dania. Havn. 1709. 4. C. F. Wadskiaer, Nörre
Ms ändske Rogtrykkeries forste Pröve, eller nogle Lineamenter af
Bogtrykkerkonstens Historie i Dannemark. Wiborg 1739. 4. Ryerupb.
Sejbdelin, Läfendes Aarboger for 1801.p.1—133. Grundtoig, Dannevirke. 3d.1V.
p- 175 sq. — ©. v. Gyurikovits in Hormayhr's Ar. f. Geſch. Wien 1824. 4.
Unger. Magaz. Presb. 1768. Bd. IV. nr. 26. I. Nemeth, Mem. 1y-
gr incl. regni Hungar. et magni princip. Transsilv. Peth. 1818. 8.
|‘ . Hofmann, De typogr. earg. initiis et incrementis in regno
Poloniae et magno ducatu Lithuaniae. Dant. 1740. 4. G. 8. Baudi-
kie, De primis in arte typogr. incunabulis. Cracov. 1812. 4, F.
Bentkowski, O' naydawnieyszych ksilökach drukowanych w
Polscze, a w szezegölnosci 0 tych, ktöre Jan Haller w Warsza-
wie wydal. w Warsz. 1812. 8. J.S. Bandtkiego, Historya Drukarıı
Krakowskich. w Krakow. 1815. 8. u. Historya Drukarn wv Kroölest-
wie Polskiem i Wielkiem Xiestwie Litewskiem jako i w Krajach
zagranicznych, w kiörych olskie dziela wychodzity. ib. 1826.
II. 8. J. Lelewel, Bihliogr. ksiag dwoje, w ktöryck rozebrane
i pomnoZone zostaty dwa dziela 3. S. Baudtke Hist. druk. Krak.-
tudzieZ Hist. biblioteki Un. Jagiell. w Krakowie a przydany
Katalog Inkunabulow polskich. Wilno 1826. II. 8. — R. Diosd. Ca-
ballero, De prima typographiae hispan. aetate spec. Rom. 1793. 4.
F. Mendez, Typografia espanola o historia de ia introd. propag.
progr. del arte de la imprenta en Espaäa, Madr. 17%. z J. F.
de la Rochelle, Rech. hist. et cr. sur l’etabl. de l’art typogr.
en Espagne et au Portugal. Bourges 1838. 8. Ribeira dos Santos,
Mem. sobre os origens da Typogr. em Portugal no sec. XV, in b.
Mem. da Lit. Portug. T. Vill. 1812. p. 1 sq. (f. Ebert’ Weberlief.
3b. H.1.p.468q. — mer Duroftall, Geld. d. Osmanen. Bd. VII. p. 590
aq. u. Geſch. d. Osman. Dichtkunſt. Bd. IV. p. 598 5q. u. Deutfche Viertelj. Schr.
Einleitung. Buchdruckerfunft. 35
1838, 9.11. p. 3608q. Web. d. Drude a. d. Libanon ſ. Catal. deS.deSacy T. I.
p. 412 29. Ueb. die zu Boulaq f. Reinaud im Journ. Asiat. T. VII.
*8 Bianchi ib. II. Serie. T. II. — Thomas, The history of prin-
is America. orcesier 1810. Il. 8. Bullet. d, biblioph. 1836.
sg. Berl. Mag. d. Ausland, 1835. nr. 97. — cf. ED Meg,
* des Buchhandels u. der Buchdruckerkunſt Darmſt. 1834—35.
L & L. Lalanne, Curiosites un Paris 1845. 12.
» 89-138. And. b. Brunet. Man. du L 631 8q.
le J. Martin, Bibliogr. catal, of books privately printed. Lond.
$. 546.
Nachdem wir jebt von den Urſachen gefproden haben,
welche dad Gedeihen der Literäriihen Cultur in dieſer Periode
geförbert, gehen wir nun zu denjenigen fort, welche derſelben auf
der anderen Seite im Wege geflanden haben. Auch dieſer
And niht wenige, von denen wir natürlih nur die haupt⸗
ſaͤchlichſten politifhen und moraliſchen hervorheben wollen, ohne
und im Speciellen über die bei den einzelnen Nationen befon-
ders überwiegenden zu verbreiten. Es werben folgende. ſeyn:
1) Die vielen, theild aus politiſchen, theils aus religiöfen
Interefien geführten Kriege.
2) Die theologifchen Streitigkeiten, theils zwiſchen Proteflan«
ten und Gatholifen, theils zwifchen ben Proteſtanten uns
ter ſich ſelbſt.
3) Mehrere Staatsumwaͤlzungen und bie daraus entſtandenen
Kriege und ihr verberblidher Einfluß auf die Verbildung
der Jugend und Hinführumg berfelben auf politiſche Träus
mereien von allgemeiner Gleichheit und Guͤtergemeinſchaft
(Communismus), entflanden aus der unbefugten Einmi⸗
[dung von ungebildeten, durch bethörte Optimiſten und
politiſche Schwaͤrmer verführten Handwerkern u. bergl.
in ihnen völlig unbegreifliche Staatsangelegenheiten.
4) Die in einem Theile des Nordens feit der Branzöftichen
Revolution nach und nach erzeugte Mißachtung der polls
tiven Religion, im Süden aber die Einmifhung der Je⸗
fuitn in die widtigften Angelegenheiten des Staats -
und Familienlebens.
5) Der ſchlechte Zufland ber kleinern politiſchen Journaliſtik, die
nicht zum geringen Theile theils in den Händen feier
Scribenten oder wenigſtens politiſch⸗ befangener Bartels
| 3
36 Dichtkunſt. Lateinifche Poeſie.
männer, theils in denen ungebildeter und unverſtaͤndiger Schreier
iſt, die etwas werben oder ſich einen Namen machen wollen.
6) Die dadurch herbeigeführte Beſchraͤnkung ber Preſſe durch
die Cenſur!) und Vorenthaltung der Preßfreiheit in dem
größten Theile Europas von Seiten der Regierungen.
1) Das erfte gedrudte Buch mit einer Upprobation ift des WVilhelmi
episcopi Lugdunensis summa de virtutlibus. Colon. 1479. (f. Bed+
mann Beitr. 3. Geſch. ber Erfindungen. Bd. I. p. 97 sq.), das ältefte Mans
dat aber, welches eine förmliche Büchercenfur rinführte und eine Genfur-
commiffion niederfegte, rührt von dem Erzbifhoff von Mainz Bertold a. d.
J. 1486 her (b. Guden, Cod. diplomat. Freft. eiLips. 1758. 4. T.IV.
p- 460 sq.). Der SBerfügungen Kaiſer Karls V gegen das Lefen der Schrif⸗
ten Luthers (f. Luthers Werke Bd. XV. p. 2264. ed. Walch) und fein
Ediet gegen Ketzer und Wiedertäufer aus Brüffel v. 3. 1540. Der erſte
Index Belgicns librorum haereticorum. Lovan. 1540. f. a. Baillet
Tagem. d. Sav. T. I. p. 28 sq. II 1. p. 43 sq. Catal. Bibl. Bünar.
T. 1. p. 494 sq. Schelhorn Ergöglichkeiten Bd. 1 p. A sq. II. p. 1 84
164. 359, 3°4 u. Samml. f. d. Geſch. Bd. I. p.122 zq. u. Kl. hiſt. Schrift.
Bd. II. p. 140 sq. v. Halem, Bibliogr. Unterhalt. St. II. p. 155 sq. I.
E. Gruner, Gremutius Cordus ob. üb. d. Buͤcherverbote. Lpzg. 1798. 8-
G. Peignot, Dictionn. crit. litter. et bibliograph. des principaux
livres condamnes au feu, snpprim. ou censures. Paris 1806. Il. 8.
Hoffmann, Senfurs und Preßfreiheit. Berlin 1818. 8. (J. Mendham) Liter.
policy of the church of Rome, exhib. in au acc. of ber damna!.
catal. or Indexes. Lond. 1837. 8, Lalanne , Curios. bibliogr. Paris
1845. 12. p- 368 — 444.
Geſchichte ber einzelnen Wiffenfchaften in diefem Zeitraum.
. A) Dichtkunſt.
$. 547.
Gehen wir nun zu den einzelnen Wifienfchaften fort, fo
wird unferem Plane nad die Dichtkunſt bier zuerſt in Be
trat kommen, und da wir früher immer die Verſuche in den tobten
Spraden vorangeftellt, fo wollen wir auch jet das, was für die
Lateiniſche Poeſie gefhehen if, zuer erwähnen. Es ver
ſteht ſich im Allgemeinen von ſelbſt, daß alled hier Geleiſtete
nur von dem gelehrten Stande ausgehen konnte und nur noch
im 16ten und 17ten Jahrhundert die eigentlihe Blüthe ver
neulateiniſchen Poeſie angenommen werben kann, well fpäterhin
mit wenigen Ausnahmen doch immer nur Gelegenheitsgedichte
und Schulübungen den Haupttheil derſelben ausmachen, wo an
eine wahrhafte dichteriſche Begeiflerung nicht zu denken IR, fon«
bern das Hauptverbienft nur Darin beficht, keine Verſtoͤße gegen
R 2
Dichtkunſt, Lateiniſche, in talien. 37
das Metrum zu begeben und fih den alten Glaffifern des gol⸗
denen und fllbernen Zeitalterd der Roͤmiſchen Literatur am Mei⸗
fen zu nähern, dad heißt, ihre Gedanken und Ausdruͤcke fo gut
als möglich zu plünden und ben Raub gefhidt zu verfeden.
Indefien lann nicht geleugnet werben, daß wenigſtens in den
erfen zwei Jahrhunderten diefer Periode noch viele Dichter ges
finden werben, denen man faſt vollendete Diction, Feinheit der
Empfindung, Schwung der Phantafie, Selbſtſtaͤndigkeit und Ges
Iumgenbeit der Gleichniſſe, mit einem Worte, dichteriſches Genie
nit abfprechen kann, wenn aud auf. der anderen Seite bie
Ueberſchwemmung des literarifchen Marktes mit poetiſchen Pro⸗
ducten biefer Art fo groß iR, daß viel verfificirte Profa mit un.
terläuft umd aͤcht ſchoͤpferiſche Kraft nicht gerade zu häufig iR.
Indeſſen haben diefe Arbeiten meiftentheild das große Berbienft,
daß ihre Stoffe, beſonders in Deutſchland im Reformationdzeits
alter, Die Gegenwart betrafen und nicht in Idealen ſchwaͤrmten,
dabei aber doch auch anregend für bie humaniſtiſchen Studien wirkten,
$. 548.
Beraten wir nun aber die einzelnen Länder, wo bie neu⸗
lateiniſche Poeſie blühete, fo werden wir zuerſt Italien, als
ben Sig derſelben, zu betrachten haben. Wir treffen bier ben
Diplomaten umd Mitarbeiter des Aldus Manutius Andreas
Navager o aus Venedig (1488 - 1529), den Nachahmer des
Gatug!), den berühmten Gicerontaner Jacob Sadoletus auß
Rotena (geb. 1477, + 1547), nachherigen Biſchoff von Cars
venttras und Cardinal (1536), den bekannten Wpologeten ber
Philoſophie (im Phaedrus), unter defien übrigens nicht zahlrei⸗
den Gedichten der Laocoon ſeines Stoffes würbig if”), den
gelehtien Arzt Hieronymus Fracafloro aus Berona (geb.
1488, + 15553), defien Syphilis durch die poetifche Auffaffung
eines hoͤchſt unaͤſthetiſchen Stoffs und ausgezeichnete Sprache feinen
Ramen unfterblih machen muß’), den Marcus Hieronymus
Bida aus Eremona (1490—1566), Biſchoff von Alla, deſ⸗
m Scacchia Iudas (Schachſpiel) nur durd felne Bombyces,
a Muſter von Gorrectheit in Styl und Ausbrud übertroffen .
wind, wenn man auch nicht wit Julius Scaliger in der Cri⸗
38 Dichtkunſt, ‚Lateinifche, in Italien.
tit der Dichter ſeiner Zeit (Poet. L. VI. c. 4.) feine Poetica
ber des Horaz vorziehen will), den Gegner des Lucrez Sci⸗
pio Capicius aus Neapel (+ 1562), defien zwei Bücher de
principiis rerum für feine Zeit ein ziemlich gutes Syſtem ver
Phyſik enthalten?), den nebſt feinen Brüdern gleichberühmten
Philoſophen und Arzt Hieronymus Amaltheus aus Bor
benone (1506 — 74), den der großeMuret für den erſten Dich⸗
ter Italiens erflärte®), den Betrus Angelus Manzoli, bes
kannter unter bem Anagramm feines Namens Marcellus
Balingenius aus Stellata, defien Zodiacus vitae voll ſchöͤ⸗
ner Verſe, trefflicher Gleichniſſe und moralifcher Lehren iſt, leider
aber durch ſeine langweiligen Tiraden gegen die Roͤmiſche Curie
zuweilen ungenießbar wird”), den trefflichen Odendichter Jacob
Sannazaro aus Neapel, bekannter durch feinen Schäferroman
Arcadia (1474—1530)°), den Lyrifer und Metaphraft der Pſal⸗
men Johannes Antonius Flaminius (Zarrabini) aus
Imola (+ 1536), defien Sohn Marcus Antonius aus
Ceravalle (1498 —1550) fi ebenfalls als geſchickter Ciegifer
dur feine Nahahmungen des Horaz, Tibul und Catull einen
größeren Ramen machteꝰ), ald man ben noch zu nennenden Did:
tern in der Bulgärfprahe Bembo, Molza') und Giovanni
della Eafa!!) zugeftehen kann, wogegen wieder bie Elegieen
des bekannten Grafen Balthafar Caſtiglione?) claſſiſch
find. Weiter nennen wir bier den gebanfmreihen Eoliue
Galcagnint aus Ferrara (1479 — 1541)”), den unglüuͤd⸗
hen Antonio degli Pagliaricci, befannter ale
Aonius Palearius (geb. nah 1500, verbr. 1570) auß
Beroli bei Rom, deſſen nur etwas zu ungleich ſiyliſirtes Gedicht über
die Unfterblichkelt der Seele ihm eine Stelle unter den erſten
Denfern und Dichtern feiner Zeit geſichert hat!“), bie gelehrte
Humanifin und oft bart bedrängte Lutheranerin DIympia
Fulvia Morata aus Ferrara (1526—54)"°), die Gebruͤder
Capilupi aus Mantua!), den claffifch gebildeten Mythologen
Liltus Giraldi aus Ferrara (1489-1552) ), den guten
Epifolographen Lazaro Bonamici (1479-—1522)). Nun
nehmen aber die Dichter fehr fchnel ab, denn im 17ten Jahr⸗
hundert find nur noch Benedict Averani aus Sloren;
\
Dichtkunſt, Sateinifche (Drama) in Italien u. Deutfchl. 39
(16455—1707) Brofeffor zu Pifa'’), der Jeſuit Nicolaus
Bartbenius Gianetaſio aus Neapel (1648 — 1715),
defien treffliche Raturfchilderungen nur durch feine Glafficität des
Huedrude und der Compoſition übertroffen werden’), der ebenfo
geißvolle als gebildete Satirifr Ludovico Sergardi aus
Sima(1660 — 1726)*'), der befannte Mathematiter Tommafo
Geva aus Mafland (Jeſuit, geb. 1648, +1737), defien Epos
von der Kindheit Jeſu zu dem Schönften gehört, was bie neulatels
nifhe Poeſie aufzuweifen hat??), zu nennen, die neue und bie
nareftegeit hat dagegen nichts hervorgebracht, was über die Ge⸗
woͤhnlichkeit hinausginge. Uebrigens iſt noch zu bemerfen, daß
auch mehrere dramatiſche Arbeiten von Italiaͤnern in lateiniſcher
Eprache übrig find, fo aus d. 16. Ihdt. von Ant. Thy leſius aus
Coſenza eine Tragödielmber aureus”), und von dem Biſchoff von
Coma Eoriolanus Martiranus mehrere fleife Nach⸗
abmungen der Alten in Berfen, ohne Abthellungen in Acte oder
Scan”), und als Proben der in den Iefultercollegien von den
Zöglingen häufig aufgeführten dramatifhen Darftellungen von
Begebenheiten aus der Gedichte der Heiligen, der Jeſuitenmaͤr⸗
iprer und frommen Wunderthäter eine ganze Sammlung derartiger
Saͤchelchen von Ricolaus Avancinus?) aus Tyrol, Je⸗
fuitensifitator von Böhmen (+ 1685).
Bereits zu Anfange diefer Periode konnte Deutfhland
ſchen mit Italien auch in dieſem Zweige der Literatur in bie
Schranken treten, denn dieſelben Männer, die, wie unten gezeigt
werden wird, fih um die Miederberftellung der Wiſſenſchaften
überhaupt verdient machten, thaten fih auch als lateinifche Dich
tee hervor. Alnter ihre Zahl gehören Sohannes Murmel
ms Ruremonde (1470—1517)7°), Heinrich Bebel aus Ju⸗
Ringen (geb. 1470% gef. 1518), Melanchthon's Lehrer, deſſen
Facetine, worin er die Lieverlichfelt und Dummheit der Deuts
ſchen Pfaffen an den Pranger Flellt, nicht wenig zum Gebeihen
er Reformation beittugen?”), Jacob Locher, genannt Phi.
lonuſus aus Ehingen. (1470-1528), der berühmte Ueber
ker des Brandſchen Narrenſchiffs *), die Epigramme und Apo⸗
je der Leipziger Schönen des geiftreihen Profeſſors zu Mar⸗
hy (1626), Hermann von der Busfde aus Saflen-
*
40 Dichtkunſt, Sateinifche, in Deutfchland.
berg im Münfterfhen (1464— 1534) ?°), der berühmte Untiquar
und Ueberfeger der Klaffiter Bilibald Pirkhaimer aus Eid»
fHädt (geb. 1470, + 1530), Batrisier zu Nürnberg”), deſſen
TIrauerelegie auf Albreht Dürer befannt genug iſt, ber große
Ulrich von Hutten?) aus Stedelberg bei Fulda (geb. 1488,
gef. 1523), in Italien claſſiſch gebilbet, der furchtloſe Berfpot-
ter der Gebrechen der Kirche (Epistolae virorum obscurorum)")
und Herold ber deutfhen Freiheit gegen bie Ultramontanen, in
feinen ſcharfen Verſen, den Fruͤchten jener vielbewegten ſchoͤnen
Zeit des Erwachens des menſchlichen Geiſtes aus langem Win
teıfchlafe Borfämpfer, fein Freund und Helfer bei feinem großen
Unternehmen Johann Erotus?”) (Jäger), Rubeanus aus
Dornbeim bei Arnſtadt (+ 1535— 40), der fcharffinnige, aber
leider zweideutige Defiderius Erasmus”), der gutmüthig
wigige Dimar Nadtigali”) aus Straßburg (+ 1535), der
gelehrte Critiker Bincenz Opfopdus (Koh) aus Franlen
(+ 1588—9)), der große Helleniſt Eoban Heffe Göͤbb⸗
hen) aus Bodendorf (1488—1540), an gluͤcklichen Dichter⸗
gaben der Ovid feiner Zeit”), die claſſiſch gebildeten Männer
Melanhtbon”) und Joachim Camerarius aus Bam
berg (1500—1574)”), und befonder6 der Satiriter und Ueber⸗
feger des Sophorles Thomas Naogeorgus (KKirchmayen)
aus Straubing (1511— 78)”) WIE trefflihe Epigrammen
dichter zeichnen fih aus Eurifus Cordus (Heinri Urban)
aus Simmtshaufen in Oberhefien1486—1535), Profeſſor zu
Marburg und Ueberſeher des Ricander*!), Simon Lemmiut
(Lemchen) aus Braubündten ?) (1514— 50), als Satiriler
Nicodemus Friſchlin aus Exingn (1547—90), auf
fonft als gelehrter Philolog und Redner berühmt*), und der
deutſche Anatreon Friedrich Taubmann aus Wonſes in
Baireuth (1565— 1613), der aber leider in feinem Privatleben
zum gemeinen Spaßmacher herabſank“). Sehr glüdliche Nach⸗
ahmungen Ovidifcher Elegieen lieferten Petrus Lotichius
Secundus aus Schluͤchtern im Hanauiſchen (1528 — 60)*),
der berühmte Koͤnigsberger Brofefior Georg Sabinus (Schuͤ⸗
fer) aus Brandenburg (1508—60)*), weniger ber befannte
Arzt Johann Sambucus aus Tymau (1531—84)"); in
— — — — — — — — — — — — | — u mm — — u — — — — — — — — — — — — —
Dichtkunſt, Lateiniſche Drama) in Deutſchland. 41
der Lyrik, beſonders als Rachahmer des Horaz, war der Jeſuit
Jacob Balde*) aus Enſisheim im Elſaß (1603 — 68) aͤu⸗
ßerſt gluͤcklich, ohne jedoch Vollendung zu erreichen. Miscellan⸗
dichtungen ſind des Biſchoffs von Paderborn Ferdinand von
Fuͤrſten berg (1826 — 1683) Arbeiten"), mehr teligioͤſes Element
herrſcht in den Arbeiten des Fortunatus a Juvaltis
(1557— 1654) °), des auch unten noch zu erwaͤhnenden Baus
(us Meliſſus (Scheve) *), deſſen Natürlichkeit und Anmuth,
ſowie geſchickte Nachahmung der Alten ihn zum beſten lateiniſchen Dich»
ter ſeines Vaterlandes in dieſer Zeit gemacht haben, der barocken
Anna Marta von Shurmann aus Eöln (1607 — 78)2).
In der neueften Zeit haben mit verfciedenem Erfolge 3. 9.
Erneti, J. F. Chriſtꝰ), 3.E. Böhme), Ch. A. Klotz8),
F. W. Reiz, H. G. Reidard), ©. A. Bag”),
Chr. J. Elovius®), Mid. Denis”), A. Corn. Stock⸗
mann), Ferd. Drüd, Döring, Mitſcherlich, Gott—
fried Hermann, Ep. Jer. u. F. W. Ehrenft. Rof), C. D.
Fuß”), und bei feſtlichen Schul» und Univerſitaͤtsbegebenheiten eine
aroße Anzahl von Schulmännern und Univerfitätsichrern ben
Pegafus befliegen, ohne mehr als enhemere Anerkennung ges
funden zu haben. Auch unter den Deutfchen findet fid,
abgefehen von dem fatirifhen Dialoge Julius®), eine
Menge _dramatifcder Dichter, an deren Spitze Johann Reuch⸗
Iin®), Thomas Raogeorgus®), Hieronymus Zie.-
gler®) ausRottendurg, Jacob Schöpper?”), ein gewiſſer
Pfeudonym Chr. Stümmel“) (Comer?) flehen, der das Studen⸗
tenleben jener Zelt nicht übel geſchildert hat, fo wie. der eben fo
wisige als claſſiſche Srifalin®), von ‚denen freilich die für
ihre Seminariften gefchriebenen elenden Arbeiten der Sefuiten Ja⸗
cob Bidermann”), Simon Kettenpyader”'), Anton
Elaus”), Peter Bemble?), Marrianus Wimmer”)
Sranz Reumayr”‘) u. A., die ih blos der Euriofität wegen
nenne, gewaltig abfledhen. Eiwas beffer find die für feine Schuͤ⸗
fer zu Tübingen gebichteten Stüde des Rectors (1625) Fried.
Herm. $layder”), wenn aud darin Emma zum Eginhard fagt:
pol duleius non meıinini me onus portasse, und biefer ant-
wortet: neque ego me mollius in vita equitasse memini,
44 Dieefunft, Lateiniſche, in Deuſchland.
22) ©. 6. Ferrari in db. Racc. d'op. sc, T. XLIV. p. 257 —
Sylvae. Mediol. 1718 8. Puer Jesus L. IX. ib. '1699. 1718. Berol.
1797. 8. Deutih v. D. G. Müller. Magbeb. 1822. 8. v. Muͤchler. Bel.
1791. 8. v. Zeitelrod. Dilling. 1842. 8.
23) &. Morelli, Bibl. Mess. T. I. p. 456 sq. Poeimata. Rom.
1524. 4. u. Del. T. HI. p. 1154 sq. Opera. Neap. 1762. 8. Imber au-
reus tragoedia. Ven. 1529. 4, Antv. 1546. 8.
24) Tragoediae VIII, Medea, Electra, Hippolytus, Bacchae,
Phoenissae, Cyclops, Prometheus, Christus. Comoediae Il. Plutus,
Naben Odyssese L. Xll. Batracomyomachia. Argonautica, Neap.
1 . .
25) Poesis dramatica. Colon. 1675—79. IV. 12. Rom, 163, V.
a Iyrica, qua cont. Lyric. L. IY, et Epod. L. I. Viudob.
1760. 12.
26) Elegiar. moral. L. IV. s. 1. 1508. 4. De magistri et discip.
offic. Epigr. Lib. Col. 1510. 4. u. a. in d. Delic. poet. Belg. P. Ill.
. 665 aq. cf. Niefert, I. M. lit. Verd., in d. Weſtph. Zeitfchr. 1825. 4.
—8 IT. &t. I—X1.
27) ©. Facetiae. Antv. 1541. 8. Lips. 1600. 1615. 12. u. Öft.
Deutih. a. a. D. 1558. 8. Frkft. 1589. 1606. 8. (f. dar. K. Hay,
Deutſchl. Lit. u. Relig. Verhältn, im Rel. Beitalt. Erlang. 1841. 8. Bd.1.
p. 381 sq.) Web. f. Geb. f. ob. Bd. II. p. 324. ar. 8.
28) Stultifera navis. Basil. 1497. A. 1572. 8, u. öft. u. mehr. tin.
Ge. f. ob. a. a. D. ur. 7 angef.
29) ©. Allg. Lit. Anz. 1800. p. 1324 9. Rafmann im Weftphäl. Anz.
1810. p. 1635 sq. u. ob. a. a. D. nr. 9. Carmin. partim in ltalne
urbibus partim in patria contextorum L II. s. 1. et a. 4. Bpigr. L.
II. Lips. 1504. 4. Lipsica s. de laude cultuque urbis Lipsensis Sil-
va. Lips. 1504. 1519. 4. u, b. Mencken Diss. Hit. Lips. 1734. p. 177 8Q.
De prellis Lipsiensibus. s, 1. et a. 4. And. in b. Delic. poet. Germ.
T. 1. p. 833 sq.
30) Erhard, W. Pirkh. u. f.Zeit, in d. Eleutheria 1820. Wp. III. C.
Münd, B. P. Schweizerkrieg u. Ehrenhandel m. f. Feind. zu Nürnberg.
Bafel 1826. 8. M. M. Mayer, W. 9. Aufenth. wu hof v. ihm f. ge
(child. Rürnb. 1828. 8 Niemeyer im Biograph Bd. III. p. 239 ng. Er⸗
hard Bd. III. p. 1—60. Hagen Bd. I. p. 188 sq. — Opera coll. rec. et
ig. M. Goldast. Freft. 1610. fol.
31) ©. J. Burckhard, de Ulr. de H. fatis ac meritiscomm. Wol-
fenb. 1717—23. I. 8. u. Anal. Hal. 1749. 8. ©. B. Panzer, Ueb. U.
dv. H. in.liter. Hinſicht. Nürnberg. 1798. 8. ©. 3. Wagenfell, U. v. 9.2
ſ. Leb. f. Char. u. f. Schriſt. gefchild. ebd. 1823. 8. Herder im Deutid.
Mercur 1776. I. p. 174 sq. VII p. 3 aq. u, Zerſtr. Blätt. Bd. V. u.
Werke Bd. XII. p. 76 sq. Meiners debensbeſchr. Bd. III. p. 1 3q, Eber⸗
hardi, Web. d. Huttenſch. Burgen Steckelberg u. Stolzenberg, in Ilgen
Zeitſchr. f. hiſt. Theol. 1843. IV. p. 28-35. Ranke, Deutfchl. im Reform.
Zeitalt. Ih. I. p. 415 sq. Preuß, Literarh. Tafchenb. 1843. p. 369 ng:
Br. A. Kraft, Kleine Schulfhr. p. 191 sq. Stodmeyer in d. Beitr. d-
pif, Geſ. zu Bafel. 1843. 8. p. 152—107. cf. p. 442-473. Grhard Od.
31. p. 769 nq. K. Sagen, Zur polit. Geſch. Deutfchlande. Stuttg. 1842. P.
p. 165—268. 9. Bürk, U. v. Hutten. Dresb. u. Leipz. 1846. 8.— Opera
q. exst. omn. coll. ed. varligq. adnot, ill. EB. 3. H. Münch. Bero).
1822 - 26. V. 8. Auserleſ. Werke äberf. u. herausg. v. E. Münch. Lypzg
1822-23. IH, 8, Ule, v. Hutten u. e. f. Beitgmoflen Geb. her. v. MI.
— — — — --
Dichtkunft, Sateinifche, in Deutfchland. 45
ESchreiber. Heidelb. 1810. 1824. 8. U. H. in Wedegum Loez et filium
ejus Henningum Querelarum L. II. ber., überf. u. erl. v. ©, Ch. v.
Mohnike. Greifsw. 1816. 8. Jugenbbichtungen, didact. biogr. u. fatir. epis
gramm. Inh. 3. erſt. M. vollſt. überf. u. eri., herausg. v. E. Münd).
Stuttg. 1838. 8. Mehr. Geb. in d. Delic. poet. Germ. T. III. p. 635 sq.
32) Epistolae obscurorum virorum. YVenet. (Hagen. 1515.) T. II.
Basil. 1517.) 12. Freft. ad M. 1624. 8. Lond. s. a. 12. 1689. 12.
(ar. M. Maittaire) ib. 1710. 12. 1742. 12. Ep. obscur. vir. aliaq.
aevi XVI. monum. rariss. her. u. erl. v. E. Münd). Epzg. 1827. 8. Kür
den Berfaffer hielt Meiners 9. III. p. 71 sq. Ulrih von Hutten, und
Crotus nur für Iheilnehmer, für den Verfaſſer des erſten Buches aber
den Buchdrudergehilfen zu Hagenau, Bafel u. Mainz Wolfgang Angft
Mohnike in Erſch Encyel. Bd. IV. p- 106 8q. , fo daß Hutten und @ros
tus nuram zweiten thätig gewefen wären, an Reuchlin dachten noch Reif-
fenberg Meın. %. ]. deux prem. sitcles de l’univ. de Louvain p.
44--54. u. Eichstaedt, De poesi culinaria. Jen. 1831—-38. 4., bages
en erklaͤrt Crotus wieder für den Verfaſſer bes erften Th. das Diarium
olanum. T. IV. (Jen. 1712.) $ 412, während doch das ziemlich gleichs
zeitige Formulare und Teutſche Ahetorica s. 1. et a. 8. ebenfalls fchon
Hutten biefes Verdienſt zufhreibt, f. Münch ad Hutten. Op. T. II. p.
323 sq. u. in ſ. Mufeum. zo 1. Bd. II. p. 319 sq. u. Ginleit. zu d.
Epist. p. 45—5}. Welt. Eit. |. b. Ebert Bd. I. p. 537. nr. 6827. Eine
darauf von Drtuin Gratius abgefaßte Antwort find die Lamentationes
obscurorum virorum, non prohibite per sedem Apostolicam. s. 1.
(Colon.) 1518. 4. Colon. 1649. 12. —* B. 1664. 12. ſ. Foͤrſtemann in
d. Neuen Mittheil. d. Thüring. Gähf. ©. a. d. Geb. d. hiſt. Forſch. 1837.
Bd. III. 4. p. I sq. Bullet. da Biblioph. 1843. B: 99 ng. Mohnike in
Jigens Zeitſchr. f. hiſt. Theol. 1843. III. p. 113- 122.
33) S. Erhard. II. p 281 aq.
34) Wichtig iſt ſein Lobgedicht auf England, ſeine Epigramme und ſeine
mete. —* d. Hecuba und Iphigenia des — ſ. Oper. 1.
35) €. Brucker in Schelkorn. Amoen. lit. T. VI. p. 453 4q. u.
Schelhorn. äb. T. VI. p. 478 sq. X. p. 1242 sq. ©. G. am Ende in
Strobel's Miscell. Lit. Inh. Samml. IV. p. 3 sq. Mohnike b. Ilgen a. a.
D —* ar. 5. Joci. August. 1524. 8.Seria jocique. Argent. 15%. .
@ u. ®
36) ©. Gedichte in d. Delic. poet. Germ. T. IV. p. 1002 sq.
37) ©. Erharb Bd. II. p. 288 sq. Hannov. Mag. 1763. p. 1063 zq.
K. F Loffius, 9. E. Heſſ u. f. Zeitgen. Gotha 1797. 1827. 8. Kreyssig,
Narr. de Hel. Eob. Hesso. Misen. 1843. 8. Opera. Schwab. Hall.
1539. Freft. 1564. 8. Psalter. David. carm. redd. Lond. 1581. 8. Eclog.
XVII in d. Auct. Bucol. Bas. 1546. 8. p. 510 sq. Venus Triamphans
ed. Froebel. Rudolphop. 1823. 12. 9. ®eb. in b. Delic. T. I. p.
1283 sq.
38) Carmina in b. Delic. T. IV. p. 328 sq.
39) Carm. ind. Delic. T. IM. p. 1sq. .
40) ©. am Ende in Strobel's Misch. Sammt. IH. p. 1 . 6,
Card, a. D. T. IV. p. 997 nq. p. 107 09. ©
41) ©. Neuer Deutfher Mercur 179. Bo. IT. p. 276 sq. . Lit.
Anz. 1796. p. 341. N. Racc, d’Op. scient. T. XXI. p. 5—%. Opera
poetica. =. 1. et a. (1550) 8. ed. H, Meibom. Heimat. 1614. 8. u. in
46 Dichtkunſt, Lateinifche, in Deutſchland.
db. Delic. a. a. D. T. II, p. 638 sq. Eclogae X, in d. Auct. Bueoliei
42) ©. Strobel, Leb. u. Schrift. d. S. L. NRürnb. 1792. 8. Leffings
Schrift. Bd. II. p. 15q. Strobel R. Beitr. z. Lit. Bd. III. 1. p- 1-
156. Epigrammaton L. II. Viteb. 1538. 8. Epigr. L. III. s, 1. 15%.
8. Amorum L. IV. s. 1. 1542. 8. Bucolicorum aeglogae Y. Basil.
s. a. 8. Apologia contra decretum, quod Yiteb. academ. evulgarit.
Colon. #. }. 8. Homerus lat. carm. factus. Basil. 1549. II. 8. And. in
db. Delic. a. a. D. T. II. p. 1035 sq.
43) ©. Gong in Hausleitners Schwäb. Ach. Bd. II. ©t. I. u. Sl.
Prof. Schr. Zübing. 1821. I. p. 1 sq. Lyser Syll. Epist. p. 12% sq.
Deutfhe Acta Erud. T. CXX. p. 845 sq. Opera epica. Argent. 15%.
8. Opera elegiaca. ib. 1601. 8. Opera scenica. ib. 1604. 8. Opera
poet. ib. 1589. 8. Oper. poet. Paraiipom. Gerae 1607: 8. Carm.L.Ill.
Argent. 1622. 8.
44) ©. 3. X. Ebert, T. Leb. u. Verbienfte. Eifenberg 1813. 8. Fr. T.
Melodaesia s. Epulum Musarum. Lips. 1622. 8. Schediasmata poe-
tica. Viteb. 1604. 4.
45) ©. Heumann. Poecile T. II. L. III. $: 459 sq. Burmann.ed.
carm. Lot. T. II. p. 72—166. L. G. Mogen, De P.Lotich. Sec. Giess.
1751. 4. Bubil Bd. III. p.208. 237 sq. Poemata. Paris. 1551. 12. Lips.
1561. ed. P. Burmann. Anstel. 1754. M. 4. ed. C. T. Kretschmar.
Dresd. 1773. 8. Eleg. Deutſch v. E. ©. Kößlin. Halle 1826. 8. Opera
omn. c. ej. vita p. J. Hagium. Lips. 1609. 8.
46) Opera Argent. 1554. Lips. 1606. 8. Carm. Viteb. 1563. Lips.
1589. 1597. 8. u. in b. Delic. poet. Germ, T. V. P; 9% sq. ©.P.Al-
.bini Vita G. 8. Viteb. 1588. ed. Th. Crusius. Liegn. 1724. 8. ®.
W. Heffter, Erinn. an G. Sab. pr 1844. 8. M. Töppen, D. Grün.
db, Univ. zu Kön. u. d. Leb. ihr. erft. Rect. G. ©. Königsb. 1844. 8.
47) S. Ungar. Map. 3b. I. p. 414 sq. IV. p. 498. Icon. vet. aliq.
ac recent. medic. philos. elegiolis suis ed. Antv. 1574. fol. Emble-
mata. ib. 1564, 8.
48) ©. Echlegel, Gharact. Bd. II. p. 342 sq. Carmina. Col. 1600.
IV. 8. Op. poet. omn. Monachi 1729. 8. Lyrica et Epodon L. Mon,
1643. 12. Colon. 1646. 8. Sylvar. L. VII. Mon. 1643. 12. J. K. Orellı
Anthol. Iyr. poet. lat. rec. aevi not. ill. ib. T.I. 3: B. carm. sel. Turicı
(1805) 1818. 8. Carm. sel. rec. Aug. 1829. 11.8. Wien 1824. 8. Bavarias Mus
fen in T. 3%. Balde's Oden a. d. Lat. in d. Versm. d. Urfchr. überf. v.
%. B. Reubig. Münd. 1828—29. II. 8. Kempt. 1830. Bd. IH. 8. 3.8.
Gebichte verd., in 3. G. Herder's Terpfgchore. Nübed 1795—96. Leipz. 1812.
II. 8. u. in f. Wert. Bd. XIV. Dden u. Gpifoden v. Aigner. Augsb.
1831. 8. Auch e. Trag. Jephthias. Amberg. 1654. 8,
49) Monumenta Paderbornensia. Lemg. 1714. 4. S. Budik 3b.
III. P. 150. 167 SQ.
50) Comment. vitae et selecta (106) poemata. Chur. 1823. 4.
Leb. Deutich v. Lehmann. Ulm 1782. 8.
51) Naeniae, Epigramm. etc. Heidelb. 1592. Schediasmata poe-
tica. Paris 1586. 8. Sched, poet. II. ib. 1625. 8.
52) ©. Paqsot Mein, T. XVII. p. 103 sq. Virgo Batava [. En-
com, A. M. Sch. a 3. Catsio ed. n. vero carm. expr. a J. Crucio.
Einleitung. Buchdruckerkunſt. 35
1838. 9.11. p. 360g. Ueb. d. Drude a. d. Libanon ſ. Catal. deS. deSacy T. I.
p- 412 sq. Ueb. die zu ‚Boulag f. Reinaud im Journ. Asiat. T. VII.
u. Bianchi ib. II. Serie. T. II. — Thomas, The history of prin-
üng ) in America. Worcester 1810. II. 8. Bullet. d. biblioph. 1836.
sq. Berl. Mag. d. Ausland. 1835. nr. 97. — cf. dr Me,
—28 bes Buchhandels u. der Buchdruckerkunſt Darmft. 1834—35.
L. Lalanne, Curiosites bibliogr sraphiques. Paris 1845. 12.
9 —— And. b. Brunet. Man. du L p. 631 sq.
2,1 J. Martin, Bibliogr. catal, of books privately printed. Lond.
G. 546,
Nachdem wir jet von den Urſachen geſprochen haben,
welde das Gedeihen der literärifhen Eultur in dieſer Periode
gefördert, gehen wir nun zu denjenigen fort, welche berfelben auf
der anderen Seite im Wege geflanden haben. Auch biefer
find nicht wenige, von denen wie natürlih nur die haupt⸗
fächlicäften politifcden und moraliſchen hervorheben wollen, ohne
und im Speciellen über die bei den einzelnen Nationen befon-
ders überwiegenden zu verbreiten. Es werben folgende, ſeyn:
1) Die vielen, theild aus politifhen, theils aus religiöfen
Intereſſen geführten Kriege,
2) Die theologifhen Streitigkeiten, theils zwiſchen Proteſtan⸗
ten und Gatholifen, theils zwiſchen den “Proteflanten uns
ter ſich ſelbſt.
3) Mehrere Staatsumwaͤlzungen und die daraus entſtandenen
Kriege und ihr verberbliher Einfluß auf die Verbildung
der Jugend und Hinführumg berfelben auf politiſche Träus
merein von allgemeiner Gleichheit und Guͤtergemeinſchaft
(Gommunismus), entflanden aus ber unbefugten Einmi⸗
[dung von ungebildeten, durch bethörte Optimiſten und
politifche Schwärmer verführten Handwerkern u. bergl.
in ihnen völlig unbegreifliche Staatsangelegenheiten.
4) Die in einem Theile des Nordens ſeit der Franzoͤſiſchen
Revolution nah und nad erzeugte Mißachtung der pofi⸗
tiven Religion, im Süden aber die Einmifhung der Je
fuiten in vie widtigften Angelegenheiten des Staats -
und Familienlebens.
5) Der ſchlechte Zuſtand ber kleinern politiſchen Journaliſtik, Die
nicht zum geringſten Theile theils in den Haͤnden feiler
Scribenten oder wenigſtens politiſch⸗ befangener Bartels
| 3
48 Dichtkunft, Sateinifche, in den Miederlanden.
69) Op. poet. N. Fr. pars scenica, in qua sunt ‚Com. quinque
Rebecca, Susanna, Hildegardis, Julius redivivus, Priscianus vapu-
lans, Tragoediae daae. Venus. Dido. Argent. 1585. 8. ib. 1589 8.
(hier ift e. n. Som. Helvetio-Germani) Viteb. 1636. 12.
70) * theatr. sacri s. Op. posth. R. J. Rid. Mon. 1666. I. 8.
71) P. Sim. Reitenp. Sel. dram. div. temp. conscr. et in sceua
rec. Salisb. 1683.
72) Tingoedine Indis auiumn. dat. auth. P. A. Claus. Wirceb.
1753. 8. Exerc. theatr. a soc. Jesu mag. inf. class. dir. R. A. CI.
Ang. Vind. 1755. I. 8.
73) Affectus humani — argnın. quingue meditationum q. con-
greg. lat. maj. B. V. Marise matris prop. ab angelo salut. temp.
guadrages. exhib. Monachii a. 1758. Mon. 1758—64. 4, Foͤrmliche
pfterien im Selm. d. en Ihdts. ueb f. — Manier ſ. L. Feuerbach,
Saͤmmtl. W. Bd. I. p. 183
74) Tragoediae. Werimb, 1764. 8.
75) Theatr. polit. s. Tragoed. ad commend. virt. et yitior. de-
test. ol. lud. autumn. nunc typ. dat. a Fr. Neumayr. S. J. Aug.
Vind. et Ingolst. 1760. 4.
76) Janua portatrix com. Tubing. 1625. 8. Ludovicus bigamus.
Com. nova. Tubing. 1625. 8.
$. 549.
Auch bei den Niederländern!) fehlt es gleich zu An⸗
fange diefer Periode niht an guten Kateinifhen Dichtern. An
ihrer Spige flieht Karls V. Geheimierretär Remaclus (Huf) de
Florennes?), als Lyriker berühmt, mehr noch aber Johan:
nes Secundus?, (Ian Nicolai Everard) aus dem Hang
(geb. 1511, gef. 1536), berüdtigt durd feine lasciven Küſſe.
Nicht übel find die Arbeiten ves Peter Nannius (Ranningh*)
aus Altmar (1500— 1557) Profeffors zu Löwen, des gelehr⸗
ten Grititerd Janus Doufa (van der Does)*) aus Norwic
(1545 — 1604), des erfin Curators der Univerfität Leiden,"
und des befannten Sammlerd der lateiniſchen Grammatiker,
Elias PButfhius‘) (van Putſchen) aud Antwerpen (1580.
—1606); leider zu geziert und gefünftelt find die theilweiſe
erotiihen Gedichte des Dominifus Baude’) aus Nyffel
(1561 — 1613). Indeſſen blüht das goldene Zeitalter der
Holländifgen Neulateinifhen Poeſie erfi im 17ten Jahrhundert,
zwar nicht gerade mit Zufus Rydius®) (+ 1627) und
Euriceus Puteanus aus Benloo (1574—1646)°) und
Sateinifche Poefie. (Drama) Wiederlande. 49
Kari Barläus!) (van Barle) aus Antwerpen (1584 —
1648), deſſen Schilderung der Liebesgeſchichte Eginhards und
Emmas faft kindiſch fpielend if, allein man leſe nur die Ele
gien des Jeſuiten Sidronius Hoſchius!!) (oder vÄn
Oſſche (1596-1653), die Ueberfegungen Geiechiſcher Dichter
in Lateiniſde Verfe, die wir von dem großen Hugo Orotius”)
noch übrig haben, oder die kleineren Micelangebichte des flei⸗
Bigen Geſchichtsforſches Johann Iſaak Bontanus?) aus
-Helfingör, Profefiors zu Hardermyf (1571—1640) und des
gelehrten Kritikes Daniel Heinfe‘*) aus Gent (1582—
1655), Profefiord zu Leiden, oder des nicht weniger berühmten
Janus van Broufhuyzen’) aus Amſterdam (1649 —
1707), und befonders des Jeſuiten Jacob Wall (Duval) aus
G@ourtray (geb. 1599, gef. um 1680) heroifche und Iyrifche
Gedichte, mit de ſich Feiner feiner Zeitgenofien meſſen kann '9),
und man wird nichts dagegen einwenden fünnen, wenn
fih die Holländer für die beften Nachahmer des claffiichen Geiſtes
ausgeben. Ja fie haben fogar einen trefflichen Lateinifchen Steg»
teifdichter an dem wisigen Eynifer Beter Johannides Be;
ronicius") aus Brabant (+ nad 1677 in Gecland), dem
beim Holzfpalten, Scheerenſchleifen und anderen niederen Be
fbäftigungen die Verſe wie von ſelbſt kamen. Wein auch in
der neueren Zeit haben fle nicht nachgelaſſen, denn wer kennt
nicht die trefflicen Verfe des großen Peter Burmann?®),
des Gerhard Hooft!) aus Amferdam (1750— 1768), bes
Lorenz van Santen”) (1764— 98), des Hieronymus
van Boidh (1740 —1811)?), de8 Hermann Bosfha?)
(geb. 1755, + 1819), mit deſſen anmuthigen Elegieen nur bie
des Richäud van Dmmeren?) wetteifern. — Aber aud
im Lateiniſchen Drama find die Holländer nicht zurüdgeblieben,
fondern haben mancdberlet Trefflihes geleiftet. An der Epitze
flieht. die berühmte Comödie des Haager Restore Wilhelm
Gnaphaäus? (eigentlih Volder oder Le Foullon, daher
Bullonius, + 1568), welche wie feine Hypocrisis und Moroso-
ophus zu theatralifhen Borftelungen in der Schule beftimmt
war. Andere Arbeiten diefer Art verfaßten Corn. Erocu8?°), Jefuit
(+ 1550) aus Amſterdam (Josephus), Georg Langeveld oder
Gräfe, Handduch ds Literärgeſchichte. ILL. 4
50 Sateinifche Poefie. Niederlande.
Macropediu 6°) (+ 1558), deſſen Hecastus befanntli@ and Ind
Deutfhe übergegangen if, Eornelins Shonäus aus Souda,
Rectorgu Harlem?’), Gabriel Janſens), Schulrector zu AloR, der
unter Anderm die Schwänfe des bekannten Hofnarren Karl IX.
Btuequet dramatifirt bat, u. A. Weit höher ſtehen die Tragd
diem des fhon oft genannten Daniel Heinfe”), deren eine
(Princeps Auriacus) er unter dem Namen Caspar Gadparlud
ſchrieb, und unter denen der Bethlehemifche Kindermord nur von
dem verbannten Adam und leidenden Chrifius des Hugo Gro—⸗
tiu 8°) übertroffen wird, wie man denn aud die Tragoͤdien des
Königlichen Hiftoriographen und Profeffors zu Löwen (+ 1649) Rt
colaus Bernuläus?!) ihres Lateind wegen mit Recht lobt.
Vebrigms haben auch mehrere niederländifhe Jeſuiten ſich auf
Diefem Felde verfucht, fo der Water Michael Hoyer“) M
Antwerpen, den befanntlih (Camma, Theodora) Thomas Eor
neille oft ganz ſclaviſch nachgeahmt hat, ſowie Jacob Maſe—⸗
nius), alein fie ſprechen hierin von den zweideutigften Dingen
auf die allerungegwungenfte Welfe, und gar nicht, wie es fd
für Seminariſten ‚oder angehende Priefter ziemt, fo daß ihnen
bier nur das faft unglaublibe Etüd Bustum Sodomiae des
Eornelius a Marca den Preis flreitig macht?).
1) &. Hofmann-Peerlkamp, Liber de vita, doctrina et facallate
Nederlandorum, qui carmina lalina composuerunt. Ed. II. em. &
auct. Harl. 1839. 8.
2) Epigramm. L. III. 1507. 4. Amor. L. I. Paris 1513. 4. Re
. wacli Arduenue florenatis Pelainedes. Paris. s. a. 4.
3) Basis. 1539. 4. u. öft. ed. P. Friebel. Rudolphop. 1819. 16.
lat. u. deutih v. Gr. Paffow. Leipz. 1807. 8. Carm. in db. Del. poel.
Beig. IV. p. 148 sq. Opera. Uitraj. 1541. 8. cur. P. Scriverio. Lugd
B. 16%. 1631. 1651. 12. cura P. Bosscha. ib. 1821. II. 8. &. Zub
Bd. I. p. 238 sq. 261 ag. Chardon, Melaug. T. III. p. 366.
4), ©. Paqnot Mein. T. XIV. p. 58 sq. ©. Ueb. v. 15 Pſalmen,
db. J. Latomi Paalın. Antv. 1558. 1572. 8.
5) S. Paquot T. XVI. p. 205 sq. Budit Bd. III. p. 126. 141 89.
Poemata ed. Rabus. Rotterod. 1704. 8. u. in d. Delic. poet. Belg-
T. 1. p. 44 sq.
6) ©. C. Rittershus, Vita El. P. Hamb. 1608. 4. Leben. ebd. 1726.
8. Paquot. T. IX. p. 1 sq. ©. lat. Eleg. ſchrieb er als Amandus
Rafarius in d. Delic. Poet. Beig T. Ill. p. 8di sq.
., N) ©. Paquot T. VII. p. a91 aq. Poemate. Amstel. 1640. Amore!
ed, * Scriver. ib. 1658. 12. And. in d. Delic. poet. Beig, T. |.
P- sq.
gateinifche Poeſie. Niederlande. 651
6) 6. Paquot T. IH. p. 188 ag. ©. Carm. in b, Del. poet. Belg.
IV. p. 6 89.
7 " 6. — T. XIII. p. 373 sq. G. Geb. in b. Delic. poet. Belg.
. Iil. p. 855 sq.
10) —8B Ed. IV. Amst. 1646. II. 12. Virgo androphoros.
Radolphop. 1821. 12. "
fi) Blegiar. L. VI. Lugd. 1638. 12. °
1?) Poemata. Lugd. 1598. 1617. 8. Poemata sacra. Dordr. 17%.
& Ant, in d. Delic. T. IE. p. 523 sq. Am beft. gelung. f. f. Ueberf. d.
in d. Gciech Anthol. enth. Epigramme u. ein. Stüde des Guripides f. Bu⸗
ve Bd. II. p. 312 ag. 363 a.
13) Poemata. Amst. 1634. 12.
14) Poemata. Ed. nova. Lugd. 1621. 8. Amstel. 1649. 12. u. in
d, Delic. T. II. p. 895 24. Auch fein Sohn Nicolaus, ein trefflider
Grititer der Römifchen Dichter, wird zugleih als talentooller Nachahmer
berfelben betrachtet (Elegiar. Lib. Paris 1646. 4. Poemata. Lugd. 1653.
Amstel. 1666. 8.)
“ 15) Poemata. Ultraj. 1648. 12. L. XVI. cura D. Hoogstratani.
Amst. 1711. 4.
16) Carmina. Antv. 1656. 8. 1657. 1669. 12.
17) Georgarchontumachia, Amstel. 1673. 12. Poemata c. verp.
op. P. Rabi. b. 1692. 1716. 8. Mediol, 1766. 8.
18) Poemata, ed. P. Burmann. MH. Amst. 1736. 4.
19) Poemata. ed. H. de Bosch. Amst. 1770. 8.
20) Poemata ed. et de vita, mor, et script. praef. est Hoeufft.
Lagl. B. 1801. 8.
21) Carmina ed. H. Bosch. Amst, 1803. 4. ſ. Lennep, Mem. H.
de B. ib. 1817. 8.
22) Poemata. Daventr. 1820. 8.
23) Carm. et oratioues ed. Biegenbeck. Amatel. 1827. 8.
24) Acolastus, De filio prodigo com. Antv. 1529. 8. Lutet. 1539.
Bas 1534. Paris. 1554. Antv. 1555. 8. Hypocrisis. Basil. 1544. No-
nik. 1587. 8. Morosophus de vera et personata sapientia. Gedaki
141. Borib. 1599. 8.
B) Comoelia sacra cui titalus Joseph. Antv. 1546. Colen. 1537.
Paris, 1546. 8. u. öft.
26) Omnes G. Macrop. fabulae comicae denuo recogn. Ultral,
1592-53. 8. Hecastus fahula. Colon. 1639. 8.
77) Terentins Christianas s. Comoed. sacrae sex Terent. stylo
conser.: Tobaeus, Nehemias, Saulus, Naaman, Josephus, Juditha.
Pribus accedunt Pseudostratiotae fabula prosa et ludicra. Harl.
154. 8. Amst. 1629-39. 1646. HI. 8. (mtb. 18Gomdd.) Ed. N. Paris.
1779. 8. (abge, enth. nur 4 &t.) Ä
, 28) Tragico-Comosdiae sacrae quingue ac tres fabellae c. aliq.
epigramm. Gand. 1600. 4.
39) Princeps Auriacus s. libertes defensa auct. Casp. Caspario.
Deiph, 598. 4. Lugd. B. 1602. 4. Herodes infanticidia. ib. 1682. 8,
farıs. 1638. 8.
” Hug. Grot. sacra in quibus Adamus exal. trag. Hag. Com,
it. 4, Trag. Christus patiens. Lugd. B. 1608. 8. Trag. ej. Chr.
Pal, et sacri argam. alia. Amat. 1635. A. F
- j 4
52 Lateiniſche Poeſie. Trankreich.
- 31) Tragoediae decem n. pr. sim. ed. Lovan. 1631. 8. Bd. II.
$b. 1656. 11. 8. (enth. 15 ©t.)
ı . 39) M Hoyeri Augnstiniani tragoediae aliaque poemata. Ant.
1641, 24. Theatrum castitatis s. Susanna et Camma Trag. aliaque
poeınata. Tornaci 1631. 8.
33) Palaestra eloquentiae ligatae Dramatica quae compl. poesin
comicam, tragicaın, comico-tragicamn, praeceptis et histor. rar. c.
exempl. sing.: poem. ill. aut. R. P. J. Masenio. Col. Agripp. 1057.
32. (enth. 7 Et.) f. a. St. M. Girardin, Revue de Paris 1829.
34) Bustum Sodomiae Trag. sacra. Gand. 1615. 8.
. 550.
Mir wenden uns nun nah Branfreidh, wo bie Ka
lateiniſde Porfie im erſten Jahrhundert diefer Periode ſich nicht
blos auf einige Eyigramme beihränft, wie man behauptet hal,
aber eigentlich doch erft im 17ten Jahrhundert zu blühen an
fängt. Die ältefien franzöſiſchen Dichter in Lateinifher Sprache
find theilweiſe Epigrammutiften, wie 3. B. Elaude Roillet
(1556), der aber nicht wenig ſchluͤpfrig iR’), allein es finden
fib aub Miscellandicter, wie 3. ®. Germanus Bririud
(Brie) aus Auxerre (+ 1538)2). Ein recht gutes Gedicht auf
die Weiber, als Wurzel aller Uebel, mahte Janus Oli—
varius?), dagegen hat der unglüdlibe Etienne Dolet mit
feinem Epos auf Franz I. wenig Glück gemakt*), wie denn
. audy) der berühmte Kanzlr Michel de 2’Hospital lt 1573))
zwar den Horaz in feinen Sermones nadgeahmt, aber eben nut
im Aeußeren crreitt hat, da er viel zu nüchtern if, fo daß eher det
Ruhm, ein zweiter Pindar und Horaz in feinen Oden gewefen zu ſeyn,
dem frushtbaren, unten noch zu erwähnenden Franzöſiſchen No
tionaldibter Jean Dorat‘) (Auratus) gebühren wird, deſſen
Griechiſche und Lateiniſche Gedichte faſt 50000 Verſe enthalten
haben ſollen. Ta von den Arbeiten des Theodor de Beza
naher die Nede ſeyn wird, fo erwähne ich nur noch, daß aus
der berühmte Marc Antoine de Muret’) (Muretus) Epb
gramme und Elegieen binterlaffen hat, die man denen des 6a
tull und Tibull an die Seite geſetzt hat, während feine Hymnen
allzufrei find, obfhon auch bier die Compoſition nit weniger
elafiiih If ale dort. An Reinheit der Sprache fieht Ihm Pet
berühmte Juriſt Franz Hotoman!) nidt nad, wie auf
= — — — — —
— — — — — — — —
Lateiniſche Poefle. Frankreich. 53
Henri Etienne’) (Stephanus), während die Dichtungen des
Julius Caäſar Scaliger!) (de PEocale, de Burden ober
de la Scala, 1484— 1558) und feines Sohnes Joſeph Zus
tie!) (1540 — 1609) durch ihre Härten und ihre Steifheit leider
feine Mufer für andere Dichter, die fie fo ſcharf critifirten, ſeyn
fonnten, was übrigens der jüngere (Scaligerana p. 213) ſelbſt
eingeficht. Im 1Tten Jahrhundert treten nun mehrere Dichter
auf, die aber faR alle in das Gebiet des Lehrgedichts gehören,
fo Claude Quilleı') aus GChinon (geb. 1602—7, gefl.
1661), der wegen feines fonderbaren Gedichts von der Kunf,
ſchöne Kinder zu zeugen, ein zweifelhaftes Aufſehen nemadt hat,
obgleih ihm glüdlihd gelungene Nachahmung des Lucrez nidt
abgefproden werden kann. Auh Earl Alphons du Fress
noy") aus Paris (1611— 65) har ſich in einem Lehrgedicht
verſudt, worin er mit großer Kennerſchaſt eine Apologie der
Malerei liefert, ohne durch allzu große Trodenheit läftig zu wers
den. Auch der gelehrte Theoretifee Huer!*) bat feinen guten
Geſchmack in einigen Gedichten bewiefen, wird aber von dem
Aefibetifer und Zefuiten Nene Rapin’, aus Tours (1621 —
87) infoweit übertroffen, als dieſer durd feine eigenen Arbeiten
gezeigt hat, wie er nicht blos bei den Alten gefhmadvolle Kris
tie bewiefen, fondern fi ihre Gorrectheit felbft au eigen gemadt
und durch fie fein poetiſches Talent erfi auszubilden verflanden
hat, wenn man aud Ungeſcicktheiten, wie z. 3. Chriſtus mits
ten unter den heidniſchen Göttern aufgeführt zu finden, rügen
muß. Ein anderer Jeſuit, Jaques Baniere!‘) aus Gauffes
(1664— 1739), bat in Nuturfhilderungen (Praedium Rusti«
cum) viel Geſchick bewiefen, wenn er auch feinem oben genunn«
ten Nebenbuhler in diefem Fache, den Gianetafio aud Neapel,
bei weitem nachſteht, und eben nur fo mit Birgil, feinem Mus
fler, verglihen werden kann, ale überhaupt ein moderner Dich
ter mit einem Glaffifer zu vergleichen iſt. Gine befonders chren»
werthe Erwähnung verdient noch der Kardinal Melchior de
Boltgnac!) aus Puy en Belay (1661 — 1741), deſſen
Anti-Lucretius in jeder Beriehung ausgezeihnet zu nennen
if. Auch Jean de Santeul’) (1630 — 97), Eanonicus von Et,
Birtor, hat in feiner Jugend durch feine Scifenblafe, in feinem
54 Lateiniſche Poefle. Drama. Frankreich,
Alter durch feine Hymnen ſich einen großen Ramen erworben,
welchen die ähnlihen Arbeiten der Iefuiten, Jean Commire")
(1625— 1702), deſſen Fabeln dagegen wieder recht gelungen
find, und Charles de la Rue?) (1642— 1725), ber aber
als Kanzelredner berühmter ward, obgleih er als Epiker und
Dramatiter zugleich auftrat, nicht erlangen fonnten, Mehr als
Miscellandichter erſcheint Jean Antoine du Cerceau?)
(1670— 1730), der aber auch in der Vulgaͤrſprache recht nied-
lite Sachen für die Schulbühne dichtete, wogegen der Leber
feger des Horaz Noel Etienne Sanadon?) aud Rouen,
wie Cerceau ven Sefuiten angehörig (1676—1733), In feinem
fterbenden Nicanor nur durch allzugeringe Phantafie hinter feis
nem Wufter, dem Birgit, zurüdbleibt, während er ihn an Ein-
fachheit, Anmuth, Feinheit und ſcheinbarer Naclaͤſſigkeit des
Ausdruds unbedingt ausgezeichnet copirt bat, Noch find als
bie letzten Pfeiler der neulateiniſchen Poeſie, die nah der Re
volution faft ganz in Vergeſſenheit gerieth, oder doch zu bloßen
Säulübungen herabfant, zu nennen der Rector zu Beaucaire
Charles Eoffin (1676—1749)°), deffen für das Pariſer
Brevier gedichteten Hymnen zwar an Erhabenheit und Gluth
der Phantaſie denen Santeul's nachſtehen, ſie aber an Einfadr
heit und Reinheit der Latinität übertreffen, wogegen feine Ode
auf den Ehampagner das ganıe euer dieſes edlen Getraͤnis
hat; Franz Joſeph Deebillone?) aus Chateauneuf
(1711—89), ein Jeſuit, deffen XV Bücher Wefopifcher Kabeln
mar in der Sprache von denen La Fontaines verfchieden find,
und endlih der Jeſuit Franz Maria de Marfy?) (171%
—69) aus Paris, der in feinem Templum Tragoediae als
wahre dramatifche Dichter nur Sophocles, Euripides, Scipio
Maffei, Corneille und Racine anerkennen will, aber durch fein
von Lemierre (Peinture) 1769 nacdgeahmtes Gedicht auf die
Maleret ib noch mehr als anmuthigen Verskuͤnſtler, bilderrei⸗
hen und lebendigen Didactifer gezeigt hat. Was die dramatifcde
Poefle in Lateinifher Sprade angeht, fo iſt darauf aufmerffam
zu macen, daß zu Anfange diefer Periode in den Schulen drar
matifch behandelte Sprühwörter aufgeführt zu werden ypflegten,
wie 3. 3. 1510 das Terra et homo benannte Stüd des
Sateinifche Poeſie. Branfreih. Spanien. Portugal. 58
Jean Ravifius Tertor?, aus Nivernoid: ziemlich gleiche
zeitig waren fatirifhe Stüde, wie 5. B. de Theodor Vera”)
ver auch fhon als Jüngling noch eine Menge Iateinifher Ges
“richte, die fh jedoh mit Wusnahme feiner lleberfegungen der .
Blalarn und des hohen Liedes, nur durd häufige Galliciomen
und Zweideutigkeiten auszeichnen, verfaßt hat, Eomödie vom
kranlken Papſt, Die aber wie die meiflen anderen von den Gens
fee Calviniſten gegen die Catholiken geftleuderten Pamphlets
zugleich auch Franzoͤſiſch erſchien; dann famen die von den
Jeſuiten zur Aufführung in ihren Seminaren beſtimmten Etüde,
ganz in derfelten DRanier, wie die oben angeführten Deutiden
und Niederläimdifchen, 3. 8. von Johann Eurius®), Mars
tin du Eygne”), Louis Franz Obert”), Pranz
Noel?) x, und nur die Trauerfpiele (in Verſen) und Luſt⸗
wiele (45) des Jeſuiten Charles Porec”) aus Vendes
(1675-1741) erheben ſich durch ihre Lebendigkeit und ihren
GScdanlenreichthum über das Gewoͤhnliche, fo Daß fogar Voltaire
mu Achiung von ihnen fpricht. |
Was tie anderen Ctaaten des Südens anlangt, fo haben
wir zwar in Spanien mehrere Lateiniihe Dichter nadızuweifen,
aber von Eleganz und wirfliden Talent zeugen nur die hierher
gehörigen Arbeiten ded unten zu nennenden Thomas Yriarte”),
wegen Bortugal eine große Anzahl von Lateiniſchen Dis
era hervorgebracht hat, die nennendwerth find. Wir bezeichnen nur
den Fluten Andreas Refende‘*) aus Evora (1493 — 1573),
deſen Cpos auf den heiligen Vincenz von guter Nachahmung
des Lucan zeugt, den Acbille Efiago”) (Achilles Statius),
dein Sylvae die feines römijhen Namenevetterd übertroffen,
den Ueberfeger des Hiob Mello de Eouza”) (+ 1575),
das Cpos des Francisco Barcellod (+ 1570) vom
Iriumphe des Kreuzes und das Lehrgedicht des Lobo GSers
tam”) (J 1578) vom Miter, die Leberfegung der Luſtade des
Thomas de Baria’) (+ 1628), tefonders aber das ausge⸗
wände Epos des Bayva D’Andrade (1576—1660) von
da Belagerung von Chaul, das bei derſelben Localität wie bie
daade diefer an Reichtum der Phantaſie, maleriſcher Darflels
lag der Scenerie, Harmonie des Verebaues, gefchidter Anord⸗
56 Sateinifche Poeſie. Frankrelch.
nung und Einkleidung der wohl angebrachten Epiſoden ſehr
nahe fommt”), fo wie die durh den Geſchmack der Nation
bervorgerufenen Außer gelungenen Eclogen des Henticus
Eayado"), der leider fhon um 1508 zu Rom an übermäßigen
Trinten farb. Was das Drama in Lateiniſcher Sprache in die
fen Ländern anlangt, fo haben audy bier die Jeſuiten für ihre
Seminare Stüde geſchrieben, wir führen hier nur die für die
Aufführung in der Königlihen Schule zu Coimbra beſtimmten
6 Stüde des Ludovicus Erucius*) aus Liſſabon an,
unter denen ſich aud eine Art Scäferfpiel (Polychronius)
vorfindet.
1) Poemata varia. Paris. 1556. 12. f. a. Delic. poet. Gall. T. Il.
p- 253 sq.
2) Carmina. Paris. 1519. 4. u. in d. Delic. 'poet. Gall. T. 1.
p: 720 8Q.
3) Pandora. Paris. 1542. 8.
4) &. Nee de la Rochelle, Vie d’ Et. Dolet. Paris. 1779. 8.
Proc&s d’Et. D. publ. p. Toillandier. Paris. 1856. 12. — Carmıne.
Lugd. 1538. 4. Genethliacon Dol. filii lb. vit. comm. ut. ib. 1539.
4. Fr. Vallesii Gall. reg. facta. ib. 1539. 4. f. a. Del. T.I. p. 860g.
5) Sermoues. Paris. 1585. fol. Carmina. Amstel. 1732. 8. u. ind.
Del. poet. Gall. T. II. p. 1 sq.
6) Poematia. Lut. Paris. 1586. 8. u. hint. Ruchan. Carm. p. 1%
sq. (ed. Bas.) u. Del. Poet. Gall. T. I. p. 264 sq. f. a. Yubit Db.
II. p. 290. 305 sq.
7) Juvenilia. Paris. 1553. 8 Bardi Pomeran. 1590. 8. Hymzi
in B. Virg. Mar. c. paraphr. alt. et par. Fr. Morelli gr. lat. Part
1621. 4. u. Del. T. IH. p. 721 sg.
8) in f. Opera. s. 1. 1549. 1600. II. fol.’
9) Parodiae ınorales in poet. vet. sentent. Paris. 1575. 12. Artis
typogr. querimonia de illiteratis quibd. typographis. ib. 1569. #.
nd. in b. Delic. T. IN. p. 837 sq.
— Au Poemata omnia. Sophoclis Ajax— transi. Heidelb. 1600. 8.
1621. 8.
11) Poemata, ex ınus. Scriverii. Lugd. B. 1615. 12. u. Del.
T. 111. p. 501 sg.
12) &. Meufel, Hift. litt. flat. Mag. Bb.I. p. 161 sq. Calvidii Leit
Callipaedia s. de pulchrae prolis habendae ratione. Lugd. B. 1655.
4. Paris. 1656. 8. c. Scaevae Sammarthani Pedotrophia s. de pue-
rorum educatione poem. Lond. 1708. 8. Lat. et Gall. Paris. 1748.
1774. 8. c. nit. lect. var. add. ed. L. Choulant. Lips. 1836. 12.
13) De arte graphica. Paris. 1657. 12. c. vers. Ital, Roma 177%
8. Dufresuoy et Marsy De pictura carm. iter. ed. Ch. A. Klotz.
Lips. 1770.
Sateinifche Poeſie. Frankreich. 57
14) P. D.Huetii Carm. Lat. et Graeca. Ultraj. 1694. 8. Poem.et
not. in Anthol. ib. 1700. 8. Recht gel. ſ. z. B. ſ. Ged. auf das Galz,
uf. Reife nah Schweden.
15) Eclogae sacrae. Paris. 1659. 4. Hortorum L. IV. et Cultura
Hortensis. ib. 1665. 4. Lugd. 1668. 12. Ultraj. 1672. 8. ed. Brotier.
Paris. 1780. 12. Christus patiens. Carm. her. ed. Maittaire. Lond.
1713. 12. Carmina. Paris. 1723. III. 12.
16) Colambae et viten. Paris. 1696. 8. Praedium rusticum. To-
los. 1730. Amst. 1731. 12. c. vita auct. cura Capperonnerii. Paris.
1746. 8. 1774. 8. 1786. 12. Argent. 1756. 8. Basil. 1781. 8. m. d. Leb.
d. Dit. v. Andres. Würzb. 1788. II. 8. Carın. univ. sel. Herbip.
1791. 8. Opusc. Norimb. 1762. Monach. 1776. 8. Diction. poet. Pa-
nis. 1710.
17) &. Chr. Fauchet hist, du card. de Pol, Paris. 1777. 11. 2.
— Antilucretius s. de Deo L. IX. ed. C. d’Orl. de Rothelin. Paris.
1747. 11. 8. Lips. 1748. 8. Lond. 1748. 1.6. - .
18) Opera tica Santolii. Paris. 1695. Amstel. 1696. 8. Paris.
1739. IN. 12. Hymni sacri. ib. 1698. 12.
19) Joa. Comm. Carmina. Paris. 1678. 8. 1681. 12. 1693. 1714. 8.
Opera posthuma ed. J. B. du Halde. ib. 1704. II. 8.
‚ %) Carmina. Paris. 1680. 4. Idyllis. Rothomagi 1669. 12. Pa-
rs. 1672. 12.
21) Carmina selecta patr. soc. Jesu. Paris. 1705. 8.
22) Carina. Paris. 1721. 8. i
23) in f. Oeuvres, Paris. 1755. 12. T. I.
Re Fabul. Aesop. L. V. Glasg. 175%. 8. L. X. Paris. 1759. 8.
L. XY. Manh. 1768—9?. IN. 8. ib. 1808. II. 8. Pat. u. Deutſch v.
Andres. Würzb. 1789. II. 8.
235) De pictura. Paris. 1736. 8.
‚%) 6. Chasles in d. Revue de Paris, 1842. nr. 9. — Dialogi
aliquoi festiaissimi stud. juv. impr. utiles. s. 1. 1609. 8.
27) Comoedia de Papa aegzrotante. Gener. 1584. 16. rang. als
Comtdie da Pape malade p. Thrasibule Phenice. s. l. eta. (Gendve
1562.) 16. Paris. 1591. 8. Tragedie du Timoshde Chrestien, lequel
a este brul& iniquement par le commandement du Pape: ppur ce
geil sonstenoit I’Evangile de Jesus Christ. Lyon. 1563. 8. Tragedie
rangoise du sacrifice d’Abraham. ib. s. a. 12. Gentveo 1550. 8.
Rouen 1670. 12. u. öft. u, in d. Poemata ed. 1548. p. 185 aq. — Poe-
mata. Lutet. 1548. 8 Poemata jurenilia s. l. et a. 16. Paris 1560.
8. 1576. 8. Genev. 1597. 4. 1599. 16. Paris. 1569. 8. 1576. 8. Generv.
1597. 4. 1599. 16. &. a. Poesies inedites de Cl Marot, de Cath. de
Medicis et de Th. de Böze p. Chavannes. Lausanne 1844. 8.
28) Moratae poeseos Yol. I. et 11. Atreb. Regiac. 1617. II. 8.
‚ 29) Comoediae XII. Phrasi cum Plautina tum Terentiana con-
una. Leod. 1679. II. 12.
3%) Ludus poeticae veridicas s. dissertationes drom. piae juxta
% lepidae, Insulis 1683. 8.
58 Lateiniſche Poefle. England.
31) Opuscula poetica in IV partes distr. Freft. 1717. 8.
32) C. Porde trag. ed. op. O. CI. Griffet. Lutet. Paris. 1745. 12
u. Fabulae dramaticae. ib. 1749. 12.
33) &. Murr, Journ. 3. Kunftgefh. Bd. X. p. 197 aq. Bubil BL. 1.
p. 218. 225 »q. ©. lat. Geb. in |. Obras sueltes. Madr. 1774. 11. 8.
34) Carmina. Olyssip. 1545. 4. Poemata, epist. her. et oratio-
nes. Col. 1613. 8.
35) Syivae aliquot, una cum duobus kymnis Cellmmachi eod.
carm. gen. redd., in d. Corp. illustr. poet. Lusitan. qui lat. scrips.
ed. A. dos Reys. Lisb. 1745. VII. 4. Ä
36) In librum Job peraphr. poetica; acc. de reparat. humana
L. VIII. necnon de miseria hominis L. II, Lugd. 1615. 8.
37) beide a. a. D. in d. Corp. ill. poet. Lasit,
38) Lusiadum L. X. c. Th. de F. episcopo Targensi in lat.
carın. interpr. Olisipon. 1622. 8.
39) Chauleidos L. II. Canitar memor. Chautensis urbis pre-
pugnatie. Olisip. 1628. 4.
40) ©. Oed. in d. Corp. a. a. ©. T. I. ch. Budik ®b. III. p. 96 g-
111 2q. °
41) Tragicae comicaeque actiones a regio artium cell. soc. Jesu
datae Coinbr. in publ. theatr. auct. L. Crucio. Lugd. 1605. 8.
| $. 551.
Gehen wir nun über den Canal nach England Hinüber, fo
treffen wir da fogleich den großen Thomas Moru8!) (geb. 1480,
binger. 1535), dem fein polittfher Roman Utopia die Unfterblicfeit
gefihert hat, und müffen zugeftehen, daß er außer bem großen
Berbienfte, fib mit Erfolg dem Gebrauche der Leoninen durd
fein abfichtlih in dieſer Verdart gedichtetes Epitaphium auf eis
nen Muſikanten Heinrichs VII. widerfegt zu haben, ohne
Lehrer dur fein eigene® Talent ein fat vollfommener Nach⸗
ahmer der Alten geworden if. Freilich übertrifft ihn bei Weir
tem der edle Borfämpfer des Proteſtantismus und der geiftigen
und politifchen Freiheit feines Baterlandes Georg Buchanan
aus Kelcarne in Schottland (geb. 1506, gefl. 1582), ver in
jeder Art der Dichtkunß (mit Ausnahme der epifhen) gleich groß
war und defien Paraphraſe der Bfalmen feinen Namen auf die fpätefte
Nachwelt fortpflanzgen wird ?). Ein Landsmann des ebengenannten
John Barclay (geb. 1582, gef. 1621) hat zwar tm fei⸗
nen Berfen den Petrontus nicht ganz fo gluͤcklich als in feiner
befannten Profafatire Argenis nachgeahmt, aber überall ſieht man
ateinifche Poeſie. England. Slaven. 39
doch den kauſtiſchen Humor des Lucian und Apulejus in ihnen
ausgeprägt”), ſo daß ihm nur der bekannte Biſchoff von Rorwich
John Hall (1574 — 1606) in feinem politiſchen Roman
Mundus alter et idem gleichkommt, wo er die Fehler der ver.
ſtiedenen Rationen Europas durchhechelt“). Noch gehört feinee
Bıterlandes (Schottlands) wegen der berüdtige Mare
Duncan Eertfantes (geb. zu Saumur, gef. um 1648),
deſſen Leben eine Kette der merkwuͤrdigſten Abenteuer if, hierher, weil
ferne Oden denen des Horaz an die Eeite geflellt worden find).
Literarifh iſt aber welt wichtiger der eben fo geiftreihe als bes
ſcheidene Epigrammatiſt John Dwen (Audaenns) and Armon
in Wales (7 1623), dem man höchſtens zumwellen einige Schnitzer
gegen dad Metrum, etwas Schmuz und allzu: heftiges Eifern
gegen den Catholiciomus vorwerfen kann“), Unter den fpäteren
Engliften Dichtern dagegen ‚verdienen nur Erwähnung M. Alex.
Bodins aus Schottland wegen feiner Heroiden), William
Ricols, Rector zu Stodport, deffen Epos von der Erfindung
der Wiſſenſchaften recht brauchbar IN®), die Dichtungen des bes
fannten Theologen Lowthꝰ) und die der neueren Philologen
Valefield, Markland, Borfon ıc.
Wir wollen ſogleih noh einige Slaviſche Dichter in Las
teiniſter Sprache bier mitnehmen, und zwar befonderd Polen,
wo hauptſaͤchlich durch die Jeſuiten die Rateinifche Poeſte blühte.
An ihrer Spitze ſteht der berühmte, nad) feiner Baterftadt Neumark
genamte Loren z Gorvin®) (1495 — 1527), an tn ih Paul
Krosnianin!!) mit feiner Ars poetica (um 1530), Ele»
mens Janidi (1516 — 43), von dem fhon oben die Rede
war (Bd. 38. p. 323), der Polniſche Catull und Tibull, der
gelchrte Ratelnifhe Improvifator Stanislaus Niegoozweski
(1596)'2), der zu Venedig 1584 In Difihen über bie Theo⸗
logie, Ariſtoteliſche Philoſophie und Mathematik fret geſprochen
bat, Sebaſtian Fabian Klonowicz“) aus Lublin (1551
—1608), gewohnlich Acernus Sulmiricensis genannt, der bie
Heldenthaten Stephan Bathorts in Virgilianiſchem Style, aber mit
Oolanifher Gewandtheit geſchildert hat, und ber Sefuit und for
nannte Polniſche Horaz Matthias Kaftimir Sarbiewski
(gb. 1557, gefl. 1640), defien Oden überbieß noch das Ver⸗
60 tat. Poeſie (Drama). Polen u. England, Ungarn.
dien des religiöfen Sinnes haben, anftließen mögen’, Be
niger bedeutend find der chineſiſche Miſſionair Smoguledi
(1640) *), Raymanowicz (1640), ver ſechzehn Mal Rector
der Univerſitaͤt Gracau war, H. Pietrroko wezykova“) (1670),
und der berühmte Mücen der fFönen Künfe Stanislaus
Heraclius Lubomirsfi') (1702), der in feiner Theomusa,
einer Art von Katechismus, cinen nidt unglücklichen Verſuch,
Lateinifhe und Polniſche Verſe zu verbinden, gemacht hat. Als
glüdliken Spigrammatiften rühmt man noch den Jeſuiten Als
bert Ines") (1620— 58), und als Epifer den Jeſuiten Jana
Storsfiego (+1754)',, allein feit diefer Zeit ſcheint dieſer Trieb
für die alten Sprachen verfhwunden zu feyn. Die dramatiſcen
Arbeiten der Bolnifhen Gelehrten (Iefuiten) haben feinen
Werth, etwa mi Ausnahme der Pentheſilea des Simon Si;
monides Bendonski”). Unter den ngländern mül
fen wir fogleidh den großen Buhanan?!) nennen, der nit blo®
die Ulceftid und Meren des Guripides trefflih überfegt, fondern
auch ſelbſt mehrere Trauerfpiele gefhrieben hat, unter ben
Jephtes das befle if. Als Dichter von Gelegenheitefchaufpielen
werden Matthäus Gwinne”), William Drury?) x
genannt, allein es giebt auch mehrere Stüde, bie politifcher Zwede
wegen gefhrieben wurden, fo Adam Littleton’s Tr
gicomoedia Oxoniensis gegen Eromwel?),, Thomas Pin:
cent’8 Loyola *), Rihard Brathwait'6?) Begic-
dium, worin er Karl 31. zur Racke gegen die Mörder
und Richter feines Vaters auffordert u. a. — Was Ungarn
anlangt, fo haben wir den Meifter in der Kunf, Lateiniide
Verſe claffifher Art zu fertigen, den Janus Bannonius
fbon oben (Bd. I. p. 323) erwähnt, bier laſſen wir noch feb
nen Zeitgenofien, den Aelius Eervinus, den Johannes
Bokatius, Rector zu Eperies“)), Johannes Filtczki de
Filefalva”), Jacob Bifo”), Caspar Frand”), Ri-
colaus Babelmann”"), Georg Thurius?”), Johannes
Sommer”), Graf Johannes Lazar’*) x. folgen, indem wir
nur bemerken, daß gerade in diefem Lande, wo das Latein noch
beute faft in dem Range der Mutterſprache flieht, eine derartige
Claſſicitaͤt, wie wir fie bier antreffen, nicht auffallen wird,
Sateinifche Poeſie Dänemark, Schweden. 61
Es bleibt uns nur no übrig, mit wenigen Worten eis
niger Dänifhben Dichter in Lateiniſcher Sprache zu gedenken.
Diefe find Henrik Albertfen (um 1619), Ghriften
Aagaard (1616 — 64)*), Johann Hopner”) (1642
— 75), Bitus Bering”®) (1617— 61), der berühmte Arzt
Thomas Bartholinus (1616—80)”), der befannte Cri⸗
tifer und Alchemiſt Ole Borch“) (Borridius, 1626-90),
Henrik Harder (1642—83)*), der Graf Heinridh von
Ranzau“), (1526—98), der befannte Eritifr Wilhelm
Bolle Luxdorph“) u. f. w. Bon Schwediſchen Dichtern iſt
eigentlih hierher nur Johannes Golumbus (+ 1648))
und Petrus Lagerloöf (1648—99)*) zu ziehen.
1) Epigrammata. Basil. 1520 4 Lond. 1638. 8. — Weit wichtiger
ift feine Utopia (De optimo rei publ. statu deque nova insula Utopia
libellns vere aureus. Lovan. 1516. 8. Basil. 1518. 4. Oxon. 1663. 8.
u in C. Dornav. Amphitheatr. sapientiae joco-geriae. T.I. p.8222q.
IH M. u. f. ber. Werk Ut. a. d. Engl. v. E. M. Oettinger. Lpzg. 1846. .
2) S. D. Irving, Mem. of the life and writings of G. R. Lond.
1808. d. u. in f. Lives ol Scot. writ. ib. 1839. T. I. p. 67 —97. J.
Rosen, Vestig. vet. poet. lat. a RB. felic. observ. Lund. 1747 4.
Budit Bb. II. p. 214. 253 sg. — Opera ed. Th. Rudiman. Edinb.
1715. I. fol. cur. c. net. P. Burmann. Lugıl. 1725. 11. 4. Poemata.
Edinb. 1615. 8. Lugd. B. 162-. 1676. 12. Amstel. 1641. 1687. 12.
3) &. Baumeister, Exerc. ac. et schol. p. 107 sq. Diez im Deutfch.
Muf. 1780. V. p. 447 sq. VI. p 48 ug. v. Reber ebd. 1782, St. II.
p- 263-276. Irving. Liv. a. a. ©. 1839. T. 1. p. 371—38%4 — Poem.
». IH. Loud. 1615. 4. Oxon. 1636. 8. u. in db. Del. Poet. Scot. p. 76sq.
Sein politifher Roman Argenis, eigentlich befonders aufFrankreich bezügs
lich (ed. C. Peiresc. Paris, 1621. 8. c. clave. Oxon. 1634. 8. Aınst.
1659. Cantabr. 1673. 8. c. not. Amst. 1664. II 8. Ed XVII. Norimb,
1709. 8. dv. Berf. d. grauen Mappe. - Berl. 1.93. 11. 8. — La seconde
partie de l’Argenis comp. en franc. p. M deM.XILL. Paris. 1625.
8. Lat. p. J. L. Gothofredum. Frcit. 1626 8. Argen. cont. parstertia
Lat. [p. Gothofredum] VI LL. ib. 1627. 8., übertrifft noch die Darftels
Iung des bafigen Hoflebens oder das Satyricon Euphormionis Lusininj
(V partes c. clavı. Amst. 1628. 1663. Oxon. 1634. 4. Freft. 1623, 8.),
an das fi die Nationalcharacteriftil feines Waterlandes Icon animoram
(Lond. 1614. 8.) anfhlißt. ®
4) Mundus alter et idem (q. ed. G. Knight) praef. nom. Mer
curii Britannici. Frecit. s. a. 8.
5) 2 Dden in d. Menagiana, 1715. T. II. p. 294 sq.
6) ©. Wood, Hist. univ. Oxon. L. 1I, p.143 sg. Budik Bd. IIT,
.172sq. Epigrammata L.X. Loud. 1606. Amst. 1647. 24. Basil. 1781.
B. cara Renouard. Paris. 179. ll. 12. Epigr. Lib. ed. F. A. Ebert.
Lips. . 1824. 8. Epigr. s2l. m. d. vorz. ht u, Nachahm. verſch. Verf.
ber. v. €. H. Iörbens. Epıg. 1813. 8.
82 Lateiniſche Poeſte. Polen. Ungarn. Engländer.
N) 6. Heroides in b. Delic. poet. Scot. T, I. p. 142 sq.
8) De litteris inventis L. VI. Lond. 1701. 8.
9) Carınina latina. Basil 1783. 8.
« 10) ©. Geb. b. Grater. Del. poet. German. T.1. p. 935 sg. Recht
—F iR Tine Sappbifähe Ode auf Polen und Gracau u. ſ. Hochzeitsgedicht
. Siegmund I.
11) Epigrammata. Crac. 1584. 4. Ad illustriss. principem (J. Ze-
moyski) Epimicion. =. 1. et a. 4
12) Poemata de natali Jesu Christi. Crac. 1562. 8. Urania s.
coelestis electie. Crac. 157%. 8. Fastor. disticha. ib. 1607. 8, Luiheri
Triumphus contra Thrasonicum triumphum. ib. 1604. 4.
13) Roxolania. Cracov. 1584. 8. Victoria Deorum, ib. 1604. 8.
14) ©. L. G. Langbein, Comm deSarb. vita, studiis et scriptis.
Dresd. 1751. 4. Bentkowski T.I. p.627 3q. Budit Bd.1.p. 154. 177 9q.
Lyricorum L III. Col. Agripp. 1625.12. Lyric. L. IV. Epodon liber
unus, altergue epigramm. Antv. 1632. 4. 1646. 16. Col. Agr. 1721.
8. Lyrica. Gedani 1737. 12. (Odae VII. q. in libr. )yric. non haben-
tur. Viln. 1747. 12.) Opera poetica. Wratislaw. 1753. 16. Poeınata.
Wilnae 1757. 4. Paris. 1758. 12. Opera posthuma. Varsav. 1769. 8.
Carmina. Paris. 1791. 12. Argent 18603. 8. Budae 1824. 8. Lips. 188:.
36. kat u. Deutſch v. U. 3. Rathemann, Bresl. 1800. Bd. I 8.
15) Odae latinae in Sigismundum III. Rom, 1629. fol.
16) Fawor mitosci Boskiey, przez cudowna panienskiego serca
samiane. 8. Katarzyay Saneuskiey, od Chrystusa Pana odlubienca
ieysczynioay W Krak. 1663. 4.
17) Theomuza czyli wiersze o naukach i prawdach o wierze
chrzesciauskiey w lacinskim à polskim iezyku. w Wearsz. 168.
4697. 4.
18) Lechias Ducum principnin ac Regum Poloniae. Crac. 1655.
4. Acroamata epigramınatica lalino -polon. Cent. Vi. Gedani 1655. 4.
19) Lechus carınen her. regni aurei et liberi primordia et ve
tust. fortunamgne raram decant. L. XII. Leopoli. 1745. 8.
%) Penthesilea. Zamosci 1618. 4. w Wearsz. 1778. w Lnblie.
1786. 8. Simonis Simonidae Bendonski Leopolitani magni Jo. Zs-
moscii a secretioribus consiliis Pindari Latini Opera omn. proc. A.
M. Durini. Varsav. 1772. 8.
a 6. Buch. Scoti poem. quae extant. Ed, postr. Lugd. B.
. 12.
22) Nero Tragoeldia. Lond. 1603. 4. 1639. 8. Vertumnus s. An-
nus recurrens Oxonii XXIX Aug. a. 1605. coram Jacobo rege,
Henrico principe proceribus a Joannensibus in Scena recitatas ab
uno scripias phrasi comica prope tragicis senariis. ib. 1607. 4.
23) Dramat. poeınate. Ed. alt. Autv. 1628. 12. Duaci 1628. N. 8.
24) Tragicomoedia Oxonieusis. 5. l. et a. (1648.) 4.
Wacaroniſche Poeße. 68
25) Loiela. Comoedis. Lond. 1648. 12. Stoicas vapulans, ib.
1648. 8. Paria com. acta coram rege Carolo. ib. 1626. 1648. 8.
20 Tragi -comoedia, cui in fitulum inscr, Regicidium. Lond,
27) Hauger. L. Poemat, V. Bartphae. 1599. 8.
28) in d. Delic. poet. Hungar. p. 467 sq.
29) J. Pisonis Schedia. Vienn. Austr. 1554. 8.
3%) De recuperato Jauriao carm. 1588. 8.
31) Momomachiae Hungare-Turcicae. L. 11. Patar. 1500. 4.
32) in d. Delic. a. a. D. p. 313 nq.
33) ia d. Delic. a. a. D. p. 357 sq.
3) Opera poctica varii argum. Claudiopoli 1763. 8,
35) Mnsasa adolescontiae Venus, Giess, 1610. 8, u. b. Rostgaand
Delic. poet. Dan. T. I p. 1—155.
36) Lauras Cimbrica, poema her. de victoria Christiani IV adv.
class. Sueo-Batavam. Hafn. 11144. fol. u. mehr. and. Ged. b. Rostgaard
% % O. T. J. P. 431-563. .
37) &. Ged. b. Rostgaard. T. I. p. 171 ng. 563 2q.
%) ©. Geb. b. Restgaard. T. Il. p. 15-108. Sommer. Miscell.
c. V. u. Rarthelin. Carmin. Y.
39) Carmina et diss. de medicis poetis. Havn. 1659. 8.
. 0) Carın. b. Rostgaard a. a, ©. T. Il. p. 389-654. Am beflen
if fin Deldengediht Amagria vindicata.
41) Epigrammat. L. III. Hafn. 1679. 8. &. a. Bed. 'b. Sommer
0. D. u. Rosigaard. T. II. p. 209-368.
4) Epigrammata et carmina varin. Lips. 1588. 4. Rost. 1699.
Hamb 1598. Frcft. 1592. 4. u. in d. Delic. poet. Germ. T.V. p.5083g.
4) Carmina. Hafn. 1789. 8. (anonym. ib. 1775. 4.) Am beft. iſt f.
Masica vocafis carmen.
,„ M) Lans oleae, her. carın. scr. Upsal. 1664. 4. Carm. pastorale
in nat, XXV. reg. Caroli XI. Stoekh. 1850. fol. u. b. Schyliberg
Prodr. Delic. Suec. poet. Upsal. 1722. 8. p. 1 sq.
) Oraliones, progr, ac carm. varia c. praef. ed. 8. Alf. Upsal.
$. 552. Ä
Ehe wir jegt zu der Geſchichte der Nationalpoeſie der ein
einen Bölfer fortgehen, müflen wir nod mit einigen Worten
einer Dichtungsart gedenken, welche gewiſſermaßen aus dem @as
keinffhen hervorgegangen iR, die aber nicht mit dem foge
Ammten KRüchenlatein') verwechfelt werden darf. Es iR vieles
dr fogenannte Macaroniſche?) Poefie (von dem befannten Sta
64 Macaronifche Poeſie.
Hiänifchen Gerichte macaroni fo genannt), welde in Italien als
eine ergöglide Tichtungsart im 15ten Jahrhundert in Aufs
nahme kam, ald die Mode immer mehr überhand zu nehmen aw
fing, fremde Worte in die Mutterſprache einzumiſchen, ge
fbaffen ward, und zur Verſpottung der Peranten faft in
derfelben Aofikt wie in Deutfchland die Briefe der Dunkel⸗
männer entflanden waren. Als der Erle, der ſich in ihr verfuchte,
wird gewöhnlid Typhis Ddarius (oder Ti degli Odaſi)
aus Padua (+ 1488), genannt’), allein der eigentliche Bild
ner derfelben it Don Teofilo Bolengo') aus Cipada bei
Mantua (geb. 1491), der bereitö 1507 in ein Benedictiner⸗
Hofer trat, daflelbe aber 1517 —27 eines Mäpdiend wegen
verließ und während dieſer Zeit .ein ziemlich wuͤſted Xeben führte,
adır auch feine Macaroniſchen Gedichte ſchrieb, fpäter viel
in Italien herumreifte und Stallänifhe Gedichte fertigte, zulept
aber, von feinem früheren fündhaften Wandel voͤllig befehrt, 1544
dm Kofler Santa Eroce di Campeſe verfiorben if. Die be
rühmtefte feiner bierher gehörigen Arbeiten if das Gedicht von
den Thaten des Baldo ta Eipata,. eine Art Parodie des Birgil
und Dante, abet trefflihe Perfiflage der menſchlichen Lafter und
des heucleriihen, fündhaften Pfaffenlebens. Indeſſen find auch
feine Macaronifchen Phantafien und der Müdenfrieg, fowie. die
Barodie auf Arioſts rafenden Roland (Orlandino) oder Klein»
Moland und die allegoriſche Darflellung feiner drei Lebensperio⸗
den (Chaos del Triperuno), obgleich letztere leider nur halb
macaronifh find, ausgezeihnet. Inter den übrigen Italiaͤni⸗
ſchen Dichtern dieſer Art iR noh Bartholomäus Bolla’)
(um 1570), deffen Berfe unferen Knittelverfen gleichen, und Ce⸗
fare DOrfint (Lefint)‘) aus der Mitte des 17ten Jahrhun⸗
derts hervorzuheben. Auch in Frankreich gedieh diefe Did⸗
tungsart, da fon Ahtonius de Arena ffaͤlſchlich de la
Sable oder Sablon genannt) aus Soulierd (geb. um 1500),
ein berühmter Juriſt (+ 1544) derartige Gedichte hinterlaſ⸗
fen hat, unter denen beſonders das auf die Kriege des Kailerd
Karls V. in Frankreich außer feinem großen fatirifhen Werth
noch hiſtoriſches Intereſſe hat’), Obgleich ſich nod mehrere
Srangofen, wie der bekannte Belleau, Etienne Tabourot,
Macaronifche Poeſie. Italien. 68
ja der Juri Franz Hotoman in dicker Dichtungsart vers
futt haben, fo geben wir doch gleich zu den Deutſchen über,
wo drei Ungenannte drei höchſt komifche Gedichte verfüßt haben,
naͤmlich den ſogenannten Schweinefrieg ein pfeudonymer Pe⸗
trus Porcius*), (d. h. der Dominicaner Jean Leo Plaiſant oder
Placeatius, + zu Utrecht 1549): dann de Lustudine studentica),
von dem Treiben der deutfchen Studenten aus der alten guten Zeit,
und die Flohlane), Auch England hat einige Derartige
Sterigedichte auſzuweiſen, z. B. von William Drummond!)
und Alerander Geddes"), aber eigentlichen Erfolg hat die
Nacaroniſche Poeſie hier nicht gehabt. Natürlih fönnen alle
ſolde Arbeiten hier nidt in Betracht fommen, wo aus irgend
einer Abficht Lateinifche und Deutfhe (3. B. in alten Studenten«
lidern, Pertransivit elericus u. bgl.), 2ateinifde und Engliſche
(. 8 bei dem. Schotten William Dunbar in f. Testament
ofMaistre Andre Kennedy) ıc. mit einander abwechſeln“), oder
Berfe im Kücyenlatein, um irgend eine gelehrte Kaſte dadurch
laͤherlich zu machen, wie in der befannten Doctorencärimonie
im Malade imaginaire von Mollere, oder auch einzelne Stel
im aus Büchern in der gewöhnlichen Vulgaͤrſprache, wie 3. B.
Rabelais im A9ten Capitel des erfien Buchs feines Gargantua
in diefem Eıyi die Harangue de maitre Janotus. de Brag-
mardo, faicte à Gargautua pour recouvrer les cloches ein»
gewebt hat.
1) &. Richstaedt, De poesi culinaria. Jen. 1831—38. 4
26. I. B. Echelben, Freie @ed. v. d. Hiftorie sc. I. X. 1737. p.
105-129. Leſſing's Gollectaneen in f. Werl. Bd. XVI. p. 226 sq. Plögel,
Gh. d. Burlesken. Liegnig 1794 8. p. 115 sq. 149 sq. 227 sq. Bieter
Bon. Schr. BP. VI. p. 557 sy. F. W. Genthe, Sch d. Mas
taronifdgen Poefie u. Samml. ihr. vorz. Dentmale. Halle u. pas. 1829. 8.
:imens of Macaronic poetry. Lond. 1824. 1831. 8. Ueb. bie Sprache ſ.
er im Bull. du Biblioph, 1834. nr. 10. ,
3) Carmen, Macaronicum de Paterinis quibusdam arte magica
. a. 4.
. . 9 &.Armellini, Biblioth. Bened. Casin. P. II. p. 184 sq. — Mer-
lini Cocai poetae mantvani mararonicesL. XVII. Venet. 1517. 8.1520.8,
Tascal. 1521. 16. Macaronicorum poema, Baldas, Zanitonella, Mo-
‚ epigrammate. Gipadae s. a. (Venet. 1530.) 12. Opus maca-
Iaicorum. Amstel. (Neap.) 1692. 8. not. ill. acc. vocab. vernac.
“irsseo-Iat. Amstel. (Mant.) 1768-71. 11. 4. cf. du Roure, Analecta- _
bblion, Paris. 1837. T.I. p. . Bibl. d. Rom. 1786. Juin, p.3—
78. Yeoben b. Genthe p. 208 4. Ble Moschea ib. p. 250—284. u. m.
Nm. 9. chd. Eidieb. 1846. 8. Deutiche Ueberf. d. Moschea: Gin fchöe
a Gericht, der Ameifen vnnd MüdensKrieg. Straßb. 1612. 8, Orlan-
Größe, Dandtug d. PBiterärgefigte, III. 5
66 Italiaͤniſche Poeſte. Epos.
dino di Limerno Pitocco. Vineg. 1526. 1530. 1539. 1550. 8. Londra
4773. 12. Chaos del triperuno. Vineg. 1527. 1546. 8.
5) Nova novornm novissima s. poemata atylo macaron. con-
scripta. n 1. 1670. 12. & e
6) Magistri Stoppini, Ponzenensis. Cappriccia Macaronica. Pa-
duae. 1638. 8. Venet. 1639. 12. Crem. 1640. 12. Venet. 1647. Mediol.
1662. 1668. 12. 1700. 16. 1723. 12.
7) Anthoni9 Arena provincialis de Bragardissima villa de So-
leris ad suos coınpagnones stadiätes, qui aunt de persona friantes
hbassas dansas in gallanti stilo bisognatas, Cum guerra romana ad
longum sine require et cum guerra Napolitana. Et cum reuolufa
Genuensi. Et Guerra Auenionensi. Et epistole ad falotissimaım garı-
sam pro passando lo töpus alagramätum mädat. s. I. eta. 8 Lyon,
1519. 1531. 8. u. Ööft. Lugd. B. 1648. 8. s. 1. 1670. 8. Lond. (Paris)
1758. 8. (Audz. b. Meufel Bibl. Mag. 1791. ©t. VI. p. 46-—-79). —Meygra
eutrepriza catoligni imperatoris quâdo deanno däi mille CCCCCXXXVj
veniebat per pröuensä bene corrossatıs impostam prödere franusam,
cam villis de Prouensa propter grossas et menutas gäötes reichire
per A. arenom bastifausata. Aven. 1537. 8. Verf. davon ift ein
and. Macar. Ged. Historia brevissima Caroli Quinti imperatoris A
provincialibus paysanis triumphanter fagati et desbifati. Quaeqgue
in provincia illo existente novissime gesta fuere macaronico car-
mine recit. p. J. V. D. Joa. Germanum in sede Forcalquieri advo-
atum composila. Lugd. 1536. 8. f. Nodier im Ball. du 1. 1 Bernie
p- 323 sq.
8) P. Porcii Pugna Porcorum. Poema Macaronicum, cujus car-
minis singula verba incipiunt per litteram P. Antv. 1530. 8. u. ind.
Nugae Venales 1644. p. 278 aq. (1689. p. 236 sg.) u. Genthe p. 91694
9) Delinestio summorum capitum Lustedinis studenticae de nou-
nullis academiis usitatae, in d. Facet. facetiarunı. 1657. p. 7—1%
(1695. p. 145 sq.) u. b. Genthe p. 323 sq.
10) Floia cortum Versicale de Flois, swartibus illis deiricnlis,
quae Minschor fere omnes, Maunos, Weibras, Juugtras em. be
hüppere et spizzibus suis snafllis steckere et bitere solent, Aufore
Griphaido Kniekkackio ex Flolandia. s. }. 1593. 4. 1614. 12. 1627. 4.
u. in db. Nug. Ven. 1695. F 443 4q. M. e. Einl. v. Roch. Hamm 1822.
8. 8pzs 1827. 8. Lat. u. Deutſch. Sulzb. 1827. 1832. 8. Lat. u. Deutſch
m. Anm. v Warbiz. Colberg 1830. 1843. 8.Yat. b. Genthe. p. 333 sq.
11) Poleino-Middinia inter Vitarvam et Nebernam. Oxon. 1691.
1757. 1779. 4.
12) Epistola macaronica ad fratrem de iis quae genta sunt
in nnperd Dissentientium conventn. Lond. 1790. 4.
13) ©. Reiffenberg, Bull. du Bibl. Belge. Brax. 1844. nr. 8. p.396 91:
$. 558,
Am Nasen ſteht der Lateiniſchen Pocle fon der Loca—⸗
Ktät wegen die Stallänifche, und wir wenden uns
fum &p06 derfelden, welches in diefer Periode auf eine treffliht
Weiſe von Ludo vtco Arioſto (ob. d. 14. p. 352) aus Reggio
Italiaͤniſche Posfie. Epos. 67
(geb. 1474, geh. 1530) eingeführt worden if. Er nahm ſich
yon, die galanten Wbenteuer des Hofes Karls des Großen, wähs
md deſſen angebliher Züge gegen die Mauren, zu fchildern,
und wählte ſich feine Helden aus Bojardo's verliebtem Roland,
der dur den aus feinerLiche und Eiferfucht gegen Angelica her⸗
Hergegangenen Wahnfinn dem ganzen Bedihte den Namen des
safenden Roland gegeben hat. Sein Gedicht leidet vorzüglich
an Mangel an Ginhelt, der übrigens. ein abſichtlicher zu
fyn (eint und durch feine reigende Berfification, die außeror:
bantlihe Fruchtbarkeit an Bildern und Epifoden, feine gluͤckliche
Grfindtungsgabe und feine poeliſche Auffaffung des Ritterlebens,
be man am Beſten aus derBergleihung feines Werkes mit den
früheren Rittergebiten erfennen kann, genügend erfegt wird,
Arioſto erhielt nun bald viele Nachfolger, die ihre epiſchen Stoffe
theil® aus dem Sagenkreiſe Karl, theild aus Artus Tafelrunde,
theilß aus den Spanifhen Romanen vom Amadis wählten. An
ihrer Svitze Acht der Polyhiſtor Lodovico Dolce!) aus Be
nedig (1508— 69), der unter anderen Bojardo's und Arioſto's
Gedichten einem Anfang in feinen Prime imprese d’Orlando
geben wollte, was ihm bei manden Fehlern beſſer gelungen iR,
als dem Bincenzo Bruyantini?) aus Ferrara, der in ſei⸗
xt Anzelica inamerata den rafenden Roland fortfegen wollte, aber
wenig mehr als verfificirte Brofa geliefert hat. Inter vielen anderen
ihnen fih noch aus der Riefe Anthäus und die Triumphe Karls
db Gtoßen des Francesco de’ Ludovici’) aus Venedig
(1524) in Terzinen, fowie der allyufrömmelnde @uerino il Me- -
schine der Tullia d’Aragona*) in Octaven, fowie endlich
des Bernardo Taffo’) aus Bergamo (1493 — 1569)
Amadis de Baula, der zwar als eine gute Nachahmung des
ArloRe verdienftli if, aber eben durch feine Länge und offen«
bare Künftelei allzu ermüdend fheint, wenn man nidt auch hier
ſthen Berni’s Verarbeitung des verliehten Rolands Bojardo's
henichen win. Mit diefen Dichiern fließt eigentlih die ros
mantiihe Poefie in Stalin, aber das heroifdhe Epos, dad bes
is durch Francesco Bolognettid) aus Bologna in ſei⸗
un Costante (1565), einer Epiſode aus des Roͤmiſchen Kai⸗
ſat Valerlan Zuge gegen die Perſer, und des Din iero) von
5
‚68 Italianiſche Poeſie. Epos.
Bicenza Alamanns, worin er in mißlungener Nachahmung des
Homer und Triſſin die Vernichtung des Schmalkaldiſchen Bun
des ſchildert, eingeführt war, erhtelt feine hödfe Vollendung
durch Torguato Taffo (geb. 1544)%). Diefer Mann hatte
{bon tn feinem 18ten Lebensjahre mit feinem Rinaldo, einer
Nachahmung Arioſts, debutirt, allein fein Gerusalemme libe-
rata, das er um 1565 im Haufe des Herzogs von Ele zu
Ferrara begonnen hatte, hat ihn unflerblih gemacht, denn wem
auch Voltaire (Essai sur la Poesie épique. ch. 7) zu welt
gebt, wenn er ihn über Homer flellt, fo fann man dod mit
Recht fagen, daß er die claffifhe Einheit mit ‚der Vollkommenheit
der Epifoden der Romantifer zu verbinden verftanden hat, was wohl
auch bewirkt, daß er nod heute in dem Munde der Benetianer
Gondoltert if, die in den Sommernaͤchten die Schickſale der
Herminie und Clorinde wechfelfeitig einander vorfingen. Sein
zweites größeres Gedicht, Gerusalenme conquistata iſt niste
weiter als eine ſchwache Fortfegung des erfleren und fleife Rad.
ahmung Homer's. Leider hat Taffo’6 Liebe zur Leonore, det
Schwefter des Herzogs von Eſte, die traurigſten Folgen nad fid
aezogen, fo dag nicht allein feine Einſchließung in ein Irren⸗
haus (1579) und fein theilmelfe mit hierdurch entflandene
Wahnfinn, fondern auch feine traurige pecuniaͤre Lage nad feine
Entlaffung daraus (1586) und fein früßzeitiger Tod (1595)
jedenfalls auf Rechnung derfelben zu bringen iſt. Wie aber
Taflo jedenfalls der erfie große Stallänifhe heroiſche Epiker ge
weſen ift, fo war er auch der letzte, Denn Feiner ber. folgenden
bat ihn erreicht, wiewnohl Taffo ſelbſt des Curzio Gonzaga
Fido amante, eine Apologie der Familie Bonzaga’), und des Gio⸗
vanni Fratta!”) Malteide lobt und die neue Welt des Gi or‘
gini'!) und das zerförte Jeruſalem des Brancesco Poten:
zano-") bin und wieder gerühmt werden, In fpäterer Zeit
hat fih allerdings Antonio Caraccio aus Nardo (1630
—1702) in feinem geräditen Reiche weit über feine Vorgänger
erhoben und if dem Verfaſſer des befreiten Jeruſalems ziemlich nahe
gelommen, ja hat fogar die Eleganz feiner Octaven beinahe er⸗
reiht, wenn auch fein Stoff, die Verſuche der abendlaͤndiſchen
Fuͤrſten, das Grichifhe Reich wiederherzuſtellen, und bie Hin
Saliänifche Poeſie. Epos, _ 0.
dernifie,. die theils die Feinde deffelben theils der Zauberer Baſilago⸗
vie Rerſonificirung des Kirchenſchismas, in den Weg legen, zu er⸗
ten, gerade nicht ſehr poetiſch iſtꝰ)). Daſſelbe kann man Giro⸗
laud Graztani's aus Pergola (geb. 1604) Eroberung
von Branada nicht nadrühmen??), wogegen Btrolamo Bars
tolommei’8 Entdeckung von Amerika, eine Nachahmung vor
Homa’d Odyſſee gelobt wird *). Nun verfällt das Epos ganz,
md ert in neuer Zeit bat der Form wegen Bincenzo
Monti's unvollendetes lyriſches Eypo6 Hl Bardo della Selva nera
einiges Aufichen gemadt!®), wogegen T. Groſſi's J Lombardi
alla prima erociata (Mil, 1826) verfchwinden, wenn auch Arici’®
zeiſtörtes Serufalem höher geftellt werden mag. Nicht übel iſt das
der neueflen Zeit angehörige Epo6 der Signora Fantafict Ro⸗
fellini aus Florenz, Amerigo (Veopucci) betitelt, wenn ed auch nicht
gerade in den Rang eines Heldengedichts erſter Claſſe gehört.
Die Staliäner haben aber neben dem ernſten heroiſchen Epos noch
eine Art Fomifches, d. h. nicht unbedingt komiſches, fondern ges’
niſchies, wovon wir oben fhon eine Probe in des Pulei
Morgante mag giore gefehen haben, fowie in Folengo's Pas
sodie des rafenden Moland, dem Orlandino, und einigen anderem,
allein entſchieden tritt diefe Ditungsart befonders in Aleſſan⸗
vro Taſſoni's“) aus Modena (geb. 1565, ge. 1625)
graubtem Eimer (Secchia rapita) hervor, einer wirklichen Bes
gebenheit aus den Kriegen der Guelfen und Ghibellinen, weil
bier der Dichter bei den unbedeutendſten Gegenfländen den .erhas:
Renfım epifch s heroiſchen Styl anwendet, dennoch aber Komifches
md Einſtes fo zu vereinigen weiß, daß er dem Lefer doc nicht
trivial erfteint. Andere Dichter diefer Art find Eranzesco Bracs
ciolint!) aus Piſtoia (15661645), der in-feinem Scherno
degli dei, einer Art Satire auf die Bötter ber Heldengeit, mit
Zaflent rivatifirt, aber ihn ebenfo wenig erreiht, als den Tafle
in feinem wiedereroberten Kreuze, der befanmten Sage vom Kai⸗
fe Heraclius, ferner Giambattiſta Lalli’) aus Norecia
(1572 — 1667) in feiner Mosceide (oder Domitlan, dem
Rülenerberber) und Franceide, demſelben Stoffe, den Fraca⸗
Re ſo trefflih zu behandeln verfanden hat, und Lorenzo
!ippi®) (1606— 54), befien Malmantile, eine fingirte Schil⸗
70 Ralianiſche Poefle. Epos.
derung der Viedereinſezung einer durch eine Florentiner Vuhlerin
verdraͤngten Königin auf ihren Thron, befonders. ald cin Re⸗
pertotium Floteminer Localfagen wichtig, uͤbrigens auch im Pro
vinzialdialecie dieſes Landes gedichtet If. Wir fügen noch hin
des Piero Bardi ve’ Cantt di Vernto Perſiflage dee
alten Ritterromane?), des Carro Dottori Eſeſꝰ), Ippolite
Neri“e Eroberung von Sauminlatd?), Bederige Romi's
Cartaocto (d. 1. Chiavistello) d’Aughlari?*), Bartolommer
Gorfini’6 Terracchiene desolato ?), und beſonders Garle
Gozzi's Scailterung der ſchtechten Dichter feiner Zeit und der
Meinftädterei feiner Mitbürger ?°), obgteich er eigentli mehr Sa
tiriker if. In der neueren Zeit artet dieſe Manier immer mehr
aus, dem abgeſehen davon, vaß allerdings Ricata Forti⸗
auerra?) (Garteromaco) aus Piſtoia (1674— 1735) in feinem
Riociardetto, eimer Fortfegung ded Orlando Furiase, alle feine
Borgänger im: der Kunſt, denfsiben: zu parodiren, übertrifft und
beſonders durch die entſchiedene Timfiterifhe Bollendung dei
Plans feines Gchidts Stauucn erregt, erweckt er aud bin und wieder
durch fein Heratzichm ber ernſteſen Gegenflände ins Laͤcherliche
MW iverwillm; noch mehe thun dies aber ver berühmte Anatom Lo⸗
renzo Bellini) aus Florenz (1643 —70), in deſſen Wucchereide
bie aͤquivoleſten Spaͤße mit Reflexionen über die wichtigſten Ge⸗
genſtaͤnde aus der Moral, Philoſopbhie und Phyfik verbunden
ind, Hieronymus Baruflatdi”” (1075 — 1755) in fei⸗
nem Grillo und Julius Edfar Becelii”) aus Berona
(1685—1750) in feinem Gonella, vmer Schilderung des
Lebens jenes berühmten Ferrareſer Hoſnarren. Dagegen zie⸗
ben uns durch das Vorherrſchen des rein ſatitiſchen Elementes mehr an
Gitambattiſta Eafti?!) aus Montefascone (1721 — 1808)
in feinen Animali partanti, einer allegorifchen Satire auf die poli⸗
Kiche Berwaltung der Staaten, enifemt dem Reineke Fuchs aͤhnelnd,
undfeinem Poema tartaro, einer Schifberung bed Hofes ber Katha⸗
una 31. von Rupland, das hier Mogollia beißt, und Domi⸗
nico Batachi?) aus Livorno (1749-1802) in fein
Nehe des Vulcans, Zibaklone, einer kauſtiſchen Satire "auf
alte Glafien der Gefellſchaft, weit dieſe Jorm unſerem lomiſchen Hel⸗
Staltänifche Poeſte. Epos | 71
dengedicht mehr entſpricht, als jene oben genannte Zwittergattung,
die dem deutſchen Geſchmacke wenig auſagt.
1) Le prime imprese del conte Orlando, con argomenti ed alle-
gorie. Vineg. 1572. h — Cinque prini canti di Sacripante. Vineg.
1535. 8. 11 Sacripante. ib. 1536. 4. 1537. 4. 1625. 8. u. öft (X &el.
—- L’ichille e l’Enea dove egli tessendo lhiatoria della Iliade d’Ho-
mero a quella dell’ Eneide de Vergilio, ambedue I’ha ridotte in
ellava rima. ib. 1574. 4. — L’Ulisse tratto dall’ Odissea d’Omero
e ridoito in ottova rima. ib. 1573. 4 — Il Palmerino poema. Ve-
nez. 1561. 1597. 4. — Primaleone figliulo di Palımerino. ih. 1562. 4,
2) Angelica inamorata. Venet. 1550. 4. 1553. 8.
8 Antheo Gigante. Vineg. 1524. 4. — Triomphi de Carlo ib.
4) Il Meschino, altramente detto il Guerino fatto in ottava ri-
wa. Venez. 150. 15%. 4.
5) L'Amadigi. Vineg. 1500. 4. 1581. 4. Bergamo 1755. IV. 12.—
Il Floridante. Mant. 1587. 4. 1588. 12.
6) Il Costante. Venez. 1565. 8. Bologna 1566. 4. Paris. 1654. 4,
(Dazu f. M. Ant. Tritonio, Dichiarazione. Bologna 1570. 4.) Sonft noch
Rime. Bol. 1566. 4. u La christiana Vittoria mariltima ottenuta a
tempo di Pio L III Bol. 1572. 4, (in Ditaven.)
7) La Alamanna. Vineg. 1567. 4. Lips. 1338. II. 8.
8)8. 6. B Manso, La vita di T. T. Rom. 1634. 12. P. A. Se-
rassi, Vita di T. Rom. 1785. 4. Bergamo 1791. II. 4. J. Black, The
hfe ot T. w. an hist. and crit. acc. of his writings. Edinb. 1800.
IL&, 6. Rosini, Sagg sull’ amori di T. T. Pisa 1832. 8. St.Non, Voy. de
Naples et de Sicile. Paris. 1781. T. J. p. 125 sg. Valery Curios,
ltalienn. p. 248— 294. Lardner Liter. and scient. men of Italy. T. II.
p %-16}. 6. Capponi, Suila cansa finora ignota delle sveriture
di T. T. Firemze 1840. 8. $r. X. Ebert, T. T. Leben u Char. nad Guin⸗
guene darg. Epzg. 1818. 8. ©. Gtredfuß, X. T Yeb. m. Prob. a. d. Geh.
Kinaldo u. Aminta u. db. Dialog.: der Bamilienvater. Berl. 1840. 8. u. in
d. Ital, Dichtkunſt Meifterwerte p. 491—592. — T. T. Opere tutte com
le couiroversie. sopra la Gerusalemme liberata. Firenze 1724. VI.
fl. ricorr. ed. ill.d. G. Rossi, Pisa. 1821— 23. XX XIII. 8. Opere scellg,
Nil. 1804. 1V.8. ib. 1823—25. V. 8. La Gerusalemmie liberata ovvero
Gofredo di nuovorricorr. e secondo le proprie copie dell istesso autore
ndottoacompisnento. Parına 1581.4. (Die Ed. Pr.Vineg 1580. 4. kam
wider Toſſos Willen durch Gelio Malaspina heraus und ift unvolftändig) c. la
ag. di molte stanze che dal!’ auctore sono siate rilutate et ınutald
a suoi luoghi. Mant. 1584. 4. c. le annot. di Sc. Gentili e di G.
Gusstavini. Genova. 1590. 4. Londra 1724. II. 4. Parigi 1784. II. 4
Parma 1794. IT. 4. rid. a. migl. lez. da Colombo coll. var. e note.
Firensg 1824. 18. 8, Ger. lib. col. riscontro della conquistata. Padova
1877-28. III. 24. — La Gerusalemme conyuistata (LL. XX1YV.)
Roma 1593. 4, Parigi 1595. 12. Venet 1600. %4. (Ueb. db. Uebertv d.
6. L. in d. Stal. "Provinciald. f. Bull da Biblioph. 1843. p. 81 1q.) —
l Rinaldo. Venez, 1562. 4. 1570. 1581. 4. Vineg. Aldo, 1582. 12.
bt. Deutfche Ueber. O. befe. Zeruf. überf. v. Gries. Zena 18003. H.
8. V. X. ebd. 1839, II. 8. VI. X. Epag. 1844. 16. v. A. Gtredfuß. Epsg.
2 1835. IL. 8. u. in d. Meiſterw. d. Dicht. a. a. D. dv. F. M. Duts
intefee. Pforzh. 1840. 1844. 16. f. D. Wedewer, Homer, Virgil, Zaffe
nd, befe. Jer. in ſ. Verb. zur Jlias, Odyſſee u. Aeneis. Münſt. 1843. 8,
gs
73 Italianiſche .Poefle. Epos.
9) Jifidoamante, poemaeroico. Mant. 1582. Venez. 1591. 1841. 4.
40) La Malteide. Venez. 15%. 4. -
11) IE mondo nuovo, poema di G. Giorgini de Jesi, con gli
ereom. in rime del s. P. Colini et in prosa d. s. G. Ghisilieri, Jesi
1596. 4.
12) La destruttione di Gerusslemme. Napoli 1600. 8.
43) L’imperio vendicato. Roma 1690. 4. Hirrzu fchrich der Doge
Enrico Dandolo eine Fortfetung bis zur Eroberung Gonftantinopelß
durch Balduin von Flandern.
13) II Conquesto di Granata. Modena 1650. 4. Parigi 1694. II.
12. Bol. 1673. 4. Venez. 1789. II. 12.
15) 1,’America, Poema eroico, Roma 1650. fol. _
16) II Bardo della Selva nera. Poema epico lirico. P. I. Parms
1806. fol. Dazu P. Costa, Osservaz. crit. Bologna 1832. 32.
17) La secchia rapita, poema eroicomico d’Androvinci Melisone
Oceaargom. d. c. A. Baris. Aggiunt. in ultimo il primo canto dell'
con gli no del med. autore. Parigi 1622. 12. Ronciglione (Rom.) 1624.13.
c. le Jichiar. di G. Salviaui accr. ed amın. d. abb. Marchioni. Ox-
ford 1737. 11. 8. s’agg. la pref. e le annot. di G. Barotti, le var.
lez. e la vita d. poeta comp. da L. A. Muratori. Modena 1744. 4
c. annot. e col canto deli’ Oceano. Firenze 1824. Milano 1827. 8. —
D. geraubte Gimer a. d. Ital. v. P. 2. Krig. Lpzg. 1842. 8.
18) Lo Scherno degli Dei poema piacevole. Firenze 1625. 4.
d. Pr. ib. 1618. 4. unvollft.) Rom. 1626. 12. Venez, 1627. 12. Iver-
on. 1772. II. 8. Milano 1804. 8. Fir. 1826. II. 12.
19) La Moscheide, poema giocoso. Vicenza 1619. Vonez. 1624.
Milano 1626. Bracciano 1640. 12. La Franceide, overo del mal
francese. Venez. 1629. Foligno 1629. 12. Opera poetiche, ciod la
Franceide, la Moscheide, Gerusalemme desolata, rime giocose, Pe-
“ trarca in stil burlesco etc. Mil. 1630. 12.
20) 11 Malmantile racquistato, poema di Perlone Zipoli (Loren-
20 L.) Finaro (Firenze) 16,6. 12. con le note di Puccio Lamoni (P.
Minuci) Fir. 1688. 4. ib 1731. IT. 4. 1750. 1788. 11. 4. Venez, 1748.
4. Prato 1815. 4. f. Nodier, Mel. tir. d’une pet. Bibl. p. 57 sq.
‚21) Avino, Avolio, Ottone e Berlinghieri. Poema eroico di
Beridio Darpe Cornetano. Fir. 1643. 4.
22) L’Asino. Poema eroicomico. Ed, IV. Padova 1796. 8. — La
. Parruca, comp. ined. ib. 1826. 8.
23) Presa di Sanminiato. Poema giocoso. Gelopoli 1660. (1760)
12. ib. (Livorno) 1764. 12. 1821. Il. 12.
24) II cartoccio d’Anghiari. Poema eroicomico c. n. di C. Testi.
Fir. 1830. II. 12.
25) u Torracchione desolato di Meo Crisoni. Londra (Parigi)
1768. Il. 12.
26) La Tartana deg!’ Influssi per l’anno hisestile 1756. Parigi
1757. 12. La Marfisa bizzarra, Fir. (Venez.) 1772. 8.
Didactifche Poeſie in Italien. 13
27) Carteromeco, Ti Ricciardeito. Parigi (Venez.) 1736. IE 4.
Mil, 1R13. IH. 8. Italia (Livorno) 1819. III. 16. Firenze III. 18. Mil.
188. IV. 32. Deutſch v. F. Schmit. Riegn. 1783 — 85. II. 8. dv. Gries.
Gtuttg. 1831— 33. 8.
2) La Rucchereide. Firenze. 1729. 8. u. in f. Opera omn. Ve-
nei. 1708. 1720. 1747. fol.
) Grillo Poema, Verona 1738. Venez. e [.ucca 1738.8. La Ta-
baccheide, Ditiramho con leannot. Ferr. 1714. 1716. Bologna 1752. 4,
E diotete andy den XV. Geſang zu dem burlesten Gedichte Bertoldo,
Berioldinoe Cacasenıo. (Bologna. 1736. 4.) der befannten Italilaͤniſch.
Brorb. der alten Gelb. v. Galomon u. Marcolph, worüber nachz. ift.
8% 68 11. 3. p. 470 40.
30) I Gomnella, canti. XII con gli argom. di 6. C. Becelli. Ve-
rona 1759. 4.
31) Gli animali parlanti, poema epico divise: in. ventisei canti.
Parigi an X (1802) JH. 8. 1820. II. 12. Lond. (Fir.) 1822. 24. No-
velle galanti in ottava rima. Parigi 1783. 12. 180%. III. 8. 1829.
Y. 32. Die zedenden Thiere. Deutfh. Bremen 1817. 1. 8. RN. © uf.
—* us. d. Urſpr. d. Werks. X. d. Stat. v. 3. E. A. Stiegler. Aachen
. 8.
‚. 32) La rete di Valcano, poema. Siena. 1779: (1797.) II. 12. TI
zibaldene poem. burl. in dodici canti dei Padre Atanasio da Ver-
rocchio Parigi 13805. 12. Auch er fchrieb ſehr fchlüpfrige Novellen in Ber:
fa: Verroechio, Haccolta di novelle. Londra an VI. IV. 12.
9. 554. |
Wir gehen jept zur didactiſchen Poeſie dieſer Pertobe
In Stallen fort, welde dur Biovanni Rucellai!) aus
Bloreny (1475— 1525) eigentlich erfi gefchaffen wurde, indem
er duh feine Api, eine Nachahmung des vierten Buche von
SVirgils Landbau im reimlofen Berfen das biöher ber Bulgärs
Prade unbekannte Lehrgedicht im Dialecte von Toscana verfucht
dat. Ihm folgte Luigi Alamanni?) aus Floren; (1495 —
1566), der auch ein romantiſches Epos, Girone il Coriese,
aus dem Carolingiſchen Sagenfreife und eine fonderbare Tra⸗
veſſie der Stiade in feiner Avarchide hinterlaffen bat, wo er bie
vegebenheiten des Trojanerkriegs nad Bourges (Avaricum)
verlegt und ſtatt der Griechen ſich Artus und feine Paladine
denft, in feiner Coltivazione in reimlofn (sciolti) Verſen
ee duch das zu fihtbar darauf verwendete Studium lang⸗
weilt. Stüdliher war Bernardino Baldi?) aus Urbino
(Mb. 1553); der nicht allein durch feine lyriſchen Gedichte, für
Wife er eine Menge neuer Versarten erfand, fonderh auch
76 Dibactifche Poeſie in Itallen.
vona 1745. Venez. 1795. 8. Mil. 1826. 32. Girome il Cortese. Pırigi
1548. 4, Venez. 1549. 4. Bergamo 1757. 11. 12. L’Avarchide. Firenze
1570. 4. Bergamo 1761. II. 12. Opere Toscane. Lione 15'2—33. 11. 8.
Venez. 1542. II. 8. Roma 1806. Il. 8. Saggio di poesie inedite. Fir.
1819. 4. Epigrammi ined. Bol. 1827. 8.
3) Geine Nautica u. Poemi pastorali, in f. Versi e Prose. Venez.
4) La Balia. Vercelli 1767. Venez. 1796. 4. Il Podere. Torino
1769. 12. Venez. 1770. 8. Parma 1797. 4. Le Lagrime di 8. Pietre.
In Vico Equense. 1585. 8. Venez. 1560. 1505. 8. 1606. 4. Il Ven-
demmiatore. Nap. 1534. 4. Poesie. l.ondra 1782 12. Opere. Venez.
1738. 4. Dazu Capitoli editi ed ined. Venez. 1834. 16.
5) Tre libri di arte ppetica, in ſ. Rime diverse, Venex. 1551. 8.
6) La Sereide. Torino 1585. Vercelli 1777. 8.
7) T quattro lihri della caccia di Tito Giovanni Scandianese con
la dimostratione de luoghi de Greci et latini scrittori et con la tra-
dottione della Sfera di Proclo. Yineg. 1556. °4. La Fenice. Venez.
1656. 1556. 1557. 4
8) La Caccia. Berg.1591. 8. c. note di (Scip. di Manzano) Dlim-
io Marcacci. ib. 1593. 8. Mil. 1808. 8. — L’Angeleida. Venez. 15%.
. Udine. 1825. 16. .
9) La Fisica c. annot. di J. Corbinelli. Parigi. 1578. 8.
10) Il Viridario, nel quale nomina i }itterati bolognesi e di al-
tre cittä. Bologna 1513, 4. II Fedele, libriV interza rıma: cantilene
cento. ib. 1523. 8.
11) Opera bellissima del arte militar del excell. poeta miser A.
C. in terza rima. Vinexia. 149. fol. Pesaro 1507. Venez. 1515.
Fir. 1520. 8. Opera noua de miserA.C. in terza rima: Lagl tralta:
de modo Rägendi: de motu Fortune: de integritate rei Militaris :
qui in re militari imperatores excellnerint. Venez. 1517. 8.
12) Lucrezio Caro Della Natura delle cose L. VI trad. da Al.
M. Londra 1717. 1764. 11. 8. 1779. 4. Milano 1813. 8: Firenze 1820
12. Saggio delle Rime eroiche, morali e sacre. Firenze 1704. 4.
13) Poesie diverse. Parına 1626. II. 8. Hierher gehört bef. f. Dio
uno, trino, creatore, uomo, figlisolo di Maria, paziente e trion-
fante u. |. Rosario della verg. Maria.
14) La Coltivezione del Riso. Verona 1758. 4, Padova 1810. 8.
15) H Canapaio, Bologna 1741. 4. Baccanali, Sec. ed. ampl. ®
corr. Bol. 1758. III. 8.
16) Il Baco da Seta. Verona 1756. 8. u. in b. Racc. di poemi
Georgici. Lucca 1785. I. 8. T. I.
17) La Fisica. Bologna 1758. 8. Venez. 1773. 8. Il Cafte. Parme.
1787. 8. .
- 418) N Zolfe. Poema in tre Jibri diriso con annet. Pesaro 1759.
Bologna 1762. 4.
19) L’Invito a Lesbia Cidonia. Pavia 1793. 4. Mil, 1793. 8. u. in
b, Poesie edite ed inedite di L. M. Pevia 1823. 16.
Italiaͤniſche Poeſie. Satire. 17
2%) La Colfirazieue de’ Monti. Verona 1778. 4. 1810. 4.
21) Delle Meteore Libri FII. poema fil. c. annot. di 6. Glan
tin. Firenze 1726. 4.
22) La Marina ed altre Poesie pescatorie. Venez. 1806. 8.
23) La Coltivazione degli Ulivi. Brescia 1808. 8. J. Coralli
Brescia 1810. 8. La Pastorizia. ib. 1814. 8. L’Origine delle ® Font,
con slire Poesie scelte. Milano 1833. 8.
3 Tebbis ovvero della educazione, Cagliari 1778. 4.
I globe di Veyere, in f. Prose e poesie, Venez. 1739. T.LE
(Tom? 11. Fir. 1756. 4
26) L’Ademo, ovvero il Monde cresto. Poema RMlos. Modena
1728. fol. Roma 5 1737. Milano 1757. fol.
* La consumazione del Secolo. Lucca 1793. 17%. Pesaro
1 I. 8.
20) L’Uso, parte prima o seconda. Bergamo 1778. 8. Parte terze.
Brescia 1778. 8. Rime 1755. 4.
29) Carme dei Sepolcri. Brescia 1807. 4.
3%) I Poeta di Teatro. Rom.poet. insesta Rima. Londra 1808. 8.
31) 1 Cicerone, Poema in ottava Rima. Mil, 1755. 1763. VI. &,
Venez. 1756. VI.
$. 555.
Zum behrgedicht rechnet man bekanntlich auch die Satire, wenn
fe auſ ſchon in den obengenannten komiſchen Heldengedichten
eine ſeht bedeutende Role ſpielt. Der erſte Dichter, der hierher gehört,
M&rcote Bentivogiio! aus Bologna (1506—1578),
der ih vorgenommen hatte, den’ von Arioſt eingeſchlagenen
Bey der Nachahmung des Horaz in der Satire, die hier jedoch
mer den Briefen deſſelben nahefommt, weiter zu führen, abet
das ridendo dicere verum ded großen Venuſiners nur von
der laͤcherlichen Seite genommen hat. Da trat Francesco
Berni aus Lamporechto (1490— 1586) auf, der mit anderen
jungen 2enten feines Schlages fi zu einer Art von Geſellſchaſt
(Ü Vienajuoli== Winzer) vereinigt hatte, um über die ernflehen
Gegenſtaͤnde Epäße und Berfe zu machen. Er hat diefer hei⸗
irn Dichtungs art den Namen gegeben, die von nun an bie
vemesliſche genannt wurde und fi dadurch von der Burleöfen
mierſcheidet, daß fie die Gegenftände nur läcerlih macht, fie
er keineswegs ins Gemeine und Niedrige hinabzieht. So find.
ffir: Rime burlesche, ſeine Soneiti und Capitoli, under
78 Italieniſche Poeſie. Satire.
denen man beſonders das Bob. der Dei und des Arifeteles
auczeichnet?). Zu feiner Shule gehören Giovanni Mauro
aus Friaul (1490 —1536), der berüctigte Bietra Aretino
aus Arezzo (1492 — 1557), bald unverflrämter Badautant,
bald niedriger Schmeichler und frommer Heuchter, eine durch und
durch gemeine Seele, aber .ald geborenes Dichtergenie des Ra
mens il Divino, den ihm feine Zeitgenoſſen beilegten, nidt uns
werthꝰ), der geſchicke Nadapmer Boccaccio's Agnolo Firen-
zuola ans Florenz (+ 1545)*), Andrea deli’ Anguil⸗
lara aus Sutri (1517—1566), unter deſſen vier Capitall
das, worin er eine Schilderung feine Elends giebt, das beſte
iR’), und Giovanni della Eafa aus Florenz; (1503
4556), ber zwar in feinen Galateo «einen Anſtandscutechtsmud
lieferte, aber in feinem Elogio del Forno und dei Baciv
eine für einen Erzbifhoff von Benevent merfwärdige Praxis in
ſchmuzigen Dingen verräthꝰ). Gleichzeitig find noch Gabriel
Simeoni aus Florenz (1500 — 72), der wieder zur eigent⸗
lichen Satite zurückkehrte und beſonderes Geſchick bewies, aus den
unbedeutendſten Stoffen (z. B. der Bohne, dem Ofen ıc.) etwas u
machen), und Pietro Nelli aus Siena, der bauptfächlic die
Beiden der Advocaten zu ſchlildern verfucht hat’). Einen num
Weg ſchlug Eefare Eaporalt aus Perugia (1531 — 1601)
ein, der in feiner Reife zum Parnaß und noch einigen ähnlichen
Arbeiten zuer® der Satire eine Art von hiſtoriſchem Boden ge
Befest bat, indem er die Erzählung von Thatfachen (3. B. Leben
des Mäcen) geisidt Reflexionen über andere Dinge und eine
Schilderung feiner Zeit anknuͤpfte)). Endlich würde des
Stoffes nad hierher noch Folengo mit feinem Orlandine zu
gichen ſeyn, obgleih ihn ber Stifter der. Academia della
Crosea Antonio Francesco Grazzini mit dem Beinamen
Rasca!"), wie er in der gleichfalls von ihm errichteten Geſell⸗
fihaft degli Humidi hieß, aus Florenz (1505-83) an Ba
ſchmack und Beinheit noch übertroffen bat. Er gehört hierher
wegen feines Zwergfriege, einer Parodie auf das ebenfalls hut
leote/ ver Rieſenkrieg betitelte Bebicht des Florentiners Beito (Bene
defto) Arrighi, welches der Bifaner Birolamo Amelumghi
(Hd goblie da Piss genannt) felnem-Berfafler entwendet, etwas
Jeoliiniſche Posfie. Sative 70
angeſtaliet und unter dem Namen des Forabosco herausgegeben
hatte, Dieſe drei Gedichte mit Grazzini's Krieg der Ungeheuer
And eigentlich die einzigen, welche aus dieſem Genre der bur⸗
lesle Poeſie in Ihrer erſten Phaſe anzuführen find, denn die
Manier Caporali's befam fehr bald die Oberhand. Dieß fchen
wire Trajano Boccalini’s von Lorettv (1536-1613)
Bagenagli del Parnasso und der Korifepung deſſelben der
Pietra del Paragone politico, einer Satire auf fat alle po⸗
litiſch und Hterarifh bedeutende Männer feines‘ Baterlandes zu
bieer Zeit!), aus Aleffandro Wllegri’s aus FSloren;
(} 1613) Lettare di ser Poi Pedante (an Bembo ger.)
und Fantastica Visione di Parri da Pazzolatico ‘(an Dante),
ms Scipio Errico’s aus Meffina (1592 —1670) Rıler
ga des Parnaß!ꝰ) und einigem anderen, wogegen wieder Sal⸗
vator Rofa aud Neapel, der bifannte Wale (161575),
in ſeinen Satiren, die (wie 4. B. der Neid)'*), nur etwas zu
Park aufgetragen find, und Benedetto Menzini aus Sloren
(1646-1704) 5) mit der fcharfen, giftigen Zunge eines Per⸗
find reden und fih wunderbar von dem chen fo feinen ale
Haren Salze derer des Jacopo Soldani aus Floray
(t 1642, 62 Jahr alı)’%) und derer des Weiberfeindes
Luizi Adimart aus Neapel (1644— 1708) unterfäreiden,
der nur gegen die Weiber (beſonders gegen die Theaterpraͤncee
Km) bitter iR, denn während Belteau ve menigfend zwei
oder drei auf dem Erdball für lobenswerth anfiebt, fagt er,
won ja eine Frau auszunehmen MM: tu non Ja vedi, ed 1o
non la conosco"),, Sonſt iſt noch der Freigeiſt Ferrante
Ballavicino aus Piacenza (1618-44) zu nennen, der in
Profa mehrere giftige Sattren ſchrieb, unter denen die hlmmliſche
gegen Romd Gurte gerichtet, die ſolimmſte, aber ‚ges
lungenſte 19), Das achtzehnte Jahrhundert hat eigentlich Teine
Eatiriter von Fach hervorgebracht, doch fönnen zum Theil is
mer burlesfe Dieter in Berniſcher Manier Hierher gerechnet
en Gtambattiſta Bagiuoii aus Florenz (1660 —
1142), obgleich eigentlich feine Aufifpiele mehr heiter⸗komiſchrt
a ſatiriſcher Art find!9), der ſchon genannte Stovanni Carlo
Jaſſeroni aus Lantesca (1713 — 1802), deſſen beitere Berfe
a
80 Italianiſche Poefie. Satire.
fonberbar von dem Arengen Lebenswandel abRedhen, dem er ſich
als Seiſtlider zu Mailand auferlegte”), Giufeppe Bareiti
aus Turin (1716—ı789)?) und Dnofrio Rinzoni?)
(1734—1817), als ernſte Saticiter aber Lorenzo Mas—⸗
&eroni?), ®tufeppe Zanoia aus Genua (1752 —
18 17)), der Maler Gtufeppe Bofft aus Mailand (1777
— 181552), der Florentiner Angelo d Elci* (175 4 - 1824),
ein neuer Juvenal an Siyl und Eharafter, GStannantonio de
Ruca aus Benedig (1737 —62)”) x., wenn wir nidt auch
einigermaßen Barini, Gozzt und Wifieri hierherzichen wollen,
t) Satire ed altri Rime piacevoli. Venez. 1557. 12. Opere poe-
tiche. Parigi 1719. 8.
2) Il primo libre delle O burlesche di M. Fr. Bersi, di
NM. Giovanni della Casa, del Varchi, del Mauro, di Messer Bino,
del Melss, del Dolce et del Firenzuela, ricerr. et c. dili . ri.
Firenze 1548. 8. Il secondo libre delle Opere burlesche di ?r.
del Molzs, di M. Bino, di M. Lod. Martello, di Matteo Franzesi,
del? Aretine et di diversi Anteri ib. 1555. 6. Opere burl. ete. act
cresc. di un Temo terze. Fir. (Nap-) 1723. IlI.8. Londra 1721. 1724
1. 2 et al Reno. (Roma) 1726. II. 12 1760. III. 12. Leida
1823. 12.
3) Rime e Capiteli, b. Bermi a. a. D. ed. 1723. Strambetti alla
ee Vene. 1544. 8. Ragienamenü s.L 1583—84. II. 8. 1589
i) 8 ©. Sonelli Iassariosi döfhr. zu Dresden. f. U. 2. ©. 11. 3.
sq. Mart Journ. f. Kunkgeid. St. XIV. J 1—72 6. M. Ma-
X. Vita di P. Ar. Padera 1741. 8. (dare ax, Vie
de P. Ar. à la Haye 1750, 8) Young, Gef —ã ãù—, archeit. Bi.
BL p 168-NI.
4) Rime. Fir. 1549. 8. Pisa 1816. 8. Opere. Fir (Bapeli) 1723.
mu, 2 Fir. (Venex ) 1703—66. IV. 8 Mil. 1802. V. 8.
. 5) &. Satin d, Sansorine, Sette libri diSatire. Venez. 1560. 8
o Rime e prose. Venen. 1558. 4, Fir. 156%. &. 1572. 8. —3
1067. A exposte da A. Sererine Napoli 169% 4. Parigi 1727.
Cs i V. Venen. 1539, 1338. 8 woaR. R. f. Rime Burlesche is
2 »Rime Ruriesche d.Rerai f. 1723. Il Gelatee. Mil. 1559. 8. Fir
& Lat. Iral Padora 1727. & Roma 1759—63. II. 12. Vene
1825. 16. Opere con ginnta di Serittere non poh Fir. 170.
IM. 4 © age. Venen 17I-D V. 4 132 U. 4. 1806. IV. 8.
.u8% 8, 0.38 p 715 ag. Valery, Science de la vie. Paris
&p 1
7) Satire alla beralcece. Turine 1548. 4.
&) Le Satire alla Carlena di memer Andren de Bergame. Ti
Bag. 150647. 1 8. 8365, 1506 &
9) Rime. Perugie 17%. 4
10) l.a Gueerra de‘ Meetri. Firenne 1584. 4. La Giganten e 1
ib 1306. & c. ia Guerra de’ Mestri. Firenze. 1612. 8. Yver
Itallaͤniſche Poeſie. Babel. 81
dan, 1772. 12. (iſt Bd. IT. d. Race. di Poemi eroico -comici) Rime.
‘ Fir. 1741-42. II. 8. Egloghe ed altre Rime. Livorno. 1799. 8. Stanzi
in dispregio delle Sberrettate. Fir. 1579. 4.
11) Raggusgli di Parnaso, Cent. I. Venez. 1612. Cent. II. ih.
1613.-IL 4. ıb. 1624. II. 4. Amsterd. 1669. IT. 12. La Pietra del
Paragone Politico. Cosmopoli 1615. 4. ib. (Amsterd.) 1652. 24. La
Secreiaria di Apollo. Aust. 1653. 16. '
12) Rime piacevoli. Verona 1605-13. IV. 4. riv. ed. agg. Am-
sierd. (Napoli) 1754. 8. Lettere di Ser Poi Pedante nella Corte de’
Donati. Bologna 1623. 4. Fantestica Visione di Parri da Pozzola-
Bon moderuo in Piandigiullari. Lucca 1613. 4, Scelti Componimenti.
4. l. et 2. 8.
13) Le Guerre del Parnasso, in ſ. Poesie, Messina 1653. 12.
14) Satire dedicate a Settano. Amsterd. 1719. 8. c. note d’ A,
M. Salrini e d’altri. ib. (1770) 8. " |
15) Satire. a. 1. et a. (Napoli 1730) 4. Amsterd. (Nap.) 1718. 4,
% note. Leida. (Lucca) 1759. 8. c. mote post. di R. M. Braeci. Na-
poli 1763. 4, c. annot. Londra (Livorno) 1788. 12. c. la Poetica. Mil.
1808. Rime. Fir. 1730-34. IV. 8. Opere. ib. 1731—32. IV. 4.
16) Satire, c, Annot. Fir. 1751. 8.
„_17) Satire. Amsterd. 1716. 1764. 8. c. illustraz. Londra (Liv.)
1:88. 12. Poesie sacre e morali. Fir. 1696. II. fol. ib. 1706. 4.
18) L’Anima divisa in sei vigilie. Colonia 1675. 12. (davon nur
2 Theile in f.:) Opere 'scelte. Villa-Framca (Gendve) 1660. Villa- .
franca (Elzevir) 1666. 1673. II. 12. Sehr ſchmutzig iſt f. Bettorica
delle paftane (Cambr. 1642. 12. Venez. 1664. 12.) — Die bimmlifche
Eheſcheidung mit dem Leben d. Verf. Berl 1787. 8.
‚ 39) Rime Piscevoli. Fir. 1729-34. VI. 4. Dazu 43 Capitoli als
Rime Piac. P. VII. post. Lucca 1743. 4.
20) Favole Esopiane e Rime. Milano 1775. IX. 12.1780. VII. 12.
. 2) Opere. Milano 1813—19. VI. 8. ib. 1838. IV. 8. Scritti scelti
ined. e rari. ib. 1822 223. II. 8.
2) Prose e Rime. Ferr. 1811. 8.
2) Sermone sulla falsa eloquenza del pulpito. Bergamo 1779. 4.
24) Sermoni. Milano. 1809, 8.
2) Eine Sat. in d. Racc. di Poes. Sat. scritte nel sec. XVII.
Mil. 1828. 8.
%) Satire. Fir. 1817. 4. Opere italiane e latine elite ed ined.
Fir. 189%. I. 8.
77) Sermoni. Venet, 1818. 8.
$. 556..
Eine andere Art des Lehrgedichts If die Babel, allen
dieſe fheint von den Stalänern nur wenig ‚gepflegt werben au
m, denn feit Leo Baptiſta Aiberti aus der vorigen Be:
net) hat ed Giulio Eefare Capaccio aus Gampagna
(1560 — 1631) einen Berfuh gemacht, die Aeſopiſche Zabel in
Grüße, Handduqch d. Riterärgefhichte. III. 6
%
82 SJtaliänifche Poefie. Zabel. Hirtengedicht.
einer Nachahmung Bernardino Baldi's einzubürgern, geriet
aber bald in Vergeſſenheit?). Beier gelang es dem Thomas
Erudelt aus Poppi (1703-45), dem aber feine zu ſcharfe
Eatite und Freifinnigkeit Verfolgungen zuzogen?). Der Jeſuit
Giambattiſta Roberti von Baffano (1719 — 86), ver
Übrigens in feinen Fabeln immer die Sache der Humanität
führte und als ein abgefagter Feind der Philoſophie eines
Hobbes, Mouffenu 20. erfheint, hat mehr Einbildungsekraft
als guten Geſchmack), Giovanni Carlo Pafferon!
aus Lantosca (1719— 1803) mehr Geſchwaͤtzigkeit, als
eigentliche® Talent, und Lorenzo Pignotti?) aus Figlino
(1789—1812), dem man Natürlichkeit und geftbidte Aus
wahl des Gtoffes nicht abfpreden kann, guten Willen ge
zeigt, Lafontaine nachzuahmen, ihn aber nicht erreicht, wo⸗
gegen Luigi Hitachi Claſio (4 1823) Einfachheit und her
lihe Sprache vereinigt‘), und Gaetano Perego mehr für
die Jugend gefärieben hat”).
Richt viel reicher iſt die Staliänifche Literatur m Hir’
tengebichten, denn will man nicht des großen Lorenz
von Medicis®) Nencia da Barberine hierher ziehen, worin
er tm Toscaniſchen Bauerndiatert in reigender Bilderk die Schoͤn⸗
“ heit einer Bäuerin ſchildert, jo wird der erſte hier zu erwaͤh⸗
nende Scrififteller der ſchon genannte Jacob Sannazar)
feyn, der 1502 den von ihm in frühehter Jugend begonnenen
Schäferroman Arcadia in Profa herausgab, wo faſt ohne ge
hötigen Zufammenbang und Einheit der Handlung zwölf ro
mantliche Begebenheiten und eben fo viele unter Arcadiens Hir
ten fpielmde Eclogen in Berfen (Ganzonen) verbunden find.
In der ſiebenten tritt er ſelbſt auf md erzähle die Echleliale
feiner Samilie, wie denn das ganze Reben feiner Schäfer nic!
als eine poetifhe Auffaffung feiner Zeit iR, die er aber Außer
anmuthig eingefleivet und ausgeführt hat. Der ebenfalls [don
genannte Baltyafar Cafkiglione?) (1478—1520) ein
Nachahmer Petrarca's, hat eine reigende Ecloge Türsis hinter
laſſen, die ihm aber gleichwohl nicht fo viel Ruhm eingebracht
hat, als feine Kunſt, ein guter Sofmann zu werben (Libro
del Cortegiano), Mich ber fon gerannte Eriteo Hat in
ealiknifde Pre. Sative 70
umgehaliet und unter bem Namen des Korabosco herausgegeben
hatte. Diefe drei Gedichte mit Grazzini's Krieg der Lingeheuer
And eigentlich die einzigen, welbe aus diefem Genre der bur⸗
leoken Poeſie in ihrer erſten Phaſe anzuführen find, denn die
Manier Gaporali’6 befam fehr bald die Oberhand. Dieß fchen
wir aus Trajano Boccalini’s von Lorettv (1536-1613)
Bagguagli del Parnasso und der Sortfepung deſſelben der
Pietra del Paragone polilico, einer Satire auf faſt alle po⸗
litiſch und Hterarifch bedeutende Maͤnner feines: Vaterlandes zu
dieſer Zeit!!), aus Aleffandro Allegri's aus Floren;
(+ 1613) Lettere di ser Poi Pedante (an Bembo ger.)
und Fantastica Visione di Parri da Pazzotatico ‘(an Dante”),
aus Scipio Errico’s aus Meffina (1592 —1670) Rrie
gen des Varnah'?) und einigen anderen, wogegen wieder Sal⸗
vator Rofa aud Reayel, der bifannte Maler (1615—75),
in feinen Satiren, die (wie 9. B. der Neid)!), nur etwas zu
ſtatk aufgetragen find, und Benedetto Menzini aus Elorenz
(1646 —1704)"°) mit der fharfen, giftigen Zunge eines Per
ſius reden und fih wunderbar von dem eben fo feinen ale
ſcharfen Sale derer des Jacopo Goldani aus Floray
(+ 1642, #2 Jahr alt)", und derer des Weiberfeindes
Zuigt Adimart aus Neapel (1644—1708) unterfäeiven,
der nur gegen die Weiber (befonder6 gegen die Tihenterpräncefe
Atmen) bitter iR, denn währe® Boileau tech wenigſtens zwei
oder drei auf dem Erdball für lobenswerth anfieht, fagt er,
wenn ja eine Frau auszunehmen MM: tu non fa vedi, ed 1o
non la conosco”). Sonſt {ft noch der Freigeiſt Ferrante
Ballavicino aus Biacenza (1618—44) zu nennen, der in
Proſa mehrere giftige Sattren ſchrieb, unter denen die himmilfihe
Scheidung, gegen Roms Gurte gerichtet, die ſchlimmſte, aber ges
Tungenfle {'%). Das achtzehnte Jahrhundert hat eigentlich Telne
Satitiker von Fach hervorgebracht, doch können zum Theil als
mehr burleste Dichter in Berniſcher Manier Hierher gerechnet
werden Stambattiſta Fagiuoli aus Florenz (1660 —
1742), obgleid eigentlich feine Luftfpiele mehr heiter⸗komiſchrt
als ſatiriſcher Art find!?), der ſchon genannte Giovanni Carlo
Balferont aus Lantesta (1713 — 1802), deſſen heitere Bere
84 Italiaͤniſche Poeſie. Schaͤferſpiel.
geführten Aretusa und Agoſtino NArgenti (+ 1576) in
feinem 1567 geihriebenen Sfortunato '”) daffelbe weiter audzw
bilden verſucht hatten, fo trat nun Torquato Taffo”) mil
feinen Aminta auf, wozu er duch eine Darftelung des Sfor-
. tunato begeiftert worden war, und begauberte bei der erſten
Aufführung deffelden 1573 zu Ferrara die Zuſchauer dermasın,
daß man fein Stud einftimmig für ein Mufterftüd der Eleganz des
Styls und der-Eompofition und des guten Geſchmads in der
Wahl des Stoffs und der Entwidelung erflärte. Er bediente
ſich hierbei der nicht gereimten Iamben, bie jedoch mit ſechoſyl⸗
bigen und gereimten Verſen zuweilen durchwebt find. Leider hat
er die für unfern Geſchmack unangenehmen Concetti (d. h. M
fünftelte Wige in Gegenfägen, 3.8. gefallen — mißfullen ıc.) zu
häufig angewendet, als daß fie natürlih feyn Fünnten. Nad
ihm hat Angelo Ingegneri?!) aus Venedig (um 1578) ein
Hirtengedicht, die Tänze der Benus, in venetianifhem Dialect
hinterlaffen, worin er die von ihm in feiner Abhandlung übe
die darfiellende Dichtkunſt in Bezug auf das Schäferfpiel gege⸗
benen Lehren practifh anwendet, aber eben nur eine Art Mu
ſterſtuͤck geliefert bat, Guidibaldo Bonarellt (+ 1608)
bat in. feiner Phillis von Sciros ale Fehler feines Borbilded
Taſſo's, ohne deſſen Vorzüge zu befigen, madıte aber durch da®
Barode feiner Intrigue Auffehen, weil feine Heldin Clelia zwel
Hirten auf einmal liebt?). Auch Antonio Ongaro”) aus
Padua (+ 1582) bat in feinem Alceo den Aminta fo rend
nachgeahmt, und nur die Localität (flatt Hirten treten bei ihm
Fiſcher auf) geändert, daß man feinem Etüde den Namen l’Aminta
baggato geben konnte. Den meiften Erfolg unter allen hate
aber Baptifta Guarint aus Ferrara (1537— 1612) mil
feinem Pastor fido, einer Nakahmung des Aminta, der 1585
zuerſt zu Ferrara dargeftellt wurde, denn er kommt ihm an Rd
der Eprace und der Verſe, deren verſchiedenſte Metra er auf
das Glüdlihfte zu verbinden wußte, gleich, und der Stoff {R
für die Bühne geſchickter bearbeitet, allein der eigentliche Geif
fehlt ihm, und fehr oft find die Gedanken matt, wenn. niöt
vollig proſaiſch?). Nah ihm verſchwindet das Schaͤferſpiel, einige
Italiaͤniſche Poefie. Babel. Hirtengedicht. 55
ſchlechte Rahahmungen Tafſo's und Guarini's, und Gelegenheits⸗
fltüde abgerechnet, ganz aus der Italläniſchen Literatur.
1) 100 Fabeln in d. Opuscoli morsli, ne’ quali si oontengono
moli smmaestramenti necessary al viuer de N’Huomo tradolii oe
parte corretti da C. Bartoli. Ven⸗z. 1568. 4. tal. u. Franz. Tables
diverses de L. B Alb. Paris. 1693. 12.
2) Apologhi & favole. Napoli 1602. 8. Mergellina, egloghe pe-
kalorie. ib. 1598. 8.
3) Rime e Prose. Napoli (Firenze) 1746. 1767. 8. Parigi 1769. 8.
ib. (Pisa) 1805. 8. Poli ( ) arigi 1709. 8
4) IC) Farole Esopiane. Bassano 1782. 8. u. in f. Opere varie.
Bologna 1782.-87. IX. 8. .
5) Favole e Norelle. Pisa 1782. 8. Londra (Parigi) 1784. 8. u. öft.
Poesie. Firenze 1812—13. VI. 8. ib. 1820. 24.
6) Farole. Fir. 1807. 8. c. ogg. ib. 18%. 8.
7) Favole sopra i dovere sociali.: Mil. 1804. Ed. V. ib. 1830. 8.
8) in f. Poesie volgari. Venez. 1554. 8. Bergamo 1763. 8. Lon-
dra 1801. 4. u. in f. Opere. Fir. 1828. IV. 4. T. II,
9) Libro Pastorale Nominato Arcadico de Jacobo Sanazaro Neapoli-
tano. Venez. 1502. 4. (unvollft.) Arcadia del S. tutta fornita et tratta
emendatissima dal suo originale. Napoli 1604. 4. Fir. 1514, 8. Ve-
ne. 1514. 8. 1515. 32. Fir. 1519. 1532. 8. Padova 1720. 12. c. ann.
Mil. 1806. 8. Ausz. in b. Bibl. d. Rom. 1784. Jeillet T. Il. p. 3 aq.
— Sonetli e Canzoni. Roma 1530. 4. Nap.: 1530. 4. Nap. 1530. 4.
Fir. 1533. 8. Venez. 1534. 8. Opere vulgari Pad,’ 1723. 4.
10) Poesie volgari e latine. Roma 1760. 12. Stanze Pastorali del
C.e di Cesare Gonzaga con le rime di G. Corso. Venez. 1553. 8.
win f. Lettere (Pad. 1769—71. II. 4.) T. 11. 1 libro del Cortegiano.
Venez. 1528. 8. 1545. fol. Parına 1530. 1532. 8. rev. da L. Dolce.
Venez. 1559. S. Mil. 1822. 16. Berg. 188. II. 12. u. in f. Opere
valgarı e latine. Pad. 1733. A. (&. bar. Valery, La Science de la
Vie, Paris 1842. 8. p. 143—192.)
11) Lamento di Cecco da Varlungo, da Fiesolano Rranducti.
Fir. 1694. 4. c. note di Or. Marrini. Fir. 1755. 4. Berg. 1762. 8.
€ agg. Fir. 1806. 8. Regg. 1810. fol. Parigi 1816. 8.
17) Opere. Verona 1790—91. VI. 8.
13) Poesie Siciliane. Palermo 1814, VII. 8. Poesie rid. da 6.
Bosini. Pisa 18%. 8. "
‚ 14) La Svinatura in Valdinievole, Idillio giocoso. s. a. Pisa. 4,
Livorno. 1821. 8.
15) Bacco in Toscana. Ditirambo con Annot. Fir. 1685. 4. 1691.
4. Pisa 1820. fol. c. la Svinat. Fir. 1816. 8. — Sonetti. Fir. 1702.
lol, 1703. 12. Poesie. Londra 1781. 12. Fir. 1822, 8. — Opere. Venez.
’12—20, VII. 4. Mil. 1809—11. IX. 8.
16) Opere intitulate la Psyche et la Aurora, et la fabula di
Caephelo. Venet. 1510. 1513. 1a18. 1538. 8.
MI Sacrificio. Favola pastorale. Ferr. 1555. 8, 1587. 12.
Brescia 1720. 8. '
i8) Aretuse, Cammedia passorale. Ferr, 1564. 8.
86 Lyriſche Doefle in Itallen.
19) Lo Sfortanato, favola Past. Venez. 1568. 4.
20) Aminta, favola boscareccia. Vineg. 1581. 8. Venet. 15%.
4. Parigi 1655. 4. 1768. 12. 1781. 12. Aminta ora per la prima volta
alla sua vora le2. rid. (d. abh. Serassi) Crisopoli 1789. & 179.
fol. Pisa 1806. fol. Fir. 1820. fol. Pad. 1822. 8, Ampnt, ein Baäfeae.
metr. überf. v. 9. Gl. Walter. Berl. 1794. 8. a. d. Ital. v. H. & d
: Danford. Zwickau 1822. 16. Teutſch u. Ital. überf. v. Ed. Echaul. Karlir,
1828. 8. I tre libri degli Amori. Ven, 1555. 8. Rime. gez 1560. 12.
Berg. 179. 11. 12. Auserlef. Lyr. Ged. Taſſ. Deutfch v. K. Foͤrſter. Lpzg.
1844.
21) Danza di Venere. Pastorale. Vicenza 1584. 8. cf. &. Modo
di rappresentare le Favole Scenithe. Ferr. 1598. 4.
22) Filli di Sciro, Fav. past. Ferr. 1609. 4. Parigi 1656. 4. c. le
Difesa del doppio amore diClelia. Mant. 1703. 12. Londr. 1728. 8.
Venez. 1788. 12. Fir. 1819. 12.
23) L’Alceo, Favola pescatoria. Venez. 1582. 8. Fir. 1622. 4
c. Aminta. Pad. 1722. 8.
24) Il Pastor Fido. Tragicommedia pastor. Venez. 1500. 160.
r. c. Ines. d. Rime. 1624. 4. Norimb. 1734. 8. Parigi 1782. 8. Para
1793. Fir, 1825. 32. u. öft. Opere. Verona 1737—38. 1V
Treuer Schäfer a. d. Ital. v. H. Müller, Zwickau 1822. 11. 16. s. ri
Arnoldi. Gotha 1815. 8
.$. 557,
An einem weit ftärferen Maße .gebich nun aber während
biefer ganzen Periode die Iyrifche Poeſie, welche allerdings zu
Ende der vorigen ziemlih in Verfall gefommen war. Diele
Mebelftand wurde auch zu Anfang der gegenwärtigen von einigen
auten Köpfen eingefehen, und man ſah es für den einzigen
fihern Weg an, ihm abzuhelfen, wenn man zu Petrarca's Ma
nter zurüdfehre. Dieß geſchah denn aud, und fo entfland tie
dur Zauber eine Unmafle von Petrarhiften, die, was das
Aeußere anlangt, ihn ziemlih gut copirten, aber weder feine
lebhafte Phantafie Hatten, noch feine vom Herzen kommende un?
zum Herzen gehende Zartheit der Gefühle wiedergeben konnten,
da fie diefelben mit Ausnahme Taſſo's (wenigſtens In feinen
Sonetten und Madrigalen) nicht befaßen. Der erfte, ber bier zu
nennen Äfl, würde nun Pietro Bembo aus Venedig feyn (geb.
1470, geft. 1547), defien Charakter man am Beten Daraus abnch⸗
men kann, daß er der Sünftling der fehredlichen Lucrezia Borgia
war, der aber durch feine vollfommene Bertigfeit Im Lateinifchen
und Stralläntfchen in fo hohem Brave die Bewunderung feine
Zeitgenofien beſaß, daß man ihn für den erfim Claſſiker feiner
Zeit erklärte, Allein die Folgezeit hat gelehrt, daß er nur Im
Styl, wiewohl er auch bier affeetirt IR, Petrarca cin feinen
Sgnifche Poeſte in Stalin, 87
Rime und Canzoni) und Boccaccio (in feinen Aselani, ll
ierhaltungen über das Weſen der Liebe, halb in Proſa, halb im
Verſen) nahefommt, an Genie aber unendlih tief unter ihnen
fh’), Zu feiner Schule gehörten Bernardo Eapello aus
Venchig (1500 — 1565), der im feinen Rime feine Leiden ir
ber Verbannung (1541) unb feine Rettung burg ben Kar»
dinal Alexander Farneſe fhiert?), und Dominico Beniero
(1517— 82), der Stifter der berühmten Academie non Bene
de). Auch Antonio Tebaldeo aus Ferrara (1456—
1538) erlangte durch feine Sonetti e Capitali, Stsnze nuove
u. ſ. w. in furzer Zeit einen Ruf, der feinem Muſter wenig
nadfland, wendete fi aber, als er. felbR das Unverdiente davon
einſah, völlig zur Lateiniſchen Bade, ohne auch bier
über die Mittelmäßigkeit hinauszukommen“). Tin Pendant. zu
ihm iR Bernardo Wccolti (F 1534), dem feine Zeitgenofien
den Beinamen des Einzigen gaben, ben er vielleicht durch feln
Salat zum Iurprovifien, aber gewiß nit durch ſeine ſonder⸗
baren, fhwerfälligen Gedichte verdient hat’). Mit gluͤdlicher
waren der Erklaͤrer Petrarca's Luigi Eaftelvetro‘, aus Modena
(1505—71)°) und der fleißige Ueberſetzer Quigi Domenichi?’),
wogegen jedoch Der Rovelliſt Francesco Maria Molza aus Wo»
dena (1489 1544), dergleicheq Talent im ernſten und ſcherzhaften
Tee gezeigt hat, wenn ihn auch fen natuͤrlicher Humor oͤfter
vum Ictern begeißierte®), der vwolpige und originele Erangeäco
Beccuti in feinen Klagen über verſchmaͤhte Liebe, mit dem
Veinanen ij Topetis, aus Perugia (1509—58°), ver eles
ante Jacopo Marmitta qus Barma!’), Giangirolamo
Roffi ans Barma!ı) (150564) und Francesco Rai⸗
nieri?) aus Mailand, zwei als Nachahwmer recht originelle Ly⸗
tler, Bernardino Rota aus Neapel (+ 1579), dm man
für dem ſelbſtſtaͤndighen dieſer Eule anfchen Fam’), Gius
ieppe Berufft aus Baſſano (152070) Aretino's Freund
und Schüler!*), und Giuliano Goſeliniqus Rom (1827 —
87)8) weit höher Achen. Der Neapolitcner Labovico Pa⸗
ſeino, der auch als Satiriler einen Namen hat, ahmte Pe⸗
naca nicht Bias im Aeußern (bau Nuovo Petrarca 1560,
Triong, den Nuave Fiamme, Some, Kannon) &.)
88 Lyriſche Poeſie in Italien.
nach, ſondern Indem er feiner Geliebten den Namen Mirzia gab,
bildete er fih auch ein, daflelbe Verhältnis hervorrufen zu können,
welches zwiſchen Betrarca und feiner Laura beftanden hatte '%). Auf
gleiche Weiſe lieferte Luca Eontile aus Eotona (1507—74) in
. feinen Canzoni, die ſechs Schweftern des Wars betitelt, einem
Bendant zu den ſechs Schweſtern der Lebe Petrarca's, allein
den Geiſt deffelben konnte er ihnen nicht einhaucen'”). Unter
allen diefen blinden Petrarchiſten verdienen num aber durch ihr
eifriges Streben, einen eigenen Weg zu gehen, ehrenvolle Er.
wähnung Antonio Broccardo, der Landsmann und Reben
buhler Petrarca's, der fich freilich immer am Meiften ſelbſt lobte,
weil felne Zeitgenofien ihm diefe Ehre nicht widerfahren ließen
(+ 1531)'%), dere Galabrefe Galeazzo de Tarfta (1476—
1535), den die gefelerte Dichterin Victoria Colonna au
Neapel (geb. 1490, get. 1547), die ihre Mufe zum Ruhme
ihres Gatten, des berühmten Helden Francesco d'Avalos, an
wendete, begeiftert hatte”), Cornelio Caſtaldi aus Padua
(1480—1536), ein heftiger Gegner Bembo's, aber glüdliche
als Lateinifher Dichter ?®), der fhon genannte Giovanni della
Caſa, defien Rime mit Recht geruͤhmt werden, weil ſie elgent-
lich zuerſt den einfoͤrmigen Klageton der Petrarchiſten durch eine
edle Kraft und leichte Weichlichkeit des Gefuͤhls erſetzen und ſie an
Dante erinnern, den er eben fo fleißig als Tarſia ſtudirt hatte),
Annibal Earo aus Civita Nova (150760), der durd
eine meifterhafte Ueberſetzung der Aeneide, feine Briefe und feine
Ficheide und Diceria de’ nasi in allen dieſen drei Fäden
eine der erftien Stellen einnimmt, die er nur noch in feinen
lyriſchen Gedichten dur die Harmonie ſeines Versbaueg, die
Eleganz feines Styls und feine poetifche Färbung überfiegen hat”),
Claudio Tolomei aus Gina (1492-1555), befamnt
dach feine Künftelelen mit feiner Mutterfprade, und Verſuche,
bie Metra der lateinifchen Verokunſt derſelben aufzutringen, aber
nicht ohne lyriſches Talent”), Beronimo Benivient aus
Floxrenz (1453— 1542), der feine geiflien Lieder mit einem
Commentar voller Gelehrſamkeit verfehen hat, und bei allen fel:
ner Zeit eigenthuͤmlichen Mängeln dod an die befiere Zeit der
affitallänifchen Porfte erinnert), Gabrielle Fiamma aus
Lyriſche Poeſie in Italien. 89
Venchig (1553-— 85), der in ſeinen Rime spirituali ſtatt der
Liche den Tod befang?), und Celio Magno, fein Lands⸗
mann (1536— 1602), und aud in felnen Stoffen fen Ges
nofe, leider aber der letzte Pfeiler der claffifchen alten Dies
tor”), Von der großen Zahl der nun folgenden Dichter, bei
denen ſich durchaus feine beflimmte Richtung ausgefprochen fins
bet, heben wir noch Taſſo's Breund Angelo Grillo (+1619,)
m Giammaria Verdizotti aus Benedig (1530 — 1607)
bevor ®), und ver Guriofität wegen als Freiheits⸗ und politifchen
Dichler Giovanni Qutdicciont aus Lucca (1500-41),
der leider damals weder Gehör neh Nachahmer gefunden Bat,
ein Beweis des ſchlechten Geſchmacks feiner. Zeit). Auch an
Dichterinnen fehlt es in dieſer Zeit nicht, denn außer der ſchon
genannten Bittoria Eolonna, deren Rime' spiritnali zugleich
ver erſe Verſuch in dieſem Genre waren”), nennt man nod Ihre
Framdin Beronica Bambara (aus der Gegend von Brescia,
geb. 1485, gef. 1550), die jedoch bereitö mit dem Tode ihres
Gatten (1521) die Leler aus der Band legte”), Gasſpara
Stanpa aus Paduga (1524— 54), die wie einſt Sappho an
gebrohnem Herzen farb, befondere ausgezeichnet duch Die Reich
tigfeit ihrer Berfe, in denen fie unter dem Namen Anassilla
auftrat), Laura Terracina, die frudtbarftie Dichterin dies
fe Jit9), Laura Battifera (1523 —89)%, Chiara
Ratraint C+ 1595), bie fogar theologiſche Gontroverfen in
Profa hinterlaſſen har”), und viele andere, die aber alle noch
mr Ekule der Petrarchiſten gehören. Dieſe verbrängte nun im
ITtn Jahrhundert eine neue, nämlih die fogenannte Marines⸗
Eile, welche lange Zelt in großem Anſehen ftand, jetzt aber
faſt als Bezeibnung des ſchlechten Geſchmacks gilt. Ste ents
Rand aus Oppoſition gegen die langweilig⸗ einförmige Manier
Nr Nachahmer Petrarcas, deren Ernſt und affectirte Simplicität
ſie duch blühenden Siyl, glaͤnzende Phantafie und ſinnreiche
Vitze erſetzen ſollte; allein eben durch ihr Streben nad Neuem
ward fie bizarr, und nur die Menge ihrer Anhänger, der foges
Mntn Seicentisti machte es erflärlich, wie feine andere neben
Ir während des ganzen 17ten Jahrhunderts auffommen konnte.
Dat dieſe Schule, die abſichtlich alles Alte verwarſ, mochte es
0 Lyeiſche Poeſie in Italien.
noch fo gut ſeyn, kurz, die ganze Claſſicitäͤt umfdren weite,
und nur nah Neuem haſchte, mochte es noch fo gefhmadfs und
finnlo6 genannt werben mäflen, die allergrößten Llebertreibungen und
Ausihweifungen der Phantafe für fchön hielt und in Metaphern und
Bildern oft wahrbafte Tollbeiten zu Tage förderte, find auch jene
widerwärtigen Wortipiele und Antitbefen, die Concesti, geſchaffen
worden, die und auch die fonf trefflichſten Talente unangenehm madın,
Ihre erfien Keime finden wir bei einigen der oben genannien
Rrapolitaniigen Dichter, dann bildeten dieſelben Eofanzo und
Tanſillo weiter aus, theilmeile fogar Taffo, beſonders abır
bradten fie Buarini und Baldi in Anſehen und nun fan
Marino mit feiner Schaar Nachahmer und vervollkommneie
jene Zügeliofigleit und Verderbung des guten Geſchmacks, wel
die Staliönifhe Porfie auf lange Zeit aracteriiin. Da wir
aber fhon über Guarini, deſſen Rime *) aus Sonets und
Madrigals befichen, welche dieſelben Borzüge und Fehler wie
fein Pastor Fido befiken, oben geſprochen haben, fo wenden
wir und fogleih zu Gilambattiſta Marini?) aus Neapel
(geb. 1569, geil. 1625), der feinen großen. Ramen befondere
feinem langen lyriſhen Epos in Octaven, Adenis betitelt, ver-
dankt, dem jedoch alle Einheit der Handlung abgeht, und weldes
durch Die Verſchwendung, die er mit Bildern, Schilderungen und Gpl-
foden treibt, nur bindet und beſticht, ohne bleibenden Eindrud
auf unfer Gefühl zu machen. Gluͤclicher iſt er in feinen klei⸗
neren Idyllen, und feine Polyphemiſchen Gonette, bie der rohe
Eyelope angeblih für feine Galatea gemacht haben foll, drüden
ganz den Character aus, den und Homer von ihm entworfen.
Unter feinen Nahahmern nennen wir Claudio Achillini
aus Bologna (1574—1646)*), Giopanni Francesco
Loredano, der befanntlih die Illade travefiirte, Wallenſteins
Ermordung feierte und eine kindiſche Lebenageihichte Adams
lieferte), Breri®), Adimari“i)y, Carlo Buragna”),
Pirro Schettini), befonders aber Gabriel Chiabrera
aus Savona (1552 — 1637), der in fenm Dim dem Bins
dar, in feinen Banzonetten dem Anacreon und in feinen Sermo⸗
nen dem Horaz nachzuahmen fuchte, und wenigſtens erſſeren Bei
den ziemlich nahegefommen iA), Fulvia Teßi gus Ferrara
Lyriſche Poefie in Itallen. | st
(1598— 1646), der fih befonbers den Horaz ald Lurifer zum Mus
her nahm und in feiner Italia, einer Darkellung der unglüds
lichen Lage feines Baterlandes umter dem Spaniſchen Sode, ein
Mifefüd in feiner Art geliefert hat*), Yrancesco Redi
aus Arezzu (1626— 94), der berühmte Naturforfcher, deſſen Dis
tprambe auf Bacchus, worin er zugleich eine Apologie des Weins von
Nontchulciano giebt, bei aller ihrer loderen Berbindung und mangels
hafien Handlung doch von großem Bene zeugt‘), der Graf
Ragalotti aus Rom (1637 —1712)7), der das unvollen.
dete Lobgedicht Redis auf das Waſſer in feiner Apologie des
Drangenbaues nachzuahmen fuchte, ohne feinen Meier zu errei-
dm), der edle Patriot und furchtloſe politiſche Dichter Bins
cenzo Filicaja aus Florenz (1642 — 1707), der, wenn
er auch nicht ein zweiter Betrarca IR, wofür ihn feine Bönnerin
Ehrikine von Schweden anfah, doch das große Verdienſt Bat,
durdseg Original zu fon“), und Ber Italliaͤniſche Pindar, ohne
es fm zu wollen, Carlo Aleffandro Guidi aus Pavia
(1650—1712)°%). Letzteren Beiden gebührt, wenn auch nicht
kin, das große Verdienſt, mit Hilfe ver Chriſtine von Schwe⸗
den, die damals in Rom lebte, die Schule Marini’s, welche bes
ſonders durch die große Anzahl der gelehrten Seſellſchaften jater
Jet auftecht gehalten ward, durch das Gegengewicht der von
im nebt Btovannt Vincenzo Bravina‘!) aus Galas
brim (1664— 1718) und Giovanni Mario Crescim⸗
beni?) aus Macerata 1690 zu Rom errichteten Arcadia Ro-
mana verdrängt zu haben, welcher es bald gelang, durch ihre Uns
hänger auch das uͤbrige Italien zu gewinnen und ihre Reformationes
bläne uͤberan durchzuſetzen. Freilich glüdte es ihnen, ver fals
ſden Richtung der Schule Marini's ein Ende zu machen, und
flat dieſer ſich neue Mußer an Theocrit, Virgil und Sannazar
zu ſchaffen, da ſie meinten, die Manier der ebenfalls auf falſche
Wege gerathenen Petrarchiſten nicht nachahmen zu dürfen, und
da fie fih überall als wahre Arcadiſche Schäfer zeigen wollten,
ſe überfgwemmten fie ihre Lefer mit lauter Idyllen und Sqaͤ⸗
jngedichten. Daher kam es denn, daß wider den Willen der
Stifter der Academie, welche claffiſche Mufer ſtatt Marini und
Ermforten ihren Schuͤlern vorgefihtt Hatten, durch den Unver⸗
2 . Lyriſche Poeſie in alien.
Rand und angel an Genie derſelben faft größere Migbräute
entfianden, als fie hatten aufheben wollen, da durd ihre blinde
Nachahmung diefer einzigen Ricktung jene fahr kindiſch⸗ laͤcherliche
Einförmigfeit. in die Poefie einzog, die und ja auch an den
font in einzelnen Bartieen recht gelungenen Gemälden jener Reihe
von Künflleen anwidert, wo Prcadifte Schäfer und Ei
ferinnen, mitten in das Rococoleben der Eyanifchen Grandena
verfegt, mit gepuderten Perüden und Höderfkuhen füßlihe
Abernheiten einander vorſchwatzen. Recht hübſch macht fid
aus diefer Schule Giambattiſta Zappi's aus Imola (1667
—1719), des trefflihen Sonettifien Mufeum Cupido's ) und
Euſtachio Manfredi’s aus Bologna (1674— 1739), der
jedoch durch feine Leitungen in der Geometrie bekannter if,
Ganzonen und Sonette*). Ulle übertraf jedoch durch die Hav
monie feiner Berfe (ungereimte Hendecafylaben) und auß
gezeichneten Styl Carlo Innocenzio Brugont aus Ge
nua (1692 —1778), der allein 250 Oden der verſchiedenſten
Art geliefert hat, unter denen bie auf die Eroberung Orans und Bi
tonito’8 vorzüglich heroortreten °). Leider haben feine Nachahmer, die
jevoh aus ganz anderen Urſachen feiner Manier folgten und
deshalb den Ramen der verso- scioltai erhielten, der Literatur
mehr gefchadet als genuͤtzt, der trefflihe Satirifer Btufeppe
Parini ausBofizio (1729—99), der in feinen Eleinen Ge⸗
mälden vol regen dramatiichen Lebens, Morgen, Mütag, Abend
und Nacht betitelt und auf das Piquantefle das Leben der vornehmen
Mailänder zu feiner Zeit gefchilpert hat, ift der Ginzige, der den verso
seiolto durch feine ungeheure Abwechſelung und harmoniſche
Modulation wieder zu Ehren gebradt und in feinen Oden ſich
als einen ebenfo philoſophiſchen Kopf ala fhwungvollen Dichter
erwoiefen hat. Als Nachahmer Anacreon's zeigen ſich befons
ders Baolo Antonio Rolit aus Tori (1687 — 17677”),
Eudorico Savioli aus Bologna (1729—1804°), Bin,
cenzo Imperiali, Pen von Brancavilla”), der gleih zu
nennende Fantoni, der fhon erwähnte Meli und der naive
Giulio Senonio®), als Sonettiien im Eharacter des Ho
meriihen Bolyphem Filippo Leers aus Rom (+ 1786)°),
Bartolommeo Caſaregi aus Genua (1696 —1755) °) und
| Lyriſche Doefle in Italien. 93
ber Reapolitaner Emmanuel Campolongo (1732 — 1801),
der auch fonſt noch durch feine. Nachahmung von Sannazars
Artadia, Die Mergeilina und feinen Proten, eine Miſchung von
Statteniiten und ‚Lateiniihen Berfen Aufſehen machte‘), und
im höheren Eıyle Siuliano Caſſiano non Modena (1712
785% und Dnofrio Minzoni aus Ferrara (1735—
1817), der aber mehr das geiflihe Element vorwalten lieh
(1. 3. in feinem trefflichen Sonett auf Chriſti Kreuzigung“*), ale
Rahahmer der Horaziſchen Ode Giovanni Bantoni aus
Bivigano (1759 — 1804) 6) und Federico Nomt‘), ſowie
als philoſophiſche Lyriker, z. B. In feiner Grotte des Plato,
Angelo Mazza®) aus Parma (+ 1817), ein Schüler und
Natahmer des Aeſthetilers Melchior Ceſarotti aus Pas
dua®) (1730 — 1808) und Frugoni's. Unter den Lyrikern
dieſes Jahrhunderts, die weniger bedeutenden, wie z. B. den Uederſeter
der Virgilianiſchen Aeneide und Georgica Elemente: Bondi
aus Meyano (1742—1821)”) gar nicht zu erwähnen, tritt her⸗
vor Bincenzo Monti’) auß Fufignano (1753 — 1828), bes
ſonders durh das Studium Dante's gebildet, aber in’ feinen
früheren Arbeiten (ter Basviliana und Mascheroniana), wo €
noch ächt patriotiſch gegen die Eindringlinge der Franzoͤfiſchen
Rmolutionspropaganda und das durch fie Herbeigeführte Uns
ud feines DBaterlandes auftritt, entſchieden werthvoller, ale
fit, wo er wie ein Ehamälcon feine politiſche Meinung - än-
dere, und Bonaparte als Bringer der Freiheit und dann wie
der die Deutfchen, als Netter Staliend vor dem Gallifhen Ver—
tathe preiſt?). Ebenſo befangen in feinen politifhen Freiheito⸗
idern, wenn auch anderer Art, zeigt ih Ugo Fos colo, deſſen
ſchon erwähnten Gräber, ein hodfinniges Strafgeniht auf die
Vemachlaͤſſfigung der lebten Behaufung des Menſchen, die das
mald ein Gefeg weit aus der menfhlihen Naͤhe hinwegwies,
biel höher flieht, als die darauf gegebene Antwort des Ippo⸗
lito Bindemonte aus Verona (1753— 1828), dem freilich
gemüthliche Idyllen oder heitere Briefe beffer gelangen’). End⸗
ih hat Aleffandeo Manzont aus Mailand (geb. 1784),
ver befanntlih auch ein noch jet in der ganzen Lombardei
Hl gelefenes Handbuch der catholiſchen Moral zufammengefellt
.
2. Lyriſche Poeſie in alien.’
Rand und Mangel an Genie derfelben faft größere Mißbraͤuche
entfianden, als fie hatten aufheben wollen, Da wurd ihre blinde
Nachahmung diefer einzigen Ricktung jene faſt lindiſch⸗ laͤcherliche
Einförmigkeit in die Poeſie einzog, die und ja auch an den
font in einzelnen Particen recht gelungenen Gemaͤlden jener Reihe
von .Künfllen anwidert, wo Arcadiſche Schäfer und Schaͤ⸗
ferinnen, mitten in das Rococoleben der Spaniſchen Grandeya
verſetzt, mit gepuderten Perücken und Höderfhuhen füslice
Aldernheiten einander vorſchwatzen. Recht hübſch macht fib
aus diefer Schule Giambattiſta Zappi's aus Imola (1667
—1719), des trefflihen Sonettifien Mufeum Gupipo’s°°) und
Euſtachto Manfredi's aus Bologna (1674—1739), der
jedoch dur feine Leitungen. in der Geometrie befannter if,
Canzonen und Sonette”*). Alle übertraf jedoch durd Die Hav
monie feiner Verſe (ungereimte Hendecafyllaben) und aus
gezeichneten Etyyl Carlo Annocenzio Frugoni aus Ge
nua (1602 — 1778), der allein 250 Oden der verſchiedenſten
Art geliefert hat, unter denen die auf die Eroberung Orans und Bi⸗
tonito's vorzüglich hervortreten 5°). Leider haben feine Nachahmer, die
jedoch aus ganz anderen Urfahen feiner Manier folgten und
deshalb Den Namen der verso- scioltai erhielten, der Literatur
mehr gefchadet als genübt, :der treffliche Satirifer Giuſeppe
Parini ausBofisio (1729—99), der in feinen. kleinen Ge⸗
mälden vol regen dramatifhen Lebens, Morgen, Mütag, Abend
und Nacht betitelt und auf das Piquanteſte das Leben der: vornehmen
Mailänder zu feiner Zeit geſchildert hat, iſt der Einzige, der den verso
seiolto durd feine ungeheure Abwechſelung und harmoniſche
Modulation wieder zu Ehren gebraht und in feinen Oden fid
als einen ebenfo philoſophiſchen Kopf als fhwungvoflen Dichter
erwiefen hat. Als Nachahmer Anacreon's zeigen fich beſon⸗
ders Baolo Antonio Rolli aus Todi (1687—1767)”°),
Ludonico Savioli aus Bologna (1729—1804°), Vin;
cenzo Imperialt, Prinz von Brancavila”), der gleich zu
nennende Fantoni, der fon erwähnte Meli und der naive
Giulio Benonto®), ale Sonetiifien im Character des Ho
meriihen Polyphem Filippo Leers aus Rem (+ 1786)0)),
Bartolommeo Caſaregi aus Genua (1696— 1755) 8) und
— — — u — — — — — —
.- — — — — — — —
| Lyriſche Poeſie in Italien. 93
Der Reapolitaner Emmanuel Campolongo (1732—1801),
der auch fonft noch durch feine. Nachahmung von Sanınzare
Arcadia, Die Mergellina und feinen Proteo, eine Miſchung von
Italienijchen und Lateiniſchen - Berfen Aufſehen machte‘), und
im höheren Syle Giuliano Caſſiano von Modena (1712
— 78) und Onofrio Winzoni aus Yerrara (1735—
1817), der aber mehr das geiſtlide Element vorwalten lieh
(4. 3. in feinem treffliben Sonett auf Chriſti Kreuzigung“*), als
Nahahmer der Horaziiben Ode Giovanni Bantoni aus
Fivizzano (1759—1804)%) und Federico Romt‘”), ſowie
als philoſophiſche Luriker, 3. B. In feiner Grotte des Plato,
Angelo Marza®) aus Parna (+ 1817), ein Schüler und
Nachahmer des Aeſthetilers Melchior Befarotti aus Pa
dua®) (1730— 1808) und Frugoni's. Unter den Lyrikern
dieſes Jahrhundertd, die weniger bedeutenden, wie z. B. den lleberfeger
der Birgilianiften Aeneide und Georgica Elemente: Bondi
aus Meyano (1742-—1821)”") gar nicht zu erwähnen, teitt herr
vor Bincenzo Monti’) aus Fuſignano (1753 — 1828), ber
fonder8 dur das Studium Dante's gebildet, aber in feinen
früberen Arbeiten (der Basvilhana und Mascheroniana), wo er
noch ächt patriotifh gegen die Eindringlinge der Franzoͤſiſchen
Nevolutionspropaganda und das durch fie herbeigeführte Uns
glüd feines Baterlandes auftritt, entſchieden werthvoller, alg
fpäter, wo er wie ein Chamaleon feine politifhe Meinung - An»
derte, und Bonaparte ald Bringer der Freiheit und dann wies
der die Deutfchen, als Netter Italiens vor dem Galliſchen Ver—⸗
rathe preift”?), Ebenſo befangen in feinen politifhen Freiheits⸗
ideen, wenn aud anderer Art, zeigt ih Ugo Foscolo, deſſen
ſchon erwähnten ©räber, ein hochſinniges Strafgediht auf Pie
Bernadläffigung der lebten Behaufung des Menſchen, die das
mald ein Gefeg weit aus der menſchlichen Nähe binwegwies,
viel höher ficht,- ald die darauf gegebene Antwort des Ippo⸗
lito Bindemonte aus Berona (1753—1828), dem freilich
gemüthliche Idyllen oder heitere Briefe befler gelangen”). End⸗
ih bat Aleffandro Manzont aus Mailand (geb. 1784),
ber befanntlih auch ein noch jetzt in der ganzen Lombardei
viel gelefenes Handbuch der catholiſchen Moral sufammengeftellt
⸗
96 Lyriſche Poeſie in Itallen.
. 392 sq. Adanagi, Rime raco. T. L p. 36. II, p. 16 sq. u. Gielito,
ime scelte. T, Ik. ’
24) Opere. Fir. 1519. Venez. 1522. 1524. 8. Commento Di Hie
rony. B. Sopra A Piv SveCanzone Et Sonetti Dello Aınore Et Della
Belleza Divina. Fir. 1500. fol. Lucca. 1.31. 8. u. b. Dolce Staaze T.l.
p-. 487 sq. u. Joh. Pici Opera p. 496 sq. fol,
25) Rime con i Commenti dell’ Autore. Venez. 1570. 1573, 8.
4616. 12. Trevigi 1771. 8.
26) Deus, Canzone spirituale. Venez. 1597. 4. &. Rime auch b.
Atanagi. T. HH p. 110. eine Gedichte zufammen mit denen feines Freun⸗
des Drfato Celio Magno eOrsatto Giustiniano Rime. Venez. 1000. 4,
27) Rime morali. Berg. 1589. 4. 1592. 16. Venez. 159. 12. Le
Pompe di Morte e Le Lagrime del Penitente. Berg. 1593. 8. J pie-
tosi affetti. Vicenza 1596. 8. Venez. 1649. 8,
28) Cento Favole morali de’ piu illustri antichi e moderni au-
tori greci et latini, scelte e tratfate in varie maniere di versi vol-
gari. Venez. 1570. 1577. 1595. 4. Sonetti b. Atanagi Rime. T. Il.
p- 163 sq. Il Boemondo ovvero deli’ Acgnisto d’Antiochia poema
eroico. Venez. 1607. 4. Lat. Ged. v. ihm f. Genius s. de Furore por-
tico. Venet. 1575. 4. Alcon ecloga. ib. 1578. 6.
29) Orazione di G.6. allaRepubblica diLucca con alcune Rime.
Fir. 1557. 8. 1559. Lucca 1749. 8. Rime. Berg. 1753. 8. Opere. T. |.
Genova 1749. 1767. 1786. Venez, 1780. 8.
30) Rime spirituali. Parma 1538. Fir. 1539. 8. Venez. 1548. 4.
1558. 8. Berg. 1760. 8.
31) Rime e Lettere racc. da F. Rizzardi, Brescia. 1759. 8.
32) Rime. Venez. 1554. 1738. 8.
33) Rime Quinte. Vineg. 1552. 1560. 8. Rime. Lucca 1558. Vi-
neg. 1599. 8.
34) 11 primo libro delle opere toscane. Fir. 1560. 4. Nap. 169.
12. J seite Salmi penitenziali tradotti in lingua Toscana, Fir. 156%.
1566. 1570. 4. Nap. 1697. 12. Verona 1749. 12.
35) Meditazioni spirituali. Lucca 1581. B. (in Profa, ıbo aber
mehr. ihr. Geb. einger. |.) Ihre Rime b. Giolito, Riıme di diveni
Sign. Napolet. Vineg. 1596. L. VII.
36) Rime. Venez. 1598. 4. Roma 1624. 24.
37) &. St. Non, Voy. pittor. de Napl. T. I. p. 139 sg. Lard-
ner, Liv. of lit. and scient. men of Itsly. T. II. p. 174 nq. 6. B.
Bajacca, Yita del G B. M. Venez. 1625. 1685. 1% Fr. Fernri,
Vita di 6. M. ib. 1633. 4. Fr. Chiaro, Ya di M. Nap. s. a. 8. Lo-
redano, Vita d. car. M. Venez. 1633. 4. G. F. Camola, Vita de M.
Rom. 1683. 4 — L’Adone. Parigi 1623. fol. Venez. 1623. 4. 1626. 4.
Amsterd, 1678. IV. Londr. (Liv.) 1789. IV. 12. Lastrage degli Innocenti.
Venez, 1633.4. 1653.ib. Bass. 1750. 12. (Teutfch v. H. Brodes. Hamb. 1727.
8) La lira. Rime. Venez. 1602. 1608. 1653. IIE. 1674. 12. Epitalami.
Parigi 1616. 12. Venez. 165?. 12. La Sampogna divisa in Idillj fa-
volosi e pastorali. Par. 1620. 12. Veu. 1652. 12. La galeria distinta
in pitture e sculture. Venez. 1626, 1630. 1652. 12. — La Sferza, in-
Lyriſche Poefie in Italien. 97
vettiva con due lettere facete. Mil. 1625. 12.- Della Gerusalemme
distratta. Venez. 1633. 4. Lettere gravi, argute, facete etc. Venez.
1627. 8. 1673. 12, La Martoleide Fischiade. Frecit. 1626. 12. Nurnb.
1633. 12. (Satire geg. d. Secret. d. Herz. dv. Savoien, Murtola) Dice
rie Sacre. Venez. 1715. 12, “
38) L’amorosa Anıbesciatrice, Idillio. Vicenza. 1612. 12. Teti
e Flora, Prologa della gran Pastorale. Parma 1628. 4. Mercurio e
Marte. Torneo regale. ıb. 1628. 4. Poesie. Bologna 1632. 4. c. Prose
e Lettere. Venez. 1650. 1651. 1656. 1662. 1666. 1673. 1680. 12.
39) Scherzi geniali. Ven. 1632. 4. Bd. XV. ib. 1643. 8. I Cime-
terio. ib. 1654. 12. La Diana, L. IV. ib. 1643. 8. Opere. Venez.
1649. IV. 16. ib. 1667. VI. 12. Unter d. Anagramm Eneo Falcidio
Donaloro gab er Morte e ribelfioni del Volestain heraus (Deutſch v.
Sturm. 1664. 8.) S. Andachten üb. d. 19 Bußpfalmen. Deutſch (v. 3.8,
v. GStubenberg). Ulm 1654. 12.
40) Poesie. Bologna 1644. 8. Venez. 1651. 8. Seine ber. Idylle
Salmaci= in lat. Beefen überf. v. Fr. Baroni u. Manfredi da Monreale.
Panormi 1642. 8.
41) Pindaro, ode tradottein parafrasi ed in rima toscana, Pisa
1631—32. 4. La Clio owero L Sonetti. Fior. 1639. 4. Descrizione
del Corso de’ capi di vento al palio. ib. 1618. 4. Esequie de D.Fr.
Medici. ib. 1614. 4. L’Urania, overoL soneiti &pirituali 1b. 1642. 4.
La quiete overo XVI Emblemmi sagri. ib. 1623. 4. La Tersicore
Sonetti L di scherzi. ib. 1637. 4. La Melpomene overo L Soueltti
funebri. ib. 1640. 4. La Calliope, owero L Sonetti, ib. 1641, 4. La
Polinuia. ib. 1642. 4,
42) Poesie, Napoli s. a. (1683) 4. ib, 1700. 4.
43) Poesie. Nap, 1693. 1716. 1779. 12.
44) &. Millin Voy. en Savoie. T. I. p. 153. Lardaer a, a. D.
T. II. p. 163 sq. C.' Walker. Mem. of Ali Tassoni. London
1815. 8. B: 243 sq. — Delle Canzani L. T—TIII. Genova 1586 -
88. Dazu Canzonette. ib. 1591. 4. Rime. ib. 1605 — 1606. 1618— 19.
III. 8. Potsie. Fir. 1627. Venez. 16:8. IV. 12. Rime acer. e corr.
Rom. 1718. III. 8. Venez. 1730. IV. 8. Livorn. 1781. Hl. 12. Mil,
1807—8. III, 8. 1832—33. II. 32. Le Guerre de’ Goti. L.XV. Venez.
1582. 12, (Italia Liberata) Nap. 1604. 4. Ven. 1771. 12. Poemetti. Fir.
1598. 4. Firenze, Poema. ib. 1615. 4. 1618. 12. Nap. 1637. 12. Ferr.
1777. 12. Amedeide. Poema. Gen. 1620.4. 1654. 12. 1836. 8. La Cac-
cia delle Fiere. Fir. 1622. 4. Poemi Eroici postumi. Gen. 1653. 12.
(enth. db. Foresto in III. u. Ruggiero in X. ©ef.)
45) Opere. Venez. s. a. 12. Opere scelte. Mod. 1817. II. 8.
46) -Sonetti. Fir. 1702. fol. 1703. 12. Poesie. Londra (Lirv.) 1781.
12. Fir. 1822. 8,
47) Canzonette Anacreontiche di Lindoro P. A. Fir. 1723. 7.
La Donua iminaginaria, Canzoniere, Lucta 1762. 8. Fir. eod. 4.
mehr. A Rime in b. Sagg. di Poes. scelte. filos. ed eroiche. Fir.
1751. 8.
48) II Sidro, poema. Fir. 1749. 8. iſt e. Ueberſ. a. d. Engl. d. Philips.
49) Poeste Toscane. Fir. 1707. 4. 1720. 12. Londra (Liv.) 1781.
II. 12. Ven. 1812. II. 16. Egloghe. Ferr. 1761. 4. Prose e Rime ine-
dıte. Fir. 1821. 8.
Gräfe, Handduch d. Literärgeſchichte. III. 7
-
98 Lyriſche Poeſie in Italien.
50) Rime. Roma 1704. 4. Poesie non piü.racc. Ver. 17%. 12.
Venez. 17%. 12.
m 51) Opere scelte. Mil. 1819. 8. Opere. Lips. 1737. 4. Nap, 1756.
52. La bellezza della volgar Poesia. Roma 1712. 4. u, f. bel,
Istoria della volg. Poesia. Venez. 1721. VI. 4.
53) Rime. Venez. 1723. 1741. 1700. I. 12. Mil. 1838-39. IT. 12.
54) Rime e Prose. Bologna 1709. 1732. 1760. 8. Parma 179. 8,
Fir. 1820. 8.
55) Opere Poetiche. Parma 1779. X.8. Lucca eod. XV. 8.Rime
scelte. Brescia 1782—83. IV. 8.
56) Opere. Mil. 1801—#. VI. 8. Opere scelte. Mil. 1825. II. 8.
Poesie sceite. Mil. 1814. 12. f. Dreli, Beitr. 3. Gef. d. Ital. Perf.
Bd. 1. p. 1 8q.
57) Rime. Londra 1717. 8. c. agg. Ver. 1733. 8. Componimexti
poetici. ib. 1744. IV. 12. Venez. 1761. 8. Nizza 1782. II. &
53) Amori. Crisopoli. 1795. 4. Parigi 1795. 8.
59) La Faoniade.
60) Saggio di Poesie. Nap. 1812. 8
61) * Rime b. Crescimbeni, Vite degli Arcadi ill. Rom. 1%08-
27. IV.
62) Sonetti e Canzoni. Fir. 1741. 8. Componimenti Toscani.
ib. 1750. 8.
63) Poesie. Nap. 1580. 8.
6%) Poesie scelte. Lucca 1770. 4. Carpi 179%. Mant. 179. 8.
65) Prose e Rime. Ferr. 1811. 8.
65) Poesie. Italia (Fir.) 1823. III. 8.
67) Poesie liriche. Perugia 1666. 12.
68) Poesie. Pisa 1816—183. 111. 8. Opere. Parma 181619. V.
sw A.
69) Opere. Pisa. 1800 sq. XLII. S.
70) Poesie. Padova 1778. 8. Opere. Vienna 1808. TII. 4.
71) Versi. Parma 1737. TI. 8. Poesie varie. Mil. 1834. IM. 32.
Opere yarie. Mil. 1825—27. VIE. 32. Op. inedite e rare. ib. 1832 -
A. V.
72) Cantica in morte di Ugo Basville. Rom. 1793 8. Maschero-
nians. Casti tre. Mil. 1801. 8.
73) Prose e Poesie campestri. Verona 1817. 8. Epistole in versi.
Verona 1817. 8. Sermoni 1819. 8. Opere in Prosa ed in Versi. Mil.
1829. 16. .
74) Versi sciolti. Mil. 1806. 8. Inni sacri,. ib. 18.0. 8. Opere.
Fir . 1828 - 9. V. 8.
73) Operette morali. Mil. 1877. 12. Fir. 1834. 12. Canti. ib. 1856.
8. Deutſch v. Kannegicher. Leipz. 1837. 8.
76) ©. Sonetti in f. Opere.
77) Poesie, Padaa 1832. 8,
Italiaͤniſche Poefie. Novelle und Roman. 99
76) Fasti di Giuacchino. Nap. 1813. 8. Italiade. Livorno 1819.
Arcadıa de classici Italiani. Nap. 1811. 8. San Benedelto. ib. 1826
28. 1. 8
$. 558,
Ehe wir jegt zu der dramatiſchen Poeſie fortgehen, wollen
wir zuvor noch fehen, was für die Novelle und den Roman
in Brofa gefhehen if. In beiden Genres folgte man im 16tm
Sabrhundert mehr oder weniger fireng Boccaccio, fo im erfleren
der berüdtigte Birolamo Morlint, defien, Lateiniſch geſchrie⸗
bene (81) Novellen jedoch ihrer Schmuzigkeit wegen verbrannt
wurden, und jet zu den größten Seltenheiten gehören‘), Ni⸗
colo Branueet aus Lucca (geb. 1530), der feine Novellen
jedoh anderen Arbeiten einfügte?), Luigt da Porto aus Vi⸗
cenza (geb. 1485) mit feiner treffliden Novelle von Romeo
und Zulla?), Blovanni Francesco Strapparola von
- Baravaggio (+nah1554) in feinen Piacevole Notti (73), zugleich der
erfien eigentlichen Stalänifden Maͤrchenſammlung), Matteo Ban⸗
dello aus Gaflelnuovo (1480— 1560), befonderd durch Die
moralifche Abficht, die ihn bei feinen 214 Novellen, die größtentheils
hiforifhen Grund haben, leitete, nnerfennenswertb’), und feine
Nachahmer Siambattiſta Giraldi Eintio aus Ferrara
(+ 1573)°), Sebafliano Erizzo aus Venedig (geb. 1525,
geft. 1585), defin 37 Novellen in 6 Tage eingetheilt find”),
und von den lasciven Grazzini'ss) und Barabosco’8°)
gewaltig abflehen. Im Romane find bier nur anzuführen des
Jacopo Baviceo!’) (1443 —1511) Peregrino, Sannas
zar’6 fon genannte Arcadia und de& berüchtigten Nicolo
Sranco!!) (geb. 1505, gehängt 1569) Filena, wenn man
nit die fatirtfyen Unterredungen ber Thiere und den goldenen
Efel de8 Firenzuola”) und des Btambattifla Gelli
aus Florenz (1498—1565) Launen eined Yapbinderd und
Circe'?) hierherziehen wid. Der Grund der Seltenheit dieſer
Säriften lag theilweiſe in der vorherrſchenden Neigung für Rit-
tergedichte, und in den vielen Ueberfegungen der Spaniſchen
Amadisromane, womit Stallen überfhwemmt war, Rad und
nad kam jedoch der Rovellenfiyl ganz in Berfall, nachdem ein»
mal Francesco Sanfovino!?) eine Sammlung von älteren
7
100 Stallänifche Poeſie. Novelle und Roman.
Novellen, jedoch ohne die Verfaſſer zu nennen, angelegt, und
Francesco Lorevano') in feinen langweiligen Novelle
amorosi den lebten Verſuch ihrer Wiederherſtellung gemadt
hatte, der aber eben fo wenig nachhaltig war, als ſich fein bie
zu feinem Tode (1667) drei und zwanzig mal aufgelegter Ro
man Dianes hätte länger erhalten können. Auch Goyıl")
verunglüdte mit feinen Novellen, und nur der Neapolitaner
(oder Gretenfer?) Giambattiſta Bafile (+ 1637) bat
fi mit feiner im Dialecte diefes Landes gefchriebenen Maͤrchen⸗
ſammlung (Il Pentamerone) einen bleibenden Namen erworben,
da ihr Feine andere irgend eined Bolls an die Seite geftellt
werden mag’). Als daher auch die unbedeutenden Berfude
‚des durch feinen Streit mit Gozzi berüchtigten Modenefer Hof
poetm Chiari in diefem Genre verunglüdt waren ’®), hat ef
Ugo Foscolo aus Zante (geb. 1773, gef. 1827) durd
feine im republicanifchen Geifte, ald eine Art Nachahmung von
Werthers Leiden gefhriebenen letzten Briefe des Jacob Ottis
Italien einen neuen eigentlihen Roman und zwar aus be
Claſſe der Familien- und Tenvenzromane!?) gegeben. Den br
floriſchen Roman erhielten die Stalläner erſt durch die Einwir
fungen der Ecottomanie, denn nadıdem hiermit zuerſt Berto-
-Jottt in feiner Calata degli Ungheri in Italia (Mil. 1822.)
aufgetreten war, folgte der beſonders durch Göthe in Deutid-
land (Werfe 1840 Bd. XXXIII. p. 224 sq.) auch wegen
feiner Trauerfpiele eingeführte Manzont mit feinen oft gebrud:
ten Promessi Sposi (Mil. 1827), die dann mit ber fehr ge
fungenen Fortſetzung Roſini's (La monaca di Monzs) in
* einer deutſchen Ueberſetzung von Leßmann (Berlin 1827 —1832)
erſchienen, und bald eine Menge von Nachahmungen fu berfelben
Manier, unter denen hoͤchſtens Gefare Cantu's Margherita
Pusterla (Mil. 1837) einiges 2ob verdient, zur Bolge hatten,
ohne jebod etwas Originelles zu Stande. zu bringen.
1) Novellae (80), Fabulae (60) et Comoedia (metrice) Neap
15%. 4. Opus Morl, Compl. Nov. Fab. et Comqediam integerr. da-
tum, id est innum, mendis — expurg. cura et imp. P. S. Caro.
Paris. 17%. 8. f. Nouv. Bibl, d. Rom. An H, T. I. p. 128 29.
2) L’Eremita, la Carcere e il.Diporto. Lucca 1579. 8. (enth. 14
Nov.) u. La piacevol Notte et lieto Givino, Venez. 1574. 8, (ent).
. 43 Rov.)
Itallaͤniſche Poeſie. Novelle Roman. 101
3) Historia di due nobili Amanti. Venez. s. a, 8. ib. 1535. 1530.
1553. Pisa 1831. 8. u. im Novell, Italiano. Ven. 1754. T. H. p. 211 2q.
4) Le Piacevoli Notti. L. I. Vineg. 1550. L. II. ib. 1553. 8. Lucca
1551-54. II. 8. Vineg. 1557. II. u. öft. c. l’agg. di Cento Enigmi di
6. Cesare dalla Croce. Venez. 1599. 4. (caftrirt u. fo bie folg. &.) bie .
Fe go > Str. deutfh v. Er. W. V. Schmidt, Märchenfaal. Bert.
5) Le tre Parti de le Novelle. Lucca 1554. 111. 4. P. IV. Lione
1573. 6. corr. de Ascanio Centorio degli Ortensj. Mil. 1560. III. 8.
(fehlen 46 Rov.) nuov. corr. ed. ill. da Alf. Ulloa. Venez. 1566. II. 4.
(gang unvollfl.) Londr& 1770. IV. 4. ib. (Livorno) 1791 —93. IX. 8.
Mil. 1813—14. IX. 16. u, im Novell. Ital. Fir. 1834. (Bibl. d. Viagg,)
T.1p. 1 sq. Deutſch v. Adrian. Frkft. 1826. III. 8.
6) Gli Hecatommitbi. Nel Monte Regale. 1565. II. 8. Vineg.
1566. 11. 4, 1580. 1593. 1608. II. 4. Fir. 1834. 8. u. d. Nov. Ital. T.U.
p. 1747 0. "
7) Le sei Giornate mandate in luce da M. L. Dolce. Venez.
1567. 4. Londra (Liv.) 1797. 8. u. in d. Nor. Ital. T. I. p. 845 sq.
‚8) La Prima e la Seconda Cena, Novelle. Londra (Parigi) 1756.
&, ib. (Liv.) 1793. Il. 8. Leida (Lucca) 1790. 8. Milano 1815. III. 16.
u im Nov. Ital, T. IH. p. 1419 sq. |
9) J Diporti. Venez. s. a. 8. ib. 1552. 1558. 8. 1564. 12. Lon-
dra (Liv.) 1795. 8. u. Novell. Ital. T. I. p. 773 aq.
‚10) I Peregrino. Parma 1508. 4. Venez. 1547. 1559. 8. u. öft.
ſ. Nouv. Bibl. d. Rom. an I. T. VII. p. 1 sq. '
11) La Philena, historia amorosa. Mant. 1547 (1557). 8. offehb.
Rahapm. d. Fiammetta Boctaccio's.
12) J Discorsi degli Animali, Dialogo della bellezza delle
done u. Ragionamenti, in f. Prose (con otte Novelle) Fir. 1543.
652, 8. Venez. 1552. 12. Fir. 1562. 8. u. X novelle in d, Nov, di
alc. aut, Fior. Londra (Liv.) 1775. 8. u. in ſ. Opere. Nap. 1723. II,
12 Yenez. 1703—66. IV. 8.
13) La Circe. Fir. 1549. 8. Capricj del Bottajo. ib, 1548. 8.
14) Cento Novelle de’ piu nobili Scrittori della Lingua volgare
scelte. Yen. 1561. 1562. 1563. & 1566. 4. 1598. 1603. 1610. 1619. 4.
u. öft. d. Berz. d. Verf. f. b. Gaınba, Bibl. d. Nor. Ital. 8 258 2q. —
Etwas Aehnl. mahte Gelio Malespini in f. Ducento Norelle (Ve-
nez. 1609). IT. 4.), da er darin (P. II) faft ganz die Cent nourelles
nonrelles nacherzählt hat. |
15) Novelle amorose. Venez. 1656—61. II. 12. u. d. Zit. Bizarrie
nu emiche, Bol. 1645. 12. u. öft, f. Bibl. d. Rom. 1786. Mars.
16) S. Novellen find in einz. f. Werke zerſtr. .2. Saggio di versi
ſaceti e prose. Fir. (Venez.) 1774. 8. u. Aderwt. Gamba. p. 19 ag.
17) Gion Alessio Abbatutis, Lo Cunto de li Cunti ovvero Lo
Trattenimiento de Peccerille, Jornate cinco. Napoli 1637. 8. 1644. 12.
u Pentamerone. Na . 1674. Rom. 1679. Nap. 1714. 1722. 1728. 1747.
22. u. in d. Collez. di tutti i poemi in Lingua Napolet. Nap. 1788.
T.XX. u. XXI. p. 1—214. Ausz. b. Grimm, Kinder: u. Hausmärchen.
M. IH. p. 276 sq. 18 überf. b, Kletke, Mäcchenfaal, Berl, 1845. 8.80. 1.
N
102 Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerfpiel.
Bed n Feulamerone trasportato della Napolitana alla Italiana favella.
ap. 1 2.
PB) in d. Gazzetta Vrneta. Venez. 1761-62. 4. Unter f. Romanen
find die beften La Giuocatrice di Lotto, La Ballerina ouorata, La can-
tatrice per disgrazia u. La Bella Pellegrina (e. Nachahm. v. Voltaires
Ecossaise).
19) Ultime Lettere di 3. Ortis. Mil, 1802. 8. Deutfch v. Luden.
GBött. 1807. 8. v. Drelli. Zürid) 1817. 8. v. Lautfch. Epag. 1829. 8.
| $. 559.
Wir haben bei der Erwähnung der Anfänge der Dramas
tifhen Boefte in Italien!) während der voriuen Periode be
merkt, daß eigentlihb alle diefe nur Vorarbeiten waren, und
darum haben wir bier nur Hinzuzufügen, daß dieſelbe erſt in
der gegenwärtigen wirklich beginnt. Was das Truuerfpiel an
langt, fo wurde dieſes eingeführt durch des auch als Epiler
durch fein Italia liberata (da’ Goti) berühmten Giovanni
Giorgio Triſſino aus Vicenza (geb. 1478, gef. 1550)
Sophonisbe ?) und Rucellai's Rosmonde?) beide volfom:
mene Radahmungen ber grietiihen Mufter, befonder6 des Eurl;
pides, aber ohne dad Genie deflelben zu erreihen. Daher über:
trifft ſie Ludovico Martelli aus Florenz (1499—1527)
mit feiner Tullia, einer Nachahmung der Electra des Sophocles?),
und Aretino in feiner Oraziad), die befondera mit vieler Büh-
nenfenntniß gearbeitet if. Auh Dolce hinterließ 8 Trauer⸗
fpiele, von denen vier ihrem Etoffe und ihrer Anlage nad dem
Guripides, zwei dem Seneca, die beiden übrigen (Didone nad
Birgil und Mariamne felbfifländig) ihm ſelbſt angehören‘).
Mehr Original iſt Giraldi Cintio, deſſen 9 Trauerſpiele,
unter denen Orbecche den meiſten Erfolg hatte, fämmtlid durch
die Leidenfhaft des Herzogd Hercules IT, von Ferrara fürd
Theater hervorgerufen und von ihm wirklich aufgeführt wurden, ab
lein ſaͤmmtlich an neringer Wahrheit der Charactere und Situationen
keiden?). Unbedingt müffen wir dagegen des gelehrin Speron e Spe⸗
roni aus Padua (1500 — 88) fittlich anflößiges Schauerbramd
- Canace für dad Hauptwerk diefer Battung zu feiner Zeit erflären, wenn
man aud übern den Gelehrten darin erbiict und es dem Erüde
im Ganzen zu fehr an Handlung fehlt, da viel zu viele Neben‘
perfonen darin referirmd auftreten). Bisher waren num aber
die meiſten Stoffe zu wenig dramatiſch oder für die Auffuͤhrung
4
Dramatifche Poeſte in Italien. Trauerfpil. 103
ungeeignet geweſen, und die allyugroße Sudt, den Alten nad
wfommen oder fib wenigſtens nad ihnen zu bilden, hatte eine
Mmge von mehr oder weniger fleiien Nadahmungen des Euri⸗
vpides, Sophocles, ja felbft des Seneca erzeugt, da traten Ans
tonio Gapalerino aus Modena (+ 1583), Giambat-
tita fiviera aus Bicenza (1565)') und Nomponio To»
relli aus Barma (+ 1608)" auf und gaben durd die Ein:
fahheit ihred Planes, die geſchickte Verwickelung der Handlung
und gei&madvolleren Styl der biöherigen Manier eine mehr
ſelbſiſtaͤndige Richtung, und wenn aud Andere, wie Luigi
Örotto??), genannt Il eieco d’Adria (geb. 1541, gefl.1585),
der, feit feinem achten Lebenstage blind, gleichwohl wegen feines
außerordentlichen Rebnertalents allgemeines Auffehen machte, ja
u Vicenza 1585 mit ungeheurem Erfolge ſelbſt die Rolle des
biindm Dedipus fpielte, Antonio Degio da Drte, Taſſo's
Freund), Muzio Manfredi aus Eefena!*) von Neuem in
bie alte Bräcomanie verfielen, und Girolamo Bartoloms>
mei”) aus Florenz (1584— 1662) duch feine freilih vor⸗
treflihe Abficht, vermittelt feiner (10) Trauerfptele auf die Mo⸗
ralität einzuwirfen, DIE ihn fogar veranlaßte, in feiner Didasca-
lia oder Dottrina comica beweifen zu wollen, wie man ohne
me Liebesintrigue recht gute Luſtſpiele ſchreiben fönne, allen poe⸗
niſden Werth umd alles dramatiſche Intereſſe in’ den Hintergrund
krängie, fo erhielt fi doch jene beffere Richtung, ja ſie ſchritt
vorwärts durch Stüde, wie Prospero Bonarelli’s!‘) aus
Ihbine Soliman (1588—1659) und Carlo Dottori’d aus
Padua (1624 — 1686) Aristodemo!”), obgleih Antonio
Cararcio’8 Conradino'?) und Giovanni Delfino's aus
Benelg (1617— 99) vier Tragoͤdien!9) allzuſehr Ruͤhrſtuͤcke
fepn ſolten. Da trat auf einmal Giovanni Bincenzo
Gravina mit einigen Tendenzfſtuͤcken auf, allein er trieb
darin feine gefünflelte Nahahmung der ‚Alten fo weit, daß
Ne neuere Critiler für Parodie derfelben erklärt haben?). Defo
wer Berdienn erwarb fih Pietro Jacopo Martelli aus
delogna (1665— 1727), indem er ſich nad Corneille und
Ruine zu bilden fuchte und infoweit feinen Landsleuten einen
beſeren Geſchmack beizubringen wußte, wenn er auch ſelbſt be⸗
104 Dramatifhe Poeſie in Italien. Xeauerfpiel,
fonder& durch feine allzuſchroff hervortretende Nabahmungdiudt,
die fih bi6 auf das Metrum (er bildete nach dem Alerandriner
den nah ihm Martelliano genannten Bers) erfiredte, gerade
feinen befonderen Erfolg errang”). Diefer mußte aber dem Re
formator der Stalienifhen Tragödie, Scipio Maffei aus
Verona (geb. 1675, gefl. 1755), zu Theil werden, da er, bie
Vorzüge des Grichiihen und Branzöfifhen Trauerfpield erken⸗
nend, in feiner Merope, die zuerft 1713 zu Berona gegeben
ward, beide zu vereinigen und die Fehler derfelben, das Steife
in der Declamation und Außeren Form glücklich zu vermeiden
wußte, obgleih auf der anderen Ekite fein Styl mandmal zu
natürlich und gewöhnlich if, und zu viel Berwidelung und Handlung
für ein Zrauerfpiel bei ihm gefunten wird). eine Nachahmer
blieben alle weit hinter ihm zurüd, und noch am Meiften zeichnen
ſich unter ihren Arbeiten die rein religiöfen Trauerfpiele des Hans
nibal Marcheſe*) (1687—1753), eines Hierongmiten, ded
Geiſtlichen Bianchi?) aus Lucca (1686—1758) und Gio—
vanni Sranellt?) aus Genua (1703 —70) und die yor
litiſchen Tenvenzflüde des Zavero Banfuti?) aus Neapel
aus, Ja aud die zu Barma 1772 audgefepte Breisbemerbung
für dad beſte Trauers und Luffpiel trug dem Staliänildhen
Trauerfpiel keine fonderlihen Früchte, da Metaflaflo damals al
les Anfehn und alle Bewunderung ans fi geriffen hatte, bis der
Graf Victor Alfieri?”) aus Afi (1749 — 1803) fib die
fer füßlihen Empfindelei und der von Meraftaflo berbeigeführtn
Verderbniß des Italianiſchen Theaters ſcharf entgegenftellte und
in ſeiner Virginia, der Verſchwoͤrung der Pazzi, Timoleon, den
beiden Bruti, Agis, Sophoniebe, Saul ꝛe. den gelungenen
Verſuch machte, dem Trauerſpiel die ernſte Wuͤrde der Grichl
ſchen Tragödie. zuruͤckzugeben, aber durch ihre den Intereſſen der
Begenwart angepaßte Tendenz und Shealifirung feiner Helden
und Stoffe zugleich ein eigentliches Nationaltrauerfptel zu fchaffen, dab
aber aud in feinen Berfen im Stande fey, bie jedesmaligen
Gefühle oder Situationen darzulegen. Unter feinen Nachahmern
zeigten unbedingt das meifte Talent der Graf Aleſſandro
Bepoli’) aus Bologna (+ 1796), während Giovanni
Pindemonte”) aus Verona (1751 — 1812) fih wie
x
Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerſpiel. 103
mehr an die Franzoͤſiſchen Muſter hielt, da ihm dieſe am geeig⸗
netfien fchienen, ihm durch ihren äußeren Pomp und beſtechende
Deelamation einen Erfolg ſichern zu helfen, auf den er in feinen
Stüden, won denen fein Sprung vom Felſen Leucad, Arminius
und Mpeline und Mobert bie beften find, befonderd ausging.
Weniger bedeutende Arbeiten lieferten Antonio Gonti’®), der
Ueberfeger von Racine's Athalie, ein Nachahmer der Griechen Do»
mentco Lazzarini?h, durch feinen Ulyſſes, der zwar auf der
einen Seite viel Beifall erntete, auf der andern aber durch den
Bengzianer Zaccaria Balareffo (+ 1769) unter dem Na«
men des Cattuffio Panchiano Bubulio Arcade yarodirt ward
(Rutzvanscad il giovine. Venez,. 1724. 1737. 8.), worin
eine der auftretenden PBerfonen nad der aubern flirbt, fo daß
zulebt der Soufleur allein übrig bleibt, und Bincenzo Montt,
deffen Aristodemo jedoch von Einigen allzufehr gerühmt wirb??). Auch
Alfonfo VBarano?) und der gedankenreiche Ugo Foscolo”),
-find offenbar der Schule Alfieri's angehörig, allein trot
ihrer reiben Phantaſie famen fie ihm nicht gleib, und fo
iR es denn auch bier wie in der 2yrit und dem Roman Mans
sont”) vorbehalten geblieben, einen neuen Weg einzufchlagen.
Sein auch in Deutſchland befannter Graf von Carmagnola,
‚ bem dann der Adelgis folgte, enthält zwar weit mehr lyriſch⸗
elegiſche als dramatifhe Elemente, allein troß dem Mangel an
Einheit der Zeit und des Ortes weiß er durch feine edle und
bilverreihe, aber doch nicht überladene Schreibart eine ergrei-
fende dramatifhe Wirfung hervorzubringen, und in den lyriſchen
Stuͤcken, die bei ihm mit Recht den für und vollig unpaſſen⸗
den Ehor erſetzen follen, bat er Meifterwerke geliefert. Unter
den übrigen nicht wenig zahfreihen Trauerfpieldigten nennen
wir noch den durch die herrliche Schilderung feiner Leiden im
Gefängnis zu Europäifher Berühmtheit gelangten Graf Silvio
Pellico*) (geb. 1789 zu Saluzzo in Piemont), bie
Trauerfpiele des bekannten Improvifator Sgricet, die aber
nur nad diefem Maßſtabe zu meflen find, Carlo Marenco's
mit Erfolg gefrönte Stüde, La Pia und Manfredo, Giovanni
Roſini'&7) aus Luckgnano (geb. 1776) Torquato Taſſo,
allerdings in Proſa gefchrieben, und endlich ben noch unübers
106 Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerfpiel.
troffenen Giovanni Battiſta Ricolini”) aus Florenz,
der war fhon in feinen früberen Truerfpielen, Antonio Foscarini,
Giovanni da Precida und Lodovico Sforza, bercitd alle Augen
durb die darin aufgefteflien edlen freiſinnigen Anſichten auf ſich
gezogen hatte, aber in feinem Arnolda da Bıescia, Worin cr
den Kampf des dDemocratiihen Princips mit dem- theoretifh ab»
folutiftiiben Element der Kirche darftellt, eine der großartigfien
dramatifhen Dichtungen im Geiſte Shakſpere's geliefert hat,
de an Erhabenheitderrarin entwidelten Ideen, an Kraft der Sprade
-und durch und durch poetifben Schwung Alles übertrifft, wad
bisher für dad Ataliänifhe Theater geichrieben ward.
1) ©. L. Allacci, Uramaturgia. Roın. 1666.12. Ven. 1755.4. Fon-
taninı Bibl. d. Elog. Ital. T. I. p. 360 sq.L. Riccoboni, Hist.
du Theätre Ital. Panis. 1728. IV. 8. P. Napoli- Signorelli, Stor.
crit. de Teatri antichi e moderni. Nap. 1787 sq. VI. 8. 1813.
X. 8 Pagani Cesa, Consid. sopra il teatro tragico ital. Ve-
nez. 1826. 8. Ant. Beduschi, Sullo stato attuale della trag, in Italia.
Parma 1877. 8. Bozzoli, Dell’ imitaz. trag. presso gli ant. ed i
moderni,. Lugano 1837. III. 8. G. Battaglia, Osserv. sulle attualı
condiz. del. teatro dramın. in Italia. Mil. 1837. 8. Ferrario, Storia
e descriz. de’ princ. teatri antichi e moderni. Mil. 1830. 8. J. Coo-
per Walker, Hist. meın. on Ital. trag. Loud. 1799. 8.
2).6. P. Fr. Castelli, Vita di G. G. Triss.-Venez. 1753 4. —
Sofonisba Trag. Roma. 1524. 4, Ven. 1620. 12. u. b. Maffei, Teatro
Ital. Verona 1723. III. 12 T. I. Rime. Vic. 1529. 4. L’Italia liberala
da’ Goti. Roma 1547—48. III. 8. Parigi 1729. III. 8. J Simillim!,
Commedia. Ven. 1548. 8. (Nachahm. d. Menaechmi bes Plautus) Opere.
Venez. 1729. fol.
3) La Rosmunda. Trag. Siena. 1525. 8. Venez. 1528. 1530. Fir.
1568. 1593. 8. Padova 1728 Lond. 1779. 4. — L’Oreste, Traz. Rom.
1726. 8. u b. Maffei; Nachahmung der Iphigenia in Tauris des Gurt;
pides und 1726 zu Rom aufgef.
4) La Tullia. Lucca 1730. 8. u. in |. Opere. Fir. 1548. 8. Stanz®
e, Genzoui. Venez. 1531. 8. Rime_ volgarı. Rom. 1533. Ven. 153.
1537. 8.
5) La Horatia. Ven. 1546, 8. 1549. 12.
6) Tragedie. Venez. 1560. 12. 1566. 8. (ent. d. Thieste, Ecubs,
Didone, Giocasta, Ifigenia, Medea) La Mariauna. Ven. 1565. 8. L®
Troiane. ib. 1566. 1567. 8.
7) Orbecche. Trag. Ven. 1543. 8. Tragedie. Ven. 1582—83. 8.
(enth. Orbecche, Attile, Didone, Antivalomeni, Cleopatra, Arreuo-
pia, Euphimia, Epitia, Selene).
8) Canace, Trag. Ven. 1546. 8. c. altre compos. ib. 1597. 8.
9) Fl Conte di Modena, La Rosimonda, II Telefonte, L' Ino.
IV Trag. Ven. 1582. 4. j
10) Il Cresfonte. Padora 1588. ift d. Vorbild v. Maffei's Merope-
— [4 — — —
— — — —
Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerſpiel. 107
11) La Merone (Parına 1590. 4. „ 1 Tancredi (ib. 1597. 4.), La
Galatea, I! Polidoro, La Vittoria. Ven. 1603. 1605. 4.
12) La Dalida. Ven. 1572. 8. L’Adriana. ib. 1582. 8.
13) Acripanda,. Fir. 1592. 4. Venez. 1592. 8.
14) La Semiramis. Boschereccis, Berg. 1593. 4. Pavia. 1598. 12.
u. b. Maffei. T. 1.
15) Trigedie. Rom. 1632. 8. Fir. 1653 II. 4. (Eugenie, Isabel!e,
Polieito, Aglae, Giorgio, Theodora, il Clodoveo trionfante, 8. Eu-
stachio, Altamene, Oreso).
16) 11 Solimane, Trag. Fir. 1620. Rom. 1632. 4. u. b. Maffei.
17) Aristodeıno Trag. Parlova 1657. 4. u. b. Maffei T. III.
18) I Corradino. Roma 169%. 4.
19) Le Tragedie. Pad. 1733. 4. (Cleopatra, Lucrezia, Creso, Me-
doro) Rom. 1733. 4
20) Tragedie cinque (Il Palamede, Andromeda, L’Appio Clau-
dio, Il Pspiniano, Servio Tullio.) Nap. 1712. 8.
21) Teatro. Rom. 170%. 1715. II. 8. Segnito del Teatro, Bol,
1723. II. 8. Opere. Bol. 1729—33. VII. 8.
22) Merope, Trag. Mod. 1714. 8. Ven. 1747. 4. Ver. 1796. 4
u. öft. Teatro cio& la Trage ia, la Coımmedia (le Cerimonie) e il
Dramma ıLa fida ninfa) ib. 1730. 8. Deutfh v.Molter. 0.D. 1754. 8.
cf. Valery Curios, ital, p. 253 sy.
23) Tragedie christiaue. Nap. 1730. II. 4. Polissena e Crispo.
ib. 1715. 8.
24) Demetrio Bol. 1721. 1790. Rom 1734. 8. La Dina. Bol.
1734. 8. Elisabefta. ibi 1723. 8. Giette. ib. 1721. 8, Virginia. ib,
1732 8. Attalia, ib. 1735. 8. Il Davide perseguitato da Saul. Rom,
1736. 8. 1} Gionata liberato. ib. 1737. 8. (Legt. IV in Berfen) Tragedie
sacre e morali cio& la®Matilde, il Jelte, l’Elisabetta e il Tommaso
Moro. Bol. 1728. 8.
25) Poesie scelte del P.G. G. Mod. 1772. 8. (Sedecia, Manasse,
Dione, Seila figlia di Jeftie, Adamo u. I’Educazione, e. Schäferfpiel.)
26) L’Orazia. Fir. 1719. 8. Il Bruto. Nap. 1722. 8. La Virginia.
Ib 1725. 8. Sofonisba. ib. 1726. 8. .H Sejano u. in f. Tragedie. Nap,
1742. 8. "
27) Tragedie. Parigi 1888-89. VI. 8. Fir. 1824. VI. 8. Sämmtt.
Zrauerfp. a. d. tal, meter. überf. v. J. Rehfues u. Tſcharneo. Berl. 1824.
Bd. I. 8. Ausgemwähltes a. d. dram. Werk. Gotha 1832. 12. ©. Alf. Dents
würd. f. Yeb. v. ihm ſeldſt gefhr. N. d. Ital. Drig. herausg. v. 2. Hain.
Amfterd. 1812. 11. 8. Biogr. d V. A. e delle opere sue di A. Jezon.
Nap. 1835. 12. Lardner a. a. O. T.1I. p. 247—302. Edinb. Rev. T.
XV. pP» 299 sq. °
28) La Gelosia naturata o sia D. Carlo inf. di Spagna. Nap.
1724. 8. (Carlo o Isabella.) Parma 1792. 8. J Tentativi dell’ Italia;
cioò Eduigi, Cleoyice, Irene (o sia il Delirio dell’ eroismo) e (i De-
litii dell’ onore, o sia) Don Rodrigo (re di Spagna) Tragedie, Par-
108 Dramatiſche Poeſie in Italien. Schauſpiel.
ma 1784. 8. Adelinda, Parma 1791. 8. La Morte d’Ercole, e Melea-
gro. Venez. 1790. II. 8. Teatro. ib. 178788. VI. 8.
29) Arminio. Trag. Filadelfia (Pisa) 1804. 8. Verona 1812, 1819.
8. Mil. 1824. 16.
30) Quattro Tragedie. Fir, 1751. 8. (L. Giunio Bruto, Marco
Bruto, Giulio Cesare, Druso.) Atalis, Trag. del Racine trad. in
versi toscani. Fir. 1753, 8. Prose e Poesie. Venez. 1739-56. II. 4.
31) Ulisse il giovine. Padova 1720. 8.
32) Aristodemo. Parma 1786. 4. Roma 1778. 8. Tragedie. Fir.
1822.8. (Arist., Cajo Graeco,Galeotto Manfredi, principe di Faenza.).
33) Demetrio. Padova 1749. 4. Giovanni diGiscala. Venez. 17%.
4. Agnese Martire del Giappone. Parma 1783. 8. u. in f. OperePoe-
tiche. Parma. 1789. IH. 12. Ven. 1805. IV. 8.
34) Tieste, Aiace, Ricciarda Trag. in f. O scelte. Voghern.
1829. HIT. 16. ’ 8 pere 5
35) Il Conde di Carmagnola. Mil. 1820. 8. (Deutſch v. A. Arnold.
Gotha 1824. 8.) Adelchis. ib. 1823. 8. (Deutſch v. Stredfuß. Berl. 1827.
8. Heibelb. 1830. 8.).
36) Francesca diRimini. Pad. 1819. 8. Tre nuove Tragedie. To-
rino. 1832. 8. Tomınaso Moro, Parigi 1834. 16. Opere compiutepubl.
di A. Wagner. Lips. 1834. 8. Sämmtl. W. A. d. tal. v. Kannegiehtt
u. H. Müller. Zwidau 1835. 4, (bier f. alle f. Trauerfp. überf.: Eufemie
v. Meffina, Sr. v. Rimini, Eſther u Engaddi, Iginia v. Afti, Gismonda
v. Mendrifio, Leoniero v. Dertona, Herodias, Thomas Morus). Poet. Werke
im Berm. d. Urſchr. überf. v. Duttenhofer. Stuttg. 1835. 8. Bd. I. 1897.
Bd. 11. H. J. Sr. v. Rimini, meter. überf. v. Schäbdelin. Züri 135
8. metr. überf. m. Ital. Texte v. Schäfer. Zwidau 1834. 16. Le mie.
prigioui. Torino 1832. Lips. 1833. 8. (Meine Gefangenfchaft in den Ker⸗
ern dv. Mailand, unter den Bleidaͤchern zu Venedig und in ben Kafematten
auf bem Spielberge. A. d. Ital. v. Beder. Ypzg. 1833. 12. Stuttg. 187.
8. v. 9. Kurz. St. Gallen 1836. 8.) r
37) Torg. Tasso. Pisa 1832. 8. in f. Seggi di Comedie. Piss
1835. II. 8. Seine Iyr. Geb. ald: Nuove rime d'un vecchio. poele.
ib. 1835. &. Opere scelte. ib. 1837. VI. 8.
38) Antonio Foscarini. Mil. 1827. 8. Giovanni da Procida. ib.
1829. 8. Lodovico Sforza. ib. 1830. 8. Arnaldo da Brescia. ib. 184.
Berol. 1844. 8. (Arn. v. Br. nebft d. Biogr. Arnaldo’s v. B. v. Lepel.
Berl. 1845. 8.)
$. 560.
Reben der eigentlichen Tragödie entſtand aber burd den
Einfluß der Dramen von Beaumardals, Diverot und Mercer.
eine Art philoſophiſches Schauſpiel, das die Mitte zwiſchen Trauer⸗
ſpiel und Luſtſpiel haͤlt und in mancher Beziehung (d. h. was
die Sentimentalitaͤt angeht) mit den Elementen verglichen werden
mag, welche die Deutſchen Schauſpieldichter in Stuͤcken, wie. V.
Dramatifche Poefle in Italien. Luſtſpiel. 109
Kopebue in Menſchenhaß und Reue, und jebt Ed. Devrient
in Irene Liebe zc. verarbeitet haben, wiewohl einige in Beug
auf ihre Frivolität wieder dem neueren franzöfifhen Melodram
nahe gefommen find. Unter diefen fchrieb z. B. im Geſchmacke
des Figaro von Beaumarchais der Schaufpielee Francesco
Antonio Avelloni aus Benedig (geb. 1756) genannt il
Poetino, feinen Ciauni, Antonio Simone Sografi einen
Werther, Boldont drei zufammenhängende Stüde über Ris
chardſons Bamela, dem der Abbe Chiari und Giovanni
Ereppi ebenfalls mit. Trilogleen von folden nah Romanen
bearbeiteten Stoffen folgten, die ſaͤmmtlich in England fpielen,
ohne in etwas den Charakter dieſes Landes an fih zu haben,
Der bedeutendſte Schriftſteller aber in diefem Genre, d. h. dem
deutſchen Schaufpiele IR Camille Federict aus Zurin
(t 1801), der 3. B. Kotzebue's Deutſche Kleinſtaͤdter "bearbeitet zu
haben ſcheint, und beſonders durch feine Bühnenfenntniß vielen Beifall
fond. Im Gharacter des Franzöſiſchen Schauerdramas arbeitete
dagegen Giovanni da Bamera, deſſen Schuldige Mutter
An Non plus ultra aller möglichen Scheußlichkeiten if, Mit ihm
bört jedoch dieſer Geſchmack beinahe auf, obgleih der Duca di
Ventignano, einer der fruchtbarfien neueren Dramatiker, wenige
Rens mehrere Stüde in der larmoyanten Danter der neueren
dianjöiſchen Melodramatifer abgefaßt hat. Dagegen find Ghe⸗
tatdede Rofft und Giraud, deren Stüde theilmelfe von
Einigen hierher gezogen werden, unbebingt zu den Luftſpieldichtern
im höheren Sinne zu reinen.
§. 561,
Bad nun das eigentliche Luffpiel!) anlangt, fo wurde
dieſes eigentlich zuerft von Bernardo Divizio aus Bibbiena
(daher gewöhnlich der Cardinal Bibbiena genamnt)
(1470-1520), dem Freunde des großen Raphael, in feiner
Calandria (nach der darin auftretenden komiſchen Perfon Calandro
kenannt) eingeführt, einer in Profa abgefaßten Nachahmung der
Setaechmi des Plautus, an der nur der Styl zu loben fl,
Bis und Sittenzeichnung find darin roh und faſt gemein?).
Om rad Lateiniſchen Muſtern, aber leider auch in der mehr refe⸗
110 Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel.
rirenden als handelnden Manier vderfelben ſchrieb Arioſto feine
Cassaria und I Suppositi in Profa, und ließ dann la Iena,
il nezromante und la scholastica in ungereimten 12fyihigen
Verſen (versi sdrucciali), in welche er fpäter aud feine erflen
beiden. Etüde überfepte, folgen), Darum mußte der große
Macchiavell mit feinen rein originellen Stuͤcken, wie; B.
la Mundragora, le Maschere, la Clizia 20, find, ganz ans
deres Aufſehen machen, denn hier zeichnet der große Menden
fenner die Leute, wie fie find, und Handlung und Intrigue find
fo lebhaft, der Knoten if fo gut gefchürzt, daß fie heute nod be
wundert werden würden, wollte man fie aufführen). Nun folgt,
Triſſino's gelungene Bearbeitung der Menaechmi gar nicht
zu erwähnen‘), Aretino mit feinen fünf claſſiſch fylifirten
Luftfpielen, die wahrhaft komiſches Element enthalten, aber auf
auf der andern Seite ſchmuzig genug find, um ihren Verfaſſer
nit zu verleugnen‘). Lebteres kann man Firenzuola’s
Lucidi, einer Nachahmung der Menaechmi, und Trinuizia, ei⸗
mem Pendant zur Calandria, nicht zum Vorwurf maden?), ob⸗
fhon Dolce, von dem wir nur noch 5 Lufifpiele haben, bern
zwei (Capitano==Miles gloriosus, und Marito = Amphitroo)
den Plautus nacgeahmt find, großes Vergnügen an fcandalöin
Dingen findet), was man leider auch Girolamo Para:
bosco's Arbeiten, welch fi übtigens durch die wohlverfnüpft
Intrigue empfehlen, vorwerfn muß *). Der ſchon genannte
Giambattiſta Gelli (1498 — 1563) verräth in feinem Errore
(nah Plautud Casina), einem Pendant zu Macchiavell's Cii-
zia, und feiner Sporta (nad) der Aulularia des Blautus) fehr viel
Anlage zum Luftfpieldichter""), allen Grazzini bat in feinen
ſechs Luffpielen befonders das Verdienſt bewieſen, zu zeigen, wie
man auch ohne Gemeinheiten und Zoten Lachen erregen fann”').
Sonſt find noch aus derfelben Zeit zu nennen Lorenzino de’ Me
bici'?) aus Florenz, Ricolo Secchi aus Brescia“), Got:
nelto Lanci!), Giambattiſta Ealderari"), Criſto⸗
foro Caſtellettiivß, und Sforza d'Oddi“i), ſowie der
fruchtbare Biovammarla Cecchi aus Florenz‘), der aber
bald ziemlich frei, bald ebenfo frömmelnd farieb, und endlid
der vorzüglihfte von allen, Francesco Ambra (+ 1559),
Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 411
ber Landsmann des vorigen, deſſen drei Lufſiſpiele (il Furto,
i Bernardi und la Cofanaria) zu den beften Erzeugniſſen
der älteren Periode des Staliänifken Luſtſpiels gehören’). Reis’
der fonnten ſich aber die meiften der übrigen Luftfpieldihter aus
dieſer Zeit nicht bis zu Dielen Höhe erheben, da fie zufrieden
waren, wenn fie durd) grobe Späße und Zoten Lachen erregten,
und fo find denn fat alle jene aus dem Schooße jener in
Stalin damals fo zahlreichen gelehrten Geſellſchaften mit den bizar⸗
reften Namen, deren Mitglieder früher ihre Stüde ſelbſt fpielten
und fpäter wenigſtens ihreLocale an herumziehende Truppen von Eos
möbianten der ſchlechteſten Sorte vermietheten, hervorgegangenen Stüde
gar nicht der@rwähnung werth. Bon jenen wurten jedoch feit dem
Beginn des 1L6ten Jahrhunderts faft nie wirklich ausgearbeitete Stüde
aufgeführt, fondern man improvifirte zuerft bloße Dialoge, dann
aber förmliche Poſſen, in denn nun gewiſſe ſtehendve Perſonen
auftraten, die befonderd dadurch komiſch wurden, weit meiſtens
eine jede eine beſtimmte Provinz und Stadt characterifirte und
lächerlich machte, und darum auch in dem Patois derfelben fpradh.
Dergleichen find nun der auch in Deutfchland und Frankreich
fo belichte Arleechino, den man als ein Kind des Schmaropers
(Parasitus) oder des Hundertfled (Centunculus) in dem alten
Romiſchen Luſtſpiel angefehen hat, und der immer wie auch der Sca-
yino im Dialect von Bergamo fpricht, dann derPantalone, der
Venezianiſch, der Dottore, der Bolognefifh, der Beltramo, der
Mailändifd, der Capitano, der bald als Spanier, bald als
Reapolitaner feine Rodomontaden berpofaunt, der Scaramuccia,
weiber in Italien feit 1680 die Rolle des Vorigen verficht,
der Giangurgulo, der Typus eined Calabreſiſchen, Bauers, ver
blos auf dem Staliänifhen Theater In Paris vorkommende
Mezzetino, eine Art verfeinerten Scapino’s, der Stotterer Tar⸗
taglia, die Barricatur der Stallänifhen Charlatand der Pulcis
nella, eine Berjüngung bed Maccus oder weißen Mimus bei
ven Römern, da er hinten und vorn einen Budel, eine Nafe
wie einen Hühnerfhnabel hat und ganz weiß gekleidet if,
den PBofienreißer von Acerra Cin Apulien) vorſtellt und, in den
Rempolitanifhen Poflen doppelt auftretnd, dort den Harlelin
aus Ecapin erfegt, und die Stadt Benevent repräfentirt, der
112 Dramatifche Poefie in Italien. $uftfpiel.
Nureissino von Malalbergo, der die Spradie des gemeinen
Volls von Bologna fpridht, Pierrot auf dem Italiaͤniſchen Thea⸗
ter zu Paris als eine Zwittergeftalt aus Harlefin und Bolt
chinell erzeugt, Covicllo, ein Grobſack aus Calabrien, Gelso-
mine,’ ein Dandy aus Rom oder Florenz, Brighella ein Be-
trüger ober Kuppler aus Yerrara, Pascariello ein alter Geck
aus Neapel, Sganarello, Meo Patacca, Cassandrino und der
allgemeine Sündenbod Stentarello ıc. *). Natürlid find diefe
einzelnen Perfonen nicht von Einem oder zu einer Zeit erfun⸗
den worden, jedoch verdanft man ben Arlecchino, Pantalone
und Dottore dem Angelo Beolco, der geawöhnlid nad) der
von ihm fletö gefpielten Role il Buzzante (d. i. der Spaß⸗
mader) genannt volrd, und bie von Ihm mit einer Geſellſchaft
Junger Leute von guter Bamille auf den Dörfern gefpielten Poſ⸗
fen im Paduaniſchen Dialeet 1530 herausgab), dem ſich dann
BPndrea Calmo aus Venedig (1510— 71) mit ähnlichen im
Venezianer Dialect?!), Michele Angelo Buonarotti aus
Florenz in feinem feinern, im Florentiner Handwerfers und
Bauerndinlecte gefchriebenen Luffplel in Szeiligen Stanzen?),
und theilweife auch die 6 Luffpiele der unter dem Namen der In-
tronati zu Siena befiehenden Academie, von denen die zwei bes
ſten dem Philofophen Aleffandro Piccolomint (1508 —
1578) angehören, anſchließen?). Am aber zum eigentliden
Luftfpiele zurüdzufehren, fo machte dieſes trotz der Menge feiner
Dichter din 17ten und zu Anfange des 18ten Jahrhunderts
nur fehr geringe Bortfchritte, wenn auch Geronimo Bigli
aus Siena (1660 — 1722) durch feine Nahahmung des
Tarioffe von Moliere Im feinem Don Pilone und feine Ueberſetzung
der Fourberies de Scapin beflelben Dichters feine Landöleute
mit den Meifterwerken des Franzoͤſiſchen Luſtſpiels befunnt zu
*) Ueb. d. Mask. d. Ital. Theater |. Trattato sulla »commedia
deli’ arte ossia imprevvisa, maschere italiane ed alcnne scene del
carnevale di Roma. Berol. 1826. 4. Sign, Geſch. d. Grotesko uomiie.
. 28 sg. Ausland 1840. p. 863. 867. 871. 875. 880. 883. 891.
03. 907 sq. Mercey in d. Revue d. deuxmondes. 1840. T. 1. Lie.
31. Mars. ’F. 11. 30. Avril. 15. Mn. T. Ill. 15. Septbr. Man vergl.
damit, was über bie Gnatifhen clowns und fools * iſt v. Douce
Ilastr. of Shakesp. T. U. p. 297 sq.
Dramatifche Poefle in Italien. Luftſpiel. 113
matm ſuchte?'“ und die Neapolitaner Nicola Amenta .
1659— 1719), Giambattiſta Borta (1540 —
1615)®), der befannte Phyſiker, und Pas quale Giuſeppe
Citillo (1709— 46), fowie ber Florentiner Btambats
tie Fagiuoli (1660—1742)?”) wieder zur elaſſiſchen Ma-
air. der Alten zurüdtehrten, und der Marcheſe Domtnico
be kiveri aus Neapel (+ 1740), der in feinen Lußfpielen
den Muth hatte, Die Gebrechen und Lafer feiner Standesgenoſ⸗
im auf die Bühne zu bringen und fo durch Verbindung ber
WVahrheit mit der Dichtung dieſelben intereffanter zu machen.
Jedoch konnten alle diefe Verſuche nur wenig nügen, well ale
dieſe befieren Städe nur von Dilettantn und Kunffreunden auf
Privat oder Liebhabertheatern dargeftellt wurden, die ambulanten
Etaufpielertruppen faf nur aus Leuten ohne allen eigentlichen
Sinn für Kunſt beftanden, die, um ſich recht viel Zufchauer
und Einnahme zus verſchaffen, die trivinifien Poſſen gaben, wenn
nur darüber recht gelacht werden Fonnte, was natürlid den Einn
für die eigentliche dramatifhe Kunſt total verderben mußte. So
brad denn Luigi Riccobont aus Modena (1674-— 1758), der
leder {bon 1731 aus frommer Bedenklichkeit die Buͤhne ver
ließ, theils ald Director des Staltänifhen Theaters zu Paris,
thails dur feine in Praxis und Theorte gleich trefflihen dra⸗
maturgifhen Arbeiten wieder einem befiern Geſchmacke Bahn”),
der ar wieder ängere Zeit durch die langweilig platten Luſt⸗
friele des Modenefer Hofdichters Pietro Chiari aus Brescia
(t 1788) unterbrüdt warb), aber endlih durch Carlo Gol⸗
doni aud Venedig (1707-1792) zum Durchbruch fam”),
der ein geborener Luſiſpieldichter genannt zu werben verbient
und feine erfien Stüde durch die Sacchiſche Geſellſchaft (um
1746) ins Publicum brachte, und nun einmal befannt und bes
liebt, ohne Mühe feine reformatorifhen Ideen in Bezug auf die
Bühne durdfegte. Die Maffe feiner dramatiihen Arbeiten, zu
denen allerdings auch Trauerfpiele, Dramen, Opern, Poflen xc.
Khören, zeigt am Befien feine Erfindungsgabe, allein fein Haupte
veidienſt if, daß er, durch die Moliereſchen Stüde auf den rich
tigen eg geführt, fich durchweg nicht bios als einen ausge
zeidnelen Sittenbeobadhter und Menſchenkenner act hat, und
Crife, Handbuch d. Literärgeſchichte. III.
114 Dramatifhe Poeſie in Italien. Luſtſplel.
. und feine Landsleute aller Stände ganz fo in ihrer Denk⸗ und
Handlungsweife vor Augen führt, wie fie wirfiih im Löten
Jahrhundert war, fondern auch dur die Wahrheit und Na⸗
türlichkeit feiner &haractere, ſelbſt durch die bin und wieder ta⸗
delnswerthe Naclüffigtelt feines Styls uns vergeflen mabt, daß
wir erbichtete Begebenheiten vor uns fehen, gar nicht zu erwaͤh⸗
nen, daß er die altnationalen Stalläniihen Masten felbR beim
niedrigen Volke aus der Mode brachte. Leider dauerte fein
Triumph nit lange, denn fein Nebenbuhler und Landsmann,
Carlo Gozzi (1722 - 1806), wußte dur fein allerdings
von ihm ſchlecht genug angewendetes großes dramatiſches Talent
ihm den Lorbeer zu entreißen, und durch feine halb ernſten,
halb comifhen ZJauberfpiele, deren beſſeres Muſter uns in ver
von Schiffer bearbeiteten Turandot vorliegt, nit bloß einen Er»
folg zu erzielen, der faum den weit genialern und nur theilweiſe
mit den feinigen zu vergleichenden Stüden Raimund's zu Theil
ward, fondern Goldoni ſelbſt ſammt feinen Stüden auf längere
Zeit von der Bühne zu verdrängen und zur Wuswanderung
nad Paris zu zwingen?). Neben ihnen hatten während bdiefer
Zeit Jacopo Angelo Nelti?), Samtllo Federiei aus
Zurin ( 1801), der ſelbſt Schaufpieler und Director einer
wandernden Gefellfchaft war und auf den das beutfhe Luftfpiel
nicht ohne Einfluß geblieben zu feyn fcheint, deſſen Kleinſtaͤdter
aber welt hinter Kopebur’d ähnlihem Gtüde zurüdfichen ”),
Albergati Eapacelli aus Bologna (17281804), ber
ſonders als Boffendichter*) zu nennen, und Biovanni Ghe⸗
sardo de Roffi aus Rom (17541827), ein ausgejeich⸗
net treffender, nur etwas zu bitter fatyrifcher Sittenmaler?), bo
deutendes, wenn auch nit eben fo großes Aufſehen gemast.
Da trat, nachdem der beffere Geſchmack wieder zu dem auch in
Deutfhland durch feinen Diener zweier Herm wohlbefannten
Goldoni zurüdgelehrt war, zuerfi der Advocat Alberto NRota®)
aus Turin als Luſtſpieldichter in der alten trefflichen Goldoniſchen
Weiſe auf, und hat in feinen Stüden, unter denen ber ehelofe
Philoſoph (il Mlosofo celibe) das beſte If, geyeigt, wie man
ohne Uebertreibung, Anftößigkeiten und Wortwige durch die bloße
komiſche Situation Lachen erregen Tann, während fein Reben
Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 115°
hie Graf Biraud?), zuRom in einer Franzoſiſchen Familie
neboren, das Talent Goldoni's und Moliere's in fich vereinigte -
und in feinem Ajo nell’ imbarazzo, dem aud in Deutihland
allerdinge verftümmelt bearbeiteten Paradepferde der feineren Cor
mifer, unferem Hofmeiſter in taufend Wengen, unter andern den
Beweis Hiervon geliefert bat, da er darin die Staliänifhe Naive⸗
tät mit der Franzoͤſiſchen Feinheit vereinigt und ſelbſt in ben -
allerlaͤcherlichſten Situationen eine gewiffe Würde bewahrt, die
feine Stüde immer über dad Niccau der Poſſe erheben werben.
In keiner Weiſe können mit ihnen die Luffpiele Meneghezzi's
(Mant. 1828) oder Bon's verglichen werben.
1) (6. A. Constantini) Della commedia Italiana. Venez. 1752. 4.
(Dayu, Leuriso Tragiense [G. A. Bianchi] Osservaz. ib. 1752. 8.
F. i. Sagg. ist. cr. della Comm, }tal. Paris. 1829. 12, Fonta-
nini a. a. D. T. I. p. 388 ag.
2) La Celandra. Siena 1521. 8. Venez. 1522. 1523. 156%. 12,
Kapel. 2730. 12. |
3) Cassaria.s.l.eta. 8. Venez 1525. 1546. 8. 1570. 12. J Suppositi
s. L et a. 8. Venez. 1525. 8. (in Pxofa) U Negromante s. |. et a. 8.
Ven. 1551. 8. La lena. 2. 1. et a. 8. Ven. 1535. 8. 3 Suppositi. Ven.
1542. 8. La Scolastica. Venez. 1547. 8. u. Commedie cinque (In
versi) Ven. 1562. 12, Fir. (Nap.) 1724, 8.
4) (l.a Maadragola;) Commedia di Callimaco et di Lucrezie.
2.1. et a. 8. Rom. 15%. 12. Fir. 1333. 8. 1556. 8. LaClizia. ib. 1537.
1548. 8. Die Luſtſpiele U Frase, le Maschere u. PAndria in f. Opere,
Venez. 1769. 8.
5) 3 Similtıi, Comm. Ven. 1548. 179. 8.
6) Commedie. Venez. 1553. 12. 1560. 8. ». 1. 1588. 8. TI Maris-
calco, Ven. 1534. 4. La Cortigiana. ib. 1534. 4. L’Ippocrito. ib. 1540.
8. La Talanta. ib. 1542. 8. 11 Filosofo. Ven. 1533. 4. (ur. . 2 u. 5.
überf. in Oeuvres choisies de P, Aretin, trad. de l'ital. av. d. not.
P- P. L. Jacab. Parıa. 1845. 8.) .
7) J Lucidi, Comm. in pross. Fir.1549. 8. 1552. 8. La Trinurio,
Comm. in prosa. ib. 1549. 1552. 8. 3uſ. ih. 1552. (Nap. 1789.) 12.
8) Commodie. Von. 1560. 12. H Ragazuo. ib. 1541. 8. A Merito,
ib. us . 8. M Oapitano. ib. 1545. 8. La Fabrieia. ib. 1539. 8. u, äl
Rutßano,
9) Comedie di G. P. cio& laNotie, il Viluppo, i Contenti,.3’Her-
mofrodito, il Pellegrino, il Marinaio. Vineg. 1560. VI. 12.
0) La Sporta, Comm. in prosa. Fir. 15943. 8. 1548. u, ft. 1602.
8. Bap. 1731. 12.
11) La Gelosis, Comm. in prosa. Fir. 1551. 8. 1568. 8. La Spi-
Fitsta. ib. 1561. 8. Commedie sei in prosa. Ven. 1582. 8, (enth. La
Gelssia, La Spiritate, La Strega, La Sibilla, La Pinzochera, J Pa-
reuisdi) L’Arzigogolo. Fir. (Venez.) 1750, 8. n
8
116 Dramatiſche Poeſie in Italien. Luſtſpiel.
12) L’Aridosio, comm. in prosa. Lucca 1549. 8. Fir. 1593. 8,
13) n Befla. Parma 1584. 8. La Cameriera, Ven, 1583. 8. L’In-
teresse. Vineg. 1581. 8. 61’ Ingannı. Fir. 1562. 8.
14) La Mestola. Fir. 1583. 12. La Niccolosa. ib. 1591. 12. L’Oli-
veita. ib. 1587. 12. La Pimpinella. Urbino 1588.. 8. La Ruchetts.
Fir. 1584. 12. La Scrocca. ib. 1585. 12. II Vespa. ıb. 1586. 12.
15) La Mora.Com. de Terenzio trad. Vicenza 1588. 8. (Nachahm.
d. Eunuchus) Armida, Venez. 1600. 12. La Schiava. ib. 1609. 12.
16) 11 Furbo, com. Venez. 1597. 12. Tutteleopere, cioè PAma-
rılli Pastorale i Torti amorosi, il Furbo e le Stravaganze d’amore.
ib. 1547. 12.
17) L’Erofilomachia ovvero ‚il Duello d’amore e d’amicizia.
Ven. 1586. 12. Perug. 1572. 8. Fir. 1595. 8. La Prigione d’amore.
Fir 1592. 4 J Morti vivi. Ven, 1597. 12. Fir, 1608. 8.
18) La Dote, Comm, in prosa. Ven. 1550. 12. 1585. 8. L’Assi-
volo, Comm. 1550. ib. 12. La Moglie. ib. 1550. 12. (Proſa) ib. 1585.
8. (Werfe) I Servigiale, Comm. in versi. Fir. 1561. 8. Il Corredo,
Comm. in versi. Venez. 1585. 8. La Stiava. ib. 1685. 8. I1Donzello.
ib. 1585. 8. Gl’ Incantesimi. ib. 1585. 8. Lo Spirito. ib. 1585. 8. Lo
Stufajuolo. ib. 1585. 8. J Dissimili. ib. 1550. 12.
19) La Cofanaria. Fir.1566. 8. 1593. 4. J Bernardi. Fir. 1564. 8.
11 Furto. ib. 1564. 8. | >
20) Opere. Venez. 1565. 1584. 8. Vicenza 1598. 12. 1617. 8. Tre
dieloghi in lingua rustica. Vic. 1598. 8. La Floriana. Comm. ib.
1598. 8. Piovane. Comm. YVineg. 1548. 1552. Vic. 1598. 8. Vaccaria,
Comm. Ven. 1551. 1561. Vic. 1598. 8. (Rodiana, Vic. 1598. 8. gehört
@almo) Anconitana. Venez. 1551. 1561. Vic. 1598. 8. Moschetta.
Venez. 1551. 8. (Fiorina. ib. 1551. 1567. 8, Trevigi 1600. 8.)
21) La Pozione. Vineg. 1552. 8. (gl. Gujet ald Macchiavells Man-
drag.) u Travaglia. Vineg. 1556. 1561. 8. Il Saltuzza. ib. 1551. 8.
Trevigi 1600. 8. Le Giocose moderne et facetissime egloghe pasto-
rali sotto bellissimo concetti in nuovo Sducciolo in lingua materna.
Trivigi 1600. 8.
22) La Tancia. Fir. 1612. 4. La Fiera (Commed. urbana) e la
Tancia (Comm, rast.) Fir. 1726. fol.
23) L’amor costante. Vineg. 1541. 8. 1559. 12. L’Alessandro. ib.
1553. 8. L’Ortensio. Siena 1571. 4. Gl’ Ingaunati degli accademici
intronati (di Adr. Politi) ib. 1611. 12. Gli Scambj del#’ Aperto In-
tronato (Bellis. Bulgarini) ih. 1611. 1623. 12. La Pellegrina del
Materiale Intron. (Gir. Bargaglı) Siena 1611. 12, Commedie YI degli
&cc, intr. di Siena racc. nuov. e riv. ib. 1611. II. 12.
24) Il Don Pilone. Comm. Lucca, 1711, 8. La Sorellina di D.
ilone. s. I. 1768. 8. Le Furberie di Scapino. Siena 1752. 8. Com-
onimenti teatrali in versi. Londra (Siena) 1764. 8.
25) Commedie. Napoli 1753. III. 12.
26) Commedie, Nap. 1726. IY. 12.
Dramatifche Poeſie In Itallen. $uftfpiel. 117
77) Commedie. Fir. 1734-3. VII. 12. Venez. 1753. VII. 12.
238) Nonveau Theätre italien. Paris 1717. U. 12,
23) Commedie in versi. Venez. 1757. Bologna 1759-62. X. 8.
%) Opere. Venez. 1761. XVII.8. Componimenti diversi. ib. 1764.
1774 1. 8. Commedie. Ven. 1794-95. XLIV. 8. Commedie szcelte.
Mil. 1821. IV. 8. Prato 1826. VI. 8. Commedie, Drammi e Memorie.
ib. 1819-27. L. 8. Euftfpiele überf. v. 3. H. H. Saal, Bpıg. 1761 — 77.
X.8. 6. a. Mem. p. servir à V’hist. de sa vie et à celle de son
theätre. Paris 1787. III. 8. Deutfh v. Schatz. Lpzg. 1788. III. 8. Jacobs
in d. Kachtr. zu Sulzer. Bd. I. P: 45 aq. Bißmayr Ital. Sphemer. Vd.
Il. p. 45 sq. Lardner, Liv, of lit. and scient. indn of Italy. T. 1.
p- 213—246. Ruth in Drug eit. hiſt. Taſchenb. 1846, p. 289 sq.
31) ©. Fr. Horn, Ueb. Gozie Dram. Poefie. Penig 1803. 8. Le X
fiabe testrali. Berol. 1808. Ill. 12. Opere. Venez. 1772. VII. 8.
IN. X. 8. Theatralifhe Werke a. d. Stal. v. F. B. EI. Werthes. Bern
1777-79. 1795. V. 8. Deutfch v. Stredfuß. Berl. 1805. 8.
32) La moglie in calzoni. Lucca 1731. 12. La servra padrona.
1731. 12. J reechi rivali 1731. 12. 6Gli allievi di Vedove. Siena. 1751.
12, 1754. 12. 11 Geloso in Gabbia ib. 1751. 12. Le serve al forno.
ib. 1754. 12. Il tormento de si stesso. ib. 1754. 12. Gli spositravestiti.
1b.1755. 12. L’amante per disprezzo. ib. 1754. 12. L’amantescaltra.
ıb. 1755. 12. La snocera e la nuora. ib. 1755. 12. U matrimonio per
astezia o il vilappo. ib. 1755. 12. Il misantropo disingannato, ib.
155 12. N mondo alla rovescia. ib. 1765. 12. Il cercator di tesori
ıb, 5. a. 12. L’astratto. Mil. 1762. 8. La dottoressa preziosa. ib.
162. 8, n geloso disinvotto. ib. 1762. 8. II faccendone. ib. 1764. 8.
Comm, scelte. Mil. 1762. V. 8.
‚3) J pregiadizii dei paesi piccoli. Torin. 1791. 8. Opere tea-
trali, Fir, 1826. XXVI. 3 Venez. 1828. XXIII. 18. Der Banquerout,
—8 Voß. Berl. 1805. 8. D. Amerikaner, deutſch v. Vogel. Hamb.
%) Opere. Ven. 1783 —85. X. 8.
%) Comedie. Bassano 1790-98. IV. 8, Prato 1826. IV. 8. Fa-
vole. Rom. 1788. 8. Nuove farole. ib. 1801. 8.
%) Comedie. Ed. X. Fir. 1826. III. 12. ib. 1828. VII. 12, Parigi
189. V. 12. Mil. 1837. IV. 8.
.. 37) Comedie. Roma. 1801. Mil. 1823. III. 8. Teatro domestico.
ıb. 18%. 11, 8. Fir. 1825. VI. 12. Commedie scelte, Parigi 1829 12.
$. 562.
Eine andere Erfindung biefer Periode if die Oper!) ober
das Melodram, welches ſich nad und nah aus ben anfange nur
ade Zwiſchenſpiele, Chöre und einzelnen Scenen eingelegten
den oder Taͤnzen, wie dieß 3. B. im Pastor fido der Ball
M, mit Begleitung ber Muſit hervorbildete, Das erfle ſelbſt⸗
Rändige Stuͤd diefer Art iſt aber des berühmten Giuſeppe
118 Italianiſche Porfle. Oper.
Zarlinpo?) (1519 99)au8 Chioggia Orfeo (1590), daß erfe
gelungene und mit Erfolg gegebene aber Ditavio NRinucci»
ni's Schhäferfpiel Dafne, dad 1594 zu Florenz aufgeführt warb und
auf welches er dann ebendaſelbſt (1600) die Eurydice und
(1608) zu Mantua bie Ariane folgen ließ. Nah und nad
gewann diefer Mifhmafch von Verſen und Muſik befondere durch
die Pracht, welche man bei der Nufführung derſelben entfaltete,
den Vorrang por den eigentlihen Luf- und Trauerfpielen, da
Augen und Ohren der Zuſchauer beſtochen wurden, und trug fo
nicht wenig zum Berderbniß des guten Geſchmacks an der eigent
lichen dramatifhen Poehe bei, was die Mafle von derartigen
Arbeiten, womit bald ale Bühnen Stalins uͤberſchwemmt wur,
den, erflärlih madt. Uebrigens ift auch die fomifche Oper faft eben
fo alt als die ernfte, denn fie führte fhon Orazio Veccht')
1594 dur die Darfiellung ſeines Anfiparnasso zu Venedig
ein. Unter der großen Anzahl dieſer Dichter tritt aber zuer
Eylvio Stampiglia°) aus Bivita Larinia (1664— 1725)
hervor, der feinen Opern zuerſt eine Art von dramatiſchem Ins
terefie zu verleihen wußte und in Wien gewifiermaßen dem gleich
zu nennenden Apoflolo Zeno‘) (geb. 1689 zu Candia, gef.
1750) den Weg bahnte, weicher die Oper dadurch zuerfi übe
das gewohnlihe Niveau erhob, daß er ſtatt der dioher übliden
mythologiſchen Stoffe hiflorifche ‚wählte und eine Art mufifalikder
Trauerfpiele Im Genre Racine's ſchuf. Merkwuͤrdiget Weiſe hat eine
und diefelbe Etadt das dritte große Talent, welches hier in Betradt
fommen fann, aufjuwelfen, nämlih Pietro Bonaventura
Metafafio’) aus Rom geb. 1698, geh. 1782, hieß eigent⸗
ih Trapaffi), der die Oper auf den Gipfel ter Bollendung
Bradte, indem feine Berfe ſelbſt die zu jeder Situation oder
bem Gefühl, welches fie ausdrüden follen, paflende Melodie zu ent
halten feinen und, was bie Harmonie zwiſchen Muſik und
Tert anlangt, mit Recht unübertrefflih genannt werden mögen,
wens auch auf der andern Seite feine Charactere, die ven ihm
geſchilderten Leidenfhaften ze. viel zu wenig Mannigfaltigfeit has
ben und felbft feinen Stoffen häufig das nothwendige Auterefie
abgeht, das er allerdings durch fein eminentes, auch aus feinen
Ganzonetten ac, hersorblidendes lyriſches Talent erſetzt. Lepterch
Bolkopoeſle in Italien. 119
geht war ben Opern des Rauieri de Caſalbigi aus Rir
vomo (1715—95)°) ab, allein dafür wußte sr mit mehr Ge⸗
(hi feine Gouplets in die Handlung zu verflehien und den
Recdtativen und Arien ihre gehörige Stelle anzumellm. Zwar hat
vie fpätere Fomifche Oper keinen Meier wie Metaſtaſio aufjuweis
fen, allein die Arbeiten der Neapolitaner Sanuario Antonio
Bederico (+ 1752), des Pietro Trindera (+ 1750)
und des Glambattiſta Lorenzi (+ 1770) haben doch im⸗
mer no viel Characteriſtiſche; mit ihnen verfällt jedoch
die komiſche Oper ganz, und hier wie in der ernſten sicht dann jene
Maſſe ‚von Zabıifanten jener erbärmliken Libretti auf, wie
wir ſolche noch heute und zwar nicht blos in Stallen, fonbern
au in Deutihland ver uns haben,
1) ©. St. Arteaga, Le rivoluzieni del teatro musice Italiano,
Bolegua 1783. II. 8. Venez. 1785. IH. 8. (Deutih m. Anm. v. Forkel.
fpzg. 1789. III. 8.) J. Brown, Letters on the poetry and musick of
the Ital. Opere. Lond. 1789. 12. Br Rochlitz, Für Freunde ber Tonkunft.
Ir 9. Bd. I. p. 262 sq. E. W. Fink, Weſen u. Geſch. db. Dper. Lpzg.
1338.
2) Opere. Venez. 1589. IV. ib. 1602. IV. fol.
3) I.a Dafne, Rappres. in versi. Fir.1600. 4. 1810. 4. L’Arianna
Trage. Fir. 1606. 1608. 4. Ven. 1608. 12. L’Euridice. 1600. ib. 4.
Poesie. ib. 1622. 4. Drammi musicali, ora per la prima volta race.
Liv. 1802. 8. I! Narcisso, Fav. in musica. Rom. 1829. 8.
3) Anfıparnasso. Venez. 1597. 8.
5) Sein beſtes Stüd ift die Caduta dei Decemviri.
6) Poesie sacre drammatiche. Ven. 1753. 4. Drammatiche. Ve-
nez. 1744. X. 8. Torino 1795. XI. 12. &. Fr. Negri, Vita di Ap.
Zeno. Venez. 1816. 8. Goldoni Leben Bd. I. p. 387 sq.
7) Opere. Torino 1757. XIV. 8. Parigi 1780—82. XII. 8. Mil
1820. V. 8. Opere postume. Vienna 1795. III. 8. ©. a. Burney, Mem.
of the Kfe and writings of M. Lond. 1796. III. 8. Lardner, Liv,
a a. D. T. I. p. 185—212. Baur, Lebenögemälde. Bb. UI. p. 459 sq.
Schlegel, Borlef. üb. dram. Kunft. IT. Abth. 1. p. 39 sq. 3. Ad. Hiller,
eb. Met. u. f. Werke. R. ein. Ueberf. a. benf. ‚ns. 1786. 8, Mattei
Mem. p. scrrire alla vita di M, Mil, 1785. 8. cher im Deutfc. uf.
1783. Februar.
8) Poesie. Livorno 1766. II. 8.
6. 568;
Zum Schlufe biefer Ueberſicht wollen wir endlih noch Eis
niges über die Vollspoeſie Italiens") fagen. Diefe wurde befon
4120 Volkspoeſie in Italien.
ders durch einige Schriftſteller, welche in den Provincialdialeeten
ſchrieben, aufrecht erhalten, und obgleich Vieles, was ſie brach⸗
ten, nicht erwaͤhnt zu werden verdient, ſo iſt doch auch Manches
vorhanden, was ſeines natürlichen, gefunden Witzes halber,
befonders aber, weil es offenbar das treue Gepraͤge des Bolfee,
dem es angehört, trägt, niht mit Stilfchweigen übergangen
werden darf. Unter den einzelnen Städten haben jedoch nur
Neapel, Benedig, Mailand und Palermo?) eine abgefchloflene
Volkspoeſie. Beginnen wir mit erfierem Lande, fo tritt hie
befonder6 ber oben fon genannte Baftle, der Boccaccio fer
ner DBaterftadt, mit dem bekanntlich von Gozzi ausgebeuteten
Pentamerone auffallend hervor, an ben ſich die Novellenſamm⸗
lung des Marſilio (Mafilo) Reppone (ober Berrone
aus Gnanopole (eigentlih Bompeo Sarnelii, Biſchoff von
Bisceglia), Posellecheata?) (d. h. Spaziergang nah der Po
filippo) genannt, die aber eigentlich nichts als eine er
gänzte Verarbeitung Bafile's iR, auf welde die Locıl
fügen, welche fih in ver fabelhaften Chronik des Landes,
die mit dem erbichteten Namen des Billani*) yrunft, finden,
‚ nicht ohne Einfluß blieben, anſchließt. Der eigentliche erfe
Bolfsdichter iR aber Giulto Ceſare Eortefe (um 1650),
Bafile's Freund’), deffen komiſche Heldengebihte (Micco passarı
mammorato, von dem Krieg zwiſchen den Spaniern und Bar
diten, La Vajasseide, Schilderung der jungen Mädchen Ne
peld und der Häußlichfeit, fowie des Volksaberglaubens, Lo
Cerriglio ncantato, ein Codex der ſchwarzen Kunf), nod jest
die Lieblingslecture der Renpolitaner find, während feine in ver
reinen SItallänifchen Sprache gefhriebenen Wrbeiten (Viaggio di
Parnasso, eine Eritif der gleichzeitigen Dichter, und das Edi
ferfpiel Rosa, Nachahmung ded Pastor fido) unter der Mittels
maͤßigkeit geblieben find, Während die Vorliebe feiner Mitbür:
ger Ihn ihren Dante nennt, hat fie einen Pfeudonymus, der 1670
unter dem Namen Belippo Sgruttendio‘) aus Ecafato
Ceigentlib Francesco Balzano) eine kleine Sammlung Lieder
druden ließ, ihren Petrarca genannt, obgleih nur feine feurigen
Tanzlieder (Mattinate) dieſe Ehre entfernt verdienen. Im
18ten Jahrhundert iſt nur ber Juriſt Nicola Eapaffo”) aus
Volkspoeſie in Italien. 121
Sratta (1671— 1746) zu nennen, deſſen Expigramme. und yas
rodirende Ueberfetzung der Iliade jedoch nım von feinen Landes
leuten richtig gewürdigt werben mögen, wie denn auch Nicolo
Lonbardi'68) Gedicht, dad er unter dem Ramen Arnolde
Eolombi befannt gemadt hatte, die Eſel Grognano's, an Eow
fe Talent erinnet. Was Mailand anlangt, fo Hat die
6 an den vier Lufifpilen Carlo Maria Maggi’s
(+ 1699), wo er feiner Baterfladt in dem Bedienten Men
gbino einen Polichinell gefhaffen hat, ein Volkoſchauſpiel gewons
nen?), welchem allerdings in neuerer Zeit der Dichter Carlo
Porta einen anderen Typus aufgevrüdt bat, allein die Dich⸗
te Domenico Baleftrieri (geb. 1714, + nad 1750) 0)
und &. 9. Bellizzont') können ihrer Mittelmäßigkelt halber
bier eigentlich feinen Anfprud auf Erwähnung machen. Ebenfo
hat Turin eigentlich nur einen einzigen Volksdichter zu Ans
fange des 16ten Jahrhunderts befefien, den Giorgio Aglione
(um 1490), deſſen Gedichte eine Mifhung von reinem Staliänifch,
Mailandiſch, Lateiniſch, Makaroniſchen Berfen, Franzoͤſiſch und
Piemonteſer Dialect von Aſti find). Reicher iſt Bologna,
denn bier dichtete der Schloffer Giulio Ceſare della
Groce”) (1550 — 1605) feine meiflerhafte Geſchichte von
Bertoldo, bier fchrieb Adriano Bandieri (+ 1694) unter
vum Ramen Camillo Scaligero della Fratta*) feine
Apologie des Nationaldialecis und in neuerer Zeit Bafalt
(1724—1804) feine Perfiflage der alten Bolognefifchen Re
publif, Im Dialect von Rom beſchrieb Gian. Camm. PBerres
fio") die Maifeler, und Giuſeppe Berniero (1637 —
82) die Roͤmiſchen Banditen (In feinem Meo Petacca)'°), im
Dialect von Toscana verfaßte einige feiner Dramen ber Arzt
Biovan’ Andrea Montglia, aus Florenz (1640—1700)"),
obme dadurd auf. den Titel eines Vollsdichters Aufpruch machen
za können. Venedig endlich beginnt ferne Literatur (1521) im
16tm Jahrhundert mit dem anonymen Gedichte don dem Kriege
ver Gaftellani und Nicoletti, d. 5. der Arbeiter bes Arfenals
und der Stabi (La Guerra de’ Nicoleiti e de’ KCastellanl.
Ven. 1817), dann fölgt der jhon genannte Calmo mit ſei⸗
am im Bauernbialict gefähriebenen Luffplelen, und hie Lyriler
122 Volkspoeſte in Itallen
Domenico Beniero (1550—86)%), Ingegneri (tr 1618),
der Sänger der Sonbelintziguen'?), Aleſſandro Garavia,
der eine lange Liebeöflage des Arfenalarbeiters Raspo Bizarre
geſchrieben hat?’), und Britti (geb, 1620, im Gefängnis ſeit
1641 verſchollen) iſt ber Lebte, der die Liebe ber gemeinen Leute
feiner Muſe würdig befunden bat. Dann folgt Blorgio
Baffo (+ 1768), der leider fein Talent nur anwendeie, um
Benus, und Adamsßfeſte zu fchildern?!) und Labia (1709 —
74), der gerade als ©egenfap zu biefem die Lüderlichkelt und
den Luxus feiner Mitbürger geißelt. Mehr Belegenheitsbichter
find Britti (+ 1806), Bietro Buratti (1772-1832)
und Antonio Lamberti?). Endlich find in Badua
noch der Maler und Lyriker Giambattiſta Maganza (1509
—80)7), ſowie die weniger befanntn Riva, Ruſticello
und Berterello ald Volkodichter zu nennen.
1) ©. Farari im Magaz. f. d. Lit. d. Auslands 1840. nr. 39. 43.
52. 121 3q. Hirzel, Reife nady Italien. Lpzg. 1823. Bd. I. p. 241 ag.
2) Collezione di tutti li poemi in lingua Napolitand. Nap. 1783.
XXVIN. 12. Collezione delle migliori poesie scritte in dialette Ve-
neziano. Ven. 1817. XIV. 8. Collesione delle mjgligre opere ncriite
in dialelto milanese. Mil. 1816. XII. 18.
3) La Posellecheate, in d. Poemi Napol. T. XXIII. P- 135 2q.
eine Beſchreibung der Sculpturen in der Stadt, bie eine Reapolitanerin m
ihren vier Toͤchtern giebt.
4) Le croniche dell’ inelita citi& di Napoli, con li hagni di
Pozzuolo et Ischia. Nap. 1526.4. u.in d. Racc. di varii libri ov. op.
d’hist. del regno di Nepoli di varii et approb. aut. Nap. 1080. 4.
5) Opere di 6. C. Cortese detto il Pastor Pebeto in lingua Na-
pol. XV impr, Nap. 1686. 12. col. oomm, alla Vajasscide p. B. Zito
detto il Tardacino, in b. Poemi Nap. T. I—IV, La Rosa, favola.
Nap. 1621. 1644. 12. La Vajasseide. ib, 1628. 8. ſ. Revue d. deux
mond. 1940. Feyrier. u. For. Quarterly Rev. 1829. Novbr.
6) La Tiorba a Taccone, in d. Poemi Nap. T. I.
7) Poesie Napeletane maccaroniche e setiriche, in b. Poemi
Nap. T. XV. u. gunt. d. verfh. N. Cola) Ncopp’ a lo Vernacchio so-
niette, ib, T. KXIV.-p. 39 sq. u. Altre poesie. ib. p. 45 aq. Verie
poesie. Nap. 1361. 1780. 4, Sanetti in lingua Nanpol. ih. 1789. II. 12.
8) La Ciucceide 0 puro la Beggia de li ciucci onuzarvata, in b.
Poemi Nap. T. V.
9) Rime varie. Mil. 1688. IV. 12. Opere. ib. 1700-1. V. 12.
Venez. 1708. Vi. 12. Aneodota postamamisc. Madiol.1928. 8. Rime
e commedie in lingua Milanese. Mil. 1701. II. 12.
10) Rime Milanese, Mil. 1744. 4. 11 figliuolo prodigo (in setta
rime) ib, 1748. 8, '
Spanifche Porfle. 133
it) Poesie in dial. Mil. Mil. 1835. 8.
12) Caprieci. Asti 1601. Torino 1628. 8.
13) Astuzie sottilissime di Bertoldo. Lucca. 8, a, 8. Opere varie.
Bologua 1598-1617. IV. 8. ift d. Proſavolksbuch.
14) Discorso qual prova che la favella naturale di Bologna pre-
3. eccede 3 —— — in prosa, ed in rima. Bol. 1626.
15) I Maggio Romanesco, poema nel linguaggio del volgo di
Roma, Ferr. 1688. 8.
16) II Meo Patacca ovvero Roma iu feste ne i trionfi di Vienna.
Roma 1695. 8. ib. 1823. fol.
17) Poesie Drammatiche. Fir. 1689-90. III. 4. ib. 1698. III. 8.
18) Rime. Berg. 1751. 8.
19) Poesie scritte in dialetto Venez. Venez. 1613. 8.
20) Naspo bizaro overo calate fantastiche. Poema in tre canti.
Venez. 1565. 4. 1576. 12. — Il Sogno. ib. 1541. 4.
2f) Raoeolta delle opere di G. B. Cosmopoli (Ven.) 1768. IV. 8,
Etwas Aehnliches in Bezug auf die Gemeinheit find die auch im Venez.
Dialert gefähriebenen Briefe des Bincenzo Belando mit dem Beinamen
Gatalds (Leiters facete e chiribozze. Parigi 1588. 12.)
22) Nuora coll, di poesie soritte indial. Venez. Troviso 1835. 8.
23) Stanze — alla illustr: sign. .D. Lucr. Gonzaga, Venez, 1354.
4. La prima — quarta parte de le Rime di Magagno, Menone Be-
götle in lingua rustica padovana, cun una tradatione del primo
ante di M. Lad. Ariosto, Pad. 1558. 83. IV. 8. Vic. 1610. Ven.
169. IY. 8.
8. 564.
Wir wenden und nunmehr nah Spanien, beflen zweite
Cheraturepoe, mit der Regierung von Ifabella und Ferdinand
eingeleitet, eigentlich erfi 1516 unter Karl V anhebt, da das
Land felbk von nun an auch für das übrige Europa eine gang
andere Wichtigkeit erhält, wogegen freilih im Innern deffelben
fine Beränderung für die Literatur und Eprade beginnt, indem
zunmchro das Caſtilianiſche Element das Aragoneſiſche oder
Limonfinifhe ganz in ben Hintergrund drängt und man eigent⸗
lid jepe erſt von einer Einheit dieſer Literatur reden kann. Der
Kbeutendfle Dichter, der uns bier zuern in Die. Augen fällt,
md dadurch, daß er aus Hallen neue Metra (die Hendecaſyl⸗
m) holte und Danie's und Petrarca's Werke ſtudiert hatte,
ud das aus ihnen geihöpfte Element feinen genen Wer⸗
124 Spanifche Poefie.
fen mittheilte, auch den Literaten jened Landes einen Einfluß
auf die Spaniſche geftattete, iR Juan Boscan Almogaveı
aus Barcelona (+ 1544), der die alte Caſtilianiſche Metrik in ihren
furzen Berfen von vier Trochaͤen umfließ und dafür die Jamben
einführte (d. b. 5 Jamben und eine Rumme Sylbe). Seine Werfe
zeugen von feiner In einer Art Stufenfolge auffteigenden Ausbil⸗
dung, denn im erften Buche feiner Gedichte fehen wir feine Jugend»
arbeiten im Genre der Lyrik des Cancionero, dann folgen ſchon
Sonettd und Canzonen im Itallänifhen Style, in welchem aud
feine Paraphrafe des Mufäus von der Hero und dem Leander
(in ungereimten Berfen), fein Capitolo, einige Terzetd und
endlih eine fragmentarifhe Schilderung des Reiches der Liebe
(Octava Rima) gefhrieben find!) ein Freund und Mitar:
beiter bei dieſer Revolution feiner Mutterfprade war aber
Barcilafo de la Vega aus Toledo (geb. 1500—3— 1536),
wie jener zugleich ein Sohn des Mars, deſſen vielbewegtes Les
ben man jedoch feinen zarten Ganzonen, Eglogen, Sonett8 und
Elegieen im Geiſte und mit der Infptration Petrarca's nit ans
merkt, die aber fa noch mehr als Boscan's Gedichte Italiaͤniſches
Element in die Spanische Poefte einführten?). Der dritte große Dich⸗
ter ift aber wiederum ein alter Soldat Don Diego Hur>
tado de Mendoza aus Granada (+ 1575), der zwar in
feinen Canzonen und Eonettd feinen Vorgängern nadfieht, in
feinen Briefen aber zuerfi unter feinen Landsleuten die Horazs
iſche Epiſtel einführte, und in feinen kleineren Gedichten (ven
Redondillas, Quintillas und Villancicos) gezeigt bat, daß er
auch in der Nationalpoefle feines Landes gut zu Haufe fey,
und dieſe durch den Staltäniihen @influß zu verwandeln gewußt
babe’). Am Genre der Dve iR der erfle und vorzuͤglichſte Spa⸗
niſche Dichter Kernando de Herrera aus Sevilla (1500
— 78), ber Börtlihe genannt, obgleich feine canciones ebenfo
nahe der Staltänifchen Lyrik als dem alten Pindar fliehen, wie
fih z. B. aus feinen Oden auf bie Schlaht von Repanto und den
Schlaf ergiebt, wogegen wieder ſeine Sonetis reine Nachahmungen
Petrarca's find‘). Leider gebriht «6 ihm an Metürlicfeit, und
überall zeigt fid, wenn auch zuweilen verſteckt, die Sucht zu
künfeln, was mm dem Den Luis Bonce de Leon aus Gra⸗
Spanifhe Poeſie. 125
nada (1527 — 91) nicht vorwerfen kann, deſſen Canzonen, in
der Form und dem Styl den Horazifchen Oden ziemlich ähnlich, nur
darin von dem Geiſte derſelben abweichen, daß fie Ratt der jos
violm Lebensphilofophie eines Epicuräers die myſtiſche, melans
doliſhe Berfuntenheit in der Liebe zu Bott und aͤhnliche dem
Spaniſchen Character eigene Speculationen enthalten, wie fid
dieß am Bellen aus feiner Ode an Philipp Ruiz und auf das
biamliihe Gluͤck ergiebt, wogegen feine Lleberfegungen aus Bir
gi, Horaz, Pindar, Davids Palmen und Htob eben nur ge
lungene Meberfegungen find’). Mit ihm ſchließt die eigentliche
Goche der fünf großen claſſiſchen Dichter, während ber Zelt des
Ralianiſchen Einfluffes.
Mittlerweile bildete ſich gleichzeitig eine Spaniſche Dichters -
fhule in Portugal aus, welche jedoch, obſchon fie fih der Spas
niſchen Sprache bediente, theilmeife den Character ihres Mutter
landes beibehaͤlt. An ihrer Spige flieht Franzisco Sade Mi.
randa (1494— 1558), deſſen Eglogen ein Mittelding zwi⸗
Ihm Epos und Staltäntfher Canzone find, aber ebenfo wie
kine Volfolieder befonderd durch ihre naive Natürlichkeit ven
Leſer einnehmen‘). Neben ihm werden der welter umten nod zu
erwaͤhnende George de Montemayor (1520—61—2)
aus Montemor’) als Lyrifer, Fernando d'acuña (+ 1580)
aldliederfeger oder vielmehr Paraphraſt des Dvid®), Guttierre
de Ertina’) als Liederdichter im Genre des Mnacreon, Pe⸗
dro de Wapitia!”) als Eglogendichter, als Sonettiſt aber
Gaſspar Oil Bolo aus Balencla!!), der in feinn Rimas
provenzales befonder6 die Wellen und Metra der Provengal
iſhen Dichter und, wiewohl mit weniger, Erfolge in feinen R. fran-
ceses, fogar die Alerandriner nachahmte, zu nennen feyn. Ehri«
Royal de Enftellejo (geb. 1494, + 1596), wie ber Bor
ige ein Spanter, welder in feinen Werfen, unter denen fehre
Obras amorosas bad Belle find, während die Obras morales
der ſchwächſte Theil und feine Obras de conversacion y de
yassatiempo nur in ihren fatirifchen PBartieen gegen die Petrar⸗
Sfen und Frauen Aufmerkfamfelt verdienen, obwohl auch dies
nur in Verſe gebrachte proſniſche Späße find, das Berdienft
hat, wenigflens als erſter der ſogenannten Copleros ben Ver⸗
126 Spanifhe Poeſie.
ſuch gemadt zu haben, zu der alten Ratienalpoefie von Gafilien
urüdzufehren, deren Redondillas ihm lieblicher erfchienen, als
die reichſten, meloviöfehten Verſe der Staltänifhen Schule, muß
biee noch im Gegenſatz der Italiaͤniſch⸗Portugieſtſchen Manier
genannt werden, weil fi fein fanatiſcher Eifer für das Alte kaum
erflären läßt, da er faR zwei Drittel feined Lebens In Stalin
zugebracht hatte'?). .
1) Las Obras de Boscan y algunas de Gare. de la Vega repar-
tidas en quatro libros. Lisb. 1543. 4. Med. 1544. 4. Salam. 1547. 12.
Leon, 159. 8. Anveres 1597. 12. u. dft. f. Litt. Woch. BI. Wd. I. p.
” 1 A . .
2) Las Obras de Garc. de la V. con anotaciones de Fern. do
Herrera. Sevilla 1580. 4. c. anot. y amiendas d. m. Fr. Sanchez.
Salam, 1581. Madr, 1600. Napol. 1604. 12. c. anot. d. T. Tamayo
Je Vargas. Madr. 1622. 12. ill. c. not. Madr. 1765. 8. Obras poeti-
cas ill. c. mot. Madr. 1817. 12. p. Ferrer. Par. 1828. 8. cf. Liagno,
Grit. Bem. üb. Kaft. u. Portug. Lit. H. II. Aachen 1830. 8. p. 90 adq.
T, Tamayo de Vargas, Yida de 6, de la V. Madr. 1822. 8.
8) Obras del ins. Car. D. Diego de M. Madr. 1610. 4. |. Buche
Bu b. Woltmann Seſch. u. Polit. 1800. Bd. I. p. 336 sq. Scheiben's
rim. Bed. Bd. IT. p. 45.
4) Obras en verso de F. de Herrera. Sev. 1582. 4. Versos de
Fern. de Herr. emend, y div. por el en tres Libros. Sev. 1619. &.
—— in pP Coll. d. Poes. Castellan. Madr. 1786. (1894-20. XU.)
. e u .
5) Obras propias y traduciones latinas, griegas y italianas:
con ia parafrasi de algunos Psalmos y Capitulos de Job, Autor ei
doct. 7 xever. Padre Eray Luis de Leon. Maur. 1631. 16. Mil. 1631.
12. (Dazu La exposicion del Salmo del Miserere. Madr. 1718. 16.
1727. Valenc. 1737. 8.) Obras propian y Traducicones de Latin,
Griego y Toscano etc. Terc. impr nuev. al. p. Mayans. Valenc.
1762. 8. (Und. Ged. b. Sedafo, Parnaso espaä. T. V.) Obras reco-
moeidas y cotejadas de Fray L. de L. c. var. man, ant. Medr. 1204
—16. VI. 8. (Daraus abgebr.: El Tomo de Poesias de Fr. L. de L.
Madr. 1816. 8.) cf. Su vita p. Gr. Mayans, in ſ. Obras a. a. D.
6) Obras de Doutor Fr. Sa de Miranda. Lisb. 1595. 1605.
1614, 4. 1632. ib. 1651. 1677. 8. 1784. I. 8.
7) Cancionere de 3. de Mont. Zaragoza 1561. 1691. 1572. 1570.
12. Madr, 1588. 8.
1204 ins poesias de F. d’A. Salam. 1591. 4. Poesias. Madr.
9) Beine Poesias b. Sedado,. T. VII-IX.
10) Tesoro de varias poesias. Madr. 1575. 1580. 4. Eclogas
Pastoriles y de algunos santos. Ser. 1581. 4. Romancero en que
se contienen algunos sucessos de los Espaüoles en la jornada de
Flandes. ib. 1583. 4. E. Ueberf. d. Dichtung v. d. Belag. v. Diu des
Port, Gortereal au in Verf. if: Ka verdadera historie y admirabie,
Spanifche Poefie. Epos. 127
sucesso del segundo Cerco de Din estando Dom Juan Mapareüns
por Capitan y 6overnador de laFortaleza. Alc. deHen. 1597, Madr.
1 ®
11) ©. Diät. ſteh. größt. in f. Diana enamorada einger&dt, darun⸗
ter def, anmuthig ſ. Gef. v. Bluffe Suria ſ. Liagno a. a. D. p. 117 2q.
12) Obras politicas de Chr. de C. Madr. 1573. 8, Anveres 15%.
12. Alcala. 1615. 8. Obras liricas de el famoso P. Chr. de C. corr.
yemend, Medr. s. a. 8, Obras, b. Ram. Fernandez Col, de poetas
esp. Madr. 1789-1819,
$. 569.
Heben der Lyrik, die jedoch auch zugleih in das erzählende
Genre binüberfpielt, denn die ihr "zugehörigen Idyllios, . B.
Boscan’d Hero und Leander find erzählende Gedichte im Ge
wande der alten Idylle, aber mit dem Elemente der Romanze
verfegt, bildete ſich nun aber frühzeitig auch das Epos aus,
allein leider haben fi die Bearbeiter deſſelben kaum mit wenigen
Ausnahmen über die Mittelmäßigfeit erhoben, wie denn die pas
triotiſche DBegeifterung für ihren König Karl (V) eine Menge
Gedichte zu feiner Verherrlihung ins Dafein riefen, wie
des Luis Zapata Carlos famoso!), des Geronymo Sams
per Caroleca?), und den ungedrudtn Carlos Victorioso in
reimfreien Berfen de8 Beronymo de Urren, Andere bes
ſchaͤftigten fib mit den früheren Thaten ihrer Vorfahren: fo befang
Aonfo Lopez mit dem Beinamen Pinciano, Leibarzt der
Bünze des Kaifers Marimilian, Maria die Kämpfe des Weſt⸗
gothen Belayo gegen die Araber’), Lorenzo de Zamora
(+ 1614) die Belagerung von Sagunt*), Gaspar Gavas
riego de Santa Anna die Thaten des Eciplo Afrlcanus?),
Juan de la Eueva die Eroberung von Bätlca), Frans
cisco Mosquera de Barrionuevo aus Soria die Vers
herrlichung feiner Vaterſtadt, des alten Numantia ’) Andere
gingen weiter hinab, wie Juan Antonio de Vera y Zuñi—
ga (+ 1658) in feiner Eroberung von Sevilla durch Fernan⸗
do III. worin er ganze Stellen aus Taſſo's befreiten Jeru⸗
falem aufgenommen und auf Philipp IV. bezogen hat?), die
Dicsterin Bernarda Ferreira de la Gerda?) aus Porto
unter Philipp III. in ihrem befreiten Spanien, Edu ard Diaz'')
die Eroberung von Granada und Gaspar de Maultarl)
128 Spanifche Poefle. Epos.
die Bertreibung der Mauren durch Philipp IL, Diego Fime
nes de Willon!?) die Thaten des Eid, und noch Andere gw
ben Bortfegungen ober Epifoden aus dem von ArioRo betretenen
Sagentreife des rafenden Roland, wie Martin Abarca de
Bolea yCafro”), Francisco Gerrido de Billena”)
ber auch den Bojardo felbf übertragen hatte, Luis Baraho;
na de Soto'°), defien Angelica eine Fortfegung von Ariof’s,
rafendem Roland if, ebenfo wie des Nicolas de Espis
nofa Roncevalfhladht!*) und befonder8 des Bernardo de
Balbuena!) aus Valdepeñas (+ 1627) Gedicht über bie
felben Stoffe. Allein für den bedeutendſten Epifer, oder eigent-
Ih für den einzigen hält man den Alonzo de Ercitia 9
Zufitga!) aus Madrid (geb. 1533, + nad 1596), einem
warmen Anhänger Philipps IT, der, felbft Augenzeuge der Er
pedition, weilte Don Garcias, Sohn des Vicekönigs von Peru
Hurtado de Mendoza, gegen die Araucaner, eine Völkerſchaft
an der Küfte von Chill, führte, die Begebenheiten dieſes Kampfes
in einem Epos befungen bat, wobel er ſelbſt handelnd auftritt,
ſich durchgehends an die hiforifhe Wahrheit und die wahre
Zeitfolge hält und nur eben hin und wieder in einzelnen einge
fügten Epiſoden ats ſelbſtftaͤndiger Schöpfer auftritt, was beſon⸗
ders in den letzten 32 Büchern der Fall if, wo ein Zauberer
Fiton mit feinen herrlichen Gärten (ein zweiter Alcinous) und
eine reizende Wilde Glaura erſcheint, die einen ganz im Befchmade ber
alten Spaniſchen Romane gehaltene, bedeutend in das Ganje
eingreifende Rolle fpielt. Am Beten find ihm bie Naturſchil⸗
derungen und Reden gelungen, worauf fhon Voltaire aufmef.
fam gemacht hat. Eine Fortſetzung des Gedichts unternahm
Don Diego de Santistenran Oſorio, wie denn auf
Pedro de Oñals) ein anderes Epos unter demfelben Ramen
verfaßt hat. Ueberhaupt wurden nun die zweifelhaften Helden
thaten der Spanter in America häufig zu Stoffen von Epopden
verwendet; fo fehried Gabriel Lafo de la Bega aus Ma
drid eine Mexicana °), der Merifaner Antonio de Saaver
dra Guzman eine Apologie des Fernando Eortgz?'), Mar:
tin al Barco de Centenero aus Logrofan eine Schilderung
der von ihm felbft mitgemachten Erpedition nad dem Rio be
Spanifche Poeſie. Epos. 129
la Plata) und Gaspar de Billagra einen Zug nad,
Mexico, dem er ſelbſt als Haupimann beigewohnt hatte?), Bon
anderen, zu feinem beflimmten hiflorifhen oder Sagencyclus ges
börigen GEpopöen nennen wir noch des Hipolyto Sany aus
Zativa Maltea, worin er die Vertheidigung diefer Infel gegen
bie Zürten 1565, der er ſelbſt als Malteſerritter beigewohnt
hatte, feiert ?*), des Juan Rufo Gutierrez aus Cordova
Etilderung der von Don Juan de Auſtria gewonnenen See⸗
frla#t von Lepanto?) und des Lope deWega?) Eroberung von
Serufalem. An Epopöen, die zugleich eine tellgiöfe Tendenz has
den, fehlt «8 auch nicht, denn Chriſtoval de Virues hat
in feiner Pügerreife nach Monferrat eine der beten driſtlichen
Heldengedichie der Spanier geliefert?’), an melde fih des Joſe
de Baldivielfo Schilderung eines wunberthätigen Marim-
Vince zu Totedo”®), des Diego de Hofjeda aus Seritia
Christiada °) und des feurigen Srancisco Lopez de Za—
tata aus Logreio ”) Kreuzauffindung und des Jeſuiten Uns
tonio de Eſscobar y Mendoza aus Valladolid Jqnaz
von Loyola?!) anſchließen. Endlich mögen hier noch die komi⸗
feen Heldengeditte diefer Periode genannt werden, unter denen,
man ded ſpaätern Inquifitor zu Euenca Joſe de Billaviciofa
1658) Müdenfrieg, sine Jugendarbeit), des Lope Zelir
de Bega Carpio Kapenihladı?”) und des Don Francioco
De Quevedo (geb. 1580, gefl. 1645) Parodie auf den vers
liebien Roland”) beſonders hervorzuheben haben wird.
1) Carlos famoso en ociavas. Valene. 1566. 4.
2) Primera y segunda Parte de la Carolea, Valenc. 1560. 8.
3) Ri Pelayo del Pinciano, Madr. 1605. 8.
4) La Seguntina, poema heroyco. Alcala 1587. Madr. 1607. 8.
$) La iberiada de los hechos de Scipio Africano. Vallad. 1603. 8.
6) La Conquista‘ de la Betica. Sevilla 1603. 8. Stellen baraus
%. Ochua, Tesoro de los poemas espaä,. epicos, sagrados y hurles-
cos. Paris 1840. 8. p. 210 24. ee ae Be ee /
7) La Numantins, c. anotac. Ser. 1612. 4.
8) El Fernando 6 Sevilla restaurada por el Santo Rey D. Fer
zando el Jil. de Castilla y Leon. Poema heroiro escrito con los
verme ds }s. Gerusalemme liberata del Tasso. Milan. 1032. 4.
9) Espaäa liberada. Lisboa 1618. P. 1. ib. 1673. 11. 4.
Geiße, Handouch D. Literargeihyihte, ALL, 9
130 Spaniſche Poeſie. Epos,
. 40) La Conguisfa qne hieieran los er. t es D.
Yen y D. Isabel en el reyno de —ãæA—
31) Expulsion de los Moros de Espaha por — el rey D. Fe-
lipg MI. Vialenc. 1640. 12.
12) Log famqsos y _heroicos heches del inrisciie y esierzdı
aval rn el Cia Ruy Diaz de Yibar en otaya Rima. Alcala deHe
res | . — ' ..
13) Orkando enamorado, en otava rima. Lerida. 1578. %. Or
iando deserkmimado, Zara. 1587, 8,
44) EA werdadero sucenso de in Batalla de Bonpesveikes. To-
ledo 1583. 4. — Omando engmoradg. Alc. 1577. 4, Tal. 1518. 4.
15) Primera parte de la Angelica — con advertim. p. fr. Ver
7
dugo de Sarria. Granada 1586.
16) Segnnda parte de Orlando con et verdadero suceso de lA
—* de Roncesvalles fin. y muerte de Ing .dece pores de Franci
arag. 1595. Amber. 1557. 4. Alcala 1579, 4.
17) El Bernardo 6 Victoria de Roncegvalles, Madr, 1624. 4. 1
b. Ochor a. a. D. p. 257-374. ©. a. Siglo de oro en las selvas de
Brißle, Prosgs y Versos p. B. de B. ib. 1608. 8. Medr. 1821. 8. (I.
a. Böhl de Faber. Floresta. T. III, p. 918 sg.) La gramdeza mei
cana. ib. 1604. 8.
- 48) Primera y segunda parte de la Araucana. Madr. 1578. 8.
Amberes 1586. 12. (nyr 29 Cantos) Primera, Segunda y Tercere
parte de la Ar. ib. 1590. 8. (Anv. 1597. Ma r. 1610. 8. enth. nur 9
C.) ib. 1733. fo. Made. 1828. 16. u. b. Oohoa a. a. D. p. 1— 1
Deutfh v. Winterling, Nurnh. 1831 IE 9. Die gortjetung als: Quarls
y quinta Parte de la A. Salam. 1597. Madr. 1598. 8. La Araut.
quarta.y yquiata Paste, en que se prosigue y acaba fa Historia ie
nn. Al..de E, hapta la, Beducion del Valle de Arauco en æl Bey®
de Chile p. D. D. de. Os. emend. corr. y'aüad. c. alg. not. Madt.
173%. fol. ©. a. Vollaire, Disc, ». Ja podsib dpigue.'ahap. VEIT Char.
d, vorn. Dicht. all Notion. Bd. h h P 140 gi 849 q. Manoel de
Faria y Sousa, Comm. sobre los sonetos de Camoens. I. p. 181.
Lardner, Lie amd ackent. men of Italy, Spam. T. TII. p. 103 sq-
14 19 Primera parte. del Araucg domado, pyema higt, Madr. 15%.
2b) Primera parte de Cortes valeroso y mexicana en doce libros.
Madr. 1588. 4. (La Mekieans «- en XV übros.) ib. 1504. 6.
24) Ai Pextgrivp Imdlisne, wonme. Made. 15P08. 32,
. —A—ã y — Usl Ric .de la. Pinta' oon otros atae-
cimientos de los reynos del Peru y Tucuman y estado del Brasil.
Lisb. 1602. 4. *
° 23) Historia de la Nueva Mexico. Alsal& 1610, 1%,
24) La Maltea, en que se trata la famoga, defauum die, In reli-
8 .
r
gion de S. Juan en In isia de Malta, Valenc. 1582. 8.
* 35) La Austriäda. Toledo 1585. 12, |
" 26), Germsplam cpuguistsıla, Bpepeiya tragioa. Berta} 1 8.
Prob. dar. b. chos. H· —— FE . 1° „ ——
: &panifihe Poofit. Roman,“ gn
27) M te, Mad [N 1587. . 4 4
Proben nr Ochen pn. 375382, vom Mil. 1609, Made 4609. B.
%) Sıgrario de Toledo. Barca]. 1618. 8. | u .
2%) La Christiada. Sev. 1611. 4. u. Proben b. Ochga. p. 333426,
%) Poema heröyco de la Invencion de la Cruz por el empera-
tor Constantiuo Mägne. Madr. 1648. 4. u, -Probi br ap. 4:7
3) San Ignacie de Lojola. Peeme ber Vallad, 1613. BR.)
39) La Moschea, poetica iInventire, gu clava, zii Duemen
1613. 12. u. b. Ochoa p. 477-557.
. ro. ' -
33) In d. Rimas humanas y divinas del Licenciado Tome de
Bargınlios. No sacadas de Kiblieteca niiguna (que en cast-Hauo
se llama Libreria) sine de pepeles de amir.0on y Gorradones aufs
« Fr. Lope Fel. de V. C. Madr. 1634. 1674° 4. u. b. Bertuch, Man.
ia leng. espas. Lips. 1790. 8. p. 450-512. Gatomaguia — af. al
fine fa cel. sas, de el Murcielago de M, Fr. D. Gonzalez. Madr.
18:6. 8. u. im Parnaso Espaä, Tom. 1]. p. 202 sq. Bibl. d. Rom.
1782. Jans. T. 1. PD. 1 sq. 1788. Perr. T. J. p. 184.
%4) Poema heroice de las netedades y Iiocuras de’ Orfandd el
enamoraqlo * al hompre mes maldito dei miamde, h. Oabga
«4.0. p. 459 - 416.
6. 566. oo
Mit dem Epos flieht der alte Ritiertoman ber Spa⸗
ar in einer gewiffen, wenn aud entfernten "Verbindung, allein
wir haben über dieſen bereite Im ver vorigen Periode, wo von
med und Gonfortn die Rede war, gehandelt, und kdnnen
dehe mit gutem Sewlſſen die Nachahmungen deffelben himbeg⸗
lafen, wenn- wir nicht noch auf einen ullegot iſch⸗religidſen, von der
Hiflieen Nitterſchaft handelnden des Geronimo de San Pedro
hinweiſen wollen!), worin Bolt Vater ats Kaiſer, Chriſtus aber
als Tomenritter auftritt. : Dagegen gehört diefer Periode der’fds
genannte Schäferroman an, dm Jorge de Montemayer
mit feiner Diana, dem erfim und beſten dieſer Gattung, ein⸗
führte, um darin die. Sehnſucht ſeines Mebenden Herzen, das dr
mir dem Namen Eyren perſomſteitt, zu einer Caſtilianerin,
von ihm in feinen Gedichten Martda geninnt, Die er liebte und
nd einer mit dem Bnfanten PMhilipp gemachten Meife verheirathet
watraf, md der er zu Ehren dem Buche den Ramen Diane ge
won hat, auszudrücken. Indeſſen gebäbrt "der "ungeheure Ce
Ihn, ven das "Buch Hatte, mehr den Yarin enthaltenen trefflichen
ilgen Gidichten, als: dein Brofufyl, ' der. fi it von dem
9
‚432 Spaniſche Poeſte. Risterroman.
Ichleppenden Weſen der Amadidromane losmachen kann?). Gr
beendigte ihn jedoch nicht, ſondern kam nur dis zum VII. Buche,
worauf ihn zuerſt Aionze Perez, ein Arzt zu Salamanca,
“ein gewiffer Geronimo Terada, dann aber mit weit mehr
‚Bid Gasbpar Bil Polo fortfektn. Don den Nachahmungen
deffelben nenne ih nur nod ben Pastor de Filida des Luis
Balvez de Meontalws”) nnd die chifernt äͤhnliche Amarylis
des Thriſtoval Sunrez de Figueroa“), weil alle anderen
weit binter ihm. zurüdblieben. Ein anderer oben genannter
"gleichzeitiger Claſſiker ſchuf Indefien noch ein ganz neues, nur
Epanien angebörtgeß, obwohl fpäter dur Le Sage auch nad
Frankreich verſetztes Genre, den ESchelmenroman, welder faft eine
-Europälfhe Berühmtheit erlangt bat: Diefed war ber Laze-
'rillo de Tormes, den der berühmte Diego Hurtado de
Mendoza noch als Etudent ſchrieb, in ber. Abficht, durch vie
darin mitgetheilten Abenteuer eines der damals In Eyanten fo häu—
figen Schwindler und Bummler den Befhmad an den unnatürlicen
Nitterromanen feinen Landsleuten zu .verlelden. Auch er beendigte das
‚aligliebfie Buch nicht, fondern Enrique de Luna fügte ei⸗
‚nen zweiten Theil hinzu und werbefirte auch dem Siyl des
eiſten, nad welcher Medaction man ihn noch jept He’). Eine
högſt geißreiche Nacdahmung dieſes Buchs verfaßte Matteo
Aleman aus Seife unter Philipp AL. in feinem auch won Le
Cage . bearbeiteten Guzman de Alfurache, obwohl wahrſchein⸗
‚Ih aud er nur.den erfien Theil fchrieb, den zweiten aber. ein Biens
donymus Mateo, Luzay, für. den man ihn ſelbſt grund⸗
06 gehalten bat, da au von ihm noch ein zweiter zu
exiſiren ſcheint, hinzuthat, ohne. im, Mindeſten trop feiner
burlesten Farbung der natürlich kamiſchen Jeihnung der untern
Claſſen der Evanigz, wie dieſe Aleman im ciſien Theile gab,
‚nahe zu fommm), Im Gegenſatze hietzu nenne ich noch die
Landftreiterin Juſtina des Francisco de Mbeda’), weil
Cervantes in feinem Viage el Parnnso über dieſes Buch ger
sadezu Pen, Etob gebioden bat, wogegen des Alonzo del
Saflillo Solyrzano Garduna de Seyilla, die. dieſelbe Cafe
von Frauenzimmern, ‚weiche freiih fon »ie: Celestina uns
ichildert, Darfieft®), beſſer iſt. Cadlich machte ſich der Zialiaͤniſche
Spaniſche Poeſie. Roman. 138
Leſen ber vielen Rittetromane, womit fein Vaterland berſchwemmt
war, ganz verdorbenen Geſchmack ſeiner Mitbuͤrger zu beſſern
ud gugleich durch ven komiſchen Contraſt zwiſchen dem durch
. md dunth poelifchen Enthufladnus des Don Quixote und dem
vrofefkhen Egoismus feined Dieners Sancho Panfa, durch die
co chenſo eff erfundenen als geſchickt eingewebten Wpiloden
. ein Gidengenüldo zu ’ liefern, deſſen Feine Satire von Fels
am ähnlichen Werke irgend eined Volkes übertroffen wird,
woraus aflärp if, wie ed kommt, daB dieſes Buch nicht
Allein von allm Standen felned Daterländes bis zum Hfmnidl
" ehoben warb, ſondern auch, trotzdem daß für andere Voͤlker
- Aamer viele Specialitaͤten dunkel bleiben müſſen, auch anderwaͤrts
"Im weniger bepierig verſchlungen wurde. Diefer ungeheure
.. Srfog erregte aber nardri® bald Weider, und fo Heß denn ein
gwiſſer Pfieubontenas, der ſich Alonſo Fernandez be’ Avel⸗
‚erlaneda name, 1614 eine Foriſetzung des genannten erſtet Theils
..tbdem, bie in jeder Beriehung hinter demfelben zurünkbtieb, aber
*" kafür an von Cervantes in der nun von Ihm ſelbſt unternommenen
‚ Berabigung ſeines großmtigen Werkes gebührend gegefbelt wurde.
‚Rt ieh nun bald (1629) Feine zwölf Rovellen, 1614 feine
Rede zum Parnaß, eine Ceitil ver: Literatur ſeinet Zeit in Ver
en, 1615 feine acht Safe wid. Iwiſchenſpiele folgen, und
ud kam Tode. (1617) erſchien nad fein größerer Roman
Pchlt and Sipismnnda, eine Art’ Rachahmung des Heliobor,
.. Mir ai) großer Einfachhelt und Zartheit geſchtieben und nidt
. m unintereffane, aber auch nicht frei von alſen ſenen Weßs
.. FO, du man mit Mecht dm Epaniſchen Romanen Gchulb giebt.
bider war die ‚große Preduriisitat des Cewanteswicht eben
eintraͤglich für fricten Beutet, denn er ſtaͤrb arm, und erſt nach ſei⸗
„mem Tode, wo eat ihm nichts Nähe mine komte, wutder ihm
„der wohloerichite Ruhhnn ungefümdteit au Theil. Mac. Ihm
. vefand die eigentliche Rommiliterateer: wledtt in fur frecheres
Aidis, xenn wir des Don Franciseo de Quevodo %
Üllegas aus. Madrid (1680-1605) Perihmten Erhſchelm
mern ex deſonders mit fcherem Pinſel dns Treiben auf den
Eranifchen Umiverfifiten Khildert?), des Luis Bekez ve Los
Durnap 4 Oyenasa aya Erin (1574-1648) fa geiſte
136 Epanifhe Poeſie. Roman.
rcich von Le Sage nachgeahmten hinkenden Teufel, ein mit vie
lem Humor und ſcharfer Eatire entworſenes Siticngemälde feiner
Zei), des Vicente Espinel (1544 — 1634) Leben des
Marcus von Obregon, eine Hit practifder Unweiſung für junge Leute,
wie fie durch Protection von Großen ihr Gluͤck machen können*),
‚auenehmen, denn Lope de Vega's Arcadien iſt doc immer weit
hinter Sannazar, den er übertrefin wollte, qurüdgeblieben ®),
und Gervantes Galatea allein mag, obwohl Radahmung
Gil Polo's und durch allzuviele in die Handlung flörend eingreis
finde Epiſoden und nidt zur ade gehörige Perſonen zu
fehr ausgedehnt und faft verworren, Immerhin als claſſiſches Werk
für das Genre des Schäſerromans geltm. Nach dieſen beſſeren
Erzeugniſſen ſchlaͤft die Romanliteratur ganz ein, und erſt durch
den Einfluß Walter Ecor’6 eniſtanden in neueſter Zeit eine
grofe Anzahl hiſtoriſder Romane von dem engliſch geſchriebenen
und in dad Deuiſche überſeziten Don Efieban (1826), Some
Arias (1829), Sandoval oder ver Freimaurer (1827) ac. des
Telesforo de Trueba y Coſio (1805—35) an Mi6 nuf des
Francisco Martinez de la Roſa Jſabella de Solie, Königin
von Oranada (1837—39) hinob, die aber cben nur ſchwace
Nachahmungen des großen Inbefannen find, ohne den Ram
Eyanifder Originalromane, die fie beanfprucen, führen au föm
am, Auch in rer fange eingeſchlaſenen Novelientiterarur, nach⸗
dem durch Cervantes und: Lope de Bega Carpio dieribe
wieder recht angeregt worden war, madte Earmiento (1831)
wieder eine Art von Anfına, und bald Parauf (1834) veranftalicte
man zu Madrid cine Sammlung von auslaͤndiſchen und end⸗
üb (1838) gar ven modernen Originalnovellen, was allerdings
auch fen früber (1787) cinmal verſudt worten war.
1) Obras,. Madrid 1809-5. XVI. 8. 1829. XI. 8. Obras eseogi-
das. Nueva edicion class. arregl. correg. e ilgstr. c. not. hist,
ram. y erit p. D. A. barcia de Arrirta. Paris 1826. X. 32. — El
nioso hiınigo D. Quixote de ja Manchr. Madr. 1105. 4. 160R.
4. Srgunda parte. ib. 1615 4. (Tarrıgona 1614. 8. Madr. 1732. 4.
2205. 31. 8. iſt die Arbeit Avellancda’s u. demf. Tit., Priıneraynegunda
parte del ingenioso Don Quixote. Bartel 1615. 11. 8. N. edie. corr.
. la real acad espaänla. Sladr. 1780 IV. 4, 1782. IV. 8. 1,87. VI.
5. 1819. V. 8. Nueva ei. c. nuev. not. estaınp. nuevo anal. y con
a vida de el aator nuev. aum. p. D. 3 A. Pellicer. Madr. 17-7.
V. 8. 1798—1800. IX. 8. c. anot. ind. y var. lecc. p. N. J. Bowle.
Lond. 1781. VL 4, c. not, p. Ideler. Berl. 1804. VI. 8. D. Quijote de
“
Spanifche Poeſie. Roman. 137
la Mancha coment. p. D. D. Clemencin. Madr. 1833 sq. VII. 4. —
Novelas exemplares p. M. Cerv. Madr. 1613. 4. 1614. 4. Medr.
1783. 1. 8. Dazu La tia fingida. Nor. ined. de M. de C. 8. her. v.
« Bolf u. ©. J.Franciſon, b. Wolf Lit. Anal. Berl. 1810. 8. Beil.
Deutſch 6 Bülow, Rov. Buch, 3. IV p. 85 aq.) Los trabajos de Per-
siies y Sisisınanda, historia setentrional. ib. 1617. 4. Madr. 1781.
1802. I. & — Los seis libros de la Galatea. Madr. 1584. Altais
1585. Yallad. 1617. 8. Paris 1611. 8 Madr. 1784. II. 8. — Viage del,
Paraaso. Madr. 1614. 8 Publ. ahora de nuero una tragedia y una
comedia ineditas del mismo Cervantes: aquella intitalada la Naman-
cıa; esta el Trato de Argel. Madr. 1784. 8. Ueherf. f. Saͤmmtl. Ros
mane u. Rovellen. X. b. Span. v. Ad. Keller u. Zr. Rotter. Stuttg.1839—
42. XII. 16. v. Duttenhofer. Porz. 1839-40. X. 16. Leb. u. That. b;
will. Junkers D. Q. M. nebft Aveilanedas neuen Erzählungen a. d. Span.
Dr. u. Bertud. Lpzg 1781. I. A. 8. v. D. W. Soltau. Koͤnigsb. 1800.
VI. & 8pag 1825. 1897. IV. 8. übef. v. 2% Sied. Berl. 1799-1801.
IM. &. ebd. 1831. IV. 8. m. e. Einl. v.9. Heine. Etuttg. 1837—38. II. 8,
Abent. d. Perf. u. d. Sigismunda überf. v. J. v. Soden. Augsb. 1782.
IV. 8 v. Butenfchön. Heibeib. 1780. 8. m. e. Einl. v. Tied. fpıg. 1837.
N. 8. Eehrreiche Erzähl. überf. v. Soltau. Königsb. 1801. VI. 8. v. Gieb⸗
mann. Berl. 1810. 8. cl. La Vida de M. C. escrita e illustr. c. var.
mei, y docum. ined. perienerientes a la hist. y Hter. de su —
.M 3. de. Navarrete. Madr 1819. 8. Vic. de I.oa Rios, Vida de
. C. in d. Ausg. d. Span. Acab. v. 1780 u. 1787. Pellicer Vida de
Auter b. ſ. Ausg. u. b. Ideler T. V. L. Schüller Vorlez. over den Dasx .
Q. gehonden in het Leseınus, te Utrecht. Uir. 1841. 8, B. F. Bi
dermann, Don Quichotte et la 1äche de ses traductenrs; Eclairc. nonv.
s. 1. style et l'esp. de l’orig. Paris 1838. 8. Edinh. Rev. Sebeot.
T. IL p. 418 sg. Mardner Lit. and acient. men of Italy, Spain. T.
IL. p. 120 sq.
2) ©. Lardner a. a. D. T. III. p. 255 sq. Obras. Madr, 1772,
VI. 4 ib. 1790-4 Xi. 8. Obras eutogidas Th. 1200. IV. 8, Oibras
y poesias escogidas. ib, 1796. VI. 12... Obras selecias
en presa y verso, serias y jocosas recog. y orden. p. D. E. de
Ochos, Psris 1840, 8. Ueberf. Gefch. e. Ryaftgenies od. feltf. u. wunderd.
Abent. e. Ritters v. ungefähr. Weimar 1789. 8. Reiſen in d. and, Melt
ob üb. a. unterird. Viſionen u. Phantafieen verſch. Beifterfcher. Epag. 1787.
8. Gran Tacaüo od. Feten u. Thaten e. Erzſcheims, überf. v. A. Schoppe.'
kpag. 18726. 11. 8. m. e. Einl. v. Keil. Lpzg. 1826. 8 D. Glüdsritter mit
Eri. v. Outtenftein. Karldr. 1841. II. 8. Schwanke, Fahrten u. Abenteuer
des Yebelllo Pablo de Molina. R. d. Sp. v.. Suttenftein, Hellbr. 1842. 8:
3, BA Dieblo coiveln, novrla de 1a otra vide, tradusida n' enla.:
Madr. ı641. 8. Barcel. 1616. Madr. 1812. 8.
4) RBelaciones de la vida del escudero Marcos de ‚Obregon.
Barcel. 1618. 4. 1657. 8 M. ein. Eint. v. Ziel deulſch. Berl. 1827.
5) Arcadia, prosa y versos con uns exposirion de los. nomhres
part. y hist. Nadr. 1602. 8. Valenc, 1602. 8. Anr. 1617. 12. u.
Obras. T. Vi. Gin and. gef. Roman ift EI Peregrino en su patria.
Berilia 160%. 4. Madr. 1604 Rare. 1f05 .8. Brass. 1608. 12%. Mair.
1735. 12. u, Obras T. V. u. Novelas. in.f, Obras, T. VII. ;
6) Amor y virtad, 6 einco marelas. Valenc, 1831. 8. .
138 Spauniſche Poefie. Inrif.
$. 568,
aehren wir nun zu der eigentlichen Boefie!) wieder guruͤch
und zwar vor Allem zur Lyrik, fo fallen uns die beiden ſoge⸗
nannten Spanifhen Horage in Die Augen, Lupercio Ber,
nardo d’Argenfoln (geb. 1565) und fein Bruder Bars»
tolomeo Leonardo (geb. 1566), deren erſterer lyriſche
Poeſteen, Epifeln und Satiren im Geſchmacke des Horaz ſchrieb,
ohne jedoch wie Luis de Leon nur bei der äußeren Form ſtehen
zu bleiben, denn auch ber Inhalt kommt dem Morbilbe nah,
obwohl fein Bruder Ihn in der Nachahmung des fatirifgen Ele
ments noch übertrifft, und außerdem aud das fatirifhe Send
der Staliämer eingeführt hat?). In feinen Canzonen ſieht mar
offenbar den Einfluß der Letzteren, aber In feinen religlöfen Did
hungen iſt gang myſtiſcher Spanier. Zu derfeiben Zeit ira
ten num aber in Spanien gerade wie In Stalien zwei Schule
von Lyrikern auf, nämlih die Cinquecentiſten und Petrarchiſten.
Unter die erſteren ‚gehört der ſchon genannte Vicente Sb:
pinet mit feinen Canzonen, Hirtengedichten und Cliegieenꝰ),
Criſtoval de Mefat), mehr als Ueberſetzer bekannt, und der
Sonettiſt Juan Morales‘) Berner find hier zu nennen
Agaſtin de Terada (+ 1635), deſſen vetigtöfe Roche
(ever nur zu viel heidniſche Mythologie enthalten®), Andre
Rey de Artieda, ein guter Sonettiſt'), Gregorto Woritis,
als Satiriker im Geiſte des Juvenal gerühmt?), der ſchon gr
nannte Luis Barohona. de Goto?), deſſen Canzonen vol
Staliänifcher Weichheit find, obwohl auch feine Satiren an die
Fräftige Lauge Juvenais erinnem, Pedro Soto da Rofas,
befannt durch feine -Bemrühemgen in Spanien oabeınfon im
Geſchmacke der Stallänifhen henzuſtellen (4. B. Academia sel-
vaje), aber angenehmes Hirtendihier'”), Luis Martinez de
la Plaza, berühmt als Mapdrigalit!!), Balthafar de Al«
oa zur, einer der erſten Epanier, vie das Sapphiſche Bersmaaß
zur Ope verwendeten’), und Bonzale dr Argote y Mo—
lima, ein mehr patriotiſcher als wirklich goborener —*
Unter den Petrarchiſten ſieht obenan Krancisco de Figur,
soa, gewöhnti der Bättlige over der Spaniſche Plndar genannt,
Spaniſche Poeße. Lyrik. 139
befien meinndolikhe Sonettä aber merkwürdig Yon feinen beiten
Canzonen abftechen’*), dann folgen Ehrikovat Suarez, der
Newbahmer Montenmyors und Ueberſetzer Guarinis, beruͤhmt
tur: feine trefflich verſincirten Schmerzenslleder (endechas ),
su Bartolomeo Cayrosco, der mit Recht der Dichter
vd Gatholichdmun genamat werben mag; denn wenn, man ſeine
Gensonen Heft, in Denen es. übrigms die verses esdrujeles,
a6 Nachhmung der. versi sdruecioli angewendet hat, fo alaubt
nen ein myiyſtiſches Erhauungsbuch der Scholaſtik wor ſich zu
baten!Y. Zu derfelben Gele gehoͤren min aber noch der
Emetiß Juan de Argulio mus ‚Geilla:”) und Juan
Gipinofa (1040 — 1506), der ein Gericht voll dt ſpa—
zieer Galamerie und Emphafe zum Ruhme der Frauen hinten
infin hat’), An dieſe Sqchule ſchließbt ſich nun die Maringo⸗
die an, .eingeführk won dem enthufiafliſchen Doringieln Ma-
auel:4e Fariay Sonya, Deffen Sometie durch ihre ches
neibungen am Beflen wit den widerwärtigen SProdunten einiger
Diener der Demſſchen Echleſiſchen Shule verglichen werden fü
um %.. Eisen großen Viaſtuß bat : allerdings auf dieſe Rich⸗
wng Lopt de Vega Carpioe ausgeübt, ver in feinm Ro⸗
mann, Emeitd und fMerzhaften Gedichten :fraitich feiner gror
a Lricktigkeit im. Rerſemachen wegen oft incortech war und
vom der alten elafſiſchen Mihode adwich. Dieß that: ar aber
nie abſidatlich, ſondern weil er nit genug feille und ihm
Das. Bafemendien: ungeheuer leicht wurde, Allcin er hand bald
Ketchaur, ie ihn offenbar nicht: verſtenden, ſondern feine Fehz⸗
ber bis ur Pedanterie nachmachtan und in ihm Abſichtlichkeit
oermuiheten, dazu aber morh jene : Auoſchmejfungen "Der Phantafiz
fügten, wie ſie nur die barodiften Mariniſten ie hatten erdenlen
kommen. Au ier Eyige dicker Beute Ran aber Zul. Bons
gora. de Argote’'y and Cordava (geb. A564, ga. 1627)
ein fehr talenwoſſar Kopf, der durch Reßerion einen neuen Styl
afend, den esiiio eultw, d. h. eine von. Ihm erfunkene Spreds
weife, fie durch ihre laͤcherlichen, durkeln Figuren uns Hwer⸗
bein, durch ihre gekuͤnſtelten und gefuchten Ausdrücke der gewöhn⸗
lichen Rede: und Sprechwriſe ſchuurſtrachs enigegm war. Bas
ehr Rupen hierzu waren ihn feine muthologiichen Rennmiſſe,
140 Spanifche Poefie. Lyrik.
Die er anf jede Weiſe ausbeutete, um damit feinen Styl ned
werworrener, al6 er fo fon war, zu maden. Beier find ihm
jedoch die conceptos, die Nachahmungen der Italiaͤniſchen con-
ceiti's, gelungen, und damit bat er nicht blos feine Soledades (cv
fame Wätver), fondern auch befonbers feinen Polifemo angefllit, de
häufig von feinen Landsleuten nachgeahmt wurde und vorzüglid
durch den großen Commentar von Sobredo zu einem wahren
Volumen angeſchwollen if. Dieſem ahmen nun Andere nad,
und fo bildete ſich die Schule der Caltoriätos, welche übe
Gongoras Werke nur Gloſſen und Commentare ſchrieben, Im
Gegenſate zu der der Conceptistes, welche in ihren Dichtungen
befonder8 darauf ausgingen, die bizarre Sprache und fein 3%
Ient in den Concetti'o nachzubilden. Die bederntendften une
letzteren find Alonzo de Ledesma (+ 1628), ein religidſer
Dichter?), wozu jene Sprache am wenigen paßt, der ‚Hofe
Diger Felix Arteaga (v.1618—83), ein Eglogendkbie”)
und der Moͤnch Lorenzo de Zamora, beiten Redondillen m
Ehren des heil. Joſeph das Non plus ultra dieſes Bente find”).
Gluͤcklicherweiſe ſtellten fi dem Ginreißen dieſes fihlechten Ge
ſchmacks einige Dichter entgegen, die durch ihre Rückfehr zu dem
alten Claſſielsmus eined Boscan, Garcilaſo ꝛc. ben Gegenfat
des Befferen ſcharf hervorhoben; vie bedeutendſten find Anto⸗
nio de Espinofa”*) (1882 - 1630), der nicht blos em
Blumenleſe aus den Alteren claſſiſchen Dichtern lieferte, fonbern
auch durch feine Ueberſehung der Bußpfalmen ſelbſt den richtigen
Weg zeigte, Juan Jaurequt aus Biecaya (+ 1650), veſſen
ſelbſtſtaͤndiges Bericht Owheus aber feinen claſſiſchen Leben
feßungen des Aminta und des Lucan nachſteht?*), und be
fonder6 der gedanfenreide Francisco de Borja, Prinz vm
Esquilache (15781058), gewoͤhnlich der Dicgterfürft genannl,
defien große Anzahl von Romanen durchaus zu dem’ Bellen,
was in biefer Art geleiſtet wutde, zu zählen ſind?e). Ebenfalls
fann hier nit mit Stillſchweigen übergangen werben, daß and
no mehrere ausgezeichnete Dichter gewifiermaßen eine Art vom
rechter Mitte zwiſchen ben Claſſikern und Gongoriſten erpräfen
tiren,. an deren Epike der Spaniſche VBoltatre Don Francisco
de Quevedo y Billegas Meht, der zwar nicht allein im feinen
Spaniſche Poeſie. Lyrik. 141
Beofaarbeiten, umter denen befonders feine geiſtreichen Viſtonen
(Suenos), troß einzelner Sonderbarfelten, anſprechen, fondern auch
dur feine Gedichtſammlung, die er nad den neun Muſen eine
geiheilt hat, und unter denen fich beſonders feine comiſchen Ges
dichte anf die Gongoriſten, felne Tanzliever (bayles), feine im
Bettler» und Diebsdialert gefchriebenen, noch heute. vom Volle
gelungenen Zigeunerlieber (xacaras), feine burleöfen Canzonen,
Sonetts und Madrigals, feine Satiren im Geſchmack des Zur
venal und endlih auch feine ernfien Oedichte in der Manier
der Eyanifchen Petrarchiſten auszeichnen, gezeigt hat, wie weit
ea von alien Uebertreibungen und der Emphafe der Gongoriften
entfernt ſei, aber fi doch aud nicht ganz von der einmal fo
allgem ein gewordenen Sucht, zu glänzen, und der Affectation mit
fälagenden Witzen und Effecthaſcherei frei gehalten hat?”). Neben
ihm Acht ihm ziemlich gleich an Talent der Spaniſche Anacreon (den
er auch überfegt hat) Efteban Manuel de Billegas aus
Najera (1595—1669), defien Eroticas ihn in der Kunft,
die altclaſſiſche Poeſie zeitgemäß zu modernifiren, in dem ihm
angebornen Adel und feiner natürlihen Grazie weit über alle andern.
ähntirben Dicterfepen, obgleich er nicht Immer corseet iR und ſich öfter
die unglüdlihen Concettis erlaubt, ja in feinen Elegieen alls
wſche ih von dem Gongorismus fortreißen läßt). Inter den
andern gleichzeitigen, aber im Ganzen unbebeutenden Lyrikern,
wie Luis d’Ulloa Pereira”), Francisco de Rioja’),
Manuel de Mello (1611—1676)”), Juan de Tarfis
Graf sm Billemadiana?”) ıc.. tritt befonderd noh Ber⸗
nardino, Braf von Rebolledo?”) (1596— 1676), freilich
nicht auf die bee Weile hervor, denn er hat in feinen poeti⸗
fhen Wäldern, einer fell Bongora Mode gewordenen Dichtungs⸗
art, gezeigt, wie weit ſich ein nicht umbedeutendes Talent verir⸗
ren bann, do er die Freiheit von allen Kunſtgeſetzen fo weit
treibt, in dieſer Form nicht allein eine Art gereimten Handbuchs
der Geſchicht und Geographie von Dänemark, wo er lange Ge⸗
fanbter geweſen war, fondern aud eine Abhandlung über Krieges
fun und Politif au geben, die beide nichts ale Profa find.
1) Parnano Epaiol, Madr. 1768. IX. 8,
2) Rimas de Lupercio y Rartolome Leonardo de Argensola,
Zarsg. 1634, 4. p. Bamon Fernandez. Madr, 1786. 21,.8, u. Para...
449 Spaniſche Poeſte. Speif.
J. PD. 238 883. 41V. 4 324 V. 64 . u; u) 92
9— sq. ſ. M. de la Rosa Pobras Mer. Paris 1837. Ki 2080. .
3] Arte poetica y varias rimas, Madr. 1591. 8. And. b. Para,
Bsp. T. VIII. p. 335 sq. I. p. 1 sq. III. p. 272, sy
4) Rimas en estilo lirico. Madr. 1607. 1611. 6. El pealron &
Rapaäa. ib. 1618, 8. Las navas de Toledo. ib, 1598. Læ restaure
tion de Espaüa eu diez libros. ib. 1607. 4. La Eueida de Yirgilia
en Octavas, trad. ib. 1615. 8. Las eglogas y Georgicas de Y. trad.
— ausdense sus Rimas y el Pompeyo, Treg; ih. A618. &
5) ©. Sonetos im Parn. Esp. I. p. 71.2q. oo.
6) ©. Sed. im Parn. Esp. I. p. 169 ag. V. p. 364. VII. p.215 99.
7) Discursos, epistolas y epigramas de Artemidoro. Garag.
1665. 4. Octavas — a la venida d rey D. Felipe. Vai. 1586. 6. Fa
ber Flor. T. III. p. 183 ag. Parn. Esp. T. I. p. 352 aq,
8) ©. Safir. C. P. de Epinosa Flores a. a, D. .
9) ©. Geb. im Parn. Esp. II. p. 307. VII. p. 93. IV, p. 53 sq.
. 10) Desenganio de amor, en rimas, Madr. 1623. 8. EI Carro de
Phaeton. ib. 1639. 8. cf. Parn. Esp. T. IV, p. 296.
11) &. Geb. in d. Parn. Esp. VIII. p. 39. |
12) S. Ged. im Pan. Esp. IX. p. 124. |
13) ©. Ged. im Parn. Esp. IV. p. 55.
14) Obras en verso. Lisb. 1625. 8. p. R. Fernandez, Madr.
1365. 8 Parm. Esp. IV. p. 76 sq.
15) Espaiin defendida. Madr. 1618. 8. u. f. übrig. Geb, tm Pars-
Bap, I. p- 167. Ill. p. 325 sg.
16) ©. Ged. im Parn. Esp. V. p. 333. VIU. p. 191,
17) im Parn. Esp. IX. p. 140 sq.
18) Flores de poetas ilustres de Espana. Vallad. 1605. 4. 67"
ztaecepaenos ». Dialogo en laude de las mugeres. Mil. 1580. 4.
19) Fuente de Agenippe o Rimas varias de M. de Farya
Sousa. Madr. 1656. IV. 8. Divinas y humanas fieres. Madr, 1624
20) Tadas las obras de D. L. de.6. en varias Pbemes recog.
8 D. G. de, Hozes y Cordova. Madr. 1634, 4. Bruasel. 1659. 4
elicias del Parnaso, en que se cifran todos los Romances Liricos,
Auıorenos, Buurkencos, Glosas y Decimas, Batiricas del o cige.de
las Musas, el prod. D. L. de G. Barcel. 1634,12, kiPolifemo, pvema
de D. L. de 6. comm. p. D. 6. de Salcedo Coronel. Maudr. ıt3n. &.
Seledadgs de D. L. do G. com. etc. ih. 1836 4. (zuk T.- I. d.) Obras
de D. L. de. 6. com. m D. G. de Salc, Cor. ib. 1644.48. II. 4.
Poesias d. 6. p. Fernandez. ib. 1787. 8. Nfustracion 7 defensa de
In fehula » Piname. y Tisba comp. ne —2 ir. 1636. 4.
. Pelliger, Lecion. saleınnesa lag obras ib. 164 .. .
* VII. p. 171 8q. ' ‚ran de6r Ib.1bil 4. Para Bap
21) Conceptos’ espirituales. P. I. Madr. 1600, 1623. 1629. B
f l.
1605. 8. 1612. 8. P. Il. Madr. 1606. Barcel: 1807. 8. P, MI. 8.
1626. 8. Raummcete 7 menstre: iınaginso, ib, 1616, 8. m. ich Parn.
Ep: V. V. Pp. 883. 2]. an : m ih Parn
he |
. Deamstifehe Poeſite in Dpanlen. 148
23) Obras posthumas divimas y humanas. Madr, 1041, &
23) S. Behichte find in f. großes Werk Monarquia mystica de
Iglesia hecha de Geropiyphicos sacadosde humanaa y divinas —*
tras. Madr. 1594 sq. VE. 4. eingerüdt.
24) Dife Ueberf. m. 0. Eloglum auf db, Herz. dv. Mebina Sibonia ers
fhien: Malaga 1625. 8,
25) Rimas 3, de Xavregni. Sevilla 1618. 4. Bi Orfeo en
—*— Madr. 1624. 4. Lucano Espaäol’en Octavas. ib, 1648. 4.
D, eberf. d. Amminta im Parn. T. 1. p. 234 2q. And, ebd. IX,
pP 302g.
26) Obvas en verse. Amberas 1664. 1663. Madrid 1639, 1649. 4
Napoles recuperada por el rei D. Alonse poeına heroico. Zarag.
161. 4. cf. Parn. Bsp. T. IV, p. 118. VIEH. p. 225. IX. p. 195.
27 Pamaso Bapadol Ta Benehanen: Mer. 1 1650. 4,
Las tres ulimas Musas u. a Cumbre de ro. BR
ib. 1670. Bruss. 1671. 4. ai. Degen z.
28) Las eroticas de D. Est. M. de Y. Sev. 1617. 4. Madr. 1774,
N. 8. f. Parn. Bsp. T. I. p. 30 2q. 148. H. p. 67. II. p. 108. VII.
p 32 89. VIII. p- 3672. IX. p- 3. ⸗
29) Ohras en prosa y verro aägdad. en esta ult, impr. M
1678. 2 Versos sokados de Aranostde sus borradoreg. Tuer
Parn. Esp. T. I. p. 123 2q, VII. p. 3%.
20) WB. Geb, im Parn. Bsp. IV. p. 49 2q. VIII. p. 217 29. X.
p. 1 j
3t) Las trea Mugas deMelodine halladas p. Fr. al gar
su industria recogiö y pabl. H. Valente de O 'vera Li Yart
Obras metsicas de J. Pr. M.deM.y ndo Tomo de sus Obras.
Contiesen lies tres Musas, el Pantheon, Mugaa Paortuguesas, el
tercero Coro de las Masas. En Leon de Francia, 1665. 4.
32) Obras de D J. de Tarsis C. de V. Zarag. 1629. 1634. Madr.
33) Ocios, silva militer y pelitica y Silva sagra o rimas sagras,
Madr. 1773. IV. 8. Selva militar 5 politica al Rey de Bohemfa y
de Ungrin. Col. Agr. 1692. 12. Selva Danican. Copenhag. 1055. &
Constancia victerioga Ec).Sagra y los Trenos. Colon. 1653. 4: Selva
Sagrada. Col. Apr. 1657. 8. —8 Amb. 1661. 4, Bimas sarras;
Amb, 1661. 4. [. a. Parn. Esp, R V.p 199 2q.1X, p 155 sq.
$. 569. Ä 2
Ehe wir jetzt zu dem zweiten: Abfchnitte ber Geſchichte ber
Eyaniiäem Woche forigehen, wellm wir gieich das Spaniſche
Drama, deſſen Anfänge wir oben bereits beſprochen haben, in
feinem weiteren Verfolge durchgehen. Allerdings wurden bereits
ur Unfonge bes Löten Jahrhunderts verfchiedene Verfuche ger
madt, ein Nationalſchauſpiel zu begränden. Diele gingen theils
144. Deamatifihe Poeſte in Spanien.
von GSelehrten aus, wie denn z. B. der bekannte Ant Karls V.
Francioco de Villalobos 1515 eine Ueberſetzung des
Amphitruo des Plantus lieferte), dem eine zweite deſſelben Stüde
und der Hecuba des Curipides durch Fernan Bere, d'Oliva
folgte?), an welche ſich dann die der im Geſchmacke des Plau⸗
tus verfaßten Luſtſpiele des Portugteien Basconcellos?) und
‘eine voDftändige Uebertragung der Comödien des Terenz durch
Simon de Adril*) anfdloffen. Neben diefen Verſuchen, die
aber nur Eigenthum der Gelehrten bleiben und das Volk bil
feinem ganz anderen Character nidt unterhalten fonnıen, fühle
wan durch Nachahmungen der Gelehina, die aber ihrem Bor
bilde durchaus nadftanden, auf die moralifde Bildung ein
wirfen, und fo erfhien denn eine Menge von elenden Mora
Iitäten, wie biePoliciann®), Lysandro y Roselia°), Fiorines
von Juan Rodriguez $lorian?), Hechicera®), Ja Duleris
del suefio del mondo oder Comedia Iratada por via de f-
losofia moral ⁊c., die zwar eifrig gelefen und . wegen ‚ihre
ftommen Sckwulſt gebührend bewundernd wurden, ſich aber fehl
ebenfo gut wie die Celeſtine als unaufjührbar von der Bühnt
ausfchloffen, da dieſe aneinandergereihien tragicomiſchen Ecenm
aus dem gewöhnlichen Leben ohne alles poctifde Intereſſe ort
das geringfte dramatifhe Element daB Gepräge der Rianlofigfeit
zu offen zur Schau trugen. |
1) Comedia de Planto Ilamada Anfitrion. Zarag. 1515. Zamort
1543. u. in d. Obras de Vill. Seviüla 1574, fol.
» 2) Muestra de la lengua, Castellana en el narimiento de Her-
cules o Comed'a de Amphitryon, tomado el arguınento de 1a Latina
de Piauto, b. P. de Oliva Obras. Cortd. 1586. 4. f. Sö sq. La ven
ca de Agsınenon. ib. f. 75 sg. Hecnba friste f. 100 39. (öeidt
rauerfp. in Profa) u. Parn. Esp. T. Vi. p. 191. 251 sq.
3) Comedias trad. en Esp. p. D. Fern. de Ballesteras y Sar
wedra. Madr. 1631. 4.
4) Los Seys Comedias de Terencio conforme a Ia Kdicion de
Faerno impr. en Latin, y irad. en Castell. Parc. 1599. 8.
‚.5) Tragedia Policiana en in qual se trantan los amores de P%
liciano y Philomena, exrcutadas por industria de la diabolica Vieja
— madre de Parmeno y Alaestro de Celestina. Toledo
6) Tragicomedis de Lywauılro y Boselia llamada Elicie. Made.
1542. 4. . Art Aten Spell © Gelehing) on
Spaniſche Poeſie. Luſtſpiel. 145
7) Comedia llamada Florinea: qua tracta de los amores del
buen Duque Floriano cö la linda y mny casta y generosa Belisea.
Med. del Campo 1554, 4.
8) Comedia de la Hechicera. Madr. 1581. 8. v. Andres de Ta
Roras Alarcon aus Mabrib,
9) La doleris del suefio del munde: Comedia tratada por via
dephilesofia moral, dirig. à D. F. de la Cerda Duyue de M. Celi,
juntameute van aqui los proyerbion morales, hechos p. Alonso Gua-
jardo Fajerdo. Paris 1614. 12. Berfaflee_ war Alonzo Buayardo
Karardo aus _Gorbova, der auch Proverbios morales en Redondillas
(Cord. 1588. 8.) Hinterlich.
$. 570,
So war nım der Erfte, der, während die Verſuche diefer
Gelehrten und Moraliften verunglüdten, der Spaniſchen Comoͤdie
eine wirflihe Begründung und Form gab, Bartolomeo be
Tortes NRaharro aus La Torre, der nur acht Auftfplele, in
Redondillen gefärteben und in drei Acte eingethellt, Hinterließ,
bei deren Herausgabe ihn wahrſcheinlich Leo X. unterflügt hat, und
die vermuthlich auch aufgeführt worden find!) Thätiger noch
ale er war der Golvfhläger Zope de Rueda aus Seile,
der fih ſelbſt an die. Spige einer Schaufpielertruppe ſtellte und
für fie feine Comödien, die in dem damals beliebten Genre der
Schaͤferfpiele befanden, ſchrieb?); der Dritte im Bunde iſt ber
Buchhaͤndler Juan Timoneda, der nicht allein Rueda's
Stüde vpublicirte, ſondern auch ſelbſt Schaͤfergedichte und Zwi⸗
ſchenſpiele abfaßteꝰ). Ohne mich mit des Alonſo de la Vega
für die Kenntniß des Hexenglaubens jener Zeit wichtigen Luſt⸗
fpielen aufzuhalten“), gehe ich fogleih zu Iuan de la Cueva
fort, der zuerſt eigentliche Luſiſpiele mit planmäßiger Verwickelung
md vodfändig angelegten Eituationen, fowie Trauerfpiele, tn
vier Jornadas eingetheilt, verfaßte und mit Recht in Beziehung
auf die Ausbildung des Nationaloramas der Borgänger bed
Gersantes genannt zu werden verbint’), Ein anderer Berbei-
ſerer defielden, wenn auch ' nicht der Erfinder der inthellung
der Stüde in 3 Jornadas, iR Ehrifloval de Virues aus
Valencia, der, obglei feine Stüde ſelbſt Tragicomedias hießen,
weit in ihnen komiſche und ernfle Scenen abwechſeln, doch fon
ven Verſuch machte, zwiſchen Luffpiel, worin er Übrigens gläds
tiger war, und Trauerfpiel eine Scheidewand aufzuführen).
Grüße, Haudbuqch d. Eiterärgefchiähte, LIT. 10
146 Dramatiſche Poeſte in Spanuien
NS treffticher Luſiſpieſdichter werden der allerdings weit fpäte:
Yuan Ruiz, Alarcon y Mendoza aus der Raianl
ſchen Provinz Tasco (geb. 15827’), Gaspat de Aguilar
aus Valencia*e) und der Canonicus Terrega’) gerühel,
allein die erfien eigentlichen Tragdvien nad) Originalſtoffen gr
hören dem Dominikaner Geronymo Bermudez (1 1589),
obgleich fie unter dem fingirtn Namen des Antonio de
Silva”) erſchienen. Sie enthalten die Seſchichte der unglüd
lichen Ines de Caſtro mit einer Art von Bortfegung in rei
freiem Verſen abgefaßt und mit je zwei Ghörem verſehen, die
wie dieß auch in mehreren Tragödien der Griechen der Ball iR,
nur in ganz lofem Zufammenhange mit der eigentlichen Hawblum
Nach ibm werden noch als Trauerfpielsichter Andre®
Rey de Artieda aus Valencia (geb. 1549"), Gabriel
Laſo de la Bega”) nd Buillen de Caſtro y Belvid
aus Balaxdia!?) (+ 1626), deſſen Stüde, unter denen auch viel
Luſtſpiele find, ihm feinen Lebensunterhalt verfchafften und fdon
P. Corneille's Aufmerfiomfeit auf ſich zogen, ber feinen Cid
aus befim Mocedades del Cid nahm.
1) Propaladia de B. de Torres Naharre. Näpoles 1517. fol. Se
villa 1520. 1533. 1545. Toledo. 1535. Amberes s. e. Madr. 1573. 4
Die Com. Himenea b. Ochon Tesoro del Teatro Esp. T. I. p-
142 sq. f. Bellmanı in Prus Lit. Hi. Taf. 1843. p. 217 sq.
2) Las primeras dos elegantes y graciosas Comedias del ext:
Poela 4 Repres. L. de R. sacadas a luz p. J. de T. estas son Co
media Eufemia, ComediaArmelina. Valenc. 1567. Sev. 1576. 8. Las
segundas dos Com. de L. de R. Com. de los Enganos y Com. Me
dora ib. Los coloquios pastoriles de muy agraxiada y apscible
rosa por eleexc. p. etc.: son el coloquio de Timbria y ei coloquio
e Camila. ib, Compendio Hamado el Deleytose, en el caal te
continen muchos pasos graciosos del exco. etc. — para pomer en
rincipios y entremedios de coloquios y comedias recop. p. J.
e Timoneda. Val. 1576. Logrono 1588. 8. IX St. ®. Ochon. p-
155 ng. fe WBellmann ebd. p. 228 q.
3) Comedia llamada Cornelia. Valenc. 1650. 8. Com. de los
Menecmos, ib. eod. 8. Turiana em ia cual se oontienen diversas Co-
medias y Farsas muy elegantes y graciosas con muchos entreme-
ses giso apacibles, agora nuev. sac. a luz. 8 3. Diamante. Val.
156% i — pas Valenc. 1667. 8. 2 b. Ochoa a. a. ©.
4) Las tres famosimas Com, del il. y_grac. repres. Al. de
la V. ra nuev, sac. & luz p, 3. de oneda. Valenc. 1566. 8.
@. &t. 6. Ochoa p. 202, * Yalene
Dramatifdje Poeſie in Spanien. 147
5) Las comedias de 3. de la C, Primera parte. Sev. 1588, 4,
Gene Poetſt als: Ejemplar poetico 6 arte poetica Espaä. in Zerzinen
im Par». Esp.‘'T. vn p- 1 sq. 2 Com. b. Ochoa 251 sq.
6) Obras tragicas y liricas. Madr, 1609. 8.
„7) Comedins. Madr. 1628. P, I. 4. Barcel, 16%. P. II. 4. ©.
Tejeder de Sevilla (franz. überf. v. Denis, Chronig. chevaler. de
et du Porfugal. Paris 1839. 8. T. ı. p- 233 sq.) iſt von
in feinem Luftfpiele Jo memteur denutzt worden, f. Chasles in b.
Birne de Paris. L Serie. T. XXXII— XXXVH. Puibasque, Hist.
comp. d. litter. Esp. et Franc. T. II. p. 430 sq
8) La ememiga favorable b. Ochoa p. 349 sq.
9) El mercador amante ebd. p. 389 40.
10) Primeras trogedias Espaäoles de A. de S. Nise lasti
y wi lanreada, D. Incs de Castro y Valladares Princesa de Por-
Madr. 1577. 8. u. im Parn. Esp. T. VL p 1 sq. 872q. E. Geb.
». ihm ebd. T. VII. p. 149 sq.
11) Los Amautes (de Teruel). Valenc. 1581. 8,
12) Romancero y Tragedias de 6. L. de Vega. Alcalä 1587. g.
13) Las Comedias de Don Euillen de Castro. Primera arte
Valemc. 1621. 4. Segundn parte. ib. 1625. 4. [. $. 571 nmern, P
$. 571.
Die zweite Periode des Spaniſchen Drama’s warb durch
CTervantes eingeführt, der und 8 Lußfpiele 8 Zwiſchen ſpiele
und 2 Trauerſpiel, Numantia, hinterlaſſen bat, welches letztere
U eigentlich allein, troz feinem etwas zu großen Pathos, auf
die Etufe geeflt hat, wohin Die Gritifer den Aeſchylus ſtellen,
d. h. es fehlt ihm nit an tragifcher Kraft und Erhabenheit, fowie an
Originaittät der Erfindung, aber die Handlung iſt noch zu hoͤl⸗
sm und überhaupt von Kunſtregelmaͤßigkeit keine Spur‘). Welt
übertrifft ihn daher der eigentlihe Begründer des Spaniſchen
Dramae, der fruchtbare Zope de Bega Carpio aus Mas
drid (geb. 1562, gef. 1635). Er muß eine ungeheure Leich⸗
tigkeit im Verſemachen befefien haben, denn er fagt ſelbſt von
feinen Stüden: „pues mas de ciento, en horas veynte y
qusiro pasaren de las musas al teatro.“ Deswegen galt
er auch, weil er noch dam in ganz anderen glänzenden Berhälts
niſſen als der arme Gerantes lebte, noch bei feinen Lebzeiten
für ein monsiruo de.naturaleza, ımd mit feinen Theatetſtuͤcken
werbieste er ungeheure Summen, bie aber, wie es bei ben: mei⸗
fen großem Genies immer der. Fall iR, ebenſo „ihnen wieder
1
148 Dramatifche Poefie in Spanien.
verſchwanden, obgleich man von einem frommen Famillar der
Inquiſition ein eingezogeneres Leben haͤtte erwarten ſollen. In⸗
deſſen darf man fi nicht einbilden, daß er troh feiner außer⸗
ordentlihen Leichtigkeit im Verſemachen und Planentwerfen er
was Bolllommened zu Stande brachte, vielmehr tft er imma
im Einzelnen uncorrect, wenn auch überall das Genie hervow
leuchtet. Aber ohne Zweifel hat er die äußere Form des Spa⸗
nifhen Dramas für alle Zeit feſtgeſtellt, da er, durch und burd
Spanier, au amBeften wußte, in welcher Geftalt und melden
Stoffen er bei feinen Landsleuten reuffiren konnte. So ſchuf er
denn nicht bloß Die aͤchte Spaniſche Eomödie, die Himmelmeit
von dem antiken Lufifplele und dem des übrigen modernen
Europas verſchieden if, da fie eine Mifhung von ernſten und
fomifhen Scenen enthaͤlt, alfo gleihweit vom Trauerſpiel alb
von der Poſſe enifemt if und deren Hauptintereffe In der Ber
widelung der Intrigue liegt. Dann hat ex aber diefe Comodien
wieber in geiftlihe und weltlihe (comedias divinas y hums-
nas) eingetheilt. Letztere zerfallen wieder in comedias heroicas,
unter denen man biftorifche, allegoriſche oder mythologiſche Stoffe be
griff, und cumedias de eapas y espada, worin Berfonen aus
den höheren Etänden, nad der damaligen Mode gekleidet, auf
treten, obfhon man hierzu auch die comedias de figuron red
net, wo ein Glüͤcksritter die Stelle eines vornehmen Herm,
oder eine Abenteurerin die einer vornehmen Dame fpielt. Die
geiflihen Bomöpien?) zerfallen wieder in Stüde, deren Stoffe
aus dem Leben der Heiligen (vidas de Santos) genommen find,
und in Frohnleichnamoſpiele (autos sacramentales), Diele
Stüde find alle fehr regellos, und gewöhnlich waren mit ihnen
Prologe (loas) oder Zwiſchenſpiele (entremeses), verbunden, dit,
wenn fie mit Tanz und Muſik begleitet waren, saynetes hießen,
um geaviffermaßen die Zuſchauer für ben Ernft der Autos u
entſchaͤdigen, da Hier faſt nur allegoriſche Perſonen, in ben Hei⸗
ligenleben aber 3. B. Gott Vater, Jeſus, der. Teufel, Studenten,
Spaßmader ꝛc. zufammen auftreten. Seine hiſtoriſchen Comoödien
erfegen bei ihm die Trauerſpiele (nur eine, "Die Büchtigung ohne
Rachſucht, heißt Tragödie) und find groͤßtentheils aus. der Spani⸗
ſchen Geſchichte genommen; das beſte Il Las Alnenas de
Dramatiſche Poecfie in Spanien. 149
Tore. Gene Comödien mit Mantel und Degen malen uns
die Spaniſchen Sitten auf dad Genaueſte, obgleih in ihnen nur
ſichende Berfonen, ein Alter (vejete), ein Liebhaber, eine ſchoͤne
Grau (dama), ein Diener und eine Kammerjungfer, wozu man
noch einen Spaßlnader (gracioso) ober Tölpel reinen Tann,
vorfommen, was bie ſchreckliche Einförmigkeit dieſer Stüde erklaͤrlich
mat. Die beiten find die Bäuerin von Zetate und bie Wittwe
von Balencia. Uebrigens hat Lope de Bega in felner Arte
nueva de hazer comedias ſelbſt Rechenſchaft über bie Grunde
fühe, wach denen er feine Stüde verfaßte, abgelegt. Sein ge
treueſter Schüler und Nachahmer, der au fein Leben befchrieben
bat, iR Iuan Bere; de Montalvan’) (1603—39), ber
freilich nicht gleiches Genie, aber eher noch mehr Uncorrectheit
befipt, wiewohl er das Verdienſt hat, die Autos populärer ges
macht zu haben, da er flatt der Allegorie ihnen hiſtoriſche Grund⸗
lagen gab, obwohl z. B. fein Polifemo, worin der Cyclope das
Zubenthum, die Balatea und die Kbrigen Berfonen aber ihelld den
Glauben, thelld den Unglauben darſtellen, übrigens auch noch
das Jefuslind auftritt, ein Mufter von Unſinn ik. So kam
es denn, daß Pedro Ealderon de la Barca (1600
— 875%), ber aber, nachdem er 1652 in den geiflichen Stand
geireten war, beſonders ſeit dieſer Zeit feine berühmten
Autos seeramentales verfaßt haben mag, fowohl was die Zahl
als den Werth feiner Stüde anlangt, allein mit Zope de Vega
wettelfern konnte. Er ficht ihm zwar an Kühnhelt ber Erfin⸗
bung nach, übertrifft ihn aber bei weiten an Einheit ver Aus⸗
führung und Gharacteriflif, beſonders der Frauen, fowie an Eins
ſachheit und Natürlichkeit des Dialoge und ebenfo. überrafchen-
ven als wahrſcheinlichen Berwidelungen und Situationen
feiner Jatriguenſpiele. Uebrigens bat er auch den Begriff der
heroiſchen Eomödte ſchon viel welter auögedehnt, denn er orbnete
derſelben fogar Schäferfoiele (3. B. Echo und Rareiffus) und
(el mayor incanto Amor) unter; allein feine hiſtoriſchen Stüde,
vie alle mit einem großen Apparat von theatraliſchem Pomp
verfehen find, find nur dann vollfommen gelungen zu nennen,
wenn er ihren Stoff ver vaterländiihen Geſchichte entichnen
tonnte, wie dieß am beiten aus feinem Mefterküde, vom ſtand⸗
150 Dramatifde Poeſie in Italien. Luſtſpiel.
haften Beinen, um nicht von feinem Leben ein Traum zu
schen, erhellt. Im feinen Autos hat ex unbebingt das Höhfe
In feiner Art geleifiet, wenn auch zuweilen bie myſtiſche Er⸗
habenheit, z. B. in ber Andacht zum Kranz, den Das
ſchen, beſonders proteſtantiſchen Gritifer ale Schwulſt erſcheint,
bie jedoch auch den ihnen in mancher Hinſicht nahekommenden
Trauerſpielen unſeres 3. Werner haͤuſig zum Vorwurfe gewacht
wird, Jedenfalls liegt In Calderon die ganze impoſante Größe
des Spaniſchen Catholicismus ausgeprägt, jene Berfantenbeit in
ein religidſes Bewußtſein, was uns jetzt kaum moͤglich erfcheint‘).
Raͤchſt ihm gebührt ein ehrewoller Platz dem ſchon genannten
Lupercio Argenſolak), berühmten Geſchichtſchreiber ber Ero⸗
berung von Mexico, Antonio de Golis’) (161086),
feinem $reunde, der nur an Schwung ber Phantafie von ihn
übertroffen wird und ſich in der heroiſchen Comoͤdie (5. 8. ed
Alcazar del Secreto) und dem Intriguenfpiele (5.3. La. Gitanella
de Madrid) mit Glück verſucht bat. Ihn wie Calderon mm
den berühmten Agofino Moreto y Gabana°), ver p%
ter auch in den geifliden Stand trat und in Frankreich ben
von Scarron faſt wörtlid aus feinen Marques dei Cigarral
überfegten Don Japhet d’Armenie, fo wie durch bie nad Ihm
von Motiere bearbeiteten Städe, La Princesse @’Elide m
l’Ecole de Maris, in Deutf&land aber beſonders durch fein
ausgezelinet feine Donna Diana bekannt if, protegirte befonders
der König Philipp IV., der befanntlich felbf einige Städe ww
ter dem Namen Un ingenio de esia Corte für bag Theater
ſchriebꝰ), und war gewiffermaßen mit Urſache feiner vorzägligen
Entwidelung. An ihn reihet ſich Francisco Lopez de
Zarate!), unter befien Städen befonderd La Presnmida y
la Hermosa dadurch intereſſant ifl, weil er darin den. kenguage
eulto der Gongorifien laͤcherlich gemacht bat, fowie Don Iuan
be Hoz, befim Castigo de la Miseria unbedingt die beit
Comedia defigurön iR"), nur daß aud bei ihr die Werwidelumg
der Intrigue wie bei. allen übrigen leider ganz auf Koſten ver Chr
racteriſtik geſchieht. Andere gleichzeitige und beliebte Dichter find Ga⸗
briel STirſo de Molinal2) (d.h. Gabriel Felle), Fran ciocode
R 02.09, deſſen Entre hobos anda el juogo von Thomas Corneille in
6
Dramatifche Poefie in Italien. Trauerpil. 151
feinem Den Bertrand de Cigarral verarbeftet iſtu), Agofino
Salazar y Torres aus Merico, der jedoch den Songorismus,
dem er anbing, in feinem Elegir al enimico gluͤcklich vermie⸗
ven bar’), fowie Antonio Mira d' Amescua, ober de
Meocua, Zope de Begad Radahmer, und der zuerſt in feinem
Caballero sin nombre einen Bär aufs Theater brachte!*“). Alle
übrigen Schaufpielvichter, die, wie Huerta erzählt, unter Phi⸗
ipp IV. alldn 3852 Stücke zufammenfchrieben, ſtehen noch
unter dem Niveau der Stalläniihen comedia dell’ arte.
1) Ocho comedias y ocho entremeses nueVos mumca FEpr&sen-
tados, comp. 7 M. de C. 8. Madr. 1615. 4. Comedias y entreme-
En > 78 — 9. Nomancia u. 3 w ber i Teor F ae
j . . . pP: sg. umancıa » 0 0 erl. 1 1. e
Zwiſchenſp· b. Schack a. a. D. Wi. I.
2) Coleccion de comedias. Madrid, Valencia, Valladolid y Zara-
goza. 1609-47. XXVII. 4. (enth. 332 &t. 8. bav. in V Par-
naso. Madr. 1637.4. u. 12 Aut. u. ebenf. Introm. in d. Fiestand. santiss.
Sarammento. Sarag. 1644.4. &.Berz. 0.339 St. giebt Vega ſelbſt im Prol.
3. ſ. Peregrino.) Coleccion de las obras sueltas amsi en pross
come em verso. Madr. 1776—79. XXI. 4. (ohne d. Com.) Tea-
tro escojido b. Ochoa Tesoro del Teatro Esp. Paris 1835. T. H.
f. a. Some account of Ihe lives and writings of L. F. de Vega and
Guillen de Castro by H. Richard, lord Hollaud. Lond. 1817. H. 8.
Larduer. a. a. D. p. 189 sq. DM. Ent, Otudien üb. 2. de 8. GC. Wien
1838. 8. Ochaufpiele überf. v. 3.@r. ». Cohen. en. 1820 Sb. 1.8. Ro
mant. Dichtungen a. d. Span. v. ©. Richard. Aachen 1824—28. IX. 8.
Gtern, Zepter, Blume her. 9 Ev. ©. Freih. v. d. Malsburg. Dresb. 1836.
8. Kaiſer Otto in Florenz — fr. dearb. v. P. v. ©. Gaffel 1837. 8. Mehr.
überf. b. J. Fr. v. Schad, Span. Theater. Frkft. a. M. 1845. 8. Bd. IT.
u. b. C. 9. Dohrn, Spanifche Dramen. Berl. 184144. BL. 1. II. u.IV.
3) f. Viel Castel, Le drame religieux en Espagne, in d.
deux mond. 1840. Brux. T. III. p. 255 I
4) Primero tomo de las comedias de M. Alcala 1638. 8. Seg.
Tomo, Madr. 1639. 4. Com. Valenc. 1652. II. 4. Fama posthuma a
la vida y mauerte de Lope Fel. de V. C. y elogios paneg. escr. p.
les mas esclarecidos ingenios solicitados p. Montalvan. Madr,
4
5) Autos sacramentales. Madr. 1716. 1759. VI. 4. Comedias p.
5. F. de Apontes. Madr. 1683. 1685—91. 1760-63. XI. 4. Comedias
j c. las mej. edie. hasta ahora publ. corr. y dad. a luz p.
3. 3. Keil. Leips. 1827-30. IV. 4. Teatro escojido, b. Ochoa Tes.
del Teatro Esp. T.TIL. ct. Lardner T.IM. 5 278 49. I. L. Heiberg, De poe-
seos dramat. genere. Hispan. praec. de Cald. de la Barca principe
dram. comm. aesth. Hafn. 1817. 8. R. Rofenkranz, Ueb. Gald. Zrag.
v. wunberth. Magus. Halle 1829. 8. Br. W. &. Schmidt, Ueb. d. Kirchen⸗
von England, Schauſp. d. D. 9. G. Ueber. b. Inh. m. beurth.
And. üb. Hilfömittel, Kusgaben, Veberf. u. Quellen, Werke d. Gald. Berl.
1819. 8. u. teb. db. ron. Bolge f. Gom. in d. Wien. Jahrb. Bd. XVII.
U. Bu p- 1 5%. Bd. XVII. [I . pP. 4 4. Bolger ebd. Bd. VII. P⸗
140 0. ſ. , ueb. d. ſtandh. Prinz. d. P. ©. Weimar 1812. 8. U.
im Soum, f. Luj. u. Mod. Rovbr. 1811. p. 681 nq. ebd. 1812, Mat
152 Spanifche Poeſie.
p- 306 sq. 9. Ulrici, Ueb. Shalfpeares dram. Kunft u. f. Verhaͤltniß
zu Salderon und Göthe. Halle 1839. 8. Chasles im Journ. d. Debats.
1737, 11. Jain. 12 et 28 Imill. Ueberf. f. v. Schlegel, Spaniſches Ip
ter. Berl, 1809. II. 8. ebd. 1845. 11. 8. Schaufpiele überf. v. J D. Gries.
Berl. 1815—29. VII. 8. Auswahl a. G. dram. Werfen n. Schilderung |.
eh u r aeiften. Gotha 1832.12. Schaufpiele überf. d. Ad. Martin. Epgt-
6) Isabela u. Alejandra im Parnaso Esp. T. VI. p. 312. 821 vq.
7) Comedias. Madr. 1681. 1687. 4. Varias poesias sagradas y
profanas que dexö escritas (aungne no juntaa ni retocadas), fuerou
recog. y dad. a luz p. D. J. de Goyeneche. Madr. 1692. 1736. 1742. 8.
8) Primera parte de sus comedias. Madr. 1654. 4. Primera et
secunda parte, Valenc. 1676. Verdadera tercera parte. ib. 170.
11. 4. Donna Diana a. d. Epan. v. A. Weſt. Wien 1819. 1824.8. Weiber
hüten ift nicht möglich, deutſch v. Richard. Machen 1827. 12. 11. and. b.
Bohn, 3b. 11. u. 11. f. Viel Castel a. a. D. 1840. 15 Mars.
) 3.8. Com fam. Dar la vida por sa Dama, elConde de Sex.
Sev. a. a. 4.
10) Obras varias. Alcala 1651. 4. Poesias varias. ib. 1619. 8.
11) Madr. 1749. 4.b. D. V. Garcia de la Huerta, Theatro hes-
paäol. Madr. 1785. (XVII. 8.) T. I. , ,
12) Comedias de T. de Molina. Sevilla 1627-36. V. 4. f. Viel
Castel in d. Rev. d. deux mond. 1840. 1. Mai.
13) Comedias famosas de D. Fr. de Roxas o Rojas de Zorilla.
Sevilla 1680. 4.
14) Comedias de D. A. Salazar y Torres. Madr. 1681. I1.4.
u. in f. Cithara de Apolo. Madr. 1692. II. 4.
ira ©. St. b. Huerta. Aufgez. b. Blankenburg zu Sulzer, Bd I.
p. 1.
6. 572.
Wir kommen nunmehro zu dem zweiten Abfchnitte dleſer
Periode der Gefchihte der Epaniſchen Boefie, nämlich zu dem
Zeitraum von 1701 an, oder zu den des Einfluffes der Kran
zöflfegen Literatur, wo freilich eine fo geiſtreiche Eritif, wie fie für den
frühen V. Göpinel(Casa de la memoria, im Parn. Esp. T. VIII.
p. 354 sq.) gegeben, fehlt. Diefer machte fich theils überhaupt ſchon
während der Anfänge der Regierung Ludwigs XIV. in Franl⸗
reich bemerkbar, theils "trat er befonderd hervor, nachdem burd)
das ungluͤckliche Teflament König Karld II. Spanien einen Fran
zöftfchen Prinzen als Philipp V. auf feinen Thron hatte erhe⸗
ben fehen. Mit dieſem reigniffe begann in der Literatur feiht
ein hartnädiger Kampf, nämlich zwiſchen denen, die der altm
Rationalliteratur anhingen und felbf ihre Fehler für ſchoͤn er
Härten, und dieß war da® eigentliche Bolt, und zwiſchen dm
Bornehmen und Schöngeiftern, welde die Sranzöfifche Literatur
weit über die ihres Vaterlandes fleliten, und in dieſet nur das
ſchön fanden, was mit den Giundſaätzen der Franzoͤſiſchen Poeil
Spanifhe Perfie. Dranıa. 153
übereiufam uud natüslih nun felbu in biefem Geiſte dichteten.
Seit dieſer Zeit ſchreibt ſich nun imer noch heute auf dem
Spaniſchen Theater. befonders bemerfbare Wetifireit aͤchtſpauiſcher
Producte mit Ueberſetzungen oder Nachahmungen franzöffcher
Dramatifer ber. Um gleich bier Rechen au bleiben, bemerken wir,
daß noch In ber alten Manier Calderon's fchrieben Francisco
Bances Eandamo (+ 1709)", Antonio de JZamora?),
defien hechizado por fuerza am berühmteften unter feinen
Stücken iſt, Zofe de Cañizares, deſſen domine Lucas’) un
ein trefflihes Bild des Nenommiftenlebens auf den Spaniſchen
Unfoerfitäten giebt, Bicente Garcia de la Huerta, ber
ſelbſt einige heftige Invectiven gegen die Sranzöflfihe Manier
losließ“) und Eduard de Goroftiza‘), obgleich auf Lebtere
der Franzoͤſiſche Einfluß ohne ihr Wiſſen und Wollen eingewirkt
bat. Dagegen flanden auf der andern Seite Bon Ramon
de la Cruz, y Cano (1728—95), der in aflonirenden Redon⸗
dillen ein aͤchtes Volkoluſtſpiel fhuf®), Agoſtino de Montiano
y&ugando (geb. 1697, geft. nah 1754), defien Virginio und
Ataulpbo, mit Ausnahme der von ihm an die Stelle der Alcxandriner
gefegten reimlofen Jamben allen Anſpruͤchen der Franzoͤſiſchen Gritif ges
nügen follte”), ımb beſonders huldigten in neuerer Zeit dieſer
modernen Form Nicafto Alvarez de Elenfuegosd, Mas
nuel Duintana‘) und der befannte Francisco Wars
tinez de IaRofa, aus Granada (geb. 1788), defien viuda
de Padilla aber fon politische Tendenz bat, Dagegen aber zeigt,
Daß er durchweg durch dad Studium der alten Rationaldramatifer
gebildet IR?) und ebenfo wie Leandre Fernandez Moratin
aus Mabriv(1758— 1828) der Spaniſche Moliere, mit Recht der
Wiederherſteller des Spaniſchen Luftfpield genannt werben kann,
weil er dad Behe aus den Franzoͤſiſchen Muftern aufnahm und
Damit die Fehler und Mängel feiner Borgänger befierte, kann auch jes
ner auf den Ramen des Reformators der Spaniſchen Tragödie Anſpruch
machen”). Allerdings konnten weber der eine noch der andere
folhen Erfolg erringen, wie des Breton De los Herreros
Marcela im Genre des Luſtſpiels oder des John Barcia
Sutierrez Drama Ei Trobador (1836), ba erfleres in el
wem Tage zweimal aufgeführt werden mußte, letzteres aber fo
154 Spaniſche Poeſie.
gefiel, daß fein Verfaſſer auf der Buͤhne erſcheinen mupte,
was lange nicht vageweſen war. Außer ihnen werden ned
M. 3. de Larra (+ 1836 durch Selbſtmord), Trueba,
Sofe Muñoz Maldonado, Madame Sabater, vera Tre
gödle Egitona Ihr ebenfalls Herausrufen verſchaffte, xc. gerähut.
1) Poesias comicas, obras posthnmas p. Fr. Banzes Candıme.
Madr. 1722. II. &
Comedias di A. di Z. Madr. 1744. II. 4.
5 Comedias de Jose Caä, Madrid. 1744, La
2) Trogedias de V. 6. de la Huerta, iſt T. xY f. Teatro.
Teatro Original. Paris 1822.
& Teatro de R. de la Cruz. Made. 1786. X. 8:
7) Discurso sobre ins tragedias Espaäolas, c. la V Virginia.
drid, 1750. 8. Ataulpho ib. 1753. 8. |. Leſſing Theatr. Bil. hg L
p- 118 sq
9 ve St. b. Ochoa Teatro Es —5 —
9) Obras literarias de D. Fr. Mart. —X la Rosa. Paris 1827—#.
V. 8. Poesias y las dos comedias de Fr. M. de la R. ib. 183. 12.
Kusel, Schrift. n. d. Span. Urfchr. bearb. v. A. Schäfer. Heidelb. 189.
10) Obras de Leandro Fern. Mor. Madr. 1830. WI. Paris
1825. 111. 8. Bon biefem find bie Srauerfpleie bes Nicolo J. =. zu uw
terfcheiden (Teatro de N. T. M. Madr. 1763. 8.)
6. 573.
Eben fo mager wie die Ausbeute diefes Abſchnitts für die
dramatifche Literatur ber Epanter iA, IR fie im Ganzen auch
für die Abrigen Dichtungsarten. Beſchaͤftigen wir und jzuerfl
mit dem Epos, fo führt man bed Pedro be PBeralta
Gruͤndung Lima’, die Eroberung von Merlco de D. Fran
cisco Rulz de Leon?) unddes Juan Eccoiquiz (1762
—1820), des Grafen ve Rorofin Omniade*), des Don Juan
Melendez Valdes (1754— 1817) Caida de Luzbel’),
des fleißigen Juriſten Don Belle Joſe Reinofo Inacench
perdida®) nah Miltons Stoffe, des Ruiz de la Bega Pe
layo”), ded Don Fernando Corradi mehr lyriſchen Torrijoe,
und bie auf die Preisaufgabe der Madrider Mcademie von ver
Belagerung Zamoras dur ben König Sancho 18531 einge
gangenen drei Epopden des Baron de Biguaral, D. Fer⸗
nando Corradi (1832) und Don Joſe Joaquim de
Virné«.s y Spinola (1833) an, allen ek D. Angel
de Sanvedra, Hergog von Rivas, deſſen Paso homrose umd
Florinda no in dem Geſchmacke der modernen Granzöflfchen
Spanifche Poefle. 153
Remtantifer waren, verfudte in feinem Moro exposito bie os
dene romanartige Behandlung des Epifchen in der Manier W.
Scers in die alten Rationatformen einzukleiden). Ws comi⸗
fer Dichter IR nur Joſe de Sylveſtre Marautd von Cuel⸗
lar me nenum”). Was das Lehrgedicht anlangt, fo wire
dieſes befonder6 durch des gelehrten Tomas de Driarte‘")
aus Orotova auf Teneriffa (1750-94) Lehrgedichte über bie
Muſik umdb literariſche Fabeln (67), deren Ratvetät der Safonttaine’®
nit nachſteht, aufrecht gehalten, obwohl auch des Nicolas Fer⸗
nandez de Mozatin") (+ 1780) Jagd, des D. Juan Nepo⸗
muceno Gonzales de Leon Gandido Marta Triguen
ro 8)'?) zwölf philoſophiſche Dichtungen in Pentametern (um 1786),
vs Diego Antonio Rejon de Silva Lehrgedicht von ber
Malerei'*), die Aeſopiſchen Kabeln des Felix Maria Samas
niego*?) und die Gpigramme bed D. Francisco Öregorio
S alas’) gerühmt werden. Was endlich die Lyrik anfangt , fe hatte
noch verfucht, den alten claſſiſchen Styl felzuhalten, bie Nenne Denna
Zuana Inez de la Cruz“) zu Berico, veren mit maͤnnli⸗
Gem Geiſte abgefaßte Eonette ihr den Ramen der 10ten Ruſe
verſchafft haben, obgleich ihre allegoriſchen teligköfen RProloge
(Less), unter denen Ei divino Nareiso (d. gttliche Rarcii ===
der himmilfche Bräutigam, Chriſus) am Hoͤchfien ficht, unbebingt
beſſer ira, und im Gegenfape u ihr Gugenio ®erarbo
2060) (1668) den Bongoriemus. Siche, da trat D. Igna⸗
cio de Luran) Elaramuni de Suelves y Busren
(+ 1754) mit ſeiner beruͤhmen Poetik (1737) auf, und warb
durch dieſe im Geiſte Boileau's geſchriebene Kunfteritit der Stif-
ter der entichienen franzöffchen Schule und ſuchte durch eigene
poetiſche Verſuche, größtembeite Belegenheitögevite (4 B. das
Urtheil des Parts) und: Meine Oden und Eanzonen, die Vor⸗
zäge ver Franzgöoſtſchen Correctheit und Elegang vor de damals
noch angeſchenen Schwulſt der Gongoriſten ins Licht zu ſtellen,
lonnte es jeboch nicht mit des wadern Vicente Garcia
de la Huerta”) (1720 - 907) im. altnationalen Style ges
ſchriebenen Arbeiten aufnehmen, untes denen fi befonbers feine
Fiſcherecloge ud Romanzen auszeichnen, wiewohl biefer babe
micht ungerecht gegen: die Borgüge ber Galliciſten wer, ſonſt
156 Spanifche Poefie.
wärbe er nicht Voltaire's Zaire für die Spaniſche Bühne bear,
beitet haben. Andere treffliche claſſiſche Lyriler waren noch Leon
de Arroyal?!) und Pedro de Montengon?), beide Dia
dichter, der fhon genannte Juan Melendez Baldes aus
Ribera, deſſen Anacreontiſche Lieder and lyriſchen Romanım
unuͤbertrefflich genannt werben koͤnnen, der Graf de Noroñaꝰ),
Joſe Igleſtas (1753 — 91), Nicaſio Alvarez de
Cienfuegos (+ 1812), eigentlich aber nur ats Tragiker be
deutnd”), die eifrigen Legitimiſten D. Iuan Bautifa de
Arriaza y Superviela?°) (geb. 1770), ein bevemtended ſa⸗
tiriſches Talent, und Juan Nicafio Baltego?) (geb. 1777),
D. Alberto Lifa?) (geb. 1775), der ausgezeichneiſte allı
febenden Dichter Spaniens, D. Joſe Joaquim de More”)
aus Cadix (geb. 1790), der ſchon genannte Martinez dt
la Rofa (wegen feiner Elegle Zaragoza), Manuel Joſe
Duintana”) aus Madrid (geb. 1772), Pablo de Fr
rica?!) aus Bittorla (geb. 1781), Serafin E. Calderonꝰ),
Manuel Marta delMRarmol?), die Doma Marta Ro’
fa Balvez”), D. Manuel Breton de los Gerrerod
(geb. 1800 zu Quel bei Logroño), durch feine Luſtſpiele Auferk
populär), Joſe Zorilla Moral”), der beliebteſte wat
den jetzigen Lyrikern 2c. *), von denen allen uns F. J. Wolf in
feiner Floresta de rimas modernas castellanas (Paris 1837.
11.) Proben gegeben hat.
1) Lima fundada. Lima 1732. II. 4. Werfchieben iſt bes K. dt
Baldez Poemo heroico hispano - latino- pasegyrico de la fundacion
de Lima, Madr. 1687. 4.
2) Hernendia, triampho de la je y ‚gloria de las armas eapaũo
les poema heroico; F ista de Mexico, proezas de H. Cories,
biagones y grandezas del nuoro mundo. Madr. 1755. 4.
3) Mejico conquistado pooma her, Madr. 1798. IH. B.
4) Omniade o la separacion de la menarguia arabe- ospalels-
Madr 116 1 1816. II. &. per *
5) d. Ochos Tesoro de los poem. e 441 aq. Poesias liri-
can. Madr. 1786. 1797.01. m R 1
6) Inocencia perd. Madr. 1804. 8. u. b. Ochoa p. 449 q.
7) Don Pelayo, poema hist. Madr. 1839-40. III, 8.
8) Torrijos 6 las violimas de Maluga. Madr. 1835. 8.
u) Poenias. Ed. Seg. Madr, 1820 - 21. IE. 8: (Darin EI Paso)
Spaniſche Poefie. | 157
Moro expösito 6 Cordöba Bu en el siglo decimo, leyenda en
doce romances. Paris 18 11. 12. (Darin Florinda) omances
historicos. ib. 1836. 12.
46) Ei robo de Proserpina. Madr. 1731..4.
11) Cell. de obras en verso y prosa. Madr. 1787. VI. 8. Fabu-
las literarias. ib, 1782. 8. Deutſch v. Bertuch. Epyg. 1788. 12,
12) Diana. Madrid. 1765. 8. Las naves de Cortez destruidas,
poema ep. ib. 1785. 8. Obras postumas. Barcel. 1821. 4.
13) EI poeta filosofo o poesias Alosoficas. Sevilla 1775. 4.
14) La pintera, poema did, en tres cantos. Segov. 1786. 4.
15) Fabulas en verso castel. Madr. 1304. III. 8.
16) Coleccion de los epigramas y otros poesiag criticas, aatiri-
cas y prosas. Madr. 1877. 12.
17) Poemas de la umica poetisa americana musa dezima , soror
J. J. de la Cruz. Madr. 1690. Barcel. 1691—93. Lisb. 1701. II. 4.
Val, y Madr. 1725. 4.
18) Obras poeticas. Madr. 1758. II. 4. .
19) La Poetica ö Reglas de la Poesia en genoral y de sus prin-
cipeles especies. Zarag. 1737. fol. ©. Geb. im Parn. Esp. T, IL p.
137. IV. p- 157 29.
20) Obras poeticas. Madr. 1778-79. I. 8.
21) Las Odas. Madr. 178% 8. '
23) Odas. Madr. 179%. 8. Rodrigo, rom. ep. ib. 1793. 8. Ber. (.
f. Profaromane (f. Brunet T. III. p. 441.); der befte ift EI Eusebio
(Madr. 1786. IV. 8.)
23) Poesias. Madr. 179 —1800. II. 8.
24) Obras. Madr. 1802. II. 8. Poesias. Barc. 19320, IE. 8.
. 25) Obras poeticas. Madr. 1816. II. 8. Paris. 1821. 18.
26) Las primicias 6 colecc. de los primeros frutos pocticos de
D. 1. 8. Madr. 1797. 8. Poesias lirıcas. Madr. 1829-32. II. 8. Pa-
ris 1835. 8. Poesias patriöticas. Lond. 1810. Ed. ll. Madr. 1815. 8,
Emilia poema did, ib. 1803. 8. _
27) Oda & Buenos Ayres. Madr. 1807. 8. Elegfa al Dos de
Mayo, ib. 1803. 8. Dos Elegias ib. 1819. 8. ©. Geb. b. Wolf a. a.
28) Poesias. Madr. 1822, 8. ib. 1837. II, 8. er
29) Meditaciones poeticas. Lond. 1826. 8. Leyendas y algunas
poesias sueltas. Paris 1838. 8. Nino segundo, Trag. Madr. 1815. 8.
30) Po&sias. Madr. 1802. 8. Po&sias, incl. las patrioticas y las
Tragedias ib. 1821. II, 8.
31) Eusayos 1 positicos. Valenc. 1814, Paris 1817.8. Poesias. Bor-
deaux 1831. 8. Letrillas y fabulas. ib. 1838. 8,
32) Poesiss del Solitario. Madr. 1833. 8.
33) Romancero 0 pöguelia cnleoc. de .romanoes, Sev. 1892. IL.&,
34) Obras poeticas. Madr. 1803..I11. 8. 0.
35) Poesias suellas. Madr. 1831. 8. Mehrere Satlren 5 3. Contra
a furer Wlarsäönice, Madr. 1928. - 8 "Contra, los 'homBres en da}
RSS mu ros. ID. . De Fankay A :d r
Poesiss. Madr. 1836. 1— VI. 8. ih ER
fe Dchea dar Veſelſch 1848. nr. 335° o - 3
158 Portugieſiſche Poefie.
8. 574.
Wenden wir und jetzt nach Portugat hinüber, ſo wälm
wir zuerſt bemerken, daß die Geſchichte der Poeſie!) dieſes Landes
durch verſchledene politifhe Einwirkungen ihrer Geſtaltung nach
auch in mehrere Abſchnüte zerfaͤllt als die Spaniſche. So um
faßt denn der erſſe von 1324 — 1580 die Glanzepoche derſel⸗
ben, wo nicht allein die in Indien gemachten Groberungen bat
Land mit materlellem Reichthum erfüliten, fondern auch die gro
fen Genies ſich theils im Eonnenfchein eined prachtliebenden
Hofes pflegen, theils In der niedern Hütte der Armuth gedeihen
fonnten. Die claffifhe Schule diefer Zeit beginnt ſehr frühzetg
befonderd durch Johann's III. Thaͤtigkeit für die Vollsbildung
hervorgerufen, mit deſſen Günftling, dem oben fon gemamim
Sa de Miranda aus Coimbra (geb. 1494, geſt. 1558)
der zwar feine meiſten Hirtengedichte, worin er Meifter ih, In
Spaniſcher Sprache ſchrieb, aber In feinen poetiſchen Gpikeln
als würbiger Nachahmer des Horaz und in feinen Liden ad
äcter Volsdichter erfheint?). Neben ihm flieht der Portuglefiſche
Horaz Untonio Berreira aus Liffabon (1528-1569)
defin Oden ganz im Geiſte dieſes großen Mannes find, define
nette aber mehr an Petrarca erinnern, wie er denn überhaupt
fm Innern fowohl ald Aeußern fib durdgängia an die Italiaͤnu
anfhloß, und fogar in: der Form nuch nicht ein einziges Gedich
im alten Rationalfiyle hinterlaſſen hat’). Sein Freund, Nadal
mer und Bewundererr Pedro de Andrade Caminha
(r 1589) bat ihn nur In ver Form und im Styte errett,
und aud hier nur in feinen Epigrammen, an eigentlidher dich⸗
terifcher Begeifterung aber ſteht er ihm welt nah‘). Ein an
derer Schüler Fereiras iſt Diogo Bernardes (+ 1596)
defien Eclogen und Epiſteln, die unter dem Titel o Lyma,
dem Namen eines Fluſſes, an defien Ufer ex feine Hirten wer
den läßt, zuweilen allerdings an Camoens, von dem ex fid le
der Mehrere zugeeignet haben fol, erinnern, iſt dutchweg ein
gemachter Dichter, deſſen mit Conceiti'o durchzogener Siyl viel
Aehnlichkeit mit dem Marini's Hat’). Auch fein Bruder Ag oRindo
da Cruz wirb beſonders wegen feinen geißlichen Gedichten,
Portugießſche Poefie. 159
Die alle eine ſchr melancholiſche Färbung haben, geſchaͤtzt), ebenſo
wie Sernand Alvares do Driente aus Boa, ber in feiner
aus einer Miihung von Profa und Verſen befichenden Lusita-
nia transformada eine in ber Form eines Hirtengedichts treff⸗
Uch eingefleivete Naturſchilderung feines Mutterlandes giebt’).
Gleichzeitig füllt noch der Ehuflider Gongale de Bandarra
aus Zraucoze, deſſen Bolfsliever, worin er eine Regene⸗
ration feiner Nation verheißt, no Leute gefhäpt werden‘).
Allein welt überfirablt alle dieſe Geſtirne am Dichterhimmel
Bortugals der große Luis de Camoens aus Lifjabes, der
in feiner Lu. C. X. in den Worten „Aquelle cuja Iyra se
norena; Sera mais asamada que ditosa““ ſelbſt eine Critit
feines traurigen Schichſals gegeben hat. Geboren 1525: in einer
alten, aber armen Familie, erwarb er ſich zu. Golmbra große
Kenntnifie In der Gefhihte und Mythologie, warb aber wegen
einer Liebſchaft zu Liffabon aus dieſer Stat nad Santarem
verbannt, wo er anfangs burd Diäten feinen Unterhalt zu ver
dienen fuchte, dann aber (1546) als Bolontär auf die damals
gegen die Maroccaner kreuzende Zlotte eintrat. Er verlor hier
vor Geuta ein Auge, kehrte dann nad) Liſſabon zurüd und ſchiffte
ſich 1553 nad Goa ein, um da fein Gluͤck zu verſuchen, ab
lein eine Satire auf die dafige Regterumg, bie ihn gaͤnzlich vers
nabläffigt Hatte (Disparates na India), bewirkte feine Berban-
nung nad Macao, wo er fünf Jahre als provedor mör dos
defantos lebte und in der nad ihm benannten Eamomeögrotte
fein bewunderungswuͤrdiges Gedicht ſchtieb. Nah Goa zul
gefchrt, verlor er bei einem Sciffbruche alle feine Habe und
wurde fogar wegen angeblichen Unterſchleifes eingeiperrt. Ente
laffen kehrte er nach Liſſabon zurüd, mo er, während die Peſt
wüthete (1572), feine (os) Lusiadas (d. h. die. Lufitanier)
publicirte. Allein da die ihm dafür gewährte Penfion von
15000 Res — (25 Thlr.) niht zu feinem Lebensunterhalte
außsreichte, erhielt Ihn ein treuer Sclave dur Betten, bis er
1579 in einem Hoßpitale farb, Sein großes Kyos, worin
er die Thaten feiner Landsleute in Iupten felert, iſt durdigängle
Driginal; es IR eine Nachahmung dee Aeneide und ſucht bie
game alte Geſchichte feiner Nation mit Ihrem Nuhme in Ihren
160 Poefie in Portugal,
Bereich zu ziehen, verlößt aber durch feine Verbindung der heid⸗
niſchen Wunderwelt mit dem Chriſtenthum gegen den guten Ge
ſchmack. Das Metrum iR der heroiſche Jambus im gereimten
Octaven, die 102 Strophen in 10 Gefängen ausmadın.
Sein Haupttalent beruht darin, daß er durch den Zauber feine
Poeſie die trodene Geſchichte ſelbſt poetiſch zu machen gewußt
hat, ohne deshalb allzuſehr von der Wirklichkeit abzuweichen.
Außerdem hinterließ er noch 301 Sonetts, die allerdings and
viel Conceiti's enthalten, 16 Cancoens oder Romanzen Im
Geſchmacke Petrarca's, 12 Oden, 15 treffliche Eclogen, 4 Ser⸗
tinen, 21 Elegieen, 3 Lufpiele, eine Menge Redondillas ode
Endechas und Kleinigkeiten (voltas, motes und motes gloss-
dos), die eine Art Schularbeiten find, fowfe Octaven an
Noronha über die Schlechtigkeit der Welt, und die oben genannte
Satire’). |
1) Parnaso Lusitano ou Poesias Selectas dos Auctores Porle-
guezes antigos e modernos ill. c. not. Paris 1826—27.V. 32.
2) Obras de Fr. de Sa de M. Lishoa. 1595. 1614. 4. 1632. 16.
1651. 1677. 8. 1784. 11. 8.
3) Poemas Iuzitanos. Lisb. 1598. 4. 1771. II. 8.
4) Poezias de P. d’Andrade Cam. mand. publ. por ordem de
Acad. Real. Lisb. 1791. 8.
5) Olyma, eglogas, flores de Lima, rimas varias. Lisb. 1761
70. III. 12. (Varias rimas a0 bon Jesus e à virgem gloriosa sus
mäi etc. Com outras mais do honesta e proveitosa licam. P.
Bern. natarel de Ponte de Lima. Lisb. 1770. 8.)
6) Seine Bed. fiehen in dem III. Bde. d. Olyma feines Bruders u.
deſſ. Var. Rim. u. Varias poezias de Fr. Ag. da Cr. collegilas p-
J. Caetano de Mesquita. Lisb. 1771. 12.
7) Lusitania transformada. Lisb. 1607. 8.
8) Bimas. Paris 1605. Nantes 1646, B.
9) S. Sev. de Faria, Disc. var, Polit. Evora 1624. p. 88 133.
Niceron, Mem. T. XXXVII. p. 244 sq. New Lond. Mag. 1:9.
Octhr. p. 480 4. Da Potrida 1779. IT. p. 253 sq, Neue Länders und
Bölkerkde. 1787. I. p. 35 sq. Ant. de Aranja de Azevedo, Mem- en
Jefeza de Camo&s contra de la Harpe, in d. Mem. de Litt. de Port.
F. VIL p. 1 29. Gin. Rare. v. Port. Et. Krfft. 1779. pı72 sq; Cruice,
Ftudes litter. p. 218—233. Ch. Magnin, Not. 8. Luis de vor L.
Lus., Trad. nouv. rev. p. Dubeux. Paris 1841. 18. Denis, Camoens
2 * onen Dorn vor L. *7 rad, n. p. a ei en
ih. 1844. 18. $ ; Bortugal. ib.. b. p 277 sq. Radıtr. zu er
Bi. T, b: 341 sq. Lardner T': n n. 295 ag. Adakmson, Men. ot the
Mile and. writings of L. de Cam. Lond. 1820. Il. 8. Obras. Paris
4758. II. 12. Lisb. 1772. 1703, 1782—83, HI. 8. Paris 1815. V.
18. Os Lusiadas com priv. real. Lisb, 1572. 4, c, alg. ann, ib. 158.
Portugiefifche Poeſie. 161
8. 1597. 8. 1631. 24. com, p. M. de Faria y Souza. Madr. 1639. II.
töl. ill. c. var. not. p. J. Garcez Ferreira. Napol. y Roma 1731—
32. 11. 4. Coimbra 100. II. 18. p. J. M. de Souza Botelho. Paris
1817. 4. 1819. 8. Paris 1823. 32. c. not. p. J. de Fonseca. ib 1846. 8.
Rythmos divididas em cinco partes, Lisboa. 1595. 1593. 1607. 1614.
1616. 1621. 4. 1629. 1645. 24. Rimas varias coment. p. M. de Faria
Souss. Lisb. 1685-89. U. fol. D. Lufiade a. b. Portug. in beutfche
ttgvereime überf. v. Ih. Hell u. Br. Kuhn. M. erkl. Unm. u. Not. zu
d. Leb. d. Dit verf. ent. 1807. 8. A. d. Port. überf. v. C. ©. Heiſe.
Hamb. „1008- Bd. I. 8. D. Lufiaden verb, v. 3. 3. 6. Donner. Gtuttg.
1833.
$. 575.
Neben Camoens iſt nun aber der eigentlich noch der vorigen
Beriode angehörige Bortugiefiite Ennius Bernaltim Ri⸗
beyro aus Torraö (1495 — 1521) zu erwähnen, der nicht
allein durch feine Hirtengedihte in Nedondillen das Landleben
in feiner hoͤchſten Poeſie dargefellt!), und zu vielem Nachah⸗
mungen, unter denen eigentlih nur fein Rebenbuhler Chriſto⸗
vam Halcam?), Gouverneur von Mabdera, ihn erreicht, Gele
genheit gab, während er doch nur feine Liebe zur Beatrix, der
Tochter des Königs Emanuel, darin ſchildern wollte, fondern auch
in feinem aus gleihem Grunde gefchriebenen, aber dunfeln und
ınbeendigten Proſaroman Menina e Moca (dad unſchuldige
junge Maͤbdchen) zuerfi den Verſuch machte, die Sprade feiner
Landsleute zu veredeln. War diefer Roman, in dem, wie in
ſeinen Eclogen die Hirten, feine Helden jene melancholiſche
Trauer daracterifirt, die Cervantes an dem über feine Liebe
brüätenden Don Quirote fo ſchoͤn gezeichnet hat, halb dem Genre
des Ehäferromans, halb den des Ritterromans angehörtg, fo
M das Letztere ganz der Fall mit des Francisco Moraes
aus Braga (ermortet zu Evora 1572) Geſchichte Balmerins,
die bekanntlich der Pfarrer bei dem in Don Quixote's Biblio⸗
thek angeflellten Bücher: Autodafe ebenfo forgfältig wie ben
Homer bewahrt wiffen wid, was cher feine für die Eittenger
ſchichte jener Zeit wichtigen Gefpräcde verdienen’), obwohl ver
dritte von Bernand Alvarez do Driente gefähriebene Theil
des PBalmerin von England am Beſten den Abſtand von feinen
Mufern darthut. Beide waren natürlih Erzeugniſſe des das
mals allgemein herrſchenden Geſchmacks an den Amadisromanen,
die ja befanntlidy auch ein Portugiefe, Vaoco de Kobeira
Größe, Handbuch d. Literärgefchichte. III. 11
162 Poeſie in Portugal.
ſchon In der vorigen Periode durch feinn Amndis de Ganla
eingeführt hatte,
1) Historia de Menina e Moca p B. R. agora de novo estam-
pada e con summa diligencia emend. assai algüas eglogas suas.
Ferrara 1554. 8. Evora 1557, Lisb. 1559. Evora 1578. Lisb. 16%.
1785. 8.
2%) Die Eeloge in d. Ausg. d. Rib. v. 1554. f. cxxxij 2q., f.CLj sq.
f. über. Gedichte.
3) Chronica de Palmerim de Inglaterra. P. I et II. Evora 1567.
fol. ib. 1592. fol. Chr. de Palm. de Inglaterra, primeira e segunda
arte, p. Fr. de M., a que se ajuntaö as mais obras do ınesmo an-
for. Lisb. 1786. III. 4. (Terceira y Quarta parte p. Diego Fernan-
dez. Lisb. 1587. fol. Quinta e sexta parte. ib. 1602 fol, f. mein Se⸗
genfreife. p. 425 sq.) Dialogen, con hun desengano de amor sohre
certos amores que feve em Franga com huma dama franceza de
Rainha, D. Leonor, Evora 1624. 8.
r
$. 576.
Wie bei den Griechen die mit Geſang und Tanz begleite
ten Dionyfien die Enifiehung des Dramas herbeigeführt hatten,
fo verdanken auch die Portugiefen den von ihnen begterig beis
behaltenen, mit Bantomimen begleititen Waffen» und Kriegstaͤnzen
ihrer früheren Zwingherren, der Mauren, den fogenannten mou-
rarias, bie erfte Anregung und ihr Wohlgefalen an Bühnen
ftüden. Der eigentlibe Begründer der dramatiſchen Kunſt kei
ihnen iR aber Bil Vicente (geb. vor 1490, geft. vor 1562),
den man mit Unrecht, denn er hat fih nad ſich ſelbſt gebildet,
den Bortugiefifchen Terenz oder Plautus genannt bat). Er ver⸗
ließ die juriſtiſde Laufbahn, zu der er beſtimmt war, frühzeitig,
und publicirte 1503 feine erfien Stüde, in benen er felbft ale
Schauſpieler auftrat, vole denn aud feine Tochter Paula von
ihm zu einer fehr berühmten Actrice gebildet ward; ebenfalls eine
Neuerung, denn früher hatten nur Männer die Autos darſtellen
dürfen. Da fein erſtes, zur Scler der Geburt bed nadıherigen
Königs Johann EIL. gefchriebenes Stüd in. Spaniſcher Eprade
(1504) erfhien, und Lope de Vega ſowie Eervantes ſich offen⸗
dar nach ihm bildeten, wie man denn alle feine Mängel aut
bet ihnen amttifft, fo fann man ihn mit Necht zugleich auch für
den Schöpfer des Spanifhen Theaters anfehen. Seine (16)
Autos, zur Beier des Weihnachtsfeſtes beftimmt, laffen auf, um
%
Poeſie in Portugal. 163
ber Mode zu huldigen, Hirten auftreten, allein die neben ihnen
erikeinenden Engel und Teufel, bie heilige Jungfrau und allegorifche
Verſonen machen mit den ihnen in den Mund gelegten myſti⸗
ften Trivialitäten auf uns einen widrigen Eindruck. Nichts
ol8 Lialogifirte Novellen find feine Comoͤdien; feine Tragicomoö⸗
bien Reben den heroiſchen Bomödien feiner Spaniſchen Nachahmer
weit nad, allein feine Farcen, die unferen Luſtſpielen gleichen,
enthalten viel natürlide Comik und gut gezeichnete‘ Ehnractere,
wenn ihnen aud, wie fat allen fpäteren Portugieſiſchen Stüden,
verwidelte Intrigue ganz abgeht, wogegen bekanntlich die Spanier
des Guten bierin zu viel thatn!), Während aber Gil Vincente
mit feinen Rahahmungen, da er fih den religiöfen Ideen und-
dem abentenerlihen Character feiner Nation anzufhmiegen wußte,
recht populär wurde, Eonnte Sa de Miranda mit feinem im
claſſiſchen Style der Alten und der Itallaͤner (Arioſt und
Mackiavel) gefchriebenen Luffpielen (Os Estrangeiros und
Os Villalpandos), in deren letztem er die verhaßten Spaniſchen
Eofdaten nah dem Muſter des miles gloriosus laächerlich macht,
doch feinen entihiedenen Erfolg für feine claffifhe Schule er-
ringen?). Dieß gelang aber auch feinem Berehrer, Ferreira?)
eben fo wenig, obwohl cr in feinem Eiferfüchtigen (Cioso), dem
eiſten Characterluſtſpiele des modernen Europas, einen faulen
St feiner Ration berührte und in der Entwidelung ber Folgen
Diefes Lafters viel Phantafle zeigte. Allein zum Verſtaͤndniß des
Erüds war fhon zu viel Bildung nöthig, und dieſe hatte das
Bolt nicht, bedurfte fie auch zu feinen lieben Fargas nicht, deren
grobe Spaͤße es ohne Mühe begriff. Daher blieb diefes und
feine anderen Stüde auf die Darfielungen bei Hofe, auf ben
liniverfitäten und Schulen befhränft, und konnte nicht ine
Volk eindringen, was noch weit weniger mit feinem Trauer:
fpiele Ines de Caſtro der Fall war, der zweiten regelmäßigen
Tragödie der neueren Zeit (die erſte wur Triffino’8 Sophonisbe),
worin fih der Geiſt des mittelalterliden Chriſtenthums geſchickt
mit der griebifchen Würbe gepaart zeigt, aber leider ber leben⸗
digen Handlung und aller Theatereffecte ermangelt, wozu noch
mehr feine Anwendung der Chöre beiträgt. Auch Camoens)
gab eine nit mißlungene Bearbeitung des Amphitruo und
11
164 Poeſie in Portugal.
wußte in feinem Filodemo bie fonderbare Excentricitaͤt ber
Abenteurer feiner Zeit treffend zu malen, allein die in feinem
Seleucus auftretenden Griechen find aute Portugieſen, wie fie damals
lebten. Endlich war zu feiner Zelt aub Jeorge Berreira de
Basconcellos (+ 1585) beliebt, allein feine 3 Luſiſpiele (Ufro-
sina, Ulissyppo und Autografia) find wegen ihrer pedantiſchen
Gelehrtihuerei und ihres widerwaͤrtigen Moralifirens jeht nicht mehr
lesbar, und fonnten auch Damals ſchon nicht die Autos und Fargas‘),
die Portuglefifhe comedia dell’ arte, verdrängen, neben beuen
Ah durch Simon Madhado’) jme an Unwahrſcheinlivleit
Die Autos noch weit übertreffenden Zauberfpiele (comedias ma-
gieas) einbürgerten, die bis ind 18te Jahrhundert belicht blie
ben, während jene durch die lateiniſchen Tragicomödien, welde
die Jeſuiten in ihren Gollegien aufführten, und womit fie den
großen Haufen nod mehr verbummten, immer weiter in den
Hintergrund gedrängt wurben.
1) ©. Barreto Fejo e J. G. Monteire, Ensayo sobre = vida Y
escrite de 6. V., vor f. Obras a. a. ©. T. I. p, I—-XXXIV. Bel
mann b. Prug Lit. hiſt. Taf. 1843. p. 210sq. — Compilagas de 10das
sus obras, a qualsereparteem cinco libros. Lisb. 1562. fol. 1586. 4.
Obres, corr. e emend. Hamb. 1834. I. 8.
2) Comedias de Fr. de Sa’ e Miranda. Coimbra 156980. 6.
3) Comedias. Lisb. 1622. 4. ©. Ines de Castro in ſ. PoemasLs-
sit. Lisb, 1771. T. I.
4) Comedia dos Enfatrioes y comedia deFilodemo. Lisb. 1615.1.
u. In |, Obras.
5) Comedia Ufrosina. Coimbra 15€0. Lisb. 1616 1786. 8. Come-
dia Ulysipo, ib. 1619. 1787. 8. Comedia Autografia. ib. 1619. 1787. &
6) &. Samml. dav. fpät. in d. Teatro comico ez. Lisb. 174
—61. IV. 8. Portugs
a portuguezas, p. Simaö Fr. Bonav.Machado, Lisb.
$. 577.
Der zweite Abſchnitt der Geſchichte der Portugieſiſchen
Poeſie in dieſer Periode umfaßt den Zeitraum von 1580 —
1683, und obgleich ebemderfelbe auch der der nationalen Erw
niebrigung iR, fo bat doch der Einfluß bed Camoens das Ueber
gewicht behalten; denn der einmal von biefem gegebene Impuls
riß eine nicht geringe Anzahl bedeutender Männer zu feine
Poeſie in Portugal. 165_
Nachahmung dahin, ohne daß biefe jedoch bloße ſclaviſche Schü,
ler defielben gewefen wären. Ueberwiegend an Talent waren
jedoch nur die Epiler und Bufolifer. Erſtere leiden freilich
noch am Mangel der Einheit und eigentliden Kunfform, ja Re
übertreiben das an ſich fhon Wunderbare allzugern, allein das
für find ihre Darfiellungen und Charactergemälde meifterhaft,
und aud die Schilderung der tieferen Gefühle des menſchlichen
Herzens IR ihnen mei fehr gelungen; beſonders aber in der Be
fhreibung aller zur Nautik gehörigen Dinge haben fie fi als
Söhne der damaligen Beherrfcherin des Meeres gezeigt. Au
ihrer Spipe ſteht Jeronymo Eortereal, der, nachdem er
Judien und Africa bereil, in ber ungluͤcklichen Schlacht bei
Alcazar Kebir gefangen, erſt fpät feine Freiheit erlangte und
eine ſchon von Camoens berührte Epiſode von dem Unglüde
des Manuel de Souza Gepulveda und feiner Gattin Leonora
de Ga, fowie die Belagerung von Diu zu Gegenfländen von
Cyopden madte!). Diefelbe Leonora und die Schlacht bei Al⸗
cazar Kebir ſelbſt beſang fein Freund Luiz Pereira Brandams
aus Porto, der aber an derfelben Ungleihförmigfeit wie dieſer,
leidet, dabei ihm einzelne wunderſchoͤne Stellen von matten Längen
paralyſirt werden). Antike Energie und Würbe vereinigen
Mauzinho Quebedo von Setubal In feinem Alphons dem
Urkaner’) und Babriel Bereira de Caſtro (1572 —
1632) in feiner Ulyssen, worin er die fabelhafte Gründung
Aſſabens Durch Ulyſſes feiert‘), was fpäter auch Joao Gos
mes De Pego md Souza de Macedo?) thatn. Mile
feine Vorgänger übertrifft aber Srancieco Sa e Menezes
aus Borto (+ 1644), der in feiner Eroberung von Malacca,
worin er den großen Albuquerque ebenfo befiegt wie Camoens
in feiner Lufiade den Basco de Gama, was bie Anlage ans
langt, Lehterem fehr nahe kommt‘), Rur an edlem Patriotids
mus kann der tapfere Brad Mascarenhae (1596— 1699)
wit ihm verglichen werben, der bie Freiheitsliebe feines großen
Landomannes Viriathus in einem großen Heldengebicht feierte”),
Endlich find noch Miguel de Sylveira aus Celorico
(+ 1686), der allerdings einen fremden Stoff, den Judas Mac:
cabäus wählte®), und Francisco Botelbo de Moraes e
166 Doefie in Portugal.
Basconcellos, der die Gründung des Reiches Portugal be
fang’), als Epifer zu nennen,
. 1) Naufragio e lastimoso smecesso da perdicam de Man. de
Sousa et de 8. el Dona Liador de Ba sva ınolher et filhos,
vindo da India para este reyno na nao chamada o galiaö grande
8. Joas que se perdeo no cabo de Boa Esperanga, na terra do
Natal: e a peregrinagao que tineraö rodeando terras de Cafres
mais de 300 legoas t& sua morte: comp. en verso heroico et octaua
rima. Lisb. 1594. 4. 1783. 8. Successo do segundo Cerco de Diu, 0
ao. d. M. D. XLVI. ib. 1574. 8. In fpaniiher Sprache didhtete er:
Felicisima vitoria concedida del cielo al seäor D. Juan de Austria
en el golfo de Lepanto de la poderosa Armada Othoınana en 1572.
ib. 1578. 4.
2) Elegiada o Jornada da Africa. Lisb. 1588. 8. 1785. 8. 1785. 8.
3) Alfonso Africano, poerha. Lisb. 1611. 8.
4) Ulyssea ou Lisboa- edificada. Lisb. 1636. 4.
5) Ulissipo, poema. Lisb. 1640. 8.
6) Maluca conquistada, poema. Lisb. 1634. 16.
7) Viriato tragico, em poema heroico. Coimbra 16%. 4.
8) EI Machabeo. Napol. 1638. 4. °
9) EI Alfonso. Paris 1712. 12. El Nuovo Mundo. Barecel, 1701. 4.
$. 578.
Obgleich die Thaten des Broßconnetable von Portugal
Nuno Alvarez Pereira den Francisco Rodriguez Lobo‘)
aus Lelria (ertrant nah 1617 im Tafo) zu einem Heldenge
dichte begelftert hatten, fo würde doch dieſes proſaiſche Madwerl
feinen Namen nicht auf uns fortgepflanzt haben, hätten nicht
feine Hirtengedichte dieſes fo ſchon beliebte Genre noch mehr In
die Mode gebragt. Er hinterließ drei Schäferromane, ben
Primavera, Pastor peregrino und Desenganado, die ihm je
doch nur als Unterlage für feine Hirtenliever und Ganyonen,
von denen einzelne die Anwendung der Affonanzen auch in Portu⸗
gal nachwelfen, dienten, und einige didaclkiſche Eclogn, worin errein
philoſophiſch⸗ moraliſche Reflerionen vorträgt, da er nun einmal
wie feine Vorgänger fi in den Kopf gefegt hatte, das einfür
mige wmatte Hirtenleben eigne ſich am Bellen, das elgentlide
Treiben der großen Welt darzuſtellen. Zu feiner Schule ge
hören Antonio Ribeira Chiado?) und Manuel de
Veija (geb. 1599), der feiner Geliebten zu Gefallen, die ale
eine zweite Heloife in ein Kloſter gegangen war, bie Moͤnchs⸗
Poeſie in Portugal. 107
kutte wählte und in biefer feine berühmten Oden fihrieb?), ſo⸗
wie Pedro de Padilla, der ſich aber faſt nur der Spa
nifhen Sprade zu feinen Dichtungen bediente*).
1) Obras politicas e pastoriz. Lisb. 1723, fol. 1774. IV. 8.0 Conde-
stabre de-Portugal Don Nuno Alvarez Pereyra. Lisb. 1610. 1627.
8. 1785. 8. Romances, Coimbra 159%. 1. 16. Lisb. 1654. 8. Prima-
vera. ib. 1619. O Pastor peregrino. ib. 1608. O desenganado. ib,
1614 4. Für die Proja find von höchſter Wichtigkit feine philofophifchen
Unterhaltungen eines Weltmannes: Corte na aldea oNoites de inverno.
Lisb. 1619. 4. 1750. 8.
2) Bucolica de dez eglogas pastoris. Lisb. 1586. 8. Collecgaö
dos obras eın verso de Aut. R. Ch. ord. p. Bente Jose de Sousa
Fariuha. Lisb. 1783. 8.
3) Laura de Anfriso, poesias. Evora 1627. 4.
4) Thesoro de varias poesias, Madr. 1580. 4. 1585. 8. Eglogas
pastoriles y juntamente con ellas algunos sonetos. Sevilla 1582. 4.
Romancero en el qual se contienen algunos successos que en la
jornada de Flandres los Espaäoles hizieron, con otras historias y
poesias differentes, Madr. 1533. 8. €. Ecloga im Parn, Esp. T. IV. p.2308q.
$. 579.
Reben den angeführten Dichtern find noch einige Lyriker
zu nennen, fo zuerft der Bielfchreiber Manuel be Faria e
Souza (1590—1649)'), deffen Sonette und Eclogen lange
zam Muſter für eine große Anzahl von jüngeren Dichtern dienten,
obgleich er fih in feiner Abhandlung Über das Hirtengebicht
nur als langweiligen Schematifer zeigt, und ber P. Francisco
de Macedo (1586 — 1687), der angeblih mehrere Taus
fende von Gedichten hinterlafien haben fol). Dann folgen bie
Gongoriften, die jedoch im Ganzen der Spanifchen gleichnamigen
Säule vorzuziehen find, Antonio Barbofa Bacellar
(1610— 63) mit feinen Saudades, Licheöflagen aus ber Ein⸗
famteit, an der Spige?), Simaõ Toregao Coelho‘), Duarte
Ribeira de Macedos), Fernan Eorren de la &erba°),
Jeronymo Bahia, defien Polyphemiſche Elegieen fehr zahle
reih find”), und mehrere Anbere®), zu denen man nod Das
Seitenſtũck der obengenannten Nonne aus Merico Ines de la
Eruz, die Donna Violante do Ceo (geb. 1601) redinen
fann, deren muftifchen Lieder eben nur aus bem Herien einer
hinter vier enge Wände eingefpereten hyſteriſchen Jungfrau kom⸗
men konnten’). . Andere myRifche Gedichte verfaßten der Jeſuit
168 Poeſie in Portugal.
Simas Eamoens!), Mendes de Barbuda e Bascons
cello8!), die Benebictinernonne Marla de Mesquita
Pimentel (+ 1661)%), Luiz de Tovar!’) und Manoel
Thomas (1585 —1665)'*), wogegen die geiftlichen Lieber dee
Andre Nunez de Silva zu den beften Erzeugniſſen dieſer
Periode zu rechnen find!) Mehr Miscelandichter waren Bon:
zale Eoutinho'%, Manoel Galhegos (1597 —1669),
Verfaſſer des beften comiſchen Heldengedichts ber Portugleien,
der Gigantomachie“), D. Lucas de Portugal"), D. Ma:
noel de Portugal!) (+ 1606), der aber fu Alles In
Spanifher Sprache ſchrieb Somes de Dilyveira”) und
Gusman Soares (+ 1675)?'). Einige Epopden von gering.
erem Werthe verfaßten nody der durch feine Romane bekannte
Buchhändler Laurengo Craesbeeck (+ 1670)%, H. A.
Gomes“) und Manuel Moreira Pita?). Als burleslen
Dichter nennt man Jacinto Freire de Andrade (1597 —
1657), deſſen Fabel von Bolyphem und der Galatea die Bongoriften
und ihre Polyphemen perfiflirt?°), als Didactifer aber it von Be
deutung, befonders in Ayfififcher Hinfiht, Don Francisco
de Moura Roliim”), und als befreibender Dichter Eloi
de Soto Mayor?) Was mdlih das Theater anlangt, fo
ſank dieſes in dieſer Periode gänzlich, fo dag Spaniſche Schau⸗
ſpieler in Liſſabon Spaniſche Stücke darſtellten, und nur We
nige mehr für ſich als für die Bühne ſchrieben. So hinterließ
ber blinde Balthafar Diaz”) aus Madrid mehrere Autos,
und der ältere Graf Luiz Ericeyra (1632—90) band»
ſchriſtlich einige Luflfpiele, denn die Trauerfpiele des Manoel
Galhegos, unter denen feine Marla Stuart das beſte if, fön-
nen ald in Epaniſcher Sprade gefchrieben, bier nit In Be
tracht kommen.
1) In ſ. Fuente de Aganippe. T. I. u. IV.
2) f. Niceron Mem. T. XXXI. p. 317 sq: -
3) Obras poetices, Lisb. 1716. 8.
4) in b. Fenix renacida T. 1].
5) Obras. Lisb. 1743. 1767. II. 4.
6) in d. Fenix renac. a. a. O.
7) in b. Fenix renac. a. a. D.
8) Geſ. f. fie in d, Fenix renacida ou obras poeticas dos melho-
Poeſie in Portugal. 169
res engenhos poriuguezes, pub}. p. M. Pereira da Silva. Lisb, 1717
—46, . 8.
9) Parnaso Iuzitano Je divines e hamanos versos composto pela
madre Violante de Céo. Lisb. 1733. II 8. Rimas varias de la madre
soror Violante dei Cielo. Rouen 1646. 8.
10) im Fenix renac. a. a. OD.
11) im Fe. ren. T. II. p. 3 sq.
12) Ir Gedicht von der Kindheit Epeifti iſt noch ungebruct
13) El Santo Antonio. Lisb. 1616. 8.
14) Insulana, poema. Amberes 1635. 4.
13) Poesias varias, Lisb. 1671. 8.
16) in db. Fenix renac. a. a. D,
17) La gigantomachia ma, Lisb. 1628. 4. Obras varias al
338 de buen Retiro. "Bıbar. 1637. 8. Templo de memoria. Lisb.
1630. 4.
18) Psaumes, en latin et franc. Paris 1619. 16.
49) Obras. Lisb, 1607 8.
20) Idylios maritimos, Lisb, 1617. 8. Poeme historico as acco&s
del rei D. Joas I.; Sonetos heroicos al rei D. Joaö IIII. ib. 1641. 8.
21) Luzitanie restaurada, poeme her. Lisb, 1641. 4. Rimas va-
rias en alabanca del Principe. Porto 1630. 8.
22) Sylvia de Lisardo, recopilada. Lisb. 1668. 4. 1784. 8.
23) Academiss morales de las Musas, Bordeaux 1642. 4.
24) Poema africano, sucessos de D. Fern.Mascarefas, general
de Cepta, en el decurso de seys aüos que lo fue de Traujar. Ca-
diz. 1633. 4. Spaniſch.
„25) Verias poesias de Paulo Gongalves de Audrade. Lisb. 1629.
Coimbr. 1658. 8. geben ihm nichts an, unferes Freire Andr. Ged. flehen im
Fenix renac. T. III.
25) Dos novissimos. Lisb. 1623. 4.
7) ©. Ged. in db. Fen. renac.
28) Auto del Rey Salamad. Evora 1612. 4. Lisb. 1613. 4. Auto
da Paixaö de Christo metrificada. Lisb. 1613. 1617. 1633. 4. Auto
de 8. Aleixo. ib. 1613. 1625. Evora. 1616. Lisb. 1838. 4 Auto de
S. Catherina V. e M. ib. 1616. Lisb. 1625. 1633. 1659. Anto da
Feira da Ladra. ib. 1619. 4. Conselho para bem cazar. ib. 1633.
4. Auto da Malicia das Muilheres. ib. 1640. 4. Historia da Empera-
triz Porcina mulher do Emperador Lodonio de Roma. ib. 1660. 4.
Auto do Nacimento de Christo. ib. 1625. 1665. 4. Tragedia do Mar-
quez de Mantua, ib, 1664. 4.
$. 580,
Ws nun das Haus Bragana die Spaniſche Ufurpation
verdrängt hatte, beginnt zwar auch für die Poeſie eine neue
170 Poeſie in Portugal,
Aera (mit 1683), allein die eigentliche Vertreibung bes Spa
niſchen Geſchmacks und der Prädomination des Gongorismus
hebt erft mit dem Anfange des 18ten Jahrhunderts an, wo der
Graf Francisco Kaver de Menefes d’Ericeyra (ge.
1673, ge. 1743), der intime Freund Boileau's, deſſen Poctil
er überfegt Hatte, mit allen Kräften darauf binarbeitete, die Poefie
feines Baterlandes nad den PBrincipien deſſelben unszugefalten,
was Ihm indeſſen eigentlih nur in der Form gelang, dem
durch inneres Genie den Mangel eines Camoens zu fuppliren,
war er durchaus nicht befähigt genug. Dieß zeigt fi Far an
feinem großen Epos, ber Henriqueida, worin er die durch Hein
ri von Burgund, den Eidam Alphons VI. von Caftilien, be
werfftefigte Eroberung Portugald aus der Gewalt der Mauren
feiern wollte, aber duch ſchoͤne Berfe und einzelne gelungen
Stellen die Nadtheit und Kälte des Ganzen nit verfledm
konnte‘). Beffer gelang diefes dem 1735 verſtorbenen Schah⸗
controlene Joſe de Couto Piffana?). Andere gleichzeitige
Dichter find noch der Gefchichtfchreiter Antonio Lopes Ear
bral, der berühmte Mufifer Marquis Lesbio (J 1709),
Joad Jorge de Carvalhod), der ein recht gelungenes he
roiſch⸗ komiſches Gedicht, Gaticanca, der Hunde» und Katzen⸗
krieg betitelt, hinterlleß, Sofe da Eofta, der In feinen Pochen
den Gongorismus wieder zu Ehren bringen wollte, aber ſich blob
lächerlich madtet), Carlos d'Oliveira, Miguel Maurizio
Ramalho?) und der Maler Vieira, der feine Lebengsgeſchichte
in einem Iyrifchen Epos gefungen hat: Auch ein “Dramatifer
wird genannt, Antonio de Lima Barros Bereira, ob
gleih er nur Prologe fhrieb‘), Gleihwohl waren alle biee
Verſuche nichts Anderes, als das ſchwache Auffladern einer bem
Auslöfhen nahen Rampe, bis unter Bombal, jenem flugen Staate:
manne, der Nefibetifer Lutz Antonio Berney durch feine
Anwelfung zum Stubiren diefer Apathie ein Ende machte und
die Dichter Diniz da Eruz, Manuel Nicolas, ERevan
Negrao und Theotimo Gomes de Carvalho ſich nad
dem Mufler der Italläner zu einer Geſellſchaft der Arcadier ner
einigten, wo wie bei dieſer Jeder einen Schäfenamen erhielt
und Alle anf die Veredlung und Berfeinerung bes Geſchmads
Poeſie in Portugal. 171
durch eigene Leiflungen hinguarbeiten hatten. Allein Innere Zwi⸗
Rigfelten führten bald bie Auftöfung diefer Verbindung, die glüdlicher
Weife durd die Königliche Academie der Wiſſenſchaften (1778) erfegt
ward, herbei. So hat denn dieſe Zeit einige ausgezeichnete Köpfe her
vorgebracht, wie den unelgentlih fo genannten Portugieſiſchen
Pinder Antonio Diniz da Eruz e Stiva, der zwar in
frinen ypatriotifch » begeiflerten Oden alle großen. Männer feiner
Ration verewigt hat, aber als Satirifer doc weit, höher flebt,
denn fein zufolge eines in der Kirche zu Elvas zwiſchen dem
Bifhof und Dechanten bei Gelegenheit der Lieberreihung bes
Weihwedels entflandenen Streits gefertigtes lomiſches Heldengedicht,
Hyssope, würde ſchon durch feine Einleitung vom Lande ver
Hirngefpinfte, einem treuen Bilde des Zufanded der damaligen
höheren Geſellſchaft, ihn unfterblih machen). Sein Rebenbupler
Bedro Antonio Barsao Correöy Salema (1735—
75) verdient den Beinamen des zweiten Horaz nur durch feine
treue Nachahmung deſſelben, aber keineswegs durch fein Talent?),
und ebenfo hat Domingo dos Reis Quita (1723—70)
als Idyllendichter zwar manche der Klippen, an denen die alten
Glaffifer anſtießen, geſchickt umſchifft, allein dafür au durch
feine frangöfifhe Leichtigkeit ihr angeborenes Talent nicht erſetzen
Ionen’). Als correcte Dichter koͤnnen aus dieſer Zeit noch Fran⸗
tises Diaz Gomes'), Magdalena ba Gloria),
Antonio Terreira'?) und Manoel Botelbo de Dlts-
veira”) genannt werden. Was das Thenter anlangt, fo
wurde zwar ſchon aus Patriotiomus die Spaniſche Truppe aus
Liſſabon ‚verbrängt, und von Johann V. eine Stalläntfche Oper
an ihre Stelle gefegt, allein diefe hatte leider die Entfiehung ei⸗
nes Afterfingfpteld ohne Recitativ zur Folge, das, dem franzöfifchen
Vandeville ähneln, feine Erfolge feinen ſchlechten Witzen, dem äußeren
Pomspe und den Decorationen verdankte. Sein Erfinder war ein ger
meiner Jude, Antonio Zofe?), defien rohe Stüde gleichwohl durch
eine gewiſſe natürlihe Comik dem Nationalharasier anſprachen,
und vieleicht eine Art Bortugiekihes Volkotheater hätten herſtellen
föonnen, wenn nicht Ihr Schöpfer feiner Religion wegen 1745
verbrannt worden wäre. Sein beſtes Etuͤck iR der Esopo,
der ganz die Rolle des Arlechino fpielt und Lächerlicher Weife
172 Poeſie in Portugal,
feine Epäße mitten unter dem Spectafel der Perſerkriege her
fügt; jedoch find auch fein Don Quixote und Medea's Zaubereien
nit zu verachten. Unter feinen Nachahmern if S. Syiverlo
da Sylvelra e Sylva, deflen Ines be Caſtro z. B., ein
Tragitomöbie, am Beſten mit den Trauerfplelm, wie fie die
Reyertoire unferer Marionettentheater mit obligatem Harlefin bie
ten, verglichen werden mag. Ein Beweis für den ſchlechten Ge⸗
ſchmack der Nation fl, daß weder Garçaö, deſſen Luſtſpielen
man wahre Comik gar nicht abſprechen kann, was ſich vorzuz⸗
lich aus feinem Neuen Theater, worin er den damaligen Stand
deſſelben in Portugal und natürlich Joſe's Opern durchhechelt,
ergiebt!5), nob Diniz'), noch Manoel de Souza, weldt
den Tartuffe (1769) und einige andere Stüde Moliere's nad
Bortugal verpflangen wollte, noch der fruchtbare Manuel de
Figueiredo“) ein dauerndes Läheln dem Publicum abge
winnen konnten. In Beug auf das Traueiſpiel, für welted
man in biefem Lande niemals viel Einn hatte, machten Br
degade und Quita*) den Verſuc, mit einander einige Stüde
in der Manier der alten Brangöfifhen Claſſiker zu liefen,
allein fie hatten feinen Erfolg, und erſt der Gräfin de Bir
metro") in demfelben Geſchmacke gefchriebene Osmia erhielt
durch ihre Rrönung von Seiten der Akademie (1788) wel
ſtens den Beifall der vornehmeren Befelfhaft, und Joa o Bautife
Gomes) hat durch feine Nova Castro, in ber er übrigens ald
Nachahmer Berreira’s erſcheint, dh unter den Dramatifern de?
mobernen Portugals eine der erfien Stellen errungen, welde ber
fruchtbare, aber Iangweillge Pimenta de Aguiar?!), der br
fonders Stoffe aus der Nationalgeſchichte wählte, niemals er⸗
reihen konnte. Ueberhaupt bat auch die neuefte Zeit nicte
Yusgezeichneted in dem Bade des Dramas geliefert, und mut
bie feit dem Anfange des 18ten Jahrhunderts fehr in Aufnahme
gefommenen Zwifchenfpiele haben durch die komiſche Hatvrlät,
mit der fie den Bollscharacter ſchildern, fi eine dauernde Stelle
auf ber Bühne gefiher. Um nun aber zur allgemeinen Stir
zirung der Poeſie der PBortugiefen im 19ten Sahrhundert zurüd:
zufehren, müffen wir als den Slangpunft derfelben Fran cisco
Manovel de Rascimento?) aus Liffabon (1734— 1819)
Poeſie in Portugal. j 173
bezeichnen, der zwar mehrere Franzoͤſiſche Dichter, wie Lafontaine
(Kabeln), Ehateaubriand (Martyrs) ıc. in feine Mutterfprache über
trug, aber fi doch weder durch feine geheime Bewunderung ges
gen fie, noch durch feinm langen unfreiwilligen (ſ. 1778)
Aufenthalt in ihrem Baterlande verleiten lieb, feine Nationalität
aufzugeben, und in feinen ganz im Geifle des Horaz gedichteten
Open, Satirn und Eyifleln freilih fo voll blinder Verehrung
des Antifen if, daß er fogar den nationalen Reim verbannen
wollte. Seine Sönner, Antonio de Araujo de Azevedo,
Graf von Barca (+ 1816) und de Brito (+ 1826) haben
wenig Selbſtſtaͤndiges geliefert, wogegen Domingo Marimiano
Torres (+ 1809) als Hirtendichter ziemlich glüdliid war?)
md Antonio Ribeiro dos Santos”) mit Recht als eis
ner der Neformatoren der modernen Poefie genannt wird, wie
denn auch feine Ueberfegung des Homer ihrer reinen Sprache
wegen nur mit des Azevedo Souza da Camara's lichen
tragung mehrerer Stüde Boltalre'6 verglichen werden fann. Als bes
roifche Epiler werden noch Luiz Raphael Soye?), Joſe Ana⸗
Rafio da Eofa e Sa”), Alvares do Driente“),
Trancisco de Pina Mello”) und Erancisco Joſe
de Santa Rita Duras”), al fomifher Manoel Silva
Alvarenge”), als beſchreibender im Geſchmacke Delille's J.
M. da Coſta Silva’) und als Satiriker Miguel do
Eouto’Buerreiro”) aus dem Schluſſe des 18ten Jahr⸗ |
bundertö genannt. Leider ward jedoch ihr Zeitgenofie Baus
lino Cabral de Basconcellos”), Abt von Jazenie, deffen
treffliche Sonette die Eyicuräifhe Lebensweisheit mit Horazifcher
Eleganı pretigen, weniger populär als der füßlibe Manoel
Marta Barbofa da Bogage (1768—1803), weil dieſer
in feinen leidenſchaftlichen Sonetten die Gefühle und Phafen ei⸗
ned vielbewegten Lebens und glühenden Herzens auf eine Weiſe
zu ſchildem wußte, wie fie eben jedem feiner Landsleute natürs
ih war, und fo hat er auch nicht weniger in feinen Kifcher-
idyllen reuffirt, obgleich feine in Indien auftretenden Berfonen
alluſehr den Portugieſiſchen Character verrathen, und er in ſei⸗
nen nüchternen Oden leider zugleih den Grund zu dem Eima- .
nismo, dem modernen Gongorismus, legte”). Uebrigens hat
174 Poeſie in Portugal.
er ſich font noch far in jeder Dichtungsart verfucht, wie auch
fein Nebenbuhler Joſe Agofinho de Macedo”), dem ie
doch das Epos (der Orient, eine Nachahmung der Lufiade, ob⸗
gleih er In der Vorrede Camoens für einen Schüter der Ita⸗
Häner und Spanler erflärt) weit weniger als das Lehrgedickt
(008 Nakdenfen und Ravton) gelang. Sonſt rühmt man noch
die Heltengebichte ded Francisco de Paula Medina de
Vas concellos *) aus Madeira (Zargucida, nad dem Na
men eine® berühmten Seefahrer8), des Antonto Zofe Oſo—
rio da Pina Leitäo“) Affonsiada oder Gründung der Por⸗
tugiefiſchen Monarchte, des Roque Carvalho Moreira”)
Apologie des Haufed Braganıa und des Thomaz Antonio
dos Santos e Silva Eroberung von Brafilien?), Als
Meberfeber von Pope's Menfhen und Milton's verlorenem Para
diefe wird der Satirifer M. T. I. Bento Marta Targini
Nicomte von San Rourenco von feinen Landeleuten fehr
hochgeflelit, ebenfo der Weberfeger des Virgil M. F. de Boria
Garcças Stodler, der fih jedoch wie der ſatiriſche Eonettif
Ricolao Zolentino de Almeida”), Joao Xavier de
Matos*), Mathbao”), Joaquim Fortunato Vala—
dares Bamboa”), der Braſilianer Manoel Claudio da
Coſta“), ein lieblicher Petrarchiſt, der Vicomte Palmella, Pato
Monitz, Pedro Lopez Feliciano, der blinde Feliciano
de Caſrilho*s), J. V. Pimentel Maldonados), An—
tonio Pereira de Souza Eoldas”), Antonio Correa,
Luis de Silva, Mauzinho d'Albuquerque, der claffifde
Bucolifer Monteiro da Rocha und die Damen de Bals
famad, Francisca de Paula, Pozzolo da Coſta un
die Ueberſetzerin von Wieland’8 Oberon Frau von Deynhaus
fen mit vielem Glücke im Genre der Lyrik verfuht hat.
Endlich find noch die Verfuhe Caſtilho's und des Alerandre
Herculano de Earvalho*), fowie des befonderd durch fein
lyriſches Epos Adozinda berühmten Wefthetifers 9. V. Leitas
Garrett") für bie Reform des Rationaltheaters anzuerfennen,
welche fie theils durch Meberfegungen (auch Caetano Lopes
de Moura überfehte 1841 Kotzebue's Menſchenhaß und Reue),
theils durch eigene Arbeiten, worin freilich Barrett am We
Porfie in Portugal. 175
nigſen glüdlih war, zu bewerkſtelligen ſuchten, aber bei weitem dem
Pedro Rolasro”) da Cunha, der denfelben Zwed verfolgte,
nadanden. Was endlich noch den Profaroman anlangt, fo kann
man fogen, daß dieſes Fach In Portugal gar nit eriftirt, denn weder
Natheus Rinenro’s°) Carlos und Rofaura, noch Lobo's
Ehäferromane, noch J. Moreira’s Karl der Große”), noch
Craesbeeck's Eylvia, noh Theodor Almeida’d Feliz
independenie”) find cigentlihe Romane, und was bie Ro»
vellifik angeht, fo verdienen weder die Erzaͤhlungen des
6, Fernandez Trancofo‘), noch die 12 Novellen des
Antonio de Escobar”), noh die des Gaspar Pirez
de Nabelo“), noch des Felix da Kaftanheiro Turas
tem”), noch aus der neueſten Zeit des D. Felir Moreno
de Monroy’®), und ob Re glei Originalarbeiten find,
eigentlich Erwähnung, und einige Novellenfaminlungen, bie man
1784 zu Liſſabon und 1820 zu Nio Janeiro machte, enthals
im faR nur Ueberfepgungen aus dem Franzöfifhen, und aud)
diefe nicht einmal von bedeutenden Autoren.
, 1) Henriqueida, poema. Lisb. 1740.4. Fabulas de Ecco y Nar-
ciso. ıb. 1729. 4.
2) Quiteria la santa e Lisb. 1715. 8.
3) Gaticanes, poema heroico-comico. Lisb. 1715. 8.
4) O Imeneo dos Menezes e Castros. Lish. 1740. 8. Nova sta-
ia ex epigrammatum salibas. ib. 1741. 4.
5) Lisboa reedificada, poema ep. Lisb. 1784. 4,
6) Floresta Apollinea, Lisb. 1720. 8. Rasgos metricos em varias
Poesias. ib. 1742. 8.
7) Odas pindaricas de Elpino Nonacriense. Coimbra 1801. 12.
Poesias de A. Diniz. da Cruz. Lisb. 1807-14. IV. &. Collecgaö de
esias ineditag dos melhores autores porluguezes (de A. Diniz
da Cruz, de Jose Basilico de Gama, de J. Ani. de Canha e de ou-
rss poetas) Lisb. 1809-11. III. 12. Ohyssope, poema heroi-coinico.
—* —37 1822. 12. Le goupillon, trad. du port.p. M. Boissonnade.
s . 12.
8) Obras poeticas. Lisb. 1778. 8. Rio Janeiro 1812. IT. 12.
9) Obras poeticas. Lisb. 1766. 8. Ed. II. corr. emend. e augm.
@ as obras posthumas e vida do author. ib. 1781. II. 8.
10) Obras poelicas, Lisb. 1799. 4. j
11) Orbe celeste, poesias da Leonarda Gil daGama „(Magd, da
Gr), Lind, 1742. & ⸗
176 Poeſie in Portugal.
12) Musica Jo Parnaso, dividida em quatro choros de rimas
portaguezas, castelhanas, italianas e latinas, con seu descante co
ntico, reduzido em duas comedias. Lisb. 1705. 4.
13) Poemas Lusitanos. Lisb. 1771. II. 8. .
14) Operas Portuguezas quo se representaram ho theatros pe-
blicos desta Corte. Lisb. 1746. II. 8. Theatro comico Portuguez o8
Collecgadö das Operas Portuguezas que se representaram etc. ib. 174
61. IV. 8. 1787. Ed. IV. II. 8.
15) f. d. Proben im Parnaso Lasit. T. V. p. 389 2q.
16) Proben im Parn. Las. T. V. p. 425 sq.
17) O Teatro Portuguez comico e tragico. Lisb. 1804-6. XI1.8.
18) Proben a. f. Inez de Castro im Parn. Lus. T. V. p. 331 0.
19) Osmta, Trag. de assumpto Portagnez em cinco aclos, co-
roada pelo Academia Real das Sciencias de Lisboa em 13 de May0
de 1788. Ed.II. Lisb. 1795. 4. Prob. im Parn. Lus. T. V. p. 31 91:
20) Nova Castro. Paris 18338 12. Proben im Parn. Lus. T. V.
p. 361 sg.
21) Teatro tragico portuguez. Lisb. 1815—20. X. 8.
22) Obras completas de Filinto Elysio (Fr. Man. da Nasc.).
Paris 1818-19. XI. 8. Versos de Fil. Elysio, ib. 1797—1802. IV. 12.
23) Versos. Lisb. 1791. 8.
24) VIII epistolas im Parn, Lusit. T. V. p. 92 sq. Poesias de
Elpinio Duriense (Ant. Rib. d. 8.). Lisb. 1812. 11. 4.
25) Sonho, poema heroico. Lisb, 1786. 8.
26) Triampho da Innocencia, poema epico. Lisb, 1785. 8.
27) Lusitania transformada Lisb. 1781. 8.
28) Trinmfo de religiad. Coimbra 1756. 4. A conquista de 60%
per Aflonso de Albuquergue, com a qual se fundon o imperio I.
sitano na Asia. ib. 1759. 4. Äs rimas. ib. 1727. II. 8. r
178 wi Camarura ou Descobrimento da Bahia, poema epico. Lisb.
1.
30) O desertor, poema heroico-comico. Coimbra 1774. 8.
31) O passeio. Prob. im Parn. Lusit. T. II. p. 11 49.
32) Epigrammas portuguezas. Lisb. 1783. 8. Satyras em des2-
bono de ınuitos vicios, e elegins sobre as miserias de homen. !b-
1786. 8.
33) Poesias. Porto. 1786-87. II. 8.
34) Rimas. 17%. Lisb. HI. 8. ib. 1806 —14. V. 8.
35) Meditaqao, poema. Lisb. 1811. 1818. 8. Newton. ib. 1813.
12.10 Oriente poema. ib. 1814. II, 8.
36) Poesias Iyricas de Medina. Lisb. 1797. 8. Descobrimen!o
de ilha da Madeıra, poema heroico. Lisb. 1806. 8.
37) Alfonsiada, poema heroico de fundacad da monarquia pot-
tugueza pelo senhor rey D. Alfonso Henriquez. Bahia. 1818. 4.
Sranzöfifche Poefie. 177
98) Braganceide. Lisb. 1820. II. 8.
39) Brasiliada, poeıma em 12 cantos. Lisb. 1815. 8. _
40) Obras poetices. Lisb. 1801. II. 8.
41) Rimas. de J. X. de M. entre os Pastores da Arcadia por-
tuease Albano Erithreo. Lisb. 1770. ib. 1782. III. 8.
12) Porsias. Läsb. 1802. 8.
4) Obras poeticas. Ed. H. Lisb. 1804. II. 8.
4) Obras poeticas. Coimbra 1768. 8.
45) A Primavera, collegae de metos, Lisb. 1822. 1837. &
Certas de Echo e Narciso. Paris 1836. 8. A noitedeCastelho. Lisb.
* & Amor 'e ınelancolia o a novissima Heloisa. Coimbra
46) Fabela von ihm im Parn. Lusit. T. IV. p. 446 2q.
47) Obras poeticas sacras e profanas — com as notas e ohaer-
vacdes de Fr. de Borza Gargo. Stockler. Paris 1820—21. II. 8.
vu voz de propheta. Lisb. 1837. 8. A harpa do crente. ib,
8). Camots, poenia em X cantor. Paris 1825. 8. Dona Branca
on a conquista do Algarve, obra posthuma de J. R. ib, 1827, 8.
Adorinda, romance. Lond. '1828. 8.
°
50) Prob. a. f. Trauerſpiel O triumpho da Natureza (Lond. 1809,
8.) kb d. Parn. Lus. T. V. P⸗ 373 4. '
W 51) Ratro de cuidados e vida de Carlos e Rosaura, Lieb. 16886. |
52) Historia do imperador Carlo Magno. Lisb, 1728-97..H. 8.
53) O feliz iodependente. Lisb. 1786. Il. 8. of. La muger felim,
rdiente del ımundo y de la fortana, poema, su autor el Filo-
io iuepgnido (ei P. Amdres Moriuo). Miadr. 1786. III. 8.
%) Los contas e histarisa de proveyto e exemplo. Lish. 1585. 4.
us. ind, Bibl. d. Rom. 1778, Avril. p. 178 14
55) Doze nowelas de Gerardo. Lisb. 1674. 4.
‚56) Norellas exemplares. Lisb; 1630. 1701. 8. Infortanios iragi-
cos de Constante Floriuda. ib. 1625. 8. .®.
57) Seram politico, abuso emendado etc, Lisb. 1704, 4. -
38) Lancas de venturas, a tasos do desgraga e heroismo da vir-
Inde, Lisb, 179. VI. B. Ed. ul. ib. 1818. 8
$. 581.
Gehen wir jegt wieder über die Pyrenden nah Frankreich
iaräd, welches auf die Bildung des betzten Abfchnitted der Spas
niſchen und Portugieſiſchen Poeſie einen fo: weſentlichen Einfluß
geäußert hatte, fo haben wir zuerſt mit der Epoche ded begin⸗
unden befiern Geſchmacks in der Poeſte dieſes Landes ıu ber
genen, welche theilo durch die immer zunchmende Ausbreitung
Gräfe, Handduch d. Literãtgeſchlchte. II. 12
178 Franzoͤſiſche Poeſie.
der Buchdruckerkunft, theils beionders durch Franz I. (1494 -
1547), deo Pere des lettres, Liebe zu den ſchoͤnen Kuͤnſten, de
er ja durch eigene wohlgelungene Verſe beibätigte"), und be
Margarethe. von Baloid, feiner Schweſter, Gemahlin ii
Könige von Navarra Henri d’Albert, eifriges Anſchließen an di
jebt auftaucdhenden Dichtergenies (1492 — 1549) ?), herbeigeführl
ward. Obgleich die fie umgebende Dichterſchaat eigentlich nur die Ab⸗
leger zweier mitten unter den Feſten des gerdufc . und glanpoller
Hofes aufgetauchter Genies waren, die bei allen ige, in iger
äußeren Stellung liegenden Fehlern dennoch, d. h. freilich der
eine mehr als der andere, das große Verdienſt haben, eine Re
form in der Sprache mit Hilfe der Griechen, Romer und Sta
lianer hervorgehradt zu haben, welche wenigfiens der. —*
Critik zeigen konnte, wie die Nationalſprache im Stande ſei, Rd
In alle möglide Metsa zu fügen und alle Schwierigkeiten ha
Berskunſi gu überwinden, fo daß fpäter dem Malherbe der El
über fie ungemein erleichtert war, Clement Marot?), da
Sohn des Kammerdieners Ludwigs XII. (geb. 1495), Jean
Marot’s (14571517, oder 1468-1523), Debutirte bei
dem jungen König Franz mit einer gelungenen Nachahmung ded Ro
mand von der Rofe, dent Temple de Cupido, und ward dann Page
bei der genannten Margarethe, zu der er fpäter eine ſtraͤfliche Neigung
faßte, weöhalb er aus Frankreich fliehen mußte. Zurüdcgekehrt, er⸗
heit erzwar ſeined Baters Stelle als königlicher Rammerbiener, warb
aber bald des Calvinismus verbädtig; ber Ketzerei angeklagt,
mußte ev nach Genf flüchten, und farb, als er- Dort feiner fie
derlichkeit wegen fortgewiefen worben war, im Elend zu Turn
oder Ferrara 1544, Obwohl er fih in fehr verſchiedenen
Dichtungsarten verfucte, fo war er doch in der Satire und den
Epigramm, worin fein Humor ihn zum zweiten Villon malt,
forvie in der Epißel am Glücklichſten, und fein heiterer, für
hafter Ton rief fogar den Style Marotique ind Leben; allen
feine Ueberfepumgen der Pfalmen, des Ovid und Birgit find
matt und farblos. Indeſſen hatten dieſe Muſter ſelbſt keinen
überwiegen Einfluß auf ſeine Bildung, denn er blieb immer
reh, win Verehter der alten Poeten feiner Nation, wenn ihm
auch die antifen gefickn. Zu feiner Schule gehören num no
Franzoͤſiſche Poeſi. 179
Bictar Brodeau (1500—40)°), Maurtee Scave, (bis
nach 1548), der geſchickte Epigrammatiſt), Mellin de St
Gelais“), Neffe des berühmten Octavien de St. ©. aus
Angeuleme (geb. 1491, geſt. 1658)), deſſen Rondeaux eine
allerliche Rundung und Pointe haben, und Frangois Ha⸗
bert) (1520 — 63 — 74), der Erfinder der Doppelreime, aus
Menden, deſſen pifteln Ach beſonders durch eine gewiſſe feinen
Zeugenoſſen mangelnde Energie des Characters ausgelium,
Ziemlich gleichzeitig mit dieſer allerdings faR ohne Ausnahme
etwas frivoln Säule war aber die Moral und Platoni—
(de Philoſophie zur Schau tragende der Iehten Apologeten des
Rittertfums, welche befonders durch Franz I. unterfliägt warb, Diefe
vereinigt in ihren Leiftungen alten jenen pedantiſchen Bombaſt von
Piien Liebeoflos leln und Dunkeln Allegorieen, an welchen Don Quirote
fo zei it, und warb vorzüglich durch bie Ueberſetzer der Ama⸗
Wirsmme, Nicolas de Herberay Seigneur des Effars
(f 1552) an der Spitze, gegründet. Die dazu gehörigen Min
eier hatten alle eine Dulcinea und eine Devife, für die fie
Hupften, und daher kommen benn jene Iangwelligen Gedichte des
Jean Bouchetꝰ) aus Poitiers (1475— 1555), des traverseut
des veles perblleuses und Ueberſetzers von Brands Rasrenfchiff,
des Migeld’Ambotfe') aus Neapel (L500— 47) Poschave
fsrtang, des Sean Leblond (aus Eoreur + 1550) Phumbls
aspiram!!), des Francois Habert le hannk de Itesse x.
Zum Breife ihrer eingebildeten Schönen ſchrieb der Biſchoff vom
Die Intoine Heroet, genannt la Maison neyve, feine Amyo
Parlaite), La Broderie feine Amye de courꝰ), bie Charleso
Gontaine'H aus Paris (151590), auch durch feine Schrift
gegen Ronſard (Quintil Horatian) befannt, in feiner Conir
anye wieder herunterſetzte. Merkwuͤrdig ſticht nun aber von
dieſen jept mit Recht vergeſſenen Dichtern der Vollsdichter und
Geilihe Roger de Eollerye!‘) aus Parls (15 40) ab, ver
als Prototyp des Roger Bontemps, auch der Veranlafſſer der vielen
aun bald auftauchenden Sammlungen von Joyeusetes und Epitaphes
A, die jetzt noch gern gelefen werben. Was endlid das Theater
während diefer Zeit angeht, fo warb in Bezug auf die alte
borm der Moralites und Sotties weiter fein Sritt zur Res
| 12 !
180 Sranzöfifche Poeſie.
form gethan, als daß Pierre Gringore!“) (Gregolre, Grin
goire) aus Lothringen (gef. 1547—8), der Direstor der lu⸗
ſtigen Geſellſchaft der Einfans Sans-Souch, 1512 eine Trilogie,
le jeu du prince des sots, 'homme obstine und La farce
de fsire et dire, in der Charwoche aufführte, worin er mit
der beißenden Schilderung des damaligen ſittlichen und religlöfen
Zuſtandes bei Hofe und im Volke eine politifche Abſicht vers
band, nämlich das Aufhetzen des Ichtern gegen den Papſt Jo⸗
lius II., mit dem Ludwig XII. damals in Krieg verwidelt war.
Seine übrigen Stüde, unter denen bie allegoriichen die ſchwaͤch⸗
Am find, enthalten alle viel natürlichen Wis; allein ihn darum ben
Sranzoͤſtſchen Ariſtophanes zu nennen, geben fie Telne Urſache.
Aule dieſe Dichter gehören num eigentlich nur zu den Borläufen
der Reform, obwohl Thomas Sebillet in felner 1548
erſchienenen Art poetique Alain Chartier, Jean de Meng,
Element Marot und Mellin immer noch ald die alleinigen Div
ſter binflelt. Da trat Joachim du Bellay mit feine
Illustration de la langue francaise auf und wies Darauf hin,
daß Marot zwar wegen feiner Leihtigfeit im Verſemachen un
ſeines Feſthaltens an der gewöhnlichen Sprechweiſe nicht zu verachten,
aber die Sprache der Franzoſen noch zu etwas Höheren
fähig fel; um dieſen edleren Styl zu erreichen, muͤſſe man
Die. Griechen und Römer nicht blos überfegen, fordern burd
Nachahmung ſich ihren Geiſt anzueignen ſuchen, jene pie
lereien der altfranzoͤſiſchen Poetik, die Rondeaux, Balladen, Vire⸗
lets, Chanſons, Chants Royaur, die den Geſchmack verduͤrben,
wegwerfen und ſie mit dem Epigramm Martials, den Oden
und ber Satire des Horaz vertauſchen, und die bisherigen
Farcen undMoralitäten durch die antife Tragödie und Comoͤdie
zu erfegen ſuchen.
t) ©. poetifchen Spielereien b. Anguis, Pottes franc. jusqu’a Mal-
herbe T. III. p. 1—-3% u. Annal. po£tigues. T. I.
2) Le Miroir de lame pecheresse, ouquel elle recognoist ses
faultes et pechez. aussi ses graces 7 benefices a elle faitez p Jesu-
christ son espoux. La Margnerite tres noble 7 precieuse sest pre
posee a ceulx qui de bom cueur la cherchoint. & Alencon 1531. %
1533. Lyon. 1538. 8, Marguerites de la Marguerite des princesses,
tres-illustre royne de Navarre (publ. p. Sylvias, dit de laHaye).
Lyon. 1547. TI. 8. 1549. II. 16. Paris 1552. 1554. II. 16. ſ. Goujel.
F. XI. p. 404 sq, Lettres de M. d’Angoul. soeur de Frangois I.
Zranzöfifche Poeſie. 181
publ. depr. les mas. de la bibl du roi p. Genin. Baris 1841 —
2.1.8.
3) &. St. Marc-Girardin et Chasles, Tabl, de la litt. franr. an
xYl. sitdle. Paris 1829. 8. p. 67 sq. St. Beuve Tabl. hist. et cr. de
la po&sle frang. et du Theätre frang. au XVi s. Ed. rev. Paris
18%. 8 p. 19 ag. Nachtr. zu Sulzer Sn. I. p. 141 sq. Niceron. T.
XVI. p 168 sq. Goujet Bibl. Fran. T. XI. B 37 sg. — L’adole-
sceuce cimentine autremeut les oeuvres de CL M. de Cahors, var
let de chambre du roy composdes en Idge de son adolescence et
plusiears oeavres du dit M. Paris 1532, 8. u.öft. ODeuvres — augm.
de deux liures Depigrammes, Et duug graud nembre daulires
veuures par ci deuant non’ imprimes. Le lout songneusement par
lu mesmesreuen et mieulx ordoune. Lyon 1538. 8. u. öft. Oeuvres.
äla Haye 1700. 12. augın. av. l. oeuvr. de J. et de Michel M. acc.
dune pref. hist. (p. Nic. Lenglet du Fresnoy) à la Haye. 1731. IV,
4 od. VI. 12. Nouv. ed, rev. av. d. not. hist, et un gloss. p. M. R.
Auguis. Paris 1825. V. 18. Oeuvres compl. Nouv, éd. augm. d’um
esai sur la vie et L ouvr. de Cl. M. de not. hist. et crit. et d’us
loss. (p. M. F. Lacroix) Paris 1823. III. 8. Oeuvres choisjes acc.
not, hist, et litt. p. Despres. Paris 182%. 8.
4) Jan Marot de Caen sur les deux heureux voyages de Genes
et Venise, victorieuseinent ınys a fin, par le ir&s-chrestien Royg
Loys MI. Paris 1532. 1533. 8. Recueil des oeuvres de J. M. ill.
pe£te frang, Epistres. Vers epars. Chantz royaulx. Paris 1536. 1538.
16. Oeuvres. Paris 1723. 1, 8. G. Nicerou T. XVI, p. 97 uq. Goujet
T.XL.p.1sq.
9) Les louanges de Jesu christ notre sawiveur. Lyon 1540.
183, 8 f. Gonjet T. XI. p. 440 0q.
6) &. Goujet T. XI. p. 442 »q. Bull. du Bibl. 1839. p. 718 sg;
— Delie, object de plus haulte vertu, Lyon 1544. 8. Paris 1563. 16.
Sarlsaye. Eglogve de la vie solitaire. Lyon 1547. 8. Aix 1829. 8,
Arion, &glogve. Lyon 1536. 8. Microcosme ib. 1362. 4.
7) Oenures tant en composition, ae translation, ou allusionaux,
Auteurs Grecs et Latins. Lyon 1537. 8. Oeuvres poetiques. Lyon
1574, & 1582. 16. Paris 1656. 12. 1719. 12. ©. a. J. F. Costaigne,
F litt, s. la fam. St. Gelais. Angoul, 1836. 16. Goujet T. X1.
pP: ) %q.
8) La jeunesse du Banny de Liesse, escholier estudiant a Tho-
Iote. Paris 1541. 8. Suite. Paris 1541. 8. Le Jardiu de fölicitd avec
la louange et hautesse du sexe feminin, extr. de H.Corn. Agrippa.
Paris 1541. 8. Le combat de Cupido et de la Mort. Paris s. a.
(1%41.) 8. Le Philosophe parfait. Paris 1542. 8. Le songe de Pan-
gruel: avec la deploration du feu messire Ant. duBourg; chanc.
France. Paris (1542) 8. Le Voyage de Phomme riche, faict et
comp. en manitre de dialogue. Troyes 1543. 8. Les trois nouvelles
es, Pallas, Juno, Venus. Paris 1546. 16. Le temple de cha-
stele, avec plusienrs dpigrammes, tant de linvention de l’autenr,
que de la trad. et imit. de Martial 'et autres tes latins. ‚Ensemble
pesieare petits oeuvres po&tiqnes. Paris 1541. 8. ‚L’institution de
a liberalit6 chrestienne avec la mistre et :calamit6 de Phomino
Raissant 'en ce monde. Paris 1551. 8. L’excellenee de u, con-
lenus en dpistres, dixains, haitains, dpitaphes, auee plutteurs 6pi-
182 Sranzöfifche Poeſie.
mmes. Lyon 1856. 16. Les Metamorpheses de Cupido, fils de la
eesse Cytheree, gei se mua en diverses formes. Paris 1561. 8, u.
wiel. A. ſ- Gonjet. T. XII. p. 8 20.
9) Lamoureux transi sans espoir. Paris =. a. fol. La depl-
ration de leglise militante sur les persecutions interiores et exie-
riores. Paris. 1512. 8. Le temple de böne renommee et repos des
hommes et fommes illustres, troune par le traverseur des voiet
illeuses. Paris 1516. 4. Le Labirynth de fortune et selour des
trois nobles dames cöpose par laucieur des rennrs tranersam &
loups rauissans surnomme le traverseur des voyes perilleuses. Pa-
ris (1522). 1524. 4. Le Chappelet des princes. Cinquäte rödeaulx
et cinq ballades. Paris 1536. 8. Opuscules da trav. d. voyes peril.
Paris s. a. 8. Poitiers 1526. 4. Les triamphes de la noble et amot-
reuse dame et lart de honnestement aymer. ib. 1530. 1532. fol. Pa
ris 1535. fol. u. öft. Les acclamations et epistres et oraisons de la
noble dame amoureuse dicte lame incorporee. cötenät la deploratios
de sa misere. Paris 1555. 8. Les angoysses et remedes damouft.
Poit. 1536. 1537. 4. Le jugement podtique de l’honneur femenin &
seionr des illustres, claires et honestes dames. ib. 1538. 4. Epistres
morales et familieres. Poit. 1545. fol. f. a. Gonjet T. XI. p. Ai
10) Complaintes de l’esclave fortund, avec 20 épttres et 30 ror
deaux. Paris 1529. 8. Le secret d’amoars odı sont contenues ple
sieurs lettres tant en rithme qu’en prose. Paris 1542. 8. Le Pe
thaire de Lesclave fortune. Paris (1530) 8. Lesclave Fortane. I
Babilon aultrement la contusion de Lesciare Fortune. Lyon 158.
8. Les conirepistres d’Ovide nouuellement inventees et composeek
Paris 1541. 8. Aglogue ou carmepastoral, ou est cötenu le sortirde
lesclave fortune et une leitre de par Jay enuoyee a lamy parfaid:
Interlaquuteurs Jehannot et Perrinet. Paris #. a, 4. Les episireste
neriennes de lesclave fortune priue de la court Damours, nonuelle
ment faictes z composdes par luy. Auecüs toutes les oeuvres pa
luy reueues et corr. Paris 1532. 1534. 8. Les cöt epigrames aueoqu@
la vision etc. ib. 1532. 8.
. 1) Le printemps de l’'humble esperant, olı sont comprins plı-
sieurs petitz oeuvres semez de fleurs, fruits et verdure, Par
1536. 16, f. Goujet T. XI. p. 116 2q.
12) La parfaite amye nouuellement composee p. A. H. diet
la Mairon neufue, auec plusienrs autres compositions du même 20°
tear. Lyon 1542, 8. Troyes. s. a. 8. Opuscules d’ameur p. Herott,
La Borderie et autres divins peötes. ib. 1547. 8. f. Goes T. X
p-+1A1 8q. ,
43) L’amie de court nouuellement invente. Lyon 1542. 8. Par
1541. 8. f. Goujet p- 148 a4.
14) La victoire et triamphe d’argent contre Cupido Dieu d’a-
mouna, naguierres vaincu dedens Paris, avec la reponse. Lyon 1537.
16. (d. Antw. if v. La J., d. Geb. |. v. Almanque Papillon): La com
tramye de Court. Paris 1541. & u. m. ar 11 u. 12 in A, de Gut
ara Ichrin de la cour, avec la vie rustique rad. de V’Espagrol.
Paris 1 16. 1550.:1556. 1% Estreinnes & certains seigneurs el
daraes de Lyon. Lyon 1546. 8. La fontaine d’amours contenant elk-
gies, &pistren et dpigrammes. Paris 1546. 16, Les ruisscaux de Fon
tsine, osevres etc. Lyon 1555. 8. f. Goujet p. 112 sq.
15) Les oeuures de maistre r. d. C. höme tren savät nalil de
Franzoͤſiſche Poeſie. | 183
Paris, secreiaire .feu monmsieur Dauxerre, lesquelles il composa: en
fa jeunesse. Contenant diners matieres plaines de grant recreation
et passeleınps, desquelles la declaration ast au secö4 feuillöt, Paris
15%. 8, f. Biogr. Univ. T. XXXVIII. p. 4:0 ag, Bull. du Bibl, 1843.
p- 79 sq. Merc. de France 1737. Deccr. 1738. Juin.
16) 6. Niceron T. XXIV. p. 147 »q. Singul. hist. et it. Paris
782 T 1. E 358 sq. Melang. tır.d’une gr. Bibl. T. VII. p. 116.
Dulsure Hist. de Paris. T. IT. p. 518. TII. p. 503. 523. IV. p. 126.
Gosjet T. X. p. 212 sq. Biogr. Univ. 3. v. Gringere Yillemain
im Joarn. d. Sav. 1838. Avril p. 212 F St. Beuve p. 203 sq. de la
Rue Ess. sur les Bardes Anglonorm. T. III. p. 344 I. E. Verz. J.
Arb. b. Branet T. II. p. 460 aq. — Le chatean de Laheur. Paris
1499. B. 1532. 8. u. öft. Le casteau damours. Paris s. a. 4. Lesabus
da monde. Paris 150% 8. Les folles entreprises. Paris s. a. 4.
de mere sote. Paris s. 2. (1516.) 4. 1538, 16. u. öft. Lesme-
sus propos mere sote. Paris 1521. 8. u. öft. Chantx royaulx. Paris
s. 2. (155) 4. Notables enseignemens adages et prouerhes. Paris
1528. 8 Rondeaux en nombre treis cents cinguante singuliers et a
eat propos. Paris 1527. 8. Lyen 1533. 8. Coutredictz de sougecreux.
Paris 1530. 8. 1532. 16. u. viel And» | |
§. 382.
Iabefien hatte du. Bellay bei feinen Reformibeen (dom Je⸗
menden im Shane, den er für geeignet hielt, biefelben auszuführen,
and biefer war Pierre de Ronfarb!) aus Bendome (geb.
1524, geh. 1585), ber wie Marot feine politiſche Laufbahn
mt dem Oien Lebensjahre als Page begann, dann mit bem
18en Jahre ie das Coqueretiſche Colleg eintrat, wo bie bes
rübnten Phllologen Daurat und Tournebu ſchon aus ſeinen Schul⸗
erben in ihm einen menen Pindar und Homer erblickten, weil
er die durch eiſernen Fleiß gewonnenen Keuntniſſe im Lateiniſchen
end Briechiſchen dazu anwendete, um die Nationalſprache zu pu⸗
ofen, und ſich deowegen einen bigarren Styl angewoͤhnt hatte,
der ihn ſcharfe Spättereim von Schen Mellin's de St. Gelais
mug, als er ich mit feinen Anhängern bei Gefe zeigte. Allein
grade diefe bisher unerhoͤrten Neuerungen zogen die Aufmerl⸗
ſauleit der Großen auf ihn, Ronfard ward in kuͤrzeſter Zeit
Geſehgeber der neueren Proſodik, und- theils auf ben Petrarqhis⸗
uns, theils auf den alten Elafficiomus geftügt, fährte er bie
Knen Formen und Solſcismen in die Sprache ein, unb ge
Baltete es, daß nie ſchrecktichſten Provintialismen Der Franzoͤſtichen
datois neben dem Thnkingendfien Griechiſchen Fernen paradiren
durften. Damit hörte denn die Vrvehruug Warst’ auf, und
die alle Liche zur Alkegorie mächte einer’ offenen Nachaͤffung der
186 Sransdfifche Poeſie.
B’Bubigne”) (1551 — 1616), der beruͤhnte Staatomann,
genammt zu werben, deſſen (7) Satiren ihrem Siyl nad an
Ronfard, ihrer Schärfe wegen an Perſins erinnern, und uͤberal
den Ättenfirengen Proteflanten zeigen, deſſen Baren de Fenesie
(d. 9. d’Apperence, vom Griechiſchen gave) cin ebenfo ge
treues Bild des Hofes Heintichs IV. und Ludwigs XIII. gicht,
als Ye Verfaſſer der Satire Menippee von den Zelten der
Ligue und Rabelais vom Hofe Franz I. entworfen haben, Weit
ungluͤcklicher iſt er aber in feinen erotiſchen Gebidten, denn hier
erſcheint er förmlich als ungeledter Bär, und wenn er bei fd.
nen ‚Licheserflärumgen in der Praxis eben fo tölpelhaft prob
war wie bier, fo mag er fih nur eines geringen Erfolgs era
haben. Ueberhaupt gehört er zu der Klaſſe der Soldatendichter, um
ter denen wir Claude de Trellon?), Francois le Youls
cre de Meffeme”) (1546—97), der, wie jener unter feb
‚nem Chevalier parfait ſich felbR verſtand, gar für einen direct
Nachkommen des Appius Claudius Pulcher geltm wollte, Marı
Papillon und nod andere Maulhelden dieſer Sorte nennen. Ri
taͤrlich konnte alfo auch von ibm feine entſchiedene Reform für bie
Sprache und Poefle ausgehen, fondern diefe war erſt dem mit
gefundem Geſchmacke gepaarten Fleiße des Frangois Mal⸗
herbe, eines Evelmanns aus Caen (18555 — 1628), aufbehal⸗
ten, dem endlich gelang, was be Bellay lange vorher burd
Ronfarb verwirklicht zu fehen gehofft hatte, naͤmlich bie gebüß-
rende Sichtung, Ordnung und Würde einer Poeſie, welde
Hi8 daher regellod zwiſchen pedantiſchem Latinifiren. und Graͤ⸗
eifren, trivialer Weichlichkeit, emphatlfhem Unſinn und gr
Sem Humor bin und her geſchwankt hatte, und zuleht nod durch
zen Hof Heinrichs IV. ven Gaseogniſchen Beigeſchmack erhalten
hatte, Sein erfies Gedicht war eine Nachahmung Tmllo'd,
die Ihränen des Heiligen Petrus, worin er aber noch 'ald Un
bänger Ronſards erfheint, dann aber warb er in ſeinen ſpaͤ
teren Gedichten, unter denen einige Oden und bie Ucberſetzunz
des 145fien Pſalns am Gelungenſten find, vollig felhnpäneis
und corrigirte und befierte fo viel an ſeinen ‚Arbeiten herum,
daß er durchſchnitlich jaͤhrtich kaum 33 Weife machte: und mehr
Wortklauber ald Dichter war, wie er fich- denn ſelbſt arrangenr
Sranzöfifhe Poefie. 187
des syllabes genannt hat?). Dafür aber ſtellte er auch die Re⸗
gein feſt, deren eifernem Seepter fid ſeitdem bie Framoſiſchen
Dichter unterwerfen mußten. Merkwürdig ſtechen davon Ges
daſtien Garnier's elende Heldengedichte zu Ehren des heil.
Edwigs und Heinrichs IV. ab’Y. Fragen wir aber, wie es
der Herrſchaſt dieſer unter ſich fo verſchiedenen Dichter⸗
ſchulen mit dem Theater?) ausſah, fo iſt vor Alleen zu be
merken, daß das Umſichgreifen der Reſormation die allmaͤlige
Vernichtung der alten Myfleres zur Folge hatte, da der Clerus
wohl erkannte, ein wie gefährlicher Bundesgenoſſe ber neuen
Keperei dieſes erlaubte Herabziehen des Heiligſten ins Laͤcherliche
fein mußte. Darum erhielten bie Confseres: de in passion
vom Barlamımt mehrmalige Verbote, dergleichen Städe aufm
führen, und als fie, nad einander aus ben meiſten ber ihnen
zum Epielen angewiefmen Pläpe verbrängt, endlich einen Theil
des Hoteld von Burgund angekauft halten, um dort auf eigene
Koften ein fichendes Theater gu errichten, erhielten fie zwar
1548 vom Parlamente ein beſtimmtes und ausſchlleßliches Pri⸗
vilegium, allein fe durften nur noch profane und geſetzlich ge
ſtattete Stoffe darfellen, alle aus ber heiligen Schrift genom-
mene Myſteres wurden ihnen aber aufs Strenge unterſagt.
Daſſelbe geſchah mit den am Meifen von Ludwig XII. begin
!igten Moralites, Sotties und Harces; denn nachdem zuerſt
unter Frauz I. dem Rot de la Basoche und den Enfans
sans Sonei verboten worben war, irgend Jemanden, er ſei Kür
ober Bürger, auf der Buͤhne fo zu bezeichnen, daß ihn trop ber
Garricater Jeder erkennen konnte, warb ihnen 1540 auch IM
ter ſchwerer Etrafe anbefohlen, jedes Stud im Manuſeript 14
Tage vor der Nufführung dem Hofe einzurelgen und bie ange
ſteichenen Stellen zu ſtreichen, wodurch alfo ver erfie Anfang ei⸗
ner Iheatercenfur gemacht ward, Ullein ein anderer Umſtand
fam noch dazu, der ben Sotttes, welden durch jened Berbet
alles Piquante und natuͤrlich auch der Beifall des großen Hau⸗
ſeus entzogen ward, vollends ihr Biochen alten Credit nahm, naͤm⸗
lich das Erſcheinen der Ueberſetzungen der alten Eomiber, weichen, nach⸗
dem. Octavien de St. Gelais”) bereits im vorigen Abſchnitt
durch feine Uebertragung deo Terenz den Srund gelegt Hatte,
188 Franzoͤſiſche Poeſie.
num nach mehrfachen Verſuchen duch Ronfard’6”) Ueber
fehung des Plutus von Ariſtophanes, die er 1549 öͤffentlich
darfiellen Heß, mit einem dauernden Grfolge- gekrönt wurden.
Indeften hatte Ronſard mit der alten Mode eigentlih nur cf
ein Borpoftengefecht geliefert, da ihn feine Neigungen auf ein
anderes Schlachtfeld zogen, und daher gebührt eigentlich Etienne
Jodelle Sir de Lymodin aus Parse (1532—73)9),
der wirflihe Ruhm, wit Hilfe feiner Scäler jene Revolution
auf der Bühne heworgebracht zu haben, daß das erzkeheriſche
Heidenthum mit feinen Göttern und Helden bie frommen Heiligen
und bimmliihen Heerftaaren aus dem Felde ſchlug und Re
tham und Soccus die Bühne in Beſchlag nahmen. . Sein er
Res Stuͤck, die gefangene Kleopatra, war nad; den Ariſtoteliſchen
Grundfaͤtzen zugefhnitten und in ber edigen Steifheit Seneca's
geſchrieben, hoͤchſt einfach angelegt, mit fehrwenig Verwicklung und
langweilig ‚moralifhen Ehören, die nur die Handlung aufhiel⸗
ten, aber nit ganz ohne dramatiſches Intereſſe und Träftlge
Stellen. Gleichwohl bewirkte diefe Arbeit eine vollſtaͤndige Um
waͤlzung der bieherigen Manier, wozu no fam, Daß man t#
vor dem gewählten Kreife Heinrichs IT. und feines Hofes iR
den Colleges Boncour, Harcourt, Beauvaio, ja ſelbſt im Hold
de Rheims aufführen durfte. Durch den Erfolg aufgemuntert, lieh
er eine Poſſe, PAhbe Eugene ou la Bencontre folgen, dk
zwar nicht fo offen wie der alte Paibelin Llnfittlichleiten pre
digt, dafür aber deſto deutlicher fehen läßt, wie damals Ehe
bruch, Belebung, Simonie ıc. für gar nichts gehalten wurden.
Bon allen feinen Nachahmern, wie Jean und Jacques de
la Taille (1542—62)”), Antoine Baıft), Jacques
®revin') (1540— 70), Remi Belleau“), Mellin dt
St. Gelaié V) find eigentlih nur Jean de la Rerouſe“) aus
Angonleme (1530-56), weil er flatt des von Jodelle bellebten
100ſylbigen Vers den Alexandriner für angemeflener dem ira
giſchen Kotbınn hielt und anwendele, Gabriel Bounin“)
(+ 1605), weil er, ſtatt aus der alten Geſchichte feinen Stoff
zu nehmen, ihn einmal der Türfiihen (ia Seltane) erilchalt,
und Mobert Garnier, (153490), der zuerſt mehr
Mühe :auf die ESprache wendete und feine Worte der Würde did
Franjoͤfiſche Poefie. 189
tragiſchen Stoffs anzupafien wußte, auch in feinem nach Arioſt
gedichteten Brudamante zuerſt den Chor als unpaſſend wegließ.
Leider haben aber alle noch an dem Fehler der theils mit un⸗
yaflend angebrachten, theils mit mihtsfagenden, wenn auch ſchoͤn⸗
flingenden Phraſen vollgepfropften Choͤre zu laboriren, was vor⸗
zuglich darin feinen Grund hat, daß fie den Seneca für ein
nicht ſchlechteres Muſter ale den Gophocles betrachteten und fo,
was ſie von dieſem gelernt, durch jenen wieder verdarben. Ueber⸗
baupt begriffen die Wenigſten von ihnen, obwohl Manche nach
und nah von dem kindiſchen Feſthalten an antiken Stoffen zus
rüdtamen, daß modernn Stuͤcken durchaus nicht antile Ferm
zuſagen foͤnne, Daß alſo der tragiſche Ehor für Epiſoden ber
neuehen Zeitgefchichte, wie 3. B. bie Ermordung Guife's, GCo⸗
iiy'6 x. war, ein alberner Anachronismus fel, und es lädkers
Ü iR, wenn Antoine de Montchrefſtien“), Star de
Vaßeville (erſchoſſen 1621) feine Maria Stuart in Gegen
wart eines aus Juͤnglingen und Jungfrauen beflchenden Chore
hinrichten läͤßt. Nichtodeſtoweniger geflelen fie, wenn fie auch
no mit der Rivalität der Schaufpielertruppe im Hotel vor
Yurgund zu kämpfen batten, die dad einmal daran gewöhnte
Bol noch dur; Schäferfplele (bergeries), unter denen aber ei⸗
gentlich Nyſterien, Moralitäten und Sotties verfteckt waren, an⸗
zaleden wußten. Als Verfaſſer von ſolchen Stuͤcken werben
ver ihn genannte Frangois Habert*), Lonis Des ma⸗
zuress) aus Toumay (1523 — 80), Jean. Bretog“h,
le Jars“iy x. genanmt. Andere ſuchten durch pomphafte
Titel, wie vie Schauſpielertruppen Deutſchlande noch tm
vorigen Jahrhundert, bie Wufmerffamteit auf: ſich au ziehen;
ſo ſchiib Thomas Lecocga?) Todieux: et sanglant
meurtre command& par le maudit Caln und ließ darin ale
Verſonen Le Hemords ımb . Le Sang d’Abel auftreten;
Mütierweile hatten theilweiſe bie Verſuche im Schäferfpiel,
bie beſonders auch von Nicolas Filleul“) und Buil«
laume Beltard‘* ausgegangen waren, ſowie einige Ueber⸗
ſezungen aus dem Stalienifhen, wie Mellin’s de St. Ge⸗
lais Sephonishe‘°), eine Profahbertzagung von Zriffin!d bes
rühmten Stüde, Sean be la Tnille’s Comivanı, Pierre
*
190 Sranzöfifche Poeſie.
de Larivey”) aus Troyes (geh. 1613) auf den Gehdanlen
gebracht, das Italiaͤniſche Luſtſpiel in Frankreich einmubürgem
und ſich zu dieſen Ende der Proſa gu bedienen, weil dieſe ers
lich der Sprache und dann dem Character des Volkes am Rüden
Sam, alſo auch daſſelbe in feinem Treiben am Bellen dar
Reken im Stande war. Died gelang ihm auch ziemlich gut,
denn er hat offenbar comifhes Talent, und feine Berfonen zcd-
nen fich alle dur große Natürlichkeit aus, was auch Moll
wohl gemerkt hat, der Larivey’6 Esprits feinen Avare nacqhge
bildet hat. Seinen Zußftapfen folgten Frangois d’Amboife”)
aus Paris (1550—1620), Ddet de Turnebu) (em
Daher 1551— 87), welde Beide aber hoͤchſt fhmuzige Wik
Ueben, obgleich Lehterer in feinem Proſaluſtſpiel, les contens
zuerfi bie aufgeblafenen Epanier und überhaupt das Soldat
segiment, freilich nicht ganz fo gut wie Die Satire Menippee, dutch
feinen Rodomont laͤcherlich macht, und der Geſpenſterſeher Pierce tt
Loyer?), Si de Ia Broffe (15501634), der Di
Bögel des Ariſtophanes in feiner Nephelocoengie auf die
Bühne brachte. Indeſſen hatte gleichzeitig auch das Trauerſpiel
eine Beränderung erfahren, denn während es bisher eigenilich
nur rein gelehrte Tendenz gehabt hatte, bewirkten die polltiſchen
Wirren und Partelungen In Frankreich in der erfien Hälke bei
Köten. Sahrhunderis, daß man es zu politiſchen Manifeflationm
brauchte, wie fi dieß aus R. J. Neré«e's Triomphe de ls
Ligue), Pierre Matthieu' 6°) Guisiade, Jacques Brrr
sin’a®%) Cesar poignarde, 3. Francoid de Chante—⸗
louve’6®) Fragedie de Coligny, Claude Billard’
Mort de Heari IV.) und Louis Leger’8°) Chilperic se
eond du nem x. ergiebt, und,. wie Simon Belyard”)
%.B.Bellaud x. bis auf die Bergeries ausdehnte”). Endlich
führte aber das unge Berhältniß, in welches burch bie Neligien®
friege Frankreich zu Spanien trat, auch eine Annäperum
des Spaniſchen Dramas, wie «6 Lope de Vega und Gab
deren geſchaffen, und des Franzoͤſiſchen Trauerfpield herbei, un
fo viß denn zu Anfang des 17ten Jahrhunderts jene Seamd ·
loſigkeit in der Nachäftung der Aufesen Formen derſelben cin,
bie fi fe 30 Sabre lang in Tragedies merales allegr
Franzoͤſiſche Poeſie. 191
riques, iragieomedies, pastorales, tragi-pastorales, fahles
borageres, bergeries, histoires: tragignes, journees en fra-
gedie oder hisiorles tragedies sans actes ni Scenes, mar-
tyres, tmgedies bourgeoises ete. Luft madte. Hier findet
man einen Miſchmaſch von Ernſt und Schers, Trkolalitäten und
Hyperbein, Anachroniomen und Gascognaden, vaß man fid
wundert, wie ein vernünftiger Menſch zu ſolchem Unſinn
kin Ohr leihen konnte. Seibk bie Titel der Tragödien find
abfard, wie Philipp Bos quier's gegen die Hugenotien ges
nichtetes aber für die Kenminiß der Moden jener Zeit heute noch
intereffante® Stuͤck le petit rasoir des ornemens mondains ®),
Edouard Du Monin's La Peste de la Peste, $rangot®
Huffraye’8 Zoantropie ®), ein Gemälde der Folgen der Büw
gerkeiege 2.5 ja Benoit Boron”) brachte die 7 Topfünden
als Nero, Alerander, Mahomet, Epicur, Kroͤfus, Heliogabal und
Gervanapal, und die 7 entgegengefebten Tugenden als Dioges
ned, Codrus, Gocrates, Solon, Pertinar, Pythagoras md
Hippolytus auf die Bühne. Ueberhaupt Tehrte man fi an
gar feine Regel mehr, denn während Manche die Handlung lange
Jahre hindurch fortdauern ließen, gaben Theodor be Beze?)
in feinem Sacrifice d’Abraham, wo übrigens ber Satan mit
großer Energte gezeichnet it, und Jean du Virey in feinen Ma-
chabdes??) eigentlich nur Dialoge ohne Unterfheidung In Ort
und Scenen, brachten Andere eine Art von Erklaͤrer auf
die vihne, der noch viel welter ging als der Prolog beim Plau⸗
Iu6 ind nach Art unferer Cicerones in den Theaterbüden .bie
Zuſchauer über das in Kenntniß feßte, was während des Fort
[reitims der Action anderwärts vorgeht. Gnblih machte dies
fem Unfug Alergandre Hardy”) ein Ende, indem er bie
Jallaͤniſche, Spanifhe und Griechiſche Schule zu vereinigen
ſuchte, in feinen Schaͤferſpielen fi Taffo's Aminta oder viel
mehr ihre ungefchidien Rabahmungen zum Muſter nahm und
wifchen den Schaͤfern und Schaͤferinnen Satyrn und Nymphen
benumfpringen und Anzuglichkeiten herſagen ließ, in feinen Tragi⸗
tomödien nichts weiter that, als daß er bie Perfonen und
Stoffe der Spanier in Franzoͤſiſcher Sprache aufwärmte, und
did in den Trausrfplelen die Griechiſche Form, meiſt ohne
1923 Franzoͤſiſche Poeſie.
das Chor, aber nach Spaniſchem Zuſchnitte, beibehlelt, den Prolog
hinzufuͤgte und ſich dabei, wenn auch mit Ausnahme, einer Sprache
bediente, deren Rohheit auf den Bedanfen bringt, daß er gemel⸗
nen Soldaten den Mantel der Helven und Könige umgegeben
habe. Sein beſtes Stud if die Marianne, weldes bie Raͤhe
Gorneifle’3 zu abnen ſcheint. Uebrigens fchrieb gleichzeitig not
Marc Papillon’), genannt Kapitän Lasphrife aus Ambolſe
(1555—1600), eine Nouvelle tragi- comique, deren frecher
Ton an die Zügellofigfelt der alten Sottied erinnert, und ebenſe
Ueſt man, daß den 9ten Mai 1624 in der Kirche St, An
tolne zu Rheims die Election de St. Nicolas & l’archevech
de Myre des Ricolas Spret”) von Schülern gegeben
ward, was das este Auftauden ber alten Mufered in ben
Kirchen bezeichnet, obgleih Jean Behourt’d Esan”), Jean
Gaulché's Amour divin”), Bierre be Nancel's (geb.
1570) Trauerfpiele Dina, Josue, Deborah”) nur dem Titel nad
etwas Anderes find, wie ſich umgefehrt auch die Principaute de
la Sottie im Hotel von Burgund bie ziemlich um dieſelbe Zeit
erhalten haben mag, bis feit 1629 in dem Hotel de lArgent
diefem Theater eine gefährlihe Rivalin gegeben wurd.
1) &. Artigny Mem, de litt. T. I. 5 202 sq. Goujet T. All.
p. 192 sq. Litt. u. Völkerkde. Bd. II. p. 449— 461. St. M. Girardın
p. 112 sq. St. Beuve p. 63 sq. 291 sq. Vaultier in d. Mdm. de I.
de Caen. 1836. Web. ſ. Sprade f. Herrig’d Ach. f. d. Stud. b. neue
Sprach. Eiberf. 1846. nr. 1. p. 62 sq. — Oeuvres. Paris 1587. 160.
X, 12. rev. et augm. et ill. de comm. (de M. A. Muret) ot derem:
(p- N. Richelet). Paris 1623. II. fol. 1629—30. X. 12. Deuvres ehoi-
sies av. d. not, expl. et une not. biogr. p. Paul L, Jacob. Pant
1840. 18. E. Ausw. f. Bed. in St. Beuve Tabı. a. a. D. 4828. I. Edit.
2) S. 8. U. Mager, D. Franzoͤſ. Siebengeſtirn, b. Prutz Lit. if.
Taſchenb. Bd. II. 1844. p. AH s noeſti
„36. Mel. tir. d’une gr. bibl. T. VIT. p. 163 sq. Menage An-
tibaillet. T. I. p. 114. 166. 265. Goujet T. XI. p. 117 sq. St. Beure
Tabl. a. a. D. 1843, p 47 sq. 333 sg. u. in d. Rev. d. deux mond,
1840. u. Rev. Univ. T. IV. 8 An. 1840. 15. Novbr. Niceron T. XV.
p- 390. XX. p. 101 sq. Oeuvres frangoises rev. et nouv. augın. (P-
6. Aubert) Paris 1569. 1573. 1574. II. 8. 1534. 12. Rouen 159% 12.
Oeuvres choisies publ. p. N. Pavie av. une not. de St. Reure.
An ers 1841. 8. Deffense et illustration de la langue francoise, 2Y.
20 iva et quelques autres poesies. Paris 1549. 1553. 1557. 8. 1561.
‘ 4) ©. St. Beuve p. 90 sq. 444 sq. Mel. tir. d’une gr. Bibl. T.
VII. p. 19 sq. Gonjet T.xı p. 291 G-Niceren T. xxiı. P. 16954.
Stanzöfifche Poefie. 193
Oeuvres poetigues. Paris 1578. 1585. II. 12. Lyon 1592. Rouen 1640,
ll. 8. La Bergerie. Paris 1572. 8.
5) &. Goujet T. XIV. p. 34 aq. Niceron T. XXI. p. 292 aq.
Mel. a. 0. D. T. VII. p. 219 sq. St. Beuve p. 99. Marin, Not. s. la
vie deP. de Th. Neafch. 1784. 8. Oenvres poetiques, savoir: trois
livres des errenrs amoureuses, un livre des vers Iyriques, plus un
recaeil de nouvelles oenvres poetiques. Paris 1573. 4. Dazu Xu
tables des fleurs et fontaines. Paris 1585. 12. Discours philosophi-
gaes. ib. 1547. 4.
6) 8. Goujet T. XIY. p 225 sq. Oenvres poetiqnes. Paris 1575.
4. 1577. 12. 1582. 12. Le second volume d. oeuvr. ıb. 1584. 12.
?) 6. Michel de Rochemaillet, Vie de St. de St. M. Paris 1633,
4. Nicron T. XIII. p. 112 29. Camusat Mel, de liter. p. 213 sq. —
Sammarthani pater et filius (Scaevola et Abelius) Opera latina et
Sallica tum solnta oratione tum versu scripta. Paris 1633. 4.
8) ©. Mel. a..a. ©. T. VII. p. 207 8q. Goujet T. XIT. p. 340
sg. St, Beuve p. 82 sg. Oeuvres (cont. IX livres des poömes, VU
livr. des amours, V lıvres des jeux, V livr. des passetemps) Paris
1372-73. IV. 8. Les mimes, enseignements et proverbes de J. A.
de B. reueus et augın. en cette dern. &d. Paris 1597. 12. Tournon
1619. 24. Toul. 1612.12. Etrennes de poezie fransvese envers mezu-
ra. au roe, eic. Les leezones & jors d’eziode, les vers dores de
Fitagoras, ansenemans de Faukilides: ansenemans de Nauınage aux
files a marier. Paris 1574. 4. (f. Nodier Melang. p 260 sq.)
9)&. Gonjet, T. XII. p. 14 sq. Les amours d’Ol. de M. et
quekjaes odes de luy: ensemble un recueil d’aucunes Oenvres de
Salel. Paris 1553. 8 Lyon 1573. 16. Ses gayeien. Paris 1554, 8. Ses
soapirs. Paris 1557. 8. Ses odes. Paris 1559. 8.
10) €. Biogr. Univ. T. XLIV. s. v. Niceron T. XXXIV.p.207.
Got T. XI. p. 40 sy. Po6sies. Paris 1554. 8. Odes, sonnets
di huires podsies gentilles et facdiieuses., Lyon 1574. 16. Son-
nein, odes et mignardises amoureuses de l’Admirde. ib. 1574.
1662. 16, Poesies mises toutes ensemble. Paris 1574. 3. Dialogues.
Paris 1565. 8. 1580 u. Öft.
) 6. Nic&ron T. XXXIII. p. 235 sq. Les oeuvres podtiques.
Paris 1579—73. 11 8.
1) €. Goujet T. XII. B + 256 sq. Viollet le Duc, Bibl. po6t.
Paris 1843. 8. p. 292 sg. Wielands Werke, Bd XLVIII. p. 230 sq.
Oenvres po@tiques. Paris 1574. 4. 1579. 4. Les secondes oeuvres des
mesdames des R. ındre et fille. Poitiers. 1583. 4. Beide zuf. Rouen
1604. 1. 12. Les missives des mesd. D. R. avec le ravissement de
Proserpine prins du latin de Clodian et autres imitationes et me-
langes tiqnes. Paris 1586. 4. Der berühmte Pasquier hatte einft
1579 auf dem Bufen der Mad. D. R. einen Floh erblidt, und dieſes gab
iu einer Menge von Gebichten in verfchiedenen Sprachen Gelegenheit, die
Stlammelt find in: La Pace de M. de RR, qui est un recueil de 37
poemes grecs, latins et franę comp. par plusieurs doctes peraonnoges,
aux grands jours fenus à Poitiezs en 1579. Paris 1531. 1583. 4,
13) 8. Goujet T. XHT. p. 412 sg. Mepris de la vie on Conso-
lationg contre la mort. Besang. 1594. 12. (500 Sonktts.)
Bıöfe, Handduqh d. Literärgeſchichte. II. 13
194 Franzoͤſiſche Poeſie.
14) ©. Goujet T. XIII. p. 304 sy. Girardin p.200 sq. Oeuvres,
augm. de comın. etc. et de leur suite (p. 9. Goulard). Paris 1611.
1614. fol. La Semaine ou la Creation du monde. Paris 1578. 4.
La seconde Semaine. ib. 1584. 4. Zuſ. Geneve 1601. 1615. 12. Lyon
1607. 24. Böthe ftellt f. Semaine fehr hoch ſ. Des hommes celthres
en France trad. de l’Allem. Paris 1823. p. 102. cf. St. Beuve p. 101
sq. 387 sq.
15) Nouvelles oeuvres latines et en vers francois. Paris s. a.
(1582).12. Le Quar&me Jinise en trois parties. premiere le triple
amonr, ou l’amour de Dieu, du monde angelique, et du monde
humain. seconde la peste de la peste, ou le jugement Jivin, tra-
gedie; troisitıne, la consuivance du quareıme en vers frangois. Pa-
rıa 1584. 4. ©. Trag. Orbec-Oronte fteht in f. Phoenix. Paris 1585.
12. u. A. ©. Goujet. T. XII. p. 373 sq. Lelut im Merc. de France
1840. 15 Decbr. u. Mus. d. famill. T. VIII. or. 4.
16) ©. Goujet T. XIV. p. 229 sg. St. Beuve p. 129 sq. Oeuvres
etiques avec les imitations tirdes du latin de Jeau Bonnefons.
Paris 1587. &. 159. 12.
17) ©. Mel. tir. d’une gr. Bibl. T. VII, p. 312 sq. Goujet. T.
XIV. p. 1 sq. St. Beuve p. 121 sq. Niceron F. IH. p. 320 sq. Ka-
leudae jauuariae et varia quaedaın poeınatia. Lutet. 1606. 8. Re-
cueil des oeuvres poétiques. Paris 1606. II. 8.
18) Oeuvres latines et frangaises. Paris 1610. 4. ſ. Gonjet T.
XIV. p. 119 sq. Dreux du Radier, Bibl. da Poitou p. 118 150.
Niceron T. XXV. p. 397 sq.
19) &. Niceron T. XXV. p. 397 sq. Goujet T. XIV. p. 63 sq.
St. Beuve p. 105 sq. 415 sg. Dreux du Radier, Anecd. sur D.
im Conservateur. 1757. Novbr, Chasles in b. Rev. de Paris 1840.
10. Dechr. l,es premieres oeuvres. Paris 1575. 4. Ed. dern. 1600. 8.
1607. 24 u. dit. Les Psaumes de David, mis en vers francois p. Ph.
D. P. avec quelques oeuvres chrestiennes et prieres du nme au-
theur. Ronen 1594. 12. u. öft. Oenvres. choisies d. Desporter, Ber-
taut et Regnier prec. de not. hist. et cr. s. s. podtes. Paris 1823. 18.
20) ©. Goujet T. XIV. p. 149 aq. St. Beuve p. 113 sq. 365 sq.
H. Martin in d. Mem. de l’ac. de Caen, 1840. Oeuvres podtiques.
Paris 1605. 1620. 1623. 8.
21) ©. Goujet T. XII. p. 428 sq. Premières oeuvres. Paris
1590. 8. Oeuvres rev. et angm. ib. 1619. 12.
22 ®. A. de Boniel de Catilhou, Vie de Cl. Exp. Grenoble
1660. 4, Goujet, T. XV. p. 380 aq. Poesies. Gren. 1624. 4.
23) ©. Goujet T. XIV. p. 341 sq. Poedsies. Paris 1606. 1614. 12.
24) &. Goujet T. XIII. p. 335 sq. &, Poesies in b. Academie
des modernes Poötes Franc. Paris 1599. 8. f. 37—57.
25) &. Goujet. XIV. p. 56 sq. Podsies. Paris 1606. 12.
26) ©. Pelletier, Hist. abr. du card. Dup. Paris 1618. 8. Bu-
rieny, Vie de D.. Paris 1757. 1768. 12. Gonjet T. XIY. p. 289 aq.
Oeuvres. Paris 1622. III. fol.
27) ©. Goujet T XIV. p. 78 3q. St. Beuve p. 116 sq. Divers
ses poesies. Caen 1605. 1612. 8. Les deux preurieres lirres de-
Sranzöfifche Poefie. 195
foresteries. Poitiera 1555. 8. f. Art N tiqne in III. B. uf. V B.
Satires haben viel Aehnlichkeit mit den Arb. Boileau's.
3) ©. Gonjet. XVI. p. 110 sq. ©. Ged. in d. Delices de la poe-
sie frane. Parıs 1620, 8.
. V) 6. Niceron p. 3% sq. St. Beuve p. 319sq. a. a.D. u. Portr.
Iitter. Paris 1844. I. p. 144 sq. Goujet T. XIV. p. 199 sq. Oeu-
vres, Paris 1608. 4. Leyde. 1642. 12. acc. de remarques hist,
(de Cl. Brossette) nouv. &d. angm. (p. Lenglet du Fresnoy),
Londr. 1733. 4. Paris 1822. 4. av. l. comm. rev. corr. et augm.
bee de !’hist. de la satire en Frauce p. Viollet le Duc. Paris
1822. 18.
%) 6. Goujet T. XV. p. 235 1 Niceron T. XXVIIL p-203 aq.
Senebier, Hist. litt. de Geneve T. II. Gentlem. Meg. 1818. T. 88.
b 59. sq. Honndv. Mag. 1751. p. 337 sq. Leu's Ulg. Schweiz. Lex.
d. I. p. 372 sq. St. Beuve p. 144 sq. Les Tregiques donnes au
publ. p. le larcın de Promethee. Au Dezert 1616. 4. Petites oeavres
mesides. Genäve 1630. 8. Les Aventures du baron de Foeneste,
Cmprinses en quatre parties. Au Dezert 1630. 8. Cologne 1729. II.
8. Amsterd. 1731. TI. 8. Ausz. in db. Bibl. d. Rom. 1786. Avril II.
P- 3 5.
3) 6. Goujet T. XIH. p. 375 sq. — Le Cavalier parfait de 8,
de Tr. cù sont comprinses toutes ses oeuvres. Lyon 1597. 1605. 12.
‚39 ©. Gonjet T. XIII. p. 86 »q. Les sept livres des honnestes
löisirs de M. de la Motte M. Chevallier de l’ordre da Roy et ca-
pitaime de cinguante hommes d’armes des ordonnances de Sa Ma-
jeste intitnlez chacun du nom d’an des planettes qui est un discours
en forme de Chronoviologie oü sera veritablement discouru des
plus notables occarances de noz guerres civiles et des divers
accidents de l’autheur. Dedie au Roy. Plas un Meslange de dir
vers poemes, d’elegies, stances et sonnets. Paris 1537.12. Le passe-
temps de mess. Frang. le Pouichre etc. Paris. 1597. 8.
3) @, Sallengre Mem. de Litt. T. II. V. p. 58—100. Niceron
- TIL p. 40 sq. Goujet T. XV. p. 173 sq. St. Beuve p. 151 49.
Pofsies av. nu disc. et queiq. remarques. Paris 1630. 4. 1669. 8.
1757. 8.1764. 8. 1797. 4. 1615. 8. 1522. 8. Oeuvres choisies, Paris
1825. 8. Poesies suiv. d’un choix de ses lettres av. un ess. hist. s.
sale ei gi ouvr. B: L. Tbiesse. ib. 1828. 8. av. un comm. indd. p.
L. Chesier, préc. d’un not, s. sa vie, pabl. p. Tenant et Ant. de
Latour, Paris 1841. 18,
3) La Henriade et la Loyssde de S. G. ‚progurear du roiHenry
IY au comte et bailliage de Blois. Sec. ed. sur la copie impr.
Blois en 1593 et 15%. Paris 1770. 8,
‚$) Therznce en frangpis prose .et rime, aveoques le latin.
Paris s. a. (1500.) fol. iſt vermuthlih von ihm, obwohl Andere Lubs
DI36 XI, Gecretär Buillaume Rippe für den Verf. halten.
37) Steht in f. Oeuvres.
38) ©. Mel. d’ane gr Bibl. T. VII. p. 190 »q. Länd.= u. Voͤlkerkde.
18. Bo. VII. p. 52 sie. Gonjet T. XxII. p.167sq. St. Benve p. 209 sq.
Gerasez Ess. d’hist. litter. Paris 1839. 8. Oeuvres et meslangen
Poetiques, prem. vol. Paris 1574. 4. Oeuvres reueues et augm. Pa-
rıs 1583. Lyon 1597. 12. Le recueil des inscriptions, „Ügures, de-
13
196 Sranzöfifche Poefie.
vises et masquarades ord. en l’hostel de ville & Paris, le jend
17, de Fevr. 1558. Paris 1558. 4.
39) Daire, trace. Paris 1573.8 Alexandre ih. 1573. 8. Oeuvr.pott.
de JeanetJacq de la T. Cont. Tragedies, Comedies, Poemes, Hymne,
Klegies, Cartels, Epitaphes, Chansons, Sonnets, sonnets d'amour et
Anagrammatiques. Plus un livret de l’artet maniere de faire des vers
Frangois, comme en Grec et enLatin. Paris 1598.4. Bon Sean de la %. if
Saül le furienx, Trag. Paris 1572. 8. La famine ou les Gabeonites,
trag. prise de la Bible et suivant celle de Sail. Ensemble plas.
oeuvr. poct. de J. de la T. (dont les Corrivaux et le Negromani
de L. Arioste mise en frangois) Paris 15.3. 8.
40) Er überf. d. Antigone und den Eunuque des Zerenz und Le
Brave nah Plautus in f. Jeux et Passe Temps. Paris 1572.
41) ©. Goujet T. XII. p. 152 sq. L’Olimpe_ de J. Gr. Ensemble
les aufres oeuvres poätiques dudict auteur. Paris 1560. 8. Le the-
tve de J. G. Ensemble la seconde partie de l’Olimpe et de la 6e-
lodacrye. Paris 1562. 8. Cesar, Trag. Paris 1578. 8. 1606. 12.
„42) ©. Luftfpiel La reconnue in ſ. Oeuvres. Paris 1578. 1585. T. l.
43) Sophonisbe trag. trös excell. — repres. et pron. deuant le
roy en sa ville de Bloıs. Paris 1559. 8.
44) ©. Goufet T. XII. p. 52 sq. Les Oeuvres de 3. de Ia p.
Avec quelques autr. div. poës. de Cl. Binet B. Lyon 1577. 16.
45) &. Goujet T. XIHN. p. 245 sq. La Soltane. Paris 1561. %
Trag. sur le Defaite et occasion de la Piaffe et la picquorte &
bannissement de Mars ä l’introduction de Paix et saincle justice,
Paris 1579. 4.
46) Les tragedies de R. G. Paris 1580. 12. 1582. 12. Rouen
1609, Paris 1673. 12 u. öft.
47) ©. Goujet T. XV. p. 114 sq. Les (5) Tragedies. plus une
hergene et un poöme de Susanne. Ronen (1601.) 8. 1677. 8. ib.
1604. 8. (hier nody d. Trag. Hector.).
48) La comedie, le monargue en vers, hint. f. Divins oracle
de Zoroastre. Paris 1558. 8.
49) ©. Goujet T. XIII. p. ga. Tragedies Saintes. Danid com-
battant, Dauid triomphant, Dauid fugitif, Bergerie spirituelle,
Eclogue spirituelle. Gen®ve 1583. 8. Parıs 1557. 12. Po&sie de lal-
liance perpetuelle entre deux nohles et Chrestiennes villes fran-
ches, Berne et Geneve, faite lan 1558, iteın uue Coinedie au monde
malade et mal pense comp, B: Jacq Rienvenu (L. d. M.) Gentr.
1568. 8. Josias, Trag. de M. Philone (L. Desmasures). Geneve 15%.
8. Adonias, Trag. de M.Philone. ib, 1586. 8.
a ragedie frangoise ä huit personnages: traictaut de —
niteur envers sa maistresse, et de tout i aduin
Lyon 1571. 12, Chartres 1831. 12. ’ ae
51) I.ucelle,. Tragi-comedie en prose franpoise. Ronen 15%. 12.
Nouv. mise en vers frang. p. J. du Hamel. ib. 1607, 12.
62) L’Odieux et sanglant meurire commis par le mandit Caĩn
Franzoͤſiſche Doch 197
4 l'encontre de son Irere Abel, extr. da 4me ch. de la Gentse,
irag. mer. & 12 pers, av. prol. et epil. Paris 1580. &.
33) 6. Gonjet T. XIV. p. 294 g. Les theätres de Gaillon (en
vers) à la Royne. Paris 1566. 4. (4 elogen u. ?Xrauerfp. LaLucrece
et les Ombres). Achille trag. franc. Paris 1563. 4. (d. 21 Dechr. d.
3 im Coll. Harcourt geg.)
%) Le Guysien ou perfidie tyrannique commise par He de
Valeis ds personnes des... princes Loys de Lorraine, cardiaal ...
ei Hesry de Loraine duc deGuise. Troyes 1592. 8. Charlot, eglogue
estorelle sur les miseres de la France et sur la delivrance de
- le dac de Guyse. ib. 1592. 8. &. Goujet T. XIII. p. 246 aq.
5) S. Anm. 43. u. oben $. 559. Anm. 2.
‚%) Les comedies facdtieuses de Pierre de L’Arivey Champ:
dTimitation des ancieus Grecs, Latins et modernes Italiens a SCa-
uoir Le Laquois, La Vefue, Les Esprits, Le Morfundn, Les Jaloux,
Les Escolliers. Paris 1579. Lyon 1597. Rouen 1600. 1601. 8. Trois
comed. de six derniöres de P. L. à scauoir: La Constance, la Fi-
delle. Et les Tromperies. Troyes 1611. 12. f. St. Beuve p. 222 sq.
57) Les Neapolitaines. Con. frang. Paris 1534. 12. Desespera-
ou €glogues amoareuses. ib. 1527. 8.
58) Les Contens, com. nouv. en prose francoise. Paris 1584. 8,
ſ. Genjet T. XII. p. 372 sq.
59) Les oeurres et meslanges poetiques de P. Le Loyer sieur
de la Brosse, Ensemble la com. Nephelococugie ou la huee des co-
es, nou moins docte que facktiense en vers, Paris 1579. 12. Ero-
„pegnie ou passetemps d’amour. Ensemble une coın. du Muet in-
sc. Paris 1576. 8. cf. Pavie in db. Ann. de la Soc. d’Agricult.
Scienc, et Arts d’Angers. 1841. Goujet T. XV. p. 357 aq.
0) 6. Goujet T. XV. p. 43 29. Le Triomphe de la Ligue.
Leyde 1607. 8. Verf. war vielleicht N. Rapi n, ber fie auf Befehl Hein:
ai IV. gegen die Pigue richtete. f. a. Nodier, Quest. de litt. le-
gale. p. 8.
61) 6, Goujet T. XII. p. 280 sq. Vasthi prem. trag. de P.M.
Lyon 1589, 12. Aman seconde trag. ib. 1589. 12. Ciytemuestre,
Trap. ib. 1589. 12. Esther, Trag.ib.1585. 12. Guisiade, rag nouv.
elle au vray et sans passion est represente le massacre da
Duc de&uise. Lyon 1589. 8. publ. av. un avert. et d. not. p. Len-
giet du Fresney. Paris 1744. 8.
2) ©. oben Anm. 41.
63) La tragedie de feu Gaspard de Coligny, jadis admiral de
France, contenant ce qui advint & Paris le 24 d’Aoust. publ. p.
Fr. 6, Vigerius. La Rochelle. 1575. 8. av. d. not. p- Lenglet du
Fresuoy. Paris 1744. 8. .
64) Tragedies frangoises. Paris 1610. 8. (7 &t.) ib. 1612. 8. (8.)
la Mort de Henry IV. Trag. en 5 actes et en vers — repres. de-
‚anf la Reine Marie de Medicis en 1610, l’annde möme de Jamort
de Henri IV. Faris 1806. 8.
68) Chilperic, roi de France, second du nom. Paris 159%. 8.
66) Phaäton, bergerie tragique de guerres et tumaltes civiles.
Lyon 17h. a, 6 en er
200 Sranzöfifhe Poeſie. Noman.
ihre Diener abſichtlich herumtergefegt und laͤcherlich gemacht Dat.
Man bat lange vergeblihe Mühe darauf verwendet, die im
feinem Bude auftretenden Perfonen hiftorifh zu erklären und
daffelbe für eine politifche Satire auf das Königthum anzufehen,
allein es iſt im Gegentheil eine feine Apologie befielben, denn
Grandgousier (die Güte), Gargantua (die Madit) und Pan-
tagruel (bie Intelligenz und Liebe zu den Wiffenfhaften) mas
Ken zufammen den Typus eines vollflommenen Könige aus,
indem Pierochole und Bringmarille, Ausländer, die Tyran-
nen repräfentiren und fomit den Natlonalruhm erhöhen. An
diefe reihen fi der nationale Panurge (das Univerfalgente),
Epistemon (die Wiffenfhaft), Carpalim (die Schnelligfeit),
Ensthenes (die gut geleitete Kraft), Jean des Entommeurs (ein
tuͤchtiger Säufer), Bridoye (die bürgerliche Gerechtigkeit mit ihren
Gebrehen), Grippeminaud (dad Parlament oder die Criminal⸗
ämter), Dindenaud (der Kaufmann), Tronillogand (der Philo-
foph), Rondibilis (der Arzt), Ponocrates (der Schullehrer) und
die papegots (papes), cardingots (cardinaux), «vegots
evdques), welde ihre Rolle auf der Isle des Lanternes, ou
tout se fait en lanternant (dem Concil zu Trient) und der
lsie sonnante oü les pardons s’achetent à beaux escus
sonnants (der Kirche Roms) fpielen. Dabei hat Rabelais jedoch nicht
verfehlt, eine ſolche Mafle von wiſſenſchaftlichen Notizen einzu⸗
flechten, daß man fein Buch billigerwelfe eine Encyclopäbie der
Studien im 16ten Jahrhundert nennen Tann. Uebrigens darf
nicht vergefien werben, daß er zugleich G. B. I. c. 21) ben
Latinifirungen und ber Einführung der Brovincialismen, worauf
Bude, Dorat und ihre Geſellſchaft ausgingen, einen flarfen Damm
entgegenzufeben gewußt bat, wobei uns aber nichts fo unan⸗
genehm berührt, als daB volt alle biefe Perlen aus dem Kothe
herauszuſuchen haben, ſowie feine allyugroße Malice, bie” nichts
in Ruhe laͤßt. Bald kamen nun ähnliche Arbeiten in Menge
zum Borfcheln, dern Reihe das berühmte politiſche Pamphlet,
La Satire Menippee, anführt, deren Idee von Bierre le
Roy, Canonicus zu Rouen, den Dichten Gilles Durand
und Jean PBafferat, Florent Ehretien, Heinrichs EV.
Sehrer, Nicolas Rapin, Prevot des Gonnetable, Jacques
Stanzöfifche Poeſie. Roman. 201
Gilles, Parlamentsrath und dem berühmten Juriſten Bierre
Pithou mitten unter fröhlichen Gelagen gefaßt und in luſtiger
Geſellſchaft ausgeführt worden war’), Sie war gegen die figue
gerichtet und griff ihre Theilnehmer an den vermundbarflen
Siellen an, fo daß fie Heinrich IV, mehr als eine gewonnene
Shlacht nügte, da man ſich von der Begierde, womit man fie
las, einen Begriff machen fann, wenn man bedentt, daß inner
bald rined Monate vier Auflagen nöthig wurden. Ste hat
eben nur einen Fehler, der proteflantifhe Haß zeigt ſich nämlich
auf jeder Eelte, und die allzugehäuften Uebertreibungen werben
wiegt widerwaͤrtig. Uebrigens iſt fie ſelbſt ein Gemiſch von
ſcht huͤbſchen Verſen, beißenden Epigrammen und trefflichen Re
den, befleht alſo natürlich aus Proſa und Verſen. Man bat
Re eft nachgeahmt, doch find alle dieſe Verſuche hinter ihr zu⸗
rüdgebfleben; der beſte iR noch des Sean de la Taille
Singeries de Ja ligue‘), Um nun aber auf Rabelais zuruͤck⸗
aufommen, fo {ft zu bemerfen, daß mehrere Dichter den Roman
deſelben oder doch wenigſtens einzelne Epiſoden deſſelben zu
dramatificen verſucht haben, fo Montauban, Autreau, Du—
merſan x., allein alle diefe Arbeiten haben jept nur noch liter
rariſch hiflorifchen Werth. Als einigermaßen gelungene Nach⸗
ahmungen, wiewohl auch dieſe jetzt vergeſſen find, kann man
neh des Guillaume des Autelz’) auf die Bartholomäus⸗
nacht beügliches Pamphlet, des Louis Regnier, Sieur de
la Planches), eines eifrigen Proteſtanten Legende du Car-
dinal de Lorraine und die beiden anonymen Satiren La for-
tune de la cour?) und L’ile des hermaphrodites’”), die
gielfzeitig fallen, hier in Betracht ziehen. Uebrigens riefen bie
Änelnen von Rabelais feinem Buche eingefrenten Anecdoten
benfalls ähnliche, nur aus ſolchen beflehende Arbeiten. hervor.
Solche Unterhaltungen waren Nico. Eholiere’s Erzählungen!!),
Suillaume Du’ Bouher’6?) witzige Abendunterhaltungen
Gerées), Claude Nouvellet's Schwaͤnke!), DE Noel du
dail, Seigneur de la Herisſaye (+ 1585) Grobhelten!“),
des Etienne Tabourot, Sieur des Accords aus Dijon
1547— 90) otiginelle Späße”) und Henri Etienne’s*)
Mologie Herodots, worin er, un zu beweiſen, wie jener nicht
202 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman.
etwa wunderbare Geſchichten erdichtet habe, eine Maſſe der ſon⸗
derbarſten Geſchichten und Anecdoten aufhaͤuft, die Poggio's
Facetiae an Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit weit uͤbertreffen.
Beroalde de Verville!) aus Paris (1558—1612) hat
in feinem Moyen de parvenir eine Nachahmung des Pia
tonifhen Gaſtmahls und des Athenaͤus verfudt, aber nur
eine langweilig eingefleivete Sammlung von pöbelhaften und won
ber größten moralifchen Berdorbenheit und Srreligiofität zeugen⸗
den Späßen, die oft noch dazu bunfel find, zufammengebradt. Der
komiſche Dichter Antoine Gotel'?) (geb. um 1550) mag endlich
als der Chorag der in der folgenden Periode fo zahlreichen
ſchmuzigen Lyrifer und Epigrammatiſten angefehen werden.
1) f. E. Casteigne, Not. biogr. et litt. s. Marg., in d. Annuaire
de la Charente 1837. Paul Jacob, ind. Vieux Cont. p. AV — XXXYVI.
Auög. Ed. Pr. Histoire des Amans fortunez, dedide & Till. princ.
mad. Marguerite de Bourbon, duchesse de Nivernois p. P. Boısteaa
dit Launay. Paris 1558. 4. (nur 67 Nov.) L’Heptameron des Nouvel-
les de M. de Valois royne de Navarre, remis en son. vray ordre
etc. ded. A Jeanne de Foix royne de Navarre R: Cl. Gruget. Paris
1559. 4. 1560. 4. u.öft. 1698. IL.12. Berne 1780— 81. TII. 8. (Amsterd.
1698. 1700. 11. à la Haye [Chartres] 1733. 8. mobern. pr.) u. in
Les Vieux Conteurs frangais rev. et corr. accomp. de not, hist.
crit. et bibl. p. P. Jacob. Paris 1841. 4. R: 305. 516. Aus}. in d.
Bibl, d. Rom. 1775. Octbr. T. II. p. 134 3q. Wieland @.8d.48. p. 121 0q.
2) ©. Nicdron T. XXXIV. p. 314 sq. Goujet T. XII. p. 88 sg.
Nodier im Bibliologue de Hennebert. T'ournai 1840. P. Jacob. p.
XxIX—XXVY. Recueil des oeuvres de feu B. de Periers. Lyon 1544.
8. Les nouvelles recrdations et joyeux.dervis, contenantgquatre-vi
huit contes en prose. Lyon 1558. 4. (90 Gr) Lyon 1561. 4. (92)
Paris 1564. 12 u. öft. Amsterd. 1711. II. 12. ib. (Paris) 1735. IIE. 12%
av. d. mot. p. Nodier. ib, 1841. 8. II. 8. u. in d. Vieux Conf. p. 181
—303. Audz. in b. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 130 sq. Zn otiger
eigentlich iſt ſ. Satire gegen den Unglauben (Dial. I—IM, nr. IV gehört
nicht dazu), das berühmte Cymbalum mundi, en frangois contenent
gquatre dialogues po6tiques fort antiques joyeux et facelieux. Paris
1537. 8. av. un comm. p. P. Marchand. Amsterd. 1711. 12. ib. (Pa-
ris) 1732. 16. Aınst. 1738. 8. 1753. 8. Le Cymb. mundi ef autres
Oeuvres de B. d. P. reunis p. la prem, f. et accomp. de not, et de
notes p. P. L. Jacob. Paris 1841. 8. Xusz. in d. Bibl. d.R. p. 111sq.
3) S. P. Jacob a. a. O. p. XXXVIII. Rusg LePrintempsd’Yver,
contenant cinq histories disconrwes par cing journees en une noble
compagnie au chäteau du Printemps. Paris 1572. 16. 1574. 16 u.öft.
Rouen 1618. 12, u. Vienx Cont. p. 517634. Aus. in db. BibL d.
Rom. 1786. Janv. T. II. p. 3
. S. (J. Bernier.) Jugement sur la vie et l. ouvr. de R. Pa-
ris 1697. 12. Lit. u. Bölterkde. 1783. Vd. VIE. p. 32% VIN. p.107 —
177. IX. p. 218-228. X. p. 296-315. Not. et Extr. d. Mss. T. V.
"p. 132 sq. Niceron. T. XXXII. p. 337—408. Salverte in d. Re-
vue encyclop. T. XIX. p. 88 snq. 361 sq. M. H. Kuhnheltz, Net.
Sranzöfifche Poefie. Roman. 203
bist. bibl, et crit, s. F. Rabelais. Montpellier 1827. 12. Brunet,
Not. s. deux anciens romans intit. les Chroniques de Garg. oü l’on
examine les rapports qui existent entre ces deux ouvrages et le
6.d. R., et si la preiniere de ses Chroniques n’est pas aussi de
Y'auteur du Pantagruel. Paris 1834. 8. Bourquelot, Sur la pers. de
6. ind. Nem. d. Autig. de France. Paris 1844. T. VII. p. 412—
436. Nodier, Des materiaux, dontR. s’est servi pour la composition
de son oavrage, im Bull. du Biblioph 1834. nr. 12. P. Jacob, Not.
hist. & la vie et Pouvr. de R. in f. Xuög. p. IIE-LXXII. Ginguene
De lsstrii6 de R. dans la revolution pre&sente. Paris 1791. 8. De-
leeluze, Etad. s. Fr. Rab. Paris 1841. 8. St. Beuve a. u. D. p. 263—
250. — Les grandes et inestimables cronigs; du grant z enorme
geaat Gargantaa: contenant la genealogie, la grädeur 7 force de
son corps. Aussi les ınerueilleux faictz darmes quil fist pour le
Roy Artas cöme verrez cy apres. Lyon 1532. 4. ib. 1533. 8. ($ranz.
u deutſch b. Regie a. a. D. Bd. IL.) ein gang verfchiebenes Maͤrchen, aber
dermuthlich au von Rabelatis |. Brunet Not. a. a. D. — Ausg.
d. tig. Rom. ſ. Garganıiva. ATAGIH TYXH. La vie isestimable du
grand Gargantua, pere de Pantagruel, jadis cöposee par L’abstracteur
de quite essäce. liure plein de pantagruelisme. Lyon 1535. 16. Pan-
tagruel, Les horribles et espeustables faitz z prouesses du tres
reaöme Pantagruel Roy des Dipsodes, filz du grũd geät Garganutua.
Cposez nonuellement par wmaistre Alcofrybas Nafier. Lyou s. a.
(1532) 8. (nur Th. I. d. Pant) Gargantua a. 1, 1537. 16. 1:yon. 1542.
16, Pantagruel, Roy des Dipsodes, restitue a son naturel, anec ses
faictz et prouesses espouventables etc. ib. 1542. 8.u.öft. (ent. L. I.
u. 11. des P.) Le tiers liure des faicts et dictz heroiques da noble
Pantagrue] cöposes p. M. Fr. Rabelais docteur en: medecine et cal-
lier des Isles Hieres. Paris 1546. 16 u. ft. Le Quart Liure des
facts et diets heroiques du bon Pantagruel. Paris 1552. 8. —
Deuvres de M. Fr. R. avec la Prognostication pantagrueline. s. I.
153. 16. Troyes. 1566. IT. 16 u. öft. Oenvr. augm. de lavie de l’au-
ſear et de quelgaes rem. Amsterd. Elzevir 1663. II. 4. av. des rem.
hist, et erit. p. 5. L. Duchat et Bern. de la Monnoye. ib. 171. Y.
8. Bd. augm. p. Gueulette et Jamin l’aine. Paris 1732. VI. 8. (Dazu:
Les Leitres de R. 6crites pendant son Yoyage en Italie, ınis. en
lam. av. d. obs. hist. p. M. de St. Marthe. Bruxell.1710. 8.) Amst.
141. II. 8. Oeuvres. Paris 1820. III. 18. 1823. III, 8. Oeuvr, d. R.
lit. variorum augm. de piöces ined. des songes drolatiques de P.
ourr. —8 av. lexplic. en regard, des rem. de Duchat, de Ber-
uer, de Le Motieux, de l’abbe de Marsy, de Voltaire, de Gin-
guene etc. et d’un nouv. comm. hist. et pbilol. p. Esmangart et El.
Johanneau. Paris 1823. IX. 8. Oeuvr. de Rab. acc. des not. expl.
ei prec. d’ane not. {p. R. Jacob. Paris 1825-27. V. 32. Nouv. ed,
augm. de plus. extraits des chron. admir. du puissant roi Gargan-
taa ainsi que d’an grand nombre de var. et de deux chapitres
inédits du cinqui&me livre d’apr. un ms. de la bibl. du Roi et
acc. d. not. explic. p. P. Jacob, bibliopbile. Paris 1840. 1842. 8.
dentſch; Meifter Fr. R, d. Urzeney doctoren Gargantua und Pantagrud
208 d. Franz. verbeutiht m. @int. u. Anmerk. d. Varianten d. II. B. v.
1543, auch ein. noch unbek. Sargantua herausg. d. ©. Regis. Zeipg. 1832
41. III 8. ueb. d. Nachahm. Rab. ſ. Brunei, Essais philol. sur B.
Paris 1841. 8. ueb. d. Ausg. ſ. Branet Man. T. IV. p. 1-12.
5) Sat menippde de la vertu du catholicon d’Espagne et de
ia tenue des 6atz de Paris. Paris 159. 8. Turin 159%. 8. ». I. 1649
204 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman.
8. av. I. not. de P. Dupuy. Ratisb. 1664. 12. Ed: enr. de fig. augm.
de nouv. rem. p. Le Duchat et de plus. pieces qui serventä pros-
ver et ä e&claircir les endroits les plus difficiles. ib. 1709. HI. 8.
augm, de not. et d’un comm. hist. litt. et phil. p. Ch. Nodier. Paris
18%4—25. II. 8. av. une not. p. M. Ch Labitte. ıb. 1841. 18. &. Le-
cretelle, Hist. de Fr. pend. 1. guerr. de rel. T. IH. p. 442—464.
6) Histoire abregee des singeries de la Ligue, Paris 1595. 3.
u. in d. Uusg, d. —8 Br
7) &. Gonjet T. XII. p. 343 sq. Mitistoire barragouyne de Fen-
freluche et Gaudichon, trounde depuis n’aguere d’ane exempleire
escrite a la main a la valeur de dix atomes pour la recreation de
tous bon fanfreluchistes. autheur abcd etc. Lyon 1559. 1560. 1574.
16. Rouen 1578. 16.
8) La Legende de Charles, cardinal de Lorraine et de ses fre-
res de la maıson de Guise, deerite en trois livres; p. Fr. de l’Isie.
Reims (Genörve) 1674. 1576. 1579. 8. u. in db. Méᷣm. de Cond6 1742.
4. Supplement. u
9) La fortune de la cour, ouvr. tir& des Me&moires da Sieur de
la Neuville, conseiller du duc d’Alencon, frere du roi Henri Ill.
(p. P. de Dampmartin) Paris 1642. 1644. 8. u in d. Mem. de la
reine Marguerite. Brux. 1716. 8.
10) LesHermaphrodites on Ile des H. nouvellement deconverte
avec les moeurs, lois, coutumes et ordonuances des habitants d'i-
celle (p. Artus 'Ihomas, sieur d’Embry). s. I. 1605. 12. u. in b
Journal de Henri Ill. (àA la Haye et Paris 1744. V. 8.) T. IV.
11) Neuf matindes. Paris 1585. 1586. 12. 1610. 1613. 12. Dazu
Les »pr&s-disnees. Paris 1587. 1588. 12. Zuf. 1611. 1613. 12.
12) Les Serdes. Poitiess 1584. 16. (nur 8. I.) rev. et augm. de
l’auteur. Lyon 1615. 1618. III. 8. Rouen 1615. 1625. 111. 8. u. öft.
13) &. Goujet T. XIII. p. 209 sq. LesDivinailles en style bar-
lesque. Lyon 1571. 8.
14) Propos rvstiqves de maistre Leon Ladulfi champenois.
Lyon 1547. 8. rev. corr. et augm. p. luy, mesme. Lyon 1549. 16.
Les ruses et finesses deRagot, iadıs capitaine des gueux de Pho-
stiere et de ses successeurs. Paris 1573. 16. (daſſ. 8.) Balivernies
ou Contes nouneaux d’Eutrapel autrement dit Leon Ladulphi. Pa-
ris 1548. 16. rev. et augm. p. 1. seigneur de la Herissaye. Rennes
1583. 8. Paris 1732, I1. 12. Propos rustiques, balivernies, contes et
discours d’Eutrapel ed. ann. prec. d’un essai s. 1. vie et les ecrits
de N. du F. p. J. M. Guichard. Paris 1842. 8.
15) Les bigarrures et touches du seignenr des Accords avec les
apophtegmes. du sieur Gaulard, et les escraignes dijonneises
Ed. dern. de nouv. augm. Paris 1603. 1614. 1662. 12. Rouen 1640.
1647. 8& D. Ed. Pr. v. 1572. 12. enth. nur Bd. I. "
.16) Intreduction au traitd de la conformitd des merveilles an-
ciennes avec les modernes ou traite preparatif à l’apologie pour
Herodote, comp. en latin p.H. Est, et est ici continnd p. lai- m&me.
s. 1. 1566. 8. Apol. p. Her. nouv. ed. augm. de rem. p. Le Duchat.
ä la Haye 1735. III. 8.
17) moyen de parvenir, oenvre contenant ia raison de tout
ce qui a este, est et sera. Avec demonstrations certaines et ne-
Sranzöfifche Poeſie. 205
cessaires, selon la rencontre des effets de vertus. Et adviendra
gue ceux qui auront nez A porter lunettes s’en serviront ainsi qu’il
est eserit au dictionnaire & dormir en toutes langues. S. recensuit
sapiens ab A ad Z. Impr. cette annee (Hollande) 12. Le Coupe-cul
de la melaucolie oa Venus en belle humeur. Parm. 1698. 12. (daff.
B.) Dern, dd. exact. corr. Nulle part 100070032. 1. 12. Ed. augm.
d’ane diss. s. ce livre p. B. de la Monnoye des imitations du M.
de P, qui ont &te faites en vers latins ou frangois p. diff. auteurs,
(Paris 1957.) 13, 12. rev. corr. et mis eu meill. ordre pabl. av. un
comm. hist. p. P. L. Jacob. Paris 1842. 8. ©. Niceron T. XXXIV.
p. 232 sq, Melang. tir. d’une gr. Bibl. T. XXI. p. 114. Nodier im
Ball. d. Bibl, 1841. p. 743 — 753. P. Jacob erllärt Notice a. a. D.
p- XI sq. u. Vieux eont. frang. p. XXXIX—XLVI. u. Bull. 0.0 0.
p. 655-673 Rabe lais für den Berfaffer.
18) ©. Goujet T. XI. p. 125.Premier livre des mignardes et
gayes poeaies. Paris 1578. A.
$. 584.
Gchen wir nun zur Geſchichte der Branzöfiihen Poeſie im
ITtm Jahrhundert fort, jo nimmt die Blüthe derſelben, wenn
wir nämlih das Drama ausnehmen, eigentlich nur den erfien
hell defielben ein, wo nämlih das Hotel Rambouillet durch
feine geiftreiche Befigerin, die Gemahlin des Marquis Charles
d Angennes de Rambouiliet, in ihren Salons die beſten Köpfe
von Paris vereinigte, und man dafelb in buntem Gemiſch
Geiflige, Rechtsgelehrte, Dichter, Staatsmaͤnner und Hofleute
ihte Gedanken auetaufchen fah, während mehrere fpäter fehr bes
rühmt gavordene Schriftfiellerinnen, wie die Ecudery, die Sevigne,
bie daſeyette, fich diefem Kreiſe anſchloſſen und denfelben durch
ihten Wip erheiterten. Selb Richelieu fam hin, und man
kann kann wohl mit Recht ſagen, daß er durch dieſe
Soiteen auf den Gedanken eines wiſſenſchaftlichen Vereins von
Gelehiten, den er nachher fo glaͤnzend durch die Stiftung der
Academie ausführte, gebracht worden war. Dabei hatten dieſe
Zuſammenkuͤnfte noch das Verdienſt, daß fie zuerſt den Mel,
die Geifilihfeit und die Elite der Bourgeoiftie einander nahe
bradien, daß fie burdgängig zu den Wiffenfchaften anregten,
weil wenigfiens dem Nichtadeligen ohne literärtihen Namen der Zus
gang verſchloſſen blieb, und daß endlid die Gegenwart der Das
um die Converſation ſtets in den Schranken des Anftandes zu
halten wußte, fo daß zwar die Balanterie daſelbſt geduldet,
aber Allee, was Irgendwie die Grenzen des Decorum übers
206 Sranzöfifche Poeſie.
ſchritten hätte, fireng verbannt blieb, Freilich entſtand daraus
iener pedantifche Salonton, den wir m den Romanen jmer Der
riode, z. B. in ber Astree, deutlich genug wiebergegeben finden,
allein auf die Sittlichkeit wirfte dieß dafür tm Gegenſahe zu
den Zeiten der Ligue äͤußerſt vortheilhaft ein. Allerdings darf nicht
vergeſſen werden, daß auch an ſich ſchon das Zeitalter Heinrichs 1V.
die Beguͤnſtigung, welche daſſelbe der Reformation hatte zu Theil
werben laffen, und die mit dieſer verbundene puritaniſche Sim
firenge troß dem frivolen Hofe Heinrichs einen weſentlichen Ein
fluß auf diefe füttliche Umgeftaltung der Poefle geäußert halten,
welche auch nod unter Ludwigs XIII. Regterung fortdauertt,
obgleich diefe negative Froͤmmigkeit einer dem Mittelalter fehr
nahekommenden Bigotterie wieder Platz gemacht und die Reaction
des alten Glaubens eine entfhhiedene geworben war. Indeſſen
dauerte der literärifdhe Areopagus des Hotel Rambouillet hödftene
bis 1650 fort, dann 'löflen fi die Beſucher deffelden in mehr
rere einzelne Eoterleen und Salons!) auf, von denen ein feber allen
Geiſt und Wis in ſich zu vereinigen wähnte, wie z. B. die Same-
dis des Fräulein von Scudery, und die größtentheils die Schul
an den Angriffen tragen, welche von verfhledenen Seiten gegen
das morfche Gebäude des Hotel Rambouillet zu einer Zeit er
hoben wurden, wo baffelbe durdaus feinen Einfluß mehr auf
die Literatur ausüben Fonnte.
1) ©. Badiche im Investig. 1844. Novbr. Blätt. f. lit. U. 1845. nr. 15784.
$. 585.
Betrachten wir nun die einzelnen Sterne, welche ſich um
die Sonne jenes Haufe, die Marquiſe von Rambouiflet, reihten,
fo werden allerdings Balzac, Baugelas, d'Ablancourt
und Menage wegen ihres Einflufies auf die Ausbildung dr
Profa der Sprache und auf den Styl der Renatffance die glänzend
ften fein; allein da bier von der Boefte diefer Zeit vorgugsmelle
die Rebeift, fo müfjen wir auch mit den kleineren Lichtern fürlled
nehmen, welde ihre Strahlen von hier aus verfendeten. Wir
fiellen die Epifer voran, deren Reigen durh Jean Chapelain
(1595 —1674) eröffnet wird, deſſen Pacelle, obwohl unvollen⸗
det, nad zwanzigiähriger darauf verwendeter Arbeit (1656)
Franzoͤſiſche Poeſie. | 207
im Anfehn, das er bis dahin als critiſches Drafel gehabt, auf
einmal durch ihren läcerlihen Bombaft ein Ende madte?),
Ehenfo eimfältig find die hiecher gehörigen Arbeiten des Des»
mareh de St. Sorlin (1595 — 16769), des George de
Seuderi aus Havre?) (1601 - 1667), des Marc Ans
tolne Gerard, Sieur de St. Amand aus Rouen (1594 —
1660)*), die ſaͤmmtlich von Boileau auf das Erbärmiichfte
mitgenommen wurden, und der Iefuit Pierre Lemoyne aus
Chaumont (1602— 71), von defien heiligem Ludwig Boileau
fügen konnte: il s’est trop eleve pour en dire du mal,
il sest trop &gar& pour en dire du bien, da bei allen ſei⸗
nen Fehlern epiſches Talent feinem Gedichte nicht abgeſprochen
werden Tann’). Als komiſche Heldenvichter werden genannt Bau |
Scatron, ber ſich ſelbſt „par ia gräce de Dien malade indigne
de la reine Anne“ nannte und dafür jährlid 500 Thlr. er
hielt, aus Paris (1610 — 1660), bekannter durch feine Frau,
die berühmte Daintenon, der bie Aeneide in 8 Büchern trave⸗
Rirte (die andern fügte Moreau de Brazey bin) und in
denfelben Genre noch einen Pyphon dichteteꝰ), und Guillaume
de Brebeuf aus Torigny oder. Rouen (1618 — 61), der
mer mit einer Parodie des 7ten Buchs Virgils begann und
dam daſſelbe mit dem Lucan verſuchte, aber uͤber Scarron ſich
nit eb”), j
— MdL. de
tt. de Chap. p. 233. Viollet le Duc. p 358 sq. Gruber. Comm,
Epist. Leibnit. Tom. Prodr. P. II. p. 1113. Olivet, Hist. de l’ac.
frang. .97 sg. Goujet. T.XVII.p.351.
2) Clovis ou la France chretienne, po&dme her. Paris 1666. 12.
Marie Madelsine ou le triomphe de la gräce. Paris 1669. 12. f. Ni-
ceron T.XXXV. p.1408q. Viollet p. 503sq. Goujet T.XVII.p. 419 2q.
3) Alaric ou Rome vaincue, po@me her. Paris 1665. 12. ſ. Viol-
let p. 520 1q. Nicoron T. XV. p. lid sq. Goujet T. XVII. p. 138sq.
4) Moyse sauve, idyle heroiquc. Leyde 1654. 12. Oeuvres, rev.
eorr, et augm. Rouen 1663. 12. f. Viollet le Duc p. 500 sq. Niceron
T.XIV, p. 352 sg. Gonjet T. XVI. p. 329 ag;
5) Saint Login qu 'la sainte, copronbe recougnise, poöma her.
Paris 1658. 8. Dazu Les Triomphes de Louis le Juste. Paris 1630.
6. f. Viollet-ie Duc. p. 547 sq Niceron T. XIH. p. 79 aq. Geujet
T, XYIL P. 246 BG.
6) Le Virgile, travesti en vers burlesqnes. Paris 1648. 12. 1668.
I, 12. Oeuvres burlesques de Sc. (Leyde). Paris 1655. 12: Les der-
ütres oeuvres. Paris 1668. 12. Les nouvelles oeuvres tragicomiques.
⸗
208 Sranzöfifche Poefie. Roman.
Amstord. 1668. 12. Oeuvres. Amsterd. 1737. IX. 12. Paris 1786.
7) La Pharsale de Lucain ou les guerres civiles de César et de
Pomp6e en vers frangois. Leide 1658. 12. Po&sies diverses. Paris
1662. 12. Eloges poetiques. ib. 1661. 12. Entretiens solitaires ou
prieres et meditations pieuses en vers frangois. ib. s. a. 12.
$. 586.
Daffelbe Zeitalter, welches die ſchlechten Heldengedichte fdul,
brachte noch ſchlechter Romane hervor, zwar gerade feine Rit
terromane im eigentlihen Sinne mehr, da ja Herberay burg
feine Uebertragungen des Amadis dafür geforgt hatte, daß fein
Mangel daran fet, allen eine andere Art Mifhgattung von
Schäfer» und Ritterroman, eingeführt dur des Herrn Honore
d'Urfé aus Marfeille (geb. 1567, gefl. 1625) Astree'), worin
die angeblichen Liebesabenteuer der Hirten von Lignon in do
re) verewigt werden, und ein laͤcherlicher Salonton und hoͤfiſche
Galanterie mit langen, auf Stelzen gehenden Phrafen here
plärrt wird, wie fie im Hotel Rambouillet Mode war. Obwohl
jegt nicht mehr lesobar, wird Nod dies langweilige Bud durch
feinen Helden Celadon, den Prototyp aller ſchmachtenden Liebes⸗
helden und girrenden Tauber, unfterblich fein. Leider bat es
aber auch noch viele Nachahmungen gefunden, die das Original
wenigfiend an Länge übertreffen. Solche lieferte zuerſt Gauthier
de Coſtes, Seigneur de la Balprenede (geb. um 1600.
geft. 1667), inter deſſen fünf Romanen die Cleopatra der befte iR,
obgleich er ſich endlos durch 23 dicke Bände hindehnt, und die
von ihm erfundenen Abentener über ale Grenzen des Wahr
ſcheinlichen hinausgehen?). Es iſt faft unmöglich, fi durch ſo
ein Buch hindurchzuarbeiten, allein die gehäuften Verwickelungen ded
MarinLe Roi de Gomberville (geb. 1600, gef. 1674)
in feinem Polexandre und der Yortfebung deffelben, La jeune
Alcidiane, erregen nur dadurch Erſtaunen, daß der Berfafler
felbR nicht über feinen Gordiſchen Knoten confus geworben
und es ihm doch nod gelungen if, ihn zu entſchürzen?). End
lich befhließt Madeleine de Scudery (1607—1701), eine
treue Beſucherin des Hotel Rambouillet, die Reihe von lang
weiligen Autoren, Indem fie cine große Maffe von Bänden gefchrichen
bat, in welchen endloſe Unterbaltungen und einen Begriff von
Sranzöfifche Poeſie. 209
dem zeittöbtenden Geftwäp der damaligen wifienfhaftliden Sa⸗
Iond geben, freilih aber au dur ihre moraliſche Tendenz ge
waltig gegen die frivolen Romane des 18ten Jahrhunderts abs
Reben. Ihr berühmtefler Roman iR außer dem Artamene, in
weldem der große Eyrus als ein Mann geſchildert wird, der
von früh bis Abend nichts thut, als feiner Mandane feine efel«
haften Liebesfeufzer vorplärrt, befonderd die Clelie, wo jene
großen Helden der Römiſchen Geſchichte, Mucius Scävola,
Horatiuß Cocles ıc. fih mit ihren Damen damit befchäftigen,
einander galante Rätbfel aufzugeben und jene berühmte Karte
der Zärtlichkeit zu entwerfen, die fi im erſten Thelle der Clélie
befindet und deren Entſtehung uns fon der gleichzeitige
Anecdotenjaͤger Tallemant des Reaur in feinen Historiettes
(T. V. p. 278) befdrieben hat. Uebrigens kam weder ein
Römer nod eine Römerin in diefen Romanen vor, die nicht eine
Eopie irgend eined Bürgers oder einer Bürgerfrau aus dem Quartiere
der Ecudery gemein wäre, wie ein damals eriflirender Schlüfs
fel auswies). Obgleih diefe Mißgeburten ber Literatur leider
noch mande Nachahmungen fanden, fo fhuf doch glüdlicherweife
Paul Scarron’) dur feinen Roman comique eine neue Aera
für den Franzöfifhen Roman, indem er darin zuerfl, wenn aud
nur in dem yiquant und originell genug dargeſtellten Comödian⸗
tenleben, zeigte, wie dem Roman die Aufgabe gegeben if, in
das yractifche Leben einzugreifen und für dieſe oder jene Phaſen
der politiihen oder Aflhetifchen Zufände einzuwirken. Uebrigens
muß aud bier no Eyrano de Bergerac‘) (1620—55)
erwähnt werden, der durch feine beiden Phantafieen, die Relfe
in den Mond und die Geſchichte des Reiches der Sonne, eigent«
lich der Bater des phantaflifchen Romans und das Vorbild von
Gulliver’6 Reifen, Fontenelle's Welten, Voltaire’ d Micromegas,
Holberg's Nil Klim's Reife in die Unterwelt geworben if, und
die Bergefienheit, in welche er verfallen if, durdaus nicht ver
dient, da alle jene imaginären Reifen, mögen fie noch fo gut
ihren ſatiriſchen Zweck verfolgen, ihm doch das Berbienft laſſen
müflen, zu dieſem Behufe zuerſt die Natlonalfprade angewenbet
zu Haben, da man früher zu dergleichen Arbeiten ſich nur der
Lateiniſchen bebient hatte.
Größe, Handduch d. Literärgeſchichte. III. 14
210 Sranzöfifche Poeſie.
1) &. Niceron T. VI. p. 217 sq. Goujet T. XIV. p. 354 2q.
Tilladet, Dissert. recueill. à la Haye 1714. 12. T. 1I. p. 68-8.
A. Bernard, Les d’Urfe „ souvenirs hist, et litt. de Forez au XYl
et XVII s. Paris 1839. 8. L’Astree, olı sont deduits les diverses ef-
fets de l’honneste amitié; avec la V partie, p. Baro. Paris 163.
1637. (Rouen) 1647. 8. 1733. V. 12. [modern.] (Ed.Pr. Part. I. Paris
1610. 1612. 4 P. Il. 1616. 4. P. Ill. 1619. 8. [P. IV. Paris 16%
pP. V. et VI. ib. 1625. 8., bier ift d. Schluß von Borftet, Sieur de Gau:
bertin] P. IV. et V. ib. 1627. 8. P. V ift von Baro) Ausz. in b. Bibl.
d. Rom. 1775. Juillet T. I. p. 166 sq. 209 sq. u. Dunlop T. IN
. 143 sq. — Les Epistres morales et amoureuses. Lyon 159%. 1?.
aris 1619. 8. u. öft. La Sireine, po&eme alleg. rev. corr. et angm.
Paris 1606. 1618. 8. u. öft. E. gr. St. a. ſ. Savoysiade on hist. d.
ducs de Savoie en vers b. Rosset Del. de la po&s. frang. Paris 1613.
1618. 1620. II. 8.
2) 8. Niceron T. XXXVII. p. 235 sq. Faramond ou l’hist. de
France. Paris 1641. 1661. Xll. 8. Amsterd. 1664—70. XI. 8. (vom.
VIII. Th. anit P9.d’DOrtigue de Vaumoriere der Verf) Cleopatre
Paris 1648. XII. 8. Leyde 1557. XII. 8 Dunlop T. 111. p. 1% sq.
Cassandre. Paris 1642. 44. 50. 54. 67. 1731. X. 12, Ausz. in d, Bibl
d. Rom. 1780. Octbr. T. I. p. 23 sq. Il. p. 3 sq. Novbr. p. 3 8q.
u. db. Dunlop. T. II. p. 204 eq.
3) &. Niceron. T. XXXVIII. p. 259 sq. Goujet T. XVN. p.
341 sq. Polexandre. Paris 1647. V.8. Ausz. b. Dunlop. T. TIL. p. 1868-
La Cytheree. ib. 1621. IX. 1642. IV. 8. Alcidiane. ıb. 1651. 8.
4) ©. Bosguillon im Journ. d. Sav. 1701. Juill. p. 513 sq. Nic
ron T. XV. p. 132 sq. Clelie, histoire romaine. Paris 1654-61. X-
8. 1731. x. 8. (Xusz. in d. Bibi. d. Rom. 1777. Octbr. T. I. p.5-
214.) Les yeux de Mathilde d’Aguilar, hist. Esp. et Franc. Paris
1667. 1704. I11. 8. (Ausg. ib. 1778. Octbr. T. I. p. 170 8q.) Artameae
ou le grand Cyrus, Paris 1450. Ed. VI. 1658. X. 8. (Ausz. ib. 177.
Novbr. p. 86 sq.) Almahide ou l’esclave reyne. Paris 1661-8.
VIII. 8. (Ausʒ. ıb. 1775. Aoust p. 146sq.) Ibrahim ou l’illastre Basse.
Paris 1635. 1641. 1665. IV. 8. Ausz. b. Dunlop T. III. p. 216 sq-
5) Le Romant coınique, Paris 1662. 1663. 12. (av. la 3me part.
p. A. Offray) Paris an 1Y (1796.) 111.8. u.öft. Aus;. in b. Bibl.d. Rom.
1776. Janv. T. 1 p. 75 3q. cf. Ola Potrida 1790. p. 90 aq. Biogr. f.
rauenzimmer &t. X. 1785. p. 50—70. Lambert Gel. Geſch. Ludw. XIV.
b. III. p. 64. Goujet T. XVI. p. 315 sq.
6) ©. Niceron T. XXXVI. p. 215 sq. Nodier, Bonav. Desper-
rier eis Cir. de Bergerac. Parıs 1841. 8. u. Bull. d. Bibl. 188
p. 343 sq. Oeuvres dıv. Paris 1661. 1677. Aınst. 1710. IE. 8. LH
stoire comique des Btats de la Lune. Paris 1656. 12. Hist. com.
des etats et empires du soleil in f. Oeuvres. Paris 1741. III. 12
Ausz. b. Dunlop Hist. of fiction T. III. p. 334 sq.
$. 570.
Eine andere Clique bildeten aber die Gelegenheit
bichter und Erzähler, vorzugswelfe im Hotel Rambouillet, an
deren Spite Bincent Boiture!) aus Amiens (1598—
1648) ficht, der befonderd als angenehmer Geſellſchafter und
Sranzöfifche Poeſie. 211
ſteis bereiter Witzling angefehen war. Davon zeugen aud)
feine Gedichte, 3. DB. feine Epiflel, der Karpfen und der Hecht,
fowie fein Eonett von der Urania, gegen welches Benferade
fein Sonnet de Job richtete, wodurch fi die Parteien ber
Uranistes und Jobelios bildeten. Uebrigens brachte er auch die ſchon
vergefienen Balladen, Rondeaur und Triolets wieder in Aufnahme,
Rüdjihtlid des Genies ſteht ihm Iſaac de Benferade?)
aus Lyons la Foret (1612— 91) am nähften, was man aus feinen
anf die Hofballetd Ludwigs XIV. gemachten Gelegenheitsgedich⸗
ten ficht, denn feine Idee, Ovids Verwandlungen in Rondeaur
zu bringen, war ganz unglücklich. Der Dritte wäre Jean
François Sarrazin?) aus Hermanville (1603 — 54), ein
tet eigentlicher Gelegenheitsdichter, jedoch auch als Satirifer
(G. B. gegen den läderlihen Erfinder der Endreime Dulot)
talentvoll, und hoͤchſtens in der Form tavelnswertb, Endlich
würde die vierte Stelle unter diefen hervorragenden Talenten
der liederliche Honorat de Buell, Marquis de Racan
(1589 — 1670) einnehmen, Malherbe's Schüler im Styl, aber
dem Etoffe nah Nahahmer der Staliäner, deſſen Bergeries
die Borläufer der Astree waren“). Den zweiten Rang nimmt
eine andere Geſellſchaft ein, beftehend aus Sean Ogier de
Bombaud aus St. Juſt de Lufiac (1576— 1666), einem gros
Gen Guͤnſtling der Scudery, Marie von Medicis und Anna von
Defreib, deren Gunſt er durch ein hübſches Sonett auf Hein⸗
rih’81V. Tod gevonnen hatte, affectirtem Hirtendichter, aber gu⸗
tem Epigrammatiften?), aus Francois Mayn ard aus Touloufe
(1582— 1646), einem einförmigen und falten Sonettiſten, der
aber in der Form und Ausarbeitung tadellos INC), aus
Elaude de Malleville aus Paris (1597—1647), gutem
Glegifer?), aus Antoine Godeau aus Dreur?), Biſchoff
von Bence (1605— 72), der zwar harmoniſcher Dichter, aber
doch viel zu fruchtbar war, aus Charles Faucon de Ris,
Seigneur de Eharleval (1613 — 93)?), einem Adten, aber
zu allen ernſteren Arbeiten unaufgelegten Schöngeif, und end⸗
ih ans Henriette de Coligni, Gräfin de la Suze
(+ 1673), berühmt durch ihre Schönhelt und Abenteuer, aber
in der fentimentalen Elegie nicht ungeſchickt 10). .
14
212 Sranzöfifche Poefie.
Diefer Dichterfchule der vornehmen Salons fleht aber nod
eine Anzahl anderer weniger begünftigter Dichter zur Seite, un
ter denen wir Sheophile de Biau (1590-1626) aud
zeichnen, unten defien Namen feine Feinde eine Sammlung
ſchmuziger und fatirifher Gedichte, Parnasse satirique belitelt,
druden ließen, die trotzdem, daß feine Unſchuld fpäter anerfomt
ward, feine moralifhe und Außere Vernichtung zur Bolge hat
ten, was vielleicht auch bewirkte, daß fein ausgezeichnetes Talent
nicht die verdiente Anerkennung fand), Pierre Batrls
(1585 — 1672) verſtand mit fhönen Worten nichts zu fagn"),
aber Philipp Habert (1604— 37) hat in feinem Temple
de la mort fehr viel Talent gezeigt"). An dieſen fehließen id
eine Dicterin, Fräulein Marie de Pech de Calages au
Touloufe, deren Heldengedicht Judith befier ift, als alle Cpopden
der Heroifer des Hotel Rambouillet zufammengenommen''), der
Apologet Ludwigs XIII. Julien Golardeau (1590 —
(1990-—1669)'°) und der Tiſchle Adam Billauı!, be
fannter ald maitre Adam, le Virgile an rabot, aus Nevei
(+ 1662), deſſen drei Gedichtſammlungen, nad feiner Peofl
ſion Les chevilles, le Vilebrequin und le Rabot genannt,
ihn bei allen in feinem Mangel an aller Bildung liegenden Seh
lern doch als talentvollen Naturdichter Documentiren, was man von
dem Paſtetenbaͤcke Naqueneau und dem Scloffer Reault
faum fagen kann. Aber aud auf das Theater war der Ealon
Rambouillet nicht ohne Einfluß geblieben, wenn man auch anerfenna
muß, daß befonderd der Kardinal Richelieu (1585 — 1612),
den feine Vorliebe für die Bühne ſelbſt veranlaßte, für biefelt
zu fohreiben, weſentlich für Diefelbe gewirkt hat, indem er but
die erfi von ihm gegründete Arademie francaise den Cid (M
firen ließ). Auf feinen Befehl fhrieb Francois Hedelin, Ahle
d’Aubignac (1604— 76)!°) ein ſchlechtes Buch über das Weſen
der dramatiſchen Poefle und ein noch ſchlechteres Trauerfpiel (ZE
nobie) zur Erklärung deſſelben, und auf gleihe Beranlafung
Frangois Metel des Bois Robert aus Gam!?) (1592
—1662), der jedoch dad Verdienſt bat, bei feinem Goͤnner
bie Idee zur Errichtung ber Academie angeregt zu haben und
nicht ohne natürlichen Wis und Humor if, und der liederliche
Sranzöfifche Poefie. 213
Buillaume Golletet (1598—1659), freilich ebenfalls
ein bloßer Speichellecker?'). Bei alledem hatten diefe ſchlecht
abgelaufenen Verſuche das Gute, daß fie auf die nun erfchei-
nenden Talente defto mehr Wufmerffamfelt zogen, welche bereits
Sean Mairet (1604— 86)?! mit Recht erhielt, deſſen So-
phonisbe (1629), freilih dem Stoffe nah aus Triffin entlehnt,
body das erfle regel» und planmäßig angelegte Trauerfplel der
Sranzofen iR und ihren Berfafler, trog der darin fich befin«
denden Fehler, die der Zeit und der damaligen Manier zugufchreiben
find, mit Recht zum Bater ver Franzoͤſiſchen Tragöbie flempelt, wenn
auch der Ruhm, die Form derfelben geſchaffen zu haben, Pierre Cor⸗
neille?) aus Rouen (geb. 1606) gebührt. Gr debutirte zuerſt mit
dem Lufifpiele Melite (1629), das bei aller feiner Mittelmäßigfeit
doch weitüber allen früheren dramatiſchen Verfuchen erhaben If, wenn
auch feine freilich zu ſchleppende Nachahmung der Medea Senecas
(1635) bereitö den großen Corneille, wie er in feinem Cid (1636)
aufteitt, ahnen läßt, worin er fein Borbild, Guillen de Caſtro uns,
endlich übertroffen hat und zeigt, bis zu welchem Grade ver
Vollkommenheit ſich das moderne Drama erheben kann, wie er
denn au im Menteur, einer Rahahmung von Pedro de
Rorad Sospechosa vertad, das erfie Branzöfifhe Intriguen⸗
fpiel nad den Regeln gellefert hat. Mit diefem Stüde hört
aber aud die Glanzperiode Bornelled auf, denn fhon Rodo-
gune (1645) if nicht in allen ihren Theilen vollfommen, und
mit Theodore beginnt die Abnahme feines Talents, welches im
Pertharite (1653) eine volftändige Niederlage erfuhr, bis end⸗
lich Bolleau über einige feiner nun noch folgenden Producte je⸗
nes berühmte Epigramm ſchrieb: „J'ai vu l’Agesilas | Helas! |
Apres l’Agesilas | Helas! | Mais apres l’Attila, | Hola!“
Seine letzten Lebensjahre verlebte er vom Theater ganz zurüde
gezogen (+ 1684), Indem er den Ruhm zurüdiieß, in feinen
Trauerfpielen jeden Styl angewendet gu haben, der barin zus
laͤſſig if. Seine Behler, die befonders in feinem freilih in
der damaligen Zeit liegenden Anſchließen an die Spaniſche Schule
liegen, würben wohl beſonders Damit zu entſchuldigen feyn, daß er
eigentlich mit Teinem ordentlichen Nebenbuhler zu woettelfern haite.
Ratürlih fand er viele Nachahmer, unter denen Jean de
214 Sranzöfifche Poefie.
Rotrou“) aus Dreur (160950) der fruchtbarfie if, wenn
auch die Unregelmäßigfelten, die er fih zu Schulden komme
ließ, zeugen, daß er wenig von der claffifhen Schule bat. An
ihn fließt fh Triftan LHermite?* (geb. 1601, + 1655),
vom Schloſſe Soulierd ſtammend, ein geborner Dichter, der zwar
der gefaͤhrlichſte Nebenbuhler Corneille's war, aber doch bald ver⸗
gefien ward, wenn man feine (1637) mit ungeheurem Beifall
aufgenommene Marlanne ausnimmt, ferner Pierre Duryer
(1605— 58) 2°), deſſen Trauerfplele mit Ausnahme deö Scevole
mit Recht verdienen, jept im Staube der Bibliotheken begraben
zu fein, da er blos um Gelb zu verdienen ſchrieb, Gabriel
Gilbert (+ 1680), zwar von der Nation nicht mehr geleſen,
aber von vielen fpäteren und gleichzeitigen Dramatifern (fo ahıte
P. Corneille feine Rodogune, Racine feinen Hippolyte n06)
benutzt, da er in der Wahl der Soffe und in ber Er
findung der Intrigue und der Situationen ſtets glüdtich war”"), was
man auch von Georges de Scudery, deſſen Ibrahim von
dem Ginfluffe Rotrou's und Corneille's zeugt, fagen Tann, da
feine Stüde mit Unrecht jetzt vergeffen find?”), und endlich Ey
rano de Bergerac®), deſſen Agrippine leider von beinahe
atbeiftifchen Gefinnungen zeugt; dafür bat er aber in feinem
Pedant joue das erfle Franzoͤſiſche Proſaluſtſpiel geliefert, aus
dem fein Schulkamerad Moltere die zwei beflen Scenen der
Fourberies de Scapin nahm. Che wir aber zu einem neuen
Abſchnitte gehen, wollen wir nicht vergeffen, einige Boltsviäte,
von denen wir allerdings den maftre Adam bereit6 anführten, noch
hinzuzunehmen. Es giebt deren fehr viele, wie nennen mut
Laurent de Brianson?) und Jean Milter”), weit
beide im Patois von Grenoble dichteten, die Gaocogner Dichte
Pey de Barros”), Augie Gallliard®), Bertrand
Larade?), ©. Ader), Pierre Boudelin”) aus Tou⸗
Ioufe (1579—1649),. den Krämer Jean Michel aus Riöme
(+ 1700)%), ©. Bebout?”), J. G. Aotros) und B. Gri⸗
maudt?”), einen gewiſſen Sasmin) und I. Wartel*)
aus Beziers, der die von dem baflgen Kaufleuten auf
ihrem Privatiheater gefplelten Stüde fammelte, Le Sagt
aus Montpellier), P. Rouffet aus Berigorv®) (1626—
Franzoͤſiſche Poefie. 215
1684), bie Provengalen Loys bi Bellaubiero*) aus
Grace (1532— 88), Claude Bruecys*) aus Air und Ons-
par Zerbin®), fowie Ricolas Saboly*”), die Piemontefer
Alone von Ai, von dem oben ſchon die Rebe war") und
Bernard Uharb*), die ſchöne Sellerdtochter Loyſa Labe
aus Bon (1522 — 62)%), die Bretagner PB. Sultan Maus
nel”) und Tangy Guegueu??), die ebenfo wie P. Pe⸗
raut®) in der Auvergne, die Weihnachtslieder (Noals) ihres
Baterlanded fammelten, wenn fie auch nicht den Ruf erlangt
haben, wie Bernard de la Monnoye's aus Dijon (1641
—1728) berühmte Noels bourguignons”*).
‚. 6. Menage, Misc. Paris 1652 4. Lib. adopt. p. 73 20 Gou-
yet T. XVI. p. 87 sq. Lambert, Gel. Geſch. d. Reg. Ludwigs XIV. Lpzg.
u. Kop. 1761. Bd. II. p. 34 sq. Lettres. Amsterd. 4657—59. II. 12.
Oeuvres. Paris Ed, Y. 1656. Nouv. Oeuvr. ib, 1658. 4, Paris 1713.
1729, 1744. IL. 12.
2) ©. Camusat Mel. de litt. de Chapelain p. 194. Goujet T.
XVII. p. 187 sq. Niceron T. XIV. P 304 sq. Lambert Bd. IT. p. 172
sq. Oeuvres diverses. Paris 1697. II. 12. Theätre. ib. 1636—42. VI.
4, Metamorphoses d’Ovide en rondeaux. Paris 1676. 4. u. öft.
3) 6. Sallengre Me&m. de Litt. T. I. p. 419 sy. Niceron T.
u sq. Goujet T. XVI. p. 174 sq. Senebier Hist. litt. de
beatve. T. If. Lambert Bd. III. p. 47. Oenvres. Paris 1656. 4. Ed.
augm. Amsterd. 1694. ı2. Nouvelles Oeuvres. Paris 168%. 1. 12.
Deuvres choisies. Paris 1826. 16. Poesies. Caen 1824, 8.
4) 8. Goujet T. XVII. p. 205 sq Niceron T. XXIV. p. 159 2
&ambert Sp. IH. p. 97 sq. Camusat p. 226. Oeuvres. Paris 1724. I.
12, Bergeries. ib, 1625. J. Ed. VI. Lyou 1635. 8.
) &. Nieéron T. XXXIV. p. 352 sq Gonjet T. XVII. p.123sq.
kambitt Bo, III. p. 87. Camusat p. 204. 230. Po6sies. Paris 1646. 4.
Epigrammes. ib. 1658. 12. Les Danaides, Tragedie. Paris 1658. 12.
Amarante, Pastorale. ib. 1631. 8.
6) 6. Goujet T. XVI. p. 56sq. Lambert 3b. II. p. 126. Oeuvres.
Paris 1646. 4, Le Philandre. Lyon 1621. Paris 1623. 12.
D S. Goujet T. XVI. p. 70 sq. Lambert Bd, II. p. 31. Poesies.
Paris 1649. 4. 1659. 12.
8) &. Goujet T. XVII. p. 269 sq. Niceron T. XVII, p. 71 a9.
XX. p. 111 sq. Lambert Bd. IT. p.41. Camusat p. 262. Ancillon Mei.
T.I. p. 291 sq Artigny Mem. T. V. p. 219 sq. VI. p. 196 sg.
Les Tableaux de la Enitence. Paris 1656. 4 1665. 12. Poesies chre-
liennes et morales. ib. 1663. 12. Paraphrase des Psaumes de David
M vers francois; dern. Ed. corr. p. Th, Gobert. Paris 1676. 12.
9 6. Goujet T. XVII. P 342 sq. Poösies diverses, in b. Re-
1.
cueil de Serci T, LP 81. 1 300. 307. T. III. p- 241. 248. T. V.
I: %0. u. b. Barbin Recueil T. IY. p. 305-360. u. b. b. Poësies de
t. Pavin. Paris 1759. 12.
216 Stanzöfifche Poeſie.
10) ©. Eoujet T. XVII. p. 301 sq. Recueil de pieces galantes
en prose et eu vers. Paris 1678. III. 12. 1698. IV. 12. Trevoux
1741. V. 12. Poesies. Paris 1666. 12.
11) ©. Niceron T. XXXVI. p. 48 sq. Menage, Antibaillet P. I.
8 112 sq. Chasles in d. Revue d. deux mondes. 1839. T. XIX.
oujet T. XIV. p. 363 sq. ODeuvres. Paris 1621. 1698. Rouen 1628.
1636 Paris 1662. II. 12. Nouvelles oeuvres coınp. d’excellentes let-
von latines et francoises. Paris 1648. 8. Ueb. |. Proceß ſ. Soleinne
. p- 161.
12) ©. Gonjet T. XVII. p. 226 sq. Niceron T. XXIV. p. 1f9nq.
La Misericorde de Dieu sur la conduite d’un pecheur penitent,
avec quelques autres pieces chrestiennes. Blois 1660. 4. Poesies di-
verses, b. Barbin, Recueil. T. IV. p. 81 sq.
13) ©. Goujet T. XVI. p. 1 aq. Le Temple de la mort, po<me.
Paris 1637. 8.
14) Jadith ou la delivrance de Betbulie, po&me publ. p. M.
de Yillandon. Paris 1660. 4.
15) ©. Goujet. T. XVI. p. 24 sq. La description de Richelien.
(Paris) s. 1. et a. 4. Les Tableaux des victoires de Louis. XIII. ib.
12
16) ©. Goujet T. XVII. p. 53 sq. Mem. deM. deMerolles T. 1.
-p. 170 sq. Strobel a. a. D. p. 63 sq. Oeuvres choisies. Paris 1806.
1842. 8. Les chevilles. Paris 1644. 4. Rouen 1654. 8. Le villebrequin.
Paris 1662. 1663. 8. Ode au card. de Richelieu. Paris 1639. 4.
Ode pour Mons. le Prince. ib. 1648. 4. Le Claquet de la Fronde
sur la Liberte des Princes. ib. 1651. 4.
17) Europe, come&die héroique. Paris 1643. 4. u. 12. (f. Vigneul-
Marville, Mel. T. Ill. p. 1sq.) Auch ift erBerf. d. unter Desmarets
Ramen gedr. Luſtſpiels: Les visionnaires. (Paris 1637. 4. u. in d. Re-
cneil de pieces galantes cont. le voyage de Bachaumont et laCha-
pelleetc. Trevoux 1750. 12.) u.Ouverture du theätre de lagrande salle
du Palais Cardinal, Mirame, tragi-com. Paris 1641. fol. Uebrigens
gab er auch den Stoff an zu d. Coınedies des Tuilleries par les
cing auteurs (Boisrobert, P. Corneille, Rotrou, Colletet et Lestoille)
ara 1638. 4. u. L’aveugle deSmyrne, tragi-comedie par l. memes.
ıb. cod. 4.
18) ©. Sallengre, Mem. de Litt. T. I. p. 234-3%. Gonjet .T.
XYIl. p. 406 sq. Niceron T. IV. p. 120 sq. Camusat p. 181. ZE-
nobie, trag. odı la verit& de l’histoire est conservee dans l’obser-
vatıon des plus rigonreuses regles du po&me dramatique. Pa-
rıs 1647. 4. Le Martyre de St. Catherine, Trag. Caen 1650.
4. La Pucelle d’Orleaus Trag. en prose selon la verite de
Y’histoire et les rigueurs du Tiheätre. Paris 1642. 12. La Cyminde
on les deux victimes, trag. en prose. ib. 1642. 4. Pratique du Thes-
tre. Paris 1715. II. 8.
19) &. Niceron T. XXXV. p. 53-67. Goujet T. XVII. p, 68.
Artigny Mem. T. VI. p. 178. Thheätre. Paris 1633—55. X Pi&ces
4. u. VIII in 12. (f Soleinne Bibl. dramat. T. I, p. 240 aq.).
20) ©. Lambert Bd. IT. p. 58. Goujet T. XVI. E 259 sq. Ar-
tigny Men. T. VI. p. 104 sq. — Cyminde ou les deux victoires,
tragicom. Paris 1642. 4. Podsies diverses. Paris 1656. 12. Lesdiver-
tissements, ib. 1633. 8. L’illustre buveur & ses amis; dern, éęd. rev.
p- l’auteur av. d’autres gayetez du caresme-prenant. Paris 1640.4.
21) &. Niceron T. XXV. p. 243 sq. Goujet T. XVIII. p. 179sq.
Theätre complet. Paris 1690-43. XI. (II.) in 8. u. (X.) 4.
Franzoͤſiſche Poefie. 217
22) &. B. de Fontenelle, Vie de P. C., b.d’Olivet Hist. de l’ac.
trauc. 1730. Amst. 12. p. 138—157. Niceron T. XV. p. 349 sq. XX.
p. .Lambert Bd. III. p. 142. Mag. f. Frauenzimmer. 1786. p. 210
—243. Discours sur Corn. et Racine. Paris 1773. 8. Lardner, T. |.
p.40sq. V. Fahre, Eloge deP.C. Paris 1808. 8. J. Taschereau, L’hist.
de la vie et d. ouvr. de P. Corn. Paris 1829. 8. Ed. II. ib. 1836. 8.
Rachtr. zu Sulger Bd. V, P: 38 4. Schlegel Borlef. II. Abth. I. p. 165
sq. 179 sq. Fr. de Neufchateau, L’esprit du grand C. Paris 1819. 8.
Goujet T. XVIII. p. 140 sq. St. Beuve Portr. litt. T. I. p. 26 sq.
Ueb. d. Crit. ſ. Bromig in Herrig’e Ach. f. d. Stud. d. neuern Spr. El
berf. 1846. ar. 1. p. 189 sq. Theätre d. P. Corn.revu, corr. et augm.
Amsterd. 1664. V. 12. av. d. comm. (p. Voltaire). Gen&ve 1764. XII.
8. Paris 17%. X. 4. av. d. obs. crit. s. Il. comm. de Voltaire p. Pa-
lissot. Paris 1802. XII. 8. Oeuvres, av. I. comm. de V. Paris 1817.
XII. 8 .av. 1. not. de tous les comment, p. M. L. PareHe. ib, 1824.
XII. 8. Oeurres compittes de P. Corn. et Oeuvr. chois. d. Th.
Corn. av. 1. not. d. comm, Paris 1840. If. 4. ib. 1838. IV. 12. Ueberf.
G. Meifterwerle metr. überf. v. &. v. Hänlein. Berl. 1811—17. II. 8,
Der Eid, überf. v. Benzel Sternau. Gotha 1811. 8.
23) &. Niceron T. XVI. p.-89 sq. Singul. hist. et litt. (Paris
1738. 12.) T. I. p. 328-338. Lambert ®b. III. p. 43. Mag. f. Frauenz.
1786. 3b. XI. p. 148—159. Raynouard im Journ. d. Sav, 1821. 1822
u. 1823. Goujet T. XVI. p. 131sq. Theätre, Paris1631—52. XXXVI.
4. (f. Soleinne Bibl. dram. T. I. p. 228.) Oeuvres publ, av. d. not.
p. Violet Leduc. Paris 1820—22. V. 8.
24) La Marianne, trag. Amst. 1655. 12. Paris 1724. 8. Theätre
complet. Paris 1637—56. II. 4. (VIII &t.) ct. Lambert Bd. III. p. 54.
Goujet T, XVI. p. 203 sq.
25) ©. Goujet T. XVI. p. 252 sq. Niceron T. XXII. p. 342 sq.
Lambert Bd. III. p. 323. Po&mes dramatiques. Paris 1618-35. XVII
in 4. und IIl in 8. Scevole. Paris 1647. 4. Berühmt iſt auch L’Argenis,
tragi-com. Prem. journ. Paris 1631. Dern. journ. ib. eod. 8.
26) Theätre compl. Paris 1611-67. V in 4 und VI in 12. f. Gou-
jet T. XVIII. p. 86 sq.
77) Ibrahim ou l’illustre Bassa, Tragi-com. Paris 1643. 4. L’a-
mour tirannique, Tragi-com. ib. 1639. 4. (hier ift d. f. d. Theätre
frangais gültige Geſet der Vingt-quatre heures zuerft in Anwendung
gebr.} Oeuvres dramatiques et po6tiques. Paris 1630—49, VII in 8. u,
IX in 4. ſ. a. Goujet T. XVII. p. 138 sq.
28) Le mort d’Agrippine. Puris 1654. 4. Le Pedant joued. ib,
1054. 2, 1658. 10. 16h Er en
29) La Batitel de la Gisen. s. 1. et a. 4. u. m. f. 2 and. Geb. Le
Banquet de la Fäye u. La vientenanci du Courtisan im Recueil des
div. pieces faites a l'ant. lang. de Grenoble, Gren. 1662. 8.
30) Pastorale et tragi-comedie de Janin, repres. dans la ville
de Grenoble. Gren. 1633. 4. 1706. u. 1800. 8. (cf. Col. de Batines
Mel. de I’hist. litt. du Dauphind. p. 198 sq.) Anal. b.Champollion-
Figeac, Nouv.rech. s. . patois. Parıs 1809. 12.) La Faye de Sasse-
nage. ren. 1631. 4.
31) Poesias gasconas, Toloso 1567. 4.
32) Las obros. Bordeaux 1579. 12. Roudi6 de Rabastens en
Albigez. Lou bapquet, al cal banquet al belcop de sortos de
218 Sranzöfifche Poeſie.
mises per so que tout lou moun n’est pas d'un goust. Paris 1584.
12. Lyon 1614. 1619. 12. f. Goujet T. XVI. p. 327 sq.
.. 33) La muse piranese. Tolose 1609. 12. La margalide gascove.
ıb. 1604. 12.
34) Lou gentilome gascoun e lous heites de gouerre Jen gran
poude rous Henric gascoun rey di France. Toloso 16%. 8. Lou ca
tounet gascoun. ib. 1611. 8.
35) Lasaobras de P. G. augmentados noubelomen de forgo pe
sos, ambe& le dictiounari sur la lengo moundino. Toul, 1713. 8. |.
Strobel, Franzöſ. Volksdichter. Baden 1846. 8. I. p. 43 sq.
36) &. Gtrobel p. 66 ag. L’embarras de la fiero de Beaucaire.
Nismes s. a. 8. Beaucaire 1783. 8. u. im Rec, de poötes gascoms.
37) Lou parterre gascoune. Bourdeus 1642. 4.
38) Lou trimfe de la leugovo Gascovo ous playdeiats de las
quoiiate sasous et deous quoüate elemens da oiant lou Pastou de
Loumigno. Toulouse 1642. 12. 1700. 1762. 12. ſ. Brunet p. 102
39) Le dret cami del cel dins le pays moundi o la vido del gran
patriarcho Sant Benoist. Toul. 1659. 12.
40) Poesies en patois. Agen s. a. II. 12.
41) L’antiquit6 du Triomphe de Besiers au jour de l’Ascension,
contenant les plas rares histoires, qui ont eaté représentées au
susdit par ses dernieres annees. Beziers 1628. 31. 12, Ueb. d. Inh ./.
Soleinne Bibl. dram. T. III. p. 346 sq.
42) Les folies de Le Sage. de Montpellier. s. 1. 1650. 8. u. «IM
Recueil d, poètes gascons. 1700.
43) Grizoulet, lou jaloux otrapat, et los amours de Floridor ei
Olimpo deRosilas etd’Omelito et de Grizoulet et lo Morgui, coumedio.
Sorlat 169%. 8. Lo disputo de Bacas et de Priapus, ib. 16%. &
Oeuvres, publ. p. J. B. Lascoux. ib. 1839. 8. ſ. Branet, Recueild’«
puscul. et de fragm. en patois. Paris 1841. p. 75 sq.
44) Obros et rimos provensalost reviovdados m; Pierre Paul.
Marseille 1795. 4. Strobel a. a. O. Be sq. Henricy, Not. $.
Yorig. de !imprim. en Provence. Aix 1826. 8.
45) Lou jardin deys musos provensalos. Aix 1628, 1842. II. 12.
(D. Bud u. d. folg. enth. auch Lujtfpiele f. Soleinne. Bibl. dram. T.lll.
p- 336 sq.)
46) La perlo deys musos et oomedies3 prouensalos. Ays 1655. 12.
f. Nodier Nouv. mel. d’une pet. bibl. p. 28 aq.
47) Recueil de no&ls provengaux. Aviguon 1669. 1674. 12.
1763. 1829. 1832, 12.
48) Opera jocunda metro macharronico materno: et gallico
composita. Ast. 1521. 8. Opera molto piacevole-novamente e coA
diligenza corretta ristamp. con la sua tavola. Venez. 1560.8. Torino.
1628. 8. Po6sies fraugoises comp. de 1494 & 1520 publ. p. la pre.
ft, en France av, une not. biogr. et bibliogr. Paris 1836. 8.
49) Lo Guemen dou pouro Cebory deBreissay sur la pau gut
la de la guerra. s. ]. 1618. 8. La Pied-montoise, en vers bressans.
Dijon 1619. 8,
Sranzöfifche Poeſie. 219
50) &. Niceron T. XXI. p. 242 sq. St. Beuve, Portraits des
Contemporains. Paris 1846. III. p. 159 sq. J. du Ruolz, Disc. s. la
pers. et les ouvr. de L. L. Lyon 1750. 12. Wielands Werke Bd.
XLYIH. p. 34 sg. Blätt. f. lit. Unterh. 1845. 140—147. Etrobelp. ag.
Mosaique da Midi. 1840. p. 267 sq. Breghot du Lut. Not. s. la
Belle-Cordiere à Lyon, cont. quelques renseignements biogr. =.
L. Lab& et Ch. Bordes. Lyon 1828. 8. Evores. Lion 1555. 8. 1556. 8.
Livres da debat de folie et d’amour. Rouen 1556. 16. Lyon 1762. 8.
Lyon 1824. 8. (f. Dres ot Nouv. Mel. p. 284.) Testament de L. L.
pebl. p. Breghot du L. Lyon 1825. 8.
51) Canticou spirituel,... Cant. spirituals et instructions pro-
fitables pour apprendre le chemin qui conduit en Paradis; en’ bas
breton. Baimper s. a. 8. 1642. 8. 1662. 12.
52) Les no&ls anciens et devots enbas-breton, Quimper 1650. 8.
63) No&ls des bergers auvergnats. Clermont 1652. 8.
54) ©. St. Beuve Tabl. a. a.D.p.457sq. Viardot ind. Revue inde-
pend. 1842. Juillet. Artieny Mem. T. I. u. III. Peignot, Nouv.rech.
s. la vie et 1. ouvr. de B. de la M. Dijon 1832. 8. Bes No&ls Bour-
guignons de B. de la M. (Guĩ Barozai) publ. av. une trad. litt. eu
regard p. M. Fertiault. Paris 1842. 8.
$. 588,
Die zweite Hälfte des Zeitalters Ludwigs XIV. beginnt
mit jenem großen Gritifer und Satirifer, dem die Natur dur
feine in dem Zimmer, wo einſt die Satire Menippee gedichtet worben
war, flattgefundene Geburt gewiffermaßen ſchon feine Miffton
vorgezeichnet gehabt zu Haben ſcheint, Ih meine Nicolas
Bolleau Despreaur (geb. 1696, gef. 1711). Er war
fein ganzes Leben hindurch, nachdem einmal 1666 feine erfien
T Satiren mit der Anfprade an den König erfchienen waren,
der Gefepgeber des Franzoͤſiſchen Parnaß, wozu er beſonders
durch feine Dichtlunſt, die gewiß Horazens Brief an bie Pifonen
übertrifft, unbedingt berehtigt war, denn Riemand vor ihm
hatte ſolche Verſe gefhrieben, Niemand alle Hilfsquellen
der Sprache alfo geöffnet, Keiner den Weit feiner Zeit umb
Ratton befier verflanden. Ob er fih gleich auch in andern
Diätungsarten verfuht hat, wie 3. B. in der Ode, fo if er
doch in feiner fo ausgezeichnet wie in der Horaziſchen Satire
and Epiflel!), und Jacques de Sanlecque (1652—
1714), Prior von Garnai bei Dreug, der ihm von Einigen
an die Seite gefeht wird, hat ihn auf Feine Weife erreicht, was
ſich ſchon aus feiner noch jetzt geleſenen Satire auf bie fdhlede
ten Prediger ergiebt?). Uebrigens bewirkte Boileau's Vergoͤt⸗
220 Franzoͤſiſche Poeſie.
terung, daß feiner der gleichzeitigen Dichter in andern Fuͤtem
ihm„nur entfernt feinen Borfig am Dichterhimmel ſtreitig me
hen konnte. Der bedeutendfle unter den übrigen if be
flimmt der leichtfertige Jean de la Fontaine?) aus Chateau
Thierry (1621— 95), ver in feinen vortrefflichen Contes, ab:
gefehen von ihrer ſchlechten Tendenz, doch noch als Nachahmer
der Italiaͤniſchen Novelliſten erſcheint, aber fein ganzes Genie In
feinen Fables (f. 1668) entwidelt hat, die feinen Ramen un
fterblih gemacht haben und ihn ebenfo als tiefen Denker, wie
als ausgezeichneten Stylififer documentiren. Seine Radahme
ald Dichter von dergleihen, theilwelfe unmoraliſchen Conies
warn noh Bernard de la Monnayet) aus Die
(1641 —1728), der befannte Volksliederdichter, Antoine
Bauderon de Senec« aus Macon (1643 — 1737), M
jedoch den Anſtand nie verlegt’), und Jacques Bergier
(1655— 1720) aus yon, der leider feine Mufter nur an dr
volität übertrifft‘). Den Elementen ungetrübter Heiterkeit, id
will nicht bei Allen fagen, unmoralifher Lebensphilofopbie, nat
muß man mit ihnen die fogenannte Epicurälfche Dichterſchule
einiger Lebemänner verbinden, an deren Spitze Elaude Em
manuel Quillier La Ehapelle aus La Chapelle (1624
—89) und fein Freund François le Eoigneur de da
chaumont (1624—1702)7) flehen, die zufammen nad Int
von Horazens 5ter Satire (B. I.) ihre Reife nach Montpelia
befchrieben.” Ein anderer Freund Chapelle's war Jean Het’
nault?) aus Paris (+ 1682), der leider nur zu häufig ak
Erenzen ded Anftandes überfchreitet (3. 8. im bail du cosur
à Clovis), aber fehr hübfche Verſe machen Eonnte, Zu detſel⸗
ben Schule gehören auch außerdem noch ber nachläffige, abe
äußerfi launige Alexandre Lainez aus Ehimay (1650 —
1710) und Guillaume Amfrygede Chaulieu!) aus dem
tmat (1639— 1720), der Leider feiner Würde ala Geifilicher
niemals eingedent und ein würbiger Genoffe diefer luſtigen Ge⸗
fellfchaft, die unter dem Vorſitz ded Grandprieur de Vendome
ihre Orgien im Tempel feierten, war, ja deshalb I’Anacreon
du Temple genannt ward. Endlih zieht man zu detſelben
Schule noch den Marquis de la Fare!!) aus Vivarais (LEIL—
Franzofiſche Poeſie. Roman. 221
1712) und Jean François Leriget de la Faye aus Vienne
(1674—1731)'?), welcher letztere jedoch noch der anſtaͤndigſte ber
ganzen Geſellſchaft if. Natürlich tragen die meiſten ihrer Arbeiten ein
iyriſches Gepraͤge, allein freilich mit dem Vorherrſchen des eroti«
fhen und frivolen Elements, weshalb eigentlih nur der ernfle
Sean Baptiſte Kouffeau") aus Paris (1670 —1741),
wie er in feinen Pfalmen, Oden und Gantaten erfchelnt (denn
in feinen Gpigrammen, die zu den beflen der Franzöfifchen Li⸗
teratur gehörten, ift er completer Xibertin), und Antoine Hou⸗
dar de la Motte oder La Motte Houdar'* aus Paris
(1672— 1731), der aber auch Opern und Trauerfpiele dichtete,
bie Iliade umarbeitete und recht gelungene Fabeln und Eglogen
ſchrieb, hierher gehören. Auch an einigen Hirtengevihten im
Geſchmacke der Alten fehlt es nicht; wir nennen nur des Jean
Renaud, Sir de Segraid aus Caen (1624— 1701)
Atbis, eine Nahahmung der erfien Egloge Virgils“) und bie
Idyllen der Madame Antoinette Du Ligier de la Garde
Deshouliéères aus Parts (geb. 1634)'%), die leider wie ihre
Toter’), die Opendichterin Antoinette Therefe de la
Ton de Bois Buerin Deshoulliered aus Paris (geb.
1662, + 1718) 1694 nad) langen fhrediigen Leiden am
Richfe Rarb.
Da wir einmal von einigen gelehrten Damen fpreden,
können wir nit umbin, Madame de La Fayette (1632 —
93) *) zu erwähnen, die durd Ihre Zarde und befonderd durch
die Princesse de Cleves gewiflermaßen die Echöpferin des mo⸗
denen Sranzöfifhen Romans geworden if, indem fie zuerfl
an die Stelle der dem Altertum abgeborgten Stoffe und der uns
geſchickien PBlattheiten einer erzwungenen und gezierten Zärtlicys
feit moderne Eujetd und natuͤrliches Intereſſe febte!). Als
Nachahmerinnen verfelden find Madame de Villedieu (1632
—83) in ihren Exiles de la cour d’Auguste”®), die
Oräfin d'Aulnoy (geb. 1650, + 1705) in ihrer Tlistoire
de Hippolyte, eomte de Douglas”) und Henriette Sulie
de Gaflelnau, Gräfin de Murat (1670 — 1716) in ihren
Lutins duchäteaude Kernosy, einem fehr f[hön angelegtenStoffe ?")
zu nennen. Die beiden letzteren Damen ſchrieben auch Memoiren
222 Sranzöfifche Poeſie. Roman.
(Menoires d’un voyage à l’Espagne — Memoires de sa vie),
allein auch diefe bilden Halbe Romane, indeſſen find fie uns noch
durch ihre Beenmährchen wichtig, denn wer fennt nicht z. B.
Gracieuſe und Mercinet, die gute Fleine Maus oder dm
blauen Vogel der Mad, d'Aulnoy? Indeſſen iR ſie wohl
nicht von ſelbſt auf den Gedanken gekommen, die Franzoͤfſſche
Märhenliteratur zu begründen, denn vorher hatte ſchon
Charles Perrault (1628—1703)2) die Idee gefaßt, die
im Munde des Volks erhaltenen Mährdienfloffe ohne ſonderliche
Veränderungen nachzuerzaͤhlen, und fo ließ er denn 1697 zu
acht folder Mährchen ald Contes de ma mere oye erſcheinen,
wodurd er denn jene Mebliten Sagen vom Blaubart, Rothläpp
chen, geftiefelten Kater, Afchenpüttel, Eleinen Däumling 2, vet
nit fhuf, aber allgemeiner machte, denn fie exiſtirten ja aus
ſchon im Staltänifhen und Deutſchen; aber nach ihm erähli
man fie in ben Kinderſtuben, und jedenfall waren ihre morab
iſchen Tendenzen dem kindlichen Gemuͤthe angemeffener, ald ja
halbgelehrten Narrenspoffen, womit unfer kluges Zeltalter bie
Köpfe der Jugend angeblich aufjuflären fucht, freilich aber nut
zu verrüden vermag. An Nachahmern fehlte es Perrault nicht, dem
zu Ende des 17ten Jahrhunderts zeigt ſich eine merfwürdige Bor
liebe für diefe Art Unterhaltung, wie der fpätere Graf Caylus in der
Vorrede zu feiner Cadichon ausdrüdlicdy bemerkt; allein daß des
Orientaliſten Antoine Galland (1646—1715) Lilebertrag
ung der 1001 Nadt die Urfahe geweſen, if unmöglid, de
fie eıft 1704 erſchien, wenn fie auch bedeutend mitgewirkt hat.
Die Maffe der Nakahmungen zu erwähnen, wäre umnuͤß, M
einer ihrer Verfaſſer weder Perrault nod die felbfifländig neben
ihm flehende d'Aulnoy erreibt hat; nur Antoine ®raf H%
milton aus Irland (1646 — 1720), bekannt durch feine
eben fo geiftreihen als frivolen M&moires de Grammont, m
hier angeführt werden, da feine Märchen nur gefihrieben wur
ben, um dem Geſchmack des Hofes an der 1001 Nacht durch ihre leeren
Phantafieen ein Ende zu machen und zu zeigen, wie es gut
nicht ſchwer fel, felbft dergleichen abenteuerlihe Stoffe zu erfin⸗
den??). Bemerfenswertk if es übrigens, daß mit dieſem Jahrhundert
au die zahlreichen Sammlungen von jenen früher fo belichten
Stanzöfifhe Poefie. Roman. 223
Nachbildungen der Facetiae Poggio's zu Ende gehen, unter bes
am wir nur noch Le facetieux reveil matin?‘), le Courrier
facetieux ”°), Roger Bontemps en belle humeur ®) und das
dam gehörige Einfant sans soucy”’), FPécole pour rire”) x.
auszeichnen. Dafür beginnen aber bereitd die fittenlofen Bücher,
eingeleitet dur) Sammlungen ſchmuziger Verſe, wie Le Par-
nssse Salyrique du Sieur Tbeophile' (1623), Le Cabinet
Satirigue (1618), häufiger aufgelegt und gebrudt zu werben;
man ſtudierte fleißig die angeblih A Cologne, gewoͤhnlich aber
in Baris und den Niederlanden gebrudten ſchmuzigen Romane,
wie die aus dem Latelnifchen des Chorier überfegten Sept En-
tretiens satiriques d’Alolsia Sigea (1681), ded Abbe Bars
tin Venus dans le cloftre (1683), Helot’8 Ecole des
filles ou ia Philosophie des dames (1668) ıc. waren, worin
allerdings theilweiſe die Schaͤndlichkeiten der Weltgeiſtlichen,
Moͤnche und Nonnen aufgedeckt wurden, allein auf eine fo ſcho⸗
nungslofe Welle, daß Buffy Nabutins France Galante,
oder die Histoire du pere La Chaize, jesuite et confesscur
du roi Louis XIV., L’ancien batard protecteur du nouveau
on la pruostitution de la reine pour la protection du prince
de Galles, L’Heroine mousquetaire ou Ilistoire veritable
de madame Christine de Meyrac etc. dagegen nod eine goldene
Moral aufzeigen.
1) ©. Schrödh Leb. Bd. II. p. 284, Journ. Helret. 1748. Jnillet
Bach, Aoüt p. 187—196. Freron Ann. litt. 1756. T. 111. p. 140.
io&ron T. XXIV. p. 183—243. Marmontel Poetes frang. T. J.
p- 24 sq. II. p. 14. 412. 528 sq. de Boze, Hist. de l’ac. d. Inser.
T. HD. p. 471—481. D. C. C. R. (Dannou) L’Influence de B.
s. la litt. franc. Paris 1786. 8. P. Des- Maizeaux, Vie de B.D.
Amsterd. 1712. 12. Lambert Bd. 1J. p. 252. d’Acary, Obs. s. Boileau,
Racdine, Crebillon et Voltaire, Paris 1770. 8. Auger, Eloge de B. D.
ib. 1804. 8. d’Alembert, Hist. T. I. p. 37 sq. III. p.1 sq. VI. p. 216.
Lardner, T. 1. p. 259 1. V.Fabre, Eloge de B Paris 1805.8. St. Beuve,
Portr. litt. Paris 1844. T. I. p. 3sq. Satires. Paris 1666. 12. (6) 1666. (8.)
Amstierd. 1669. 12. (9) Oeuvres, av. d. Eclairc. hist. donnes p. lui-
meme. Amst. 1718. 1. fol. ä& la Haye 1722. IV. 12. dd, rev. et corr.
p- Souchay. Paris 1740. Il. 4. augın. av. d. rem. p. Lefebrere de
St. Marc. ıb. 1747. V. 8. av. d. not. Glasgow 1749. 11. 8. Oeurvr.
po£t. Paris 17%. 4. Oeuvr. ib. 1815. III. 8. 1819. Il. fol. av. un
eomm. p. Amar. ib. 1821. IV. 8. av. un comm. de M. de St. Surin.
ib. 1821. IV. 8. 1825. V. 32. coll. 8. 1. anc. Ed. et s. ]. ınss. av. d,
not. hist. et litt. p. Berriat St. Prix. Paris 1830. IV. 8. Oeuvr.
compli. de B. et de J. B. Rousseau. Paris 1839. 4. Oeuvres posthu-
mes de B. ou satires de Perse et de Juvenal explig. trad. etcommı.
— — — — —
224 Franzoͤſiſche Poeſie.
d. B. publ. d’apr. le ms. orig. p. M. L. Parnelle. Paris 1877. T1.18.
unäht f. Daunou im Journ. d. Sav. 1828. Avril) Die Ditlunft metr,
Be. wein 1808. 8. Ueb. f. Sommentat. f. Barbier im Bull. du Bibl.
1843. p- 3—10.
1m 2) „Poesien. Harlem (Lyon) 1726. 8. u. hint. b. Bolaeana. Amst.
2,12,
3) 8. Mem. de Sallengre. Cont. T. TI. * 285 sq. Niceron T.
XVIII. p. 314 sq. de la Harpe. Eloge de La F. Paris 1774. 8. Eloge.
Bouillon 1775. 8. Lambert Bd. IN. p. 188. Mag. f. Frauenz. 1786 F
45—73. Vie de la La F. Copenh. 1758. 8. Nachtr. zu Sulzer Bd. J.
‚139 sq. J. de Sales, Mem. de l’inst. T. I. p. 593 sq. Millin,
ag. Enc. 1811. T. VI. p. 468 sq. St.Beuve a. a. O. T. I. p5isq-
425 sq. C. A. Walckenaer, Hist. de la vie et d. ouvr. de J. de la
F. Paris 1820. 1521. Il. 18. 1824. 8. Oeuvr. prec, d’une not, p. L.S.
Auger. Paris 1814. VI. 8. Oeuvr. compl. p. Walckenaer. ib. 1819—
21. XVIII. 18. ib. 1822—23. 1826 — 27. Vi. 8, Paris 1837.4. Fables.
Paris 1668. 4. 1678—93. V. 12. av. um comm. p. Nodier. ib. 1818.
II. 8. La Fontaine et tous les Fabulistes ou La F. compare6 av. %
mod. et s. imitat. av. d. obs. crit. gramm. litt, et d’hist. not. p. M-
N. S. Guillon. Paris 1803. 8. 1829. II. 12. Fables ineddites des 12.
13 et 14. et fables de La F. rapp. de cell. de tous les auteurs qu
avaient avant lui fraites les m&mes sujets, prec. d’une not. s. 1. ſa-
bulistes p. A. C. M. Robert. Paris 1825. ir. 8. Nouvellen en vers,
tirdes de Boccace et de l’Arioste, Paris 1665. 12. Deux. part. ib.
1667. 12. Trois. part. ib. 1671. 8. (Quatr. part. al&:) Nouveaux con-
tes. ib. 1675. 12. Contes et nouv. Amst. 1685. II. 12. 1762. Il. 12.
Paris 1795. II. 4. 1824. 1825. II. 32. Ed. rev. av. var. suiv. de tous
les contes attrib. à La Fontaine et acc. d. not. p. Le Bibl. Jacob.
Paris 1841. 8. Laf. Fabeln. Franz. u. Deutfh v. 3 9. Gotel. Bal.
1791—94. IV. 8. &. d. Franz. überf. Brand. 1819. 8. Lpzg. 1803. II. &
Schwänke u. Märchen verd. d. e. alten Wälfchen. Berl. 1811. -8.
4) Poesies. ä la Haye. 1716. 8.
5) ©. Merc. de France 1748. May p.874—8%. Nouvelles et8&-
tires. Paris 1695. 12. Oeuvres ib. 1805. 12.
6) Oeuvres. Amst. (Gendve) 1726. II. 12. Paris (Amst) 17%.
11. 8. à la Haye 1731. III. 12. Lausanne 1750. II. 12. Londr. (Pr
ris) s. a. Ill. 12. f.Amanton, Lettres Bourguignonnes, Dijon 1623. 8.
7) Recueil de quelques pieces nouvelles en vers et en pro%.
Cologne (Amst.) 1667. 12. Voyage à Montpellier. Utrecht 178.1.
u, öft. Paris 1826. 8. Oeuvres. ib. 1755. 18. ©. Goujet T. XVI.
p- 200 sq.
8) Oevres diverses. Paris 1670. 12.
9) Poesies, Paris 1733. 1753. s. 1. 1756 12. f. Paquot Mem. T.I.
p. 244 aq.
10) &. Niceron. T.XXXVN. p. 351 sq. Rachtr. gi Sulzer Bd. V-
p. 523 sq. Lemontey in d. Rev. Encycl. T. XVII. P: 455. Oen-
vres. Lond. 1740. 8. Paris 1774. II. 8. 1777. II. 8. Poésies pre:
d’une not. biogr. et litt. p. Lemontey. Paris 1825. 8.
11) Poesies de Chaulieu et de la Fare. Lyon 1724. à la Haye
1731. 8. Paris 1750. II. 12. 1803. 12. 1813. 12. 1825. II. 82.
12) Am berühmt. ift f. Ode en faveur des vers contre la prose,
b. Houd. de la Motte Oeuvr., Paris 1754. 12. T. I. p. 531 aq.
Franzoͤſiſche Poeſie. 225
13) ©. Fr. Gacon, Hist. sat. de la vie et d. ouvr. d. R. Paris
1716. 12. Gordon de Percel L’Usage des Rom. Amst. 1734. 12. T. J.
App-p. 1—60. Bibl.Rais. T.XX VI. p.642sq.de Pitaval, Causes célèbr.
Paris 1735. 12. T. VL p. 1—191. Bibl. Germ. T. XXXV. p. 166—
173. Shrödy. Bd. II. p. 354 sq. Mem. p. serv. à l’hist. d. couplets
da 1710 stir. fauss. A R. Brux. 1752. 12. Mem. p. serv. à l’hist. da
c&L RB. noav. &d. ib. 1753. 12. St. Beuve a. a. D. T. I. p. 112 ng.
Alembert Hist. T. IV. p. 450 sq. Oeuvres. Londr. 1723. 1l.4. Brax.
1763. III. 4. Londr. 1757. V. 12, (enth. d. berüdt. Epigr.) Oeuvr. av.
sa comm. hist. et litt. p. Amar-Durivier. Peris 1820. V. 8.(d. Epigr.
ſteh. a p- 376 sq.) Oeuvr. choisies, Paris 1818. 11. 8. ib, 1824,
8. u.
14) ©. Mierc. de Fr. 1732. Janv. p. 62—74. Lambert Bd. III.
p 273. Trublet, Lettre à Mad. T. D. L. F. s. Houd. de la M. Pa-
ris 1732. 8. Alembert, Hist. T. I. p. 235 sq. IV. p. 433 sq. Fables
nourelles. Paris 1719. 4. Amst. 1727. II. 12. Oeuvres. ib. 1754. XI.
12. Oeuvr. chois. ib. 1811. 1I. 18.
15) &. Niedron T. XVI. p. aq. Sambert Bb. II. p. 224. Alembert
T. IL p. 73 sq. Podsies. Caen et Paris 1823. 8. Oeuvres diverses.
ib. 1755. IE. 12.
16) ©. Artieny Mem. T. Y. p. 373. 339 sg. St. Beuve Portr.
d. en. Parıs 164. p. 3238 sq. Oeuvres, Paris 1688, 11. 8.
17) Oeuvre de Mad. et de Madem, Desh, Paris 1747. II. 8. u.
öft. ib. au VII. (1799) II. 8. Choix d. meill, pieces de M. de D, et
de Chaulieu (p. Frederic 11.). Berl. 1777. 8.
18) &. St. Beuve, Portr. d. femmes p. 221 sq. Zayde, hist.
espagn. P- M. de Segrais av. un traitE de l’orig. d. romans p.
Haet. Paris 160. Amst. 1671. Il. 8. (Ausʒ. in db. Bibl. d. Rom. 1775.
Norvbr. p. 15. 170 eg.) La Princesse de Cleves, ib. 1678. IV. 12.
Zuit. in d. Bibl, d. R. 1776. Janv. T. II. p. 129 sg.) La princesse
e Montpensier. Paris 1660. 1804. 12. u. La Comtesse de Tende
Cab}. B. d. R. a. a. D. p. 187 sq.) das Begenftüd zur Princ. de Clève
in: Oeuvres de M. Pioche de La Vergne, comt. de La Fayette
avec celles de mesd. de Tencin et deFontaines av. d. not. p. Auger.
Paris 1394. V. 8. 1820. 8. av. d. not. P. Etienne et Jay. ıb. 1825.
V. 8. Un der Abfaſſ. d. Pr. v. Cleve fol Segrais Theil gehabt haben,
ber ſelbſt für Ludwigs XI. Nichte (1627—93), die Mademotfelle de Mont⸗
penfter feine hiſtoriſch nicht unwichtigen Nouvelles francoises (Paris 1657.
8. Zus. in d. B. d. Rom. 1775. Aoust T. IV. p. 155 sq.) gefchrieben
hatte. Der Pendant zur Prinz. v. Cl. find d. Mad. Glaudine Kleranı
brine Guérin de Tencin aus Grenoble (1681-1739) Memoires du
Comie de Comminge (Paris 1732. 12.) f. Blaͤtt. f. lit, Unterh. 1845.
ar, 7 — .
19) ©. Goujet T. XVII. p. 118 sq. Oeuvres. Paris 1702. X. 12.
Ueb. ihre Mom. |. Bibl. d. Rom. 1776. Fevr.p. 193 sq. Mars p.129 sq.
Mai p. % 2q. 147 aq. 1779. Novbr. p. 57 69.
20) &. Bibl, d. Rom. 1775. Juillet T. II. P: 169 sq. Relation du
voy d’Espagne. Paris 1670. III, 12. Hippolyte comte de Douglas.
ıb. 1600. 11. 12. ib, 1817. III. 18. Contes des fées. Paris 1678, IV.
12. u. öft. u. Cab. d. F£es T. Il.
21) Amours du comte de Dunois. Paris 1691. 8. (Xusz. in d.
Bibl. d. Rom. 1779. Juin p. 133 sq.) Les lutins du chäteau de Ker-
Bräße, Handbuch d. Piterärgefhichte. III.
226 Sranzöfifhe Poeſie. Luſtſpiel.
. nosy. Leyde 1710. 1717. I. 12 u. dft. Ihre Contes des fdes ([.Bibl.
d. R. 1776. Juin p. 137 sq.) im Cabinet d. fees ou collection choi-
sie des contes des fees et autres contes merveilleux. Amst. (Paris)
178589. XLI. 8. T. I.
22) ©. Niceron 8. XXXIII. p 268 sq. d’Alembert Mem. T. IL.
Bibl. d. Rom. 1776. Octbr. T.II. p. 185 sq. Walckenaer, Leitre sur
les contes des fees attrib. A Perr. Paris 1836, 12. Contes de ma
mere Oye. Paris s. a. (vor 1697.) 12. prec. d’une not. p. Lacroif.
Paris 1836. 8. u. öft. Cab. d. F. T. IL
23) Contes. Paris 1730. II. 8. ib. 1812. IT. 18. u. dft. u. Cab. d.
F. T. XX. f. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 170 sq. Mem. de lavıe
du duc de Grammont. Lond. 1772 4. Paris 1813. Il. 8. Ausz. 4. &
unbel, Hdfchr. Le destruction de l’empire des fées in b. Bibl. d. R.
1781. Octbr. T. 1. p. 55 2q.
24) Le fac&cieux reveil-matin des Spirits melancoligues ou le
remöde pr6peratif contre les tristes. Utrecht 1654. 12. Nymeuge.
1 12.
25) Le courrier fac&cieux ou Recueil des meilleurs rencoaire
de ce temps. Lyon 1668. 8;
26) Roger Bontemps en belle humeur, Cologne 1670. 8.
27) L’enfant sans soucy divertissant son pere Roger Boniemps
et sa mereBoute tont-Cuire. Villefranche 1682. 12.
28) L’ecole pour rire ou Manitre d’apprendre le frangois er
riant. Leide 1698. 12. BR
$. 589.
Waren die übrigen Dichtungsfächer der zweiten Hälfte bie
ſes Abſchnitts mit Ausnahme der Satire ziemlid mager an kr
vorragenden Köpfen geweſen, fo lebte dafür im derſelben en
Mann, der das Eranzöfifhe Luffplel auf den Gipfel der Bol
kommenheit hob und offenbar das hervorragendſte Talent der
ganzen Periode if, Jean Baptifte Poquelin aus Barit
(geb. 1622), genannt Moliere, ſeitdem er die Stuben md
das Geſchaͤft feines Vaters, der Hoftapegier bei Ludwig AU.
geivefen war, verlaffen und fih an bie Spige einer Schaufie
Iertruppe bes fogenannten Thedtre illustre geftellt hatte, Mit
dieſer zog er zuerfi im Lande herum und bebutirte, naddem er
biöher nur größtentheild nach Art der Stalläner dmprovife
Stüde gegeben, 1653 zu Lyon mit dem Etourdi, bis enplich
fein ſchnell erworbener Ruf bewirkte, daß ihn Ludwig XIV, M
ihm dann auch die Etelle eines feiner Kammerbiener übertrug, nad
Maris rief, wo er 1658 fein Theater eröffnete und ba aus
die Sotreen des Hotel Rambouiliet, die er freilich nicht mehr
in ihrer Glanzepoche hatte beſuchen koͤnnen, in feinen Precieuses
Sranzöfifche Poefie. Luſtſpiel. 297
ridieules lächerlih madte. Nun folgten verſchiedene, theild von
ihm felbft erfundene, theild den Epaniern, theils den Alten, 3. 8.
dem Teren, nad diſſen Adelphi er feine Ecole des maris ſchrieb,
(nah Tirfo de Molina oder Gabriel Tele; verfaßte er fein Festin
. de pierre, eigene Erfindung waren’ 3. B. Pamour medecin, le
Misanthrope) nadgebifdete Stüde, allein alle übertraf an Er
folg der Tartuffe, zwar anfangs (1664) nur bis zum dritten
Acte gefpielt, aber endlih (1667) doch volfländig gegeben und
das Brad des Rufes mehrerer damals befannten, ihre firäflichen Lüfte
unter dem Dedmantel des Pietismus bergenden höhergefeliten
Derfonen. Endlich befhloß er den 17ten Bebruar 1673 mit
dem Malade imaginaire, den er ſelbſt fpielte, wie er gerade das
befannte juro bei der Aufnahme Argan's als Arzt ausſprach, durch
einen ploͤtzlichen Blutfturz fein Leben in feinem Berufe auf der
Bühne, im 5iflen Lebensjahre. So wenig nun aber Mo⸗
llere trog feine® eminenten Talents Original if, eben fo wenig
it er moraliſch, und leider bat er durch den ungeheueren Erfolg,
den feine Etüde hatten, das Lafer nicht widerwärtig, fon,
bern in reizender Geſtalt gemalt und bie Rechtlichkeit dagegen
(3. B. im George Dandin) laͤcherlich gemacht, fo daß ein bes
trogener Ehemann nit mehr beklagt, fondern wie gleihfam ver
dientermaßen befpöttelt warb). Unter feinen Schülern iſt der
berühmtefle Jean François NRegnard aus Paris (geb.
1655, get. 1709), der fowohl für das Stalläntihe ald Frans
zöfifche Theater daſelbſt ſchrieb und fich beſonders durch feinen
frifhen, natürlihen Humor und feine Heiterkeit auszeichnet; fein
Meiſterſtuͤck if le Joueur?). Auh Michel Boyron, genannt
Baron?) (geb, 1652, gef. 1729), war einer von Moliere's
Schülern; aber ob er gleich feinen Meifter als Schaufpteler durch
feine mit großem, inmerem Talent gepaarte trefflihe Figur bei
weitem übertraf und feines Vortrages wegen. le Roscius fran-
gais genannt ward, fo fland er ihm doch als Dichter bei weitem
nad, und nur eins feiner Luſtſpiele, L’Homme à bonnes for-
tunes hat fih auf der Bührie gehalten. Andere Luſtſpieldichter
biefer Periode find Noel Le Breton, Sieur de Hauteros
des (1613— 1707), der durch fein durch die Roth herbeigeführtes
wanberndes Leben als Schaufpieler in Spanien, Deutſchland
15
298 Sranzöfifche Poeſie. Luſtſpiel.
und Frankreich wenigſtens ſeine nicht ohne Witz und Laune ge⸗
ſchriebenen Luſtſpiele buͤhnengerecht zu machen wußte‘), Edme
Bourſault aus Burgund (1638—1701)°), Charles
Chevillet, Sieur de CEhampmesle (aus Paris, gef. 1701),
der Mann der berühmten tragiſchen Actrice Marie Desmares,
die ihren Ruf befonders ihren Rollen in Racine's Trauerfpielen
verdanfte®), die beiden Compagniearbeitr David Auguſte de
Brueys aus Ar. (1640 — 1723) und Jean de Bigot
Balaprat (1650—1721)’) aus Touloufe, deren Grondeur
Voltaire ſelbſt über Molioͤre's Poflen geftellt hat, und bie id unge
fähr fo zu einander verhalten wie Scribe (Brueys) und Melesville
(Balaprat), und neuerbings den Stoff zu einem gern gefehenen
Luffpiele von Etienne gegeben haben. Sehr fruchtbar wear
Antoine Jacob Montfleury (1640 — 85)°), deſſen
Femme juge et partie fi heute noch auf dem Repertoir ers
halten hat. Weniger reuffite Jean Donneau de Bize
(1640 — 1710), der Gründer des Mercure galant, ale Luß-
ſpieldichter wie als fattrifcher Kritiker, da felne Zelinde ou veri-
table critique de l’ecole de femmes, worin er feinen Gegner
Mottere gänzlich fchlagen wollte, eben feinen Erfolg hatte, und
felbft die von ihm in Gemeinſchaft mit Thomas Eorneille ger
ſchriebenen Stüde (z. ®. Circe, Vinconnu 10.) nit befonbers
gefielen®). Bei weitem mehr Talent und Geiſt hatte einer fei-
ner thätigften Mitarbeiter an feinem Journale Charles Rir
viere Dufresny') aus Paris (geb. 1648, gef. 1724),
wie Moliere, Ranımerbiener Ludwigs XIV., aber auch ebenfo oft
in Gelvverlegenheiten, die ihn nöthigten, für bie Bühne zu
ſchreiben. Cine andere Urfache, feine Verheirathung mit einer
Schaufpielerin (1685), führte der Bühne einen andern Autor
au, den frübern Advocaten Floörent Barton Dancourı!)
(16611726), deſſen Notaire obligeant wohl am Meiften
zu feinem Rufe beigetragen hatte. Gr verhält fi in der nie
deren Poſſe ungefähr zu Moliere, wie Regnarb zu biefem im höheren
Luffpiel. Diefelbe Bahn ſchlug auch Joſeph de Lafont”)
(1686—1725) ein, aber feine Boffen konnten fi auf die Dauer
nit halten. Ziemlich unbedeutend find die dramatiſchen Arbeiten
Rouffenu’s (die befte ſ. Flatteur), des Houdart de la
Seanzöfifhe Poefie. Trauerfpiel. 229
Motte (Le magnifigue) und La Fontaine's; In ber Poſſe
war aber (roi de Cocagne) ziemlih glüdlih, ohne deshalb den
Anhand zu verlegen, Marc Antoine le Brand (1668
— 17128)7), Wir laffen nun die Geſchichte des Franzöfifchen
Trauerfpield während deſſelben Abfchnitts folgen, welches in dem⸗
felben den letzten bebeutenden Schritt vorwärts that, denn Jean
Racine“) (geb. 1639 zu La Ferté Milon, gef. 1699), ber
war in feinen beiden erfien Tragöbien, der Thebalde (1664)
und bem Alexandre (1665) nur ein fehlervoller Nachahmer
R. Corneille's geweſen war und, al&- er diefem das letztere
Stüd vorgelefn, das niederſchlagende Urtheil hatte vernehmen
müfen: ,‚vous avez du talent pour la po&sie, mais non
pas pour le tbeätre,‘ hatte doch bald gemerkt, daß fein Ges
nius nicht auf fremdem Boden gedeihen Fönne, folgte daher der
Kitung deſſelben und brachte fo (1667) die Andromaque her,
vor, weicht aber von Corneille's Manier darin ab, daß er flatt der
republicaniſchen die royaliſtiſche Tendenz verfolgt, die tragiſche, nicht
die heroiſche Liebe zur Hauptſache macht und nach diefer feine Stoffe
und Eharactere zuſchneidet. Diefe Neuerung warb mit einer Begei⸗
Rerung aufgenommen, welche die faſt überftieg, die der Cid einſt
errungen hatte. Indeſſen führte der fi Immer fleigernde Bei⸗
fall, den fein Britannicus (1669), beſonders aber fein Meiſter⸗
wert, die in allen ihren Theilen vollendet daſtehende Iphigenie,
(1674), ſowie feine Phedre (1677) erhielt, ihm zwar Bönner und
Beigüger In Menge zu, ermwedte ihm aber aud Neider und
Angrifie, die leider fogar von feinen früheren Lehren zu Port
Royal ausgingen, fo daß er gemöthigt ward, auf Ricole's Bes
bauptung: ‚que les po&tes tragiques et comigques étaient
des empoisonneurs publics“, feine berühmten Briefe an ben
Berfoffer der Heresies imaginaires folgen zu lafien, bie ihm,
trotz dem darin gezeigten, eines Pascal würdigen fatirifhen Tas
lentes großen Berbruß zuzogen. Vielleicht veranlaßte dieß auch fein
Stillſchweigen von 12 Jahren, dad er nur unterbrach, um
(1689) feine Esiher und endlid feine Athalie (1691) folgen
zu laſſen, em Wer, dad trog des entſchiedenen günftigen Urs
theils Boileau's für feine Zeit zu hoch fand, um gehörig ver⸗
Randen und gewuͤrdigt zu werden, und erſt lange nad feinem
⸗
230 Sranzöfifche Poeſie. Trauerſpiel
Tode (1716) bei feiner Aufführung jene Bewunderung ver⸗
diente, die es als das Mufler eines einfachen, religlöfen Dr
mas bis auf unfere Zeiten herab erfahren hat. Auch im Lu
fpiel verfuchte fih Racine, denn feine Pieideurs (1668), eine
Nachahmung der Wespen des Ariſtophanes, worin er die Mängel
der damaligen Juſtiz und Advocatur laͤcherlich macht, zeigen, mit
wie feinem Tact er nichts von den Alten entlehnt hat, mas
nur irgendwie dem Character und den Sitten ber Franzoſen unange
meflen wäre, Ueberhaupt iſt er bis auf die neuefle Zeit de
größte Trauerfpieldichter Frankreichs geblieben, da Keiner feine
Nachfolger fo wie er erkannt hat, wie bie Handlung in einem
Drama eigentlich Alles ausmacht, der jedes andere Beiwerk ww
terzuordnen iſt, ganz wie ung dieß unfer antikes Mufter, Sophoclet,
ſchon vorgezeichnet hat. Außerdem erreichte er aber In Sprade
und Styl eine harmonifhe Vollendung, wie fie nach ihm Ken
wieber erreicht hat, und mit Recht Tann man behaupten, daß
burd ihn die Gefetze der Diterfprade für Immer fefgefelit
worden find. Darum ift es unbegreiflid, wie während dieſer
Etern erfin Ranges am tragifden Dichterhimmel leuchtete, eine
Judith des Abbe ElaudeBoyer (1688— 98), die an Kälte umd
Härten ihres Gleichen fucht, nicht blos 17 Vorſtellungen erhal
ten, fondern auch Corneille's befien Arbeiten von ben bamal
igen Eritifern faſt gleich geftellt werden konnte!s), wenn auf
freilich des Advocaten Michel Leclerc d' Albi (1622—91)
Iphigenie (1694) durdfiel!®), während auf der andern Seite
wieder bes trivialen Ricolas Pradon“) aus Rouen (163°
—98) Pyrame et Thisbe (1674), ein Bielm nicht ale ei
Tragödie, fondern als eine Parodie einer ſolchen erſcheinendes
Stüd, und das no erbärmlidere, wenn auch mit einjelnen
guten Stellen verbrämte Seitenſtuͤck zu Racine's Phedre, Phe
dre et Hippolyte, von den Neidern jenes großen Dichters bi}
au den Wolfen erhoben wurden. Allerdings lebten aber wicht
gu berfelben Zelt einige andere Dramatifer, die ohne Race
Erſcheinen vieleicht höher gefchägt worden wären, ale es ge
ſchah und noch gefchieht, Unter dieſen flieht obenan Tchomad
Corneille aus Rouen (1625 — 1709), den freiti ber
Glanz feines älteren Bruders verdunkelte, der aber dennoch burd
Seanzöfifhe Poefie. Trauerfpiel. 231
die Leichtigkeit und Eleganz feiner Berfe, durch feine Geſchicklichkeit in
der Wahl der Stoffe und durch pafiende Benutzung derfelben für bie
Bühne ihm gleich fommt, wenn er Ihn nicht übertrifft, und eine große
Menge Trauerfplele (daB befte ifl le comte d’Essex, oder nad
Uindern Ariane) und Luftfpiele, wenn auch letztere zu fehr an
ihre Spaniſchen Muſter erinnern (das befle iſt Tinconnu) fchriek,
Die zu ihrer Zeit Aufſehen genug machten, wie denn die Tragi⸗
comöbie Circk& (1675) 42 Mal gegeben werden konnte). Im
den zwei Trauerfpielen der Gatherine Bernard aus Rouen
(+ 1712), Laodamie und Brutus'), gehört wohl das Befle,
wos auch Voltaire für fih au benutzen verftand, ihrem Ders
wandten, dem Enfel des großen Cornellle, dem noch zu erwähs
nenden Bernard Le Bovier de Fontenelle aus Roum
(1657 — 1757), der au Thomas Corneille bei der Abfaffung
ber Oper Bellerophon und Psyche unterfügt und ſich ſelbſt
in: diefem Genre nicht ohne Gluͤck verſucht hatte (Thetis et Pelee),
aber mit feiner der Byzantiniſchen Geſchichte (457 n. Chr.)
entnommenen Tragödie Asper (1680), trogdem daß biefelbe feine
Freunde und Racine's Neider in den Journalen ald ein Meiſter⸗
Rüd angekündigt hatten, complet durchfiel. Mehr Gluͤck Hatte
Seam Gilbert de Campiſtron aus Touloufe (1656 —
1723) 9), der, von Racine geleitet, mit feinen ZTrauerfpielen
Virginie, Arminius, Andronie, bemfelben Sujet, wie Schillers
Den Carlos (unter anderm Namen), Aleiblade, Tiridate x.
viel Aufſehen erregte, aber weil es ihm an aller Kraft und
Tiefe in feinen Arbeiten gebrach, diefelben. nit auf die Nach⸗
welt briigen Tonnte, was eben fo wenig feinem Freunde Ni⸗
colas Behantre?') aus Touloufe (1638 — 1708) und
dem Berfefabrifanten Simon Joſeph Pellegrin aus Mau
feile (1663— 1745) ??) gelang, der die Nachahmung Chrifti
in Vaudevilleslieder bradite, von dem man fagte, qu'il dinalt
de l’autel et soupait du tbeätre, und defien Polydore zu dem
berüdtigten Eypigramm ber 12 P (Polydore piece plate par
Pancrace Pellegrin, pauvre prdtre, pitoyable poëte, puant
provengal) Anlaß gab. Diefes Glück erfuhr dagegen der Man-
las des Antoine detafoffe?) aus Barle (1653 —1708)
einer Schilderung ber Berfhwörung gegen Benedig, unter Rd
232 Seanzöfifche Poeſie. Oper.
mifhen Namen verfledt, bie Penelope bed Abbe Charles
Glaude Geneft aus Paris (1639-—1719)”*), bie Medee
des HilaireBernardbeRoquelayne Barond de Longe⸗
pierre?) aus Dijon (1659— 1721), der In feinm Stüden
die Liebe ganz nah den Muſtern der Alten aus dem Spiel
ließ, natürlich aber auch Falt und ohne Interefle bleiben mußte,
und enblih der Absalon ded Kammerbienerd Ludwigs XIV.
Joſeph Frangois Dude de Bancy (1668—1704)%).
Da Letzterer auch Opern?”) ſchrieb, fo erinnert und dieſes an Pierre
(Abbé) Perrin (gel. 1680) *) aus Lyon, der zuerſt zu Iſſy
(1659) im Haufe des Herrn de la Haye eine fuͤnfactige Bas
florale (Alcidor) batte fingen lafien, welde von Cambert com.
ponirt worden war und dann, durch den Erfolg aufgemuntert, 1669
das Privilegium zu einer mufifalifchen Academie Löfte, wo oͤf⸗
fentlih Theaterſtuͤke mit Geſang und Muſik vorgetragen werben
follten. Seine eigenen Producte waren freilich ſchlecht, auch trat
er fon 1672 fein Privilegum an den großen Componiften
Lulli ab, allein dennoch muß feiner als des erflen Gründers
der großen Oper zu Paris gedacht werben. Gleichwobl mußte
aber ein für jene Zeit fo eminentes, freilich jebt faſt vergefienes
Talent wie Lulli das Publicum mit feinen harmoniſchen Melodieen
bezaubern, fo daß es feines Librettiftien Philippe Dutnau lt)
aus Parts (1635— 88) Berfen jenen Beifall fpendete, ver
das Beſtehen der Oper für immer ſicherte und vergaß, wie un-
finnig und abgeſchmackt es fel, daß ein Sterbender oder ein im
höchſten Paroxyomus der Leidenſchaft Befangener Zeit gewinnen
koͤnne, eine Arie zu traͤllern, was leider trotz dem wlederholten
Tadel der Kritik auch heute noch nicht anders geworden iſt.
1) &. Niceron. T. XXIX. p. 169-205. Merc. de France, Juillet
1735. p. 1556 sq. Aodt p. 1690 sq. Fr. de Voltaire, Vie de Mol.
Amsterd. 1639. 8. (Beutiä. 5 — 1754. 8.) Chamfort, Eloge de M.
Paris 1769. 8. Neu. Lit, u. Völkerkde. 1790. Septhr. p.2512q. Lardner,
Liv. of scient, men of France. T. I. p. 97—140. Rachtr. zu Gulzer
Bd. IV. p. 1 sq. Schlegel, Borlef. über dram. K. II. Abth. I. p. 226 8q.
Riccoboni, Obs. 5. la com. et s. le genie de M. Paris 1736. 12.
Simonnin, Mol. comm. p. 1. meill. critiques. Paris 1813. II. 12.
hava, Etud. s. Mol. Paris 1802. 8. J. Taschereau, Hist. de
la vie et d. ouvr. de M. Paris 1828. 8. Ed. augm. ib. 1836.-8. St.
Beuve Portr. Litt. T. II. p. 1—62. L. F. Beffara, Diss. s. Molitre,
B. 8. anc£tres etc, Paris 1821. 8. Fortia d’Urban, Suppl. aux div.
edit. d, oenvr. deM, on lettres sur la femme de M. et po&iies da
Seanzöfifche Poefie. 233
comie de Mod&ne sonbeau-pöre. Paris 1825.8. Oeuvres. Amst. 1675. V.
12. rer. et corr. Peris 1682. VIII. 12. noav. ed. corr. et augın.d,
oeavr. posth. Brux. 1694. IV. 12. Paris 1734. VI. 4. 1738. VIII. 12.
av. d. rem. gramm. obs. p. Bret. ib. 1773. VI. 8, ib. 1792. VI. 4,
av. an comm. un disc. prel, et une vie de M. Paris 1819-25. IX.
&, av. 1 not. de tous les comm. p. J. Tascherean. ib. 1823 — 24,
vol. 8. p. L. Aime-Martin. ib. 1824—26. VIII. 8. av. une not, p.
Picard et une disa. zur le Tartufle Z, Etienne. Paris 1830. VI. 8.
d’ane not. sur sa vie et m. ecrits p. St. Beuve. Paris 1835,
8& av. d. not. d. diff. comm, et la vie de M. p. 6rimaret. ib.
1839. 4. D. Bez. db. Drig. Ausg. d. einz. St. b. Soleinne, Bihl. dram.
T.Lp. 29% sq. M. Lufifpiele u. Poflen f. d. beutjche Bühne bearb. v. H.
3ihode. Zürich 1805-6. VL 8.
2) &. Niceron T. XXI. Ir 128 sq. Goth. Theater Cal. f. 1788.
Lambert Bd. III. p. 242. Theätre. Paris 169%—1708, 12. (f. Soleinne
T. I. p. 43 sg.) Oeavr. Bruxell, 1711. IL 12. Oeuvr, av. d. aver-
tiss. et d. rem. p. M. Garnier. Paris 1789—90. VI. 8. av. d. var.
et d. not. ib. 1822. VI. 8. av. une not. s. 8. vie et s.ouvr. p. Pan-
nelier. ib. 1825. IV. 32. Sämmtl. Werke. %. d. Franz. Berl. 1757, II.
8. Epielerglüd, in DyPs Nebentheater, Lpzg. 1786-88. Bd. IV.
3) Comediea, Paris 1686—84. V. 12. Theätre. Paris 1742. II. 12.
Mm. 8. Bon ihm ift ein älterer Zrauerfpieldihter Baltyagar Baro aus
Balence (1600-1650) zu unterfcheiben. (Tragedies et po&mes drama-
tiques. Paris 1629—51. II. in 8. u. VII in 4.)
4) The£ätre. Paris 1772. IH. 12. Piöces de theätre. & la Haye
1682. 12. f. Soleinne T. II. p. 14 sq. e
5) &. Niceron. T. XIV. p. 363 sq. XX. p. 79 sq. Theätre. Pa-
ris 1725. 1746. III. 12.
6) Theätre. Paris 1668-82. 12, (f. Soleinne T. II. p. 19 aq.)
Oeuvres. Paris 1735. 1742. JI, 12. Chefs d’oeuvre dram. . 1789. 12.
N S. Kicéron T. XXXM. p. 45 sq. Mem. hist. cr, et litt. p.
Br. av. la vie de l’aut. et uncat.des.ouvr. Paris 1751. II.8. Oeuvr.
du fhiätre de Br. Paris 1735. II. de Palaprat. ib. 1735. 12. Oeuvr.
de Br. et de P. Paris 1755. V. 12. ſ. Woltmann Gef. u. Polit. 1801.
p. Bq.
8) Oeuvres. Amst. 1698. UI. 12. 1707. I. 12. . Theätre de mess.
de M. pere et fils, nonv. &il. augm. de trois com. av. d. mem. 8.
ia vie et l. ouvr. de C, deux aut. p. A. Fr. Jolly. Paris 1739. III.
12. ib. 1775. IV. 12.
9) Theätre. Paris 1668-95. V. 12. (14 &t,) f. Soleinne Ribl.
dram. T. I. p. 8 sq.
10) ©. Merc, de Fr. 1724. p. 221 -aq. Lettr. ser. et badin. T.
Vor. P. I. p. 31 sq. Niceron T. XVII. p. 129 4q. Schlegel a. a. D.
p- 259 sq. Oeuvres. Paris 1735. VI. 12. 1747. 1779. 12. Oeuvr.chois.
ıb. 2787. 18. 1801. II. 18.
41) ©. Niceran T. XVI. p. W7 aq. Theätre, Paris 1683 — 1718
8. u. 12. (8. Soleinne T. II. p. 34 sq.) Oeuvr. à la Haye 1706. VI
12. 1710. 1742. VII. 1760. XII. 1%. Oeuvr. chois, 1810. V. 18.
17) Theätre, Paris 1746, 12.
13) Oeuvres. Paris 174°, 1770. IV. 12.
234 Franzoͤſiſche Poeſie.
14) &. Nieéron T. XVIII. p.1sq. XX. p. f11sq. Nadal, Oeuvres
mel, Paris 1738. 12. T. Il. p. 209 sq. Journ. Litt. T. V. p. 372 9.
Mem. s. la vie deJ. R. dcr. d. son fils. Lausanne 1747, 12. de la
Harpe Elog. d. R. Paris 1772. 8. Schlegel ®orlef. II. Abth.1. p 170g.
192 sg. A. 6. de Schlegel, Comp. entre la Phèêdre de R. et celle
d’Euripide. Paris 1807. 8. (Deutſch v. Gollin. Wien 1808. 8.) Lardner
T. I. p. 296 sq. St. Beuve, Portr. Litt. T. I. p. 68 sq. 434 sq.
Fontanier, Etud. de la lang. frang. s..Rac. Paris 1818. 8. Oeuvres
Paris 1676. IL. 12. Amst. 1678. II. 12. ed. augm. de piöces et rem.
ib. 1743. 1750. III. 12. Paris 1760. III. 4. av. d. comm. } Lunean
de Boisjermain. ib. 1768. VII. 8. Paris 1783. II. 4. an IX (1801-5)
III. fol. av. le romm. d. La Harpe et 1. obs, de Garnier. Paris 1807.
VII. 8 av. d. comm. p. J. L. Geoffroy. ib. 1808. VII. 8, Theätre
complet. Parme 1813. III. fol. av, 1. not. chois. de tous 1. comm.
. L. Aime Martin. Paris 1820. VI. 8. av. de nonv. not. et dtud. 8.
p. Aignan. Paris 1824. VI. 8. Oeuvr. compl. av. 1. not. de tous
1. comm, Ed. IV. p. A. Martin. Paris 1825. VII. 8. rer. p. R.
Auguis. ib. 18235— 26. 4. Ueb. d. Drig. %. f. Soleinne Bibl. dram.
T. I. p- 1 2: Athalia beutfh v. Maltis. Karler. 1817. 8. Britannicus
metr. üb. v. Tonz. Tübing. 1825. 8. Phaͤdra bearb. v. Schiller. Gtuttz.
1805. 18. Iphigenie überf. v. Peucer, im Glaff. heat. d. Kranz. Lpp-
1823. Bd. IV. Web, f. oft wörtl. Nachah. Hotrow’s |. Schad, Dram. Hi.
d. Span. III. p. 444 sq.
15) &. Olivet Hist. de l’ac. frang. Amst. 1730. 12. p. 327 sq.
16 Iphigenie. Paris 1695. 12.
17) ©. Nic6ron T. XLIII. p. 371 sq. Michault Mel. T. 1. p.137.
Theätre compl. Paris 1674—97. 12. (f. Soleinne T. II. 14 23 sg.)
Oeuvr. Paris 1700. 12. Theätre. 1732. ib. 12. Oeuvr. ib. 1744. 11.12.
18) S. Hirſching Biogr. Ler. Bd. 1. 2. p. 295 sq. Acta Brud. 170.
. 150 sq. Hist. de l’ac. d. Inscr. T. I. p. 480 sq. ed. in 12. Niceroa
In. XXIII. p. 136 sq. Leffing Dramaturgie. Bb. I. p. 174 aq. Oeurres.
Paris 1682. V. 12. u. b. d. Ausg. f. Brub. .
1 19) Brutus, Trag. Paris 1691. 12. Laodamie, reine d’Epire ib.
eod. 12. .
20) &. Bibl. Franc. T. III. p.46--55. Niceron T.XXV. p. 16234.
d’Alembert, Hist. T. IV. p. 131 sq. Oeuvres. Paris 1715. Amsierd.
1722. II. 12. Paris 1732. 1739. IT. 12. Nouv. &d. corr. et augm. Pr
: ris 1750. II. 12. Oeuvr. choisies. ib. 1810. 12.
21) Géta Trag. Paris 1687. 12. La mort de Neron, ib. 1703. 12.
22) Oeuvres de Theätre. Paris1706—1742. 8. (S. Solainne T.l.
p- 57 sq.) Histoire de l’ancien et du nouveau testament mise €
cantiques sur des airs d’opera et de vaudevilies. Paris 1705. Il. &
Psaumes de David en vers frang. sur les plus beaux airs de Lalli
Paris 1705. 8. L’Imitation de Jes. Chr. mise en cantiques sur da
airs de vaudevilles. Paris 1727. 8.
23) Oeuvres. Paris 1696—1700. 12. Theätre. Amsterd. 176. 12.
Oeuvr. Nouv. &d. rev. corr. et augm, de s. poés. div. Paris 114.
1. 12.
24) Oeuvres,. Paris 1682. 12. Joseph, Treg. Paris 1711. 8, Rouen
1711. 8. Penelope. à la Haye 1702. Paris 1716. 8. Zelonide, Pris-
de Sparte. Trag. Paris 1682. 8. f. Michault Mel. T. L p. 1 4
P 25) Medeo, Trag. Paris s. a. (1694) 12, Utrecht 1734, 12, Elecire.
aris 1 30. ® '
26) Theätre ediflant. Paris 1757. 12.-Debora. ib. 1712, 12, Ab-
salon. ib. 1702. 4. |
Seanzöfifche Poeſie. 235
" 27) S. Darey de Noinville, Hist. de l’Opera. Paris 1753-57.
11. 8. Castil-Blaze, de l’Opera en France. Paris 1820. 1826. II. 8.
Mag. f. d. Eit. d. Ausl. 1834. ar. 75 - 76.
28) Premidre com. frang. en musique repres. en France, pa-
storale. Paris 1659. 4. Oeuvres de poésies. ib. 1661. 12.
29) Theätre. Amst. 1663. II. 12. (nur 12 St. ohne d. Op.) ih.
1697. 12. (16 ©&t.) Oeuvr. Paris 1715. 12. compl. Paris 1739. 1778.
V. 12. Oeuvr. chois. Paris 1811. II. 1824. 11. 8. ©. 14 Dp. in d. Re-
cueil des O . Amst. 1684. 1690. &. Schlegel a. a. D. p. 234. d’O-
livet a. a. Ö. p. 165 sq. Niceron T. XXXIII. p. 210 sq. Ola Po⸗
trida 1787. IV. p. 87 sq. Menage Antibaillet T. I. p. 281.
$. 590. ”
| Gehen wir jegt zu einem neuen Wbfchnitte der Befchichte
der Franzoͤſtſchen Poeſie fort, d. h. zu ber des 18ten Jahr
hundertd oder der von dem Tode Ludwigs XIV. bis zur Franzöoͤſi⸗
fen Revolution, fo müffen wir bereits. feit jenem Greignifie bie
Anfänge jener Unmoralität und Zügellofigfeit der Literatur her⸗
datiren, welde zulegt zum Umflurze alles Beflehenden und zu
den furdtbaren Zeiten führten, welche die Geſchichte als ein
Beifpiel, wie weit eine von aller Sittlichkelt und allem religiöfen Ges
fühle verlafiene Nation gehen Fann, in Ihre Annalen eingetragen
bat. Zuerfi muß bier, abgefehen von dem ſchon ſeit den frühern
Regierungsjahren Ludwigs gelegten Keime zu einem frivolen
Leben, der befannte Regent, der Herzog von Drleand, ge
nannt werben, der durch feine.eigenen unmoralifchen Reden und
Handlungen , und dur feinen Umgang mit den ſchlechteſten Subs
jecten, wenn fie nur angenehme Geſellſchafter waren, jene Sprech⸗
und Schreibfreiheit autorifirte, die jegt in einem Umfange auf
trat, wie fie auch zu den Zeiten des füttenlofen Hofes von Franz J.
und ber Ligue nur einzelne Emancipirte, 3. B. Rabelais, Be
soalde de Verville ıc., zur Schau zu tragen gewagt hatten. Mit
diefen anfangs nur Unmoralität im Allgemeinen prebigenden
Schriftſtellern verbanden fi aber bald Andere, die auf rein wife
fenfchaftlihem Wege ſyſtematiſch alle heiligen Bande des ſocialen
Lebend angriffen, ich meine bie fogenannten Philoſophen des
18ten Suhrhunderte. So groß die Anzahl diefer abfcheulichen
Geſellſchaft, diefer Spötter über die dem gebildeten und edlen
Menſchen heiligſten Gegenfände nah und nad ward, fo find
ed doch vorzugoweife nur zwei, in deren Schriſten man ben
236 Franzoͤſiſche Poeſie.
Zuͤndſtoff zu ſuchen hat, welcher ſeit 1789 faſt ganz Europa,
wo nicht in Brand ſetzte, jedenfalls aber in ſolche Verwickelungen
brachte, deren Folgen zwar ein 80jahriger Friede vergeſſen ge⸗
macht zu haben ſcheint, die aber gewiß auch die krankhaften
Zuckungen der ſocialen Zuſtaͤnde hervorriefen, die wir jetzt an
vielen Orten unſeres Vaterlandes und der Schweiz in Unglüd
verkuͤndenden, freilich in ihrem Aeußeren verſchledenen Krankheits⸗
formen auftauchen fehen. Mit einem Worte, jene Maͤnner ver⸗
treten jetzt in einer anderen Welt die Schritte, durch welche fie
der Inmoralität, Irreligiofität und Nichtachtung aller göttlichen
und menfchlichen Gefege in einem großen Theile Europas Thor
und Thuͤre öffneten und zu jenen Revolutionen führten, die in
längern oder Fürzern Zwiſchenraͤumen auf einander folgten, und wenn
fie auch manches Gute mit fi brachten, dennody nur in den
Köpfen überfpannter Enthufiaften aus der Naht zum Licht führ-
ten; denn aus böfer Saat kann nimmermeht eine gute” Ernte
hervorgehen. Jene zwei Männer find aber auch die größten
Geiſter Frankreichs in dieſer Epoche gewefen, ih meine Frans
018 Marie Arouet, mit dem Beinamen de Voltaire
aus Ehatenay bei Sceaur (geb. den 20. Fehr. 1694, gef.
d. 3. Mai 1778) und Jean Jacques Rouffeau (geb.
zu Genf 1712, gef. d. 3 Juli 1778). Erflerer, deſſen ab»
ſchreckendes Yeußere, der Typus des Affen und der Kate, aber
verbunden mit dem fharfen Blicke des Adlers, ſchon die hoͤl⸗
liſche Sefinnung abfptegelte, die in den dunkeln Tiefen feiner
Seele verborgen lag, 309 fon ale Schüler durch einige huͤbſche
Verſe die Aufmerkfamfelt der berüchtigten Rinon auf fi, die ihm in
ihrem Teſtamente (1706) 2000 Franken außfehte, um fi da⸗
für Bücher zu kaufen, duch die er in feinen deſtructoriſchen
Studien unterftügt werben ſollte. Zeitig Thellnehme an dem
fittenlofen Klubb der Geſellſchaft des Marais, zeigte er bald
durch feine Aufführung, bis zu weldem Grade der Schlechtig⸗
feit er gefallen fet, weshalb ihn fein eigener Bater, Notar am
Ehatelet, verſtoßen wollte, Als Schriftfleller begann er zwar
fhon 1712 In ver Baſtille, wohin ihn feine Aufführung
gebracht hatte, an feiner Henriade zu arbeiten, gab aber fel-
nen Oedipe (1718) cher Heraus, mit dem er zwar bereits
Franzoͤſiſche Poefie. 237
vurh fein Talent einen großen Erfolg erzielte, aber auch ins
birect die Religion und ihre Diener, freilid unter dem Bilde
des Griechiſchen Aberglaubens angriff. Zwar enthält feine Hen-
riade (1725) einige auf bie Bertheidigung bes Chriſtenthums zu
denlende Stellen, allein biefe feßte er nur hinein, um den Verdacht der
Imellgiofität von fi abzuwaͤlzen, der ihn wienerholt aus Frank
rel vertrieben hatte, und andere Stellen, wie. 229.: „Hielas un
Dieu si bon, qui de I’homme est le maftre, en eüt été servi,
sil avalt voulu Petre“, find ein’ trefflicher Pendant zu jenen
berüchtigten Verſen des Oedipe (A.IV.sc. 1); „Nos pretires ne sont
point ce qu’un vain peuple pense, notre credulitd fait toute
kear seience.* In feinem Bruius verfolgte ex feine Piäne
weiter, indem er den Maſſen zeigte, wie fie ſich den Madıtha-
bern gegenüber nur zu zählen hätten, und in feinen Lettres
anglaises trachtete er die Grundpfeiler ber Geſittung zu untergras
bin. Bald folgten andere, beſonders dramatifche Arbeiten, unter
dem ih vorziglid La. Mort de Cesar, ald Pendant zu Bru⸗
tus hervorhebe (1735). Unterdeſſen hatte der damalige Krons
bring von Preußen, der wenigſtens, was bie Zweifel gegen bie
Religion betraf, ſich zu den Ideen dieſes neuen Weltbegläders
hingezogen fühlte, ihm zur Herausgabe ſeines Antimacchiavel
beranlaft, der deutlich genug feine niedrige Befinnung zeigte,
vie ih bald darauf, trotz ihrer fortwährennen Ausfälle gegen
de Iptannen ac. nicht ſchaͤmte, aus den Händen der Pompadour
den Raumerherrnfchlüffel und den Titel ale Hofpoet und Hiſto⸗
rlograph von Frankreich anzunehmen; ia um in bie Academie
aufgenommen zu werben, hatte er (1746) bie grenzenlofe Ge⸗
meinbeit, öffentlich zu erklären, daß, wenn er je etwas gefchries
ben, an dem nur ein sacristain de paroisse Anſtoß neh»
um fönne, er bereit fei, daſſelbe ſelbſt in Stüden zu
teißen, und dedieirte fogar feinen Mahomet dem PBapfle Bene
Bet XIV. Trotdem veranlaßten feine Angriffe auf die Res
sierung und Religion, ſowie feine Eitelfeit eine ſolche Oppofition
gegen ihn, daß er 1750 abermald zu Friedrich dem Großen
füäten mußte, ber ibn zwar anfangs als prince philosophe
mit offenen Armen aufnahm, fi aber bald fo mit ihm verun«
finlgte, daß er ihn einfperren und feine Schrift gegen Mauper-
x
238 Franzoͤſiſche Poeſie. |
tius (Diatribe du docteur Akakta) durch ben Nachrichter öf
fentli verbrennen ließ. Hierauf begab er fi nad der Schweiz,
wo er, flatt in der freien, fhönen Natur ein frommer und befr
ſerer Menſch zu werben, jene Werfflätte der Unmoralität auf
ſchlug, wo die Pucelle eine ber ſchoͤnſten Phaſen bed Franzi
ſiſchen Nationalruhms fchändete und feine für die Encyclopaͤdie
gefchriebenen Artifel (vereinigt als Dictionnaire philosophique)
würdige Beiträge zu biefem Codex aller (mad die Moral und
Religion betrifft) Schlechtigleiten lieferten. Wie groß auch fein
Siecle de Louis XIV, und fein Essai sur les moeurs et
l’esprit des nations vom Standpunkte der philofophifhen Auf
faffung der Geſchichte fein mögen, fle find nichts welter als
weitläufige Ausführungen des Grundgedankens, daß Priefler und
Könige allein alle® Unglüd, weldes jemals die Voͤlker betroffen,
verurfadt haben. Allerdings iR jedoch fein letztes hier verfaßte®
Trauerfpiel, Tanerede, ziemlich rein von derartigen philofophifcden@fe,
menten, Rah Paris zurüdgefehrt (1778) erlebte er zwar noch
eine Art von Apotheoſe auf ner Bühne bei der Darftelung
feiner Irene, allein der Tod raffte ihn bald hinweg, nachdem
er noch zuvor dem Abbe Gaultier ein Glaubensbekenntniß ein-
gehändigt hatte, worin er, früher Atheiſt von Profeſſion, feine Reue
befennt und in dem Glauben der catholiſchen Kirche ſterben
zu wollen verfigert. Was nun aber feine Stellung in der Li⸗
teratur anlangt, fo verdient er, abgefehen von feiner Tendenz,
unbedingt den Namen eines großen Mannes, denn eine Leich⸗
tigfeit, wie er fie befaß, in allen Bädern der Literatur, bis zur
Mathematit hinab, Ausgezeichnetes zu leiſten und frei ſich zu
bewegen, hat Niemand vor oder nad ihm befefien, und wenn
er ja in bem oder jenem Genre mittelmäßig erfcheint, fo lag
dieß mehr an feiner eigenen Nachlaͤſſigkeit, als am Mangel bes
gerade hierzu erforderlichen Genies. Als Epifer läßt er in ſei⸗
ner Henriade, worin er gezwungen als Chri auftreten muß,
trotz der glänzenden Sprache und Allegorie, immer alt, weil er
eben nicht in feinem Elemente iſt; allein dennoch hat er trotz
der Reifen Form der Alexandriner ein Muſter des Branzöfifchen
Epos geliefert, wie kein zweites erifirt. Als burleskes Gedicht
bleibt feine Pucelle bei aller Daraus hervorgehenden Schlechtigkeit
Sranzöfifche Poeſie. 239
ver Geſinnung immer auszeichnet, und als tragiſcher Dichter nimmt
er auf dem dramatiſchen Parnaß nad Corneille und Racine
obwohl er theilweiſe darin als philofophifcher Revolutionär erſcheint,
unbeiingt die nächfte Stelle ein, da er in feiner Zaire, Alzire,
Merope, feinem Blahomet und Tancred ein ſelbſtſtaͤndiges Trauer»
ſpiel geihaften hat, welches durch das Vorherrfchen der Leidenſchaft
und des Gefuͤhls über alles Andere eben ganz Original iſt und
mit Recht die Ehre gehabt hat, von Böthe überfegt zu werden.
In dem Luſiſpiel, der Oper und poetifhen Erzählung iſt er nur
mittelmäßig, feine Epiſteln find lebendiger als die Boileau's,
allein die Ueberarbeitung fehlt. As Hiſtoriler hat er in der
Geſchichte Karls XII. unbedingt großed Darſtellungstalent an
den Tag gelegt, allein feinem Peter dem Großen und den Annales
de !’Empire flieht man gleih an, daß er fih dafür bezahlen
leß; fein Essai sur les moeurs et l’esprit des nations {fl
ein großartiger Beitrag zur höheren philoſophiſchen Auffaffung
der Geſchichte, trägt aber nur zu viel Spuren der abſichtlichen
Eatſtelung der Wahrheit und der Unwiſſenheit, wogegen fein
Zeitalter Ludwigs XIV. das Mufler pragmatifcher Gefcichte
ſchreibung iſt. Als philoſophiſcher Schriftſteller debutirte er mit
den Lettres philosopkiques (1726) und ließ dann feine
übrigen befannten hierher gehörigen Arbeiten folgen, die alle nur
dem einen Zweck, die Bernichtung des religlöfen Bewußtiſeins
bei den Menſchen, haben, daher eigentlich feine Unterſuchungen,
ſendem nur Schmähfchriften zu nennen find. Diefelde Tendenz
der Üisführung der Unmoralität verfolgte er auch in feinen
philoſophiſthen Romanen, deren Styl übrigens reizend iſt, und
in ſeinen Briefen endlich zeigt er offen feine wahre ſchlechte Be-
Rnnung, die er in feinen übrigen Schriften bin und wieder vers
ſcleiert hat ).
Wir haben oben als den zweiten Mann, der weſentlich
m dem durch die Franzöſiſche Revolution herbeigeführten Um⸗
Kurz aller göttlichen und menſchlichen Rechte beigetragen, Jean
Jacques Rouffeaw bezelinet, der, nachdem er vorher als
Reformator der Franzoͤſiſchen Mufit in Bug anf Rotirung
und Character ziemlich ungluͤcklich gewefen, als politifher ober
ſocialer Schriftſteller durch ſeine verneinende Loͤſung der von der
240 Sranzöfifche Poefie.
Academie zu Dijon aufgeworfenen Frage: „haben die Fortfchritte
der Wiſſenſchaften und Künfte die Sitten verbefiert ober vielmehr
verſchlechtert?“ auftrat, den Preis erhielt und dann (1753) fein
communiftifhe® Bud von der Ungleichheit der Stände folgen
ließ. Leider warb er bald dur den großen Erfolg, den feine
Schriften ſelbſt bei den hoͤchſtgeſtellten Perfonen fanden, aufge
blafen und verwidelte ſich dadurch In SInconfequenzen, unter de
nen fein Brief (1758) über bie Schaufpiele nicht die kleinſte
iR, weil er troßdem, daß er felbft eine mit großem Belfalle auf:
genommene Oper gefchrieben (Le devin de village, 1752), gleich⸗
wohl auf das Logiſchſte darin darthut; daß jedes Schauſpiel, ſelbſt
das allermoralifchfte Lufifpiel nur dazu dienen Tann, die Gitt«
lichkeit zu untergraben, und den Beweis dazu nicht: blos aus
den Folgen des allzu often Beſuchs des Theaters, fondern auch aus
dem Leben der Schaufpieler ſelbſt führt. Weit bebeutender find aber
feine beiden philofophifhen Romane, die Neue Heloife und Emil.
In beiden fucht er die Behauptung durdzuführen, daß in ber
Religion die Moral Alles ſei, und daß, .wenn nur biefe vorhan⸗
den, dad Dogma und die Botteöverehrung felbft nur Nebenſachen
feten, fowie daß der Menſch feine Pflichten nicht aus Achtung
vor dem göttlichen und menſchlichen Geſetze, fondern aus freiem
Antriebe zu erfüllen habe. Im Emil will er zeigen, wie man
nad diefen Orundfäben die Jugend bilden und fie Alles von
ſelbſt finden lehren müfle, Moral eben fo gut als Kenntniſſe;
alfo in der Neuen Helorfe kommt die Braris, denn ein Menſch ohne
Religion und Glauben erfiheint und da ale der beſte Bater,
Gatte und Staatsbürger. Leider gab er ſelbſt in feinem Pri⸗
vatleben die vollſtaͤndigſte Widerlegung feiner Theorie, denn ein
Mann, ter in wilder Ehe mit einem geweſenen Schenkmädchen
(der Therefe Levaffeur) lebte und die mit ihr gezeugten Kinder
ins Findelhaus tragen ließ, um fi nicht um fie befümmern zu
müffen, der tn feinen Belenntnifien bie rau, die Ihn aus dem
Elend gerettet, Öffentlih cunifh genug an den Pranger ſtel⸗
len fonnte, war der wohl nad ſolchen Grundſaͤhen noch tugend⸗
baft zu nennen? Sein politifches Blaubensbefenntniß aber legte
er in feinem Contrat social (1762) ab, worin er zuerſt, ins
dem er bie Principien des Gouvernements und der Orfege nicht
Franzoͤſiſche Poeſie. 241
wie Wonteöguien in den Geſetzen ſelbſt und ber Gedichte, fondern
In der Ratur des Menſchen und der Gefellihaft ſucht, die
Idee von dem forrverainen Bolfe aufftelt, welche ihm auch die
Chre tinbtachte, daß der Gonvent (1793) feine Buͤſte in ſei⸗
nem Sizungsſaale aufſtellen lieb und jenes unglüdfelige Bud,
befen practice Anwendung er ſelbſt in feinem als Commentar
vau geſchtiedenen Livre sur la Pologne als rein unmöglich
erniefen hat, bei den radicalen Breiheltsenthufiaften die Stelle
der Bibel einnahm. Kurz, er I nur Sophifl, aber durch die
Iolfommenheit feiner Beredtſamleit und den Reiz feines Styls
fit er, und erſt die Nachwelt hat richtig über ihn geurtheilt
md die Berderbiheit und Anausführbarkeit feiner Lehre erfannt?),
1) Oeurres. Gemeve et Paris 1768—%. ILV.4 av. d. avertiss,
et de not. p. Condorcet. Kehl 1784 - 89. LXX. 8. (Dazu Table
analyt. p. Ehantreau. Peris 1801. II. 8.) av. d. not. et observ. p.
Paliseot, Paris 1792-1802. LV. 8. av. d. not. de Renouard etc. ib:
1819-25. LXYI. 8. 1820 sq. LXX. 8. 18233—27. LXXIU. 8. Oeuvr,
compl. av. d. rem. et d. not. hist. scient. et litt. p. Auguis, Clo-
Kan, Daunou, Dubois, Nodieretc. 1824—32. ib. XCV. B. . (Dazu
ible anal, p. Miger. ib. eod. II. 8.) Nouv. ed. coll. s. L edit.erig.
ar. d. not. pref. avertiss. p. Beachot. ib. 1829—34. LXX. 8. av.d.
Bol. et netic. s. Im vie de Volt. ib. 1835—38. XII. 8. La Ligue om
Heari je Grand. Gentve 1723. 8. (nur IX Gef.) LaHenriade. Londr,
118,4, (X Geſ.) La Pucelle d’Orleans, po@me divise en quinze
chaatı, Louvain 1755. 12. Londr. 1756. 32, (enth. 18. Gef.) av. d.
20. mar. ed. Gentve 1762. 8. (20 Gef.) ib. 1773. 1774. 8. ci Geſ.)
Theätre, Paris 1809. IX. 8. (Dazu Comment. p. LaHarpe. ib. 1814.
8) Romans et Contes. Bouillon 1778. II. 8. eberf. f. Gämmtt.
Eixik.a.v. Franz. v· Mylius u. A. Berl. 1783—97. XXIX.8. Auserlef, Werke,
MI-30.KX X .16. Romane u.Erzäpl.Quedl.18.7—30. III. 8. Sämmt!.
Sqerhice. Rücnb. 176677. V. B. Zayre üb, v. Eſchenburg. Lpzg · 176.
80.) is. Tert dv. Wallenberg. Köln 1818. 8. Alzire metr. überf, v.
Malte. tr. 1816. 8. u. Buchs. Brnſchw. 1827. 8. Brutus metr. überf.
d. Yembert, Meuft. a. d. Hardt. 1829. 12. v. König, in d. Taſch Wibl, ausl.
Elf. Bo. 191. Merope, v. Montenglaut. ebd. Bd. 192. D. Tod. d. Caͤſar,
U. d, Pencer, im Siaff. Theat. d. Frang. mr. III. Das Mädchen v. Ors
band, äberf. v. Lindemann. Rom (Paris) 1787. 1789. 8. in Blumauers
Danier kravefiet. Neu Ballim (1732) 1800. 8. D. Henriade in beutfc.
Stramet. m. geſch. Anmerk, v. K. Kleinfchmidt. Frankf. 1827. 12. üb. v.
dt. dermes. Berl. 1824. 8. üb. v. Fr. Echröder. Lpzg. 1843. 8. — G.
U. Aun. Nonnotte, Les erreurs de V. Amst. 1766, II. 12. de Lu-
det, Eloge de Volt. Cassel 17/8. 8. u. Hist. litt. de V. ib. 1780.
T I-V1 8. J. % dv. Zabueßnig, Hiſt. u. erit. Nachr. v. d. Leb, u,
Cürft, d, 9. ©. ®. Augeb. 1777. 1779. 1.8. Mathief, Geſch. jeptieh.
©. 25. VAL, p. 29—148. de la Harpe, Eloge de V. Paris 1780, 8
(Deju d’Alembert, Relexions. Freft. 1780. 8.) M. de Condorcet,
Vie de Y. swirie d. Mem. de Y., ecr. p. lui-mö&me. Londr. 1790.
Il 8 (Deutid. Berl. 1790. 8.) Frederic U. in b. N. Mem. de
'ıc. de Berlin 1778. Hist. p. 5 sq. Palissot, Lo Genie de V. Paris
16. 8, Longehamp et Wagniäre, Mem. s. V. et 5. 5. ouvr. ib.
Gräfe, Handouqh d. Riterärgeihiäte. IT. 46
242 Sranzöfifche Poeſie.
4826. TI. 8. Berville in d. Rev. Enc. 1829. T. I. p. 609 sg. Ebert,
Ueberlief. ®d. I. p. 82 sq. Lardner T. I. p. 1—110. Le Pau, Vie d.
F. Paris 1819. 8. Paillet de Warcy, Vie de V. ib. 1824. 8. Collini.,
Mon sejour aupr&s de V. ib. 1807. 8. Lebas, Dict. de, la France.
T. x. p. 944 sq. Mag. f. d. kit. d. Ausl. 1832. nr. 48. Blätt. f. d.
8. d. %. 1838. p- 213 sq. Brougham, Men of lett. Paris 1845. 8.
T. I. p. 1—92. Web. f. Henriade, bie nit einmal Driginal ifl, da,
um von Garnier's Arbeit abzufehen (f. oben p- , 187), ſchon 100
Jahre früher Siulio Malmignati zu Venedig eine gebichtet hatte
(f. Villoison b. Millin Mag. Enc. V 3an.179. T. I. p. 299 sq.)
f. Dussaulx, Ann. Litt. T. Il. p. 1 sq. Ueb. f. Zrauerfp. ſ. Schlegel
Vorl. 1I. A. 1. p. 173 sq. Ueb. f. Merope, nad) Maffei gebichtet |. Erf
fing Dramat. Bd. I. p.289q. Ueb. d. Gemiramis f. ebd. p. 83 sq.
2) Oeuvres compl. publ. p. Du Peyrou. Geneve 1782—90. XVII.
4. av. d. not. p. Mercier, Boizard et de l’Aulnay. Paris 178893.
XXXIX. 8. 1793—1800. XVII. 4. 1796—1801, XXV. 18. 1801. XX.
12. av. d. not. hist. p. Petitain. ib, 1819—0. XXI1.8. Oeuvr. compl.
av. d. not. hist, et d. €clairciss. p. V. D. Musset Pathay. ib. 183
26. XX111.8. (Dazu Oeuvr.ined. suiv. d’un suppl. à I’hist. de sa
vie et de s. ouvr. ib. 1825. 1833. II. 8. u. Hist. de la vie et d.ouvr.
de R. p. Musset Pathay. ib. 1827. 8.) Oeuvr. compl. av. d. eclair-
ciss. et Jd. not. hist. p. P. R. Auguis. ib. 1824—28. XXVII. 8 ib.
IV. 8 Ueberf. ſ. Sämmtl W. überf. v. K. Fr. Cramer. Berl 1785-8.
I—XI. 1. 8. m. Anm. begl. v. Elliffen, überf. vo. Julius, in d. Franz
Klaff. epzg. 1843—a4. XXX. 12. Belenntniffe, üb. v. 3.9. G. Heufinger.
Lpzs. 1830. X. 16. Emil von demf. Lpzg. 18.8. VIII. 16. dv. Hantſchmann.
ebd. 1844. VIII. 16. (f. T. 3. Brechter, Br. üb. d. Emil. Zürich 1773.
8.) Julie ober die neue Deloife a. d. Franz. v. Th. Hell. Epig. 18.6
VII. 16. & M.D.L. C. Eloge de J. J. R. Geneve 1779. &. Chr.
Birtanner, Fragm. üb, R. Leb. u. Schriften. Wien 1782.8. Senebier Hist.
litt, de Geneve. T. III. Bamel Beauvert, Vie de J. J. R. Paris 1789.
8. Das 19te Jahrh. als Keim in 3. I. R. Geiſte. N. d. Kranz. v. Schalle.
epzg. 1799. 8. de Stael Holstein, Lettr. s. 1. Ecrits et le car. de J.
R. Nourv. ed. Strassb. 1820. 8. (Deutih. 2pag. 1789. 8.) Jacobi im
deutfch. Merc. 1778. IX. p. 201 sq. Beitr XI. p. 182 sq. Neue Dannigf.
HI. p. 33 sq. Servans in d. kit. u. Völkerknde. 1783. IX. p. 331 2q.
Wachler in d. Philomathia, Bd. IN. p. 1 sq. Baur Lebensgem. Bd. Il.
P: 3 8q. Hegel, Seid. d. Phil. II. p. 527 sq: De Pradt, Les quatre
oncordats. T. 1. p. 426 sq. Chateaubriand,, Essai 8. les Revolat.
Note. Lebas T. Xil. p. 175 sq. Lardner Emin. men of France. T
IH. p. 111—174. Mag. f. db. Lit. d. U. 1833. nr. 129. 1834. ur. 94. 1838.
nr. 60. 1843.nr. 17. Brougham a. a. DO. p. 93—125. Ueb. f Schrift geg.
d. Theater. |. H. At, Theat. u. Kirche. Berl. 1846. p. 612 sq. D. Lit.
bar, b. Soleinne. T. V. p. 9 aq. Ueb. d. f. Perf. betreff. Schr. |. Barbier
in Millin Mag. Enc. 1818. T. IV. p. 1 sq.
$. 591.
Da wir einmal bei Voltaire das dramatiſche Element her»
vorgehoben haben, fo wollen wir gleih dabei flehen bleiben, je»
dod nur diejenigen dramatifchen Schriftfleller bier berühren, die
mehr als einen ephemeren Ruhm erlangt haben. Natürli wird
auer vom Zrauerfpiel die Rede fein müflen, da bier einige Ta-
Inte gu erwähnen find, bie einen Beigleih mit Boltaire aus
Franzoͤſiſche Poefie. 243
halten. Der Zeitfolge nah nennen wir zuerſt 2a Orange
Ghancel!) aus Periguur (1676— 1758), ber das Glüd
hatie, zuerft ih unter den fchlechten Nacfolgern in foweit zu
erhibiren, daß fein Amasis, baffelbe Sujet wie die Merope,
und feine Ino et Melicerte ihn mit Recht überlebten. Aller
dings ſtellt ihn recht fehr in Schatten Prosper Jolyot de
Srebillon aus Dijon (1674— 1762). Seine Trauerfpiele,
die er als Mifanthrop auf einem Kornboden mitten unter Hun⸗
den, Ratten und dergleichen Thieren, die er für eine beffere Ge⸗
ſellſchaſt als die Menfchen betrachtete, abfafte, tragen leider das Ges
präge dieſes finfteren Geiſtes und des ſchrecklichſten Fanatismus;
allein dafür find fie auch trog ihrer Iinregelmäßigfelt eben durch
ihre großartige Schauerlichfeit ausgegeihnet und weiſen ihrem
Berfaffer eine der erfien Stellen unter den Branzöfifchen Tragi⸗
fm an, Seine beſten Stücke find fein Atree (1707), feine
Electre (1709) und fein Rhadamiste (1711), denn fein Catiline
(1749) zeugt ſchon von feiner Alteroſchwaͤche, und nur der Haupt,
character iſt darin vollfommen durchgeführt). Jean Baptifte Bis
vierdeChateaubrun aus Angouleme(1686— 1775) verdient
hier nur Erwähnung wegen feiner Troyennes (1754)°), wie Ber-
nard Joſeph Saurin aus Paris (geb. 1706, gefl. 1781)
wegen feine Spartacus*), obgleih er häufig unmoralifh und
iereligiös erſchein. Guimond de la Toude aus Paris
(1723 —1760) ſchrieb zwar nur ein einziged Stüd, die Iphi.
genie en Tauride (1757), allein dieſes verſchaffte ihm den⸗
felben Erfolg, wie ihn die Merope Boltaire eingebracht hatte?).
Pierre Laurent Buirette de Belloy aus Saint Flour
(1727— 1775) fchlug einen anden Weg ein, er wählte na
tionale Stoffe, und fo bradte denn fein Siege de Calais
(1765) einen noch nie geahneten Enthuflasmus hervor, fo daß
Ludwig XV. für diefes Stüd und die früher (1760) von ihm
geſchriebene Zeimire ihm die Medaille gab, welde für dieje⸗
nigen Theaterdichter gefchlagen war, die einen breimaligen ent»
ſchiebenen Erfolg auf der Bühne gehabt Hatten). Zu der alten
Mode der claffifhen Stoffe kehrte Louis Boinfinet de St»
vry aus Berfallles (1733— 1804) zurüd, und es glüdte ihm
auch, feine Briseis (1759) auf dem Repertoir erhalten zu fehen,
16
244 Sranzäfifhe Poefie.
was weber feinem Ajax, noch feinem Caton d’ltique (1789),
einem elenden Machwerke, zu Thell wurde’), Den Beſchluß mr
hen Antoine Marie Lemierre?) aus Paris (geb. 1721
oder 1733, geRorben 1795), ald Panegyrifer und Lehrbidte
recht brauchbar, aber ald Tragiker hölzern und characterlos, fe
Daß ſelbſt fein geitgemäßer Tell (1766) auf der Bühne niätd
machte, und Jean Baptifle Legouve?) aus Paris (gi.
1764, gefl. 1812), berühmt durch feine Apologie des ſchoͤnen
Geſchlechts (Le Merite des femmes 1801), aber durch fen
Tragödie Epicharis et Merope, worin er (1793) afuiec
dem damals herrfhenden Gefhmade huldigt, und durch feine
Mort de Henri IV. (1806), in weldem er offen deſſen Bob
tin Marte de Medicis des Mordes beſchuldigt, unvortheilhaft bekannt.
1) Oeuvres. Paris 1735. 8. ib. 1758. V. 12. Les Philippiges,
odes av. d. not. hist. et litt. Paris 1795. 12.
2) ©. Voltaire, Eloge deCrebill. et crit. de s. onvr. Lausanne
1780. 8. Pirfehing Hdkch. I. 2. p. 367 sq. d’Alembert Hist. T. 1. P
430 F VI. p. I1 Bu: Schlegel Vorl. II. 1. p. O2 »q. Oeuvres. Pans
1750. U. 4. 1785. IH. 8. 1796. IE. 8. 1312. III. 8. prec. de lel. hist.
p. d’Alembert. ib, 1824. II. 8. ar. I. not. de tous L comm. p. Pr
relle. ib. 1823, II. 8.
3) Oeuvres. Paris 1754. 8. Oeuvr. chois. ib. 1814. 18.
4) ©. Hist. de Pac, d. scienc. 1737. p. 149 sq. Journ. Belrel.
1741. Janv. p. 80-102. Bibl. Rais. T. XXVI. p. 311 sq. Theätre.
reri Millin Mag. Enc. 180 T
. a Mag, Enc. 1807. T. I. p. 67 sq. Iphigenia en Js
ride. Paris 1758. 12 P 4 Iphigeal
6) Oeuvres completes. Paris 1779. 1787. VI. 8. Oeuvr. cheis. ib
1811. 1823. 18. .
ya 2 heätre et oeuvres diverses de P. de Sivry, Londr. (Pari)
8) Oeuvres, prec. d’une not. s. l’aut. p. R. Perrin. Paris 18108
9) Oeuvres complètes. Paris 1826—27, IU. 8. f. Sol. T.II.p.2l-
§. 592.
Mehrere der obengenannten Tragifer fchrieben au für W
Oper, wie La Grange, Boltaire x, nichtodeſtowenigei
müflen aberbier noch einige fehr fleißige Operndichter genammt wert.
Diefe waren Antoine Dandet (1671— 1748), Lonid
Fuzelier) (1672—1752), der aber auch für jedes andere
Fa der Bühne arbeitete und eigentlich nur feiner Fruchtbarkeit
feinen Ruf verdankt, Pierre Charles Roy (1683 — 1764),
ein wirklich lyriſches Talent, der durch feine Semiramis (1718)
Voltaire den Stoff zu feinem belannten Trauerſpiele gab Y) um
Sranzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 245
kouis de Cahuſac (Geb. und., gef. 1759), zwar nidt
ohne Geſchich wunderbare Stoffe bequem für die Bühne zu
arangiten, aber eigentlich mehr durch feinen Componiften Ra
mean als durch fich felbft zu einem dauernden Ruhme gelangt‘),
Es verdient faum hinzugefügt zu werben, daß bie Arbeiten aller
Diefer Dihler ſchon Durch den veränderten Mufifgefhmast von
der Bühne verdrängt find.
1) Oeuvres. Paris 1751. IV. 12.
Y Momus Fabuliste ou les Noces de Yulcain, com. Paris 1719.
& 1. ber. Gtül. ,
3) ©. Palissot im Necrologe, 1766. Oeuvres. Paris 1727. II. 8.
4) Le comte de Warwick. Trag. Paris 1742, 8. Pharamond,
ih 1736. 8. Grigri, ib. 1749, 12, Zeneide et V’Algerien, com.
ib, 17 8,
$. 593,
Bir wenden uns jept zum Luffpiel, das im biefer Per
rlode eine Unzahl mittelmäßiger und ſchlechter Dichter entfichen
ſah, unter denen man Faum einige wenige beſſere herausfinden
Ian, So verband Bühnenkenniniß mit gefchidter Benupung
der Tageöneuigleiten der ſchon erwähnte Schaufpielr MarcAntoine
Legrand (geb. 1673, Tob unb.), der fogar den Cartouche aufs
bradte und defien Roi de tocagne ſich auf der Bühne
ahalien hatt). Indeſſen übertrifft ihn an kuͤnſtleriſcher Bolls
mung bei weitem Philipp Nericault Deſtouches aus
ze (1680— 1754), der noch übrigens das Berbienft hat,
in Minen feiner Stücke den Anfland und die Gittlichkelt
verett zu haben. Seine beten Lufifpiele, die denen Moliéère's
laun kahchen, find: Le philosophe marie (1727), FPenvieux,
ie glorieax (1782) und le dissipateur (1736), die ſich ſaͤmmt⸗
dh auf ber Bühne erhalten haben?). Fruchtbarer noch als er
wer der unten zu erwähnende Romanſchreiber Chamblain de
Herivauz aus Paris (1688 — 1768), obgleich nur einige
Barige feiner Stüde (l’epreuve, les fausses confidences, les
jax damour et du hasard) bleibendes Verdienſt Haben, denn
Re oe leiden an einem zu fihtbaren Hafden nach Werfettung
vom Jatriguen und jenem unpafienden Salontone, den bei ihm
de vomchne Dame fo gut wie bie gemeine Magb, der Hofe
mn wie fein Kutſcher ſprechen, und ber nad ihm marivaudage
Frank worden IR’), Weit geſchickter IR Alexis Piron and
246 Sranzöfifche Poeſte. Luſtſpiel.
Dijon (1689 — 1773), der bekannte Cyniker, aber wegen feiner
Metromanie (1738) unbedingt des Namens eines großen Eo-
mikers würdig, da er Einfachheit und Natuͤrlichkeit der Intrigue
mit fprudelnen Wipfunfen erleuchtet und feine Comif durch Die
trefflih angelegten Situationen eine durch und burd wahre,
feine gemachte iſt). einen Character lann man aus feiner
von ihm ſelbſt verfaßten Grabſchrift: Ci-git Piron qui ne
füt rien, pas même academicien, am Beten beurtheilen. Auch
Dierre Claude Nivelle de la Chauffee‘) aus Paris
(1692— 1754) muß hier genannt werben, denn er if ein
Zuffpieldichter im höheren Sinne des Worte, d. b. in jenem
Style, der zwiſchen Luſtſpiel und Trauerfpiele mitten Inne ſteht,
alfo unferem Schaufpieleam Nädften fommt, wo ja aud zuweilen
komiſche Stellen vorfommen. Er debutirte mit bem Prejuge
de la mode, worin er die alberne Sitte der vornehmen Geſell⸗
haft laͤcherlich madt, daß ein Ehemann ſich nie verliebt gegen
feine Grau zu zeigen habe. Es folgten dann l’&cole des amis,
-Melanide, L’ecole des meres und la gouvernante, feine be
fien Arbeiten, an welde ſich fpäter mehrere ſchwaͤchere anfchloffen.
Rur durch feine fingbaren Couplets verdient dagegen Charles
Frangois Panard°) aus Nogent (L694— 1765) den Ra
men des 2a Fontaine oder des Dien de vaudeville, denn feine
Stuͤcke ſelbſt ermangeln allen dramatifhen Werthes. Nicht viel
beſſer find die meiſten Luſtſpiele des Louis de Boiffy’) aus
Vic (1694— 1758), welde, obgleich fiefaf alle nur zudem Zwede
geichrieben wurden, damals in der Gefellfhaft wahrzumehmende
Laͤcherlichkeiten oder Gonderbarfeiten durchzuziehen, ſich durch⸗
weg durch eine tiefe Kenntniß der menſchlichen Schwaͤchen und
Fehler auozeichnen, wie z. B. fein Francais à Londres, der
ſpaͤter oft nachgeahmt worden if. Allein fein Homme du jour,
aud) les dehors trompeurs betitelt, hat ihn unter die Reihe der bes
Ren Luſtſpieldichter feiner Zeit erhoben. Auch ber unten nod)
au nennende Alain Rene Lefage mußhiergenannt werben, ba
er bei feinem Turcaret den trefflihenZwed hatte, bie Niedertraͤchtig⸗
feit und bie Lafter der damaligen Binangmänner ins rechte Licht zu
ſtellen, ohne fi wie im Crispin rival de son mattxe allzufehr feinen
Spaniſchen Muſtern anzuſchließen. Hebrigens hatte Lefage bereite felt
Sranzöfifhe Poeſie. Luſtſpiel. 247
1713, wo fein Arlequin, roi de Serendib, erſchien, für die Bühne
gearbeitet, ſich aber meiſtens der Oper gewidmet und hier gewöhnlid
mit Ormeval, Autreau, Lafont, Biron und Framaget zufammen gear-
beitet.. Die aus biefer Bereinigung hervorgegangenen Stüde
veröffentlichte er unter dem Ramen des Theätre de la Foire,
Gleichzeitig lebte der Schaufpieler und Schaufpieldihtr Jean
Sauve, mit dem Beinamen de la Noue (1701—61)9),
ben eigentlih nur ein @elegenheitöflüd, le retdur de Mars
(1735), einen Ruf verfhaffte, und der unwuͤrdige Priefter
Claude Henri Fuſée de Voiſenon aus Melun?) (1708
—1775), der ſchaͤndliche Genoſſe der Orgien bei dem Grafen von
Gaylus und der berüchtigten Quinault Dufreöne und ber Mitarbeiter
an ihrem berüchtigten Recueil, jest nur noch burd feine gut
angelegte und gut gefchriebene Coquette fixde (1746) belannt.
Run folgt Louis Sreffet aus Amiens (1709—1777)'9), fonft
nit von der beten Seite befannt, aber durch feinen Mechant (1747),
worin er jenes ſchredliche Lafer der Geſellſchaft, aus Luft am
Boͤſen Böfes zu thun, ſchildert, würdig den beſten Comikern
diefer Perlode an die Seite gefeht zu werden. Wud der Volls⸗
liederdichte Charles Golle") aus Paris (1709-83)
verdient durch fein Theätre de societe hier einen Platz, wird
indefen an plquantem Wit und treffliher Benugung ver Bühs
neneffete von Eharles Simon Favart"?) aus Paris
(1710 — 92) übertroffen, was man am Beften auß feinem Soliman IT.
ou les trois Sultanes fehen Tann. Als allegoriiher Dramatiker
bat ſich Eharles Etienne Peffelier”) aus Paris (1733
— 65) einen Namen gemacht, ald Berfertiger von Kleinen dras
matiſchen Scherzen und Sprüchwörten aber Carmontel?)
(1747 — 1806), der bei dem berüchtigten Herzog von Orleans
bie Stelle eines maitre de plaisir befleidete. Einen nod weit
größeren und nachhaltigeren Ruf würde Michel Jean Se⸗
daine”) aus Paris (1719—97) fi erworben haben, hätte
er forgfältiger und gleichartiger gearbeitet, und die burd feine
Troqueurs, le roi et le fermier, le philosophe sans le sa-
veir (1765) und la gageure imprevue erregten Erwartungen
fpäter befriedigt. An Geiſt uͤbertrifft ihn zwar Edo uand be
Corſemblen Desmahis!s) aus Sully fur Lolre (1722 —
248 Seanzöfifche Poefie. tuftfpiel.
4761) in feinem Billet perda oulimpertinent, allein er Richt
ihm weit an Natürlichkeit, dramatiſchem Style und fließendem
Dialoge nad. Beſonders gute, aber auch ſcharfe Satire ent⸗
halten Charles Baliffot’6') aus Nancy (17301814)
Nouveaux Mendchmes (1762) und les courtisanes. Bemer⸗
kenswerth iſt noch Baithava') aus Eſtandoux bei Touloufe
(1731—1813) nit blos, weil er durch feine Art de Is
comedie (1772) angehenden dramatiſchen Autoren den Weg
gezeigt hat, wie fie ih nad den Alten bilden und die neueren
Mufter nicht vernachläffigen follen, fondern weil er aud in fer
nen Stüden : les tuteurs (1765), lP’egoisme (1771)und ziste et
zeste (1796) felbf hierzu den beſten Commentar geliefert hat. Seine
Mendchmes grecs (1791), eine Nachahmung des Plautinifchen
Zußfpield, geben eine ausgezeichnete Anleitung, wie man über
Haupt das antife Drama bis auf das Weußere berab, um es
für uns genießbar zu machen, darzufiellen habe, woraus man
mehr lernen kann, ald aus dem gelehrten Geſchwaͤtz vieler mit
bem Theater völlig unbekannter Philologen oder eiteln Salon
vebner. Sein Athenes pacifiee, ein aus 11 Stüden des
Ariſtophanes zuſammengeſtelltes Profalufifpiel, das er dem Aga-
1hopartes (d. b. Bonaparte) zueignete (1797), zeigt wortrefflid
bie Fehler umd Borzüge jenes großen Comilers, fein erbaͤrmliches
Haſchen nach Volksgunſt und doch dabei feine voͤllige Unlennmiß Höherer
Politik, zugleich aber auch, wie gefährlich und unpaſſend es if,
wenn fi dramatiſche Schriftſteller Ratt des morallihen Ele⸗
mentes das politifche erforen haben. Was fol ih endlich won
bee liederlichn Earon de Beaumardals!?) aus Paris
(1732—1799) Barbier de Seville (1775) und Nöces de
Figaro fagen, wo allerdings einfchmeichelnde Anınuth der Sprache
mit dem blendendſten Wig, natürlicher Humor mit unmwürbiger
Gefinnung gepaart if, der beſonders aus feiner Mere cou-
pable (1792), der Hortfehung jener, hervorleuchtet, worin er Bergafle,
der Die Sache ber öffentlihen Moral gegen ihn veriheidigte, al6Begearss
auf die Bühne brachte, Auch Diderot?) verfuchte ih im Schau⸗
ſpiel und gab in feiner Podtique du drame «ine Gintheilung
befielben als drame serieux, honndte und tragedie domestigue,
umterbrücte auch die komiſchen Scenen, vie 2a Chauſſee nod
Franzoͤſiſche Poefie. Luſtſpiel. 249
beibehalten hatte, allein feine eigenen Stüde, le pere nmaturel
ud le pere de famille find mißlungen; denn erfiend enthalten
fe ein kagiſches Pathos, ohne tragiſch zu fein, und dann war
a überhaupt gar nicht der Mann, ein bürgerlihed Familien⸗
gemäfbe, wo der Stand, nit der Character die Hauptfade
kn fol, zu ſchreiben. Der Naͤchſte, ven wir erwähnen
wife, RM Nicola Thomas Barthe aus Marſeille
(1734— 1785), deſſen Amateur (1764) bereit6 durch feine
niedlichen Berfe Aufſehen erregte, aber noch durch feinen Dramas
tiſhen Scherz les fausses infdelites übertroffen warb, denen
Andere wieder feine Statuts de l'opéra vorziehen”), Weit
ſuhtbarer war noch Choudard Desforges aus Paris
(1746—1806), obgleich er ſich feit 1782 Lediglich der Oper
wirmete und nebenbei noch Romane ſchrieb, die übrigens zu
den ungebundenſten jener Zeit gehörn (4. B. le podte ou
memeires d’un .bomme de lettres, ecrits par Iui-mdme),
wein ih auch nur feine gefhidt angelegte bramatifche
Bearbeitung von Fielding's befanntem Romane Tom Jones
(d Londres) und eine Art Schauſpiel, 1a femme jalouse,
anf der Bühne erhalten haben?). Nichtsodeſtoweniger fonnte ſich
der Vihbold Marquie de Bienre (1747—1789), deſſen
ſchlagende Calemb ourgs unter dem Titel der Bievriana gefams
alt wurden, mit feinem Seductenr (1783) eines ganz andern
erfteuen, ba hier Berfification, Plan, Durchführung
der Gharastese und Wit gleich ausgezeichnet waren?’), Als Gegen⸗
fähe namen wir noch die beiden Terroriftien Sabre d'Eglan⸗
ine*) m6 Garcaffone (1755—1794), deſſen Philinte de
Moliere niht ganz übel IR, und Eollot b’Herbots
(f 1796)%), wie fein Kamerad einſt herumzichender Comoͤ⸗
diant, aber mit mehr Talent als jener begabt, wovon fein Be-
Kice, Adrienne ic. zeugen, und Jean Louis Laya?) aus
Bald (1761 geb), der mitten unter den Greueln des
Imorlömus (d. 2, Sanuar 17 93) und trotz bem Verbote des
Runkipatrathe wu Paris den Muth hatte, feinen Ami des loia
übten zu laſſen, worin er die Brundfäge des Rechts und
Kr Geſehe, Die Niemand äffentlich mehr au belennen wagte, Den
danaligen Machthabern von ber Bühne herab ine Bet gu
250 , Sranzöfifche Poeſie. Luftfpiel.
fagen wagte und troß der damaligen Gefinnung bes Volle durch
das Gewicht der Wahrheit einen ungeheuern Erfolg fah. Re
ben ihm verfhwindet der Vicomte Zofeph Alerandıe
de Segur (+ 1805), trotzdem daß er faft für alle Bartfer Thea⸗
ter ſchrieb, beinahe ganz?”).
Wir haben bei mehreren der ebengenannten Luſtſpieldichter
angemerkt, daß fie audy für das Staliänifhe Theater *) ſchrieben,
daher müflen wir hiernadtragen, daß zu Paris fon felt 1577
im Hotel Bourbon Staliänifhe Comödlanten unter dem Namen
H Gelosi fpielten und großen Beifall ernteten. Inbefien hatte
diefe Geſellſchaft fi nicht lange halten Fünnn. Nun fam 1662
eine zweite Staliänifhe Truppe nach Paris, die bis 1679, we
der König der Sade ein Ende madte, im Theater de Bour⸗
gogne Komödien aus dem Etegreife ſpielte. Endlich erfdhien
1716 unter dem oben fhon beſprochenen Riccoboni eine
dritte Geſellſchaft auf Befehl des Regenten, bie als die come-
diens de son altesse royale bis zu deflen im J. 1723 er
folgtem Tode an dem oben genannten Drte fpielten; von biefer
Zeit an aber hießen fie Comediens ordinaires du roi. Anfang
bebienten fie fih der Italiäniſchen Sprade, und der Harlekin
fptelte in allm ihren Stüden die Hauptrolle; als aber Aus
treau's für fie beredineter Port à PAnglais einmal feinen
Erfolg errungen hatte, ald Marivaur’® Arlequin poli par
Pamour und Delisle’8 Arlequin sauvage ben groben Har
lekin von Bergamo franzöfifch verfeinert hatten, al8 Domini-
que’8 II. (Pierre Francoid, 1680 — 1734), Ye
ſtets dieſe Rolle fpielte, Parodie auf Voltaire's Oedipus
(1719) einmal mit großem Jubel aufgenommen worben war,
wurde faſt Fein Trauerfpiel von irgend einer Bereutung ge
geben, das hier nicht parobirt worden wäre. Man ſah nun
vorzüglich darauf, gute Schaufpieler für die Rolle des Harlefin”°)
zu haben, febte auch alle Künfte der Berwanblungn und Sce
nerie in Bewegung, um die Zufchauer herbeizuloden, allein troßddem
verlor das Publicum am Ende die Luft, die hundertmal gehör⸗
ten Späße des Harlefin immer wieder von Neuem zu hören,
und nur burd die Vereinigung des Stallänifchen Theaters mit
der lomiſchen Oper (1762) kamen fie wieder in Flor, bis end⸗
Franzoͤſiſche Poeſie. Luftfpiel.. 251
lich 1780 alle Stüde wit Itallaͤniſchen Masten aufgehoben
wurden. Einen Begriff von der Beſchaffenheit der früher: das
ſelbu gegebenen Poſſen kann man fi aus der Sammlung ber.
feiben’”) machen, Die unter dem Namen ded Evariſte Eherarbi
aus Prato (+ 1700) erifict, der ſelbſt von 1689 an bie
Rolle des Harlelin, die feit dem Tode Dominique des Uel-
im (Joſeph D. Biancoleli, + 1688) keinen würdigen Res
pyräfentanten gehabt Hatte, mit großem Beifall ſpielte.
Uebrigens IR in diefer Sammlung nur ein einziged Stüd, le
retour de la foire de Bezons, von ihm, die übrigen find
iheild von Dominique II. und Dominique III. (Louis,
+ 1729), fowie von andern bebeutenden Schaufpielern ac. biefer
Geſellſchaft. ine Geſellſchaft Spaniſcher Comoͤdianten, die mit
Ludwigs XIV. Gemahlin Marie Thereſe über die Pyrenäen ges
fommen war, fonnte fi ‚dagegen nur bis 1672 halten, obgleich
fie auch fangen und tanıten.
1) Oeuvres. Paris 1731. 1742. 1770. IV. 12.
2) S. Leffing Theater. Bibl. Berl. 1754. I. nr. 5. u. Dramaturgie
Bd. I. p. 74 u. Werke Bd. XXIII. p. 101 sq. d’Alembert Hist. T. I.
p. A3 sq- V. p. 451 sq. Hirfhing Bd. IT. 1 p. 3 sq. Oeuvres drama-
tiques. Paris 1757. IV. 4. Amst. 1755-50. V. 12. Paris 1758. 1774,
X. 12. prec. d’une not. 5. s. vie et s. onvr. p. de Senone. ib. 1811.
vi. 8. 1821. 1822. VI 8. Werke, beutfh überf. vo. Meißner u. Mylius.
£pg. 1778. Bd. I. &
3) T’heätre. Paris 1758. V. 12. Comedies joudes p. 1. comediens
italiens. Paris 1732. Il. 12. Oeuvres. Paris 1779. XII. 8. ©. d’ Alem-
bert. T. VI. p. 53 sq. Schlegel a. a. ©. p. 270. Nachtraͤge zu Sulzer.
2. VL p. 110 sq.
.. 9 6. Eloge d’Al. P. Dijon 1774. 8. Oeuvres dramati ues. Pa-
rıs 175. IH. 12. Oeuvres, ib. 1776. VII. 18. Liöge1776. VIL 12. u.
öft. f. Grimm. Gorrefp. Bb. H. p. 380 sq.
5) Oenvres. Paris 1762. V. 12. f. d’Alembert T. V. p- 407 2q. '
6) The£ätre. Paris 1763. IV. 12.
7) Oeuvres. Paris 1758.1788. IX.12. [.d’Alembert T. V. p.Söösg.
8) Oeuvres. Paris 1765. 12.
9) Oeuvres completes. Paris 1781. V. 12.
20) ©. Neerologe de France 1778. p. 31. 183. Rachtr. zu Sulzer.
®d. IBE. p. 146 sq. Millin Mag. Encyci. 1796. T. I. p. 380 a9. St,
Beuve in d. Rev. d. deux mondes 1845. T. Xi. p. 1099-1114. u.
Portr. d. Centemp, (Paris 1846.) T. III. p. 219 ag. Oeuvres. Paris
1803. III. 18, 1811. IIE. 8. 1824, IV. 32. 1826. 21). 24. 1820. IE. 8.
Deavr- choia, pree. d’un ens. 8. 8. vie et 3. ouvr. p. Campenon.
11) Thöätre de socidte. Paris 1777. IIT. 12.
252 Franzoͤſiſche Poeſie. Luſtſpiel.
12) Theätre. Paris 1763. X. 8, Thhöätre choisi. ib. 1810. TIL. 8.
13) Oeuvres de Tiheätre et autres pidoes, Paris 1772. 8.
„ 14) Proverbes dramatiques. Paris 176881. VIIL. & 'Theätre de
rance Clemerzou, trad. en frang. P le-Baron de Blessing. ib. 1771.
I. 8. Nouveaux proverbes dramatiques. Paris 1811. II. 8. (verfd.
—F ꝑ rere⸗ dram. ih. 1825. IL 8. L'abbe de Piätre, oem.
15) Oeavresdramatiques. Paris 1775. V. 8. Oeuvr. chois. ib, 1813.
IM. 18. Recueil d. podsies. ib. 1760. Ed.11. II. 12. 8. C. de Salin, Bl.
de 8. Paris 1797. 8. Ducis, Oeuvr. T. III, p. 409 ag.
16) Oeuvres. Paris 1778. 11. 12.
17) Theßtre, Paris 1788. IV. 8. 1809, VI. 8
18) Thöätre. Paris 1781. II. 8. ©. Eit, u. Xhent. Sell, 1788. p. 97
19) Oeuvres. Paris 1£09. VII. 8. 1826. 8. 1836. 8. Ueb.: Beſtes a.
8. dram. Werk. u. Bemerk. üb. f. Leb. u. Schrift. feel bearb. v. Tenelli.
Gotha 1832. 12. @. A. Lewald, Beaumardais. Stuttg. 1839. 8 Mayer
b. Prusg, Lit. Taſch. 1846. p.3—74. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1834. nr. 132,
20) Oeuvres de theätre. Paris 1771. U, 12.
21) Choix de po6&sies. Paris 1810. 18. Oeuvreschoisies. ib. 1811.
12. L’amateur. ib. 1764. 8. Les fausses infidelites. ib. 1769. 8. La
mere getouse. ib. 1771. 8. L’homme personnel ou l'&goiste, ib.
22) Tom Jones & Londres,. Paris 1782. 8. La femme jalouse.
ib. 1783. 8. Le Poöte ou Mém. d’un hommes de leitres. Paris 17%,
IV, 12. 1799. Vils. 1& Les mille et un souvenirs. ib. 1799. IV. 12.
23) Le sdducteur. Paris 1783. 8. Bievriana. Paris 1880. 16,
24) Oeuvres. Paris 1803. 1. 12. Oeuvres cheisies, ib, 1825. 8. u.
18. leinne T. II. p. %3.,
) Lucie ou los perens imprudens, drame en 5act. efen prose.
Paris 1772. 8. Clemence et Montjair, drame en 5 actes et en vers.
ib. 1771. 8. le bon Angevin ou l’hommage du coeur, com. 1777. 8.
Le paysın magistrat, com. en 5 äct. ei un prose im. de Calderon.
Brux. 1783. 1789. 8. L’inconnu ou la préjugé vaiuca, com. ib. 1790.
8. La famille patriote ou la idderation, piète netiomale. ib, 1790. 8.
Les portefeuilles, com. ib. 1791. 8. L’aine et lecadet, com. ib. 1792.
Dre gro de Socrate ou le regne des anciens temps, com. ib.
1.8. j
26) Les- da de l’opinion, drame. Paris 1790. 8. Jeau Calas,
Trag. ib. 1791. 8. L’ami des loix, com: ib. 179), 8, Lardgeneration
des comedies en France ou leurs droits A l’etat civil. ib. 1789, 12.
Falkland ou la conscience, dr. ib. 1821. 8,
27) Dorval ou le foa par amour, com. Paris 1791. 8. Le rötour
da mari, com. ib. 1792. 8. ®. Soleinne T. II. p. 215.
28) Desboulmiers, Hist. anecdot, du theätre imlien. Paris
1709. VII. 8. Zafchenb. f. b. eg 1782. p. 44ngq. 1784. p. 274g.
29) Ueb.d. Beipenfolge d. Harlekint. |. Mag- f-b. 218.6. 2838. an 2—
80) Le theätre italıen. Brex. 1691. Nl. 12. Paris 1607. 1700. VE.
12. Le nouveau theätre italien. Paris 1753. X, 12. Les parodies des
nouveau theätre italiem ib» 1338. IV, 12.
Branzöfifche Poeſie. 253
u $. 598,
Betrachten wir jetzt auch die Geſchichte ber übrigen
Ditungsarten während dieſer Periode, fo dürfen wir aud einige
religiöſe Lehrgedihte Hier erwähnen. - Die beflen
ſchrieb der Sohn des berühmten Racine, Louis Nacine
aus Paris (1692 — 1763), da man feinen Gedichten
von der Gnade und Religion eben fo gut wie feinen geiſt⸗
lichen Oden die innere Inſpiration anſieht!). Weit ſtehen
ibm des Paul Alerandre Dulard aus Marfeille
(1685—1760) Größe Gottes in den Wunden der Natur
1749)?), fowie des Frangçois Joachim de Pierre, der
befannter als Cardinal de Bernis if, aus St. Marcel de
Fürdeche(1715—94) Jugendarbeit, la religion vengee?’), bie
beide ſehr troden find, nad. Als befchreibender Lehrdichter In
profonen Etofin gehört hierher der Marquis de St, Lams
bert‘) aus Vezelles (1717 —1803), ein eifriger Mitarbeiter
an der Eneyelopedie, alſo au intimer Freund Voltaire's und
Rouſſeau's, Atheiſt und Epkcuräer aus Grundſaͤtzen, der die
Principien feiner Schule in feinem berühmten Catechisme uni-
versel, dem Schlußfteln zu des Helvetius Esprit (1747— 1800),
niedergelegt hatte, mit feinen Jahreszeiten (1769), die aller⸗
dinge einzelne glänzende Sctilverungen, aber auch große Blatt
heiten enthalten, dabei aber ganz in den Ideenkreis der Encyclo⸗
paͤdiſten einfchlagen. Indeſſen lonnie er die allgemeine Bewunderung
nicht erringen, weil dieſe ſchon Jacques Montanter Delille?)
au® Nigueperfe (1738 — 1813) für ſich durd feine (1769)
von Boltaire ihrem Originale gleichgeſtellte Ueberſezung von
Birgtle Bühern vom Landbau in Beſchlag genommen hatte.
Auf dieſe ließ er nun (1782) ein felbfftändiges, durch einige
Derfe jene® großen Dichters (Georg. IV. 116) angeregted Ges
dicht vom Gartenbau folgen, das aber aller Ginhelt ent⸗
behrt und kalt laͤßt. Leider lieh er fih von den Masthabern
der Revolution verleiten, durch feinen Ditbyrambe die Feier des
Feſteg des höchſten Weſens zu fanctioniren, beenbigte dann
feine Ueberſezung (1804) der Aeneide und (1805) des verlo⸗
renen Paradieſes von Milton, und ließ dann (1806) fein
Gedicht, Timagination, fowie (1809) feine trois regnes de
254 Sranzöfifche Poeſie.
la nature und la conversation (1812) folgen, die von ben Fehlern
frei find, welde man feinen Jardins und feinem Homme cham-
petre (1800) vorgeworfen hat, d. 5. er if bier weniger ge
machter Dichter, fondern er erhebt fi bis zu einem gewiffen
Grabe der dichterifhen Begelfterung, wenn auch nicht zum hoͤch⸗
fin. Indeſſen muß man auf der andern Seite anerkennen, daß
er die Sprache durch feine In die Fleinften Details eingehenden
Beichreibungen der gewöhnlichfien Gegenſtaͤnde veredelt und durch⸗
weg eine vorzüglide Rundung des Berebaucs gezeigt hat, alfo
nicht der Verdeiber des Alerandriners, wie ihn feine Gegner nennen,
genannt zu werden verdient. Zwei andere hierher gehörige Be
dichte, wenn wir des unten zu nennenden Leonard Jahre
zeiten und Dorat’s hierher gehörige Werfe abrechnen, find
no die vier Menſchenalter des Tragikers Doigny bu
Ponceaus), die von Einign dem Br. Julius Alix
aus Paris (geb. 1746) zugefhrieben werden, und das Ber
mählungsgeviht für Ludwig XVI. und Marie Antoinette von
Jean Antoine Rouder’) aus Montpellier (1745—94),
das noch nad langer Zelt feinem Verfaſſer zur Guillotine vers
half. Wir fchließen mit Claude Henri Watelet’s aus Paris
(1711 — 86) Lehrgedicht von der Malerel,- das mehr kunſthiſtoriſchen,
als poetiſchen Werth hat?). Auch einige hierher gehörige Satiren und
poetifche Epifteln hat dieſe Periode hervorgebracht, wie des unglüdtichen
Nicolas Gilbertꝰ) aus Fontenay le Chateau (1751— 80) 18tes
Jahrhundert (1775) und meine Apologie (1778), gegen vie
Encyclopädiftien gerichtet, des Joſeph Despaze') aus Bors
deaur (1776—1812— 17) vier Satirn (1795) gegen die Demas
gopen und die damals in Frankreich herrſchende Sittenverberbniß
gerichtet, einige Epifteln U. D. de Chabanon’s (geb. 1730
zu St. Domingo, + 1792)") und des Nicolas Joſeph
Seit") aus Paris (1737 — 1802) Epiflel über die Bes
danten in der damaligen Geſellſchaft. Als burleskes Gedicht
möchten vwole noch ®reffet’6') Vert-Vert (1733) biechers
ziehen, welches die Abenteuer eined Papageis enthält, den fi
Tonnen aus einem Kiofter ins andere zuſchicken, und der eine
ziemlid gemeine, wenn auch beißende Sprache führt.
Sranzöfifhe Poefie. Roman. 255
1) ©. Reue Litt. u. Völkerkunde. 1789. April P, 29. Oeuvres. Paris
1747. 1752. VI. 12. prec. de l’el. de l’aut. p. Beau. ib. 1808. VI.
8. La religion. ib. 1742. 8.
2) De la grandeur de Dien dans les merveilles de la nature.
Paris 1749. 12. Oeuvres diverses. Paris 1758. II. 12.
3) ©. Baur, Lebensgem. Bd V.p. 519 2q. Oeuvres. Gen&ve 1752. 1776.
N. 8. Paris 1797. 8. 1I. 12. 1835. 8. La religion vengee. Parme 1795.
10l. 4 u.8. Le palais des heures ou les quatre points du jour. Ro-
me 1760. 12. Les quatre saisons ou les Georgiques francoises, ib.
d 12,
4) &. Srimm Gorrefp. 3b. I. p. 478 sq. Cousin, Oeurvr. T. L.
p. 423 »q. Les saisons. Paris 1769. 1775. 1796. 4. Podsies. ib. 1795
IL 18. Oeuvres philosophiques, ib. an IX. V. 8,
5) ©. St. Beuve, Portr. T. II. p. 63 sq. Edinb. Rev. T. I.
p- ?6 sq- u. Sel. from ihe Edinb. Rev. T. II p. 162 sq. Dussaulx
dan, litt. T. I. p. 169 sq. II. p. 545 sq. Oeuvres compl&tes. Nouv.
ed. rev. corr. et augm. Paris 18.4. XVI. 8. av. les textes latins et
anglais. ab. 1832. X. 8. av. d. not. ib, 1833. 4. Oeuvres posthames.
ib. 18.0.
6) Les quätre äges de I'bomme. Paris 1774. 16. Epttre d un
hommne de lettres celibataire. ib. 1773.8. La dignite des gens delet-
tres. ib. 1774. 8. Oeuvres. Paris 1826. IV. 8.
Nn&. Millin Mag. Enc. IH. an 1797. T. V. p. 216 sq. Carrion
de Nizas in d. Bull. de la soc desscienc. p. Montpellier. Les Mois.
Paris 1779. 1. 4. av. une not. ib. 1826. IT. 12. 1827. II. 32. (f. Bibl.
de la France 1827. nr. 1174) La France et l’Autriche au temple de
Uhymen. Paris. s. a. 4.
8) L’art de peindre. Paris 1760. 4. 1761. 12.
9) S. Palissot Mem. T. I. p. 365 aq. Oeuvres. Paris 1786. 8.
1806. 8. u. MH. 18. 1822. 8.
10) Quätre Satires on la fin du XVII. s. Paris 1801. 8. u. ft.
Dazu (Cing.) Satire litt. et polit, ib. 1801. 8. u. Les cing hommes.
Paris 19%
11) Oeuvres de theätre et poesies. Paris 1788. 8.
12) Epitres en vers. Paris 1776. 8. Satires de Perse trad. en
franc. ib. 1776. 12.
13) BersBert, frei nach Greffet v. 3. M. Schmidt. Danzig 1825. 8.
$. 595.
Gchen wir jest zu den leichteren Gattungen der Poeſie
über, fo fallen und glei die poetiſchen Erzaͤhlungen in der
Ranier La Fontaine's in die Augen. Leider haben jedoch J.
8. 3. Willart de Brecourt (1683 — 1743) Canonicus zu
Tours!), defien burlesfe Parodie der Bulle Unigenitus, Philota-
nus, noch das befle if, was von ihm vorliegt, da alles Uebrige
für einen anfländigen Menfchen eigentlich gar nicht lesbar iſt, und
der Marquis Stanislas De Boufflers?) ausLuneville (1737
—1815), befin Aline befannt ift, die an ſich fhon allzufreie
Manier defielben über alle Schranken des Anſtandé ausgedehnt.
256 Sranzöfifche Poefie.
Ars Fabeldichter werben gmannt Henri Rider aus —
(1685 — 1748)), Louis Jules Mancini, ver Ho
zog von Nivernois (1716 — 08)9, Barthelemy Ju
bert aus NRismes (1747 —90)°) und Madame Jolivean
de Segrais aus Bar fur Aube (1756 geb). Jean
Srangoid Marmontel aus Bort (172399) aber gehört
mit feinen Contes nouveanx, die er vorzuͤglich für den Mer
eure de France ſchrieb, cher unter die Schriſiſtellet da
Erotica, als unter die Zahl der moralifhen Erzaͤhler, da m
Ehebruch und Verführung der Unſchuld fo bemäntelt, daß die
felben eher in einem angenehmen, als widerlichen Lichte erſche⸗
nen’). Es aiebt aber in derſelben Periode noch einige Diät,
deren Fruchtbarkeit fi) fa auf alle Faͤcher der Poeſie erfrekte
und unter diefen müffen wir ben Borrang dem befannten Orim
der des Journal des dames zugefehen, nämlih Claude 30
ſeph Dorat aus Paris (1734— 80), der zwar im Traum
und Lufifpiel eigentlich Immer unglüdli war, dafür aber all
ſtets fertiger Gelegenheitspichter nicht eine nur irgend bedeutende
Berföntichkelt unangefungen ließ, fo daB nur fein didacliſches
ECpos, la declamation, und einige Heinere Erzählungen, + ®
fein Alphonse, jeht noch lefenswertb find). Unter feinen
Schülern nennen wir Michel de Eubieres aus Roquemat
(1752 — 1820), der feinem Meifer befondersd darin ähnlit
war, daß feine Theaterſtuͤke gerade wie die Dorat's ausgepffkt
wurden’), und Maffon Marquis de Pezay aus Berfailet
(1741—77)2). Bedeutender.find Madame (Anne Marie lu
page)duBocage aus Rouen (1710 — 1802), deren Nachahmung
des verlorenen Paradieſes von Milton und deren Epos auf Columbus
weder das ungeheure Rob, welches man ihr bet ihrem Leben ſpendete, noch
die vollige Vergeſſenheit, in der fie jetzt begraben if, verdient”).
da fie doch immer no. Philibert Maffon ans Blament
(1762 — 1807), der die ungluͤckliche Idee hatte, ein ganzes
Volk, die Schweizer, zum Gegenſtande eined Epos zu wähle,
uͤbertrifft), und Blin de Sainmore aus Paris (1733—
1807), den vorzüglih der Erfolg, den Colardeau’s Helolse
erhielt, zu Nachahmungen derfelben begeifterte”), Noch koͤnmen
wir, ehe wir zu den eigentlichen 2yrifern, unter bie uͤbrigens
Sranzöfifche Poeſie. 257
auch Dorat und feine genannten Nachahmer alle gehören, kom⸗
men, bie Idyllendichter biefer Periode nicht mit Stillſchweigen
übergeben. Der bebeutendfle if Louis Mangenot aus Bas
td (1694— 1768) mit feinem Hendez vous'*), doch follen
au Germain Leonard aus Guadeloupe (1744—93),
der aud einen Schäferroman Alexis fhrieb"), Madame Vers
bier aus Montpellier (1745 — 1813), dern Fontaine de
Vancluse befannt if’), und Armand Berquin’”) aus Bor
deaur (1749— 91) nicht vergeflen werden. Indeſſen hat durch
fein gmaues Studium der Griechen unbedingt die meiſte Grazie
im Ausdrud fi der unglüdiide Andre Marie de Chenier
(geb. 1762 zu Gonftantinopel, guiflotinirt 1794) erworben, wie ſich
aus mehreren feiner Idyllen, 3.8. Vaveugle, le jeune malade,
la jeune captive ıc., ergiebt"®).
1) Oeuvres. Paris 1747. Amst. 1759, II.12. Luxemb. (Paris) 1764.
IY. 12. Paris 1780. IV. 18. 1796. IV. 8. Auserl. Werke, deutſch. Paris
(BL) 1796- 8.
zn, geurres. Paris 1803. 8. 1813. III. 8. Oeavres posthumes, ib.
3) Fables. Paris 1729. 1748. 12. Sabinius et Eponine, trag.
ib. 1735. 8. u. Coriolan, trag. ib. 1748, 8,
4) Oeuvres. Paris 1796. VIII. 8. Oeuvres posthumes. ib. 1807.
11,8. f. Dussaulx Ann. litt. T. II. p. 337.
5) Pétatot im Repert. du theätre frane; T.XIV.— Oeuvres choi-
sies. Paris 1797. IV. 8. Le jugement de Paris. ib. 1772. 8. Fables
nouvelles. ib. 1773. g. Historiettes ou nouvelles en vers. ib. 1774.8.
Cheix de tabliaux en vers. ib. 1798. II. 12 etc.
6) Fables nouvelles en vers, suiv. de quelques poe&sies. Paris
1802. 18. ’ ” p
. 7) Contes moraux. Paris 1765. III. 8. u. 12. Nouveaux contes.
ib. 1801. IV. 8. u. öft. Mor. Erz. Deutſch. Lpzg. 179 — 97. 8. Reue
Mor. Erz. ebd. 1807. 8.
8) S. Firching Bd. IT. 1. p. 40 sq. Teutſch. Mercur 1780. St. VII.
p- 62 sq. Pitt. u. Theat. Zeitung III. 3. 1819. p. 819 3 Chronolog. Il.
p- 330 - 246. Grimm. Gorreſp. Bb. V. p. 161 sq. (Cubieres de Palme-
zeau) Eloge de M. D. Paris 1781. 8. La declamation theätrale. ib.
1766. 1771. 8. Fables nouvelles. ib. 1773. Il. 8. Oeuvres. Paris 1764
—20. XX. 8. Oeuvr. chois. prec. d’une not, p. Despres. Paris
«8.
9) Oeuvres agr&ables et morales ou Varietes Hitteraires. Lidge
1791. IL. 16. Das befle Geb. if: L’&pitre à la maltresse que j’anrai,
10) Le theätre moral. Paris 1783. II. 8. Oeuvres dramatiques.
ib, 1811. IV. 8. Lettre à Ximenes. Paris 1787. 8. (gegen Boileau). La
paix ou le frait6 de Luneville, poöme. Paris 1827. 8; Calendrier ro-
17
Größe , Handouch d. Piterärgefchichte, 1.
258 Sranzöfifche Poeſie.
ublicain. ib. 1795. 1798. 8. Opuscules podtiques. Orleans et Paris
—S IV. 18 etc, pr poonꝗas
11) Oruvres. Lyon 1762. III. 12. La Colombiade. Paris 1756. 8.
( Deutſch inProfa. Giogau 1762. 8.) Oeuvres podtiques. ib. 1768. HL 12.
12) ©. Beuchot in d. Decade philos. T. LIV. p. 565. Les Hel-
vetiens. Paris 1800. 12. La nouvelle Astrde ou les aventures roman-
tiques du temps passe. Metz 1805. II. 12.
13) La mort de l’admiral Byng, po&me. Londr. 1752. 8. Sapho
& Phaon, Heroide. Paris 1759. 12. Heroides ou lettres en vers. ib.
1767. 8. 1768. 8. Amst. 1774. 8. Orphanis, trag. ib. 1773. 8. Joa-
chim ou le triomphe de la piet6 filiale, suiv. d’un choix de
pieces fugit. ib. 1776. 8.
14) Poesies. Maestricht. 1776. 8.
15) ODeuvres. Paris 1787. II. 12. 1788. IIT. 8. publ. p. Campenon.
Paris 1748. IN. 8. ©. St. Beuve, Porir. litt. T. II. p. 324 sq.
16) Ihre Ged. fteh. in d. Almanach des Muses de 1775. 1777.
1735—87. Fragment a. cinem Lehrgediht Les Georgiques Languedo-
ciennes in d. Not. des Travaux de l’acad. de Gard. 1807 et 1B10.
17) Oeurres. Paris 1803. XX. 18. Idylles. Paris 1774. 8. Sec.
recueil d’Idylles. ib. 1775. 8. Rowances. ib. 1776, 8. 1788. 12.
Pygimalion, scene Iyrique de J. J. Rousseau, ınise en vers. ib.
1774. 8. — ©, Archenholz, Minerva. Bd. IH. p. 2_9 sq.
18) Podsies prec. d’une not. sur l’aut. p. Latouche. Paris 1829.
1832. 8. u. b. db. Oeuvres de Marie Jos. de Ch. T. IX,
$. 596.
Wir kommen jept zur elgentlihen Lyrik, db. 5. zur pros
fanen, denn einige der zur religtöfen gehörigen Didtungen ha⸗
ben wir oben fhon befproden. In beiden Gattungen verfucte
id Sean Jaques Lefranc de Bompignan aus Mon
tauban (1709—1748), denn er ließ 1751—55 feine Poe-
sies sacrees et philosophiques, tirees des livressaints, unter
denen feine Paraphrafen einiger Stellen des Hohen Liedes, ber
Propheten und Pfalmen wirflih von heißem euer der Begeis
flerung zeugen, wenn aud der boshafte Voltaire von ihnen
fogte: „Sacres ils sont, car personne n’y touche“, erfdheinen,
worauf dann feine weltlichen Dichtungen folgten, unter denen
feine Ode auf Rouſſeau's Tod feine befle Arbeit iR). Allerdings
übertrifft ihn bei weitem Frankreichs größter Lyrifer, Ecou⸗
hard Lebrun aus Paris (1729—1807), bei dem man
fib nur wundern muß, wie troß feiner fortwährenden mißlichen
häusligen Verhaͤltniſſe, feiner beſtaͤndigen Abhängigkeit von
Franzoͤſiſche Poeſie. 259
Gönnen und feinem Mangel an Farbe, da er ebenfo. wie ber
Moniteur und daß Journal des debats die jedesmaligen Machthaber
verehrte und die gefallmen verwünfdhte, er doch eine Originalität,
einen Echwung der Phantafie und eine Kuͤhnheit der Gedanken
bewahrt hat, die, wäre er nur etwas correcter und forgfamer
im Bellen geweſen, ihneinzig in feiner Manier gemacht haben würben?),
Aub die Palinods Clinchamp's deMalfilatre aus Eaen
(1733 — 67) dürfen nicht vergeflen werden, denn fie verdienten
wirflid die Bewunderung, die ihnen zu Theil ward; fein Nar-
eisse de l'ile de Venus etbehrt zwar der Einheit, bat aber
im Ginzelnen fo viel Trefflihes, daß man in feinem Berfaffer
den treueſten Schüler der Claſſiker erkennt’), ine mehr leich⸗
tere Form der Lyrif wählte eine Anzahl mehr oder weniger
freier Liederdihter, an deren Spige Sean Joſeph Bade
aus Ham (1720—57) fleht, der in der feinen Sprache der
Damen der Halle, dem idiome Poissard, zuerft eine Poeſie
ſchuf, wie nit etwa bloß in leichten Liedern (bouquets pois,
sards), fonden auch in Opern (le suffsant) und burlesfen
Epopden (la pipe cassee) auftrat und, abgefehen von dem Ins
hatt, dem Genie ihres Berfaflers alle Ehre machte. Zu derſel⸗
ben frivolen Säule, wenn aud nibt in diefer niedrigen Form
gehören Pierre Joſeph Bernard’) aus Grenoble (1710
— 75), der eine Art d’aimer nad) dem Muſter der bes Ovid
verfuchte, die Dieferaber nur inder Freude am Gemeinen gleichkommt,
font aber bei weitem ſchwächer iR als feine Chanson de la
rose, die ihn der Pompadour empfohlen hatte, Antoine
Bertin®) von der Infel Bourbon (1752 —90), der durch
verfledte Schilderungen die Sinnlichkeit befonderd zu erregen
wußte; und der Franzoͤfiſche Tibull, der eigentlihe Schöpfer der
erotifhen Elegie, der ungläubige Lyriker Evariſte Parny’)
(1753 —1814), befannt duch feine burlesfen Heldengedichte,
in deſſen Arbeiten ſich der ganze Character der Saneculotten,
für die er fo pafflonirt war, abfpiegelt. Dagegen gehören gu
der anftändigeren Claſſe diefer- Liederdicher Jacques Gas
zotte®) aus Dion, (1720—1792), der uns auch noch durch
feine andern wigigen Schriften werth geworden if, Pierre Laujon
aus Paris (1727 —1811°), der aber auf für bie Bühne are
17
260 Franzoͤſiſche Poefie.
beinte, und Charles Pierre Eolardean‘) aus Joinville
in Beauce (1732—76), dem es nicht an fihönen Worten,
wohl aber an Geiſt fehlte, und der wie fein Anderer es damals
verfiand mit vielen Worten nichts zu fagen. Als Dichter in
Franzoͤſiſchen Provincialdialecten erwähnen vwolr noch den Kam⸗
macher Arnaud Daubaſſe!) aus Moiſſac (+ 1720), Jean
de Cabanes!) aus Aix (1653 — 1717), die eigentlich beide
noch in die vorige Periode gehören, Cyprien Despour⸗
rins aus Accous (geb. 1698)12) und den Auvergnaten Jo⸗
ſeph Paſtural“). Bon Theaterdichtem in Patois nen.
nen wir den Provencalm Pelabon aus Marſeilles) und
feinen Landsmann den Profefor Thomas Thobert
(+ 1777), im Dialecte von Limouſin Gourtete de Pras
des’) und in dem von Perigord den älteren Abbe Fabre
aus Chemines in Duercy!2),
Fr ©. Dussaulx Ann. litt. T. III. p. 387. Oeuvres, Paris 17834.
2) ©. St. Beuve P. litt. T. I. 1% 130 sq. Dussaulx T. M. p.
287. Oeuvres, pebl. p. Gninguene. Paris 1813. IV. 8. (Darin fehlen:
Les odes r&publicaines au peuple francais. Paris 1795. 8.) Oeuvr,
chois. ib, 1821. 11. 8.
3) ©. Dussaulx T. III. p. 292 sq. Narcisse dans l’ile de Venus.
Paris 1795. 1810. 8. Oeuvres choisies. Paris 1805. 12.
4) &. Freron im Annee litt. 1757. T. IV. Oeuvres. Paris 1758
IV. 8. Lyon 1787. IY. 1. -
5) L’art d’aimer et diverses Poesies. Paris 1775. 8. 1780. 8.
Oeuvres 1775. 18. ©. Necrologe 1776. s. v. Nachtr. 3. Sulzer. IU. 2.
p. 3% 2q.
x —WE ei 1678. 12. Les amonrs. ib. 172.8. —8 II. 18.
m bedeutendſten eine Voyage en Bour e, eine Rachahmung ber
ähnlichen Arbeit von Shapelle und Badaumantı ’ » s
N ©. Dussaulx T. IV. p. 389 sq. St. Beuve, Portr. d. Cont.
T. III. p. 121 sq. Oeuvres. Paris 1808. V. 18. Bruxell. 1826, II. 8.
Poesies ined. publ. p. Tissot. Paris 1826. 18. Oeuvres choisies p.
Boissonnade. ib. 1827. 8. La guerre des dieux suivie des galanteries
de la bible. Brux. 1830. 18. Die Blumen, beutfh v. Muͤchler. Berl.
8) Oeuvres. Paris 1788. III.8. 1798. III. 12. 1816. IV. 8. Oeuvres
morales et badines. Paris 1776. II. 8. La guerre de l’opera. ib.
1753. 12. La pate du chat, conte. ih. 1781. 12. Werte beutfh v. Schaft.
kpzg. 1789. 1Y. 8. ©. Bergasse Not. s. Caz. in d. Oeuvr. T. I. Mag.
f, d, Sit. d. Aust. 1837. nr, 1. Luden Nemeſis Bd. VII. p. 447 sq.
Beuchot im Journ. d. l’impr. 1817. p. 383—418.
) Les A- propos de societe, Paris 1771. II, 12. Oeuvres, ib,
1811, IV. 8. ’
Sranzöffthe Poeſte. Trauerfpiel. 261
10) ©, Grimm. Gorrefp. Bb. III, p. 107 sa. Millin Map. Encycl.
Bit. h VI. p.327 sq. Oeuvres. Paris 1779. A. 8. 1803. BB. 2
„N Oeuvres. Villeneuve, 1796. 1839. 8. f. Strobel, Franz. Bollsp. I.
pP
q.
12) L’'bistorien sincere sus la guerrö doou duc de Savoye en
prouvengo en 1707.; poëme prov. inéd. prec. d’ane not. s. ce potte
&22.dir. ouvr. p. H. Pontier. Aix 1880. 8. f Strobel p. 89 aq,
13) 6. Bebichte ftehen in d. Poesies Bearnaises. Pau 1828. 8. f.
2.0. D.p. 113.
14) Poesies auvergnates. Riom. 1733. 8,
15) Lou groulie bel esprit vo Sazeto et Tibor, com, Avignon
17%. 1809. Mars. 1826. 8. '
i6) Cristoou et Fresquitre ou la queue de l'ane arrachee, com,
gar. 1825. 18.6. 8. Mesté Mauchuan ou leJugement del’äne, com.
. «8.
17) Capioto ou Pastorale Limousine, com. Bord. 1684. Limeg.
». a. 12. Ramounetou on louPayxan agenés tournat de lo guerro
pestouralo en lengalge d’Agen. Agen 1701. 8. 1784. Bourd. 1717.
1740. 1784. 8. La miramoundo, past. Agen 1633. 12. 1700. 1701. 8.
18) Scatabronda, coum Rotterd. 1687. 12. u. 8. ſ. Champollion-
Figeac Charte de commune en langue romane. Paris 1839. p- 11.
$. 597.
Bir müfen die Berlove der Revolutionszeit über
gehen, da man tn Ihr an andere Dinge zu denfen hatte, als
ms Diäten und eigentlich nur revolutionaͤre Gefänge gut hieß,
mochten fie nun etwas taugen ober nicht. Wir müflen daher
en neues Stadium der Literatur nad einem derartigen Inters
tegnum eigentlich erfi von ber Zelt annehmen, wo Napoleon
das Ruder des lecken Staatsſchiffes ergriff, wenn wir auch des⸗
hab nicht ſagen wollen, daß vorher die Mufen Frankreich ganz
vefim hätten, Wir beginnen mit dem Drama und zwar ber
Agmülten Tragödie, die merkwürdig wenig Anklang in dem
eigentlihen Culminationszeitalter der Revolution fand, da man
Ründlig auf der Bafle jene blutigen Trauerfpiele in natura
“fführen fah, die man doch in diefer Ausdehnung auf der
Buhne nicht Hätte haben fünnen und daher lieber Schäferfpiele
und fomiide Opern, wie z. B. die Belagerung von Toulon‘),
die begreiflicher Welle damals (1794) Auffehen machen mußte,
enfah, um fein Gewiſſen in Schlaf lullen zu laſſen. Daher
ſallen auch: die meiſten jener Trawerfpiele, die wirklich durch bie
Gnesgle des in ihnen geprebigten Republilanismus Bewunderung
arten, mehr in die lebten Sahre vor der neuen Ordnung
der Dinge, als in die fpäteren, wenn es auch eine Maſſe res
262 Stanzöfifche Poefie. Tragdbdie.
publicaniſcher (3. ®. Marat dans le sonterrain des cordeliers,
Yami du peuple ou la mort de Marat) und royalifiifher (Charlotte
Corday)Tendenzfüde giebt. Wir nennen zuerſt Jean Frangçois
Ducis aus Berfailles (1733 — 1817) einen treum Schüler
Shafefpeare’s, den er in feinem Hamlet (1769), Romeo et
Juliette (1772), roi Lear (1783), Macbeth (1784) unb
Oibello (1792) nadhahmte und dem er eigentlich alle die Erfolge
verdanfte, die feine Stüde erfebten, da unter been feiner
eigenen Erfindung höchſtens Abufar ou la fanille arabe
(1792) poetiſchen Werth hat?). Nicht übel war Jean
Baptife Delrieu’s aus Rode (1760 geb.) Artaxerxe
(1802?) und des ſtets fertigen Apologeten des Kaiferreichs
C. J. Coeillard d'avrigny (1760 — 1823)*) aus Martinique
Jeanne d’Arc à Rouen (1819) und des Luce de Lancival
(1764—1810) Hector, der niht ohne Studium der laffifer
gefchrieben if’). Allerdings überragt diefelben bedeutend an Talent
Marte Zofeph de Ehenter (1764— 1811), der demo
gogifh gefinnte Bruder des oben genannten Andre Ch,
jenes eifrigen Royalifien, den er, wie dieß auch die von ihm
in feinem Timoleon an den Tag gelegten Geſinnungen bei
tigen, felbf unter das Bell der Guillotine geliefert haben fol.
Indeffen mag die damalige Stimmung wefentlih zu dem Gluͤcke
beigetragen haben, weldyes feine Stoffe, denen man gleih an⸗
fieht, wie fie auf Erhitzung und Verführung der Gemüther des
Dublicum® beredinet waren (3. B. Charles IX. 1789, Hen-
ri VIII, und la mort de Calas 1791, Calus Gracchus
1792), erlebten, um fo mehr als feine fpätere offenbar von ber
Schmeichelei dictirte Tragödie Cyrus (1804) gar feinen Beis
fall fand, denn der Dann, welder einft die Apotheose de
Marat geſchrieben hatte, war vergeffen, und feine fchönen Tira.
den über Tyrannei, Unterbrüdung und Tugend der Armen und
Bettler hatten durch die Schrednifie des Terrorismus einen ganz
andern Commentar gefunden, fo daß ſelbſt die Erhabenhelt ein.
zelner feiner Bedanfen, die Schönhelt feiner wahrhaft claffiſchen Sprache
und die Trefflichkeit feiner Berfe keine Bewunderer mehr finden fonnte.
Bergleihen wir ihn jedoch mit feinem Vorgänger am Athende,
mit dem fogenannten Gritifr Sean Frangois de la
Sranzöfifhe Poeſie. Tragdbdie. 263
Harpe’) aus Parts (1739— 1803), fo Müffen wir ihm trog
des Erfolges, welcher deſſen tragiſcher Erftling Warwick (1763)
hatte und dem kaum feine Nachahmung des Sophocleiſchen Phi-
loetete (1781) gleichfam, den Preis zugeſtehen, obgleich auch
diefer in feinem republifanifhen Eifer befländig nah Rache
ſchreit, ohne eigentlich recht zu wiſſen, wofür. Anfländiger find
md das Gepräge des honetten, biebern Republicanismus tragen
dagegen die Etüde des eigentlih mehr dur feine Fabeln ber
rühmten Antoine Bincent Arnault?), des Vaters, aus
Paris (1766), beſonders fein Cincinnatus, und des berühmten
Berfoflers des fo oft nadgeahmten Hermite de la chaussde
d’Antin Etienne de Jonyꝰ) aus Soucy (1769), deſſen
große Oper, la Vestale, befanntlib einft den großen Preis er⸗
hielt, Sylla (1822), Der jüngere (Lucien EmiD Ar⸗
nault"’) aus Verſailles (geb. 1787), defien Pierre de Por-
tugal und Regulus ebenfalls politiſche Tendenz haben, hat feinen
Bater nicht erreidht, und eben fo wenig bat ber Leonidas
(1825) des Jean Michel Pihar!!) aus Bienne (1790 —
1828) eigentlidh inneren Werth, fondern ſcheint feinen Succeß nur
Talmab Epiel verdanft zu haben, ed wäre denn, daß man
nach Aufführung feines Tell, den die Cenſur verbot, beffer über
ihn hätte urtheilen Tonnen. Ueberhaupt war jenem großen
Staufpieler mancher mirtelmäßige Autor das günftige Geſchick
ſaubdig, welches feine Etüde erfuhren, und erft als die Wieder
berklltung der Bourbons Ruhe und Frieden nad Frankreich
zurüdgeführt hatte, thaten ſich einige bebeutendere Talente hervor.
Ohne mih bei F. © Gary!) und Alexandre Gui—⸗
raut’8 (aud Limour 1788) ") Macchabees, denen nur
ihr Stoff Eintrag that, aufzuhalten, erwähne ih noch Pierre
Lebrun’s'*) aus Paris (geb.1785), des Sängers der Thaten
der großen Armee bei Jena, Marie Stnart (1820), eine fehr
gediegene Rabahmung des SchillerfhenStüds, Alexandre Sou⸗
mer’) aus Touloufe (1788) Ciytemnestre (1820), Saul
(1821), Cl&opatre (1822) und Jeanne d'Are (nicht mit einem. von
ihm verfaßten Epos gleihes Namens zu verwechſeln), die durch
das Feuer der poetiſchen Begeiterung und den öftern Mongel
an Wahrheit in Situation und Characteren verbedien, ven ab
264 Sranzöfifhe Poeſie. Trauerfpiel.
lerdings feine Elisabeth de France (1828), eine unglüdtide
Nachahmung von Schiller's Don Carlos, an fi trägt, und
Jacques François Arfene Ancelot’8'% aus Havre
(1794) Louis IX. (1803), Fiesque (1826), Olga (1828) x,
worin er jener Fabrikarbeiter, der er in feinen fpäteren Stüden
ward, noch nicht if. Der bedeutende Dramatiler während
der Regierung der legten Bourbons iſt aber unflreitig der mit
Recht gefelerte Sänger der Messeniennes (d. h. nicht der alten
von 1816, wo ihm no die Adte Weihe des Chriſtenthums
abgeht, fondern der fpäteren, wo biefer edle Freiheitsſaͤnger von
demſelben erſt wahrhaft infpirirt I) Caſimir Delavigne”)
aus Havre (1794 geb.), deflen tragifhes Debut, les Vepres
Siciliennes (1819), weber von feinem Paria (1820), noch
von feinem Marino Falieri verbunfelt ward, um fo mehr als
feine fpäteren Stüde, 5. ®. les enfans d’Edouard (1833),
wo er den Mißgriff begeht, zwei Kinder zu Helden eines Trauer⸗
fpteld zu machen, geradezu mißlungen find, Derfelbe Hall iſt
es mit Charles Ltadieres Conradin et Frederie (1820),
Jean sans peur (1821), und Jane Shore (1824), wo er auf
‚eigenen Fuͤßen flieht und ſich gut nad den claffifhen Muſtern
gebildet hat, allein feine Nachahmung von Schiller's Wall enſtein
(1829) if völig verungüdt'),. Nur Guillaume Biennet
in feinem Clovis (1820) und Sigismond de Bougogne (1825)
blieb dem Clafficismus treu. Die romantiſch⸗ idealifiſche
Schule, die einige Zeit auf den Partfer Theatern prädominirte,
führte wohl Nepomucene Louis Lemercier aus Parts”)
(geb. 1772) ein; denn während fein Agamemnon (1797)
von einer glüdliden Benupung alles des im ven glei beti⸗
telten Trauerfplelen des Aeſchhylus, Seneca und Alfieri vorfom-
menden Guten zeigt und einen zweiten Gorneile verfpridt, bil
bet fi in feinem Charlemagne (1816), St. Louis (1820),
befonderd aber in Fredegonde et Brunehaut (1821) und les
martyrs de Souli (1825) bereits jened romantifhe Drama
aus, welches ber Schöpfer der neueren unmoraliſchen Schauertragönie,
Bictor Hugo aus Befangen (geb. 1802), in feinen Tragödien:
Cromwel (1827), Hernani (1830), Marien Delorme (1831),
Triboulet, Angelo, Lucrece Borgia, Maria Tudor, le rei
Sranzöfifche Poeſie. Trauerſpiel. 265
ranuse (1833), Ruy Blas (1838), auf den Gipfel ber Un⸗
natärligleit erhob, und troß des bucch einzelne biendende Schön-
beiten, die jene Stüde enthalten, erzwungenen langjährigen Bei
ſalls, nich bei feinem letzten Berfuhe in diefem Genre, ven
wnglüdligen Burggrafen (1843), worin allerdings die Nachficht
der Zuſhauer allzufehr auf die Probe geftellt wird, es bis zum Aus⸗
prefen brachte). Darin widerfuhr jedoch das Gegentheil dem zweiten
bedeutenden Repräfentanten diefer Schule Alfred de Vigny
aus Loches (geb. 1799), der mit einer Bearbeitung des
Shafiyere’ihen Othello (1829) begonnen hatte, in feinem
Chatterton (1835), wortn er uns bie leider felbft verfchuldeten
Leiden des unglüdliden Dichters, indem er fie den Mängeln
der Geſellſchaft zuſchreibt, mit einer fo ſchauderhaft rührenden
Vahrheit zeichnet, daß er dem Publicum der verſchiedenſten
Stände unwilfürlich jenen Beifall abzwang, der den entichiedenen
Zrumph feiner Schule für längere Zeit begründete?!), Gluͤcklicher
Weiſe if man aber in neueſter Zeit von dieſem verderbten Ge
ſhmade zurüdgefommen, wie denn allemal Üeberfüttigung zum
Ekel führt umd allzugroße Anfpannung des Gefühle Abſpannung er⸗
zugen muß, und hat mit wahrhaftem Jubel jene Ruͤcklehr zw
von Elafickemus Corneille's und Racine's aufgenommen, den
bir in der Luerece M. Bonfard’s (1843) finden, worin biefer
bei einer ausgezeichnet fhönen Sprache fi treu an das biftorifche
dachun Hält und zur Ausſchmuͤdung ber Handlung und größern Bers
willusg nur etwas Eigenes hinzugethan hat, indem er in ber Zul,
la, vr Gattin des Brutus, der keuſchen Lucretia, ein unftt
liches Web, das mit dem jungen Tarquinius ein, wenn au
nur vorübergehendes Liebesverhältniß umterhält, gegenüberfellt,
ſenſt aber die ganze Schürzung und öfung Der Kataſtrophe alf-
von der innern Nothwendigkeit ber ganzen Handlung abe
haͤngig macht und eben am biefem einfachen Stoffe weit: ent
diedeneres Talent entwickelte, als der ältere Arnault, beffen Lu-
erece durch den thoͤrichten Zufag zum Sujet, bie Liebe der Aus
Ra zum Sertus, nothwendig ſcheitern mußte),
1) ©. Mag. f. d. Lit. d. Auslandes 1839. nr. 16,
2) 6. O. Leroy, Etad. mor. et litt. s. Ducis. Paris 1832. 8
Oeurres. Paris 1805. 1819. 18%. 11. 8, Oeuvr. posth. prec. d
Bl. p. Campenon, ib. 1826, 8. P r ne
266 Sranzöfifche Poeſie. Trauerfpiel,
8) Artaxerce. Paris 1808. 8. f. Soleinne. T. II. p. 46 sg
4) Jeanne d’Arc. Paris 1819. 8. Po&sies nationales, ib. 1812. 8.
5) Oeuvres prec. d’une not. p. Collin de Plancy. Paris 182. 8.
6) Theätre. Paris 1801. II. 18. 1818. INII. 8. (f. Soleinne T. Il.
p- 206 sq.) Ueb. b. beiden Gebr. Gh. f. St. Beuve Portr. litt. T. IL
p. 144 sq. 161 sq. Portr. d. Cont. T. III. p. 393 sq.
7) Oeuvres. Paris 1820. XV. 8. f. Dussaulx Ann.litt. Il. p.109.
8) Oeuvres complètes dramatiques. à la Haye 1817-19. IV. 8
Paris 1828. VIII. 8. Fables. ib. 1813. 8. (f. a. Soleinne. T. Il. p.
216.) Ausw. a. f. dram. Werk. Deutſch v. Severin. Gotha 1832. 12.
9) ©. Theätre in f. Oenyres complötes. Paris 1823—27. 8. T-
XVIII-XXII.
10) Regulus, trag: Paris 1622. 8. Pierre de Portugal. 183. &
Le dernier jour de Tiböre, ib. 1828. Catherine de Medicis on le
Etats de Blois. ib.1829.8. Gustaphe Adolphe ou la batailledeLutzen,
tr. ib. 1830. 8.
11) Leonidas, Paris 1825. 8. Turnus (1810) und Guill. Tell fa
noch ungedrudt.
12) Eudore et Cymodocee, trag. Paris 1828. 8.
13) Les Machabees. Paris1822. 8. Le comte Jalien ou l’expistioe.
ib, 1823. Virginie. ib. 1827. 8. Po6sies. ib. 1837. 18.
14) Ulysse, trag. Paris 1815. 8. Marie Stuart, trag. ib. 1820. 8
Pallas, fils d’Evandre. trag. ib. 1822. 8. ein Cid d’Andalousit,
ber 1826 fehr gefallen Hatte, ift noch ungebrudt.
15) Clytemnöstre. 1%22. Paris 8. Saül ib. 1°22. Cleopätre. ib
1825. 8. Jeanne d’Arc. ib. 1825. 8. Pharnmond, trag. Iyr. ib. 18%
Le Siege de Corriuthe. ib 18:6. 8. Elisabeih de France. ib. 182
Une f&te de Neron. ib. 1830. Norına, ib. 1831. Le gladiatear, In$-
ib. 1841. 8. ſ. Mug. f. d. Litt. d. Ausl. 1846. nr. 63.
16) Oeuvres complötes prec. d’une not. s. sa vie et s. ou:
. Saintine. Paris 1838. 8. (f. Soleinne. T. II. p. 3.3.) cf. Zlätt |
. Lit. d. Xusl. 1839. p 96 aq.
17) Les Vöpres sicil. Paris 1819 8. (metr. überf. v. Schrader. Hent.
1845.8.) LeParia, trag. av.choeurs ib. 1821.83. Marino Falieri. ib. 18
6. Lonis X1.. rag. ib. 1832. 8. Une famille au temps dei.uther. ib
18.6. 8. (Deutſch in Steppe’s dram. Herbar. Darmft. 18.8. 16. p. | sg.)
La fille du Cid. ib. 1840 8. Tiheätre. ib 1826. 11. 8. f. Sı. Beuv-,
Portr. d. Contemp. T. 111. p. 391. 5.5 sg. Mag. f. d. kit. b. Ausl
183.. nr. 92-94. 1835. nr. 45. 130-134. 1836. nr. 106. Biätt. f. }
fit. d. X. 1839. p. 41. 1840. p. 241 sq. Plauche, Portr. litt. Bra&-
1836. T. II p. 165 sq.
18) Conradin et Frederic. Paris 1820. Jean-Sans-Peur. ib. 1821.
8. Jane Shore, ib. 182%. Walstein. ib. 1929. 8.
, 19) Agamemnon. Paris an V. 8. Pinto ou la joarnde d’aneco®
spiration. ib an VIII. 8. u. in f. Comedieshistoriques. Paris 18.8.8
La Panhypocrisiade ou le spectacle infernal du seiziöme idele, Gr
medie Epique. ib. 1819. 8. Dazu Suite ou le Spectacle infı
Stanzöfifhe Poeſie. Luſtſpiel. 267
är-nenviöme siöcle. ib. 1732. 8. ©. Mag. f. d. eit, d. Aust, 1841.
ar. 55.
%) Oeurr. compl. Bruxell. 1842. FIT. 4. f. Planche T. IM. p. 5
y f. d it. d. Ausl. 1836. or. 3. 1934. nr. 62—53. 1841. nr. 86.
18%. ar.78. Blätt. a.a.D. 1839. p. 4 ag. 250 sq. 1*37. nr. 22q. 1838.
p. 1 sg. 46.1839. p. 97. 1840. 2 41. 437 sq. — Werke deutich. Frankf.
1896-42, XIX. 10. Gämmtl. 3. Stuttg. 1835-43. XXV. 16.
21) Theätre. Paris 1835— 39. II. 8. f. Mag. f. d. Lit, d. Aust,
18%, ar. 87. 1837. mr. 86. 1843. nr. 94. Blätt. f. d. Lit. d. Ausl. 1838.
P: 18. 305. 367. 1839. p. 121. 429, 1840. p. 477. 537. 577, Planche
T. H. P- 147 80. III. pP: 172 sg. .
22) Lucr&ce, trag. Paris 1843. 8. Brax. 1843. 18. Berl. 18. 12
nee. überf v Schrader. Hamb. 1844. 1.. v. C. Krauſe. Gemnit .
Sqneeb. 1845. 8 v. A. R. Rielo (A. Rolein). Duͤſſeld. 1814. 8, ſ. Mag.
f. d. kit, d. Ausl. 1843. nr. 56.
$. 598,
Gehen wir nun zum eigentlicken Luffpiel über, fo fehlt es
allerdings auch im Zeitalter der Revolution niht an Dichtern
in diefem Genre, allein Bieled, was davon auf uns gelommen
iR, Röft wahrkaften Ekel und Schauder ein, und. man begreift faum,
wie die Geſunkenheit des Geſchmacks fo weit gehen Eonnte, baf
won Äh Dinge vormaden ließ, die fih kaum in Worte fal-
ſen laſſen). Indeſſen nennen wir erſt einige mittelmäßigere
Zelte, wie 3. B. Charles Albert Demoufier?) au
Villers Gotteret (1760— 1801), deſſen Femmes, le wisan-
ihrepe corrig& und le concilisieur nur vorübergehendes Auf⸗
Ihm nachten Brouffe Desfaucheret) aus Paris
(174121808), defien mariage secret (1784) mit Recht ger
rühmt wird, Boitet de Monvel*) aus Luneville (1745 —
1811), der ein beſſerer Schauſpieler als Dichter war, und deſſen amant
bourra niht übel iſt, Vves Barre’) aus Paris (1749 —
1832), den Gründer einer eigenen für das Vaudeville beſtimm⸗
im Bühne (1792) und Verfaſſer des ſehr oft gegebenen Ar-
kquin aficbeur, den aber feine Danse interrompue nod an
fober Paune übertrifft, Marfollier des Biverieres‘) aus
Paris (1750 —1817), den Berfaffer der Nina und der denx petits
Savoyards, der ein merfwuͤrdiges Talent befaß, die rührendfen und
Iomilghen Scenen zu verbinden, Armand Gharlemagne?)
mus Bourges (geb. 1753), dein Agioteur (1796) und
"hommes de letires et I’homme d’afinires (1795) heute noch
268 Franzoͤſiſche Poce.
an ihrem Plate find, Louis Emanuel du Baty°) (gb.
1775), deſſen valets dans Nantichambre (1804) un
delateurs (1819) ſich duch große Natürlichkeit ausgidne,
und Etienne Vigee?) aus Parts (1755—1820), deſen
Aveux difüciles fein eiſtes (1783) und beſtes Stuͤck fm.
Run folge Jean Erangois Collin d'Harleville“)
aus Maintenon (1755 — 1806), deſſen beſte Eräde
mit - Ausnahme des, vieux celibataire (1792), LOptiniste
(1788), les chateaux en Espagne (1789) und les arlisies,
(1795) zugleich das treueſte Gemälde ſeines eigenen Let
und Character enthalten. Sen Freund Jean Stanislas
Andrieur!!) aus Straßburg (1759— 1833) debutirte auf
das Olaͤnzenbſte durch feine Etourdis (1785), allein feine fl
genden Stüde zeugten von feinem Fortſchritte, mit Autnoat
der Comedienne (1816), fo daß er als Grzähler (J 8. im
Meunier sans -souci) bei weitem höher flieht. Der dritte In
dieſem Freundſchaftsbunde endlih Louis Benott Picard
(geb. 1769, geſt. 1828), hat beide an Leichtigkeit des Dale
machens und an Fruchtbarkeit übertroffen, doch fann man ai
Recht fagen, daß viele feiner Stüde, fein Re in Beim (Me
diocre et rampant, les amis du college etc.) oder in Prof
(la petite ville, les marionettes etc.) noch heute gem
gelefen werden). Pigault Lebrun‘), der unten m Te
nende fittenlofe Romanfchreiber, hat zwar im feinen Lufbielm
ebenfalls große Leichtigkeit im Arbeiten an den Tag gell, h
daß man ihn den Franzoſiſchen Kopebue genammt hat, allein mi
ber Name, Theätre revolutionnaire, fonnte fie in me zi
länger auf der Bühne erhalten, denn an ſich find fie fa m
platt und ihr Wig iſt gewoͤhnlich mit den Haaren herbeigef
Die 17 Stüde des mit ihm an Eynismus wettelfernden Re
flif de la Bretonne konnten dagegen ſich nicht einmal ouf
den Heinen Vorſtadttheatern halten“). Louis Elaude Ehe
ton’) aus Paris (17581807) verdankt feinen Ruf damb
fd nur Sherivan, deffen Läfterfhule er als homme & sent
ments ou le Tartufe de moeurs auf die Bühne bradi
Weit bebautender IR daher Vincent Pineur Wierand‘
Buval!) aus Rennes (1767), deſſen ruchtdarkeit der ON
Sranzöfifche Poefie. Luſtſpiel. 269
ſeiner Luffplele keinen Eintrag that, denn les heritiers, le
chevalier d’industrie, befonder8 le tyran domestique ete.
werden In ihm immer einen ausgezeichneten Repräfentanten bes
hoͤhem Eufipielö aufſtellen, welches in Charles Buillaume
Etienne ) aus Ehantiliy (geb. 1778) ebenfalls einen
glüdfiten Bearbeiter (Brueys et Palaprat 1807, Vintrigante
1813) fand, der vielleicht noch berühmter fein würde, hätte er
fh mir nit in feinen Deux gendres (1810) eines groben
Plagiats aus einem- alten Stüde ſchuldig gemacht, fo daß One»
fime Le Roy'*) aus Valenciennes (geb. 1793), defim Me-
fast (1813) und Irresola (1819) feinen deux candidats
on une veille d’election (1821), welde verboten wurben,
nicht nahfehen, und Caſimir Bonjour”) aus Glermont
en Argonne (geb. 1794), deſſen ältere Arbeiten (ia mere
rivale 1821, Peducalion on les deux cousines, le
mari à bonnes fortunes 1824), allerdings feinen fpäteren
vorziehen find, mit Recht größeres Anſehen genießen. Rene
Charles Builbert de Pirerecourt?) bat zwar nur eine
große Maſſe ephemerer Kleinigkeiten zu Tage gefördert, aber doch
beſonders in den erften Jahren des 19ten Jahrhunderts einen
großen Einfluß auf das Theater gehabt. Alle übertraf aber an
Brudtbarfeit Eugene Scribe?!) aus Paris (1791), der fowohl
für die große Oper, als auch fuͤr das Vaudeville und Luffpiel arbeitete
und natürkich bei feiner immenſen Schöpferfraft vieles Mittelmäßtge zu
Tageförderte, obgleich man gegen 60 feiner Stüde, von denen viele
bie Runde auf Deuiſchlands Bühnen gemacht haben (fein Glas
Waſſer war His 1845 auf A1 deutſchen Bühnen gegeben wors
den) als mit entfchievenem Erfolge begleitet aufzählen kann, den
er nur ſelbſt durch die Yublichrung immer neuer Erfcheinungen
ſtmaͤlerte. Webrigens befigt .er nur eine ausgezeichnete Bühnen-
lenntniß, große Erfindimgsgabe, und verficht es, auf leicht
regbare Gemüther großen Eindrud zu machen, allein tiefere®
Gefühl vermag er nicht zu erregen, und barum werben ihn auch
nur fehr wenige felner Arbeiten überleben (recht gut find: Oskar,
bie Geldheirath, die Gameraderie, die Verlaͤumdung, Vorher,
während, nachher sc), deren äußere Form zwar ſteis leicht und
gefällig, und reich an piquanten Stellen If, aber ſich auch ebenfo von
270 Sranzöfifhe Poefie. Luſtſpiel.
ber Gediegenheit der alten Claſſicitaͤt unterſcheidet, wie eine co
quette und alle Künfte der Toilette aufbietende Salondame von
ben einfachen, aber darum um fo folideren Reigen des beicheldmen
Landmaͤdchens. Ziemiih in dieſelbe ategorie gehoͤren auf
Marc Antoine Desaugiers?), Bayard?), P. de
Kock“) und Mazeres”), vie ebenfalls eine große Anzahl
dergleichen biendender Kleinigkeiten in die Welt gelegt hab,
obgleih fie fih über Dumerfan’6*), Simnonin’d”) m
Rougemont'6) Arbeitenerheben, wogegen Caſimir Dela
vigne’s Ecole desvieillards (1823) noch mehr ale feine comediens
(1820) an die fhöne Zeit der Claſſicitaͤt erinnern, von der in fei
ner popularite (1839) die legten Spuren vorfommen. 6 beim
ders gluͤcklich it H. Monnier?) in der Darflelung des Id
ben6 und Lebens der niederen Vollskaſſen zu nennen, un
Theodore Leclereg’s”) geiftreiche Sprüdwörterfpiele ver’
dienen den Zutritt, der ihnen in allen gebildeten Häufern ih
ward. War nım nebenbei auch noch eine Art von hiforida
Schauſpiels feit Lemercier’s Pinto (an VIII) belondeas
durd den geiſtvollen Grafen Pierre Louis Röpderer’') gefal
worden und hatte es ſich einen ziemlich ſichern Plag auf den Parlit
Bühnen erobert, fo ward daffelbe beſonders durch den geifireiden
Greoien Alerandre Dumas?) (aus Viſſers Cotteret, 1803)
gehoben, deſſen Charles VII. (1831), Tour de Nese
(1832), Henri Ill. (1829), Richard Darlington (1832),
Catherine Howard (1834) ıc. durch einzelne von der Bar
heit der hoͤchſten Leidenſchaft gezeichnete Olanzpunkte den 3
fhauer, fobald fie gut vorgetragen werben, fortreißen und 5%
fonders Gefuͤhlsmenſchen ſtark affichren, beim Lefen aber 3
ihre Schwächen offen wahrnehmen laflen, ohne daß «6 nö
wäre, darum erfl feinen unmoraliihen Anthony (1831), ox
die der Gnade der Schaüfpieler überlaffenen feidhten Demoisell
de St. Cyr und. Halifax, oder den gar nur auf die ger
Horträtirung ber Hauptperfon baftıten Napoleon (1831)
obligatem Kanonendonner und Schlachtgetümmel und den v0
verunglüdten Caligula (1838) zur Hand zu nehmen, Uebrig
iR auch Dumas weit entfernt, Original zu fein, fondern feine g
Banter iR ein Amalgam aus Schiller, Böthe, Caldeton, %
Sranzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 271
be Vega und Shakſpere, was noch recht gut anginge, hätten
nicdt feine Erfolge eine Unzahl von elenden Nachahmern ange⸗
regt, vorm Machwerke leider auch die Bühnen unſeres Vaterlandes
überfönmmen. Deshalb kann fih das Kranzöfifhe Theater nur
zu dem neuen Reformator Gluͤck wünfdhen, der mit Felix BPyar”)
deufelben erfienen zu feyn feheint, Da fein Diogene an Form
"md Sajet unbedingt claffifh zu nennen iR und ein flaum em
reiäbaree Mufter darbietet, wie die großen Schwierigkeiten, melde
der Ücbertragung antiker Stoffe auf unfere Bühne entgegenftchen,
vermieden und befiegt werden koͤnnen. .
1) Die Zahl der fogenannten Pi&ces revolutionnaires ift fehr groß, wie
man aus Soleinne’s Bibl. dram. T. 11. ficgt. Die fcheußlichften find von Sui⸗
goud Pigale (le triomphe de la raison publique), Leonard Bour⸗
don ‚le tombeau «des imposteurs et P’inauguration du lemple de la
verite sansculotide, dediee an Pape), Sylvain Marehal (le
jugement dernier desrois‘, Desbarreaur (les potentats fondroyés
par la montagne et la raison ou la deportation des rois de I’Eu-
rope. Hier zanken fich die Fürſten Europas um ein Etüd Land. Die Kais
ferinGatharina fagt zum Papft: As-tu avale ton goujon, Saint- Päre?
Dieſer antwortet: Vous avez un avaloir oh les grands morceaux
Piment aisement. Hierauf giebt jene dem König von Preußen eine Ohr⸗
“ige und biefer antwortet durch einen Fußtritt und fo gehen die Scheußlichs
fort) und vondem würdigen Repräfentanten der Sitten der Sansculotten P.
de Sade, Berfaffer einiger pieces libres (f. Soleinne T. III. p 333),
B. Julia ou je mariage sans femme, der, als er im Bicktre faß,
t übrigen Gefangenen fo weit verderbt hatte, daß fie feine infamen Stüde,
die er bier für fie gefchrieben, ihm vorfpielten. Eine andere Ausgeburt dies
fer fhanderhaften Zeit war das Theätre gaillard (Londr. 1788. II. 8.
1803. IL 18), wo leider Brandval, Caylus und Piron beigefteuert
2) Theätre. Paris 1804. 8.
3) Arioste gouverneur ou le triomphe du genie, com. Paris
1801. 8. Le mariage secröt. ib. 1786. 1818. 8.
4) Les victimes cloltrees, drame en prose. Bord. et Paris 1792.
6. Paris 18%. 183. 1834. 8. hatten ungeheuren Erfolg. — Les deux
Bitces, com. Amsterd. 1787. &. Les trois feriniers, en prose. Paris
17:7. 8. Julie, com. ib. 1772. 8. L’erreur d’un moment ou la fuite
de Jnlie. ib. 1773. 8. Mathilde et Georgette, com. ib. 1798. 8. L’a-
mant bourra. ib. 1777. 1824. 8. Blaise et Babet ou la suite des
trois fermiers, com. ib. 1783. 8. Fredegonde et Brunehaut, rom. hist.
Ib. 1775. 8. Discours fait et pronouce p. le cit. M, dans la section
de la Montagne, le jour de la !&te de la Raison etc. ib. an II. 8,
(f Beaulieu, Ess. s. I. revol. en France. T. Y. p. 252.).
5) Ueb. ſ. Stüde ſ. Querard, France litt. T. I. p. 189 sq.
6) Oeuvres chois, pre&c. d’une not. 8.n.€crits p. Mme. de Haut-
ar Paris 1825, IH. 8. Ueb. d. einz. Stüde! Querard T. V.
. 80.
7) ueb. d. Autg. ſ. St. ſ. Soleinne T. I. p. 226.
272 Sranzöfifche Poeſie. Luftfpiel.
8) neb. d. Ausg, f. Soleinne. T. U. p. 249.
9) Oeuvr. dram. avec une not. p. Ladoncette, in b. Bibl.dramat.
ubl. p. M. Dabo. 1824. IV. Ser. Oeuvres diverses. Paris 1797. 8.
oesies. Cinq. ed. ib. 1813. 8
10) Theätre et poesies fugitives, Paris 1805. 1809. 1822. 1828.
11) ©. St. Beuve, Portr. litt. T. I. p. 273 sq. Oeuvres.
Paris 1818—23. IV. 8. (f. Soleinne. T. II. p. 192 2q.).
12) Oeuvres. Paris 1821. X. 8. Theätre, ib. 1812. VI. 8. Brux.
1834. XII. 18. Theätre r&publicain posthume et in<edit. Paris 1832.
8. eb. d. Drig. Ausg. ſ. Soleinne T. Il. p. 213 sq.
13) Theätre. Paris 1806. VI. 12. f. Soleinne. T. I. p. 19.
14) Theätre. Londres et Neufchatel. (Paris, I’auteur) 1788—90.
von. 12. f. Soleinne T. II. p. 196 sq.
15) Caton d’Utique, trag. en 3 actes trad. de l’angl. d’ Addison.
Paris 1789. 8, Le po&te anonyme, com. ib. 1785. 8. L’homme ä
sentiments. ib, an IX, 8. (üb. db. verfh. Zit. f. Journ. de la Libr.
1817. p. 708.)
16) Oeuvres comp!. Paris 1822—23. IX. 8. Brux. 1824. XVI. 18.
Hiervon ift das Theätre bes Vaudevilliſten George Duval (f. d. Ausg.
b. Soleinne T. II. p. 255) zu unterfcheiben,
17) Ueb. f. Stüde f. Soleinne T. II. p. 253.
18) Le mefiant. Paris 1814. 8. L’esprit departi. ib. 1818. 8. Lir-
resolu. ib. 1819. 8. La femme juge et partie. ib. 1821. 8. (Ueberarb.
d. Montfleury’s Stüd) Les deux candidats ou une veille d’6lections.
ib. 1821. 8. Une preiniere representation. ib. 1825. 8.
19) YArgent, com. Paris 1826. 8. L’education ou les deux cou-
sines, com. ıb. 1822. 1324. 8.
20) ©. Nodier in db. Rer. de Paris 1835. Juillet. Theätre choisi.
Nancy 1841—43. IV. 8. Ueb. d. Orig. Ausg. f. Soleinne T. IL.
pP» 253 29.
21) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 58—59. 1836, ur. 19.
Blätt. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. p. 118 sg. Planche T. Il. p. 135 zq.
Berz. f. Stüde b. Querard France litt. T. VII. p. 582 sg. u.
Soleinne T. II. p. 390 sq. Theät. comp!. 1828. ParısVIll. ib. 1830.
xXXIV.8. Oeuvr.compl. ib. 1843. VI. 4. Samml. d. am Meiften belicht.
Theätre de Scribe. Berl. 18336—46. 8. Theater in e. Auswahl überf. v.
Dralle. Stuttg. 1842 sq. 16.
22) D. Vers. f. ©t. b. Soleinne. T. II. p. 256 sq. cf. St. Beure,
Portr. d. Contemp. T. III, p. 189 aq.
23) ueb. ſ. Et. f. de Soleinne. T. Il. p. 307.
24) Ueb. f. St. |. Soleinne, T, II. p. 29.
25) Ueb. |. Stüde f. de Soleinne T. 1I. p. 205.
26) D. Berz. f. St. b. de Soleinne T. 1. p. 263 2q.
27) D. Berz. f. ©t. b. de Soleinne T. Il. p. 271. sq.
28) D. Verz. f. St. b. de Soleinne T. II. p. 272 sq.
cönes populaires. Paris 1830—35. II, 8.
30) Proverbes dramatiques. Paris 1836. VIH. 8.
Franzoͤſiſche Poeſie. Epos. 273
31) Comedies, Broverbes, parades. Dinan 1824—26. III. 8. J.
Soleimme T. I 1. p Ti.
32) ©. Plan e T. Il. p. 21 sq. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1833.
nr. 151. 1834. nr. 52—53. kt, f. ns Lit. d. Ausl. 1836. 2. 43 sq.
1838. p. 89 nq. 286 sq. 1839. p. 340. 377 sq. Osuvres compl. Brux.
1842-45. VIH. 4, .
— Diogène, com. en cinq actes ei prec. d’un prologue. Paris
$. 599.
Gehen wir jetzt zu den übrigen Dichtungsarten fort, fo haben
wir zuerß vom Ep 086 zu fprechen. In dieſem verfuchten ſich Par⸗
feval de Brandmalfonaus Paris (geb. 1759) mit feinem
Philippe Auguste (1826), Augufe Dorion aus Nantes
(1770 — 1829) mit feiner Bataille d’Hastings ou l’Angleterre
conquise (1809) undfeiner Palmyre conquise (1815), die zwar
der Geſchichte treuer, als das vorher angeführte, aber leider von
ermüdender Monotonie find, Augufe Creuzé deXeffer aus
Parts (1775— 1839), defien sceau enleve (1801) und Che-
valiers de la table ronde, nidt fchleht und darum faum zu
vergleichen find mit der langweiligen Orleanide (1821) des Schmeich⸗
lers Lebrun des Charmettes aus Borbeaur (geb. 1785)
und den nicht befler gelungenen Arbeiten des Vicomte Bictor
v’Arlincourt (geb. 1789 zu Merantrid) Charlemagne ou la
Caroleide (1818), Lucian Buonaparte’s (1772—1840)
Charlemagne (Rondon 1814) und la Cyrndide (1819 Rom)
und Barthelemy’s (geb. 1796 zu Marfeille) und Mery's
(ebd. 1802) Napoleon en Egypte (1828), deſſen Erfolg nur
der. Stoff bewirkte. Beſſer gelungen iſt die fon erwähnte
Jungfrau von Orleans (1846) S oumet’ 8. Noch einige lyriſcheCpo⸗
pöen find bier zu erwähnen, nämlid Desjardin’s Premiere
Babylone und Adolphe Dumas’ Cit& des hommes, die
aber von dem finnigen Ahasverus (1833) Edgar Quinet's
aus Straßburg (geb. 1803), dem wieder fein Napoleon (1836)
nachſteht, obgleich die Form in beiden vollkommen gelungen genannt
werden kann, übertroffen werben. Der Merkwuͤrdigkeit halber nenne
ih noch das auch in der Korm profaifche, unter den Einflüfen der
Revolution gefchriebene Heldengedicht les Bataves (1796) von
dem Lieberfeger des Homer Paul Jeremie Bitaube aus
Königsberg (1732—1808), defien Joseph (1 ‚m zefieres hatte
Größe, Haudduch d. Literürgeſchichte. III.
274 Zrangdfifche Poefle. Epos. Lehrgedicht.
hoffen laffen. Im komiſchen Epos liegt nicht eben viel vor,
wern wir Jean Baptifte de Jungquieres aus Paris
(1713—-86) Telemaque travesti, (14759) und ‚Caquet Bor-
bec ou la Poule à ma tante (1763) und Palifſot' s Dur
ciade (1764) aus ber vorigen Periode, ſowle aus ver. -gegm
wärtigen Dorat’8 Baisers (1776), du Laurens' Chandelle
d’Arras (1807), 2a Harpe’d Tangu et Felime (1780),
St Juſt's Organt(1789, WRoutonnet’6 Galeide on
le chat de la natare (1798), Baul Philippe Gudin'
deffen Conies (1806) ſchon ſchmuzig genug find, Congrete
de Naples par CharlesVEHII. (1801), Sean Bons Butllauat
Biennet’s aus Beier (geb. 1777) Philippide (1829)
Berhour’s Danse ou la guerre des dieux de Fopen
(1808) und Barthelemy”s und Mery's zu feine Ze
fer berounderte Vilenade (1826) ausnehmen, die aber alt
zufammen in gewiſſer Hinſicht Voltaire's Pucelle nkit auf
wiegen, mit der in ihrer Art bie beruͤchtigte Ch&zonomie (Sch
ropolis 1806) wettelfern kann. N
Das Lehrgedicht, welches : gegenwärtig zlemlich damit
Hegt, ward zu Anfange dieſes Adſchnitts mehr gepflegt. Bi
wollen hier nicht von. der bloß ihrer Form nad poetiſchen Schil
derung der Vogeſen des Grafen François de Neuüſchateau)
aus Saffais (1750 — 1828), eines jener uͤbel berathenen Adel⸗
igen, die durch die ſcheußlichſten Pamphlets (z. B. fein Pore-
epie) ſich die Gnade der Terrotiſten zu erhalten ſuchten, reden
aber vafuͤr verdienen eine ehrenbolle Erwaͤhnimg des Marqui
Louis de Fontanes?) aus Niort (1751 — 1821) Ford
de Navarre (1778), verger (1788) und essai sur Yastıe
nomie (1 789), wenn er auch fein Grece sauvde, an welden
er von Kindheit an gearbeitet 'hatte, nicht vollenden fonalt
Noch beſſer find des würdigen Taubſtummenlehrers 8. Aber
(1755—1826) aus Angers?) von wahrhaftem Mitgeſuhl Mr
die Leiden Anderer bictirten Gedichte über die Pariſer Spitäle,
einen eigentlich wenig poetiſchen Segenſtand, und bes Rene
Richard Caſtely aus Bire (11581882) Gebiäte über
die Pflanzen und den Wald von Fontainebleau, deren erfeted
nach den vier Jahreszeiten eingeiheilt, von ebenſoviel Sachlenn⸗⸗
Franzoͤſiſche Poeſie. Epos. tehrgebicht. 275
niß als Geſchick, auch den yrofalfcheften Dingen ben Nelz der
Poeſſe zu verleihen, zeugen. Indeſſen if die Gastronomie
(1801), einGoder für Outfchmeder, Joſeph Berdours aus
St Synphorien en Laye (1765— 1832) bei Weitem
mehr ind Publicum eingedrungen), was nit einmal den gläns
senden Berfen Joſeph Alphonfe Esmenard’8°% aus Pu
Iffaae (1770— 1810) in feiner Navigation und bed be
rühmten Gefchichtfchreibers der Kreuzgüge Joſeph Michaud's
aus Bourg en Breffe (1771—1839) trefflihem, halb lyrifchem
Printemps d’un proserit, dem einige gute Gedanken und
Bingerzeige über das Weſen ber befchreibenden Poeſte überhaupt
vorausgefhickt find, ober Bincent Campenon's aus Guabes
lupe (1772—1843) Maison des champs (1809), das übrigens
mehr Befall fand, als Delille's trois regnes de la nature,
welches ihm die beſten Situationen weggenommen hatte,
md mit Recht Höher ſteht als feine Paraphrafe der Parabel
vom verlorenen Sohne (1811), wenn gleich diefe feiner finnigen
Iuffefung wegen weit mehr.Lefer fand), Verhaͤltnißmaͤßig
nod weniger Eingang fanden G. Legouve’8°) Merite des
femmes (1819), Eharles de Chenedollé'62 Schilderung
der Kräfte und des Weſens des menfchlichen Geiſtes, die kunſt⸗
aͤthetiſchen Abendumterhaltungn 2. P. Marta 8. Bavurs
Lornian's u) aus Touloufe (geb. 1772), Antoine Noel
Bruno Daru's 2) aus Montpellier (1767—18239) Ster⸗
nenlinde, J. B. Rougier's Barond de la Bergerie”)
Eamdden und I. B. Lalanne’ 6) (geb. au Dar 1772)
Potsger (1800), Oiseaux de la ferme (1809), Bagneres
(1819) x, und St. Bictor’6 aus St. Domingo (geb. 1772
oda 75,2) Esperance gar nidt zu erwähnen, denn daß In
teliure yon Lesne!®) eigentlih auch nur entfernt ein poetiſcher
Gegenſtand fei, wird doch wohl Riemandem einfallen.
1) Le poëmæ- des Vosges. Paris 17%. 8. Fables et contes sui-
ves de e de la Lupiade et de celai de la YVulpdide dedids &
Bsope. ib, 1814. 8. r |
2) ©. Dussaulx Ann. litt, T. II. p. 228. Mahul, Annuaire 1821.
P 1. Le verger. Paris1788. 8. Lejour des morts. 1b.1796. 1823. 8,
3) Les hospices, Paris 18094. 8. Promenades tiques dans les
bipitaux de Paris, ib. 1820. 8. Pod .
18
276 Franzoͤſiſche Poeſie. Fabeln. Idyllen.
4) Les plantes. Paris 1797. 12. Ed. III. 1802. 18. 1823 8
5) La danse ou la guerre des dieux de l’Opera. Paris 1808. 18.
La gastronomie. Paris 1801. 18. Ed. V. ib. 1818. 18. Eine Rachahmung
iſt Colnet du Ravel’s L’art de diner en ville & l’usage des geas
de lettres. Paris 1810. Ed. III. ib. 1823. 18.
6) La navigation. Paris 1805. 1806. II. 8.
N) Le printems d’un proscrit, po&me en TV ohan suivie de
l'enlevement de Proserpine et de melanges en prose. Paris 187.8.
8) Po&mes et opuscules en vers et en prose. Paris 1823. 1. 18.
0) Le merite des femmes. Paris 1809, 1814. 12, Oeuvres. Pı-
ris 1826. II. 8. | |
10) &. Dussaulx, Ann. litt. T. II. p. 380. ITI. p. 506. Le genie
de I home Paris 1807. Ed. IV. ib. 1826. 18. Etudes poeliques
ib. . 18.
11) Veilldes poetiques et morales. Parig 1813. Ed. 11. 8. |. Dus-
saulx T. IV. p- 71.
12) L’astronomie. Paris 1830. 8. Cine ähnliche Arbeit iſt D. Kir
card’& Sphere. ib. 1796. 8. hnlich it if
13) Seorgiques frangaises, poeme suivi d’an trait& complet de
poösie georg. Paris 1824. II. 8.
14) Bagneres. Paris 1819.8. Les oiseaux de la ferme. ib. 1801. 8
Le Potager. ib. 1800. 1803. 1806. 8. Voyage & Sor&ze. Dax 180%. &
15) Esp£erance. Paris 1804. 12. u. in ſ. Oeuvr. podtig, ib. 182.18.
16) Le reliure, poeme en six chants..Ed. II. Paris 187.8.
$. 600.
Wir wenden und nun zu den Fabeln und Idyllen,
die dieſem Mbfchnitte zugehoören. Recht huͤbſch umd natuͤr⸗
lich find einige der hierher gehörigen Verſuche des Abbé Jean
Louis Aubert!) aus Paris (1731— 1814), während des
fruchtbaren Jean Jacques Boifard’) aus Cam (174 —
1831) allerdings originellen Arbeiten mehr zur Gattung M
Erzählung gehören und die Apologen feines Neffen Jeas
François Boifard mehr Raͤthſel als Fabeln find, deshalb auch
meiſtens keine Moral enthalten, ſo daß die Fabeln des Baronb
Antoine Pierre Dutremblay?) aus Paris (1746-
1819), wenn fie auch im Ganzen Radahmungen La Fontainrt
find, fhon der aus ihnen hervorleuchtenden Bonhommie haltet
für Kinder eine ebenfo angenehme als belehrende Unterhaltung
gewähren. Indeſſen hat Antoine Brangois le Bailly)
aus Caen (1756 geb.) unter allen Nachahmern jenes großen
Franzoͤſiſche Poeſie. Zabel. Idylle. 277
Fabuliſten am Beſten ſeinen Ton getroffen; ja wären nicht viele
feiner Fabeln zu lang, fo müßte er noch über ihn geftellt
werden, da ihre Defonomie ſelbſt durchweg faſt gefchidter
eingerichtet iR. Recht hübſch laſſen fih auch die Fabeln des
Baron de Staffarı’) aus Malined (geb. 1780) Iefen und
find ſchon ihrer forgfältigeren Ausarbeitung wegen den meift po⸗
litiſchen des alten Republicaners Etienne Boffe‘) aus Bor.
beaur (1773) vorzuziehen. Eine Urt UVebergang zur Idylle
lieferte Conſtant Dubo6’) durch feine Fleurs, worin er
auf fehr anmuthige Welle Die Moral aus den Eigenfchaften je⸗
der Blume zu ziehen geſucht hat. Unter ven Fabuliſten vor
der Kaiſerzeit nimmt indeß Jean Pierre Claris de Florian
(1755 —94)°) aus Languedoe immer noch Die naͤchſte Stelle
nad Bailly ein, da er fo recht den für Kinder paſſenden Ton
angefihlagen bat, den weder P. Did ot?) und der Herzog von
Nivernotis?), noch in neuerer Zeit Biennet!!), Jules Le⸗
fevre?) und Porchat“) aus Laufanne getroffen Has
ben, da ihre Arbeiten zwar durch eleganten Styl bienden, aber
der Ratürlichteit und Einfachheit ermangeln. In der eigene
lichen Idylle hat nur Andre Chenier den Geiſt der Alten
wiedergegeben, Blorian’8 Galatee (nad Cervantes) und
Estelle find nichts weiter als Radahmungen der Spanifhen
Muſter, und Lamartine’s Jocelyn, abgefehen von ber Aus
Fern Form und der abſichtlichen Verunſtaltung der Idee vom
Prieſterthum, bürfte allein hierher gerechnet werben können").
4) Fables et oeuvres. Paris 1773—74. II. 8.
2) Fables. Paris 1771. IIL8. 1803. IT. 1821. 8. Fables ib. 1817. 8.
9) Fables. Paris 1806. 8. (anonym.) Apologues, ib. 1818. 8.
4) Fables nouvelles suiv. de piöces fugitives. Paris 1782. 8.
Saite ib. 1804. 8. Ed. IV. zsuivie du gouvernement des animauxz,
poeme &sopique. ib. 1823. 8.
5) Fables. Brux. 1818. Ed. VI. ib. 1843. 18.
6) Fables, Paris 1818. 8. Hist. d. b£tes parlantes. ib. 1827. 2q.8.
N Fleurs. Paris 1808. 8.
8) ©. ©. P- Vogel, 3.9. ©. v. Florian u. S. Johnſon biogr. lit.
geſch., in b.Min. Bibl. d. ausl. Claſſ. Hamb. u..Epag. 1840. 32. Sup⸗
plem. 9. I. u. 11. Osuvres. Paris 1784 sq. XXIV. 18. 1805. VIII. &
1811. 1820. XX. 18. Oeuvres compl. ib. 1824. XIII. 8.) Weberf. if:
Saͤmmtl Werke üb. v. Foͤrſter. Quedl, 1827-28. III. 8. od. VI. 12.
278 Sranzöfifche Poefie. Lyrik.
ein Sr. u. D. v. Gabel. Berl 1796-97. II. 16. Fabeln metr, übtrl..
anhaber. Münch. 1834. 12. Cftelle, deutſch v. Schumann. Zwid. 189.8.
Galatee v. Mylius. Berl. 1787. 8. v. Sigismund, Bwid. 18%. 8.
9) Essai de fables nouvelles, Paris 1786. 12.
10) Fables. Paris. 1796. II. 18.
11) Fables. Paris 1843. 8.
12) Fables et meditations. Paris 1837. 8.
13) Glanures d’Esope. Laus. 1837. 8. .
14) JocelyB Episode, journal trouve thez un care de village.
Paris 1836. IN’8. Brux. 1836. II. 18, Deutſch, in ©. Saͤmmtl. B. W.
v. Herwegh. (Stuttg. 1843. VI. 16.) Bb. V.
$. 601.
Unter den Lyrifen beginnen wir ſogleich mit ben
Liederdidtern, deren Frankreich beſonders im Raw
Intionszeltalter eine Menge gehabt Hat, obgleich Feine 30
ſeph Rouget de 1Isle aus Lons le Saulner (1760-
1836)°) übertraf, den Diditer der Marseillaise, bi der
aus jeder Zeile die republicaniiche Begeifterung hervorbidt, vo
bean auch Feine Nation einen ähnlichen Schlachtgefang aufzumcdkt
bat, denn befler als God save the King oder Rule Britar
nia find fofl noch der Yankee doddie und die nicht eben ge
lungenen Nachahmungen der Marseillaise, die Parisienne und Bi-
bansonne und bie Spanifche Riegohymne, und eher bie Vollolieden:
als Bott erhalte Franz den Kaiſer, Den König fegne Bolt or
Heil Dir im Siegerkranz und die rufftfche Nationalhymne Jam
den zum Muth und zur Tapferkeit erwecken werben; bärk
Ihn der alte Deſſauer oder das Wlinieverländifche, Wilhelms
ven Nassauwe, inſpiriren. Genug, Rouget de II
Name wird genannt werben, fo lange Frankreichs Ruhm glän
zen wird, wenn er auch nur dieſes eine Lied gemacht hätte Ir
defien wollen wir auch das einfache Volkslied nicht vergeſſen
in: welchem ſich zuerſt der oben ſchon genmmte Da beleint
Desaugiers!) aus Frejus (1772—1827) und Armand
Souffe (geb. 1773)?), als Vaudevilliſt mit Recht der Pr
nard des 19ten Jahrhunderts genannt, mit großem Gluͤde mv
ſucht hatten, bis der Schneiderenkel Pierre Jean be Br
zanger?) aus Paris (1780), der jept wie Bouffe zu Beaune,
fo zu Tours leider feine Leder hat verſuummen Laffen, ihnen
bie nicht unruͤhmlich erworbenen Lorbeeren wieder entriß. Maqg
Franzoͤſiſche Poeſie. Lyrik. 279
man feinen Liedern Cynismus, Atheismus, Unmoralitaͤt sc. vor⸗
werfen, man muß zugeben, daß er aͤchter Vollodichter iſt, denn er
hat zuerſt der Vertheidigung der Interefin und Rechte feiner
Nation, nit um eigenen Ruhmes ober Privainugens willen,
wie die meifen der fogenannten politiſchen Dichter unferer Zeit,
feine Stimme gewidmet und konnte eben darum ein weit ge
faͤhrlicherer Feind der Bourbons werben, alo irgend einer feiner
Collegen auf dem Parnaß. Allerdings begreift man nicht, wie
ein und derfelbe Mann der Berfafler der Bouteille volde, ber
Gaulois, et des Francs, der, Gaudriole, der " Bonnd
Vieille, ded -Vioaire Savoyard, des Dieu . des. bonnes. gens,
des petit homme gris, Fretillon, worin er, freitiih gegen bie
Erfabtung, ‚ven Aheiffen zwar in Elend, aber doch In befler
Laune fterben läßt, und des berühmten rot d’Yvetöt.fein lann.
Berplelgen wir Ihn mit. den Alten, fo bat er die Lebensphilo⸗
fopble des Epifuräers Horaz, ohne jedoch wie dieſer ein feiner
Hofmann zu fein, mit dem cyniſchen Humor des Diogenes, Die
Geſchicklichkeit Voltaire's, die entgegengefegteften Begriffe - und
Affecte zu einem Zwede (d. h. zur Untergrabung der Grunds
pfeller der Reſtauration) zu benugen, die moralifhe Kraft eines Als
caͤus mit der burlesfen Laune eines Parny, freilih ohne feine
Grazie, die Heiterfeit eines Catull mit der weichen Schmwermuth
eined Tibull vereinigt, kurz, er iſt unübertrefflid, mag er aud)
einen. Gott ohne Dogma und eine Moral ohne Pflichten‘ vers
ehren. Unter feinen Schülern IR Paul Emile Debraur‘)
aus Angerville (1798 — 1831) der volksthuͤmlichſte geworden,
denn feine Lieber: Colonne, le prince Eugene, le mont St,
Jean, Fanfan la Tulipe, Soldat t’en souviens tu? hört man
überall, und er iſt ein eigentliher Soldatendichter, leider aber
bin ugd wieder etwas zu gemein in dem Sinne ber „awel
ſchoͤne neue Lieder.” Gewiſſermaßen gehören als politiſch wichtig
noh Caſimir Delavigne's Messeniennes’) und einige Ars
heiten Neftor de Lamarque’8°), und Biennet’87) hierher,
1) Chansons et poesies diverses, av. une not. p. Merle. Paris
4877. IV. 18..1842. 18. Brux. eod. 32. Uebrigens bat ihn Beranger in
dem belanntin Liede: Saute paillasse, saute pOur tout le monde, burch-⸗
gezogen. .
2) Ballon d’essai ou Ehansons et autres po&sies. Paris 1802. 8.
Bellon perdu on Chanspns et posaies nouvelles. ib. 1904. 8. Encore
280 Franzoͤſiſche Poeſie. Elegie.
un ballon ou Chansons et podsies nouvelles. ib. 1807. 8. Ledenier
ballon ou Recueil de Chansons et antres podsies nouvellen. ib.
1513. 8. Seine beften —* find: Saint-Denis, le corbillard, Plus on
est de fous plas on rit ꝛe.
8) Recueil de chansons. Paris 1805. 12. Secondrecaeil, ib. 1821
Troisiöme rec. ib. 1825. Quatrieme rec. ib. 1828. Cing. rec. ib. 183.
412. Oeuyres compl. ib. 1:34. IV. 8. Brux. 1843. IV. 32. u. V. 18
©. a. Blaͤtt 5. Kde. d. Litt. d. Ausl. 1836. p. 190 39. 203. AU. 3.
865 sq. 1837. p. %0 sq. 61 sq. 97. 121. 202. 233. 253 sq. 261. 288 ”
316. 407 sq. 43. “2 1840, 5 445 sq. St. Beuve Nour. Portr. T.
p- 69 sq. — Ueberf. ſ. —* u. deutſch v. Metromanus. GStuttz. 181
—32. II. 8. a. 6. Franz. v. Ph. Engelharıt, Eaflel 1830, 12. Hundert m
drei Lieder Aid. v. P * Ra ufius. Brnfhmw. 102. un Eier in
. Bearb. v. Ab. v. Spami ou 8. ge
ieber in d. Weröm. d. Orig. verd. d. 2. ©. u (2. ) dem
1839-41. III. 16, ebd, 1842. 16.
9 Chansons nationales. Paris 1819. 8. Chans. compl. publ. }
Beranger. ib. 1835. 8. — Les barricades de 1830, s ne hi
Brux. 1331. 18,
5) Messeniennes. Paris 1818. Nouvelles Mess6niennen, ib. 182.
1827. 8. Brux. 1831. 18,
6) La liberte. Paris 1827. 8.
7) Oeuvres diverses. Brux. 18%. IV. 18. Epltres diverses. b.
1827. 11. 18, $
. 602.
Ein fehr reiches Feld bietet uns die Elegte zur ve
ſchauung dar, und wir müflen uns bier auf die Anführung
bes Bedeutendſten befchränfen. Der Erfle, der Hier zu namen
wäre, if jedenfalls Pierre Treneuil aus Eahors (17169—
1818), der bereits als Süngling drei Preife von der Acade
mie des jeux floraux, bie befonders Im füblichen Kranke
wefentlih zur Pflege der lyriſchen Poefle beitrug, erhalten hatt
bann aber ungefheut die ganze Revolutionszeit hindurch unaud
geſetzt feine Leier zur Trauer über die unglüdlichen Opfer vr
ſelben fliimmte und barum auf (1806) ihre Gräber (Tom
beaux de St. Denis) mit Immortellen befränzte, was ihn
mehr Ehre eintrug, ald (1810) feine Gedichte auf Napoleon!
Heirath mit Marie Louiſe und die Geburt feines Sohnes, ob
wohl er fpäter wieder mit aller Kraft den Maͤrtyrertod dud
wigs XVI. feierte), Ganz biefelbe Tendenz haben die 1i
Trauerliever de8 H. de Tercy?) aus ber Franche Eomte ai
die Hinrichtung Ludwigs XVI. und der Marie Antoinette um
den Tod Ludwigs XVII., wogegen Charles Hubert Mil
Franzoͤſiſche Poefie. Elegie. 281
levoye?) aus Abbeville (1782 — 1816) zwar auch drei
Buͤcher Elegieen, welche gewöhnliche Stoffe verarbeiten und von
bebeutenbem lyriſchen Talente zeugen, ſchrieb, aber doch eigentlich
mehr Miöcellandichter zu nennen if, da er fogar mehrere Epo⸗
poen (Charlemagne à Pavie, Alfred) dichtete. Auch Lowis
Brault (1782 —1829)* hat eine Sammlung von Elegieen,
Cantaten und Romanzen Hinterlafin, aber nur in ber erfieren
Form etwas Gediegenes geleiflet, da er darin nicht etwa bied
einen edlen Liberallsmus, fondem au wahrhaft poetiſchen
Schwung mtwidelt. In der Eantate bat er zwar nit fo
viel als I. B. Rouffeau and de fa Motte Hondard,
aber doch mehr als die geleiflet, deren Arbeiten Bad.etier‘),
langweiligen Andenkens, gefammelt bat, und in ver Romane
iR er auch nicht entfernt dem Schöpfer diefer Dichtungsart im
Frankreich, Francois Auguſtin Parades de Moncrif?)
(1657—1770) aus Paris nahe gelommen, den freilich aud
alle Anderen, die ihm nadahmten, wie Fabre d'Eglantine,
Marmontel, Berquin, Gerard, V. Hugo und Emil
Des champs ebenfo wenigerreihthaben. Auch Ulric Gut⸗
tinguer’) aus Rouen (geb. 1786), Fldele Delcroix
aus Garency (1790 geb.)®) und Charles Loyfon?) aus
Chateau Gontier (1791 — 1820) find zwar überhaupt
Lyriker, allein ihre Elegieen find ihnen doch am Mein ge
lungen. Daſſelbe Tann man von den hierher gehörigen Dice
tungen Eugene’s Saulmier") aus St. Amand (1795 —
1829) fagen, denen eine bei ihm aus phyſiſchen und äußern Ur⸗
ſachen entfprungene Schwermuth befonder6 gut ſteht. Louis Bel⸗
montet!!) aus Touloufe (um 1801) bat zwar Tristes im
Genre Doiv’s erfheinen laſſen, aber fen Mufter auch darin
übertroffen, daß es nicht feine Leiden find, die er beweint, fon-
dern die der Armen und vom Schickſal Gedruͤckten, was natärlig
au mehr Mitgefühl erregt. Leon Halevy aus Paris (geb.
1802), der mit großer Gewandtheit Proben aus dem Dichter⸗
garten der verſchiedenſten Länder Europas gegeben hat, hat in
feinen Elegieen Originalität mit Natürlichkeit und Wahrheit
der Empfindung zu verbinden gewußt"). Während. Charles
be Bernard⸗Dugrauluy aus Befangon als Achter Royalif
282 ramoͤſiſche Poeſte. Elegie.
me für geſtuͤrzie Throne Thraͤnen hat, bat -der Brelagner %
Brizen x auf das Reizendfie feine Jugendliche zu einem nic»
Achen Lanboridchen, das er nach längerer Abweſenheit als Bat
tin und Mutter wiederfand, beſungen““). Allerliebſte Blumen,
aus ‚der xeinen Begeiſterung der Jugend hervorgeſproßt, enlhal⸗
tn die Elegieen Charles Dovalle’5") aus Moutrauil
Bellay (1807 — 29). Dieß muß man zwar auch den Ar⸗
beiten Ach illes Ductefieur'‘) zugeſtehen, allein das Al
ſchwermũthige und die ewigen Klagen werben zuletzt druͤdend.
Rein chriſtlicher Sänger I Hippolyte Morvannaid")
aus der Bretagne, deo Vorigen Landsmann. Daſſelbe kam
mom von den Dichnengen Cdouard's d’Anglemont') au
Pont Aubemer (geb. 17968) ſagen, wenigſtens find fie überan
beiteter „ats. die Hierhergehörigen Verſuche des Legitimiſten de
St MWalery). Dagegen zeugen die Dichtungen GErnef
Legouue’s, und unter ihnen befonberö die Ehegie auf den
Ted: feines“ oben. genannten Vaters, die des Grafen. Jules de
Reffeguier?) and Epuloufe und die Jules’ de St. Felir”)
von bedeutendem Igriihen Elemente, während des Legitimifen
Edonard Menvrechet ) Miscellangedichte an zu lang aus⸗
gebehriten. Giuleitungen leiden und dadurch ben. Gefammtelnbrud
ſchwaͤchen. Die Messenienges Delavigne’s. find ohne Zweifel
claſſiſche Elegieen, allein wenighens den früheren fehlt das chriſ⸗
liche Gottoertrauen, ohne welches wahre Poeſie undenkbar if.
Unter den Dichterinnen Frankreichs, deren beſonders das 19
Jahrhundert eine wahre Legion zähft, zeichneten ſich in der Elegie
aus Madame Bnurdic Viot?) aus Dresden (1746 — 1802),
Madame. Bache⸗Vin? aus Rouen, leider durch Die Lecture
bed Johannes Gecunbus verbilbet, befonderd aber Mabamt
Adelaıde Gillette Belle Dufresnoy”) aus Par
(1765+—1825),..dern wahrhaft gefühlvolle. Elegieen nit bios
eniſchieden die, geborene Dichterin beurklunden, ſondern deren in
bemfelben Genre gedichteten :derpiers moments de Bayarl
(1845) mit Recht gelränt wurden, Die von wahrhaft trau
Anhanglichkein undn Berehrung für die Tümiglirgen Märtyrer der Res
Yohstion Dictieten Ttauerlieder der Mebame Siyry de Vannozꝰ)
„rs: Rancy (1180). würden weniger in Vergeſſenheit gerathen
Seanzöfifche Poefie. 283
fen, Gälte nicht Diadame Marceline Desberded-Balmo re”)
aus Domai (1787), deren beſte Elegie gerade bie IR, worin
fie das traurige und mit dem Schauſpielerſtande, dem. fie vor
ihrer Verheiraihung mit dem Tragiker Valmore angehörte, noth⸗
wendig verbundene leichtfertige, ih will nicht fagen, Iaftechafte
Leben ſchildert, durch ihre von rein enspirtich » ſubjectiven Einfäffen
abhängigen Dichtungen alle ihre früheren Colleginnen überflügelt,
etwa mit Auonahme der Freikeiteihwärmein, Madame Amabie
Taſtu*) aus Paris (1786), deren Olsenux du sacte, Ange
gardien und Feuilles de saule wonbrhafte Perlen zu :nenmen
ſind, wie fie denn überhaupt für die rellziöſe und Trauerelegie
wie geſchaffen iſt. Reben den erhabenen ımb durchdachten ler
gieen der Madame Eonfange Marie de Theis, Kine
Satlm-DydrReifferfhein?) aus Rantes (geb. 1767). find
Die Dichtungen der Madame Victoire Bab ots”), wenig
end wand die auf den Tod ihrer Toter. bejüglichen betrifft,
wahre Erzeugniſſe einer Sappho des meres, wie fie einſt ihr
Ontel Ducis genannt hat. Wis der Mademoifelle Elifa
Mercveur?) aus Nantes (I800 — 1830) würbe ewwas
UAnsgezeichneies geworden ſein, wäre fie nicht zu früh geſtorben,
wogegen man ben ſpaͤteren Dichumgen der Madame be Si⸗
rardin, (feit 1832) der Gattin des Bekannten Idurnaliſten,
+ D. ihrem Drama Judith, jegt kaum nod das fihöne Talent
anficht, welches ihr einft, ald fie (geboren 1805 zu Aachen)
noch Mademoiſelle Delphine Bay”) hieß, einen. Preis
Bet der Academie eintrug (devomement des medecins frangals
«t des soeurs de St, Camille dans la peste de Barceldnt
1822), Madame Gautier”) erivedte durch ihr Tonibe
zoyale (1828) große ‚Erwartungen, allein ihr Vincent ..de
Paule (1832), für beiten Ertrag fie ſich einer Anzahl wur‘ bi
Gholera verwaifter Kinder annahm, erlaubt „ben nur darum Fine
ſcharfe Tritik. Mademoiſelle Felicie d’Ayaac* gefaͤllt ſich
m Alten Thraͤnenpoeſteen, allein Natuͤrlichkeit kann man: iht
nicht abſprechen, während Adele Janviery fon durch. ihre
edle Abſicht, die Noth des Armen zu ſchildem, für RG ein⸗
nimmt, wenn ihr auch nicht ein: fo entſchiedenes Talent, wit des
Madame Anans Segalas”), Die beſonders durch ihee von
284 Seanzöfifche Poefie.
aller Monotonie und Einfeltigleit entfernten Lyrik anzieht, m
Gebote ſteht. Rein chriftlides Element emihalten endlich bie
Ditungen der Madame de Gere Barbe”) aus Isle de
France. Letzteres herrſcht überhaupt in dem größten Theile de
modernen Branzöfifchen Lyrif vor, feltbem einmal Alphonſe
de Lamartine”) aus Macon (geb. 1791) in feinen Me
ditations und Harmonies gewifiermaßen die Beredtſamkeit eines
Boſſuet in die Berfe eined Claſſikers der been Zeit der Fram
zoͤſtſchen Literatur einzufleiden gewußt hatte und feine Lefer forn⸗
lich in feinem Gotiverfunfenfein beraufchte, wiewohl er in feine
Chute d’un ange auf der anderen Seite wieder dem Pantheis⸗
mus das Wort zu reden ſcheint. Daſſelbe Gepräge tragm die
Distungen M. 9. de Larour’s”) und Edouard Fur:
quety’3) aus Rennes, weicher lebtere die feinigen felbR poecle
eatholigue nennt und fich zu der Falten Lyrik des vorigen Jehr⸗
hunderts fo verhält, wie der prachtvolle Dom einer katholhchen
Kathevrale zu der prunflofen Einfachheit einer yproteantiiden
Kiche. Gappot de Feuillide*) und A. de Beaudesn")
Legitimiſten aus der Vendee und Bretagne, nehmen aufe vi
Religion auch noch die biinde Anhänglichfelt für die alte Dy⸗
naſtie, Dieu et mon roi, zur Deviſe und haben eben durqh
diefe Miſchung des chriſtlichen und heroiſchen Elements wahr
bafte Begeiflerung beurfundet. Neben diefen iſt nur noch We
eigentlich romantifche Schule mit ihren Fehlern und Borzigen
zu nennen. Dabei bat der Einfluß Deutſcher Literatur au
Franlreichs neuehe Dichter bedeutend eingewirkt, denn 3. ®.
Gharled Fournel“) hat nicht bloß mehrere Balladen Uhlaude
seht geſchickt übertragen, fondern ſich auch ſelbſt In feinen eige:
sen Berfuchen offenbar nah ihm und feiner Schule gebilde.
Indeſſen hatte ſchon früher die fogenannte romantifge Schule,
vielleicht ‚ohne es zu wollen, fi von derſelben Richtung leitm
lafien. Betrachten wir zuerſt ihres Choragm Victor Marie
Hugo’s*) aus Belanson (geb. 1802) Odes et Ballades
(1824), fo finden wir ihn da noch entſchieden als Ultramontanen
und Rohalißen, in den Feuilles d’antomne (1831) erfheint
er ſchon völlig lyriſch, in den Orientales (1828) laͤßt er fd
ner Phantaſie gänzlich: Die Zügel fhleßen, in ven Chanis du crt-
Franzöfifche Poeſie. 285
pusenle (1835) wendet er fi zuc Politik, und in ben Volx
interieurs (1839) zeigt er ein außerorbentlihe® Talent in
Beſchreibungen, kurz, fo mannigfaltig feine Aber iR, fo harmoniſch
zeigt Ah Immer fein Ausdruck, nur iR er zu bilderreid, und dadurch
wird er oft ſchwuͤlſtig. Ziemlich in diefelbe Categorie gehören
bie Dißtungen Alfred’ 8 de Muffet*) (geb. 1810), nur
daß mann ihnen zu fehr das Studium Byron's anſieht, und
Evarifie Boulay PBaty’s“) Elie Mariaker iſt ein hy
perromantifhe® Gebilde voll dunfler und oft unangemefiener Mes
taphern, In denen er feinen Meifer fletd zu überbieten ſucht.
Derfelbe Fehler zeigt ſich auch in den Arbeiten des befannten
Grititers Charles Augufin St. Beuve“) (aus Boulogne
für Der, 1804), befonder6 in feinen Consolations, die allerbing®
dur die ihnen inwohnende düflere Melandyolie auf den gefühle
vollen Leſer keinen geringen Eindrud machen. Mehr Natürlich
feit haben bagenen die reves poetiques Emile Souveftre’6*)
aus Morlaig (1808), fowie die hierhergehörigen Dichtungen
Alexandre Soumet’6*), befonderd feine pauvre file, denn
fin Poeme de Pimeredulite if eine dur und durch vom
wahren Glauben durddrungene wahrhaft inſpirirte Apologie des
Chriſtenthums, in derem erfien Theile auf das Ueberzeugenbfle
aus dem vor der Revolution in Frankreich eingerifienen Atheio⸗
mus ale die Unglücksfaͤlle erklärt werben, welche dieſes Lund
feit jener Zeit trafen. Der Ueberfeger von Schillers Glocke
Emile Deschamps) bat In feinem Rodrigo, dem lehten Go⸗
thenfonig, mit großem Glüde den Ton der Altfpanifden Ros
mangenporfie getroffen, und vermittelft der Durch bie verſchiedenartige
Abwechſelung des Rhythmus belebten Form dieſes Gedichtes einen
ſchönen Pendant zu U. Gruͤn's Letztem Ritter geliefert. Auch
fein Freund Alfred de Bigny’!) aus Loches (1799) hat
in feinen früheren Gedichten, Eloa, Dolorida und Moise, großes
lyriſches Talent gezeigt, und die zarte Weichheit Andre Ehenter’s
mit der Kraft eined Pindar vereinigt, fo daß ed zu beffagen
iR, daß er ſich fpäter mehr zum Drama hingegogen fühlte und biefe
Bahn verließ. Endlich mag noh Jules Lefrore‘) bier ges
nannt werden, defien Dichtungen von einem ganz ernflen Stus
Dium der beflen Engliſchen, Deutfchen, Italiaͤniſchen und Spa⸗
286 Sranzdfifche Poeſie.
niſchen Mufler zeugen, obwohl auf der andern Seite wicber ſein
Styl Durch dieſe fremden Ginfluͤſſe gelitten hat.
aaa Dar onies elegiaques, 6d. augm. d’une nof, sur lauteur. Paris
2)-La mort de Louis XVI. idylle dans le gott anfique, Paris
1820. 8. La mort et l’apotheose de Marie Antoinette. ib. 1817. 8. 1
mort de Louis XVII. ib. 1818. 8.
3) Oeuvres complötes. Paris 1822. V. 8. Pods. compl. pri
d’une not. p. Pongerville. ib. 1843. 12: ©. St. Beuve Portr. Ill.
T. I. p. 398 sq.
4) Recueil d’elegies, cantates etromances. Paris 1812.8. Potsis
politiques et morales. ib. 1826. 8.
. 5) Recueil de eantates, qui se chantent dans les concerts. Pe-
rıs 1724. 12.
6) Oeuvres. Paris 1750. III 8. 1796. II. 8. f. d’Alombert, His.
T, VI. p. 285 sq. Grimm Gorrefp. 3b. I. p- 335 20.
7) Melanges poetiques. Paris 1814. 8.
8) Poesies. Paris 18%. 8.
——* Bonheur de l’etude. Paris 1817. 8. Epiires et Eldgies. sh,
40) Le derouement den medecins francais et des soeurs d
84 Camille, Paris 1822. 8. Ode sur Je devonament de Malesberbe-
ib. O. . 8.
11) Les Triates. Paris 1824. 8.
12) Rlégies. Paris 1825. 8. Commode et le gladiatenr. ib. 18%-
8. Podsies europdennes. ib. 1827. 8.
43) Plus Denil que Joie, Besancon 1832. 8.
14) Marie, idylie bretonne. Paris 1832. 12. Les 'Ternaires. lit
Lyrique. 1834. ib. 12. &. Mag. f. db. Lit. d. Ausl. 1845. ur. 149.
15) Blegies, publ. p. Y. Louvet et Hugo. Paris 1831. 8.
16) Exil et patrie, - |
.. 17) Elegies et’ autres podsies, suiv. de Sapho, drame Iyr. Parö
1824. 2. Les reves aux mänes du general Foy, suiv. —28 et
de po6sies Elegiaques. ib. 1826. 8. ‘
18) Fragmens de po6sie. Paris 1832. &
- 19) Les morts bisarres, poemes dram. suiv. de Po&sies. Paris
1832. 8, Edith de Falsen. Paris 1840. 12,
20) Tableaux podtigues. Ed. IY. Paris 1829. 8. Fabl. pol. &
Prismes poetiques. Brux. 1832. 32.
21) Poesies romaines. Paris 1830. 8.
22) Contes et po@sies diverses. Paris 1827. 8.
23) Ihre Gedichte fliehen im Alman. d. Mases 1769 nq. Um Beſ.
ihre Ode au silence.
Sranzöfifche Poefie. 287
24) Chant sacr6 pour le duc le Bordeaux. Paris 182}. 8. La
mort de la vieille annde. Paris 1839. 8. Bes statues de St. Victor
leg. provenc. ib. 1833. 8.
25) Elegies suivies de piäces diverses. Paris 1811. 8. Bd. IV.
Paris 1821. 12.
26) La profanation des tombes royales de St. Denis1793. Paris
1806. 8. 1810. 12. Le vingt et un janvier, El@gie. Paris 1814, 8.
27) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl 1845. nr. 116. 2 f. d. Lit. d. Aus
1839. p. 214. 491. 1840. p. 45. 432. St. Beuve T. I. p. 69 sq. Po
sies completes. Paris H. 8: Pauvres fleurs. Paris ieiz 8. Les Pleurs.
Brux. 1840. 32.
„2 La chevalerie frangaise. Paris 1821. 8. Poesies. ib. 1826.
1832. 8. Oeuvres poet, Ed. VI. augm. „ne ‚plas. pieces. ined. ib.
4833. III 32. Poesies nouv. Brax. 1 Recht. originell find ihre
Oiseaux du sacre. Paris 1825.8. ©. St. Beuve Nouy. Portr. Til. p: 199.
-39) Oeuvres. Paris 1842. IV. 8.
: 30) Riegies et podsies diverses. Paris 1810. 8,
81) Poesies, Nantes 1827. 8. 1829. 8
32) Poesies completes. Paris 1838. 12. | Brux. igu. 32. Essais
po£tiques. Paris 1824—26, II. 8. Le retour ib. 1877. 8
33) L’orphelin du petit seminaire, el. -Paris 1824. 8. La Tombe
royal, poöme en Ill chauts. ih. 1824. 8. St. Vincent de Paule,
poäme. ıb. 1832. 8.
34) Poesies religieuses. Paris 1824. 8. Heures poetiques et ro
ligieuses. ib. 1828. 8.
35) Les malheurs du pauvre,
ee Les Algeriennes, Paris 1831. 8. Les oiseaux de pansage, 3b.
37) Les soupirs podtiques. Paris 1833. 8,
su Oeuvres complätes. Paris VIII. 8. ed. illustr. ib. 1838 At.
Oeurr. poet. sompl. ib. X. 32. Oeuvr.'compL Brux. 1844.
II. 4 ©. Planche T. . 151 sq. Map, f. d. Lit, d. uus 32 nr.
106. Blatt. f. d. Lit. % ust. 1836. b; 115 sq. 1837. 'p. "1838,
p. 261 sq. 1889. p. 317. 417 at. Wolf, die fıhöne Lit. Euro, Lpzg.
1832. p. 1 sq. St. Beuve Nouv. Portr. (Brux. 1836) P. I. p. 31 aq.
39) Po6sies comple£tes. Paris 1831. 12. Vie intime. ib. 1833. 8.
40) Esquisses oetiques, Paris 1829. 8. Amour et foi. ıb. 1833.
1834. 8. Poesie catholique. ib. 1836. 8. Hymnes sacrees. Brux. 1834.
32, Prinavera. ib. 1840. 32. Fleurs & Marie. Paris 1846. 8.
41) Vendeennes et chants hellönes. Paris 1825. 8. Les vendeennes.
ib. 1 fer 8,
Souvenirs Podtiques, Paris 1830. 16. ib. 1824. Ed... 8
Gärke auch unt. and. Souvenirs du vieux Paris. ib. 1834. 8.
43) £ Rap. fi d. Lit. d. Ausl. 1844. nr. 136. Ballades et lais.
Berl. 1844. 8
44) Oeuvres compl. Paris 1838. XII. 8. od, XXY. 8. ſ. Wolf a.
a. D. p- 7 7-78.
288 Sranzöfifche Poeſie. Satire.
- 45) Podsies complötes, Paris 1833. 12. D. beſte if I. Spectace
dens un fautenil. ©. St. Beuve. T. I. p. 245 sq.
46) Elie Mariaker. Paris 1837. 8. Les Atheniennes. ih. 1827. 8.
Odes nationales. ib, 1830. 8. Odes 1844. 8. Tribut aux mänes de
Byron, ib. 1825. 8.
47) Vie, podsies et pensdes de J. Delorme. Paris 1829. 8, Cor
solations. ib. 1830. 8. Pensdes d’Aoüt. ib. 1838.8. Poésies completes.
ib. 1840. 8. f. Si. f. d. Lit. d. Must. 1840. p. 188. 269. 401. 433. 578.
Planche Portr. litt, T. I. p. 277 sq.
46) Les derniers Bretons. Paris 1840. 12. Röves poetiques. Nar-
tes 1830. 12. Trois femmes poötes inconnues. ib. 1829. 18.
49) La decouverie de la vaccine, Paris 1815. 8. Les derniers
moments de Bayard. ib. 181%. 8. Le fanatisme. ib. 1803. 8. L’ina«-
dulite. ib. 1810. 8. La pauvre äille. ib. 1814. 8. La divine epopee.
po&me. Paris 1840. II. 8.
50) Emile et Antony Deschamps Po&sies. nouv. &d. Paris 180. 12.
51) Oeurres complötes. Paris 1837. VII. 8. f. Rev. Indep. 15.
T. I. P. 331 sq. St. Beuve, Nouv. Portr. T. III. p. 187 sq.
52) Confidences. Paris 1833. 8. [. St. Benve a. a.D. T.L pl:
$. 608.
Es iR num noch übrig, von einigen anderen Formen m
Poeſie zu fprechen, vorzüglich von der ſatitiſchen. Diefe beginnt
der Marquis de Frenilly (1807) mit feinen gut gejhrle
benen, wenn aud etwas derben Satiren und Epiſteln, unle
denen ſich befonders feine Epitre sur la charite auszeiänt‘).
Weniger Tiefe Haben die hierher gehörigen Arbeiten Taviet
Boniface’s aus Paris (1796), der und unter dem Roma
des Geburtsortes feiner Mutter Satntine befannter iR um
unten noch vorfommen muß?). Don den gegen die ‘Politik de
Reſtauration gerichteten Arbeiten Barthelemy’s und. Mery's
iſt ſchon oben die Rede geweien, fo daß wir hier nur nod M
erwähnen haben, daß erflerer vom 27, März 1831 bis 1. Anl
1832 ein ſatiriſches Wochenblatt, Nemesis, publicirte, welches ige
duch feine Echärfe mande Feinde machte. Ganz in daſſelbe
Benre gehören die Kerlerpoefieen des jetzigen Romanfchreiberd
Alexandre Pierre Barginet aus Grenoble (LTM).
an. denen jedoch auch fein Freund Magalon Antheil gehabt
Hatte?); fie würden gar feinen Erfolg gehabt haben, Hätte man
fih nicht für ihren Verfaſſer feiner Sade wegen (er war des
Carbonarismus verdächtig eingeferfert worden) intereſſitt, wm
Franzoͤſiſche Poefle. Satire. 289
Henri Augufe Barbier?) hat ihnen mit feiner von aͤchter Frei⸗
beitöbegeifterung dictirten Curee (1831) unbebingt den Rang abe
gelaufen und fi ale aͤchten Sohn ber Revolution gezeigt, ber
wenigftend den Muth Hatte, den damaligen Machthabern ins
Geſicht zu fagen, daß fie die Kaſtanien fih von ben braven
Münnen in der Bloufe aus dem Feuer hätten holen laffen
und ihnen nichts als die Schalen dafür gäben. Auch bie po⸗
litiſchen Satiren des Ueberſetzers der divina comedia Antony
Des champs?) zeichnen ſich durch Kraft und lebendige Berfl-
fication. aus, welches Letztere wenigſtens von ben beißenden Dich⸗
tungen Theophile Bautier’8°) nicht geſagt werden kann.
Sonſt find noch Viollet le Duc’), der in ſeiner nouvel
art poetique eine treffliche Apologie des eingeriſſenen ſchlechten
Geſchmacko in der modernen Franzoͤſiſchen Poefie gegeben hat,
and Henri de Latoucdet), der in feiner Academie denſel⸗
ben Zwed verfolgte, bier anzüführen. Was die eigentliche Volkes
poeſie anlangt, fo iſt biefe in neuefter Zeit nicht mehr wie früher
ſatiriſch zu nennen, fondern hat ein rein Inrifhes Clement ans
genommen, was zwar nit ganz von ben trefflihen Sachen Aug u⸗
Ain Babre’6?) gilt, wohl aber von denen des Friſeurs
Sacguou Sanfemin (d.h. Sacques Jasmin, geb.1797)
zu Agen’”), des Bäders zu Nismes Sean Reb oul!!) (geb. 1796),
eines ſupernaturaliſtiſchen Socialiſten und Anbeters Lamartine's,
der übrigens einen Styl ſchreibt, der weit uͤber feiner
Sphäre liegt, des Witrafocialiften Peyrotte') aus Clermont
P’hHeralt, eines Töpfers, und des fentimentaln Buchdruckers
DB egefippe Moreau'), fowie des Kattunfärbers Theodore
Lebreton") aus Rouen, der wie fein Anderer die Leiden ber
armm abrifarbeiter und die Schwelgerei ihrer Blutfauger zu
ſchildern verfieht. Munterer find die Lieder des Maurerd Charles
Boncy aus Toulon!’). Uebrigens iſt in der neueſten Zeit noch eine
ganz eigme Form der Satire Mode geworden, in Profa naͤm⸗
lich, wie fie fi uns in ben Außerfi witzigen fleinen Physiolo-
gies zeigt, worinnicht blos einzelne Fehler der Menſchheit, fondern
ganzer Klafien und Stände ebenfo fhonungslos als fein abge
malt werben und uns beöwegen weit mehr anziehen, als bie
trem Ramen mehr als Ehre machenden Guepes ded Romans
Beäh, Handbduch d. Litrrärgefgichte. TIL, 19
290 Sranzöfifche Poeſie. Satire.
ſchreibers Alphonſe Karr, eine Duodezmonatöſchrift, vor wel⸗
cher ſich der zwar auch ſcharfe, aber doch mehr heitere Charlvarl,
und, wenn auch weniger, bie Carricature auszeichnet. Den Uthe
gang zum Roman machen die trefflichen, auch ohne die geh.
reihen Illuſtrationen Grandville’s höochſt piquanten hi
moriſtiſchen, von einer Anzahl trefflider Genremaler entworfen
Scenes de la vie privee et politique des animauX und
Grandville's un autre monde, denen bald viele mehr oh
weriger gelungene Nachahmungen folgten,
4) Poesies. Paris 1807. 8, .
2) Poömes, odes, Epitres et Poesies diverses. Paris 16%. 8
3) Souvenirs po6tiques de denx prisonniers. Paris 1823. 8. (ut.
Mag. Nam.).
4) Jambes. Paris 1832. 8. (Deutſch als: Geißelhiebe für die gef
Nation, überf. v. Körfter. Quedlinb. 1832. 8.) TI Pianto. Paris 189. 8.
Lazare. ib. 1837. 8. Nouv. Satires, ib. 1840. 8. Rimes heroiques,
im Babel. 1840. T. Il. f. Planche in d. Rev. d. deux mond. 1837.
T, XI. II Ser.f. 31. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. p, 73 sq.
5) Trois satires politiques. Paris 1831. &.
6) ©. BL. f. d. Lit. d. A. 1838. p. 437 sq. St. Beuve Portr. 3.
Cont. T. IU. p. 251 sq.
7) Nouv. art. poetique. Paris 1809. 12.
8) Les classigues venges. Paris 1825.8. l’academie. Paris 15% 8
9) Recul d’avras patoisas. Mounpey2.1815. II. 8. Lou siöche de
Cadaroussa pou&ma patois, seguit d’aou sermoun de mouse St
stre, et d’aou Tresor de Substantioan ou l’Opera de Castelneoı;
coumedia patoisa. ib. s. a, 8. Ueb. ihn f. Dicuing in d. Revue %
Paris 1843. 26. Novbr. u. deLavalettein d.Me&m., dela soc. d’Aveyron:
T, Il. p. 326—332,
„. 40) Les papillotos. Agen 1835. 18. L’abuglo de Castel-Cnille.
ib. 1836. 8. |. a. Le Troubadour moderne ou Po&sies populaire de
nos provinces meridionales, trad. en frang. p. Cabrie. Paris 184. 8.
k a. Magaz. f. d. Lit. d. Ausl, 1844. nr. 107. 144, Blätt. f. d. Lit. d.
usl. 1837. nr. 61 aq.
11) Le dernier jour, poeme. Paris 1839. 1% Poesies. ib. 18%
12. f. Viatt. fi d. Lit, d. Aust. 1836. mr. 89 sq. 1840. nr. 48 sq-
12) Lou christ u. bie Klagen eines Ausfägigen b. Cabrie. Hier ſtehen
auch die niedlichen Kabeln von Gros (u. in f. Recueil de podsies pr
vengalos. Mars, 1763. 8.).
13) Le Myosotis, Poesies. Paris 1836. 12. Brux. 1837. 32, ſ. Bl.
f. d. eh. b. Außl. 1840. or. 71 sq.
14) Heures de repos d’un ouvrier. R . Ed. I. 1 8. 1.
Blaͤtt. f. d. Lit. d. Ausl, 1838. nr. 84 sq. onen *
15) Marines, Poesies. prec. d’une not. p, Ortolan. Paris 184.8.
Seanzöfifche Poeſie. Roman. 291
$. 604.
Wir find nun bis zum Ende ber Ueberſicht der eigent⸗
tihen Poeſie biefer Periode gelangt und Haben nur noch dem
Roman in den zwei Perloden von Ludwig XV. an bis auf
die neuefte Zeit zu beſprechen. Diefer zerfällt in dem der Ku
volution vorangehenden Zeitalter in zwei Elaffen, nämlich in den
eigentlichen Sitten» oder auch Bamilien-Roman und In den
philoſophiſch⸗politiſchen. Erfteren führt Alain Nene Leſageh
aus Earzeau (geb. 1668, gefl. 1747) ein, der fi früßzeitig
mit der Spaniſchen Literatur belannt gemadt hatte und bereits
1704—6 die Kortfegung de8 Don Quixote von Avellaneda
überfete, ohne damit ſonderliches Gluͤck zu maden. Dann gab
er jene ausgezeichnete Eritit aller Klafien der Geſellſchaft, den
Diable boiteux, eine Nahahmung des Diablo cojuelo des
Luis Velez de Guevara, heraus, weldhe aber das Original weit
übertrifft, worauf dann fein unfterbliher Gilblas (1715), jener
Hare Spiegel der Verirrungen des menfhlihen Herzens mit
feinen Schwächen und Lächerlichkeiten, folgte, den weder fein
Guzman d’Alfarache (nad) Aleman), nod fein Bachelier de
Salamanque, noch endlih fein Estevanille Gonzalez, sur-
nomme le gargon de bonne humeur (1734) irgendwie ers
reicht hat. Er warb dadurch der Schöpfer, ich will nicht fagen
des Branzöftfhen Schelmenromans, denn feine Helden find Im
Ganzen ziemlich gute Leute, aber doch der Abenteurergefchichten,
deren bekanntlich ſeitdem auch Deutfchland fo viele aufzuweiſen
hatte. Während aber Lefage ohne Zweifel in feinen Arbeiten
noch zu fehr von den Spantern abhängig blieb, müfjen wir den
Sttinroman Martvaur’8%), wie fih derſelbe in feinem
Paysan parvenu und feiner Marianne zeigt, offenbar für ein
Bert Acht Zranzöflfchen Geiſtes erfennn und bedauern nur,
daß er nur Schlechtes beobachten zu wollen fdeint, denn
edle Charactere find bei ihm faft gänzlich ausgeſchloſſen. Die
Sortfeßerin feiner Marianne, Madame Marie Jeanne Labo⸗
ras de Mezteres Riccobont’) aus Parts (1714—92),
fteht ihm auf feine Weiſe nad, übertrifft ihn eher noch an Eles
ganz und läßt ung In Ihrer eigenen Lebendgefhichte, den Lettres de
Fanny Buttler (1757), einen tiefen Bid in Ihr edles Herz
19
292 Franzoͤſiſche Poefie. Roman.
werfen. Der eigentliche Schöpfer des Franzoͤſtſchen Familien⸗
romand IR aber Prevot d'Exiles) aus Hesbin (1697-
1763), befin Manon Lescaut, troß bes im Sujet lie
genden Fehlers, ein Freudenmaͤdchen, das zwar fpäter ein Aw
gendſpiegel wird, zur Helbin eines Romans zu machen, wegen
des Reichthums der in ihr entwidelten Yhantafle umb eines
außerordentlihen Erfindungstalents Immer ein Meiſterſtuͤd bie
ben wird. Madame Graffigny’) aus Nancy (1694
1758) hat nur dur ihre Lettres Peruviennes ſich ein
bleibenden Ramen ertvorben und Boyer d’Argenfon, Marquis
de Paulmy aus Valenciennes (1722—1787) und Louis
de la Bergne, Graf du Treffan aus Mans (1705-
83) müffen hier wenigftens infofern eine Stelle finden, als
Beide, Erfterer in der von ihm gegründeten Bibliotheque des
romans und theilmeife auch in den Melanges tires d’une grande
bibliotheque (d. h. der feinigen, die jebt der bibliotheque de
V’Arsenal einverleibt if), Lebterer in feinen für bie obengenannit
Bibl. d. R. gemadten Auszügen aus den alten Ritterromanm
weſentlich thätig für bie Erhaltung der altfranzöfſiſchen KAomam
literatur gewefen find. Einer der fleißigſten Schriftfieller abe
im moralifhen Roman iſt Elarts de Florian‘) aus dl
rian (1755 — 94), deſſen Schäferromane im Spaniſchen Be
fhmade wir aber ſchon oben erwähnt haben, und deſſen Nums
Pompilius (1786), Tell, Elieser et Nephthali verunglüdt
Epopöden in Proſa find, die fi nicht einmal zur Lnterhaltung
für Kinder eignen, da fie ungemein langweilig find und hi
ſtens ganz kurze Zeit hindurch durd ihre blümelnde Sprache
befterhen Fönnen. Auch Gonzalve de Cordoue if fo wenig
der große Spaniſche Held, wie Numa ein Römer, ſondern nid
als ein füßlicher Franzoſe. Nur feine Leberfebung des Don
Quixote {fl claffifch zu nennen, denn fie iſt ganz Spaniſch lo⸗
cal gehalten, und ihr verdanft Florian allein feine Stellung in
ber Literatur, Was fein Theater anlangt, wo er dem KHarlefin
von Bergamo Franzoͤfiſche Kleider anzieht, fo IR es ebenfalls ziemlich
verunglüdt, denn man fieht es an ber trübfellgen Figur ded
armen Helden, wie ihn der alljuenge Rod überall brüdt und
fpannt, und wie er fih nad feinem Stidfledhabit zuruͤchehul.
Seanzöfifche Poeſte. Roman. 293
Weit beſſerer Kinderſchriftſteller iſt dagegen ber ſchon genannte
Berguin’), der von feiner Monatsfchrift, l’ami des enfants
mit Rechht den Ramen bat, wenn mir au Sean Nicolas
Bouttly’s®) aus Eordraye (1763— 1840) auch In Deutfchland
gern gelefene Erzählungen ihrem Zwecke noch beffer zu entfprechen fchet-
nen. Wie wenig Jean Francois Marmontel’sS aus Bort
(1733 —99)?) fogenannte Contes moraux dieſen Ramen eigentlich
verbienen, babe ich fon oben angebeutet; dagegen gehört fein
Belisaire (1767), wie befonbers feine durch ihre enblofen
Beſchreibungen und bombaflifgen Styl Tangweiligen Incas
(1777), worin er den Clerus als eine jedweden Haß verdie⸗
nende Klaſſe hinſtellt, bereitö unter die Zahl ber politiſchen Ten-
denzromane. Freilich tritt dieſelbe in Voltaire's mit ben
Waffen der Sophiſtik und der Sinnlichkeit ausgeruͤſteten Roma⸗
nm Zadig, Candide, Voyages de Scarmentado, Vision de
Babouc, Micromegas undIngenu nod mehr hervor, allein bei
Boltaire’s bekannter Perfönlichkeit haben fie weniger geſchadet,
während jene fi) viel mehr unter dem Dedimantel der Moral in bie
Familien einfhleihen, um dieſe ſelbſt völlig zu untergraben.
Welt gefährlider noch iR Rouffeau’s Nouvelle Helolse
geworden, die, von der literarifhen Seite genommen, ein voll
enbeies Kunftwert ift, von der moraliihen aber bei manchen
Vnwahrſcheinlichkeiten und einer falfhen Sentimentalität, befon-
ders durch die lockend geſchilderten Reize der Wolluſt geradeu
verworfen werden muß. Gin ganz anderes Buch iſt dagegen
Bernarbin de St. Pierre’s) aus Hayre de Grace
(1737—1814) Paul et Virginie, wo zwar auch das ſenti⸗
mentale Element überwiegt, aber die Characteriſtik dieſer
beiden reinen unſchuldigen Weſen fo gelungen und bie Darſtel⸗
tung ihrer Liebe mit ihrer reizenden Scenerie fo vortrefflih iſt,
daß es ſchwer fein türfte, etwas Aehnliches aufjufinden. Kann
man nun au nicht leugnen, daß Denis Diderot!!) aus
Langres (1712—83) in feiner (jedoch unvollendet gebliebenen)
Religieuse, worin er bie Bolgen ſchildert, welche ein erzwungenes
Kioßergeläbde nah fi zieht, ein außerorbentlihed Talent ents
widelt und burd die Innere Wahrheit unbedingt für feine Hel-
din einnimmt, fo IR dagegen fein Jacques le Fataliste, der
294 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman.
übrigens nicht einmal unterhaltend iR, leider das Product jened
Eynismus und Atheismus, unter deren Einfluſſe er die be
rühmte Encyclopedie, welche ein neuerer Gritifer etwas Rat
ein Babel d’impiets genannt hat, ſchrieb. Seine langwelligm
Bijoux indiscrets, deren ganze Pointe übrigens ziemlid albem
iR, führen ums zu dem philoſophiſch⸗ erotifchen Romane, der mar
durch den jüngen (Claude Mrosper Jolyot de Erw
bilton!) aus Paris (1707 — 77), wenn aud gerade niäl
in feinem mit großer Frechheit geichriebenen Sopha, das wenig
ſtens eine vernünftigere Baſis als die Bijoux indiscrets ht,
und dem Ecumoire: oder Tanzai et Neadarne, doch etwas de⸗
Iicater in feiner Nuit et le moment und le hasard du cois
de feu repräfentirt wird. Aus ihnen jedoch erhält man unbezweilel
von der durch alle Klaſſen der Geſellſchaft ſeit der Regeniſchaft verbre,
“teten Gifte der Ereigeifterel, Genußſucht und faden Müpiggangs
ein ebenſo wahres als abfhredendes Bild, Diefelbe I
denz nur mit viel gemeinerem Cynismus verfolgte der Badr
diuder Nicolas Edme Reſtif de la Bretonne) ou
Sacy bei Aurerre (1731 — 1806), der eine wahre Fluth von
fittenlofen Büchern, größtentheild aus Speculation, in die Bi
fichte und fi fpäter oft rühmte, die Revolution durch fem
Schandbuͤcher vorbereitet zu haben. Wir nennen darunter Is
feınme infidele, worin er vie Geſchichte feiner eigenen Frau—
einer wahren Mefialina, die fpäter von ihrem eigenen Sohne
ermordet ward, zu feiner eigenen Schande erzählt, les muits de
Paris, les filles du Palais- Royal und la semaine nocturse,
worin er aus eigener Erfahrung die Geheinmiſſe der Partie,
den fhändlihflen Orgien geweihten Spelunfen aufpdedt, und le
drame de la vie, worin er feine eigenen Schandthaten zufam
mengeflelt bat. Don Werth iſt dagegen, trotz ber darin vor
kommenden gemeinen Schilverungen, le paysan et la paysanat
pervertie, weil er darin mit der überzeugendfien Wahrheit nad
gewieſen bat, wie zwei völlig tugenvhafte Weſen nad und nad
durch den Vergnuͤgungsſtrudel der Hauptflabt bis zu ber unter:
Ren Stufe der Gemeinheit verderbt werden können. Sehe
Contemporaines entwerfen ein eben fo treues als ſchmerzliches
Bild von der fittlichen Gefuntenheit des weiblichen Geflecht?
Franzoͤfiſche Poeſie. Roman. | 295
in ben unten Etänben, und nur fein Vie de mon pere if
frei von allen Schladen der ihm anflebenden Gemeinheit und
mat, wie auch der moraliih Geſunkenſte gewifiermaßen ein
Vergnügen darin findet, Die Tugend und Sittenreinheit zu fdhiks
dern, bie er ſelbſt nicht beſißgt. Wie Reſtif ſich mehr mit ber
niederm Kaffe der Geſellſchaft befhäftigt, fo that dieß Cho⸗
berlo8 de Laclos!* aus Amims (1741—1803), einf
ker trene Geſellſchafter des ſchrecklichen Philipp Egalité, mit der
höheren, deren grengenlofe Niedertraͤchtigkeit, Gleichguͤltigkeit
gegen afle befferen Gefühle und Luſt am Schlechten er in feinen
Lisisons dangereuses mit erfchrediender Energie geſchildert hat,
dadurch zeigend, wie die Schreckenszeit eigentlich nur bie gerechte
Eirafe ihrer Schändlichfeit war, abgefehen freilich davon, daß
fe and die Befieren verſchlang. Darum If eigentlih das Las
fen des Buches vielleicht der Jugend fogar zu empfehlen, ge
wis aber, da «8 und das Lafer in feiner ſchrecklichſten
Gehalt vorhaͤlt, weniger gefährlich, als der berüdhtigte Faublas
Louvet de Gouvray’s.) aus Paris (L760— 97), wortn
die Liederlichleiten der damaligen Hofleute zwar ebenfalls treu ges
malt, aber mit einem fo reizenden Mantel verdeckt werden, daß
ofenbare Lafer höchfiend als Schwächen erfchelnn und ein
rihtönüpiger Roue als der Typus eines eleganten jungen
Bonnes der Jugend nicht zum Abſcheu, fondern, man möchte
fagen, zur Nachahmung hingelelt wird. Leider hat aber dieſe
Zei neh ganz andere Ausgeburten biefer Art hervorgebracht,
und man muß es zur Schande ber damaligen. vornehmen Ges
ſeiſchaft ſagen, es waren Perfonen aus den beflen Bamilien,
die es fih gawiffermaßen zur Ehre anrechneten, dergleichen Bü-
der zu verfafien, wie denn der befannte Miniftr Charles
Alerandre Ealonne!‘) aus Douay (1734—1802) befannts
id die berücdhtigte Felicia, Andre Robert Andrea de
Rerciat aus Diion (1739 — 1800) den ſcheußlichen Mon-
rose”), und der berühmte Alterthumsforſcher Graf von Caylu8'?)
aus Paris (1692 — 1749), der ja auh das ſchreckliche Luſi⸗
wiel le hordel fchreiben Tonnte, mehrere folder herrlicher Sa⸗
lenbücher hinterließ, um von Honore Gabriel Riquette's,
San von Mirabeau!?) aus Yon (1749—91) Rubicon,
296 Stanzöfifche Poeſie. Roman.
Erotiea-Biblion und Ma conversion gar nicht zu reden.
Dazu kommt noch, daß ein nicht widerlegtes Geruͤcht ging, es
habe in der Baſtille eine geheime Druderet für erotiide Bücher
exiſtirt und die Polizei habe ſelbſt damit Handel getrieben”).
Was half es dann, wenn man den Rriegecommiffär de Mon⸗
tignt in die Baſtille ſetzte, um ihn dort für feine Therese
philosophe?!), die übrigens wenigſtens das große Berbienft Hat,
die ſchaͤndlichen Berführungskünfte einer gewiſſen mit Recht alle
gemein verhaßten Prieſterkaſte offen an ben Pranger zu ſtellen,
büßen zu laſſen. Ja, es iſt erwieſen, daß eben jene Conver-
sion, ein treuer Spiegel der damals in den vornehmen Cirkeln
getriebenen Ausfchweifungen, von Mirabe au im Gefängniffe
zu Bincennes gefchrieben warb, und der fredlihe Donatien
Alphonfe Francois, Marquis de Sade aus Paris
(1740— 1814), den Napoleons Weisheit (1803) in dem
Irrenhauſe zu Charenton fein Leben befchließen hieß, während
man dieſes Ungeheuer eigentlih auf einer wüfen Infel dem
Hungertobe hätte preisgeben follen, ſchrieb In der Baſtille, wohin
ihn feine Graufamfeit gegen die Thellnehmerinnen feiner
Luͤſte gebraht (1784), bekanntlich die fheußlihen Büs
he”), 1a nouvelle Justine ou les malheurss de la
vertu, Juliette sa soeur, Aline et Valicour ı., welde unter
dem Titel der Oeuvres de Fr. de Sales, jenes heiligen Man⸗
nes, trotz des firengen gegen fle erlafienen Verbotes noch häufig
wiebergedrucdt worden find. Ste enthalten die Befchreibungen der wi⸗
dernatärlihfien und raffinirteſten Wolluſt und dabei diabolifcher
Stanfamfeit, denn die Benoffinnen feine Schaͤndlichkeiten läßt
der Held gewöhnlich zu Tode martern, und fle follen beweifen, daß
Gott, wenn er überhaupt exiſtire, fi doc niht um und kuͤm⸗
mere, und bie Tugend allein zu leidenhabe, das Lafer auf Erben
Immer triumphire. Uebrigens erſchienen zu Ende dieſes Ab⸗
ſchnitts mehrere erotifhe Romane, die abſichtlich geſchrieben wurs
den, um bie Aufführung der Marie Antoinette zu verbädtigen,
3. ®. le cadran de la volupte ou les aventures de Che
rubin (Paris s, a, 18.), worin ganz offen erzählt wirh, wels
hen Orgien fi fowohl die Königin, die freilich nicht genannt
wird, und die Fürflin Polignac, beſonders unter der Leitung
Caglioſtro's, hingegeben haben follten.
Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 297
1) ©. Scott, Misc. Works. T. III. (ed. Paris) p.209 sq. Edinb.
Rev. T. X. p. 137 sq. Oeuvres choisies. Amsterd. (Paris) 1783,
XV. 8. Paris 1811. XVI. 8. 1821. XII. 8. Hist. de Gil Blas
de Santillane. Paris 1713. IV. 12. rev. 'et corr. ib. 1747. IV.
12. av. un disc. prel. p. Fr. de Neufchatean. ib. 1319. 1825. IH. 8.
1925. 1829. IV. 32. (f. 3. A. Llorente, Obs. cr. s. le rom. de 6. B.:
on y tait voir, que 6. B. n’est pas un ouvrage original, mais un
demembrement des aventures du Rachelier de Sal. man, espagnol
encore inedit. Paris 1822. 8. F. Srancefon, Ueb. d. Rom. G. Bl.
Berl. 1823. 8.) Ueberſ. Werke her. v. G. Waliroth. Stuttg. 1839 — 40.
Xi. 16. Gilblas a. db. Franz. v. W. Chr. ©. Mylius. Berl, 1779.
1800. VI. 8. v. Fink, m. Slufte. Pforzy. u. Stuttg. 1839. 1843. 4. D
hinkende Teufel überf. v. Heß. Wien 1802. 8. v. Fink m. JIlluſtr. Pforzh.
1841. 4. 1883. V. 16. D. Baccalaureus v. Salamanca üb. v. Jünger.
Bien 1802. 8. Guzman d’Alfarache, überf. v. Gleich. Berl. 1828. IV. 16.
2) Oeuvres. Paris 1781. XII. 8. av. une not. hist. et d. not. p.
Daviquet. ib. 1825—30. X. 8. Le paysan parvenu. ib.1735.1V. 12,
Aus;. ind. Bibl. d. Rom. 1780. Aott p. 97 aq.) Telemaque travesti.
Parıs 1734. 8. (Xusz. B. d. R.1775. Aotit p. 24 aq. Novbr. p. 205 sq«
3) Lettres de Mil. Juliette Katesby & Mil. Henriette Campley,
son amie. Paris 1765. 12, Lettres de Mistr. Fanny Butler & Mil.
Ch. Alfr. de Caitombridge. ib. 1756. 12. Histoire de M. le marg, de
Cressy. ib. 1758. 12. Hist. de M. Jenny Revel. ib. 1762. 11. 12. Hist.
d’Adelaide Dammartin, comt. de Sancerre. ib. 1766. If. 12. Lettres
d'Elisabeth Sophie de Vallière. ib. 1772. Il. 12. Lettres de M. Ri-
vers & S. Ch. Cardignan, ib, 1776. IL 17. Histoire d’Ernestine.
ib. 1798. U. (ihr beft. 8.)
4) ©. Dunlop. T. III. p. 310 sq. St. Beuve Portr. litt. T. T.
a sq. Oeuvres choisies. Paris 1/83. 1811. XXXIX. 8. Hist. d.
Cleveland, fils natarel d. Cromwell ou le phil. Anglais. Paris
1732. IV. 12. (Deutfh v. Nelly. 2pzg. 1832. II. 8.) L’hist. du cheva-
lier Desgrieux et de Manon l,escaut, zuerft ald T. I. d. Mem. et
Avent. d’un homme de qualite. Paris 1732. VIII. 12. (Deutſch Lpzg.
1763. IV. 8. v. Hagemeiſter. Berl 1792. 8. v. Feuerbach. Grlang. 1834.
16. v. Bülow. £pzg. 1842. 8.) Le doyen de Killerine. Paris 1732—
35. VI. 12. (Deutfd. Berl. 1782. II. 8.) .
5) Lettres d’une Pernvienne. Paris 1747. 12. (anonym.).
6) Gonz. de Cord. Deutih v. ©. Baur. Berl. 1793. II. 8. Novell.
überf. v. Meisner. Ppzg. 1786. 8. Numa Pomp. üb. v. Weinzierl, Münd.
1803. TI. 8.0. Gleich. Epıg. 1826. 8. Wild. Tell, a. d. Franz. v. Schnee
mann. vale 1825. 8. v. Kaaker. Aachen 1834. 12. v. Günther. Jena
3
N ©. Dussaulx T. III. p. 544. Um bei.f.L’ami del’adolescence,
le petit Grandisson, Sandford et Merton etc. -
8) Conseils Ama fille. Paris 1811. II. 12. Les jeunes femmes, Paris
1819. II. 12. Contes à ma fille. ib. 1809. II. 12. Contes aux enfants
de France. ib. 1825—26. II. 12. Les mtres de famille. ib. 1825. I.
12, Les encouragements de la jeunesse. ib, 1814. 12.
9) Oeuvres. Paris 1787—1806. XXXII. 8. ib. 1818—19. XVII.
8. 1819—20. VII. 8. Oeuvr. chois, ib. 1824—77. XII. 8. Belisaire.
ib. 1767. 8. Les Incas. ib. 1717. II. 8. (Deutfh v. Bode. Frkft. 1783.
u. 8.) Ueb, f. mor. prof. Erz. f. ob. b. d. poet. Erzähl. p. 256.
298 Sranzöftfche Poefie. Roman.
10) S. Dussaulx Ann. Aitt. T. IV. p. 270 sq. 518 sq. St.Beuve,
Porir. litt. T. II. p. 104 sq. Oeuvr, compl, Peris 1817—20. XII. 8.
ib. 1820. XIX. 18. 1826. XII. 8. 1830. XII. 8. 1833. II. 8. Paul et
Virginie. Paris 1789. 18. (a. d. Stanz. v.. Reinhard. Riga 1789. 8. v.
Reicheneder. Frankf. 1827. 12. v. Blei. ebd. 1820. 8. v. Chr. G. M.
Janj. Lpzg. 1840. 4. u. bie Indifhe Hütte üb. v. Fink. Pforzh. u. Stuttg.
1842. m. IU. 4. v. Elsner. St. Gallen 1843. 8. v. Kaiſer. Epıg. 1844. 8.
La chaumitre Indienne. Paris 1791. 18. f. a. P. L. Lemontey, Et.
litt, s. la part. hist. de P. et Virg. Paris 1823. 8. A. Martin, Cor-
resp. de B. de St. P. av. d. rem. s. la vie et a. ouvr. de laut. ib.
1826. IV. 8. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 64.
11) ©. Hirſching. Bd. II 1.p. 7 sq. Raumer in d. Abh. d. Berl
He. vd. W. 1845. oil. Ph. Kl. p- 2753 —289. Mag. f. d. Lit. d. Ausl.
1846. nr. 111 — 114. Genin in der Revue Independ. 1846. T. II. p.
187. 272 sq. Oeuvres. Paris 1798. XV. 8. Berl. 1818— 19. VII.
8. Paris 1821. XXII. 8. Memoires, correspondance et ouvr. inedits
de D. av. d. mem. s. Did. p. mad. de Vaudeuil sa fille. Paris 18%
—31. IV. 8. Jacques le Fataliste. Paris 1796. I. 8. (Deutih v. My:
us. Berl. 1782. II. 8.) La religieuse. ib. 1796. II. 8. 1799, Ed. III.
ır. 8. [hier iſt ein Schl. v. fr. B.] (deutfh v. Cramer. Riga 1797. 8.)
Les bijoux indiscrets. Paris 1748. II. 1797. 12. AuMonomotapa s.a.
12. L’Hymen, reformateur des abus des Mariages. Paris 1756, 12.
Contes et pouvelles. ib. 1773. 12. Les deux amis de Bourbonne.
ib, 1822. 12.
12) S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1835. Grimm. Correſp. I. p. 446 sq.
— Oeuvres. Londr. 1777. VII. 12. Le Sylpbe. Paris 1730. 12. Tan-
zai et Neadarne (Ed. Pr. ald: L’&ecumoire. Paris 1734. Londr. 1735.
U. 12.) Pekin. 1740. 12. Paris 1756. II. 18. Ah quel conte. ib.1751.
IV. 12. Brux. 1755. VII. 8. (m. db. vor. üb. in: Greb. vorz. W. a. b.
. v. Mylius. Berl. 1782—86. III. 8.) Le Sopha. & laHaye. 1742. II.
. Paris 1743. Pekin 1749. II. 12. (Deutſch v. Safanova. Epzg. 1833. 8.
Nachahm. I,e canape couleur de feu. Londr. 1745. 8. Les amours de
Zeo — Kinizal, roi de Cofirans. Amst, 1746, 8. (Anagramm für
Louis XV., roi des Frangais). La nuit et le moment. ib. 1755. 12.
Londr. 1756. 12. Les heureux orphelins. Hist. im. de l’angl. Paris
1754. Brux. 1755. IV. 12. Les egarements du coeur et de l’esprit,
ib. 1726. 12. à la Haye 1739. 12. Le cabinet de la belle Nina. Pa-
ris 1797. 12.
13) Monsieur Nicolas ou le coeur humain devoile. Paris 17%—
97. XVI. 12. La femme infid£le. Paris 1788. IV. 12. Les nuits de
Paris ou le spectateur moderne. Paris 1788—91. XV. 12. Les filles
du Palais Royal. ib. 1789. II. 12. La semaine nocturne. ib. eod. 12.
Le menage Parisien. ib. 1773. II. 12. Le paysan perverti ou les
dangers de la ville. ib, 1776. IV. 12. La paysanne pervertie. ib.
1776. IV. 12. (Deutfh v. Nenke. Gera 1789. I. 8.0.8. £&. W. Moe.
Riga 1785. 8.) Les contemporaines ou aventures des plus jolies
femmes de l’äge present. Paris 1780 sq. XLII. 12. (Deut v. Mylius.
Berl. 178185. I—XI. 8.) Histöire des campagnes de Marie ou Epi-
sode de la vie d’une jolie femme. Paris 1811. III. 8. Lavie demou
pere. ib. 1778 II. 12.
14) Les liaisons dangereuses. Paris 1782. IV. 12. ib. 1833—34.
IV. 12. u. öft. Deutſch v. &. F. v. Bonin. Lpzg. 1783. 8. Frkft. a. d. D.
19. I 8. umgearb, v. Marie (v. Steigentefh). Gieß. 1812. Darmſt.
1 ® ® .
Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 209
15) Une année de la vie du chevalier de Faublas. Paris 1707.
Y. Six semaines de la vie du ch. de F. ib. 1788. VIII. u. Fin des
amours du ch. de F. ib. 1790. VI. 12. Zuſ. Ed. IH. ib. 1797. IV. 8.
ib. 1844. 8. u. oͤft. (Deutfch v. Wieland, mit e. Vorr. v. A. v. Kogebue.
Ypig. 1805—10. IT. 8. v. Elsner vollft. üb. u. m. Nachr. üb, db. Leb. d.
Berf. verfeh. Rotweil 1837. IV. 8.)
16) Felicia ou mes Fredaines. Paris 1784. II. 18. s. a. II. 12.
1784. IV. 12. Aınst. 1786.11. 12. Londr. s. a, IV. 12. [Deutfh in d..
Priapeifchen Romanen. Rom (Berl. 1791—97) Bd. III.)
47) Monrose ou le libertin per fatalite. Londr. 1788. IV. 12.
Paris 179. T. IV. 12. (Bortf. d. Felicia),
18) Oenvres badines completes. Paris 1487. XII. 8. Le Bordel
oa le J... F... puni; com. en prose, en trois actes, s. I. 1736. 8.
Ancona 1747. 8.-(f. Barbier, Dict. d. ouvr. anon. T. I. p. 138.)
Les confidences reci roqnes ou anecdotes de la societ6 de la comt.
de B. Londr. 1779. V. 12. Les dcosseuses ou les oeufls de Päquen.
Troyes 1739. 12. Histoire d’une comedienne. Londr. (Paris) 1781.
18. manteaux. & la Haye 1746. 8. Londr. 1775. 12. Nocrion,
conte allobroge. 8. 1. (Paris) 1747. 12, Les soirdes du bois deBau-
logne, à la Haye (Paris) 1742. Il. 12.
19) Erotica biblion. Roıne 1783. 8. Le libertin de qualit& ou
confidences d’un prisonnier au chälteau de Vincennes. Haınb. 1784.
8. Paris an IV. 12. ib. 1796. 18. (a. u. d. X. MaConversion. Londr.
1783. 8. Stambul. eod. 12.) — Le Rubicon. 8. 1. 1789. 8. (wird de
Kerfaint zugefhr.)
20) ©. Manuel, La police de Paris devoilde. (Paris an II.)
T. I. p. 23 sq.
21) Theröse philosophe ou me«moires pour servir & T’histoire
de D. Dirrag et de Mille. Eradicee. à la Haye s. a. (1748.) IT. 8.
Cosstantinöple 17000. 12. Londr. s. a. 12. ib. 1785. 12. s. 1. 1797. 18.
Paris 1829. 12. Brux. 1830. 12, u. dft. (nah And. war db. Marquis
d’Argens der Verf. u. d. Graf Caylus hatte bie Bilder dazu erfunden f.
ier, Dict. d. anon. T. III. p. 322. Dagegen erſchien L’antitherdse
ou 3uliette philosophe. à la Haye, 1750. 8. u. Iulie philosophe ou
le bon patriote. s. 1. 1797. II. 12.)
22) &. Revue retrosp. 1833. T. I. nr. 5. Aline et Yalicour ou
le Roman philosophe, ecrit à la bastille un an avant la revolu-
tion. Paris 1795. VIII, 18. Justine ou les malheurs de la vertu. En
Hollande 1791. 11. 8. Juliette ou la Suite de Justine. s. l. 1796. 8.
1797. IV. 18. La nouvelle Justine ou les ınalheurs de la vertu, sui-
vie de l’hist. de Juliette sa soeur. en Holl. 1797. VI. (X.).12. (a. d.
Chmustit. fleht: Oeuvres de Fr. de Sales.).
$. 605.
Wir können, che wir zur Gefchichte ded modernen Romans
fortgeben, den Sethos des Nbbe Jean Terraffon aus yon
(1670— 1750) nit unerwähnt laflen, da berfelbe durch feine
Auffcplüffe über die fogenannten Aegyptiſchen Myſterien befons
300 Sranzöfifche Poeſie. Roman.
ders in der Geſchichte der Freimaurerei feiner Zeit viel Sput
angerichtet hat!), obwohl er nichts weiter if als eine Nach⸗
ahmung ded langweiligen Telemaque des Francois de Sa:
lignac de la Mothe Fenelon?) aus Fenelon (1651—
1715), eines durch feinen Styl, der allerdings faſt epiſches
Eolorit hat, biendenden Buches, das fih aber eben fo wenig
zur Lecture der Jugend eignet, ald mandje Jugendfchriften, mit
denen jet der Büchermarft überfhiwemmt wird. Ein weit ge
lungeneres PhantafleKüd iſt dagegen Cazotte“s Diable amou-
reux°), denn ſeine Heldin Biondetia vereinigt wirklich alle
Kuͤnſte der Verfuͤhrung dermaßen in ſich, daß ein Weib von dieſer
Art wirflih ein Heiner Teufel fein muß. Indeſſen gebietet une
jest der beichränfte Raum, den zweitn Abſchnitt vorzunehmen,
der eigentlich zwei Klafien von Arbeiten, nämlich die von rein morals
iſcher und die politifch»unmoralifher Tendenz umfaßt. Die leßtere
©attung hat In neuerer Zeit befonders durch den Mann, der viele
Mängel des focialen Lebens und im Ganzen auch nicht geradezu
verwerflihe Mittel angegeben bat, um die Ungleichheit im
der Bertheilung der menfchlihen Güter irgendwie erfeben zu
können, durch Eugene Sue, einen Bertreter erhalten. Wir bes
ginnen jedoch hier mit der entgegengefegten Schule, welche vorzüg.
(ih von einigen Damen, die beſonders auch als Jugendſchrift⸗
ftellerinnen zu empfehlen find, aufrecht gehalten wurde. An ihrer
Spitze ſteht die einftige Erzieherin des jetzigen Könige von
Franfrih Madame Stephanie F. Ducref de St. Au.
bin, Oräfin de Genlis (1746 — 1830) aus Champrere,
der man leider mit Recht allzugroße Fruchtbarkeit vorgeworfen
hat, odgleih einige ihrer Arbeiten, 3. B. Adele et Theodore,
Mademoiselle de Clermont, la duchesse de Valliere, le
siege de la Rochelle, les petits &migres und les veillees
du chäteau, nicht ohne Verdienſt find, und ihre Diners du ba-
ron de Holbach, worin fie mit großem Geſchick die bedeutendſten
Feinde des Throne und der Kirche aus der Revolutionszelt redend ein⸗
führt und fie mit ihren eigenen in ihren Schriften niebergelegten
Marximen ſchlaͤgt, find eine Außerft gelungene Satire auf diefe ſchlechte
Geſellſchaft und ein ehrenvolles Zeuqniß für ihre eigene gute
Geſinnung“). Nicht unbeliebt find die Romane der früheren
J
Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 301
Schaufpielerin Julie Candeilles) aus Paris (1767—
1834), ſowie einige der ſchon genannten Fuͤrſtin Salm⸗Diyck),
wenn ſie auch nicht mit dem bleibenden Erfolge der allerdings
der Jugend nicht geradezu zu empfehlenden Liebesgeſchichten ber
Madame Marie Zofephine Rikeau Eottin?) aus Tons
neins (1773 — 1807), unter denen ich beſonders die Eixiles
en Siberie und Malvina hervorhebe, zu vergleichen find. Beſſer,
wiewohl bin und wieder etwas zu fentimental, find die Romane
der Adele Filleul Madame de Souza (früher verehelichten
de Flahaut), befonderd Adele de Senanges, worin fie ihre
in einem Pariſer Klofler verlebte Jugend fhildert, Charles et
Marie und Eugene et Mathilde, in weldem lebteren Buche fie
Die Schredinifie. der Revolutionszeit als Augenzeugin ſchildert?). Ins
deſſen übertrifft, um von andern Schriftielleeinnen, wie der Guſe⸗
nard, Montolieu x. zu ſchweigen, alle biefe Leihungen in
hohem Grade Anne Louiſe Germaine Reder, Baronin
de Stasl⸗Holſtein aus Paris (1766—1817)°), der bes
fanntlih ihr Vaterland auch feine nähere Bekanntſchaft mit
Deutſchlands Literatur verdankt (W’Allemagne 1813). Schon
ald Kind hatte fie dur ihre wisigen Antworten im Salon
ihrer Mutter die beflen Köpfe jmer Zeit in Bewunderung ver-
fegt, und als fie (1787) mit ihren Briefen über Rouffeau
bervorirat, zog fle alle Blicke auf fi. Leider miſchte fie fig
bad in yolitifhe Händel, und aud ihr moraliſcher Lebens»
wandel war nicht der befle, fo daß Riemand fi wunderte, ale
fie (1802) in ihrer Delphine ganz In dem Sinne Rouffeau’s
der Sittenlofigfeit und dem Selbfimord dad Wort redete, obne,
wie jener es in feiner Heloise thut, wenigſtens noch der reuigen
Beſſerung Plab zu laſſen. Mittlerweile hatte fie dem gebieter-
iſchen Willen Napoleon's, dem fie mit Recht mißfallen hatte,
weichen und ſich zu einer längeren Reife nach Deutfchland, wo
fe mit Goethe bekannt ward, und nah Italien entfchließen müflen,
welches letztere bei ihr die Corinne (1807), die fie nad ber
Improviſatrice Corilla (+ 1805 In Bologna) gezeichnet haben
fol, als Frucht feiner Eindrücke hervorbrachte, ein Buch, das
fiher eind der beften fl, welches je aus der Feder einer Frau
geflofien if, um fo mehr, ala es trotz des etwas zweibeutigen
302 Franzoͤſiſche Poeſie. Nomen.
Characters feiner Heldin nicht unmoraliſch genannt werden kann.
Ihre fpäteren Schriften, beſonders die über die Franzoͤſiſche Ne
volution, und ihre Apologie der Englifhen Zufände find ſchwach.
And die Romane der beiden Braun Guizot's, der Baus
line de Meulan (1773—1827) und der Eliza Dillon
(1804—1833)'%), find durch die in ihnen liegende gefunbe
Moral befonders empfehlenswerth; Erflere aber if durch ihr claf-
fiihes Werk über die häusliche Erziehung für die Literatur noch
auf andere Weife wichtig geworden. ine mehr large Moral
findet fi in den verfhiedenen Romanen der Madame Sophie
®ay!!), geb. Lavalette aus Paris (1776), befonders in
Anatole und un maringe sous lempire, wie denn
auch die an fi mit vielem Gefühl gefchriebenen Romane ber
Herzogin de Duras (1779 —1829)7) aus Brefl, Ourika
und Edouard, dur die in ihnen ausgeführte falſch philanihro⸗
pifche Idee von der Ungleichheit der Lebensverhältnifie und bes
dadurch bedingten Unglüde einzelner Individuen, ohne e8 zu wollen,
der Moral fhaden. Gewiſſermaßen auf der Iehten Örenze nad der
unmoralifden Seite bin flehen die neueren Romane der Gräfin
Dafb”) Leider iR aber ein ausgezeichnetes Talent durch
ſchlechte Grundfäge zum Verfechter der gottlofeflen Emancipations⸗
ideen und zum Anfläger der ſocialen Snflitutlonen und des von Gott
eingefegten Ehebundes geworben, ich meine nämlich die Baronin
Dudevant, geborne Aurora Dupin (1804), welde ihre
verberblihen, durch das füße Gift der in ihnen liegenden Bew
führung zu einem allgemeinen Autodafe zu verdammenden Bücher
unter dem Kamen George Sand") feit 1832 in bie
Welt gefhleudert und troß des nicht zu verkennenden gu⸗
ten Zwecks, mancherlei Mängel des forlalen Lebende ab
Rellen zu wollen, durch gänzlihe Nichtachtung der gefells
fhaftlihen Bormen fehr viel Boͤſes angerichtet bat. She
Debut machte fie mit der Indiana, und dann ließ fie eine An-
zahl anderer Apologieen des Ehebruchs und des Selbſtmords
ganz nad den Grundfägen des Gt.» Simontemus folgen, unter
denen Lelia (1833), das Ronplusultra aller mögliden Ver⸗
bredien, zugleih au den Moraft der Suͤndhaftigkeit, In ber fie
ſelbſt zu leben ſcheint, von feiner truͤgeriſchen Mooodecke befreit und ofe
Sranzöfifche Poeſie. Roman. 303
fen zur Radfolge einladet. Ganz in vdemfelben Sinne find
alle ihre folgenden Bücher geſchrieben, jevoh muß man benfel«
ben, von der wiſſenſchaftlichen Seite betrachtet, eine fehr Hohe
Stelle in der Literatur einräumen und zugeflehen, daß fie uns
bedingt daS bedeutendſte Genie unter allen Franzoͤſiſchen Romans
ſchreibern befigt und ihren Werfen nur die Außere Form fehlt,
um zu den bebeutendften Inrifchen Epopden gezählt werben zu
fönnen, denn Alles if bei ihr Poeſie, und ihre Wuffafiung der
fleinften pſychologiſchen Ruancen it unübertrefflih zu nennen.
Leider Tann fh Madame Charles Reybaud, die früher uns
ter dem Pfendonym Henriette D’Arnaud’°) ſchrieb, nur an
Lebendigkeit der Darfiellung mit ihr meflen, und darum hat
fie ihr troß ihres fonft gar nicht geringen Talents und ihrer
moralifchen Reinheit keinen intrag thun können, wie denn das
Laer uns immer reizender ald bie Tugend erfcheinen wird,
1) Sethos, histoire on vie tirde des monuments-anecdotes de
Fandenne Egypte, trad. d’un ms. grec. Paris 1731. III. 12. 1767.
IL 12. an Il. (1794.) 11. 8. 1813. VI. 8. u. öft. Deutfch. Brest. 1777.
£pig. 1794. II. 8. Uebr. ift Mozarts Zauberflöte dar, gen. f. Kloß Bibl. d.
Freimaur. Irkft. a. M. 1844. 8. p. 295. ;
2) Le diable amoureux. Paris 1772. 8. u. Öft. Deutfh: Der vers
liebte Zeufel u. db. Lord a. db. Gtegreife. Lpzg. 1838. 8. Ausz. in d. Bibl.
d. Rom. an ]. T. VII. p. 172 sq.
3) ©. Querbeuf, Vie d. J., Paris 1787. 8. Vie nouvelle. ib. 1788.
8. Hist. de la vie et d. ouvr. de F. Amst. 1727. 8. Nouvelle hist.
de F. publ. d’apr. s. ordre. ä la Haye 1747. 8. 8. £.v. Bauflet, Les
bensgefh. F. n. Drig. Handſchr. a. d. Kran, (Paris 1809. III. 8.) v. Ms,
Tor. Wärzb. 1811. 8. de laHarpe, El. d.F. Paris 1771. 8. Beuchot,
Not. s. F. Paris 1829. 8. Yillemain, Mel. T. I. p. 376 yi Lardner,
T. 1. p. 329 sq. Nisard in db. Rev. d. deux mond. 1846. T. XIII.
p. %65—1006. Oeuvres, publ. d’apr. les mss. orig. et les dd. 1. pl.
corr. Paris 182024. XXI. 8. ( azu Correspondance de F. publ. p-
la prem. f. p. Caron. Paris 1827—29. XI.8. Hist. d. F. comp. s. l.
mss. orig. p. I. card. de Bausset. Ed. III. Versaill. 1817. IV. 8. u.
Suppl. aux hist. de Bossuet et d. F. p- M. de Bausset, p. Tabaraud.
Paris 1822. 8.) Besancon 1834. XXVIl. 8. prec. d’etad. s. sa vie p.
Aime Martin. Paris 1835. (1838.) II. 4. av. une not. p. Villemain.
ib. 1825. VI. 8. — Suite du quatriöme livre de l’Odyssee d’Hom£re
ou les avantures de Télémaque, fils d’Ulyase. Paris 1699. 12. (anos
nym) Les avantures de Tel. p. de la Mothe Fenelon. Paris 1717.
Il. 12. av. d. rem. Rotterd, 1719. 1725. Amst. 1725. 12. Londr. 1719,
N. 12. av. d. not. Paris 1730. 4. Amst. 1734. 4. eor, d. imitat. d.
ane. de la vie de l’aut. etc. p. D. Durand. Londr. 1745. 8. Paris
1:83, 1X. 4. 1785. II. 4 enr. d. var. d. not. cr.; et de l’hist. d. dir.
€tnd. de ce livre p. Bosquillon. ib. an VII. (1799.) IL. 18. enr. d’une
net. p. Feletz, de rel. s. Tel. d. var. etc. ib. 1810. II. 4. coll. ». 1.
mas. augm. d. var, p. Adry. üb. 1811. II. 8. Parme 1812, I. fol.
304 Sranzöfifche Poeſie. Roman.
suiv. d. avent. d’Aristonous. préc. d’une not. p. Villemain. Paris
1824. II. 8. p. la prem. f. conf. au ms. autogr. Paris 1824. II. 8.
av. d. not. crit, et geogr. P: Boissonnade,. Paris 1824. II. 8. Lyon
1829. IL. 8. ‚Teldmague yglotte. Paris 1837. 4. (Aus;. in d. Bibi,
d. R. 1775. Sepibr. T. ıv. p- 5 sq. — Ueb. Marivauzs’s Traveſtie
ſ. ob. p. 307. ©onft erſchien noch dageg. Le Telemaque spirituel. Paris
169. 8.) Deutfh m. Anm, v. eigen. Aachen 1832. 1837. 8. v. Fink.
Stuttg. 1839. 16. G. Q Mag. f. d. Litt. d. A. 1840. nr. 155. 1845. nr. 111.
4) ©. L. de Sevelinges, Mad. de G. en miniature ou abr. cr.
de s. mem, Paris 1826. 8. Mag. f. b. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 65. 105.
— Adele et Theodore. Paris 1782. III. 8. Les veillees du chäteau,
ib. 1784. Ill. 8. Contes moraux et nouvelles. ib. 1802—3. VI. 12.
La duchesse de la Valliere. ib. 1804. II. 12. Les chevaliers du cygne
ou la cour de Charlemagne. ib. 1795. III. 8. Les m£res rivales ou
lacalomnie. ib. 1800. IV.8. Alphonsine ou la ’Tendresse maternelle.
ib. 18C6. II. 8. Le Siege dela Rochelle. ib. 1808. 8. Belisaire. ib.
1803. 8. Alphonse ou le fils naturel. ib. 1809, 11.12. Madem. de la
Fayette ou le siecle de Louis XIII. ib, 1813. 11. 12: Les Parvenus.
ib. 1819. II. 8. Ther«sina. ib. 1826. 12. Laurette et Julia. ib. 1836.
8. Athenais. ib, 1832. 18. Ueber f. Klein. Rom. u. Erzähl. a. d. Sr.
v. Th. Hell. Spag. 1817—20. XVI. 8. Geſch. de. H. de la Val. ebd. 1804.
II. 8. Thereſina. Queblinb. 1828. 8. & v. La Fayette. Lpzg. 1810. II. 8.
lphonfine. Epzg. 1806. III. 8. Mor. Nov. u. Erz. Hamb. 1803-6. V. 8.
5) Lydie ou les mariages manqués. Paris 1819. II. 12. Blanche
d’Evreux on le prisonnier de Gisors. ib. 1823. II. 12. Agnds de
France. ib. 1821. III. 12. Bathilde, reine de Frauce. ib. 1814. II. 8.
Gene&vitve ou le hameau. ib. 1822, 12.
6) Vingt-quatre heures d’ane femme sensible. Phris 1824. 8.
Ed. III. ib. 1837. 8.
N) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 65. 1841. nr. 106. Oeurvr.
Paris 1800. 1817. 1820. V. 8. Claire d’Albe. Paris 1799. 12. Malvinas.
ib. 1801. IV. 12. (Deutſch. Srkft. 1825. In. 12.) Amelie de Mansfield.
ib. 1804. III. 12. Mathilde. ib. 1805. VI. 12. (Deutic, Gölln. 1805. 12.
epzg. 1806—7. IV. 8) Elisabeih ou les exil&eg en Siberie. ib. 14806.
12. (Deutfch. Epzg. 1808. 8. Stuttg. 1839. 12. Grefelb 1843. 12.)
8) S. Mag. f. d. Lit. b. Ausl 1837. nr. 65. St. Beuve Portr. d.
femmes. p 22 sq. Adele de Senange ou lettres de Lord Sydenham.
Paris 179. 8. (Deutſch. Stuttg. 1795. 8.) Charles et Marie. ib. 1802.
12. Eugene de Rothelin. ib. 1808. I, 12. (Deutfch. Hamb. 1808. 1823.
II. 8 ) Eugenie et Mathilde. ib. 1811. IT. 12. La comtesse de Targy.
ib. 1822. IV. 12. (&pzg. 1823. II. 8.) Mad. de Tournon. ib. 18%. Il.
12. Emilie et Alphonse. ib. 1799, III. 12.
9) ©. Mag.f.b. Lit. d. Aust, 1832. nr. 77.1835. nr. 113. 1836. nr. 150,
1837. ur. 63. 1842. nr. 101. 1846.22. 3eitgenoff. V. Abth. 2 St. p. 1sg.
Necker de Saussure s. le charact. et l. ecrits de M. de St. Paris
1809. 8. Deutſch v. Seteget. Gtraßb. 1820 8. Lardner T.II. p. 296 sq.
St. Beuve a. a. D. p. sq. Delphine. Paris 1803. IV. 12. 1830. III.
8. (Deutſch v. Stampeel. Berl. 18054. V. 8. v. Gleich. Lpzg. 1829. LM.
8.) Corinne ou I’Italie. Paris 1807. III. 12. Ed. XV. Paris 1838. 8.
(Deutih v. D. Schlegel. Berl. 1807. 1822. IV. 8. v. Gleich. Lpıg. 1827. TV.
8.) Deutſchland. a. d. Franz. Berl, 1814, III. 8.
%
Franz oͤfiſche Poeſie. Roman. 206
10) ©. St. Benve,Portr. d. femın. p. 186 2q. Bl. f. b. eit. d. Aust.
123. p. 151 sq. Les contradictions. Paris 1799. 12. La chapelle
d’Ayton. ib. 17%. V. 12. L’ecolier ou Raoul et Victor. ib. 1821.
IV. ı2. Une famille, ib. 1823. 11. 12. — Essais. Paris. 1833. 8.
11) Leonie de Montbreuse. Paris 1803. II. 12. Anatole. ib, 1815,
12. Un marıage sons l’einpire, ib. 1832. I. 8. Souvenirs d’une vieille
temme. ib. 1834. 8. La duchesse Je Chäteauroux. ib. 1834. II. 8.
La comtesse d’£gmont. ib. 1846. Il. 8.
1) ©. St. Beure a. a. D. p. 41 sq. Ourika. Paris 1824. 8,
(Deutfh. Zrantf. 1824. 16.) Edoward. ib. 1825. 12. (Deutſch. Straßb.
18:5. 12. Getha 18%. 12.)
13) Le jen de la reine. Brux. 1836. II. 12. Mad. Lonise de
France. ıb. 1840. Mad. de la Sabliere. ib. 1840. La mariuise de
Parabere. ib. 1842. II. 13. Les bals masques. ib. 1812. II, Un
mari. ib. 1843. Maurice Robert. ib. 1843. Le comte de Sombreail.
ib. 1833. II. Le chäteau de Pinon ib. 1843. ll. Les chäteaux en
Afrique. ib. 1844. II. La poudre et la neige. 1844. II. Hist. d’un
ours. ib. 1845. II. Arabelle. ib. 1845. II. La princesse de Conti.
ib. 1846. 11. ı2.
14) &. Planche Portr. litt. T. II. p. 1 sq. Mag. f. d. Lit. d. Aust,
1835. ar. 100. 1816. nr. 69. 118 sq. 1837. nr. 92. 1843. nr. 37. 61.
1842. nr. 1. 30. 88. 21. f. d £it. d. Ausl. 1836. p.223 2q. 2 2q. 1837.
p- 361 sq- 1839. p. 197. 1838. p. 65. 97 sq. 402 sq. 1840. p 108.
Si sg. St Beuve, Nonv. Portr. litt. F. 1. 14 95 8q. Ruge,
Shriften (Mannh. 1846) Bd. Il. p. 353 ag. — Valentine. Paris
1832. II. 8. Indiana ib. 1832. 8. Lelia. ib. 1833. IT. 8. Le secretaire
intime. ib. 1833. II. 8. Jacques. ib. 1834. II. 8. Simon. ib. 1836. 8,
Rose et Blanche. ib. 1833. li. 8. Leone Leoni. ib, 1835. 8. Andre.
ib. 1845. 8. Maaprat 1837. 11. 8. La derniere Aldini. ib. 1838. L’Us-
coque. ib. 1838. Spiridion. ib. 1839. Gabriel, roınan dialogue. ib,
1839. Pauline. ib. 1840. Les Missisipiens. ib. 1840. Cosima ou la
haine dans l’amour. ib. 1830. Le compagnon du tour de France.
ib. 841. 31. Un hiver au milien de l’Europe. ib. 1841. Horace 1842,
11. Consuelo. ib. 1842. Vi. Melchior suiv. de Mouny Robin 1842.
Jean Ziska. ib. 1843. La comtesse de Rudolstadt. ib. 1843. IH.
Jeanne, suivi de Procope le grand. ib. 1844. Le meunier d’Angi-
bault. ib. 1845. IIl. Isidora. ib. 1845. Teverino. ib. 1845. Le pech6
de Mr. Antoine. ib. 1846. II. La mare du diable. ib. 1846. 8. Sämmt!.
Werte. Deutſch v. Elliffen. Enzg. 1843 sq. 16. f. a. Rev. Iudep. 1846.
T. IH. p. 161 sq.
15) Aventures d’un renegat espagnol. Paris 1836. V. 8. Le châ-
teau de St. Germain. ib. 1836. Il. 8. Elys de Sault. ib. 1838. II. 8.
Deux ä deux. ib. 1837. Il. 8. Marie. 1043. Gabrielle. ib. 1833. Dona
Mariana. ib. 1844. Geraldine. ib. 1844. II. Les deux Marguerites.
ib. 1845. Pierre Mouton. ib. 1844. II. Edouard Mongeron. ıb. 1846.
IV. 8. Ausgew. Rom. a. d. Branz. dv. Briederich. Bresl. 1838—40. XI.
36. Ueb. einz. Ueb. f. Engelmann. Bibl. d. ſchön. Wiſſ. Bd. IL. p. 25.
sq- 371.
$. 606.
Unter den Romanfcreibern des 19ten Sahrhunderts, Die
ſich rein von den Shladen der Unmoralität erhalten haben,
folte Ducray Dumentl!) aus Paris (1761 — 1819)
obenan fliehen, denn feine" 23 Romane find eigentlich nur
Größe, Handduch d. Literärgefichte. ITI. 0
306 Seanzöfifche Poefle. Roman.
für die Jugend gefchrieben, allein dennoch IR er zuwellen nicht
gefahrloe für den Character derſelben, ſo daß ich Jean Fie⸗
vee aus Paris (1770)2), den Grafen Favier de
Maiftre?) aus Chambery (geb. 1775), deſſen Vayage aniour
de ma chambre und le lepreux de la cit& d’Aoste durch
ihre Einfachheit befonderd anfpredden, und Louis Ant Er.
de Marhangy*) aus Clamech (1782 — 1826), veſſen
Tristan. le voyageur nur etivad zu gefünfelt if, in dies
fer Hinficht weit vorziehen möchte. Bet weitem aber über
trifft, ale Benannten an Grhabenheit der Phantafie, wahrhaft
poetifhem Talent und Tiefe des Gefühle Francois Augufte
de Ehateaubriand?) aus Et. Malo (geb. 1769), und nur
das Eine möchte ih an Réné und Atala, Epifoden aus
feinen Natchez tadeln, daß das melancholiſche Element. allzw
fehr überwiegend {ft und das tragiſche Ende feiner Helden uns
befriedigt läßt und gewiffermaßen mit einer Art von Unzufriedenheit
gegen die göttliche Vorſehung erfüllt. ine eben fo ungemef-
fene Phantafie Tann man dem Bicomte d’Arlincourt‘) aus
Merantris (1789) nicht abſprechen, nur Daß dieſe ung hier nicht fo ver⸗
führt, uns auf ihren Flügeln in das Gebiet der Träume forttragen au lafs
fen, fondern fie betäubt und ermübdet und (7. B. im Rénégat), und
nur. erfi, ſeitdem er. ih auf den politiihen. Roman geworfen
(Artevelde), {ft er mit mehr Gefchmad verfahren. Weit ange:
nehmer und eigentlih auch reiner if, um. den Vielſchreiber
Etienne Leon de la Mothe Langon aus Montpelier
(1790) nidt zu erwähnen”), die Unterhaltung, welde
Charles Nodier’s°), des befannten Bibllophilen aus Bes
fanson (1783 — 1844) Erzählungen, wie Therese Aubert,
le peintre de Salzbourg, le proserit ı. gewähren; es ſpie⸗
gelt fih in ihnen ieme edle Seele, ad, welde. fih. ihr. Ber
faffer bi an das Ende feines. allem Guten und Edeln geweih⸗
ten Lebens bewahrt hatte. Ungefaͤhr daſſelbe kann man von den
Novellen des jovialen Aefthetilers Rudolph Toöpffer aus
Genf (1799 — 1846) ſagen, der ja den kleinen Leuten durch, FOR.
liche Bilderromane, histoire de Mr. Jabot, de Mr. Cre-
pin, du Dr. Festus. ⁊xc. fo wertb. geworden if und fidd
au: als feiner Humoriß durch feine. Voyagen en Zig-Zag
Ssanzöfifche Poefle. Roman. 307
zeigte. Der pſeudonyme Bavarni!’) (Chevalier) würde als
Sittenmaler, 3. B. in feinen Griseties de Paris, hier unbe
dingt einen PBlag finden müflen, ebenfo wie Louis Reybaud,
der in feinem Jeröme Paturot à la recherche d’une position
sociale (1843) ziemlich diefelbe Tendenz verfolgte, wie Nodier
in feinem Peintre de Salzbourg, Proscrit und Essai d’un
jeune Barde, nämlih die Ausgleichung der Ungleichheit der
fociaten Berhälniffe, wenn man bei ihm nicht immer den Pferde»
fuß des Mephiftopheled unter dem Mantel des Sophiſten hervor»
ſchimmern fähe, obgleich aufder andern Seite feine Abficht, die focialifti-
fiben Träumereien, unterdenen wir Gabet’8 Voyage en Icarie nen»
nen, zu zerfören, anzuerkennen iſ. Auch Guſtave Drouineau!!)
aus La Rochelle gehört in die Klaſſe der moralifhen Schriftfleller,
denn feine Abfiht, einem purificirien Chriſtenthume durch feine
Bücher bei feinen Lefern Eingang zu verfchaffen, if ehrenwerth;
leider find aber feine Neuchriften nur ganz hübfche Gebilde,
die aber in der Praris ungefhidt, wenn nit lächerlich erſchei⸗
nen, weshalb ih Adolph Monod’6') Tenvdenzroman, Lu-
eile, bei weitem über fie file, da es dieſem gelungen if,
die unendlide Kraft und den Trofl, welhen uns das Lefen der
Bibel gewährt, fogar Leuten anfchaulih zu maden, bie oft
blos aus falſcher Scham elenden Bibelgegnern folgten und dieſes heilige
Bud mit dem Küdmanfahen. Weniger mödhte ih St. Beuve’s
Velupte (1834) empfehlen, worin er gwar auf das Ruͤhrendſte
nachgewieſen hat, wie die Woluft alle edlen Gefühle des Mens
ſchen wernihtet, allein dadurch, daß er feinen Roue endlich noch
Prieker waden und einen Hafen gegen das böfe Gewiſſen fin-
den läßt, einen Mißgriff begeht. Aud Saintine's Picciola,
worin jene wunderbare Liebe eined Gefangenen zu einem kleinen
Pflaͤnzchen (Picciola) auf das Erhebenſte und unter Einflech⸗
tung der zarteften Reflexionen geſchildert wird, würde noch mehr
Ginprud mahen, wenn fie für einen fo geringen Stoff niät
zu lang wäre'?). Unter den hiſtoriſchen Romanen find nur wenige
von unmoraliiher Tendenz, ganz rein, wie z. B. Baftoret’ 8'%),
Barginets"), Narciffe Achille's de Ealvandy”)
aus Kondom (1792), Baul de Muffet’ 87), Mesnarn’s'®),
Alfred de Bigny’e”),Prosper Merimeeö ), ber Prin⸗
20
308 Sranzöfifche Poeſie. Roman.
zeſſn von Eraon?), der Bräfin Choiſeul Gouffter®
und Biter’8?), deflen dramatifirter hiſtoriſcher Roman mufterbaft
zu nennen iſt. Leider huldigt die Mehrzahl höchſt verwerflichen
Abfichten und wälzt fid, abfihtlih im Kothe und Blute herum
(litterature de boue et de sang). Die Anzahl diefer hier zu
nennenden Romantifer ift faft Region und darum fönnen wir nur
Die bedeutendften hervorheben, fo Alphonfe Royer’), Yaul
gacrotir?), der bekannter unter dem Namen P. L. Jarob
bibliophile if, aus Bari (1806) und Frederic Soulie”®)
aus Foir (geb. 1800), die ihre Stoffe befonderd der Borzeit
Frankreichs entiehnten, forte Victor Hugo”), defln Notre
dame de Paris fo®fhmwerfällig betäubend auf unfere Sinne
wirft, wie der alte Gothiſche Eteinfolof, von dem diefer Ro»
man den Ramm bat, um fo mehr, ald die Art und Weiſe,
wie ter fhändlihe Phobus mit der liebenden Hingebung E86
meralda’8 fpielt und wieder die wahnfinnige Liebe Duafimodo’d
zu der lieblichen Zigeunerin uns wahrhaftes Entfegen, wenn auch
Bewunderung vor dem großartigen Phantafiegebilde, dem es aber
durdaus an innerer Wahrheit fehlt, einflößt. Außer den ge
nannten Romanfcreibern müffen wir nun noch einige bedeutende
Talente hervorheben, die befonderd aus dem Yamilienleben ihre
Stoffe gemählt haben, dabet aber durdigängig eine und biefelbe
Tendenz, d. h. Vernichtung der Religion, Tugend und der jept
beftehenden focialen Verbältniffe, mehr oder meniger vor Augen
haben. An ihre Spige gehört der mit großem komiſchen Tas
Iente begabte, aber höchſt gefährlite Buillaume Charles
Antoine Pigault Lebrun?) (1753 —1835) aus Calaie,
weil er, obgleich felbft ein vortrefflider Menſch, der allerdings
auch in feinen Romanen den Lafterhaften fletd auf die Galeere
oder an den Galgen fendet, dennoh überall Heuchelei wit
tert, die Religion und Ihre Diener allzuhäufig angreift und
ein gewiſſes boshaftes Vergnügen daran findet, die Natur in
ihrer größten Niedrigfeit abzumalen. Viel weiter geht aber
noh Charles Paul de Kod”) aus Paſſy (geb. 1795), der
Freund und getreue PBortraitmaler der PBarifer Grifetten und
Bummler und darum auch in Deutfchland zwar ein geifreicherer,
aber auch ſchaͤdlicherer Erfap für weiland Clauren, er, der alles
“
Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 309
Heilige in den Staub herabzieht, die Tugend und Religion
blos erwähnt, um einige ſchlechte Witze anzubringen, und nur
an Schlechtigkeit und Sittenverderbniß glaubt, weil er leider bei
feinen Helden und Heldinnen nichts Beſſeres gefehen hat. Au
Etienne Pierre de Senancourt”) aus Parid (geb.
1770) hat in feinem Obermann ein gefährlihes Syſtem des
Kisiismusd gegeben und gezeigt, wie eine durch das Studium
der defiructiven Lehren eines Malebranche, Helvetius, Diderot,
Rouffeau, Boltaire ıc. verbildete Seele in melancholiſcher Ver⸗
zweiflung ewig in der Irre herumgezerrt wird, und und in nuce
ein Bild der Innern Zerriſſenheit unferer modernen Religions⸗
und Weltverbefierer, die Alles negiren und anflatt des Poſitiven
und nur den Molod des Egoismus und des Wohllebens hinftellen,
gegeben. ben ſo ſchaͤdliche Grundfäge verfolgen die Romane
des Chevalier Louis Nlerandre Eefar de Beyle aus Gre⸗
noble( 1776), der unter vem Namen de Stenbhal?!) fchreibt, deſſen
Roman Je rouge et le noir ald erfier Coder jefuitiiher Theorieen
gelten kann, obgleich fein Verfaſſer ultraradical if. Auch der
berühmte Yeuilletonifi de8 Journal des debats Jules Gas
nin??) aus St. Etienne (1804) hat früher feine gewandte Feder
und glänzende Phantafie den fchlechteften Sujets gewidmet; dabei
find mehrere feiner Bücher, wie la confession, l’äne mort et
ls femme guillotinee, Barnave bei einzelnen vortrefflichen Stels
len geradezu verfehlt, denn es fehlt ihnen Kopf und Schwanz,
und der Lefer legt fie unbefriedigt und geärgert aus der Hand,
In dieſelbe Eategorie gehört jener Titerarifche Proteus, Michel
Raymond, unter deflen Namen fi Michel Maffon”)
(iigntih Michel Benoit Gaudichot aus Paris, geb.
1800), Raymond Bruder, Leon Gozlan aus Mars
feile (geb. 1806) und Augufte Luchet verbargen, der. Des
mofrat Henri de Latouhe*), der Nahahmer Sterns Als.
phonſe Karr’), deſſen berühmter Roman, sous les tilleuls,
eine Apologie der raffinirteſten Rachſucht giebt, und endlich)
Honore Balzac”) aus Tourd (geb. 1799), der Sittens.
maler par excellence der modernen Geſellſchaft und des Private
ieben® in allen Ständen, aber darum auch für alle Stände
gleich gefährlich; denn troßdem, daß er nur bie. fhlehten und.
310 Franzoͤſiſche Poeſie. Romau.
verderbten Charactere aller Klaſſen ſtudiert zu haben ſcheint, hat
er doch feine einſt an die Familienmuͤtter geſtellte Aufforderuug, feine
Buͤcher von ihnen ſelbſt in die Haͤnde ihrer Toͤchter gegeben zu
ſehen, erreicht; die vornehme Welt, vie ſcheinbar P. de Koc
wegen ſeiner ſchlechten Tendenzen, die er wenigſtens offen zur
Schau traͤgt, nicht kennt, verſchlingt ſeine nur anſtaͤndiger geſchriebenen,
aber ebenſo unmoraliſchen Bücher, denn nur wenige, wie Eugenie
Grandet, C. Birotteau und le pere Goriot find Bilder Eranzöflfben
Stilllebens im Holändifhen Geſchmacke und nicht duch unfltetide
Epifoden gefchändet, feine Gemaͤlde des Pariſer Lebens dagegen find
zwar mit dem Talente eines Gallot und Hoffmann entworfen,
aber au wahrhafte Reiſebuͤcher und Wegweifer zur Sünde. Die
Büder Jules Sandeau’8”) Tann man daraus beum
theilen, daß er anfangs mit der Madame Georges Sand in
Compagnie arbeitete, und Touhard Lafoffe”), einen cyni⸗
ſchen Republikaner erfier Sorte, der übrigens den talentvollen
Louis Benott Picard?) aus Paris (1769 — 1828) we
nigftens in dem Tone, den diefer in feinem Gilblas de la re-
volution anſchlaͤgt, nicht ohne Geſchick nachzuahmen verfudst hat,
erwähne id} nur, um vor ihm zu warnen. Ich babe mir je
doch den beveutendfien Romantifer Frankreichs bis zuletzt aufge
part, nämtih Eugene Sue*) aus Paris (1804), der zugleich
. feinem Baterlande durch feine Seeromane (Plik et Plok, le sala«
_ mandre, 1a vigie de Koat- Ven und Atar Gull) ein zweiter Cooper
geworben iſt, nachdem er übrigens die Befchichte der Hranzöfis
fhen Marine mit einem Talente gefchrieben hatte, das
nur ein Mann von Fach wie er, der lange Zeit zur See ges
lebt und viele fremde Länder beſucht Hatte, bedurfte, um in
teeuer Darſtellung der Scenerie Treffliches zu leiſten. Allein
er bat einen großen Fehler: bei ihm find alle Menſchen mehr
oder weniger ſchlecht, und nur wenn fie dieß find, geht es ihnen
gut, die Tugend allein IR unglüdiih. Die tritt auch aus
feinen fpäteren Romanen, worin er die focialen Zuſtaͤnde ber
Jetztwelt ſchildert, mehr oder weniger hervor, und nur in einigen
hiſtoriſchen der früheren Zelt, 3. ®. Latreaumont, aventures
d’Hercule Hardi 2%. triumphirt das Lafler nicht, wohl aber
(fm letzteren) bie Dummheit und Feigheit. Anerlennenswerth
Stanzöffche Poeſie. Roman. sı1
in e6, daß er ih feinen Mysteres de Paris, zwar mit Ueber⸗
treibung, aber theilweiſe überzgeugender Wahrheit das Elend und bie
Sdlechtigkeit ver Barkfer nievern Kiaffen dargeſtellt und dabel auf
die Verderbtheit der höheren hinzuweiſen nicht vergefien, daß er im
"feinem Juif errant die geheimen Fäden ans Licht gezogen, niit
denen Jefuitiſche Umtriebe einen großen Theil Wuropas un
ffinnen, in der Mathilde bie Verderbiheit des heutigen jun
Adels und endlich im Martin, P’enfant trouve, bie Herzloſigkeit
der Geldarifiveratie und großen Grundbefiger und va Elend
der arnien Bauern dc. offen darzulegen gewagt, übrigens auch In
feinem Juif errant weit befiere Mittel zur Abhilfe der drohen»
den Schreckniſſe des Pauperismus angegeben Kat, als man von
einem Romane erwarten ſollte. Allein da, weil er einen ſchlechten
Prieſter kannte, nun alle bei ihm ſchlecht ſind, und weil, wenn einige gute
Proletarier, was nicht ſelten iſt, exiſtiren, nun alle Tugend⸗
helden fein ſollen x., iſt feine Theorie unhaltbar und find feine Buͤ⸗
her gefaährlich und tabelndwerth, Weit unter ihm, fowohl an
Darfiellungsgabe, ald an poetifhem Talent, ſteht fein Nebenbubler
Alerandre Dumas"), der die Romune wahrhaft Aus dem
NUerinel ſchüttelt und, ohne vas Verdien zu Haben, ſocialen
Uebelſtänden abhelfen zu wollen, nur ſchlechte Sitten verbreiten
hilft, aber, weil er die Aufmerkſamkeit gehörig fpannt, den Lefer
bei feinen ütelen Bänden doc nicht erımüdet, fondern immer wieder
ven Reueni anzieht. Ein zweiter Rebenbuhler Sur's, Paul
nal), hat die Erwartungen, die er, unter dem Ramen Trole
lop vetoppt, ih feihen Geheimniſſen von London, die theilweiſe
langweilig find, erregte, nicht entſprochen, denn fein neuefler Roman,
le Mis du diable, if das NRonplusultra des unwahrfihein-
lichſten Unſinns und der wiberwärtigfen Greuel, ein Adter Ro⸗
man, aus boue und sang zufammengefegt, und kaum werth,
in Wachſtuben gefunden zu werben.
1) Les petits ‚orphelins du hameau. Paris 1800. IV. 12. Le pb-
dit carilleneur Bi 1809. IV. 12. Mad. de Valnoir ou l’ecole des
familles. ib. et . 12. u. viele and. ſ. BE. 6. Revue des romanz.
Paris 1829. T . L. p. —
2) La det de Önzette. Paris 1798.12. Frederic. ib. 1799. III. 12,
Six nouvelles. ib, 1803, 1
2 artour ie. ma thsmbis, sulvie da Idpreux de la
X; Paris 1812. 12. Bxp&dition nocturnd auteur de ma
sı2 Franzdſiſche Poeſie. Roman.
chambre. ib. 1824. 18, Les prisonniers du Caucase. ib. 1818. 1.
La jeune Siberienne, m. d. vor. Oeuvr. compl. Brux. 1829. II. 18.
u. ft. f. BL. ſ. d. Lit. d. Yusl. 1839. p. 297. ,
4) Tristanle voyagsur ou la France au XlVesiecle. Paris 1825. VI. 8.
. 5) &. Mag. f. d. kit. d. Ausl. 1833. nr. 6. 1837. nr. 45. 1845. nr.
83. Blätt. f. d. Lit. d. Ausı. 1836. p. 309 sq. 1839. p. 279 sd. Das-
ssulx Ann. litt. T. III. p. 189 sq. St. Beuve in d. Rev. d. deux
amond. 1835. T. I. Mars. u. Nouv.Portr. litt. T. II. p.5 sq. Oeuvres,
Paris 1826 sq. XXXI. 8. 1829—31. XX. 8. 1834—38. XXXIL 8, 1839.
V. 4. Bruxell. 1830. XXXII. 32. Werke deutfh. Freiburg 1827 aq.
LXVI. 16. Ausgew. W. überf. v. Kurg. Ulm 1844. XXII. 16.
6) Le solitaire. Paris 1821. 8. 1825. 11. 12. Le renegat. ib, 1822.
IT. 8. Ipsiboe. ib. 1823. II. 8. L'étrangère. ib. 1825. II. 8. Les re-
belles sous Charles V. ib. 1832. III. 8. Les ecorcheurs, ib. 1833.
II. 8. Ismalie. ib. 1828. II. $. Le Brasseur- Roi. ib. 1833. II. 8. Le
double r&gne. ib. 1836. II. 8. .L’herbagere. ib. 1837. HI. 8. Les trois
Chäteaux. ib. 1840. 1I. 8. Ida et Nathalie. ib. 1842. 11. 8. Le pele-
rin. ib. 1842. II. 8. Les anneaux d’une chaine. ib. 1844 II. 8.
7) Le Vampire. Paris 1824. III. 12. Bonaparte et le Doge. ib.
1837, II. 8. ©. Rev. d. Rom. T. II. p. 27 aq.
8) ©. Planche Portr. litt. T. I. p. 137 sq. St. Reuve Portr. litt.
T. 1. p. 450 sq. Mag. f db. Eit. d. Ausl. 1835. nr. 65. 1832. nr. 15.
1837. nr. 63. 1844. ur. 26. — Oeuvres. Brux. 1832—37. XII. 18.
‚9 Voyages en Zig-Zag. Paris 1845. 4. Nouvelles Généroises.
Paris 1845. 8. u. öft.
10) Oeuvres. Paris 1845 sq. I—IU. 4.
11) Erneste on les Travers du siècle. Paris 1829. V. 12. Le
ananuscrit vert. ib. 1831. 11. 8. Resignee. ib. 1332. II. 8. Les om-
brages. ib. 1833. 8. Confessions poetiques. ib. 1833. 8. L’ironie. ih.
1833. 11. 8.
12) Lucile ou la lecture de la bible. Paris 1846. Ed. III. 8.
13) Jonathan le visionnaire. Paris 1825. II. 12. Une maitresse
de Louis XIII. ib. 1834—35. II. 8. Picciola. 1836. ib. 8. Le mutile.
ib. 1832. 8. Un roman en voyage. ib. 1841. 8. Un rossignol pris au
trebuchet. ib. 1843. 8. Hist. de la belle corditre et de ses trois
amoureux. ib. 1834. II. 8. Leonard le cocher. ib. 1844. 8. L’esclave
occher. ib, 1844. 8. L’esclave du pacha. ib. 185. 8.
.. 1%) Le duc de Guise & Naples. Paris 1824. 8. Raoul de Pelleved.
ıb. 183. II. 8. Claire Catalouzi ou la Course en 1736. Paris 1858.
15) Les montagnardes, trad. Dauphinoises. Paris 1826. II. 12.
I roniques Iınperialeß. ib. 1833—34. II. 8. Les Heberard. ib. 1837.
° u. .
16) Don Alonzo ou V’Espagne, Paris 1%24. IV. 8. Natalie. ib.
1833. 8. Corisandre de Mauleon. ib, 1835. II. &.
17) (La confession d’un enfant du siècle. Paris 1836. II. 8. if
von Alfred de Muffet) Anna Boleyn. ib. 1837. 11. 8. Le Secret
de Javotte, suivie de Pierre et Camille. ib. 1844. 8. Lauzun. ib.
835. II. 8. La t&te et le coeur, ib. 1834. 8. Femmes de la r ce.
. 1821. 8. La Sicile, Näples et Gönes en 1843. ib. 1844. II. 8. u. &.
Sransöfifche Poefie. Moman. 313
18) Pen March. Paris 1834. 8. Le champ des martyrs. ib. 1837.
11. 8. .
19) Cing-Mars. Paris 1827. IV. 8. Stello ou les diables bleus.
ib. 1836. 8.
%) La Jacquerie. Paris 18238. 8. Chronique du temps de Charles
IX. ib. 18279. 8. Mosaique. ib. 1838. 8. La double meprise. ib. 1833.
8. Colomba. 1840. ib. 8. ſ. Planche T. 1. p. 211 sq. Mag. f. d. Lit.
d. Zuil 1837. ur. 69. — Werke. Deutih. Etuttg. 1846. VII. 12.
21) Thomas Morus. Paris Ed. III. 1834. II. 8. Henry Percy. ib.
1835. II. 8. Le siège d’Orleans 1429. ib. 1843. IV. 8.
22) Viadislas Jagellon et Hedwige. Paris. 1823. II. 12. Barbe
Radziwil. ib. 1820. 11. 12. Le nain politique. ib. 1826, IV. 12.
23) Les barricades. Paris 1826. 8.
24) Les mauvais gargons. Paris 1830. II. 8. (Aug. Barbier
batte mitgearb.) Manuel et Pucinella et I'homme aux Madones. ib.
1833. 8. Venezia la bella. ib. 1834. U. 8. Un divan. ib. 1834. 8.
Manoel. ib. 1834. 8. Le connetable de Bourbon. ib. 1838. II. 8.
Madem. Beata. ib. 1840. 12. Robert Macaire en Orient. ib. 1840. 8.
Mit E. Roger be.Beauvoir zufammen fchrieb er: L’auberge Je trois
pins, Paris 1836. 8. Von legt. all. f. L’ecolier de Cluny. ib. 1832. &.
Ruysch. ib. 1833. 8, L’excellenza, ou les soirdes au Lido. ib. 1833.
Il. 8. Histoires cavalieres. ib. 1837. 8. Keledor, ib. 1829. II. 12. Le
cafe Procope. ib. 1835. 12. Le cabaret des morts. ib. 1340 12. Le
cheralier de St. Georges. ib. 1831. 12. Le lescombat, ib. 1832. 12.
L’intante. ib. 1842. 12. Mad. de Soubise, ib. 1:43. 12. Les trois
Rohan. ib. 1843. 1!. 12. Safıa. ib. 1843. II. 12.
35) Les deux fous. Paris 1830. #8. La danse Macabre. ib.. 1832.
8. Les francs Taupins. ib. 1833. 111. 8. Le roi des ribauds. ib,
1831. IT. 8. (d. 4. al$ Rom. rel. ä V’hist. de Fr. Paris 18.8. 4) La
folle d’Orleans. ib. 1836. II. 8. L’homme au masque de fer. ib.
1837. 8. Pignerol. ib. 1836. II. 8. La soeur dn Maugrabin. ib. 1838,
II. 8. Les aventures da grand Balzac. ib. 1839. Il. 8. u. U.
%) ©. Dt. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. p. 393 sq. 1840. p. 306 aq.
Les deux cadavres. Paris 1832. II. 8. Le port de Creteil. ib. 1833,
Jl. 8. Le magnetiseur. ib. 1834. 1I. 8. Romans historiques du
edoc. ib. 1836. II. 8. Sathaniel. ib. 1836. 11. 8. Le coınte de
Toulouse. ib. 1834. II. 8. Le vicomte de Beziers. ib. 1834. II. 8,
Le memoires du diable. ib. 1839 — 38. VIll. 8. Le maitre d’ecole,
ib. 1839. 8. Le serpent. ib. 1839. 8. La chambritre. ib. 1840. 8,
Ealalie Pontois. ib. 1840. 8, Les forgerons. ib. 1841. Il. 8. Margud-
rite. ib. 1841. II. 8. Le chäteau des Pyrenees. ib. 1843. IV. 8. Les
drames inconnus. ib. 1845. VI. 12. La lionne. ib. 1846. 11. 12. La
somtease de Monrion. ib. 1846. IH. 12. Le duc de Guise. ib. 1346.
12.
27) S. St. Beuve Nouv. Portr. litt. T. I. p. 127 sq. Han d’In-
iande. Paris 1823. IV. 12. Bug-Jargal. ib. 1826. III. 12. Le dernier
har d’un Condamne. ib. 1829. 12. Notre-Dame de Paris. ib. 1836.
28) Vie et aventures, publ. p. J. N. B. Paris 1836. 8. 'enfant
du carnaval. Paris 1796. 11. 8. Le beau-p£re et le gendre. Paris
1822. II, 12. Monsieur Botte. ib. 1802. IV. 12. Mon oncle Thomas,
314 Sranzöfifche Poeſie. Roman.
ib. 1799. IV. 12. Le garcon sans-souci. ib. 1817. II. 12. a. And,
Oeuvr. compl. ib. 1822—24. 21. 8.
29) ©. Mag. f. d. Fit. d. Ausl. 1837. nr. 49. BL. f. b. Lit. d. Aust.
1838. p. 152 sq. Oeuvres completes. Brux. 1840—45. T. I—LXI. 32.
Ueb. T. Ausgew. humor. Rom. Deutſch v. Gisner. Gtuttg. 1837 sq. Bd.
1-65. 12. v. Carlow. Ulm 1839. sq. Bd. 1-87. 12. Reueſte Rom. Lpag.
1843—45. Bd. I. sq. 8.
30) Obermann. Paris 180%. II. 8. Nouv. dd. augm. d’un suppl.
SV. une pref. p. St. Beuve. ib. 1833. II. 8. Isabelle. ib. 1833. 8.
©. St. Beuve Nourv. Portr. litt. T, I. p. 179 aq.
31) Le rouge et le noir. Paris 183%. Il, 8. L’amour. ib. 1822.
II. 12. Rome, Naples et Florence en 1817, ib. 1817. 8. Armance,
ib. 1828. III. 12. Promenades dans Rome. ib. 1829. II. 8. L’abbesse
de Castro. ib, 1840.8. &.Querard, Litt. Frang. Contemp. T.I. p. 449 sq.
32) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1833. nr. %. 1837. ur. 77, BL f.
d. Lit. d. Must. 1836. p. 269 aq. 1837. p. 138 sq. L’äne mort et la
femme guillotinee. Paris 1832. II. 12. Noaveaux contes fantastiques.
ib, 1833. IV. 12. Le chemin de traverse. ib. 1836. Il. 8. Un coeur
pour deux amours. ib. 1837. 8, La confession. ib. 1837. II. 8. Bar-
nave. ib. 1831. IV. 12. Contes fantast. et cont. litter. ib. 1832, IV.
.u. and.
33) Le macon. Paris 1828. II. 8. Les intimes. ib. 1830. II. 8.
Deniel le lapidairs ou les contes de l’atelier. ib. 1832, Il. 8 La
lampe de fer, ib. 1835. II. 8. Thadeus le resuacite. ib. 18%83. II. 8.
Un secret. ib. 1835. II. 8. Vierge et Martyre. ib. 1835. II. 8. Les
sept peches capitaux. ib. 1832. II. 8. Ne touchez pas à la reine.
ib. 1837. 8. La couronne d’epine. ib. 1828. II. 8. Un cosur de jeune
Ste. ib. 1844. 8. La valise de Simon le borgne. ib. 1835. Il. 8. Sou-
venirs d’un enfant da peuple. ib. 1838—42. VIII. 12. Un amoer
rda. ib. 1842. II. 12. — 8. Bruder f. Le puritain de Seine-es-
arne. Paris 1832. 8. Mensonge. ib. 1837. 11.8. — 8. Sozlan
(f. Bl. f. d. it. d. Ausl. 1837. p- 39 sq. Mag. f. b. Lit. d. Ausl. 1846.
nr. 102 Le notaire de Chantılly. Paris 1836. II. 8. Les Meandres.
D. 1837. II, 8. Washington Levert et Socrate Leblanc. ib. 11837.
I 8. Le medecin de ey. i6.1838. III. 8. Les chäteaux de France,
Ib. 1838. II. 8. Les tourelles. ib. 1840. 11. 8. Roseihary et Celeste.
ib. 1840. 12. Une nuit blanche. ib. 1840. 12. Le chätean de Ram-
bouillet. ib. 1841. 12. Le dragon rouge. ib. 184.. Il. 8. Un imoine
Meconnu. ib. 1843. 12. Pour un cheveü blond. ıb. 1344. 13. Les
nuits du Päre-Lachäise. ib. 1845. II. 12. — Bon euchet Fröre et
Soenr. Paris 1838. II. 8. Le nom de famille. ib. 1842. II. 8. be ta-
lisman. ib. 1843. 12. Fontaineblean. ib. 1844. 8.
. 84) Fragoletta, Naples etParis en 1799. Paris 1829. TI.8. &rauge-
neuve. ib. 1835. Il. 8. France et Marie. ib. 1835. 8. La vallde aux
loups. ib. 1833, 8. Aymar. ib. 1838. Il. 8. Mé m. de Mad. Manson.
ib. 1818. 8. Lettres de deux amants de Barcelontie. Paris 8. Cle-
ment XIV. etCarlo Bertinazzi. 1877. ib. 12. Leo. ib. 1840: Hi. 12.
35) Sous les tilleuls. Paris 1832. IT. 8. Une heure trop tard. ih.
1833. II. 8. Fa didze, ib. 1834. 8. Le chemin le plus court. ib. 1836.
11. 8. Vendredi soir. ib. 1835. 8. Rinerley. ib. 1838. Il. 12. Am Rau-
chen. ib. 1842. 12. Une folle histoire, ib. 1859. 8. Feu Bressier. Ib.
1843. IT. 17. Voyage autonr d6 nioh jardin. ib, 1844. 12. Une Bi-
Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 315
stoire invraisemblable. ib. 1844. 1’. Fort en ihème. ib. 1845. 12.
3) ©. BL. f. d. Fit. d. Ausl. 1839. nr. W. 21. Mag. f. d. it. d.
Yusl. 1842. nr. 90. 1846. nr. 46. St. Beuve Nouv. Portr. et Crit. T.
I. (Brax. 1836.) p. 211 sq. Oeuvres. Brux. 1838—45. T. I-VIII. 4.
od. XCiV. 18. Werke. Deutih. Quedlinb. 1841. sy. Bd. I—LIX. 12.
37) Mad. de Somerville. Paris 1835. 18. Les revenants. ib.
1840. IL ı2. Marisnna 1839. II. 12. Mad. de Kerouare. ib. 1842. 12.
Vaillance, 1813. ib. 12. Mad. de Vandeuil, ib. 1845. 12. Fernand
saivi de Richard. ib. 1844. 12. Mad. de la Seigliere. ib. 1845.
12. Catherine. ib. 1846. 12. Madeleine. ib. 1846. 12.
38) Le Iutin couleur de feu Paris 1821. 12. L’habit de cham-
bellan. ib. 1827. IV. 12. Les reverb£res. ib. 1834. IV. 8. Sonvenirs
d’an demi-sitcle. ib. 1836. VI. S. Rudolphe ou & moi la fortune. ib.
1837. MH. 8. La revolution, l’empire et la restauration. ib. 1828. 8.
Les marionettes politiques. ib. 1829. IV. 12, L’bomme du peuple.
ib. 1829. V. 12. Le roi de la revolution. ib. 1831. 8. Le pont des
soupir®. ib. 183., Il. 8. Le bouquet de Romainville. ib. 1833. II. 8.
Jean Ango. ib. 1835. IH. 13. Chroniques des Tuileries et de Luxem-
bourg. ib. 1837. II. 8. Hist. d. Charles XIV (Bernadotte). ib. 1838.
11. 8. Le r&mouleur ou la jeunesse doree. ib. 1843. II, 8, Les trois
aristocraties. ib. 1843. 1. 12
39) Oeuvres. Paris 1821—23. X. 8.
46) Plik et Plok. Paris 1831. 8. La coucaratcha. ib, 1832 34,
IV. 8. Le salamandre. ib. 1832. II. 8. Le Vigie de Koat-Ven. ib.
1834. 1V. 8. Atar Gull. ib. 1831. 8. Latr&eaumont. ib. 1837. II. 12.
Cecite 1845. 12. Artbur. 1839. ib. IV. 12. Deleytar. ib. 18.9. II. 12,
L’art de plaire. ib. 1839. 12. Les fanatiques en Cövennes ib, 1840.
li. 12. Aventures d’Hercule Hardi ou la Guyane en 1772. ib. 1840.
I. 12. Le colonel de Surville. ib. 1840. 12. Le commandeur de
Malte. ib. 1843. II. 12. Mathilde ou mem. d’une jeune femme. ib.
1841, VII. 12. L’aventurier ou la barbe-bleue. ib. 1842, III. 12. The .
rese Dunoyer. ib. 1842. II. 12. Les mysteree de Paris. ib. 1842. X,
12. L’bötel Lambert. ib. 1843. II. 12. Le juif errant. ib. 1344.X, 1%.
Martin l’enfant trouve, ib. 1846. T. 1-IV. 12. Deutfh. Sämmtl. W
+ 7 Abwens leben. £pig- 1838-45. Br. 1—191. 16.
41) Isabelle de Bavitre. Paris 1845. II. 8, Les trois mousque-
es. Parig 1844. V. 12. Une fille du regent. ib. 1844. III. 12. Le
corricolo. ib. 1843. ib. 12. George. ib. 1843. II. 12. Albine. ib. 1843,
IL 12. Fernande. ib. 1343. II. 12. Amaury. ib. 1843. MH. 1... Gabriel
Lambert. ib. 1844. 12. Le comte de Monte-Christo. ib. 1845. VHL
12. La reine Margot, ib. 1845. V. 12. Louis XIV. et son sidcle. ib,
1845. IV. 12. La guerre des femmes. ib. 1835. IV. 12. Vingt-ans
apees. ib. 1845. VII. 12. (Bortf. db. Tr. Mourg.) Les Medicis. ib. 1845.
Le chevalier de maison rouge. ib. 1845. ll. 12. La dame de Mon-
ssareau. ib. 1845. VI. 12. Le batard de Mauledon. ib. 1846. II. 12.
Mödm. d’un medeein, ib, 1846. I—YV. 12. Ausgew. Schriften. Deutſch
fpsg- 1844 sq. 16.
42) Les mıyatöres de Londres. Brux.1844. IX. 18. (Deutſch. Lpag.
1844 TV. 8.) Les amours de Paris. ib. 1345. V. 18. La foret T
Bennes, ib. 1845. II. 18. La fontaime aux perles. ib. 1846. II. 18.
La quittance de minuit. ib. 1846, IV. 18. Le fils du diable. ib. 1846
v1. Les fanfarons du roi. ib. 1846. II, 18.
316 Englifche Poefte.
$. 607.
Nachdem wir jet, fo aut wir es vermochten, eine Efiye
der Entwidelung der Branzöfifhen Poeſie in der neueren und
neueften Zeit gegeben hatten, verlaffen wir den ontinent um
gehen nad England hinüber, um zu ſehen, ob ed aud In
der Literatur feine Nebenbuhlerin, wie dieß mit der Meerher
fhaft der Fall war, überflügelt bat. Wollte man freilid hier
nad der Quantität geben, fo müßte man dieß geradezu vernd
nen; allein giebt die Qualität den Ausſchlag, fo wird fid die
Wagſchale gar jehr zu Gunſten Englands neigen. Denn wenn
‚wir aud von den abftracten Wiffenfhaften, zu denen ſchon dA
zur Reflerion und Eperulation mehr gefaffene ernfte Charalter
der Britifhen Nation mehr Neigung, Befähigung und Ausdautt
‘hat, fowie von den hiſtoriſchen Disciplinen oder der Philologie,
wo wiederum ber Sranzöfifchen Blatterhaftigfeit der forſchende dleiß
und die critiſche Sorgfalt ihrer uͤberſeeiſchen Nachbarn abgeht,
abfehen, fo wird auch die Geſchichte der Poeſie eine große Zahl
von Männern aufiuweifen haben, denen es ſchwer fein dürfte,
eine gleiche Geſellſchaft gleich hochftehender Dichter Frankreich
gegenüber zu ſtellen, und wie ſollte dieß auch möglich fein, wenn
man bedenkt, daß ja aus der Fleinen Stadt Strarford am Avon
jenes Meteor am dramatifben Himmel aufgeftiegen iſt, welches
mit dem unvergängliben Glanze feines Namens das ſtolze Ei
land, das ihm erzeugte, erleuchtet hat, Wir Fönnen babe
auch erft mit ihm die eigentliche Blüthenzeit der Engliſchen Li
teratur begrängen, während die Zeit vor dem Zeitalter der Ko—
nigin Eliſabeth allerdings ihren Leiftungen nad bei weitem un
ter dem Niveau des - gleichzeitigen Literaturguftandes im Branf:
reich ſteht und auf feinerlei Weife den Erwartungen genügt, die
in der vorigen Periode Ehaucer theils durch den Werth feiner
eigenen Schöpfuugen, theild dur feinen Einfluß auf die Veredlung
ber Sprache erregt hatte. Die Natur fcheint gleichſam durch eine
lange Ruhe fi auf die Geburt eines Rieſengeiſtes, defjen Land&
mann zu fein mit Recht jeder Bıite noch heute ſtolz iſt, haben
vorbereiten zu wollen. Indeſſen darf man doch auch nidt ver
geflen, zu erwähnen, daß das Zeitalter Heinrichs VII. dad der
Englifche Poefie. 317
dienſt beanſprucht, zuerſt dad Souett Petrarca’6 auf Engliſchen
Boden verflanzt und gepflegt zu haben, wenn aud gerade dieſe
Form der Poeſte dem biutgierigen Geifte diefer Zeit am We
nigften . zugufagen febeint und man jenem Tyrannen, beiten miß⸗
trauifhem Tigerblide fo viele Opfer fielen, am Wenigflen zu»
trauen ſollte, ſelbſt Verſuche in diefem Genre gemacht zu ra
was gleihwohl der Fall if').
1) Seine und mehrere feiner Hofleute etegtiähetprifchen Verſuche flehen
bei Surrey Souges and Sonetes. Lond. 1957. f. 51 sq. f. a. Warton
Hist, of Engl. Poetry. T. LI. p. 51 sq.
$. 608.
Es Liegt in den engen Graͤnzen dieſes Werkes, daB meh⸗
rere elende Verokuͤnſtler dieſes Zeitraums, deren Leiflungen
didactiſcher Art waren, hier wegbleiden müflen!); daher erwäh.
nen wir nur noch aus Heinrichs VII. Zeitalter zwei allegori-
ſche Dichtungen im Geſchmacke Lydgate's und des Kranzofen
Octavien de St. Gelais, nämlib Stephan Hawe’s, des
KRammerdienerd Heinrichs VII., Passe-tyme of pleasure?) und
William Walter’6 Spectacle of lovers?) befonder® dur
wohlgeorpneten Versbau empfehlenswerth. Eben fo wibig und
fharf, als oft feurril und ſchmuzig und in der Form nadläfs
fig find die Epottgevihte John Sfelton’s (+ 1529)*),
des zum Dichter gefrönten (1489) Rectord zu Dyſſe, und ächt
fomifcher Volkston Tiegt in den 600 Epigrammen und dem Vers
ſuche, ſämmiliche Engliſche Sprüchwörter in eine fortlaufende
poetiſche Erzählung zuſammenzufaſſen, des noch zu erwähnenden
dramatiſchen Dichtes John Heywoodꝰ). Indeſſen ſteht, wie
ſchon geſagt, das lyriſche Fach der Engliſchen Dichtfunft dieſer
Periode bei weitem höher, denn der unglückliche Henry Ho⸗
ward, Graf von Surrey (1515—20 geb. und 1547 ent«
hauptet), der auf feinen Reifen in Frankreich, Deutfhland und
Italien auch die Poeſie dieſer Länder fleißig Audirt hatte, hat
nicht blos in feinen in reimlofen Berfen abgefaßten Songs and
Sonnets den Geiſt und die Form Petrarca's getroffen, fondern
aud in der Fair Geraldine (einer Tochter des Gerald Fitz⸗
gerald, Grafen von Kildare) eine Laura gefunden‘). Auch fein
320 Englifhe Poeſſe. Reimchroniken.
Wit und Dame Witzdom entſtanden fein, welche den Ueber⸗
gangepunft zum eigentlichen Luffpiel bildete?).
1) ©. Collier zu Shakspere Works. 1844. I. I. p. XXX sq.
2) Play of Every Man, b, Hawkius Orig. of Engl, Drama.T.l.
sg.
p- 35
3) The Nigromansir, a small Enterlude and a pitthie writien
v7 M. Sk. laureate and plaid before the King and Eslatys at
oodstoke ou Palme-Sundey. W. de Worde 1504. 4. iftvert. u.fehlt
alfo in: Skeltons Poetical works w. not. byDyce. Lond. 1843. 11.&
©. Collier T. H. p. 273. 325. Lardner T. 1. p. 273 sq.
4) Hycke Scorner, a morality. W. de Worde s. a. (1522) 4.
u. b. Hawkins T. I. p. 77— 111. |. Collier T. II. p. 3%.
9) A mery play betwene the pardoner and the frere, the cu-
rate and neybour Pratte. Lond. 1533. 11 4. Theplay of the weiher
a new and a very mery euterlude of al maner wethers. ib. s. &.
4. A play ot love. ib s. a. (1533.) 4. The play called the four P.;
a new aud very mery enterlude of a palmer, a pardoner, a poli-
cary, a padler. Loud. s.a. 4. u. b. Dodsley old plays T. i. p.&sq.
(Old Plays T. I. p. 51 sq ); A play between Johau the husband,
Tyb the wife and Sir Jehan Priest. s. 1. 1533. 4. f. a. Collier T.Il.
p. 386 sq. f. Collier T. UI. p. 384. Lardner T. Il. p. 246 sq.
6) A Tragedye or Enterlude manyfesiyng the chefe Promyses
of God unto Man, by all age in the Old Lawe, from the fall of
Adam to the incarnacyon of the Lord Jesus Christ. s. I 1538 4.
1744. 8. u. in d. Old Plays T. I. p. 9 sq. u. Marriott p. 223 sq. A
newe coınedy or euteriude, conceruyuge ihe lawes of nature, Mo-
ses and Christ corrupted by the Sodommytes, pharysees aud papy-
stes. s. 1. et a. (1538) 8. 1558. 4. 1562. 8. A breiecomedy or euler-
Iude of Johan Baptystes preachynge in the wilderaesse, openynz®
the crafty assaultes of the hypocristes. s. 1. 1547. 4. Kong Johen,
a play ed. by J. Collier Lond. 1838. 4. A breie comedy ur enter
Jude conceruynge the teimptacyon of our lorde and sauer Jesus
Christ by Sathan in the desert. a. l. 1538. 4. f. Collier. T. 11. p.
233 sq. Lardner T. I. p. 287 sq.
7) Interlude called lusty Juventus, Iyvely describing thefrayl-
ty of Youth. Loud. 8. a. 4. u. b. Hawkins. V. l. pP. 119— 153.
8) Interlude of Youth. Lond. s, a. 4.
9) The Marriage of Wit and Wisdom, An anc. Interl. ed. by
_ Halliwell. Lond. 1846. 8,
F. 610.
| Ehe wir jept zu der Schottiſchen Poeſie übergehen, ha‘
ben wir zu bemerfen, daß aus Diefer Periode nod «ine
Reimchronik übrig if, die Arthur Kelton!) zu Shremebun
für den jungen König Eduard VI. fohrieb, und die fidy ihrer
Form und ihrem Inhalte nach an die älteren, oben ®». II. p. 416
bereitö erwähnten Arbeiten anfhließt, nahdem der Kaufmann
Schottiſche Poefe. 321
und Sheriff von London (+ 1512) Robert Fabyan?) ein
bin und wieder mit Profa durchflochtenes ähnliches Werk hatte
voraußgehen lafſen. Aus ſpaͤterer Zeit IR William Wars
net's (1558 — 1608— 9) Albions England, worin gleichfallo
die Engliſche Geſcicehte ihren Anfängen nad noch den alten Brut
zur Bafis bat, Mas nun aber die eigentliche Schottiſhe Poeſie
anlangt, fo tritt uns hier David Lindfay*, aus Garmyls
ion (1490 — 1545) entgegen, von Walter Scott ald Wappen
förig in fein Marmion eingeführt, der, obwohl im Ganzen
Nachahmer des Bawin Dougfa® und William Dunbar gleich⸗
mebl befonders in der Satire fehr hoch Habt. Bor ihm ver
dienen bier noch einen Blag der Schottifte Anacreon und heitere Ber-
foöster der Braun Mlerander Scott (um 1462)°) und
Glayperton(1550)°). Nehrigens exiſtiren von Lindfay auch
noch einige (8) Interludes und «in Play’); wann aber das
aͤlteſe beiannte Schottiſche Drama, Philotus, das Ginige fogar
dem oben genannım Sohn Heywood zugeſchrieben haben,
fänt, #8 ungeniß®). Be
4) A chromicle with a ealogye declaryng that the Brittons
and Welshemen are lineally dyscended from Brute, newly and
very wittely cempiled in meter. Lond. 1547. 8. f. Warton T. III.
pP 128 ag.
V &. Warton T. II. 17 382 sq. d’Ieraeli Amem. of Liter. Paris
1841. 8. T. I. p. 216 sq. Thenew chronicles ofEngland and France,
Lone. 1716. fel. F.Chron. newiy prynted with tbe cronycle, actes
and dedes done im the tyme ef Kynge Henry ihe VII. Lond. 1533.
tel. ib. 1542. 1559. fol. w. a biogr. and litt. pref. by H. Ellis.
Lond. 1811. 4. f. Ellis T. II. p. 260 sq. .
3) Albions England or Historicale of the saıne Island, perse-
cuied fram tise Lives, Actes and Labors of Baturme, Jupiter, Her-
cules and Aeneas. With hist. Intermixtares Invention and Varietie,
proffit. brielty and pleas. perform. in Verse and Prose. Lond. 1586.
4. 1549. 50. 4. 1587. 1602. 1612. #. Ä
4) Drem of Skär. Copmakouin. 1552. 4. AneSatyre of the thrie
estaits in cammend. of vertew and vituperatiom andvyce. Edinb.
1002. 4. The history of the noble and valiant sqyer Wılliam Mel-
drum wuwiäle leird of Cleish and Bins with his Testament. s. !.
1711. 4. u. b. Pinkerton Anc. Scot. poems. T. I. p. 143 sq. The
Warkis of — D. L. ot the Mont, alias King of Arms. Newly corr.
and vind. from the former Erroare — and augm. with sindrie
Wasrkis quhilk wras not before imprentit. Edinb. 1568. 4. 1571. 4.
Glasg. 16%. 8. Poet. works w. a Iıfe diss. and gloss.by Chalmers.
1806. I. 8. ©. berügmtefles Geb. ificomplaimt of the Kings pa-
ringe „worin er Jakob V. Rathichläge in der Regierungstunfkertgeilt f. a. Pin-
Große , Handbuqh d. Literärgeſchichte. UI. 21
3A Schottiſche Parfe: -
kerion a. 0. ©. T. I. p. X sq. Tytler Liv. of Scot. worth. T. IH,
0 u | sq.
P 5) Poems from a Ms. written in the year 1568 ed. byD. -
Laing. Edinb, 1221. 8. And. b. Baunatyne Anc. Scot. poems. Bdinb,
1770. p- 16+ 6q. u. Hailes Coll. p. 192—211. f. a. Warton T. IL. p.
⸗
q.
6) E. Ged. b. Ellis Spec. of early engl T. II. p. 109 sq.
7) Ane verie excellent and delectabiil renlise intitalit Phi
lotus. Quhairin we may ave the greit Inconveniences that
falles out in the mariage betweene age and zouth. Edinb. 1603.
1612. 4. u. b. Pinkerton. T. III. p. 5-63.
8) abgedr. b. Pinkerton a. a. D. T. IL p. 3 sq. 199 aq.
$. 611.
Da wir der leichtern Ueberfiht wegen glei bie folgende
Periode der Echottifhen Poefie bier mit verbinden wollen, fo
bemerken wir, daß Sir Rihard Maitland (1496—1586),
Oberrichter zu Edinburgh und fein Sohn John Maitland (1545
— 95)!), auch als Lateinifcher Dichter befannt und als ſolcher Metel-
lanus genannt, gerühmt werden, wenn fie auchder Ritter Alexan⸗
der Montgomery?) (+ 1607 — 11), felbft in der Form ein treuer
Nachahmer der Stalläner, befonders im Sonett übertraf. Wenig
bedeutend find Jacob's VI.?) eigene poetiſche Producte, deren
er ſchon im 18ten Lebensjahre (1584) mehrere publicirt hatte.
Als befchreibender Dichter wird Alerander Hume (1560 —
1609)*), Geiſtlicher zu Logie, und als Kumorifiiiher Aleran-
der Arbuthnot (1558—83)°), der zu gleicher Zeit tüchtiger
Polemiker für den Proteſtantiomus war, genannt. Das beden⸗
tendfie Talent aber unter allen ®enanntn befaß William
Drummond°) aus Hawthornden (1585— 1649), obwohl er
eigentlih nur das lyriſche Genre wählte und bier vorzugs⸗
weife dur feine Melandolie ih zur Elegie hingezogen fühlte,
zu deren Ausdrud au fein überaus harmoniſch⸗melodiſcher Vers⸗
bau paßte. Als Schottlands erken eigentlihen Dramatifer
endiib nennen wir Sir William Alerander Grafen von
Stirling’) (1580— 1640), deſſen Trauerfpiele, unter denen
allerdings Julius Cesar das beſte iR, von fleißigem Studium
der Altern engliihen Tragiker zeugen.
aD Ihre Ged. ſtehen b. Pinkerton Anc. Scot. poems. Lond. 1786.
2) Poems. Edinb. 1751. 1754. 1768. 12. now first. publ. fr. sev.
anc, mss. by D. Laing. ib. 1821. 8. Das befte f. Ged. ıft üb. d. Leis
Englifihe Poeſie. 323
denſch. d. menſch. Geele: The Cherrie and the Slaie Compiyt into Scot-
tis meter. Edinb. 1595. 8. 1597. 4.
3) Praises of Women u. the miseries of a poor scholar b. Pin-
kerton 0. a. D. f. a. Biogr. Brit. T I. p. 235 sq.
4) The day estival, in d. Scott. descript. poems. p. 192 2q.
Hymues or sacred songs. Edinb. 1599. 4.
5) The essaies of a prentise in the divine art ofpoesie. Edinb,
15%. 4. Poeticull exercices at vacant houres. ib. s. 8. 4. Lepanto
an hereicali song. s. a. ib. 4. 1603. 4. (Englands Welcome to James.
ib. 1603. 4.)
'6) Poems upon various subjects. Edinb. 1616. 3. Lond. 1656. 8.
The most elegante and elab. Poems of that Great Court- Wit. ib.
1650. 1730. Poems with his life by P. Cunningham. Edinb. 1842, 4.
Lond. 1833. 4. Works now publ. from the auth. orig.cop. Edinb.
1711. fol. Er verfuchte fih aud in der Maccaronifhen Poeſie: Polemo-
Middinia, carm. Macaron acc. Jacobi id nominis Quinti, regis Sco-
tor, cantilena rustica vulso inscripta Christs Kirk on the greeu
rec. nmotq: ill. BE. Gibson. Oxon. 1691. 4. f. a. Irving. Liv. ot Scat.
writer®e. T. 'Il. p. 10 aq. Chambers Cyclop. T. I. p. 158 sq. Ellis
Il. p. sq.
5 The iragedie of Darius. Edinb. 1603. 4. Lond. 1604. 4. The
ie of Croesus. ib. 1604. 4. The Alexandraean Tragedie. ib.
1607. 4. The monarchike tragedies. Loud. 1616. 4 Thetrag of Ju-
lies Caesar. ib. 1607. 4. (Gebr von Shalipere benupt ſ. Lardner a. a. D.
T.iL p-390sq.) Aurora. Lond 1604. 4. Recreation with the Muses
cont jonr monarchike trag.; doomesday or the great day of the
Lords Iudgement; a paraenesis to prince Henry; Jonathan, an
her. poem intend. the first boke. Lond. 1637. fol. |. Biogr. Brit. T.
I. p. 133 sq. Ellis T. III. p. 28 sq.
$. 612.
Wir kehren jeht zur Engliſchen Poeſie zurüd und betrach⸗
tn die lange Regierung der Giifaberh, während welder uns
vier weniger ald 72 Dichter auffloßen. Zwar find nicht alle
bedeutend, aber dennoch gehören unter diefe Zahl jene zwei Maͤn⸗
ner, weite gerade dieſes Zeitalter zu der Blüthenzeit der Eng-
liſchen Poeſie erhoben haben, nämlih Spenfer, der Arioſt Eng
ande, der aber, weil er auf Ehaucer’d Schultern land, nit reines
Driginal und durch feinen Hang zum Allegoriſiren etwas ein»
feitig in, und Chaffpere, jenes unübertrefflihe Muſter aller
Dramatiter. Freilich wußte aber Elifabeth auch die Dichter zu
fhägen, denn fie war ſelbſt in den alten Spraden fo bewan⸗
dert, Daß fie einem Polniſchen Befandten in Griechiſcher Sprache
antworten konnte, und wenn fie auch ſelbſt nichts Befonderes
zu Etande bradte (denn ihre von Puttenham in feiner Poetil
p. 207 mitgetheilte Ditty oder Complainte if in jeder Beziehung
erbärmiih‘), fo fand fie doch bei Andern flets das Rigtige und
21
«
324 Englifhe Poeſie.
Bere heraus, und viele ihrer Hofleute hulvigten ſchon der Mode
wegen den Muſen. Der Gifte, weiber bier in Betracht
fommen muß, it Thomas Sadville, Grafvon Dorfet und Lord
Budburf 11536 — 1608) aus Buckhurſt, der dur das Lefen
von Boccaccio's Buch de casibus prineipum auf den Gedanken ges
fommen wear, einen Chrentempel feiner Nation aufmführen, in
dem alle durch ihr. unglüdiihes Schickſal berühmten Perfonen
derfelben von der Eroberung ded Landes durch die Normannen
dis zum 14ten Jahrhundert hinab eine Stelle finden follten,
wobei er fih, wie Dante vom Virgil, fo vom Leiten (sormow)
in die Hoͤlle Hhinabführen Meß, um Dort aus ihrem eigenen
Munde ihr Schidfal zu erwähnen. Indbeſſen vollendete er ſelbſt
nur die Einleitung des Werkes, dad er Mirrour for magistrates
nah dem damald fo gewöhnliden Modenamen, Eyiegel, nannte,
und das Leben Heinih Staffords, Herzogs von Buckingham,
das Uebrige fügte John Higgins, ein Geiſtlicher aus Wins
bam (+ um 1602), zum größten Theile hinzu, Inden Church⸗
Hard (das Leben des Kardinal Wolfen), Rihard Baldwyne,
ein Geiſtlichr (um 1549), George Berrers aus
St. Albans (+ 1579) (das Leben Humphrey’s Herzog von Glo⸗
cefter), ein gewiffer Francis Dingley (die Legende von Ja⸗
cob IV. von Schottland) und einige Andere nob eimelne Stel-
len bearbeiteten, bis endlich Richard Niccols (1610) eine
Anzahl früher unberührt gebliebener Legenden, die er
als eine Winter:nights-vision aufflelte, und ald Schiusfeln
die Geſchichte der eben geftorbenen Königin Elifabeth darufegte.
Das ganze Gedicht if in Octaven geſchrieben und enthält bei
manden langweillgen Stellen doch viel Schoͤnes, wenn
auch der Stolz der Nation, in dieſenm Werke eine. Art Ratio»
nalwalhalla zu befigen, nidt wenig zu der Werthſchähung bei⸗
getragen haben mag, die es trotz mander Angriffe der gleich»
zeitigen Sattrifer bie in das Zeitalter Shalſpere's und Spenſers
hinab, welde es verbrängten, genoß, denn ned in George
Chapman's May Day (1611), einem gern geſehenen Luſiſpiele,
wird der Mirreur for magistrates an Berühmtheit neben bie
Gesta Romanorum geftellt ?),
Engliſche Poeſie. 325
1) Gteht a. b. Ellis Spec. T. II. p- 1362q. Es erſchien. ber. gleichz. mehr.
Anthol. db. damal. Dichter, fo von Rob. Allot Englands Parnassus on the
choysest Flowers of our mod. Poets. Lond. 1600. ı12.von John Bodens
ham Beividere of the Garden of Ihe Muses. ib. 1600. 8, Englands
Belicon. Lond. 1600. 4. u. im British Bibliographer. T. III., u. He-
Ticonia, comprising a selection ol English poetry of the Eiisabeth-
ean age written or publ, between 1575 and 1604. ed by T. Park,
Load. :805. III. 4.
2) &. Warton T. III p. 181 —232, — A Myrrovre for Magi-
stretes, Wherein may be seen by example of olhers with how
zresous plages vices are punished and howe frayle and vnstabie
worldiy prosperitie is founde, euen ofthose whom Fortune seeineth
Iy to tavour. Lond. 1559. 4. u. öft. A mirrour for Magi-
strates, being a true Chronicle-History of the vntimely falles of
svch vnfortvnate princes and men of note as haue happened since
the first entrance of Brute into this Hand vntill his ourage. Newiy
e with a last part called a Winter Night’s Vision being an
addition of such Tragedies especially famous are exempted in the
former Historie, with a poem annexed called Englands Eliza. ib.
1610, 4. ed. by Haslewood w. not. ib. 1815. III. 4 u. b. Ander-
son T. I.
-
6. 613.
Bar nun diefes Werk durchaus fein eigentliche Epos zu
nennen, fo fann man dieß ebenfo wenig von des fonft nit
ungeſchätzten Hiftorifers Samuel Daniel!) aus Taunton (1562
— 1619) Geſchichte der Bürgerkriege zwifchen der weißen und
rohen Roſe fagen, denn fie iſt nur der äußeren Form nach ein Gedicht,
was wenigfiens zum größten Theile aub auf Warner’ fchon ge:
nannte Arbeit paßt, und nur die Schilderung des Todes von König
Richard in Sir John Beaumont’8?) aus Graces Dieu
(1582 — 1628) Bosworth Field {ft wahrhaft heroiſch
za nennen. Dagegen hat das Iyriihe Epos einen vorzüglichen
Repräfentanten aufzuwelfn an Edmund Syenfer aus Lon⸗
don (1553 — 1599). Er iſt der erfiegefrönte Dichter Englands, defs
fen Faery Queen, deren letzte ſechs Bücher leider noch bei feis
nen Lebzeiten verloren gegangen fein follen, eine Art von Nach⸗
ahmung Arioſtods, nit blos ein Inbegriff der freilih von
ihm umgemwandelten Beenfagen Irlands und Schottlands if, fon«
den zugleich einer Allegorie zur Baſis dient, wo nämlih die
12 Gardinaltugenden durch eben fo viel Ritter (fo die Knights
ef boliness, temperance, courtesy x.) perſonificirt werben,
deren Führer der König Arthur if, unter dem er feinen Böns
ner Phillpp Sinnen verflanden willen will, während die een,
326 Engliſche Poeſie.
königin Gloriana die Eliſabeih vorſtellen ſoll. Die Form hat er
dem rafenden Roland und befreiten Jeruſalem entlehnt und fih
dazu der Bıeiligen Etange, die nah ihm Spenzerian Stanza
genannt wird, und welde allerdings an Harmonie und Eleganz ihres
Bleihen fucht, bedient. Sein großes Talent tritt befonderd in
der Mannigfaltigkelt der Darſtellung der eingewebten Eagen und
Abenteuer und in dem wechfelnden Bilderreihihum hervor, dennoch
aber hat er die Feſſeln der pedantifchen Allegorie, die Steiftelt
und Kleinlichkeit in den Befchreibungen der einzelnen von ihm
vorgeführten Gegenflände und zuweilen auch den falten böfiichen Rip
nicht vermeiden fönnen, fodaß und heut zu Tage, wo wir und
nicht mehr in den Hofton der Eliſabeth zurückverſetzen koͤnnen,
diefe Einförmigfeit ermüdet und die durch das Moralificen ge
flörte Illuſion der ganzen Babel fogar unangenehm berührt. Dieß
iR jedoch noch mehr der Fall in feinem Shepheards- Calendar,
der feinen Namen nad der Benennung der denfelben bildenden
12 Eclogen nad den 12 Monaten des Jahres erhalten bat, denn
In diefim vermuthlih nad dem Mufter der Sidneyſchen Arcadia
gefhriebenen Scäfergedicte, worin er feine unglüdlide Lich
zu Rofalinde, einem Evelfräulein, ſchildert, macht er ungefähr
denfelben widrigen Eindruck durd, den flelfen Ealonton, den fi
feinen Hirten in den Mund legt, wie die hölgernen Schäfer und
Schäferinnen auf den Gemälden Watteau's. Auch feine übrigen
Dichtungen, unter denen wir feine Hymnen, Brautlieder und
Trauerelegieen audzeichhnen, zeugen von hohem Talente’). WB
Nachahmer Spenfer’s, wenigftend in der Form, möchte ich noch
Henry Willoby (+ 1596) wegen feines in Herametern (d.h.
ſechszeiligen Stangen) gedikteten Iyrifden Epos Avisa nennen?.
1) The first fowre books of the civile wares betweene !he
two houses of Lancaster and Yorke. Lond. 1595. 4. corr. and cout.
in eight bookes. Lond. 1609. 4. Ueb. f. and. Schr. f. mein. Art. b. Grid
u. Gruber Encycl. Bb. XL. p. 225. Ellis T. II. p. 278 nq.
2) Rosworth Field with a Taste of the Varietie oft other poeus.
Lond. 1629. 12. 1749. 4.
3) ©. d’Israeli, Amen. of Liter. T. Il. p. 71 sq. Keightley's Ry⸗
thol. d. Keen u. Gifen. 8b. I. p. 102 sq. Pecchio Storia della poesia
Inglese T Ill. B 90 sq. ColeridgeRemains T. I. p.63. Rlackwood,
Magaz. 1834. u. 1835. (Dunham) b. Lardner Lit. and scient. menof6Grent-
Britain, T.J. p. 31229. Ellis II. p.199sq Tied Vorſch. zu Shakeſpeare . Bd II.
p- XII. sg. Millin, Mag. Enc. 1818. T. V. p. 31 ba. Works. Boston
Engliſche Poeſie. | 337
a. a. D. T.1. 5 I. sq. XXXVU sq. — The faerie queen; the She-
pheards calendar; together with ihe other works of England’s
arch-poet. Lond. 1810. 1617. fol. w. a gloss. to which is pref. the
life o$ the author and an essay in alleg. poetry by Hughes. Lond. .
1715. VI. 8. w. the princ. ill. of var. camm. to which are added
notes same account of the life of Spenser by H. J. Todd. ib. 1806.
VM. 8. The tical works of Edm. Sp. from the text of J. Upton
w. crit. and biogr. pref. by J. Aikin. ib. 1802. VI. 8. w. an ess.
on his life by &. Robinson. ib. 1825. VI.8. 1840. 1845. 8. Boston 1839.
V. & The fairy queen w. en ex. coll. of the two orig. ed. w. a.
ag by Birchand. Lond. 1751. III. 4. by Upton ib. 1758. II. 4. u.
fe. T. Warton, Obs. on the Fairy qq. ib. 1762. 1807. II. 8. The
sbepheards calendar, conteyning twelue seglogues proportionable
to ihe twelue monethes. ib. 1579. 4. u. öft.
4) Willobie his Avisa; or ihe true Picture of a ınodest maid
and of a constant a modest wife. In hexameter verse. Loud. 159%,
4, whereanto is added an apologie, shewing the true meaning of W.
b. Av. (by H. Dorrell) with the victorie of English Chastitie never
betore publ. ib. 1608. 4.
$. 614.
Wir gehen jetzt zum Lehrgedicht fort und beginnen hier
ſogleich mit der Satire, der in dem freien Gngland feit Hein«
rig VIII. und der cathollihen Maria fa fein Zügel angelegt
wurde. Der bedeutendfle Dichter in dieſem Bere if Jo⸗
ſeph Hall!) aus Briſtowyark bei Aſhby de la Zouch (1574
— 1656), freilih fpäter ald Biſchof von Ereter und Rorwid
einer der eifrighen VBertheidiger der kirchlichen Suprematie, als
weicher er ſich aud in der gegen die Gatholifen gerichteten
Hour wisigen Nabahmung von Morus’ Utopien, dem lateiniſch
geſchriebenen mundus alter et idem, auswies. Seine 3 Bücher
Satieen hatte er fhon im 2Tfen Lebensjahre ale Student, wo
er noch freifinnig dachte, geſchrieben; fie find eines Perſius
würdig, nur jept wegen mander Anfpielungen tbeilweife unver .
ſtaͤndlich. Noch weit beißender find die hierher gehörigen Ar⸗
beiten des befannten Dramatikers John Marftlon?); mehr
ſchmaͤhſuͤchtig aber erſcheint der allerdings fehr wigige Thoma 6
Rafh’) aus Lowfoft (1564—1601), denn auf mehr ale
bittere Weiſe hat er den Burltaner John Penry (Up Henry)
ano Wales (geb. 1559, gehangn 1593), "der ebenfalls
als Martin Mar Brelate*) die Hierarchie angegriffen hat,
an den Pranger der Oeffentlichkeit geftellt, obwohl fih in ans
dern feiner gleidartigen Arbeiten wieder ein gutmuͤthiger Hu⸗
328 Engliſche Poeſte. Batire.
mor offenbart. Auch der ſonſt ald der geſchickteſte Sonetliſt dieſer Jeit
befannte George Turberville‘) (1540 geb., lebte bis nad
1597) hat ſich in der Satire verſucht, ſteht aber dem Poliliker
und Dedianten von St. Paul John Donne aus Bonden (1573
—1631)°) der die caufifte Schärfe des Perſius mit der Der
mofittiiken Laune des Horaz verband und eigentlich diefed Genre,
das bisher nur Epotts oder Gchmähgedi@t geweſen war,
vollendet ausbildete, bei weiten nad. Mehr Humorikm
als eigentlide Gatirifer waren die Epigrammendidter Thomas
Bafard’) aus Blandford (+ 1618), der Capuain Nic olad
Breton (1555—1624)°), John Weever (geb. 1576)°),
deſſen Arbeiten Jonfon (Epigr. 14) jedoch zu hoch geſtellt hat, Ih os
mad Harman), der Apologet der Batler und Bummler, vor
züglih aber Samuel Rowlande!!), dem die Schilderungen
des haͤus lichen Stilllebens in den Provinzen beſonders gelangen, der
nod weiter zu ermähnende befannte Arıt Thomas Rodge”) zu
Cambridge (1556 — 1625); befonders in der komiſchen Erzählung
geſchickt, Der aͤußerſt fruchtbare Waſſerdichter (fo genannt wegm
feiner Beihäftigung, denn er war Matrofe und Faͤhr⸗
mmn) John Taylor!’ aus Gloceſter (1580-1654), fon
auch als treuer Anhänger der Stuarts rühmlichſt su nenne,
wäre er auch nicht Englands erſter eigentlicher Bolfevidte,
defien Wis freilich manchmal zu derb, öfter aber aud, well er
zu häufig fam, zu wäfferig war, und endlich der eben fo geh
reihe als gelehrte Robert Burton aus Lindley (1576—
1639), der unter dem Namen Democritus junior in Proſa ein
launiged Bud über die Gebrechen und Mängel feines Zeitalter?
adgefaßt hat!*).
1) f. Warton T. III. p. 103-439. — Toothless Satyrs poetical,
ecademical, moral. Lond. 1597. 8. Virgidemiarum, the three last
Bookes of Byting Satyres. ib, 1598. Virgidemiarum , sixe Bookes:
Lond. 1602. Oxford. 1758. 8. Satyres with notes DA Warton and
Singer. Chiswick 1824. 8. Remaining Works. ib. 1660. 4. u. b. AB
derson T. I. .
‚2,6. Warton T. II. P. 441 a4. The metamorphosis of Pigms-
lions image and Cerfaine Satires. Lond. 1598. 12. The scourge of
Villanie, coll. with the sddit. of newe Satyres. ib. 1588. 1599. Mi-
cro-cynicon Sixe Suarling Satyres. ib. 1599. 4. (Lett. fihreibt War-
ton T. II. p. 453 bem Thomas Mibdleton zu.)
3) ©. d’Israeli Misc. ofLit. T. I, p. 19sq.— Antimartinus, Lond.
Engliſche Poefte. Lehrgedicht. 329
1589. 4. (üb. d. and. Schr. geg. Ap Henry J m. Art. b. Erſch u. Gruber
a. a. O. P 221.) The anatomie of absurditie, ib. 1589. 4. u. Anb.
4) The historie of Corah, Dathan and Abiram: applied to the
relacy , ministerieand church assemblies of England. s. 1, 1609. 4.
? Israeli, Misc. of Liter. T. I. p. 100. Hl. p. 243 sq.
5) Epitaphes, epigrammes, songs aud sonets with a discours of
the friendiy affections of Tymathes to Pyndara his ladie. Lond.
1567. 1570. 8. f. Ellis T. Il. p. 152 sq.
Poems with Elegiess on the Authors death. London
1635. 1639. 1662. 1669. 1719. u. b, Anderson T. Vi. €. Is. Walton
Life of J. Doune, H. Wotton, R. Hooker, G. Herbert and R. San-
derson. Lond. 16.0. 8. w. not. by Th. Zouch. York 1746. 4.
7) Chrestoleros , seven bookes of Epigrames. Lond. 1598. 4. f.
Warton T. III. p. 252.
8) A floorih upon fancie. Lond. 1577. 4. 1582. 4. Rowre of De-
ts. ib. 1591. 4, 1597. 4. Melancholike humoars. ib, 1600. II. 4.
e pilgrimage of Paradise. Oxford 1592. 4. (ſ. beſt. Oed.) The will
te wit, wits will or wills wit. ib. 1606. 4. Pasquil’s Mad-Cap and
Mad-cappes Message ; the Second Part of Paug. Mad-Cap intit.
The Foole’s cap: with Pasquil’s Passion began by himself and
finished by his friend Morphorias and Pasquil’s Passe and pas-
seth not. ih. 1610. 111. 4. (f. Warton T. III p. 454). The Good and
the Badde or description of the Worthies and Unworthies of this
Ape- ib, 1616. 4. (auögez. Ehar.) u. And. f. m. Art. b. Erſch. p. 218g.
Ellis II. p 235 sq.
z90. kpigrammes in ihe oldest out and newest fashion. Lond,
1599. 12 ‘
10) Caveat for common cvrsitors, vulgariter called Uagabondes.
Lond. 1597. 4. 1592. 4. The fraternitye of vacabondes, as wel
ot rufling vacabondes, as of heggerly as women as of men, 88
gyrles as of boyes. ib. 1565. 1575. 4.
11) Humours ordinarie. s. I. et a. 4 Lond. 1607 1814. 4. Hu-
mours looking glasse. ib. 1608. 4. Diogenes Lanthourne. ib. 1624.
1628. 4. Well met Gossip or Tis merly whengossips meet ib. 1619.
1656. 1818. 4. Greemes Gnost Haunting-Come-Catchers. ib. 1602. 4.
u. 2% f m. Art. Pi 220. .
12) A fig of Momus. Lond. 1595. 4. Wits miserie and the worlds
miaduesse discoaering the deviles incarnat of his age. ib. 1595. 4.
The devil conjured ib. 1536. 4. u. And. f. m. Art p. 220sq. cf. El-
lis fl. p- 25: 2q.
13) Werks beeing sixty three in number, coll. into one volume
by the author with sundry new additions. Lond 1630. fol. Poems
on various subjects. ib. 1827. IT. 8. (Ueb Einz Ausg. f. m. Art. a. a.
D.-p. 222 sq.) Ueb.ihn cf. R. Southey, Lives ot uneducated poets,
Lond. 1836. 8. p. 15—87.
14) Anatomy of Melancho!y. Oxford. 1628. fol. Lond.1660. fol.
©. Bilis III. p. 4 sq.
$. 615.
Was das eigentliche Lehrgedicht anlangt, fo ward dieſes
verhältnißmäßig weit weniger bearbeitet, denn wir fönnen bier nut
John Davies aus Chlegrove, Attorneygeneral für Irland (geb,
330 Englifche Poefie. Lyrik.
1570, gef. 1626), mit feinem Gedicht von ber Selbflerfamt,
nif, nosce te ipsum, und den Hiſtoriker und Dramatiir
Samuel Daniel aus Tauntoen (1562 —1619), der aber
eigentlich als Sonettift bedeutender if, mit feinen Epiſteln und
der Apologie der Wiffenfhaften, Musophilus?), anführen,
1) This oracle expounded intwo Elegies. Of hamane knowledge
and of the sonle of man. Lond. 159%. 16072. 1608. 1619. 1622, 4. 1.
Anderson T. Il. Work for none but Angels and Man tbat is to be
able to look iuto and to know onr zelves. 3. 1. 1653, 4. D. legte fh.
al. als: Poem on the immortality of the soul with his relations
concerning Ireland. Lond. 1697, 1715. 1733. 8. &. WestminsterHall.
Lond, 1825. T. 1. p. 246 sq.
2) The poetical sasay ca of 3. Danyel. Lond. 1599. 4. Poetical
works w. Mei. of his life. ib. 1718. II. 8. Works. ib. 1601. 1M!.
fol. 1623. 4. Delia sontayning certaine sonnets, with the complaiat
ef Rosamond. Lond. 1592. 4. 159%. 8.
$. 616.
Gehen wir zum lyriſchen Genre über, fo finden wir, def
daflelbe fa am Meiften bearbeitet ward, wie dieß auch Taum
anders fein Fonnte, wenn man an die Menge von llcberfehungmn
aus dem Jiallaͤniſchen denft, die bereitö zu Anfang diefer Periode
ind Engliſche gemadt wurden. Obenan ſiehen Richard Ed.
wards (1523 —1566— 7), Kapelifnabendirector der Könige
Eilifabeth, und Lord Edward Bere, Graf von Orford, ihr Oben
fammerherr (1534— 1604), deren Gerichte einem großen Theil
einer zu jener Zeit fehr verbreiteten Gedichtſammlung, Paradyse
of dainty devises genannt, füllen!) Auch Barnaby Googe
(1535 geb.)?2) und der befannte Dramatifer George Gat-
coigne (1557—1578), letzterer befonders ein eifriger Rad
ahmer der Alten, bicteten fleißig’), und Edward Dye!
(1540 - 1610) hat mande hübfhe Spielerei zu Englands
Heliecon beigefleuert*). Mehr Miscelandichter, beſonders aud
im biflorlfhen Genre, war der liederliche, unten noch zu nen⸗
nende Dramatifer Robert Greene aus Norwich (1550-
1592), den man zugleich einen der erſten abſichtlich ſchuuz
igen Dieter feiner Ration nennen kann’), weshalb wir ihm
gleich einen geiſtlichen Liederdichter Robert Southwelld) aus
Norfolt (1560—95), einen Jeſuiten, gegenuͤberſtellen. In dab
Gebiet des leichten Liedes gehören die Dichtungen des berühmten
Englifche Poeſie. Lyrik. | 331
Sir Walter Raleigh’) aus Budley (geb. 1552, hingerich⸗
tt 1618), die unverbienter Weile jegt in Vergeſſenheit gerathen
find, während Fulk ®renville Lord Broof aus Beauchamp⸗
Gourt (geb. 1544, ermordet 1628)°) und der befannte Dra«
matite George Chapman (1557 —1634)°), der fih aud
als fleißfiger Ueberſetzer Griechiſcher Dichter gezeigt hat, fi mehr
der hoͤheren Lyrik, erſterer der refleriv-moraliſchen, letzterer der
threnodiſchen, widmeten. Der ſchon genannte Mitarbeiter an der Bes
endigung des mirrour for masistrates Thomgs Church⸗
vard?) mar ein ſehr begabter fertiger Gelegenheitsdichter, Hen⸗
ry Eonftable!!) aus NYorkihite Dagegen (nah 1579), ein
eifriger Catholik, madte recht huͤbſche Sonette, die jedoch von
denn ThbomasWatfon’s, eincd Jurifien aus London (1560 —
96)2), Eamuel Daniel’8 und Sir John Harring-
ton’ des Aeltern (+ 1582) und Jüngern (+ 1612) in den Schat⸗
ten gefellt werden"), Der Dramatifer Anthony Munday ver
ſuchte ſich zwar auch in der Lyrik, konnte aber hierin nicht eine
ähnliche Popularität wie in feinen dramatifhen Arbeiten er-
tangen!*). Der tedeutendfie von allen aber ift ohne Zweifel Michael
Drayton’) aus Harful in Warnidihire (1563 — 1631),
ein gefrönter, Höbft fruchtbarer Dichter, unter deffen Leitungen
ich beſonders feine Hirtengedichte, Shepheards garland, feine
Dden, Sonette und feine Nimphidia the court of fairy, ein
allegor iſches Gedicht im Geſchmacke Epenſer's, das befien Fairy
Queene an lyriſcher Zartheit faſt übertrifft, hervorheben. Auch fein
beſchreibendes, in Alexandrinern abgefaßtes Gedicht Polyolbion,
worin er die Raturfhönheiten feines Baterlandes ſchildert, mag
nicht vergefin werden. Met finnig find die Didtungen
des unglücklichen Grafen von Effer, Robert Devereur
(1567 — 1601) aus Netherwoode6), ſowie aub die ges
fangenen, mehr heiter « humorinifhen Leitungen Richard
Brathwayı's!’) aus Warcop (1588— 1673) und Edward
King’& (+ 1637)'°) verdienen wohl, dag Milton dem Lehe
tem unter dem Namen Lyeidus eine Art von Trauerelegie
bei feinem Tode nachſendete. Was endlich Shaffpere!?) an«
langt, fo bat fi derfelbe nicht fomohl in dem Fragmente
eines epifch-Igrifhen Gedichtes, der Liebenden Klage, als in der
332 . Englifche Poeſie. Lyrik.
Sammlung von 20 lyriſchen Gedichten in verſchiedenen Bert
maßen, der verliehte Pilger (the passionate pilgrim) betitelt,
befonderd aber in feiner Eonettenfammiung (154), die er dem
ungen William Herbert, nadherigen Grafen von Pembroke
(zwiſchen 1595-1609), gewidmet zu haben ſcheint, als einen
der vom Apoll am Meiften auch In diefem Fache begünfigten
Geiſter erwiefen, und es iſt nur zu bedauern, daß fo vice fer
ner „juderfüßen Sonette”, mit denen er feine nahen Freunde zu er
freuen fuchte, verloren gegangen fein mögen. Die nod) erhaltenen hat
man faͤlſchlich in beftimmte größere Sonettenkraͤnze zu ordnen verfuht,
eher dürfte man diefelben in Kleinere Gruppen vertheilen. Ueberall
tritt aub in ihnen, troßdem daß fle nur zu vertraulicer Mit
theilung beflimmt waren, jene Begeifterung, jene Dichterfraft her
vor, wie fie eben nur ein Shakſpere haben konnte.
1) Paradyse ot dainty devises aptly furnished with sundry
pitthie and learned inventions devised and written for the most
pert by M. Edwards, sometimes of her Majesties Chappel, ihe
rest by sundry learned Gentlemen both of honor and woorshippe:
3 ond.) 1576, 4 1578. 1500. 1606. * J introd. rem. by B.
ry « ib. 1810. 4. f. a. Ellis, Spec. of the ear ngl. poetry.
(Ed. F. Lond. 1845.) T.II. p 115 I 141 sq. Wartoa T. N. .2070
’ 2 Eglogs, Epytephes and Sonetts. Lond. 1563. 4. f. Ellis T.l.
P: 84.
8) Poesies corr. perf. and augm. by the auth. Lond. 1575. 4
The whole woorkes of 6. 6. newiy. comp. Lond. 1587. 4. B.
Brydges Bibliogr. T. I. p. 73 sq. Ellis T. II. p. 147 sq.
4) ©. Lieder in Englands Helicon or the Muses Harmony. Lond.
1600. 1614. 8.
„DO. m. Art. b. Erſch a. a. D. p. 228 sg. 3. B. Morando the
tritameronof love. Lond. 1584. 158°.4. &wydonius the Carde of Fancie.
ib. 1584. 1537. 1608. 4. Arcadia or Menaphon Camillaes Alarım
to slumber; Euphues in his Melanchely Cell at Silexedra, wbereis
are deciphered the variable effects of Fortune etc. ib. 1587. 158).
1610. 1616. 1634. 4. u. in Archaica T. I. (f. a. Censura Liter. 1815.
T. 1I. p 245 sq.) Pandosto the trinmphe of time being the histone
ef Dorastus and Faunia. Lond, 1607. 1609. 1629. 4. Proben b. Ellıs
. 21. p. 162 sq.
6) Baint Pelers Complaint newiy ausm. w. other poenıs. Lond.
s. a. 4. 1595. 1597. 1500. Edinb. 1600. 4. 1616. 1620 1630. 16%. &
St. Peters Complainte , Mary Magdalene’s Teares with other works
ef the author. ib. 1592. 1596. 1630. 4 Maeoniae er certaine exod-
lent poeins and spirituall hymnes. ib. 1595. 4. Prob. b. Ellis T. Il.
p- 169 sq. f. a. Gentlem. Magaz. 1798. Novbr.
7) 8. W. R. poeıns w. abiogr. and crit. introd.by Eg. Brydget.
Lond. 1814. 8. f. a. Ellis T. II. p. 184 2
8) The remains of S. Fulk Grevill, Lord Brooke, being Poems
of Monarchy and Religion. Lond. 1670, 8. f. Ellis T. Il. p. 220 9.
Engliſcho Poeſte. Lyrik. 333
9) Euthymiae raptus or the teares of peace w. interl. Lond.
1609. 4. Skia nyktos, ıhe shadow of night containing two poet,
hymmes. ib. 159%. 4. u. 2.
10) ©. m. Act. a. a. DO. p. 230 sq. Ovid de Tristibus in ihree
. 8. l. 1580. 4
11) Diana: The praise of his mistresin certaine sweete sonnets,
Lend. 1592. 4. f. Ellis T. II. p. 27 sq.
12) The Ekatompathia or Passiouate Centurie of love dinided
isto two parts, whereof the first expressed the Authors sufferance
in Love the latter his long farewell to Love and all his tyrannie.
sl. et a. 4. The teares of Fancie or Love distained. Lond. 1593,
4. f. Ellis T. II p. 270 sq. Gentl. Magaz. T. LXVIII. p. 669.
13) Die Gonette Beider in: Nugae antiquae, being a miscell. coll.
ef erig. papers in prose and verse hy Sir J. H. and others sel,
by ıhe rev. H. H. Lond. 1779. w. ıll. not. by Th. Park. ib, 1804.
8. Die Spigramme bes Sohnes als: Epigrams both pleasant and serions.
Land. 1615. 1625. 1628.
16) The mirrour efMatakilitie or principall part of the Mir-
rour fer Magistrates selected out of the sacred Scriptures. Lond,
1579. 4. A banquet of daintie conceits. Lond. 1588. 4. The pain of
piessare. ib. 1580. 4
15) Posms. Lond. 1603. 4. 1605. 1608. 1610. 1613.4. 1519. fol. 1651. 8.
Works with an hist. essay on his life and writinge, Lond. 1752.
IV. 8. 1749. fol. (Dazu Appendix. ib. 1753. fol.) The Shepheards
geriand faahioned in nine Eglogs. Lond. 1543. 4. Lyrick and pa
storall s, Odes, Belogn, the ınan in the ınoone. s. a. (1605.)
ib. 8. Nimphidia, the Court of Fayrie, b. f. Miseries of Queene
Margarite etc. Lond 1627. 1631. 4. u. (allein) Lee Prioree Press,
1814. 8. u. b. Halliwell, Illustr. ot Fairy Mythology. Lond. 1845.
p- 195— 218. (Malone in f. Shakesp. ed. 1821. T. V. p. 06. glaubt
Drapten ey erſt buch ©. Midsummer Nights Dream auf bie Idee
wa dieſem Gedichte gebracht worben) Polyoibion or a chorograpk. Jde-
seri oftracts, rivers, mountaines, forests of this renowned isle
ef Ereat-Britaine. Load. 16.3. 1612. I. fol. ©. a. Beil, Engl. poois.
Load. 189. T. I. p. 1—37.
16) E. Sanett 6. Rllis T. II. p. 321 sq-
17) The golden fleece. Whereto be annexed two Elegies on-
titled Narciıssus Change nnd Aegons Dotage with Sonnets or Ma-
drigels. Lond 1Hlt. 8. A new spring shadowed in sundry pithie
poems. Musophilus. ib. 1619. 4 The poets willow or the püsstonate
eard. wıth sundny delighifull and no lesae passionate somnets
ng ihe passiqns ol a discoutented and perplexed Lover,
ib. 1614. 8. Love’s Labyriuth or the true Lovers knot, including
the disastrous fals of two starcrost Lovers Pyramus aud Thysbe.
ib. 1615. 4. A strappado for the Divelt, Epigrams and Satyres allu-
to the time with divers measures of ou lesse delighti. ib. 1615.
“u. 9. f. m. Ist. 0, a, D. p. 233 sg.
26) ©. Ged. b. Nichols Coll, of poetry.
19) B. Shak. fämmtl. Port. Werke m deſſ. Leb. gu überf. Wien
PIG
1839. ILL. 16. Gämmel. Eprifche Gedichte, b. G. Regis, Ghakfyears s Almas
nad. Best, 1830. 16: ©. a Bilis T. II. Di 308 09,
334 Franzoͤſiſche Poefie. Schaͤfergedicht.
$. 617.
Eine Nebengattung der Lyrik bilnet das Schäfer.
gedidt, weldes vorzüglid, feidem Spenfer mit dem oben⸗
genannten Stäfercalenter vorangegangen war, immer mehr in
Aufnahme fam. Ihm folgten feine Freunde John Chalfpill),
William Smith’) und Phineas Blerker (+ 1642),
welcher Letztere gar eine Allegorie in Spenſer's Seentönigin (Book Il.
e. IX.), die Schilderung des Menſchen, in feinem Purple Is-
land, mit großem Bilderreihthum, vielleicht etwas zu breit, aus⸗
führte). Auch Drayton ließ in feinem Muse’s Elysium
fih zu dieſer tändelnden Poeſie verführen, und ver Juri
Abraham Fraunce legte ſich befonders auf PVeranlaffung
feines Goͤnners Philiy Sidney auf daſſelbe Zah’). Endlich
iſt noch William Browne‘) aus Taviſtock (1590— 1645)
wegen der von ihm bereits in feinem 22ften Jahre geſchriebe⸗
nen Eklogen und vorzüglih wegen feiner Shepheards pipe
anzuführen, worin er, freilih in der damals beliebten Manier
des Italläners Marino, alfo auch mit deſſen Fehlern, beſonders dem
unangenehmen Hafen nad Eoncetti’6, feinen Zeitgenofien ſo⸗
wohl durch die melopifhe Harmonie feiner Verſe als auch durch
die gut und natürlih erfundenen Situationen unübertrefflih er⸗
ſchien. Bet diefer Gelegenheit mag auch noch auf des berühms
ten Dramatiferd John Fletcher's köſtliches Scäferfptel, the
faithfull shepheardesse ’), hingewiefen werden.
1) Thealma and Clearchas, a pastoral history in smoolh and
easie verse publ. by Is. Walton. Lond. 1683. 8. Prob. in db. Mu-
se’s Library p. 315 80.
2) Chloris or ıhe Complaint of the passionate despised sche-
pheard. Loud. 1596. 4. in Sonettenform.
3) The Purple Island, together with Piscatorie Eglogs and
other Poeticall Miscellanies. Cambr. 1633. 4. Piscatory Eglogs.
Edinb. 1772. 8. u. b. Anderson T. IV. -
4) The Muses Elizium. Lond. 1630. 4.
5) The lamentations of Amintas for the death of Phillis: pa-
raphr. transi. out of Latine into English hexameters. Lond. 158.
4. The countesse of Pemhrokes Eınanuel. Conteining the natieity,
passion, buriall and resurrection ofChrist, togeather with certaine
psalmes of Danid. All in English hexameters. ib. 1591. 4. The
tonntesse of Pembroke Yuychurch. Conteining the affectionate life
and vnfortunate death of Phillis and Amintas: that in a pastorell ;
Englifde Poefle. Roman. 333
this in a funerall: both in English hexameters. ib. 1591. 4. The
tbird part of ıhe countesse of P, Yuychurch: entituled: Amiutas
Dale. Wherein are t!be most conceited tales of the Pagan gods in
lish hexameters: together with their auncient descriptions and
Phflosophicall explications, ib, 1592. 4. ie
6) Britains pastorals. Lond. 1616. fol. the last leaf suppl. by
Ns. It countains several Odes etc. in Ms. adressed to the Author
wbich are supposed to be unpublished,. ib. 1625. 8. The Shephe
ards pipe. ib. 1614. 1620. 8. f. Ellis T. III. p. 99 sq.
7) The faithfull shepheardesse. Lond. s.a. 4. 1629. 1634. 1685.4,
$. 618.
Das Schaͤfergedicht bahnt und gewiſſermaßen den Weg
zum Roman!) diefer Periode. Wir haben oben gefehen, daß
eine Zelt lang (unter Edward IV.) die Nrtburromane in
Aufnahme waren, welche unter Helnrib VIII. Lord Bers
ner’s Gompilationen einzelner altfranzöfifber Romane aus
demfelben und Karls des Großen Sagenfreife verbrängten, bie
die Epaniſchen Romane von Amatis und PBalmerin von Engs
land ihr Publicum fanden. Der Beifall aber, mit dem man diefe
Mackwerke aufnahm, rief Rahahmungen hervor, und fo fdhrieb
denn Emanuel Ford?) Dmatus und Arteſia (1595)
und feine Nahahmung des Palmerin von Dliva, Parismus,
Prinz von Böhelm (1598), ein Buch, das geradezu verfchlungen
ward, fo daß Henry Robarts' Phäander (1595)°) feines.
wege mit ihm wettelfern konnte. Mittlerweile lernte man auch
die Italiänifhen Novellen theils durch Ueberſetzungen, theils
durch Nachahmungen kennen“), und fo wurden denn Rovellens
fammlungen, wie William Paynter's Luſtſchloß (1566)°)
größtentheild nach Boccascio, George Whetſtone' 68) Hep-
tameron(1582),größtentheil6 nach Cinthio, der lifaberh & rim
Rone’&’) merkwürdige Geſchichten un Thomas Fortesſscue's
(1570,%) Wald, nach Spaniſch (?) » Branzöflichen Quellen bearbeitet,
Lieblingolecture. Doch auch dieſe verdrängte wieder ein foge
nannter Driginaleoman, nämlihb des Dramatiters, Sohn -
Lylie®) aus Kent (1555 — 1600) Euphues, in deſſen zweiten
Theile eine Apologie Englands in Gegenfag zu anderen Ländern,
beſonders Neapel, das Im erfien Theile geſchildert wird, vor
fommt. Das Bud, zeugt vom allerſchlechteſten Geſchmacke, hat
936 Englifhe Poefe, Moman.
aber dur feine nicht recht erflärlihde Popularität den ‚rund
zu dem abſcheulichen Converfationsfiyl gelegt, wie er am Hofe
der Koͤnigin Eliſabeth Mode ward, und ähnelt durch feine lang⸗
weiligen, gefuchten Bergleihungen und fein widerwärtiged Prunfen
mit ſtets falſo angebrachter mythologiſcher Gelehrſamkeit mehreren
des oben beſprochenen Altern Franzöſiſchen Romane, ohne jedoch
der Baͤndezahl derfelben auch nur entfernt nabe zu fommen.
Scon einen Schritt weiter zum Befjerwerden that Lodg e!o) in
feinem Roman: Rofalinde oder Euphued Vermächtniß, worin er
übrigend Gamelyn, eine der fälfhlih Chaucer zugefchriebenen,
aber defien Zeitgenofien Coke gehörigen Novellen fehr ſtark
bemugt bat. Hier iſt fon bei weitem mehr Handlung, und
daß die Intrigue nidt gang ſchlecht angelegt fein kann, gebt
daraus hervor, daß Shaffpere nicht blo® die Babel, fordern
auch die Hauptbaradiere feines. „Wie ed euch gefaßt” daraus
entnommen, ja fogar mehrere der Kleinen Gedichte, mit denen
die Profa nad damaliger Sitte durchzogen if, für ſich benupt
bat. Noch weiter ging er in feinem Wintermährhen, denn bier
bat er ebenfalls nidt blos die Intrigue aus R. Breene’s")
Dorafaıd und Faunia entnommen, fondern auch das Orakel in der
zweiten Ecene des dritten Acts und noch einige andere Stellen
fan wörtib, matürlih in Berfen, in ſeine Stücke über
getcagen. Weit befier iR jedoch Greene's Philomela oder die
Nachtiqall der Lady Fitzwater, deren erflier Theil, die Prüfung
einer Frau durch ihren Dann, viel Aehnlichkeit mit der Epiſode
im Don Quixote bat, wo Minfelmo Camilla feine Frau auf
gleihe Weile auf die Probe ſtellt, deren Entwidelung aber of.
fenbar Boccaceio’6 Titus und Gyſippus nadıgebilvet IR. Die
ganze Ersählung if eine Apologie der Frauentreue umd fickt
den on Schuuz fo viel Gefallen findenden Greene eigentlich
nicht ähnlich, denn «ed zeigt ſich darin eine Zartheit, eine Ach⸗
tung vor der weibliben Tugend und ein Glaube an weiblide
- Reinheit, die dem Berfofler alle Ehre machen. Auch die ganze
Gompoſition, die Berwidelung und dteBerarbeitung des Stoffe im Eins
zelnen iſt talentvoll, fo daß, wäre nit zu viel Affectation dartn, man
das Buch in ein fpäteres Zeitalter ſetzen möchte. Doch iſt bei
weitem noch nicht fo viel Euphuiſsmuo darin ſichtbar, als in Lodge’s
Englifhe Poefie. Roman. 337
oben genannten Buche. Denfelden Styl behielten noch Brian
Malb anke??) in feinem Philotimus und Nicholas Breton®)
in feinen Leiden Mavillia's bei. Endlich macht hier Sir Phi⸗
lip Sidney‘) aus Penshurft in Kent (geb. 1554, gef:
1586), einer der edelſten Charactere feiner Zeit, ein wahrhaf⸗
ter Ktter, den Beſchluß mit feiner Arcadia, die auch, well er
fie feiner Schwefer, der Bräfin Bembrofe, widmete, die Arcadia
der Bräfin Pembrofe genannt wird, Das Buch galt Tange
für ein Meifterfiüd, bat aber alle Borzüge und Fehler des Schä-
frromand und feined Muſters, der Diana Montemayors, es
bietet ein geſchmackloſes Gemiſch der abenteuerlihfien Erzähl,
ungn im Geſchmacke ber alten Ritterbücher mit der Scenerie
des Landes Arcadien und enthält daher auch nach der Manter
der Stalläner und Spanter fomifche Stellen, die natürlih bie
Muſion ſtören. Uebrigend muß man troß. feiner Breite, fets
nes Hafens nah Emphafe und Concetti's und des Mangels
an Ueberarbeitung (der Schluß if von fremder Hand) bie los
bendwerthe Wbfiht des Verfaſſers, den theilweiſe unfittlihen
Ritterromanen einen moralifhen Subftituten zu geben, rübmend
anerfennen. Was die Form anlangt, fo IR das Bud eine
Art Epopde in Profa, denn es beginnt glei mitten in ber
Handlung. Indefien hat er nad damaliger Mode dem Haupt
werte noch Fleinere Gedichte in Dctaven, den Itallänern nadges
Yet, und flogen in Alerandrinern und Herameten einge
ſchoben. Diefe Gedichte find gelungen au nennen, noch mehr
aber fein Liederkranz, Astrophel and Stella, worin er in 108
Sonettn eine gewiſſe Lady Rich, die auch in der Arcadia als
Philoflea eine bedeutende Nolte fpielt, angefungen hat. Noch iſt
zu bemerien, daß nad dem Vorgange des Thomas Morus
in feiner Utopia und Barclay’ in feiner Argenis, von
denen fon oben die Rede war, eine ziemliche Anzahl politifcher
Romane, theild in Lateinifcher, theils in Englifher Sprache
erfhien; wir zeichnen bier fogleib aus, obwohl fie erſt in bie
naͤchſte Periode gehört, des treuen Anhänger Karls 1. James
Harrington”) aus Upton (1611— 77) Oceana, eine Nach⸗
ahmung der PBlatonifhen Idee von der Atlantid und ohne Zwei⸗
fel das gelungenſte Werk diefer Art, Ex läßt darin unter der
Gräße, Haadduch d. Literärgeichichte, III. 223
— — — — — — —*
338 Engliſche Poeſte. Roman.
Leitung des Alphaͤus Megaletor, des Lord Archon (Cromwel)
ein Gleichgewicht zwiſchen den einzelnen Gliedern des Staats
eintreten und fo denſelben erhalten ein „Government established
upon a equal agrarian arlsing into the superstruction ol
ibree orders, the senate debaling and proposing, ti
people resolving and Ihe magistracy executing by an equal
rotation ihrongh the suffrage of the people given by tke
hallot.‘
IR ueb. ältere Engl. Rom. f. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1835. ur. 8
2) The most pleasant historeo of Ornatus and Artesia. Lond.
1598. 1607. 4. The famous history of Montelion King Kuight of
the oracle. Lond. 1687. 4. s. 1. 8. The most famous, delectable and
pleasant history of Parismus. ib. 1696. 11. 4.
3) Pheander the Mayden Knight. Lond. 1595. 4. Haigh let
Devonshire. A pleasant Discourse of six gallant \erchants ©
Devonshire their lives, adventures and Traviiles: with kundrie
tbeire rare Showes and pastimes shewed before the King in Exeiet.
on . . 4
4) &. Warton T. III. p. 372 40.
5) The palace of Pleasure (he first volume containing sixty
novels of Boccacio. Lond. 1566. 1575. 4. The second volume cor-
teinin , "irty-four novels. ib. 1567. 1575. 4. ed. by Hasleword.
6) Heptameron. Lond. 1582. 4. Daraus the right excellent and
famous Historye of Promus and Cassandra., ib. 1578. 4. Benugte is
kanntlich Shalfpere in Maaß für Maaß.
7) Tales marveillous in ihren Miscellanea ou Meditat. men.
Lond. 1604. 4.
8) The forest or collection of Historyes no lesse profitable
than pleasant and netessary doone out of Frenche ihto En
Lond, 1571. 4.
9) Rosalynde, Euphues golden legacie: found after his det
in his Cell at Silexedra. Beqieathed to Philautus sonnes no
ked up with the father in England, Fecht from ihe Canaries. Lord
560, 4. ib. 1612. 4. u. Öft. Aus; in Simrock u. Gchtermeyer Duell >
hakſp. Bd. TIL. p. 43 sq. cf. p. 280 aq.
10) Euphues or the Anatoıny of Wit. Lond. 1579. 1613. 16
*. Dazu: Euphues and his Eugland. Lond. 15%0. 1581. 1613. 161.
(m. d. vor) 1623. 1636. 4.
11) Philomela. The Lady Fitzwaters Nightingale. Lend. 13%.
1615. 4. u. öft. A Pair of Turtle Doves or the tragicall History ‚of
®ellöra and Fidelio seconded with the Tragicall end of ea. Ä
Land. 2606. 4. Dor. u. Baunin über. b. Simeod a, a. D. Bl
p- 29 Sq.
Engliſche Poeſie. Drama. 339
12) Philolimus, the warre betwixt nature and fortune. Lond.
— ai, b. fe The will of wit etc. Lond,
Fe
—— dges Bibliogr. T.I. p-&tag. 2892q. T, Zouch, M
ges Bibli 3 sq. 8 uc em.
ie and veritings 0 8. Eond. 1808. iin The conntesge
of Pembrokes Arcadia. Land. Be 560. 4. (nur III 2.) ib. 1598. or
(IV 8.) Bd. IX. ib. 1638. fol. The works of Sir Ph. 8. in prose
and vorse. ib. 1725. III. 4. Miscell. W. ef Ph. 8. with the life of
the sathor_and ill. not. by W. Gray. Oxford 1829. 8. Almanzor
ad Almanzaide, a movel. Lond. 1678. 4. Astrophel Kr Stella
wherein the excellence of sweete possie is concinded. Lo a. 1081.
4, u. in f. Arcadia. Ed. VII. Lond. 1629. fol. p. 567 sq. u. ſ. Ar-
cadia |. d’Israeli Amen. of Lit. T. II. p. 63 aq. Prob. v. f. lyr. Poeſ.
b. Ellis T. II. p. 213 sg.
15) Oceana and other Works. Lond. 1700. fol, w. an sppendix.
ib. 1737. fol. f. d’Israeli Amen, of Liter. T. II. p. 84 29.
$. 619.
Es bleibt und noch dad Drama übrig, deſſen Bluͤthen⸗
zit aus einigen oben angebeuteten Gründen beſonders in biefe
Bertspe zu ſehen fein wird, obwohl der Anfang deſſelben noch mit den
letien Regungen der Interludes in der Heywoodſchen Form
begtunt, von defſen Allegorifationen no ‘der ‚neue Brauch, New
Custom, gewiſſermaßen das bedeutendeſte Beiſpiel iR!) Das
erfe regelmäßige Städ fchrieb, freilih noch auf den Schultern
des Plautus und Terenz fichend, Nicholas Udall?), Bors
Reber der Schule zu Eton (+ 1557) unter dem Titel Balph
Boyster Doyster (vor 1551), von ihm ſelbſt Cumedie or Iu-
teriude genannt, worin er die Lebenoweiſe eined Londoner Gecken
ſchildert. Ein aͤhnliches Stuͤck ſchrieb ein Anonymus unter
bem Titel Jack Juggler’), worin allerdinge noch Vice unter
feinem eigenen Namen vorkommt, das aber doch fonft nad Plau-
tus gearbeitet IR und in vieler Beziehung ſchon den Namen eines
regelmäßigen Lufifpield verdient. Beide bilden den Uebergang
zu dem erfien eigentlichen Rationalluffpiel, gu Frau Gurton’6
Naͤhnadel, welches der Biſchof von Wels und Bath John
Still (+ 1607) gefchrieben hat (1566). Die Zabel If die,
daß ein Iufiger Geſell die Belegenkeit, wo Frau Burton bie
Hofen ihres Hausknechts ausflidt und ihre Nähnadel dabei
verliert, benngt, diefelbe mit ihrer Nachbarin, der angeblichen Dies
bin derſelben, zuſammenzuhehen, wodurch Des ‚gane Haus und
23
340 Engliſche Poefle. Trauerfpiel, .
Dorf in Aufruhr kommt, bid jener durch einen Schlag, den er
dem Hausfnecht auf den Hintern giebt, diefelbe dieſem hinein
ſticht und fomit dur defin Schrein darthut, daß fie fih in
den zerrifienen Hofen ſelbff verloren habe. Obgleich man ſchon
hieraus fehen kann, wie niedrig die Späße fein müflen, wonit
das Stuͤck angefüllt iR, fo iſt doch auch nicht zu leugnen, daß
e8 trotz des Mangeld an gehöriger Organiſation des Stoffs der
noch durch die gänzlihe Prädomination der Handlung über dm
Dialog ein Vollsintriguenſtuͤck genannt werden mag").
1) New Custom b. Dodsley. T. I. p. 249 sq.
2) &. Collier T. II. p. 446 sq. Ralph Roister Doyster the ear-
liest Comedy and Ferrex and Porrex, the earliest Tragedy, in
the Language ed. by W. D. Cooper. Lond. 1846. 8.
3) ©. Collier T. 11. p. 336 sq. Jac Iuggler, a new Eoterlade
both wytte and very playsent. Lond. 1562—3., 4.
4) ©. Lardner Lit. and scient. men of Engl. T. II. p. 5 2
Collier T. II. p. 444 sq. d’Israeli, Amen. of Liter. T. II. p. 11599
—A Ryght, Pithy, Pleasaunt and merie Comedie, Intytuled Gam-
mer Gurtons Nedie Played on Stage not longe ago in Christei
Colledge in Cambridge ınade by -Mr. 8. Mr. of Art. Lond. 1575. 4
u. b. Hawkins Orig. of Engl. Drama T. I. p. 165 4q. u. b. Dods-
ley Old Plays T. II. p. 6—82.
$. 620.
Auf diefelbe Weife wie nun das Luftfpiel ſonach blos ei
nen Anfang machte, indem es einzelne komiſche Scenen oh
innern logiſchen, in einander greifenden Zufammenhang an
einander reihte, eben fo war ed mit dem Trauerfpiel, denn db
nige frühere Berfudhe, wie 3. B. des SKapellfnabenbirertort
Rihard Edwards (+ 1566) Damon und Pythiasg, welhe
er felbf im Prolog „a tragicall comedie“ nennt, {iR mer
ein Schaus ald Trauerfplel und völlig ohne Action mit über
wiegendem Dialog‘) und des Thomas Hughes 1587 mirk
ih aufgeführtes Stüd Misfortunes of Arthur, obwohl fräftiger ge
zeihnet und beffer abgefchloffen, weshalb es von Einigen über
Sadville’8 Gorboduc gefegt ward, {fl auch durchaus not
fein Trauerfpiel in dem Sinne der fpäteren Borläufer Shaf-
ſpere's, wie es auch unendlih höher fleht?) als der von Shal⸗
fpere im Heintih IV. (Part. I. Art.If, sc. 4.) erwähnte Cam-
bises des Doctors Thomas Preſton (+ 1570), ber nit
Englifhe Poefie. Trauerfpiel. 341
viel beffer als die alten Moralitäten iR). Darum müffen wir
doch noch bet Thomas Sadville Lord Buckhurſt, von dem
fhon oben die Rede war, flehen bleiben, befin Gorboduc ober
Ferrex and Porrex ſchildert, wie der alte Britifche König Gor⸗
boduc fein Reich bei Lebzeiten unter feine Söhne, Ferrer und
Borrer, theilt, worauf Erfterer, erzümt über die Bevorzugung
feines jüngern Bruders, unterflüßt von feiner Mutter Videna,
Krieg mit diefem beginnt, aber von ihm erfchlagen wird, welchen
wieder die Mutter, die nachher auch getödtet wird, ermorden
läßt, worauf der alte König aus Verzweiflung ihnen nadfirbt.
Vebrigens hatte Sackville nur die zwei lebten Afte gefchrieben,
die drei erflien rühren von Thomas Norton her. Wuffällig
iſt die Ginrihtung, daß ein Chor, der aus allegorifchen Perſonen
befteht, die Acte vom erſten bis zum vierten Tchließt, während wies
der jeder Act, Ratt eines Prologs, mit einem ypantomimifchen
Vorſpiele anhebt, worin der Inhalt deſſelben im Voraus bars
geftellt wird. Handlung fommt darin fonft gar nicht vor, denn
Boten referiren die Schlachtereigniſſe und Todesfälle, fo daß,
trop des im Ganzen wundervollen tragiichen Pathos, der Hars
monie der reimlofen Jamben (blanc-verses), welche feitbem ale
die allgemeine Form von den meiften Engliſchen Dramatikern
und befanntlih aud von Goͤthe und Schiller angewendet wors
den find, und des einfach ungeswungenen Dialoges, die Einförmig-
- keit der Situationen, die hölzerne Action und die fleifen, ſchul⸗
meiſterlich altkiugen, langweiligen Reden es jegt für uns völlig
unlesbar maden*).
1) The excellent Comedie of two the moste faithfullest Freen-
des Damon and Pithias. Lond. 1571. 4. u. b. Dodsley T.I. p. 180
—261. f. Collier T. II. p. 1 2q.
2) The misfortunes of Arthur, Uther Pendragon’s Sonne: Cer-
taine Devises and Shewes presented her Majestie by the Gentie-
men of Gray’s Inne at her Highnesse Court in Greenwich. The 28
Day of Febr. in the thirtieth yeare of Her Majestie’s most happy
reigne. Lond. 1587. 4. u. in d. Five old plays, from a Suppl. etc.
by 3. J. C. Collier. Lond. 1843. p. 5—80.
3) Lamentable Tragedy mixed ful of pleasant mirtb, conteyning
the Life of Cambises King of Persia. Lond. s. a. 4. u. b.Hawkins
T. Ip. 351—319, f. Lardner a. a. ©. T. II. p. 1%
4) ©. d’Israeli a. a. D. T. II. p. 110:sq. Warton T. Ill. p.
289 sq. Lardner a. a. DO, T. U, p. 8 sq. Th, Norton and Th. Sack-
a VS. SL Du ur BE GE
nn ni
343 Engliſche Poeſte. Theater.
vitie, Lord Buckhurst. The tragsdie of Ferrex and Pemrex set
forth withont addition or alteration, but at together as ihe same
was shewed on stage before the Queene’s Majestie about nine
yeares past viz. the XYIll. dey of Januarie 1561 by the gentis-
men of the Inner Temple. Lond. 1571. 4. u. b. Dodsley T. I. p.
99 sq. (Old Plays T. I. p. 103 sq.)
$. 621.
Unter den Borläufern Shakſpeare's nimmt aber ohne Zwelfel
John Lylie (geb. lange vor 1553) eine der erfien Stellen
ein, denn er begann feit 1565-70 bereits Hoffomötlen,
zwar größtenthells in der Form der Gchäferfpiele, aber, was
wichtig ER, in Profa zu fchreiben, und warb dadurch der Scörfe
Wet dramntifchen Brofa, denn Gascoignea') auch in Profa ab
gefaßte Ueberfegung von Arioſto's Suppositi gehört eben, weil
ſte nur Ueberfegung if, nicht hierher. Lylie's benes Srüd iR
fein Lufifpiel von Wlerander, Bampaspe und Diogenes?). Ziem
lich ähnlich iR George Whetſtone's etwas älteres Grid
von Promos und Gaffandra’). Diefes find übrigen faR die
einzigen aus jener Menge der an iifabethbd prachlliebenden
Sofe aufgeführten Gtüde, die wir noch vor und Mm
ben, obgleich fle-auf den Inhalt derſelben fchließen und ihren Ber
laſt uns nit bedauern laſſen. Das eigentliche Bolfeluf:
fotel mag aber gewaltig roh und unanflänbig gewefen fein, tem
der Clown oder Rüpel war eine unemtbehrliche Perſon, drängt
ſich überall In Wie Handlung ein, ertenmporirte mit dem far
terte und der Balerie, wo ald auf den wohlfeilften Plaͤen
die gemeinftien Leute faßen, nach beflen Kräften, und zuleht
pflegte er am Ende des Stuͤdes in einer Urt Nachſpiti, Jis
genannt, noch beſonders jene Künfte zu probueiren, welde früher
zu ben Zeiten ber Trouveres bie Jongleurs trieben, nämlid
grotesk zu tanzen, zu fingen, Fratzen zu machen und dabei fin
loſe Berfe zu improvifiren, eine Sitte, die Shakſpere in
Was Ihr wollt und Der Liebe verlorene Mühe allerdings mw
bificirt angewendet hat. In bir Tengödle mar Uebertreibung
in jeber Belebung bie Hauptſache, bie tollſten Aukbtuͤqe der ti
denſchaft, die widernatärlichfien Situationen , fchauberbafte, oft nur
Gdel erregenbe Leivens ſcenen, Ermorbungen u. dergl. mußten br
Gatten, ih dad tohe Brfähloer Zafchaner Aufgurepen, und abet modl!
Engliſche Poefle. Theater. 343
Vieles auf das Ungeſchickteſe verbalihornt werben, wie uns
Shaffpere durch feine Einlage von Pyramus und Thiöbe im
dem Sommernadtötraum, die offenbar eine Garrisatur ber bißherigen
Tragoͤdien fein fol, fehon ahnen läßt, und weiche eben darum nicht
blos eine Poſſe iR, um Lachen zu erregen, wozu ſchon der
Stoff nicht geeignet wäre. Indeſſen traten ſchon feit 1580 einige
bebeutende, auch durch claffifhe Wildung bemerfhare Talente
auf, welde das Bolföfhaufpiel auf einen höheren Standpunkt
brachten und gewifiermaßen den Grund zum nachherigen rich⸗
tigen Verſtaͤndniß eined Shakſpere legten, indem fie das Boll
lehrien, nicht blos gewöhnliche Beluftigung tm Theater zu ſuchen,
fondern auch einen höheren Zwed, den ber Kunfl, zu begreifen
und Ind Auge zu faſſen. An ihrer Spitze ſieht aber Tho⸗
mas Kyd (+ 1595N°), ein fonf völlig unbelannter Mann,
dem man eine ben alten Moralitaͤten ziemlih nahelommende
Tragödie von Soliman und Perfiva, aber, was weit wichtiger
iR, auch Jeronimo und eine Urt zweiten Shell deffelben, der
aber auch als befonderes Stud angefehen werben mag, die fos
genannte Spanish Tragedy, zugeſchrieben hat. Erſterer ent
hält noch viel unnüges allegoriiches Beiwerk, aber in beiden
iſt ein Leben, ein Ineinandergreifen der Action, eine Energie
der im Ganzen doch ſchon fehr edlen Sprache, daß man nidt bes
greifen Tann, warum biefe Gtüde, In denen übrigens auch
die Schauluſt ihr Feld findet, fi nicht länger, ald es ber
Fal war, der Gunſt bed Publicums erfreuten. Rab ihm
fommt der {hen genannte Thomas Lobge°),der mit@reene
zufammen ein etwas fchmades und unzufammenhängendes Ten,
benftäl, Looking glass for London and England, das
man gewöhnlich für eine ſatiriſche Vertheidigung gegen die An⸗
griffe der Puchaner auf das Theater angefehen hat, ſchrieb; beffer
find feine Bärgerfriege ded Marius und Sylla, worin er allzuviel
von der hiforifhen Treue abweicht, ob er fi gleih vom trag»
iſchen Pathos und unwahrſcheinlichen Situationen, überhaupt von
jenem maßlofen Morden ıc. freihält, welches Alles man auf ber
Engliſchen Bähne lange für ein unentbehrlihes Aggregat eine®
Trauerfpield anfah. Der Bamphletit Thomas Nafh aus Leo⸗
Rofte In Suffolt (1664—1601)7) ſchrieb eine gelehrte Alles
344 Englifche Poefie. Theater.
gorie, Will Summer's (des bekannten Hofnarren Heinrichs VII)
letzter Wille, allein ein Drama iſt es nicht, und unſerem heutigen
Geſchmacke ſagt es noch weniger zu. Weit bedeutender iſt aber
der Londoner Stadtpoet?) George Beele (geboren um 1552
in Devonfhire, gef. vor 1598) ſchon nad der Meinung de
gleichzeitigen bedeutendern dramatiſchen Dichter, ob er für une
gleihwohl in den nad feinem Tode erfhienenen Merry con-
ceited Jests nicht eben das befle Ehararterbild abgiebt, ſondem
darin als ein liederlicher Gauner erfheint, was doch wohl
nicht Die Eigenſchaft aller damaligen fogenannten authors of
profession gewefen fein kann, wenn wir aud) recht gern glauben
wollen, daß fie mit den Schaufpielen zuſammen gar loder
Zeiſige gewefen fein mögen. Er hat mehrere Stüde hinterlaf-
fen, unter denen ein Hoffhaufpiel, Arraygnment of Paris fd
nicht über den Gehalt der vielen am ‚Hofe aufgeführten ale
goriſchen Gelegenheitsſtuͤcke erhebt, allein feine Old Wifes Tale,
ein Spinnftubenmärden, iR trotz der Praͤdomination der Action
über Ausführung dur den Dialog und bie, notwendige Re
flegion eine mit phantaſtiſchem Maͤrchenduft hödft yoetiid
umhuͤllte Production und giebt und ſchon eine Ahnung von
Ehakſpere's Föflihem Sommernachtstraum, fo daß es In bida
Hinfiht über feinem König David und Bathfeba fteht, da dieſes
befonberd im Punkte der Liebesfcenen ziemlich hochſtehende Gtid
nad) der Meinung neuerer Gritifer wahrſcheinlich ſchon Ehalr
ſpere's Romeo zum Vorbild hatte. Seine Schlaht von Aa
‚zar hat jedoch ſchon Shaffpere in feinem King Henry (P. Il.
A. II. Se. IV) läderlih gemacht. Noch höher ſchlaͤgt man
den liederliche Robert Greene?) aus Norwich (geb. 1550
—60, gefl. 1592) an, ber ſelbſt auf einer Reife, die er 1578
nad Italien und Epanien unternahm, ein aͤchtes ¶Echaufpleler⸗
leben, aber nicht auf den Bretern, ſondern in natura mitm
unter Bagabunden und liederlichem Geſindel führte, wie wenig
ſtens in der nad feinem Tode erſchienenen Repentance of
R. Gr. ſteht, und nur eine kurze Zeit an der Seite einer liebenb⸗
würdigen rau ruhig und anftändig als Bicar zu Tollesbury
lebte, wie man aus feiner Erzählung Never too late (hier iR
er der Francisco) und feinem Groatswortb of wit (159,
Englifche Poefie. Theater. 345
bier iR er der Roberto) fieht. Bald fürzte er ſich wieder in
den Strudel der Wusfihweifungen und flarb an den Folgen
derſelben. Er iſt ein Achter Vollsdichter geweſen, und darum
M es zu beklagen, daß wir jedenfalls nur noch den kleinſten
Theil feiner Etzeugniſſe vor uns haben, von denen unbedingt feine
cn auf Bollöfagen berubenden Stüde, Georg Greme der
Flurſchütß von Waleflield, in weldem der fo populäre Robin
Hood die Hauptrolle fpielt, und Bruder Baco der Zauberer,
bie gelungenfen find, denen zwar Tiefe der Empfindung und
Energie des Characters abgeht, dafür aber die größte Lebendigkeit
der Handlung und des Dialogs, Friſche und Originalität der
Phantaſie zu GStatten kommt. Ihm Tann daher mit Recht
Chrifiopher Marlowe (+ 1593) 0), das bedeutendſte Bes
nie unter Shakſpere's Borläufern, entgegengeſetzt werden, da bies
fer feurige, rüdfihtelofe, unbezähmte Geil, der feinem Beſitzer
ou ven Tod bradte (er flarb an einer Wunde, die er erhielt,
als er feinen Nebenbuhler bei feiner Bellebten mit dem Dolce
angegriffen hatte), nur außerordentliche, gewaltige und hochtrag⸗
iſche Stoffe wählte, während jener mehr den heiter» anmus-
thigen Stun der Mittel- und nienern Glafien feiner Landsleute
darzuftellen fi vorgenommen hatte. Dieb fieht mai aus feinem
Tamerlan, dem Fauſt, worin Ihm die Auffaffung ber tieffinnigen
deutſchen Sage wunderbar gelungen if, der Pariſer Bluthoch⸗
yet, die nicht in Acte getheilt IR, dem Juden von Walta, einer
meißerbaften Darflelung der jüdifchen Selbſtſucht, und feinem
Edward II., einer wahrhaft erhabenen hiſtoriſchen Schidfalstragöbdie,
Leider aber wird bei Ihm dad Großartige nur zu oft zum
Unnatürlihen, das Außerorbentlihe zum Ungeheuern und das
Gewaltige zum Gewaltſamen!!).
1) The Glaase of Governement. A trag. comed. Lond. 1575. 4.
The supposes. Lond. 1566. 1587. 4. u. b. Hawkins T. III. p. 7—86.
Jocasta, a Trag. ib. 1575. 1587. 4. (Ueberf. d. Phoenissae d. Eurip.) f.
Cellier. T. III. p. 6 sc.
2) &. Collier T. III. p. 172 sa Lardner II. p. 67 sq. Endimion,
Load. 1591. 4: 1632. 8. u. in d. Old Plays being a Contin. of Dods-
ley’s Coll. Lond. 1816. T. II. p.97. The pleasant conceited comed
called Mother Bombie. Lond. 1594. 4. u. a. a. D. T. 1. p. 203-286,
The most excellent Comedie of Alexander, Campaspe and Dio-
gewes. Lond. 158%. 1591. 4. u. Dodsley T. II. p. 91—152. The wo-
man in the moon. Lond. 1597. 4. The maydes metamorphosis.
Lond. 1600.4. Loves metamorphosis a — pastorall. ib. 1601. 4., Sappho
346 Suglifihe Poefie. Theater.
and Pheon. ib. 1591. 4. Gallathea. ib, 1592. 4. (Alex. End, Snppke.
Galat. Myd. Moth. Bombie in: Sixe court Comedies. publ. by
Bieuut, Lond. 3632. 4.)
3) Right excellent and famens Historye of Promos and Oa:-
sandra. Lond. 1578. 4. u. in b. Six old plays upon Shak. fonnded
hin Measure F. M. Lond, 1779. T. I. p. 108. T. Collier T. II.
p. 61 8q.
4) Usb. d. Lond. Theat. ſ. Mag. f. d. Bit. d. Ausl. 1834. mr. 56.
Collier T. III. p. 263 sq. Ultici, Shaffpeare. I. p. 96 sq.
5) &. Collier T. III. p. 205 sq. Lardner T. I, p 59 ag. The
first part of Jeronimo. With the warres of Portugall and the Life
and Death of Don Andraee. Lond, 1005. 4. u. db. Dodsley T. Il.
p- 63—93. (f. Old Plays 1825. IH. 1. p. 49 aq.) The Spanish Tra-
gedy or Hieronimo is mad again, containing the lamentable end
of don Horatio and Bei - Imperia, with the pittifull death of ulde
imo. Lond. 1599. 1602. 1603. 16410. 1615. 1618. 1023. 168
1638. 4. u. Dodsley T. IT. p. 99—204. (Old Plays a. a. D.p.6544)
6) A looking Glasse for London and England. Lond. 15%.
1617. 4. u. b. Greene Works by Dyce T. I. p. 83 ag. The weusd
of civill war lively seth forth in the true Tragedies of Marius apd
Scilla. Lond, 1594, 4. u. b. Dodsley T. VIJI. p. 11—88, &. Collier
T. III. p. 213 2q.
7) &. Lardner T. II. p. 70 sq. Collier T. MI. p. 221 sg. A
pleasant Comedie called Summer’s last Will and Testament, Loud.
1600. 4. u. b. Dodsley T. IX. p. 13—79.
8) ©. Merrie conceited Jests of G. Peele Gentl. sometime stu-
dent in Oxford, wherein is shewed the Course of hisLife how be
lived. Lond. 6627. 1761. 4. Lardner a. a, D. p. 64 sq. Collier T:
IM. p. 191 sq. — Works of 6. Peele by Dyce. H Rd. Lond. 189.
IH. 8. The A: Iygnement of Paris, a past. Lond. ıh84. 4. The
famous chronicle of King Edward the first surnam. Edward Log
Shankes with his return from the holy land. Also the life o
Lievellan rebell in Wales, lastiy The sinkisg of Oneene Elıner,
who sunck at Charing crosse and rose againe of Pottershith no“
named Queene hith. Lond. 1593. 1599. 4. u. Old Plays 1827. T.X.
r: 1 F The olde wives tale. Lond. 1595. 4. The love ei Kim
ove of King David and fair Beihsabe with the tragedie of 4h-
salon. Lond. 1599. 4. The Battell of Alcazar fought in Barberit
betweene Sebastian King of Portugell and Abdeimelek King v
Marocco. ib. 159. 4.
9) Greene’s Never tooLate; or a Powder of Experience sea!
to all youthfull Gentlemen, to roote out the infectious follles, !hal
over-reeching conceits foster in (he spring time of their youth-
Lond. 1590. 4. Greene’s Groats-worth of Witte, bought witb &
Million of Repentance; deseribing the Folly of Youth, the Fal-
hood of Make-shift Flatterers, the Misery of the Negligent and
Mischiefes of Deceyving Curtezans, publ. by 6. Cheftie. Lond.
1692. 4. Collier T. Ill. p. 147 sq. Lardner T, I. p. 42 sq. ulrici
. 27 sq Dram. Works publ. by Dyce. Lond. 1831. II. 6. Scottish |
storie of James the fourth 'slaine at Flodden. ib. 159. #. The
comicall Historie of Alphonsus, King of Aragon. ib. 1599. 4. TB
Historie of Orlando Furioso. Lond. 1594. 4. The honourable Histe
rie ef Frier Bacon and frier Bongay. Lond, 159%. 4. (Beutfd M
Engliſche Poefle. Theater. 347
Shakſp. Borſch. v. Tieck. Epıe. 1-9. Bb. 1. P: 1 0q.) The piea-
sant comceited Comedie of George-a- Grone, he Pinner of Wake-
field. Lond. yon. 4. (Deutſch v. Ziel, Altengl. Theater. Berl 1811. Bd.
«pP sg.
10) &. Bi. f. d. kit. d Ausl. 1837. p. 87 aq. Herrig Arch. f. Kde.
Neu. Sprach. (Eiberf. 1846.) Bb. I. p-384—;00. Ulrici p. 136 aq. Lard-
ner T. II. p. 49 sq. Collier T. III. p. 107 sq. Works ed. by 6.Ro-
binson. Lond. 1826. 111. 8. Lusts deminion or the lascivious gem,
a trag. Lond. 1651. 1661. 4. The tragedie of Dido Qusene ol Car-
thage. ib. 1594. 4. (hier hatte Nash mitgearbeitet). Tamburlaine the
greate, who from the state of shepheard in Scythia by his rare
and wonderfull conquests beeame a most puisant and mighty Mo-
narque. First part. Lond. 1590. 1605. 4. amb. the greate with
his impassionate furie, for the death of his Lady and Love fair
Zenocrate his forme of exhortation and discipliue to this three
Sonnes and the manner of his oure death. The second part. ib.
1600. 4. ‘The troublesome raigne et lamentable death ofEBdward II.
Klug of England, with the tragicall fall of proud Mortimer. ib.
15%. 1612. 1622. 4. u. Old Plays T. I. p. 305 sq. The famous Tra-
gedy of the rich Jew of Malta. Lond. 1633. 4. u. Old Plays T.
vll. p. 231 sq. (legt. zwei Stüde in E. v. Bülow, ttengl. Schaubühne.
Berl. 1831. 8.) The massacre at Paris, with thedeath of the duke
of Gaise. Lond. s. a. 12. The tragicall history of the horribie life
and death of Dr. Faustus. Lönd. 1604. 1651. 4. 1814. 1818. 8.
Deutſch v. W. Müller. Berl. 1818. 8.) The first and second part of
the troublesome reigne of John King of England. Lond. 1611. 4
The true tragedy of Richard duke of York and the death of
King Henry the sixt with the whole contention betweene the two
houses Lancastre and York. ib. 1585. 4. ((zuweilen Shakſpere
zugeſchr, weil in befien Henry VI. P. IL ſich N: buchſtaͤbliche Stellen
daraus finden.)
11) Ueb. d. Vorlaͤuf. Eh. überh. ſ. Ulrici a. a.D. p. 78 sq. d’Israeli
Amen, T. Il. p. 121 sq.
$. 622.
Obgleich wenige der eben erwähnten Dramatiker befonbere
Säulen bildeten, fo fann doch von dieſen jetzt nod nit die
Rede fein, fondern wir möüflen jebt denjenigen Mann erwähnen,
der alle feine Vorgänger und Nachfolger in Schatten geflellt
bat, ih meine Willtam Shaffyere®. Er war zu Strats
ford am Avon in der Grafſchaft Wanwid den 23. April 1564
geboren. Sein Bater John Shaffpere war hintereinander Hand»
ſchuhmacher, Wolhändler und Fleiſcher gewein, bradte es
aber 1568 zum Bürgermeifter und 1571 bis zum geſchwornen
— — ——
2) So ſchrieb er ſelbſt, ſonſt findet man Shaxper, Shagspere,
Shakespeare u. Shakspeare.
348 Englifche Poefie. Theater.
Oberaldermann (+ 1601). Indeſſen war ſeine Familie alt
(fie kommt ſchon im Domesday Book vor), und auch feine
Mutter Maria Arden (+ 1608) flammte aus adligem Blute.
Daß unfer William das väterlide Handwerk als Fleiſcher er
lernt habe, läßt fi nicht nachweiſen, vielmehr fcheint er in ber
dafigen Stabtfhule fleißig Lefen, Schreiben, Rechnen und etwas
Latein gelernt zu haben. Er heirathete früßzeltig (im 19. Jahre)
die Tochter eines Gutsbeſitzers zu Shottery bei Stratford,
Anna Hathaway, die aber 7 bis 8 Jahre Alter ale er war;
als fie ihm brei Kinder geboren hatte, fcheint er ſich jedoch auf
die liederliche Seite gelegt zu haben, wahrſcheinlich weit fie ihm
—zu alt war, denn in den Twelfth night A. Il. Se. 11.
warnt er tie Zrauen vor Heirathen mit jüngern Männern.
So hatte er fih fogar mit Wilddieben eingelaffen, warb im
Park Sir Thomas Lucy's von Eharlecote ergriffen und raͤchte
fi für defien Härte dadurh an ihm, daß er an das Thor
ſeines Haufe ein achtſtrophiges aus je 4 zehnſylbigen Berfen beſtehen⸗
des Spottgedict, feinen erften poetifhen Verſuch, anihlug”) und ihn
fpäter in feinen Lufligen Weibern von Windfor ald Briedendrikte
Shallow auf die Bühne brachte und von Fallſtaff auoſpotien
lleß. Nichtsdeſtoweniger mußte er dedhalb Stratforb verlafln
und ging nad London, wo ihn Armuth genöthigt haben fol **),
vor dem Theater die Pferde vornehmer Herrn zu halten, bie
er es endlich hinter den Couliſſen bis zur Würde eines call-
boy bradte und feine Landsleute 9. Burbage und Thomab
Greene, Schaufpieler zu Bladftiare, ihn endlich (felt 1606),
auf die Breter felb erhoben, obwohl er anfangs nur den Souf⸗
fleur machte. Was für ein Schaufpieler er geworben, läßt Ad
jetzt nicht mehr nachweifen; nur ſoviel wiffen wir, daß er im
Homeo den Bruder Lorenzo, im Hamlet den Geil gab un
unter den Künfllern war, denen Ben Jonſon feinen Sejan. de
dicirte. Mebenbei arbeitete er nun fleißig fürd Theater und
*) %bgedr. b. Lardner T. II. p. 347.
*#) Davon heißen noch jegt die Jungen, welche, um etwas zu verdienen,
die Wagen der Bornehmen beim Verlaſſen des Schauſpielhauſes herbeiholen,
Shakespeare's Boys f. Mag. f. d. £it, d. Ausl. 1833. nr, 125.
Engliſche Poefle. Theater. 349
biſdete endlich ſelbſt eine Geſellſchaft, indem Lord Southamp⸗
ton ihm dabei mit ſeinem Beutel unter die Arme gegriffen zu
haben ſcheint. Spaͤter muß er jedoch die Sache ſatt bekom⸗
men haben, denn er zog ſich (1613) nah Shottery zurüd
lebte dort ruhig ale wohlhabender Landebelmann und pflanzte
befanntlich auch daſelbſt den erfien Maulbeerbaum, den man in feiner
Gegend zu fehen befam. Der Tod ereilte ihn zu New Place, feinem
Landgute, an feinem Geburtstage 1616, und obgleich er 1741 von
einer Sammlung und dem Ertrage einer außerorbentlichen Borftelung
feines Julius Caesar in der Weftminfterabtel ein Grabmal errich⸗
tet befam, fo liegen doch feine Gebeine In der Kirche zu Strat.
ford, denn er hatte verboten, fie je von ihrer Ruheſtaͤtte zu
entfernen. Betrachten wir nun, mit welchen Mitteln Shaffpere
auödgerüftet feine meifterhaften Dichtungen lieferte, fo müflen wir
eingeftehen, daß fein pofitives Wiſſen nur ein höchſt geringe®, .
fein Genius aber Alles war. Er mag aus dem Alterthume
den Plutarch nad, der Ueberfegung, die Thomas North (1579)
aus dem Branzöflfchen des Amyot gemacht hatte, den Plautus
aus einer in der Mitte des 16ten Jahrhunderts gefertigten
Ueberfegung der Menaechmi, den Ovid aus der UÜebertragung
des Thomas Heywood gekannt haben; von Dares Phrygius
hatte er wohl faum gehört, und was er über den Trojanerfrieg
bat, ſtammt aus Lydgated Troy-book, die Stallänifhen No⸗
veiften hatte er ebenfo wenig gelefen, hoͤchſtens Hatte er mit
ihnen in den Uebertragungen von Painter in feinem Palacc
of pleasure Bekanntſchaft gemadt, obgleih Manches bei ihm
aus Belleforefl’8 Histoires tragiques (3. B. Hamlet) oder Pierre
Boiſteau (Romeo) genommen zu fein ſcheint. Außerdem bes
nutzte er Ältere Englifhe Dichter, befonderd Ehaucer, und mag
Vieles au aus den zu jener Zeit häufig auf den Straßen
feilgebotenen, jetzt fehr feltenen Volksbuͤchern entlehnt haben.
Betrachten wir nun feine einzelnen Stüde ber Reihenfolge nach,
fo beginnt der apofryphe Pericles (1590), nad dem Roman
von Apollonius von Tyrus, dann folgen die Comedie of Er-
rors (1591), nad des Plautus Menähmen, Love’s Labour
lost (1591) nach einer noch unentvedten Duelle, King Hen-
ry the Sixtı P. 1. u. 11. (1592) nah Marlowe's oben
350 Engliſche Poeſte. Theater.
p. 345 genanntem Stüde*), ıhe Midsummer - nigths dream
(1593), wahrſcheinlich ganz Shalſpere's Eigenthum und cin
phantaſtiſches Gelegenheitoſtuͤk, dem rifch- Schottifche Elſen⸗
märden und irgend eine wahre Begebenheit (die Liebe der ber
den darin auftretenden Paare und ihr gegenfeitiges Abſtoßen)
zu Grunde liegen, Romeo and Juliet (1593), nad Boifeau,
der freilich Luigi de Porta und Bandello (II. 1.) vor fih ge
habt hatte, ihe taming of the shrew (1594) mad einem
fhon vorkandenen Alteren Stüde**), Ihe two Gentlemen of
Verona (1595) nah einer Epifode in Montemayor's Dians
und Sidney's Arcadia, King Richard the third (1595)
King Richard the second (1596), Henry ihe fourth P. 1.
11. (1596), fämmtlih auf ältere Dramas bafirt und the merchant
of Venise (1597), nidt ohne Benupung von Marlowee
Jew of Malta und ber alten Ballade vom Juden Gernutus
(bei Percy 11. 11.), wahrfcheinlih nad der 95ſten Declama⸗
tion aus Alex. Sylvaln’6 Orstor (Lond. 1596), Hamlet
(1597), vermuthlih nad einem alten gleihnamigen Vollsbuche
und Belleforeſt (Hist. trag. VI. p.197), King John (1598),
vermutblih nad einem älteren Stüde Rowley's, Alls wall
that end’s well nach Painter's Giletta of Narbon (Pal. of
pleas. T. I. p. 88), King Heory the fifth (1599), wahr
fheinlih nad einem älteren Stüde, Much ado about nothing
(1599), nad einer von Belleforeſt (111. nr. 18) überjegten
Novelle Bandello's (I. 22), As you like it (1600) nad
Thomas Lodge (ſ. ob. .p. 336), Merry wives of Windsor
(1601), nah engliſchen Erzaͤhlungen (the two lovexs of Piss
aus Tartleton’d Newes of Purgatory 1590, und the for
tunate the deceived and unfortunate lovers, Lond. 1632.
*) The first sketehes of King Henry VI. w. imtr. amd net. 57
Halliwell. London 1843. 8.
*%) In Six old Plays on which S$hak. founded his Meassare
) 7 ing ihe Shrew, King join
Kieg Henry V., King Leer. hond. 1779. T. I. p. 150. The
of a shrew. To which is added the Woman lapped on Morre
Skia ed. by Amyot. Lond. 1844. 8.
" #4#) "Pie true trag. of Rich. the third fr. an un. cop. and Ihe
latin peom of Rich, tertius.fr. an/man. by Hieid. Lond, 1844 5
Engliſche Poeße. Theater. 881
ar, 1.*), Troilus and Cressida (1601) nach Pydgate's
Tıoy-Boke, King Henry the Eigkt (1602), der (jet 1618)
ad Ali is irae betitelt war, Timon of Athens (1608)
nach Plutarch, Measure for Measure (1605) nad Whetſtone
(od. p. 342), King Lear (1604) nah einem aͤlteren
Stüde dieſes Namens mit Benugung von Carton's Chro-
niele und einer alten Ballade (Perey 1. 16), Cymbeline
(1606) nad einer in Westwards for smeits (Lund. 1603)
überfepten (ar. 15.) Novelle Bocoaccio's (HI. 9.), Macbeth
(1606), wahrſcheinlich nad einem aus Hector Boeihius Schot⸗
tiſcher Geſchichte (AH) zuſammengeſtellten Volksbuche oder
Holimshed’s Chronicte, Jalias Cesar (1607), Antkony and
Chopatrsa (1608) und Coriolanus (1609) nah Plutarch,
tbe weinters 1sle (1610) nad Greene (f. ob. p. 386), the
tenpest (1611), fein beſtes Stuͤck naͤchſt vom Macbeth, vom
muihloch nach einem Alten Stücke, welches (na Tieck, Deutſch.
Theat. I.p. XAHM.) auch der Deutſche Dramatiker Ayrer feiner
Ehönen Sidea untergelegt hatte, mit Benutzung der Sagen, welche
fit Sir George Somer's Schifforub (1009) an den Beran
dasinſein von dieſen Eilanden im Schwunge gingen, Otkelle
(1612) nah Cinthio Giraldi (II. 7), Twelfh night
(1613) nach einer von Belleforeft uͤberſetzken Novelle Bandelu's
43. 20), und der apocryphe Titas Anilronious nad) einem Älteren
Ceade, von ‘dem ſich ebenfalld eine altveutfihe Bearbeitung «rs
Yalen bat (ſ. Tieck p. KXVII) und eimer altm Ballade (6,
Parey 11. 18). Außetdem bat man ihm noch eine ziemliche
Anzohl anaͤchter Stüde zugeſchrieben, und gleich bemerken
will ich hi, daß er wirklich noch zwei liebliche Erzählungen tn
Sorgen Ayriſcher Urt, Venus and Adonis (1598) mb
the Tape of Luerece (1594) hinterlaſſen bat, die von gros
Bem, freitih durch ben affertirten Geſchmack jener Zeit etwas
verfehrobenem Talente zeugen. Betrachten wir nun aber Shak⸗
fyere als Dramntifer, fo müflen wir vor Allen feine eigenem
Borie im Hamlet (III. 2.) hier anziehen, worin er den Zwei
des Echaufpiele alſo audelnanderfeßt: „for any thing so
“) Yirst sketch of the Merry W. of W. The novelson which
is Sodnded, 2y Malliweil, Kond, 1862. 8.
352 Englifche Poeſie. Theater.
overdone is fiom the purpose of playing, whose end,
botb at he first, and now, was, and is, to hold, as 'twere,
the mirror up to nature, to show virtue her own feature,
scom her own image, and ihe very age and body of the
time his forn and pressure.“ Es foll alfo dad Drama
gewifiermaßen eine poetiſche Darſtellung der Weltgeſchichte alt
des Weltgerichts fein und dem Menfchen im Einzelnen ſowohl ald dem
Jahrhundert im Ganzen einen treuen Spiegel feiner Weſenheit vorhal:
ten. Merkwürdig iſt auch feine Weltanfhauung, denn ſowohl fen
Trauer » als fein Luſtſpiel haben eigentlich denfelben Inhalt, ein ver⸗
föhnended Element, mag er nun in jenem die göttliche Gerd
tigkeit und fittlihe Nothwendigkeit der Strafe, in dieſem di
göttliche Liebe und menfhlihe Wilfür und Schwaͤche darſtellen.
Hiermit Reben nun aber feine wirklich fabelhafte Menſchenkennt ·
niß und feine wunderbaren Schilderungen der verfchiedenften Selm ⸗
zuflände in Berbindung, ſowie feine unbefchreiblihe Kunf, dad
Edle neben das Unedle, die Luftigkeit neben dem Echmerz, die Grande
neben die Trauer, die Sröhlicgfeit neben den Ernfl, das Pathos nem
das Burledfe fo zu flellen, daß Keine burd das Andere ge
brüdt und beeinträdtigt wirb und und Alles von Natur fo
fein zu müflen fcheint. Die ganze menfchlihe Geſellſchaft muf
für ihn herhalten, Alle laͤßt er vor unferen Augen wie in einem
Guckkaſten vorüberziehen, bunt buch einander, wie wenn Freund
Haln feinen Ball hält, fommen ohne Anfehn der Perfon, Ad
nige und Knechte, Epelleute und Bauern, Bürger und Betila,
Tapfere und Beige, Königinnen und Mägde, und Alle muͤſſen
und ihren Hergensfchrein aufſchließen und uns in feine verbor⸗
genen Tiefen hineinfehen lafin. Darum if er aber au ww
erreihbar, und fo viele Dichter, die ihm ſchon nachgeahmt br
ben, find an biefer fühnen Verbindung der heterogenſten Stim⸗
mungen gefceitert, und jene Freiheit von allen Feſſeln be
Kunft, die wir an ihm fo bewundern, und eben dieſe Ratuͤr⸗
lichkeit, durch die er fo unendlich groß daſteht, hat ba
feinen Nachahmern nur zu roher Regellofigfelt und unan
genehm auffallender Selbſtentbindung von den Worſchriften
bes Ariftoteles und der andern großen Theoretifer geführt, Außerdem
kommt ihm noch feine zu jedem Verhaͤlmiß und jeder Situation pa
Englifche Poefle. Theater. 353
fnde Kraft der Sprache und gefhidte Anwendung bes Dialogs
und unendliche Bewandtheit in der Handhabung des Lianc verse
und Wechſel zwifhen gebundener ugd ungebundener Rede zu
raten, wie Riemandem vor oder nach ihm.
Nu d. Ausg. f. Shakenpeariana, Catalogue of all Ihe books,
p etc. relating 10 Sh.: to which are subjoiued an account
of Ike early quarto editions of the great draimatist’s plays end
poens etc. Lond. 1827. 8. J. O. Halliwell, Shakespeariana. Lond,
1. & Ueb. d. Driginalausg. d. eing. ©t. [. Lowndes Bibliogr. p.
1651 sq. u. Catal. bıbl. Heber P. II p. 296 sq. — W. Sh. Come-
, Histories and 'Iragedies. Published according to the true
isinall copies. Lond. 1628. fol. 1632. fol. The third Impression
and unto this impreasion is added seven playes never belore prin-
ted in folio, viz. Pericles, Prince of Tyre; ‚iheLondon Prodigall;
History of Thomas Ld. Cromwell; Sir J. Oldcastle lord Cob-
han; the paritan Widow; a Yorkshire Tragedy; the Tragedy of
Locrine, Lond. 1664. fol. ib. 1685. fol Plays rer, and corr. on the
former editions by Th. Hammer, w. a gloss. Oxford 1744. VI. 4.
ib. 1770—1. VI. &. rev. aud corr. w. an acc. of the life and wrrit.
by N. Rowe: te which are added his poems w. cr. rem. (by Ch.
Gilden) Lond. 1709-10. VII, 8. coll. aud corr. by Al. Pope. Lond.
1735, VI. 4. (Dazu: Venus and Adonis, Tarquin and Lucrece and
Mr. Sh. miscell. poems. ib. 1725..4.) Birmingh. 1763. IX. 12. coll.
w. the old cep. and corr. w. not. by L. Theobald. Lond. 1738,
VI, 8. w. a comm. und not. by Pope and Warburton. Lond. 1747.
VIlI. 8, w. the corr. and ill. of var. comm. to which are add. not,
by 8. Johnson. Lond. 1765. VIII. 8. Comed. histor. and trag. set
%t by himself in Quarto, or by ihe plaiers his fellows in fol.
ad now faithfully republ. frum those editions w. an introd,
(pabl. by Edw. Capell). Lond. 1768. X. 8. (Dazu Notes and various
resdings, ib. 177980. III.4.) The plays of W. Sh. w. the corr. and
I, of various comın. to which are add. not. by- 8. Johnson and
6. Steevens. Lond. 1772. X. 8. (Dazu: Addit. observ. by several
Aibe former comm. the genuine poeıns of Sh. etc. by Malone,
ib. 170, 11. 8. u. Second a pendix to Mal. suppl. ib. 1733. 8.) ib.
185.X. ib. 1785-87. LEXVI. 18. Dram. W. w. explan. not. by
Ayscongh. Lond. 1790. 11. 8. The plays and poems of Sh. coll.
verbstim with the most auth. cop. and rev. w.ihe corr. and illasır.
rar. comm. to which are adıled an essay on the chronol. order
of his plays and hist. acc. of the stage and not. by E. Malone.
Ib, 1790 x. (X1) 8. The plays etc., w. not. by Johnson, Steevens,
ind Reed. t.ond. 1793. xV. 8. 1803. 1821. XXI. 8. (Dazu Remarks
ent. conj. and explan. ib. 1805. II. 8.) Dr. W. rev. by G. Steevens,
ib, 791—1808. XVII. (IX) fol. w. a sel. of useful notes and alife
Sh. by Al. Chambers. Lond. 1805. IX.8. w. not. of var. comm,
ed. by Mantey Wood, Lond. 1806. XIV. 12. Plays and poems w. '
Ihe corr. and ill. of ver. com. compreh. a life of the poet and
an eni. hist. of the stage by E. Malone w. a new gloss ind. by
J. Bosweil. Lond. 1821. XXI. 8. w. not. sel. a hist. of the stage,
8 compi. gloss. index and a life of Sh. by Al. Chalmers, Loud,
1823. VII. 8. The dram. W. w. not. cr. hist. and explan. w. &
life of the auth. by W. Harness. Lond. 1825. VIII. 8. w. not. orig.
and sel. by 8, Weller Siuger and a life of 'the poet by Ch, Sim-
Onfe, Handeng d. Eıreräsgefpigte. II. 98
354 Engliſche Poeſte. Theater.
Ona. Chiswick, 1826. X, 18. ed. by Yalpy- ıb. 1832—83. IV. 18,
Compl. . il. w. many val. liter. not. fr. the distingh. comm. W.
large introd. net. Paris 1842. X. 8. ib. 1838. Il. 4. Works, the text
from an ent. new coll. of the old ed. w. var. read. not. etc. by J.
P. Collier. Lond. 1842. V111.8. (f. Fr. Twiss, A compl. verbel ir
dex to the plays of Sh. ib. 180%. 1. 8.) Ueberf. f. 8. Eh. Ihr:
Werk. 9. d. Engl. v. Sp. Mt. Wieland. Zürich 1762—66- VIII. 8. (Eike
warn btb. f. ans, dab. ſ. Rame auf d. Neu. Ausg. ebd. 1775- 82. XIM.E.)
m. tet. Anh. verſ. v. 3. I. Efchenburg. Zürich 1788-1806. MIE. 6. Tee
mat. V. Gberl. v. A. WB. d. Schlegel. Berl. 1797—1810. 1821-23, 138
IX 8. (Dazu: Bon GSchlegel noch unliberf. dram. W. überſ. v. me.
Verf. Wert. 1809-10. HI. 8. 8. Sl. n. n. —F Schauſp. üb. » 9.
u. %. Voß. Stuttg. 1826-15. II. 8. Dram. W. über. v. Ph. Kosfnan.
Biel. 1830-36 I-IV. 6.) Shaufp. v. J. H. Bob u: del. en
8. ©. Kr. B. M. Erl. epıg. 1818-29. IX. 8. Dram. @. ütetl. vl.
WM. v. Schlegel. erg. u. eil. v. 8. Viel. Berl. 1826. 1830-38. IK. 6
1839-40. 1943-44. XII. 8. (Dazu Bier Schaufp. Sh. Überf. v. &.E
et. 1836, 8.) Saͤmmtl. Schaufp. m. d. Suppl. frei v. J. Me &
. Döring. Gotha 1822-3. LIE. 12. Dr. W. aͤb. u. erl. v. J. DD
enda. Lpip. 184-6. XIX. 12. Sämmtt. W. in einem Bee. In Bm
nun: üderf. u. der. v. J. Körner. Schneeb. 1836. 4. Pypay. 16% |
xvn. 32. ebd. 1839. XII. 15. u. 4. Schauſp. ũb. v. ad. Selltt
M. Rapp. eruttg. 1843-45. XXIV. 16. Drum, ®. üb. d. G. Dim
Stuttg. 185639. 184. XVI. 16. Dazu Nachtr. ebb. 1890. 1842
IV. 16. By. Jaͤmmtl. Gedichte im Verem. d. Orig. Überf. v. Gm. &e
Königsd. 1846. 8. (8. a. Nffmann, Sy. u. ſ. demtfeh. Neberſ. Liegn 81
Etadr, Ueb. Sp. u. ſ. Verhältniß z. deutſchen Poeſte, in Prue
Zafıh. 1823. p. 1—88. Viſthet ebd. 184%. p. 73-10). —
3.8 —— Fr RAN u. Scrät. Pen 1707.
. d. dorg. Bun . Hänbfäriften . 1797. 8. 3. Meyee,
Sh. m. e. Ei Geſch. u. Beuvth. h dra I. Gotha 1878. IV. 1
Moutagu, An essay on the writiugs and genius of Sh. amp
the greek and french dram. poets Lond. 1769. VI. ed. ed. 18.0.8
W. Richardson Essays on some of Sh. dram. characters to wid
is add. an essay on the faults of Sh. Rd. V. ib. ib. 1797. 6: (Hl.
Engl. v. Sthmid. Bpjg. 1776. 8.) W. Haziitt, The characters of
8 ys. Lond. 1817. 1818. 1838. 12. (f. Adinb. Rev. T. AXYIN p
72 a) Fr. Donce, Illnstrat. of $h, and of aneient manners. Lone
1607. #1. 8. ib. 1839. 8. Fr. Drake, 'Ih. and his times, inched. fie
biography of the „Dost, criticisın on his genius and wriäng; ®
new? cdröhol. of bis playa; and a hist. of (kemanners. cnstome em
amusements etc. of his Age. Lond. 1817. N. 4. Paris1888.©. Collieh
Life ot W. Sh. tn f. Auso. T. I. p. LIX—COCLXVI. u. New pert®
colars regurd. The vorks of Sh. Lond. 1835. 8. Folkestone, ' 6.
and his Hiends. Lond. 1841. 8. Moshamer in d. Wien. geitſchr. f. Me
den. 1831. ur. 171—173. Bi. f. d. it, dv. Ausl. 1896. p. 931 3— Dt.
f. d. &ir. d. Aust. 1885. nr. 19. 28. 49. 51. 8%. 98. M 111. 180.0
21, 1839. sr, 15. 1838. nr. 87. 1843. nr. 130, 152. 1844. or. 28 5%
Dunham ®. Lardner Lit. and scient. men of Gr. Brit. 7. A. p. *
150. 34389. Er. Dorn, &h. Schaufpicle eri. Leipz. 1892-31 .1-V.&
H. Utriei, Med. Sh. drum. Kunftu.f. Bech. zu Calberon u. @öthe. Ya
8. (f. Hall. Fahro. 1840. p. 294— 920.) u. &h. dram. Kurfft. 7. ug. 9.
Du 1846. 11. B. B. Cornwall, A mem. atrd essay on the Fact
en
—
„re
Er
Eond. 1846. 8. ueb. d. einz. St. u. Char. f. Wii. f. fl.
rdi1. p. 804 2q. u. Hormayı Arch. f. Geſch. Stat. Kt. u. Ami 15
Engliſche Pf. Theaper. -355
1 ar. 10. 13. 14. 16: 32. 86. 88. 98, 100. 401. 103.
on. re 18. 117. ‚m. —88 Du: 2. 1 14. 16.
26. 29. 31. 38. 32 37. Veb. d. Queil. Gh. f. m sus ae. D.
. 239 aq. Th. ——— — 2. Denfchel u. 8: "einng, ae v.
ne nur vb Am. Ban ui
e v. arm
vom Jah salle Kond. us 1843. 8
$. 628.
Mit Shaffpee beginnen die dramatiſchen Dichter
Gnglands fi befonder in zwei Claſſen zu zerfpalten, nämlich
in folde, welche der aus dem Mittelalter herübergefommenen Kumfr
form, natürlich) mit Modificationen, treu blieben, umd in diejenigen,
welche fi mehr dem Geiſte der neuern Zeitrichtung gumwenbeten,
und dem romantiſch⸗ idealiſtiſchen Character des mittelalterlichen
Dramas den hiſtoriſchen ſubſtituirten. Die erſtere Schule, deren
Ropräfentant eigentlich Shaffpere IR, nennt man gewöhnlich die
Sholfperefhe oder Greene'⸗Marlowe'ſche Schule, bie
andere neuere von ihrem Führer Ben Ionfon, die Ben Jen⸗
fon'ſche. Natürlich gehörten zur erferen faf alle Dramatifer,
bie entweder noch etwas aͤller oder doch in gleidem Alter mit
Ehalſpere waren, während allerdings einige Dichter der zweiten
gewiſſernaßen aud in die erfle heräberreihen. Die aͤlteſten
derſelben ind U. Mundayı) (geb. 1558, gefl. 1638) und
Henry Chettle (geb. um 1554, geil. 1610)?). Lepterer
Wrich zwiſchen 1596 —1603 nicht weniger ald 38 Etüd;
en Heuuiheilen wir aus dm wenigen übriggeblichenen,
, dB. dem Hoffmann, einer auf einer Criminalgeſchichte
beruhenden halbpolitiſchen Tragödie, die übrigen, fo finden wir, daß
dad Streben nach dem Graͤßlichen die Hauptfache, alled Andere fehr
ſtwac if, Munday war ebenfalld fehr fruchtbar (er verfaßte 14
Etide), allein fein Downfall of Robert, earl of Huntingdon -
in nicht ohne Verdienſt, obwohl das Sntereffante theilweiſe in
dem Helden, dem befannten Robin Hood liegt, den allerdings
die kräftige Sprache und ſchwermüthig düflere Waldeinfamteit
: j0 Hülfe fommt. Der zweite Theil, ſeinen Tod ſchildernd, an
dem Ehetile mitarbeitete, if ſchwaͤcher. Nun folgt Thomas
Heywood, ver wilden 4598 — 1683 nicht weniger ale
220 Gtüde, theils allein, theils mit Andern tufanımen verfer⸗
356 Englifhe Poeſie. Theater.
tigt hatte. Natürlich kann man bei einem ſolchen Bielicreite
feine Tiefe erwarten, und die 26 auf und gefommenen Gtüde laſen
‚kaum erkennen, wie er zu der großen Popularität, die feine Broduck
genoffen, eigentlih gefommen if. Die beſten find: the four
prentices of London, eine feiner älteften Arbeiten im Greene
fden Styl, und die Woman killed with Kindness?). Nebm
ihn fielen wir einen andern fehr fleißigen Autor, Thomas
Dekker (+ um 1640), der fi feit 1595 befonders bemri'
bar machte und fonft auch dur feinen Streit mit Ben Jonſen,
der ibn im Poetaster ald Demeitrius auf die Bühne bradt,
wofür er ihn wieder in feinem Satiromastix durchhechelte, met
würdig iſt. Gr fchrieb viel und mit großer Leichtigkeit, Inden
macdte er auch oft Compagnie mit Chettle, Drayton, under,
Webfler und Middleton. Seine Arbeiten find mehr fhmul
als witzig, obgleih man ihm einige gute Schilderungen des nieten
Volkolebens verdankt. Sein beſtes Stück If The honest whore
(160%), obgleich er audy aus der Patient Grissil ſoviel gemadit dat,
als aus einem fo undramatifhen Stoffe gemacht werben fanr.
Weit berühmter als er iſ Georg Chapman (15571634)
der Ueberfeger des Homer und Hefiod, wenn auch fein Buy
d’Amboys bei weitem niht das Lob verdient, weldes min
ihm zu feiner Zeit ſpendete. Obgleich er nicht ohne Berdinl
if, fo fieht man doch, daß er für die Schilderung der Leldenftal
ten nicht recht geſchickt if, übrigens aud Marlowe zu ſehr nad⸗
ahmt; dagegen zeugen feine Widow’s Tears und All fools fi
fein humoriſtiſches Talent und feinen unaffectirten Stylꝰ). Hall
nun zwar Chapman in Iepteren beiden Stüden offenbar im Bar
Jopſon'ſchen Geiſte die nadte Wirklichkeit dem Romantiſch⸗Idealen
vorgejogen, fo ging bob Thomas Midpleton®) (ſeit 1602
— 1630), deffen Mayor of Quinborough nod ganz im Hart
Greene's war, in feiner tollen Welt (Mad World) und MM
Schauderdrama Women beware women völlig zu ber. neuern
Säule über, behielt aber doc noch fo viel Graͤßliches in dem
letzteren Trauerfplel bei, daß er ſich ſelbſt nicht klar geweſen
ſein kann, und hat jetzt fuͤr uns nur dadurch Intereſſe, daß
wir aus ben beiden Stüden die Verderbtheit der damaligen ver
nehmen Geſellſchaſt abnehmen können. Obgleich fein Dialog
Engliſche Poeſte. Theater. 357
reich an matürlider Laune und lebendig iſt, fo hat er doch nirgends
für etwas Höheres Sinn, und moralifh iſt er gar nicht. Dies
ſelbe Halbheit gewahren wir an WilliamRomley’) (f. 1607),
den warn die fülfhlid Shaffpere zugefchricbene Geburt Mer.
In’6 quibellt, obwohl feine New W’onder, a woman never
Vext, im Banzen gelungen genug if. Andere flellen fein Match
at Midaizht höher. Talentvoller als beide Genannte waren
Schn Marſton (feit 1599 — 1633)°), den Ben Jonſon
im Poetaster als Crispinieno auf die Bühne bradte, wofür
Marfion wieder defien angebliche Bedanterie in der Sophonisbe durch⸗
hechelte, obgleich auch noch fein Maleontent und Parasitaster von bes
deutendem ſatiriſchen Talente zeugen, und John Webſterd), feit
1598), defien Trauerfpiel Vittoria Curombona oder the white
devil, weldes Sujet befanntlih unfer Tied hiernach in
Brofa behandelt hat, unter feiner Dutchess of Malfi, einer
Art Gegenflüd zu jener, und unter Appius and Virginia,
wo ibm aud ein weit poetiſcherer Stoff vorlag, fleht und beweiſt,
baß auch er von der an fidh lobenswerthen Abſicht, das wirkliche
Leben mit feinen Mängeln und Schwaͤchen darftellen zu wollen,
nkedergehaltn und an dem poetiihen Schwunge verhinbert
ward; übrigens hat.aud er öfters mit andern Dramatifern in
Gompagnie gearbeitet. An der Spitze der neuerm Schule flieht
aber Ben Zonfon !) aus Weſminſter (1573 geb),
der, naddem er einige gelehrte Studien gemacht und in ven
Niecderlanden ald Soldat gefochten hatte, um 1593 zur Bühne
aberging und wahrfheintih anfangs im Curtain auftrat. Sein
Altefle8 und noch erhaltenes Stud, every man in his humour, war
1598 auf dem Globus zum erfien Male gegeben worden und
machte ſolche Senfatton, daß ihn Jacob J., fein Gönner, zum
Dichter frönte und zum Hofpoeten machte, und auch Garl I.
feine Bereutfamfeit in manderlel Beziehung anerkannte, Gr
war bi6 an feinen Tod (1657) fehr fleißig und hinterließ 18
Dramen, mehrere allegoriihe elegenheiteflüde (Court - Enter-
iainments) und eine Menge Masques, allegoriſche Singfpiele,
für deren Erfinder er.in mancher Beziehung gelten kann. Seine
Heupifärle war das fatirifche Element, wofür ihm auch Defter
tn dem obmgenannten Satiromastix or the Untrussing of the
358 Engliſche Poeſie. Theater.
Homersus Poet tüchtig zuſetzt. Ebenſo if er durchaus Mar
planvoll und Anhänger ber claſſiſchen Regelmaͤßigkelt, vielleich
nur zu hiſtoriſch, und daher läßt er ber dieteriſchen Freiheit
zuzuſetzen, wegzunehmen, zu vergrößern, auszuſchmücken, wenige
Epielraum, als recht iR. Unter ſeinen Luſtſpielen find bie ſchaͤrſ
ſten Cinthia’s Revels or the Fountain of Self-Love (1600),
gegen die Eitelfeit und Prunffucht de Hofes gerichtet, der Por-
taster, unzufammenhängende Ausfälle gegen die älteren Dichter dei
Bolklstheaters, beſonders Marfion und Dekler, und überhaupt
gegen das ganze damalige Thenterweien und bie Schaufpieler,
‚ tbe Bartholemew fair, ein Pamphlet gegen den Architecten und
Decorateur Inigo Jones, und Eastward Hoe, woran auf
Chapman und Marſton geholfen hatten, beſonders gegen bie
Schotten gerihtet. Die befien feiner Luftiplele dagegen find dad
fon genannte every man in hjs hnmeur mit feinem Exdtm
flüd, every man out of his humour, Volpane or the Fr
und the Alchemist, befonderd was die Originalität der Eıfindum
und der Berwidelung anlangt; leider aber find fie auch etwas u
niedrig komiſch und durch fein Beſtreben, durchweg Einheit dei
Heums, der Zeit und Handlung zu erzielen, geradezu umwahr
ſcheinlich; denn wie konnten fo viele darin vorfommende Begebenhein
alle innerhalb eines Tages vorgehen? Eeine Trauerfpiele Sefanushis
fall (1603) und Catiliny his &onjuracy (1611), worn 1
den Berfuh macht, den Chor wieder einzuführen, der bei ihm
in gereimten, lytiſch gehaltenen, Gemeinplaͤtze ausſprechenden Strophen
jeden Act ſchließt, find völlig mißlungen, da fein ſtetes Bemühen,
der Geſchichte völlig freu gu bleiben, auch einen beffern tragiſchen
Stoff unbrauhbar gemacht haben würde, und er hier, get
- merkwürbiger Weiſe von feiner Gewohnheit, vie vom Arifotde
vorgefchriebene Einheit zu bewahren, abweichend, durchaus un
dramatif, eher biographiſch erfeint, ja zu ver Manier Sal
villes zuruͤckkehrt und alle Katafirophen nur durch Boten reſerirn
läßt. Sonſt bat er fh auch noch als Lyriker hervorgethan,
und mehrere zu feiner ſtarken Gedichtſammlung, die er beſcheiden
genug ſelbſt Underwood uennte, gehörige Arbeiten, wie dad
tn fein Luſtſpiel, die ſoweigſame Frau, eingelegte Lieb, feine bei⸗
den Romanzen an Celia, fein Zaubererlich, ein Pendant zu
Engliſche Porfie. Theater. 359
m Gerengefaug im Nacheth, und fein Hue and cıy afler
Capid fonnen Shalſpere's beften Inrifchen Leiftungen an bie
Excite gefellt werden. Seine Epigramme find im Style Mare
Wale, feine Oden und Epifteln, unter welchen lepteren wir fels
von Viief an Gamden auszeichnen, find gelungene Nachahmungen
bes Hotaz, in feinem Timber or Discovery bat er einen
Edag her widtigßen, aus tiefer Menſchenkenntniß hervorge⸗
vegan Betrachtungen niedergelegt, und endlich hat er auch
ſeiner Mutterfprache durch feine Grammatik derfelben wefentliche
„Diener geleiget. Verwandt mit der Ben⸗Jonſon'ſchen Schule
find die beiden im Leben und Dichten unzerirennlichen Breunde!?)
John Fletcher aus London (1576 — 1625) und Francis
Braumont aus Grace Dien In Leiceerfhire (geb. 1586,
sh. 1615 oder 1616), indem auch fie in ihren Luſt⸗
ſylelen, die übrigens matt und voll ber niebrigfien Zoten und
Zmfibeutigleiten find, und ben weit höher fiehenden Trauerfpielen
nur darauf hinausgehen, die niedrigſten Leidenſchaften und Ders
brechen gu fchildern. Zwar haben fie in lepteren fowohl an Er⸗
habenheit der Gedanken und der Phantafie, und dem ſtets am ges
Agneten Drte eintretenden tragiichen Pathos den großen Meifter
ihterſunß, Shakſpere, nicht erreicht, allein ihre Erfindung und Durchs
führung an fich höchſt ſchwieriger und tiefer Charaktere zeugt
ven angeborenem, großem Talent, Wahrheit der Empfindung, und
heotragiſche Situationen gehen ihnen auch nidt ab; ebenfo ge
Ing ihnen der Gonverfationston der höheren Stände beſſer als
Ingend eimemm der ebengenannten Anhänger der Greene-Marlowe'⸗
(den Eule. Wären fie daher ganz frei von Rohheiten, hätten
Re fh nicht durch offenbar zu weit getricbenes Studium der
Eponiſchen Dramatiker zu gewaltfanen Verwicklungen und uns
wahrfbeinlichen Löfungen der Handlung verleiten laſſen, fowie
durh häufige Vereinigung mehrerer Sujets in einem einzigen
Stüde nothwendig ermüdende Längen erzeugt, fo fönnte man
fe, befonders da fie auch Die Sprache völlig in der Gewalt ha
ben, und ihre Diction dem Soccus eben fo angemeffen wie dem
Ceihum iſt, auch der Schluß bei ihnen immer moraliſch befried⸗
end ausfällt, Indem dort Lächerlichfeit die menſchlichen Schwäs
Gm und Wibernheiten, bier menfchliche und götilihe Strafe bie
560 Englifche Porfle. Theater.
Verbrechen trifft, unbedingt für diejenigen, welde Ghaffpere am
naͤchſten fiehen, anfehen. Ihre beften Tragödien, die man auf
ebenfogut Tragifomödien nennen fönnte, find the maids tragedy,
the tragedy of Valentinian und two noble Lindsmen, die fe
angeblid mit Shakſpere zufammen gearbeitet haben, ihre been Luf-
fpiele der knight of the burning pestle, gegen das Damals noch in⸗
mer beliebte Ritterihum, the nice valour or the passionste
madman, gegen bie damald überarge Duellwuth, und Ihe wild-
goosechasse, gegen bie Reifeluft ihrer Landsleute gerichtet, fowie
die Fleicher allein gehörigen Ctüde the woman hater uns
Philaster. In vieler Beziehung, befonders in dem Zuſamme—⸗
drängen mehrerer Handlungen in einem Stüde, Acht ihnen Phi⸗
Ip Maffinger”) aus Wilton bei Satiebury (geb. 1584,
get. 1639, nicht 1640) fehr nahe, übertrifft fie aber an Kraf
und Begeifterung, wiewohl er dafür auch öfter weit unnativ
Ither wird und feine Charactere oft bis ind Garricaturartige
übertreibt. Mehrere feiner Trauerfpiele, the man of honou,
the renegado, befonderd aber die. einem Spaniſchen Auto
ähnelnde Virgin Martyr tragen das Gepräge des finſtern Ca—
tholiciomus, wie ihn ein Calderon zu oft gewahren läßt, haba
aber ohne Zweifel großes dramatifhes Leben und fichen bike
als eine feiner weit populärer gewordenen Arbeiten, the pieture.
The city madam, der Hogarth die Idee zu einem feiner befm
Bilder verdankt haben fol, a new way to pay ol
debis, weldes erft in neuerer Zeit durch Kean's treffliches Epiel
befannter geworben ff, und a very woman find fdon Ihre
auegezeichneten Gharacterifiif wegen feine beften Leiftungen in
Lufiſpiel, für das ihn wohl aud das in ihm liegende ſatiriſte
Element mehr befaͤhigte. Indeſſen iſt keine Frage, daß, hätte m
früher gelebt als zu einer Zeit, wo die finftern Puritaner die
Macht in Händen hatten, feine Stüde einen nod ganz anberen@r
folg gehabt haben würden, als es fo der Fall war. Ziemlid
gleichzeitig fällt John Bord") aus Ilſington (geb. 1586,
geh. um 1650), deſſen 'tis Pity She's a Whore zwar voll
Greuel, aber ohne Zweifel ganz treu im Geiſte der Staliän-
iſchen Leidenſchaft und Rachſucht geſchrieben if, die es ſchildem
ſoll, weshalb fein broken heart mit demfelben nur an Scheußlich⸗
Engliſche Poefie. Theater. | 361
keit der darin vorkommenden Berbreiien wettelfern fan. In⸗
defien if fein einziges biflorifhed Drama Perkin War-
beck fo hodpoetiſch, mit fo feiner Eharacterifit und intereſſan⸗
ten Situationen verfehen, fo vol dramatiſchen Lebens und in fo
berrliher Eprade gefhrieben, daB man fihb wundern muß,
warum es nicht noch heute ein Eaffenhüd der Englifhen Theater
abgieht. Bon andern Zeitgenofien diefer Dichter nennen wir noch
Nathaniel Field"), deſſen Luflfplel: a woman is a weather-
eoke, nicht übel if, den würhenden Rundfopf Thomas’ May)
. (1595— 1650), der aber als Ueberſetzer und Fortſetzer des Lu⸗
can mehr Ruhm geerntet bat, obwohl aud feine Heir und
old couple zu ihrer Zeit Emfation machten, John Day'',
defin blind beggar of Bednal-Greeu recht gemuͤthlich iR,
Robert Davenport (+ 1664)'7), deffen City night cap
voll fatirifhen Humors erfcheint, nd William Gartwright'®)
aus Northway oder Burforb (geb. 1611—15, gefl. 1643),
ber bedeutender iſt als die drei Angeführten, deſſen Stüde jedoch,
weil es ihm ar Bühnenkenntniß mangelt, ohne Zweifel beffer
zum Lefen als zum Wufführenfehen gefhidt find. Außer vielen
giebt es noch eine große Anzahl anderer Dramatiler, wie Sud»
ling, Brome, Marmiton, Habington, Randolpb, -
Fisher, Tankis, Cook, Brewer, Wilkins, Barıy, Tay⸗
for x. die alle hier aufzuzaͤhlen zu welt führen würbe, da fie ſich über
das Niveau der Mittelmäßigkeit nicht erhoben. Uebrigens bes
merfe ih noch, daß zur Kenntniß der Gefbihte des Engliſchen
Theaters und der in der Shakſpere'ſchen Perlode aufgeführten
Stüde weſentlich von Nutzen iſt dad noch erhaltene Tages und
Rechnungsbuch des Philip Henslome!), eines begüterten
Londoner Bürgers, Pfänderverleihers und Theaterunternehmers,
da in bemfelben genau Tag und Jahr jedes von feiner Geſell⸗
ſchaft aufgeführten Stuͤckes verzeichnet if.
1) The desth of Robert Eearle of Huntington, otherwise cal-
led Robin Hood, of merrie Sherwodde with ihe lamentable Tra-
gedie of chastie Matilda his faire maid Marian, poysoned at Dun-
mowe by King John. Lond. 1601. 4. The Downfall of Robert Earle
of H. etc. ib. eod. 4. u. beide b. Collier Five olde plays,
re Tragedy of Hoffman or a Revenge for a Father, Lond.
1051. 4.
=
362 | Englifche Poeſie. Theater.
3) &. Wied Worth. Shakſp. Br. I. p. XXVMI. eq. Weiei padden.
The 3 and second partes ef King Bdward the Foarth. Land.
1600. 16.9. publ. by Field. ib. 1842. 8. The rape ofLucreee, a trat
Rom. Trag. ih. 1A@B. 4. 1680, 4. The Fayre Mayde ofthe Exchange.
ih. 4602. 4. pubi. by Barron Field. ib. 1846. 8. The four Preutises
of London, with the Conquest of Terusalem, ib. 1645. 1632. 4. u.®.
Dodsley T. VI. p. &01 »q. The Royal King and the Loyali Asb-
eis, Lond, 1637. 4. u. b. Dodsley T. VI. p. 225 sq. A woman
ild with Kindnesse. Lond. III Ed. 1617. 4. u. d. Dodsley T. YH.
p. 227 sq Fortune by Land and Sen. Lond. 4656. @. puhl. by
Barron Field. ib. 1846. 8. And. in m. Art. b. Erſch. a. a. D. pie.
4) &. ulrici p. 48 q. u. m. Art. a. a. D. p. Ui ag, — TR
leasant comedie of Old Fortunatun. Lend. 1600. 4. u. is d. Ol
days being e Cont. T. III. p. 107 2q. The pleasant Comedie ol
Patient Grissill. Lond. 1603. 4. ib. 18%1. 8. The wronder of aKing
dome. ib. 1636. 4. u. Dodsley T. Ill. p. 13 eq. The honest whor
with tbe Hnwonrs of the patient mes and the longing wife. ID.
1604. 1605. 4. u. Old Plays. T. III. p. 221 aq. (bieß
vertod Courtizan. ib. 1616. 4.) u. The aecond Part of the Ikonen
Whore. ib, 1630. 4. u. Old Plays, 'T, Ill, p. a29 2q. Lust’s dominiod
or ibe lascivious Queen. ib. 1657. 4. u. b. Marlowe Works. T. II.
5 dAmbeis. Lond. 1607. 1608. 16861. 4. u. Old Plays
being a Cont. T. III. p. 236 sq. The reveng of Bussy d’Ambon.
ib. 1613. 4. The conspiracie and tragedie of Charles, doke of⸗
Byron, marshall of France. ib. 1608. 1625 4. Al foolen, a eomely.
ib. 1605. 4. u. Old Plays. T. IV. p. 99 sq. The widowes teare,
2 com. ib. 1612. 4. u. Did Plays. T. VI. p. ti80 q. f. m. Axt. & 8.
DR 243 aq. Lowell Convers. of odd Poets. Cembr, 1845 p. 10
6) The mayor of Quinborongh, a com. Lond. 1661. 4. u. Ok
: Plays. T. XI. p. 90 sg. More dissemblers besiden wemen,
Women bewere women. Two new plays. jb. 1657. 4. u. Ol
Klare being a Cont. T. V. p. 3 sq. A mad world, my mesien.
1840. V. 8. ſ. m. Art. p. 243 sg. Ulrici p. 253 ag. Schmidt Beil. ;
vom. — A sq. ,
N ©. a. @. D. Bd. IM. p. XVI 2q. A match at Midoight
Lond. 1633. 4. n. b. Dodsley. T. VII. p. 39 sq. A Shoo- maker ı
Gentleman, ib. 1638. 4. A new wonder, a women never vent
Dodsley. T. V. p. 235 sq. The Chengeling, a Trap. in » OM
Plays being a Cont,. T. IV. p. 225 eq. The birtb of Merlin. Ih
1662. 8. (Deutfh b. Ziel a. a. D. 3b. TI. p. 219 aq.) The witch el
Edmonten, a Tragieom. ib. 1657. 4. (Deutih b. Tiedck Engl. Ihel
Bd u. . 113 89.)
) f. Lardner T. N. P: 3349. Ulrici 45 257 q. Works. Lond. 168.
0 &,
&. The history of Antonio and Meilida, the frst part. Lond. 16%
#4. Autenio's Revenge, the second part. ib,- 1604, 4 u. in td. 04
Plays T. N. Bi 277 sq. Parasitaster or the Fawne. ib. 1606. 3. 8°.
Dodsley V. IV. 2, sq. u. Old Plays T. TI. p. 107 The mat
contenf. Lond, 1004. 4. u. Old Plays. T. IV. p. 1 2q The wonde
of women or the Tragsdie of Sophonisba. ib. 1 4.
9) ©. Lurdner T. TI. p. 322 sq. The wrhite el or the Tıa
ef Paulo Giordene Ursini, duke #f Brechiane, with the life
and death of Vittoria Accorombona , the famous Venetian Cop
znn, Lond. 1612. 1631. 1672. % w Old Plays T, VI. pP 202 sg. The
608. &. u. b. Dodsley T. V. p. 283 sq. Warks by Dyee. Lost
Engliſche Poeſie. Theater. 363
tmgedy of ihe dutchesse of Malfy. ib. 1623. 1640 1708. 4. Ap-
plus and Virginia. s. 1. 1654. Lond. 1659. 1679. 4. Works n. first
coll. Al. Dyce. ib. 18%. IV. 8.
.. 30) ©. Jomsonus Yirbius er the memorie of B. J. rev. by the
friends of the muses. Lond. 1638. 4. Notes of B. J. Conversation
with W. Drammond. Lond. 1842. 8. d’Israeli Misc. of Lit. T. 11.
2182q. Larduer T. II. p. 131 2q. Bilis Il. P- 348 8q. Ulrici p. 261 2q. Mills
Km in f. Jahrb. f. Drama. Lpzg. 1837 Wb. I. Works. Lond. 1716. VI. w.
pet. by P. Whalley. ib. 1756. VII. 8. 1811. 4. w. not. er. andexpl.
and biogr. mem, by W. Giflerd. ib. 1816. IX. 8. b. Cornweall. ib,
1338. q. 3. The comicall Satyre of Every Man out of hisHamour.
Lend. 1600. 4. Every Man in his Hamour. ib. 1601. 4. Poetaster
or Ihe Arraignement. ib. 1602. 4. Sejanus his Fall. ib. 1605. 1607.
4. Volpone or the Foxe, ib. 1607. 4. 1739. 8. Cruthie's Revels or
the Fountain of Self-Love. ib. 1600. 4. The alchemist. ib. 1610.
1612. 9. 1738. 8. 8. 3. u. ſ. Schule dargefl. in e. Ausw. v. Luſtſp. m
Zras. überf. u. erl. d. W. Gr. v. Baubiflin. vo: 1836. 11.8. Ueb. f. Mas-
cf. d’Isrseli Car. of Lit. T. III. p. 77 sq.
11) ©. Lardner T. Il. p- 203 sg. Ulrici » 278s5q. Poems, Lond.
1640. 4. 1653. 8. Comedies and Tragrdies. ib. 1647. fol. Fifty ce
medies and tragedies. ib. 1679. fol. Workes. ib. 1711. w. not. by
Theobald, Sewart and Sympsen. ib. 1758. X.8. w.not. by Calman,
ib. 1778. X. 8. Works. ib. 1811. III. w. an introd. and expl. not,
H. Weber. Bdinb. 1812. XTV. 8. W. byDarley. Lond. ib. 1839.
8. hy Al. Dyce. Lond. 1841 4 XIII. & Ueberſ. D. Braut, Trauer⸗
et, üb. v. H. W. v. Gerſtenberg. Kopenh. 1765. 8. Berl. 1808. 8. D,
wiſter. ebd. 1503. 8. D. ſchoͤne Schenkmädchen. Weimar 1836. 8. D.
- Burdife: gel. 1308. 8. Dram. WB. heraudg. v. K. Kannegicher. Berl.
12) ©. Ziel, Shakſp. VBorſch. Bd. II. p. XL sq. Coflier. Mem. of
(he princip. anthers. p. Xlll. Larduer T. II. p. 253 89. Davies,
Life of M. The dram. works of M. and Ford w. an introd. b
HM. CGoleridge. Lend. 1838. 8. W. by Th. Coxeter. Lond. 1759. 1761.
IY. 8. by Mouck Mason. ib. 1779. IV. 8. by Gifford, Lond. 1805.
1810. IV. 8. ib. 1840. 8. IV St. deutfh b. Baudiffin, Ben Jonſ.
Br. TE. cf. d’Isrseli Car. of Lit. T. 11. p. 120 sq.
43) 6. Lowell a. a. D. p. 232—263. Lardner T. I]. p. 395 sq.
Ths Chronycle Historie of Perkin Warbeck, a Trag. Lond. 163
G. & am. 6t. f. in nr. 12. u.Dram. Works. Lond. 1827. IH. 8.
14) A woman is a weather-cocke. Lond. 1612. 4. Amends
far Ladies with the merry prankes of Moll Cut-Purse; or the hu-
meer of roaring. ib. 1639. 4.
15) The heire, a com. Lond. 1622. 1633. 4. u. Old Plays. T.
VIII p. 89 sq. The old couple, a com. ib. 1658. 4. u. Old Plays.
T. x. p. 375 sq. The trag. of Antigone, the T'heban princesse. ib.
1631. 4. The trag. of Cleopatra, Queen of Aegypt. ib. 1639. 4. The
trag. of Julia Agrippina empresse of Rom. ib. 1639. 1659. 4.
16) The Travailes of the three English brothers, 8. Thomas,
8. Autbony and M. Robert Shirley. Lond. 1607. 4. The ile of Gulls,
ib. 1633. 4. Humour out of breath. ib, 1608.4. Law-trickes or who
would have thought it. ib. 1608. 4. The blind beggar of Bednal-
Green with ihe merry hamour of Tom Strowd ihe Norfolk Yeo-»
man. ib. 1659. 4.
417) A pleasaut and witty comedy called A new Tricke to
Cheat the Divell, Lond. 1639. 4. The City Night-Cap er Crede
364 Englifche Porfie. Epos.
gned habes et habes, a Tragicom. ib, 1661. 4. King John and Me-
da, a Trag. ib. 1662. 4.
18) The Royall Slave, a Tragicom. Oxford. 163%. 1640. 4
19) The Diery and Account Book of Ph. Hensiowe ed. by
Collier. Lond. 1846. 8,
3. 624
Die naͤchſte Periode der Engliſchen Poeſie, welde bis ge
gen das Ende des 17ten Jahrhundert geredinet zu werden pflegt
bat nur zwei herolfche Epifer hervorgebracht, und beide find faum
erwähnenswertb. Der erſte iſt der unten zu ermähnende Stau
fpieldihter Sir William Davenant!), der in einer raue,
unbeholfenen Sprache und gereimten abwecfelnden Jamben, die
in vierzeilige Strophen abgetheilt find, ohne Phantafle und
Geſchmack die Geſchichte der Liebe des Longobardenfönige zu
Rofalinde befingt, wozu der bekannte Fabuliſt John Gay’)
eine Fortfegung, die aber um nichts befier iſt, hinzufuͤgte. Rod
Iangweiliger find aber Sir Richard Bladmore’s’) ab
Wiliſhire (+ 1729), des Leibarztes Wilhelms III., Epopoen,
die mit Recht von Dryden, Arbuthnot, Swift und Pope aut
HeftigRe angegriffen wurden. Mehr Anklang fand, was weil
in der Zeit lag, dad geiſtliche und moraliſche Heldengedicht, dem
in dieſem verfuchten fi ſchon Giles Fletcher (1588-
1623)*, Sir Thomas Overbury aus Warwidfhire (1581
geb., vergiftet 1613) ®), der fhon genannte Bladmore‘), von
defien Schöpfung Abdifon im Spectator (nr. 339) voll Bewundır
ung fpricht, befonder6 Abraham Eomley’) aus London (1618—
67), den Spenſer's Fairy Queen zum Dichter gemacht halt.
Seine Davideis iſt aber eine, unvollendet gebliebene, Jugendardeit
(er ſchrieb fie als Student), denn fie IR mehr eine gut ver
ficirte Biographie als eine Epopöe, kündigt aber indeß ſchon fin
großes Talenian. Alle übertrifft der unfterblihe John Milton‘)
Er war den 9. Decbr. 1608 zu London geboren, fiudirte zu
Cambridge, wo er jedoch ſchon durch mehrere Pſalmparaphraſen
und feine auegezeichnete Hymne auf die Geburt Jeſu Aufſehen
ervegte, und zog fi dann nad Horton in Budinghamfhire zu—
tüd, wo er feine Arcadier, Somus, ein allerliebſtes Mastenipidl,
die ſchon erwähnte Elegie Lycidas und bie fehr hübfchen Ehe
racterifllfen, l’Allegro und il Penseroso bichtete. Bald baranf
Engliſche Poeſte. Epos. 368
beſuchte er Frankreich und Italien, wo er durch den Anblick von
Andreini's Drama, der Fall des erſten Menſchen, auf die Idee
vom verlorenen Paradiefe gekommen fein fol. Zurüdgelehrt,
verheirathete er fih (1646); da aber feine Frau feine ſchreck-
haft, radicalen Befinnungen verabfcheute, fo kehrte fie zu ihren
Aeltern zurüd, und Milton fchrieb nun fein berüdtigtes Buch
von der Eheſcheidung; fie vereinigte fi aber fpäter wieder mit
ihm, was ihn nicht hinderte, feine abfurden Geſinnungen welter tn
uftrafanatifhen Büchern niederzulegen. Mittlerweile von dem Ungluͤck,
fein Augenlicht zu verlieren, betroffen, büßte er nad rem Tode Crom⸗
well's auch feine Secretairftelle ein, die er bei ihm dekleidet hatte,
und dichtete nun in ſtiller Zurüdgezogenbeit zu Bun Hill Row, viel
leicht In tiefer Reue wegen feiner früheren Mißgriffe, zwiſchen
1655—65 fein verlorenes Paradies, dad anfangs aus Haß
gegen feinen Urheber nur wenig Lefer fand. Er ließ darauf
den Samson, ein Trauerfpiel mit Chören, folgen, worin er bie
alten Griechen fa zu treu copirt bat, feine eigenen Körpers
und Seelenleiven aber zugleich unfern Augen vorführt, ohne
jedoch feinen Stüden dramatifhed Leben einhauchen zu können;
denn fo ſtarr wie der Blick feiner erblindeten Augen, eben fo
kalt und ſeelenlos iſt hier fein Styl. Sein wiedererobertes Paradies,
womit er gewiffermaßen ein verföhnendes Element feinem vors
angegargenen Meifterwerfe zufegen wollte, fonnte mit Recht
eben fo wenig, weder bei feinen Zeitgenofien noch bei der Nachwelt,
UAnerfennung finden, ale er felbft feine früheren Verirrungen
gut maden. Er farb den 10. November 1674 und befam
fpäter zu Wefminfer ein Denfmal, das aber feine Inſchrift
bat und andeuten fol, daß hier ein Vertheidiger des Könige»
mordes fhläftl. Sein großes Werf, das ohne Zweifel feine _
innere Zerriffenheit und ſchrecklich enttäufcgte Freiheitoſchwaͤrmerei
ind Leben gerufen hat, trägt allerdings mande puren feiner
fteten Lecture ded Homer und des alten Teflamentes, befonders
der myſtiſchen Propheten, allein im Verhaͤlmiß zu den neueren
Dichtern iſt er durchaus Driginal, und fo fühn wie im Ein-
zeinen jenes berühmte Bild bei. ihm if, wo Satan über den
ungeheuern leeren Raum des Chaos fliegt, eben fo erhaben und
fetonftändig iſt das ganze phantaflifhe Gebilde, welches fein
366 Engliſche Poeſte. Epos.
duͤſterer Geiſt vor ſich aufgebaut hatte. Freilich Mind manche
‚feiner Bilder, wie z. B. feine Epiſoden von der Sünde mb
dem Tode, den Kämpfen der empörten gefallenen Engel, de
Berlammlung der böfen Geifter zu einer Art böliihen Parla⸗
mentes, worunter er fih wohl die Leute gedacht haben mag,
die einft den ungluͤcklichen Karl I. richteten und verurtheilten x,
mehr ſchrecklich als großartig, allein laͤcherlich find fie nicht, wie
einige übelberathene Gritifer pehauptet haben. Betrachtet man aber
die reigende Schilderung von der eıften Liebe Adams und be
vo, fo muß man ed beflagen, daß, während er hie
ganz Natur und Original if, er an andern Stellen, fogar bei
der Beichreibung der Reize Evens, zu fehr an feine tiefm clah
fifhen Studien erinnert; denn leider läßt er darin feine Gelehr⸗
famfelt zu oft hervorblisten, was fih auch bei aflen geogtaph⸗
tfchen und mythologiſchen Stellen des Gedichtes zeigt, und wenn
er ſich gar in dogmatifche Eontroverfen einläßt, dann wird a
langweilig, obgleich feinen Bortrait®, wie 3. V. feinem Catan, ein
berwunderungswürbige Beredtſamkeit inwohnt. Sein Styl, ven
Einige, weil er nah Archaismen haft und nicht frei von
Hellenismen und Hebraismen if, für bizarr halten, verbiat
eher den Ramm großartiger Emphaſe und majefätifcher Energie
und iſt feinem Stoffe ganz. angemefln, fo daß man fein Bat
mit Recht ein Meifterflüd nennen kann. Wie nun aber Ri
ton das beſte Epos feinem Baterlande ſchenlte, fo lieferte Sa»
muel Buttler”) aus Strensham (1612 geb.), der, zu Gaw
bridge gebildet, nad) der Reftauration Gecretär des Lorbpräf-
denten von Wales, Grafen von Carbury ward, bemfelben fen
erſtes und beſtes komiſches Heldengedicht, farb aber troß bed
ungeheuern Erfolgs feines Werles 1680 in Armuth. Alt
eifriger Royaliſt lieferte er in feinem Hudibras, zu deſſen Bor
fralt ihm ein General Cromwell's, Sir Samuel Luke in Bedford»
fhire, bei dem er einige Zeit gelebt hatte, figen mußte, ein treued
Bild der heuchlerifchen und Wummfanatifhen Independenten be
Erommel’ihen Zeit, denn fein Held, ein puritaniſcher Don
Quixote, ein Gemiſch von Prahler und Pebanten, Froͤmmler und
Enthuſtaſten, Ritter und Friedensrichter, dem er in feinem ewig
widerſprechenden Schreiber Ralph ein, wenn gleich nicht fe
Engliſche Porfie. Epos, 367
pffige® Exemplar wie weiland Sancho Panfa au bie Selle ges
fegt, bat jener Nartei mehr geſchadet als irgend etwas Anderes,
denn es machte fie ſchonungslos laͤcherlich. Leider If das Ge⸗
dicht nicht vollendet, und jegt felbf in England wegen vieler An⸗
fpielungen ohne Eommentar faum verfländlih. Seine groben Späße
aber und die burlesfen LUcbertreibungen wird die Zeit entſchuld⸗
igen. Neben diejem Meiſterwerke wollen wir jedoch aud deB
tüchtigen Ueberſehes von Montaigne, Earl Eotton’s (1630
— 87)", burledfen Scarroniden, eine Travefie des erfin und
vierten Buches Virgils, nicht -vergefien, die unendlih höher ſteht
als die ähnliche Arbeit des Mannes, defien Namen fie trägt,
weshalb auch Milton's Enkel John Philipps’), der in
feinem Maroniden daffelbe mit dem fünften und fehsten Bude
verfuchte, bei weitem gurüdficht. Wer aber würde bier nicht
an Alexander Pope's Lodmraub denken, worin er bei Ges
legnheit einer von dem jungen Lord Peter der Miß Arabella
Sermor abgefchnittenen und geraubten Lode und der dadurch
entflandenen Entzweiung der beiden Familien zwar den Zwei
hatte, die weibliden Thorheiten zu verfpotten, aber auch die ges
trenuten Familien zu verfühnen, was ihm auch gelang. Dieſe
edle Abſicht laͤßt uns feine Langweiligkeit vergefien, welche
Hyperbeln, wie . B. daß funfiig Sylphn den Untarod Bes
lindens, als den gefährlihfien Boften, bewachen, nidt vertreiben
fünnen. Seine Dunciade, worin er den Dichter Theobald,
ver freilich als Gritifer des Shakſpere'ſchen Styls höher Reht,
geißelt, iſt mehr fharfe Satire, als - eigentlich komiſches Heldenge⸗
dicht. Der Arzt Samuel Garth") aus Horkfhire (1670
— 1728), Pope's Breund, zog zwar in feiner Armenapos
thefe gegen feine Gollegen, die Doctoren und Apotheker, welde
feiner Anflaft, worinerden Armen unentgeltlih ärztlichen Rath und
Arzneien reichte, auf das Bösmwilligfte zu ſchaden ſuchten,
wit allen Waffen der Satire zu Belde, allein feine frohe Laune
und fein heiterer Wis erfegen noch nicht allein das ihm abgehende
dichteriſche Genie, und darum läßt er uns falt, um fo mehr,
da er eigentlich nur Boileau's Lutrin nadahmt, und erhebt fi nicht
über dad Niveau der Mittelmaͤßigkeit. Darum füge ich fogleid
Addiſon's zigentlih noch nicht hierher gehörige Exercises
368 Engliſche Porfie. Poet. Erzählung.
of the fan (Facheruͤbungen), die er im Spectator (nr. 102) ein⸗
rüdte, hinzu, da fie, obwohl minder berühmt, doch eine weit angemeſ⸗
Tenere Lecture gewähren. Mit diefer Art von Literatur fehl
in ziemlich naher Verbindung die komiſche Erzählung, von web
‘her der claffifche Ueberfeper des Perſius, Juvenal und Virgil
Sohn Dryden'* aus Oldwinkle All⸗Saints in Northampten
fhire (1631— 1700), anfangs Anhänger Cromwell's, auf di.
fen Zod er feine berühmten Heroick stanzas dichtete, dann
Günfling und Genoſſe der Gelage Karl IT. und endlich
Schmeichler Jacobs 11., dem zu Gefallen er catholifh ward, in
feinen fogenannten Fables fehr gute Mufter geliefert hat, Eie
find zwar den Stoffen nad meift fremden Urfprungs, allein mad
die darin angebrachten ſchmuzigen Bilder und die Ausführung mw
langt, wenn aud nicht immer Driainal, dod genial. Beſſer
glüdte ihm freilich die Satire, was fih aus dem von ihm un
Befehl Karl IT. gegen den unglüdlihen Herzog von Monmouth
gefriebenen Absalom and Achitophel genugfam ergiebt. Gene
Apologie des Catholicismus, the hind and the panther, tl
unter anderen ÜEntgegnungen aud bie äußerſt witzige Parodie
des eleganten Matthew Prior (geb. 1664, gef. 1721")
the country-mouse and the city-mouse, hervor, die ta
dur Graf Dorfets Gunſt die diplomatifhe Laufbahn eröfnde,
fo daß er es gar bis zum Gefandten bradite. Zwar fickt
feine Alma oder Geſchichte der Seele weit höher, worin er üba
die erhabenſten Fragen aus der Pfychologie und Metapkuil
fherzt, und durch feine eigenen Unterfuchungen über den Sit
der Seele (er ſetzt fie zuerf, im Kindesalter, in die Zunge,
dann in Hände und Füße, im Jünglingsalter in das Herz und
die Mitte des Körpers, fpäter in den Kopf, und im Brei
alter läßt er fie ganz verſchwinden) die Unhalibarkeit und Thorheit
der meiften philoſophiſchen Hypotheſen darthut. Gewiſſermaßen At
damit in Verbindung fein Salomon, worin er ſich über dub
Streben nah Weisheit und die Unmöglichkeit, fie zu erlangen,
"ausläßt, jedoch hier den ernfleren Zorfter madıt. eine via
fomifben Erzählungen, the ladle, Paulo Purganti, Protogenes
and Apelles, und befonder6 Hans Carvell, worin er die fü
mofe Geſchichte von defien Ring, welche fhon Rabelais auf
Englifhe Poeſie. Lyrik. 369
gebeutet hatte, nicht ſchlechter, aber auch nicht decenter als La
Fontaine erzaͤhlt. Ueberhaupt war er in der niedrigen Zote
nitt unbewandert, dieß beweiſt feine Curious maid, ein ſonſt recht
niedliches Gedicht. Was endlich noch die Fabel angeht, ſo
wurde hierin wenig Selbſtaͤndiges geliefert; wie ſich zur Ge⸗
nüge aus ben hierher gehörigen Arbeiten John Ogilby'e
(+ 1676)) und Robert L'Eſtrange's ( 1705) 7) ergiebt.
1) Gondibert an her. poem. Lond. 1651. 4. Dazu The incompa-
rable poem G. vindicated from the witcombats of four esquires
Clinias, Dametas, Sancho and Jack Pudding. ib. 1655. 4. cf. d’Ie-
raeli Misc. of Lit. T. I. p- 154— 164. |
2) Gondibert, in f. Works. Lond. 1773. T. IV.
3) Prince Arthar, an heroick poem in two books. Lond. 1696,
fol. 1714. 8. King Arthur, an her. poem in twelve books, ib. 1697.
fol. King Alfred, an ber. Poa in twelve books. ib. 1723. fol,
Bliza, an epic poem in two books. ib. 1700. fol, cf. Bell T. II.
p- 217 2q.
4) Christ’s Victory and Trinamph in Heaven and Earth, over
and ale death. Lond. 1610. 4. Cambr. 1632, 1640. 4. u. b. Ander-
son * “ “
5) A wife now a widowe. Lond. 1614. 4. (anon.) Ed. VIII. ib,
1616. 8. Bd. XVI. ib. 1638. 8. ©. dazu The illustrious wife or that
excellent poem Sir Th. O. wife ill. by G.Oldisworth, his nephew.
ib. 1673. 8. Works. ib. 1753. 8. cf. Bell. T. H. p- 157 oq.
6) The nature of man, a poem in three books. Lond. 1711.
Creation, &a phil. poem in seven books. ib. 1711. 1715. 4, The re
deemer, a P in sixth books. ib. 1721. 8. &. Johnson Liv. of Brit.
poetd Lond. 1783. T. III. p- 65 sq. .
7) Davideis, in f. Poems viz. Miscellanies, the mistressor love-
verses pindarique odes and Davideis or a sacred poem on the
troubles of David. Lond. 1656. fol. Works. Lond. 1634. fol. ib. 1707
—8, 111. 8. 1710—11, II. 8. Select works w. not. by Hurd. ib,
4772—73. 11.8. Works w. not. by Aikin. ib. 1802. III. 8. u. b. An-
derson T.V. ©. a. Johnson a.a.D. T.I. p.1-100. Bell, Brit. poets
T. I. p. 38—60. M. Clifford, De vita et scriptis A. C. ed. Witte.
Frefi. 1679. 8. Witten, Memor. phil, Decas IX. p. 516-523. Ni-
ceron T. XI. p. 196. sq. ,
8) Paradise Lost, a poem in tenbooks. Lond. 1667. 4. in twelve
books. The IV ed. ib. 1638. fol. w. not. hr Th. Newton. ib. 1749.
4. by J. Marchant. ib. 1751. II. 8. w. ill. by J. Martin. ib. 1826,
It. 8. ib. 1830 48. Paradise regaigned, a poem in four books, to
which is added Samson Agonistes. Lond. 1671. 8. Paradise lost,
Paradise regeind'd from tbe text of Th. Newton. Birmingh. 1759.
1. 4. 1760. II. 8. Lond, 1795+9*. H. 8. Par. reg. poems and son-
nets, and latin poems, w. not. ib. 1779. 8. Poetical works, Lond.
1695. fol. 1720. 11. 4. w. not. by Th. Newton. ib. 1749-52. III. 4.
by W. Haylay. ib. 1794—97, III. fol. w. the princ. not. of var.
comm. ill. by H. F. Todd. Lond. 1809. VI. 8. (Dazu Todd, Account
of life and writings ofM. w. a verb. ind. to bispoetry. ib. 18149. 8,
Prose works. ill, by Symmons. ib, 1806. VII. 8.) Ed. Ill. ib, 1826,
Grape, Handduch d. Literärgeihichtes ALL, 24
1
970 Englifhe Poefle. Epos.
v1. 8. w. rem. by J. Aikin. ib. 1810. III. 8. by Edw. Hawkiss,
Axt. and Lond. 182%. IV. 8. w. not. 8. Baitford. er 1B9ı. I.
12. Ueb. ſ. Theolog. Schr. |. m. Art. b ie de p 5
M. Berl. Parad. e. ey. Sed. in 12 Gef. m. Anm. v. 8 AR
1732. IV. 9. ehr. 1750. B. in reimfr. Berl. u. m. Anm. begl. v. J. B.
gadar Altona 1762. 11. 8. 0. ©. G. Bürde. Brest. 1793. 1822. 11.8
3. 9. Prieß. Roft. 1813. 8. in Deutſch. Hexam. v. C. Fr. v. Rofenzweiz.
—8 1832. IV. 12. v. Röttentamp. Pforzh. 1841. 16. Allegro eı Per
serogo engl. y. beutfch v 95 8 v. Gemmingen. Mannh. 1782. 8. Bie
dererob Parad, Baſel 1752. fe Leb. u. Pl. neu. ed. Deffau 1782.8.
Saͤmmtl. Port. Werke. Deut v. * Boͤttger. Epıg. 1863. 1846. & Kram.
W. Comus. Simfon Agoniftes. A. z* Engl v. H. Berl. 1840, 8. 3. Toland,
the life of J. M. Lond. 1699. 8. „(au u Amyntor or a Defence ol
'"M. Life. ib. 169. 8.) ib. 1761. vaylı, eb. M. a. d. Erzl
Winterthur 1797. II. 8. (Engl. on 1: 1.96. .) B. de Vericour, M. &
la poesie Epique. Paris 1838. 8. Rachtr. zu Sulzer Bd. VII. p iu.
Niceron T. a. p. 145. 9q. X. p. a eq. Journ. Euryelap- p. Octhr. 1702.
T. VII. P. HH. p. 108 sq. Fr. Peck, New mem. the life and poel.
works of 3, M' kond 1740, 4. did Rev. 1825. T XL. —*
b 324 sq. Channing, Works (Glasg. 1840-42.) T. I. p. 15 sa
icolai, Unterf. (arB- —* ob verl Parad. a. lat.
ausgeſchr. b. n. e. Unmerk. üb. d. Ber. d, Eauberfh, 3. v. Milt. Nadahn.
e: neu. Sariftf. ar, u "ae, 1753. Bell Engl. Poets T. I. p
—263. Johnsou T. L p. 109 sq. Ds. f. d. Lit. d. Ausſl. 1833. ar.
. 1%, 1838. or. 146.
9) Hudibras. P. I. Lond. 1663. 8. P. zu ‚100. 8. P, Mi es
hast. ıb. 1678. 8. w. ann. and a pref. by Z. Gray and plates 5
Hogarth. Cambr. 1744. 8. 1764. 1772. 17.9. 1801. 18068. II. 8. ib. hi
In. 8. w. not, and the hfe of the author by Nash. ib, 173. m.
. b. Anderson T. V. The Eenuime remains in verse and Bu
8. n. publ. w. not. by R. 'Tbyer. Lond. 1759. 11. 8. Bd. II. ib.
4819. (1827.) 8. Posthuimons works. ib. 1690. I. 12. 1792. IM. 1.
4754. 8. 8, Niceron T. IV. p. 267 dr Brem. Da 1757. St. Mi.
ar. 63. Meißner, Quartalfcır. &t. IH. p Bell p. IM
Johnson T. I. p. 263 0 un &[: — 38* i. ven L — Vaſet)
m. hiſt. Anm, u w. üb. v. 4. Bolmer). Zürich 176.
8. frei verd. v. D ER Riga 1787. x Huf. Kinigeb. 17 1 :
R. verb v. 2. &. dv. Gruber m. diſt. Anm. Wim 1811. 11. 8. 3. ef
M. volift. im Berdm. d. Drig: frei derd. u. m. Comm. ausgefl. v. S.
flein, Freib. 1845. 6. "ueb. d. Held. d. ud. | eh Curios. of Li"
Mi. p. 423 sq. Ucb. d. Raab. b. . m. Art. 6. Erf a. 0.2
P- j q.
10) Therape of ihe lock, an her. cem. poem. Lond, 1714. &
0:5 Todenraub, e. fherzh. Heldenged. a d. Engl. in beutfihen ter. v. &
V. Feae N 1744. 4. 1772. 8, fr. u. metr. üb. v. G. Mint
Spa. 17 ngl. v. Duttenbofer. Pfoxzh. 1841. “) The Dar
ciad, a poem. ". 1728. 4. in books. veritten in, she year 172:
w. not. var. and preiee: of Seriblere s. 1, eg a, 4, Load. 17%
u. 4 The Duncia our books. ib. 1743. 4. The new Buncir
das found in 1744 w. the proJog. of Scrihlerus, and notes vario * |
ib. 1743, &. Web. ſ. lit. Streit. d’leraeli, Misc. of Lit, T. H. p
11) The dispensary, a ‚oem in six cantos. Eond, 1703. Bd. YÜ
ib, 18. & &. Johnson T. 11. p. 292 sq. Journ. Etrang, 1756. Matt
nr.
Englifche Poefie. Lehrgedicht. 971
12) Scarronides or Virgile travestie: being the first book of
V. Aeneis in Engl. burlesque. Lond. 1664. 8. Books I--IV. ib. 1669
8. BR. II. ib. 169.. 8. Burlesque upon burlesque or the scoffer scoft
being gaome of Lucians dialogues put into English fustian. ib.
1675.
13) Maronides or Virgil travestie. Lond. 1672. 8. Den Juan
Lamberte or a com. hist. ol the late tümes. Lond. 1668. 4.
4) 6. Dryden, Schauſp. d. Stand d. Unfchuld. Frkft. u. Leipz. 1754,
8. p. 117—136. Erweit. d. Er. u. d. Vergnüg. Epzg. 1753. 8. Et. 1.
pP . Scott Miscell. Works. T. I. p. 1—235. (ed. Paris). John-
sen T. II. p. 1—214. Bell T. IL p. 1-88. Gentiem. Magaz. 1790.
Febr. Ueb. |. Neig. 3. Magie zc. f. Horſt, Zauberbibt. Bd. IV. p. 269 sq.
Dila Yotrida 1787. Gt. I. p. 152—160. — Fables ancient and modern
translated into verse Irom Homer, Ovid, Boccace and Chaucer with
original poems. Lond. 1700. fol. 1721. 4. 1772. 8. 1797. fol. Miscel-
laay poems. Lond. 1692. V. 8. Critical and miscellaneous prose
works w. not. and ill. by E. Malone. Lond. 1800. IV. 8. Drama-
tic works. ib. 1762. VI. 12. Comedies, tragedies and operas.
1?01. 11. fol. Tbe poetical works w. not. byJ. Warton.ib. 1811. 1V.
8. u. b. Anderson T. VI. u. XII. Works w. not. hist cr. and expl,
and a life of the author by Sir W, Scott, Edinb. 1811. 1821.
IVII. 8.
15) ©. Johason T. HI. p. 1—40. Bell T. Il. p. 232-—263. Dlle
Yeirida. 1788. St. I. nr. VI. Poems. Lond. 1718. fol. 1725 u. Öfl. .
1779. IL. &. u. b. Anderson T. VII. Salomo, e. Ged. üb. bie Gitelkeit ber
Bet. 9. d. Engl, Epıg. 1773. 8. Poems on several occasions. Engl.
u. deutſch. &pag. 1783. 8. Ueb, f. Hans Carrvell f. d’Israeli, Curios.
T. I. p. 92 sq. Ueber. f. Deff. Misc. of Lit. T. I. p. 189 sq.
ı6) Fables paraphrased in verres. Lond. 1651. 4. 1673. fol.
17) Fables of Bsope and of other mythologistes, with morals
and reflexions. Lond. 1687. fol. 1692 —49. II. 8. Umpgearbeitet von
Gamuel Richardſon ald: Aesops Fables with instructive morals.
Lond. 1757. 8. 1783. 12.
$. 625.
chen wir ietzt zum Lehrgebihte fort, fo muͤſſen wir zu»
ef John Denbam aus Dublin erwähnen (geb, 1615, im
Bahnfinn gef. 1688), deflen Trauerfpiel The Sophy Wallern
anf zu der Bemerkung veranlaßte, Denham had broken out
like the Irish rebellion, 60000 strong, when no person
suspected it.“ Er gab feinem Vaterlande das ' erfle beſchrei⸗
bende Gediht in feinem Gooperd- Hügel, zugleih dem erften
Berfuche in der nachher in England fo beliebt gewordenen mo⸗
taltfirenden Landſchaftsmalerei, und bielt fih zuerſt darin frei
don jenen platten, unreinen Verſen, deren feine Zeltgenoffen fo
viele aufzuweiſen haben, wendete mehr Fleiß auf den Sapbau
24
972 Englifhe Poeſte. Lehrgedicht.
und zeichnete ſich beſonders in der Kunſt jenes beveutungsnollen,
ponderoſen Styls aus, den wir bei den fpätern Dichtern Englands
mit Recht fo bewundern. Seine Fehler find dagegen allzugroße
Empfindelei, zu viele8Moralificen und zu häufige Abſchweiſ⸗
ungen!). Neben ihm verdinn Milton’s Allegro und Per-
seroso hier eine Stelle, weil er darin die Gemuͤthsſtimmungen
eines Bröhlihen und Zraurigen bei gleihen und verſchiedenen
Lagen ſehr geſchickt geſchildert hat. Endlich hat Alerander
Hope?) in feinem Walde von Windfor vor Thomfon’s Jahres⸗
zeiten die gelungenſte Raturfhilderung gegeben. Weit höher m
hebt fih das philoſophiſche Lehrgedicht, denn bier haben mir
ein Dreiblatt von Dichtern zu nennen, wie folde. gleichzeitig
eine andere Nation ſchwerlich aufzumwelfen haben dürfte. Obenan
fieht, ohne Dryden's Religio Laici, jene treffliche Widerlegung
. de6 Deismus und Mpologie der geoffenbarten Religion, die, obs
wohl Gedicht, den beten theologiſchen Unterfudungen an bie
Seite gefept werden mag zu vergefin, der Bildner bed
Englifhen Reims und der Schöpfer einer erſt wahrhaft bar
moniſchen Berfification, Edmund Waller?) aus Coleshill in
Warwickſhire (1605— 87), dem man leider Shuld geben ml,
daß er mit allzu wandelbarer politifcher Geſinnung allen Mar
habern von Earl I. bis auf Jacob II, hinab den Hof machte,
und der in feinen lyriſchen Gedichten, worin er feine zahlreiten
Geliebten feiert, unter denen Lady Dorothea Sidney, die Altce
Tochter des Grafen von Leicefter, ald Sucharissa, troßdem dah
fie ihn verfchmähte, den erfien Rang einnahm, obwohl er auf
eine Philis, Cloris, Celia, Sylvia, Emilia, Amoret x, be
fungen hat, leider manchmal zu fade wird, Nidtödeftomweniger
find feine zwei hierher gehörigen Gedichte of divine love un
of divine poesie, bie erflen gelungenen Berfuhe, den Emf
des Gegenflanded mit der Anmuth des Ausdrucks zu vereinigen.
Daß Matthew Prior aus London (1664—1721) in fh
ner Alına, trogdem daß er fie In Form eines Dialogs zwiſchen
Matthew und Richard einkleivet, glüdliher war ale in feinem
monotonen Salomon, haben wir oben gefehen; daher nennen
wir noh Alerander Pope'e)) Menſchen, worin er Boling⸗
broke's, freilich erſt Chaftesbury und Lelbnig abgeborgte Ideen
Engliſche Poefie. Lehrgedicht. 373
geſchickt und poetiſch auſgefaßt hat. Mit dieſer Form des Lehr⸗
gedichts ſteht nun aber das eigentliche künſtleriſche didactiſche
Epos in naher Verbindung, ich meine die Theorie der Poeſie
und Critik in gebundener Rede. Davon hinterließ uns
Sohn Dillon Wenthworth’), Graf von Roscommon,
ein gebormer Stländer (16835 — 34), der fogar einſt mit Dry⸗
ben den Plan gefaßt hatte, eine Academie zur Ausbildung der
Engliſchen Sprache nach dem Borbilde der Crusca zu erridten, in
feinem Essay on translated verse ein Mufter, worin er wenig hinter
Horagens Brief an die Pifonen, dem er übrigens ſelbſt übers
fept Hatte, zurüdblieb und auch zuerfi Milton Gerechtigkeit wider
fohren If. Da feine Berfification rein und genau gemeſſen if, fo
sechnet man ihn unter die Bildner der Engliſchen Dichterſprache.
Auh ein anderer vornehmer Herr, John Sheffteld, Herzog
von Budingham (1649— 1721), fchrieb einen Essay on
poetry und on satire, den Dryden, Pope und Addiſon bis’
an den Himmel erhoben; allein Erfterer hatte wahrſcheinlch das
Befle daran gemacht, und dann mag bie Außere Stellung des
Dichters auch bei diefem Urtheil das Shrige gethan baben®),
Darum verfäwindet fein Nachruhm mit Nett vor Nlerans
der Pope's aus London (geb. 1688, gef. 1744)°), deſſen
Belehrung durd einen Fatholifhen Priefler auf dem Todtenbette
auch wieder ein Beweis if, wie weit Zweifelfuht und Atheis⸗
mus führen, Essay on criticism, worin er einen (oder des
guten Befhmads und der richtigen Auffaflung eines Buchs für
die Critiker aller Zeiten geliefert, für feine Nation aber das ars
sififche Lehrgediht auf den Bipfel der Vollendung geführt hat,
wenn auch Bolleau’8 Art poetiqne noch höher fieht; bebenft man
aber, daß Pope, als er dieß ſchrieb, erſt 20 Jahre alt war, fo muß
man über feinen Scharffinn wahrhaft erfiaunen. Ebenderſelbe hat
auch im allegorifben Lehrgedicht duch feinen Temple of fame
da6 Mögliche geleiftet, indem Ihm weder des obengenannten Her
zogs von Budingbam Temple of death, nad) einem Fran⸗
zönfhen Mufter, welter Ration überhaupt die ganze Form ge
hoͤrt, noch des Thomas Parnell®) aus Dublin (1679 —
1717) Allegorie (feine fünf Visions in Profa im Spectator
und Guardian gehören nicht hierher) an die Selte gefeht werden
374 Engliſche Poefie. Lehrgebicht.
koͤnnen. Muflerhaft If dagegen fein Einfiedler, eine Apologie
der göttlichen Borfehung, und feine Nachtgedanken vom Tode,
Night piece upon death, beim Tode feiner Gattin geſchrieben,
werden kaum von Noung übertroffen. Seine Epiftel‘ über dm
Bücherwurm führt und gewiffermaßen zum materiellen Lehrgebiät,
in welhem fit Sohn Philips aus Brampton in Orfors
fhire (16761708) durch feine Theorie der Bereitung bei
Aepfelweins verfudhte, der aber feinen Ruf eigentlich nür feiner Sa⸗
tire, der glänzende Pfennig betitelt, und! theitweife aud feinem Lob:
gedichte auf die Schlacht bei Blenheim, das freilih Addiſon
durch das feinige verbunfelte, verdankte. eben ihm wolle
wir aber auh William King (1663— 1712), ven wipign
Berfaffer der Todtengefpräde und einer becenten Weberfegung
von Ovids Kunſt zu Heben, nicht vergeflen, der dem ehrenwer⸗
then Beeffteafelub feine Kochkunſt debicirte!9).
1) &. Johnson T. I. p. 101 sq. Coopers Hill. Lond. 1642. Oxf.
1643. Lond. 1660. 1655. 4. Cato Major of old age. ib. 1669.4. Poems
and translations with the Sophy. ıb. 1668. 1671. Works. ib. 16%.
1704. 8. u. b. Anderson T.V.
2) Windsor Forest. Lond. 1713. fol,
3) S. Brit. Bibl. Lpzg. 1757. Bd. II. &t. 5. Johnson T. 1. p. 3%
og. Belt T. 1 pn. 91—137. Poems. Lond. 1646. 8. Ed. V. ih. 16%
x. Ed. ib. 1722. 8. publ. by Filton. ib. 1729. 4. 1744. 8. byB
Stockdale. ib. 1772. 8. u. b. Anderson T. Y.
4) Essay on man being the first Book of ethic epistles 10 H.
St. John lord Bolingbroke witk the comm. and nof, of W. Wer
. burton. Lond. 1743, 4. w. a crit. ess, by J. Aikin, ib. 1796. 8.1818.
4. Deutfch v. Schmidt. Lpzg. 1756. 8. m. deutſch. meter. Weberf. u. Anm.
v. Bothe. Halle 1794. 8. v. Hohlfeldt. Darmft. 1821. 183%. 8.
5) ©. Johnson T. I. p. 303 sq. Essay on translated rerse. Lond.
1684. 4. Poems. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson T. VI.
6) &. Johnson T. H. p. 429 sq. — Essay enpoetry. Lend. 16% |
4, Works. ib. 1723. II. 4. Hr29. 1730. II. 8. y mupoelty
7) The life of Al. P. w. rem. on his works. Loud. 174. 8.
W. Ayre’s Mem. of the life and writ. of Al. P. ib.1745. 8. (War
ton essay on the Genius and Writings of P. ib, 1756-17
11° 8, Lichtenberg u. Korfter Mag, III. 1 p. 64-100. Gött. Mag. 173.
St. I-XI. Leifing Anal. f. Lit. Bern. u. Lpzg. 1785. Bd. U, nor.)
Brit. Plutarch Epzg. 1768. 8. Bd. VI. Frtie Urt. u. Wade. 174. P-
508 sq. Johnson T. IV. p. 1—238. Bell. T. II. p. 264-326. Works
in Verse. Lond. 1717. fol. 1535. 4. 1736. 8. Prose works. Lond.
173541. II. & Works publ by Warburton w. not. ib. 1751. IX.&
(Dazu: A Sappl. ib. 1757. 8.) w. not. and ill. by Warton. ib. 1797.
.IX. 8. by W. Lesi. Bowies. ib. 1806. X. 8. Poetical works. Glasg-
Engliſche Poeſie. Eatite. 973
1188. NE-foL. Load. 1808. VI. B, 1813. XXIV. w. not. and ill. by
hinsell and others by W. Roscoe. kond. 1824. X. 8. u. d. Ander-
son T. VM. Essay on eriticism. Lond. 1711. 8. w.acomm. by War-
hartde. ib. 1743. 4. The teniple of fame, A vision. Lond. 1715. 8.
Eimmil. W. m. WB. Barburtons Komm. u. Anm. v. 3. I. Duſch. Altena
18-64. V, 8. Mannh. 1783-85. XIM. 8. Port. Werke v. Ad. Böttger
—9— Diidere. . 1842. IV. 16. Freundſch. m. liter. Briefw. a. d.
9. y. Gtrebel. Ruͤrnb. 1781. 8. Verf. üb. d. Grit. m. Anm. u. GErläut.
a. ĩ. On. v. Dambed. Prag 1807. 8. d. Braubaͤch, Bremen 1807. 8.
‚d) Podfas ob Keveral occas, puhl. by Pope. Lond.1721.8. Poems,
vos eic. 10 wehich sdded the life of Zoilas and his rerharks on
Howers battle of the Iroys and mice. ib. 1737. 8. by Q.Goldsmith.
ib, IT 8, Posthumous” works. Dubl. 1758. 6. u. b. Anderson
—J NL G. Johnsen T. 11. p. 285 2q. Goldsmith’s Works ed. Irving.
«ir, p. 1 20.
9) 6. Johnson. T. I, p. 425 sq. Sewell, Life and char. of J.
Ph. Lönd. 1720. 8. The Jier, a poem in two books. Lond. 1708.
& w. nat. by K. Banitef, ib. 1791: 8. Works. Lond. 1715. 1726.
1762. 1776. 1781. 8. u. b. Anderson T. V].
‚ 19 ©. Johnson T. II. p. 259 sq. Dialogues of tbe dead, rela.
ins to the present controretsy conc. the epistlen ofPhalaris. Lond,
169, 8. Miscellanies in prose and verse. ib. s. 8. 8. The Art of
osokery in imitation of Horace’s art of poetry with some letiers
16 Lister. ib. s. a. 8. Orlgindl Works. Lond. 1776. III. 8.
$. 626.
Gind beſondere Battung des Lehrgedichts iſt bekannilich
die Satire, die natürlich Im dent Zeitalter eines Karl II.
tet ſJeihige Bearbeiter finden mußte, obſchon wur einige wir
UM ausgezeichnet find, und wir Panıphlets, wie beren viele bie
calzen Gtreitigkelten der Rundlöpfe und Cavaliers und die fa,
naiſhen Gontrovetfen der Catholiken und Proteſtanten oder
lezietet unter ſich gerade im dieſer Periode eine große Anzahl
heriotgerafen haben, nicht erwähnen mögen. Obenan fleht John
Viluot, Graf von Rocheſter aus Ditchley in Orfordſhire
(1647), einer der größten Wäflinge, bie je gelebt haben, det
über, Ad er nicht mehr konnte, reuig geſtorben iſt (1680). Diefer
Bann, der ſogar feinem Gönner, Katl M., Satiren auf ihn
fÜOR (5. ©. vie Geſchichte dee Thoren, die Wiedereinſetzung ıc.)
in die Taſche su fielen wagte, waͤre, hätte er länger gelebt,
Engiandd größter Satiriker gewotden. Seine befte Arbeit if
feine Gatire auf das Nichts, eine Nachahmung von Paſſeratius'
Nail, obſchon aus feine Satire auf den Menſchen, worin er
Bollean's ahnliche Wedel, von der er ubtigens mabhängig If,
376 Ä Englifche Poefle. Satire.
übertrifft, fowie feine Pasquille auf den Ritter Scrosp vn
großem Talente zeugen‘). Naͤchſt ihm war ber wipigfe Mann
feiner Zeit George Villiers, Herzog von Budingham
(1627 —88?), der zwar zehn Feine burleske und faririihe Pal:
men , die Eeffion der Poeten und die Satire Timon hinterlich,
allein duch feine berühmte Parodie auf Dryden’s in beroiitm
Berfen gefchriebene Schaufplele, die Komödienprobe oder Wieder,
bolung (the rehearsal), welde 1671 zum erſten Male aufge
führt und dann öfter mit großem Beifall wiederholt wurde, be
weiten mehr Auffehen machte. Eine feiner unflätigften Blasphemien
{ft feine Litanet, eine fcheußlihe Parodie des befannten Bub
pfalms. Sein Gegner John Dryden, der’ bereits 1662
eine Satire auf die Holländer (on the Dutch) loögelaffın hatte, dann
(1681) Abfalon und Ahitophel, ein gegen die Partei des Herzoge
von Monmouth gerichtete, von ihm aber unvollendet gelaſſenes Bu
bit, zu dem fpäter Tate auf feinen Wunſch einen zweiten Theil bins
zufügte, fo wie feine Denkmuͤnze (medal), eine beißende Satire auf
den Grafen von Shaftesburg und die Whigs, und fpäter, aldr
catholifch geworben war, feine befannte Bertheidigung des Ga
tholiciomus, the hind and the paniker (1687) folgen lie,
hat endlich in feinem Mac Flecnoeꝰ), worin er feinen Nachfolge
in der Stelle als gefrönter Hofpoet (er hatte fie, weil er catholiſch ge
worden, verloren), den fhlehten Dichter Thomas Shadwell läd
ih machte, eine der fhönften Satiren gefärieben, die Englands
Literatur befigt. Zu diefer liederlichen Geſellſchaft gehörte nun
aud der Dramatiter William Wycerley aus Cleve (1640
— 1715), der alles Heilige zu verfpotten -wagte*), der fhmuzge
Eir Charles Sedley aus Ayleeford in Amt (1639 —
1701)°), der einft die Frechheit gehabt hatte, mit Sir Thomas
Ogle und Charles Sadvilie, Grafen von Dorfet (1631
— 1706—7)°), der ebenfalls eine Anzahl Kleiner Epottgebihtt
voller Perfönlihkeiten hinterließ, auf dem Balcon eines öffent
lihen Haufes am hellen Tage nadt in unzüchtiger Stellung zu
erfcheinen und dadurch mit feinen Gefelen in einen ſchweren
Eriminalproceß verwidelt wurde, und- die berüchtigte Miß Mary
Manley’), die durch das Lefen alter Ritterbücder verbildet,
durch ihren Better verführt und in der Schule der Liederlichkeit
Engliſche Poeſie. Satire. 377
durch die Herzogin von Cleveland ausgebildet (+ 1724), unter
andern unbebeutenden Schriften aud jenen berühmten politiſch⸗
ſatiriſchen Roman, die Atalantin, verfußte, der von großem Ge
nie zeugt, das damalige Whigminifterium, das fie Läderlich
madte, ſchwer ärgerte, ihr felbR aber Gefangenſchaft und einen.
Criminalproceß zuzog. Waren nun aber Thomas Brown'o?),
eines Schulmeiſters zu Kingfon (+ 1704), Satiren, trotzdem,
daß ihm angeborne Laune zu Statten fam, ohne fonderlidyen Beifall
geblichen, fo verdient William Walſh (1663 — 1709),
Stallmeiſter der Königin Anna, mit höherem Rechte das Lob,
welches ihm Dryden als Eritifer und Pope als Dichter ſpen⸗
deten, denn fein Yesculopius oder Rarrenfpital iſt voll lebhafter
Gemälde und Anmut’), Mir fommen nun auf Wlerander
Bope’’) ſelbſt, deſſen Feinde eigentlih daran ſchuld waren, daß er
fib zur Eatire neigte, in der er fich zuerfi durch Nachahmungen
des Horaz (6) und des Donne (2) verfuchte, denen er dann ein wahres
Meiſterſtück der fatirifhen Kunft, eine Epiſtel an Arbuthnot
ald Prolog vorangeftelt hatte, Nun kam feine Dunclade, worin
er fib an Theobald, der freilih eihen critiſch befiern Text
Shakſpere's als er felbR geliefert hatte, und Gibber, der ihn
im Drama übertraf, rächen wollte, welden legteren er zum Fürs
fien aller Dunfe erhob. Dafür raͤchten ſich nun feine Feinde
dadurch, daß fie öffentlih ein Pamphlet verkaufen ließen, worin.
erzählt ward, Pope habe von zwei Lebelgefinnten, auf bie er
Berfe gemacht, naddem fie ihm die Hofen ausgezogen, einen
Schilling auf den Hintern (er war von Geſtalt fehr Hein) bes
fommen ; fo babe ihn eine gewiſſe Jungfer Blount (diefe liebte.
Pope), feine Rachbarin, getroffen, ihn in Ihre Schürze genom⸗
men und an das Ufer der Themfe getragen, wo fie ihn in ei⸗
nem Kahne in ihre Wohnung geſchafft babe. Dieſe Geſchichte
ſcheint nit wenig zu Pope's Tode beigetragen zu haben. Von
feinen übrigen Schriften gehören hierher noch die Kunſt in der
Dichtkunſt zu finken und die Denfwürdigfeiten des Martinus Ecribs .
lerus, die er mit Swift und Arbuthnot, von: denen in dem
naͤchſten Abfchnitte die Rede fein wird, zufammen entworfen hatte,,
- um den Mißbrauch mit der Gelehrfamfeit in dem erbichteten
Leben eined Pedanten zu geißeln. Den Namen erhielt dieſes
ı 378 Engliſche Poefie. Dean.
fomihde Buch, das nicht ſodviel vom Bon Quftoie als von Dir
Geſchichte ded famoſen Seſpenſterſehers Dufle Hatte, Yon dei
Scriblerud⸗Club, in welchem ſich vas genannte Dieidlait iu
vereinigen pflegte. Indeſſen haden ſie nur das eiſte Buch fertig
gebracht und dad Werk alsdann liegen gelaſſen. Ben Schluß mag
der beruͤchtigte Daniel de oe") aus London (1605-1781)
machen, der, anfangs Strunipfwirfer, Bald Banqznetoui must
und dann vom Gthreiden lebte, aber gewoͤhnlich einer der hefligſten
Gegner ‚des jebedmaligen Minifleriums mar. Da er aber mid die
Kirche in feinem Kürzefter Wege mit ber Ronconformiſten
(1703) angegriffen hatte, fo fam er an den Pranget, den et dunh
einen Hymnus feierte, und ſpaͤter nach Rewgate. Gen HER
ſatiriſches Werk, dad ihn zugleich als talentvollen Dichter er
wei, IR der Wahre geborne Gnglänber, durch John Tut
chin'62 (Werfafiere des Observator) ebicht, die Freuden,
heroorgerufen. Wie diefer glei de Foe ein eiftiger Anhänge
bed Herzogs von Monmouth war, fd verewigte fie belde
Pope in der Dunciade, indem er ſagie: „ohne Ohtken ſland
hoch unverfhämt de Foe und unten Tutchin mit entbloͤßlen
Rücken, der noch von der Geißel roth war (dieſer hatte nämlid
zur Strafe durch mehrere Städte im weſilichen England kuͤch⸗
tig durchgepeitſcht werden ſollen). Inbeſſen fuͤhrt uns der Name
de Foe von fehlt zum Roman, denn wer kennt nicht ſeinen
anf die Geſchichte des Abenteurers Alexander Sellirk baflriei
Robinfoe Ctuſoe, ob er gleich durch feine meiſterhaften Me
moirs of a Cavälier nöd welt eher für der Granber des
Engliſchen Romans, wie er fpäter freillch noch meht ausgebien
ward, gelten mag. Bieher hatte naͤmlich noch in den hier
gehörigen Verſuchen dr Margaret Cavendiſh, der He’
zogin von Rewcafle®) Hard und halb ber Euphuismus vor
geherrfcht, dann folgte der franzoͤſiſche Geſchmack, wie er ſich in
der obengenannten Atalantis ber Mary Manley, einer inde⸗
centen Radahmung der Astraca, und in Bes Graffen bir DOrrery,
Roger Boyle (1621-1659)! Parthenisse, einer mie
einmal vollendeten langweilige Liebesgeſchichte Im BSnne Cal
prenebeis und der Scudery zeigt. Weiler fine zwur die Re
vellen der Aiß Aphra Behn!Y (1644-89) RyMfrt, allein die
Englifhe Poeſte. Satire. 379
Unmorafität' ber Zeit Karls 11. hat fie leider nit rein gelaſſen,
md nur ihr Raturgemälde Oroonoko, daß fie ald Begleiterin
ihres Vaters auf feiner Reife nad Surinam ſchrieb und welches
von daher flammenden Reifeeindrüden if, IR frei von dieſen
Schladen und Hat zugfeid Southern den Stoff zu einem ſei⸗
ner beſten Trauerſpirle geliefert. Ihre Nachahmerin Miſtreß
Heywood (1696—1758)'°) hat fie in ihren Romanen, den
Berlirungen der Liebe, den beichimpften Batten ıc., nur ar
Stlüpfrigfeit übertroffen, „und allein Ihre Geſchichte der Miß
Betſy Thoughtleß, die der Miß Burney den Stoff m ihrer
Gvelina geliefert ju haben ſcheint, iR etwas anfändiger geſchrieben.
Kein Wunder alfo, wenn de Foe, der auch mandmal, wie in
der History of Moll Flandres und mother Ross, nidt der
Feinſte if, Enihuſiasmus erregen mußte Den geiflliden Ro⸗
man, den bereits in der vorigen Periode der Licherbichter Mir
bard Johnſon“) durch feine berühmin Seven champlons
of christendum eingeleitet Hatte, führte fhon Richard Berr
nard in feiner langweiligen Iste of man welter!), allein beide
übertraf an Erfolg weit Job. Bunyan’?) aus Eifon (geb.
1628, geh. 1688), der nad ver Reflauratton 12 Jahre im
Gefängniß hatte ausharren müflen, wo er feine treffliche Lebens⸗
geftidte, Grace abounding to the chief of sinners, farteb,
in feinem berühmten allegoriiben Romane, Ihe Pilgrims pro-
gress, der troß feiner fhwülfligen Myſtik beinahe fo viel Auf⸗
ſchen als der Kobinfon gemacht hat und in England wenig
Rene ebenſo Häufig, wenn nicht nod mehr als diefer, gelefen
wird. Ohne mih bei Fr. Godwin's *) phantaſtiſcher, aber
langweiliger Reiſe in den Mond, einem Vorlaͤufer Swifts, auf⸗
zahalten, ſchließe ich mit den Reiſen des jungen Eyrus?!),
des Schotten Andreas Mihael de Ramſay aus Ayr
(16861743), einem Breimauerroman, der an Langweiligkeit
nur von XZenophons Cyropädie edlen wird.
1) ©. Johnson T. I. p. 289 ng. G. Burnet, some sagen of
the life and death of J. —* of R. —* 1680, "Bra hinter
J. Rap, Gloria Dei, teutſch v. Ealboͤr. Gosl. 1717. Fr p 1100
Reue überf. Halle 1775. 8.) eb. d. Gr. v. U. 2pag. 1736. 12. Brit, 8*
tarch Bd. IV. — Hemaim of the eerl of AR. being sotyrs, songsand
poems. Lond. 1718. 8. Poems on several occasiens. Lomd. 1701.
Antv. s. a, 8. Works. ib. 1620, 8. Land. 1775 1778. 1 u b. A»
380 Englifhe Poeſie. Satire.
derson T. V. The works of the earls of Rochester, Roscommos,
Darset ;„ the dake of Devonshire etc. Lond. 1721. 1. 8. ib.
2) ©. Brit. Biographie. Bd. X. p. 135 sg. Works. Lond. 1701.
1715. 1764. II. 8.
3) Mac Flecnoe or a satyr upon thejtrue blew protestant
Lond. 1682. 4. The medall, a satyre against sedition. ib. 1682. 4.
Beligio laici or a laymens failh, a poem. ib. 1682. 4.
4) Miscellany poems, as Satyrs, epistles, love- verses, song,
sonnets. Lond. 170%. fol. Hero and Leander in burlesque. ib. 1660.
—*8 posthumous works of W. publ. by Theobald. Lond.
56) Works in prose and verse. Lond. 1778. I1. 8.
6) &. Johnson T. I. p. 415 sq. Yart, Idee de la podsie Angl.
(Paris 1754. 8.) T. V. p. 331—343. Poems in b. Works of Bochenter
T. II. p. 329 aq. u. b. Anderson T. VI.
7) Secret memoirs and manners of several persons of quality
of both sexes froın the New Atalantis, an island in the Mediter-
ranean. Lond. 1709. 8. 1791. IV. 12. Memoirs of Europe, toward
the close of the eght ceniury, written by Eginhardus, secretary
und favourite to Charlemagne and done into English, by the trans
lator of ihe new Atalantis. ib. 1710. 8. The power of love in 2%
ven novels. ib. 1720. 8. Court intrigues. ib. 1711. 8. Adventures of
Rivelle, ib. 1714. 8. ©. Schmit, Lehrb. f. Srauenz. Bd. I. p. 286 sq.
8) ©. Cibber, Lives of Engl. poeis. T. III. p. 04 sq. Works.
Lond. 1207. IV. 12. "a pe⸗ BE
9) ©. Johnson. T. I. p. 451 sq. Aesculapius or the hospital of
fools. Lond. 1714. 8. Deutſch. Wien 1771. 8. ©. erot. Sed. b. Dryden
Miscell.
10) Des Martinus Seriblerus Leben, Werke unb Entbedtungen, eine
Gatire über die Mißwendung ber Wiffenfhoften. Th. I. a. d. Gngl. üb.
v. 9. 2. Ibeken. Duisb. 1783. 8. Bb. II. M. Geriblerus rege Badous ob.
die Kunft, in der Dichtkunſt zu ſinken. ebd. 8.
11) The True-born English-man, a satyr. s. 1. 1701. 4. Ed. X.
ib. 1701. 4. u. in d. Poems on aflaire of state. T. II. p. 7 * uch.
. fa. Geb. f. m. Urt. p. 280. Novels. Edinb. 1810. XL, Lond. 1839
—40. XVII. 12. The life aud surprising adventares of R.
Lond. 1719. Il. 8. u. Serious reflexions during the life of R. Cr.
with his vision on the angelic world. ib. 1719. 8. (war zuerft in
The London post or Headcote’s intelligence nr. 125—289 einger.)
u. in ungähl. Ausg., a. b. Weber, Popnlar Romances, consisting ol
Imaginary Voyages and Travailes. Rdinb. 1812. 8. p. 349 582
(f. a. d’Israeli, Cur. of Lit. T. II. p. 237 F Den erften Theil ſol
aber Lord Oxford im Tower verfert. 8* ſ. Blaͤtt. f. lit. Unterh. 18%.
. 155 sq.) cf. Scott Misc. W. T. II. p. 304 sg.1Brit. Biogr. Bd. X.
eber a. a. D. p. XXXIH zq. G. Chalmers, Life of D. De F.Lond.
4790. 8. W. Wilson, Mem. of the life and times of D. de For.
Lond. 1830. III. 8 ®ert. Mon. Schr. 1807. Bb. I. p. 102sq. Meziöres
a. a. D. T. I. p. 217 sq. Magazin f. d. Literatur d. Auslanbes. 183%
nr. 71. 1840. nr. 38. Ueberſ. f. in alle Eur, Spr. cf. B. Crmsoe
De Foe: restit. et trad. nouv. ill. de la vie de D. F. p. Ph.
es, de not. s. lo matelot Selkirk et s, St.Hyacinıhe, de rech.
Englifhe Poefie. Lyrik. 381
s. Tile St. Fernandez, s. les Carafbes ot 1. Puelches p. F. Denis,
Paris 1835. II. 8. ueb. f. Rob. C. üb. u. m. Not. verf. v. G. Gourtin,
Stuttg. 1836—36—11. 8. Geſ. Romane. ebd. 1842. I-VIIT. 16.
12) The Foreigners. Lond. P.I. 1707. fol. u. b. d. Poems on
aff. ol state T. I. p. 1 sq.
13) Poems and Fancies. Lond. 1653. 1664. fol. Natures pictures
drawn by fancies pencil to the life. ib. 1656. 1671. fol. The worlds
olio. ib. 1655. fol.
14) Parthenissa. Lond. 1664. 8. -
. 15) Histories and novels, Lond. 1696. 8. 1718. 8. 17:2. II. 8.
Plays and novels. ib. 1724. IV. 12. 1735. 11. 12.
16) The tea-table or a conversation between some polite per-
sons at a ladys visiting day. Lond. 1725. 8. The fruitless inguiry,
being a coll. of entert. histories, ib. 1727. 8.
17) Famous history of ihe seven champions of christendom.
Lond. 1670. 4. 1755. 1I. 8. ib. =. ]. 4. ib, 1824. 16. The most plea-
sant history of Tom a Lincoln, that ever renowned soldier, the
red-rose knight. Lond. 1696. 4. Er fammelte auch die Witze bes Londoner
Bürgers William Hobfon (F 1581) als The pleasaut conceits of Old Hob-
so» the merry Lendoner. Lond. 1607. 8. publ. by J. O. Halliwell.
ib. 1843. 8. Die find Rachahmungen folcher früheren Facetiae, als ba
waren Jack of Dover, his Quest of Inquirie or his privy search
for the veriest foole in England. Lond. 1342. 8. und Andrew Bor:
de’8 Me tales of the wise men of Gotham. Lond. 1650, 12. ed.
by 3. O. Halliwell. ib. 1840. 8. u. A.
18) Isle of man or the legall proceedings in Man-shire against
sinne. Lond. 1627. 8. u. The seven golden candiesticks or the se-
ven fold-state of God’s church here on earth. ib. 1621. 8.
19) The pilgrims progress, First part. Lond. 1678. P. I and II.
xIV. Ed. w. 1675. w.expl. and pract. not. by 6. Burder. Covent
1786. by R. Southey. ib. 1830. 8. (The third part. Lond. 1693. Ed,
Pr. ift unädt.) ©. Grace abounding to the chiefe of sinners in a
faithfalt account of the life and death of J. B. The eight ed. Lond,
s. a. 12. ib. 1692. 12. Meziöres, Hist. de la litt. Anglaise. Paris
1841, T. I. p. 416 sq.
20) The man in the moon or a discourse of a voyage thither
by Domingo Gonsales. Lond. 1638. 1657. 12.
. 21) A new Cyropaedia or the travels of Cyrus. Lond. 1727. II.
8. 1760. 1778. 8. 1786. II. 12. Paris 1829. II. ı2. u. oͤft. Deutfh v.
J. Matbefon. Damb. 1728. 8. v. M. Claudius. Breti. 1780. 1798. 8.
N. d. Engl. u. Branz. Orig. neu überf. v. I. R. Mäller. Garler. 1841.12.
Ausz. in d. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 63 sq. Ueb. d. Gntgegn. bar.
ſ. ebd. p. 77. 83. 102. sq.
$. 627.
Wir fommen jetzt zur Lyrik, für welde in dieſer Periode
eigentlich Feine fonderlihen Mufterarbeiten vorliegen, wenn aud
die Zahl der Dieter ziemlich groß IR. Als eleganter Eklogen⸗
dichter mag zuerſt Edward Bairfar (+ 1624— 32)*)
353 Englifhe Poeſie. Lyrik.
genaunt werden, neben dem die oberfluͤchlich ſeihten Didtungen
des Erzbiſchofs von Norwich Richard Corbet aus Ewel (ge.
1582, x 1635) ), unter denen fein Lebewohl an die Hexen
das Beſte iR, und die faden und fchlüpfrigen, aber gut Aylifi:ten
Persuasians to love, te enjoy des Kanzlers Karls I, Thomas
Carew (1577 oder 89 — 1639)?) verfhwinden, welden Rp:
teren der ebenfalld erotifcde, aber durch feinen längern Aulent⸗
balt In Italien gebildete Lyriker Henry Wotton (1568
1639), fonte William Habington aus Hendlip (1605
— 1654) in der an feine fpätere Gemahlin Lucia, Toter did
Lord Powis gerihieten Sammlung von Liebesgebichten, Castara‘)
bei weiten Hbertreffn. Zwar find die Arbeiten des John
Sudling eus Whilton (1609—41)°), der als Kreiwilige
unter Guſtav Adolph kämpfte, fo regel⸗ und zuͤgellos, wie fein
abenteuerliches Leben war, aber er IR dafür durchweg Original,
und feine Darflellungen ber Leidenſchaft find troß des wumcerricht
Styls immer gelungen zu nennen; fonf würde auch Goldſuiih
feine Dicterfigung ſchwerlich nachgeahmt haben. Auch Wil
liam Browne (1590 — 1645) madte, wie wir oben fahe,
recht leidliche Hirtengedichte) und Richard. Erafhaw‘)
(1615 — 1650), der auch geifliche Lieder fertigte, werde Beh
ſeres geleiſtet haben, wäre er nicht durch ſeine allzueifrige Nach
ahmung Petrarca's und Marini's, deſſen Kindermord er über
feßte, verbifdet worden. Daß Milton ſich mit vielem Beisid
und Erfolg in der Elegie (Lycidas) verſuchte, haben wir [dor
gefehen. Weit bedeutender I jedoch in diefem Genre Übraham
Cowley (1618—67), denn feine Elegie auf Ten Tod fen
Freundes Hervey und feine kurz vor feinem Tode gefchriebene Com-
plaint, worin er feine ganze Innere Zerrifiengeit an ben Tu
legt, find nicht weniger ausgezeichnet als feine Oben, denen freilich
Pindarifbe Begeifterung abgeht, unter denen aber viele, wie .8.
die on das Leben, den Ruf, die Sreiheit, die Einfamfeit und be⸗
fonders die an das Licht vortrefflih genannt werden dürfen, wenn
auch feine Dde an den Witz, die von Vielen für die beſte gr
halten wird, gerade weniger lyriſch IR. Seine (11) Nadahm
ungen Anacreons (Anacreontics) und feine erotiſchen Poeſieen
an feine Geliebte find ebenfalls recht brav. Die leichten Dig:
Engliſche Poeſte. Lyrik. 383
tungen ber ſchon genannten Dichter Sir John Denham
und de& Grafen von Rocheſter“) find zwar nicht ſchlecht, erx⸗
reiten gber die übrigen Leitungen dieſer Männer nicht, fowie bie
der Aphra Behn (1644—89)"%) blos eine elegante Leiche
tigleit verrathen. Was Dryden anlangt, fo gilt er für den
been DOpepdichter, wozu ihn auch feine Ode auf die Macht
der MAufik befühlgt und berechtigt. Sein Zeitgenoffe Edmund
Baller, deſſen religiöfe Poeſieen von Talent und wahrbafter
Scömmigfelt zeugen, fteht gleihwohl tief unter ihm. Unter den
Miscelanpihtern , wie Sohn Pomfret aus Luton (1667 —
1703) my, ber in der poetifchen Epiftel gar nicht übel if, Eharleg
Sackvil le, Graf yon Dorfet (1657 — 1706)2), Ris
chard Dufe (+ 1710)2) gr, zeichnet ſih William Walſh
(1663 — 1709)), Pope's Goͤnner, durch feine eben. fo geiſt⸗
reihen 916 anmuthigen erotiſchen Gedichte aus, waͤhrend
die Dramatiker Sir George Etherege (1636, geſt. nach
1678)°), William Wycerley’) und Nicolas Rowe
(167% — 1718)"), der Ueberſetzer des Lucan ıc,, nit über das
Gewohnliche hinauagingen. Wahrhafter Vollsdichter, beſonders
im Genre der Ballade, war aber Thomas d’Urfey') aus
Ereter (+ 1723), und im Genre des Liedes William Pat»
tifon"”) (1706—1727), deflen Schickſale und Talente ihm mit
Recht den Ramen des Engliſchen Walfilatre verfhaft haben,
fo daß wir Stephen Duke (zu Anfang d. 18. Jahrh.) qus Charle⸗
ton bier nur der Gurlofität wegen noch nennen”). Nicht
vergefien werden hürfen bie eleganten Kleinigkeiten Robert
Herrid’6”) aus London (geb. 1591) und des wigigen John
@leveland”) (1613 — 1658), des populaͤrſten Gegners
Grommell’8 (the Rebell Scot). Als Hymnendichter müflen
Beorge Sandys (1588— 1643) wegen feiner Hymne auf
die Gottheit”), Thomas Flatman?*) (1633 —1688), Dice .
ter und Wales zugleih, wegen feiner Pindaric odes, der bes
fannte Dramatifr Willigm Eongreve”) aus Bardfay
Grange bei Lerds (1670 — 1729) megen ſeines Hymp to
Harmony, den John Eccles in Muſik fepte, Dryden wegen
feiner genannten Ode Alexander’s Feast, die Händel (1735)
als Contate componirte, der fhon erwähnte John Daunies
384 Engliſche Poefie. Lyrik.
(+ .1626)%), Henry Peacham (+ um 1640)7), Thomas
Dalden?) aus Exeter (1671 — 1736), deſſen Hymn w
darkness aber höher fleht als fein Hynın to light, und Alegans
der Pope wegen feiner ausgezeichneten Ode auf den Caͤcilien⸗
tag erwähnt werben, wogegen Prior's Carmen sacculare
faum lesbar if. In der Heroide hat Alerander Pope
durd feinen berühmten Brief der Heloife an Abälard zwar dab
trefflichſte Muſter des leidenſchaftlichen Liebesgedichts, welches die
Engliſche Poeſie beſitzt, geliefert, allein dennoch find einige nicht
unbedeutende Fehler darin; auch feine Nachahmung des Oribd⸗
ſchen Briefs der Sappho an den Phaon iſt eben nur Radahw
ung, fo daß wenigftens hierin Elijah Fenton?”) (1683—
1730) aus Shelton ihn übertroffen hat, der nicht bloß eine
beffere Ueberfegung des genannten Briefes zu Stande bradts,
fondern aud einen fehr gelungenen Gegenbrief des Phaon an
die Sappho hinzudichtete, worin er die Verwandlung eines al
ten Schäfers In einen reizenden Juͤngling auf das Anmuthigke
geſchildert hat. Als erotifhen Sonettiſten nennen wir den befannten
Rihard Rovelace”) aus Woolwich (1618—58), wegen der an
feine geliebte Lady Sacheverell gerichteten Gedichtſammlung Lu
casta (lux casta). Während als Elegiker noch außer dem
obengenannten John Donne?) der Bifhof von Chicheſter
Henry King (1591—1669)”), und befonderd Edmund
Emtth?), oder, wie er eigentlich hieß, Neale aus Londen
(1668— 1710), der, weil er fih fo treffliih in die unver
ſchuldete Armuth, die ihn überfallen Hatte, zu ſchicken gewußt hatte,
gewöhnlich captain Ragg und the handsome slaven genannt wir,
durch feine ausgezeichnete Elegle auf den Tod feines Freunde
Philips fi einen bleibenden Namen machten, hätte der gefröntt
Poet Nahum Tate’ aus Dublin (1654— 1715), der nur
Belegenheitspichter war und eigentlich blos eine einzige leidliche Arbeit,
feine Geburtstaggode auf Georg I., zu Stande brachte, feinm
Ruf nicht auf die Natwelt gebracht, wäre nicht die von ihm
und dem Rector zu Clapham Fr. Nicholas Brady aus
Cort (1659— 1729) gemachte metrifhe Ueberfegung der Plal:
men in die Liturgie der Englifhen Kirhe aufgenommen worden.
Endlich muß ih nod zwei Frauen erwähnen, die ſich als recht
Engliſche Poefie. Lyrik. 385
leidliche poetiſche Talente gezeigt haben, Diele find Marie
Lee Chudleigh (1666— 1710), unter deren Arbeuen ihre
hoetiſchen Verfuhe und die Vertheidigung der Weiber durch Na⸗
türligleit ſich auszeichnenꝰ), und Anne Kinsgmill, nachherige
dady Binhelfen (1720), Die eine gute Dve auf den Spiern
und rät gelungene Babeln geſchrieben hat”).
„)) Jroben ind. Muse’s Library. p. 364. ©. Johnson T.I. p 408
T.L p. 223 sq. Biogr. Brit, T. V. p. 644 40.
2) Psems. Land. 1647. 8. III. Ed. ib. 11172. 8. EV. od, w. COBM,
add. ib. 1807. 8. Poetisa stromata or a eoll, of sundry pianes im
poetry. s. I. 1648. 8. ©, Bell, Brit. poste. T. II. p. 159 aq.
3) Caelum Britannicum, a masque. Lond. 1634. 4. Poems. Lond.
1691. 8. 1654. 1774. 12. Poems, songs and sonnets, togeiher with
a mask. Edinb. s. a. 8. A select. fr. h. poet. works byFry. Lend,
1810. 8. f. Ellis T. III. p. 140 sq.
‚® Reliquiae Wottonianae er a coll. of lives, letters and psems
with characters of sundry personages and other pieces oflanguage
and art. Lond. 1651. Ed, UI. 1671. 4. ©, EUis T, I. p» 323 sq.
4 Castara. Lond. 1684. 4. 1638. 1640. 12. w. a pref. and net.
by Ch. A, Elton. Bristol. 1612. 12. f, Bllis. T. II]. p- 186 eq.
6) Fragmenta aurea, a coll. of all his incomp. peeceg. Land,
1648. 1653. 8. The works of J. 8. cont. all his Doems love- verses,
‚ letters and his tragedies and eomedies, Lend. 1606. 4. ib.
1 O II. 12. cf. Ellis T. Il. p: 223. ”
N 6. Rllis T. IH. p. Bi. Beil T. H. p. 138 4q. Original Bocmmn
aever before publ. ed by Brydges. Leb Prioreb — 1615. 4.
Britannia’s pastorals. Lond. 1616. fol, |
‚96. Elläs T. III. p. 205. Steps to the temple, sacred pooms
with ibe deläghts of the Musas. Lond. 1646, 1648, 1679. 8. Poemata
ei Rpigr. gr. et lat. Cantahr, 1670, 8.
)6&. Ellis T. ID. p. 375.
PR! 6. Ellis T. I. p. 332. Posms on several ocoasions, Keud.
11) 6. Johnson T. I. p. 413 sq. Poems. Lond. 1899. 8. Kucu-
atiens in verse and prose. Lond, 1785. 12. The Beason, ib, 1700.
The choice. ib. 1700. fol.
12) &. Sed. b. Anderson T. VI. f. Johnson T. I, p. 413 sg. |
13) &. Johnson T. II. p. 256. ©. Poems bei benen Dorset’s u. bi.
erson. T. VI.
14) Poems. Lond. 1677. 1692. 8. Characters of vioe and vertue.
ib. 1691. 4. Mausolauw, an funeral poem on 8* Mary. ib. 1685. fol.
Niscellanea sacra or poems on divine and moral subjects. ih.
1698. Elegies on her late majesty, ib. 1699. Panacea, a poem upon
tea, in II cant. ib. 1700 etc. |
15) Sieh. geb. f. * Lord. 1716. Works cent. his plays
and poems. Lond. 1735. 4.
Größe, Handbuch d. iterärgefhigpte. ı, 25
386 Engliſche Poefle. Lyrik.
16) Poems. Lond. 1704. 8.
47) Works. Lond. 1728. III. 8. &. Johnson T. II. p. Mi »q.
18) New poems cons.ofsatyrs, elegies andodes, together with
a choice coll. oft the newest court songs. Lond. 1690. Tales tragical
and comical transl. into verse from the prose of sev. ant. authors.
ib. 1704. Wit and mirth or pills to purge melancholy. ib. 1712.
V. 12. 1718. VI. 1719-20, VI. 8. New Operas with comical stories
and poems on several occasions. Lond. 1721. 8.
19) &. Allg. Lit. Anz. 1800. p. 1214. Die beften f. Geb. ſ. Abe
lard to Eloisa ald Antwort auf Pope's Eloise to Abelard, the College
Life und The morning contemplatiou. Poems. Lond. 1728. II. B.
20) ©. Sonthey Liv. of uneduc. poets. p. 88 sq.
21) ©. Ellis T. III. p. 284 sq. Gentlem. Mag. 1796. 8; 461. 645.
-— Hesperides. Lond. 1648. 8. Works w. a biogr. not. Edinb. 182.
Lond. 1325. II. 8.
22) The. works of J. Clev. cont. his poems, orations, episiles.
Lond. 1687. 8. f. Bell T. Il, p. 189 nq.
28) ©. Bell T. IT. p. 169 sq. Paraphrase upon the psalmes ol
David and upon the hymnes, dispersed throughout the Old and
New Test. Lond. 1636. 12. w. a Paraphr. upon Job, Ecclesiastes,
Lamentations etc. ib. 1638. fol. 1676. 8. Paraphr. on Salomons Sing.
Oxf. 1641. 4. |
24) ©. Bell T. II. p.2i5sgq. Ellis T, IH, p. 34sq. Poems. Lond,
1674. Ed. IV. 1682. ıb. 8.
25) Works. Lond, 1710. IV. 8. 1753. III, 12. 1774. H. 12. Bir
mingham 1761. Ill. 8. Dublin 1773. IM. 8. f.Johnson T. II. p-41s4
26) ©. Bell T. II. p. 147 sq. The poetical works of J. D. Lond.
1699. ib. 1773. 12.
27) &. Ellis T. II. p. 366 sq. Minerva Rritanna or a rden
of heroical devises. Lond. 161. 4. Thalia’s Banguet. ib. 1620. 12.
28) &. Geb. b. Anderson T. VII. p. 145 sq. Temple of fame,
a poem. Lond. 1700. fol. &. Johnson V. DI. p. 143 sq.
29) Poems on several occasions. Lond. 1717. 8. &. Johnson T.
Il. PR 110) 8q. .
30) 8. Ellis T. III. p. 253 sq. Bell T. II. p. 210sq. — Lucaste.
Lond. 1649. 12. Posthume poems, ib. 1659. 12.
31) Donne’s works with an account of his life by H. Alfort.
Lond, 1839. VI 8.
32) &. Ellis T. II. p. 107 sq. Poems, Elegies, Paradoxes and
Sonnets, Lond. 16657. 12 ’ ’ —
83) Foems. Lond. 1713. 8. A poem on the death of J. Phil. ib.
8. a. fol. &. Johnson. T. H. p. 215 sq.
34) A new version of the psalms. Lond. 1696. Supp!. ib. 1717.8.
35) Poems on several occasions; together with the song of the
three children paraphr. Lond. 1709. al
Englifche Poefie. Drama. 387
%) Ihe Poem on the spleen b. Gildon’s Miscell. 1701. Poet,
Works. Lond. 1713. 8.
$. 628.
Ehe wir jest von dem Zuflande der dramatiſchen Poeſte
in diefer Periode ſelbſt fprechen, wollen wir mit einigen Worten
bie Orte andeuten, wo gefpielt wurde. Das ältefle- beftimmte
Theater war the Globe auf der Bankside und Surreyside
von der Themfe gelegen, feit 1596 beflehend, aber bei einer
Borkelung von Shaffpered Henry VII, am 29fen Juni
1613 abgebrannt und fpäter wieder aufgebaut; dann das
Rose- Theatre, auf derſelben Flußfelte gelegen, wo felt 1590
juerf the Lord Admirals Servants fpielten; ferner das Hope -
Theatre auf derfelben Seite um 1602, das Swan - Theatre
auf der Bankside feit 1597, von des Grafen von Pembroke
Servanis, zu denen auch Shaffpere gehörte, benutzt; das For-
tane- Theatre in Golding Lane zwifhen Gripplegate und
Whitecroß Street, ungefähr felt 1600 im Ruf und das erfle
regelmäßige Theater der Stadt nad dem Muſter des Globe
(Shakspere’s Theatre) gebaut, 1621 abgebrannt, 1623 wieder
aufgebaut und bis 1633 benußt; bad Curtain- Theatre
in der Gurtain-Road, um 1600 entflanden und bi6 um 16283
benutzt; the red Bull, wahrfheinlich zwei Thenter, naͤmlich eins
feit 1611—13 in Bifhopsgate und ein anderes felt 1662
m Red Bul-Yard am oberen Ende der St. John's Street
in Glatenwell; das Nursery - Theatre in Hatten Gar-
ben feit 1640; das Theater in Blak-Friars, zuweilen auch
im Gegenfage zu dem Globe, auf der entgegengefekten Seite
des Waſſers, ihe Globe in Black Friars genannt, feit 1601
von den Servants des Grafen von Worcefter, feit 1605 von
den Children of ihe revels und of her majesty’s revels,
oder, wie fie fi feit 1609 nannten, von den children of Black-
friars benußt; der Phenix in Salisburyhouſe, Wleetfireet in
Whitefriars, zwiſhen 1612—62 im Gange; the Qucen’s
Theatre und in fpäterer Zeit ded Duke’s of ork Theatre
genannt und mifhen 1669 —96 benußt. Gibbons Dennis
Court in Bere Street Glaremarfet war blos ein provifittes
35
388 Engliſche Poeſte Theater.
Theater, an deſſen Stelle nachher daa ſogenannke New Theatre
bet Lincolns’ Inn Fields errichtet warb, neben welchem dlelleicht
noch ein zweites in Little Lincolns Inn Fields befand; auf je
nem fpielte man von 1696—1760. Das Cockpit- Theatre
in Drurplane war das erſte dem Publicum geöffnete Schauſpiel⸗
haus auf der Weſtſeite von Temple Bar, und die Rom
Phenix, Drurylane und the private house Drurylane find blos
andere Benennungen für denfelben Drt, wie ed denn auch fet
der Eröffnung (1624) bald als des Duke’s Theatre, bald ald
des Duke’s of York Theatre eder ald dad Theatre Boyal in
Drurylane vorfommt, aber eigentlih erſt feit 1784 ordentlich
aysgebaut und verfhönert worden if. Sonft beflund noch ein
regelmäßiges Theatre in Haymarket. Das Covent-Garden-
Theatre datirt erß fett 1705—20, fowie noch vorübergebend
ein Patsgonian-Theatre 1793 zu (reter Change In Some
fet Houfe 1654, um 1666 in Banquetting Houfe in While
Hal und 1633 und 1740 zu Tenniscourt St, Zamıs er
wähnt werden, um von den bei Feen am Hofe, den Abieien
und Schulen Londons 2, aufgeführten Gelegenheitsftüden hie
ganz au ſchweigen.
Was das Neußere diefer Gebäude anlangt, fo waren die
Theater von Holz; und rund gebaut, nach oben offen und nut,
duch ein Strohdach über der Bühne gegen Wind und Wette
geihügt; an dem Dade aber war außen eine Fahne während ber
Zeit der Vorſtellung, die um 3 Uhr Nachmittags nach einem
dreimaligen Trompetenfioß begann, aufgezogen. Der Hol,
Die Cavaliere und Damen faßen in Logen unter der Galerie,
wiewohl es au vorfam, daß fie auf befonderd vesbalk hin
geſtellten Erüplen auf der Yühne felbft faßen, oder hie jüngeren
Hofherten legten fi. gar der Länge lang auf die mit Binfen
befreuten Dielen des Fußbodens hin und ließen ſich von ihren
Magen mit Pfeifen und Tabak aufwarten, während bie Bürgerd
leute und das Bolt auf dem Hofe (Pit) zufammengebrängt
Reben mußten. Beregliche "Decorationm führte erß nad dee
Refiauration Davenant ein; vorher futte man nur durch To
Kobildungen von Häufen, Thürmen und Bäumen. die Daw
Behung am verſinnlichen; überhaupt Half man fi ſehr leicht,
Engliſche Poeſie. Dream. 389
denn ein Zimmer, worin ein Tiſch mit Feder, Papier und Tinte sc.
fand, zeigte 3.9. ein Gerichtszimmer an. Um den Ort der Hands
lung anzubeuten, ward eine große Tafel, worauf der fraglide
Name mit großen Buchſtaben geſchrieben fand, aufgehängt,
nachdem früher eine Art Allegorie, Dumb Show (d. h. ſtum⸗
mes Schaufpiel), vor jedem Acte das darin Vorkommende mimiſch
verfinnlicht hatte, wie wir dieß noch an dan Stüde ſehen koͤn⸗
nen, weldyes Shalfpere im Hamlet dem König und der Königin
vorfpielen läßt, denn in feinen eigenen hatte er dieſe Gewohn⸗
beit abgeſchafft. Schaufpielerinnen traten in der Regel erſt ſeit
der Reftauration auf; zwar hatte ſchon 1656 eine gewifie
Mrs. Coleman ale dad erſte Frauenzimmer die Bühne betreten,
allein der weiterhin zu nennende Prynne erhob darüber einen
ungebeueren Lärm, indem er dergleichen Frauenzimmer für
Ungeheuer erflärte, die unwerth fein, der menfhlihen Geſell⸗
ſchaft anzugehören, fo daß erſt unter der Regierung Carls IT., der
befanntlih das Schauſpiel fehr begünfigte, dieſe Eitte allge
meiner ward. Vorher waren die weiblichen Rollen mit Anaben
oder jungausfehenden Männern befeht worden, die man in Weis
berkleider gefiedt hatte und denen dann billig ieme Unzüchtig⸗
fetten in den Mund gelegt werden Tonnten, an denen bie älteren
Engliſchen Städe fo reich find.
$. 629.
Was nım das Drama in diefer Periode ſelbſt anlangt,
fo ſchlief daffelbe unter Carls I. fpäterer Regierung und während
der Repubiifzelt beinahe ein). Während nämlih vie koͤniglich
gefinnte Partei der Episfopalen das Theater als Kunſt⸗ und
Sittenbildungsanflalt unterflügte und zu beben ſuchte, fahen
ihre politifhen Gegner, die Preöbyterianer ober PBuritaner, es
für einen Ort gottlofer Luftbarkeit und Woluf an, indem fie
zugleich daſſelde als eine Erfindung des Heidenthums, welche
die Papifien tm Mittelalter zur Täufhung des Voll in den
Myfterien benupt hätten, betrachteten und als eine Werffiätte
des Böpendienfted verabfhenten. So unterſchied man denn fehr
bald fo, daß die Freunde des Theaters Royaliſten waren, die Geg⸗
ner abe der Vollopariei angehörten. Ratürlih fehlte es auch
390 Engliſche Poefle. Drama.
nicht an einer polemifhen Literatur, welche hier näher zu bes
ſprechen zu weit führen würde; es genüge, auf den Titel der
Histriomastix?) des fireltfüchtigen Juriſten Willtam Prynne
(+ 1669) aufmerkfam zu machen, die er 1638 erſcheinen lieh
und wofür er, weil er darin viele Perfonn von Rang, ja den
König Karl I. ſelbſt angegriffen hatte, in den Tower gefedt,
5000 Pfund zu bezahlen von der Sternfammer verurtheilt
aus Drford und Lincolnd Inn ausgewiefen, feiner Advo⸗
catur verfufig erklärt, in Palace Yard und Cheapfide an ven
Pranger geftellt und ihm an jedem diefer Orte ein Ohr abge
ſchnitten wurde; fein Buch follte durch den Henker verbrannt,
er ſelbſt aber auf Lebenszeit eingefperrt werden, jedoch verhin
derte der Ausbruch der Revolution die Ausführung des legten
Beſchluſſes. Nichts deſtoweniger blieb auch unter Cromwell dieſe ſy⸗
ſtematiſche Verfolgung des Theaters faſt ununterbrochen in Geltung.
1) &. d'Iaraeli, Curios. of Liter. T. II. p. 243 sq.
2) Der Titel lautet in dee Ueberf. (na Alt, heat. u. Kirche. Berl.
1846. 8. P- 546, fpaßhafter Weife alfo: „Hiſtrio Maſtix, Geifel für den
Schauſpieler oder Komödianten sZragödie, worin ausführlich bewiefen wird,
und zwar durch übereinftimmende Entfcheidungen biblifcher Stellen, der gan
gen erften Kirche unter dem Befet und Evangelium, von A Synoden, von
1 Vätern und chriftliden Schriftftellern vor dem Jahre 1200 unb von mefr
als 120 fremden und inländifchen, proteftantifchen und päpftlichen Mutoren
feit jener Zeit, von +0 heidnifchen Philofophen, Hiſtorikern, Poeten, von
vielen chriftliden Nationen, Republiten, Kaifern, Prinzen, Magiftraten, von
befondern apoftoliihen, kanoniſchen, kaiſerlichen Gonftitutionen und von un
feren eigenen Englifhen Statuten, Dagiftraten, Univerfitäten, Schriftftellern
unb Predigern, daß die öffentlichen Schaufpiele, (der wahre Pomp des Teu⸗
fels, welchem wir in der Taufe entfagen, wenn wir den Vaͤtern glauben)
ündlih, heidnifch, liederlich, gottlos und hoͤchſt verderblich ſeien, daß man
e in allen Zeitaltern als ein unertraͤgliches Unheil für bie Kirchen, Repr⸗
biiten, Sitten und Seelen der Menfchen betrachtet habe, unb daß ber Beruf
der Schaufpielerpoeten und Schauſpieler, das Schreiben, Aufführen und Fe
fuchen ſolcher Stuͤcke gefegwidrig, infam und des Chriften unmvürbig fey. A
entgegengefegten Behauptungen werben bier vollftändig beantwortet; die Un:
gceug it des Aufführens und Anſchauens der akademiſchen Jnterludien
wird kurz dargethan; außerdem kommt einiges Beſondere über das Tanzen,
Würfeln, Spielen, Geſundheit⸗Trinken ıc. vor.“ Dieſes 1006 Quartſeiten
enthaltende Machwerk iſt aber ſonderbarer Weiſe ſelbſt in Form eines Schau:
ſpieles (daher „Komodianten⸗Tragödie“) geſchrieben und in Akte und Eck
nen abgetheilt. ct, d’Israeli, Misc. of Lit. T. I. p. 128 sq.
$. 630,
Was nun die Dramatiter diefer Periode ſelbſt anlangl,
fo fpielm einige, die wir bet der vorigen erwähnt haben, noch
Englifche Poeſie. Drama. 391
in die gegenwärtige herüber, 3. ®. Maffinger. Dieß ficht man
auch aus dem Inhalt, denn während die ältere Hälfte noch
Shaffpere und Ben Jonſon zu Muftern hat, vermag bie fpätere
eigentlich nur die Frivolitaͤt des Zeitalterd Carls II. ald Eigen»
thümlichfeit aufzuweifen, und man fann wenigfiend die Luſtſpiel⸗
- Dichter ziemlich über einen Leiften ſchlagen. Uebrigens bat fon
Steele im Spectator (nr. 51) eine hoͤchſt geiftteihe und wigige
Gritif der Luffpieldichter vom Ende des 17ten bis zum Anfange
des 18ten Jahrhunderts gegeben. Haben wir nun aber bereite
bemerft, daß unter Karl I, troß ber Angriffe der Puritaner, es
nicht an Dramatifern fehlte, fo würde ih doch zu weltläuflg
fein muͤſſen, wollte ih die im Ganzen doch nur mittelmäßigen
Köpfe ale aufführen. Es genüge hier zu fagen, daß befonders
Roger Boyle (Braf von DOrrery') und William Has
bington?), von denen fhon oben die Rebe war, als Tragiker
gerühmt werden, und daß Thomas Nabbes’) und Anthony
Brewer*), jener im Microcosmus, diefer in der Lingua die
alten allegorifchen Moraltäten wieder auf die Bühne zu bringen
ſuchten. Bon wirklicher Bedeutung in kuͤnſtleriſcher Hinſicht
IR eigmilih nur James Shirley’) aus London .(1594
— 1666), der, nachdem er erft zu St. Albans einer Schule
vorgeftanden, feit 1629 für Theater ſchrieb und dabei in bie
Dienfle der Königin Henriette getretm war, aber während bes
Mrotectorats, ald die Schaufpiele als Teufelswerk verboten waren,
wieder zu feiner alten Beihäftigung zurüdiehrte und wie viele
Andere bei der Reftauration von dem undankbaren Karl IL
vergeffen ward. Gr hat 39 Stüde Hinterlafien, die war nicht
alle von außerordentlihem Talente, aber dod von bedeutender
Bühnentenntniß, lebendiger Phantafle und offenbarem Streben nach
-Moralität zeugen. Seine beſten Leitungen gehören ebenfalls
nicht ins Gebiet des Trauers, fondern des Luſtſpiels; wir zählen
Dazu the wedding, the grateful servant, the traitor, the
gamester, the lady of pleasure und die Tragikomödie thegentle-
men ofVenice. Weit wichtiger aber, wenn auch nicht als Dichter,
doch für die Geſchichte des Englifhen Theaters, iR Sir William
Davenant aus Orford (1606— 1666) ©), der bekanntlich zuerfl
die beweglige Scenerie einführte und die weiblichen Rollen nicht
N): > Engliſche Poeſie. Drama.
mehtt durch Knaben und Juͤngkinge, ſondern "wurd table
Brauenzimmer beſedte, dadurch alfo nicht wenig dazu beitrug, die Ge⸗
meinheiten and Zoten ans dem Laſt⸗ und Trauerſpiele zu ver⸗
draͤngen. WS correct find unter ſeinen Arbeiten the tragedy
of Albovine und deſonders das Luffplel: the witte, zu erwähnen,
allen Iefver hat er Dryden die Hand geboten, um Ghaliyer’e
töflihen Sturm zu verderben. Als ben dritten bedeutenden
Dichter, der hiet anzuführen iR, muß man den Tragtfer The:
mas Otway aus retten in Suffer?) nennen (165185),
ber trod des Erfolges feines Den Carlos, Cajas Marius, the
Orphan und Venice preserved, welches letztere Städt der Franzoſe ka
Boffe in feinem Manlius tigentlich nur überfegt bat, beſonders durd
fein liederliches Leben fo wet kam, daß er fat buchßaͤblih
Hungers ſtarb. Sen Humpttalent IR, daß er das wagiſde
Pachos Rewe richtig trifft, allen fen Durcheinanderwerfen ala
dramatiſchen @enres iR ihm weniger gelingen, und fein Sofbat, fe
Atheiſt und feine Freundſchaft nach der Mode find ganz unworaliſd.
In vieler Beziehung Tann ein anderer Zeltgenoffe von ihm,
Nathaniel Reed) and Hatſteld (1657-92), der anfang.
Sqchauſpieler, dann Schauſpieldichter war, mit ihm verglichen
werden, da auch er auf der Safe, wenn auch nicht aus Av
murh, aber doeh in der Trunkenheit Rarb. In allen feinen
(11) Stüden zeigt er ſich als eifrigen Nachahmer Shafper‘d
ud es Anden ſich auch einzeine ausgezeichnete Stellen,
aber faR überall, hoͤchſtens mit Ausnahme des Theodosius, DM
auch 1780 mit großem Beifall geneben ward, und der riral
queen, bie Kemble 1795 wieder za Ehten brachte, werbirbt fein
Dombaſt und feine ausfchweifende Phantafie Alles. Seine Zrautt:
Spiele And ſammtlich mit Gefaͤngen begleitet, gleichwohl abe
der von ihm-mit Dryden zufammen gebichtete Oedipus immer
moch beffer für unfere Zeit pafimd, als die verumglüdte Hufwärmerd
der alten Sophocleiſchen Tragödie in unſern Tagen. Mit da
Abenteurerin Aphra Behn?) beginnt eine Reihe indeceniter
Gtäde, vie jedoch an Ach nicht ohne Werih find. Dies fehlt
den meiſten Proburten des vielverfolgten Thomas Shad⸗
weil!) aus Banten Hall (1640 — OR), deſſen Viärtaoso,
worin er das damals zur Modepafſton gewordene üͤbertelebene
Engliſche Poeſie. Drama. 393
Studium der Naturgeſchichte durchhechelt, in unſeren Tagen ſeine
Anwendung findet, während ſein Libertine bie Geſchichte des Don
Juan zuerſt auf di e@nglifche Bühne brachte, und fein Squire of
Alsatin Scott den Gedanken zu feinen Schidfalen Rigeld eingegeben zu
haben ſcheint. Das Bee an ihm find feine hoͤchſt originellen
Chatactere und treuen Sittenſchilderungen. Zu gleicher Zeit aber
wor Dryden!) fa im alleinigen Beſitze deo Theaters, obgleich
ihm ſewohl Shadwell als Elkana Settle gar nicht ohne Grund
die ſchamloſeſten Plagiate aus Shakfpere (in All for love) und
den Franzoͤſiſchen Lufffpielpichtern (fo in the wild gallant und
Sir Martin Morall) nachwieſen. Bei weiten übertraf ihn fos
wohl als alle feine Zeitgenofin an Geiſt nd Wis William
Wycherley) aus Ele (+ 1715),. defien Plaindealer
(1678) und country wife (1683) Muſter von natürliden
‚ und ungezjerten Dialogen find, wenn man ihm auch mit Recht
allzuviel Abhängigkeit von Moliere Schuld giebt. Seine Iodere
Lebensweiſe führte ihn mit einigen andern gleichgeſinnten Leuten
zufammen, die fi vole er im Luſtſpiel verſuchten. Es waren
der famofe Sir Charles Sedley) (1639—1701), deſſen
Mulberry Garden nur dadurch feine längere Popularität erklaͤrlich
mat, daß er wenig mehr als eine PBaraphrafe von Moliere’6
Ecole des maris if, und George Gtherege'*) (1636—
1690), deffen Sko wonld, if she could eins der befien Luft:
fptele diefer Zeit iſt und no 1750 mit großem Erfolge in Eovent
Garden wiederholt ward, obgleich aud fein Man of mode mit
Enthuſiasmus aufgenommen ward und Steele8 Lob (im Specta-
tor ar. 65) vollfommen verdiente, denn er hat fich felbft darin
geſchildert, au beſonders gut den Converfationston ber bös
beren Stände getroffen. Auch Elkana Gettle”) aus
Dunftable (1648 — 1728 —4) fäht in dieſe Zeit, doch find
die von ihm für die Einſetzungsfeſte des Lord Mayors ges
ſchriebenen pageants, die übrigens mit ihm aufhörten, nidht der
Rede werth. Au fein vom Hofe protegitte® Trauerfpiel, the
empress of Marocco, würde hier faum Erwaͤhnung verdienen,
hätte es nicht eben darum die Boshelt und den Neid Dryden's
auf ſich gezogen, gegen den ihn jedoch Rochefter's Bis beſſer
ſchuͤtte als feine eigene Enigegnung auf Dryden’6 Akbsalom
394 Englifhe Poeſie. Drama.
and Achitophel, oder Absalom Senior, auf deffen Medal erwoieber in
feinem Medalrenversed antwortete, wofürihn Dryden als Doeg in
dem zweiten Theile feined Absalom auf das Unbarmherzigſte an ven
Pranger ſtellte. Ein anderer gleichzeitiger Dramatifer war ver
obfeöne Thomas d'Urfey Ct 1723) oder, wie ihn feine
Iufigen Brüder nannten, Tom Durfey’‘%, den wir ſchon
oben erwähnten und deſſen vierbändige Liederſammlung (1718)
Wit and Mirtk, oder Pills to purge melanckoly Addiſon im
Guardian (nr. 29) mit vielem Lobe erwähnt, der uns aber hier
wegen feiner Two Queens of Brentford intereffitt, einer reiht
gelungenen Fortfegung von Buckin gham'o ſatiriſchem Rehear-
sal, einem Luſtſpiel, welches ſich bekanntlich ziemlich lange auf der
Bühne erhielt und ohne Zweifel das große Verdienſt hat, wer
nigftend in Beug aufe Luſtſpiel Veranlaffung gegebm zu
haben, daß man fi von dem Ertremen entfernte Auch ber
Amerilaner Sohn Eromne!) aus Reuſchotiland gehört hier⸗
ber, der Dryden durch Rocheſters Empfehlung die Palme in be
Berfertigung der Hofmastenfpiele dur feine Calista enttiß,
auch als Tragifer in feiner Destruction of Jerusalem fü
audzeichnete, aber zuerfi durch feine City politiques einen folder
Beifall davontrug, daß dieſer nur dem aus diefer heilloſen Satire
für ihn bervorgegangenen ebenfo zahlreihen Feindſchaften gled
fam, dann aber in feinem Sir Courtiy Niee blos durch den
in dieſes Luſiſpiel gelegten Contra der Charaktere alle feine
Zeitgenoſſen übertraf. Auch der Tragiker John Banks")
darf nicht übergangen werben, denn feine Island Queen, worin
er die unglüdlibe Maria Stuart feiert, fein Unhappy favorite
or the earl of Essex, welches befonder dur das treffliche
Spiel der Mıs. Barry, welche die Eliſabeth gab, geftel, und fen
Innocent Usurper or the death of Lady Jane Grey fin),
abgefehen von der zuweilen unnatürlihden Sprache, doch gelungene
Nührfüde zu nennen. Edward Ravenscroft!?) verbimte
vollfommen Dryden's gehäffige Spoͤttereien, denn er iſt entweder
Plagiarier (Mamamonchi, nad) Moliere’& Monsieur de Pour-
ceaugnac und le bourgeois gentilhomme) oder konnte nut
durch obfcöne Wie (the Londen cuckolds) Belfa erringen.
John Hughes (1677 —1720)°), der patriotiſche Dichte.
e
Englifhe. Poefle. Drama. 395
par exeellence, if nur wegen feiner Belagerung von Das
mascus, die feinen Namen hoch populär machte, bier. zu er
wähnen, deögleihen Catherine Philips?!) (1631 — 64), weil
fie Eorneille’d Pompee und Horaces mit vielem Glüde uͤberſetzte.
Gin weit bebeutenderer Rame iR aber John Banbrugh®)
aus London (1666— 1726), deſſen Relapse, eine Art Ben»
dant ber Fortſetzung zu Golley Cibber's Love’s last shift, ſowie fein
Provoked wife undFalse friend [don ald Originale, beſonders
durch ihren hödft gelungenen Converfationston hochſtehen; er
verlor aber feinen Ruf, ald er als bloßer Nachahmer und Ver⸗
arbeiter Franzoͤſiſcher Muſter, ſogar hoͤchſt unmoraliſcher (z. B.
feiner Confederacy nad) Dancourl’8 Bourgeois à la mode)
auftrat. Darum hat ſich ‚eine weit bleibendere Stelle in ben
Ainnelen des Engliſchen Dramas William Bongreve”)
aus Bardfa bei Leeds (1669 — 1728) bewahrt, der, obwohl
grundlos von Manden der Englifhe Mollere genannt, in
feinem Old bachelor und befonders in feinem Double dealer
England die erfien genau nad den Regeln der Kunſt confiruirten
Luſtſpiele gab, indem er in der Bildung der Intrigue und einem
ebenfo glänzenden als fophiftifch geiftvollen Dialog das Mögliche
erreichte, wenn man aud zuweilen, mit Ausnahme der Love
for love, Unfittlihfeit an ihm rügen muß. Natürlicher ale er,
wenn au weniger durchdacht und wahrſcheinlich, find die hoöchſt
lebendig und heiter gehaltenen Luftfpiele des Georg Fark⸗
gubar?) aus Londonderry (1678— 1707), deſſen befte
GtüdeLove and a botile, The recruiting officer und Beaux
Stratsgem find, obwohl fein Constant Couple und die dazu
gehörige Yortfegung, Sir Harry Wildair, durch das meiſter⸗
bafte Spiel des Schaufpielers Wilks, der die Hauptrolle gab,
einen unendlih höheren Erfolg errangen. Seine theoretifchen
Anfibten über das Lufifpiel legte er in einer gutgefhriebenen
Abhandlung nieder. Bon Nicholas Romwe?) läßt fi weis
ter nichts fagen, als daß er in feinen NRührflüden Shakſpere
allzutreu nachzuahmen fucht, ohne ihm entfernt nahezukommen.
Mehr der Euriofität wegen mag endlih, da Addifon’3?%) nad
Den Regeln des Ariſtoteles und der Branzöfifgen Meiſter
gearbeiteter Cato lalt ließ, und fein Geſpenſt mit ver Trommel
396 Englifipe Poeſte. Drama.
zwar auch in Deutſchland viel belacht warb, aber allen Genies
ermangelt, obgleich es noch befier iſt als Sterle’87) Satire
nuf das übermäßige Leichengepränge, da ferner GE oliey Gibber’6
Arbeiten aber theilweiſe In die folgende Periode gehören, noch
Wis, Sufanna Centlivre (1667-1723, *) erwähnt wer
den, die nicht blos drei hoͤchſt romanhafte Heirathen file,
fondern auch ſelbſt die Bühne betrat, ſowie eine ziemliche Anzahl
Luſtſpitle, von denen einige durchſielen, andere wieder Wufichen
machten, hinterließ, Die Ah eigentlich nur duch Natüurlichkeit
und die unfittlichRen Underſchaͤmtheiten vor Allen andern Buͤhnen⸗
etzeugniffen bervorihaten, and geigen, daß fie ben fo gut Su
fanne von ihrer Unzücdtigfeit ald Incus a non laeando heißen
fonnte,
4) The biack prince and Tryphon, tw» . Loud. 1668. fel.
The history of Henry Y. and the tragedy ef Mustapha. ib, 1609.
fol. Alters, a trag. rev. by his grandson the hon. Ch. Boyle.
1 . .
2) Tao history of Edward IV, King of England. Lond, 1640.
4. The queene of Aragon, a tragic. ib. 1640. 4. u. Old Plays. T.
IX. p. 332 q.
3) Microcosmus, a morall masque. Lond. 1637. 4. u. Old Plays
T. IX. p. 81 sq. The springs glorie, vindicating love by tempe-
rance against the tement: Sıue Cerere et Baccho friget Venus, a
masque. London. 1538. 4. Ed I]. w. sundry poems, epigrams, ele-
gies and epitbalemiums. ib. 1689.46.
4) Lingua or ihe combat of Ihe tohgue and the five zunsen fer
superiority, a com. Lond, 1607. 1632. 4. u.OldPlays. T. V. p. 99sq.
5) The wedding. Lond. 1629. 1633. 1660. 4. The schoole of
complement. Lund. 1631. 1637. 1667. 4. 'The gamester. ib. 1637. 4,
The lady of pleasure. ib. 1637. 4. The gentiemen of Venice. ib.
1655. 4. Poems. Lond. 1646. 8. Drametic works and poems now
first coll. w. not. by W.6ifford. Lond, 1833. VI.8. cf. Laräner T.IM.
p. 1-69. Mag. f. d. Lit. d. Aust, 1883. nr. 32.
6) Thu wegeiy of Albovine, King of the Lombards. Lond.
1649. 4. The cruell brother, a trag. ib. 1631. 4. The unfortunste
lovers, & tragic. ib. 1643. 1649. 4. The Platonick lovers, atragicom.
ib, 1636. & The witts. ib. 1636. 4. u. Old Plays 7. VII. p.32dsq.
©. Lardner T. IM. p. 76-12.
7) Works. Lond. 1757. III. 1% by Th. Tbornton. ib. 1813, TII.
8. Don Carlos, prince of Spain, a trag. Lond. 1676. 4. Titus and
Berenice, a trag. ib. 8677. 4. [. Lardser T. M. p. 123-133. Johm-
son T. 3. p» 321 8q.
8) Dramatic Works. Lond, 1734 III. 12. Junius Brutus, the
father of the cotmtry. Lond. 1681. 4. "The edy of Nero, em-
perour of Bow. Lawd. 1670. &. Bakhridnten, Ming of Pat, =. ä.
\
Engliſche Sorfle. Drama. 397
1978. & Oedipus. ib. 1692. 4. Cesar Boxgie. ih. 1680 4. cf. Lardner
T, IIE. P- 134 - 145.
9) Plays. Kaud. 1702. U. 8. |. Lardeer T. Il. p. 146— 154.
10) Dramatick works. Lond. 1720. IV. 12. f. Lardner T. II
p. 195— 164.
1 Dramat. Worka. Lend. 1701. 1. fol, 1785. 1762. VI. 8, Gen
beſtes Gtũck iſt Arthur.
12) Love in a wood ar St. Jamog’s Park, Lan 1672. 4. 1711. 4.
The genutleman deneing - master, a com. ib, 1873. 1%2 4 The
country wife. ib. 1688. 4. The plain dealer, a com. ib. 1677. 1687.
4 Oomedies. ib. 1714 4. Miscel. Poems. ih. 1704. fol. The
posthemous works. ib. 17.8.8. Plays. ib. 1720. 1731. 17:5. 1768.
12. The dram. works of Wyeherley, Congreve.Yanbrugh aud Farguhar
pabl, by Leigh Hanf, Lond. 1840.8. G. Lardaer T. U. p. 16504. 199sq.
13) The mutberry garden, a eom. Kond. 1675 1638. 4. An-
tezıy and Cleepafre, a trag. ıb 1677. 4. Bellamira or the mistress,
a com. ib. 1687. 4. cf. Lardner T. IH. p. 172 sq.
44) ©. Lardner T. II. p. 175 sq. Poems. Lond. 1715. 8. She
woeld if she could, a com. Eond. 1668. 1671. & The comical re-
vanche or love in a tub. ib. 166). 1697. 4. The man of mode or
Sir Topling Flatter, a com. Lond.'1676. 4. 1715. 8. Works cont,
his plays and poems. ib. 1704. 1715. 1723. 1735. 12.
15) The empress of Marocco, a trag. Lond. 1675. 4. Leve and
revenge. ib. 1675. 4. Caınbyses, King of Persia, ib. 1675. 1692. 4.
u. & . Lardser T. Hl. p. 182 sq.
16) The comicak histery of Don Onixate. Lend. 1098. III. 4.
Msdam Fickle or the wilty false one Lond. 1677. 4. Sir Barnaby
Wh or no wit like a womans. ib. 1681. 4 Two Queens of
Bres . 3b. 1724. 8. ef. KLardnar T. UI. p. 187 nq.
17) Tho dessrıxtion af Jerusalem by Titus Vespasianus, two
parts. ib. 1677. ı703. 4. City politiques, » com. ib. 1683. 4. Sir
Courtiy Nice or its cannot be, a com. ib. 1703. 4. cf. Lardner T.
IB. p- MP aq.
18) The Alhions Queen au the death of Mary queen ef Scot-
d, Lond, s. a. 4. ib. 1684. 4. The rival Kings or the loves of
Oromdates and Statira. ib. 1677. 4. Vertue betray’d or Anna Bullen,
ih. 4682. 4. The unhappy favorite or the earl of Essex. ih, 1685. 4.
The imnocent usurper or the death of lady Jaue Gray. ib. 1694.4.
u. 3. f. Lardoer T. HI. p. 195 sq.
19) Mama meuchi or the citizen furn’d Gentleman. Lond. 1672.
1675, & Tin Landen cackolds, a com. ib. 1682. 4. u. %.
20) Thea siege of Damascns, a trag. Lond. 1777. 8. Poems, Lond.
1735. N. 12. ſ. Tohnson T. Ip. 421 q.
- 21) Pompey, a trag. Lond. 1663. 4. Horace, a trag. ib, 1667. fol.
22) ef. Lardner T. III. p. 213-221. Works. Lond. 1719. II. 8.
Plays. ib. 1:30. 1759. 1776, II. 8. The relapge or virtae in danger
being the the sequel of the fool in fashion. Lond. 1706, 4, 1707. 8.
Tha confederaoy, a cam. ih. 1708. 4. 6. nr. 12.
23) ck. Lardper 'T. MI, p. 232-251. The old bateheleur. Lend.
400 Engliſche Poeſie. Oper.
Cinthia and Endynion (1697), trotz ihres anfaͤnglichen Er⸗
folges, ſich nit halten. Freilich ſchlich fich- bald eine haͤßliche
Zwittergattung der Oper ein, als bei der Eröffnung des neu
erbauten Haymarket= Theater (1705) Peter Wotteur’s
Temple of love?) ganz mit Staltänifcher Mufifbegleitung gegeben
wurbe, worauf anfangs auf dem Drurylanes, dann aber auch
auf dem Haymarfet» Theater, Owen Mac Swiny’s lee
fegung von Stampiglio’8 Oper Camilla (1706), von Bononcini
in Muſik geſetzt, fo aufgeführt wurde, daß der Italiaͤner Valen⸗
tint die Role des Turnus In feiner Mutterſprache, die übrigen
Schaufpieler aber die ihrigen in Engliſcher Sprache fangen und
fpielten. Zwar hatte Addiſon aus gefränkten Ratlonalkeli
den befannten Nationalfoff von der unglüdlichen Roſamunde in
einer Oper (Rosamand, 1707) verarbeitet und der Componiß
Clayton Alles aufgeboten, eine paflende Muſik dazu zu geben,
allein die Einführung von zwei hoͤchſt abfurden komiſchen Pır
fonen (Sir Trusty und Sir Grideline), welche das ganje
tragiſche Element fören, ließ die Abficht, eine gute Engllſde
Nationaloper zu erzeugen, durchaus verunglüden. So dauert
biefer Unflnn bis 1709 fort, in weldem Sahre Owen Rat
Swiny's Ueberfegung der Scarlatifchen Oper Pyrrhus and
Demetrius gegeben ward, wo dann mit der Dper Almaheide
Die Italiaͤniſche Sprache wieder die Alleinherrſchaft errang ud
bis um 1740, wo Händel feine letzte Oper Dadamia ſrieh,
behielt, wenn auh Hughes (Calypso and Telemach
1712), Lewis Theobald (Pan and Sphinx 1717), Mot⸗
teux (Thomyris, Queen of Seyihia 1707) Oppoſition ma
ten und Addiſon und Steele im Spectator gegen dieſe un
nationalen Fremdlinge zu Belde zogen. Endlich bewirkte John
Bay, der noch zumennende Fabuliſt, durch feine Beggar’s Opers
eine Umwaͤlzung des Geſchmacks, denn man gab fie 68 U
‚lang hintereinander, die vornehmen Damen gebrauditen Bid,
auf denen Arten daraus gedrudt waren, und man hörte das
Wortſpiel, dieſe Oper made Gay rich und Rich gay; allen
fon ihr zweiter Theil, Polly, durfte nicht gegeben werden,
weil darin die vornehme Welt noch mehr als im erſten dem Gelaͤchter
preiögegeben werben follte. Seine ernfle Oper Achilles blieb wel
Engtiſche Poeſſe. Journale. 201
hinter der eben genannten zuräd, und feine Schafereper Acis
and Galaten (1727) hielt fib auf dem Haymarket, Theater
nur durch dad Eplel und den Befang der Miß Arne, ber nad
berigen deruͤhmten Meso. Cibber, und die won Händel dazu coms
Yordıte Duft. Kurz, dieſer Sieg der Nationalitaͤt Hber fremden
Ungeſamack war wenigiene nicht nachhaltig, denn noch Aw Fr
bruar 1762 machte eine Ueberſegung von Metafafld’6 Arfaserze
(Artaxerxes 1751) von Thomas Auguſtine Arpe, der
auch Die Muſik dazu componirt hatte, wahrhaft Furore, tropdem
daß dieſe Oper, nad der ein halbes Jahrhundert vorher belieb⸗
ten Manier, theils von Stallänern Itallaͤniſch, theils vom
Engliſchen Sängern Englif vorgetragen wurde,
1) The first day’s entertzinment at Rutlands house by dech-
mastione and musick, after Ihe manner ‚of the ancdienm, Komd. 1687.
4. The siege of Rhodes made 8 representation by the art of per-
spective in scenes and the story sung im recitatire musick. ib.
658. 4. ib, 1668. 4. The ergelty of the niards in Peru aypregt
instrumentall and vocall musick and the art nf perspective
4 scenes, ib. 1658. 4. 7 —
2) S. Wood, Athen. Oxon. T. Il. p. 19.
8) Temple of Love, pastoral opera, englished from the Hallan
eil sung 10 the same music by Rignior J. Seggienn eig
times af the Haymarket. Lond. 1706. 4.
$. 682.
Ehe wir jept zu der legten Periode der Engliſchen Poeſte
vohhrend der Regierungszeit des Hauſes Hannover forigehen,
Finnen wir nit umbin, mit wenigen Worten einige literaͤriſche
Unternehmungen zu erwähnen, die wefentlichen Einfluß auf Die
Seſtaltung eines beſſeren Geſchmacks hatten. Ich meine bie
von Richard Steebe aus Dublin (geb. 1071, eh. 1720)
und Joſeph Addiſon aus Wilken (1672-1719) untew
nommenen aͤſthetiſch⸗literariſchen Wochenſchriften, deren Iweck ber
wer, auf Wed aufmerkſam zu machen, was irgendwie zum her
gan, des Stylo m den ſchoͤnen Wiffenſchaften gehörte Mit
diefer Arbeit begann naͤmlich Steele den 12. April 1708,
indem er den Tatler (Schwaͤtzer) allerdings amenym heraus⸗
geben anfing; als aber Addiſon den wahren Verfafler ent
vet hatte, gab er ben 26. Mai 1709 feinen erſten Buitng
Grüße, Handeng d. Literargeſchichte. VU. 26
408 Engliſche Pocſe. Jourenale.
Bemerlungen uͤder, Virgil) hinein und blieb dann Mitarbeiter,
bis wit: der 271. Nummer die Zeitſchrift am 13ten Jannar
1711. einging. An 1. März 1711 begannen fie nun den
Zuſchauer (Spectator) in demfelben Geiſte und herfelben Borm,
nur daß taͤglich, mit ‚Ayenahıme des Sonntags, eine Rumme
erſchien. Diefe Zeitſchrift Hatte einen ſolchen Erfolg, daß fie
bald einen Abſatz von 20,000 &remplareu hatte. Indeſſen
festen fie auch ‚niefen nur bis zum 555. - Blatte oder bi6
um: December 1712 fort, dann übernahm ihn William
Bond, der ihn bis zum 3, Auguſt 1715 oder bis zw
"61. Rummer des neunten und lebten ‚Bandes brachte. Dieſen
ließ num Steele unter dem Namen Marmadule Borile
am 25, Februar 1714 den Lover folgen, allein biefer erlete
sur 40 Nummern und endete fhon den 27. Mai. Gleikes
Schickſal erfuhr” fein Reader, der nur vom 12. April bis
10. Mai 1714 dauerte, und befonders gegen Swift’ 6 Examiner,
den diefer‘ feit dem 2. September 1710 zu Edinburgh erſcheinen
ließ, und der dann feit dem 14. September 1715 als III. Band u
London. herquafam, gerichtet war, aber nur 9 Nummern zu Tage für
derte. - Mn beiden letzteren Journalen hatte auch Addiſon Theil
genommen, nachdem er bereits mit Steele ſeit dem 26. Mal
1718 den Guardian (Aufſeher) hatte erfcheinen laffen, der auf
nur bis 1714 dauerte. Als eine Art Supplement oder politiid«e
Tageblatt zu Gunſten der Whigs lieb Steele am 6. October
1713 den Englishman folgen, allein wegen feiner darin und in eb
nem beißenden Pomphlet, the Crisis, auégeſprochenen Grund
fäße ward er den 12. März 1714 aus. dem Unterhaufe gr
floßen. Weit gemäßigter war ein aͤhnliches politifches Wochenblatt,
meiden Addiſan den 23. December 1715 unter Dem Titel, the
Frechold&, erſcheinen lieh, und auch, ſchon mit der 55. Auw
mer am, 29. Sunt 17416 ſchloß. An Nachahmungen die
Göärifien fehlt es nicht, doch mag bier nur Samuel John
fon’ Bambler oder Herumfhmärmer, der woͤchentlich zweimal
vom 20: Mär; 1750 bie 14. März 1754 in 208 Rummen
berausfam,: aber in einem,Älteren Rambler, deſſen nr. 1 vom Jahre
1712 im. Britiſchen Mufeum bewahrt wird, febon einen Ramend
vorgänger hatte,. und fein Idker oder Müßiggänger, ‚ver. ale Sonn⸗
al
—
Schottiſche Poeſie. 403
adenbe voin 15. April 1758 bis 5. April 1760 ale Beilage
mm Universal Chronicle erfhien, erwähnt werden. So wid.
tig nun diefe Blätter überhaupt waren, da fie faR burdgängig
von durch und durch philologiſch gebildeten Leuten ausgingen,
fo ankändig war auch ihre ganze Polemik, denn ihre Verfaſſer
waren hochgebildete und aͤußerlich hochſtehende Perſonen, "Feine
zu Bereinen erſt zuſammengetrommelte bunte Menge von im⸗
wiſſenden Schreiern, fie ſchrieben nicht ums Brod, ſondern ber
Ehre halber, ebenſowenig buhlten ſie um den Beifall des großen
Haufene duch Verdaͤchtigungen Anderögefinnter, ſondern fo hos
nett fie feld waren, fo anfländig waren aud ihre Blätter,
und die Namen derfelden fo beſcheiden, wie ihre eigene Mein⸗
ung von fid. Darum ihr Erfolg und fegensreihes Wirken
für die Literatur und Kunſt.
4) The tatler by Is. Bickerstaff Esq. nr. I. Lond. 1754. IV. 8.
u. 12 The spectator. Lond. 1747. VIll. 8. 1753. IX. 12. Te guar-
dian. Lend. 1750. II. 12. 1752. II. 8. Man bezeichnet bie Sammlung
diefer Vochenſchriften (Tatler, Spectator, Guardian, Adventurer, Ram-
bier, Idier, World, Comnoirseur, Mirror, Lounger, Observer u.
Looker on) gewöhnlich unter dem Eollectionamen ber: British Essayists,
Lond. 1803—10. XXIX. 8. ib. 1808. XXV. 18. 1817. 1823. XLV. 18.
ib. 1825. V. 4. — Ueber Abdifon f. Johnson T.II. p. 321sq. Riogr.
Brit. T. 1. p. 45—63. Nicéron, Me&m. T. XXXL p. 69 sg. Wood.
Ath. Oxon. T. 11. p. 1023. Sirihing 3b. I p. 11 sq. Länd. u. Voͤlk.
Kir. 1784. ©t. Vi. p. 1085 4q. R. Steele, Mem. of the life and wen-
dings et J. A. Lond. 1724. 8. Th. Tickels, Account of A. life and.
writings. ib. 1726. 12. Knox, Ess. mor. and literary. Lond. 1778.
&- Miezieres, Hist. de Ia litt. Angl. T. I. p. 148 2q. Web. Bteelef.
d’lgeaeli Misc. of L.iter. T. I. p. 146 sg. Meziöres T.I. p. 100 aq.
3. C. F. Abreg6 de la vie de R. St. Amst. 1767. 8. Journ. Bitrang.
1736, ur. V. Mag. f. d, Lit, d. Ausl. 1838. ar. 9.
$. 683,
Hatten wir im den beiden Iehten Abſchnitten der Geſchichte
der Schottiſchen!) Poeſie, beſonders aber in dem erfien, einen
edien Wetteifer zwiſchen ihr und der Englifben wahrgenommen,
fo verſchwindet dieſer faft gänılich, al8 mit Jacob I. von England
eine einsige Krone beide Koͤnigreiche vereinigte, und fo verſchmolz
dann wit der Sprache auch die Poeſie. Denn fehlt es au
nicht an auegeseihneten Dichtern, die Schottland hervorbramte,
fo gingen doc dieſe frühzeitig nad London, wo fle allein ein
ehrenvolles Feld für Ihre Beftrebungen zu finden hoffen durften,
| 26
404 Eqhettiſhe Dar.
und weit, enifset, ihre Nationaſitaät mu bewahren, fahen Ps «E
kaum noch gem, an ihren Schottiſchen Geburtſot crime w
werben. HOltichwohl hat aber, währenh Die gelehrten und hoͤf⸗
iſchen Dichtet ihr fand mit dem Rüden anſahen, daſſelbe treuer
Sühne in dem niederen Tpeite feiner Kinder gefmuden, imd fa
iR es gefommm, Daß fih in dem Schoftiſchen Niederlande (di
Hohlänner habe yur Ihre alten Vollqlieder und Valladen a
halten, aber theilweiſe variirt und moderniſirt) ſtets sing Volis⸗
dichtung erhielt, welche theilweiſe durch die gute. Schulbildung
welche auch die niederen Klaſſen daſelbſt erhalten, theilweiſa durch
Die Neigung der Schotten zur Geſelligkeit, u Tanz. Mußl wa
Sefang, norzüglih aber durch ihne nur vom ver der heutigen Palm
noch übertroffenen Vaterlandaliebe, ihren Rattenalftei und ih
oft übertriebene Anhänglihfeit an Ass, aa Sqholtiſch heißt,
woher fih auch Ihre. unbegreuate Liebe und Pflege ihrer Volls⸗
Hocfie herfcbreibt,. gehegt ward. Allerdings ind derſelben jlemlid
enge Grenzen gefebt, denn fie bewegt ſich nur im dem dal gr
muͤthlich⸗ heitern, bald büfler» melaucholiſchen, bafı gefuͤhlvoll /
erotiſchen Liede, das auch bisweilen fatizifch » polttifche Elemente,
beſonders da, wo Englaͤnder Bad Stichblatt abgeben, in ſich trägl
und in ‘der natlonafen Ballade, deren beſte Stuͤce jedoch aid
fal6 amd Alterer Zeit herruhren, obgleich im, neuerer ‚Zeit bie
Verwuthung -entitanden if, daß mehrere didher für ai grhalxene
Balladen. von der Lady Etifabath Bard.lamw (kei —
172775 Herrüßren, Im‘ UAllgeweinen kunn man abır Di
Wiedererwedung der Schottiſchen Dictfunft. anf Me Btenfceik
des gegenwärtigen und folgenden Abſchnittes diefer Periode Reh
fen, und als ihren Vater Allian-Ramfay’) aus Leadhild
in Ramaudiihire (1686-1758) .onfahen , der Keine erfinn Spornen
dauch fehne unglaublich geſuchten FHegsnben Ylätter,: bie cn zu e⸗
nam Penny Das Std verkaufte, werhlnte Vald darauf mad
w cine Sammlung Schottiſcher und Engliſcher Lieder, *
theils aus dem Munde des Voll⸗s, leider erlaubie er ſich abe
darin viele willkuͤrliche Veranderungen, und ſchob den altın Br
lodieen ſogar neue Teyte unter, fo daß er auit dialer Unternehmung
mehr ſchadete als nüßte Du nun aleich auch feine Hallen
Licher und Fabeln, ia henm. 17. nach Horezena Worgange Gyl
un
Scheide Poeſte. 408
reihe debendilughelt anpreiſt, weht beud find, fo Kir er bad
vera fein Schaferſplet, Ihe Kentie Shepherd, wit bias feinen
Bentionde, fordern auch der Befakimiiiteratur dad Muſter vis
mb erartigen SrärkeB geliefert, weil es In Allem, den Perſonen, der
Sahleng, Sorache, dem Ideengang, din Befäkieh de. Schottifiäen
Chamber trägt, umd zwar fo, wie man ihn heute noch auf bem Lande
DR findet. Unter feinen Zeitgenoffen, die theilwetſe mit gu Teimer
kedeſaumlung beifteuerten, IR beſondets William Hamliton®)
wen Bangour (17041784) zu nenhen, obwohl Mehrere ſel⸗
mr Gedichte in Engliſcher Sprache geſchrieben find. Auch
Uterander Roß, Schulmeiſter zu Forſar (1898--1784)
mag bier wegen ſeiner Slevnore, eines ſchr geiungenen Sthaͤfer⸗
gedichtes worin er bie. laͤndlichen Sitten von Nordſchotilund
Alert, gerannd werden, wenn auth duſſelbe ſeines ſchwierigen
Deeeintialdialecks wegen in Schottland ſelbſt Weit weniger be
ſannt iſte) als die Lieder des Pfarters John Sinner‘) m
Bong (1721 — 1807), denen nut die feiner gelchten Collegen
Alexander Geddes -(1787 —1809) und Aletander
Berker) (1707-—B4), Forte die des undiädtiäiehn Schreiberd Neb⸗
dert Ferguffon (1T50-—- 1459) an-Popularität an die ‚Seite
geht werden Fönnen. Die Schomfſchen Lieder deB Lehtzteren
ragen ungemein viel dazu bei bei, bes größen Guͤtinerſohnes MO»
dert Burn (ged. In der Wähe ber Kirihe von Allsway 17699)
eis Talent gu tbeden, deſſen ſchoͤnſte Bhäthen (ſ. Leer
Airkkad Mary uiſd Mary m Heaven) ullerding® feine Liebe
m de ſellhgeſtorbenen Mary Campbel hetvorrief, denen die Lies
der anf ſane nachtzerige Frau, Hannchen Armor, de weitem
nit gieich kamen, wenn auch ſein ſpaͤter eitgemetenes Verhaͤlt⸗
niß zu der won ihm als: Elarinda hefeierten Mrs. Muclchoſe ihm
ebenfalls zu mehreren feiner herrlichſten Liebedgebichte bepelflerte,
Er Hieferte auch eine große Anzahl tvefflicher Liedet in John⸗
ſen's Muslenl Museum und arbeitite aͤllere Molksrkede
am, Rarb aber viel zu ſruh Fir Teihe Narton ſchon 1796, lel⸗
der wie viele feiner großen Votganger in Noth und Armuth.
Als Dichter iſt Burns nicht allein der erſte ſekher Natldn
ſondern veinahe auch einer bet beſten aller Völker, denn ſchwer⸗
lich dürfte madi anvredtdo Ehnfachheit, Klarhelt, Wahrheit und
400 Schoettiſche Poefte.
Redlichkeit der Geſinnung fo gepaart finden und dahei ſo viel
Gefühl und Anmuth, zugleich aber auch fo viel Charakterißiſches in
der Ars, wie er feine rauhe Mundart und feine Berömaße zu bemupen
verſteht. Der Erfolg, dem feine Gedichte erlangten, mußte natüclid
«ine Fluth von Nachahmungen erzeugen, die als Gedichte in Saat
tifher Mundart Schottland und Irland ‚geradezu überſchwemmten.
Allerdings . find nur wenige diefer Dichter von wirklicer
Bedeutung, was man fhon daraus abnehmen fann, daß fh
die Mehrzahl mehr der, befchreibenden Dichtkunſt befleißigte. Gin
der beflen, deflen Gedichte oft theitweife für Burns Gigentkum
angeſehen wurden,- iſt Richard Gall!) aus Linkhoyfe (1776
—1801), neben dem aus die in England ale dramatiſche
Dichterin, wiewohl ihre Sachen eigentlih nidt zum Auffuühren
beflimmt waren, befannte Zoanna Baillie!!y und die ewab
frühere Miß Sufanna Blamire (1747 —94)'?) Erwähnung
verbienen. Goverging eine Reihe von Jahren, ehe wieder drei Min |
ner auftraten, die, wenn file aud ihr Mußer nicht erreichten, doch
fo viel Eigenthuͤmliches und Driginelled hatten, daß man fie mit
Recht als die Ehoragen einer neuen Vollsdichterſchule anſehen
kann. Dieſe find James Hogg”), am Ufer der Ed
Seikickihire (1772) geboren, und gewöhnlih der Ettrichchaͤt
genannt (+ 1835), defien Lieber fih beſonders durch ihre an
muthigen, harmoniſchen Berfe und ihre hoch fliegende Phan
taſie auszeichnen, der unglüdlihe Weber Robert Tanna—
bit’, aus Paioley (geb, 1774, Rarb im Wahnfinn . 1810),
befonders in den Naturſchilderungen groß, und der einfige Maure
Allan Eunningham') aus Blackwood (1784— 1842), de
mit großem Geſchicke die Altern Bolfölieder nadahmte, ſpaͤlet
aber ſich mehr aufs Romanfcreiben legte, weil ihm dieß uw
gleich mehr einbrachte, Unter den Dichtern der neueſien Ki
IR der ausgegeichneifte William Motherwelt'‘, aus Glai⸗
gow (geb. 1797, gefl. 1835), der zwar -unter Bund Reit,
dabei aber durch feine durchgaͤngig gleichmaͤßig werthvollen LAi⸗
beiten ſich als einen aͤchten Kunſtdichter ausgewicfen hat. Als wir
dig wog man ihm Robert Nicoll!) aus Audtetgaven Ih
Perthſhire an die Seite ſtellen (1814 — 188 7), obwohl er nur Im
sraftswelgucholifchen. Liede vollfommen genannt werben faysı, Laie
Schottifche und Jeiſche Poeſie. 407
ben noch lebenden Schottiſchen Dichtern find bie bedentendſten
der Hauptmann Charles Gray’) zu Edinburgh, der Schuh⸗
mader John Strutper”) zu Glasgow, der fruchtbare Sa⸗
trier Alexander Rodger”) auf Eaſt Calder in Midloihian
(1184), Hugh Winslie?) aus Daily (1792), ſelbſt
Notherwell gleichgeſtellt, der Kunſtſchreinergeſel William MI;
ler”) in Blasgow, berühmt burd feine Ammenlieder, der ges
fühloolle Weber William Thom?) in Inverary, den das
Unglück zum Dichter machte, der Schuimeifter W iliian Ten»
nant aus Anfruther?*) und viele Andere, die, weil fie an Ruf
nach den Ebengenannten Ronden, bier nicht näher befprocdhen wer⸗
den koͤnnen.
Auch in Irland*) blieb, nachdem deſſen berüßenter Geſchicht⸗
ſchreiber Moore die meiſten Originale der von Macpherſon herauoge⸗
gebenen angeblich Oſſianſchen Lieder feinem Vaterlande vindicitt hatte,
die Volkspoefie in der neueren Zeit wicht zurd Einige der bedeutend⸗
An Iriſchen Volkodichter waren, außer Thomas Moore, von
deſſen Irish Songs fpäter hie Rede fen muß, Ridard.Yl-
fred Mitllitin %. aus Gaflle Martyr (1767 —1815), ber
Sonettiſt Edward Lyfaght”) aus Brickhill (geb. 1763),
James Joſeph Eallanan aus Cork (F 1829 im: 34.
Lebensjahre), der populäre Patrik D’KReliy?®),- @rorge
DOgte”) (1799-1814), der Ballabindihtr Samuel
MWhuyte?') und ber Bolfoliederfammler erofi on Erofer)
WM.
1 el Ed. wires —2— velts ümlichen Schot⸗
dien einer ung. 3ecöR 1616, Ai. 8. u Diät. r * Untrh. 1846,
2) e Chambers, Edinb. Journ. 1843. 6. "
3) Poems. Edinb. 1721—28. Il. 4 Poeman ı a new ed. corr. and
ey €; w. a glosa. to which are prefixed a life of the anthor
Chalmers) and remarks (by Lord Woodhotiselee). Lond.
Ir. 8. Edinb. 1827—29. II. 8. The gentie shephard; a scots
— com. W. a gloss. Glasgow 1738. 4. Edinh. 1726. Sb. 1808.
It. 8. The table miscellany. ib. 1724. 111.8. (30) Fabler. ib. 1730. 8.
Sei poems in db. Sel. Best, Poems:. Belfast 1835.'8. T. 1. Sel. poet.
Works. Edinb. 1838. 8
4) Poems. Glasgow 1748. Edinb.. 1360. 8. !
5) Helenore or the fortunate „ehepherdess, Posteral‘ tale. in the
Scottish dialect. Aberdeen 1768; 8. _
63 A ‚miscellaneous velleotion, of iagitire pieces of. ‚poetrg, in b.
Posthunom works. Edinb. 1809, & U.
73 .eber Beide Fiedler a. a. Po &. 1. p. 225 4q.
408 Schottiſche Poefle.
8) ©, Th. Sommers, the life ef A. Ferg. tie Sunttleh peri
ah. 1803. 8, Poems w. a life of the author by Irvine, Glasgow
. Perth 177%. 12. Poet. W. Edinb. 1839. 8.
9) Pose. Kilmaruock 1786. Dumfries1707. Bdinb. 1798. N. s. Pocms
eribed to Burns. Glasgow 1801. 8. Reliques of R. B. by Cro
Lond. 1803. 8. Works by Carrie. Lond. 1800. IV. 8. 1819. Ed.
* Allan Cnnniegham. Edinb. 1833 sy. VIII. 8. ipad, 12.
and W. Motherwell. Glasgow 1834. 8. R. Cham-
Kara, 3 1838. 4. cf. J. &. Lockhard, Life of B. B. —8 18%.
8. Edinb. Rev. T. XIII. p. 149 2. XLVAN. 270 0q. Yellgpi ı
d. d b
as. ee 5 aan — y
—* Bo. I. p. 138-256. Göthe © en. KLVI. p. 263 We
. Gedichte, deutſch. WB. Gerhard. M icht. Leb. u. erl. Be
piB- 1840. 12. ieberf. v. 9. —E utt u. 8 1840.
s "ieher u. Balladen übertr. dv. 9. 3. Heinte. Oxnfchw. 10
10) ©. Siedler Bb. II. p. 25 2q. — Poems. Lond, 2
11) Posıms. Led. 1841. 8. f a. Blatt. fr di BER 3 Null. 18%.
p- 133 sq.
ww The poeticel works of M. 3 the muse of Cumberland
or the first time coll. by H. Lonsänle w. a pref. mem. and
* * P. Maxwell. 1842. 6.
13) S. Fiedler Mb, IL. p.49--76. Mag. f. b. Pit. d. Zusl. 1884. ar.1.
f, b. gi, J Xusl, 1836. p. 27 aq. 317 sq. Gilfillen a. 0. O. P-
Lond. 1806.8. The mountain Bard. ib. 1821. 8 8. Queen
Be. I u * The shepherds calendar. ib, 1829.8. Poutical | works.
B 1822. IV. 12. Queen Wake. ib. 1817. 1840. 8.
m, 14), Poems and | songe, . Edinb. 1807. 8. ed. by P * Ramssy.
1144. 8; Deutſch dv. 3 J. Hanre; ‚ tm. Galedor.
Frl 981. BB. 7 Pr a 0. ©. 38 IL p. 77-89.
1 Remains ofNichdsle and Galloway song By Cromek. Lend.
1810. Marmaduke Maxwell, a trag. ib, 1822. 8. The meld
of Eirar. ib. 1832. 8. f. Retter a. a. D. @b. I. p. 0103. Cham-
bers Edinb, Journ. Vol. XI. p: 388 sq. Gilfillen, Gall. of Porir. liter
Rdinb. 1845. 8. p. 355 ag.
16) Harp #f Renfrewskire. Glnsg. 1819. 8. Minktre ehr du De
ern ae lee . narrative and Iy * Pe ri
e od, u. Bahnd Gebichte deutfh A a
Ep. rBh1.8. f. lab Di». II. p. Fre *
12 22,1 Poems. Edinb, 1836. 1844. Ed. IL. B. f. iebler Dd. IL. p
18) Poeins and songs. Edimb. 1811. Lays and Iyriche. fb. 1841.
„49 The pe peor man’s sabbath, Rdinb. 1808. 6. Marp of Ualedcnis
%) Poems. GlasgoW 1827. Ed. U. nl, Ib. 1038. 8. Bm 5
vos from Ihe portfolles ef Alikander Ihe Baer, Andrew
and Humphrey Henkeckee. ib. 1841. ®, Zimte frnte Geöfdpte in wei r
af DieEnss Zohn Donald 485 ans — (1187-
1835) AH WhaMstldbinkie. Gleng, 1B3R. 1
A pilgrimage te the Mand ofBuras, Fiat 5 pin.
Engfifche Poefie. Lehrgedicht. 408
Nursery songs. Glas ‚Bi 8. 1° Biedler Bd. I p . 196 uq.
FE ©. Fiedler 8% il. p- Fon 20. Ahyms and recolleetions of a
handiom weaver. London 1844. er
24) The Anster fair. Ediab. mm e. (inDttaven) w.oiher poenms.
1844._ 8
3) ©, Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 104. nr. 82. H.R. Montgomery,
Syet of the sarly native poetry ot äreland in mett. engl, tram
w. hist. and biogr. not. Dubl. 1846. 18.
fr 29) Froetical Iragments of R. A. M. w. an authentie Mem. of
Poems. Dublin 1811. 8. f. Croker Pop. 80 8
2 The recluse of Inchidony and other poeme. —X ah 8.
£ Croker p.
29) Pe a — Giant's Causeway andKillarney with other
Miscelanies. Dubl. 1808. 8. The Eundoxologist or an Ethnopr.
Bervey of the West Parts of Ireland, ib. 1812. & The Aonias
leidoscope. Cork. 1824. 8. f. Croker. p. 184 aq
30) Banma’s Banks. Dublin 8. f. Eioker B p- 138 sq. 209 sy.
31) The Shamrock orHibernian Crestes, e coll, o of peoms, songs,
epigrams etc. Dublin 1772. 4.
32) The popular Dongs of Ireland coll. and ed. Lond. 1839. 8.
Kingley Yals.
$. 634, f
Betrachten wir jeht die legte Periode der Engtifgen Porſte,
die man gewöhnlich von der Konigin Ama (1702) bie auf
bie neueſte Zeit führt, fo kann man fie im Allgemeinen das
Beitatser der Blüthe derfelben ‚nennen, weil fie, obgleich fein
Shaffpere aus ihr hervorging, durch daB ſaſt gleichmäßige Fori⸗
wirken in den eimelnen Büchern vn mehr ineinandergreifendes
GSedelten der Dichtkunſt in ihrer ganzen Wefenheit erzielm konnte,
Lay nun zwat diefes Heben verſelben eigentlich nicht in den
yon oben kommenden reichlichen Unterſtuͤtzungen einzelner hervor
ragenden Köpfe (denn Eliſabeth, ja ſelbſt Karl I. und II. haben
allein mehr für die Porfie durch Beguͤnſügung ihrer Prieſter ge⸗
than, als das ganze Hans Hannover zuſammen), fo legten fir,
doch auf der andern Geile den aus dem Schooße der Nation
hervorgehenden Berfuchen zur Forderung derſelben auch feine Hinder⸗
ntfie in den Weg, und Indem fie ſelbſt eifrig fich die pollitiſche Vergröß-
erung ihres Lande angelegen fen Tiefen, zugleich aber auch durch
weife Regierung für den Inneren Frieden und den damit Hand
in Hand gehenden Wohlftand forgten, mußte natürlid auch bet
Itetartihe Berkehr 2 und die geiſtigen Elemente Rahung
und Unterügung finden
a10 Englifhe‘ Poofe. Defipreibendes Gedicht
$. 635.
Beginnen wir mit der beſchreibenden Dichtlunſt, denn das
heroiſche Epos hat eigentlich, wie wir unten fehen werben, leinen der
Mebe werten Bearbeiter gefunden. Hierwird uns zuerft der Schotte
James Thomfon aus Ednam (1700— 48) hohe Bewunder⸗
ung einflößen, der, vor dem Schwarzrode, den er tragen follle,
fuuͤchtend, ohne Schuhe nach London kam, wobel er nichts befaß, als
den IV. Geſang feiner Jahreszeiten, den Winter, der ſolchen Ruhn
erntete, daß er (1727) den Sommer, (1728) den Frühling und
(1730) den Herbfl folgen lafien fonnte.: Dieſes Wert iſt unberingt
das beſte beſchreibende Gedicht aller Zeiten, denn nirgends Ü
vie Ratur erhabener und treuer aufgefaßt und gefchildertz dabei bat
aber der feine Geſchmack des Dichters alle irgend trivialen Bil
ber vermieden und durch feine conciſe Kürze fi fern von ala
Schwulſt erhalten. Seine Epiſoden, wie das Gemälde keuſchei
Liebe im erfien Gefange, die Geſchichte Amelia’6 und Damon’
und das Lob der Philoſophie im zweiten, ſowie bie prachwolle
Hymne am Ende und die häufig eingeſtreuten moraliſchen do
trachtungen, fliehen unerreicht da, Sein Gedicht von der Fre
heit iR fehr frofig und ermüdend, dagegen fen Schloß de,
Treaͤgheit ganz Original und des Schoͤpfers der Jahredzeiten
würdig Weit nollendeter iR in Anlage und Ausführung bei
beruͤhmten Oliver ®oldfmith?) verlafienes Dorf, worin a
de Klage der Bewohner von Auburn über Die durch den Gin
Aus. ſtaͤdtiſcher Ugppiglelt herbeigeführte Veränderung ihrer ein
heben Bitten und die daraus erfolgte Ctörung ihrer einſtige
Zufriedenheit malt. Der Schotte Willtam Balconer au
Edinburgh (1130 — 69) hat in feinem Schiffbtuche die wi
einem ſolchen Ereigniß verbundenen furchtbaren Scenen, von denen
er auf einer Reife von Alexandria nad Venebig Zeuge wet,
beihrieben, und darum eben fo feurig als lebendig geitißel;
keiver aber fonnte er einen Bendant dazu nit wieder liefen,
denn er ertrank bei einem: zweiten Schiffbrud an ben Felfen von
Macaoꝰ). Mehr im Sinne des philoſophlſchen Bebicid
Thomſon's mag hier Mark Akenſide aus Nawcafie (1721-
70), der auch als politifcher Dichter durch feine Epistle 0
Engliſche Poefe, Veſchreibendes Gedicht. 414
Carlo, worin er. den Lord Pulteney angriff, ſich auszeich⸗
neie, wegen ſeines berühmten Gedichtes über die Freuden
ver Phantaſie eine Stelle finden‘), obgleich James Beattie)
(1735— 1803) aus Kinkardine, ein Schotte, der ſchon für
feine lyriſchen Gedichte, unter denen die lieblihe Ballade, der
Einfedler, das Befle “ eine ‚hohe Stelle auf Englands
Disiapamap verdient, in. feinem treffliden Minſtrel oder den
Fortſchritten des Genies — in dem Spenſerſchen Versmaß
geſorieben, durch feinen völlig reinen Styl und das außeror⸗
deutliche Talent, womit er den Bang der dichteriſchen Inſpiration
ſchildert, ſich als einen feiner Gaben Har bewußtn Mann ers
wiefen hat. Auch des ausgezeihneten Schottiſchen Elegilers Mi⸗
chael Bruce‘) aus Kinneswood (1746—67) Lochleven
IR mit ebenſo viel Talent als Sachlenntniß gefhrieben. John
Dyer aus Aberglaßney (1700 — 58)7) ſteht in feinem Grongar-
Hill in Bezug auf Reflexion und Iyrifhe Begeifterung Denham fehr
nahe, allein feine Ruinen Roms find matt und laflen Ealt, wer
gegen wieder Rich ard Jago (1715—81)°) in feinem Edge-
Hill den alten Mufern nahelommt. In neuerer Zeit lieferte
Bordéworth eine Sammlung gelungener deseriptive sket
‚ ches, doch übertrifft ihn bei weitem. der Schneidersfohn und
Sthuhmadr Robert Bloomfield ans Honington (geb. 1766,
geh. 1823)°) in feinem Farmers boy, worin er auf daß
Treueße und zugleih Poetiſcheſte die gewoͤhnlichſten Landarbeiten
mac den Eindruͤcken, die er ſelbſt als Hirtenfnabe empfunden,
beichreibt, wogegen er in ſeinen Ufern des Wye, einer freilich mehr
Iyrifgen Compoſition, noch höher ſteht. Ein anderer Naturdichter,
Zobn Glare’) (geb. 1793), der Sohn eines Dreſchers, und
feibR von diefem Erwerbörweig und der Gaͤrtnerei zu Helpflone
lebend, ließ 1818 auf Subfeription eine Sammlung von Bes
Dichten, welche das Landlehen ſchildern foßten, erſcheinen, und
wirflich ſteht er nidt duch die Brille eines Kunſtdichters bie
Natur an, ſondern mit dem ungetrübten, ſeelenvollen Auge bes
Raturfohne, dem zugleih ein tiefer Blick in das Nachtleben
feiner ‚Mattererde vergönnt iſt. Auch Samuel Rogers"),
der Schüler Goldſmith's, bat in feinem Vergnügen des Gedaͤcht⸗
niſſes und feinem Verſuche über die Unterhaltung: bebeutendes- Talent
AR —Ehnqguſche Woche Herotſchee pas.
für vieſe Urt der Dihtung bewleſen, wenn ich auch den Dark
ealender des bekannten Predigers und Lyrſters James Gra⸗
hame ans GSladgow (1705 1811) 3) Höher Melden möchte,
Unter ben neueſten die Natur beſchreibenden Gebichten find bie
NUeblichſten Nontgomery's Wanderer im Schweijzetlatid tm
des ebengenannten Rogers’ Italien, ohne Thomas Man:
rice'd) md Heinrich Salt's ) Verfuche zu vetgeſſen
Wad nun das eigentliche heroiſthe Epos anlangt, ſo find We
hierher gehörigen Werte Aaron Hill’s (16851756)
ungemein flach und nicht beffer als feine Lehrgebichte, obgleih
er für das Drama durch fein Theaterwochenbfatt, ihe prompier
Vd. h. der Einhelſer) und feine mir etwas zu bilderreiche Dheork
der Schaufpieflunft wichtig M. Richard Bloner’s, eine
Kaufmannd aus London (geb. 1712, gef. 1785), Leonidas,
ein allerbings Hoch epiſcher Stoff, IR zwar in tabellofer Sprache
und trefflichen Berfen geſchrieden, aber, da man darin wahr
Begeiſterung und Schwung de Genius vermißt, eigeniiiä
wit einmal ein regelmaͤßiges Eyoa!), Die Fury vor feinen
Tode vollendete und von feiner Tochter, dee Mid. Halfar”)
Heratisnegedene Foriſehung deſſelben Stoffes IM vagegen Auch fm
anderer Hinſicht ſchwach und fleht noch unter der Raab
ded Leontdas, ver Bpigonidde bes Seifllichen William Willie
{+ 1778)*), worin tiefer den Bekannten, am‘ fich ſchon Mt
sche poetifchen Stoff aid dee Mythengeſchichte Thebens vwählk.
Zoſeyh Anbifon’B Altere Campalgn. und James Thom
fon’6 Britannia, en kurzes Gedicht in 800 Berſen, Tümwn
hier nut genemnt werben als nicht hiechergehörig. Als veligfk
Epopden muͤſſen bier John Ogilvie?8) Jumgſtes Sei,
worin aber die Phantafle zu Appigund zu viel Bilderreichthum I,
John A. Herand’s%) Hölimfahrt, Ridarb Eumberland'?
Kalvarienderg?!) mb Montgomery’s Welt vor der Cie
fluth eine Selle Anden, ob man aber Byron’s Won Sun
wit ihm ſelbſt für em romantiſches Ciyriiches) Epos -erfläreh WIN.
Fnnte nur dann außer Frage gefteilt fein, wenn auch dei
fjüngen d'gdrael P Revolulionary epic, worin er übe
ben Kampf der verfchlebenen politiſchen engen: in feinem
Vaterlande Im Sinne des Jungen Englands berichtet, Hate
Engliphe Poefe. Veſchreihenhes Gebicht. 412
gejogen werden dark, Bitfslbe Frage kann man auch bei Shel⸗
leys Reveit uf Esium, Golevidge’& Cheiztebel -und
Canpbelis Teoderie amfaerfe, ‘wie wu. Denn andy ber
molüdiiden Mrs. Lanbon ſogenannte epiſch⸗ romantiſche Ge⸗
Kar, eben ſo gut wie Scott's hiether gehoͤrige Arbeiten
be zur lyeiſch⸗poetiſchen Erzählung rechnet. Am .eigemilidh
sikiktlihe Epopden kann man jept überhaupt in England nicht
iin, obwohl Mertvate”), Drimer’*) und defondere Wilz
liau —88 in ihren Verſuchen darin nicht gerade uns
glüdiih waren, wenn man überficht, daß fie ſich zu ſehr vom
5 —* — „ferserißen ließen.
dohngan 7 « Bauz Lebens bh,
Hg 2. eh der ar * I. nr. 2. u hrift. ne Exul
hu sq. Works. u 1732, II. 4. 1738. IL 's 1750. IV.12. : his
2
corr. ib. 17702 .H. 4 1768 am. 6: m b. Andersen T. X. Poems
wm , mem, a and many neyr poqma- hond. 1830. IL, 8 The
d. 179% —X 4. 1778. nu R Stackdnio. zn * je *
tbe ü e anıhor hy rdoeb, and an
and the character of the —* Aikin. Hamb, 17 1 "Bond. Bi
4. 1797. fol. b Zn ib. 1802. 8. by Bolton Corney. ib.
Urdef. ſ Gebichte .-d. Zoder. —8 100: V. 8. D. Beeheit,
2 — im a im erim. ®. Drig. v Anm. v. Banfeman,
Brrm. ie. timeb. 1821. 8. D. Jadressetten e. "ang 2. Palit. Koſt.
1758. Ni66. 8, im benefi. Seindın Harrite. 176. nr
8 Berk 1789, 1 t. Ath. v. * —5*—
m. M. e. Vorr. t —2 "gie 100€. II, 8. Deutſch v. eliton
in. 1000. 8. in Yeyam. ©. . 1888. 8. v. MWrud:
Hi ins, 1824. 1836. 12. D. —X ng met. überf. d. Hg. M. Max
e⸗erted Village. Lond: 1768. 8. Neberf. D. verlaſſene Dicken
SB ter Zeiſendze, 2 Geb. ar. (ing. d. Bürde, Merl, 4796. 1802. 8.
3) The shipwrek, a poem in three cantos by a ssilor, Lowdi
—8 18 w. ns. and the Ufo od Ihe auihen hy J. &. Qlare.
4) 6. Jührison FT: IV. p. 49 sg. Be
Arit. T, 1. RS Pos —8 1772. } —— Br * 8 u.
easures of — . #44. 8. 6.
—* —— Call. of poems. T 1-36. Pearch, Coll, jr
poems. T. 111. 49 89. Ueb ia d. Gergnügen d. Cinbilbungetraft,
dcutſch v. A. v. Rode, Berl. 1
5) e At. Bower, Äcc. of he life ot J. B. "1808. 8. W.
7 ca af the In and wräi —— * —*
Roh. Rey. T. X. p.
* in Liv. of Are. ‚poets. Lon
A genimm, im 1wa * ond, 1716 4. 2700:
IL 3. 1355 the judgment of Paris. ih, 1765.8. Peemg. Pike
4807. 12. Lond. 1846. 12. w. the poems of
by Mile ib, 4866. B- pP. 1 sg.
a1 : ngiifche Poeſte. Lehrgedicht.
6) Poems. Edinb.-1770. 12. u. b. Anderson T. XI,
7) Goonger- Hill. Lond. 1727. 8. TheRuins of Rome, ib. 1140. 8,
9 Big Hill. Lend. 1767. 8. Poems. ibi 1784.. 8. a. b. Ander-
son. T. f. a. Cary a. a. D. p..103 sq.
9) &. Southey, Liv. of the uneducat. oets. P . 163 q. The far-
mers boy. Lond. 1800. 4. Rural tales, ballada. "ib. 1802. 4. Good ti-
dings. . 1604. 8. Wild fewors and banks of wye. ib. 1806. Il.
12. ib. 1813—16. I. 12
10) Poems descript. of Rural Lile and Scenery. Lond. 1820, 8.
The village Minstrel. Lond. 1821.
11) S. Rogers, D. Freuden d. —— E. Ged. a. d. Engl. v.
A. G. Bruſchius. —* 1836. 8.
12) Poems. Lond. 1807. Il. 8. &.Bdiab. Rev. T. XVI. p.2134.
10772 Grovre-Hill, poem. Lond. 17%. 4. Richmond -Hill. ib.
1%) Egypt; a descriptive poem. Alexandria 1824, 8.
15) Works. Lond. 175%. IV. 8. Gideon or the patriotic King.
ib. 1716. 1749. 8. The nordern star. ib. 1718. 1739 8. "The fancied.
- 3b. 178. 8. ©. Siefehing Bd. IH. 1. p. 156 nq. Cibber Liv. of engl.
poets. T. 5. p. 352 sq.
| 16) . Europ. Magaz. 1786. Januar. Dufd, I anblungeblhN. dan)
1786. 3b..11. &t. 1. nr. 3. Leonidas. Lond. 1738 1770.
1.8 A d. Engl. v. 3. A. Ebert. Hamb. 1787. 1785. 8.) London er
the progress 0 commerce. ib. 1739. 8. u. b. Anderson T. IX.
17) The Atheniad pabl. by Ms. Halsay. Lond. 1787. II. 12.
18) The Epigoniad. Lond. 1757. i2. 4769. &. f. Month)y Rer.
T, XVII. p. 228
19) Poems. Lond. 1762. 4. 1769. II. 8. Britannia, im XX books.
. on. 4 pe day of jadgment, ib. 1759. 8. (Dentſch v. Martini
1
0) "Descent into 'hell. Lond. 8. Judgement of the floed. ib.
2 Calvary er the death of Christ, a poem. Lond. 3910. Il. 8.
Revolntienhry epick Lond. 1834, 8
24) Orlando oncesvalles, a poem. Ind 1818. &.
24) Harold de Burun. Lond. 1835.
—X Lond. 1838, 8, f. St. f. ð eit. d. Zul. 1838. nr. 6619.
\ $. 636.
Was nun das eigentliche Lehrge dicht anlangt, fo freit
bieſes wenigſtens, das artiſtiſch⸗materielle Genre deſſelden,
ſehr oft in das des beſchreibenden Gebiels herüber. Te
Erſte, der bier genannt werden muß, if der Friedenbrichter
William Somerville aus Elſton (geb. 1692, ge.
1742), der die Jagd, das Wild und bie Hunde beſang).
Engliſche Poefle. Lehrgedicht. 414
De ſchan erwaͤhnie Maler John Dyer (1700—58) fudts
ſih einen noch weit weniger poetiſchen Stoff, den Nutzen der
Bole und Schafzucht, und wandte denſelben auf ben Gewerb⸗
Beh an?).- Sa James Brainger?) (+ 1757), der Ver⸗
ſaſer einer gelungenen Ueberſezung des Tibull (1759), ber
ſcich fogar. den Bau und den Gebrauch des Zuderrehrd im
tum langen Gedichte von 4 Büchern. Darım war au
Biliam Mafon. aus Kingflon upon Hal (172597),
ber belannte Bekaͤmpfer des Sklavenhandels, in feiner Apologie
md Theorie der Engliſchen Gartenkunſt (1772—87), einem
ſchen des Stoffes wegen weit dankbareren Gegenſtand, den er mit ſei⸗
nem großen darſtellenden Talente elegant genug durchfuͤhrte, glͤcklicher.
Er bediente fich der reimlofen Jamben (blank verses), welde
(don bei Philips von den Gritifern heftig getadelt worden waren,
die er aber zur Darſtellung von Naturfcenen,. die ihm auch am
beiten gelangen, für fehr geeignet hielt). Schon mehr ins
Yilofophiihe Genre fpielt der Arzt John Armflrong’) aus
Gafleton (170979) in feiner ebenſo einfach eleganten als
geiſtteich⸗ wigigen Diätetif (the art of preserving health), die
ihn edenfo viel Ruhm als feine fehlüpfrige Ecanomy of love
Tedel zuzog, welche lehtere er darum ſelbſt aus der nachmaligen
Sommjung feiner witzigen Schriften. ausließ. Reben erflerem
verdient feines Kollegen Erasmus Darwin‘) aus Glton
(1732 — 18092) didactiſch⸗deſcriptives Gedicht, der Botaniſche
Garten (1731 92), eine ehrenvolle Stelle; leider IR er ner
ein Bart dee falten Verſtandes und der fleißigen Gelehrſamkeit
glei feiner berühmten Zoonomie, übertrifft - aber noch bei
weitem den erfi nach feinem Tode erfhimmenen Temple of nas
tare. Auch einiger komiſchen Epopoͤen will ich bier gedenken,
unter denen, außer Somerville's Hobbinol, Sohn Gay's
aus Devonſhire (1688—1732)7), deo beflen Fabeldichters,
im England beſaß, Trivia or the Art of welking in ihe
streets of London (1715) obemanfeht. und fehr viel gemuͤth⸗
lite Satire in ſich ſchließt; auch fein befchreibennes Gedicht,
rural sports, {ft nicht fohlebt, und feine komiſchen Soylien,
Ike Shepherds week, find mit Unrecht in Vergeſſerheit gerathen.
Eowper’s balladenartiges kbomiſches Bediht, „John Kilpin,
a0 Cngübe Pacfe. Safegeick
aehört feiner Form halber nit hierher, und Churailt’s
Bussted gegen die damaligen Rieblingefsaufpieler gerhäte, iR
mche Satire als komiſches Eyes. Daffelde iR der Fall wi
James Bramfon’s foöſtlicer Parodie auf Horagmd Am
poetica, die Politikꝰ). Dagegen gehört der leider zu früh wer
ſtorbenen Miß Mary Bennington” (1734 — 89)
Parodie von Bhiliys glänzendem Pfennig, ver Kupferheller, fen
cher bieches, beſonders aber der noch zu nennende Hawlint
Browne’) mit feiner Tabakspfeife, in deren 6 Gefängn 1
tbenſoviele Dichter ſeines Vaterlandes (Cibber, Awbr. Beiliy,
Thomſon, Doung, Pope und Swift) nachahmend parodirt. Und
Matthew Green's aus London (1696— 1737), Spleen, we
er durch ben Gontraft beſonders Effect macht, if bier zu erwähnen.
Auso nenefler Zeit nennen wir befonderd den befannten Grit
Biltiam Bifford'?) aus Afpburten (1756— 1826), gegen
ſchlechte Dichter und Dramatifer gerichtet, obgleich auch Goombe’®,
Der fih unter dem Namen Syntax verbirgt, Arbeiten nid
ohne Attiſches Salz find). Was nun aber das eigenilide
philoſophiſche Lehrgedicht anlangt, fo hat dieſes ſeinen eifer
an Edward Poung?) aus Upham (1681 geb.) gefunden.
Er debuͤtirte (1792) mit feiner Epiſtel an Lord Landédowne,
einem politiſchen Gedichte, worin er die von der Königin Im
verfügte Gmennung von 12 Pair reMifertigte, Dann. folgl
(1718) fein Juͤngſtes Gericht, das nidt ohne großartige Stel
ion iR, obwehl er Alles dur feine darin angebrachte Apotheoſt
der Königin Anna, Die voll niedriger Schmeichelei war, werden
Bixen Rachfolger Georg 1. fang er mit einem pomphaften Pr
neguriud am, und dann vergingen 20 Jahre, in denen dm
Marge fhiechter kriechender Selegenheltsgebichte an vie Könltt
umd ihte Kinifter leoließ, obwohl in diefe Zeit feine mit
mäßige Peraphrafe des Hiob (17 10) einestheils und feine Abm
Gerihmien. Satiren andererfeite, bie er unter dem Namen I
‚Mubmjud, eine allgemeine Leidenfcdaft”, publleirte, und fenit
föiner Watton pweiſelsohne einen der: beften Verſuche in dieſem Gent,
deren Bauptverbimft Geit und trene Sittenſchilderung And, lieſere,
fallen, Mittlerweile war er Pfarwokar zu Wellwyn geworden,
und aid ou bier viel haͤuslichen Kummer amerufichen Jane (M
Engliſche Poefie. Lehrgedicht. 417
vater feine Stieftochter und ihren Mann zwiſchen 1736—40
und feine Srau 1741), fo fuchte er Troft in der Poeſie und
bihtete zwifchen 1741 —44 feine weltberühmten Nachtgedanken,
Die gleichwohl viel von der manierirten Geſchmacksloſigkeit Dry⸗
dens an fi tragen und durd ihre oft zu fehr "hervortretende
gelchriiudierte Emphafe, ihre ermüdend langen Bilder und ihren faſt
träamerifchen Predigton den Lefer mehr betäuben, als feine Sym⸗
yathie für den Echmerz des Dichter erweden. Indeſſen kommt
Keiner ihm glei in der großartigen Kraft, womit er den Tod,
De dunkle Ewigkeit und die Vernichtung alles Sterblihen ſchil⸗
dert, er fherst mit dem Senfenmann wie die altdeutſchen Maler
des Todtentanzes, und erläßt - feinem Lefer fein Bild deſſelben,
ft es auch noch fo widrig und abfloßenn. Dadurch erreicht
er aber auch den Effect, daß der Lefer gleih den Kindern, die troß.
dem, daß ihnen beim Anhören der Gefpenftergefhichten die Haare
zu Berge fiehen, fie doch gern hören, wider Willen von ihnen
fortgerifien wird und nicht eher ruht, als bis er alle dieſe Katakomben
mit ihren Schrednifien durchwandelt bat. Erflarb 1765 tn feinem
SAfen Jahre, nachdem er noch einige weniger bebeutende Ars
beiten zu Stande gebracht hatte Bon Alenfide if ſchon die
Rede geweſen, daher erwähnen wir bier noh John Ogil⸗
ste’6") Providence in drei Buͤchern (1762), worin er
die Allegorie für das Lehrgediht zu Hülfe nimmt, dabei aber
aub den ganzen Bombaſt und die Leberladung derſelben mit
himeinträgt und fo überall dunfel if. Glüdliher war ber
Miscedamvihter William Hayley’‘) aus Chicheſter (1745
— 1820), denn feine poetifhen Abhandlungen über Maleret,
Geſchichte, epiſche Poeſie ıc. erhielten eine Popularität, die man
eigentlich nicht begreift, da elegante Einfleivung und oft übels
angebradter Bitderreihthum und gereimte Profa fih allein noh
nit zu poetiſchen Muſtern erheben koͤnnen. Er gehört hierher
wegen feines Triumphs der Gharacterfeftigfeit (Triumphs of
Tempes), worin er in der Geſchichte der Serena auszuführen
fucht, welches Blüd ruhige und feſte Befonnenhelt des Characters
zu gewähren vermöge Zur älteren Manier kehrten Henr y
James Bye”) (1745— 1813) in felnem Progress of
refinement zurüd, worin er eine Gefchichte der Cultur felt dem
Gehße, Banden d. Literärgeſhichte. W. 27
.— — — —
aus Engliſche Pose. Lehogſicht
Urfſorunge der Geſellſchaft zu gehen verſucht. De mh ww
waͤhnende Robert Dods ley aus Mandfield (+ 1764), ie
auch ein beſchreibendas Gedicht, the agriegiture, hintllef, ge
hört hierher wegm feines art of prencking, im eigemiligen
Predigtone geichrieben, ferner der Novellit Samuel Zadien
Prattie) (1749—1814) mit feinem gegen den Sclevenbandel
gerichteten Huymanity ober den Rechten der Natur (1788) we
feiner Sympsihy (1807), mit welchem erſteren man Mont
apmery’s) zu gleihem Zmede geſchriebenen Geiste I
Berbinbung bringen fann, und Sohn Brown?) (1715 —66)
Bicar zu Nepcaſtle, mit ſeiner Nachahmung der zweilen Sein
Boileau’s, ober „nam Menſchen“, worauf ee (1750) feinen Id
lichen Verſuch über die Satire (1751) und fyärer fein Groidt
über die Frejheit (1768) folgen lich, Auch der Shots Kr
bert Wlair?!) aus Ehinburgh (1690 —1746) muß hie m
wähnt werben, deſſen didactiſch⸗ religiöſes Epos, he gratt
sol ernfer Wahrheit und wit einer fo harmoniſchen (legen
rer Epracht geihrieben if, daß dieß den häufigen Abrrud dei
ben erklaͤrlich macht. Go unbedeutend im Banıen des Quäted
John Scott aus Permondfep (1780-8377), der, mil e
296 Dürfen Amwell, wo er den größten Theil feines Lehm?
binhzacıte, in fehr vieles fsiner Gedichte feierte, gewoöͤhnlich de
Dichter von Amwell gmannt wird, didactiſch⸗ beſchreibende Rochus,
+ ®. Amwell, Essay on painting x. find, fa auggesiäne IR
dagegen Englanps befter Gpifiolograph William Gowper”) a
Great Berkhamſicad in Hertforhfhire (geb. 1731, farb im Hapıfer
1800), ber in fofern zu Haylsy einen Gegenſetz bilder, ala dieſer, ar
fange vergöttert, feinen Ruhm nad üͤberlehte und ieht fah mr
geffen it, Cowper, Der aber hei feiner Lebenszeit faR gar nid Ir
achtet ward, jetzt zu ben Liehlingspichlarn feiner Nation gehört. Un
ter feinen Arbeiten gehört vorzüglich fein Tirecinigm bi,
worig ex das damalige Schulwalen einer Arengen Grisit untmwirlt,
weniger IR dieß wit feinen in gereimten Werfen abgefaßten Gpikch,
Tabje tgik zc. genaunt, der Bad, die, abgefeben von der Beim
eigentlich rein proſqgiſche Unterſuchungen find, noch weniger aber wi!
ſeinem Task oher Gophe, einem ziemlich langen Gedigt in 1060
ſaͤngen, und mehr jm Thowſon'ſchen Style gehalten. Obgleich Ir
Eguiſche Prrfie, Lebegebicht AL
eieniliqe dichteriſche Bhantafle abgeht, fo IR er doch durch umd
ware voll Gefühl, und überall yigt er A als Areng reslihen
Behrkeliäfreuun, und in feinem zum Schupe der Thiere gegen
De menſchliche Grauſamkeit gerichteten Gedichte können wir feine
von dem Ernſte des Begenflandes bedingte Begeiſterung nit
gung bewundern. AMuch der Bädersichn Willem White⸗
her”) (1715 — 84), der es nah Gibber bis zum gelräuten
Heſtichter (1757) brachte, Darf nit vergefien werben, Denn
abgeichen von feiner trefflichen Ode auf bie Tiber und yon feinen
Heroiden, verdienen feine Epiftel über die Befahren des Verſe⸗
wachens, fein Verſuch über das Lächerlibe (1748) und fein
Bodebart, worin er die misgearteten Sitten feiner Zeit laͤcher⸗
ld macht, eine ehrenvolle Erwähnung So bedeutend ſeines
Romensvetters, des Schneiderſehns Paul Whitehead?) aus
Eondon (1709 — 74), fatirifhe Gedichte, the state dunces
oder die polltifchen Dummföpfe (1733), feine Manners, worin
ſe geradezu Die Verſaſſung und die Regierung feines Vaterlan⸗
des an den Pranger Rellte (1739), und feine Gymnasisde
(1744), eine ſatiriſche Apologie des Boxens, find, fo unbeden⸗
imd ſind das didactiſche Gedicht om the enlargement of mind
x Ddendichters Sohn Langhorne (geb. 1785 zu Kirlby⸗
Sichhen in Weßmoreland, ge. 1779)2), und die in ber
Erache hoͤchſt uncorrecien ZTrößungen der Bibel des blinden
Sksttiigen Dichters und Geiſtlicen Thomas Bladiod”)
ws Annan in Dumfries (1721— 91), eines Manrerfohne,
bein Beneguricus auf Broßbrisanien übrigens nicht ohne fatirifhen
h und deſſen goifche Ballade in vier Befängen, Graham,
belanntlich von Walter Ecott benupt worden iR. Der um
Küdlihe, neulich bei uns duch Bupfow auf die Bühne ger
bradte Kihard Savage”), der uneheliche Sohn der Graͤfin
Amme Maccleoſield, nachherigen Oberſtin Breit, und des Lord
Rwers (1697 geb. in Bor Eourt Holborn, gel. 1743), bes
lannt durch feine unausgefepten, aber ſtets vergeblichen Verſuche,
von feiner unnatürliden WRutter anerkannt zu werden, einer ber
otiginelſten Dichter, den England jemals befefien hat, gehört
eigentlich, abgeſehen von feinen bramatifchen Arbeiten, mehr dem
beſchieibenden Gente an, allein ſein Wanderer, fein an feine
420 Engliſche Poefe. Lehrgedlcht
Mutter gerichteter Bastard und fein ſatiriſches Gemälde vor
London und Briſtol koͤnnen mit Recht auch hier eine Stelle
finden und haben durch ihre wundervolle Kraft, bie Originalität
der darin niedergelegten Gedanken und feinen wahrhaft einigen
Styl ihm ein unvergängliches Denkmal geſetzt. Gewöhnlid
zieht man au Lord George Lyttleton?) aus Hayly in
Worceſterſhire (1709— 73) hierher, wegen feiner aus ee
Nachahmung Luciand hervorgegangenen 25 Todtengefpräde, die
fowohl eine Fortſetzung als eineNahahmung von unbelannter Had
erfahren haben, übrigens aber nit von ihm allein berrühte,
fondern theilweife von feiner Mitarbeiterin Mrs. Montags
(Eliſabeth Robinfon, 1720—1800). Seine vier Efiogm,
the progress of love, ermüden durd Künftelei und Affectarion,
feine Epiſteln aber find gelungener, und feine durch den Kumma
über den Tod feiner Gattin (1746) hervorgerufene Monody Ül
ein Meiſterſtuͤck der melancholiſchen Poeſte. Während Robert
Lloyd”) aus Weſtminſter (1733—65), der feinem liederlichen
Freunde Churchill bald nadfolgte, durch fein treffliches ſatiriſcket
Gedicht, Ihe actor, den Worläufer von Churchill's Rosciade,
mehr in das Gebiet der Satire gehört, obwohl feine ihrer vielen
- localen und yerfönlichen Anfpielungen wegen jept füwer m
verfiehenden Gedichte fih durch gemüthlihen Humor und
feinen Geſchmack, verbrauchten Bildern und Gedanken field ein
neue Intereffante Wendung zu geben weiß, auszeichnen, fehrtt
Gilbert Wen?) (1706—55), der aud in einem halb die⸗
matiihen Gedichte mit Chören die Stiftung des Hoſenband
“ordend befang, in feiner „Erziehung“, fowie in feinm
„Mißbrauch des Reiſens“, fowohl was die äußere dom
als den Inhalt betrifft, zu Spenſer's Manier zurüd, Or
. fungen find auch Samuel Boyfe’8%) (1708 — 49) Gr
dicht über die Gottheit und des Irländers Henry Broofe (1706
—83)2) Theorie des allgemeinen Schönbeitshegriffee, des
wigigen Ehrifiopher Smart (1722 —70)* Ewigkeit, In
ermeßliches und hochſtes Weien, des befannten Raturforiderd
Benjamin Stillingfleet”) (1702 — 71) Unterſuchungen
über die Unterhaltung, welche jedod) von feinem beſchreibenden Gediätt,
das Erdbeben, übertroffen werden, Walter Harte’s (1700
Englifche Poefie. Lehrgedicht. 421
— 174) *) Verſuche über die Satire, über die Vernunft (bei dieſem
hatte Pope mitgeholfen) und über Die Malerei, in denen allerdings mehr
guter Geſchmack ie poetiſches Talent enthalten iR, Sir Charles
Hambury Williams”) (1709— 59) Fortſchritte der Unzus
friedenheit, ein fehr originelle Werk, und Hawkins Bromne’s
(1706—60) Berfuc über das Zeihnen und die Schönheit. John
Silbert Cooper (1723— 677°) verdanfı feinen Ruf nicht der
ſchwachen Nachahmung Afenfives, die er in feiner Macht ber
Harmonte zu geben verfuchte, fondern feinem Grabe Shakſpere's,
einem Gedichte von hoher lyriſcher Meiſterſchaft. Auch gehören
bierher der gute Balladenvihter William Julius Midle,
ein Schotte (1734 — 1788)”), der berühmte Ueberſetzer des
Camoens, wrgen feines moralifchen Gedichte, die Vorfehung,
fowte fein Landsmann David MallerY, genannt Mals
(od, aus Grieff in Perthſhire (L700- 65),. defien Balladen
nidt weniger berühmt find, wegen feines Verſuchs über bie
Hterärifhe Critik, der jedoch durch fein Im Style Thomfon’s
geſchriebenes Inrifch- befchreibended Gedicht, Ihe Excursion, in
Schatten geftellt wird. Unter den neueren didactiſchen Dichtern, zu
denen ich die fogenannte fataniſche Schule eigentlich nicht rehnen mag,
gehört hierher der noch weiter zu befprechende George Erabbe
aus Aldborough in Euffoit (1754—1832)*), defim Ge⸗
dicht über Die Hoffnung ſich beſonders vor feinen übrigen Dicht⸗
ungen auszeichnet, die fa burdgängig an dem Hafen na
Darſtellung menfchlihen Elends und Verderbtheit leiden, wobei,
der Digter fih übrigens nicht einmal von Uebertreibungen frei
erhält. Gleichwohl übertrifft ihn noch bei weiten Tho⸗
mad Gampbelt”) aus Glasgow (1777—1844) in feiner
Bearbeitung deffelben Stoffes, die mit ebenfoniel Begeiflerung
und Gefühl, als Reichthum und Vollendung der Diction ges
ſchrieben ift, und vielleiht nur daran leidet, daß er allzuviel
Sorgfalt auf die Correctheit verwendet und aus allzugroßer
Aengſtlichkeit den Flug feines Genies zu fehr gezügelt hat.
Den Beſchluß made das mit Recht wahrhaft voltsihümlih ge«
wordene Gedicht des Diffenters Robert Pollock aus Muir⸗
houfe in Renfrewfbire (1799—1826) in ungereimten Jamben,
the course of time”), |
433 Engliſche Porfie. Lehegedicht.
4) ©. Johnson T. III. p. 1662q. The chace. Lond. 1757. 8. Hob-
binol or the rural games, a burlesque poem. IV ed. ib. 1757. 8. ıb.
1813. 4, Poemas. ib. 1776. 1772. &
2) The reins of Rome. Lomd 1740. 4. Poems, viz.: ©rongar-
Hill, the ruins of Rome, the fleece, in four books. ib. 1761. 8.
3) The Sugar-Cane. Lond. 1764. 4. u. b. Anderson T. X.
4) Poems. Lond. 1759. 8. York 1796. II. 8. Isis, an elegy.
Lond. 17%. 4. Theenglish gerden, apeem. Lond. 1772. 4. ib. 1
12 w. comm. vr W. Burgh. York 1783. 8. Works. Lond. ißli.
4816. IV. 8. cf. Cary Liv. of Engl. poets. p. 190 sq.
5) The art of preserving health, a poem. Lond, 1744. 4. w. ı
it. ens. by Aikin. ib. 1795. 8. Poetical works. Edinb. 1781. 8.
nd. s. a, 8. u. b. Anderson T. X. The economy of love. Lond.
1738. & f. Cary p. 93 sq. -
6) The kotanie en, a poem. Lend. 1789-91. 1800. I. &
(Zoonomia. Lond. 1794. Il. 4. 1801. IV. 8. —— ar the phil-
sophy of agriculiure and gardening. ib. 1800. 4.) Poetical works.
» 1806. MI. 8. The temple ef nature. ib. 1003. 4. cf. Edinb. Ber.
. DI. p. 491 2q. Cary p. 260g.
7) Fables. Lond. 1727—38. II. 4. ib. 1775. 8. Newcastle 1779.8.
Ckiswick 1813. 8. Poems. Lond. 1775. I. 8. The shepherd’s week,
in six pasterals. Lond, 1721. 8. ©, Hirſching Wb. II. 1. p. 331 2q.
8) The art of politicke, a poem. Lond. 1729. 8. u. b. Dodsley
Coll. of poems. T. I. p. 262 sq. The man of taste, occasioned by
en epistle ef Pope’s on that subject. Lond. 173. fel.
9) ck. Account of her life from her Ms. Lond. 1821. 8.
10) Poems on various subjecis, lat. and engl. Lond. 1768. 8.
De animi immortalitate poema. Lond. 1754. 4. Salisb. 1833. 8.
it) The Spieen, and other poems by J. Aikin. Lond. 17%. 8.
18) The Bavisd and Maeviad. Lond. 1800. 12. ©. Chamber,
Gyeh T. II. p. 292 sq.
13) Tour in search of picturesque. Lond. 1813. III. 8. English
dance of death, ib, eod. II. 8.
. 1) Works. Lond. 1757. IV. 8. 1768. VL 8. 1768. IV. 4, 179
1m. ur. 8. Night- Thoughts. ib. 1741 aq. w. net. ib. 1801. Il. 12
1797. 4. u. Öft. Weberf. Werke, deutſch. Mannh. 1784. III. 8. Klagen ob.
Nachtgedanken, engi. u. beutfch m. Anm. v. Ebert. Lozg. 1790-9. V. 8
im Verem. d. Urſchr. u» Gr. v. Benzel⸗Sternau. Frifi. 1825. 8.0 EL»
Sobembauß Gaffel 1844. 8. Der Halbmenfh oder das Mobeleben a. d.
gl. d. Brudbräu. Augsb. 1838. 8. IE A. ebd: 1840. 8. cf. Weimar
ga Q. HI. p. 601 sg. ©. IV. p. 832. Journ. all. Journ. 1386. 6.
. p. 117. Baur Lebensgem. Sb. III. p. 422 4q. Bell, Brit. Poeis. T.
11. p. 527 ag. Johmson T. IV. p. 337 sq.
46) Hona, a poem in serem. hooks, ill. w. a map of ihe Hebri-
des and engrav. Lond. 1777. 4. The previdenze. ib. 1772. 4,
16) ©. Cary a. a. D. p. 317 aq. Poems and plays. Lond. 118
8
17) The progress of refinement. Oxford 1783. 4. Poems. ib.
1781. 1.8
18) The Sympathy and other poems. Kond, 1807. 8:
Engliſche Poefle. Seheaeuidht. 433
#0) Poems au abolition df the Htäte tisde. Lönd. 1 4.
at Bon einem m gnbern John Brown ift die Psyche or the soul
8. Won unſern Dagegen : The öughts on evil
irn, —— "and faction. grad, 1765. 0. Eosay on
1751. Essay om man. ib, 1750. 8
wi The Brave, a, poem. Lond. 1756. 8. altered into rhinss: fe
wtich is added u s eis w. not, 53 rem. i ib, 1790.89. transp.
inte mymo by & ekiey. "Lond. 183
2) Poems. Lond. 1782. 8. The on 8* mourning; & pocht}
sans smaller pieces. ib. 1817. 8.
3) Ts scompflaint, a poerk. Lond. 1820.8. Poetas. Lotid.
1188. 11. 12. 1708. 8, 1605. II. &, Poems Ww: h, pesthum. poetty and
a skeich of his life by J. Johnson. Lond. 1815. III. 6: Johe Gilpiun,
a ballad, Lend. 1783. 8. The task. ib. 1784. 6. Tiroeinium or or & re-
riew of schoels. — The life an Ds rings yw
ey, Loud. 1803. IH. 4. 0 ater 1803 . Lond, (869.
& Private corre * Hg Men, ea 11.8. G. a. Edink,
Her. T.ILp em. of the early hife written
by himself. "1 Lond: — — * b. zit. d. YHusl. 1840. p. 493.
Eänb, Rev. T. LII. p. 431 u. mu p.
20 Plays and poems. Lond. 1774, *
3) Bis poems and miscellaneons com itions w. explen. not.
ea his writings and his ‚life 3* homson. Lond. 1777. 4.
The Manners, a satire. ib. 1739. —* Recht hübſch iſt von Richard
Bhitehea d The 2 a poem. Lond. 1831. 8.
2%) Works. Loud. 1766. II. 8. 1802. II. 12.
M f. Oruber Web. b. Aeſthet. Bd. I. p. 674 sq. Poems. Edink,
1746. (754. 17985. 1756. by Spence w. the Tife of Ihe auth. ib.1756. 8.
18) &. Johnson T. III. p. 171 sq. Works, w. his memoirs by
$. Johnson. Lond. 1777. 18. 8.
] Works . Lond. 1776. IV. 8. Disiogues of the dead. Lend.
11.8, An additionel dielogne between Pericles and Aristides.
ib. D m 6. XVII new dfalogues of the dead. ib. 1762. 8. G. Jahtı-
sa 7T I. P- 4,0 4.
%) Werks. Lond. 5776 II. 8. u. b. Audersew T. X.
3) ©. Johnson T'. IV. p. Mi 24. — Poems onseveraloccasions.
Lend. 1766. III. 12.0. b. Anderson IX. u. XII.
—8 The deity. Lond. Ed. III. 1752. 8. Albions Triumph. ib.
83) Poetical works. Lond. 1773. 4. ib. 1782. 4.
34 Poems. Lond. 1763. 4. Works. Lond. 1791. IT. 12. u. b. An-
derson T. xl. |
, s) Miscellanesus trects. Lond. 1739. 1702. 1791. 8. Works and
üfe of B. St. by 6. Coxe. ib. 1511. IU. 8.
,%) Poams on several o Lond. 1727. 8. An essay on
* ey on the Dual. ib, 1730. 8. An essay On reason.
424 Englifhe Poeſie. Satire.
37) Odes. II. Ed. Lond. 1780. ib. 1785. 8. Works, pabl. by H.
Walpole w. not. Lond, 1822. III. 8.
38) The power of harmony. Lond. 1745. 4. Poems om several
subjects. ib. 1764. 8.
23 39) Poems and a tragedy. Lond. 17%. 4. f. Cary 0. a. D. p.
ag.
40) Works. Lond. 1759. III. 86. Amyntor and Theodora or ihe
hermit, 2 poem in three cantos. Lond. 1747. 4. ©. B. a. b. Ander-
son ® ®.
41) Poetical works with his letters and journsis and his life
by his son. Lond. 1834. YIII. 8. 1836. VI.8. {.Edinb.Rev. T. XVI.
En "7. X. p- 118. u. üb. ſ. Verh. zu Wordéewort h. ebb. T.
. p- 131 a0.
42) The pleasures of hope, Lond. 1803. 4. Gertrude of wy»
ming and other poems. Lond.1816. 8. Theodoric and other poems.
ib. 1824. 8. Poetical works publ. by Turner. ib. 1828. 1834. II. 4.
u. in d. Works ofRogersetc. Paris 1829. 8. ſ. Edinb. Rev. T. XLL
b 271 sq. XIV. p. 1 2q. Mag, f. d. Lit. d. Ausl. 1842. or. 25. Gil
lan a. a. ©. p. 257 sq.
43) ©. Gilfillen, Gall. of lit. Portr. p. 320 sq. The course of |
time, a poem. Edinb. 1827. II. 8.
$. 637.
Während den vorigen Abſchnitt hinfichtlih der Satire
ein trotz feiner einzelnen Fehler im Ganzen großer Diet,
Alerander Pope, geſchloſſen hatte, beginnt dieſer mit dem
bebeutendften Satirifer, den England je gehabt hat, mit Jo⸗
natban Swift. Allein wir fünnen nict eher von ihm fprtr
dien, als bis wir dem Arıt Sohn Arbuthnot!) aus Arbuth⸗
not in Kincarbinefhire (geb. 1670), Swift's und Pope's ver
trautem Freunde (+ 1735), bier eine Stelle vergonnt be
ben, ihm, dem Swift die Ehre zugefteht, daß er die Ironie zur Haupr
ſache in der Satire erhoben habe, obwohl er ſich felbft das Verdienſ
vorbehält, fie vervollkommnet und eigentlih erft richtig an
wenden gelehrt zu haben. Er hat eine ziemlike Anzahl ber
artige Schriften hinterlaffen, die fämmtlih von feiner Yin
zeugen, mit Lachen die Wahrheit zu fagen, ohne Jemandem
webe zu thun. Am wigiaften iſt fein Commentar zu Gullivers
Reiſen, und durd den unter Swifl’6 Namen herausgegeben
Roman John Bull hat er bekanntlich den Grund zu diefer ſelt
jener Zelt fortwährend als Spottname des ganzen Vokes gel:
tenden Dezeihnung gelegt, Was nun Swift?) ſelbſt anlangl,
Englifche Poefie. Satire. 425
fo war er 1667 zu Dublin geborm, widmete fih dem
geilichen Stande, befam die höchſt einträglihe Stelle ale
Deckant zu St. Patrid in Dublin und farb - wahnfinnig
1745, wozu der Tod feiner Frau, die er in feinen Gedichten
als Stella verherrlichte, nicht wenig beigetragen hatte. Er hat
eis Tüngling ein fehr leichtſinniges Leben geführt und ſich darin
gefallen, auf feinen Reifen mit den gemeinften Leuten umzugehen,
und, um ihre unfläthigen Geſpraͤche recht zu genichen, die uns
anſtaͤndigſten Orte beſucht; dieß macht es erflärlih, warum ex
ig feinen Schriften meifend fo obfeön und unfittlich erfcheint,
Des edeln Zweded wegen müflen wir feine Vorſtellung wider
bie Abſchaffung des Ehrikentbums zuer erwähnen, worin er
die Menfhen dur Lachen zur Religion zu führen fucht, im
Gegenfaß derer, die fie durch Lachen davon abwenbig zu machen
fh befiteben. Sein berühmteftes Wert, das ihm von Selten
Voltaire's den Beinamen des Engliſchen Rabelais eintrug, find
jedoch Gullivers Reifen, einer der in jenem Sahıhundert
fo beliebten imaginären Reiſeromane, wortn er England ale
Liliput, Frankreich aber als Blefuscu lächerlich macht, während er
den tritten Theil dazu anmwındet, die Ehemiler, Dathematiter, Mes
&anifer und Erfindungsprojectenmadher mit fcharfer auge zu
wafcdhen, was immer noch mehr zu entſchuldigen if, als fein
im vierten Schelle, der Reife nah Houyhnhme, ausgeſpieener
zafender Menſchenhaß, der ihn zu den ungerechteſten Präfums
ttonen veranlaßt. Höher eht eigentlich fein praͤchtiges Maͤrchen
von der Tonne, worin er nicht das Chriſtenthum, fondern nur
die Tyrannei und Heuchelei der Prieſter und pietiſtiſchen Kopf⸗
bänger angreift, aber weder den Papfl (Peter), noch Luther
(Martin), noch Calvin (Jack) ungehubelt läßt. Ausgezeichnet
iR auch feine Bücherſchlacht In der St. James» Bibliothek,
werin er gegm Wotton und Bentley, die Vertheidiger ver
Neuern, zu Felde zieht . und fie natürlih ad absurdum führt.
Trefftih iR fein Unterricht für Bediente, worin er die Schlectig.
keit derfelben als Kenner ſchonungslos aufdeckt, allein mit feinem
„Borfdlage, wie arme Kinder ihren eltern ferner nicht mehr zur
Laſt gereichen, fondern dem Vaterlande nützen können”, kann ich
mich nicht einverſtanden erklaͤren, denn es liegt doch zuviel Mas
426 Englifihe Porfe. Sacire.
liee in dem Gedanken, Deitellinder zu maͤſten un» fie an Geß⸗
wirthe ud vornehme Leute a verkauſen, damit dieſe fie aten
oder in Eſſig legen, oder auf andere Weile zum Verſpeiſm fin.
nen zurichten laffen. Lieber wie fünf ſatiriſchen Stadtellogen der dady
Mary Wortley Montagu?) (1690--1762), dam Pode
eine ſechſte binzufägte, worin ſich eine Dame über ihre dwä
bie Dlattern verlerengegangene Schönheit befchwert, Tamm 4
fürger fein, benn nur bie zweite, worin zwei Dandy's über an:
aeblih von vielen Damen erhaltene Guuſibezeigungen prahlen, IB
gelungen. Der bitterſte Gatirifer in diefem Abſcnin IR dei
liederliche Charted Churchil l) aus Weſtiinſſer (1731
64), der jedoch feine eigenen unſittlichen Rachibelufigumgen
in ſeiner Nadt (1760) beſchoͤnigt, während er in feinen Brick
en Hegarth (1708) viefen trefflichen Mater, und in ſeine
Meschede (1764) die Ausartung der Engliſchen Schauſpiellunſ
und ſogar Garrick au den Pranger fickt, ja foger in ſeiner
Meiſſagung des Hungers die Niedertraͤchtigkek begeht, den Soer⸗
ten. ihre Armuih vormwerfen. Beſſer Ans fein Autor (1763),
fein Gefſpenſt (1763), eine Verhoͤhnung des Beiftetglaubent,
in Vuiler's Manier, wobei er auch Johnſon als Pompose blamitt
fein Parlamentscandidat, und die Zeiten, ein wahrhaft ſchreckichet
Brmälze, mit dem ſchwarzgalligen Piuſel eines Perſius entwerfen,
Dagegen If fein Gotbam eine heitere Satire auf die Gebreden
feines Baterlandes, das man unter diefem Engliſchen Saoͤppen⸗
Räbt zu verfichen hat. Doung’s Satin in Diſtichen fin
zwar wipig, aber doch zu fehr epigrammeneriig, und well Re
ſich alle um. einem Gegenſtand, vie Ruhmſucht, drehen, ermüden
Be. Beſſer iR Michael Smith’) unmastirtes Chriftenthum,
worin er mit der Laune eines Butler gegew alle Pietiſten, Un⸗
gläubigen und Freigeiſter zu Felde sicht. Samuel Johnfon‘)
vereinigt Juvenalo Sein mit Nope's Harmonie, und fo Mm
fein London (nad Juvenals Sat. 15.), gegen die verborbenen Elm
des Stadt gerichtet, feine Eitelkeit der menſchlichen Wuͤnſche (nad
Jun, Sat. X,.), des Modeherr, die Modedame und die Rot
noch heute angenehm. zu Iefen, wenn auch in einzelnen Detalle
jegt unveriändlich, wogegen wieder Goldfmiik’6 Vergeltung
heute noch ale Meißerküd gelten Imn, Der gleichzeitige Cuth⸗
Ensüfhe Poeſſe. Satire. 427
bert Shaw (1738—71) aus Richmond oder Ravenöworth”),
ef herumehender Comoͤdiant, dann Journaliſt und endlich im
af end umgelommen, defim Nichtswürdigkeit fo weit ging,
daß er in einer Satire, die Berberbniß betitelt, über feine eigene
treßlofe Rage ſcherzen Konnte, gehdrt wegen feiner ausgezeichneten
Extirt, te sace, hierher, worin er die Dichter feiner Zeit einer
cherſe firengen als im Ganzen unpartellfchen Eritik unterwirft.
Ein weit bebemtendered Talent if aber John Woolcot°), ge
wihnlich Peter Pindar genaumt, aud Dodbroof (1738 —
1819), ber aber mehr carrikirt als malt, jedoch eimer ber vorzuͤglichſten
denocratiſchen Dichter Englands if, die je gelebt haben. Seine
heſen Urdeiten find die Louſiade (v. louse, Laus), worin er Georg HI.
m er auch als Haupiperfon in ſeinem (Georgs) Beine iu
der Brauerei von Wishbread fchildert, laͤcherlich macht, indem biefer
eme Laub auf feinem Teller findet und dann Miles in der
Küce zu ſcheeren befichtt, umd feine Satiss auf den Naturſor⸗
fer Joſepyh Banks, den er in dem Augenblicke darſtellt, we er
im Begriff iR, der Academie den Say zu beweiſen, daß die
Blugen zu ‚dem GBefchlechte der Hummern gehören. Auch der
Sotmuth ver Maler wird wit Recht Kücherlich gemacht und wie
im von. den Großen zu Theil werdende unvernünftige Pros
tetien, worin er befonderd den Amerlcaner Weſt bezeichnet, be⸗
ſzenelt. Bon fattrifh » imaginären Proſaromanen gehören hier⸗
ha ding gewifien Anonymus, RB. S., Parodie des Robin⸗
in Tuſoe, das Beiden und die Abenteuer Peter Willis’), und
John Kirkby’s'‘) mehr philoſophiſch gehaltene Amalgamation
des Rodinfom Erufee und des Mablihen Romans Hai En
Yekdan, worin es ebenfalls einen Süngling, den Sohn eines
Eeifbruchigen, auf einer wühen Inſel bie zur Mannbarkeit le⸗
ben und ale feine Behürfniffe und Kenniniſſe lediglich durch
ſeinen abſtracten Verſtand finden kaͤßt; leiver iſt das Buch zu
wenig bekaunt geworden, um eine wohlverdiente Berühmtheit
m elangen. Unter ben neueren Didtern (dam Didens’
in Sterne⸗Fielding'ſcher Manier geſchriebene Romane mödhte ich
wit hierher Fehen) hebe ich Befonders Thomad Moore
wegen ſeiner Geſchichte der Familie Fudge in Paris, worin er
das Betragen der Engliſchen Touriſten laͤcherlich macht, Madame
428 Enagliſche Poeſie. Satire.
Hannah More") aus Stapleton (1747 — 1885) wegen
ihres Bas-bleu or conversation, worin fie eine geiſtreiche Da⸗
men» und Herrencoterie, die fi umter dem Borfipe der Damen
Robinſon und Piozzi und der Herren Greathead, Merry, Bo
Kon, Parfone x. als Della Crusca School gebildet hatte, ge
gen die ebenfo unzarten als boshaften Angriffe William
Gifford's, des Redacteurs des Quarteriy Beview, wiewohl
fruchtlos, in Schutz nimmt, und beſonders Lord Byron aus
zeichnen, deſſen Englifche Barden und Schottifche Gritifer (1808),
worin er fi gegen bie ungerechte Eritif des Edinburgh Review
über feine Dichtungen auf das Heftige und Beißenpfle vertbeibigt,
hierher gehören. Weniger gelungen find feine Parodie auf Southey'd
Leichencarmen auf&eorg III., das Geſicht des juͤngſten Gerichts und
fein bronzened Zeitalter, aber alle leiden an zu giftiger Galle. Vei
weiten gemüthlich -heiterer iR Thomas H00d'?) aus Lonten
(17981844), der aud recht niedliche Liederchen dichtete, in
feinen komiſchen Taſchenbuͤchern, wird aber an Wis von br
belannten ſatiriſchen Zeitfchrift Punch übertroffen.
1) &. Memoirs of the life of J. A., vor ſ. Miscell. works. 17M.
*56 p- 3 sq. Biogr. Brit. T. I. p. 236 2q. Brit. Biogr. We. I
p. 32 22 sq. — The miscellaneous Works of J. A. Lond. 1751. 17%.
2 Remarks on the life and writings of 3. 8. by J. earl ol Or-
rery. Loud. 1752. 8. (Deutſch. Hamb. u. Epıg. 1752. " Doyu Delan
Observations up. L. Orr. Rem. ib. 1754. 8. Easey U n the li te
writings and c aracter of 3. S. by Swift. Lond. . 8. Samm
v. Leb. a. d. Brit. Biogr. Bd. VII. p- 249 aq. Reit. —*8 Bb. VI.
p. 149. Tb. Sheridan, Life of J. 8. The VII, ed. Lond. 1787. &
(Deutih. Hannov. 1795. 8.) G. Monk Berkely, Liter. Relics. Lond.
1790. 8. p. i sg. Cibber. V. p. 73 4q. Brem. Magaz. 1756. Et. Il.
nr. 32. Journ. eyelop. 1763. Janv. Ir. I. p. 117 site u Ei
terkde. 1784. St. VI. p. 1063 4q. Hist. Magaz. 1790. r. p. 95.
Baur, Lebenegem. Sb. I. p. 75 sq. Edinb. Rev. T. —— — p. a.
Johnson 111. »- 883 at A Misc. Works. T. Il. p. 1—-%.
Mezidres T. NY sq. Weber Democritos Bd. a p. 95 4.
(X. in 12.) Regie in Wachler's Phtlomatpie. Bd. I. P Works.
Dublin 1735 sq. VIII. 8. w. the life of the au. hr 3. "Hawker
worth. Lond. 1755. VI.4. ib.1761. XII. 8. 1763. XIV.&. 1784 XIV.B.
obl. by W. Scott w. a life of the auth., not. etc. Edinb. 181.
KıX. A S. Gedichte b. Anderson T.V. ueberf. ſ. Sw. Sat. u. 78
ften v. H. H. Waſer. Zürich 1756 — 66. VII. 8. 3. S. u. 2. A
le * roſ. Schrift. a. d. Engl. v. Pott. Lpzg. 1798-9. VI. 8.
a £ ci De v. Kottenfamp. ‚Stattg, 1843. IIL 8. @ull. Reifen
Nisbed. Zürich 1588. 8, v überf._ &pgg. 1810. IV. 8.
. es —88 Stuttg. * 4. v. —8 Gtuttg. 4843. 4. v. Ulak
‚Englifche Poefle. Poetifche Erzählung. 429
leben. Neiß. 1838-39. IV. 8. D. Maͤrchen v. d. Tonne v. K. Risbeck.
ah 1787. 8. Aufflärung d. DBebientenmwelt. a. d. Gngl. Zeit. 179.
3) Six Town Eciogues with some other poems, Lond. 1747. &.
6. Hirſching Wo. I. 2. p. UA sg. Brit. Theol. Magaz. Bd. I.
it sq. — Poems. Lond. 1763. 4. ib. 1776. III. 8. w.not. ib. 180%.
8. 1. b. Anderson T. X.
5) Christienity unmasqued or an avoidable Ignorauce prefereble
to comapt Christianity. Lond. 1772. 8.
6) Loudon. Lond. 1738. 4. The vanity of haman wishes. ib.
1147. 4. Poetical works. ib. 1787. 8. u. b. Anderson T. XI. Ueber
ihn ala Dichter cf. Cary, Liv. of Engl. poeis. Lond. 1846. 8. p. 1 sq.
N Liberty, a poem. Lond. 1756. 8. The four farthing candles.
Lond. 1762. 4. (eine Satire auf Lloyd, Golman, GShurhill u. Shirley),
The race. ib. 1766. 4. Nur elegifch iſt fein Trauergedicht auf den Tod
fine rau: Monmody to the memory of a young lady, who died
in ehikdbed, with an evening address to the nightingale. Lond,
1. 4. 4.
8) The Lousiad, a heroic- comic poem in five cantos. Lond.
1786. 8. Works. ib. 1794. II. ib. 1746. IV. 8. w. a cop. index and
some account of his life. ib. 1816. IV. 12. cf. Betgenofe VI. Abthl.
Iv. P. 8 8q. Public characters. Lond. 179. pP» 205. eutſch. Merc.
1797. Febr. p. 156 sq.
9) Life of Peter Wilkins. Lond. 1750. II. 12. u. b. Weber, Po-
pular Romances. Edinb, 1812. p. p. 201-348.
10) The life of Automathes. Lond. 1745. 8. u. b, Webern.a.D.
pP 583-638.
1)6. Mag. f. d. Lit. b. Ausl. 1834. nr. 122. W. Roberts, Mem.
öfher life and corresp. Lond. 1834. IV. 8. Works w. not. aud
3 Rem: of her. ib. 1833 sq. XI. 8. The bas-bleu or conversation.
12 The plea of theMidsummer fairies and öther poems. Lond.
187.8, Whims and oddities. ib. 1827. 8. National tales. ib. 1827.
ll. &, Tylney ball. ib, 183%, II. 8. The epping hunt. ib, 18%. 8,
$. 638,
Die poetiſche Erzählung diefer Periode if theilweiſe dem
lomiſchen, theitweife dem Iyrifchen Genre angehörig. Zu dem erfteren
gehört Swift’ liebliches Gedicht: Philemon and Baucis, dem
nur fein Seitenftüd Cadenus (Anagramm für decanus) and Vanessa
(. h. van Esther) an die Seite gefeßt werden fann. Neben ihm
muß der weiter zu nennende William Shenſtone!) wegen
feiner Schulmelfterin erwähnt werben, der in dieſer reizenden
Dihtung in Spenſer's Geſchmack die Eindrüde feiner Jugend
mitthellt. An jenen fließen fid wieder Mallet's Wilhelm
430 (Englikbe Porke. Poetiſche Erzählung.
and Margaretha und Einfiebler an. Weit Höher ſteht des de
fannten Theologen und Bilhoffs von London Robert Lomih
(1710-87) Choice of Hercules, unbedingt eins der beſten
in Dodsley 8 Sammlung (1756) der Dichter dieſer Zeit aufr
genommenen Gedichte‘), dem wohl Oliver Go Lpfmith’6 Re
ſender, niht aber John Gay's hierher gehörige Arbeiten, noch
mehrere derartige Erzählungen John Jerninghbam’s (1727—
1812)°) (4 ®. Amahella, ibe deserter, ihe fall ofMexico,
Honoria etc.), noch des jüngen Richard Hole (+ 1809)
Curate *)) an die Seite gefegt werden fünnen, obwohl Komperd
Nachahmer, James Hurdis’) aus Biſhopſtone in Sufg
(1763 — 1801), 2epteren wenigfiend im feinem Village Curate
und feine Adriana übertroffen hat. Eher möchte id} des Sonettiſten
William Lisle Bowle aus Kings Eutton in Rorihampior
fire (geb. 1762)°) Coombe Ellen, Nilſchlacht sc. hierherziehm,
die freilich ſhon Robert Southey'67) aus Brifol (1774
— 1843) im jugendlichen Freiheitoſchwindel gefchriebener Wat
Tyler und deſſelben Jungfrau von Orlean® übertreffen, in denen
bei weitem mehr wahre Poeſie if, als fpäter in feinen größe
fogenannten lyriſchen Epopöen Tbalaba, Madoc, der Fluch Ke⸗
bamas, der legte Bothenfönig Theodarih, Alles für Liche um
der Pilger von Compoſtella, worin allerdings eine Menge einzelne
Schönheiten vorfommt, die befonders in den Beſchreibungen und
Raturfhilderungen liegen, allein im Ganzen fih doch zu viel me
nierirtes Studium und Wonotonie, ja fogar triviale Wffestation
findet, ald daß man fie für Mufter erllären fönnte; übrigen
fehlt ihnen, um Epopden genannt zu werben, offenbar Ginhet
der Handlung und eigentliche heroiſde Begeiſterung. Grab’
be’8 Kleinere Erzählungen find, abgefehen von ihrem allgemeine
Zehler, dem Haſchen nah dem Gräßliben, cher Mufter in if
Form. John Keats°) aus London (17961821), dr
früh verforbene Freund Shelley’s, der ihm in feinem Adonals
ein unvergänglies Denkmal ſetzte, iſt eigentlich in der Form
und im Ausdrud gu lyriſch, ale daß man ihn hierher ziehen
fönnte; mehrere feiner Gedichte, wie Endymion, Hyperion,
Lamin ⁊c, enthalten leider zu kuͤhne Bilder und ermüden durd
zu lange Abſchweifungen. Henry Hart Milman aus faw
Eaglitche Porfie. Poetiſche Erzahlung. 481
den (1704)9, der mit ſeinem Samor eher die Niederlage der
Satin wenig kindrud gemacht hatte, Raht Durch feine ganz dramq⸗
the JZrBörung von Zernſalem, Anna Boleyn, Märtyrer von Uns
Kohle, Belfagar x. eigentlich zu hoch für Diefed Bene, fo Daß
van in Verlegenheit fommt, wohin man ihn feßen fol. Ders
ſche Fal iR es mi William Sotheby (1757—1838)%
and Landon, der fon mit 23 Yahren durch feing Reife nad
Veles aBgemeines Wufichen erregte, aber in feinem Oberen
(1198) fein Muſter, Wieland, bei weitem: übertraf, bis fein
Saul uud fine Constance de Castille an ihm größere Befählgung
u dem Benze, von dem wir jeht fprechen, erkennen ließen, eb»
gleich aus bei ihm has Hauptialent in den Schilderungen liegt.
ser hat der berühmte Biſchoff von Calcutta Reginely
Heber!) aud Malpes (1783-1826) nah feinem her
köm Palestine nitte. weiter in dieſem Genre geſchrieben.
Höher Ast darım John Wilfon’) aus Balsley in Schott
land (geb, 1788), deſſen Isie of Palms und City of ihe
ylazne chen fe gut, trobbem daß fie im romantiſch⸗ epiſchen
Eiyle gehaltene find, von feinem befchreibenden Talente zeugen
wie ſeine rein deſeriptiven Gerichte, the anglers tent und the
Ciyde, Im Ispteren Genre übertrifft ihm jedoch fein Bander
wann, der befannte Orientaliſt und Babladendichter John Ley
den?) aus Denhoim in Rorburgbfbire (+ 1811). Auch die
mühe Aäritia Eltſabeth Landon!“) aus London
(gt. 1802, vergiftet 1838) ziche ich hierher, denn ihre ſaͤmet⸗
Ita Dietungm, ihe improvisatrier, the tronbadous, Ihe
golden braselet, tbe golden violet, Ihe vow af the per
“ek, gehüren zu dieſem romantiſch⸗ erzaͤhlenden Genre un zeich⸗
un fi beſonderaq durch anmuthige Eleganz der Sprache und
Phanteſie aus, wenn ihnen auch eigentliche Tiefe abgeht und
das wilanchaliſche Element zu fahr hervortritt. Liner der Haupt⸗
Mräfsatenten unſeres Genreß iſt aber ohne Zweifel Sk Wal⸗
tet Seott) aus Edinburgh (1771-1832), ber berühmte
Schapfer des hiſtariſchen Romans in England; denn war ſchan
ſcne Nechehmung des Themas d'Ereeldoun in feine Sie
Tihtam (1834) mit coiſchiedenem Erfolga begleitet geweſen,
ſo we dieſer feinem Lai dra Ibn Minßrel, {cum
433 Englifche Poefie. Poetifche Erzäßlung.
Marmion, der Jungfrau vom Gere, Rodeby, dem Lorb de
Inſeln, Harold ıc. nod weit mehr zu Theil, und darum fehle
man ihn den ausgezeihneiften Dichtergenies feiner Nation an
die Seite. Denn abgefehen von ber Form, zu der er den alten
Rhythmus der Ballade wählte, fcheint in ihm die majehättide
Kraft Milton’d, die elegante Anmuth Campbell’, die vollendet
Ausarbeitung Pope's und das Feuer Southey's fi haben ver
einigen zu wollen, woburd eben feine Dichtungen jene effectvolle
Mannigfaltigleit, erlaunenswerthe Leichtigkeit und liebliche Har⸗
monte erhielten, die und fo anzichen, und es nur bedauern lalı
fen, daß er fo ſchnell von biefem Pfade abwih und fid, freilld
von dem ungeheuern Beifall, den feine Romane fanden, verloft,
lediglich der Profa zuwendete. Uebrigens hat er noch das Ver⸗
dien, daß er ein durchaus nationaler Dichter if, da feine Hd.
den und Heldinnen ſaͤmmtlich biforifhe Perſonen feines Valer⸗
landes find. Bergleiht man nun den Erfolg, den die Dictungen
George Noel Bordon, Lord Byron’s’) (geb. 1788 u
London, gef. 1824 zu Miſſolunghi) hatten, fo war dieſer bi
weitem entfhiedener und allgemeiner, denn man lieh Byron faR
in allem Thelln Europas, wo man wohl Scott’E Romane,
nicht aber feine Dichtungen fennt; allein es fragt fi, weſſen
Arbeiten größeren Werih haben. Dan kann Byron mit Net
den Relz der Mannigfaltigkeit abfprehen, denn alle feine Cha—⸗
raftere, fie mögen Harold, Conrad, Lara, Manfred und Cala
heißen, oder den Namen Julia, Haidee, Zuleika, Gulnare im
Medors führen, find eigentliid nur die Varianten zweier ſtereo⸗
topen Perfonen, einer männliden, unter der er ſich felbft vor
Yugen batte, die finfter, vol einzelner, großartiger Gefühle, abe
mißvergnügt mit fi und der Welt, und unerfättlih in Va⸗
gnügungen iſt, und einer weibliden (db. h. einer folen, wie er u
finden wuͤnſchte), die voll Zärtlichkeit und Ergebung Ulles aus
Liebe zu thun und zu tragen bereit it, Daher erflärt es ſich denn
au, warum feine Charaktere ſaſt fämmtlidh verzeichnet und falſch
aufgefaßt find, weil er fih eben nicht aus ſich heraus denlen
und die Welt und das Leben niht mit den Augen eines An-
dern betrachten kann. ben aus demfelben Grunde läßt fid
aud fein oft empörender Sfepticiemus in Bezug auf Gegenſtaͤnde
nn)
Englifhe Poeſie. Poetiſche Erzählung. 433
ber Moral und Religion erklären, ſowie feine oft hervortretende
Beratung feiner Mitmenfchen, die fit fogar bi8 auf die Ws
teratur erſtredte und ihn veranlaßte, befonderd das Zeitalter der
Konign Anna, und bier vorzugsweiſe Pope zum Mufter zu
hmm, denn Milton, Shakſpere und die alten Engliſchen Dras
matter ahmte er zwar im Siyl und in der Sprade nad, allein den
Ina Gehalt ihrer Werfe verachtete er beinahe. Freilich if er
felOR gar nicht von den Fehlern jemer barbarifchen Gefunfenheit
des Styls frei, die er Andern vorwirft, und man kann daher feine
GSchreibart mit dem declamatoriſchen, emphatiſchen, affectirt com
ciſen, durch öftere Härten widrigen Style Lucans vergleichen,
wenn man auch auf der andern Seite die gigantiſche Kuͤhnheit
keiner Gedanken, den faſt halobrechenden Flug feiner Phantaſie, die
unbeſchreibliche Lebendigkeit feiner Bilder und Vergleiche, den geiſt⸗
reichen Contraſt der ernſteſten Erhabenheit und des cauflifchen
Epottes, die furchtbare Gewaltigkeit feiner Sprache, die duͤſtere
Verfweiflung, mit der er ſchonungslos die Gefühle des menſch⸗
lichen Herzens aufdeckt und zerglievert, bewundernd anſtaunen
au, Die bedeutendſten feiner Dichtungen find: Ritter Harolbe
Pilgienfchaft, zwiſchen 1812—16 gefchrieben, der Giaour, die
Braut von Abydos, der Gorfar Lara, die Belagerung von Co»
riath, Barifine, Manfred, der Sefangene im Schloſſe Chillon,
der Traum, worin er feine exfle Liebe (zu Miß Mary Chaworth),
kine Reifen (mit Hobhoufe durch Spanien, Portugal, Griechen⸗
lab, irus 1809—11), feine unglüdliche Heirath (mit Miß
Roc Vilbank, die nad der Geburt einer Tochter, Ada, 1815
fein Haus wieder verlieh) und feine Zerrifienheit ſchildert, Beppo,
Razppa, einige Trauerfpiele und befonders fein Don Juan.
Leſteres Gedicht, offenbar von der poetiichen Seite genommen,
lin bedeutendſtes Werk, bat ihm nichts deRoweniger wegen feiner
Unmoralität zu dem eigentlichen Haupte der fogenannten fatanifchen
Dicterſchule gemacht, obwohl er fih ſchon im Ritter Harold,
worin er fich ſelbſt darſtellt, wie er, gleichſam Eain und Ahasverus
in einer Perſon, mit fi und der Welt zerfallen, unfät und
raſilos durch die Länder flürmt, des Lafer fatt und müde, zur
Reue und Tugend aber zu ſchwach und abgeſtorben, eigentlich
als Träger diefer Fahne ausgewieſen Hatte Gleichwohl gilt
Größe, Handpuc d. Literärgefichte. LIE. 28
434 Englifhe Poefle. Poetiſche Erzählung.
ein Anderer, nämlih Bercy Byſſhe Shelley") aus Field
Place in’ Suffer (1792, ertrunfen 1822) für den eigentlichen
Gründer der poetifchen Klafie derfelben (denn die proſaiſche führte
Hazlitt an), nachdem derfelbe in feiner Abhandlung über die
Nothwendigkeit des Atheismus, der er als Ouartiermacher die Ror
mane Inſtrozzi und die Roſenkreuzer vorausſchickte, und In de
Königin Mab (1812), einem freilich etwas wild phantaflfhen,
aber mit wundervollen Stellen (3. B. the sensitive Plant)
Durchzogenen Iyrifchen Epos, dem Eoder feines Syſtems, eine Theorie
der Unmoralität aufgeftellt hatte, die nach der Behauptung
einiger übelberathener Fanatiker in politliſcher Hinſicht bie
Anfichten der wüthendfien Radicalen Nordamerikas und in phile
fophifch:moralifcher die Lehren Epicurs, Spinoza’s, Holbach's und
Humes zu einem furditbaren Teufelscatechismus vereinigt.
Ztemlih in demfelben Geiſte if fein gleichfalls Halb didactiſches
Gedicht Alastor gefhrieben. Jedoch kann man zu ſeinen Gun⸗
fien anführen, daß fih aus dem in feinen Werfen überall her
vortretenden Enthuſiasmus für alles Gute und Edle unbefreits
bar ergiebt, daß er eigentlih mehr Pantheiſt ale Atheiſt war
und, theils von feinen Gegnern vielleicht ungerecht verſchrieen,
theils von feinen Freunden mißverflanden, in diefen uͤbeln Ruf
kam. Zu lepteren gehört fein bebeutendfier Schüler James
Henry Leigh Hunt!) aus Soutbgate in Middtefer (geb.
1784), auf den allerdings auch der Umgang, den er bei feinen
Aufenthalt In Italien mit Byron pflog, weſentlich eingewirkt hat,
Alle feine Dichtungen, Juvenilia, Feast of the poets, beſonders
Francesca da Rimini, die aber jener berühmten Gpifode, die
Dante in feiner Hölle derſelben Berfon widmete, nicht fehr nahe fommt,
zeugen theils von außerordentlier Phantafte, deren Ueppigkeit
nur mit Moore's Bilderreichthum verglichen werden kann, theils vor
einer bewundernswürbigen Harmonie der Epradie; allein überol
tritt Affectation und jenes Hyperbolifiren aus ihnen hervor,
welches man den ganzen Bertretern der ſataniſchen Schule über
haupt zum Vorwurf madt und das ihm und feinen Anhängen
den Efelnamen der Cockney school von Selten ber Grätifer
des Blackwood Magazine zugezogen bat, Weit angenehmer
it es daher, bei dem Stifter der fogenannten Laliſtenſchule (von
Englifhe Poeſie. Poetiſche Erzählung. 436
Jake, See, well ihre Glieder fa alle in der Nähe der romant⸗
iſchen Seen von Gumberland und Weftmoreland wohnten), dem
trefflihen Dichtergreis Willlam Worbsworth") aus Cock⸗
ermouth (geb. 1770) zu verweilen, der zwar weder die Phantafie eines
Moore, noch die Kraft eines Byron, noch au das befchreibende Talent
eine W. Scott befißt, dennoch aber wegen ber heitern Einfach»
beit und religlöfen Färbung feiner Dichtungen, die, mehrere Iyrifche
abgerechnet, theild zum defcriptiven, theils zum ſpeculativ⸗philo⸗
ſophiſchen Ginre gehören, von feinen Landoleuten neben, wenn
nicht über die genannten Dichter geflellt wird. Auch er repräs
fentirt eine gewiſſe reltgiöfe Richtung, nämlich eine Art chriſtlichen
Platonismus, defien Bafen auf die Harmonie des Iniverfums
gebaut find und eine Art von Myſticismus einfließen, der ſich
den pantheiftifchen Theorteen des Pythagoras zu nähern ſcheint.
Sein bedeutendſtes Werk if das größere Gedicht the recluse,
welches in zwei Abtheilungen, the excursion und the white
doe of Ryistone zerfällt. Bon den übrigen Mitgliedern feiner
Säule, 3. B. Southey, Wilfon und Scott, iſt bereits
oben die Rede geweſen, von den übrigen, Coleridge, Lo⸗
ver ac. wird unten noch weitläufiger gefprocdhen werben.
, 4) The Schoolmistress, in f. unt. anzuf. Werk. u. b. Anderson
3 Steht auch b. Anderson T. XI.
3) Poems on various subjects. Lond. 1767. 8, Ed. Il. ib. 1786.
— 8.
4) The curate, in der Devonshire collection.
5) The village curate, a poem. Bishopstone. 1797. 8, Poems.
Oxford. 1808. 111. 8.
6) Sonnets. Lond. 1793. 8. Hope, an allee- sketch. Lond. 1796.
4. The missionary, a poem. Ed. Il. Land. 1824. 8. The spirit of
discove 8 Sea. ib. 1805. 8. ©. a. nr. ®.
7) © olff. p- 279 sq. Edinb. Rev. T. I. p. 63. VII. p. 1. XI.
p. 31. XVII. p. A208q. XXII. 9.447. XXV. p.1. XXVI. p. 441. XX VIII.
151.XXXV. p. 42%. L. p. 528. Bi. f. d. 8it. d. uusi. 1837. p. 241nq.
ag. f. d. Kit. d. Aust. 1843. nr. 85. Gilfillan, Gall. ofliter. Portr. Edinb.
1348. 8. p. 421 sq. Works. Lond. 18%. XIV, 8. 1837—32. X. 8. ob.
XVI. 12. Poetical Works. Paris 1829. 8. Works, Lond. 1845. 4.
8) Endymion, a post. romance. Lond. 1818. 8. The poetical
works of oleridge, helley and Keats. Paris 1829, 4. ©, Gilfillan
a. a. D. p. 372 sq. j
9) The Belvidere Apollo, with Fazio and other poems. Lond.
1821. 8. Samor, lord of the bright city, an heroic poem. ib. 1818. 8.
The fall of Jerusalem, a dram. poem. ib. 1820. 8. The martyr of
Antiochia, adram. poem. ib. 1822.8. Belshazzar, a dram. poem. ib.
1822. 8.Anne Boleyn, a dram. poem. ib. 1822.8. The poetical works
of Milman, Bowies, Wilson and Barry Cornwall. Paris 1879, 4,
287
e
436 Engliſche Poefle. Poetiſche Erzaͤlung
10) Poems consisting of a tour througb paris of Norih and Soath
Wales. Lond. 1796. 4. The Battle of the Nile. ib. 1799. 4. The siege
of Cuzco, a trag. Lond. 1800. 8. Julien, a trag. ib. 1801. 8. Oberen
or Huon de Bordeaux, a ınask, and Orestes, a trag. ib. 180%. 8.
Saul, a poem. ib. 1807. 4. Constance de Castille, & poem in ten
cantos. Lond. 1810, 4. Six 'Fragedies. ib. 1314. 8. Italy. Lond. 1819.
1830. 8. Paris 1840. 18. It. and other poema. ib. 1828. 8. ©. Wolß.
P.
11) Palestine. Lond. 1803. 8, Europe or lines on the presm!
war. ib. 1809. 8. '
12) The city of the plague and other poems. Bdinb. 1816. &
The Ciyde, in J. Leyden, Scotish Descript, peems. Edinb. 1803. p-
33 sq. ©. Werke find gefammelt ald The recreations of Christ her
North. Edinb. 1842. III. 8. Ueb. ihn f. Leyden a. a. O. p. 1 29. Gilfillen
P. 155 sq. a
13) The poetical remains of J. L. with memoirs of his life by
J. Morton. Lond. 1819. 8. ©. Scott, Misc, Works. T. I. p. 30 9
14) Poems. Lond. 1822. 8. The improvisatrice. ib. 1825. 8. The
troubadour. ib. 1825. The golden bracelet, ib. 18.6. The golden
violet, ib. 1827. The vow of the peacock. ib. 1835. 8. &. The like
and correspondence of L. E. E. Lond. 1839. III. 8. tag. f. d. Bi
d. Aust. 1843. nr. 129. 133. ©. BL f. d. Eit. d. Ausl. 1838. p- 29 0
1839. p. 93. 555 »q. Wolff p. 369 sq. .
15) Poetical works. Lond. 1833—34. XII. 18. Paris 1838. 11. 8
S. Poet. Werke deutfh in db. Taſchenbibl. ausl. stuff, Zwickau ‚82% 89
16. ar. 29. 30. 89. 90. 149. 150. 163. 178-183. 187. 188. 230. 1.
16) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 25. 29. 85. 90. 103. 126.
1833. nr. 38. 1834. or. ©5 sq. 1835. or. 139. 152. 1839. nr. 22. 19%
nr. 7. BL, f. d. Sit. d. Aust. 1827. p- 2 sq. W008 ng. 383 ag. Ediab.
Rev. T. LIT. p. 5i4. XXX. p. 87. XXXV1. p.413. XI. —78
p. 466. XXI. p. 299 XXIII. p. 198. XXVII. p.277. XXVMI. pi.
XXIX. p- 302. XXX. p. 87. KXXV. p- 271. XXXVL p 4
XXXVU B 27. Letters and Jaurnals of L.B. w. not. of his life
ubl. by T'h. Moore. Lond. 1829. 1832. II. 4. Paris 1833. U. 8
pr. Lebensbefchr. e. Anal, u. Beurth. |. Schriften. 9. d. Engl. . 1825.8-
J. W. Lake, The life of L. B. Freft. 1827. 16, D. Leb. du. 8. Dom
verd. v. Fr. Pauer. Quedl. 1827. 8. Ih. Medwin, Gefpr. m. L. 8. a. db
Engl. Gtuttg. 1823. 8. v. Meyer, B. Leben, in Adrians Ueberſ. |.
Leigh Hunt, L. B. and some of his conteamporaries, w. recall. of
the authors life and of his visit im Maly. Lond. 1822. 4. Works
Lond. 1815. VIII. 8. Leipz. 1848. Val. 8. Works with his letter
and jourmala aml his life by Th. Meore, Land. 1832— 3
1839. XVII. 18. ib. 1839. VII. 8. The com works efLB
repr. fr. the last London edit. w. consil. add, now first publ. com!.
not. and illastr. by Moore, W. Scett etc. and a compl. index . |
which is prefixed a life by H. Lytion Bulwer. Paris 1835. 1-
4. Ueber. f. ſaͤmmti. Werke deutih v. FB. Adrion. Zrift. 1830-31.
1837. XJL. 8. v. Verſch. überfegt. Iradau 182587. xXXXI. 18. Deutid
v. Ad. Böttcher. Lpzg. 183941. 4. od. XV. 16. überf. vd, Mehr. Pferd
1839. 1842. X. 16, ©. Wolff, Schöne Pit. Eur. p. 159—223.
17) ©. Mag. f. d. Lit..d. Yusl. 8%. nr. 96. 1845. ur. 12809. B
f. d. Lit. d. Aust. 1836. p. 241 ag. Pruß, Meine Schriften (Merfeb. 13.
I. p 285 ng. Gilfillan 7 7L 2q. Willlomm in f Jahıb. f. Dramt-
Lyag. 1837—38. Bd. I. J. Medwin, The Shelley . Lomd. 1833.
8. Edinb. Rev. T, XL 2.494. Alasior and otbergoems. Kand.
Engliſche Poeſie. Zabel. 437
1916. 8. The revolt of Islam, a pommn. ib. 1818. 8. Posthumous
poems. ib. 4824. 8. The mesque of anarchie. ib. 1832. 8. Queen
Mab. ib. 1812. 8. Works. Lond. 1824. 8. ueb. ift: 9. 8. Sh. Poet.
Bere in ein. Bande v. 3. Seydt. Lpzg. 184044. 4,
18) ©. Dt. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. p. 285 sq. 310. 348 sq. The
sery of Rimini, a . Lond. 1816. 8. Poetical works. Lond.
1833. 8. A legend of Florence, a Drama. ib. 1840. 8. The palfrey,
a poem. ih. 1842. 8. |
19) The excursion, being a portion of the reciuse, a poem.
Lond. 1814. 4. The white doe of Rylstone, a poem. ib. 1815. 4.
Poems w. a new pref. aad a suppl. essay. ib. 1815--20. III. 8.
Ecciesiastical sketches in verse, ib. 1802. 8. A description of the
scenery of the lakes in the nord of England. Lond. 1822. 8. Me-
merials of a four in the continent in verse. ib. 1822. 8. Works.
Lend. 1836--37. VI. 8. Dagu Bupplem. poema ib.1842. 8. cf. Edinb.
Rev. T. II. p. 217 sq. XXIV. p.1. XXV. p.355. XXXVI. p.449sq.
Mag. f. d. Lil. d. Ausl. 1843. nr. 72. Bl. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. p.
238 sq. 1888. p. 181 sq. Gilfillan p. 307 sq.
$. 639.
Ehe wir jetzt zu der elgentlihen Lyrik übergehen, find
noch einige Fabeldichter dieſer Periode anzuführen. Diele
fallen jedoch alle in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderte,
An ihrer Spipe fiht Sohn Bay’), von dem fhon mehrmals
‚de Rebe war, der zuerſt (1726) emen Band gewöhnlider Fa⸗
bein publicirte, und demfelben fpäter einen zweiten, politiſche
ahaltlnd, folgen ließ, die aber weniger gelungen waren.
% fand verfkiedene Nachahmer, und merkwürdig genug er⸗
feinem eine Menge Fabeln für Brauenzimmer, als beren Ders
her unter Andern Edward Moore?) (1720— 1751),
Henas Marryat?), Alerander Gofen* und John
Henry Wynne?) genamt werben. Zur älteren Manier kehr⸗
im Charles Dennis‘), Samuel Rihardfon?) in feiner
nur mit wenig Eigenem vermehrten Bearbeitung ber Babeln
kEfrange's und William Walbed®) zurüdl, Robert Dods⸗
ley) (+ 1764) verſuchte eine Sammlung älterer und neuerer
Babeln, und ein Ungenannter trug no die Allegorie in biefels
ben hinein 2), indem et 3 B. die Klugheit und Gerechtigkeit,
die Jahretzeiten und Materei als handelnde Perſonen einführte,
Mm neeher Zeit haben Bercival!!) und James North⸗
tote”), fepterer in Specktter's Manier, Fabeln gedichtet, nach⸗
1 fon vorher die beiden Bewids!) Wehntihes verfucht
en | |
440 Enngliſche Doefie. Lyrik.
James Hammond’) (1710 — 42) bis zu Sohnfon’s, der in
nur für einen kalten, gezierten Pedanten gehalten wiſſen wolle,
ſcharfem Urtheil, neben Tibull; Richard MWer*) ſtarb zu früh
(1742 im 26ſten Lebensjahre), um die Erwartungen, welde
feine Ode auf der Königin Karoline Tod erregt hatte, zu er⸗
füllen, die Gaͤrtnerstochter Mrs. Leapor (1722—46) aus
Marfton?) Iebte ebenfalls nur kurze Zeit und IR mehr Miscel⸗
Iandichterin, ebenfo der Rector von Bimperne Chriſtopher
Pitt!) (1699 —1748) aus Blandford, der Jude Mofed
Mendez+1758)"), und Sterne's Freund, der Autobidact Ignaj
Sanyo"), einNeger (geb. 1729, geh. 1780), ver nicht blos
Geiſt und Gefühl, fondern auch beivunderungswärbige Moralität
und wahrhaft chriſtliche Befinnung zeigt. Als geiftlicher Lieder
dichter iR der Theolog Ifanc Watte") (1674—1748)
aus Southampton zu erwähnen; nur wäre ihm mehr Urthell und
Geſchmack zu wünfchen, obgleich ihm wahrhaft religiäfe Begei⸗
flerung und Phantafle nit abgeht. Ohne mich bei der an
genehmen Liederdichterin Lady Lurborough (1756), der Schwe⸗
Rrr Bolingbroke's, aufzuhalten, bemerkte ih, daß fi zwar ale Mid
celandichter bemerkbar machten der Irrenarzt Ratbantel Got
ton!) (1721—88) zu Gt. Albans, deſſen beſtes Gedicht ſein
Fire-side if, und Eliſabeth Singer Mis. Rowe (1674—
1737) 15), aber bier verſchwinden vor den ausgezeichneten Elegieen⸗
dichtem Willtam Shenflone (1714—653) aus Leaſowes
oder Hales⸗Owen In Shropibire, deſſen Hirtenballade bie,
benden Ruf haben wird!e), vor Richard Sago (171
— 15—1781)'), dem feine zührenden Elegieen, worin
befonders die Vögel eine bedeutende Holle ſpielen, den Ramen
des Vogelpoeten verfhafft haben, vor Thomas Tidell®)
(1686 — 1740) aus Bridekirk in Cumberland, ber freilich auch
ale Balladendichter einen großen Ruf hat, hierher aber wegen fein
koſtbaren Elegie auf feines Freundes Addiſon Tod gehört, und vor
dem Berfaffer ver berühmten Ode auf den Kudud John Logan”)
aus Sala in Midloihian (174888). In der Pindariſchen Ode
verſuchten fic Umbrofe Philip 8°) aus Leiceſer 1671-1749)
und ber fon genannte Gilbert Weſt, in der eigentlichen Se⸗
legenheitsode William Whitehead, vor dem eine game
Englifche Poeſie. Lyrik. 41
Reihe folder Urbeiten aus den Jahren 1758 —885 vorliegen,
in der eigentlich patriotiſchen aber der bekannte Sandfritforfcher
Er William Jones aus London (1746—94)). An
Hymnendichtern fehlt es auch nicht, doc heben wir beſonders
hervor Mark Akenſide's Hymnen auf die Froͤhlichkeit und
Rıjdn?), Thomas Gray’e?) Hymne auf die Widerwär⸗
ligleiten des Schidſals, Sohn Langhorne’s?*) aus Kirkby⸗
Stcphen in Wehmoreland (1735 — 790) Hymme auf bie Hoffe
ung und John King's?) (+ 1787) Rachahmung Hebräiſcher
Palmen in dieſer Form, welche ihm beffer ald James Mer.
rid (1720—66)%) gefang. Im erotifgen Liebe verſuchten ſich
lt Old der Buchhändler Robert Dodstey (1703 —64)
aus Mansfielo 2°) und ber ſchon genannte Chriſtopher Smart
(1722— 70), im tändelnden Genre aber Georg Granville
u Lands down (1667 — 1735)2), Somme Ienyns
1705—87)2°), der ſchon genannte Jerningham aus Gof⸗
fp in Norfolk (1727 —1812), John Wikia”) und feine
Säwefer Unna Lätitina Barbauld aus Kibworth Har⸗
coutt (1743—1825)°) in Leiceſftetſhire. Im Schaͤſergedichte
ahmte Ambrofe Philips dem Theocrit, leider in etwas m
soher Form nah, erlangte: aber gleichwohl mehr Beifüll ale
Pope, der in feinen Eflogen (Messias, nah Iefalad ap. 40.
nd nah Birgild Pollio), the bosset table, kiner Darfielung
des Rebens der Stabtvamen, Dinge vorbrachte, die geradezu auf
den Rande und unter den Hirten undenfbar waren. Darum verfl-
füte dieſer jene zuerſt im Guardian (nr, 40), und danv pargdikte er
fie aus, und ale einmal John Gay, fein Freund, auf feine
Teranioffung Im gemeinſten Bauemdialect feine Parodieen hatte
folgen laffen (Shepherds week), raubte er Philips alien Erebit,
us fo mehr, als auch Shenftone felne Kücenefloge Colemira,
kine pastoral ballad und feine Rural elegance ganz Im Pope⸗
ſden Geiſte eingerichtet hatte, obgleich John Cunninghamꝰ)
toppen wieder mehr Philips Manier folgte. Eine ſehr einfeinige
Form dieſer Gattung bearbelteten million Golling, Eyled
Itwin?), Det bekannte Reiſende, der ſchon genammte : Quaͤker
John Scotteh und Hugh Mullegan*). WIE. Sonettiflen
hatten ſich nicht ohne Gluͤck verſucht: Der ober genannte John
444 Engliſche Poeſte. Lyrik.
fo ſtark uͤberwiegt, daß Feine dieſer Gattungen an ſich ren
vaſteht. Darum gehören auch mehrere ber ſchon beſprochenen
Dieter, z. B. Wordsworth, Southey, Liöle Bomle,
Glare, Erabbe, Keats, Grahame, Campbell, Hay:
ley, feRR Byron und Shelley wieder hierher, wir wollen
uns aber bei ihnen nicht aufhalten, fondern vielmehr hier einige
Andere beſprechen, die vorzugsweife rein lyriſches Bepräge tragen.
Obenan flieht bier nun ber zarte Phantafl, Samuel Taylor
E oleridge!) aus Ottery St. Mary in Devonfhire (1772-
1884), der, vorzügfih durch dad Studium beutfiher Dihte
(er überfepte Schiller's Wallenſtein) und Philofophen (Kant und
Bichte) gebildet, aud in dem Geifte derfelben gedichtet hat. An
beften gelangen ihm die leidenſchaftlichen Situationen, wiewohl
Ihm auch im Uehrigen weder Reichthum bes Ausdrucks noc har
moniſche Eleganz der Sprache mangelt. Reben ihm mag Eparlet
Abraham Elton?) (geb. 1778) eine Stelle finden, unten
defim Dichtungen jedoch felne auf den Tod feiner beiden im Ka
nal von Briſtol ertrunfenen Söhne gedichtete Monodie am Hödt-
Men fteht, Noch weit melandolifder find die Elegieen (J.8.
an bie Einfamfelt, den Tod) des zu früh verftorbenen Fleiſcherſohnes
Henry Kirke White?) (1785 — 1806) aus Nottingham, den
man den Engliſchen Ehenier genannt hat, obgleich er biefen Lyriler
noch weit durch feine wahrhaft Innige Tiefe des Gefühls und
feine ganz dem Vorgefühl feines frübzeltigen Todes Hingegeben
Schwermuth übertrifft, die man fogar fon in dem von ha
im 14ten Lebensjahre geſchriebenen Gedichte, die Kindheit, ge
wehrt: Muh Charles Lamb (1775 — 1834)*) aus tv
dort; der befännte Joutnalliſt, hat einige weffliche efegifie Städ
binterlaflen, die ebenfo von Geiſt und Originalität, als wahrhafte
Empfindung und edelem Herzen zeugen, wobei er fidh freilid
nicht ganz frei von Affectation, Tämdelel und zu ſclaviſcher
Nachahmung der altm Meiſter aus der Zeit der Gillaheh,
wie Shakſpere's xc., gehalten hat. Diefen Mangel können wir
aber Samuel Rogers aus London (1762—18327)°) nik
vorwerfen, welcher in vieler Berichung Golbſwith aͤhnlich IR,
inben er ganz mit jener Einfachheit zum Herzen ſpricht, wie
dieß bieſer große Dichter in feinem. Dorftirchhof und MWichr von
Engliſche Poefle. Lyril. 445
Balcheld gethan hat. Auch der Srländer Georg Eroly°)
(geb. 1790) erwedte durch feine trefflihe Ratahmung einer der
ſchoͤnſten Traditionen des Corans, der. Weltengel betitelt, worin ſich
befonderd eine erhabene philofophifhe Weltanfhauung ausſpricht,
große Erwartungen, allein feine fpäteren Leiftungen entſprachen
dem nicht, und fo muß man Thomas Moore’) aus Dublin
(1780), dem Ueberſetzer des Anacreon und Nachahmer des Eu
tl, den Die Franzoſen, wiewohl mit Unrecht, dem unmoralifden
Barny an die Seite gefept haben, allein das Verdienſt zugeſtehen,
in feine Lallah Rook (1817), beſonders aber in die Epiſode
berielben, da6 Paradies und die Perl, einen Duft orientalifcher
Phantaſie gegoflen zu haben, welder nicht lieblicher von den
Dichtungen eines Hafiz und Saadi ausgefrömt wird, und ihm
den Beinamen des orientalifchen Blumenmaͤdchens verfhafft hat.
Au feine Liebe der Engel (nad 1B. Moſis 6,2), ein Stoff, den
auch der von Moore mit herrlihen Stanzen präfonffirte Byron
unter dem Titel, Himmel und Erde, befang, If mit wahrhaft
Davidiſcher Begeiſterung gebichtet, während Byron überall feinen
milden Skepticismus zur Schau trägt. Allerdings verbanft
Moore feine Europäifche Beruͤhmtheit mehr feinen Irish Me-
Isdies (1813), kleinen lieblichen Liedern, die er Act nationalen
Jiſchen Melodieen angepaßt hatte. Reiner Raturdichter dagegen
vol ernRer Ueberlegung if Ebenezer Elliott’), Schmied In
kinem Beburtsdorfe Masbro bei Sheffield (geb. 1781), der wegen
ſeine politiſchen Gedichte, worin er ohne Menſchenfurcht die
Sade des durch die lediglich zum Vortheile der begüterten Lande
beiper beftchenden Korngeſetze unterdrüdten Volles verfucht, ber
Cora-law Bhymer oder Korngefehbichter genannt wird, Merkwürs
dig fickt won ihm der rein in Idealen lebende, allerdings auch
demolratiſch gefinnte James Montgomery’) aus Srvine
in Ayrſhire (geb. 1771) ab, denn feine nad Herrnhutiſchen
Orumdfägen geleitete Erziehung hat ihn ſiets in politiſcher Hins
ficht als zaghaften Dulder erſcheinen lafien, und nur in feinen
beihreibenden Dieetungen, wo er nicht anfoßen Eonnte, iR ber
Bug feiner Poeſie frei und wahrhaft großartig. Sein Na
umeveter Robert Montgomery, ein Gelfliher, iſt noch
viel ergiebiger als er, und troß feines Mangels an Originalität
AB Engliſche Poefie. Lyrik.
Hartley Goleridge, John Malcolm xX. und unter dm
Dichterimen die radiale Eliza Cool, Lady Emmelin:
Stuart Wortley, Mıs. Henry Goleridge, Miß Brooke,
Auife Anne Tvamley, Mary Ehalenor, Mre. Dail.
vy, eine Schottin, und viele Andere, die bier alle zu erwaͤhnen
u weit führen wuͤrde.
1) &. Eilfillan Gall. of lit. portr. p. 265 20. Wolff, p. 337 4.
Mag. f. d.Lit.d. Ausl.1834. or. 134. 1835. nr. 71. 1838. nr. 76.1843. or.®.
Bl.f.d.Eit.d. Aust. 1840. p.4655q. Biographical sketches ofmy literary
äfe and opinions by 8. T. C. Lond. 1817. H. 8. The lelten,
conyers. and recollections of C. Lond. 1836. II. 8. Gillmann, Men.
of C. ib. 1838. 8. Coleridge’s Table talk. ib, 1838. 11. 8. Poeticl
works. Lond. 1828. Ill. 8. ib. 1834. III. 8. ueb. f. ol. D. alte Matrof,
a. d. Engl. v. A. Hoefer. Berl.184. 16. Ein. Dichtungen v. S. T. Som
u. Mrs. Yandon Maclean im Versm. d. Orig. v. Krang. Danz. 1839.8
2) The brothers, a monody and other poems. Lond. 1826. 8.
3) The poetical remains of H. K. Wh. w. au account of hi
life. Loud. 1807. II. 8. u. Öft. &. Cary a. a. D. p. 412 sq. ,
9) ©. T. Noon Telfourd, Ch. Lamb w, a skeich of his ik
Lond. 1837. II. 8. Chasles, le XVIll. si&cle en Angleterre. (Pers
1846. 8.) p. 276 sq. Gilfillan, Gall. of lit. portraits (Edinb. 1845. 8.)
p. 333 09. Mag. f. d. Lit. d.XusL 1835. mr.69. Works, Lond, 1818.1l
8. Prose Works. ib. 1836. III. 8. Poetical Works. ib. 1836. ]i 8.
Album igres with a few orhern. ib. 1840. B: |
6 poetical works of Rogers, Campbell, J. Montgowerj,
Lamb and Kirke White. Paris 1229, 4. Poems.” Lond. 1812. 1816.
1834. II. 8. Ode on superstition and other Poems. ib. 1786. 8. The
Fieasures of memory. ib. 1792. 1801. 1810. 8. The vision of Colun-
us, Jacqueline, Human life. ib. 1819. 8. Italy. Lond. 1823. ib. 4.
Y. 1830. 8. ©. Edinb. Rev. T. XXII. p. 32 sq. Mag. f. d. kit. d.
Aust, 1834. ar. 4,
6) Lines on the death of princess Charlotte. Lond. 1818. 8. The
angel of the world, am arabian tale ; Sebastian, a apanish tale and
other poems. Lond. 1820. 8. Paris in 1815 and other poems. ib
1821. 8. Catiline, a trag. w. other poems. ib. 1822. g Poetical
Works. ib. 1830. II. 8.
7) &. Edinb. Rev. T. XXIX. p. 1 sy. Wolff. p. 225 sg. I
mes 1823. ©. XX. p. 184 1q. Mag. f. d. die. d. Aust. 1833. ar. 9
Slätt. f. d. Lit. d. Aust. 1840. p. 17 sq. Episties and other poem#-
Lond. 1806, 4. 1814 u. öft. II. 12. Lallah-Rook. ib. 1817. 4 18188.
u. öft. The Fadge Family in Paris. Lond. 1818. 8. The loves 0!
“be angels, an eastern romance. ib. 1823. 8. Irish melodies. Lond.
1807—34.X.8. The epicurean, a tale. ib. 1827. 8. Poems. Leipz. 1826.
4. Poetical works. Paris 1841. III.8. Lond, 1840. X. 8. Works. Lond.
3840, XXI. 8. od. III. 4. Ueberf. [. Gedichte a. d. Engl. v. 3. 8. Schule.
ermannft. 1830, 8. Die Liebe d. Engel m. engl. Text v. P. Or. v. Haugoit-
rest. 1829. 8. v. Balduin (3. Y.Röbe). Werl. 189. 8. v. J. B. Rouſſear.
Münd. 1834. 8. Lalla Ruky od. d. mongol. Prinzeffin, a. d. Engl. v. Ba:
ron be Ia Motte Fouqus. Berl. 1822. 8. v. Witthaus. 3wickau 1823. ll.
16. metr. v. Bueren. Emden 1829. 8. v. 8. v. Pedlin. Frkft. 1830. 12.
v. J. &. Menke. Bremen 1843. 8. Das Paradies -u. d. Perl v. H. Kurt
Engliſche Poeſie. Lyrik. 449
tuttg. 1844. 16. 9. M. Witte. b. 1837. 12. Iriſche G berte.
* —ã à. 1. 16. —8 Werke va v. ee
epis· 1839-40. 1843. V. 16.
8) f. Bl. f. d. Lit. d. Aust. 1838. p. 405 ag. Gilfillen a. a. D.
a 2 — Corm-Law Rhymes. Lond. 1832. 8. Poems. ih.
9) f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1834. nr. 1. (ebd. 1842.nr. 50. Edinb,
Rev. T.LI. p. 193 sq. über Robert Montgomery. Bon ihm: Aunir.
rayer; death; a vision of heaven; and a visionofhell. Lond. 1828. 4.
Irhe omnipotence of the deity. Lond. 1828. 8. Saten, a poem.
ib. 1840. 8. Oxford, a poem. Oxf. 1831. 8. The Messiah, a m.
ib. *1832. 8. Woman, the angel of life, a poem. ib. 1833. 6. Lu-
ther, a poem. ib.!842. 8. cf.Clarkson, R. Moutg. and his reviewers
w. some remarks on the present state of engl. poetry. ib. 1830.
8.) Greenland and other poems. Lond. 1819. 8. Songs of Zion,
being imit. of psalms. ib. 1822. 8. The pelican island and other
poems. ib. 1823. 8. Thoughts on wheels, a poem by 8. Roberts
the state lottery, a dreaın. ib. 1817. 8. Prison amusemenis. ib. 1797.
8. The wanderer ot Switzerland. ib. 1846. 8. The Westindies. ib.
1810. 8. The poets portfolio. ib. 1835. 8,
10) National lyrics and songs for music. Lond. 18%. 8. Hymus
of childhood. ib. 1834. 8. Scenes and hymns of life. ib. 1834. 8.
The restoration of the works of art to Italy, a poem. Oxford,
1816. 8. Tales and historic poesıns in verser. Lond. 18:9. 8. The
sceptic, a poem. ib. 1820. 8. The siege of Valentia, a dram. poem:
the last Constantine and other poems. ib. 1823. 8 The lorest
sanctuary and other poeıns. ib. 1825. 8. Edinb. 1829. 8. Songs
of the affections wıth other poems. ib 1830. 8. ©. H. F. Chor-
ley, Memor. of Mrs.H. w. illustr. of her liter, character from ber
private cerresp. Load. 1836. 11. 8. Bi. f. d. Eit. d. Ausl. 1836. p. 109
sq. 1840. p. 136 sq. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1843. nr. 56. 132.
11) ©. Mag. f. d. Eit. d. Ausl, 1836. nr. 83. 1846. nr. 55. The
sorrows of Rosalie. Lond. 1825. 8. The uadying one. ib, 18%._d.
The dream and other poems. ib. 1840. 8.
12) Psyche with other poems. Lond. 1816. 8.
13) The seven temptations, a series of dram. . Lond,
1834. 8. The forest minstrel and other poems by William and Ma-
17,4 ib. 1823. 8. The desolation of Eyam and other poems. ib.
14) ElienFitzarthur. Lond. 18:0. 8. The widow’s tale and other
ems. ib. 1822. 8. The birth day and other poems. ib, 1836. 8.
olitary hours, ib. 1839. 8.
15) The Seraphim and other poems. Lond. 1838. 8. The ro-
maunt of the page. ib. 1839. 8.
16) Proben b. Chambers, Cyclop of engl. liter. T. II. p. 410.
17) &. Gilßllen a. a. DO. p. 232 sq. Poems. Lond, 1795.8. Gebir,
count Julian and other poems. ib. 1831. 8.
18) ©. Edinb. Rev. T. XXXIV. p. 449 sg. XXXIII. p. 144 29.
Marcian Colonna, an ital. tale w. other poems. Lond. 1820. 8. Mi-
Größe, Handduch d, Literärgeſchichte. UI. 29
450 Enngliſche Paefle- Drama.
saudula, a. trag. IB. 1821. 3. The food of Themaly, Ike Li
Proveuce and other ‚oeme. ib. 1823. 8. English songs ee
small poems. ib. 1832. 8.
19) Sens Songs. Lond. 1824. 8. w. a mem. of his life aad wri-
tings by W. Kitchiner. ib, 182. 8. cf. Tbe professionel hfe of Mr.
D. written by himself together with the words of six handred
ongs sel. fr. bis works. Lond. 1893. IV. 8. Bon feinem Cohn
Charles rühren ber: Young Arthur or-ibe child of mysiery, & —
metr. rom. Lond. 18:9. 8. Comic tales and Iyrical fancies, ind.
the chessiad, a mock-heroic in five cantos, and the Wreath of lore
in four cantos. ib. 1825. 8.
20) Poems. Lond. 1830—32. II. 8.
21) The poetical sketch book. Lond. 1835. 8,
22) &. Chambers Cyclop. of Engl. lit. T. II. p. 471 sq.
23) Tbe lays of ancient Rome. Lond. 1842. 8. Poems. ib. 1812.
8 ©. Mag. f. d. Lit. d, Ausl. 1843. nr. 74.
24) ©. R. Southey, Lives of the wmedırested poets. Lond. 168.
8. p. 114 sq. Wolff, Hausſchat d. engl. Poeſie. Lpzg. 1040. 8. p. 8B$
23) ©. Southey a. a. D. p. 12 2.
26) ©. Southey a. a. D. p. 10 sq.
27) ©. Southey a. a. D. p. 109 sq. G. Gedichte ebd. p. 181 9.
28) ©. Southey a. a. D. p. 125. 2q. '
29) Songs of Israel. .
80) Poetical aud other poems. Lond.
31) A day in the woods, a connected series of talen and poem |
3 ches. ib. 1839, 8. Songs of the se
Lond. 18%. 8. Rural sket
aymphs. - .
32) Miscelemeons poems. Lond. 1839. 6. |
33) The hope of the world. Lond. 1840. 8. The Salamandriae.
ib, 18132. 8 “
34) legend of Genevieve and other poems. Lond. 1826. 8. De
mestic verses. ib. 1843 8.
35) Poems. Lond. 1838. II. 8.
$. 642,
Während die legte Periode der Engliſchen Poefie in man
&er Beziehung mehr Gediegenes als die frühere Ieiflete, iſ
dad höhere Drama fehr hinter den andern Fächern zurüdgeblieben
und fo zahlreich befonders in neuefer Zeit die Berfuche waren, die
mehrere der beften Lyriker usferer Zeit in Demfelben machten, fo find fit
doch fämmtlih nur höchſt mittelmäßig ausgefallen. Der et
hier zu nemmende Dichter, der aber auch noch in die vorige
Periode ſpielt, if Colley Cibber) (1671—1757) au
Engliſche Perle. Drama. [151
Lonton, deſſen Debut, das lebte Hilfömittel ber Liebe (1695),
einen weit größeren Erfolg als alle feine fpäteren Gtüde hatte,
nicht einmal den Sorglofen Ehemann (1704) und den Nidtſchwörer
(1717), eine ſchwache Nachahmung des Tartuffe, ausgenommen.
Een Sohn, Gottlieb Eibber?), (1705—57), war Schau⸗
fpieler und Schaufpielnichter wie er, bat aber nicht viel Gonders
liches geſchrieden und if höchſtens wegen feiner Nachahmung
von Ramfay’s6 Schäferfpiel, Pattie and Peggy, zu erwähnen.
Auch feine grau, Sufanne Maria Cibber, (1716 — 66)°),
war eine befiere Actrice als Dichterin, obwohl ihre Veberfegung
von St, Foix's Oracle gefiel. Der Hofmedicus Benjamin
Hoadley (1705—57)*) aus London verfaßte eins der beſten
Stucke der Englifhen Bühne in feinem Argwöhniſchen Ehemann,
aber fein Bruder John Hoadley (1711—76)°), der ebene
falls für die Bühne ſchrieb, erhebt ih durchaus nicht über das
Niveau ver Mittelmäßigfet. Dagegen gelang es Robert
Dodo ley?), ver aus einem Bebimten Dichter und dann Buch⸗
händler ward, durch feine Balanteriebude (1785) in Ruf und
fomit auch zu Einnahme zu gelangen; auch machte er ben das
dur erregten Örwartungen durch das auf eine alte Ballade ba⸗
firte und mit nationalen Boifsliedern gezierte Stud, der König
und der Müler von Mansfield, und deſſen Fortſetzung, Sir
John Godie, feine Schande. Der herumzichende Comoͤdiant
John Eunningham’) aus Dublin (1729—73) hinterließ
zwar nur ein Etüd, die Liebe ii Nebel, allein dieß iſt darum
merhwürbig, weil Garrick feinen Lügenhaften Bedienten dar⸗
nad arbeitete. Sein Landsmann Thomas Southern?) aus
Dublin (1659—1736) fleht bei weitem höher; denn wenn
auch fein erfies Erüd, der Berfiihe Prinz (1682), als rein
politiſches Parteinuck (es feiert den Triumph der Torys) feinen
Werth haben kann, fo ſtehen doch fein nad einer Rovelle ber
Aphra Behn gefhriebener Oroonoko und feine Ungluͤcliche Hei⸗
rath an Lebhaftigfeit der Handlung, Energie der Gedanlen und
Leidenfchaft und Schoͤnheit der Sprache feinem andern ähnlihen
Stüde feiner Nation nad. George Lillo’) (1698— 1789)
bei Moorgate in Londen geboren, der Erfinder des Engliſchen
bürgerlichen Trauerſpiels, bat faſt nur Gamilindramas geſchrieben
29
453 Ensliihe Porfle. Drama.
und fletd bie Abſicht verfolgt, an ber Verderbniß ber Eitten
und häuslihem Unglüd zu zeigen, wohin Wangel an moraliſchen
Orundfägen und Irreligfofiät führen. Seine beſten Erüde find
der Kaufmann von London, die Verderbliche Neugierde und Ar.
den von Feverſham, befonders aber der Epieler, den Saurin
in feinem Beverley nadbildete, doch leiden fie fämmtlih daran,
daß Gedanken und Sprache über dem Niveau des Standed der
von ihm "eingeführten Perfonen fichen. Der ſchon genannte
Aaron Hill (1685—1750)'%, Director der Oper in Hay
market, ift in feinen größtenheild Voltaire nadgeahmten (13)
Zranerfpielen vicl zu affectirt, um fein Talent gehörig auszubeuten,
dagegen bat der Handlungsdinr Edward Moore (1720
—57)"), der ſchon oben als Fabuliſt genannt ward,
ein guted Trauerfpiel in feinem Spieler geliefet, Sehr viel
Gluͤck machte Horace Walpole'6!?) Mysterious mother, ob»
rohl auch Malter’) mit feiner Elvira und feinem Mustaphe,
&tover mit der Boadicea"*) und John Home aus Leith
(1722—1808)*) mit feinem Douglas nit vergeflen werden
dürfen, In einem andern Genre, dem ſatiriſchen, dichtete der ebenio
ale Schauſpieler wie als Schaufpieldichter berühmte Entrepreneur
des Haymarlet - Theaters Samuel Boote’) (1716— 77),
den man freilih mit etwas zu: viel Vorliebe den modernen
Mrikephanes benannt hat, eine Anzabl fogenannter Morgenuns
terhattungen, worin er eine Menge allgemein bekannter Berfonen,
Beamten, Aerzte, Damen von Rang ıc, lädherlih machte. Seine
beſten Stüde find der Cavalier und der Hintende Teufel, Sein
Nebenbuhler um die Gunſt des Publicums David Garrick“)
(1716--79) aus Licfield, Englands berühmteſter Shaufpieler,
umd gewiß ein größerer Mimifer als weiland Roscius, der Freund
und Ecüler Johnſon's, hat ebenfalls eine Menge Kleiner Luſt⸗
und Schauſpiele gefrieben, denen eine piquante Satire, ein
beißend epigrammatiſches Talent, große Menfhenfenntniß und
geiſtreiche Erfindung nicht abzufpredhen find, die aber doch, vom
fünftlerifhen Stantpunfte aus betrachtet, Foote's Leiſtungen nad
ſtehen. eine beften Stüde find der Lügenhafte Bediente, Lilli⸗
put, Aeſop bei den Schatten, der Bormund, die Heinliche Hei⸗
rath, der Zauberer ©. George Colman”), der Batır
Englifche Poeſiſe. Drama. 453
(1733—94), bat in feinen 26 Thenterfüden, unter denen
man Poly Honcycomb, die Heimliche Heirath und die Eifer
fühtige Frau rühmtih auszeichnet, dieß vor feinem ohne
Beorge Colman jun.) (1762 — 1836), feinem Rachfolger als
Tirector des HaymarletsTheaters, voraua, daß er weit entfernt if,
eine ſolche Zügelofigfeit in Worten und Anfpielungen gewahren
m laſſen, wie dieß faft in allen Stüden des Lepteren der Fall,
, 8. in den Lufifpieln Sohn Bull, das Alte arme Hay
marfet, der Arme Edelmann, Ihe heir of law, worin vorzüglid
das Portrait des Pedanten Pangloss entfkieden gelungen iſt,
und in den Poffen der Lufige Betrüger, die Revue, Wir fliegen
bet Nacht 2, Weit höher ficht Arthur Murphy (1727 —
1805) aus Bublin”), vefim Lehrjunge (1756), Teppichhaͤnd⸗
kr (1758), worin ein dichtender Barbier, der die politiſchen
Zinngießer verfpottet, die Hauptrolle. hat, die Schule der Lefet,
Alles verkehrt, Kenne dich ſelbſt, Die Alte Jungfer, die Heimliche
Helrath, Ale Welt hat Unrecht ꝛe., zu den beflen Erzeugniſſen der
modernen Englifden Bühne gehören; fein Trauerfpiel Arminius
(1798) bat eine politiſche Bedeutung, denn ed follte die Rothe
wendigkeit eines Krieges mit Frankreich veranfhamlihen. Der Ros -
mefhreibee und Schauſpiele Thomas Holcroft?) aus
Eondon (1744— 1809) hat nicht blos Defloudes’ Glorienx
In ſeiner Schule der Anmaßung fo trefflich bearbeitet, daß man
fin Etül einer Originalarbeiı kühn an die Seite flelln kann,
fondern er hat auch noch in feiner Duplieity und dem viel der
wundeim Road to rmin dad Englifche Repertotr mit zwei gu⸗
im Originalſtuͤcken bereichert. UWebrigene führte er zuerſt
das Melodrama in England ein. Neben ihm darf auch Richard
Gumberland aus Cambridge (1782 — 181 1)2) nicht vergeffen
werden, ein ebenfo fruchtbarer Englifcher Autor als dramatiſcher Dich⸗
tr und Romanfchreiber, deſſen Weſtindier ja auch in Deutſchland bes
Iannt genug If, obgleich fein faum feltener gegebener Jude unbezwelfeit
in den beften Stüden feiner Zeit gehört. Bei weitem überftrahlt ihn
aber Richatd Brinsley Sheridan?) aus Dublin (1751
—1816), auch tm Engliſchen Barllamete: als ausgezeichneter
Redner und Anhänger von or befanntz denn nachdem er einmal .
dur feine Nebenbuhler, den St, Patrickstag 1. in Aufnahme
456 Englifipe Poeſte. Drama,
arfemmm war, lieh er kann feine Laͤßerſchule folgen, ein cheuie
treffende® ala piquantes Gemälde ber Gugliſchen Sitten, ad
ihm für immer von Rang des fen Luſtſpieldichters feines Ru
den in ber neuern Zeit ſicherte. Auch ein etwas ſpaͤteret
Grüd, eine Nachahmung des Rehcarsal,: ihe eritic, IR ausge
- gehhmst und enthüllt das widerwärtige Cabalengewebe uud den
gemeinen Sinn der Schauſpieler aufs Trefflichſte. Leider bal
ater auch er Ab .nidt von dem allgemeinen Bebler fa al
NAagliſchen Dramatiker, nämliih in einem Etüde zwei Intrigum
nerallel laufen zu laffen, von denen aber Die eine die andere aufhält, fd“
m balten gewußt. Gimige andere gleichzeitig fchr gem geichm
Stade find Bielding’a?Y, der au Molidre (the miser =
Pavare, ihe mock docter == le medecin malgre lul) u
MDeatauches (the intriguing chambermaid 7 le diagipatew)
nachbildete, Tom Thumb, eine Satire auf das Trauerſpiel
wit feinem Pathes, des Schauſpielers Charlee Makli—
(1600 — 1797), des herühmten Darſtellers Chylad's”)
Love à In made, eine Satire auf bie Schottiſchen Sitten, und
Man 06 the world (1781), des gelehrten Towniey”)
High life heiow staire, eine burlegfe Satire auf die albem
Mewohnheit Der Diener, ihre Herren nachzuaffen, die das Gut
batie, daß fie dem Unfug der Trinfgelder in London abkbafle
wm endlich Diiver Golyfmith’6 trefflicer Good -natured
wear und Stoaps ta canquer”), worin befonder® der Diale
txefflich und der Witz ehenſo harmlos als treffend if. And
einige Opern, wis Fheridan's Daegna, bie 75 Mal hinten
einander gegeben ward, Charlea Coffey's and Iran
(t 1745) Devil 10 yay (1781) uns meny cebkr
(1735), beide von unferem Weiſſe, als „her Teufel IR Log" und „va
Iußige Schuſter“, bearbeitet, Iſaal BiderRaffe'6 Padiock,
Love ia a village, Lionel and Clarissa x. und Dibhiy’s Qu
ker (1777) machten damals beſonderes Aufſehen. Unter dm
neueden Dramatifern nennen wir ah Robert Jepbfen”)
(1796 — 1808), deſſen Trauerfpiele, the count af Narbonne,
nah Walpole's Casile of Otrante, und the duke of Br-
ganze, einem entſchiedenen Gifalg hatten. Daſſelbe war «ud
der Ball mit des hynerromqutiſchen Matthew iregary
Engliſche Poeſſe. Drama. 408
Lewis?) Castle Speetre, dab 16 Abende hinter einander ger
geben warb; feine Bearbeitung von Schillers Babale und Lichs
sater dem Titel: the meinister, gefiel weniger. Nun famen bie
Bamilientendemgftüde der Joanna Baillie”) aus Bothwell
In Schottland (geb. 1164), die viel Senfation mahten, de
fe durdweg ſehr charakteriftiſch And und ihnen auch Origi⸗
nalitaͤt des Plans nicht abgeiprodden werden lann, wenn ihnen
auch auf der andern Seite wieder allzuüppige Diction, ſchlecht
angelegte Situationen, beſonders aber Mangel an Geſcicklickeit,
bie Aufiöfung zu verfchleiern, mit Recht zum Borwurf mad,
De Coleridge's (Remorse)), Scott's (Halidon Hül),
Dyron’s (Manfred, Marino Faliero, Sardanapal, die
beiden Foocari, Werner, Gain) und Wilman’s (Beishazzar,
Fall of Jerusalem, Aune Boleyn, Blartyr af Antiechia)
Erde mehr Gedichte als eigentliche Dramas find, und Wils
llam Godwin’6 Antonio or the Soldier’s return (1800),
fwie William Sotheby"& Julian and Agnes (1800) uge
wenig Senfation machten, fo muß hier befonderd Charles
Robert Maturin’') aus Dublin (1781 — 1824), von dem
no& unten die Rede fein wird, erwähnt werden, da fein Bex-
tam, welcher durch Byron's Einfluß (1816) auf dem Drurps
Inne Theater gur Aufführung gelangte, meifterhafte Charactere, babe
Energie und Act tragiſches Pathos der Sprache, aber auch imen
Rräibaren, ſataniſchen Terrorismus enthält, dan feine Romane jur
Edan tragen. Sein Manuel (1817), „the absurd work of
s clever man“, wie Byron fagte, und Fredolipho wißfielen
mit Recht. Vorubergehenden Beifall fanden Richard Lalor
Sheil?s Evaane, nah Shir ley'o tralter conchpirt (1820),
md Apestate, Sohn Howard Payne's Bamtus (1820)
ud Brocter’s Mirandola (1821), wogegen James She⸗
tidan Anowies (1787) aus Gorf durch feinm Virginius
(1820) außerordentliches Auffehen machte, denn bier fowohl aß. im
feinen faäteren Stüden, Ihe wife, a tale of Maniun, ‚the
äunchhack, Cajus Graechus, ihe blind beggar af Bednsl
Green, William Tell, the kove chace ete., welches lebte
belanntlich auch in Deutſchland enifchieden Furore machte, findet
war eine folge Bühnentnntnis, fo treffliche Charalterzeichmug
46 Englifhe Poefle. Drama.
und fo ſchoͤnes poetiſches Golorit, daß, triebe er nicht feine Nachahmung
der Altern Dramatifer, wie 3. B. WMaffingers, oft ind Läden
lie, wendete er weniger Bilder und Metaphern an und hielt
er fih von Anachronismen frei, ihm die Balme unter den mo
denen Dramatifern unbedingt zugeflanden werden müßte”),
Auch Thomas Lovell Beddoes’ Bride’s Tragedy (1822)
gefiel mit Recht, wenn auch der Miß Mitford Biensl
entihiebneren Erfolg fah, Unter Sir Edward Lytton Buls
‚ wer’s Stuͤcken trägt Ihe lady of Lyans als romantiſces
Drama den Preis davon, da leider fein Eräftiger angelegter Ri
ehelien zu loder confiruirt iR. Claſſiſch find dagegen vd
befannten Zuritin Thomas Noon Talfourd Jon (1835)
und' Athenian captive, ganz im Geiſte der antiken Tragoͤdie auf
gefaßt, während fein Familiendrama, the massacre of Gleneon
bedeutend ſchwaͤcher iR. Henry Taylor’6 Philip van Ar
tevelde (1834) und Edwin the fair, letzteres der Engliiden
Moytbengefchichte entnommen (1843), wurden weniger befannl,
als fie es verdienen, John Bromning’6 Straford (1837)
M eine fehr gelungene Grſtlingsarbeit, Leigh Hunt's Legend
ef Florence (1840) hat die Fehler und Schönheiten m
übrigen Werke dieſes Dichters, beſonders aber ift e8 vol von Grtra
vaganzen und eigentiih nur flirt, William Smith
‚Aibelwoht (1842) endlich If ganz hübfh zu leſen, aber un
aufgeführt zu werben, fehlt ihm das dramatiſche Leben und der ft
niſche Effect. Auch die Boffen der Romanfchreiberin und Edaw
fpielerin Mre, Elizabeth Inchbald) aus Standyfieldß
bei Bury Et. Edmunds (1753 — 1821) geflelen und bradtm
ihr mehr Geld ein, als fie eigentlich verdiente. Wie did
nähern fi aud die der Mre. Cowley (geb. Rarfhonfe) ous
Tioerton (1743 — 1809) unſern Familienſtucken. John
Burgoyne’6 Nachahmung von Diderot's Hauovater, die Erbin
(1786), gefiel?) eine Zeit lang. Auch John Tob in aus Sallsbn
(1770 - 1804) machte mit feinem Honey-mooa entſchiedenes
Gluͤck, obgleich das Staͤck ganz im Style der romantiſchen Div
mias Beaumonus und Fletcher's und in blank verses geſchrieben
MR). Die fruchtbaren Dichter Sohn D’Keeffe”) aus Dublin
(1746 1833) und: Frederit Kehynold's (1765-—1841)”)
Engliſche Poeſie. Drama. | 457
haben eine Mafle von dramatifhen Arbeiten binterlafien, doc
bat von Erſterem nur Tony Lumpkin und the agreable sur-
prise, von Letzterem nur the dramatist, worin er einen dramatiſchen
Titter, ein Bild vieler unferer Dicter, nab Bath reifen läßt,
„lo pick up characters“, bleibenden Werth. Dagegen vers
dimen Thomas Morton’3”) Speed the: plough, Way
to get married, Cure for the heart ache und School of
seform mit Recht, doß fie ſtehende Caſſenfltuͤcke wurden. Auch
Boole, Theodore Hook, Plane, Serrold, Bud»
Rone x. haben mandes Stück von ephemerem Intereſſe gefchrie.
ben, und neuerdings hat der Geiſtlich James White einen
Exius von Tragödien aus der Geſchichte der Stuarts begon⸗
nm, von denen the Earl of Gowrie und the King of the
eommons als Anfänge gelungen zu nennen find,
1) Colley Cibber’s dramatic Works. Lond. 1721. II. 4. 1758. IV.
* IM. V. 12. &. Larduer T. III. p. 276 4q. Schubert Engl. Bl. Bd.
p. 113 2q.
2) The lover. Lond. 1730. 8. Patie and Peggie. ib. 1730. 8. The
rien. ib. 1757. 8. The Harlots Progress or Ihe Ridotto al fresco.
‚1193. 4.
3) ©. Lond. Magsz. 1766. June. Hirfhing Bo. I. 2. p. 214 sq.
oracle. Lond. 1752. 8.
4) The suspicious Husband. Lond. 1747. 8.
9) Love's Revenge. Lond. 1737. 8.
6) The Toyshop. Lond. 1735. 8. The King and the Miller of
Mansfeld. Lond. 1737. 8. Sir John Cockle at Court. ib. 1738. 8.
e blind beggar of Bethnal Green. ib. 1741. 8.
7) The love in a mist, farce. Lond. 1747. 12. Poems chiefly
Pastorals, Lond. 1766. 8. ib. s. a. 12. u. b. Anderson T. X,
8) Plays now first coll. Lond. 1774. III. 8.
9) Works. Lond. 1775. H. 8.
10) Dramatic works. Lond, 1759. H. 8. Works. ib. 1754. IV.8.
ab. Anderson T. VI.
11) ©, Leſſing's Gollectaneen Bd. II. p. 169 sq. The gamester
Lond. 1753, All Works. ib. 1756, 4. 1731" 12. u. db. Anderson 'T. IX,
12) The mysterious mother, atragedy by H. Walpole. Straw-
berry Hill. 1768. 8. ’
M *8. Mustapha. Lond, 1739. 8. Alfred. ib. 1740. 1751. 8. Rivirs.
14) Boadicea. Lond. 1753. 8. Medea. ib. 1761. 4. 1762. 8.
15) The works of John Home, to which is prefized an se
vun of his life and writings by H. Mackenzie.Rdinb. 1824. IU. 8.
458 Engliſche Poeſie. Drama.
16) ‘The dramatic works of 8. Foote. Land. 1778. VI. 1781. IV.
8. ib. 1797. 1809. IL 8. Berl. 17%. IV. 8. Deutfh ebd. 1805. & f.
W. Coke, Mem. of 8. F. ib. 1805. Il. 8. Birfhing Bd. II. 1. P.
22 sq. Deutſch. Wuf. 1779. &t. VII. p. 13— 32. u. in Gturg Schell:
Bd. II. p. 182 sq. (Wien, 12.)
17) Garrick’s Dram. works. Lond, 1798. 11T. 12. Poet. W. ib. 178,
1. S. Rmond de St. Albine, Mém. s. Garrrick. Paris 1824.8. Om;
Echriften Bd. I. p. 98 aq. Davies Mem. of the life of G. Leond. 17%.
1808. II. 8. (Deutfch. Epzg. 1782. II. 8.) Murphy, Life of 6. ib. 17%.
B. Hirſching Bd. II. 1. p. 366 ng. Bamberger Aneed. Br. I p. 356 €.
geua. Muf. 1776. Et. VI. p. 562 sq. XI, p. 982 2q. 1771. V. B
5 *8 1778.-I, p. 11 sq. 1777. XI. p. 472. Private corresp. Lond.
1831-32. IL 4.
18) Dremat. works. Lond. 1777. IV. 12. ©. Some particalrı
0f6.Colm. writien by himself. ib. 1795. 8. Mezitres T.1I.p. 24644.
19) Wags and means. Lond. 1798. 8. Poor old Haymarket. ib.
1792. 8. Iron Chest. ib. 1796. 8. Poor Gentleman. ib. 1302. 8. Joha
Bull. ib. s. a. (1802.) 8. Who wants a Guinea? ib. 1805. 8. We
’
8. The review. ib. 1808. 8. Gay deceivers. ih. 1808. 8. u.0.8.
20) The works of A. Murphy. Lond. 1786. VII. 8. ©. Lardne
T. 11. p. 321 sq. A. Foote, the life of A. M. Lond, 1811. 4.
.. 21) Duplicity. Lond. 1781. 8. Follies of a dey. ib.,1784. 8. Tbe
choleric fatbers. ib. 1785. 8. School for arrogance. ib. 1791. 8. Road
to ruin. ib. 1792. 8. The man of ten thousand. ib. 1796. 8. Hear
both sides. ib. 1£03. 8. The vindictive man. ib. 1806. 8.
22) The WestIndian. Lond. 177. 8. The posthamous dramsft
works of R. Cumberland, Lond. 1813. IH. 8, Ueb. u. a. d. Bekindit,
bearb. v. U. v. Kopebue, in f. Werk. Wd. XXXIII. d. Tube. Konigib.
1798. 8. Wien. 1838. 12. D. natüri. Sein. Lpig- 17%. 8 D. Brut
— 1786. 8. D. Gholeriſche. ebd. 1785. 8. ©. Lardner T. IIL. p
sq. Mem. written by himself. Lond. 1806. 4. 1807. IE. 8.
ar 63 night. ib. 1806. 8. Heir at law. ib. 1808. 8. Biue derils. ib.
“ 23) The dramatic works of R. Brinsley Sheriden. Lond. 1R!.
vın. 8. Dram. Werke überf. v. Hoffmann, im Glaff. Theat. d. Unsl. DB.
21-28. IE. €t. v. Fiſcher in d. Bibl. engl. Luflfpieldichter. Lpag. 1B33-
40. 3b. I. S. Mem. by Th. Moore. ib. 1825. 4. Beitgenoffen. VI Abft!
2. p. 131 sq. Mezieres T. IH. p. 645 sq.
24) Tom Thumb. Lond. 1730. 8. The Coffee-honse Politicia.
ib. 1730. 8. The letter weriters. ih. 1731. 8. Tbe maeck dacter- ib.
1732. 8. The universal gallant. ib. 1735. 8. u. v. 9.
25) S. Remond de St, Albine, Mem. ».Macklin. Paris 1824 ®
Love ä la made. Lond. 1793. 4. The man of ihe world. 5b.171.%
26) High life below stairg. Lond. 1759. 8. Thetutor. ib. 1764.1
27) The goed - natured man. Lond. 1768. 8. The stoope to (08.
quer.or the mistake of a night. ib. 1773. 8. y. in f. Posticel workt
28) The count of Narbonne, Lond. 17B1. 8. Pragenm, ib. 1795.
The law of Lombardy. ib. 1778. 8. T'hehotel. ib. 1783. 8. Tbecor
spiracy. ik. 1706. 6. Iulia; ib. 1787. 6.
Englifhe Poeſie. Noman. 459
29) The castie . Lond. 1798. 8. The minister. ib. 1797. 8.
Bolla, ib. 17:0, nn Alfonso. ib. 1801. 8. Adelgitha. ib. 1816. 8.
%) Joanne Baillie's series of plays, in which is altem
iodelineate ihe atronger passions ofthe ınind. Lond. 1748— 1812. VI.
Pt ib. 1 11.8. f. a. Bl. f. d. Lit. d. Aust. 1839. p
Bell pe 362 sg. Ueberf. Deutſch v. Gramer. Lpzg. 1806. Wr. &
. 4
31) ©. Planche in b. p. Rev. deux mond. 1833. T. I. u. in f.
Pertr. Litt. T. I. p?° 37 sg — Bertram. Lond. 1816. 8. Deutich %
In, Brem. 1830. 8
oe Die Siebesjagb u. d. Bettler v. Bethnal Green, überf. v. Suſemihl,
8 Engl. Luſtſpield. a. a. O. Wd.
tale. Lond. 178%. 8. The child of nature, ib. 1788,
Kuren. one no bus his faulı. ib. 1793. 8. The weddingday. ib. 17%.
a To marry or not ie mar ‚ ib. 1805. 6. u. v. &.
4) The entire plays o Mrs. Cowley. Lond. 1813, m. 8. e.
Lardner T. III. p. 366 sg. Public Characiers. Lond, 1802. p. 437.
35) Dream. and poetic. works. Lond. .1808. I.
*8 The honey moon. Land. 1805. 8. The School for auihorg.
ib.
‚ 3%) ®. Baker, Hiogr. Dram. T. I. 2. p. 548 sq. Tony Lumpki
in town. Lend. 1778, 1780. 1798. 8. Theazkabie surprise, ib. 1781.
| en ©. Baker a. a. D. T. I. 2. p. 597. The dramatist. Lond.
F Speed ihe plongh. Lond. 1798. 8. Way to get married. |
ne art for the heart ache. ih. 1797. 8 %. tke scheol ef *
$. 648.
Er kommen jebt zu ben Scdluſſe der Geſchichte Yar
Gnglifgen Poeſie, nämlih zum Roman , von dem wir gefagt
baden, daß er bereit im vorigen Abſchnitte eigentlich erſt dur
de Foe's!) and London (1663 — 1731) NRobinfon Cruſae
(1119) und Abenteuer des Capitain Singleton begründet wurde.
AR dieſen ſchließt fi nun an der Erfinder des fentimentaten Ros
mod Lawrence Sterne?) (1713—68) aus Glonme im
Rland, der allerdings zuerſt in einzelnen Zwiſchenraͤumen (1760
67) die neun Bände feine Trisiram Shandy publicicte,
jenes literariſchen Proteus, worin die ſubtilſten vphiloſophiſchen
Bragen mit den ſonderbarſten Laͤcherlichkelten Hand in Hand geben,
wo bie excentriſchen Eharaetere feiner Randeleute mit einer oft zuͤgelloſen
Brößigfeit uns vorgeführt werden und leider haufig das Heilige
und das Profane, der hoͤchſite Ernſt und der burleäfehe Schon
unmittelbar neben einander. fiehen, und überhaupt ber Eunismue
eines Rabelais, Beroalde de Verville und P’Aubigns zu einer bie
auf den Styl und Ausdruck ausgebehnten Moſaik vereinigt wird.
460 Englifhe Poeſie. Roman.
Weit höher ſteht aber feine Sentimental journey, entſtanden
aus den Eindrüden feiner Reife durch Frantreib und Stalim
(1767), wiewohl hier eigentlich fein Roman vorliegt, ſondem
Manches an Burton’6 berühmted Buh über die Melandolle
‚ einnet. Mehr Befriedigung beim Leſen gewährt uns
Henry Fielding (1707—54)°) aus Sharpbam Park in
Somerfetfhire, der befanntliih auch als Lufſtiſpieldichter auftrat,
in feinen benteuern des Jonathan Wild, des Joſeph Andrews,
der Amella und befonderd des berühmten Findlingo, Tom Joneb,
denn fchmerlih dürfte ein anderer Romantiker natürlichere Cha⸗
raftere und lebendigere Sittengemälde gezeihnet haben. Das
Leben iſt hier durdiweg von der komifchen Seite aufgefaßt, umd die
Menihen find, wie fie find, mit allen ihren Launen und
Mängeln dargeftellt, fo daß freilich der Sittenrichter viel daran m
tadeln hat, weil auf Ideale auch nidt entfernt Rüdiidt ge
nommen wird, worin Fielding wohl theilweiſe feinem angeborenen
Gharafter, theilweife aber auh dem Wunſche folgte, den ſenti⸗
mentalen Güßlichkelten Richardſon's und feiner Schüler ein
Damm entgegenzufegen. Nod mehr ins Lächerliche, freilich abe
auch nad der roheren Seite hin, fpielen die Romane feines Reben
buhler6 Tobias Smollett (1720)*) aus Cameron in Scott
land, der nad längerem Dienfte auf der Flotte in London alt
Arzt, wiewohl mit wenig Gluͤck, yractieirte, dafür aber deſio
mehr durch feine Romane Roderick Random (1748), Pere-
erine Pickte (1751), the adventures of Count Fatbon
(1753), the adventures of Sir Launcelot Greaves (1768)
und the expedition of Huniphry Clinker (1771) gewann.
Die beften find fein zweiter und fein leßter, fein politiſcher Romas,
the adventures of an atome (1769), ift dagegen weniger gelungen.
Huch er Rarb wie Fielding in Folge feiner durch Ausſchweifungen
mancher Art zerrütteten Geſundheit (1771). Gr hat allerbinge
wit Letzterem das gemein, daß er durchweg der Ratur, friid
auch zumellen in ihrer widrigen Btöße folgt, aber dafür iR e
weit leidenſchaftlicher al® jener, und darum find au feine Hel
den fowohl von weit ercentrifcherer Natur als aud die Aben⸗
Amer gehäufter, complichter und ſchreclicher als bei jenen.
Was aber die Hauptfade iſt, er glebt bereit ein vonpändige?
Engliſche Poefle. Roman. 461
politiſches Glaubensbekenntniß und benutzt dieſe Form, feine Partei,
die Tories und die Hochkirche, beſonders aber feinen Landsmann
Lord Bute gegen Wilkes zu vertheidigen. Uebrigens findet man
auch im Peregrine Pickle den erfin Berfuh zu den in dieſem
Jahrhundert fo in die Mode gefommenen Romanen des high
life, ich meine die den Zufammenbang freilih etwas aufhaltende
Epifode der Memoiren der berüchtigten Lady Bane (+ 1788),
Einen ganz merkwürdigen Gegenſatz zu dieſen lebendigen Sitten.
gemälben bilden nun aber die endlofen Familiengeſchichten des
Buchdruders Samuel Richardſon aus Derbyfhire (1689 —
1761) °), der bekanntlich zugleih in England die unglüdiiche
Form eined Romans in Bricfen aufbrachte. Er debutirte (1746)
mit der Pamela (gegen Fielding's Angriffe im Joseph Andrews
vertheidigte er fie in einer froftigen Fortſetzung, Pamela in high
life), worin ee nachweiſt, wie weibliche wahre Tugend auch uns
ter den drückendſten Verhaͤltniſſen nicht unterliegt und fogar dem
Roue Achtung abzwingt. Nım folgte Clarissa Harlowe (1748), in
neuefler Zeit durch den Keuilletoniften Sanin in eine moderne Form
gegofien, worin Richardſon zeigt, wie wahre Keuſchheit der Seele auch
nad Beſchimpfung des Körpers nicht untergeht, und ben Beſchluß machte
Charles Grandison (1753), worin er dad Muſter eines in jeder Art
vollfommenen Gentlemans auffielt, welches W. Ecott freilich
„ein fehlerſreies Ungeheuer, das die Welt nie erblickt“, nennt,
Der ungeheure Eıfolg diefer Romane iſt jebody weniger dem
Talente ihres Verfaſſers als vielmehr der Form und der morals
ifhen Tendenz derfelben zuzuſchreiben; denn bei der damals herr⸗
ſchenden Eittenververbniß dienten fie den Heuchlern und Pruden
zum bequemen Opiat, womit fie fih in einer Tugend, die fie
nicht befaßen, wenigſtens in Gedanken berauſchten. Uebrigens
iſt Richardſon in Bezug auf die Einfachheit und Wahrheit der Em⸗
pfindung Fein Fehler nachzuweiſen, nur find feine Unterrchungen
zu lang, feine Helden, befonder8 Grandiſon, zu Reif, und feine
Tugendpringen und Tugendpringeffinnen viel zu ſehr Ideale und übers
legte Bernünftler, ald daß man bei ihnen wirklich poetiſche Lei⸗
denfhaftlicfeit finden folte. Wenn ihn daher Rouſſeau mit
Homer, Diverot gar mit Moſes, Euripives und Sophocles ver
gleigt und v’I6raeli ihn den Shakſpere der Rovelißen nennt,
—
462 Englifche Poefle. Dloman.
fo braucht man fich nur durch einen feiner baͤndereichen Romane
durchzuatbeiten, und man wird wiſſen, was man von einen
ſolchen Urtheile zu denken hat. Wieder zu einem ganz andern
Genre gehört der umngekehrte Candide, der Rasselas des gelehrien
Samuel Sohnfon‘), eigentlich nur in Romanform gegoſſene
moraliſche Unterſuchungen, allein der feine Satiriler Charles
Johnſtone (+ 1800) 7°) neigte ich ſchon wieder in feinen Adven-
tures of a Guinea ber Manier Smollett’6 und Leſages ı,
fowie Henry Madenzie?) aus Edinburgh (1745— 1831)
in feinem berühmten Man of feeling, dem er bie weniger gelungenen
Romane ihe Man of the world und Julia de Roubigne folgen
ließ, ald Rachahmer Sterne's auftrat, ihn zwar an Feinheit des
Gefühle übertreffmnd, aber an Originalität, Kraft und Humor hin
ter ihm zurädbleibend. Weit erhebt ſich aber über Beide Diiver
Boldfmith’ 6) aus Pallas in der Iriſchen Graffchaft Lay
ford (1728— 1774), Vicar of Wakefield, das Muſter eina
Jamilien⸗, ich will nidt fagen Dorfgefdichte (der darin vorkom⸗
mende Georg iſt er ſelbſt, der Vicar fen Bruder), ein Bud,
das, ohne In gebundener Rede geſchrieben zu fein, durch lindliches
Gefühl, Zartheit der Empfindung und Genius weit übe
alle aͤhnliche Arbeiten hervorragt und nur von feinem reizenden
Gedichte, dem Traveller, etwas in den Schatten gefleflt wir.
Es verficht fi von ſelbſt, daß weder feines Landmanns Hent)
Brooke) (1706 — 83) Fool of Quality, der allerbingd
zu feiner Zeit viel gelefen ward, noch der Frances Brooke")
(+ 1789), derm Ruhm in England eigentlih nur ihr Deo |
dram Rosine gründete, Geſchichte der Julie Mandeville und
Emilie Montague, im Geſchmacke Richardſon's geſchrieben, bic
Senden Erfolg errangen. Ebenſo vorübergehend war ber Beifal,
den Horace Walpole'?) (171797), der Sohn des be
Iannıten Whigminiſters, Robert Walpole, mit feinem zuerfl anonya
herausgegebenen Castle of Otranto (1764), das er für die
Heberfepung eines Altern, 1529 zu Reapel gedruckten und von ihs
in einer‘ alten Engliſchen Bibliothek gefundenen Buchs ausgab,
und womit er dem Geſchmack an ben alten abenteuerlichen Riten
romanen voleder Bahn brechen wollte. Allerdings gefiel bie
gehehmnißrolle Schaunremen, und fo lam es denn, daß Mi
0
Emsifdt Beche. Domen. “0
Clara Reeve'?) aus Ipewich (geb. 1725 in Euffot, gek
1803) mit ihrer Nachahmung, the old English baron (1777)
gieiofalls Teuffirte und ein Bud zu Stande brachte, welches
noch W. Ecott für „a competent commande of those qualities,
which eonstitute a good romance“ erklärte. Nun werden aber
die Romanfchreiber immer zahlreicher, und wenn aud Frances
Burney!“), nachherige Madame d'Arblay (1793) aus
Ian Regie in der Brafihaft Norfolk (1753-— 1840) jekt
ha ebenſo vergeffen iR, wie ihre einſt viel gelefenen Buͤcher
Evelina und Cecilia (denn ihr Wanderer verdient gar feine
Grwähnung), wenn ferner audy der befannte dramatiſche Schriftfichier
Richard Eumberland!) aus Gambridge (1752—1811)
den Ruhm, den fein Arundel (1789) und Henry (1797)
ernten, in welchem lepteren jedoch die bedeutendſte Perſon, ber
Nethodiſenprediger Ezechiel Daw, gar nichts weiter als Bielding’s
nur in andere Kleider geſtedter Parſon Adams iR, überlebte, fü
bat dagegen ſchon fein literarifher College Thomas Hol»
trofr!6) in feinen Romanen, befonders in Hugh Trevor
1794), die geheimen Gebrechen und faulen Stellen bes
vornehmen Geſellſchaftslebens fo gut enthält, daß nur
Mm Godwin kommen mußte, um ihn in Schatten zu flellen.
katſchieden gelang zu gleicher Zeit William Bedford") in
kinem Vatbek (1784) die Nachahmung der orientalifhen Mär
&enform, deren ausgezeichnete Gpifode, the hall of Eblis, ein
Somit zum Thal der Eeligen im Rasselas, bereits
Lord Beron für smübertrefflich erklärt hat, obwohl ſchon
rüber James Ridley”), unter dem Namen Charles
Norell (+ 1765), mit feinen angeblih aus dem TPerfifchen
überfepten Tales of the Genii Epoche gemacht hatte. Robert
dage®) aus Darley in Derbyſhire (1728-1801) wind⸗
id nicht erwähnen, hätte ihn nicht W. Scott höher als mans
dem feiner talentvolleren Collegen geſtellt. Dagegen verdienten
bon ihrer Zartheit wegen die beiden Schweſſern Sophia
1750 — 1824) und Harriet Lee?) als VBerfafferinnen
der befanaten Canterbury Tales eine ehrenvolle Erwähnung,
Yile uch Byron nicht dadurch, daß er der lehteren
Kruitzuer or the German’s Tale in feinem Werner er the
m
a Engliſche Pose. Roman.
inkeritance dramatifirtt, das Verdienſt derſelben anerkannt. rider
IR dagegen John Moore?) aus Stirling (1729-1802)
füR vergefien, obgleih fein Zeluco (1786), eine Rahahmun
von Smollett’® Count Fathom, und dad Begenftüd dazu, Ed-
ward (1796), erfterer ein Muſter der äͤußerſten Nichtswuͤrdig
feit, leßterer der veinfien Tugend mit Recht ein bleibendes Ge⸗
daächtniß verdienen. Sein Mordaunt (1800) hat alle Fehlet
der in Briefform gefleidveten Romane Richardſon's, leineswegt
aber die Borzüge derfelben. Bon der Mrd. Inhbald”), im
dramatiſchen Dickterin, IR nur zu fagen, daß ihre Romane, A
simple story (1791) und Nature aad art (1796), gerade dab
Gegentheil von dem find, was der Titel verheißt, wagegen
die Romane der Mis. Charlotte Smith?) aus Eid
Houfe in Surrey (1749 — 1806), befonderd iihr Old Manor
House, welches ihr die durch ihren Roman Desmond, wort
fie die Ideen der Franzöſiſchen Revolution vertrat, verloren
Bunft des Publicums wieder verfchaffte, nod heute leobar find. Bi
weitem überfirablt aber diefe Heinen Lichter das glänzende Ge⸗
fin der Mrs. Ann Radctiffe?*) (geb. Ward) aus dar
don (1764— 1823), die ſich bereitd in ihrem Sicilien Ba
mance, trotz der wilden Regellofigfeit der Kompofition des Plant,
als die erſte wirkliche romantiſche Dichterin Englands in ww
gebundener Rede auswies, wie fie ſpaͤter in den Mysteries ol
Udolpho (1794) und dem Romanee of the forest (1791)
eine ungeheure Popularität erlangte, welche Ihr lepterbedenter, in
mancher Begichung noch höher ſtehender Roman, the Italian (1797
nicht erreichte, Ihr Hauptfehler if ein allzuſehr hervortretndd
Hafen nad dem MyReriöfen und Hyperromantifchen; allen bi
weitem nod übertrifft fie hierin Matthew Bregory Lewis”)
aus London (1773—1818), der als Dichter in mander Br
ziehung mit Byron zu vergleichen iR, allein als Romantiler u
feinen Tales of Terror und of Wonder, Bomantic Tales
“Feudal Tyrants, beſonders aber in feinem auf Steele's
Euählung Santon Barsisa (im Guardian nr. 148) mit dnuy
ung von Schiller's Beifterfeher bafirten (die eingewebte Ballade
Alonzo hat Vieles aus Bürger’8 Leonore), berüchtigten Monk
alle jene graufenhaften Geſchichten zuſammenkochte, die er [ha
Englische Poeſie. Roman. 465
ald And aus einer Menge alter Heren» und Zauberbuͤcher,
feiner liebſten Lectuͤre, gefhöpft und welche dann feine koloſſale Phan⸗
tafie weiter verarbeitet hatte. In der Häufung aller mögliden
Abenteuer, die ded Leſers Neugier geradezu auf. die Folter fpan»
um, und in feinem ausgezeichneten Siyl liegt aud) der ®rund, warum
man diefen an fich eigentlich ganz voldrigen Complex aller möglichen
Sheußliäfeiten eine Zeit lung bewundert. Che wir zu einem
Kivalen deſſelben fortgehen, wollen wir und an ben zärtliden
Dialogen, woran die Romane der Mrs. Amella Opie (Miß
Alderfon aus Norwid), die auch eine recht nieblicge Dichtung,
the orphan boy, hinterließ, fo reich find, erholen?®), um des
Diſſenters William Godwin aus Wisbeah in Cambridge⸗
hire (1756 — 1836) 7) in Form eined Romans eingefleideten
Brote gegen die Engliſche Eriminaljufilz, betitelt, Caleb Wil-
liams (1794) ‚a general review of the modes of domestic
and unrecorded despotism, by which man becomes the
destroyer of man“, den auf den Blauben an das VBorhanden-
kin befferer Menfchen, als er fie uns darin vorführt, bafirten
Viderſtand entgegenzufegen, der nöthig iR, um nicht mit ihm
imed furchtbare Motto, dad er feinem. Bude vorgefept und
worin er den Menſchen an Wildheit unter das Thier ſtellt, un⸗
tafhreiden zu müflen. Seine fpäteren Rovellen, Fleetwood
(1804), Mandeville (1817), Cloudesiey (1830), beſonders
aber die Compilation, Lives of ihe Necromancers (1834),
And des berühmten Gegners von Malthus' Populationstheorie
(History of the commonwealth) und des Biographen Chaucer's
laum würdig. Die beiden Schwehen Anna Maria (1780
—1832) und Iane Porter”), befonders erſtere, baben
Senfalls mehrere Romane binterlaflen, doch verdient nur ber Don
Sebastian (1809) der Welteren und Thaddeus of Warsaw
(1808) der Züngeren bier Anerkennung. Cine weit befiere
Ralerin von Sittenſtizzen, die nicht wenig auf W. Scott
einwirkte, IR aber Maria Edgeworth aus Edgeworth⸗
ſown*) (1771) in der Grafſchaft Longford, unter deren zahle .
reichen Graählungen, die faſt ſaͤmmtlich (G. B. Harrington
1847 gegen die Zudenhaffer) eine moralifhe Tendenz vers
folgen, ihre Popular tales (1804), tales of fashionable
Größe, Handduch d. Literärgeſchichte. KIL, 30
466 Enslifhe Poeſte. Roman,
life (1809) und Helen (1834) die populärften find; jedoch wird
fie an natuͤrlicher Einfachheit und zärtlihem Pathos von ber
Miß Ian Auften”) aus Steventon (1775 — 1817) übertroffen,
obgleich deren beſte Romane, Northanger Abbey und Persussion
jegt faR gar nicht mehr genannt werden, Auch Mary Brunton’))
aus Burrey auf Orkney (1778-1818) würbe ich fon ihred
reigenden Styls wegen höher ftellen, wäre nur ihr Self-Control
(1811) ganz rein von Nachahmung der Hauptcharactere in
Richardſon's Genre. Ein reizendes Dorffamiliengemaͤlde giebt
Ms. Elizabeth Hamilton”) aus Belfaſt (1758—- 1816)
im ihren Cottagers of Glenburnie, allein Lady Morgan (ge.
Sidney Dwenfon) aus Dublin (1789) *), der man nicht ab
ſprechen kann, daß fie, mit lebendiger Phantafie begabt, in ihren
Romanen O’ Donnel, Florence Macarthy und the O’Briens and ibe
O’Fiahertys, befonders in der fiebenmal binnen zwei Jahren aufge
kegten Wild Irish Girl die langweilige Manier der empfindfamen fir
besgefchichten verließ und uns recht lebendige Genrebilder aus
dem Volksleben des grünen Eilandes gab. Allein fie ſchrieb zu⸗
viel: darum find ihre Charaktere faft nie gehalten, und tft ihr Sty iu
ungezügelt und ihre Gompofltion zu ungeregelt. Welt hoͤher
Recht der Zauberroman Frankenstein (1817), den Mrs. Ehel.
fey’*) in der Nähe Byron's am Genferfee unter ber Infpiration
feines Vampire, den diefer gerade damals ſchrieb, dichtete, ein furdt
bares Schauergemälde, würdig des Pinſels Godwin's, ihres Br
ter und des Skepticiomus ihres Gatten. Reben fie können
wir mit Recht den ſchon genannten ercentrifhen Maturin”)
ſtellen, deſſen Romane, offenbar der Schule Lewio' angehörig,
wenigfiene was die Fatal revenge or the family of Mon
torio anlangt, theilwelfe auf den gerabe Damals herrſchenden
Geſchmack an Schauergemälden ſpeculiren; doch find einige, 3.9.
Melmoth, abgefehen davon, daß ber Held mit dem Teufel eine
Paft eingegmgen iR, und the Albigenses, nicht mißlungen zu
nennen. Ohne mid bei dem Schottiſchen Sittenmaler John
alt”) aus Irvine (1779— 1839) aufzuhalten, der übrigen?
einer der Beften Schüler Scott's if, und beffen Ayrshire Legatee‘
(1820) ımd Annals of the Parish (1821) mit Unreht in
Deuiſchland weniger befannt find, als mande weit fäld
Engliſche Poeſie. Roman. 467
ten Acbeiten feiner Landsleute, erinnere ich nur an Thomas
Hope's (+ 1881)°) Anastasius, eine durch und durch wahre
Schilderung Türkifher und Griechiſcher Zuflände, modern hei.
leniſcher Nieberträchtigleit und Selbſtſucht, aus der man eb
der nicht allzu vortheilhaft auf den Berfaffer fchließen muß, einen
Gröfus, der bei feinem Tode 180000 Pfund hinterließ, und
en Mußer jener von dem Marke der armen Leute ſich mäften-
den Bampire war, deren Mercur unter feinen Schuͤtzlingen fo
viele zählt. Ginen völligen Umflurz ber biöherigen Form er,
hielt aber der Engliſche Roman dur Walter Scott’), ber
den eigentlichen hiſtoriſchen Roman er fhuf und burd feine
bierbei befolgte Methode zugleih für die Literatur Deutſchlands
hoͤhſt wichtig geworden iſt, da gerade hier, wenn irgendwo, fidh
eine Schaar von mehr oder weniger treuen Radahmern ber
Srott’fhen Schule ausbildete. Er hatte bereit 1805, che er
am feine größeren romantiſchen Dichtungen ging, die erflen fieben
Kapitel feines Waverley gnefchrieben und hier offenbar Fielding's
Rolertalent und Ironie zum Muſter genommen, dann, das Ho⸗
talfe novem prematur in annos befolgend, das Fragment bei
Seite gelegt, 1818 erſt wieder vorgenommen und 1814 been⸗
digt, jedoch anonym publicirt. Der ungeheure Erfolg, den das
Such fand, konnte ihn gleihwohl nicht bewegen, feine Maske
abzunehmen, und fo ließ er denn 1815 Guy Mannering,
1816 tke antiquary, an Reichtum bed Humors und Voll⸗
tommenheit des Dialogs, ein Seitnflüd zu Tom Jones und
Don Qaixote, forte die erfle Serie der Tales of my landlord,
befichend im Black dwarf und Old Mortality, 1818 feinen
treflihen Rob Hoy und die zweite Serie der Tales of my
Iaadlord, fhe heart of Midiothian, 1819 the legend of Montrose
oder die dritte Serie derfelben, ihe bride of Lammermoor,
eine feiner kuͤnſtleriſch vollendetſten und durchdachtſten Rovellen,
1826 fein Meiſterſtuͤck IIanhoe, unbedingt den beſten hiſtoriſchen
Roman aller Nationen, ihe monastery und the abbot, 1821
kenilworth, dem Ginige ben zweiten Rang nad Ivanhoe
Änräumen, und the pirate, 1822 the fortunes of Nigel,
1823 Peveril of the Peak, Quentin Durward, welden id
über Kenikwortk fege, und St, Ronan’s Well, mit Ausnahme
30*
408 Engliſche Poefie. Roman.
ed barin .angebradten (Meg Dods of the Cleikum Inn), dei
beſten feiner niedrig komiſchen Charaktere, eine feiner ſchwaͤchſten
Productionen, 1824 Redgauntlet, 1825 the tales ofthe Crusa-
ders, beflehend aus den Novellen the betroihed und the 1a
Hsman, 1826 Woodstock, 1828 the chronicles of Canor-
gate, deren erſte Serie the two drovers, the Highland widow
und the surgeon’s daughter und deren zweite. ihe fair maid
of Pertk, eine der beflen feiner fpäteren Arbeiten, enthält, und
die Tales of a grandfather, 1829 Anne of Geierstein um
41881 die vierte Serie der Tales of my landlord, Count Roben
of Paris und Castle dangerous, erſcheinen, welche drei legten
Romane auch nicht entfernt mehr das große Talent des Bar
faſſers der Waverley Novels verrathen. Seine Hauptvorügt
find feine von feinem feiner Schüler erreichte bjectitiokt,
feine harmonische Durchbildung der Babel, feine fa me
thematifche Analyſe der menſchlichen Leidenſchaften, feine He
manttät und feine Wahrheit und Treue der Character,
der Zeiten» und Sittenfchilderungen. Ms Zeichner von Land
ſchaften und Sitten fommt ihm Niemand gleich. War aud fen
Life of Napoleon nichts als ein hiſtoriſcher Roman (1817)
fo fann man doch dagegen in feinm Romanen Schottifhe Eye
cialgefchichte fubiren, und was feine moralifche Tendenz und fd
nen Sinn für das Edle und Gute anlangt, fo fann man Mi
Jugend feine befiere Lecture als feine Werke in die Hand geben
Lediglich möchte man, abgefehen von einigen Wieberholungen (©
die Norne im Pirate iſt ein Pendant der Magdalene Great
im Abt, der Elsbeth im Alterthümler und Madge Wil
im Kerker von Edinburgh), an ihm zuweilen die die Han
lung flörende Länge des Dialogs, feinen Mißbrauch des komiſcen
Elements und feine bis zur Carrifirung ausgedehnte Vorliche
fuͤr's Romantifche (befondere im St. Ronansbrunnen wahl
nehmen) wegiünfchen. Unter feinen Radahmern nennen wit
Iohn Gibfon Lodhart aus Glasgow, feinen Schwieger
fohn und Biograpfen”®), den ſchon genannten Profefjor Sit
Wil ſon“) Mre. Sohnflone‘), Sir Thomas Did Law
der), James Hoof(1771—1828)*), Andrew Biden“)
aus Paioley (1788), Thomas Colley Gratt an“), John
Englifche Poefie. Roman. 469
Barnim), Erofton Croker“), Crowe“), den ſchon ge
nannten Korbmacher Thomas Miller”), Mrs. Bray), die
an Rangwelligleit ihres Gleichen ſucht, Horace Smith),
ber mit feinem Brambletye house (1826) bebeutendes Auf⸗
ſchen machte, und den Englifhen Neihshikorlographen George
Hanne Rainsford James”) aus London (1801), der
fruchtbarſten und beflen der ganzen Geſellſchaft, defin Darnley
und Richelieu ihren Muſtern nur wenig nachfiehen. Der bes
deutendfle der neueren Romantifer IR jedoch ohne Zweifel W.
Harrifon Ainsworth”), denn feine Romane: Rookwood
(1834), Jack Sheppard, ibe Tower of London, Guy
Fawkes, The Miser’s daughter, Old St. Pauls, Windsor
Casie und St. James find in Bezug auf Lebendigkeit ber
Handlung und Erfindung der Situationen mit einer dramat
iden Kunſt durchgebildet, die, lite er nur nicht an einer ge
wien Wildheit und Rohhelt der Form, den Berfafier zu einen
der erfien, felbRändigen Romantifer maden würden. Eine ans
dere Schule bilden James Morier“) und James Baillie
Fraſer*) mit ihren Perfins Boden, den fie aus eigener
Anſchauung fannten, entnommenen orintalifchen Sittenbildern, auf
die Hope's obengenannter Anastasius vielleicht nicht ohne Eins
Ruß geblieben war; Lady Karoline Lamb) (1785 —
1828) gab eine aͤhnliche Erzählung, Ada Reis (1823), allein
der Held derſelben, ein wiberwärtiger Don Juan, von Geburt
ein Beorgier, verdirbt das wenige darin vorhandene Gute total. Die
Reihe der fogenannten faſhionablen oder Highlife, Noveltiften‘”) ers
öffnet Edward Hook) aus London (1788—1842), anfangs
Operndichter und Improviſator, deſſen Sayings and Doings (1824)
große Auffehen machten, welches feine fpätern Productionen,
a Gurney Married und den vermuthlich undchten Peregrine
Bunce ausgenommen, nicht Lügen firaften. Sein Hauptfehler it Uns
gleichheit der Bearbeitung und Regellofigkelt der Fabel, fein Hauptvers
dien entfchledene Kenntniß der Englifchen höhern und mittlern Ge⸗
ſellſchaft, Jean Paul’fche Reflexion und Fielding'ſche Tiefe in ber
Characterauffafſung. Gleichzeitig verſuchten ſich In demfelben
Genre der befannte Staatsmann Konſtantin Henry Phippé,
Marquis von Normanby*) (geb, 1797), T. H. Lifter®),
Lady Dacresi), die Graͤfin Morley‘), Lady Charlotte
470 Engliſche Poeſie. Roman.
Bury®), Mıs. Trollope, die Gräfin Blefjington“)
aus Euragheen in der Iriſchen Grafſchaft Waterford, Riß Her:
rer) und R. Plumer Ward”), vefin Roman Tremaine
offenbar ein metaphyſiſch⸗religidſes Element hat, darum aber weniger
gefiel als fein de Vere, worin er befanntlid Gannings Bor
trait entworfen hat. Als Iriſche Genrebildermaler müfen Ge⸗
rald Griffin“) ans Limerid (1803 —1840), der Berfafe
der Munster popular tales, William Garleton”) aus
Brinist in der Braffchaft Tyrone (1798), Mre. Anna Marla
Hall”) aus Werford (geb. Fielding), Charles Lever’')und Sa⸗
muel Lover?) genannt werden, an die wir bie geiftreiche Miß
Mary Ruſſell Mitford”) aus Niveöford in Hampihie
(1789), die geniale Malerin Englifher Landſchafteſcenent,
anreihen. In der von dem nachher zu erwähnenden Americane
Booper berrührenden Schule der Seeromanfchriftfieller made
Gapitain Frederik Marryat“), nah Smollett Englande
befter Seecharakterbilderzeichner, mit feinen Romanen, unter denen
id Peter Simple, Jacob Faithfull und Percival Keene für
die beften halte, verbientes Auffehen; jebt if er aber als Kinder⸗
ſchriftſteller kindiſch geworden und hat fi total ausgeſchrieben,
was wenigſtens feinen Nebenbublen, Capitain Blaffeod”).
Capitam Chamier”), Howard”) und Michael Scott”)
aus Glasgow (1789—1835) nicht widerfuhe, die fo fg
waren, lieber aufguhören, als ihre gefammelten Lorbeeren aufẽ
Spiel au ſehen. Die Romane der Miß Harriet Marti
neau’) aus Norwich (geb. 1802) erwähne ich nur ber Eu
riofität wegen, da fie lediglich der Form nad bierher gehöre,
fonft aber nichts als langweilige Unterſuchungen aus dem Gebint
der Rationalöconomie find. Unter den modernfien Romantikm
ruht jebt der Baronet Sir Edward Lytton Bulwer‘)
aus Haybon Hl (1803) in der Graſfſchaft Norfolf auf dm
Lorbeern aus, die ihm feine Romane Falkland (1827), Pelhan
(1827), the disowned (1828), Devereux (1829), Paul
Cliford (1830), Eugene Aram (18831), feine kuͤnſiler iſch
durchbildetſte Novelle, Ihe last days of Pompeji, Rienzi, un⸗
bedingt das Träfiigfe und vollfommenfte Werk feiner Feder,
Ernest Maltravers (1837) mit feiner Foriſetzumg Alice, nich!
Engliſche Poeſie. Roman. 471
and morning (1841) verſchafft haben, denn feine neueſten
Producte (Godolphin, the last of the barons (1843), Za-
noni 1842 und Lucretia 1846) find verhaͤltnißmaͤßig
ſchwach. Er hat jedoch auch in feinen beſten Arbeiten einen
Haupifehler, er iſt zu ſehr Kuͤnſtler, Alles if bei ihm gemacht
und verarbeitet, natürlich eigentlich nichts, und darum Fönnen
aud weder die biendende Eleganz feines Style, noch der Reich
tum der Darſtellung, noch die treue und treffende Characteriſtik
und überall hervortretende gelehrte Bildung dieſen Mangel ein
ſacher Friſche, wie fie Scott überall zur Schau trägt, er
fegen. Der @uriofität wegen rangire ich die an Talent weit
unter ihn lebende Lady Bulwer’), feine Frau, neben ihn,
die ihn in ihrem Romane Cheveley or ihe man of honour an
den Pranger der öffentlihen Meinung geftelt bat, Unter ber
Maſſe von Schrififiellerinnen, die das high life zur Tendenz
nahmen, nennen wir noch als befonberd ausgezeichnet Mrs.
Bore®), neben der aud die fchon genannte Miß Landon®)
(Mrs. Maclean) und Dis Ellen Pickering?) nicht vergefien
werden mögen, während ich die Kinberfchriftfiellerin Miß Grace
Kennedy®) (+ 1825) blos vorübergehend in Erinnerung bringe.
Qurd feine eben fo treue ald malerifche Darſtellung der tiefen
Scheimniffe des menſchlichen Herzens hat SamuelWarren®)
mittelſt ſeines Tagebuchs eines Arztes auch auf dem Eontinent
große Popularität gewonnen, feine Taufend Pfund Renten aber
Ionnen fon ihrer Iächerlichen Llebrtreibungen wegen nichts Anderes
kin al8 eine bittere Satire auf die Engliſchen Mittelklafen.
Der jüngere (Benjamin) d’Israeli?”) gehört zwar auch
in dieſes Genre, wenigſtens was feine früheren Novellen (Vi-
vian Grey ıc,) anlangt, die In der piychologifchen Anſchauungs⸗
weile Ward's gefchrleben find, allein in neuerer Zeit hat er ſich
um Apologeten der wahnfinnigen Träumereien des jungen Eng⸗
lands (Koningsby, Sybil ıc.) aufgeworfen und dadurch bei einer
gewiffen Partei nur gewonnen. Als ſarcaſtiſcher Humoriſt muß
3.28. Peacockke) genannt werden, befien Romane, bie leider
auf dem Eontinent zu wenig befannt find, wahrhaft dramatifdges
&hen haben, Freilich halten fie keinen Vergleich aus mit ben
Schttiften desienigen Mannes, von dem man fagen kann, daß
a2 Englifhe Poeſie. Roman.
er Fielding's, Smollett's und Sterne's Genie in einer Perfon
vereinigt, id meine Charles Didens?”) aus Portsmouth
(geb. 1812). Er debutirte mit geiftvollen Skizzen aus dem
Engliſchen Geſellſchaftoleben, die unter dem Titel Sketches
by Boz in einzelnen Nummern des Evening Chronicle he:
ausfamen und fpäter (1836—37) gefammelt wurden. Bald
darauf erfähtenen feine Papiere des Pickwick Clubbs, die, obwohl
in Plan und Anordnung etwas mangelhaft und loſe, dennoch
durch die geiſtreiche Auffaffung der niedern Volkocharactere (Uncle
Toby und fein Diener Sam Weller), bie launig fatirifcen
Scenen und Aindliche Gemüthlichfelt des ganzen Erzählungsgufſſes
nothwendig zum Bollsromane werden mußten. Sein nädfie}
Bub Nicholas Nickleby giebt abermals in dem Titelhelven
und feiner Frau, die Fielding’ Amelia gleihlommt, ein treues
Portrait der Mittelflafien, und der Penſionathalter Squeers mil
feinee Schule Dotheboys Hall dürfte auch bei uns Col
legen finden. In nod niedrigere Regionen Relgt er in feinen
Oliver Twist herab, worin er die Mangelhaftigfeit der nievern
Erziehungsanflalten und die daraus entfpringenden furdtbarm
Folgen, die Berdorbenheit der niedern Volksklaſſen mit der int
gie und Kraft eines Crabbe entwidelt, Mit Meiſter Hum:
phrey’8 Wanduhr (1840) beginnt er aber fih gan jener
zarteren Manier zugumenden, die wir an einzelnen Stelln in
Sterne's empfindfamer Reife gewahren, indem er mit feinen
gutmüthigen Humor die ernfleflen Selten des menſchlichen Ge
fuͤhlslebens beleuchtet. Ebenſo zart if fein Heimchen auf bem
Heerde (1845), ein Märchen, das, obwohl ganz Original, Hin und
wieber an Anderſon's Methode erinnert, feine Lebenöſchlacht (1846)
aber, ein Feines Bildchen, welches zeigt, wie eine füngere Schweſter ihr
Gluͤck der älteren zum Opfer bringt, zeugt von Neuem von ber un
endlichen Geſchicklichkeit, mit welcher der Dichter den alltaͤglichſen
Erfcheinungen des Lebens mittel feiner hochpoeliſchen Phantaft
fietö eine neue und erhabene Seite abzugewinnen verficht. In derſelben
Manier find die Eyiveflergloden (1844), eine Kobolbgefhiätt,
worin das alte Jahr aus » und das neue eingeläutet wird, geſchrieben,
BarnabyRudge (1841) dagegen iſt wieder ein Bild aus dem nieder
Volkoleben und Martin Chuzzlewit's Abenteuer (1843) eine ler
Englifhe Poefie. Roman. | 473
teihe Gefhichte für Auswanderungsluftige und eine prächtige Satire
auf die fo viel gepriefene Amerilaniſche Freiheit.
1) ©. Chasles, Le XVIII s. en Angleterre. Paris 1846. 8. Etud.
polit. p. 139 sq. Novels and miscell. Works. Oxford 1840-41.XX.8.
2) ©. F. Ferriar, Illustr. of St. Lond. 1796. 8. Ed. II. ib. 1812.
11. 8. Bel. Monatefchr. 1795. Zebr. Scott Miscell, Works. T. 111. p-
1:6 sq. Mezieres T. DI. p. 327 sq. d’Israeli, Miscellan. of Ii-
leratare. T. II. p. 338 sq. Works. Lond. 1783. X. 8. 1795.
VL 8, 1843, 4. Tristram Shandy. Lond. 1759 sq. IX. 8. Ed. IT. ib.
1760. Paris 1832. 8. u. öft. A sentimental Journey ihrongh France and
g Lond. 1767.11.8. Ueberf. f. Ir. Sh. Leb. u. Meinungen. a. d. Engl.
d. J. I. Bode. Hamb. 1774. 1776. IX. 8. v. &. v. Benzler. zB" 1801.
M. 8.0.8. 9. Magdeb. 1832—33. V. 16. v.Bärmann. Bruſchw. 1839.
IV. 16. Empfindfame Reife d. Frankreich u. Italien v. Bode. Hamb. 1768.
V. Yufl, pjg. 1804. 12. v. 2, v. Benzler. Ppag. 1802. 8. m. d. Echens:
beſchr. d. Verf. v. Glemen. Eſſen 1827. 12. dv. Döring. Iena 1841. 8.
e. Börmann. Bruſchw. 1840. 16. v. Diesmann. Lpzg. 184. 8, v. Lewald.
Torah, 1840. 1842. 16. Briefe an @lifa, a. d. Engl. v. Bode. Epzg. 1785.
% Rürnb. 1840. 46. |
3) ©. Baur Lebensgem. Bd. V. p. 489 sq. Nichols T. III. p. 361 40.
Planche, Portr. litt. T.I. p. 18q. Scott Miscell. Works, T.IIT. p.4isq.
Reu.eitt. u. Volterkde 1789. St. VI p-5708% Hirſching Bd. II. 1. p. 216g.
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and genius of H. F. Lond. 1762. IV. 4, od. VIII. 8. Edinb. 1767.
1806, VI. 8, Lond. 1841. 4. u. öft. Tom Jones. Lond. 1750 u. öft, w.
al, by Ch. Wagner. Marhurg. 1815 sq. V. 8. Ueberf. ſ. Geſch. d. Tom
sone, a. d. Engl. v. Bode. Epig. 1786—88. VI. 8. v. Schmit. Nürnb.
170. IV. 8, v. Lübemann. Leipz. 1826. IV. 12. v. Diegmann. Benfchw.
1840-49, VI. 16. Abent. d. 3. Andrews u. f. Freundes Ahr. Adams. a.
d Engl. Berl. 1775. 1786. 11.8. üb. v. Oertel. Meißen 1811. 11.8. v. Spar
neweky. Bruſchw. 1840. III. 16. Abent. a. e. Reife in d. and. Melt. %.
d. Engl. Lpzg. 1811. 8. u. in d. Taſchenb. claff. Rom. Jena 1843. 16
DB. V. u. Emilie Both, neu über. Lpzg. 1797— 88. IV. 8, Amalia.
Ipi9. 1768. IV. 8. Ion. Wild. Kopenh. 1759. 8,
4) €, MooreLife ofS. Lond. 1772.8. Scott Misc. Works T. III. p.
h3 sg. Roseoe a.a.D. p. VII-XL. Meziöres T. II. p- 161 sq. Cary,
Liv. of engl, poets. p. 119 sq. Nichols Lit. Anecd, T. III. p.460sq.
Niscellaneous works. Edinb. 1760. VI. 8. Lond. 1797. VIll. 8. by
Roscoe. ib. 1841. 4. Ueberf. |. Graf Fathom a. d. Engl. v. Dertä.
:29. 1799. 11. 8. Abent. d. Ritt. %.Greaved. Kopenh. 1772. 11. 8. v. Kohl.
Bien 1791. IT. 8. Humphrey Klinkers Reifen a. d. Engl. v. Bode. Epzg.
172. 1785. 111. 8. v. Döring. Benfchw. 1839. III. 16. Roderid Random,
© Mylius. Berl. 1790. II. 8. v. Bärmann. Brnuſchw. 1839. IV. 16.
Ferrgrine Pille, a. d. Engl. v. Mylius. Berl 1785. 1789. IV. 8.0. Bogt.
agdeb. 1827. 28. V. 8. v. Bärmann. Brſchw. 1840. VI. 16. Gämntl.
Pemorift. Romane. Stuttg. 1839—41. XV. 16.
5) ©. Zourn. all. Journ. 1786. Bd. VII. (IV St.) p. 15-97
\ezieres T. I. p. 272 sq. Scott Misc. Works. T. IH. p. 1 sq. d’Is-
rseli Curios. of Lit, T. II. p. 54 sq. Chasles LeXVill s. en Angle-
'erre. Rtud. polit. Paris 1846. p. 361 81 The correspondence of 8,
R.publ. by A. L. Barbauld. Lond. 1804. VI. 8. Works. Lond. 178°.
XX. 8. w. a sketch of his life by S. Mangin. ib. 1811. XIX. 8.
ara Eugliſche Porfie. Roman.
Pamela, Lond. 1740. IV. 8. Clarissa. ib. 1748. VII. 8. Grandison.
ib. 1753. VII. 8. Ueb. f. Glarifia a. d. Engl. v. Chr. A. Schmitt,
Mannh. 1790-91. XVI. 8..0. Kofegarten, Epag. 1700-93. XVI. 8. Pu
mela a. d. Engl. v. Schmit. Liegn. 1772. IV. 8, Geld. G. Brandifoni.
a. d. Engl. Epga. 1755. 1780. VII. 8. Clariſſa nah Janin's Mod. üb.
dv. Bode. Epzg. 1847. sq. 8.
6) The life of S. J. to which is added Johnsoniana, Ed. II.
Lond. 1785. u. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1833. nr. 30 ng. BL. f. d. it. d.
Qudl. 1836. p.217sq. A.Murphy, Essay on the life and genius of.
J. ib. 17%. 8. Mezières T. 11. p: 28 ri Brougham, Men of letter
T. 1. p. 1 sg. Vogel ©. 3. lit. geſch. Suppl. 3. Miniat. Bibl. Hamb.
1840. 8:. Works publ. by J. Hawkins. Lond. 1788. XII. 8. w. ı
ess. ot A. Murphy. ib. 1806. 1816. XII. 8. w. his life by J. Bos-
well. ib. 1787. I, 4. Alnwick 1816. XII. 8. Ucberf. ift: Kaffelad , «.
d. Engl. v.Bärmann. Hamb. 1843. II. 32. cf. Anderson, Life ot S. ).
ib. 1795. 8. J. Hawkins, Life of 8. 3. ib. 1787. 8. J. Boswell, Life
of S. 3. ib. 1793. 8. 8. Weller Singer, Life of S. F. Lond. s. a. 8.
7) ©. Scott Misc. Works. T Ill. p. 230 sq. — Chrysal or the
adventures of a Guinea. Lomd. 1760. Ed. III. ıb. 1761. IV. 8. The
history of Arsaces prince of Betlis. Lond. 1774. II. 12. The pi
rim. Lond. 17:5. 11. 12. The history of John Juniper. ib. 178l.
. 12.
8) The man of feeling. Lond. 1771. 11. 8. (Deutſch. Danzig IM.
. ih. 1773. 11.8. (Deutich. vpig. 1808. 1.8
8.) Theman of ıhe worl
Julia de Roubigne. ib. 1779. Paris 1837. 8. Works. ib. 1808. VII. &
©. Scott T. 1Il. F 251 sq. Planche Portr. litt. T. 1. p. 61 sg. Ne-
zieres, T. III. p. 32 sq.
9) ©. Baur Febensgem. Bd. IL. p. 436 sq. Mag. f. d. Fit. d. Ausl
1837. or. 2. Mezieres T. TI. p. 366 sq. Scott Misc. Works. T. il.
p. 124 sq. Irving, Life vor ſ. Works. Paris 1835. T.I.p. I-CXX1.
The vicarof Wakefield. Lond, 1766. 1800. 8. d. Landpr. v. Wakefield ib.
v. Lindau. Dresd. 1825. 1836. 8. v. C. v. ©. Quedl. 1828. II. 8. v. 8
Ed. v. Delönig. Lpzg. 1835. 1838. 8. v. H. Döring. Erf. 1839. I
16. v. ©. Er. Kolb. Zweibr. 1836. 12. m. Holzſchn. v. L. Richter. Ri
1841. 1845. 8. Gedichte, deutſch v. A. Böttcher. Lpzg. 1843. 16. D. el.
Dörfchen u. Br Heifende, a. d. Engl. v. Buͤrde. Bresi. 1796. 1802. 8. .
10) The fool of quality. Lond. 1766. 8. Juliet Grenrille. ib:
1. 8. Works. Dublin 1780. IV. 8. cf. Brookiana. London 1
@ 8. .
11) The history of Lady Julia Mandeville, by the translalet
of Lady Catesby’s letters. Dubl. 1775. II. 8.
12) &. Memoirs of H. W. Lond. 1822. II. 4. Scott T. Il.
160 sq. Mezieres T. Il. p. 397. Magaz. f. d. Lit. d. Ausl. 1833. ar.
Duulop, Hist. of fiction III. p. 380 sq. The castle of Otranto, transl.
from the Italian of Onuphrio Mauralto by William Marshal. Lord.
1764. 8. Parma 1791. 4 -u. öft. Works. Lond. 1798. V. 4. od. %.8
1825. IX. 4. Schriften teutfh v. U. W. Schlegel. kpzg. 1800. 8. D. du
Do arante, e. goth. Geſch. a. d. Engl.’ v. 8. 8. W. Mayer. Berl. IR.
13) ©. Gentlem. Mag. 1807. T. 1I. p. 1233 sq. Scott a.a.O.
T. 11I. p. 174 sq. The champion of vertae, a Gothic story. Lond
1777. 8.
14) ©. Cunningham, Biogr. Geld. d. Engl. Liter. Opgg. 1834. p. 12259
1783.
Evelina. Lond. 13779. 17 1. 12. Cecilia. ib. 1782. 1785. V. 1%
Camilla. ib. 17%. 1802. V. 8 The wanderer or femal difſiculties
Eugliſche Poefle. Roman. 476
ih. 1814. V. 12. ueberf. f. Geeilia. Bpgg. 1783. II. 8. Gecilie Be
verley neu bearb. v. Brömel, Berl, 1780. II. 8. Evelina v. Weiße. Epag.
1779. IN. 8. Georginia. Gtuttg. 1790-92. II. 8. Kamille. Berl, 1798.
I. 8. Laura v. Echag. Fpag. 1788. IV. 8.
15) &. Scott T. IM. 3 102 4 Mezitres T. III. p. 155 sq. Hen-
7 Lond. 1795. IV. 8. (Deutſch. Bremen 1796-98. IV. 8.) Arundel,
ib. 1780, 8. (Deutich. psg. 1780. II. 8.)
16) Auna 8, Yves. Lond. 1792. VII. 8. (Deutfh v. Morig. Bert.
1792-94, V. 8.) Hugh Trevor. ib. 1794, VI.11. cf. Memoirs written
by himself. ib. 1815. III. 12.
17) An arabian tale (the history of the Caliph Vathek) from
an unpubl. manuscr. w. not. cr. and explanat. Lond. 1786. 8.
Deutſch v. Mohnike. Cpzg. 1842. 8. ©. Meziöres T. II. p. 412 sq.
(ee tales of the genii. Lond. 1765. 1800. H. 12. ib. 1825.
u. öft.
19) ©. Scott a. a. DO. T. II. p. 238 sq. Mount Hennet. Lond.
173.1. 8 Barham Downs, ib. 1784. TI. 8. The fair Syrian. ib.
1787. TI, 8. James Wallace. ib. 1788. Ill. 8. The Man as he is. ib.
19. IV. 8. (Deutſch. Berl. 1798. II. 8.) Hormeprong or the man as
he is not. ib. 1796. III. 8. (Deutſch. Liegnig 1799. 8.)
%) The Canterbury tales. Lond. 1797. V. 8. The recess or a
tale of other times. ib. 1783. V.-12; The life of a lover. ib. 1804.
VI. 12, Ormond. ib. 1840. IH. 12. Ueberf. f. Erzähl. a. Ganterbury a.
—* dv. Ir. v. Dertel. Lpzg. 1798. 1810. IE. 8. Die Ruinen. ebd. 1766.
4) Zeluco, various views of human nature taken from life
and manners, foreign and domestic. Lond.1786. 8. Edward, various
views of human nature, taken from life and manners, chiefly in
England. ib. 1796. Paris 1833. 8. Mordaunt, sketches of life, cha-
racler and ınanners in various countries, including the memoirs of
a french lady of quality. ib. 1800. 8.
2) A simple story. Lond. 1791. IV. 12: (Deutfh v. D. M. Lie⸗
besfind. Rpag. 1792. II. 8.) Anna Yves. Lond. 1794. V. 12. Natureand
art. ib. 1796. IL. 8. (Deutſch. v. Seidel, Epzg. 1797. 1802. ‚8.) cf. Me-
ira and Corresp. of Mrs. J. Lond. 1833. II. 8. Mezieres. T. II.
P- #2 sq.
23) 6. Scott T. III. p. 262 sq. Dunlop a. a. ©. T. III. p. 383
:q. Emmeline. Lond. 1788. IV, 12. Celestine. ib. 1791. IY. 8. The
wanderings of Warwick. ib. 1794. 8. Montalbert. ib. 1795. IIl. 8.
\archmont. Lond. 1796. IV. 8. A family story. ib. 1800. IN. 12.
24) &. Scott T. Il. P- 181 49. The castles of Athlin and Dun-
bayne. Lond. 1789. 8. The Sicilian Romanoe. ib. 17%. 8. The ro-
mance of the forest. ib, 1791. 8. The mysteries of Udolpho. ih.
9.8, The Italian or the CGonfessional of the black penitents. ib.
197. 8. Weberf. Abelina ober das Abenteuer im Walde. Lpzg. 1793.
Mm. 8 Benfhw. 1828. IV. 8. Die Einſiedlerin am Veſuv. Epzg. 1801.
“ Elena. Prag 1802. 8. Der Eremit. Wien 1817. II. 8. Die Ers
(heinungen im Gchloffe der Pyrenäen. Brnſchw. 1818—20. IV. &.
Suften v. Blondeville. Yypzg. 1827. 1831. II. 8. D. Grab. Bresl. 1800. 8.
D. Abtei 0. Grasville. Prago.3. III. 8. Die Italiänerin od. der Beichtftub!
°. ſhwarzen Büßenden. Königsb. 1797—99. II. 8, Novellen. Brnſchw.
189, 8. Miß Anna, d. Priorin. ebd. 1824. III, 8. (u. d. Tit. Maddalena
476 Englische Poefie. Roman.
Rofa. ebd. 1818. 11T. 8.) D. Tobeswette. Meiß. 1830. II. 8. Udolphos Ges
heimniſſe. ẽpzg. 1795—97, IV. Wien 1798. IV. 8.
25) S. Mezidres T. III. p. 172 4q. Mag. f. d. Lit. d. Ausl 1838,
nr. 126. Tbe monk. Lond. 1795. 8. u. öft. Derutſch v. F. v. Dertl,
kpzg. 1797 — 98. III. 8.
26) Simple tales. Lond. 1806. IV. 8. New tales. ib. 1818. IV.8.
Tales of real life. ib. IIL, 8. Tales of the heart. ib. IV. 8.
27) ©. Edinb. Rev. T. LI. p. 144 sq. XXV. p. 685. I. p. 4
II. P 437. VI. p. 182. XXXV. p. 362. Gilfillan Gall. of lit. portr.
p. 15 sq. Meziöres T. III. p. 21 2. Fraser Magaz. for town and
country. 1834. Octbr. p. .q. — Things as they are the Adven-
tures of Caleb Williams. Lond. 179. II. 12. Parıs 1832. 8. (Deutid.
Riga 1795. 8. Epʒg. 1797 - 98. 11.8.) St.Leon. Lond. 1799. 1801. V. .
(Deutſch. Hamb. 1800. 11.8.) Fleetwood or the new man of feeling. ib,
1804. 8. (Deutſch. Irkft. 1806. 1826. 11.8.) Mandeville. ib. 1817. IN. 12.
Cloudesley. ib. 1830, III. 12. Lives of the Necromancers. ib. 18% 8
28) Don Sebastian or the house of Braganza. Lond. 1809, III. &
(Deutih ale: D Kreuzesritter. Lpzg. 1822. II. 89) — Tihaddens ol
Warsaw. ib. 1803. III. 8. (Deutſch. Dresd. 1825. 1831. DI. 8.)
29) &. Edinb. Rev. T. XXVIII. p.490.H. P 398.1V. p.3%9sq. VII.
p- 206. XIV.p.375. XX. p.100- XXII. p.410.
p- 447 sq.Moir, Treat. ou poetry and mod. romance, (Edinb. 18%.) P
218 sq. Sunningham p. 130 sq. — Popular tales. Lond. 1804. III. 8. (Deutſo.
Börlig 1807. 8.) Belinda. ib, 1803. III. 8. (Deutfch. Epag. 1803. 11.8.)
Castle Rackrent. ib. 1802. 8. (Deutſch. Erfurt 1802. 8.) Leonora. Ib
1806. II. 8. (Deutſch. Epzg. 1809. 11. 8.) Tales of fashionable life.
ib. 1809—12. VI. 8. (Daraus überf. Vivian oder der Mann ohne Che
racter. Pefth 1814. II. 8. Epzg. 1815. II. 8. Emilie od. d. Frauenzwit
XXXIV. P- 121 sq. LI |
Peſth. 1815. 8.) Patronage. ıb. 1814. IV. £. (Deutſch. Irkft. 1828.) Iy.
8.) Harrington. ib. 1817. 8. Ormond. ib. 1817. 8. Rosamond. ib.
1822. 8. Harriet and Lucy. ib. 1825. IV. 8. Helen 1834. 11.8
(Deutfh. Aachen 1834. HI. 8.) Complete Tales and Novels complete.
Lond. 1833. XVII. 12, Paris X, 8. Children and Juvenile books. ib
XVIII. 18.
30) &. Moir a. a. ©. 4 216 sq. — (The noble family. Lovd.
u
1:71. III. 8. ift von Mrs. fin) Northanger Abbey. Lond. 181:
IN. 12. Sense and Sensibility. ib. 1816. IV.12. Pride and Prejedic.
ib. 1812. II. 12. (Deutfch. Epzg. 1830. 8.)
31) Self-Control. Lond, 1811. Discipline. ib. 1814.8. Emmelint.
ib. 1819. 8.
32) The Cottagers of Glenburie. Lond. 1808. 8. The Leiters ol
a Hindoo Rajah. ib. 179. II. 8.
33) ©. Mag. f. d. 8it. d. Ausl. 1883. mr. 137. 1834. nr. 3. 188.
nr. 14, 59. 81. f. d. Pit. d. Ausl. 1837. p. 405 ag. — Florence Mer
carthy, en Irish tale. Lend. 1818. (Deutfch. Epzg. 1821. IM. 18.)
The O’Briens and the O’Flahertys. ib. 1827. (Deutich. Gtuftg. 1827-
28. VIII. 12.) ’The Princess or the Begnine. ibi 1834. (Deutſch. Bel.
1895. IM. 8) The book without a name. ib. 1841. II. 8. v.
viel. Und,
_ 34) Frankenstein. Lond. 1817. III. 8. Valperga. ib. 1823. Il. 8.
Lodore. ib. 1835. 8.
35) Fatal revenge or the family of Montorio. Lond, 1807. I.
Englifche Poefle Roman. 477
12. Melmoth the wanderer. Lond. 1820. IV. 12. (Deutſch. UArnſtadt
182. HL 8) The Albigenses. ib. 1824. IV. 12.
%) The Annals of the Parish. London 1821. 8. The Ayrshire
Legatees. ib. 1824. u. im Blackwood Mae. 1820, The Omen. ib.
1824. 8, Rothelan. ib. 1825. Sir Andrew Wylie. Lond. 1803. 8. Li-
terary Miscellanies. ib. 1834. III, 8.
37) 6. Meziöres T. III. p. 448 sq. Anastasius or the memoirs
of a modern Greek. Lond, 1819. III. 8. u. öft. (Deutſch von W. 2.
Eindau. Dresd. 1821—25. V. 8.)
39) &.Hazlitt, Lectures on the engl. comic writers: Lond. 1819.
p. 235 ug. Mag. f. d. Lit. d. Aus. 1833. nr. 40. 43. 60. 1824. nr. 128,
1838. ur. 12. ar. 46. 65 aq. 71. 73. 75. 78. 1837. nr, 47. Edinb. Rev.
T. XVI. a 263 sq. XII. P. 18q. XXXIX. % 158 aq. I. P. 395. IV.
p. 427. VI. p.1. XVII. p. 379. XXIV. p. 273. XXVII. p.11. XX VII.
p: 38 eo ® 208. XXIX. P. 403. XXXIXIII. p- 1. XXXVII.
p. M. Mezières T IL p- 243 sq. J. Hogg, the domestic manuers
and private life of 8. W. Sc. Glasgow 1834. 8. Lockhart, Mem. of
the life of Sir W. Scott. Lond.1837. VII. 8. Paris 1838. 11.8. (Aus.
d. Jakob, W. Scott. Köln 1827. 16. u. M. Brühl, WB. Scott u. feine Freunde.
pi. 189 — 41. V. 17. u. Bl. f. d.Lit d.Uusl. 1838. p. 209. 237. 310 sq.
1839. p 41 ..) Washington Irving, Abbotslord and Newstead Abbey.
ib. 1835. 8. G. v. Krämer, Leb. u. Werte W. Se. nad) Allan Gumningham,
43.8, Defauconpret u. a. auth. Quellen. Gtuttg. 1833. 12. Life ofSir
W. Sc. w. crit. not. of his writings begun by W. Weir and cout,
by 6. Allan. Edinb. 1834. 8. Ausg. f. Poetical Works. Edinb. 1833
3, 8. Waverley Novels. Lond. 1829—33. XLVIII. 18. ib. 1831. XXIX.
3.(f.dazu R. Warner, Illustr.crit. histor, btogr. and miscell. of novels.
ib.184. 117. 8, Introductions and notes and illustr. tothenovels tales
and romances, Rdinb. 1833. II. 8. Waverley Anecdotes. Loud. 1841.[8.)
Leiters. Lond. 1832. 8. Complete works including all his Poetical
Works, Novels, Miscellaneous prose works, Life and Correspon-
dence w. the Äuthors new pre acy, notes, additions, corrections
and various readi of the Inst Bdinburgh edition and a glossary
of the Scottish Works. Paris LII. 8. (enth. d. Novels V. T.
Miscell, Prose Works VII T., History of Scotland I, The poetical
Works VI, Life of Napoleon. VI, Tales of a Grandfather III., Life
and Corresp. of Sir W. Sc. by Lockhart IY.) u.öft. ueberf.f. Simmtl.
Romane. A. d. Engl. Zwickau 1826—31. CXII. 12. Dazu Reue Folge XII.
1831-33. 16. Stuttg. 187—33. CLXXIV. 32. Danzig ®b. I-LXXIN.
m. Anmerk. Berl. 1836 sq. LV. 16. Ausgew. Werke Hamb. 1840 - 41.
X. 8. Ausgew. Werke. Mannh. 1840 sq. XLV. 16
. 39) Valerius, a roman story. Lond. 1821. IH. 8. Adam Blair.
ib, 1822. 8. Reginald Dalton. ib, 1823. III. 8. Matthew Wald. ib.
184. 8. &. Gilillan Gall. of lit. portr, p. 431 sq.
‚ 40) Lights and shadows of Scottish life. Lond. 1822, 8. The
inals of Margaret Lyndaay. ib. 1823. 8. The foresters. ib. 1824, 8.
41) Clan Albyn. Lond. 1815. 8. Elisabeth the Bruce. ib. 1827. 8, _
42) Lochandhu. Lond. 1825. 8. The Wolf of Badenoch. ib. 1827.
%. The Jegendary Tales of the Highlands. ib. 1841. II. 8.
43) Pen Owen. Lond. 1822. 8. Percy Mallory. ib. 1823, 8.
4) The Sectarian or ihe Church andthe Meeting-House. Lond.
480 Englifche Poefle. Roman.
p- 126 sq. Amusing Novels. Paris 1835 22. 8 Gämmtl, Bere. üt.
v. Kolb. Stuttg 1843 sg. 16. üb. v. Mehr. Bruſchw. 1835 ag. 16.
‚... 75) The navalsketch book. Lond. 1828. III.8. Sailors and Saints
ib. 1829. III. 8. Tales of a Tar. ib. 1830. III. 8. Land Sharks and
Sea 6ulls. ib. 1838. IH. 8. (Deutfch. Aachen 1839. II. 8.)
76) The Arethusa. Lond. 1836. III. 8. (Deutfch. Benfhw. 1837
III. 8.) Ben Brace, ib. 1835. III. 8. (Deutfch. Brnſchw. 1836. II. 8)
u. dv. And. Ueb. ift Sämmtl, W. Deutſch. Bruſchw. 1839. XV. 8,
77) Novels ed. by Marryat. Paris1837. VII. 8. eb. f. d. oltt
Gommobore. Aachen 1838. III. 8. Ardent Troughton. ebd. 1837. III. 8.
78) Tom Cringle’s Log. Lond. 1833. III. Paris 1834. 8. (Deut,
Benfhw. 1839. III. 8.) The Cruise of the Midge. ib. 18%. I.
Bi 8. (Deutſch. Brnfhw. 1843. III. 8.) erſchienen unter dem Ramen
on's.
79) ©. Mag. f. d. Bit. d. Ausl. 1833. or. 86. 121. Bi. f. d. Mt
Yuasl. 1840. P: 95 sq. Illastrations of Political Economy. Lond
1832—33. 8. Deerbrook. ib. 1839. II. 8. Tbe Hour and the Mas
ib. 1840. III. 8. (d. Neger v. St. Domingo. epig- 1841—42. TI. 8.) Lie
in ihe Sick-Room or Essays by an Invalid. ib. 1844. 8.
80) ©. 81. f. d. Lit. d. Aust. 1836. p. 125 sq. 178. 1837. p. 132
438 aq. 1838. p. 228 sq. 1839. p. 505 sq. Mag. f. d. Lit. d. Audi. 183.
nr. 65. 1835. nr. 78. 1836. ar. 5. 1839. nr. 94 sq. 1838. ar. 45. $
1837. nr. 81. 130. 1842. ur. 81. 1843. nr.49. 1847. nr. 118q. Planche,
Portr. litt. T. I. p. 88 nn Complete Works. Paris 1838 sq. 8. Uberl.
Werke, Aachen 1833. 4q. 12. Stuttg. 1833. sq. Zwickau. 1833. sq. 16.
31) ©. Wi. f. d. Pit. d. Ausl. 1839. p. 881 q. 1840. p. 5597
Cheveley or the man of honour, Lond, 1839, III. 8. (Deutſch. Gtutls
1839. ebd. 1840. VII. 16.)
82) Women as they are or the Manners of Day. Lond. 18%.
III. 8. Mothers and Daughters. ib. 1831. III. 8. The Fair ol ms)
Fair. ib. 1832. III. 8. The heir of Selwood or Three Epochs ol
‚life, ib. 1838. II, 8. The bankers Wife or Court and City. ib
1842, TIL. 8. x. ni:
83) Francesca Carrara. Lond. 1834. III, 8. Ethel Churchill. ib
1836. III. & un
, 84) Who shall be Heir. Lond. 1840, The secret Foe. ib. 1
Sir Michael Panulet. ib. 1842. III. 8.
85) ©. Bi. f. d. Lit. d. Aust. 1840. p. 62. sq. Sämmtl. Were I
d. Engl. v. 9. Slemens u. W. Pirfcher. Bielefeld 1838. XII. 12. Reutliug
183738. XTI. 12. ebd. 1847. nq. 8.
. 86) Passages from the diary of a late Physician. Lond. 1%
Edinb, 1842. II. 8. (Deutſch. Brnfchw. 1839. V. 8, &pzg. 1844. IX. 16
The thousand a — year. ib. 1841. III. 8. Bertedeutfe. Gtuttg. 18B-
» V. 16.
87) ©. Mag. f. d. Pit. d. Ausl. 1833. nr. 48. 1844. nr. 122. 1%
nr. 75. Vivian Gray. Lond. 1826—27. V. 8. Contarini Fleming ib.
1832. IV. 8. Henriette Temple. ib. 1836. III. 8. (Deutſch. Berl. 1837.
1. 8.) Koningsby. ib. 1845. 8. (Deutſch. Grimma. 1845. IL 16. Tan-
cred. ib. 1847. 8. Sybil. ib. 1845. 8. - |
88) Headiong Hall. Lond. 1816. Nightmare Abbey. ib. 1818
Maid Marian. ib. 1822. The Crotchet Castle, ib, 1831. 8. zuf. ald No-
vels. Lond. 1837. 8.
Poeſie der Vereinigten Staaten. 481
&) Complete Works, Paris 1837 sq. Saͤmmtl. Werke. Ep0- 1839.
sq. 16. Gtuttg. 1841. sq. 16. Eypag. 1839. 30. 12. &. Mag. f. d. Eit. b.
Ausl. 1842. ar. 5. 1843. nr. 198. 1847. nr. 15. 1844. nr. 100. 1845.
ar. 5. 1846. ar. 39. BI. f. d. Lit. d. Audi. 1838. p. 413 4q. 1839. p.
187 sq. 308. 461 nq. 1840. p. 70 aq. Mezieres. T. IN. p. 469 sg.
Ueb. d. Geſch. d. neuern engl. Som. Poeſie überh. f. Mag. f. d. Lit. d.
Aust. 1836. ar. 57.
Anmerkung, Auf einen Punkt muß bei der Geſchichte des Engliſchen
Romans befonderd aufmerkſam gemacht werben, nämlich darauf, daß derfelbe
ſich, einzelne Bweideutigkeiten bei Flelding und Gmollett abgerechnet, frei von
Unmoralität erhalten bat, woburd von felbft das Gapitel der fchmuzigen
Romane wegfaͤllt. Nur eln einziger, obenein nicht untalentvollee Autor,
John Gleland (370789) hat in feiner mmehemale heimlich gedruckten
6irl of pleasure (Memoirs of a woman of pleasure. Lond. 1749.
N. 8), die teider als erfter Band der Priapeifhen Romane auch ins Deutfche
übergegangen if, biefem Genre ben Stempel ber Gemeinheit aufgebrüdt.
Partislist of Covent-Garden- Ladies (Lond. 1789. 1794. 8.) ift das
segen ein elenbes Machwerk ohne allen höhern Werth.
$. 644,
Da «6 feiner Frage unterworfen fein. kann, baß die Li⸗
kratur der Vereinigten Staaten einen integrirenden Theil der
des Mutterlandes ausmachen muß, infofern ihr unbebingte Origina-
It wohl nur blinder Patriotismus zuſchreiben kann, fo wirb
6%. au angemeflen fein, die bebeutenderen Dichter!) derſelben
bier folgen zu laſſen, deren es unter der Menge (gegen 150),
die mar aufgezählt hat, mehrere ausgezeichnete giebt, Wenn
man die Literaͤrgeſchichte der Nordamerilaniſchen Distkunf
bis auf bie Zeit der erſten Anſiedler zurückführt, fo würbe
der erfle auf Amerikaniſchem Boden gemachte dichterifhe Verſuch
des Geiftlichen William Moreli?), ber 1623 nad Ply⸗
mouth Colony Fam, Beihreibung von Neu-England in Latein
(den Verſen feinz das erfle Product aber in Englifcher Sprache,
das hierher gehört, iſt zugleich das erfie in Britiſch⸗Amerika
gedrudte Buch, nämlih eine von Thomas Walde, Richard
Ratber und John Elliot, dem berühmten Indianerapoſtel,
gefertigte Pſalmenparaphrafeꝰ). Im vrofanen Style verfuchte fich
zen ein Frauenzimmer, nämlih Mrs. Anne Bradſtreet
(t 16720), die mit Ihrem zum Gouverneur der Colonie er⸗
nannten -Batten 1630 nad Cambridge fam und hier eine
Sammlung einzelner reht gelungener Miscellandichtungen yublis
eirie Run folgte bis zur Revolution eine ziemliche Anzahl
von Dichtern, unter denen ich den witzigen Bonvivant Mather
Größe, Handtuch d. Biterärgeiige. Un. —331
482 Poeſie der Vereinigten Staaten.
Byles’) (+ 1758 Im 82flen ‚Lebensjahre) nenne, well de
Inhalt feines größern Gedichts, the conflagration, worin f
die Weltzerörung durch euer ſchildert, curios genug iR, und
James Ralph), weil Letzterer der einzige Amerikaner if, den
Pope in der Dunciade verewigt hat. Unter den Dichtem der
Revolutionsperiode, die übrigens eine Menge fatirtfcher Gedichte,
ja fogar ein dramatiſches Gelegenheitöftüd (the Battle of Bun-
ker Hill in five Acts, Philad, 1776 — von Robert Bell
aus Maryland) hHeivorbradte”), Hat der erfle republikaniſche
Gouverneur von New Jerſey William Livingfion’) au
New Dort (geb. 1723, gef. 1790) unverbiente Beruͤhmtheit
erlangt, wogegen fen Landsmann Philipp Freneau (1782-
1832)°) fon ein ganz anfländiger politiſcher Dichter iR, be
fen Eatiren 'gegen die Torypartei feiner Vaterſtadt zu ihrer Zei
ganz populär waren. Weit höher Reht aber John Trun—⸗
bull’) aus Waterbury in Eonnectisut (17650 1831), dem
fein M’ Fingal, bie befle Nachahmung von Butler’s Hubibred,
verdiente in Europa befannter zu werben, ald es ber Fall iR.
Er läßt darin einen Friedensrichter aus der Nähe von Bolen,
M’ Fingal, einen blinden Loyalen, in den zwei erſten Geſaͤngen
fi mit einem gewiffen Honorius über die vorgeblichen Berbimft
ber Britlfhen Regierung um ihre Golonie herum disputiren,
dann (Gef. II.) ad absurdum führen und, ald des wuͤthend⸗
len Torysmus überführt, theeren und befedern. Vollendeter iR
der Form und eleganter if fein Progress of Dulness um
feine herrlihe Ode to sieep. Obgleich aus einem anderen
Sad, kann doh Timothy Dwight!!) aus Nortkampton in
Maffagufetts (1752 — 1817) neben ihn geftellt werben, ben
fowohl fein epiſches Gedicht, ihe Conquest uf Canaan, 1
defien Stoff noch dazu ziemlich unpoetifch if, als ſein beſchreiben⸗
.de6 Lehrgeviht, Greenfield Hill, -find entſchiedene Meifterfüde.
Muh Joel Barlow!?) aus Reading In Eonnerticyk (1755
—1812) verdient bier eine Stelle milt feiner Columbiad, die
auch in Europa trotz ihres Mangels an Einheit und Wer Plan
lofgkeit ihres hiſtoriſchen Skeletts viele Freunde gefunden hal,
wiewohl in Amerika fein Hasty pudding populärer iR. De
bedeutendfle unter den modernen Dichtern feines Vaterlandes
IR unbedingt Wafhingten Mllkon’) aus Güpfareline
Poefie der Vereinigten Staaten. 483
(geb. 1779, gef. 1843), obwohl man den Einfluß feines
Freundes Coleridge auf Ihn ziemlich deutlih wahrnimmt. In
der Form übertrifft Ihn Sohn Pierpont' aus Lithfielb In
Gonnectieut (geb. 1785), ein entfhleden muflfalifcher Kunſidich⸗
ter, fonnie wiederum Rihard Henry Dana”) aus Cam
brivge (geb. 1787) in der Schilderung der gewaltigen Leidenfhaften
(the boneaneer) weit höher fteht und wieder von Jame8 A. Hill⸗
houfe') aus Nav Haven (1789-1841) an: Zartheit des
Gefühle und Scharffinn übertroffen wir. Der Verfaſſer
der Shaffpere- Ode, Charles Sprague!) aus Bofon
(1791) bat in feiner Curiosity ein beſchreibendes Gedicht ges
lleſert, in welchem einzelne Stellen (z. B. der Geizhals, der Ros
mnlefer, der Reiſende) vorzüglich zu nennen find. Rein philo⸗
ſophiſcher Lehrdichter, nur etwas zu melandolifh, war Cars
los Wilcor aus Newport in New Hampfhire (1794—
1827)"), was aud von einigen Dichtungen William Euls-
len Bryanıt’8) aus Cummington in Maffachufetts (1794),
. 8. von feiner Hymn to death, Thanatopsis und dem in
ver Spenſerſtanze geſchriebenen Gedichte The ages gejagt werben
lann. Letzterer, obgleich in Stoff und Form, ja fogar in
feinen Bildern Engländer, IR doch feinem Geiſte und feiner Freis
heitsbegeiſterung nach ganz Amerifaner, woher fi aud feine große
Bopularttät ſchreibt. Auch der lieblich erzählende Dichter Joſeph
Rodnan Drake?) aus New Dort (1795) darf nit ver
gefien werden, noch weniger Mre. Marla Broofs?) (geb. -
Gowan) aus Medford bei Boſton (geb. 1795), deren Zophiel,
bafirt anf das Gte — Ste Capitel des Toblas fib als ein
ſchönes Seitenftüd zu Moore's Liebe der Engel verhält, bei
der aber etwas zu viel Nachahmung Southey’s entwidelt if.
Als ein wahrhaft gebornes Dichtergente, das freilid, etwas zu frucht⸗
bar AR, erfheint James Gates Percival”) aus Berlin
in Eonnesticut (1795), der befonders in feinen Freiheitsſchwaͤr⸗
werein meiſterhaft if. Noch weit populärer iſt aber Fitz⸗
greene Halle”) aus Guilford In Bonnecticut (geb. 1795),
denn feine ſatiriſchen Gedichte Fanny und die Croakers find
in Rew Dort in Jedermanns Händen, obwohl auch feine
malen heroifchen Gedichte Marco Bozzaris und the red Jacket
91
484 Poeſie der Vereinigten Staaten.
belebt find. Ungeheuer fruchtbar find Samuel Griswold
Goodrich“) aus Ridgefield in Connecticut (1706) und Wr,
Lydia Sigourney (geb, Huntlcy)*) aus Norwih in der
felben Grafſchaft (1797), doch Rehen an durchgearbeitetem Kunf⸗
werth die Leiſtungen des gelehrten Alterthums⸗ und Geſchiche—
forſchers Robert E. Sands aus Raw Dort (1799 — 1832)”)
und des troß feiner Talente nicht populär gewordenen Sum’
mer Lincoln Fairfield”) aus Warwick in Maffadulatd
weit höher. Ein lieblich einfacher Lyriker it Charles Kenne
Hoffman?) aus Raw Dorf (1808), der in Europa befondere
durch feinen Roman Greyslaer, in Cooperſcher Manter, aufmweldt
auch mande feiner Dichtungen hindeuten, befannt iſt; rein dad
ſociale Leben erfaßt der melodiſche Nathaniel P. Witte?)
aus Wortland in Maine (1807), aber fein Landsmann, der
gelchrie Kenner der Deutfchen Literatur Henry Wadéworth
Longfellom?”) aus Portland (geb. 1807), (er bildete Goͤthes,
Chamiſſo's und Uhland's Gedichte nah, und fein Roman Hyperion,
der an den Ufern des Rheins fpielt, IR ganz deutſch gehalten), M
einer von den wenigen Dichtern Nordamerikas, deren Nomen auf
nad Jahrhunderten noch genannt werden mögen, denn an Matr
phantafie, kuͤnſtleriſcher Durdarbeitung und Eleganz der Eptache
erhebt er ſich über alle feine Zeitgenofin. Mit Recht fan
man den Romanſchreiber William Bilmore Stimme”)
aus Charleſton in Süpkarolina (geb. 1807) neben ihn ſtellen,
‚denn er iſt nicht blos ein barmonifcher Lyriker, fondern feine In
dramatiſche Form gegoffene Atalantis iſt ein prächtig beſchreibendes
Gedicht vol der ſchoͤnſten Bilder und der lieblichſten Scan
Aechter Rationaldichter IR John Greenleaf Whittierꝰ)
aus Haverhill in Maſſachuſeits (1808), denn feine beſten Ar
- beiten find geiftreihe Portraitd ded Indianer⸗ und Anfielale
bens. Während Oliver Wendell Holmes) aus Bam
bridge in Maſſachuſetts (geb, 1809) mehr als feine Hume
iflifer erfcheint, hat Albert Pile*) aus Boflon (2809) de
höhere, melancholiſche Gattung der Lytik mit Erfolg kultivirn
Alfred B. Street’) aus Poughfeepfie (1811) in Rew⸗
Dorf zeigt dagegen entſchiedenes beſchreibendes Talent, und
den Nachahmer der Byron'ſchen Form, Arthur Eleneland
Porfie der Vereinigten Staaten. Theatet. 486
Gore”) aus Mendham in Nav Jerſey (1818), der ſich aber
päler mehr religlöfe Stoffe wählte, dürfen wir hier ebenfo wenig -
ald die beiden Wunderkinder Lucretia (1808—25) und
Natgaretha Davidfon (1823 — 98)?) vergefin, Den
Veſchluß möge der Geſchichtſchreiber und Antholog des Amerikan⸗
iſhen Pamaſſes Rufus Wilmot Griowold (geb. 1816
im Staate Vermont) machen, der in feinem Buche über Eng
Imd6 Didier erweiſen will, wie dad Mutterland mit grundloſem
Hohmuth auf die Roche feiner Colonie herabficht.
Was die Geſchichte ded Nordameritanifhen Theaters *)
anlangt, fo iſt von einer Selbßaͤndigkeit deſſelben keine Rede,
denn die während des Revolutionokrieges geſchriebenen politiſchen
Indenhüde können darum no feine befondere Schule bilden,
um fo weniger, ald der Congreß von Penſylvanien die
Schauſpiele, als eine aus England herübergefommene Ilnfitte,
verdoten hatte, und erfi 1793 vie Erlaubniß zu denſelben wieber
algemein in allen Provinzen gegeben ward. Der erfie Ame⸗
rilaniſche dramatiſche Dichter IR Thomas Godfrey*) aus
Philadelphhia (1736—68), deſſen Prince of Parthia aber
weiter nichts aid recht leidlich verfifichtte Proſa iR. Der Ober
David Humphreys“) aus Derby In Connecticut (1758
—1818) brachte eine Rahahmung von Lemierre's Wittwe von
VRalabar nicht ohne Erfolg auf die Bühne, aber erſt James
Hilldonfe gab (1824) feinem Baterlande in dem religtöfen
Drama Hadad, das in Zubäa zur Zeit Davids fpielt, ein
Origialſtͤck, das unbeningt ein Meiſterſtuͤck zu nennen IR,
wenn auch die Einführung von böfn Geiſtern darin etwas
Bildes hat. Im Familien⸗-Trauerſpiele verfuchte er ſich fpäter
(Demetria 1840) fowie neben ihm John Neal mit fe
nm Otko (1819), Bercival mit feinem Zamor (1815)
und Nathaniel P. Willis mit Bianca Visconti und Tor-
tesa the Usurer. Mrs. Louiſa J. Hall (geb. 1807 als
Miß Part) näherte fi in ihrer Miriam (1836), einem geif»
lichen Drama, ſchon wieder gu fehr ber auf der Bühne unaus⸗
führbaren Methode der neueren Englifchen Dichter, wie Byron's
c, jo daB ihr bei weitem den Rang abliefm Mrs. Eliza⸗
beth 5. Ellett (geb, Lummis) aus Sodus am Kntariofer
486 Poeſie der Vereinigten Staaten. Roman.
(1810) mit ihrer Teresa Contarina (1835), der man jedoch
ihr Stublum Pellico's fehr anflcht, und Epes Sargent aus
Glouceſter in Maffachufette (1816) mit feiner Bride of Genus
(1836) und feinem Velasco (1837), welde letzteren beiden
Stüde mit entſchiedenem Erfolge auf ben Theatern der vor
nehmften Städte feines Baterlanded gegeben wurben.
Wir gehen endli zum Roman fort, der, wenn man bie
Eulenfpiegeliaden hierher rechnet, ſchon mit Joe Miller’s Jests“)
im vorigen Sahrhundert beginnt, ohne und bei der Maſſe von
Sugendfäriften, die Samuel Griowold Goodricd unter den
Namen Peter Parley in die Welt ſchickte, aufzuhnlten, durch die
er wirklich einen Europaͤiſchen Ruf erlangt hat, Der Schöpke
des Amerifantfchen Romans (denn des Altern Charles Brakden
Brown’s*) [F 1810 im 39ſten Lebensjahre] Rachakmun
des Godwin'ſchen Styis in feinem Wieland [1798] if frafr
106) John Benimore Cooper") aus Burlingten am
Delaware (1798) hat -zwar im Ganzen wohl Scott zum
Borbilde genommen, allein feine Gemälde des Seelebens, vr
der Sitten und Lebenswelfe der Indianer und feine unuͤbertrefflichen
Schilderungen der Urwaͤlder find fo neu, fo friſch, fo wahr
daß man ihn wohl Original nennen kann. Seine beim Re
mane find ber Spion, der Lootfe und ein Cyclus von 5 Re
manen (der Pfadfinder, der Hirfchtöbter, der letzte Mobilen,
die Anſiedler und die Steppe), worin die weltberühmte Zu
Leberfirumpfs in einer Art lofe zuſammenhaͤngender dhronologlikt!
Folge die Hauptrolle ſpielt. Was ihn in Bezug auf aͤſthetiſche
Moral no über Scott flellt, if feine Begeiſterung für di
Freiheit und die treue Darſtellung des menfchlichen Herzens alt
feinen Schwächen und Borzügen, wobei er jene burch Llebertreibung
weber verfchleiert, noch diefe durch romantifhen Schmuck meh
als nöthig hervorhebt. Sein Haupifehler iſt Weitfchweifigfeit, heil}
im Dialog, theils in der Befchreibung, der beſonders da, wo
er außeramerifanifge Stoffe ‘wählt (4. B. Heldenmaue, Br
cedes von Caſtilien ꝛc.), aufs Unangenehmfle hervortritt. Ein ganı
anderes Genre der Novelliſtik bearbeitete Wafhington Irving")
ausReam. Dorf (1780), defim Sketch Book (1820), Bracebridge
Hall (1822) und Tales ofa Traveller (1824) feinen Ramen auf
Poeſie der Vereinigten Staaten. Noman. 487
die Kachwelt bringen muͤſſen, denn bad feniimental » humor,
Ride Element, welches darin vorherrſcht, erinnert nit blos
hin und wieber an Sterne, fondern übertrifft auch bad feinige. Die
vier Serien von Haliburton’s, eines Richters in Neufott-
land, Clockmaker or Sayings and Doings of Samuel
Slick of Slickville (1837 —43) würden ihren Verfaſſer wohl
auf bie Nachwelt bringen, überträfe ihn nit an natürlichem
Humor Rathaniel Hamwthorne, den feine Landsleute Irving
an die Seite ſetzen, obwohl er bei und leider faR gar nicht
befannt iR. Die launigen Briefe des Major Jack Downing von
der Dihtern Mra. Seba Smith (geb. 1806) find, obwohl
ewwas roh, doch durch ihren natuͤrlichen Humor aͤcht national
geworden. John Neal (1794), ihr Landsmann, aus Norte
land, iR In feinen Romanen noch excentrifher als unfer Hoff
mann, der phantaftereihe Willtam Landor if feines Stan-
iey wegen Godwin an die Seite gefebt worden, erfheintaber weit
afeticter, und Sofeph C. Neal verdient mit feinen Charwal
skeiches den Namen des Amerifanifhen Boz noch weniger,
denn feine Efiggen find weiter nichts als niedrig burleske, Farifirte Aus»
füge aus Polizeiberichen. James Kirfe Baulding*) aus .
Pawling bei New⸗Nork (1779) debutirte mit Irving zufammen in
der etſen Serie der von ihnen unter dem Namen Salmagundi
(1807) herausgegebenen Skizzen, fpäter ließ er eine ziemliche
Anzahl von Bänden folgen, die auch in Deutfhland In Webers
Iegungen befannt wurden, allein fein Humor iſt frofiig und ge
zwungen, und feine Raifonnements fhläfern ein. Robert M,
rd, Hoffman und Simms find fammtlih mehr ober
weniger grelle Nachahmer von Cooper's Hinterwäldlerromanen,
jedoch ber letztere von ihnen iſt nicht blos der fruchtbarfte, ſon⸗
dern ohne Zweifel auch der begabteſte, und verdiente es, nach Europa
verpflanzt zu werden. Wären John P. Kennedy's Swal-
low Barn, Horse Shoe Robinson, Rob of the Bowl it.
nit zu breit, fo würden fie ein gleiches Lob beanfpruchen fönnen.
Aug die Tales of ihe Glauber Spa (New York 1832),
eine Sammlung von Erzählungen Bryant’s, Sande’,
Baulding’s, William Leggett’s (1802 — —40) und der
Rp Sedgwid, find werth, überfegt zu werden. Die Romane ber
488 Poeſie ber Vereinigten Staaten.
eben erwähnten Anna Sed gwick aus Stockbridge in Maſſachnſetis
find nicht übel, do hat man beffere Producte als gerade dieſe
im Deutfchen unüberfegt gelaſſen“). Der bedeutendſte neuere Ro
mantiter Charles Sealsfield oder Seatsfield gehört
eigentlich der Deutfhen Literatur an, denn zu Zuͤrich lebend,
ſchrieb er In Deutfcher Sprache anfangs im hiſtoriſchen Gare
als Nachahmer Eooper’d (den Legitimen und Birey), dann abe
gab er eben fo gental entworfene ala meiſterhaft ausgeführte
Bilder aus den höhern und nievern Geſellſchafto⸗Squatters⸗
und GSeeleben der Vereinigten Staaten, die fon ihrer natärlid
poetlfchen Brifche wegen feinen Ramen auf die Nachwelt dringen
müffen. Uebrigens find es ſaͤmmtlich Tendenzbücher zur Empfehl⸗
ung ded Republicanismus auf Koflen- des Monarhtemus;
allein fein Etreben gelingt ihm nur in den Hifloriihen Ro
manen, in feinen Skin dagegen befümmt man zuweilen einen
Degout vor diefem Treiben feiner Republicaner 8).
1) €. Art Sit. Geh. n. Berge. m. d. Engl. giebt d. Ausl. 18%.
nr. 805 aq. Flint im Mag. f. d. Ausl. 1835. nr. 93 sq. 107 sq. 134.
145. &. and. v. Engl. Etandpunfte aus. f. ebd. 1842. nr. 81—83. Samml.
u. Unthologie ift: R. W. Griswold, Gems from American femal poets
w. biogr. not, Philad. 1841. 82. u. The posts and poetry ofAmeria
w. a hist. introd. Philad. 1342. 8. Bd. II
d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 45 sq.
2) Nova Anglia, lat. et angl. in d. Collect. of the Massachusetti
Hist. Society. Boston 179. T. I. p. 15-1439.
..3) The whole booke of Psalmes, faithfally Translated
into English metre. Cambr. Mass. 1640. 12. S. Serapeum 184.
p. 249 2q.
4) SeveralPoeme, compiled with
discourse and description of the four Elements, Constitutions, Age
of Man, Seasons of the Year, together with an exact Epitome od
the Three first Mouarchies, viz: tbke Assyrian, Persian, Grotian;
and Roman commonwealth, from the beginning to the end oftbe
last King, with divers other Pleasant and Serions Poems. Cam-
bridge 1640. 8 cf. Griswold, Curios. of Amerio. Liter, hinter dis
raeli Cur. of Lit, New York. 1844. p. 13.
5) Sn b. Collection of poems on several hands. Cambr. 174.8:
&. Eriswold a. a. S. p. 4
6) Zeuma or the Love of liberty. Lond. 1729. 8. f. Griswold
Curios a. a. D. p! 4,
7) Proben b. ‚Griswold, Curios. a, a. D. p. 25-40.
8) Philosophical solitude.
„ib, 1843. 8.1.0.3.
. 2 great variety ofwiteandler
ning, fall of delight, wherein especially is contained a complel
Poeſie der Wereinigten Staaten. 489
9) Poeıns. Philad. 1786. Monmenth in New Jersey. 1795. 8.
Philad. 1809. II. 8. Miscellan. Works cont. essays and additional
poems. ib. 1738. 8. A collection of poems on American affairs and
a Variety of other subjeets, chiefiy Moral and Political written
between 1797 and 1815. ib. 1814. 8. N. York. 1815. II. 8. ©. Gris-
wold, Curios. a. a. ©. p. 22 2q.
10) M’ Fingal, a modern epic poem, ‘in four cantos. Philad,
1774. 8. N. York 1795. 8. Bludson 1816. 18. Poems. Philad. 1820. 8.
Poetical works. Hartford 1830. U. 8.
i1) The conquest of Canaan, an epic poem in eleven books.
Hartlord 1785. 8. Greenfield Hill. New York 179%. 8 America ib.
1772. 8. |. Griswold, Curios. a. a. D. p. 81 sg.
12) Yision of Columbus. Hartf. 1785. 12. Ved. to which is ad-
the Conspiracy of Kings. Paris 1793. 8. Balt. 1814. 8. The Co-
nrbiad. Philad. 18084. Lord. 1811.4. G. Grĩs wold, Curios. a. a. O.
PA
13) ©. Mag. f. d. dit. d. Aust, 3849. nr. 104. Poems. Lond. 1813.8.
14) The airs of Palestine. Baltimore 1816. &. Boston 1817. 18.
Poems. Boston 1840. 8. |
15) The Buccaneer and other poems. New York 1827.8. Poems
and prose wrifings. ib. 1833. 8.
16) Works. New York 1840. II. 8. Hadad. ib. 1825. 8.
17) Cariosity. Cambridge 18%, 8. u. m. and. Geb, b. Eriswold
Poeta etc, a, B p. 92 2 ’
15) The of Benevolence. New Haven 1819. 8. The religion
of fasie, Cambridge 1824. 8. ’ *
19) The fountain and other poems. New York 1842. 12. The
‚„asatire. Withotherpoems. Boston 1308. 1809. 12. The ages,
Thanatopgis etc. Cambridge 1821. B. Poems. Lond. and New York
1832, Boston 1833. 8 f. ag: f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 119.
%) Croaker Pieces in d. Evening ‚Post of New York 1819.
10.0.0. Mars. (Dazu The American Klag: ib. 29. May u. Curtain Con-
versaions by Halleck, ib. 24, July) The Calprit Kay bei Griswold
40. D. p. i4i sq. u. in f. Poems. New York 1836. ®8.
21) Judith, Esther and other poems by a Lover of the Fine
. Beston 1820. 8. Zophiel or Ihe Bride of Seven by Maria del
ente. Lond. 1833. 8,
22) Poems. New Haven 18%. 8. Clio. Charleston. and New
York 182125. 111.8. Prometheus. New York 1821. 8. Select worka,
New York. 1823. 8. Works. Lond. 1824. 8.
‚ 23) Alnwick Castle, Marco Bozzaris‘and other poems. New
York 1827. 8, Fanny. 3. 1810 8. Pooms. ib. 1836. 8,
ß %4) The Outcast and other pooms. Boston. 1837. 8. Skeiches
rom a Stadent's Window. ib, 1841. 8.
25) Pleasant memories of pleasant lands. Boston 1842. 12. Po-
tahonias and other poems, New York, 1841. 12.
26) The bridal of Vaumond, a mer. rom. New York 1817. 8.
490 Poeſie der Bereinigten Staaten,
Yamoyden. ib, 1820. 12. Sein Dream of Papantzin im Talisman.
New York 1839 u. b. Griswold, Poets etc, p. 209 sq. Writings.
N. York 1835. II. 8. .
27) The heir of ihe world. Philad, 1828. 8. "The spirit of de-
straction. ib. 1830. 8. The last night of Pompeji. ib.1832.8. Works,
. 1841. 8.
28) Winter in the West. New York 1834. 8. Wild Scenes in
the Forest and the Prairies. ib. 1837. 8. (Deutſch. Dresd. 1845. I.&
Greyslaer. ib. 1839. 8. (Deutſch. Stuttg. 1841. 8. ſ. Mag. f. d. fit.
Be wel, 1840. nr. 97.) ©, Ausw. fein. Bed. b. Griswold a. 0. D. p-
am Li%: .
er Poems. New York. 1840. 8.
30) ©. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1842. ur. 134. Ballads and other
ems. IV ed. Cambr. 1843. 12. Voices of.the night. ib. 1840. 12.
. VI. ib, 1843. 12. Poems on slavery. ib. If. ed. 1843. 12. Pot.
works. Moxon. 1843. 8. ueb. ſ. Hyperion (Cambr. 1839. 8.) |. Rag
f. d. Lit. d. Ausl. 1846. nr. 56. ,
31) Lyrical and other poems. Charlest. 1825. 8. Early Lays. ib:
1877. 8. The Tricelor or Three days of Blood in Paris. ib. 180. 8
Florida, a poem in five cantos. New York 1839. 8.
202) Mogg Megone. New Yark 1836. 8. u. b. Griswold a. a.D.
p.
as) 6. Ged. theilweife in d. Journ. The Collegian. Cambr. 1.
8. u in fr Illustrat. of the Athenaeum Gallery of Paintings. Bor.
34) &. Hymns to the Gods b. Griswold a. a. D. p. #9 sg.
35) Nature. New York. 1840. 8.
36) Advent a mystery. New York.1837.8. Athwold a romsun.
ib, 1838. 8. SaintJonathan, the lay ofaScald. ib. 1838, 8. Christin
Ballads. ib, 1840. 8. .
37) Biography and poetical remains of Miss. Marg. MillerD.
by W. Irving, Philad. 1841. 8. (Deutſch. Eng. 1843. 12.) Amir -Kbas
and other poems the remains of Lucr. M. D. w. a biogr. skeich
by Morse. New York 1829. 8. Poetical remains of the late L. B.
D. coll. and arrang. by her mother w. a biogr. by Miss Seodgwick.
Philadelph. 1841. 12. cf. Mag. f. d.£it. d. Ausl. 1843. nr. 143. Selert.
fr. the writings of Mrs. Margaret M. D. the mother ofL.M. and
M. M. D. by Miss Sedgwick. Philad. 1843. 12.
Bas ©. , Dunlap, History of the American theatre. Lord.
% Poems. Philadelphia 1765. 4.
40) The Widow of Malabar or the Tyranny of Custom, !
Trag. imit. from the French of Mr. Le Mierre in f. Miscellaneos
Works. New York. 1790. 1804. 8. .
41) Ioe Miller’s jests or the wit Vademecum. Lond. 1739. 8
Old Joe Miller or the tickler. ib. 1801. 8. New Ioe Miller or the
tickler. ib. s. a. 8. The laughable jester or J. M. revised. ib
42) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aus. 1834. p. 339 sq. Wieland or the
Transformation. New York 1798. 8. Ormond or ihe secret wilnes.
ib. 1799. 8. Edgar Hunt ley orMemoirs of a Sleep Walker. Philed.
1801. 8. Ira and Isabella or the Natural Children. Bost. 1807. 8.
43) S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1832, mr, 82. 1833. nr. 117. 18%
nr. 88. 183%. nr. 25. 1836. nr. 83, 1837. nr. 21. 32. 1838. nr. 40. 73
1839. nr. 16. 1843. nr. 139. 1844. nr,129. 1846. nr. 101. Simms, View!
and Reviews, I. Ser. New York. 1845. p. 210-238. — Works. Ps
⸗
Deutſche Poeſie. Ay
ri 1833 sq. 8, Novels. Lond. 1844. 4. (nur. e. Ausw. u. Öft.) ueberſ.
1. Eämmtliche Werke, her. v. Fiſcher. Frkft. 1827 2q. 12 Amerik. Romane.
Btuttg. 1840. aq. 12.
4) 6. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 88. 1833. nr. 45. 1835.
ur. 3%. 63. 1837. nr. 77. 1836 nr. 5. 141. Edinb.Rev. T. II. p. 472sgq.
XXXIV, P- 160, XLVIII. p. 1 sq. Hermes 1824. ®d. 23. p. 303—330,
Works. Paris 4834. 4. u. öft. eb. Sämmtl. Werte üb. v. Mehr. u.
ber. d. Fiſcher. Frkft. 1826 ng. LXXIV. 12.
45) Ueberf.: Pauld. Amerikaniſche Romane. Irkft. 1837—41. VI. 12.
46) ueb. if: Bird's Ausgew. Amerik. Romane. FIrkft. 1840-41. VI.
12 (ent. d Falken m d. Waldteufel; Dazu: Nathan der Quäler, a. d.
Engl, Opyg. 1838. III. 8.)
47, Ucbest. ift: a. . . 2, Rellſtab. .
F — fg: Graählungen uͤ. Novellen m.ZEint. v. 2, Rellſtab. Epag
48) ©. Ruge Schriften. Bd. I. p. 389sq. Gefammelte Werke. Stuttg.
Otuttg. 1845. 2q. 12. D. Regitime u. d. Republitaner. Zürich 1833. III. 8.
D. Virey. ebb. 1835. III. 8. Lebensbilder aus beiden KHemifphären. ebd.
1835. 11. 8. Morton od. d. große Tour, Cajuͤtenbuch, Lands u. See.
bilder, Eüden u. Norden ꝛc. — Scherr, Poeten der Jettzeit, p. 180.
behauptet, ein berühmter Deutfcher Dichter fei der Verfaſſer, und Sealsfield
habe ihm nur bie Stoffe geliefert; früher hielt man Kollen für den Ber:
fafee. Im Borw. f. Berke (I. p. XIII.) fagt Sealsfield felbft, alle feine
Scriften feien faſt ohne Ausnahme Deutſch gefchrieben.
$. 645.
Nachdem wir jept eine ziemliche Zeit bei ber Gefchichte der
Poce fremder Nationen verweilt haben, wird es angemeffen
in, auch unfer Baterland, Deutfchland, nicht zu vergeffen.
Üetrahten wir jedoch die Geſchichte der Dichtkunft deſſelben, fo
finden wir, daß eine Morgenröthe derfelben die ſeit bem Zeit:
alter der Minnefinger auf berfelben liegende Finſterniß erſt felt
der Reformation zu erleuchten beginnt, und baß während der Res
gierung des Kaiſers Maximilian I., mit dem bekanntlich die
legten Blüthen des Deutihen Ritterthums fielen, nur einzelne
Etreiflicgter, wie der» Blitz in der Wetternacht, diefelben für
kutze Zeit zerſtreuten. Mit Recht haben deshalb auch die mel-
fm Deutſchen Literärhiftorifer entweder bie Gefchichte der Deuts
(hm Poefie im Mittelalter gleih bis 1519 nad Chr. geführt,
oder doch eine Art Vorperiode der neuern Deutfchen Poeſie in
die Zeit der Regierung der beiden Kaifer Friedrich III. und
Raximilian 3, gelegt und fie natürlich mit demfelben Jahre
abgegrenzt.
492 Deutſche Poeſie. Hiſtoriſches Epos.
$. 646.
Betrachten wir die einzelnen Faͤcher, in denen etwas während
diefer kurzen Zeit geleitet wurde, fo muͤſſen wir leider einge
leben, daß der Name der hiſtoriſchen Epopde, ten man einigen
Producten berfelben beigelegt hat, benfelben wenigftene ber Wut
führung nad nicht gebührt, denn wer wollte wohl elenden
Neimereien, wie 3. B. des ungenannten Hellbronner Didterd
Beichreibung des Bauernfrieges In Branfen (1526), die übrigene
auch erft in die folgende Periode gehört‘), dieſen Namen beilegen.
Es bleibt alſo bloß jener langweilige, bald allegorlſche, mit
Unrecht fo lange bewunderte verſificirte Roman, übrig, der und
feine Reihe von Abenteuern aus dem Leben Martmilland, an
eine Brautwerbung um Maria von Burgund gefnüpft, in ehe
fo fader Sprade als frofiger Anlage und Musführung mit
den Iangwelligften Wiederholungen vor Augen führen fol. €
iR dies der befannte Theuerbank?), den der Kalfer Marimillan,
der fon aud no Mehreres geſchrieben hat’), felbf erfunden und
audgenrbeitet, fein früherer Geheimſchreiber Melchior Bfinzing
aus Nürnberg (geb. 1481, gef. 1535 zu Mainz), Probk u
St. Schaldus dafelbfi (1513), aber überarbeitet und herausgegeben
hatte. Er bildet den Schluß der hHöflfchen und ritterlihen
Poeſie des Mittelalterd, erinnert ein Fein wenig an die ala
Nitterromane, finft aber faſt durdgängig in die Manierirtkeit
der Meifterfinger herab. Seinen Ruhm verdankt er thells i&
nem faiferlihen Urheber, theild der prädtigen Ausfattung M
Ed. Pr.. Dit den epifhen Bollsliedern fland es aud nid!
viel beſſer, fie find mehr oder weniger in jenem Baͤnkelſaͤnger⸗
tone gedichtet, den das ganze Zeitalter der Meiſterſinger zum
Bepräge hat, und fie leiden fo ziemlich alle an jener Mankı
die wir ſchon früher bei der befannten Bearbeitung der Dar
(hen Heldenfagen durch Caspar von -der Rhön rigen
darum braudt man nur etwa. Martin Mater’s aus Rat
lingen Ritter Trimunitas (um 1507) anzufehen‘), um fid übe
die Manier der andern ein Bild zu entwerfen.
1) Abgedr. b. Senckenberg Sel. jur. et hist. T. IV. p. 68-715.
2) „Tewrdanek bebeutet den loblichen Kürften R. M. B. Z. O. V.B-
onnd {ft darumb_Tewrdannckh genannt, das er von Jugent auf all fe
gebadthen nach Tewerlichen fachen gericht” f. Pfinging b. Haltaus a. a. D. P-?:
Deutſche Poeſte. Epos. 403
3) ©. Khautz Geſch. d. Deſtr. Gelehrten p. 78—152. Ueber ſ. Gedenk⸗
bücher f. Primiſſer bei Hormayr Taſchenb. 1823. p. 163 sq. 1824. ai 99
sq, 1827. p. 186 a2q. Deflr. Plutarch Bd. V. p. 1592q. Ueb. ſ. übr. Bücher
\. Bin. Jahrb. BB. 47. %. Bl. P⸗ 77. 78 8q. X. BL. P- 17.48. %. Bl. p.
58 2q. ©. Falknerbuch b. Hammer, Falknerklee p. 94 aq. Ueb. ſ. Turnier:
buch Freidal f. Primiſſer, Ambrafler Samml. p. 283 3q. u. in Hormayr
Zaſchenb. 1820. p. 279 1 , .
4) ueb. d. Bert. f. Lambec. Bıbl. Vindob. T. II. B 61 Khaug
a.0.d.p. 95 aq. Camus in d M&m. de l’instit. T. III. p. 170 sq.
5i6 sg. V. p. 436 aq. [f. Sanger in db. Gbtting. Gel. Anz. 1803. nr.
153 u. 170.] —* a a. D. Einl, p. 4-35. J. D. Koeler, Diss. de
inelyto libro poetice Th. Altorf. 1714. 4. Ed. II. Nurnb. 1790. 4.
Mb. d. Holzſchnitte ſ. Heller Beitr. z. Kunfts u. Lit, Geſch. Nürnb. 1822.
d. p. LXXXVII sq. Dibdin Bibl. ‘Decam. T. I. p. 200 sq. Ebert
Bibi. Lex. Bd. II. nr. 22869. p. 953 sq. Jackson, Treatise on Wood-
engrav. Lond. 4839. p. 33 sq. Haltaus a. a. D. p. 66 ug. Ueb. d.
Ucberf. d. Werkes f. Haltaus a. a. D. p. 62 8q. Ueb. db Ausg. u. Bearb.
ſ ed. p. 3547. Ausg. ſ. Die geuerlicheiten vnd eins teils der gefchichten
des Iohlichen ſtreytparen vnd hochberümbten helds vnd Ritters here Tewr⸗
dannchhs, Rürnb. o. I. (1517) fol. Augsp. 1519. fol. 1537. fol. — Total
veränderte Tertrecenfion d. Burcard Waldis ale: Die Ehr vnd mañ⸗
liche Thaten, Gefchichten vnnd Gefehrlichleiten des Streitbaren Ritters vnnd
Eden Helden Zewerdand. Frkſt. 1553. fol. 1563. fol. 1589. fol. 1596. 8.
— Eine noch fehledhtere Umarbeitung von Matth. Schultes, der in der
Borzede fagt: „daß er auff erfordberung der noth etlih taufend par Verß
binzugemacht, auch etliche umbgefchmiedet onnd verbeffert habe’, ale: Der
Alers Durchiauchtigſte Ritter oder bie Nittermäßige, hodystheure, hoͤchſtge⸗
ſährliche und Glorwürdige Groß: Thaten, Abentheuer, Glücks⸗Wechslungen
und Siges⸗Zeichen des Helden Marimiliant I. Ulm 1679. fol. Augsp. 0. 3.
fol.\ Theuerdank, her. u. m. e. hiſt. Brit. Einl. verf. v. R.Haltaus. Queds
iind. 1836. 8. Abdrud d. Ausg, v. 1519 m. d. Holzſchn. b. Scheible, D.
Klefter. Stuttg. 1846. 12. Bd. IV. p. 1—501. Eine Deutung des Inhalts
ocrſuchte ſchon Geb. Krank, Chronik d. Deutih. f. 281—288. .
5) Ein fhön Lied von einem Ritter aus Steyermark, genannt Trimuni⸗
tas und von eines Königs tochter auß Dennemark, genannt Floredebel. Nuͤrnb.
1532. u. 5, Adelung Maga}: DD. II. 2, pol sq. u. in Koͤrner's Deutſch.
Bollsiieb. p. 68 sq. f. a. Mone, Anz. 1838. p. 386. 1839. p. 364 sq.
$. 647.
Im didaktiſchen Epos Haben wir in biefem kurzen Zeit
raume nur Jacob Mennel’e!) elende Bearbeitung von des
scutpriefters zu Stein am Rhein Konrad von Ammenhau-
ſen's (1387) Schachzabelbuch, die eigentlih gar nit der Err
wähnung werth if, anzuführen; allein dafür hat der gelehrte Witzbold
Schaflan VBrant, kaiſerlicher Rat und Syndicus in feiner
Baterfladt Straßburg (geb. 1458, geft. 1520) uns in feinem
u Europäifcher Berühmtheit gelangten „Narrenſchiff“ (fo genannt,
weil er Die verſchiedenen Gattungen von Narren, die bier aufs
gezahlt werden, nad Schiffsladungen aufführt) ein Gemälde fel-
494 Deutſche Poefte. Komifches Epos.
ner Zeit entworfen, das, obwohl poetlfch nicht fehr hodfichend,
dennoch fo treffend und piquant iſt, baf der berühmte Volls⸗
prebiger Geiler von Kaiſersberg aus Schaffhaufen (ge.
1445), Doctor der Theologie zu Straßburg (+ 1510), dleſes
Gedicht für würdig erachtete, darauf .(110) populäre Predigten
zu bauen, die er gewöhnlich lateiniſch entwarf und dann beutid
mit ungeheurem Beifall hielt. Manches bei Belden vorkommende
Rohe und fcheinbar Unfittlihe kann man mit Net der Jat
zur Laft legen, in welcher felbft unfer großer Reformator fi nidt
entblödete, in feinen Tifchreden zuwellen ein Zötchen aufzutiſchen)).
Dafür find aber feine Gedanken und Meinungen von eben fo ädt
deutfhem Schrot und Korn, als der Auodruck derſelben, went
auch ungehobelt, doch Fernig und mannhaft, und aud fonf ſicht
er noch höher als fein Nebenbuhler um biefe Art von literärifäen
Ruhm, Thomas Murner?), Branziscanermönd und Dorter
der Theologie zu Straßburg (geb. 1475, gefl. 1536), bekannt
li einer der heftigſten und gefährlichften Gegner Quther’s, dem
er machte ihn lächerlich. Dieſer fchrieb nah Brant's Mufer m
Frankfurt a. M. feine Narrenbefhwerung und Schelmenzunft la⸗
teiniſch, über die er dann beutfch prebigte, fo daß er fetsSprüd
wörter zum Text oder Thema wählte. Da er nun aud end
„von blauen ®änfen predigen”, wider bie Geiſtlichen angewended
hatte, welhe Märden und Perfönlihkeiten auf die Kanzel brät-
ten, fo nannte man ihn zum Spott den Gänfeprediger. Beide
genannte Schriften haben zum Zweck, die Rarren aller Stänk
au „ſchinden“, find aber vorzugsweife gegen feine Collegen, die
Geiſtlichen, gerichtet, wobel er fi) natürlid ausnahm, nad den
befannten Princip berfelben: „richtet Cuch nad meinen Worien,
aber nicht nach meinen Werfen” Bon feinen andern Sata
gehören beſonders hierher feine Gaͤuchmat (d. i. Narrenmwicd),
in Profa mit Verſen untermifht, eine Satire quf die Braun
zimmer und die von ihnen ins Bockshorn gefagten Liebhaber,
fowie die Mülle von Schwintelsheim, gegen hochgeſtellte Dumm
föpfe gerichtet. Auch fein Pasquill gegen Luther, „von dem
großen lutheriſchen Narren”, darf nicht vergeffen werben, ebenſo
wie bie bekannte Satire (Hustten’sN) auf ihn, Aal
band?), worin Karfihans, ein Dauer, fein Sohn, ein Studen,
Deutſche Poefie. Komiſches Epos. 495
Nercurius ein Rotar, und dann Murner in der Franziscaner⸗
kutte, mit einem Katzenkopfe verfehen, fowie nah Murner's
Abtreten, dem Ecks Beiſpiel vorfchwebt, auch Luther vorfommt,
und mit einander disputiren. An tüdtigen Zoten iſt kein
Mangel, ebenfo wenig wie in der „geiftlihen Badenfahrt“,
worin er Wed, wad man von einem Bade fagn kann, auf
das Chrifenthum anwendet. Auch des Hofmelflers in der
Bah, Johann von Morsheim), eines geborenen Schweizers
(1516), Spiegel des Regiments, den Agricola in feinen Spruͤch⸗
wörtern vielfach benußte, und eines Anonymus Welfchgattung,
gegen die während des damaligen Stallänifhen Krieges herr
ſhende Sittenlofigkeit gerichtet, zuerſt Strafgedicht flatt Satire
genannt, wi ich der Vollſtaͤndigkeit halber anführen).
‚DD Deß Mitterliht, Lünftlihd Schachtzabel Spiels vnderweyſung, ers
därung, vñ verftant, wo ‚here das kommen, were das am erflen erfunden,
und auf was vrſach es erdacht ſey, Auch wie man das Tünftlich lernen
sieben vñ fpielen folle, fampt etlihE kuͤnſtlichẽ getheytten fpielen. Oppenbeym
(1520) 4, Ueb. 8. v. 9. f. H. Kurz u. Pl. Weiſſenbach, Beitr. z. Geſch.
u. kitet. Aarau 1846. 8 9. I. p. 28—77. Maßmann, D. mittelalterl.
Sqachſpiel. p. 109. 137 aq. u. m. U. 8. ©. Bd. II. 2. p. 451.
2) Deutfh Merc. 1776. I. p. 71 sq. IT. p. 168 sq. Deutſch. Muf.
179, p. 370 sq. Ola Potr. 1782. IV. p- 106 sq. Yanndv. Mag. 1767.
p. 106. aq. Pitt. Wochenbl. Bd. II. p. 39 aq. Zördens Lex. deutſch. Schr,
8b. 1, p. 191 aq. V. p. 772 .5q. Gervinus Bd. IT. p. 391 2q. (+84 aq.)
Efhenturg Denkmäler p. 297 sg. Erhard Bd. III. p. 350 sq. Gtrobel,
cite, 4. Deutfch. Pit. Strasb. 18:7. p.1—35. 49, u. in f. Ausg. a. a.D.
p- 1-81. Ausg. (f. dar. Strobel a. a. D. u. Flögel Geſch. d. Tom. Lit.
dt. IM. p. 101 —134) f. Das Narrenfchyff. Straßb. 1494. 4, Nürnb.
1194, 4, Rättling. 1494. 4. Augsp. 1494. 8. Bafel 1494. 4. 1499. 4.
Sttaßb. 1497. 4. (Das nuv ſchif von Narragonia, mit befondere fliß. ernft
und arbeit, von nuwen mit viel fchoner ſprüch, erempeln und zugefegten
buftorien und materien erlengert vñ fcheinbarlicher erklert zu Bafel. Straßb.
14. 4, Augsp. 1495. 1498. 4. iſt eine unächte, von fremder Hand beforgte
Xusg., dagegen proteftirt Br. in:) Rarrenſchiff zu Nus und heilfamer Fehr
"tehrung und oldung der Weiſheit, Vernunft und guter Sitten, auch
ı Beratung und Straf der Narrheit, Blindheit, Irfal und Dorheit aller
it und Gefchleht der Menfchen ıc. Baſel 1506. 4. 15088. 1509. 4,
Des Heine Rarrenfchiff. Vnd werden hierin aller menfchen ftändt in allen
'oftern geftrafft vnd vnderwieſen. Straßb. 1540. 4. Der Narrenfpicgel. Das
28 Rarrenſchiff. Straßb. 1545. 1549. 4. (verfl.) Frkft. a. M. 1555.
1560. 8. 1567. 8. Zürich 1563. 8. Straßb. 1564. 4. Welt Spiegel ober
Rarren Schiff (darin aller Staͤndt fchandt und laſter, vppiges leben, grobe
Rırsehte fitten, und der Weltlauff, gleich als in einem Spiegel gefehen vnd
‚frofft werden: alles auf S. Br. Heimen gerichtet. Aber Mit vil andern
trlihen, Shriftlichen, auch nuglichen ehren, Erempeln und vermanungen
ı anem Ehrbaren vnd Ghriftlichen Leben. Sampt gewiſſer Schellen abs
‘lungen, dadurch eines jeden Standes lafter zu erkennen. Weilandt Durch
ın hochgelerten JZOHAN GEHLER, Doctoren der H. Schrifft, in Latein⸗
Te Deutſche Poeſie.
iſcher tere befhrieben, jegt aber mit ſonderm Fleiß auß dem Latein in
das recht hoch Teutſch gebracht. Baſel 1574. 8. u. abgebr. b, Scheible, d.
- Kofler. Stuttg. 1835. 12. Bd. I. p. 213-814. Die Karrenzimft genantt,
ein artiges, ernfthaftes, doch ammuthiges und luſtiges Tractätlein x. —
wiederum aufs neue gedrudt, die Figuren ind Kupfer gebracht und der Schel⸗
menzunft, als der ander Theil beigefegt. Samt beigefügter Entſchuldigung
bes Dichters, und Wertheibigung des Tituls. Frift a. M. 1625. 8. D. Rar⸗
zenfchiff v. D. &. Br. nebft deffen Kreigeitstafel in der 13 Stuben zu @trak
burg. N, Ausg. n. d. Orig. Ausg. bef. u. m. Anm. verf. v A. B. Strobel
Quedl. 1839. 8. Klein. Ged. v. Br. b. Strobel Beitr. p. 370g. — „BR
den loſen Küchfen diefer Welt, gang kurtzweilig ge leſen, vnd auch allen
Menſchen nutlich zu wiſſen. Dresd. 1585. 4. 0. O. 1606. 8. Gines alten
Tugendhafften Teutſchen Rechtmaͤſſiger Gifer, Uber die Loſen Züchſe dicker
Welt, Unter derer ſetzamen figuren und Geſichten. o. D. 1681. 8. iſt nidt
von ©. Dr., fondern nur von biefem aus bem Niederdeutfchen (14%) ins
Hochdeutſche übertragen. Ueber Jean Bouchet's Rognars traversant
les perilleuses voyes des folles fiädes du möde. Paris 1501. 150.
fol., das er unter dem Namen ©. Brant’s herausgab. f. Gonjet T. X.
pP» sq.
3) ©. Zördens a. a. D. Bd. III. p. 738 sq. Paquot Meg. T. VI.
p- 393 sq. Gervinus 38. 11. 417 sq. (410 4q.) Ylögel Bd. II.
186 sq. Strobel, Gef. d. Eifafies Bd. 111. p.561ag. Marchand T. I.
Br 922g. G. E. Waldau, Nachr. v. Th. M. Leb. u. Schriften. Nümb. 1775. 8.
Dazu Panzer Inn. d. ält. deutſch. Lit. p- 347 sq. Leifing Werke 8b. XII.
P: 129 sq. Alles zuf. abgebe. d. Gcheible, D. Klofter Wh. IV. p. 6-
0) Briefe v. Murner b. Strobel, Beitr. p. 65 sq. u. Scheible a. 0. 8
. 580-605. Uusg. fe D. M. nacrẽ befchincrüg. Etraps. 1512. 4. 1518.
. 1522. 4. Die Narrenbefchwerung, ein gar nügliches, kurtzweyliges vad
Iuftiges Büchlein, In weichem gemeldet onnd angezeigt wirkt, was jeturd
ber welt Lauff und Monier fey, mit vil fhönen figuren, fampt einem name
Regiſter gezieret. Durch G. Wickram auff ein neumes vberlefen, Aud
bie Reimen gemehret und gebeffert. Straßb. 1556. 1858. 4. Frkft. 1565. 8
Straßb. 1618. 4. u. b. Scheible, D. Klofter Bd. IV. p. 613-892. DM
Scheimẽ züfft. 0. DO. 1512. 4. Augdp. 1513. (1514.) 4. Straßb. 1516. 3
0.3.4. ebd. 1558. 4. Die alt und nem Schelmen Bunfft. Gin ſchoͤne Batım,
d. 1. flraff büchlein viler handt Lafter, bie allenthalben in der melt vi
bandt genümen,. Etwenn duch d. Th. M. zu Frankfurt am Meyn gepredit,
jebermann zur leer, vnd niemants zur ſchmach jetzunt wiber von newen ME
lefen ond gebeffert nad) der jesigen Weltlauff. 0. O. u. J. 4. Die Gchelam
Zunfft, In welcher angezeiget wirbt, aller welt mütwillen, büberey um
ſchalkheiten, fo in bifen geiten fehr im fchwand gehen. Frift. 1567. 15.
1618. 8. u. b. Gcheible. Bd. I. p. 815903. D. Schelmenzunft (n. b. 4
v. 1513) a. Neue n. Grläut. herausg, v. E. G. Waldau, Halle 178. d.
— Die geuchmat zu ſtraff aUE wybſchẽ manen. Wafel 1519. 4. Die Gicd
matt, barinen all weibifdhe Mannsbilde fein höflich geftrafft, und wie fr id
beffern follen, aufs treweſt unterrichtet werben. Frkft. 1568. 8. (|. Deutd
uf. 1779. 3b. II. p. 170—181) Gin andechtig geiſiliche Badenſan.
Straßb. 1514. 4. Die Mülle von Schmwündelöfeym und Gredt Mülccia
Sarzeyt. Straßburg 1514. 4.
4) Karfthans mit vier Perfonen fo onber inen felbs ain geſprech padrr?
Halten. o. D. u. 3. (1520.) 4. Gefprechbüchlein neüm Karfihand. o. D- U
3. (1521.) 4. G Panzer, Hutten p. 724. 165. Hagen, Deutfhl. lit 1.
velig. Berhältniffe. Db. IL. p. 183 29. — Dagegen erfhinm Murner‘
Spottgedicht, Bon dem groffen Eutherifchen Narren wie in Doctor Rum!
beſchworen hat. 0.8. u.3. (1522.) 4,
Deutſche Poefie. Roman. '497
5) Gpiegel bes Regiments in der Fürften höfe, da Kram Untrewe ge⸗
waltig if. Oppenh. 1515. 4. Erff. 1516. 4. Straßb. 1539. 4. Hoffleben,
deſſen Schlag und Händel, wie Untreu dafelbſten von etlichen gepflogen und
geipäret wird, Bon einem Ritter, Reimenmweiß beichrieben und von Johann
Morfbeim. A. 1535 publicirt. Bon neuem überfehen burch. Joannem Tex-
torem von Häger. Frkft. a. M. 1617. 4.
6) Die Belfihaattung, ein Steafgebicht. Straßb. 1514. 4. &. Journ. v.
u. fı Deutichland. 41791. Wd. IL. p. 805. .
$. 648,
So kaͤrglich im Ganzen bie poetifhe Aber während biefer
Jet fließt, fo hat doch auch der Deutfhe Volldroman einige
wenige Rebendzeichen von fi gegeben, denn fhon WMarr
Treißſſanerwein's, des Geheimſchreibers Maximilians 1.
allegoriſche Geſchichte Kaiſer Friedrichs III. und ſeines Sohnes
Marimilians (1512), ein Seitenſtuͤk zum Theuerdank, gehört
hierher, obgleich fie kuͤnſileriſch betrachtet nur einen fehr geringen
Berth Hart), Auch das Gebiet der Novelle begann ſich auszu«
behnen, ald gegen daB Ende des vorigen SJahıhundertö ber
Decameron überfeßt worden war; denn nun ließ Johann
Pauli, ein zum Chriſtenthum übergetretiener Jude (Johann
Pfedersheimer), Lefemeifter im Barfüßerfiofler zu Thann im El⸗
(aß, feine Sammlung von kleinen Geſchichtchen und Anecdoten,
ganz in der Manier der lateinifchen Facetiae erfheinen, die fehr
oft wieder gedruct ward”), und in Georg Widram’s aus
Kolmar, Stadtfchreibets zu Burgheim, defien langweiliger Gold»
faden zu feiner Zeit viel gelefen ward, Rollwagenbüchlein?), in Jacob
Srey's, Stadtiſchreibers zu Maüuer&münfter Gartengeſellſchaft, in
Hans Wilhelm Kirchhof's, eines alten Heſſiſchen Krieger,
Wend⸗Unmuthẽ) und in andern dergleichen Schartefen, als da waren,
der (uflige Demoerit, Cocay Deutſcher Labyrinth Zeit⸗Kurtzer, Ers
quidſtunden, Fliegenwadel, die Duden der ſchandligſten und ber
Rarrpeit angrängenden Melancholey zu vertreiben, Gemuͤthser⸗
hung, Luſtiger und pofflerliher Hiſtorienſchreiber, Stäubiger
Jungfernpelz, Angenehmer Nachtiſch, Kurzweiliger Polyhiſtor,
kymm Larum Lyriſſimum, Ridiculantium Caprimulgium, Spaß⸗
mann's Hiſtoriſches Scherzkabinet, des Uhralten jungen Leyer
Map Iufliger Correspondentz-Geiſt, Unlufivertreiber, Schule
vollen, Kurtzweiliger Stodfiih, Gepflüdtes Finken oder Stu-
Gräfe, Hondduch d. Literũrgeſchichte. III. 32
498 Deutſche Poefie. Volksroman.
dentenconfekt, Teutſcher Michel, Viridarium historicum X, Ihe
Nachahmungen fanden. Das Haupwerdienſt dieſer. Bücher be
fteht in Zotenreißen und ſchlechten Uebertragen Branzöfter
Bonmots ind Deutfche; höchſtens einige Hiſtörchen von che⸗
brecheriſchen Pfaffen und liederlichen Ronenn ſcheinen Original
zu ſein, ebenſo einige Bauerntoͤlpeleien, faſt alles Andere if
fremden Urſprungeb).
1) Der weiß Kunig, eine Erzaͤhlunge von den Thaten Kaifer Maximilianl.
Wien 1775. fol. cf. Lambec. de bibl. Vindob. T. II. p. 894. CCCXXII.
sq. Büfhing, Wöchentl, Nachr. Et. X. p. 73 sq. 1776. Bd.1IT. p.209sg.
1817. Murr Journ. Bd. Ill. p,.43—52. Hormayr Taſch. 1847. p.144-158.
2) ©. A. Veith, Ueb. d. Barf. 3. 9. .u. das v. ihm verf. Volkebud
Schinipf und Ernft nebft 46 Proben a. demf. Wien 1839. 8. — Edimf
vr Ernſt Heiffet das buch mit name. Straßd. 1522. 1535. fol, Dos Puh
Shimpff und Ernſt genannt. Augsp. 1536 fol. Schimpff vnnd Emft turd
alle Welthänndel. Frkft. 15.18. 1550. fol. 1563. fol. (umgeänd. A.) 1602.
8. 0. D. 1597. 8. 0. ©. 1609. 8. Frkft. 1612. 8. Bafel 1618.8. Bern 1533
1546. fol. Straßb. 1631. 1677. 8. 0 D. 1699. 18. Vormals zu Freyſtedi
1770. 8. (Ausz.) m. e. Notiz v. Zördens, Lpzg. 1822. 8.
8) Hiftory von dem anfang vnd außgang der beginnenden liebe. Straßd
0. 3.4. Der Irr Reittend Bilger. Ein kurzweiliges Büchlein von einen
großen Herren, der fi) zu dem herren Sanct Jacob verheiflen, was ır für
abentheuer auff femlicher Bilgerfart erfaren hab. ebd. 1557. 4. Das Gluc:
rad oder weltlich Laffbuch. Muͤhlhauſen 1560. 4. (in Verſen) Der junge Ku:
ben Spiegel. Ein kurtweilig Hiſtory zweyer Knaben, deren einer «ad
Mitters, der andere eines Bawern Sohn war. Cölln 1597. 18. Rollwagen
von Schimpff vnd Ernft, ein kurtzweilig und luftig Buch, auff neuw zufam:
mengezogen vnd in ein Ordnung gebracht, Augsb. 1555. 8. 0. D. 1557. 8.
1568. 8. Zrlft. 1573. fol. 1597. 8. Magdeb. 0. 3. 8. Mühlhaufen 0.3. &
Der Golbfaden. Eine fchöne liebliche und kurzweilige Hiftorie von rind
armen Birten Sohn, Loͤwfried genannt. Straßb. 1557. 4. Frkſt. a. B.
0. 3. 8. Bafel 1616. 8. Strafb. 1626. 8. Rürnb. 1665. 8. 0. D. 1670 &
BD. Solbfaden, e. fchöne alte Geſch. wicd. her. v. EI. Brentano, Heideld.
4) Die Gartengefellfchaft. Schimpfreben, Hiftorien und Fabuln. Streſt.
1556. 8. 0. D. 1575. 8, 1593. 12. Rew Garten Gefellfchaft. Ein nem hit
ſches vnd fchimpfflihes Büchlein. Wagdeb. 1618. 8. ,
5) Wend Vnmuth, Darinnen fünff hundert vnd fünffzig Höfflicher, sit
tiger vnd Luftiger Hiftorien, Ecimpffreden und Bleichnüffen begriffen on?
gezogen ꝛc. Frkft. 1663. II. 8. 1665 sg. II. 8. Wend⸗ Unmuth oder M
neuerter fünfffacher Hanns gukk in die Welt, 0. D. u. 3. 12. Ausbündg
gute Poflen. 0. D. 1610. 8.
‚ 6) Bifchart in d. Vorrede zur Geſchichtsklitterung fagt darüber: „PB
wirfft man doch von wegen etlicher onbefcheidener Wort nit jedes buch: Ka⸗
doch das Ohrenzart Bramengimmer wol etliche Zotten im Boccatij Emte
novel, deß Jacob Winters Wintermeyen, ber beiden Stattfchreiber zu Yur®
heim und Maurmünfter Widram vnd Jacob Zreyen frey Rollengeipräd
vnd Gartenzech: Auch dep M. Linders Kasiporygeftech *), vnd def Straparelt
Hiſtorien vertragen: daß ich jegt anderer Eulenſpieglifcher vnd wegkurten
*) 0, D. 1558. 8,
Deutſche Poeſie. Theater. 499
ct 66 Sie find dannoch weit nit, wie d
Sen a u "Mm Moſch Pe: Sefichte 1.’ Did. B: 22 et
Dittmar) Gensſchedel b. — Spend. z. Deutſch. Lit. Geſch. — rn p. 21.
$. 649.
Vollen wir endlich noch Einiges über das Theaterweien
in Deutfhland während dieſer Zeit folgen laſſen, fo müffen wir
zuerſt bemerfen, daß die Faſtnachtsſpiele, von denen wir gefchen
haben, daß fie beſonders in der vorigen Periode durch Roſen⸗
dlüt gepflegt worden, auch nod in dieſer fortdauerten und nicht
wenig zum Gedeihen der Reformation beitrugen, da in ihnen
befonders häufig auf die unter dem Clerus eingefhlichenen Miß⸗
bräude bingebentet wurde. Dieß zeigte fi) aber beſonders in
der Schweiz, und bier vorzüglih zu Bern, einer Stadt, wo fid,
wie aus mehreren handſchriftlichen Faſtnachtsſpielen erhellt‘), die
Freiheit in religiöfen Dingen auf dieſe Welfe zu helfen wußte.
Einer der offenſten Sprecher war der Maler Nicolaus Mar
nnel?) daſelbſt (1481 — 1530), der durch feine 1522 dort
aufgeführten Faſtnachtsſpiele nicht wenig dazu beitrug, in biefer
Stadt dieReformation einführen zu helfen; denn er griff darin den
Bapf und den ganz von der Einfachheit des Urchriſtenthums
abgewichenen Clerus offen an und ſetzte feiner Satire dur
feine Krankheit (und fein Teftament) der Meffe die Krone auf,
ſo daß fogar Murner «6. nöthig fand, gegen ihn aufzutreten,
Die gut aber dieſe Anfänge aufgenommen wurden, ficht man
aus den Rahahmungen, die fiein Deutfchland fanden, 3. B. aus
dem Neudeutſchen Bileamſchen Efel). Pampbilus Bengen»
bad hielt ſich dagegen in den für Bafel gefchriebenen Faſtnacht⸗
ſpielen frei von Angriffen auf das Papfiihum*). Nun muß man
aber hiervon die Lateinifhen Schulkomoödien unterſcheiden, deren
wir oben eine Bartie von Reuchlin, Locher, Friſchlin,
Kirhmayer ac. angeführt haben, und die fpäterhin. auch ganz
aögefehen von ihrem Urzwecke, die Schüler im Lateiniſchſprechen
im üben, eine polemifhe Tendenz nahmen, wie denn z. 2.
Friſchlin in feinem auch ins DeutfChe überſetzten Phasma
aͤht zelotiſch alle Lehren, mit Ausnahme der Luther'ſchen, zur
Hölle verdammt, ber befannte bittere Feind des Lehteren ode,
Simon Lemnius, in feiner Monachopornomachis, worin er
32%
500 Deutſche Poefie. Theater.
einen hoͤchſt unzuͤchtigen Chor Babylonifcher Freudenmaͤdchen
auftreten laͤßt, Luther's Berheiratfung mit der Katharina von
Bora aufs Bitterfle angreift, Ratürlih machte fpäterhin die
Lateiniſche Sprache der Deutfhen Platz, und dieß mußte befon,
ders dann gefchehen, wenn wicht Schüler die Darfteller bie
geiſtlichen Comödle waren, fondern, was häufig geſcah,
Bürger zu dieſem Zwede zulammentraten, wo dann tm
Drt der Aufführung nicht die catholifhen oder evangeliſchen
Schulen, fondern der Marktplatz, Schützenhof ober ein andent
geräumiger öffentlider Platz war‘).
1) S. Mone, Schaufpiele des Mittelalters. Bd. II. p. 411 sq.
2) Ein faft kurtzwylig faßnachtſpil, fo zu Bern vff der Herufaßnadt
in dem MDXXII. jare von burgerfzfünen Öffentlich gemacht ift, darin dit
Wahrheit in fchimpffs weyß vom pabſt vnd finer priefterfchafft gemeb
det vnd angezeigt würt. Item ein ander fpyı fo zu Bern im Uechtland fl
der alten faßnacht, im XXI. Jahr gebrucht ift, namlidy wie uf einer Syter
der Saſſen der einig Heiland der Welt, Jeſus Chriſtus unfer Lieber Herr, ik
uf einem armen Eſelin geritten, auf feinem Haupt die dornin Kron; br
ihm feine Zünger, die Urmen, Blinden, Lahmen und mancherlei Breftyaftig.
uf der anbern Syten reit der Pabſt im Harniſch und mit großem Krirgk
züg, als hernach verftanden wird durdy die Sprüch, fo zween Buren gi:
redt hand, Rudi Vogelneft und GCleywe Pflug. 0. D. 1524. 4. zuf. in: Ä
claus Manuel, des Venners der Stadt Bern, Faſtnachtsſpiele. N. Hdiät.
u. d Ausg. dv. 1540 neu abgedr. Bern 1846. 8. u. b. E. Gruͤneiſen, Leben
u. Werke e. Malers und Dichters, Kriegerd, Staatsmannes und Reformr
tors im Aften Ihdt. Stuttg. 1837. 8. (bier a. d. Krankheit d. Meſſe) Audi.
b. Ult, Theat. u. Kirche. p. 426456.
3) DER new Deutfch Bileams Eſel, Wie die fehön Germania durd
arge lift vnd zauberey ift zur Baͤbſt Efelin transformiret worden, jegund abet
alß fic vom ffer auß dem weiſſen berg flieffent getrunken, duͤrch Gott
a wieder zu ihrem rechten Auffigee gelommen. o. O. u. 3
4) Diß find die prophetien sancti Methodii und Rollhardi, wild
find gefpilt worden im XV. und XVII. Jor, uff ber Herren faßnacht m?
etlichen 'erfamen und gefchidtten Burgeren einer ioblichen Gtatt Baſel. o. ©
u. 3. (1515) 4. (Prob. in Meifters Beitr. I. p. 263 sq.) Dieß if die
Souchmett, fo gefpitt iſt worden, durch etlich geſchickt Burger einer let:
Yen Ratt Bafe Wider den Ehebruch und die fund der Bnkeuſchheit o. 0.
u. 3. (1519?) 4.
5) S. dar. Ult a. a. DO. p. 459 2q.
$. 650.
Die eigentliche Wendung und der Umſchwung, welden Ni
Deutfche Poeſie in ber neuern Zeit erfuhr, faͤllt in den Anfang die
fer Bertode, denn Luther ſchuf durch feine Bibelüberfegung eigentlit
Deutſche Poeſte. Theater. 499
bü weige ‚Sie find dannoch weit nit, wie P
ee Pd 8 lei Orlihre u. Gef. —
D Ditimar) Gensſchedel b. Soffmann Spend. z. Deutſch. Lit. Geſch. Bb. 1. Pp. 3
$. 640.
Wollen wir endlich noch Einiges uͤber das Theater weſen
"In Deutſchland während dieſer Zeit folgen laſſen, fo muͤſſen wir
zuerft bemerfen, daß die Faſtnachtsſpiele, von denen wir gefehen
haben, daß fie befonders in der vorigen Periode durch Roſen⸗
b luͤt gepflegt worden, aud noch im diefer fortvauerten und nicht
wenig zum Gedeihen der Reformation beitrugen, da in ihnen
beſonders häufig auf die unter dem Clerus eingefchlichenen Miß⸗
braͤuche bingedeutet wurde. Dieß zeigte ſich aber befonders in
der Schweiz, und hier vorzüglih zu Bern, einer Stadt, wo fid,
wie au6 mehreren handſchriftlichen Faſmachtsſpielen erhellt‘), die
Freiheit in religiöfen Dingen auf diefe Weife zu helfen mußte.
Einer der offenfien Spredher war der Maler Ricolaus Ma»
nuel?) daſelbſt (1481 — 1530), der durd feine 1522 dort
aufgeführten Bafnachtöfpiele nicht wenig dazu beitrug, in biefer
Stadt dVieReformation einführen zu helfen; denn er griff darin den
Papſt und den ganz von der Einfahhelt des Urchriſtenthums
abgewihenn Clerus offen an und fehte feiner Satire durch
feine Krankheit (und fein Teſtament) der Meſſe die Krone auf,
fo daß fogar Murner ed. noͤthig fand, gegen ihn aufjutreten.
Wie gut aber dieſe Anfänge aufgenommen wurden, fieht man
aus den Rahahmungen, die fie in Deutfchland fanden, 3. B. aus
dem Neudeutfhen Bileamſchen Eſel). Bamphilus Gengen-
bad bielt fih dagegen in den für Bafel gefchriebenen Faſtnacht⸗
fielen frei von Angriffen auf das Papftihum“). Nun muß man
aber hiervon die Lateiniſchen Schulkomoödien unterfhelden, deren
wir oben eine Partie von Reuchlin, Locher, Friſchlin,
Kirchmayer ac. angeführt haben, und die fpäterhin. auch ganz
abgefehen von ihrem Urzwecke, die Schüler im Lateinifhfprechen
zu üben, eine polemifhe Tendenz nahmen, wie denn 3. B.
Friſchlin in feinem auch ins Deutſche überfegten Phasma
aͤcht zelotifh alle Lehren, mit Ausnahme ver Luther'ſchen, zur
Hölle verdammt, der befannte bittere Feind des Lepteren ode,
Simon Lemnius, in feiner Monachopornomachia, worin er
32
502 Deutſche Poefie.
| $. 651.
Daß der Meiftergefang fig auch noch in dieſem Jahrhun⸗
dert fort erhielt, ficht man fon aus dem KHauptvertreter dei
felben, Hans Sachs, hinreichend; allein mit ihm ſank auf
die kurze, freilich nur auf zwei Augen flehende Bluͤthe deſſelben
wieder, welche von den Singſchulen, die zu Ende des 1Tten Jahr,
hunderts faR faͤmmtlich eingingen, nicht erhalten werben konnte;
noch weniger aber vermochten dieß bie unter ven Meifterfingern gültigen
Geſetze und Vorſchriften, um fo mehr, als die ganze Kunſt von da
Handwerkern, aus denen die Meiferfinger far ausfchließtih do
ftanden, überhaupt nur als Nebenfade betrachtet vourde, Alb
Dichter von Gewerbe werden, fo lange die Turnierluft noch be
Rand, die Wappendichter, von denen wir fon oben Pete
Sudenwirt und Hans NRofenblüt nannten, bejeichnet,
neben welden bei den Schuͤtzenfeſten und Freiſchleßen di
Pritſchenmeiſter, und bei Buͤrgerhochzeiten und ambern dergleichen
Feſtlichkeiten die Spruchſprecher fortbeſtanden. Was endlich de
Versbau und die Versomeſſung anlangt, fo war dieſelbe im E⸗
genfag zu der mittelhochbeutfchen Zeit roh und confus, und MM
mit Oyig erfuhr die Deutſche Metrik einen entfchievenen Um
fhwung, denn die Bemühungen einzelner hervorragenden Koͤpfe,
aus der antifen Metrik die regelmäßigen Trochaͤen und Jamben
einzuführen, blieben ebenfo vereinzelt ſiehende Erſcheinungen, alt
frühere Verſuche mit Herametern und Pentametern ſich nicht übe
Das Gebiet der feltnen Curtofitäten erhoben hatten. Natärlid
blieb der Reim wie bei ben mittelhochdeutſchen Dichtem di
allein übliche Versart, wenn auch in dem Weſen und berdem
beffelben mehrere Veränderungen vorgingen. Daſſelbe geld
mit den Versreihen, der Strophenbau aber blieb far gay I
wie ihn die mittelhochdeutfche Poeſie und die Singſchuſen MP
geftellt hatten, Kür die dramatifche Poefle, wie fie fich fell der
Reformation aufthat, blieb der alte Vers von vier Hebunga
in Geltung. | |
$. 658.
Betrachtet man nun bie Geſchichte der Dentſchen Port
während des erfin Jahrhunderts in ihrer Geſammiheit, fo mul
Deutſche Poefie. Epiſches Volfslid. 8508
man ih wundern, daß troß bed ungeheuern Ginfluffes, ben
Euther auf die Deutfhe Sprache durch Lehre und Beiſpiel hatte,
bad Gedeihen berfelben bei weiten nit fo groß war, als
man hätte erwarten ſollen. Allein der Grund lag theilweife
darin, daß felt dem: Verfall des hoöfiſchen Poefie die Fürften und
ber Abel, überhaupt die Bornehmen, ja theilwelfe auch die Geiſt⸗
lichleit, wenn fle nämlich nicht perfönlide Intereffen vor Augen
hatte, Ach fafk ganz und gar vom Dichten in der Mautterfprache
entfernt bieten und eher das Latelnifche vorzogen. Darum ges
diehen auch nur das Volkslied, dad Drama und bie poetiſche
Enihlung; das Kirchenlied aber iR eine Schöpfung ber Refors
mitten und gleich fo großartig aufgetreten, Daß bie fpätere Zeit
laum nachkeommen konnte. Die mit der Neformation eng zus
ſanmenhaͤngenden Neligionswieren und Kriege in Deutiland,
die. Bauernaufflände und andere gleichzeitige politifche Händel
riefen eine Menge ſatiriſcher und politiſcher Gedichte hervor, welche
aber, abgefehen von ihrer hiſtoriſch⸗ moraliihen Bedeutung und
—* Wichtigkeit für die Geſchichte der Deutſchen Schreibfreiheit,
auf ſehr rohe und geiſtloſe Reimereien binaudlaufen, hoͤchſtens
Hand Sachſens und Bm Leitungen auf ro bewe aus⸗
genommen.
6..653.
Was nun bie einzelnen Bäder ber Deitfem Moefte wäh
tend dieſer Periode anlangt, fo flcht freilich das Epos der Keihe
nad oberan, allein eigentlich verbient faſt Feind der Gedichte,
welde man hierher zieht, diefen Namen, denn fie gehören ziem⸗
ih alle in das Gebiet der poetifchen Erzählung oder bes
epiſchen Volkoliede. Zu letzterer Klafie gehört des Nertore
(1550) zu Wernigerode M. Georg Thym (Klee)) aus
dwmidau (+ 1561) Bänfelfängerlied von den Abenteuern Thebel
Unverferden' von Wallmoden, Fiſchart's gereimte Bearbeit⸗
ung des Eutchfpiegelbuchd?), eines Anonymus Settenftdd zu Thym’s
Buche in der Schilderung von Heinrichs des Löwen Abenteuern”),
des bekannten Fabeldichter Aiberus*), Loblied auf Luther und
endlich das Bekannte Lieb, die Nachtigall (1567), welche zu
ihter Zeit, ſowie andere bie Grumbach'ſchen Händel betreffende
502 Deutfche Poefie.
on $. 651,
Daß der Meifergefang fi auch noch in dieſem Jahrhun⸗
dert fort erhielt, ficht man fon aus dem Hauptvertreter def
felden, Hans Sachs, hinreichend; allein mit ihm ſank auf
die Eurze, freilich nur auf zwei Augen flehende Blüthe deſſelben
wieder, welche von den Singfchulen, die ‚zu Ende des 17ten Jahr
hunderts far ſaͤmmtlich eingingen, nicht erhalten werben Tonnte;
noch weniger aber vermochten dieß die unter den Meifterfingern gültigen
Geſetze und Vorſchriften, um fo mehr, als die ganze Kunſt von den
Handwerkern, aus denen die Meifterfinger far ausſchließlich be⸗
flanden, überhaupt nur als Nebenfadhe betrachtet wurde. IB
Dichter von Gewerbe werden, fo lange die Turnierluſt noch be
Rand, die Wappendichter, von denen wir fon oben Peker
Sudenwirt und Hans Rofenblüt nannten, bezeichnet,
neben welden bei den Schuͤtzenfeſten und Freiſchießen die
Pritſchenmeiſter, und bei Buͤrgerhochzeiten und andern dergleichen
Feſtlichkeiten die Spruchſprecher fortbeftanden. Was enbiicd ben
Verobau und die Berömeffung anlangt, fo war biefelbe im Ge
genfab zu der mittelhochdeutſchen Zeit roh und confus, und ef
mit Opitz erfuhr die Deutſche Metrit einen entſchiedenen Um
ſchwung, denn die Bemühungen einzelner hervorragenden Koͤpft,
aus der antifen Metril die regelmäßigen Trochäen und Jamben
einzuführen, blieben ebenfo vereinzelt febende Erſcheinungen, ald
frühere Verſuche mit Herametern und Pentametern fi nidt Aber
das Gebiet der feltnen Gurlofitäten erhoben hatten. Ratärlid
blieb der Reim wie bei den mittelhochbeutfchen Dichtern die
allein übliche Versart, wenn auch in dem Weſen und ber Forn
beffelben mehrere Beränberungen vworgingen. Daſſelbe geſchah
mit den Versreihen, der Strophenbau aber blieb fa ganz 1%
wie ihn die mittelhochdeutſche Poeſte und die Singſchuſen fer
geftellt hatten, Fuͤr die dramatifche Poefie, wie fie fich ſelt det
Reformation auftbat, blieb der alte Vers von vier Hebung
in Geltung. 0
$. 652. |
Betrachtet man nun die Geſchichte ber Deutſchen Bockt
während des erſten Jahrhunderis in ihrer Geſammtheit, fo muß
Deutfche Poeſie. Poetifhe Erzählung. 505
Dia pott. 1783. Bd. I. p. 152 4q. Meufel, Hiſt. Lt. Magaz. Bd. IV.
Kom. — 6. and. Ber. v0. bemf. Verf. im Deutich. uf. 1779.
d. J. P. bl 8q. “
6) ©. Flögel, Geſch. d. kom. Lit. Bd. IM. p. 327 sq. u. Geld. d.
Vurltiten p. 234 sq. Zördens Bd. I. p. 518 sq. VI. p. 93 sq. v. Meufes
bach in d. Hall. Lit. Zeitung 1829. ar. 55 sq. Gervinus Bd. IH. p. 121g.
(1%. P 117 sq.) Bilmar, Geſch. d. Deutſch. Lit. p. 363 sq. Da Potr.
1782. IV. p. 103 sq. Som I. P- 127 sq. D. glädhafft Schiff. Ein Lobs
fprad von der glüdlihen und molfertigen Scifffart einer burgerlichen
Seſelſchaft auff Zürich auf das Gchieffen gen Gtraffburg. o. D. u. 9.
(1576.) 4. Der warme Hirfebrei von Zürich. (db. Hans Rdf, Maurer) Zürich
197. 4. Stüdd. Sch. v. Bürih. In e. freuen Abbr. beranögeg. u. erl.
d. Halling m. e. Einl. v. Uhland. Zübingen 1828. 8. Auszüge b. Meifter
&itr. Bd. 1. p. 221 14. u. (Er. D. Ring), Ueb. d. Seile des Züricher
Breytopfes. Bayreuth 1787. 8. Wackernagel Deutfch. Lefeb. II. p. 139 49.
$. 654.
Bon dem Gpos bis zur poetifhen Erzählung, ſei fle nun
ernſt oder komiſch, iſt es nicht weit; auch habe id ſchon oben
auf den Repräfentanten derfelben tin diefer Periode hingedeutet,
Id meine den Schuhmacher Hans Sachs!) aus Rürnderg
(1494 — 1576). Wie er der bedeutendſte Deutfhe Dichter
dieſer Zeit iſt, fo iſt er auch der fruchtbarſte; denn wie er ſelbſt
in feiner 618 zum Jahr 1567 reichenden poetifhen Biographie
ſagt, hatte er bis dahin 6048 größere und kleinere Gebichte, mit
Ginfhtuß von 4275 .Meiftergefängen, die nicht zum Druck beftimmt
waren, gefertigt (f. Summa all meiner Gedicht von MDXITII Jar an
bis ins 1567 Jar, Vd. V. p. 154 d. Kempt. A.). Er Hatte
viel geleſen, obgleich er nicht viel aus der Schule mit fortges
btacht Hatte („Siebenjaͤhrig darnach anfing, In die Iateinifc
Säule ging, Darin lernet ich Puerilia, Grammatica und Mu—
ſica, Rah ſchlechtem Brauch derſelben Zeit, Solches Ans If
mit vergeſſen ſeit“), denn daß er die Claſſiker wenigſtens aus
Ueberſezungen, Boccaccio und andere Buͤcher der Art, die Bibel,
hiſtoriſche Werke des Mittelalterd, die Gesta Romanorum ir.
Reißig ſtudiert und benußt hatte, fieht man aus der großen An⸗
zahl der von ihm citirten Sqriftſtellernamen. Fuͤr die Refor⸗
mation war er weſentlich thaͤtig, denn feine 1543 geſchriebene
Apologie Luther’, als „die Wittenbergiſch Nachtigall, Die man
jeßt höret überall”, zeugt ſowohl von feinem eblen, furchtlofen
Eifer für das Gute, als fie auch dur Ihre große Verbreitung
506 Deutfihe Poeſie. Poetifche Ersäblung,
als fllegendes Blatt nidt wenig zum Bekannwerden des großen
Reformatord unter dem Bolfe beitrug, welches auf die Worte
feines aus ihm hervorgegangenen Präco vollfommened Bar
trauen feste und ſetzen burfte?). Denn fo beliebt er au im
Allgemeinen bei den Vornehmen war, fo fehonte er fie bed
nit, wie man z. B. aus feinen Gedichten: „Vergleichung dei
Babſt mit Chriſto, in paider leben vnd paſſion, Klagred ber
neun Muſe oder Künft über ganz Teutſchland, Der flogen
Ehrenhold über Fuͤrſten und Adel, Bon dem Teufel, dem di
Hoͤll will zu eng werben, Der klagend Waldbruder über all
Stand auf Erden, Ein Gefpräh der vier Element mit Frau
Wahrheit, Der Fuchs mit dem Adler, der Müller mit dem Stu
benten, Philopomened der getreue Hauptmann ꝛc. erficht). Et
verfuchte fi beinahe in: allen damals angemendeten Diktung'
arten ; allein wir haben fa nur feine poetiſchen Erzaͤhlungen,
Schwaͤnke und Faſtnachtsſpiele in einiger Vollſtaͤndigkeit ver
uns, von feinen lyriſchen Poeſieen, theils profanen, theils geil
lien Inhalts“), Liegt nur wenig vor. Obwohl in Manden
roh und ungefchladt (daher nemt ihn M. G. Ligel, Enais
isgenio maximus, ingenio radis), {fl er doch fon feiner Leldtig
feit wegen ein geborner Dichter, und an Friſche und Lebenbig
leit feiner Phantaſie, an naiver Einfachheit und herzlicher Die
derkeit IR er ein. würbiger Bartifan Luthers. Was er ah
für's Bolt geweſen, das bezeugt fein außerordeniliches Unſche
unter feinen Zeltgenofien, und wenn ihn die fpätere Zelt. je vr
ſpotitt und als halben Bänfeljänger verfepert hat . B. Ch. Weit
in feinem Heldengedicht: Hans Sachs, Altona. Fol.), fo wird Güte!
Apologie (WB. 13. p. 123) deſſelben, wie er im III. Thell von
Dichtung und Wahrheit, fowie in feinem ſchoͤnen Gedicht:
„Hans Sachſens poetiſche Sendung”, wozu befanyiih Wide
(in Deuuſch. Merc. 1776. Aprih das Schlßwort hinzufuͤgt,
aubſprach, allein ausreichen, dieſe Ideenverwirrumg zu zerſtreuca.
1) S. Wagenſeil De eiv. Norib. p. 501. Hirſch im Hamb. Bricht
1751. p. 561 q, Dunkel, R &el.1. p. 297 onilh ko
* —— H. 6. — see Burda, ——
8. Litt. Wochenbl. Bd. II. p. 11 sq. Olla Potr .Pp
6 Ar 738. Bd. III. 73 Deutſch. 75. Ir. ES,
—2X —* V. P- 408 s Mc h Den, 177 & 458 84
M. a.) Wadenroder im ee — — Jahr. ur.’
u
Deutfche Poeſie. Fabel. | 507
D. Bolkedichter H. S. und Bräbel, im Bufammenhange m. d. geſchichtl.
Entwick. d. Deutfch. Poeſie betr. Nürnd. 1836. 12. Niemeyer, Reform.
Amancdh 1821. p. a ———— "Hoffmann, Borlef. üb. H. S.
Rürnb. 1847. 8. R. Naumann, 26B. üb. e. Hoͤſchr. v. 9. ©, n. ein. uns
gedr. Sir: db. Dichters. Lpzg. 1843. 8. u. im Serap. 1813. Nr. 10—12,
Ausg. |. Sehr herrliche (he und warbaffte gebicht. Th. I. Rürnb, 1358,
150. 1570. 1589. 15:0. Ih. II. 1560. 1570. 1591. Th. IT. 1561. 1077.
1588. &. IV. 1578. Th. : 1579. fol. Kempten 1612—16. V. 4. Augsb.
112. V. 4. ch. J. J. Bertuc, Prob. a. H. ©. Werken. Weim. 1778, *
J. H. Haͤßlein, Sehr herrliche, fchön und wahrhafte Gedicht, Kabeln und
gute Schwenk in €. Ausz. a. d. Iſten Bande m. beigef. Woͤrterkl. Nürnb.
181. 8. Werke bearb. u. herausg. v. I. ©. ‚Bäfeing- Rümb. nah
I-1. 8. Hiftorien u. gute Schwänte. her. (v. W. A. Gerle) v. ©. Spät,
gen. Fruͤhauf. nee 818. 8. Schwänte her. v 93. X. Noffer. Kiel 1827. 8,
Km ao 3. für Freunde vat. Dichtk. v. I. A. "Bö5. Rürnd. 184 —
B. dre . im Gewande — oder Gerichte dieſes Meifterfängers
in ber. Geftalt, vote fie get ou au — mit Holzſchnitten verzierte Bogen
(4) gedruckt ꝛc. Gberall unter d ch. Volke verbreitet wurden. Gotha
121. fol. Ein noch ungedr. Geb. v. ur S. in d. Zeitſchr. f. Milit. Wiſſ.
derl. 1846. Bd. 67. H. VI. p. 267 -277. VII and. v. Naumann, a. a.d.
p. 168 ug. 177 0
2) Bud) II. 3. Lp q. (9. v. 568) u. b. ©55 IV. p. 33 s
Er verfaſſte au 7 Dialoge pr Sera üb. d. evangel. Sehen, deren Sãßi n
0. D.p XVII eq. vier befchze
3) ©. polit. Geb. b. — Zallersleben, Polit. Ged. a. d. Deutch.
Ban ei: 1843. 8. p. 74 - 146.
geiftt. Sieber u. Pſalmen b. Wackernagel, D. Deutfche Kicchens
lied 2* Tr p. 168 sq. cf. Riederer, Einführ. d. chriſtl. ee. Rürnb.
119. 8. p. 221. 270 sq.
$. 655.
Ghe wir au der eigentlichen Lehrpoefle übergehen koͤnnen,
machen wir nad auf zwei Diäter aufmerlſam, bie in mander
Beichung mit Hans Sache, wenigſtens ald Nachahmer deſſelben,
zuſammengeſtellt werben Fönnen. Der erfle iſt ber Umarbeiter
des Theuerdank Burcard Waldis") aus Allendorf in Hefien,
anfangs Mönch gu Riga und lange Zeit Sendbote feines Ors
dene, ald welcher er halb Europa durchzog, dann zum Prote⸗
Rantismus übergeireten und Pfarrer zu Wbterode (gef. nad
1554), von ps Fabein noch weiter geſprochen werben muß,
Er hinterließ in feinem ganz neu gemachten Efopus, der aus
400 Gabeln und Erzählungen in 4 Büchern beſteht, auch eine Bars
ie Schwaͤnke im Aten Buch, bie wohl größtentheild eigene Er⸗
indung waren, fi durch concife Runbung ber Sprade, Natuͤr⸗
ifeit und eine für feine Zeit wahrhaft erſtaunenswerthe Ge⸗
ciclichkeit im Erzählen ganz im Geiſte eines La Fontaine aus⸗
508 Deutſche Poeſie. Fabel.
zeichnen, alſo eines beſſern Bekanntwerdens in ihrem Vaterlande
würdig find, als es ver Fall iR. Uebrigens enthalten feine
Schwaͤnke weit weniger Anzuͤglichkeiten und Zweldeutigfeiten ald
des font unbekannten Stubiofen der Philoſophie und Theologie
Lazarus Sandıub?), ähnlie Arbeit. Run führt und ade
Waldis von ſelbſt zu den Fabuliſten dieſes Zeitraumes; dem
enthalten au die 3 erften Bücher feines Eſopus nur alte, da⸗
mals bereitö bekannte Kabeln, fo hat er fie duch theils gämlif
umgebichtet, theils auf eine neue und geſchickte Weiſe erzählt,
und er if der Erfle, der den eigentlichen Fabelſtyl feit Bonn
wieder in unferem Vaterlande cultivirte. Daß er fich zu politiitm
und auch gegen den Elerus und die Kirche zu polemiflren unterfing,
iſt no ein Grund mehr, Ihn zu rühmen, und was er dakl
wagte, fann man daraus abnehmen, daß er die famofe Hike:
von zwei Mäufen, fo die Pfaffen haben verbrennen laſſen, weil
fie ein Monftrangenfacrament gefrefien hätten*), ſchrieb und di
fein Debut (1543) war. Daß ſelbſt Luther einige alte Fabeln in eine
Manier bearbeitete, if bekannt, weniger aber der Spiegel der
Weisheit, beſtehend aus 95 Fabeln des Cyrillus, welchen do
niel Holymann?), ein Meifterfinger zu Augsburg, vermulb⸗
lich nad) einer bereitd vorhandenen Deutſchen Profaüberfefun
in Deutfche Reime brachte. Original find die 49 Fabeln dd
Schülers Luthers, Erasmus Alberus* aus Staden, Bier
verd zu Sprendlingen in der Wetterau, der, nachden M
fiebenmal von feinen ®laubendgenofien abgefebt worden wuh,
1553 als Generalfuperintendent zu: Neubrandenburg far
Er erzählt leider etwas breit und kramt ſeine Gelehrſamkeit mit
als nöthig aus, fo daß er weit unter Waldis ſteht. Dim
fommen an Naivetät und moralifger Kraft die 59 Fabeln des
guten Hans Sachs am nähflen, Hartmann Sqh oppers)
von Neumark kurze Reimereien zur Erklaͤrung von Holjſchnitm,
die Johann Por‘) (1837 07) früßer mit lateiniſchen Unter
ſchriften verfehen hatte, find wie dieſe bloße Eurlofitäten. Eine aͤhnliche
Unternehmung iR des Elſafſers Matt hia 6 Holzwart’) Berfadı
eine Sammlung von Sinnbilden in Holzſchnitten, eine bamald |
Eine ähnliche ganbaldfe Geſchichte von einem Hunde, ber, eineheßt
, guet aus Sarago
‘Ip.
fc
en
— 278 sq
a Gavin, Passe-Partout de l’eglise m
Deutſche Poefie. Lehrgebicht. 509
befonderd durch Alciatud Emblemata ſehr im Schwange gehenbe
Spielerei®), mit gereimten Erklärungen zu verfehen. Derfelbe
Dichter bat au in feinem zur Verherrlichung des Haufes Wirs
temberg verfaßten Luſtgarten neuer beutfcher Poeterei, einer yes
dantifchen Allegorie mit einem Wuſt claffiicher unverdauter Mys
thologie aufgepugt, zugleich das allegoriſche Lehrgediht cultivirt.
Bloße Reimerei, ohne irgend poetiſchen Geiſt iſt des Martin
Agricola?) Unweiſung zur Inſtrumentalmuſik, und bes Luther⸗
iſchen Predigers zu Joachimsthal Johann Mattheftus!) aus
Rochlitz (geb. 1564, gefl. 1504), des Biographen Luther's und
trefflichen Kirchenliederdichters (er dichtete z. B. das Papſtlied: „Run
treiben wir den Papſt hinaus ꝛc.“) Haushaltungskunſt, die jedoch
huͤbſche Moral und Sinnſpruͤche enthält. Am hoͤchſten ſteht aber unter
allen Lehrdichten Bartholomäus Ringwaldt aus Frank
furt an der Oder (1530), Pfarrer zu Langenfeld (1567 — 98)
in der Neumarf!!), einer von jenem wahrhaft begeiflertn pa⸗
triotifhen Streiten für den proteflantifhen Glauben, wie es
ſchon lange feine mehr giebt, deren überzeugende Beredtfamfeit
ihre haͤrteſten Widerſacher beſtegte. Sein geiſtliches Lehrgedicht,
die lautere Wahrheit, worin er die Vergleichung eines Chriſten
mit einem Krieger durdführt, erlebte in 13 Jahren 10 Auf⸗
lagen und verfündigt ungeſcheut die Tautere reine Wahrheit,
ohne Anſehen der PBerfon, mit einer natürliden Kraft, wie fle
zu Herzen gehen mußte. Seine moraliſche Bifion, der treue
Edart, wo in der Manier der göttliden Comoͤdie Dante’3 der
treue Edart die Hölle und den Himmel durdiwandelt, iR, wo
irgend etwas Großartiges, fei es nun freudiger ober ſchauder⸗
bafter Art geſchildert werden fol, mißlungen, allein wo er ſatiriſch
fein kann, da If die Meiſterhand fihtbar. Er bat ſich au
als Belegenheitödichter in der Yertigung von Hochzeitgedichten
hervorgethan und diefe von einer neuen Seite aufjufaffen gewußt,
indem er auf eine ebenfo komiſche als treffende Art die verfchiedenen
Hochzeitsgaͤſte nach ihren Perfönlichkeiten anzufingen pflegte, Des fonft
unbefannten Bernhard Klin gler) Lehrgedicht gegen das Spiel
und einige aͤhnliche Reimerelen des berühmten Sobann von
Sthmwarzenberg'?) erwähne ich nur der Vollſtaͤndigkeit halber.
Den Beſchluß möge endlich Johann Fiſchart!) maden
510 Deutsche Poeſie. Zabel.
obgielih fein Strafgedicht: Ernſtliche Ermahnung an mein
lieben Deutfchen, mehr fatirifh zuͤrnend als eigentlich belehrend
gehalten if.
1) &. Steieber, Heſſ. Gel. Lexicon Bd. XV. p. 423 sq. Joͤrdent Bd.
V. p. 186 sq. Hanndv. Magaz. 1767. p. 108 sq. v. Gemmingen, Poet. u.
Disk. Stüde. Benfhw. 1769. 8. p- 82. Eſchenburg in d. Hamb. Unten
altungen Bd. IV. p. 933 2q. DUa Potr. 1783. Bd. 1. F 128 2q. Ru.
itt. Ang. 1807. p. 135. 240. 1808. p. 133. Gervinus Bd. II. p.47 9.
— Eſopus, gang new gemacht, onnd in Reimen gefafft. Mit fampt Hundert
never Yabeln. auch DB. 8. FIrkft. a. M. 1557. 8. ebd. 1548. 1555. 16
1584. 8. 1571. 1572. 4. Auswahl tin. Kabeln und Graählungen d. B. B.
m. kurz. Spracherli. v. 3. 3. Efcheuburg. Bruſchw. 1777. 8. — Derek
ter in newer Gefongsweile und Fünftliche Keimen gebracht. Zrift. 1553. 8. —
Das Päpftifche Reich. It ein Buch Iuftig zu leſen, allen fo bie Wahrtheit
Heb haben, Darinn ber Bapft mit feinen Gliedern zc. beſchrieben. Durd
Thomam Kirchmair, a. 1. 1556, 8. 1555. 4 ©. polit. Babeln b. Hei
mann a. ds D. pP» 165— 149. ® .
2) Delitiae historicae et poeticae, das ift: Hiſtoriſche vnd Poetiſche
Furaweil, Reymenweiſe verfaflet. Frkft. 1617. 8. ſ. Bragur Bd. IN. pP
80.
‚ 3) Spiegel der Ratürlichen Wayßhait durch den alten in Got gelarten
Bilhof Eyrilum mit 96 Kabeln und fchönen Gleichnuffen beſchrieben yerund
in Teutfche Reymen mit fhönen Figur. und hüpfchen Außfegungen mit &
Holzſchn. o. DO. u. 3. (Xugsp. 1571.) 4. (8. Eſchenburg Dentm. p. 3634
u. im Deutfh. Muſeum 1783. Bd. VII. p. 142—154. IX, P 313.) D.
Holzmann Kabeln. herausg. v. A. G. Meißner. Lpzg. 1782. _ Ku
der Schreiberey von deren vrfprung und anfang, erfindung der Bucdrudte
kunſt. Wien. 1681. 4. (ebenfo in Verſen)
4) Das Buch von der Tugent und Weißheit, nemlich Neun pad virt“
Fabeln. 0. D. 1550. 4. (S. Hummel, Bibl. v. feltn. Büch. I p. 424451.) Arıd
und vierzig Kabeln fo mehrer theils aus Efopo gezogen fammt etlicher Ort beutfeer
Landes Luftiger Befchreibung, zu mehrerer Schöpfung der Tugend und Weiß⸗
heit in gute Reime verfaffet, jedermann nüglid zu Icfen und mit schönen Br
gurengezieret, dergleichen zuvor niemals in Drud ausgegangen, geftellet dur
D. Er. A. Frkft. a. M. 1579. 8. 1590. 8 Journ. v. u. f. Dentſchland.
1788. &t. VI. p.512. XIII. p- Mn. Rachr. v. ein. Hall. Bibl. St. XII.
p- 82— 94. Sördens I. p. 23—36. cf. Dunkel, 11.3. p. 408. Wegel Hyu
nopoeographia. I. p. 41—45. Anal. Hymn.I. p.13—17. &trieder ®- |
p. 23. Marchand Dict. T. —8 1. Göge Merkw. d. Dresd. Bibl. II
p. 241. Mecklenb. Volksbuch 1846. p. 187—195.
5) ITANOITAIA omnium illiberalium, mechanicarum aut sede
tariarıum artium genera continens, carminibus expressa, cum Ye
nustissimis imaginibus omniuın artificum negociationes ad viriM
repraesentantibus. Freft. ad M. 1568. 1573. 8. Aesopi fabulae IM
prosa subjectis epimythiis disticho vel tetrasticho compreheusi®
rcht. 1566. 8. ©. Bragur Bo. III. p. 319. Fo
6) Testrasticha in Ovidii Metamorph. L. XV. Freft. 156% ®
(lat. u. deutſche Verſe u. 178 Holzſchn.) oo.
- 7) Eikones cum brevissimis descriptionibus duodecim primoru®
primariorumgue, quos scire licet, veteris Germaniae heronm. Ar
t. 1573. 8. (m. 14 Holyihn.) Emblematum” Tyrocinia Sive Pich
oesis latino-germanica. Das ift Eingeblümete Bierwerk oder Gemälpoiii
Straß. 1581. 8. (m. ein. Vorr. Pifcharts, in Deutſch. u, Lat. Verſen u 1
%
Deutfche Poefie. Drama. 511
Oetfhn,) Eu newer Deutfcher Poeteri. Straßb. 1558. fol. ©. Deutſch.
Dul. 1785. Bd. X. p. 312. Bragur Bd. III. p. 329 sq.
8) eb. dieſe Made T. Deutiche Bierteljahrichr. 1846. Bd. 36. p.2928q.
9) Wufica inftrumentalis, Deutfch, darin das Fundament und Applis
tation der Finger und Zungen auff mancherlei Pfeifen, als Fioten, Stroms
hoͤrner, Binden, Bombard, Schalmeyen, Gadpfeifen und Schweigcrpfeiffen zc.
Darzu von dreierley Beigen, als Welichen, Polifchen und Heinen Handgeiglein
und wie bie Griffe darauf, auch auf Lauten Lünftlich abgemeflen werden zc.
Bittnb. 1545. 8. (m. Sohfän.) S. Reihard in Marpurg’s Hifl. Er.
Kite, Bd. V. p. 229— 245. Webrigens ift dieß nur Auszug aus feinem
srößern Werke, ebenfalls in Berfen: Musica instrumentalis Deutfch, ynn
micher begriffen, wie man nad dem Gefange auff mancherley Pfeiffen ier⸗
an fol. Auch wie auf die Orgel, Harffen, Lauten, Geigen und allcriey
Safrument und Gaftenfpiel nach der recht gegründeten Zabelthur fey abzus
Kr Wittend. 1529. 1542. 1542 (2) 8. ©. a. Beder, Muſic. Liter.
P- &
10) ©. Bragur 2b. II. B 317 ag. I. B. Mattheflus, I. M. Leben
beſhrichen. Dresd. 1705. 8. Koch, Geh. d. deutſch. Kirchenileds Wh. I,
P. 676 4q. cf. p. 77. — Betbüdlein und Deconomia oder bericht: Nom
Ghrifttichen Dautzwefen. Sampt XXIII Zurper Qauöggebetlein. — Item,
Son der Hauszzier und zucht eines Chriſtl. frommen Weibe, durch X. Gors
vmum. Rürnb. 0. 3. 18. Oeconomia. Oder Bericht vom dhriftlichen Haus:
weſen in Reime gebracht von Nidel Herman. Wittend. 1599. 4. Oecono-
mia oder Bericht, wie fih ein Hausvater halten fol. Nurnb. 1561. 4.
!prg. 1594. 8. Frift. 1598. 8. Wittenb. 1599. 4. Fpzg. 1796. 8. (Das Ges
diät war urfprünglich ein Hochzeitsgedicht auf das Beilager des Baſit.
Sammerhorfer ſ. Intel. BI. 5. Leipg. Litt. Zeit. 1807. p. 789. cf. ebd.
p. ud — 8t. Christophorus. Verdeutſcht. Nürnb. 1561. 4. (in Verf,
2. Holzſchn.
11) © Kusteri March. litt. Sp. XVI. Ola Potr. 1789. 3b. III.
p. dl. Ag. ®it. Anz. 18900. p. 1281. 1801. p. 296. 3. 93. Wippel, Leb.
d. Mär. Predigers und Liederdichters B. R. Berl. 1571. 8. Hoffmann v.
zellersleben, WB. Ringmwaldt u. B. Schmolk E. Beitr. z. Deutfch. Litt. Geſch.
d. XVI. u. XVII. Ihdts. Berl. 1833. 8. p. 144. u. Spenden z. Deutſch.
litrraturgeſch. Lpazo. 1845. 8. Bd. II. p. 1754. Jordens Bd. IV. p. 358
s(.— DJe Jauter Warbeit. Darinnen angezeiget, Wie fih ein Welts
licher vnnd Geiſtlicher Kriegßman in feinem beruff verhalten fol, Allen Stäns
den nütziich, vnd zu jeßiger Zeit faft nötig zu lefen. 0.0. 1585. 1588. 1597.
sılft. 1604. 8. 0. D. (ebd.) 1621. 8. Erfordt 1585. 8. ebd. 0. J. 8. ebd.
1587, 159, 1590. 1598. 1600. 1602. 8. o. D. (Ep3g-.) u. 3. 8. Königsb.
1,4, 8, (Bearb. D. deutfche wahrheit in poetifcher verkleidung durch allers
bend Sittenlehren, vorftellende: wie fich cin geifts und weltlicher Kriegemann
ater Berufögefchäfte wahrnehmen könne und folle: e. Anleitung H. B. R.
dutch J. W. Brodtlorben. Langenfalz 1700.8.) — Ehriſtliche Warnung des
Seven Ecarts. Dariñen die gelegenheit bed Himeld vnd der Hellen, fampt
“m zuftande aller Gottfeligen vnd verbampten begriffen, allen Fromen Chris
kon zum Troſt, den verflodtenSünbdern aber zur vorwarnung, fn feine gute
Reim gefaffet. Frkft. 1588. 8. ebd. 1689. 1592. 1596. 1609. 1621.8. Hamb,
18.11. 1597. 1598. 1601. 1692. 8. Yypıg. 1591. 8. Nürnb. 1594. "Magdeb.
1603, 1607. 1698. 8. Erf. 1638. Königsb. 1644. 0. D. 1667. Berl. 1738.
8. Auch nieberbeutfh: Bon dem trümen Eckardt, fo twe Dage und twe
Rechte in ſiner Krankheit hefft im Geiſte verrüdet gelegen ıc. Hamb. 1598.
” — Bergleichung des Heiligen Eheſtandes, mit bem hohen Geheimnis ber
‚tigen Dreifaltigkeit. Fekft. a. d. D. 1588. 8. Und. Epithal, führt Hoff⸗
nann Spenden. II. p.53 an.
*
512 Deutſche Poefie. Komiſches Heldengedict.
12) In diefem Büchlein findeſt bu, wie man fidh hüten fol vor dem
ſpiel. Köftlich zu lefen und auch lieplich zu Horen. Straßb. 1520. 4.
13) Mor. Bed, wider das Mordlafter, hinter |. Teutſch Cicero. Augeb.
1534. fol. f. 93— 95. Memorial ber Tugend. ebb. f. 96-147. Kummer⸗
troft ebd. f. 148153. Ein Büchle wider das Zutrinken. ebd. p. 2 9.
14) Abgedr. b. Hoffmann, Pol. Ged. d. Deutfchen. p. 202 ng. Badır
nagel, D. Lefeb. II. p. 133 sq.
$. 656.
Was nun dad Fomifhe Heldengedicht anlangt, fo fält
eigentlich nur ein einziges In diefe Periode, naͤmlich des Reriors
zu Magdeburg Ct 1609) Georg Rotllenhagen aus Be
nau (geb. 1542) Froſch⸗ und Mäufekrieg, offenbar nah da
Homerifchen Idee gedichtet, obwohl gr auch ben nationalm Rd
nede vor Augen gehabt haben mag. Da die Thierfabel jedoch
nur ald Rahmen gebraucht wird, in welchem er feine moraliihen
Lehren und vorführt, fo kann man das Gedicht ebenfo gut
komiſches Lehrgebicht benennen. Des Verfaſſers fprudelnder Bit
täßt und feine Breite vergeffen, allein feine ſatiriſch fein follenden
Andianifhen Reifen haben bloß den letztern fehler, ohne dm
erfigenannten Vorzug aufweiſen zu fönnen!). Des Ritterd Jo
hann Chriſtoph Fuchs' auf Wallendurg im Schmalkaldiſchen
Bearbeitung von Teofilo Folengo's Moschea erwähne ih nut
der Vollſtaͤndigkeit halber, denn die Idee ift noch weniger deutiä
als der Frofhmäufeler?),
1) ©. A. Burckhardt, Leichenpr. a. G. R. Magdeb. 1609, 4. Brasıt
Bd. III. p. 427 4652. Dila Potr. Bd. I. 1783 9 131. Zördens Bd. IV.
p- 378 sq. A. W. v. Schlegel, Krit. Schrift. Bd. I p. 322 sq. u. Cie
raeter. II. p. 449 sq. Oldenburg. Blätter Bd. V. 9. V. — Froſch
meufeler. Der Froͤſch vnd Menfe Wunderbahre Hoffhaltunge, der frölide
auch zur Wenfipeit, und Regimenten erzogenen Jugend, zur anmufziM
aber jehr nüglihen Leer, aus den alten Poeten ıc. In Dreyen Büden
auffs newe mit vleiß befchrieben vnd zuvor im Drud außgangen (d. Mau
Hüpff inne holg von Meufebach, der Jungen Zröfh Borfinger und Cab
meufer im alten Mäfchenwigt.) Magd. 1595. 8. 15096. 8. 1600. 8. c. $
(n. 1600). 8. 1615. 8. 1618. 1627. 8. Der Froͤſche und Mäufe wunderfäb
fame Hoffhaltunge, Sonft Froſchmäufſler genannt Frkft. 1683. 8. Sat
reicher Froſchmaͤuſcier, vorftellend der Fröfche und Mäufe wunderbahre Gef:
haltung, In dreyen Büchern mit Fleiß befchrieben. Frift. u. Epgg. 17%. 5
Der Krofhmäufeler oder Gefchichte des Froͤſch⸗ und Mäufebriege von Bor
Supfinsholg von Mäufeloh. Tübing. 1819. 12. Der Krofchmäufeler, fon.
bid. Ged. Keu herausg. dv. R. Benebir. Weſel u. Lpzg. 1841.8. (Hud}. b.
Genthe, Deutſche Dicht: IL. Pi 549-583.) Indianiſche Reifen durch die Luft
Vaſſer, Land, Hölle, Parabieß und Himmel. Unter |. Aufficht von ſeinen
ohne Gabriel überf. u. herausg. 0. D. 1603. 1682. 8. Yltftettin 1614. 4
FIrkft. u. Lpzg. 1717. 12.
Deutfche Poeſie. Satire. 513
2) Muckenkrieg, ein artiges Gedicht, wie die Mucken neben jren Con⸗
forten, ſich wider bie Amayen vnd jren Beyftand zu Felde gelagert, auch
mdlih zu beyden teilen ein flarfes treffen, vnd grewliche Schlacht mit ein:
ander gehalten haben; in drei Büchern abgetheilt. Schmalkalden 1580. 0.9.
1600, 8 Künfllich befchrieben — durch Bath. Schnuren von Lendſidel. Straßb.
1612. 8. (Umarbeitung) neu herausg. v. 3. &. Bü Sing. Lpzg. 1506. 8.
d. Außg. v 1600, mit d. Bar. d. Schnurrfdhen Bearb. v. 1612. u. e.
Ginl. her. v. Senthe. Eisl. 1833. 1846. 8. Ausz. b. Genthe, beutfche Geb.
DL p. 584-599.
9. 657. ,
Vom komiſchen Epos zur Satire iſt der Weg nicht welt,
und daß diefe fehr bedeutend feit dem Anfange der Reformation
angebaut worben ift, kann feinem Zweifel unterliegen. Allein
bier fann weniger von diefen Verſuchen die Rebe fein, weil ges
rade die beten und witzigſten Köpfe, (3. ®. Ulrih von Huts
ten!), ſich der Lateiniſchen Sprache zum Ausbrud bebienten ober
aub, wenn fie ja die Mutterfprate wählten, den Proſaſtyl vors
jogen. Bon erfleren will ih nur Friedrich Dedekindy
aus Reufadt (geb. 1530), Paflor zu Lüneburg (} 1598), ers
wähnen, weil deſſen Satire Grobianus in Lateiniſchen Diſtichen,
dem fie angeblich aller möglichen Rohheit das Wort redet, bie
tölpenhaften Sitten feiner Zeit fchildert und unter bem Vor⸗
ande, fie zu empfehlen, laͤcherlich macht. Sie wurde nachher in
Degen Keimen als in Profa bearbeitet, weil fie zu ihrer Zeit
gar viel Auffehen machte, dürfte aber aud jest noch unwillkuͤrlich
eines jeden Leferd Lachmuokeln in Bewegung ſetzen. Bon der
andern Claſſe deute id, um Luther's fatirifhe Angriffe auf
das Paynhum bier nicht näher zu erwähnen, nur auf Eras»
mus Alberus?) berühmtes Buch: „ver Barfüffer Mönde Eu⸗
Imfplegel”, hin, ein. Buch, an deſſen Umarbeitung wenigfiens
Fiſthart nicht ganz unfhuldig gemwefen fein mag. Endlich
mg auch die famofe Teufelsgeſellſchaft, obgleih fie in das
Öchtet der Theologie einfchlägt, mit vergeffen werden, wenn
auch ale. ihre Titel (Fluchteufel, Hoffarthöteufel, Hoſenteufel,
Hurenteufel, Spielteufel, Tanzteufel, Sauffteufel u. f. w.) oder
ihre Berfafter*), unter denen der grobe, aber platte Cyriak
Spangenberg aus Herden oder Nordhaufen (geb, 1528,
geh. 1604) war;), bier anzuführen zu weit führen bürfte;
ia einer derſelben (Ad. Schubart’s Giemand)) iſt fogar .
Grüße, Handb. d. Literärgeſchichte. IH, 33
514 Deutſche Poeſie. Satire.
in Reimen gebichtet. Uebrigens zieht ſich dieſe Form im
Straſpredigten bis in die naͤchſte Periode, wenigſtens bis jun
Zojaͤhrigen Kriege hin, während einige verſiſicirte volltiſche Ss
tlren, wie der Eſel und Gansfönig, erſterer in Brofa’), letzterer In
Berfen?), des Eſels Adel, ebenfans?) In (ſchlechten) Reimen x,
auf der Grenzſcheide der gegenwärtigen und folgenden Reben.
4) Hierher gehört |. Klag und Wermahnung wider die Gewalt bei
Mabftes, b. Schreiber, Huttens deutfche Schr. Heidelb. 1810. 1824. 8.
f. Geroinus Bd. IT. P- 424 5q.
2) Joͤrdens Bd. VI. p. 16 sq. Zlögel Bd. IH. p.309sq. Grobianss.
L. II. Freft. 1539. 8. Grobianus. De morum simplicitate libri Ill. is
ratiaım omnium rusticitatis amantium, conseor. jam denuo ab aucon
emend. ef aucti. Lips. 1552. 8. Grobianus et Grobiana, de i
moribus et inurbanıs gestibus. Froft. 1554. 8. 1564. 8. 1584. 8. Hal
1624. 8. Lugd. Bat. 1662. 12. Harderov. 1650. 12. u. ind. Dex,
poet. Gerın. T. II. p. 1082 sq. Grobianus, Won groben Sitten und vw
Höftichen geberben, Erfimals in Latein befchriben Durch den wohlgelerten
M. Fr, D. vnd jetzund verteutſchet durch F. Scheidt von Wormbs. Vornbe
0. 3. (1551.) 4. Erffurdt 1552. 8. Grobianus. o. D. 1557. 8. Magdeb.
u 3. 8. Goobianus und Grobiana. Bon vnfletigen, groben, vnhößidn
fitten vnd Bärorifchen gebärden. — Nah der Zeutichen verfion 6 Sqeidij
ganı von newen zugericht und in Reimen geftellet dur B. Heilbachium.
Brift. 1567. 18. 1586. 8. Der Groblaner und die Grobianerin, das ik dm
ücher von Ginfalt der Sitten: ar gefolen allen denen, die Grobheit id
haben, vor vielen Jahren in lateiniſchen Werfen befchrieben duch Fr. Did:
Kindum. Anietzo aber der teutfchen Poeterey vernünftigen Liebhabern, U
Aleranbrinifche Reime, nach Anweifung 9. Opitii gegebenen Reguln genat
vnd vleißig gebracht, an vielen Orten vermehrt unt mit einem zu Endt bey⸗
gefügten ausführlihen Regiſter herausgegeben durch Wenzel Scherhtwm
re 165%. 8. (Briegk 1660?) u. u. d 8. Der unhöflice Mr. Kt
ittena
u. 1708. 8. Der Beine Grobianus von groben, unhöflichen Bäurilde
Zölpifhen Sitten und Sehärden mit annoch dazu gegebenen anmulhis®
Ratzeln. o. D. u. 3 8: Grobiani Sifhyudt bin ih genant Dep Brükn
in Seworden wolbelant. Wilkefüge 1538. 8,
neue Bauren Moral mit einem lächerlichen Wörterbuche vermehret und 1
das Teutſche überfeht von Palato. Kamtfchatla. 1752. 8, u. b. Chi
D. Schaltjahr Bd. I. Stuttg. 1846. 12. p. 137. 239. 329. 429. 518 14.
3) Der Barfüffer Münce Culenfpiegel und Xleoran. o. D. u 3
1531 .) 12. Wittenb. 1542. 4. 0. D. 1573. 8. 1614. 8. Halle 1615. &
us. in d. Unfchuld. Nachr. 1717. p, 174206. 360401. NEM!
1718. p. 29— 48. 552 — 585. 725 — uch. d Buch, einen Muszug
liber conformitatum S. Francisci f. Flögel 3b. IT, p. 259 sq. v
bei Ehert I. p- 985. ur. 11940. u. m. ® . Geſch. Bi. nr.
oe btentheits gef. im Th abolorum. Zeift 22. BR
‚Srößtentheits gef. im Fheatrum Diaboloram. aM.
fol. Die einz. Teufel zähle Ebert Bd. II. p. 930 sq. nr. 22706 auf.
Keu >) Baar Ei. & 1560, H u öft. Wider die doſen Gichen In
⸗ en (4 [} ena 1 [) eo e . “ 320 y
Tue. Merc. 1783. I, p. 74.) (Brig DD. UP "
6) Der Sieman db. i. wider den Hauste ie bie böfen Bein
ihre frome Menner, vnd wie bie Böen —E —* Ihr feom
KBelber, plagen. Weiffenf. 0, 3. 8. u. u. d, Zit, Der Dausteufel, It
Eud. Tölpels ganz funkelnagl
2. p- 21 q.
Deutſche Poefie. Satire. 515
7) Gel Koenig. GCine wunderſeltzame Erzeblung, wie li
narchei uand Gubernament vber die ta Shi IA N ante
wid umbgefallen, vnnd die Krone auf einen Eſei serathen. WBeichergefait
auch derſeib vegieret, vnnd wunberbahrer wenfe, mit Gefahr Leibe vnnd
dedens, dald wieder und das Koͤnigreich kommen. — Seht erſt auff vhralter
Gimumerifkher,, dieſer Zeit ohnbekaunter Zungen in vnſere gemeine Mutter
Syraqht verteutſchet, duxch Adolph Roſen a Greutteim, Ede etRumina,
Sehr. zu Ballenftet bey Papyrio Schänfchrift. o. J. 8. 0.0. 1608. Ballenftedt
(1625) 8. Prob. b. SD. Lefeh. 6. III. 1. p. 606 ag. (Rachabm.
RL.%.6G: Fein Der graue König. Berl 1803. 8. u. & Bd, XI.
— .) ng (Merle Bd. I. 8 187. Berl. 1826) nennt das
ch —— — Roc Bb. II. p. 323 aq.
N) Gens König. ——— Gedicht, von ber Martins Ganfſ: Wie
um reſignirt, ihr Zeftament gemacht, begraben
m Finmet vnd an bad Geſtirn komen, auch was ihr für ein Lobſpruch on
lehr Germon gehalten worben, burch Lycosibenem Psellionores Andro-
pediacam, Efraßburg 1607. 8. -
M Des Eſeis Adel und der Same Kriumph, von Griphangnus Faber
Risandus, 0, D. 4617. 8. u. b. Dornav. Amphith. sapient. Socrat:
peoser. T. I. p. 564-599. ſ. Koch II. p. 324 sq.
$. 658.
Das bedeutendſte fatieifche Genie dieſer Periode iſt aber
der ſhhon genannte Johann Bifhart!), ein eben fo geführlicher
(le bee Satire gegen Jeſuitismus, die jemals geſchrieben warb,
R fen Bierhörniges Jeſuitenhütlein, und bie bee Satire auf Apos
Raten feine Rebelkraͤh gegen den zum Catholiciamus übergetretenen
dacob Rabe) Feind des Gatholicismus, als es im Lager deſſelben
einn Nurner für bie Proteflanten gemefen war. eine Leiſtungen
kugen ſaͤmmtlich von einem wahrhaft koloſſalen Talent, mögen
ſe nun Originale fein, wie fein Heldengebicht von dem artlichen Le⸗
ben 8. Francisci und 8. Dominici, feine Flohhatz, worin der
Krieg der Weiber mit ihren Grbfeinden, ben Floͤhen, in Reimen
dergehehlt wird, oder feine Apelogie bed Pobagras ıc,, ober
Umarbeitungen, wie feine Umſchreibung des erften Theils des
Bargantun und Pantagruel, oder feine Satire auf bie Aſtrologie
und Kalendermacherei, ober feine Verſpottung der unfruchtbaren
Bigerwelöheit, ſaͤmmtlich nach Rabelals, oder endlich feine Um⸗
ereitung vom Phillpp Marnix von Widegonde Byencorf der
roomsche kerke. Leider ſcheint er aber trop -feined practifchen
ud handgreiflichen Witzes doch nicht fo ins Bolt ges
drungen zu ſeyn, wie es ſein edler, patriotiſcher, deuiſcher
Sinn, fein Haß gegen Odſcurantismus und Heudele,
und fein Stechen nad Auftlaͤrung feiner Landolente verdiente.
33
516 Deutfche Poeſie. Satire.
Hieran mochte theilweiſe feine Sprachkuͤnſtelei Urfade fen;
denn es If Feine Frage, daB er ein eben fo tiefer Sprachſor⸗
ſcher als Luther war, wenn aud feine Wortbilbungen aus an:
dern Urfachen flattfanden als bei dieſem. Hatte nämlich, wie wir
geſehen haben, ſchon Rabelais In feinem Originale die ſchwierig
Ren ſprachlichen Raͤthſel gelöh, fo kann man ſich einen Be
griff von der Aufgabe machen, die ſich Fiſchart gefteflt hatit,
wenn er biefe riefenhaften Sprachlicenzen nicht blos umſchreiben,
fondern auch nadformen wollte. Wie weit er aber feine fübme
Sprachrevolution trieb, fieht man auch daraus, daß er zu ink
des zweiten Gapiteld feiner Veberfegung des argantua dm
Verſuch machte, Deutſche Pentameter und Herameter einführen
und fih zu dieſem Behufe gereimter Difiden bediente Be
tühn er mit der Mutterfprahe umgefprungen iR, fieht mn
daraus, daß Zinfgräf in der Vorrede zu feinen Deutfchen Apops
thegmatibus erzählt, Fiſchart habe das befannte Nosce It
ipsum faſt auf vierzigetlei Weiſe mit Lauter Deutfchen gangbara
Sprüdwörtern verändert. Uebrigend würde ein großer Tel
der von Fiſchart gefhaffenen Wörter noch heute in ber burledfn
Sprache gangbar fein, und man kann ihn auch hierin recht gut
mit Ariſtophanes vergleichen, den er an cyniſcher Laune mad
mal noch übertrifft, obwohl fein Spott wiederum unſchuldiga
und harmlofer IR. Sehr zu bedauern iſt es, daß viele fent
ſatiriſchen Flugblaͤtter verloren fein mögen, andere zu große
Iiterarifchen Seltenheiten gehören und unzugänglich in Bibliotheln
und Kupferſtichſammlungen (f. oben p. 501) lagern, noch ander
endlich fremde Namen zieren; denn wir haben oben gefegen, deh
er. die meiften feiner Arbeiten, wenn nicht ganz anonym, bed
pieudonym in die Welt ſchickte. Daß er aber ein aͤcht beutitn
Botfövichter if, ficht man theils aus den erwähnten Verſen zu
fliegenden Blättern oder Bilddenkmaͤlern (z. B. feiner Auslegung
der Thiermeſſe im Straßburger Münfter), theils aus einzelnen
in feine Werke eingefireuten Liedern (3. B. dem Trinklied aud
der Geſchichtsklitterung J 6.rw.7.vw: „Den Hebften Bulen, den
ih hab’, Der ligt beim Wirt im Keller, Er hat eyn hölnd
Rödlein an, Band heißt der Moscatteller” 2c.). Uebrigens war ihe
gebundene ober ungebundene Redeweiſe völlig gleichguͤltig, und je
-
Deutfche Poefie. Satire. 517
benfalld eniſchied nur der augenblickliche Eindrud, ob er biefe
oter jene wählte.
1) (De Bienkorf der h RoomscheKerke, ghemaect ende by een
gelogen’ van Isaac Rabotenu van Loven. 0. D. 1569. 8. Amst. 1664.
1733. 8, f. Zlögel Bd. III. p. 569 aq.) Bienenkorb des Heyl. Römifchen
Imenſchwarms, feiner Hummelszellen (oder Himmelszellen) Huernaußnäfter,
Braͤmengeſchwuren und Wäspengetöß. Sampt Läuterung d. H. Roͤmiſchen
Kitchen Honigwaben:: Einweihung vñ Berüudung oder Fegfeurung der Imens
föd: und Griefung ber Bullenblumen. Ghriftlingen 1579. 8. «ebd. 1580.
1581. 1588. 0. 3. (1622) 8. u. de Ganon heraudg. v. Eijelein. ©t. Ballen
1817, 8. ©. a Eiter. Wochenbt. Bd. I. p. 254 sq. 422. — Flidh Haz,
Beiber Traz der Wberwunder vnrichtige, und ſpotwichtige Rechtöhandel
der Fiͤh mit den Weibern: in neu geläs auff das vberlurkmweiligft zu
belaht, wa anders die Floͤh mit ftechenze. Durch Hultrih EUopoſkleron, auff
ain newes abgeftofen vnd behobete. Straßd. 1594. 8. Floͤh Haz, Weiber
tag. Der wunder vnrichtige vñ fpotwichtige Rechtshandel der g8 mit den
Beben. Straßb. 1578. 8. gemebhret mit dem Lob der Mü und des
Flehes Strauß mit der Lauß. ebd. 1610. 8. u. b. Dornav. Amphitheatr.
l.p. 31 09. — Das Philoſophiſch Ehzuchtbüchlein. Dder des Berümteften
oud ch Griechiſ Phiioſophie oder Natürliher Weißheyt
erkündigers vnd Lehrers Plutarchi Naturgeſcheibe Eheliche Geſag oder Vers
nunft gemaͤſe Ehegebott sc. Alles auß Griechiſchem vnd Lateiniſchen nun das
eftmal in Teuiſche Sprach verwendet d. F. G. M. Straßb. 1578. 8.
1579, 8. 1591. 1597. o. D. u. 3. (1607.) 8. Aller Practick Großmutter.
Die didgepradte Pantagrueliniſche Btrugdide Prockdick oder Pruchnaftidag
taftafel, Baurenregel vnnd Wetterbüchlin auf alle Jar vnd Land gerechnet
md gericht: durch den vilbefchreiten Mäusftörer Winhold Alcofribas Wüft:
Blutus von Ariſtephans Nebelftatt: des Deren Paniagruel zu Landagreuel
Lofelteſormiret Erb vnd Gratränd und Munbphufleus Itund alles aufs
nee zu Lib ber grillengirigen Zeitbetrigern: verſtockten hienbebäubten, mauls
binkoliihen Naturzwaͤngern: ergenzt ond befprengt. Ein frifchräs kurtweilig
Grläs als wenn man Haberſtro aͤs. Kum krazen und Brief in Leyen ber
Käſen Käfiichen Meſtitet Biberii Cransii Caldii Meronis Vitellii F. M.
D. LxXiin. Getrudt in Zlügelftal zu Altenarren D: Culkas Schalkus
Wiuksibus im Naerweibden. 1593. 8. 0. D. 1607. 8. 0. D. 158. o. D.
u. 3. (1574.) 8. (Drig. ift nach Ebert I. ar. 7590: „Uller Practiken vnnd
Pronsfiden Großvater... Gemehret und gebeffert durch fich ſelbſt. 0. D. u.
3. 4.) Racht⸗Rab oder Rebellräh. 0. D. 1570. 8. Podagrammifch Trofts
büchlein. Innhaltend zwo artlicher Schutzreden von herlicher ankonft, geſchlecht,
Hofhaltung, nugbarkeit und tiefgeſuchtem Lob des Hochgelehrten gliedermech⸗
hgen vnd zarten Kräulind Podagra. Run erfimals zu kitzeligem Troſt und
Grgetung andechtiger Pfotengrammifcher Perfonen, oder hand Erämpfigen
ind dußverſtriten Rämpfern Iuftig und mwader (wie ein Qund auf dem
kotterbet) boßiert vnd publicitt. Durch H. Gllopfeleron. 0. D. 1577. 18.
0. D. 1591. 8. Straßb. 1604. 1623. 8. — Von 8. Dominici des Predigere
mundhe und ©. Francisci, Barfüßers artlihem Leben vnd großen Greweln,
dm grauen MWettelmünd, F. 3. Rafen zu Ingelſtat dedicirt, das er fich
datinnen feiner onverfchempten Eefterungen und Beywonung der Teufeln bei den
Runden (weldyes bie Ras D. Luthern Scligen aufzutrehen begeret) zu erinnern
end zu erfehen Hab. Geſtelt aus Liebe der Warheit von J. F Merigern. 0.D. 1571.
8. Afentpeurlich Raupengeheurliche Gefchichtllitterung, Bon Thaten und Rah:
tm von burden Tangen weilen Vollem befchreiten Helden und Herren Grand:
gußer, Bargantua und Pantagruel... Etwan von M. Fr. Rabelais Kran:
Kid entworfen: Nun aber vberſchrecklich Luftig inn einen Zeutfchen Model
dergoffen, und ungefärlich obenhin, wie man den Grindigen laufet, inn ons
518 Deutfhe Poeſie. Spruͤchwort.
ſer Muter Lallen vber oder drunter g gern ud zu biefen Xen
auff den Ampoß gebrogt t vnd dermafien Fanta —XR verpoſſelt, 6
vnd verdaͤngelt, daß nicht ohn ein Eiſen Niſi dran mangelt: durch Holdro
Ellopoſtleron. Getruckt zu Grentſing im Gaͤnſſerich. 1652. 8. (ſ. Due
Muf. 1778: Bd. II. p. re aq. Gothaiſch. Mag. d. Künfte u. A
p. 168 sg. II. p. 987 2q. Flögel Bd. IE p. u 1m. Bar —
lit. Anz. 1800. p. 372 u, 1141. 1801. p. 6. u Br. * 161.
II. p. 242.) U enteurliche vnd Bngehuurliche —— Bom *
rhaten und Thaten ber for langen weilen vollenwolbeſchraiten delden wa
Herrn Grandguſter, Gargantoa vnd Pantagruel Knien tan Btopien
ond Ninenreich. Etwan von M. Er. Rabelais Franzsſiſch entworfen Am
aber vberfihrediic luſtig auf den Teutſchen Meridian gift ond md
N obenhi, wie en lauf t, „ertict Bu ——— he
poſtleron Reznem. o. 75 mar renflug im Bänfferi
Te 1617. 1620. 1631. 8. v0. OÖ. 1577. 1582. 1500. 1506, 1600. 10.
ntua und Pantagrael umgearb. n. Rabelais und Ar von Dr.
ein (Ch. Laͤvin ®. Gontee) Damb. 1785-87. III. cf. 9 Go %
Bretſchneider, Aukund. a. Probe einer neuen Ausg. * Jifcharts nebet.
3 außen Bucht von —XR Gargantua. Nürnb. 1775. 8. Ostalogus +
talogorum dnrabilis. Das ift ein ewigwerende gorbianifther —
und Tirranianifcher Bibliotheken gleichwichtige vnd ri m
—— iſtratur, aller Fuͤruener, —* fürteeffticher, — ah
vnd etrukter a
— ei | Rirgendögeim m Mm rund. 159.
8 (Perentı. d. Guatalog. d. Bibi. von St. Victor bei Rabelats Pant. L
€. 7.) Reue Hinftliche Figuren bibtlfcher Diferien geintih or geriffen um
init artigen Heimen beariffen. Bafel 1 Das ge
tet Regent und Beihweibung bes —— *5 *5
fuiten Hüttleins, en und Meifter Sand Kafen *
durch Seſuwalt Pickhart 15% zu Louffait Er Fr ——
nad 1591. 1593. N Der Iefus Wider oder Die u Legende vom
Mtiprung fr vierhoͤrnigen Zefuitenpätleins. Aufs Neue Drud *
d. Chr. Schad. Lozg. 1646. 12. Gedichte von ibm a. Di p
Summum argenterstensium templum. G©tzaßd. 1617. 4. u. M. Geb
Kus, Sunfzehn Bücher von bem Feldbaw. Straßb. 8* fol. Der Bas
Ber und Kuttenfttelt dem Ir. Johann Naf und feiner Hastılt
Liebe geftellt, darch I. F., 6 UAlberus, Alcor. d. Francite. 4614 8
ur Liter. I. F. Reveille Metin, Dver Wacht frü auf Anmanung gu
uiche Kinderzucht. Ermanung an bit Bund Baepſtler. Buck dee verifh
X. 8. GC, Bilmar, Marb. 1846. 4. — Gin Fildertiamı en Gil is
Sram 186, Da. p» 300 *5 Das T alich: De tape *
ann Seſe r wo a
ſprochen und weit fruͤher —— wich
8. 659.
Ehe wir zu der Iprifchen Poeſie fortgehen, müfen wir
no des Spruͤchworté gedenten, welches früher mit der Gall
verbunden, aber lheilweife ſchon von dem bekannten Heinrid
Bebeil!) von derfeiben getrenmt ward, Der Erfie aber, der hir
her gehört und bad Verhaͤltniß beider zu einander. riätlg a⸗
Fan, durchdacht und geſchteden hat, IR Eucharius Eyering
aus “anche im Grabfelde (geb. 1520), Prediger zu Straf:
Deutſche Poeſie. Spruͤchwort. 319
derf im Mansfeldiſchen (+ vor 1601)?), wiewohl feine ges
reisten Erklärungen fehr unpoetifh find. Nun folgt der weit
belanntere Bertheidiger der Adiaphoriſten, Antinomianer und Ber-
ſerliger des Interim Johann Agricola (eigentlich Schnitter
ober Sneider), aus Eidleben (1402), Hofprediger und Generals
inperintendent zu Berlin (+ 1566)?), der nedft dem befannten
Geſchichtſchreiber Sebaftan Brant!) (geb, nah 1500,
t vor 1545) zugleich eine hiſtoriſch⸗aͤſthetiſche Erklärung und
Begründung berfelben verſuchte. Luther urtheilte von Agricola'd
Bude alfo: „M. Grickel bat uns Poſſen und Fluͤche zuſammen⸗
leſen, damit ex ein Gelächter anridtete”, und Krank vergleicht
e gar mit einer ODreckhummel, die, wenn fle an einem un:
Mdtigen Orte gefeffen, fib dann .auf ein Menſchengeficht fepen
wolle. Ich brauche nicht zu erwähnen, wie wichtig dieſe Büdher
für die Befchichte der einheimiſchen Sage, Gefittung und Lebenswelfe
m. Eo undedeutend die Sammlungen eines Ungenannten
ms Agricola, Frank und Bebel find, die In mehreren Auflagen
bei Franl's Verleger, dem Buchhändler Chriſtian Ggenolf’)
a Frankfurt am Maln, erſchienen (ſeit 1548), fo erwaͤhnen
wir fie doch Der Vollſtaͤndigkeit halber, wie eines gewiſſen Jo⸗
hannes Dlorinuseẽ), eines Voigtlaͤnders (Variseus), den man
Mi mit Johannes Nolte aud Braunfchweig (1635
— 1714) verwechfelte, welcher ſich zwar auch nad dem ihm Im
Echwanenorden beigelegten Namen Olorinus benannte, Compi⸗
latten aus älteren Sammlungen, allein des Braunſchweiger Paſtors
und Eenlors Friedrich Petri’) aus Hallerſpringen im
Fürſahum Calenberg (1540 — 1617) alphabetiſch in Klaſ⸗
[m eingeiheilte, allerdings mit Teinen Erläuterungen verſehene
Weißheit der Deuitſchen“ IR heute noch eine der vollſtaͤndigſten
Saumiungen Deuiſcher Spruͤchwoͤrter, die überhaupt eriftiren.
Beil Proverbia Germauich collerta atque in latinum traducla, b.
ula. Ar 1508. 8. 0, A 1513. Paris 1514. 1526.
ru —5 ten Bd. IT 8 1q. Und Bit, 15 im.
. Panzer ‚& bisb. undet, Pau. e, ſehr jeltnen Schr. ©.
2. Sau on, Ergoͤ ar Bd. II. p. 1 24; —A Magaz. 1.
?. m 166 ale, she, a. — erblerum
Ospin, Eitich virt Yundert, Eäteimifiher vnd ae tieblicher
Sheihwörtet, wie Di Teutſchen adfkatein, und dit Eatsinlfden mr anf Zeutfch
520 Deutſche Poeſie. Spruͤchwort.
he it ſchoͤnen Hiſtori is, Fabeln vnd Gedichten
ar aa ing ‚Aion, An, Bram nn aan u
3) ©. Thomaflus, Nachr. v. f. Bibl. Bd. IT. p. 912 8q. Sincerus,
Nachr. v. laut. alt. u. rar. Büd. St. IV. p- 138 aãq. Echelhora Ergögt.
Bd. II, p. 73. 297 sq. u. Beitr. z. Erldut. d. Sch. St. IH. B: 14,
Höpfner in Weißes Muf. f. Sädf. Gef. Bd X. St. II. p. Asq. Nachr.
v. d. Thomaſ. Bibl. ©t. 23. p. 911 -959. Fortgef. Sanınil. v. Alt. m.
Neu. 1734. p. 16-19. Ruͤtzl. Beitr. a. d. nörh. u. ang. Wiſſenſch. (Freib.
1773. 8.) p. 435 sq. 3. Kordes, M. 3. Agr. a. Eisleben, Echriften moͤg⸗
lichſt voüft. vers. Altona 1817. 8. (cf. Hall. Lit. 3 1819. nr. 125.) Zumpt
in Wacler 6 Philomathie Bd. II. p. 233 ag. Iördens Bd. V. p. 707.
Mohnike in Erfh Encyci. Bd. II. p. 212? sq. — Ed. Pr. (d. I. Th.) nic=
derdeutfh: Dryhundert gemeyner Epridwörde, der wy Dudſchen vns ges
bruden, vnde doch nicht weten wo ber fie komen durch Jo. Agricolam van
Islepe. Magdebord 1523. 2. (f. Weigand in d. Allg. Kird. Zeit. 1841. nr.
167. p. 382 sq. Serapeum 1841. % 3828q. Die Abfaflung fegt er, Sprichw.
87 u. 233 felbft ins J. 1528.) Ed. Pr sohdeurfd: Dreydundert Brnienner
Sprichwoͤrtter, der wir Deutſchẽ uns gebrauden, vñ doch nicht wyſſen, wo
ber fie kommen, durh D. I. &. von Iörleben. Nürnd. 1529. 8. Ireidan
1529. 8. Das ander Teyl Gemayner Deütſcher Sprühmörtter, mit jhrer
außlegung, hat Fuͤnfft Halb hundert newer wörtter. Eysleben 1529. 8. 750
Sprigmwörter. Zwickau 1529. II. & Erfurdt 1539. IE. 8. Dagemamw 1529,
II. 8. 1534. 8. u. öft. Wittenb. 1582. 8. (f. Ropitſch, Lit. d. Spruͤchwoͤrt.
Nürnd. 1822. 8. p. 13 sq.)
4) ©. Schelhorn Ergöpl. Bd. I. p. 109 aq. u. Beitr. Bd. IM. p.
2 sq. Amoen, litt. T'. XI. p. 59. Wil, Nuͤrnb. Gel. 2er. fortg- 9 Mo⸗
pufe. Bd. V. 5. v. Adelung, Geſch. d. menfchl Rarrbeit. Bd. II. p. ti sg.
Sördens Bd. I. p. 557 ag. Reue litt. Anz. 1807. p. 4%. Leſſing Yeb. BP.
Il. p. 237—249. Grimm, Vridank p. CVIN 2q. Mäder, Belcant. mertw.
Männer Bd. VI. p. 165. S. Th. Wald, Diss, de vita, scriptis et ay-
stemate mystico M. Franci. Erlang. 1793. 4. 66.6. am Ende, I— I.
Nachleſe zu den Nachr. v. &. Fr. Ted. u. Schrift. Nurnb. 1796-99. III. 4.
Hagen, Deutſchl. Lir. u. relig. Verhaͤltuiſſe. Bd. It. p. 314— 896. —
Sprichwoͤrter, Schöne, Weife, Herliche Elügreden, Hoffſpruͤch, darinnen der
alten vnd nachkommenen, aller Nationen vnnd Sprochen gröffte veraunft
vond klaͤgheyt. Was auch zu ewiger onnd zeitlicher Weißheyt, Tugent, Zucht,
Kunft, Haußhaltung vnnd Wefen dienet, gefpärt vnnd begriffen wurt. Bus
ſammentragen in ettlich Zaufent, Inn Luflig Höflih Teütſch bekuͤrzt, Be⸗
fhrieben vnnd außgelegt. Frkft. a. M. 1541. 4. Annder theyl der ve:
wörter, Darinnen Riederlendifche, Hollendiſche, Brabentiſche Und Kfche
Sprichwoͤrter begriffen. Zum iheyi von Eberhardo Zapio, vand euio
Zunicio zuſammendracht. Ian güte Germanismos gewendt, Mit hochtest⸗
ſchen Sprichwoͤrtern verglichen vnnd — d. S. Ir. ebd. 1541. 4. — Sp
Schweiz. Dial. umgeändert u. in and. Ordnung als: Sprichwoͤrter,
Tuͤtſcher nation, erſtlich durch ©. Zr. gefammiet, nuͤwlich? aber in kommtiche
Ordnung geftellet vn gebeffert. Züri 1565. 4. Modern. Bearb. v. B. Gut:
tenſteln, Des deutſchen Wiedertaͤufers und Seitgenoffen eurbere ®. Sr.
GSprichwoͤrter, Erzählungen und Sabeln d. Deutfh. Ale a. M. 1831. 12.
5) Spriwörter, Schöne, Weiſe Klugreden. . 0. 3. (1348.) 4.
u. oͤft. f. —— Pp. 27 sd. a. Beiit
6) GSeiſtliche und weltliche Sprichwoͤrter aus allerhand Geribenten
femmengezogen. Magdeb. 1606. 4. cf. Aug. Lit. An. 1796. p. 499. 1797.
p- 502. 4. 1212. 1798, p. 1180. 1790. p. 175, 1800. p. 586.
Deutſche Poefie. Lyrik. 521
7) Der Teutſchen Weiffbeit, das ift: Außerleſene, Turze, finnreiche, leb⸗
hafte vnd fittige Sprüche hun Sprichwörter in fchönen Reimen oder ſciecht
ohne Reim, von allerley Geiſtlichen und Weltlichen Weſen vnd Handel des
gangen Menſchlichen Ledens, wie man fie im gemeinen Brauch hat, oder in
geledrrer Leut Büchern finder. Luftig vnd nüplich zu leſen. Allen Weifen
vnd Tertſchen zu Ehren iu Truck gegeben. Hanıb. 1605. 4. cl. Rehtmeyer,
Binſchw. Kir. Geſch. Bd. IV. p. 268 nq.
$. 660. |
Was endlich die elgentlihe Lyrik anlangt, fo ſcheint
dne ſchwache Spur des alten Minnegeſangs, freilich in der
durch die Meifterfinger verbalihornten Manier, fih durch das
16te Jahrhundert hingesogen zu haben, worauf die noch -erhal-
imm (29) Winnelieder und (5) Eprüde des.Herm auf Werts
beim (felt 1599) Friedrich Reiffenberg (+ 1642), bie
nidt ohne poetiſchen Werth find, hindeuten‘). Auf gleiche
Reife biähte auch das weltliche Iyrifche Cheitere) Volkslied, bes
ſonders feit dem Ende des 15ten bis in das erfle Drittel des
tn Jahrhunderts (1624), wo es durch die Schleſiſchen Poe⸗
im verbrängt wurbe, wieder empor, was ſich ſchon aus der
großen Dinge von Liederfammlungen ergiebt, die im Verlaufe
diefer Zeit angelegt wurden, jetzt aber zu den größten literariſchen
Selimbeiten gehödren?). Diefe Sammlungen gingen faſt fämmtlih
von Mufifern aus, welche damit einem bei dem unter dem damaligen
Lürgerfionde fo beliebten Gefange fühlbaren Mangel abhelfen
wollen. Gie bearbeiteten die fon vorhandenen Melodien zus
gleich nehrſtimmig, erlaubten ſich aber leider aud mit den Terten
Alzeiele Beränderungen, Erweiterungen und Umgeſtaltungen, ja fie
warfen fogar die ihnen umnpaffend fheinenden weg und feßten
ne an ihre Stelle, lieben ſich auch beſonders felt dem
Bnfange Des 17Tten Jahrhunderts verleiten, die vorherrſchende
Rode mitzumachen, welſche Melodieen mit überfehten Texten
theils einzuführen, theils nachzuahmen. Die Form dieſer Lieder
duͤcher kann man am beſten mit denen unſerer heutigen Choral⸗
buͤcher in llein Queerquart vergleichen, mit denen auch der Noten⸗
drud große Aehnlichkeit hat. Die bedeutendſten Sammler, anonymer
Liederbücher, beſonders der Frankfurter“) nicht zugedenfen, waren
Georg Forſter (1539 — 65), Erasmus Roten»
bucher (1551)9), Anton Scandellus (1567—78)°),
593 Deutſche Poeſie. Iyeik.
Ivo de Vento (15690 — 91)9, Orlando de Laſſo (1569
——94)%), Chriſtian Holland (1570)%, Elias Rice
laus, genannt Ammerbach (1571)”), Ulerander Sten⸗
dal (1574) uy, Johann Pulcher (1575)2), Jacob
Regnart (1574 — 97)2), Alexander Btentbal
(1574), Leonhard Lehner Atheſinus 1576-90)",
Caspar Blanner (1578), Johann Eccard (1578—
80)"), Antonins Goßwin (1581), Johann Knoͤ⸗
fei), Nicolaus Roſth (1583-—94)), Bregor Lang
(1584— 1618), Johann Bühler (1585), Johemn
Steurlin (1587)2), Otte Siegfried Harniſch (1597
1618), Henning Dedelind (1588), Thoma
Mancini (15889), Wolfgang Striccius (1589”)
Branı Joachim Bredtel (1588—94)%), Batentin
Saußwann (1592 — 1610), Nicolaus Bangiu
(1594 — 1022) ), Chriſtoph Demantins (1595—-
1615)%), Hans Leo Hasler (1606 — 1612) *), Thonas
Eiobeth (16009)2), Joachim Belit (1599), Chri⸗
ſtoph Haiden (1000) *), Michael Prätorius (1002
— 20)*), paul von der Aelſt (1002), Georg Halt
(1802)*), Seth Eatvifind (1003) ), Melchior Fraul
(1608—24)%), Conrad Hagius (1604)), Erasmus
Widman (1606-—23)%), Daniel Laghkner (1606)")
Balthuſar Hritfh (1608), Johann Jeep (16007-
187°), Johann Hermann Schein (1609 — 21%, 3"
dann Starts (1609), Johann Staden (1600 —18)°)
Zohann Lytti (1610)9), Samuel Bötdel (1609”)
unbd Hans Rudolph Rebmann’"), deſſen Sammlung mei
eine Art Schwetzeriſchtt Topographie, Dabei aber auch die Alt
Sammlung Säweizerifcher Vollslleder IR,
4) Abhebr. 6. Reiffenberp, Nouv. Bonvenirs te PAlemisıe
Brux, 1843. T. L. P⸗ 297-267.
2) Ang. Ang Titel b. Docen Migseell. 3 L
b- 141 aq. II. 4 84 sq. Maßmann in d. Min
828. ar. 24) 4. Ruithel im en: z. Rande
J. p. 147 6q. Gräser, Bragur Br. Vı 2
a |.
p: 87 , Ubland, Bollctden
a mrche Aus Tcid, Richeh. v. Feb Im Heute. Mil
P, 915 29, Brob. dus fig: Sieb. , —
1776. 3b. I
p. 28I—288, II. p. 49=257. u, Haffmanu non 3
ch Pi. Mufe. Zeitung
b. Ten bat
Deutſche Poefſie. inet, . 5233
(dem Sefelifägaftslieder deb 16. = 17. Irhte. Sal. 8844, De Bir
berſtein Fig ſich gar niches "hierüber, weil er Hier eier Werarbeiten
fand, ſelbſt aber nichts Neues zu bringen wußte.
3) Sur die aͤlteſte Piederfammlung erllaͤrt Dosen Bd. p. 256 eine
— M lin —* F nformat ohne weitern Titel, u Mainp
din Peter fen 1513.” Tie bekannteſte anonyme iſt das tan aner
Liederb ln He "eineektidn, barianen begriffen find 262 allerhaud
—— w gemihrt. Rrefr 1378. 8. Lieder⸗V on
darianin beach — hunde und ſechtzig Allerhand fchöner —
Fi Aten jungen Geſellen und zuͤchtigen Sangftauen gm um nee Jafr, In
Dr vet. aufs nm sende alt viel ſchoͤnen Wieden. ebd
8. Amdrafier (Brantfarter) Liederduch vom 433
—* Dergmam. Stuttg. 1845. 8. f. a. Bergmann in d. im.
in di * A. Bl. p. 1 sg.
outer alter on ne Teutſcher liedlein, einer recht tent⸗
Pr * a N a 186 aniertefen —7 I
| 1 1583. 1
—* 8* ie N IV. ar lee a
Auf zwo kommen componirt ſambt erii dv
tat allen ek —* pa zu Arnd. 's 5. — et
Etlſch ue gelenge, | ein * onen ebraßt, gemmebref, vyd vnd
Ebeſſert. d. O. a. 3. (Rürnb. ve Im Knyelg,
* »q.) Andere ſchoen⸗ —** 9— * uſamen 5 mit —
mn liedern in den omdern nicht bear! fen dn d. —
dritte teyl der Berarenen. Ehlich fchöne Beroreyrn vom Se Auha«
* —— Freyburg und Sanft * imsthal, gen ſanmen
6) Rawe und luſtige Weltliche Deudſche Liedlein. Dresb. 1567. 1578. 4.
T) Newe Keutfäe € Bieber mit dregen Etimmen durch Avonem de Wente
empogirt. Münd. 1591. 4. Neume teulſche Lieder mir — ebd.
Far Bo. 1576. .'. Int, auotlefeme, were Tentſihe Lieder. vd. 1572.
4. Qringre Makeiae. onach. 15:6. 4.
8) Nenwe eemtfd vnd erikhe feanzöfifche Befäny mit 6 Ennimen coms
Penirt Münd. 1590. 4. Kr —— ai ir, 20.1383. 4, Blase
Liedlein mit fünff Stimmen. Mind. 1
9) Rerwe teutfche geiftliche und weite — int. 1570, 4.
10) Orgel Du Arftracient Tabulatur. Ein wägides Buͤchtein, in wel
notwendige erllerung be Orgel oder In at ah —— fampt der
Application u ie dentiche Studlein und Mutet⸗ wit Tolo⸗
toturen abgelank, — * „prutide Zend, 8 —8* ro Welſche
Poflamepne zu — x. *86 15
11) Froͤliche teutſche Lieber. Rürnd, m 4.
W) GeiE
19 Rap . Zu gi * * u
= I daten, cn 3 erg, I, Sort
t. AT Urt der Neapolitaner we —8 Villanellen zuvor u in
op
3 Theit ausg d
—8 4. Ben la aber — ray a m
—— Kurzweilige teurihhe Eicher, zu dreyen Stimmen, nad) Fr *
524 Deutſche Poefie. Lyrik.
Neapolitanen oder Velſchen Villanellen. ebd. 1568. 4. Newe kurhwellige
Teuiſche Lieder. ebd. 1580. A.
14) Zroͤliche newe Teutſche vnnd Frantzöͤfiſche Lieder. Rümb. 1574. 4
15) Newe teutſche Lieder nach Art der Billanellen. Nuͤrnb. 1577. 4.
Der erft ond ander Theil der Teuiſchen Villanellen. Nürad. 1590. 4 Ne
luſtige teutfche Lieder nad art der welſchen Canzonen. ebd. 1583. 4.
16) Newe Deupfhe Lieder. Mülhauſen 1578. 4. Königeperg 1587. 4.
AT) Der erft Theil Rewer teutfcher geiftlicher und weltlicher Liedlein
mit 4 und 5 St. Münd. 1578 4. Anderer Theil ebd. 1583. 4.
18) Rewe Teutfche Lieder mit dreyen Stimmen dur A. G. componlıl.
Rärnd. 1581. 8.
19) Newe Tentfche Liedlein.. Nürnb. 1581. 4.
20) Sröliche neuwe tenrfde gefäng, fo zum theil geiſtlich, zum theil and
fonft Turkmweilig. Sreft. 1583.4. XXX newer lieblicher Oalliarbt mit fadam
Iufligen Texten componirt und publicirt. Altenb. 1 It. 4. Erfordt 15%.
II. Sena 1594. I. 4. ſ. Deutſch. Muf. 1776. May p. 402 ng. Reiſter
Beitr. I. p. 318 sq. |
21) „Das Erfte Bud, Schöner Newer weltlicher Rieder, deren Tr
anı meiften von anfehnlihen Frawen vnnd Frewlein felbft gemacht, Comp
niet Dur Joachimum Langeum. Prag 1606. 8.” rührt von einm a®
dern, Joachim L., ber, von dem yufrigen aber: Newe Deudide Lieder
Breslau 1592. IT. 8. u. abgedr. b. Rofenfranz, N. Beirfchr. f. d. Sid. d.
Germ. Voͤlt. 1832. Bd. J. H. IV. pP. 33-69.
22) Echöner auserlefener geiftliher und weltlicher temtfcher Lieder IX
durch ® P. colligirt. M nd. 1587. 4.
23) Epithslamia deutfcher und Lateinifher Hochzeitgeſaͤnge durch J. Et.
Gtovitareibern zu —2 1587. 4. ſoer Doch
24) Newe Auserlefene Teutſche Lieder zu fuͤnff vnd vier Grimm.
Helmft. 1588—91. IL. 4. -
25) Neuwe auserlefene Tricinia auß etlichen guten doch bis daher nid! |
publlcirten Anthoribus zufammen gelefen. Erf. 1588.
26) Das Erfte Buch Newer Luftiger, und Hoͤffllcher Welnlicher Lleder
nit 4 und 5 Stimmen. Deluft. 1588. 4.
27) Neue Teutſche Lieder met 4 Stimmen. Nürnb. 1588. 4.
38) Neuwe Furgweitige sentfihe Liedlein mit 3 Stimmen. Ruͤrnb. 158%
4. Kurbweilige Nenwe Teutſche Liedfein mit vier und fünf St. nad an
der Weiſchen Sanzonetten componirt. Närnb. 1590. 159. 4.
29) Sragmenta oder 25 noch übrige neue weltliche deutiche Lieder wii
ſtentheiis mit fünff Stimmen. Nürnd. 1602. 4. Fasciculus Neuer Dear!
dad Brautlicder. Rurub. 1602. 4. Liebliche Wrolie Ballette. ebd. 1609. 4
Reft von Polnifhen vnd andern Zängen. ebd. 1603. 4. Die erfte Claß DE
vierflinmmigen Canzonetten Horatiı Vecchi dur B. H. ebd. 1610. 4
Eine faft Tieblihe art derer noch mehr Tentfchen weitticen Lieder. ebd. 15%.
4. Reue Teutſche weltliche Sanzonette. ebd. 1596. 4. Wuflzug Uoß Lucst
Marentii vier Theilen feiner Stalianifhen dreufimmigen Bitlanchen vnd
Nopolitanen. chd. 1606. 4. Neue fünffftinmige Paduane uud Gallardt.
ebd. 1640, 4. Neuwe deutſche weltliche Lieder. ebd. 16592. 159%. 4.
Deutfche Poeſie. Lyrik. 625
2) En ne ten eiſtliche und weltliche Lieder mitt fünff Stim⸗
mo —* n 150104 — arlge Lieder mit drey Stimmen. Wien
31) Neme teutſche weltliche Lieder mit fünff Stimmen. Närnb. 1595.4,
EChine Rewe Anferlefene Seiſtliche vnd Weltlihe Lieder. Zılft. a. d. Od.
159. 4. Convivalium concentuum farrago, welder Deutfche Madrigalia
. %. Jehaa 1109. A, Ungerifhe Heerdrunmel vnd Feldgeſchrei neben andern
Ungeriigen Schlacht⸗ und Bictorienliedern. Nürnd, 1600. 4. Tympanum
militare, ebd. 1615. 4. Fasciculus chorodiarum. ebd. 1613. 4.
32) Nede Zeütfche gefang nah art der welfhen Madrigalien vn Gans
isactten. Augsb. 1596. Nürnb. 1597. 4. Luftgarten mandyerlei gefäng, tänz,
Galliarden und Intraden. ebd. 1600. 1601. 1605. 1610. 4.
39) NEwe Auflerlefene Weltliche Lieder. Irkft. a. d. Od, 1599. 4.
Biegnig 1607. 4.
34) Zroͤhliche Newe Teutſche Lieder. Alten Stettin. 1599. 4.
35) Reum Iuftige Daͤnz und Liedlein auf Inſtrument und zu Bingen
branchlich. —e 7 fSuſte⸗
36) Musae Sioniae oder geiftliche Goncertgeſaͤnge. Regensb. 1605. 4.
Släm vnd Außbund Allerhandt Außerleſener Weltlicher, Zächtiger
—E Rheymen —— A —— als Pr nd Sie
Zentſchen Geſaug⸗ vnd Liederbiichlein gufammengezogen und in Trud vers
fertigt. Deventer 1602: 8.
38) Neue Zroͤliche vnd liebliche Tiny. Narnb. 1602. A.
39) Bicinia. £pıg. 1625. 8.
‚#0, Rewes liebliches Muſicaliſches Luflgärtlein. Goburg 1623. 4. Tri-
ciala nova. Nurnb. 1611. 4. Newes Teutſches Muficaliihes Zroͤliches Con-
rinam. Goburgt. 1621. 4. Muficalifche Froͤlichkeit. ebd. 1610. 4. \
4) Rewe Deutſche Tricinien. Sıeft. 1604. 4.
42) Reue Muficalifche Kurtzwell. Nuͤrnb. 1618.74.
43) Renee Teutſcher Lieder Erfter Theil. Närnd. 1606. 4.
iMe Rewe Deutſche Geſaͤnge nach art der Welſchen Madrigalien. Lpig
) Schoͤne aufſerleſene liebliche Tricinia. Rurnb. 1611. 4. Studenten⸗
Gin. or Hana quefene Leblige Trieini
46) Musica boscareccia, Wald Liederlein, auff Italian Villaneliſche
Jadention. Bendes fir fi allein mit lebendiger tim, oder im ein Glanie
ambel, Spinet, Tiorba, Lauter zc. zu fpielen. Leipzꝛ. 1627. 4. Gtudentens»
— Einer loͤblichen Sompagnie de la Vino⸗ Biera präfentirt. Leipz.
47) Prima vox. NEwer Teutſcher Weltliher Lieder. Irkft. 1609. 4.
48) Venus Kränglein. Jehna 1610. 4. ,
49) Rewe reutfche weltliche Befänglein. Ruͤrnb. 1611. 4.
50) Benus Blödlein, Oder Newe Weltliche Geſaͤnge. Nürnb. 1613. 4.
51) Ein luſtig und ernſthaft poetifh Gaſtmal und Befpräch zweier Bers
HR, nenmulich Dr Niefens — — weiſe geſtellt. Bern
1605. 1606. 1620. 8. |. Haller, Sibi. d. Schweiz. Oeſch. I. p. 431.
526 Deutſche Porfie. Kirchenlied.
6. 601.
So zahlreich die Schaar dieſer weltlichen Liederbuͤcher IR, deren
iekige Seltenheit troß ihrer damaligen großen Berhreitung beſonders
Daraus zu erklaͤren IR, daß die meiſten Gremplare berfelben fürm:
Ha) zerfungen unb als unſcheinbar und zerriſſen nad und nad
weggeworfen worden fein mögen, fo klein IR auf ber andern Seite bie
Zahl derer, welde ald namhafte lyriſche Dichter vor Oyih auſ
geführt werden Finnen; man war zufrieden, volksthuͤmliche Sie
der mit fingbaren Melodieen zu haben, um die Berfertiger him
merte man ſich wenig oder gar nicht. Anders war es wilden
Kirchenlieden), welches Martin Luther), der gro
Reformator, eigentlich erſt geſchaffen hat, um vem Volke di
dur dad Mittel an bie Hand zu geben, beim vegekmählgen
Deutſchen Gottesdienſte auch in feiner Wusterfprade zum Hm
beten und fingen zu koͤnnen. Seine Mrbeiten aber gerfallm
theil8 in Ueberſehungen und Ueberarbeitungen von zuvor entweder nad
gar nicht, oder doch mangelhaft verbeutichten lateiniſchen Geſaͤngen,
theils in Bearbeitungen einzelner Bibelſtellen und Lateiniſcher Plalnen,
thells in Verbeſſerungen oder Ueberarbeitungen urdeuniſcher geil
licher Volkolicher, theils endlich in frei gedichtete geikliche fir
der, deren erſtes (vom Jahr 1623): „Run freut Euch, lieben
Chriſten, gemein” c., allein ſchon hinreicht, feine Bolfsthümlictet
au und zu erklären, welche fo groß war, daß Thilemann
Heshufius (im Jahr 1565) von diefem Liebe fagen Fonnit
ed felen dur dies eine Liedlein viel hundert Chriſten pm
Glauben gebracht worden, die den Namen Quther’6 vorher ne
hätten hören mögen. Ueberhaupt legt in allen Luther'ſchen kie⸗
dern (4 B. Eine fee Burg iR unfer Bott. nach Pfalm 46
Erhalt une Herr in Deinem Wort ıc.) eine folde Kraft, aber
auch zugleich eine fo volllommene Geelenfreubigfeit und ruflgt
Gottzwerfiht, daß fe dem Volle unwillkuͤrlich den Olauben dir
flößen mußten, nur die vollRändigfte Ueberzeugung ſpreche aus
ihnen, und darum ſchon allen mußte fie ein fefler Glaube e⸗
halten und flärfen, was es erklaͤrlich macht, warum mehrere biefer
Lieder in den Rellgionskriegen zu fürmligen Schlactlicdern
wurden, Uebrigens dürfte auch der fpipfindighe Gritiler ſchwer⸗
Deuſche Poefte. Kirchenlled 07
ih an ihnen noch heute eimad Geppungenes, Unverſlaͤndliches
ober Nattes enibeden, Alles iR gleich gut gereimt, gleich herz⸗
Ih, gieich melodiͤa und fingbar, denn auch bie Reine Rimmen
gm uud die Worte fin trefflich gewählt und verbunden. “Das
erfe kutheriſche Geſangbuchꝰ) erſchien 15824, enthielt aber nur
8 Eier, allein ſchon im der beiten Muflage vom Jahr 1525
war bie Jahl derſelben bio auf 40 gewachſen, und der MBebarf
und Verbrauch derſelben nahm dermaßen zu, daß im Jahr 1671
bereits 187 größere und kleinere Geſangbücher erifirten®). Ins.
ter don Saͤchſiſchen Reformatoren’) werden in Wittenberg Dr.
Jufus JZonaa‘) aus Rordhauſen (1490 — 15553) und
Dr. Baul Eber?) aus Kipingen (151169), in Nürnberg
beinderd Laza rus Spengler (1479-—1584)°) und Hans
Sachs, unter bear Precußiſchen Reformateen Paul von
Spretten, genannt Speratus (1484—1554)°) und Jos
han Graumann!) (Bollander, 1487 —1541) als
elite Mischenticberdichter genannt. Sonſt find ai gleichzeitig
. 106 der oben erwaͤhene Biograph Luther’6, Johann Mathe⸗
Ins, Pfarrer zu Joachimsthal, und fein Schulmeiſtet Niko⸗
laus Hermann (+ 1561)" anpıführen, welder Lehtere bes
ſendero fr feine Mebe Schuljugenb dichtete und berfelben feine
fider (1559) mit den Worten widmete: „She allerliebſten Kin⸗
derlein Das B’fongbüchleln fol ewer fein, es iR fein alber
und fein fchlecht, drum iſt «6 für Euch Kinder recht. Ar
und gelchrie Leute heduͤrſen's nicht”, und die auvor find wohl bes
rar, Ich möchte wohl vwiffen, ob einer unſerer heutigen for
genennien Bolföfchrififeller nur eine einzige Zelle in fo ächtem
Volfstone, voll füßer Einfalt und Kindlichkeit zuſammenbraͤchte!
Etenderſelbe Hermann war aber auch als Cantor ein ausge⸗
Kiharer Compopiſt, denn viele feiner Lieder dichtele er auf die
Bergreyenmelodieen der armen Bergleute von Joachimsthal, wie
Kan auch Luther felbſt „der Musica?) nach der Thoologia
den nähehen locum und höchſte Ehre” gab, und mit feinen
ußserfäunigen Freunden Konrad Rupf, Kapellmeiſter des Chur⸗
fürfen von Sachſen, und Jahann Walther, Kapelimeifer 11
Torgayı, gar manche fhüne neue Welle erfand oder doch alte,
ſcon vorhandene . Überarbeitete und verbefierte, Diefe werben
528 Deutſche Poeſie. Kirchenlied.
dann theils durch den Mund wandernder Sänger von Stadt zu
Stadt und Dorf zu Dorf verbreitet und nachgefungen, theils
von dem oben erwähnten Walther und dem Gantor zu Leip⸗
ig und nacherigen Buchdrucker zu Wittenberg Beorg Rhaw
(+ 1548) in befonderd dazu angelegten Choralbuͤchem“) ge
fammelt und dem allgemeinen Gebrauche übergeben. Bel ven
fremden überarbeiteten Melodien wählte man kluͤglich entweder
allgemein befannte und. verbreitete Lateiniſche Hymnen und
Sequenzen oder alte urbeutfche geifllihe Bollögefänge (4. B.
Chriſt IR erſtanden, Chriſtum vom Himmel ruf ih au, nad
dem Marienlieve: Dit rau vom Himmel ıc.), oder man nahe
abfichtlih ganz weltliche Volksliedermelodieen, wie 3.8. dad Lieb:
„D Bott im Höhen Tron, ſchau auf der Menſchen Kind x.“
im Ton von „Ru ſchuͤrz did, Gretlein, ſchuͤrz dib, du mußt
mit mir davon”, und das Münterfihe Lied: „Ah Gottſohn vi
erbarme” in der Weile von „Friſch auf, ihr Landéknecht alle”
gebitet war. Da Eonnte fit das Boll fo recht ind Luther
thum hineinſingen. Freilich wollte man damit zugleich die welt⸗
lihen Texte ganz verbsängen'*), allein dieſen Zwed erreichte
man un Ion auch die Kirchenlieder populärer wurden.
opoeographia od. hi rife &e a6 reibung
der —E* — —— 0 8 hr MN
hymnica, d. I. merfwärdige A jur —Se Gotho —8* SEE
ıI. 8. Ed. Em. Koch, aeaiht des Kirchenlieds und Kirgeagefangs mit
befonderer Rüdfiht auf Wurtemberg. Stuttg. 1847. II. 8
2 G. —— — Das Deutſche Alrhenlied dv. Fi — * 333— Nic. Ser
—Dãꝛ —* —A—
evangelifche rhengefang un ein Verhaͤltn r
—** 1848. ee Rambdach, Ueber Dr. “2 2. Berdienft Pe den
— —8 a8 8 — Gala: Lieder. Mit einer nerven Vor⸗
rede Dr. 8, Vpzg- 1545. 8. u. b. Wackernagel p. 129-151. 680.
2) Endiridon, heißet auch: etli Griftiher Hebe tieber * und Plal⸗
men, dem reinen Worte Gottes gemäß, aus Schrift durd mander:
lei bogpgelebrter gemacht, in der Kirche zu fingen, ‚ne es can zum Theil bes
reit in Wittenberg in der Uebung iſt. Wittenb.
Aufzählung und Beſchreib. d. Deu —** Mitte d.
ghoe nfpäbung und Befhreib. d. Dentſch. Gelarob. b. 1 16.
5) S. 8. ©. 2. Franke, Geſch. d. Halleſchen Reformation. Halle 1841.
8. A. Gebauer, Dr. 2. und feine eitgenoflen als Kirgenliderigen £eipr.
6) ©. Lieder b. Badernagel p. 156 sq.
S. C Sixt, D d. ,
ber RR it, Dr 2 r. P- ges Schuͤler, Freund und Amtsgenoffc
Deutſche Poeſie. Kirchenlieb. 529
8) 8. ©. Haufßdorf, Febensbefchr. €. Sp. NRürnb. 1741. 8... MR.
Retver, Spengleriana, gefammelt u. herausg. Nürnb. 1830. 8, G. Lieder
b. Wadernagel p. 164 q.
9) ©. Rhesa, Vita P. Sperati. Regiom. 1823.8. ©. Lieder b. Wacker⸗
6 W. B. Rost, Mem. J. Poliandri repraesentata. Lips.
11) Gvangelia auf alle Eonns und Feſt Tage im gangen Jar in Ges
fengen für die lieben Kinder in Joachimsthal. Wittend. 1560. 8. Die His
rien von der Sindfludt, Joſeph, Mofe, Elia, Elifa und der. Sufanne,
auch etliche Palmen und geiftliche vieder in Reime gefaßt. Lpzg. 1569, 8.
12) 6. Gedicht: Frau Muflca b. Wadernagel Deutſch. Leſeb. IL. p.
% sq. u. Kirch, ed. ar. 801. cf. p. 790. p
13) E. bibl. Berz. d. Choralbücher v. 1491—1830 v. U. Schmid, in
d. Cacilia Bd. XXI p. 103116. 154-172. 231 Mt, Bd. XXIL p.
NH, 102—128. 179-186. u. C. F. Beder D. Choralſammlungen der
rihiedenen chriftiichen Kirchen. Lpzg. 1845. 8.
14) cf. Mohnide, Hymnologiſche Forſchungen. Stralſ. 1831. II. 8. u.
d. Aufſeß, Anzeig. z. Knde. deutſch. Vorz 1832. p. 113 40.
15) Dieß thaten vorzüglich Heinrich Knauſt und Hermann Bes
ſpeſiuns, der erſte in hoch⸗, der letzte in niederdeutſcher Sprache (ihre
Lied. abgedr. d. Wadernagel nr. 693-708), wie fi) aus den Vorreden
ihret Sefangbärher ergiebt (f. ebd. p- A33 b. u. 835a.) ©. a. Gaſſenhawer
Reuter und Bergliedlein Chriſtlich moraliter vnnd fittlich verendert zc. Durch
d. 6. An. Freft. a. M. 1578. 8. u. Nye chriſtlike Seſenge unbe Lede
u alleieg ardt Melodien, der beſten olden bübefchen Leber. Allen framen
Eriken iho -nütte mu erſtlik gemaket vnde in den Drüd gegeuen börch
dern Bespafium Prediger tho Stade. Lübel 1571. 8. f. Kinberling in
d. Braga II. 1. p. 2126.) Ueb. beide S. Wadernagel, Kirchenlicd p.
786, Ucb, and, dergl. Umarb. f. Beder, Choralſ. p. 3 sq.
$. 662.
Während in ber Folgezeit bis zu Ende des Löten Jahr⸗
hunderis noch beſonders BarıbolomäusRingwaldt") aus
Ftanffurt an d. Oder (1530 bis um 1600), Melanchthon's
Scuͤler Ricolaus Selneccer?) aus Heröbrüf bei Nuͤrn⸗
bag (1530— 1592), durh feine Streitigkeiten als Generals
fuperintendent zu Leipzig mit den Kryptocalviniſten befannt, und
naͤhſt Ringwaldt der begabtefle und gefeiertfie Kirchenliederdichter
dieſeß Abſchnitis, Ludwig Helmbold’) aus Mühlhaufen
1532— 98), ein fehr profaifder Kopf, den man aber fatt
des deutfchen Aſſaph's, wie man ihn hieß, den Deutſchen After»
poeten hätte nennen follen, der fiomme MartinScalling*)
aus Straßburg (1532—1608), der Schüler und Anhänger
Größe, Dandduch d. Fiterärgefhichte. III. 34
630 Deutſche Poeſie. Kirchenlied.
des Flacius Illyriceus Easpar Blenemann’) (Meliſſan—
der) aus Nuͤrnberg (1540 — 91), der Sterbeliederdichter Ma ı-
tin Moller‘) aus Kropfhädt bei Wittenberg (1547 —1606),
Martin Behemb’) aus Lauban (1557—1622), befannt
durch feine Bafflonsprebigten, Philipp Nicolai?) aus Men:
geringbaufen im Waldeckiſchen (1556—1608), der Berfafler
des berühmten Liedes: „Wie ſchoͤn leuchtet der Morgenftern “,
aber auch Anführer der pietiſtiſchen Jefusminnefinger, und Va⸗
lerius Herberger”), Pfarrer zu Frauſtadt in Großpolen,
feiner Vaterſtadt (1562 — 1627), der befanntlih (1598) vie
große dieſelbe am folgenden Tage vernihtende Feuers⸗
brunft auf der Kanzel. vorbergefagt hatte, fi auszeichneten, bes
ſchraͤnkten fih die Neformirten faR nur auf Pfalmodicen, wie
z3. B. Anbroſius Lobwaffer‘), Profeſſor der Rechte zu
Koͤnigsberg, aus Schneeberg in Sachſen (1515—85), eine
Deutfhe Ueberfegung der Franzoͤſiſchen Pfalmen Marot's und
Beza's lieferte, bei denen er fi fogar nah den vorliegenden
Metodieen des berühmten Lehrers Paleſtrina's Claude Goudimel
(ermordet in der Bartholomäus: Naht 1502 zu yon) richtete.
Indeſſen werden doch noch einige felbfländige Liederdichter auch
bei ihnen genannt, wie Joachim Aberlin!!), der 1541 vie
ganze Bibel- in 3 Gefänge brachte, Ambrofine Blaurer?)
aus Conſtanz (1492—1564) und fein Landsmann Joh ann
Zwick (+ 1542), welcher letztere auh zum Wittenberger Ge
fangbuche beigefleuert bat'’). Katholiſcher Seits machten ſich als
Kirchentiederbichter der bekannte Georg Witzel oder Wice⸗
Liu aus Fulda (oder Vach 1501—73), Johann Bö-
(henftein'‘) aus Eßlingen (1472 bis nad 1586), Martin
Myllius?6), geiftliher Ehorherr in Wengen zu Ulm, und be
fonders der Propſt an der Stiftskirche zu Halle Michael
Ben?) berühmt, welhe ſomit ihrer Mutterſprache vor dem
Möcernen Dogmatismus der Lateiniſchen Kirchenſprache Ihr Recht
widerfahren ließen. Endlich IR noch Michael Weiffe
(niht Weiß) aud Neiße in Schleſten, Pfarrer der Boͤhmiſchen
HYrüdergemelnde zu Landokron und Fullneck anzuführen (+ um
1590), der die fhönften Lieber und Sequenzen feiner Glaubene-
genoffen Ind Deutfhe .überfegte. und mit eigenen vermehrte,
Deutſche Poeſie. K irchenlied. 531
1) Handbüchleln, Geiſtliche Lieber und Gebettlein, auff der Beife, oder
ſonſt in eigner noth vnd Sterbens Leufften zu gebrauchen. Lpag. 1590, 12.
1594. 12. Amberg 1600 Kot. 3607. 12. Magdeb. 1608, 4. EBVangelia,
Auff alle Sontag vnnd Feſt, Durchs gange Jahr, meben etzlichen Buspfale
men, in Beim und Geſangweiſe vertieret, angenehm vnd fehr nüglid, zu le
{m vand zu fingen. Frkft. a. d. D. 0. 3. 8. Königsb, 1646. 8.
2) 6. Sleich, Reformat. Hiſt. d. hurf. Albert. Linie 1730. p. 92 sq.
Gleich, Annal. Eocies. T. I. p. 89-183. Weufel, Litt. Bibl. Maga.
I. p. Ko Be u ee. II. p. 210 sq. Seine Lieder in f. Chriſtliche Sal
men. &pig. 1587. 4.
3) 6. Begel Lebensbefchr. 1. p. 451 sg. u. Anal. II. p- 273 sa.
Gervinus Bd. III. p. 38. Dreyffia geiftliche Lieder. Muhlh. 159%. Erfurdt
1609. 8. Bierzig deutfche hriftliche Liedlein. edd. 1599. 8. Offenbarung der
Jeſuiter. ebd. 1593. 4. (in Werfen) Crepundia sacra d. i. hriftliche Lie
der 5. Gregorii. Mühlh. 1620. 8. Bom. heiligen Eheſtande 40 Liedlein. eb»,
1595. 8. 41 2. ebb. 1596. 8. Schöne geiſtliche Lieder über alle Evangelia.
Mühlh. 1615. Bd. I. Erfurdt 1815. ®d. IL 8.
H ©. Wegel, Lebensbeſchr. II. p. 31—35.
5) 8. %. H. Adern, d. Leb. B. Jena 1718. 1719. 4. u. vor Melifs
ſanders Ehebüchlein. Rudolf. 1710. 12. Epgg. 1616 8. (in Berf.) WBepel
II. p. 167—173. Ehriſtliche Reimgebete. Erf. 1589. 12.
6) Meditationes SS. Patrum. Gorlit. 1594. 8. u. Manuale de
praeparatione ad mortem. ib. 1393. 8. (enth. 80 Gterbelicder.)
‚ T) Centuriae tres precationum rhythmicarum oder andaͤchtige
Reimgebeflein. Cauban 1606. 1603. 1614. 8.
8) ©. Wegel Bd. II. p. 241 sq. Spizel. Templ. honer. p. 17 a0.
— Freubenfpiegel des ewigen Lebens. Frkft. 1594. 1607. 4.
1 " S. ©. Sr. Lauterbach, Vita, fama et fata Herb. Frauſt. 1708—
® . 8
10) ©. 2. Lauffen, Leichenpr. a. A. 2. Königeb. 1597. 4. Dila Potr.
178, L p. 135 ag. — Biblia, Darinnen bie Summaria aller Gapitel ber
ve ‚gelligen Schrift mit fonderlihem fleis in Deutfche Reime verfaffet.
18. 1588. II. 8. Pſalmen deß Königlichen Propheten Davids in Zeutiche
Team verftentläch vnnd deutlich gebracht, nad franzöficher Melodey, vnd
reinen art, mit vorgehenber Anzeig eines jeden Pfalmes Inhalt, vnnd ſol⸗
gendem darauf anbäcdtigem Gebett. Heidelb. 1574. 12. Epgg. 1576. 8.
1584. 8, Palmen Duyids nach Frandöoſiſcher Melobey vi reymd art in
Katie reimen artig gebracht d. A. 8. Sampt etlichen andern Pfalmen und
geiſtlichk Liebern. Straßb. 1597, 12. Eisl. 1597. 12. (Deutfh nu. Franz.)
Yanau 1612. 8. Fırlft. 1623. 8. Bafel 1627. B. Zürich 1641. 12. Amſterb.
1648, 8. (ueb. d. Ausg. J. Becker a. a. D. p. 172 sq.)
11) Bibel oder heilige gefchrifft geſangsweyſz in drii lieder vffs kurz⸗
tft sufemen verfaffet unnd geflelet durch 3. Ab. Sarich 1551. 8. 1555. Y
1. Ginceri Sammi. v. laut. alt. u. var, Büch. 1739. p. 81 sg. Wedekind
Se. v. rar. Buͤch. p. 6. 7,
12) &. Wadernagel a. a. D. p. 8.4 sq. Lieder v.ihm. ebd. p. 464 8q.
13) S. Wepel Leb. a, a. D.
14) ©. Bayle T. IV. p. 499 sq. Ort. Gralius, Fasc. rer. expet.
et Tug. App. p. 786 ag. Eilend Iber doch wohl getvoffen Eontrofactur,
34
532 Deutſche Poeſie. Roman.
da Joͤrg Sigtel abgemalet iſt, wie er den Judas Iſcharioth fo gar qhnliqh
fieht, durch Er. Alberum. 0. DO. u. 3. 4. (Bat. in Verf.) Strobel, Beitr.
z. eit. 8b. II. St. 1. p. 209 aq. 271 sq. A. Neander, De G. V. ejdq.
in eccl. eveng. animo. Berol. 1838. 4. Lieder aus f. Psaltes ecclesia-
sticus (Chorbuch ıc. igundt new ausgangen zu Gt. Victor 1550. 4.) bei
WBadernagel Kirch. p. 90 -99. V Lieder a. in Veh's Gefangbüdlein. WI.
70h - 88 a.
15) Zwo Lieder von den ſyben Worten 3.6. und von ben zehn Geboten
Sottes aus ber Bibel gezogen. o. D. 4515. 8. In diefem Büchlein feynd be:
riffen drey Gedicht in Geſangsweyß ausgangen durch I. B. das erft von
Söteligyer Maieftät, das ander von ben zehn Beboten, dad dritt von Beger⸗
ung Göttlicher Gnade. In den gegenwärtigen Trübfeeligkeiten. 0. D. u. 93.
u Lied. b. Wadernagel p. 112. 671. f. a. Preuß. Samml. ungebr. Ur:
tund. ©t. III. p. 195—206. Köhler Lebensbeſcht. merkw. Deutfh. Bel. Wo.
HM. — 1794.) p. 1— 22, Will Rürnd. Gel. Lex. Bd. I. p. 129 2q.
Erhard Bd. 111. p. 332 aq. -
16) Passio Christi, gebracht vnd gemacht nady der gerümpten Wuſica,
als man bie Hymnos gewohnt zu brauden. Wand hierbey angezeigt vor ne
dem Gedicht, under waß Melodey zu fingen wird. 0. D. 1517. 4. X Lieder
baraus b. Wadernagel a. a. D. p. 114—119. cf. Schelhorn, Ergögl. a. d.
Kirch. Belh. Bd. I. p. 55 sq.
17) Ein New Grfangbüchlein Geyſtlicher Lieder, vor alle gutthe Ghriften
nach ordnung Chriftlicher Kirchen⸗Ordenung und Gebrauch der Seyftlichen
Lieder, fo in diefem büchlein begriffen font, findefi du am Ende dif| Büd⸗
lins. Leipkigt 1537. 8. |. Wadernagel p. 745 u. 79%. Beder p. 65 2q.
18) Ein New Gefengbuchlen. Gebr. zum Jungen Bungel in Behmen.
1531. 4. (ueb. and. verm. Gef. db. Böhm. Brüd. f. Becker a.a. D p-
155 sq.) cf. Wackernagel p. XXXI sq. 245—310.
$. 663.
Wenden wir und nunmehr zum Roman, fo müflen wir
fogleih im Boraus bemerken, daß diefer in dem gegemvärtigen
Abſchnitt noch feinem Schöpfer entgegenficht, denn Alles, was
während biefer Zeit gefbah, befihränft ſich auf die bereitö erwähnte
Sammlung von Shwänten und Syn im Geſchmack Baus
8, auf die Sammlung der Deutfhen ältern Vollsbücher dur
den Branffurter Buchdruder Feyerabend (1587)') und die
Entfiehung der beiden fatltifh»fomifhen Romane, der Fin⸗
tenritter?), bereitö vor Kifchart, den Einige für den Ber:
faffer halten, aus älteren Rügenmärden zufammengeftellt ?) und Bros
totyp der Abenteuer des Herrn von Muͤnchhauſen“), und die
Schildbürger oder dad Lalenbuch°), gleichfalls nah einer alten
Deutſchen Märe von Leuten, die Hüglic reden und kindiſch han⸗
dein (f. Vridane 82, 8 sq.) enthanden. Noch weit beden⸗
tender aber iſt die Geſchichte des Schwarzkuͤnſtlers Dr. FauR‘)
Deutsche Poeſie. Roman. J 533
worin die alten Sagen von den Gotteslaͤugnern gewiſſermaßen
ihren Abſchluß finden, indem durch das fürdterliche Ende des
berüchtigten Zauberer6 gezeigt wird, wohln Duft nah
Bien ohne Glauben führt, zugleich aber aud alle Freunde der
Magie durch dieſes Spiegelbild ihrer eigenen Zukunft abgefchredt
und zur Tugend zurüdgeführt werden follen. Wer diefe See
werk fo weitläufig zu einem Ganzen verarbeitet hat, iR unbe
fannt, groß genug aber if das Berdienft deſſelben fon darum
anufhlagen, weil ohne ihn Weimar's unſterblicher Ehrenherold,
Bollgang von Goethe, feine mit der Sage an Tiefe wettelfernde
Shöpfung nicht hätte bervorbringen können. Die Schwänfe des.
Claus Rarr von Ranflet, der von 1486 — 1532 Hofnarr
bei Chutfürſt Ernſt von Sahfen (+ 1486), Herzog Albrecht
(t 1500), Ernft von Magdeburg (+ 1513), Friedrich dem
Weiſen (+ 1525) und Johann dem Befändign war, aus ein
igen hundert groben Sprüben und Aneldoten befichend, mögen,
man nicht früher, doch ſchon vor 1551 aufgezeichnet worden
pn’). .
1) Bud der liche inhaltendt herrliche ſchoͤne Hiſtorien, allerley alten und
newen Exempel, züchtigen Frauwen und Jungfrauwen, auch jedermann in
gemein, zu lefen Lieblih und kurzweilig. Frkft. a. M. 1587. fol.
2) Die Hiftorl vnd Legend von dem trefflichen und weit erfahrenen Rit⸗
tx Herten Polycarpen von Kirlariffa, genannt der Findenritter, wie er drits
halb hundert Jahr zuvor ehe er geboren ward viel Land durchgewandert
vnd ſeldam Dimg gefehen und zuletzt von feiner Mutter für tobt liegen ges
funden, aufgehoben dnd erft von newen gebohren werden. o. D. un. 3. 8.
(u. d. Reihard Bibl. d. Romane. Bd, XVI. p. 64-82.) Der edle Finken⸗
titter, nit dem tapfern Cavaller, Monſieur Hans Bud in die Welt, ober
Hiſteria gen dem weit erfahrenen Bitter, Herrn Policarpen von Kierlariffe,
genannten Kinkenritter, wie der dritthalbhundert Jahr, ehe er gebohren warb,
diel Band durch wandert, feltfame Dinge geſehen, und zulegt von feiner Mut⸗
ter für todtliegend gefunden, aufgehoben, und erft von. neuen gebohren wors
den. Item von feiner Hochzeit. eine ſatyriſche doch Iehrreiche Sache, wie fich
itder in den Eheſtand ſchicken fol, Berner Monfieur Gucks wohlgemeinte
und fleißig gefammelte Scherzueden. Gedruckt in der jehigen Welt. Nürnb.
% 3. & (f. Börred, Deutfche Volksb. pP 179 sq)
3) ©, Grimm Anm. ga d. Kindermärcdhen Bd. IIT. p. 250. Haupt in Auf⸗
ſeß Io, » Ku. Deutid. B0r3.1833. P. 130. cf. pP» 74 sq. Koberflein Grdr.
eyg. 1845.) p. 443. Blimar Deutihe Pit. G. p. 608.
4) Wunderbare Reiſen zu Wafler und zu Lande, Feldzüge und luſtige
Übentengg des Freiherrn von Mündhhaufen, wie er diefelben bei der Flaſche
m Zirkel feiner Breunde felbft zu erzählen pflegte. Aus dem Engliſchen
vach der neueflen Ausgabe überſett. London 1787, Erweitert und mit noch
ehr Kupfern gegievet. Zweite verm. Ausg. ebd. (Bötting,) 1788. 8. IV. v.
Bätting. 18:2. 8. Reue Drig: A. ebd. 1840. 12. u. dft. — Man bat
für den Verfaſſer wohl nicht ganz ohne Grund &. X. Bürger angefehen
534 Deueſche Poeſte. Moman.
und das Ganze mit echt für eine Satire auf ben Freih. Hieron. Karl
Beienr. v. M nahaufen a 1797) gehalten (f. Allg. Deutfhe Bibl. Wo.
XXV. 1. p. 142. Bb. LXXXIX. 2. p 593. cf. 8b. XCVIH. p.613),
allein erſtlich findet fidy die Quelle des Buchs zum Theil ſchon als Men-
dacia ridicala bei J. Pet. Lange, Deliciae academicae. Heilbronn.
1606. Lib. Ill. und dann haben fich alle bieherigen genaueren Unterfuchungen
über den wahren Berfafler als fruchtlos erwiefen. Ein Nachtrag erfchien übrigens
u dem Bude ſchon: Kopenh. 1789. 8. und ein H—IY. Bd. dazu v. H.
h. Löw. Schnorr. Bobenwerder (Stendal) 1794—1800,. III. 8.
5) Die Shittbürger. Wunderfelgame Abendtheurliche, vunerhörte, vnd
bisher vnbeſchriebene Geſchichten und Thaten ber obgemeiten ſchiltbürger
in Misnopotomia hinder Wtopia gelegen. Itum alſo frifh ... zufammenge:
tragen, vnd auf Btopifher audy Rothwelfcher in Deutiche Sprach gefeht.
Durch M. Aleph, Beth, Gimel. Misnepotemia 1593. 8. 1605. 1614. 8.
0. D. 1655. 8. Grneuert b. v. d. Hagen, Narrenbuch. Halle 1811. 8. p. 1-
214. u. in Marbachs Volksb. Bd. IV. Nur unt. ein. and. Zit. als: Das
Lalenbuch Wunderfelgame Abenthewrliche, vnerhörte, vnd bißher vnbeſchri⸗
bene Geſchichten vnd Thaten der Lalen zu Lalenburg in Wisnopotamia hin⸗
ber Vtopia gelegen. Durch M. Aleph, Beth, Gimel der Feſtung Ppfilon⸗
burger Amptman. o. D. 1614. 8. o. O. u. 3. (1710—20.) 8. (Ausz. b.
Keichard. Bd. III. p. 49 - 57) und als erſter Theil von: Grillenvertreiber,
Das if: Neuwe wunderbarliche Hiftorien, felgame abentheurlicdhe Geſchichten,
Kauderwelfche Rathſchlaͤg vnd Bedenken: So wol von den Wityenbürgi
als auch Galecutifhen Sommiflarien onnd Parlaments Herren vnterſchiedlich
vorgenommen, befchloffen und ins Werd gefedt: Erſtlich in zwey Büchern
verfaffet> Jetund aber mit dem dritten Bud, in welchem allerhandt, ars
tige, nachdenkliche, auch theils nüsliche Nathfchläge der Wigenbürger, von
Defteung Ihres nagelnewen, angefangenen Regiments gefunden werben, ver:
mehret: Bnd denen, welchen etwann vifirliche feldame Grillen, oder melan:
choliſche Tauben im Kopff herumb filegen, zu einem ſonderlichen Recept diefefben
u vertreiben an Tag geben. Durch Conredum Agyrtem von Bellemont.
ampt vorgehendem Bormular, allerhandt Sibrrfchrifiten, wie man obgedach⸗
ten Parlamentösherren jbren Knüttel geben foll, Frkft. a. M. 1605 HT. 8
(Inhalt ausges. b. v. d%. Hagen a a. D. B 443. 488.) Im Wllg. f. v. b.
gegen a. a. D. p. 426 aq. Goͤrres Bollsb. p. 183 aq. Grimm zu Vri-
anc- P. 356, sq.— Ueber db. Birfach. warum mehrere Städte, wie Schilba ıc.
zum Eprüchmwort wurten |. Abendgeit. 1820. nr. 127 ag.
6) Da von Schreiber diefes d. Alt. Kit. üb. d. Wauflfage ſchon im f.
Hug. Lit. Geſch. Db. II. 2. p. 629-633. mitgetheitt ift, fo mögen ats ers
fhhöpfend hier nur Gommer’s Abhaudl. &6. Kauft in Erſch u. Gruber Ent.
1. Bett. BP. 42. p. 93— 116. Ed. Meyer, Studien zu Götge's Jauſt. AL
tona 1837. 8. p. 1—2%9. 306--32%0. u. bef. H. Dünter, Die Gage von D. J
Fauſt unterf. Gtuttg. 1846. 12. u. d. Scheibie Kloſter Bd. V. p. 1-0.
annt werden. Die vollſtaͤndigſte Sammlung der Volksbäder uber auf,
owie Vergleihung der verwandten Sagen, feiner Borgänger fowie ter um
ter feinem Namen vorhandenen Zauberbücher giebt ader J. Shelbfe, das
Moſter. Stutte. MP. II. III. a. V. Derſelbe Gelehrte bat auch bie
früher angegweifelte Ed. Pr. des Jauſtbuches (Historia Bon D: Io Jau⸗
ſten, dem weitbeſchreyten Zauberer und Sqchwartzkünſtler, Wie er gegen
dem Teufel auff eine denandte zeit verſchrieben, Was er hi
ſelgame Abenthewr A ſelbs angerichtet vnd getriedm, biß er
nen wol verdienten Lohn empfangen. Mehrerthells auß feinen eygenen hinder⸗
kaflenen Schrifften, allen bochtragenden, fürwigigen vnnd Gottiofen
zum fchrediichen Beyſpiel, abfchetvlichen Grempel, vnnd trewberkiger War
nung zufammen gezogen, unnd in Druck verfertiget. Wil. a. WR, 1387. &)
Deutſche Poche Drama. 535
entdedt und a.0.D. 3b. 1. p.931—1072 wortgetreu abgebrudt. Die erſte Yusg.
d. Bidmannfchen Bearb. iſt: Erſter Theil der Warhafftigen Hiſtorien von
den grewlichen und abfchewlichen Sünben vnde Laſtern, auch von vielen wun⸗
derbarlichen und ſelgamen ebentheuren: So D. Johaunes Faustus, Ein
weitberaffenerSchwargkünftiee vnd Ertzzaͤuberer, durch feine Schwargkunft,
biß an feinen erfchrediichen end hat getrieben. Mit. nothwendigen Erinners
ungen vnd ſchoͤnen exempeln, memiguchen zur Lehr vnd Warnung außge⸗
ſtrichen und erfichret, durch &. R. Widman. Hamb. 1599. 4. Das ander
Theil. chd. 1599. 8. Der Dritte Theil. ebd. 1399. 8. u. zuſammen abgedr.
b. Schtible a. a. D. Bd. II. p. 275—804. (Ueber d. verfchienenen Ausg.
fe von der Hagen, Weber die älteften Derfelungen der Fauſtſage. Bert,
IM. 8. u. in d. Germania od. R. Jahrb. d. Berl, Deutich. Gel. Bd. Vi.
p. 99-303.) Die erfte Ausg. d. Pfiperfchen Berballhornung ift: Das ärger:
üche Leben und fchredliche Ende des vielberüchtigten Gras Schwarklünftiers
d. J dFauſti, erfilich vor mer vielen Jahren fleibig beichrieben von ©. R.
Bibmonn, jetzo auffs neue überfeden und mit&rinnerungen, Kragen und Ge⸗
ſchichten vermehret durch 3. R. Pfigerum. Rürnd. 1674. 8. a. öft. Cine
Art Fertſchung iſt: Des durch feine BaubersKunft belannten Chriſtoph Wag⸗
arts weyland geweſenen Famuli D. 3%. Kauftens, Leben und’ Thaten. Won
F. Schotus Tolet in Teutſcher Sprach befchrieben und nunmchto mit einer
Borrede vermehrt durch 9. 3. Miarperger). Berl. 1714. 8. u. b. Scheible
% a. O. Bd. Ili. P. 1—88.
N) ©. Floͤgel, Seh. d. Hofnarren. p. 283 sq. Glauß Rarrens Hi⸗
ferien 0. D. 1551. 8. 0. D. 1572. 8. (ſ. Deutſch. Muf. 1779.11. P.1%9sq.)
Ittft. a. M. 1572. 8. Sechshundert fieben und zwangig Hiftorien von Claus
Rarren, mit tuftigen Reimen gedeutet und erkleret. &i81.1572.8. Hiſtorie von
Claus Rarren. Yıöft. a. M. 1579.8.1687. 8. Bon Staus Narren. Sechshun⸗
dert firben und zwanzig Hiftorien. Kein fhimpffliche Wort und Reden, die @rbare
Ehtenleut Staufen abgemerkt und nacgefagt haben, zur bürgerlichen und
grifnlichen Lehr, wie andre Apologen bienftlich und förderlich. Mit Iuftigen
Reimen gedeutet und erklärt. Frkft. 1602. 8. Magdeb. 1605. 8. Non dem
Glos; Karren. 0. DO. 1618, 8. Hiſtoria von Claus Narren weilandt Chur⸗
| frftihen Gächfifehen geweſenen Hofnarren, hoͤffliche und kurzweilige Gcyerk-
un “2. 1657. 8. Des fogenannten Claus Rarrens Luft ergögende Hiſtoria.
' ‘ u 8. .
| $. 664, |
Bars endlich die Entwidelung des Deutſchen Dramas!)
Während dieſer Periode anlangt, fo IR zu bemerken, daß
dieſelbe im Ganzen fortfhelit, wern auch nicht in dem
NRaße, als man Hätte erwarten follen. Der Grund ik ſchon
on dei einer andern Gelegenheit angegeben worden, nämlich das
Herabgefunkenſein der Poeſie In die nlederen Regionen des Volko⸗
lchenod und die vorherrſchende Bethaͤrigumg der Handwerk und
wenhatigen Würger bei ver Weförderung der Literatur. Eni⸗
gegnet man Au, daß allerdings felt der Meformatlon ſich auch
ad wenige Wute aus. dem Gelehrtenflande, beſonders Geift⸗
Ne, dieſem Genre puwendeten, fo muß datauf erwibert wer⸗
den, daß ihr aͤngliches Naſchließen an die damals beikchte Form
m 220222 — —
.
330 Deweiche Poeſie. Drama.
der Lateiniſchen Schulfomdbien, ihre wenn auch In vieler Hinfet
erfprießliche Nachahmung des Terenz, den man bereitö vor 1500
überfeht hatte, und endlich theilweiſe ihre politifch » religlöfe In
denz bindernd eintrat. Indeſſen koͤnnen wir aber aud einige
weſentliche Hortfchritte in der äußern Deconomie des Dramas
wahrnehmen, nämlih Gintheilung in Scenen (Hürtragen oder
Zürbringen und Gelpräd) und Mfte (Wirkung, Handel, Üchung
und Ausfahrt), obgleich erfiere weit feltener iR, da die In Ba:
bältniß zu ihrer gegenwärtigen Norm übergroße Zahl der Alte
(did zu 19), die weitere Zerfpaltung in Scenen unnöthig malte,
obgleich die Faſtnachtoſpiele, bei denen eine fehnell und lebendig
fortſchreitende Handung Hauptbedingung iſt, bei Hans Suft,
dem Hauptbildner diefer Gattung, noch ganz die von Hol und
Roſenbluͤt feſtgeſtellte Form -fefiyält, nämlich die Abweſenheit jeg
licher Ecenen » und Akteintheilung. Auch der Name Faſtnadis⸗
fpiel paßt bei Hans Sachs ꝛc. noch völlig für den Inhalt, dem
diefer if immer noch das Kleid der niedrigen Poſſe, aber übe
den Unterfhied von Tragödie und Comoͤdie iſt man, tropden
daß man diefe Benennungen aus dem Altertbume annahın, nod
fehr unklar, und man .fann vielleicht fagen, daß ſich dieſe beiden
Formen fo zu einander verhalten, wie bei uns Trauerfpiel zum
Schauſpiel?). Kür alle drei Formen bleibt noch der Gollctie
ausdrud: Spiel. Was den Inhalt und den Stoff anlangt, ſo
wurde der Kreis des bisher Aufgenommenen bedeutend erweiten,
man hörte auf, blos Gegenflände aus der biblifhen und He
ligengeſchichte gu wählen, und verbreitete ſich nach Hans Sat
ſens Vorgang bald über befannte geſchichtliche Begebenheiten;
noch üfter aber nahm man Epiſoden aus Volksepopben ode
dramatifirte Vollsromane und Novellen ober belichte Bolfölagt,
bei Fafnachtöfpielen Anekdoten und fcandalöfe Vorfaͤlle aus
dem haͤuslichen Bolfsleben, und erfand endlich fogar Bu
bein und Allegorieen für moraliſch⸗ politifch « religlöfe Temdenzkükt
Leptere waren nun ziemlich ſchwach, allein als Anfänge darf mis
fie immer nicht fo hart beurtheilen, als es biömellen der Fall war,
denn ſelbſt die auf hiſtoriſch⸗ romantiſche Stoffe gebauten Eyklt
Reben verhältuißmäßig, bedenkt man die Schwierigfeiten eine?
allegotiſchen TendemzRürtes, auch für unfere Zeit: überhaupt auf
Deutſche Poefle. Drama. 537
einer nicht ſonderlich viel hoͤhem Stufe. (Eine weſentliche Vers
ünderung der ganzen inneren und dAußeren Form des Dramas
erfuht daſſelbe er feit Ende dieſes Jahrhunderts, wo die foger
nannten Engliſchen Comödianten in Deutſchland herumzogen
und nit blos Englifche Stoffe mitbra@ten , fonbern auch den Hans⸗
ww’), der übrigen® in einem weit Altern Destfchen Faſtnachto⸗
hie (1553) vorkommt, ald ſtehende Iuflige Perſon im Trauer
und Lußfpiel einfuͤhrten.
ai & in: Ain hipſche tragebia von zweien Liebhabenden menſchen, ainem
iter Galiztus, vnd ainer eblen jundfrawen Melibia genannt, deren Anfang
ei, eg mittet ſi fieß, mit dem allerbitterflen je beyder Sterben befdloffen.
2) Im Mülhelm von Orltang unterfhelbet er ſelbſt fo: Bu fehen ein art⸗
lich Comedi, die fich faſt vergleicht einer Tragedi, Gehr traurig biß Hin zu
dem end Da es fich erft zu frewde wend.
3) Dr Rum omme zuerft vor als der wite der Schmähfchrift M.
‚ Ruthers zu Braunfchwei ae Dans Worſt.
Bis, — gu 30 Eng Sämmtl. Schr. p. 176 nq.); bei
gas 6 Sachs — es ni Band Kr game int ge De —— (ſ.
V. n einem
—e— , Da Game ee BReiferf Ds Yelerproof (v. 15 nme
Sn ut (en als Eorsifche Nerfon vor ( (f. Sottfched, Nöth. Vorr. Bd. J.
—* Uebrigens ſcheint auch hier der Rame ber luſtigen Perfon von einer
ehr belichten Bolksfpeife bergenommen, denn bie Holländer, welche gern
ing effen, nannten daher ihren pideihäring, die Sranzofen don ihrer Liebe
kat Euppe ihren Jean Potage, bie Stalläner nach ihrem kieblingsgericht en
Metaroni und bie Engländer aus gleichen Urfachen ihren Jac Pudding. .
\ Be, Sch. ?. „grotsetfomifc, p. 118 sq. u. Geſch. d. Hofnarren
10 0. Brand, P opul. Antiq. T. I. p. 81.
$. 665.
Bas num bie. chneinen hierhergehoͤrigen Dramatiler anlangı
ſo muß zurſt Hans Sachs!) genannt werden, weil er
nicht blos der fruchtbare, fondern auch der bebeutendfte und ge
(hidteRe derſelben IR. Seine (63) Faßnachtſpiele fliehen in
dqug auf Erfindung und Ausführung des Stoffe, heitere Sa⸗
fte und natuͤrllde Comil höher als feine übrigen Leitungen;
denn abgefehen von einzelnen, in ber. Zeit liegenden Rohhelten,
Nimmt er ums vorzäglich durch feine ſchonungsloſe Offenhenig:
It ein, mit der er gegen die Mönde, Weiber und überhaupt
gen alte ſchlechten Leute zus Felde zieht, Seine (50 welt«
Uden und 26 geiflihen) Gomdbim fiehen zwar etwas niebriger,
weil er darin zu ſehr moraliſirt, aber auch fie befriedigen und
540 Deutſche Poefie. Drama.
ſpieler, das Speculum mundi des bekannten Bartholomäus
Ringwald”) und Friedrich Dedekind'o ), des befann⸗
ten Verfafſers des Grobinnus, Chriſtlicher Ritter. Im romant⸗
iſchen Gewande dichteten dagegen außer Hans Sachs, Nico⸗
demus Friſchktin (Frau WBendelgart)?””), Samuel He
bet (die ſchöͤne Mogelone”), der ſchon genannte Georg Wir⸗
- dram?”) (den treuen Edart in Ringwald's oben erwähnter Ma»
nie), Nicolaus Roth”) aus Witenburg (die Sage vom
Grafen von Bleiben und feinen zwei Weibern), der Jeſuit
Georg Gotthard‘) zu Solothurn (die Zerſtoͤrung vom
Troja), Zahariad Polens"), Stadiſchreiber zu -Franfen-
Bein in Schleſien (ver Hunger der Stadt Samaria) und Ja⸗
cob Friſchlin“), Schulrecior zu Waiblingen, des obenges
nannten Ricodemus Bruder (Comoedia vom Grafen Iohann
von Wirtemberg). An Faſmachtoſpielen endlich If, wie wir ger
fehen haben, bei Hans Same kein Mangel, und auch hand⸗
ſchriftlich erifitn aus feiner Zeit noch mehrere Sammlungen,
allein als beſonders wichtig IR nur der in niederdeuiſcher Sprache
geſchriebene Papyrius praetextatus des Matthias Forch⸗
beim*) (um 1551) anzuführen, deſſen Stoff offenbar dem La⸗
teinifchen entlehnt war. Daß die Faſtachtsſpiele mit dem Bers
fall des Buͤrgerthums und Zunftweiens und der freien Reichs⸗
ſtaͤdie überhaupt aufhörten, verſteht fi von felbR, um fo mehr,
als in der folgenden Periode nad Ayrer mit dem Erſcheinen
der Engliſchen Komöklanten und "der Ginbürgerung einer fies
reoiypen nalen Dafon diefe ganze Form ber Poſſe uenötbig warb,
1 Dram. Poefie b. Deu Bd. 83 — 108.
(wo N Be f. Te) Tieck deutſo Theater won p. ey? Schla⸗
ger, B d. Mittelalt. Men 1830. p. 21824. Auswahl b. Tied
a. a, D. *
— Dietman, Sächſ. Prieſterſch. Bo. III. p 351. Weller, Alt. a.
N
— eiſtli el, von der r v
—*5 — gang luſtig nd fruchtbartich zu lefen. —* 1538. 8. 1:2. 8.
Gin Hochzeitſpil auf ber Hochzeit su Gana, Galilea ‚gefichlet, dem von Gott
geortneten Cheſtand zu ehren, und allen gottfürchtigen Goekuten, m
und jundfrawen zu troft vnd ontereiiht- Ziwickau 1538. 8 mb.
3) Gin fchönes geifliches und faſt nutzliches Sple — * *
Sohn Eu am. 15. gehalten in ber Ghurfürftlichen Stadt Zmidau im 3.
Ein geifttih und faft nutzlich Spiel von dem frommien gottfärd:
kam dann Thobia durch H. Ad. in Reimen bracht. e 326. B.
4) Sinr. fhöne luſtige Gomebio * Posten laut © Yululari a genannt
durch 3. ©. deudſch gemacht und jnn reim verfaffet, fat Iuftig vnd kurz⸗
Deutfche Poefie. Drama. 541
weilig zur lefen. Wagbeburg (1535) 8. Tragedia bes Buchs Judith inn
deutfche Reim verfaflet. Wittenb. 1536. 8. Mundus ein ſchoͤn newes kurzes
fpiel von der Welt Art vnd Ratur durch J. G. zufammen gebracht, nüglich
vnd faft kurtzweilig zu leſen. Wittenb. 1537. 8. Drey liebliche nugbarlicdhe
Hiforien der dreyer Ertzveter vnd Patriarchen Abrahams, Ifaacs vnd Ja⸗
cobs aus dem Erſten Buch Moſi, in deudſche Reim verfaſſet durch — zu
zu ſpielen vnd zu loͤſen tröftti. ebd. 1540. 8. Lazarus vom Tode durch
Thriſtum am vierdten Tag ermedt. ebd. 1545. 8.
5) Zragedie von verordnung der Stende oder Regiment, Vnd wie Cain
Adel feinen Bruder, örtlicher Ordnung halben (d. d. wegen der von Gott
eingefährten, dem Gain aber misliebigen Ordnung) erfchlagen vnd ermordet
bat. Allen Chriften näglich vnd tröftlidh zu leſen. Wittenb. 1539. 8. (Ausz.
in d. Blaͤtt. f. lit. Unterb. 1846 p. 887. 891 2q. ch. Melanchthon's WB.
v. Breifchneider Bd. I. p 257 aq.)
6) Die Hiftoria vom Reihen man, vnd armen Lazare, aus dem 16.
Gap. Luce, in ein Action vertaflet, fehr troͤſtlich vnd napli zu lefen. Dreß⸗
den 1555: 8. ſ. Gottſched Bd, IE. p. 210 sq. .
7) Ein win un luftlig Spyl von der Grfhaffung Udams vnd Heva and
ihrer beyder Fal im Paradiek. Züri 1550. 1566. 8. Ein huͤpſch und luſtig
Spyl vorzytẽ gehalten zu Vry in dem loblihen Drt der Endgenofchafft,
von dem frommen vnd erſten Endgenofien Wilhelm Tellen jrem Landtmann
Dep nuͤwlich gebeflert, corrigiert, gemacht van gefpilt anı nuͤwen Jarstag
von einer loblichen vnn junge burgerfhafft zu Zuͤrich, im Iar als man zelt
M.D.XLV. Surich 1548. 8. Sum zweiten Mal herausgegeben und mit eis
ner Borrede und einem Woͤrterbuche verfehen v. Zr. Mayer. Pforzb. 1843.
8. f. Goͤtting. Gel. “m. 1843. nr. 192.
8) Eine Tragedi mit 57 Perfonen. Judith, eine ſchoͤne Hiſtory in Spyls
weiß für die Kugen geflelt, wie nıan in Ariegesiäuffen, befonders fo man
von wegen der Ehr Gottes angefochten würt vm baülff zu Bott dem Herrn
fichend ruffen fol. Straßb 1559. 8. ©. Veith, Bibi. August. T. V.
. 9) Hiforia von Suſanna in Trogsdienweife geflelet zu Vdung der
Jugend zu Bartfeld In Ungarn. Wittenb. 1559. 8.
10) Ein Spiel von der Belagerung der Statt Berballa. Wien 1566. 8.
11) Schöner Eomödien und Tragödien zwölf, aus beiliger Schrifft vnd
aud aus etlihen Hiftorien gezogen; ale fehr Lieblih vnd annehmiich, et⸗
was traurig vnd froͤlich zu bören und u leſen. In dem der Weltlauff gründts
lich fürgebilder ond angeieiget wird. Welche auch chriſtlich, aufferdawlich,
vnd nuͤtzlich, ſonderlich fuͤr die Jugendt, zur vbung zu halten vnd zu leſen
find. aufs new in Truck verfertiget o. O. 1566. 8.
12) Eine newe geyftliche Action oder Tragedi, die hiſtori von: guͤlden
talb Aaronie, troͤſtlich näplich vud luftig zu leſen vnd öffentlich zu fpielen
gefteller. Goͤrlig 1573. 8. Absalon, Comoͤdie in 5 Handlungen in artige
licbliche Reymen gefaßt. Soͤrlig 1603. Epjg. 1603. 8.
13) Goniedla vom Fahl Ade vnd Eve, biß auff den verheiflenen Gab:
an Ghriftun, Auß fünff Hiſtorien zuſammen gezogen, vnd in eine lurge
ordaung gefaſt. Königsb. 1573. &.
14) Tragedia Fratricidii, wie Cain ond Abel opfer thaten, vnd dar⸗
über unwilig worden ıc. Muͤhlhauſen 1590. 8.
15) ©. Eiwas v. gel. Roftod. Sachen 1739. p. 209. 337. 344. 371.
474. — Trogödia von Abrahami Opffer, in teutſchen Reimen gefertiget.
Herborn 1691 12.
16) Stephanus, ein geiftlihe Tragoͤdia. Aruſchw. 1501. 8. Stephanus,
Eine ſchoͤne geiftlihe Tragedia von dem erften Merierer im newen Teftamens
nad der Dimmelfartb Chrifti. Aus den Buch der Gefchichte der Apoftel am
pierten, funfften, fechften und fiebenden Gapitel, in eine Action Reimßweiſe,
zufammen gebracht. Magdeb, 1592, Nürnb. 1592. 8.
642 Deutſche Porfie Drama.
17) Sofeph, di ria von dem fronmmen und keunſchen Jeſeph
wie er a Baden Gt sub Ari Kinder Ifroel im 355
kommen ſind. Rah bidliſchem Text mir allen Wmıbfläuden in eine ſchoöͤne
Göriklige ond nutzliche Comoͤdiam erſtlich gefelt, dur Ehriſtianum Syel,
Dohpel. 2. DI Epkdit Hansi tateinifcer Gonmidi gemehrt sad gröcfert
el. 9. D. iı Hunnii n .
Durch M. 3. Echt. Tuͤbing. 1593. 8, 0 ®
18) Die fart Jacobs des Patriarchens, und der Urfprung der XII Ges
ſchlecht und Stämme Ifrael, aus dem Buch der Schöpfung Tomoͤdienweiſe
auf Hochzeiten und fonflen zu Spielen geftelet. Budilfin 1586. 8.
19) Tragovedia vor den anfang, mittel und ende des heiligen thewren
Mans Gottes vnd vorleuffers Chrifti, Johannis, des Teuffers, in welcher
aller ftende verrüdung, vertchrungen vn vnordnenge, fo tu dieſer Ichten
Beit der Gathan gewaltigklich aurichtet, abgemalet van für augen gefteliet
wird. Worin auch der ruchlofen Wehttinder fir Sunder ond Bntagendt vad
nıißbraud ihres Standes vnd amptes gewarnet, vud zu warer Buß, Chrifl:
Hidyer tugenden vnd resptmeffiger fürunge jhres beruffs und anrptes vermas
ne and gereigt werden. Seſtellet vad zugerichtet dus 3. S. Magdeb.
1
%) Saul. Ein ſchoͤn new Spil, von Kunig Saul vnd dem Hirten Das
Did. Wie Sauls Hochmuth vnd Etolp gerocdhen, des Davids Demuͤthigkel
aber fo hoch erhoben worden. Durch ein ehrſame Bärgerfchafft der loͤblichen
Etadi Babel geſpilt den 6 und 7 Tag Auguſtmonaths Anno 1571. 8.
21) Chriftlide Comedia von dem camaneifyen Weyblein Math. XV.
@cämall. 1589. 8. Comoͤdia. Ein geiftlih Spiel vom Evangelio am Gons
tage Oculi, von den befeflenen tauben vnd flummen Menſchen, Luce am
11. ebd. 1590. 8. Vier qriſtliche teutſche Somedien oder Gpiel, Das erſt
vom cananeiſchen Wenblein. Das ander von den befeflenen tauben vad
ftummen Menfhen. Das dritt von fünff en Brodten. Das vierdt
vom Euangelio anı Sonntag Yudica. ebd. 1590.8. — Nicht zu verwechſels
IR mit ibm DO. Wolfarıd Spangenberg, Bürger zu Straßburg, von
dem aud, wie wir fpäter ſehen werden, mehrere Städe vorliegen.
22) Tragedia von den fiben Martgrern vnd jhrer Mutter, wie diefelbe
umbs Geſetz Mofis willen von Antiocho erbermlich gemartert auß dem 7. Cap.
des II. Buchs Maccahaeorum in Reime verfaßt. Eißleb. 1589. 8.
23) Eine neue Comoͤdia von dem jungen König Salomos, wie er zu
Anfang feines Regiments, den letzten Willen vnd Befelch feines Vaters vos
dringet, und von feinen Gerichte zweyer unzüchtiger Weiber. Mit einer vors
rede D, Simonis Gebicli. Frift. a. d. D. 1608. 1004. 8. Susanna, Eine
ſchoͤne luſtige und nüptihe Action auß heiliger Schrift genommen. Wittenb.
1805. 8, Der Engel Raphael geſtelt durch &. 9. in Verſen. ebd. 1605. 8.
Tragies⸗Gomodia von einem Adelihen Sungling, ber fih in frembe Lane
begeben. Terlin 1719. 8. Eine furke Courödien von der Geburt des Herren
Ehriſti Von den Prinzen und Pringefiinnen im 3. 1589 In Berlin aufges
führt. Nach der Hdfchr. herausgeg. v. G. Zriedländer. Berl. 1839. 4.
degard eine Luftige Komödie von wunderbaren Slide einer Königin ans
Frankreich, die dur Talandum, ihres Herten Bruder, der fie eines Ehe⸗
bruchs fälfchlich bezüchtiger, unſchuldig zum Tode verdammt, wuunderlich aus
rettet und von Ihrem Serra Garole Magno wieder aufgenommen wird.
Strft. a. d. D. 1599. 8.
24) Tragico-Comedia apostolica d. i. Die Hiftorien der Heiligen
Upoſteln —2 Immaffen fie vom St. Luca dem Heiligen Edangeliſten
Deutfche Poeſie. Drama. 541
weilig zu leſen. Magdeburg (1535) 8. Tragedia des Wuchs zu inn
deutſche Heim verfaffet. Wittenb. 1536. 8. Mundus ein ſchoͤn newes kurzes
fiel von bee Welt Art vnd Ratur buch J. G. zufammen gebracht, nütlich
vad faR kurgiweilig zu leſen. Wittenb. 1537. 8 Drey Lliebliche nugbarliche
Diforien der dreyer Erkveter und Patriarchen Abrahams, Ifaacs vnd Ja⸗
code aus dem Erſten Buch Mof, in deudihe Reim verfaflet durch — zu
in ſpielen vnd zu Iöfen tröftiich. ebd. 1540. 8. Lazarus von Tode dur
Chrifem am vierdten Tag erweckt. ebd. 1545. 8.
9) Zragedie von verordnung der Stende oder Regiment, Vnd wie Cain
Abel feinen Bruder, örtlicher Ordnung halben (d. d. wegen der von Gotr
eingeführten, dem Gain aber misliebigen Ordnung) erfchlagen und ermordet
hat. Atem Ghriften näplich vnd troͤſtlich zm lefen. Wittenb. 1539. 8. (Aus;.
in d. Blaͤtt. f. lit. Unterb. 1846 p. 887. 891 nq. ch. Melanchthon's W.
d. Bretſchueider Bd. II. p 257 2q.)
6) Die Hiſtoria vom Reihen man, vnd armen Lazaro, aus dem 16.
Cap. Luce, in ein Action verfaflet, fehr troͤſtlich vnd nuͤßlich zu lefen. Dreß⸗
da1555. 8. ſ. Gotiſched Bd, H. p. 210 sq. .
)]) En mio un luflig Spyl von der Srihaffung Udams und Heva au
ihrer deyder Zof im Paradiek. Zürich 1550. 1566. 8. Ein häpfch und luftig
Spyl vorzytk gehalten zu Vry in dem loblihen Ort der Endgenofchafft,
von dem frommen vnd erften Eydgenoſſen Wilhelm Tellen jrem Landtmann
Ip nuͤwlich gebefſert, corrigiert, gemacht van gefpilt anı nuͤwen Sarstag
don einer lodlichen vnn junge burgerfhafft de Züri, im Jar als man zelt
M.D.XLV. Zuͤrich 1548. 8. Sum zweiten Mal herausgegeben und niit eis
ner Borrede und einem Woͤrterbuche verfehen v. Zr. Mayer. Pforzh. 1843.
&. [. Goͤtting. Bel, Un. 1843. nr. 192.
8) Cine Tragedi mit 57 Perfonen. Judith, eine ſchoͤne Hiſtory in Spyls
weiß für die Augen geftelt, wie man in Kriegeslaͤuffen, befonders fo man
von wegen der Ehr Gottes angefochten würt vm huiff zu Gott dem Herrn
fiehend ruffen fo. Straßb 1559. 8. ©. Veith, Bibi. August. T. V.
9) Hiſtoria von Suſanna in Trogsdienweife geftellet zu Vbung der
Jugend gu Bartfeld in Bngarn. Witienb. 1559. 8.
10) Ein Spiel von der Belagerung der Statt Bethalia. Wien 1566. 8.
11) Schoͤner Gomoͤdien und Trogödien zwölf, aus beiliger Schrifft vnd
auch aus etlichen Hiftorien gezogen; ale fehr Lieblich vnd annehmlich, et⸗
was traurig vnd frölich zu hören und zu lefen. In den der Weltlauff gründts
lich fürgebilder vnd angereiger wird. Welche auch chriſtlich, aufferbawlich,
end auplih, ſonderlich fuͤr die Jugendt, zur vbung zu halten pad zu leſen
ſind. aufge new in Trud verfertiget. o. D. 1566. 8. ,
12) Eine ueroe genfilie Action oder Tragedi, die hiſtori von gülden
lalb Aaronia, tröſtlich naplich vnd luftig zu leſen und Öffentlich zu ſpielen
geſtellet. Soͤriig 1573. 8. Absalon, Gomödie in 5 Handlungen in artige
lichlihe Regmen gefaßt. Soͤrlig 1603. Lpıg. 1603. 8.
13) Gomedia vom Fahl Ade und Eve, biß auff den verbeiflenen Sab⸗
on Chrikum, Auß fanff Hiſtorien zuſammen gejogen, vnd in eine lurge
ordnung gefoſt. Königsb. 1573. 8.
‚, 1) Trageldia Fratricidii, wie Cain vnd Abel opfer thaten, vnd dar⸗
über unwigig worden zc. Muͤhlhauſen 1590. 8.
15) ©. Etwas v. gel. Roflod. Sachen 1739. p. 209. 337. 344. 371.
4 — Tragddia von UAbrahami Opffer, in teutfchen Reimen gefertiget.
herbdorn 1691 12.
, 16) Stephanus, ein geiftlie Tragoͤdia. Urafhw. 1501. 8. Stephanns,
Eine ſchoͤne geiftlihe Tragedia von dem erften Merterer im newen Teftansent
neh der Himmelfartb Ehrifli. Aus dem Buch der GSeſchichte der Apoftel am
sierten, fünfften, fechften vnd fiebenden Gapitel, in eine Action Reimßweiſe,
zuſammen gebracht. Magdeb, 1592, Nürndb. 1592. 8.
642 Deutſche Poeſie Drama.
1)3 , di ri dem fronmmen vud keuſchen Schenk,
wie er —8 Br — Ge ann Ari Kinder Iran In Egyyten
kommen find. Nah biblifchen Text mir allen Wuıbfläuden in eine [him
GHriklige ond nutzliche Comoͤdiam erftlich geht, dur Ghrikiauum Bart,
Do harl e DEgIdiT Hunsit tareinfger Gondd! gemehrt Dad ghrer.
e . . n unnı u er em
* M. J. Echt. Tuͤbing. 1593. 8. 0 —
18) Die fart Jacobs des Patriarchens, und der Urſprung der XII:
ſchlecht und Stämme Iſrael, aus dem Buch der Schöpfung Somödienmeik
auf Hochzeiten vnd fonften zu Spielen geftellet. Budilfin 1586. 8.
19) Tragoedia vo den anfang, mittel und ende des heiligen hewten
Mans Gottes vnd vorleuffers EHrifti, Johannis, des Teuffers, In welcha
aller ftende verrüdung, vertehrungen un vnordnunge, fo in biefer lehten
Beit der Sathan gewaltigklich aurichter, abgemalet van für augen gefickt
wird. Worin auch der ruchloſen Welttinder für Sunder und Bntagendt pad
mißbrauch ihres Standes vnd amıptes gewarnet, vnd zu warer Buß, Ehrik:
licher tugenden vnd resptmmeffiger fürunge jbres beruffs und amptes vermas
—A gereigt werden. Seſtellet vad zugerichtet durch 3, ©. WMagdeh.
1
%) Saul. Eln ſchoͤn new Spll, von Kunig Saul vnd dem Hirten Du
Did. Wie Sauls Hochmuth und Stoltz gerochen, des Davids Demürhigfit
aber fo Hoch erhoben worden. Durch ein ehrſame Bärgerfhafft der 1äblihe
Stadt Babel gefpilt den 6 und 7 Tag Auguftmonarhe Anno 1571. 8.
21) Chriftlide Somedia von dem cananeiſchen Wenblein Math. AT.
@dmalf. 1689. 8. Gomodia. Ein geiflih Spiel vom Eoangelio am Seoer⸗
tage Oculi, von dem beieflenen tauben vnd flunmen Menſchen, Luc am
11. ebd. 1590. 8. Vier hriſtliche teutſche Gomedien oder Spiel, Das ef
vom cananeiſchen Wenblein. Das ander von den befeflenen tuuben m?
flummen Menfhen. Das drits von fünff gerfken Brodten. Das vi!
vom Euangelio anı Sonntag Judica. ebd. 1590.8. — Nicht zu verwechſel
iR mie ibm DM. Wolfarth Spangenberg, Bürger zu Grraßburg, ver
dem auch, wie wir fpäter [chen werden, mehrere Stüde vorliegen.
27) Tragedia von den ſiben Martgrern vnd jhrer Mutter, wie diefli
umbs Geſeh Mofis wilden von Antiocho erbermlich gemartert auß dem 7. Cor.
des II. Buche Maccahaeorum In Reine verfaßt. Eißleb. 1589. 8.
23) Eine neue Comoͤdia von den jungen König Salomon, wie F
Anfang feines Regiments, den kepten Willen vnd Befelg feines Vaters mei
dringet, und von feinen Berichte zweyer unzuchtiger Weiber. Mir einer der
rede D. Simonis Gedici. Frift. a. d. O. 1601. 1604. 8, Susanna. Eis
ſchoͤne luſtige und nüplihe Action auß beiliger Schrift genommen. Bine
1805. 8. Der Engel Raphael gefielt durch G. P. in Berfen. ebd. 1605. &
Tragico⸗Gomodia von einen Adelihen Süngling, der fich in fremde !
begeben. Ferlin 1749. 8. Eine kurge Gomödien von der Geburt des Put
Chriſti Von den Prinzen und Prinzefiinnen ie I. 1589 in Berlin ae
führt. Nach der Adfchr. herausgeg. dv. G. Zriedländer. Bert. 1839. 4 do⸗
degard eine Inftige Tomodie von wunderbaren Siucke ciner Königin 03
Frankreich, die durch Talandum, Ihres Herren Bruder, der fie elne⸗ ee
bruch6 fälfchlich bezüchtiger, unfhuldig zum Tode verdammt, teunderiid ©
reitet und von ihren Serra Earole ÜRagno wieber aufgencmmen wirt:
Stift. a. d. ©. 1693. 8.
24) Tragico-Comedia apostolica d. i. Die Hiforien der Peil
Upoſteln —* immaſſen fe vom St, Luca dem Helligen —X
Deutſche Poeſie. Drama. 543
beſchriehen, dnd dem newen Teſtament einverleibt in Form einer Comediecn
—* oeſtelt. Lauingen 1592. 4. 1693. 8. Augsb. 1593. 8. |. Deutſch.
f 1706. 3b. IE. p. 752 nq.
. 3) Comedia, von dem Patriarchen Iacob, Joſeph vnd feinen Brüdern,
die ganhe vollkommene Diftori, furk begriffen, zufauıpt bregen Vrſachen, was
ramb diefe Comedia componirt worden. Goͤriigß 1592 8. |. Hoffmann v.2.
Sptadea II. p. 3—16,
26) Komödie von der Reformation, gefpielt zu Paris im J. 1524 her.
Ne ae b. Illgen Seitſchr. f. d. hiſt. THeol. Bd. I. 1. (1838.) p.
sg.
27) Tragedia Johannis Huf, welche auff dem Buchriftlichen Goncilie
is Eofteik gehalten, allen Ghriften nutzlich vnd tröftlich gulefen. o. O. u. J.
8. Bittend, 1637. 8.
28) G. Riederer, Nachr. z. Kir. Bel. u. Buͤch. . St. VI. 8
25 sq. Leffing Werke Bd. IV. B- 106 sq. Will, Nuͤrnb. Bel. Per. I. p.
sg. Bodfpiel Martini Luthers Darinnen fat alle Stände der Menſchen bes
griffen, Und wie fih ein yeder beklagt der yetzt Leuffigen ſchweren Bent.
Mann; 1531. 4.
29) Zelotypia, ein huͤbſch vnd nügflich Spiel über das 5te Gap. Nu-
meri, vom Eyfferopfer. Darinnen Gottes Born wider die Sünde, vnd be:
vor om Ehebruch vnd Vnzucht offenbaret, dagegen den Bußfertigen der Weg
zur Beßerung gewieſen wird. Erf. 1371. 8.
%) Lutherus redivivus. Eine newe Comedia. Bon der langen vnd
ergerlichen Disputatlon bei der Lehre vonı Abendmahl, derer fo man lus
theriſch vnd calviniſch, ſowol der andern, fo man phidippifh vnd flacianifch
beißt. Hiftorifcher Veriht, wenn, von weni — fol erberml. Wefen ao.
24 ongefongen vnd geführt bis zu Ende des 92. Jahres. 0. D. u. 3.
(1503) 4. ſ. At p. 495 sq.
. 3) Dry newe ſchoͤne vnd Inflige Eomödien, I. Almanſor der Schul⸗
fpitgel. IJ. Captivi, der gefangenen Leute Treu, aus dem Marco Actio
Plauto überfept. iil. Hansoframea, Hanns Pfriem oder Meiſter Keds.
Xho von ans dem Patein verdeurfcht, und mit huͤbſchen Choris agiert,
Geifligen Schulen vnd Leyen zu Nut vnd gute. 0. D. 1582. 8. Gduls
tenffel, d. 1. eine fchöne chriſtliche nüglihe Comoͤdie, nebft dem Almanſor,
dyd der Kinder GSchulfpiegel. Leipz. 1603. 8. Hank Pfriem, oder Meifter
Kıdk, Eemödien oder Spielwels gefchrieben, erfilid in Latein von M. H.
vad dran aus feinem Latein verteutfcht von {hm ſelbſt. Jung ond alt nuͤtz⸗
Idea dad iuſtig zu betrachten. Sum andern mal gedr. Vpjg. 1609. 8.
Maid. 1606. 8.
‚R) Neue Gomedia von Dionyfii Eiraeufani und Damonis und Yytbid
vrude Kaffe. Darinn der Unterſcheid wahrer Freundſchaft vnd falſcher
dercheley fein artig Fürgebitde, Moftod 1563. 1578. 1588. 1678. 8.
3) Der Deuiſch Schlemmer, ein gayſtlich Spiel, darinnen Alle gotts⸗
derzeßne Menſchen abgemälet Hewarner ond zu wahrer Buß vermaner mer»
den, anf daß fie mit dem Gchlemmer befehrer werden mögen. Magdeb.
1588. 1608. 8. De Duͤdſche Schloͤmer ıc. Irkft. a. d. Od. 1593. 8. Hamb.
a e Geiſtliche Komödie vom erbärmlichen Fall Adams und End. o. O.
34) Comedia. Dariüen den Gottöuergenen Doppeffpilern, zu ersiger
Kbihenn, vñ den Geriffenhafftigen Kurzoellern zu dendwuͤrdiger Eriuneren
Ye BWürffel onnd Starten, fampt deren Farben, Gleich, Hochzeit, Tank,
anten, Trumphen, tenfte EAß, vnd Kreiden, anf heiligen Börtliger Schrift
erändtti erflärh, mit nambafften exeniweln, aus eitlichen anfehnlichen
544 Deutſche Porfie. Drama.
Gcribenten beftettigt,, und darneben der Welt Lauf, in allen dreyen Gtix
den im Lehr, Wehr, vnd Nebrftand, nach jeho der zeit ſchwebenden Laftern,
vnd jhnen entgegengefehten Tugenden (in maſſen das folgende Alphabet Re⸗
gifter puͤnctlich berichtet) durch ſchimpff vnnd ernft, Iuftig vnd Ichrhafft mit
eingefprengt ꝛc. Tübing. 1590. 4. Ehefptegel. Ein fehr Inftige und Ichrhafte
Comedia, wie die Eltern ihre Kinder aufziehen und verbeyraten ıc. Auß dem
lebendig Lünftigen Wort gottes, den Särilten Lutheri ıc. gezogen, mit eb:
5 Vorrede H. H. Mylü u. e. epigrammate Mari. Crusii. tt.
1598. 4,
35) Speculum mundi. Eine feine Somoedia, darinne abgebildet, wi
vbel an etlichen orten, getrewe Prediger (welche die warheit reden) vorbal;
ten werden, Vnd wiederumb, wie angeneme fie feind, ben rechtſchaffnes
Shriften, welche Bottes wort lieb haben. Vud zulcht, wie fie von den wider:
ſachern bißmeilen hefftig verfolget vnd dennoch offtermals aus jhren henden,
sounderlich errettet. Nuͤhlich zu Iefen, vnd Im agiren beweglich. Fikft. 15%.
Koͤnigsb. 1645. 8. Plagium Hier Dieblihe entfürung zweyer Jungen Hera
ond Zürften, als Ernefti von 14 Jahren, vnd Alberti von 12 Jaren, det
Durchleuchtigſten, und hochgebornen Herzog Fridrichs des andern dieftt
Nanıens, weilandts Ghurfürften in Sachſen, herplichen Söhnen. Bad mit
diefelben wiederumb wunderbarlicher Weile durch einen Khoͤler auff der Hr
den, feynd errettet, vnd in das Schloß Aldendurg, zu den Eltern gebradt
worden. Warbafftig gefcheben. Anno Chrifti 1455. Suvor von dem Ab
barn vnd molgelarten Bern Magiftro, Daniele Sramero, damals in Bir
senberg, in eine Lateiniſche Comediam geftelet, Unno 1593. Nunmehr aber,
zum gedechtniß vnd ewigem Rhum, des alten vnnd hochloͤblichen Sechſi
Daufes, vnd zum troft, vieler betrübten bergen im eine luſtige Dentſche Er:
medlanı vertirst. Durch B. R. 0. D. u. 3. 8. Königeb. 1646 8. Magie
1595. 1597. 4. 1609. 4. f. At, Theat. u. Kirche p. 481 sq.
36) Chriftliher Ritter auß den VI. Eapitel der Epiftel S. Pauli jew
eobefern in ein geiftlih Spiel oder Eomedien gefaffer. Alpen im Land:
1. 8.
37) Bon Leben, Reiffen, Wanderfchafften des großen St. ee |
. D. u. 3. 8. Fraw Wendelgard, Keyfer Heinrichs deß Erften auf Gadn
D
Tochter, vnd jhrem Ehegemahel, Graff Uri von Buchhorn, Herrn im dinp
gen, am Bodenſee: was fih Anno 915 vnd Anno 914 mir ihnen zugeitagee.
uͤhlich vnd Furpweilig zu fefen. Sehalten zu Stutgardt, den Tag Marti,
Mans 1578. Auctore N. Fr. Züb. 1581. 8. Irtft. a. M. 1599. 8
1 iR {) "
38) Hiſtoria Magelone, fpielweih In Deutſche reimlein gebracht dar
einen Studenten Mit einem nupliben Vnterricht G. GSpalatini. Sar
M. Blum. 1539. 8.
39) Ein huͤbſch neu Faßnacht Spil aus heyliger Bibliſcher gſchrifft 9°
ogen, der treu Eckart genannt, darinnen alle ſtend der Weit beg mer;
en, mit ſchoͤnen Figuren angezeygt. Straßd. 15'8. 8. Ein recht fi qeiſt⸗
lich Buͤrger⸗Splel, Tobias genannt, darinnen neben dem daß der It!
Gottes Wort vnd Werd lieblich eingebildet wirt, hie fonderlich zu lernen #
wie es auch einem frommen Mann übel gebr, vil leydens In Ehefand M’
fehret, aber Gore immer gnädigli hliffet, und zuleht das Ende mit
befhlieffet. Alles aus Heiliger Schrift gezogen, öffentlich gefpielt von Kat
ehrligen Bürgerfchafft zu Straßburg. ebd. 1562. 1551. 8.
40) Wurde bei der Hochzeit des Herzogs Zriedrich Wilhelm von E%
fen mit der Pfalzgröfin zu Belmar 159 aha Ir gedradi-
Deutſche Porfie. - 545
u) Ein ſchoͤn luſtig Spü ober Tragedi: Ben Zerflöhrung ber are
er m in X Statt Troia ode Ilion. rt im —
139. 2. 1600.
48) Ttagedia aus heiliger göttlicher fhrifft, von dem großen ſchrecklichen
und männlichen Hunger, Teurung und Delägerung bee Stadt Samarid,
nach inhalt des 6. u. 7. Gap. in II. B. der Könige. Frkft. 1603. 8.
83) Ein ſchoͤn luftige und kurtzweilige Comoedia Won bem Hochgebornen
und Graffen Hannfen von und zu Wirtemberg vnd Freyheren zu
mad. Straßb. 1608. 1612. A. —2 vnd Sufanna, vormahls bes
ſchriehen durch Nicod. Fr. P. L. und Com. Pal. Caes. j&0 aber yn lieb⸗
liche teutſche Reimen transferiert. Freft. a. M. 1580. 8.
44) Ein ſchoͤn kort nyegedichtet Gpiel der Hiſtorien von dem Papyrio
elextato, der Zunge gen tho eynem euenbilde ber Dögeth vorges
Tet on kotrtes yn Rime gebracht on transfereert ex Nort. Alticar. A.
Sell L. IJ. O. 23. O. D. 1531. 8
$. 666.
Hatten wir bei der Geſchichte der Deutfchen Poeſie während
bes erſten Jahrbunderts der Reformation mit Ausnahme weniger
Bider und einzelner bervorcagender Talente eigentlich nur
iM langſames, traͤges ortwegetiren der vaterlännifen Dicht
kunſt im Augemeinen gewahren können, fo dürfen wir bei ber
beſprechung derſelben in der erflen Periode der neuern Zeit,
d. h. ven Anfang des 17ten blo zum zweiten Viertel bes
18m Jahrhunderts nicht verfennen, daß troß ber vielem aͤu⸗
heien Hinderniffe, die einem erfreulihen Gedeihen berfeiben im
WVege Randen, dennoch ihre Entwidelung eine größere Kunfl-
vollendung wahrnehmen läßt, als man erwarten ſollte. Veran⸗
ſcagt man nämlich die traurigen Folgen, welche der 3Ojährige
Ritz, de Verwüßungen der Frangofen auf dem linken Rhein⸗
ufer, thelweiſe auch der Spaniſche Erbfolgekrieg und die Tür
- Tufrige für Deuiſchland nah fi zogen, die hierdurch allge,
nein eingeriſſene Armuth und Verwilderung, ſowie bie durch
Me Kriege und die Peſt fo oft in ihren beſten Kraͤften deci⸗
nick Beydlferung Deutihlands; die Schwädung der Inneren
Vollekraft und den theilweiſen Verluſt der deutſchen Selbſtaͤndig⸗
Ich, fo darf man am eine erfreuliche Entwickelung ber freien Dichte
uf gar nicht denken, und zwar um fo weniger, wenn man noch
Diuntemt, daß das politifhe Uebergewicht Frankreichs Aber
Deutſchland unfere Vorfahren veranlaßte, nicht blos, wie noch
jeht, die Moden und Sitten biefes Landes nachzuaͤffen, fondern
Orife, Hand6, d. Literãcgeſchichte. II. 35
546 Deutſche Poeſie. Sprachgefellfchaften.
auch viele Ausdrücke und Redeweiſen deſſelben ihrer Sprache
auſzudraͤngen und fo jenes abſcheuliche Deutfch-Franzöfice Kau—
derwelſch herauszubringen, wie wir es in des Leyermahes Cor⸗
reſpondenzgeiſt und in dem weit fpätern Deuiſch⸗Franzos, In
den meiſten Romanen bis gegen 1750, neuerlich gut nachgebildet in
Bronikowski's Erzählungen, finden, dann mit Recht, aber wit |
Uebertreibung, von den Puriſten vertrieben und jet in dm
Romanen der Gräfin Hahn⸗Hahn und ihrer Nachbelerinnen
als ariflofratifh nobel zur Schande der Deutfchen Literatur wie
der aufgewärmt fehen. Daß man in biefer Periode hierbei nd
nicht fichen blieb, fondern auch noch Lateinifche (beſonders von
Seiten der Gelehrten und Stodphllologen) und Stalläniit:
Broden in dieſe efle Franzoͤſiſche Sprachkuͤche einfhwärte, kann
freilich auch nicht geläugnet werden, ebenfowenig aber darf mu
verfennen, daß das Volk, wenigfiend die niederen Stände, aus
jept noch nit feinen Antheil an der Nationalpoefle bein
fondern daß diefelbe ſich faft nur unter dem Adel und dem höhe
Bürgerflande bewegte, während jene immer noch entmeder ai
verbalbornten Reflen ber mittelalterlihen Poefie zufrieden fm
mußten, ober ih auf Volks⸗, Liebes⸗ und Kriegslieder befhränt,
und auch Hier waren, wenn man bie Kirchenliederdichter aus
nimmt, nur wenige Sänger tiefer ind Bolt eingedrungen, wm
ihnen ‚aber am Meiften noch Wedherlin.
$. 667.
Um nun biefen abnormen Zuſtand der äußern Mehl!
und Form der Poeſie gehörig würdigen zu koͤnnen, muß mi
fi vergegenwärtigen, daß zwar in diefer Periode aus an ſid
- fehr loͤblichen Gruͤnden, wahrſcheinlich in Nachahmung und nad den
Muſter der vielen ähnlichen Staliänifhen Vereine jener Zt
mehrere gelehrte SE prachgefellfchaften") gegründet wurden, KM
Aufgabe es fein follte, Deutfhe Sitte und Sprache im Gegen⸗
ſatz zu fremdem Ballaſt aufrecht zu halten und alles Unaͤchle
und Leoniſche auszuſcheiden, die aber leider unwilllürlich ſich fremden
Einfluͤſſen beugten und, weit entfernt, der den Deutſchen inwohnenden
Reigung, alles Ausländifhe fhön zu finden und nachzuaͤffen, m’
gegenguarbeiten, diefelbe vielmehr durch Tändeleien und Spieler
Deutſche Poefie. Sprachgefellfchaften. 547
mit Sinndidern und Ramen, welche fi die Mitglieder unter ein
ander beilegten, unterffüßten und pflegen. In vieler Hinficht
fann man ihre Pedanterei mit der handwerfemäßigen Förm⸗
lichlet der alten Meifterfingerfchulen vergleichen, und eben dieſes
Einängen des freien menfchlichen Geiſtes in den eifernen Har⸗
nifd der todten Form verhinderte alles fruchtbringende Gedeihen
derfelben. Die erfte diefer angeblich zur Hebung der Deutfchen
Eprade gefifteten Geſellſchaften war die frudhtbringende
Geſellſchaft, welche am 24. Auguſt 1617 zu Weimar auf dem
Shloffe Hornſtein, der nachherigen Wilhelmsburg, durch Cas⸗
var von Teutleben geſtiftet und zuerſt unter den Schutz des
Büren Ludwig von Anhalt geflelt, ſonſt auch der Balmenorven
genannt ward, 890 Mitglieder zählte und bis. 1680 fort
dauerte). Nach ihr folgte die aufrigtige Tannen»
gefeltfhaft?), von Jeſaias NRömpler von Lömwenhalt zu Straß»
tm 1683 errichtet, welche aber bald wieder einging. Die dritte
war bie Teutfhgefinnte Senoffenfhaft*), die am ers
hen Mai 1643 Philipp von Zefen zu Hamburg fliftete und
welche Ach in Die Rofenzunft, die aus 9. 9 oder 89 Mitgliedern, in
die Lilienzunft, Die aus 7 . 7 oder 49, in die Nägeleinzunft,
de aus 5.5 oder 25, und in die Haupt⸗ und Rautenzunft,
be ans 12.12 oder 144 Mitgliedern beflchen follte, aber nur
Ss belam, theilte, fo daß fie im Ganzen nur 208 Thelinehmer
hatte, Sie Scheint bis 1711 fortgevauert zu Haben und
concentiirte ihre Thätigkeit vorzüglih in dem möglihfien Aus⸗
ſcheden aller fremden Wörter aus der Deutfhen Sprade und
der Bildung neuer, weldhe blos die Sonberbarfeit der Fiſch⸗
art'ſchen Wortformationen, nicht aber den Geiſt derfelben hatten.
Sle mußte darum vielen Spott von Selten ihrer Gegner dule _
den, befonder8 auch darüber, daß fie fhon Deutfh flatt Teutich
zu ſchreiben für gut fand. Der vierte dieſer Sprachorden iſt der
gefrönte Blumenorden der Hirten an der Pegnip?),
1644 von Georg Philipp Harsdoͤrfer und Johann Klajus
zu Rümberg gegründet und heute noch, wiewohl in einer an
deren Gehalt, fortbauernd. Der fünfte if der Schwamenor⸗
den an der Elbe‘), dem Johann Ri 1656 (nit erſt 1660)
gründete, der aber mit defien Tode 1667 wiederum aufhoͤrte.
oo. 35
u”
548 | Dentſche Poeſie. Sprachgefelifchaften.
Nicht zu Stande kamen der belorbeerte Taubenorden)),
den Chriſtian Franciscus Paullini zu Eiſenach 1693 in Bar
ſchlag bradiie, und der Leopoldenorden?), den Caspar Jump
Michel *) von Miceldberg zu Dresden den 30ſten Mat oe
Oten Jali errigten wollte, fowie die von Carl Buflav Hein
zu Wien projecirte ähnlide Gefellſchaft (1716)°) und en
von dem Tertind zu Grimma Johann Auguſt Egenolf (1717)")
vorgefehlagewer ähnlicher Verein, wohl aber die Teutſche 9
ſellſhaft in Leipgig‘), weiche 1697 Johann Yardard
Mende gründete, und die fi, weil die erſten Mitglieder mel
aus GörliG waren, erſt die Goͤrlitzer, 1719 aber die
Teutſchübende Poetiſche Geſellſchaft und 1727 bi
Erneuetung Ihrer Statuten die Teutſche Geſellſchaft namt.
Zwar folgten nan noch mehrere andere aäͤhnliche Geſellſchaften
allein dieſe gehören noch weit mehr als einige der zuleht go
nannten der naͤchſten Periode an, und werden alfo bie ni
weiter zu erwaͤhnen fein. Schließlich mag bemerkt werden, daeß
aus alien biefen Geſellſchaften zwar manches Gute und Nüplik
für das Gedeihen der Deutſchen Sprache und Poeſie here
gangen iſt, allein dieß hatte man ihnen nicht als Gorporationn,
fondern lediglich den einzelnen Theilnehmern an denſelben, wm
ter denen die erſten Köpfe jener Zelt waren, Ins Befondere u
verbanfen. |
— — —
*) Man dat von ihm den Spottnamen ber deutſche Michel ableitn
wollen, allein diefer iſt weit älter, und gründet fich ſchon aufeine Erzählen
6 Verfaſſers des Gimpliciifimus. f. a. Def Simplicissimi Praley wm
Gepräng mit feinem deutſchen Michel. Jedermänniglichen ohne Laden i
leſen use ge eur —— ne ns 1673. 8
y e Spra a 17ten rhuudern.
Berl. 1824, 8. ueb. ſ. M. E. N eneieker . Spec. lan, Bit. er.
peetis German. hujus sec. (XVII.) praecipuis. Viteb. 1706. 4. ib
1708. (a. d. Tit. fleht als Dr. & 1808) 4,
. D_Neufproffender beutfcher Palmbaum oder ausführlicher Bericht vom
dir Hocdlöblichen fruchtbringenden Gefeufchaft Anfang zc., von dem Syreß
enden (d. i. G. Neumark) Rürnb. 1668. 6 (8. &.n. Hüle), Der Zuiiit
almbaum. ebd. 1647. 8. Merion, der Kruchtbringenden Geſeill Haft Kamm
vhaben, Bemälde und Wörter. Frift. 1646. 4. Sandrart, Iconologia Deorum
mebft des Durchlauchtigſt. Palmenordens Gpeentemepel. Nuͤrnb. 1690 el
C. Bryphius, Ritterorden p. 305. Hanndv. Drag. 1767. p. 122. Deutiö.
Mere. 1784. HIT. p. 214-221. 3. M. Beinze, Erzähl. v. d. Fruchtee Er.
u. Berm
Beim. 1780. 4, u. . Rachr. v. d. Acten d. & unt. b.
baften. ebd. 1781. fol. —R Bon ber vormal. Fr. Geſ. zg. 1755. 4
Grit. Weitr. IV. p. 368 ey. Wediend. Jahrb. Bb. F. 2 —
Deutſche Poefie. 5
3) 6. Römpler, Erſtes Sopuͤſche feiner Reimgedichte. Straßb. 1643. 4.
XVII. p. 89.
Reumciftee De poelis saec, -
4) Preißker, ber hochpreißwürdigen Deutfchgefinnten Genoffenfchaft Zunftz,
und Gelchlehtinamen. Wittenb. 1705. 8. Meumelfter a. a. D. p.
118. Grit. Bibl. I. p. 191. Schottel, Ausf. Urb. v. d. Zeutih. Spr. p.
101. Riht zu vermechfeln ift damit bie zu Onfange des 17ten Jahrh. ebens
fl zu Hamburg begründete Teutſchäbende Geſtliſchaft ſ. Hanndd.
Dog 1768. p. 86,
5) 8. Amarantes (3. Herdegen), Hiftor. Nachr. von bes Jöblichen Hir⸗
tens und Blumenordens an ber Peanig Anfange und Fortgang. Kürnb.
14, & ©. Bi. Ponzer, Erneuert. Bebäctniß bes ner 350 Jahren geftife
ktm Blinenordens. Rürnb, 1744. 4. Grit. Bibl. I. p. 491. Bragur IE.
-
p. 24 sg, Müller A. 8. SD, Br. IX. » ZV-—-XXWV.
6) S. Körfter b. Müller Bibl. Deutſch. Dicht. d. 17ten Ihdts. MP.
XL p. XVII. Anm. Grit. Bihl, I. p. 192. Gandorin (one. v, Hoͤpelen)
dei hochloͤblichen ädelen Edywenen shrbeus Deutiher Simberſwan. Lühen
1666. 12. Ahroͤnenfließender Zimberſchwan. ebd. 1668. 8.
n®. 5 Mon. Untere. 1693. p. 8. Erit. Bibl. J. p. 19,
Prof b. Paullini Zeitkürz. erbaul. Luft I. p. 137—151.
8) 8. 3. C. Jungmichel, Neuer Wachsthum der deutſchen Heldenfprache,
uch den Hochpreißlichen Leopolden⸗Orden. o. DO. 1695. 4. Grit. Beitr. V,
p. 168 sq. Erit. Bibl. I. p. 192.
me Grit. Beitr. II. p. 267 sq. u. G. Heraei Poamata. Norib.
sl, .
10) G. Exit. Beitr. I. p. 193. J. Agst. Egenolf, Consilinm de
tosiituenda soeletate, quae barbariem in lugua vernacula ooercere
uudeat, in ſ. Trias dissertas, Lipa. 1717, A.
1) ©. Schediasma de instituto Socielatis Philo- Teutonicae
poelicae. Lips. 1722. 4. Rachr. dv. d. erneuert. Teutſch. Gef. in |
%, 1727. B. Berg. aller Poctiſchen Schriften und Mitglieber 8. 2. Geſ.
Egg. 1724. 8. Sätten, SH. Zuropa IL p. 78L Grit. Bibl. I. p. 193.
$. 668.
Haben wir nun bereits Darauf hingewieſen, daß allerdings
eimelne Witgtieder tiefer Sprachgefellſchaften weit mehr Air
Deutſche Sprache thaten, als die Inftitnte, zu denen fie gehör⸗
ten, fo müffen wir Her beſonders Martin Opiy') anführen,
ber thelts durch Den großen Einfluß, den er ſelbſt auf feine
Zeiigenoſſen aushbte, theils and durch eine eigm zu biefam
Zweck geſchelebene Poelik es dahin zu bringen mußte, daß das⸗
jenige Hochdeuiſch, wie es und Luther in feiner Vibeluͤberfezung
übergeben hatte, die herrſchende Form fire ben poetiſchen Aus⸗
duck ward. Zwar hatte vor ihm ſchon Ernt Schwabe von
der Heyder) einige Regen der Deuiſchen Proſodie feRgefefit,
550 Deutfche Poefie.
‚allein während der fonft fo tuͤchtige Weckher lin fih noch an
gar nichts binden wollte, finden wir bei Opitz ſchon nicht bloe fafl
genaue Sylbenmeſſung, fondern auch forgfältige Unterſcheidung
der Jamben, Trochaͤen, Dactylen und Wnapäflen, wenn auch
die metrifhen Formen noch ohne alle Selbſtaͤndigkeit und theils
den Sranzofen und Holländern, theils den Italiaͤnern abge
borgt waren.
1) Bon der Deutfchen Poeterei. Brest. 1624. 4, u. in d. Bodm. Ausg.
p. 1-70. Als Gymnafiaſt zu Beuthen hatte er ſchon feinen Aristarchus
seu de contemptu linguae teutonicae (Straßb. 1624.4. u. in d. Bob:
merſch. Uusg. p. 7178) gefchrieben.
2) ©. Wadernagel, Geſch. d. Deutſch. Herameters p. 40. Gedichte von
ihm db. Wadernagel, Deutich. Lefeb. IT. p. 191. (p- 235. d. II. A.) Scherf:
fer db. Hoffmann, Spenden Bd. II. p. 197. fchreibt aber Schwaben alles
Verbienft ge und fagt, von ihm babe Opitz erft Alles, was er für bie Deut:
ſche Dichtkunſt gethan, gelernt.
$. 669.
Ehe wir aber jegt zu demjenigen Manne fortgehen können,
ber fi in diefem Abfchnitte um die Deutſche Boefle fo wohl ver-
dient machte und durch Vorgang und Beifpiel, fowie durch
feine Schüler eine befondere Schule gründete, iR es nothwendig,
einige Worläufer defjelben anzuführen, welde wenigſtens in
mander Beziehung das Terrain für ihn ebneten, auf dem er
wirken ſollte. Die hervorragendſten Talente unter ihnen find
der Jeſuit zu Coͤlln Friedrich von Spee aus Kalferöwerth
in der Pfalz (geb. 1591, nit 1595, gef. 1635), befanntlid
der erſte Beftreiter der Hexenproceſſe (1631), defien Trug Nad⸗
tigall Cd. h. feine Lieder follten „trug allen Nachtigallen ſüß
und: lieblih fingen”), eine Lieverfammlung, nicht blos durch ihre
gefühlvolle Naturanfhauung an die Minmefinger, fondern aud
durch ihre innige Leidenſchaft für den Serlenbräutigam und
Heiland eines ber beſten Erzeugniſſe diefes Abſchnittes ward, und
George Rodolf Wedherlin aus Stuttgart (geb, 1584,
ge. um 1651), der In die Deutfche Literatur die Dbe, das
Sonett, die Ekloge und das Epigramm einführt. Obwohl
Nachahmer der Franzoſen, übertrifft er doch Dpis an Tiefe des
Gefühle und Natürlichkeit der Empfindung, Kraft und Lebendig⸗
Deutſche Poefie. | 551
kit des Ausdrucks und Schwung der Phantafle. Am belieb⸗
wen waren befonders zur Zeit des SOjährigen Krieges feine
kriegs⸗ Liebes⸗ (er nennt fie Buhlerelen oder geile Lieder)
und Irinklieder, obwohl aud feine Oden und Gelegenheitsge⸗
dihte, wenn fie auch weniger populär wurden, viel Verdienſt⸗
liches haben, welches bei leßteren beſonders darin befleht, daß er in
ihnen fein bloßer Lobhudler if, fondern nur wahres Verdienſt loben
wil. WS Liederdichter wird beſonders Paul Meliffus
der Schede?) aus Melrichſtadt In Franken (1539 — 1602),
ver die Palmen in Deutfhe Reime bradite, geruͤhmt, der
ad das Verdienſt hat, in einer Nachbildung des 37ſten Pfal-
umd das aͤlteſte Beifpiel der Terzinen in der Deutichen Poeſie
und zugleich das äÄltefte Sonett in Alerandrinern geltefert zu
haben. Schade iſt e8, daß von Peter Danatfiust) aus
Straßburg (1561 — 1610) nur noch ein einziges Gedicht, ein
Hochzeitscarmen, vorliegt, denn er fcheint in Bezug auf Spraͤche,
thyihmiſche Genauigfelt und Rundung am weiteflen unter allen
Senannten geweſen zu fein. Ein mehr religiöfer Dichter if
mid Johann Valentin Andreä‘) aus Herrenberg im
Bürtembergiften (1586— 1654), Abt zu Adelsberg, defien
Alegoriiche6 Epos, die Chriſtenburg, die Schidfale und Zufände
der criftlichen Kirche in den furz vor dem ZOjährigen Kriege
orhergehenden Zeiträumen nicht übel fchilvert,
BD 8 5% — Doet. zafhend. 1806. p. 127 sq. Hauber Bibl.
140, 500 . Webbigen, —* ——
P- er scher in ine 8 la. 0. D. p.
Schwendler in. Be. Spee von Langenfeld als geifklicher Didier —
nachtigal, Trier 1843. 8. Gülden Tugend Buch oder Werke und Uebung
Mi Kimmbten Tugenden, Glaubens, Hoffnung und Liebe. Cobl. 1649. 1656.
1666. 1068. 1748. 12. Eoblenz 1829, II. 8. Trugnachtigall ober geilts
* —3 —— Eoͤlln 1649. 12. 165 ro ». 1656. 1660,
N. d. erft. Ausg v. W. Frieſſem, Köln 1849,
n —— u. —2 von v.®. Süppe und W. Xunfmann. Anhang, die
Relodien = erſten Aug. bearb. v. Foͤlmer. Coesfeld 1841. 12. Zr.
ed P. 2, Willmes. Köln 1812. 182 12. NR. d. Ausg. v. 1654 im
Gcfe d. Berf. bearb. v. Br Kav. Weninger- Inebr. 1884, 8. Auswahl
b. Müller a. a. D. Bd. X
2) ©, Bofäen *. v. Sittew. Geſichte IE. p. 664 sq. Deutſch.
Ruf. 1779, Bd. n 3 —309. Hanndv. Mag. 1707. p. 112. Dlla Potr.
188. %. IE. p eo * P. Conz, Radır. v. d. Leb. u, Schrift. &.R.
r —5 — * 8. Müller, a. a. D. p. XI-XXVI. ey Br.
10 $ Herder im Deu iſch Huf. 1779. 8b. II. —*
8* Ar Rn Oben und Bring. Stuttg. 1618: 8, Geiſtache und . weite
552° Deutſche Poeſie. Epos.
lie Gebichte. Unmllerd. » 1641. 12. 1848, 1048. 8. u. 6. MR. Unserief.
Gedichte. Zwideu 1823. 12. u. in b. —— wi Deu * Di:
ter bes 17. Ihdts. fortg. v. K. a son. 189. u ie
Erinnerungen an Guſtav Adolph (Gebicht) ent. feine
leitung zur Gedichte gin⸗ ebend u. ©. A. We —— Bi Guſtad
Kai. Halle 1806. 8. Prob. b. Eſchenburg — St. ebd. IN. p. 171
u ®. Adami Vit. phil. p. 206. Bruder, Ehrentempel IV. p. 148.
Zördens Wh, III. p. 515 sq. — "Di Palmen Davids In Zeutfche N lang
reymen nad) Srangefifcer melobeien uont ſylben art, mit —**
gebradt, Heidelb. 1572. 8. — &. weltlichen Lieder 6. Binkgrefs Muig »
Drik Teutſche Geb, Stvaft. 1624. 4. p. 162 1 2 Zergine u. d. Gondit
adernagel Bd. II. p. 95 sq. (p. 122 sq. d. II. 4.)
4) ©. Morhof Unterr. v. d. Deutſch. Spr. p a Da Pote. 1788.
Bd. I 1: 79 sq. Hanndv. Mag. 1767. p. 111 2. gras Bd. I, p.3%
sg. D. Ged. in b. Züri. Streitſchr. Bd. IV. St. 9. p. 7—9.
8,8. mA 4 bold, Selbſtb. merkw. Maͤnner. Wintntt.
10. © sbefchr: ber. Würtemberger. Gtuttg. 191.
—8 Maſ. oo, er. XL P- 416 2q. Wärtemb. ep. & Lit. 18.
L A. Ch. Zeller, Epist. q opuse, var. nov. eüt
ind. rubing. 1713. 4. M. Pb. Furt, Boni. Sn all. in Drad gelomm.
Lat. u. Zeutih. Schr. d. artaage: 3. v. %. Tũb. 1393. 8. u. Rachtt. m
1 Lit. Anz. 1798 p .H. AL lem, Amoen. acad. (Stullg.
17 2 Font: —— 1 Eu. 90 ah, . A. u. f. Zeitalter, Berl. 1819 8.
. pP. sq. Zördens L 9.2465 pi
5 — —— Burke ee 161 12. Chriſtl. Srmäl FE 1612 &
Dichtungen 3. Beherz. f. unf. geltatte, m. e. Vorr. v. Derder. u. *
8. Die Ch henburg. Alcg. . Dicht n. ein. gleicha. Hdſchr. her
Srüneifen. Lpzg. 1836. 8, u. 5. Sügen Zeitſchr. ar . Theol. Bd. —
$. 670.
Es iſt ſchon oben ums einigen Anbdeutungen klar gem!
den, daß fi} die aͤltere Schleſiſche Dichterſchnle, ihren Oplh
der Spitze, vorzugoweiſe mit der Lyrik beidäftigte, wir wola
gleichwohl der früher beobamteten Ordnung halber hier mei
einige Worte über das Deutfge Epos während derfelben Zei
ſagen. Die Blüthe deſſelben war für Deutfchland werfen?
für jet lange vorbei, und Arbeiten, wie des befannin Ede
iſchen Reichſhiſtoriographen Johann Freins h einy ansliin
(168083 — 68) Teutfſcher Tugendſplegel, womit er Bernhard ver
Weimar feiern und verewigen will, Johann Peter Titzens)
aiuo) aus Liegnttz, Conrectors zu Danig (1089 — 89, &
deetia, Wolf Helmi ards, Freiherru von Gohenbert a
Lengenfeld In Nhıbatprid A012 — 88), (ale Migie de
Frucattingenden Gefelifihaft ver Gimmechhe genanni),Heb⸗
=
Deutfche Poeſie. Satire. 555
Wehntichtelt mit diefen Arbeiten haben unter den Schriften bes
befannten Wiener Hofpredigere Abraham a Sancta Clara!“)
oder Ulrih Megerle aus Krähenheimftätten bei Moͤßlirch in
Schwaben (geb. 1642, gefl. 1709) befonders fein. Rarrens
neh, Merls Wien, Etwas für Alle, Judas der Erzfhelm, Hui
und Pfui ıc., obgleich fie verhältnismäßig auf einer weit nies
drigeren, faR banswurftartigen Stufe fichen. Auch der befannte
Rector zu Zittau, feiner Vaterſtadt, Chriſtian Weife')
(1642 — 1708) ſuchte die Laſter feiner Zeit durchzuhecheln
und wählte dazu die Form eines Romans, allein den geringen
Beifall, den feine frofige Satire fand, verdankte er mehr feinen
übrigen damals vielgelefnen Schriften, und darum fiel fein Buch
bald nachher in verdiente Bergefienheit, welches Schiefal leider, aber
mit- Unrecht, auch Johann Riemer’s'%) aus Halle (1648 —
1714), Paflors zu St, Jakob in Hamburg, Satire anf die
ſchlechten Dichter und Werfefabrifanten widerfahren if, denn hier
fowohl als in einer andern auf die damalige Revefunft ift viel
Treffendes und Wahres, was aud) für und noch zu beherzigen
fein dürfte, gefagt. Reine Curioſa find fein politiſcher Maul⸗
affe, Stodfih x.
ı) € Zu (od d d That
N
Templ. honor. p. 357 sq. Struve, Acta litt. T. 7 f. 3. p.18 2q. f. 6.
p- 30. Commerc. litter. M: ermeggeri I. et II. Fascic. Argent.
1670. 12. Zördens Bd. I. p.
D) Lucretia. ansie 0. 8 T en b. v. Baczko, Preuß. Tempe
1781. Apr.
3) ©. Ken b.. VI. p. 342 sq. — Der Habfpurgifche Dttobent.
Sehr 1663. 8. (Uusz. in d. Beitr. zur Brit. Hiftorie d. deutſch. Spr.
VII. p. 541-576.) Die an cote geraubte Proferpina. Fi
—* — 8. Luſt⸗ und Arzneygarthen, oder bie mit deutſchen Sayten
überzogene Cronharfe bes koͤniglichen Propheten Davids. ebd. 1675. 8.
Regensb. 1680. 8.
4) Der große Wittelind, in einem Heldenged. ber. m. e. Vorr. u. m.
Nacır. v. Poſt. Leb. u. Schriften v. Chr. Br. Weichmann. Sams. 1724. 8.
Die liftige Juno, wie folche von Homer in ber Ilias Lib. XIV. abgebildet,
vom Biſchof u zu Theffalonich ausgelegt ‚ von —* in teutſche
Berfe gebracht und mit Anmerkungen erklaͤrt. ebd. 1700. 8. ſ. Thieß, Hamb.
au. een. BD. IT. p- Al. rdens Bb. IV. p. 310 Sting vVii. i.
5) Der Held von Mitternacht. Heilbr. 1633. 4
6) Der Deutfchen b AH Krieg, poetifch erzaͤhlet. o. ö, (Hamb.)
1657. ec en De. . 247
©. Floͤgel Sa: d. Tom. et. ©. III. p. 462 4q. Sörbens Bb. V.
20.10 Schmitt ekrol. Bo. I. 176 sq. He ngt, Kl. deutfche she.
sq. Foͤrſter b. Müller Sl, I Deutſch. Dit. Bd. XI
666 Deutſche Poefie, Satire.
XXXI. sq «© mnt aus *
— von lem Bee a dee 5 Moeiäctn und Ehlfegiäg, = nebſt eins
igen nöthigen Erklärungen des Neberfepers. Altona 0. J.
8) De hörichte en ober T&hmärmenbe Poctt, in einer ufligen
Osmoedie, wobe ne Critique € nonymi ueberſch
ten, Schäfer gehe End unverfehämte Durchhechlung ——
dauſchen —* Coblenʒ (Hamburg) 1704.8. f. Kldgel Fe —22
IJdrbens Bd. II. pP. 400 sq. Hanndv. Mag. 1768. p- Be
erit. Geſch. d. deutfch. Spr. Epzg. 1733. 8. St. III. p. 50" * +
Rachr. v. f. Bibl. Bd. VII. p. 706. Olla Potr. en Br. I
9) ©. Srörnt ie rn . 150 sq. VI. p. 465 3 . bg *
p. dt ag ar. 66. p. 162 sq Wi ver —8
—S 30 he Yıs erfilie: Ban ber gRinfehen i igigen verdorvenem
Wandel unbe Maneeren. 2 Van almodiſcher Kleder Dracht. 3. Ban vers
mengber Sprake unde Riten, 4. Ban Posfle und NRym⸗Gedichten. Met seuem
Aubange 20 von etlicen in büffen Jyden nyen ingeſchlekenen Mißbrüfen. o. O.
1670. 8. Roſtocko. J. 8. Joachimi Rachelii Londimensis
Nen⸗ —— ———— Satyriſche Gedichte, deme beyg füge (Jana. Wilh.)
Laurembergii Schert Gedihte Samt einem — Etlicher in bie
Zeit men beaußgefommener Nieder: Sächfiihen Teutſchen Werfen, Bor’ Ye
Biebhaher der edlen Poësie, an neuen — auffgeleget und gebrudkt.
Bremen 1700. 12. 0. D u. 3. (Caffel 1754.) 8. De nye poleerte utio im
“ Bades -Büdel, entworpen in veer Eder: hte. —* nn
D. u. 3. 8. Hochdeutiche Ueberſ.: Bier Sch — ige
Seierterbung ——— von der —— Enten. (6. 6
defind) IM Jahr aLs hier Die ELbe fLosse.
10) &. Hamb. Berm. Bibl. WB. IH. we ihm die 2 Ich.
8 zu abgefprocdhen werben.) Zörbehs 3. F. 235g
el pe 1% J. Her Schmidt N ce Bei. ar an e Br rn
riſche Ge EB 1 af. end.
0.6) t 1668. 8. (40! ) 1077. Dfdenp. (kandon) 1086. 8.
5. Bremen 1700: 4707. 8. Beeyburg im Sopfenfade, o. J.
In 8. 35 1742. 8. d. Dei b yon J. J. Wippel. Werl. 5
8. R verb. A. 0 — ie Fi 8 — Morhof, unterticht x. ©. 16.
p- 750 nennt ihn den erften Satiriker in ter hochdeutſchen Sprache, er
—— Biefen Namen aber ebenfowenig als hen des Deutſchen —X
eK
11) Der Welimann. Kult. u. 8. ©. el @». IB.
* Gm — . ma *8 ———7
Lp. 1
12) F —— Consp, —8 . 383, ala te. 1783. 3b. IL
„95 2q, Estel ade, Be IV sg. Phrdens Bi.
ı q⸗ er db —** 0, Q- D. xy 2 LXXH. l
Strieder He. Bel. 201 3q. 9 runter und warha
eſch. 8 IX. p,
eſichte Yhllanders von — Dos if Straff⸗Schrifftey 28
el Moſcheroſch von —— 3 u welchen —— en, Allee Roaͤn⸗
ſchen Händel, mit jhren Ratärlichen Karben der Eitelkeit, Gewalts, Heuch⸗
Shorpeit bekleidet, o gli oe auf die Schau ühret, als als in ‚Anem
argsftelet Ay ben Bern. na 1 abd. 1080. II.
1830. Bb. * .J. .d
$ ig
rapie vivo redjvivus Anparenz, Das ft: me
eeterharliche Siflenm, Bounen Dean: Don YEhude Wehe
Deutſche Poefie Satire. 555
Ichnfihtelt mit diefen Arbeiten haben unter ben Schriften des
befannten Wiener Hofpredigers Abrabam a Sancta Glara'*
der Ulrich Megerle aus Krähenheimftätten bei Mößkirch in
Scwaben (geb. 1642, geft. 1709) beſonders fein. Rarren»
net, Nerts Wien, Etwas für Alle, Judas der Erzſchelm, Hut
und Mut sc., obgleich fie verhältnismäßig auf einer weit nies
drigeren, fa bandwurftartigen Stufe fichen. Auch der befannte
Fector zu Zittau, feiner Vaterſtadt, Chriſtian Weife")
(1642 — 1708) ſuchte die Laſter feiner Zeit durchzuhecheln
und wählte dazu die Form eines Romans, allein den geringen
Beifal, den feine froflige Satire fand, verbanfte er mehr feinen
übrigen damals vielgelefenen Schriften, und darum fiel fein Buch
bald naher in verdiente Vergeſſenheit, welches Schickſal leider, aber
mit Unrecht, auh Johann Riemer’s!‘ aus Halle (1648—
1714), Baflors zu St. Jakob in Hamburg, Satire auf die
ſchledten Dichter und Berfefabrifanten widerfahren if, denn bier
ſewohl als im einer andern auf die damalige Redekunſt IR viel
Irefiendes und Wahres, was auch für und noch zu beherzigen
kin dürfte, gefagt. Reine Curioſa find fein politiſcher Maul⸗
af, Stockfiſch ar.
En
—9 honor. p. 357 sq. Struve, Acta litt, T. I. f. 3. p.18 aq. f. 6.
%. Commerce. litter, M: „ernegeeri I. et II. Fascic. Argent.
Ibn. 2. Zördens Bd. I. p. 5
I en? N 0. Ss — Proben b, dv. Baczko, Preuß. Tempe
Ar — in © Bin 25— krit. A ee Er.
N. &. VIII. p. 541576.) Die unvergnügte geraubte Proferpina. Mes
gend. 1661. 8. Eufts und Ar ine artyen, oder bie mit deutſchen Sayten
— 5 — Seonharfe bed Fin — 1075. 8,
9 Der große Wittekind, in einem Heldenged. her. m. e. Vorr.
Rad. p. Poſt. Leb. u. Schriften v. Chr. Fr. Weichmann. Sams. 1724. =.
Die liſfige Juno, wie folche von Homer in ber Ilias Lib. XIV. abgebildet,
ven Biſchof Euſtathius zu Theſſalonich ausgergt‘ von Poſtel in teutfche
Lerfe gerat und mit Anmerkungen erklaͤrt. ebd. 1700. 8. ſ. Thieß, Hamb.
Gel 8 8b. IT. p. 111. Jordens Bo. IV. p. 210. virichins Eh. vın.i.
5) Der Held von Mitternacht. Heilbr. 1633. 4
* 7— —æ— D d gie er poetifch erzähle. o. O. (Hamb.)
07 24 5 midt Rekrol. Bd. I. 176 F He ize Kl. deutſche She.
sq. Foͤrſter b. Müller Bibl. d. Deutſch. Dicht. Bd. XI
Abgel 3 d. "Tom. 3. II. p. 462 sq. Jördens Bd. V.
666 Deutfche Poefie. Satire.
. XXXI. sq. Gin Helden t Hans Sachs t as —
feet von lem Bee a — N ſt eins
igen nötigen Erklaͤrungen des Meberfehers. Altona 0. J. (1703) fo
8) Der weride Pritſchmeiſter oder ſchwaͤrmende Poete, in einer —
Osmoedie, wobei zugleich eine Critique über eines ‚Anoaymi Neberſchrij⸗
ten, Schaͤ ergebe und unverfchämte Durchhechlung ber Doffmannswal:
danfchen Schriften. Coblenz (Hamburg) 1704.8. f. Bine 8. 8 466 sg.
Jorbdens Bd. II. pP. 400 sq. Hannöv. Mag. 1768. B
crit. Geſch. d. deutſch. Spr. Epzg. 1733. 8. Gt. II. 53. ‚5° * Sort,
Rachr. v. f. Bibt. Bd. VII. p. 706. Olla Potr. 1790. Bb. I
9) ©. Serörat Ei m „0 XR VI. p. 465 2q. ed * Mm.
p. dt ag D. Breimü 5. ar. 66. p. 162 sq. De veer olde bes
Fimede € cherb⸗O⸗ nee Ks erſtlick: Ban der Minfchen ikigen verborvenem
Wandel unde Maneeren. 2 Ban atmobifdher Kleder Dracht. 3. Wan ver
mengder Sprake unde Titeln. 4. Ban Peöfle und Rym⸗Gedichten. Met eenemn
Suhange van etliden in büffen Tyden nyen ingefchletenen © Mißbräfen. o. OD.
o. D. 1655. 1670. 8. Roſtocko. J. 8. —— Fehr Londmensis
an becbefferte Seutfche X. Satyriſche Gedichte, beme — (dan. Wilh.)
Laurembergü Scherg Gedichte Samt einem Anhange Etlicher in Kr
Zeit nen heausgelommener Rieder: Säcfifchen Teutſchen Werfen, Ber We
Sebhaber der edlen Poesie, von neuen wiederum aufigeleget und gebrmdtt.
Bremen 1700. 12. 0. DO u. 3. (Gaffel 1754.) 8. De nye poleerte sie ee
" Bades : Büdel, mimorpen in veer Schert s Gedichte. In Nedder
rymet. 0. O. u. 3. 8. Hochbeutiche Ueberf.ı Vier Sch — 1%
Beitvertreibung gehoochdeutſchet von ber Dihtkunft ——** (G. Str.
deind) IM Jahr aLs hier Die BLbe fLosse.
10) &. Hamb. Verm. Bibl. Bd. II. sg. m (we * die 2 Icht.
Gatten ae abgefprochen werben.) Zördens 3.
tt. Te]. RR: 507. Schmidt Necsol. Beil. 1785. Db. I Ip 13024.
| ebi 1664. 8, (6 Sat.) Kop .&
eu — — te. P iur Ä
Frift. 1668. 8. (10 ) 4077. Dvenh. Teandon) 1686. 8. Ex
1695. Bremen 1700. 4707. 8. Beeyburg im Hopfenſacke. o. 3. (ers
in) 5 8, Hamb. 1742, 8. N. d. Drig. verb. von J. J Wippel, Wert. 174%
8 NR. verh. I. v. — dit 1823. 8. — Morhof, unterticht ı. ©. 16-
p. 750 — da ie den erſten Satiriker in der hochdeutſchen Sprache,
Bei men aber ebenfomenig als hen bes Deutiähen —X
11) D Eur eeimamm. BAR. 1. 165%. 8. ©. el u. U. >
MERmmNN nm. SH nfaus mt
0 p.
12) & Heumann —X liter. *5 Zr m. nn.
—* ee Sch. 3 af AT IV
Forfter Aller 0. a. D. BD. XıY. ı
Striker oc el. — > db. IX. p, 201 ag. Wunder
tige Geſichte Philanders von Sittewald, Das if Gtrafl-®
el Moſchexoſch von Wilftäbt, In welchen ee
ſchen Händel, mit jhren Natärlichen Farben der
ley, Thorheit bekleidet, o ati ouff hie Saas ret, als im Ainem
jegel —— F —* hen er —
B. —— v. Bei, 1850 il. une
hilander AT vVᷣ vo © Baden If in
Wale, p
Buderharlihe SBifleurs, Boumen, — — —
Deutfche Porfie. Lehrgedicht. 559
Siebenbürgen) oder die Ruhe des Gemüthes, Vesuvius oder von den
‚Urfachen der feuerfpeienden Berge, Vielgut oder vom hoͤchſten Gute,
und die beiden Panegyrifen, Lob des Krieges: Gottes Marti, eine
Apologie Dohna’s, und Lobgefang des Neides. Alle diefe Bes
dichte leiden mehr oder weniger an den oben angegebenen
Fehlern. Unter feinen Nachahmern if ber bedeutendfle An⸗
dreas Scultetus?) aus Bunzlau (nah 1642 verfhollen),
deſſen Oeſterliche Triumphpoſaune troß ihres ſchwülſtigen Titels
Leſſing's Lob in hohem Maße verdient. Auch Rudolf Mey;
ers Sterbensfpiegel?) oder Todtentanz iſt nit au veradten,
Ricolaus von Boflel’s*), Rathgsherrn in feiner Baters
fladt Stade (1670 — 1707), moralifhe Gedichte hingegen find .
eigentlih nur als Verſuche, die niederdeutfhe Sprache wieder zu
Ehren zu bringen, zu loben, wie denn Barthold Feind'69)
aus Hamburg (1664— 1721) philofophifhe Dichtungen au
nicht über gereimte Profa hinausgehen. Ehrifian Hoff»
mann’8°) Lehrgedicht über den Bergbau iſt eine trodene Theorie,
die ebenfo gut in Profa hätte gefchrieben werden fönnen, des
Bielfchreibere Caspar von Barth’) aus Eüftin (1587 —
1658) Deutiher Phoͤnir, eine Apologie der Unſterblichkeitslehre,
und endlich die Ehr⸗, Lehr» und Reichen» Gedichte des Altorfer
Profeſſgßrs Magnus Daniel Dmeis?) aus Nürnberg
(1646—1708) hätten ebenfo gut ungefchrieben bleiben können.
Als Fabeldichter find zu erwähnen Georg Philipp Harsdörfer
aus Nürnberg (1607 — 58), in der Fruchtbringenden Geſellſchaft der
Spielende, in der Deutfchgefinnten Genoſſenſchaft der Kunſt⸗
fpielende genannı?), Juſtus Gottfried Rabener! aus
Sorau (1665— 99), Rector zu Meißen, der Großvater des
befannten Satirikers, und endlich Daniel Stoppe!!) aus
Hirfhberg (1697 — 1747), defien nicht in- Profa, wie die der
Uchrigen, fondern In Alexandrinern geſchtiebenen Nahahmungen
La Yontaines und de la Motte's von feiner Coterie, der
Gottſchediſchen Schule, denn er war Mitglied der Deutfchen
Geſellſchaſt In Leipzig, vielfah gerühmt und empfohlen wurden,
bald aber in verdiente Vergeſſenheit verfielen. Sonft bat er
fih mehr in niederer Komik hervorgethan und der Inhalt feiner
beſten Gedichte betrifft Tabak, Bier oder Kaffee und die Liebe;
’
558 Deutſche Poefie. Lehrgedicht.
8. 671.
Wenden wir uns nun zum eigentlichen Lehrgedicht,
fo finden wir, daß daſſelbe in dieſem Abſchnitte elgentli nur von
einem einzigen Manne angebaut warb und dieſes war ber, von dem
die ältere Schleſiſche Schule ihren Namen bat, Rartin Opih
von Boberfeld!) aus Bunzlau (geb. d. 23. Decbdr. 1597, ge.
d. 20. Auguf 1639 zu Danzig), mit Recht der Bater der
Deutſchen Poeterei (Poetif, nicht Poefle) genannt. Obwohl u
reflectirend, um phantaflereiches, geborenes Dichtergenie zu fein,
zu gelehrt und denkend, als daß ihm bie Erfindung hätte left
werden muͤſſen, bat er doch das unflerbliche Verdienſt, die Deut
fhe Sprache zuerft zur eigentlichen Dichterſprache umgeſchaffen m
haben, indem er die bereit von dem oben (S. 549) genannim
Dichter erfundene Silbenmeſſung einbürgerte, die fremden Wir
ter ausſchied, gefickt Archaismen vermied und die Deutſchen
auch mit den Kunftwerfen auslaͤndiſcher Poeſie bekannt mad,
indem er gewiflfermaßen der Schöpfer der Deutfchen Ueberſehunge⸗
literatur wurde. Leider ahmte er aber dabei die fremden Die
ter, befonderd die Holändifchen, zu fehr nach und führte Ihre
Vers-⸗ und Didtungsarten ein, vorzüglid den unglüdliden
Alerandriner, der am Allerwenigſten für die Deuiſche Pod
und Sprache paßt. Was ihn aber am Meiften blosſtellt, das N
fein Hafchen nad; Anlaͤſſen zu Gelegenheitögedichten und Panegytilen
auf hochgeftellte Leute, und darum darf es uns nicht wundern, wen
er das treue Factotum und ber Lobhudler des ſchrecklichen Gran
Dobna bis an deflen Tod war, ja wenn fich der protehan
iſche Dichter nicht ſchaͤnte, des Jeſuiten Martin Becanus Ne
nuale zu üuͤberſetzen, und nach Dohna's Tode wieder die Gun
der proteſtantiſchen Machthaber ſuchte. Vielleicht haͤtte er nod
öfter bie Farbe gewechſelt, allein der Tod verhinderte ihn daran.
Bon feinen Dichtungen gehören hierher fein Lob des Feldledend,
eine Schülerarbeit und Nachahmung von Virgils Georgi
von deſſen Culex und von Horazens zweiter Epode, fein Geist aul
den Anfang des Jahres 1621, ein Trofigebicht bei Widerwaͤnig
keiten des Krieges, durch feinen Aufenthalt in Holſtein veranlahi
und die Drangfale des 3Ojährigen Krieges ſchildernd, Ziatna (br
vorgerufen durch feinen Aufenthalt an dieſem reijenden Orte I
Deutfche Poeſie. Lehrgedicht. 559
GSiebenbuͤrgen) oder die Ruhe des Gemuͤthes, Vesuvius oder von dem
Unſachen der ſeuerſpeienden Berge, Vielgut oder vom hoͤchſten Bute,
und die beiden Panegyriken, Lob des Krieges = Gottes Martis, eine
Vologie Dohna's, und Lobgefang des Neives. Ale dieſe Ges
dichte leiden mehr oder weniger an den oben angegebenen
Fehlem. Unter feinen Nachahmern iſt der bedeutendfe An⸗
dreas Scultetus?) aus Bunzlau (nah 1642 verſchollen),
deſſen Oeſterliche Triumphpoſaune troß ihres ſchwuͤlſtigen Titels
Leſſngis Lob in hohem Maße verdient. Auch Rudolf Mey⸗
ers Sterbensfpiegel?) oder Todtentanz iſt nicht au verachten,
Kicolaus von Bofel’s*, Rathsherrn in feiner Vater⸗
Radt Stade (1670 — 1707), moralifhe Gedichte hingegen find
eigentlich nur als Verſuche, die niederdeutfhe Sprache wieder zu
Ehren zu bringen, zu loben, wie denn Barthold Yeind’6°)
u Hamburg (1664— 1721) philofophifhe Dichtungen aud
alt über gereimte Profa hinausgehen. Chriſtian Hoff-
wann’6°) Lehrgedicht über ven Bergbau iſt eine trodene Theorie,
De chenfo gut in Proſa hätte gefchrieben werben können, des
Vielſchreibers Caspar von Barth’) aus Cüftiin (1587 —
1658) Deutſcher Phönir, eine Apologie der Unſterblichkeitslehre,
und endlich die Ehr⸗, Lehr» und Leichen» Gebichte des Altorfer
drofeſors Magnus Dantel Dmeis?) aus Nürnberg
(1646— 1708) hätten ebenfo gut ungeſchrieben bleiben fönnen.
Us Fabeldichter find zu erwähnen Beorg Philipp Harsdörfer
a Rurnberg (1607 — 58), in der Fruchtbringenden Geſellſchaft der
Epielende, im der Deutfchgefinnten Genoffenfhaft der Kunſt⸗
Ipielmde genannt’), Juſtus Gottfried Rabener”) aus
Soran (1665— 99), Rector zu Meißen, der Großvater bes
befanntm Satirikers, und endlih Daniel Stoppe!!) aus
Hiiſchberg (1697 — 1747), deſſen nicht in- Profa, wie die ber
Uebtigen, fondern in Alexandrinern geſchtiebenen Nachahmungen
da Fontaine's und de la Motte's von feiner Coterie, der
Goufbedifhen Schule, denn er war Mitglied der Deutfchen
Geſellſchaft in Leipzig, vielfach geruͤhmt und empfohlen wurden,
bald aber in verdiente Bergefienheit verfielen. Sonft bat er
Ah mehr im niederer Komik hervorgethan und der Inhalt feiner
beim Gedichte betrifft Tabak, Bier oder Kaffee und die Liebe;
560 Deutſche Poeſße. Lehrgebicht.
auch als Gelegenheitsdichter war er ſehr fleibig, doch ledhndelt
er nicht bloo hochgeſteilne und reiche Lane, wie viele jeinm Ik
ſondern er machte auch Gedichte auf Perſenen nit Ber- m
Zunamen, Amt und Würden, die aber in der Wirklichkeit gar
nicht eriflirten. Auch einige Proben von poetlſchen Cylfleln Br
den ſich in den poetiſchen Waldern von Martin Dyit,
Daul Blemming, Andreas Eiherning, Andrea
Sceultetus, Andreas Gryphius, Benjamin Reu:
kirch, bei weldem Letzteren fie aber im naher Berbiutung ai
feinen Satiren fichen, und endlich in Heinrig Mäpiphortt
aus Breslau (163891681), eines zu feiner Zeit fehe ge
(hätten Gelegenheitedichters und Schäplinge Hofmammahart,
vermifchten Bebichten'?),
4) &. Witten, Mem. Philos. Dec. IV. p. 439 sq. Sottfäeb, —X
Bub. — ** 10. 8. p. 175 sg. Grit. Beute. Sd. VEN. 1. 6. 25 p- Ar
uf. Alm. 1792. Ginl. p. 29-40. Sörbens 3b. III. p. ei
Pa in Schleget Deutfh.Muf. Bd. II. p. 116-157. 735-911. Da
ind. Rats. zu.Sulzer Bd, VI, p. 1412q, Müllera, a. D.p. KXIXXAT
P.
Hoffmann v. Saltersicben in db. Schlef. Provinz. BI. Bd. 96 8 393 sq.
« Spend. BWBb. sq. u. Polit. Sr. Deutfchen. p. 11-2
6. G. Lindner, Rakı. v M. Dpig Leben. Hirſchb. 0-1. 18
Teutſche Poemata und Xriftarhus ider die verachtun —— m
Item Berteutfihung On. — Lobgeſangs Jeſu Ehrikt, und 9
Bachum, Sampt einem anhang Mehr auserlefiner geticht "anderer 5*
— Dergleichen in dieſer Sprach Hiebeuor nicht auſſkommen. Etat.
Acht Bücher Deuticher Poematum dur Ihn felber — *5*5
Pr 7 vermebret unnd vberfeben, das bie geori en barmittg nicht zu ®
Ban findt. Birch 108, 4. 4. Seife 16 1628. resl. 1629. 8, 9637. r
Dani yet
N: Br. 1008 8, — 0, 3. (1090) III. 8, gct
Eng. I 1734, 8. Gedichte v. 3. 3. B(obmer) u. 3. 3. Blreitinger) beforst.
Züri 1745. Bd. I. 8. Deuiihe —** von neuem überfehen, Ka
wit Anmerk. erl. v. Dr. @, Trier. Frtft. a. M. 1746. X
Ged. herausqeg. v. Müller Bibl. —28 Dicht. on as, Mr I.
2) Gedichte von u“ Gcultetus, aufgef. v. G. Ephr. erffing Br Braun;
1771. 8. (Dagu: 3 O. Sahmann, Redkte zu dn v. 9
5. 8. Brel. 1774, 8 u. ind R. Litt Unter. MWresL En Py‘
Sol, Zweite Rachleſe bagu, ebd. 1783. 8. u. Leflinge Werke BD. 8
B; 3 sq. Andr.’Sc, Boleslavii Defterliche Triumpbpofaune. Berl. 164. &
Blutt⸗ —V Jeſus. Br, o. 3. 4. Zoffels Ehren⸗
daͤchtniß. ebd. 1641. 4. Kr . Müller. Bd, IX. p. 101 2.
3) GSterbensfpiegel, d. i. fonnenklare Vorftellung menfchlicher Richtigkci
durch alle Ständ’ und Sgäiram oder R. M. Todten» Dan ergänget und
bern usg. durch Goncad Meyern, Maler in ‚Bärid. 1660. 4. |. Mahn
itt. d. Todtent. p. 50, u. im Gerap. 1840. p. 291 sq.
a) Poetifche Nebenwerte, b d in D en und Lateiniſchen chiß
lichen al ante ara Aa ve —— Pr ‚170.8
Deutfde Poefie. Epigramm. 563
folget, in biefen die Thorheit der Welt mit laͤchelndem Munde
aufgezogen.” Die beſten feiner Epigramme find 3.8. das an die
Schleſiſchen Poeten, Reupoetifher Unfinn, die neue Fraͤulein⸗
ſchaft x. Vergleicht man ihn mit Logau, den er übrigens nicht
gefannt zu haben fcheint, fo übertrifft er. ihn unbedingt an
Tiefe der Beobachtung und Menftenfenntniß, wogegen er an
naiver Einfacheit, gerabet und ſchlichter Ehrlichkeit ihm nachſteht,
nicht aber an Reinheit der Sprache, da Logau viele Härten und Fehler
gegen die lehtere und den Versbau enthält. Uebrigens Ifi ‘cs
falſch, dieſen mit Katull und Dionyfus Kato, jenen mit Martial
zu vergleichen, denn beide find rein Deutfche Originale und koͤn⸗
nen durch jene Zufammenftellung nur verlieren. Obwohl grob, find
doch Johann Grob'6) aus Lichtenſteeg Im Toggenburgiſchen
(1630— 97), Rathoherrn zu Herifau, Beiſchriften oft ſehr treffend
und plquant. Noch muß ich auf eine Afterabart des Epigranıns aufs
merkjam maden, auf die fogenannten Leberreime, welche der Reetor zu
Kiel und dann zu Thorn Heinrih Scävius erdadt hat, wobei
er Berfe zu Stande brachte, wie: „Die Xeber tft vom Hecht und nicht
von einer Kuh, Dedt doch den Bräutigam und Braut fein warme
zu, oder „pie Reber iſt vom Hecht und nicht von einer Gans,
die Magd heißt Urfula, der Hausfneht aber Hans.” Ueberhaupt
fehlt es an folhen erbärmliden Dichtern unter der Maſſe der
Selegenheitspichter in dieſer Periode nicht, und als Wentzel
Scherfer!, bekannt durd feine ſchauderhaften Grabfihriften
(. B.: Ad wie vergebens if, o Tod, Du Stredebein, Umb
Deine Wärgerey Unwill: und brämfig fein, du Würger General!
hettAu dergleihen Ohren, Die böfe Worte nur vermoöchten durch⸗
zubohren, Mit guten hielt ich Inn, Du folteft wohl erfahrn, ich
wolte meines Theile gewißlich Dir nicht fparn, Du tauber
Wüterih 20.) einft fang: „Solte man auch diefer Tagen Bös
fer Dichter Maul zufblagn! O fo wir’ umb ein Gebidte
Manchem fein-gang Angefidte, Braun: und Blau «8 fo durdis
rennen, daß man faum ihn wuͤrde ˖kennen“, ſprach er ſich ſelbſt
das Urtheil, wenn man Ratt „Böfer Dichter” Hätte „Schlechter
Dichter“ lefen wollen.
1) ©. Iſchenburs. Auserl. Stüde d. beſten Deutſchen Dichter. 3b. II,
225—234.
p. 9) ©e. f. Geiſtliche und weltliche Poemata. (Amſt. 26% Br. I. p:
562 Deutſche Poeſie. Epigramm.
grammatiſten verdient, der von Leſſing mit Recht aus der Ver⸗
geſſenheit gezogene Friedrich Freiherr von-Logau?) (geb.
1604), Kanzleiraih bei dem Herzog von Liegnitz und Brieg
Ludwig IV. (+ 1655), Mitglied der Frucktbringenden Gefell⸗
ſchaft und hier unter dem Namen des Verlkleinernden helaunt.
Er hat ein bedeutendes Talent zum Epigramm bewieſen, und
wenn einige ſchlechte und matte Sinngedichte unter der Menge
der guten und piquanten mit unterlaufen, fo fann man Pick
leicht mit feiner Ergiebigkeit, er didtete über - 3500, erklären,
Nah ihm werden Georg Sreflinger’) aud Regensburg,
Rotarind zu Hamburg, der bekannte Paul Flemming'),
Andreas Tfherning‘), Andreas Gryphius”),, Ernſt
Chriſtoph Homburg aus Mähla bei Eifenad (1605— Al),
Mitglied des Schwanen⸗Ordens als Daphnid und der Irutı
- bringenden Geſellſchaft als der Keufce”), und des ebengeRanntn
Gryphius Sohn, Ehrifttan Bryphine) aus Kraukatt
(1649 — 1706), der berühmte Polyhiſter Daniel Seorg
Morhof!!) aus Wismar im Medienburgifhn (geb. 1639),
Profeſſor ver Geſchichte und Bibliothefar zu Luübeck (gef. A691),
der frine im Logau'ſchen Geſchmacke gefchriebenen Epigramme
wie Andreas Griyphius Beifchriften nannte, der bereits erwähnte
Muͤhlphort und endlih Chriſtian Wernide') ale Evi:
grammatiften erwähnt. Lebterer trägt unbedingt den Preis un:
ter der ganzen zahlreihen @efelichaft davon. Er war durd
eine Aenßerung feined Lehrere Morhef, der behauptet hatte,
Tcin neuerer Dichter könne es mit Martiat anfuchnen, darauf
gefommen, einige Lateinifhe Epigramme ind Deutſche zu ühr
tragen, und dann fi felb in Deutfchen zu verſuchen. Er hat
feine hierhergehörigen Arbeiten, die beſonders das Verdienſt ha⸗
ben, dem ekelhaften Treiben der Hoffimannswaldau'ſchen Schnle
entgegengetreten zu fein, felbft in feiner Borrede dazu characterifitt,
indem er fagte:s „die, erſten find mit mehr Hipe, Die nımen,
wie man hofft, mit mehr Nachdenken, jene mit mehr Wip, diefe
mit mehr Verſtand und Abſicht gefchricben worden. Die biflor-
iſchen Ueberſchriften gehören meiftend der erſten Jugend, bie fas
tyriſchen meiſtens den reifern Jahren zu, in jenen bat man die
Lafer eifrig und gleichſam mit der Peitſche in der Hand ver—⸗
Deutſche Poefie. Epigramm. 663
folget, In biefen die Thorheit der Welt mit Lächelndem Munde
aufgezogen.“ Die beften feiner Epigramme find 3.3. das an die
Schleſiſchen Poeten, Neupoetiſcher Unfinn, die neue Fraulein⸗
ſchaft ec. Vergleicht man ihn mit Rogau, den er übrigmd nicht
getannt zu haben ſcheint, fo übertrifft er. ihn unbedingt an
Tiefe der Beobachtung und Menfsentenntniß, wogegen er an
nulver Einfacheit, gerader und ſchlichter Ehrlichkeit ihm nachſteht,
nicht aber an Reinheit der Sprade, da Logau viele Härten und Fehler
gegen die lebtere und den Verobau enthält. Uebrigens iſt es
falfch, dieſen mit Katull und Dionyfius Kato, jenen mit Martial
zu vergleichen, denn beide find rein Deutfhe Originale und koͤn⸗
nen durch jene Zufammenfellung nur verlieren. Obwohl grob, find
doh Johann Grob's2) aus Lichtenſteeg Im Toggenburgifcken
(1630 — 97), Rathoherrn zu Herifau, Beifchriften oft fehr treffend
und plquant. Rod muß ic auf eine Afterabart des Cpigramms aufs
merfjam maden, auf die fogenannten Leberreime, welche der Rector zu
Kiel und dann zu Thorn Heinrich Scävtus rdakt hat, wobei
er Berfe zu Stande dradte, wie: „Die Leber iſt vom Hecht und nicht
von einer Kub, Dedt dod den Bräutigam und Braut fein warme
u”, oder „die Leber IR vom Hecht und nicht von einer Gans,
die Magd heißt Urſula, der Hausfncht aber Hand.” Leberhaupt
fehlt es an ſolchen erbärmligen Dichten unter der Maffe der
Selegenheitsdichter in dieſer Periode nicht, und als Wentzel
Säerfer'N, bekannt durch feine ſchauderhaften Grabſchriften
(2 B.: Ach wie vergebens if, o Tod, Du Streckebein, Umb
Deine Wuͤrgerey Unwill: und braͤmſtig fein, du Wuͤrger General!
hetiſtu dergleichen Ohren, Die böfe Worte nur vermoͤchten durch⸗
zubohren, Mit guten hielt ich inn, Du folteft wohl erfahrn, ich
wolte meines Theils gewißlich Dir nicht fparn, Du tauber
Wäterib x.) einft fang: „Solte man auch diefer Tagen Bös
ſer Dichter Maul zufhlagn! O fo würd’ umb ein Gedichte
Mandem ſein gantz Angefihte, Braun: und Blau «6 fo durdis
zenum, daß man kaum ihn vwoürde-tennen”, ſprach er fi ſelbſt
Pas Urtheil, wenn man flatt „Böfer Dichter“ Hätte „Schlechter
Disster” lefen wollen.
1) ©. Eſchenburg, Auserl. Stüde d. beiten Deutfchen Dichter. Sb. III.
p- 225—234. , .
2) ©. f. Geiftliche und weltliche Poemata. (Amft. 30%. Bd. I. p.
3
564 Deutfche Poeſie. Lyrik.
207- 381. 331- 269. II. p. 236- 246. 300 -336. M. Opitsii Silvarum.
L. III. Epigr. lib. unus. Freſt. 1631. 8. "
3) Emblematum ethico - politicorum Centuria. Ed. ult. ametior
et corr. Heidelb. 1666, 4. Eſchenburg a. a, D. p. 259262.
4) ©. Eeffing, Eiter. Briefe nr. 36 u. 43. (Werke Bd. XXX. p.80sq.)
Hoffmann v. F. Polit- Geb. db. D. p. 262 nq. Zördens Bd. IH. p.430s4.
VI. p- 517 sg. Müller 0. a. O. Bd. IX. p. XI—XXIV. — Erftes.dun:
dert Zeutfcher Reimens Sprüche Salomons von Golaw. Breslau 1638. 17.
enth. aber 200 G.) Sal. v. Golaw Deutfcher Ginns@etichte drey Zauſend
veflaw o. 3. (1t54.) 8. (3553 Ep.) ©. v. G. Auferwedte Gedichte.
Frkft. 1702. 8. (willk. Veränd.) F. v. Logau Ginngedichte, zwölf Büchr
mit Unmerkungen über die Sprache tes Dichters v. 8. WB. Ramier und ©.
&. Leffing. en. 1759. 8. (1284 Ep.) Ueberarb. v. Ramler, ebd. 1:91. 6.
Kusmoht b. Uer a. a. D. Bd. VI. p. 1—110. ſ. a. Leſſing Werke VIIl.
p- 19 8 .“ " - .
$) Ghigramme. Danpig 1645. 8. Selabons weltliche Lieder nebſt einem
Anhange Schimpfs und ernfthafter Gedichte. Frkft. 1651. 8.
6) &. Deutfchen Ueberfchriften in f. poetiſchen Wäldern. p. BI- 281.
7) ©. Efchenburg a. a. D. Bd. III. p. 135158,
8) Epigrammata oder Bepfchrifften. Jena 1663. 8. u. in f. teutid.
Geb. Bd. I. p. 451 8q. .
9) S. Zörbens Bd. IT. p. 459 aq. Müller a. a.D. p. XXq. Erasmi
Chrysopbili Hainburgensis Schimpffs und Ernfthaffte Clio. o. D. 1638.
Zena 1642. 11. 8. Auswahl bei Müller Bibi. Bd. VII. p. 71 2q.
10) Poetifhe Wälder. Frkft. 1698. Er. u. Epag. 1707. II. 8. Beil. u.
kpzg. 1718. 1.8. © Endovici hist. schol. P. I. p.46. D. Er. Yoenmann,
Lebensbeſchr. gel. Männer. p. 179. Iördens IT. p- 275 ng. YI. p. -520-
11) ©. Clarmund T. Y. p. 195 sq Morh. Vita hint. ſ. Diss. scad.
Hamb. 1609. 4. Moller vor f. Polyhistor T. I. u. T. II. p. 6-8.
Jördens IT. p. 689 sq. ©. Beufchriften, in f. Deutfch. Gedichten. küb. u.
Sreft. 1702. 8. 3d. III. p. 369510. Yusw. a. fe Ged. (Kiel 1682. 8)
b. Müller Bd VIE. p. 175 2q.
12) Ueberfchriften oder Rpigrammata in kurzen Gatiren, kurzen ob:
reden und kurzen Sittenlehren beftehend. Amft. 1697, 8. (VI B.) Ueber—
ſchriften, Epigrammata in acht Büchern, nebft einem Anhange von etlichen
Schäffergedichten, theild aus Liebe gur Poösie, theild aus Haß des Mühe
Hange geichrieben. Hamb. 1701. 8. 1704. 8. (X ©.) Zürich 1749. 8. derb.
v. 3. 3. Bobmer. ebd. 1763. 8. C. Wernikens Reberfchriften, nedſt Dpihent,
Tſchernings, U. Gryphius u. A. Diearius epigrammatiſchen Gedichten, MT.
v. Ramler. Tpzg. 1780. 8. Proben b. Müller Bd. XIV. p. 163 39.
13) Dichterifche Werfuchgabe, beftehend in Teutfchen und Lateinifhrn
Aufichriften, wie auch etlihen Stimmgedichten oder Liedern. Baſel 1678.1:-
Reinholds von Freienthal (Grob) Poetiſches Spazierwäldlein, beſtehend IR
vielerhand Ehren: Pehrs Scherrzs und Gtrafgedichten 0. D. 1700. 8.
14) Geiſt⸗ und Weltliche Gedichte. Brieg 1652. 8. Magdeb. u Helmi.
1655. 8. Reichs Gefänge und Grabs Schriften. Bricg 1746. 8.
$. 673.
Um Reben unter den einzelnen Bädern ber Deuiſchen
Poeſie in diefer Periode IR die Lyrik auegefattet. Dich fann
und um fo weniger wundern, als der Etifter der Erſten Shle
ſiſchen Stufe, Martin Opig, den die Fruchtbringende Gefellſcheſt
Deutſche Poeſie. Lyrik. 565
mit Recht den Gekroͤnten nannte, 'natürlih ſchon der Vollflaͤn⸗
digfeit halber, fi ihr - ebenfalls widmee Wir haben berelis
gefehen, daß eigentliche dichteriſche Begeifterung ihm abging, daß
alſo Reflerion und Etreben nad Wohlredenheit bei ihm immer
hervorireten. Wenn feine Lobgedichte hiervon weſentliche
Beweile geben, fo liegt dieß freilich in der Sade, denn Be
legenheitogedichte konnen nun einmal feinen wahren poetifchen
Genius aufweilm Unter feinen weltlichen lyriſchen Ge
dichten, Oden und Gefängen find einige recht hübfche Lieber,
wenn auch das erotifhe Gebiet ihm nicht fehr hold war; feine
Sonette dagegen find blos Nachahmungen der Staliäner und
Franzoſen, und unter feinen geiſtlichen Roeſieen if blos feine
Umſchreibung des hohen Liedes In lyriſchen Strophen entſchieden
gelungen zu nennen. Endlich verfuchte er ſich auch im Schäfer
gebicht, ader feine Nymphe Hercynia if eine ganz ftelfe Zierpuppe,
und nur einzelne Stelen in Proſa Cdiefe wechſelt mit Berfen
ab) find Stylmuſter barin für jene Zeit, die lyriſchen Gtüde
Dagegen fehr matt. An Nachahmern Opigens fehlte es natürlich
nidt, Denn er bildete ja durch fie eine foͤrmliche Schule, die auch,
weit feine Schüler größtentheils Schiefier waren oder weil wäh
rend des breißigiährigen Krieges Schlefien ſelbſt') als bie Höhle
des Fuchſes (Dohne), der befanntlih die wenigfien Hühner in
der Nachbarſchaft feines Aufenthalts ortes ſtiehlt, fondern allemal
welter geht, noh am Wenigſten litt, und die Poeten daſelbſt
unter der Negide von Dohna's Guͤnſtling fiherer ald ananderswo zu
fein meinten, gedeihlich fortblühte. Natürlich zerfällt die Lyrik bier
ebenfalls in eine weltliche und geiſtliche, und darum ſprechen wir
auch von ber erfleren zuerſt. Cie müßte, wollte man nad ber
Zahl ihrer Pfleger gehen, einen hoben Standpunft eingenommen
haben, allein Rakahmungen auslaͤndiſcher, ſelbſt geſchmacloſet
Mufter, der von Opitz der Lyrik aufgebrüdte didactiſche und
reflectirende Charakter und die Maſſe von Gelegenheitsreimereien,
die von den damaligen Theologen und Pädagogen vorzugsweiſe
ale Monopol angefehen wurden, verhinderten burdaus einen
ſchnelleren Aufigmwung, und darum IR auch von biefer Schule
nur eine Eirine Anzahl würdig, bier erwähnt su werben, wenn
auch Zefen in feiner adriatiſchen Rofemund (S. 811)7) feinen
666 | Deutſche Poeſie. Lyrik.
Collegen auf dem Deuiſchen Helicon einen gar ſchoͤn klingenden
Panegyrikus geſungen hat; der uns zugleich ſchon ein merlwürd⸗
iges Beiſpiel von gegenſeitiger Lobhudelci der löblichen Literaten »
und Journaliſtent oterieen liefert.
4) S. Bouterwek Bd. X. p. di mg, U. Kahlert, Schleſſens Antheil
an der Deutſchen Poeſie. Berl. 133ß53. 5. .4. |
2) Die Stelle ift theils ver daſelbſt erwaͤhnten Nanten, theils der merk;
würbigen Drtäograpbie wegen wichtig. Es heißt dort v. 142 aq.ı „ Schau
an wie .fich bewäget Der lm Heliton, wie unfer Mars auf: fümmt,
Der Held von Boberfeld di fühffe laute flimmt, Dadurd ein flählern härz
mit⸗ leidendlich mud waͤrden, Des muhtes unmaht fchwündt, und rcifft fid)
von der ärden Zu dähm, was himliſch if. Kom, ſchaue, wi Dich ehrt,
das ganze deutfche reich, und andre füngen lehrt; Wie Häbner ehrt begünnt;
ber. währte Held im Avigen Und füngen meifler würb; wi dich nahch wohl
begnügen Der grohſſe Buchner ehrt, der durch = erleuchtte Man, Dehm fich
kein Bigero noch Maro gleichen Fan. Der grund: gelährte Bahtt bat auch
auf dentſch gefungen, Und Flaͤmming aus⸗getrükt, was mandem auf ber
zungen Zwahr ift, doch Zläben bleibt. Der MWäkerlein füngt mit, So vihl
als ihm vergönnt. Venator, Köhler, Schmid, Mein Rumpler und mein
Weinz; di mit den beihen Böhmen Di füder eingetauht in Aganippe ſtröh⸗
men; Sahredörfer, Dieahr, mein Rift, mein Peterfohn, mein Schottel, Fine
keltaus, dehr feine lohrbehr⸗krohn Mit mirten hat vermifcht. Lund, Tzepko,
Schneider, Srummer, Freinzheimer, Hartman, Tihz vergraben ihren kum⸗
mer In unfre tichterel Mein Braͤhm' und Hahneman, Jah Schweiniz, Bein:
fius und Piav fündt was cr Tan. Mihl, Herman, Zfcherning, Da und
Golau fpilen alles Mein Schlüter, Bachman, Weiſſ' und Rinfart gähn mit
falle Den wähg der ewigkeit. Des Buhchholz Muger geift ümſchreibt das
Thöhne buhch, mit daͤhm ſich Vogel reifft Aus feiner flärblichleit. MWeaus!
mein geift, Halt innen, Halt in, und mälb aud an bi ädlen tichferinuen,
Da⸗durch das DeutfheReih und feing Freie blüht, Di Lachmund füngen
läbrt, und Fräudiginn' erzliht. Schau auf, Luſtinne, ſchau, wi dich bie
Echwarzin ehret, Fanıs.üm den mirten=ftol, und deinen ruhm vermehret,
Mi die von Mofentahl, bie ädle Parnaffin; wi di von Hohendorf; Sofie
Bismarinz Gab wi’dfe Hildegond von Weftohn fo befünget, Auf hohe:
und _niders deutſch di libes⸗ſeiten ongt Wi dich di Duhmswalbin fo
rühmlich macht befant, Daß auch von Braunſchweig ab Ind reiche Rider⸗
land Ihr klarer tehn erſchallt. Schau, was bi Schöne tichtet; Und wi
fi dihr cin lob bei aller wält anruͤchtet; wi jenes Adel: bild bort non der
Guhten au Dich ehrt und andre mehr, di zwahr von deinem tau entnüäd:
tert, doch vihlmehr im dunkeln fpflen wollen, Und lahſſens einen fähn, wan
fi der libe gollen: Drüm bie, ic wüllens ſtum, verwunbre mich nur fehr,
Als ich mich wundern mäbg, und nänne Feine mehr. No eins, ei liter
hau! wivalle deine ſachchen, Di. Edle Magdalehn von Beverfurt kann. madıs
chen,, Und,ygraben ‚naeh bey Zunft dein bild in Eupfer sin, Daß auch Pirges
teles ihr ährling ſelbſt wül fein.” nn
Ä 8. 674, 7
So einfam wie Weckherhin ımter ben Opitzianern Bas
fleht, derm er fang, wie Zeſen fagte, fo viel als ihm ‚vergönnt,
ebenfo hat ſich Julius Wilhelm Zintgref (nicht: Zirkgraͤſ)
aus Keldelberg (1591 — 1635)'), ehmohl Opihens Sperial
Deutfhe Poefie. Lyrik. 569
yenhagen (+ 1667), bat einige recht huͤbſche. Gedichte binterlafe
fen, in denen geſuͤhlvolle Wärme mit Reflerion gepaart if, Der
bereus erwähnte Chriſteph Homburg würde vielleicht, auch
ohne Nachahmer der Franzoſen umd Holländer zu fein, manches Gute
geleitet haben, der ebenfalls {dom genannte: Andreas Scul⸗
tetus aber iR doch wohl von Leffing überſchätzt worden, während
andere begabtere Köpfe, obwohl Gelegenheitsdichter, wie ber
oben berührte Daniel Schoppe, Danielvon Ezepto!)
aus Kofgwig im Liegnigifihen (1605—60), einer der geſin⸗
nungstücktigfen und freifinnigfin Männer feiner - Zeit, deſſen
Wahlipruh war: „Wo Yreiheit IR und Recht, da If das Bas
terland“, Eliad Major'!) aus Breslau (1587—1669),
Chriſtoph Eolerus aus Bunzlau (+ 1658)'?), Georgiens
der), Ehryſoſtomus Scholtz!), Nikolaus Beuder’’), .
Stadtrihter zu Coln an der Epree (+ 1674), ein ebenfo
naiver als geſchickter Gelegenheltspichter, der befonders gute
alte Bolfsweilen für fih gu benupen wußte, bei weitem höher
Reben und doch nicht erwähnt werden. Bar nicht übel find
die in daſſelbe Gebiet gehörigen Lieder und Didtungen der
Sibylla Schwarzlin') aus Greifswalde (1621 — 38),
und übertreffen wenigftend bei weitem bie ber fpäter fo vergötterten
Eophie Schwarz, gebomm Beder (+ 1791); allein Opitzens
Sreund, Augun Buchner’) aus Dresden ([59L— 1661),
Profefior der Poeſie zu Wittenberg, in der Yruchtbringenden
Geſellſchaft der Genoſſene genannt, if einer von der unzähligen
Maſſe jener profcssores poeseos, die eben blos darum dieſe
Stelle zu beildiden feinen, damit ihre Schüler von ihnen ler
nen, wie ein Didter niht fein fol. LieR man fein Lob⸗
gedicht auf den einfligen Recter magn. Sperling, fo bat man
vollig genug, und es ift daher bier noch zu erwähnen, baß er
früher grundlo6 für den Erfinder des deutſchen Hexameters aus⸗
geſchtieen wurde, obwohl er dadurch, daß er feine Schüler, in
deren jedem er einen Mpollo zu fchen wähnte, jur Dicht⸗
fun ermunterte, nicht ohne Verdienſt if. Ein andere
erbärmlicher Dichter diefer Art war Gottfried Findelt»
hauß'), Stadtrichter zu Leipzig (um 1634), der ſich Georg
Federfechter von Lügen nannte und ein aͤchter Bederfuchfer war,
568 Dentſche Poeſie. Lyrik.
zur Geltung . brachten. Der erfie derſelben in ber Preußiſche
Oberregierungeſcereiaͤc Robert Robershin (Robertihn)‘) aus
‚Abnigebrig. (1600-48), dem befonbers das Geiegerheits⸗
dichten fehen leicht von der. Hand ging, wiewohl nicht eben viel mehr
von Feldm Dichtungen übrig iſt und er auch größteniheild unter
wem. Romn: Veriniho ſchrieb. Schr viel verbantte ihm Simon
Mau’) us Memei (1605— 59), Profefior der Borfie ander
Königoberger Imiverfität; denn berfeibe rettete ihn von dem ae
ſtigen und. leiblichen Untergange, den dieſem beſten geiſtlichen
Aeverdichter ſeines Jahrhunderts feine erbaͤrmliche Stellung alt
Collaborator an ver daſigen Domſchule, wo fein elender Gehalt,
den ibm geldhungsige Eollegen noch frhmälerten, und bie Krane
ungen und Berrädungen, die ihm feine: Borgefegten an ber
Schule, viedertraͤchtige Dummtöpfe, zu Thell werden ließen, Ihn
faR aufrichen, bereitet haben würde. Im Kirchenliche if
er noch ausgezeichneter als in den weltlichen Dichtungen, allein
auch bier hat er den Ton des Volkoliedes faſt immer aufs
Gluͤcklichſte getroffen, und an naiver, treuherziger, inniger Ge⸗
- mütblichkett, fowie an einer Damals beiſpielloſen Leichtigkeit und Ge⸗
fähigkeit der Sprache und des Versbaues, kommt ihm feine
feiner Zeitgenoſſen gleich. Merkwürbig IR feine Vorliebe für di
aunpoelifche Beige, die er fo weit trieb, daß er einſt fang: „de
id Bott und dig (d. 5. den großen Churfürſten) Tann geigm
Hierin ſtimmie fein Freund, der Dritte im Bunde, Heinrid
Wibert (nicht: Alberti)*) aus Lobenſtein im Voigtlande (1604
—68), Kantor zu Königsberg (ſ. 1631) mit ihm überehn,
ber allerdingo ebenfalls auch als Kirchenliederdichter welt beden⸗
senber IR und zu feiner Zeit durch die ſchönen Melodieen, die &
au feinen Liedern zu componiren wußte, bei Jung md
Alt, Hoch und Gering in großem Anfehen Rand. Dides Aw
blatt fang, geigte und. tranf in einer won Albert angelegem für
biöhütte, wo die einzelnen Kuͤrbiſſe mit dem Ramen feiner hreunde
in Reimen beſchrieben waren, bie von Ihm dann eomponirt und von
der Geſellſchaft im Chore ntyefungen wurden. Auch Zach at ias
Lundt?) oder Lundtius) aus Nübel im Herzogthum Sqles⸗
wig- (1608), beſonders durch ben Opihianer Auguſt Badır,
Profeffer zu Winenberg, gebildet, Koͤniglicher Hofierretär zu 8%
Deutfche Poeſie. Lyrik. 371
ihn für den Vorläufer ber Hoffmanndwaldau⸗ Lohenfein’fchew
Danier anzufehen, fo koͤnnte man wohl fagen, daß: er in ſeinen
Liedern befonderd durch ihren mußfalifchen Wohllant und ihre
heitere Gennüthlichfeit feines Gleichen ſucht. Hebrigerts hat erund
Soneite im Italiäͤniſchen Barin!’s) Geſchmacke, ſowie die erſten
unter dieſem Ranien gedruchthen Deuiſchen Elegieen in Alexan⸗
drinern gefertigt. Im letzteren Genre thaten ſich auch der'unter den
Pegnitzſchaͤſern, als deren Mitglied er Fontano hieß, zu: erwahn⸗
ende bedentendſte Deutſche Sprachforſcher jener Jeit Ju ſtus
Georg Säottel?) aus Eimbeck im Hannoͤverſchen (1612
76), Hofs Konfikorial» und Kammerrath zu Wolfenbüttel, Je⸗
falae Römpler von Löwenhalt?), der Stifter, der auf
richtigen Tanmengefelichaft zu Straßburg, und «in gewiſſer G.
A. Nihter?), hervor. In Mabrinaten,- einer Kunfform, bie
wohl Ber obengenannte Johann Leo Hapler auf den Deut
ſchen Parnaß verpflanzt hatte, verſuchten ſich Caspar Ziegler”)
aus Leipsin, Proſeſſor der Rochte zu Wittenberg (+ 1690), der ſich
feibR Bart» Zintbo nannte, der ſchon genannte Ecdhwieger, ein ges
wifler Johann Jac obi) und der Brandenburgifche Hiforiograph
Martin Kempe?) and Königeberg (1637—82), als Peg
nigfehäfer Damon, als Mitglied des Schwanenordens Kleobor,
als Mitglied der Deutfchgefinntn Genoſſenſchaft ber Unſterbliche,
und in der Fruhtbringenden Geſellſchaft der Erkorene genannt,
Ohne mich bei den Muſter eines niebriggefinnten, kriechenden
Moeten, dem Andreas Riylmann?) aus Querfurt, auf⸗
- zubalten, wii ich Hier nur noch zwei der fruchtbarften, aber thelle
weife auch matteflen Dichter diefer Periode anführen. Der erfie
it Johann RIR”) aus Pinneberg im Holfleiniigen (geb.
1607), der fhon ale Shäler,. wie Dpig, den Pegaſus beſtieg,
dann aber ala Prediger zu: Wedel an der Elbe (+ 1667) bie
an fendiwn God nicht aufbörte Berfe: zu machen. So fehr ihn
feine Zeitgenoſſen gepriefen und überfhäpt Gaben, ſoviel Tadel
dat ihm die Nachwelt zu Theil werden laſſen, und Barum bat
er auch, abgefehen von manden andern. Vergleichspunlien,
eine merſwurdige Aehnlichkeit mit dem guten Gotiſched. An
feiner großen Fruchtbarlcit, die ihm in der Fruchtbringenden
Geſellſchaft den Namen des Nüfigen eintrug, mag wohl feine
570 Deutſche Poeſie. Lyrik.
Beſſer it ſchon ein gewiſſer Hyphantes, Mitglled des
Schwanenordends,“ eigentlich Weber!) genannt, "trop feiner
Flaͤchtigkeit aber ein ganz bedentendes Dichtergenie der aͤußerſt
fruchtbure Sabo Gchwieger”) Schwiger) aus. Altona
(geb: um 1630 40, geſt. nad 1685 7) in dev Deuthch⸗
gefiamieh :Bewoffeniaft der Flüchtige, ale Mitglied des Gib:
ſchwanenordens Filivor der Dorferer genannt, befien .ges
harnſchte Benuß, eine Gedichtſammlaug, werin 'er „arliten umter
denen Hrüftungen. im offenen Feldlager fowohl feine als anderer
guter Fremde vertiebte Gedanken, kurzweilige Begebniſſe und
Erfindungen” erzählt, und (18) Matrigate himmelweit vom
den meiſten Reimerdien feiner Zeit verſchieden find, .ja- ſo⸗
gar das letzte Zehend diefer von ihm mit Relodiren verſehenen
Sammlung, welches er dem Priapus widmete, IM, abgeſehen von
den fchlüpfrigen Stellen, die er ‘aber recht geſchickt entſchaldigt
(„der Kato nennt es Zoten, fingt ee, Was ich bißher gefeht. Wer iſt
denn je geweſen, Der ihm es zwang zu fefen?: Lem dieſes
nidjt ergetzt, Dem Hab’ ichs ja verboten“), originell (er fagt:
„dies Zehen bieibet mein; Auch ſchrieb ich mirs allein ) und
bat manches von der Guüͤnther ſchen Laune Einen merkwuͤrdigen
Gegenſatz zu der erotiſchen, zuͤgelloſen Mufe Schwieger's bilden
bie abſichtlich Teufch fein ſollenden Nebesgebihte Tgrößtentheits
auf eine gewiſſe Marnia) David Schirmer'821) aus Bap-
pendorf bei Freiberg (geb. um 1623, gefl. nach 1682), in
der Deutſchgeſinnten Genofienfnft der Beſchirmende genaant,
der, eberful6 dur Buchner gebiibet, fett 1650: auf veſſen
Empfehlung in Dresonm Hoſdichter war, als welcher er.nun bei
alien Geburts» und Ramenstagen, Berlöbnifien, Bellagern und
fremden hohen Beſuchen Oden, Tafellieder, Wechſelgeſaͤnge, Terte
zu Balletten und Singfpielen aus den Wermek: ſchtelte uud
noch als Kurfürftider Bibliothekar Cfeit 1656) im‘ dieſer Bes
ſchaͤftigung fortfahr. Hätte er nicht-bieweeiten zu (ehr gulünfiett, (Eus
pido ließ ihm taugen Zu feinem Spiel die Augen, Daraus“er ıpflent
zu ſchießen Mit goldbelegten Spießen Die beißen Benuöypkeile;
Was Bidet — Venusſeile; Nicht Seile — Benisbrände;
Nicht Braͤnde — Binushände; Nicht Haͤnde — Venuskletten;
Nicht Kletten — Venusdletten ec.), was Cinige veranlaßt Kat,
Deutfche Poeſie. Lyrik. 571
ihn für den Vorläufer ber Hoffmanndwaldau⸗ Lohenſtein' ſchen
Mammier anzuſehen, ‘fo koͤnnte man wohl fagen, daß er in ſeinen
Liedern beſonders dutch ihren muſikaliſchen Wohllant und ihre
heitere Genrüthlichfeit feines Gleichen ſucht. Uebrigens hat er nuch
Seamette im Italiaͤniſchen (Marini's) Geſchmacke, forwie die erſten
unter birfem Namen gedruckten Deuifchen Elegieen in Alexan⸗
drinern gefertigt. Im letzteren Genre thaten ſich auch ber'unter dee
Pegnitzſchaͤſern, als deren Mitglied er Fontano hieß, uw’ erwahn⸗
ende bedeutende Deutſche Sprachforſcher jener Zeit Tufus
Georg Schottel) ans Eimbeck im Hannoöͤverſchen (1612 —
76), Hof⸗Konfiſtorial⸗ und Kammerrath zu Wolfenbuͤttel, Je⸗
ſaias Römpler von Löwenhalt?), der Stifter. der auf
richtigen Tamengeſellſchaft zu Straßburg, und «in gewiſſer ©.
A. Rister”), hervor. In Mabrigaten, einer Kunfform, bie
wohl der obengenannte Johann Leo Haßler auf den Deut⸗
fden Parnaß verpflanzt hatte, verſuchten fi Gaspar Ziegler”)
aus Leipsin, Brofeffor der Rechte zu Wittenberg (+ 1690), der ſich
ſeibſt Cari⸗ZJintho nannte, derfhongenannte Schwieger, ein ges
wiſſer Johann Jac o bt?) und der Brandenburgifche Hifloriograpb
Martin Kempe?) aus Königsberg (1637—82), als Peg
nisfhäfer Damon, als Mitglied des Schwanenordens Kleodor,
als Mitglied der Deutfchgeinnten Genoſſenſchaft ber Unſterbliche,
und: in der Bruhtbringenden Gefellichaft der Erforene genannt,
Dime mich bei dem Muſter eines niedriggefinnten, kriechenden
Boeten, dem Andreas Rihimann?”) aus Querfurt, aufs
zuhalten, wiß ich hier nur noch zwei der fruchtbarften, aber theile
weife aut; matteflen Dichter dieſer Periode anführen. Der erfle.
in Johann RIR”) aus Pinneberg im Holſteiniſchen (geb.
1607), der fon ald Schüler, . wie Opitz, den Pegaſus beſtieg,
dann aber ald Prediger u Wedel an der Elbe (+ 1667) bis
an-feinäwn Tod nit aufgörte Berfe: zu machen. So fehr Ihn
feine Zeitgenofien gepriefen und überfhägt haben, foviel Tadel
bat ihm die Nachwelt zu Theil werden laffen, und Barum hat
er auch, abgefehen von manden andem Vergleichspunlien,
eine merkwürdige Achntichfeis mit dem guten Gotiſched. An
feines großen Zruchtbarkeit, die ihm in der Fruchibringenden
Geſellſchaft den Rumen deo Nüfigen eintrug, mag wohl feine
5723 Deutsche Poeſie. Lyrik.
unbegrenzie Citelleit ein gutes Theil Schuld. getragen haben;
denn er wollte mit aller Gewalt ein großer Theolog fein, darum
fpielte er den Pietiſten und „irieb das große Werl der Engel,
geiſtliche Lieder zu dichten.” Auch in der Deutfhen Sprade
wollte er den Ton angeben; darum fliftete er den unnügen Schwa⸗
nenorben. Er wollte von feinen Zeitgeriofien gepziefen fein; darum
bobte er fi. So gelang es ihm denn, daß Leute, wie Hard
bötfer, Klaj, Bucholg, Schottel, Siegmund von Bien, Mo⸗
ſcheroſch x. ihn bis an den Himmel erhoben, fo daß er bald wen
allen Theilen Deutſchlands aus ale der Norbifhe Apoſtel,
der Für der Poeten, der. Bott des Deutiden Parnaß, Das
auserwählte Rüfzeug des Hein, der große Cimberſchwan ıc.
angefungen ward und einem großen Theile feiner Werfe cine
Zugabe von dergleichen Ehrengedichten feiner Freunde und Lob»
hudler beifügen Eonnte, gerade fo wie ein hublföpfiger höherer geiſt⸗
licher Beamter in einer Deuiſchen Mefidenz die Faëcikel ſchön
gefhriebener Geburtotagsgedichte, welde die unter feiner Fuchtel
ſtehenden Schulmeifter des Landes jededmal zu feinem Ge
burtötage liefern mußten, wenn fie nicht chicanirt und turbirt
werden wollten, regelmäßig auf der Koͤniglichen Bibliothel da⸗
ſelbſt niederlegle, um feinem einfigen Biographen allcs Ma
terial im Boraus zurecht zu machen. Mit diefem Pinſel hatte
jedoch RiR nur die Eitelkeit gemein, denn er if nicht obne
gute Schanten, eihabene Stellen und poctifche Bilver, und nur,
weil er fein Talent, mit vielen ſchoͤnen Worten nichts fagen zu fünnen,
gar zu fehr ausbeutete, wird er ſtets platt und zuweilen lindiſch,
und wenn man Zeſen's Worte: „Aus feiner Feder es rinnt
fo ſchon“ verändert in, „es zinnt ja fo”, fo hat man das befle
Urtheil über feine Waͤffrigkeit. Wir fommen nun zu dem Bus
rien Philipp Zefen”) (Zeſe, Caͤſien, Filip von Zeſen, Filip
Zeſen von Fürſtenau, Philippus Caesius oder Coesius) aus
Briorau bei Bitterfeld (1619 geb.). Dieſer lieb ſchon als
Swuͤler zu Halle ein langweiliges Bericht druden, und in Wil
ienberg wurde er nun duch Buchner fürmlih zum Didier ge
preßt.. Hier ſchrieb er auch (1640) feinen Deutſchen He
liklon, dem er In Leipzig unter dem Ramen Ritterhold von Blauen,
einen pomphaften Liebesroman folgen ließ, die Adriatiſche Rofe
Deutſche Poefie. Lyrik. 273
mund, worin er ſelbſt der Held, feine Schöne aber eine von ihm
in eine vornchme Dame verwandelte Leipziger Junge» Wagd IR,
und welhed Merk nur die Bafis abgiebt. für feine merkwuͤrdigen or
thegtaphiſchen und fprachlihen Neuerungen, die er. fpüter noch
in mehreren zein ſprachwiſſenſchaſtlichen Werfen weiter aueführte,
So ungereimt nun viele feiner Wortungeheuer und, Germanismen
find, fo. läuft doch hin und wieder ein vernünftiger Gedanke
unter, und fo bat er auch darin mit dem Ritter von der
tauıigen Geſtalt, mit dem man ihn feiner literariichen Help
den und abenibeuerlichen Projecte wegen verglichen hat, vielfache
Berührungepunfte, Obgleich mit Riſt an Gitellelt wetteifernd,
mar er doch nicht gleich glüdlid, den Beifall feiner Mitwelt zu
elangn; denn alle bedeutende Köpfe, mit Ausnahme Shots
8, fielen über ihn her und nannten ihn und feine Unkünger
Uberflüglinge, widerfpänfige und poffierlide Drthegrerhiften,
uneltige Eprachketzer, phantaſtiſche Pidelheringe, und ihr Treiben
phantaſtiſche Grillenhaftigkeit und teufliſche Raſerei“), ter. bes
lannte Theolog Abr. Calov hieß ihn ſtets den Corrumpuntius pa-
triae lingnae, und Rachel zog ihn in feiner achten Satire, der Poet,
tüchtig durch, ſo daß er zufrieden ſein mußte, in ber von ihm
gegründeten Deutſchgeſinnten Genoſſenſchaft unter dem Ramen des
Bei ihm Heißt ein Jambus eilender Schritt, der Trochaeus fallender
eder laufender Schritt, der Dactylus rollender oder hüpfender Schritt, ber
Anapaestus gegenrollender oder gegenhüpfender Schritt, da8 Genus dactyli-
cam die rollende Palmen: oder Dattels Art, Hexuameter ein Sechsſtufiger,
Pentameter ein Fünfftufiger, Genus Dberart, Species Unterart, Pallas
Kuginne, Blauinne, Diana Maidinne, Sagtinne, Mars Helbreih, Vulcanns
Öluptfang, Venun Yuftinne, Liebinne, Lachmund ober Schaumund, Capidn
Eihbreiz oder Luſtkind, Juno Himmelinne, Neptunus Schwünmahrt oder
Vaſſetteich, Flora Bluhminne oder Weſtinne, Pomona Bauminne, Echo
Ehallinne, Widerruff oder Thalmunde, Natura Zcugemutter, Lieutenant
Ralt: hauptmann, Oberst - lieutenant Schalts oder Waltoberftiir, Marque
Mumsgefihte, Person Gelbftand, Vers Dichtling, Theater e cbauburg,
Obelisk Eonnenfpige, Pyramide Feuerfpige oder Grabfpige, Affect @es
muhstrift, Nase Löſchhörn, Pistohl Heitpuffer, Faenster Tageleucter,
Monarcha Erz:tönig oder Römifcher Erzherr, warn e8 aber fonft ein grohſſer
Fürk fein ſoil, fo hriſſet er nuhr Grohs⸗her oder Grohs⸗koͤnig, Politisch
wält: fälig, Nonnenkloster Jungfernzwünger, Papst Grohs-⸗ erzvater, Ma-
Arigai Ehattenlicblein, Sonnet ein Klinggebichte, ein zweyfiebender z.
Bie weit feine Rachahmer in dieſer Lächerlichfeit gingen, gebt aus folgender
Crktirung des Sonettd hervor: „Ein zweyſiebender mit fteigenden oder kurt
langen Zritten in fechsftufigen Bmölflingen durch untermengte Weibliche
der Männliche Reimbänbe. "
427. Dila Potr. 1784. 1.p.45 %
2
‘
. gemad. Luͤbeck 1656. 12. Berlachte Venus, aus Liede der Tugend sd
870 Deutfihe Paefie. Lyrik.
sa qui in Hollandia tempore pestis contigit. Poetiſch Gedicht von
Finem Yelgamen- und munberbarlichen Malle, ver fi in Holland bei wehrender
Peſt zugetragen: vberſetzt v. 3. &: Hawb. 26390. 53. . 7
10) @.. G. Kluge, Hymmapoesgr., Siles. Dec. il. Breslau 1782.
p- Fl Sruflub, Beransa. Sundern, Ad. KU. pr:5rdt: Bahlet
—5 eit. bi 2 Te em —— ra
uße. Brieg 1674. 8. ede aud.dı e in itQper.:pbtöeg.
©. unverfaͤngliche⸗ Bedenken b. Kluge m. 0. De.D 209-2...
11) ©. Gebeder Diss: anchot. B 300 sg. 'Siief,'Hist. jubil, scho-
) ’ . 5
last. Vrafist. p. ?0. 2 Vey. v. ſym in f. Schediasmaln Sermiaica.
PB. 1J. U. Olanus 183%. 8: y \ .. ‘ . [} .. .. . ‘
12) 13 Gehtgenfeitägeb. m. Ihn ihr du He 1532051 delaß Heffacan
v. giNe * uͤch. a. d. FR m .P.17. an
13) Gordiasus und Palladium, 2 Salenne- Reben. Eaubas 1P0. 4.
44) Monament, $raflifudinis Heinrico If. Brestan 141. 4. (fon
encenfehladt) Sieges⸗ Fahn und Ehren⸗Saͤule dem Herrn aller ‚Herrin. Du
1 ® ” u " u u j
15) S. Ricolai in Bieſters Berl, Blaͤtt. 1797. Jul. P. BO, ng: Förhe
b. Müller a. a. D. P. XRXVII ag. — Die rechte, Bingende, ALuflige Parke
von hundert ſinnreichen Scherzgedichten, nach des Mutazid Tode in Erdaumg
gebpadıt von O. Chr, Pfeffer. Bexl. 4702. 12. Ausm. b. Muͤller Dd. au.
p. sq.
16) S. Ehwarsin vohn Greifswald aus Pommern dentſche pretiſche Ge⸗
dichte. —* 1imal berausg, u. Ye, d. e\ Gerlach. Danz. 4650 11 4 I.
Er. Horn in Frammtafchend 1818 m. in ſ. Porf. u. Beredtſ. d. Dertſch
d. 1. p. 299 ag. Koch Bo. . p. 94 2q. Fun
17) &. Elermand T. II. P- 179.29. Bruder Chr temprf I. 3%
p. 38 sq. — Weynacht⸗Gebanken und Nachtmahl dee ‚Hrn. Bittenb.
16:8. 4. Poemata selectiora. Lips. 169. 8. | |
18) Deutfche Gefänge, Hamb. 0. I. 8. Deutſche Lieder. Epsg- 1644. 12.
19) Poetiſche Muſen über die himmelfhöne Rubella, treuderliebte Cary⸗
liſis und falfchherzige Florinda. Gtädft. (Hamk.) 1661. 12. ..
20) ©. Bouterwel X. p. 202. Moller Cimbr. litt. T. L:.p 69
Eſchenburg a. a.D. Bd. UII. Worb. p- 54-62. u. im Bragur Bd. Il. p- +2
rfier d. Müller 0.0.0. p. XI-XM.
— Liebesgrillen d. i. Luſt, Liebes⸗, Scherd⸗ unb Ghrenkteder, deren ger
wenige aus dem Niederländifchen überfcget, die meiſten aber and eigcatt
erfinnung zu Papier gebracht und in zweien Büchern abgetheilet, Zu dem
mit ſchoͤnen und zwar neuen gar unbefannten Melodfeen von unterfchieblihen
in dee Ging= und Drgellunft wolerfahrenen, guten Freunden gezterct. Hand.
. 1656. Ih. 1. 4. neberſchriften d. i. kurze Gedichte. Grade 165% 12. Se
bets s Räucherwert aus Eol. 1. 9-14 in einer zu Stade gehaltenen Predigt
A. 1655 vorgeftellet. ebd. 1655. 8. Des Wlüchtigen flüchtige Zeldroſen, in
unterſchiedlichen Eufigängen vorgeftellet, Hamb. 1655..1... Liebrägrillen, d- I
Luft und Liebes, Scheräe Ehrs und Sittenlieder. Bon nengmj. ducchgt⸗
fegen vom Autore fetbften zugleih mit dem andern heil vermehrt. chd.
1656. 12. Wandlungsluſt, welche in allerhand Verbindungs⸗ — Ku
jahres und Biebesfchäferelen beftchet. ebd. 1656. 12. Erftes gerftliches Eu
teutfchgefinnten Gemütbern zur ergegung aufgefeget. Glücftadt 1659. (Hamb-
Deutſche Poeſie. Lyrik. 579
deutſch. Spr. pr 152—1%. Thieß, Verf. e. Gel. Geſch. v. Hamburg IT.
p. 303. Zörbens Bd. V. p. 606 sq. Zeltner, Thearr. vir. erudit. p. 565
sq. Da Potr. 1784. Bd. I. p. 39 8q. Forſter b. Müller a. a. &. p-
XLVIILXI. — Hvochdeutſcher Helikon, oder grundrihtige Anleitung zur
hodneutfeheh Dicht⸗ und Reimkunft, wie ein hoch deutſches Reimband und
edicht auf allerlei Art ohne Zchler recht und ges zu verfaflen fei, ſammt
einem richtigen Anweifer der gleichleutenden männlichen unb weiblichen Reims
wörter. Wittenb. 1640. 8. ebd. 1641. I. 8. Iena und Gölln an der Gpree
1656. IV. 8. Krühlingsiuft ober kLob⸗Luſt⸗ und Licbesliever. Hamb. 164.
Danzig 1648. 12. Hamb. 1650. 12. (f. Deutſch. Muf-. 1785. Bb. IT.
Dctbr. p 312-320) Dichter Rofengebüfhe Vorfchmad. oder Götter: und
Nymphenluſt in reimlofer Rede mit Reimbänden vermifchet an das wohl⸗
. geborne Fräulein von Rofenthal. Hamb. 1642. 1051..8. Luſtinne oder ges
bundene, Yuftrede von Kraft und Wirkung der Liede, mit Anmerk. Hamb.
u. Roft. 1645. 8. Amflerb 1646, 12. Dichterische Jugend⸗ und Liebesflam⸗
men, in etlichen Lob⸗ Lufls und Liebesliedern, mit artigen Sangweiſen.
Hamb. 1651. fol. Kriegslieder bei Betrachtung ber himmlifhen Kriegshelden
am heiligen Engelsfeſte verfaffet. Hamb. 16.0. 8. Dichteriſches Rofens und
Lilientapl, mit mancherlei Lobs und Luſt- Scherz⸗ und Schmerz= Leid⸗
und Freudenlieder gezieret. Hamb. 1670. 1672. 8. Reiſtlieder zu Waſſer und
zu Lande. ebd. 1677. 1687. 8. Privau oder Eob des Vaterlandes. Amfterd.
1680. 8. u. b. J. Ch. Reckınann, Access, hist. Anhalt. p. 565-582.
Melpomene oder gebundene Zrauer= und Klagrede über bag Leiden unferes
Heilandes. Kalle 1628. 4. Salomonis, des Ghräifhen Königs, geiftliche
Wolluſt oder Hoheslied in hochdeutiche Dattelreime gebracht. Wittenb. 1641.
8. Amfterd. 1657. 4. Bern 1674. 4. Schafhaufen 1706. 8. Himmliſche Klio
ober ctliche Sreudengedichte auf die Geburtsnacht unſeres neugeborenen Jeſu⸗
leins. Hamb. 1644. 8. Gekreuzigte Xiebeöflammen, ober geiftlicher Gedichte
Vorſchmack. Hamb. 1653. 12. Beiftlihe Seelentuft, das iſt Wechjelgefänge
zoiihen dem himmliſchen Bräutigam und feiner Braut. Amfl. 1657. 12.
Andächtiger Eehrgefänge von Chriſti Nachfolgung und Verachtung der Eitels
Briten der Welt erſtes Mandel, aus dem fel. Thomas von Kempen gereimet
und mit Meiodien gezieret. Magdeb. 1657. 8.
$. 675.
Ehe wir zur zweiten Schleſiſchen Schule fortgehen
dürfen, müffen wir noch einige Pegnitzſchaͤfer hier befprechen, bie
durd ihre ungeſchikten und übertriebenen Nachahmungen jener
tändelnden Stalläner, wie Warini, Loredano ıc. waren, und
durch übertriebene Anwendung der beliebten Concetti's derfelben,
womit leider auh Flemming mandes feiner ſchoͤnen Ge⸗
dichte verdorben bat, ber Deutfhen Lyrik auf jenen Gipfel des
Ungeſchmacks verhalfen, wo derfelben nachher durch Lohenſtein,
Hoffmannswaldan und Eonforten beinahe der Hals gebrochen worben
wäre, Wir wollen als die Vertreter diefer Verkehrtheiten nur die
drei Häupter des Pegneſiſchen Schäferordens!) anführen, obwohl auch
fhon bei Opitz und feinen Nachahmern, mehr noch bei RER und
37
578 Deutſche Poeſie. Lyrik.
102 sq. Politiſcher Traetat von Staats- und Liebes⸗Sachen, welche mit
ſich führen den Krieg des Streits der Ehre und Liede zwiſchen ben Ravalicten,
Sourtijanen und Damen, Hamb. 1664. 8.
29) ©. Dia Yotr. 1734. ®d. I. p. 49 sq. MollerCimbr. itt⸗ T. l.
« 546.3q. Wehel, Hymnopoeogr. Il. p: 358 sy. \WVitten, Mem., theol,
ec. XII. p. 1578. Reumarlt, eufbroft. Palmbaum p. 51 sy. 467 IJt
Amarantes a..a. O. p: 260 sq. Winterfeld, d. evanget. Kirch. Geſ. IHI.
p. 360 440. Zördens Bd. IV. p. 366 89. Gervimus Pd. III. p. 260 89.
Müller a. a. D. p. PA—XYV. — Musa Teutonica, Allerhand Epigrau-
matum ıc. Hamb⸗ 1634. 8. ([.Catal. bibl. un. Freft. p. 248.) d. i. teuts
fcher poetiſcher Miscellaneen erſter Theil, Zweiter Drud. ebd. 1687. 12.
ebd. 1640. 8. Poetiſcher Luftgarten, das ift allerhand anmutgige Gedichte.
e0d. 1688. 8. Danzig 1641. 8. Poetifher Schanplatz, auf weichem allers
Hand Waaren, gute ua» böfe, Eleine und große, Breudes und Leid⸗ zeugende
a Paten. ebd 1696. 8. 1664. 8. Zeutfcher Parnaffus. Lünch. 1662. Neuer
teuren Zurnaffus. ebd. 1652. 8. Kopenhag. 1666. 8. Des Dapbnis aus
Cimbri. Walathee. Lüncb. 1642. Hamb. 1642. 8. Des edlen Dafnie aus
Cimbrien befungene Florabella. Hamb. 1656. 8. 1668.8. Krieges und Fric-
densipia,.t. Hamb. 1640. 4. Alleredeiſtes Leben ber ganzen Welt. cbd. 1662.
12. Alleredelſte Thorheit der ganzen Welt. ebd. 1.64. 12. Allerebeifle Er:
findung ver ganzen Welt. ebd. 1667. 12. Erbantiche Monatsgeſpräche. Artft.
1663. 12. Lob⸗Trauer⸗ und Klaggebicht Aber gar zu frühzeitige Abfierbin
M. Opitzens. Hamb. 1640. 8. u. b. Lindner, Leb. Op. Bd. Il. p. 133 2q.
Capitan Spavento oder Rotoımontades espannolles d. i. Spaniſche Auf:
fchneidereien. Aus dem Zranzöfifhen in Teutſche Berk gebracht. Hamb. 135.
1636. 8. Starker Echild Gottes wider die giftige Mordpfeile falſcher und
verläumbderifcher Zungen. ebd. 1644. 8. Holſteins erbärmliches Klage: und
Jammerlied, durch Friedelieb von Sanfteleben ebd. 1614.B., (u. in ſ. Parnoß)
— &, geiftl. Ged. Samml. ſ.: Mufilalifches Seelenparadies. Lünch. 166. 8.
Reines mirficalifhes Seelenparabies, in fich brgreifend die aller fürtrefflichfien
Sprüche der heiligen Schrift alten Teſtaments, in gang lehr⸗ und truft:
reichen Liedern und Derzentandachten. Lüneb. 1160-62. H. 8. Himmliſche
Lieder, Rüneb. 1643. 1648. 1652. 8. Neuer himmlifcher Lieder fondesharcs
Buch. ebd. 1651. 8. Paffionsandachten. Hamb. 1648. 1654. 8. Neue hech⸗
heilige Paſſlonsandachten in Liedern. ebd. 1664. 8. Sabbathiſche Seelenluſt.
Lchrs Zroft: Bermahnung und Warnungsreiche Eicher tiber die Evangclicn.
Lüneb. 1651. 8. Frommer und gottfeliger Chriften altäglide Haußmafik
oder Muſikaliſche Andachten. Tüneb. 1054. 8. Muſikaliſche Feſtandachten.
ebd. 1655. 8. Muſikaliſche Katechismusandachten. cbd. 36.6.8. Muſikaliſche
Katechismusandachten. ebd. 1656. 8. Muſikaliſche Kreuz⸗Treſt⸗æ Lobe und
Dankſchuhle in Gedichten. ebd. 1659. 8. Die verfhmähete Eitelkeit und Die
verlangte Ewigkeit. ebd. 1658. 8. Ausw. a. f. weltl. u. geiftt. Geb. b. Müls
ler. Bd. VIII. p. t—174. Ausg. f. Theat. St. Das Ariede wünfchende
Deutfdland in einem Schaufpiel vorgeftcht und befchrichen Hamb. 1617.
(u. d. 2. Monflene Eaufewindt oder des Edlen Jod. Niften ꝛc. Friedewün⸗
fchendes und nunmehr Friedebeſeeligtes Deutfehland Gölln 1649. 12.) Hamb.
1649..8. Nürnd. 1653. 8. 0. D. 1806. 8. (hier p. 33—112. nur Auszug)
Das Friede jauchzende Deutſchland, welches vermittelft eines neuen u:
pielö theils in ungebundener, theild in gebundener Rede und anmuthigen
icdern ꝛc. vorſtellt I. R. Nuͤrnb. 1653. 8. Perſcus d. i. eine neue Tra⸗
gödie, welche in Beſchreibung theils mahrhafter Geſchichten, theils Lnfkiger
und anmuthiger Gedichte einen fonnenklaren Welts und Hofſpiegel jeder:
männiglichen präfentiert und vorſtellet. Hamb. 1624, 8. Wallenflein. Ein
Trauerſpiel. 0. ©. 1647. 8, .
%) S. Moller Cimbr. litt, II. p. 1023 sq. Reichard, Verf. e. Hift. d.
vr -
Deutſche Poeſie. Lyrik. 579
deutſch. Spr. Pr 152196. Thieß, Berl. e. Gel. Geſch. v. Hamburg IT.
p. 303. Zörbens Bd. V. p. 606 sq. Zeliner, Theatr. vir. erudit. p.565
sq. DUa Potr. 1784. Bd. 1. p. 39 ag. Forſter b. Müller a. a. b. p.
XLYN—LXI. — Hochdeutſcher Helikon, oder grundrichtige Anleitung zur
—— Dicht⸗ und Reimkunſt, wie ein hoch deutſches Reimband und
edicht auf allerlei Art ohne Zehler recht und zierlich zu verfaſſen ſei, ſammt
einem richtigen Anweiſer der gleichlautcnden männlichen und weiblichen Reims
wörter. Wittenb. 1640. 8 ebd. 1641. I. 8. Iena und Gölln an der Gpree
1656. IV. 8. Krühlingsluft oder Lob⸗Luſt⸗ und Liebesliever. Hamb. 164).
Denzig 1648. 12. Yamb.. 1650. 12. (fe Deutſch. Muf. 1785. 8». IE.
Dctbr. p 312-320) Dichter Rofengebühe Vorſchmack oder Bötters und
Rumphentuft in reimlofer Rede mit Reimbänden vermifchet an das wohls
geborne Fräulein von Rofenthal. Hamb. 1642. 1051. 8. Lurflinne oder ge⸗
bundene, Yuftrebe von Kraft und Wirkung der Liede, mit Anmerk. Hamb.
u. Roft. 1645. 8. Amſterd 1666, 12. Dichterifche "Jugend = und Liebesflam-
men, in etlichen Lob⸗ Luſt⸗ und Liebesliedern, mit artigen Sangweifen.
Hamb.1651. fol. Kriegslicher bei Betrachtung der himmliſchen Kriegshelden
amı beiligen (Engelsfefte verfaflet. Hamb. 16.0. 8. Dichterifches .Rofen= und
Lilientahi, mit manderlei Lob⸗ und Lufls Scherz⸗ und Schmerz⸗ Leid⸗
und Freudenlieder gezieret. Hamb. 1670. 1672. 8. Reifelieder zu Waſſer und
zu Sande. ebd. 1677. 1687. 8. Prirau oder Eob bes Vaterlandes. Amfterd.
1680. 8. u. b. 3. Ch. Beckınaun, Access. hist. Anhalt. p. 565—582.
Melpomene oder gebundene Zrauer= und Klagrede über das Leiden unferes
Heilandes. Halle 1628, 4. GSalomonis, des Cbräifhen Königs, geiftliche
Wolluft oder Hobeslicd in hochdeutſche Dattelreime gebracht. Wittend. 1641.
8. Amfterd. 1657. 4. Bern 1674. 4. Schafhaufen 1706. 8. Himmliſche Klio
oder etliche Freudengedichte auf die Geburtsnacht unferes neugebovenen Sefus
lins. Hamb. 1644. 8. Gekreuzigte Yiebesflammen, ober geiftlicher Gedichte
Vorſchmack. Hamb. 1653. 12. Beiftlihe Seelenluft, das ift wehfelgefänge
zwijchen dem himmlifchen Bräutigam und feiner Braut. Amſt. 1657. 12.
Andächtiger Echrgefänge von Ghrifti Rachfolgung und Verachtung der Eitels
keiten der Welt erſtes Mandel, aus dem ſel. Thomas von Kempen gereimet
und mit Melodien gezieret. Magdeb. 1657. 8.
$. 675.
Ehe wie zur zweiten Schiefiihen Schule fortgehen
dürfen, müflen wir nod einige PBegnisfchäfer hier befprechen, bie
durch ihre ungefdidten und übertriebenen Nachahmungen jener
tindelnden Staftäner, wie Marini, Loredano ıc. waren, und
durch übertriebene Anwendung der beltebten Concetti's derfelben,
womit leider au Flemming mandes feiner fhönen Ges
dichte verdorben hat, der Deutſchen Lyrik auf jenen Gipfel des
Ungef&mads verhalſen, wo derſelben nachher durch Lohenftein,
Hoffmannswaldau und Conſorten beinahe der Hals gebrochen worden
wäre. Wir wollen als die Vertreter dieſer Verkehriheiten nur bie
drei Häupter des Pegnefifchen Schäferordend') anführen, obwohl auf
fhon bei Opitz und feinen Rachahmern, mehr nod bei RIR und
37
580 Deutſche Poeſie. Lyrik.
Zefen fih manches Schäfer» oder Schafartige bieſer Art ſindet,
und befonders Jacob Schwieger und David Schirmer
An vieler Beziehung eine Art von Amalgamation beider Cu:
In in vielen, ihrer Gedichte bewerkſtelligen wollten. Der
Erfte, der hier In Betracht kommt, IR Georg Philipp Hars-
dörfer aus Nürnberg,. wo er Kathöherr ‘war (geb. 1607,
gef. 1658), vorzugswelfe der Gelehrte genannt, in ber Frudt⸗
bringenden Geſellſchaft der Spielende, in der Deutfchgefinnten
Genoſſenſchaft der Kunftfplelende, unter den Pegnißſchaͤfern
Strefon benannt, font auch noch ale Chilias, Meletephilus
und Quirinus vorfommend, ein gelehrter Pebant, was feine
dialogiſche Encyclopaͤdie, Frauenzimmer Gefpräbfpiele betitelt,
hinreichend beweiſt. Er bildete ſich ein, Jedermann die Poeſie
und Reimfunft eintrichtern zu koͤnnen, was freilich in Bezug
auf die laͤcherlichen Allegoriſationen, Wortverdrehungen, Una.
gramme und andere dergleichen kindiſche Worıklauberein der Fall
wor, nimmermehr aber in Hinfiht des wirklichen poetiſchen Ge⸗
nied und der Anlage. Er und feine Benofien bradten auch jene
unnatürliken Spielereien der Griechiſchen Anthologie (4.3. das
Ei des Simmias ıc.), Gedichte in Form von Kränzen, Bäumen xx.
darzuflellen, wieder auf, und fo bildete man felbft die beiden Spitzen
des Parnaß ab*?). Berihmter als Dichter, aber keineswegs
beffer, if fein Sreund Sieg mund von Birfen?), oder, wie
er vor feiner Erhebung in den Adelſtand hieß, Betulius aus its
denftein bei Eger (geb. 1626. gef. 1681), kaiſerlicher Pfalz:
grof und gefrönter Dichter, in der Fruchtbringenden Geſeliſchaft ver
Erwachſene geheißen, in der Deutfchgefinnten Genoſſenſchaft a8
Riehender und unter den Pegnipfhäfern als Floridan oder
+) ©. d. Nymphe Noris erfte Tagzeit p. 83 sq.
: Hohe
Berge
welcher Meide
nehret unfer — —
eure Spitzen Sonnenſtralen
morxgend mahlen und erhigen
Phobus und bie Pierinnen wohnẽ auf fo großen Ziñen,
welcher Luſtbereichte Frucht unſer Pegnig Hirt Montan
für die Ceres und dem Pan zu beſingen bat geſucht.
‚Schaut die neubegrünten Hügel wünſchen pfeilgeſchwinde Flügel,
bald wir auf den Pfeiffen klingen, und der Heerd zu Tiſcht fingen.
Deutſche Poeſie. Lyrik. 581
Taufendfhön verehtt. Der Dritte im Bunde enblih IR Sohann-
Klaj’) (Klajus oder Elajus) aus Meißen (1616 geb., geſt.
1656), erſt Lehrer an der Sebaldusſchule zu Nürnberg; dann
Mrediger zu Kitingen am Rhein, in der Deutfägefinnten Ge.
noffenf&aft der Frenide genannt. Er iR wo möglich noch af
fetirter, woigfofer und platter, al8 feine ſchon angeführten beiden
andern Cunwane, und gehört jegt nur noch in die große Anzah
der lit;rariſben Sonderlinge der Deutſchen Vorzeit.
1) ©. Zittmann, D. Nürnberger Dichterfchule. Harsdörfer, Klaj, Birs
tn. Bötling. 1847. 8,
2) ©. Meißner Journ. f. Alt. Lit. Bd. I. St. II. p. 17-53. Olla
Potr. 1784. Bd. 1. p. 37 aq. 1789. Bd. III. p. 85 8. SHannöv. Mag.
1:67. p 122 sq. Reumark, Neufproß. Palmb. p. 4653 aq. Mmarantes p.
6579. Reichard p. 136 —192. Witten, Mem. phil. Dec. Vil. p. 365
sy. Bill. Nürnd ‚Gel. ker. Bd. N, p. 34 8q. Jordens 3b. U. p. 332
. Vs. p: 250 sq. Müller a. a. D. p. XXIV. sq. A. 6. Widmann,
Vitae curric. 6. Ph. H. Altorl. 1707. 4. (Muss; in db. Nachr. u. Un:
merk., w. d. Sprade ꝛc. d. Deutſch. betr St. I. p. 150 34.) — Frauen⸗
simmergefprädhfpiele. Nürnb. 1641. Bd I. II. 8. Geſprächſpiele ebd. 1642
—49. VIII. 12. Hertzbewegliche Sonntagsandachten nach den Gvangelien.
Rürnb. 1649. 8, Gerzbemegliche Sonntagsandachten nad) den fonntäglichen
- Epiftelterten ausgearb. ebd. 1652. 8. Nathan, Jotham und Simſon, oder
geiſtliche Und weltliche zeprgebigte und Räthſel. Rürnb. 1650 — 51. 1659.
I. 8. Proben b. Müller. Bd. IX. p. 1-64. ſ. a. Anm. 4.
3) ©. Die betrühte Pegncfis, den Leben = Kunftz und Tugendwandel
bes felig-cdlen Floridans, H. ©. v. B durch 24 Sinnbilder in Kupfern zur
(dufdigen Nachehre fürftellend und mit Geſpräch und Reimgesdichten erklärend
durch ihre Blumenpirten. Nürnb, 1683 8. Amarantes p.79 -158. Hagen,
Mem. phil. Dec. IH. p. 191 sq. Zördens Bd. T. p. 83 sq. V. p. j
VI. p. 563. DUa Potr. 1784. I. p. 39 20. Säthenftein, im Jahrb. d. B
Muf. 1829. of; 430 3. Müller a. a. D. p. XXIX sq. — Deutfcher
Ouoenberg. Nürnb. 1650. 4. Geiſtliche Weihrauchlörner. ebd. 1652. 12.
Ehriſtliche Sterbebereitfchaft. ebd. 1670. 12. Heiliger Sonntags: und Kir⸗
chen wandel. ebd. 1681. 8 Strena Dircaea J. Ph. Mognet. archiep.
0. D. 1654. 4. (in D. Spr.) Peanefis, oder der Pegniz Blumgenoß⸗Schä⸗
ferey Feldgedichte in neun Zagezeiten meiſt verfaflet und herausgegeben durch
gloridan. Rürnd, 1673—79, IT. 12. Ausw. b. Müller a. a. D. p. 77 sq.
4) S. Da Potr. 1783. p. 134. 1784. T. pP 38 sq. Amarantes »
23 sg. Iördens I. p. 206 sq. VI. p. 824. Will 3b.-I. p. 195 sq. Müls
kr a. a. D. p. XXVII. aq. — Pegneſiſches Schäfergediht in den Beri⸗
norgifchen Gefilden angeflimmet von Strefon und Glajus. Nürnb. 1644. 4.
Weipnachtsandacdht. Nürnb. 1644 4. Won der Auferſtehung Ehriſti. ebb.
1644. 4. Bon der Höllens und Himmelfahrt Jeſu GEhrifti. ebd. 1644, 4.
Freubengebichte der ſeligmachenden Geburt Chriſti zu Ehren gefungen. ebd.
1650. 4. Das ganze Leben Jeſu Ehriſti. ebd. 1651. 8. ꝛc. Wicle Ged. v.
ihm a. in d. Pegnefis Bd. I, Ausw. b. Müller a. a. D. p. 65 2q.
742.
öhm.
d
582 Deutſche Poeſie. Lyrit.
$. 676,
Hatte die erſte Schleife Säule, wenn ihr auch det
eigentliche dichteriſche Genins abging, doch im vieler Beriehung
vortheilhaft auf das Gedeihen der Deutiden Poeſie einganiılı
und jedenfalls fehr beiebende Anregung gegeben, fo ſchadete die
zweite Schlefifhe Schule dafür deſto mehr; bean obſchon
fie den leichten Versbau und die reine Spracke der Opislien
Eule annahm, fo vertauſchte fie. dagegen Die Klarheit un
Durchdachtheit derſelben mit Schwulſt, Vombaſt md Hyperin
und führte jenes abſchenliche Spielen mit Bildern: und Antithefen,
"harten Metaphern, unfinnigem Phrafenfram und froßigen Gew
cettis und Wortwitzen ein, weißes Marint, unfellgen Andenlens,
zum Verderben der Literatur feined Baterlandes erfunden hatt.
Außerdem aber brachten ihre Stifter und feine Nachtreter nod jene
Unfittlichfeit und wahrhaft ſchmuzige Frechheit in die Deutik
Poeſie, an die ein gebormer Lyriker eigentlich nicht denn
ſollte, wenngleich allerdings auch hierin, 3. B. bei Guͤnthen,
Ausnahmen fatifinden mögen. Ber Sufter dieſer Schule in
Chriſtian Hoffmann von Hofſmannswaldan u
Breslau (1608— 709), Vorſteher des Mathe feiner Vaterſiadt,
der auf feinen langjährigen Reifen durch die Niederlande, my
land, Frankreich und Italien das Leben seht ausgekoſtet ham
muß, denn ſonft hätte fi fein an und für ſich bedeutendes Talmi
nicht an fo ſchmuzigen Bildern der Sinnlichkeit erfreuen loͤnnen,
wie wir diefelben bis zum Neberdruß in feinen galanten Or
dichten und verliebten Arien antreffn, und ob: er and fd
betete: „D Bott behüte mich vor x. der Shwinvfust MT
Bernunft, fo man die Liebe nennet”, fo muß er doch nad MI
Praris, die feine Gedichte verrathen, ein vollendeter MBeiberfant
gewefen fein. Manches feiner Epigramme {ft "gar: nicht ül
ſo 38. das auf die Sefuiten (Ich Font ein Tittrich ſeyn zu gro"
Herren Herge. IH yündte-Pärider can, mein Hochnmth war di
Kerze. Der Mund verehrte Gott, den Teufel Hertz und Elm.
Mein Lefer denke nach, wer ich geweſen bin) oder das auf Philip.
(Hier ruht ein Ritterömann, Der rauhe Reichs⸗Zerſtoͤrer, Di
Rom verehret hat, als einen Kirchen⸗Mehrer. Biel mehnd
Deutſche Poeſie. !yrif. 583
ſag ich nicht, was hier vor Beine liegen. Ein Wort: die Aſche
reucht nach Knoblaucd, kann nicht trügen.) ꝛc.; allein deshalb
ihn Den deuitſchen Apollo und feine Heroiden omni LIliade ma-
joren zu nennen, wie Die damaligen Critikes thaten, if Tollheit.
Uebrigens iſt er cin acht ariſtokratiſcher Dichter, und bie, lüfterne
Einnjuhkelt, die ec ausſtromt, ift nidts als ver Reflıs der Ge⸗
finnung der vornehmen Wels feiner Zeit, und darum iſt es ‚auch
ganz in der Ordnung, daß er zuweilen, wie in feiner Demüths
tgung por Bott, den frommen und, zerfnirftten Sünder fpielt‘).
Einen faft voch größern Ruf, und jedenfalls neh mehr Einfluß
auf Die. Literatur hatte Damiel Caſpar von Lohenflein
aus Nimpifſch inn Fürſtenihume Brieg (geb. 1635, geſt. 1683),
Ptotoſyndikus von Breslau und ebenfalls, wie ed damals uns
kr dem del Mode war, durch vielfahe Reiſen gebildet. Ob⸗
wohl er fon. ols 15jähriger Schüler dur die Abfaffung ſeines
nicht gang werthlofen Ibrahim Bafſa fih ale Dichter von Profeffion
gezeigt bat, fo kann man doch nicht fagen, daß fich In feinen übrigen
"Arbeiten, befonderd den Iyrifben, unter denen ich die Hyacinthen,
Grabgedichte, Roſen, Liebes⸗ und Hodzelisgedi.bte, ſowie (6) Herolden
befonder® heivorhebe, bedeutendes Talent zeige; denn feine Him⸗
meisfhhhüflel oder geiftlicden Gedichte, größtentheils in Alepan⸗
drinern, find nichts als theologifche Unterfuhungen in gebundener
Rede, und feine Thränen (der Mutter Gottes, der Marie
Magdalene, eined armen Eiünterd unter dem Kreuze) nichts
weiter als eine überall zuſammengeſtochene, mit fchönen Bhrafen und
Blumen aufgeputzte verfifizirte Parentation, Auch ſpricht er in
der Borrede zu feinen Blumen von ſich felbft mit ziemlich wenig
Zuvafit, dann er wußte recht gut, daß ihm eigentliche poe⸗
tiſche Erfindungsgabe und Genie abgche, und dieſer Mangel
nur burn ge Reflerion, Antithefen, Concettis und Sentenzen⸗
bombaſt verdedt und erfet werde‘). Zu den Nachtretern biefer
Richtung, die ſich bis auf Bodmer und Haller herab erhielt,
gehörten befonderd Benjamin Reukirdh?) aus Reinke in Schle⸗
fin (geb. 1665), Hofrath und Prinzenlehrer au Anſpach
(+ 1729), der belanntlich die unglüdlide Idee hatte,, den lang»
welligen Telemach Fenelon's in noch Tangwelligere Alerandriner
wu überfegen, wenigRens in feinen früheren Gedichten, der als Romans
394 D⸗utſqhen Poeſie. Kirchenlicd.
ſt riderbetamu. "Dichter. geinride AHrrfelm won Ziegler
und Kdiÿphaféndy, dr Die Tollheig beging, ‚In keine Helden⸗
lighe,.ns6, Mlın- un, Raum Feßaments Hereſden <imufıda,
morin fihb Adam umd.&ya, tie Mbiitarrin ara amd Abraham x.
itre Sehnſuckt vorzlıpen, und Auguſt Bobfe, gmannt
Talander, fowie der fhoh' Ieninnte Hunold’), ein Bor
aufes: Khan IRQ, Bes; Japmafen; Merfatern. u Genen
—18 * Fun nr der dann A BELE 5 u
vAg 14% © vj Lehmafigin,.Lobredt derd. dh: Ve muf ran
Ananiß. Breslau 4756. sure edel ifte
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„88 Dufd, ci Bild. d est. I d. IL p.
Er: * Ban Oh PF 7 Satſch. BAR Ser Ai 174. p.
Ka and, he —ã Zuorich VER, Bu. ip 15 — Maulı
in d. Edkf. Mon. Er. 1792. Däcn. 2 03 2q. ee m p.
488g VI. p. 34% 5 Föorſter bei: Müller Bo. XI sg.
Deutsche ‚Ucherfegungen ung Grhlchte Brest. 4673. 8. Silarau So
briefe, auch andere herrjiche vichte Dres. 10 16:0, 1688. . —7 — |
Bi 1700. 1704° 1710.1717. 1730. ©. v und dnterrt anf
ausrricfne yab: &iöher udgedruffte —*X neh ‚Einen: Worzebk wen bt
Beutfehen Del Pech i ee EL 1777, ‚vl. 6 ,, chb- 1734. Yıl, 8, Nun, b.
DR: Die, Yale 174. Bh FW FTD. Pdı-TIL. pe. 18.
Bd. I. p. 78 8q oe Bo. wi ) 267, Jordenß Bd. II.
p. 443 da: VI. 1, 918 sd. Bodmer a. a. 6.7 FE Hi EN 4: HE.
Et, 1, F 496. ad. XXIX. p. 282 01. ae Sei. * FE * gm.
MI. ER ebr. 2 33 el: Hagen Mem, phil. p. 266 s
ke. T VE p. 60. Leipʒ Wu Kim. 1789." p. öxg. een
Du», 1 —— Rucn ed. Jth. Bu 1767. -p: I 0 —
"Zräuers und Luftgedichte. "Brei Po. 8. 1639. 8. Silit geilt; um
weittiche Gedichte. Vehyz. 1783: 8. Wehr.” a. in — an ®. hi
——— us and: —**8* auserl. a hicq. angrdr. Geb
lumen. Brest. 1680. 8 8. Ron. eb. ‚69.8 D. Geifktiche Bee g
03.8, Simmel Schüffe Du. 8. Zhränen. “DB
cinthen 0%. D. 1. 8 .
9) ©. — ». x. . 388 Bobmer | f sg 8
Mahler d. Sittm Bd. IT. p. 2 Sg. — Mag. 1768 8. ans
a, Necht d. Deutſch. Geſ. zu eins St. IV. —F ee *
euman. 1782. p. 51 s rſchin Vi. 1. p. *
ik.'d. De er v u 13. „12 s Fr Pass ii sg
7 ie. a h 7 — —3* 3. IV. p BOB my bGe⸗
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Weet 1744. 8. (f. Rache. b. Seipg: Den va Geſ. Si en ar
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— fol. Veri. u. fen Rh m 1748 £ rn
ki Britn.gi keit, Hiſt.“d. Dewtfchs —8* re. ee en).
Deutfche Poeſir. Kirchenlied. 585
4) Heldenliebe der Aalen Meilen. Feitaments,. !pp- 169... 1734, 8. -
d. Ehr. A. y. Neu. Zeft. I d. 17,0. 1737,8. it v. SOeorgse
Lehms aus einig “ 7)
5) Berlichte, galaute And’ fatiriſche Web: ‚Hart, 1763. ll. 8 7 Tpeatrals
iſche, permiſchte und, gefiliche Btdichte. ebd. 178.8.
> N 3 lı 3%. yo IP \
fe 877. |
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— LE h. ‘
wir ver uitten Lyrik geht bi geiftitche‘ oe ber Eile
ſiſden Schule Hand in Hand, und wenn auch DOpig’veihäft
niperäßtg nur "wenig gellifert hat, fo wirkte doch ſein Beiſpiel
fo, durß faft alle. ſeine Schüler, fowie- die, Mitglieder der Frucht⸗
bringentden · Geſellfchaft Is Kirwenliedetdichter auftraten. Naͤ⸗
türlich bewirkie fein Einſſuß im Vetgleich zur früheren
Pertode gefaͤlligeren Verobau, groͤßere Cortecthelt und Reinheit
der Spracke, allein leider trat: auch oft unangenehme Breite an
Die Ereße der alten, fornigen, kräftiger Gedrungenheit, was um
fo wunderbaret if, als die Trübfale, welche der dreißigiährige
Krieg Über Deutſchland brachte, am erſten zu einem energiſchen
Troſtliede Im Leiden hätten auffordern müſſen. Hiermit ſoll jedoch
nidtgeſagt fein, ale Rättin nicht dereito vor ihm mehrere ans
tere Schleſtet, wie Melchtor Liebig‘) (geb. 1529, ge.
nah 3589), Prediger zu Kottwit, Beter Titus?) aus Frei⸗
Ars (geb, 1542, geh. 1613), Prebiger zu Beuthen, der Breo⸗
lower Bürger und Meiſtaſinge Marcus Bunpel’) (+ nad
1601), Zacharlas Richter!) aus Bredlau, Prediger zu
Saͤbſchütz im Fuͤrſtenthum Fägerndorf (Hnah 1610), Joachim
Sartoriu8°), Kantor und Lehrer zu Sckweidnitz (um 1591),
Martin Kinnerd) von Scharfenftein aus Leobfhäb (1534
—1597), wo er Eyndicus wer, fib ebenfalls in dieſem
Felde werfucht.- Der begabteſte und geregelte der ganzen Opig«
ifhen Schule iR aber der glaubensfarfe Johann Heermann?)
aus. Raudten in Niederſchleſien (1585—1647), Pfarrer zu
EMben an der Oder, ein wahrhafter Kreuztraͤger, der unter an⸗
den dad ſchöne Lied: „UAch Gott, I muß in Traurigkeit ꝛc.“
verfaßt hat und beſonders unfern Heiland als Brundton zu
allen feinen Liedern wähle, Auch Andreas Bryphius?)
dichtete 64 Kirchenlieder, die zwar faſt alle nur von ber Eitel⸗
leit der Welt und dem Tode handeln, abe im Gegenfah zu
I)
586 Deutfche Poeſie. Kirchonli⸗d.
der. Oplitziſchen "Srodenheit voll aͤchten Schwungesd find und in
wahrhaft Lutheriſcher Erhabenheit und Gindringlifeit, ohne: dabei
:beffeie :. Hergichdeit au entbehren, gebiktet ‚wurden Maul
Flemming9 hat zwar wehrere: geiſtliche Medicyte, aber . nur
"ein einziges Kichenlied: „Im allen meinen Thaten 1, vmjaht,
dad aber nallein fon feinen Ramen auf die Nadwelt bringm
sl Heinrihuhetd!"), Moohat zu Anhran, feiner Matahatt,
in Sebleſien (+ 164; IR gleikfals:.niner der gebiegeniken Dichler
‚ber: aͤnenn Scälsfiichen: Scute: 1 Leider find aber, ſowohl fein
AAcbeh:alo die den aciſten andern gleichzeitigen Kurchenlie derdichter weht
zum Leſen ana zur Betrachtung: als num Eingen geeignet; obwohl
Zobann:Riß, der nicht. weniger. a6 zehn nerfchienne kiede⸗
ſammiungen, zu denen wicher verſchiedene Componiſten die Melodicen
erfunden uab. gefetzt hatten, verfaßte, gu: feiner Zeit. fo bei!
war, dab das Derfgefinde feine Lieder auswendig Iemie ma
bie Kinder in. den: Schulen fie abfingen ‚mußten. Freilich Rat
aber vide derſelben (611) au breit und die Mitelpiute
darin fürmeiih langgezegen; da «A, lonnte z. BD. ‚feiner Kamm
himmlifthen Lieder ſonderbares Puch, worin er: aber wit ki
‚erfahrene, fondem nur gedachte Lebenszußände ſormbich had:
werksmaͤßig verſelte, nit anders nid müfierig fein, und. fainc Haba:
und Himmelsiichee voll ekelhafter, bin und wicher fa late
Schilderungen der. Hoͤllenpein und Himmelaluſt, hätten Die Mudıt
.dgenttich zu .ikerm Geſangbuche ‚erheben: ſollen, fo. gut yon
fie für fie. Riſt's Brand, Sohann. Höfel!!) ans Mintan
in Srantın (4600-83), Arafte dad. Eprüdkwert: „unit,
‚ böfe Chriſten“ Lügen, und: obwohl Advofat, hielt er. dech mt
Sage Betftunde, rief bei jedem Glockmichlage (!) ven Hemgen UM
eine fellge-Enpfumbe an, und, laß und fammelte sifrig; Lada
: predigten, von welchen Plunder er über 4000 zufammmbralit.
Unter feinen Liedern IR, dao beſte: „Was traue ih mod.
Der „wahrhaft froume Dichter Martin Rinkarı'), tb
dialonus In feiner Vaterſtadt Ehlenhwrg (geb. 1386, geh. 1649).
der freilich ohne allen Grund mit Renfard ‚verglichen. worden I,
bat fig .für feine Vnterfiadt während der Trangfale; nad daeibie
« jährigen Krieges und der damit (1537 — 38) vetbundencn
ı fQredägen PR und Hungersnoih, ale wahrhaften Rahpelt
Deutſche Posfie. Kirkhenlie. 587
gezeigt, und Im: feinen Liedern, zu denen das. hochberiihae Volls⸗
fshenlied, nah dem Abſchluß ded⸗ Weſtphaͤltſchen Friedend ger
richtet, Van danket alle Butt”, gehoͤrt, ib durchzehendo als
einen herze und gemüchvoßen, wenn auch kunſtloſen Dichter ge⸗
rigt. Daß die Koͤnigeberger Dichter Simon Da nad
Heinrich Albert, „ein der Sterblichleit Beflitewer”,:a Aber
Kirhiöhätte:: beim Olaſe Wein: Sterbelitder fabritirien : une iab⸗
fangen; war ganz :gut; ‚allein. leſder ſcheint anf denPoettſchen
Gehalt derſelben das: in dieſer Frucht liegeade hlegau einen
großen Einfluß ausgeibt zu haben, derm fo fromm uud beſchaulich
fie auch ind, Die Wetodieen dazu ind oft: beſſer als de Terbe. Run
beatunt: aber für dao Kirchenlied eine neue Perdode, nämlich
tie vorherrſchende Nichtung des Gefühls lebens und det Sub⸗
jectivitaͤt, deſonders durch Paul Gerhardꝰ) um ſeine Schü⸗
kı heworgerufen. Dieſer war 1606 — 7 zu Sraͤfenhalnichen in
Sadſen geboren, waıd 1657: zum dristen Diufonat much Bears
Im berufen, dort aver, weil er. als altlutheriſcher Zelote genen
die Reforımirten von ‚dan Slanzel herab mid Keher gedonnert hutte,
von dem großen Churfürſten (1667) abgefegt - und debie dann
als Prediger. zu /Luͤbben (+ 1676. Gr iA unbebingt in biefer
Periode ‚derjenige Dichter, der :Quiber am Naͤchſten kommt, feine
Bottfrewpigkeht IR ungeheuchelt, und feine gefühluolle Einfachheit
acht hinreichend, wao ihm an Kraft und Feuer abgeht, Am
Veſten beurteilt man ihn nad feinem berüßmten Liede: „Bes
Fehl du deine Wege”, das :er aber noch vor feiner Abſehung
(un 1659) in-Berkin dichteite, alſo nicht erſt auf der Reife von
dort, wie Die Enge geht. Much. feine frühere Landeomutter, wie
Gemadun des großen Eyurfürken, Luife Henriette), Toch⸗
ir des Erbſtanhalters der Niederlande Friedrich Heinrih von
Dranien (geb; 1627, geh. 1467), Reht als Liederdichterin fehr
bach, woher ihre Lieder: „Jeſus meine Juverſicht“, „Gott, der
Reichtzum Deiner Güte” 3. zengen. Ebenſo hat der Braun
ſhweigſche Hofprediger Andreas Heinrich Buheis)
aus Schoͤningen bei Halberſtadt (geb. 1607, gef. 1671)
unter feinen zahlreichen Liedern manches gute, ‘allen die
16 Lieder des Danziger Rectors: und Predigers Iohann
Rantifg*) ans Yertkelödgef bei Freiberg (161768), find,
592 Deutfche Poeſie. Kirchenlieb.
(1660-1722) anfkließen, die ſich deſonders durch Ginfad-
heit und natärlite Salbung auszeichnen.
1) Yroben von Hoffmann v. Yallersichen, Gpend. 3. Deutid. Lit. rich.
Ab. II. p. 199 29.
Ein Rewes Quadragesimale sc. Dresl. 1603. 8. ſ. Hoffmann a.
a. D. p- 205 84. R
3) Der Pfalter Gebetweiſe, fambt einem kurden Gummarifchen inhalt
vnd ordentlichen Regiſter des gankın Pfalters ıc. Lieguig 1601. 8. ſ. Bo:
mann a. a. D. p. 210 24. .
4) Ein Rüuͤtlich, Lehr, Zroft, Beth und Geſangbüchlein, Für betrübte,
jrrige Gewiſſen ze. Bdrlig 1583. 8. Drey Newe Lieder vnd Gefänge wider
den Zürdee. Breßl. 1544. 8. Geiſtlich und Yeiblich Arzney, Troſft, Echr,
bet, Geſaͤnge, Dankiagung vnd Zubercitung, wider die geſchwinde vnd
fährlihe Seuche der Peftileng sc. Piegnig 1610. 8. |. Hoffmann a. a. ©.
pP» 213 sy. %
5) Der Pſalter, Geſangßweiſe, Inn vorftendlihe Deutfche Heim vu»
auff allerley bekante, vnd in vnſern Kirchen gebräuchliche Ihön oder Meier
deien, gefegt, und in Druck verfertiget. Breßlam 1594. 8. f. Hoffmann p.
219 2q.
6) Proben b. Hoffmann a a. D. p. 236 2q.
I) &. Wiiten Mem. theol. Dec. V. p 6°4. Wehel kebenébeſcr.
LI. p. 385-408. Gvangel. Kirch. Zeit. 1832 nr. 27—W. 3. D. Heermann,
Ghrenged. d. ſchleſ. Gottesgel. 3.9. &logau 1750 A. Devoti musica cordis
Haus⸗ vnd Herzs Muſika. Epyg. 1943. 1063.12. Brest. 1650. 12. Gonatüges
ond Zefts Evangelia. Brest. 1650 8. Exercilium Pietatis. Vbung in der
Sottfeligkeit. Das tft Inbrunftig Seuffzer. cbd. 1150. 12. Rew umbgegef:
ſenes und verbeſſertes Schließgloͤcklein. Berl, 1665. 8.
8) &. Wehel Bd. I. p. 355 ng.
v 9) S. Wettel Lebensbeſchr. I. p. M2 sg. u. Anal. hymn. I. 5. p.
sq.
10) Vortrab teutfcher Gedichtte, poetiſche Eufls und Unluſt. Frkft. a. d.
Od. 1643. 8.
1) Musica christiana. 1634. 8. Hiſtoriſches Geſangbuch. Schleufingen
1681. 8. ſ. Wetel Anal. hymm. Bb. Il, p. 287.
12) S. WVehel Lebensbeſchr. II. p. 344. Dietman Sächſ. Pricfterſch. I.
. 204. Journ. v. u. f. Deutſchl. 1792. II. p. 555. 2. Plato, M. R. nach
r äuß. Leb. u. Wirken. Epzg. 18:30. 8. Herzbüchlein in geiſtlichen Oden.
2pıg. 1663. 8. Der zehnfache biblifche und Eirchenhiftoriiche Bocal und Gr:
denkring in Reimen, ebd. 1629. 8.
13) &. Crenii Animadv. T. II. p. 179 4q. Berlin. Dion. Schr.
1810. Febr. p. 107 29. Betel Wo. I, p. 312 34, Müller a. a. D. p.
XXU—XXXVIU. DUa Potr. 1754. Bd. Il. W 74 q. Hanndv. Mag.
1767. p. 120 sq. Zördene ®d. IL p. 95 2q. Vi. p. 110 ag. Koch. Bd.1.
. 150 sq. 11. 281 sq. 2. &. Roth, P. Gerh. Epıg. 1829. 8. 9. Ger⸗
—** Leben und Lieder von Langbecker. Berl. 1841. p. 1 — 284. Haus:
und Kirchenlieder. Berl. 1667. fol. 1676. 24. u. in Sr Foͤrtſch, Reuverm.
geiftt. Waflerquelic. p. 409 sq. Rürnb. 1683. 8. Eisteb. 1700. 12. Zerbit
1707. 12. Wittend. 1723. 12. Geiftl. Lieder. Berl, 1821. 1827. 1838. 12.
Dentfehe: Poeſie. Kirchenlied. 589
der alten Urluiheriſchen Gefänge nnelgnei- zu’ Tannen, ſo!führe
num ' ber Vegnitzſchäfer⸗Blhumenorden ef: rechndie hoönigfuͤße
Sntintentalltät des Hohenliedes ‘in das Kirchenliede: ein! und
enictete» fomit den erſtan · Pfeiler jener Bruͤcke⸗ von ſchonen
Andaldioworten, welche nachher Die: Myftiker weitet ſormauten
Den Srund hieran legte Seorge Philippe Har⸗o d Ar⸗
fer, und Siegmund von Bitlen, : der Nathfolgerveffelben
ats Oberhaupt ver Peynitzſchaͤſer, der RM in dem: Otbenn dere
kiben- die Blume Floramor zum Einmbild genommen und Died -
eifer „In den Himmel verliebt" gewählt hatte, und Veh ach
Klaf, 'ver Veifaſſer der Lieber: „I: habe eitien:- güten
Kampf gefämpft re." und: „Einft ſprach der Fälne: Jonathan”
brümelten in dieſem inne fort. Auch der Anuſmann Ans
dreas Ingolftetter“') ans Rürnberg (1633-1719),
Yolyander- genannt, deſſen Symbol die Ringelblume war mit det Ins
ſa riſt: „Nach der Engelſtadt ringend“, und der Profefſor der
Tdeolotzie zu Alwrf Chriſfoph Weyleiter?), ſein Bandes
mann (1689 706), Jrenian genannt, der ſich die Bunte
Friedelar il ver Umfhrifte „Mit Gottund Menſchen“ zum Sins
bitd waͤhlte/ blieſen in daſſelbe Horn, und -an ſie fchloß ſich no
das Diiguer di6 Schwanenordens, wo er Stautophllus hieß,
Michael Fran!) aus Schleuſingen In Sachſen (1009 —
67), erfi Baͤcker, dann Stadiſchullchter zu Coburg, an.
iefe Richtung tritt nun aber noch deuillicher bei den
Diem der pweiten Ea leſiſchen Schule hervor, wo daB Kirchen⸗
lied wieder ‚reines Andahtsheb wird, aber doch ſchon beuilich her⸗
vortiriende myſtiſche Elemente enthält,” Der bebeutenbfe- 'viefer
neueren "Stute, auf welche wohl Jakob Boͤhme und ſeine Sihtife
ten nicht' vhne Einfluß geblicher waten, war Angeluo Sis
ef4n #7), wie er ih nach dem Spaniſchen Mufiter Johann ab
Angels Nanhte, indem er Damit zugleich fein Geburtsland -nndeuten
worte, "Abit eigentlih Johann Scheffler geheißen, aus Breslau
(1624-775. Ei hatte ſchon als“ Jimgling die: Schrifen
Tank); Bbhine's, Schwenffeld's, Ruysbroeloꝛc. fleißig ſtu⸗
bier! ah »badurch zu feinem Eeparatismus: den‘ Grund‘ gelsgt,
der ton’ wie‘ mankbin andern‘ Frommler neuerer Zeit zuletzi zum
adjau vom? Luthenhunt erranlapie, worauf er erſt Arzt dei Bers
594 Deutſche Poeſie. Kirchenlied.
N) S. Wetzel Anal. hymn. Bd. I. 1. p. 2440, u. Lebensbeſcht. I.
p. 57-61. Scultet. Hymnop. Siles. p. 8. Litter. Wochenbl. 3b. II.
p- 14. Sr. Horn in Srauentafhenbuh 1819. Kannegicßer im Berl, Erzaͤhl.
1807. p. 588. 719. Müller a. a. D. p. XXXVI sq. Der Gherubinifde
Prandersmann oder geiftlihe Sinn = und Schlußreime zur göttlichen De
(haulichkeit anleitend. Weim. 1657. 12. Glas 1674. 1675. 1689. 12. Frkf.
1713. 12. Mannh. 1827. 8. Sulzb. 1829. 12. Heilige Seelen: Luft Oder
Beiftliche Hirten Lieder der in ihren Jeſum verliebten Pſyche, mit Delos
dieen von G. Josepho. Bresl. 1657. 1668. 1697. IV. 8. Berl. 1702. 8
Münch. 1826. 8 Mannh. 1838. 12. Einnreihe Befhreibung der 4 le
Dinge. Glat 1689. 8. Dieköftliche evangelifche Perle. ebd. 1667.8. bte
Pſyche. -Yrest. 1664. 8. Klaglied. ebd. 1664. 8. Geiſtliche Sprüde a. d
Sher. Band. Berl. 1820. 8. Auszüge bevorw. v. Barnh. dv. Enfe. eb.
1833. 8. Auswahl b. Müller. Bd. IX. p. 143—1%0.
28) ©. Winterfeld Bd. II. p. 512 q. — Neuer Helicon mit feinm
neun Muſen. d. i. geiftliche Sittenlieder. Kürnb. 1684. 8.
29) S. Wesel Lebensbefchr. IT. p. 92—102. — Stimme ber Freundis.
Rudolſt. 1687. 12.
30) ©. Kleine Schriften d. verft. fürftl. Schwarzb. Kanzlers A. Fr.
m. deffen Biographie v. Fr. E. v. Mofer. Coburg 1792. 8. — Himmels
tuft und Weltuntuft. Jena 1670. 8. Zwei und flebenzig neue bimmelfüße
SJefuslieder. cbd. 1668. 8.
31) &. Wegel Anal. hymn. 3b. II. p.302. — Erbauliche Denkzeitel
von etlichen Mitteln zur Rebensheiligkeit und ben gemeinften Jugendfünden,
ber. v. Chr. Altmann. Berl. 1717. 8.
32) ©. Dtto, Lex. d. Oberlauf. Schriftft. Bd. IT. p. 714 sq.
33) ©. Fr. 9. Tonke, C. Neum. Leben. Bresl. 1741. 8. — Kern alle
Gebete. Breöl. 1728. Berl. 1737. 8. ,
34) &. Wetzel Leb. Bd. IH. p. 147—153.
35) ©. Nova litt. German. 1705. p. 82 sq. Gleich Ann. Eccles.
T. 1. p. 429— 484. Gerber, Hift. d. Wiebergeb. Bd. II. p. 275 84.
Koch I. p. 191 8q. W. Hoßbach, Spener und feine Zeit. Berl. 1828. 11.8.
G. H. Canſtein, Ausführl, Lebensbefhr. Sp. Leipz. 1729. 8. verm. v.
Lange. Halle 1740. 8. Knapp in d. Hall. Wöchentl. Anz. 1783. nr. X-
x1l. p. 146—183. Basler Sammlungen. Jahrg. 1837. Wegel Lebensbeiät.
Bd. III. pP» 2233— 241. ——
36) ©. Koh Bd. I. p. 199 sq. Basler Sammlungen 1837. Bel
9b. III, P 22 sq. — Fasciculus Cantionum das iſt zufammengefragene
geiftliche Kieder eines in Chriſto feligen Lehrers umd Eeelen= Hirten. Cüftrn
1. 12. „eeiftreiche Schriften nebft feiner Lebensbeſchr. Frkft. u. Fein
N ©. Wetzel Anal. hymn. Bd. I, 2. p. 26-29.
38) ©. Wepel Anal. hymn. I. 1. p. 43 80.
39) ©. Rei. Hiſt. d. Wicbergeb. Bd. IV. p. 42 sq. Koh Dh. I.
P- 204 1 — A und 2 IR. Blaub: und Liebesübung aufgemuntert
urch einfältige Bunbestieder und Dankpfalmen. Brem. 1679. 1690. Bell
1692. 8. Frankf. 1712. Zhurnau 1716. 12.
40) Morgen= und Abend- Katechismus s und Tifchs, Beicht⸗ und Gom⸗
munions, Lobd⸗ und Feſt⸗, Klang: und Trofl:, Grabs und Himmelslieder.
Rürnd. 1701. 8. Sundenſchmerzen, Troſt in Herzen, Todeskerzen. Kürnd.
1664. 8. Himmelreife, Gcelenfpeife, Engelmeife. ebd. 1670. 8, '
Deutſche Poeſie. Snomologieen. 595
41) Evangelia melodica b. i. geiftliche Lieder nach dem Sinn ber ors
bentlihen Sonn⸗ und Fefltagsevangelien eingerichtet. Brem. 1708. 8. &,
Wetzel, Anal, hymn. Bd. I. p. 546 sq.
. 678,
Kann irgend etwas fi an die fromme Poeſie biefer
Periode anfchließen, fo werben es die Snomologieen fein, welde
freilich wie die Sprüdmwörterfammlungen richtiger nad) dem
Lehrgedichte angeführt werden müßten, Mit ihnen ſtehen aud
die Stammbücher in Berbindung, deren Namen feit dem 16ten
Jahrhundert aufgeflommen zu feyn ſcheint; wenigflens findet er
fih bereitö bei Zeller II Cent. ep. 65. Sie find jevenfalls
eine Fortfegung der alten Priameln und enthalten manderle
Brauchbares. An der Spige der hier zu nennenden Schrift
fieller Aeht der befannte Julius Wilhelm Zintgref, der
eine fehr gute Sammlung von allen Deutſchen Spruͤchwoͤr⸗
tern anlegte, zu der dann noch Johann Leonhard Weid-
ner aus Ottersheim, Prorector zu Niemägen, einen dritten wen»
iger gelungenen Theil binzufügte‘). Auch die Sammlungen Jo⸗
hann Budler’s?) aus Gladbach, Rectors in Wicrad, des
oben fhon genannten Friedrich Betrt?), Burchard Gens
ſchedel's), Pfarrers zu Warmbrunn (9) aus Schweinfurt, Sohann
Matthias Schneuber’3°), und befonder Chriſtoph Lehs
mann’8°) aus Finftermalde in der Niederlaufig, erfi Stadtſchreibers
zu Leipzig, dann Syndici zu Heilbronn (geb. 1568, gef. 1638) Pos
litiſcher Blumengarten, den Xeffing herausgeben wollte und
Schuppins für die befle Schrift nad der Bibel hielt, enthält
viel Lefenswerthes in Profa und Verſen. Als politiſcher Kopf
und Deuitſcher eleganter Proſaiſt mitten unter den Schmierereien
und der Wortmengerei der 30jaͤhrigen Kriegszeit tritt nun ber
finnige, oft fhmwärmerifde Samuel (von) Butſchky?) aus
Breslau (1612 geb.), kaiſerlicher Rath (+ 1678), der leider
zu den untreuern Qutheranern gehörte, die von ihrem Glauben
abfielen (1660), um zeitliche Güter und Ehre zu erlangen, entgegen.
Den Beſchluß möge endlih ver oben fhon (S. 555) ans
geführte Johann Riemer?) aus Halle (1648 — 1714)
machen, ber die aͤlteſte Sammlung Deutjcher Aphorismen,
38
594 Deutſche Poeſie. Kirchenlied.
77) S. Wetzel Anal. hymn. Bd. I. f. p. 2440, u. Lebentbeſcht. I.
p. 57-61. Scultet. Hymnop. Siles. p. 8. Litter. Wochenbl. 3b. I.
p- 14. Fr. Horn in Frauentaſchenbuch 1819. Kannegicßer im Berl. Erzähl,
1807. p. 588. 719. Müller a. a. D. p. XXXVI sq. Der Cherubiniiht
Wandersmann ober geiftlihe Sinn = und Schlußreime zur göttlichen Ve⸗
ſchaulichkeit anleitend. Weim. 1657. 12. Glatz 1674. 1675. 1689. 12. Frff.
1713. 12. Mannh. 1827. 8. Sulzb. 1829. 12. Heilige Seelen: Fuft Oder
Geiftlihe Hirten Lieder der in ihren Jeſum verliebten Pſyche, mit Bee:
bieen von G, Josepho. Bresl. 1657. 1668. 1697. IV. 8. Berl. 1702. 8.
Münd. 1826. 8 Mannh. 1838. 12. Einnreihe Befchreibung der 4 letten
Dinge. Glat 1689. 8. Die köſtliche evangelifche Perle. ebd. 1667.8. Betrübte
Yſyche. Bresl. 1664. 8. Klaglied. ebb, 1664. 8. Geiftlihe Sprüche a. d
Cher. Wand. Berl. 1820. 8. Auszüge bevorw. v. Varnh. v. Enfe. ebd.
1833. 8. Auswahl b. Müller. Bb. IX. p. 143—1%.
28) ©. Winterfeld Bd. I. p. 512 q. — Neuer Helicon mit feinm
neun Mufen. d. i. geiftliche Sittenlieder. Rürnb. 1684. 8.
29) ©. Wesel Lebensbeſchr. IT. p. 92—102.-— Stimme der Freundis.
Rudolft. 1687. 12.
30) ©. Kleine Schriften d. verft. fürftl, Schwarzb. Kanzlers I. Et.
m. deffen Biographie v. Tr. C. v. Mofer. Coburg 1792. 8. — Himmels
luft und Weltunluft. Iena 10670. 8. Zwei und Bebenzig neue himmelfüßt
Jefuslieder. ebd. 1668. 8.
31) ©. Wesel Anal. hyınn. 3b. II. p.302. — Erbauliche Denkzett
von etlichen Mitteln zur Ecbensheiligkeit. und den gemeinften Jugendſuͤnden,
her. v. Chr. Altmann. Berl. 1717. 8
32) S. Dtto, Lex. d. Oberlauf: Schriftft. Bd. IL. p. 714 sq.
33) ©. Fr. P. Tonke, C. Neum. Leben. Brest. 1741. 8. — Kern ol
Gebete. Bredl. 1728. Berl. 1737. 8.
34) &. Wetzel Leb. Bd. III. p. 147—153.
35) ©. Nova litt, German. 1705. p. 82 sq. Gleich Ann. Eexles.
T. 11. p. 429— 484. Gerber, Hift. d. Wiebergeb. Bd, II. p. 775 4
Koh I. p. 191 sg. W. Hoßbach, Spener und feine Zeit. Bert. 1828. 11.8
C. 9. Canftein, Ausführl. Lebensbefchr. Sp. Leipz. 1729. 8. verm. v.
sa ge. va 1780. * Freeg in d. Hall. Woͤchentl. Anz. en Air.
p. . Basler Sammlungen. vg. 1837. el Lebensbeſchr
Bd. ili. P. 23—241. — gen. Fahrs. 1837. Wet
36) ©. Koch Bd. I. p. 199 sg. Basler Sammlungen 1837. Bet!
3b. II. P: 22 sq. — Fasciculus Cantionum das ift zufammengetrogtnt
geiftliche Lieder eines in Chriſto feligen Lehrers und Eeelen= Hirten. Ciſtcin
19. 12 Geiftreiche Schriften nebft feiner Lebensdeſchr. Frkft. u. kim:
«
EN S. Wehel Anal. hymn. Bd. I. 2. p. 26-29.
38) ©. Wepel Anal. hymn. I. 1. p. 43 8q.
. 39 ©. Reid. Hiſt. d. Wiedergeb. Bd. IV. p. 42 sq. Koch 3 I.
p: 204 2q. — 4 und 2 3. R. Glaub» und Siebesübung aufgemunterl
urch einfältige Bundeslieder und Dankpfalmen. Brem. 1679. 16%. Bid
1692. 8. Sranff. 1712. Ihurnau 1716. 12.
40) Morgenz und Abend-Katechiemus = und Tifh=, Beicht⸗ und Com⸗
munion⸗, Lob⸗ und Feſt⸗, Klang- und Troſt⸗, Grab⸗ und Himmelslichtt.
Rürnb. 1701. 8. Sündenfchmerzen, Troſt in Herzen, Todeskerzen. Rürmt.
1664. 8. Himmelreife, Geelenfpeife, Engelweiſe. ebd. 1670. 8,
Deutſche Poeſie. Schäfergebicht. 597
Spruche abgehandelt werben. Nicht nur Dratoriſchen Liebhabern, ſondern
auch gelerten und andern Leuten zur Beluſtigung, Auff vielfältige Erford⸗
erung berfürgegeben. Merfeb. 1687. 8. &. Hoffmann a, a. O. p. 125—154.
9) Artis Apophthegmaticae, b. i. der Kunſt⸗ Quelle der denkwürd⸗
igen Eobfprüche und ergöglicher Hofreden in 3000 (6000) Srempeln. Rürnb.
1655. . II. 8.
$. 679.
Die Kenniniß der Italiaͤniſchen Literatur, welde durch bie
Opislaner in diefer Periode erlangt ward, mußte natürlih auch
vas Schäfergediht in die Deutihe Literatur einführen, und fo
tonnte ed nicht fehlen, daß daſſelbe theils ſelbſtaͤndig, theils
auch ald Alegorie und, Billon bearbeitet und dramatifirt ward.
Mufter war hierin Opitz ſelbſt mit feiner von uns bereitö ers
wähnten Rymphe Hercynia geweſen. Ohne mic jedoch bei einigen feiner
Nachahmer in feiner eigenen Schule aufhalten, gehe ich ſogleich
zu den Pegnigfchäfern') über, für die fhon ihres Namens wegen
diefe Dichtungsart am beten zu paſſen fchien, denn Hellwig
hatte bereitö in feiner Nymphe Noris S. 118 gefagt, „daß fol-
die Kling» und Singfpiele auch denen zarten Wollenhegern und
Schafen, gemeiner Sage nad, die. halbe Maſtung fein ſollten.“
Leider diente aber das Schäfergebiht fehr oft blos ber Lob»
hudelel gegen Vornehme zur Bolie, denn fo war ſchon Opis
in feiner Hercynia der Lobredner bed gräflih Schafgotſchiſchen
Haufed geworben, und doch iſt es dadurch noch nicht fo langr
weilig, als wenn unter den Namen der eingeführten Perfonen _
gerviffe Tugenden, Wiſſenſchaften und Künfte dargeſtellt werben
foßten, wie 3. B. Diana die Jagd und Ban die Welt bedeuten
fol. Das erfle Mufter diefer langweiligen Art von Gedichten
lieferten Harsdörfer und Klaj in Compagnie In ihrem
Pegneſiſchen Schäfergevicht, angefimmt in ben Berinorgiſchen
(Norte, d. 5. Rürnbergiichen) Geſilden, wodurch nad der ges
wöhnlichen Annahme die Stiftung des Blumenordens herbeis
geführt worben fein fol. Banz . in demfelben Tone iſt von
Birken und Klaj in der Pegnitzſchaͤferei die Kortfehung ger
llefert worden, und wie bort die Epifode von ber hirnverruͤd⸗
tn Scäferin Pamela, welche fi für die unglüdlihe Germa-
nia anfieht und poetifhe Schwarmreben führt, den Bang der
596 Deutfhe Poefie. Gnomologieen.
von denen jedoch nur ein Kleiner Theil wirklich fein Eigenſhum
iR, edirt hat und auf dieſe Idee, durch ein älteres Werk von
Dutrinus Pegeus geführt worden zu fein ſcheint, unter
welchem Namen ſich aber der uns ſchon befannte Haro⸗
Dörfer?) verfappt bat.
4) Der Teutſchen Scharpffinnige kluge Eprüd. o. D. 1624.8. Straft.
1626. 8. 1628. 8. 1639. 8. Teutſcher Nation Dentwürdiger Reden, Apoph-
thegmata genannt, Anderer Theil. ebb. 1639. 8. Leyden 1644. 11. 12.
Dritter Theil zufammengetragen durch J. L. Weidnerum. ebd. 164. 12.
Amfterdam 1653. III. 12. ebd. 1655. V. 12. m. V. C. Weiſens. Frift.
1693. 12. Ausw. v. B. 5. Guttenflein. Mannh. 1835. 8.
2) TNQMOAOTIA seu memoralium cum primis germanica
allicaeque linguae, sententiarum brevis et aperta, latino carmine,
inspersis rhythmis festivissimis. Col. 1602. 12. Ausz. b. Hoffmann
Spenden, 3b. I. p. 1 2q.
3) Proben b. Hoffmann a. a. D. p 9 sq.
4) Ethica Christiana Bythmica, Ein GChriftliches fchönes Reimbud:
Gott zu Ehren, vnd der zarten bluenten Jugent, auch allen denen, welchen
Zucht ıc. Leipz. 1619. 8. Proben b. Hoffmann a. a. D. p. 21 sq-
5) Teutfches Reimen⸗Buch, Darinnen Qußerlefene weltliche Poemala
und Politiſche Sentenz, Lehren und Sprühe zufammengetragen. 0.D.164.
12. Gebichte. Straßb. 1644—56. II. 8. f. Hoffmann a. a. D. p. 27 4.
6) ©. Morhof Unterr. v. d. Deutfch. Sprach. p. 687. Erh. Ehr. Baur,
Leb. d. ber. Chr. Lehm. n. viel. unbel. u. geheimen Nachrichten, m. t
zwief. Anh. Frkft. 1756. 8.— Florilegium politicam. Politiſcher Blum
garten. Darinn außerlefene Politifche Senteng, Lehren, Reguln und Sprüd:
wörter auß Theologis, Jurisconsultis, Politicis, Historicis, Philex-
‘ phicis, Poäten und eygener erfahrung vnter 286 Zituln zu fonderm nat
ond luft Hohen vnd Niedern im reden, raten vnd fchreiben, bas gut il
brauchen vnd das böß zu meiden, in locos communes zufammengetrügft.
0. D. 1630. 8. Frkft. 1638. 12. Lüded 1639. 8. Frkft. 1640. 12. ebd. 166°
IV. 12. Prob, b. Hoffmann I, p. 35 2q.
7) Hoffmann v. Kallersieben, ©. v. B. als Geburtstagsgratulant zum
6. Suni 1629. Dillenburg (Bresl.) 8. u. in f. Spenden Bd. I. p- 80
Reichard Hiſt. d. Deutſch. Spr. p. 2105q. — a—z Fuͤnfhundert, Sinnens Get⸗
und Lehr-Reiche Reben und Gemuͤths-Uebungen: zu der Hochdeutſcher
Kanzelley. Bresl. 1666. 8. A—3 Pathimos: enthaltend: Sonderbare Keden
und Betrachtungen zc. Epag. 1677. 8. (a. u. d. Tit. Reale Gtaatd: um
Sittenſchule außerlefener Moralien, fcharffiinniger Reden und curieuser
Betrachtungen ıc. Audgefertiger durch Ferd. von Blumenau. eig. 1707. &)
U—3. WohlsBebauter Roſen⸗Thal, Darinnen ein euriofes Gemüfe, in ala
Stüden, allerhand nügliche und beluftigende Raritäten und euriofe Sachen,
Zeit⸗ Welts und Gtats-Rofen ; auch Geelennährende gute Früchte, in fedt:
hundert Ginnreihen, ungemeinen Reden und Betrachtungen findet. Nuͤrnb.
1679. 8. Ausz. b. Hoffmann a. a. D. p. 91-124.
8) Apophthegmatifcher Bormund, oder Dratoriſches Lexicon, befichn?
In 1556 nachdenklichen und zum Theil luſtig⸗ und Lehr⸗reichen GEpempeln, zyril
aus bem Munde kluger Leute, meift aber aus eglichen Collegiis, barinnen abs
ſonderlich Sinn⸗reiche Gleichniffe, Kurgweilige Erempel und Luſtige kehr⸗
Deutſche Poeſie. Schäfergebicht. 597
Epruche abgehandelt werben. Nicht nur Dratoriſchen eiebhabern, ſondern
auch gelerten und andern Leuten zur Beluſtigung, Auff vielfältige Erford⸗
erung herfürgegeben. Merſeb. 1687. 8. S. Hoffmann a, a. O. p. 125—154.
HArtie Apophthegmaticae, d. i. ber Kunſt⸗Quelle der denkwürd⸗
——58 und ergögliher Hofreden in 3000 (6000) Srempeln. Rürnb.
1655. 1662. II. 8.
$. 679.
Die Kenniniß der SZtallänifchhen Literatur, welche durch bie
Opislaner in dieſer Periode erlangt ward, mußte natürlih auch
dad Schäfergebicht in die Deutfche Literatur einführen, und fo
konnte es nicht fehlen, daß daſſelbe theils felbftändig, theils
auch als Allegorie und, Viſion bearbeitet und dramatiſtrt warb.
Ruſter war hierin Opitz ſelbſt mit feiner von uns bereits er⸗
wähnten Nymphe Hercynia geweſen. Ohne mich jedoch beieinigen feiner
Nachahmer in feiner eigenen Schule aufzuhalten, gehe ich ſogleich
m dem Pegnipfchäfern‘) über, für die ſchon Ihres Namens wegen
diefe Dichtungsart am beſten zu pafſen fchien, denn Hellwig
hatte bereitö in feiner Nymphe Noris S. 118 gefagt, „vaß fol
de Kling» und Singſpiele auch denen zarten Wollenhegern und
Schafen, gemeiner Sage nad, die halbe Maftung fein ſollten.“
Leider diente aber das Schaͤfergedicht ſehr oft blos ber Lob»
hudelei gegen Vornehme zur Folie, denn fo war ſchon Opitz
In feiner Herchynia der Lobredner des graͤflich Schafgotſchiſchen
Haufe geworden, und doch iſt es dadurch noch nicht fo lang⸗
wellig, als wenn unter den Namen der eingeführten Perſonen
gewiſe Tugenden, Wiſſenſchaften und Künfte dargeflellt werben
jolten, wie 3. ®. Diana die Jagd und Pan die Welt beveuten
fol, Das erſte Mufter diefer Iangweillgen Art von Gedichten
lieferten Harsdörfer und Klaj in Compagnie in ihrem
Pegneſiſchen Schäfergedicht, angeflimmt in den Berinorgifchen
Rorie, d. h. Ruͤrnbergiſchen) Gefllden, wodurch nad der ges
wöhntigen Annahme die Stiftung des Blumenordens herbei
geführt worden fein fol. Ganz in demſelben Tone if von
Bitken und Klaj in der Pegnisgfchäferei die Fortſezung ger
efert worden, und wie dort bie Epiſode von ber himverrüd-
im Schaͤſerin Bamela, welche fih für die ungluͤckliche Germa⸗
nia anſieht und poetiſche Schwarmreden führt, den Gang ber
508 Deutfche Poeſie. Roman.
Handlung unterbrict, fo geſchieht dieß bier durch einen von
nehmen Schäfer, der in maccaroniſchem Kauderwelſch die Rex
einer Dorfphryne oder Stallnymphe befingt. Das dritte Ge⸗
dicht, weiches allenfalls nod unter der Unzahl von ſchafigen
Schäfergedickten zu erwähnen fein wir, welde die Blumenrliter
ausbrüteten, IR Sohann Hellwig’6?) aus Nürnberg (geb.
1609. flarb als Leibarzt ded Kardinals von Wartenberg u
Megendburg 1674), welder unter dem Namen Montano
ſchrieb, Nymphe Noris, worin aber eigentlich nur eine poetiſche
Topographie Nuͤrnbergs unter dem Bilde der Beſchreibung dei
Tempels der genannten Nymphe, In dem die Bilder aller um di
Republik verdienten Männer mit ihren Wappen, Devifen x. auf
gehängt find, gegeben wird, dem der theatraliſche Plunder von
Emblemen ac. anklebt. Am meiſten hat ohne Zweifel Birlen
dieſes Fach ausgebeutet, denn er beviente ſich dieſer Form ji
ben Gelegenheitögebichten, in denen er fih Titel und Gnaͤden⸗
geſchenke erbeitelte. Dergleihen find fein Noriſcher Föbue, wor
er 1677 den Nürnberger Rathsherrn Georg Sigmund Fire
von Halmendorf zum Neujahr anfchnurrte, feine Viſionen, di
Dannebergifhe Heldenbeut und @uelfis, erfleve beſonders Mm
Ehren Anton Ulrichs, Herzogs von Braunſchweig, leptere mt
Verherrlichung des ganzen Welfifhen Hauſes beflimmt und zw
lich ‚weit hergeholt, denn Buelfis, die neunhundertjährige Tod
ter der Hercynia, laͤßt Floridan und feine Freunde in ein
unterirdifchen Wunderbau Welſiſche Heldenbilder ſchauen. de
ner gehört hierher fein Oſtlaͤndiſcher Lorbeerhain, worin er di
Deuiſchen Kaiſer von Rudolph von Habsburg an bie auf Ber
dinand feiert, desgleichen feine Friederfreute Tentonie, eine An
von Roman in befonderer Beziehung auf den Osnabruͤcſqen
Frieden, wie ſich denn auch feine Pegneſiſche Geſpraͤchſpielgeſell
ſchaſt, wo eine Nymphe Silvia den Scepter führt, hierhetziehen
laͤßt) ꝛc. Noch bei weitem ſchwaͤcher find die ebenfalls hierher⸗
gehörigen Dichtungen Klaj'6), naͤmlich das Schwebdiſche Erik
und Freudemahl und die Itene, beide auf den Weſtphaͤliſchen
Frieden bezüglich, aber fafts, Fraft« unb geſchmacklos.
j 1) ©. dar. Zittmann, D. Nürnberger Dichterfäule a. a. D. p- 66
2) Die Nomphe Noris, in zweyen Tagzeiten vorgeſtellet, barbey mar
Deutfche Poefie. Roman. . 601
und Queerzüge feines Helden mit den aͤhnlichen Memoiren (fie
gehen bis 1602) des Hans von Shweiniden?), eines
Schleſiſchen Ritters (1552 — 1616), worin das llederliche Le⸗
ben ber Herten von Abel jener Zeit dargeflellt werden foll, fo
fieht man doch den Unterſchied naiver Einfachheit und . Ratürs
lichkeit von plumper Gemeinheit. Daß fih ebenfo aud eine
Menge von Nachahmern, die theilweiſe einzelne Nebenperſonen
aus dem Simpliciifimus behandelten [fo Trupfimpler’), Epring-
insfelb*) 2c.], fanden, zu denen man nod im 18ten Jahrhundert
befonder& die Aventuriers aller moͤglichen Ratlonen rechnen kann,
braucht faum erwähnt zu werben, um fo weniger, als faſt fein
einziger feinem Mufer auch nur entfernt nahe fam. Ehe je
doch Grimmelshaufen feinen aͤchten Bolfsroman hatte von Stapel
Laufen lafien, war bereits Philipp (von) Zefen(1645) °) auf die
Idee gelommen, „daß es wohl das bäfle wäre, wan man was
eignes fchriebe, und ber fremden ſprachen bücher nicht fo gahr
bäuffig verbeutfchte, fonberlih weil in den meiſten weber kraft
noch faft IR und mehr ein weitsfchweiffiges, ungemäfienes ger
plauder in ſich halten” Da es nun nad feiner Anſicht „wer
der einem Deutſchen nachtheilig, noch einem Kriften zur fünde
zu raͤchnen, wan er fih mit einer Tenfchen libes⸗beſchreibung
beluftiget” ıc., fo glaubt er, ed ſei aud ihm nicht au „verbenfen,
war er auch (weil wir nod jung fein, und das libeöfeuer uns
ter der linken bruft in follem füben entfünden) ein und Das
andere Teufche libeös getichte ſchreibe“, und fo förderte er jene
Adriatiſche Roſemund (jo genannt „weil fie mitten auf dem
Adriatiſchen Meere geboren worden) als Nitterholp von Blauen
zu Tage, von ber der Aemſige fagte: „St — laͤbet felb-felbft
in biefem Buhch, und in dem laͤſen ſchwaͤbet fohr augen, ale
ein bild, das gähn und raͤden kann, bahr-über ſich entfäzt und
wimbert ihdermanm.“ Obgleich nur feine Leipziger Waſchmamſell zu
dem Portrait gefefien hatte, fo fagt ex doch in der Vorrede: „bi übers
irdiſche Rofemund, bi nicht alein aus hohem bluht entfprofien, ſondern
auch durch ihre angebohrne gefchidligfelt und zihr zu ſolchem namen
gelangt if, daß man fi mehr ein Angel» als maͤnſchenbild zu
nännen pflägel” ıc. In dieſem zärtlihen Tone iſt nun daß
ganze Buch, welches übrigens nichts weiter als eine verunglüdte
600 Deutſche Poeſie. Roman.
artige Bühne des dreißigjaͤhrigen Krieges betritt und auf dieſer
feine Rolle fpielt, was natürlih andere Abenteuer, die er fogar
in fremden Welttheilen beftehen muß, nidt ausſchließt. Der
Held dieſes Romans, Simpliciffimus, eines Bauern Sohn, iR
indeſſen fhon eine Art Robinfon (im VI. Buche, Cap. 19 x,
das ihm allerdings nicht zu gehören fcheint, iſt eine compleie
Robinſonade mitgetheilt), Teineswege aber ein Caspar Haufe,
mit dem man ihn bat vergleihen wollen. Daß ber Be
faffer felbR einen großen Theil der Schidfale und Begeben
beiten, die er mitiheilt, ſelbſt mit erlebt hat, um fo
mehr, als er das Soldatenleben aus dem dreißigjährigen Kriege
aus: Erfahrung und eigener Anfchauung fennen mußte, bürfle
Taum zweifelhaft fein. Dieß geht auch theilweiſe daraus he
vor, daß das Buch eigentlich keinen Schluß bat, denn dad
V. Buch ſchließt mit der Erzählung, wie er nach langer Gefangen
fdyaft bei den Tuͤrken und einer Pilgerfahrt nad Rom in m
Schwarzwald zurüdfehrt, dort mit den Schriften bes Gpantide
Schriftfiellers Guevara befannt wird und fi nun, um ald Eir
fiedler zu leben, in eine Einode zurüdhieht. Zwar giebt es ned
zwei Anhänge und ein ſechstes Buch, allein der Styl darin iſt viel
gefünftelt und gefchraubt, die Verbindung derſelben unter ſich vl
zu lofe und gezwungen, als daß man nicht gleich die fremde Han
erfennen follte, Das Hauptverdienft dieſes Buchs, weldes Afim
ſchon fehr hochſtellte, beſteht in feiner großen Einfachheit der Dar
fiellung, in der treum Charafterhaltung der darin aufgeführte
Perfonen und in ber rein Deutfchen Perſoͤnlichkeit des Berlab
ſers, die ſich auch in ihren Fehlern nie verleugnet, fo, wie in
den für den Hiflorifer und Antiquar hoͤchſt wichtigen culim⸗
geſchichtlichen Notizen über das Leben und Treiben des Kieze⸗
volf8 in der lebten Hälfte des 30jaͤhrigen Krieges, die man
freilich aus manden breiten, langweiligen Berichten erſt has
zufuchen bat. Er bat auch noch einige andere in bat
Feld ſchlagende Bücher gefchrieben ; allein obwohl manche feiner lleinen
Erzählungen, wie der ſtolze Melcher, das Galgenmaͤnnlein, der erft
Bärenhäuter ıc., faſt novellenartig gehalten find, fo können fie Rd doch
mit feinem Hauptbuche nicht meſſen. Allerdings iſt er zu fein
Zeit etwas überfhägt worden; allein vergleicht man bie Kral'
u Deutfche Poefie. Roman. . 601
ud Queerzuͤge feines Helden mit den ähnlichen Memoiren (fie
gehen bio 1602) dee Hand von Schweinichen?), eines
Echleſiſchen Ritters (1552 — 1616), worin das lieberliche Les
ben der Herren von Adel jener Zeit dargeſtellt werben foll, fo
Recht man doch den Unterſchied naiver Einfachheit und . Ratürs
iäflt von plumper Gemeinheit. Daß ſich ebenfo aud eine
Nenge von Nachahmern, die theilweiſe einzelne Rebenperfonen
aus dem Simpliciſſimus beyandelten [jo Trusfimpler?’), Epring-
indſeld) 26], fanden, zu denen man noch im 18ten Jahrhundert
beſonders die Aventuriers aller möglihen Rationen rechnen kann,
braucht kaum erwähnt zu werben, um fo weniger, als faR fein
Anger feinem Mufer auch nur entfernt nahe fam. Che je
dech Ortmmelshaufen feinen Achten Volksroman hatte von Stapel
lauſen laſſen, war bereits Philipp (von) Zefen (1645) °) auf die
See gefommen, „daß es wohl das bäfle wäre, wan man was
eines fhriebe, und der fremden ſprachen bücher nicht fo gahr
hanffig verbeutfchte, fonberlich weil in den meiſten weder kraft
noch faft IR und mehr ein weitsfchweiffiges, ungemäflenes ge
plauder in ſich halten.” Da es nun nad feiner Anſicht „wer
br einem Deutſchen nachtheilig, noch einem Kriften zur fünbe
wrächnen, warn er fih mit einer kenſchen libes⸗beſchreibung
beinfiget”2c., fo glaubt er, es ſei auch ihm nicht zu „verbenfen,
won er auch (weil wir noch jung fein, und das libesfeuer ums
tr der linken bruft in follem füden entfünden) ein und das
andere leuſche libes/⸗getichte ſchreibe“, und fo förderte er jene
Ürletifge Mofemund (fo genannt weil fie mitten auf dem
en Meere geboren worden) als Ritterhold von Blauen
M Lage, von der der Wemfige fagte: „St — läbet ſelb⸗ſelbſt
in biefem Buhch, und in dem Iäfen ſchwaͤbet fohr augen, ale
ein bild, das gaͤhn und räden kann, bahr-über ſich entſaͤzt und
imdert ihdermanm.“ Obgleich nur feine Leipziger Waſchmamſell zu
dem Portrait gefefien hatte, fo fagt er doch in der Vorrede: „bi über»
udiſche Roſemund, di nicht alein aus hohem bluht entſproſſen, ſondern
auch durch ihre angebohrne geſchickligkeit und zihr zu ſolchem namen
gelangt iſt, daß man fi mehr ein Angel» ale maͤnſchenbild zu
naͤnnen pfläget” ıc. In biefem zärtlihen Tone iſt nun das
ganze Buch, welches übrigens nichts weiter als eine verunglüdte
804 Deutſche Poeſie. Roman.
neben dem bereits erwähnten Happel, Auguſt Bohfe") aus
Halle (geb. 1661), der unter dem Namen Talander ſchrieb
und old Profeſſor zu. Liegnig (nah 1730) farb, eine der a
fin Stellen einnimmt. Theilweiſe mag zu biefer ganzen Form
das Erſcheinen der Amadisromane beigetragen haben, die
fett 1569 in Deutfchland bekannt und beilebt geworben waren
und die, beſonders was ihre fpäteren: Fortſetzungen amlangl,
theilweiſe an unzädtigen Stellen nicht arm find. Dieen
Unvoefen entgegenzuireten, „um bie Amadisſchützen und das ſchand⸗
ſuͤchtige Amadisbuch zu verdrängen”, unternahm nun ber hen
genannte geiftliche Liederdichter An dreas Heinrich Budolf")
feine beiden über alle Begriffe ledernen Wundergeſchichten
von dem chriſtlichen teutſchen Großfürken Herkules und dem
Boͤhmiſchen Königlichen Fraͤulein Valiska, ſowie von Herkultsiut
und der Herkuladisla. Er will darin eine Gemuͤthserfriſchunt
liefern, bei der andaͤchtige Seelen nicht geärgert werden, um
weil die Liebe zum Baterlande feinen Roman ausgebrütet, fo wil
er dem Spaniſchen Hodtrab, der Italiaͤniſchen Rubmerbigfe
und dem Franzoͤſiſchen eingebildeten Borzug zum offen bel
fen, daß die Teutfchen nicht lauter wilde Säue und Bähm,
fonden auch manchen trefflichen Fuͤrſten und Ritter unter ſid
gehabt. Zu dieſem Zwede hat er geiſtliche Lieder und Gebele
beigefügt; doch fehlt es nicht am Uebeifällen, welde fen
feufhen Pringeffinnen auszuſtehen haben, und darum empfichl
er aud im Herkuliskus (S. 121 2x.) angelegentlich, das He
vathen, weil „der Jungfernſtand, in reiner Keuſchheit geführt
ein heiliger und fa ein Wunderſtand fen, aber dieſe Gabe
ohne böfe Argerlihe Gedanken und Begierden, feine gan Le⸗
bens⸗ZJeit biß and graue Alter hinzubringen, wegen angebehmt
Fleiſches⸗Schwachheit fehr wenigen gegeben, baher auch win
Helland faget: Diefes Wort faffet nit jedermann“ x. Die
felbe Richtung, zwar etwas gefchicter ald der übelberathene Zopf⸗
theologe, verfolgte der ſchon erwähnte Anton Ulrid,
Herzog von Braunfhweig"H in feiner Syrerin Aramena,
‚einem “auf die Geſchichte der Iſraelitiſchen Patriarchen gegri⸗⸗
beten Romane, und in der Römerin Octavia, worin bie Röw
iſche Kaifergefchichte von Claudius bis Vespaſian mit enähl
Deutſche Poefle. Roman. 605
wird. Indefien äußern auf ihn ſchon bie Romane der Scubery ıc.
Ihren Einfluß, und für feine Zeit wußte er dieſelbe nod da⸗
dur piquanter zu machen, daß er eine Menge von Anekdoten
aus dem Leben ſeines und fremder Höfe (3. B. die Epiſode
von der Prinzeſſin von Gele, der Bemahlin George I., ver
Drtavio Bd. VI. p. 104. 182 sg. d. II. W,) mit einwebte
und mehrere wichtige politiſche Begebenheiten, wiewohl unter falfchen
Kamm, mittheilt. So Intereffant dieß nun aber au für den Ge⸗
ſhichtoforſcher iſt, fo ſchwierig bleibt es immer, das Richtige darunter
eranzufinden. Uebrigens kann man fich einen Begriff von ber
drelte dieſer Bücher machen, wenn man bedenkt, daß in bie
Iramma ein ganzes Schäferfpiel: Jakob um Rahel betrogen,
und im IV, ‚Theil der Oktavia gar ein epiſches Gedicht,
Bud der Geſchichte Davids, Könige in Juda, fowie tm I. ein
Irauerfplel, der ſterbende Dedipus, eingerüdt if. Noch weiter
ging in dem heroffch » galantn Romane der uns bereits
defannte Dantel Caspar von Lohenſte in), deſſen fuͤrch⸗
tmliher Wälger: Wrminius und Thusnelda, auch heute noch
für Sumffreunde dadurch von großer Wichtigkeit IR, weil er
alt Rupferfiichen von der Hand des berühmten Sandrart ges
Het in. Der Inhalt betrifft auf fa 3300 Seiten in Ouart,
de eng und in zwei Spalten gebrudt find, die befannte Ge⸗
!titte von dems Aufſtande und den Kämpfen des Arminius mit
den Römern und feiner Liebe zur Thusnelda, und iſt zugleich
ine Shapfammer des ganzen gelehtten WuRs von Kenntniffen
aus allen Theilen der Wiſſenſchaften, die fi Lohenſtein ges
fommel und Hier zufammengepfropft hatte, um jede einzelne
Materie oder alle Geſichtspunkte vollkommen fhulmäßig und phi⸗
leſophiſch zu erponiren und fo feinen Roman gewiſſermaßen
Mm Brennpunkt aller damals möglichen Fachgelehrſamkeit zu
achten. Go langweilig und unromantif$ nun aber dieſes zu
"iner Zeit angeflaunte, ietzt aber mit Recht vergeffene Buch iR, fo
Raben fi) doch einige in Styl und Vortrag gelungene Stellen darin,
die ebenſo wie mehrere feiner Gedichte, von feinem’ leider falfch
geleiteten Genie Zeugniß geben. Uebrigens if fein Arminius
ton feiner forgfältigen Wusarbeitufig wegen unbedingt ein Zus
wel unter der Maffe. der vor und meben bemfelben auftaudenden
Helden» umd Liebesgeſchichten, die groͤßtentheils zugleich vers
608 Deutiche Poeſie. Roman.
falt oder der Simplleiſſimus des 17ten Ihdts. im Gewande des 1dten. Ben
. Weiffer. Berl. 1822. 8. Die Abenteuer des Simpliciffimus, herausgeg. v.
am. ent. 1836. 8. Ausz. in Reiharb’s Bibi. d. Romane. Bd. IV.
pP. 19-130,
2) Luft und Abenteuer bes Schleſiſchen Ritter Hans von Schweinicen.
Bon ihm ſelbſt aufgefegt und herausg. v. I. G. ©. Büſching. Fpig. 18%
—23. 111. 8. |. Preuster, Blide in d. vat. Borf. II. p. 39 sq.
3) Trutz⸗ Gimpler: Ober Uusführlihe und wunderfelgame Lebens:
Beſchreibung ber Er&betrügerin und Zandflörkerin Couraſche x. Ebenſo lu:
Rip, annehmlich und nüglidh zu betrachten, als Simplicissimus felsft. Als
mit einander Bon der Courage eigner Perfon bem weit und breitbekannten
Simplicissimo zu Verdruß und Widerwillen dem Autori in bie Fer
dictirt, ber fi) vor diegmal nennt Philarchus Grossus von Trommenheim
auf Greifföberg ze. Gedruckt in Utopia bei Felix Gtratiot. o. J. 8. u ind.
Ausg. d. Simpl. Schr. v. 1683 u. 1713. Bd. II. p. 109-226.
4) Der felgame Springindfeldb ꝛtc. YUus Anortnung bes weit und breit
befannten Simplicissimi verfaflet und zu Papier gebracht von Ihilarche
Grosso von Trommenheim. @edr. in Paphlagonia bei Felix Gtrahk.
1090. 8 u. in d. Ausg. d. Simpl. Schr. v. 1683 u. 1713. Bb. U. p.
1 — 1 .
5) Adriatifche Rofemund. Amfteltam 1645 ebd. 1664. 12. Aflımst
d. i. derfelben und bes Joſefs heilige Stahts⸗Lieb⸗ und Ledensgeſchichtt.
Amſt. 1670. 8. Simſon, eine Helden s und Liebesgeſchichte. Rürnb. 1679. 8
(Liebeögefchichte von Kleomebes und Gophonisbe ober Africanifche Sofonit
drey Theile. Amft. 1646. 12. u. Idrahinms des durchlauchtigen Baſſa und
der beftändigen Ifabellen Wundergeſchichte. Amfterd. 1645. IV. (1) 1%
Zweibr. 1665. 12. find nur Ueberf. d. Heliodorus u, db. Gcudery.)
6) &. Zördens Bd. V. p. 305 sq. Reumarf, Reufproff. Deutſch. Paln:
baum. p. 232. 432 sq. Etrieder Bd. XVI. p. 534 aq. Bouterwel Br. 3.
. 257. — Dianea; oder Mäthfelgedichte, welchem unter viel anmuthigm
gniffen, hochwichtige Staatsſachen, denktöbliche. Gefchichte und Mugfinnit
Rathſchlaͤge, vermittelt der majeftät. teutfhen Sprache kunſtzierl. verbotgen
Rürnb. 1671. 8. (d. Buch iſt anonym, allein nah Gervinus Br. II. P-
398 ftectt fein Name als Anagramm in ber Unterfchrift der Debication: „id
rede bie von Trewe.“)
7) Aeyquan ober der große Mogul, d. i. Chineſiſche und indifche Staatt
Kriege und Lebensgefchichte. Ymft. 1670. 8. indiſ
8) Schelmuffskys Wahrhafftige curiöfe und ſehr gefährliche Kelch
fhreibung zu Waffer und zu Lande. In hochdeutſcher Frau Mutter Sprache
an den Tag gegeben von E. 8. Gedr. zu Schelmerode in dieſem Jahbrt. 8
Schelmuffsiys wahrhaftige, curlöfe und ſehr gefährliche Reife s Wefchreibung
zu Waffer und zu Rande in Zweyen Theilen curidfen Liebhabern vor Kun
geleget und mit Zweyen Luſt⸗ und Trauer⸗Spielen verfehen. Frift. u. Erik
1750. 8. (Angehängt: La Vie, La Maladie Et La Mort De L’BHonnele
Femme. Das ift: Der ehrliche Frau Schlampampe Leben, Krankheit un?
Tod, in Zweyen Luft: und Zrauers Spielen vorgeftelt und aus dem Kat:
zöftfchen ins Deutfche überfegt von Schelmuffskys eifegefährten. ebd. 1750.
8.) Schelmuffstys wahrhafte, euriofe und fehr gefährliche Keiſebeſchreibung
zu Wafler und zu Lande; auf das Neue an das Licht geftellt, vermehrt und
verbeffert durch secandum Hilarium (Brentano). Düffeldorf 1818. 8. bt:
aubg: v. 8. Spät, genannt Frühauf (X. WB. Gerle) Berl. 1821. 8 — DT
Verfaſſer ift vermuthlich derfelbe, der auch die in dem Ex. db. Dresbn. BibLd.
Deutſche Poeſie. Roman. 609
Ausg. dv. 1760 angebundenen „Wunderbahre Avantaren beſtehend in einem
laͤcherlichen Geſpraͤch zweyer luftigen Welt: Brüder namentlih Bruder Phi—
lip und Bruder Stephan, Welche viele Reiche der Welt und gang unbekannte
£änder durchwandert wofelbften einander ihre bewunderswürdige Schickſale,
£andes: Gebräude, Sitten und Gewohnheiten auf eine lächerlihe Weife er⸗
zehlet haben, welche der curieufen Welt zur Beluftigung entworffen, Der
wohlbeka Nte DeutſcHe. Frkft. u. Epag. 1760.” fabricirt hat.
.,9 Der alademifhe Roman, worinnen das Stubentenleben vorgebilbet
wird in einer jchönen Liebesgefchichte. Ulm 1690. 8. Die Tit. f. übr. Rom,
b. Koch Bd. LU. P. 261 Bq.
10) Der Frygier Aeneas, wie er, nach ſchmertz⸗entfuͤndlichen Ableben
feiner edlen Kreufen, Gntichlagung ber trübfäligen Dido, mit der hulbreichen
Lavinte befeligt, izzo bey ber Liebſäligſten Deutfchinne in beruhrter Annehm⸗
lichkeit befriedigt worden. Stargarb 0. 3. 12. X. u, d. Tit. Neu eingeklei⸗
in Dear Virgilius nach Art ber Ariana unb Arcadia, von D. ©.
ebd. . 12.
11) Betrübt verliehter doch endlich hocherfreuter Hirt Filamon wegen
feinee edlen Schaͤfernymfen Belliflora. Königsb. 1648. 8,
12) S. Becmann Bibl. d. Reifen Bd. J. p. 284 S4 Bouterweck Bd.X.
pP. 335 aq. Dreyhaupt Beſchreib. d. Saalkreiſes Bd. IT. p. 593 2q. Jör>
8 Bb. VI. p- 579 aq. &. Romane führt Koh Bd. IT. p. 251 8q. art.
Kit ganz übel find 3. B. Die Amazoninnen aus bem Kiofker. Coͤlln 1698.
8. Amor am Hofe oder das fpielende Licbesglüd hoher Standesperſonen.
kpzg. 1710. 8. Die Liebes Irrgarten, in welchem hoher Perfonen unterfchies
dene Btebesgefhichten vorgetragen werben. Weiffend. am Norbg. 1724. 8.
13) Des chriſtlichen deutſchen Großfürften Hercules und der Böhme
iſchen Zöniglihen Fräulein Valısca Wundergefchichte. Brnſchw. 1659. 4.
1676. 4. 1693. 4. 1744. II. 8. (abgek. und modern.; e. Umarbeit. ift: Die
deutichen Kürften aus dem dritten Jahrhundert, e. Driginalritterroman.
&pzg. 1781-83. IV. 8.) Kuss. b. Reihard, Bibl. d. Romane Bd. I. p.
41-61. — Der chriſtlichen Töniglihen Bürften Herculiscus und Hercula-
disla, auch idrer hochfürſtl. Gefellfchaft anmuthige Wunbergefchichte, in ſechs
Büchern abgefafiet, und allen Gotts und Zugendsergebenen Seelen zur Ans
feifhung der Sottesfurcht und ehrliebenden Ergoͤtzlichkeit aufgefept und mit
etlichen Rupferftücden gezieret. Brnſchw. 1659. 1676. 4. Herkuliskus und
Heckuladisla anmuthige Wundergeſchichte. Frkft. 1713. 8.
14) S. Deutfh Muf. 1785. 3b. I. Mai p. 462 aq. Jördens Bd. I.
p- 8 sq. VI. F 719 sq. Die burchlauchtige Syrerinn Uramena. Nürnb.
1069. 8. R. A. ebd. 1678. V. 8. (Umarb. v. ©. Albrecht u. d. Zit.:
Aramena, eine fyrifhe Geſchichte, ganz für unfere Zeiten umgearb. Berk.
1782—83. II. 8.) Prob. a. db. dar. vork. Schäf. Sp. v. Meifter in d.
Schrift. dv. Churf. Deutſch. Gef. in Mannheim. Bd. MH. p. 172—182. —
Dctavia, Römifche Gefchichte, der hochlöblichen Nymphen⸗Geſellſchaft an der
Donau gewidmet. Rümb. 16851707. VII.8. Die römifche Detavia, geänd.
u. verm. 0. 3. ebd. Benfhw. 1712. VI. 8. (Dazu Bd. Vil. Wien 1762. 8.
nur Fragm.) Schlüffel zu einz. Geh. im Leipz. Allg. Eit. Ang. 1797. nr.
65. p. 658. nr. 118. p. 1214. nor. 141. p, 1451 sq. 1798. nr. 116. p.
1% 1799. nr. 98. p. 064 sq.
15) Großmüthiger Feldherr Urminius oder Herman nebft feiner Durch⸗
Peer oa Thußnelda in einer finnreihen Staats⸗, Liebes⸗ und Heldenges
ſchichte. Leipz. 1689. II. 4. 1731. IV. 4. (b. diefer Ausg. f. d. Kpfr. v-
Sanbrart) Ausz. Arminii glorwürdige Heldenthaten, Lpag- 1703. 8. u
Grüße, Handb. d. Lirerärgefchichte, LIE, 39
610 Deutfche Poeſie. Roman.
Arminius enucleatus oder Realia ı. aus Sohenfleins Arminio. Btarg.
1708. 8. f. a. Sourn. v. u. f. Deutfhl. 1792. St. IX. J 765 sq. Brei⸗
tinger Abh. v. d. Gleichniſſen p. 463 sq. u. Diskurſe d. Mahler Th III. p.
— Mendelſohn Br, d. neueſte Lit. betr. Th. XXI. Dr. 313. p.
139 a9.
16) ©. Otto, Lex. d. Oberl. Schriſtſt. Bd. III. p. 561 4q. Qördens
Bd. V. p. 623 1 Edhart=Leibnig Mon. Ausz. 1708. p. 3äsg. — At:
ifhe Banife oder blutiges Pegu, in Hiftorifcher und mit dem Mantel einer
Helden = und fiebesgefchichte bebediten Wahrheit berubende ec. Lpzg. 1688.
1690. 1721. TI. 8. (3b. II. von Johann Georg Hamann + 173)
17238. 1738.1753. Königsb. u. Leipz. 1764. 1766. 8. cf. Beitr. z. krit. Hiſt.
d. Deutfh. Spr. Bd. H. St. VI. p. 274 sq.
17) Der Europäifhen Höfe Liebes und Heldengefchichte. Hamb. 1704. 8.
Satiriſcher Roman oder allerhand wahrhaffte, Tuftige, Lächerlicheund galante
-Biebesbegebenheiten. Denen als ein Anhang die Xindenfeldifche Faina un)
allerhand Urtheile von neuen Büchern beigefüget worben. Frkft. u. Leipp
1726. 8. Hamb. 1705. 1732. 8. — ©. ob. p. 556- u. (Wedel) Geheim.
Nachr. u. Briefe v. H. Menantes deb. u. € Sriften, &öln 1731.8. Moller
Cimbr. litt. T. 11. p. 389 sq.
18) Güldner Hund oder Ausführliche Erzehlung, wie es dem jo ge
nannten Cavalier aus Böhmen, welcher nicht, (wie etliche mit Unmahrpeit
vorgegeben,) wegen greulicher Gottesläfterung, fondern durch Zaubern, iD
einen Hund verwandelt worden, bißhero ergangen, Und wie er wicber jeim
vorige menfchliche Geftalt überfommen: (So nüglich und Luflig zu lim
ald deß Apuleji güldener Efel, oder Samuel Greifen Sohns Simplicus
Simplicissimus;) Erſtlich in Polnifcher Sprache befchrieben, anicgo abtt,
"denen Böhmifchen Lands⸗Leuten zu Ehren verteutfchet von Cosmo Piero
Bohemo,. Gedr. zu Wrzeckowit 1675. 18, Ander Theil., Das if, Zermrt
Erzählung, wie es dem ſo genannten Cavalier aus Zöhmen, melde in
einen Hund verwandelt worden, in feiner Hunde Beftalt ben unterfchieblicen
Herren ergangen, welche der Autor, wegen feines fchleunigen Abzugs, MM
erften Theil nicht beifügen Können ꝛc. ebd. 1676. 18,
19) Beangäfiiher Gyges von Terpo Mirifano. Augsb. 1687.12. (Yusr
b. Reihard Bibl. d. Kom. Bd. XXL) — Diefes Buch, das BervinusBt
Il. p. 391 für ein Deutſches Driginal halt, ift blos Ueberfegung einer im Ge⸗
fhmade des Diable boiteux gehaltenen moralifchen Fiction, d. Eyges Gallıs
(Paris 1659. 12. 1660. 4. Lug. B. 1660. 1661. 1669. 4. Argeni. 1665. 16.
12. Ged. 1676. Mediol. 169. 12. Trad. en fr. Paris 1663. 12. Auf:
in d. Bibl. d. Rom. 1779. Dechr, „B 3529, den ber Gapuziner Jade:
rias von Lifieur (+ 1661 im 79. Leb. 3.) unter dem Namen Pelras
Firmianus gefhrieben hatte (f. Placc. Theatr. anon. p. 283.).
20) Geographifches Kleinod aus zweyen ſehr ungemeinen Edelgeſtciaca
beftchend, darunter der erfte eine Hiſtorie der neuerfundenen Bätker Ser
vambes genannt ec., der audere aber vorftellet die felgamen Begebenheiten
Heren ©. eines Engliſchen Kauf« Herrens, welcher von den A
gieriihen Sees Räubern zum &Elaven gemacht und in das Inmendige kand
von Africa geführt worden ze. Anfänglid durch den Autorem ſeibſt ge
fprieben, hernach in öffentlichen Drud in Englifher Sprache berandg, ber)
U. Roberts. Anietzo in Hochdeutſcher Sprache mit vielen fchönen Kupfem
penen Sie abe 5 eh gulsbad Kurt 4. (6. ee Poly
r. 1. 8. p. 75. Thomaſius Freym. Geb. üb. allerh. neue Bücher. Root.
1689. p. 949-1006. Pasch. Lib. de variis modin moralia tradendi
P. 219 09. Ausz. d, Zalander Huserlef. Frühlingefr, 1703. p. 205g.) Gib
Deutfche Poeſie. Drama. 611
dv. Sevar. a. d. Franz. überf. v. Verf. d. Siegfried von Lindenberg (Mäller
v. Itzehoe). Itzeh. 1783. IE. 8. Der Verfaſſer war Denis Ar fe
aud de Beiras und d' Allais genannt, aus Languedoe. Die erſte Ausg. tft:
Histeires des Severambes, peuple qui habitent une partie da trois-
itme Continent, ordinairement appel& Terre Australe. Paris 1677.
I. 1% ib. 1678—79. IM. 12. Brux. 1682. V. 12. Amst. eod. 12. ib.
1716 Elzev. II. 1%. Ausz. b. Le Clerc Bibl. Ch. T. XXV. p. 402
&3 iR eine Radahmung der Terra Australis ded Jofeph Hall f. Mar,
chand Dict. hist. T. I. p. 10 sq.
$. 681.
Wir haben in ber vorigen Periode gefehen, wie handwerks⸗
mäßig und geſchmacklos mit dem Drama verfahren warb; und
darum iſt jeßt ſchon ein großer Fortſchritt in demfelben anzu⸗
werfen, nämlid, daß bie eigentlichen herumziehenden Comödian⸗
tmbanden, die bereitö in der lehten Hälfte des ſechszehnten Jahr⸗
hundertö zu Win, Tübingen x. zum Vorſchein famen, jet
gewöhnlicher wurden, denn 1605 hielt der auch ald dramatifche
Schriftſteller zu nennende Herzog Heintih Julius von Braun.
ſchweig eine Art fiehender Hoffchaufpielertruppe, und ſchon 10 Jahre
vorher müflen die fogenannten Englifhen Romödianten '), die fich bie
nah 1659 unter dieſem Ramen erhalten haben mögen, in
Deutfchland herumgezogen fein. So wenig nun einestheild an«
nehmen if, daß bierumter wirkliche Engländer zu ver.
fichen find, die auf feinen Fall der Deutſchen Sprache, Die
mar damals in England gar nidt trieb, fo maͤchtig geweſen
wären, daß fie darin mit @rfolg hätten agiren koͤnnen, fo ges
zwungen ifl aber auch anderntheild die Anficht, daB man fich darunter
Deutſche zu denken habe, die, nachdem fie in England als Kaufleute
conditionirt, wieder auf den Gonsinent berübergefonmen wären und
bier Engliſche Stüde, weldye fie ins Deutſche überfegt, dann ſelbſt
dargeſtellt und davon den Namen, Englifche Eomödianten, bes
fommen Hätten. Wahrſcheinlicher IR es vielmehr, daß dieſe
Schaufpieler deswegen fo genannt wurben, weil fle die ind
Deutfche überfepten Stüde der Englifhen Bühne, die damals
für ganz Europa Muſtertheaterſchule war, fpielten, von denen
wir befanntlih noch eine Sammlung vor uns haben’). In
dieſem Geſchmade bihtete nun aber Jakob Ayrer, Rotarlus
Pubtifus und Geriätöprofurator zu Rürnberg’), zwiſchen 1595
39
612 Deutſche Poeſie. Drama.
um bis 1617 (1618 war er ſchon tobt *) dreißig Tragoͤdien und
Comödien, welde In vieler Beziehung jene Luſt am Grauſigen
und Furchtbaren, jenes Beraufhen im Biute und jene beflal:
iſchen Lüfe zur Schau tragen, die wir bereitS früher an ten
Engliſchen Tragifern jener Zeit zu bemerken Gelegenheit fanden.
Manches Hat er denfelben ganz ungefheut nachgeſchricben, ſo
fommt 3. B. feine „Tragedie von dem Griechiſchen Keyſer zu
Eonftantinopel vnd feiner Tochter Rolimperia mit- dem gehengten
Horatio in 6 Arten” zuweilen ganz woörtli mit der Spanish
tragedy überein. In feinen Stüden führte er auch den En
liſchen Hanswurſt), bald als Jann Poflet, bald als Jahn
Panſter oder Elam ein, der von nun an als ſttehende
komiſche Perfon mit in die Tragödie, wenn aud unter andern
Namen, hinüber genommen wird. In den früher von ihm ge
ſchriebenen Faſmachtsſpielen ſteht er übrigens weit unter Hand
Sache, theils wegen feiner Sprache, theils wegen der darin bw
ſchenden Breite, aber in den Tragödien zeigt er mehr thentraliid«t
Geſchick, obgleih auch da die Dietion matt und fraftlod M.
Neben Ayrer IR nun aber befonderd der Herzog Heinrid
Julius von Braunſchweig“) (1554—1613) zu erwähnen,
befanntlih einer der geiftreihfien und gebildeten Fuͤrſten fan
Zeit, der und eine ziemliche Anzahl von Edhwänfen x. uni
dem Namen Hibaldeha (d, i. Henricus Julius Brunsvicensis
ac Luncburgensis dux edidit hunc nctum) geliefert hat, bie
unbedingt von weit mehr Genie als die Ayrer’fchen Srüde zeugen,
wenn auch an ihnen ber Einfluß der Engliſchen Comoͤdianlen
gar nicht verfannt werben fann. Sein beſtes Stüd, eine Bit
Borläufer des Horribilicribrifax, iſt die von ihm mit dem Ra
men Vincentius Ladislaus Satrapa von Mantua untergeiändt
Comedia H. J. D.B. E.L. E. P. J. H. L., worin a ®
nen Achten Krautjunker, Bramarbas und Pelgling zu gleiher
Zeit trefflich gezeichnet hat. Roh in demfelben Genre dichete
*) Nach Joͤrdens Bd. VI. p. 557 Rarb er aber ſchon 1605, allein de
au Ende des Opus theatr. die Zahl 1610 fteht, worauf jedoch ſchen IM
atal, bibl. Ebner. T. If. p 115. nr. 2544 aufmerfiam gemadt iſt, ſo
erhebt ſich ein neuer Zweifel, trogdem daß auf dem Titel das Jahr 1618 ar⸗
gegeben und dort Ayrer fehon als todt genannt iſt, wenn man nicht 161
los für die Abfaffungszeit der-Faflnachtefpiele halten wil.
Deutfche Poefie. Drama. 613
ah Georg Mauritius) aus Nürnberg (geb, 1539),
wo er ald Retor an der H. Geiſtſchule farb (1610),
feine 10 Stüde, deögleihen Rudolph von Bellinthaufen?)
(geb. 1567, gef. 1647), anfangs Schuhmader, dann Bote bei
den fieben Aemtern zu Oßnabrüd, und einige andere weniger
bedentende.
1) ©. dar. die trefflichen Vorleſ. üb. d. Geſch. d. Deutſch. Theat. v.
R. E. Prug. Berl, 1847. 8. p. 91 2q. cf. Tieck Teutſch. Th. Bd. I, p.
XXUI aq. Gervinus 8b. III p. 96 aq.
2) Engliſche Comedien und Tragedien, das iſt: Schr ſchoͤne herrliche
vnd außerleſene geifte und weltliche Comedi vnd Tragedi Spiel, Sampt dem
Pickelhering, welche — von den Engelländern in Deutſchland — agirt vnd
gehalten worden vnd zuvor nie in Druck außgangen ıc. o. D. 1620. 8.
Enzlifye Comedien und Zragedien d. i. Schr fchöne herrliche vnd außer:
line geift: ond weltliche Somedi und Tragedi Spiel Sampt dem Pidelhering,
weihe wegen fhrer artigen Inventionen, kurtzweiligen, auch theild wahr:
bafftigen Geſchicht halber, von den Englänbern in Deutfchland, an Königlichen
Gkurs vnd Fürftlichen Höfen, auch in vornehmer Reichs-, See- und Han⸗
di Städten feynd agirt und gehalten worben und zuvor nie in Drud aus:
gangen. Zum andern mal gedrudt und corrigirt. Allın der Comedi vnd
Tragedi Liebhabern und andern zu lieb vnd gefallen, dergeftallt in offenen
Arud gegeben, daß fie gar. leicht darauß Spielweiß wiederum eingerichtet
und zur crgchlichkeit und Grquidung des Gemüths gehalten werden Eönnen.
Erficr Zheit o. D. 1624. Eiebestampff oder Ander Theil der Englifchen
Somöbien und Tragoͤdien, in welchen fehr ſchoͤne außerleſene Comoͤdien und
Zrogödien zu befinden vnd zuvor nie in Drud aufgegangen. 0.0. £630. 8.
f. a. Ticck, Teutſch. Sheat. Bd. I. p. XIX sq. Als Probe f. ebd. Vo. IH.
p. 5—57. Die Comedia von Bortunato vnd feinem Seckci und Wunſch⸗
sutlein.
3) ©. Zicd Bb. I. p. XVII. aq. (er nimmt an, daß feine Stüde
nad 1610 geſchr. f., dageg. cf.) Helbig in Prug Lit. Zafchenb. a. 1847. p. 447
»4. — OPUS THEATRICUM. Dreißig Außbündtige fhöne Somedien vnd
Zragedien von allerhand Dentwürbigen alten Römifhen Hiftorien vnd ans
tern Politiſchen gefchichten ond gebichten Sampt noch andern Sechs vnd
dreifig ſchönen Luftigen und Burgiweiligen Baßnacht oder Poſſen Spilen, Durch
Beytaud Den Erbarn und wohlgelährten Herrn Deren 3. A. x. Auß mans
cherley alten Pocten vnd Scribenten zu feiner weil und Iuft mit fondern fleiß
zufommten colligirt vnd In teutfche Meimen Spilweiß verfaflet, das man
alicd Perfonlih Agiren kan, Sampt einem darzu gehörigen Regifter. Rürnb.
1613. fol. V Etüde d. Tieck Bd. I. p. 165—365. D. Inhalt a. b. Kehrein
Drum. Poeſie Bd. I. p. 146 sq. u. Zördens Bd. VI. p. 557 aq.
4) ©. Gervinus Bd. 11T. p. 107 sq. MoneSchaufp. d. M. A Bb.T.
p. 335 F weiſt aber die luſtige Perſon ſchon in einem Stücke des aten
Ihdts., die Kindheit Jeſu, nach.
5) Comoedia H. J. D. R. E. L. E. P. I. H. L. Von Vicentio
Satrapa von Mantua, Kempfer zu Roß vnd Fuß Weiland des Edlen vnd
Gtrenveften auch mannhafften vnd ftreitbaren Barbarossae Bellicosi von
Mantua, Ritter zu Malta chrlihen nachgelaffenen Sohne, mit zwölff Pers
fonen gefpielt, zu Wolffenbüttel. Magdeb, o. 3. 1591. A, Comoedia_:c.,
welche vorhin in Profa zu Wolfenbüttel 1599. gedrudt, jego aber in Reim
acbracht dur Eliam Herticiun. Wittind, 1601. 8. Tragica- Comedia
‚614 Deutfche Poefie. Drama.
Hibeldeha von der Suſanna, wie diefelbe von zweyen alten, Ehebrucht
halber, fälfchlich beklaget, auch vnſchuldig verurtheilet, Aber entlich durch fon:
derlihe ſchickung Gottes des Ullmechtigen von Daniele errettet, vnd die bei:
den Alten zum Tode verbammet worden. Mit 34 Perfonen gebr. zu Bol
ffenb. 1593. 8. Tragico-Comoedia Hibaldeha von einem Wirthe oder
Baftgeber mit Eilff Perfonen gefpilet zu Wolfenbüttel. Magdeb. 1598. 150.
8. Comedia Hibeldeha. Von einem Edelmann, welder einem Abt drey
Kragen aufgegeben. Magdeb. 0. 3. (1599.) 8. Tragoedia H. I. B. A.L.
D. E. H. A. von geſchwinder Weiberlift einer Ehebrecherin, welche, ob fit
wol eine Zeitlang gang luſtig am Hurenwagen gezogen, und ihren Dann
dreymal auffs Narrenfeil geführet, dennoch zulegt ein ſchrecklich ende genom⸗
men hat. Sehr kurtzweilig, boßierlich vnd Luftig befchrieben, und vffen braur⸗
Ihtoeigifchen fürſtlichen Fi vnd Seftung Wolffenbüttel in prosa agirel.
Nun aber auf vieler Begehr in luſtige anmuthige Reym mit Fleiß geſezt.
Magdeb. 1602. 1606. 8. Trragedia Hiehadbel, von einem vngerateam
Sohn welcher vnmenſchliche und vnerhoͤrte Mordthaten begangen, aud end:
lich neben feinen Deiteonforten ein erbärmlich fchrediih vnd gremli Ente
genommen bat. Mit 18 Perfonen, Zu Magbeburgt 1607. 8,
6) Gomödia von den Weyſen aus dem Morgenlande Geftellet buch
M. 6. M. Bon dem Autore mit Fleiß von newen burchiehen vnd männig
li zu gut in den Druck verfertiget. Epag. 1606. 8. Comodia von allerley
Ständen, zufammengetragen. ebd. 1606. 8. Cine chriſtliche Gomddia von
dem jämmerlichen Fall und frölichen Wieberbringung des menſchlichen Ge
fhledhts. Aus dem H. Bernhardo genommen vnd. in Deutſche Berfe ge
bracht. — est durch den Autorem felbft von newen durchſehen vnd mär
niglich zu gut in Drud verfertigt. ebo. 1606. 8. Eine fchöne Somödia von
dem Schulweſen geftellet — von dem Autore mit Fleiß von newen durch⸗
fehen, vnd menniglich gu gut in Druck verfertiget. ebd. 1606. 8. Comoͤdie
von Graff Walther von Sally und Grifelden, geftellet dur — von hm
Autore mit Fleiß von newen ducchfehen und männiglid zu gut in ben Drut
verfertiget. ebd. 1606. 8. GBeiftlihe Gomöbia vom David und Goliath,
get. ıc. ebd. 1606. 8. Eine ſchoͤne Comoͤdiae vom Nabal, genommen aus
dem erften Buch Samueli8 am W. Gap. In Deutfche Verß gebracht ıc. ct.
1607. a mtl, Com. zuf. ald: Comedien mit Fleiß von neuen burdfegm.
pzs. ©
7) ©. Spangenberg im Vaterl. Ardiv Bd. V. H. I. p. 03 sg. DE
nabr. Unterh. 1770. St. XI. p. 172 wi Lichtenberg im Deutſch. Ruſ.
1779. Bd. II. p. 145 sg. u. Verm. Schrift. Bd. IV. p. 3 ag. — Str
tagema Diabolicum, eine kurze aus ber Maßen fhöne Comöbia x. Gr
furt es Donatuß, eine Tiebliche, Iuftige ond außermaßen ſchoͤne Gomb:
0. 4 e ‘« ‘
$. 682.
Was nun das veliglös-polemifhe Drama anlangt, ſo |
dauerte auch dieß noch fort, und ich zeichne als Muſter diefet
Art beſonders des Stettiner Conrectors Heinrich Kielmann)
Tetzelocramia aus, eine recht gelungene Satire auf den br
rüchtigten Wolnpfrämer, in welder unter Andern der Papf in
einer Sänfte aufs Theater gebracht, aber von ben Traͤgem hin
geworfen und trog feines Drohens mit dem Bannſtrahl von
Deutſche Poeſie. Drama, 613
Kindern verfpoitet wird. . Ernfter iſt des ſchon genannten Mars
tin Rinfarb?), der auch den Muͤnſter'ſchen Bauernfrieg
dramatifirte, Eißlebiſcher Chriftlicher Ritter, worin er die alte Parabel
von den drei Söhnen, die, um ihre Aechtheit zu erweifen, nad)
dem Herzen Ihres geftorbenen Vaters ſchießen müflen, auf (Pe
trus) den Papſt, Martin (Luther) und Johann (Baloin) ans
wendet, und natürli Luthern den Sieg bavon tragen Jäßt.
Daß Swift hieraus den Stoff zu feinem Mährchen von der
Tonne genommen, wird fich niemals erweifen laſſen. Noch made
ih auf das in plattdeuticher Sprache gefchriebene höchft originelle
Luſtſpiel von der Löffelei aufmerkfain, worin ein gewifier Angeliu 8
Lohrbere Liga, unter dem man fi den befannten Georg
Kollenhagen’) zu denken haben wird, bie Gefahren und
Liſtigkeit der Verliebten zu” fchildern verſucht hat. Endlich mögen
auch in dieſe Boropisifche Periode, nachdem einmal der Hands
wurft flereoiype komiſche Perſon geworden war, die Anfänge ber
eigentlihen Vollsſchauſpiele, die auf Privattheatern wahrſcheinlich
größteniheild Improvifirt und ertemporirt, jedenfalls niemals aufges
frieben oder wenigfiend nicht gebrudt wurden, und In ihrer
Weſenheit ib nachher auf die Marionettens oder Puppentheater
verpflanzten, fallen, Wie fie ungefähr befchaffen gewefen fein mögen,
fann man aus den verfchledenen Puppenfpielen vom Dr. Bauft
abnehmen, die zwar Immer variirt wurden, aber body alle auf einen Urs
fern hinausliefen, der eben in einem jener Volksſchauſpiele, die nur
beim Volke beliebte und ihm aus Bolksbüchern ganz genau be
fannte Stoffe aufgriffen, gelegen haben mag*).
1) Tetzelocramia. Das ift: Eine luſtige Comoͤdie von Johan Tetzel's
. Ablaß Kram, wie Bott der Here denfelben, I60 für Hundert Zahren durch
fein erwehltes Rüftzeug, D. Martinum Lutherum, in trafft bes Heiligen
Evangelii vmbgeſtoßen onnd außgetrieben, und fein Goͤttlichs wort dakegen
lauter vnd rein, wider die Antichriftifchen Römifchen Grewel in Deutfchlendt
u Prebigen hat angefangen vnd weit vnd breit hat erfchallen Iaffen. Zum
K uber Zahr und Frewden-VFeſt 1617, Erfimaln zu alten Stettin, Jetzo in
Wittenberg. 1617. 1618. 12.
2) Der Eißlebiſche Chriſtliche Ritter. Eine newe vnd fchöne Geiftliche
Somdbia, darinnen nicht allein die Lehre, Leben und Wandel des letzten deut⸗
lichen Wundermanns Lutheri, fondern auch feiner und zuförberft bes Herrn
Chriſti zweyer vornehmften Hauptfeind PAPsts ond CALVINIfEen, fo wohl
* als anderer vielfältige Rath und Fehlſchlaͤge, auch enblicher in Gottes Wort
offenbarter und gewißer außgang, biß an den nunmehr bald zukünftigen .
Züngften vn beydes nach fchöner Poetiſcher vnd verblühmter Art, und
denn auch Hiftorifcher richtiger Warheit in 3. Rittern, Brübern, PSEYDO-
616 Deutſche Poefie. Drama.
PETRO, MABRtino vnd Johanne, als bie vmb en erbfehaft vnd Teſta⸗
ment ſtreiten, abgemahlet und auff eführet duch M. R. Agiret aber vom
Gymnas, zu Eißleben in der Neuſtadt post ferias Caniculares. 1613. 8.
3) Amantes amentes. Das ift: Gin fehr anmuthigs Spiel von de
blinden Liebe oder wie mans deutſch nennet, von der Leffeley. Alles nad art
vnd weife der jegigen getroffenen Venus Soldaten auf gut Saͤchſiſch ges
met, Pa zum vierten mal durchfehen und Augiret, Magdeb. 1614
) ©. Fr. Horn, Dichtkunſt u. Beredtſ. d. Deutſch. Bd. IT. p. 256
Ko. Sammi, a ie gehör. Apparats v. Gcheible —5— Bd.
Gauſt II.) p. 64
$. 683.
Mit der erſten Schlefiſchen Schule mußte notkwendig Im
Weſen des Deutfhen Dramas eine große Veränderung eintreten,
ber ganze Geiſt derfelben und ihres Etifterö verlangte eine ge
Ichrtere und gebildetere Form, als daſſelbe bisher gehabt halte,
daher werben von nun an bie geiflihen, an die alten Myſterien
erinnernden, Comodien wieder in die Schulen verwiefen‘), wo
fie Im Gegenfa zu den catholifchen Sefuiten » Lehranftalten, in denen
man, wie wir oben gefehen haben, meiſt Lateinifche Comoͤdien
aufführte, noch einige ‚Zeit in der Mutterfpradhe fortgeführt
wurden, dann aber feit dem Anfange des 18ten Jahrhunderts
ganz verfhmwanden, wenn man nicht die Tyroler Paffiondfbiek,
welde von Bauern verfertigt und gefpielt zu werben pflegm,
hierher reinen will?). Indeſſen fehränfte man fi hier nid!
blos auf das geiſtliche Element ein, fondern man ſuchte in einer
Anwandlung von poetifhen Sinne das Schul⸗ und Stwdenlen⸗
leben felbft darzuſtellen und in der freilich etwas zu grelm
Darftelung der böfen und gefährlichen Seite deſſelben der heran
wachfenden Jugend einen Warnungsfpiegel vorzuhaltn. Days
Hatte im vorigen Wofchnitt bereitö der Rector zu Brimma Hay⸗
neccius, wie wir geſehen haben, einen Anfang im feinem
Säulteuffel oder Schulſpiegel gemacht; in diefer Periode ſehle
diefe Mode Albert Wichgrevius?) aus Hamburg in Latdı
ifher Eprade und der Advokat Johann Georg Edoh))
zu Raumburg in feiner Gomödie vom Studentenleben In unten
Mutterſprache fort. Letzteres Stüd, von der kuͤnſtleriſch⸗poel⸗
hen Seite genommen, iſt zwar werthlos, aber, berüdjichtigt
man die genaue Darfiellung des damaligen Lniverfitätölchme,
hiſtoriſch wichtig und trop feiner Breite jegt noch ganz untep
Deutſche Poefie. Drama. . 617
haltend zu leſen. Begenfäpe darin find zwei Hieberlie Stus
denten, AImandus und Floretto, jener der Sohn eines Kaufs
mannd, dieſer der eines Edelmanns, weiche mit Hilfe ihres Dieners
Bidelhäring eine Menge toller Streiche begehen und deshalb
telegirt werden, und ein gewiſſer Yädel, eines armen Bauers
Kind, der es aber durch feinen Fleiß bis zum Magiſter bringt,
welte letztere hoöchſt felerliche Begebenheit im VE. Act uns ber
Dihter nit vorenthält. Mercur fpielt, wahrſcheinlich nah dem
Mufer des Plautiniſchen Amphitruo, dabei die Rolle eines
Vor⸗ und Zwiſchenredners. Es kommen darin ganz ordentliche
Etubentenprügeleien vor, aber auch fehr ſchmuzige Etellen, z. ©.
ein Bett auf dem Theater, worin der gute Herr Amandus
mit einem Mädchen Liegt und „galanifirt”, fo daß man niht bes
srelfen fan, wie man von der Jugend folde Gtüde aufführen
oder doch ihr vorführen Lafien konnte. Wie weit aber and
bern die Gefhmadiofigkeit geht, fit man aus den dem
Scelmuffsky angehängten zwei Luſtſpielen von der Frau Schlam⸗
yunpe, welche ebenfalls in Leipzig fpielen, und worin leichtfertige
Ridgen und Iicherlihe Studenten die Hauptrofien haben.
mi Ma B 215. 308 sa 353. Ewald Tirol I. p. 31 sq. Gor⸗
2) S. dar. Prut Borlef. a. a. D. p. 142 29.
‚3) Cornelius Relegatus. @ine Rewe luſtige Somdbia, welche gar
artig der falfchgenannten Studenten leben befchreibet, Erſtlich in Eateinifcher
Eyrache befcprieben durch M. A. W. Jeto aber auf vieler Unfuchen und
begeht in Teutſche Sprache vberfegt durch Johannem Sommeram Cyc-
naeum, Magdeb. 0. 3. (1618.) 8.
4) Comedia Bom Studenten Leben. Lpzg. 1618. 1668. 8. &. Bouters
we %, X, p. 285 ag. Joördens Bd, IV. p. 605. 2q. Prut p. 138 5q«
$. 684.
Wie haben gefagt, dab. das Drama in dieſem Mofchnlite
dur Opitz ) einen gelehrten Anſttich befam; denn daß es nicht
ſogleich klaſſiſch werden konnte, lag nicht an feinem guten Wil⸗
Im. Statt ſelbſt Muſterſtuͤke zu ſchreiben, hielt er es nämlich
für beſſer, durch gereimte Ueberſetzungen antifer Trauerſpiele An⸗
leitung zur Kenniniß der Anſichten der Alten über das Weſen
N Tragödie und Gelegenheit zu Rachbildungen derſelben zu
618 Deutſche Poefie. Drama.
geben. Darum übertrug er die Trojanerinnen des Seneca und
die Antigone des Sophocles, für feine Zeit und den Stand der
damaligen Philologie gar nicht übel, wenn man aud darin ben
Meberfeger überall wahrnimmt. Bedeutender aber iſt Andreas
Gryphius?), weil er fi befirebte, ſelbſt als dramatlider
‚Schöpfer aufzutreten, und darum fann man ihn aud, trohdem
daß er ſich vorzüglih nach dem Holländer JoR van der Vondel
gebildet und dieſen befonders in dem Pathos des Chors, eined
damals bei dem Streben, antike Mufler nadzubilden, unerlif
lichen Beſtandtheils des Trauerfpield, überboten hat, als den Bater
des (gelehrten) Deutſchen Dramas betrachten. Er hat ſieben
Trauerfpiele, fünf Luſt⸗ und zwei allegoriſche Singfpiele hinter
lafien, und hier bereits Stoffe aus dem Privatleben (3.8. Cardenio
und Gelinde) verarbeitet. Indeſſen ſtechen feine Trauerfpielk
dur ihren fonderbaren Styl und ihre noch merkwuͤrdigeren
Ghorgefänge (Nein) gar fehr von dem ab, was wir heut pa
Tage unier biefem Ramen verfteben, feine Luffniele aber, Her
Peter Squenz, worin berfelbeStoff behandelt IR, den Shalſpereb
Sommernachtstraum bietet, ohne dab man darum an ein Pla⸗
giat auf Gryphius' Seite zu denfen hat, wiewohl er durch die nad
des Eomilers Cor aus der Epifode des Sommernachtstraums ge
bildeten Poſſe, Bottom the weaver, gemadte Arbeit des Altor
fer6 Profefford Dantel Schwenter aus Nürnberg (1585
—1636) darauf gefommen war, biefelbe umzuarbeiten und ii
publicien, wie er felbR in der dazu geſchriebenen Vorrede (b.
Tieck S. 233) befennt, und Don Horribiltcriörifar, jenes
eine Satire auf die ſchmuzigen Bettelpoeten, dieſes auf bie re⸗
nommiſtiſchen Offiziere, find troß vieler platten und niedrig ne
meinen Späße hoͤchſt dramatiſch wirffam und zeugen von wirk
lihem Talent. Ein Mittelding zwiſchen Trauerfplel und Qu
fpiel IR fein Verliebtes Geſpenſt. Bel ven Trauerfpielen IR «6
durchweg vorzüglich auf Effert abgefehen; und zu biefem Zwede
fheint Ihm das Graͤßliche das geeignetſte Mittel; allein an ein⸗
zelnen, großartigen und gut gehaltenen Charakteren fehlt es auch hie
nicht (ſolche find z. B. in der Katharina von Georgien die gleichnamige
Königin; im Papinian, der gleichnamige Rechtsgelehrte). Unte
den übrigen Trauerſpieldichtern biefer Periode würde ber bluͤ
Deutfche Poeſie. Drama. 619
mende Klaj?) eine hohe Stelle einnehmen, wenn man naͤmlich
der Geſchmackloſigkeit Die Krone ertheilen wollte, denn fein Engels
und Dradenfreit, defien Scene ein hellgeflirntes Himmelsfeld
iR, der aber gleichwohl zu Altenburg mit Beigebung eined großen
Programms (1662) aufgeführt wurde, und num gar fein Kin⸗
dedmörder Herodes, wo Deutfchland eine Rolle hat, beides offen-
bar Berfuche, die alten geiftlihen Myſterien wiebereinzuführen,
regen baffelbe Sefühl in uns, welches wohl Herodes bei ihm ge⸗
habt haben muß, wenn die Geifter der gemorbeten Kinder ihn
im Traume peinigen und er feine Angſt und feinen Sammer
alt folgenden Worten Luft macht: „Kommt, alle Teufel kommt!
zerreiffet meine Seele! Zerret, zerſtuͤcket, Zerfleifchet, zerknicket,
Rue und ſchmauchet, Rädert und aͤdert, Redet und redet,
Henlet, ertraͤnket, Schwentet, verrenfet, Täufet, erfäufet, Foltert
und poftert, Senget und brennet, Zwadet, zerhadet Arm und
Im!" Johann Riſt's Friedejauchzendes Teutfhland If
bios ein Gelegenheitsſtuͤkk, aber feinen Wallenflein follte man
do einmal mit dem Schiller'ſchen vergleichen, wäre es au nur,
um zu erfahren, wie ber gleichzeitige Dichter den gefullenen
Helden, defien Andenken damals noch frif$ genug War, ange
Ichen hat. Gewiſſermaßen im politifhen Zufammenhang mit
dieſen Stuͤcken flieht des Bartholomäus Anhorn*) (eigent-
id Bartb, Anhorn ab Hartwis) aus Mayenfeld in Grau⸗
bindtn (1566— 1640) Pomeris, allerdings in Lateinifcher
Eprage und nur mit Deutfhen Argumenten, und Parthenia,
ine Fortſetzung des erfiern, fowie der Schlußſtein dazu, den
der Stettiner Profeſſor Johann Micrälius?) als Aga-
thander publicirte; denn während in der erſteren Tilly nach der
ht hinreichend widerlegten Fabel als grauſamer Zerflörer Mag⸗
deburgs anathematiſirt wird, ſtoͤßt der Dichter des Agathander
in die Ruhmpoſaune für die von Guſtav Adolph bewerkſtelligte
Errettumg Augsburge. Daß die wahren Namen immer hinter
Allegorieen verſtedt liegen, wird die damalige Zeit (1632 —
33) entſchuldigen laſſen. Auch die ſchon genannte Dichterin
Sibylla Shwarge) hat ein herzbrechendes Trauerfpiel ges
ſchrieben und den Brand ihres Dörfhens Fretow mitten un.
tr der heidniſchen Bötterwelt vorgehen laſſen. In des Pre
620 Deutſche Poeſie. Schäferfpiel.
digers Michael Sohannfen’8’) aus Bergedorf in Sad
(+ 1679 oder 1699) Tod Abels, der freilich von Klop⸗
ſtock's Compoſition gewaltig abſticht, gefallen mir am Belm
die Chöre der Teufel_und Engel; denn wollte man heut zu Tage
diefe Idee nachmachen, fo. Ffönnte man ein Eaffenftüd zu Wege
bringen.
1) Die Zrojanerinnen und Antigone in d. Ausg. [. Werke v: 1690. ©).
I. p. 202—288. u. p. 159-201. f. dar. Prug in d. Hal. Jahrb. 18,
nr. 57 sq. p. 449-504.. u. in f. Klein. Schrift. 8b. I. p. 160 sq.
2) &. Gervinus Bd. II. $: 432 sa. Bouterwet Bd. X. p. 149 sq.
Ziel im Deutſch. Th. Bd. I. Vorr. p. VII 2q. Prus Borleſ. p. 190 *
Ermund, Andenken an A. Gr. Glogau 1804. 8. — Seine drom. Berl
ftehen in den Ausg. ſ. Gedichte. Sein Cardenio und Gelinde auch bei Tiec,
Deutſch. Theat. Bd. II. p. 82—144. ein Peter Squentz ebenf. daſ. P-
233—271 und modern. b.Bredow Rachgel. Schr. p. 119-204. Sein Hot
ribitieribrifar ebenf. b. Zicd p. 145— 231. Ueb. d. Bezich. d. Pet. Eu.
um Gngl. f. Tieck I; XV aq. u. Berge. Gr. mit Shakſpeare v. Sl.
Ehlegel, Werke Bd. III. p. 27—64.
3) Hölenz und Himmelfarth Jeſu Ehriſti, nebſt barauf erfolgter fat
barer Ausgießung Gottes, des heiligen Geiftes ıc. Nürnb. 1644. 4. Heredes
der Kinder Mörder, nad) Urt eines Tranerfpield ausgebildet und in Rürn:
berg einer deutfch Liebenden Gemeinde vorgeftellet. ebd. 16.45. 4. Der leidende
GHriftus in einem Trauerſpiel vorgeftellet. ebd. 1645. 4. Engels und Draden:
flreit. 0. DO. u. 3. (Rürnb. 1645.) 4. Erneuertes, wermebrtes und in fünf
verfchiedene Handlungen eingetheiltes Kreudenfpiel, d. €. u. Dr. Gt. gu
nennet v. Chr. Funke. Altend. 1662. 8. Das ganze Leben Chriſti. ebd. 161.
4. Trauerrede über dad Leiden feines Grlöfere. Nürnb. 1645. 4. (ea.
dram. geh.) Auferſtehung Jeſu Chriſti, in iczo neuũblichen hochdeutſchen
Reimarten verfaſſet. ebd 1644. A. ſ. Bouterwek p. 267 230. Tittmann, d.
Närnb. Dichterſchule. p. 163 2q. u. üb. d. Eng. u. Dr. Str. Gt. Säle
Werke Bd. Il. p- 1-26.
4) Parthenia Pomeridos Continnatio: Gin new Gomödien : Spill,
darinnen abgebildet wird die Hochzeit der fehönen Parthenia und darauf
folgente Straffe, des vngütigen vermeinten Bräutigams Contilis, Rebenſ
des Agathanders Heldenthaten, bie er den hochbedrengten Rymphen IM
alemannifhen Lande zu gute in fühneller Eyl verrichtet hat, Erhibietet im
Wintermond, def andern Jahrs nach der Befreyung Pomeris von Phile⸗
lethe Parrhefiafte. o. D. 1632. 4 f. a. Dunkel Nadır. Bd. II. p. 651 89-
5) Agathander pre Sebastavincens, et cum virtutibas triumphass;
Pomeridos Partheniae continuatio. Ein new Poetiſch Spiel, von dem
Siegreichen Helden Ugathander, Welcher vmb der dedraͤngten Gebaflä vnd
andrer alemanniſchen Rymphen willen, Wider die beyde Wüteriche der
Sontill und den Laſtlewen, herrlich ſieget vnd mit der dimliſchen Gufche
vnd andern Tugend⸗Frawen im Lande ber Pebendigen triumphiret, bargeftd!
{m Wintermond des dritten Jahrs nach der Befreyung Pomerid, 9%
6) Zrauerfpiel wegen ber @inäfcherung derStadt Fretow, in ihr. Gedicht.
a on Gain dem Brudermörd ⁊ b. 1682
on Cain dem Brudermörber, chriſtliches Trauerſpiel. Hamb.
8. ſ. Bouterwek Sb, V. p. 327, 9 in 9 ieh
Deutsche Poefie. Schaͤferſpiel. 621
$. 685.
Es bleibt Hier nur noch das Schaͤſerſpiel uͤbrig, welches
belannilich Opitzi) durch feine Nachahmung von Rinuccini's
Daphne, welche zugleich die erſte Deutſche Oper iſt, in die
Deutihe Poeſie einführte, und damit für alle dergleichen höfiſche
Brabtaufjüge den Ton angab, wie denn das genannte Stüd
von dem Churfuͤrſtlich Saͤchſiſchen Kapellmeiſter Schuͤtz componirt
und zu Torgau (nicht, wie man gevöhnlid annimmt, zu Dres⸗
den) 1617 aufgeführt ward, Wehntid war Simon Dach'67)
(pſeudonym Ehasmindo und Sihamond) Sorbulfa (d. 5. Bo-
russia), von ihm für das Jubelfeſt der Univerſitaͤt Königsberg
(1644) verfaßt, und von Studenten aufgeführt, freilich wie
ale Belegenheitöftüce, ermübende Allegorte, gleichwohl aber im⸗
mer noch befier, al8 die fuͤrchterlichen Geſpraͤchsſpiele Harso⸗
börfer’8, die wenigſtens theilwelfe (fo Melifa oder der Gleich⸗
niß Freudenſpiel Bd. III., dad Schaufpiel teutfcher Spruͤchwoͤrter
aus dem Franjoͤſiſchen überfegt Bd. 11.) in diefe Perlobe gehören, ob»
wohl Augur Augsburger’ 8?) hierher zu ziehende Arbeiten mit
Recht beliebter waren. Vorzugsweiſe höfifche Gelegenheitsdichter,
wie wir ſchon fahen, waren Jakob Shwieger*), deſſen ver
führte Echäferin jedoch heut zu Tage nit. gut über die Breter
gehen Könnte, und David Schirmer, der in Dresden nichts
weiter zu thun hatte, als Singfpiele zu fabrleiren, unter denen
ih fein Ballet, Paris und Helena’), welches in unferem Sinne
übrigens Oper und nicht Ballet, in welchem belannilich nichts ges
fproden wird, ift, beſonders herworhebe, obwohl ſchon in dem
weit Altern Muͤntzeriſchen Bauernkrieg von Rinfart ein förm⸗
lied Ballet vorfommt. Endlich gehören hierher auch noch die
fogmannten Wirthſchaftenꝰ), eine Axt von Hofmasteraden, wo ber
betreffende Fürſt und feine Gemahlin, oder, wie es in Dresden
unter Auguf dem Starken Sitte war, gewöhnlih eine feiner
Maitrefſen als Schenkwirth und Schenkwirthin fungiren und
als ſolche den Hofſtaat, der als Bauern und Hochzeitsgaͤſte ers
f&eint, bewirthen. Der Zwed derfelben war, das Leben ber
nievern Stände barzuftellen; allein die Hofpichter benupten biefe
Foirm mehr dazu, ihren Sönnern grobe Schmeicheleien an ben
622 Deutfche Poeſie. Drama,
Hals zu werfen. Die lomiſche Perfon ſtellt dort faſt Immer ein
Scheerenſchleifer vor, weshalb Canitz diefe Wirthſchaften geradau
Scheerenſchleiferwirthſchaften nennt. Am Meiſten ſcheinen bie
Stücke zu Dresden und Berlin Mode geweſen zu ſein, und ed
finden fi auch noch einige dieſer Belegenheitsarbeiten unte
den Werken Ganigene, Beſſer's und anderer dergleichen He
dichter vor.
1) Abgebr. in Op. W. Brest. 1690. Bd. I. p. 66- 84. u. Kiel Bi.
N. p. 61-80. Uud des Andreas Bryphius Bingfpiel Majuma, zu
Feier der Wahl Ferdinands III, gefchr. u. 166; aufge . und fein kuf a.
Sefangfpiel Piaftus (in f. Ged. p. 605. 625 sq.) gehören hierher.
2) Das Schaufpiel Sorbuifa, zum Beſchluß des feyerlich begangenm
arademifchen Jubelfeſtes in Prenßen, in ber hohen Schule zu Königeber
präfentirt. Koͤnigsb. 1644. 8.
3) Schäfferey auß dem Frantzoͤſiſchen Antonii Montchrestiens Hod
teutfch vberfeget, ond mit nothwendigen Anmerkungen vnd Kupfferftüdn,
nad Inhalt des gangen Werks. vermehret. Dresd. 1635. 8. Neifende Clie
Dresd. 1640. 4. 1642. 8. Arnalde und Lucenda, aus dem Griechifchen über:
Tegt. ebd. 1642. 8.
4) Die verführte Schäferin. Dresd. 1660. 12.
"5) Ballet von dem Paris und ber, Helena, in Drefden auf bem Kieſen
. d.
ſaal gehalten. Dresd. 1750. fol. & Ballet Gervinus Bd. II. p
460 aq. Prug-p. 166. Hilfcher, d. Sammler. Bb. II. (Dresd. 1837) P
550 nq. Rodlig, F. Breunde d. Tonkunſt Bd. II. p. 281 8q.
6) ©. Flögel Geſch. d. Grotesk. p. 241. Plümike Theatergeſch. v. Berl
p. ae at p- 164 sq. ‚Börfter, Friede, Wilh. I. König v. Pr. Bi!
pP» 50.
$. 686,
Auch die zweite Scleſiſche Schule war verhältnißmäht
ben Gedeihen des Dramas nicht fehr günflig. Denn kann auf
nicht geleugnet werden, daß Daniel Caſspar von Lohen⸗
Rein!) unbedingt dramatifhes Talent hatte, was ſich fen
aus feiner Jugendarbeit, dem Ibrahim Bafla (nicht zu Wr
wechfeln mit feinem letzten Städe Idrahim Sultan), erget,
und unbedingt beweift, daß fein Dichter recht gut wußte mad
zu einem Trauerfoiele erforderlich fei, fo find doch wieder feine |
Eleopatra, Agrippina und: Epicaris vollfommen verfehlt, und
ſelbſt die am ſich poetifcher gehaltene Sophonisbe wird bus
ihr frofiges Allegoriſiren, das falfche Pathos, den bombaſtiſchen
Woriſchwall und beſonders durch das widerwaͤrtige Morden, font
Deutfche Poeſie. Drama. - 623
das Anhäufen anderer Greuel widerlich. Diefe Stüde find ſaͤmmtlich
in den zur Tragödie ungefchidten Alexandrinern gefchrieben, und ber
Reben aus fünf Akten (Handlungen) in hören (Reyen), die theils in
Janben, theils in Daktylen gebichtet und größtenthells zu
allegeriſchen Phantaſieen verwendet find. Mn Nachahmern
Nele fehlerhaften Geſchmacks if kein Mangel, allein wir wollen
bier nur zwei ber bebeutenderen erwähnen, Der erfte iſt ber
Mnoat Johann Ehrifian Hallmann?) aus Bredlau
(1650 — 1704), deſſen Trauerfpiele aber halbe Opern
m, und wo 3. B. die Catharina von England das
Rofer eines verkehrten Begriffs vom Weſen des Trauerfpiels
R. Seine Marianne erinnert bei weitem mehr an Lohenflein’s
Sephonisbe. Daffelbe iſt mit der fleifen Maria Stuart des Lau⸗
Mer Edelmanns Auguft von Haugwig?) der Fall.
Sonkantin Ehrifian Dedekind*‘), aus Rheinsdorf,
Eaͤchſſcher Gteuercaffirer zu Dresden und ald Mitglied des
Edwanenordens EonCorD genannt, würde gar nicht erwähnt
weden, hätte derſelbe nicht abermals den Verſuch gemacht, das
bibliſhe Spiel auf die Bühne zu bringen, obwohl feine ſaͤmmt⸗
lien Arbeiten nichts weiter als alberne Epeftafelftüde find, die zu
leinem beftimmten Fache des Dramas gezogen werden Tönnen.
Dagegen bat der befannte Chrifian Weifed) aus
Iitau (geb, 1642, gel. 1718), wo er Rector war (pſeudonym
Ehlömund Gleichviel, Katharina Civilis, Demetrius Mercator,
Tara. Cat. e Xardo), in feinem Mafaniello ein Trauerfpiel
iefert, das ſchon Rofflich Intereffant iſt, obwohl es als eine etwas
undehotfene Nachahmung des Shakſpere'ſchen Tones erſcheint, aber
dennoch, wenn man die Planloſigkeit und theilweiſe mißlungene
Ansführung feiner Zeit zufchreibt, mit Recht das Lob verdient,
weſches ihm Leffing (Briefe an feinen Bruder‘ nr, 79. W. Bd.
28. 6, 200) u Theil werben läßt; denn bed Helden Wahn⸗
Ann erinnert zwar, wie ſchon Leffing’6 Bruder (ebd. nr. 82,
6. 208) bemerkt, nur infofern an Lear, als man den ſchrecklichen Ab⸗
Rand zwiſchen Weiſe und Shaffpere gewahr wird, wofür
aber die Charakteriſtik der Neapolitaner und ihrer fhönen Stadt
ſehr gut gelungen iſt. Weit glücklicher war er nod als Luſtſpiel⸗
dihter, denn er Fehrte darin von der abgeſchmackten Ziererei det
624 Deutſche Poeſte. Drama.
Lohenſteinianer wieder zur Natur mie mu ließ Deben- nach
feiner Manler und qſeinem Bdlichem: eben. ‚As gelungenſten
iR fein. baͤuriſcher Mucchismeliiäumes, imınweldemibenkefes, werben
fo, wis: der. Macchtavelliamus nidsı.biek: ‚in bee: vornchmen
‚Welt, ſondern auch In der Vevernhütte zu Hauſe in. Ginzelne
Plaittheiten und derbe Spaͤße mag feine Zeit entſcaaldigen; al
lein fein Sauptfehler, der ihm Die Haͤnde bindet, iR, wie er
au felber in der Vorrede zu ſeinem Zittauer Theater eluräumt,
fein Leben im Schulſtaub und in einge lleinen Stadt, woburd
er natürlich einfeltig und Fleinkich werden mußte. Unter feinen
Nachahmern bildet der ungefhidte Michael Kongehi‘) aus
Kreuzburg in Preußen (geb. 2646, gef. 1710), Bürgermeifter
der Stadt Kneiphoff, gefrönter Dichter und als Pegnigfchaͤfer
Prutenio genannt, den Nebergang zur Oper, denn fein Lufipiel,
ber verkehrte und wiederbelehrie Prinz Tugendhold, IR «in völ-
liges Speltalelſtuͤck, in welchem morgliſche Bibeltiraben mit ben
niedcigſten Zweideutigkeiten abwechſein mad Die Furie Wegaͤra
neben Breund Pickelhaͤring und dem Geiſte Arißipps auf die
Bühne: fommt. Bel weitem reicher IR die Zch der zweiten
Schleſiſchen Schule an Feſt⸗ und Singfpielar und Opern ober
Ballettien, deren Uebergang in einander beſonders durch einen
gewiſſen F. C. Breſſand, deſſen Doppelte Freude der Muſen
(1605) und Citce und Penelope jedoch nicht gam ſchlecht
find (1696), vermittelt ward. Daß dieſe Aſtergattumg bed
Dramas damald fo in bie Mode lam, verbanfte man cheils
ben Pegnihtſchaͤfern und der Nürnberger... Schmeichlercateriec,
theils dem practlichenden Hofe Sachſens, wo bie meiflen Der
bier zu erwähnenden Stüde nuffamen, denn erſtere hatten, gwat
ihre ganze Weisheit freilich zeitig, bereits in ber Periode nach dem
Wefphällichen Frieden, Io@gelafien, letzterer aber ſchien von ben
Mufen gewiſſermaßen beflinmi zu fein, den Unfinn ja nicht untergehen
zu lafien. &swaraber fon durch Lohe uſt ein fribR in feiner
myRiichen Vereinbarung der Sterne und ber. Bemüther (in ſ. Rofen
1680 ©. 116 sq.) hierzu den Anfang gemadt werben, und
Harsdörfer’) hatte in feinen Aufzug ber VII Tugenden,
Planeten, Töne oder Stimmen (Geſpr. Bd. V.), wozu der Nuͤrn⸗
berger Organiſt Siegmund Gottlieb Staden (1617 —55) eben⸗
Deutſche Borfie. Drama. 625
fo wie zu Klai's Melodramen die Muſik geſetzt hatte, bie alten
fieben NKirhentonarten it den fieben Karbinaltugenden zufams
meri auftreten laflen, dann aber hatte er. noch ein für. vier
Stimmen gefehtes fonderbares ſchaͤfcrliches Singſpiel, ein geif«
liches Waldgedicht oder Freudenſpiel, genannt Seelewig (ebd.
Bd. IV.), folgen laſſen, worin Seelewig, die menſchliche Seele,
auf Antrieb des hölliiden Geißes Trügewalt, ‘von den Hirten
Künfteling, Reichemuth und Ghrenlob verführt werben foll, aber
durch ihre Geſpielin Herzigitd (Gemuͤth) und ihre Hofmeiſterin
(Griſſilda) gerettet wird. Im diefem fonderbaren Stüde gab
es viel zu fehen, die genannten Damen traten in Sammt und
Seide auf, und weil die Scene oft wechſelte, fo Hatte Hars⸗
dörfer, wahrfcheinlid an die Alten denkend, im GHintergrunde -
eine in vier Abtheilungen getbeilte Scheibe anbringen lafien,
weiche gedreht wurde, fo daß allemal diejenige Abtheilung zum
Vorſchein kam, die man brauchte. Thaͤtiger noch war Birken‘),
denn für ‚die Rürnberger Friedensfeier ſchrieb er feine Margenis
(Germanie) und ließ fie 1651 aufführen, obwohl fein auf
Dttariv Biccolomint’d Befehl geſchriebenes Friedensſchauſpiel
(1650) worin fib die Eoncordia mit der Eris "balgt, ihm
noch mehr Ehre einbrachte. Sein Ballet der Ratur und das
Singfpiel Sophia beziehen fih auf die Bermählung des Marke
grafen Chriſtian Ernſt zu Brandenburg mit der Säͤchfiſchen
Prinzeſſin Sophie Erdmuthe (1662), aber ein größeres, erſt
Lateiniſch gefchriebenes, dann Deutfch bearbeiteted Schaufpiel, Pſyche,
nicht ewa die befannte Mythe des Mpuleius, fondern eine
ganz davon verſchiedene Allegorie des Sündenfalls, des Irrthums
und der Erlöfung des verllaͤrten irdiſchen Leibes, war bereits für bie
Darfielung auf einer flehenden Bühne befimmt, deren es in
Deutſchland, befonders feit dem Herumziehen der Engliſchen Ko⸗
mödlanten, mehrere gab. In Dresden, wo: no heute im
dafigen Königlichen Kupferſtichkabinet eine fehr vollſtaͤndige Samm⸗
lung von derartigen Feſtſpielen zu finden IR, waren bie flereotypent
Hoſpoeten die Stügen diefer Unform, und zwar find hier beſon⸗
ders zu erwähnen Sobann von Belfer’) aus Frauenburg
in Kurland (geb. 1654), anfanye Oberceremoniehmeifter in
Preußen, dann in Sachſen (171729), der nich nie Aehn⸗
Gräße Handbuch d. Pitsrärgefchichte. LI.
’
626 Deutfche Poell. Drama.
tihfelt mit einem Gluͤdksritter hatte, und eine Menge von Ge
fegenheitögebichten, worunter viele erotiſche und ſchmujige ini
3.8. bie Ruheſtatt der Liebe oder der Schooß der Geliebin
ein Seitenfüd zu Roſt's Zeiſigneſt und Schöner Radıt), ſowie
mehrere folder Feſtſpiele gefhrieben hat, die nichts als feiht
Heimereien find, beſonders aber fein Nachfolger im Amte, de
ihm bei feinem Leben ſchon oft unter die Arme greifen mubls
Johann Ulrich von König") aus Eplingen (geb. 1688
+ 1744), defien Gelegenheitöftüde trog ihrer fleifen Brandeyn md
fhleppenden Breite von etwa mehr Poeſie und Geſchmach em
daher auch beliebter waren; die meiften feiner Opern find je
doch fhon in Hamburg gefchrieben, und das gelungenfte feiner Gtüdt
iR ein Luffpiel in Profa, die verkehrte Welt. Uebrigend- feld
fh fowohl Beffer als König, befonders aber die fhen
erwähnten Gegner Wernites Poftel!!) und Hanelt”)
(Menantes), welche letztere beide eine tuͤchtige Wgahl Open
und Eingfpiele vom Stapel laufen ließen, ftreng der Lohenftein
ſchen Schule an, obwohl. Hunold fpäter von diefem falfchen Wege wie
der umfehrte (vor 1718), und darum fol hier als Gegenſah (er ge⸗
Körte zwar aud zu derfelden Schule und iſt noch dazu oft gan
myſtiſch, hat aber bei weitem mehr Geſchmack ale fie) zu diem
neifllofen poetiſchen Zuderbädern, wie fie Wernife nannte, ned
der freifinnige Bartholomäus Beind) aus Hamm
(geb. 1664, farb im Gefängniß zu Rendsburg 1721, weil erg"
Dänemark geſchrieben hatte) erwähnt werden, ein pbitofophiid
gebildeter Kopf, deffen Opern (3. B. die Neapolilaniſche Silk"
verſchwoͤrung) nicht blos in Anlage und Form am unfere Jepiem
Dpernterte erinnern, fondern ſie auch in jeder Beziehung vırd
ihren poetlihen Werth und ihre Uinlage übertreffen.
1) ©. Ziet a. a. D. Bd. IV. p. XYllsg, Bouterwet B.X. p.2
2. Beine Trauerfpiele in d. Ausg. ſ. Geb. ©. Ibrahim Baſſa b. Zied Od
p. 273—344
2) Bouterwek Bd. X. p. 326 sq. — Trauer, Freuden⸗ und ea
fpiele. Berl. 0. 3. (1673.) 8. .,
- 3) Prodromus poeticus. Dresben 1684.8. Schuldige unſchuld ober er
Stuarda Königin von Schottland. Trauerſpiel in ungebundener % G:
1683. 8. Obfiegende Zugend ober der bethörte doch wieder beiehrtt er
mann. Mifh«Opiel in Berfen. Dresd. 1684. 8. B.6.D.lora Euft-©r
in ungleid) zerftreuten Reimen. ebd. 1684. 8. '
. 4) ©. Joͤrdens Bd. VI. p. 15. Bouterwel Bd. X.
p. 325 89: Br |
Hymnop. Sd. ĩ. p. 167 2q. — Neue geiftliche Schauſpiele bequem }
Deutſche Poefle. Drama. 627
Mufik. Dresb. 1070. 1676. 8. Heilige Arbeit über Freud und Leid der alten
und neuen Zeit in Muſikbequemen Schaufpielen angewendet. ebd. 1676. 8.
5) ©. Gundling Gel. Geſch. Bd, III. p. 4489 sq. Stolle Nachr. v.
f. Bibi. 8b. VII. p. 668. Ola Potr. 1784. 3b. Il. p. 78. Docen Miscel.
Br. i. p. 80. Bouterwek Bd. X. R 3:8. Jördens Bd. V. p. 244 sq.
örkter d. Müller a.a.D. p. XLIVsq. 6. Hoffmann, Pr. admem.ren. Chr.
W. Zättav. 1709. 4. 8. Grosser, Vita Chr. W. Lips. 1710.8. &. dram.
Sed. f. zerfir. in |. Zittauifches Theatram. &pzg. 1683. Dresd. 1699. 8.
Reue Zugendluft. £pzg.%1684. 8. Breimüthiger und höflicher Redner von
der Pronunciation und Action ebd. 1693. 12. Gomödienprobe. ebd. 1696. 1%
Rene Probe von ber vertrauten Redekunft. ebd. 1700. 8. Theatraliſche Sits
tenichre. Zittau 1719. 8. Der politifche Reoner. Lpzg. 1677. 1681. 1688.
1691. 1693. 8. Reuerläuterter politifher Redner. ebd, 1684. 8. Weberflüffige
Gedanken der grünenden Jugend. ebd. 1668. 1672. 1677. 1680. 1701. 8.
Bäuerifcher Mackhiavell, ein Luftfpiel. Zittau 1679. Dresd. 1681. Erf.1725. 8.
Hauptrebelle Mafaniello. Lpzg. 1682. 8.21. — Geine lyr. Geb. f.: Ueberfl. Geb. d.
ge. Zug. Der grünen Jugend nothwendige Gedanken. ebd. 1675. 1690. 8.
Reife Gedanken, das ift allerhand Ehren⸗Luſt⸗ Zrauers und Lehrgedichte
bei männlichen Iahren nad unterfchiedener Gelegenheit mit aufgejegt und
nunmehr zur Verbeſſerung der überflüffigen Gedanken peraudgegeben. Lpzg.
1683. 1690. 8. GSeiſtliche Lieder. Budiſſin 1719. 8. Proben b. Müller Bibi.
.Deutſch. Didt. Bd. XIV. p. 293 sq.
6) &. Umarantes p. 438 sq. Wegel Hymnop. Bb. II. p. 50. Reu.
dücherſ. d. Ihön. Wiſſ. Bd. IV. Gt. 5. p. 437 sq. Jörbens Bd. VI. p.
421 0q. — Die vom Tode erweckte Phönizia, eine anmuthige Sicitianite
Schicht, in einem Mifchipiel Tragico- Comoedia. Königsb. 1680. 8.
Der unfbuldig beſchuldigt Innocenzien Unfchuld, eine nachdenkliche Genue⸗
fiche Geſchicht in einem Mifchfpiel. ebd. 1680. 8.
7) ©. Tittmann d. Nürnberger Dichterſchule. p. 191 2q.
8) ©. Zittmann a. a. D. p. 179 aq. — Margenis, das vergnügte,
befriegte- und wieber befriebigte Teutſchland. Nurnb. 1679. 12. Zeutfcher
Kriegs Abs und Friedens Einzug, in welchen Aufzügen bei allhier gehaltenem
bshanfehnlichem Kürftlichen Amalfifchen Kreudenmahl, Scaufpielmeiß Vor⸗
gehelt durch S. B. P. C. L. Rürnb. 1650. 4. Singfpiel, betitelt Gophia.
Bayecuth 1662. fol. Ballet der Natur, welche mit ihren vier Elementen
ſid feäglich und glückwünſchend vernehmen laͤßt bei der Heimführung Fr.
Erdmuty Eophien, Peinzeffin zu Sachſen, nah Bayreuth den 30. bes Win:
termonats in einem Tage vorgeftellet. ebd. 1662. fol. Scyaufpiel, Pſyche auf
ben Schauplatz gebracht inNürnberg U. 1652. Jetzt aus dem Latein in deutfche
Poeſie verfegt. ebd. 1679. 12. und in f. Deutſch. Dichtk. Das Bivium Ders
culis oder Tugend⸗ umd Lafterleben, u. Zmwietradhts Trug und Eintracht⸗
Schug in f. Deutfhen Redes Binb- und Dichtkunſt. Nürnb. 1679. 12.
9) ©. D. Deutfih: Gef. zu Epzg. Rachr. St. II. p. 301-330. v.
&oen Ki. Schriften Th. II. p. 254 sq. Bobmer Char. d. Deutſch. Dicht.
p. 529 sq. Iördens Bd. I. p. 78 2q. V. p. 738 aq. VI. p. 563 sq. Bades
bufh Lievlaͤnd. Bibl. Bd. I. p. 57 ag. —* Mag. 1768. p. SI sq.
Varnhagen von Enfe Dentm. Bd. IV. (p. 281 sq. I. 9.) P: 245 sq.
(BT X.) Zörkker b Müller p. LIV aq. Horn in d. Deutfh. Abendunterh.
1822. Berl. p. 195 sq. — Schriften beides in gebunbener und ungebundener
Rede, fo viel man deren theild aus ihrem ehemaligen Drucke theil® auch aus
guter Freunde ſchriftlicher Sommunication zufammenbringen Tönnen. Lpzg.
1711. 1720. 8. Schriften nebſt deſſ. Leben u. ein. Vorber. v. I. U. König.
ed. 4732. U. 8. Es gehört hiether f. Frühlingäfeft Sloven 1696, der
40
628 Deutſche Poefie. Oper.
Sieg der Schönheit über die Helden 1706, in ſ. Ged. Lpza. 1711. p. Mi.
306 2q.
9 S. Moller, Cimbr. lie. T. u. np. 490. Hanno. Mag. 1768. ei |
VII. p. 101 sy. Ibrdens Bd. IIT. p. 55 aq. VI. p. 420, Bouterwek U
X. p. 343 sq. Prup Fit. hiſt. Taſchenb. 1843. p. 414 8q. — Theatraliik
. Gedichte. Hamb. u. Leipz. 1718. 8. Gedichte aus T. Mfcr. gef. u. heraus
(v. 3. 2.Rofl). Dresd. 1745. 8. Die verkehrte Welt, ein Luftfpiel in ur:
gebundener Rede. Hamb. 1725. 1746. g. Rhea Silvia. ebd. 1720. 8. Die
durch Verachtung eriangte Gegenliebe odir Zoroafier. Lpzg. 1717. 8. x.
11) Er fehrieb 25 Opern, die ber Kapellmeifter Kayſer componirte, für
das Hamburger Theater, theils als felbftändige Arbeiten, theils als Ur
fegungen und Rachahmungen aus dem Gricchifchen, Italieniſchen, Bratiit
ifhen und Polländifchen. .
12) Geiftliche Singfpiele. Hamb. 1704. 8. Theatraliſche Gedichte. et.
1706. 8. Auserlefene u. nody nie gedr. Gebichte unterfchied. berühmt. u. ge:
(hit. Männ. EN getr. m. nebft f. eig. ans Licht geſt. Halle1718. 8. ent.
Ged. a. f. befl. Zeit, mo er v. d. Eobenft. Manier abwic.
13) ©. hieß Gelehrt. Geſch. v. Hamb. Th. 1. p. 177—188. Jordens
Bd. VI. p. 87 sg. — Deutſche Gedichte beftchend in muſicaliſchen Ebau:
Tpielen, -2ob: Slüdmünfhunge = verliebten und moralifchen Gedichten, ernf:
und fcherzbaften Sinn⸗ und Grabfchriften, Satiren, Kamtaten und allerdand
Gattungen. Sammt einer Borrebe von dem Temperament und der Gmitb:
befchaffengeit eines Poeten und Gedanken von der Opera. Stade 108 -
Th. 1. |
6. 687.
Wie nun die Oper überhaupt, beſonders in dem bamald
der ernften und komiſchen Mufe fehr Holden Hamburg, wo der
. gefrönte Poet Richter fon 1612 eine religtöfe Oper, „MT
erfhaffene, gefallene und aufgerichtete Menſch“, ſchricb, ihten
Sig hatte, was man ſchon daraus abnehmen kann, daß Mi
dortige berühmte Kapellmeifter Reinhard Keyſer aus Lip
(1673 —1739) afein über 116 Gingfpiele und Opern tet:
ponirt hatte, fo war diefe Stadt auch zugleich der Ort, wo des ur
‚geheuren Prunkes wegen, den man babei zu entwideln pilal
heſonders aber vieler unanftändigen Stellen halber, die in beim
Theaterflüden vorfamen (man denke nur an das in em Oet
umgearbeitete Luftfpiel Bon der Frau Schlampampe), dam in
B. Feind hatte in feiner Abhandlung über bie Oper get
er Eenne nicht zwanzig Perfonen, die ein Stück regt zu bar
theilen wüßten, ſich der beruͤchtigte Theaterſtreit erzeugte). DT
Handſchuh ward zuerſt von dem finftern Zeloten Dr. Anton
Reiſer, Paſtor an der St. Jakobikirche zu Hamburg 1681
dur feine Theatromania, worin er das Theater für Teufels⸗
werf erftärte?), hingeworſen und von M. Chriſtian Rand’)
Deutfche Poefie. Oper. 629
ver in feiner Theairophania die Kriftlicde Oper wenigflens aus»
genommen wiſſen wollte, aufgenommen, worauf Reifer*) und
ter Santor am Werderſchen Bymnafium zu Berlin Martin
Heinrich Fuhrmann?) den Kampf deffenungeachtet weiter führten.
Zwar vertheidigten der Theaterunternehmer Gerhard Schotte zu
Hauburg aus finanziellen Ruͤckſtchtens) und der Paſtor an der
dañgen Katherinenfirhe ElmenborR’), der felbf.einen Operntert
gerieben hatte (Drontes, der verlorne und wiedergefundene Prinz
aus Bandin)daffelbe hartnaͤckig, allein dieſes Alles fruchtete nichts weis
it, als daß man Abereinfam, ein &utachten von den Univerſitäten
Witlenderg und Roflod einzuholen, welches darauf hinauslief,
Dem mit reftglöfen Stoffen ſeyen zuläffig, alle andern aber
zu verwehren. Uber damit war die Sadıe der ſchlechten Opern
nd nicht abgethan, denn zu Wrnfladt erfhien 1705 eine Oper,
die Klugheit der Obrigkeit in Anordnung des Blerbrauens, zu
Smburg 3710 Le bon Vivant oder die Leipziger Mefle, au
MNilach 1714 die Kunſt zu ſchmarotzen und Yröhlicher Brübder
Eaufluſt, 1715 ebendafelbft die ausgelernte Kuplerin und 1716
Harlequins Hochzeit, Kindbetterins Schmauß und Närrifche Ehe
md Luſtige Wirthſchaft, 1725 zu Hamburg die Hamburger
Edlachtzeit oder der mißlungene Betrug, worin beim Singen
Offen gefauft, geſchlachtet und verzehrt wurden ꝛc. Uebrigens
dirten die Opern in Leipzig fhon 1720, in Hamburg’) aber
1737 auf.
> Schüse, Hamb. Theatergeſch. Hamb. 17° . 236 sg. Stäudlin
d. Vorſtell. v. d. Sittlichkeit des Theaters. Göttingen 18 1823.8. Prug
P- im, Qulger Sb. d. ſchön. K. Bd. I. p. 736 sq.
€ ?) Theatromania oder. die Werke der Finſterniß in d. öffentlichen
Ganfpielen. Ratch. 1631.
3) Theatrophania zur —— ber hhrimichen Schauſpiele, in⸗
ſenderheit der mufital. Opern. Hamb. 1
4) Der gewiflenlofe Advokat mit —* Thentrophania Eürzlich abges
Itigt, Yamb. 1682.
5) Die an der Rich Gottes errichtete Gatanskapeile Gölln 1729. 8.
6) Bier Bedenken von Opern. Hamb. 1693.
| Bnmatoloria ‚autiquo- oierna * i. Bericht von den Oper⸗
ritlen. Damb. o. F
NE. Verz. d. — p. f. 1698 giebt Leſſing, Collectan. Bd. IE.
Id sq. u. ©. 1678—1728 b. Ratthefon, Mufic. Patriot. 1728. p. 177—
3% a d. Dpern Kaiſers ıc. f. Heß Beſchr. d. St. Hamburg 1. p.
6323 Deutſche Pocfe. Epigramm. Lyrik.
anlang/ ſo hat amar. muß: ber Bünsher Belungmes geleiaet
und. mandıe Einfillg 5niedsthl6.non.Hagedarn ſtud misig
ang, allein; Wer nite’g, Uebenſchriſten hieihen Rasb-in: Diefer
Zeit, Moc ‚einjig; dafleheun., Purfter, nls-denm ſic mte Gleiche
aeltige®, ‚mefien, kanın„ ‚unn ‚mehke ſpaͤter man bie-herähmten Zenien,
alt ‚Pneu ufanmengeftelt ns xogedan.dis Wötsre Teinn-Kitnupe- IR,
übertrafen.n In Dazu auf die, Ryal min nk wrh uf die
— Öslegenhehenktirrel..ninm AOHA ofen, Mean: miifen
von , den, -fogemannten . Hofbihtern: gepflegt -wardı.. Unlet dieſen
nimm, Benjamin, Neukirch, :sefpnders . falk,: der "Belt,
wo er ber „Hofimannawalau'färn. Manier oder, wie: ar kant,
der Muofeteller » Ambrafuden « Zlseth⸗ vnd Bifam a Dichtaui une
fagte und fh a. felgviiher Radahmer Canidens Terran
aöffhen. Hoͤfelei des Zeitalter: Suowige XIV. und ber hal⸗
ten, gſpuderten ‚Politur Boileau's anſchloß, wenn;ihet.giehh
fein Zetteln, und Hoficen bei. dem „König. Belebeie ıE.. won
Preußen. nichts nüpte,. eine bedeutende Stelle eins doch ;folien
aud ber trodeng Froͤmmler Haus von Aifig?) aus Breeiau
(geb. 1650, gef. 1694), Keigmeramtsdirestar un Schmibug, Gas
nig, Befler und der ſormgewandte Kdn ig-nidk nengeffen werden,
au deren Geſeliſchaft noch Guͤntherrs Nachahmer Gotaft ied
Benjamin Haniz (geb. 1673, aef. ah: 1736)%, ‚Merite
fecretär zu, Dresden, berüchtigt durch feine. gerainie Vinſchriit
um Gehaltözulage an MuguR den Statlen und- durch feine im
Satiren verarbeiteten Stadillatſchereien, gezogen werdra um.
Als eigentliher Liederdichter IR beſonders Hans Freike: Ab
mann von Abfhng') aus Würbig in Schleſicn (geb. 10460,
geh. 1699) deshalb Hier an die Spihe zu Rollen, weil man
gerade an Ihm recht deutlich ſehen Tann, wie Der verherhliche Lehen·
ſtein ſche Einfluß, auch bei einem das Midtige fühlenden und
mit wahrer Phantafie und mit von gezlertaer Cmpfindelel „weis enis
ferntem Gefühl erfüllten Dichter ſchaden konni⸗, denn ‚er Tann
ſich troh aler Mübe nicht non den drückenden Feſſeln⸗ des bes
täubenden Schwulſtes losmachen, wiewohl feine Ucherfepung des
Pastor ſido weit über der Hoffmannewalbauiem: Met, und
fein Barbenlied, die ſchwarze Rigelline, zu den fhönfen Sodia ⸗
ten diefer ganzen Periode gehört. Friadrich von Canit war
Hierin weit glüdlicher, obgleich er rigentlich fein hervorſechendes
Deutſche Poeſßte. Kom. Epos. Lehrgedicht. Satire. 631:
dunkelt. Im Bezug auf das komiſche Heldengedicht Liegt nichts
vor als des bekannten Sähflfhen Poſt- und Reiſecommiſſaͤrs
Johann Chriſtian Trömel’s*) aus Dresden (+ 1757).
nicht ganz mißlungene Perſiflage der abſcheulichen Deutich- Fran,
zößihen Sprachmengerei, die er als die Avantures von Deuiſch⸗
Franzoß in die Welt ſchickte, und welche zugleich eine Eomifch-fatirifche
Edilderung verfhiedener von ihm in Sadfen, Preußen und
Rusland erlebten Begebenheiten in ſchrecklichem Kauderwelſch ge
benfollen. Wirkliche Poeſie findet fich freilich nicht Darin, jedoch Manches
IR recht ergöglich erzaͤhlt, wie 3. B, gleich zu Anfange die Geſchichte mit
vera Bogelleim, womit er einen Abtritt beſchmiert hatt. Mit dene
Lchrgedichte fah es auch nicht viel befier ‚aus, denn Bar⸗
tbolomäus Beind’) war feinem Stoffe, die Unflerblichkeit der
Seele zu beweiſen, nicht ganz gewachſen, und nur feine mehr hiſtoriſch
als ſpeculatio gehaltene Darſtellung der philofophlihen Ideen iſt
gelungen zu nennen; Barthold Heinrich Brodes‘) aus
Gemdurg (geb. 1680, geh. 1747) Hat mehr guten Willen als
wirktiches Talent in feinen religtöfen Gedichten entwidelt, ob».
wohl einzelne Stellen, wie 3.8. die Rofe, die auf das Ungewitter
folgende Stufe, die Betrachtung des Mondſcheins in einer an
genehmen Zrühlingenacht, rein als Befchreibungen genommen, meifter-
baft find, und Friedrich von Hagedorn, deſſen hierher
gehörige Arbeiten eigentlich erſt in den folgenden Abſchnitt fallen,
a mar einfah und far, aber do zu wenig philoſoph⸗
iſcher Kopf, um etwas Bollfommened zu Stande zu bringen.
Mit der poetifhen Epiſtel ſteht es ſchon befier, denn die
gleich zu erwäßnenden Dichter Guͤnther und Canitz hatten ſchon
bei weitem wehr Talent, fo daß etwas Gediegenes von ihnen zu
erwarten war, und fie haben biefen Erwartungen auch entfprocen.
Ebenſo nerhält es fi mit der Satire, In welcher der Freiherr
Eriedrih Rudolph Ludwig von Banip’) aus Berlin
Carb. 1654, gel. 1699) theils in (9) Originalen, thells in (3)
Weberfegungen Borzügliched leitete. Ihm ſchloß fi der ſchon
erssähnte Benjamin Neukirch, der freilih etwas woäflerig
iR, an, und ſticht fomit gewaltig von dem Genie Bünther’s, das
dieſer überall und auch hier in feinen zahlreihen Strafprebigten
an den Tag legte, ab. Was endlich das Epigramm
633 Deutſche Pocfe. Epigramm. Lyritk.
anlangt, ſo bat, zwar. quß- bier Bänsher Gelungmes geleitter
und, monde, Einfälle Friede ich s pon Hagedorn fiab misig
ang, allein Wer mite'g, Ueberſchriſten hleiben :notrin: Diefer
Belt noch ‚einig, Dafleheune. ‚Mafter, mu denmoſich wiches Sleis⸗
acitige®, ‚mefley, kann, und ‚melde ſpaͤter man dis-herähmten.Zenien,
„ alt ‚Denen aufanmengeftelit ‚us vugedan.iüs Inbtere Aria Schande it,
übertrafen,o In Bezug auf Die: Ayai kann wnh, mer auf die
leipige,„ Gelegenheitspichtere einen uf werfen, die am mntifeh
Yon, dei, „fogenamnten., Hofbähtern: gepflegt -ward, ¶ Untet weft
nimm, Benjamin, Meutir, Kefonders., felk.: der geil,
mo er Der, ‚Hoffmannawalban'fcrg. Manſer oder. -wie:sr »fagt,
der Duofeteller »Anbrafucen + Zibeth ·· vnd Bifam a Dichtei · ante
fagte und fih als ſclaviſcher Nachahret Canihens Yeaırame
aöffpen Höfelei. des Zeitaltere Bdwige KAY. «und der. «ka
ten, gppubfrten Politur .Boltenu’s anſchloß, wenn ihet igleite
fein Beiteln. und Hofizen,, bei: dem ‚Rönig, Feiedeich I. von
Preußen, mihtd ‚nühte, eine bedeutende. Stelle einz doch ſollen
aud ber trodene Srömmler Haus von Aifig?) aus Broblau
(geb. 1650, gef. 1694), Keinmeramtsdireston zu Schwibe Ca⸗
nig, Beffer und der fonmgemandte Kon ig nicht pengefien werden,
au deren Gefellihaft noch Guͤnthers Nachahner Gotafried
Benjamin Heante (geb. 1673, gef. vach 1736) ). inccis⸗
fecretär zu Dreöden, berühtige durch feine. geraimte: Mesefiprit
um Gehaltezulage an Auguß den Starken und, duſch feine: in
Satiren, verarbeiteten Stadtflasidhereien, gezogen .:merbrm. mung.
AS eigentlicher Liederdichtet IR beſonders Hans Freihera A6-
mann von Abfbny'") aus Würbig in Shih (geb 41046,
gef. 1699) deshalb hier an die Spide zu ‚Bellen, ‚weil: m
gerade an ihm recht deutlich fehen kann, wie der verherhliche Lehen⸗
ſtein ſche Einfluß, auch bei, einem das Riqhtige ſühlenden mb
mit wahrer Phantaſie und mit von geziertaer Cmpſindeiel weis ent⸗
ferntem Gefühl erfüllten Dichter ſcaden Sonne, denn et lann
Ab trot aller Mübe nicht non den brücdenden: Feffein⸗ des bes
taͤubenden Schwulſtes losmachen, wiewohl feine Uederſedung des
Pastor fdo weit über der Hoffmannswaldau' ſchen Meht, und
fein Barbenlied, die fhwarze Rigeltine, zu den. (hönfen Geige
ten biefer ganzen Periode ‚gehört. Grisdrig von Ganip war
hierin weit glüdlicher, obgleich ex eigentlich fein hervorſtechendes
Deutſche Poefſe. Lyrik. | 633
voetiſhes Talent hatte und das reflectirende Genre feinen Faͤhig⸗
keiten el beffer zufagte als das yriſche; denn wenn ihm Phantaſie
und Lebenbigleit abging, fo wubte er dafür ſich doch Mar‘ und
Teusit anzubrũcken, fepke' deck bieherigen auf Sielzen gehenden
Bouibaſt natuͤtliche Einfachheit entgegen, und feine Eprade war
rein, beſricinu, ja ſelbſt Imutisthfg um melodiös, und fo "gelang
es ihn, olme Hoefftuaunswaldau und Lohenſtein im Talent und
Genie irgendrdie zu "übertreffen, derinoch das Publieum garig für
fh zu gewinnen wiib..bie Schieſiſche Schute wößtg ihres Ein,
Aiuifes zu berauben, -Damte ſoll aber ‚nicht geſagt fein, als ſei
a der Einzige geweſen, ver eine ſolche Geſchmucksrevolution bes
werfießigt Yabey' vielmehr haben die Niederſacſiſchen Dichter
un» unter ibmen worzligfich der ernſt⸗ religiösſe Brodes, der
ieiver zu viel ˖moraliſirt und durch "feine vortrefflihe Abficht, die
Weisheit und Güte Goited in ber Schilderung der Natur befondere
hervorzuheben, zuweilen Tangweilig, ja nur zu oft kleinlich wird
und fi) Über das Gebiet der phyſico⸗ theoloqifchen Beſchreibung
in vie höberh Regionen einer freien: Phantafie nie aufſchwingt,
ſowie der ebenfo leichte ald geſchmackvolle Liederdichter Hager
dorn, der zuerſt den heiten Ton des Frohſinns in feinen
Trink⸗ und Liebeotiedern anzuſchlagen wußte, dabei aber ebenſoweit von
erwamgener Empfindelei als soher Lüfternbeit entfernt war, das
Meiſte/ dazu beigetragen. Die Zahl: der zu der Riederfäßfiichen
ante gehörigen : Dichter und Dichterinnen iſt ziemlich groß’
(68), nicht ulle aber find gleich bedeutend, und ihten Yühs
zen nachſtehend; darum find nur Chriſtoph Heinrich
Amihor!!) aus Stollberg in Thüringen (geb. 1668), Juſtiz/
rachh in Kopenhagen (+ 1721), der fleißige Bücerfammier
Michael Richey aus Hamburg (eb. 1678. gef. 1717)%),
Profeſſor am daſigen Oymnaſium, und der Rector zu Neumüns
fier Johann Berccau aus Burg in Femern (+ 1729)'°) bier
zu erwähnen Gebr han aber die galanten Gerichte Phi⸗
fander’& von der Linde, unter welchem Namen fi der
getehrte Proſeſſor der Geſchichte zu Leipzig, feiner Baterflabt,
Johann Burchard Menke (1675 —1732)'*) verfledte, durch,
fo möchte mom foR denfen, er gehöre auch zu jenen literariſchen
Chartatang, die er belanntlich in zwei Lateiniſchen Reden fo ſchonungo⸗
108 verfolgte, und man muß ſich wundern, wie bie faR noch
0 . Deutſche Poeſte. Lyrik.
ſchlechtern Reimereien des Leipziger Poſtſecretaͤrs Chriſtian
Friedrich Henricißx) aus Stolpen (1700—64), ber ba
Begafus als Picander maltrattirte, fo piele Auflagen erleben
tonnten. Fieilich veranb er das Titelmachen aus dem Grunde
fo dichtete er eiwe Tarorbnung, eine Poßorduung, ine Hauf
apothele der Liche und eins Aunſt zu kuͤſſen nebſt Unterrich
sen allen dabei vorlommenden Umſtaͤnden, und in feinem Frau
summer » Taſchenkalender auf 1781 finden fi Kupfer, wie „dk
Berfommlung ber Hahnreihe, drei Jungfern fchlagen ſich um da
Baar Junggefeßenhofen, ein Frauenzimmer im Hemde ut
Flöhe, die ein Satyr auf einem Ambos mit dem Hammer inv
ſchlaͤgt 2c.”; die meifte Gewandtheit hatte er übrigens im Bertigm
von Duodkbeten. Darum wende ich mich nun zu dem Mann,
der, wäre er in andern Berhältnifien gewefen, gewiß eine da
ausgezeichnetſten Zierden unfered Baterlandes geworben fein würde,
denn auch fo fon, troß dem Drude der Zeit und feine Ir
muth, IR doch jeder Zoll an ihm Dichter, was ihm auch Goͤthe
Didtung und Wahrheit II. ©. 81) zugefleht, ich meine dan
armen Johann Chrikian Günther aus Striegau in
Schleſien (geb. 1695). Derfelbe zeigte ſchon fruͤhzeitig großed
poetifhed Talent, ald er aber, vom Innern Genius geirieben,
fi weigerte, wie fein bartlöpfiger Bater verlangte, Medien m
ſtudiren, fondern den Mufen huldigte, fo ward er, befonder6 mil
er auch durch eine unglüdiihe Liebe auf ſchlechte Wege ge
tathen war, von feinem Vater verBoßen und farb im tiefle
Eiend, ohne daß einer der vielen großen Herren, die fit u
feinen Liedern ergopt hatten, ihm eine Unterftägung. gereicht hält,
zu Iena 1723, als er eben aus Bergweiftung über feine Huf
loſigkeit daran ging, doch noch Die ihm von feinem Vater cinß
gezeigte Bahn einzufhlagen. Betrachten. wir feine Didimge
fo müffen wir leider befennen, daß viele feiner galanten Ge
dichte, beſonders feine lleberfehung ber Küfie des Jehannes Secundus,
fein Hochzeusſcherz, offenbar feine ſinnliche und im Scham de
Semeinheit verfentte Natur zur Schau tragen3 allein fo toh
auch feine Zoten fen mögen, fo poetiſch if er bad bei aller
feiner moraliſchen Gefuntenheit, in welche ihn übrigens wur di
Verzweiflung, um im Strudel der Wolluſt fein Unglück gu vexgeien,
vr I)
‘
Deutſche Poeſie. Kirchenlied. 638 |
wär Hatte, und da, wo er edleren Eindruͤcken nachgiebt, we
die Zerrifienheit felnes Gemüths fein tiefe® Gefkhl durchblicken
läßt, da fehen wir, daß er, wie feiner feiner Zeit» und Berufs⸗
genoſſen es verfiand, das Herz in. feinen Liebern öffnet, und
aus ſenem zeichen Born des Gefühle und finnigen Gemuͤth⸗
Whlet (höpft, den leider feine moraliſche Vernichtung wohl ver»
ſhlinnen, aber doch nicht ganz vertrodum und erfchöpfen
Im), Mas nun das geiflihe oder Kirchenlied am
langt, fo iſt leider gerade biefer Abſchnitt Das Zeitalter der Ent:
Rebung der Separatifien und Pietiften in ber Proteflantifchen
Sirhe, Zu den erflieren hatte natürlid Jacob Böhme, noch
uchr aber fein ſchwaͤrmeriſcher Anhänger Iohann Georg
Giätel (1664— 1711) den Brund gelegt, und ſein halbtoller
Ghuͤler, der GBeifterfeher Ouirinus Kuhlmann aus Bres⸗
Im (geb. 1661, verbramt zu Moblau 1689):”), Yatte in
ſeinem einf viel gelefenen und deshalb jetzt feltenen Kühlpfalter
der Unſinn auf die Spige getrieben, ja ſelbſt Spener hatte bei dem
kim Willen durch feine Angriffe auf die nüdternen und kalt
laſſenden Kampelvortsäge feiner Zeit dieſer falſchen Richtung erſt
rät, auch bei den Ruhigern und Vernuͤnftigern, einen Impuls
oben, und fo entBanden benn zwei Parteien unter den da
allgem Theologen, von denen die einen zufrieden waren, Myſtiker
werden, und fich hierin erſt rechte durch das Leſen der Kir⸗
dewaͤter und einzelner Itallääͤner und Franzofen beflaͤrkten,
Rind die andern ſich ganz von ber Proteſtantiſchen Kirche losſag⸗
im md eine ſeparatiſtiſche Kirche in der Kirche bildeten. Auf
beide Theile wirlte der Einfluß der jüngern Schleſiſchen Schule weſent⸗
Üf ein, und aus mehreren @efangbücern ?°), die voll ber wi,
dran, oft efeihafteRen Bilder und Gleichnifſe find, kann man
teht Kar ſehen, wie weit fr der menfchliche Berßand, wenn er ein»
wol auf Abwegen if, verirrn kann. Die Zahl det Anhänger
beider Schulen iſt fehr groß; doch wollen wir von den Myſtikern
nur die drei Repräfentanten derſelben anführen, nämlid ven
qwaͤrmeriſchen Chiliaſten Gottfried Arnold") aus Annaberg
(16661714), zuleht Baflor zu Perleberg in dee Mitmarf,
den befammien Verfaſſer der Kirchen» und Ketzerhiſtorie, die fos
gar auf Goͤthe's theologiige ‚Anfichten einiger Kinfluß. ausge
638 | Deutfche Poefie. Drama.
- geh. 1711), defien (33) Lieder denen des Ungelus Sileſtus
fehr nahe kommen, nur mit dem Unterfihiede, daß fie weniger
muRiich find. .
Was nım die dramatiſche Literatur im biefer Ueber⸗
gangoperiode anlangt, fo fieht es damit ebenfalls zievilich windig
aus, obgleich man in Derfelben etwas ganz Eigenthümlides findet,
nämlich die fogenannten Haupt und Staatoactionen *), gan
fonderbare geſchmackloſe Machwerfe, die aber ‘in diefem Abſchnitte
das eigentliche Rationalichaufpiel bilden. Ste waren dad Eigentum
der herumziehenden Truppen, erifirten wohl lediglich im Mas
nufeript und erbien fo von einem Director auf den andern fort,
ohne je gebrmdt zu werben. Gewoͤhnlich beftanden fie au® einer
Haupthandlung, der eigentlihen Babel des Stücko, in welcher
alle auftretende Perſonen entweder große und vornehme Herren,
am liebfien Tyrannen, oder mindeflene berühmte Verbrecher fein
mußten, und entiehnten ihre Stoffe entweder aud damals viel
gelefenen Liebeögefchichten "oder politiſchen Begebenheitn und
Hofaventuren, die irgendwie Aufſehen gemacht hatten. Reiſten⸗
teil war ein Zwiſchenſpiel eingefchoben, welches Balkt und
Oper mit allem nur möglihen “Decorationebeiwerf, verbunden
wit einer allegoriſchen Idee, in Ausführung brachte, uͤnd vielleicht
mit dem in neuefler Zeit fo beräcktigt geworbenen Feldlager in Schleſten
mande Mchnlichfelt gehabt haben mag. Als unumföpfiche Noth⸗
wendigfeit figurirte Darin der Hanswurſt, der mit feinen pöbel-
haften Späßen, von denen nur noch die Bajazzoos der Kun
teitergefelifchaften ein etwas verwiſchtes Bild geben, bie obligate
Begleitung des traglihen Jopfpathos bildete. So wenig dra⸗
matiſches ober poetiſches Intereſſe dieſe Stüde an und für fi
haben konnten, fo erbaͤrmlich geifllod fie aud waren, fo'erfange
ten fie doch eine folde Beliebtheit, daß fie alle anderen Städe,
mit Ausnahme der Oper, von der Bähne vertrieben, und wenn
ja einmal etwas Anderes, wie 3. B. die erſte Franzöſiſche Co⸗
möbdie (1696) zu Leipzig In den drei Schwänen, auftauchte, fo
fefielte dieß nur auf ganz kurze Zelt durd den Reiz der Neu⸗
heit und verfanf dann wieber in feine frühere Dunfelheit. Erſt
in neuerer Zeit find einige folder Arbeiten durch die Rachforſch⸗
wagen der Gelehrten befammt geworben”); die meiflen fennt man’
nur aud Gomödienzetteln, deren befanntlih der Wiener Dichter
Deutſche Poeße. Kirchenlled. 637
belannt der Nam’ ı der Piehiſen; Mao HR. cin Peetin? Der
Botted, Mort Audiert und. mach, demſelben auch -oin: heilig Leben
führt!" Indeſſen verfglgte man, Die Anhaͤnger Diefer Gemini ‚fehr
bald und :neriräab :-fie aus Beiiuig, ayaranf.fis prößtenuhellß-(1 891)
w Helle als, SRenfeftoren.. der. Theologhe angeſtellt wurden, ‚una
Die Eyadt: ſamut dus: Sitz· Mu Pietimug marde GSie erbinten
um von ‚ihren Beguern,.. die meitantheilß - als Dethoderen in
Biber bekam warm, pie Ramen Hallenſer, Pietiſten, Shen
name %...allgin, fe brauchten ſich derſelben nicht ge ‚fAiimenz
dem weit ‚Davon entfernt, das zu fein, was man ietht. darunter ver⸗
Baht, nämlich finſſere Ronfhänger und unser dem Mantel der Frömmige⸗
ki ſich verhergende Duckmaͤnſer und Heugler, nahmen fir vielmehr
ſucigſittliche Richiung auf ain shätiges in ‚dem: Glaubem und ver
he lebendiges Chribenthaim. An der · Spite der älteren Hal⸗
liſten Pietiſten⸗Dichterſchule Keht der berübnie Stifter des
daigen. Waiienbquſea Ruguſt Hermann Franda“ꝰ)naus
dibeck (geh, 1663, geſt, 1737), der jedoch abe Vroſeſſor ber.
Deologqie an. der neugeſtifteten Uninerßtqt und als: Prediger
ki weitem mehr. wirlte, als dunch feine wenigen, wenn auch
ſaldungsvollen Lieder. Viel mehr. leiſtete in vieſenn Punlie
Im Schwiegerſahn, der :auägmeibneife Kirchenliederdichter der
am Schule, (durch fein. zum Gehrauche für ‚bie Sing⸗ und
daſunden im Waiſenhauſe hafimmuen Geſangbuc), Johann
Anapafius. Freylinghauſen“) gus Ganderobeim dem
diethum Wolfenbüͤttal (geb, 1670, Hof. 1630), Subrectot
——— am Waiſenhauſe, der zu gleicher Zeit für
er Edangbuch, in welchem fi 64 von. ihm ſelbſt gedichtete
ri befanden,. die hefannten diazarserifiiihen Halliſchen Mer
lodieen erfand, Andere hervorragende Liederdichter fiat noch
Joahim Juſtus Breitbaupt?) aus. Nordheim im Han⸗
noverſchen (geb. 1685, geſt. 1732), Abt zu Kloſter Bergen,
der angeblich die meiſten feiner Lieder auf den Knieen liegend
gihtet. haben fol, Johann Dantel Herrnihmidt?) aus
vopfingen in Schwaben (geb. A675, gef. 1723), Kodireter
des Waiſenhauſes in Halle und Verfafer von Kernliedern,
welche im Freylingbauſen'ſchen Geſangbuche ſtehen, ſowie
Chritian Friedrich Richter“) aus Sorau (geb. 1676
638 | Deutſche Poeſie. Drama.
: geh. 1711), deſſen (33) Lieder denen des Angelus Sticus
ſehr nahe kommen, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie weniget
myſtiſch find.
Bas nun die dramatiſche Literatur im dieſer Ueber⸗
gangoperiode anlangt, fo ſieht es damit ebenfalls ziemlich windiz
aus, obgleich man in verſelben etwas ganz Eigenthuͤmliches finde,
nämlich die fogenannten Haupt⸗ und Staatsactionen *), gan
fonderbare gefchmadiofe Machwerke, die aber in diefem Abſchnitte
das eigentliche Nationalſchauſpiel bilden. Ste waren das Eigentum
der herumziehenden Truppen, eriflirten wohl lediglich im Rw
nufeript und erbien fo von einem Director auf den andern fort,
ohne je gedruckt zu werben. Gewöhnlich beftanden fie aus eine
Haupthandlung, der eigentlihen Fabel des Stüde, in welbe
alle auftretende Perſonen entweder große und vornehme Hera,
am liebfien Tytannen, oder mindeſtens berühmte Verbrecher fein
mußten, und entiehnten ihre Stoffe entweder ans damals viel⸗
gelefenen Liebeögefchichten "oder politiſchen Begebenheiten und
Hofaventuren, die irgendwie Aufſehen gemadt hatten. Pe
theils war ein Zwiſchenſpiel eingefhoben, welches Ballet und
Oper mit allem nur möglichen Decorations beiwerk, verbunden
mit einer allegoriſchen Idee, in Ausfährung brachte, uͤnd vielleicht
mitdem in neuefer Zeit fo berüdtigt gewordenen Feldlager in Schleim
manche Mehntichfelt gehabt haben mag. Als unumſtößliche Noth⸗
wendigfeit figurirte darin der Handwurfl, der mit feinen yöbd
‚haften Späßen, von denen nur noch die Bajazzos der Kunb
reitergeſellſchaften ein etwas verwiſchtes Bild geben, bie obiger
Begleitung des tragiihen Jopfpathos bildete. So wenig drw
matifche® oder poetiſches Interefie diefe Stüde an und für fd
haben konnten, fo erbaͤrmlich geiſtlos fie aud waren, ſo erlang⸗
ten fie doch eine folde Beliebtheit, daß fie alle anderen Städt,
mit Ausnahme der Oper, von der Bühne vertrieben, und wenn
ja einmal etwas Anderes, wie 3. B. die erſte Framzoͤfiſche Co⸗
moͤdie (1696) zu Leipzig In den drei Schwänen, auftauhte, ſo
fefielte Dieb nur auf ganz kurze Zeit durch den Reiz ber Raw
beit und verfanf dann wieder in feine frühere Dunkelheit. Erf
in neuerer Zeit find einige folder Arbeiten durch die Radforik-
wagen der Gelchrten bekannt geworden”); die meiften Tennt man
nur aus Gomödienzetteln, deren befanntlih der Wiener Diäter
Dausiche: Aarfie.: -Maran. Sal
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176. f: Ei BE Bed Brad, m Ar M5Ireitinaec,
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1772. 8. (bier iſt a. Th. N.) Doz: Nadrict von ehne Krieg, die in die
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Kıpenun ben unseefciebener Bebishte.® tl, „1700: 1702. 1,703. 1708.
md Hr 1715. ne, (bis hierh. anongm) 719. 1727. Bürih 1737. 8.
Bedichte, mit ſ. Lebensbeſcht· derſ. v.“J. U. König. Pr 1750. 1765.
Ben 1770, 8. Prob. h. Müller 3d xiy. p. 241 pq. ©. über. Jacobs in
d. Nachtr. zu Sulzer 1 Mary . 448 sq. D. Deutic. Gef. FR NRadır.
St. ım. p. 426 Si. Sam, ver. 3. p: 155 sq. Meifter p. 225
— x end I. Br * Pi. p- 886. —58— ib. Müller p.
Il sg. Ola Bol —8 Il. p. 145. Jour. Etraug. 1757. Juin.
p. a sd. arnhagen v. Enſo —** 8». IV. p. sg.
. 8) Geſammelte Schriften, beftehend in Gedichten it, zreil, 1719. 8.
9) 2 Bei iche und, ‚moralifche Gebichte. Schweidnig 1723. 8, Dresd. 1731
10) S. v. Abſchatz, Wetrafıtung funfsigiäheigen — e. Ged. in
ſ. B. Bd. I. p. 144q. Kurze biogr. Nachr. v. Säle Sarfif. (Srottlau
Fi 8.) p. 1 8q. Serie Bd. V —** 699 say Billa 37; Müle ler a. a.
tifche U te. Liegnig u. Bresl.
1708. IL 8 We db. Müller Bibl. nn ar
11) 6. Dannöp. Mag. 1708. p. 86. — EN Ar le Per Ged.
‚p- 401 ag. p. 24 .3q, Jördeus a Y. p. 78 sq. - Poetifcher Kexſuch
Größe Handbuch d. Literdegeſchichte. LI, 41
—N
642 Deutſche Poeſie. Roman.
einiger deutſcher Gedichte und Ueberfehungen. Flensb. 1717. 8. Deutſche Geb.
u. Ueberfegungen. 1. Uufl Rendeb. 1734. 8.
12) ©. 3. G. Busch, Meın. M. R. Hamb. 1761. fol. Hirſching
Bd. IX. 2. p. 192 zqg. Meufel Bd. XI. p. 258. ©. Geb. b. Ehr. Fr.
Weichmann u. Kohl, Poeſie der Niederfachfen. Hamb. 1721-38. VI. 8.
1% Zuläffige Verkürzung müffiger Stunden, beftehend in allerhand weils
lichen Poeſicen, al& namentlich in verliebten, ſatyriſchen und Ginn s Gedichten.
— 178. 8. Zuläffige Verkürzung in geiftlihen Gedichten und Gantaten.
e . | [) .
14) Galante Gedichte. Epag. 1710. 5. 1713. 1722. 8. Scherzhafte Or
bichte. ebd. 1713. 1722. 8. Vermifchte Gedichte. ebd. 1710. 8.
15) ©. dirfhing Bd. VII. 2. p. 233 3q. Adelung Fortf. Ay Joͤcher
Bd. 1. p. 1919. Jordens Pd. II. p. 349 sq. Abendzeitung 1:05. ur. &
— Ernſte, ſcherzhafte und fatirifhe Gedichte. Lpzg. Ah. 3. 1727. 173%.
1736. 1743. Th. H. 1729. 1734. 1749. Ih. ll. 1732. 1750. Th, IV.
1737. 1751. 8. Th. V. 1751. Sammlung vermifchter Gedichte. Krift. u.
Lpzs. 1768. 8. Deutſche Schaufpiele, beftehend in dem akademiſchen Edims
drian, Erzſäufer und der Weiberprobe, zur Erbauung und Gemüthsergögung
entworfen. 1726. Berl. 8.
16) I. Ehr. Günthers aus Schlefien eurieufe und merkwürdige Lebens⸗
und Ncifebefchreibung, weiche er ſelbſt mit poetifcher Feder entworfen und
an einen guten Freund überfchidet, nebft einem Anhange einiger von ii
entworfenen, noch ungedrudten Briefe. Schweidn. u. Yeipz. 1732. 8. (Bett.
. tr. Hifl. d. Deutfh. Spr. Bd. I. p. 247-267.) Hannöv. Mag. 178
t. VI. p. 89-91. £eipz. Muf. Alm. 1782. p.5tsq. Betel Anal.byma.
Bd. HI. v 469 sq. Pirihing Bd. I. 2% 5 204. Zördens Wo. II. p-
278 sq. VI. p. 253. Prug Böttinger Dichterb. p. 56 2q. Hoffmann,
Chr. ©. E. litt. hiſt. Verf. Bresl. 1832. 8. u. in f. Ependen. Vd 11. p.
115-176. de Bar, Rousseau et Guniber. Hamb. 1750. 8. (6. &.
Siebrand d. i. Chr. E. Steinbdach) 3. Chr. ©. des ber. Schleſ. Diktat
Leben u. Schriften gebr. in Gchlefien 1738. 8. — Sammlung von I. 6h.
©. theild noch nie gedr. theils ſchon (einzeln) herausg. deutſch u. lat. I
Bresi. 1723. 8. Fortſetz. ebd. 1724. 8. Neue Kortf. ebd. 1727. 8. Gamal.
v. 3. Chr. G. dis anhero edirten deutfchen und Iateinifchen Gedichten auft
Reue Üderfehen. Bröl. u. Leipg. 1735. 8. 1730. 17423. 1745. 1747. 1758
4764. 8. Proben u. Auswahl b. Müller Bibl. Bd. X.
17) S. Gadebuſch Lievi. Bibt. Bd. IT. p. 144. Schrödh, Lebensbefät-
Bd. II. p. 257 sg. Umold Kegerh. Bd. III. p. 192. Bayle T. UI. p. 25 #
Harenberg im Mus. Brem. T. Il. p. 651—687. Abelung Brit, \
menſchl. Karrh. Bd. V. p. 3—90. Bertram Gel. Geld. p. 41. — Kill
pfalter oder die Zunffzehngefänge. Amfterd. 1683. Zweiter Theil. ebd. 108
8. Wefentlicher Kühlpfalter. Das Wunder der Welt. ebd. 1686. 8. Dritter
Theil. cbd. 1686. 8. (enth. VIII 8. u. 117 Bieter; eigentlich folten cd X
B. werden) |. Rachr. v. e. Hal. Bibl. Bd. VIII. p. 295 sq. Freytet
Anal. p. 504. Wepel Lebensbefhr. Bd. IV. p. 293 ag. ,
18) 3. 8. Anmuthiger Blumentranz aus dem Garten ber Gemeinde
Gottes zc. ans Licht gegeben. Straps. 1712. 8. Jeſuslieder für feine Slis
der, fonderlich für die Kleine und Heine, bie a im Wefen haben ald im
Scheine. ebd. 17%0—23. IL48. Prob. dergi. unfinn, Lieder a, d. Porſtſche⸗
Bert. Gef. B. v. 1703 im Geſellſchafter 1847. ar. 80. f. a, Deutſche Bir
telj. 1538. 1. p. m F (erst Golet
19) Lebenslauf von ihm fetbft befchr. Lpzg. 1716. 4. I. Chr. BO
Nachr. v. G. A. Feb. u. Schr. Wittenb. 1% 8. 3. Grufti Gedaͤchtnißrede
auf G. U. Perleberg 1719. 4. Reimann Hist. litt, d. Deutfchen. BP. V.
p- 667700. Gtrieder Heff. Bel. Och, Wo. I. p. 143102. Hirfaind
Deuſche Nerfie. Maren. Sa
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1772. 8. hier iſt a. 11.) Dom: ES Dpp € ne Rrie a die —*
Bomi — fenemm, ſolks man. nenn ſich Seit ꝛc.
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— rl. 1700: 1702. 1,703. 1708.
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—* euer 11. 2, B: 448 + D. Deutfc. gl. ee? Nachr.
* In. zo SL. a ekr. 1. p. 155 sq. Meifter Char . 225
ae Br . 9 818. VI. p. 306. Foͤrſter ıb. Müler ‚p-
Il sg. Ola ri 1700 IL. p. 145. Jour. Etraug. 1757. Juin.
p. a aq. arnhagen v. Enfe Dentw. 3b. IV. p. 169 ng.
. 8) Glgmmelte Schriften, beſtehend in Gedichten ıc. Drefl, 1719. 8.
9) —2 und moralifche Gedichte. Schweidnit 1723. 8, Dresd. 1731
10) ©; v. Abſchatz, Betroftun funfzigjährigen —— — e. Ged. in
ſ. 8. Bd. p. 44q. Kurze biogr. Rad. oe Sof Sarifef. Grottkau
— 8.) Ip: 1 sq. Ibrdens Bd. V. GN 7. Müller a.
v4. — 233 he u — In Di vor Liegnig u. Bredl.
Ben IL & Prob. r Bibl. 1.
11) —88 Mag. 1708. p. EB. — —X . Deutſch. Ged.
p- Aos sg. p. 34.xq. Yördens Qb. V. p. 713 ag, - vpoene⸗ Kerſuch
Gräfe Handbuch d. kiterdtgeichichte. UI. 41
642 Deutſche Poeſie. NRoman.
einiger deutſcher Gedichte und Ueberſetungen. Flensb. 1717. 8. Deutſche Ged
u. Ueberfegungen. 1. Aufl Rendeb. 1734. 8. .
12) ©. 3. 6. Busch, Mem. M. R. Hamb. 1761. fol. Hirſching
Bd. IX. 2. p. 192 sg. Meufel Bd. XI. p. 258. 6. Geb. b. Ghr. Br.
Weihhmann u. Kohl, Poeſie der Riederfachen. Hamb. 1721—38. VI. 8.
14) Zuläffige Verkürzung müffiger Stunden, beftehend in allerhand weit:
lichen oefieen, ald namentlich in verliebten, ſatyriſchen und Binn s Gedichten.
Sam, 17 2. 8. Zuläffige Verkürzung in geiftlichen Gedichten und Gantaten.
ebd. 1719. 8.
14) Galante Gedichte, Epzg. 1740. &. 1713. 1722. 8. Exherzhafte Ge
dichte. ebd. 1713. 1722. 8. Vermifchte Gedichte. ebd. 1710. 8. .
15) &. Hirſching ®d. VII. 2. p. 233 sg. Adelung Fortf. zu öde
Wr. 11. p. 1919. Iördens Pd. IL. p. 349 sq. Abendzeitung 1.05. ur #2
— Ernſte, ſcherzhafte und fatirifhe Gedichte. Lpzg. Ih. I. 1727. IM:
1736. 1748. Ih. IH. 1729. 1734. 1749. Ih. 111. 1732. 1750. h. IV.
1737. 1751. 8. Ih. V. 1751. Sammlung vermifchter Gedichte. Frft. %-
Lpzg. 1768. 8. Deutſche Schaufpiele, beftehend in dem akademiſchen Echims
drian, Grafäufer und der Weiberprobe, zur Erbauung und Gemüthsergökung
entworfen. 1726. Berl. 8.
16) 3. Chr. Günthers aus Schleficn curieufe und merktwürbige Lebrat:
und Neifebefchreibung, welche er felbft mit poetifcher Feder entworfen und
an einen guten Freund überfchidet, nebft einem Anhange einiger von ihn
entworfenen, noch ungedrudten Briefe. Schweidn. u. Yeipz. 1732. 8. (Beitt.
.&. 9Hifl. d. Deutih. Spr. Bd. I. p. 247—267.) Hannöv. Mag. 1708
VI. p. 89-91. 8eipz. Muf. Alm. 1782. p-5tsg. Bedtel Anal.byma.
Bdb. 1. v 469 89. Birihing Bd. II. 2. p. 204. Zördens We. II. E
278 sq. VI. p. 253. Prug Göttinger Dichterb. p. 56 2q. Hoffmant, ©
Ghr. ®. E. litt. hiſt. Verf. Bresl. 1832. 8. u. in f. Ependen, Vd. 1. p.
115—176. de Bar, Rousseau et Guniber. Hamb. 1750. 8. (6. Chr.
Siebrand d. i. Chr. E. Steindach) 3. Chr. ©. des ber. Schlieſ. Dihtat
Leben u. Schriften gebr. in Schleſien 1738. 8. — Sammlung von 3. Str.
©. theils noch nie gedr. theils fhon (einzeln) herausg. deutſch u. lat. Ob.
Bresi. 1723. 8. Kortfeh. ebd. 1724. 8. Neue Fortf. ebd. 1727. 8. Bann
v. 3. Ehr. ©. dis anhero ebirten deutfchen und lateiniſchen Gedichten auf
Reue überfehen. Bröl. u. Leips. 1735. 8. 1739. 1742. 1745. 1747. INL
4764. 8. Proben u. Auswahl b. Müller Bibl, Bd. X.
1N) ©. Gadebuſch Lievi. Bibt. Bd. IT. p. 144. Schrödh, Bebensbelät
Wd. II. p. 257 ag. Arnold Kegerh. Bd.111.p-192. Bayle T.1II.p. 25 #
Harenberg im Mus. Brem. T. II. p. 651-687. &Abelung Geh. ’
menſchl. Narrh. Bd. V. p. 3-90. Bertram Gel. Geld. p. 41. — M
pfalter oder die Zunffzehngefänge. Amfterd. 1684. Zweiter Theil. ebd. 168
8. Wefentlicher Kühlpfalter. Das Wunder der Welt. ebd. 1686. 8. Dritte
Theil. ebd. 1686. 8. (enth. VIII 8. u. 147 Pieter; eigenttich folten ed X
B. werden) f. Nachr. v. e. Hall, Bibl. Bd. VIII. p. 295 sq. Freyi®ß
Anal. p. 504. Wetel Pebensbefchr. Bd. IV. p. 293 2q. i
48) 5. B. Anmuthiger Blumentranz aus dem Garten der ‚Gemeinde
Gottes ıc. ans Licht gegeben. Straßb. 1712. 8. Jeſuslieder für feine Ole
der, fonderlih für die Kleine und Reine, bie I — im Wefen haben ald Im
Echeine. ebd. 17%0—23. 1148. Prob. dergl. unfinn, Lieder a, d. Porftibm
Berl. Gef. B. v. 1703 im Gefellichafter 1847. ar. 80. f. a. Deutſche Be
telj. 1838 11. p. 38 F woſt deſch Goler
19) Lebenslauf von ihm ſelbſt befchr. Lpzg. 1716. 4. 3. Chr. WO.
Radır. v. G. A. Leb. u. Echr. Witten, 1 8. 3. GSrufii Bedächtnißtedt
auf ©. 4. Perleberg 1719. 4. Reimann Hist. litt. d. Deutſchen. Bd. V.
p. 667700. Gtrieder Heff. Bel. Och. Bd. I. p. 143—162. Hirihing
Deutfche Poeſie. Kirpentied. 643
Bd. I. p. 60 sa. Reiz, Hiftorie der MWiebergeborenen Th. IV. Hoßbach,
Spener u. f. Zeit. Bd. II. 1} 105 sq. — Das Geheimniß ber göttlichen So⸗
phie. Eypzg. 1:00. 8. Poetiſche Yobs und Kiebesfprüdhe nach Anleitung des
Hohenliedes Salomonis. ebd. 1700. 8. Geifiliche Fieber, bearb. herausg. u.
m. e. Lebensbefchreib. Arn. verf. v. A. Knapp. Gtuttg. 184. 8.
W) S. Leb. von ihm felbft befchrieben. o. D. 1717. 8, Bertram, Lüs
neburg. Kir. Hiſt. p. 216 ng. (Vrnſchw. 1719. 4.) Bluͤmler, Ablehnung
d. Auflagen, womit ihn D. Yet. in f. Lebensb. beſchwert bat. 0.D. 1718.86,
Weges Eebensbeichr. Bd II. p. 283 6: Lefſina Briefe d. Yit, betr. Bd. I,
p- %@ ↄq. — Gtimmen aus 3ion. o. D. (Halle?) 1698. II. 8. Reue Etims
men aus Bion. oe. D. 1701. 8. (300 Pf.)
20) S. G. ©. Ided redong Soling. 1775. 8. W. G. T. Geile
liche und erbauliche Briefe über das inwendige Leben und wahre Weſ. d.
Chriſtenth. Bd. IT. Ih. Il. Koch Geſch. d. Kirch. Lied. I. p. 219 aq. —
Geiftliches WBlumengärtlein inniger Seelen ober kurze Schlußreimen, Bes
trachtungen und Lieder über allerhand Wahrheiten des inwendigen Ehriſten⸗
thums zur Erweckung, Stärkung und Erquickung in dem verborgenen Leben
in Bott. 0. DO. 1731. 8, Duisb. 0. 3. 12. Harfenfpiel der Kinder Bions,
e. Samml. erbaul. Lied. ebd. 0. 3. 8.
22) &. Baur Lebensgem. Bd. I. p. 205 6q. Grit. Bibl. Bd.I. 1749.
—3 244 “2. Hirſching Bd. Il. 1. p. 21 ag. Strieder Bd. II p. 89 sq.
abric. Hist. Bibl. P. IV, p. 433 sq. Adelung Geld. d. menfäl. Rorrk,
Sd. 1 p. 314 sg. Rdermann, Leb. D. Lpzg. 1781. 8. ©. W. Hoffmann,
Leb. u. Meinungen D. Darmfl. 1:82. &. Hoßbach a. a. D. Db. II. p.
116 aq. ©. Lieder in d. obengen. Gef.
23) ©. Baur Lebensgem. Bd. IN. p. 335 sq. Guerike, 9. 9. Mr
—— — zur Säkularfeier feines Todes. Halle 1829. 8. ©. Lied,
y ® “
24) ©. ©. Ehr. Knapp, Leb. u. Ehar. ein. gelebrter u. frommer Maͤn⸗
am d. vor. Iahrb. Halle 1829. 8. u. Branke’s Gtiftungen Bd. II. Gt. III.
a. 9. Riemeyer. Leb. u. Char. des I. U. Fr. Halle 1786. 8. — Geifts
reidyes Geſangbuch, den Kern alter und neuer Lieder, wie auch die Roten
der unbelannten Welobeyen und dazu gehörige nuͤtzliche Negifter in ſich hal⸗
tend. Halle 1704, 8. 111. A. ebd. 1706. 8. u. dft. Dazu als zweiter Ih.
Reues geiftreiches Befangs Buch, auscriefene, fo Alt ald Reue geifilihe und
liedliche figder, nebft den Roten der unbelannten Melodegen in ſich haltend ıc.
ebd. 3714. 8. u. Öft. u. beide Th. zuf. als: Geiſtreiches Geſangbuch, ben
Kern alter und neuer Yieder in fich haltend. Jetzo von neuen fo eingerichtet,
daß alle Sefänge, fo in den vorhin unter diefem Namen berausgelommenen
GSeſangbũchern befindlih, unter ihre Rubriken jufammengebract, auch bie
Roten aller alten und neuen Melodeyen beigef opel worden und mit einem
Vorbericht herausg. von G. U. Branden. Halle 1741. 8. 1771.8. u. Öft.
25) &. ©. ©. Leporin's Memoria Caplatoniana, Halle 1725. 4.
9. Dreibaupt, Beſchr. d. Saalkreifes. Th. II. p. 594 2. — Gammlungen
heitiger Lieder. Halle 1767—71. 118. 8.
26) ©. Pregizer, Gottgebeil, Perfonen a. d. 3. 1723. p. 625-537.
©. Lied. im Freyl. Geſ.
27) ©. Koch Bb. I. p. 244 2q. ©. Lieber als Anhang zuf. B. Vom
Rrfprung und Adel der Seele. Halle 1718. 8.
28) Sehr gut if die Eache erörtert v. Prut Vorleſ. üb. d. Geſch. d.
ODeutſch. Theat. p. 177 sq. 193 sq. Lindner a. a, D, ae 81.
4
644 Deeuctſche Porfie. Roman.
29) Katl der Sırölfte vor Friedrichthall. Wine Daupt 28—
Ba ——
an 1 v
Fall f. Schlager 8. Wien. a. a. or p 32 32 —X E. Ange Tin!
fol. ©t. b. Drop. 207 sq.
I Ausz. in d. Mbendzeftung 1819, ir. 280.
) ueb. d. Hanswurſtkomddie u. d. Bbliegenheiten d. auch zu damal.
Zeit —RW Pre Denk "ob. p . 214 I ”
32) ©. Blumner Geſch. d. —X Seat. p . 22 u. (Gebhardt) Write
FR et —ã die —** I: a Dt a ei
Aner ſchnell — Geſellſchaft ein ange anbidat der —*
Ramens Gotta, zu Soidie ein Zrauerfpiel Efiher vor der Churfüchin au
fütgete, und daß 1048 eine in Freiberg urfprüngtih aud Handwerkern bi
bete Gefellſchaft nach Dresden kam und dort fpielte (ſ. Blümner p. 1224
Gebhardt p. 118 sg. Ebert Gef. d. Dresdn. Bibl. p. 210).
33) eb. d. arten. f. SHüR Hamb. Ep. Bch. p. RM
Schlager a. a. D. p. 3
) Der im 2 ver kit —— — Cavalter: aber Rat:
ebeßgefthichte Ebd Dome von Mel, Diern dm Bl,
— again —— qu is bei a —e— *
— — hr ber — der — * chem
betrafen t Km em
Herrn — —3. aber alten —X da ee I wu won
nender ann in behbrige Ordnung gebracht und gu Drug befördert
zn einem Ungenonnfen. — — Rorbh. 174). 8. 0. D
1793. 8. Iept zum ugen und zu Ratnung für Sung und < "von Reucn
Br — en —— gloſſi yet B. Sragliäten, m —*
fer ngende eons. 1881
erh’s Bibl. d. Rom. ER, TE. 3. 4-200
85) 8. d. Ver —— . 267 Relchard Bd. M
%) ©. Koch. Bb. II. p. 272 sy.
477) amd ige Zata einiger Gecfahr derli
eines gehornen 3 en ehe —— — zu
nn AN FE Aa en
and en ,
—— —S Bi hat, aus oıher Ehe eine Familie von meht
nid 309 Seelen cajeugt, daB Land vortre angebaut, du beſondere dus
jew ‚erfhaumengwärdige Shätze gefammelt, feine im Deutſchland auge
Kanofhafteten 1 ; Freunde glücklich gemacht, am „Ende de 1728ſten Jahred, aß
Verteh Ichre aunoch *8 8 —5 x. bei
Bi beffen re — —2 —
— Lefern aber zum vermuthlichen —5 * *5
ission dem Drud übergeben v
u er an (dalberſt. 1772. a 118-%. IH. B. 8. —* * ff. I un
ten SHE. Ring. v. d. Wind, Bresl, 1028
— Bibl. d. Rom. p· B Mo) um. 3
dat m Erg. Bh ur. 4. p. 28.
anf Befenburg © od. wunberliche „Bote einiger —— ad ad
1. Sol
— — —
Deutfche Poefie. 647
gegangen, und bie neuere Zeit hat unpartelifch das Richtige erlannt,
Als Dichter IR er freilih erbärmlih, wie denn fchon Leffing
(WB. 2. XXIII. ©. 337 sq.) von feinen Gedichten, die
2 Thaler 4 Srofden koſteten, ſagte, man bezahle mit 2 Thaler
das Lüderlihe und mit 4 Groſchen umgefähr das Nüpliche darin;
denn er if nichts weiter als regelreckter Pedant, und obwohl Um⸗
bildner der Leipziger Poetiihen Geſellſchaft zur Deutſchen kann
er doc hier nur als Sprachformer in Betraht kommen. Weit mehr
Geiſt und Geſchmack hatte feine Frau Luife Adelgunde
Victorie Gottſched, geb. Culmus, aus Danzig. (1713
— 62); denn mehrere ihrer Eleineren Gedichte find geradezu vors
züglih zumennen, befonder8 aber ihr Luffpiel, die Hausfranzoͤſin,
obwohl fie gegen das apodiktiſche Anfehen ihres Mannes fi
nicht auflehnen durfte?).
An der Epige der entgegengefepten Schweizer Schule fland
Sohann Jacob Bodmer*!) aus Greiffenfee bei Züri
(geb. 1698, gefl. 1783), in vieler Beziehung mit Gottſched
zu vergleichen, indem er theils ebenfoviel yperfönlihe Meinung
von feinen Dictergaben hegte, theild auf der andern Seite
ebenfo großen Eifer zeigte, die gefunfene Rationalliteratur zu
heben, was er aud durch Hinweiſung auf die Reſte der alt
deuiſchen Poeſie that. Als Dichter fehlt es ihm ebenfalid an
Poeſie und Talent, und Goethe's Urtheil, Bodmer ſei theoretifch
und practiſch zeitlebens ein Kind geblieben, findet fi in feiner
Noachide beftätigt. Sein Freund Johann Jacob Breitinger?°)
aus Züri (1701—1776), Profeſſor daſelbſt wie Bodmer,
hielt die ganze Schule weit mehr aufreht als Bodmer, und
feine Kritit der poetiſchen Kunf, dem aͤhnlichen Werke Bott,
ſcheds entgegengefegt (1740), giebt theils zu gleicher Zeit eine Art
Erläuterung zu dem von ihm und Bodmer herausgegebenen mos
raliſch⸗ Aßhetifhen Blatt, den Disfurfen der Maler (1721),
d. h. der menſchlichen Sitten (ed ſprechen darin lauter bes
sühmte Maler, 3. 3. als Holbein mei Bodmer, zuwellen
auch Breitinger), gegen welches befanntlih in Hamburg der
Patriot und Gottſched's Bernünftige Tadlerinnen gerichtet waren,
theilß liefert fie eine Art von Belenntnißfcrift der Schweher
Schule der Leipziger gegenüber, Bodmer endlich ftieß auch durch feine,
646 Deutſche Poefie.
ibellö In dem gegenfeitinen Bekaͤmpfen berfelben unter einander
feinen Grund fand. Die erfie diefer Echulen, die bier in Be
trat kommt, iſt die Leipziger, an deren Spitze Joh ant
Chriſtian Bottfher!) aus Juditenlirch bei Königeben
(geb. 1700, geh. 1765) Pand, der in Leipzig zuerſt ald lite
rariſcher Tonangeber mit der Herausgabe der Berichte feines
Lehrers, des Gelegenheits⸗ und politifhen Dichtes Johann
Balentin Pietfch?) aus Koͤnigsberg (1600 — 1733), eigent⸗
lich eines Arztes, dann aber Profeſſors der Poeſie tn feiner
Vaterſtadt, von wo aus er denn jaͤhrlich ein Gedicht auf den
Krönungs » und Geburtstag feines Könige zu liefern hatte, des
butirte, indem er ihn für einen Repräfentanten der klaſſiſchen Rationals
bichtung angefehen wiſſen wollte, und dann mit feiner kritiſch⸗uſthetiſch⸗
moralifden Wochenſchrift, „bie vernünftigen Tabierinnen“, her—
vortrat. Bon jet an blieb er der Dictator des Geſchmacks
für Sachſen und fegte feine geſchmackloſen Ausfälle gegen alle
mit ihm nicht Uebereintimmende, ſogar gegen Klopflod, deſſen
Meffias ihm als ein Unding erfchlen, am Meiſten aber gegen
die Schweizer Gelehrten und Anhänger der Engländer, in feiner
Kritiſchen Dichtkunſt (1729), Redefunft (1728) und Deutſchen
Sprachkunſt (1748) fort, und machte fi durch feine Anmaßung
fo verhaßt, daß fogar die Neuberlin), feine frühere Freundin
und Befinnungsgenoffin, ihn zulebt aufs Theater brachte und
proftituirte, Freilich hat man darüber feine anderweitigen großen
Berdienfle vergeflen, die zwar, wie alles Uebrige, unter dem Gin
fluffe der falten Verſtandespoeſie Boileau's fanden, aber do&
dadurch Werth hatten, daß er die Deutfhe Sprache von bem
Einfluffe der Marini'ſchen Geſchmackloſigkeit zu reinigeh und in
feinen Beiträgen zur Kritiiden Hiforie der Deutfhen Eprade
(1732), und befonder6 tn feinem Nöthigen Borrat zur Ges
ſchichte der Deutſchen dramatifhen Dichtkunſt (1757) reiches
und wichtiges Material für die Deutfbe Literaturgefcyichte zu⸗
fammenwubringen fuchte. Letzteres Bub erfuhr zwar den herben
Tadel Leſſing's (Lit. Br. Th. 1. p. 92 sg), und Rabener
flug fogar vor, man folle bei Gottſched's Namen die erfle
Sylbe weglaffen, um den Namen Gott mit einem fo efenden
Nenſchen nicht zufammenzufellen ; allein man IR hierin gu welt
Deutſche Poefie. 647
gegangen, und bie neuere Zeit hat unparteiiſch das Richtige erlannt.
Als Dichter IR er freilih erbaͤrmlich, wie denn fchon Leſſing
(®. 2. XXIII. ©. 337 sq.) von feinen Gedichten, bie
2 Thaler 4 Srofden koſteten, fagte, man bezahle mit 2 Thaler
das Lügerlite und mit 4 Groſchen ungefähr das Nügliche darin;
denn er If nichts weiter ald regelreckter Bebant, und obwohl Ums
bildner der Leipziger Poetiſchen Geſellſchaft zur Deuifchen kann
er doch hier nur als Sprachformer in Betracht kommen. Weit mehr
Geh und Gelhmad hatte feine Frau Luife Adelgunde
Bictorie Sotifched, geb. Culmus, aus Danzig. (1713
— 62); denn mehrere ihrer Eleineren Gedichte find geradezu vors
züglich zumennen, befonders aber ihr Luffpiel, die Hausfranzöfin,
obwohl fie gegen dad apodiktiſche Anfehen ihres Mannes fi
nicht auflehnen burfte?).
An der Spibe der entgegengefeßten Schweizer Schule fland
Sobann Jacob Bodmer*!) aus Breiffenfee bei Züri
(geb. 1698, gef. 1783), in vieler Beziehung mit Gottſched
zu vergleichen, indem er theils ebenſoviel perfönlide Meinung
von feinen Dictergaben hegte, theils auf der andıen Seite
ebenfo großen Eifer zeigte, die gefunfene Rativnalliteratur zu
heben, was er auch durch Hinweiſung auf die Refle der alt.
dentſchen Poeſie that. Als Dichter fehlt es ihm ebenfalls an
Borfie und Talent, und Goethe's Urteil, Bobmer ſei theoretifch
und praciiſch zeitlebens ein Kind geblieben, findet fi in feiner
Roacide beflätigt. Een Freund Johann Jacob Breitinger?)
aus Zürich (1701—1776), Profeſſor dafeldd wie Bodmer,
bielt die ganze Eule weit mehr aufrecht als Bobmer, und
fene Kritit der poetiſchen Kunſt, dem aͤhnlichen Werke Gott,
ſceds entgegengefept (1740), giebt theils zu gleicher Zeit eine Art
Erläuterung zu dem von ihm und Bodmer herausgegebenen mo»
raliſch⸗ aͤſthetiſchen Blatt, den Diskurſen der Maler (1721),
dv. h. der menſchlichen Sitten (ed ſprechen darin lauter be
rühmte Maler, z. B. als Holbein mei Bodmer, zumellen
auch Breitinger), gegen welches befanntlihd in Hamburg der
Patriot und Gottſched's Vernuͤnftige Tadlerinnen gerichtet waren,
theils liefert fie eine Art von Belenntnipfchrift der Schweizer
Eule der Leipziger gegenüber. Bobmer endlich ſtieß auch durch feine
848 Deutſche Poeſie.
Abhandlung uͤber das Wunderbare in der Poeſie dem Faſſe den
Boden aus, und von nun an entbrannte der Streit zwiſchen
Beiden aufs Heftigfie. In den Literarifchen Briefen (Bo. VI,
S. 177 sq.), wo Bodmer ıumter dem von ihm angenommenen
Kamen ald Hermann Arel vorkommt, wird er ein Aeſopiſcher
Zahnſchreier und fehnadifcher Mann genannt, der In der Schweh
überall willfommen ſei und mit zujauchzender Bewunderung au
getrommelt werde. Uebrigens fchlteßt fih die Schweizer Säule,
im ®egenfag zu der Franzoͤſiſchen Richtung der Leipziger, an die
Engländer an, und die Ueberſetzung von Milton’d Berlorenm
Paradies durch Bodmer if zugleich auch auf Klopflock's Meſſias
im höchſten Grade einflußreich geweſen, welcher lehtere Diäte
leider auch Bodmer's unbegruͤndete und ſonderbare Belämpfung
des Reimes unterſtuͤtzte, aber dafür auch ſelbſt hinteichend buͤhen
mußte.
Zwiſchen beiden Schulen ſtand num die Geſellſchaft da
Bremer Beiträge”), welche allerdings von ber Leipziger ansging,
aber, als Gottſched feine Drakoniſchhen Seſetze des Geſchmadcs
und der Tritik dictirte, von derſelben ſich trennte und ſich mehr
zu der Engliſchen Literatur, ſonach alſo zu der Schweizer Säule
hinneigte, und dadurch, daß fle Hagedorn zum Fuͤhrer nahe,
eine Art Vermittelung zwiſchen den Rieder» und Oberſacſa
herbeifuͤhrte. Ihr Stifter war der Hofratb Kari Chriflen
Bärtner’) aus Freiberg (1712 — 91), Profeffor zu Bram
fhweig, der (1744) eine literarifhe Zeitſchrift unter dem Titel:
„Neue Beiträge zum Vergnügen des Berflandes und Wied’
herausgab, derfelben aber, um fie von 3. 3. Schwabe u
Leipzig erfcheinenden Belnfligungen des Witzes und Verflandes
zu unterfhelden, den Drudort Bremen vorfehte und fomit aud
einen Ramen für die ganze Geſellſchaft erfand.
Cine vierte Dichterſchule bildete fich zu Halle, wo Eamuel
Sotthold Lange) (1711 —81), Prediger zu Laublingen bei
Halle, feiner Baterftadt, und Jacob Immanuel Byra’) auß
Cottbus, Eonrector am Cölnifhen Symnufium zu Berlin (1715
— 44), theils in Abhandlungen und Llebern gegen Gottſched zu Belde
zogen, theils den Berfuch machten, in Meberfegungen und Radahm
ungen dit Horaziſchen Gedichte die Sylbenmaße der Akten wiedereimu⸗
Deutſche Poeſte. 649
fuͤhren. Weſentlich wirkte auf fle die Leibnitz⸗Wolſiſche Philo⸗
ſophie ein, welche hier durch Baumgarten und Meier vertreten ward,
und deshalb lann man auf dieſe beinahe die ganze Gründung
der Halliſchen Schule zurüdführen. Später zog fich dieſelbe
mehr nach Halberfadt zu Sleim bin, obwohl in Halle in dem
defannten Philologen Klop abermals ein Tribun aufkand, ver
in ſchwarzgallichter Anmaßung ein literariſches Fauſtrecht begruͤn⸗
dm wollte, welches aber Leſſing (in den Antiquariſchen Briefen)
wieder zu Grunde richtete. Das Grundprincip jener Halliſchen
Dichterfäule war Anacreontiſch⸗Horaziſcher Lebensgenuß, wie
ſich dieſer beſonders auch in den Gedichten Hageborn’s und Gleim's
ausiprikt, und von Lebterem in feiner Ermahnung eines Wei⸗
fen offen an den Tag gelegt it. Bon Halle und Halberflabt zog
ſich nun die eigentliche höhere Critik nach Berlin, wohin durch Sulzer,
Bodmer's Anhänger, gewiſſermaßen das literariſche Element aus
ver Schweiz gekommen war, ımb wo die Literaturbriefe, an ber
nen ſich befanntlih Lefing, Mendelsſohn, Nicofat und Ramler
betheiligten, das Forum abgaben, von dem die Deutfhe Rational:
Hteratur ihr firenges, aber geiftreihes Urtheil zu erwarten hatte.
Ihre Hauptflübe war Friedrich IT. und die mit ihm beginnende
Aufklärung.
1) ©. Goͤtten's Gel, Eur. zb. Ih p. 76-92. Th. I. p. 801-803.
Arnoid, Hift. d. Königsb. Univ. Bd. 1? p. 444 42q. Reueſt. a. d. anmuth.
Gelehrſ· 3b. VII. p. 122 sq. 552 sq. Hirſching, Bd. I up 125 sq.
uber im Hannöv. Mag. 1768. p. 97. 103. 370. 409. 429.
en Kaſtner in d. Neu. Bibı, b. Ihön. Wifl. Bd. VI. p. 208. aeg. u. in verm.
dr. Th. Il. p. 150 0q. Sördens Bd. II. p. 212 sq. 4 242 sq
3. GL Schlegel Werk, DD. V. p. 21 sq. Nicolai in b. Mn on. Schr.
1805. 3an. p. 32 sq. J. A. Ernesti, Mem. J. Cb. Gottsch. Lips. 1762.
fol. u. in f. Opusec. Auer „P- 355_nq. Prug Götting. Dichterb. p. 104 sq.
Gervinus Bd. IV. .% — in Lit. Conv. Bl. 1825. nr. 159.
eb. f. Lit. Streit. f Pr ocit erf. d. Deutfh. Gef. in Greifswald Bd. J.
©t. IV. p. PN (Ehr. Ziegra) Hiſt. —— — d. mit votcer entſtan⸗
denen philoſophiſchen Streitigkeiten. Frkft. u. Leipz. 1757. Goethe W.
Bd. XXV. p. 76 2q. 85 q. 93. 141. 176. XXVI. p. 118. XLIX. p.
172 I Pe Sedichte Lpzg. 1736. 8. Gef. neueſte Geb. Königsb. 1750. 8.
1
2) Sgamm. Poet. Schriften mit Gottſcheds Vorr. An 175,
verm. d. G. Bod. Königsb. 1740. 8. f. Wetzel Anal,
3) @. Neu. 0 . db.’ amm. —— XII. 1762. p. 465, 3 PN
8783 sg. Sötten Sc. Sur. Bv. II. p. 93 sq. II. > 33 sq, La Rode
Zomene 1783. St. VII. p. 748 's sq. Danndv. Mag. 1762. p. 629 “
De Form 1803. April. p. 269 ag. Iörbens Bd. II. P Hong. V
. Formey, El, de Mad. Gottsch. Berl. 1767. 8 — nme
—X Menke Sich. &pıg. 1763. 8. Briefe. Dresd. IR, IN, 8.
650 Deutfche Poefie. Die Leipziger Schule.
4% S. Kathlef Geſch. jehtleb. Bel. Th. vl p- 386-405. Kuh im
Schweiz. Muf. 1783. Schmid Necrot. Bd. II. p. 811871. (dazu Journ.
» u. f. Deutſchl. 1792. St. VIII. p. 655--657.) Sirtaing 7 20 \ p- *
nd: Deutſch. Ruf. 1783. 3b. I. Sebr. p. 169 sq. 11. p. 174
Zördens Bd. I. p. 119sq. V. p. 757 iq. VI.p.570q. —** d. IV.
p. 56. 154q. N drete WB. p. 223. XXV. p. 79. 92. XXXIII.
z 9 sq. XLVIIL. p. 107 sq. 8. Meifter, Ueb. Bodmer. Zürich 1783. 8
J. Hottinger, Acroama de J. J. Bodmero. Tur. 1783. 8. — Pu
gmalion und Eliſe. Beet. u. „ern. (Züri) 1747. 8. Kritiſche Lobgedihte
und Fiegieen. Zürich 174 oah, ein Heldengebicht. Züri 1:52. 4
Berl. 1705. 8. Zürich 1772. 8. (D. Noachide ganz umgearb.) Bafcl. 1731.
8. Fragmente ind. erzaͤhl. Dichtart. Züri 1754. 4. Ealliope. Zürich 1767.
&. ee Töchter des Yaradiefes. Züri 1768. 8. Apollinarien. Tübingen
5) S. Rathlef Geſch. — Gel. Sb. VI. p. 405-425. Goethe BD.
XXV. p. 77 sq. Bruder Bilderſ. jestl. ber. Sariftf VII Zeh. Meiker
ber. Sirid. <h. I. p. 7-3. Sirfching Br. p- 39% sq. Beitr, in
d. Ar. d. Deutfch. Parn. I. Pp 1 6188, P ourn. Helv. 1771
Mars. p. 3—12. 3.23.06, orte v. as, Sf. in a 2 —*8
Breit. gew. Zürich 17. 8. Zördens Bd. 8
Vi. p. 585 sq. 3. 2. Lavater, Hiſt. Lobr. IRED J. Brit. ae em.
6) S. Hannöv. Mag. 1768. &t. XXVII. p. 401 2q. Badener 6 Brit
ger. v. Weiße. p. 23 sq. Klon, Deutſche Bibl. R ſchoͤn. wir. Bd. II.
te X. p. 371 sq. Ebert GEpiften. Bd. II. p. 17 aq. Kramer, Kiopfot.
Bd. I: p. 139 —* "Kramer, Leb. Gellert’s. p. 48. 46 sq.
7) ©. Gieſeke in Benckens Jahrb. f. d. Menſchheit 1791. Gt. F.
p. 265 sq. Ghlihtegroll Rekrol. 1791. Bb. I. p. 29-50. Yördens Bd. 11.
. 3 2q. VI. p. 127. Th. Roofe, Ueb. Konz. irn Echmid's u. X. Chriß
ãrtnere Verd. um d. Deutſche Lit. Helmſt. 1792. 8. u. in Wiedeburg
Ppil. Mag. Bd. U. 1. p. 3—M. Schiller, Braunſchw. ſchoͤne Lit. p.424
8) &. Schmid Nekrol. Sb. II. p. 792 sq. Zourn. v. u. f. Deu
1792. St. VIN. F 653 sq. Meifter —* „Deu, Dicht. II. p- 10604
Jördens Bd. III. p. 140 le Echtermeier 12 d.
Jahrb. 1838. nr. 1. 3. — 2) en Damen, > — hir
1745. 8. Balle 0. 3. et ( Thirfis = Yyra, Damon = Lange) Hoera⸗
iſche Oden (33) Halte 1747. 8. (eig. Radahm.) Der Komet. Sale 170 &
un. 1. ueberf. d. Horaz. Den f. Leffing Verm. Schr. Bd. IV. p. 1
9 S. ©. Schmid Biogr. d. Dicht. Th. IT. p. 275 aq. u. Rekrol P
201 2q . Sirfhing 2b. VII. 2. p. 208 aq. Hrdens Bd. IV. p- 919 J
— & Sed. bei denen Lange’.
$. 691.
Betrachten wie nun die einzelnen Dichter, welche fi um
die Führer der einzelnen Dichterſchulen dieſer Periode gruppirten,
fo iſt unbebingt der berübmtefte der Leipziger!) Schule, unter deren
Mitgliedern Ich jedoch keineswegs bie blinden: Anhänger Gottſched's
verfanden wifien will, da ihre Mitglieder größtentheite ihren eigenen
Weg gingen und nur ihre erfle Anregung diefem Manne verbanften,
Deutſche Poeſte. Die Seipsiger Schule. 651
fon aber ſich größtentheils an ben Bremer Beiträgen betheiligt hatten,
der anſpruchsloſe Chriſtian Fürchtegott Gellert?) aus
Hainiden bei Freiberg, Profeffor der Philofophie zu Leiyrig
(1715— 69), der als Oden⸗ und geiſtlicher Liederdichter hochbe⸗
rühmt und durch feine Fabeln und Erzählungen Volksdichter
geworden if. Neben ihm nennt man mit Achtung Johann
Elias Sälegel’) aus Meiben (1718-49), Profeffior an
der Ritteracademie zu Soroe, und als Dramatifer unten anzu⸗
führen, ſowie feinen Bruder Johann Adolf Schlegel),
Euperintendenten gu Hannover (1721— 93), als Prediger und
Lehrvichter von Ruf, Johann Friedrich Freiherr von Gros
negt?) aus Anſpach (173 1— 58), woer Hofs und Juſtizrath
war und durch feine frühzeltige Oppoſition gegen Goitſched's
Nutofratie, fowie durch mehrere Lehrgebichte literaͤriſch bekannt ward,
den wipigen Profeffor der Mathematik zu Göttingen Abraham
Gotthelf Käfner‘) aus Leipzig (1719 — 1800), deſſen
Epigramme immer fhlagnd, wenn auch zumellen allzubeißend
“und giftig find, und endlih den Sachſiſchen Steuerraih Gott»
lieb Wilhelm Nabener’) aus Wachau bei Leipzig (1728
— 71), einen ebenfo geiſtreichen als geninten Satiriker, der nur
etwas zu direct tronifh if und, wie fon Goethe bemerkt hat,
6108 die Thorheiten ſeines Standes angriff, ohne es zu wagen,
gegen höhere Perfonen aufzutreten, weil er von dieſen protegirt
ward. Sonſt ſchloß fih noch in mander Hinfiht der Saͤchſiſchen
Säule Chriſtian Felix Weile!) aus Annaberg (1726—
1804), Öberfleuerfecretaie zu Leipzig, an, obwohl er zeitig mit
Gottſched In Kampf geriet und eigentlich mehr mit Gellert und
Rabener zuſammenhing. Mit Leffing, der fein wirklich großes
poetiſches Talent, auf welches wir noch zurüdfommen werden,
zu ſchätzen wußte, fland er in naher Freundſchaft, und ale
Critiker hat er durch die Herausgabe der Bibliothel ber fhönen
Wiftenfhaften (vom V. Bande an) fi einen Namen ale durch⸗
gebifdeter und unparteilfder Kunftrichter erworben. Als Lyrifer
kennen wir ihn durch feine geiflihen und Amazonenlieder, weiche
letztere aber feine Nabahmung ver Gleim'ſchen find, und was
er für die Jugend war, dafür birgt allein fon, ohne feiner
Kinderlieder zu gebenfen, fein heute noch nicht vergeſſene Kinder
432 Deutſche Poeſte. Die Schweizer Shule.
freund. Ebenſo kann man noch die belden Lehrdichie
Friedrich Karl Kaſimir Freiher von Kreuz") aus Ho
burg vor der Höhe (1724 — 70), wo er es, trotzdem daß er nu
Autodidact war, bis zum Geheimen Rath bradte und und In
feinen Bräbern eine Nachahmung von Young's Radigebanla
binterließ, und Johann Philipp Lorenz Withof'”) au
Duisburg (1725— 89), Bentheimiſchen Hofrath und Leibam
daſelbſt, unter defien Academiſchen Gedichten id beſonderd au
feine Moraliſchen Keber, eine Revue der verſchledenen Gib
feligfeitöfufieme und feinen Sokrates oder von, der Sdoͤnhen
bingerotefen haben will, hierherziehen. Endlich müßte erwartet werden,
daß Ehrifian Ludwig Liscom!!) ans Wittendurg im Schwe
rin’fhen (geb. 1701, geh. 1760), der eine Zeit lang Eabi
netefecretate bei Braf Brühl In Dresden war, plöglic aber in Um
gnade fiel und gefangen gefeßt wurde, zu derſelben Fahne ge
ſchworen hätte, allein dieſer treue Freund Hagedoru's um
Deutſchlands geiftreihfler Satiriker in diefer Periode hat in da
berühmten Borrede zu feiner Ueberſetzung von Longin’s Abhand⸗
tung über das Erhabene zu categorifh feine Hinnelgung zu den
Schweigen und feine Abneigung gegen Gottfched erklärt, alt
daß man in Zweifel fein dürfte, welcher Partei er angehirk
Seine Satiren, in denen vorzäglih das ironiſche Element m?
herrſcht, find in Profa und beinahe völlig perföntid; am mi
verſellſten iſt noch fein Lob der ſchlechten Schriftfteller gehaltn.
Unter der Schweizer, ich fage nicht der Bodmer - Breitinge
ſchen, Scule'?) iR der hoͤchſt liebenswürdig⸗ gemüthliche, aber leide
etwas zu melancholiſche Albrecht von Haller") aus Bern(1706
— 77) meıfl zu nennen, ein ebenfo gelehrter Mediciner ale Theolog
und als Literarhifterifer fuf einer der bedeutenden feiner JR.
Seine Dben und feine berühmte Elegie auf Mariane, fein beſchreiben⸗
des Gedicht, die Alpen, ſowie feine philoſophiſchen Gedichte über
die Ewigkeit, den Glauben und Umnglauben werben ihn unßerb⸗
lich maden. Neben ihm gehören hierher ber derfelben Richtung
folgende Kari Friedrich Drollinger aus Durlah (1688
— 1742), welder aber für noch gelehrter erfgeint"), ui
der befannte Maler und Kuyferfieder Salomon Geßner")
aus Zuͤrich (geb. 1730, gef. 1787), deſſen Epos, der Se
Deutfihe Porſie. Die Halifh Preugifhe Schule. 653
Abels, und beiten Idyllen, faͤmmtlich In Profa, ausgezeichnete Ratur⸗
(dllerungen enthalten, aber auch allzuviel Empfindelei und
ſüßlichss Tarteltaubengirren verrathen. Unter den eigentkichen
ur Geſellſſchaft der Bremer Beiträge gehörigen Dichtern nimmt
ver berühmte Ueberfetzer Milton’® und erſte modernifitende Be,
orcher Deutſcher Bonsbücher in Verſen (Mufeline ıc) Iufu
Friedric Wilhelm Zahartik") aus Frankenhauſen (geb.
1738, ge. 1777), Rrofeſſor am Garolinum zu Braunſchweig,
De erſſe Stelle ein; denn wenn auch ſein Renommilt, ein jeht
nit mehr recht verſtaͤndliches treues Gemaͤlde einer alten Muſe
aus Jena, deſſen Raufluft die Leipziger Balanterie nit bäns
digen konnte, ein bei manchen Längen nur theilweiſe vollendetes
lemiſches Epos IR, fo if doch fen Murner in der Hölle und
des Schnupftuch Hör ergöplih. Der Ueberſeher Boung’s,
Hofrat) Zohann Arnold Ebert!) aus Hamburg (1723
-95) hat zwar leder und poetiſche Eyifteln gefchrieben, allein
hife find weniger bedentend als fein perfönlicher Einfluß durch
m Heberfegung uuf die Richteng feiner Schule geweſen. Bat
dafelde IR vun dem Eonfifiorialrath zu Braunſchweig Konrad
Arnold Schmid auB Lüneburg (1716 —60) zu fagen®); -umb
Amfo verdienen die Oden an Daphne und die geffifkihen Lieder
des Superintendenten zu Sondershauſen Nikolaus Dietrich
Gifere®), aus Vſoba in Ungem (geb. 1724, geſt. 1765),
da eigentlich Qöbzeghi geheißen haben fol, hier genammt zu
werten, obgleich er in lehteren von dem edlen Johann Am,
dreas Erämer?) (1723-88) aus Ibhſtadt im Erzgebirge
Canler zu Kiel, bei weiten übertroffen wird.
Die Halliſche oder Preußiſche Schule”), an deren Spipe
der fon genannte Lange Rand, hat zwar im Anacreontiſch⸗
Horaifägen Liede recht Braves gekeiftet, allein deshalb ihren
Eiffter über Horaz felbft zu ſtellen, wie bie der partetiiche Ram»
ier that, iſt Unſinn. Mm Höfen ſicht unter dieſer Seſellſchaft
Ewald Ohriktan von Klein”) aus Zeblin bei Cöslin
(gb. 1715, geh. 1759 am den in der Schiacht bei Kuneredorf
Abakenm Wunden), Preubiſcher Major und Freund Sleim's,
Leſſing's und Weißes, der in felnem befchrelbenden Gedichte,
der Fruhling, das in Yen Katurſchilderungen wahrhaſt unäbee
654 Deutſche Poeſie. Die Halliſch⸗Preußiſche Schule.
trefflih genannt werden mag, das eigentliche Deutf&e Raturge
rickt erfi geichaffen, wie denn auch feine Elegieen (z. B. feine Sehn⸗
ſucht nah Ruhe) wahrhaft elegiſch und keineswegs hyperſenti⸗
mental find. Weit weniger Talmt hatte Johann Ludwig
Bleim?) aus Ermsleben bei Halberſtadt (1719 —1803),
Donſceretait in letzterer Etadt; denn feine von patriotiiher Be
finnung bictirten Kriegslieder eines Grenadiers riechen nah
Buͤcherſtaub und nicht nach Pulver, und darum hat fie aud fin
Srenadier fingen mögen; feine Anacreontiften Lieder haben von
diefem großen Lyriker nur das fpielende Element, feine Petratdh⸗
iften Lieder bezeugen, wie Petrarcha nidt fang und fein religioſes
Lehrgedicht, Halladat oder das roihe Buch, worin angeblid die
Lehren eines Worgenländifhen Weifen vorgetragen werden, {R
Acht Preußiſch⸗ proſaiſch und nicht entfernt orientaliſch. ud
Johann Beter Uzꝰ) aus Anſpach (1720-96), wo &
Director des Landgerichts war, iR als erfler Odendichter bie
zu nennen, defien rein philoſophiſche Ode, Theodicee, in der et
Leibnitz ⸗Wolfiſche Religionsphilofophie vorträgt, dennoch pocild
iR, während unter feinen Lehrgedichten feine Kunſt, ſtets froöhlich zu
fein, gelungen genannt werden muß. Höher jedoch Acht in der Har⸗
monie des Versbaues und der Lebendigfeit der Lyrik, wozu fein
sein Franzoͤſiſche Bildung nicht wenig beitrug, Johann VLi⸗
tolaus BöH”*) aus Worms (1721— 81), Badiſcher So
perintendent zu Kirchberg und Winterburg; denn feine (legier
und Idyllen, an denen leider Ramler's kritiſde Echeere herum
geſchnitzelt hat, find redyt hübf und lange nicht fo fleif wi
dieſes Falten, gelehrten Goͤtzendieners Friedrichs des Sroßen, der nichtb
von Ihm wiſſen wollte, Gedihte, während dagegen Goͤtzens Maͤdchen⸗
infel, die Königin der Deutfchen Elegieen, dem König vollen Beiſal
in ber Literature allemande abzjwang. Karl Wilhelm Raw
ler’6-%) aus Goldberg (1725— 98), Profeſſors der fönen Bil
fenfhaften am Berliner Cadettenhaus, des einzigen Dichters dei
Berliner Schule, hyriſche Dichtungen, unter denen die gan nad
Horaz gefhmiedeten Oven nad) denen KlopRod’s, was aflerdinge bei
dem Mangel an Odendichtern in dieſer Periode nicht allzuviel jagen wil,
für feine Zeit am Höchſten ſtehen (4. B. An den Frieden, die Könige),
verbienen ihm freilich noch lange nicht den Namen des Deusfhen HorM
Deutſche Poeſie. Die Deftreichifhe Schule. 655
allein Schlegel uriheilt (har. u. Krit. Bd. Ip. 357) aller
dings auf der andern Seite wieder viel zu liebloos von ihm,
da Ramler's Gantaten unter der Maſſe der erbärmlihen Pros
ducte diefer Battung Epoche machen. Endlih gehört als Mignon
diefer Goterie noch hierher die zwar talentvolle, aber damals
doch überfhägte Unna Luiſe Karſch“), geborne Dürbad,
gewöhnlich die Karſchinn genannt (geb. 1722 auf dem Ham
mer bei Schwiebus, gefl. 1791), unter deren Gelegenheitsge⸗
dichten mandjed Bute iſt, was man um fo mehr bei ihrer dürftigen
Erziehung (ihr Bater war ein armer Schenfwirth) und ihrem
traurigen, erbärmlihen Leben mit ihrem dem Trunke ergebenen
Manne, dem Schneider Karſch, anerfennen muß; übrigens war
fie auch die erfle Deutfche Improvifatric. In naher Verbindung
mit Gleim, feinem Freunde, wenigſtens in feinen frühern Pro»
ductionen, fieht Johann Georg Jacobi?) aus Düffeldorf
(geb. 1740, gef. 1814), erſt Canonicus zu Halberflabt, dann
Megierungsrath zu Freiburg, der in mehreren von ihm heraus⸗
gegebenen Tafhenbühbern unter vielen fpielmden und tändeln-
den auch mande trefflide und wahrhaft ausgezeichnete Lieber
(3. B. das von Hölty parodirte Lied: Wenn im leichten Hir⸗
tenkleide 2.) und zwei fehr huͤbſche dichterifde Gemälde, die Win,
ter und Sommerreife, geliefert bat. Die beiden Yabeldichter
endlih Magnus®ottfried Lichtwer) aus Wurzen, Bor.
mundfhaftsrath zu Halberſtadt (1719— 83), nad Gellert der
befte neuere Deutſche Fabeldichter und Berfaffer eines gelungenen
didactiſchen Gedichtes, worin er das Naturrecht nah Wolfichen
Orundfägen erläutert, und Johann Wilhelm Willamov”)
aus Mohrungen, eine Zeit lang Rector der Deutſchen Säule In
Petersburg (1736— 77), der fih aud in der für unfere Poe⸗
fie und Gefühle wenig eignenden Dithyrambe verfuchte, haben
mehr von Gleim ald von Gellert und Hagedorn und Fönnen
daher mit der genannten Schule in Verbindung gebracht
werden.
Endlich if noch bie Oeſterreichiſche Schule") zu nennen, die
fih nad Klopſtock, dem fie, „ale dem Oberfin der Barden Teuts
fich ſelbſt entriſſen“, folgten, bildete, und weil vieler in
ſeinen vaterländifhen Oben bekanntlich als Barde die alte nor
656 Deasfibe Porfle. Die Deſtreichlſche Schhule.
diſche Mythologie mit In dem Kreis feiner Ideen zog und die⸗
felbe zum Träger feiner Begeiflerung nahm, aber zugleich
die Kälte Standinaviend mit bineintrug, fo wählten aud feine
Nachahmer dieſelbe Yorm, indem fie Dad nuͤchterne Pathos Df
ſians mit Hinzunahmen, und fo dad mit Recht jebt verhallte
Bardengebrül in die Deutſche Literatur einführten. Un ihrer
Spige fand der edfe Jeſuit und. gelehrte Bihliograpyh Michael
Denis”), aus Schärding (1729— 1800), der Ueberſeger
Dffian’s, der fi felbf in feinen Oden den Barden Sined nannte,
und mit welden man gewöhnlich Karl Maftalier”) aus
Wien (1731 — 95) zuſammenſtellt, theils weil er demſelben Orden
angehörte, theild weil er fein Nachahmer war. Erreicht bat er
ibn aber nicht; bloß in der Kälte kommt er feinen Muſier
gleih, und auch der Stoff, Berberrligung des Defterreichifchen
Kaiferhaufes, paßt zu der ganzen Form nicht. Berner ge
bören zwei Proteſtanten hierher, nämlih Karl Friedrich
Kretſchmann“) aus Zittau (1738), wo er ald Gerichts⸗
actuar farb (1809), der wegen einiger von ihm nad dem Muſter
der Klopſtock'ſchen Barbenpocfie gefertigten Dichtungen der Barbe
Rhingulphf genannt warb, und der berühmte Berfafier des Ugolino
Heinrih Wilhelm von Berfienberg”) aus Tondern (geb.
1737), zulegt Dänifcher Juſtizdirector des Lottos zu Alton⸗
(ge. 1823), welcher dur fein Gedicht eines Stalden (1766)
ebenfalls zu dieſer Sahne geſchworen hat.
1) S. Pay, D. Soͤtt. Dicheerb. p. 116 ma.
m ©. Baur. Beb. Gem. BD. II. p. 444. Iörtens Bo U. p. 54 mg.
140 sq. Hirſching Bd. II. 1. p. —* 1 Huber's dobſchr. a. Geller
a. —553 überſ. Lpzg. u. Sälch 1771. N In NRicerons Nachr.
p. is aq. Goethe Schr. Bd. KV. p-. 127 * 136 4.
kn p- 10 2q. 3. %. Gramer, ©. Leben. Lpzg. 1774: u. Gar.
2. X. 8. Döring, Gr. 8.0, Sen m.f Weiten. 2, Wire dars
gef. Greiz 1833. IL 8. — Vabeln und Graäblungen. pas. 1746. 8. m.
ft. Geiſtliche Oden und Lieder. ebd. 1757. U Mi Sämmtl. Schriften.
®p3g. 1769. 1784. X. 8. 1839. X. 16. 15%. VI.
2, ©. Sramer Gel. Leb. p. 39 sg. Schmid — p.231sq. Goethe
®. . XXIV. p. 225 nq. Ho. XXV. p. 192. Iördens IV. p. 497 2g.
Lit. Buife Ih. XXI. Br. 311-312. . 1097-138. 3. » Schl. Leben d.
El. ea. Kopenh. 1770. 8. u. inf. Bere. >. V. —52. — Werte
ger. v. 3. 9. Schlegel. Kopenp. u. Bppg. 1761 TA. "2.
" 4) ©. Sthlichtegroll Neerolog 1790. ıE. p. 88. u. 1993. Wb. I. pP. 1—
121. Sördens Sb. IV, p. 521 sq, Fabeln u. Graählungen, 3 Sr bei.
Deutſche Poefie. 657
v. R. Ehr. Gärtner. Lpzg. 1760.8. Vermiſchte Gedichte. Hannov. 1787-89.
II. 8. D. Unzufriedenen, e. Lehrged. ebd. 1789.8. Geiſtliche Geſäͤnge. Sammı.
1— II. &pag. 1772. II. 8.
5) 8. Hirfhing Bd. I. 2. p. 333 sq. Jördens Bd. I. p. 353 aq. V.
335 sq. VI. p. 600. Schmid Biogr. d. Dicht. J. p. 108—131. u. Reerol.
LP 582 sq; Schriften her. v. Us. Epzg. u. Ansbach 1760--61. 1770-
6) ©. Zörbens Bd. II. p. 571 sq. VI. p. 378 sq. Pũtter Gel. Geſch.
vo. Böttingen Bd. I. p. 173 sq. IE. p. 153 sq. Baldinger Biogr. jegtl.
—5 32. 1. p. 46 sq. C. 6G. Heyne Elog. Kestneri. Gott. 1804. 4.
u. in fe Opusc. T. V. p. 226 sq. Leipʒ. Allg. Lit. Anz. 1801. nr. 159.
p- 1468 sq. Meufel 2er. d. v. 1750 verft. deutich. Schriftft. B. VI. p. 369
aq. Schlichtegroll Necr. 1800, ®d. IT. p. 172 uq. — Vermiſchte Schriften.
Altend. Bd. I. 1755. 1773. 1783. 8d. I. p. 1772. 1733. 8. Neuefte
erößt. noch ungebr. Ginngedidhte und Einfälle. Marb. 1781. 8. N. A. II.
Sammlungen. Leipz. 1800. II. 8. eb. 1820. II. 8. Dreißig Briefe und meh⸗
rere Sinngedichte. Darmft. 1810. 8. Gef. Poetiſche u. Profaifche ſchoͤnwiſſen⸗
ſchaftl. WB. Berl. 1841. IV. 8.
7) ©. Iördens Bd. IV. p» 232 sq. Niceron Nadır. Bd. XXIV. p.
282 sq. Hirſching Bd. VII. 2. p. 346 ag. Baur Lebensgem. 1. p. 96 ag.
Deutſch. Muf. 1782. 8b. VII. p. 163 sq. XII. p. 530 sq. Goethe W.
Bd. XXV. d; 74 2q. 294. XXVI. p. 113. 105. XLIX. p. 168. —
Sämmtlihe Gchriften. Epag. 1777. VI. 8. m. e. Vorw. u. d. Leb. d. Verf.
ber. v. Ortlepp. Otuttg. 1839. IV. 8. Satyren. Spag. 175155. IV. 8.
Xte Aufl. ebb. 1772. IV. 8. Briefe v. ihm felbft gef. u. n. f. Tode m. e.
Radır. v. f. Feb. u. Schr. her. v. Ehr. F. Weiße. Epzg. 1772. 8.
8) ©. Chr. F. Weißes Selbſtbiogr. Lpzg. 1806. 8. 1807. 8. ©. ©.
Bauer, Chr. 5. W. e. Beitr. z. Gall. verd. Deutfch. Epzg. 1805. 8. Dyk
in d. R. Bibl. d. fchön. Wiff. Bd. LXX. 2. p. 179 sq. D. Freim. 1804.
ar. 259. p 514 sq. Zördends Bd V. p. 248 sq. Morgenbl. 1840. nr.
382 sq. 9. 8. Iphofen, Lebensgeſch. Chr. %. W. Freib. 1806. 8. — Kleine
Ymazonenlieder. Lpzg. 1760. 1766.8. Kleine Iyrifche Gedichte, ebd. 1772. III. 8.
Lieder f. Kinder. Lpzg. 1766. B.u.öft. Scherzhafte Lieder. pzg. 1758—1763.8.
Beitt. z. Deutfchen Theater. Lpzg. 1759 sq. 1767—71. V. 8. Luftfpiele.
®pzg. 1 88, IN. 8. Komiſche Opern. ebd. 1777. III. 8. Zrauerfpiele. ebd.
1 ‘
9) ©. Lobrede a. H. Fr. 8. K. Freih. v. Er. Frkft. a. M. 1772. 8.
Strieder Heſſ. Gel. Geſch. Bo. II. p. 398 sq. III. p. 544. Schmid Necrol.
Deutſch. Dicht. Bd. IE. p. 463 aq. Jördens Bd. I. 347 sq. V. p. 834g.
— Ddenu. Lieder. Irkft. 1750. 8. Oden und andere Gedichte, auch EI. prof.
Auff. IV. A. ebd. 1769. 11. 8. Die Gräber, e. phil. Ged. Irkft. 1760. 8.
10) &. Strodtmann Reu. Gel. Europa Th. III. p. 694 sq. XIN.
p- 117 sq. 236 sq. Jöôrdens Bd. V. p. 553 aq. J. G. Leidenfrost,
Or. funebr. in mem. J. H. W. Duisb. 1769. 4. — Gedichte. Bremen
1751. 8. Aufmunterungen in moralifcben Gedichten. Dortmund 1755. 8.
Akademiſche Gedichte. Cieve u. Ypzg. 17382—83. II 8.
11) ©. £. Ir. Sander, Papiere des Kleeblatts p. 207—246. Intell. BI.
z. N. Leipz. Pitt. & 1806. ©t. 56. p. 889 sq. Zördens Bd "III. p- 393
sg. V1.p.504 8q. (üb. ſ. Leb.üb. Verwirr., Genaues erft in:) ©. %. v. Has
lem, Reue Irene. 1806. April u. Juni. 3. Helbig, Liscow. Dresd. 1844. 8.
(Dazu Wienbarg in d. Hamb. Fit. Bl. 1845. nr. 7—13. Hand in b. Sen.
Litt. Zeit. 1845. nr. 100. Blätt. f. lit. Unterh. 1845. nr. 231-232.)
®. €. J. Liſch, Chr. 2. ©. Leb. n. d. Acten d. Großh. Mekl. Geh. Arch.
Schwerin 1846. 8. u. Mecklenburg Jahrbuch. f. Gefchichte. Bd. X. 1846.
p- 97 29. — Gammlung fatirifchee und ernfthafter Gcheiften. Frhkſt.
Größe, Handb. d. Liserärgerhichte. III. 42
> FREE Eu = 2 7-67
658 - Deutſche Poeſie.
u. epzg. (Damb.) 1739. 8. Schriften, her. dv. A. Müchler. Berl. 1806
11 8
12) &. Prug, d. Gött. Dichterb. p. 192g.
13) ©. Götten Gel. Europa. Bd. III. p. 673-684. Hallir Ufong.
(Bern 1772.) 8. IH. p 2277—233. u. Haller Bibl. Anat. T. Il.
195 sq. 3. &. Zimmermann, Leb. d. 9. v. Haller. Zürich 1755. 8. Chr.6.
Heyne, Elog. Alb. de H. Gott. 1778. 4. BE. G. Baldinger Or. in
laud. mer. A. de H. Gott. 1778. 4. v. Balthafar, Lobr. a. 9. v. 9.
Bafel 1773. 8. ®. B. Tſcharner, Lobr. a. 9.0.9. Bern 1778. 8. Senebier
Bl. hist. d’A. de H. à Basle 1778. 8. (Deutſch. Bern 1778. 8.) Schmd
Nekr. d. Dichter Bd. II. p. 698 sq. (Zuf. im Journ. v. u. f. Deutfäl.
1792. St. VIII. p. 149 sq. u. Alm. d. Deutfh. Muf. 1779. p. 283 q.)
Meufel Ler. d. v. I. 1750 an geſt. Schriftft. Bd. V. p. 86 sg. loum.
Helv.Novbr. 1752. p. 478 sq. Neu. Sammi. vd. Schr. Zürich 1754 2.
I. St. IV. p. 56 sq. Hirſching Bd. MH. 2. p. 280 sq. Pütter, Gel. Srä.
©. Göttingen. Bd. 1. p- 89. II. p. 40. Meifter, Char. d. vorn. Diät. 1.
4. p. 118 sq. Gruner Alman. 1782. p. 113 sq. 1784. p. 75 sq. Iördınd
3b. II. p. 307 “: vi. p. 261 pi Prutz p. 99 sq. — Verſuch Schweiz
ifcher Gedichte. Bern 1732, 8 Eilfte Ausg. ebd. 1777. 8. 3woͤlfte vie.
verm. u. verb. Or. Ausg. begi. m. d. Lebensbefchr. d. Dichters ducdhg. D.
bef. v. 3. R. Wyß. ebd. 1828. 8.
14) ©. Hirfhing Bd. I. 1. p. 53 8q. Meifter I. p. 271 3q. Schmid
Nekr. I. p. 217 aq. Zördens Bd. I. p. 392 sq. VI. p. 226 sq. — ©
bichte n. e. Gedaͤchtnißrede auf ihn v. Spreng. Bafel 1745. Frkſt. a. R.
1745. 8.
% 45) S. J. J. Hottinger, ©. Geßner. Zürich 1796. 8. 2. Meifker, Ber.
Züricher Th. IT. p. 130 sq. u. Journ. v. u. f. Deutfcht. 1788. Et. 1.
2 106 sq. u. Char. Deutfh. Dichter. Bd. II. p. 371 8q. 3. Zobler, Kein
entmal auf ©. ©. Dffenb. 1788. 8. G. Bertola, Elog. di S. 6. Padua
1789, Berl. 1790. 8. (Deutfd. Bürih 1709. 8. Görlie 1794. 8.) Baur
Lebensgem. Bd. I. p. 469 sq. Hirſching Bd. 11. 2. p. 35 sq. Joͤrbens ®.
II. p. 110 sq. VI. p. 177 sq. 4%. W. v. Schlegel, Krit. Schr. Bd. II. p.
334 sq. Herder Fragm. 3. ſchön. Lit. Bd. II. p. 114 sq. — Schriſm.
Züri 1762. IV. 8. ebd. 1772. V. 8. chd. 1777— 78, II. 4. ebd. IR.
1783. II. 8. 1789. IN, 16. 1795. 1801. 16. 1827. II. 8. 2pa9. 1841. 1.16.
16) S. Schmid Nekrol. IT. p. 656 sq. u. Journ. v. u, f. Deutiäl
1792. St. VIII. p. 469 sq. Iördens V.p. 575 sq. Schiller m 9%
— Poetiſche Schriften. Brnfhw. 1763—65. IX. 8. Dazu: Hinterl. Schuſ
ten ber. u. m. e. Nachr. dv. d. Berf. Yeb. u. Schr. begl. v. 3. 3. Eid
burg. ebd. 1781. 8. Der Renommift, zuerft in d. Beluftig, d. Verf. v.
Wites 1744. p. 47. 172. 244. 233. 4.8. 525 sq.
17) S. Schlichtegroll Nekrol 179%. I. p. 285 sq. Jordens I. p. B!
sq. VI. p. 50 sq. Schiller, Braunſchweigs fchöne Fiter. p. 63 aq. — pi
ſteln und vermifchte Gedichte. Hamb. 1729-95. I. 8.
18) S. Wiebeburg, Phil. Päd. Mag. Wb. II. 1. p. 3%. Edile
. 75 aq. Zördens Bd. V. p. 573 sq. u. Lieder auf die Geburt des Erlo⸗
ers. Lüneb. 1761. 8. Des heiligen Blaſius Zugendgefchichte und Bifione-
Dal u. Stett. 1786. 8. u. im Deutfch. Muf. 1784. Bd. II. Auguſt p. 9
19) &. Schmid Nekr. Bd. II. p. 425 sq. Sördens Bd. IT. p135 64
Vi. p. 188. ©. Giſeke, * .v. d. Familie Giſ. Eisleb. 1843. 8. Guhe
rh.
p
auer in d. Bl. f. litt. Un 1846. nr. 308. _ ti ecke, 2.
RK, Ehr. Gaͤrtner. Benfhw. 1767. 8. r Poetiſche Werke. her
Deutſche Poefie. 659
20) (8. ©. Ghriftiani) Gedächtnißrede der Univ. Kiel auf ihr. verew,
Kanzler 3. A. Cr. Kiel 1788. 4. Riemann's Schlesw. Holſt. Prov. BI.
1788. 9. III. p. 379 sq. IV. p. 89 sq. VI. p. 381 sq. Zördene Bd. I.
p. sq. V. p. 828 ag. Baur £eb. Gem. Bd. III. p. 363 sq. Hirſching
8b. I. 2. p. 319 sq. Saͤmmtliche Gedichte. Deffau 1782—83. III. 8. Hins
terlaffene Gedichte herausg. dv. |. Sohne K. 3. Cramer. Hamb. 1791. IT. 8.
21) ueb. Halles Halberftadt ſ. Prug p. 145 sq. üb. Berlin ebd. p.
137 3q.
22) ©. Fr. Nicolai, Ehrengedächtniß a. Ew. Chr. v. Kl. Berl. 1760.
4. Schmid Biogr. d. Dichter Bd. I. p. 1—67., u. Nekrol. II. p. 387 sq.
(f. Zourn. v. u. f. Deutſchl. 1792. VIII. p. 647 aq.) Pommerſch. Arch. v.
Biſſenſch. 1734 St. I. p. 163—177. Meifte Char. Bd. II. p. 1811—222.
Dirfhing Bd. TI. 2. p. 269 sq. Berl. Mon. Schr. 1789. Ian. p. 85 aq.
Sördens Bd. II. p 641 I VI. p. 388 sq. — Sämmtl. Werke ber. v.
Ramter. Berl. 1756. IV. 8. ebd. IV. A. 1782. IV. 8. Saͤmmtl. W. nebfl®
d. Dichters Leb. u. f. Briefen an Gleim ber. v. W. Körte. Berl. 1803. IT.
V. 8. ebd. 1830. 1840. II. 16.
23) ©. Meufel Bel. Deutfhl. Bd II. 8: 576 sq. IX. p. 431. XI.
p- 275 sq. Lpag. N. Lit. Zeit. 1803. Int. BI. nr. 97 sq. Herder Abdraften
9. IX. p. 101 sg. u. Sragm. üb. d. neu. Deutfche Lit. 1767. Samml. II.
p- 338 sq. D. Le imüthige 1804. nr. 73. 199 —133. Sacobi in d. Iris
1804. p- 40 sg. Neue Berl. Mon. Schr. 1802. Mai nr. 5. Decbr. nr. 4.
1803. Decbr. nr. 1—3. 1804, Ian. nr. 5. Febr. nr. 2. März nr. 6. Joͤr⸗
dens Bd. II. p. 139 aq. VI. p. 188 sq. W. Körte, Gl. Leb. a. ſ. Schrifs
ten. Halbft. 1811. 8. Obfeurantenalmanad) 1798. p. 298—314. Pruß a. a.
D. p- 146 sq. u. Lit. Hift. Zafch. 1843. p. 447 sg. — Sämmtl. Schrif⸗
ten. Epzg. 1758. 1802.1V. 8. Sämmtl. Werke. Erfte ‚Orig. Ausg. a. d.
Dichters Handfchrift d. W. Körte. Halberfl. 1811—13. VII. 8. (Dazu: Sup⸗
plementband. Water Gleims Zeitgedichte v. 1789—1803. Epzg. 1841. 8.)
24) ©. Schmid Biogr. d. Dicht. II. p. 287 sq. Deutſch. Merc. 1797.
Junins mr. 2. Schlichtegroll Nebr. 1796. I. p. 65 8q. Allg. Lit. Anz.
1790. nr. 5. u. 33. Sördens Bd. V. p. 130 sq. — Lyriſche Gedichte. Berl.
1749. 8. Lyriſche u. and. Gedichte. Ansp. 1755. 8. 2pa3g. 1756.8. Sämmtl.
portifche Werke. Epsg. 1768. 11. 8. 1772. ebd. II. 8, Wien 1790. 8. Poet.
Werke Her. v. Chr. 5. Weiße. Wien 1804, II. 4.
3) ©. Baur Leb. Gem. Bd. V. p. 528 ng. Schmid Nekrol. II.
p- 79 sq. Meifter Bd. IT. p. 280 sq. Hirfhing Bd. I. 2. p. 102 sq.
Knebel in Herder’s Adraftea St. X. Jördens Bd. II. p. 191 sq. VI. p.
228 sq. R. Berl. M. Schr. 1809. Juni p. 331 aq. — Bermifchte Gedichte
der. vo K. W. Ramler. Mannh. 1785. III. 8. ebd. 1807. IU. 8.
236) ©. Jördens im Berl. Muf. Alm. 1791. p. 161 sq. u. 2er. Deutfch.
D. u. Pr. Bd. IV. p. 262 4 Schlichtegroll Nekr. 1798. I. p. 83 sq.
Goͤckingk in Raml. Poet. WB. Th. Il..p. 305—325. Hirfhing Bd. IX. I.
p. 53 sq. Neu. Berl. M. Schr. 1802. Mai nr. 5. Dechr. nr. 4. 1803.
Decbr. nr. 1. 1804. Ianuar nr. 5. Febr. nr. 2. Mai nr. 6. Ih. Bein:
fias, Berl. e. biogr. Skizze R. n. e. kurz. Darft. f. poet. Char. Berl. 1798,
8. — Poetiſche W. her. n. f. Tode v. Goͤckingk. Brl. 1800. II. 8. Lyriſche
Gedichte. ebd. 1772. 8. Dden. Berl. 1768. 8. Geiftlihe Santaten ebd. 1760,
1768. 8. cf. 3. I. Voß, Krit. Briefe üb. Goͤt und Ramler. Münch. 1809.8.
27) ©. Meifter Bd. II, R. 709 sq. Sonnenfeld Gef. Schr. (Wien 1822.)
Bd. I. p. 316 sq. Hirfhing Bd. III. 2. p. 186 sq. Deutſch. Mercur 1803.
April. p. 271 sq. Schlichtegroll Nekr. Euppr. 1 8. 1. p: 287 sq.
42
660 Deutſche Poefie. Klopſtock.
Rn rn Val AL RE U sq. VI. p.
Herder Werke 387. — Auserlefene Gedichte. Be.
Der h. Neue Gedichte. Mietath u. ei. 1772. (1774.) 8 Gedichte nad
thr. Tode ber. nebſt üben Lebenst. ber. v. ihr. Tochter (K. v. Klenke geb. 8.)
der. Berl. 1792. 1797. 8
28) &. Srabmann Gel. Schwab. p. 29 sq. Joͤrdens Bd. II. p. 4%
sq. VI. p. 3 * 3 Saͤmmtl. Werke. Salberf 1770-74. DI. 8, uterl.
—A ber. v. J. ©. Schloſſer. Baſel 1784. 8. Theatral. Schriften. Lpzg
1792.
20) S. weiblich Biogr. Rachr. v. jeptleb. Rechtägel. Thl. 1. p.467 29.
Schmid Nele. Bd. II. p. 872 s 7, u. Zourn. v. u. f. Deutichl. 1792. &t.
Yun FR a Stern B. IV. 1. p. 255 aq. Iördens Bd. 111. p. 65
Ing. M. ©. Lt. deb. u. Berbienfte ans Licht gez. dv. ER
Stel, re 1784. 8 Tier Bücher Aeſopiſcher Kabeln. Epzg. 1748. Werl.
teifsw. u. Leipz. 1761. Berl. 1762. 1775. 1782. Das Rede wi der
ne Epzg. 1 758. 4. Schriften her. v. f. Enkel E. 8. M. dv. Pott m.
* e. Vorr. u. Biogr. 2. v. F. Sramer. Halberft. 1828. 16.
30) S. Schmid Nekrol. Bd. II. p. 686 zq. u. Seurn. v. u. f. Deutſchl.
1792. St. VIII. p. 649. Jördens Bd. V. p. 487 a Ditbyramben.
Berl. 1763. 8. 1766. 8. Dialogiſche Kabeln. ebd. 1768 1791. 8 Simmt.
poctifche Schriften. pzg. 1779. 8.
31) ©. Prug d. Goͤtting. Dichterb. p. 159 sq.
82) ©. Denis it. Nachl. Bb. 1. p. 1-56. 5 Mi Lit. an.
1801. a 157. Gormayr Deftr. Put. Bd. V. p. Kördens Bd.
1 p,3 7 sq. VI. p. 19 sq. — Oſſians und See ı eicder. Wim 1784.
oa: — aufgeſ. u. her. v. J. v. Retzer. Wien 1784. 4.)
*. 1700. VI. 4. Liter. Nachlaß ber. v. 9. Fr. Freiherr d. Reper.
Wien 1801. II. 4.
33) ©. Joördens Bb. TH. p. 457 sq. VI. p. 51. De Luca Gel, Deftr.
ne . 314 sq. — Gedichte nebft Oden aus bem Horas. Wien 174.
1 8.
34) ©. Dtto ker. d. Oberl. Gel. Bd. IT. 1.
749. Jördens Bb. IT. P 106 sq. VI. p. 444 su. — kam ——
£pzg. 1784—1805. VII. 8
35) Gedicht eines Gkatben. epzg. 1766. 4.
$. 692.
In mander Beziehung, wenn aud nur entfernt mit
den oben genannten Schulen zufammenhängend, ragt doch une
‚endlih über alle derſelben Angehörige Friedrich Gottlob
Klopfod!) hervor, den fon Goethe einen außerorbentlicden
Mann nannte Er war den 2. Juli 1724 zu Queblinburg
geboren, fludierte 1780 — 45 zu Schulpforta, und dann. zu Jena,
wo er den Meſſtas entwarf und die drei erfien Gefänge, obwohl
in Profa, niederſchrieb. Nun trat er als Haußlehrer zu Langen
ſalza (1748) ein, wo er jene unglüdlide Liebe zur Srieberife
Deutfche Poefie. Klopſtock. 661
Schmidt (Fanny) faßte, die ihn (1750) zu Bodmer nad Zuͤrich
führte. Bon hier rief ihn Bernforf ab, der ihn nad Kopenhagen
zog, wo er bis zu deſſen Sturge (1771) blieb. Miuttlerweile
hatte er eine kurze, hoͤchſt glüdlihe Ehe mit Margareija Moller
(Meta) geführt (1757—58), ſchritt aber doch, tropdem daß ex
fe nie vergefien fommte, (1791) zu einer zweiten Bermäblung mit Jo⸗
hanne von Binthem, eine Wittwe, und farb den 17, März 1803,
Als Dichter betrachtet hat er fein Meiſterſtuͤckk in feiner Mefs
ſiade (1748-73), einem religiöfen Epos, defin Held der
Erlöfer iR, und worin Milton fein Vorbild war, geliefert. Es
verdient zwar, als eigentlide Epopoͤe beurtbeilt, in feiner Ge⸗
fammtheit diefen Namen nicht, an einzelnn Schönheiten aber, be
fonderd wo er fein Herz und Gefühl reven läßt (4. B. bei der
Schilderung ded gefallimen Engels Abbadonna), IR «8 unendlich
reich. Ihn aber deshalb mit Homer oder auch nur wit Dante
zufammenzuftellen, wird immer ein hinkender Vergleich bleiben, und
ſchon der fromme Herder tadelte an ihm den Mangel an finn
licher Begreiflichlelt, an Rationalität und an freier, von theolog⸗
iſcher Orthodoxie unabhängigen Auffaffung, wozu nod bie allyu-
große Einförmigkeit des Ganzen und bie in ber Länge ber Zeit,
welche er darauf wendete, liegende Ungleichheit der Ausführung
fommen. Unermeßlich groß if aber das Verdienſt dieſes Be.
dichte um die Deutſche Sprache und Ausbrudsmelie, welche mit
ihm erſt einen wahren Aufſchwung nimmt, und bat er au ben
Heameter, den gleichgeitig mit ihm auch Kleiſt in feinem Brühe
ling anwendete, nicht erfunden, fo hat er ihn doch zuerſt durch
die Gonfequenz feiner rhythmiſchen Ausbildung auf den Gipfel
der Bollmdung gebradt, wohin ihm faR Niemand wieder zu
folgen wagte. Uebrigens erkannte die großen Schönheiten dieſes
Gedichte wohl zuerſt Bodmer an, der es auch in feiner Roachide
nachzuahmen fuchte, wogegen ihn Bottfhed (Reu. a, d. Anm.
Gel. 1752, S. 62) In Beziehung auf Religion zu verbächtigen
fuchte, und fein Anhänger Teiler war dumm genug, in feinem
fomifchen Epos, der Wurmfamen, den von Klopftod gewählten
Heaameter lächerlich machen zu wollen, aber auch Leſſing fchrieb
vi Briefe über die erfin 16 Berfe des Meſſias (W. Br. XII.
S. 61), welde mit gewohnten Witz und Scharffinn die
662 Deutfche Poefie. Wieland.
ſchwachen Stellen herausfanden. Weit poetiſcher erfcheint Klopflod
in feinen lyriſchen Dichtungen, beſonders in den geiflicdhen Dven
MM er wahrhaft Davidiſcher Begeiflerung voll; aber aud iz
der weltlihen 2yrif hat er einige vortreffliche Lieder (an Fanny,
Selmar und Selma, der Sommerabend, die künftige Geliebie,
Vatetlandélied für Deutſche Maͤdchen x.) geliefert, und mehrere
feiner auch in die Geſangbücher übergegangenen geiflichen Lieder
(z. B. Stinf ih einf in jmm Solummer x., Auferfiehn, ja
auferfiehn ıc.) gehören zu den fchönflen Kirdkengefängen, die wir haben.
Rur feine mit yolitifch » patriotifher Tendenz gedichteten Barden»
tieder, wo die Nordiſche Mythologie vie Baſis if, lafien kalt,
und feine dramatifhen Dichtungen, die theils daffelbe Element
(Germannoſchlacht, Hermanns Tod, Hermann und die Fürften)
enthalten und von ihm Barbiete genannt wurden, thels ihre
Stoffe dem alten Teflamente ntlehnten, find Gebilde eined ver
fhrobenen Geſchmacks und zeugen fowohl von völliger Unkennt⸗
niß der Bühne als auch von Mangel an aller dramatikken
Anlage. So reinsreliglöß aber Klopflod war, und fo erhaben
und von allen Schladen der irdiſchen Sinnlichkeit die Regionen
find, in denen fi feine Phantafle bewegte, fo finnlih dagegen
iR das Element, welches die Arbeiten eines andern großen
Dichter feiner Zeit durchzieht, ich meine den heiter » jovialen
Ironiker Chriſtoph Martin Wieland?) aus Obechol—
heim *) bei Biberach (geb. d. 5. Sepibr. 1733). Er ſtudierte
zu Klofler Bergen und Tübingen und liebte bier feine Eonfine
Sophie Buttermann, die nadherige Frau von La Rote, die er
dur die Herausgabe ihres Romans, das Fräulein von Stern-
heim, in die gelehrte Welt einführte, völlig platoniſch, wovon
auch feine moraliſchen Erzählungen (1752) und fein Lehrgediche,
Bon der Ratur der Dinge (1751), beide im Haller, Kleif-
Hagedorn'ſchen Geiſte gefchrieben, zeugen. Run ging er zu
Bodmer (1752) in die Schweiz, wo er fi von Klopſtock be
geiftert fühlte und fehr fromm ward, wie feine Pfalmen oder
*) 8. Morgenblatt 1807. ur. 268. p 6. Allein Wieland felbfl, Borr.
— * Ausg. d. Agathon (S. W. 1, » p- 8 führt Biberach als fein
burtöort an,
Deutſche Poeſie. Wieland. 663
Empfindungen eines Chriſten (1755) beweiſen; bald aber lam
das ſinnliche Element bei ihm zum Durchbruche, und mit ſei⸗
nem Austritt aud Bodmer's Haufe und feiner Neberſiedelung
nah Bern fing er an, ſich ganz in die Arme der Frampöfiihen
Bernunftphllofophen und Glüdieligfeitsichrer zu werfen und
Epicurder zu werden. Rab Biberach (1760) zurüdgelehrt,
wo er Banzleidirector ward, ergab er fich jener üppigenSentimentalität
und finntiden Weltanſchauung eines Grebillon, die fih in fel-
nen Tomifhen Erzählungen (1762), dem ironifhen Sylvio von
Roſalba (1764), einer Satire auf die vornehmen Frömmler,
feinem berühmten Agathon (1766), einer Art allegoriſchen
Autobiographie (d. h. wie er gehandelt haben würde, wenn er
Agathon geweſen wäre) und Seelengeſchichte, welche Ideen dann
ſein Muſarion (1768) und feine Grazien (1769) weiter aus⸗
führten, auoſpricht. Nebenbei hatte er durch feine Ueberſetzung des
Shaffpere dem Publicum eine nicht blos anregende, fondern wahrs
haft veredelnde Lecture geboten. Bald darauf rief ihn die Her-
zogen Amalie von Weimar (1772) als Erzieher ihrer Söhne,
des berühmten Karl Auguf und Gonftantin, an ihren Hof, und
bier ſchrieb ex denn, nachdem er ſich fhon vorher im Idris
(1768), dem Neuen Amavdis (1771), dem anmuthigen Gandelin
(1776), im Wintermärhen und ®eron von dem Griechiſchen Bor
den in die mittelalterlihe Ritter. und Feenwelt verfegt hatte,
obwohl er wieder in der Oper Alceſte (1773) das Alterthum
zu modernifiten fuchte, was ibm aber ein geiftreihes, humori⸗
ſtiſches Pamphlet von Goethe, Götter, Helden und Wieland
(B. BD. XXXIII. S. 257 sq. ef. XXVI. ©.321sq.) betitelt
zuzog, feinen unübertrefflihen Oberon (1780) nah der dem
Huon von Bordeaur, einem altfranzöfifhen Ritterromane, zu
Grunde liegenden Sage und der im Shakſpere ſchen Sommer:
nachtötraume enthaltenen wounderfhönen Epifode vom Yeenfönig
Dberon und der Titanla. In diefem berrlihen Epos, von dem
Goethe fagte, daß, fo lange Poeſie Poeſie bleiben werde, ed auch
als ein Meiſterſtuͤck poetiiher Kunſt geliebt und bewundert wer-
den würde, wollte er nämlich die Idee von einer treuen Liebe,
welche von der Vorſehung trop allen fi ihr entgegenftellenden
Widerwaͤrtigkeiten zu einem glüdlichen Ende geführt werbe, vers
664 Deutſche Poeſie. !effing.
herrlichen. In vieler Bezichung kann man ihn hierin wit
Arioſto vergleihen; denn mag man die herrlichen Berfe, die vol
endete Sprache und die Kunfl, Ironie und Humor wit ber erw
fleſten Romantik geſchickt zu verſchmelzen, betvachten, immer iR a
wahrhaft unuͤbertrefflich. Von nun an neigt er fib aber wiede
zur heitern Democritiſch⸗Epicutaͤiſchen Didactik hin, wie fen
Goldner Spiegel (1772), die Abveriten (1774), Peregrinsd
Proteus (1791), Agathodaͤmon (1795) und befonders kin
Artkipp (1800) beweiſen, in welchem legteren er die Emm
und das Mefultat feiner wahrhaft das Griechiſche Leben tn ik
aufnehmenden Studien der alten Humanität darbietet und gewiß
die Ironie des Socrates, wie wir fle und vorflellen, wenn nit
übertroffen, doch jedenfalls gluͤcklich nachgeahmt hat. Was
übrigens dieſer feine Kritiker für die Bildung ber Dat
ſchen Literatur und die Kennmiß des Alterthums durch feinen
Deutſchen Mercur (1773) und fein Attiſches Mufeum (1796)
gehan, iſt zu befamnt, als daß es Hier noch weiterer Baur
theilung bebürfte. Er ftarb hochbejahrt den 20. Ian. 1813.
Als der dritte große Geiſt dieſes Abſchnitts leuchtet und
nun Gotthold Ephraim Leffting’) aus Camenz (geb.d. 22.
Jan. 1729), der Schöpfer der Deutſchen claſſtſchen Prola
entgegen, der bereits auf der Schufe zu Meißen Plautus um
Terenz eifrig ſtudierte und dann in Leipzig feine Neigung fr}
Theater durch daB Spiel der wadern Neuber'ſchen Gefecht
noch mehr. angeregt fab, fo daß er fhon mit Weiße für daffelk
zufammen arbeitete, und fi} um die eigentlichen Univerſitatsſtudien
fo wenig kümmerte, daß er ſelbſt geſteht, er wiſſe nicht redl,
was er in Leipzig und Wittenberg, wo er Magifter ward, eigentiib
Audiert habe, Er machte fi darauf in Berlin mit Nicolai md
Moſes Mendelſohn bekannt und ſchrieb in Potsdam (1755) fein bir⸗
geriides Schaufpiel, Miß Sara Sampfon, in weldem er, durch
Divero 8 Dramen angeregt, der bisherigen Franzoͤſiſchen Rich⸗
tung des Deutfhen Dramas, der er feibft in feinen früheren
Stüden (der Freigeiſt, Jude, Schatz x.) gehufnigt hatte, den
Krieg erklärte umd dadurch der Vater des Deutſchen Rational
familtendramas ward, weldes feiner Glanppunkt in Schillers
Kabale und Liebe fand, durch Ifflanb's, Kotzebue's und ber Weißen⸗
thurn Rührftüde wieder ſank, und erſt In neuerer Zeit nad
Deusfche Poefie. Leſſing. . 665
ziemlich verunglüdten Berfuhen (4. B. Eduard Devrimt’s, ber
Birds Dfeiffer x.) durch Gutzkow (Weißed Blatt, Werner,
Savage) Hebbel (Magdalena) ıc. einigermaßen wieber zu
Ehren gebraht ward. Leſſing wandte fh mun mit der
größten Thätigleit den Literaturbriefen zu, deren eigentlidyer
Gründer er war, und ſchrieb daneben, durch Windelmann ans
geregt, ven Laofoon, worin er nachweiſen wollte, wie die Schön,
heit ihrer felb wegen in der Kunft Hauptziel fein muͤſſe
(1766), und darauf (1767) Minna von Barnbelm, worin
er zuerfi ein Deutſches Nationaldrama auf vaterländiihen Grund
und Boden ſchuf, das alle Borzüge der Sara Sampfon, aber
wicht jenes Uebermaß der rhetorifhen Breite und des Larmoy⸗
anten hatte, welches man bier auöftellen fonnte. Weiter führte
er feine Anfihten über das Drama in feiner berühmten Ham⸗
burgifchen Dramaturgie (1768) aus, worin er mit dem größten
Starffinn die Mufter der ſtranzöſiſchen Tragiker analyfirt und
fritifirt, wonach er als Mufterküd oder, wie ein tafentvoller Kritiker
fagt, als lebendige Dramaturgie feine unſterbliche Emilia Ga⸗
lotti (1772) folgen ließ, in welder er die Geſchichte der Vir⸗
ginta aus Livius (III, 44.) im modernen Gewande bearbeitete
md feinen Zwed, damit der auftaudhenden Hypertragif der Sturms
und Drangperiode (befonderd dem Ugolino) einen Damm durch
biedarin entwidelte griechiſche Kunfl entgegenzuftellen, fo wirkfam er
reichte, daß, während alle jene Producte eines verfehlten Ges
ſchmacks fehr bald von der Bühne verſchwanden, Leffing’s Meifterr
wert, da6 man aber ſehen, nicht leſen muß, wie ſchon Herder
bemerkte, noch heute zu den feltenen Perlen gehört, welche zur
weilen auf dem unfruchtbaren Bühnenmeere aufihwimmen, Lei⸗
der wurde feine Thätiglelt unangenehm dur die Anmaßungen
des pedantiſchen Klop in Halle, die er jedoch durch feine Anti⸗
quarifchen Briefe vernichtete, geftört, und nachdem er ald Biblior
tbefer zu Wolfenbüttel (1770) die Wolfenbüttelfen Sragmente -
des H. ©. Neimarus, wortn befanntlich neben dem ganz ents
ſchieden ausgeſprochenen deiſtiſchen Nationalismus ein dogma⸗
tiſch und hiſtoriſch wohl geharniſchtes Angriffsſyffem auf das
Chriſtenthum erfolgte, edirt hatie, ſiel ihn ein orthodoxer Zelote,
ver Hambutger Paſtor Gore an, ber aber von ihm mit der
geiftooliiien Ironie gebührend abgeirumpft ward. Die bedeut⸗
666 Deutſche Poefie. Lefſing.
endſte dieſer polemiſchen Schriften IR die neuerdings dem belam-
ten Defonomen Albrecht Thaer*) (1752 — 1828) grundlos zu⸗
geſchriebene Erziehung des Menſchengeſchlechts, in welcher er prophetik
ein neucd Evangelium und eine Zeit der geifligen und moraliſcha
Bildung verheißt, wo der Menſch das Gute thun werde, wi
ed eben gut if, nicht blos, weil ed die Schrift geboten hal.
Endlih (1779) erſchien fein unſterblicher Nathan, worin a
poetifh das verwirklicht, was er In dem ?bengenanntn Wal
philoſophiſch deducirt Hatte, und zugleich in der feinen
Helden in den Mund gelegten Anſicht über alle pol
tiven Religionen die feinige an den Tag legt, und feine Haus
Iehre, in der Menſchenliebe Bott zu lieben, durdführt. Die
Form iſt auch bier, obwohl ebenfo vollendet ſchön wie der Stof,
den er aus Boccaccio’8 Decameron genommen hatte, nur Ro
benfache, und der eigentlibe Kern, Belämpfung des fanatifden
Überglaubend und der pfaͤffiſchen Sophiflik durch rationelle Intel;
ligenz, liegt Har am Tage. Leider farb er bald nad dieſen
Programm feiner Sefinnung, am 15. Febr. 1781, nadkem ct,
wie fein Freund Moſes Mendeisfohn fagte, mehr als ein New
ſchenalter feinem Jahrhundert vorausgeeilt war.
1) ©. (8. Er. Cramer) Klopflod. Er und über ihn. Deffau 1781-8
1782—93. V. 8. u. Klopftod in Fragmenten a, Briefen von Zellen er
Eliſa. Hamb. 1777—78. 1778-80. II. 8. 3. G. Gruber, Ki. Leben. 9%
1832. 8. Klopftod u. f. Freunde, Briefwechfel 2c. her. v. Klamer ©
Halberft. 1810. II. 8. Nachlaß: Auswahl a. f. hinter Papieren (he. !
Ehr. A. H. Clodius) ys. 1821. II. 8. K. v. Morgenſtern, Kiopftod. 8.
Borlef. Dorpat 1807. 16. u. KI. als vaterl. Dichter. ebd. 1814. 4. 3.2
Thieß, Kl. wie er fich feit einem halben Ihdt. als Dichter auf bie Natien
u. als Schriftſt. a. d. Eiter. gewirkt bat. Altona 1805. 8. Döring, de.
KL, in f. Werken Suppl. Bd. 1. &. Pfeiffer, Göthe u. Klopftod, m. BE
lagen. Rpzg. 1842. 12. Gervinus Bd. IV. p. 1143 sg. Hillebrand, Bd l.
p- 96 eg. Ylmar p- 480 »q. Iöcdens Bd. IH. p. 3 4q. Vi. p. 94
Goethe W. Bd. XXIV. p. 19 sg. XXV. p. 29% sq. XXVl. 8* iM.
220. 140. 327 sq. — Werke. Bd. I-VI. Cpag. 1798-1810. 4. aͤmmtl.
Werke. Lpzg. 1290- 1821. XIT. 8. ebd. 1923—26. XI. 16. (Daiu: &
Sämmtl. Sprachw. u. Aeſth. Schr. n. d. übrig. bis jegt noch ungedt. 2
Bed. Briefen ꝛc. herausg. dv. Bed u. Spindler. Lpzg. 1830. VI. 16. U-
Supplem. ©. deb. v. Döring. Weimar 1825. 16.) Gämmtl. WB. ebd. 189
IX. 16. in einem Banbe. ebd. 1839-40. 4. Grfte volift. Ausg. ebd. 18.
X. 12. (Dazu: Sämmtl. W. ergänzt in drei Bänden durch Sriefwechſe
Iebensgefhichtliche u... and. interr. Beltr. d d. Schmiblin. Gtuftg. 1839-40
lo he ring Genius a. Kl. Werken, ald Begifter zu ſ. Geſ. 3. Sem
2) ©. I. G. Gruber, Ch. M. Wieland’ geſch. Altenb. 181516, TI. 16
Leben. Neu bearb. 2p49.1827—28. IV. 8, (in [.B. Bb.L-LIN). 9.3
Shädelin, Zulle Bondeli, die Freundin Kouffeau’s und Mötelande. Br!
1838. 8. 9. Döring, Eh. M. Wieland, C. bioge, Dentm. Gangerhaul?
Deutſche Poefie. Epos. 667
1840. 16. Gervinus Bb. vw p- 193 sq. Hillebrand I. F 202g. Gorthe
W. Bd. IV. p. 33 sq. VI p 299. XI p- 49.29, X p-
sq. XXVI. p. 72. 395 sq. XXXII. p. 231 sq. XLV. nn 130. XLVIM.
p- 171. 179. Jördens Bd. V. p. 345487, Sümptt. Werke. Lpzg. 174—
1802. a I—-XXXIX. u. Suppl. 3b. I—VI. 4 A 8. Sämmtl. W. ber.
v. 3. &. Gruber. Lpzg. 1818— 28. LIT. 8. u. 16. (Dazu Wieland's
Selshfäilderung v. Gruber. Epag. 18:6. 12.) ebd. 1839 —40. XXXVI.
16. (1, dazu RA en, Genius a. W. Werken. Ald Regift. zu deſſ. Gef.
. a. Jena
3) S. Leben v. —8 G. Leſſing. Berl. 1793. III. 8. H. Gl. Gräve, kLeſ⸗
fing's Lebensgeſchichte oder Leſſing als Menſch dargeſtellit. cqus 1829. 8.
Fr. v. Schlegel, Ueber Leſſing, in feinen Char. u. Seit, Bd. I nz Ar
u. Geiſt a. def. Schriften. Lpzg. 1804. 1810. II. Ehr. * chüt,
Ueber Leſſing's Genie u. Schriften. Halle 1782. 8. SF. Saint, er
Leſſings. Lpzg. 1806. 8. u. im Panth. d Deutfchen. 3b. I. €. A. Diller,
Grinnerungen, a. ©. E. Leffing. Meiffen 1841. 8. Gl. —* Verf lingiana:
Ppag. 1 8. Herber im Deutfh. Merc. 1781. Octbr. 3; 3-39. Gervinus
Bo. vo p. 318 s . Hillebrand I. p. 205 sq. Sale rauınfchrweige ſchoͤne
eitt p. 93 sq. Zörbens BdbD. III. p. 2 p- 487 a0. MRorgenbl,
1844. or. 91 8 —* Schr. Böð. x PB 251 * XXV.
ar Pr 106. 166. 1 1. 315. XXXT. p. 1a — Säaämmtl. dere. Berl. De
94. XXX. 8. (Dazu: als u XXI. Lefl. Leben v. Schink. Berl. 1825.
8.) Sämmt!l. Särift. ber. v. Fr. Schink. Berl. 18235>—28. XXX.
12. Reue rechtm. Ausg. v. 8. Todnanın Berl. 1839—40. XII. 8. (Dazu
Gupplem. 8». enth. Briefe an Keffing v. Pebreren Berl. 1840. 8.) Ge⸗
fammelte Werke. Reue rechtm. X. Lpzg. 1841. X. 16. Sämmtl W. in eis
nem Bande. Ppza. 1841. 4. (Ledtere beid. Ausg. enth. nur e. Auswahl).
4 ©. ®. Koͤrte, audreche Thaer, fein Kehen und Wirken als Arzt und
Landwirth. Lpzg. 1839. (dageg. cf. G. E. Guhrauer, Leſſ. Erzieh.
Menſcheng. krit. u, phil. —S Ber. sa. 8.)
$. 693.
Betrachten wir jetzt die einzelnen Bäder der Dichtkunſt ins
nerhalb dieſer Periode, fo wird fi im eigentliden Epos nichts
finden als Bodmer’s Wilhelm von Dranfe (1774), Roadide
(1792), Hildebold und Wibrade (1777) x., des bekannten
Daniel Wilhelm Triller’s aus Erfurt, Hofraths und Pros
fefſſors der Medicin zu Wittenberg (1695 — 1782), eines bios
Gen Reimſchmids, Sähfifher Prinzenraub!), des Oeſtreichiſchen
Landſchaftsſecretaͤs Franz Ehrikopb von Scheyb (+ 1777)
Therefiade?), des Saͤchſiſchen Hauptmanns Chriſtoph Otto
Freiherrn von Schönaich aus Amtitz in der Niederlaufſith
(geb. 1725, geſt. 1807) Arminius und Heinrich der DBogler?),
elende platte Reimereien, obgleich ihr Verſaſſer die Frechheit hatte,
in -feiner Aeſthetik in einer Nuß nicht blos über die Schweizer,
fondern auch über Klopfliod als Reuerer den Stab zu brechen,
eines gewiſſen Johaun Ehrifian Euno*) aus Berlin (geb.
1708, gef. 1783) Rachahmung der Klopſtoch ſchen Meſſiade
668 Deutſche Poeſie. Epos. Poet. Erzählung. Satire.
unter gleichem Titel, und bes fon genanntn Zakartä
Schöpfung der Höfe und Unterwerfung der gefallenen Engel
(1760), ſowie deſſen unvollenveter Eortes (1766), die leider aud
an feiner leidigen Gallomanie krank liegen. Auh Wieland
ſchrieb eine Pruͤfung Abrahams (1753) und einen Cyrus
(1759), den er aber nicht vollendete, und Kleiſt's Ciſſides
und Pachides (1758) iR mehr poetifhe Erzählung ale Epopoe
Was das komiſche Heldengedicht anlangt, muß vor Triller’s ſchon
genanntem erbaͤrmlichen Burmfamen (1751), der unverbienter Weiſe
die Ehre hatte, Gegenſchriften bervorzurufen, und vor Löwen'd
Walpurgisnacht geradezu gewarnt werden; allein abgefehen davon,
daß Zahariä’s vortrefflibe Dichtungen, die beflen biefed Ab⸗
ſchnitts ſchon oben ihre Stelle fanden, hat doch Bodmer's
Arminius Schönaih (1756), eine Satire auf bed erwähnten
Gottſchedianers Schoͤnaich Hermann, die aber wieder von dieſen
ungeſchickte Sinngedichte (1755) hervorrief, mandes Huͤbſce.
In Utzen s Gieg des Liebesgottes (1753), in des Dänifchen Zufi
rathe Johann Jakob Duſch aus Gele (1727-85) Toppee
und Schooßhund”), freilich ohne eigentliche Vis comica, und in des
Regifiratore Johann Friedrich Löwen‘) aus Clausthal
(1729— 71), welcher der Erſte war, der eine Geſchichte ded
Deutfhen Theaters (mehr der Schaufpieler) fchrieb, im Bänke,
fängertone gefhriebenen Romanzen findet man manches Trefflikt,
wie denn aud des befannten Johann Chriſtoph Roſt?)) nd
Leipzig (geb. 1717, gef. 1770), Oberfleuerfecretärd zu Dredim,
Tänzerinnen, Borfpiel, fowie theilweiſe auch feine Schaͤfergedichte
hierhergehören, Wäre Lepterer nur weniger, fhmuzig, fo Fönnte man
manchen feiner Arbeiten Geſchmack abgewinnen, aber feine jdene
Rat (Beichrelbung der Braumacht), fpäterhin ohne fein Biſſen
ganz in Kupfer geflohen, und feinen Zeitgeiſt würde felbR ein
Caſanova nicht auftößiger gefhrieben haben. Zur rein poetiſchen
Erzählung gehören Gleim's Alexis und Elife (1771),
Duſch's Tempel ver Liebe oder Andon und Themire, Wie
land's dem Mittelalter entlehnte Eleinere Gedichte und des He
ſiſchen Bibliothekars und Medaillendiebs zu Caſſel Rudolph
Erich Raspers aus Hannover (1736 —04) Hermin und Guxilde
eine Nachahmung dieſes Genres (1760)°%). Unter ven Sa⸗
tiritern, deren Coryphäen Rabener und Liscow mir oben
Deutſche Poeſie. Satire. Lehrgedicht. 669
ſchon beſprachen, müſſen jedoch auch Heinrich Gottlob’s
von Juſtiꝰ) aus Brücken in Thüringen, Preußiſchen Berghaupt⸗
manns in der Mark (+ 1771), Dichterinſel, Friedrich Juſt
Niedel' o10) aus Wiſſelbach bei Erfurt (1742 — 85) Mährchen
vom Hute, Vorſchlag zur Abhuͤlfe des Brodmangels ꝛc., die an
Liſceno Geiſt erinnern, Bodmer’s gerechter Momns (1780),
worin er freilich das damalige Treiben in der Literatur etwas
parteliſch an den Pranger ſiellt, feine Ausfälle auf Triller und
GSottſched, die wenigfiend gerebter find als feine Angriffe auf
die Bremer Beiträge (Bom Natürliden in Schäfergebichten,
1746), Wieland, Gleim und Jacobi (Bon den Grafen des
Kleinen), Haller’ 8 Wann nah der Welt (1733), und Ha⸗
gedorn’s, der fhon als Gymnaſtaſt zu Hamburg im Patrioten
(St. CXD eine Satire auf die damals fo vorherrfhende Ballomanie
ſchrieb, Gelehrter (1740) und Schwäsßer (1744), eine Rad
ahmung der bekannten Horazifben Satire (1, 9), bier eine Stelle
finder, gegen welde des gelehrten Profefiors Johann Jos
achim Schwabe") zu Leipzig (1714-85) Bertheidigung
Sottſched's, auf deſſen Theaterwuth Johann Chriſtoph
Roſt ein recht ditteres, aber gelungenes Pamphlet, der Teufel
an Herrn Gottſched, Kunſtrichter der Leipziger Schaubuͤhne,
(1755) fertigte, worin er ſich, wie in feinem Vorſpiel bis zum Genie
Boileau's erhob, gegen die Schweizer völlig mißrathen zu nen»
nen iſt. Zahlreich iR die Zahl der Lehrgedichte; doch iſt auch
manches Brave darunter, fo kann man doc nicht fagen, daß etwas
Hersorragmdes oder Ausgezeichneted hier zu erwähnen wäre,
Denn, abgefehen von Trilier’s geifllofen, bändereihen Nach⸗
abmımgen Brodes’, -Iafien felbft Albr. v. Haller’s Alpen
(1729), bei fhönen inzelheiten, falt, und feine Unterſuchungen
über den Urfprung des Uebels (1734) find proſaiſch, ebenfo
Bodmer's kritiſche Lobgedichte. Höher flieht Chriſtian
Friedrich Zernitz) aus Tangermünde (1717 — 45), ber
feine moraliſchen Lehrſaͤtze in der loſen, aber kraͤftigen Manier
des Lucrez ausſprach und hier nur im proſaiſchen Ausdruck
den Schüler Gottſched's verraͤth, während feine Schaͤfergedichte
wenig mehr als trivfale Reimereien find, ſowie von Cronmegk, def
fer Einfamlcten, ein doppeltes Lehrgedicht, Stadtleben, Ein
670 Deutſche Poeſie. Lehrgedicht.
ladung aufs Land und Glück der Thorn Hagedorn's Ber
fen (1741), Glückſeliglkeit (1743) und Freundſchaft (1748)
nicht nachſtehen. Auch Pyra bat ein ſehr huͤbſches didactiſch
Talent in feinem Tempel der Dichtkunſt an den Tag geleg
und wer fennt nit ®ellert’6 Menſchenfreund und Freund
fbaft, Bebichte, die, wenn, fie auch nicht gerade dichteriſchen Ge
nius verrathen, doch fon wegen der ehrenwerthen Befinnum
ihres Verfaſſers nit vergefien werden dürfen? Käfner hat
ſich auch in diefem Wache verfucht (3. B. Ueber die Reime, von
den Kometen ıc.), allein er hätte befier gethan, nicht allunied
zu unternehmen; denn ihm ‚übertrifft fon bei weitem Dufd
in feinen Wiſſenſchafien und in feinen Verſuchen von der Ber
nunft, Loewen in feinem Adel und Genuß. des Leben,
Ereuz in feinen Gräbern (1760), einem vortrefflihen Gerihk,
fowie in feinem Berfuh vom Menſchen, ja ſelbſt Upens Berub
über die Kunſt, lets fröhlih zu fein, ragt unendlich über ihn
hervor. Wenn Gleim in feinem rothen Bude die tieflinnige
Myſtik des Orients nachahmen wolke, fo iſt es ibm nur ſeht
wenig gelungen, und auch Wieland hat in der Ratur der Dinge
oder der vollkommenen Welt (1752), im Antis Dvin (1752) und
in dem Mufarten oder der Philoſophie der Brazien (1768) dat
Geld des Lehrgedichtö betreten; aber fein lebendiger humorlkilde
Character ſpielt dob immer eine fo hervorragende Rolle, If
er den eigentliben Zweck feiner Dichtungen vergißt und ine
ned Miſchding von Ernft und Laune verfällt, Das nun elnmil
mit dem wahren Lehrgedichte unvereinbar find. rnfer und
vol tiefer Reflerion iſt aber Leffing in feinen Verſuchen übe
die Religion und die menſchliche Glüͤckſeligkeit; allein man bat bie
feine Leitungen faR ganz vergefien, al& er in den Mund feine
Nathan, freilib im dramatiſchen Bewande, jene Sprüche der Weisheit
legte, welche an Tiefe fihwerlih von der vielgerühmten Weisheit
der Braminen übertroffen werben dürften,
1) ©. Hamb. Beitr. 3. Hifl. d. @el. Bd. II. p. 142 sq. Zörbens V.
p- 86 sq. Poctifhe Betrachtungen über verfchiedene aus der Ratur und
Sittenlehre hergenommenen Materien. Hamb. 1725—55. VI.8. Reue Yıfopı
ifhe und moralifhe Fabeln in gebundener Rede. Hamb. 1740. 1750. 8
Der Eächfifche Prinzenraub, ober der wohlverbiente Köhler, in einem Ge
dichte fürgeftellet, in vier Büchern. Frkft. a. M. 1743. 8. Der Wurmſamen,
ein Heldengebicht. Erſter Befang, welchem bald noch 29 andere folgen ſollen.
Deutſche Poefie. 671
o. D. 1751. 8. Die geprüfte Pocken -Inokulation, ein phyſ. moral. Gedicht.
a. M. 1766. 8
2) Therefiade. Wien 1746. 4. (f. Dllmüs. Don. Ausz. Bd.I. 142 q.
Hi. 4 p. 749 2q.)
38) ©. 3. 3. Schwabe d. Lorbeerkranz, w. d. Fr. v. Sch. v. d. äh.
Phil. Fac. zu Lpzg. erh. h. Lpag. 1752. 4. Morgenbl. 1808. ur.16. Neu.
Leipz. Litt. 3 Int. 31. 1808. ar. W. p. 306 F Joͤrdens Bd. IV. p. 607
sq. — Dermann ober das befreite Deutfchland. Lpzg. 1751. 1753. 1760. &.
1805. 4. Heinrich der Wogler oder die gebämpften Yunnen. Berl. 1757. 4.
Dden, Satiren, Briefe und Nahahmungen. Lpzg. 1761. 8.
4) Meffiade in 12 Gel. Umfterd. 1762. 8. Gedichte. Berl. 1782. 8
Geiftlihe Lieder. Hamb. 175864. IV. 8. S. Neu. Gel. Europa. Bd. XVI.
p- 380 sq. Meifter Char. Deutih. Dicht. Bd. IT. p. 27 sq. Meufel Lex.
d. v. 3. 1750 verft. Deutſch. Schr. Bd. II. p. 258. Jördens V. p.838sq.
5) ©. Hirfhing Bd. II. 1. p. 64 sq. Jördens Bb. I. BR 406 sq.
VL p. 28 sq. Kordes, er d. Schlesw. beit. Schriftft. p. 456 2 —
Sämmtl. Poet. Werke. Altona 1765 67. Bd. 1. u. HI. 8. Verm. Werke
in verſch. Art. d. Dicht! Jena 1754. 8 D. Tempel db. Liebe. Hamb. u.
. 1787. 8. Das Toppee, in f. Berm. W. Der Schooßhund. At.
175.
6) ©. Zörbens Bb. TIL. p. 416 F Schmid Nekr. Bb..II. p. 561 3—
Fe dent. 1765—66. IV. 8. Romanzen. Hamb. 1762. 1769.
. 1711.
N Schmid Nekrol. Bd. II. p. 435 sg. u. Blogr. d. Dit. 3b. IL,
. 412 sq. — Schäfererzählungen. Berl. 1742, 1744. 8. Die Ihöne Nacht.
eri. 1763. 8. Das Vorfpiel, e. fat. cp. Ged. in 5 Geſ. Dresd. 1742. 4.
Bern 1763. 4. 1772. 4. Der Teufel an Herren S. Utopien. 1755. 8. u. in
Schmids Anth. d. Deutſch. I. p. 213 sq. u. in d. Berl. Don. Schr. 1805.
San. p- 31 sq. Bermifchte Gedichte. o. D. 1769. 8.
8) ©. Strieder Heff. Sel. Geſch. Bd. XI. p- 221 sq. Lemgo. Auserl.
Bibl. Bb. 16. p. 264 sq. Hirfhing Bd. IX. 1. p. 107.
9) Die Dichter⸗Inſel nad ihren verfchiedenen Landſchaften und den
darin befindlichen Einwohnern fowohl, als auch derfelben Gottesbienft,
Staats⸗ und Kriegsperfaffung unpartheiſch befchrieben benebft einem Lob⸗
und Heldengedichte. Epzg. u. Wittend. 1745. 3. Gcherzhafte u. fatyrifche
Schriften. Berl. 1760—65. III. 8,
10) Sämmtlihe Schriften. Wien 1786—87. V. 8. ©. Journ. v. u. f.
Deutſchl. 1786. St. IV. p. 310 sq. Birfhing IX. 2. p. 270 sq, Jördens
Bd. IV. p. 349 sq.
11) Gritifher Sack⸗, Schreibe und Taſchen⸗Almanach auf das Jahr
1744, geſtellt durch Chrys. Mathanasium. Winterthur (Lpzg.) 8. Voll
eingeſchanktes Zintenfäfft eines allezeit parat feyenden Brief Secretary 2%
Bon R. D. Vito Biaurockelio. Kuffftein 1745. 8.
12) ©. Schmid Nett. I. p. 191 ss. Yördens V. p. 602 2q. — Vers
fudy in moralifchen und Schaͤfergedichten. Hamb. Lpzg. 1746. 8.
‘
572 Deutſche Poefie. Fabel. Poet. Epiftel. Epigramm.
$. 694.
Was nun die Fabel anlangt, fo hatte Triller' mit ſa
nen Mefopifhen Yabeln- von den Säwelzern viel auöpuſtchen
wenn aber Bodmer ſich einfallen ließ, Leffing?’ 6 vortrefflik
Fabein zu yparodiren, weil dieſer große Gritifer feine Fabeltheori
etwas miigenommen hatte, fo war dieß ſehr kleinlich und unge
(hit. Da nun Johann Adolph Schlegel's und Gi.
fete’6 Haben und Erzählungen unbedeutend, Lichtwer's
und Willamon’6 Haben aber bereite erwähnt find,
fo wil ih nur Gellert’S Namen nennen und bemerfen, daß
feine Fabeln nicht blos fa in alle Europälfhe Spraden über
fegt wurden, fondern auch noch heute in den Händen bes Bob
kes und der Jugend find, und mögen auch einzelne henizutag
wegen der darin ausgefprodenn Maximen (die heutigen Bauen
von Gelenau ließen ſich Feinen mißliebigen Pfarrer aufnoͤthigen,
und ein Amtmann von heute könnte aud nicht mehr eine Spradt
führen wie ber Gellerr’ihe) nicht mehr paſſen, fo Liegt bed in
allen eine fo gefunde, hausbadene Moral, daß, wer nah ihr
lebt, nothwendig ein guter und practiſcher Menſch werben muß.
In der poetifchen Epiſtel haben fi nicht ohne Gluͤck Johann
Elias Schlegel, Us, Jacobi (3. B. an das Publias)
Sleim, Wieland und befonders ber fon genannte Riedel
(3. ®. an die Deutſchen Dichter) verfudt. Dad Epigrem
bat nur wenig Bearbeiter gefunden, und unter dieſen bat Le’
fing dem uns im Martial gegebenen Muſter fih am Meißen
genähert, obgleih Käfner, der freitih am Witzdurchfall Mitt,
noch entſchiedeneres epigrammatiſches Talent hatte, wenn er aus
daffelbe leider zu oft zu hämifchen Berfönlichfeiten mißbrauchte;
Kretſchmann if allerdings weit gustwwüthiger, aber auch viel
unbedeutende, Das dichteriſche Bemälde führt ums zu
Igrifhen Poeſie über. Hier flieht Haller oben an, denn fen
Alpen, wenn auch eigentlich beſchreibend, gehören ebenſo gut wie
Kleiſt's Krühling, der aber von feinem Verfaſſer nodmald
umgearbeitet werden follte, als berfelbe Thomſon's Jahreszeiten
fennen gelernt hatte, diefer Gattung an, und verbienen Kleif’
Lob, der zu Haller am Schluffe feines Fruͤhlings fagte, er habe
Deutſche Poefie. Satire. Lchrgedicht. 669
ſchon befprachen, müflen jedoch auch Heinrich Gottloh’e
von Zufi?) aus Brüden in Thüringen, Preubiſchen Berghaupt⸗
manns in der Mark (+ 1771), Dichterinſel, Fried rich Zur
Niedel'sio) aus Wiſſelbach bei Erfurt (174285) Mährchen
vom Hute, Vorfhlag zur Abhülfe des Brodmangels ıc., die an
Liscow's Geiſt erinnern, Bodmer’s gerehter Momns (1780),
worte er freilih das damalige Treiben in der Literatur etwas
partetifb an den Pranger ſiellt, feine Ausfälle auf Triller und
Gottſched, die wenigſtens gerechter find als feine Angriffe auf
die Bremer Beiträge (Bom Ratürliden in Schaͤfergedichten,
1746), Wieland, Gleim und Jacobi (Bon den Grazien des
Kleinen), Haller’s Mann nad ver Welt (17833), und Has
gedorn’s, der fhon als Gymnaſtaſt zu Hamburg im Patrioten
(St, CXD eine Satire auf die damals fo vorherrichende Ballomante
ſchrieb, Gelehrter (1740) und Schwäßer (1744), eine Rad»
ahmung der befannten Horazifden Satire (1, 9), bier eine Stelle
finden, gegen welde des gelehrten Profeflors Johann Jo⸗
achtm Schwabe") zu Leipzig (1714—85) Vertheidigung
Gottſched's, auf defien Theaterwuth Johann Chriſtoph
Nof ein recht bittered, aber gelungenes Pamphlet, der Teufel
an Herrn Gottſched, Kunftrihter der Leipziger Schaubühne,-
(1755) fertigte, worin er fi, wie in feinem Vorſpiel bis zum Genie
Boileau's erhob, gegen die Schweizer völlig mißrathen zu nen»
nen iſt. Zahlreich iR die Zahl der Lehrgedichte; doch iR auch
mandhed Brave darunter, fo fann mandod nicht fagen, daß etwas
Hervorragende oder Ausgezeichneted bier zu erwähnen wäre.
Denn, abgefehen von Triller’s geifllofen, bändereihen Nach⸗
abmungen Brodes’, lafſen ſelbſt Albr. v. Haller’s Alpen
(1729), bei fhönen Ginzelheiten, kalt, und feine Unterſuchungen
über ben Urfprung des Uebels (1734) find proſaiſch, ebenfo
Bodmer’s kritiſche Lobgedichte. Höher ſteht Ehrifian
Friedrich Zernitzz) aus Tangermünde (1717—45), der
feine moraliſchen Lehrfäpe in der lofen, aber kraͤftigen Manier
des Lucrez ausſprach und hier nur im proſaiſchen Ausdruck
den Schüler Gottfched's verraͤth, während feine Schaͤfergedichte
wenig mehr als triviale Reimereien find, ſowie von Cronmegk, deſ⸗
fen Einfamfcten, ein doppeltes Lehrgedicht, Stadtleben, Ein⸗
674 Deutſche Poeſie. Lyrik.
Was nun’ die eigentliche Lyrik anlangt, fo haben zwar in der
Dve Lange, Uz und Eramer Einiges geleiftet, allein form
vollendet und eritifh rein flofien fie er aus Ramler’ 6 ce;
dann nahm ſich Klopſtock dieſes Genres an, und mi
ver ihm allein eigenen hohen Phantafie und jener wahrhaft gt
lien Begeifterung fang er jene erhebenden Gefänge, welche ihe
die Unfterblichfeit verfchafften, und erfand nicht blos Ih
neue Metra, fondern wußte auch die der Alten fo nadyubihe,
wie Keiner vor odernady ihm. Reffing und Johann Abolpt
Schlegel übten zwar dieſes Genre aud, allein erſterer fi
(don dadurd, daß er uns vier am fich critiich vortrefflide En
würfe zu Oden in Proſa Hinterließ, gezeigt, daß er fein geb
ner Odendichter war, fonft hätte er ja diefe nicht nöthig gehatt
und lepterer bietet nur einzelne Schönheiten. Willamov Mi
duch feine Ditbyramben, bie übrigens, wenn man die Schwieriz
feiten betrachtet, mit denen er zu kaͤmpfen hatte, allen Anfprüda
genügen, nur bewiefen, wie biefe Form der Poefie für unſen
Sprache etwas Unmöglies if. Die Nachahmer von Klopkodt
verunglücter Bardenpoefie endlich wollen wir hier mit Stillſcweiga
übergehen. Unter den Elegikern deſſelben Abſchnitts iR die
Genre auch faſt durdgängig als gelungen anzufeben, w*
Canitzens (einzige) Elegie auf den Tod feiner Doris, Hal’
ler’8 Oben auf Marianens Krankheit und Tod und aufEit:
Bodmer’s Elegie auf diefelbe Mariane, und endlich Klod⸗
ſtock's elegiich gehaltene Oden (z. B. an Fanny, die frühe
Gräber, die Barden x.) Gleim hat auch hierin nichts De
ſonderes geleitet; Dagegen iſ Ramler’ 8 Elegie auf ben IM
des Prinzen Heinrich von Preußen befannt genug, und ber el!
Gellert bat. durch feinen Tod drei fehr gelungene höchſt gefühl
volle Trauerelegieen von Selten, Gramer’s, Weiße’: m
Denis’ hervorgerufen. Als Gantatenbichter trat auch Johan
Elias Schlegel auf, allein nur Ramler gelang «6, au
diefer ungefidten Form etwas Claſſtſches zu maden; man kit
nur feinen Pygmallon und fein freilich nicht ganz origineled
Hleranderfefl. Als heitere Liederdichter verdienen bier eine Stelle
Zachariä, Gifefe, Uz, Leffing, Sötz, Löwen, Crones!
Auswahl nicht groß, aber dafür find die Verſuche in bin
Deueſche Poeſie. Idylle. 673
ſich die Pfeiler des Himmels, die Alpen, die er befungen, au
Ehrenfäulen gemacht, vollkommen. Geßner's Naht (1750),
in Proſa, hat alle Fehler und Mängel, die man an feinen
Idyllen rügt, Duſchen s Schilderungen aus dem Reiche der. Ras
tur und Sittenlehre (1757) hat ein Critiker in den Literaturs
briefen (II. S. 319. 371) mit Recht für einen unzuſammen⸗
hängenden Cento aus Pope, Thomfon, Young, Haller, Kleiſt
und vielen Andern erklärt, und Zachariaͤ's Tageseiten (1755),
fowie fein Tempel des Friedens (1756) und Tayti oder Die glüdliche
Inſel find fhwah (1777), fo daß die allerdings in Profa abs
gefaßten Schilderungen Hans Wilhelm’s von Gerſten⸗
berg, der Abend, der Tabak, die Hochzeit des Bacchus und
der Venus ıc., weit gelungener zu nennen find. Unter ben
Idyllendichtern dieſes Abſchnittes muͤſſen allerbinge vie
und bereitd bekannten Johann Nicolaus Gotz, Con⸗
rad Arnold Schmid und der frühverſtorbene Chriſtian
Friedrich Zernitz, der beſonders als Nachahmer der
Griechen wenigſtens eine richtige Idee von dem Weſen die⸗
fer Dichtart hatte, genannt werden, allein eigentlichen Guropäs
hen Ruf erlangte nur Geßner mit feinen fa in alle le
bende Spraden überfebten Idyllen, deren hoͤchſt harmoniſch⸗
melodiöfe Profa viele ſchlechte Neimereien aufwiegt. Genannt
zu werben verdient aud fein letzter Schiffer, fowie fein Schäfers
roman Daphnis, in welchem er aber die Klippen ebenfall nicht vers
mieden bat, an denen fchon fo Biele, welche fih in diefem Genre
verſuchten, gefeeitert find. Unter Kleiſt's idyllenartigen Er⸗
zaͤhlungen iſt der elegiſch gehaltene Amynt die beruͤhmteſte, die
beſte aber ſeine Fiſcheridylle Irin, obwohl auch ſein Miron und
ſeine Iris hier erwaͤhnt werden muͤſſen, weil er darin zuerſt die dia⸗
logiſche Form waͤhlte. Koͤnnte man endlich Roſt's 24 Schaͤ⸗
fergedichte, welche größtentheild locale, temporelle und ſatiriſche
Anſpielungen enthalten, jetzt noch verſtthen, folglich auch richtig
wuͤrdigen, ſo wuͤrden die großen Fehler, die ſie wie ſeine uͤbrigen
Werte haben, vor der naiven Schalkheit, dem. wigigen Humor
und dem allerliebfien, ungezierten Verobau, der fie auszeichnet,
verfchwinden.
Gräfe, Handb. d. Literãrgeſchichte. III. 43
676 Deutfche Poeſie. Kirchenlied.
—-1769), der größte Liederdichter nach Gerhard und wahrhaft
geiftreiher Volksdichter, dann Magdalena Sibylla Rie
ger(in?), die Toter des ebengenannten Weißenſee aus Mau
bronn (1707— 86), die nur zuweilen etwas zu myſtiſch⸗ſuͤßlld
wird, der berühmte Publiciſt Johann Jacob vonMofer")
der die meiften und beflen feiner geiftlihen @efänge (über 1200)
als Staatögefangener zu Hohentwiel dichtete, und der heftige
Braufelopf, der Generalmajor Philipp Friedrich Rieger")
aus Stuttgart (1723 — 82), durd feine jahrelangen Leiden alt
Sefangener auf Hohentwiel wohlbefannt. Wie viel übrigens
aud noch von Andern gedichtet wurde, geht ſchon aus der gr"
Gen Anzahl der Würtemberger Geſangbuͤcher während dieſer Jeil
hervor, welde von 1664—1732 beinahe die Zahl funfig
erreichte"). Eine dritte Dichterſchule dieſer Periode bilden die
Sänger der Herrnhuter oder Maͤhriſchen Brüdergemeinde, dem
Lieder größtentheild in das Geſangbuch derfelben (1734) über
gegangen find und an deren Epipe ver berühmte Stifter der
felben, Graf Nicolaus Ludwig von Zinzendorf"”) aus
Dresden (1700-1760), ein Außerfi fruchtbarer (er verfaßte
über 2000 Lieder), aber oft nur zu überfpannter Gefuͤhlsdichte,,
nieht, deffen Leben der Berfolgungen wegen, die er auszufichen hatte,
ziemlich merkwuͤrdig if. Seine Lieder drehen ſich faſt alle um dk
Idee einer wahren Gemeinſchaft mit Chrifto, dem Gefreuggfet.
der Brüder unter fih und des Mittleramts des Heil. Gerd
und flehen eigentlih denen feines Sohnes Chriſt ian Rt
natus aus Hermhut (1727 —52) nah. Endlich if ned
die jenen oben erwähnten Schulen entgegengefegte Oppofition®
partet der Orthodoxen zu erwähnen, auf welche, obgleih fie eigen!
lich Feinde der Pietiften, wenighens der füngem Halliſchen Scule,
waren, jedoch legtere nichtsdeſtoweniger einen bedeutenden Einfluß
ausübten, fo daß fie eigentlich nur eine Vermittlung zwiſchen Sub
jecttoität und Objectioität zu Wege braten. Dadurch nahem
fie aber wieder eine falle Richtung, weil fie (3. B. I%
bann Adam Xehmus") aus Rothenburg an der Tauber
[1707— 88], wo er auch Superintendent war), ſich einfallen ließen
über alle mögliche einzelne Glaubenslehren und Säge bes chriß⸗
li proteſtantiſchen Lchrbegriffs Lieder zu dichten. Ohne mid
Deufpe Porfe. Kirchenlied. 675
und befonders Ehriftian Felix Weiße mit feinen Amazonen »
und Kinderliedern, Gerfienberg mit feinen nieblichen
Zändeleien, der von Gottſched unterflüßte Naturdichter Gott
lieb Fuchs!) and Lepperöborf (1722—99), und der Som
derling Johann Joachtn Ewald?) aus Spandau (1727
—67) mit ihren Liedern, fowie endlih Ludwig Friedrich
Lenz’) (1717 —80) mit feinen Gefängen für Freimaurer,
den erſten diefer Art in Deutfchland.
Das geiflihe Lied hat dagegen einige vorzüglide Dichter
auſzuweiſen. Ich will jedoch nicht fagen, daß hierher die myſtiſchen
Supernaturalifien der jüngern Halliigen Schule (1720 — 1740),
- Carl Heinrich von Bojatzky aus Jankowe in Nieder:
fälefen (1690— 1774), der Berfafler des befannten Guͤldnen
Shapfäßleind, Dr. Johann Jakob Rambad’) aus Halle
(1693 —1735), zulegt Profeflor zu Gießen, und der Verfaſſer
des Bunzlaur Catechismus Eruſt Gottlieb Wolters.
dorf‘) aus Friedricbsfelde bei Berlin (1725—61), der fi
befonderd nad) den Berfafiern ber befannten Cöthner Lieber,
welche der Hofprediger Johann Ludwig Conrad Allen»
dorf’) aus Josbach bei Marburg (1695 —1773) und Leo»
pold Franz Friedrih Lehr?) aus Kronenberg bei Frank.
furt a. M. (1709 — 44), Diaconus zu Eöihen, gedichtet hatten,
bildete, allein gehören. Jene nämlich find auch Die bedeutendften Häup-
ter diefer Schule, aber wichtiger if noch die Würtemberger Dich⸗
terſchule, welche, ald ein reinerer Pietismus befonderd durch den
Einfluß Spener's entfanden war, fih mit den Halifhen My⸗
ſtilern in -Berbindung fehte und ihre Hauptflübe in. dem Präs
Iaten von Alpirebah Dr. Johann Albrecht Bengel?) aus
Winnenden (1687—1752), der jedoch nur 10 Lieber dichtete,
fand, weil diefer, von Franke felbR gebilvet, eine fürmliche Schule
aͤhnlich denfender Männer heranzog. Die beveutendflen Dichter
dieſes Kreiſes find aber Dr. Johann Reinhard Hedinger’)
aus Stuttgart (1664— 1704), Probſt zu Herbrechtingen, Phi⸗
lipp Heinrich Weißenfee‘) aus Bichberg (1697-1767),
Probſt zu Dentendorf, der Thomas a Kempis Nachfolge Ehrift in
wohllautende Verſe brachte, der Bfarrer zu Steinheim Philipp
Friedrich Hiller") aus Mühlhaufen an der En; (1699
43
678 Deutſche Poefie- Geiftliches Lied.
O 5) G. D. Büttner, Lebensb. N. %p 7 1787. II. u. 8. — Poetiſche
Feſtgebanken. Jena 1726. IV. A. 8. Geiſtiiche Poeſieen. Gießen 1735. II. 8
6) Die evangelifhen Pfalmen. Cöthen 1751—52. II. 8. 8. Neu. 4
u. m. d. Verf. Lebensl. gemehrt v. G. F. Schneider. Dresb. II.A. 18428
7) Coͤthniſche Fieder. Cöthen 1723. Koͤnigsb. 1746. 8. (Stimmen au
3fon.) Stargarb 1740. 8.
8) Leb. u. Lieber. &. v. G. G. ©iefen. Epgs. 3746. 8. u. in d. Kicker
berg. Samml. nügl. Mater. Ih. I. St. V..
98.3.9. 2. Leb. v. 3. Chr. F. Burf. Stuttg. 1837. IL U. 8
10) S. Knapp, Chriſtoterpe 1836. p. 269-330. Weel Lebensbeſcht
I. p. 380 sq. u. Anal. hymn. II, p. 259 sq. Strieder Bd. V. p. HM
sq. — Anbächtiger Herzensklang in dem innerften Heiligthum Sottes. .
1700. 1705. 1713. 8. Paffionsfpiegel. Stuttg. 1702.1716.8. Befang: um
Gedetbuch fammt Lebensregeln. ebd. 1700. 8.
11) S. M. Syb. Riegerin Geiftl. u. mor. Geb, IT. Samml. 1746. 8.
Anhang. Detingere Selbſtbiogr. her. v. Hamberger. Stuttg. 1835. 8. Pre
giger Gottgeh. Poef. 1777. p. 280 sq.
19) ©. Knapp, Shriftoterpe 1842. Koch Bd. I. p. 314 sq. — Pat
diesgärtlein geiftliher Gebete in Liedern. Nürnb. 172931. 4. übin
1744. 8. Geiftliches Liederkäftlein. ebd. 1762—67. II. 8. Geiſtliche Lieder }
erft. M. gef. n. d. Abr. f. Leb. v. Ehmann. Reutling. 1844. 8.
13) Verſuch einiger geiftl. u. moral. Gedichte in d. Drud geg. & D.
W. Triller. Frkft. 1743. 8. Neue Sammt. Gtuttg. 1746. 8.
14) ©. Leb. 3.3. M. v. ihm f. beſchr. Stuttg. 1777. 8. 8. Fr. Lid⸗
berhofe, Züge a. d. deb. 3. 3. M. Heibelb. 1843. 8. Koch Bd. L p. 3%
sg. — Funfzig geiftliche Lieder. Tübing. 1732. 8. Sammung von fünf un
vierzig Krantentiebern. ebd. 1757. 8. Gefammelte Lieder, fo zum Theil fd
vormals gedrudt, zum Theil aber bis noch ebr. geweſen. GStech
1766-67 8 9 der ungen. geweſ
15) S. Schiller, Das Spiel d. Schidfals, in f. Ki. Prof. Chr
Br. I. p. 563 sq. (8. Bd. XI.) Paulus im Sophronizon 1824. HT.
P- 1-9. 9— 16. 17-2. 9. V. p. 3152. Hoch Würtemb. Denke. 18.
0 1. P. 41—52. Koch Bd. I. P⸗ 335 sq.
16) ©. Koh Bd. I. p. 342-355.
17) ©. Spangenberg, Das Leb, d. Gr. v.3. Barby 1771. aq, YORE.
8. v9. Schrautenbadh, nn. a. d. Er. v. 8. 1828. 8. Knapp, Leben?
d. Er. v. 3. in deſſ. Samml. f. Geb. 3 W. Verbed, Biogr. Er. v. 3.
Gnadau 1845. 8. Varnhagen v. Enſe, deb. d. Gr. v. 3. Berl. 1825. &
u. in ſ. Denkw. ®b. V. Turioſitaͤten. VII. 6. p. 490 sg, Seifiihe Se:
bite d. ©. v. 3. gef. u. gefichtet v. A. Knapp. Btutt 1845. 8. Deutfät
Geb. Fröft. u. Bpig. 1735. I. Yarbp 1766. 8.
18) Davids Pſalter nach dem Geifte oder neues, volftändiges, chriß⸗
evangelifches Geſangbuch. Rothenb. 1762. 8. Jeſus in mehr als 100 Liedern
a. alle Sonne, Weft, und Feiertage, ebd. 1776. 8. Jeſus in 365 Oden bi.
u. angebetet. ebd. 1772. 8.
19) ©. Wetel Anal. hymn. I. 6; p. 44 aq. Seiſtliche und weltlice
Porfieen. Zena 7-16. 11. 8 P * inu
20) ©. Götter Gel. Europa, Bd. II, p. 289 2q. Wehel Lebensbeiät-
- Deutſche Poefie. Theater. 679
B». IL. p. 83 Dannöv. Mag. 1768. p. 84. Sluge Hymuopocegr.
Siles. Dec. Il. 1 52. p. 158 Zille in Illgen Theol.
1844. Sb. I. p. 141-156. ®. & ürgenfen, B 3% en E Fl Fra
v. ihm. Schlesw. 1826. 8, Hoffmann v. — e. —— u. B.
Ehmolk. Bresl. 1833. 8. u. in f. Spenden 3. D. Lit. Geſch. 3b. IL. p.
73—114. — Heilige Flammen der hinmmliſch gefinnten Geele in, 50 Arien.
Gtriegau 1704., 12. II. mit 50 Lieb. verm, A. ebd. 1705. 12. III. m. 40
Lied. verm. A. ebd. 1706. 12. Lufliger Sabbath in der Stille zu Zion.
Jauer 1712 (1710. 1744.) 12. Das in gebundenen Geufzern mit Gott ver:
bundene anbächtige Herz. Bresl. u. Liegn. 1715. 12. Eines andächtigen Her⸗
ms Schmud und Aſche. ebd. 1716. 1717. 12. Geiſtlicher Wanberftab des
iemitifchen Pilgeims. Schweibn. u. Jauer 1718. 12. Eines anbächtigen
heilige Andachtsflammen. Bub. 1717. 12: Ereudenöl in Traurige
t. Bresl. u. Liegn. 1720. 12. Gaitenfpiel des Herzens am Tage bes Herrn
ebd. 17%. 12. Andaͤchtiger Herzen Beth Altar zur allerheil eifaltigkeit.
Hirſchb. 1720. 12. Schöne Kleider für einen betrübten Geift. Bresl. 1725.
12. Geiftliher Pechweihrauch. Strieg. 1706. 12. Rofen nad) ben Dornen.
Sauer 1714. 12. Mara und anna. Bresl. u. Liegn. 1715. 12. Bochim u
Glim. ebd. 1724. 8. Klagen unb Reigen. ebd. 1725. 8. Saͤmmtliche Groß:
u. Geiftreihe Schriften a u a ort. dv. d. Autoris Leb. u. Schrift.
verf. Zübing. 1740. I
$. 695.
Was das Deutiche Theater in dieſem Abſchnitte anlangt,
fo iR bereits darauf aufmerkffam gemacht worden, daß dafielbe
durch Gottſched!) eine völlige Ummälung erfuhr. Er hatte
nämlich nicht ohne feines Gefühl gemerkt, daß mit den bi6-
berigen Undingen von Staatsactionen und Handwurfliaden nichts
anfangen fei, und fand, indem er bie Franzoſen, wie im Trauer»
fplel einen Corneille, Racine, Pradin x., im Luſtſpiel einen
Dedtouches (von WMoliere nahm er nur die ernfiern Saden zu
Suoden an), De La Chauſſee x. ſtudierte, daß, wenn
ſeine Landsleute nicht Driginale fein Tönnten, fie doch wenig,
Rens im Stande fein müßten, fi nad jemen zu bilden. Nun
fam die bekannte Friederike Caroline Reuberlin)?)
aus Zwidau (1700-—68) an der Spike einer Schaufpieler:
gefellihaft nad Leipzig (1728), und Gottſched, ſtatt fi wie
andere Gelehrte von dem Schaufpielerflande und Tchenterbefuche
gleich einem Contumazhauſe aͤngſilich zurüdzugiehen, bot ſich ihr
zum Beſchützer, Grütifer und Dramaturgen an umd überzeugte
fie bald, daB man an die Stelle den jetzt auf dem Repertoir
befindiden Stüde die Kunftwerfe der Franzoſen ıc. fehen müͤſſe,
und um den Bruch mit dem alten Schienbrian ganı unheilbar
zu maden, ließ er den Harlefin (1737) öffentlih von ihr auf
680 Deutfche Poefie. Theater.
der Bühne verbrennen’), nachdem er bereitö fräher (1728) den
Regulus des Pradon ald das erſte kunfimäßige Trauerfplel haur
aufführen laffen. Er ſchrieb auch felb eine Art von M
flertrauerfpiel, der flerbende Cato genannt, ein langweiligt,
aufgewärmtes Geridt von Addiſon's und Deschamps' Arbdia,
das aber, theils weil es gegen die Erbaͤrmlichkeit der biöheriga
dem Publicum vorgeführten Stüde immer nod auf das Ber
theilhafteſte abſtach, theild durch das trefflihe Spiel der Haut
f&aufpieler zu einem Eafimflüd ward, bis 1756 im Drud 10
Auflagen erlebte und fpäter auch recht gut parodirt ward, Epoche machlt.
Außerdem ließ er noch eine Schaubühne, nad den Megeln de
alten Griechen und Römer eingerichtet, erſcheinen (174183).
deren ſechs Bände aber nicht bloß Franzoͤſiſche Mufter, fonden
auch Arbeiten von ihm, feiner Frau und mehreren fen
Schüler, ſowie Bearbeitungen Holbergifcher Lufifpiele m
bielt, die weſentlich auf die Geflaltung des Deutſchen Lu
fpiels einwirkten. Mittlerweile hatte ſich fein freunditaft
liches Verhaͤliniß mit der Reuberin, die er förmlich tyram
nifirte, aufgelöfl, und als er aus Rade, weil fie nidt mir
auf ihn hören wollte, fie überall anfbwärzte und herabiehl,
fo brachte fie ihn als Carricatur in einem befonders von ihr wer:
faßten Borfpiele, der allerkoſtbarſte Schatz (1741), als Fat
auf die Bühne, und num war es mit feiner allgewaltigen Hew
ſchaft zu Ende Da er nebenbei in den befannten Streu m
Bodmer gerathen war und ſich trog feiner unerträglicen Ir
maßung Bloͤßen genug gab, fo begannen auch feine Lehr
Fünger an feiner Unfehlbartelt zu zweifeln und felbfändiger zu
werden. Mit der Einführung Shakſpere's und mit dem Huf:
treten Leſſing's gerieth er endlich bald in eine ebenfo groß
Bergefienheit, ala vorher feine Berühmtheit geweſen war.
Unter jenen auf eigenen When ſtehenden jüngeren Leipiize
Dramatitern iR unfreitig Johann Elias Schlegel ber be
deutendſte, deſſen Canut für feine Zeit gelungen zu nennen mal,
und befonder8 in Folge des befannten Echhof trefflichen
Spiels öftere Wiederholungen erfuhr, während vielleicht feine
oft genebenen Lufifpiele, 3.8. der Mäßiggänger und die flumm
Schönheit, welche Leffing in der Hamburger Dramaturglt
(St.13. Vd. VII. p. 59) „unfer befled ĩomiſches Originaltußfpiel"
Deutſche Poeſie. Iheater. 881
nannte, höher Rehen. Gellert Heferte in den zärtlihen Schwe⸗
ſtern das erſte Deutſche rührende Luftfpiel, und feine Betfchweher,
feine kranke Frau und fein Roos in der Lotterie, in denen mandıe
Derdheitn (3. DB. von der Mutterbeſchwerde 2c.) vorkommen,
weile die Zeit entſchuldigen, find voll der heiterfien Laune und
felbft voll guter Characteriſtik, aber ohue eigentliches dramatiſches
Genie, und ed „orgont” fi etwad zu viel darin. inter ben
Uebrigen iſt der ſchon genannte Genrict oder Picander*)
ein ganz niedriger, pöbelhafter Pobenreißer, wie fein Grfänfer
und feine Weiberprobe beweifen, wogegen ſich Johann Chr iſt⸗
tan Krüger?) aus Berlin (1722—50), anfangs (liederlicher ?)
Student der Theologie, dann Schaufpieler, nad) Moliere gebildet
hatte und großed komiſches Talent befaß, das er leider auch
zum Gemeinen mißbraudte; aber Bühneneffecte wußte Lebterer
lets zu erzielen (3. B. in feinen Landgeiflihen und Candidaten,
fein Herzog Michel, der das meifte Gluͤck machte, gehört ihm dage⸗
gen nur der Form nad an), und wenn es felbf auf Koſten
feiner früheren Eollegen geſchehen mußte. Endlich iſt noch der
fhon erwähnte Schauſpieldirecter Zofepb Anton Stra
nitzkys) aus der Nähe von Schweidnig (um 1680— 1727),
ber feit 1708 zu Wien fein Welen mit größtentheild ers
temporirten gemeins niedrigen Poflen (Hanne Wurf) trieb, zu
erwähnen. Auch im Schaufpiel warb Einiges geleiftet, denn
ohne mich bei den verunglüdten Berfuhen Bodmer’8 und einigen
biechergehörigen Arbeiten der Frau Gottſched aufzuhalten, be-
merke ich nur, daß Gellert?’s Sylvia, wie alle derartigen
Stüde, in rest fließenden Herametern gefchrieben iR und ber
ihm eigenen fhalfhaften Laune ebenfalls nicht ermangelt, daß
Roſt's Doris und Berfledter Hammel um nichts weniger ſchmuzig
als feine andern ſchon genannten Gedichte find, aber damals
recht gut unterhalten haben mögen, wo man ein Zötden in
Ehren vertragen konnte, daß endlih Bleim’s Blöder Schäfer
wie alle Erzeugniſſe dieſes Dichter des eigentlichen Genius _
ermangelt, aber ausgezeichnet gut durdhgearbeitet und Rylifiet,
auch viel anfändiger und feiner gehalten IR ale alle aͤhn⸗
fihe gleichzeitige Arbeiten, und mit Recht allen fpätern
derartigen Leitungen zum Muſter dienen Konnte. In der .
Dper gab zuerſt Johannes Adolph Scheibe au
682 Deutſche Poefie. Theater.
Leipzig (1708 — 76), ſpater Daniſcher Kapellmeiſter zu *
hagen, in feiner Thusnelda (1748) neben einer Theorie übe
das Weſen des guten Singipield ein vernünftiges ernſtes Sin
fpiel und eine Art komiſch⸗politiſches Gelegenheitsſtuͤck mit Chor,
worin fi eine Achte Deutſche Gefinnung über die Verhaͤlmiſe
des Spaniſchen Erbfolgekriegs ausläßt, wo aber auch bei jede
Trauerbotichaft, die Ludwig XIV. ıc. erhält’), derſelbe fpeit und
altemal eine Stadt oder ein Land ausbricht, könnte ſelbſt für
eine nicht ganz mißlungene grotesk⸗komiſche Oper gelten.
©. Prug Vorlef. p. 29 5 elbig in b. Bit. lit. Unteh.
1844. De 186—188. Seroinus * 50. 11 110 '
2) Reinhardt Theaterkalender 1777. . 78-84. hör Sa} d
keipz. Theat. p. 44 29. Schüg, Geld. d. Famb. Theat. p. 209 2q.
vinus Bd. III. p. 474. IV. p. #2 sg. D. ®. Mayer; eben u. zum
der weitberüdhtigten Frau Neuberin. Zwidau 1744. II. 4 R. Roos, Yuntt
Steine (Lpzg. 1821.) Bd. I. p. 117 2q. .
3), fer, Harlekin ob. d. Grotesk Komifche, Hamb. 1761. 8. Brem.
1777. 8. Lit. Br. Th. XU. p. 306. 327 uq. Leſſing Hamb. Dian, Bl.
18. W. Ss. XXIY. p. 130 sq. (f. a. ee Geſch. Grot. K. p. 14784.
u. Geſch. d. Kom. Lit. I. p. Meaq.) Weber, Demokritus Bd. XI. p. IM
uq. zeigen dagegen, wie ber Hanswurſt immer blieb u, bleiben wird.
4) Teutſche Schaufpiele. pzg. 1726. 8,
5) Poetifhe und Theatraliſche Schriften ber. > Löwen. Lpzg. 1768, 8
(Dazu: "Die Geiftlihen auf dem Lande, Frkft. u. Lpzg. 1743. 1744. 8.) ©.
Zördens Bb. IH. p. 117. VI. p. 447. nn Net. Bd. I. p. 266 29.
6) ©. Nicolai Reiſebeſchr. Bd. IV. p, 567 Kr. So, Dorf. u. &
Bd. II. p. 279 sq. Fr. Graͤffer, Hiftor. unterlei. Brünn 1824. 8. — Du
Potrida des durchgetriebenen Zuhsmundi. 0. D. 1722. 41728. 8. Yaul
Wurft. Gebr. in dief. Jahr. 4. Pingenthal 1787. 8.
7) Dee vom Pring Eugenio und Duc de Marlborough mit!
Ludovicus der XIV. König in Frankreich. o. O. u. J. 4. ſ. Kehrein Dion
Poeſ. I. p. 251 sq.
$. 696.
Mochte num aber au Gottſched erfannt haben, dab
das Deutihe Theater einer entſchiedenen Reform beduͤrfe, fo wat
er doch freilich nicht der Mann, biefelbe durchzufuͤhren, weil es
ihm an eigentlichem Genie fehlte und feine pebantifche, eimgebil
dete Schulweisheit fih nur bei Neußerlichkeiten aufhielt, ohne
den eigentlichen Krebéſchaden mit der Wurzel audzufcelden.
Dieb war dem großen Leffing") vorbehalten, der zuerft dad Wo
fen des Schönen und die Idee der Kunſt beflimmte und burd
eigene Muflerarbeiten die Wusführung berfelben nachwies. Es MR
Deutſche Poefle. Theater. 683
bereitö bemerkt worden, daß Leſſing's | Gtubenienaufenihalt
zu Leipzig, wo bie Truppen der Neuberlin) und Schönemann’s
mit einander wettciferten, ungemein auf feine Richtung für das
Dramattfche einwirkte, und er gewiſſermaßen feine eigentlichen Brot»
Rudim an den Nagel hing, um fih ganz diefer Neigung bins
geben zu konnen. Er fchrieb daher bald für das Theater, und
fo unbedeutend der Kunſwerth feiner früheren Städe if, fo fanden
diefelben (3. B. der junge Gelehrte 1747) doch eine fehr gün-
flige Aufnahme. Nun ging er nad Berlin, wo er mit Mylius
zufammen die Beiträge zur Hiforie und Aufnahme des Theaters,
eine Art Einleitung zu einer Geſchichte und Critik deſſelben,
fhrieb, und feine Sara Sampſon, das erfte bürgerlide Schau⸗
fpiel der Deutſchen, vollendete und (1755) aufführen lieh. Mit
diefem trat eine förmlihe Revolution des Theater ein; benn
nachdem er die kernige, einfahe Proſa dem hergebraditen Alexan⸗
driner fubfituirt und Leute aus dem bürgerlidden Leben und
Mittelftande Ratt der bisher unabänderlih nothwendigen Fürs
len und Helden eingeführt hatte, betrachtete man e8 überall als das
Mufter eines Deutſchen Nationaldramas, und fomit mußte ihm
das heroiſche Trauerfpiel weichen. ine anderweitige entfchiedene
Reform, womit der bisher vorherrichende Franzoͤſiſche Geſchmack
ganz entfhieden in den Hintergrund gedrängt ward, beftand darin,
daß Leffing durd eine Reihe von Auffäpen gegen Gottfcheb
nachwies, was Shaffpere für ein Meier in der bramatifchen
Kun und, wie ſchimpflich es ſei, diefen Dichter nicht zu kennen
oder gar zu verfegern, und wie ſich jeder Gebildete befireben müffe
feine Schönheiten kennen zu Jernen?). Bald darauf erſchien
feine Minna von Barnhelm (1767), eigentlih ein Familienluſt⸗
fptel, in Betracht der Zeit feines Erfcheinend aber (des fiebenjährigen
Kriege), ein politiſches Preußiſch⸗patriotiſches Luſtſpiel, und dieſes
"ar nach Goethe's Urtheil „die erſte aus dem bedeutenden Leben
gegriffene Theaterproduction von ſpezifiſch⸗ temporärem Gehalt.”
Ein Beweis des Erfolgs, den das Stüd hatte, iſt der, daß es
in Hamburg vom 21. März bis Ende April 30 Male bei
vollem Haufe gegeben warb. Als nun mittlerweile in Hamburg
von’ Privatperfonen ein Theater gegründet ward (176667),
rief man Leffing als Dramaturgen Hin; da aber viele äußere
684 Deutſche Poefie. Theater.
und innere Umfände dem jungen Tufktut in den Weg trata,
fo loͤſte ſich das ganze Unternehmen ſchon zu Ende des erfien Jahre
(1767) auf, und wenn auch 2effing’3 große Ser, den Das
fen ein Nationaltheater zu ſchaffen, nicht in Erfüllung gi
fo Hatte diefe Zeit doch die berühmte Dramaturgie bemwonp
bracht, welde das klaſſiſche Muſter für alle aͤhnliche Arbeia
geblieben iR. Endlich vereinigte Leffing noch in feiner Emile
Galotti und in Nathan dem Weiſen das romantiſch⸗ antife ode
Shaffpere- Briehifhe Element, welches er allein als maßgebend
für alle dramatiſche Poeſie anſah.
1) S. Gervinus Bd. IV. p. 318 3q. Prut a. a. D. p. 773 9.
2) S. Stahr, Shakeſpeare in Deutſchland, in Prus Literarhiſt. Taſd
1883. p. 1 40.
$. 697.
Es bleibt jet nur noch übrig, einige ambere der glei⸗
zeitigen Dramatiker zu beipreden. Was das Trauerfpiel ar
langt, fo iR zuerſt Ehrikian Felix Weiße zu nennen, MM
zwar ebenfalls auf eine Reform des Theaters dachte, aber burd
ſeine Vermittlungsſucht, die Manter Shakſpere's wit der da
Franzoſen zu vereinigen, eine fo fonderbare, weder kalte noch warı!
Mirtur zu Stande brachte, daß fein Stüde: Komeo und all
Rihard 11II. x. zwar einzelne fhöne, nicht ohne Shwuy *
Phamaſie gefchriebene Stellen enthalten, aber im Ganzen doc sk!
Volllommenes bieten. Auch in feinen Lußfpielen (3. 9. Aal,
ben Poeten nah der Mode x.) iſt mandes Gute, den au®
ordentlichen Erfolg aber, den feine fomilden Dpern (5. B. die
Jagd, der Dorfbarbier, der Iuflige Schuſter ıc.) : erfuhren, vw
danlte er bet weitem mehr Hiller's Compoſition derfelben, obgleid in
manden ganz huͤbſcher Wiß if (3. B. die Dorfveputirten pafla
größtentheild heute noch ). Cronegkꝰs Godrus hatte den vor
dem Berliner Buchhaͤndler Nicolai bei der Stiftung der Biblie
thek der ſchoͤnen Wiffenfchaften (1756) auf das befle Deutſche Trauer’
ſpiel gefeßten Preis davon getragen und des Joachim Bil
beim von Brawe!) aus Weißenfels (173858) Freigef
(in Profa) das Meceffit erhalten, und fieht man von der Fran
zoͤſiſchen Steifhelt des Alexandriners und dem übertriebenen Pathod,
— — _
Deutfche Poeſie. Theater. 685
fowie von dem etwas unnatürlidhen Heldenmuth der Hauptyerfon
bei dem erſtern (ſ. Leifing Dram I—V.W.B.24. S. 11 sq.),
und dem Mangel an Handlung und eigentlihem tragiſchen In⸗
tereffe bei dem zweiten ab, fo verdienen fie auch dieſe Auszeichnung.
Heinrih Wilhelm von Berfienberg’3?) Lgolino, die
befannte fchredliche Epifode aus Dante's Hölle, if, wenn auch furdhts
bar fhön, doch geradezu unmöglich aufzuführen und der ganze Stoff
unaͤſthetiſch, Bodmer?) aber, der jedoch Leſſing's Emilie Galotti
feinen Odoardo Baleotti und Weiße's Romeo den neuen Romeo ic.
entgegengeflellt hatte, ſchrieb auch hier den Hungerthurm von Pifa
als Gegenflüd; allein alle feine blos von Reid und Oppofltionswuth
ins Leben gerufenen Stüde find nichts wertb. Da, wie wir
oben fahen, Klopſtock's Dramen, mögen fie patriotiich ober
biblifch fein, durchaus aller Pramatifhen Handlung entbehren,
fo wollen wir als Luftfpieldichter nur noh Theodor Gott⸗
lieb von Hippel*) aus Gerdauen in Oftpreußen, Bürger
meifter in Königsberg (1741— 96), wegen feines berühmten
Mannes nah der Uhr, und Karl Friedrich Romanus?)
aus Leipzig, Kriegerath in Dresden (1731— 87), wegen feines
Criopin als Vater, worin er eigentlih den Hanswurft wieder ein-
führen wollte, nennen. Sm Schäferfptel, worin fih au
Pfeffel verfuhte (der Schatz), gehört befonderd Karl
Chriſtian Bärtner hierher, defien Geprüfte Treue, fern von
aller Sentimentalität und Ziererei, fih durch natürlihe Eleganz
und Laune andzeichne. Im Singſpiel verfudte fih Wies
land (die Wahl des Hercules) mit mehr Gluͤck ale im Trauer
fpiel (Johanna Gray) und in der antifsmodernen Oper (Wicefle),
in wel&em lestern Genre Dantel Schiebeler‘) aus Han
nover (1711—T1) und Johann Benjamin Midaeltis’)
aus Zittau (1746-72), die allerdings das Tomifche Genre
wählten, Beachtung verdienen.
1) ©. Jörbens Br. 1. p. 204. V. p. 773. Schmid, Biogr. d. Dicht.
1: p- 132 sq Nekrol. —F p. 371 2q. — Trauerſpiele, (herausg. v.
BG. eeffing ing.) "Berl, 1768. 6. kein, ſtehen Eroneg®’d und Brawe's Preiss
—* in d. Bibl. d. ſchoͤn. Wiſſ. Bd. J. HI. Anhang.
2) Schriften. Altona 1815. au 8. ©. gerne 3. TI. p. 101. VI.
p- 163 sq. Schmid Nekr. Bd. I. p. 698. D. Breimüth. 1808. nr. 210--
211. 1800. ar.2—3,
686 Deutſche Poeſie. Roman.
3) Politiſche Schauſpiele. Züri 1768. IH. 8. Drei neue Trauerſpiel
ebd. 1761. 8. Neue theatralifche Werke. Lindau u. Chur 1768 sq. 8.
4) ©. Jörbens Bd. II. p. 403. VI. FB 335 q. Schlicht egroll Rent
1796. an. D 171. 1797. 1. p. 123 Zeitgenoſſen Bd. IV. 1. p- 143:
Selbſtbiogr. Gotha 1801. 8. cf. Leffing Dramaturgie nr. 2. B. d
XXIV, p. 161 sq. Sämmtl. Werke. Berlin 1827—3. XU. 8.
5) Komödien. Dresden 1761. 8.
6) ©. Zördens Bb. IV. p. 434 sq. Echmid Nekrol. 3b. IL p.
— Geſamm. Werke. m. Biogr. her. v. Efchenburg. Hamb. 1773. 8.
7) DOperetten. Lpzg. 1774. 8. Gedichte. Erſte Samml. 1769. eb. 8
$. 698.
Wir kommen endlich innerhalb dieſes Abſchnitis zum Des
fhen Roman, bei welchem bie fentimentate Richtung vorbentäl
eingeführt von Gellerr’s Schwediſcher Bräfin (1746), di, n
ihrer Zeit faſt verſchlungen, heute aber mit Recht vergeſſen un
fo nüdtern if, al& die beruͤchtigte Wafferfuppe darin. Liebrigen
iR die Nachahmung Richardfon's darin bereits deutlich get
aber bei weitem nicht fo geglückt, wie in des bekannten Politiker
and Moraliin Johann Michael von Loen'o aus Fran
fürs a. M. (1694— 1776) Redlihem Mann am Hofe!), ode
in der Jugendarbeit des noch zu erwaͤhnenden berühmten Mährder
dichters Mu f&u8?), Orandifon dem Zweiten, allerdings einer Br
fpottung der Empfindelei oder der Deutſchen Grandiſone. De
trat der ‚Breslauer Propſt Johann Timotheus HM
mes?) aus Pepnid bei Stargard (1738— 1821) mit Int
Geſchichte der Fanny Willes (1766) auf, der war ganz entjhieden
Richardſon zum Muſter nahm, aber auf den Titel feines Bud?
fegte, „fo gut als aus dem Engliſchen“, und es bald föralid |
verſchlungen fah, bis feine fprüdwörtlid gewordenen Reiſen ©
phiens von Memel nah Sadfen mit einem an fi hödk m
bedeutenden Stoffe Deutfhland einen Achten Originalroman gaben,
den man, abgefehen von feiner Breite und ſtellenweiſe ſich ze
genden Froͤmmelei, noch heute wegen feiner praktiſchen Lebensanſichten
leſen fann, wenn man nicht vor den ſechs dicken Bänden, In bene
übrigene auch viele damals oft gefungene Lieder vorkommen,
zurückſchreckt. Seine fpäteren Arbeiten (4. B. für Eltern md |
Ehelufige, Mamfell Hermine ꝛc.) find unnüger Plunder. Wenn
Deutſche Poeſie. Roman. 687
Wieland befamtlih die Marte Sophie La Roche mit
ihrer Geſchichte des Fraͤuleins von Sternheim (1771) in die
Deutſche Literatur einführte, fo kann man ihm dieß nur Danf
wiſſen, obglet ihr Erfolg zu mehreren fchlechtgerathenen Arbeiten
derfelben Schriftftellerin Anlaß gab; aber der bereitö erwähnte
Duſch*), der es über fih gewann, in ſechs diden Bänden
über die Bildung des Geſchmacks zu ſchwatzen, zeigt zwar in ſei⸗
nem Karl Berdiner oder dem Verlobten zweier Bräute einen für
feine Zeit recht guten, ſelbſt blühenden Styl, allein er il doch nur
ein ſüßlich⸗ fader Vorgänger der Siegwart⸗ und, Wertherperiode.
Chriſtian Opitze) aus Peteröborf bei Hirſchberg, Prorector
der Stadtfchule zu Liegniz (1745—87), hatte dagegen die ver
nünftige Idee, Fielding's Tom Jones nachzuahmen; da ed ihm
aber an gehörigem Genie fehlte, fo drang er nicht durch und ward
bald vergefien. Run fam Wieland mit feinem erſten fomifchen
Romane, dem Don Sylvio von Mofalva (1764), der aber
viel von Gervantes und Marivaur hat; dann folgten die befann»
ten Romane, in denen das griechiihe Leben geſchildert wird,
und unter welden bie Mbderiten, der ernflere Agathon und
Ariſtipp unbedingt die Palme verbienen, da in ihnen Ho
raziſche Lebenöphilofophie mit Lucian's fchalkhafter Ironie und
Sterne's humoriſtiſcher Sentimentalitaͤt gemifht iR. Allein
diefe Romane haben alle einen Behler, fie find nicht Deutſch,
und das iſt der Grund, warum man fie ſchon lange nicht mehr
ieh, und wenn man Wieland den Voltaire der Deutſchen nennt,
fo mag dieß in mancher Beziehung, bis auf bie gelehrte Bil-
dung und Moral, die doch bei Wieland bei weitem größer war,
richtig fein, allen Boltaire war unter allen Umfländen Gran»
zofe, und welden politiſchen Einfluß feine Schriften übten, wiſ⸗
fen wir, während in lehterer Beziehung Wieland völlig Null war,
Die komifhen Romane der Deutſchen follen fpäter zuſammenge⸗
nommen werben, hier will ich nur nod erwähnen, daß Haller’&
politiſche Romane, Ufong, worin Mäßigung des Despotismus
durch politifche Einrichtungen, Alfred, worin eine gemäßigte Mon-
ardhie, und Fabius und Cato, woril der Borzug der Ariſto⸗
cratie vor der Democratie gepriefen wird, durchaus gar feinen
Erfolg hatten.
688 Deutſche Poefie. Der Göttinger Dichterbund.
1) ©. Weddigen Weftphäl. Dageı. 3b. IV. p. 189g. Goethes Berk.
Rd. I. p. 162 3q. — Der redlihe Mann am Soke oder Begebenheiten bed
Srafen von Rivera. Frkft. 1740. 8. u. Ödft. (Ausz. in Reichard Bibl. d
Rom. I. p. 103 sq)
. 2) Granbifon der Zweite, od. Seſchichte des Herrn von Gt. In Bricn
entworfen. Eiſenach 1760—62. III. 8. Lpag. 1781—82. 1808. I. 8.
3) ©. Tördens Bd. IT. p. 395 sq. VI. p. 332 sq. Beitgen. or. XX.
p- 121 3q. — Sophiens Reife von Memel nad) Sachen. Lpzg. 1770-73. cd.
1775. ebd. 1786. VI.8. (Anhang dazu. ebd. 1776.8. unächt) Geſchichte ber Di
Fanny Wilkes, fo gut als aus dem Engl. überfegt. Lpzg. 1770. 1776. 1781.
II. 8. Kür Töchter edler Herkunft, eine Sefchichte. Epag. 1787.8. Kür Eiten
und Eheluftige unter ben Aufgellärten im Mittelftande. Epıg. 1789-9. V-
8. Zween literarifche Märtyrer und deren Zrauen. Lpzg. 1789. 8. (u. un
d. Zit. Meine, Herrn Grundlagers und unſrer Frauen Geſchichte.) eb
1798.11. 8. Berbeimlichung und Eile od. Lottchens u. ihrer Nachbarn Geſchichte.
Berl. 1802. II. 8. Anna Winterfeld oder unfere Töchter eingewieſen in iht
gekränktes Recht. Eine Geſch. in Briefen v. Meifter. Gotha 1801. 8. Mutter,
Amme u. Kind in der Gefchichte Heren Leopold Kerkers. Berl. 1811. Il.
8. — Mehrere feiner Romane fchrieb er pfeudonym als Zemehr um
Hr. Meifter.
4) Seichichte des Yräulein von Sternheim, herausg. v. E. M. Widland.
&pag. 1771. I. 8. Rofaliend Briefe an ihre Freundin, Maria v. St. Ib
tenburg 177981. Bd. I—IM. Offenbach 1791. 3d. IV. 8. Briefe an Ein.
epzg. 1785. IV. A. ebd. 1807, IT. 8. u. v. 9.
5) Geſchichte Karl Ferdiners, aus Originalbriefen. Bresi. 1776-8
Karlör. 1779-80. III. 8. Der Verlobte zweier Bräute, eine völlig umge
arbeitete Gefchichte Karl Ferdiners. Bresl. u. Lpzg. 1785. II. (VI.) 8.
6).Gefchichte des Heren von Hohenberg u. d. Fräulein von Blumenthal,
nach dem Geſchmacke des Herrn Fielding. Yangenf. 1757. 8.
$. 699.
Gleichzeitig bereitete fih in einer Stadt, die biäher weh
oder gar nicht den Mufen günftig geweſen war, in Göttingen,
angeregt durch Käfner’s Leitung der dort fon feit 1789 be
ſtehenden Dentſchen Geſellſchaft, aber noch mehr durd die Unb
verfalität der Bibliothek und fpäter auch durch Heyne's geb
reihe Behandlung der Alten, ein Bund von Dichtern vor, der
zu dem Ausgezeichnetſter, was das legte Viertel des 181m
Jahrhunderts hervorgebracht hat, gehört, und von diefer Stadt den
Namen des Göttinger Dihterbundes') erhielt. Die erſe
Anregung dazu hatte ungefähr in demfelben Berhättmiß, wie fd
Bärtner zu der Stiftung der Bremer Beiträge verhielt, ein viel⸗
ſeitig gebildeter Mann, wenn auch felbft nur ein ſehr unbedeutender
Dichter, gegeben, naͤmlich Heinrich Chriſtian Boje aus
Meldorf im Herzogthum Schleswig (geb. 1744, geh. 1806
4
Deutſche Poefie. Der Göttinger Dichterbund. 689
als Däntfcher Etatörath)?) indem er zufammen mit Friedrich
Wilhelm Gotter aus Gotha (1746 — 97)), einem leichten
Dichter im Sranzöfifben Geſchmack, nah dem Mufter des Frans
zöſtſchen Almanac des Muses (1765) den erſten Deutſchen
Muſenalmanach (1770)*) zu Oöttingen erfhelnen ließ, zu dem
er felb wenig, Botter etwas mehr, Denis, Gleim, die Karſchin,
Billamov, Thuͤmmel, Kreiſchmann, Klopfod, Gerftenberg und
Ramler, befonders aber Käfiner, beigefteuert hatten. Leider fiel
Klotz (in d. Deutſch. Bibl. Bo, V. St. 17. S. 122— 141)
gleich giftig über diefes Unternehmen her und bradte es dahin,
Daß noch. in demfelben Jahre zu Leipzig ibm ein Almanach
der Deutiben Mufen als Nebenbuhler, der aber aud zugleich
das critifhe Henkerſchwert fhwang, entgegengeflellt ward, Allein
trotzdem wird Boje's Almanach nod heute mit Achtung genannt,
während der damals fe gepriefene Leipziger (welcher von Schmid,
wie Diefer felbft in der Anm. 4 angeführten Stelle fagt, nicht,
wie man annahm, von Wieland herrührte) längft vergefien if.
Uebrigens ließ ſich Boje durb jene Angriffe durchaus nicht
Kören, fondern fegte ihn, obwohl allein, bis 1775 fort,
worauf ihn Voß (1776) übernahm, der aber befanntlih, als
er nah Hamburg überfiedelte, dort einen neuen Hamburger
Muſenalmanach gründete; von 1776 bis 1778 führte Ihn Goͤckingk
weiter, bis 1794 Bürger, und von 1795 an Karl von Rein-
hard, bi6 er mit 1805 abſchloß. Der Leipziger Almanach
Hatte fih nur bi8 1787 gehalten, aber von 1784 den Titel,
„Poetiſche Blumenleſe“ angenommen. Unterdefien hatten fi,
da Gotter bereitd 1769 ©öttingen wieder verlaffen hatte, ans
bere jüngere Dichter an Boje angefchloffen, und unter diefen
zuerſt Gottfried Auguft Bürger’), Dieſes außerordentliche
Dichtergenie warb den 1. Ian. 1748 zu Wolmeröwende im
Halberfäbtifhen geboren, wo fein Vater Prediger war, flus
dierte zu Halle, wo Klotz ihn ausbildete (eine Probe feiner
Studien if feine dem Originale gleichfiehende, wunderherrliche
Uleberfegung des Pervigilium Veneris) "und ihm jenen wahrs
haft antifsedeln Geſchmack beibradhte, der die meiften feiner
Schriften ziert, ihm aber auch jene finnliche Frivolität eingeflößt has
ben mag, die ihn, ald er 1768 nad Böttingen ging, dort in.
Grüße Haudbud de Literärgeſchichte. III. 44
690 Deutſche Poefie. Der Göttinger Dichterbund.
die ungemeffenfien Ausſchweifungen & Ia Günther Rünte Cr |
ward 1772 Suftisbeamter zu Altengleihen und ging dafelbft jer
unglüdlicye Ehe mit einer ungeliebten Gattin ein, während vr)
her er leider ein hoͤchſt zweidentiges Verhaltniß mit feim
Schwägerin Augufle Leonhard (feiner Molly) vor den Auge
feiner Frau unterhielt, und dieſelbe auh nah dem Tode Ihe
unglüdliden Schweſter (1785) heirathete. Leider löoͤßt
der Tod (1786) den längft gefchloffenen Herzenebund wiee,
und nachdem er auferordentliher Profefior in Göttingen gewor⸗
den, ließ er fih (1790) zu einer dritten Ehe mit einem junge
Schwabenmaͤdchen verleiten, die fi beim Lefen feiner Werke, ohne
ihn je gefehen zu haben, in ihn verliebte und fi ihm durch das de
fannte Gedicht: „ich bin ein Mädchen aus Schwaben 10.” zur Ftar
‚ angetragen hatte. Seine Ehe mir diefer als Elife Bürger, geb. Hahn,
fo berüchtigten Perſon lief aber fehr ſchlaͤvt ab, denn er mufle
ſich (1792) von ihr ſcheiden laſſen und flarb faft im Elende den
8. Juni 1794. Mit Boje war er 1770 bekannt gemorden,
worauf diefer fein befanntes Gedicht: Herr Bacchus ac. In den
Almanady für 1771 aufnahm. Schon vorher Hatte fib am
Bürger Ludwig Heinrich Chriſtoph Hölty‘) aus Mari
fee bei Hannover (geb. den 21. Dechr. 1748, gef. de
1. Septbr. 1776) angefchloflen, deſſen melancholiſchen Eharat
feine berühmte Gtegie auf den Tod eines Landmaͤdchens ım
feine Ode an die Ruhe hinreichend bezeichnen, der aber fit
feiner dem Weſen und der Lebensweife Bürger’s ſchroff m
genengefehten Sentimentalität und Schuͤchternheit merkwurdig mt
ihm harmonirte. Dieſer machte ihn wieder mit dem weichen
Johann Martin Miller’) aus Ulm (geb. den 3. Belt. |
1750, + den 21. Zuni 1814 als geifttiher Rath und Dean
in feiner Vaterſtadt) befannt, der Bürger bei dem Gtubium
der alten: Minneſinger unterRügte und mit ihm zufammen, uM
ſich zum aͤchten Volksdichter zu bilden, „in der Abenddaͤmmerunß
vem Zauberſchalle der Balladen und Gaffenhauer, unter ber Linde
des Dorf, auf der Bleiche und im den Spinnfluben lauſchte.
Beide wurden num dur Bürger Boje zugeführt, mit dem mitt
Ierweile auch Johann Heinrih Voßẽe) aus Sommerdborf
im Medlenburgiſchen (geb. den 20 Febr. 1751, gef. den 29
März 1826 als Badenfcher Hofrath zu Heidelberg) durch
Deutfche Poefie. Der Göttinger Dichterbund. 691
Käftner, dem diefer einige Gedichte (Dden) zugefendet hatte, be⸗
fannt geworden, und ald nun bdiefer (1772) felbf nah Göoͤt⸗
tingen -fam, trug er wefentlih zum Zufammentreten jener aus,
gezeichneten, von Voß ſelbſt in einem Briefe an Brüdner
(11.6. 88. 87 sq.) mit Begeiflerung dharacterifirten Köpfe bei,
die fich feit dem Monat Mai 1772 wödhentlih einmal unter
Boje's Borfig verfammelten, wo die Producte eined Jeden vor»
gezeigt, beurtbeilt und von Boje verbefiert wurden. Der eigent-
liche Bund ward. jedoch erft den. 12. Septbr. zwiſchen Voß, ven
beiden Miller, Ham, Hölty und Wehrs bei einem Abend»
fpaziergang geſchloſſen. Hauptelemente waren Breunbfchaftsen-
thuſiaomus, abfiracte Freiheits liebe, Naturſchwaͤrmerei und das
Bardenweſen, weshalb auch Klopſtock's Name, jedoch nur wegen
feiner Oden, nicht wegen feiner Meſſiade, von ihnen wahrhaft
abgoͤttiſch verehrt wald, obgleich man bisher mit diefem großen
Dichter. noch nicht in perfönlide Berührung getreten war. Diele
werd erft vermittelt, als Chriſtian Graf zu Stolberg’)
(geb. d. 15. Detbr. 1748 zu Hamburg, geil. ald Landrath zu
Windebye bei Edenförde den 18. Ian. 1821) und fein Bru⸗
der Friedrich Leopold!) (geb. den 7. Novbr. zu Bramfledt,
ward 1791 Präfident zu Eutin, 1810 catholiſch und flarb
den 6. Decbr. 1819 zu Sondermühlen im Donabrüuckſchen),
Die übrigens dur ihre Stelung im bürgerlichen Leben dem
Bund auch Außeres Gewicht verfhafften, dad Bundesbuh (eine
Eammlımg von Gedichten der Mitglieder) demfelben mittheilten,
und der Bund den 2. Juli 1773 Klopſtock's Geburtstagsfeft
felerli beging, indem fie defien Oden vorlafen, Kaffee dazu tranfen,
Wieland's Idris mit Füßen traten und fi an deflen Schriften,
die fie zu Fidibus gemacht, die Pfeifen anzündeten. Die’ äußere
literariſche Stellung, welde der Bund einnahm, concentrirte ſich
vorzugsweife auf deffen Beiträge zum Mufenalmanad), und obs
gleich derfelbe im Auslande (Leipzig ausgenommen) die ent»
ſchiedenſte Anerfennung fand, und Klopkod durch zwei Beſuche,
die er dem Bunde madıte, feine Achtung und Theilnahme für
denfelben deutlich zu erkennen gab, fo warb er dafür in Böl
tingen felbft defto mehr angefeindet, verfegert und verfpottet, ja Des
nina (nad Voß, Leben Hölty’d 6. XXX flgb.) ſdamte ſich nicht,
44
700 Deutfche Poefie.
dernen Demagogen» und Freliheitslieder unendlich übertrifft,
und von der die unverbürgte Sage geht, daß eben dieſes Gedich,
an welchem aber Schiller feinen Theil gehabt hatte, die eigentlik
Urſache feiner zehnjährigen, fchredlihen und ungerechten Einker
ferung auf dem Asperg gewefen fei, aus welcher ihm nur felse
Hymne auf Friedrich den Großen, die übrigens nichts weniger al
die Characterflärke ihres Verfaſſers beweiſt, wieder loohalf. In mander
Beziehung kann fein Landemann Wilhelm Ludwig Wehr:
tin?) aus Bothnang im Würtembergiihen (1739 —92) mit
ihm zufammengeftellt werden, denn wie er war auch Wekhrlin
Zeitungsſchreiber, und wie diefen feine Deutſche Chronik (f. 1774),
fo' brachten Wehkhrlin feine berüchtigten Denkwürdigkeiten von
Wien, wenn aud nur ein halbes Jahr, ind Gefängnis, wogegen
ihm feine übrigen Pamphleie, z. B. Anfelmus Rablofus Reifen
durch Deutfchland, befonder6 gegen Augsburg gerichtet, das Yelleiien,
in Bezug auf Nördlingen gefchrieben, sc., ihm gewöhnlich nur Aus
weifung aus diefer oder jener Stadt zuzogen. Uebrigens führte
er ein noch weit wüſteres Leben ald Schubart, war aber (vor feine
Haft) Freigeiſt wie dieſer, obwohler Wieland's, Schubart aber Klop⸗
ſtock's Schüler war, glühender Patriot wie diefer, und eben fo fehr
Verehrer Boltaited und der Branzofen, als dieſer Anglomane
und Ehaffperlaner geweien war. Als Dichter war er bödkens
Gelegenheitsdihter und aud da nur unbedeutend, als Gatirifer
aber nicht ohne Talent, obgleich mehr Pasquillant zu nennen,
Schubart dagegen kann für eiuen ber beſten 2yrifer dieſer
Zeit gelten, und feine oben angeführten Gompofitionen, Ahasverus
und die Fürftengruft, forwie feine Berichte aus dem Kerker, rei⸗
hen Ihn den Stürmern und Drängen an, Ald yolitifcher wie
als Obdendichter glei vergefien iR jebt der Franzoſenfreſſer
Lorenz Leopold Hafhta’) aud Wien (1749 — 1827),
erſt Jeſuit, dann Profeffor der Aeſthetifam Thereſianum dafelbf.
Als fentimentale Elegiker im Geſchmacke Hoͤlty's verdienen eine ehren.
vole Erwähnung Friedrich von Matthiffon?) aus Hohen
dobeleben bei Magdeburg (1761 — 1831), beiannt durch feineauss
gezeichneten Schiiperungen, wenn auch etwas manterirt, Sobann
Baudenz, Freiherr von Salis,GSeewis") aus Seewis in
Braubündten (1762— 1834), defien Lyrik dur Einfachheit den
Deutſche Poefie. 01
Glanz der Berfe des Vorigen noch übertrifft, und endlich der ganz in
diefer Manier dichtende, freilib erft in die Folgezeit gehörige
Chriſtoph Auguft Tiedge‘) aus Gardelegen (1752 —
1841), deſſen Elegie auf die Schlacht bei Kunersdorf weit
befier ift als feine befonderd von den Frauen fo viel gepriefene
Urania, die, obwohl an einzelnen fhönen Stellen nit arm,, doch
ohne Einheit und viel zu ſuüßlich ifl, ald daß fie auf den Na⸗
men eines Haffifben Werfed Anfprud zu machen hätte. Auch
Klopfiod’8 und Gleim's Freund? Klamer Eberhard Karl
Schmidt!) aus Halberſtadt (11746 — 1824), ein höchſt gemüth⸗
licher Dichter, gehört mit feinen Liedern und Elegieen hierher; allein
wichtiger iſt er noch durch feine poetiſchen Epifleln, in denen er felbft
Leopold Friedrich Günther von Göckingk)y aus Gruͤ⸗
ningen (1748 — 1828), deſſen beſte Arbeit die Lieder zweier
Liebenden ſind, worin er ſich (als Amarant) und ſeine nach⸗
herige Gattin Demoiſelle Vogel (Nantchen) verewigt hat, uͤbertrifft.
Endlich wollen wir, da und des Letziteren Schlittenfahrt, eine
poetifhe Erzählung, an dieſes Genre erinnert, noh den in
demfelben audgezeihneten armen blinden Bottlieb Konrad
Bfeffel!) aus Kolmar (1736—1809), der nad Gellert uns
bedingt der beſte Deutſche Fabeldichter if, erwähnen, und mit
dem Anhänger Ramler’s, den in der Manier, aber nicht dem
Genie Martials diktenden Ephraim Mofes Kuh) aus
Breslau (1731—90), der als Jude durch feinen trefflidden
Charakter viele Chriſten befhämt hat, diefe Ucherfiht der Feiner
Säule angehörigen Dichter dieſer Uebergangeperiode befchließen,
wenn wir zuvor noch rühmlich der im Juvenaliſchen Geiſte gefchries
benen Eatiren (befonderd der Pedanten und der Schriftfieller nad
der Mode, gegen die Anglomante gerichtet) des frühperftorbenen
Sobann Beniamin Michaelis) aus Zittau (1746 —
172) gedacht haben. . _
1) Bliomberis. Epzg. 1792. 1802. 8. Doolin von Mainz. Epsg. 1787.
1797. 8. Gedichte. Halle 1780. 8. Neueſte Gedichte. Wien 1794.8. Sämmts
liche Gedichte. Klagenfurt 1788. II. 8. Sämmtliche Schriften. Wien 1812.
x. 8 f. Allg. Lit. Beit. 1797. nr. 126. p. 1050 sq. Leipz. Allg. Lit. Anz.
1797. ar, 142. p. 1459 aq. Sördens Bd. I. p. 36 sq. V. p. 711 nq.
VI. p. 552 aq.
2) ©. Jördens Bd. IV. p. 64 sg. — Glegieen und Briefe. Straßb.
702 Deutſche Poeſie.
1760. 8. Vermiſchte Gebichte. N. A. Berl. 1778-86. IX. 8. Bermilt:
Gedichte und profaifhe Schriften. Berl. 1792—1810. VII. 4.
3) Üdelbert der Wilde. Lpzg. 1793. II. 8. Alfonſo. Götting. 17M 8.
Richard Löwenherz. Berl. 1790. 1819. 8.
4) Sämmtliche Werke. Königsb. 1801—3. 1832. VII. 8. ebd. IE
IV. 12. Gtuttg. 183940. V. 16. m. Anm. erläut. v. A. Kiffeger. Di
hen 183940. II. 8. Birgils Aeneis oder Abentheuer des frommen Hell
Henead. Traveſtirt, die erften 9 Bücher enth. Wien 1784—88. (Eine Fer
ſed. die legten drei Bücher enth. v. Schaber. Frkft. 179. 8. if erbärmiib,
beffer: Blumauer im Diymp ober Virgilius contra Blumauer puncio
labefactae Aeneidis. &pzg. 1792. 8.) |. Zördene Bd. I. p. 9 5q. V.P
745 sq. VI. p. 565 sq.
5) Melchior Strigel, ein heroiſch⸗ epiſches Gedicht für Freunde ber Bei
und Gleichheit in ſechs Gefängen. Epzg. 1794. 1799.8. Gedichte. Bien lid.
41791. 8. Reuere Sebichte. ebd. 1805. 8
6) Zodesgefänge. Ulm 1767. 8. Augsb. 1778. 8. 1800. 8. Gedichte an}
dem Kerker. Zürich 17%5. 8. Saͤmmtliche Gedichte. Frkft. a. M. 1787. I.
8. ber. v. f. Sohne. ebd. 1803—3. II. 8. Bermifchte Schriften her. & I.
Sohne. Zürich 1812. II. 8. Sämmtlihe Gedichte. Stuttg. 1842. 8. Geſen⸗
melte Schriften u. Schidfate. ebd. 183940. VIII. 16. cf. Soubarts &
ben u. Gefinnungen. Bon ihm felbft im Kerker aufgefegt. Bd. 1. Stutth
4791. 8. Bd. I. her. d f. Sohn Ludwig Schubart. ebd. 1793. 8. B.&dw
bart, Schubarts Gharacter Grlang. 1798. 8. Baur Lebensgem. Bd. IH.
p- 5t1 sq. Zördens Bd. IV. p. 639 sq. Prug Literärh. Taſchenb. 184.
p- 391 sq.
T) S. Schlichtegroll, Rekrol. Suppl. 1790-93. Abth. I. p. 230-8
Idrdeus Bb. V. p- 207 aq. — Denkwürbigkiten aus Wien. Roͤrdun⸗
1777. 8. Anſelmus Rubiofus Reife durch Oberdeutſchland. Salzb. u. !rH
(Nördlingen) 1778. 8. Zelleifen. Nördlingen 1778. 8. Shronologen. Art.
u. epzg. (NRürab.) 1779—-Bl. XI. 8. Das graue Ungeheuer. (Ri
1784—87. XII. 8. Hyperboreifche Briefe. (Rürnb.) 178890. VI.
grafen. (Nürnd.) 1791. 8. (Dazu: Paragrafen aus W. Rachlaß. MM
1796. 8.) ch. W. 2. W. Geift, von Welhrlin jusior. Stuttg. 182. ®
8) Das gerettete Deutihland, e. Ode. Wien 1795. 8. Ehrenwettnng |
Kaifers und Klopftode. ebd. 1782. 8. Werwünfchungen, den Franzolin #
fungen. ebd. 1793. 8. Viele Ged. in Zeitſchr. u. Alman. gerftr
9) &. Neu. Deutfch. Merc. 1790. April p. 441 3q. Gchiler al. yw
Schrift. Bd. IV. p. 268 aq. (WB. Bd. XVII.) Jordens Bo. III. p. Mäα
VI. p.519sq. Schlegel Krit. Schr. Bd. II. nr. 2. Beitgen. or. IV.p. 389- H.
ring, Fr. v. W. Leben n. d. zuverl. Quellen bearb. Zürich 1833. 12. u. Ledern
ereigniffe v. Garl Auguft, Großherz. von Weimar, von Möfer, galt, Sram
Lichtenberg u. Matthiffon. Quedlinb. 1840. 12. — Lieder. resl. Bl
Deflau 1783. 8. Gedichte. Mannh. 1787. 8. XIV. A. Zürich 184. er
Gchriften. Zürich 182529. VE. 15. (Dazu: Literariſcher Naclof neb
* —8 v. Briefen feiner Freunde. herausg. v. J. R. Schoch. Berl. 183.
10) Gedichte, gef. d. Matthiffen. Zürich 1793. 8. 1835. 8, u, m. Di
thiſſons Gebiet. ebb. 1808. 1823, 12. |. Jöordens Mb. IV. p. 430 94-
11) Elegieen u. vermifchte Gedichte. Halle 1801 ng. 1814 BY. nL &
Urania. Halle 1800. XI. A. Epıg. 1845. 8, Werke heraudg. d. berharkt.
Halle 1823. 1832. 1835. X. 12. Lpzg. 1841. X. 16. cf, Leben u. poetiſcher
Deutfche. Poefie. Sturm- und Drangperiode. 703
Nachlaß. her. v. K. Falkenſtein. Lpzg. 184. IV. 12. A. ©. sberbardt,
Blide in Tiedge's und in Eliſa's (v. d. Rede) Leben. Berl. 1844.
12) Leben u. auserlefene Werke herausg. v. deſſ. Sohne W. W. J.
Schmidt u. Schwirgerfonne Br Lautfh. Stuttg. 18%6—28. III. 8. Zeitges
noffen Bd. III. 4. p. 132
13) ©. Zörbens Bd. n A 157 sq. VI. p. 197 eg. Zeitg. J. 4. p
3 29. — Gedichte. Frkft. a. 17800, III. 8. IV. A. ebd. 1821. ıv.
8. Die Schlittenfahrt her. v rien Wien 1783. 8. Sinngebichte. Epag-
1778. 8. Lieber zweier Siebenden. &pag. 1777. 1779. 1819. 8.
14) ©. Jördens Bb. IV. p. 169 sq. E. Stoͤber, Blätter dem Andenken
Hf. gew. Straßb. 1816. 8. 3. K Rieder, ©. ©. Pf. e. biogr. Entw., n.
Pf. Berſuchen, Suppl. Stuttg. 1820. 8. — Poetiſche Verſuche. Baſel 1789
—90. II. 8. IV. 8. u. V. A. Stuttg. 1802-21. X. 8. Proſaiſche Verſuche.
ebd. 1810-12. x 8. Kabeln u. poetifche Erzähl. u. Ausw. her. v. H.
Hauff. Gtuttg. u. Züb. 1840. II. 16.
15) Dinterlaffene Gedichte, durchg. v. Ramler u. ber. v. Mofe Hits
ſchel u. 3. 3. Kauf. Zürich 1792. U. 12. ef. Fördens Bd, III. p- 12dq.
VI. p. 459. Schlichtegroll Nekr. Bd. II. 1790. p. 351 sq.
16) ©. Schirach —* db. Deutſch. Erit. Bd. IT. 2. I p. 68-104.
Schmid Nekr. Bd, IT. p. 571-613. (3uſ. im Xourn. v. u. 1% Deutſchl.
1. St. VIII. p. 648.) u. in f. Ausg. v. M. Werk. Bd. I. p. 5—56.
Joͤrdens Bd. III. p 557 sq. — Fabeln, eieber u. Satiren. Pit. u. Aurich
1768. 8. Poetiſche Werke. Sf. 1780. II. 8. Wien 1791. IV.
, $. 703.
Eine Art Fortſetzung des Böttinger Dichterbundes bilde
der Rheinifhe und Mailaͤndiſche Dichterfreid, defien Mittelpunkt
Eübdeutfchland und hier befonderd Straßburg war, wo fich eine
Anzahl von Dichtern zufammengefunden hatte, die hauptfächlich von
Shaffpere angezogen, jenen Sturm und Drang!) nad einer
Revolution des Deutfhen Geiſtes und Geſchmacks in ſich em⸗
pfanden, der gewifiermaßen, wenn auch in einem ganz verjüngten
Mapfabe, fhon. bei Klopflod, Wieland und Leffing heroorges
treten und in den Hamann s Herber’fden Reformideen noch deutlicher
sum Borihein gefommen war. Man kann den Thellnehmern
Diefer Richtung große Gentalttät nit abfpreden, leider aber
fehlte itmen der Afthetifche Sinn für das Moralifh- Edle und
fo kam es, daß fi in ihren Leiſtungen zwar das kraftgenialiſche
Etement, aber auch rohe Sinnlichkeit, Luſt am Gemeinen un®
Unnatũurlichen ausſpricht. Daß natürlih hier Ausnahmen zu-
Ratuiren find, und Goethe's Gög, Werther, Prometheus und
Fauſt (das Fragment) mehr noh ale Schiller's Ränder,
Biedto und Kabale und Liebe die edelſte, erkabenfte Potenzirung
704 Deutſche Poefie.
der beften Früchte dieſes wilden Dichtergartens find, braucht nidt
erfi erwähnt zu werden. Mit den melften Raturanlagen war
unter der Menge der diefer Richtung beizuzählenden Dichter weil
Jakob Michael Reinhold Lenz?) aus Sefjwegen Mi
Riga (1750— 927 ausgerüftet. Er beſaß fehr viel Neigung jun
Theater und großes Talent für das Komiſche (dafür zeugt Ich
Hofmeifter und die Soldaten), allein er hatte von Chaliyar
nichts weiter gelernt, als deflen Renitenz gegen. dad Hefoam
lihe, und fo wollte er denn alle Schranken, der biöherigen dr
matifhen Poeſie einreißen, wodurch er jene wunderlichen Jar
bilder hervorbradte, an denen wir wohl ſprachliche Gemwandihet
und Kuͤhnheit zu bewundern, aber leider auch die barodim
Mohheiten zu beflagen haben, die natürlid völlig unaufführ
bar find. Troß ihrer ſchluͤpfrigen, frivolen Stellen find feine Sıüdt
darum fogar von denen vergefien, die fib an bergleiben un
faubern Phantafieauswücfen zu erfreuen pflegen. Obwohl nid!
ganz rein von diefem Unrathe fleht. doch bei weitem höfe
Friedrich Morimilian von Klinger?) aus Frankjun
aM. (1753— 1831), der ed bis zum Gurator der Univo
fität Dorpat und Oeneralintendanten brachte und der Gemall
einer natürlichen Tochter der Kaiferin Katbarina wurde, dabei ab
ed ſich ſelbſt zum Ruhme anrechnete, daß er, was er fei und bei
aus ſich felbR geworden und feinen Character und feine Anlagt
fo redlich zu entwideln befixebt gewelen fei, daß er fein pätett
Emporfommen nur al& natürlidie Folge davon zu betrachten N.
Man kann feinem bekannten Preisfüde, den Zwillingen (177%)
wit welchem befanntlid Leifewipens Sulius von Jam
concurrirte, das zweifelhafte Verdienſt zugeflchen, dag es in für
ner wilden Unnatur, in feiner bis auf die höchſte Potenz ge
triebenen Leidenfcaftlifeit, jene Sturm» und Drangperlode 9“
boren habe’), welde von einem andern in Schottland fpielenden
Drama defielden Dichters den Romen befam. Gr ließ dieſes
unter wahrhaft dämonifcher Infpiration concipirten Stüde ned
mehrere defielben Schlages folgen, unter denen der Günflling
am flärffien an Schiller (Don Carlos) und Otto an God
(55) erinnert. Nun folgt eine Reihe von Romanen, dena
Schwung der Phantaſie ebenfo wenig abzuſprechen if, ald man
Deutſche Poefie. Sturm» und Drangperiode. 705
leugnen kann, daß feine Ideale a priori unmögliche, von dem
Binfel eines Hölenbreughel hingeworfene Phantasmagorieen find,
in denen der Med mit der angelaufenen Brille des finftern
Menſchenhaſſers betrachtende Dichter, den Wieland treffend den
Löwenblutfäufer genannt hat, das nutzloſe Anfämpfen des Men»
ſchen gegen das unerbittlide Fatum darflelen wollte Fauſt,
das auch von andern diefer Schule angehörigen Dichtern beliebte
Abbild eined Alles umfaftenden und flets unbefriedigten Wiſſen⸗
dranges, if nun der Repräfentant der epifchen Productivitaͤt
Klinger's, und in dieſer Eage liegt der Stoff zu ber Aue
führung der unabwendbaren Schickfalsidee, welche freilich erſt dem
Yupiteröhaupte Goethe's zur volftändigen Loſung aufgehoben blieb,
da Klinger das Tiefe jener Zabel wohl ahnen, niht aber ge
bührend wiedergeben oder auch nur faflen konnte Eine Urt
von Beruhigungsopiat im Gegenſatze zu der hier von Ihm geſchilder⸗
im Zerrifienheit enthalten feine Geſchichte OGiaſars des Barme⸗
eiden und fein Kauft der Morgenlaͤnder. Riedriger no iſt der
als Drama bearbeitete und deßhalb mit größerer Lebendigkeit
und bewegliderer Handlung gehaltene Faur des Malers Früed⸗
ih Müller) aus Kreuznach (1750— 1825), wo der Held,
ein wilder, ungeberbiger Geſelle, glei einem Hunde In die Kette
des Herkommens beißt und mit dem TeufelKameradidaft macht,
weil diefer ihm durch feine offene Manier zufagt. Poetiſcher und
eier if feine Genovefa, und mehrere feiner Idyllen find in Bezug
anf laͤndliche Natürlichkeit im Gegenſatz zu der Geßner'ſchen abſtracten
Emtimentalität vortrefflich, ja zum Theil (don als Muſterbilder
für Voß erwaͤhnenswerth, wenn audy auf der andern Seite wieder
duch allzufede Derbheit und mande triviale Details (die Schaf
(dur, dad Nußkernen) profalfch widerlich. Ohne mich bei den
Stolberg aufhalten, die In vieler Beziehung auch bier
her gehören, gedenke ih noch fur des Ludwig Philipp
Hahn) aus Trippfladt in der Pfalz (1746— 18183), der in
feinem Aufruhr von Pifa, derfelben Epifode aus Dante, die auf
Gerſtenberg im Ugolino wählte, ein Pendant zu diefem Stüde
tieferte, welches diefes an Schauerlichkeit und Graͤßlichkeit überbietet,
und um fo ärger if, da er da aufhört, wo Gerſtenberg an
fängt, alfo die fürchterliche Hungerkataſftrophe gar nicht hat.
Grüße Handduch d. Eiterärgefhigte. II. 45
Endlia gehöxen zwei Männer hierher, Die auf den äuberſen
Grenxn diefer Schule Reben, nämlich auf der Außerfen Rechten
Johann Heintid Jung, gmannt Etilting’), aus Griu
im Rafauifben (1740— 1817), erſt Schneider, dann Schu—
weißer, hierauf berühmter Augenarzt, naher Profeſſor der Etaaik
&konomie (in Heidelberg und Warburg) und enblih ald Kram
des Herzogs von Baden Karl Friedrich in Karlöruhe lebend,
und auf der auberſten Linfen (das heißt nad der finnlide
Geite hin) Johann Jakob Wilhelm Heinfe?) aus Lang
wiefe bei JIimenau (1749*— 1803), ein Schuͤler Wielaude,
welcher ihn aber bereits .1778 das apofalyptifde Thier nannte,
als ihn ſelbſt Goethe (W. Bd. XXX. p. 201) uud bie Gib
tinger Gel, Anzeig. (1787 nr. 125), ja fogar Baum
wet (Geſchichte der Poeſie. Bd. XI. p. 575) für einm da
originellſten Köpfe Deutſchlands anfahen. Er war bereits ia
1 Tien Jahre im die Schule von zwei Mädchen gefommm, ni
denen er einige der fhönften Jahre verlebte und die ihn nd
was weibiſcher als Mufarion in der Balchidloniſchen Lebensweisht
unierrichteten (fein Verhaͤltniß zu thnen mochte daſſelbe fen, wk
einft das Caſanova's zu den beiden Schweſtern), bildete dam
feine ivolüfiig- melancholiſche Blut in Italien weiter and m
ward zulept bei dem Gpurfürfen von Mainz Friedrich Ina
von Erthal Vorlefer und Vibliotkefar, als welder er kr.
Zwiſchen ben beiden @enannten beficeht nur ein Veruͤhmm⸗
yunft, nämlich in der Schwaͤrmerel, die freitih bei Eridiy 8
feinem Hange zum Ueberſinnlichen und Unſichtbaren (eine Frucht darca
ÄR feine Theorie der Beifterfunde), welde Ridtung ib ti
in feinen astetiſchen Schriften, theils in feinen Romanın, fr
ſonders aber in feiner (abgeſchen von feiner Ueberſpaunthei)
pigbifh hoͤchſt Intereffanten Jugendgefhidte auoſpticht, bei Heirk
aber in feinem wahrhoft rafenden Drange nach materielm Eh
nengenuß hervortriu, den er theilweife feinem eifrigen Stublus
wer Hoffmannswaldau'ſchen Gedichte verdanfte. Gr dat di
*) @o nimmt man gewöhnlih an, allein ein Recenſent in
d. Sem
Bett, 1843. nr. 89 hat foft zur Evidenz ertviefen, daß er ſchon 1746 gedern
ward. J
Deutfche Poeſie. Epos. 699
tergedichte, Richard Loͤwenherz, Alfonfo und Adelbert der Milde
Immer noch zu den beſten Nachahmungen Wieland's gehören?)
Was ſoll ich aber von Aloys Blumauer aus Steyer ſagen
(geb. 1755, gef. 1798), der, zuerſt Jeſuit, dann Cenſor und
endlih Buchhändler, uns in feiner Traveſtirten Acneide zwar
ein Mufter diefer Didtart hinterließ, aber vom Standpuntt
der Aeſthetik aus verdient, mit Schimpf und Schande vom Barnaß
gejagt zu werben, weil er Birgils ſchönes Gedicht fo ins Ges
meine herabzog. WA man aber dergleichen Arbeiten als ge
lungene Berfuche anerkennen, dann verdient Blumauer alles Lob;
denn fieht man befonderd von feiner für die Rarfen Magen der
Wiener berechneten, allgugemeinen Derbheit ab, fo findet man
bei ihm treffliche, aͤcht komiſche Bergleiche, wohl überlegten Spott
und treffend berechnete Seitenhiebe (. DB. die Ausfälle des
Anchiſes auf die Paͤpſte), Phantaſie aber fpriht ihm Bürger
(Morgenbi. 1809. nr. 125) völlig ab’), Was das eigentliche
komiſche Epos anlangt, fo iR ſchon bemerkt worden, daß
Wieland’ und natürlid auch feiner Nachahmer Ale
xinger und Ricolat Rittergevichte halb komiſche, halb ernſte
Epopöen in dem Style Arioſto's find; allein Joſeph Franz
Ratfhty’s‘) (1757— 1810) Melchior Strigel, ein Spott
gedicht auf die Franzöſiſche Revolution, fann man fon nad)
der vortrefflihen Parodie der Devife der Sanseulotien: guerre
aux chatesux, paix au chaumieres, „Fehde dem Schloß, das.
Wohlſtand verfündet, Friede der Hütte, wo man nichts findet“,
beurtheilen, und e6 enthält manche Stelle, die man noch heute auf
den Gommuntsmuspopan; anwenden koͤnnte. Schwädier als diefes
Gedicht iſt ein merfiwürbiger Weiſe auch aus Oeſtreich hervorgegangenes
hoͤchſt unchriſtliches Gedicht A 1a Parny, der Engelfall (Gräg 1793),
das aber doch noch bei weitem witziger iſt, als die in demſel⸗
ben Jahre zu Berlin erſchienene: Duncias des Jahrhunderts oder
Kampf des Lichts und der Finſterniß, zu welcher der bekannte
Geſangbuchsſtreit den Stoff lieferte. Unter den gleichzeitigen
Lyrikern muß Hier Ehrifian Friedrich Daniel Schu—
bar!) aus Oberfoniheim in Schwaben (1739— 91) ges
nannt werben, befien wilde Gompofltion, der Ewige Jude, beis
nahe befannter iR ale feine Fluſtengruft, welche bie mo»
700 Deutfche Poefie.
dernen Demagogen» und Freiheitslieder unendlich überteift,
und von der bie unverbürgte Sage geht, daß eben dieſes Gevikt,
an welchem aber Schiller keinen Theil gehabt hatte, die elgmlike
Urſache feiner zehnjährigen, ſchrecklichen und ungerechten Ginkeo
ferung auf dem Asperg gewefen ſei, aus welcher ihm nur fein
Hymne auf Friedrich den Großen, die übrigens nichts weniger ol
die Characterftärke ihres Verfaſſers beweiſt, wieder lohalf. Inmande
Bertehung kann fein Landsmann Wilhelm Ludwig Welhr:
lin”) aus Bothnang im Würtembergifhen (1739 —92) mi
ihm zufammengeftellt werben, denn wie er war auch Weltrlu
Zeitungoſchreiber, und wie diefen feine Deutſche Chronik (f. 1774
ſo bradten Welhrlin feine berüchtigten Denkwürdigkeiten vor
Wien, wenn aud nur ein halbes Jahr, ind Gefängniß, woga
ihm feine übrigen Pamppiete, 3. B. Anfelmus Rabiofus Rei
durch Deutfchland, befonder8 gegen Augsburg gerichtet, das Zelt,
in Bezug auf Nördlingen geichrieben, ac., ihm gewöhnlich nur Iıb
weifung aus biefer oder jener Stadt zuzogen. Uebrigens führt
er ein noch weit wüferes Leben als Schubart, war aber (ver fan
Haft) Freigeift wie dieſer, obwohler Wieland’s, Schubart ab Aled⸗
ſtock's Schüler war, glühender Patriot wie diefer, und eben io ſcht
Verehrer Boltaire'8 und der Franzofen, als dieſer Aingloman
und Shaffperianer gewefen war. Als Dichter war er hödfm)
Gelegenheitsdichter und auch da nur unbedeutend, als Satird
aber nicht ohne Talent, obgleih mehr Pasquilant zu mend
Schubart dagegen kann für eiuen der beſten Lyriker bi
Zeit gelten, und feine oben angeführten Compofittonen, Ahasrm
und die Yürftengruft, fowie feine Gedichte aud dem Kerken, no
ben ihm den Etürmern und Drängen an, WIS politiſcher m
als Odendichter gleich vergefien iR jet der Franzoſenfteſa
Lorenz Leopold Hafhkad) aus Win (1749 — 182])
erſt Jeſuit, dann Profeffor der Aeſthetifam Therekanum dafelbf.
Als fentimentale Elegiker im Geſchmacke Hölty’s verdienen eine ehr"
volle Erwähnung Friedrich von Matthiffon?) aus Hohen
dodeleben bei Magdeburg (1761— 1831), befannt durch feine auß
gezeichneten Schilderungen, wenn auch etwad manterirt, Zohan
Baudenz, Freiherr von Salis-Geewis), aus Seewis
Sraubündten (1762— 1834), deſſen Lyrik durch Einfachheit dA
Deutſche Poeſie. 701
Glanz der Verſe des Vorigen noch uͤbertrifft, und endlich der ganz in
dieſer Manier dichtende, freilich erſt in die Folgezeit gehörige
Chriſtoph Auguſt Tiedge‘) aus Gardelegen (1752 —
1841), deſſen Elegie auf die Schlacht bei Kunersdorf weit
beffer ift al8 feine befonder8 von den Frauen fo viel gepriefene
Urania, die, obwohl an einzelnen ſchoͤnen Stellen nicht arm, doch
ohne Einheit und viel zu ſüßlich ifl, als daß fie auf den Na⸗
men eines Haffifben Werkes Anſpruch zu machen hätte Auch
Klopfod’8 und Gleim's Freund Klamer Eberhard Karl
Schmidt!) aus Halberfiadt (1746 — 1824), ein hoͤchſt gemuͤth⸗
licher Dichter, gehört mit feinen Liedern und Elegieen hierher; allein
wichtiger if er noch durd feine poetifhen Epifleln, in denen er felbft
Leopold Friedrih Günther von Gödingk”) aus Gruͤ⸗
ningen (1748 — 1828), defien befle Arbeit die Lieber zweier
Liebenden find, worin er ſich (ald Amarant) und feine nad»
herige Gattin Demoiſelle Bogel (Nantchen) verewigt hat, übertrifft.
Endlich wollen wir, da und des Lepteren Schlittenfahrt, eine
poetifhe Erzählung, an dieſes Genre erinnert, noch den in
demfelben audgezeihneten armen blinden Gottlieb Konrad
Mfeffel' aus Kolmar (1736—1809), der nad) Gellert un»
bedingt der beſte Deutfhe Babelvichter if, erwähnen, und mit
dem Anhänger Ramler's, den in der Manier, aber nicht. dem
Genie Martiald diktenden Ephraim Mofes Kuh’) aus
Breslau (1731— 90), der als Jude dur feinen trefflidhen
Charakter viele Chriſten beſchaͤmt hat, dieſe Ueberfiht der keiner
Schule angehörigen Dichter dieſer Webergangsperiode befchließen,
wenn wir zuvor noch rühmlich der im Juvenaliſchen Geifte gefchrier
benen Satiren (beſonders der Pedanten und der Schriftfieller nad
der Mode, gegen die Anglomanie gerichtet) des frühnerftorbenen
Johann Beniamin Midaelis) aus Zittau (1746 —
12) gedacht haben. .
1) Bliomberis. &pzg. 1792. 1802. 8. Doolin von Mainz. Epsg. 1787.
1797. 8. Gedichte. Halle 1780. 8. Neuefte Gedichte. Wien 1794.8. Sämmts
lihe Gedichte. Klagenfurt 1788. II. 8. Sämmtlihe Schriften. Wien 1812.
x. 8 f. Allg. Lit. Zeit. 1797. nr. 126. p. 1050 sq. Leipz. Allg. Lt. Anz.
1797. ar. 142. p. 1459 ag. Zördens Bd. I. p. 36 sq. V. p. 711 sg
YI. p. 552 ng.
2) ©. Jördens Bd. IV. p. 64 sg. — Elegieen und Briefe. Straßb.
704 Deutſche Poefie.
der beſten Früchte diefes wilden Dichtergartens find,. braucht nidt
erſt erwähnt zu werden. Mit den meiflen Raturanlagen war
unter der Menge der diefer Richtung beizuzählenden Dichter wohl
Jakob Michael Reinhold Lenz?) aus Sefjwegen bei
Riga (1750 — 92} audgerüftet. Er .befaß fehr viel Neigung zum
Theater und großes Talent für das Komiſche (dafür zeugt fein
Hofmeifter und die Soldaten),. allein er hatte von Shakfyer
nichts weiter gelernt, als deſſen Renitenz gegen das Herfomm-
liche, und fo wollte er denn alle Schranken, der biöherigen dr
matifhen Poeße einreißen, wodurch er jene wunberlidhen Zar
bilder hervorbradte, an denen wir wohl ſprachliche Gemwanbthe
und Kühnhelt zu bewundern, aber leider auch die barodfia
Rohheiten zu beflagen haben, die natürlih völlig unaufführ
bar find. Troß ihrer fhlüpfrigen, frivolen Stellen find feine Stüde
darum fogar. von denen vergefien, die fih an dergleichen u—
faubern Phantafieauswücfen zu erfreuen pflegen. Obwohl nid
ganz rein von diefem Unrathe flieht. doch bei weitem höhe
Friedrich Marimilian von Klinger’) aus Sranffurt
aM. (1753— 1831), der ed bis zum Gurator der Univer⸗
fität Dorpat und Oeneralintendanten brachte und der Gemahl
einer natürlichen Tochter der Kaiſerin Katharina wurde, dabei abe
es fich felbft zum Ruhme anrechnete, daB er, was er fei und bak
aus fih felbR geworden und feinen Character und feine Anlage
fo redlich zu entwideln beficebt geweſen fei, daß er fein fpäterd
Emporfommen nur ala natürlidie Folge davon zu betrachten habt
Man fann feinem bekannten Preisflüde, den Zwillingen (1774)
wit weldem befanntlih Letſewitzens Julius von Taren
concurrirte, das zweifelhafte Verdienſt zugefiehen, dag es in far
ner wilden Unnatur, in feiner bie auf die höchfle Potenz ges
triebenen Leidenfchaftlichfeit, jene Sturm» und Drangperiode ge
boren habe*), welde von einem andern in Schottland fpielenden
Drama defleldben Didterd den Ramen befam. Gr lieb dieſen
unter wahrhaft daͤmoniſcher Infpiration concipirten Stüde noch
mehrere deſſelben Schlages folgen, unter denen der Günflling
am flärffien an Schiller (Don Earlod) und Dito an Goethbe
(Goͤtz) erinnert. Nun folgt eine Reihe von Romanen, denen
Schwung der Phantafie ebenfo wenig abzufpredgen if, ald man
Deutſche Poefie. Sturm: und Drangperiode. 705
leugnen fann, daß feine Ideale a priori unmöglide, von dem
Pinfel eined Höllenbreughel bingeworfene Phantasmagoriem ſind,
in denen der Alles mit der angelaufenen Brille des finftern
Menfcyenhaffers betrachtende Dichter, den Wieland treffend den
Lömwenblutfäufer genannt hat, dad nuplofe Unfämpfen des Men⸗
fhen gegen das unerbittlide Fatum darſtellen wollte. Fauſt,
das aud von andern diefer Schule angehörigen Dichtern beliebte
Abbild eined Alles umfaffenden und fletd unbeftiedigten Wiſſen⸗
dranged, if num der Repräfentant der epifchen Productivitaͤt
Klinger's, und in diefer Enge Hegt der Stoff zu der Aue
führung der unabwendbaren Schickfalsidee, welche freili er dem
Jupitershaupte Goethe's zur vollſtaͤndigen Löfung aufgehoben biieb,
da Klinger das Tiefe jener Babel wohl ahnen, nicht aber ge
bührend wiedergeben oder aud nur faflen fonnte Cine Urt
von Beruhigungsoplat im Gegenſatze zu der hier von Ihm geſchilder⸗
ten Zerriffenheit enthalten feine Geſchichte Giafars des Barme⸗
eiden und fein Fauſt der Morgenlaͤnder. Riedriger noch if ber
als Drama bearbeitete und deßhalb mit größerer Lebenvigfeit
und bewegliderer Handlung gehaltene Fauf des Malers Fried»
sth Müller) aus Kreuznach (1750—1825), wo der Held,
ein wilder, ungeberbiger Geſelle, glei einem Hunde in die Kette
des Herfommens beißt und mit dem Teufel Kameradſchaft macht,
weil diefer ihm durch feine offene Manier zuſagt. Poetiſcher und
edler ift feine Genovefa, und mehrere feiner Idyllen find in Berug
auf ländliche Natürlichkeit im Begenfag zu der Geßner'ſchen abftracten
Sentimmtalität vortrefflich, ja zum Theil ſchon als Muſterbilder
für Voß erwähnenswerth, wenn auch auf der andern Seite wieder
duch allzukecke Derbbeit und mande triviale Details (die Schafe
(dur, dad Nußkernen) proſaiſch widerlid. Ohne mid bei den
Stolbergs aufiubalten, die in vieler Beziehung auch hier
ber gehören, nedente ih noch kurz ded Ludwig Philipp
Hahn) aus Trippfadt in der Pfalz (1746— 1813), der in
feinem Aufruhr von Pifa, derſelben Epifode aus Dante, die auch
Gerſtenberg im Ugolino wählte, ein Pendant zu diefem Stüde
lieferte, welches diefes an Schauerlichkeit und Graͤßlichkeit überbietet,
und um fo ärger ifl, da er da aufhört, wo Gerſtenberg ans
fängt, alfo die fürdterlihe Hungerfutafirophe gar nicht hat.
Gräfe Handduch d. Literärgeſchichte. IH. 45
».C6. u. feine vortifhen Werke. irn 1806. 1644. 8 M. Binder, Odile
im ip zum Ehriſtenthum. Eruttg. 1839. IT. 16. 9. Döring,
Ei rimd. Yaioı 16. 8, Orts, Fr &a- als Ticaie, Blaldienne,
. Mltenb. . Gran, .
Deskır u. Seipz. 1844. 12. @. Odnoab, Ch. Leben in drci Bäden
Stulig MH. 8. m ser Ger u. feine
1846. 11. 16. Sillebrand B2. IL p. 289-458. Gerwinus BD. V. 1.
“or wa Cämmtlihe Werke. Gtuttg. 1812—15. 1818-19. XU. B. 1815
—19. XX. 16. 1722-24. XV. chd. 18277—29. XVIN. 16. Eämmtl
Serte in einem Be. -Otatig. 4829. 1830. 1833. 1834. 1840. 4. (Dem
Supplem. Epza. 1A31. 4.) ebd. 1835—36. XI. 8. 1838. XII. dr. 1%
x. 8. (Dazu Radıiefe u. Barlantenfammlung, ber, d. Hoffmeifter. Etuttz.
=. Tüb. 1840-41. IV. 16. u. Roditr. v. Ed. Does. 1838.
II. 16.) ©. 0. Briefwehfel zw. Eiller und WB. d. Humboldt. Gtutt.
18:50. 8. Auserlefene Briefe in d. 3. 1781 —1905. ber. v. D. Döring. 3m
1835. JI1. 16. u. Eh. Briefe m. Ertl. gef. Mltenb. 1847. IIT. 16.
@d. mit Körner. Berl. 1847. IV. 6.
$. 705.
Hatten wir bei Ssiller drei Perioden feiner bicterlide
Ipätigfeit wahrgenommen, nämlid die der ungezügelten Phantoke
und des abfoluten Freiheltsdranges, die des durch philoſophiſae BL
dung beherrſchten Genies und endlich die der erhabenen, fütlih"®
Ugtöfen Verklärung, fo müflen wir deren noch mehrere bei dm
Danne annehmen, welcher unbedingt der Hauptrepräfentant die
fer ganzem Periode iR, bei Johann Bolfgangvon Goethe").
Diefer unflerblibe Zierfraub des Deutſchen, Dictergarimb
‚ward den 28. Auguſt 1749 zu Frankfurt am Main geborm,
wo fein Vater kaiferlicher Rath war, ein hochgebildeter Mann,
der durd ‚feine an Deutfcher Beletrifif der regenerativen Epode
reihe Bibliothek den in feinem Sohne liegenden Genlus pflegte.
Diefer wurde auf der daſigen Schule tüchtig claſſiſch gebildet und beog
nachdem er hier bereit ein für die Ausbildung feines Charakter höhk
widtiges Licbeöverhättniß mit feinem @reihen, dem Urbild des
@rebene Im Bauf, eingegangen war, (1765) die iniverfität Leipıig,
TI fürieb er ſich ſeibſt, alfo nit Gothe.
708 Deutſche Poefſie. Schiller.
Literatur unter aller Critik iR, was noch in letzwergangener Zelt
Brudbräu’s in dieſes Genre ſchlagende Sudeleien bewieſen
haben.
1) S. Hillebrand Bb. I 385 21. Ruge Schriften wo. I. p. 912g.
2 ũeſammeit⸗ E chriften Be v.P. Ziel. Berl. 1828. 111.8. Jörbens
BRd. VI. p- 482 sq. „ahlihte roll Nele. 1792. II. p. 218. ee Br.
XXVI. * aq. 247 sy. &. Gtöber, Fr. en; u. FE. v. Seſenhein.
3) Baus Leben, Thaten und Höllenfahrt. o. D. 1792. 8. Reue verb.
X. Epig. 1799. 8. Kauft der Morgenländer. Bagdad 1797. 8. u. a. Werke
Königed. 1809-16. Ypsg. 1832 — 33. XIL 8. Zübing. 1841. XI. ı6
6 Goethe m. 20 xXVl. p- 2350 sq. Hillehrand I. p. 392 ag. Geroinus
d sq.
4) — und Drang. Baſel 1780. 8. u. in ſ. seat Spas. 1786.
Bd. II. Ye 263 sq. Inhalt b. Prut Borlef. p. 339 s
r. Fauſt's Leben dramatıfirt. and. 1776. 3. 1.8 Werke
— PN 1825. ı11. 8.
©. Zördens Bd. VI. p. 259 sq. De Sufeuße © v. piſa Ulm 1776-8.
7 Leben. Berl. 1777-89. 1788-1806. Bd. I—YV Br. VI.
von deſſ. Enkel W. Schwarz. deideb. 1817. 8. Simmtiih: Schriften am
erftienmale gefammelt u. herausg. m. e. Vorr. v. Grollmann. XIV Di.
Stuttg. 1836 sq. 8. ebd. 1843 — 44. x. 16. ſ. Ruge Schrift. Bb. L p.
5A ng. Gervinus Bd. V. p. 268 aq.
8 ©. Ruge Bd. II. p. 310 aq. Geroinus Bd. V. p. 4 sq. Sördens
@d. II. p. 344 sq. p- 286 aq. Zeitgenoffen 2b. 1. %. * 52
103 3q. — ebi ngbelle und die glüdfeligen Imfeln, eine Teiänitce
— 2* an dem ie Jahrhundert. emgo 1787. III. 18.1. IV. 1838.
@. A. Kayfer, Weber belletriſt. Schriftftellerei, e. Parall,
fen tree und Ardinghello. Etraßt. 1778. 8.) Sämmtl,
pefäen v. 9. Laube. Lpzg. 1838. X.
9) Raturuchteiten der finnlichen und empfindfamen Liche. 0. D. (Kbnigsb.
4798. IV. 8. Früher u. d. Tit. Gedichte in Grdcourts Geſchmack 0.D. 17
8. Sondon (Danzig) 1780. 8. Bermanien 1808, 8. [.Gervinus Dd.V. p.
Dieſe Gedichte ſchrieb man früher — Weiſe Johann Beer;
Scheffner zu, von dem allerdings Gedichte (Miteu 1773) und Jugend
liche Gedichte (Königsb. 1767. 8.) ıc. en
10) Erotiſche Schriften. Epzg. 1817. V.
$. 704.
Wir baden ſchon oben angedeukt, dab einer ber größten
Dieter Dewflande, wenn nidt der größte, im feiner Anfange-
yeriode au zu den Gtürmern und Drängem gehörte, allein
man kann ihn in feiner Allgemeinheit ebenſo wenig für tiefen
kurzen Abſchnitt unbedingt hierher rechnen, als er zu berRomanı-
iſchen Schule gehört, zu welder man ihn auch hat hinzunchmen wollen,
wenigſtens nicht au ber Tieck ſchen Ridtung, die von der feinigen
himmelweit verſchieden IR. Jever ficht ſchon von ſelbſi, daß wir bier
— | —
Deutſche Doefle. Schiller: 709
nur Friedrich von Schiller!) vor Augen haben können.
&r wurde den 10. Novbr. 1759 zu Marbad in Würtemberg
geboren, war der Eohn eines Offigiers und erhielt den erſten Ele,
mentarunterriht von einem Pfarrer, Namens Moſer, dem er in
den Räubern ein unfterblied Denkmal geſetzt bat. In Ludwigs»
burg befam er die erfie Schulbildung, und die Vorſtellungen
auf dem’ dafigen Hofiheater mögen in ihm den erflen Hang für
das Scaufpiel erregt haben. Bom Herzog Karl liebgewonnen,
fam er in jene Militairbilvungsanfalt, die zuerl auf benz Luſt⸗
ſchloſſe Solitube, dann in Stuttgart unter dem Namen der hohen Karies
faule befand (1773); bier mußte er der Relgung zur
Theologie, welche er fühlte, entfagen und fi für die Juriepru⸗
denz entſcheiden, fattelte aber bald wieder um und fing an '
Medicin zu Audieren. Bon den Claſſikern trieb er bier nur Plutarch,
lad aber heimlich Gerſtenberg's Ugolino, Goethe's Göh von
Berliäingen, Klopftod, Leffing, Leiſewiz xc., beſonders auch Goe⸗
the's Werther, und da er ſchon hier einer unter ben jungen
Leuten gegen die Strenge ' der militairiſchen Zucht gebildeten
Oppoſitionopartei angehörte, welche den Geſetzen berfelben zum
Trotz auch die Poeſie pflegte, fo begann er theils feloR zu dich»
ten (3. B. den Eroberer), theils fühlte er ſich zu dem unglüde
lichen Schubart hingezogen, deſſen Bürftengruft ihn fo begeißerte,
daß er ihn fogar auf dem Aoperg befuchte.. Bei feinem Aus⸗
tritt aus ber Karlefchule (1780) ward er Regimentsarzt und
als folder ließ er feine längere Zelt vorher beendigten (1777)
Räuber druden und In Mannheim aufführen, welder Bors
ſtellung er zweimal dem Geſetz zuwider beimohnte, und ale er
Dafür mit 14taͤgigem Arreſt beſtraft ward, verließ er, da ihm übers
haupt die millitairiſche Uniform viel zu enge war, heimlich
mit dem Muſikus Streiger Stuttgart (1782), Er lebte nun
eine Zeit Tang in ziemlich gebrüdten Verhaͤltniſſen, dichtete für
die Mannheimer Bühne Kabale und Liebe (1784) und Fiesko
(1783), bielt fi einige Zeit bei der Frau von Wolzogen
zu Bauerbach im Meiningifhen auf, wo er fi In die Tochter
derfelben verliebte, und kehrte dann nah Mannheim zurüd,
wo. er ein aͤhnliches Verhaͤliß mit Margareta Schwan ame
fnüypfte und Die erfien Alte des Den Carlos ſchrieb, wofuͤr im
ui euren Tee
und in Profa vollendet, lenes unüͤbertreffliche Offenbarungeir
Rrument feiner Dictenweife, das leider von Schlegel (Ark. Särif.
Th. 1. p. 15 29) völlig mißverfanden iR. ie wenig uͤbeige /
Goeihe, dem, wie er felbR in feinen Benetianifen Eylgrammen fa},
Vie Freiheltsapoſtel Ret6 zuwider waren, für die von der Franoſſan
Revolution aufaeſtellten Freiheitsſaͤße Eympathieen empfan,
fehen wir aus dem Bürgergeneral, den Mufgeregten und da
Unterhaltungen der Ausgewanderten, die fämmtli in dieſe Zut
(1793) fallen; aub ber @roffephta, worin er bie Umtrihe
Caglioſtro's und der Nofenfreuzer ſchildern weilte, gehört in dick
Zeit. When der Höhepumft feiner dichteriſden Thätigfeit fält
weilgen 1794— 1805, in fein Zufammenwirken mit Stile,
welche Zeit er ſelbſt als Epoche machend anfah. Der erhe in
106 dazu gefkah durch Schiller, der zwar Bocthen als einen entſti⸗
denen Gelfesantipeden angefehen hatte und von biefem gleitſabe
nicht gefußt worden war, nun aber (1794) ſich fariftiih an
ihn wandte, um ihm zur Theilnahme an den Horen, die er miı
Fichte, Woltmann und W. von Humboldt zufemmen heransgha
wollte, einzuladen. Goethe ließ ſich auch nicht lange bitm,
ſondern lieferte unter andern Beitraͤgen ben größten Theil da
Xdwiſchen Elegieen hinein, die er bereits 1788 — 90 —
ſchrieben hatte. Eine gleiche Theilnahme erfuhr der Saitek
Mufemalmanah (1796), der die Horn, welche ——
Proſaiſches aufnahmen, gewiffermagen fuppliren a
ſonders aber der zweite Jahrgang der Zenien urn, wu
die beiden Dichter mit merfwürbiger Webereinkimmung über
Leute zu Gerichte faßen, welde ſich damals am der Literatur
und Poeſie verfündigt hatten. Daß natürlich dieſer fogenaunk
Burimalmanad) von den Betheiligien ſchlecht aufgenommen ward,
beweifen @egenfäriften, wie Dan: Jeniſch's Literarifhe Epkh
ruthen, I. Kaspar Manſo's Begengeihenfe an bie Eubelföht
in Ima und. Weimar von einigen dankbaren Gäfm, Ricolald
Wahang dazu, Cranzens Ochſiade, die Trogalien zur Berbaumg
der Zenien, und wie alle biefe Yamphlets fon heißen mögen”)
cf. Die Zenien aus Gilles Tafaimanas für das —7 179,
at, Abdrud und Grläutrrung derfeiben. Danzig 1833. 16. Sea⸗
Deutſche Porfie. Goethe. 713
we allerbingd pedautiſche Schulweidheit herrſchte, obwohl Watt
ſched's Anſehn bereits im Abnehmen begriffen war, umd die Bors
träge Gellert’6 und Clodius über Literaturgefchichte und Etylipif
ebenfalld nit zu den geiſtreichnen gehoͤnen, fo daß das junge
Dichtergenie durch biefelben nicht heſonders ‚gehoben werben konnte.
Nichtsdefloweniger machte fi daſſelbe in zwei dramatiſchen
Kleinigkeiten, der Laune des Berliebten, wozu ihn eine vorüber
gehende Liebfibaft mit einer Stellvestreterin feines Greichens,
einem Aennchen, veranlaßt hatte, und den Mitſchuldigen, einer
Nachahmung der von Leſſing in feine Minna von Barnheim
angefchlagenn Tonart, fowie in mehreren lyriſchen Gedichten
Luft, welche aber ſaͤmmtlich das Gepräge einer tiefen, mit feinen
Berhältnifien hoͤchſt unzufriedenen Berfiimmung an ſich tragen, Seine
Bekanniſchaft mit Behrifch, dem Hofmeiſter des Grafen von Lin⸗
Denau, und mit Defer, dem Director der Leipziger . Zeichnenaca⸗
dene, Sowie Leffing’6 Laokoon (1767), wirkten höchſt weſentlich
auf die Eutwirkelung der in ihm liegenden Lieblingsidee, der Vers
mählımg der Zunft mit ber Poeſie, ein. Nach Frankfurt zurüde
gelehrt (1768), wirkte das damals dort fehr im Schwunge
gehende ſupernaturaliſtiſche, alchimiſtiſch⸗theoſophiſche Treiben meh».
rerer Gelehrten und Weste, in deren Mitte er eingeführt warb,
befonders aber fein Umgang mit einer religlöfen Schwärmerin,
einem mit feiner Bamilie befreundeten Bräulein von Keitenberg,
weientiih auf die Entwidelung feiner myſtiſchen Naturanſchauung
ein. Bald mußte er aber nah dem Willen feines Vaters feine:
Helmath abermals verlafien und die Univerſitaͤt Straßburg
beziehen (1769— 71), wo er mit ‚Herder befannt wurde und
durch diefen der In ihm durd feinen Aufenthalt in Leipzig er»
zegten Neigung für Franzöſiſche Seichtigkeit und Ruͤchternheit
entführt, mit der Engliſchen Literatur ‚befreundet und zur aͤchten
Deutſchen Gruͤndlichkeit und Tiefe hingelentt ward. . Hier ward
er auch mit den obengenannten Juͤngern der kraftgenialiſchen
Säule befannt und Imüpfte jenes von Manchem mit zweideut⸗
igem Laͤcheln befrittelte, aber Beider würbige Berbälmiß mit
Sriederife Brion, der Tochter des Pfarrers zu Sefenheim, an,
wovon er (ald Fernando) in der Stella (Friederile) ein tief poet⸗
iſches Gemälde entworfen hat; auch jene muͤberirefflichen Lieber:
720 Deutſche Poeſie.
dentenjahre. Novell. Schilder. a, d. Leb. d. Dichters. Lpig · 1864 8. 8
Zeſcy anz, Goethe, ! Leb. u. Schriften. Königsb. 1847. 8. G. Bichf,
Leden. Stuttg. 1847. IT. 16. Jördens Bd. II. 16isg. VI. p. 20.
Diuerans. Bd. IT. p. 8 aq. Gersinus Bb.1V. p . lbs sg. 97. Br
Menzel Deutfche — Bd. III. p. 122 sq. ar ungünky.
Weber in d. Berl. Jahrb. 1829. nr. 73 »q. Zur eite. gef e. v. Rancipel,
Ucberfiht d. Deutſchen Rationalliteratur 4. 18. u. 19. Jahrh. nad ih.
wichtigft. Erſcheinungen. Mit befonderer Kückſicht auf Goethe. Berl. 184.8
2) 3. H. Med Uns emäßlte Sariften ı dur foduen Fiteratur u. Aut.
E. Dentm. ber. v. Ad. Gtahr cf. Gtrieder Br. Yll
p. %56 sq. Schlichtegroll R an ", 1. P = sq.
3) W. Wachsmuth, Bemact Muſenhof in db. Jahren 1772 bis 180.
Berl. 1844. 8. — Klatfchereien enth. Das Büchlein von Goethe, her. *
Daehreen: Penig 1822. 16. u. 8. W. Böttiger, Literarifche Zuſtaͤnde ud
a genoffen. 3 In Schilder. a. K. U. Boͤttiger's hoſchr. Nachl. Epıg. 188
$. 706.
Wir wollen aud bier wieder, wie früher, che wir weile
gehen, no einige Dichter nennen, welde, ohne einer beim:
ten Schule anzugehören, freilih einen Bergleih mit den chem
genannten Dicterlönigen nicht aushalten, aber ebenfo wenig Mi
gänzlien Bergefienheit anheimzufallen verdienen. Wir nennen dat
erſt die Norddeutſchen Lyriker Chriſtian Adolph Overdel)
aus Luͤbeck (1755 — 1827), von dem ſehr liebliche Lieder übrig
find, Gerhard Anton Gramberg?) aus Oldenburg (174
—1817), der ſich auch im Epigramm nicht ohne Gluͤd m
ſuchte, und Gerhard Anton von Halem?), feinen Ink
mann (17521819), der aber mehr durch die mir Ihm
Freunde Bramberg herausgegebene Zeitfchrift Irene, wie ald %
rifer auf die, Literatur einwirfte und durd feine Selbſibiographle
für Die genauere Kenntniß der damaligen literariſchen Zußaͤnde
von hoher Wichtigkeit If. An dieſelbe Schule ſchließen ſich nod
an Georg Philipp Schmidt von Lübed*) (geb. 1760)
ein höchſt gefühlvoller Bolkedicter, Karl Lappe?) aus Wüha
baufen (geb. 1774), der an Gemuͤthlichkeit ihm nahe fomalı
und der Gpigrammatid Karl Friedrich Mücler) and
Stargard (geb. 1763). Auch Ernſt Theodor Johanı
Brüdner) aus Neezla im Medienburgifhen, Haus
paſtor zu Neubrandenburg (1746— 1805), deſſen Kinderidylle
jet freilich Niemand mehr kennt, und Friedrich Ern ſt Bott
lieb Freiherr von Shönbom‘ ) aus Stolberg (1747 ‚nigt 1741
—— ——
716 Deutfche Poeſte. Goethe.
mad. in Proſa vollendet, ſenes unübertreffliche Dffembarungein-
Arument feiner Dichtenweihe, da6 leider von Schlegel (Krit. Scbrift.
Th. I. p. 15 sg.) völlig mißverflanden in. Die wenig übrigens
@oethe, dem, wie er ſelbſt in ſeinen Venetianiſchen Eypigrammen fagt,
Die Freiheitsapoſtel ſtets zuwider waren: für die von der Franzõſiſchen
Revolution aufgeſtellten Freiheitsſaͤße Eympathlen empfand,
fehen wir aus dem Bürgergeneral, den Aufgeregten und ben
Unterhaltungen der Ausgewanderten, die ſaͤmmtlich in biefe Zeit
(1793) fallen; aub der Großkephta, worin er die Umtriebe
Caglioſiro's und der Roſenkreuzer ſchildern weilte, gehört tm Pick
Zeit. Wein der. Hoͤhepunlt feiner vidterifhen Thätigleit fäßt
zwiſchen 1794-- 1805, in fein Zufammenmwirkn mit Skiße,
welche Zeit er ſelbſt als Epoche machend anſah. Der erfie in
laß dazu geſchah durch Schiller, der zwar Goethen ale einen entieim
denen Geiſtesantipoden angefehen hatte und von diefem gleidfa
nicht geſucht worden war, nun aber (1794) ſich ſchriftlich an
ihn wandte, um ihn zur Theilnahme an den Horen, Die er wi
Fichte, Woltmenn und W. von Humboldt zuſammen herausgeben
wollte, einzuladen. Goethe ließ ſich auch nicht lange bütm,
ſondern lieferte unter andern Beitraͤgen ben größten Theil ver
Romiſchen Elegieen hinein, die er bereitd 1788-00 niederges
fiärieben hatte. ine gleiche Theilnahme erfuhr der Schiter’iae
Muſenalmanach (1796), der die Horn, welde vorzugsweü
Proſaiſches aufnahmen, gewiffermaßen ſuppliren foßlte, te
ſonders aber der zweite Jahrgang ber Zenin (1797), werk
die beiden Dicter mit merfwürbiger Lebereinkimmung über bie
Leute zu Gerichte faßen, welche fi damald an der Literatur
und Poeſie verfündiat hatten. Daß natürlich diefer fogenannt
Furienalmanach von den Betheiligten ſchlecht aufgenommen warb,
beiweifen Begenfäriften, wie Dan. Jeniſch's Literariſche Spieß
ruthen,, 3. Kaspar Manſo's Gegengeſchenke an die Gubelföhe
in Ina und Weimar von einigen dankbaren Gäfen, Ricolai’s
Anhang dazu, Cranzens Ochſiade, die Trogalien zur Verdauung
der Zenien, und wie alle biefe Pamphleis ſonſt heißen mögen *).
——— —— — —
*) cf. Die Xenien aus Schiller's —— für das Jade 1797,
te, Abbrud und Erlaͤuterung berfelben. Danzig 1833. 16. Mache⸗
724 Deutſche Poeſie.
garten's*) aus Grevismühlen im Mecklenburgiſchen (1758
— 1828), Profeſſors der Geſchichte zu Greifswalde, phantaſie⸗
und geſuͤhlvolle Idyllen, Jukunde und die Inſelfahrt, die aber
ebenfo wie feine Legenden an allzuvielem falſchen Pathos lade
riren, fo daß ich des Dänen Jens Baggefen”*) aus Kar
för auf Eeeland (1764— 1826) Parthenais oder Alpen
reiſe, welter fein Epos auf CooP8 Weltumfegelung, Dceanla,
befonderd aber feine mißlungene humoriſtiſche komiſche Epopee,
Adam und Eva, bei weiten nadfichen, immer noch vognjiche,
obwohl fie nur Nachahmung von Voßens Luiſe ift und durd Ki
fung von mythiſchen und phantaftifchen Weſen und Elemmta
in moderne Zuflände theilweife barok ſcheint. Auch der fen
genannte Ufteri hat in feinen Idyllen, worin er übrigens
feinen Volksdialekt beibehält, bei manden anfößigen Derbheiten
Voßens nieberdeutfhe Idyllen nibt ohne Geſchick nachzuahnen
geſucht. Am gluͤcklichſten traf uͤbrigens in der fpätern Zei
Georg Daniel Arnoͤld) aus Straßburg (1780 — 1829) In
der von ihm anonym herausgegebenen, dramatiſch gehaltenen Nyll,
der Pfingfimontag (1816), fogar durch den dabei angemendetm
Eifaffifh » Straßburgiſchen Dialekt den Hebel'ſchen Ton, und dr
the (WB. Br. 32. ©. 240 sg.) hat feiner Dichtung fein ge
ringes Lob gezolit, wenn er fagt, man vernehme in deiſelden
die Nachkommenſchaft feiner Landsleute, Sebaſtian Brand um
Geyler von Keyſersberg. Die allerdings Älteren morgenländilde
Idyllen des bekannten Ueberſetzers des Horaz Jakob Friedrid
|
Schmidu's aus Blafienzelle”) (1730— 1799) moͤcte ich fun
für bedeutend halten, und flelle fogar noch Ehrifian Lu
wig Neuffer's“) aus Stuttgart (1769 — 1839) Tag al
dem Lande über fie, der aber noch lange nicht den trefflichen
Fiſcheridyſllen des Reglerungsfecretaird und Archivars zu Aarar
Franz Xaver Bronner'o?) aus Hoöͤchſtaͤdt (geb. 1758)
gleichkommt. In das beſchreibende Genre mit didaltiſchet dr
calitaͤt ſchlaͤgt das philofophifche Lehrgedicht des Doctors de
Medicin Balerius Wilhelm Neubed”) aus Ami
(1765— 1847), der Gefundbrunnen, ein, wohl beinahe dad belt
didaftifhe Epos, welches wir haben, dad aud- im Versmaß
dem Herameter, der Meffiade nicht nachſteht und ebenfo von
Deutfche Poeſie. Goethe: 719 |
zu haben. Mit ihm ging "übrigens auch Weimar's weltgeſchicht⸗
liche Bedeutſamkeit für Deutfe Kunf und Wiſſenſchaft unter,
und dieſe Stadt fanf feltdem wieder in jene nidtige Klein⸗
flädteret zurüd, aus der fle Deutſchlands Dichterheroen für Furze
Zeit geriffen und zum Wwahrhaften Mufentempel erhoben hatten ?),
1) Schriften. Beri. 1775. TH.8. 1777. IH. 1779. IV. 8. Epag. 1787 —
90. VI. 1737—91. IV. 8. Reue Schriften. Berl. 1792—1800. Ypsg. 1822.
V11.8. Werke. Stuttg. 1806-10. XIII. 8. (Dazu Supplemente. ebd. 1817—
18. VIII. 8.) cbd. 1816—18, XX. 8. Stuttg. 1826-19. XXV.8, Gänmtl,
Werke. ebd. 1828-34. LV. 8. 1827—34. LV. 16. (Dazu: Inhalts⸗ und
Namen = Vergeüchniffe über ſäämmtliche Goethefhe Werke nad der Ausgabe
legter Dand u. dem Nachlaffe, verf. v. Ehr. Ih. Musculus unter Mitwirs
tung Riemer. ebd. 1835. 8.) Poetiſche und Profaifhe Werke. Prachtaus⸗
gabe. ebd. 1336. 1846. H. 4. Sämmtlihe Werke. VBollft. neugeordn. U.
Stuttg. u. Tübingen 1840. XL. 16. (Dazu Chr. Ih. Musculus, Alphab.
Namen Regifter. ebd. 1842. 10.) Dazu: Nachgelaffene Werke. ebd. 1842.
V. 16. Ed. Boas, Nachträge gef. u. Derausg. Lpzg. 1841. 1846. III. 16.
Briefwechfel zwifchen Goethe und Zelter in den Jahren 17961832, ber. v.
Fr. W. Riemer. Berl. 1833—34. VI. 8. Briefivechfel zwifchen Schiller u.
Goethe in den Jahren 17924 1206 Etuttg. 1823—29 VI. (f. Hau. Lit.
Zeit. 1830. ar. 29. —) Briefe an H. Merl von Goethe, Herder, Wieland
und andern bedeutenden Zeitgen. ber. v. 8. Wagner. Darmft. 1835. IT. 8.
Briefmechfel zwifhen Klopftod und Goethe im J. 1776. %ypıg. 1833. 8,
Br. Goethe's mit einem Kinde (Bettina von Arnim, geb. Brentano). Berl.
1835 — 1837. IM. 8 8. Wagner, Briefe aus dem Freundeskreiſe von
Goethe, Herder, Hopfner und Med. Leipz. 1347. 8. Briefwechſel
zwifchen Goethe und Schultz in d. 3. 1825—29. Bonn 1836. 8. &. Briefe
ın den Jahren 1768 — 1832. her. v. D. Döring. Lpzg. 1836. 4. 3. p.
Gdermann, Weſpraͤche mit Goethe in den Ichten Tagen feines Lebens. Lpzg.
1823—32. 1837. II. 8. Briefe und Auffäge, a. d. 3. 1786—1756. 3. erftens
male ber. d. A. Schöll. Weimar 1816. 8. Briefwechfel zwifchen Goethe u.
&. H. Jacobi ber. v. M. Jacobi, Epzg. 1847. 12. Goethe's älteftes Liebere
buch, her. v. L. Ziel. Berl. 1844. 8. u. im N. Jahrb. d. Berl. Deutich,
Gef. Bd. VI. (ſ. Vichoff, Archiv 1846. H. IV. p. 62 8q.) Goethes Friede⸗
rite. Bon Zreimund Pfeiffer. Anh.: Sefenheimer Liederbuch. Lpzg. 1841. 8.
(f. Viehoff a. a. D. p. 78 s8q. A. Fr. Naͤke, Wallfahrt nah Sefenheim.
Berl. 1340. 16. u. J. Chr. Freieiſen, Die beiden Friederiken in Seſen⸗
beim. Züri 1838. 12. ſ. ob. 9.703 Anm. 2.) Ir.K. J. Echuͤt, Goethe's Phi⸗
loſophie. Hamb. 1825—27. VII. 12. — &. H. Döring, G. Leben. Weimar
18233. IT. erg. A. ebd. 1833. 16. Goethe, E. biogr. Denkm. Sena 1841.16.
u. Soethe's Selbfibiographe. U. ſ. Brief zufammengeftellt. Iltenb. 1847.16.
I. Bald, Goethe aus näherem perfönliden Umgang bargeftellt. Lpzg. 1832.
1836. 16. &. &. Gervinus, Ueber den Soetheſchen Briefwechfel. Lpzg. 1836.
8. ©. Ir. Goͤſchel, Unterbaltungen zur Schilderung Goetheſcher Dichts und
Dentweife. Schleufingen 1834—38. III 8, A. Nicolovius, Web. ehe Lite⸗
tar. u. artiſt. Nachrichten. kpzg. 1828. Bo. I. 8. K. Ev. Schubarth, Zur
Deurtheilung &. mit Bezlehung auf verwandte Fiteratur. Berl. 1817. 1820.
MU. 8. Varnhagen v. Gak, Böthe in den Zeugniffen ter Mitlebenden. Berl.
1823. I. Samml. 8. ©. Vogel, Goethe in amtlihen Werhältniffen. Jena
1834. 8. C. &. Garus, Goethe. Zu deſſen näheren Berflänbniß. kpzg. 1838.
8. Fr. W. Riemer, Mittheilungen über Goethe. Berl. 1841. H.8. u. Brisfe
v. u. a. Goethe. Engg. 1846. 8. Fr. Pfeiffer, Goethe u. Klodflod. Lpzg.
1842. 16. Reminiscengen, Goethes Mutter n. Brief. u. Aufzeichn. 4. Ghas
ract, merkw. Maͤnner / u. rauen v. Dorow. Lpzg. 1842. 8. Goethe's Gtus
720 Deutſche Poefie..
. GSeqhilder. a, b. Leb. d. Dichters. Lpzg. 1864. 8. R.
—* anz, fe Leb. u. Schriften. Königeh. 1847. 8. G. WBichoff,
Leben. Stuttg. 1847. 11. 16. Sörbens 3b. II. oe VI. A 202 29.
Siucbromb. Bb. II. p. 8 aq. Gersinus Bb.IV.p. 97. Wing.
enzel Deutfche Literaturgefh. Bd. III. p. 322 2q. 8 ——
Weber in d. Berl. Jahrb. 1829. nr. 73 2: Zur Liter, cf. 8. v. Lancizolle,
Ueberfiht d. Deutihen Nationalliteratur im 18. u. 19. — .. A
wichtigft. Erſcheinungen. Mit befonderer Rüdfiht auf Goethe. Berl.
2) 3.9. Med Yin ewählte Schriften 1 jur Faden fiteratur u. at
E. Dentm. ber. v. tahr. Dldenb. 0. 8. cf. Strieder Bd. VIII.
p- 966 2q. — Rekr. 1701. * 1. p. > 2q.
3) W. Wachsmuth, Beimars ufentof in d. Sabren 1772 yet 180.
Berl. 1844. 8. — Klatfchereien enth. Das Büchlein von Goethe, U
ichreren. Penig 1822. 16. u. 8. W. Böttiger, Literariſche Zufände zu)
Beitgemoffen. In Schilder. a, K. U. Böltiges’s hoſchr. Nachl. Lyıg. 18%
$. 706,
Wir wollen aud hier wieder, wie früher, che wir weite
gehen, noch einige Dichter nennen, welche, ohne einer befien:
ten Schule anzugehören, freilih einen Bergleih mit den cbew
genannten Dicterlönigen nicht aushalten, aber ebenfo wenig ber
gänzlichen Bergefienheit anhelmzufallen verdienen. Wir nennen daher
er die Norddeutſchen Lyriker Chriſtian Adolph Overbeck)
aus Lübed (1755—1827), von dem fehr liebliche Lieder übrig
find, Gerhard Anton Bramberg?) aus Oldenburg (1744
—1817), der ib auch im Epigramm nicht ohne Glück ve
fuchte, und Gerhard Anton von Halem?), feinen Lan»
mann (1752—1819), der aber mehr durd die mit feine
Freunde Bramberg herausgegebene Zeitfchrift Irene, wie als %
sifer auf die, Literatur einwirkte und durd feine Selbkbiographie
für die genauere Kenntniß der damaligen literariſchen Zufänk
von Hoher Wichtigkeit If. An diefelde Schule fließen ſich ne&
an Georg Philipp Schmidt von Lübed*) (geb. 1766),
ein höchſt gefühlvoller Volkodichter, Karl Lappek) aus Wüfen-
haufen (geb. 1774), der an Gemüthlichkeit ihm nahe kommt,
und der Gpigrammatid Karl Friedrich Müdlerd) aus
Stargard (geb. 1763). Auch Ernf Theodor Johann
Brüdner) aus Neezla im Medimburgifhen, Haups
paſtor zu Neubrandenburg (1746— 1805), defin Kinderidylien
jest freilich Niemand mehr kennt, und Friedrich ErnR Gott⸗
lieb Freiherr von Shönbom) aus Stolberg (1747, nit 1741
724 Deutſche Poeſie.
garten'o*) aus Grevismühlen im Mecdlenburgiſchen (1758
— 1828), Profeſſors der Geſchichte zu Greifswalde, phantafte»
und geſuͤhlvolle Idyllen, Jukunde und die Infelfahrt, die aber
ebenfo wie feine Legenden an allzuvielem falſchen Pathos labo⸗
riren, fo daß ich ded Dänen Jens Baggefen’” aus Kor
für auf Seeland (1764— 1826) Parihenais oder Alpen
reife, welder fein Epos auf Goof’8 Weltumfegelung, Dceania,
befonderd aber feine mißlungene humoriſtiſche komiſche Epopoe,
Kam und Eva, bei weiten nadfichen, immer noch vorzich,
obwohl fie nur Nachahmung von Voßens Luiſe if und durch Mi,
fhung von mythiſchen und phantafiifhen Welen und Elementen
in moderne Zuflände theilweife barok ſcheint. Auch der fdhen
genannte Uferi hat in feinen Idyllen, worin er übrigen
feinen Bolfödinleft beibehält, bei manden anflößigen Derbheiten
Voßens niederdeutihe Idyllen nidt ohne Geitid nahzuahen
geſucht. Am glüdlihfien traf übrigene in der fpätern Ze
Beora Daniel Arns1d”) aus Straßburg (1780— 1829) in
der von ihm anonym herausgegebenen, dramatiſch gehaltenen Iylle,
der Pfingfimontag (1816), fogar durch den dabei angewendeten
Elſaſſiſch⸗ Straßburgiſchen Dialeft den Hebel'ſchen Ton, und Ge
the (WB. Bd. 32. ©. 240 sq.) hat feiner Dichtung fein ge
ringes Lob gegolt, wenn er fagt, man vernehme in derſelbe
die Nachkommenſchaft feiner Landsleute, Sebaſtian Brand ww
Geyler von Keyſersberg. Die allerdings älteren morgenländifde
Idyllen des bekannten Ueberſetzers des Horaz Jakob Friedrid
Schmtdrs aus Blafienzele) (1730—1799) möchte ich kaus
für bedeutend halten, und flelle fogar nob Chriſtian Eur
wig Neuffer’6”) aus Stuttgart (1769 — 1839) Tag au
dem Lande über fie, der aber noch lange nidt den trefflicden
Fiſcheridyllen des Neglerungsfecretaicd und Archivars zu Aarar
Franz Xaver Bronner’3”) aus Höchſtädt (geb. 1758)
gleichkommt. In das befchreibende Genre mit didaktiſcher Lo
calitaͤt ſchlaͤgt das philofophifche Lehrgedicht des Doctor be
Medicin Balerius Wilhelm Reubed”) aus Arnſtadt
(1765 — 1847), der Geſundbrunnen, ein, wohl beinahe das bee
didaltiſche Epos, welches wir haben, das auch im Verémaß
dem Herameter, der Meſſiade nicht nachſteht und ebenſo vos
Deutſche Poefie. 725
vollfommener Sachkenntniß, ala Beherrſchung bes Stoffes und
der Eprache, ſowie angebornem Dichtergenie zeugt. Würbig
reihen ſich die floffähnlihen Hellquellen am Taunus (1814)
des Freihern Sohbann Iſaac von Gerning“) aus
Frankfurt am M. (1769— 1837) daran. Weniger bebeutend
iR die Allerdings gemüthlihe Kinderwelt Krummacher's,
während feine Parabeln ausgezeichnet find und von Koſegar⸗
ten's Legenden nicht übertroffen werden. Auch des geſchmack⸗
vollen Wefhetilrs Georg Schatz') aus Gotha (1763 —
95) Kabeln im Leffing’fchen Style gehören hierher, und vergefo
fen werden dürfen weder die witzig gutmüthigen Epigramme
Sohann Chriſtoph Friedrich Haug's“) aus Niederſtotzingen
im Würtembergiſchen (1761 — 1819), deſſen Hundert Hyper
bein auf Herrn Wahlo große Naſe bekannt genug find, noch
die Satiren des Legationsraths Johann Daniel Fald”)
aud Danzig (1770 — 1826), unter denen die heiligen Gräber
zu Rom und die Gebete, die politiſche Satire Elyſium und
ZTartarus, ſowie das gegen den Pietlömus, In den er übrigene
in feinen fpäteren Lebenejahren ſelbſt verfiel, gerichtete Drama,
die Uhue, hervorzuheben find, noch endlih Friedrich Chriſtoph
Weißer' 0*) aus Etutigart (1761— 1836) geifireihe ſatir⸗
iſche PBinfelfrihe und poetiſche Satiren, die nur an allzugroßer
Eitfertigkeit der Compofition und Mangel an elle leiden.
Der Epifer giebt es nur wenige, doch nennen wir ehrenvoll des
Berliner Interimstommandantn Karl Andread von Bo»
guslawsfi®) aus Mufhlif bei Börlig (1759 — 1817)
Zanthiypus , welter nicht ohne ausgezeichnete Darftellungsgabe
if, befonders aber die in die neuefle Zeit . herübergreife
enden Epopden des Erzbiſchoffs von Erlau Johann Ladio⸗
lav Pyrker“) von Felſö⸗Eör aus Lang in Ungarn (1772)
Tuniſias und Rubolfias, befennen jedoch, daß feine Perlen der heiligen
Vorzeit und feine Bilder aus dem Leben Jeſu und der Apoftel bei
weiten weniger Hhantafle, dagegen aber mehr Phrafen aufzumwelfen
haben, als dad dem wilden, geftörten und zerrifienen Geiſte des uns
gluͤcklichen Freihern Franz Anton Joſeph Ignaz Maria
von Sonnenberg") aus Münfter (geb. 1779, tödtete ſich ſelbſt
1805) entfprungene hochpoetifche, aber form, und regellofe Cpos
130 Deutſche Poeſie.
Biete ber Laune und des Wites. Zübing. 1626. 8. Gedichte, GStuttz
43) Satirifche Werke, Lpzg. 1826. VII. 16. Unserlefene Werke, alt u,
neu ber. v. Ad. Wagner. Epzg. 1819. III. 8. cf. Falkiana d. f. Züge aus
bem Leben bes Dichters 3. 5. Hamb. 1811. 8. Döring, Lebensumtifi.
Quedlinb. 1840. 12. Zeitgenofien ar. 44. p. 18q. Zörbens Bb.I. p.495 4.
VI. p. 83 sq.
44) Sämmtlihe Werke. Th. I. Stuttg. 1817. 8. Neuefte poetiſche und
profaifche Werke. Brünn 1820—22. II. 8. Gämmtliche profaifhe Berk.
Stuttg. 1818—20. 1822. VI. 8, Reue Sammlung auserlefener proſaiſcher
Schriften. Augsb. 1826. III. 8, .
45) Zanthippus, ein Gedicht in 10 Gefängen. Berl. 1811. 11.8. Diokid,
eine Legende in 4 Geſ. Berl. 1814. 1817. 8.
46) Sämmtliche Werke. Stuttg. 1832—34. III: 8. 1843. III. 16. &is
bee der Sehnſucht nad) den Alpen. Gtuttg. 1845. 8. Wilder aus dem Erb
Zeſu und der Apoſtel. Lpzg. 1843. 4.
47) ©. 3. &. Gruber, Etwas üb. Fr. v. ©. Leben u. Charatter. Rs
borft. 1807.8. Steinmann in ber Abendz. 1846. nr..29. u. in d. Thuringia 181.
ar. 43. 1843, nr. 39. — Donatoa oder das Weltende. Epos in 12 0%
fängen. Rubolft. 1806—7. IV. 12%. Gedichte nach deſſ. Tode her. v. I. ©
Gruber. ebd. 1808. 8.
48) Verſuche profaifchen und poetifchen Inhalts. Reuftrelig 1801. Thl.
8 W. u. Seume, Rüderinnerungen. Frkft. 1797. 1823. 16.
49) Sämmtlihe Werke. Lpzg. 18%. XII. 16. ber. u. m. einem Bom.
bet. von Ad. Wagner. Lpzg. 1835. 4. 1837. 4. 1839. VIII. 16. Gedichtt.
Riga 1801. 8. V verm. 9. Epzg. 1843. 16. cf. H. Döring, Pebensumtift
von Carl Yuguft, Großherzog von Sacfens Weimar, von Möfer, Fall,
Seume, Lichtenberg u. von Matthiffon. Quedlind. 1840. 12. Zeitgenofl. Bi.
IV. I. p. 92 q.
50) Die Schweſtern von Lesbos. Frkft. a. M. 1801. 8. Die Schwrften
auf Soreyra. E. dram. Idylle. Amfterd. u. Lpzg. 1812. 12. Die Tage
zeiten; e. Cyclus griech. Zeit u. Sitte, ebd, 1812. 12.
51) S. Joͤrdens Bd. V. p. 736 sq. VI. p. 562. — Sammlung N
ner Schriften und Poefien v. Em. v. Berlepfch. Götting. 1787. I. 8. Som
merftunden. Sürich 1794. Bd. I. 8, Caledonia. Hamb. 1802—4. IV. 8.
52) @ebichte. Hamb. 1809-11. TIL 8. Dazu ı Neuere Gedichte. ti
1835. Bd. I. 8, Gefänge der Zeit. ebd. 1815. 8.
53) Gedichte. Berl. 1800-2. II. 8.- Bunte Reihe kleiner Gchriftm
Fetft. 1805. 8. f. Jördens Bd. VI. p. 586 aq. Joupn. d. Lupus a, dr
den 1807. p. 60 sq.
54) Gebiäte. Bürih 1796. 8, IV.W. ebb. 1806-20. TIT. 8, Yrofaifdt
Schriften. eb 1799—1801. IV. 8. ch. 9. Döring, das Merkwuͤrdigſte aub
dem Leben v. 3. v. Müller, Schrödh, Jünger, Reinhold, Bertuch &uit
Srachmann u. Fried. Brun. Quedl. 1881. 1% Schindel, Deutſchl. Bar
ftellerinnen. 8b. I. p. 67 sq.
55) Sebichte. Braunſchw. 1781. 1787. 1788. 8. Reue Sammlung POP
Gedichten. Spas. 1796. 8. Schriftlicher Nachlaß. Heidelb. 1835. 8
50) Orfiche Gebichte. Ppis. 1788. 8. Gebichte her. v. Ziege, bel
o.
Deutfche Poefie. 727
5) Blätter. Stealf. 1824. H. 1. Werl. 1820. H. U. u. 111.8, Gedichte.
Düffeld. 1801. 8. Zweite Aucwahl. Stralſ. rei 8. Kampfgebichte * b.
—— o. 1813. ebd. 1814. 8. Sämmtl. poetifhe Werke. Roſtock 1836.
6) Gedichte. Berl. 1786. 1802—5. II. 8. Gedichte a. d. häuslichen Les
ben. Berl. 1877. 8. Spigramme. I. Samml. Berl. 18%. 12.
7) Gedichte. Neuftrelig 1803. 8. cf. Joͤrdens Bd. V. p. 785 nq.
8) Ged. in Matthiſſon's Lyr. Anthologie. Bb. VI. p. 229 sq. Baterl.
Muſeum Hamb. 1810. H. V. p. 393 sq.
9) Sammlung Heiner Gedichte. Lpzg. 1815. 4. Literarifcher Rahla m.
nriefwechfel ber. v. K. A. Varnhagen v. Enfe u. Mundt. Lpzg. 1838. 34
10) Gedichte. Hersfeld o. J. 8. Lieder für Forſtmaͤnner u, Jäger. U
tona 1788. IV. —5 1816. 8. ö Se
11) Epiſteln; zum Anhang vermiichte Gedichte. Magbeb. 1801. 8,
Hymnus auf Bott n. ein. geifttihen Liedern. Magdeb. 1792. 1804. 8. Ele
lien od. Zifhgefänge für den liter. Clubb in Magdeburg, ebd, 1798. 1805.
8. ef. Zördens Bd. VI. p. 757 sq.
12) Dichtungen in Verfen und Profa nebft e. Lebensbeſchr. d. Verf.
der. v. D. Heß. Berl. 1831. III. 12.
183 13) Kleine gefammelte Schriften m. e. Vorr. v. H. Zſchokke. Karan
2.
14) Gedichte. I. Samml. Zübing. 1792. 1818 - 19. II. 8. Neueſte
Samml. Ulm 1824. 8
15) Poetifhe Schriften. Bresl. 1803—4. II. 8. Vermiſchte Gedichte.
ebd. 1789. 8. Beiftlihe Gedichte, ebd. 1817..8. Geiſtliche Poeficen. ebd
1787. 8. ſ. Jörbens Bd. I. p. 242. V. p. 792 sq. VI. p. 591.
16) Gedichte. Halle 1825. 1835. 8. Sämmtlihe Schriften. Nebſt M.
Biographie, Epzg. 183940. VIII. 8,
17) Gedichte. Stuttg. 1826. 8. Stuttg. 1843. 16. (Dazu Rachträge v.
Aa Müller. Moderne Reliquien. Berl. 1845. Bd. 1.) Sämmtl. fe m.
Nachlaß u. Biogr. v. G. Schwab. ebb. 1826. II. 8. cf. Zeuffel in 6: Mus -
natöbl, 3. Allg. Zeit. 1837. Februar. BI. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. p» 75
sq. Helbig in d. BI. f. lit. Unterh. 1847. nr. 60 sg. Moͤnch im Alb. d.
lit. Ver. zu Rürnberg 1845. nr. 2.
18) Hiftorifhe Erinnerungen in lyriſchen Gedichten. Berlin 1828 8.
Stinnerungen an Eliſabeth (feine Gattin). Sonette, Als Hdfdhr. ger. (Beri.)
1835. 8. Kriegegefänge aus d. Fahren 1806—15. Halle 1814. 1815-8. Das
gu I. u, II. Anhang. ebd, 1816. 8. III. Rachtr. m. Anh. ebb. 1818. 8.
49) Hinterlaffene Schriften u. m. e. Nachr. v. f. Leb. herausg. v. 9.
Shr. Wagenfeil. Gotha 1779. 8. cf. Zördens Bd. VI. p. 281 0q.
20) &. Zt. W. Wolfrath, Leb. F., in d. Wache, v. Leb. u. Ende guts
gefinnte Becken, Pr En VI. ⸗— u
21) S. B. M. Echen u. Character v. f. Bohne Dr. Be. DR. Ropenb.
1791. 8. Schlichtegroll, Nekrol. 1793. Bd. I. p. 32—364. Henke Arch.
fe d. Kirchengeſch. Bd. I. St. IV. p. 6 sq. — Geiſtliche Eantaten. Göts
ting. 1760. 8. Geiſtliche Lieber. Copenh. 1778, 8. II. Samml. Epag. 1773. 8.
732 Deutfche Poefie. Theater.
— 1822) Otto von Witteldbah, das bekannte Barabepferd der
Eoutiffenreißer, fowie endlih 3ſchokke's Wbällino, der groß
Banbit,. der zu feiner Zeit und bis in die wanjiger
Jahre diefed Jahrhunderts hinein wenigſtens auf Heiner
Provinzlalbühnen noh immer volle Häufer machte, was dad
gräulite Schauergemälde Traugott Benjamin Bergerd
aus Wehlen bei Pirna (1754 — 1810)7) Galora von Venedig
nit erlangen konnte. Auch an fogenannten bürgerlichen
Rührfüden fehlte es nicht, denn ſchon Jakob Johann Engel's)
aus Parchim (1741 — 1802) Evelfnabe (1770) und banfdart
Sohn (1772), zwei langweilige Stüde, gehören in dieſes &enre, und
ber zu feiner Zeit vielgepriefene Deutſche Hausvater des Badiſchen Ab
nifter Dtto Heinrih von Bemmingen’), (1754-
1836), im Diderot'ſchen Styl gehalten, und des Schauſpi⸗
lers Guſtav Eriedrih Wilhelm Großmann") aus I
in (1746— 96), Bamilimgemätde: Nicht mehr als feht
Schüſſeln, weldes großes Wufichen machte, obgleich Goelhe
(W. Bd. XXVI. S. 196. XXXI. S. 50) es unappetitlich nannie,
trieben die Sache auf die Spitze. Als Luſtſpieldichter fanden
zu ihrer Zeit Johann Friedrich Jünger aus Leipzig (1759
—97)1) und der Mbenteurer und Scaufpielee Johann
Chriſtian Brandes!) aus Stettin (1735 — 99), deſſen Leben
ſelbſt ein wahrhafter Roman iſt, freilich ohne auf höheren portiiäe
Wert Anfprud maden zu dürfen, jener mit der Entführung
und dem Kranfen in der Einbildung, diefer mit dem geabelim
Kaufmann, der Hoczeitfeier und dem Landjunfer in Berlin, vied
fochen Beifall. Chriſt oph Friedrich Brepner’s) aus ker
(1748— 1807) Luſtſpiele enthalten zwar manche Derbheiten, at
auch fehr viel natürliben Wig, und mande, vorzuͤglich wenn fie fen
gefplelt werden (3.8. das Raͤuſchen), laflen ſich auch jept no rel
gut mit anfehen. Höher ſieht fhon der Hamburger hochberühatt
und von Schiller ald der bedeutendſte Schaufpieler feiner ZA
angefehene Schaufpleldireetor Frie drich Ludwig Säröder")
aus Schwerin (1743—1816), der freilich durch feine Hd
geſchickkte und geſchmackvolle Bearbeitung Shakſpere's für Di
Deutſche Bühne weit mehr Einfluß auf die Deuiſche dramatſche
Bildung hatte, als durch feine eigenen Probucte, welde tod da
Deutfche .Poefie. 729
8. dv. Freih. d. Budberg. Heibelb. 1827. 8. v. 3. B. Mdrlan. Stuttg.
1824. 8. v. Fr. Girardet. Fpzg. 1821. 16.) Schadkäſtlein bes Rheinifchen
Dausfreundes. Stutta. 181'. 8. u. öft. Cämmtl. Werke. Karlsr. 1832 —
34. VII. 8. 1838. VIII. 8..ebb. 1843. V. 12. ebb. 1846—47. III. 8. cf.
Zean Paul, Kasenberger. Bd. I. p. 132 51. (W. 2b. LI. p. 76 sq.)
%. ©. Scuitheiß, 3. P. 9. Leben. E. Idylle in bes Schwarzwaldes alles
mannifcheer Mundart. Heidnib. 1831- 16. B. Auerbach, Schritt und Volk.
Grundzüge e. volksthümlichen Literatur angefchloffen an eine Characteriftiß
3 9. 9. Lpzg. 1846. 8. u. ind. Europa 1845. Bd. I. p. 40. 129 aq,
33) Dichtungen. Lpzg. 1788. IT. 8. (nur Samml. f. U. Iyr. Geb.) IV.
a. Greifsw. 1812—15. VII. 8. ebb. 1824—27. XII. 8. Gedichte. Lpzg.
1789. II. 8. Die Snfelfahrt oder Aloyfius und Agnes. Berl. 1804. 8. Jus
Eunde. E. Iändl. Dicht. Berl. 1803. 1843. Vi. A. 8. Legenden. Zerl, 1204.
1816. 31.8. Poefieen. Epzg. 1798. 1802. III. 8. Rbapfodieen. Roſt. 1790 —
94, 1800—1. IH. 8. Pſyche, kl. Maͤhrchen. £pzg. 1789. II. X. 8.
34) Adam und Eva od. d. Gefchichte des Sünbenfalles. E. humoriſt.
Epos. Lpzg. 1826. 8. Gedichte. Hamb. 1803. II. 8. Parthenais od. d. Als
penreife. £pzg. 1804. 1819. 31. 8. Deideblumen. NR. ein. Prob. d. Deceania.
Amfterd. 1808. 8. Poetifhe Werke in Deutſcher Sprache; her. v. d. Söhnen
bes Verf., Carl u. Auguft Baggefen. Lpzg. 1836. V. 8. cf. Biographie,
udarbeited fornemmeligen efter hans egne Haandjkrifter og efterlabte fitteraire
Arbeider af A B. Kiöbhon. 1842. II. 8. Molbech Nordisk Tidskrift. 1828,
Bd. I. p. 165 2q.
35) Der Pfingfimontag. Luſtſpiel in Straßburger Mundart in V Auf
in Verſen. Straßb. 1816. II. &. 8.
36) Poetifhe Empfindungen u. Gemälde aus ber heil. Geſchichte. Als
tona 1759. 8. Wiegentieder. Gotha 1770. II. 8. Sammlung ein. Kirchen⸗
lieder. Sotha 1779. 8. Gedichte. Rpzg. 1726. 8. ſ. Sclichtegroll Nekr.
1796. 3b. II. p. 133—170. Zördens Bd. IV. p. 531-593.
37) Kleine epifhe Dichtungen u. Zdyllen. Gtuttg. 1833. 8. Vermiſchte
Gedichte. Etuttg. 1805. 8. Auserlefene Iyrifche Gedichte. ebd. 1816. 8. Der
Zag auf dem Lande. Tpzg. 1802. Reutl. 1805. 1815. 8. Poetiſche Schriften.
Epag. 1827—28. II. 8.
38) Fifchergedichte u. Erzäplungen m. e. Vorr. v. ©. Gesner. Zürich
1737. 8. Schriften. Zürich 1794. 8. Der erfte Krieg oder 60 metrifche Dichts
ungen. Aarau1810.8. Luftfaheten ins Idyllenland. Gemüthlihe Erzählungen
und neue Fifchergebichte. Aarau 1833. IT. 32. cf. Leben von ihm felbft bes
fhrieben. Zürich 1795—97. 1810, III, 8. Jördens Bd, I. p. 221 sq. V.
p: 782. VI. p. 5%.
39) Sedichte. I. Bbchn. Liegnie 1792. 8. Der Gefundbrunnen. kpzg.
17%. 1809. 8. cl. Schlegel, Sharact. u. Grit. Bd. IE. p. 233 2q. Joördeno
Bd. IV. p. 11 sq.
40) Die Heilquellen am Zaunus. Lpzg. 1813. 12. 1814. 16.
41) Blumen auf den Altar der Grazien. Lpzg. 1787. 8. ſ. Jacobs in
d. N. Bibl. d. fhön. Will. Bo. LX. 1. 159 sq. Schlichtegroll Nekr.
1795. Bd. II. p. 193—236. Jordens Bd. Yı. p. 737 q.
42) Gpigramme und vermifchte Gedichte, Berl. 1805. II. 8. Fabeln.
Heidelb. 1818. 16. Gedichte. Auswahl. Epzg. 1827. TI. 8. Zweihundert Hy⸗
Berbein auf H. Wahls ungeheure Rafe, Stuttg. 1804. Brünn 1822. 16.
inngedichte. Tuͤbing. 1791. 8: Gpigrammatifcde Spiele. Zürich 1807: 8.
734 Deutſche Poeſie. Theater.
Reue gruͤndete, von dem es In den Zenten hieß: Menſchenhaß!
nein davon verfpärt id beim heutigen Stuͤcke Keine Regung,
jedoch Neue, die hab ich gefühlt.” So erbärmtih und unme
valffch dieſes Schaufpiel auch an fi if, fo machte es doch m
feiner Zeit Epoche und mag ihn veranlaßt haben, nod ander
dergleichen haldtragifhe Stüde zu fchreiben, wie z. B. den Säup
geifl, die von Mahlmann in feinem Herodes vor Bethlehem
ausgezeichnet parodirten Huffiten vor Naumburg, die Kranfahrer,
die Sonnenjungfrau zc., welde fa alle ziemliches Gtüd durd
die in Ihnen angebrachten Theatereffecte und andern Spekiakel
- machten, aber als Kunftproducte völig werthlos find. Gluͤd⸗
licher if er im Luftfplel und der Poſſe durch natürlichen Bit
raſche Handlung, draftifhe Verwickelung und lebendigen Dialog
wobei er jedoch auch die gröbften Zweibentigfeiten (z. 2. in
Rehboch nit vermeidet, um die Lachmuskeln der Zuſchauer in
Bewegung zu ſetzen. Zu Ieugnen iſt jedoch micht, daß fee
Deutſchen Kleinftädter und Carolus Magnus, die Fortſehung
derfelben, der Wilrfang, Wirrwarr, die Pagenftreiche, die Je
freuten, die Verwandtſchaften, das Intermezzo ꝛc. noch hente
weit mehr Effect machen, als manches moderne an ſich viel höher ſe⸗
hende, aber mit weniger Geſchicklichkeit angelegte Luftfpiel. Biel
weiter hätte er es gewiß bringen fünnen, hätte er nicht zur
gerieben, denn nur im der Fruchtbarkeit kann man ihn mil
Lope de Vega vergleihen, fonft bleibt er immer ein Molien
manqué, wie ihn der Verfaſſer des Democritus genannt hat
Noch ermähne id des Reichsgrafen Friedrich Aloys von
Brüpl!?) aus Dresden (1739— 1793) Brandſchatzung, meld‘
allerdings unter der Maffe feiner eilfertig zufammengefähriebenm
Stüde noch das befle Luftfpiel iſt und bekanntlich an eine grat
Tame Handlung Friedrichs des Großen erinnert, Indem diefer dat
Schloß von Bruͤhl's Vater aus Heinliher Rache hatte in Brand feden
laffen. Auch der unten zu ermwähnende unglüdlihe Wezel hal
viel für's Theater gefchrleben, allein ich möchte doch anflehen
ihn darum dem deutfchen Marlvaup zu nennm. Uebrigens mut
ſchon feiner Erbaͤrmlichkeit halber Karl Friedrich Henslerꝰ)
aus Schaffhauſen (1761 — 1825) bier einen Platz finden, da et
durch ſein Donauweibchen, die Teufelsmuͤhle am Wiener Betgen.
|
Deutſche Poeſie. Theater. 733
guten Eharacteriftif der darin auftretenden Perſoͤnlichkeiten und Ihrer
vortrefflihen Bühnentenntniß nicht viel mehr als nuͤchterne, obwohl
durchdachte Vorläufer der Iffland » Kopebueifhen Richtung find.
Seine beſten Stüde find der Better aus Lifjabon, der Ring,
das Portrait der Mutter, der Faͤhndrich, der Murrkopf und Stille
Waſſer find tief. Wichtiger iſt als dramatiſcher Dichter der ebenfalls.
ausgezeichnete Schaufpieler und Berliner Thenterdirector Auguſt
Wilhelm Iffland") aus Hannover (L759— 1814), deffen
Familiengemaͤlde mit großer Welt» und Menſchenkenntniß gefchrieben,
freilich aber ohne eigentlichen poetiſchen Genius find, dabei theil⸗
weife zu ſehr moralifiten, die Bürgertugend allzuſtark als
einzige Bedingung des menſchlichen Güde und der Wohlfahrt
voranflellen und zuweilen auch unwahrſcheinlich find (4. B. die Spies
ler). Sein beſtes Stüd find die Jäger, obwohl auch Dienft-
pfliht von Manchem fehr hoch geftelt wird. Uebrigens warb
bet ihm das eigentliche Luffpiel let zum Schaufpiel, denn es
fehlt ihm durchaus die vis comica, wie felbft feine berühmten
Hageftolgen, feine Erbſchaſt, Selbfibeherrihung, Ausfteuer zc. zeigen.
Auch Friedrich Wilhelm Ziegler'‘)aus Braunſchweig (1761
— 1827), ebenfalls Schaufpieler, hat eine große Zahl von Then»
terflüden gefibrieben, an denen man leider die dramaturgifchen
Bemerfungen, die er überall eingeflammert beifügt, nicht gerade
meifterhaft auageführt findet; doch hält er feine Charactere, ſowie
die Spannung der Zuſchauer gut, ohne dabei etwas Bollfoms
menes zu Hefern. Sein befles und befannteftes Stuͤck iſt ein
biftorifches, Parteiwuth, unter den Yuftfpielen find Ernſt und Scherz,
die Großmama und das verfaufte Kind hervorzuheben. Auch von
Gotter erifiren einzelne gelungene Stüde, 3.3. der Erbfchleicher,
das öffentlihe Geheimniß, der Eiferfüchtige, und von dem Oeſter⸗
reichiſchen Feldmarſchalllieutenant Korneliuß von Ayren»
hoff") aus Wien (1733 — 1819), deſſen Tragödien ſchwach
find, zwei hödft gelungene, jept leider vergefiene offen, der
Poſtzug oder die nobeln Paffionen (der Oeſtreichiſche Landjunfer)
und die große Batterie. Das bedeutendfte Talent unter allen
Genannten befaß aber unflreitig, ohne es gehörig zu cultiviren, denn
er benußte ed nur zum Vielſchreiben, Auguſt Friedrich Ferdi—
nand von Kogebue') aus Weimar (1761 geb., 1819 ermors
bet), der feinen Ruf dur das befannte Rührflüd, Menſchenhaß und
Sm Te EREERESEEEEDE) demsuugpngg mu serie;
734 Deutſche Poeſie. Theater.
Reue gründete, von dem es In ben Fenien hieß: Menfſchenhaß?
nein havon verfpürt? ih beim heutigen Stüde Reine Regung,
jedoch Reue, die hab ich gefühlt.” So erbärmiih und unme
valffch dieſes Schaufpiel auch an fi iſt, fo machte es doch zu
feiner Zeit Epoche und mag ihn veranlaßt haben, noch andere
dergleihen halbtragiſche Stüde zu fehreiben, wie z. B. den Schußz⸗
geifl, die von Mahlmann in feinem Herodes vor Bethlehem
ausgezeichnet parodirten Huüffiten vor Naumburg, die Kreuzfahrer,
die Sonnenjungfrau zc., welche fa alle ziemliches Slück durqh
die In ihnen angebrachten Thentereffecte und andern Spektakel
machten, aber als Kunftprobucte völlig werthlos find. Gluͤd⸗
ficher if er im Lufifplel und der Poſſe durd natürlichen Wiß
raſche Handlung, draftifhe Berwidelung und lebendigen Dialog,
wobei er jedoch auch die gröbften Zweideutigkeiten (3. B. tm
Rehboch) nit vermeidet, um bie Lachmuskeln der Zufchauer in
Bewegung zu fegen. Zu leugnen iſt jedoch nicht, Daß feine
Deutſchen Kleinfädter und Carolus Magnus, die Fortfetzung
derfelben, der Wildfang, Wirrwarr, die Pagenftreihe, die Jer⸗
freuten, die Berwandtfdaften, das Intermezzo ꝛc. nod heute
welt mehr Effect machen, als manches moderne an ſich viel höher fler
hende, aber mit weniger Gefchidlichfeit angelegte Luftfplel. Bid
weiter hätte er ed gewiß bringen Tonnen, hätte er nicht yurdel
gefäärieben, denn nur in der Fruchtbarkeit kann man ihn mit
Lope de Vega vergleichen, fonft bleibt er immer ein Mioliere
manque, wie ihn der Verfaſſer des Democritus genannt hat.
Noch erwähne ih des Reichsgrafen Friedrich Aloys von
Brühl!) aus Dresden (1739— 1793) Brandfhagung, welde
alferdings unter der Maffe feiner eilfertig zuſammengeſchriebenen
Stüde noch das befte Luftfpiel iR und befanntlih an eine graw
Tame Handlung Friedrichs des Großen erinnert, indem dieſer das
Schloß von Bruͤhl's Vater au Heinliher Rache hatte in Brand ſtecen
laſſen. Auch der unten zu erwähnende unglüdlide Wezel bat
viel für's Theater gefchrieben, allein ih mödte doch anflehen,
ihn darum dem deutfchen Marivaur zu nennen. Uebrigens mus
ſchon feiner Erbaͤrmlichkeit halber KarlFriedrich Hensler”
aus Schaffhauſen (1761 — 1825) bier einen Bla finden, da er
durch fen Donauweibchen, die Teufelsmühle am Wiener Berge ıc.
738 Deutſche Porfie. Roman.
and Turnen denkt, manchen Groſchen einträgt, ich meine bie berühmten
Häuberromane mit obligatem Brand, Mord, Nothzust, Entführung
und fonkigem honetten Gefolge. Ihr Vater IR der befamnte Bei
marfche Bibliotbefar Chriſtian Auguſt Vulptus aus Weimar
(1763 — 1827), defiin Rinaldo Rinaldini ꝰ*), zu welchem der Sage
nach ſelbſt Goethe zum Spaße einige Gapitel.beigetragen haben fell, von
hyſteriſchen Kammermaͤdchen, Geſellen und Symnafiaken verkhlunge
ward und mandem der Ichteren den tollen Gedanken eingab,
in des Waldes düftern Gründen ten Stnapphahn zu mahe,
wie dieſes 3. B. zu Anfange des 19ten Jahrhunderts auf dr
Fürfienf&ule zu Grimma Mehreren eingefallen war.
Eine andere Richtung verfolgten die Nachtreter eines He
med, Tufh x. oder Die Vertreter das Bürgerliden und da:
miltenromane. Un der Epige derfelben Acht der geniale Jo⸗
ahim Chriſtian Friedrich Schulzö) aus Wagdebun
(1762 — 98), freilich nicht wegen feiner bändereiten Alberline
& 3a Rihardfon, wohl aber wegen fein® Moritz (1785), de
leider zu Ende dei erfien und Anfang des zweiten Theils eine habf
fehlüpfrige Schilderung der Brautnadt enthält, und wegen der
Leopoliine (1791), da fdrwerlih rin Anderer ihm an Re
tärlicgfeit der Empfindung und Darfiellung gleichkommen vie.
Auh Osttbelf Wilhelm Chriſtoph Starte aus Berabun
(1762 — 1830) mit feinen zahlreichen Gemaͤlden aus Dem haͤusliam
Leben gehört Hierher, wenn er auch jept wie Blei in ben La
bibliotheken liegt, denn feine kleinen Genrebifper find. in ‚ihm
Art beffer als bie modemen Derfgefdridten, weil fie wahrſcher⸗
licher find und in Mandem an die jebt ſo bellebden Romane. der ft.
Bremer erinnern. Ebemfoskärtedrich Beustermerd’ at) (1166
—1828) aus Oder bei. Basler Gocf Domamarbiee zu erwähnt,
ber aber ſchon zu hiſtorifch und abenteuer lich iſt, ale daß ex zeiard Bir
millengemaͤlde heißen fönnte, und Engel's berithuter Lorei Gunl,
der von manchen Critifern bio an den Himmel erhobenma fa
eigentlich nur in: Bezug auf den Siyl und die Rudführung dich?
Charactergemäldes volfommm geneunt werden, inken men Bil
feibR gar zu fpießbürgerlich, und die Houpiperfon ned: lange fd
vicar of Waktfield, fondern ein altiiuger Selbabenail,: der einm
würbigen Eumpan in bem optimifliſchen Buche: Halloes glücliche
Adend (1783) von Chriſtian Friedrich Sintenis (1750
730 Deutſche Poeſie. Reman.
und tie lomiſche Geſthichte meines Vaters aber wie «6 pugind
daß ich geboren werde, ſchrieb, in feinen Erzaͤhlungen aber hei
weiten von Auton Walles) (d. h. Ehrikian Leberek!
He in eo) amd Leuben bei Lommatich (1 T51— 1821) Criahiingo⸗
talent anogeſtochen wird, Auquſt Friedrich Ernſt Lang
bein“) aus Radeberg hei Dresden (17587 — 1835), der in
mehreren grõberen Novellen (Magiſter Zimpeld Vrautfahet, vr
Ritter wer Wahrheit x.), ſowie in ſeinen Schwänken gexeigt het,
was er hätte leiten Fünnen, wenn er wchr geſeitt man wenig
geichrieben hätte,.und den Au als Luhfplöinihiee bekannten Io
haun Stephan Schätze ans Alvenftädt bei Magdebuczg
(1771— 1839), deſſen fomiſche Erzählungen recht interefien
uud gut erfunden And?) Auch Heinrich Clauren da
wie er eigentlich heißt, Karl Gottlieb Samurl Heun,
ms Dobritugf ‘(172% geb)”, gehört gewiffermaßen hieker,
deſſen Büder mandem Maͤdchen durch Ihr Heer von Millonimm,
Eibſchaſten und andern plaufibel gematıen Btädöfällen den Kıyl
verdreht und durch ihre Licolio und Eifi’s manchen ſchwaͤrmeriſchen
Jüngling veranlaßt haben, In der Echweiz Radqhen zu (hen,
wie fie nit find und nicht fein können. |
Gelungtnar als dieſe Halbheit von Scherz une. Ernſ ü
die eigentlich komiſche Partie des Deutichew Romanse. Ta
Züßren .derfiiben if: des Berliner Buchhändlerg Ehriſtoh
Brtedrig Nicolai”) (1T3ZI—18LI) Sebaldus Wakaakı
worin, Pietiamus: und Khesardiie, Honchelei und Barfolgungk
ſucht, Empfindelei und Schwaͤrnerei an. den rungen (gehe
werden,. von dem fie auch Stilling's Oppofition cin ber Hpinur
ded Hirientnahen 4775) nicht loomachen konnte; Sein Din Manz
ncdaigt Die Uufgeblöfenheit junger Gmponlömmiinge. wrk.ısingr
biſdetar Suaftgeulee, fein. Sempranins Bunbhest - — |
wmih der, Kantianer, welche wis Pythia vom: Duciiuke, haab
ihre Weisheit in unvexſtaͤndlichen Terminologieen: in...zie z3Vell
ſchickken und, dabei allas Aeltere verachteten. Wibiigre- ad
in Jo hanm Bptilteb Shummel?) aus Sieendacf in
Schleſten (1TAB— 1883), deſſen Spighartreine herxtliche Gatin
auf Modecrzirhung iſt. Ach, Muſaau o johihier gang Mo
den mit. feinen erefflüben Phyſiognomiſchen. Reifen, worin. &ar.
vater und fen. Eyflem, fowie die damals auf die Epige - gr
142 Deutſche Poefie. Roman.
etſtern Theile nach eine locker zuſammenhängende Selbſibiograpble,
Im letztern eine Paraphraſe der Kantiſchen Tritik der reinen Vernunft
iſt, und hinter den Kreuz» und Queerzuͤgen des Ritter W bie}
(1793 —:4) unfere® fon oben beſprochenen Hippel's *) m
ruͤckſteht, des geſchickteſten pologeten der Frauenemanciyatlon
(Ueber die Törperlihe Berbeflerung der’ Weiber) und revolulio⸗
nören Kosmopolitn A 1a Nouffenu (Ueber Geſetzgebung und
Staatenwohl), der zwar immer Sonderling, aber auch geiftreider
Beobachter iſt.“ Auch Georg Chriſtoph "Rihtenberg")
als Ober-Ramflädt bel Darmfart (1752 — 1799), der ba
rühmte Erflärer der Hogarth’fhen Kupferſti de (1794), die a
eigentlich erft ihrem tiefen Sinne nah dem Nublicum aufge
ſchloſſen hat, gehört hierher, obgleich vie meiften feiner Striften,
etwa feine hoͤchſt geifreihe Beleuchtung der Lavater'ſchen Träw
mereten (Timorus) ausgenonmen, nur aphoriſtiſche Blätter ge
nannt werden duͤrfen. Endiit iſt noch zu erwähnen Boris
Auguf von Thuͤmmel'd) aus Schönfeld bei einig
(1738 — 1817) Reiſe In das mittaͤgliche Frankreich (1791
—-1805) übrig, eine nur etwas Lüferner gehaltene Rachahmung
von Borifs‘ (Sterne's) empfindfaner Reife, vurchaus fen
eigentlicher Roman, fondern die Etliderung eines duch et
Reife und Liebedabenteuer von der Hypotondrie yeheilten Etu⸗
bengelehrten, der nur mandmal etwas zu fromme Gedanlen
heuchelt (er meint durchgaͤngig ſich ſelbſt), enthaltend, ausgarit
tet Asfifirt und in redter Mitte zwiſchen Sentimentaliidt m
Sronte gehalten, fo daß fie ihrem Mufter nicht nüchſteht, weit
bekanntlich als Ganzes and nicht vollendet iR, fordern bei audgt
zeichnet erfuhdenn Situationen ebenfal8 an Breite‘ lab.
Schr gelingen IR fein in Profa eingekleidetes Helbrtigedft!
Wilhelmine (1766), deflin Werth fun daraus Hervorgel,
daß es den Sebaldus Roiharfter: Hervorritf und im viele Epinden
überfegt ward, Fteitich iſt fcht eine zroße Menge dieſer mit
aͤhnlicher Schriften vergeffen, während" Fear Barı Prieirid
Nichter) aus'Wunflevel- 61763-218285) Imater: unfberhehtld
in vem Herjen jedes fühlenden: Dramen, wenn dd vbn Mate
ein mißverſtanden, wohnen wird. Der Weliſchmetz, dan ’Hiie
Brand’ mit Recht in Allen feine Sqhriften atögeprägt? Anbei,
744 Deutſche Posfie. Roman.
Jan Mark ihrikian, Eraf zi Bangel⸗Eternau?)) aus
Mei (1777-1882) mit:ihn verglichen merden, diſſen bier
graphiſcher, Roman, dad peolime, Kalb, leider flatt dem gemith-
lich an ISlenent Zean Pat’ s überall. dad Gopraͤne des Menitar
heſſes an ı fi. trgt, ‚weshalb ich Jua g Saulling's Jugen,
Zuͤnglingajahr⸗; Wanderſchaft und haͤusliches Lebe: vemiche,
walches den ˖ Entwickelungenang eines Hvar ſchwatmeriſchen, abet
lindlich· frarn guas uͤthigen Characters auf das Treueſte ſchildent, fo
daß;: Manier ooma Lelem deſſelben nur deßwegen abgeſchrect wirt, weil
zanu feinen Werfafier für einem Pietiſten ad Geiſterſeher aus
fehlen: und zu erklaͤren gewohnt iſt. Auch der treffliche Fried⸗
sid Helnsih: Iacohi”) aus Tüffebaf (1743 —1819)
siger der adelſten Philoſophen, dir, je gelebt haben, indem er dk
Verbreitung. ned Glaubens und: der Liebe zu feiner Hasytaul
gabe machte, gehart hierher mit feinem Woldemar (1779) un
Eduqrd Allwill's BVrieſſammlung (1792), Romanen, bie war
keineswegs als philoſophiſch⸗ unverſtuͤndiiche Buͤcher gu fhrum,
ſondern eifrig zu ſiudiezen haben. wird, wenn man ben Ede
tiefer. und. aufgsflärter Lebensweioheit und Wlenfeernienniall,
ben fie bergen,. au, heben gedenft. Beides, wahre. Empfindun
und Big, äeihnet Ernfi Wagner’H”) (1764—-1812) au
Roßdotf bei Meiningen, Reiſende Maler (1806) .mnıd Willibeldi
Unfihten des Lebens (1806) ans, obwohl er im WBE dad
Adjährigen Fibelſchützen ſich wieder mehr der Zean⸗ Poul'jte
Manier nähert. Dagegen find des Friedrich Andreas Gel
fh”) (17541783) aus einig, eines ſonſt mittelmäflge
Allegorleendichters, der Friederile Heleme Unger), sb.
yon Rothenkurg aus Berlin (1 T5L— 1813), der Chraſtiant
Sophie Ludwig“), ach, Fritſche aus Ragwip (1764 - 1816)
der Thereſe Huber‘) ‚aus Bällingen (1764— 1820) cart
Tochter de berühmten Philoloagen Hepas, beſonders abas bar Erlebe
rite Sophie Karoline Auguſte von Min lzugen’) au
Radoelſtadt, geb. non Lengefeld (17 6643 — 184 7) ambıbır Bil
helin ine Karelinevon Wobeſer“), geb. von Reben au⸗
Berlin (1769—1807), dern Elite umzaͤhlig oft‘ nadgeahe
wijrde, Ramane bereitö recht gute Anfänge den Deuiſchen Bi
wilienromand, und ned weit genug von ber Hyperſenticantalliũ
—
Deurfhe Poefie. Roman. 147
10) Gemälde aus beni häuslichen keben. Beni. 1793-98. 'YY. 8.
YIL 9. etd. 1827. V. 8 . f °
11) Graf Donamar. E. Samml. v. Brief, a. d. Zeit. d. Tiähr. Kries
ges. Neue umg. Dr. A. Bötting. 1798—1800. III. 8.
12) Rudolph von Werdenberg. III, A. Berl. 1819. 8. Klara du Pleffis
und Klairant, Geſch. zweier Liebenden. IN, U. ebd. 1801. 8. Quinctius
Daymeren von Klamming. ebd. 179596. (pfeudon. als ©. Freier) edd.
1:98. V. 8. Agathe oder das Grabgewoͤlbe. LPpzg. 1817. 8. Scenen od. Bes
freiung Roms in Dialogen. Lpzg. 1788. 8. Moralifche Erzählungen. Berl.
17911800. VI. 8 Kamiliengefhichten. Verl. 1803. XII. 8. Gemälde des
menſchl. Herzens in Erzählungen. Halle 1807—10. XV. 8. Kleine Romane
und moralifhe Erzählungen. 11. A. Berl. 1801-10. XII. 8. Schilderungen
aus dem menfdplichen Leben in Erzählungen. Holle 1812—19. X. 8. Bitten:
fpiegel für bas weibliche Geſchlecht. &drlig 1804—11. VI. & u. v. 2. cf.
3. ©. Gruber, A. Laf. Leb. u. Wirken. Dale 1832. 8. Schlegel Kit.
Schrift. Bd 1. p. 290 aq. Zeitgenoffen Bd. VI, 1. p. 132 sq.
‚ 13) Sämmtlihe Werke her. v. ©. Kuffner. Wien 1811—12. LVI. 8
Efizzen. III. umgearb. 4. I—XIV. Samml. Epsg. 1792—96. 8. f. Otto,
5 d. Oberlauſ. Schriftſt. Bd. III. 2. p. 559 sq. Jordens Bd. II. p.
3 80.
14) Mare Aurel. Berl. 1790. III. A. 1799. III. 8. Ariſtides und The⸗
miftocles. Berl, 1792. 1818, II. 8. Abälarb und Seloife. Berl, 1807. 11.8.
f. Jördens Bd. IH. p. 509 sy. VI. p. 89 aq.
15) Schriften. Erfte Sammlung. Dresb. 1810-30. L.8. Zweite Samnt.
ebd. L. 8 Eämmtl. Echriften. ebd. 1628—36. LX. 16.
16) Gefammelte Schriften. Stuttg. 1833 sq. 3d.I—VI. 16. Memoiren.
Bunzlau 1238. IM. 8. u. viel. 4.
17) Yeontine. Riga 1808. II. 8. SPhilibert ober die Verhaltniſſe. Kös
nigsb. 1809. 8. Eriden der Ortenbergifchen Familie. Leipzig 1785. 1792.
N. 8. Kleine Romane, Erzählungen ıc. Rpzg. 1805—9. VI. 8. -
5 8) Mbetpeib und Aimar. Altenb. 1800. I. 8. Bagatellen. Lpzg. 1786
19) Sämmtlihe Schriften. Gtuttg. 1836. IIT. X. ebd. XVI. 1845. 16.
Sämmtl. Gedichte n. c. Biogr. d. Verf. Stuttg. 1838. 1841. 1843. IV. 16.
20) Heitere Stunden. Dresd. 1821. 1823. III. 8. D. meift. fein. Ers
zähl. in f. Taſchenb. d. Liebe u. Freundſchaft f. 1814.
21) Scherz u. Ernft. Bier Sammlungen. Dresd. 1820—28. XL. 8.
22) Leben und Meinungen d. H. Mag. Sebaldus Nothanker. Halle
1773. 18f4. II. (Ueb. d. Leb. u. d. M. ıc. ebd. 1773. 8. Sendfchreiben an
d. Verf. d. Leb. ⁊c. von deſſen weil. untergeb. Schulmeifter. Lpzg. 1774.8.)
Geſchichte seines dien Mannes, morin brei Heirathen und dreiKörbe, nebft
viel Liche. Berl. 1798. 4814. IT. 8. eben und Meinungen des Semptonius
Gundibert, eines Deutfben Philoſophen. Berl, 1798. 1814. B. cf. I: ©.
Fichte, Kr. Nic. Leben und Meinungen. Stuttg. 1821. 8. 8. Fr v. GödingE,
Fr. N. Leben u. liter. Nachlaß ber. Berl. 1820. 8. Zördens Bd. IV. p.
32 sq. g
23) Spigbart, eine Lomistragifhe Gefhichte für unſer pädagogifches
Jahrh. Epag. 1779. 8. Wilhelm von Blumenthal oder das Kind der Natur,
-
746 Deutſche Poeſie. Roman.
Deuiſchlandä politiſcher - und Attkiter Erhebunqg entworfen hat.
Auch Hölderlin’s Hyperion‘) iA eine Art politiſchen Romans,
in weldem der: Verfafſer von Begeiferung für Dad Griechenthum
bingerifjen, nit etwa blos die Befreiung dieſes Volkes erzielte, fondern
auch die Unmöglihfet ter Vollkommenheit Deutſcher Freihei
und Euttur ohne voͤlliges Infidraufnehmen Griechiſcher Bildung
nachzuweiſen ſuchte.
) Die Löwenritter. Lpzg. 17996. 1V. 8 Neue umgearb. A. ei.
1837. 11. 8. Stuttg. 1844. IV. 16 Das Petermaͤnnchen. E. Geiſtergeſc.
a. d. 13. Ihdt. Prag 1793. 1801. II. 8. Sämmtlihe Werke . erſt. R.
vollft. gef. u. m. e. Rebenäbefchr. d. Verf. verf. v. T. Echöpfer von Redis:
bain. Rordy. 184041. XI 8.
2) Adolph der Kühne, Rauhgraf von Daffel, dram. Weißenf. 179. 8
£p39. 1840. III. 8. Der deutfche Alcibiades. Hamb. 814. IN. 8. Has
a Spaba. €. Cage a. d. 13. Ihdt. kpzg. 1794. II. &. Leben und Wun
ungen, auch feltfame Abentheuer Er. Schleichers, eines reifenden Mechanikers
IV. verb. A. Cpag. 1809. IT 8. Yeb. u. Schidfale des ehrlichen Eeptims
Storar, eines Kreugbruderd bed Erasmus Schleichers. Lpzg. 1806. 8. Lebea
und Abentheuer Paul Yſops, eines reduzirten Hofnarren. Lpzg. 176
II. A. 8. (Dazu Yſopiana, als Anh. u. Nachtro ebd. 1799. 8.)
3) Bernhard, Herzog zu Sachſen Weimar. E. hiſt. (Gem. Lpig. 180.
VI. 8. Friedrich mit der gebiffenen Wange, e. dialog. Gef. epzg. 787
88. IV. 8. Kaifer Heinrich IV., e. Dialog. Seſch ebd. 1789 — 95. V. 5.
Morig Churf. von Sachſen. Züri) 1798-1800. IV. 8. Rudolph v. Habe⸗
burg, e. hiſt. rom. Gem. Rpıg. 1792.—9. IV. 8. Graf Wipredt mt
Groizſch. Zürih 1786-96. I. 8,
. 4) Sagen ber Vorzeit. Berl. 1790-89. VII.8. f. Blorencourt in Brant
Minerva. Bd. 216. p. 165 sq. 406 sq. .
5) Hermann von Unna. ©. Geſch. a. db. Zeit. d. Dehmaer. Lpzg · 8
IT. 8. Geſch. d. Gräfin Thekla von Thurn. Epzg. 1788. II. 8 Reue Felke—
mäbhrchen d. Deutfchen. Epag. 1789-—9.. IV. 8. ebd 1839. 1V. 8. ſ Ehir
del, D. Deutſch. Schriftſtell. Bd. II. p. 32 aq. .
6) Volksmaͤhrchen der Deutfchen. Gotha 1782-86. (anon.) 18%. 1:
16. Halle 1839. VI. 16. Practausgabe in einem Bande, feifi
1843. 4. Pkufiognomifche Reifen. Altend. 1778-70. 1788. IV. 8. Rail
laffene Schriften her. v M. dv. Kogebue. Lpzg. 1791. 8. f. a. Baur Eibat
gem. Bd. V. p. 535 sq. Zördens Bd. IH. p. 759 nq. J
T7) Briefe eines Frauenzimmers aus d. 18ten Ihdt. Angeb. 178: 1%
8) Bibliothek des Romantiſch- Wunderbaren. Ppıg. 1895; 11. 8. &
mantifche Seſchichten ber Vorzeit. Epıg. 1792-98. X. 8. Gallerie. der #7
terhaltendften Geifters und Zaubergeſchichten. Quedlind. 1826. TIL d- Ki
naldo Rinaldini, d. Ränberhanptmann. Epag. 1797. V. X. 1884. IV: ©
9) Kirine Romane. Lpzg. 1788-90. V. 8. Geſammeite Komet: Br
178994. III. 8. Keine profaifhe Schriften. Wien 1789--1801: Yil. ©
Morig, e. U. Rom. Weim. 1785—1792. Il. 8. Leopoldine, e. eg. en
rit. pas. 1790. Il. 8. Ibrbend Bd. V. p. 853 ag. GSchtidgtegrell, R
1797, U. Pe 115 84. » ° .
Deutſche Poeſie. Roman. 749
Schrift. Bd. H. p. 116 ag. Garve Briefe an Weiße. Th. 11. p. 108 2.
279 sy.
33) Saͤmmtliche Werke, Berl. 1°26—%8. LX. 8. (Dazu: Wahrheit
aus J. P eben. Bert 1926-33. VIT 9. 8.) Dazu: Wi de Oftesartfcher
Rachlaß. Berl. 1836—88. V. 8. Saͤramtliche ” e. H. ‘ Ber. . @.
Körfter. Bet. 140-4. XXXIII. 8. (Dazu: Der Papierdrache, I. 9:
legtes W. aus ſ. Rachl. hemusg. v. E. Förſter. Frkft. a. DE. 1840. II. 8.)
Ausgewählte Werke. ebd. 1847. sq. XVI. 8. Rachtt. zu f. B. b. A. Mäls
ler, Reliquien_Berl. 1845. Bd. I. Unaͤcht iſt: Der Pietiſt. E. relig. Beite
roman in 16 Tracten. In ſ. Nachl. vorgef. u. ber. v. C. Böhring. Grimma
18355. 8 — cf. Briefe an Br. 9. Jacobi. Gera 179%. 8. Briefe
mwechfel mit feinem Ircunde Chriſtian Otto (von 1790-835) Berh 1829
33. IV. 8. Dietmar, Theaterbriefe von Goethe und ——— e Briefe
von I. Paul. Berl. 1835. 8. 8 Boͤrne, Denkrede a. I. P. Fr. R. Erlang.
1826. 8. Dering, 3. 9. Gr. R. Veen u. Gharacteriſtik. Lyzg. 1890 —
32. 1. 8. R. D. Gpazier, I. 9. Br. Richten E. bioge.Comm. Bert. 1833,
V. 8. Lpzg. 1836. 8. 3. Find (d. h. ©. Ir. Kunz), I. P. Sr. R. Bav⸗
reuth 1341. 8. u. @tinnerangen. Lpzg. u. Echleufingen 1836-39. Bd. LIT.
Goethe W. Bd. Vi. p. 113 sq. Sördens 3b. IV. p. 339 sq. Varnhagen
o. Enfe, in Mundt's Dioskuren. Bd. IE. p. I ag. Gervinus Bd. V. p. 20%
sy. Killebrand Bd, Kl. p. 74 nr Drdemeant in d. Hamb. Pit. BYlätt.
1346. nr. 48-bh. Rug⸗ Echriften d. E & 220 sg. Bcitgenofien nr. 8.
p- 250 24.
34) Das goldene Kalb. Gotha 180%. IE. A. FV, 8. Der alte Adam,
». neue Familiengeſchichte. Gotha 1819. IV. 8. Das Hoftheater von Bas
-ataria od. Sprichtimortipiele, Bpag. 18.8. IV. 8.
35)- Werke, Lpzg. 1827-24. VI. 8. Eduard Allwills Briefſammlung
yer. m. €. Zug. dv. eign. Briefen. Lpzg. 1792. 18.26. 8. Wobemar. ebd,
1779. III. A. 1826. 8. Auserleſener Brichivechfel, ber. v. Kr. Roth. ebd.
1825—27. If. 5. cf. Ir Schlichtegroll, Caj. von Weiller u. Kr. Thierſch,
Fr. 9. 3. n. f. Eeb., Lehr. u. Werten darg. Münd. 1819. 8 E. Weife,
Sedächtnißrcede a, Er. H 3. Halle 1832. 8. Ruge Schriften Bd. J. p. 282g.
Hoethe W. Bd. XXVI. p. 279 XXIX. p. 108 3q. XXX. p. 191 sq.
Schlegel Char: By L p. 1 2q. Hillebrand BE. I. p. 44t ag. "
36) Edmmtlihe Echriften, ber. v. Fr. Mofengeil. ẽpzg. 1827-28.
KIT. 8. Die reifenden Water. Tpzg. 1806. 1820.111.8. Willibalds Anfichten
cd Rebens. ebd. 1-09. 1822. IM. A. II. 8. ©. It. Moſengeil, Briefe üb.
. Dichter E. W. Schmalfald. 1826. II. 8.
37) Gedichte herguss. v. Jünger, Spas. 1784. 8. Rettchen Roſenfarb.
pʒg. 17802 - 83. M. 6,
38) Julchen Grünthal, e. Penfionsgeſchichte. III. völl. umgearb. u. m.
. 2ten Bde. (v. I. E. Stut) verm. A. Berl. 1798. 11. 3. Webrigens wird
‚barlottedon Ahlſefeld, geb. v. Seebach, irrig für die Verfaſſerin
‚wohl biete - anderer Romane derſ. Dichterin augeſehen ſ. Schindel BD.
. p- 8. MH. p.:876 8q: on u '
89) Die Wamitier Hohmuftamım: ober Beſchichte ebler Menfdien. Lpzg.
817. HI. U. IV. 8. Henrioette ober das Weib, wie es fein kann. X. d. Fam.
Yohenkkamm -gegogen. 1806. 1816. 8. u. diel. . nn
40) Eszaͤ n. Briſchw. 4800-2 ME. 8. Euzäßlungen. Leipz.: 3830’
-33. VI. 8, @ie hatte übrigend Antbrit an ben meiften Werken. 1Wtuttg.
806 —19. IV. 3 ihres Mannes- Ludwig Ferdingand Huber.
41.) Aqnes von Lilien. Berl. 1798. IE 8. Erzählungen. Etuttg. 1826
7. IL 8. Sorbelia. Ipzg. 18940. L 8 f. Ergaͤnz. Bl. 3. Gonverf. Lexicon
347. ar. 2. (Bd. II, p. 630 sq.) W
748 Deutſche Porfie. Roman.
Pl 4760-84. IL 8 impfinbfame Seifen buch‘ Drurhland. Blink
HU . . .
..24) Pebeusgefhichte Thomas Knaut's des Weifen, font der Stammler
wanntı Epamiı 1774 - 26. IV. 6. Hermann und Write, e. fom. Roman.
Lpzg. 1780, IV. 8 Kakerlak od. Geſch. e. Rofentreugers. ebd. 178%: 9.
Werke Des Wohnſiane von Wezel dom Gottmenſchen. Erf. 104. IV. 8. Bull:
fpiele "Engg. 3778-87. IV. 8. f. Zöröene Bd. 7. p. 332 2q. Zeitgenoſſen.
Dr 1VB. p. BAU ac —W
" 25) Beſchichte Peter Clauſens. Irkft. 1783-85. IM. 8. Der Roman
eines’ Ldehens in Briefen. chd. 4781-83. 1805. IV. 8. Schriften, Hanno
1808°—6. X 8, f. Kurze, Biegr. d. Freih. v. K. Hannov. 1523. 8. 8.6
ber 4. de d. Ku. Hannov. 4814. 8. Bol in. Prug Fit. hiſt. Taſch %
. ar. V. |
-
26) Des weyland hochwuͤrdigen Paftors Rindoigins Leben und Theten
ans Licht grflelle von Kaſimir Renatus Denarde. Odyienhaufen 1798. 1. 8.
27) Graf Eſau, kom. Heldenged. 1768. 12. Familiengeſchichte des Ian
kers Kerbinand von Thon. Rürnd. 1775-76. 1. 8. Wallers Erben und
Sitten. Köln 1793. 8.
28) 8. Schlihtegroll Rekr:1793. 3b. TI. p. 169 sq. Suppl. Abch I.
p. 182 F Goethe W. Bd. XXVII. p. 254. XLIX. p. I86 uq. Bin
in Prutz Kit. hiſt. Taſch. 1847. 8 172. — Anton Reiſer, e. pſychol. Ko⸗
man Berl. 1785 -90. IV. 8. (Dazu als Bd. V. Erinnerung a. d. legt
10 Lebensj. micines Kreundes U. R. ald ein Beitr. z. Lebensgeſch. d. P
Morig ausg. v. K. F Klifehnig. Berl. 1794. 8.)
29) Komifche Romane aus den Papieren des graue Mannes, Soͤtting.
1786 91. VII, 8. Siegfried von Lindenberg. Hamb. 1779. V. 8. dd
1790. Zena 1830. IV. 8. Neu herausg. u. gloffirt von Millers Schatten auf
Tenare gefandt an den Leipziger Eremit. Epzg. 1830. III. 8. ef. Zörbeas
3». 11T. p. 721 sq.
30) Kreuz⸗ und Qurerzüge des Ritters von A bis 3. Berl. 1793-8
117. 8. Lebensläufe nach auffleigender Linie nebſt Beilagen 9, 8, 6. >.
8778-81. IH. Bu ti 2. E, Bosowsli, ued. d. Uutorflicfat des Bel. d
Buchs: Ueb. die Ehe — die Lebensläufe re. Königb. 1797. 8.) '
31) Vermiſchte Schriften, n. deſſ. Tode a. |. hinterl. Pap. gef. u. di
v. C. Chr. Lichtenberg u. Br. Kries. Götting. 1800-5. IX. 8. Neue KM.
v. deſſ. Söhnen veranfl. Dr. U. GBötting. 184. VI. 16. Uusfüpriide Er
Märung zu Hogarths Kupferftichen. Götting. 1844. VE. 16. Unspibrlik
Erblaͤrung zu Hogarth's Kupferftichen. Götting. 1774-1816. Xil, Lid. e.
cf. 8. Edw. Koch, Rachr. v. Pichtenberg. Freib. 1300. 8. G. C. Eihäln,
Marimen u. Einfälle, N. def. Characteriſtik her, pp &. „Zördeng« Epis
1830—35. II. 8. 9 Döring, Lebensumeiffe v. Carl Ha
Lichtenberg. Quedlinb. 1840. 12. Jördens Bd. II. p. 334 ag. Vlap
.sq. Schlichtegroll Nekrol. 179. Bp. II. p. 97220. Ahr. & n
Elogiam G. Chr. L. Gotting. 17399. 4. Schfgche en; Bd.1V. 6. 9 6%
- 3 Saͤmmtliche Werke Ppz. 1814-19. 8 (Day als Sp. VII?
M. &. v. TH 1.7 3. E. Stuhr. Ly v 1819. Br pp: -: a
VI. 8. gsbd. 1839. 184. WIM. 16, Reifen bie mi ägfüen Pr *
Frankreich im J. 1785 bis 1786. Epzg. 1791 — 1805. X. 'E. ehatal,
ebd. 1764. 8. Die Ingeuldtion der Liebe. ehr. 1771. 8. ſ. Beitgenn Mut
Reihe. Bd. J. 4. ur. W. p. 19 54. A. W. 0. Schlegel Krit. Schritt
Bd. 1. p. 309 sq. Jordens Bd. F. p. 539.34. Schiller "KL, Profatih!
ar BF
Deutſche Poeſie. Roman.
Schrift. 8b. MH. p. 116 sg. Garve Briefe an Weiße. Th. IE. p.
279 su. , “ (
33) Eämmtlihe Werke, Berl, 1°26-%. LX. 8. (Dazu: !
aus J. P Keben. Berl 1926-33. VIII B. 81 Dazu: ܮP. Fit
Rachlaß. Berl. 1835-88, V. 8. Saͤmmtliche Werke. H. A. Ber
Frſter. Bet. 140-4). XXXIII. 8. (Dazu: Der Papierdrache
letztes W. aus ſ. Nachl. hemusg. v. E. Zörfter. Frkft. a. M. 1840
Ausgewählte Werke. ebd. 1847. I XVI. 8. Rachtr. zu ſ. W., b.
ller, Reliquien Berl. 1845. Bd. I. Unädht iſt: Der Pietiſt. E. rel
roman in 16 Tracten. In f. Nacht. vorgef. u. her. v. C. Göhring.
1835. 8. — cf. Briefe aan Fr. H. Jacobi. Gera 17 8.
wechfel mit feinem Irtunde Chriſtian Dtto (von 1790-825) Berl,
33. IV. 8. Dietmar, Theaterbriefe von Goethe und Freundfchaftlich
von J. —8 Berl, Ay a oe a a. a * & .
1326. 8. 0 N) D . . cven Ms rot i . » .
32. U. 8 R. er J. P. Er. Richter. E. biogr.Comm. De
V. 8. pie. 1836. 8. 3. Find (d. h. G. Ir. Kunz), 9. P. Zr. R
reuth 18391. 8. u. Etinnerangen. Lpzg. u. Echleufingen 1836-39. &
Socthe W. Bd. Vi p. 113 sq. Aördens Bb. IV. J: 839 ng. Wa
». Enfe, in Mundt's Miosturen. Bd. II. p. 1 3q. Servinus Bd. V.
sg. Hillebrand 3b, Kl. di; 7% * Ordemann in d. Hamb. Pit.
— ur. 48-Dh, Ruge Schriften Bd, B. 220 sg. Zeitgenoſſen
p- 84.
34) Das goldene Kalb. Gotha 1808. IT. A. IV. 8. Der alte
o. neue Familiengeſchichte. Gotha 181% IV. 8. Das Hoftheater vo
rataria od. Sprichtwortſpiele. Lpag. 1828. IV. 8.
35) Werte. Epzg.. 1827-24. VI. 8. Eduard. Allwills Brieffan
her. m. e. Zug. dv. eign. Bricfen. Lpzg. 1742. 18.6. 8. Woldemu
41779. HT. &. 18.26. 8. Auserleſener Brichivechfel, ber. v. Kr. Rot!
1385-77. II. 5. cf. Ir Schlichtegroll, Gaj. von Weiller u. Er. T
. H. 3%. n. f. Eeb., Lehr. u. Werken darge. Münch. 1319. 8. €.
SGedachtnißrede a, Br. H. J. Halle 1832. 8. Ruge Schriften Bd.1. p.
Soethe WB. Bd. XXVI. p. 279. XXIX. p. 106 3q. XXX. p. 1%
Schlegel Shan. Br I. p. 1 aq. Hilebrand BF. I. p. 44t aa.
36) Sammtliche Schriften, ber. u. Kr. Mofengeil. Rpzg. 182°
xM. 8. Die reifenden Mater. Lpzg. 1806. 1820.111.8. Willibald An
des Lebens. ebd. 1:09. 1822. III. A. 11. 8. ©. Fe, Mofengeil, Brie
db. ns Pe Shmaltalb, 1826, 1. 8. ’ nr Ketech
Gedichte herausg. v. Jünger. 2pzg. 1784. 8. Rettchen Roſe
XR 1782-83. N} G. j
38) Julchen Grünthal, e. Penſionsgeſchichte. TIL. voll, umgearb. ı
e. ten Bde. (v. I, E. Stutz) verm. A. Berl. 1798. If. 3. Webrigens
Sharlottedon Khirfeld, geb. v. Seebach, irrig für die Verfe
woredig⸗ ale anderer Romane derſ. Dichterin angejchen. fe Schinde
1. p- 8. N. p. 876° sg. on n Bi
Die Faitte‘ Hobsaftarım: ober Geſchichte edler Menſchen.
1817. 11. U. IV.’&. Henrictte ober bas Weib, wie es fein kann. A. d.
Sohenfamm -geyogen. Ense 1808. 1816. 8. u. viel, A.
48) Exzaͤhſangen. Benſchw. 1800-2. MI. 8. Erzaͤhluagen. Leipz.
—33. VI. 8. & ‚satte übrigens Antheil an den meiſten Merken. 1&ı
1806-19. IY. 3; hres Mannes Ludwig Ferdinand Huber.
‚ 41) Aqnes von dilicn. Berl. 17D8. II. 8. Erzählungen. Etuttg. 16
27. IL 8. Sorbelia. Lpzg. 1840. I. 8 ſ. Ergaͤnz. BL 3. Converf. Le
1847. nr. 2. (2b. II. p. 630 sq.) ..
350 Deurſche Poeſte. Romantiſche Sqhale
tetatur bewährte (1804). Hlerauf begleitete er (1800) Frau von
Etacel: auf ihren Reiſen durch Italien, Frankeeis, "Deukfälms
um Saaveden, hielt 2808: u Wien ſeine beruͤhnten Bor
lefungen uͤber dramatiſche *iteratur‘ und Man, ing dam
(1309 abermals nat Schweden, begleitete (LITE) den Kten⸗
peinzen vor Schweden als Gecretaͤr, ward geddelt MS zum 86
gationeruth ernannt, lebte: nn in Coppet bei Frau Von Etar
bis: zu Ihrem Tode (1817) und Ward, nachdem er in Parts
Sanskrit Medien hatte; Profeſſor Ver Indiſchen - Literatur a
Bonn, der er Ah bie: an-fehten: Tod (+ 3845) wit größten
Eifer widmete, Sein Haupwerdienſt beſteht nun eben Im feinem
umbeſtrittenen Neborſetzungstalent, welches ſich nach Herder ge
bildet hatte, in ſeinen hoͤchſt ſcharſſtunigen Charaeterintiken wm
Krkifen der gleichzeitigen Meifſerwerke der Literaten, wo er fie
N bei ſeiner Vorllebe für die Engliſche und Epanſſcherſ⸗
mamtif zuweilen einfeitig in, und im feiner Vermlitelung ber ki⸗
teratur mit dem Leben, wobet ihn freilich fein Briuder umter
frutzte. Als productlvem Dichter fehlt es ihm aber am Original
ituͤt, als Lyriker IR er zw wenig gemuͤthvoll, und fogar tm Er⸗
. wett, wo er, was vas Tedmifch » Formelle anfangt, unbedint Rd
fer IR; vermißt man das eigentlich belebende Herz. Leider hatt
(befonderd im Mafnalmanadı von. Wendt:18932) ind Menge Eron⸗
genkhte ud Epigramme auf Deutſchlands Pieter vente Achter (G
Bb. MH. p. 147 59.). losgelaſſen, vie ihres Rhales wegen elles
folden Mannes, wie Schlegel war, voͤlig unwerth fine, obwoh
man feine Ausfälle gegen Rogebur’s'sc. Breiben Wer erfähutbigen
wird, wenn man deffen Bertehinen. gegen’ Ihre‘ in Anſchlag Sing
(Kopebur’s Rettung: odur Ver tügenvhafte Beidankte,:ciw Gen
ſpiel m 3 Alten). Dennoc Reht: fcht Bidet! Kae Wir
beim Friedrich von ihtegei’) (geb, ETTRIÜHSAAN
hinter‘ ihm, wiewohl er ihn: ats Bichten üBertrffe. =: Muay Wie
“ führte wie'fein‘ Bruder anfangs ehr eiwas unRane: *
leben bein nuchdem Te’ fl ats Docent zu Rena "geteue he
ging er mit ſeinem Bruder maich Bertin Miele ne A
(180%) in Dreoden, hielt — in Mite
futterte das Indiſche, wanbzun CoUn milsoſeiter Fer er
then, geb. Rendelsſohn katholiſch, theils wefer fo'tger’Bgiting
nur ya Ei Ti.
Druide Poeſie. Romantiſche Schule.
für ſeina etwas zulocern Aufſabrung zu findin. hoffte/
weit ihme das Zupoſante bes. atholiſchen Aluchenweſens an
er- Pab · m: dann. ( IB8OB) Rad Wien/ wo rn affenretäk,
begleitete. am Enkenog Iahann 4909 ner Italicn un
fertige dir Add Dinıbefagnten ı Duluninansen nRrerlamai
gegerr Rayoleon/ warda amlichẽ · egaiomnrank- haint Bund
un Sehe -wan 2819-29, ma mr finch,:.in ruhiger Mobt
deu- Wiſfenſchaftannn Sein ..berugkiged: -Yuadyı i bie 8ı
(AT 90),die⸗ leiden wegen dar vielem -mftößign, Aigen €
umR- Da ofen gepredigten ZIdeen ‚son .den Emgneivation
SGl⸗iſcushðqſtenq. dem Philoſpphen umb-.Bitegarhiftoriker ‚zu
etlaubt iſ feine Seite aben- find. zum, großen: Iheile - on
Ip (a. W. die Glegie: Herkules: Muſagetes), up fein
manzenchclud Roland ‚würde, hätte. er nicht Darin Die A
Durkführe ‚wollen und darumoft ‚geppungene Verſe na
müfjeng daſſelbe Lob bemipruhen; ja dogar - fein : fonder
Tramperipjet Alarcoa (1802); welhes in Weimar ganılid F
machte, erfuhr dieſes kinglüd ‚wohl. nur feiner Formleſigkeit
ber, das auch hier wohlts.er Die -Aflonanz--erppingen und
tie umpaſſegſten RPhynhmen nehen einander; z. B. Sonetts, €
zen, Texainen 2c. Qurchſehen, rom: freilih nicht anging (ſ. E
MPo XXXBEAR.S. 12 0091-1 Eh). Bär den Ritesarkifteriker vr
fdwe Fralire. nnd, einfeinge Geſchichte ber Poeſie der Brieten
Böen 6h293, ſeine Geſchichte bay alten und neuen Lit
(18459 und Iuine-. Abhandlung über Gprae und We
Dar Dur (1808), tretddem daß, die: Wiſſenſchaſt jctzt
endlich acer ..ugeibuittem, - iR, „immer umentbehrlich bi:
Belßpehyerwandte..: Schlegels App - no. Adam Müll
ang gBralia (17.39. 1829), diſſen, Borlefungen -übeı
Daniibe Wifeniheit zaud Aiteratyr,-(ABNT) cine förwlide
aaltgsung, des Romanticiamus emihalten, ‚und der berü
Uhaiepre des Fophoclea Karl Wilheln Fondinand
nat) any: Scmaett 41780 — 1819), deſſen Merke: Erwir
Qefpra, Ahr da Echäne,.uad, die Kuna, fein. aͤſthetiſche
Pam: mibäln pad: eye, Art Vermittlung zwiſchen Den inner. Ror
aniestauchten Nhileſophemen (18145) fein ſoll ʒ für bie Litern:
fehäre- in en. jedoch bush „Seinen Briefwtqh ſel. um Bien vo
Größe, Herbb. d. Rirgrärgerchigige, III.
‘
754 Deutſche Poefie. Romantiſche Schule.
geworden. Ferner gehört hierher Wilhe lm Neumanndı (1781
— 1835), ein äußerſt fritifcher Kopf, und endlich Friedrich Auguß
Bernhardi aus Berlin (1770 — 1820), von dem einige ge
lungene Gedichte in Tiech's und Schlegel's Muſenalmanach (1800)
Reben, die aber jetzt ebenſo vergeſſen find, als feine zu Ihe
Zeit wit- Bewunderung aufgenommenen Bamboceiaden (1797
— 4800) und fein Kynoſarges (1801), cin Pendant It
Athenaͤum.
An der Spitze der probuctiven Romantifer ſteht aber oh
Zweifel Ludwig Tied’) aus Berlin (geb. 1773), einer der größten
Kenner der Engliſchen und Epaniſchen Literatur, den unfer Zei |
alter aufzuweiſen hat, der Kauptvertreter der Sronie der Kr
mantifer, begabt mit einer Phantafle und Intelligen; wie fin
anderer feiner Meinungsverwandten, ein wahrhaft nationde
Dichter, der den Geiſt der antifen und mittelalterlichen Literatur
ganz in fib aufgenommen und mit dem Deutfchen Gain
auf eine Weiſe zu verförpern gemußt hat, die ihn für immer
zu einem der wichtigften Reformatoren der Deutſchen modernen
Literaturepodie. ſtempeln muß. In feinen früheren. Wsheiten, den
Romanen Abdalah und William Lovell 1795) der Elurm
und Trangperiode angebörend. unb im Peter Lebrecht 11795) m
Yufttärungsrichtung huldigend, tritt er zuerſt (1797) alswahre
Dichter in den Bollömärden auf; allein fein ſeiner Hume
zeigt fi noch entſchiedener im Pehicfelten ‚Kater ‚(gegen Bit
tiget's ‚literagifches Treiben gerichtet) und ‚im Blaubart gegen
die beliebten, Ritterromane: eine® Spieß ıc.), die freilich beit
weil die Zeit zu ihrem Verſtaͤndniß vorüber. iR, jetzt faR bied.noh
der Literaturgefhichte angehören fönnen.. In: Deus. Kanſtlerxomar,
Sternbald's Wanderungen (1.798), tritt er bereits n die Sheſt
des romantifchen . MyRickeinus ein, obwohl feing sigenikkt
dichteriſche Kraft, in den Ramantiihen Dichtungen 617 90) der
bino, Genoveva, Octavian (1805),. Phantafus (1844) m
Fortunat (1.819) concentrirt, ihn in der. Runft,,den alım Volle
fagen den. Dufs dee Mährenhaften zu kafien -uub; Dabei nad de
bumorififhen ‚Ironie des, Shalſpere ſchen Pad freien NMuf Mi
gemaͤhren, als Meißer erſcheinen läßt. Seita ber Zeit wiheck
er ſich ‚aber, abgeſehen von ſeinen unſterblihen Urbeiten min it
allengliſchen eiteralur, ausſchließlich der Socialnovelle, b. }.
|»
m: u ii...
Deutfche Poeſie. Romantiſche Schule.
derjenigen Richtung der Novelliſtik, welche es fih zur Ar
macht, ihre Didtungn an die Forderungen "und Intereſſen
Zeit und des Lebens anzufnlipfen. Wie er aber fheits
fine außerordentliche Klarheit und Stoffbeherrfhung, theils
die Anmuth und Rundung der Sprade daB kaum erreic
Muſter diefer feit dem Etſcheinen feiner erſten Novellen m
Na oft nadgeahmten Richtung geblieben if, meiß Jedermann.
dabei auch manches Befhwägig-Breite, Ungenießbare, mit al;
Reflerion Berfehte (3. B. der Herenfabbath) mit unterllef,
fih nicht verfennen; allein Anderes, wie 3. B. die Gefell
auf dem Lande, die Vogelſcheuche, worin er mit trefflihem Hümoı
Feinliche Literatenthum Dresdend abmalt und vernichtet, Di:
eben, jeme wunderhertliche Edrilderung des Lebens Ehafipı
Marlowe’d und Greene's, ihrer Contrafte und Beziehungen
einander, iſt dagegen unbedingt meifterhaft, ia noch eins
legten Kinder feiner Muſe, Waldeinſamkeit, gehört bei’ einze
unangenehm berührenden unaͤſthetiſchen Bizarrerieen zu dem Be
was et gefchrieben hat. Weniger fprikt fein letzter größerer
man an, Bittoria Accorombona (1889), der, obwohl auch
ven großen Dieter verräth, dennod des Inhalts wegen, !
der Frauenemancipation das Wort redet, bedenflih erfh: ı
um fo mehr, ald darin unnüger Welfe frivole, unmänntihe Lüfern
und graufenhafte Begebenheiten gehäuft find. Als eigentli
Dichter in ‚gebundener Rebe iſt er ſedoch weniger glüd ı
dem das Gefähl in feinen Gedichten iſt gemadht und
äußere Form gelünfielt, Mandıe®- fogar " ungenießbar. Ent
find noch feine dramaturgifhen Blätter (1826) zu erwähı ı
ein Buch, welches wahrhaft beweift, daB auch nad Lefing, 1:
er eisih nicht Hteichlonent, da er awih in feinen beften Eriti'
(.. B. ber üden Wallenfiein) einfeltig iR und zu weit gı
(ſelbſt in der: über: Heuwald's efenden Leuchtthurm), em
im ‘Stande ſei, Ih 'diefem Bade: etwas Butes zu Tell!
und.:die wahre, natuthiche Einfachheit des Schönen zu etfein:
Bun demſelben⸗ Standpunkte aus: hat man auch "feine Kr)
des Üebienfhiägerifäien GCortegglo' (in Krauffing’s "Mord:
stumfTERE) au’ bittäfhten, aus der Jeder lernenckann, wie m
eine Dichtung⸗ Aberhaupt aufzufaffen und zu amalofiin h
wenn man ſich einen Kritifer nennen will. Roi gehort hi
756 Deutice Poeſie. Romantiſche Schule.
her ſein Freund ˖ und Mitarbeiter (an Sternboldo Wanderung:
der gemuͤthvolle Wilhelm Heinrih Wadenroder m
Berlin (1773 —97), deſſen Herpensergießungen eines fa
lebenden Kloſterbruders (1797) das Programm der religid:
myſtiſchen Aunfäfthetif der Romantiſchen Schule enthalten, W
fon weitere Ausführung feine Phantaflem über Kunſt (179:
und Sternbald's Wanderungen bieten. Wie in Iepterem Bat
Wilhelm Meier Muſter war, fo iR das noch mehr der dal:
Novalis' unvollendetem Henrih von Dfterdingen, da de
"Härung des ganzen menfhlihen Lebens im der Porſu, aim
Buche, das bei vielem wahrbaft Schönen dennoch zu viel Idee
müthigen Myſticismus enthält, als daß «6 gemichbar we
- Etwas Achnlides ımternahm der allerdings nur theilweiſe wi
Schule angehörlge Friedrid Baron be la Motte Zousıe
aus Brandenburg (1777— 1843), ein wahrer, aber einigeruei
outrirter Patriot, der freitich zu einer etwas unpafjenden Jıit e
Bayard fpielte, und mit feiner antiken Riterlisfeit ſich wundei
genug In dem modernen Frace ausnahm, mit feinem Allwin, da €
unter dem Ramen Petlegrin ſchrieb. Inter feinen Roman
dte befonders das Nordiſche Ritterthum mit feinen Drasa
verberrlichen fellten, iR der Zauberring ber befle, am podiitd
aber fein Märhen Undine. Seine übrigen Ritterromane F'
widerlich und verhalten ſich zum wirftichen Ritterthum wie !
“ Malteferriiter won Beute zu denen bes AGten Sahrhımte:
Auch als Iprifcer Dichter hat er fich verfucht, und unser jur
patrlotifchen Liedern iſt manches Gelungene. Bei weiten gie
und natürlicher IR aber Ludwig Achin von Wrnim’) ed
Berlin (17811881), deflen Gauptfehler darin beſicht,
feine Phantafle ungeregelt iR und daß er Pete, wenn 1?
feinen Romanen, 3. B. deu (unvollendeten) Kronenwil®
der Paͤpſtin Johanna x., einen wahrhaft poetifchen Anlauf gem
men hat, nachher Alles unter einander wirft und das Im
börtgfle zufammenmifht, Im Drama -fönnen wir im —
noch wenfger Geſchmack abgewinnen. Sein Mütarbeiter in Ib
vortrefflichen Vollslicderſammlung, des Knaben Mundehber
ber man ebenfalls jenen Mangeal an Einheit und Bim a
oVorwurf wachen kann, IR Clemens Brentano! ausgı=
Deusfche Poeſie. Romantiſche Schule. 750
futt a. M. (17738— 1844) gemein, din Mann, ber wie Ur
mim überall nad Shaffpere'iher Genialitaͤt firebt und barym
feine beſten Fruͤchte durch feine zu Häufig angebradten Wige
verdirbt (3. DB. in dem Lufifpiel, Bonce de Leon 1804). Dieß
iſt auch der rund, warum feine Kindermaͤrchen, in denen übrigens
ein wahrer Schag von Poeſie enthalten if, kaum daß man eben
durch fie zum fröhlich» lachenden Kinde geworden, plqzzlich
wieder durch irgend eine humoriſtiſch fein follende, aber fragens
haſte Karrikatur fällen. Nun gehört aber in den Innern Bunb
rer Romantiker auch noch ein, Bierblatt von Tragifern, deſſen
Brennpuntft der phantaftifde Myſtiker Zahartad Werner!)
aus Königsderg (1768—1823) bildet, ein Mann, der in
mander Beziehung miı Calderon Aehnlichkeit hat, Infofern diefer naͤm⸗
lich im feinen geiftiken Stüden die ganze betäubende Poeſie des
Aatholicismuo entwickelt. So zeigt er fi uns In den Sühnen
des Thals (1803), mit denen er feine Laufbahn als dramas
sifcher Schrifiſteller eröffnete, in dem Kreuz an der Oftſee (1806),
und fetbfl. in feinem Luther (1807) oder der Weihe der Kraft,
im Letzterem, wo eine Apotheofe des Broteftantiichen Slaubenshelden
geboten werden fol, HM aber die übertriebene Romantik ganz am uns
seien Dlape und Luther einem in Allegorieen ſchwelgenden
Domintltaner weit aͤhnlicer als einem das Zuviel des Fathos
liſchen Dogmatiomus vertreibenden Reformator. Außerdem If
er durch Seinen 24ſten Februar, defien Quelle in zwei Ge⸗
ſchichten zu ſuchen iR, die der befannte Bater Abraham a Santa:
Glara in feinem Hellfamen Gemiſch⸗Gemaſch (Wuͤrzb. 1704. ©.
37 u. 47) mittheile der Vater der befannten Schickſals⸗ oder
ſataliſtiſchen Iragödien geworden, obgleich ihm feiner ſeiner Nachahmer
an trefflicher Sprache und ergreifenden Darftellung dieſer finferen .
Gruͤuelſtenen/ wohl aber In Haͤufung des Schrediihen gleichge⸗
fommin if; wie man 3. B. aus den aus Franzöfiſcher Quelle
hervorgegangenen Drei Tagen ans dem Leben -eined Spieler . fe
ben Tann, deren letzter Theil fehr Vieles von der. Kataſtrophe
des ZAfen Februar bat. Adolph’ Miüliner??) aus Langen,
Dorf obei Weißenſelo (1774— 1829) hatte, wie ex, ſelbſt (Wien.
Feltſchr. |. Kunſt, Lin, Theat. u. Mode 1823 ar. 104 sg.)„bemeskt,
eine Vergleichung a6 24ſten Februars mit. der antilen Schid⸗
758 Deutfche Porfie. Romantiſche Schule.
falotragõdie unternommen; da er aber feine Achnlichlelt fand,
fo verfudte er In feinam- 29Ren Februar eine Annäherung der‘
modernen und antifen Fatumsidee, blieb aber weit hinter Wer⸗
wer ‚zurüd, und wenn aud feine „Schuld“ zu ihrer Zeit große
Senſation machte (1816), fo iſt doch aud bier allzuviel Phra⸗
fenprunf und gemachtes Pathos, als daß fie bei der eigentlichen
Seichtigkeit der Eharacterifiil und der Unmoralitaͤt der Handlung fid
anf bie Länge hätte behaupten Tonnen. Alnter feinen übrigen
Leitungen nennt man neh König Vngurd und die Albackrin,
allein beide find bis auf das graufige Eisment doch fehr ſchwad.
Ziemlich daſſelbe cphemere Glück machte Chriſtian Grni
Freiherin von Houwald's aus Straupitz in der Riederlaufs
(1778—1845)") „Bild“, ein fententiöfes und phrafenreides
Stück voll Bilder und fchöner Worte, aber durdaus. feine Der
duclipn der Faͤden der ewigen Weltordnung, fondern ein blinded
Kind des Zufalls. Sein Leuchtihurm, in dem der Wahnſinn
zum daͤmoniſchen Lenker des Scidfals wird, iſt ebenfalls eine
dramatiſche Mißgeburt, und Fluch und Segen ein ächtes Kühe
fruͤck für uͤberſpannte Romanheldinnen. Endlich ſchließt dieſe
Reihe der fataliſtiſchhn Vortumer Franz Grillparzer“ aus
Wien (1790 gcb.), deſſen hynertragiſche Ahnfrau (1816) die innatut
diefer Richtung auf den höchſten Gipfel treibt, aber für Heidenfpielr
mit guten Kchlen und tüchtigen Fäuſten durch ihren Helden
Jaromir immer ein nuͤtzliches Stüd bleibt. Auch De alıjüplite
Idee darin, „die Sünden der Väter werden bis in dritte und vierte
Glied gerät", iſt wohl tragiſch, aber chriſtlich unwuͤrdig. Bet
IR In. mancher Beziehung König Ouokars Glück und Ente
(1824) und fein Goldenes Vließ, eine edle Tragödie im antilm
Einne (1823); aber feine Sappho (1819), ein modern anliles
Trauerfpiel, weldes wohl eine Nachahmung von Goethe's Taft
zorfirflen. fol, if ebenfo verunglüdt ats fein Begenpärk zu dem
berühmten Leben ein Traum, der Traum ein Leben (1840).
wenn” td ſich auch, wie überhaupt die fämmtliden Stuͤde der
eben, genannten Tragifo » Momantifer, recht gut lefen läßt, ba ihnen,
wie: : ‚jhen. bemerit, fchöne, pocifhe Sprache und anmuuhiget
Berdddy' nicht abzufprehen umd ihr oft hohler Phrafenfrant
under Diumenweichen Bilderihmelz gut genug werde, Gridpanf
Deutfhe Porfie. Romantiſche Schule. 75
fett aber ohne Zweifel ein poetiſcker Kopf in. Wie dieſe gan
Nichtung aber durch Caſtelli's Schichſalsſtrumpf und Pla
t.en'o Verhaäͤngnißvolle Gabel paredirt wurde, iſt bekannt.
1) H. H. Heine, Zur Geſchichte bee neuen ſchoͤnen Literatur in Deutfch
land. Paris 1833. HI. 8. u. d. Romantiſche Schule. ebd. 1836. 8. Gocthi
23. Bd. XXXI p. 422 aq. Echtermeyer in b. Hal. Jahrb. 1838. ar. 159
nq- 163 sd. u. umgcarb. in Rutze Schr. : Wr. 1. Gervinus V. p. 569 sq.
OSillebrand Bd. HI, p. 149 2q.
2) &. de Golbery, Not, 8, A. G. de Schlegel. Stralsb. 1834. 6.
Heine Rom. Schule p. 123 aq Galusky in d. Rev. d. deux mondes,
T. AT p. 399-442. JuUuſtrirte Zeitung 1845. Bd. V. p. 55 sq. Ruge
Schriften. Bd. I. p. 334. 394. Braun b. Lewald's Europa 1845. Bd. I.
nr. 24. Hillebrand Bd. IM. p. 254 9q. Blätt. f. liter. Unterhalt. 1845.
p. 1187 sq. Kinkel im Taſch. dom Rhein 1847. p. 217 sq. — Oeuvres
ecrites en frangais et publ, p. Eıl. Böcking. Leipz. 1816, III. 8. u.
Werke ter. » Ev. Böding. Lpzg. 184647. XII. 8.
3) ©. Ruge Schriften Bd. I. p. 503 sg. Heine p. 114 sq. Hillebrand
Bd. IE. p. 269 zq. Degel, Geſch. d. Phil. Bo. Hi. p. 642 ag. Varn⸗
Hagen v. (infe, Gallerie v. Bildniffen. Bd. I. ar. II. u. XI. — Zämmts
liche Werke. Wien 13.2—25. X. 8. IT. verm. A. ebd. 1846-47. XV. 8.
(Nicht darin enthalten ift:) Lucinde. Ein Roman. Ih. I. Berl. 1799. 8.
(Dazu: [&r. Schleiermacher] Vertraute Briefe üb. Schlegels Lucinde. Lübeck
1799, 5 vamb. 1835. 8.°3. Vermehren, Briefe üb, Schl. Lucinde. Jena
4) Won ber Idee der Schönheit in Worlefungen geb. zu Dresden. 1807.
Berl. 1809. B. Vorlefungen über die Deutfihe Wiſſenſchaft und Eiteratur,
ach. zu Dresden 1806. Dresd. 1806. 1807. 8. f. Barnhagen v. Enfe, Gas
lerie von Bildniffen aus Rahels Umgange. epzg. 1836. Bd. II. ur. XIV.
5) Erwin, Bier Gefpräche über das Schoͤne und die Kunft. Berlin
18 5. 8. Philoſophiſche Gefpräce. I. Sammt. Berl. 1817. 8. Nachgelaffene
Schriften und Briefwechſel. Herausg. v. 8. Tieck und Er. v. Raumer. Tp3p-
1826 11. 8. Bachmann im Hermes 18.9. Bd. 32. p. 166- 198.
6) Schriften. Lpzg. 1835. IL. 8.
T) ©. Ruges Echriften. Bd. I. p. 353 2q. Heine Romant. p. 150 2q.
Dormayr Arch. f. Geſch. 1825. mr. 56. 106180. Braniß in d. Vorw. 4.
Vittor. Accoromb. Bd. I. 1. A. K. Steffens, Was ich erlebte. Tieck Borr.
zu f. Rovell (Schriften) Bd. I. VI. u. XI. G. LCaube, Moderne Eharscterift.
Mannh. 1835. Bd. 1, p. 14ösq. (Schmäpartikel f. Ih. Schacht, Unlinn und
Barbarei in d. heutigen Literatur. Mainz 1828. 8. u. Schlefier in Lewatds
Theaterrevue 1835 Jahrg. I.) Hillebrand Bd. III. p. 293 2q. — Ecqhriften.
Berl. 1828 aq. Bd. I-XX. 8. Geſammelte Nopellen. II, U. Brest, 1838—
43. I—-XIY. 8. Phantafus. II. U. Berl. 184445. 111. 8. Vittoria Acto-
vombong. Bresl.1840. 1831. 11.8. Dramaturgifhe Blätter. Bresl. 12526.
bl. 16. Romantifche Dichtungen. Jena 1799—1800. 11. 8. Peter Lebrechts
Volksmaͤrchen. Berl. 1797. II. 8,
8) Alwin, Verl. 1808. IT. 8. Corona, e. Rittergebicht. Tübing. 1814.
8. Gedichte. Etuttg. 1816-127. V. 8. Dee 'Bauberring, ıe. Mittermman,
Kürgd, 1816. ILX, 8. Undine, in f. Jahreszeiten. Berl. 1813. 9.1. (IV. 9.
etd. 18%. 8.) u. viel. U. Geiftlihe Gedichte, M. e. Vorr. v. Kletke. Terl.
1336. 16," Ausgewählte Werke. Halle 1941. XU. 12. |. Echensgefchichte auf-
760 Deutfihe. Poeſie. Romantiſche Schule.
ge v. ihm ſelbſt. Halle 1840. 8. u. Goethe und einer feiner Bewunderer.
Stück Lebensgeſch. Berl. 1840. 8. Ruge E chriften. Bd I. p. Ash sg.
Heine Romant. p. 220 sq- Itan Paul MM. Fücerfhau Up. I. p. 191—
„33. Ditig.in d. Preuß. Yüg. 3. 1843. ar. 55.
9) ©. Heine Rom. p. 231 ap. Ruge Echrift. Bd. I. p. 386 84. ©.
3. im b. Grenzboten Fra ur. * p- 825 49. Simmtliche, Werke. Berl
4846-747. RIX.. 8
: 9.8. Srme a: 0: D. p 09 ng. Auge Bd. I. p. 386 8q. Börre
a. a. D. Bd. I. p. V- LVIII. — Godwi od. das fleinerne Bild der Mut
ter. Em vermwilderter Roman, Frkft. 1801. II. 8. Satyren u. poetiſche Epick,
— 1800. Bd. L. 8. Der Philiſter vor, in und nach der Geſchichte. Verl
1811. 4. Märchen her. v. ©. Goͤrres. Stuttg. u. Zub. 1846. II. 8.
11) Sammtliche Werke. Grimma 1844. XII. 8. Dazu als Wh. XIV
uU. XV. 8. 8. Fiegraphie u. Characteriſtik nebſt Originalmittheilungen aus
deſſ. Hafer, Tagebüchern ber. vo. Schüs. ebd. 1341. II. 8. 3 €. Hitie,
gebens sAbriß. 3. W. Berl. 1823. 8. Geiſtes⸗Funken aufgefangen im Um
Lange mit weiland 8. Y. 3. Werner. ber. dv. Iſidorus SRegiomontonnt.
—R 1827. 8. Rugt Schriften. Br. 1. p. 386 sy. Keine Romart.
. 279 sq. .
P 12) Bramatiicie Werke. Brnfhmw. 1828. VII. 8. (Dazu Gin Euprl.
f. Schriftſteller, Buchhändler u. Rechtsgelehrte Wolfend. 1328. 16.) ch.
1832, 4. Novellen. Bd. J. — — 1329. 16. Vermiſchte Schriften. Etuttz
ae 1.8. cf, Ehüg, Müllners Leben, Gharacter und Geift. Meißen
13) Das Bild. Epza. 1822. 8. Die Zeinde. ebd. 1825. 8. Fluch u. Eu
nen. ebd. 1821. 8. Der Fürſt und der Bürger. Ypzg. 1823.8. Der Peuchtthurm.
Die Heimkehr. Bwei Trauctrfſp. ebd. 1821. 8. Vermiſchte Schriften. ebd.
1821. IT. 8. Die Secräuher. ebd, 1830. 12.
18) ©. D. Grenzboten 1846. nr. 44. p. 177 sg. Die Ahnfrau Bir
1817. VI. A. ebd, 1844. 8. König Dttokars Glück und Ende. ebd. 1895-8
Sappho. ebd. 1819. HI, A. 1822. 8. Dos goibene Vließ. ebd. 1822. 8
28 — und der Liebe Wellen. cbd. 1840. 8. Der Traum ein keben.
ebd. 3 .
$. 710.
Nachdem wir bisher die unmittelbar zu den Nomantilem 1
sählenden Dieter betrachtet haben, müffen wir jetzt noch derjenige
gedenfen, welde, wenn fie auch nit unmittelbar diefer Saul
angehörten, doch in vieler Beziehung die Richtung derſelben ein⸗
ſchlugen. Wir wollen gleib Bettina von Arnim’), ge.
Brentano aus Frankfurt a. M. (geb, 1785) vorankellm, de
fie ja fa nahe mit zwei Koryphaͤen diefer Säule geißig um
leiblih verwandt iſt. Diefe hochbetagte Sibylle ver romantifhm
Literaturperiode, wie fie ber geifivofle Mundt nennt, bereits durd
Goethe's Briefwecfel mit einem Kinde zur Europaäiſchen Be
rühmtheit erhoten, hat in ihren Earifin bald yantpeifiit
Schwebereligien (Guͤnderode, Bd. 5, p, 254), bald freim Eli
Deutfche Poefie. Romanttſche Schule. 761
(Dieb Buch gehört dem König), halb Frauenemancipatlon von
ihrem Standpunkte aus und mit Talent gepredigt, aber auch
eine bevenflihe Verworrenheit In den Hauptbegriffen ihrer felbfts
gemachten Bhitofopbie gezeigt, und ſteht hierin bei weitem der ebenfo,
berühmten und gleiche Interefien verfolgenden Rahel?) Antos
nie Sriederife Barnhagen van Enfe, geb. Lesin aus
Berlin (17711833), einer der größten Feindinnen bes Ehriften-
thumsd (ſ. Rahel Bd. I. p. 263), nah, die zwar ald Schrift:
ftellerin ſelbſt nicht aufirat, aber durch ihren pſycologiſch,
böhft intereſſanten Briefwechſel dargethan hat, wie fie durd ihre
Perſoͤnlichkeit gemwirft und mit welcher Feinheit des Scharffinns
fie die mancherlei Zufände und Greigniffe ihrer Zeit aufgefaßt
und beleuchtet bat. Run wird ed nah Erwähnung diefer
eigentlih ganz frei daftehenden Eonderelemente dee Romantik gewiß
paſſend fein, die patriotiſchen Vertreter diefer Säule zu nennen,
An der Spitze derſelden fteht der moderne Tyrtäus Karl Theodor
Körner?) aus Dresden (geb. 1791, fiel bei Rofenberg in der Nähe
von Gadebuſch im Medienburgifden 1813), Lützow's, des kühnen
Jaͤgers, Wojutant, der Dichter des Schwertlieds und ber Wilden
Jagd, defien Leier und Schwert am Beſten zeigt, wie der
braufende Jugendmuth fowohl dad eine wie dad andere zu
füchren weiß, der aber leider nür zu viel von Schiller, dem Freunde
feines Vaters, in id aufnahm, fo daß er fm blinden Eifer,
befonders in feinen Trauerfpielen, Zriny und Nofamunde, nur
Die Schattenſeiten feines Meiſters nachgebildet bat. Uebrigens
gab er nit vie auf Durdarbeitung und elle und iR auch
hier ein Aädter wilder Säge. Neben ihm ſteht Friedrich
MaximilianSchenkvonSchenkendorfh aus Tilſtt (1784
— 1817) (nicht aus Königsberg 1783—1819), ein frommer Dich»
ter voß heißer Vaterlandsliebe, deſſen Lieber: bie Freiheit, der Bauern
Rand und‘ die Deutſchen Städte zu den herrlichſten Produkten
der vaterlaͤndiſchen Lyrik gehörn. Auch Stägemann nimmt
als Freiheitsvichter durch die Kraft feiner Kriegögefärge eine
hohe Stelle en, und daß feine allerdings etwas zu grell here
vortretende Mißdilligung der Polniſchen Revolution ihm fo vie
Im Tadel zuzog, kann-feine warme Vaterlandsliebe deshalb noch
. in’ Bergeffenhelt bringen. Ber lennt aber nicht Ernfl
762 Deutſche Porfie. Romantiſche Schule.
Moritz Arndis) aus Schoritz auf Ruͤgen (geb. 1769), deſſen Grüß
der Zeit (1806) ein unpergaͤnqliches Denkmal Deutichen Muthes
bleiben wird? Wen hätte fein Volkslied: Was if des Deutichen
Vaterland? noch nit begeiſtert? Und wer erkennt in feinen
Kriegg⸗ und Wehrgelängen, umter. denen ich nur: Was blaſen
die Trompeten? Hufaren heraus!“ umd fein Lied won Schill
nennen will, nicht den aͤchten Volfeſaͤnger? Aber während wir
auch, Rüdert mit feinen -Scharniftsen Sonetiin (1S14) wm
Gräbern von Ditenfen, fowie Hougue’6, der übrigens. übernil
der fromme, gottvertrauende Kriegsheld if, wenn er auch in
feinen geiſtlichen Gediddten viel zu. fehr an des Angelus Ste
fius andädtige Bluͤmelei erinnere, fräftige Schlachtlleder nidt
vergeffen, muß doch der edle Heinrich von KleiR‘) aus
Franfiurt a. d. Oder (1776, geb, erſckoß ſich mit feiner Se⸗
liebten, Adolphine Sophie Henriette Vogt, geboinen Keber,
1811), der politiſche Werther feiner Zeit, wie ihn Mundt nennt,
hier eine ehrenvolle Stelle finden, denn fein unbefriedigtes Schnen
nach der Befreiung feines Vaterlands, concentrirt in feine uns
gluͤckliche Leidenfhaft, führte für ibn und feine Geliebte jene
traurige Kataftrophe herbei, die Beider Leben ein Ziel fegte
Mit reihen Talent begabt, das aber eben feiner uneniſchiedenen
Zertiſſenheit halber nicht zur volllommenen Wusbildung gelangen
fonnte, ſchwankt er zwiſchen den Schickſaladichtern (Familie Schroj⸗
fenſtein 1803) und den Romantikern (im Kathchen wen Heil
bronn 1810, und in dem eigentlich beflern Priaz von Homburg
1809), wogegen er in dem mit meifterhaften Schilderungen
der gleichzeitigen Zuſtaͤnde durdflodtenen Romane, Michael Kohl
haas fi gänzlich der Tied'ſchen Schule nähert.
Eine andere Nebenſchule bilden. die fogenannten phantaſt⸗
iſchen Romantifer, Un der Spitze derfelben may der Sonden
ling Ernft Theodor Wilhelm Amadeus Hoffmann’)
aus Königsberg (1776 — 1822), ein wunderlider (haracter,
ft-hen, der aus Hnmang und Jean Paul nur das unnatirlir,
daͤmoniſche Element in fi aufgenonmen zu heben fdeint, aus
dem dann jene finftern, ‚geifterhaften Srapen bervorgingen, wie wir
fie in den PBhantafiefüden in Galots Manier (1814), Yen
Elixiren des. Teufeld (18 16), den Nachtſtücken (181 7), den Serar
764 Deucſche Poeſie. Romantiſche Schule.
lieder (1821) zu dem Beflen gehören, was die moderne Deuiſche
Lytik geleiſtet hat.
Wenden wir uns zu den patrtotifden Saͤngern unſerer
Jet zurück, fo müſſen wir nothwendig die Korvphäen ter
Schwaͤbiſchen Dichterſchule hierherziehen, d. h. diejenigen Dich⸗
ser, welche dad ſchöne Schwaben mit feiner reizenden Ratur
nach allen feinen Theilen zu feiern fit vereinigt haben, obne
daß dabei an eine genau übereinfimmende geilige oder formelle
Gleichheit zu denken wäre, denn Juflinus Kerner fagt in feinem
Gedichte, die Shwäbhlfeen Sänger (an Goͤthe, der fchr weg:
merfend über fie geurtheitt Hatte): „Bel und giebt’s feine Schule,
Mit eignem Schnabel Jeder fingt, Was halt ihm aus dem Her
gm dringt“, und in ber Schwäbiſchen Didterfänle: „Wo ver
Winzer, wo.der Schnitter Eingt ein Wed dur Berg und Blur,
Da iſt Schwaͤb'ſcher Dichter Stule, Und ihr Meifter heißt
Natur” Der bedeutendſte vieſer lieblichen Naturfinger IR aber
unftreitig der gelehrte Riterarhiforiter Ludwig Uhland') aus
Tübinger (geb. 1787); denn vergleicht man nar die won ihm
mit unfäglihen Fleiße gefammeltm und geſichteten Volls liede
wit feinen eigenen Romanen und Balladen, fo fieht man erfl
seht em, wie nahe ex feinen alten äͤchtnationalen Rufen ge
kommen if. Er bar fih ebenfo von allen modernen Deutſchen
Dichtern Goeihe und Schiller am Meißen genähert, "ohne dee⸗
batb irgendwie von ihnen abhängig zu fein, und obgleich er
durch und durch Romantiker if, fo hat er doch nie jenes mer
ſtiſche andaͤchtelnde Element in fi aufgenommen, oder jenen
erziwungenen feofligen Humor walten laffen, wodurch wir ung bei
ihnen fo unangenehm berührt fühlen. Die beiden, feiner fruͤheren Enı:
wickelungoperiode angehörigen Dramen, Herzog Ernft von Schwaben
und Ludwig der Baier, find blos vramakifirte Momanzen und
auf der Bühne unwirkſam. Hat num war Goethe (Briefw.
mit Zelter nr. 680) ein ungünfiges Urtheil üßer ihn gefält
und Heine (Romant, Schule 288 sg.) ihn zu befhimuzen gefudt,
fo bat doch Deutſchlando durch die Weltliteratur noch Under
dorbene Jugend laͤngſt Aber ihm entiſchieden, und er If unbedingt!
ein Deutſcher Volledichter geworden, deſſen herrliches Pro
gramm in dem ſchoönen Gedichte: Freie Kunſt, enthalten iſ
Deutfche Poefie. Komantifcbe Säule. 76
In jeder Veziehung geieeverrwandt ſteht ihm Guſtav Schwab"
aus Etuttgart (geb. 1792) nah, indem er faſt dieſelben Stu
Bien wie dieſer verfolgt und ihm im Liede und der Romanyı
ohne fein Nakahmer zu fein, unter Allen am nädften femmt. Nu
iR fein Geſichtotreis weiter, er fireift weit über Deuiſchland
Auen binnus und bat noch dazu cin mehr dhriflihe® SGepraͤg
an ſich als der Freund des Rordiſchen Heidenthums Lihlanb
In teßterer Beziehung, ih aber leider allzuſehr der Myſtik nd
bernd, wie 6 aus feinen philoſophiſchen Schriften ergiebt, un
ter denen wir befonders feine Seheria von Brevarf (1830
hervorheben, übertrifft Schwab noch der Weinäberger Oberamis
art Iufinus Kerner‘) aus Ludwigsburg (geb. 1186)
unter den neueren Dichtern wohl derjenige, der ben Ton ved
alideutſchen Volkoliedes am Beſten getroffen bat, wie Niemand,
der fein ſchoöͤnes Wapderlied: „Wohlauf neh getrunken”, nur
einmal gehört, bezweifeln wird. Wälerbingd enthalten faſt alle
feine Lieder und Romangen eine gewiffe büftere Schwermuth, die
wohl eben aus feinen häufigen Beluken des Nachtgebietes
ver Natur erklaͤrlich IR, und fein Gedicht: die vier wahn⸗
finnigen Brüder, giebt ein Bild feiner fhmerzliben Zerriffenheit.
Der Vierte, der hierher gehört, if Guſtav Mfizer”) aus
Etuttgart (geb. 1807), der gelehute Kritifer und trefflide Hi⸗
Rorifer, dem beiunntlib von - Goethe (VBriefwechſel mit Jelter
ur. 820) jene® harte Urtbeil fam, daß von ihm und feiner
Schule nidts Tücktiged hervorgehen fünne. Wie Unrecht ihm
geſchah, geht aus feiner Antwort darauf, Zuverfiht, hervor, wels
che den ſprechendſten Beweis des Gegmtheil lieferte.
Da von den andern zur Schwäbiſchen Schule gehörigen
Dichtern weiter unten gefprochen werben muß, fo will ich bier
noch einige Dramatifer erwähnen, die unbedingt zur Romantiſchen
Schule zählen. Der erſte IH Wilhelm von Shäp') aus
Berlin (17716 — 1347), deſſen Zrauerfpiele Lacrimas (1802)
und Niobe (1807), jenes Br. Schlegel's Alarcos, dieſes
A. W. von Schlegel's Jon nachahmend, alle Fehler ihrer
Muſter thellen, waͤhrend feine. ſpaͤteren hiſtorifchen Zurmmers
ſpiele, z. V. Karl der Kühne, zwar einzelne gelungene Stellen
haben, aber im Ganzen doch verfehlt find. Sein Berſuch,
x
766 Deutſche Poeſie. Romankiſche Schule.
der Chor in der Niobe und ben Gleichen durchzubringen, iR mit
lungen, feine Besfe aber find für immer ſchlecht. Nun mögen bie
Bräder Henrik Joſeph“) (1772 —1811) md Mar—⸗
th&us!%) von Eoltin (1770 1821) folgen, Beide all
große Shaffperianer und chen Deshalb zu wenig Driginale, da
auch Schiller nicht ohne Einfluß, wenigſtens auf letztern, den
übrigens weniger begabteren, geblichen if.: Sehr Verſuch, na6
Shalſpere's Vorgange eine Reihe zufannnenhängender Dramen aus
. der vaterländifchen Gefchiäte zu geben, vervient jedoch Anerkennung
Der ältere iR am berühmteflen dur feinen auch vom Gert
(WB. XXXI. ©. 199) nibt ganz gemißbilligten Regulus ge
worden, aber leider ficht man ihm alimfehr das fleißige Sm
dium feines Mufer an, und darum laͤßt er lalt. Inter feine
„ fpäteren Stüden find Coriolan und Maͤon noch die beim.
Anh als Romanzens und lyriſcher Dichter iR er thätig geweſen
allein er erfchelnt immer zu ſchwerfaͤllig und ſchwuͤlſtig, wie fogar feine
berühmte Ballade, Kaiſer Karl auf der Martinswand, zeigt.
Auch Johann Heinrid Apei’) aus Lelpig (177 1— 1816),
der befannte Verfaſſer des Geſpenſterbuchs (mit Raun), fr
einen Kunz von Kauffungen, der aber nur durch Ritterfpectafd
in Heinen Städten Gpoche madyen konnte. Nicht viel beſſer
find Ernf Friedrich Auguſ Klingentann’s?Y) aus
Braunfgweig (17771831) romantifd fein follende, jegt ver⸗
geffene Stüde; denn wenn man den, vorzüglich auf Meineren Dülmen
öfter gegebenen Baur wit feinen Klingen ſchen Gräueln geſehen
hat, weiß man, was man von den Übrigen, unter denen viele
noch eins der beflen if, zu halten bat, obgleich der Whasvens
von drafifhem Buͤhneneffect if, und Heinrich ver Finkler um
Deutſche einzelne gut gezeichnete Churactere enibaltm. Gein
Liber iſt: noch verzeichneter als der Werner'ſche. GSewiſſermaßen
gehören "überhaupt die meiſten Ritter» und Räuberftüde in dieſ⸗
Kategorie; da aber von ihrem Muferfpiegel, dem Adaͤllino, ſchon
die Rede war;: fo laſſen wir -billig den ganzen Krani'in Ver Blum
derkaumer der Theaterbibliotheken und werden und m Adam
Deblenfhläner?!, aus Friedricheberg bei Kopenhagen: (geb.
1779), der ‚aber, wie fein grober Antagomik Bangefen, - unbe
binge: in dem Deutkgen Dichterkaat dad Ehrenbärgerreiht wers
” nd vu ” wu’ “ wa a 7 wu [| _ 4 u. 1 — —r — —
— % ww. wa
Deutſche Poefie. Romanekiſche Schule. 767
dient bat, da er unferer Mutterſprache, wie nur einer ihres
beſten Söhne, Ab mättig gezeigt hat. Er hat eine große Ans
zahl von dramatiſchen Stücken geliefert, unter denen die der
nordiſchen Sage entnommenen unbedingt die falte Friſche ihrer
Localitäten fehr gut wiedergeben, was auch Gocihe (W. XXXI.
S. 245. 259) in Bezug auf den Halon Jarl (1806) ge⸗
bährend anerkennt. Allein in allcn ift eine ziemlich unverdaute
Romantik ſichtbar und nur der einem Märchen der Tauſend und einen
Nat nachgebildete Aladdin oder die Wunderlampe iR ein ziemlich
kuͤnſtleriſch vollendete Maͤrchen, während auf der andern Seite
feinem Correggio, der die Reihe der Künfllerdramen eröffnet, bei
treffender Eharacterifiit der einzelnen darin auftretenden hervor«
ragenden Werfönlichkeiten im Ganzen doch die höhere dichteriſche
Weihe, wie fie der Taffo unberingt an fi trägt, . fehlt, wes⸗
wegen er unbefriedigt läßt. Aub fein neuches Süd, Dina,
bat den Erwartungen nicht entiprochen, und im komiſchen Fache
iR er auch nicht fehr glüdlich, wie feine Lich’ ofme Strümpfe bes
weit. Unter den Nachtretein der Im Eorreggto vorgezeihnneten Bahn
it der gemüthvolle Friedrich Kind”) aus Leipig (1768
— 1843) zu nennen, defien „van Tyds Lundieben” jegt bioe
noch der Literaturgefchichte angehört, während fein dem Apel'ſchen
Geſpenſterbuche entnommener, nicht eben ſehr poetiſcher Freiſchuͤt
durch Weber's großes Tongenie ſeinen Namen bis auf die
ſpaͤteſte Zeit verewigen duͤrfte.
Nun giebt es auch noch einige Norelliſten, die ich hierher
sieben möchte. An der Epige derſelben ſteht Leopold Sche⸗
fer?) aus Muskan In der Nieverlaufig (geb. 1784), ein chriſi⸗
licher Bantheift, der im der Naturanſchauung ſchwelgt und wie
ein Kind mit den Blumen, mit den fleinften Atomen ber
felben zu ſpielen pflegt (Laienbrevier). Diefelde Richtung ver«
folgt sr auch in feiner Lyrik, dob Tann. man ihm darin mit Recht
genwungene GEmmpfindelei und bier und da fogar Kleinigkeits⸗
krämerei vorwerfen, obgleih Alles bei ihn auf Romantif hin⸗
außläuf, Hierzu kommt noch das oft unpaſſend angebradte
humoriſtiſche Element, weldes Sean Paul abgeborgt if, aber,
mit allzuviel Reflerion vereinigt, immer die Handlung aufhält und
die Illuſion verdickt, was man am Bellen gewahr wird, wenn
768 | Deutſche Poeſie. Romanktiſche Schule.
man feine uͤbrigens aus damſelben Brumbe ſchr fdroiähig ge.
ſchriebenen Novellen lieſt. Dieb fonn man nun freilid dem
fruchtbaten Dichter der Stunden der Andadt Johann Hein:
rich Dante Zfhoffe”) aus Magdeburg nicht zum Bew
Wurf machen, dem feine zahlreihen Novcden find, wenn aus
nit claſſiſch, doch ale höchſt wmoralifh und zum größer
Theile fehr gut erfunden und ſpannen das Intereſſe des Le
ſers, fo Mamontabe, Addrich im Mooe, ber Fteihof von Aarai
x. und verdienen wirklih den Namen Erheiterungen, : wie jex
Zeitſchrift hieß, in welder er fie gewölmtih erfcheinen tief.
Seine Selbſtſchau zeigt tn feinem Epiegelbilve einen der ei
Ren Menſchen, die je: lahten, und iſt cin Buch, weiches be
Jugend mit Auswahl in die Hand gegeben, unbedingt anregen
wirken muß. Etwas Aehnliches bietet Heinrich Steffens?)
aus Stavanger in Rormegn (1773— 1845), der berühes
Naturphiloſoph, in feinem unter dem Titel: „Was ich ek“
befannten Denfwürbdigkeiten, obgleich diefelben neben feiner eigene
GEnswidelungsgeihichte eigentlih noch meht die gleichzeitigen Zeit:
Begebenheiten und Berhättuiffe mit berühren, alfo mitt Bist
nad der pſychologiſchen, fondern auch nad. der biferiich wliterm
chen Seite Hin von großer Widtigkeit find, Seine Novellen, un
venen die vier Norweger am Höchſten fichen, find zwar as
eine Art hiſtoriſche Bas: gebant mad Ihre Scenetie iR, Sefonter
wenn er fie aus Norwegen geben kann, jo Eiar und frifch erhabe
dargefelit, wie fie nur Ein Dahl malm farm, allein er git
biee nur feine eigene Eubjectisität wieder, .und uͤberall ſpiegel
fi feine altlutheraniſche Orthodorie umd feine in naturphitoſcob
iſche Speculationen verfenkte Natur, wie er. dran au im fer
nem Iepten Romane, die Revolution (1837), funbtlos fein
ultracönfervativen Orundfäge ausſpricht und offen bie. Reartim
ald das einzige Heilmittel der verdorbenen beſcaſcheſucen In⸗
Rände beirachtet. = “
1) Die GBünberobe, Ein Beifweäfe. Grünberg 140. n. 15 ——
ehört dem König, Bert. 1843. A. St. Di Bettine t. pe X giber
Een ——* ——— ver 2 Garde: Die —** Bud‘ Yon Be 32*
a. Geiſtes⸗ und —
Re —
u. Ueb. fie u. * d. Siegig-R Bunke
Est. nd. in p. eE 0. Fin ai u. X Shar. —
Deutſche Poeſie. Zu 7
2) Rahel. E. Such d. Andenkens für ihre Freunde. Her v. A. A. Vai
bagen n. Enſe. Berl. 1834. II. 8. 3. Zund, Rohel. Geiſtes⸗ u, Charact
gem. bief. großen Frau. Bamb. 1835. 12.
3) Sämmtlihe Werke, ber. u. m. e. Vorw. verf. v. K. Streckfu
Berl. 1336. 13%: 4. ebb. 1837. 4. 3838. 1847, IV!-8..f. ©.'%, Erhar
ZH. K. Sein Leben, m. e. ausführ]. Beurth. f. Schriften, -Urnflabt 1821. ı
Fr. W. Lehmann, Febensbeichreibung u. Zodtenfeicr C. Eh. K. Halle 181!
8. Ruge, Schriften Bd. IV. p. 60 aq. Beitgenoff. nr: TI. p.5 sn Leben
befehreib. merkw. Bänner Bd. I. p, 133..5q. - .
4) Gedichte. Stuttg. 1815. 8. -Poetifcher Nachlaß. Bert. 1882. 16. Di
Deutichen Städte. Frkft. 1814. 8. Studien. Berl. 1810. I. 8. Auf den To
der Kaiferin Marla Ludovika Beatrix. Bier Geſänge. Frkft. 18:6 8. Sammt
liche Gedichte, Berl. 1837. 8. ©. Ruge Schriften, Bd. IV. p. 63 aa. ;..,.
5) Gedichte. Roft. 1804. Frkft. 1818. 8. Epzg. 1840. 1842. & Iſraelit
ifche Gedichte. Stuttg. 1829. 8. Mehrere Ueberſchriften. Nebft e. Zugabe z.
— Muſenalmanach für 1832. Lpzg. 1831. 8. Rebenſtunden, Lpzg.
1826. Bd. I. 8. Maͤhrchen und Jugenderinnerungen. Berl. 1818. 1842. II.
8. Erinnerungen aus dem äußern Leben. Lpzg. 1840. III. A. ebb. 1842. 8.
f. Ruge Schriften Bb.,TV. p. 72 2q, Kühne Guropa 1347. nr.Q6. Grenz⸗
boten 1847. nr. 24. p. 457 sq. Steinmann Mephiftophiles.- Bd. I.
6) Hinterlaffene Schriften her. v. 8. Tieck. Berl. 1821, 8. Gefammelte
— ebd. 1826. III. 8. fan
7) Ausgewählte Schriften. Berl, 1327 B. X. 12. Erzählende Schrif⸗
ten in einer Auswahl. Stuttg. 1827731. XVIII. 16. Geſammelte Schriften.
Bert, 184 —46. XII. 12, ch. 3. ©. Hitzig, A. 9. Leben u. Nachlaß.
Bert. 1823. II. 8. Erzählungen aus H. letzten Rebensjahren, fein Leben
und Nachlaß ber. 9. Mich. Hoffmann, geb. Rorer. Stuttz. 1839. V. 12.
Rachtr. z. ſ. WB. v. Arth. Müller, Reliquien, Berj. 1845. 3b. IL 3. Kund,
Griane rungen a. meinem Leben. Lpzg. 1836. Bd. I. Zeitgen. or. XLIII.
p- 1 sq.
8) Phantaſieſtũcke und Hiſtorien. Dresd. 1824—28. XH. 8.
9) Eaͤnmtl. Schriften georbn. u. m. e. Vorw. verf. v. G. Schwab.
Gtuttg. 1830 -31. XXXVI. 16. ebd. 1837. X. 8. m. d. Dicht. Leben, ebd.
1840. V. 12. cf. Beitgenoffen II. R. III. 7. p. 43. sq.
10) Werke. Lpzg. 1836. IV. 8. (Dazu als Bd. V. u. VI. Leben u.
Briefe her. v. 3. &b. Hitzig. pzg. 1836. 8.) IE. A. ebd. 1842. WI. 8. Ges
dichte. pzg. 1831. 12. IX. %. ebd. 1847. 16.- Peter Schlemihls wunders
fame Seſchichte her. v. La Motte Kouque. Nürnb. 1814. 8. V. A. ebb.
1839. 8. (Dapu Er. Hörfter, P. Schl. Heimkehr. Lpzg. 1843. 16.) — eb, b,
böfe Princip chlemihl u. Fauſt ſ. Loͤſch im Alb. d. Lit. Werein B\
ınberg 1845. p. 1 sq.) ©. Varnhagen im Freihafen 1838. 9. IV.
p- 18q. j
11) Sedichte aus den hinterlaffenen Papieren eines reifenden Wabbhors
nißben._ Deflau 1824—26. Il. B. Lieder der Griechen. ebd. 1823—25. Il. 8.
Reue Lieder d. Gr. Lyag, 1822-23. II. 8. Neuefte Lieder d. &r. ebd. 1824.
.
8. Buzifchhe Reifen und epiguammatilche Spaziergänge. Lpag. 1827. 8. Bers
mifchte Schriften an. e. Biogr. DI. begl. vp. .©. —8 pzg- 1830. V.
16. Gxiechenlieder. N. U. Epzg. 1844. 8. Gebichte ber. u. m. e. Biogr.
M. degl. p. G. Schwab. Epzg 1837. II. 16. Nachtr. zu 1 Ch. v. Arth.
Mäder, Reliquien; :3». I. — f- Mundt, Freihafen. 1838. $Bd.I. p. 165 aq.
"ES. ©. Schwab, in d. Moosrofen, Taſch. v. Menzel. Stuttg. 1026
Größe, Handduch d. Literãrgeſchichte. III. 49
*
770 Deutſche Poeſie.
12. G. Pftzer, Uhland u. Rücert. Gtuttg, ı u. Zübing. 1837. 8. Ederman
@efpr. m. Goethe. EDER“ 1836. Bd. I. p. 64. II. p. 358, wännid 8 it Upl,
u. |. Gedichte, im Alb. d. Nürnb. Kit. Bereins 1844. nr. IU
uch, d. poetifchen Sriätungen unferer Beit: Heyne, Platen, ann)
KRüdert, bas junge a Griang. 1838. 8. — 2. Wienbarg, de
Dramatiker der Jetztzeit. H. I. Uhland. Altenb. 1839. 8. W. Müller im
Hermes 1877. 85, 28. pr A—114.— Dramatiſche Werke. Stuttg. 1847. 8
Srniäke. nr aitig. 1815, XII. 4, ebd. 1845. 16. Vaterlaͤndiſche Gedichte
ud. 1 .
u, dicke. Gtuttg. 182820. II. 8. Reue Ausw. ebd. 1838, 8 cd.
* e. Strauß in d. Hall, Jahrb 1838. nr 1 ng, u. Zwel frietllht
Blätter. Altona 1839. p. 1 sq. Her. d. deux mond. 1842. Juillet. Nik
Se Q. * p. —*8 — Dichtungen. Stuttg. 1834. 8. II. A. ed.
151%,
15) — Stuttg. 1831: Neue Samml. ebd. 1835. J Dichtungen
epiſcher und epiſch⸗ Uyrifcher Gattung. Stuttg. u, Tub. 1840. 8.
16) Saceimat. Schaufp. her. v. A. W. 9. Echlegel. Berl. 180. &
Der Graf u, d. Graͤfin von Gleichen. Trag. e. 1808. & Karl ber Kuͤhnt.
Drame. Grimma 1821. 8,
17) Sämmtlihe Werke. Herausg. v. M. % Collin. Wien 1812-IL
v1 * —— 8 haueſpieie aaa, —— 8. Fa
egu lege t. r. ⸗ u orn Grund
liche Schriften. Bd. I p * ®
_ 18) Pramatifce Dichtungen. Pefth 1817. iv. i. Racgeiaffıge dt
Ausgew. u. m. biogr. Vorw. verf. 9. 3. v. Hammer. Wim 1827.
19) ©. Zeitgenoffen nr. XII. p. 171—182. Morgenbt. 1816. 3 W.
222.274. — Polyidos. Yrag. Epzg. 1808, Kalterhor. ebb. 1607. Die Litelic.
Dresd. 1806. 8. Herakles in Eydien. Themiftocles, Tr. Lpgg. 1808. & Au
v. Kauffungen. Trauerſp. Dresd. 1809. 8.
20) Dramatiiche Werke. —8 1817—18. II. 8. ‚noeiträge urde
(hm Ghaubühne Brnihw. 1824. 8 „Sheater. Gtuttg. 1809 %, II. &
Dram. Werke. Wien 1810. VIE 8 Kunlt, u. Natur. Blätter aus mein
Reifetagebuche. Bruſchw. 18%3—27. II
21) Säriften, Brest 182630. XVIIE. 16, IL %. ebd. 1839, IL 8
Kate Il. 1844. &, Eich’ ohne Strümpfe, Lpzg
S un Bar. ai bon. 1843 sq. XXIV. & Gelb bingraphie of
. d. l. u.
22) Gedichte. —* 1808. 181719. IE. %, IV. 8. Renert beriht-
ebd. eos, 16. Sheaterfchriften. Epıg. 18185. IV, Echon lte, rin Voll⸗
trauerfp. ebd. Be 8. Das Freyſchürbuch. Lpzg. 1843. 8.
3) ©. 6. 8. in d. Grengboten, 1847. ur. 53, p. 2260, — F
vellen. pzg. N V. B. Srovellen.' ebb. 1831-35; ro, ts
ge
er m er . ne mr .
Laiendrevier. Berl. 1834—35. IE 8 wi " Kar GE "
nenne, Bunzl. 18539. XI. 18. ur gewä es
* — Be gain
Slim, ride uben 1843. 8. Gericht. IM. 2 Ben. 1 . 9
v. @tropa 1847. ar. 30. — #. ⁊
Acva⸗ —* Kb 16. euegew. beikete: Schriſten·
*
772 Deutſche Poeſie. Das junge Deutſchland.
Willen, dieſelben theilwelſe zur Umkehr zwang. Seine vielfach
verfeperte Literaturgeſchichte (1828) wird trotz fäner zu heſtigen
Angriffe auf Goethe und Hegel, die Jungdeutſchen und Her:
Ilaner, und der dabel vorfommenden Uebereilungen immer end
der geiftreichfien Bücher bleiben, ſowie den von ihm aufgeftelten
Kegeln der Kritik ſtets jeder wahrhaft wifſenſchaftliche Krilller
wird folgen müffen. |
Daß den fämmtliden Choragen des fungen Deutſchlande
Genialität und vielfeitiges Talent nicht abgeſprochen werben karl,
braudyt nicht erfi näher beleuchtet zu werden; allein Oberfläd:
tichfeit gebt Ihnen "leider auch nicht ab, und nimmt mon mm
noch ihren Mangel an chriſtlicher Gtäubigfeit Hinzu, fo win
feine Frage fein, daß allen ihren Productionen mehr ober wenige
das Herz fehlt, und diefer Mangel durch Raifonnement mm)
ſophiſtiſche Neflerion niht erfept wird, obgleich fie freilich auf ter
andern Seite auch wieder die gerade ſchwebenden Zeitfragen
geſchickt zu erfafien und gu benugen und, falls man ſich nut
vor ihren Fehlern in Acht nimmt, anregend zu wirken ha Stande
find. Daß fie übrigens in der Gegenwart, etwa Heine alles
ausgenommen, durdaus nicht mehr feſt an ihren früher auge
fprodenen und verfochtenen Brincipien zu halten ſcheinen m
als Schule jedenfalls zerfallen find, braucht nicht erwähnt u
werden, denn Gusfow bat in der neuen Sammlung feiner Watt
faſt alles früher Mißliebige entfernt, und fo kann man ft
Wirkſamkeit eigentlich jegt nit mehr als Ganzes, fonden nut
noch im @ingelnen verfolgen, ihr Zufammenwirken nad eine
Ziele aber als abgethan anfehen, um fo mehr, als die Ip
begelianer, obwohl beſonders daſtehend, dennoch im vieler He
. fit, wenigſtens was Staat und Kirche anlangt, dieſelbe Wikia
verfolgen, wenn aud auf einem weit wiſſenſchaftlicheren "Gaben
ſtehend, was denn aud ber Grund war, daß das junge
fand In den Halliften Jahrbügern (1838), welche das mendltqh gr
Verdienſt gehabt haben, der Unwiſſenſchaftlichkeit und den de
gerofteten Mißbraͤuchen auf jedem PBunfte des geifigen ehe
entgegengearbeitet zu haben, fehr heftige Angriffe erfahren hat.
Che wir aber zu dem eigentlihen Coipq, des junge
Deuifhlands übergehen, muß zuerß der Mann genanm vens.
Deutfche Poefie. Das junge Deutfchland. 773
defien Schriften In politiſcher Beziehung vielfachen Einfluß auf
die Ausbildung beflelben gehabt hat, id} meine Lubwig Börne?)
oder, wie er alö Jube, ehe er getauft ward, hieß, Loͤb Baruch,
aus Frankfurt a. M. (1786—1837), ein Genie erſten Ranges
und einer ber edelſten Menſchen, ber aber, weil er feine Zeit
verfannte, ein mifanthropifcher Sean Paul warb, den er auch
bis an den Himmel erhob und nah weldem er feine Brofa
bildete, Seine Briefe aus Paris zeugen einedtheild von wahrs
hafter Vaterlandsliebe, anderntheild aber auch von unausführbaren
radicalen Träumerelen eines Timon, dem es nicht Darauf ankommt,
fein Baterland zu ſchmaͤhen, weil es nun eben jene fogenannten
Ketten, in die es geſchmiedet fein fol, nicht fieht; aber. bie viels
fachen trefflichen Bemerkungen über Kunft und Wiſſenſchaft ver⸗
dienen allein ſchon, daß man ſie lieſt, denn faſt allenthalben, wo er
nicht von ſeiner Monomanie, uͤberall Knechtſchaft zu wittern,
beherrſcht wird, trifft er den Nagel auf den Kopf, was auch
mit ſeinen dramaturgiihen Blättern der Fall if. Neben ihm
gehört des von Bielen, ſelbſt von Börne, nicht zum eigentlichen jun⸗
gen Deutfhland gerechnete Heinrid Heine‘) aus Duͤſſel⸗
dorf (geb. 1799 *) Hierher, ebenfalls ein getaufter Jude, ber
fi bekanntlich an Börne, der feine frivole Gehaltlofigfeit mit
Recht getadelt hatte, im feiner Characteriſtik dieſes Mannes
bitter genug raͤchte. Er if ein geborener Dichter, was er auch
recht gut weiß, denn er fagt arrogant genug: „Sch bin ein
Deutfcher Dichter, Bekannt im Deutichen Land, Nennt man die
beftien Ramen, So wird aud der meine genannt”, und in den
Reiſebildern (3b. 1. nr. 65. ©. 62): „Mir träumt’: ich bin
der liebe Bots und ſit im Himmel droben, Und Englein figen
um mich her, Die meine Berfe loben — Sa, ung, ih bin
ver Hebe Bott, Und ich regier die Erde, Ih hab's ja immer
Dir gefagt, Daß ich was Rechts noch werde.” Man fieht aus
diefen Proben -fhon feine wahrhaft feehe Keckheit und barf fi
daher nicht wundern, wenn er in andern Gedichten (z. B.
8 So vie man sndgnlih das has Geburtsjahr — — — allen Martin,
les — Paris 1846. p. 332 behauptet,
* Sen eigehem Bunte 09 achört mu zu haben, baß er den 1. Sanunr 1 1800
774 Deusiche Porfie. Das junge Deutſchland.
RB. Si.ILLic) die Srtvoltät bis zu einer wahrhaft elihaften
Bermsinheit .tüelbt. : Auch ſeine neuche Satire auf Deutilans
Zußaͤnde, Wera Troll der Bär Guerſt in ber Eleganten Welt
N:4838..nr. Ar--10 erſchienen), voll von ſchumzigen Stellen und oft
trinial pobelhaft, enthält. doch wieder fo viel Treffendes, wahr
haft Poeliſches, daß man den alten Heine nicht vermißt. De
Nchabilitatien des Fleiſches hat ex übrigens unter allen, dieſer Schule
angehoͤrigen Jungern, am Frechſten das Wort (in d. Romant. Schulch
gercdet. Uebrigens IR es merkwürdig, wie im ihm immer zuei
Nafturen, eine zart gefühlvolle und eine dämoniſche, m
apfen ſcheinen. Doch iſt er in Geſellſchaft ſteis ſade,
und darum bemerkt Boͤrne, fein ganzes Talent liege biod in
den Findern. Neben dieſen beiden aͤlteren Anfahrern bie
Schule iR als ein fehr bedeutendes Talent Karl Buplew‘)
and Berlin (geb. 1811) anzuführen, ein Mann, der ld Pb
beſeyh und Humoriſt, obwohl er in letzterem Genre mchmd
Ausgezsihnste. (Deftentlihe Charartere,. Maha Guru, Briefe eud
Narren an eine Närrin) lieferte, bei weitem nicht fo eögehtd
teten. Ruf erlangt hat, wie als Novelif (3.3. die Hellenkeent,
Selbfttaufe, — der komiſche Roman, Blaſedom und feine Shhac,
M mißlungen) und Dramatiker, als welcher er, mit befenberen
Geh feine Buͤhnenkenntniß benugend, (das Zerrbild Nero
haͤrt natürli nicht hierher, obgleich dramatiſches Talent au
ad Ähm herorleuchtet) eine Reihe hochſt effecwoller Städt
(Ridard Savage, Werner, Patkul, Ein weißes Blatt x.) Di
tete, denen eigentlich nichts fehlt (ſelbſt dem fonf ausgezeideden
Srauerfpiele, Urtel Acoſta) als Die innere Wahrheit, die vom
Herzen fommt; bean bei Ihm iſt Alles berechnet, und die ob⸗
ſchwebenden Zeitfragen find. Hug genug in das Vereich ſeini
Stoffe gezogen (fo im Urbild des Tartuffe Jeſuitenticche
und Pietiſſenhaß, im Uriel Acoſta das lichtfreundlide Yr
kaͤmpfen gegen das hergebrachte Dogma, im Zopf wd
Schwert Berfpottung der alten guten Zeit ut ihrer Stab
beit, aber auch mit ihrer Biederkeit und Treue), was ihnen dem
auch trotz einzelner großer Schwächen (fo im Urbild des Tauufe
der ganz erbärunlich. gezeichnete. Character des großen Ludwig AlV.
die Verzerrung des edeln Lamoignon sum heuchleriſchen Kind,
und ber viel zu. oft wiederholte Schnupftuchseffect) naturüich teichen
Deutſche Poeſte. Das junge Deutſchland. 775
Applauo eintrug, und war nicht blos bei einzelnen Tiraben
zegen Polizei x., ſondern auch im Allgemeinen. Seine abſcheuliche
Bally (1835), worin er ziemlich ſchamlos feinen Atheiomuo und
eine Fleiſchemancipationſibeen zur Schau trug, traf das Fran
urter Anathem, obgleich der beffere Theil des leſenden Yubkkcums
te auch ohnedieß nicht gelefen Hätte Reben ihn möchte id
einen Nebenbuhler auf der Bühne, Heinrich Laube‘) aus
Sprottau in Schleſten (geb. 1806) Pollen, der auch als Novelliſ
Reifenovelien, die Bandomire, Gräfin Chateaubriand) einen
hrenvollen Plab unter Deutſchlands neueren Romanſchriftſtellern
innimmt. und ebenfalls durch feine die Zeitſtimmungen hoͤchſt
zeſchickt benugenden Luſt⸗ und Schauſpiele mit Recht einen nicht
geringen Ruf erlangt hat. Haben auch einige feine Stuͤcke,
wie Monaldeschi, Rococo, Struenfee, nicht einen ſolchen allgemeinen
Erfolg gehabt, wie die Buplow’fhen, fo lag dieß doch mehr In
ben Berhättwifien, und fein Gotiſched und Gellert, beſenders
aber feine Karlsfchüler haben mit Recht bei manchen Unwahrt⸗
ſcheinlichkeiten den Beifall bavongetragen, den ihr Tänftlerifcher
Werth beanfpruden kann. Daß feine Deutſche Literatuv⸗
geſchichte (1839) nicht fo gerieth, wie fie bei einem fo ge
wandten Autor, wie Laube if, hätte gerathen koͤnnen, Legt doch
wohl in feiner für wifienihaftlide Arbeiten allzugroßen Flchtig⸗
keit, was ſich auch beſonders aus der völlig mißlungenen Bes
arbeitung der früheren Deutichen 2iteraturperiobe ergiebt, da -Die
fpäteren Abſchnitte befier gearbeitet find. In demfelben Genre verfuchte
fich ein anderer Schildhalter derfelden Schule, Theodor Mundt’)
aus Potsdam (geb, 1807), deſſen Kunk der Deutſchen Proſa
(1857) ebenfo geiſtreich als literarhiſtoriſch wichtig IR, wogegen
feine Borlefungen über allgemeine Literaturgeicichte (1846) eben
nur als foldde zu betrachten find; denn enthalten fie aud viele
treffende und geiftvolle Bemerkungen, fo find fie doch immer zu
oberflaͤchlich, um eigentliches wiſſenſchaftliches Interefie beanſpruchen
zu dürfen, Höher flehen feine Borlefungen über bie Literatur
der Gegenwart (1842), belanntlich «ine Art Fortſegung von
dr. von Schlegel's Seſchichte der altm und neuen Litrratur,
bie ihrem Mufer durchaus keine Schande macht. Am Geſchic⸗
teſten behandelt find feine kritiſchen Gharacterifilfen Jodialus
770 Deutſche Poeſie. Das junge Deutſchland.
1885, Diosluren 1886 ıc., Frelhafen 1888 ıc., Pilot 1840 x.)
und feirie Reifefchilverungen; in feinen Novellen if er nicht ganz fo
gluͤcklich, denn es fehlt ihnen das wahre, belebende Princh
(»B. Thomas Münzer, Mendoza), und ich möchte khnen fogar die feiner
Frau Luiſe geb. Muͤhlbach (1814) vorziehen, welche ed über
fi gewonnen bat, verföhnend die obfchwebenden ſocialen Bons
flicte zu behandeln: Leider hat: and er in feiner In den Böhm
iſchen Bädern ſpielenden Novelle: Madonna, Unterhaltungen mit einer
Heligen (1885), ine heilloſen deftructiven Orundfäge vom freim
Weibe onfgefteit, welche zur Auflöfung aller ſittlichen Berhältnife
führen müßten: Darum wir Caſanova ats WMufler dee
Bildung vargeſtellt, und durch Miſchung von Audadt und Sim
Hchfeit wird die Bereinigung des Proteſtantismus und Eatholicd
mus ersielt. Deshalb flieht auch eigentlich als Novelliſt ein
anderer, wenigſtens dem Geiſte nach mit dem jungen Deutſchland
verwandter Dieter höher, nämlich Ferdinand Guſtar
Kühne?) aus Magdeburg (geb. 1806), ver jetzige gelfzeide
Herausgeber der Europa (feit 1846), denn feine Kloſternovellen
(1838) gehören zu dem Beſten dieſer Art, und feine Männliche
und Weiblihen Charaktere (1838), forte feine Portraits und Eil⸗
bouetten (1848) Iaffen ihn als ebenfo verfländigen und feharfiinnigen
als freimüthigen Beobachter erſcheinen. Endlich mag noch der
wiſſenſchaftlichtte von allen Sliedern dieſer Schule aube!
Wienbarg‘) aus Altona (1803) hier erwähnt werben, der
gegenwärtige tapfere Kämpfer für Deutſchlands Rechte gegen die
Dänifgen Uebergriffe, denn feine Afthetifch - Frifffchen ea
zeugen durchweg von einer Gediegenheit des Wiſſens, ein
Durchdrungenheit von Begeiſterung für Recht und Wahrhei—
daß es nur zu bedauern if, daß er noch Fein größeres, wife
ſchaftliches Werk, fondern immer nur ephemere, vie Zeifragen
beruͤhrende Schriften in die Welt gefchidt hal, Daß AN
der Styl bei allen genannten Dichtern und Gritifern dur
piquant,, oft fogar vollendet erſcheint, bedarf kaum der Erudifumng:
1) G. ——— ge —5 — u. Gultuyeli®
Gh vr ER
watt. Er! —— — ——— BT 1682. 18. &
Buslom, She, Helden, D a Duirofe Kon mmungen zur Zucc
literari en Epoche; Hamb. ur iss
Eiteratur. Gtuttg. 1839, ini. 83 8 —— arbadı, "ib
DZ
Deutſche Poefie. Das junge Deutfchland. 777
ratur. In Briefen an -eine Dame. Wickie Sendang: Gntslthng; Mielizel.
weite Sendung: Börne, Heine, Dritte Geabung. ı Gutzkow, . Wienbarg,
aube, Kühne, Lenau, die fi waͤbiſche chule, IQ, Rahel. Lpzg. 1836
r Ifus. G. dam. Bänden, DDR 1. &, dram.
NR. 2 1829. 8. Deutfche Mar Sterduret, Geine, 1B2 rg erah a
3) Geſammelte Schriften. Hamhb. 182934. 1835. XIV. ve amt
840. VMI. 8. Dazu noch BE. N. Paris 1830. Bd. x tutt
840. 16. Gefarhmelte Schriften 7: :46. "Kathgetuffen ash
Rannh. 184447, IV. 12. u. — —4 Bd. XVII, Frapy Gar. 5
tachtr. m. giogr. Ep. 1847. 16. ch. Ed. Meyer, Gegen 8. Börne,
ona 2834,-8 —— de Beurth. — ride Bra a. Paris. dbb.
832.8 8. Yakyaus, ? s. in f. lite Wirken. en. „Aittan 1 1837. 12. Eh.
zeurmann Böen als Ghar. in d. eiter Gefft. a. M. 1837. 1841. 8. ©.
jeine, Mb 8. Börne. bamb, 1890. B- K. Gurte, — Hand.
810. 8. u. inf. Werl. Bd. VI. P 3302. Rachtr. gu ſ. VBerk. 6%.
Müller. Moderne Reliquien. Bb.
4) Das Buch der Lieber. Hamb. 1827. 8. V. X. chv. 1844. 8. Neue
Sedichta. ebd. 1848. 3. Alta: Kroll, e. Somuernaqtẽtraum. ebd. 1847. 8.
f. Rev. d. daux mond. T. XVII. 7 Orang) Berichte, Ber Berl, 1822.8. Reiſe⸗
ilder. Hamb. 1830-34, IV. II. I. A. 8. Der Salon,
bb, 1834-40. IV. 8. cf. Steikmene im Faſchenb. f. Deutſche Lit. Geſch.
Münfter 1834. p. 67—97. ®, 3. Stephan , 9 O u. ein Blick auf unfere
3eft. Dale 1 8. ©. Pfizer in db. ut Vierteljahrfchr. 1838. PB
167—247.- - Robnagel; Deutihe Dichter d eewa Dabrmſt. 1842. rg
. Börne, ipeil ge A H. Frkft. 1840. 8. X. Boden, Zur Charasteriftj
d. — 1 Sappie, umorift #897. nr. 26. Muge Schriften. Db.
Lp — g 1846. ar. 87. Epigonen. Lpyg. 218346. Bb. IE:
ar. —X ** r, Ueb. b poetifchen Richtungen unferer Zeit. Heine, Platen,
Uhland, 47 * junge Deutſchland. Erlaͤng. 1838. 8.
5) Geſammelte Berk, Vollſt. umgeard. A. Frkft. 1845-46. XII. 8
Dramatifge Werke. Lpıg. 1842 ag. IV. 8. Bermiſchte ‚Söhriften. Lpzg.
1842, III. 8. ©. 2. % K. 5*— u. d. Gutzkowgraphie. Mannh. 1839,
12. Sendſchreiben an . ©. Breunde d. Wahrheit. Mannh. 1836. 8.
» Beitung 1844. Bd, a p.. 122 sq. Ahendzeit. 1847. nr. 6--10.
damb. it. 31 db. ‚Pörfend. 1846.
6) Moderne Sporasteniiten. Mannk. 1835. II. & Reifengvellen.
. Mannh. 1894—36. VI. 8. Das Yagdbrevier. Eon. 489. 16. Brang?
— Mannh. 1 I. 8. Ded- -KRönigeftädte. im Norden oo.
1845. 11. 8, Die Bandomire. Kur. Eu Mitau 1842. "in 8 ©r fin Cor
teaubriand. &pzg. 1843. III. 8. II. U. eb6b.1847. M. 8. Dramatifche Werke,
pa. 4845 aq. IV. 1%
7 Geſammelte Schriften. * 14344 IL 8. Shartiere und Eis
tuationen. —I 1837. 8. Spa ergänge u. Beltfahrten, Altona 1838—
-30. M. 8. Böllerfchau auf Neffen. Stuttg. . 1. 8. Die Geſchichte
N — in ihren neucren —————— — und MPeoblemen. Berlin
8. aq.
8) Beibliche und männliche Characttere. Lp 1.8. Kloſternovellen.
ebd. * 11.8. Sospiri. Blätter aus Bene ae Senf w. 1841. 8, ꝛtc.
barg u. d. Literatur. Marb. 1836. 8. — Ver⸗
miſchte XX 1840. I & Sur neueſten Literatur. Hamd.
778 Deutfche Poeſie. Epos.
1838. 8. Wande du .
ae 3 ande sungen ech ben Thlerkreis. ebd, ‚835 8, Aeſthetiſche Feld⸗
$. 712.
Es bleibt jet nur noch übrig, Die anderen Ditungdarten
der neueren Literaturepodde zu deſprechen, unter denen allerdings
die Lyrik, vorzüglid die politifde, das Drama und de
Novelle am Neihlihfien vertreten ik. Natürlich iſt es aber ge
radezu unmöglich, hier alle beachtenswerthen Erſcheinungen zu
berühren, deren troß ihrer Unmaffe immer noch eine fehr große
Zahl iR, und ich verweiſe daher im Allgemeinen auf die In
den trefflichen Blättern für literariſche Unterhaltung in gen
fen Zeiträumen mitgetheilten Golleftiverftifen über die neuen
Erzeugniſſe der Lyrik, der dramatiſchen Literatur und bed Ro
wand, wobei denn auch die fleißigen Taſchenbuchrevncen von je
dem Sabre nicht zu überfehen find, denn auch dieſe für de
Salon berechneten „eleganten Sammlungen von Novellen um
Gedichten kehren noch immer jedes Jahr wieder und ſcheinen
in aͤußerer Pracht in neueſter Zeit erſt wieder einen beſondem
Aufſchwung nehmen zu wollen, nachdem der Geſchmack an ber
felben etwas nachgelaſſen hat. |
$. 718,
Betrachten wir weh das Epos, fo liegt allerdingẽ
Manches vor, was eine ehrenvolle Erwähnung mit Recht Wi
dient, allein eö muß gleich bemerfi werben, daß in der neuen
Zeit kein eigentliched herolfched Epos im ſtrengen Styl mit
vorkommt, fondern daſſelde mehr In die Lyrik hinuͤberſpielt, um)
folglich faſt nur von lyriſchen Epopien, was fle auch 9%
woͤhnlich der Form nah In den wechſelnden Berdarten find, die
Rede fein kann. Im alten Style iR noch von Kart Eger
Ebert!) aus Prag (geb. 1801) ein nationale Heldengedicht, Plaße
gedichtet worden, aber Ernfi Konrad Friedrich Schar)
aus Celle (1789-—1817), früher Mauahmer Wickmb’a,'het
bereit in feinem tn Sprache und Inhalt glei awsgezeidueiet
romantiſchen Epos Gäcilie, worin er feiner fruͤh verſtochenen
Geliebten (Caͤcilie Thechſen) ein unvergaͤngliches Denkmal gefehi
bat, und im ſeinem Preisgedichte (für bie Uramia 4810), der
| —
Deutſche Poeſie. Epss. 179
bezauberten Rofe, deſſen wunderfchönen Berfe (Detaven) In neuefler
Zeit nur etwa Mobe in feinem unvollendeten Gedichte, dem
' geraubten Schleier (1843), gleichkommt, einen lyriſch⸗elegiſch⸗
melancholiſchen, leider aber auch alufüßlahen Ton angefdhlagen,
der dem eigentlichen Epos nicht eigen iR. Unbedeutend ik Pe⸗
ter Friedrich Kanngieher’s aus Blindenberg bei Magde⸗
burg (1774-— 1883) Tataris ober die Vefreiung Schlefſiens
(1811), und auch Adolf Franz Furchau's aus Stralfunn
(1788) Wriene (1828) und Adalbert der Preußen Apoſtel
(1881) erregten ebenforwenig Anfichen als bes Balladen» und
Romanzendichters Friedrich Mibert Franz Arug von
Ridda?) aus Gatierſtädt bei Querfurt (1776 — 1848)
Standerbeg (1823). Lebterer bat bekanntlich auch die befannks
Ghronienfage, ver Schmidt von Jüterbegl (1834), in Romanzen⸗
form zu behandeln verſucht, und darum fügen wir bier gleich
Anaſtaſius Grün, von dem welter unten gefpredhen werben
muß, mit feinem herrlichen Epos auf Kalter Martmillan ZI,
dem lchten Nütter (1830), einem Romanzenkranze, an. Aus
derfelben Schule duͤrfen wir nod ben feurigen Lenau . mit fels
nem Savanarola (1838), der freilich fa nur lyriſche Elemente
an ſich trägt, nit aber wit feinem in Form und Ausführung
verfehlten Fauſt, und Bari Bed mit feinen Roman in Berfen,
Janks, dem Ungariſchen Roßhirt (1841), bei dan der Pegaſus
allerdings ein feuriger, aber auch unbaͤndiger Ungariſcher
Hengſt if, hierher ziehen. Auch Ludwig Behfein aus
Meiningen (1801) gehört hierher, der wackere Sagenforfcher,
denn fen Fauſtus (1831), feine Haimonokinder (1830), fein Luther
(1834) und befonders fein wohlgefungener Todtentanz (1831)
tragen fämmilid epiſches Element in fi, wiewohl auch hier die
Form lyriſch MM, wie er denn ebenfo m feinen Arabesfen (1882) -
und kleineren Gedichten durchweg viel Talent zu dieſem Genre
zeigt. Höchft gelungen IR ferner Immermann's Romanzen»
Eyclus Triſtan und Iſolde (1841), obwohl mir des Schwehers
bihtr® Abraham Emanuel Fröohlich Ulrich Zwingli
(1840) und Ulrih von Huttn (1845), Strauß's Richard
(1841), Pfarriuo' Karlmann (1841), fowie Salomon
Toblerie ulnWBintelriebe (1837) und Columbus (1846)
höher zu flehen feinen, was allerdings mit Ludwig Auguf
780° Deutfche Poefie. Epo8. Lehrgedicht.
Frankl's Don Juan dAuſtria (1846) nicht der Fall if, da
nur Einzelnes darin ſchoͤn, das Ganze aber ziemlich verzeichnet
iſt. Leider iſt dieß auch mit Alfred Meißner's Ziska (1846),
was den Helden ſelbſt betrifft, der Fall, wenn gleich bie Dar⸗
Relkung meißerbaft und mande einzelne Situation, obgleich etwad
wie (3. DB, die Rievermepelung der Adamiten), doch hoͤchſt poetiſch
erfunden: und in fehr fchöner Sprache wiedergegeben id. Deb
natürkih auch hier politifhen Neflerionen, wozu ſich aflerdings
Golegenheit / bot, fehr viel Spielraum gegeben if, und man über
all Anfpiehingen auf moderne Zuftände findet, Tann- man Wi
ver Tbwärnterifhen Richtung der Mehrzahl unferer medemen
Dichter nicht andere erwarten. Dieb iſt au der Kal
in der fehr gut durchgeführten Dichtung, Dürgen Wullenweber
(4846), in welcher Hermann Neumann?) mit ebenfo Fräftigen
als kuͤhnem Pinfel uns ein treues Bild dieſes merkwuͤrdigen
Hannes mtworfen bat. Ein liebliches Phantaſiegemaͤlde Liefert und
Mofen’s Lieb vom Ritter Wahn(1881), einer Jtalieniſchen Sagt
entnommen, und fein tieffinniger Ahasver (1838) gehört auch hie
ber, da beide darin eine Aehnlichkeit haben, daß der leptere nicht
ſterben kann, der erfiere es nit will; aber einen befkkmmta
Platz kann man beiden Gerichten nicht anwelfen, denn eigent
liches Epos find fie ebenfo wenig, ala Prutens hoͤchſt poeiiſces
Mähren (1841), und darum ſchließen wir mit den beim
Edelſteinen in dieſem epifhen Krane, Nüdert’s Rofen um
Suhrab (1838) und Platen's Abbaffden (1835). -
1) ©. Leben in d. Taſchenb. Libuſſa f. dolliſche Cr
ED
aueh zur est rm Ber i
IB Die beyaubertr Bape. VII. A, ebd. 1844, 6. Vesmäfchte Sebi
3 , Erzählungen und Romanzen. Epjg. 1821—21.'I1. 8. Gedichte: «td
) Yale ſ. v. Bippard in Bran's Minerva 1847. In, gehe, p
5) Anasgfe fi v. Bipparb in Bran’s, Min. a. a. Di. Mai p. u
a U u
u Das eigeutlihe Lehrgedicht hat in der zaohemen &
teraturepoche faR gar feinen Repräfentanten aufzuwelſen, wenn
man niht Rüdert’s Weioheit des Brahmanın (18806 —
39), welde er ſelbſt nur für Fragment gehalten wiſſen will,
ob es gleich ein reicher Born koſtbarer Lebensphiloſophie in Adıt mom
nenländifcher Sprache und Gedanlenfolge iſt, fowie das Laienbreier
Schefer's und Sal let's Gegenſtüch, das Laienevangelium, von
denen aber das lettere viel zu viel ergiwungenen Hamor enthält, hier
her rechnen will. Im kom iſchen Epos haben: wir freilich Go e⸗
theꝰs trefflichen Reinide Fuas (1794), der eben durch Die
Anffaffung der Babel von Seiten bes „großen Meiſters zum
Driginal geworben iR, allein Karl Gottlieb Bräpel’s aus
Halbau: in der Riederlaußg (1791, nidt 1785), 86 launige
GErzählere, Feldherraraͤnle (1815) find eben nur eine ſcheczhafte
Erzählung, und Baggefen’s Aam und Eva Hat mur
einzelne gelungene Steflen und If augelünftelt. Derfelbe Mangel
macht ſich auch für den Uneingaweihten an Anaſtafius Grün’
Nibelungen im Grad (1843), trop ihres feinen, aber-tefer liegenden
Humore, bemerkbar, denn es fehlt ihnen Da6 wahre helebende, alle
verſtaͤndliche lomiſche Element, welches Gar! Auguſt Korium’s")
aus Muͤhlheim (1745—1824) Jobſiade (1783) auszeidnet;
venn mag auch mancher gelehrte Krititer über dieſe trefiliche Sa⸗
tize gegen Zopfgelehrfamteit und Pedanterie vornehm hinwegſehen,
wahr ift Bieleö darin, wenn andy mit grellen Karben aufgetragen, und
ſolche upiae Craminatoren, wie dort in der berühmten Gramenfcene
am den Pranger geſtellt werden, und fo luͤderliche Candidaten giebt es
heute no. Ein Pendant dazu von &. Hallensleben, bie Zöfr
fetlade (1836), iſt mißlungen. Bei biefer Gelegenheit ermangele
ich nigt, noch aufelnige trefflige Satiriler in Profa aufmerkfam zu
machen. An die Spige ſtelle ich die höhf launige Hammel»
burger Reife. (1818) des belanngen Ritters Karl Heinrich
von Lang’) aus Bulgheim bei Oettingen (1764—1835),
die mit viel unſchuldigerer Ironie geſchrieben if, als feine Deuts
würbigfeiten, worin er ſchonungslos und yerfid ben Mantel
von mandem ihm nur auf confidentielem Wege mitgetheilten
Gcheinmiſſe abzieht, aber allerdinge hoͤhn wichtige Materialien
für die Geſchichte feiner Zeit bietet, Welt fruchtbarer iR der
berühmte Berfafler des Demokritus Carl Julius Weber’)
aus Langenburg (LT67—1832), einer der belefenfen Gelehr⸗
782 Deutfche Poefie. Satire.
tem; bie jemals gelebt haben, und zwar ein folder, der wis
blos einen großen Schat von Wiſſen in ich aufgenommen hatte,
fondern es auch verbaut und geſchickt wiederzageben wußte. Ran
bat ihm Schwatzhaftigkeit vorgeworfen, well er jede Belegenhet
berworfu@t, einen Wis zu machen, und dann eine Maſſe von
Bonmots aus den verſchiedenſten Literaturen ambringt; allen e
tehfft immer den Ragel anf den Ropf, und wenn er fi mand-
mal in einem Gitat irrt, fo lanm mar Ihm bei der ımenbliten
Menge von Nottzen, die er in feinen Kopfe herumtrug, Web
gern werzeißen, denn feine Satire IR immer hatmlos, und a
Bat von felnen beiden Soͤtzen, Voltaire und Mouffeau, bied dk
Borzuͤge in ch aufgenemmm, und fo iſt aus ihm jener heit
Democritußd geworben, dem das ridendo dieere verum We ck
Norm if, und biefe befolgt er fogar in feinen vieles högR ke
agtenswerike Material enthaftenden Buͤchern, die Moͤncherch
06 Mitterwefen und das Papathum, wenn ihen auch zuweilen,
indem er das durch vieſelben eingeriſſene Unweſen betrachtet, die
Galle überlaͤuft, und er dann In feiner Diterkeit zu weit geht,
and dad Gute verkennt und das Mad’ mit dem Bade verſchut⸗
ver. Von allgemeinem Jatereſſe find feine Briefe eine® in Deutidr
laud reiſenden Deutfhen, ein Bud, ud dem man lernen Tamm,
wis man reifen fell, und das jeder Melfende befländig als Reiie
buch mit Mh führen ſollte, wenn aud die Zeiten und Gkta
AS jeht fo geändert ‚haben, Daß -ber gute eben,‘ wenn er de
Reife noch einmal machen folte, Deutſchlemd kaum wieder erfew
nen winde. Sein dankbar wollen wir ihm für alle fein
Buͤcher ſein, denn man far and ihnen unendlich viel lemen,
md war nicht blos Rotizenkram, ſondern auch prackiſche Mad
Haben wir kurz Ludwig Dantiet Faffeif'")
(1709-1881) feiner und Theo dor Heinrig Eriedrid’®")
aus Königeberg in der Reummt (1776---1880) greber Satttr gr
dacht, fo wird une auch Kari Friedrich Moriß Saphkr
eigemtiich. IR ofe 6, wie er früher hieß, aus Peſthi1 704), init
Nugenbilde befegäftigen, deffen Talent "in Wortfplelen und Gales⸗
bourg6 wirkiich fabelhaft if, und ber die Mir beſtht“ auc an Det
umbebentenbflen Dingen feine Luume, die aAbrigens Geiter gekütäekh
zu uͤben. Meheese Ber won ihm in dieſem Sume gefertigen 9
Deutſche Poeſie. Idylle. 783
dichte find wirklich in ihrer Art ausgezeichnet, und darum mag
bier neben ihm der gelehrte Bibliograph, Polyhiſtor und geif
volle Geransgeber des Deutſchen Charivari: (jeit 1842) Eduard
Marla Dettinger’) aus Bresiau (1807) feine Stelle finden,
deſſen Jonjoux und Rarrenalmanad von Wit fprühen, und der in
feinen humoriſtiſchen Romanen ebenſoviel Erzähtungstalent als At
tiſches Satz zu verbreiten weiß. Uebrigens hat er durch die Gruͤndung
feines Journals jedenfalls zu zwei hoͤchſt witzigen und geiftreihen
ähelien Blättern Beranlaffung gegeben, ich meine zu ven Münch⸗
ner Bliegenden Blättern (f. 1846) und zu den Düſſeldorfer
Monateblättern (feit 1847), weiche ſich die Wufgabe geftellt
Haben, alle Klaſſen der Geſellſchaft unſeres Baterlandes mit ihrem
ſcharfen Laugenſalz zu begießen und rein zu waſchen. Daffelbe
bat mit großem Freimuth und Beihil Adolph Glasbren⸗
ner?) (pfeudonym Brennglas) aus. Berlin (1816) fir feine
Vaterſtadt in feinen ſcheinbar niedrigen Vollsbildern mit großem
Stüd verfucht, wenn auch bier und da einige ſchlechte Witze
mit unterlaufen, und darum iſt es nur zu bebauern, daß der in
feiner Ironie wahrhaft unübertreffide Guſtav Theodor
Fech ner aus Großſährchen in ber Niederlauſitz (1801), ber
- feine fatirifchen Donnerfelle unter dem Ramen Mifes in bie
Welt ſchickt, nicht mehr fchreibt und nur ephemere und fpecielle
Gegenflände (gewöhnlich aus der Medicin) In feinen Bereich zieht.
An kleineren beſchreibenden Gedichten fehlt es auch nidt,
unter den größeren verdient eigentlich nur Bechſtein's Sonn⸗
teg (1832) Emmaͤhnung, deſſen ganze Einrichtung mid an bie
heiter gemütbtiche Idylle erinnert, in welcher Chriſtian Kuguf
&ottled Eberhard's (1760 — 1845) aus Behig Idylle:
Qanvchen und die Kuͤchlein zwar keine Rebenbuhleriu von Herman
und Doroten gewerben. if, aber Doch die wielen Aufingen, welche
fle erlebte; mit vielem Rechte verdient, denn bie ganze Treu⸗
hergigfeit- Eres Berfafiere iſt in dem melodidſen Gedichte aus⸗
aeproͤgt. Ein anderes idylliſches Gedicht von ihm, der erſte Menſch,
IR nit tief genug, obgleich anmuthig. In neueſter Zeit hat
Zedtigens Waldfeintein (1843) mit ihren Staffage von
Ice Maldetgrin und labyrinthiſchen Laubgängen, Blu⸗
men und Quellen mit Recht manden Bhantaften gelodt, «6
784 Deutsche Poeſie. Epigramm. ,
unier dem dunkeln Laubdache aufgufuchen, wie jener gluͤdliche
Ritter, und nur die herrlichen Blodendiebe Eduard Mörike’ 6")
aus Ludwigsburg (geb. 1804), deſſen Gedichte fo ned
in ihrer feelenvollen Gemüthlichfeit mit ihrem leichten Bnfuge
von Humor zu den beflen Erzeugnifien ber jüngern Schwäaͤbiſchen
Säule gehören, haben trotzdem, daß ihrem Berfafler der her
foͤmmliche Herameter im Wege Rand, und er zwei ganz iſoline
Schwänte zu verbinden hatte, jener holden Schönen den Breit
fireitig gemacht. Aut Worabam Emanuel Eröhliä")
gehört hierher, der fromme Schweizerdichter (aus Brugg, geb.
1796); denn abgefehen davon, daß er der einzige wahrhaft be
beutende Fabeldichter der Neuzeit iR, bat er auch mit großen
Geſchick die Zeitfragen, freilih faR immer aud vaterlaͤndiſchen
Boden, in heiterer Laune zu beleudten gewußt. In ber per
tifhen Epiſtel if faR gar nichts geleiflet worden, und and
im Epigramm hat felt den Zenin war WW. von Edle
gel wieder diefelben Saiten angeſchlagen, aber ihr Ton beruͤhr
und nur unangenehm und ſchaͤndet ihren Sänger; Bupien
bat zwar feinen Verſuchen jenen berühmten Namen gegeben, ab
Nlein es iſt auch bei ihm nur bei dem Ramen geblieben. Jedoch fi
bemerken, daß allerdings Einzelnes unter den Dichtungen det
neueren Zeitpoeten vorklommt, was ben Ramen „Epigrame mi
vollem Maße, befonders in dem yolitifchen Genre, beanfprudi;
allein als befonderes Bad Fans man baflelbe doch nidt au
führen.
1) Die Sobfabe, e. —5 Demi Hamm 1799. M. 8..Re.
u. bevorw. v. d. Verf. W V. A. ebd. 1839. 16,
—ã— Reife über „orlangen, Dresden, Caſſel, en F
Hammelburg. I—XIte Fahrt. München, Unsbah u. R&
3) Sämmtlihe Werke. Stuttg. 1838—45. xx. 8, Demol *
interlaffene dapige eines lachenden Philoſophen. Stuttg. 1843. XU. 16.
eutfchland od. Briefe eines in Deutfchland reifenben tſchen. Stuttg
en 1835— 36. 1844. IV. 8. ſ. Zeitgenof[. II R. Bb. V. LP
141 sn
—* Zeit. Berl. Bd. I-IV. 1016 48. Bd. V. Ehutig. 18%
Bd. —ã 1828. 8.
5) Erſter, zweiter und britter [etieifäher Feldzug. Berl, 1814-16. &
Gatirifher Seicbiegel ebd. 1816—19
6) Sumorikifche Abende. ©. PEN Bar, Zu * 1830 16
melte Schriften. Stuttg. 1832. IV. 8. Neu .
12, Saphir am Plaubertifche, Werl 1 nz _
epzg. 1846. II. 8. Wilde Roſen. ebd. 187 16. 224
[4
Deutfche Poefle. Komifches Epos. Satire. 731
san niht Rüdert’s Weisheit des Brahmanen (1886—
9), welde er felbf nur für Fragment gehalten wiſſen will,
b e& gleich ein reicher Born foRbarer Lebensphiloſophie in Adıt mom
enländifher Sprache und Gedankenfolge ift, fowie das Laienbrevier
5cefer’6 und Sallet's Gegenſtück, das Laienevangelium, yon
‚enen aber das letztere viel zu viel eryywungenen Humor enthält, hier⸗
‚er rechnen will. Im kom iſchen Epos haben mir freilich Gaſe⸗
be’s trefflihen Reinicke Fuss (1794), der eben durch die
kuffaffung der Babel von Selten des ‚großen Meißers um -
Riginal geworben iR, allein Kari Gottlieb Bräpel’s aus
Zaibau in der Riderlaufig (1791, nidt 1785), 36 keunigen
Erzählers, Feldherrnraͤnke (1815) find eben nur einag ſcherzhafte
Erzählung, und Baggefen’s am und Era Hat Mur
inzelne gelangene Stellen un» IR zu geäünftelt.. Derſelbe Mangel
nacht ih auch für den Uneingeweihten an Anafafius &rän:e
Ribelungen iss Frack (1843), troh ihres feinen, aben-tiefer liegenden
Dumore, bemerfbar, denn es fehlt ihnen Da6 wahre beiebenhe, all⸗
erſtaͤndliche komiſche Eloment, welches Gar! Auguſt Rortum’sh
us Mühlheim (1745 — 1824) Jebſiade (1783) auozeichnet;
enn mag auch mancher gelehrte Kritiker über dieſe treffliche Sa⸗
ire gegen Zopfgelehrſamkeit und Pedanterie vornehm hinwegſehen,
vahr iſt Vieles darin, wenn and mit grellen Farben aufgetragen, und
olche ſtupide Cxaminatoren, wie dort in der berühmten Gramenſtene
m den Pranger geftellt werben, und fo luͤderliche Candidaten giebt es
yeute noch. Ein Pendant dazu von &. Hallensleben, die Toͤf⸗
eliade (1836), IR mißlungen. Bei diefer Gelegenheit ermangele
d nit, noch aufeinige trefflihe Satirifer in Brofa aufmeskfam zu
nahen. An bie Epige ſtelle id die hoͤchſt launige Hammel
urger Reife (1818) des bekannten Ritter Karl Heinrich
on Lang’) aus Bulgheim bei Dettingen (1764—1885),
te mit viel unſchuldigerer Ironie geſchrieben iſt, als feine Denk
pürbigfeiten, worin er ſchonungslos und perfid den Mantel
ion mandem ihm nur auf confiventiellem Wege mitgetheilten
Zeheimniſſe abzieht, aber allerdings HöhR wichtige Materialien
uͤr die Geſchichte ſeiner Zeit bietet. Weit fruchtbarer iſt der
zeruͤhmte Verfaſſer des Demokriuus Carl Julius Weber’)
ms Langenburgs£1767— 1832), einer ber beleſenſten Gelehr⸗
-
786 Deutſche Poefie. Lyrik.
Terrorismus athmet), verfertigt, die merkwuͤrdig von der Zar
heit feiner früheren Mufe (3. ®. des Drafeld der Blumm) ab
ſtechen. Aud Heinrich Stieglig?) aus Arolſen (geb. 1803),
befannt durch den Opfertod feiner Frau, gehört wegen der In
feine frühere Entwicklungoperiode fallenden Gedichte hierher, fema
die in der poetifden Erzählung ausgezeichnete Annette Eli
fabetb von Drofle zu Hülshof aus Münfler (Gedicle
1838), ihr Landsmann, der elegante Kritifer und Novelliſt Le⸗
vin Shüding (1810), der Epigrammatiſt Ludwig Wihl
aus Wevelinghoven bei Aachen, ein Föraelit (geb. 1807), lei,
wie der Vorige, etwas zu überfpannt liberal (Gedichte (1836),
der gluthvolle Chriſtian Joſeph Matzerath aus Linnid
bei Juͤlich (1815 geb., Gedichte 1838) und endlich der fromm
Victor Strauß aus Bückeburg (1809 geb., Gedichte I84l,
Lieder für die Kirche 1843). Reicher noch iſt der Rhein mr
treten. Hier ragt vor Allen Karl Joſeph Simrod') au
Bonn (1802) hervor, der berühmte Sammler « der Deutſchen
Vollsbuͤcher, der fein ganzes Streben dem Deutſchen Alterthum widnett
und fi fo in den Gefang deſſelben hineingedacht hat, daß fan
eigenen Dichtungen faf in dem Tone der beften mittelhod⸗
deutfchen Gedichte erklingen. Mit welchem Geſchicke er übrigen?
das deutſche Altertfum zu verjüngen verſteht, bezeugt fein
ausgezeichnete Modernifirung des Heldenbuchs. Unter feinm
Feineren Poeſieen ift ihm die Ballade und Romanze am Ben
gelungen, In lepterer Hinficht, der poetifchen Bearbeitung de
Sage, find auch ausgezeichnet Ph. K. Joſeph Anton Bil
beim Smets (auf einer Reife feiner Mutter zu Reval 1796
geboren, Gedichte 1840), Karl Wolfgang WWilhela
Müller (Balladen und Romanen 1842), Guſtav Piar
rius, der Nachahmer Simrods ꝛc. Den Umdichter (7) des Rein
lieds (angeblich IR dad Original eine Art provincielles Volls
ke) Nicolaus. Beder (+ 1846) kennt Jedermann, ab
*) Abgedr. u. d. Tit.: Dat Obnderleed, in d. Mundart ber u
von Odenthal u. Schlebufch, b. Kirmenich, Voͤlkerſtimmen Bd. I. p. .
Drei andere Variationen, in den Mundarten von Krefelb, Weſel und Dinge
be Pr rad p: 411. 374. 875) ſcheinen aber bem Beckerſchen Liede bloe
ww 33 — AM r RR 7 en gu m. 2 m
.s
— ww. 15 M
a ma 39m
Deutfche Poefle. Idylle. 183
dichte find wirklich im ihrer Art ausgezeichnet, und darum ung
bier neben ihm der gelehrte Vibliograph, Polyhiſtor und geiſt⸗
voße Herausgeber des Deutſchen Charivari (ſeit 13642) Ebuardbd
Maria Dettinger’) aus Breslau (1807) feine Stelle ſinden,
deſſen Jonjoux und Narrenalmanach von Wit fprühen, und der in
feinen humoriſtiſchen Romanen ebenſoviel Erzählungstalent aba At
tiſches Satz zu verbreiten weiß. Uebrigens hat er durch die Gruͤndung
feines Journals jebenfalls zu zwei hoͤchſt witzigen und geiftreichen
ahe lichen Blättern Weranlaffung gegeben, id) meine zu don Munch⸗
ner liegenden Blättern (f. 1846) und zu den Düſſeldorfer
Monatsblätten (feit 1847), weiche fd die Aufgabe geſtellt
haben, alle Klafien der Gefelifchaft unferes Baterlandes mit ihrem
ſcharfen Zaugenfalz zu begießen und rein zu waſchen. Daffelbe
hat mit großem Freimuth und Geſchick Adolph Glaobren⸗
ner?) (pfeudonym Brenngiad) aus Berlin (1816) für feine
Vaterſtadt in feinen ſcheinbar niedrigen Boltebildern mit großem
Gluͤck verfuct, wenn aud Bier und da einige ſchlechte Wibe
mit wmierlaufen, und darum iſt es nur zu bebauern,: daß der in
feiner Ironie wahrhaft unübertreffide Guflav Theodor
Fech ner aus Bropfährden in ver Rieverlaufig (1801), ver
- feine ſatiriſchen Donnerkeile unter dem Namen Mifes Im vie
Welt ſchickt, nicht mehr ſchreibt und nur ephemere und fpecielle
Gegenſtaͤnde (gewöhnlich aus der Medicin) in feinen Bereich zieht.
An kleineren befhreibenden Gedichten fehlt ed auch nicht,
unter. den größeren verdient eigentih nur Bechfiein’s Sonn
teg (1832) Eemäbauung, deſſen ganze Einrichtung mid an bie
' heiter gemuͤthliche Jdylle erinnert, in welcher Chrifian Kuguf
Gottleb Eberhard's (1769-1845) aus Belzig Yoyfle:
Qannchen und die Kuͤchlein zwar keine Nebenbuhlerin von Herman
und Dorothea gewerben. if, aber doch die vielen Aufingen, welcho
fe erlebte, mit vielem Rechte verdient, denn die ganze Treu⸗
herrigkeit · EGres Verfaſſers iſt im dem melodidſen Gedichte aus⸗
geprägt. Ein anderes idylliſches Gedicht von ihm, der erfie Menſch,
IR mit tief genug, obgleich anmuthig. In menefler Zeit: Bas
Hebkitems: Waldfeintein (1843) mit ihrer Stafage von
Fre. grün und labyrinthiſchen Smubgängen, Blu⸗
men und en mit Redt manden Phantaften gelodt, es
788 Deutſche Poeſie. Lyrik.
heim Schreiber (1765) aus Kappel in Baden, durch fein
Nomanzen und Balladen bekannt, Wuguf Schnezler (auf
Auguft Palmer genannt, aus Freiburg im Breißgau 1808),
Eduard Brauer und Joſeph Bader, haupfſaͤchlich als ge⸗
fchidtte Bearbeiter alter Sagenfloffe, hervor, wie die Sammlungm
des Erfteren und Lebteren ausweiſen. Für die Schweiz fm
befonder8 unter den zahlreihen Sängern ihrer Berge, wild:
früher ihre Lieder in dem Taſchenbuche Alpenrofen (1811-89)
niederlegten, der liebenswürdige, gemüthvole Johann Rudoly)
Wyß (1781— 1830) aus Bern (Legenden und Sagen), du
gelehrte Geſchichtſchreiber der Geſchichte des Proteftantiemud
Kart Rudolf Hagenbach aus Bafel (1801), der fhon ge
nannte Fröhlich, der anmuthige Landſchaftsmaler Karl Rr-
dolf Tanner aus Yarau (1794), deſſen religlöfen Gedict
übrigens aus der ganzen Schule bie vorzuͤglichſten find, und der Antw
didact Gottfried Keller (Gedichte 1847), deſſen liebliche Bala,
ungetrübt von aller politiſchen Schwärmeret, lediglich der Wieder:
. bad eined wahren Patriotismus und reiner Begeifterung für di
Berge und grünen Thaͤler feines Vaterlandes find, amzuführe.
Was die Schwäblfhe Schule anlangt, fo find die vr
Hauptführer derſelben bereitö oben erwähnt worden. An Bi
fließen wir nod Karl Erievrid Hartmann Mayer m
Neckar⸗Biſchofsheim im Kraichgau (1786), deſſen friſche Rat
ſchilderungen (Lieder 1838, Gedichte 1840) vorzuͤglich anzicha
den trefflichen Romanzendichter (Lieder 1823) Karl Grüneifen
aus Stuttgart (1802), gegen ben der unten zu nennende Al⸗
bert Knapp Indemfelben Genre fehr zuruͤckſteht, den leider zu ſrih
verftorbenen, aber verbildetn Wilhelm Friedrich Waiblin
ger’) aus Heilbronn (1804— 30), deſſen Gedichte freitich etwas
ſchwuͤlſtig und undurdgearbeitet erfheinen, den talentvollen Saͤnge
Hermann Kurp aus Reutlingen (1813 geb., Gebiäte 1896,
Dichtungen 1889), den fehmungvollen Wilhelm Zimmer
mann aus Stuttgart (1807 geb, Gedichte 1832, 1839.
den frommen Eduard Vogt (Gedichte 1839), der es In Id
nem ſchönen Gedichte: die Lieder der Zelt, gewagt hat, Mn
"modernen Richtung der neueren Tendenzpoeſte kuͤhn entgegen⸗
zutreten, ben sartfinnigen Raturbiäter Nichas Mäfler au
Deutſche Poefie. Lyrik. 789
Langenau bei Ulm (1809), der (er if Schriftſetzer) befanntlich
feine Lieder (1837) ſelbſt febte, corrigirte und druckte, und bie
faſt afzufräftigen, beinahe wilden, aber wahrhaft poetiſchen Ge⸗
ſaͤnge Alexanders Grafen von Wuͤrtemberg Geb.
1801 zu Kopenhagen, geſt. 1844).
Was Baiern anlangt, fo muͤſſen wir natuͤrlich hier den
König Ludwig (1786 zu Straßburg geb.) voranſtellen, deſſen Ge⸗
dichte ih fowohl auf dem politifchen als religtöfen Gebiete bes
wegen, und befonders in ſprachlicher Beziehung hier und da Ans
ſtoß gefunden haben, obgleih fie andererſeits ziemlich viel Lob
ernteten, was er übrigens felbft fehr richtig zu würdigen wußte
Difidon an mid: „Daß dich. nicht taͤuſche das reichliche Lob,
denn was du gebichtet, Ungepriefen blieb’s, fäßef Du nicht auf
dem Thron). Allerdings verſchwinden alle andern Lyriker dieſes
Landes ganz vor zwei demſelben Boden angehörigen Dichtern,
deren Ramen ih nur zu nennen habe, um ber Beiſtimmung jebes
Gebildeten gewiß zu fein. Der erfte iſt Friedrich Rüdert?)
aus Schweinfurt (1789), der auch unter den patrlotifchen Dice
tern dieſes Zeitraums bereitd genannt worden iſt, obgleih er
zuerſt nur al8 Freimund Raimar befannt war. Er if ein wirk⸗
licher Dichter, und faſt Alles, was er fihreibt, iR wahre Poeſie.
Darum hat er ib auch in allen Formen der gebundenen Rebe ver-
fucht, und als Technifer fleht er unübertroffen da; ja wenn aud)
feine dramatiſchen Werke aus inneren Gründen fih nit zur
wirklichen Aufführung auf der Bühne eignen, fo enthalten fie doch
viele meißterhafte Inrifche Gebilde. Merkwuͤrdig iſt es, daß er troß
feines Eindringens in die Myſtil des Orients ſich doch ganz
rein und ungetrübt von dem Einfluß derfelben erhalten hat, indem er _
das Geheimniß, eine wahrhaft poetiſche Weltſprache entdeckt zu
haben, treu bewahrt, dabei aber fein Thema: Weltpoefie {fl
Weltverföhnung (z. B. Welt und Ih, Schlußlied ıc.), überall
burdführt.. Hat er zuweilen aud manded weniger Bedeutende,
weniger Tiefe, faſt Ungenügende geboten, fo mag bieß feine Ent
fhuldigung darin finden, daß er gewiffermaßen allzuoft zum
Dichten gepreßt worden If. Sehe gelungen find unter. feinen
zahlreichen kleineren Gedichten befonders die Perlen und ber
Liebeöfrübling ıc., obwohl auch biefe eigentlich mehr den denlenden
790 Deutfche Poeſie. Lyrik.
Geiſt als das Herz anſprechen. UNebrigens ſcheint mir auch auf
Ruͤckert der Schluß jenes ſchoͤnen Sonetts angewendet werden
zu koͤnnen, womit Uhland einſt Kerner'n angeſungen hat. In
ſehr naher Geiſtesverwandtſchaft zu Ruͤckert ſteht Auguſt Graf
von Platenshallermund?) aus Ansbach (1796- 1835),
obgleih er ihn als Meifter in der Form noch übertrifft und
In der Vollendung bed im Ganzen oft noch tieferen SInhalıs
eine Kraft und Energie gezeigt hat, die fi wenigſtens nid
durdgängig bei. Rüdert findet. Dadurch iR er auch als Be⸗
fämpfer jeder‘ Unwiſſenſchaftlichkeit, Flachheit und Bormlofigkdi
in der Deuiſchen Poeſie fo höchſt bedeutend geworben; freild
hat er damit jenes bekannte niedrige Gedicht Heine's, worln
derfelbe mit feinem Namen tänbelt, hervorgerufen, aber burd
feine begeifterte Liebe zur Kunſt dafür auch jeden wahrhaften
Freund der Wiffenfchaft zu feinem Anhänger und Berehrer ge
wonnen. Welchen Einfluß übrigene NRüdert auf ihn ausgeübt
hat, fann man aus feiner Neigung für die orlentalifde Por
‚ abnehmen, von der feine Gaſelen eine herrliche Probe liefen,
an denen man wieber, wenn man fie mit den ähnlichen Arbeiten
Ruͤckert's vergleicht, den Unterſchied zwiſchen beiden Dichtem fu:
dieren Tann.
Wenden wir uns jebt zu ben Deſtreichiſchen Dichtern, fo ge
ben wir, da wir von dem talmtvollen Ebert bereits oben ge
ſprochen haben, jetzt gleih zu Ludwig Auguſt Frankl au
Chraſt (1811) über, der im epiſch⸗lyriſchen Genre Treffliches geliefer
hat, wie fein Habsburglied (1832) beweiſt. Als Baladendicter M
beſonders fruchtbar der volf6thümliche (3. B. vom Brinz Eugen) Je:
bann Nepomul Vogl (1802) aus Wien, wird aber an Innern
Werthe derfelden von feinem Landsmann Ludwig Haliıik
(1802— 1832) übertroffen. Weit weniger wichtig IR Johann
Babriel Seidl aus Wien (1804), ſowie feine Landsleute Ernfl
Freiherr von Feuchter sleben (1800), Heinrich Ritter von
Levitſchnigg (1810) und Adolf Ritter von Iſha—
buſchnigg aus Klagenfurt (1809); aber auch der mit hödl
ſchwunghafter Phantafie begabte Eduard Duller aus Wim
(1809), der übrigens in feinen. Novellen beſonders durch fein
ironiſches Clement wirken win, hat nur in feinem Yürk de
Deutſche Poefie. Lyrik. 789
angenau bei Ulm (1809), der (er iſt Schriftfeger) bekanntlich
ine Lieder (1837) ſelbſt febte, corrigirte und brudte, und bie
iſt allzukraͤftigen, beinahe wilden, aber wahrhaft poetifhen Ges
nge Nleranders Grafen von Würtemberg Geb.
804 zu Kopenhagen, gefl. 1844).
Was Baiern anlangt, fo müffen wir natürlich hier den
önig Ludwig (1786 zu Straßburg geb.) voranflellen, deſſen Ges
ichte fi fowohl auf dem politifhen als religiöfen Gebiete bes
gen, ‚und befonders in ſprachlicher Beziehung bier und da An⸗
oß gefunden haben, obgleih fie andererſeits ziemlich viel Lob
enteten, was er übrigens ſelbſt fehr richtig gu würdigen wußte
Diſtichon an mid: „Daß dich. nicht taͤuſche das reichliche Lob,
enn was du gebichtet, Uingepriefen blieb's, fäßeR Du nicht auf
em Thron”). Allerdings verfchwinden alle andern Lyriker dieſes
andes ganz vor zwei demfelben Boden angehörigen Dichtern,
eren Ramen id nur zu nennen habe, um der Beilimmung jedes
jebilbeten gewiß zu fein. Der erſte iR Friedrich Rüdert®)
us Schweinfurt (1789), der auch unter den patriotifchen Dich
ꝛrn dieſes Zeitraums bereitd genannt worden iſt, obgleih er
aerfi nur als Freimund Raimar befannt war. Er if ein wirk⸗
iher Dichter, und fa Alles, was er fihreibt, iR wahre Poefie.
Zarum bat er ſich auch In allen Formen der gebundenen Rebe vers
ucht, und als Techniker flieht er unubertroffen da; ja wenn aud
ine bramatifhen Were aus inneren Gründen fih nicht zur
irklichen Aufführung auf der Bühne eignen, fo enthalten fie doch
lele meiſterhafte lyriſche Gebilde. Merfwürbig if es, daß er troß
ines Gindringend in die MyRif des Orients fih doch ganz
ein und ungelrübt von dem Einfluß verfelben erhalten hat, Indem er
as Geheimniß, eine wahrhaft poetiſche Welifprache enideckt zu
aben, treu bewahrt, dabei aber fein Thema: Weltpoeſie ii
Beitverföhnung (z. B. Welt und Ih, Schlußlied ꝛc.), überall
urchfuͤhrt. Hat er zuweilen aud mandes weniger Bedeutende,
veniger Tiefe, fat Ungenügende geboten, fo mag dieß feine Ent»
chuldigung darin finden, daß er gewiffermaßen allzuoft zum
Dichten gepreßt worden fl. Sehe gelungen find unter feinen
ahlreichen Heinerm Gedichten befonders die Perlen und der
tiebeöfräßting ac, obwohl auch biefe eigentlich mehr dem denlenden
792 Deutfche Poeſie. Lyrik.
edler, aber unglüͤcklicher Jeitgenoſſe an fi, Nicolaus Lenau!)
ober, wie er eigentlich heißt, Nicolaus Niembſch Edler von
Streblenau aus Cſatad im Banat (1802), der befonders
als Naturfchilderer groß iR, obwohl aud die ihm nie ſehlende
Reflerion unendliche Tiefe bed Geiſtes verräth, und feine Polen⸗
lieder zeugen, wie warm fein Herz für Freiheit ſchlaͤgt, wenn er
diefelbe auch in Amerika, wo er mehrere Jahre lebte, wicht zu finden
boffte (3. ®. der Urwald). Wenn jedod bei ihm das daͤmoniſch
melancholifhe Element vorwaltet, dann fcheint er fchon die Bar:
empfindung feined gegenwärtigen traurigen Looſes zu haben un
macht auf und einen hoͤchſt ſchmerzlichen Eindruck. Wis Elegite
erwarb fi) einen hohen Ruf der Dichter der Naͤchtlichen Her
ſchau Joſeph Chriſtian Freihert von Zedlig'?) (geb. 1790
auf dem Schloffe Johannisberg bei Zauernid im Oeſtreichiſche
Schleſien) durch feine Todtenkraͤnze, welche er der Etinnenng
großer Todten, Feldherren, Liebender, Dichter und Freunde da
Menſchheit, bei denen er vergeblich das Glück ſucht, weiht, Karl
Ferdinand Drärler (Manfred genannt) aus Lemden
(1806) aber if in feinen Liebern doch allzu weichlich und bei
nahe maͤdchenhaft, als daß biefelben nachhaltend wirken fünnien,
wogegen auf ber andern Seite der Ungarifche Jsraelit Karl
Bed (geb. 1817), dem poetifche Weihe nicht abgeht, doch I
feinen Raͤchten und Liedern vom armen Manne gar zu viel un
gemefienen Radicaliemus und überfpannte Begeiſterung für das Pre
letariat verräth, ald daß wir dieſe Mängel über ben wahr
Gehalt zu vergeffen vermöchten.
Auch Schleſien hat einige ‚bedeutende Dichter bervorgebradt,
unter denen Sriedrih von Sallet"?) aus Neiße (1812-
—43) trog feines Pantheismus und feines oft ungngenehnen
weltfämerzenden Humors gewiß nicht ber ſcblechteſte iſt, wenn ei
auch felhft dem Don Qulrote eine Lobrebe hält Diefe launig
Ratvetät gelingt freilich felnem Landomann Yofeph reife
von Eichendorf (geb. 1788 auf dem Gchloffe-Lubowig bi
Ratibor) weit beſſer, da er als frommer Sänger nicht jene Zerito⸗
heit, eine nothwendige Folge des Stepticemus, verräth wie.Bür
und darum derauſcht man ſich auch recht gerne mit ihm in De
Erinnerung an die alte Rittergeit, ohne der Gebrechen beufelben #
gedenken?). Dawir Wolfgang Menzel’s bereits mit gebührmdt
Ehre gedachten, fo bleiben und nur noch der munter-treuherzige Sänger
der Hiſtorie vonRoah Auguft Kop iſch aus Breslau (1799), einer
der populären Vollsdichter, der durch feine liebliche Idylle, Ewald und
Bertha (1829) rühmlichft befannte Auguf Kahlert aus Breslau
(1807) und ber kindlich unſchuldige Sänger Hermann Kletke
(1813), der beiden Ebengenannten Landsmann, ſowie die liebliche
Dichterin der Glycerion (1823) Agnes Franz aus Miliifh (1795
— 1845), die fi durch ihre poetiſche Erzählung Sonnenhold (in der
Urania 1821) zuerſt einen Namen machte, zu nennen übrig.
Der bedeutendſte unter den Dichten Sachſens iſt ohne
Zweifel Julius Mofen') aus Marienet Im Voigtlande (geb.
1803), der freifinnige Romantifer, der durch feinm „Andreas
Hofer“ und „bie legten Zehn vom vierten Regiment” ein wahs
rer Boltsdichter geworben if, neben dem ber Sänger ber Liebe
(1840) Adolf Peters aus Hamburg (1803) und bie
Thüringifgen Sagendichter Adolph Bube (1802) aus
Gotha, Ludwig Bechſtein (1804) aus Meiningen
und Philipp Heinrich Welder aus Gotha, fowie Adolf
Böttger, der modernen Schule angehörig, hier nit vergefien
werben follen. Preußen kann fi den liebenswürbigen Karl
Börfter aus Naumburg (1784—1841) jegt vindichten, der
teider faR nur für den Augenblid dichtete, und auh Karl
®öppinger ober, wie er ſich Leber nennt, Geib aus Halbers
Radt (1781) hat mehrere dem Rheiniſchen Sagenkreife entnommene
"gute Romanen geliefert; aber höher ſteht ſchon Wilhelm Wader-
nagel aus Berlin (1808), der berühmte Kenner des Alt⸗
deutfchen, der ſich fo in ben alten Minnegefang hineingearbeitet hat,
daß er felbR ein Minnefänger ward, dagegen aber aud, wie
diefe, ernfleren Gefühlen feine Begeifterung widmen kann, wie feine
Zeitgedichte (1843) bemeifen, die ihn nicht vor dem Verdacht ger
fhägt haben, ein Ruͤchchrittsmann auf dem Gebiete der Politil
und Religion zu fein, und freilid fein. fo freundliches Publicum fan
den, als feine koͤnlichen Weinliever. Haben wir Chamiſſo's
oben ſchon gedenken können, fo wird natürlich fein Nachahmer
Franz Freiherr von Gaudy“) aus Frankfurt a. d. Ober
11800—40) hier erwähnt werden -müffen, wenn auch fein fons
derbar ironiſches Element, das wohl den übeln Beigefhmad von
feinem Studium Heine's erhalten hat (Erato 1829), bei weitem nicht
7194 Deutſche Poeſie. Lyrik.
ſo wohlihuend wirkt wie ſeines Muſters launige Gemuͤthlichkeit, und auf
der andern Seite wieder feine allerdings zeitgemäße Begeiflerung
für den großen Berbannten auf Helma (Kaiferliever 1835)
troß ihrer Bedeutſamkeit im Einzelnen doch nicht die feierliche,
zur Sache gehörige Würde erringen kann. Auch feine Schild⸗
fagen, worin er die arifofratifche Wappengeſchichte feiert, ſprechen
niht durdgängig an. Roh weniger Urſpruͤnglichkeit verrät
uns Eduard Ferrand oder, wie er eigentlich heißt, Eduard
Schulz aus Landsberg an der Warthe (1813—42), tragen
daß ihm die Mifhung Heine'ſcher und Eichendorffcher Elemente
gut genug gelungen iſt. Ratärli wird der gelehrte Literarhißorike
Robert Eduard Prutz aus Stettin (1816), der freiti mar
ſatiriſch⸗politiſcher Dichter (Wochenſtube) If, bier eine Stelle fin
ben, infofern ihm innere Befähigung zum Dichter gewiß nidl
abzufpreken iR, Immermann aber wird befier unten gemannl
werden, denn als Lyriker fcheint er doch allzu gezlert und of
fogar zu fonderbar, als daß ich feine Lieder mit den milden, zarlen,
und einfachen Dichtungen des Philipp Engelhard Rathufiut
(1815) aus Althaldensleben bei Magdeburg und des gelehrt
Dtto Friedrich Gruppe aus Danzig (1804), ober gar mi
ben lieblichen und frifchen des mit Recht hoͤchſt populären Ralat
Robert Reinid aus Danzig (1810) im Vergleich bring
möchte. Unter den Rieverfächfifchen Dichten bat der berühmt!
Berfaffer der Wendiſchen Geſchichten Ludwig Sieſebredt au
Mirow in Meklenburg⸗Strelitz (1792) nicht blos mehrere ausgand
nete epiſche Dichtungen (1327) geliefert, fondern Recht auch als Lyrile
hoc, fowie Ludwig Schnabel aus Ludwigsluſt (1792), M
rühmlichſt befannte Hannöverfche dramaturgiſche Schriftieher, fit
Lieder mit recht volfsthümlicher Farbe überzogen, und Friedtit
Wilhelm Rogge aus Lüneburg (1809), der als Stube
zu Göttingen einen zweiten Dicterbund zu gründen gebahlı |
welcher freilich viel guten Willen (Neuer Oöttinger Mufenalmanıd
1832 u, 34), aber feine Kräfte hatte, recht gelungene Balam
im Geſchmacke Uhland's gedichte hat. Indeſſen w en!
Emanuel Seibel aus Lübel (1815), der Breusilgeiße'
bichter, ein frommer confersativer Sänger, der (1842) fein
politifche Anfichten, die auf eine Verföhnung ber heterogenen Fir
Deutſche Poefie. Lyrik. 795
mente hinauslaufen, in ſeinem bekannten Gedichte an Herwegh
veröffentlicht hat, den Preis davontragen, wenn wir den Beifall
des Rubliftums, welder in leben Jahren ebenfo viele Auflagen
feiner Gedichte (1840 — 47) nöthig machte, in Anſchlag bringen.
Ein hoͤchſt bedeutendes Talent iR ohne Zweifel auch Friedrich
Hebbel aus Weflelburen im Dithmarfifhen (1813), deſſen
fühne, faſt altteffamentlihe Bhantafie noch mehr aus feinen tiefen
dramatiſchen Productionen hervorleuchtet. Seine Originalität und
fein Beruf zum Dichter wird fi indeß noch glänzender aus feinen
Epigrammen herausftellen. Hechter Batrlotiemus leuchtet aus
den Liedern Lebereht Dreve’s and Hamburg (1816) hervor,
ohne daß fie jedoch das burfchifofe Element des allerdings talenwollen
Freimund (Friedrich Wilhelm Bictor) Bfeiffer’s aus Eutin
(1810) entfalten, weldyes allerdings auch viele Befänge des berühmten
Literarhiftorifers Heinrih Auguft Hoffmann von Fallers.
leben (nad) feinem Beburtsorte fo genannt, geb. 1798) zur Schau
tragen, obwohl fie dabei trog ihrer Wuth gegen Philiſter, Polizet,
Gensd'armen und Eenfur immer noch eine geroiffe Gutmuͤthigkeit
verrathen. Uebrigens if derfelbe ein geborner Volksdichter und
felbft feine wie Jucus a non Iucendo betitelten Unpolitifchen Lieder
(1840) fchliegen nicht aus, daß, hätte er im Mittelalter ge⸗
lebt, er einer der berühmtefien Jongleurs geworden wäre, benn
zum Trouvere if ex doch etwas zu berb. Uebrigens find feine
Dichtungen faft immer fingbar, und befanntlidh fingt er fie am liebſten
felbft bei einem Glaſe Wein vor. Go trefflich feine Kinderliever (1843)
ſchon durch ihre Melodien find, fo wenig ann man ſich mit ber von ihm
in den Gaſſenliedern belebten Manier befreunden, und darum
find uns des Sängers Helgolande Ernſt Langrehr's, der
früher nur als Iſidor Bürger bekannt war, aus elle
(1803) Bettlerlieder, die trog ihrer humoriſtiſchen Barbe durch:
aus nichts von dem rohen Proletarlatsgebrün haben, bei weitem
lieber. Ehe ih jedoch zu den eigentlihen Zeitgedichten ver
neueren Zeit übergehe, ſei der hochgebildeten Mufe Kari Goͤ⸗
bede’s aus Belle (1814), des verdienten Gammlers der
neueren Dichter, die gebührende Huldigung dargebracht. Endlich
mag noch der frähverfiorbenen, gluͤcktjchen HMächahmerin des
Pinder Cliſabeth Kulmann aus Peteroburg (1808 —
196 Deutſche Poefie. Lyrik.
1824) ein Immortellenkranz auf ihr fruͤhes Grab gelegt
werben”). Id kann endlich nicht umhin, hier noch mit einigem
Worten einiger Provinzialdichter zu erwähnen und ſtelle Sebaſt ian
Sailer aus Weißenhorn (1714 — 77) mit ſeinen Schriften
(1843) im Schwaͤbiſchen Dialekt an die Spitze, an den fd
Brübel mit feinen Gedichten in Nürnberger Mundart und
Hebel mit feinen Wiemannifen Gedichten, ſowie in neue
Zeit unter Andern Ehrenfried Stöber mit feinen Stuß
burger Liedern, Johann Babriel Seidl mit feinen Bebiätm
in Nieveröftreihiiher Mundart (1844), Franz von Kobell
mit den felnigen in Oberbaterfcher und Pfälzticher (1839, 1843),
Franz Stelzhammer mit feinen Liedern im Dialect der Gegen
ob der Enns (1844— 46), und der Baron Anton von Klıd-
beim mit dem Schwarzblati aus ’n Weanerwalt (1846) anſchließen
Was num die eigentliche politifche Poeſie der Deutfhhen an
langt, fo hat Prugens gelehrte Zufammenflelung der in dieſen
Genre irgend bedeutenden Dichter unferes Baterlanded (in |.
Literarh. Taſchenb. 1843. ©. 251 x), an den ſich Hoffman!
Sammlung derfelben vom 13 — 17. Jahrhundert (1842) un
Marggraff’s Politifche Gedichte der Neuzeit von Klopflod an
wiffermaßen als Eommentarwürbig anſchließen (1843), hinreichend
bewiefen, daß nicht erft die Neuzeit diefes flörrige Kind geborm
hat, fondern daß zu allen Zeiten die Prieſter der Muſen ih
Unzufriedenheit .mit den politiſchen Zuſtaͤnden ihres Daterlande?
in gebundener Form audzuſprechen nicht ermangelten, undgar mandt
unerfülte Wünfbe, Hoffnungen, Klagen und unaudfüht:
bare, ideelle Pläne in Worte gekleidet wurden, bie mit
deswegen, weil dem Dichter mande Freiheit zufichen muß, nid
allzuhart aufnehmen, fondern ihrem Schickſale, wenn fle nicht gerade
aufreizend find, überlafien ſollte. Wir werben Daher ohne Weiteres zur
einen erfreulichen Bd auf diejenigen Zeitgebichte werfen Fönzen,
die fi damit befhäftigten, die Deutfche Jugend zum Kal
gegen fremde Unterbrädung .zu entflammen, und brauchen Di
nur auf das zu verweilen, was wir oben fdon Abe
Stägemann’s, Arndi’s, Fouqué's, Schenkenborf'
Koͤrner's, Küdert’s, Uhland's Verdienſte hierin zu bo
merlen Gelegenheit hatten, wezu wir noch die rüpmilhe Er⸗
Deutſche Poefie. Lyrik. 797
waͤhnung der Kriegslieder (1813) Karl Friedrich Gott⸗
lob Wetzel's aus Bautzen (1779 — 1819) hinzufügen. Schon
mehr der neueren Zeit gehören W. Muͤller's, Stieglitz's,
Schwab's Zeitgedihte an, und Karl Follen aus Gießen
(1795 geb., ertrant 1839 auf dem Erie See bei Long Island)
repräfentirt noch die alte edle Richtung des Burſchenthums, wenigſtens
theilweiſe. Die neueren Zeitbewegungen ſeit 1830 riefen Platen's
Polenlieder, Müller’8 und Pfizer’ o Griechenlieder und die Spas
ziergänge eined Wiener Poeten hersor, allein unter den neueflen,
politiſchen Dichtern if, ohne Hoffmann, Freiligrath, Prutz,
Knoren vergefien zu wollen, der bedeutendſte Georg Herr»
wegh'?) aus Stuttgart (1816), der in feinen Gedichten eines
Lebendigen (1841) zwar ein eminentes Talent, aber auch eine
fo hyperradicale Gefinnung verrathen hat, daß fie, wenn fie
auffordert, die Kreuze aus den Gräbern zu reifen und damit
bie Tyrannen x. todtzuſchlagen, zugleih auch die Geſetze der
Aeſthetik verlegt und bie. Sprade des Proletariers annimmt,
womit jedoch nicht gefagt fein fol, daß nice vieles Vorzuͤgliche
in Sprade, Form und Inhalt von ihm zu Tage gefördert worden
fei, was man fogar feinen bittern, flofflich ſchlecht gewählten
Zenten nahfagen ann, worin er feine Wuth gegm Deutſchlands
Große austobt, Uebrigens if auch ihm wie Hoffmann ber
Deutfhe Michel ein Greuel, und darum will er lieber bie
Deutfhen Frauen durch feine wilden Rofen infpiriten, was ihm
aber ebenfo wenig gelingt, wie den Diavolini, welche Hoffmann Better
Micheln (im deutſch. Taſch. 1847.p. 1 xc.) eingiebt, Wie wohlthuend
wirkt dagegen die verföhnende Milde eines Geibel im Begenfage zu
dem ewigen Parteigefchrei, welches Herwegh 3.8. in feinem Gedichte
an $reiligrath (1842) erhebt, worin er freitich auch richtig prophes
zeite, wenn er endigt: „und meinen Lorbeer flechte die Partei,”
Ob aber eine politiſche Poefle, wie fie in ben Gedichten
Ernſt Ortlepp's aus Droyßig bei Zeitz (geb. 1800) er⸗
ſcheint, wirkſam oder conſequent ſei, da ihr die Cholera ein
ebenſo paſſender Stoff als die Unterdruͤckung Polens iſt, moͤchte
man ſchwerlich behaupten koͤnnen, ohne Ortlepp deshalb fein anerkann⸗
tes Talent abſprechen zu wollen. Unter den neueſten politiſchen Saͤngern
ſcheint uͤbrigens, abgeſehen von feiner obligaten Exaltirtheit, noch
Adolf Schirmer Gedichte 1846) der begabiefe, Ä
798 Deutſche Porſie. Lyrik.
Was nun endlich die religioſe Poeſte oder dad Kirchen⸗
lied der neueren Zeit von 1817 an angeht, ſo ſind zwar auch in
dieſer Gattung Dichter ?9) voll warmer, neubelebter Froͤmmigkleit aufge
treten, allein leider iſt die Zahl der Unglaͤubigen ober doch ber in:
dolenten Ehriften fo groß geworben, daß, wer noch Irgendwie m
dem Sinne und Tone eines Luther fingen wollte, Geſahr lauf
bürfte, entweder für einen Pietiſten ausgefchrieen oder doch we
nigſtens mitleidig belächelt zu werden. Jene wenigen Achten Glaubens⸗
fänger fiammen übrigms aus der Zeit der Befrelungäfriege, w
‚ein Arndt und Schentendorf und viele Andere als Vorlaͤmpfe
für ‚die Befrelung des Deutſchen Kirchenliedes von den Befldn
der nüchternen Verſtandespoeſite des vorigen Jahrhunderts au
Randen , und Schleiermader in feinen Reden über Bott (1799)
und feiner chriſtlichen Glaubenslehre (1821) die moderne Auf
Härung ſiegreich mit befämpfte. Hiermit hängt nun aud N
von der Berliner Synode (1817)- gegebene Lofung zur Geſang
buchsreform zufammen, worauf Arndt (Bon dem Worte und dm
Kirchentieve, Bonn 1819) feine gewichtige Stimme für die der
treibung der fogenannten Aufflärungspoefie aus ven Geſang
büdern erhob, und enblih (1833) Bunfen mit dem von
ihm und gleichgefinntn Freunden, 3. B. Tholud, bearbeitm
trefflichen „Verſuche eines allgemeinen evangeliſchen Geſang
und Gebetbuchs zum Kirchen» und Hausgebrauch“ folgte, wett
otele Genoflen in feiner Bemühung fand, bie alten Kemnlit
wieder in ihrer Originalität ans Licht zu fielen. Auch Wuͤrten
berg hat: in neuerer Zeit (1839) diefelben Grundfäge bei de
“ Aufammenflellung eines neuen Gefangbuches befolgt, und es If nu
ein gleiches Verfahren für die übrigen Deutſchen Länder zu wünldd.
Als Fräftige Kirchenliederdichter der neueflen Zeit nennen wit
nur, no Arndt, Schenfendorf, Rüdert, Johann Bar
tiR von Albertint aus Neuwied (L769— 1831), Heinrid
Mo wes aus Magbeburg (1793 — 1834), Johann Friebrid
von Meyer aus Frankfurt a. M. (geb. 1772), Ju ſtinus Kr
ner, feinen Geiſtesverwandten Gar! Auguft Döring aus Dal
Alvensleben im Magdeburgiſchen (geb. 1783), einen der fruchlbat
Ren Kirchenliederdichter, Ferdinand Hauthal (ps. 5.8. Frank)
mit feinen trefflichen Gebeten, Liedern und Gedichten (1838), Gar!
Johann PhHilippSpitta aus Hannover (1800), defen Bial
Deutſche Poefie. Lyrik. 799
und Harfe (Pirna 1833) bis jetzt die 12. Auflage erlebt hat,
Guſtav Shwab, Earl Grüneifen, befonder aber Al⸗
bert Knapp aus Tübingen (1798), einen Achten Naturdichter,
und einen ber reichbegabteflen, frommen Lyriker der Jetztzeit, deſſen
friſcheſte Blüthen fein Taſchenbuch Chriſtoterpe (f. 1831) enthält, zu
welchem überhaupt ber Kern der modernen frommen Sänger feine
beten Spenden liefert. Die catholifhe Kirche endlich hat nur
einen bedeutenden Dichter bier aufjuweifen, den edeln freifinnigen
Ignaz Heinrih von Weffenberg, Freiherrn von Am⸗
pringen aus Dresden (1774).
1) S. 3. Schere, die Porten der Iehtzeit in Briefen an eine Frau.
Etuttg. 1844. 8. 3. Seiblig, Die Poefie und die Poeten in Deftreih im
SIahre 1836. Grimma 1837. II. 8. 9. Loren, Wiens poctifche Schwingen
und Federn. seipsig 1847. 8. N. Martin, Po&tes contemporains
de l’Allemagne. Paris 1846. 8. H. Blaze, Ecrivains et poetes de
l’Allemagne. Paris 1846. 8. H. Ed. Apel, die Sänger unferer Tage.
YUltend. 11. A. 1847. 8. Al. Jung, Briefe über die neuefte Liter. Hamb.
1837. 8. u. Borlefung. üb. d. moderne Liter. d. Deutſch. Danz. 1842. 8.
Ed. Prug, Vorlef. üb, neu. Liter. Leipz. 1817. 8.
2) S. Dingelftebt im Jahrb. d. Fiterat. 1839. p. 221—256. Nodnagel, |
Deutfche Dichter der Gegenwart. Darmftabt 1842. 9. I. p. 1—86. Ruge
Schriften Bd. II. p. 238 ng.
3) ©. Sharlotte Stieglig. E. Denkm. her. v. Th. Mundt. Berl. 1835.8.
4) ©. Münnich im Alb. d. lit. Wereins zu Nürnberg. 1846. p. 5474.
Kinkel Taſch. Vom Rhein.1847. p. 247 8q.
368 Sämmtlihe Gedichte und Kleine profaifche Schriften. Straßb. 1835
—
6) Lieber eines Tosmopolitifchen Nachtwächtere. Hamb. 1840. 1842. 8.
7) Gedichte, her. v. Eb. Mörike. Hamb. 1844. 12. Gefammelte Werke
m. d. Dichters Leben v. H. v. Ganig. Hamb. 1810—42. IX.16. ©. Prus,
Ki. Schriften, Merfeb. 1847. Bd. II. p. 213 sq.
8) Sefammelte Gedichte. Erlang. 1838—40. VI.8. u. viel. X. |. Pfizer
ohen $. 710. Anm. 12. Robnagel, Deutfche Dichter. Erläut. 9. II. 3. E.
Braun, Er. R. als Lyriker. Siegen u. Wiesbaden. 1844. 8. Ruge Schrift.
3b. II. p. 157 a0.
9) Geſammelte Werke. Stuttg.1839. 4. (Wollftändiger ift:) ebd. 1843. 1847.
V. 8. f. deff. Briefwechfel mit 3. Mindwig. Lpzg. 1836. 8. I. Mindhvig,
Platen alb Dichter und Menſch. ebd. 1839. 8, Ruge a. a. D. 3b. I.
p- 455 2q.
10) ©. GSonftitution. Staatsbürgerz. 1836. nr. 192.
11) S. uffo Horn, N, 8. feine Anfichten in Tendenzen. Hamb. 1838. 8.
Daltaus in d. Novell. Zeit. 1846. nr. 124—129. Prug Ki. Schrift. Merſeb.
1837, Bd. LI. P. 292 sq. j
12) &. Gonftitut Staatsburgerz. 1836. nr, 196. p. 782 sq.
13) S. Led. und Wirken n. Mittheil. a, d. Lit, Nachlaß deſſ. Brest.
4‘
800 Deutfche Poeſie. Dramatifche Literatur.
844. 8. Frei Wand 1847. 2 aq. — Saͤmmtlicht ©
Bus. ee Ai U. ra un * Sammtuiche Bäche
in S. Nodnagel a. a. D. 5, I. p. 87 sq. — Werke. Berl. 112-
15) ©. Haltaus In d. Huflr. Zeitung 185. Sd. IV. p. %6 m.
sq.
16) Sämmtlihe Werke. Her. v. A. Müller, Berl. 1844. XXIV. 16.
17) Sämmtlihe Gedichte, herausg. v. K. Fr. v. Orofgeinriß. Rd,
Bildn. u. d. Denkmale d. Dichterin. III. U, Tpzg. 1844. 8
18) Gedichte eined Lebendigen. Mit einer Dedikation an d. Verflorbenen.
VII. %. (6600 Eremplare) Zürich u. Winterth. 1843. Ih. I. 16. ebd. Th. I.
1844. 16. (Zuf. 1841—44. ebd. Il. 8.) f. a. ©, Herwegp, ‚ Beagm . 3. Ge.
* Tages. m: d. Biogr. d. Dichters, her. v. Al. —* ürnb, 1883. 16.
G. Scherr, ©. Herwegh. Eit. u. pol Ziãtter. Winterth. 1843. 8. Bilde,
Kritifche Gänge. (XZübing. 1844.) Sb.
19) Befonbers empfehlenawertg iſt: deiſtiiche Slumenleſe aus Drutjäm
Dichtern von Novalis bis auf-die Gegenwart. Mit einem Anhange bi
graphifcher Nachrichten, her. v. H. Kletke, Berl. 1841.
$. 716.
Haben wir jegt die Hauptgattungen der Deutfchen Por
in der neueften Zeit durdigegangen, fo wird es angemefien kin,
auch der dramatifden Dichtkunſt einen wenn aud nur
oberflaͤchlichen Blick zu ſchenken, um bie hervorragenden Leiſtungen
auf ihrem Gebiete vor und vorüberziehen zu laſſen. Wir dam
fhon oben gefehen, wie Friedrich von Schlegel's Mark,
ein Amalgam von uralten und modernen Gedanken und Form,
Niemanden anſprach, allein auch feines Bruders Son (1803)
fonnte troß Goethe's Beifal (W. Bd. XLV. ©, 8.) kim
dauernden Platz auf der Bühne gewinnen, weil er fid bei weilen
noch enger am dad Antife anſchloß als Goethe's SIphigenis
und befonderd ber Verobau in diefer Manier nun einmal nid!
für uns iR. Die Tied’fhen ironiſch⸗humoriſtiſchen Luftſpiel
märchen find faſt gar nicht zur Yufführung geeignet, abgefehen da⸗
von, daß es auch 3. B. unangemeffen ſcheint, einen fo ausgerid
neten Alterthumsforſcher, wie Böttiger war, im Geſtiefelten Sa
ter dem Gelächter einer theilweiſe ungebildeten Menge —
Kleiſt's Käͤthchen mit ihrer hyperſentimentalen Naivetäͤt de
unverdientes Gluͤk gemacht, Brentano's Ponce be di
entwidelt zwar Dramatifches Leben, allein die Laune fprubelt dar
Doch zu ungezuͤgelt, und Die luſtigen Mufllanten leiden an demſelben
Deutſche Poeſie. Dramatifche Literatur. 801
Fehler; Arnim'e Gleichen aber find fo fonberbar, wie bie
übrigen Leitungen befjelben Dichters, und Fouque’s Nüter
Rüde Haben wohl einzelne gute Stellen (beſonders Sigurd), al
fein manche (3. B. bie Irmenfäule) find geradezu hyperroman⸗
tifher Ungeſchmack. Eichendorff hat vorzüglih im Gpelin
von Romano (1828) die Fräftige Hand walten Iaffen, die wir
in feinen epiſchen Dichtungen wahrnehmen, Manches aber iA
zu keck gefaßt, und bie wilde Zeit entfchuldigt kaum bie unges
bundene Dichterlicenz, welche es auch ummöglih madte, daß
fein Drama: „Meyerbeih’s Glüͤck und Ende(1828)*, womit er die
Muͤller'ſche Glique und Clauren's Brivolitätspoefle zu nichte
machen wollte, durchdrang. Auf die antike Richtung, die Jo⸗
ſeph von Collin's Regulus, Coriolan ꝛc. und Apel's As
tolier, Polyidos ꝛc. verfolgten, haben wir oben ſchon aufmerkſam
gemacht. Auch Seume hatte nicht den geregelten Begriff von
den Forderungen, die man an ein Drama zu ſtellen hat, und darum
iſt ſeit Miltiades (1808), der nicht einmal einem wirklich poe⸗
tiſchen Genie entſprang, unbedingt verfehlt zu nennen. Ebenſo
haben wir. von den Repraͤſentanten der Schichſſals⸗Tragödie
und ihren Nacht⸗ und Scauerlüden oben ſchon Ab⸗
fhied genommen; woir können daher zu den mehr felbfikänbigen
Tragifern fortgehen, um fo mehr, als au Körner’d rhetoriſche
Trauerſpiele fhon oben ihre Würdigung fanden. Nun Tann
man aber Des fchon erwähnten Eduard von Schent!) Be
Iifar Acht tragifhe Momente nicht abſprechen und muß ihm zus
geſtehen, daß er da6 Problem, ein Etüd ohne Liebesverhaͤltniß
zu liefern, gut genug gelöft hat, und daß auch feine Krone von
Eypern unbezweifelt viel dramatiſches Leben enthält, obwohl auf
der andern Seite wieder Breite ihrem Eindrude Eintrag thut. Imm er⸗
mann hat vielerlei hierher Gehoͤriges gefchrieben, allein feine Tra⸗
gödte Cardenio und Eelinde, fowie fein Merlin, find doch mehr freie
Phantaſieen, und feine viel geruͤhmte dramatiſirte Hiſtorie, Ein Trauer»
fptet in Tyrol, leidet auch an jener Regellofigkeit, jener unbeſtimmten
Nacheiferung Shakſpere's und Gothe's und jenem ewigen Schwanken
zwiſchen den romantifchden und fatirifchen Elementen, als daß
ed auf der Bühne wirkfam fein könnte. Ebenfo hat Zedlitz ale
Tragifer bei weitem keinen fo glüdlihen Wurf sehen, ale mit
Größe, Handbuch d. eiterãrgelchichte. III.
802 Deutſche Poeſie. Dramatifche Literatur.
feinen Tobtenfränzen ‚und weber Kerler und Krone, noch Hert undEclave
konnte eine dauernde Stelle auf den Repertoirs erringen, Viel bedenu⸗
tender iſt dagegen Michael Beer's 2) aus Berlin r800— 33) tif
(ſ. Soche W. XLV. p. 337.341) durchdachter Parla, und auch
fein Struenfee, obwohl auf der Bühne kaum fo wirkfam als
Laube's ähnliche Arbeit, übertrifft diefe doch fowohl an fdarfe
Gharakterifit, als fböner Sprache und eigentlicher @eblegenket
die fi aber nicht befchreiben, fondern nur empfinden läßt.
Peter Friedrich von Uechtrit aus Goͤrlig (1800) erngie
mit feinem Drama Alekander und Dartus große Erwartung, der feine
fpäteren Stüde leider nicht entſprachen, obwohl fie in Spradı
und Versbau theilweiſe gelungen waren. Zu bedauern iR abe
das großartige Talent Chrifian Friedrich Grabbe 3?)
aus Detmold (180 1— 36), der vielleicht ein Deutfcher Shakfpere hätt
werben können, hätte nicht die Zerrifienheit eines- Byron, 1er
tenzirt durch eynifche Geſunkenheit, die gewaltige Benlalität feat
Geiſtes untergraben und fo jene coloffalen, aber in ver Eprait
rohen und unausgebildeten Producte, wieder Herzog von Gothlan,
Hannibal, Markus, hervorgebracht, welche an riefenhafer Eonceptien
freitich noch durch feine Hohenſtaufen und feinem bizarıen Don
Juan und Fauſt überboten werden. Wir wenden uns nun pu
dem viel bewunberten Grafen Joachim Eduard. von Muͤnd⸗
Bellinghaufen oder (pseud.) Friedrich Halm (u Kie
fou geb. 1806), veſſen Grifeldis (1885), worin er ex
meiſterhafte Schilderung "der Mies hingebenden weiblicer
Liebe entwirft, befanntlih die Reihe über alle Bühnm g
macht hat und vorzüglich durch ihre wahrhaft treffliche Sprad
allgemeinen Beifall gewann, den feines feiner übrigen Grid
mit Ausnahme feine® Sohnes der Wildniß (1843), wieder erlang®
konnte, worin er mit vielem Geſchick die fentimentalen Sympathien de
- Damen für ſich zu intereſſiren wußte. Sein Sampiero (1844), welt
bie männlide Kraft und den Patrlotismus in feiner ſtarrſten Ent
widelung ſchildert, hat natürlich durch biefen plöglichen Gontral
eben fo viele Anfechtung, als feine früheren Stüde Bewunda
ung erfahren; doch darf feinem Verfaſſer durchaus das Berbint
nicht geſchmaͤlert werben, durch feine blendende Griſeldis in «ne
an wahren dramatiſchen Schoͤpfungen armen Zeit zuerſt wir“
Deutfche Poeſie. Dramatifche Literatur. 803
Sinn für die Bühne erwedt zu haben Run muß ich zwei
ſehr fruchtbare Theaterdichter erwähnen, von denen der eine we⸗
nigftens fi vorzugsweiſe der tragifhen Seite widmete. Es If
dieß Joſeph von Auffenberg‘) aus Freiburg im Breisgan
(geb. 1798), ein mit vieler Anlage zum dramatifchen Dichter
begabter Schriftſteller, den beſonders eine hochpoetiſche, wenn
auch nicht immer gebildete Sprade, Geſchick, effectvolle 7
tionen herbeizufuͤhren, und Talent für die Auffaſſung hiſtorifch⸗
tragtfcher Charactere auszeichnen, dem aber auf der andern Seite
die Belle und das Leben fehlt, weil er zuviel fchrieb und darum feine
Charactere nit gut hält, Am Befen find fein Löwe von Kurbifen
und fein Nordlicht von Kafan, in weldem lebteren der Coſal
Pugatſchew weit befier gezeichnet iR, als In dem gleihhamigen
Stüde Gutzlow's. Ernf Benjamin Salomon Raus
pach“) aus Straupig in Schleſten (geb. 1784) übertrifft ihn
beinahe an Früchtbarkeit und Bielfeltigkeit, denn er hat befannts
lich nicht blos dad Trauerfpiel, fonden auch das hiſtoriſche
Schaufptel und das Lufifpiel fehr fleißig bedacht. Im erfteren
Genre haben Iſidor und Olga mit ihrem Schlußfnalleffecte,
fowte die Toter der Luft, noch am Meiſten Gluͤck gemadt;
im zweiten, dem biflorifchen, Liegt fein dramatiſcher Cyclus, die
Hohenfaufen, vor und, allein bier find auch nur einzelne
Partien gelungen, und während durchweg Tiefe der Auffaflung
und Durchdringung der Gharactere fehlt, biendet der Dichter
durdy Theatewomp und ſchoͤne Flookeln. Am Meiſten haben
aus dem ganzen Rahmen Friedrich und fen Sohn (Th. II.
von Kaifer Friedrich if.) und König Enzio Erfolg gehabt, allein.
das wahrhaft weibliche Gewinfel und bie Jammertöne, welde
manche Darßeller diefer Rolle im fünften Akte, che fie in das
Grab hinabfahren, ertönm laſſen, machen die Scene
nicht blos peinlich und maͤſthetiſch, ſondern wahrhaft efelhaft,
In demfelben Genre verfuchte ib auh Gotthilf Auguf Frei⸗
herr von Maltip 1794— 1837), defien Alter Student zur
Zeit der Polenſpmpathieen großen Erfolg hatte, im Hans Kohl
haas; allein es iR auch zuviel Phrafenprunt darin, und eben
diefe Tiraden von Menſchenrechten, Gleichheit zc. beſtechen wohl
für den Augenblid, halten aber nit wieder. Der weffliche Ly⸗
51
804 Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur.
riker Sullus Mofen bat uns eine ziemliche Anzahl von ſdeall⸗
firten geſchichtlichen Stüden geliefert, ſo Heinrich den Finkler (1836),
Cola Rienzi, Johann von Oeſtreich, Bernhard von Weimar x,
allein eigentliches dramatiſches Leben fehlt ihnen, die lyriſchen
Steffen Mind wohl gelungen, bie Veyſe melodios, auch die Haupt
charaktere gewöhnlich gut aufgefaßt, aber der Befammteinbrud
laßt Falt, weil nit auf alle Partien gleicher Fleiß verwanll,
Manches zu zerfloffen und ſelbſt unaͤſthetiſch IR (indem z. B. Bernhard
von Weimar einen ganzen At hindurch flirbt) und überhaupt feld
die Erwartung zu hoch gefpannt war. Hermann Ray
graffs Täubden von Amſterdam (bie befannte Duͤveke) Mi
nicht das verdiente Gluͤck gemacht, wie auch des waderen Fe
dacteurd des Grenzboten, I. Kuranda's, Weiße Roſe. Ir
hann Baptiſt von Zahlhas aus Wien (geb. 1780) Wil
ſich durh fein Stublum Calderon's und Shakſperes vid m
fehr zum Hafen nad Theatereffecten verführen lafen, wi
fein Karl von Bourbon und fein Thaffilo, wo wahre Wepelekn
auf die Bühne kommen, bezeugen, Dagegen IR Wilhelm vor
Rormann’s (1802—1837) Deutfcher Bauernirieg (1827)
einer ganz anderen Anerkennung werth, als er fie biöhe m
fahren hat, und aud Eduard Duller hat in feinem Weihe
Pilgram (1829), obgleich der Grundgedanke an Goelhe's auf
erinnert, eine ergreifende Compoſition geliefert, welche das al
gemeinere Belanntwerden wohl verdiente. J. F. Bapedt!
(+ 1847) Lichtenfleiner und Grabeöbraut, deren Stoffe nit!
einmal Originale find, ſondern zwei bekannten Novellen entlch!
wurden, find Bei vielem Mängeln, unter denen fehlerhafte Ar
foffung der Zeit nicht der Fleinfle if, durch einzelne
Stellen auf der Bühne nit unwirkſam geblieben, Ueber Gut‘
kow's Richard Savage, Werner, Patkul, Pugatſchew laͤßt Rd
im Ganzen daſſelbe ſagen, was wir oben ſchon über feine gan
dramatifhe Wirkſamkeit bemerkten, naͤmlich daß aus ine
überal viel Geſchick zu effeewollen Gituatkonen, wber aud de
Bemuͤhung, folde hervorzubringen, hetvorleuchtet, ehpentlidet
probuctives Talent -aber ihrem Verfaſſer fehle, was feihR ſen
Uriel Acoſta darthut, der weder' jenes übertriebene Lob var Clan
noch ben berabwürbigenden Tadel ber Begner verdient; AH AA
Deutſche Poefie. Dramatifche Jiteratur. 805
aber zollen wir dem Dichter Dank, in der jebt an guten Städen
fo armen Zeit etwas geleiftet zu haben, was, wenn ed auch zur Zeit
Soethes und Schillers wahrſcheinlich ziemlich fpurlos vorübers
gegangen wäre, jebt doch anıegend zu wirken vorzüglih im
Stande if, Laube’6 Leiſtungen haben wir bereit oben bes _
ſprochen, doch iR hierbei zu bemerfen, daß er im Ganzen im
Lufifpiel mehr Süd gemacht hat, als im Trauerfpiel. Prup hat
ebenfalls mehrere gebiegene Stüde, als Karl von Bourbon, Mos
rig von Sachſen, Grih XIV., geliefert, leider bat aber fen
allzu ſtarkes Hervorheben der politifchen Tendenz dem gebeihs
lichen Erfolge derſelben weſentlichen Eintrag getan. Der ges
nialſte Tragifer iR jetzt unſtreiiig Friedrich Hebbel, denn
obgleich feine Maria Magdalena fogar einen etwas unaͤſthetiſchen
Stoff bietet, fo hat er doc überall in Sprache und Inhalt dad Gente
entwidelt, welches ihm in hohem Brabeinwohnt, und dabei eine natürs
liche Kraft und Gediegenheit der Charactere und Elare Gliederung der
Handlung geboten, die ihres Gleichen fuhr‘). Auch feine Judith, feine .
Genoveva und fein Diamant find ganz eigenthümlich, was man auch
dem Tod Danton’s des talenwollen Georg Büͤchner aus Goldelau
bei Darmfadt (1813 — 37) nahrühmen kann. Im eigentlichen Schau⸗
fpiel hat rau Johanna Franul von WVeiffenthurn’) geb.
Grünberg aus Koblenz (1773—1847) eine große Maſſe rheto⸗
rifcher und fentenztöfer Stüde geliefert, unter denen eigentlich nur Jos
bann, Herzog von Gothland, fi über das Niveau bes Mittelmaͤßigen
erhebt, während alle andern in die Gategorie der gewöhnlichen
ephemeren Rührflüde gehören. Eine andere fruchtbare Dichterin und,
wie Die Ieptgenannte, ſelbſt Schauſpielerin IR Charlotte Birch,
geb. Pfeiffer (daher Bird Pfeiffer)‘, aus Stuttgart (geb.
1800), vie nit ohne Geſchick theils fremde NRomanfoffe zuzu⸗
ſtutzen, theild andere zu componisen verſteht und, obgleich manche
ihrer Leitungen -foR trivial genannt werden mögen, doch auch
einiges Beffere geliefert hat, fo die Guͤnſtlinge, Thomas Thyrnau, bie
Marquiſe von Villstte, vorzüglich aber Rubens in Mabrid. Au Io»
bann Ludwig Franz Deinhardſtein's“) aus Wien (geb,
1792) Hans Sachs verdient; trotz der gänzlich verzeichneten
Bigur des Coban Heffe, unfere volle Anerfennung , da er in biefem
Städe, ſowie auh in Barrid in Briſtol, Salvator Rofa ic.,
800 Deutfche Poefie. Dramatiſche Literatur.
feinen Zwei, ein Kuͤmſtlerdrama zu liefern, welt gefdldter
erfült, als Fried rich Kind, der In feinem Landieben Ban
Dyck's eben nur ein idylliſches Gemälde zu bieten vermodte
Endlich hat in neuefler Zeit G. Freytag mit ſeiner Balentine
(Fragm. in der Nov. Jeit. 1847 nr. 165.) verdientes Aufichen ge
macht, obgleich fein offenbar großes Talent einen hoͤchſt mi:
deutigen, ih möchte fanen bedenklichen Stoff wählte. Unter da
Luſtſpieldichtern find als fehr fruchtbar zu nennen: Georg
Reinbed!!) aus Berlin (geb. 1768), defien Doppelmette und
Schuldbrief feine beſten Stüde find, Friedrich Ludwig
Schmidt!) aus Magdeburg‘ (1772 — 1841), der mürke
Racfolger Schröder's In Hamburg, deſſen Leichtſinniger Lüge
befanntlih Preiaftäd ward, und Auguſt Friedrich von
Steigentef&") aus Regensburg (1774—-1827, nad Ir
dern + 1826), deſſen Briefwechſel aͤcht komiſche Gituationm
enthält. Auh Kari Wilhelm Saltce Gonteffa”) as
Hirfäberg in Schleſien (1777—1825), der. beliebte Rovdil,
hat mehrere artige Kleinigkeiten geliefert, unter denen man: 34 Hin
mein Bruder, fowfe: Ich bin meine Schweſter, hervor
Ebenſo bat Ignaz Friedrich Caſtelli aus Wim Gt.
1781) eine Menge leiter, aber lebendiger und ammuthlgt
Luftfpiele geſchrieben, die zwar fein hohes Talent, aber Wi
natürlihes Gefhid verrathen. Julius von Bob au
Brandenburg an der Havel (1768 — 1832) beſaß viel fr
mifhen Fond, aber leider hat er manches Zwelbentige, I
effectiv unaufführbar if, geliefert, und ich erinnere hier nur A
feine befannte Schilderung des traurigen Zournatißen md bi
teratenlebens: Kuͤnſtlers Erdenwallen, um ibm vor unverdieif
Bergeffenheit zu bewahren. Karl Gottfried Theode!
Winkler, der ald Theodor Hell und Brünber der Pre®
dener Abendzeitung bekannter iR, aus Waldenburg (geb. 1775
hätte etwas felften Eönnen, wenn er es nicht für bequemer ge
halten hätte, die Producte unferer überrheinifchen Nachbarn burd
Veberfegungen bei uns einzuführen. Benzel. Sternau’s Sprüf
wörterfpiele des Hoftheaters won Baratarla, die nur den Nam
von Harsdörffer feligen Andenkens haben, eignen fi troß bel
beißenden Witzes und ihrer Acht fatirifhen Laune nicht W®
Aufführen. Daß Karl Auguf Lebrun -aug Halbe!
Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 807
(geb. 1790) Talent fuͤr die Komil hat, wird Niemand be⸗
zweifeln, der feine Nummer 777 geſehen hat, die obgleich nicht
fo originell wie feine Humoriſtiſchen Studien und feine Driflinge,
doch in der Gefammtanfiht höher als dieſe fh. Kart
Salt!) aus Breslau (1780—1833) iſt trotz feines aus⸗
gezeichneten LuRfpiels: Eigene Wahl, beinahe ſchon vergeflen,
was um fo befremdender if, als daſſelbe wirfli verdient, ein
bleibendes Repertoirftuͤk zu fein, wenn aud feine beitere
Theaterſucht wegen ihrer Seitenhiebe auf Werner, Kopebue und
die Gallomanie jept theilwelfe veraltet fheint. Johann Nepo⸗
muf Adolf von Schaden aus Oberdorf in Balern (geb.
1791), mtwidelt ebenfalls, wie J. von Voß, viel angeborenes ko⸗
mifches Talent, If aber wo möglih noch anzüglidher als dieſer
und hat daher den meifien feiner Luſtſpiele ſelbſt den Weg vers
baut. Der berühmte Schauſpieler Pius Nlerander Wolff
aus Augsburg (1784—1828) hat mit feiner Preclofa viel
Gluͤck gemadt, das. jedoch wohl nicht blos der lieblichen Com⸗
poſition Weber's zuzufreiben if, denn der alte Schloßhaupts
mann mit feinem lakoniſchen: „Ihr koͤnnt's immer noch ein
Mal hören“ iſt eine fehr gut erfundene Figur, Albin Johann
Baptif von Meddlhammer (1777—1838), bekannter
unter den RNamen Albini und Ellrich, hat Mehreres gefchrieben,
was immer gern gefehen werden wird; ich zeihne nur: Kunſt
und Ratur, ſowie feine gefährlihe Tante aus, und darum flellt
man ihn im Genre der dramatifhen Kleinigkeiten nod über
Karl Ludwig Blum’) aus Berlin (1786—1844), unter
deſſen zahlreichen Stüden am befannteflen Capriccioſa und Gold⸗
ſchmieds Töchterlein find, weldes letztere freilih etwas zu fen=
timental if. - Der durch feine Kaffee⸗Apologie, ale Gegenhebel
des politiſchen Liedes, bekannte Kranz von Elzhols aus
Berlin (1791) bat im ber von "Goethe (W. Bd. XLV. ©.
345,) mit vielem verdienten Lobe in- das Publifum eingeführten
Hofvame eine lobenswerthe Apologle der Ehe duch Liebe in
einer ſehr fein angelegten Intrigue zu geben unternommen, und -
auch in „Kamm her“ und „Geh' hin” zwei niedliche Kleinig⸗
feiten geboten. Als die Schoͤpferin des höheren Geſellſchafts⸗
Luſtſpiels Tann man unbedingt die Herzogin Amalie Frie⸗
J
808 Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur.
derike Auguſte von Sadfen") aus Dresven (geb. 1794)
betrachten, deren Lüge und Wahrheit, Yürftenbrant, Landwirih,
Vetter Heinrid, Oheim sc. ausgezeichnet find, obgteich der Grfols
dieſer Stüde -theilwelfe mit von dem gerunveten Zufammenfpkel
der Darfieller abhängt, und in ihnen die Abſficht, die Nichtigkei
jeglicher eraltixten Paſſion zu ſchildern, faſt zu deutlich bervon
leuchtet. In der Poſſe (7. B. im Mörder) if} fie weniger glüdiis,
allein in einer parteilofen Eritit auf ihre Fehler aufmerkſam gematt,
Fönnte fie für dad Drama eine Fr. Bremer werden. Johann Bil:
helm Lembert ift nicht ohne Talent, aber durchaus nie Or
ginal; Raupach mit feinen Schleihhändtern, feinem Zeitgeiſt x. M
jet beinahe ſchon ind alte Regiſter gekommen, denn fein ſchadenfroher
Till, ein Mephiſto⸗Eulenfpiegel in nuce, und fein alberner Schelle (au
Holberg) find von ihm zu oft benudt worden. Karl Töpfer”) au
Bertin (geb. 1.791), beſſen Bearbeitung des gamin de: Paris
dem deuiſchen Baflenjungen das Genie des Franzofen nicht che
hauchen Fonnte, bat im Freien nad Vorſchrift ein Stuͤd ge
liefert, das man „um ein billiges Honorar” immer recht germ
einmal wieder fieht; feine übrigen Stüde aber,. 3. B. da
Tagsbefehl, Karl XII. auf der Heimfehr ꝛc., find ale zu für
auf Effecthaſcherei bafirt. Inter ben neueften Laftfpielbiäten
hat Eduard Bauernfeld aus Wim (geb. 1802) nid
blos einige geſchickt compontrte Converſationsſtücke (die Velennt⸗
niſſe, Burgerlich und Romantiſch) geliefert, ſondem aud Im
Deuiſchen Krieger und Großjaͤhrig das politiſche Tendenzekuſ⸗
ſpiel verfucht, allein fein Wiener Liberalismus iR umfern jungen
‚Shwärmern zu zahm, und darum haben dieſe Stüde auper⸗
hatb Deftreih nur wenig Gnade gefunden. Deinbarbfein’
Rothe Schleife und Zwei Tage aus dem Leben eines Büren
“find ebenfalls bei uns ziemlich ſpurlos vorübergegangen, m)
Philipp Eduard Devrient’s') aus Berlin (geb. 1801)
Berirrungen, worin er tie Emancipationswuth der Frauen zus
Stoffe nimmt, paſſen aus Mangel an innerem Leben, der anf
feiner fleißig durchgearbeiteten Treuen Liebe hemmend entgegengetrei@
iR, beffer zum Leſen. Da wir uns über Gutzkows und Far’
be’6 Luſtpiele, die ebenfalls nur höhere Gonverfütinsrädt
find und daher ihren Erfolg theilweiſe mit won einem bu’
Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 809
gängig feinen Geſammiſpiel zu erwarten haben, ſchon oben ausſprachen,
fo wirdhiernoh LudwigFeld mann mit feinem Portrait der Gelieb⸗
ten, feinem Sohn auf Reiſen und feiner Schönen Athenienſerin ehren»
vol genannt werden müflen. Indeſſen mößhte unter Allen das
meifte natürliche Talent fürs Luffptel Roderich Benedir'
zugetheilt werben, deſſen Preis-Lufifpiel, Doctor Wesope, worin
er die partie honteuse bed Literatenthume durchzieht, fowie fein
Etedbrief, fein Better und fein Alter Magifter, zwar feiner
find als fein Bemoofled Haupt, kaum aber fo Mar wie dieſes
darıhun, wie ihr am Beften mit Brepnern zu vergleichender Bers
fafier bet einiger Feile leicht einer unferer erfien Luſtſpieldichter werben
könnte. Was nun die Bofle anlangt, fo fireift Vieles In den
eben angeführten Stüden einzelner Luftfpieldichter fehr nahe an
das Gebiet derfelben, allein in neueher Zeit haben Johann
von Ploͤtz's Choleramanen und fein Verwunſchener Prinz ſehr
viel Did gemacht, weil er in denſelben, ohne zu rohen Mit⸗
ten zu greifen, blos durch die höͤchſt geſchickte Benutzung ko⸗
miſcher Momente die vollſtaͤndigſte Wirkung hervorbrachte.
Uebrigens ſchlagen die Wiener” Liederſpiele größtentheild auch in
dieſes Genre ein, ſo Andreas Adolf Baͤuerle'e aus Wim
(geb. 1784) Staberl und Falſche Prima Donna, in wel⸗
chem letzteren Stüde er bekanntlich die Triumphe der Catalani
perſiflirte Mathias Stegmeyer (f 1820), deſſen (nah Moflere’6
Monsieur de Pourceaugnac gearbeiteter) Rechus Pumpernickel
(1811) freilich Fein Original iſt, aber doch ſich recht gut mit ans»
ſehen läßt, Johann Neſtroy aus Wien (geb. 1801) mit
feinen Faſtnachtspoſſen: Zu ebener Erde und im erſten Stod, Tas
lisman, Eulenfpiegel, Einen Sue will er fi machen, Lumpaci
Bagabundus (feinem beſten Stüde, nach Weisflog’s Erzählung:
Das große 2008) x, Friedrich Kaifer, deſſen beide Stüde:
Sie iſt verheirathet und Doctor und Friſeur wenigftens jener
groben Zoten ermangeln, an denen befonvers fein Borgänger fo
reich if, wiewohl auch bei ihm die Locakouplets und Wort⸗
wigedie Hauptſache find, und Räder (er fchreibt unter dem Namen
V. W. Emden, d.h. Bon wen denn?) mit feinem Weltumfegler
und Artefifher Brunnen, die freitich mehr durch Statißenfpeftafel,
Tanz und milltairiſche Evolutionen, Puloerdampf und ' Pferde
810 Deutfche Poefie. Dramatifche Literatur.
zu Gaffenffüden geworden find, als durd Innern Gehalt, wis
wohl einige glüdlihe Ideen ihnen nicht - abgeſprochen werden
fönnen. Das eigentliche deutſche Vaudeville fhuf Karl Eduard
von Holtei”) aus Bredlau (geb. 1797) in feinem Alten
Feldherrn und feinen Wienern in Berlin, wie denn auch feine
Lenore das einzige Act deutſche Nationalfaufpiel IR, welches
wir baden; allein in dem ernflfomifhen Genre, wie z. B.
in Lorbeerbaum und Bettelfiab, berührt er unangenehm. Aus
Louis Angely?!) aus Berlin (1786— 1835) hätte ald deutſche
Vaudevilliſt etwas leiſten können, hätte er nur nicht feine Kräfte
an Localifirung franzöflfcher Gehaltloſigkeiten verſchwendet, ben
feine Sieben Mädchen in Uniform, feine Schneidermanſells, fein
Ehepaar aus ber alten Zeit, forte felhR fein Feſt der Handwerk,
find gar nicht übel 'und fein LIR und Phlegma Hat fogar hoͤhem
Werth. Endlih mag noch der hoͤchſt eigenthümliche Ferdinand
Raimund?) aus Win (geb. 1790, erſchoß fi 1836 aus
Berzweiflung, weil er fih von einem tollen Hunde gebifm
glaubte) hier genannt werden, deſſen Zauberſpiele, unter den
man den Verſchwender, den Alpenfönig und Menfchenfeind, fon
den Bauer ald Milltonair, für die beſten hält, eine fonberbatt
Miſchung von heiterem Scherz und -tiefem Ernſt, Sealem
und Renlem, Geifterreid und irdiſchem Treiben bieten, dab
aber hoͤchſt poetiſche Stellen enthalten und vorzüglich durch Ihre
Ärenge Moral einnehmen, fo daß fie immer als Mufer Im
Genre des Zauberfpield gelten werden. Das fatirifge Drama
blühte befonder zu Anfange dieſes Abſchnitto, wo Mahl
mann feine Huffiten vor Raumburg und feinen Triumphiten⸗
den Viertelömeifter gegen Kotzebue's Rährflüde, Joh ann Lud⸗
wig Caoper aus Berlin (geb. 1796), der berühmte Anl
feine Karfunfelweihe (1827) gegen die PfeubosRomantit, An:
ton Richter aus Langendorf bei Weißenfels (17971821)
den für einen Autodidacten (er war Buchdrucker) fehr gelungen
Eumenides Düfter gegen die Muͤller'ſchen Jeremiaden (1819)
losließ, was ihm beffer gelang, ala 8, H. Chr. Beyer au
Eisleben (1780 — 1821) mit feinem. Bethlehemillſchen Kinder⸗
. mord (1825) und der Neuem Delilah (1823), umd endlich
Platen feine: an poetifhen Wernh hoch über allem Genannim
Deutfche Poefie. Dramatifche titeratur_ 811
ſtehende Berhängnißvolle Gabel nah Müller, Kotzebue ıc. fließ,
fowie feinen teiver zu fehr übertriebenen romantifhen Debipus
gegen Glauren, Immermann, Kind, Raupach, Bouquezc. toben ließ”).
1) Schaufpiele. Stuttg. 1829—35. III. 8.
2) Sämmtl. Werke, her. v. Ed. v. Schenk. Epzg. 1835. 8. Dazu: M.
3. Briefmwechfel, ber. v. Ed. v. Schenk. ebd. 1837. 8.
3) Dramatifche Didptungen. Nebſt e. Abhandl. üb. d. Shakefpeare:Md:
nie. Frkft. 1827. II. 8. Die Hohenftaufen. ebd. 1829-30. II. 8. Don
Sum u. Fauſt. Frkft. 1829. 8. Hannibal Düffelderf. 1835. 12. Die Ders
mannsſchlacht, Drama. — Grabbe’s Leben v. Ed. Duller. Düffeld. 1838. 8.
Nachtr. & f. Werl. b. Arth. Müller. Moderne Reliquien. Berl. 1845 Bd.
J. cf. E. Willkomm, Ueb. Grabbe, in f. Jahrb. — Drama. £pzg. 1837.
3b. I. Immermann, Tafchenb. dram. Drigin. Lpzg. 1838. p. 1 2q.
4) Sämmtl. Werke. Siegen u. Wieöbaben. 184345. XXI. 12.
5) Dramat. Werte Eomifcher Gattung. Hamb. 1829—36, IV. 8. Dra⸗
matifche Werke ernfler Gattung. ebd. 1830-43. XVI. 8. f. Ent in db.
Wien. Jahrb. Bd. 80. p. 129. 82. p. 124. 85. p. 100. Roͤtſcher in ben
Berlin. Jahrb. 1838. nr. 81 sq. ._
6) S. Subig-Monatsihr. f. Theater. 1846. nr. 2. 8. ©. in d. Grenz:
boten 1845. nr. 25. p. 501 * Kel. Bamberg, Ueb. d. Einfluß d. Weltzu:
Rinde auf die Richtungen der Kunft und über die Werke Fr. H. Hamburg.
7) Schaͤuſpiele. Wien. 1810-36. XIV. 8.
8) Werke, Lpzg. 1847 sq. 8.
9) Hans Sachs. Wien. 1829. 8. Theater. ebd. 1827. I. 8. Künftlers
Dramen. Epzg. 1845. II. 8.
10) Saͤmmtliche bramatifche Werke. Nebft Beitr. 3. Theorie d. deutſch.
Schaufpieldichtung u. z. Kenntniß d. gegenwärtigen Standpunkts der deuts
ſchen Bühne. Goblenz 1817—22. VI. 8.
11) Schaufpiele. Lpzg. 1804. 8. Neue Hamburger Bühne. Hamb. 1824.
8. Reue Schaufpiele. Hamb. 1807—11. II. 8.
12) Gefammelte Schriften. Darmft. 1829. V. 8. Luftfpiele. Epzg. 1813.
IM. 8. II. %. Darmft. 1823. 11.8.
13) Sämmtliche Schriften her. v. G. dv. Houmald. Epzg. 1826. IX. 16.
14) Luftfpicle. Brest. 1817. 1823. 8. f. Laube, Moderne Char. Bd. I.
15) Theater, Berl. 183944. IV. 8. .
16) DriginaleßBeiträge zur bdeutfchen Scaubühne. Dresden 1836 ag.
I-VvıI
eufifpiele, Berl. 1830-35. 11. 12, II. A. ebd. 183943. Bd. 1.
17)
18) Dramatifche und dramaturgifche Schriften. Epag. 1846. IV. 8.
19) Sefammelte bramatifche Werke. Lpzg. 1846. I—IN. 8.
20) Theater. Breslau. 1845. 4. f. befien Wierzig Jahre. Berl. 1843—
44. IV. 8. Abendgeitung 1847. nr. 47 8q.
21) Baubevilles u. Euftfpiele, Theile Originale, theils WUeberfegungen und
Bearbeitungen. Zunaͤchſt für d. Koͤnigsſtaͤdter Theater zu Berlin. Werl. 1828
Pride) II. 8. II. A. e6d, 1842.1V. 8. Neueſtes Lomifches Theater. Hamburg
1836—41. II. 8.
22) Sämmtlihe Werke her. v. 3. N. Vogl, Wien. 1837. IV. 8.
812 Deutſche Poefie. Roman und Novelle.
23) Im Allg. f. Biedenfelb, das beutfche Theater, in Bran's Minerva
1847. April. p. 53 sq. Ergänz. BI. z. Converſ. Lex. 1847. Bd. II. ur. 57.
$. 717.
Bir fchlleßen biefe Skizze der Geſchichte ber deniſchen Poeſte
jest mit dem Roman und der Novelle Juerſt beginnen
wir mit dem biforifhen Roman, den befonders die Walter
Scottomanie bei uns einbürgerte, und Indem wir nur auf bie
bebeutendfien Erſcheinungen auf dem Gebiete defjelben hinmeilen,
lafien wir mandes Andere, was darum nicht etwa als ſchlecht
angenommen werben fol, unerwaͤhnt. Obenan fleht Karl
Spindler!) aus Breslau (geb. 1797) ſchon der Zahl fen
Werke wegen, bie an Werth einander ſehr ungleich find. Er iR aber
neuerlih (im Vogelhaͤndler von Im, Fridolin Schwertberger)
mehr auf dad Genre des localen Familiengemaͤldes gefommen,
obgleich der erſte Band felnes Baftard (1826), womit er ſeinen
Aufe den Weg bahnte, ein Meiſterſtuͤck iſt und wohl nos
über feinen Juden, dem Andere allerdings den Preis ertheilen wollen, zu
feßen fein wuͤrde. Seine übrigen größeren Werke, die Konne
von Gnadenzell, der König von Zion, der SInvalide, habe
eimzeine fehr gelungene Stellen, erreichen aber die genannt
nit. Gewiſſermaßen fann Ludwig Stord aus Ruhla im
Meiningſchen (geb. 1802) neben ihm genannt werben, bem
fein Sreifneht (1830) zeugt im erfin Theile von großem 3%
Int, das in diefem Grabe keiner feiner andern Romane (weit
die Beguine, noch Kunz von Kauffungen, noch der Jalobeſtem)
aufzuwelfen hat. Daß au er, wie Spindler, ven Knoten dort ſo
verwictelt Bat, daß er ihn mit der Art gerhauen mußte, iſt befla
nendwerth, mindert aber das Verdienſtliche feiner Arbeit nicht. Mit Rech
verdienen fein Landsmann Ludwig Bechſtein, der aber in fein
Fahrten eines Mufifanten (1837) und feiner Glarinette (1840)
großes Talent zum Social⸗Roman zeigte, im Tolen Jahı
(1838) und im Grumbach (1839), und Georg Ghrl
ſtian Wilhelm Aomus Döring aus Cafſel (1789-
1833) in feinem Roland von Bremen, feinem Hirtenkrieg md
feinem Somuenberg, vorzüglih Erſterer, alles Lob, welches
Friſche der Darfiellung und Naiuͤrliqleit der Compoſifion
DJ
Deutfche Poeſie. Roman und Novelle. 813
irgend beanſpruchen können. Leider ſcheint Karl Franz van der
Belde?) aus Breslau 1779— 1825) fpäterermattet zu fein, fonft
würden auch feine fpäteren Arbeiten die Erwartungen, welche feine Lich»
tenfleiner, ſein Mattefer, feine Patricier, feine Wiedertaͤufer, fein Arwed
Gyllenſtierna, feine Chriſtine und ihr Hof erregt hatten, noch beffer
befrtebigt haben. Roch fruchtbarer war Auguſt von Trom—
118?) (eigentlich Karl Auguf Friedrich von Witzleben)
and Tromlitz bei Weimar (1773 — 1839), der mit einem bes
fonderen rhetorifden Darflellungstalent geſchickte Portraitirung
hervortretender Perfönlichkeiten (die Pappenheimer, Franz von
Sieingen, Sforza) verband, aber die Schilderungen gebrochener
Herzen und überhaupt unglüdlicher Bamitienereignifie etwas zu
fehr geliebt zu haben fein. Auch Philipp Wilhelm
Georg Auguft Blumenhagen*) aus Hannover (1781—
1839) iſt nicht mehr, deſſen biftorifche Novellen durch Lebendig⸗
feit und effectvolle Kraft der Darfiellung ung fo anzogen und durch Ihre
tiefe Gemuͤthlichkeit wahrhaft zu rühren wußten. Bon dem finnigen
Wilhelm Hauff if nur fein Lichtenſtein als Denkmal übrig,
welches uns fagt, wieviel die deutfche Literatur an biefem Dich⸗
ter voll Feuer und Leben verloren hat. Auguſt von Opeln⸗
Bronikowskys) aus Dresden (1783— 1834) hat in edlem
Batriotismus feine Kräfte nur feinem Baterlande gewidmet und
uns fo einen Cyclus polniſcher Novellen gellefert, die mit
Treue und Wahrheit die großen Gharactere feiner Nation
ſchildern und in denen befonderd der immer der Zeit, wo fie
ſpielen, höchſt angemefiene Ton zu loben IR; fein befler Roman .
IR Hippolyt Boratynsfi, Biel hat au Karoline Pidler‘)
geb. Greiner aus Wim (1769—1844) gefchrieben, denn fie
hat eine Anzahl Rovellen (der ſchwarze Fritz iſt die befte) die hin und
wieder jedoch nicht über dad Niveau des Gewoͤhnlichen hinausreichen,
und mehrere größere Rationalromane, die fogar theilweife die Drei⸗
Baͤndezahl, dad gewoͤhnliche Maß des Hiftorifhen Romans, uͤberſchrei⸗
ten, geliefert. Zwar iſt gegen die geſchichtliche Treue nicht verftoßen,
auch für eine Frau ein ziemlich wuͤrdevoll ruhiges, Fräftiges und
energiſches Darftelungstalent vorhanden, aber die Charafterifif
{R matt, und darum ftehen fie alle weit hinter ihrem Agathofles
zurüd, einem Bude, worin fie nicht blos die Schwierigkeiten
814 Deutfche Poeſie. Roman und Movellke.
des antifen Romans überwunden, fondern auch, abgeſehen von
etwas zu moderner Sentimentalitaͤt und phrafenreiher Keflerion, ein
burch und durch poetiſches Gebilde geliefert hat, dem nur die männlide
Kraft mangelt, um claffifh genannt zu werden. Einen wahr
haft großen Ruf erlangte mit Recht Philipp Joſeph von
Rehfues aus Tübingen (1779 — 1842), früher nur durd
mehrere treffliche Reiſeſchilderungen befannt, beſonders durch feinen
Eciplo Eicala, ein in jeder Beziehung vollendetes Kunftwal,
das von vielen Kritifern fogar über Walter Scott's befle Ar
beiten geftellt wird. Seine Neue Medea und fein Caſtel Boys,
obwohl ebenfalls gelungen, ſtehen jedoch jener Mufterarbeit nad,
Da wir einmal von dem großen Unbekannten ſprechen, fo wir
ed angemefien fein, bier Georg Wilhelm Heinric H%
ring aus Breslau (1798) folgen zu laffen, der unter dem
Namen Willibald Alerts fchreibt und dem leſenden Publi⸗
kum vorzugswelfe ald aͤcht patriotifcher Breugifcher Rationalromantikr
befannt if, da in feinem Cabanis (1832), feinem trefflichen
Roland von Berlin (1840), feinem Falſchen Waldemar (1842),
feinem Hans Jürgen (1846) oder Den Hofen des Herm von
Bredow vorzugswelle Stoffe aus der Vergangenheit der Praw
ßiſchen Geſchichte mit vieler Lebendigkeit, fireng hiſtoriſcher Treue und
anſprechender, maleriſcher Scenerie behandelt find, wenn auf
manches locale Detail, z. B. in dem letztgenannten Re
mane, kleinlich erſcheint. Uebrigens verdankt er ſeinen Ri
eigentlich feinem Walladmor (1824), einem Romane, den A
unter dem Namen Walter Ecott’d als angebliche Lleberjehung
publichrte, um zu zeigen, daß es nicht eben ſchwer ſei, Siyl
Manier und Erzählungswelfe des erwähnten Schriftfellerd nat
zubilden, welcher Verſuch allerdings dadurch, daß er länger:
Zeit ſowohl deutſche als engliſche Leſer täufchte, ale
- probehaltig erwies. Sein Landemann Ludwig Rellſtab')
aus Berlin (geb. 1799) hat eine große Anzahl kleinerer und
größerer Novellen geliefert, aber vorzuͤglich iſt er Hier wegen
feines Wildſchuͤzen (1835) und feines Jahres 1812 (1834)
zu nennen, das im Ganzen gelungener if, als bes gemülf
chen Dorfbarbiere Ludwig Ferdinand Stolle aus Dre
den (geb. 1806) Jahr 1813 (1838) mit feiner Fortſeßung
Deutfche Poefie. Roman und Novelle 815
obwohl ich gerade die von Dielen beiden Schriftiſtellern zum
Haupifehler angeredinete Benugung hiftoriſcher Specialwerke über
jene Kriegsjahre nit für ihren Hauptmangel halten mödhte,
Ernf Willkomm's aus Herwigsdorf bei Zittau (geb. 1810)
Wallenſtein, Wilhelm Robert Heller’d aus Groß⸗Drebnitz
bei Stolpen (geb. 1813) Wilhelm von Oranin, ©. Karl
Herloßfohn’s aus Prag (geb. 1802) Montenegriner, Un
gar, Iekter Taborit und Mörder Wallenfleins, ſowie Guſtav
von Heeringen’6 aus Mehler bei Mühlhaufen (geb. 1799)
Fraͤnkiſche Bilder (fein beſtes Werk), Balfamträger, Geächteter,
Pagen des Biſchofs sc. Iefen fi recht gut, allein einen dauernden
claſſiſchen Werth; werben fie ebenfowenig behalten, als Kari Adolf
von Wachsmann's?) aus Brünberg in Schlefien (geb.1787)
zahlreiche hiſtoriſche Novellen, die alle recht lebendig poetiſch gefchries
ben find und, wo der Verfaſſer Seibfleriebtes (aud den fpanifchen Ber
freiungäftiegen) und Selbfigefehenes ſchildert, durch ein hoͤchſt
maleriſches Colorit anziehen, und des Grafen Fried rich von
Kalkreuth aus Paſewalk (geb. 1790) viel zu wenig bekannte
Ebba Brahe. Der phantafievolle.- von Berned (pseud. Berndt
von Bufed) hat in feiner Fortſetzung von Tromlig Vielliebchen
fih ganz die Manier deffelben angeeignet, allein fi zuweilen
in Dunfelheiten verloren. Theodor Mügge’s6 (geb. 1808)
Rovelen ſtreifen fon weit mehr an das ſociale Element an,
und ale hoͤchſt gewandte Darfteller und Beawältiger großartiger
Stoffe erweift ibn fen Toufſaint (1840), obwohl dieſer fein
Held doch vielleicht etwas zu idealifirt iR?). Haben wir noch
wenige Yugenblide bei Fanny (Franzioka Chriſtina Iohanna
Sriederile) Tarn ow ) aus Guͤſtrow (geb. 1782) verweilt,
deren Erzählungen freilich jetzt ſchon faft eben fo vergefien find, ale
der Emilie Friederike Sophie Lohmann”) (1784—
1840) aud Magdeburg, Tochter der Berfaflerin der Jakobine
(1794) Johanna Fr. 2, aus Wittenberg (1749—1811),
höher ſtehende geichiätlihe Novellen (3. 3. Dorothea Gappel),
fo wenden wir uns jebt zu dem Pfarrer Johann Wilhelm
Meinbotv‘) aus Netgelkow auf der Inſel Uſedom (geb.
1797), der befanntlih einen Roman fchrieb, um zu bes
weifen, daß auch In der Bibel anfdeinend gleichzeitige Sprache
810 Deutſche Poefie. Roman und Movelle.
noch nicht ein Geltertüm’ der Aechtheit eines Buches:ſel; inden
er naͤmlich als Achte Mofterchronifen » Eriäflung ſeine Marla
Schweidler, die Bernſteinhexe (1830 — 43), ausgab, hat e
ſowohl hier, ats neuerdings in feiner Sidonia Bork, ber Klo
ſterhexe (Nov. Zeitung 1847. Bd. IV.), ganz und gar den lefen,
trodenen Styl der (ſchlechtern) deutſchen Chroniſten taͤuſchend
nuchgeahmt, iſt aber auch, weil er gar zu treu fein wollle,
underfiimuilh und langweilig geworden, und was’ vorzügfif
bie. deptere Erzählung anlangt, fo kann fuͤglich gefagt werben, da
biefe- Form des hiſtoriſchen Romans ſchwerlich einen bauemdch
Beifall zu ernten geſchickt IR. Welt beffer iſt es, fo werk
ale moͤglich die Sprachformen jener rohen Zelt zu Yählen,
wohl aber fi in den GER und das Leben derſelben hinein
deuten, und. dieß gelang fon beſſer dem großen Drientaliſten
Joſeph von Hammer-Burgftall aus Gräp (geb. 1779
in feiter gleiche Tendenz verfolgnden Gallerinn auf der Rleggerd⸗
burg (1845), noch mehr aber Wilhelm von Chezy aus Yard
(geb. 1801), der bereits durch feine Wanda Wielopolefa (1831)
und feinen Fahrenden Schüler (1835) vortheilhaft befannt war, in
dem erfien Bande feines großen Malefiibuges (1847), wo er Wi
Tagebuch eines Scharfrichters aus dem 16. Zabılanvert mir
theilt, das in Borm, Inhalt und Ausführung wicrkllch aus
gezeichnet genannt zu werben verbient. Einen wahrhuft enormen
Erfolg hatten die Romane der Frau Auguſte von Baal
zow, geb. Wach aus Berlin (1702), Borwis@auk 4637)
und St. Rode, worin das romantiſch hiſtoriſche Blahait "wir
waliet, während ihr Thomas Thyrnau und Jaksb War 'der AM
mehr dem ſocialen Genreroman nahelommen, Zhr Gauptoetbient
beſteht in dem Talent, das Intereffe des Lefers deftändig in VDpann⸗
ung zu erhalten, hoͤchſt lebendiger Darſtellung, Bewaͤltiguny ME
Stoffes und trefflicher Haltung der Charncierch aber ihre Heſden
find aumellen entweder blos reale Thomas Thymalh ede
unmbglihe Originale (Jakob van der Wera), "nad Are Dell
feptgelannten Werke fangen an, Bandeweitd zirichreßeir‘ und gat
zu fehr ihre Abkunft von einer: Dame ir! Gihamezu tragen
Im Eenre des Seeromans verſuchte pe AN
aus Altona, und hat nicht bios eine "große Anzahl klriner Nobele
Deutſche Porfie. Roman und Novelle 817
deren Helden groͤßtentheils Richerdeuiſche ober Hamburger find, wb
die ſaͤmmtlich auf dem Meere fpielen, ſondern auch ein größeres
Gemälde, Ruyter, geliefert, das ſedoch, weit davon entfernt, Roman
zu fein, nichts weiter ald loſe zuſammenhaͤngende Züge und
Begebenheiten aus dem Leben dieſes Seehelden enthält. Uebrigens
halte aber alle dieſe Novellen zwar einen Vergleich mit Marryars,
nicht aber mit E. Eue's oder Eooper’d Seerommen aus. Einem
halb ind ſociale Leben fpielenden Räuber-Roman bielet uns
Ludwig Starklof im feiner Sirme (1846), einer Schöffen
und Hoͤhlengeſchichte; allein obgleich «8 darin Mord und anderen
nraufign Zubehör genug giebt, fo If doch trotz des eleganten
Styls der Berfaffer nit im Stande, einen RaͤuberRoman in
höherem Sinne zu fchaffen, denn ſelbſt feine Heldin iſt eine
verzeichnete Naͤrrin, durchaus fein wahrhaft männlider GCharac
ter, Gewiſſermaßen gehören auch des geiſwollen Verſaſſers ber
Säule der Höflichkeit imd des Geiſtes der Kochkunſt, Kari .
Früedrich's Freihern von Rumohr aus Trentborfi bei Bi
be (1799 — 1843), - Deutſche Dentwärbigleiten (1832) hierher,
da fie eine Mt von Menoirm Roman vorfielen, fowie Kari
Ludwig von Woltmann's aus Oldenburg (1770 — 1817)
Memoiren des Freih. v. S—a (1815) ebenfalls nicht miblungen find,
Neben der hiſtoriſchen Novelliſtik farm der biographiſche
Roman bequem eine Stelle finden, denn dieſes an fi nod
viel bedenttichere Genre ald jene Miſchung von geſchichtlicher
Wahrheit und Fictlon bat nicht wenig Benrbeiter gefunden,
feltven Tied dieſe Form in feinem Dichterleben und feinem
Gamsens In bie deutſche Literatur eingeführt hatte Wir new
nen als Teine Nachfolger auf dieſem Gebiete Eduard Boas
aus Landsberg an ber Warthe (geb. 1815) mit feinen Deutfiben
Dichten (1887), Ernſt Willlomm mit feinem Byron
(1839), beſonders aber Heinrih König, weil vieler in
feinem Diäten und Trachten Willlam’s (1889) Ghalfpere’s
Stellung im Leben in einen weit umfafienderen Focus gefſtellt
hat, ais Vieh Tieck beabfichtigte. Auch U, von Sternberg
bat im ſeinem Moliere (1834) und feinem Leffing (1834)
enva6 Achnliches verfuht, allein Gewandtheit in ber Salen⸗
Gomverfation und piquanter Siyl berechtigen * nich, die
Größe, Soadbuch d. eilerita idiqute. TIL. |
818 Deutſche Pocfie. Moman und Movelle.
Weefe jenes größten Gritiferd Deuiſchlands zu ermeſſen eder m
ſchildern, und fo bat ihn ſogar H. Kurg In feinen Heimalhe⸗
jahren Schiller's (1845) obwohl aud dieſe gar zu piel Si:
girte® und Fremdartiges enthalten, übertreffen. Unerbast
Spiayga (1837) iR viel zu breit umb zu ſchwuͤlig für cu
Unterhaltungebuch, die ganze Form aber unangemeffen, weil Sasanı,
der fi um biefen großen Sleptiler überhaupt kümmert, fdwerlid
eine romantiſche Duelle wählen dürfte; beffer iſt jebod feine Schiba⸗⸗
ung des Dichters Kuh im Dichter und Kaufmann (1840). Eher fünsk
wen Ortlepp's Phantafiegemälte Beeihoven (4836) für m
laͤſüg erachten, denn fo wenig wie biefes großen Weihe
Symphoniern für jedes uneingewelhte Ohr beſtimmt find, ſo
gewiß wird aud nur ein wahrer Berehrer deſſelben ſich mit ben
Direr In feine phantaßtiſchen Traumgebilde vertiefen, aber befile
digt erwachen. Am geſchickteſten hat übrigens D tto Mü Ilerinfcinm
Bürger (1845), defienromantifches Leben freilich auch zu einer Norche
beſſer geeignet iſt, ale Friedrich Boigte’ Hoͤliy (1844) vie Räih
ſtraße geettoffen und ums ein frifche®, volles, freies Bemälı ride
großen, aber unglüdlihen Genies gebotm. Etwas Aehnlices
unternahmen für das große Publilum I. Co, Hipig uw 8
Häring, indem fie in Ihrem Neuen Pitaval (1842) die wib |
tigßen und interefiantefien Criminalgeſchichten ber magen Ze
benzbeiteien, vweil Feuer bach's Darſtellungen ber
Ren Verbrecher (1828), troß dem, daß ſie für den Zurika
wmentbehrlib find, für-den Laien etwas zu hoch gegeben einca
Gewiſſermaßen gehören zu ver hiſtoriſchen Novelle amd
Die unter dem Titel Dorfgeſchichten neuerlich erſi. aufge
menen Genrsbilder. Mir haben oben geſehen, daß in gebeo⸗
dener Rede ſchon manche Vorlaͤufer dieſer Gatiung verliegen
allein obgleich der Zeit nach der Irrwiſch⸗Frigq (Unmia 1839)
der Dichterin Adelheid R einbe Lu8 Sanacum( 1803-1)
die unter dem Namen Franz Berthold auch einen gebingenen Mir
rischen Roman, König Sebaſtian( 183 9), hinterließ veranharniſe
welchen, allzugroße Sentimentalitaͤt upeingeine, ſeig von Faars fall
aufgefaßte Züge abgerechnet, ‚auch ſonß fein geirggen-G, fa de
doch der Schweizer Ieremianı Sot thadfe durch ſeine BIRE
und Sagen aue ber Schuch (1842), A. Waillder hei
lich die Geſchichte des deutſchen Bauerniriege (1847) ya em
Deutſche Poefie. Moman und MNovelle. 821
vas in Bezug auf Gewandiheit der Darfilfung au den Gire
nnerungm aus und an Frankreich (1842), den Reifebriefen
1841) und ben Orientalliben Briefen (1844) der Graͤſin
3Dda Hahn⸗Hahn zugeflanden werben mag, wenn darin auch
inzelne barofe Ideen, 3 B. wo fie über ben weiblichen.
S5clavenmarkt yhilofophirt, ewas ſehr unweiblich erſcheinen. Nicht
los piquant oberflaͤchlich find aber die zarten Gharasterftüde
er Emma von Niendorf (Frau von Sukow) Aus ber
Gegenwart (1844) ımd ihre Reiſeſcenen aus Bayern, Tyrel
ınd Schwaben (1840), ‚die von einem edlen Gemüshe zeugen.
Haben Holtele Victzig Jahre, die eigmitih auch nur eine
Art Wanderiournal ihres raflofen Verfaffers geben, gewiſſer⸗
maßen bier eine Stelle zu beanfprucdhen, fo werben, dieß mit
noch größeren Rechte thun Heinrich Rönig’s Stationen (1846),
und vorzuͤglich Johann Auguſt Lewald'ss) aus Könige
»ern (geb. 1793) Aquarelle aus dem Leben (1836), bie durch
eine Haͤuolichleit (Nämberg und Hamburg) - und; fen Panora⸗
na von Münden fupplirt werden können, , ein Buch, das,
yat man ed einmal mr Hand genommen, gewiß von Nie
nantem unbefrichdigt weggelogt werden wird, dem hat ISamanb
objectives Darſtellungotalent, fo IR es gewiß Lava. Im
oieler Baichung gehört auch der weitgereite Kohl hierher, ber
. B. Uber Rußland und England höqhſt gelungene Genrebilder
zeliefert bat, wenn auch Die Mehrzahl feiner trefflihen Reiſewerle
ft ſpaͤter angeführt werben kann. Ebenfo mögen die heiten Gartens
mo der Reiſemappe eines deutſchen Touriſten von Rarlvon Hall»
ronner (1887), ſowie Die Memorabilien des alten Schiffskapitains
Franz Heikens über Heigeland (1844) hier genannt werben,
Qinen weſentlich bedeutenden Theil der neueren Bellstrifik
nimmt. ehem der fariale Roman fir; ſich in Anſpruch, aus deſſen
Gebtete wir allerdings bereito mehrere Proben anzuführen Ger
legenheit Hatten, Es IR befannt.genng, daß Ludwig Tieck
bier gewiſſermaßen wurd feine Novellen den Grund legte und
foR niet Wachabmer- fand, denn bei weiten nicht Alle faßten
feine Theſe ſo geſchidt auf, wie Karl Adolf FSudow ans
Münferberg (1803-47), des belannilich unter dem Namen
Posganunaug-yagrorz %4 mau ſollte das nicht Jeder
822 Deutſche Poeſie. Roman und Novelle.
konnen ) Viele dupirte, indem er fie zwang, ſeine Wonelien ike
ſchichtenf 18297, Germanos ſ18360) *c) fur achte Tieccſaeane·
Neuerlich Hat ſich beſonders Rudolf Wilhelm Leopolder
von Keudell aus Königoberg (geb. 1308) durch feinen I
genialen, das foctäle Leben mit der Romantik verbinden
Roman Uußerhalb der Geſellſchaft (1347) als einen den Ki
eines Meifters völlig in fi aufnehmenden Dichter erwieen, we
man beider aus dem Buche heworleuchtenden Urfprängiiäik
nicht uͤberhaiwt eher für ſelbſtaͤndiges Original zu nchen k
Bald hätten wir aber Heinrich Joſeph König”) ans fık
(1791) 'vergeffen, deſſen Hohe Braut (1831) und Einei
Mainz (1847) offenbar politiſch⸗ſociale Tendenz Rex
find‘, die uns, mie feine Waldenfer (1836), den Balk
als einen eben fo Hiverafen, als aufgeffärten Katheflin
ſcheinen“ laſſen. Gene Novellen: Deuiſches Leben ©
gina, eine wahrhafte Herzensgeſchichte, 1342, und Banlı
eine hoͤchſt interefſante Zeitgeſchichte, 1844), verlengan v
hohen Ruf nicht, den ſich ihr Verfaſſer in der deutſchen Bw
tur bereitß erworben dat. Emerentius Scävola om"
et eigentlich heißt, von ber Heyden, PoRbirerter In
Neumark, verfolgt in feinen keider etwas zu
Novellen, die Grbfünde (1834), Pearofa, die Männefiir
(1835), Woolar, der MWelberwerähter (1833), Eonlde (180
und Andronifa (1836), ebenfalls die Ausfährnng ein’
filmmten Idee, allein es ſehlt ihm die Wahrheit des wirft
Lebens, und darım fönnen wir uns mit" feinen Helbinnen ©
Helden nicht recht Befreunden. Obgleich man Gugfom in mehr“
feiner Rovellen etwas gezwungen ift, fo daß man ihm aftzufege dad ©"
ben nad Urfprüngticktelt anfieht, fo kann man fhe
Mangel an Talent für die Social⸗Rovelle eben fo werk F
La legen, ale Mofen, ver befonders in neuneſter Zeit Me
entfchievene Befahigung, gerade hier Ausgqheichneivd u MR
recht betgätigt hat. Adalbert Stifter türbe, wolle ml
auf die Form allein fehen, befllmmit- für DeRreitjnb der EP
daſſelbe fein, wad Auerbach für den Schwarzwald ward, we
alſo oben neben demſelben genannt werben ſollen; allein k
auch ein überaus glüdticher Herold der Naturſönhelen dh
Deutſche Poeſie. Dioman und Movelle. 823
andes und bleudet er durch den ewig wechſelnden Farhen⸗
tunelz und Die glühende Phantafle ſeiner Studien (1844) fo, dag
oir kaum den tief finnigen Hintergrund vor dem friſchen Laub⸗
rün erfionnen, fo wird doch die wahrhaft erhebende Gemüth⸗
ichkeit feiner einzelnen Perſoönlichkeiten, denn das Zufammen,
yandelrs mehrerer wird bei ihm Lüdenhaft und unmotivirt, ihm
iethwendig eine Stelle unter den beſten Reptaͤſentanten des
Sefühlo⸗Romans anweiſen. Freilich haben wir aber, che wir
jiefen Boden verlafien, noch eine flarfe Anzahl weiblicher
Schriftfiellerinnen bier zu nennen, weldye, größteniheild von Goe⸗
bes Wahlverwandtiſchaften veranlaßt, theild die Ehe mit ihren
Zreuden und Mängeln, theils die Entfagung, Eheloſigkeit und
falſche Praderie beiuchten und und eine Menge Tanten,
Stiftsdamen, Ehelofen, alte Jungfern ıc, umgeben von Rouss
und Titeltsögern, Offizieren, Hofräthen ze., vorführen. Wir ber
innen, "ohne der Karoline. Engelhardt Briefe Louiſens
(1806) vergefien zu wollen, mit ber Johanna Schopen»
bauer’), geb, Troffina, aus Danzig (1770—1838), die
durch ihre Babriele (1819), welche ‚befanntlih Goethe (W. XLV.
p. 217 x.) ſehr hoch ſtellte, gu Ihrer Zeit allgemeine Bewun⸗
derung erntete und dann mütelR der Tante (1823) und einer
großen Anzahl ähnlicher Schriften, unter denen Sidonia (1828).
die beſte iſt, Neben ber Th. Huber gewiffermaßen die Mutter des au
weiblichen Federn bervorgegangenen Converſationsromans ward und
{don an ähser Toter Adele Schopenhauer eine eifrige Nach⸗
ahmerin fand, deren Hauds und Feldmährhen (1844) jedoch
beſſer find, 918 ihre, vielgerühmte Anna (1845). In daſſelbe
Zah ſchlagen die Romane der Henriette Wilhelmine
Hanke, geb, Arndt’), aus Jauer (1783) mit Ihrer etwas
bürgerlich, haushadenen Moral ein, die fi eigentlih alle wie
ein Et dem andern ähnlich . fehen, offenbar aber unfere
wärpfe Smpfehlung, verbienen, wenn wir bebenfen, wie ihr
Honpizwed, dahin geht, zu zeigen, taß eine finnige ‚Häuslichfeit
und ein frommes, eheliches Leben der alleinige Beruf des Weibes
jet, obwohl freilich, eigentliches poetiſches Talent bei ihr ſchmerz⸗
lich vermißt wird, Auch Sofephine Perin von Gnaden-
Reim, ah van. Bagellang, aus Brüfiee (1779) mit ihrer
822 Deutſche Poeſie. Roman und Moveke.
kdnnen ) Viele buptrte, indem er ſie zwang, feine Novellen Eiebedqe⸗
ſchichten 1829], Germanos [18307 1.) für achte Tieckſche anenchmen
Reuerlich hat ſich beſonders Rudolf Wilhelm Leopold Earl
von Keudell aus Königsberg (geb. 1808) dur feinen höqh
gentafen, das fociale Leben mit "ver Romantik verbinden
Roman "Außerhalb ver Geſellſchaft (1847) als einen den GR
eines Meiſters völlig in fich aufnehmenden Dichter erwiefen, wern
man bei der aus dem Bude hervorleuchtenden Urſpruͤnglichkeit im
nicht uͤberhaupt cher für ſelbſtaͤndiges Original zu nehmen het.
Bald hätten wir aber Heinrich Jofeph König") ans Fube
(1791) vergeffen, defien Hohe Braut (1831) und Elubiſlen in
Mainz (1847) offenbar politiſch⸗ſociale Tendenz⸗ Roman
find‘, die uns, wie feine Waldenſer (1836), den Berfafe
als einen eben fo Jiberafen, als aufgeffärten Kathellim m
ſcheinen“ laſſen. Gene Novellen: Deutſches Leben Me
gind, eine wahrhafte Herzensgeſchichte, 1842, und Veronika,
eine hoͤchſt intereffante Zeitgeſchichte, 1844), verleugnen en
hoben Ruf nicht, den ſich ihr Verfaſſer in der deutſchen Ehen
tur bereit erworben hat. Emerentius Scävola ode, wi
et eigentlich heißt, von ber Heyden, Pollditector In Wr
Neumark, verfolgt in ſeinen keider etwas zu weiiſchweiſize
Novellen, die Grbfünde (1884), Learoſa, die Mäniterfendin
(1885), Molar, der Welberverääster (1833), Leonlde 1835)
und Andronifa (1836), ebenfals die Mrefährang einer bo
filimmten Idee, allein es fehlt ihm die Wahrkett des wirlikbn
Lebens, umd darım Finnen wir und mit "felnen Helbinnen wd
Helden nicht recht Befreunden. Obgleich nun Ougfor in michrer
feiner Rovellen etwas gezwungen if, fo daß man ihm allzuſcht das Art
ben nach Urfprängfifeit anfieht, fo kann 'man ihm deh
‚Mangel an Talent für die Sorial⸗Robelle eben fo wenig MT
Laſt legen, als Mofen, ‘der beſondets in neueſtet Zelt fein
entfchiedene Befähigung, gerabe bier Audgezeichneladizu BAR
recht beinätigt hat. Adalbert Stifter wuͤtbe, wolle al
auf die Form allein fehen, beflmmit- für Oefrehtf" ob ber Ent
daffelde fein, was Auerbach für den Schwarzwaln ward, it
alſo oben neben demſelben genannt werben ſollen; allecin IR
auch ein überaus glücklicher Herold der Raturfgönbeiten DI)
Lendes und bleudet er durch den ewig wechſelnden Farhen⸗
füwmelg und Die glähende Bhantafie ſeiner Studien (i 844) fo, dag
! wie Saum ben tief finnigen Hintergrund vor dem friſchen Laube
| grün erfamen, fo wird doch die wahrhaft erhebende Gemüth⸗
lidteit feiner einzelnen Perfönlihkeiten, denn das Zuſammen⸗
handeln mehrerer wird bei ihm lüdenhaft und unmotivirt, ihm
neothwendig eine Sielle unter den beften Bepräfentanten des
, Gefühls-Romand anwelſen. Breilih haben wir aber, che wir
dieſen Boden verlafien, noch eine ſtarle Anzahl weiblider
Sarififielerinnen hier zu nennen, welche, größtentheils von Goe⸗
ihe6 Wahlverwandtidaften veranlaßt, theils die Ehe mis ihren
Freuden und Mängeln, theils die Entfagung, Ehelofgfeit und
ſalſche Praderie beleuchten und und eine Menge Tanten,
Stifigdamen, Ehelofen, alte Jungfern ıc, umgeben von Rouis
und Titelträgern, Dffigieren, Hofräthen ac., vorführen. Wir ber
ginmen, ohne -ber Karoline. Engelhardt Briefe Louiſens
(1806): vergefien zu wollen, mit der Johanna Schopen-
hauet“), geb, Troffina, aus Danzig (1770—1838), die
durch ihte Gabriele (1819), welche bekanntlich Goeihe (W. XLV.
p. 217 x.) ſehr hoch ſtellte, zu ihrer Zeit allgemeine Bewun⸗
dams erniete und dann miitelſt der Tante (1823) und einer
großen Anzapl ähnlicher Schriften, unter denen Sivonia (1828)
die deſte in, neben der Th. Huber gewiffermaßen die Mutter des aus
weiblichen Federn hervorgegangen Eonverfationsromand warb und
ſcon an Ahser Todter Adele Schopenhauer eine elfrige Nach⸗
ahmerin fand, deren Hauss und Beldmährden (1844) jedoch
boffes ſind, qls ihre, vielgerühmte Unna (1845). In dafielbe
Ba. Ilagen die Romane der Henriette Wilhelmine
Hanke, geb, Arndt), aus Jquer (1783) mit ihrer etwas
ducgerlich hausbadenen Meral ein, die fi eigentlich alle wie
en Ei dem andern Abnlid . fehen, offenbar aber unfere
wärme Empfehlung. verdienen, wenn wir bedenfen, wie ihr
Honpizwec dahin geht, zu zeigen, taß eine finnige Häuslicfelt
un ln. frommgs, eheliches Leben der alleinige Beruf des Weibes
Mehr abiyapl freilich, eigentliches poetiſches Talent bei Ihr fhmen-
iich wert wird, Auch Joſephlne Berin von Gnaden-
Red, a von Bagelfang, aus Brüffel (1779) mit ihrer
824 Deutfche Porfie. Roman und Novell.
Pauliſtin, ſowie Dorothea Schlegel, geb. Mendelſohn, |
aus Berlin (1762 — 1806) mit ihrem Florentin (1801), ſollen mitt
vergefien werden. Unverhältnipmäßig hoͤher Hierin ſeht ve
geiftreiche, durdigebildete Ida (Florentine) Yrid (verchellchie
Krempe) aus Dittmannsdorf bei Freiberg (geb. 1808), dem
früheren Arbeiten, z. B. den hiſtoriſch⸗biographiſchen Romanen ©:
bredt Willms (1848) und Mobammeb und feine Frauen (1844),
man allerdings etwas zu fehr das Studium anficht, die ſich ab
in ihrem größeren Tendenzromane, Kofeiterle oder Kem um
Schale (1846) völlig von ven Feſſeln deſſelben todgemad!
und ayf eine ſehr gewandte und feine Weiſe ihre Tenven, die
Emanripation der Frauen in jeder Beziehung, die fie Abrigms
ſchon in dem Dualifien (1841) und dem Durch Nacht zum kLich
(1841) betitelten Romanen, fowie in ben oben genammien fee
in einer bebenklihen Weiſe verfolgt hatte, durchgeführt wm
dabei auch Form und Etyl gegen ihre früheren Schriften went
lich cultivirt hat, Während fie meiſt nur den Mitteiſtand darpıela
ſucht, hat die Gräfin Ida HabnsHahn aus Treſſow Im
Mecklenburgiſchen (geb. 1805)) das Monopol des höheren Geb
ſchaftsromans, wenigſtens ımter den weiblichen Schriftſiellern, anf
geriffen und ſchildert nun In Ihren Romanen, unter dene
Gectt (1844), Raufine (1841), Uri (1841), Sigisenm
Korfler (1843, ihr beſtes Buch), Clelia Conti (1846), &
bulle (1846), wo fie überall die deutfhe George Sand, at
nur in ihrer glatten, „faschnirenden®, verführerifäen Ucber
rebungshmft fpielt, die den Lefer oft „bewilbert" macht, bein
ders hervorzuheben find, die Blaſirtheit der Kante vol fi
eine wahrhaft erſchreckende Weiſe und zeigt ariſtokratiſche Brumb
fäge, wie fie faum am Hofe Ludwig's XIV. Mode waren, da⸗
|
bei aber auch eine fo leichtſimmige Anſicht von der Che m
Liche, daß man fih nur wundein kann, wie ihre Bäder du
hohes Darſtellungstalent nicht abgefproden werden fell, obrehl
die von ihr. beliebte Sprache wahrhaft an bie Zeit des Deufflr
Franzos erinnert, wenigfin® von einem Theile dee ver
nehmen Welt gelefen werben können, ba fie beſenders gend
find, das, was bie ſchlechte Proletatiats Literatur. über · die IP
Rande und Geſinnungen ver höheren Stände unter aim Ball
Demefhe Poeſie. Roman und Novelle. 825
_ zu verbreiten fucht, zu beflätigen, ıumb zwar, was das Schliuuſte
in, durch er Muglied derſelben. Wahrfcheintih iM aber tür
Rei In der Literatur zu Ente, feitdem em geiſtreicher Sa⸗
tiriker (ob Fanny Kewald?) im dee Diogena (1847) ‘wie
Dutnseffenz ihrer in ihren zahlreichen Nomanen ausgegoſſenen
erelufben pen abgezogen und in dieſem Dagwerteotyp einer
ebenfo ſtitlich venorbenen, als geiſig verfehrim Heldin das
Epiegelbilb einer modernen Saloupuppe gegeben hat, wie ſie
nach den Romanen ver Frau Gräfin fein foR, wann ide ber
wahre Hautgout ber Robleſſe inwohnt. DE no
Ueberhaupt bat: in ‚ber neueflen Seit bie Lieraiur gerabe
Im Genre:ves‘ Remans einige redt bebeutende Talente aufzu⸗
ieffen; Kb etinnere nur am die : bereils erwählrten Danien
Luife Muhlbah, Betty Baoli ‘(Die Welt -und mein
Yuge, 2844), deren Gebichte (1841), Nomancero (1846)
und Ra: dom Gewitter (1843) yprädstige :Wfibe über einen
Rurisbewepten Himmel ſenden, Baronin von Groß (pseud.:
Amalie Winter), Frau von Knotring, Fanny Les
wald, Therefe von Bacheracht, deren Lydia und Fallen
berg hier beſonders hervorzuheben fein wurden, zoͤge und nicht
die hochbegabte Luiſe von Ball Werheiraihet mit Levin
Schuchtug, defſen Schloß am Meer (1848) ſein beſtes Werk il,
wãhrend Die Rimerbũttigen und Eine dunkle That zwar von vielem
Talent zeugen, aber feinem Stlftöfräwiein [Dombauſt. 1843] nicht
gleich komnien) mit ihren Frauennovellen, in denen ſich eine ſo reine
Urſpruͤnglſehkeit, eine fo zarte, von allen Griremen gleich weit
entfernte: Weidlichkeit, eine fo Träftige Ausführung naturlicher
Esaruftere fumgeben, daß wir bie neueflen Probufte ber durch
ihr Schloß Goezyn (1841) mit Recht in Wufnahme gelommenen Ida
von Dringsfeld (Thekla), Sfiigen aus der vornehmen Welt und
Graf Chala, worin ie nicht mehr weit von der langweillgen Blafirt-
heit Ber Graͤfin Hahn⸗Hahn enifernt if, bei Gehte legen. Noch
ähm wir Bier eines Sihrtfemeliers: gedenten, ber in der
Salonnovele mit der: eben genannten Dame um ben Preis
singt‘; namfis: Mlerander von (Ungern⸗) Gternderg
(geb. anf feinem Gute Nolötfer bei Reval 1806) eines alters
dings genlalen Kopfes und feinen Beobachters, dem ſelbſt das
826 Deutſche Poeſte. Moman und Nevelle.
humoriſtiſch⸗ ironiſche Maͤrchen (Tuin) nicht mißlingt, der die
nichts deſtoweniger In feiner Diane, feinem Kallenſels (1839,
ſeinem St. Sylvan (1839, feinem beſten Werke) und ie
haupt auch in. feinen kleineren Rovellen burdans elgeniid u
mit den ‚Kindern feiner Laune ‚mittels ‚feines emimenten Darkb
ungstalent kokettirt und ohne Tiefe, aber mit einem eutiie
venen Selbfigefübl uns die unhaltbaren Principien der w
dernen Lebensphilafophle vorträgt: In feinen fruͤheſten Nerck
(4. B. im Waldgeſpenſt) if er noch offenbar Schuͤler di,
allein in den fpäteren (dem Zeriffenen, 1882, und der dw
fetzung berfelben,, Eduard, 1833) ward er leider von Han
Einfuß verführt und gab nun zugleich Damit zu jenen Be
gewordenen Stichwort„Jerriffenheit“ Veranlaſſung, deſſen &
griff er ſich fortan nun als ein Salonmephiſto in ja
glatten, kalt hofmännifchen Ironie, womit er die Refaliek
modernen Grjiehung und Lebenöweife belaͤchelt, Yeruigt
heſtrebt. Ebenſo geiſtreiche Dasfiellung, aber. weit glüdite
Erfindung und feltene Friſche der Lebendanſichten biete lv
guſt von Binzer (psend. A. 3. Beer) aus Kl (
1793) in feinen Erzählungen und Novellen (1836), mühe
Dingelfedt allerdings noch ein poetiſcheres Colecik w
kunſtleriſchere Dur&bildung verräth, denen Bauny in. fan
netaniſchen Novellen (1838) höhR humorififgeeleganie Gar
bilder beifügt, neben die man 8. W. Hackländere ®
Könige (Bilder aus dem Soldatenleben, 1841), höhk #
ziehende Naturſchilderungen, ſtellen kann, ohne Hermann Au!
Georginen (1839), einen duftigen Novellenſtrauß ven “
ſchwaͤbiſchem poetiſchen Humor, A. Reinbed’s trotz des JR
Alters ihres Verſaſſers lebensftiſche Situationen (184 D,
irefftiher Lebensphiloſophie, die fein pfychalogiſchen Spar
tionen. Schefer's (z. B. Unferblibldtöikenf, -:; All
ehe x.) und die fräftigen, feifgen, aber leider zuwchlen ced
zu derben oͤſtreichiſchen Soldatengeſchichter Gtephan,.s hun!
(Uns der Kaſerne, 1845), ſowie Farſ Schmargembei‘
Tagebuch eines verabfchieneten Lanzenknechts GIB Ab). aud Wil
belm Barons von Rhode Wanderungen eines. alien Golan
(1847) umerwähnt zu laſſen, und mr: zu bebencn IR ®
Deutſche Poeſie. Moman und. Novelle 897
daß Lauritz Krufe aud Kopenhagen(1778— 1839) mit feinem
ſchönen Talent, verwickelte Begebenheiten, die freitih nicht im⸗
mer ganz natürlih find, darzuflelien (Griminaigefhihten, 1826,
Herr und Diener, 1832, Sieben Jahre, 1824, 2c.), fo ſchnell
vergefien ward, Aber aub Auguſt Eriebrih von Hey»
den (geb. 1789), der mit befonderem Geſchick in feinen In⸗
trigeanten (1840) und feinen Randjeichnungen (1841). foriale
oder yolttifde Tendensfragen fo zu löfen gelehrt bat, daß fie.
doch dem Interefie des Ganzen nicht ſchaden und fo gewiſſer⸗
maßen umvermerft zum Abſchluß kommen, fol hier feinen Platz finden.
Da wir eihmal bei dem Gefuͤhloromane flehen, fo können:
bier gleich einige theologiſche Romane mit genannt werden. Die Zahl
derſelben iſt nicht gering, und die vorzuͤglichſten ind wohl nad @ ot tlieb
Ja kob Pland's aus Ruͤrtingen (1761 —1832) Vorgange im GEr⸗
ſten Amtejahr des Bfarrerd von S. (1823) Karl Gottlteb Bret⸗
ſchnei der's aud Gersdorf im Schönburgifchen (geb. 17 76), des ber
röhmten Rationaliſten, (von Joſeyh Handſchuh [1828] ſchlecht
widerlegten) Heinrich und Antonto, die Proſelyten der römifchen und der
evangeliſchen Kirde (1826), und Freiherr von Sandau (1839),
Kari Hafes aus Steinbach) bei Penig (geb. 1800) Tea
ment des alten Pfarrers (1824), Theodor Schwarze,
Mfarrer6 zu Mieck, feinem Beburtsorte auf Rügen (geb. 1778),
(psend. Meta) Joſeph Sanazar (1837), eine hoͤchſt geife
reich geſchriebene katholiſche Bekehrungégeſchichte, Heinrich
Möweo! Pfarrer von Andouſe (1845), wo eine aus der
Zeit ver Dragonaden hergenommene Begebeuhelt zu energiſchen
Ergüfien eines: fireng lutheriſch gefinnsen Kaͤmpfers für Toleranz
Berswloffing giebt, Gerhard Friedrich Albert Strauß’
au& Iſetlohn (geb. 1786) Waßfahrt Helon’d nad Jerufalem
109 Dahre vor Chriſti Geburt (1820), Blodentöne (1815
— 31) und Taufe Im: Jordan (1822), Wilhelm Martin
Leberecht de Wette's aus Ua bei Weimar (geb, 1780)
Henrich Meldethal (1828) und 3. E. Biernapfts hoch⸗
yoritffe Wege zum Blauben (1835), fowie fein Brauner Knabe oder
die Gemeinde in der Zerfireuung (1839) und feine Hallig ober
die Schiffbruͤchigen auf dem Giland in der Rorpfee (1840),
weiches lepire Merk neben der trefflichen Schilderung des (feines)
330 Deutſche Poeſſe. Roman ind Movelle.
Friedrich Jacobs?) aus Gotha (1764—1847) Radlaß
Roſaliens (1812) und Erinnerungen aus dem Leben des
Pfarrer von Mainau (1827), die fich beſonders für heraw
warhfende Mädchen eignen, fowie auf die trefflihen Roman
der Amalie Emma Sophie Schoppe, geb. Weiſſe, aus
Burg anf der Infel Femahrn (geb. 1791) aufmerkfam gemath
baden. Bon allgemeinem Intereffe für Kleinere Kinder find
befonder6 des Domcapitulard Johann Chriſt oph von Säalt
aus Dintelöbühl (geb. 1768) Dftereter mit ihrem zahlreichen Ser
folge), fowte die Erzählungen von Carl Guſtav Nierip”) ass
Dresden (1795) und Franz Hofmann, weil in ihnen mehr ald
jened gewoͤhnliche Tändeln, welches man füR immer bei Jugend
ſchriften für die Hauptſache hält, zu finden IR und in erſteren fogıt
wahrhaft poetiihe Gedanken enthalten find.
—*& Sämtliche Werke. Stuttgart 1831. aq. (Wohlfeile Ausg. MR)
2) Sänmtiide Schriften. Drei. 1819-27. 1824—27. XXV. 8. 3%
fhenausg. ebd. 1830-32. XX VII. 16.
| 3), Saͤmmtliche Schriften. 8 1829—32. XXXVI. 16. Si
Eammi. ebd, 1833-37. XXXYVI. 16. Dritte Samml, ebd. Fe
XXXYVI, 16,
4) Sefammelte Werke. Gtutig. 1837-40. XV. 16.. Cimmtliht
Göäriften, ebd. 1843-44. XVI. 8. Ausgewählte Säriften. ebd. Wil
Santa. ‚Dress. 1825—35. XXI. 8. Sammlung neuer Säit.
Halberſt. u. 1879—3. XVII. 8,
6) einnt, — en 1920-44. LIIT. 8. &ammtliqhe Walt. dl
18284. LX. 16. — ſ. a. Denkwärbi friten aus meinem Erden, 17%-
188, A v.®. (dor. ebd. 1844. IV. 8. Hormayr Tafchenbuch 1845. P
n Geſammelte Schriften. Lpzg. 184344. XII. 8.
8) Erzählungen und Rovellen. Lpzg. 1830 sq. III Zolgen, 8
9) Novellen und Erjä tungen. Braunſchw. 1836. III. 8. Weueka m)
Skizzen. Berl. 1838. IT. Sefammelte Rovellen. Lpzg. 188 sg. 8. Ktut
Novellen. Hannov. 1845. ui.
10) Auswahl aus ipren ‚Sariten Spas. 1890. XV. 12: Orfammeik
Erzählungen. Lpzg. 1841 —4 Sina.
11) N It fu —37, 8.
——* ey 5 nem. Lpzg· 18%8—3 xv.
Geſammelte en 33 1846 2q. 8.
©. A. Zäger, d. Leben bes v. Půckler⸗ Muskau.
sie ° runde n Bühners —— — Ber Berlin eg:
Dentſche Poeſie. Roman und Movelle. 829
noch cher hierher gehört, als Starklof's Phantaſtegemaͤlbe
Armin Galaer (1846), welcher mehr eine Art Social⸗Roman iR.
Im Tomifhen Roman iſt Ausgezeichnetes geleiſtet worden
von Rarl Immermann?) aus Magdeburg (1796-1840),
deſſen Epigonen, ein Familien⸗Roman (1836), und Münd»
haufen (1838) unbebingt die beiden bedeutendſten Probufte der
modernen Literatur zu. nennen find. Erſterer bat den Zwech,
der gegenwaͤrtigen Zeit einen Spiegel- ihrer Verirrungen vorzu⸗
halten und die Zerfplitterung derſelben in tauſend verſchiedene
kleinliche Intereſſen darzuthun, welche in ſteter Oppoſition zu
einander ſichen; lehzterer, ber auf einem weit hoͤheren Stand⸗
punft kuͤnſtleriſcher Vollendung ſteht, zeigt unter dem Bilde des
befannten Luͤgenreiſenden auf ber einen Seite eine ganze ‚Miet
vol literariſcher Kleinigkeitokraͤmereien, foR Immer mit zum Theil
unverfänblichen perfönlichen Beziehungen, auf der andern aber in ber
fößlichen Partie des weſwhaͤliſchen Dorfſchulzen das eiferne Wer
halten des Bauernſtandes am hergebrachten Sauerteig, während
er zugleich im dem Liebeoverhaͤltniß zwiſchen Oswald und Liobeth
eines der. zarteſten Gemaͤlde jungfraͤulicher Liche giebt, ‚die je
gefchaffen wurden. Neben diefen beiden Meiſterſtüͤcken baben
wir zwar noch einige Lomiiche Romane, wie 3.8, von Ednard
Boas Des Krlegskommiffär Pipitz Reiſe nad Stalien (1841),
Detilager’s . feinen Onkel Zebra, GStolles Deutſche Pid⸗
wider (1841), Hermann Margeraffe aus Zällichan (geb.
1809). ZuRus und. Chryſoſtomus Gebräder Pech (1840) und
Sohammes Mackel, ‚bunte Sgicſale einer bäßlichen, Doc ehr⸗
lichen deuiſchen Haut (1841) x, allein fie find dos Im.
Ganzen aud einem andern Genre, um mit jenen hoͤchſt eigenthuͤm⸗
lichen Werken verglichen werben zu Fönnen, was allerdings mit Din»
geiNedr’d Keuen Argonauten (1839) und Arnold Ruges aus
Bergen auf Rügen (geb. 1802) Novelliſt (1830) und bes piquanten
Köberles Menem Thurm zu Babel (1847) ber BaU fein Tante,
Es blaibt und nun nur noch übrig, einige der befanmieften
Jugendſarififleller anzuſuͤhren, und wir wollen daher, ohne
uns bei Slatz, Ghimani x; aufzuhalten, gleich auf Hein⸗
rich Hirzers ans Weiningen bei Zürich (1766-1839)
Briefe Eugeniens (1800), auf des berühmim Philologen
832 Hollandiſche Poeſfe.
benen Geſchmack an der" Dichttunſt wnfeten unter den Kirz
wirren rege erhalten und ſogar nicht wenig zur Anfeuenn ie
Freiheits begeiſterung beigetragen. Die erſten portiſchen Bart:
dieſes Abſchnitts find freilich noch ſehr roh imd ungeie
wie ſich am. Beſten aus den, moͤrallſch geiſtlichen Lehrgeit«
ber Antwerpner Nonne Anna Byns?) ergiebt, die nichts u
dogmatiſche Abhandiangen in hölzernen Verfen find. Mir
fdon Dirt Bolfertszoon Cootuhert“) aus Auſen
(1522-90), Seeretär ber Staaten von Holland, ca r
fertig ‚gebifbeter Dichter, den man gewöhnlich der Bate "
Hollaͤndiſchen Porfie nennt, hat einzelne Acht poetiſche Eide
Weit höher ſtehen jedoch feine beiden Mitgenoſſen in der %
Rerdamer Rederykerkammer, her Liefde bloeyende, Henti
Zaurendzoon Spieghel) aus Amſterdam (16549 — 18]:
Holand6 Ennius, ein Kaufmann,- und fein Landbeman r
Zunftgenofie, der Hollaͤndiſche Martigl, Roemer Billde
(1547 —1620). Erflerer führte feine Deviſe: „Desk
baerdt Vreughdt‘‘ (Tugend fhafft Freude) meifterhaft für fen“
in feinem, von Bielen mit Pope's Menſchen verglihenen Hm
ſpiegel aus, einem kräftigen, bilderreichen, gerundeten, nur ®
und wieder etwas dunkeln, auch in der Form ziemild ıE
endeten Lehrgediht aus, worin er auch zuerſt der Hollunbhe⸗
Verskunſt beſtimmte Geſehe dictirte und die Wbwelide-
der maͤnnlichen und weiblichen Reime eintreten ließ; Lee:
dagegen blieb in feinen Sinnpuppen allerbings noch der von M
Rhetorikern beliebten Form der Allegorie trem, die Abrigene de
meiſten Hollaͤndiſchen Dichtern der früheren Zeit zuſagte,
ſuchte ſich aber auch, wie dieſer im ernſten, erhabenen (Hier
giyphica), fo tm ſchmuzigen, martialiſchen Spigramum widt ga
ohne Gluͤck, wenn man, wie bemerkt, eben noch feine Roll
auf Rettung der Zeit bringt. Auch einem: Fabeldichter Brad
deſer Abſchnitt hervor, denn in - Zeitgenofie Ver gelhi‘
Ronne U. Bond, Eduaard be Deened), dichtete bie mai‘
haften Wahrhaftigen Babeln ver Thiere. Gin Lehrgedicht I
ſtrengſten Sinne, eine Kosmographte, lieſertr Pieter Heynſ
(1587-97), Saulmeiſter gu Antwerpen und Fatlor der de
ſigen Rederhker⸗Kammet, de bioeeyende Wyngderd, frii
Holl andiſche rorfi. 833
ganz in dem fhulmeifleriihen, altklug⸗praſaiſchen Tone feiner
Stellung, allein im Lebe haben wir fon dad balb Coorn⸗
bert, bald (und wohl mit Recht) dem. berühmten Verfaſſer
Des Compromiß von Breda, Filipo van Marnir, Herm
von St. Aldegonde aus Brüffel (1538—98) zugeſchriebene
Holändifhe Befreiungélied, welches das Leben Wilhelm des
Schweigfamen von Dranien zum Inhalt hat und, weil jebe
Strophe mit den Worten: „Wilhelmas van Nassonwen‘' be: _
ginnt, unter diefem Titel als die Hollaͤndiſche Nationalhymne ange,
führt zu werben pflegt®), Ueberhaupt folgte nun bereits eing Menge
mehr oder weniger gelungener, größtentbeild politiſcher Lieber
(gegen bie Spanier), die in den alten Hollaͤndiſchen Liederbuͤchern zer⸗
ſtreut find”). Derfelbe eben genannte Vir ingeniossimus neynam,
wie ihn Strada nennt, lieferte quch eine gelungene Neberfegung
der Palmen, die, troß des Vorwurſs be Thou's, Ihr Verfaſſer
habe die Religion gu Rabelaiseries verkehrt, weit beffer if!%),
als bie allerdings in ber Kite recipirte elende Arbeit Bieter
Datheen’d'') aus Ypern (+ 1590), die, obgleich nur ſchlechte
Verfifichrung der Marot-Beza’fhen Ueberſetzung, ſich doch bie
1759 im Gebrauch erhielt, wo San Guépin's ans Vlleſ⸗
ſingen (1715—66) Spottgebiht auf biefelbe'?) endlich eine
wirklich poetifde Bearbeitung des Hebrälfchen Pfalmiften hers
vorrief,.
1) Proeven van Taal-en Dichtkunde, in vrymoedige Aanmerk-
ingen op Vondel’s vertaalde Herscheppingen van Ovidius. Aınst.
1730. 4. J. de Vries, Proeve eener Geschiedenis der Nederd. Dicht-
kunst. Amst, 1808. IT. 8. und in d. Werken der Bataafsche Maat-
schappy var Taal en Dichtkumde, ib. 1808. III Deel. (van Kampen d.)
Eichhorn, Geſch. d. Liter. Bd. IV. Abth. III. p. 1257 3q. Collot d’Eg-
cury, Hollands Roem in Kunsten en Wetenschappen. IV Deel, II
Stuk” Prus Kt. Schrift. Bo. I. a2 196sq. M. Siegenbeek, Proven van Ne-
derd. Diektkunde ut de XVII Eeuw. Leyd. 1806. 8. u. Keur. von
Dichterlyke zedelessen, yoornamelyk uit J. Cats. Amst. 1810. 8. u.
Dichteriyke zedelessen voor de jeugd. ih, 1811. 8. _
2) Vele scheose oonstighe Referynen , vol scriftureg en doc-
trynen snbtylick en r etoryckelych teghen dje verinaledeyde Luy-
tersche Seete etc. Antv. 1553, B. Geestelyke Referynbpeck ver-
clarende die mogheutheidt &odt en Christus ghbenade over (lie
sondigg Menschen. ib. 1567. 1602. 1611. 1646. 8. Den geestelyken
Nachtegat, ib, 1623. 8. (Zuf- aldı Gonstighe Refarynen vol schöoner
Schriitueren em Ieeringau. ib. %)
3) Alle de Gedichten van D. V. C. verzameli uyt zyne Wer-
ken. t. 4631. II, fol. Recht Gebruyck eu Misbruyck ven Tydt-
licke Have, Amsterd. 1620. 4, u, in fı Werken. Aust. 1630. III.
Größe, Handb. d. Lirerärgerhichte. III. 53 I
834 Hollaͤndiſche Poeſſe.
fol, T. ll. p. 500 sq. Drio Speelen van D. v. C. eu zyn Lied-
boek. Amst. 1585. 8. ©. Wagenaar Amsterdam. II. p. 22 m.
Levensbeschryving. T. II. p. 103 sq.
4) &. 'Wagenaar, Amsterdam. III. p. 202 sq. Meermann Anmal.
zu de Sroot Bergt. d. Republ. III. p. 376 sq. de Vries. Ih. 1. p. 53 mi
63 sq. Pagoot. T. VIII. p. 314 sq. Hertspieghel. Amsterd. 1614.
1694. 1723. 8. — Verderstraps Beeldskrift of Heilige letteren, dat
is Hieroglyphica, hint. ſ. Hertsp. 1723. 8.
5) Sinnepoppen. Amst. 1614. qu.8. 1669. 1678. 12. (in Profa, 3 Scho⸗
unb einige Mimpepoppen). Brabeling in Schocken. ib, 1612. 4. 16.
1669. 4. (Eploranme)
6) Marcos Gheraerdts*) Waarächtige Fabulen der Dieren.
Brügge 1537. 4
7) Spiegel der Wereldt, gestelt in Ryme, waser in Letteriyi
ende Figuerlyk de Gelegenthyd, Nature, ende Aardt allerla
den Clautiyk Afgebeelt ende Beschreeven werd. Antw. 157. 1.
f» Foppens. T. Il. p. 983. Paquot, Mem. T. XII. p. 365 sq. |
8) Bietet Volkslied ſteht zuerft in dem Geuzen-Liedboek. Amst. iell.
pm 44 sq. |. Scheltema, Gesch. Mengelw. 'T. II. f. 3. an
8) ©. Hoffmann v.Fallersieben, Holländische Yolksliedererlie-
tert. Breslau 1833. 8. (Hor. Beig. P.1I.) Le Jeune, Letierkundigorer-
zigt en proeven van de Nederlandsche Volkszangen. ’s Gravel.
4828. & — Gin foldhes Buch ift das ältefte Kegergeſangduch von Golan
von B..van Zuylen van Rievelt: Souterliedekens ghemaed ter
esrem ar Gods op alle die Psalmen van David. Antw. 1540, 8. Utrecht
1613. 8.
10) Het boeck der Psalmen uit de hebreischer sprake in »-
derduytschen dicht, op de gewoonlicke onde wysen van singe
overgeset, mitsgaders de heyligke schrift, uerlicke lofanegen wjt
den ouden ende neeuwe Testamente, by een getoogen ende
in nederlandschen dichte na der hebrieischer ende griecksche
waerheyt; met elck synen text van woirde te woeirde daer tegen
over int duytsche gestelt. Middelb. 1580. 1591. 8. — Het boek de
Psalmen .... wt d. Hebr. spraeke in Nederl. Dichte op de gbt-
woonlyke Frans. wyseouerges. Antw. 1580. Leyden 1617.8. f. Bayle
T. IV. 8. v. p.1238q. Foppens Bibl. Belg. T. II. p. 1036 sg. N.
löpen, Historie van de Nederlandsche Overzetüin e des Bybel
Leyd. 1777. 8. p. 14 W. Te Water, Hist. van het Verbond e⸗
de Smekschriften der Nederl. Edelen. Middeib. 1796. P.I.p#
143 4q. (Bund ber Gdeln, Bd. III. p. 43—96.) Levensbeschr. va
voorname Mannen en Yrouwen. P.IV, p.623—136. Verheiden,
eolog. p. 140 sq. Brand, Retorm. Hiſt. d, Niederlanden. &
Prins, Biographien u. d. Lebensbefchr. niederl. Dicht., v. d. Gef. Kunf
if: „ Ann. de la bibl de Brux. 1841. p. 18%
Goethals, Lect. relat. & l’hist. d. scienc. en Belgig. T. 1.9.39
11) De CL Psalmen Davids wt de Fransoyschen Dichte i
Nederi. ov et, door Petr. Dathenuin. d. 1567. 1578. Aust
a. a. 12. Delft. 1567. 8. ſ. Foppens, T. II. p. 972. .Wagenaar His.
l.
K.
-#) Diefee Name iſt dem Werke voraefest, nad dem Ku ferfteder, *
bie Kupfer dazu verfertigte. Ueberhaupt FA BE, "Didanerh
16., 17. u. 18. Sahın. mit te hen, gewöhnlich in ben Kert di
Kupfern verfehen, 3.8. die Werke von Visscher, Cats, Vondel, Bpieghe
Kral x., weile die Kofkbaskeit biefer Nudgaber bebeutenty echäßen
KHoländifche Poefie. Theater. 835
atr. T. VII. p. 218 sg. 290. VIII. p. 28. Levensbeschryving. P. I.
r 131—135. Esethals, T. III. p. 81-105. chry ng |
12) Datheniana of Ophelderingen en Aanmerkingen over de
vermaardePsal ingen vanP. Dathenus, — van Juvenalis Glau-
comastix. Utrecht 1758. 4. S. a. Mnemofpne, Gt. Vi. p. 179202.
$. 7 19.
Die Anfänge des Hollaͤndiſchen Theaters") fallen, wie
wir früher fahen, bereits in das Mittelalter. Es zogen näm«
lich an den Höfen der Niederlaͤndiſchen Großen fogenannte
Kammerfpielee oder Sprecher (sprekers) herum, bie ihre Ges
fänge entweder einzeln ober zu zweien unter Begleitung von
Mimik und Geſticulation berfagten. Der Inhalt diefer ganz
rohen und eienden, wahrſcheinlich von ihnen größtentheifs ſelbſt
improviſirten Stüde war entweder der Bibel ober der Heiligen⸗
geſchichte oder ber Nitterfage entnommen, Aus jenen Sprechern
bildeten ſich bekanntlich nachher Die Rhetoriker und Rhetorenkammern.
Wie jene fchlechte Copieen der Trouvered und. Jongleurs
waren, ſo ſollen auch dieſe Frankreich ihr Eniſtehen verdanken,
obgleich, wie bemerkt, fie die meiſte Aehnlichkeit mit den "Deuts
(hen Meifterfängern hatten. Wie dieſe nun überhaupt in bie
Hollaͤndiſche Dichtkunſt erft einige Ordnung und Form brach⸗
ten, fo fuchten fie auch das Thenterweien zu verbefiem. Zwar
wurden in den Kirchen, wie in Zrankrei ac, nur geifiliche
Scaufpiele zur Unterhaltung und Erbauung des Volked ge:
geben, allein man forgte auch dur komiſche Pantomimen für
die Beluftigung des großen Haufen und gab biefen Vorftellungen,
weil dad Theater meiſtens auf einem Wagen gebaut war, den
Namen Wagenfpiele, wie befanntlih der Urvater des Dramas
Thespis, Aehnliches gethan haben fol. Endlich erhielten bies
jelben auch eine Art Textz der Inhalt warb der Mythologie
entlehnt, bekam aber einen allegoriſchen Prolog (Spel var
Sinnen), . der mit der eigentlichen Handlung gemöhntih in gar
feiner Beziehung fland, fondern durch das Auftreten perfontfi«
cirter Tugenden ober Lafer dieſe oder jene moraliſche Streit⸗
frage zur Beſprechung brachte. Endlich vereinigte man bie
allegorifhen Perfonen und Spiele mit den biblifhen Stüden,
und fo blieb denn. bio ins 17te Jahrhundert die Gewohnheit,
53*
836 Hollandiſche Poeſie. Theater.
dergleichen Rerſoniſicirungen entweder in die Trauerſpiele feihf,
oder doch wenigſtens in die Prologe derſelben einfügen. Die
Anden wir noch bei Vondel, Hooft ıc. Nebrigens führten bel
den von den Rhetorenlammem aufgeführten Spielen, melde
diefelden gratis zur Ehre ihrer Geſellſchaft unter freien
Himmel gaben, fogenannte Factoren die Wufficht und Leitung,
allein es gab auch einen Hantwurk Dabei, der mit Pritik
und Schellenkappe gerade wie bei den Deutſchen feine Ep
machte?). WIE Zeit folder Aufführungen warb gewöhnlikt ve
Ginzug?) von Königen (Landjuweelen) ober anderer Großen (Hax-
spelen) in eine wit einer ſolchen Kammer verfehene Sad
gewählt, fon fanden fie aber end theils in ihren Be
fammiungefälen felbR, theild auf dem Lande zur Zeit dar
Sahrmarkts oder einer Kirchmeß ſau. Im erfieren Falle wen
erſt durch gereimte Umlauffchreiben (kaerien) eine Zufanmenhaf
der Mitglieder beftimmt, in welder die Mufgaben ber weiriid
gu behandelnden Stüde, nebſt dem Preiſe für vie beſte Yet
beitung, fowis bie Art der aufzufuͤhrenden Stüde, feſigeſch
ward;, denn man führte niht etwa blos Trauerſpiele und
Allegorieen auf, ſondern man ließ auch Luffpiele (Eshatenet-
ten) und Boflen (Kiugten, Zotteklugten, Faetien) ir Fre
bewerbung zu, obgleih letztere nur für die Hefe des Bold
beſtimmt waren, in der Sprache derfelben redeten und matärlid
nur die gemeinſten Zoten zur Ergötzung derfelben vorbrachten
In diefer Eigenſchaft laſſen fi die Rhetorifer am Beim mi
den früher erwähnten Clercs de la Bazoche in Paris vergleiden
Daß fomit die Rhetorenfammern nad und mad den
lichen alle Gelegenheit nahmen, durch bibliſche Borfelunge
auf das Volk zu wirken, well fie theils Keinen Aufwand und
keine Pracht ſchonten, theild ihre Stüde volfsthünlicer wart,
umb fie als ſelbſt dem Volle angehörig bei demfelben auch mehr
Anklang fanden, fo daß fie dieſen Einfluß zu politiſchen Zweder
benutzten, hat die Geſchichte der Niederländiſchen Beformation‘)
bewieſen; allein als Alba einmal die Patrioten becimirte, de
wurden fie gäuzlih unterbriilt und konnten ſich auch, ald die
Freiheit errungen war, nicht wieber zu ihrer früheren politiſchen d°
beutfamfelt erheben, fei es, daß man ihrer entwoͤhnt ober daß
Hollandiſche Poeſte. Theater. 837
nunmehr weniger Veranlaſſung dazu vorhanden war. Inbeſſen
erhielten fie id als Vollsbeluſtigungen auf den Dürfen noch
bis ins 19te Jahrhundert, Früher waren dieſe Geſellſchaften freilich
viel zahlreider, die meiſten befanden ſich aber in Antwerpen, Gent,
Harlem. Leyden, Amflerdam sc, wo fie in bie poetifchen und
ſchönen Geſellſchaften übergingen. Uebrigens giebt es no
mehrere Sammlungen folder von den einzelnen Kammern vor»
geftelten Kammerfpiele (kamerspel)’), Das äAltefle bekannie
eigentlihe Hollaͤndiſche Stuͤckk nad der Negel iſt der Spiegel
der Liebe von Colyn van Ryifel‘). Zwar folgten ihm. viele
andere, allein fie find alle ziemlich roh und treiben z. B die
Illuſion fo weit, daß Hinrihtungen auf dem Theater wirt
vollzogen werden, beſonders in den politiſch⸗patriotiſchen Stüden,
wo 3. B. Horm’s und Egmont's Enthauptung bargefellt wide.
1) ©. Van’ Wyn Avondstonden p. 332 sq. 356 sg. Brandt
Leven van Vondel hinter f. Poezy T. Il. p. 13 sq. Wagenaar, Be-
schryving van Amsterdam. T. il. p. S91 sq. und in d. Werk. d.
Maatschappy van Nederl. Letterkunde. T. IT. p. 298 sq. Fiogel,
Seh. d. tom. Literat. Bd. IV. p. 332 aq. Zur Eiteratur cf. Naamrol d.
Nederlandsche Toneelspeldigteren, beneflens Aanwyzing, weike
Stukken zy gemakt, in wat Jaar, em waer die gedrukt zyn, vol-
ens’t A. B. C. opgestellt.t Amsterd. 1727. €. Van der Klooft,
‚atalogus of Register der Nederlandsche Toneelspeidichteren. ib.
1743.8. Catal. van eeneColleetie van Toneel-Bpellen van 3100staks.
ib. 1754. 8. ſ. a. van Hasselt, Over den eersten vaderl. Klugtspeelen.
Utrecht 1780. 8.
2) Eine Schiwerung einer folhen Bande Kammerbrüber, bie zu Baͤn⸗
kelſängern und Poffenreißern berabgefunten waren, welche auf den Dörfern
ihre elenden Schaufpiele gaben, fihilbert Rotgans in feinem komiſchen Ges
dichte „„Boeren-Kormig‘.
3) Eine 'fiemliche Unzahl Befchreibungen ſolcher öffentlichen Vorſtell⸗
ungen und Sefteinzüge findet fi in: De Soleinne Biblioth,. drama-
tique. T. V. 1. p. SA ng. Fi chtvoll dieſe Aufgüge waren, kann man '
daraus abnehmen, daß bei bem Einreiten Philipps, AInfanten von Spanien, des
nachherigen Könige Philipp IL.von Spanien, in Antwerpen nicht weniger als 1716
Hollaͤndiſche, Deutſche, Spaniſche, Engliſche, Florentiniſche und Genuefer Ars
beiter beſchaͤftigt wurden; darunter waren allein 895 Zimmerleute und 233
Maler. Die ganze Sache ift befchrieben in dem Werke: „Le Triumphe d’Anvers
fsict en la susception du prince Philips, prince d’Espaigä (compose
d’abord en latin par C. Grapheus et depuis traduit en frangeis).
Anvers 1550. fol, Der Ueberfeger fchidkt folgende Verſe voran:
Amy lecteur, si ta prendz volu
Ouyr ou veoir chose tres mirilique
A che triumphe, si present n’as este
De toy che libvre seit sabit achete,
Car en celluy tn voiras à l’anticque
Archz trinmphaulx, théatres magnifiques,
Portes, coulomnes, eschaffaux, bastiments,
On cachiez tant moult d’arlz ires excellentz. _
838 Hollaͤndiſche Poeſie.
4) Dieß ſagt Schookius Exercitat. XXIX. p. 507 ausbrüdiid,
Das erfte Verbok gegen ihre Satiren iſt aber weit früher, denn es rührt
(Son. vom Herzog Philipp von Burgund 1445 her; |. Wagenaar, Vader-
landsche Historie. T. VI. p. 71.
5) Dergleihen Sammlungen find: Speelen van Sinnen by den
XIX GSheconfirmeerde Kammern van Mhetoryken, binnen der
Steede vau Ghendt comparerende. Op de Questie: HWelc den Men-
schen stervende meesten troosi is, Gespeelt den XIX Juny. In he
Jonx:1539. Giheprent te Ehendt, 1539. 4. Speelen van Sinnen vol
schoone Moralisacien uytlegeingen onde bediedenissen op all
-Loffelyke Konsten. &espeelt innen de Stad Antwerpen op '
kandjuweel by de veerthien Cameren ‘van Rhetoryken, die he
daar resenteerd hebben den derde dach Augasti. 1561. Antw.
1582. '%. Referynen op de intreden binnen der Stede van Delfi by
de: 10 Gameren van Rhetoryke in Holland gedaan 20. Jany 1.
Op de Vragbe: Fat het swaerste is en 't boeste binnen s’ I erdds
vohdeh, Dat deurs Merschen verstant oyt is gevonden. Delft. 1531.
4. Den Lusthof van Rethorika. — Beschryv. d. Holl. Cameren vu
Redenr. binnen Leyden 1596. Delft 1596. 8. Velderhande (24) ge
neuchliche dichten Trafelspeelen ende Refereynen. Antw. 16.
8. Ber Redenryckers Stichtige Zaamenkomfte, op het onsluyt vn
de Vraghe: "as ’ı noodi is om de Arme WV eesen te onder-
howwen. Gehouwden binnen Schiedam 1603. Op den 6den Jan
veryattende soren Speien, op de voorschreeven Vraghe ghe
Nochte oauige andere Werken, op den zelven zin ende Regbel,
voorgesteld by de Roode Roosen, tot Schiedam. 1603. 4. Conl-
thonend Juweel by de Loffelyke stad Haarlem, ten verzocke
van Tros met biyken, in het licht gebragt. In 12 Spelen van Sin-
nen, Intreden Referynen en Liedekens naar de Caerte van 'tSpeel-
korenkeu. Tot Swel. 1607. Waar achter, bet Haarlems-Ieweel.
ib. 1608. 4. Speelen van Sinnen by de XIX. Cameren van Rheto-
ryken, binnen der Steede van &hendt In ’t Jaar 1539, 8. f5hk. 8
Speelen van Sinnen by den IX. Cameren van Rhetoryken binnes
dıe Stede van Rotterdam. In ’t Jaar 1561. Antw. 1564. 1614. 4
Zeeven Speelen van de die Werken der Barmhertigheyd. dSet
Amsterdam opentiyk gheapeelt. 1591. Amst. 1591. 8. Viaerdings Be
denryk-bergh met middelen beplant die nodigzyn’t gemeen en voor
geriykhet Landt, bestaande in (16) Zinnespoelen over de Reformab®
' 6) Den Spiegel der Minnen, begreepen in ses Batement Spee
len, de Amoureuse Historie van Dierie je Hollander en Catherins
Scheermertens. Rhetoryckelyk in Spealen gestelt, Bott. 3617. 4
$. 720.
Die zweite Perlobe der Hollänbifhen Literatur geht von
1600—79, und es braucht wohl nicht erſt näher’ erwähnt m
werden, daß die glüdlihe Abſchuͤttelung des Spaniſchen Jod
nicht wenig zu dem Aufſchwunge, den file nahm, beigetragen
bat. Derfelbe begann zuerſt in der. Sprade; venn obgleich
bereits in der vorhergehenden Periode die‘ drei angeführten
Verbeſſerer der durch galliſche Soloͤcismen verdorbenen Spradt
durch die Einführung einer auf claffifche Muſter des Alter⸗
Hohlandiſche Poefie. 839
thumd gegrändelen Sprachreform und durch eigenes Boran-
geben wefentlih thaͤtig geweſen waren, fo war doch bas Volf
nicht fo ſchnell an eine fo durchgreiſende Veränderung zu ges
wöhnen, fondern jene Männer fanden in ihren Bemühnnger
ziemlich iſolirt da, und erft den Korpphäen dieſes Abſchnitus
war es vorbehalten, das, was jene gewollt, auch wirklich ande
führen. Bragt man nun, wie es dieſen möglih geworben,
fo liegt bie Antwort einmal in dem höheren Genie vieler
Männer, dann aber au in der weit größeren Thellnahme des
Bolfed und in dem allmäligen Sinlen der geſchmackloſen Rhe⸗
torenfammern; bie Mittel aber, deren fi jene Reformatoren
bevienten, waren ihr Studium der altitalimifden (z. B. durch Hooſt
und die Schweſtern Viſſcher) und lateinifchen (3. B. durch Vondeh) Dich⸗
ter, deren Einfluß von nun an unverkennbar iR, wenn freilich
auch nicht geleugnet werben fol, daß mande Holländer auch den
Mariniſchen Ungeſchmack bewundertn und fo thre nattonate
Vorliebe für Bilder und Allegorieen bis zum Uebermaß fleigerten.
. 721.
Was nun die einzelnen Gattungen der Poeſie anlangt,
in denen gearbeitet wurde, ſo kann man ſagen, daß eigentlich
faſt keine unbeachtet blieb, etwa dad Epos auegenommen, denn
Jooſt van den Vondel's) aus Köln (1585—1679)
Jonas de Boetgezant (1662), eine Darflellung der Begebenheiten
Johannis des Täufer, abgerechnet, findet fich feine eigentliche
Epopöde vor, wohl aber eine Anzahl epiiher Erzählungen, in
welchen allerdings Hollands La Fontaine, Jakob Cats?) aus
Brouwershaven in Sesland (1577-1660), der ed bis zum
Rathspenfionär von Holland (1636—51) bradte, als Mel
fler obenan feht, Hierher gehört fein Trouwring und fein
Huwelyk (Eheſtand), in deren erſterem er eine Reihe auf den Ehe
Rand bezüglicher Ersigniffen befingt, während er In lehterem In feche
Adfchuitten die ſaͤmmilichen Beziehungen des Weibes als Jung»
frau., Beliebte, Braut, Frau, Mutter und Wittwe mit wahrer
Meiferihaft ſchildert und fih dabei wie Gower erlaubt, eine
Menge von größeren und kleineren Epifoden einzuſchieben, unter
denen bie von ber Liebe dee Roſette und Galante, die bie
340 Hollandiſche Perfie.
auf ihr tenuriges Wade in Mäder Hinſicht mit Mic
Oberon verglichen werden mag; am haͤchſten ſteht. Wii
det ihm zutuͤck bleibt jeboch ‘bir allzu gehäuften A
wegen, fin Rachahmer, der Brabanter Bolksbichter A
Poirlero?) aus Doſterwijk (1608 — 74), ein Ich,
Madlenſpiel der Welt am beräßmteflen geworben MM. Aud
nier Anslo9y and Amſterdam (1622-69), der mi
del zum Cathollelomus überttat und dadurch bei ſeinen
proteſtantiſchen Zanböfeiten unendlich verlor, ſchrieb in feine‘
eine meifterhafte dtamatiſche Schilderung ber Pariſer Blath
ſpaͤter aber die Pe von Neapel, worin er feinen duſem
Riiden Character fich leider altzu ſeht In haatfiräubene
unaͤſthetiſchen Greuelſcenen vetſenken laͤßt. Bei weiten |
int Joachim Oudaane) aus Rhynsburg bei Leyden
1628), aber auch viel weniger geſchmeidig und fpradgn
weshalb man ihn ben Koornhert des 17ten Jahrhunde
nannt hat. Er gehört hierher wegen feiner Ctantofälk, ı
er bie meiſten großen Thaten ber Niederländer unter de ®
Coefien Mörder er in einem Trauerſpiel zu dran
wagte) Leitung, beſonders aber de Ruyter's Geetrlumphe k
Weit bedeutender aber iſt, was fm eigentlichen beſchrri
Lehrgedicht geleitet warb. Hier Reht obenan Eonftantin $
gend"), Here van Zuylihem, aus dem Gang (139
1686), wie Cats ein genauer Kennet ber -cläffifgen mt !
lebenden Sprachen, in welchen Ichteren er fei6R and di
Seine Hauptwerke find felne Zedenprinten (Skttengemät
ber Manter des Theophraf), fein Hoofwijk, eine hd |
liche Schilderung feines nom jegt flchenden telgendn Ball
bei Boorburg, mit vielen hoͤcht gelungenen Eyiſoden pm
feine Voorhut, eine ſatiriſche Schilderung der damals im fi
gebräuchlichen Lebenoweiſe, und feine Stadteſimmen, hd
lungene maleriſche Darſtellungen holländiſcher Stadte und 2a
enthaltend. Seine Hauptfehler beftchen jeboch Ar feinem mi
Haſchen nad Weortipielen, niedrigen, oft unzuͤchtigen Audeci
G. B. in ber Farce von Trijntje Cotnelid und feinm E
grammen) und allerdings allzu haäufigen Nachbildungen fra!
Muſter. Neben ihm verdient Ellas Heettmand' di!
Hollandiſche Perf. su
Seefahrt einen ehrenwerihen Bind, - wort er, während Von»
del in einem aͤhnlichen Exbihte (Poery, Rh. 3; p. 147 —
162) elgenttid nur ein großed Schiff beſchreibt, von den Akte
fien Zeiten beginnt und dann bie Erobetungen feiner Sande.
leute in Oftindien ‚und Südamerika. ſchilvert. Nun felgt Ja⸗
kob van WeRerbaan’) (1599— 1670), der wie Huygens
fein Sandgut Ockenburg in den Dünek zum Gegenftande eines
‚ allerding® mehr in der Manier Cats' leicht dahin fließenden
. Gedichte® machte, freilich aber weit übertroffen warb von dem
„ wunderbaren Genie des Johannides Antonides (eigenillch
Jan Antonioy), der nach feinem Geburtsotte, der Stadt Goes
in Seeland, Ban der Goes) (1047 -84) genannt und
‚von Dielen mit Statius verglichen wird, odgleich er den Ras
men des Hollaͤndiſchen Birgit eben fo gut werbient, als fen
‚ Meifter Vondel. Er begann mit fehıer Bellone aan Bart,
> .n
ur;
worin ee den Frieden von Breda (2667) feiert, erſtieg
aber ben Gipfel feines Ruhmes dur feinen Yistrom,
worin er dieſen für Amflerdams Handel fo unendlich wichtigen
Strom mit hoher Begelflerung befang, was fi aus den zahl
reihen Epifoden und Schilderungen aus Perus und Indiens
’ Scenerie hinreichend ergiebt, während allerdings allzuviele Bei⸗
| mifhung von mythologiſchen Apparaten (4. B. der Hochzeit ber
Thetis und ded Pelens tm FIT. Bud) ihre Entfchuldigung nur
An der damals bellebten, jet wahrhaft furdtbaren Manier feiner Zeit
‚ finder, Natuürlich MM dieſe unglückliche Manie für Allegorien -
noch viel Arger in den eigentlichen allegorifchen Gedichten, vote
wir ſolche noch in großer Anzahl vor und haben, unter been
id nur des Zacharias Helns’) mus Antwerpen (1570 —
1640) Eimblemate of Sinneberelden, Hooft's Minnezinne-
Deelden, Vondel's dramatifirtes Epithalamium auf letzteren,
Bruilofdicht op den Heere Hooſt, Cate' Sinne- en Minne-
deeiden”), ungerechnet feine zahlreichen lateiniſchen verſtſteirten
Emblemuta, Jan's van der Veen Ademsapfelin), Johann
be Brune’s’) ans Middelbutg (18880 — 1658) Emdlemata
af Sinnewerek, Dudnan’s ſchon erwaͤhnten Staatsgevallen,
befonder® aber des Buchhaͤndlers Dirt Pers aus Amſter⸗
dam (bis um 1650), Bellerophon und Jona, die ſich
u Hollaͤndiſche Poeſie.
uͤbrigens durch leichten Verobau auszeldinen‘?), und des
Schmids Jan Hermansz KArul!) aus Amferdam (ge.
1602) Papierene Welt und Spiegel der Tugenden bervorhebe,
die wahrhaft zur Berzweiflung bringen. Der leptere Die
bat übrigens ‚feinen Werfen, die nebenbei auch eine Anzahl mit
Mufifnoten verfehener Liebeslieder enthalten, einige Schäfer:
dramen eingefügt, die an Steifheit ihres Gleichen ſuchen und
natuͤrlich hinter Gat6’ Galathee ofte Harder Minneklachte
bedeutend zurüdfichen. Sn der Babel verſuchte fih nur Bon:
det mit feinem Thierpark (Warande der Dieren, 1617).
Welt reicher iſt das Held des Epigrammo beſtellt. Bir
haben fon gefehen, daB Huygens hierin zumellen anRöflg
erfcheint, allen wir dürfen aud auf der andern Seile niät
vergeffen, daß fein Wit immer neu und originell und fr
Laune unerfchöpflih If, fo daß er den Namen des Holländh
(hm Martial weit cher als Viſſcher verdient. Die Sinn
gedichte Hooft's auf den Bund zwiſchen Holland und Bers
dig und Bondel’s Epigramme auf Maſaniello, Oldenbarnevel
und Arminius find claffifch; auch Weſt er ba an mitfeinen mehr emb
haften und moraliſchen Epigrammen (3. B. auf die Flucht deb
Hugo Grotius), und der Häusliche Stilllebenmaler Jere⸗
mias de Deder!) aus Amſterdam (1609—1666), def
Lob der Geldſucht eine Nachahmung bed Erasmifchen Lobes dar
Narrheit vemfelben nicht nachſteht, mit feinen verſchieden beurtheilten
. Ginngevihten, fowte Joan Sir!) aus Amflervam (1610—
1700), Berfafier der Grabfrift auf den Sechelden Johann
van Galen, und der fehr fruchtbare R. Verſtegen“) m
dienen Erwaͤhnung. San Boss"), ein Glaſer aus Amſta⸗
dam (geb. um 1620, + 1662), war ein geborener Diäte,
der aber trotz feiner ſclaviſchen Nachahmung Vondels auf
gänzlihem Mangel an aller gelehrten Bildung ſchwülſtig um
heſchmacklos ward, indem er die Extreme im Furdtbaren um
Niedrigen nicht vermied, und daher find auch feine Epigrammt
(Puntdichten), troß ihres ſchlagenden Witzes, gewohnlich miß⸗
lungen. Hat nun aber ſchon Henricus Bruno”). Em
rector am der lateiniſchen Schule zu Harlem, gefhmaduhem
omiſche Epigramme geliefert, fo übertrifft doch Alle Gerard
Hollaͤndiſche Poeſie. 843
Brandt?) aus Amſterdam (1626—-85) in dieſem Genre,
was ſchon zu feiner Zeit von Bondel anerkannt warb, Lee
terer iR aber auch zugleich der Schöpfer der Satire bei den
Holländern geworben; denn beiradtet man feine politiſchen und
theologiſchen Gedichte diefer Art 3. DB. Hollands Wage, worin
er nachweiſt, daß die Bartel des Arminius nicht duch bie Un⸗
gerechtigkeit ihrer Sache, fonden dur die Uebermacht Mori
von Oraniens unterlag, feine Stadelfchrift an Hooft über ben
Zuftand des Landes, fein Leichengediht auf den Tod Wil
helms II. von Dranten, feine Harpune über bie Frechheit der
Geiſtlichkeit, ſich in politiſche Händel einzulafien, fein Decre-
tum horridum gegen Calvin's Lehre, daß auch jung verflorbene
Kinder bereitd ewig verdammt fein), fp flieht man, daß Archi⸗
lohus und Juvenal zufammen nicht mehr Gift gehabt haben
koͤnnen. Da wir Deder’sd treffliches Lob der Geldſucht ſchon
oben erwähnten, fo koͤnnen wir bier glei des poetiſchen Briefes
gedenten, da auch hier Vondel Mehrered geliefert bat, wie
z. D. den Brief an Hooft (1628), worin er bie verfolgte
Deutſche Freiheit allegoriſch ſchildert. Uebrigens haben aud)
Hooft und Huygens ſich in demſelben Genre verſucht.
Endlich duͤrfen wir hier des moraliſch⸗religiöſen Lehrgedichts
nicht vergeſſen, in welchem ſich allerdings ſchon der große Ge⸗
lehtte Hugo Grotius (de Groot)?i) aus Delft (1583
—1645) mit vielem Erfolge verſuchte, wiewohl Vondel mit
feinen Gehelmnifien des Altars, worin er das Amt der Mefie
ganz im dogmatiſchen Geiſte eines mittelalterlihen Scholaſtikers
befang, weit mehr Oluͤck machte, um fo mehr, ald Wefterbaan’s
verfuchte Widerlegung derſelben gänzlih mißlang, Auch Gate
wendete fih in feinem Alter diefem Genre zu und dichtete eine
Anzahl ernfter Lehrgedihte (4. B. Ouderdom en Buitenleven),
alein fie zeugen doch alle von Alterfhwäde und find ziemlich
proſaiſch, was man von Huygens’ Tagewerk und Augentroſt
Can die blinde Jungfrau Lucretia van Trollo) nicht fagen kann,
die gerade poetiſcher und kraͤftiger find, als feine übrigen
Leitungen.
Dieſes ernſte Genre führt uns von felbR zur Elegie, und
„darum flellen wir biefe Dichtungsart in der Beſprechung ber
846 Holl andiſche Poeſie.
ragt einzig hetvor Pleier Corneliszoon Hooft?) aus
Amflerdam (1581—1647), ein geborener Dichter, der abe
fein großes Talent noch dur das effrige Studium der Ri
miſchen Elegiker und ver beften Italieniſchen Lyrifer fo eulttoht
Hatte, daB ee (wie 3.3. fein Hochzeitolied an Teffelſchade 8.8.
geist) an natver Schalfheit ein zweiter Anacreon warb, die Liebes⸗
gluth eines Tibull (3.9. in feiner Nachahmung der IT. Elegie des
I. Buches deſſelben: „Heilige Venus“ 0.) mit ber Teufen
Erhabenheit eines Petrarca zu vereinigen wußte und nur ſcht
fetten in die boͤſe Gewohnheit der Warinfichen Conceiti ver
fill. Daß er übrigens die breite, ſchwerfällige Sprache fen
Vaterlandes In die Biegfamkeit fat Italieniſchen Wohllauts p
zwängen wußte, bleibt auch in ſprachlicher Hinſicht ſein großeh
Berdienſt, welches ihm keiner feiner Nachahmer bat Adi
machen koͤnnen. Sein Freund Laͤurend Reaal) mb
Aifterdam (1683 — 1637), ein berithuter erhelb, geie
gleichfalls zu der großen Anzahl verer, die ſich von Hooflo Er
folgen zum Minnegeſang begeiſtern ließen, und hat davon be
ſonders in feiner Nachahmung ver Käffe des Johannes 6%
cundus eine hochſt gelungene Probe geflefert. Ein fehr beden⸗
tmbed Talent zum tändelnden Liebeslied verrathen bie Lieder
des Daniel Jonktys*) aus Dordrecht (+ 1654), obgleiq
er floffarm if, wie fein dies Buch: Roͤschens Aeuglein (Bose
Njns Oochies) verrathen. Sonſt führen wir noth in dieſes
Geme Jakob vÄn Weſterbaan, Johann van Dan”)
Yan van Someren’) aus Dorbreit (1822-76) m
Hieronymus Sweerd?) aus Amſterdam (1627-9)
ale Dichter zweiten Ranges an, verfehlen jedoch nicht, na%
dem wir auf die nad den beflen Muflen, aber in Frikefiſchen
Dialect gefchriebenen elegiſchen Gedichte des Sisbdert Je
yH2”) aus Bolsward (1608 — 61) hingewleſen haben, zu be⸗
merfen, daß auch In den zahlreichen Sammlungen ber Rheie⸗
tenfammerngebichte, wie Apollos Lust-Hof, Anglier-Hof, 'Hek
con, Pegasus, Broylofis Banquet etc. manches haſee ce
lied vorkommt.
Was endtih dad Sonett anlangt, fo hatte Biefes dur
mit aus Italien gebracht, und «6 gelang ihm auch hier, ſeine
Holändifche Poeſie. 845
trachtung und lieferte fo mehr Erbauungogedichte zum Nacht⸗
mahl, wie dan auch Dudaan in feiner Bearbeitung ber
Pfalmen, deren übrigens aud noch andere Dichter eine große
Anzahl lieferten, nicht viel mehr bot. Geißliche Lieber hatten
war hie Holländer fhon in der vorigen Periode in Ihrem Be
freiungäfriege, allein biefe waren den Schlachtliedern mehr ober
weniger aͤhnlich; darum hat Dirt Rafelszoon Kampbuyr
ven?) aus Gortum (1586-1626) allein das Vardienſt,
einem Baterlande eine Sammlung vorüglider Kirchenlieder,
zanz in dem milden, toleranten Geiſte feines ‚Lehrers Armining,
hinterlaſſen au haben, unter denen ſich fein Maimorgen durch
wahrhaft poetiſchen Schwung am meißen auszeichnet. In der
höheren Ode, tim Style beö Horaz und Pindar ı6., iſt Bone
del nicht blos Schöpfer diefer Dichtungsart für fein Baterr
(and, fondern auch Meifter, wie feine Lykoffer van Maagde-
burg, ontsteeken op het hoog Antaag hy Leyptzich,
Stedekreon van, Fredrik Hendrik op den groten triomf
arı Maastricht, Scheeps kroon, behaald in den Zeastryd
by Liverne door Joan van Galen etc. hinxeichend beweiſen;
ıber auch feine Roomsche Lier und Koningkiyke Harp
hun zur Genuͤge bar, mit welchem Geſchide er ben Ton bes
zroßen Pſalmiſten mit dem claſſiſchen Giemente zu vereinigen
mußte Am höchſten ſtellen ihn jedach die Krititer feines Var
:erlandes in den lyriſchen Ghören feiner Trauerfpiele ‚die denen
ines Sophofles, Aeſchylus 2. nit nachſtehen. Auch Joachim
Yudaan hat fh nicht, ohne Erfolg in dieſer Dichtungsart
erſucht; wenigfiend zeugt feine Eindelyke Uitkoomst van
Frederigs-Ode von nicht gewöhnlidem Talente. In dem leich⸗
eren esotiichen und populären Liebe hat dieſe Periode ebenfalls
inen Meiſier hervorgebracht, - obwohl auch die berühmten beiden
Töchter bed oben genannten Römer Vifider, Maria Teffel«
ch ade (1594-1649), verheirathete van Krombelg, und
Anna Römse Biffcher) (1584 — 1651), jene die Muſe
yer Narhhollaͤndiſchen, dieſe der Suͤdhollaͤndiſchen und Seelqͤnd⸗
ſchen Dichter, welche ſich um fie wie die kleineren Geſtirne wm
ie Luna ginppirten, zwar nur wenige, aber bach mehrere hoͤchſt an⸗
nuthige, wohlllingende Lieber geliefert Baben, Allein unter Alien
848. Hobardiſche Mache.
ven. Iohann wen: Baverwid,: Bnndel Hebnfiue,
Davip. van Hoogftraten”). (+ 1724) x.’ aufttät m
ballen. . . 222 u‘ . I a P .
rer . . Fe . ers. Fig
1) ©. Feppens Bibi. Belg. T. II. p. 771 sq. Chaufepie T. IV.
p- IR sa. Hartcheim Rab). ca. — van eenigt
TOR. Mannen,en Vrouwen T. ]. p. 24-310. da Bosch in d, Mag
fe Wiſſenſch, Kunſt u. Geſchm. T. I. p. 506,3q. Wagenaar Amsterdam
1. 8 245 sq. Siegenbeck in d. Werk d. Borav. Gef. f. Spracht and
Dichttunſt. Sh. U. p. 36—108. de Vries I. p, 152 sq. varı Ka
T, 3. p- 158 sq, Het Leven yan J. v. V. den Prins der Neder
landache Dichteren. Amst. s. a. 8. P. Camper De J. V. quidgne ie
xe tragira a Graecis Latinisque poetis -profecerit. Lugd, B. 1819. 4
Poezy pf verscheide gedichten, op een hieuw by een vergadert —
mitsgaders een aanleidinge ter Nederl. dichtk.’ en het leven des
dichiers.. Franecker 1683. II. 4. Dichterlyke Werken. Amsterd.
1820. XXI. 8. Werken. Amst. et Fran. 1682. XIV. 4. — Weber (.Eo
tiren |. 'Patranus Eccles. Patr. P. II. p. 173-182.
:2) &. Crenii Auim. phil. P. I. p. 116 sq. Foppens Bibl. Belg.
T. I. p. 503 aq. de la Rue Gelett. Zeeland 5 05-212, 353. Levenr
- beschr. P. I. p. 161—172. van Kampen T. I. p. 177 sq. — Werken:
Amsterd. 1653. & 1700. 1726. 1. fol. 1790 nq. XIX, 12. Amsterd.
1828, 8.
3) Het Mocker van de Wereld uf getrokken. Astw. 1 & !
Het Spiegeltjen van Philagia. ib. 1680. 8 Het Leaven van Franc“
cus de Borgia. ib. 4671. 8. Adelheyd des Werelds. ib. 1714. 4. De
Alderheyligsten Naam voon een Nieu-Jaars-Gift aan de Jonckbeyt,
Getrouwe, Meduwen en Geestelyken. Antw. 1647. 8. _
4) Peezy, uytgegeven d. A. de Haes. Rott. 1713. 8.
5) Poezy, verdeeld in III deelen. — Achter het derda.deetl..-
het leven v. d. dichter... d. D. v. Hoogstraten, Amgt..1712 18
6) De Ledige Uuren. Amst, 1644. 8. Het tweede deel, Schr
dam 1647. 8. Korenbloemen. Haag 1658. 4. Twesde drak ver
meerderd tot XVII boeken. Amst. 1672. 11. 4. met ophelder.. r28
W. Bilderdyk. Leyd. 1824. VI. 8. Bajava Tempe, ’t Vorbau van!
Gravenhage, met eene omschr. en aant. d. h;. L.eeuware.
nootsch. Leeuw. 1824. 4. Dichtstuk „ vopr het eerst ujlgeg. d. W-
J. A. Jouckbloet. ’s Gravenb. 1642. 8. cf. Foppens. T. ], p; I% *
Bayle T. IV. p. 668 sq. Baillet T. IV. p. 279 aq. Rigdrogen tot ve
kennis van het Karakter van C. H., ontloend nit aantsckaning?!
wegens het beheer zijner goederen. 's Gravenh. 1842. 8.
7) Alle de Gedigten van Westerbaan. Haage 1672. IIL 8. 6°
digten en Liederen. Leyd. 1644. 8.
8) De Gedichten van 3. Ant. v. d. G. — d. Jarisseqn vam Sar-
ten. ’t Amsterd. 1685. 1692. Rotterd. 1730. Amsterd. 1714. 178. %
De Ystroom, ib. 1671. 4. Proben bei Biegenbed. Proben Riekerl Di ı
p. 25-263. f. Levensbeschr, T. I. p. 233-243. @d' Vries T.
P. 269 84, . ı sed ..
9) Emblemate of Sinnebeelden, streckende tot Chuistelichs br
denckinge enda de Leere der Seligheyt. Ratterd: 1025. $, De
Jeuchtspiegel. 'Amst. 1610. 4. | . DELL ALc‘
Holl andiſche Poefie. er
10) Proteus efte Minne-beeiden verandert in Sinus-heelden:
Roiterd. 1697. 4.
11) Raadselen. Deventer, 1653. 8. Zinnebeelden of Adams- |
sppel mitsgaders syne oude en nieuwe braylofts zegezangen, vaut
selen, sije gulden en yseren eeuw etc. s. l. 1642. 8. 8. Amst. 1694.
8. Over-zeesche zege- en bruylofszangen. Amst. 1637, 4.
12) Nieuwe wyn in onde leer-zacken. Middelb. 1639. 12. Alle
de volgeestige Werken. Harling. 1665. 8. f. de Vries T.I. p. 187g.
i3) Jona den Strafprediker, Amst. 1624. 8. Bellerophon of lust
tot Wysheid door Sinnebelden vertoout, waer by zyn geroegt de
vrolyke Stemmen, of stichtige en vermakelycke Liedekens en
Dichten. ib. 1626. 8. 1695. 12. Bacchus Wonderwercken, waer in
het recht gebruyk en misbruyk des Wyns. ib. 1628. 12. Der Ro-
meinsche Ädelaer. ib. 1634. 12, Werken-bestaande in Ziumebeelden
en schoone Gezangen. Amst. 1662. II. 8. — f. Paquot T. IX. p.
317 24. "
44) Werelt-hatende nood seleckelyk en Amstelschelinde, afte’i hof
der Nimphen. Ast. 1627.12. Eampiere Wereld. ib. 1634. 1V.4. Kerlyke
tyikorting bestaande in verschyde rymen. Haarl. 1634.4. Minne-Spie-
gelterDeugden. Amst. s. a. II. 4. In legterem Werke (TE.p 149 54.) ſteht
auch: Celionen Bellinde, Pastoral-Biy-eyndt-Spel ghetrocken wt de
Fransche Astrea.
15) Rym-oeffeningen. t’Amst. 1659. 8. uitg. d. Bronerius V.
Nidek. ib. 1726. Ii. 8. Lof der geldsucht ofte vervolg der Ryın-
oeffeningen. ib. 1668. 8.
16) in d. Verscheiden Dichten. T. II. p. 224.
17) Nederduytsche Epigranmen ende Epifaphien van ver-
schyde Personen en differente zaaken. Brussel. 1624. 4. Mecheln
1617. 8. Scherpsinnige Characteren van verschyde Petzonen. Antw.
1622, 8, De 6azeite van Nieuwe Waren, van de geheele Wereld.
ib. 1618.
418) Dichtkunst van J. V. verzamelt en u geven d. J. v.D.
Amst. 8. 8. ‚Alle zyue Gedichten. 5. 172 4.
19) Mengelmoes van verscheyde Gedigten op allerhande voor-
vallende Zaaken. Leyde 166f. 8.
20 Poezy. Aunst. 1709. 4. 1725. A.
21) H. de Gr. Bewijs van de ware godsdienst met zijne ove-
rige Netlerduitsche gedichten, uitg. d. J. de'Vries. Amst. 1844. 12.
Bewijs van den waren Godsdienst, milsg zyne andere stichtelyke
gedichten en gezangen. V druk. Amst. 1728. 4.
32)'Klapgt van Doris over den Dood van Dämon, in d. Ver-
scheidene Gedichten. Amst. 1651. 8, f. Scheltema a. a. D. T. L. f. 3.
23) Nederduytsche Poemata, uitg. d. P. Scriverius. Amst,
41616. 160. 8. oo
25) Kınis triomf en Gezangen. Amst. 1740. Poezy. ib. 1636. 4.
& 25) Stichtelyke Ryınen op Muzyk, Bas en Teuor. Amst. II.
1652. 4.
) &. Scheltema, Anna en Maria Tesselschade de docRters van
R. V. Amsterd. 1808. 8. de Vries T. I. p. 62 sq. Ihre Gedichte in:
Nederduitsche Gedichten van Grotius, Hooft, Barleus, Huygens,
Vondel etc. Amsterd. 1657. 11.-8.
37) ©. Pars Index Batavicus p. 282 sq. 410. Foppens T. II. p.
984 4q. Scheltema, Gesch. en letterk. Mengelwerk 7T. II. 1. p. ing.
Grüße, Bandouc d. Literärgeſchichte. MI. 54
850 Holändifhe Poeſie. Theater.
Levensbeschryv. P, III. p. 198 sq. van Kampen. T. Ip. 19 .
Scheltema, Redeovering over de Brielen vau H, Amst, 1807. 8.
.Siesenbeek, P. Hooft als. Dichter u. Geſchichtsſchreiber. Leyd. 1800. 8. —
Mengelwerken. Amsteril. 1677. fol. (Dazu: Uitekund. Woordenb. op
de Werken vau P. Kz. H. Amsterd. 1825— 32. 111. 8.) Dicht-Kunsl-
ige Werken v. P. C. H. eerst verm en uytgeg, d. J. van der Burgh.
Aınst. 1657. 1683. 8.
28) ©. Gedichte in: D. Versch. Gedicht, 1637. T. 1.p. 1%
cf. Scheltema T. J. f. 2.
....29) Wedens-daegse Venus en Minerva, of twist ts-
schen Die zelide. Dordr. 1641. 4. Roselyns oochjes er
Dordr. 1639 4. Amat. 11139. 12. 1713. 8. Minnedichten. 1660. 1712. 8.
f. Scheltema T. IH. f. 1. >»
30) Gedichten. s. 1. 165%. 12. Thyrsis Minnevret en andre be-
dichten. Aınst. 1668. 12. Alle le poetische Werkeu v. J. v. D. ib. 166%. 1.
31) Uytapanningh der Vernunften, bestaande in geestelycke eu
wereldiycke -Poezy. Nyurw. 16:0. 8. |
32) Alle de Gedichten van H. Bw. Amst. 1697. 4. Zeeden
Zinnebeellen over Koning Davids Harpzanzen. Austen. 1707. 3.
Leeızame Fabelen. ib, 1704. 8. Tafereel der Jdeugden.en onden
den, ib. 1703. 8. Mengelzanugen en Zinnebeelden. ib. 169. 8
38) FriescheRymlerye, yntryedelen. Böulsert. 1668.4 Leuw. 161.
ib. 1821. 4. Dazu Epkema, \Voonldenhoek. Leuw. 1524, 4. 6. Er.
Wassenbergh, Spec. s. narr, de vita, morihus et car.ninibus clariss.
poeh Frist; Gisseberti Jacobi filii. Franeg. 1793. 4.
34) Gedichten, t’Amsterd. 1719. 8 Dichtlivende (ydkorlingen.
Ley.den 1715. 8. ,
. 35) Horse sucregsivae: tyt-snipperingen van de jonkheid tol in
den ouderdom van 8. van B. Rotterd. 1640. 8.
. 6) Begmselen of kort begrip der Rederyk ten dienst der
tael- ı digt lievende opgestelt door D. v. H. Aınst. 1725, 8, (ar
mina ed Vlaming, Amstel17.8. 8.
37) Allezynj oetische Werken. Aınst. 1696. 1709. 11.8. S.Titg.d.
Bogaart. ib 17°3. 11. 4. ib. 1766. II. 8. Thalia of genrigeZang-6*
din, Amsterd. 1632, III. 12. ©, Paquot. T..V. p. 370 3q.
$. 722.
Wie diefe Periode für die gefanmte Poeſie Hollando dt
goldene Zeitalter genannt werden fann, fo war fie dieß aus
für das Theater, denn eıft in ihr ward das Drama ein vgl
mäfiged. Dieſes verdankt die Nation jedoch, wenigftend feinen weitere"
Elementen nad, der Rhetorenfammer, Liefde blaeijende, zu Amft
dam. Ihr gehörten nämlich die beiden Väter der Hollaͤndiſchen Bühr
Samugyis ofer(tnah 1648) und Gerbrant Adrianzoes
Brederolde) (1585— 1618) aus Anfterdam an, welche (1617)
aus der Elite derfelben gincneue Geſellſchaft, Bendemiegenannt, erit'
teten und in biefer nn anfingen, ihre Stüde aufzuführen. Anfang?
hatten fie jedoch gegen die Nivalisät der ͤucrn Geſellſchaft zu laͤmpfen,
Hollaͤndiſche Poefie. Theater, 851
bis fie ih (1632) vereinigten und als Devife den Namen:
Door Yver in Liefde bloeljende annahmen. Man riß nun
das biöher von der Academie innegehnbte Gebäude nieder und
baute fofort an der Stelle deſſelben ein neues Schaufpielhaus
(1637), weldes mit Vondel's Meifterlüd Gysbrecht var
Amstel eröffnet ward, Diefes Stüd, welches feinen Stoff ber
Geſchichte der Stadt Amfterdam entlehnt und Ins 13te Jahr⸗
hundert füllt, fpielt an einem Weihnachistag und umfaßt den
kurzen: Zeitraum von drei hr Nachmittags bis zum Andern
Morgen, ift in fünf Alte getheilt und hat Chöre, die nach
der Eitte der Griechiſthen Tragifer nicht blos allgemeine, auf
die Handlung bezüglide Wahrheiten und Gedanken Ir’ 'den
Zwifcenacten declamiren, fondern auch gewöhnlih während der
Acte ſelbſt auf der Bühne bleiben und in die Handlung’ hineins
reden. Der dritte Act verbanft feinen entfbiedenen Erfolg dem
impoſanten Eindrud, melden die darin vorgefteßte Feier ver
Meſſe um Mitiernatt In der Abtei der Clariſſerinnen bervors
bringt, und vielleicht iſt dieß mit Urfache, daß man noch jetzt
zu Weihnacht gemöhnlih dieſes Stuͤck aufführt und demſelben
einen Beifall zollt, der nicht geringer if, ale. vor zwei⸗
hundert Jahren, wo man e8 dem flaunenden Bolfe zum erften
Male bot. Indeſſen kann man an diefem Stücke faſt die
Form aller Übrigen regelmäßigen Holändifben Trauerfpiele ſtu⸗
diren. Uebrigens hatte Vondel!) bereit 1612 mit feinem
Oſterfeſt debutirt, worin er noch den Franzoͤſiſchen Muſtern
folgte, aber .fhon in der Zerftorung von Serufalem (1620)
umd "der Heuba (1621) nab Seneca zeigt er bedeutende Forts
ſchritte im Geiſte der antifen, mit bibliſchem Gepraͤnge ges
ſchmückten Tragödie, und im Palamedes (1625), einer allego⸗
riſchen Schilderung ded Juſtizmordes Dldenbarnıveli’s, wagte er
fi auf das politiſche Gebiet. Daſſelbe fand 1638 mit feiner
Mefialine ſtatt; aber da man vielfade Anfplelungen darin fins
den wollte, fo verbrannte er fie feloh. Im Jahre 1639 ließ er
feine 11,000 “SJungfrauen und 1640 feine Marla Stuart
folgen, welte' beide Erde voll von apologetifhen Stal⸗
len für den Gatholicidmus find, zu dem er übergetreten
war. In diefen Sinne find aud fein Lucifer (165%), den
54
852 Hollandiſche Poeſie. Theater.
die Critiler für fein Meiſterfluͤck Halten und ber dem Stoſſe nach ein and
gezeichneter Borgängervon Milton’8 Verlorenem Paradlieſe iß, mitdefien
viertem Buche die dort von Apollyon dem Beelzebub gegebene Be⸗
ſchreibung des Paradiefes viel Aehnlichkeit hat, und fein Jephiah
(1659), der im Gegenſatz zu dem Schauplatz des Lucifer, de
Höfe, im Himmel fpielt, von ihm ſelbſt aber als fein Lieb⸗
Iingsfüd betrachtet wurde, vermuthlich weil in Fünflerifer Hinficht
alle Regeln, welche die Alten über das Trauerfpiel aufgefelt
haben, darin feftgehalten find. Noch möchte feine liebliche Trilogie
Sofeph, deren letzter Theil aber nur Ueberfegung eines laten
iſchen Ctüdes des Grotius iſt, Hier eine Stelle verbimm,
Trop dem iſt jedoch nicht Bondel, fondem Hooft der cigmb
liche Schöpfer der Holländifden Bühne, für welche dieſer 1614
den regelrechten Achilles gefchrieben hatte. Er hatte fi fon 16020
einem heroiſchen Schäferfpiel im Sinne von Taſſo's Arminia,
Granida betitelt, verfucht, dem bald darauf fein hikoriihe
Trauerfpiel Gerhard‘ van Belfm (1613) folgte, weldes da
Mord des Grafen Florens V. (1295) zum Gegenfand hi,
aber bereits eine Menge allegorifcher Perfonen mit zuzicht md
mit einem wunderſchoͤnen Monologe des Fluſſes Vecht jqlickt,
worin derſelbe Amſterdams künftige Groͤße verkuͤndet. Sowehl
bier, als in feinem Trauerſpiele: Bato, der Gründer von de
tavia (1628), welches an Shakſpere's Macbeih und Eurtpides
Medea erinnert, finden ſich Chöre, unter denen das, worin de
Eattifhen Jungfrauen ihren Auszug aus dem Vaterlande de
weinen, das ſchönſte if. Endlich bradte er aud eine %%
arbeitung von Nlautus’ Aulularia unter dem ‚Titel: „Ware
Nar met de pot“ auf die Bühne. Kofler felbk Kat mehrat
Zrauerfpiele geliefert, unter denen feine Polyrena (1644) eine
Nachahmung der Troerinnen des Eeneca, das befle iſt, feine Syhlga
aber (1606) durch das Geſchrei, welches mehrere proteſtanthſche
Eiferer, die ſich in dem darin vorlommenden Oberprieher bu⸗
rypylus geſchildert glaubten, auf der Kanzel dagegen erhoben, poll
tiſche Wichtigkeit erlangt hat. Zu der älteren Schule gehoört auch ned
Ans lo mit feiner furdibar ſchoͤnen Bariholsmaͤusnacht (Paryscht
bruyloft. Anıst. 1662. 8.), Heertman 3 mit feiner Sad va
Rieuport 11624), Theodor Roden burg wit feinem Drama: Die
a
Holl andiſche Poeſie. Theater. 853
Hoelſchen und Kabeljauſchen (1628), San Sir mit feiner Medea
(1648) gegen weldde daB ebenfo’ hetitelte Stuͤck des Autodi⸗
dastn Ian Vos merkwürdig abſticht, da es gegen alle Res
gein der Kunſt gefchrieben iſt und ausdbrüdlih in einer Art
von Prolog ben Horaz wegen feiner hierüber gegebenen Lehren
Rarf mitnimmt. Obgleich nun ſowohl bier als in feinem Aran
en Titus (1641) fid einzelne fhöne Stellen finden, fo verletzt
er doch durch die bei den Haaren herbeigegogenen Sreuelfcenen alle
Geſetze der Hefhetif, und fo darf man ſich nidt wuns
dern, wenn derfelbe rohe Menſch als Director des Natlonal⸗
theater Vondel's Gtüde dadurh in Mißcredit -zu bringen
fuchte, daß er die Hauptrollen abfihilih an ganz untauglide
Subjecte verteilte und z. B. eine Heldenrolle einem Komifer
gab. Obwohl Ihm eine ſehr ſchoͤne Sprache nicht abgeleugnet
werden fann, fo fand er doch gar Feine Nachahmer, denn
Kru's erbärmlihe Faustina (in |. Speghel d. d. T. I. p.
77 sq.), der Romiſchen Befhichte entnommen, und feinen nod
eienderen Alcip en Amarillis (ebd, I. p.201 sq.) führen wie
nur der Burlofität wegen auf; aber aub Brandt’d Vein-
zende Torquatus. (in feiner Poezy. 1725. 4.) kann nidt
als eigentlihe Nadahmung gelten, obgleich ihm die Mords
fcenen fehr gefallen und ſelbſt die Fabel durchweg bis auf die
darin vorfommenden Ramen eine reine Erdichtung if. Dagegen
verdimt Dudaan?) nicht blos wegen ber ihm eigenen außer
ordentlichen Energie und Begeiſterung, fondern beſonders ale
Tendenzdichter bier eine Stelle. Während er naͤmlich in der
Johanna Gray den Catholicismus angreift, wie es Vondel in
feiner Marla. Stuart mit dem Proteflantismus gethan hatte, bes
fämpft er im Comadin den Despotismus Im Staate und in
der Kirche, ſowie im Verworfenen Haufe Eli die Llebergriffe der
proteflantiichen Geiſtlichkeit, während er in dem allen noch übrigen
fimfien Alte Servet's defien Henker dem Abfchen der Nachwelt
überliefert und endlih Im Haag'ſchen Brudermord dafjelbe mit den
Mörbern der. Gebrüder de Witt thut. Pieter VBerhoet’) aus
Bodegrave (geb. 1633) hat feinen Karl den Kühnen mit vielem Geſchick
au einem noch jetzt bei den Marionetten gern gefehenen Kafienftüd
zu machen gavußt, allein mit Antonides' Trazil), einem
854 Holändifche Poeſie. Theater.
Chimeſiſchen Trauerfplet in fchöner Sprache und ver Ra
Vondel's, ward die alte claſſiſche Schule nad grietite
Meilen, au Grabe getragen.
Das -Luflipiel fand dagegen bei ven Holländer ui
einer weit niederen Stufe, denn obmohl die elgtlide
burfedfen Boflen und BZotenipiele aufhörten, fo .waren Id
die" Warcen Bredero’s°), der ald der Regenerator bei Hi:
laͤndiſchen Luffpiels gilt, faR um nichts befier, wie E.
fen Müher, feine Kuh, fein Simon Ohnefanft ıc. bein:
denn der Möbel mußte damals durch Rohheiten und Zoe
unterhalten werden, und fo fam es, daß felbſt Hooft k
feiner: Umarbeitung der Anlularia feinen andern ‚Zwei bi
als die Eitten der gemeinſten Amſterdamer Vollsheſe in de
Worien des alten Roͤmers wiederzugeben, und doch fekelle ac
das Stuͤck In der berühmten Niederlaͤndiſchen Academie. AN
tiefer: Recht Huygens' Trijntje Cornelisz (ald bad Xi
But fi Korenbloemen 1658. p. 1273 sq.), eine in m
drigem Brabantiften Volkoldiom geſchriebene Poſſe, wit
Zudaan zu viel Ehre anthat, wenn er ihren Verſaſſer bak)
in einem Gedichte zur Rede fielte (Poezy. T. I. p ꝛ
Noch weit niedriger und roher iſt die Poſſe Oene dei Ju
B 08, ‚welter darin die Sprache des gemeinken Umferdana %
belo foriht und den Ton anflimmt, der diefem nobein Das
gogen am Beten zuſagte. Ein Mein wenig anfläudiga 1
Kofer’8°) Bauernfpiel, ein Zwiegefpräh zwiſchen bem am
falber Kanjart und feinem Knecht Hand Duabfrupt, w
Foan Bluymer’) aus Amflerdam, Mitpäcter: des daßge
Schauſpielhaufes und Freund des Antonides, der and M
Trauerfpiel, die Gekrönte nah dem Tode (Inez de Caftro), %
iarieben hat, das fi lange auf der Buͤhne erhielt, hat E
feinem Geizhalſe, feiner Schule der Ciferfichtigen und kim
Crispin Sternguder wenigſtens eine anfänbigere. Syrade "
genommen, wogegen wieber Focquenbroch in den Son ın
Vos verfiel, was man ſchon Daraus abnehmen lann, daß fi
Liebe im Rarrenhaufe noch heute auf der Amſterdamet Aut
meß aufgeführt au werben pflegt. Erwas beffer iſt fein Ei
füchtiger in der Klemme. oe on
Hollaͤndiſche Pocfie. Roman. 855
Weis endlich den Roman anlangt, fo faͤllt In dieſe
Berisde — denn von den altniederländiſchen Vollsbüchern, - Die
faſt Durdgängig, wenn. auch mit Ausnahmen (3. B.. Een zeer
sehoone Hlistorie van Seghelyn van Jerusalen, in Varsen,
Antw. 1511. fol), nicht Originale, fondern nur Umarbeit⸗
ungen framzöfiiher Beier waren, fann hier doc. nickt die
Rede fein), — des fhon genannten Johann van Heems⸗
fer”) Bataviſche Aicadia, we in vieler Beziehung, beſonders
was UAnlage, Form und Ausführung anlangt, d'Urfées Aftrin
ähnelt und worin der Berfaffer in dem Rahmen einer Lußreiſebe⸗
ſchreibung mehrerer jungen Leute durch Suüdholland, befonders zwi⸗
ſchen dem Haag und Leben, Gegenßaͤnde ber Niederlaͤndiſchen
Alterthumokunde, Geſchichte und Jurioprudenz (de -endloien.
Prozeſſe und Hexen⸗Inquiſition) zur Sprache bringt und durch
gelehrte Geſpraͤche zu würzen ſfucht. Allein weit ſelbſtaͤndiger
it des Kupfetſteches Boetius van Bolswert“), aus
Bolsward, (geb. um 1580) ſonderbarer geiſtlicher Roman von—
der Pilgrimſchaft der Schweſtern Duyften und Wellemijnken (in
der Frauzöſiſchen Ueberſetzung heißen: fie. Columbelle ‚und Vo-
lontairette). nah Zerufalem (1627), um ihren Seelenbräutis
gam aufwiuhen. Das verſchiedene Temperament Derfelben. bringt
hierin die Berwidelungen zu Wegr, und es findet ſich darunter
allerdings vicles Mriginelle, denn Die tiefle Myſtik if mit den
nößten Albernheiten, ja beinahe wit Blasphemicen gepaart, Die
Eprache iR jedoch: vlaͤmifch.
1) Treürspielen: Amst. 1054. 1661. 1720. 1. 4. Proben aus feinem
Lucien im Mag. fs.d. Lit.:d. Audi, 1944. nr. 906 sq.
2) Toopel-Poczy, beiwizende; Johanna Groy, Kouralyn, 't
Verw orpen Huis, van Eli, van Servetus ‚vylde edryf. Amsterd.
1718 1%
3) Karel. de Staudn, Trenrspigl. Ayıst, 172. 8,
Tre ok oversumgeld Sina, Auıst. 1714. 8.
De le de We rken , B00 Speelen, Gedichten, Brieven en
Kid ehr Van Breieroo! Ämst. 1628. 1622. 1637. 1638. 1. 4. 1694.
KT 8.:.Boen@gh, 1 abourem en; acalachjigh groot kHedirpak. ib.
—— Nr IX,.p- 237 |
Ri Senta Yreurspiel. Aust. 1626} ‘4. 1630. B. Isabella, Treur⸗
—8* — Tresierspi. ſ aꝝ. a⸗ Phiyzeil, Ar. ih.
64 Auist, 1045.-.4. Veeuwis de
NH HE van N erev Mn uysen, Roertige’ Klier Ania. *33*
4. Tyske van twe leorsonagien, te wecien. "eon Quiaksalyer. ge⸗
>
356 Vlaͤmiſche Poehe.
namt Meester Kanjart en de knegt Hansje-Quadk Aamüige
ib: 16154. J. ſ. Pagnot: T. xT p- m. Ak MR King!
n, ‚Gedichten. Amstonl. 4691.4. 1: Wagensarı AmlerdiPTil |
‚P Dy din Art wiibllcher Jauft, Her’Mariken' van Nymegen. Aufn,
1615. 8, fällt.ale Volkobuch jedecqh in dürfe: Periiad °.:
12*
2 Batavische Arcadia. Aınstexd, 1633, (nf; 1639, 176-8.
‚unbiöfteren- on
Po 1 ‚Sprekinge van de beste Pe ie ntrackeiude tot det
eeuwigh Jerusalem. Antw. 1632. 8. tanz. alg: Pelerinnige de (+
"Jomdielle ‘et Volontairette vers leur P nimé dans Jerusalem.
. . Brux.1684 & Musz in b. Bibl. d. Rom. 1775. Octir. TAl. p u
6. 723. .
Die Vlaͤmiſche Sprache, belannilich ‚bus ältere Gam⸗
ſterdialeci des Hollaͤndiſchen und. einſt Sprache der. fichehe, m
Hexzoͤgen von, Burgund untergebenen Provinzen, dann ‚at
dur. den Cinfluß. der Franzoͤſiſchen Eprache und der Ey
niſchen Herrſchaft genötigt, jener im Suͤden und dem Hollind⸗
iſchen jm Norden Platz zu machen, bat nur.. wenige Barinia
In biefer Periode gefunden. Man zählt darunter Die oa
. „nannte Vlaͤmiſche Sappho Anna Byns, die Feindin Lethere,
einen gewiſſen Cornelius van Bhifele, - den Berl
‚ eines Gedichtes in zwei Büchern, das Opfer ver Suhlamla‘)ı
- und Ueberfeger des Virgil, Horaz umd In, Edusard dr
Denne, den ſchon erwähnten Fabuliſten, und singe gen
San Sruitiere?) (um 1575), des in feinen. kleinen Lichan
befonders als Freund der Reformation auftrat. In dem-foigenht
Abſchnitte ſank die Sprache immer mehr, abgield.. Der Ki
angeführte Nachahmer von Cats, der Jeſuit Adrign-BPoſe
‚ ter6 (+ 1674) derfelben in feinem Masfenfple, ver Be
einen Aufſchwung zu geben verſuchte; daffelbe thaten auch Pal
Geſchier?) aus Brügge, deſſen Sutenpoeſie, der Welpruſſh
jedoch nur dem Lateiniſchen in der Cate'ſchen Mania m’
gebildet it, San Lambrecht, der Landamann drfeiten, M
den Pprenäifhen Frieden beſang und Die Gollomanle Kt“
Landsleute lächerlich machte, ber burledfe Lambert.de: Bet.
ebendaher,. ber Geiftlliche Vleeſchhuder er der ſb wi
geifiliche Lieder in aͤchtcatholiſchem GeiRe. dichtete und der De
banter Volksdichter P. Croon, ebenfalls ‚ein. Amgfäigter BF
ahmer von Cate, fowie der fdan genamnie Bakömerkr Be
Blärnifche' Poefle. 857
nım am Hört aber die Biämifhe Eprade faR ganz: auf, VBuͤcher⸗
ſprache zu fein, und / die - vieler gelechrten Blaͤmiſchek Hl»
ftorifer, Theologen .und Philolegen fhrieben faſt alle in Rate
nifcher Sprache, zum Mleinflen Theile nur Franzoͤſtfch. Go’ whe
denn die Nationalſprache völlig eingeſchlafen, und als: zun.:gu
Ende des: 18ten Suhehunderts die Franzgöſtſche Sprache. und
Sitte präponderiitn, ſchien jene ganz verdrängt, bis ungefähr
1834 .die au: für Deuiſchland, an welches: fle ſich an⸗
zuſchließen ſucht, politiſch - widtige regenericende Blämifche
Spradbavegung ihren Kampf gegen diefe frembe AUfurpation
begann’y. Mm Meiſten that fi aber als Hener und Pfleger
derfelden Schann Franz Willems aus Boudoute bei Ant
werpen (1793-1846) hervor, der zuerſt 1811 —12 te
einem poelften Wenkampfe zu Gent, den die vortige Kapınier
der Rhetorik, die der Fonteiniften, ausgeſchrieben hatte, und wo er den
Preis davon trug, als Scriftfteller herwortrat und 1838 In
feiner Vorrede um Reinacrt de Vos zuerf "für die Nationäls
ſprache das Wort nahm. Bekanntlich wiıfte er nun thells
durch feine Abdtuͤcke der alten Blaͤmiſchen mittelafterfichen Lites
raturquellen, theils aber auch vurch SDriginalarbeiten, die In
Gedichten Marke von Brabant, 1828), Reden und Luſtſpielen
befanden. Reden ihm verdienen al8 Sammler der alten Literatur⸗
quellen David, Profeffor zu Löwen, Bormans, Profeſſor
zu OB, der Dichter Blommaert aus Gmt und ber Li⸗
terarhiſtoriker Snellaert ehrenvolle Pläge. Als Dichter aber
nennen: wir den - tintverfellen und hoͤchſt fruchtbaren Archivar zu
Gent van Duyfe, Rens, ver 1834 dur fein Litteraere
Jaerbokje ein Dicteralbun für Flandern und Brabant ſchuf,
Kayt Ludwig Ledegand aus Eekloo (1805—46), einen et⸗
was fclaviſchen Rahahmer Byrons (Blumen meines Frühlings,
1839, Die Wahnſinnige, 1842, Das Schloß von Zomergem,
41840, und De drie Zuſterſteden, 1846, drei Open an Gt,
Antwerpen und Brügge), und beſonders den Autodidact, Raturs
dichter und Borfämpfer der Vlaͤmiſchen Oppofition Ban Rys⸗
wwyd aus : Antwerpen, der befonders in der Ballade (1844,
3. B. De Duivelenladder, Marnix de Gt. Aldegonde) ausge
zeichnet IR, während feine früheren Gedichte, ſelbſt Die ſchoͤne
858 Vlaͤmiſche Poeſie.
Volksſage Eppenstein (1840), befländig durch plotzliche, die
Illuſion ſtoͤrende Nuehruͤche der Laune und Sronie unterbrochen
werden‘). Einen Verſuch im Epos machte der Seelaͤndiſche Did⸗
ter Nolet de Braumwere mit dem Ambiarix (1840), ſowie im
beihreibenden Gedicht mit der Schilderung feiner Reife durd
. Eoandinavien und einige Theile Rußlands. llebrigens iR das
Aufblüpen der modernen Vlaämiſchen Lyrif vorzugewelfe neben
den periodifhen Zeitſchriften, unter denen dad von Willens
gegründete Belgiſche Mufeum (1837) die bedeutendſte iR, den
Gefangvereinen und Liedertafeln zu danken, die offenbar den alten Rhe⸗
torenkammern entiproflen find, worin, wie bier, Gedichte vorgeleien
oder Vlaͤmiſche originelle oder doch in vielen Dialect uͤberſeßle
Schauſpiele und Schwaͤnle vorgetragen werben und um ba
Preis gekämpft wird. : Allerdings iſt die Natlomalbühne erh
neh im Entfiehen, und als Dichter eines patriotiſchen Bir
miſchen Schauſpiels nennt man neben Willems nur not
Ban Peene und Kart Ondereet, die beiden Borkger DT
Genter Geſellſchaft:? „Taelyver en Rroedermin‘* (Bruderlict
und Epradelfer)’), In der Novelle dagegen nennen wit
Ban: Kertboven aus Antwerpen, Eerevifta zu Eckloo m
Baron Jules de Et. Genois, fowie Johann Alfried
de Lacts, Berfaffer des Haufes von Wefembefe, der. newerdingd
au eine Blämifche Dotſgeſchichte (Het lot, ecne schois va
Viaenische dorpzeden, Antw. 1846) färteb, als Pa
des hiſtoriſch⸗romantiſchen Genres, und Befondere Hencil
Conſcience (m leſen „Koͤnſelenz“yP) ‚aus Antwerpen (gt.
1815), der feinem erſten Werke, dad Wunderjahr, bald einen
größeren Roman, den Löwen von Flandern, folgen ließ, aber mus
dings beſonders das Vlaͤmifſche Stillleben -In ' einzelnen kleinen,
fehr vittotesk ſtizzirten Moveltenbildern geichitnert hat um belondes
dur die Ginfachheit feiner : Darfiellung einnimmt, obgleich wit
Deutfbe den ungeheueren "Erfolg: jeink Schriſten ia Dee
nit vet begreifen köͤnnenn. . ai. a:
9) Antw. 134.8 7000: ee AT
2). ©..De Vries, T. I. p. 42 aq. — Beolesiudticui nfigiaie wy=
sproken Jesu des .Soons S rach. Ay en „i jef
Pauli tot den Komy nen. Leyden 1 9 ab — HERE? u
3) Des Werelds proefstecn. Au 3. WORT IRRE PR,
Hollaͤndiſche Poeſie. 859
4) Alle zyne Jichikundige Werken. Brugge 1699. 8. 1679. 8,
5) ©. G. Häfken, Vlaͤmiſch⸗ Belgien. Bremen 1847. Beh II. p. 101
sı. Grgänzungsbl. z. Sonverfter. Bd. I nr. 38: p. 401
6) Proben dieſ. Dicht. von E, 9 Pioennics in d. Mag. . ns Bit. d. Ausl.
184. nr. 148. u. in ihr. Reiſe⸗Erinnerungen aus Belgien. Berl. 1845. 8.
7) Ein politifches Tem Ping :Singfpiel, „die Zukunft der Vlämiſchen Fis
teratur °° betitelt, welches tm: Heinen’ Seminar zu Mecheln bei Gele⸗
genhent der Preisvertheilung aufgeführt ward, fchildert Höoͤfken, Sb. U.
p- 138 8q.
8) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1846. nr. 18. Sarhmtung ausgewaͤhlt.
Schriſten in d. Deutſche uberſegt. Münſter 1846. VIiIk 1
8. 724.
Haben wir. chen eine bis auf die neueſte Zeit reichende,
Skizze dır Vlaͤmiſchen Poeſie gegeben, fo können wir wohl, icht
auch die noch übrigen drei Perioden der Hollänbifchen - Dichte
funft zufammenfaffen. Dieb wir um fo cher angeben, als
wir ſchen bemerften, daß das eigentlihe goldene Zeitalter der⸗
ſelben mit der erfämpften Freiheit und. dem Meißſterkleeblatt
Hooft, Bars und Vondel abſchloß. So fam ed denn, daß bie
dritte Periode von 1679 — 1738 zwar dur Andreas Pels und
die von Ihm errigtete Sefellichaft .„ Nil volentibus arduumy
die Franzoͤſiſche Litergtur ‚zum Mufler nahm, aber dafür auch
die Dilginalität, wenige Volksdichter, wie Poot, Langendyf ꝛc.
waren, ausgenommen, einbüßte und. das eigentliche poetiſche Genie
durd Eprachkuͤnſtelei zu erfehen fuhte. In der vierten ‘Beriode von
1738—1780 futte Feitama die Korm immer mehr zu
cultiviren, allein Originalität und ſchöpferiſche Kraft fonnte fein
eiferner Fleiß nicht fhaffen, und die übrigen unbedeutenderen
Didier, etwa die Gebrüder van Haren ausgenommen, waren
nun vollends nicht im Stande, das Franzöſiſche Joch abzu⸗
fehittseln, ſondern lichen es ſich vielmehr immer mehr über den
Naden ziehen, da. auch vun Winter und feine Frau gu. rer
gelrecht fehrieben,.; um fi$ dem eigenen Genius frei zu übers
lafin. Die legte Periode, von 1780 an, biieb im Anfang
der hergebrahten Manier immer noch geireu, phne - fh. durd.
den ‚Einfluß der. Englaͤnder, deren. Meiſterwerle in Halland
nidt ungekannt blieben, oder der Deutſchen, die fi, wenjgſtens
was die Opigifhe Schule anlangt, nad ihnen gebildet Hatten,
®
860 Hollaͤndiſche Poeſie. Epos.
irgend wie davon ablenken zu laſſen. Endlich bildete ſich abe
1780 zu: Utrecht seine Art von ſentimentaler Schule, au
Kam, Rau'und Bellamy deſtehend, an die fih auch Felh an
ſchloß, obgleich dieſer dem Reim, den jene als hindernde deffel
yerwarfen, treu blieb. Indeſſen warb au vurch dieſe Nimm
im Wägemeinen wenigſtens der gute Geſchmack noch nicht m
rüdgerufen,, bio endlich Bilderdyk, ein claſſiſch geblldetes un
zugleich mit allen neum Literaturen vertrautes Antoerfalgenl,
theils das Zuruͤdkehren zu den antifen Muftern und die alleinige
Smtatiigung an We altm NHoryphäen ber Hollaͤndiſchen Port
‚ehitig empfahl, theils mit einem guten Beifpiete Hierin
voranging und ſomit den altm Ruhm feiner Ration wiede
regenerittet). Im ver neueſten Zeit vereinigte ber Nederland
sche Mnzen-Almanach (felt 1818) die beſten Leiſtungen m
fungen Dithter, wie denn fon früher mehrere Gefelicehm
wer ſchönen Künfte (4. B. die Leldenſche Genootschap Kurd
wordt door Arbeid verkregen fit 1775, die Haag ſce
G. Kunst liefde spaart gen visjt ſeit 1773, die Amſterdauc
6. Hier na voolmaskter ſeit 1785, die Rotterdam 6:
"Studiem sehenliarun genitrix felt 1789) ihre Pod
amd Preiogedichte hatten drucken laffen, und noch jet Pi
die Gefellfchaft der Wifienfhaften und Kuͤnſte zu Leyden if
Gedeihen durch das Aufgeben von Preisgedichten.
4) S. Willem de Clerq, Welken invloed hoeft vreemde Lei
ferkunde gehad op the Nederlandsche Taal en Leiterkunde sin®
et begin der XV oeuw tet op onze dageli? Amst. 16%5« du
$. 725.
Beginnen wir mit ber epiſchen Poeſie, fo wird eigenllic
Lucas Rotgans!) aus Amfterbam (1684 — 1718) *
Valer verſelben fein muffen, wenn er auch in feinem ſerritn
Sedicht auf König Wilheim 111. mit frofigter Schwutſ W
Heldenwelt und das Ehriſtenthuim sufammentirfelt,. "MBein 89
bildet hat daffelbe er Arnold Hoogviiet?) and Mat
Dingen (16871763), denn feine Biblijde Epopde auf Are
Ham folgt zwar der Woſaiſchen Ergäßtung stemlid gman, aD
Holändifhe Poeſie. Epos. 861
ber Dichter hat dennoch ein Origingiwerk zu ſchaffen wer⸗
ſtanden und die Einheit der Handlung wohl feflgehniten,
fo daß er eines der beſten Diatwerke der Hallaͤndiſchen
Poeſie lieſerte. Als bloßer und noch dazu unglürliher Rada
ahmer. tritt Nicolaas Berfeeg?) aus Rotterdam (1704
— 73). mit feinem Mofes auf; Franz van, Steenmpf‘)
aus Amſterdam (4715—88) folgt zwar derſelben Manier, ge⸗
gebört aber In feinem Gideon der Schule Feitqma's ar, ob⸗
wohl er weit regelmäßiger als fein Meiſter ſelbſt IR; die
rau van Winter’) aber bat ia ihrem David, jedenfaug
das anmuthigfe und Funfimäßigfe Epos ber Hollaͤndiſchen Li⸗
teratur geboten, wäßtend Jacob van Du‘) in feiner Be
feeiung Joraels aus Wegupten durch philoſophiſches Rai⸗
ſonnement und fleptifches Kluͤgeln alle Illuſion eines hiſtariſchen
Epos ſtört und verdirbt. Nationale Heldengedichte lieſerten ber
kton genannte Steenwyk In ſeinem Claudius Civilis, works
er den Freiheitoſinn der alten Bataver feiert, waͤhrend Frau
van Winter mit weniger Patriotiemus, aber epiſchem Taft,
bie Ueberwinder derfelben, die Roͤmer, prieß, Wilhelm van
Haren’) (A7193—68) In feinem Friſo, einem geſchmac⸗
vollen, auf alten Traditionen besubenden Rütergedichte, fee
Bruder Dnno Zivier van. Haren®) (171379) aus
Leeumarden, der. in feinen Geufen. iedoch ein auch der Form
nad lyriſches (in zwanzigzeiligen Stanzen gedichtetes) Epos lieferte,
welches indeß ſpaͤter von Feith und Bilderdyk umgearbeitet worden
it, und endlich Jan Nomßo), deſſen Wilhelm der Erſte und
Moritz von Naſſau aber, eben weil er ſie blos in der Abſicht,
ſich beliebt zu machen, geſchriehen, nichts als Proſa in
Verſen vorſtellen. In neueſter Zeit gingen jedoch auch van
den,Ho0y6 De torht naar Tervueren (1832), J. J. %
ten Kat es -Iyrifher Chatterion (1843) ımb I. van Lens»
nep's Hot-haysıter Leede en Adegild, Jarolm en Bertha,
De striäd med. Yisandesen md De slag bij Coevoorde
1227:(14843) nicht ganz ſpurlos vorüber. Auch Bilderbyk
bat md sin epiſches Meiſterwerk in feinem bie vorfünbfluihige
Zeit berührenten Untagang dee Welt hinterlafien, worin er eine
Bergleigung mit Lood jeo' Rukter aushaͤlt. In sinem ganz anderen
862 Hollaͤndiſche Poeſie. Epos.
GSente“ ſchrieb Ian Frederik Helmers and Amſterdam
(1767 - 1813) fein vom gluͤhendſten Patriotlsmus Victirtd
Gedicht det Holländiſchen Ration, worin er dur vie Sdiilde—
zung der früheren Thaten der Hofänter zu Lande und u
-WBafter und Ihrer Leiſtungen in Wifſenſchaften und Kine
feine Landsleute bewegen wollte, das Galliſche Jod abpuſcuͤt
‚ten (1812), indem er ihnen einen rettenden Stern verhieß, une
dem freilich das franzöflfhe Bouvırnement Rapolcon verſtanden
wiſſen wollte, weshalb es durch die Cenſur den Verlege
zwang, in einer Rote defien Ramen als Eıflärung beifügn.
Bogaertd, der wie Lennep ih zu den Romantifern hält, hat ebenfıls
dur feinen Jochehed (Amflerd. 1835) und De tagt van Ilcem-
kerk naar Gibraltar (ebd. 1837) fehr große Hoffnung ar.
Auch der 'heroffhe Belang, der in dem goldenen Zetal
der Holändifhen Poeſie das eigentlite Epos erfegte, fm
trop ber Gefdinadlofigkeit ‘ver Borm in’ diefer Perlode gebb
reihe Bearbeiter; denn wenn [bon Bondel mit feiner Eroberung
von Brot (1627) gezeigt hatte, wie das dichteriſche Om
einem auch an ſich kleinlichen Stoffe epiſches Element dm
hauchen konnte (Poezy, T. I. p. 3 xq.), fo vermodte aud Ar
tonides, in feiner gebundenen Bellona (ſ. feine Gedichten
1714, T. II. p. 3 5q.) eine höchſt gelungene "begeiket
Schilderung des Krieges zwiſchen Holland und England (1669)
auf fo engem Naume zu geben, und Lucas Schermer af
Harlem (1688— 1711) lieferte trefflihe Siegeslieder auf N
Thaten der verbindeten Mächte im ESpaniſchen Eıbfolgekeisg
(Gedichten, Amst. 1711! 1715: 4), weilte Dubant
fräftiger Schilderung‘ des 1058 über die Schwiben bäron a
fragenen Sieges feiner Landsleute nit nachſtehen (Poerzy, T-
!: p. 152 sq. Zireedsche Hooginoed' gebroken.).
van Alphen's Nederlandsche Gezangen (Utr. 1179.
Bellamy's Vaterlandsche Gezangen (1785), Felthe N
Ruiter und "Karl V. (in f. Ged. T. 1. p. 166. 190 -ı
200t8° Overwinning der Nederlanders op Chatkam (Am
1799), Zollen®’ Vierdangsche Zeesiag (1666 wwiſten
den Holländern und Engländen) und "Willem de Eers“
fowie San Jacob Bereul’s. Antonius Hambrok (cn pre⸗
Holändifche Poeſie. Poetiſche Erzählung. 863
biger auf Formoſa, der Hollaͤndiſche: Requlus) und Ilerman
de Ruiter (ein. Ochfenhändler, der 1570 das Schloß Lues
ftein durch einen Ueberfall einnahm. und dann, von den Epa⸗
nicın belagert, fih in die Luft fprengte) verbienen Erwähnung,
und ebenfo gehören nod mehrere ber Patriotiſchen Gediaue von
Helmers und Bilderdyk hierher.
1) Wilhelm de Derde, Koning van Engeland. "Amst. 1710. 1.
2), Abreham de Aarisvader, in twaaif "boeken. Rotterd. 7.
1754
3) Mozes,. in 12 Roeken. Rotterd. 1m. 4,
4) Gideon, in 6 Zungen. Aunsterd, 1743. 4. Claudiys Civilia, in
16 Zangen. Aınst. 1774. 4
5) David, in 12 Boeken. Aust. 1768. 4. Germnnitus. 1b. 1779. 8.
6) De Verlossing Israels ait Egypten. Haarlem 1791. 8.
7) Gevallen van Friso Koning der Gangariden en Prasiaten,
in 10 Boeken. Amsterd.,1741. 8. ib. 1758. +. W. en O. Ziv. v. H,
\verken. ib. 1824. VI. 12.
8) Aan het Vaterland. Leenward. 1769. 8. (ik bie Ed. Pr. d.
Geussen) De Geussen in 24 Zangen. Zwolle 1772. ib. 1776. 1779.
3. (Umarb. v. Feith u. Bilderdyk) Ib. 1785. 11: 8. Treurspelen nit‘ de
Vaterlaudsche zebeurtenissen. 3b. 1773. 8. De Herschijumg. ib.
1776. 8. De Landbouw. Zwoll. 1777. 8. De Inenting. ib, 1777. 8.
De Vrijheid Lierzang. ib.‘ 1778. De’ Koopmaıt, de Sthatsman, de
Schimanen. ib. 17:8. De Doos van Pandora. ib, 1779. 8. f. de Vries,
Tr. 11. p. -0: 389.
9) Willem den Eerste of grondlegeging der nederl. vryheid, in
24 Zangen. Amsterd. 1779. 4. Maurita van Nassau „ind Zaugen.
ib. 1709.
$. 726,
Die yoetifhe Erzählung, welde mit dem Epos zus
ammenbängt, hat zwar nad Cats noch manden Bearbeiter
jefunden, allein feiner hat biefen erreicht, etwa den Bertheidiger
ver zmanglofen Berfe,. Jacobus Bellamy!) aus. Vließingen
1757-86) audgenommen, deſſen Rosen (Koosje), eigents
ih eine halbe Romanze, eins der. beften Gerichte iſt, die wir
ns feiner Jugend haben. In der neueren Zelt bat jebod
ebenfalls Willem BilderdyE?). aus Amſterdam (1756—
1831), deſſen Verdienſte um die Literatur feines Vaterlandes
wahrbaft,geloffat find, den Preis Davon getragen; denn obgleich er
der natürlihen Einfachheit, welhe bei Cats überall hervorleuctet,
erinanor!* foiR doch fein Achilles op Scyros, fowie d. Assenede,
864 Holändifche Poeſie. Poetiſche Erzählung.
und felne Lueretia x. vollendete Gemälde ihrer Zeit, bien
wahrhaft bodhpoetifchen Stellen fehr reich find. Auch die lo⸗
miſche Erzählung erlangte in diefem Abſchnitte ihre Geltung,
denn Hubert Korneliszoon Poot (geb. zu Abowonde bei
Delft 1689, gef. 1733), Hollands größter Naturbichter, färleh
(1716) ‘feine mythologifben heiteren Grzählungen (5. ®. De
Verlief de Venus, De Maan by Endymione), welde, top
dem, daß Ihe Verfaſſer nur Autodidact war, vol aͤcht anlllen
Geiſtes find, dabei aber von heiterem Humor überfprudeln und
überhaupt erſt noch übertroffen werben follm. Auch der m
glühtihe Pieter - Langendyk aus Amſterdam (1662—
1785, er farb wie Romß im Epital), der SHolländiide
Dancourt, gehört hierher, denn fein Aeneas im Sonntagsroch
eine Traveſtie des IV. Buches der Aenelde, giebt dem Genle
Scarron's nichts nad, wogegen bie jährlih von ihm als Aa
tor einer Rhetorenkammer gefdriebenen und unter dem kl:
„Holändifhe Geſchichten“ zu einem bifloriihen Ganzen vr:
einigten Gedichte blos Schularbeiten find, Gewiſſermaßen ge
hört auh Rotgans*) mit feinem befchreibenden, aber hur
leöfen Gedichte, die Dorffirdmeß, hierher, fowie Eliſabeth
Wolff, geb. Better‘) aus Vließingen (1738— 1804), de
ren Menuet en de Dominees-Pruik eine beißende Gatiıe auf
einige zelotifche Geiſtliche ihres Vaterlandes if, welche darübe,
daß ein Kirchenältefler auf einer Hochzeit ein Taͤnzchen gemadt
hatte, ein großes Geſchrei erhoben Hatten. Weniger fpik um?
allerdings dafür etwas freier, aber voll außerorbentticher Leben⸗
Digkelt find Bilderdyf’o°) Heitere Erzaͤhlungen: Hidder So:
(eine Nachahmung des Boltairefhen Co qui plait ax Dr
mes), Ourson en Valentin (nach dem alten Boltebude), Ro
bert de Vries, der Lauſcher oder 1. April, die Thiere sc, wiewehl
In ihnen allerdinge mehr Kunfform als in den oben genannt
vorherfht. Auch fein Froſch⸗ und Mäufefrieg iR ein hochl
geiftreiches ſatiriſches Gedicht.
1) Roosje, eene Vepgelling, bei Bellamy, Proeven voor: het Ver-
t hart. Utre
stand, den Smaak en cht 1 St. Ir. Rösgen, ©
poet. en. a. d. Rord⸗Niederl. v. Bellamy. E. Verſ. v. Zanffı ar
1834. 8.
2) Diefe Erzählungen ftehen in feinen Nie lingen, Am
ter. 1006 TE oen fegen in feinen Nienwe Mengelingen.
Hollandiſche Poeſie. Lehrgedicht. 86%
3) Gedichten. Delft 1746. II. 4, 1726-35. II. 4. Amst. 1780. IJI.
8. Werken. Leiden‘ 1766. Mm. 4, „170. IM. 12. f Pogdot T. Yen
235 sq,' 2 ı . . ?
4) G2dichlien, Amhterd. 1115. 4. —— ib, 1736: 4.
5) LiemVeld- en: gMengelzangen. Hoorn 1772. 8. Oekonomz, *
jes. Haag 1782. III. 8
6) Sim in feiner Mengelpoezy, ?. Nieuwe Mengelingen um
d. Verspr.
TH ‚
6. 727, DE nr
Daß das eigentliche. Lehrgedicht in. dicſen loben
ebenfalls feine Bearbeiter ‚finden mußte, legt, {don in dem
Character der ganzen Nation, Breilih waren. mehrere hierher
gehörige Arbeiten, wie z. B. Klaas Bruins!) aus. Amfere
dam (1671—1733) Nachahmung ded oben genanhten Heems⸗
ferPfhen Werkes, Die Kleefsche en Zuidhollandsche Arkadia
und Noorthullandsche Arkadis, hödfiens ber Form nach
Gedichte, Dagegen dem Gehalte nach nichts als Profa, obwohl
fhon Kaspar Brandt's?) aus Nieuwfoop (1635 — 96)
Schilderung des juͤngſten Gexichts nicht übel und Dirt
Smits#?), des Stifters der Schule ber Stromdichter, Rotte-
stroom, worin er dieſes bei Rotterdam in bie Maaß fallende
Flüßchen -und zugleich ben Ruhm dieſer Stadt befingt, Leine
ſchlechte Nachahmung von Antonides’ Ystroom if, und aud) San
de Marre'sy aus Amferdam (1696—1763) Batavia,
worin, er theils die gleihnamige Stadt, theil die von ber
O flindiſchen Geſeſſſchaft unternommenen großartigen Entdeckungs⸗
reifen fo ſchildert, mie e& eben nur ein ganz mit der Sache
Vertrauter . (er felbd war lange zur See gewefen) thun kann,
venn er auch auf des andern Seite hierbei die Redſeligkeit eines
olchen verräth, au loben fein wird. Wilhelm vander Bot’) aus
Rotterdam (1704— 83), beiärieb nach Huygeno' Vorgang feln
Zandgut Endeldyk, blieb.aber unenblih weist hinter feinem Mei⸗
fer zurüd, dem Hoogvlietd) in feinem Zydevalen, ber
Schitverung ſeines Landgutes bei Utrecht, ‚viel näher gekommen
war, und eben fo wenig Iomnte Frans de Hart ) (1708
—61) eine dem Gegenftande würbige Schilderung des Erd⸗
Bebend von Liſſabon geben, da es ihm an aller Kraft für
Grüße, Handbuch d. Literärgeſchichte. W. 55
806 Hollaͤndiſche Poeſie. Lehrgedicht.
einen ſolchen Stoff gebrach. Weit beſſer iſt aber ſchon
Pieter Huyzinga Baker‘) aus Amſterdam (1718—
1801) mit feinen in den Betrachtungen der vaterlaͤndiſchen
Etröme und der Verbannung des Dichters gewählten Stoffen
fertig geworben, indem er Leichtigkeit der Berfificatton mit Kraft
und Phantafle verband, und er kann alfo, well er, fatt de
Ballimante zu huldigen, Hooft zum Mufter nahm, fchon für einm
Borläufer der befferen Zeit gelten, obwohl Lucas Trip’) aus
Groͤningen (17 13 — 81), derinder Kunft, aus ganz unbedeutende
Gegenfländen eine Fülle der Gedanken und einen Schwung dr
Phantaſie zu faugen, die wirklich far unbegreiflich iſt, einzig baRdt,
ihn bei weitem übertrifft (3. B.in feinem Gedichte: Bott ſichtbar im
Unanfehnliden, oder Betrachtung eines Kieſels, einer Blaubeele
und einer Fliege). Nicolas Simonvan Winter!) aus Aufn
dam (geb. 1718), ein ebenfd gebildeter als talentuoller Dichter, mut
etwas zu fehr den Franzoͤſiſchen Muftern anhängend, veremige
den Strom, ber feine Baterflabt groß gemacht hat, allein x
erreichte doch Antonides nicht, obwohl glatte Eleganz Inga
feiner Bearbeitung der Johnſon'ſchen Jahreszeiten (1779) nidi
abgefproden werden fol, worin er den ähnlichen Berfuh Jar
Maguer’s') aus Zierikſee in Seeland (+ 1798) bei weitem
in Schatten geflellt hat. Nun kam BilderdyE'?), der (1807)
zum Beften der durch die unglüdtihe Pulvererploflon zerförte
. Stadt Leyden fein berühmtes Gedicht von den Kranfhailen da
Gelehrten ſchrieb, wobei er fein außerordentliches Genie beim
ders darin an den Tag legt, daß Er den unpoetiſcheſten Dinga
eine poetiſche Seite abzufehen und trotz eines unmblid
langweiligen Stoffes dennoch den Lefer für ſich zu geminne
und feine Aufmerffamfeit durch feine wunderbare Gebantenfült
gu bannen verſtand. Auch feine Nachahmung von Delik
Homme des champs if ein Meifterfüd und wird nur M
Bezlehung auf das philoſophiſche Element durch die Heinen be
ſchreibenden Gedichte des Lyrikers Helmers") (3.9. die wundt:
fhöne Erörterung des Buffon’fchen Sonnenſyſtems) übertrofff.
Inter den neueſten didactiſch⸗beſchreibenden Gedichten der Hollaͤnder
werben jedoch des Lyrikers Hendrik Tollene Gornelid
soon‘ aus Rotterdam (geb, 1780) Lieberwinterung der Hr
Holändifhe Poeſie. Lehrgedicht. 867
länder auf Nova Zembla (1819), dad größte Meiſterwerk bes
fchreibender Poefie, welches feine Landsleute befigen, und Jacob
van Lennep's aus Amfterdam (geb. - 1802) lebterem Werke
allerdings nadtzufegende Bouwkunst (1842), die jedoch wieder feinen
Academifhen Idyllen, welde das academifhe Leben feiner Zeit
nit eben foviel Wahrheit ald Gewandtheit der Sprache ſchildern,
nachſteht, am Höcften geſchaͤtzt. Endlich werden Kinker’s des
Kantianers Allleben oder Weltfeele und fein politifhes Gedicht:
Der Geil Loyola's Im 19. Jahrhundert, bier eine Stelle finden.
1) Kleefsche en Zuyd-Hollandsche Arcadıa. Amst. 1716. 1730.
8. Zeededichte. Amst. 1721. II. 8. Noordhollandsche Arcadia met
aanteekeningen van G. Schoemaker. ib. 1732. 8. Tooneel Poezy.
Amsterd. 1713. II. 8. Dichtmatize Gedachten over CL Bybelsche
Printverbeeldingen. ib. 1727. 8. Veertig saamen en alleenspraken
uyt het Nieuwe Verbondt. ib. 1729. 8. Bybelsche Toneel Poezy.
ib. 1735. 8. Leeven van den Apostel Paulus. ib. 1734. 8. Uytbrey-
ding over hondert Leerzame Zinnebeelden. Aunst. 1722. 8,
2) Christelyke Bespiegeling vant ’laatste Oordeel, b. Ger.
Brandt, Poezy. 1619. 1725. 4.
3) Nagelaten Gedichten van Dirk Smits; waer by gevoegt is
het leven des dichters. Rotterd. 1758—64. III. 4. Israels baäl-
1egorsdienst of gestraft wollust in III boeken. ib. 1737, 4. DeRotte
Stroom. ib. 1750. 4.
4) Batavia in VI boeken. Amsterd. 1740. &, Hof- en mengel-
dichten. ib. 1746. 4. Bespiegelingen over Gods wysheid en eer-
kroon voorder caap van Goede Hoope. ib. 1746. 4.
5) Endeldijk Hofdicht, en andere Gedichten. Leyden 1768. 4.
6) Zijdebalen, Hofdicht. Delft. 1740. 4. Mengeldichten. Delft.
1738. 4. Vervolg derzelve. Rotterd. 1753. 4. .
7) Mengeldichten, uitgegeven d. F. de Haes, met eenige ge-
dichten. des uitgevers. Rotterd. 1711. 8. Gelijkenis van den Ver-
loren Zoon. ib, 1744. 4. Het Verheerlijkt en veruederd Portugal,
en verscheide Gedichten. Amsterd. 1758. 4. Stichtelijke Gedichten.
Rott. 1746: 4 Naagelaten Gedichten en Nederduitsche Spraekkunst.
ıb. 1764. I bu bu
8) Poezy. Amsterd. 1773—90. III. 8. Darin feine Bespiegelingen
der vaderlandsche Stroomen und De Ballingschap des Dichters.
9) God zigtbar in ’t onaanzienlyke, of Beschouwing van een
kei, Blaanw besse en Vlieg, m M. L. Fijdwinst in leedige Uuren,
ot Proeven van stichtelyke aandacht. Leyd. 1764. 8. .
10) De Amstelstroom. Amsterd. 1753. 4. De Jaargetyden. ib.
1779. 4.
11) De Jaargetyden, Zierikzee 1761. 8. Dichtlievende Uits-
panningen. ib. 1772—79. III. 8.
12) De Ziekten der Geleerden. Amst. en 's Hage. 1807. 8. Het
Buitenleven naar het fransch van Delille.. Amsterd. 1803. Rotterd.
1821. 8 E
43) 3. B. Het Zonnestelsel, De Drukkunst, De Wereldburger
in f. Gedichten. Amsterd, 1809. T. I. p. 1—61. (II Voll. 8.) Dazu:
Nalezing der Gedichten. ib. 1815. 8. Nagelaten Gedichten. Haarlem
55
868 Hollaͤndiſche Poeſie. Lehrgedicht.
1815. II. 8. De Hollandsche Natie in VI Zangen. In den Hay
i812—13. 8.
14) Gedichten. Rotterd. 1821. 8. Haag 1808. II. 8. Minne
dichtjes. ib, 1810. 8.
§. 828,
Auch das moralifh=religlöfe Lehrgebicht fand feine Be
arbeiter und hatten nun zwar Klaas Bruin!) und Henbril
Schim?) aus Maaßluis (geb. 1695) und zwar Rebterer In feine
Bybelpoezy, den Bybel- en Zededichten und der Heerlykheid van
Christus in de Kerken etc. feinen ſolchen Erfolg erzielt, wie
ihn ihr guter Wille wohl verdient hätte, obwohl eo ihm
allerdings an der zu ihrer Aufgabe nothwendig erforderlichen
Kraft fehlte, fo Keferte dagegen die berühmte Lucretia Bil
beimine van Merken?) aus Amfterdam (1722—95) in
Het nut der Tegenspoeden ein in jeder Art claffifches Mut
biefes Genres, inden fie die allerdings nothwendig dault
verbundene Monotonie durch Gebanfenfülle, geſchickte Berthell
ung des Materiald und fehlerlofe und anmuthige Berffication
unfbädlih zu madhen wußte Auch Petrus Jobannı?
Kafteleyn*) aus Breufelen bei Utrecht (1750 — 93), ein te}
feineö großen Genies nicht von feinen Zeitgenoffen anerfannie
und belohnter Dicter, lieferte in feinem „Einfluß des fehe
Glaubens an bie Vorſehung“ aus eigener Erfahrung 6 Pr
fier eines auß dem von der Wahrheit feiner Anſicht volllomuen
überzeugten Gemuͤthe kommenden religtöfen Gedichtes, das ı
poetiſchem Werthe gewiß dem- der Winter nicht nachſteht. Feith)
hatte zuerft in feinem Grabe, dann aber in feinem Alter und feiner Er
famfeit ſich ebenfalls in diefem ſchwierigen Genre verſucht und bie ihm
entgegenftehenden Hinderniffe durch feine hoͤchſt gelungene Bar
ſtfication und angeborene Dichterweihe überwunden; wenn M
aber in feinen Briefen an Sophie, die angeblid die behren
Ihrer Jugend nad Kant'ſchen Grundfägen umzumobeln ſucht
biefelbe von dieſer falſchen Richtung abzubringen wünfdt md
nachweiſt, wie ein Frauenzimmer mit der Philoſophie Aberhaurl
nichts zu thun haben folle, fo verbiente er zwar Kinker?
Hollaͤndiſche Poefie. Allegorie. Schäferpoefie. 869
boshafte, der Sophie in den Mund gelegte Ausfälle auf feine
eigenen Jugendihwärmereien nicht, allein aus einer fo haus⸗
badenen Moral dem Gehalte nad Boefie zu machen vermochte
auch fein Genie nicht.
Auch die Mllegorie blieb nicht unangebaut, denn Dirt
Smits‘) aus Rotterdam (1702—52) befang, mit vielem
Geſchick den Aachener Frieden, und ebenfo hat Hendrik Tols
fen 8?) in feinem Hoffnungsblümdhen (mei Bloempje van de
hoop), feinem Lebenslämpchen (meilevenslampje), feiner guten Reife
an mein Töchterchen (goede Reis aan myn jongste Doch-
tertje), worin er das Leben al Schifffahrt befingt, und in feiner
Geburtotagsfeier (Verjaardag), worin er das Leben als Fuhr⸗
mann barflellt, aus ber ſchwierigen Form etwas Claſſiſches zu
machen gewußt.
Die eigentliche Scäferpoefle ſchuf Arnold Mooned)
aus Zwolle (1644 —1711) in feinen Herderszangen, bie er
jedoch nur als Gelegenheitögevichte fchrieb, weshalb fie auch
ziemlich Reif find; feine Heilige Herderszangen aber, worin
er die Geſchichte Jeſu in diefe Form einzufleiden fucht, find
gaͤnzlich verfehlt. Beſſer iR fhon San Baptifa Welle
fens°) aus Aalft in Flandern (1658— 1726), der Leber
feger de8 Aminta und Theoretifer dieſes Genres, da er fid
volfommen nah Stalimifhen Meiftern gebildet hatte und nun
auch feine Niederländifchen Landleute und Fiſcher in dieſem ans.
geblichen Arcadifhen fentimentalen Tone und höflfher Galan⸗
terie reden läßt, nicht aber im jener derben Natürlichkeit, wie
wir diefe Leute auf den Bildern ber Holländiihen Bauers
hochzeitmaler erblidn. In demfelben Geifte dichtete mit ihm
in Compagnie fein Freund Pieter Blaming') aus Amſter⸗
dam (1686—1733), der Leberfeger ter Arcadia des Sannas
zar, und aub Abraham de. Haan!) blieb nod derfelben
fremdländifhen Manier getreu, während ver geniale Tol⸗
fen 82), deſſen Beruf zu dieſem Genre fchon in feinen glühen-
den erotifhen Liedern zu erkennen iſt, in feinen Idyllen zuerſt
Anmuth mit Natürlichkeit der Darflelung und der Situationen
zu verbinden gewußt, auch fetbft einzelne niedrige Vorkommniſſe
nicht vermieden und bierin Loo6jes') übertroffen Hat.
870 Hollaͤndiſche Poefie. Epigramm. Satire.
der in feinen fowohl der Form (Profa), als dem moraliſitenden
Inhalte nad fireng in Geßner's Style gehaltenen Hirtengedichten
eben deßwegen wieder viel zu fehr von der Wahrheit abwid
In der Babel- wurde ebenfalls nichts Selbfländigee mehr yo
ducirt; man begnügte ſich zwar nicht damit, Gellert's und La Fon
taine’8 Fabeln ind Hollaͤndiſche zu überfegen, allen der Eiv
sige, der etwas Originelles auf dieſem Felde zu leiſten ſchien
E. 3. B. Shond’*), Oymnaflaltertor zu Nymmwegen, lee
auch nur matte Nachbildungen des erfigenanntn Meiſtec,
und der Lucretia Wilhelmine van Merten Babeln fin,
obwohl felbfländig, doch unbedeutend.
Auch das Epigramm fand nah Adam Simone”)
dee es jedoch auch nur von der leichteren Seite anlah.
faum noch einige wenige Bearbeiter zur Zeit der fremden Ui
pation, was auch mit der Satire der Kal war, deren Inf
berühmtefe Probe, nah Bakker's feurigen, aber etwas zu
fharfen Ausfällen gegen die Engländer, das Gafmahl iH,
worin bie geifiteihe Sultana Cornelia Baronin van
Lannoy!d) aus Breda (1738—82) das Benehmen und di
Sitten einiger Ihrer einfältigen Standeögenofjen durchzog. IM
deſſen fönnte Jacob van Dyk!) aus Vlaardingen (g®
1745), ein der niedrigfien Claſſe der Kanalreiniger entſproſſentt
Aubodidact, mit feinem Briefe an feine Mitbruͤder hierher ge
zogen werden, worin er zeigt, wie höhere geiſtige Anlagen M
niedern Standesverhältniffen nur eine hoöchſt beflagendwerik
Gabe Gottes feien und Einfalt und unbefümmertes In⸗den⸗Tay
Syineinieben für die Geſellſchaft überhaupt weit erfprieflide
fe. Der Form nah iR diefe Satire jedoch ein poetiſcher Urt
in weldem Genre noch die theilwelfe in Voltaire's Manter gehalla
Briefe der Frau Chrifiana Leonora de Reufville”)
aus Amflerdam (geb. 1713), in benen ſich befonder6 ihr phi⸗
loſophiſcher Kopf bemerkbar macht, und der uneigentlich als lyriſce
Geſang benannte Brief der Eliſabeth Wolff’), der aba
nicht poetifcher iſt, als ihre übrigen Briefe, zu erwähnen fm
1) Zededichten over geblevene Zeden-, Bybel- en Menge!
poezy. Amsterd. 1735. 8. De Lustplaats Soelen in dietmnat. Has!
1741. 11. 8. Aendachtige Bespiegelingen. Amst. 1712. 8.
Hollandiſche Poeſie. Lyrik. 871
2) By belpoezy. ‚Rott. 1723. 4. Bybel- en Zededichten. Deift
1726. 4. Heerlykheid van Christus in de Kerk en andre Bybel-
zangen. ib. 1731. 4. Dichttaffereel en Zinnebelden. Maessinis
173 ® ” «
3) Het Nut der Tegenspoeden, Brieven en andere Gedichten.
Amst. 1762. 4. De ware Geluksbedeeling, brieven en nagelatene
gedichten. ib. 1792. 4.
4) Invioed van een vast geloof aan de Voorzienigheid, in ben
Werken der Gen. Kunst wordt door Arbeid verkregen. T. VII.
5) Het Graf, in vier zangen. Amst. 1783. 1793. 8. De Onuder-
dom, in zes Zangen. ib. 1802. 8. De Benzaamheid. Haarl. 1824. 8.
Poetisch Mengelwerk. Amst. 1788.8. Brieven van Sophie overdeKaan-
tiaansche Wysbegeerte, in vier Zangen. ib. 1808. 8. J. Kinker ſchrieb
dagegen (Gedichten. Amst. 1819. 8.): Brieven van Sophie an Mr.
Rhynvis Feith over de Kantiaansche Wysbegeerde. Aınst. 1806. 8.
6) Vredezang, in feinen Nagelatene Gedichten, 1753. 4 T. 1.
7) in feinen Gedichten. 1818. T. I.
8) Poezy. Amst. en Utrecht. 1700. 4. Vervolg der Poezy van
A. M. uitgeg. d. Poot. Delft 1720. 4.
9) Dichtlievende Titspanningen. Amst. 1711. 4.
10) In d. Vitzpann. d. Borigen.
11) Herderszangen en Mengeldichten. Amst. 1751. 4.
12) Minnezangen en Idylien. Amst. IV. 8.
13) Menalkas, in drie Boeken. Haarl. 1781. 8. Roosje, in drie
Boeken. ib. 1788. 1800. 8.
14) Fabelen en Vertetsels. Nymw.1779. II. 8. Dazu als 8b. III:
Fabelen en Mengelpoezy. ib. 1786. 8.
15) Gedichten. Amst. 1805. 8. Het huisselijk Leven. ib. 1823.
Eu astrooide Gedichten. ib. 1822. 8. Verzamelde Poezy. ib.
1834. 8.
16) Dichtkundige Werken. Leyden 1782. 8.
17) Gedichten. Amst. s. a. 8.
18) Bespiegelingen en Brieven. Amst, 1741. Dictmaatige Brie-
ven. ib. 1762. 8.
19) Aan Philantrope und Briev aan Vredemond in ihren Lier-
Veld- en Mengelzengen; Beemster-Winter-Buitenleven in twee
Brievren, Amsterd. 1778. 8.
$. 729.
Was, die Lyrik anlangt, fo iſt diefe eigentlih am
fleißighen betrieben worden. Beginnen wir mit ber religiös
fen Hymne, fo haben wir befonderd Poot, defin Bybel-
stoffen einzelne Abfchnitte aus der Lebensgefhichte Jen be
handeln, voranzuftelen, und an ihn reihen wir, eine große
Menge Pfalmenüberfeger, die wir billig übergehen (mir nehmen
natürlid die von mehreren ausgezeichneten Männern, wie be
872 Holändifche Poeſie. Lyrik.
Boſch, Winter ꝛc. unternommene und unter dem Ramen „Lau
Deo Salus Populo‘“ befannte au6), abgerechnet, Pieter
Boddaart!) aus Middelburg (1694— 1760), unter bein
Erbaulihen Gedichten fih mehrere, für feine trockene zei
hoͤchſt religiös empfundene und ſchwungvoll ausgeführte Hymne
finden. Er Hat nebenbei nod das Verdienſt, durch feine
Borgang auch Lucas Trip begeiftert zu haben, wie biefer in
der an Bieter Boddaart gerichteten Ode offen eingeficht. Bat
höher ſteht Rhynvie Feith?) aus Zwolle (17551839),
wie wir oben fon bemerften, einer der Wiederherſteller de
gefuntenen Poeſie In feinem Vaterlande, ber bie Ehre halle,
durch fein Gluͤck des Friedens (1779) den erfien von Dr
poetiſchen Geſellſchaft zu Leyben auögefehten Preis, ſowie burd
fein Lobgedicht auf Ruyter, welches er in doppelter Borm, I
Alerandrinern und in einer Hymne, eingeſchickt Hatte, den em
und zweiten zu erringen und fein Gedicht über die Menflid
feit, wie feinen Karl V. an Philipp II, bei ber Webergabe da
Regierung der Niederlande, gekrönt zu fehen. Hierher gehe
er wegen feiner Hymne an Gott, den Schöpfer und höhe
Weltregenten, wegen feiner Staubbewohner im Tempel der Re
tur, feiner Seelenruhe ꝛc. Auch Hieronymus van al⸗
phen (1746 — 1803) aus Gouda gehört hierher, indem a
mit Pieter Leonard van der. Kafleele zuſammen dx
Anzahl auch in kuͤnſtleriſcher Hinficht entſchieden gelungen
frommer Lobgefänge auf Bott, den Erlöfer ıc. lieferte), dem
jedoch weder Johann Albert S. Hoekſtra), noch die fit
ihrer Kindheit blinde Petronella Moens aus Euband 5
Friesland (geb. 1763) mit: ihren - rührenden Hymnen wi
inniger Reugioſitaͤt nachſteht), wenn auch Bitlderdyl,
wie in jedem Genre, fo auch bier vollendeter Meier bleibl
Leider läßt ſich von Hoogvliers See einer Mehl
aus den unter dem Titel einer Auswahl evangeliſcher Gedidt
erhaltenen Fragmenten Fein fiheres Bild machen, Im geifliden
Liede herrſchte feit Kamphuizen eine ziemlich ange Dättt, bit
Johannes Eufebins Voet (+ 1778), der zuglelch Br
faffer einer noch jebt von ben Hollaͤndiſchen Reformirtn ge
brauchten Bfalmenüberfebung in Reimen if, feine Kircpenlicht
| Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 873
erſcheinen ließ, die mit allgemeinem Beifall aufgenommen wur⸗
den, weil er feinem Vorgaͤnger zwar nicht In der innern über:
zeugenden Andadt, wohl aber in Form, Sprade und Versbau
überlegen iR. Unter den fpäteren Dichtern Geben wir, außer
H. 9. Bruining’), Hieronymus van Alphen‘), nod
Rhynvisé Feith und Ahaziieer van den Berg'’) her
vor, deren Lieder für das neue reformirte Geſangbuch beſtimmt
waren und, was bie vollendete Form und die Ausarbeitung
anlangt, jedenfalls ebenfalls ihren Vorläufer übertreffen, ihm aber
an eigentlicher, von innen herausfirömender feuriger Begeiſterung
bei weiten nachſtehen. Was Die Ode anlangt, fo fichen hier
bie ®ebrüber van Haren, von denen der eine, ein Nachahmer
bes Hotaz (3.8. in der Ode über die Wechſelfaͤlle des menſch⸗
lichen Lebene), zuweilen auch politifche Tendenzen verfolgt, während ber
andere, zugleich Ueberſetzer einer angeblih zu Herculanum ges
fundenen Ode Pindar's an Ergoteled von Himera, in feinen
Oden auf die Freiheit, den Handel, die Ankunft des Meffias,
die Schatten, die Poden x. wahre Mufter ihrer Art geliefert,
voran, Die Baronin von Lannoy'') überſetzte zwar den Tyr⸗
taͤus nad einer Franzoͤſiſchen Borüberfegiung, allein fein krieg⸗
eriſcher Enthuſiasmus konnte ihr doch das fehlende euer nicht
einhanchen, und bie männlihe Kraft, wie ſie doch wenigfens
Kafteleyn Hat, konnte fie als Frau ſchon nicht befiten. Der
berühmte Mathematiker Pieter Nieuwland??) aus Diemen
(1764—93); ein Naturdichter, lieferte in feinem Drion eine
meifterhafte Schilderung dieſes fhönen Geſtirns, von dem aber
nur ein fo eifriger Afronom wie er war, gleich begeiſtert fein
fonnte, benugte indeß zugleich aud die antife Mythe fo geſchickt,
daß fie auch Niht-Afronomen mit Vergnügen leſen werben,
Natürlich Rechen ihm jedoch weder Feith's Oden an de Ruiter
und bie Freundſchaft, noch Bilderdyk's!) Nahahmung von
Horaz (III. 6.) in feiner Ode an Europa, worin er den ges
funfnmen Zuſtand der Moral feiner Zelt mit ber Energie eines
Jeremias beklagt, und feine treffliche Ode auf Leydens Unglüd
(Leydens Ranp. 1808), ned Helmer® Oden an die
Freiheit, Napoleon, die Dichter, Apollo, das Parker Mufeum
der Antifen und Gemälde, den Pflanzengarten, Cato zu Utica,
874 Hollaͤndiſche Poefie. Lyrik.
die Sehnſucht nach Italien, die Nacht, noh Cornelis Loot®
(geb. 1764), feines Schwagers, Saͤcularfeier (1802), Bildug
des Bölferglüdse (1802), Größe des Menihen in de
Eultur der ſchoͤnen Künfe, Bataver zu Caͤſar's Zeit, cn
Wechſelgeſang, beſonders aber fein von der poetiſchen Bell,
ſchaſt zu Leyden gefröntes Preisgedicht auf Hugo Grotue"),
noh 9. 3. Vereuls Oden an die Niedrigkeit, die Lebe”),
noch Abraham Vereul's Ode an die Unſchuld, in Sm
fiodifher Einfachheit und wahrhaft origineller Gonceptin”),
noch ber Betronella Moens patriotifche Oden auf Olden⸗
barneveld, die Gebrüder de Wit, Hugo Brotius ı.”), neh
des Buchbändlerd San Immerzeel aus Dordrecht Oden af
den allgemeinen Frieden, ein Preiogedicht auf ben Frieden vn
Amiens, und auf’ die Religion, die Stüge der Gefecht”),
noh Ian Nieumenhutzens') Ode auf Bonaparte, nech
Tollene’ Siegesode auf die Schlacht von Nieuport, ode
Seufzer auf Leydens Unglüd und Ode auf fein haͤusliches
Stüf, noch Adam Simons x. nad.
Was die leichtere Lyrik anlangt, fo müffen wir hier ft
einige weniger beveutende Dichter voranſchicken, wie z. B. die Bebrübtr
Jan, Adrian md Gilbert van der Kodde?), die nach ihn
Wohnſitz Rhynoburg (1629) einer Arminianiſchen Secie, den ſoge
nannten Rhynsburger vereinigten Brüdern, den Namen gaben, ſowie
die berühmte Gelegenheitsdichterin Elizabeth Hoofmanı)
und gehen dann gleih zu San Luifen?) aus Amferdem
(1649 — 1712) über, einen Kupferfiecher, der in feiner Jugend
eine Anzahl hoͤchſt ſingbarer, niedlicher, aber auch frivol.
ſchluͤpfriger Liebeslieder in die Welt ſchickte, die ihm ſpate
manche Thraͤne der Reue gekoſtet haben mögen, obwohl A
deshalb doch nicht die Leier nieberlegte, fondern immer ned
im Gelfte der Alten, wenn auch nicht ald Anacreon und &#
tu, fortdichtete. Joan van Broekhuizen?) aus Amer
dam (1640—1707) folgte doch weniger dem von Ihm in
unſterblichen Ausgaben verherrlichten Roͤmiſchen Dichterllecblan
Catull, Tibull und Properz, als vielmehr Hooft, wenn aus Di
ihm in einem hohen Grade eigene Eleganz zum größten Theik
aus jenen Quellen herrähren mag; Boot aber if ein wahre
Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 875
Bolfsliederdichter in feinen Minnelievern, mag er nun bie bes
denkliche Mythe von der Benus und des Kriegögottes Ueberraſchung
durd den alten Vulcan wiedergeben, oder einen Sommerabend
feiern, oder feiner Liebflen ein Ständen bringen. Keiner bat
ihn übertroffen, und nur Hooft iR ihm, des wechſelnden
Rhythmus und der einfachen Naivetät des Ausbruds halber,
vorzuziehen, obgleih auch er wieder in den lieblih dahin flies
Genden Berfen von ihm befiegt wird. Eliſabeth Wolff)
und ihre unzertrennlihe Freundin Agathe Deten?) aus
Amftelveen bei Amfterdam (1741—1804) fhrieben Lieder für
den Bauernfland, Jacobus Bellamy?) aber eigentliche ero⸗
tifhe Lieder, an denen befonderd die Mannigfaltigkeit dee
Stoffes und der Form gefällt, während Tollens, unter befien
lyriſchen Arbeiten fein Gediht an ein. gefallenes Minden das
fhönfle iR, was man nur leſen kann, in feiner berühmten
Hirſchiagd und Schlitiſchuhfahrt allerdinge wieder mit der ihm
eigenen Anmuth die Würde des höheren Styls vereinigt. Unter
Bilderdyk's, jenes größten Univerſalgenies von Holland, deſſen
Böthe man Ihn nennen fann, Arbeiten gehören hierher feine Zerfireuten
Gedichte, worunter eine herrliche Nachahmung des Pervigilium
Veneris flieht feine Herbfblätter und Winterblumen, unter welchen
leider auch Nero an die Nachwelt, eine ernſt gemeinte Entſchuldigung
dieſes Ungeheuer, fi befindet, feine ernſten Grabesblumen (1814),
feine Märzviolen (1821), feine Sittengelßeln nach Perfius (1820),
feine Grillenlieder (1822) und feine Felſenklaͤnge (1824).
Mehr Nachahmer der Römer, Itallener, Franzoſen und Deutſchen
it San van Walre“); aub Johann Kinker aus Nieu-
wersAmftel (geb. 1764), der befanntlih ein trefflihes Lobgedicht
auf Haydn verfaßte, Lieferte mehrere ſchoͤne patriotiſche Geſaͤnge,
ohne ‚die holprige Raubheit Johann Meerman’s?) aus
dem Hang (1753 — 1815) in feinem Montmartre zu haben,
worin er jedoch Bonaparte mit dem alten Ruhme der
Hollaͤndiſchen Nation tüchtig zu Leibe gebt, freilich aber
von 9. C. W. Staring”) aus Lochem in "feinem begeift-
erten Gedichte an die Stadt Paris (1815) weit übertroffen
ward. Die Gebrüder Hendrit Harmen Klyn?) aus Am⸗
ſterdam (geb. 1773) und Barend Klyn’!) (geb. 1774),
jener energifch, diefer mehr. maͤdchenhaft zart, koͤnnen ebenfalls
876 Holändifche Poeſie. Lyrik.
für patriotiſche Dichter gelten, well ihre Gedichte alle baraf
berechnet find, die alten Hollaͤndiſchen Tugenden zu feiem.
Höher ſteht jedoch noch Hazo Albert Spandaw”) au
Bries in Drenthe (geb. 1775) tn feinen vaterlaͤndiſchen Por
fien und Lieben, unter denen fein Nieberland, fein Lie
der Niederlande an den König, fein Niederlaͤndiſcher Seeruhm und
beſonders fein Lieb an bie vaterländifhen Frauen, die er ſchen
vorher (1807) in einem größeren Gedichte gefetert hatte, and
gezeichnet find, wogegen feine Seligfie Lebensſtunde, worin er das
Stud ſchildert, welches er empfand, als er Vater warb, bad
vorzuͤglichſte iR. 9. Borman?) aus Gorinchem, in feinem
Dampfboot durch Kühnhelt des Gedankenſlugs und Ausbrudt
hervorragend, hat doch in feinem Trauerliede auf Gelbems
Ueberſchwemmung eine Elegie geliefert, die Barteld Hen
drik Lulofe’*) aus Zütphen (geb. 1787) Preisgedicht auf
benfelben Gegenfland (1830) den Sieg fireitig machte, obweil
neben biefen aud feine Abendphantaſieen und feine Oflndien⸗
fahrer wahre Mufter dieſes Genres find, worin neuerdings auf
C.P. E. Robidé⸗ van der Aa”) (3.B. in der Elegie auf den Tor
Byron’s), Simons, der befonders im Gray'ſchen Gehalt
dichtete (3. DB. feine Elegie auf die Worte: Gyzyt stof, en
zulitot stof wederkeren, Ged. p. 1.) und H. Meier”)
recht gelungene Sachen geliefert haben. Uls aͤltere Giegifa
machten fih Willekens (aan Lycoris, op het afsterven
van haar dochtertje Rozalyntje, in f. Zedeiyke Ged. p.
272), Boot (Lyk en Grafdichten), Pieter Nieuwland
(Elegie über den Tod feiner Gattin, Ged. p. 95) und var
Dyk (über den Tod feiner Kinder) bleibende Namen. Endlid
IR aud Ifaac da Eofla”), ein Jude aus Portugal, but
herrliche Sprade und wahrhaftes Dichtergenie ausgezeichnet,
wie fein ſchͤnes Gedicht an Bilderdyk (Poezy I. p. 65 4.)
feinen Freund und Lehrer, genügend darthun würbe, hätten wir
auch nicht fein meiſterhaftes Lied „Befühl" (P. I. p. 445g) und
feinen Geſang „An Jorael“ (P. I. p. 127 5q.), worin er bie ſeiner
Nation angeborene orientalifde Gluth mit der Niederlaͤndiſchen
Kraft vereinigt, um feine niedergebeuten Blaubensbrüber burd
bie Idee, das Altehe und von Gott auserwählte Bolt zu ſein,
Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 877
aufzurichten. Uebrigens hat er auch, wie Bilderdyk, das große
Verdienſt, ſich allen uͤbereilten Neuerungen in Theologie und Po⸗
litik mannhaft entgegenzuſtellen und ſie als den Ruin der Moral
und des gefammien Staatslebens zu betrachten, gegen welche
Neuerungen anzukaͤmpfen jeder wahrhaft Redliche an ſich ſchon ver⸗
pflichtet ſei. Endlich machen wir noch auf die in ganz Holland ſo
beliebten Kinderlieder van Alphen's), denen allerdings Hetje
(1843) neue treffliche Verſuche an die Seite geſetzt hat, aufmerkſam.
Was die Ballade anlangt, ſo ward dieſe jetzt eben ſo
wenig gepflegt als fruͤher; denn wenn der in der letzten Pe⸗
riode des Mittelalters angeführte Rhetoriker Matthys de
Gafleleyn feine Reimchronik von Doornick Baladen van
Doornicke nannte und als Form dieſer Dichtart die neums .
zehn» ober mehrzeilige Strophe beftimmte, fo war bieß Darum
noch feine Ballade In unferem Sinne Mit der Romanze war
es jedoch anders, denn ſchon Bellamy lieferte einige, fein
Sreund Sebald Fulco Johannes Rau?) aus Utrecht
(1765—1807) aber, der berühmte Orientaliſt, ſchrieb die bes
fannte Romanze Ewald aan Elize, worauf Rhynvis
Zeith mit Ulrik en Aspasia, Karel en Lotje und Agnes
(in f. Oden, T. I. p. 142. und III. p. 127. 141 sq.)
und befondere Bilderdyk nadfolgten, der ald Gegenfähe
Africanifche Liebe (Abache, Guineesche Rom.) und Hollaͤndiſchen
Heldenmuth In feinem Amold Beillng (1417), dem Hol.
ländifhen NRegulus, der, feinem Worte getreu, zurüdfehrte, um
fi) lebendig begraben zu lafien, (beide in feinen Mengelingen,
Amsterdam 1804) x. feierte, aud feine Odilde laͤßt ſich
hierher ziehen. Im Sonett wurde ebenfals nur wenig
gethan, denn Iſaac van Ruyſſenburg's (1738—75)
Leiftungen hierin find nur unbedeutend, Ebenſo fcheint bie
Heroide keinen rechten Anklang gefunden zu haben, benn bie
Gedichte der Frau van Winter in biefem Genre find jetzt
eben fo vergeffen, wie der Eliſabeth Wolff mündlide Ans
rede der Andromade an Agamemnon in dem Wugenblide, wo
man ihr den Aflyanar rauben will (in d. Lierzangen p. 73),
‚die von dem Ktitifern ale das befle ihrer Gedichte angefehen
wird, wenn fie auch Fein eigenslicher Liebesfenpbrief if. Auch
-
878 Holändifche Poefie. Lyrik.
Roms”) Hat fi in diefem Genre verfücht, iſt aber weit von
Bilderdyk in Schatten geflellt. worden, der in feinm Mär
violen auch von biefem Genre mehrere Yroben gab.
Um und endlih eine Brüde zum Drama zu bauen, be
merken wir, daß auch noch die Gantate in diefem Abicnitte in
der Hollaͤndiſchen Poeſie auftauchte, denn DO. 3. von Hu
ren") Leferte in feinem Messias bereitd eine Probe davon,
ward aber freilih durd Hieronymus van Alphen“) au
®ouda (1746-—1803) bei weiten übertroffen, der nicht bled
eine Theorie diefer Dichtart aufſtellte, fondern auch dutch fer
Doggersbant, feinen Sternenhimmel und feine Hoffnung Kr
Seligteit fo entſchieden meiſterhafte Muſterſtücke dazu gab, de
er fhon allein dieſer Leiftungen halber einen fehen Plah au
Holande Parnaß erhielt, Auch Keith Iieferte in feinen Oden
(I. ꝓ. 65 sq.) zwei Cantaten, das Gewitter und die Ra
fbenliebe, Fam aber Alphen, dem Meiſter in dieſer Kunkiors,
niht fo nahe wie San Jacob Bereul in feiner Morgen⸗
Runde. In der neuefen Zeit bat nur Staring in diem
Genre mit feiner See, feiner Ariane ıc. wieder etwas Bar
zuͤgliches geleiftet.
1) Dichlievende Tydkortingen, bestaande in Gedichten van
verschiedene Stoffen. Leyd. 1717—18. II. 8. Stichtelyke Gedichten
Middelb. 1726—38. 111. 8. ib. 1741—6?. II. 8. Nagelatene Menge
dichten en Levensbeshr. v. P. Boddaert. ib. 1761. 4. Auch von feinm
gleihnamigen Sohne giebt es Gedichten. Utrecht. 1738—89. II. 8.
2) Oden en Gedichten. Amst. 1796. V. 8. Poetisch Mengelwerl:
ib. 1788. 8.
3) H. v. A. en R.L. v. d. Kasteele, Proeve v. stigtelijke Mer
elpoezij. Utrecht 1782. Ed. V. ib. 1785. 111. 8. Bon Kafteele ol
’ et 's Gravenhaagsche Bosch. Amst. 1822. 8. Jubelzang bii !*
viering van het 25jarig bestaan des Haagsche Dep. tot nut vars!
Alg. 's Hage. 1821. 8.
4) Goots Grootheid. Altona 1797. 8. Dichtkundige Meagelinge®:-
ib. 8. 8 IV. 8
5) Stichtelyke Gedichten. Haarl. 1789. 8. Mengelingen. Ams!.
1794. Vruchten der Einsanıkeit. ib. 1798. 8.
6) Stichtelyke Gezangen, gedicht op voornaame Lotgevall®
der Christelyke Kerke. ordrecht 1767. 8. Stichtelyke Gedichie#
ib. 1734. 1755. 1760. 8. Nagelatene stichtelyke Gezangen en Mezgtl-
dichten. ib. 1780. 8.
7) Proeve van Bijbel- en Mengelpo&zij. Vere 1792. &
Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 879
8) Proeve van Liederen en Gezangen voor den openbaren
Godsdienst. 's Gravenh, 1801. 1802. II. 8.
9) Liederen voor den openbaren Godsdienst. Amst. 1802. 8.
10) Proeven van geestiyke Oden en Liederen. Utr. 1805. IV. 8.
11) Dichtkundige Werken. Leyd. 1780. 8. Nagelatene Dicht-
werken. ib, 1783. 8.
12) ©. J. W. van Sonsbeeck en D, J. van Lennep, Ter nage-
dagtenis van P. N. Leyd. 1794. 8, — Gedichten. Amsterd. 1788. 8.
Nagelaten Ged. Haarlem 1797. &. Nagelaten Gedichten, uitg. d. A.
de Vries. Haarl. 1827. 8.
13) Europa, naar Horatius evolgd in f. Nieuwe Menpe-
lingen. Amst. 1806. T. 1 Leydens Rap. * 1808. 8. - ©. J. Yan
Walrd, Mr. W. Bild. Ter gedachteniss. Haarl. 1832. 8. W. Bild.
nagedacht van Mr. J. Hinlöpen. Amast. 1809. 8. List der werken
nitg. door of met bijdragen vorzien van wijlen Mr. W. Bild, en
V. Kath. W. B. chrouol. Amst. 1833. 8. — Poezy. Amst. 1803—7.
IV. 8, Rotterd. 1822. II. 8. Mengel-Poezy. Utrecht. s. a. II. S. Menge-
lingen ib. 1804. IV. 8. Fingal, na Ossiam. Amsterd. 1805. II. 8.
Nieuwe Mengelingen. ib, 1806. IT. 8. Najaarsbladen. Haag 1808. &.
Verspreide Gedichten. Amst. 1809. II. 8. Winterbloemen. ib, 1811.
lI. 8. Hollands verlossing d. W. en Kath. B. ib. 1814. II. 8. Affo-
dillen. ib. 1814. If. 8. Uitbezoemingen d. W. en K. B. Leid. 1815.
8. Nieuwe uitspruitsels. Rotterd. 1817. 8. De dieren, disist. Amst.
1817. 8. Nieuwe dichtschakeering d. W. en K. B. Rott. 1819. II.
ß. Verscheidenheden, Rott. 1820. IV. 8. Zedel. gispingen. ib. 1820. 8.
Vertellingen en romances. ib. 1821. If. 8. De muis en kikvorschen-
krieg. ib. 1821. 8. Het buitenleven in 4 zangen na Delille. ib. 1821.
8. Sprokkelingen. ib. 1821. 8. Krekelzangen. ib. 1822. III. 8. Rots-
galmen. Leid. 1824. II. 8. Nieuwe Verscheidenheden. Rott. 1824,
IV. 8. De voet in 't graf. Jongste „gelichten. ib. 1827.” Avondsche-
mering. Bruss. 1828. 8. Odilde. ’Hage 1808. 8. Nalezingen. Amst.
1833. J. 8.
14) Beuw Zang. Amast. 1802. 8. De YVoortreflykheid van den
Mensch in de beoefening der schoone kunsten. ib. 1806. 8. Hugo
Grotius, in d. Werk. d. Amft. Poet. Gefelfh. Felix meritis. T. II. p.
37—46. Gedichten. Amst. 1816—17. IV. 8.
15) Voor Godsdienst, Deugd en Vaderland, Amst. 1791. 8.
16) De Onschold, in db. Werk. d. Maatsch, van Taal en Dicht-
kunde. T. I.
47) De gebroeders de Witten. Utrecht 179%. 8. Oldenbarnevelt.
Amst. 1790. 8. Hugo de Groot. ib. 1791. 8. Eerkrans voor Aarden-
burg. ib. 1788. 8.
18) De allgemeene Vrede. Amst. 1802. 8. Godsdienst de steun
op B rmaaischappy, in d. Werk. d. Bataafsche Maatsch. v. Taal
en Dichtk. T. Il. p. 3.
19) Zufamm. m. Immerzeeld’ Allg. Vrede.
20) Ueber diefe Becte f. Gregoire, Hist. d. ect. relig. T. V. p.
328 sq. — Reynsburgs Anglier-Hof. beplaut met allede ercken en
Liedekens, die op het zelve Rethorices-Beroep verhandeld zyu.
Leyd. 1641. 4.
21) Nagelaatene Gedichten, uitg. d. W. Kops. Haarlem 1774. 8.
. 22) Duytse lier. t’Amst. 1729. 8.
880 Hollandiſche Poeſie. Lyrik.
23) Gedichten van J. v. Br. en J. Pluymer. t’Amsten. \
3. v. Br. gedichten met het leven des dichters d. D. v. Bo:
ten. ib. 1712. 8.
24) Oeconomische Liedjes. Haag 1788. III. 8.
25) Liederen voor den Booreustand. Leyden 180%. 8
%) ©. W. A. Ockerse en A. Kleyn Gedenkzuil op be
van 3. Bellamy. Haarl. 1822. 8. — Jeugdige Gedichten. B
1791. 8. Gedichten, ib. 1816. 8. Gedichte, deutsch. Wien 17%0. IL
277) Heidebloemen. Haarl. 1816. II. 8. Gedachtenis-ofe
W. Bingley en andere Gedichten. Amst. 1821. 8. Hekslaitizz.
venh. 1828. 8. Afrekening-maal van een Boedel, erz. as
misch-Macaronisch Gedicht. Haarl. 1819. 8.
28) Montmartre. Parys 1812. 4. &. H. C. Cras, Blog. ].\
mann. Amst. 1817.8. J. W.de Water, Levensberigten van J. M.ib.
8. A.C. Schenk, De Letterk. verdienst. van J. ML. ’s Hage. t!
Auch von feiner Zrau giebt es Podsies frangaisen. A la Haye 1!
ond A. C. M. geb. Mollerus, Gedichten, ’s Gravenh. en Am
1816. IV. 8.
29) Nieuwe Gedichten. ' Gravenh. 1827. 8. Gedichten. Z#
1820. IT. 8.
30) Gedichten. Haarl. 1815. 8.
. 31) Gedichten. Amst. 1817. 8 on biefem Kiyn iſt aber
treffliche Lyriker und Zreund Bellamy’s Johann Pieter Klepnl:
defien Sattin U. Kleyn, geb. O cker ſe, ebenfalls -bichtete, zu uar-
(3. P. en A. Kl. Gedichten. Utr. 1792. 8. Negelaten Gedid“
wijlen L. P. Kl. benevens oden en elegien V. vrouwe 4. YP
wed. Kl. ib. 1809. 8.).
32) Gedichten. Groning. 1815. 8. Dichtregelen op het 6
teeken ter eere van Graaf Adolf van Nassau opgengt bte
1827. 8. Vaderlandsche Poezy en Liederen. ib. 1817. &
33) Gedichten. Rotterd. 1823. 8.
34) Ayondmijmering. Gron. 1824. 8 Lijkkrans bij da!
van Muntinghe. ib. 1824. 8. Watersnood. ib. 1820, 8. Bud
koeling en steekpalm-loof-vlechtje. ib. 1817. II. 8. |
35) De dood van Lord Byron. Leeuw. 1827. 8. Pict?
bij ’t openen der Wintervergaderingen van het Depart. Lee"
Maatsch. T. N, V. ’t Alg. (Leeuw. 1827)..8. De dankbare Tre
aan hunne weldadige Landgenooten. Leeuw. 1828. 8.
36) Vaterlandsch 6evoel bij de beschowuing der T
stelling van Schilderijen van levende Nederl. Meosters, Hazr!
8. Gedichten, ib. 1822. 8.
87) Poezy. Leyd. 1821. IT. &.
38) Kleine Gedichten voor Kinderen. Utrecht. =. a. 8 1:
riffen, Grinner. an 9. v. %., der feit 1747 hier unten lebte, feit IM
oben. Im Haag 1803. 4.
. 30) In Bellamy’s Proeven voor het Verstand. Dit. 17%."
f. J. Teissedre l’Änge Lofrede en W. Bilderdyk Lykai 45
J. Rau. Harl. 1808. 8. J. C.Souchay, Discours sur le de
Leide. 1808. 8. (=
40) Vaterlaudsche Brieven. Amst. 1785. II. 8. Scilla sat"
en Graaf van Essex aan de Hertogin van Icton, in & I
werken. Amst. 1782. 4.
Sriefifche Poeſie. 881
44): De Messias, Proeve van Meenen Lofzang, om gesteld de
Worden op Muziek. Zwolle 1777. 8.
** In ſ. Mengelingen in proze en poezy. Utrecht 1783. 179.
p. 151
$. 730.
Ehe wir zu dem Drama und Roman ber HBollindiſchen
Literatur waͤhrend der letzten drei Perioden fortgehen, muͤſſen
wir zwoor noch einen Blick auf die Friefifge) Sprache
werfen. Es hatte ih naͤmlich die Altfrieſiſche Sprache bis Ins
15te und 16te Jahrhundert erhalten, dann aber der Neufriefi-
ſchen Plab gemacht; allein diefe war nit Schriftſprache ge-
worden, fondern weil fie blos Bolföfpradde blieb, wurde fic
Bauern s oder Landfrieſiſch (Boeren- of länfriesisch) genannt
und nad) ber nörblihen und füdlichen Landſchaft unterfchieben.
Der Erfte, der in diefem Idiom ſchrieb, war der oben anges
führte Gyobert Japir (Iacob6) aus Voléward, denn feine
Friesche Rymierye umfaßt vermifchte Liebed- ‚und Siherz«
lieder (Ljeafd- in bertlycke wingel-deuntjes), haͤuoliche und
vaterlaͤndiſche Gedichte (gemiene aef huwzmanne petear in
ore katesye) und gereimie Ueberfegungen einzelner Pſalmen
(bymmelsch harpluwd). Indeſſen fanden dieſe Anfänge einer
Kationalpoefie nur wenig Nahahmer, denn in berfelben Zeit
haben wir nur noch auf einige von dem Engländer Jan Janszoon
Starter?), der In Friesland die Rechte ſtudiert, feinem Fries
ſiſchen Luſthof eingefügte leder in dem Dialecte dieſes Landes
aufmerkſam zu machen. Erſt zu Anfange des vorigen Jahr⸗
hunderts erſchien von einem Ungenannten die treffliche, Außerfl
witzige Volklokomödie, Waatze Gribbert's Bauernhochzeit?), zu
der erſt in dem erſten Viertel des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts
ein Pendant, der dankbare Bauersſohn“), geſchrieben ward,
Eelt dieſer Zeit naͤmlich bildete ſich überhaupt wieder eine her⸗
vortretende Neigung der Nation, ſich eine Nationalliteratur zu
fchaffen, nachdem nämlih 1818 in der Gefellſchaft Tot nut
van t’ algemeen zu Boldiward der Vorfhlag durdgegangen, dem
Japyx wegen feiner Verdienſte um die Wutterfprahe ein Denfs
mal is der daſigen Kirche zu errichten, was auch 1833 aus⸗
geführt warb‘). Hierauf confituirte fih 1826 eine ordent⸗
Gräße, Handb, d. Literätgeſchichte. III. 56
882 Frieſiſche Poefie.
liche Geſellſchaft zur Erhaltung und Pörberung ber Briekkte
Sprache und Literatur, welde es fi zur Aufgabe machte, w
erſt einen Abdruck eined älteren Volkobuchs, des Lebend ie
Asgtje (Agatha) Ysbrants‘), welches zugleich ſehr wichtig fa
die Kenntniß der Sitten und der Lebensweiſe der Nation iR, a
beforgen. Nun lieb 3. @. Halbert oma feinen berüfata
Lappenkorb, eine Sammlung Eleiner Dorf» und Bolksgelbtäte,
Märden und Schwänfe, folgen, an den fidh alsdann E. Halberid
ma's Lügenerzählungen aus ber Friedensttube (tremter) des
Hospitals zu Leeuwarden und deſſen witziger Brief über die Lo
bensart der Pferdehaͤndler in Friesland und Drenthe, ſowie ea
ſolcher von J. G. Halbertsma an den Windgott (nebſt da
Antwort deſſelben) über den großen Sturm bes 20. Rovenbea
1836”) und Gerihte von I. ©. B. Salverda‘), R. Bot
hbumus?) und R. Windsma), H G. van der Be!
Rymkes foar Friessen (1844) nicht zu vergeffen, amreihlen.
369 1) 8. Mone, Ueberf. der niederländ. Volks⸗Literatur. Tuͤbing. 183. P
2 Den Frieschen Lust-Hof en Boertigheden. Amsterd. 16.4
Den Yrieschen Lust-Hof beplant met verschyde stichtelykeMme
Liedekens, Gedichten onde Boertige Kluchten. ib. 1621. 4. De
Lust-Hof van de Nieuwe Masicke. In Ryme gestellt. ib. 160%. *
Eine ziemlich alte Samml. ift au: Frisia nobilis of lijk- em pral-
sampt mengeldigten op diverse Friesche edelen. Leeuw. 175.8
2 Waatze Gribberts brilloft, kommeedje fen acht uitkomsit,
rjeucht formeitselyk om te lezzen. Yn it Län-friesch; gedrwit
midden ynne wraad. 1712. 8. Liauwert. 1820. 8.
4) De tankbre boerrezzoon, tonneelspul’ yn ien bedryi, ol
fjouwer en irytig Tonneelen, naeest oerzet mey’t engels wit
Ta Snits. 1823. 8. .
6) Hulde aan Eijsbert Japiks bewezen in de St. Martini Ket
te Bolsward. Bolsw. 1824. II. 8.
6) It libben fen Aagtje Ysbrants, of dy friesche boerinne, d!
ien brogt {rog ien fen Aagtje’s bloedfreunnen en oon it Ijieugt 9@
trog ien fen har goedkunders, ta tjinat fen ’t tjinwuddige
En nou, omdat er za folle fen praat en ney frege wudde @
uet meer ta kryen wier, op ny wer drukt en oeral ta bykomm
is. Tredde forbetterde druk. da Snits (Bneek). 1877. 8.
7) De Lapekoer fen Gabe Schroar (Halbertsma) Dimter (Dt
venter) 1822. 1829. 1834. 8. Deutſch in D. Lappenkorb von Chu
Gabe aus Oſtfriesland mit Zugaben ans Novbfrissiand, bearb. v. GLMM.
4 1—206. £pzg. (1847). 12. — De tremter fen E. Halbertsma ®X
äntteikeningen fen J. H. Halbertsma. Dimter 1837. & — D
Noarcher ruen oan Gabe scroar. Jen breef screaun yn de mas"
foun in opbrocht troch syn omke E. Halbertsma. ib. 186. en
Oan Eolus oer it needwaer fen de 29.Novimber 1836. Jen letter
J. H. H. ib. 1837. 8. u. Eolus, grewa fen storm in anwae, I),
antwird oan J. H. Halbertsma. Mei oar griemauk, Dimter 1837
Holländifhe Poeſie. Iheater. 883
8) Xilijke friesche rymkes. To Snits. 1824. 8. u
9) Prieuwke fen friesche rijmmelerije, To Grinz (Gröningen)
1824. 8. In Jouwerkoerke fol frysk griemank, ree makke in de
Friesen oombeam. ib. 1836. 8.
Mi 10, Friesch bloemkoerkje. Snek 1829. 8, Friezne blommekränze,
8. 781.
Was das Hollaͤndiſche Theater anlangt, fo begann jebt ebenfalls
die Periode deo Franzoͤſiſchen Geſchmacks, indem Katharina
Lescatlle (Lescailje) aus Amflerdam (1649—1711) die
Werke der Franzoͤſiſchen Tragiker Rotrou, Thomas und Pierre
Corneille ind Hollaͤndiſche übertrug und nach biefen ihr eigenes,
nur mittelmäßige® Talent nod mehr manierirte. Neben ihr
ſchrieb Andreas Bels, der Stifter der poetifchen Geſellſchaft
Nil volentibus ardmım, in feinen theoretifch-äftsetifchen Abs
handlungen categoriiche Geſetze über das Befolgen der Frans
zöſiſchen Muſterſchreibart, wie diefe den Claſſikern am nädflen
fomme, vor. War dieß nun zwar auch gar nidt der Ball,
weit die alten obengenannten Holändifhen Claſſiker denſelben
bei weitem treuer waren, als die Franzofen, fo folgte doch die
Geſammtheit der Hollaͤndiſchen Dramatiker diefem Einfluffe, nur mit
der Einſchraͤnkung, daß Frau van Winter dadurch, daß fie wenig«
ſtens wieder Stoffeau6 der Rattonalgefchichte wählte, die Vorlaͤuferin
jener Regeneration warb, die auch bier wieber von dem genialen
Bilderdyk ausging, Indem er im Trauerfplel die rechte Mitte
zwiſchen der Nachahmung der antiten Franzöſiſchen und alten
Hollaͤndiſchen Tragödin hielt, und bei Allen das Uns
paſſende, Geſchmackloſe oder nit mehr Zeitgemäße (4. B. das
Ehor) mit ungemeinem Tafte berausfand und befeitigte,
zugleich aber auch theoretifch feine eigenen Anſichten über das
Trauerſpiel und fein Weſen entwideltee Dadurch bewirkte er
aber, daß die Deutfchen Schaufpiele (beſonders die Kotzebue'⸗
fchen), welde die Franzoͤſiſchen (eines Mercier und Diberot)
verdrängt hatten und bie Hollaͤndiſchen Theater uͤberſchwemmten,
weichen mußten, weil die Ration natuͤrlich bald tüchtige Ori⸗
ginals und Nationalproducte den fremden Wucherpflanzen vor-
ziehen lernte, Uebrigens traten zweimal Umfände ein, welde
56
884 Holländische Poefie. Theater.
für Jurze Zelt wenigſtens dem Gebeihen des Dramas mir
ftanden, nämlih 1793, wo plöplih eine Art von Seewinm
die hölzernen Pfeiler der Damme zu durchfreſſen anfingad
man den Einflurg derfelben Befürchtete, und wo es einige gie
Geiſtliche, die das Ereignis als eine göttliche Strafe auſthe
dahin brachten, daß die Obrigkeit zu Amſterdam auf einige Jim |
Spielen unterfagte, und 1772, wo das eimzige, damals Rat
Thenter, dad alte Schaufpielfaus in Amflerdam, abbraml,
nad) welchem Unfall natärlich die Vorſtellungen daſelbſt für laͤngen
Zeit ausgeſetzt bleiben mußten, obgleich die Amſterdamer Schilke‘
während biefer Zeit zu Rotterdam unter einem Zelte ſpielle m
ſich auch faſt gleichzeitig im Haag ein nen errichtetes Theam
in große Bunft bei dem Publikum zu fegen gewußt hatte, me
zu befonder6 der berühmte Schaufpieler Eorver, der auf M
Berbefferer des altväterſchen Goflüms und der Verdraͤnget da
hergebrachten fingenden Declamation war, das einige beim;
1) ueber ihn und feine beiden Nebenbuhler auf der Amfterdamer Aut
Szaac Duim und Ian Punt, f. Levensbeschr, van eenige voor
meest Nederl. Mannen en Yrouwen. T. IX. p. 1—30. und Ei 4
Nürnberg. Friedens und Sriegscourier, 1832, 9. März.
6. 732,
Was nun bie Einzelheiten des Trauerfpiels ana
fo iſt bereits bemerkt ‘worden, daß mit dem Anſange I
Meriode auch der Einfluß der Franzöffchen Manier bear
Denn ed kam nun mit Katharina Lescailleh, die in ihr
Ueberfebungen oder Bearbeitungen dec Stücke eines NRotren m
Corneille (Genferih, Wenctolaus, Herodes und Mariane, SP
cules und Dejanira, Nicomedes, Ariane, Caſſandra) nicid e
eine ſclaviſche Nachahmerin derſelben in Sprache und Form i
und mit Pelo?), beſonders durch die Todtengerichte # he
von ihm geleiteten poetifhen Zufammenfünften ver Ge
Nil volentibus ardnum, jened Haſchen nad fchoͤner
tion bei gänzlier Vernachlaͤſſfigung der Gedanken, mochlen r
profalfh fein oder nicht, auf. Aus dieſem Grunde‘
Pels fein eigenes Stud Dido’s dood (1660), weil es ie
nicht genug regelrecht erſchien, und ſchrieb ſeine por
Hollaͤndiſche Poefie. Theater. 385
Nbhandlung über den. Gebrauch und Mißbrauch bed Theaters.
dcider folgten ihnen viele andere Dramatiker, wie Jan Jacob
R auritius aus Amfkerdam (1692—-1768) mit feinem
5esostris, Pieter Bod daert aus Mivdelburg 1694-1760),
er, wie Lamotte Houdart in Frankreich, fo Hier in Holland
imen verunglüdten Verſuch mit Trauerfpielen in Profa machte
ind in feinem Trauerfpiele Atreus und Thyeſtes eine Nachahmung eines
Trebillono'ſchen Stuͤckes auf die Bühne brachte; ja felbd Sybrand
Zeitama’) aus Amflerdam (1694 — 1758), der Ueberſetzer der
Hentiade und der Reimer des Telemach, welche erftere Arbeit ihm, das
end loſe Feilen eingerechnet, 14 Jahre koflete, während er auf die letztere
fogar 30 Zahre verwendete, lieferte In feinem Titus, feinem Fabricius
und feinem aßegorifchen Schaufpiele, ‚der Triumph der Dichtkunſt
und Walerei, zwar einige Originalfiäde (fein Romulus und feine Mac»
cabäer find let erfegungen der gleichnamigen Stüde Lamotte Houdart's,
fein Darius, fein Bertharlied, fein Stilicho und fein Veeyaſian
find nah Corneille, fein Brutus iR nah Boltaire, fein
Pyrrhus nah Erebilon, feine Gabinia nach Brueys, fein Jo⸗
nathan nah Duché und fein Marius nad) de Caur gearbeitet), allein
feine eigenen Erzeugniife find nur mittelmäßig und bloo formreine Schuls
arbeiten, Richt befier find Ludwig Smids’*) Conradin, Dirk
Buyfero’d Arete (1692) und Mfarte (1693)), Philip
Zweert’d Beioonde deugd of gestrafte wreedheid (1723),
Sesmiramis af de dood van Ninus (1729), Scipio (1736)
und Merope (1746), Lucas Baterd’ aus Anſterdam
(1707-—81),.de8 Freundes und Nachbeters Feitama's, Cajus
Gracehus (1785), Leewwendasl (1749), ein allegoriſches
Städ, Gustavus (in doppelter Ausführung in feiner Poezy 1774
befindlich), Isonkz eine Nachbildung «ined-Stüdes. des Metaftafio,
und die unbewohnte Inſel nah Arthur Murphy, fowie Nico»
las Willem oy den Hoefs aus Amßerdam (1715—65)
Mahomed de Tweede und dood van Seniramis. Befler,
noch ziemlich ganz im althoBändifchen Style gehalten, find Ian de
Marre's Marcus Curtius ımd Jacoba von Baiern, befon-
ders aber Balthazar Huydecoper'ss) aus Amfierdam
(1695—- 1778) Arſaces, ein originelles Meiſterſtück, dem weder
fein Achilles, deſſen Titelrolle der. berühmte Schauſpieler Punt
886 Hollaͤndiſche Poeſie. Theater.
zu ſpielen pflegte, noch fein Dedipus, eine Nachahum
des Corneille ſchen, an die Seite geſetzt werden kann. Me
ah Nicolas Simon van Winter lieferte im fm
Monzongo oder Königlihen Sclaven, in welhem Mandy a
Voltaire's Alzire erinnert, und in feinem Menzikoff, der allerbingsd
Harpe's aäͤhnlich betiteltes Stüd nicht übertrifft, einige ni
gediegene Trauerfpiele, denen unter den ähnlichen Leiſtunga
feiner Frauö) (der Wilhelmine van Merken), bie jhn
1745 anonym die Artemire nad einer Epiſode des Heten
geſchrieben hatte, nur ihr Jacob Simonszoon de Ryk (einer da
erfien Kämpfer für die Holänbifhe Freiheit), wenn ndalid
derſelbe nicht ihrem Gatten angehört, vorgezogen werbm Im,
wogegen bie übrigen, wie die Belagerung von Leyden, bie Cam:
farden, Marie von Burgund, Luiſe d’Arlac (in Florida ſpielend)
Sibylle d'Anjou (aus der Zeit der Kreuzzuͤge), Gelon (aus da
Griechiſchen Gefchihte, mit Chören) ꝛc. weniger vorzeld,
allein ihrer höchſt patrlotifchen Tendenz, ver in Ihnen ausge
ſprochenen erhabenen und edeln Gefinnung und einzelner ale:
dings wirklich poetiſcher Stellen halber immer von Werth m.
Ziemlich auf derſelben Stufe ſtehen der Baronin de La n noy True
bieen: Leo der Große (1767), Die Belagerung von Harlem (1770)
und Gleopatra (1767), ſowie Petrus Johanneo Kafelennt
Codrus, eine freie Bearbeitung des befannten Gronepfie
Stüds, ſowie fein Eduard IH. und Olintes, und Simon Sty!!
Mitylenaͤer (1768). Schr thätig war auch der unglüdliche 30
Nom?) aus Amferdam (geb. 1738, gef. 1803 im Hot)
denn er überfeßte nicht blo8 Soliman 11., Warwick, der
Bajazet, die Waiſe von China, Gabriele de Vergy, 30
halle se. aus dem Franzoͤſiſchen, fondern er lieferte auch ce
große Anzahl Originalarbeiten, wie Ferdinand Corte, Zero
Anton Hambroef, Kora oder hie Peruaner (nad armen?
Incas, 1781), Barth, Las Caſas, Olden Barneveſt, Nur
von Lalain oder die Einnahme von Tournay 1581 (MM
beſtes Stud), die Herzogin von Coralli, de Ruiter x, worin R
überel. ſchon ein beſſerer Geſchmack Fund giebt, Wien e⸗
volfommenfen zeigt ſich derſelbe fon ausgeprägt in des I
lentvollen Beith®) zarter Thirza (Phirea of de Zee n
Hollaͤndiſche Poefie. Theater. 887
den Gedsdienst, Amst. 1784), worin er bie befamte Bes
ſchichte aus dem zweiten Bude der Makfabäer mit vielem Glüd
und Seſchick dramatiſirt hat, der Johanna Gray (1791), welche
Oudaan's gleichnamiges Stüd weit in den Hintergrund brängt,
und ber Ine6 de Gafiro (1793), feinem Meikterfiüde; fein Mucius
Eorbus ober bie Befreiung Rome (1705) dagegen ift leider
ein von ber Frauzoͤſiſchen Revolution hervorgerufenes Stüd voll
blinden Freiheitsſchwindels und dem Hollaͤndiſchen confervativen
Stabilttäteprineip ſchnurſtracks entgegengeſetzt. Auch Hendrik
Tollend lieferle im feiner Lucretia (Amſterd. 1805) und ben
Hoekſchen und Kabeljaufhen (1806) zwei fehr energiſche Frei⸗
beitöfäde, allein hier IR der Enihuflasmus doch national, und .
darum verbiente erflered das Verbot nit, welches feine Aufführung
auf der Amfterbamer Bühne unterfagte, Diefelbe Geſinnung begeifterte
auch Adrian LoosjeaPietersgoon?) aus dem Dorfe Hoorn
im Terel (1761 1818) zu feinen Tragodien Gevaarts en
Gijzelaar (1786) und Kenan .Hasselaar of de Heldin van
Hasrlem 1773 (Haarl. 1808); allen trog dem, daB in beis
den das Interefie der Zuſchauer befländig in Spannung ers
halten .wirb und überhaupt bie ergreifenden und tragiichen
Scenen einander ſchnell folgen, konnte er es doch nicht einmal
dahin bringen, daß fie aufgeführt wurden, was ihm eben jo wenig mit
feinen mehe bürgerlichen Stüden, dem Untergang ber Stadt Roes
meröwalbe, Umelia Fabricius Cfpielt in Deift 1654) und Ebba
Niels, gelang, Siehe da trat Bilderbyf auf und lieferte in Ver⸗
bindung mit ſeiner weiten Frau), Katharina Wilhels
mine. Bilderbyf, mehrere in jeder Berichung volllommene
Städe. . Wir nennen als die vorzuͤglichſten: Wilhelm I. Graf
von Holland, Kormak (die Geſchichte von der Ruͤcklehr des
Ufsfies nach Norbbritannien verlegt und im Oſſian'ſchen Style
looaliſtit) beſonders aber Florio V. (1808), ſowie bie Ueber,
ſetzung des Cinna von Corneille, unter den Stuͤcken feiner Frau aber bie
Elfride und ihre Bearbeitung der Racine'ſchen Iphigenia in
Aulis. Seine eigenthuͤmlichen Auſichten über das Weſen des
Trauerſpiels legte er übrigens in einer feinem Cormak voran⸗
geſchickten Abhandlung nieder. Leider fehlen von diefer Zeit an bie
dramatiſche Ader bei Hollands Dichten zu ſtocken, denn erft
888 Hollaͤndiſche Poeſie. Theater.
1818 rief der auf das beſte Trauerſpiel ausgeſetzie Preis da
Coſt a's Alphons von Portugal und ein zweiter deſſen Aw
tigny und Beatrice hervor, die allerdings zu Amſterdam m
im Hang mit vielem Beifall aufgeführt wırden. Wir fimm
alfo mit Samuel Iperuszoon Wifelius') aus Amſtuda
(geb. 1795), der nah Kräften die Manier ver antilen Eh
fifee mit der der modernen Franzoſen in Ginklang zw briam
ſuchte, alſo auch Chöre: wieder einführte (z. DB. in Polyde
und Hlcefe, im Ion nad Euripides, im Tede Karls, ie
Kronprinzen von Spanien, im Aernoud van Egmont aus da
Nationalgefhihte und in Walwais und Abelheid aus Me
Schwedischen Befchichte unter Guſtav Adolph), und mit Hendril
Harmen Klyn, deſſen Montigni dem Abntichen Städe (es
Tod Karl’) des Wizelins den Rang ablief und neh hat
auf den Holändifchen Thentern gem gefehen wird, ſowie mi
MWalre’® Diederijk en Willem van Holand (Amst. 1821)
und A.van Hal mael's Ats Bonninga (Leeuw. 1830) fhliche.
Was das Luffpiel angeht, fo kann man eigenilf
ziemlich mit Recht fagen, daß es heveutend tiefer Reit, ad
das Trauerfpiel, wie «8 denn auch nidt get anders KM
kann, wenn wir darauf Rüdficht nehmen, was es frühe
weien if. Beginnen wir mit Jan van Baffenrode"), Hat
von GHüffigny (gefallen 1673 zu Wi), fo haben IM
blos als Gurtofität anzuführen, daß er über den einzgm Par
tameter Ovid's: Turpe miles senes, turpe senilis ash
zwei Stüde lieferte: Hopman Ulrich of de bedrage Gert“
beid und Filibert of Oud-Mal. Dirk Buyfero”) (164-
- 4721) aus Vließingen ſchrieb einen Harlelin (1719), bie da
gereien bes Schapyn (nach Moliere), die entführten Geſchwiſter ud
Geſchwiſter oder die befehrten Eheſtandöhaſſerinnen (1716), #
Schönfle oder Die Entfegung von Scheveningen (1714), is
Schaͤferſpiel, Minne» und Weinkrieg (1719), bie tr
Liebe, ein Friedensſpiel, und den Berliebten orten, ein
nachtsſpiel (1721). Allein auch er trifft den eigentlächen SM
des Luſtſpiels nicht und folgt bald der altem hergebtachten 9%
tesffomifchen Manier, bald ahmt er die Franjoſen, freilich ehe
ſchlecht, nad. Da trat endlich Pieter Langendyl") au
Hollaͤndiſche Poefie. Theater. 385
handlung über den Gebrauch und Miſbrauch des Theaters.
der folgten ihnen viele andere Dramatiker, wie Jan Jacob
‚auritius aus Amſterdam (1692—-1768) mit feinem
‚sostris, Bieter Boddaertaus Middelburg (1604 — 1760),
r, wie 2amotte Heubdart in Frankreich, fo hier in Holland
aen verunglüdten Verſuch mit Trauerſpielen in Proſa machte
ıd in feinem Trauerfpiele Atreus und Thyeſtes eine Nachahmung eines
-ebillons’ Then Stüdes auf die Bühne brachte; ja ſelbſt Sybrand
eitama?) aus Amfterdam (1694 — 1758), der Ueberſetzer ber
enriade und der Reimer des Telemach, welche erftere Arbeit ihm, das
dloſe Heilen eingerechnet, 14 Jahre foftete, während er auf die letztere
gar 30 Jahre verwendete, lieferte in feinem Titus, feinem Fabricius
ıd feinem allegoriſchen Schaufpiele, ‚der Triumph der Didifunft
ad Malerei, zwar «inige Originalſtücke (fein Romulus und feine Macs
ıbäer find Lieterfegungen der gleichnamigen Städe Lamotte Houdart’6,
in Darius, fein Peitharites, fein Stilicho und fein Beepafiun
nd nah Corneille, fen Brutus iR nah Voltaire, fein
yırbus nach Crebillon, feine Babinia nach Brueys, fein Jo⸗
than nach Duché und fein Marius nach de Caux gearbeitet), allein
ine eigenen Erzeugniſſe find nur mittelmäßig und bloß formreine Schuls
rbeiten,. Richt befler find Ludwig Smide’t) Konradin, Dirk
zuyſero's MWrete (1692) und Mflarte (1693)), Philip
weert's Beioonde deugd of gestrafte wreedheid (1723),
emiramis of de dood van Ninus (1729), Scipio (1736)
nd Merope (1746), Lucas Pater’ aus Anmſierdam
1707— 81), de6 Freundes und Nachbeters Feitama's, Cojus
'racehus (1735), Leewwendaal (1749), ein allegoriſches
tüd, Gustavus (in boppelter Ausführung in feiner Poezy 177%
efindlich), Isenks eine Nachbildung eines Stüches des Metaftafio,
nd dig unbewohnte Infel nad Arthur Murphy, fowie Nico»
18 Willem oy den Hoef's aus Amferdam (1715—65)
lahomed, de Tweede und dood van Semiramis. Befler,
och ziemlich ganz im althollaͤndiſchen Style gehalten, find Ian de
Rarres Marcus Curtius und Sacoba von Baiern, beſon⸗
ers aber Balthazar Huydecoper'ss) aus Aumſiterdam
1695 — 1778) Arſaces, ein originelles Meifterflüd, dem weder
in Achilles, deſſen Titelrolle der berühmte Schauſpieler Punt
890 Hollandiſche Poefie. Theater.
heut zu Tage nur noch wandernde Marionetten, Jan Kieas, I
mon auf allen Jahrmaͤrkten (Kermis), am zahlreichſten dr
auf der im Mat fallenden Haager Meffe antrifft.
1) Mengelpoözy. ** 1731. IH. 8.
2) * n mengela . Amast. 1684. 8. Q. Hr
tius Flaccus di igtkunst” op onse tyden en zeden epaat: " IM
1677. 4. Gebruik en misbruik des tooneels. ib. 1681. 4. os deed,
1. ib. 1668, 4. Jalfes, biyspel. ib, 1668. yi *
Treurspelam, Kluchtspelen, Horatius mengelzangen van Pels es:
aitg. d. h. genootschap Nil volentibus arduum.: Amst, 10%. 8.
3) Tooneelpoezij. Amt. 1735. IE, 4. m
4), P e vermeerdert met sim Konradyn. ! Amt. |
8. De Keisers en Keiserinnen ta Byschriften Yertond b ib.
1687. 8. Oranjes overtogt naer Langeland. ib. 1689. 8. Gallerye 6
uytmuntende Vrowwen. ib. 1600 Tooneel van Staat der Row
e Keyzeren, neevens haar groot Munt Cabinet. ib. 169. *
5) ©. Van Effen im Hollandschen Spectator. T. IV. p. W
Broeve. van taal- en dichtkunde. II uitg. d. ‚Lelyveid. Ley. 178
Is. & IV. 8. Dazu Bilderdyk, Korte aanmerkingen op H. Proer. ib
Tonselpoezij — 8. Y. Winter em Ener. V. v. Merke:
Amst — 1. —X rtemis, treurspel. ib. 1786. 4.
Seine Werke find er " Mammelt worden. |
8) Thirsa, Treussp. Amst. 1790. 8. Johanna Gray. ib, 179.8
Ines de Castro. ib. + & Mucius Cordas. ib. 1795. |
9) Kenan Hasselaar “of de Heldin van Maarlem. Haarl. 1808. 8
Tooneel 1 efeningen. ib. 170-8. IV. 4. Dramatische Werkes
ms
10) Tresrspelo d. W. Bild. en Kath. Wilh. B. Haag 1906. Di
8. — Kath. B. 'Treurapeles. Amst. 1848. 8. Poezij. Bott, 1820 &
11) Mengel- en ‚Loneelpoezij, Amst. 1818—21. V. 8.
3 —38— Amt. 1097. 8. Gortuchem. 1669. 8
13) ©. Pagquot, * 8q.
14) Gedichten. Haarl. 1751. 4.
15) ©, Blätt. f. d; &it. d. Ausl. 1839. p. 101 0q.
6. 738,
Bar ver Roman in der vorigen Periode eigentlich la⸗
dem Ramen nach dagavefent), fo bildete er ſich and It
siemti® fpät aus, und zwei von uns fihon oben erwäh
Damen haben das Verdienſt, ihn eigentlich erſt geicheike F
haben, nachdem allerdings Ueberſehungen aus ber Gngiide:
Deutfen und Franjzoͤſiſchen Literatur vorangepangen KT.
Es waren dieſes (des Hollandiſchen Addiſen Julius 94
Effen’s?) aus Utrecht [16841785] Miſanihrep IR PR
ebenfo wie fein Zuſchauer eine eigenilich aſthetiſch⸗kritiſche
allein ſein Agneochen bie bee Hollandiſche bargerliche kLiche⸗
Holändifhe Poefe. Roman. 891
geſchichte, die man leſen Yann, weshalb er doch hierher gehört)
die beiden, troß ihrer verſchiedenen Temperamente in Compagnie
arbeitenden Fteundinnen, die muntere Eliſabeth Wolff und
die ernfle Agatha Deken“ꝰ). Ihr Hauptzwed war nationale
Sittenfchilderung, und diefen erreichten fie denn auch auf ent⸗
fhiedene Welle, wobei fie noch nebenbei wohl fi ſelbſt in
ihren geiftlign Contraſten (in der Sara Burgerhart) zu
ſchildern beabfihtigten. Die Krone ihrer Romane iR Sara
Burgerhart, dann folgt Willem Levend, hierauf kommt Abraham
Blanfaart, und ber ſchwaͤchſte IR Cornelia Wilbſchut. Ziemlich
gleichzeltig trat Feith ) mit feinen hyperſentimentalen Romanen,
Zulla und Ferdinand und Conſtantia, auf, die an Langmellig
fett ihres Gleichen ſuchen und allerdings von den berfelben
Schule angehörigen, aber mit weit unterhaltenderer Handlung
verfehenen Romanen ver Eliſabeth Maria Por’) aus
Utrecht (geb. 1756), dad Land (in Briefen) und Reinhart, -
übertroffen werben. Roc höher hinauf fireben bie objectiven,
for rellgtöfen, aber von dem irdiſchen Treiben etwas zu wenig
wiſſen wollenden Romane der BetronellaMoenS®), die leider in
ihrer Wahren Liebe fehr unausführbare Dinge fordert. Viel
höher Reht Loosjes”) ſchon In feinen moraliſchen Erzählungen,
und in feiner Sufanna Bronkhorſt liefert er zwar eine Nach⸗
bildung der Richardfon'ſchen Glarifja, allein der Hollaͤndiſche
Character it dermaßen in jedem noch fo Fleinen Umflande aus,
geprägt, daß man dieſes Buch mit Recht ein Hollaͤndiſches
Originalfamilienbild nennen Tann, deſſen Schöpfer von dem
Englifhen Meifter nur die Idee entiehnte, denn Perfonen, Situatios
nen, Scenerie, Staffage und Dentweife find eben fo originell, ale
die Sprade. In feinen Mauritd Lyndölager bahnt er ſich
eine Brüde zum biftorifden Romane, denn die Gefchichte eines
einfachen Kaufmanns dient nur dazu, die Großthaten der Nies
berländer im 17ten Jahrhundert und einzelne frembe berühmte
Perſoͤnlichkeiten deſto mehr aus dieſem einfagen Hintergrunde
hervortreten zu laſſen. In fpäterer Zeit ragte befonberd der
(don genannte Buchhändler 3. Immerzeet mit feinem hu⸗
morifiifchen Romane: Lotgevallen van Balthazar Knoopius
ni mig beschreven (1818) hervor, bis Robide van ber
804 Schwediſche Poeſie.
oder Bearbeitungen auslaͤndiſcher RitterRomane und Vollebite
beſtanden, zu denen noch einige Reimchroniken kommen, um ik
neuefte Zeit bat fih beſonders befleifigt, dieſe ſpatſca
Reſte and Licht zu ziehen, um biefelben, mögen fle auch nad h
nüdtern und ſchwach fein, aus Pietaͤt gegen ihr Alterthe
wenigftend vor dem gänzlichen Untergange zu bebüten. Kür in
aͤlteſte Proſadenkmal, dad unverluͤrzt auf uns gefommm H,
fieht man gewöhnlih eine Art politiichen Buches an, Torkel
Knutfon’d?) Unterricht für Könige und Ihre Beamten, weldes man,
ob mit Recht oder nicht, iR nicht gewiß, dem A4ten Jahrhunden
zufchreibt. So überfehte denn erſt 1526 Laurentius Ir
dreä daB Neue Teflament und Laurentius Betr 154
bie ‚ganze Bibel ine Schwediſche, Olaus Betri gab In fcnm
Tobias (f. oben Bd. IT. ©. 442. Anm. 6.) feinem Bat
lande das erfle Tcheaterflüd, das freilich weiter nichts ald ein
froſtige Einkleidung der befannten bibliſchen Seſchichte in, bialopl
ſche Form war. Mehnliher Stuͤcke müflen aber feit diefer Zeit mehrer
verfaßt worden fein, denn es tft befannt, daß König Karl IX.)
(1600 —10), von dem ſelbſt noch eine Reimchronik vor:
liegt, durch Schüler fi) bergleichen Probufte in Schwediſce
Sprade vorfpielm ließ; fie hatten Prolog und Epilog ım
waren durch Intermezzos unterbrodden, fonft aber ebenfo unge
bildete Embryonen als jener unglüdlihe Tobias.
Der Nachfolger Carl's, fein großer Sohn Gufar
Adolph (1611—32), zeichnete fih nun-aber nicht blos bord
ein entſchiedenes Rebnertalemt*), welches felb die nod gan rehe
Sprache biegfam zu maden wußte, aus, fondern er ſchrieb bo
kanntlich auch in Schwediſcher und Deutſcher Sprade dm
Pfalm nieder, der zu den fraftvolifien Geſaͤngen gehört, welche i
Reformation unter ihren Anhängern hervorrief, ja In M
berühmten Bibliothet ber - Grafen Brahe zu Stodholm il
man noch heute einige lyriſche Dichtungen, die er am Mit
einfige Geliebte, Ebba Brahe, gerichtet haben ſoll und weil
an Zartheit der Empfindung ihres Gleichen ſuchen. Sein Lehen
Johann Thomasſon Buräus (geb. 1508 In Upland, gr
1652), ein Chiliaſt, ſchrieb einige ſchwaͤrmeriſche
Dichtnugen, denen Schwung nicht abgeſprochen werben far’)
Hollaͤndiſche Poeſte. Roman. 893
2) De Misentrope of de geatrenge Zedenmeester, Amst. 1742.
8. De Agnieljes b. Scheltema Gesch. en Leit. Mengelw. T. II. 2.
p. 140—185.
3) Nistorle.van Mejuflronrw Sara Burgerhart. Haag 1782. II. 8.
(Deutſch 2eing. 1788. IT. 8.). Historie van den Heer Willem Levend.
ib. 1783-85. VIII. 8. (Deutſch v. Miller. Berl. u. Hamb. 1798 sy. VI.
8.) Brieven van Abraham Blankaart. ib. 1787. 111. 8. Historie van
—— — Cornelia Wildschut. ib. 1793. VI. 8. (Deutſch. Berlin
1,99. 8.). "
4) Jalia. Leyden 1783. 8. Amst. 1786. 8. Ferdinand en Constan-
tia. Amst. 1785. II. 8.
5) Het land, in brieven. Amst. 1788.8. Reinhart of Natuur em
Godsdieust, Ib. 1791. HI. 8. '
6) Waare Eiefde en belangelooze Vriendschap. Amst.u.a.8. Myne
vrye Deakwyze over belangryke Onderwerpen, Haag 1707. 8.
7) S. P. Hofmann Peerlkamp, A. v. d. Willigen en H. Meijer,
Hulde aan de negedachtenis van A. Loosjes. Haarl. 1818. 8.— Hi-
storie van Mejufireuw Susanne Bronkhorst. Haanl. 1806-7. VI. 8.
Het leven van Maurila Lynslager, zene Familieugeschiedenis uit
de 17 Eeuw. ib. 1803. 1V. 8. Zedetyke Verhalten. ıb. 1804. IH. 8.
Arnold Geesteranus en Susanna van Oostdijk. ib. 1307. 8, on
8) Frank vau Rorselen en Jacoba van Beyeren. Haarl, 170—
91. 8. Charloita van Bourbon. ib. 1792. 8, Huig «de Groot en Ma-
rin van Reigersbergen. ib. 179. 8. Louise de Colieny. ib. 1803. 8.
Jobann Je Witt, Raadpensionaris van Holland. ib. 1805. 8, Ro-
ıneinsche Anticken van Vryheids- en Vaterlandsliefde. ib. 1798. 8,
9) De verscheidene tydperken des menschlyken lebens geschets
im een zeutal redevoeringen. Amst. 1786. 8. Leven van zym exrei-
lentie, enz. Lucifer. ib. 1799. &_ Het onscheidbaar drietal reden-
wezens Verlichting, Dengd en Tyd. Haarl. 1799. 8. De ınoderne
Helicon, en Apello sergeaut van de Burgermagt. ib. 1802. 8 De
antike Helicon. ib. 1803. 8. Verzameling van spreekwoorden,
Amıst.1810. 8. Het spreekwoord, ’t is al geen gond wat’ er blinkt,
ironisch verkiaard. ih. 18 6. 8. Amsterdamsche burgers winter-
avond uitspanningen. ib. 1808. 8, Nour-Mahal of de regeering van
24 uuren. Ib. 1808 12. De Jdrie gebroeders alverwoesters. ib. 1810.
8. De vrouw is de haas, eene geheimzinnige magispröuk. ib.
1817. 8. De ınode, Utrecht 1809. 8. |
$. 734.
Die Literaturgeſchichte der Scandinaviſchen Nele if, wie
man“ fih wohl denfen kann, eigentlig erſt in der Neujeit
gefchoffen worden. Deshalb wird die Geſchichte der Schwe-
diſchen Moefle!), denn mit diefer wollen wir uns jeht bes
fhäftigen, einen nicht allzu großen Raum wegnehmen, wenn
fie im Allgemeinen au einige ausgezeichnete Talente aufs
zumelfen hat. Es if befannt, daß bie aͤlteſten Literaturwerle
der Schwediſchen Nation in Voillsliedern und Ueberfepungen
806 | Schwediſche Poeſie.
Schwediſch. Cie ſelbſt liebte ebenfalls nur das Lateiniſche mi
Franzoͤſiſche, allein fie bat bekanntlich auch zu Alexander Be
dis Schäferfolel, Endymion, dm “Plan und einige Staa
geliefert. Ihre eigenen Werke befichen aus ihren Marin
und Sentenzen, die an Tiefe nur von denen "Rodefaucudi
übertroffen werden, aus Betrachtungen über dad Leben Alu
ders des Broßen, für den fie ſchwärmte, und ihren an Gut
gerichteten Memoiren, worin fie fih mit muflerhafter Ylnpartv
lichkeit ſelbſt richtet, find aber leider gleichfalls in einer fremde
Eprache gefchrieben. Allein dennoch mögen ihre Vorliebe für di
- Wiffenfchaften und Künfte und ihre Kunſtſammlungen bie Rey
ung der Ration für die Poefie geweckt haben, denn unter Ih
Dichtete der Vater der Schwediſchen Dichtkunſt Georg Lilie
Stjernbielm?) aus Swartffiär in Dalarne (1598-
1672) feine Wahl des Hercules, worin er bei fonberbat
Miſchung antifer und moderner Scenerie an jene alten Hol
ſchnitte des 16ten Jahrhunderts erinnert, auf denen wir Zrois
mit Donnerbüchfen niederfcießen fehen. Uebrigens iR er ki
weiten nicht fo moraliſch, wie der Erfinder dieſer Allegorie ki
Zenophon, Prodikus, dean er läßt ed unentſchieden, ob M
gute Herkules der Tugend oder dem Lafler folgte. Geht
Verſe find. zwar manierirt, aber kraͤftig und rein; daft
Sana man. von feinn Epigrammen und Gelegenheitögeriäin
fogen. Bel feinen Nachahmern kann man jedoch fon I!
bedeutend den Einfluß wahrnehmen, den. dur WBermittelung dd
SOjährigen Krieges die Deutſch⸗Schleſiſche Schule auf diefelben auf
übte, was fo weit ging, daß der Lyriker Laffe Zohan
fon und ber als Lateinifcher und Schwediſcher Dpendit
befannte - Sumuel Columbus’) (1642-79) fogar #
Deuſcher Sprade dichtelen. Unter den übrigen Didtern dit
Zeit mögen noch der fen genannte Johansſon!) (M
1650 in Ofgothland, gef. 1674), auch Lucidor der Ungib
liche genannt, der Freiherr Guſtaf Rofenhane‘) (1619-
84), ein frifcher Sonettif, der nur etwas zu fehr die Jıaliam
und Ronfard nadahınte, Haquin Spegeld) (1645 1111}
als. geiſtlicher Dichter ausgezeichnet und gefdicter Nachbilena
von du Barınd’ Semaine, welche Arreboe allerdings Id
Schwediſche Poefle, 897
Daͤniſch nachgeahmt hatte, zugleih au ſchon ein reiht gelungenes
Berlorened Paradies Iieferte und die EC chöpfung In lauter weib⸗
lichen Reimen felerte, Olof Wertonius”) aus Äbo (geb. 1656)
mit feiner Klagenden Diana, Gunno Eurelius Dahlifterna®)
(1658—1709), der Meberfeper des Treuen Gchäfers und
Nachahmer der Italieniſchen Stanzenpoefie, Johann Runius®)
(geb. in Weftgothland 1679, gefl. 1713), Erich Dlofsfon
Lindemann aus Sfaninge (1634—90), Pehr Lagerlöf
(1648— 99), Israel Holmfiröm (+ 1708), Dlof Olofs⸗
fohn Broms aus Stodholm (1672—1722) und fen Lande»
mann Johann Tobias Geisler (1683 — 1729) !%), ſowie
Ehriflofferteyoncrona!y(+ 1700), en Sonettifl, Car ®ris
penhjelm'!)(+1694), der Epigrammatift CarlArofeli!?),Yas
kob Freſe!) (+1728) und endlich die beiden phantaflelofen Reimer
Sveno Dalius") (1604—93) und Sofia' Eliſabeth
Brenner") geb. Weber (1659 —1730).
1) S. Shrödh, Alg. Biogr. Bd. IT. p. 171. 2q. IIL p. 1 sq. —
(B. Bergius) Öfversett. af Drottn. Christinas Betrakielser öfv.
Alexander den Stores bedrifter. Lond. 6. 1756. 8, Sefström, Chri-
stinae Moraliska Tankar öfvs. Stockh. 1756. 8. Drotn. Christinas
Arbeten om Märkvärdigheter af J. Arckenheltz. Öfvers, och aam-
mandragne. Stockh. 1760. II. 4, |
2) Hereules eller en sinnerik Dicht. Ups. 1653. Stockh. 1668. 1727.
4. Medbifogad omarbetning af G. A. Silverstolpe. Strengnäs. 1808. 4.
Musae Suethizantes t. ä. Säng-Gudinnor, tedde i nägre amàâ Werk
och Dichter. Stockh. 1668. 4. Ä nyo uplagde af B. Höök. ib. 1688.
4. Vitterheds-Arbeten utg af L. Hammarsköld. ib. 1818. 8. He-
roisch Fägne-Säng öfver Drottn. Christinae Födelsedag af Stellata
de Casside. ib. 1648. fol. |
3) Helicons Blomster pläckade af’Lucidor den elyckelige eller
allahans Poetiska Skrifter, Stockh, 1688. 4.
4) Bibliska Werld. Stockh. 1674. 4. samt andre Poetiske Skrif-
ter. ib. 1687. 4. Odae Suethicae. ib. 1674. 4. Rädrijk oder Anweifer
zur Zugend. “nit. 1676. 4. Pfeil⸗Verweckſlung bes Todes und ber Liebe,
famt etlihen andern Rebens®ebichten. ebd. 1676. 4.
5) Wenerid, i Rijm för mer än 30 Ar skrifwin, af 8 kär
Bärgbo. Stockh. 1680. 8. Fyratijo amä Wijsor, till Swänska Sprä-
kets Ofningh för 30 Är sedan skrifwin. ib. 1682. 8. Thet Svenska
Spräketzklagomäl, at that som fig borde icke ährat blifver. ib.1706. 8.
6) Guds Werk och Hwila, uti Swenska Rijm beskrefven.
Stockh. 1685. fol. Leipz. 1725. fol. Acc. Thet öpna och tilslutna
Paradis. ib. 1705. 4. Leipz. 1725. 4. Norköping 1745. 4. Salomons
Höga Wijsor. Stockh. 1686. 8. Norköp. 1745. 8. Thet äterwunna
Paradis, pA Vers. Stockh. 1711. 4. Norköp.1745. 8. Salomons Wije-
het och Herlighet pä Vers. s.1. et a. Stockh.1711.4. Norköp. 1745. 8.
7) Sinne-Afwel. Acc. Nägra Dichter.s. ]. eta. (Götheborg 1684.), 4.
8) Kunga Skald, som pä Carl XI. Lijkfärds-Dag. 1697 är sjun-
gen. Alt-Stettin. s. a. fol. Den trogna Herden af Bp. 6uarini.
Öfvers. ib. s. a. 8. Giötha Kämpa Wiser. s. 1. et a. 4.
Größe, Handbuch ,d, Literärgeſchichte. III. 57
900 Schwebifche Poeſie.
äden. ib. 1758. 8. Skuggor af en förhorad Vin, ellor namladı
Tankar öfver C. Klingenberg. ib. 1759. 8.
„ 3). Ueb. d. Geld. d. Schweb. Lit. u. Poeſie f. b. Zeit. f. O. v.
lin, Vitterhets acad. Handling. Stockholm 1755. T. 1. p. 5A
(Deutfh b. Schloͤzer, Neueſte Geſch. d. Gelchrfamkeit in Schweden, p. &
sg.) Zr. Ruͤhs, Ueb. d. Schidfale d. ſchoͤn. Rebekünfte in Schweden in im
neueren Beiten. Berlin 1803. 8. 3. K. Höst, Udsigt over den srenkt
Digiekunsts Skjaebne ö nyeste Tider, Kjöbhrn. 1804. 8. P.D. 4
Atterbom, Svenska Siare och Skalder eller Grunddragen of Svensk:
Vitterhedens Häfder. Upsala 1843-4. II. 8. (Ausz. in d. BLM
Unterb. 1843 ar, 237 sg, 1846 nr, 288 4, 1847 BT. 125 sg.)
$. 787,
Wir haben ſchon angebeutet, daß das goldene Zeitalte
der Schwediſchen Literatur in die Regierungs⸗ umb Leben⸗
periobe des unglädlihen Guftav’s TIL!) (177292) fült
Allerdings muß man Hinzufügen, daß man Hierbei nid!
allzu fehr auf die Dualität des Geleiſteten fehen der
weiche mit der Quantitaͤt in einem fehr bebeutenden Mir
hältniß fand, denn eigentlich claſſiſche Dichter Im edelſten Sim
des Wortes brachte dieſe Epoche, felbft toner nicht einmal
ausgenommen, nicht hervor, allein dafür machte fie die [hmm
Künfe zum Gemeingut der ganzen Nation; man bidiete in
Königlichen Schloſſe zu Stochholm eben fo gut als in M
Palaͤſten der Bornehmen und den beſcheidenen Wohnungen de—
Bürgers, und die Mufen hatten ſich nit etwa nur die Kaub
ſtadt zur Reſidenz erwählt, fondern ihre Tempel in gan
Schweden gebaut. Allein leider veranlaßte Guſtav gemifermaf
auch die allzu große Vorliebe für die Franzoͤſiſchen Claſſiker und M
Oberflaͤchlichkeit, die wie überall auch bier im Gefolge M'
felden auftrat. Gr ſelbſt ahmte nämlich ziemlich unkritiſch o
Ausnahme Franzoͤſiſche Dichter nad, und die ſteifen Mabrielt
des Mercure de France waren ihm unvergleichliche Rafen |
die den Berfen eines Corneille nichts nachgaben. Co fan #
denn auch, daß er, der nicht einmal die wahren Größen in da
Literatur jener von ihm fo hoch verehrten Nation herauszufind
wußte, aud als Nachahmer nichts leiſtete und bie frivole ch
quette Hülle bei ihm leider ur zu häufig einen warmßicico
Kern einfhloß. Allein er hat dafür vor Friedrich dem Grohe
Schwediſche Poefle. 901
ver ziemlich eben fo abgoͤttiſch die Branzöfifihe Literatur an-
betete, Darin einen großen Vorzug, daß er nicht wie diefer feine
Wutterfprache verachtete, fondern dieſelbe vielmehr am Höchften flelite,
und nur bie Franzöfifche Literatur als das einzige Mittel ber
tradhiete, diefelbe zu verebeln und zu vervollfommuen. Darum
Riftete er auch 1786 die Schwediſche Academie oder die Ges
ſellſchaft der Achtzehn und vegenerirte die von feiner Mutter
gegründete Academie der fchönen Kuͤnſte, bie fortan nur mit
ver Theorie zu thin Gaben follte, ganz nad dem Muſter ber
Academie des inscriptions et beiles letires. Aus bemfelben
Grunde wählte er zu feinen Dramen immer Sujets aus
der Schwediſchen Geichichte und gewann aud ben von ber
Academie andgefepten Preis auf Die befte Lobrede Torfienfohn’s,
weicher ihn von ven Richtern eribeilt wurde, ohne daß dieſel⸗
ben den Verfaſſer der Lobfchrift kannten. Außerdem muß
noch erwähnt werben, "daß neben der Academie noch bie von
dem geiftteiien Zournaliſſen I. G. Kellgren geleitete und
von Carl Lenngren mittedigirte Stockkolms Posten (f. v.
29. Octbr. 1778) das kritiſch⸗aͤſthetifche Richterſchwert mit eben
ſoviel Geſchick als Gerechtigkeit hanbhabte. nt
Uebrigens ifi noch zu bemerken, daß. durch Guſtav III. aud das
Theater, welches unter feinem Vorgänger Abolph Friedrich (fett
1740) erſt ſtehend in der Reſidenz geworben war, eine bei
weitem ‚größere Ausbehnung und Wirkfamkeit erlangte. Vorher
war naäͤmlich bie dramatiſche Literatur der Nation nur ſehr
ſchwach beſtellt geweſen, venn es Hatte zwar neben Ceder⸗
hielm, der 1739 Voltaire's Brutuo übertrug, auch der
Schauſpieler Chriſtian Knoͤppel mehrere fremde Stuͤcke Ins
Schwediſche uͤberſetzt und zur Auffuͤhrung gebracht, allein das
erſte eigentliche Original⸗Trauerſplel war Dalin's Brunilde,
ein plauloſes, aud lockeren Scenen zuſammengewuͤrfeltes Stuͤck,
das trotz feiner hoͤchſt geringen Anzahl gelungener Momente
und feiner wenigen trefflichen Stellen dennoch allgemein ans
geflaunt und fogar auswendig gelernt war. Weit befier
iR fein Styrbjörn ober Nelbiſcher, das erfle Luffplel ber
Schwediſchen Bühne, zwar in Hgulberg'ſcher Manier, aber nidt
ohne die wahre vis comica, hervorgebtacht durch geſchickte
902 Schwediſche Poeſie.
Verwickelung, aͤcht komiſche Situationen und gelungene Durchfuͤhrn
ber Eharactere, wovon in dem genannten Trauerſpiele feine Idee we’)
Gleichzeitig waren des Olof Celfiusꝰ) aus Upfala (1716)
Trauerfpiel Ingeborg, einige Tragödien desfüngen Anders Heſſo
1Hu8*), mitdem Beinamen Americanus, ein Trauer⸗ und ein Luffıkl
von Erich Wrangel’) (1686— 1765) und Brander’s’) m
Erich Stjdldebrand’s Trauerfpiele Aöldg, Cleopatra, Han
und Signild, aber eind war fo mißlungn wie das ander
Die erſte ernſte Oper endlich, welde auf das Stodholmer Theater
fam, war Johann Wellander’6”) (1735 —82) Tail
und Peleus (1770), ganz im Deutſch⸗Franzoͤſiſchen Reifen Ge
fhmade, obgleih allerdings 1747 ſchon ein Borgänger daran
dageweſen zu fein ſcheint?). Balletö°) exiſtirten übrigens fü
viel früher und find beſonders unter der Chriſtine häufig auf
geführt worden; fieglichen den Engliſchen Masques auf ein Haar, ob
wohl die ganze Mode aus Ftankreich nad Schweden gekommen we.
Später entwidelten ſich aus ihnen die Wirthſchaften. Die erſte fomilkt
Oper endlich lieferte Lalin (+ 1789) fon 1750'%.
1) Reflexioner. Stockh. 1778. 4. (anonym). Commerce &pistolsire
entre un jeune prince (Gustavelll.) et son gouverneaur (C. „Schef-
fer) med Svensk Öfversättning. ib. 1771. 8. Orationes e Saeco i
Latinam conversae. Berol. 1772. 8. (Gtaatsreden, gef. u. übel...
game. v. D.H. Thomas. Lübed 1781. 8.) Arbeten. GEötheborg 18%.
VI. 16. Skrifter utgifne af J. 6. Oxenstjerna. Stockh. 1806-1!
vi. 8. (Darin f. Zheaterflüde, bie 38 franzöftie —XX ſiad ind
Oeuvres de Eustave Ill. Stockh, Deutſch ni. Bda
Guſtavs III. a. d. Zrang. in Ausz. 2 Anm. . Mühe. Berl. 1
In. — a 5* —*8 — % ober m nad en Zode ange
ete Papiere. Ue u ung v. 6. G.
8* d. Hamb. 1844. I u es 8
2) Brynilda, Tragoodia, Stockh. 1738. 4. Den —
Com. ib. 738. 3 (anonym).
3) Ingeborg, Tragoedia. Stockh. 1739. 4. ——
4) Torilla eller Regner och Swanhwita Stockh. IM.
4, Torilla, EricIX, Zaletta. Tragoedier.ib, 1700.46. 1€ ſ. Gtarusl. p.25%
5) Snöhwits Tregosdin. Stockh. 1739. 4. Missförständet ib
reken, Com. ib. 174
6) Cleopatra. Stockh. 1749. 4. —** Signild, Sorgen,
Stockh, 1767. 8. Aslög, }ragoedia. ib. 716.1. Gustaviade,
dikt i 12 Sänger. ib.
7) Thetis och Felde, Opera i 5 Acter. Stockh. 1770. & fie
td till 3 Acter. ib. 1775. 4. Sängstycken vid Krönings-Achee.
8) Syrinx eller then i Wiss törvandlade Wattu-Nympb®
Opera. Stockh. s. a. (1747). 4. ib, 1748. &
Schwediſche Poefie. Heldengedicht. 903
9) Balet om thenna tijdzens Fantasier. Dantzat ä Stockholm
upp& Hennes K. M. Födelsedagh d. 8. Dechr. 1643. s. 1. et a. 4.
Mehrere andere rühren von Stjernhjelm ber und flehen in defien Musae
Suethizantes; Beilp. b. Slarus, Schweden. Mainz 1847. Bd. I. p. 366 od:
tl
10) Den straffade formätenheden eller Arachne föryandlad
en Spindel. Stockh. 1750. 8.
$. 738,
Kun beginnt auch die Dichtkunſt einen weit: größern
Umfang zu nehmen; fle verbreitet ſich über alle Faͤcher, und
fo haben wir denn jetzt ſchon mehrere Heldengedichte zu nennen.
Allerdings find Branders (1722—1814) Heldengesiht auf
Guſtav Waſa und das des Bifhofs von Lund, Dlof Eels
fius!) über denfelben Stoff nur als Wnfänge zu beitadhten,
allein de8 Grafen Guſtav Friedrich Bylienborg?) Zug
über den Belt ii trogbem, Daß der Stoff für ein Heldengedicht
anfcheinend zu unbedeutend TR, ein wahrhaft heroiſches &yos,
welches durch treffliche Sprache, hoͤchſt geichtelt angebrachte Epi⸗
foden und wahren Schwung ber Phantaſie, der ſich beſonders
in glänzenden Schilderungen ausſpricht, den beſten berartigen
Gedichten anderer Voͤller gleihfommt. Ob dagegen Gudmund
Jöran Adlerbeth's) (1751-1818) Bearbeitung einer
Epiſode aus Tafſo's Armida hierher gezogen werden darf,
Fönnte man ernftlih in Zweifel ziehen. Dagegen hat der nicht
mit dem berühmten Berfafier der Atlantis zu verwechjelnde
Dlof Rudbecky aus Stodholm (1756—77) ein komiſches
Epos geliefert, welches den beften Dichtungen biefer Art in un⸗
ferer Literatur an die Selte gefebt werben mag. Gr befingt
nämlid in ber Boräsiade ben Kampf, welden die Bürger des
Staͤdtchens Boraͤs unter Anführung ihres Buͤrgermeiſters Ed⸗
ban gegen einen Aufruͤhrerhaufen, der unter dem Commando
eines gewiſſen Hofmann fleht, aushalten, und hat dann dieſem
Meiſterwerle noch ein zweites hinzugefügt, das ſich zwar nur mit
der Lebensgefhichte eines Belzigen, ‚von bem ed den Namen
(Neri) hat, befhäftigt, aber gleichwohl dieſem floffarmen Sujet
unendlich viel heitere Pointen abzugewinnen weiß. '
In der Boetifhen Erzähluug lieferte der .Sraf Guſtav
Philip Creutze) (1729—85) ein wmeiflerhaftes erotifhes
Gedicht in fünf Sefängen, Atis und Camilla genannt, weldes in
90. Ecjwebifhe Porfe. Lehrgedicht
mancher Beziehung mit den Wieland ſchen Arbeiten dicke In:
vergleichen in. Son Haben in diefem Genre nod beim:
Leopold, Silverſtolpe und Johan Stenhannuı
Ed In Smäland (1769 — 99), wenn auch mehr in ber fun
iſtiſchen Partie, manches Gute geleiftet®).
Bei weitem mehr Bearbeiter fand das Lehrgebiät, :
zügikh die befchreibende Gattung deſſelben. Un da &
dee Hierher zu ziehenden Dichter ſteht welt Reit !
- bann Gabriel Graf Dpenfierna”) (1751-1
mit feinen zwei herrlichen größerem Gerichten, ver Tagehkı
und der Aernte, und an dieſen ſchließt ih Guſtav Erin:
Graf Bplienborg®) (1731-1808), ber bie Jahıla
befang, zugleich aber and durch feine theoretiſche Arhat i
die Kunſt des Gefanged und den Weg zum reinen bit“
Gedichte bahnt. Die Nordenflycht ſchrieb du $
ihelbigung des weiblichen Geſchlechta und einen poetida?
ſuch über die Schwediſchen Dichter; allein wenn fie il
Bereinigungopunlt einer Anzahl der beften Köpfe dire Sr
abgegeben hätte, fo würde ihr Rame durch biefe ihre kant
denen natürlich ſchon aus Galanterie von jenen Weihrart
freut werden mußte, ſchwerlich auf die Nachwelt gi
fein. Eben fo wenig iſt Jo achim Wilhelm Zitjeſttiu
(1721--1806) Feicommiß an meinen Sohn Inguut
gentlich ein Gedicht zu namen, venn es hat nur die —
Form eines ſolchen; allein auch bier kommen ander er⸗
hinzu, weshalb man es noch jeht begterig lieh, niet!
varin ausgeſprochenen edein Brumafäpe, welche bemfelbe !
Rang eines Religlonsbuches ertheilen. Thomas Thorib
aus Gothenborg (1754—1808), Mtofeffor zu Grat
hat Dagegen wieder in feinen „Leibenfdaften“ den Iahal'
Hauptjache gemadt, Die Ahfere Form, er wähle bes p
wetier, aber fat ganz vernadhläffigt, meahalb ihn enyſ⸗⸗
Gemäther ſets mit Eutzuͤden Iefen, eigentliche Kunfridtr #
wegen feiner bedenklichen Form uud Negelloſigkeit immer FT’
einen imtergeorbneten Dichter beiradten werden. WA r
Acht daher von biefer Seite fewwohl, als auch feine 9
lichen Eprache halber Ifat Reinhold Btom“) (116
Schwediſche Poefie. Satire Ä 905
326) mit feinem poetikden Briefe an diejenigen, welche einen
aſterblichen Namen ſuchen, und mit feinem Gedichte über bie
oihwendigkeit der Religion für die Dauer der Staaten, well
ach bier Gedanfentiefe ſich mit Seelenhoheit vermifcht und eine
wunderbare Energie der Ueberzeugung ſich ausfpricht, die man bei
stenhbammar's, SilverKolpes, Nil Loren®’ (1787 —
822) und Sjöberg’s') Arbeiten diefer Gattung nicht findet,
enn au Form und Dictien, forwie auch ber Bersbau, un⸗
delhaft find, Wer kennt endlich nicht Lidner's Juͤngſtes
zericht? Auch Leopold”) hat einiges hierher Gehoͤrige ge
efert, was in Inhalt und Wusführung ſehr an die Ho⸗
vztiche Lebenophiloſophie erinnert, Derfelbe Hat aud mehrere
:efflihde Epiſteln an Guſtav IIE. gerichtet, wenn auch bier
affelbe, freilich ewas Boltatresatheififche Lebensprinctp, herrſcht.
Idlerbeth") und Drenfjerna, bie fib in demſelben
Zente verſuchten, ſind fd jedoch in ber Ausführung: entgegen»
eſetzt, jener naͤmlich IR ernſter Moraliſt, dieſer heiterer Ironiker,
Dein beide erreichen ihren Zweck, fie belehren. Daſſelbe wollen
ekannilich auch die Satiriker, aber fie thun mehr, fe geißeln
nd befiern, und aud an foldyen fehlt es nicht. Aus früherer
jeit enwähne ih noch Samuel Triewald!) aus Gtods
olm (1688—1743), ber vorzüglich die ſchlechten Poeten ges
aßt zu haben ſcheint, denn er hat fie furdibar maltraitirt.
Yalin bat im Genre der Satire, in weldyer er ſich and ix
zroſa verſuchte, die beften feiner zahlteichen Leiflungen ge
efertz wenigſtens gehört fein Aprilwerk oder unſete. herrliche
zeit in dieſe Kategorie. Auch der geiſtreiche Prob zu Hel⸗
ngborg, Hans Bergeſtromy) (geb. 1735 in Halland,
eR. 1784) hat Mehrered hierin gellefert, fo z. B. Bat er
te Kun zu kriechen gelehrt und wie Eratmud ber Thors ober
Rummheit eine Lobrede gehalten. Wien man tadelt an feinen
Irbeiten die Länge und zieht ihm bei weitem Gyllenborg
or, deſſen Satiren: „der Weltveraͤchter“ und „Ueber meine Feinde
einen Abrigen Leitungen an Werth nicht nachſtehen. Zwar Haben auch
Leopold win Silverſtolpe das Ihrige zu dieſem Genre
yelzutvagen nicht esmangelt, alien ver ſchon oben erwähnte be
ruͤhmte Ioumail Johann Heinrich Kellgren”) aus
906 Schwediſche Poefie. Parodie. Traveftie. Fabel.
Floby In Weſtgothland (1751—95), einer der geiftreihhe
und genlalken Poeten, welde Schweben erzeugt hat, wird 4
allen Genannten vorgezogen, weil bei ihm nicht allein wahrhaft We
riſches Talent, fondern auch die edelſte Abſicht in einem gem
deten, glatten, eleganten Gewande auftritt, welches fih in jem,
auch der vornehmfen Geſellſchaft fehen lafien kann. Man ji
hierher feine Satiren und fatirifhen Erzählungen, ſowie ſein
‚Mein Gelaͤchter“, „Man bat nit Genie, weil man toi if,
„Die Lichtfreunde', „Dumbom’s Leben“ ꝛc. betitelten Gedichte
In einiger, wenn auch etwas Ioderer Verbindung Adi
mit der Satire die Parodie und Travefie. In erflerer leer
Gar! Franz Hallmann") (1732—1800) einige ausge
zeichnete Arbeiten, denen wir ſchwerlich etwas Aehnliches a
die Seite zu ſetzen Haben. Er parodirte nämtid bie Opa
Thetis und Peleus und Acid und Balathen in Petio und Telnıt
‚und Caspar und Dorothea, forwie Gyllenborg's Trauerſpiel Bine
Sarl in Schiffer Rolf; allein als Guſtav's III. frivole Epode
vorüber war, fam er aus ber Mode, und man wagte faus
mehr, an ihn zu denken. Auch Leopold's vielbewumdele
Odin gehört hierher, obgleich dieſer freilich Feine Parodie Im
* eigentlichen Sinne geben wollte. In der Traveſtie verſuchte Rd
Johan Stenhbammar!’) zwar nur mit einem Etuͤc al
dem erſten Bude der Aeneis, allen fein Erfolg war bie
größer, well er nicht wie Scarron und Blumauer Ad in ka
Kopf febte, daß die Quantität ben Preis davon trage.
Endlich gehört noch die Babel hierher, in welcher Da
Hin?) zuerft anonym einige Proben in der Manier da im
taine's gab; obgleich biefe num in ber Form gelungen fen w+
gen, fo mußte doch, weil ein guter Fabeldichter geboren werd
muß, Dalin als ein gemachter frofig, matt, umbeholfen ud
ohne Pointe bleiben, ſelbſt wenn er ben populären Ion P
teoffen hätte, der zu diefem Genre unumgänglid nothwenbk in
Benedikt (Bengt) Lipner?!) Hat fi in demſelben Fache ve
ſucht, allein auch er beſitzt das Talent jenes berühmten Erw
zoſen nicht; feine Verſe find freilich ſo, wie man fie von ein
Dichter feines Ranges erwarten durfte, allein ihr Gehalt Pe
feinen fämmtliden anderen Arbeiten unendlich nach. Bylle
Schwediſche Poefie. Epigramm. Schäferporfie. 907
borg?) Hat auch Hier wieder den Vogel abgeſchoſſen, denn
fein richtiger Taft wußte erſtlich aus dem Aeſop, den er flublert '
haben muß, fih einen richtigen Begriff von bem, was eine
Zabel fein fol, zu entwideln, dann aber aud das gluͤcklich
gefundene Sujet fo geſchickt au verarbeiten und correct
darzußellen, daß man feine Babeln wohl für die beſten
In ber Schwediſchen Literatur zu erklären hat, indem auch
Axel Gabriel Gilverfiolpe?) aus Stodholm (1762
— 1816) mur Fremdes leidlich nachahmte, das Gigene aber
ſehr ſtiefmuͤtterlich ausfattete, und der noch zu erwähnende
Bellmann?*) weiter fein Verdienſt hat, als durch Ueberſetzung
von Gellert's Gabeln Gelegenheit zur Radahmung der Deutichen
Manier geboten zu haben. 5
Was endlih das Epigramm anlangt, fo haben fi
zwar mande Dichter und Dicterinnen, wie die Norden»
flycht, Elers ıc., in demſelben verfucht, allen nur Oxen⸗
Rierna hat mit Gluͤck dieſe Dichtart behandelt, denn fein
Witz IR nicht nur treffend, fondern auch neu, und bie Gegen
fände, die er befpricht, find angemefien gewaͤhlt.
Das Schaͤfergedicht, welches uns zur Lyrik führen muß,
Eonnte freilich, wie ein geiftreicher Gritifer bemerft hat, in einem
Lande nicht gebeihen, wo adt Monate hindurch inter if,
und wo aud die fchönen grünen Matten und burdfichtigen
Bergfiröme, wie fie 3 B. Dalame in reicher Menge aufzu-
weifen bat, nur kurze Zelt in ihrem fommerlihen Glanze
prangen; allen man koͤnnte fagen, Arcadien war aud ein
rauhed Land, und doch hat man «6 für den Wohnfig bes
Schaͤferlebens angefehen. Indefien mußte e8 doch damals im Geiſte
ber Nation liegen, von biefem Genre abzufehen, denn Das
lin's hierher gehörige Arbeiten find nicht einmal Idyllen und
Lidn er's Hirtengebicdhte weiter nichts als fleife, gezierte Rachahmungen
der an ſich ſchon hyperunnatuͤrlichen Geßner'ſchen Manier, ſo daß es
erſt Segnér x. aufbewahrt blieb, auch hierin Vorzuͤgliches zu leiſten.
Was nun die eigentliche Lyril anlangt, fo beginnen wir
mit dem Liede, und natürlich muß Dalin fon wegen feiner
Fruchtbarkeit hier zuerſt genannt werden; allein er hat auch
wirklich vieles Singbare und natürlich) Anmuthige geliefert, was heute
908 Schwerte Poeſie. Lyrik.
noch gern gehört wird. Seine Nebenbuhlerin, vie Norder⸗
flycht, hat ebenfalls Im dieſen Genre gerade das meiſte Oi
gehabt, und fo lieblich wie ihre zarten Lieder find laum mi
bie allerdings ſchon dem Tone des eigentligen heiteren Belt
liebes fehr nahe kommenden Gelände von Dalin’s Squle
Johan Elers*). Samuel Tilas®) (1744-73)
ſtarb zu früh, ſonſt waͤte er gewiß ein Nebenbuhler Beam
geworden. Frau Ulrike C. Widſtröm“) dichtete ſchr wohl
klingende, aͤcht weibliche Liebeslieder; alien Volkslieder turen
fie wohl eben ihrer Eleganz wegen nicht, wolche Ehre Kellgren
wegen ber ſeinen zu Theil wurde. Iſt es nun überbhawpt bei dme
Nation, vie, wie wir früher gefehen haben, von jeher ſowehl
viel Talent als auch große Liebe zum Vollsliede zeigte, ſcwe,
ich bedeutend auozuzeichnen, weil immer Mehreren die Gabe zu It:
den PVrobuften von der Ratut verliehen iR, To war dieß dei
in einem hohen Grabe der Fall mit Earl Michael Bell:
mann (1740-95), Ouflav’s IH. Hoffeeretär und, wie mm
unedel genug gefagt bat, Poffenreißer. Man Tann ihn ba
Schwediſchen Anacreon und Beranger in einer Perſon wen,
obgleich er wieberum ein Vorgänger Hoffmann's von Balat
leben war, denn er erfand zu feinen Liedern die Relodien
felbſt und fang fie wie dieſer ſelbſt zu einer Art Laute db
und atıch bei ihm fhlleBen dieſe Melodien ſich dem Sinne der Berk
anf eine unglaublich glückliche Weife an. Gelne Licher alt
freitich alle Epicureiſche Lebensphilofongte, allein zuweilen findet men
Doch, will man nur zwiſchen den Zeilen Iefen, in thnen tiefere Empfintun
(3. B ba@berühmte R.opp Amarynis, vakna nun Hlla) und einen fl
melancholiſchen Anflug, der vielleſcht dem Dichter Kber ſein locleres &ha
kommen mochte, wein er ſeinen R auf) ausgeſchlafen hatteund aufie
leider for nur im Weinhaufe hingebrachten gefirigen Tag M
vüdblicte. Denn bier war fein liebſtet Aufenthallt, und fir
Trinflteber, In denen die alte Ula, die ihm fo oft das et
Gias volkfcienten mußle, und bie gutsskthigen Bürger, welb
bie damaligen Welthaͤndel delm Olafe Wein befanmegießerten, wahrhat
Gogariheſche Figuren, eine bebentende Wolle ſpielen, geben da
Vanx de vire des berichmten Bafſelin nichts nad. Gin de
weis aber, wie ihn fein Vaterland verchrt, wich darin MM
Schwediſche Poeſie. Lyrikf. 009
daß noch heute eine zahlreiche Geſellſchaft Iuftiger Leute im
Stochholm ſich nad Ihm nennt und man 1843 daſelbſt fogar
einer belichten Polka feinen Ramen gegeben hat. Er hat allerdings auch
geiſtliche Lieber gebichtet, und man kann ſich kaum denken, wie z. B. bie
feierlich erhabene Zionshochzeit dieſem frivolen Dichter aus dem Herzen
foınmen fonnte??). Weit beſſer gelang diefes Genre Matthias Stens
bammar,Chriftoffer Dahl(f 1809) in feinen Geiſtlichen Liedern
(Upsala 1809), welche den Preis der Academie erhielten, und befonder®
SamuelDenmann)(1750—1829). Was die Elegie anlangt,
fo hat man eigentlich als Muſter nur die Gedichte der Nordens
flycht auf ihren verftorbenen Gatten und einige Verſuche von
Michael Chorus”) aus Finnland (1774—1806), forte
von Stenhammar (z.B. das Lieb: Laura ober meine Beliebte),
anzuführen. Reicher iſt ſchon das Feld der Ode bedacht. Hier
ſteht wieder Gyllenborg obenan (3. B. mit feinen Oden
über die Seelenflärke, die Freuden und dad menſchliche Elend);
dann gehören aber auch Kellgren, Adlerbeth, Oxen⸗
flierna und Karl Wilhelm Leopold aus Stockholm
(17561829) hierher, obgleich des Leptern Oden zwar hoch⸗
trabend, aber hohl und ebenfo farblos und froſtig find wie
feine Liebeslieder. Welt höher iR Casfröm’!) zu fielen, we
nigſtens erhebt fi feine Ode auf die Borfehung zu Pindariſchem
Schwung, und aud unter Sjöberg’s allerdings etwas zu
gelehrt moralifirenden Oden IR die auf Guſtav Abolph,
ein fehr gelungener Berfuh, wiewohl Stenhammar alle
Genanntn durch feine Ode auf die. Schlacht bei Swenfks
fund in Schatten file Das verlorne Genie: Bene»
Dict Lindner”) aus GSdthenborg (1759— 93), der, nachdem
ihn Guſtav III. feinem verſchuldeten Elend entriffen, doch wieder
durd den Trunk, dem er fih ergeben hatte, feine ehrenvolle
Stelle bei der Pariſer Geſandtſchaft verſcherzte, dann in Stock⸗
holm den Gelegenheitödiäter um wenige Groſchen madte, bis
es ihm gelang, eine Tochter des Generals Hafifer zu beirathen,
die durch feine Verfe für ihn begeiftert worden war und deren großes
Vermögen er binnen vier Jahren durchbrachte, war ein geborener
Lyriker, und unter feinen Dichtungen, Die alle einen aus feiner moralifchen
Zerriffenheit berfommenden elegiſch⸗melancholiſchen Anſtrich haben,
910 Schwediſche Poeſie. Lyrik.
find beſonders fein Krieg in Amerila, die Luftballons und he
Graͤfin Spaſtara, deren bei dem Erdbeben In Ealabria be
wiefene heroiſche Mutterliebe ihn enthufiaemirt hatte, herven
heben. Uebrigens war er auch der Ginzige, ber einen Bakd
mit der Heroide machte. Was endlich Die Kantate anlangı, I
haben zwar mehrere Dichter in ihr Proben abgelegt, ale
ervad Borzügliches haben fie nicht zu Tage gefördert, mm
- Lidner hat einige Dratorin, 3. ®. bie Zerflörung Jeriſe
lems, Gethſemane ꝛc. geliefert, bei denen fit allerbings jdn
Genie nicht verleugnet hat; feine Sprade iſt immer edel un
großartig, feine Begeiflerung immer aͤcht und ungefünßelt, abe
es fehlt ihm die Belle, und fehr oft geht er von der hoͤchſten Park
zur mattefien Plattheit über, weshalb er auch ſchwerlich m
Namen des Schwediſchen Böthe verdient, den man ihm wem |
feiner Medea, einer übrigens nie aufgeführten Dper im ernfcke
Siyle, gegeben hat.
1) Eustaf Wasa; Hjeltedikt i 7 Sang. Stockh. 1774. r
2) Täget öfrer Bält i tolf Sänger. Stockh. 1785. 8. Upsal
1800. 8. ein: 0 . 6. Leopold, Critiska Anmärkn. ib, 1786. 8.
2 Poetiska Arbeten. Stockh. 1802. 8. Uppl. IL. ib. 1818. Il. 8
4) Boräsiade, Poöme i 4 Sänger. Stockh. 1776. 4. 1783, 4. (ar
nym). Neri, Comisk ‚Bjeltedikt. ib. 1784. * ronvm). Ätskilligs
Skalde stykken, in 6jörwell, Samlaren Del,
5) Atis och Camilla. Stockh. 1761. 8.
6) Seine Gedichte find nicht gefammelt, ſondern flehen in der Zeitfärt
Extraposten.
os Skördarne, Po&m i vio Sänger. Stockh. 1796. 8, Arbeten ib
8) Die Iapresgeite ögeiten ‚fieden in d. Vitterhets Arbeten of Creatz od
Syllenborg 1795. Försök om Skaldekonsten. Pob⸗
fyra Sänger. Btockh, 1708. 8
RN Fidei-Comiss till min ‚Son Ingemund. Stockholm m, 4
10) Passionerna. Skaldestycken. Stockh. 1785. 4. (anonym). SP
iade Skrifter. Ups. 1819. I1 cf. Hammarsköld T. I. p. 101%
11) Die beiden Bed. von Blom u, Stenhammar ftehen in d. —
d. Schwed. Academie. — Bloms Samlade Skrifter. Stockh. 1
12) Skaldestycken. Stockh. 1796. 8.
13) Samlade Skrifter. Stockh. 1814-33. VI & ©, a. Mag 1!
Lit. d. Ausl. 1833. mr. 141.
14) Skaldskrifter. Stockh. 1797—98. II. 8.
15) Lärospän uti Svenska Skaldekonsten. Stockh, 1756. 8 €
a. Ol. v. Dalin, Tal öfv. S. Tr, Stockh, 1743. 8,
16) Poetiska Arbeten, Land. 1784. III. 8.
Schmebifche Poeſie. Theater. 911
17) Samlade Skrifter. Stockh. 1796. HI. 1802. IV. 8. Örebro
1837—38. III, 12. Prof. Schriften, deutſch v. Lappe. Reuftrelig 1501. 8. cf.
Hammarsköld T. II. p. 1 sq.
18) Casper och Dorotea, Hervisk Djurgärds Ballet i tre Acter.
Stockh. s.a.(1775).4. Skepper Rolf. ib. 1778. 4. Petis och Thelée. Com.
ı 3 Acter med Säng. ib. 1779. 4. Skrifter med företal af J. M.
Stjernstolpe. Stockh. 1520. 8. Samlade Skrifter,. ib. 1837. 1838. 32.
19) Abgebr. in d. Extraposten 1794. nr. 157.
20) Sedolärande Fabler, Stockh, 1752. 4. Fabler, d, 6. Junii
1761. 4. (beide anonym).
21) Fabler. I Boken. Stockh. 1779. 8. (anonym).
22) Fabler i fyra Flöcker, in f. Sednare Vitterhetsarbeten.
Stockh. 17%. 8. p. 32-232. u. einz. ald Fabler. Stockh, 1828, 8.
23) Skalde-Stycken. Stockh. 1801. 8.
24) C. F. Gellert’s Fabler. Första Deel. Stockh. 1793. 8.
25) Mina Försök. Stockh. 175559. IV. 8. Glada quaden. s.
et a. (1792). 8.
26) Proben in db. Svenska Parnassen. 1785.
27) Erotiska Sänger. Stockh. 17%. 8.
283) Fredmans Epistlar med J. H. Kellgrens Företal. Stockholm
179%. 1831. 8. Fredmans Sänger. ib. 1791. 8. Hvad Behagas? Uppl.
II. Stockh. 1833. 8, Skaldestycken efter C. M. Völschows manu-
skripter, första gängen utgifne i tvenne delar. ib. 1814. 8. Valda
Skrifter. ib. 1835—36. Vi. 12. Samlade Skrifter. Götheborg 1836—
38. V. 8. Zions Högtid, ib. 1786. 8. cf. Hammarsköld T. II. p.31sgq.
Glarus I. p. 88 3q.
29) Forsök tıl Kyrka-Sänger. Upsala 1798. 8.
30) Samlade Skaldestycken. Örebro 1815. 8.
31) Casströms Forsynen, in d. Schrift. d. Schwed. Academie, wo
auch Stenhammar's Oden flehen.
32) De Galne, poëme. Stockh. 1792. 8. Nyare Arbeten. ib. 1793,
8. Yitersta domen. Skaldestycke. Abo 1788. 4. Midnatten, stancer.
Stockh, 1791. 8. Erik XIV. Grefvinnan Spastaras död, ib. 1836. 12.
Samlade Arbeten. ib. 1788—89, II. 8. ib. 1836. II. 8. cf. Hammar-
sköld T. II. p. 94 sq.
$. 739.
Wir gehen jegt zu dem Theater über und werben natürlich
dabei zuerft die Franzoͤſiſche Schule, wie fie Guſtav IL. ſelbſt
repräfentirte, zu beſprechen haben. Er ſelbſt dichtete bie Trauer⸗
fpiele: Gustaf Wasa, @ustaf Adolf och Ebba Brahe, Siri
Brahe, Heimfelt, Gustaf Adolfs Adelmod, die Schauſpiele:
Svartsjuke Neapolitanaren, Alexis Michaelowitsch och
Natalia Narischkin, und die 2uflfpiele: Bedragene Baschan,
Den ena för den andra und Frigga, fowie das Divertiſſe⸗
ment Födelsedagen, indem er befonder8 den Proſaſtyl ans
yaute, der ihm auch, da er wirflih Talent hatte, recht gut
6
912 Schwebifche Poefie. Theater.
gelang, obwohl er etwas zu rhetoriſch iſt). Reben ihm und ai
feine Veranlaffung, wohl fogar nad feiner Anweiſung, mir
lich aber auch ganz im Franzöfliden Geſchmack, lieferte Kl
gren die Igrifhen Dramen oder Melodramen: Gustaf Wan
(1786), Gustaf Adolf och Ebba Brahe (1788)*), Drotiais
Christina und bie lyriſche Tragödie: Aeneas i Carthago, Vi
allerdings die damals als ſchoͤn geltende Franzöſtſche Steifki
gut bewahren, aber jept mit Recht vergeflen find. Leopoll
Dagegen lieferte in dem Odin ober der Wanderung ber Am
(1790) ein ganz merkwuͤrdiges Stüd, welt fein Held durchaus
nit der großartige Heros der nordiſchen Mythengeidiät,
fondern eine Art civiliſirter, pfiffiger Bürgerfönig iR, W
durch geſchicktes Laviren und ſchoͤne Neben fein wanfendes In
fehen aufrecht au erhalten fi bemüht. Auch feine Birginis,
‚zwar mit mehr Verfland angelegt und mit eben fo fdinm
Verſen gefhmüdt, bat gar feine Handlung; benn nachdem %
pius mit der befanntm Jungfrau fi fünf Acte lang beruw
gezogen und feine Leldenſchaft die Tugend berfelben vergeblich I
ſchoͤn gefepten Worten zu berüden gefucht hat, wird fie am Enk
zur Zufriedenheit der gelangweilten Zufchauer und Lefer gemorde.
Sein drittes Stüd: Suppliken oder piecen pä stund, i
ein ganz gewöhnliches Gelegenheitsſtück. Höher ſteht Gyllen⸗
borg, denn feine Dramen: Sveas högtid, Birger Jarl, Su
Jarl, Penelope und Det nya Herrskapet haben doch wenige
ſtens dramatifches Leben; Wolerbeth dagegen ſcheint war
Begriff vom Wefen des Trauerfpield (Ingiäld Illrada und Kelonid)
zu haben, wie denn auch feine Opern: Cora och Alam
Amphion, Egle und ein Prolog gar nichts Befonderes bias
da fie dem Franzoͤſiſchen allzu fireng nachgeahmt find m
allerdings Kellgren’s Arbeiten auf diefem Belde vorliegen, di
als Opern, wenn man eben nicht mehr verlangt, alle fine
fennung verbienen.- Uebrigens bemerfen wir nur nod, da)
offenbaren Mangel an Driginalflüden die Maffe der aus DM
Sranzöfifchen übertragenen Piecen entf@uldigen wird, mi
Frau Anna Marta Lenngren’) geb. Malmpedt a?
Upfala (1754 — 1816), I. D. Blintendberg, Jod
Murberg, A. 8 Riſtell, & Lalin, ©. Rothmann
Schwediſche Poeſie. Theatex. 918
lifeten. Dieſelben überſchhwemmten nicht blos die Theater ber
Hauptßadt, wo wittlerweile neben dem Hoftheater einige ans
dere, ſelbſt Liebhaber⸗Theater, entfauden waren, fondern ‚riefen
fogar mehrere Provinzialbuͤhnen hervor‘).
Was Has Lufifpiel anlangt, fo machte bereit der Reiche»
sath Earl Oyllensorg‘) (+ 1746) In feinem dem Frans
zoͤſſchen nachgeahnten Svenska Sprätikaken (1737) den
erſten Verſuch mi einem Aöharaszer-Lußipiel, dem allerdings
fdon 1729 wie Ueberſezung von Holberg’6 yolitiihen Kanne
gießer vorbergegangen war, Die viel Gluͤck machte, und der fchon
genannte Ansppel lieferte ſelbſt mehrere Original Luflfpiele,
wie: Mötesplatsen iä mörkret (1750), Medde Häkan Smul-
gıät (1739), GOlihof Plutas eller Mammon (1740),
Palsıberg Därhuset (1741) und Hammarberg den hestän-
diga Herdinaan, woju noch ine Menge Weberkegungen famen,
Da aber trat der ſchon oben als Parodiſt beſprodene Hallman)
auf und gab feinen Finkel oder Pie unterirdifhe Branntweins
brennerel, wozu noch als Prolog Finkel's Parentationsakt kam,
welcher jedoch ſelbſt eine Poſſe iR, Die au wahrer vis comica
Alles übertraf, waß die Schwediſche Literatur bisher geliefert
hatt. Dam die derben ige, die Finkel in Pluto's Reise
mit Madame Dangg, Cocporal Däbaum, mit defien Geliebten Elſa
und dem Deſtillateur Jokum "losiäßt, find zwar mit grellen
Farben aufgetragen, fünnten aber den Volks⸗Character gar
nicht befier darſtelen, als fie +8 thun. Roh carrifaturmäßiger
it fein Luſtſpiel wit Geſang: der Huſar Donnerſaͤbel, der dem
Friſeur Harklyft tüchtig mitſpielt. In demſelben Geiſte ſchrieb
Olofſ Kexel“) ſeinm Sterbhaus⸗Commifſaͤr Mulpus, eine freie
Bearbeitung von Rouſſeau's Cate, frühe mit Unrecht eben⸗
fal6 Hallman zugeichrieben, worin befonderd die Titelpartie
und die Kaffeewirthin Bindmüge nebſt ihrer Jungfer Tochter Aurora
höchſt ergötzliche Earricaturen jener Zeit fein mögen. Auch fein
Kapten Ppff und Michel Vingler find fehr gut erfundene
Poſſen, und Folke Birgerson till Ringstad If eine fehr gut
durchgeführte Imitatton. Unter den übrigen Auftfpieldichtern find
beſonders der Hofmarfhal Guſtav von Bayfull (1757 —
1826) wegen feiner DOrbensgrille®), der hefannte Fiaaioſecreiir
Größe, Handduch d. Literärgeichihte. LIE.
1A _ Schwediſche Poefle. Roman.
Elis Schröderhein) (+ 1795) und der Notar Carl
Envalfon!®), ver Berfaffer eines muffalifchen Lerlcond, m
nennen, welcher 2ebtere eine Menge DriginalsLuffpiele m
localifirte Weberfegungen (73), darunter eine Barodie m .
Iphigenia in Tauris (Iphigenia ten Andra eller de ganlı
grekiska historierna) mit vielem Beifall auf die Bühn
brachte. Eben fo fruhtbar faft, allein öfters ohne alle Originaliık,
war ein ſchlechter Yufguß von Sffland und Kopebue, €. 3
Lindegren"!) (1770—1815), denn feine Arbeiten gehöre
‚ fat allein das Gebiet jener langweiligen, oft thraͤnenreichen Eon
verfatione» und Bamilienftüde, womit jene genannten Dita.
die Deutſche Bühne beſchenkten. Nur em Stüd: „bie net
Sekte“ machte in Stodholm und den Provinzen ungeheuered Gtüd,
denn ed trieb pie heuchleriſchen Muder aus ihren finfteren Löchern hervor.
. Wir gehen zur Profadichtung oder zum Roman über, dA
erſt in diefer Periode durd den Prediger Jakob Heinrid
Mört?) aus Stodholm (1714—63) gefhaffen ward. Dir
felbe lieferte naͤmlich als Rahahmer des Fenelon, Barclıt,
Lohenftein zc. politifyeroniantifchmoralifde Romane, die in de
Müfe dieſes Literaturzweiges in Schweden allerdings als fünflit
Treibhaus-Dafen erſchienen. Ihm folgten Jakob Waltenberg")
aus Oſtgothland (geb. 1732 06.1746, get. 1800) mit feinem Eohn
aufder Galeere“, einem humoriſtiſch⸗ empfindſamen Roman in Stme
Manier, und Carl Nyren“) (+ 1789) mit feine
häufig geleſenen Geographiſchen Befreiung des groß
Schelmenlandes, einer offenbaren Nachbildung von Ril Klimt
Unterirbifher Reife. Auch Leopold fchrieb einige Fleinm
moraliſch⸗ſatiriſche Erzählungen, konnte aber nicht fo viel Ar
erfennung finden als Kexel!s), unter deſſen hierher gehört
Arbeiten der Heine Roman Zamaleschi ausgezeichnet in md
ungefähr in dem Geiſte der beſſeren Romane des Baıfat
des Morig gefchrieben ſcheint.
1) Gustafs-JII. Theaterstycken. Stockh. 1826. IL 8. &dafrk,
deutſch v.. Eichel. Lp Pi. 1 1843. 8
2) Skaldeförso Stockh. 1837. 8.
— b. Carus, Schweden. Bd. I. p. 216 8
4) Svenska Theatern. Stockh. 1778-9... vıl 8. Gntpält die ur
tee Guſtav IH. auf die Schwediſche Ban gedrachten Driginalt und 3
arbeitungen der Ucberfegungen fremider Stü
-
Schwediſche Poeſie. Romantiſche Schule. 915 |
5) Theaterstycken. Stockh. 1797. 8.
6) Finckel eller det underjordiska bränvins-bränneriet. Stockh.
1776. 4. u. in f. Schr.
7) 8terbhas-cammeraren Mulpus eller Caffehuset i stora Kyrko-
Brinken. Stockh. 1776. 4. u. in Hallm. Skritt. p. 195— 42. und O.
Kexel Skrifter, saml. af P. A. Sonden. Stockh. 1837—38. II. 12.
8) Ordensvurmen. Stockh. 1785. 8. Samlade- Skrifter. Upsala
1714.1.8 - |
9) Rängedala-Riddaren, Com. Stockh. 1788. Fläsken, Com. ib. _
17%. 8. Siaddret eller Fjäskens Mirakler. ib. 179ı. 8. _
10) Seine Stüde find nicht gefammelt; das befte ift: Siotterölet eller
Kronfogdarne. Stockh. 1786. 8.
10) Samlade Arbeten. Stockh. 18056, IT. 8.
12) Adalriks och Göthildas Äfventyr. Stockh. 1742—45. II. 4
Westeräs 1786. 8. Thecla eller den bepröfvade Trones dygd.
Stockh. 1748-58. III. 8. ib.1786 III. 8. Gin dramatifher Roman ik ſ.
Eugenia eller den förvillade Välmeningen. Tankespel. Westeräs
1757. 8. (anonym). .
13) Min sön p& Galejan eller en ostindisk Resa. Stockh. 1781.
11. 8. Strödda anteckningar under en utlänsk resa. ib. 1781. 8.
14) Mappa geographica Scelestinae eller Stora Skälmlandes
Beskrifning. Stockh. 1786. 8.
15) Zamaleski, historisk berättelse. Stockh.. 1781. 8. Mina tids-
tördrif p& gäldstufvan. Stockh. 1776-77, II. 8. |
. 740,
Die Neigung für die Franzoͤſiſche Literatur und bie Nach⸗
bildung der Mufſterdichter derſelben hatte, wie fi aus Dem
Obigen ergeben hat, fih noch lange nah Guftav's II, Tode
erhalten; allein obwohl ihr letzter Vorfechter Leopold erft zu
Anfange des zweiten Viertels dieſes Jahrhunderts farb, fo zog
doch bereits in den erſten Jahren deſſelben der Romanticismus
aus England und Deutſchland in Schweden ein, und die
Deutſche Philoſophie eines Kant, Fichte und Schelling ward
bald ebenſo bekannt und beliebt daſelbſt, als die Schriften Her⸗
der's, Goethe's, Schiller's, Schlegel's, Tie®’ 8 ıc. Aus dieſem
näheren Vertrautwerden mit den Meiſterwerken der Poeſte
Deutſchlands ging nun zu Upſala 1803 die Anregung zu
einer wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft, der Vitterhetens vänner,
hervor, an deren Spige Livijin, Hammarfföld und Atterbom
ſtanden. Letzterer gründete 1807 zu Upfala no ben foges
nannten Aurorabund (Aurora-förbundet), eine Copie des Göttinger
Hainbundes, nur mit dem Unterſchiede, daß kaum ebenfo begabte
Köpfe die Mitglieder deſſelben ausmachten, da Palmblad, Ins
geigren, Elgfiröm, Hedborn, Sonden xc, - zwar Fecht tuͤchtige
58
915 Schwediſche Poeſie. Romantiſche Schule.
Leute find, aber einem Bürger, Hölty x. doch wohl uidt die Way
halten. Als nun mittlerweile Leopold's Schüler die Aterun⸗
zeitung (1809) erſcheinen ließen, fo gab Hammarflöl m
Polyfem (1810—12) mit Agtelöf zu Stodholm heran,
sdährend Atterbom und Balmblad den Phosphores (1810—1))
zu Upfola erfcheinen ließen, worin fie fi) als Partei nad Ihren
Organ Phosphoriſten wennamw, Me moderne romantiſche Schule de
franzoͤſtſch⸗ claffiſchen Manier gegenüber in Schutz nahme. Ta
Zweck und derInhakt ihrer Arbeiten war ein dreifacher, Kritit, Theorie
der ſchönen Künfte und VPoefie, allein jener wiſſenſchaftlite
Eitreit führte Be bald auf Abwege, und an die Stelle gelehtte
Unterſuchungen und wiffenſchaftlicher Discufflonen traten Pa
föntichdelten, Biüterfeiten und fatiriihe Ausfaͤlle gegen ir
Gegner. Alten die modernen Romantifer trugen bei der Mer
heit ded Publifums den Steg davon, denn vie, Begeiferum
der jungen Feuerkoͤpfe, denen auch noch Thoritd und Eh
firöom ihre Unterfiügung lieben, riß natürlich die leſende
Jugend mit fort, und alle Anfänger fchloffen fi ihnm an.
Was nun die einzelnen Führer diefer Schule anlangt, ſo
wird zueft Daniel Amadeus Atterbom') aus Arbo ir
Oſtgothland (geb. 1790) genannt werben muͤſſen. Er halt
längere Zeit Deutſchland, Italien und Dänemark bereiſt und Rd
dort in feiner phantaftifchridealen, mit einem ſcholaſtiſch⸗ myfliſchen ir
rich verfegten Richtung noch mehr beflärkt. So yeigt er ſich in feine
Oden und Elegieen, Sprache und Berfe find bei ihm überall num
derfhön, nur kann er zuweilen feine überflrämende Bewegug
nicht ganz beherrfchen, befonderd wenn er ſich gehen läßt im
feinen poſitiven Anhaktepuntt bat. Dieß iſt der Fall bei Ma
Rachahmungen der alten Volkslieder, die er unser dem Sid
der Nordiſchen Harfe in dem Poetifhen Kalender erſcheinen liej
Recht gelungen iR fen Romanzenkranz: die Blumen (blommorna)
worin er mit befonderer Friſche, melancholiſcher Zartheit und MR
fogar mit dramatifcher Lebendigkeit die Gigenfchaften der einzeln
von Ihm befungenen Lieblinge malt, allerdings aber auch I"
weilen manierirt und erfünftelt erſcheint. Sein bebentendfe
Wert iſt feine Infel der Glüdfeligfett (Lycksalighetens ö),
ein allegoriſches Gedicht, welches das ganze menſchliche Eda
Schwediſche Poeſte. Romantifche Schule 947
it den reichſite Farben feiner glänzenden, aber durch Schel⸗
ag'ſche Raturphiloſophie überfpannien Einbildungokraft vor
nferen Augen in beinahe dramatiſcher Form (V Gefänge =
Alten) und Pindariſchem Schwung wie ein lyriſches Pano⸗
ma vorüberziehen läßt. Der Zweite im Bunde iſt Lorenzo
rammarfföld?) (17851827), der Berfafler eine Ge⸗
bichte der Philoſophie und der bildenden Kuͤnſte und eines critiſchen
erfuchs Aber ‚Schiller; von ihm liegen allerdings aud einige
effliche lyriſche Arbeiten (3. B. skaldens öde, - Strömkarlen,
rejas rock ıc,) vor, allein feine Thaͤtigkeit und fein Einduß find
‚ehr auf dem Fritifchen Gebiete zu ſuchen. Der Dritte endlich iR
. W. Patmblan (geb. 17887, Weberfeper einzener Stüde
us Homer, Aeſchylns und Sophocles, fawie Navellifi (Amala)’).
As lyriſches Organ und Album gründete nun aber
Itterbom feinen berühmten Poetisk Calender (Ups. 1822),
nd hierzu fleuerten die einzelnen Glieder feines Anhangs, ſowie
r felbR eifrig bei. Zu erfleren werben gerechnst: Per Gig«
cöm (1782-——1810), berühmt durch Romeo } Julias graf,
3eorg Ingelgren (17382 — 1813), ver Dichter des Maj-
Ang, Ber Adolf Sonden (1792—1838), des After⸗
tomantifer, welden Beinamen mit ihm Garl von Zeipel
geb. 1793) theilte, Adolf Iwar Arwidfon‘) (geb. 1791
r PBinland), der befannte Sammler alter Nationallieder, Ans
erd Fryrell (geb. 1795 in Dalame), von dem ein ber
ihmte® Boltsfchaufpiel, Vermiandsflickan, verliegg, Johann
Rydquiſft (geb. 1800), der Leberfeher von Moorxre's
rifhen Melodien, S. 3. Hedborn‘) (geb. 1785), einer
er friſcheſten Lyriler (ee fchrieb .B.Kärlek och var Nerdländexs
linnen, Psalmer, Stjernarpa Piskare x.), A. N. Graf⸗
röm’) (geb. 1790), ein ebenfo gefhmadvoller als ſinniger
Yichter (er dichtete . B.Valkommen och Färväl, Norrland, Tviflaren
ınd Epilogen öfver Geethe), und Zulta Chriſtine Svaͤrd⸗
teöm(Nyberg, geb. 1785)°) die unter dom Namen Euphror
yne ſchreibt und an poetiſchem Genie Witerbom ziemlich nahe
ommt, an reicher Phantafie in kleinen Genregemälden aber,
3. ®. Jungfrun i det gröna, Lärkan, Trasten, Mimosan,
"alken, Liljan och spindeln x.) fowie as religiöſem Emmi
918 Schwebifche Poefie. Romantiſche Schule.
(1. B. in der Legende vom h. Chriſtoph in Ntterbom’ 5 Muſen
Alm. f. 1822) ihn noch übertrifft.
Eine neue Stütze erhielt aber bie Romantlide Ed
noch dur den Gothenbund (Göthiska Förbundet), den 1811
Geijer, Jakob Adlerbeth, Tegner, Afzelius, Thalander, 9. $.
Schroͤder, Gumaͤlius ıc. zu Stodholm Rifteten und ale Drgan
ihrer Studien, welche die Wiederherſtellung der alten Dichtvenfmile,
die Sagenforfhung, die altnordiſche Poeſie, Die Mythologiesc. betrafen,
die Iduna (1811— 24) wählten, dann aber aud zu Atterbou's
poetifdem Kalender beiſteuerten. An der Epige fand Erik
Guſtaf Belier?) aus Wermeland (1783—1847), der be
rühmte Geſchichtſchreiber feines Vaterlandes. Seine Gevitte
atımen alle jenen ernſten, feierlien, halb myfliften Ton, de
in den alten Nordiſchen Mythengedichten weht. So find fein
Pſalmen, Elegieen, ſelbſt fein Macbeth, eine allerdings eiwad
verunglüdte Tragödie, beſchaffen; unter feinen Oden aber fin
einige wahrhaft auegezeihnet, weil ihr Tom trefflicd gu dem
von ihm gewählten Sujet paßt, fo die drei. Oden: der Wiling
wo aud dem jungen Hirten ein Eeeräuber wird, der lepte Ekalde,
worin er das alte Inftitut dieſer Eänger und das Erlöfchen des Heiden⸗
thums preifl, und der Ddalbund oder der Freie Bauer, wo iM
Bauer geftildert wird, der weder den wilden Krieger, noch da
von ihm ſelbſt gewählten König fürdtet. Dieſe Oden find zum Eingen
eingerichtet, und Geijer hat felbft Retd dazu vollkommen paſſende
Melodieen erfunden. Weit berühmter aber if der Biſchof Efatad
Teaner!) aus Milleswik in Wermland (1782 — 1847),
befien erfles Debut ein von der Schwediſchen Nfademie ge
fröntes größeres Gedicht: „Sven“ (Schweden, 1811) ma
welchem feine Abendmahlskinder ober Confirmanden (Nat
wardsbarnen) folntn, eine Art gereimter Predigten und do
auch wieder eine Voſſiſche Idylle, wo nidts als eine Dorf
firche, eine Anzahl Eonfirmanden und ein alter Prieſter, dar ſie
einfegnet und anſpricht, vorkommt, aber eben fo einfad, al
großartig erhebend. Darauf erſchien Arel (1822), worin die an
fih fehr einfade Geſchichte eines der Leibwädter Karl's XIl.
aber mit der hochpoetifhen Faͤrbung der alten Ritterromane ge
ſchiwdert wird, wozu die Romanzenform gewäglt iſt. Ohne aid |
Schweifge Poefie. Romantiſche Schule. 919
bei feinen Gelegenheitsgedichten aufzuhalten, erinnere ich unter
feinen kleineren Arbeiten nur noch an fein Sonnenlied, eine
philofophifge Dithyrambe im Geſchmack des Solarliod der Edda
Sämundar, welche dieſes Vorbildes nit unwerth IR, an feine
Pariade oder Liebeder Vögel, feinen Helden (Rapoleon), an welde
Didtungen ſich feine patriotiſchen Geſaͤnge und Elegieen anſchließen
mögen, und. gehe gleih zu feinem Haupt» und Meifterwerfe
über, der ber Islaͤndiſchen gleichnamigen Saga nadgebildeten
Fridhiofs saga (1825), einer Art von cycliſchem Epos in
vierundzwanztg lyriſchen Gefängen, aber verſchiedenen Berömaßen,
bie mit einander zufammenhängen und uns das ganze Leben
der alten Rorbländer mit Ihren Räuberzügen, Volkoverſamm⸗
fungen und ihrer Heidenwelt malen. Als Dichter betrachtet {fl
Tegner eins der ausgezeihnetfien Talente ber Septzeit;
nichts fann reiner, klarer, bilderreicher, wmannigfaltiger fein
ale fein Styl; feine Verſe find rein, correct und feinen von
felbR zu kommen; was aber die Hauptfadhe if, er bleibt Immer
feinem Boden getreu, er iſt überall ber frifche, muntere Nord⸗
Iondsfohn, feine Berge, Seen und Thäler gehen ihm über
Alles, und ſein Vaterland iſt fuͤr ihn der Inbegriff aller Reize
und Schönheit, die es auf der Welt giebt, daher feine unbe⸗
grenzte Popularität in feinem Baterlande,
Zu berfelben Gothiſchen Schule gehört ferne P. 5.
Ling") (1776-1839), der Mann, der ſchon vor dem alten
Sahn (1806) ſchon in Schweden die Gymnaſtik als beſtes
Mittel der Dribopädte und einer Fräftigen Jugenderziehung
empfahl, deſſen Rame aber trogdem bei den Deutfchen Turns
feften niemals gehört wird. Er fhrieb außer mehreren unten
zu nennenden Dramen und einem Hirtengedicht (Kärleken)
zwei trefflide Epopöoen, Gylfe Tyrfing (1836) und Asarne
(1833), worin er das lyriſch⸗dramatiſche Element mit dem
epifhen auf eine aͤußerſt geſchickte MWeife zu verbinden wußte
und zugleih in den Aſen das weitläufigftie Kunſt⸗Epos lie⸗
ferte, welches die Schwediſhe Literatur überhaupt beſttzt. Auch
A. A Afzelius (geb. 1785), ver Ueberfeper der Edda und
Sammler der Schwedifhen Bolfsfagen, it bier zu erwähnen,
fowie der berühmte Lyrifer Karl Auguſt Ricander') (1799 —
320 Schwediſche Pore. Romantiſche Sqhule
1830), der beſonders in den Schilderungen einzelner großen Character
(z. B. Rapoleon's Taffo’®, Enzio's) und berähmter Lecalitäie
(Venedige) fehr geſchickt iM, zurdellen aber auch in feine Pochm
wahrhaft dramakiſches Leben zu hauchen weiß (z. B. in d. Aram-
svärdet). Enblich verdient noch der unten zu nennende Dramalile
Bernhard von Beskow (geb. 1796), der aber auch In m
- Ipriften Form wit unglüdtiih IM (z. B. in den Sveriges anor),
foroie ver Nachahmer Tegner’d, Aſſar Linveblat (geb. 1800),
der in feinen Schwebiſchen Liedern: viel Talent gereigt bat)
bier eine Stelle, \
f) Poetisk Calender for Iren 181?—22. Opsala 1816—22. TX. 12.
Samlade Dikter, ib. 1837—38. IH. 8. Svenska Siare och Skalder. ib
184144. IH. 8. D. Inſein d. Glüdfeligfeit, Gagenfpiel in V Abth. wutid
v. H. Neus. Lozg. 1831—33. I. 8. f. Mag. f. d. Eit. d. Aust. 1839. nr. 8.
2) Poetiska Studier. Stockh. 1813. 8.
3) Noveller. Upsala 1840. IIF. 12. Familien Palkensvärd. Rr
man.'Örebro, 1844—45. II. 8.
4) Dikter. Stockh. 1829, IT. 8.
5) Svenska Fornsänger. Stockh. 1834-42. HI. 8. Sonen 1 om⸗
kog. ib. 1832. 8,
6) Minne och Poesi. Linköp. 1835. 8.
7) Skalde försök. Stockh. 18°6—32. II. &. .
8) Nyare Dikter. Stoelsh, 1828. 8. Sanstade Dikter. Örehro 181
—32. 11.8 Nya Dikter. Bd. III. Stockh. 1842. 8. Chr. Nyberg od
C. F. Dahlgten. Sylphiden. Portisk Kalender für Ar 1840, pemte
Fyra Sängestyken. Stockh. 1888. f2. .
9) Minnen. Upsala 1834. 8. Skaldestycken. ib. 1835. 8. Poeliska
Skrifter. ib. 1844 8. f. Dag. f. d. Eit. d. Aust. 1847 nr. 119 sg.
10) Smärre Samlader Dikter. Stoelih. 152% ib. 1839. II. Uppl
8. Skaldestycke i Anledning of Svenska Akademiens Sekularfeil,
ib. 1839. 8. Frithiefe-Saga. Stockh. 1835. Vpl. X. ib. 1842. 12. Nett
vards barne». ib. 1820. 1848. 12. Deutic: Poetifche Werke v. & 2.
Mayerhoff. Berl. 1835—39. II. Axel. Ein Roman aus dem Schmrl. !
Mohnike. Stuttg. 1829. 8. Der Riefe Finn, ein Gedicht. X. d. Schwed. !
Mohnike. Lund. 1829. 8. Die Frithiofsſage, a. d. Schwed. v. Am. v.
wig. Stuttg. 1826. 1832. 8. v. Mohnike. en 1342. 1844. 16. U. —
Die Nachtmahlskinder, a. d. Schwed. d. Ol. Berg. Kuigsb. 1825. IA
1837. B. v. Mohnite. Epag, 1840. 1842. 8, Sämmtl. Gedichte v. —
Epag. 1840-42. INT. 8. cf. T. Leben, gezeichnet v. Fr. R. Franzen. *
e. Finl. z. ſ. Frithjof. A. d. Schmed, vo. Mohnike Epıg. 1848, 6. ©
Beitigen ei Zegn. Seb. a. d.Schwed. Berl.1847. 8. Mag, f. de Lit. d de
837. nr. 85 89.
11) Asarıie. Stockh. 1885. 8. Tirfing eller Dödus värde. :
1836. MH. 8. Gymnastikens Allmäune Grimder. Ups. 1834-0. 12. _
12) Rogalts Lefnad och Död. Upsala 1823. 8. Minnen frän 3%
dern. Örebro 1831—39. 11. 8. Hesperider, Örebro 1835, 9. Rum*
värdet och Den förste Riddren. Up IE Stockb. 1835, 8. ig
i Öknen. Stockh. 1838 8. Samlade Dikter. Stockh, 1839-41. V.-*
Poesie kalimie. Is 1801. 6.
Schwediſche Poefie. Nomantifche Säule. 921
27) Biekings-Blowmor. Lund. 1828. 8. Svenska Singen. ib.
1832. II. 8. Dikter. ib. 1522—33. II. 8. Missionären. Stockh. 1839. -
8. Christi Seger, Skaldestycke. Lund. f84t. 8. Religiösa Sänger.
ı Götheb. 1843. 8. Fosterändska Sänger. ib. 1843. 8. nen. Deutfch
dv, Mohnike. Stuttg. 3829. 8. König Enzio, ein lyr. Gedicht in Momanzen
„n. Nicander v. Mohnike. Stralf. 1829. 8. Einiges andy in: Mopnikes Nas
poleon. ebd, 1829. 8.
$. 741,
Ohne mid bei den Anhängern ber alten Schule, wie bei
Carl Johann von DBeder!) (+ 1803), der eine recht
hübſche Serenade hinterloffen bat, oder bei Guſtaf Reg
ner?) (1748 — 1819), der viel ans ber auslaͤndiſchen Literas
tur überfegte, aufzuhalten, erwähne ih noch, daß unter ihren
Mitgliedern beſonders hervorzuheben find: Sohann Magnus
Stiernflolpe?) (1777— 1831), der Ueberſetzer ded Oberon
und Don Quixote, fowie der Blumauer’fhen Aeneide, welche
Iegtere er, wie Wieland’s und Boltaires Ironie, beſonders
in feinen Tomifden poetiſchen Erzählungen nachahmte, Graf
Andres Frederit Skjöldebrandy (1757—1835) als
Epiker (Guſtav Wafa) und Lleberfeper von Taffo's befreis
tem Serufalem und Byron's Junker Hard, J. D., Wa⸗
lerins“) als, Lehrdichter (Braminen), Anders Garleſon
af Rullberg‘) (geb. 1771) als beſchreibender Dichter (Den
husliga sällheten, 1805, Alderdomen, 1802) mit viele
Bhantafte begabt, C. 3. Lindegren”?) (geb. 1770) als melandyes
Iifcher Lyriker, vorzuͤglich aber P. A. Wallmart?) (geb.
1778), der Herauogeber des Journal för Littersturen och
Theatern (1809—13), werin er bekannilich die Phosphoriſten
befämpfte, befannt durch einen bumorifiihen Roman (Fusel.
brenner, 1827) und feine Schwedifche Anthologke.
ı) Förndk 1 Skaldekonsten. Stockh. 1820. 8.
2) Vitterbets-Nöjen. Stockh. 1814—17. TI. 8.
3) Pelegrimen och Häxmästaren. Stockh. 1820. 8. Mäuanderna
eller Om deras Ursprung pä prosa ach vers. ib. 1821. 8. TFreil-
hands Karne samt Det bedrägliga Oraclet. ib. 1819. 8. _Witterhets-
stycken. ib. 1927-29. Il. 8. Kärlekens Barometer eller Konstern
att Kyssa. Uppl. 11. ih. 1833. 12. Efterlemnade Skrifter, Vig. af
B. v. Beskow. ib. 1833. 8. Lunkentus, drain. folkssaga pä vers.
ib. 1824. 8. Den oförnöjde eller fiskaren och haus hustru. ib. 1825.
8 Gamla Sagor p& vers. ib. 18727. 8. .
4) Odin i 10 Sänger. Stockh. 1816. 8. Gustaf Erikson, i 12 Sän-
2) & “ "
ger. ib.
922 Schwediſche Poeſie. Lyrik.
5) Vitterhets forsök. Stockh. 1831. I. 8. Visor og Sängsiyda
ib, 1806-11. 11. 8. **
6) Poetiska Försok. Stockh. 1816. II. 8.
7) Samlade Arbeten. Stockh. 1803-7. ITI. 8.
8) Svenska Spräkets Skönheter. Stockh. 1820—28. III. 8. Ar:
lia eller de Finska fiytingarne, ib. 1803. 8. Johan Guter:
Hans Upfinning dess Ulbredande och Framsteg. ib. 1840. 4. Sw
terna, hist. skädespel. ib. 1827. 8. .
6. 742,
Ziemlich frei ſtehen zwifhen biefen Schulen zwei ke
tende Lyriker, von denen der eine mehr ver weltlidn,
andere mehr der geiflihen Poeſie fi zumendete Der at:
Michel Franzen‘); aus Uleaborg (1772—1847), F
bifhof von Hernoefand im Schwediſchen Lappland. Gr wii:
fi zwar in-einem Gedichte über die Franzoͤſiſche Rec
und in einem heroiſchen Epos atıf Guſtav Wafa und einem ne
auf Columbus, ferner in einer idylliſchen Epopoͤe, St. Julien or"
Bild der Freiheit, dann In einem verſificirten, hyperſentimentalen fs:
& la Lafontaine, fowie in einem philoſophiſchen, dialogiſch geek”
Gedichte: „Ein Abend in- Lappland“, worin fi ein B=
und eine Frau befprehen; aber alles Diefes IR ihm sin
engen, und nur die eigentliche Lyrik IR das Feld, mer
heimiſch if. Er zeigt dort wahrhaft Goethe'ſche Obi:
aber feine gefühlvolle Empfindſamkeit iſt größer und me‘
befonder6 in feinen Schwanengeſaͤngen, viel an Hl. ?
weilen läßt er. ſich jedoch von feinen Träumereien fortreife !
wird dann matt, und feine Phantaſie ſcheint ſich wirklich eine N
der Ermuͤdung zu überlaffen, doch rafft er ſich bald mie 3
und weiß gefdidt einen ihm ploͤtzlich kommenden nam ®
danfen zu benugen, um fi an biefen zu halten und dm 4
mit fortzureißen. Die lieblichſten feiner kleineren Gedidie w
Champagne-vinet, Stjernorna, Blommorma, Moderssär®
Till en yngling, Den gamla knekten x, Mit ihm P
fammen gob der Erzbiſchof von Upfala, 9. D. 80
(in?) aus Dalarne (1779—1839) feine trefflichen Kit
gefänge (1812—13), die in allen Schwediſchen Gottesher
gefungen werden, heraus, deren er allerdings fdon !
mehrere Sammlungen, unter andern eine, an wede &
raͤue mitgearbeitet, hatte erſcheinen laffen, welche Wallı
Schwediſche Poefie. Lyrik. 923
Namen des größten Kirchenliederbichterd des Nordens verſchafft
haben. Indeſſen haben wir von ihm auch trefflihe weltliche
Poeſfieen, fo ein Lchrgedicht in Alerandrinern, Uppfestraren, ferner
fein Hemsjukan (Heimweh), das Meifteiflüd feiner Leitungen,
wenn man nicht feinen herrlichen Schwanengefang, den Todes⸗
engel, vorzieht, feine Lieder an Lina, feinen Sonntagemorgen, feine
Phantaſie, feine Ode an Waihington ac, in denen er fi
durchgängig als einen hochbegabten Dichter der neueren Schule zeigt,
Außer diefen beiden, von dem Einfluffe der Romantifer faſt
ganz freien Dichter giebt ed aber noch einige ausgezeichnete
moderne Lyriker, welche zwar in mander Hinfiht fi au
zum Romantieismus hinneigen, doch aber wieder foviel Origi⸗
nalität bewahren, daß fie füglidy felbfändig zu nennen find,
Der bedeutende If der früh verftorbene Erik Johan Stags
neltu8°j (geb, 1793 auf Deland, gef. 1823), einer ber
größten Pyrifer, die Schweden befefien bat, wovon feine Lillen
von Saron ein ‚glänzendes Zeugniß ablegen, der aber leider,
naddem er wie Lidner in einem wüfen Leben Troft.
für fein durch unglüdlihe Liebe gebrochenes Herz geſucht hatte,
während der Augentlide der Reue in den düſteren Myſticismus
der Swedenborgiſven Philoſophie verfiel, und indem er fid
einbilvete, die Menden fein Weſen höherer Art, aber, durch
den Böfen verführt, aus den Wohnfigen der Scligfeit aus⸗
geftoßen worden und firebien hier fletd, von der Materie
unterjodt, in jened einfige Wohljein zurüdzufehren, dieſe
Idee auch in feinen Werken ausführie. Darum predigt Wlas
bimir, der Hild feines gleihnamig betitelien Epos nuf von
dem Blube, der die Erde getroffen, das Chor feines
Zrauerfpield „Sigurd Ring“ fingt dad Glück des Grabes,
und eine zweite Tragödie von ihm: „Hiddartornet“ if
geradezu durch das Anhäufen des Furchtbaren widerlich.
Uebrigens malt er ſich überall ſelbſt, und Wladimir,
Blunda, Marie (ein epifted Zragment), Sigurd Ring, Wiss
bur, obwohl ganz beterogen, laufen alle auf dieſelbe Tendenz
hinaus. Allen bei ale dem iſt fein Wladimir vol
herrliher wahrhaft epifter Schilderungen und in prächtigen
Herametern gefdrieben, feine Blanda ein treffliches romantiſches
924 | Schwediche Poefie. Lyrik.
Epos fm Wielandeſchen Geſchmacke, während feine Dden In m
Klopftock⸗ Horqzifchen Rhythmus variirt nnd vol Pindari)
Begeiſterung, feine Glegieen der Bergleichung mit Gr
Roͤmiſchen Elegieen wuͤrdig, feine Sonette fo eemet we
Schlegel'ſchen, feine Ioyllen friſch, aber freilich etwas ı |
eulativ und wie alle feine lyriſchen Dichtungen vie zu W
und zu melancholiſch⸗traurig ‚gehalten ſird. Ginen gan a
Eindrud macht daher Erik Sjöberg*) aus Trofa (11%
1828), ver unter vem Ramen B ital io bekannter if, aufund; ai
fühlt den Keim des frühen Todes In fich, aber er kaͤnmft männiidc
diefen duſteren Begleiter an; auf einen Trauergefang über fein yiof
Leiden folgt ein jauchzender Iubelgefang, wenn er ſich befferfütlt,
fonnte man die Ungteihheit wegnehmen, fo möchte er und a
mit feinen ernſten Gefängen anziehen, ale ver welde Su:
lius, befonderd wenn man feine Elegieen betrachtet, X
bedingt das Gepräge einer großen Gerle tragen. Be
guten Eindruck machen feine ſcherzhaften Gedichte; mm?
man ihm großes epigrammatiſches Talent, originellen jr
und Geſchick, auch den ernfeflen Dingen eine Beties‘
Seite abzulauſchen, nicht abfprechen, fo iR dog fein &
ein hektiſches und feine‘ Luſtigkeit eine erzwungene, We‘
Immer ben abſfichtlich verbiſſenen Schmerz anficht. Un‘
fruchtbarer Dichter in C. J. 8%, Almqaviſt“) (geb. 1"
allein waͤhrend die beiden Vorhergenannten reine Jia
find, iſt er ein ausgemachter Materlaliſt, ber füc mewerbiad |
fonder6 auch als Vollsdichter à 1a Heime ausgezeichnet hai, br
aber wegen feiner. remansifgen Gpopden, Hirden, D
ningens javelsmycke, Schems el Nihar, Artburns Ja
ver chrifiliden Diſcheridylte Kapeltet, dem humerififden 6
Ormus och Ahriman, dem Maͤrchen⸗ und Novellencyclus Tora‘
bok eller fria famtasier ind der fdhönen tragiſch⸗yrijchen *
ungen Mänsängen und Björn innan gehört. Glaakivijn‘
1781) hat eine wilde Phantaſie und ein beſonders laufiſches Gin‘
fommt aber der modernen Franzoͤſiſchen Romantik zu mabt *
gegen wir Carl Fredrik Dahigren’) auß Ofigeii
(geb. 1791) nie bles mche reinen und aͤchten Hua, “
‚dern amd bei weiten mehr Geſchmack Hat, im dem Met
Schwediſche Porfie. Lyrik. 926
un naturſchildernden Elemente aber völlig zu Hauſe if und
In feinen zahlreichen Liedern das Talent eines Bellmann und
Beranger in fig vereinigt. Allerdings / macht Ihm den
Namen des Schwediſchen Beranger der Naturdichter Jo⸗
Hann Ludwig Runcherg) aus Borgo in Finnland
fireitig, deſſen Verſe immer urfprünglid, vollendet melodiſch uud
von felbſt fingbar find 1, B. fein berühmtes Wiegenlich
Yuggnisa) und der ud in feiner Hanna, ⸗iner glüͤcklichen
Nachahmung der Voſſiſchen Lutfe, und in feinem Inyiifchen Cpod,
die Elenthierſchuͤtzen (Elgskytiarne) eine ausſsgezeichnete Meiſter⸗
Soft im diefem Benre bethätigte, wozu much die Harmonie
und der Fluß feiner Hexameter Tas Ihrlge beittugen. Auch
ChHhrifien Exit Kahlcrang”) (geb. 1790 in Daları)
gehört hierher mit feiner Arche Noaͤh, einer hochſt gethreichen
Perfiflage der Hypotheſen über Bölferalter, und mit feinem re
Ugiöfen, wahrhaft lyriſch⸗dramatiſch⸗lebendigen Epos Ansgariud.
Unter den kleineren Dichtern nennen wir noch Beklmann's und
Dahlgeen's Zunftgeneſſen, deu heiten J. U. Wadman!o),
den GSelegenheitsdichter Ingelman“) (geb. 1788), den Aeſth⸗
eier P. Wierfelgrea’) (geb. 1800), ven frachtbaxen und
befondere tn der Form höchſt correctn Erit Wilhelm Rus _
da") (1807—33), deſſen Epos, Die Eherjagd, wahrhaft antif
iſt, C. W. Börtiger' (gb. 1807), einen hoͤthſt lich
lichen Sänger der Liebe aus Franzgen’d Schule, den Kammer
hen K. A. Ndierfparre'‘) (+ 4835), der nur etwas zu
rhetoriſch if, den Naturbichter. Wilhelm von Braun‘), ver.
leider fein humoriſtiſches Talent allzu fehr zu plumpen unb
ſchmuzigen Spaͤßen mißbraucht, den Phauafiereichen Olof
Tryreit) (geb. 1606), K. A. Hagberg) (geb. 1840)
als meiſterhaſien Eiylifien, 3. 9. Riellman Söranffon”),
befonder in der didactifhen Lyrik vollendet, Malmfrsm?")
und Mybom?), die fhon als Studenten zu Apſala durch
antike Faͤrbung und natuͤrliches Talent ſich ine hohe Stelle auf
dem Schwediſchen Parnaſſe erwarben, indem ſie, jener in der Ariadne,
dieſer in ſetnem Byron in Griechenland, trefftiche yriſche Epopöen
liefeiten, 8.5.5. Rinder Rad”), den hau kraftvolen, nur eiwas zu
üppigen Nachahmer Tegners, den originellen Sturgenbeder?’) x.
j
‚928 Schrwebifche Poefie. Lyrik.
1) Skaldestycken. Örebro 1824-36. V. 8. Columbus eller Am-
rikas Upptäckt. Stockh. 1831. I. 12. Skrifter i Obunden Stil. Örde
1835. 8. P Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1839. nr. 41. 1847. nr. 120.
2) Omarbetade Kyrko-psalmer. Stockh. 1807. 1809. 1812—13.1
Vitterbetens försök. ib. 1821. 8. Wallia och Tegner Skaldestycka
uppl. pä Svenska Akad. Högtidsdag 1839. Uppl. III. ib. 184. & €.
a atl Deutſch in d. Verhandlungen d. Schwed. Acad. ber Adhtjehne,
t I.
3) Wladimir. Stockh. 1817. 8. (Deutſch von DI. Berg. Könige.
1828. 8.) Liljor i Saron. ib. 1821. II. 8. Bacchanterna. ib 182. 8.
Samlade Skrifter. ib. 1830—32. II. Uppl, III. 8. ib. 1836. II. 8. 6.
Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1839. nr. 45.
4) Samlade Dikter. Stockh. 1828. 8. ib. 1837. 12. Gedichte a. den
Shwed. dv. K. 3. Kannegießer. Lpzg. 1843. 8.
5) Amalia Hiliner. Stockh. 1840. II. 12. Gabriele Mimanse. ib.
1840. Ill, 12. Törnrosens Bok eller Fria Fantasier, Berättade pl
Jagtslottet hos Herr Hugo Löwenstjerna. Stockh. 1839. 8. Dajt:
Fria Fantasier hvilka betraktade säsom ett Helt af Herr. H Löw.
standom kallades Törurosens-Bok, stundom En irrande Hind. D.
I—XII. 1b. 183440. 8. ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1840. nr. 40.
6) Spader Dame, en berättelse i Bref, funna p& Danriken.
Stockb. 1824. 8.
7) O poetisk Calender för poetisk folk. Stockh. 181—2. II. 8.
Babels Torn, en rymdskrift Norr ut. ib. 1824. 8. Babels Torn So-
.der ut. ib. 1825. 8. Samlade Ungdomskrifter. ib. 182°. II. 8. Odal-
mman. ib. 1839. 8. Freja, poetiak Kalender. ib, 1830-31. Il. 8.
—88* Skrifter. ib. 1834. I. 8. Saug-calender. ib. 1836. 8. Äng-
bätssänger. ib. 1837. 8. Jungfrun i det gröna. ib. 1838. 8. Syläden.
ib. 1839. 8. Tumme Liten. ib. ı841. 8. Tälltrasten. ib. 1842. 8.
8) Dikter. Helsingfors 1830—33. II. 8. Stockh. 1838, 12. N#
deschda. Nio Sänger. ib. 1841. 8. Julgrällen. ib. 184. II. Uppl.
8. Nya Dikter. ib. 1843. 8. Bigskyitarne Helsingfors 1832, 8. Hansı
ib. 1836. 8. ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1840. nr. .
9) Noahs Ark. Stockh. 1826 8. Ansgarias, bilder ur Nor«
apostelns lif, i fjorton Sänger. Ups. 18%. 8. 6. Mag. f. d. kit. d
Ausl. 1847. or. 114.
10) Samlingar. Götheb. 1830. T. I. Lek och Allvar, ib 18
T.1I. Sednare Samlingar. 8.
11) Skaldeförsök. Stockh. 1828-38. 8. Griftekrans Jemte nir!
andra Skaldeförsök. ib. 1834. 8. Mennis kolitvets Äldrer, fra
da uti ärets tider. ib. 1838. 16. Valda Skaldeförsök. ib. 1843. 8.
12) Minnesänger ur Wärend. Stockh. 1824. II. 8. Sturkodds
Sänger. ib. 1820. 8. -
13) Främlingen frän Norden. Rerättelse. Ups. 1831. 12. Skald®
stycken. Örebro 1834. 12. En Tysk Ströf verier pä Svenska Par
nassen. Stockh. 18:0. 8. .
14) Ungdomsminnen ifrän Sängens Stunder. Uppl. III. Ups
4832. 8. Nyare Sänger. Stockh. 1833. 12. Mötet pä Odius Hog
Gustaf Adolf vid Litzen. Trenne Skaldestysken. ib. 1835. 8. pr
riska Stycken. ib. 1837—38. II. 8. Religiosa Sänger. Ups. 1t!. I
Uppl. 8. Ausgew. Gedichte Schw. u. in Deutſch. Ueberſ. 2. I. eyriſch
Sed. Gtodh. 1844. 8.
Schwediſche Poeſte. Dramarifche Lteratur. 927
15) Vngdoms-Dikter. Stockh. 18%. 8. Hugo, en rom. dikt.
Carlstadt 1840. 8. Smärre Samlade Dikter. ib. 1841. I. 8.
16) Nyare Dikter. Stockh. 1240. 8. Calle. Ocksa en poet. Ka-
lender. ib. 1843. 8. Dikter. Stockh. III. Uppl. 1844. 8. Carolina.
Poet. Kal. ib. 1844. 8. Ä
17) Natt og Dag. Sk. I—IY. Stockh. 1839—41. 8. Dag och Natt.
Skift. L-INI. ib. 1810-41. 8. Die Schlaht am Brünleberg, Gedicht in
8 Gef. v. O. Fryxell, im 3. 1834 mit d. großen Preife gekrönt. Schwed.
u. Deutich. Gothenburg 1841. 8. Dikter. Stockh. 1829, 8.
18) Tal vid Minnesfesten den 12. May 1843. Lund. 1843, 8.
19) Smärre Dikter. Stockh. 1839. 8. ABC-Bok för Fädernes-
landets Barn. ib, 1842. 8. Snöklocker för Toiletten 1843. ib. 1842, .
12. Den Gode Herden eller Jesus, Ledsagare genom Lifret till
Evigheten. ib. 1844. 12.
20) Ariadne, Episk Försök i Sex Sänger. Stockh, 1838. 8. Fis-
karflickan vid Igunelsö. ib. 1839, 8. (Malmström och Bergman)
Linnaea Borealis. Poet. Kal. 1841 och 1842. Ups. 1840. 12.
21) Byron i Grekland. Skaldestycke i Tre Sänger. Stockh.
1838, 8. Dikter. Ups. 1840. 8. Samlade Dikter. ib. 1844. II. 16.
22) Ungdomsbilder. Stockh. 1838. I. 12. Tids- och Krigs-Belder.
Skaldest. ppl. II. Linkop. 1842. 12. Snöbollar i Barvintern, frän
Ostergothland. Linköp. 1842-43. I. 8.
233) Min fattiga Sängmö. Stockh. 1841. 12. Romarskölden,
Romans. ib. 1831. 8. Sexor-All. en Berättelse. ib. 1834. 12. Med en
bit Krita. Stockh. Eskiffer. Stockh. 1841. 12. En atfiygt ur Boet.
ib, 1842. IL 12. Med en bit blyerts Blandade Utkast. ib. 1842. 12.
$. 748,
Bir kommen jetzt zur dramatifhen Literatur ber neueren
Zeit und befchäftigen uns natürlich zuerft mit dem Trauer
fpiel. Unter den Anhängern der alten Säule find hier
noch einige zu nennen, die fih an biefem Genre betheiligten,
jo 9. 9. ®ramberg, der unter anderen bier weiter nicht
in Betracht fonimenden Arbeiten 1812 den yon der Academie
für das befle Igrifhe Trauerfpiel ausgeſetzten Breis durch feinen
Jörund gewann, der aber auf dem Theater eben fo wenig
Gluͤck machte, wie feine anderen Stüde, ferner Anders Linder
gren mit feiner Blanka (1822), Marten Alten (1764—
1830), der ganz inder Manier Leſſing's, Schiller's und Kogebue’s feine
verfolgte Unfhuld (Den förfölgda oskulden. Stockh. 1798)
dichtete, aber nur den legtgenannten erreichte. Unter den Luft
ſpieldichtern derſelben Richtung nennen wir €. G. Nordforß
938 Gibwebilde Parke. Dramotiſche titate
(1763-1882), ber als Lyriker zweical dan Preis ganım ın
d,Säng öfver Baltzar Horn [1789] und Carl August libl
und viele Opern ins Schwediſche uͤberſetzte (3. B. Mita
den kleinen Matroſen ꝛc.), wegen feines netten Erkded Fr
ningen, mb H. 9. Kullberg, den Berfaffer des Strei:
Nationalgeſanges Carl Johan vhr Kung, wegen feme tut
Mäzarne (Stockh. 1814) und Den häftiga Friarn (eb. 1
Die neue Schule hat fi mit dem Lufplel füh
nicht deſvaͤftigt und Fb mit Ucherfegungen aus dem Teri
und Franzöfifben begnügt, deum au Dahlgrens Wi
phanifher Argus i Olympen (Kom. med stort Speit
och full Orkester, Stockt. 1825, 8.) konnte begıek
Weiſe auf der Bühne feinen Platz ergreifen; allein das Im
hat mehrere Bertreter geſunden. Hier iſt zuaf Lin
nennen, ber mehrere Dramen aus der Schwediſden Get
fieferte, bie in Bezug auf Anlage und Characterifit e
Element on fid) tragen und fu desen einem „Agne“ ar ſcht
hbre zinführt. Auch Afzelius Lieferse dazu einen Belag i'
Letzten Folfungen (den siste Folkungen); Skjolden
dichtete einen Riddare Ordet, Herman von Unns (Sm
1795), Hjalmar (ebd. 1827) und Carl XII: s död |
1829), ©. F. Aderbijelm ein Trauerfpiel Engelbreit
1820), aber der thätigfle war gewiß Bernhard von!
fow!) (geb. 1796), der unter anderen lyriſchen Wrbiite
größere hiſtoriſde Dramen (Torfel Kaution, König Birger, bi
Adolph in Deutſchland) verfüßte, Die buͤhnengerecht, effrctvol un!
gefbrieben, im Ganzen aber etwas zu rhetoriſch und troden Rat.
gleich wir ſchon oben in Stagneliuo' dramatifchen Arbenc
geaufenhafte Element als überwiegend bezeichnen mußten, jo fe!
zwei andere Trauerfpiele deſſelben meiſterhaft, da bei diefen die!
audgeführte Idee beffer mit feinen eigenen Anfichten harmoniıis,!
feiner Uebertreibung bedurfte und nun mit allen Rem
Lyrik fe befleiden konnte. Das erſte if Albert und Juli—
De Liebe nah dem Tode, nad) Swedvenborgiſchen I
das amdere eine .dramatifirte Legende, die Märtyrer, cin
katholiſche Tragödie voll erhabener Bilder und Sprüde, N
Schwediſche Poefle. Dramatifchesiterarur. Roman. 929
nicht jo majeſtätiſch und lebhaft‘ als Corneille's Polyeucte,
worin daſſelbe Sujet behandelt if. Ein fonderbares Stüd find
feine Bachanten, in welchen jedoch die Nachahmung des antifen
Chors gelungen if. Einzelne vortrefflihe Scenen enthalten auch
die Trauerfpiele: Glädjeflickan i Rom, Scenur Andeverlden,
Sigurd Ring, Wishur; aber Riddartornet if, wie fhon bes
merkt, widerlich ‚und Eröfringen af Centa hoͤchſt naclaͤſſig und
uͤbereilt zufammengefchrieben. Derfelbe Dichter hinterließ auch
ein Ballet, Narcissus, und eine unvollendete Oper, Cydippe, welde
beide, natürlich fchon feines eminenten Iyrifhen Talente wegen beffer .
als die gewöhnlihen Macthwerke diefer Art find. Auch Alm⸗
quif lieferte in feiner Signora Luna eine romantiſche Tra⸗
gödie erſter Claſſe, die über feinem Drama Godolfin eller
Ninon P’Enelos, nicht aber über feiner wahrhaft antik plaſtiſch⸗ſchoͤnen
Svangrottan p& Ipsara ficht, an welche fih das tief finnige
ſymboliſche Stüd Ferrando Bruno und die beiden zuſammen⸗
gehörigen Stüde Isidorus af Tadınor und Marjam fdließen.
®. 9. Brakel (geb. 1782) ſchrieb ebenfalls ein mittel
mäßiged Trauerfpiel, Oden in Svidhiod (1826), und ein Ip
riihed Drama, Wainemöinen (1829), bie beide feinen Erfolg
hatten, und der Romanfbreiber Engfiröm lieferte zwet gelungene
Dramen, Hjalmar och Ingeborg (1831) u. Erik Tegersall (1831).
Dogegen ind Franzen's Ingierd und fein Lappenmaͤdchen im Königs,
gartennurunbebeutend. In neuerer Jeit begnügt man ſich mit Bearbeite
ungen Franzoͤſiſcher Speftafelflüde, wie deren ein folches, ber Lieutenant
und erſte Conful betitelt, Elarus in feinem Werfe über Schweden
(Mainz 1847. Br. I. S. 247 sq.) befhreibt.
Was endlih den Roman anlangt, fo machte ber Gecretär
C. 8.Walberg (1788— 1821) darin einen niht mißlungenen
Berfuch mit feinem Uggleviksbalen (1814), allein Fr. Cederborgh
(geb. 1784) übertraf ihn doch bei weitem als Genremaler und
humoriſtiſcher Schilderer der Schwediſchen Landjunfermanieren,
wiewohl der ſchon genannte S.Dedmann?) mit feiner meiſter⸗
haften Darftelung des patriarchaliſchen Hirtenlebens in Schwe⸗
den im vorigen Sahrhundert ohne Zweifel den Preis davonträgt.
Lüivijn, der in der Piquedame einen fonderbaren, halb bus
morifiifden, Halb in der Manier der modernen Franzoͤſiſchen
Gräfe, Handbuch d. Fiterärgefhicte. TIT, 59
930° _ Schwediſche Poeſie. Roman.
- Romantik geſchriebenen Tendenzroman lieferte, gab und im Kl
Sigfrivfon?) auch eine leider unvollmdete Familiengeſchlun
Den erften eigentlichen hiſtoriſchen Roman ſchrieb jedoch ©. A. Gr⸗
mälius*) (geb. 1789) in feinem unvollendeten Thord Bond
(Ups. 1828, Ih. 3). Seinem Beiſpiele folgten der Gi
P. G. Sparre?) (ge6.1790) mit feinem Lepten Freiſegler und
feinem Adolph Findling, ein gewiſſer O. 8.9) mit feinen Schnap⸗
bahnen, die aber ein Nadahmen von Scott's Schreibart ver⸗
rathen, der Einnländer Guſtaſ Henrik Wellin?) (geb, 1813)
ein heftiger Ruſſenfeind (3. B. in feinem Buche Sveriges
sista strid, einer hochpoetiſchen Fiction) und der befle Profaik
feiner Ration (3. B. In der Blume von Kinnekulle), ber jedoeh
nicht - blos in den Grenzen der vaterländifhen Geſchiche
blieb, und der Kammerjunfer C. A. Kuliberg®) (geb. 1813)
der den Hof Guflav’s IH, wenn auch nur in einem Po
norama vol piquanter Situationen, und vorführte, Aida
im letzteren Genre trägt unbedingt ber wegen feiner cimas be:
denflihen Richtung (4.9. in dem Bude Ställningar och For-
bällanden, wegen defien er 1838 ind Gefängnig wandern mußt)
in feinem Baterlande etwas in Mißcrevit gefommene Republib⸗
aner Magnus Jacob Erufenflolpe?), aus Jonloͤpin
(geb. 1795) unbedingt den Preis davon, denn fein Hart
Gottorp entrolt vor unferen Augen zuerſt mit wahrhaft hie
riſcher Meiſterſchaft den duͤſteren Schleier, der auf dm Hel
intriguen Schwedens felt der Geburt Guſtav's II. bis cn
bie Thronbefielgung Earl Johann’ ruht, und weiht uns A
ein Gewebe von Schändlichfeiten ein, die an die "Fanllia
gefchichte ded Hauſes des Auguſtus erinnert. Neuerdings Wi
er auf gleiche Weiſe die Geſchichte des gräftichen Haufe 2
fin zu ſchildern begonnen. Uebrigens Haben feine ſaͤmmiliden
Säriften vom Roman nur den Titel, Ein eigentlicher Roveif
IR Palmblad. Social⸗Tendenzen verfolgen Sitten In knm
Svenska Studentlifvet (Stockb. 1888— 39), worin er den Eu:
denten-Saufereim sc. ein Ende machen will, Engfröm infan
Förbundsbröderna (1834), feinen Nybyggama( 1838) und ſeines
Björn Ulfland.(1840), ſowie Wimquift!”), der eine Art jung?
Schweden Ind Leben ruft, in feinen Fria Fantasier; wir heben aut
>
Schwediſche Poefie. Roman. 931
Iebteren befonderd Azouras Tintomara hervor, obgleich auch bei
diefem die Einkleidung hiſtoriſch if. Rein buͤrgerlich⸗haͤuslich in der
Manier der H. Hanke, nur natürlicher, einfah anzichender
und poetifber, freilich zuweilen aub mit aͤcht weibifcher Aus⸗
malerei bis ins kleinlichſte Detail hinein, fhreibt Frederike Bres
mer!) aus Stodholm (geb. 1802) ihre zahlteiden Familienromane,
die faR in Deutihland mehr Gluͤck machen ale in Schweden
felbh. Wir zeichnen befonderd aus: das Heimathshaus, bie
Skinen aus dem Alltagsleben, und aus lehteren bie Töchter bes
Präfidenten, die Bortfegung berfelben: Nina x Ihre Haupt
force beſteht in der Schilderung der ſtillen Haͤuslichkeit und
weiblicher Eharastere, die Darſtellung von männlihen Figu⸗
sen mißlingt Ähr dagegen fletd, und wenn fie phllofophirt, dann
wird fie ſchrecllich Tangweilig. Neben ihr verdienen Erwähnung die
Freiin vonKnorring?ꝰ) (J B. in den Romanen Cousinerna, Axel,
Ständsparalleler x.), die Frau Flygare Carlén) (3.8. in den
Romanen: der Proſeſſor und feine Schüglinge, die Pflegekinder, die
Kirchweihe [ihr beſtes Buch], Waldemar Klein, die. Repräfentanten,
Guſtav Lindorm) und Charlotte Berger, die aber ſchon weniger
natürid und nah frangöfiihen Muſtern ges oder verbildet if
G 8. in den Franzoͤſiſchen Krlegsgefangenen [1814], ver
Zaubergrotte [1816], den Ruinen von Brahelm [1816], Albert
und Lulfe [1817] x.).
1) Ryno, eller den Vandrande Riddaren, Skädespel med säng
i 3 akter. Stockh. 1834. 8. Dramatiska Studier. Stockh. 1837--34.
II. 8. Schwedens Uhnen, ein mit dem großen Preife v. ber Schwed. Akad.
belegt. Ged. m. beigef, Orig. Text u. Anm. Eübe 1838. 8. Schwed. Tragds
dien überf. v. Ad. Deblenfchläger. Epzg. 1841. III. 8.
2) Hägkomster frän Heinbygden och Skolan., Ups, 1830. 8. III.
Uppl. Örebro 1842. 8.
3) Axel Sigfridsson. Stockh. 1817. 8. Spader Dame, en berät-
telse i Bref, fnnna pä Danviken. Stockh. 18.4. 8.
4) Thord Bonde eller slutet af Albrechts regering. Upsala
1828. I. 8.
5) Den siste Friseglareu, Stockh. 1832. IT. 8, (Deutſd. Epsg.
1841. II. 8. cf. Mag. f. d. it. d. Aust. 1833. nr. 110.) Adolf Findling
eller tre Är under Drottning Christinas Regering. ib. 1835. III. 8.
(Deutfch. epzg. 1840. HI. 8.) -
6)Snapphanarne. Gammalt Nytt om Skäne, frän Sjuttonde Seklet,
Stockh. 1831. III: 8. Sista Aftonen pä& Ostanborg. ib. 1833. II. 8
7) Blomman pä Kinnekulle. Uppl. III. Stoc
vo. A. Arndt. Berl. 1838. 8.) Johannes Fjallmau. ib. 1831—33. II.
Flickorna i Ackersund. ib. 1832. 8. Gustaf Brahe. Ru 1832. 12.
8* 59
h. 1831. 8. —
932 Schwediſche Porfie. Roman.
Öjungfrun. ib. 1832. 8. Sivard Kruses Bröllopp. ib. 1832. 8. Anm
Reibnitz eller Sängarflickan frän Warschau. ıb. 1833. 12. Helen
Wrede. ib. 1833. 10. Fröken Beata’s Anteckningar eller Mötet N
Hven. ib. 1836. 8. Kolarflickan eller enuvandriug i Norrland. %
1837. 12. Pawo Nissinen, ib. 18 8. 12. Naema. ib. 1839. 12. Pri-
sessan af Angola. ib. 839. 12. Fröknarna. ib. 1840. 12. Sveri
sista strid. ib. 1840. 12. Kolmärds Boerna. ib. 1841, 12. Fremls
gen bild de Sina. ib. 1842. 12.
8) Gustaf III. och hans hof. Stockh. 183N. 8. Maximilian eller
eu Sammansvärjning under Brik XIV: s Begering. Calmar |
12. Carl Gustaf Wrangel. ib. 1833. 12. Domaren. Stockh. IL 1.
Den sista Menniskan. Kalm. 1843. 12.
9) Skildringar ur det Inre af Dagens Historia. Stockh. 18%. Il.
8. 1720, 1772, 1809. ib. 1837. 8. Morianen. Stockh. 18404. VI. &.
(Der Mohr a. d. Haus Holſtein⸗Gottorp. Berl. 1844. VII. 8. Kleine Ev
en aus dem Schwedifchen. Berl. 1844. & Das Haus Teſſin hf.
1847. 8.
-10) Tintomara. Deutih. Lpzg. 1840. IV. 16. (f. Mag. f. db. it d
Uusl. 1835. nr. 40.) Gabriele Mimanfo. ebd. 1842. III. 16. Drei Frarta
in Smäland. ebd. 1834. V. 16. Amalie Hillner, im Bell. Aust. Bd, 310-311.
11) Teckningar ur Hvardagslifvet. Stockh. 183543. VI.
Grannarne. Christiaust. 1837. Il. 8 Trälinnan. Stockh. 18%. 1%
Morgon-Väckter, ib. 1842. 12. Deutſch. Ausgewählte Schrift. üb. v. Bl
beim u. Runkel. DBielef. 1841. VIII. 16. 1844, 11. 8. Vieles auch b. Brot:
Haus, Ausgew. Bibl. d. Glafl. d. Ausı. Bo. I. H., V—X., XV., XXX,
XXX., XLI., XLII. u. Bel. Aust. Bd. I-XXI, LXXXVIIICXCI.
12) Axel, Stockh. 1836. III. 8. Consinerna. ib. 1836. III. 12. x
@tizzen: Deutfch: Lpzg. 1841. I. 8. Tante Lisberh's neungehntes Tee
went, Kortf. v. Arel. ebd. 1843. 8. Arel. ebd. 1839. Til. 8. Geafinen. idd.
1839. III. 8. Frauen. ebd. 1833 Tl. 8. Freunde. ebd. 1837. 11. 8. a
Häusler u. f. Umgebung. ebb. 1844. II. 8. Standesunterfchiede. ebd. 153.
U. 8. Täuſchungen. ebd. 1839. II. 8.
13) Waldemar Klein. Stockh. 1839. 8. Representanten. ib. 183.
IM. 8.. Gustaf Lindorm. ib. 1839. 11T. 8. Professorn och Hass
Skyddslingar. ib. 1840. II. 8. Fosterbröderna. ib. 1840, 11. &
Kyrko-Inviguingen i Hamınarb;: ', ib. 1830—41. III. 8. Skutsgosses,
ib. 1841. II. 8. Rosen pä Tistelön, ib. 1842. 11. 8. Kamrer Lasr
man säsom gammal ungkarl och äkta man. ib. 1842. II. 8. Fider
koınmisset. ıh. 1844. IV. 8. Päl Värning. ib. 1844 12. Windskr
porna. ib. 1845. 12. — Emma’s Herz a. d. Schwediſch. v. Eichel. Erk
1842. IT 8. Das Fidelcommiß, a. d. Schw. v. Wochenhuſen. Grimma 1
N. 8. (im Belletr. Ausl. Bd. 136-144. u. Sammı. Schwed. Mu
Bd. 12—14.) Paul Wärning. Berl 1845. II. 8. Spar d. Gkutsjunge, in
Aust. Bd. 41—44. u. Samml. Schw. Muſt. R. Bd. 4—5. Die Kirdearue
weihung zu Hammarby, ebd. Bd. I—I. im Ausland Bd. 118-133 FE
Kämmerer Laßmann ass Zunggefell und Ehemann. Berl 1843. IL 1%. 3
Aust. Bd. 148—150. Guſtav Lindorm. Lpzg. 1842. II. 8 i. Ausl. B.7-
77. Die Mitchbrüdet. Lpzg. 1843. III. 8. i. Aust. Bd. 124—128. Der Fer
Jeflor und feine Schuglinge. eng. 1842. IE. 8, u. Ausl. Bd. 18-112. De
eichöverwefer. Grimma 1844. III. 8. (unädht‘. Die Rofe von Ziflelöa, @
d. Samml. Schwed. Muft.Rom. Bd. VI-VHI. u. Aust. Bd. 2. MM
Stellvertreter, ebd. Bd. 99-103. u. Bibl. Schwed. Muft.Rom. We. 10-1
Waldemar Klein. Lpag. 1843. 8. u. Aus. Mi, 29-31.
j Dänifcbe Poeſie. 938
| 9. 24..
Die Geſchichte der Daͤniſchen Literatur!) beginnt eigent⸗
lich erſt in der Mitte des 17ten Jahrhunderts, denn bie
dahin bediente man ſich faſt durchgaͤngig der Lateiniſchen Sprache,
und bie wenigen noch übrigen Denfmäler der rohen und ungebildeten
Nationalfpradge jener Zeit find nit der Rede wert, wes⸗
halb wir denn auch die Poeſie des Nahbarlandes, weil biefe
meit höher hinaufreicht, voranzuſtellen Urſache hatten. Uebrigens
können wir jedob nidt mit Stilfhweigen übergeben, daß
bereit8 Anders Sörnefen VBedel?) over Bejle (Vellejus)
aus Vejle in Juͤtland (1542—1616) und Peber Syv’)
aus Juͤtland (1631 — 1702) Sammlungen alter, traditionell
erhaltener Daͤniſcher Volkolieder und aͤhnlicher mehr oder weniger
gelungener Reimercien veranftalteten, die wir noch jeßt beſitzen.
Außer ihnen find aber bis auf die Blüthezeit der Daͤniſchen
Mocfie herab eigentlih nur drei Männer von bedeutenden Ein⸗
fiuß auf die Bildung der Sprade und MBoefle geweſen.
Dbenan Hecht Anders -Arrebo*) aus Aerröesfiobing auf
der Schleswigſchen Inſel Aerrde (1587-1637). Er "ver
faßte nämlich unter andern ein heroiſches Gedicht, Hexasmeron
betitelt, worin er die Sc oͤpfungsgeſchichte in gereimten heroiſchen
Verſen nicht ohne Geſchick, jedoch als Rachahmung von Du
Bartad’ Semaine, vortrug und zugleich das erſte eigent⸗
lich merkwuͤrdige Denkmal der Nationalpoeſie errichtete. Neben
ihm if der Gelegenheitsdichte Anders Bording?) aus Ribe
in Juͤtland (1619—77), der fi nad der Opitziſchen Schule
bildete ‚und nicht ohne wirkliches poetifhe® Talent war, wie
fett ein fo wenig poetiſcher Segenfland, wie fein Mercurius
Danicus(1666, davon erſchien jeden Monat ein halber Bogen in 4.),
die erſte Däntihe politifhe Zeitung und zwar in DBerfen, und
feine Nachahmungen des Ovids zeigen, zu nennen. Aber aud) der
Vater der Dänifben Lyriker Thomas Kingo‘) aus Slängerup
in Seeland (1634— 1703) gehört mit feinen theilweiſe elegi⸗
hen Pſalmen hierher, da er ebenfalld für die Sprache wirkte,
Merhwürdig genug wird fein Nachwaͤchterliled nod Heute von
den Kopenhagener Nachtwaͤchtetn von Stunde zu Stunde verds
9 - Daͤniſche Poeſie.
weiſe abgeſungen. Uebrigens gehoͤrt ſowohl er als der Sal
riler Ludwig Pontoppidan’) aus Belle (1648 —1766)
und Jens Sten Schefteb?) aus Kopenhagen (1635 — 9)
der ſchlechten Deuiſchen Schule an; origineller war ſchon Fi
ger Reenberg’) aus Wiborg in Juͤtland (1656— 1742)
und auch Sorgen Jorgenſen Sorterup!®) (+ 1722)
kehrte in feinen Heldengefängen (auf Friedrich IV.) zur Ei
fachheit der alten Kaempo-Viser, feinen Muftern, zurüd, Roä
fol bir Hans Thomaefen!!) (1532—73), der des
Dänische Pſalmbuch zufammenreimte, eine Stelle finden, Use:
haupt ſchoͤpfte man, ſeitdem die Bibel einmal (1550) überfeht
war, aus dieſer den Gtoff zu Hymnen, erbauliden Enahl⸗
ungen und Theaterſtuͤcken.
1) &. Eichhorn, Geſch. d. Liter. Bb. IV. 3. p. RD
2 © Ra Danske Digtek. 9. I. p. 380-502. u. Dm de Dust
ge ogr. pP. 68-72. — Gt Hundert ubvalgte danke Bi. a m
riftian. 1664. Kibhv. 1632. 1648. 1673. fiden fore
.8 en nn beard. afAbrahamfon, Kyerup og Rahb Fr Bar T x
St hu unbreb ubvalgte danske Viſer om allehaaube merkelige Sige
sc „8 an en felfom Goontue, for frage me. bet ande Hundred. Kjbhe
8. cf. Ryerup a. a. O 5 a40. Mn
— Nyerup doat H. Bd. m I Minerva. 1785.
p. 39 sq. 179. p. 1 3” sg. — — om CEhriſt. IV. dei En
over de Svenske. —8 1611. Sorgeli Digt om Dronning Tat
Satbarinee [etige Henfart, meb irober. ebd. 1612. Davids Dale, |
vis ubfat. ebd. 1623. 1627. 1650. 1664. 4. Hexaëmeron 9: Betders
ges fer 9 fer Dages Gjerning; udgiven af Autors Gon Chriften Anderſci D
* © Rverup Digt. Hiſt IH. p. 109-146. — Poetifte &krifter fa
iede og udgione af Roſtgaard met En Fortale af Sram. Kibhe. 173.4
(f. a. Wolf, Zourn. f. Politik. 1797. III. p.195—208).
6) ©. Ruerup Digt. Hiſt Wo. m. P 179 260. 0, Biod Boat sie
I. 9. p. 151—175. Minerva 1800. pgaards Ks
D. u. 3. 8. Rroneborge Port —2— — a Fi Kandel n
—8 Kibho. 1674—81. 1789. 8. Samſoes Eorte
1675. 4. Kong Ghriflien Vies forfte og lykſalige Lebingstog Aar In ‘
D. u: 3. 4. Anhang. Kjbho. 1676. 4. Andet Anhang. ebd. 1677. 4. D
marks o og Rotget forordnnede Dialmebog. Ddenſe 1689. 8. ahgebr. jd.
- f. Geb. b. Wielandt, a. a. O. Wb. IV. II. IT. XI. u. b. Hopfam San⸗
Ting af Danske Kim. Kibhon 1725. 8. v
7) Zuleglosde. Kibhv. 1680. 4. Takfigelfe paa Kong Ghriftian Vird
felsdag. ebd. 1683. 4. Glerefiets Bry Banden ebd. 1 ei 34. 4. Dybeni mi |
meb Dobden 09 Dybene, Krone ıfter Do oben. ebb. 1685 % —æ— eaurber |
frants. ebd. 1687. 4.
8) Den —* States⸗Weltman. o. D. 1069. 8. pigernes O
Laſter Speil. Kbhon. 0. 3. 8. Oydernes Proveften. ebd. 1671. 12. A
Berommelfe. ebd. 0. J. 8, Hpiagt paa ny af R. Nyerup. Kjbho. 17
Dänifhe Poeſie. Dram. 9938
8. Acredigt til N. Jul. ebd. 1677. 4. * * H rn Samt. II. p. 103 “1
Aanbeligte Jubelpfalmer. ebb. I. p. 22 icht ihm, fondern Jac
Anderſen Scheffer aus Nyborg a gr et Fynske Na
— t paa Freberihöbag d. 14de Nov. 1660 o. J. 4. ſ. R
-P.
9) Poetiske Seifen, ubgione af hans Dattexfen vanger Reinberg Tell:
man me —6 a 350 og (B. W. Lürdorfs) Anmerkninger
ne 1 769. I. 8. f. Ryerup a. a. D. Bd. IV. p. 17-50:
10) & Rp db. IV. p. 7-10. — Stjemt og Alvor til Holger
Recy’s Brollup. bh. 1688. 4. og Bindedrev br ‚polaer eopibenErone. h 2
1691. 4. Dortiöte Tandfekure. ebd. 4709. 8. Poeti —— 8. ebd.
8. Heldeſange am Kong Friederich IV. * Wil ejer —8
—* og vands 1715. ebd. 1716. 4. Andere Ged. v. ihm b. I. Wielandt,
Gamling af Imufke 9 ubvalgte danske Vers og Mifcellanen (Kb v.1725—
28.) ®d. II. V IH. u. in d. II. Ausg. deſſ. B. (ebd. 1742.) Br. X.
11) ©. — Digt. Hiſt. I. 205217. — * danske Pſalmebo
formeret og forbedret. Kibbon. I 169. 1611 ’ s
9. 745. .
Die aͤlteſten Verſuche im Drama!) find in der legten
Periode des Mittelalter ſchon genannt worden; fie rührten von
einem Schulmeiſter zu Odenſe Ehrifiiern Johannis?)
(Chriſten Hanfen) ber und liegen: handſchriftlich auf. der Biblio⸗
thet zu Kopenhagen. Doch fheinn fie ihren Ueberſchriften
nad komiſcher Gattung geweſen zu ſein (en dram. fortaelling
om .den Kiaerling som ved sin Hunds Hjelp forförte en
Kone til Utroskab, d, 5. dramatiſche Geſchichte eines Mannes, der
mit Hilfe feines Hundes eine Frau betrog, — Paris Dom
dramatisk fremstillet, — Comoedie om den hellige Dor-
rothea). Wahrfcheinli ganz in verfelden Manier ſchrieb
Peder Jenſen Hegelund?) aus Ribe (1542 —-1614)
fünf bibliſche Schaufpiele und ließ vor Friedrich IT. von feinen
Schuͤlern (er war Rector der Schule zu Nibe) eine von ihm
verfaßte Daͤniſche Bearbeitung von der Lateiniſchen Comodie des
Xyſtus Betulefus,; Sufanna, aufführen, gu ber er nichts Eis
gened hinzugethan hatte, als die perfonificitte Calumnia oder
Diabola personata. Ein anderer Geiſtlicher Hieronymud
Juſteſen aus SZütland (1539—1607), mit dem Beinamen
Rand*), fehrieb mehrere bdibliſche Originalftüde, die er alfo nicht
nad gewöhnlicher Manier erfi aus dem Lateinifchen und Deutfchen
überfegt hatte, und ließ In dem einen fünf Teufel. auf einmal
>
936 Dänifche Poeſie. Drama.
ganz fo, wie der bümmfle pfaͤffiſche Aberglaube fie fd
Pate, auftreten. Allein er ſchrieb auch die erfte Poſt,
die fein Vaterland befigt, und benupte darin die Schwäda
der Geizigen auf eine höchſt burlesfe Weile. Trop diefer Orb
ginalarbeit und dem DVorgange eines Anonymus, der gleitet
ein nur handſchriftlich erhaltenes, nit mißlungenes Srüd,
Kordeending?), auf die Bühne brachte, und ungeadte di
Verſuchs des Predigers Hans Thomeſen Stege), die
Geſchichte der Kleopatra und des Antonius, wenn auch In Anit
telverfen, zu dramatiſiren, tropdem endlich, daß bereitd 1596
1605 eine Ueberfegung des Eunuchus des Terenz in Däniise
Berfe unternommen worden war, blieb man doch bei den
biblifhen Style, und Peder Thögerfen aus Ranterd
(+ 1634)’ bearbeitete noch ein lateinifhed Süd, Nabal'), für
feine Landsleute, Anders Kieldſen Thybo°) frieb di
Geſchichte Abfalone, Jens Kieldfen (1638) die Gefdidte
Sofeph’a°) und ſelbſt Erik Eritfön Broby, der unter dem
Namen Pontoppidan befannter if, aus Fühnen (1616—-
78) dramatifirte nod die Hochzeitsgeſchichte des Toblas'"). Fred
ib darf man ſich aber hierüber nicht verwundern, denn Yub
munterung fand die dramatiidhe Literatur gar nicht, was man
fhon daraus abnehmen kann, daß die Verfaſſer der an
geführten Stüde fämmtlih Prediger oder Schulmonarchen war@,
und diefe Brodufte ale nur dazu dienten, entweder bei Belt
hoher und vornehmer Perfonen zur Unterhaltung derſelben beiw
fragen ober die Lehrer und Schüler unter fi ſelda zu be
Iufigen, wie dieß befanntlih noch heute auf manchen Jeſuiler
ſchulen der Fall fein mag.
3) &. 9. Topp Wandal, Gfterretning om gamle danske Skueſpil hi
bet 16 09 17de Aarhundrede; fom Fortaler til Ifle og 2det Bind of Sem
ungen af de 1776—78 ubgivne ny originale Skueſpils iſte og Ldet Bin.
Kiöho. 8. (Fr. Schwart) Hiftorisf Gfterretning om den danske Stumlatk
Kibhv. 1785. 12,
2) Ausz. a. d. Stüd b. Ryerup a, a. O. Bd. I. p. 131164. u W
nerva 1786. I. p. 706 Sy.
3) Sufanna Gomicotragoebia — i danske Rim. Kjbho. 1578. 4. Dun
zwei Anhänge: Artes astusque muliebres 9: Nogle Ayinbeskiflekonser
auch ebd. 1650. 8.) u. Calumnia seu Diabola personata. ebd. 1579. k
. Ryerup 8b. II. p. 1-20. u. Schlegelö Ausg. v. Stange, Shriſtian
Diſt. (1740.) Br. T. Anhang. j
Däniffhe Poeſie Roman. 9837
4) S. Ryerup Bd. II. p. 27—82. — Kong Salomons Hylding, m
Inftig og nyttig Comoedie af Kong Davids Hiſtorier uddraget. Kjbho. 1585.
4. Samſons Keengfel, det er en ynkelig Tragoedie om den fteerfe Krigshelt
Samfon. Aarhus 1633. 1646. 4. 1702. 8. Karrig Nidding, det er en Ipftig '
Leeg eller Somoebie. ebd. 1633. 4. 1709. 8 En ny Viſe om nogle Fugles
Natur og Sang. Kjbho. 1617. 1650. 1669. 1697. 8. 1730. 4. u. in d. Lev⸗
ninger af Middelald, Digtek. H. 1.
5) ©. Nyerup Digt. Hift. Bd. TI. p. 108 sq.
6) S. Nyerup Bd. IT. p. 134. — Cleopatra eller en hiſtorisk Trags⸗
dia om ben fidfte Dronning i Egypten ved Naffu Gleopatra oe M. Antonio,
en Romersk Keyfer; hvor hefftig Kierlighed de haffun hafft til huer andre,
at de haffun offuergiffuet de Ting deres gode Raff n kunde fkeet til Forfrem⸗
melfe oc leffuet i Drukkenſkab, Horeri ꝛc. famlet og paa danske Rijm udfat.
Kibhv. 1609. 8. ”.
7) proben b. Nyerup Bd. IT. p. 123-136. Der Zit. d. Origin. ift:
Rndolphi Gualteri Tigurini Comoedia sacra quae iuscribitur Nabal
desumta ex I. Samuelis XXV. cap. Argent. 1562. 8.
8) Absslon, historia sacra, comoebivis beſtreven. Kibhv. 1618. 8.
S. Ryerup Bd. II. p. 154—159. 178 - 187. |
9) Zofeph Hiftorie — en Comoedie paa Vers, fteht bei Wandal a. a.
D. St. II.
10) Somoedie om Tobis Giftermaal, til Flemming Ulfelds Bryllup.
Kibhv. 1635. 8. ſ. Nyerup Bd. IL. p. 160. |
$. 746.
Was den Roman anlangt, fo if von ihm jet
noch feine Rede, denn Alles, was fih hierüber vorfindet,
befchränft ſich auf Meberfegungen und Bearbeitungen auss
ländiſcher Sagenftoffe zu Bolfsbüchern, an denen Dänemarf
ſehr reih iſt, und feld des Claus Pors!) aus Dellingföe
Lebenscompaß befteht nur auß einer Menge einzelner, aus Deutſchen
Duellen gezogener Geſchichten, If alfo durdaus fein Original,
und wir fönnen daher hier ald ſolches eigentlih nur des bes
rübmten Biſchofs von Bergen Erik Pontoppidan?), ded
Sohnes des oben genannten Ludvig P, aus Aarhus
(1698 — 1764), geiftliben Roman Menoza, der jedoch gewiſſer⸗
maßen don in den folgenden Abſchnitt gehört, anführen,
1) En nottig Husbog; kaldes -retteligen Levnets Compas, fom indeholder
mange ſtjonne vigtige Leerdomme, Advarsler og Paamindelfer, ſom enhver
chriſtẽn Ben kan rette fit Liv og Levnet efter. Cr tilſammenſkrevet af mange
adſkitlige Boger, med ſmukke Hiſtorier formeenget; lyſtig at lesſe baade til
Exerbom og Tidsfordriv. Med ſtor Flid transfereret og udſat af Tydſten og paa
vort danske Tungemaal. Kjbho. 1613. 8. Auszug u. Abkürz. in: Hvorunder
ſindes adſkillige ſtzonne Lesrbomme, Advarſeler og Paamindelſer, med hos⸗
1
938 Daniſche Poefie.
[giebe Inflige Hiflorier, til Tidefordriv artige at Ieafe; for naeften 100 Aa
s
n med for Flid famlebe og af det tubfle paa vort danske Sprog udſatte
af SI: Pors. Ru paa nngiennemfeete og corrigerede. ebd. 1703. 8,
2) Menoza, em afiatist Prints fom drog Werden om Chr
satte? 1120-4. III. 8. Deutſch u. m. —* Theilen Pen e. Use
nannten: Denoza, e. aflat. Dein, welcher in ber Welt umherzog, Chrifn
zu fuchen. Kopenh. 1747—57. VI. 8. f. Lorks Nachr. Bd. I p. 14-18
$. 747.
Haben wir nun bis jegt elgentli nur die Anfänge mt
Dänifchen Poefie betrachtet, fo wenden wir und zu ber Epohe,
wo das goldene Zeitalter derfelben beginnt. Der Urheber bie
fer Reformationsperiode war Ludvig Holder‘) Wi
Bergen (geb. 1684), ein Mann, den man mit Recht den
Moliere des Nordens und den Vater der ſchoͤnen Literatur in
Dänemark genannt hat. Er hat fih nichts weniger als frü
zeitig mit feinem eminenten poetiſchen Talente hervorgethan; ja
er fühlte, wie er in feiner Selbfiblographle, den Briefen a
einen großen Herm (1727 —63) erzählt, blos Neigung um
Reifen, weldhe ihm auf einmal, ald er kaum 20 .‚Zahre'cl
war, buch das Leſen einer Relfebefhreibung gekommen WA,
-und ſo befuchte er Holland, Rorwegen, England, Deutfbld,
Sranfreih und Stalin, freilich nicht in einer Tour, fonbem
in mehrmaligen Ausflügen, aber doch fon mit einem gewiſſen
Drange, ſich Kenntniffe zu erwerben, der nur dann begreiflich wie,
wenn man die Entbehrungen in Anfhlag dringt, die nid
auflegte, um ihn zu befriedigen. Jedoch fah er auch Hier ſchon
das Leben blos von ber heiteren Seite an, und indem er ed
für ein Luffpiel hielt, fo kam ihm auch feine eigene Role
darin nur fonderbar, nie traurig vor, alle anderen mit im in
Verkehr kommenden Perfonen aber betrachtete er bios dd
feiner Ergoͤtzlichkeit gemacht, unb fo war er denn natirld
mit der Kataflrophe, fie mochte ausfallen, wie fie wollte, im
mer zufrieden. Nach Haufe zurüdgefehrt warb er SPeofefor
der Metaphyſik Cd. h. der ſcholaſtiſch⸗pedantiſchen jener Zeit) an
der Univerſitaͤt Kopenhagen, und als folder wollte er dem bie
Dichtkunſt, über. die er doch urtheilen ſollte, ſelbſt kennen lem
und wählte als Probeüd die feste Satire des Juvenal, bo
Dänifche Poeſie. 939
kanntſich die ausgelafienfie von allen. Diefe überfegte er mit
dem ihm angeborenen, aber biöher im Schlafe gelegenen Dichtertalente,
allein das Meifterlüd wimmelte noch von Berflößen gegen die
Verslehre, und fo fah ſich Holberg gemöthigt, dieſem trodenen
Studium längeren Fleiß zuzuwenden. Mit welchem Grfolge
dieß geſchehen war, zeigte er 1719 durch feinen Peter
Paars, ein komiſches Heldengediht, worin er mit dem Pa-
thos der Homeriſchen Batradomyomadie die Begebenheiten be-
fingt, die einem Dänifhen Künfller auf einer Fahrt von wenigen
Stunden, welde er unternommen hatte, um feine Braut zu
fehen, begegnet waren. Das Bud ward in anderthalb Jahren
dreimal vergriffen, und die Critik ſtellte dieſe burleoke Odyſſee
den erſten Produkten anderer Länder in dieſem Genre an die
Seite, was fh am Bellen erflärt, wenn man diefes
eigentlich floffarme Sujet feiner Ausdehnung nad betrachtet
und fid Darüber wundert, nicht durch das Lefen deſſelben ermuͤdet
worden zu fein. Nun folgten (1719) feine vier Satiren, die er,
wie feine anderen Dichtungen, pſeudonym als Hans Miftelfen
unter dem Titel: „Stjeimtebichte” In die Welt ſchickte und In welchen er
durch feine richtige Unterſcheidung diefes Genres von der fhalfhaften
Heiterfelt der komiſchen Epepde nicht weniger den Preis davon,
trug. Bald Fam er aber auf die ee, feinem Vaterlande ein
Nationaltheater zu fchaffen, und fo fehrleb er denn 1723—25
feine erfien fünfzehn Luſtſpiele, machte dann wieder eine Reife
nad Paris, um fi unter dortigen gelehrtn Alterthums⸗
forfhern, Philofopben und Theologen in beichrenden Discnfs
fionen zu erholen, und als er in fein Vaterland zuruͤckfam,
publicirte er feine Metamorphosis, ein Gegenſtuͤck der Ovid⸗
tfhen Metamorphefen, worin Pflanzen und Thiere in Menfhen
verwandelt vorfommen, aber gleichwohl ihre früheren Neigungen,
Leidenfhaften und Eharactere beibehalten. Da ſich nun darin die
heftigften Ausfälle gegen einzelne Corporationen und Wiſſen⸗
. fehaften vorfinden G. B. ein Bol wird, - feiner ſtößigen
Kyörner und feines Bartes wegen Philoſoph), fo mufte er folde
Angriffe aushalten, daß er der Poeſie auf einige Zeit Valet
fagte und fih auf die rein wiſſenſchaftliche Seite legte. So
erblickten denn feine Statifif von Dänemarf (172949),
940 Dänifche Poeſie
feine für die neuere Zeit klaſſiſche Geſchichte von Daͤneman
(1732 — 35), feine allgemeine Kirchengeſchichte ſeit Luther
(1738), feine Lebensobeſchreibungen berühmter Männer (1739)
feine Gefcbichte der Juden (1742) und feine Lebendbeidrch
ungen berühmter $rauen (1745) das Libt der Welt. Indeſſen
ſchrieb er nebenbei noch eine Anzahl Luftfpiele, fowie er In
einem und demfelben Jahre (1741) feine Unterirdiſche Reije
des Niclas Klimm und fein zum dritten Male umgearbeiteted
Naturs und BVölferreht veröffentlichte. Im 3. 1749 erſchienen feine
moraliſchen Betrachtungen, Epifleln und Kabeln und 1753 ein Gegen⸗
ftüd zu Montesquieu's berühmten Buche oder feine Abhandlung über
bie Größe der Römer, ohne daß er aud während diefer Zeit für dab
Thenter untbätig gewefen wäre Mittlerweile war er thelld
durch feine Schriften, theils durch feine Stellen (er war Pro
feffor der Eloquenz, Mitglied des Conſiſtorii und Duäflor de
Univerfität) reih geworden; ja trogdem, daB er eine Rab
ahmung des , Buͤrgers als Edelmann“ von Moliere geſchrieben
hatte, hatte er ed angenommen, daß ihn der König baronifitie;
indeß genoß er diefe Ehre nicht lange, er .flarb ſchon dan
27. Januar 1754. Betrachtet man nun das Verbienf
Holberg’6 im Allgemeinen, fo wird die Critik daſſelbe nad
zwei Seiten bin aufiaflen müffen, nämlih einmal in Bauy
auf das, was er als Dichter, dann in Hinfict deſſen,
was er als philoſophiſcher Hiſtoriker geleiflet hat. Nun haben
wir aber fhon gefagt, daß feine Geftichte von Dänematl,
trogdem daß die alte Zeit und das Mittelalter darin fehr ob
flaͤchlich behandelt find, vortrefflich und von feiner fpäteren Aral
diefer Art übertroffen iR; denn abgefehen davon, daß ihm übt
die neue Zeit alle möglichen Urkunden zugaͤnglich waren, die A
eben fo unparteilfi® als forgfältig benugte, erzählt er gil
urtheilt Immer treffend und zeigt auch In der Darſtellung wirf
lich hiflorifches Talent, Seine anderen hiſtoriſchen Ardeiten
find zwar nicht mißlungen, allein jetzt faſt ganz vergeſſen,
mit Ausnahme des Buches, welches, obwohl nicht in ber Na⸗
tionalfprache geſchrieben, denn es if von ihm aus Yurdt vor
ser Genfur in Lateiniſcher Sprache abgefaßt und claffifch erfl 1781
von Baggefen ind Däntfche übertragen worden, dennoch als die
Daͤniſche Poefie. | 941
Mutter des Daͤniſchen Romans zu betradten il. Es iſt dieß
die Reife Niclas Klimm’s in die Unterwelt, war im Geſchmad
von Gulliver's Reifen, aber mit weit ausgelaffenerer Satire (gegen
die pietiftifhen Dunfelmänner, die ihn aber dafür auch heftig
verfolgten) und in ächt philoſophiſch⸗Demokritiſcher Raune gefchrieben.
Die Babel iA fehr einfah: ein Norwegiſcher Baccalaureus (zu
Ende des 18ten Jahrhunderts gab ed zu Bergen einen Lauter '
mann Niel Klim, und dem Romane nad) endigt auch der Held
deſſelben als folder) läßt fi durch die Neugierde verleiten,
mittel8 eines Seiles fih in ein tiefed Loch binabzulafien, wel⸗
ches er In einem Zellen feiner Heimath entdedt hat (wirklich
giebt es ein ſolches bei Bergen); dieſes reißt, und der unglüd«»
liche‘ Abenteurer fällt In die Unterwelt hinab, wo ihm nun eine
Unzahl von fonderbaren Begebenheiten zufößt, Die ebenfo
originell erfunden, als unterbaltend und lebendig erzählt und
piquant angewendet find, \
Bei Welten die wictigfen feiner Leiftungen find aber
feine Lufifpiele. Bis auf ihn gab es In Kopenhagen fein
Nationaltheater, nur eine Geſellſchaft Branzöflfber Schaufpieler
hatte dad ausſchließliche Vorrecht, Auftipiele und Balleto, ja
fogar Marioneiten aufjuführen, Erſt 1722 fpielte man den
Geizigen von Moliere in einer Deutfchen Leberfegung, und in
demfeiben Jahre noch Heß Holderg feinen polttiihen Zinngießer
erfcheinen, der ungeheueren Erfolg hatte?). Auf diefes Stüd
folgten vierzehn andere, die zwar ebenfalls mit eminentem Erfolge
bei dem Volle gekrönt wurden, allein den Beifall der Vor⸗
nehmen mit ihrer allerdings fehr niedrigen Comik nicht erlangen
tonnten, und fo geſchah «8, daß die Ueberſetzungen der Molier.
fhen Etüde auf dem Theater immer noch mit den Holberg'ſchen
DriginabLuffpielen abwecfeltn; ja ale 1723 die genannten -
Schaufpieler vor dem Hofe eine Vorſtellung geben follten,
fo wählte man dazu noch Moliered bourgeois gentilkomme,
Dieß hinderte unferen Dichter jedoch nit, immer mehr für das
Theater zu fchreiben, und fo fam denn (1744) aud der be
rühmte Don Ranudo de Eolibrados zu Tage, ein Stud, weldes
troßdem, daß die bei ihren Stammbäumen und Adelsbriefen
verhungern wollende Noblefle jept zu den Antiquitäten gehört, heute
9 Daniſche Poefl.
noch gern gefehen wird, Sonſt find no zu erwähnen da
redliche Ehrgeiz, der eilfte Junius, Erasmus WMontanus, du
Porträt eines gelehrten Pedanten, der Geſchaͤftige, Hans au
Frankreich oder der Deutſch⸗Franzods, die Garricatur. eines ned
Paris gereiten Geden, die Hererei, die Wochenſtube mit ihren
Weibergeträtſch, Heinrich und Pernifle, in welchem Stüde a
den beften Harlefinscharacter ohne Eofüm, der je erifirt hat,
darfielt, Melampe und Ulyſſes von Sthafa,- worin er dm
Schwulft der Lohenfteinifchen, von den in Dänemark herumziehenden
Deutſchen Gomödianten gefpielten Trauerfpiele aufs, Treffendfe
an den Pranger ſtellte, . Holberg hat die Samw
lung feiner Scaufplele in einem richtigen, freilich damals
etwas arrogant ſcheinenden Borgefühle den Dänifchen Shaw
platz genannt, denn außer ihm gab und wird es nie für
Dänemark einen zweitn mit ihm zu vergleihenden Rationab
dichter geben, fo viele deren auch da find und noch fommen
werden. Allerdings find die von ihm 1731 bis 1752 ge
ſchriebenen Stüde die beflen, denn bie in dem letzten beiden
Jahren feines Lebend herausgefommenen find matt, allin
troß ihrer Prügelfcenen und niedrigen Anfpielungen Immer not
weit beffer als die große Maffe unferer fogenannten Ealonftüde, die
oft unter ‚der ſcheinbar rein glänzenden Emailübertündung einer
alten Goquette die erbärmiihe Unmoralität eines Induftrie
ritterd verbergen. Endlich kann man ibm auch das nid
- zum Borwurf madhen, daß er den Franzoſen "die ſtereolype
Figur der Intriguanten Kammerdiener und Kammerjungfern, ja
. febR den Deutfhen und Stallmern mehrere Sujds a
borgte, denn fein Talent, feine Phantaſie, feine Geſch—
lichtelt in der Erfindung der Intrigue, fein Humor, ei
feine philoſophiſche Lebensanfhauung find dabei fo nen, "
originell, daB das Wenige, was er Fremden verdankt, zw einem
Nichts zufammenfhmilzt. Indeſſen darf man auch dabei nicht mv
geflen, daß er zuwellen abfihtlih das burledfe Element zu ſcht
übertrelbt, mandmal fogar Unwahrſcheinlichkeiten, ſelbſt luͤden⸗
hafte Situationen ih zu Schulden Formen läßt, je di
Sprache des gemeinen Mannes zu fehr überwiegen und ſich
wmangenefe, häufig fogar ſchmuzige Ausdruͤcke entſchluͤpfen
Daͤniſche Poeſſe. 943
läßt, welche oft kaum die Zelt, worin er lebte, entſchuldigen
dürfte,
1) ©. Lynholm, Or. fun. in L. Holberg Hafn. 1754. 4. Riccron
Mem. überf. dv. Baumgarten, Bd. XX. p. 401-426. Athene 1813. Bd. I.
p. 21 sq. 2897 sq V. p. 2it sq. 482 sq. VIII. p. 229 aq. IX. p. 97 sy.
>69 sq. Minerva 1786. Bb. II. p. 389. 1790. Bd. I. p. 162. 1794. 3b,
HT. p. 365. 1800. 8b. I. p: 93 sq. Mag. f. d. Eit. d. Ausl. 1832. nr. 78
. Hiihing Eit. Odbch. Bd. III. 1. p. 210— 22. Fürft, Briefe über Das
nlice eiter. Bd. II. p. 1—115. Ampere in ber Revue d. deux mond,
1832. T. VII. Pruß,-Literar. Tafchend. 1844. p. 243-383. K. €, Rab:
bet, Om £. Holb. fom Lyfifpiibigter 09 om hans Luflfpil. ebb 1815——
17. III. 8. YHolbergiana udg. af Boye. ebd. 1832—35. III. 8. X. P.
J. Dahl, Til Belysning af Kritiken over e. D. Gomebier. ebd 1844. I. 8 _—
Dans: Miktelfen’s Peder Paars Poema heroico-comicam. Kibhv. 1719 —
20. 8. 1772. 4. 1794. 8. udg. af R. H. Seidelin. ebd. 1798. 12. uba. ved
J. ©. Lange. ebb. 1835. 12. Udg. v. X. E. Boye. Med Holbergs Satir.
Sritil over Peder Paars, forsgede Opl. ebd. 1844. 4. u. 16. (Deutfch von
Scheibe. Kopenh. 1750. 1764. 8.) Hans Milkelfen Fire Skiemtedigte, ebd.
1722. 1728. 8. Hand Mikkelſens Comoedier Kibho. 1723—%5. III. 8. Den
Danste Skueplads. ebd. 1731. V. 8. Dazu 3d. VI. u. VII. ebd. 175354,
8. Ry Udg. 0. 3. VII. 8. Ny Ubg. ved X. E. Bone. ebd. 1824-37. YII
16. Dramatiske Skrifter med Anm. ved 3. G. Lange. ebd. 1832-33. VIL
12. Gomebier. Udg. meb Anm. under Zerten, Inlebninger og Opinsninger
til ethvert Luſtſpil. Kjbho. 1844 »q. 8. (Deutih, Hamb u. Rpag. 172385
Kopenh. u. Epag. 1759—78. V. 8. Luftipiele, überf. v. Dehtenfäjläger. epzg.
1872—23..IV. 8.) Hans Mikkelſens Metamorphofis eier Korvanblinger i
Danske Vers med nogle orthographiste Anmzerkninger. ebd. 1721. 8. (Deutfch
epzs 1746. 8.) Moralöte Kabler. ebd. 1751. 8. med en Fortale af Bone.
ebd. 1832. 8. (Deutſch ebd. 1751. 1761. 8. Klensb. 1769. 8. |. Suhm in d.
Athene, Bd. IX. p. 352 sq.) Nicolai Klimii iter subterraneum. Hafn.
1741. Ed. — —* — a 1185. 8. * Klims
underjordiske Reiſe, overſ. af 3. geſen. ebd. 4. udg af Lange. ebd.
1834. 12. (A. b. Lat. ins Deutſche Ent. Kopenh. 1780. 8. v. Diylius. Bert.
1788. 8. %. d. at. v. E. G. Wolf. Epag. 1828. 8. m. e. Cini. ebd. 1847.
8.) Ubvalgte Skrifter ubg. veb K. L. Rahbek. —28 1804 14. XXI. 8.
2) Das Stück ie Driginal und hat von St. Evremont's Profaz
Euftfpiel: „Sir Politik Would-Be‘“* nur. ben Ramen.
$. 748.
Trop dem aber, daß Holberg wie ein weit leuchtendes
glaͤnzendes Meteor am Dichterhimmel Dänemarks geglänzt hatte,
nahm. doch die Poeſie daſelbſt nicht den Aufſchwung, den man
Hätte erwarten follen. , Der Grund lag in der Gallomanie, die
in der gangen Nation eingeriffien war, und in ber Nichtachtung,
welche die vaterländifhe Poeſie von Selten des Koͤnigshauſes
erfahren mußte, wo man nichts als Franzoͤſiſche Literatur ſchaͤtzte
und pflegte und natürlih an eine Wufmunterung einheimiſcher
Genialitaͤt am Allerwenigſten dachte. Die Folge davon war,
244 Daͤniſche Poeſie.
daß ih far Niemand mehr die Mühe nahm, den Pegafus yı
beftelgen, und als ‘Probe, bio zu welchem Brave der Vaſel
der Rattonalpoefie ging, bat man noch heute jene Sammy
von Trauerelegieen auf den Tod Chriſtians VE., wo die gan
Sippſchaft der damaligen Däniften Schulpoeten- ie Scerflis
beigetragen und auf dieſe Weile eine Sammlung von geihmad,
Lofen, platten, hölzernen, oft finnlofen Reimereien zu Stan
gebracht haben, die gleihfam abfihtlih von der Geſunkenheit
des guten Geſchmacks und von dem Mangel an allem Seal
ein Zeugniß ablegen ſollte.
Da öffnete fih mit der Thronbeſteigung Friedrich's V.
(1746— 66), des Gruͤndets der Academie der ſchoͤnen Künle
und Wifienidaftm zu Kopenhagen (1758), auf einmal wiee
eine befiere Ausfiht für die Zukunft der Dänifchen Rational
poefle, denn dieſer weile Monarch wußte wahres Verdienſt aw
zuerfennen und zu ſchätzen. Dazu fam noch, daß KHolberg ımd
Pontoppidan jährlih eine beflimmte, freilih geringe Sum
für ein Preisgedicht ausgefegt hatten, welchem Beifpiele dir
Kopenhagener Academie der fhönen Künfle und zwei gelchrit
Geſellſchaften, eine Dänifte und eine Norwegiſche, folgten, ob
gleih leptere beiden aus mißverflandenem Patriotismus nu
erclufiv- verfuhren und fib fo zu Lngerectigfeiten verleiten
ließer (3. B. die Norwegiſche gegen den Dänen Ewald und
die Dänifhe gegen den Norweger Weſſel).
$. 749,
Indefien hörte die eigentliche Originalität der Daͤniſchen |
Poefie ſchon wieder mit Holberg auf, denn aud die nad ie
folgenden großen Dichter Tullin, Weſſel und Ewald m
die Repräfentanten von eben fo vielm fremden Schulen, freitt
mit Natlonalelementen' mobificiet, aber doch nicht mehr originel
in dem Ginne, wie man dieß von Holderg fagen darf, I
nennen. Es fritten ſich nämlich faft gleichzeitig drei auslän®
iſche Schulm In Dänemark: um den Borrang und die Of,
den Dichtern der Nation Geſetze vorſchreiben zu durſen, Wi
Sranzöflfche, welcher die Form über Alles, alfo aud über IM
Inhalt ging, die Deutſche, welde den letzteren über die eier
Daͤniſche Poefie. 945
feßte, und die Engliſche, welde eine Art von Juſtemilleun
zwiſchen beiden fpielte, alfo ziemlich wie in Deutſchland, wo
wir den Streit Gottſched's und feiner Anhänger mit Bodmer
und der Schweizer⸗Schule, die übrigens In Dänemark die
Leipziger Schule ſtets in Schatten flellte, beobachtet haben.
Kährend nun eben eine Anzahl ber unten bei den einzelnen
Dictungsarten zu erwähnenden Dichter ſich dem Einfluffe der
. lebtgenannten Schule hingab, trat Ehrifian Braunmann
Zullin aus Ghriflania (172865) auf, der, befonders
dur die eben erwähnte Akademie ver fchönen Wiſſenſchaften
unterfügt, in der Daniſchen Poeſie wieder einmal Epoche
madte. Gen erſtes Gericht, das befannt wurde, war der
Maitag geweſen, eine trefflide Beſchreibung der Wicherauferfichung
ver Ratur im Brühling, freilich mandmal etwas zu fentimen-
tat und mamierirt, fa fetb nicht ohne fremde Rahahmung,
im Ganzen aber doch die Arbeit eines zartfühlenden, frommen
und wahrhaft poetifchen Kopfes. Bald darauf frönte (1764)
die Akademie zwei andere Gedichte deſſelben Meiſters, die
Schifffahrt und die Schöpfung, aus denen man fehen Eonnte,
daß das Genie des Dichtere auch nicht vor erhabeneren und
großartigeren Aufgaben zurüdbebte, fondern fi feines Muflers,
Doung’s, würdig zeigte, obwohl die beſchreibenden Etellen hier
doch etwas zu lang find und dem Total-Eindrude ſchaden.
Seine übrigen Arbeiten beflehen aus gezwungenen Gelegenheits-
gedichten, manterirten erotifchen Oden, die, innerlich haltlos, Außer:
li biümelnd coquettirn, und aus Idyllen, verunglüdten Rad
ahmungen Griechiſcher Muſter. So war der .Repräfentant ber
Englifchen Schule beſchaffen!); ſehen wir jetzt, an wen die Franzoͤſiſche
ihren Stägpunft fand, Dieß war ber berühmte Parodiſt Jo⸗
ban Hermann MWeffel aus Weſtby In Norwegen (1742
—85), eine Art verlorenes Genie, wie Lidner und Bellmann,
freillch nicht ganz fo liederlich wie diefe, allein dad Immer
forglos, gleichgültig umd unbefümmert um die Zulunft, darum
auch zu jeder nur einigermaßen umfaffenden Arbeit unfähig.
Naluͤrlich find daher auch die meiſten feiner Dichtungen heiterer
Art, Bacchiſche Lieder, wie Bellmann fie ſchrieb, Epigramme,
komiſche Erzaͤhlungen in Berfen find die Belder, auf denen ſich
Gräfe, Handb. d. Kirsrärgeihichte. II. 60
946 Dänifche Poefie.
feine Mufe erging. Allein fo originell er aud in Bexpig anf
die Idee und die Phantaſte ſcheint, fo ſcharf er tn feine
berühmten Parodie, „Liebe ohne Strümpfe”, der befim, bie
je »gefhriehen ward, das Franzoͤſiſche Theater durchhechelt, allı
als offenbarer Begner der Franzoͤſiſchen Manier auftritt, fe
bat er doch dur haͤufiges Leſen Franzöſtſcher Dichter in Ber
fieation und Ausprud ganz bie Färbung berfelben angenommen,
und bringt man die Sprache felbft in Abrechnung, fo werben I
feine Berfe fo fließend, harmonlid. und glatt leſen laſſen, wi
die der muntern Branzöfifchen Säule feinee Zeit. So wa
alfo der Franzoͤſiſche Einfluß factiſch gerade durch bie Bene
deſſelben aufrecht erhalten. Da trat Weſſel's Landsmann Johan
Ewald?) (17485—81) auf, der In vieler Bejiehung ihe
aͤhnlich war, denn er liebte wie biefer ben Trunk und bie fdlcdhimn
Geſellſchaften, befand fi alfo auch wie diefer Immer in Roth,
obgleih er fein verſchuldetes Elend nicht wie Weſſel belachtt,
fondern auch in ber Nuͤchternheit bewelnte, wie es font Säuft
nur In der Trunfenheit zu thun pflegten. Freilich hatte Ihn
dahin die Verzweiflung über die Untreue einer Geliebten, Ru
mend Mrenfe, gebradt; um ihre Hand zu verbienen, wat
er Soldat geworden, hatte es aber freilih nur vom Tambout
zum Gorporal gebradt. Bon feinen Aeltern zurückgekauft, fuchle
er Troft in der Poeſie, und fo erfchien denn fein geiſwolles
allegoriſches Gedicht, der Tempel des Gluͤcko, und feine Gantalı
(1766) auf den Tod Friedrich's IV. trug dem Sieg über al
Mitbewerber davon. Jetzt wendete er fi aber zum Dram
und ſchrieb zuerſt ein erfolglo® gebliebenes Stuͤck, Adan un
Eva, welches aber dadurch Urſache ward, daß er die Franzdfiid
Manter aufgab und fi nad den alten Römifchen Glaffiter,
nad Shaffpere und Offien, beſonders aber nad Klopftoch ii
bilden ſuchte. So gab er denn ale Brobe feiner
feinem Vaterlande (1770) das erfle National⸗Trauerſpiel, Roll
Krage, in poetifcher, glänzgender Profa, das jedoch den Beijſal
der Academie nit gevann und. auch nicht aufgeführt were.
Dadurch nicht zurüdgefchredt, bichtete er bald darauf (1774)
ein zweites Drama, jedoch in Werfen, mit (hören um
ganz lyriſch, Balder's Tod betitelt, in weichem er ſich dm
Daͤniſche Poeſie. 947
an die alte Mythe hielt, aber dieſem einfachen Stoffe ſoviel
Reiz der Poeſte abzugewinnen, ihn mit ſoviel dramatiſchem
Leben, mit einer ſolchen Phantaſie zu ſchmuͤcken wußte, baß ber
Erfolg diefes an ſich allerdings vollendeten Meiſterwerkes ein ent⸗
fhiedener war. Mittlerweile ließ er ein Schäferfpiel, Philemon
und Baucis, und drei Lufifpiele folgen, die aber feinen rechten
Beifall fanden. Sein letztes beveutendes Werk war eine Art
Singſpiel, die Bilder, worin er die befpenmüthige Aufopferung,
mit der einige Schiffer aus Hornbeck die ſchiffbruͤchige Equipage
eines Engliſchen Schiffes gerettet hatten, verewigen wollte. Das
Stüd iſt nit ſchlecht, allein deswegen wenigſtens verbient er
den Ramen des Dänifchen Schißer, den man ihm beigelegt
hat, no nit. Unter feinen anderen Arbeiten nennt man
das Gluͤck von Rongfled, mehrere Oden voll hoher Begeiſter⸗
ung und einige rührende @legien (4. B. auf die Hoffnung,
Erinnerung x.)ꝰ).
8. Mineroa 1789. 8b. I. p. 166 «q. 1799. Bd. III. p. 324 sq.
Bd. IV. p. 333 sq. Fürfl Bb. I. ? 84-139, — En Maidag. Kibhon.
1758. 1759. 1764. 3. Om Sofarten, in d. Be til de ſtjonne Bid. St. I.
Dm Skabningen⸗ Ypperti bed, in d. Forſog. St. II. Samling af Zullins
Vers. Kibhon. 1763. 4. —ES e ER * 1770—73. III. 8. Ubdoalgte
Dichter med en Fortale af Bapbet ebd. 1799. 8. Udvalgte Skrifter, udg.
ved Schaldemofe. ebd. 1833. 12.
2) ©. Minerva 1786. Bd. I. p. 9 aq. Kürft Bd. II. p. 116-162.
— Samtlige Stifter. Kjbho. rat II. 8. 1817. II. 12. amiede Digte
af A. E. Boye. 1832. ebb. 1844. 8. Samlede Skrifter, veb F @. Lange.
* 1833. 12. Vosrker. ung. ved P. 8. Moller. ebd. 1844. 8. Udvalgte
Digte, valgte og vdgione af K. H. Seidelin meb Fortale af Rahbek. ebb.
180 8. Brodne Potter i alle Land — In Selſtabsſange med Melodier. ebd.
1788. g. 1
3) ©. Chr. Molbeh, I. Ew. Levnet meb gorag til hans Didier:
vserters Hiſtorie og Eharacteriſtiẽ Kjbho. 1831. 8. Fr. Ehr. Den, 3 .
Lin.og Forholde i Aarene 1774—77. ebd. 1835. 8. eiething, 2
167—171. Deutſch. uf 1781. —* is, Zürft, Briefe üb. 5. KR
Liter. Wien 1816. Bd. I. Dansk. Muf. 1782. p. 681700,
Minerva 1808. 381 4 ben in NN Slio. 9. U. '$: 82—133. Dehlen⸗
fdyleger in d. Alhene 181. p. 355—400. — Leytkens Tempel en Drom I in b.
rſog til be ſtjonne Bideneht. 1764. &t. III. Gantate ved Kong Freberit
tes —* gen ngelfe. Kibhv. 1767. 4. Sidſte poetiske Kolelfer. ebd. 1781. 8.
Samtlige Skeifter. ebd. 1780-91. 1814—16. IV. 8. Ubvalgte Etrifter udg.
af 3. ©. Lange. ebd. 1835. IT. 12.
$. 750.
Uebrigens war dieſelbe Zeit, wo jene großen Geiſter
lebten und wirkten, zugleich nit unerfprießlih für die Critik
60*
9 Dänifche Poeſie.
und Aeſthetik, weil Joachim Wieland!) aus Kopenhage
(1690-1730), ver Zeitgenofie Holberg’6 und der Grün
und Director der Königliden Druderei, fowie ber Samak
vieler älterer und gleichzeitiger Daͤniſcher Dichterwerfe, durd
feine gelehrte Literaturzeltung (1720) eine Arena für wie
ſchaftliche Discufftonen eröffnete. Die Critik fand aber auch, abgeiehen
von dem oben ſchon angeveuteten influffe der Koniglichen
Geſellſchaft der Wiſſenſchaften (feit 1742) und der von Lange
bet ziemlich gleichzeitig errichteten Daͤniſchen Geſellſchaft mr
BVerbefferung der norbifhen Geſchichte und Sprache (1745)
auf die Sprade, eine wahrhaft treffliche Unterſtuͤzung an
Jens Schielderup Sneedorffs?’) aus Soröe (1732—
‚ 64) Patriotiſchem Zuſchauer (1761), wo auch Driginal
gedichte aufgenommen wurben, und in des gelehrten Philologen
Jacob Baden aus Wordingborg auf Seeland (1735 — 1804)
Kritiſchem Journal, das, wie erflered, ald Muſter des Gr
ſchmacks und als Beifpielfammlung unparteliſcher und geblegener
Necenfionen gelten. fonnte. Hierzu fam nod, daß 1758 be
‚mit Königlicher Unterflübung gefiftete Geſellſchaft zur Beforder⸗
ung der fhönen Wiffenfchaften und des Geſchmacks nidt bie .
Preife für gute proſaiſche und poetiſche Leitungen ausſeßte,
fondern diefelben au durd ben Drud (1764 — 79, in fieben
Bänden) veröffentlichte, wodurd man eine Anthologie des Beier,
was in diefer Zeit geleiftet worden war, in die Hände belam.
In diefer lobensmwerthen Thätigkeit fuhr die Geſellſchaft aus
fpäter no fort, und Knud Lyne Rahbek aus Kopenhagen
(1760—1830), ein Mann, der nit blos Profeſſor det
Aeſthetik Hieß, fondern es auch in der That war, ſchuf ia
feiner Monatöfchrift Minerva) (1785), an der aud einig
Zeit C. Pram und P. Eollet als Mitredacteurs betheiligt ware,
fowie in felnene Dänifchen Zufhauer (1791 —1809), eu
neued Magazin, in welded die beften Köpfe feiner Zeit Ihre
Früuͤchte für die Nachwelt niederlegten und weldes viele Rat
ahmungen erfuhr, unter denen ich hier nur an S. Poulfen?
Iris (1791) erinnert haben will. Aus der neueflen Zeit find
befondere Chriſtian Molbech's aus Sorde (geb. 1783).
bed berühmten Literarhiftorifere, Monatsſchrift Athene (fe
Dänifche Poefle. Epopoͤe. 949
1814), Dehlenfhlägers Prometheus (1833—34) und
Reitzel's Monatoſchrift zu nennen.
1) De leerde Zidender v. 1720—30. — Samling af ſmukke og udvalgte
danske Vers og Mifcedaner. Kjbho. 1723—28. XIV. 8. Tidet Dplag. ebd,
— X. 8.
Den patriotiske Fiſtuer, x ugtblab. Soroe 1761—65, — Samt⸗
lige — Kjibhv. 1776-77. I
3) Den kritiste Journal. nihe "7080. 4.
4) Minerva, en Maanebfirkft. Kibhv. 1785. 4.
$. 751.
Um nun bie einzelnen Dichtungsarten zu betradhten, be
innen wir gleich mit ber ernſten Epopöe, welde in Daͤne⸗
marf allerdings nicht allzuviele Bearbeiter. fand, obwohl bie.
ſchon genannte Geſellſchaſt der ſchoͤnen Wiffenſchaften einen
Pteis von 1000 Thalern auf das beſte ernſte Heldengedicht
geſetzt hatte. Der erſte Dichter aber, der an dieſer Aufgabe
eine Kräfte verſuchte, war Chriſten Pram aus Guldbrands⸗
yalen in Rorwegen (1756-—1821), der ein Epod, Staͤrkodder j
yetitelt, verfaßte, das er jedoch ſelbſt nur Reimchronik genannt
wiſſen wollte, weit er allerdings fühlen mochte, daß ber voh
ihm beliebte Tom doch wohl zu einem wahren Epos nit recht
jeeignet fell), Er Hatte nämlich dieſen nordiſchen Herkules
it fo, wie ihn die Sagas ſchildern, aufgefaßt, fordern fein
us den Saxo Grammatifus enmommenes Bild nad feiner
Weiſe tdealifirt, und fo war denn aus ihm eine Art norbs
[hen Huon's geworden, und noch nicht zufrieden mit dieſer
Berballhornung trieb Pram die Nachahmung von Wieland's Oberon
o weit, daß er auch das komiſche Element, welches im vor⸗
jerrſcht, nachbildete. Ihm folgte in etwas laͤngeret Zeit Jene
Michael Harp?) aus Deröle bei Wordingborg (1766 —
1825) mit feinem Preiogedichte, das befteite Joragel, worin er
m Zug der Juden in& gelobfe Land darzuſtellen benbfictigte.
Freilich blieb auch für ibn das Maenge Feſthalten an ber
zibliſchen Tradition ein Stein des Anſtoßes, und fo erklärt es
id denn, Warum dad Gericht im Gangen troß einzelner
sgezeichmet qoner Stellen, befonders bei Beſchreibungen, wo
950 Daniſche Poeſie. Epopde.
wahrhaft oratoriſche Fulle herrſcht, nur einen ermuͤdenden Eirdrud
macht und noch lange keinen Vergleich mit Milton's oder Klopſtochs
Epopden aushaͤlt, obgleich es mit des Letzteren Meſſtade das
große Verdienſt gemein hat, in die National⸗Literatur den
Hexameter auf dauernde Weiſe eingebürgert zu haben, Deh-
lenfhläger’) begann die Edda mit großem Talent in ein
heroiſch⸗hiſtoriſches Epos zu verarbeiten, ließ jeboch fpäter dieſen
mit -fo glänzendem Erfolge gefrönten Verſuch wieder liegm,
obwohl er als Erfah feinen trefflichen lyriſch⸗epiſchen Cyclue,
die Götter des Nordens, darbot, wenn man nicht aud felne
Helge und feinen Aladdin hierher rechnen will. In neuefler Zeit
bat eigentlich nur Bernhard Severin Ingemann*) aus
Thorkildſrup auf Bühnen (ge6.1789) etwas wahrhaft Elaſſiſches
in feinem Schwarzen Ritter (1312) geliefert, der, obwohl gan
im Geſchmacke von Spenfer’d Feenkönigin allegorifch gehalten,
der Veberfebung wahrhaft würdig if; fein Waldemar da
Große (1824) iR trob des zu einem Epos weht geelg
neteren Stoffes nit fo gelungen, und feine Königin Margarethe
und fein Holger Danske find viel zu lyriſch gehalten, als daß
fie auf den Namen eines Epos im elgentlihen Sinne des
Wortes Anſpruch mahen dürften. Freilich iR der Dichter nich
recht Original, -denn er bat ſoviel von Oehlenſchlaͤger, Scott
und Hoffmann in fi aufgenommen, daß man bejonbers in
feinen Dramen Mühe Hat, feine eigene Urſpruͤnglichkeit auf
zufinden. Ingemann's Fehler, aber nicht alle feine Borg
bat H. W. Kaalund's Kong Holdan (1840); Winther
vollendete fein lyriſches Epos Judith nicht, welches a in
Deutſcher ESprache gefchrieben hatte, Paludan Müller?
Tänzerin endlich, ebenfalls ein lyriſches Epos In Dttaven im Or
ſchmack des Childe Harold, iR völlig urfpränglid, was mm
freitid aud von fenem Adam homo fagar fann, wobei es
nur Schade if, daß lepteres Epos frivolsobfcöne Stellen enthält.
Das komiſche Epos fAuf Holberg dur feinen Pain
Paars, und man muß fih nur wundern, wie er ii
Schwierigkeiten, die ihm ber zwölf» und dreizehnſylbige jamblidt
Vers, den er fi nad damaliger hergebrachter Weiſe genäht
hatte, in den Weg legte, fo zu überwinden wußte, wie ed ba
Dänifche Poefie. Epopde. Poetiſche Erzählung. 951
Fall war. Ebvard Storm?) aus Bulbbrandedalen in Nor
wegen (1749—94) wollte zwar in feinem Braeger ebenfalls
den Herameter zu Ehren bringen, allein biefer Verſuch befam
ihm fchleht, feine Verſe blieben holprig, und aud der Ge
fammteindrud war von der Art, daß das Bericht, trot ge
lungener Einzelheiten, fhon bei feiner Geburt den Keim
des Todes in ih trug. Jens Baggefen hat bekanntlich
in dieſem Genre recht Tüchtiges geleiſtet, allein er hat fi fo
in die Deutfche Literatur eingebürgert, daß er unter den Claſ⸗
filtern berfelben mit Redt eine Stelle gefunden hat. Chri⸗
Roffer Bruun mit ſeiner Cholera endlich iſt kaum zu er
waͤhnen.
Was die poetiſche Erzählung anlangt, fo haben
wir fon erwähnt, daß biefelbe, was das heitere Genre ber _
trifft, Weſſel ausgezeichnet gelungen if, wir wollen aber
nicht vergeffen hier zu erinnern, daß auch fhon Storm
hierin glüdtiher war als im eigentlichen komiſchen Epos,
ja daß ſelbſt Baggefen‘) für jene geeigneter erſcheint als
für dieſes und daß der Babeldihter Tode, fowie Thomas
Ehrifoffer Bruun’) aus Gavnde auf Seeland (1750 — 1884),
der freilich nur La Fontaine's und Boccaccio's Erzaͤhlungen
geſchickt bearbeitete, ebenfalls Verdienſtliches leiſteten. Im ernſten
Genre lieferte Claus Erimann?) aus Norwegen (1746 —
1829) befonderd in feinem Hagen Adelſteen, etwas fehr Ge⸗
Iungenes, faſt Epiſches. Chriſtian Hertz (+ 1810), der
Bruder des ſchon genannten Epilers, befang die Seeſchlacht
beli Kopenhagen (22, April 1801) mit vielem Talent, allein
der Patriotismuso flößte ihm jenem lyriſch⸗elegiſchen Ton ein,
der allerdings für dieſes Genre unangemefien ſcheintꝰ), wogegen
"then feine Reife zum Helikon beſſer gelang. Das Belle, was
hierin geleitet warb, iſt- unbedingt Jens Smith’ aus
Kopenhagen (geb. 1769) Joſepha?), nad dem Italieniſchen
bearbeitet, freitich ebenfalls mehr Iyriih als epiſch, aber doch
immer nod welt befier als die belehrend proſaiſchen Erzähl-
ungern des Norwegiſchen Predigers Jonas Rein‘! aus
Suredalen in Norwegen (1760—1821). Gewiſſermaßen ges
hört auch Ingemann mit feiner an humoriſtiſchen Streif
952 Dänifche Poefle. Zabel. Allegorifches Gedicht. .
lichtern reihen Beichreibung feiner Reife durch Denlſchland,
Hallen und Frankreich (1820) hierher.
Was die Kabel betrifft, fo hatte der oben genannie
Töger Reenberg bereitt In ber früheren Perlode (im zweiten
Bande feiner Schriften) den Phädrus bearbeitet, und Ludvig
Holbderg wollte unferen Gehert, deſſen Fabeln man and in
Dänemark zu leſen und gu fHäpen anfing, ausflehen, ſchrich
alfo einen Band moralifcher Fabeln, die aber binter denen feine
Deutſchen Nebenbuhlers unendlich zurüdfichen und hoͤchſtens ld
komiſche Erzählungen. im Sinne deſſelben gelten fünnm.
Die Gellert⸗Holberg'ſche Manier fand ziemlich zahlreiche Rad
ahmer, allein dieſe blieben noch weit hinter ihren Muſtem
zurüd, und nur erſt dem ſchon genannten Storm'?) und dem
Königliben Hofarzte zu Kopenhagen Johann GBlemend
Tode") aus Zollenfplefer bei Hamburg (1786 — 1806) kan
man dad Verdienſt zugeſtehen, nicht blos in ihrem hierher ge
hörigen Leitungen Originalität bemiefen, fondern auch met
eine richtige Ioee von dem Wefen der Zabel am ben Tag ge
kegt zu haben. Neuerdings haben fih neh Winther') um
5. Kaalund“), ſowie Fr. Schaldemoſe!s), jedoch ohne
ſonderlichen Erfolg, hierin verſucht.
Im allegoriſchen Gedicht lieſerte Ewald mit fenm
oben angeführten Tempel des Gluͤds ein in Sprache und Ein
Heldung, fowte in Durchfuͤhrung dieſes eigentlich nur von da
Franzoſen im 16ten Jahrhundert mit Gluͤck behandelten, Höäl
bedenklichen Genres, volfommened Meiferküd, neben dem Ad
bie von Sneedorff und Rabbet tn ihre Journale dinge
freuten allegoriſchen Didtungen wie die Sterne am Mitis
ausncehmen, Auh Zullin und Guld berg machten eilt
kleinere, freilich hinter dem guten Willen zuruͤdgeblieben
Verſuche Hierin.
1) Starkodder et Digt i 15 ange. Kjhbp 1785. 8. U Di
teriste Arbeider, famlede og ubg. af K. &. Rahbek. ebd. 182426. VI. 8.
®) Det befriebe Israel, et Priisdigt i den episke Poeſie Kjhbo. 180% ©
3) Edda, 1te Gang, i Rahbeks Charis. 1804.
4) De forte Ridbere, et romantist Epos im ni Saugt. Kihbe. 1914. 8
Valdemar ben Store A hans Meenh, et epigt Digt. ebd. 1824. II B
Oronning Margreta et EM. Digt i ti Bange. ebd. 1830. 8. Holger Dantt
. et Digt, ebd. 187.8 . .
Daniſche Poeſie. Lehrgedicht. 953
5) ©. Minewa 179. Bd. IV. p. 228 aq. 1800. Bd. T. p. 165 8q. —
Braeger, et Heltedigt. Kjbhv. 1774. 4. Digte udg. ved A. E. Boye. ebh.
1832. 8. Gn ny og fandfeerbig Hiftorie om Jesper Hanfen, hvorledes han
«fra en Betlerbreng blev til en agtbar velholden Bonde. ebd 1791. 1837. 8,
1 © Somiste Kortzllinger. Kibho. 1785. 8. Ungbomsarbeider. ebd. 1792
T) Samlede Poetiske Strifter. Kjbho 1812—31. VIE. 8.- Choleras Fod⸗
fel, Bandel og Hedenfart, et Digt i 6 Sange. ebd. 1832. 8. Dannebroge,
et Digt. ebd. 1819. 8. Dannemarf, et Digt. ebd. 1816. 8. Fritimer, eller
Borteellinger efter Boceacio og Fontaine. ebb. 1783. 8. Zofephiden, Digt 1
10 Sange. ebd. 1831. 8. Kilvereifen, et Digt. ebd. 1818. 8. Kirketvilten,
et Digt. ebd. 1829. 8. Ubvalgte Digte, ebd. 1834. 12.
8) Fieldet Hornelen, et Prisdigt, indfort, i Forſogene til ſtjonne Bid.
xn 6: Kibhv. 1777. B. Poetiske Arbejber Ifte Saml. Kjbho. 1788. 8.
Almuens Ganger. ebd. 1790. 8. Den fongende Somand. Bergen 1795. 8.
Socabinet eller gubelig Haandbog for Sofort, indeholbende Pfalmer og
Sange, Bonner o. [ v. Kibhv. 1793. 8. efte originale Pfalmer. ebd.
1794. 8. Frideriks . Egn og Ubfigten fra fammen, in d. Port. Samml
b. Rorweg. Gefelfch. ebd. 1783. St. II.
9) Reifen til Helicon, et Heltedigt i A Sange, ved Jeppe Ieppefon.
Kjbho. 1782. 8. Soſiaget paa Kjsbenhavns Rhed 2 April 1 —
Digt i 4 Sange. ebd. 1802. 8.
10) Joſepha, en italiensk Forteolling i 2 Sange, i Guldbergs Idunna
for 1799. 8. Poefier. Kibho. 1807. I. 8. '
11) Samlede Digte. Kjbhv. 1802. TI. 8. Nyeſte Digte. ebd. 1810, 8.
12) Fabler og orteellinger i den gellertake Smag og en Sang om
Ismdalen. Kibkv. 1778. 4. Infobsretten, et Digt i 4 Gange. ebd. 1778. 4.
13) Samlede Danske Strifter. Kjbhv. 1793—1805.VL 8. Udvalgte Skrifter.
ubg. veb J. &. Lange. ebd. 1834. II. 12. Fabler og Kortsellinger for unge
Leeſere af begge Kion. ebd. 1798. 8.
14) Fene og tyve Zabler for fmaa Bore. Kibbo. 1845. 12.
15) Zabler og blandede Digte. Kjbhy. 1844. 8.
16) Zabelbog for Unge og Gamle. Kibhv. 1832—33. II, 16. Fabler
for Unge og Gamle ebd. 1839. 12. ' .
$. 752.
Bir fommen jetzt zum Lehrgedichte, das von At«
rebo bis auf Tullin, der es durch feinen Maitag wieber
in die Dänifche Literatur eimbürgerte, Teinen der Rede werthen
Bearbeiter gefunden hatte, was den Beifall ertlärlih madht, den _
das ebengenannte Gedicht des Lehteren fand, das doch befonders
in der Sprache nicht rein und correct und in ber Darfiellung
zu oratoriſch war. Bald folgt nun Claus Frimann mit
feinem Preisgedichte Fjeldet Hornnelen und feinem Frrideriks-
borg Egn, worin er bedeutendes Talent in Naturſchilbderungen
954 .Dänifche Poeſie. Schrgebicht.
an den Tag legte, fowie fein Bruder Beter Harboe Fri—
mann!) (geb. 1752), der unter anderen ebenfalld ein Preit:
gedicht, St. Synneves⸗Kloſter bei Sellde, lieferte. Ein andere
Landömann dieſer Beiden, Thomas.Rofing de Etod.
fleth?) aus Gulbrandsdalen (1743 — 1808) ſchilderte de
großen Wafferfal Sarpen in feinem Baterlande nicht om
Geſchick und Wahrheit, obgleih dieſe großartige Naturſchoͤnhel
doch wohl nicht zu einem längeren Gedichte Stoff genug Heerk.
Peder Chriſtopher Stenerfen?) (1723—76) wählk
gar nur eine einfade Quelle zum Gegenftande feiner Ruf,
wußte aber doch aus dem anfchelnend kleinlichen Stoffe emas
Bedeutendes zu machen. Auch Storm hat einiges, dem er
balte nad ‚hierher Gehoͤrige geliefert, allein die Form if zu
lyriſch, als daß es dem eigentlichen befchreibenden Gedicht an
gehörte. Edvard Röring Eolbjörnfen*), aus Noruga
(1752 — 93) befang den fpät, aber deſto erwünfdhter fommm:
den Frühling feined Baterlandes und Frederik Stew‘)
aus, Kopenhagen (geb. 1759), der Ueberfeber des Oberon, dab
Gewitter in Herametern, wie denn auch Pram‘) in feine
Emilienquelle eins der beflen Gedichte biefer Art geliefert hal.
Der Hain bei Jaͤgerspries, dad Daͤniſche Walhalla, deſſen
- Gmofien bekanntlich Peder Topp Wandall in Proſa felerk,
fand an dem Prediger Ehriften A. Lund’) aus Kopenhagen
(1763—1833) einen zwar prächfen, aber dafür deſto würbigeren
Herold. Auch müflen bier noh J. Zetlitze) und Jonad
Rein?) erwähnt werden, von denen biefer ein etwas froflged
Thema, den Rorwegifgen Winter, jener den Norwegiſchen Het
zum Gegenſtand feiner Mufe nahm, wobel beide allerbinge
ein nicht gewöhnlihed Talent in der Beſchreibung der groß
artigen, mit dieſen Jahreszeiten in Verbindung gebraten
Naturſchonheiten eniwidelten, obwohl letzterer bezügli ber Fom
und der Verſiſication erſterem an Correctheit nachſteht. Endlich
möchte auch Einiges von Ehr. Bruun's Gedichten Hierher ge
hören, wenn man ed nicht vorzieht, dieſelben ber ernſten poe
tiſchen Erzählung zuzutheilen. Zum Schluß fol and te
großen Chemikers Hans Ehrifian Derfied aus Rate
bing (geb. 1777) Luftſchiff!o) nicht vergefien werben.
Daniſche Poefie. Philoſophiſches Lehrgedicht. 955
Was das philoſophiſche Lehrgedicht anlangt, fo haben wir
ſchon Tullin's Leitungen auf diefem Felde das verbiente Lob
gefpendet, aber auch Johan Bull!) (1739—-83), der
zugleich das Gluͤck des Landmanne pried, und Werner Hans
Grederit Abrahbamfon") (1744— 1812) fihrleben zwei
recht gute Gedichte, über die Frage, ob ein guter Fuͤrſt ein
Groberer fein könne, und Edvard Etorm!’) lieferte zwei
fehr gelungene Gedichte: Infödsretten und Skrivefrihed, welde,
ihm eigentlich erft einen Namen gemacht haben. Der Profeſſor
der Bhilofophie Tyge Rothe). (1731-95) machte einen
unglüdlihen Berfuh, die Befimmung des Menften in jam-
bifchen Verfen. zu unterfuhen, aber Otto Horrebow®)
(geb. 1769), der das Daſein Gottes, den Segen der Religion
und Die Folgen der Wolluft ebenfalls In gebundener Rebe dar»
zuthun fuchte, bat fi feiner fhwierigen Aufgabe ebenfo ger
wachſen gezeigt, vote Weffel!d), der mit gewohnter Fertigkeit
die Genũugſamkeit, die er allerdings beſaß, befand. Sein
Landamann Ove Gferlöv Meyer’): aus Friedrichshald
(r 1790) wollte das Glück des Reichthums ſchildern, allein
er machte durchaus kein Aufſehen mit ſeiner Arbeit. In neueſter
Zeit hat nur H. Hertz ein bedeutendes Werk in ſeinem Lehr⸗
gedicht, Naturen og Konflen (in d. Anon. Nytaarsgave 1832)
dargeboten; Schade nur, daß daffelbe eine rein Iyrifhe Einkleidung
bat. Auch Otto D. v. Staffelt's Seitenſtück zu Horazens
Ars poetica“s) wollen wir bier noch anführen.
1) Hornelen, et Field i Norge und St. Synneves Klofter paa Gellse,
in d. Aiie; i de flionne Bid. St. X
2) Sorfog til originale danske * efter Lafontaines Maade. Kibho.
1772. 8. Heides H Ken et Diet. ebd. 1780. 8. Forſog over Sarpen, im
Forſog til ſtjonne Bid. H. X
3) Ode paa —*88 ved Eriksholm, in d. gen. Forſog a. a. D.
H. VI. ch. H. VII
4) Foraaret, et Digt, in d. Rord. Selſk. Poet. Samml. St. I. 1793.
5) Tordenvejret, et Digt in d. gen. Forſog a. a. D. St. XV.
6) Emilies Kilde. Kjbhv. 1782. 8.
7) Lunden veb Ieegerspriis, in Rahbeks Minerva. 1788. Febr.
8) En norst᷑ Hoft, et Digt. Kjbhv. 1800. 8.
9) En norsk Vinter, in |. Saml. Digten.
10) Euftjkibet, et — sion. 1836. 12. Das Luftfchiff, ein Bed. überf.
v. Sohannfen. ebd. 1837. 1
956 Daͤniſche Poeſie. Satire.
11) Hvor veduenrbiß Sandefaberen er feemfor Eroberern, et Priedigi
in bem Forſ. til ſtj. Sid — Om gandmandend eytfalighed ved
Friheds og Ejendoms —*8* M wricriat ebd. &t. I
12) Randefaderen og Grobteren, in db. ang. Forf. et. Vu.
. 13) Inbfeberetten, et Diet A 4 Sange. Kibhv. 1778. 4. Gkrivefrike,
et poetist Forſog. Kibhv. 1
14) Ubfigter over iennesfts Beftemmelfe. Kibhv. 1779-81. IV. 8.
15) Guds Tilveerelfe — Religionens Skjebne, et Digt in Rahbek &:
neron 270 p. 328 sq. Den Vellyſtige, et Lesredigt bei Poulfens Ryteoriz
16) Ode til Rei omhed, og Sonnen, in d. Poeſier udgivne af Ki
norste star, © y' j i Pocfier ug |
tab 17 Den einge ande Fordele, in d. Poefier udg. af det norele Erik
ab. St. I.
18) Den Poetiske Kunft. Odenſe. 1826. 8.
$. 758,
Was die Satire anlangt, fo I oben ſchon bemali
worden, daß au in dieſem Genre Holberg der Meiſe
biieb; wenn auch fein Peter Baars und Nil Klimm's Unter
irdifche Reifen weniger hierher gehören, da fie body offenbar
feine eigentlichen Satiren find, fo können body feine vier Schay
gedichte. auf diefen Ramen mit Recht Anſpruch machen. Iadefim
fieben fie zwar nicht an Ruf, wohl aber an Schärfe des
Witzes und an beißender Lauge den hierher gehörigen ſechs Heine
Auffagen Chriſtian Falſter's aus Loland (1690---1752)
nah, die überbieß noch ſehr gut verſificirt find!) Rab ia
iR befondrs Bolle Willum Lürdorf?), (L716—89 m
erwähnen, obwohl er nur ein einziges hierher zu ziehendes Stil:
„Tossernes Lyksalighed‘“ lieferte, Ferner find anzuführen di
fleinen, in die Form poetiſcher Epiftefn gekleideten Satirm Peter
Magnus Trojelis?) aus Fühnen (1743—93) und der Doro
theaBiehl Sylbenſtecher, gegen die Dänifchen Sprachreiniger geric⸗
tet. Storm’s hierher gehörtge, für Rahbel's Minerva gearbeitet Bei⸗
träge, Jakob Chriſten Bie's Biberlus*), ſowie Gottſche Han!
. Dlfen’s°) (geb. 1760), Jens Zetlitz's) aus Stavanger In
Norwegen (1761— 1821), Frederit Hoegh Butbberg?))
und Thomas Ehrifoffer Braune’) in ihre Gaichtſaum
Iungen eingeflreuten Satiren, unb endlich noch die hierher gehörigen
Arbeiten Baggefen’s, dem man nachrühmen kann, daß er die ihm font
eigene joviale Gutmüthigfelt auch bier bewahrt hat, was nicht von
Dänifche Poeſte. Satire. 957
allen vorher Benannten gefagt werben kann, möchten jedoch bier nur
der Vollſtaͤndigkeit wegen eine Stelle finden. Etwas fpipiger if
allerdings jene Satire, die Baggefen gegen diejenigen feiner Col⸗
legen auf dem Daͤniſchen Parnaß feleuderte, welde ſich ganz
dem Göther-Boltairefben - Einfluffe hingegeben hatten. ' Unter
den neueften Gatitifern nennen wir H. Bohr’), Frederit
Heyn!’) wegen feiner fatirifchen Zeitſchrift im Gefhmade
von Oettinger's Charivari, I. L. Heiberg! wegen feines
ABC⸗Buches, Paul Matthias Nöpdfkov') wegen feiner
Mitteilungen aus Jupiter's Queerfad, I. G. Rudolph”)
und Claudius Rofenhoff'), welder letztere Skizzen
aus dem Volkeleben Kopenhagens, bie freilich nicht fo tief
ſtehen wie die Berliner Witze, veröffentlicht hat. Grundt⸗
vi g's Weltchronik, obwohl nicht ohne geniale Momente,
hat ihrem Verfaſſer, den man nun für einen finfleren
Zeloten anfah, wenig Breunde, aber beflo mehr Feinde ges
macht. Henrik Herg dagegen wußte in feinen Geiſterbriefen
oder poetiſchen Epifteln aus dem Paradies (1830), worin er
mit Baggeſen's Zierlihkeit die Geheimniſſe der Winfelliterntur
und der Diätercoterien and Tageslicht zog, doch fo humoriſtiſch
das Bedenklichſte aufzufaffen, daß felbR die für immer Ge
branntmarften nicht recht wagen konnten, ihm zu Leibe zu gehen.
an. BEER De Mt EP ART a Da mug
tens alamobiste ——A— ebd, 1721. 8. Den daarlige Udenlandsrejſe. ebd.
8. Den utidige Rangſyge. ebd. 1722. 8. Gatirer meb en Afhl. om Dig:
terens Levnet og Striker, udg. met. Anm. af Chr. Thaarup. ebd. 1840. 8.
2) Toffernes EgMaligßed ‚ in f. Forſog. i de ſtjonne og nyttige Viden⸗
ſtaber. Kibhv. 1764. II. 8.
3) Prover af danske Satirer i poetiske Breve. Obenfe 1773. 8.
4) Zacobi Ilias 2c. Betr, over Drikkehelten Biberius. KRibhv. 1799. 8.
5) Poeſier. Sorse 1791. 8.
6) Mehreres in f. Poeſier. Kohn 1789. 8. Til Ken, en Satire, in db.
Poetiste Samt. ubg. af et Selskab. ebd. 1793. III. St. 8.
7) Samlebe Digte. Kjbhv. 1803. II. 8. Samtıe Smaating i bunden
og ubunden Tale. ebd. 1815—16. III. 8.
8) Skriftemaalet. Kjbho. 1798. 8. Omvendelſen. ebd. 1799. 8.
9) Lykkens A. 3. ©. el. aleepefte Drommetavle, hoorefter albrig Tan
tabes i Lotteriet. Kibhv. 1838. 1
10 Siem og Satire, et underhofbningsfkift I tvangfrie Hefter. Kibhv.
1817—2 N} I.
960 Daͤniſche Poeſie. Poetifche Epiftel. Idylle.
Bording, Reenberg ıc. anfgekommen und diente vorzuge⸗
weife zu Gelegenheitagedichten. Später haben Tullin, Elaus
Srimann, Jens Zetlig, Frederik Plum aus Korfıı
(geb. 1760) (3. B. feine Ep. til Bindesbön), Chrifen
Lund aus Kopenhagen, Johan Elemens Tode, Jona
Rein, Rabbet, Suldberg x. fih ebenfalls darin verfuft
und größtentheild die humoriſtiſche Seite hervorgehoben, für
welche allerdings das ganze Genre am Meiften geeignet iſ
Einzeln find jedod Feine der angeführten Gpifleln gebrufi,
fondern fie finden fi theils mit in den allgemeinen Sum
lungen der Gebichte der angeführten Dichter, theils wurden
fie in die erwähnten Journale Minerva und Irts eingerüdt,
Bon Henrik Hertz's Hierher gehörigen Arbeiten iſt fden
oben die Rede gewefen,
In der Idylle, die und den Uebergang zur Yu
bahnen fol, if von. den Daͤniſchen Dichten wenig ge
leiſet worden. Tullin zwar bat im feinen poenſha
Eyifien das idyllenartige Element eingeführt, allein bamım
kann man bdiefelben noch feine Schäfergebite nennen, Beter
Brederit Suhbm!) aus Kopmbagen (1723—98) ahalı
bie Geßner'ſche Idylle nah, die er auf Scanbinaviend ge
frosene Erde verſetzte; man kann fi aber denken, wie fid hier die
Schäferztererei ausnimmt, - Pram?) lieferte einen Wechſelgeſang
AlaTheocrit und eine andere Idylle, die beibe beſſer als obige gelungen
find, und auh Malte Conrad Bruund) ober, wie ihn de
Sranzofen nennen, Malte-Brun, der große Beograph, an
Juͤtland (1775— 1827) ahmte Bion und Theocrit zlemiid
gluͤcklich nach Jens Smith‘), und Peder Horrebon
Haf’) aus Baro in Seeland: (1765) wendeten die gami
Manier nit ohne Geſchick aufs gewöhnlide Leben an, bei
übertraf fie noch Brederif Hoegh Buldberg‘) aus Kr
penbagen (geb. 1771), denn feine Charactere find zwar ideal⸗
firt, aber immer Daͤniſch. Deblenfhläger?) machte oil
falls einen Verſuch in diefem Genre, ohne jedoch mehr als ein
Nachahmung von Voffens Luife zu Stande zu bringen. R. €
Hanfen endlich war ſchon glädlider®), weil er die Localltt
befier wählte.
Daniſche Poefie. Lyrit. 961
1) Seyller og Samtaler. Kibbn. 1772. 8.
2) Ungbommen og Alderbommen, en Idylle in f. Gamling af Dorfen.
Ddenfe 1735. 8. Zaberen, Idylle im Dänifchen Zufchauer 1792, ar. 40.
3) Poetiske Forſeg. Kibbo. 1797. I. 8.
4) Siener, in Guldberg’s og Smith's Idunna for 179%. 12.
5) Birtye, en fielandst Idyl u. Lille „gone, en finlandet Idyl, in
Doulfen’s Nytaarög. for Damer 1795 u. 179
6) Zubelaarsmorgen, en Idyl. Kibhv. 1801. 8. Lanbevarnet, en Idyl.
ebb. 1801. 8. Gamle Hans Fiskarnes Nytaaremorgen, Aarhundredes forte
Rutaarsmorgen x. in f. Samlede Digte. Kibhv. 1803. 8.
7) Juleaftenen, en Idyl in f. Stofna for Xaret 1302. 8,
8) Norst Idyllekrands. Ghriftiania 1831. 8.
$. 757.
Wir geben jeht zur Lyrik Aber‘ und beginnen mit bem
heiteren Liede, in weldem ſich fhon Wilhelm Helt (gef.
1726) verfuht bat’). Dann find die meiften bedeutenden
Dichter der fpäteren Zeit ihm nadigefolgt, und es exiſtirt auch
eine ziemliche Anzahl von Liederſammlungen. Namentlich find
zu erwaͤhnen: Emald, Wandall, Ambrofins Stub?) aus
RNibe (1707 —58), Zetlig, der immer heitere Epicuraͤer,
Johann von Wide’) aus Bragnäas (1748 — 82), Abra⸗
bamfon, Malling, Pram, Thaarup, Weſſel, T. ©,
Bruun, N. T. Bruun, Tode, Peder Kofod Trojel
(1754 — 84), ſein Bruder Peder Magnus Troiely
(1748 — 909) Storm, Rahbef, Sueedorff, Mande—⸗
rup Peder Kruſe“), Sander, Heiberg, Jens Smith,
Niets Weyer‘) aus Errömfd (1767— 88), Claus Bas
wel® (geb. 1769), M. C. Bruun, Haftle, Guldberg,
Baggeſen (3.3. wegen feiner herrlichen Matroſenlieder), und unter
den Neueren vorzuͤglich Winther, der durch feine Traͤſnit
(Holfbnitte) feinem Vaterlande, wie Boas ſagt, aͤchte Kuhreihen
geſchenkt hat.
Den Gegenſatz zu dieſem Genre bildet das AKirchenlied,
welches aber erſt in der neueren Zeit ordentlich cultivirt wurde.
Denn diejenigen einzelnen Dichter abgerechnet, welche zu dem
„Evangelisk chriſtelig Pſalmebog“ beigeſtenert hatten, And ber
ſonders bier Edvard Storm, Hand Chriſtian Bunke⸗
flo») aus Doenfe in Fühnen (1761— 1808), der Volle⸗
liederdichter Bictor Chriſtian Hiort?) aus Bunberätönholm
Gräße, Handbuch d. Literärgeſchichte. M.
662 Daͤniſche Poeſie. Lyrik.
(1768—1819) und Frederik Severin Grundivig)
and Woby In Seeland (geb. 1783) hervorzuheben, wenn niäl
auch Ingemann mit feinen fhönen Morgenpfalmen hierher gehört
Bas die heroiſche Ode anlangt, fo find außer Zetlip"), Bagge⸗
fen, MaltieBrunn!!) (3.8. in feinen Oden auf die Doͤniſche
Marine, dad Bombardement von Tripolis x.), und Guld⸗ |
berg*?) beſonders diejenigen patriotiſchen Odendichter zu erwähnn,
welde der Krieg Daͤnemarks mit England und die Bertheitig
ung der Dänifchen Flotte auf der Rhede von Kopenhagen
(1801) hervorriefꝰꝰ). Bagg eſen's Kriegätieder find leider n
emphatiſch à la Gleim, als daß ſie ein anderes Scickſal alß
vie des genannten Dichters hätten haben koͤmen, wogegen
Ingemann's patriotiſche Lieber wahren Freiheits⸗Enthuſiasut
alhmen. J. K. Blok⸗Toͤxen mb J. I. Dampe abe find
als politiſche Dichter noch ziemlich unbebeutend. In der vie
loſophiſchen Ode hat zwar Malte Conrad Bruun ww
ſchiedene glüdtihe Nachahmungen älterer, theils in⸗, theils aus⸗
laͤndiſcher Mufler geliefert, allein weder dieſe, noch Peder Harder
Frimanms!) (geb. 1752) Ode an den Schlaf, oder gar Bram |
mit feinen frofigen Oden, können hier in Beirat komme,
wenn man ih an das erinnert, was beſonders Ewald mi
Baggefen hierin geleifet haben, wiewohl lepterer eigenilih
nur in der helteren, munter⸗lachenden Ode Meiſter if. Derſelle
hat ebenfalls vortreffliche Hymnen geliefert (z. ©. fein Hale
Injah der Schöpfung), obwohl neben ihm au Thoma!
Zhaarup!*) aus Kopenhagen (1749— 1821), deſſen yaırie
tiſche Lieder berühmt find, Edvard Storm!‘ und Jonad
Nein!) nit vergeflen werden dürfen. Die neuere Zeu ha—
in Dänemark indeß von dieſer erhabenen Form der biäteiin
Erhebung abgefchen. Derſelbe Fall iR es auch wit. der Cau⸗
tate, denn nad Ewald und Thaarup if in diefem Gar
blos von Ingemann Bemerkenswerthes geleiftet werben. Bu
die Romanze und Ballade betrifft, fo fehlt es matichd
{in einem Sande, wo fo herrliche Stade diefes Genres a
der Vorzeit vorliegen, nicht an Sängern, die ſich wit benfelbet
beſchaſtigten. Es hatten nun aber ſchon Ewald und Shaare)
in ihren Singfplelen mehrere herrliche Romanım
eo’
\
Daniſche Poeſie. Lyrik. 963
Knud Lyne Rahbek und Jonas Rein in ihren Gedicht⸗
ſammlungen manches Treffliche hierin geleiſtet, ja ſelbſt Peder
Harboe Brimann’s') abermalige Bearbeitung des oft ber
nupten Stoffes von Axel und Balborg demfelben neue Schoͤn⸗
heiten zu entloden gewußt, und Adolph Wilhelm Shad von
Staffeldı') aus Kopenhagen (1770—1826) eine Anzahl
höõch ſt phantaflereicher, obwohl etwas greller und wilder Gedichte
Diefer Art veröffentliht, aber feiner von ihnen fam Adam
Debhlenfbläger”) aus Frederilsberg bei Kopenhagen (geb.
1779) an Erfolg gleih, als dieſer feine herrlichen Bearbeit⸗
ungen altmordifcher, meiſt Islaͤndiſcher Bolfdfagen, theils Fries
gerifder, theils erotifher Tendenz, erfheinm ließ. Gewiſſer⸗
maßen gehört fein. den Sagas entlehnter lyriſch⸗epiſcher Ro
manzencyclus, die Helge, hierher, worin er mit außerorbentlihem
Talent nur vier Perfonen, eine Waflerfee, einen Krieger, fein
treulofe® Weib und ein junges Mädchen, welches er, ohne zu
wien, daß es feine Tochter if, heirathet, zu Haupttraͤgern
diefer mit reigenden befstreibenden und gefühlvollen Stellen
reich audgeflatteten Babel gemacht hat. Gewiſſermaßen gehört
auch trotz der dramatiiben Form fein Aladdin hierher, ein
Gedicht, worin ſein großes Talent auf den Fluͤgeln der Phan⸗
tafle nach Arabien eilt und von dem kalten Nordlaͤnder nichtô
als den Haren, durchdringenden Verſtand mit hinüberbringt,
der ihn allein es moͤglich macht, eine fo taͤuſchende Vorſtell⸗
ung von dem orientaliſchen Leben und Denken zu geben, wie fie
eigntliih nur ein Orientale uns bieten mag, Später iſt er
wieder in fein Baterland zurüdgefehrt, und feine lyriſchen Boefleen, deren
größter Shmud wiederum feine Balladen find, worin er uns eine
Auswahl von älteren Dichtungen bot, die den alten Kacmpe:Bifee
nicht nachſtehen, waren die Früchte ſeines Patriotismus. Er fingt und
mit gleiher Begeiferung und Wahrheit von dem Meernann mit
feinem grünen Scilfbarte, der die Mädchen raubt, wie von
dem Balrave, ber Die Zauberer befämpft, den Trollen, die
Abende auf den Bergen berumtanıen, und dem Haus
florhe, der einer armen Mutter Nachrichten von ihrem ent
ferntn Gohme - zuträgt, Seine drei ſchoͤnſten Romanen,
es iR ſchwer, unter fo vielen Meifterwerken eine Wahl zu
61
964 Daͤniſche Poefie. Lyrik.
treffen, ſind Uffo der Schweigſame, der Ritter am der Elfen
höhe (nach der früheren Rebactton), und Agnes. Gewiſſermaßen
gehört auch Grundtvig?) hiecher, denn feine Bearbeitungen
der norbifhen Mythen find eben fo gedankenreich, krafwoll genial
und lebendig wie die Dehlenſchlaͤger'ſchen, nur fetne fpäteren Balladen
wurden dutch Miſchung des Helden» und Chriſtenthums myRiid
eonfus. Bemerfendwerth ift noch der Umſtand, daß, als die Berk
ſchaft zut Beförderung der ſchoͤnen Wiſſenſchaften 1830 einen
Mreis auf die vier beflen Romanzen jehte, zwar mehr als 70
Concurrenten auftraten; jedoch auf Oehlenſchlaͤger's Entſcheidung mr
zwei zu Siegern erflärt wurden, naͤmlich Frederik Palndan
Miller?) aus Kierteminde (geb. 1809) und Hans Peer
Hoi?) aus Kopmhagen (geb. 1811), von denen bereit
anderweitig die Rede war. Winther endlich, der bafür forst,
baß das Monopol, die fhönflen Balladen und Romanım ii
ſchaffen, feinem Vaterlande nicht verloren gehe, hat Oekhlen⸗
fchläger gleichwohl noch nicht erreicht, geſchweige benn übm
troffen.
Auch in der Elegle fehlt es nicht an manderlel Bm
fuhen, feltvem Arrebo? und Borbing einmal did
Feld betreten hatten. Tullin moralifirt zu viel, ale daß a
den recht von Herzen kommenden und darum zum Krim
gehenden Ton träfe; immer riecht feine Poeſie nad beyahlim
Leihenprebigten, "und bezahlte® Klageweibergewimmer hört man
durch. Ewalb dagegen fühlt, was er fingt, und feine Rat:
ahmer Peder Harboe Frimann), Ehriften Bram”)
Jonas Rein, Magdalene Sophie Buhholm”) au
Eafiberg, Knud Lyne Rahbeck, Frederik Hoegh Yu
berg, welche beide letztere in dieſem Genre ſehr fruchtbar ſind,
Chriſten A. Lund”), Frederik Carl Gutfeld”) haha
manches claffifche Stück geliefert, was theilweiſe auch vor
Baggeſen geſagt werden mag, obgleich feine Klagen üb
Dänemartd Unglüd im Jahre 1807 nicht ſonderlich aus da
Herzen zu kommen feinen, denn fie find gekuͤnſtelt und gafer
In nenefler Zeit bat nun das Meine, aus fünf Berfen bo
fiehende Lied von Holft auf Friederich's VI. Tod ein fl
enorme Auffehen gemacht, daß es nicht dlos in die milt
Dänifche Poeſie. Lyrik. 961
1) Nuller og Samtaler. Kjbho. 1772. 8.
2) Ungbommen og Alderdommen, en Idylle in f. Samling
enfe 175. 8. Kaberen, Idylle im Dänifden Sufihauer 1792, 8 af Be Rocher.
3) Poetiske Forſeg. Kibhv. 1797. I. 8.
4) Eimer, in Gulbberg’s og Smith’s Idunna for 1799. 12.
5) Birthe, en finlandst Idyl m. Lille Lane, en finlandet Idyl, in
ulfer’s Rytaareg, for Damer 1795 u. 179
6) QJubelaarsmorgen, en Idyl. Kibhv. 1801. 8. Landevernet, en Idyl.
3. 1801. 8. Gamle Hans Fiskarnes Nytaarsmorgen, Aarhundredes forhe
)taarsmorgen x. in f. Samlede Digte. Kjbhv. 1803. 8.
7) ZIuleaftenen, en Idyl in f. Stofna for Xaret 1502. 8.
8) Norsk Idyillekrands. Ehriftiania 1831. 8.
$. 757.
Wir gehen jept zur Lyrik Aber und beginnen mit bem
iteren Liebe, in welchem fib ſchon Wilhelm Helt (gel.
726) verfuht bat’), Dann find die melften bedeutenden.
tchter der fpäteren Zeit ihm nachgefolgt, und es eriflirt auch
ne ziemliche Anzahl von Liederſammlungen. Namentlich find
erwähnen: Ewald, Wandall, Ambrofins Stub?) aus
ibe (1707 —- 58), Zetlitz, der immer heitere Epicuraͤer,
ohann von Wibe?) aus Bragnaͤs (1748 — 82), Abra⸗
ımfon, Malling, Pram, Thaarup, Weſſel, T. ©,
ruun, N. T. Bruun, Tode, Peder Kofod Trojel
1754 — 84), fen Bruder Peder Magnus Trojely
743 — 90) Storn, Rahbef, Sueedorff, Mandes
ıp Peder Kruſe“), Sander, Heiberg, Jens Smith,
tele Weyer‘) aus Etrömfö (1767— 88), Elaus Bas
els (geb. 1769), M. C. Bruun, Hafle, Guldberg,
aggeſen (3.8. wegen feiner herrlichen Matrofenlieder), und ımter
rn Nexeren vorzigiib Winther, der durch feine ZTräfnit
olzſchnitte) feinem Baterlande, wie Boas fagt, aͤchte Kuhreihen
ſchenkt bat.
Den Gegenſatz au diefem Genre bildet das Kirchentied,
eſches aber erſt im der neueren Zeit ordentlich cultinirt wurde,
enn diejenigen einzelnen Dichter abgerechnet, weldye zu dem
Eoangeliet chriſtelig Pſalmebog“ beigefteuert hatten, ſind be
nder6 bier Edvard Storm, Hand Chriſtian Bunke⸗
08’) aus Dvenfe -in Fuͤhnen (1761—1808), der Bolle⸗
ederdichter Bietor Ehrifian Hiert?) aus Gunderoloͤvholm
Gräße, Handbuch d. kiterärgeſchichte. M. 61
—
966 Dänifche Poeſie. Lyrik.
13) Hoœdersminde, for Lden April 1806 eller Sanger og fonbere
ubkomme 1 ginkbning af Krigen imellem Gngeland og Danmark. Kibhe.
14) Dde til Saunen, in d. Poet. Samml. d. Norweg. Gef. Kopenh.
1775. ©t. 1.
. 15) Oymne- opfart i Slotstirten d. 24 Januax. Kibhv. 1792. attmit
igjen tilligemeb tydſt DOverfzettelfe af 3. H. Voß. ebd. 1792. 8. Ligeledel
med tydſt Dverf. af 3. G. Maurenbredher. ebd. 1792. 8. x.
16) Hymne; in d. Daͤniſch. Zuſchauer 1792. Efterlade poctidte Gkrifte,
udg. ved Rahbek. Kibho. 1822. 8.
17) reden, en Hymne, im Dän. Zuſch. 1795.
18) Arel Zordfen og Skjoͤn Valborg, in db. Poet. Samml. d. Rormy.
Gef. 1775. St. J.
: 49) Digte. Kibho. 1804. I. 8. ebd. 1843. sq. III. 8.
20) Digte. Kibhv. 1803. 8.
21) Krenile-Riim til Bornelerbom, meb. Inledn. og Anm. Kifke.
38y2. 8. Roeskilde⸗Riim. ebd. 1814. 8. Roeskilde⸗Sager, til Oplysning ol
MoesfildesRiim. ebd. 1814. 8. Gaga, Nytaarsgave for 1812, 8. — Kurjkt
Begriff der Weltchronik Deutſch v. Boltmann u. m. Anmerk. v. Rudeltad.
KRürnb. 1837. 8.
29) Poeſier. Kjbhv. 1836-38. II. 8. Trocheser og Jamber, en peeiiil
Polemik. ebd. 1837. 8. Zuleimas Flugt, en poet. Fortœll. ebd. 183. 8
Dondferinden, et Digt in 3 Sange. ebb. 1833. 1834. 8. Danbferinden (3
Amer 09 Pſyche, to Digtninger. ebd. 1837. 12. (D. Zänzerin, a. d. Din.
überf. Kicl 1835. 8.) Adam Homo. ebd. 1841. 8.
23) Digte. I. Saml. 1840. Kibho. 8. Digtninger. ebb. 1833. 8. Fur
vel, Mindeblad om Kong Frederik VI. ebd. 1840. 8. Portefeuilien (Diet)
ebd. 31835. 8, Zabrenelandäfe Romancer. ebd. 1832. 1840. 8. Gang fr
Folket paa Kroningsbagen. ebd. 1840. 4. .
24) En fergelig ny Digt om hagbaarne Fyrſtindes Dronning Anne
Gatharine chriftelige og faligfe Fredfart ıc, Kjbho. 1622. 4,
25) Tanker veb en Flod, en Rhapfobie, in d. Poet. Sammt. d. Rom.
Geſ 1775. ®b. I.
26) Elegie i Anlebning af Juſt. og Rect. Herslebs ded, In b. Pet
Sammi. d. Rorweg. Gefellfh. St. II. Elegie tl en Brud, im d. Dbenfr
Samml. v. Poef. a. 1785. Glegie ved Weſſels Grav til hans fen, in M
Minerva 1786.
27) Porfter. Kibhv. 1793. 8.
28) Landsbykirkegaarden, in dee Odenſ. Samml. „von Por. a. 17%
Elegie til en Ben ved hans Huſtrues dad, in Rahbeks Charis a. 179.
29) Digte. Kjbhv. 1803. II. 8.
30) Ppilippa til Erik, en Heroide, in d. Samml. d. Gef. b. fhön. Bi
Sep. 1783. ©t. XIV. Ppitippa til Grit, in db. Dbenfere Reujahrögfd
a. .
31) Philippa til Erik, en Heroide, in d. Poet. Samml. d. Noms
Gefelfh. St. 1. ‚en Heroide,
- 32) Weluds til Torkild Trondeſen, en Heroide, umb Baure Mi Ge
i hans Fraverelſe, in ihren Poeflen.
33) Eleonora Ghriftina Ulfeld til fin Mand, Til Hans Roſtgaard fr
hans Hoftrue, in Rahbeks Minerva 1786,
Daͤniſche Poefie. Dramatifche Siteratur.. 967
.. 34) Regeren, ellex Altanzor til Zamire, in f, Digte. 1785. 8.
35) Variklo til Inkle, Heroide, in f. Ged. 1802. CH. IL.
3) Hanna til Wilhelm, fErevet i den nordamerikanſke Krig und Unma
Boleyn til Kong Gendrit den Dttende fra hendes Fongſel i Tower, in feinen
Digte, Kjibhv. 1 0 Th. II. \ .
37) Anine til Julius og fra Samme, in f. Smaating. Kjbho. 1801. 8.
$. 758.
Kehren wir jeßt zu der Geſchichte des dramatiſchen Poeſie
in Dänemark zurüd, fo müflen wir zuerfi bemerfn, daß dae
eigentliche Trauerſpiel ſehr ſpaͤt daſelbſt heimiſch wurde.
Denn erſt des Biſchofs von Bergen Johan Nordahl
Bruun!) aus Höien bei Drontheim (1745—1816) Zarine
(1772) eröffnete durch ihre Aufführung (den 17. Febr.) den
Reigen einer Anzahl theils befierer, theils ſchlechterer Verſuche
in diefem Gene, Das genannte Städ ſelbſt, fowie fein
zweites: „Einar Tambefkjälver", Hat zwar einzelne gute
Stellen, iR aber offenbar in der flelfen Franzoöſiſchen Manier
geſchrieben. Darum ragte Ewald’ Rolf Krage, das
erſte eigentlihe vaterländifhe Trauerſpiel der Nation in
Profa, weit hervor, obſchon fein Tod Balder's als lyriſch⸗
dramatifhe Compoſition, wenn aud nicht in dramatiſcher
Wirkſamkeit, fhon "ein bedeutender Schritt welter vorwärts
war?). Die profalfde Borm gelang indefien nad ihm Nies
manden fonderlih, denn weder der Charlotte Dorothea
Biehl Luphenia?), noh der Birgitte. Chatrine Boys.
(geb. 1742) Gorm der Alte!) oder Ewald's de Falfen
bürgerliche Schauertragödie Salvini und Woelfon?), die freilich feiner
pa nachſteht, konnten fih halten, bis Die Johan Sams
ſöe's“e) aus Neſtwed in Seeland (1759 —96) Dyveke, an
fih ſchon ein dankbarer vaterländifher Stoff (defien glänzenden
Erfolg er aber nicht erlebte, denn er flarb am Abend der erſten
Aufführung), und Levin Ehrifian Sanders?) aus Itzehoe
(1756—1819) Niels Ebbeſen, ebenfalls ein intereffantes na⸗
tionale® Suiet, die ungebundene Form dieſes Genres einbürger-
ten. In der gebundenen Rede hatte feeilih der Johanne
Marie Weyde?), -geb. Bam, hiſtoriſche Tragödie, Kopen⸗
964 Daͤniſche Poefie. Lyrik.
treffen, find Uffo der Schweigſame, der Ritter am der Ein:
höhe (nach der früheren Revactiom), und Agnes, Gemifiernit:
gehört auch Grundtvig?!) hiecher, denn feine Bearbeitm:
der nordiſchen Mythen find eben fo gedankenreich, Fraftvol ga:
und lebendig wie vie Dehlenſchlaͤger'ſchen, nur feine fpäteren Babar:
wurden durch Miſchung des Heldens und Chriſtenthums mehr:
confus. Bemertendwertb ift noch der Lmftand, daß, als die &ri
ſchaft zut Beförderung der ſchoͤnen Wiſſenſchaften 1830 e—
Preis auf die vier beſten Romanzen fetzte, zwar mehr ald
Concutrenten auftraten, jedoch auf Oehlenſchlaͤger's Entſcheidun
zwei zu Siegern erklaͤrt wurden, naͤmlid Frederik Paln«
Müller?) aus Kjerteminde (geb. 1809) und Hans Pat
HolR?”) aus Kopenhagen (geb; 1811), von denen I‘
anderweitig die Rede war. Winther endlich, der bafür Im
daß das Monopol, die fhönflen Balladen und Romana ı
Schaffen, feinem Vaterlande nicht verloren gehe, hat Leo
ſchlaͤger gleichwohl noch nicht erreicht, geſchweige bemn a0
trofſen.
Auch in der Etegie fehlt es nicht am manderd
fuchen, ſeitdem Arrebo?) und Bording einmal it
Feld betreten hatten. Tullin moralifirt zu viel, als wit
den recht von Herzen kommenden und darum zum $°
gehenden Ton träfe; immer riecht feine Poeſie nad hast“
Leichenprebigten, und bezahltes Klageweibergewimmer bört
durch. Ewald dagegen fühlt, was er fingt, und feine Kt
ahmer Peder Harboe Brimann?), Ehriflen Prae
Jonas Rein, Magdalene Sophte Bucholu“) *
Gafiderg, Knud Lyne Rahbed, Frederik Hoegh Au
berg, welche beide letztere in dieſem Genre ſehr fruchtdat
Chriſten A. Lund), Frederik Carl Gntfeld”) Ai
manches claffiſche Süd gellefert, was theilweiſe and
Baggeſen geſagt werden mag, odbgleich feine Hagen M
Dänemarfs Unglüd im Sabre 1807 nicht ſonderlich and M
Herzen zu kommen ſcheinen, denn fie find gefünflelt und gart
In neuefler Zeit hat nun das Meine, aus finf Berk *
fichende Lied von Holſt anf Zrieverih’s vo, ge mi
enormed Auffehen gemacht, daß es nit blos in die
Dänifche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 969
ſammenſtellte, geſchrieben und ale Director des Kopenhagener
Theaters nicht ohne Geſchmack die Regie geführt, allein wirk⸗
liches Aufſehen hat er niemald gemadht, und ein ſolches war
eh Adam Dehlenfhläger?) vorbehalten. Diefer Mann,
von bem die Frau v. Stael fagte: „„c’est un arbre sur lequel il
croit des tragedies‘“ und den Tegner wohl zu höflih den
Erben des Throned der Dichtkunſt feit Goethe nannte, ſchrieb
zuerß die Tragövien Balnatofe und Hafon Jarl, indem er in
jener den berüctigten gleihnamigen Seefönig des 10ten Jahr⸗
hunderts, "in dieſer den berühmten Jarl Morwegens, den
wilden Hafon, wie er gegen den König Olaf die Religion
Odin's, den büflern Glauben feiner Väter, vergeblich gegen das
milde Liht des Chriſtenthums in Schug nimmt, fehildert, In einem
anderen Drama, Stärlodder, feiert er diefen berühmten Nord⸗
ifchen Achilles, dann aber näherte er fit mehr dem tomantifdhe
hiſtoriſchen Genre In feinem Act nationglen Stüde Arel und Balborg,
worin bekanntlich ein Lieblingsthema ber Nation aus dem
Zeitalter des Feudalweſens behandelt il. Auch Karl den
Großen, einen Deurfben Ritter Hugo von Rheinberg, die
Daͤniſchen Prinzen Erif und Abel, und jenen Zordendfiold, bey
vom gemeinen Matrofen bis zum Admiral flieg, madte er u
Helden anderer Dramen, und im Tod Corregqio's gab
sr befannılih ein Künftlerprama. Ja ſelbſt fein letztes Trauer
fpiel Dina, in weldem der Bünfling Chriſtian's IV., Graf
Uhlfeldi, der fogar Die fhöne Eleonore, die Tochter des Könige,
zur Gemahlin befam, die Heldenrolle fplelt, machte troß des
Alters ihres Dichters in Dänemark unneheuered Glüd, obgleich
gerade hier feine reigende Diction und Leberfülung mit Phan⸗
tafieblumen den gänzlihen Mangel an durchdachter Characteriftif
verfieden müflen. Ueberhaupt iR Mangel an Handlung und
allzulang ausgedehnter ſentenzenreicher Dialog der hervorſtechende
Uebelſtand in allen feinen Stücken, die er bekanntlich größten,
theils aud Deutſch verfaßte, die aber, weil der Deutfhe, der gam
andere Muſter, ih erinnere nur an Goethe und Schiller, vor
fit hat, durch Die bios blendende Sprache, an der Oehlenſchläger ewig
herumfellt, ohne jedoch dabei auf den oft ganz ungleibartig
gearbeiteten, ſelbſt platten Schalt zu achten, und durch jene wie aus
970 Damiſche Poeſie. Dramatifche Siteratur.
‚einer unverfiegbaren Duelle frömenbe Bälle von Bilden ud |
Blumen der Rede nicht getäufcht wird, fondern Handlung m
Leben verlangt, bei und nie jenes Glück Haben maten
koͤnnen, wie in dem Baterlande des Dichters, wo man dab
Theater wie eine Borlefung über Aeſthetik beträchtet und Rd mi
ſchoͤnen philoſophiſchen Sentenzen abfinden läßt. Sein Séule
iR offenbar Ingemann?), dod haben die meiften von beim
Dramen nur einen geringen Erfolg gehabt, Wafaniello (1815)
aßeln ausgenommen, der ſchon feines höchſt dankbaren Sud
wegen viel Auffehen erregte. Sein Trauerfplel Blanfa (1815)
machte befonders feiner Liebesſchwaͤrmerei halber bei den Dama
Süd; allen als Heiberg mit feiner Ariſtophaniſchen Ems
die, Weihnachtoſcherz und Neujahrspoffen, diefe Richtung ihr
lich machte, konnte jener ferner auf der Bühne Feine Lorbeera
mehr pflüden, obgleich Manches, 3. B. fein dramatiſches Riv
Ken „Salomo's Ring" recht gelungene Steffen hat. @tüdiide
"war ein anderer Nachahmer Deblenfhläger's, Johan Carſten
von Hau‘ aus Friedrichshall (geb. 1791), ein Adte
Republifaner vom ebeiflen Blute, über beſſen Dramen Bajae
und Tiderius (1828) Ttieck ein hoͤchſt günftiges Urtheil fühk,
obwohl fie, wie auch fein fpäter geſchriebener Don Iuan, Ira
ihrer pſychologifchen Tiefe und hiſtoriſchen Wahrheit, doch zu
breit find, um nachhaltendes Aufſehen zu machen. Auch fen
Ariſtophaniſches Luſiſpiel, der Babylonifge Thurmbau in Miniahı,
IR ohne Buͤhnenkenntniß geſchrieben und wird trog feiner fehen
Satire Immer wirkungslos bleiben. Welt bedeutender iſt abe
Johan Ludvig Hetberg’) aus Kopenhagen (geb. 1791).
Diefer trat zuerſt mit Erfolg (1817) mit einem Schaufpiel:
„Drifig vovet halver vundet“ (Friſch gewagt IR halb gewonne)
hervor, nachdem er ſchon vorher (1812) durch eim idvylliſhes
Drama, Tycho Brahe's Weifſagung, die allgemeine UAufnerl⸗
ſamkeit auf fi gezogen hatte. Dann erſchien feine ebengenannit
ſatiriſche Comödte auf Ingemann: Weihnachteſcherz und Reujahr®
poffen (1815), und bald darauf ein mythologiſches Schaufpkl
Pſyche's Weihe (1817). Obgleich: Reiſebilder und verſchiedere
aͤſhetiſch⸗kritiſche Werke inzwiſchen feiner Feder eniſprangen, fo hlich«
doch auch dem Drama tren, und fo erſchlenen dern. feine Mi
| Dänifche Poeſie. Dramatifche Literatur. 972
(1824), feine romantiffen Dramen: der Eifenhügel (1828),
Prinzeſſin Iſabella (1829) im Geſchmacke Lope de Vega's,
Fata Morgana (1839), . der Siebenfhläfertag (1339), eine
etwad bizarre Dichtung, und eine apocalyptifte Comoͤdie,
Die Seele nah dem Tode (1843), welde ohne Ausnahme
mit dem entſchiedenſten Erfolge gekrönt waren, da aus
ihnen allen wahrhaft Shaffpere'fhe Friſche und Kecheit des
Humors und aͤcht pſfychologiſche Tiefe hervorleuchtet. Unter
den neueſten Kindern der tragifden Muſe iſt endlich beſonders
PaludanMüuͤller's) Drama Amor und Pſyche, eine hoͤchſt geniale
Bereinigung antifen Lebens und moderner Tendenzen, hervorzu⸗
heben, die weder fein Tithon, noch feine Dryadenhochzeit, letztere
im Geſchmack des Sommernadtötraumes gehalten, übertrifft, infofern
Holſt') auf diefem Boden weniger Glück machte. Hertze),
welcher bereits dur jenen Prolog, die Schlacht auf der
Rhede, fih als einen volllommen befählgten bramatifden Dichter
ausgewiefen hatte, konnte doch durch fein trefflihes Drama,
Send Dyrings Huus, den allgemeinen Haß, den er fih durch
feinen unten zu nennenden Tendenzroman zugezogen hatte, nicht
wieder auslöfchen, obwohl er dafür durch den ungeheueren
Erfolg, den feine meiſterhafte dramatiſche Idylle, König Rene’s
Tochter, in Deutfchland erfuhr, pollkommen enıfhädigt ward,
E. 8. 8. Molbech“) und Eadpar Johan Boye') haben
weit Ihren lyriſchen Dramen nicht viel Auffchen gemacht, wie denn
and Anderfen ale dramatifder Dichter, etwa feinen Ahas⸗
verud ausgenommen, bis jeht weniger angeſehen if.
1) Bidrag til den danske Skuepladſes Hiftorie i dens_1fte Aars indtil
bens Jubiläum d. 2ten Septbr. 1822. 8. Dramaturgisle Samlinger. Kibhv.
178594. 8b. I. II. u. Bd. I. ©. 1. 8 Lommebog for Skueſpilyndere.
ebb. 1788. 8. Dramstiöke og litterariste Tjilæg. ebd. 1792-93, II. 8. Om
Skuefpittonften. ebd.1810. 8. Samlede ori inale Stuefpit. ebd. 1809—13. 111. 8.
2) Samlede Digter. Kjbho. 1823. IN. 8. Digtervoerter. ebd. 1835-46.
XxXxvi. 12. edier. ebd. 1831—46, 12. ©. Dag. f. d. Eit. d. Xusl
1834, nr. 92, Blätt. f. d. Lit. d. Aust. 1840. nr. 15 sq. p. 57. 68. 74.
285. 290, 295 sy. S. it. Unterh. 1830. p. 934 sq. j
3). Skrifter. Kibho. 1844. XI. 12. Salomons Ring, Dram. Even
meb en nit Forſpill. ebd. 1839. 8. (Ausz. in d. BL. f. ausländ. Lit. 1
nr. a * Safe Befrielfe, et dram. Digt. ebd. 1819. 8, Pre * Garde
ha 1836. 8.) Blanca, e. Zr. metr. überf. v onenb.
1815. 8. Der Hirte v. Zolofa, zr. überf. v. Scholz. —E 510
Der Shen, metr. überf. v. Lange. Alt. 1825. 8. Morgens og Aftenfange.
GSantater. IVde Ubg. © 1832. 8.
—— tit —E —* —* — — —8X Ye
072 Daͤnſſche Poeſie. Dramatifche Literatur.
4) Dramatiste Varker. Ajbho. 1828-30, III. 8. Karl Vtes Dei,
Sorgeſp. ebd. 1831. 8.- Maaſtrichts Beleiring, Eorgeip. ebd. 1832. 8. Im
H mne Eomand, Stuelp. ebd. 1844. 8. Den babyloniste Taambygnim
i Miniature, et Forſog i den ariftophaniste Gomedie. ebd. 1830. 8. Ziberint,
e. Zrauerfp. Deutſch. Epag. 1838. 8. Die Belagerung von Maaftridt. ch}.
834. PR.
5) Samlede Gfrifter. Kjbho. 1833-36. VEIT. 8. Iydgo Brahes Spo⸗⸗
dom. Kjbho 1819. 8. Nina eller den Wanpittige af Kieerlighed. ebd. 18%.
12. Alferne, Eventyrs@om. ebd. 1835. 8. Elverhoi, Skueſp. ebb. 1838. 8
Kata Morgana. ebd, 1838. 8. Syvſoverdag, rom. Som. ebd. 1840. 8. Die
matifhe Schriften, Deutfch v. Kannegießer. Lpzg. 1847. II. 8.
6) Amor og Yſyche, lyriſt Drama. Kijbhv. 1834. 8. (Deutfch v. Mike
fen. ebd. 1835. 8.) Dryadens Bryllup, et bram. Digt. ebd. 1844. 8. Zithen,
et dram. Digt. ebd. 1844. 8,
7) Borgfogbnes Brylup, idyll. Drama i 2 Alter. Kjbho. 185.8
Sheiftian II, Drama i 5 Alter. ebd. 1834. 8. Maigildet, dram. Simd
Sange. ebd. 1832. 8. Slaget i Kiogebugt, Drama. ebd. 1835. 8. Zumalı
09 Peder Paare paa anbot, to dram. Digte. Chriſtiania 1840. 12. GBioats
chino, et dram. Digt. Kijbhv. 1844. 8.
8) Send Dyrinas Huus, rom. Trag. Kibhv. 1837. 8. (Deutſch Hamb.
1839. 8.) Kong Rend’s Datter. ebd. 1845 8. (Deutſch. Oldenb. 1846. 12)
9) Klintelongens Brub, Iyr. Dram. Kjbho. 1845. 8.
10) Braderne i Leite, Zrag. Kibhv. 1830. 8. Eliſa eller Venskab 03
Kierlighed, Inr. Druma. ebd. 1819. 8. Floribella, Iye. rom. Drama cd.
1825. 8 Wil. Shakſpeare, rom. Skueſp. ebd. 1826, 8. Erik den Sypend
Sorgefp. i 5 Alter. ebd. 1827. 8. Juta, Dronning af Danmark, Serge
ebd. 1824. 8. Svend Grathe, Sorgeſp. ebd. 1825. 8.
$. 760.
Die Geſchichte des Daͤniſchen Luffpiels nad Helkm
IR zwar nit ohne einzehne Glanzpunkte, alien zit da
früheren Zeit zufammengebalten, doch nur ein ſchwacher Ueberreh
vergangener Größe, Sehr thätig war Ehariotte Dorothea
Biebt!) aus Kopenhagen (geb. 1731, ge. um 1788), allein iht
Stuͤcke leiden an unendiiher Breite und Mangel an Bit
2epteren fann man zwar Wandal l's?) Stiefmutter ( Stedmoderen)
und Ewalds Harlefin als Patriot nicht abſprechen, allem
ſelbſt der fonft fo witzige Beffel?) und der übrigens nicht oa:
Kenntnis der Bühne ſchreibende Schauſpieler Bernhard Her:
tit Beh!) (1T48— 96) Reben doch Th. Chr. Brunn)
mit feiner Liebe auf der Probes) und Rahbek wit fein
Sommer auf dem Lande”), fowie Zohan de Wise auf
Braanaͤs (1748 — 82) mit feinen Meugierigen Monzd
voll?) und rederit Wilhelm Wiver aus Feedaileben
(1728— 90) mit feiner Beörten Bersraloerfammlutg‘)
befonderd aber Tode”) mit feinem Serofficiee und Chelenſel wa
Dänifche Poefie. Dramatifche Literatur. 973
Bram! behandelte das Tehtere Sujet aud, aber Peder
Andreas Heiberg“) hat unbedingt unter allen Benannten,
rechnet man einzelne lnmoralitätn in feinen Lufifpieln ab,
das meifte Talent und die größte Menſchenkenntniß (4.2. in den
Eunfpieten: die Herren von, die heben Tanten) bewieſen. O tu ffen")
hat ih im niedrig⸗komiſchen und feineren Luſtſpiele (3.3. Suldaafen,
in Brofa, und Roſenkjederne) mit gleibem Gluͤck verfubt, Enes
vold de Falſen“) aus Kopenhagen (1755—1808) aber
fowohl in der Barce (De fnorrige‘ Fettere) als in dem
eigentlihen Luffpiele (Hvad vil Folk fige? nah Florian's Nor
vele Selmour) Ausgezeichnetes geleiſte. Balthafar de
Bang’) aus Kopenhagen (geb. 1770) konnte nicht viel
Auffehen machen; das befte feiner Lufifpiele iſt noch Lyfſtſpillet,
und auch fein Heimliches Teftament dürfte hier eine Stelle finden.
Ziemlih dafjelde läßt fih von den niedrigefomifhen Kleiniq⸗
keiten Niels Thoroup Bruun’s') aus Kopenhagen (1778),
welcher Vieles von Kotzebue und Schilling übderfegt hat, fagen,
jedoh muß man über feinen Helrathsantrag in der Zeitung und
feine Bettlerherberge laden. Welt böber ſteht alfo 3. 8. Heiz
berg’s') Artftophanifhe Komödie und feine Prinzeffin Iſabella der
Kunfform nad, aber au feine Vaudevillen: der Aprilnarr, die
Unzerirennfien und der Däne in Paris verrathen feines
Vaters vis comica, die bier mit ihres Berfaffers Urſpruͤnglichkeit
gepaart iſt. HenrifHerg'?) verdient gleickfalls hier eine ehren,
volle Erwähnung, denn fein Luftfpiel in Verſen, Amors Genies
fireiche, und feine Profacomödte, Herr Burfhard und feine Familie, vors
zuͤglich letztere, find originell, mad man von Ingemann’s Magnes
tismus tn der Barbierlube und Dehlenfhlägers Hirtenfind
und Freya's Altar nicht fagen fann (1821), wohl aber von
des Vaudevilliſten Th. Dverf ou”) Hochzeittags⸗Fatalitaͤten,
obgleich fie durch fein in Deutfbland fehr gut aufgenommenes
Lufppiel: „Breite Straße und enge Gafle* weit übertroffen
werden. Derfelbe Dramatifer bat auch theoretifh eine recht
gute Anfiht vom Weſen eines Vollstheaters entwidelt. Als
Gurlofltät mag noch ein auf der Daͤniſchen Inſel Sylt in
Frieſiſch⸗Daͤniſch⸗Niederſaͤchſiſcher Sprache geſchriebenes und auf
geführtes Volls luſtſpiel genannt werben’),
974 Daniſche Poeſie. Dramatifige Literatur.
1) Den Eeerlige Mand. Kibhv. 1768. 8. Haarkloveren. ebd. 1766. 8.
Den üſtige Optraeklerfle. ebd. 1765. 8. Den forelſtede Ben. ebd. 1766. &
Den Herlige Datter, in d. SM. Bid. Geist. Korf. 1766. ©t.V. Den A
mobige. ebd. 1767. 8. Den altfor Ionlige Weiler. ebb. 1772. 8. Den tark
gier. ebd. 1780. 8. Den uforfigtige Korfigtighed. ebd. 1787. 8. Euffpiele de
ungfer ©. D. Biehl. Kopenh. u. Leipz. 1767-69. IT. 8,
NStedmoderen, en Gom. Kjbho. 1767. 8. Deutſch v. Scheibe. ck
176
3) De brutale Klappere. Kjbho. 1770. 8. Harleqvin Patriot eller ben
uoegte Patriotisme. ebd. 1772. 8. Peberfoenbene. ebd. 1773. 8. Zufumma
in ſ. Samtl. Str. Bd. IV.
4) Lykken bedre enb Forſtanden, or. Som. Kibbv. 1776. 8.
5) Den lykkelige Feiltagelfe. Kjbhv. 1779. 8. Det unge Menneste die
eller be mange Benner. ebb. 1786. 8. Dvaternen. ebd. 1787. 8. Gommil-
nairen eller den forbuttede Brudgom. ebd. 1790. 8. Ja eller Nej. ebb. 178.
8. Den lykkelige Familie, Skueſp. ebd. 1795. 8.
6) Den uhelbige Lighed eller Kierligheds og Mistankes Magt. Kb.
1780. 8. Kjœrlighed paa Prove. ebd. 1787. 8.
N) Den unge Darby, et alvorligt Skueſpil. Kjbho. 1780. 8. Bommar
er ver Kjobenhavnske Landleonet, in f. Profaiste Forſog. ebd. 1788.
8) Det nysgjerrige Mandfolk. Kjbho. 1783. 8,
9) Datum in Blanco, eller ben af fin egen Laſt ſtraffede Yagrrlarl,
et Sk. Kibhv. 1777. 8. Enke⸗ og Ligscaffen eller den forſtyrrede Generals
forfamling. ebd. 1787. 8.
10) Soeofficiererne, Kibhe. 1782. 8. (Deutſch. ebb. 1783. 6.) Na
fsrflerne. ebd. 1783. 8. Aateflabs djcevelen eller Vankerotten. ebd. 1783.8
Halmkuren. ebd. 1784. 8, Mondenes ey Skole. ebd. 1784. 8. Buſſemande
eller Dldfurs Forvandlinger. ebb. 1788. 8. Natur und Liebe. chb. 179.8
Ssahen und Hannchen. ebd. 1798. 8. Die Erſcheinungen. Kopenh. u. Eipit
11) Frokoſten i Bellevue, en Som. Kjbho 1813. 8 Dremmern, Ehre
fpit. ebd. 1817. 8. Die Quftfplele: Negeren, ACgteflabeflolen und Brendeo
find noch nicht gebrudt.
12) Sorvanblingerne, en Gom. Kjbhv. 1788: 8. Virteoſen, en or. Com
ebd. 1789. 8. Skueſpil. Kibho. 1794—96. Bd. I. IT. II. 1. 8. Bamlkt
Stuefpil ubg. ved K. £. Rahbek. ebd. 1806. IV. 8. Udvalgte Skueſpil ud
af 3. C. Lange. ebd. 1836. IV. 12. Ginz. Deutfch dei Sander, Aue
Dänifch. Luftfp. f. Deutfche. Zürich 1794. Bd. 1. 8.
13) Bulddaafen, et Enftfp. Kjbhv. 1793. 8. (Deutſch b. Sander a. q. O
1796.) Rofenljoederne, et Skuefp. ebd. 1803. 8.
14) Den fnorrige Fettere, en Som. Kibhv. 1778. 8. Konftdonm
or. Com. ebd. 1802. 8. Frierne og Kjcreſten. ebd. 1803. 8. Head vil
fige? Com. ebd. 1801. 8.
15) Enftfpillet, et or. Lyſtſp. Kibhv. 1809. 8. Upylſpil eller Faſtelave
mandag. ebd. 1813. 8. Bedſte Foroeldrene. ebd, 1814. 8. Pr eier de
gemmelige Zeftamente. ebb. 1816. 8. Dramatiske Korfeg, indeh. Geemeam
yftfp. og Knud Lavarb, Sergefp. ebd. 1807. 8.
16) Betlerpigen, Com. Kibhv. 1814. 8. Bulderbaſſen. ebd. 1815. 8
Hidbebarnet. ebd. 1812. 8. Avisfrierie. ebd. 1815. 8,
Dänifche Poeſte. Dramarifche Literatur. 975
17) Aprilsnarrene eller Intrigum i Skolen, Vauder. Kibhv. 1826, 8.
De Danste i Paris, Vaud. ebd. 1833. 8. Juleſeg og Jorgen Hattemayer.
ebd. 1825. 8. Iulefpeg og Nytaarölsier. Som. ebd. 1817. 8. Syyſoverdag,
zom. gm. gib. 1840. 8. Srindfeäfe Ifabelle, el. 3 Aftener ved Hoffet. Lyſtſp.
ebd. .8.
18) Amors Genieſtreger, verfif. Lyſtſp. Kibhv. 1830. 5. (Deutſch. Kiel
1840. 8.) Lufifpiel indeh. Hr. Burkhardt og hans Familie, Flyttedagen og
Emma ellee den hemmelige Korlovelfe. ebd. 1832. 8.
19) En Bryllupsdags Fataliteter, Lyſtſp. Kibhv. 1810. 8. Tre Maas
neber efter Brylluppel. ebb. 1828. 8. Misforftanelfe paa Misforftanelfe. ebd,
1828. 8. Bor Tids Mennesker. cbb. 1830. 8. Folke Theatret, fremftillet I
Hlanen for dets Virkſomhed, og alle de Korholb, hvorunder det, fom Kunfts
anftalt og Actieforetagende ex at betragde. ebd. 1846. 8.
20) Der Geizhals auf ber Infel Sylt, ein Schaufpiel in 4 Aufzügen.
Flensburg 1809. 8. (Kam nie in den Buchhanbel.)
$. 761.
Wir haben ſchon vorhin angedeutet, daß Heiberg ber
Jüngere einige fehr gute Vaudevilles gefhrieben hat, er if
aber auch der Schöpfer dieſes Genres für die Kopenhagener
Bühne und bebutirte mit feinem König Salomo und Jürgen
Hutmader (1835), der ſechszehn Mal hinter einander gegeben
ward, worauf er (1836) eine theoretifhe Schrift über dieſe
ganze Dichtungsart folgen ließ und nod mehrere aͤhnliche muntere
Kinder feiner Laune nachſendete. Auch Hertz und Overſkou
waren nicht unglüdiih darin. Freilich iſt daſſelbe im Ganzen
doH nur ſehr wenig vom Singfpiel verſchieden, welches fid
hier neben der Italienifhen Oper ausgebildet hatte. Letz⸗
tere war am Dänifhen Hofe ſchon felt Ehrifian V. gebraͤuch⸗
lich, allein etwas Beſonderes leiſtete darin erft Baggefen')
in feinem mit Unrecht viel verfpotteten Holger Dandfe, der nur
dur die Verbindung des Ernſten uud Niedrigkomiſchen, welche
immer fehr ſchwierig iſt, mißflel, aber doch poetiſcher if, ale
fein Erit Ejegod. Unter den fpäteren Operndichtern iR Sans
der?) befonders wegen ſeines Eropolis und Carl Johann
Möller’) aus Kopenhagen (+ 1816) wegen feiner Danne
gpinderne hersorzuheben, die bei Weitem Alles, was die Deutfchen,
ſelbſt Goͤthe, im Opernterte geleiflet haben, übertreffen. Das eigente
liche nationale Singfpiel iR aber den Dänen fchon ihrer
hoͤchſt ſingbaren Sprache halber weit befler gelungen. Zwar
0786 Duaͤniſche Poefle. Dramatiſche Siteratur.
kann man Niels Krog Brebal!) aus Drontheim (1739-
78) und Otto Rönsberg’) aus Kiöge (1748—1816)
nur ald Mufter, wie fie nit fein follen, anführen, allda
fdon Eharlotte Dorothea Biehl‘) hat Einzelnes geliefert,
was gelungen iR (3. B. die Eylphen). Ewald’) aber hatte
bereitö in feinem, freilich nicht für die Bühne deſtimmten Eingfyiele
Adam und Eva einen löbliten Verſuch gemadt, den fein te»
liher Tod Balder's, der freilich in ein anderes Genre gehört,
noch weit übertraf, und feine Fiſcher find als Singfpiel ein Meifterüd,
dem die Deutſchen nichts Gleiches an die Seite zu fegen haben.
Run folgte Thaarup*), der befonderd als Operettendichter ge
ſchäht wird (er machte aud den Politiker in feinem Ernte,
denn er befang neben der Bermählung des Könige [1792]
die Emancipation des Bauernſtandes), obgleich feines Com
poniſten (Schultz) zarte Melodieen hierzu beigetragen haben
mögn. Pram’) und Hafte') lieferten ebenfalls mehren
gelungene ernſte Opern, im komiſchen Genre aber übt |
trifft Enevold de Halfen!!) mit feinem Dragebuffen Telik
Meder Andreas Heiberg’s'?) Chinafahrer und Gutdberg'e”)
Life und Peter, ſowie R.T. Bruun's Hufaren auf der Braut
fau'*), nicht aber das von Dehlenfhläger") auf dieſen
Felde Geleiftete, denn feine Jägerbraut, fein Raäuberſchloß, fein
Sohn ded Waldes ꝛc. haben ale die Vorzüge, die wir oben
an feinen übrigen dramasifhen Arbeiten zu rühmen fanden.
1) Holger Danske, en Opera I 3 After, fat T an A E. Kunzca.
Kibbn. 1789 8. (Deutſch v. Cramer. Kiel o. 3. 8.) Grit Ejegod, min
ebd. 1798
2) Eropolis, et Inrist Skueſpil i 4 After. Kibhv. 1803. 8.
3) Dannegvinderne, et heroisk Drama. Kibho. 1804. 8. Kong Svend
Danmarks Daoner, et ber. pantomimisk Drama. edd. 1808. 8.
4) Sram og ©igne 5 et —ãA Kibho. 1756. 8. Exen u
Eurbeipil. ebd. 1757. 8. Tronfolgen i Sivon ‚et orig. Ige, Trag. MM
N De famnitißfe — ‚e& Snap Kibhe. 1778. 8 Samide
Skrifter. ebd 1805.
6) Silphen, et Em ngefp. Kibhy. 1773. 8. Den prevede Sroflab, £
Gongefp. ebd. 1774. 8. Kerttahene breverne, et Syngeſp. onarb. eſter det
rangte ebd. 1774. 8. Drpheus.og Furibice, Dpera i 3. Mit. (auf. Fü
ydſtk af Eramer.) Kibhv. 1786. 8.
7) Adam_og Eva, eller den ulgflelige Preve. AYbho. 1768. 8. u. Sant
Str. Bo. 1. Bieterne, et Gpngefp. in d. Korfeg. 17801©t..Xıl. u. Emmi
Str. 3b, Im. (Deutf ch v. Sander. Kopenh. 1786. 1816. 8.)
nn
Daͤniſche Poefie. Nomaı. ° . 977
8) Peters Bryllup, et Syngeſp. Kjbhv. 179. 8. Silkeſkoene, et S
eb. Int ®. 8, HiemEonften, et —— ebd 1802. 8. Hoftgildet, et Sına
e 1
9) Dlindo 098 Sophronia, Op. i 8 — — in Fehbers Minerva 1789.
Serenaden eller de forte Nzefer, Syng. ebd. 1
10) Bebdemaalet, et Mellemfp. med ans. — 1793. 8. Ariana, et
ber. Syng. ebd. 1793. 8.
11) Dragedukken, et Syng. Kibhv. 1797. 8,
-92 19) Indtoget, et Syngeſp. Kjbhv. 1792. 8. Chinafarern, Syngeſp. «bb.
En) Life og Peter, et Syng. Kjbhy. 1793. 8. Aftenen, et Syngeſp. ebd.
II: ©
14) Hufärerne paa Frierie, Snngefp. Kibhv. 1793. 8. gNarkededagen,
Syngeſp. ebd. 1814. 8. Veddemaalet, Syngeſp. ebd. 1816
15) Feic ter, Lyſtſp. Kjbhv. 1816. 8. Freias Ai, Syngeſp. ebd.
1828. 8. ©. übr. Opern in fe Werfen
$. 762.
Das Lepte, was und noch vor der GSeſchichte der Poefie
in Dänemark zu fügen übrig bleibt, geht den Roman an.
Diefer Hat ſich aber erft in der neuehen Zeit zur Claſſicität
erhoben; früher if darin nichts Beſonderes geleiflet worben, und auch
die neuefle Zeit Hat eigentlih nur im Familienroman Vorzuͤg⸗
liches hervorgebracht. Zuerft verfuchte ſich hierin bie oft ſchon
erwähnte Bieh1?), dann folgten ihr Emanuel Yalling”) aus
Praͤſide in Seeland (1735 — 95), der talentlofe Philip
Bremer’) und der wigige Anton Frank Zu‘) aus Bis
borg (geb. 1766), Rahbdet’) fhrieb mit feinem gewöhn⸗
lichen Geſchick einige fehr gute Novellen, und auch Pram‘) madte
mit den in bie Minerva gelieferten Erzählungen feinem ſonſtigen
Rufe feine Schande; Laurids Krufe?) aber, ben wir oben
ſchon als einen in Deuiſchland eingebürgerten Romantiler auführten,
verdiente fi die erin Sporen durch eine miedliche Erzählung,
die gegründete Hoffnung, Laurids Hafje‘) aus Stive (1737 —
1816) endlich, der Meberfeger des Spitzbart, bat manches
. Gute aus den Clementen dieſes Buches in fi Abergettagen.
Beder Erederit Suhm’) und fen Nachahmer Samſoeꝰ)
wendeten ſich dagegen einem ganı amberen Genre zu; fie be⸗
arbeiteten nämlich mit vielem Geſchick Die alien Sagen der
nordifgen Bord, Auch Dehlenſchläger“) fchrieb einen
Roman, vie Süpfsenfela (1846), der nis in viel Slack
Grüße, Handbuch d. Literärgeſchichte. FII.
978. Daͤniſche Poeſte. Roman.
machte; Baggeſen's) Labyrinth, eine Schilderung ſeine
Reifen, mit vielem Salze gewuͤrzt, if aber fein Roman, wis
wohl eins: der beßen rzeugniffe der Proſa Dänemarks, Gten
Steenfen Bliher”) aus Sium (geb. 1782), der Lieber
feger des Oſſian, bat in feinen früheren Novellen, work «
die Kreideufer feines Heimathlandes ZJütland malt, unendlide
Naturwahrheit und einen wahrhaft Scott'ſchen Pinſel verraiken;
allein von dieſem Boden entfernt, hört feine Urfprünglidfet
auf, und jetzt iſt er kaum noch als Humoriſt zu erwähnen. Ingemann")
wählte den hiſtoriſchen Boden, und feine Romane, z. B. Wal
demar der Sieger, Eril Menved's Jugend, die Unterirdiſchen x.
find (mit Ausnahme feiner Groͤnlaͤndiſchen Geſchichte, Kun
nut und Naja, die unverbienter Weife ind Deutjde über
ging) gerade nicht mißlungen zu nennen, können aber ul
Haud’s!) claſſtſchen Roman , eine Polnifge Familie, ſich in
gar feinen Vergleich einlafien. Eiche da zog plögli eine in
der liegenden Bor erjhienene Rovelle: „en Hverdags⸗Hiſtorie
(eine Alltagogeſchichte) Aller Augen auf fih, und bald folge
von bemfelben anonymen Verfafler, unter dem man aber ieh
Johann Ludvig Heiberg'%) mit Gewißheit vermuthet
(obgleich Andere ihre Autorſchaft ſeiner Mutter, der Graͤfin
Gyllenborg, ertheilen und ihn nur für den Redakteur haltın)
eine Reihe von Novellen, die unbedingt neben Tied’s bei
Arbeiten gefelit und als ‚die Prototype der Bremer'ſchen I:
tagsgefhichten zu betrachten find. Reben ihm wird mit Kedt
Chrifian Ferdinand Winther“) aus Fensmark, einem
Dorfe auf Seeland (geb, 1796), deſſen wir oben fdon ge
dachten und ber hen als Student ein berühmtes Studenlen⸗
lied: „Hier unter des Nachthimmels ruhigem Schatten ıc" (M
ſ. Digte. gamle og nye 1846, p. 1 sq.) gefchrieben Halt
den erfien Play einnehmen, den er fih in Deuiſcland zul
mit feiner Novelle, der Beihifuhl (im Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1844.
an 151), errang, Herp') ſchrieb 1887 fein beruͤhmtes, I
Roamonform eingelleidetes Pamphlet gegen. die Dänifchen Liberalen,
Stimmungen und Zuftände" betitelt, allen trop Der treffenden
Eatire varnichtete der Inhalt feine, Boppfarität, Nun mag dt
auch In. Deutſchland viel gefderte Hans Chriſti an Ander⸗
Griechiſche Poeſle. 91
‚_20) Noveller. Mbho. 1834. 8. Ube og Hiemne, ebd. 1848. 8. (De
Zoſeramad, Deutſch v. Boas, in d. e 1844, * 1.
iefer. 5.
21) Et Aaar i Kibhon. Kjbhv. 1837. IL. 8. Wortwllinger. ebd. 1830, 8.
Noveller ebd. 1836. IV. 8. Kortmllinger. ebd. 1844. 8, , e
v. Berfaffer. Epag. 1847. —* 8 Geſ. Werke, Deutſch
22) Enten⸗eller. Kjbhy. 1845. 8.
$. 763.
Nachdem wir die Germanifhen Völker und ihre Poeſie
befprodhen haben, wollen wir auf den attclaffifihen Boden, d. h. nach
Griechenland, zurüdfchren und ſehen, ob unter der Türkifchen
Zwingherrihaft das Land, welches den Bater der Dichter ges
bar, ganz für die Muſen abgeflorden if. Daß dieß nie
der Fall iR, hat neuerdings der gefelerte Sänger Alexander
Sutſos in einer poetiſchen Epiftel an König Dito (Z/avop.
ins EM. Bo. 11. ©. 61 ı.) in gebundener Rede nachge⸗
wiefen, und wir wollen jeht mit wenigen Morten einiger hiers
her gehöriger Dichter gebenten. Wir Halten uns natuͤrlich nicht
bei den zahlreihen Volksliedern!) der Neugriehen auf, allein
wir Fönnen ſchon aus dem 17ten Jahrhundert ein romantifches
Epos, Rhotocritod oder Grotofritos, weldes den Triumph ber -
Liebe feleen fol und auf einer Arheniihen Volksſage des
Mittelalters beruht, von Wizenzos Kornaros in gereimten.
Berfen?), ein Schauerdrama des Georg Ehortayte?) aus
Kreta, Erophile (nah der bekannten Novelle Guiscardo e
Gismunda) und eine erotifhe Idylle im Geſchmacke Guarini's,
die fhöne Schäferin von Rilolaud Drymitikos aus
Apoforona (um 1620), fowie das allegoriſche Gericht eines
Ungenannten, der Kampf der vier Elemente), und die erotifche
Erzählung des Konkantinos Manou aus Eonftantinopel,.
Kleanthes und Abrokome, allerdings im ſchlechteſten Italienifchen
Geſchmacke geſchrieben, anführen‘). Aus fpäterer Zeit find das ſchoͤne
Gericht Hella6”) des berühmten Gelehrten Leo Allatius, worin
er bei Gelegenheit der Geburt des nachherigen Könige von
Frankreich Ludwig XIV. die traurige Lage feines ſchoͤnen Bater«
landes fhlldert, Jannazakys Tyantıie’d) aus Conſtanti⸗
nopel Streit der beiden Boöporusfühen über den Vorzug am
Raturfhönhetten, ein ſehr ſchoͤnes befchreibendes Gedichi, des
982 Griechiſche Poeſie.
tztes Demetrios Karataffi”) aus Siatiſta in Macevonien
mediciniſche Gedichte, die aber nicht yoetifcher find als bes
Konfantinos Daponti!) CH 1787) geiſtliche und weis
liche Poeſieen, des Alexander Kalphoglou Geriät übe
den Zuſtand der Walachei, des Manthos Joannu vn
Janina Gedicht über die Eroberung von Morea durch be
Türten!!), und des Antonius Peladokli aus Mitylene
jambifhe Gedichte). Auch ver einige Hoepodar der Wu
lachei, Alexander Maurokordatos, hinterließ eine Anzahl
frofliger Oden und Eyifteln, allein ald wahren geborenen Dihkr
zeigte ſich zuaft KonftantinosRhiga6 aus Veleflino in Thefjallen
(1753—-98), der befanntlih 1798 den ungluͤcklichen Berfud mad,
fein Vaterland vom Türkifhen Joche zu befreien und, von dm
Deftreichern ausgeliefert, zu Belgrad den Henkertod für feine große Idee
erleiden mußte. Wer kennt nicht feine meiferhafte NRadahmung
der Marſeillaiſe, Aevre naudes vuv Ellmvov x, die m
winfürlih zur Bewunderung fortreißt? Nur eine andere, uni
feinen Namen befannte Kriegehymne, S2 rore Talinxapıa k,
Die aber von dem berühmten Bhllologen Adamantios Kr
rais aus Chios (+ 1833 zu Paris im Häfen Lebensiaht)
herrühren fol, if ebenfo populär, Rebt aber an Kunfhwerih
höher), Nicht übel IR das Gedicht Zacharias Mayrudid,
. der Traum ober ber Tod der Maria Ghika (Wien 1808),
an welches ſich ein zweites Eleineres von ihm, das Heimweh,
anſchließt, und ein politiſches Drama, der Ruffo-Anglo-Fran-
zoſe“), wahrfcheintih nah 1812 von einem Anonymus gebidtd,
worin befonders die Griechiſche Geiſtlichkeit und die genanntm
drei Nationen fehr fchlecht wegfommen, Als Lyriker nimmt wegen
feiner erotiſch⸗bacchiſchen Boefteen der nad Anakreon und de
Franzöflfhen Chanſonsdichtern gebildete Athanafios Chri⸗
Ropulo6') einen ſehr hohen Plap ein, wem er ſich ass
nur des ſprachlich rohen, niedrigſten Volksdialektes bedient hal,
wogegen aber fein Drama Achilles für verunglüct amyehen
iR. Sein Landemann Georg Sakellarios fehrieb- in heiligen
Abſcheu vor ihm antibacchiſche Lieber, bie aber weniger Oil
machten als feine patriotiſchen Befänge, und SatowatisRife?
Rerulos") aus Gonfantinopel geb. 1778) ein fehr gr
r
I
\
l
\
Griechiſche Poeſe. 993 |
lungenes fomifhe® Epos, den Raub des Truthahns (1816),
worin er, freilih in Nachahmung von Boileau's Lutrin, das
fehauderhafte Treiben der demoralifirten Phanariotenfamilie zu
Gonflantinopel ſchilderte. Des Demetrius Gulzeli Ürtheil des
Baris (1817), eine Nachahmung des Rhotofritoß, den auch Diontz
fto Photinos nachzubilden verfuchte, iſt nicht gelungen. Auch der
Aetolier Spyridon Trikupis“), der Verfafler des roman»
tiſchen Gedichtes Anuos (1821) und Micael Perdiflart
aus Koſani in Macedonien (+ 1831) gehören hierher, obgleich
von des Lepteren zahlreihen Schriften nur feine Nachahmung
bed Apulejiſchen goldenen Eſels, Ermilos, gedrudt if. Als
Lyriker find qußer Konftantinug Kuskurulis aus Larlfin,
der in feinen Roman, die Wirkungen der Liebe, viele Lieder
einfiteute'?), die freilich felbf der Form nad ganz nah Stalle,
nifher Manier dichtenden Zantloten W. Kalvos!”) und Div,
nifios Salomos, beſonders was ihre patrlotiihen Oden
(3.8. des Lebteren Hymne auf die Freiheit, bei Fauriel, Bd. Ir.
p. 438 sq.) anlangt, fowie die, Angelifa Pali (ihre Oden
befinden fi in Iten's Eunomia, Bd. II, p. 14 sq.) zu nennen, Unter
den neueſten Dichternragt ale Epiker Alegander RhifosRangas
wid?) (3. B. durch feine Epopden AcCondœvoç [die Geſchichte des
Monimegrinifhen Moͤnchs Stephanos, eines der falſchen Be
tee Mi] und Anuog x Elevn), als Lyriker Elias Tan.
talidis?!), Joannis Stylitfis und ndlih Joannis D.
Karatfhutfdas?), unter deſſen Dichtungen fih aber viel
Politiſches vorfindet, hervor. Diefes Element herrſcht jedoch
vorzugöwelfe in des Theodor Orphanidis*) aus Smyrna
Satiren 4. B. den Tooforiig und Mevınnog), nod mehr in
des Alexander Sutfos?* aus Eontantinopel politiſchem Sit⸗
tengemäle, I/avopauw ung Elladog, den Mevınnaa bes
tigelten Satirn und dem romantiſch-politiſchen Epos, der
Herumirtrende, am Meiſten aber in den Glegieen feines Bruders
Panagiotis (Panagoe) Sutfos?), ver beſonders felt ber
September Revolution (4. B. in den In feine Zettfärift Hrgıcn oen-
seußpsov eingerüdten Freiheitshymnen) ultraradifal geworden if.
Im Bade der poetiiden Euählung und Fabel verſuchte fi
neuerdings. Alexander Sturza, und, überhaupt tritt an bie
984 Griechiſche Poefie.
Stelle der alten Bolfsbücher, wie beren 3. B. der Aleranda—
roman, die Bearbeitung der Fuchs⸗ und Wolföfage und die
Bermählung des Thefeus und der Emilia?) find, in welden
letzteren Ginzelnes merfwürbig mit dem Shakſpere'ſchen Gomme:
nachtstraum übereinfiimmt, jetzt durchaus das yolitiide Ele
ment, welches allerdings am ſchoͤnſten aus den Epirotiſchen m)
Theffalifchen Klephtenliedern beroorleuchtet. Diefes zeigt ſich foger
in den beiden bebeutennfien Romanen der neueren Griechſchen
Literatur, naͤmlich in dem komiſch⸗tragiſchen Gegenwarisroman
E£ogiovog des Alexander Sutfos und dem Aeavdın
feined Bruders Banagtotis S,, der in Briefform und ganı
in der Manier der Vltime lettere di J. Ortis elegiſch⸗tragiſch
gehalten iR. Ganz zu demfelben Zwede bedient man fi auf
der dramatifhen Form. So find denn des Nikolaus Pi
folo8 aus Turnawo in Theflalien, der auch fonft als lie:
ſetzer (eine Sammlung feiner Ueberfegungen heißt: Dilouaroor
ITegepya, Paris 1838) von Bedeutung IR und ein recht huͤbſdes
Debut mit feine am 28. Februar 1818 auf dem Grlehliden
Theater zu Odeſſa aufgeführten Neugriechiſchen Bearbeitung id
Philoftet von Sophokles machte, Trauerfpiel, der Tod bed Dr
moſthenes (aufgeführt den 7. September 1818 ebd.), und des
Leucadioten Joannis Sabelios Timoleon (Wim 1828).
dem fi neuerlich fein Konſtantin Paläologo® und Rhigas an
reihten, felbft des Rifos Nerulos Polyrna und Aspafa”)
Iedigli zu diefem Zwecke ˖ geſchrieben. Allerdings waren Bil:
folo® und Nerulos Gtüde nad antifen Muſtern gearbeild,
während 3. Sabelios von Sta. Maura die leidige ſtarre Ro
nierirtheit Alfieri's zum Vorbilde wählte, Nicht mißlungen ih
der Schweſter des Andriſchen Sokrates, Theophilos Kant,
Euanthia Rikiratos*), worin die traurige Kataftrophe ven
Miffolunghi 'gefchiidert wird, beſſer aber das politiſch⸗patriotiſche
-Droma, der Borabend (ein erdichteter Auffland ber GSriechen zu
Rhigas Zeit), von Rangawis, welder au ein romantiide
Drama, Phroſyne (Muktar Paſchas gleichnamige Gelieht
welde auf feines Vaters, des befanntm Ali Paſcha, Url
srtränft ward) lieferte), hochpoetiſch der Marcos Bozarid dr
Wlegander Sutfos und das mufifhsthränenreige Iriit
Griechiſche Pole " 988
ungenes komiſches Epos, den Raub ded Truthahns (1816),
worin er, freilih in Nachahmung von Bolleau’s Lutrin, das
chauderhafte Treiben der bemoralifirten Bhanariotenfamilie zu
Sonflantinopel ſchilderte. Des Demetrius Gulzeli Urtheil des
Paris (1817), eine Nachahmung des Rhotokritos, den auch Dioni⸗
to Photinos nachzubilden veiſuchte, if nicht gelungen. Auch der
Aetolier Spyridon Trikupio“), der Verfaſſer des roman⸗
tiſchen Gedichtes Anuos (1821) und Michael Perdikkari
aus Koſani In Macedonien (+ 1831) gehören hierher, obgleid
von bed Letzteren zahlreichen Schriften nur feine Nachahmung
des Apulejlihen goldenen Eſels, Ermilos, gedrudt if, Als
Lyriker find qußer Konftantinug Kuskurulis aus Larifia,
der in feinen Roman, die Wirfungen der Liebe, viele Lieder
einftreute'?), die freilich felbR der Form nah ganz nad Jtalie⸗
nifher Manier dihtenden Zantlioten A. Kalvos') und Dio—
niſios Salomos, befonders was ihre patriotiihen Oben
(3.8. des Lepteren Hymne auf die Freiheit, bei Fauriel, Bd. IT.
p. 438 sq.) anlangt, fowie die, Angelika Pali (ihre Oden
befinden ſich in Iten's Eunomia, Bd. II. p. 1A sq.) zu nennen. Unter
den neueſten Dichtern ragt ald Epiker Alexander RhiſosRanga⸗—
wis”) (3. B. durch feine Epopden Anonluvog [die Geſchichte des
Montenegriniihen Moͤnchs Stephanos, eined der falfhen Pe
ter IL] und Anuog x Elevn), ale Lyriker Elias Tan⸗
talidisy, Joannis Skylitfis und endlich Joannis D.
Karatfhutfhas?”), unter deſſen Dichtungen ſich aber viel
Politiſches vorfindet, hervor. Diefes Element herrſcht jedoch
vorzugswelfe in de8 Theodor Drphanidis”) aus Supyrna
Satiren @. B. den Tooforng und Mevınnog), nod mehr in
des Alerander Sutfos?*, aus Kontantinopel politiihdem Sit⸗
tengemälde, Ilavopaua zung Elladog, den Mevınnaa bes
titelten Satiren und dem romantifch »polltiihen Epos, ber
Herumirtende, am Weifien aber in den Elegieen feines Bruders
Panagiotio (Panagos) Sutfos”), ver befonders feit der
September Resolution (z. B. in den in feine Zeitſchrift Hl rgırn ven-
teußpsov eingerüdten Freiheitshymnen) ultraradikal geworden if.
Im Bade der poetifhen Erzaͤhlung und Babel verfuchte fid
neuerdinge Wierander Sturza, und, überhaupt tritt am bie
986 | Stavifche Poefie.
: 13) Beide Geb. gr. u. deutſch b. Elliſſen Polyglotte. Bb. I. p. 34 mg.
14) Ausz. b, Iken Eunomia. Bbd.I. p. 60 sq. Elliffen. 3d.1. 1.326 sq.
15) Xonor. Aupıxa. Paris 1831. 8. Avpıza. Vindob. 1818. 8. 0
veos Ellnyıxos Avaxpewy. Vindob. 1822. 8. (m. deutſch. Ucberf.) Leben.
fe gegen Elliſſen's Lob a. a.D. p. 351 sq. Sander’s Volksl. d. Reugriechta
p- 288 sq.
16) Aprrayn ns Kovoxes. Vindob. 1815. 8.
17) S. Brandis Mittd. a. Griechen!. 3b. IH. p. 87 2q.
18) ’Eoozos anoreleouerae. Wien 1809. 8.
19) H Avpa. Genf 1824. 8. La Iyre patriotigae de la Grèce.
Paris 1824. 8. Kalßov xaı Xonoronovlov Avoe. ib. 1826. 8. Mehr. a
b, Kind Neugr. Anthol. Bd. I. p. 88 aq. u. Kreiheitstieder. p. 1-13.
20) Anuos x Eleyn. Rauplia 1831. 8. (Deutſch von Lehner. Reuburg
0. d. D. 1834. 8.) Aıayopa nroımuara, Athen 1837—40. II. 8. cf. Sliffe
a. a, D. p. 332 sq. 413 sq. Kind, Neugr. Anth. Bd. I. p. 108 8q.
21) Iloınuara. Athen 1839, 8.
22) Movoa Inlafovoe, Hermupolis (aufSyra) 1840. 8. Avon. Alten
1839. 8. "Ewäıyar uelmdını. ebd. 1846. 8.
23) Mevınnos. Athen 1836—87. II. 8. O Toforns. ebd. 1810. 8.
24) O 8£ogıoros zov 1831 2rovs. Athen 1835. 8. 0 egınlaranse.
ebd. 1839. 8. Havopaua ns Ellados. Nauplia 1833. 8. m. Annerf. v.
Kind. Lpzg. 1835. 8. ITavopaua ıns Ev Adnvuns avvelcsvasıns. ebd. 18%
8 cf. Bl. f. d. Litt. d. Ausl. 1839. p. 247 aq. 255 sq. 1840 p. 65 4
Elliſſen p. 394 sq. Brandis. 3b. III. p. 90 sq.
25) ©. Elliffen p.405 3q. — Poesies nouvelles des frères Soatza.
Nanplia 1838. 8. Tloınasıs. ebd. 1831. 11. 8. O Acavdoos. ebd, 1835. &
(Audz. in d. Mag. f. d. ‚Lit. d. Ausl. 1888. nr. 94 sq. cf. Bl. f. d. Lit.
d. Aust. 1839, p. 73 sq.) ‘O Meooıns ij ra nadn Insov Xouorer. (db.
1839. 8 H xıdapa 7 ovlloyn Tuy veny Avpızay zus zomasey. (bi
1835. eo
26) Onoeos xaı 'Eunlıos yauoı, Vineg. 1527. 4. m. Holsfän.
27) Toeyodın Oimvyızn Aoncoıa. Vindob. 1813. Lips. 183. 8
(Proben in d. Bl. f. d. £it. d. Aust. 1837. p. 357. 362. 368 sq.)
5 28) Nıxıgaros. Rauplia 1826. 8. (©. BI. f. d. Lit. db. Aust 188.
p. 85 sq.
28) Ausz. im Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. nr. 94 sq.
30) Web. d. politifche Poeſie d. Reugeiechen überh. f. Sanders in Prußs
lit.shift. Taſchenb. 1848, p. 171 sq. u. Volksleben d. Neugriechen. Mans).
B8
$. 764.
Wir kommen jeht zu der Geſchichte der Stavifda
Poeſie und werden und natürlih vorzugswelfe mit ver Ruf
ſiſchen, Polniſchen und Böhmiſchen zu befhäftigen haben, nad
dem wie jedod zuvor einen kurzen Blick auf die übrigen
noch hierher zu ziehenden Rattonen geworfen haben. Wir wol
daher hier gleich einige Worte über die Serbiſche Pod
vorausfhiden. Dieſe beficht größtentheild aus DBollsr um
Heldentievern, die vorzüglich in drei Sagenfreife zerfallen
Serbifche Poeſie. 987
nämlih in den bes Czar Duſchan, des Czar Razar und des
Marco Kraljewitfh, wozu in neuerer Zeit noch ein vierter mo⸗
derner von Cyerny Georg gekommen if. Die Zeit ber Ent
ſtehung dieſer Lieder, die man wie die Homerifhen Gefänge
recht gut als Rhapſodieen eben fo vieler cykliſchen Gedichte
anfehen kann, if ungewiß; wahrſcheinlich find fie aber ziemlich
gleichzeitig mit den von ihnen gefelerten Helden. Fortgepflanzt
haben fie fih früher nur mündlih, indem ſeit den älteflen
Zeitm bis auf heute gewifie herumzichende Bolfsfänger (Slie-
pacz, eigentiih Blinde, weil die meiſten dieſer Barden blind
find) ganz wie die Homerifhen Rhapſoden ihr Leben damit
ftiſten, daß fie für gute Bezahlung und freie Zehrung in den
Häufern oder bei Feten und fonfligen felerlihen Gelegenheiten
einzelne Stüde aus jenm Heldencykeln bis zu 1500
Berfen zur Guzla recitirend vortragen und fo diefe Lieber, freis
lich in verfchiedenen DBerfionen und Redactionen und öfteren
Wiederholungen vom Bater auf den Sohn fortpflanzen‘). Die
heroiſchen Gefänge von einer gewiſſen Länge heißen pisme,
piesne, pojche, popjevke, popjevkinge (von pojti oder pjevati
fingen), die kleineren, größtentheils erotiſchen, von Frauen gebichz
teten und meift auch nur von ihnen gefungenen Lieber heißen saczinka,
Gereimt find fle faſt nie, gewöhnlich find jedoch die heroiſchen in
zehnſylbigem trohäifhen Versmaß gedichtet, die erotifchen aber haben
ganz verfhiedene Metra, ja zumellen fogar dramatifde Form.
Neben dem unermübliden Sammler bdiefer Lieder Wuk Stes
fanowitfh (gm. Karadgiſch) aus Trſchitſch (geb. 1787)
erwähnen wir noch Sime on Milutinowitf aus Sarajewo
(geb. 1791), weil er in feiner Serbianka (Rpyg. 1826. IV. 12.) den
Ton derfelben vollfommen traf. Inneuefler Zeit, denn auf andere
Arbeiten der Gegenwart hier Rüdfiht zu nehmen, verbietet der
Raum, hat der Vladika von Montenegro, Peter Petrowifd,
eine Gedichtſammlung geliefert, unter der fih eine recht leid⸗
lihe Ode auf den Kalfer Nikolaus findet, und die zugleich als
erfier Verſuch der von ihm in feinen Bergen eingeführten Buch⸗
druckerkunſt merkwuͤrdig iſt?).
1) Serbiſche Volkslieder und Heldenmaͤrchen, uͤberſ. v. W. Gerhard in
ſ. Ged. Lpzg. 1826- 28. Bb. III. u. IV. Wolkslieder ber Serben, metriſch
988 Ruſſiſche Poeſt e.
überf. u. hiſt. eing. v. Talvj. Halle 1825-26. 1835. II. 8. Serbiſche Bo;
lieder ins Deutfche überf. v. 9. v. Goetze. St. Petersb. 1827. 8. GSerbiſche
Volksl. gefamm. u. ans’ Licht gezog. v. Wolf, Stephan's Sohn (ul ei
phanowitih) von der Bamilie Keragich und vor Alters herſtammend au
Petniga, Bezirk der Drobejafen. £pag. 1823—33. IV. 8. —
Volksi. gefamm. u. hrsg. v. Vuk St. Karadzic. Wien 1844 45. 8.
(Serb.) — cf. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1832. nr. 123—12. di
Vorlef. über die Slaviſche Lit. (Lpzg. 1843.) Bd. I. p. 181—300.
2) IYCTUHAK IETMHCKH IIETHHB 1834. 8.
$. 765.
Wir geben febt zur Ruſſiſchen Boefle fort, beren cl
genilicher hiſtoriſch begrünbeter Anfang, nimmt man einem
Volkslieder aus, woran bie Ruſſen, wie. alle Slaviſchen Bolter,
nicht arm find, nicht vor dem Jahre 1613 fallen fann, in welchen
bekanntlich das Haus Romanoff unter dem Cjzar Michael den
Kaiſerthron beſtieg. Seit dieſer Zeit nämlich kehrte mit ber
wieberhergeftellten Ruhe im Innern natürlid auch wieder mehr
wiſſenſchaftlicher Sinn ein, der beſonders von dem Clerus Klein
und Weiß⸗Rußlands angeregt warb, welcher bei weitem gebiet
war ald der des eigentlihen Rußlands, freilich aber auf
dur feine Verbindung mit außen Solöcismen, vorzuͤglich aus
dem Bolnifhen, in die Sprache hineintrug und fo die frühe
Reinheit berfelden trübte. Als erfler bedeutenderer Dichter till
jedoch der „Erzieher des Gar Feodor, der Mönd Simeon
Petrofsty Sitianowitſch Polozky aus Polozk (1628
— 80), hervor, welcher Schaufptele verfaßte, die von der Pin
gelfin Sophia (1656— 1704), die ſelbſt als tragiide Die
terin genannt wird, und ihrem männlihen und weiblichen
Hofftaate aufgeführt wurden. Jedoch "war dieß nicht ber erft
Verſuch im Drama in Rußland, denn ſchon früher hatten fd
die Kiewer Studenten während der Ferien oft das Bergnügm
gemadit, auf den Dörfern und in ben Städten des fünliden
Rußlands herumzuziehen und daſelbſt Schauſpiele aufzuführen,
deren Inhalt allerdings, was fih von den Gliedern cin
geiſtllchen Univerfttät, wie Kiew war, von felbk verficht, dr
Bibel entnommen war, wenn es auch an obligaten offen mm)
Grimaſſen dazu nicht gefehlt haben mag. Bald famen abe
dergleichen Darſtellungen auch an ben Hof, und unter Gm
Ruſſiſche Poefie. 959
Alerts fpielte eine Deutfhe Truppe Judith und Holofernes,
wobel auf Drehorgeln, Gelgen und Blasinfirumenten gefpielt,
fowie auch getanzt ward, Freilich hörte, als Peter der Große
die Zügel der Regierung in die Hand nahm, das Komöpien-
fotelen bei Hofe auf!), denn befanntlih mußte die Brinzeffin ins
Kloflee wandern; allein dafür that der große Monarch nad
feiner Ruͤckkehr aus der Fremde unendlich viel für die Wiſſen⸗
fhaften, indem er mehrere Schulen und Buchdrudereien errichtete
und das Wiphabet veränderte und verbeflerte. Seine Nachfol⸗
gerin Katharina I. (172527) gründete eine Afademte ber
Wiſſenſchaften, an die fie eine Anzahl berühmter Gelehrten aus
dem NAuslande zog. Ja felbft die Grrihtung der Kadetten-
ſchule (1732) unter der Kaiferin Anna (1730—40) war für
die Wiſſenſchaften nidt unerfprießlih, denn nicht bloo gute
Generale wurden ba gebildet, fondern au Didier, 3. 3. Su
marofoff und Ozeroff, gingen ans ihr hervor. Bebeutende
Dichter fallen allerdings nicht in dieſe Zeitz wir nennen daher nur
den Erzbifhof von Nowgorod Theophanes Prokopowitſch
aus Kiew (1681—1736), den Vater der Ruſſiſchen Kanzel»
berebtfamfeit, obgleich auch feine poetifhe Epiflel an den Fürften
Antiohus Dmitrijewitſch KRantemir?) nur durch dm-
Ruf des Lepteren mit auf und gefommen if. Diefer, ein Abs
tommling Tſchingis⸗Khans (geb, 1709 zu Conftantinopel, gefl.
1743), der Freund Montesquieu's, hat und Oden, Babeln
und einige Ueberſetzungen hinterlaffen, verdankt aber feinen Ruhm
ale Dichter nur felnm Satiren im Geſchmack des Horaz und
Botleau, die zu dem Beten gehören, was die Nuffifche Literatur
überhaupt hierin aufzuweiſen hat, und unter denen ſich vorzüglich die auf
die Unzufriedenheit des Poͤbels mit Beter’6 1. Verbefierungen auszeichnet.
Demetrius der Hellige, Metropolit von Roftoff (1651 —
1709), ſchrieb mehrere geiſiliche Schaufptele, welche die Studenten
felneö Sprengels darſtellen mußten (3.8, die Geburt Jeſu Chriſti, Die
Auferfiehung 2c.), was bekanntlich der ſchon genannte Ueberſetzer der
Palmen, Simeon aus Polozk (3. B. m feinem Nabuchodonoſor)
früher bereitöverfucht hatte, Dieß waren alfo olmgefähr die Vorbilder,
nad denen ſich em nei auffieigender Dichtergeiſt richten Tonnte,
und Tdber kann man von ihnen fagen, daß fie eher negative
990 Ruſſiſche Poeſie.
Muſter warn. Dennoch rang ſich aber das Genie des aım
Fiſcherſohnes Michhael Lomonoffoff?) (1711—65) au
dem Dorfe Deniſſoweka bei Archangel, den man fpäter nit
mit Unrecht den Ruffiiben Malherbe nannte, aus dem Drudı
bed ſchlechten Geſchmackes und der Mittelmäßigfeit empor, nad
dem Simeon’d Pfalmenüberfegung feine Phantaſie begeiftert und
des gelchrten Philofophen Wolf, unter deſſen Leitung feine auf
ihn aufmerffam gewordene Regierung ihn gegeben hatte (1.736),
Scharffinn feinn Kopf aufgehelt hatte. Aus Deutihlan
fandte er (1739) feine berühmte Ode auf die Einnahme von
Khotin dur die Ruſſiſchen Heere, welde allgemeine Bavundır
ung erregte, nad Peteröburg und ließ dann noch andere auf
gezeichnete lyriſche Dichtungen (4. B. die Oden auf die Schlahht
bei Bultawa, den Frieden ıc.) folgen, die jedoch durchaus im
Geiſte der damaligen Franzoͤſiſchen Schule, befonders I. 2.
Rouſſeau's, waren. In der Epopoe verfuchte er ſich auch (zB. alt
feiner, freilich aber unvollendeten Petrive), allein fowohl hier als in
Trauerfpiel (3.8. mit Tamire und Selim, Demophon) erntde a
nicht den Ruhm, den ihm feine berühmte Lobrede auf Peter dan
Großen für die Akademie, feine Abhandlung über vie Bert
. famfeit und feine Regeln über die NRuffiihe Verolehre, ſowie
feine Ruffifde Grammatik, die erfle, welche es gab, einbradte.
Er bewies darin, daß das Altflavifhe immer die Baſid de
Sprade bleiben müffe, und arbeitete dabei beſonders auch darauf
bin, das in diefelbe übergetragene Fremdartige wieder zu ver
Drängen. Als gleichzeitig muß noch der Ucherfeper von Popeb
Menſchen, Nikolaus Bopofsty (1730 — 60) genanni
werben. |
Endlich faͤllt in diefe Zeit auch noch die eigentliche Eat
ſtehung des Ruſſiſchen Theaters; denn nachdem unter der Kab
.ferin Anna der Hof fi (feit 1730) nur an Italleniſchen un
(feit 1738) an Deutfhen Schauſpielen ergöpt hatte, Reltm
enblih (1748) die Cadets vor der Kalferin auf Veranlofun
ihres Gouverneurs Alerander Petrowitfh Sumarofofl‘)
aus Moskau (1718 — 77) ein Stüd "in der Landesſprate
bar, und als dieß berfelben gefallen und fie gehört Hatte, daß
Theodor Volkoff aus Koſtroma (+ 1763) zu Sarodlm
” — Ruſſiſche Poeſie. 991
ein Theater errichtet und eine Scaufpielertruppe zuſammen⸗
gebracht hatte, mit der er die obengenannten Stüde ded Demetrius
aufführte, fo Heß Eliſabeth denfelben nah Petersburg kommen
und daſelbſt unter Eumarokoff’s Leitung ein Theater herfiellen
(f. die Verordnung der Regierung vom 30. Aug. 1756), dem
bald darauf (1759) ein zweites Nationaltheater zu Moskau
folgte. Er ſchrieb achtzehn Trauerfpiele in Racine's Manter,
unter denen der falfhe Demetrius und Zemire die befannteften
find, ſowie ſechs Luffpiele, ebenfalls in Verſen, unter denen
man den Wucherer am Höchſten ſtellt. Sie find, abgefehen
Davon, daß fie auch die erfien gedruckten Ruſſiſchen Theaterprodufte
find, nicht ohne Talent geſchrieden, allein es fehlt ihnen die
gehörige Bühnenfenntniß, und hätten fie nicht größtenthells
populär:nationale Sujets, fo mürden fie furdtbar langweilig
fein. Letzteren Vorwurf Fonnte aber ſelbſt der Nationalſtolz
Rollin's Schüler Wafftli Kirilowitſch Trediakoſoky aus
Afrahan (1703 — 79), dem Berfafler ver Deidamiga, nicht erfparen.
Letztere iR eine wahre Mißgeburt dieſes Ueberſetzers des Telemach,
aus deſſen Telemachide fih Später die Kaiferin Katharina IE.
von denjenigen Verfonen ihrer nädften Umgebung, die fi} ir⸗
gend ein Berfehen hatten zu Schulden kommen laflen, ‘zur
Strafe eine gewiſſe Anzahl von Berfen vorlefen ließ. Uebrigens
iſt derfelbe Dieter noch dadurch merkwürdig, daß er aus Op
pofition gegen Lomonoſſoff's Bevorzugung des Großruſſiſchen
Dialekts in feinen Trauerſpielen, die übrigens nichts als loder
zufammengefügte Scenen fleifer Hof-Etiquette find, das fübliche
Altſlaviſche wieder zur Bücerfprade machen wollte,
1) Ueber d. Geſch. d. Ruff. TH. ſ. Hangold, Weränd. Rußl. Bd. I. p.
288 eq. Illuſtr. Theat.sdeitung 1846. nr.30 u. 31. Otto, in d. — Sei.
1826, 22. Juni. Mog. f. db. Lit. d. Ausl. 1836, nr. 48. Jorba Slaw.
Jahrb. 1836. Bd. IV. p. 54-56. Bd. I. 1843. p. 29—33. 88
2) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 118. Jordan, Bdb. II.
157—159. — e Satiren. Ruffifh. Petersb. 1762. 8. Ad Satiren in Deutf e
Verſe überf. v. H. Eb. Er. v. Spüler. Bert. 1752. 8
3) Werke, II. Ag. Moslau 1803. VI.4. ©. Shlögers Leben. Erſt.
vn p- 217 aq. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr.47. Jordan, Bd. IT.
4) G. Petersb. —— Septbr. 1776. Maͤ 1778. ar. XDI. — Werke.
Ruff. Petersb. 1787. X. 8. — Sinave et Trouvore, trag. russe en
vers trad. p. Dolrorouky. Petersb. 1751. 8. Semire, trag. trad. e
992 Ruſſiſche Poefe.
prose franc. p. Dolgorouky. ib. s. a. 8. Thöätre tragique trad. da
russe en pfose freng. p. M. L. Pappedopeulo,. Paris 1801. Il. &
Choix des meilleurs morceaux de la litt. russe trad. en franc. p.
Pappa do Poulo et P- le C. Gallet. Paris 1800. 8. (enthaltend it
Falſchen Demetrius u. den Wucherer.)
8. 766.
Lomonoſſoff's Vorgang und Muſter führte nothwendig n
Nachahmungen, und fo bildete ſich eine foͤrmliche Schule nad
ihm, aus welcher ihm jedoch Keiner gleichkam. An der Spiße
derſelben ſeht Waſſilj Petrowitſch Petroff!) aus No
fau (1736— 99), der Verfaſſer einer metriſchen Ueberſeßung
von Virgil's Aeneide, beſonders als Odendichter berühmt, als
welcher er votzuͤglich darin einen Schritt vorwärts that, daß a
Ach nicht mehr auf alleiniges Anſingen des Staatsoberhaupies
beſchraͤnkte, wie ed Lomonoſſoff gemacht hatte, ſondem aud
mehreren feiner berühmten Mitbürger dieſe Ehre zu Theil wer
den ließ. Neben Ähm ſteht Michael Matwejewitid
Eherastoff) (1733—1807). Er lieferte zwel heroiſte
Helvengebichte In gereimten ſechsfuͤßigen Alexandrinern, nämlid die
Auffiade, worin er die Eroberung Kaſans durch Gar Iwan.
fildert, und Wladimir, worin er die Einführung bed Chriftn⸗
thums in Rußland feiert, außerdem ein beſchreibendes Gevift,
die Schlacht von Tſchesme, zwei didactiſche Gedichte, die Früfle
der Wiſſenſchaften und das Weltall, eine poetiſche Erzählung
der Eyar oder das befreite Rowogorod, und ein Zaubermärdn,
Bachariana (die Lügenfchmiede) oder die Unbekannte, fowie ein
Anzahl moralifcher, amacreontifher und Feſt⸗Oden. Alle dieſe
Arbeiten, fowie feine Thränenflüde (1. B. fein Boleslav) und
feine Luſiſpiele (3. B. der Haffer) wurden gu feiner Zeit füR
vergöttert, find aber jetzt mit Recht vergeflen. Zu derſelba
Squle gehoͤren noch der Ueberfeper des Offian (1792) un
einiger Gefänge der IHade, Jermil Iwanowitſch Kofrofl)
(+ 1796) mb Waſſili Jwanowitſch Maitofft (e-
um 1725, gefl. 1778), Berfaffer zweier komlſchet Epepoen,
Eiykum oder der erzümte. Bacchus und das L’Hombrepkl
die nit ohne Werth find,
— — — —
Ruſſiſche Poeſie. | 993
neb. d. Schul ban, Geld. d. Ruſſ. 8 1846.
_ RyA, e FRE Me [ Jorban, D 8 uff. Lit. Lpzg. p. 4 sq.
2) Die Roſſiade. Mosk. 1785. I. Gef. uͤberſ. in KRichter's uff.
Miſc. Bd. I.) Wladimir, ebb. 1786. 8. III. A. 1800. 8. Der Pilger ob. ð.
Glückseritter. ebd. 1795. 8. Die Krücte der Wiflenfchaften. ebd. 1761. 8.
Der Ba Bar ober das befreite Rowogorod. ebd. 1800. 8. Bachariana. ebd.
1
3) Vermifchte Gedichte. Mosk. 1802. II. 8.
4) Werke, Petersb.. 1809. 8.
$. 767.
Wir fommen jebt zu dem zweiten großen Dichter Ruß⸗
lands, zu Gabriel Romanswitfh Derfhbawin!) aus
Kofan (1743 — 1816), einem Wanne, der zwar durchweg den
Mangel einer wiſſenſchaftlichen JZugendbildung vermiffen läßt, aber
dafür eine Originalität bietet, welche Lomonoſſoff trop feines
Studiums niemals erlangt hat, und außerdem mit einer wahre
haft großartigen Phantafle begabt IR (was z. B. feine Ode auf
Alexander I. zeigt), Am böcflen ſteht er als Odendichter, unb
außer feiner in die meiften lebenden Sprachen, ſelbſt in das
Chineſiſche, uͤberſetzten Ode an Bott (Deuiſch in den Bl. für
die Lit. des Ausl. 1840. nr. 1.), find befonders nod feine
wahrhaft granbiofen Oden an die Ruſſen nah ber Einnahme
von Jsmalloff, auf den Tod des Fuͤrſten Metiſcherski, an Felicia,
auf einen Waflerfall sc. hervorzuheben. Dabei if er Im leichten
Liede ein Ruffifcher Anacreon, ohne doch je die lieblichen Berfe des
leichtfertigen Tejer's gelefen zu haben. Auch als freimüthiger
Satirifer verdient er einen ehrenvollen Platz, obwohl fein
Better und Nachahmer Waſili Waſſiljewitſch Kapnif?)
(1756—1823), der durch Studium älterer und neuerer Mufter
das ihm fehlende Talent zu erſetzen fudte, oft nody viel weiter
geht (3. B. im feiner Ode auf die Knectſchaft, die feine Deutſche
Genfur durchlaſſen würde), Auch Hippolyt Theodoro⸗
witſch Bogdanowitſch)) aus Perewolotihna (1743 —
1805) verdient bier einen Plab wegen ſeines berühmten ror
mantifhen Gedichtes Duschenks (einer Art Ueberfegung des
befannten Gedichtes von La Fontaine: Pſyche), an dem man
nur die Verbindung der antiten Mythologie mit dem Rufflichen
Gräfe, Handb. d. Lirerärgerhichte. III. 63
ke
994 Muffifche Poeſie. Drama.
Märkten audfegen kann, mas er übrigens durch feine leidt
- natve Erzaͤhlungeweiſe und feine anmuthige Berfiftention wiede
vergefien mat. Endlich verdient der Sadfe Iwan Imancı
wirſch Chemniger*) (1744 — 84) volfommen den Kamen vi
Ruſſiſchen Gellert, denn er bat von dieſem jene zu Ha
gehende Gutmüthigkeit und jene redliche Sitieneinfalt, die feine
Fabeln für immer zum Vollsbuche gemadt haben, übentift
ihn aber bei weitem an Geſchick, ©rgenfände aus dem Ru—
fiften Soctalleben unter dieſem heiteren Kleide zur Beſpretung
zu bringen,
N) Werte Petersb. 1810—15. V. 8. ebd. 1834. 1843. 1845. TV. 8. 6.
Jordan im Otei. Zapiski 1843. 9. II. u. IH.
2) Dden. St, Petersb. 1806. 8,
3) S. Karamfin Werke. Bd. VIII. — Werke. Most. 1809-10. N.
ebd. 1818. IV. &
4) Basni ij Skazki. Petersb. 1778. III. &X. ebd. 1799. IM. 8. ı#.
1819. 111. 8. Fables et contes de Kh. trad. du Russe p. Mask
Moscou 1830. 8.
*
. 768.
Was das Drama waͤhrend dieſer Zeit anlangt, fo bit
wear Gheraskoff!) mehrere Trauerfpiele gefchrieben, unter
denen Borislaff (1774) am Hödften geflelt wird, Kapnil
fonar einen Berfub in der anıfem Tragödie durd feine Ant
none (1815) au Tage aefördert und Rifolaus Perromttld
Nikoleff (1758—1816) ebenfals Mandes im magiſta
Genre (1. B. Eorena, 1781) geſchrieben, aber in Bewy auf
die Reinheit des Styls bat Jakob Bortfowirfh Kntd
fbnin?) aue Pifom (1742— Hi) dod alle feine Borgängt
überr offen, ob er gleih an innerem Gehalt feiner Erüde mil
hinter Sumarokoff, dem man ibn an die Seite gefept Mil,
zurüdftebt, denn er ift nicht blos ſcawülßig und froftig, fondem
er bat aub die böfe Gewohnbeit, die ſchönſten Stellen Ru
eine’ und Boltaire’s fih anzueignen und fie in feinen Traum
fpielen (4. B. in der Dido, Sophonisbe ıc.), freilid immer a
unpaflendem Orte, anzubringen, denn den, Triumpb, da
mit feinem Roslaff errang, verdankte er eigenilich nur Dal
treffstj's meifterhaftem Spiel,
Ruſſtſche Poefie. Drama, Roman. 995
Beſſer gedieh das Luflfpiel; denn wenn auch Kapnif’s’)
„Shicanen” im Ganzen nur theilmweife gefielen, wa8 wohl darin
lag, daß das furdtbare Unwelen in der Ruifiihen Zuflz zu
offen darin aufgededt war, wenn Kniaͤſhnin's Brahler in
Verſen, obwohl Nabahmung von Brueys' Important, fon
mande originelle Züge bat, fo if do von Wifin’s*)
(1745—92) Nedorosi (Mutterföhbnden?) unbedingt das befle
Luſtſpiel, welches die Ruffiibe Literatur überhaupt befigt, denn
ed geißelt mit einem unnahahmlihen Humor bie verkehrte Ers
zichungswelfe und die leidige Hofmelfler- Erziehung, wie fle In
Rußland Mode if, In dieſelbe Zeit fallen noch Alex ander Klu«
ſchin's Spott und Unglück (1759) und Wladimirowitſch
Jefimjeff's (+ 1804) Verbrecher aus Spielwuth (1788),
beide in Verſen. Gin bloßes Curioſum iſt ein von der
Kaiferin Catharina II. In veutſcher Eprache gefhriebene® und
von einem ihrer Serretäre zur Aufführung bed Hofe in’s Ruf
ſiſche überfegtes Luftfpiel®).
Was die Oper anlangt, fo hatte bereitd 1764 Su⸗
marofoff in der Alcefle und In Gephalus und Profris die
Italieniſcher) Manier gewählt, und Kniäfhnin, der Lieber
feger von Metaflafio’8 Clemenza di Tito, wendete dieſelbe
auch auf die komiſche Oper an, und zwar nidt ohne Blüd (5.2.
im @elzigen, im Unglüd in der Kutſche x). Allein der erfle
eigentlich originelle Ruſſiſche Operndichter, wenn man ihn nicht
lieber einen Bauderilifen nennen will, iR unbedingt Alexan⸗
der Aniſſimowitſch Ableffimoff (+ 1784), deflen fos
mifhe Oper Melnik (der Müller) zu Mosfau (1779) 27
Mal hinter einander gegeben ward und noch heute, well fie
ein Adıted Ruſſiſches Volksbild if, ergötzt, wenn aud der bes
rühmte Krutizki, der den Müller gab und in diefer Rolle wahr»
baft Furore machte, längR (feit 1803) todt iſt.
Bom Roman fann eigentlih noch gar nicht die Rebe fein,
denn Cheraskoff') erhebt ſich mit feinen Profas@rzählungen
niht über. das Niveau eined Menanted, und bes National
hiforiters Iwan Perfiljiewitfh Jelagin (1728—96)
Begebenheiten der Marquife G. (Petersb. 1756, IV. 8.) gehen.
63
998 Muffifche Poefie.
3) Werke (Auch meine Kleinigkeiten). Diost.1795. 8. TIL. A ebd. idol
TI. 8. ebd. 1814. 1813. 1822. Vi, 8. S. Jordan, Slav. Jahr. Br. II.
p. W1—.45. 281—283. 321—323.
4) Gedichte. Most. 1749. 11.-8.
5) Poſcharskoj. Petersb. 1807. 1811. 8. Eliſabeth, die Tochter Iarok
laws. ebd. 1820, 8. s
j . 770.
Hatte nun fhon Sumarofoffd Spott der modem
Geſchmackloſigkeit einen Stoß verfept, fo flegten doch enpiid
auh Alerander Semenowitſch Schifhfoffe!) (1754
— 1828) Beratungen Aber den alten und neuen Gtyl in
Ruſſtſchen Sprade (1802), troß einzelner Uebertreibungen und
ſchiefen Anfidyien, bei allen Gebildeten weil fie nachwieſen, wi
die Neuerer an den Claſſikern nur die Schwächen nadahmtn,
und Shadeffsfof verfegte ihnen durch fein Lufiplel, du
neue Sterne, den Todeofioß, von dem fie fich nicht wie
erholten. Ebengenannter Alerander Alerandromtrfä She:
choffstkotj aus Smolenek (1777—1846) hinterließ auch ein
heroiſch⸗ komiſches Gedicht, die geraubten Pelze, welches zwar redt gut
verſtfieirt iſt, aber zu ſehr an Boileau's Manier erinnert. @leidydtig
fallen nun aber mehrere Lyriker, die ſich weſentlich von der
falſchen Richtung der früheren Periode entfernten und einen ge
ſchmackvolleren Wer einſchlugen. Unter ibnen ſteht Alexan⸗
der Chriſophorowitſch Woſtokoff?) aus Arenoduig mi
der Inſel Defel (geb. 1781) obenan, weil er im ſeinen Ge
Dieten nicht bloo eine hohe, befonders antife Mannigfaltigfet
des Veromaßes einführte, fondern auch geradegu neue Metra erfand.
Weit berühmter machte ſich jedoch Waſfilj Andrejemitit
Shukoffskoj (geb. 1788), den man für den Urheber de
romantiſchen?) Rictung in der Ruſſiſchen Poeſie halten da
Er trat zuerſt (1305) mit der Ludmila, einer Rahahmur
von Bürger’ Lenore, aufz dann überfepte er Vieles auf
Schiller, Goeihe, Byron x. mit ſolcher Treue, -daß er font
diefelben Metra, welche er bei ihnen gefunden hatte, beibehiel.
Am gelungenſten find feine Mebertragungen von Celle!
Jungfrau von Orleand und von Bnron’s Gefangenen zu Chillon
allein er hat aud vieles Selbſtaͤndige gedichtet, und unter fein
zahlreihen Poeſteen bärfte wohl feine Nativnalballade Emalımı
die, wie auch andere dieſes von ihm im Ruptumd zu dir
Ruſſiſche Boch. - 06
geführten Genres, ganz im Geſchmacke ver altenglifden Balla⸗
dendichter geſchrieben if, am Höchſten ſtehen, obgleib auf feine
Epiflel an Wlerander J., fein Bartenlied am Grube der flegens
den Stamm, fein Sänger im Lager der Ruffiten Krieger
1812, fein Dieter im Kreml ıc. nicht vergeffen werden follen.
Alle diefe Gedichte zeichnen fib durch wahres &efühl, Energie def
Gedankens und warmes Leben aus, obmwohl ihnen auf der
anderen Seite wieder alle OriginalitäP fehlt, was brfonders
bei feinem legten Werke (1844), Ral und Damajantt, : der
Ball iR. Derfelde Mangel tritt noch mehr bei dem leiden:
ſchaftliden Conſtantin Nikolaſewitſch Batjufbtoff*)
aus Wologda (1787) hervor, obwohl feine Verfification noch
einer und gefellter iſt (3.8. in den Glegieen auf Taſſo's Top nnd
auf die Ruinen eines Schwediſchen Bergſchloſſes). Ihnen ſtehen
geroiffermaßen als die Träger der alten Nattonalität eines Pe⸗
troff 20 entgegen der Fürft Sergi Alerandrowitfh Schick⸗
matoff, der Veberfeger von Pope's Verſuch über den Menfhen
und Verfafler von zwei fehr gelungenen Gedichten, “Peter der
Große und Poſcharskj betitelt, und der Lyriker Pawel Ale⸗
randrowitfh Katenin aus PBeteräburg (geb. 1792), ver
vorzügiih eine wahrhaft. poetiſche Mannigfaltigfelt der Dar
flelung, nah den verfhledenen von ihm (im Blumenflrauß)
behandelten Sujetd abgemeffen, entwidelte und In feinem Meifter:
früd, der Welt des Dichters, ein wahrhaft großartiges Originals
talent zeigte. Noch bedeutender IR Nikolas Gnädttfd°)
aus Pultawa (geb. 1784), der Ueberſetzer des Lear, denn
feine Üebertragung der Iliade, an ber befonderd die durch die
Biegſamkeit der Ruſſiſchen Sprade unterflügte Treue zu bes
wundern iſt, bürgerte zugleih den Herameter in feine Mutter
ſprache ein, den er dadurch noch harmonifher zu machen wußte,
daß er an die Stelle der im Ruſſiſchen unmöglihen Spondeen
Ehoreen feste, was diefem Metrum einen ganz eigenen Cha:
rafter giebt. Derſelbe Dichter verfuhte fih aub mit vielem
Gluͤck in ver Spylle, die er 3. B. in feinen Zifbern, wo
er die Wilder der Newa in ihrer ganzen Nationalitaͤt
erſcheinen läßt, völlig populär madte. Endlich iſt er aber auch
vollenderes Original in feinem lyriſch-epiſchen Gedichte, Homer's
1000 | Ruſſiſche Poefle.
Geburt, denn die Idee gehört ihm ganz allein an, die Aut
führung und Berfification aber if des Schülers jened großen
Meifterd würdig.
ALS leichter Lyriker, an dem nur das beftändige Haſcha
nah Wortfpielen audzuſetzen if, vermittelte die verfdiedenen
-Dicterperioden von Karamfin bis auf Shukoffskoj und Puſchin
hinab, Für Peter AUndrejewitfb Wäfemetid) au
Mostau (geb. 1.792) in einer Maſſe von kleinen, überall in
Zeitfehriften und Taſchenbuͤchern zerfireuten Gedichten. Ritt
ihm fol auch der Elegitr Deniß Waffiljewitfhd Da
widoff?”) aus Moskau (1784— 1839) genannt werden, ker,
wie unfer Körner, unter dem Pfeifen der franzöfifchen Kugeln
(1812) feine befien Soldatenlieder (3:8. dad Lied eines alla
Hufaren, den Wachttag) und feine bacchiſchen und erotiſchen Gelänge
bichtete, und mit WaſſiljLwowitſch Puſchkin aus Moslan
(geb. 1770), der zuerfi durch feine Epiflel am Kamin (1793 ie
Petersb. Merkur) Auffehen erregte, dann aber durch feinm in
Parts mit Delile, Bernardin de St. Pierre ꝛc. gepflogenen
Umgang ſich ganz die Manier derfelben in feinen Oden, Liedem,
Epiſteln und Fabeln aneignete, mag die Periode der Poeſie 6
Styls und Ausdrucks, welche vorzugsweiſe durch Shuloffsloj
repraͤſentitt wird, geſchloſſen werben,
Wir wenden uns jetzt zu Alexander Sfergejewitid
Puſchkin?) aus Peteröburg (geb. 1799, fiel im Dudl
1834), der für die Ruffifhe Literatur das geworden If, wa®
Goethe für Deutfhland war, indem er nämlih aus der Be
genwart und Vergangenheit des Ruffifden Volkslebens objediiv
wahre, nicht fubjectto empfundene ideelle Gegenſtände und Ber
fönlichfeiten poetiſch auffaßte und -verarbeitete und dieſelben
dann mit einem Gewebe romantifder Fäden A In Byron
deffen Nachahmer er war, umzog. Am berühmteften if ſein
Gedicht Rußlan und Ludmila, welches in die Zeit der Ruſſiſchen
Heldengeftichte von Kiew fällt; dann mögen fein Kaufaflider
Sefungener und fein Brunnen. von Baltftifarat genannt ww
den, die beide durch harmonifte Werfification, wahrboſt
poetifde Schilderungen, fühne und eigenthuͤmliche Phanlaſit
fich auszeichnen, aber auch an Plantofgtelt Mangel an Einkdt,
Ruſſiſche Poefie. 1001
Monotonie der Gefühlsfituationen und auffäligen Wiederholungen
einzelner Lieblingephrafen und Bilder leiden, Fehler, die feine
Eilfertigfeit im Dichten (er ſchrieb oft nur, um pielgeld zu
haben) erflärlih macht. Seine fpäteren Gedichte, die Zigeuner
(Befiarabiend), Eugen Onegin, ein Roman in Berfen, worin
er ſich ſelbſt abmalt, Graf Nulin, die Schilderung eined hohls
fopfigen Weltmannes, Boris Sodunofl, ein dramatiſches Gedicht
nach Art der Byron'ſchen dieſes Genres, und Pultawa, worin
der Byron'ſche Mazeppa die Hauptrolle ſpielt, erhoben ihn
nach und nach zu dem Gipfel der hiſtoriſch⸗epiſchen Diction,
den ganz zu erſteigen fein unglücklicher Tod ihn hinderte. Zu
feiner Schule gehören der ebenfalls zu früh für die Mufen (in
Neapel 1844) verflorbene Baratinsfy, von dem zwei fehr
ſchoͤne poetiſche Erzählungen, Edd (fpielt in Finnland) und die
Zigeunerin,, vorliegen, die oben genannte Kulmann, der nod
zu nennende Dahl, ferner Baron Deiwig (1798— 1831), der
freifih mehr Zelt zu feinen Gedichten (Romanzen und Volks⸗
liedern) als fein Meifter brauchte (Nordifhe Blumen, Taſchenb.
auf 1826), Nikolaus Jaſykoff aus Simbirst (1807 — 47),
der Sänger praͤchtiger patrlotifher Studenten: und Champagner lieder
(Gedichte, Petersb. 1833, neue. Mostau 1844), der frankhafte
melandolifse Elegiker Eduard Huber aus Siaratoff (1815 —
47), Meberfeger des Goethe'ſchen Fauſt (Gedichte, Petersburg
18435), der blinde Dichter Kosloff (1780—1840), deſſen
rührendfles Gedicht fein Leiden betrifft und defien Rovelle in
Berfen, Natalia Dolgorudj, audgezeinet genannt werden kann
(recht gut auch iſt feine Erzählung, der Mönd, in den BL. f.d. Lit. d.
Auel.1839.p.195sq.), der claſſiſch gebildete, geiftvolle, aber leider
zu fehr dem Modernen huldigende Apollon Maykoff (Gedidte,
Pereröburg 1841. 8.; die beiden Berhängnifie, ebd. 1485),
J. Zurgeneff, deſſen „Selpräh” ebenfo wunderfhöne Berfe,
als tiefe Gedanken bietet (1845), und S. Podolinski, der
(. 3. in feinen Poetiſchen Erzaͤhlungen und Gedichten,
Berersb, 1837. 11.) eine Epifode aus Moore's Lalla Rookh,
die Dews und die Pert, mit vielem Glück bearbeitet hat und
fit auch ſonſt durch niedlihe Novellen in Berfen, die ihm den
Namen des Ruffiihen Rofint eintrugen, auszeichnete, obgleich
*
-
1002 Mußfiiſche Poefie.
bie poetiſchen Erzählungen (4. B. die Stadt, Olimpjt Radin) des geil,
reiben Grigorjeff beſſer ſind. Eonft find noch ald hervorragend unter
der Maffe der modernen Ruffiften Eyrifer zu erwähnen: Wierander
Feodorowitfh Merstäfoff?) aus Dalmatoma (1778—
* 1830), de rUeberſetzer der AriRotellihen Poetik, der Eklogen Birgit,
des befreiten Serufalems ıc., Tiutſcheff, Tumineky, wem
feiner leichten Xiever, der Oberſt Czerniſcheff, umter deſſen
Arbeiten wir das erhabene Gedicht: „die Fürften Deutſchlande
und Rußlands Ezar” hervorheben, die Sräfin Roropfälne)
geb. Sufchfoff, die ihre Lyrit in Rovellenform einkleidet, der
leichte Erotifer Delam, der Nebenbuhler Puſchkin's Yurtan
Zatubowitfb CF 1839), der Herausgeber (unäcter?) Ar
ruſſiſchet Dichtungen Miattlef, der Lieberdichter Baron
Nofen, der Odendichter Graf Dmittj Iwanomitld
Chwoſtoff aus Petersburg (1757—1835), Anna Pr
trowna Bunina'), von der einige hübſche Rondeaur
übrig find, Der erotfihe Liederdichte Jurj Alepgandros
wirfh Neledinskj Melezkj (geb. 1751), die höheren
Lyriker Tepliakoff!?) (1800 — 41), Madame Teptoff, de
Sonettiſt (im Stalleniften Geſchmack) Butirski, der Natur
dichter Koltzoff (+ 1842), elgentiih ein Viehhaͤndler m
Wotonetſch (Gedichte, Moskau 1835), und bie Anhänger der
Schelling'ſchen Raturphllofophie: Wenewitinoff (T805—27).
volfommen von Schiller Goethe’fher Begeifterung durddrungen
(vergl. feinen Schwanengeſang: „der Dichter und feln Freund')
Chomaäkoff (geb. 1804), der Freund und Geiſtesverwandie
des Lepigenannten, Wladimir Benediktoff (geb. 1806)
ef feit 1835 als Dichter‘ gefannt und befonderß ivegen feine
finnigen Ernſtes geſchätzt, in feinen fpäteren Arbeiten aber mu
nierirt, und der Critiker Schewireff, wenn man nicht au
den Fuͤrſten Elim Metfherstj!) (+ 1844 zu Purle) hie:
berilehen will, der, wiewohl in Franzoͤfiſcher Sprache, fehr ge⸗
fuͤhlvolle Iyrifde Dictungen (les Boréales, Paris 1839.
les roses noires, ebd. 1844. 8.), unter Denen befonder dad
Bub ver Liebe und die Ruüfflfden Studien hervorzuheben An)
fhrteb und außerdem noch das große Verdienſt bat, die neueren
Dichter feined Vaterlandes vurch Ueberfegungen det beſten Ihr
Ruſſiſche Poefte. 1003
Arbeiten dem Auslande zugänglih gemacht zu haben. Aus
einige reht gute Idyllen lieferten neuerlih die Naturdichter
Släpuſchkin, ein Bauer der Gräfin Stroganoff, und Ile⸗
pufchine, Materialit in Petersburg, nachdem ſchon Mers⸗
läkoff und Wladimir Iwanowitſch Panajeff (geb.
1792) mit fünflerifihen Muftern (1820) voraudgegangen
waren. Im befhreibenden Oedichte gab Grebenko fehr
hübfebe, allerdings mit humoriſtiſchen und fatirifhen Elementen
verfegte Genrebilder aus Kleinrußland, und der Ladenpiener
Suhanoff zu Nomgorod (+ 1843), ebenfalls ein Autodidact,
ſchilderte mit entſbiedenem Talent das Eismeer und die Schön.
heiten des norbifhen Rußlands aus Autopfte. Im eigentlichen
Lehrgevihte fann man nur auf des Ueberſetzers von Delille’s
Jardins und Imagination, Alerander Wojetfoffs aus
Moekau (1783 — 1839), von dem auch fehr gute poetifche Epiſteln
vorliegen, unbeendigtes (nur drei von vier Geſaͤngen enthaltendes)
Gedicht: „Wiffenitaften und Künfte!, und auf Sokonuskj's
(+ 1837) Schöpfung aufmerffam madyen, während nur ein
einziges bedeutenderes burleafed Epos von Miattleff (1795
— 1844), die Schilderung der Reifen einer Ruſſiſchen Dame
dur Deutſchland, die Schweiz und Stallen, vorliegt. Ats
Satirifer find befonderd der Fuͤrſt Michael Milonoff!)
(1772 —1821), Shachoffskoj, defien Satiren die beflen ber
Ruſſiſchen Literatur And, Wojeikoff, vefien Narrenhaus eine
Satire auf die gleichzeitigen Nuifiiben Dichter iſt, jedoch
ihrer Schärfe wegen nur gefchrieben von Hand zu Hand geht,
und Butfoff wegen feiner „Petersburger Höhen" (1845)
zu namen, während als glüdlihe Epigrammatiſten nue Waͤ⸗
femstj, Alegander Ilitſcheffskj CH 1837), Puſchkin's
Fremd, Batjufchkoff, Dmitrijeff und Damwidoff ſich
einen Namen machten.
Endlich mögen hier noch einige Fabeldichter folgen. Der
außgezeihnetfie von ihnen if ohne Zweifel Iwan Andres
iewitſch Kryloffie) aus Moekau (1708 — 1844); denn
während feine oben genannten Vorgänger Immer noch allzuviel
Fremdes in die Babel einführten, wußte er bei großer natürs
licher Raivetät ſtets vollfommene Originalität zu bewahren und
1004 . Ruffifche Poefie.
bat darum aud eine entſchiedene Popularität gewonnen, ob
gleih man allerdings findet, daß feine anſcheinend gutmürbige
Moral doch fehr oft einen empfindliden Stadel mitbringt, we
mit er viele feiner. Zeitgenoſſen gefährlih zu verwunden pflegt.
Auch Alerander Jefimowitſh Ismatloff' aus Mob
fau (geb. 1799) hat eine Anzahl Babeln und WMärden ge
fhrieben, die’ alle fehr gut erzähle find und befondere die nie
deren Stände recht treffend fbildern, allein Originale find fe
nit, fondern fa immer Nachahmungen, ja fa Barapbraia
fremder Muſter. Endlich iR noch der frühere Leibeigene pu
Kaluga Alipanoff zu nennen, deſſen Babeln- nicht blos ſcht
witzig, ſondern auch völlig urſpruͤnglic find.
Als eine weſentliche Sammlung der Erzeugniſſe des mo:
dernen Nufüften Parnaß bat man die Almanache angjuſehben,
deren erfien Beſtuſcheff und Rüläieff 1823 edirten, worauf
Delwig’s Norvifse Ylumm (1825) und feit 1832 cn
Anzobl Muſenalmanache, 3. B. Einthia für Moskau, Alzlona
für Petersburg u. 9. folgten. .
1) Rasufdenije o starom i novom slogje rons. jazyka. Petersb
1802. 1818. 1818. 8. _
2) Gedichte. Petersb. 1816. IV. 8. ebd. 1824. IIT. 8. &. v. d. Borg 1.
ß 48. 103. 168. 18;. 20:. 273. 293. 318. I. p. 3. 197. 231. BI f lit
nterb. 1830. p. 235. Jordan p. 76-123.
3) ©. Jordan a. a. D. p. 76 q.
4) Poetifche Werfuche. Petersb. 1817. IT 8. &. Jordan a. a. D.p. 3
—148. v. d. Borg, Bd. I. p. 93, 208. 243. 329. 333. U. p. 183.
5) S. Jordan p. 149-153.
6) ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 110. 184. 2%. II. p. 303.
7) Werke. Petersb. 1810. 8. ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 234.
8) Gedichte. Petersb. 1826. 8. Rußlan und Ludmila. ebd. 1870. 8. Det
Berggefangene. Ruff. u. Deutfch. ebd. 1824. 8, (Deutfch v. Lippert in Kundt
Delphin f. 1834.) Gedichte a. d. Ruff. v E. v. D. Berl. 1840. 8. Dichtun⸗
aen a. d. Ruff. v. N Lippert. Epzg. 1840. II 8. Novellen, f. d. Deutiät
bearb. v. Zröbft u. Gabinin. Jena 1840. 12. Koslow, Puſchklin, Eermow
toff. Eine Samml. a. ihr. Gedichten, a. d. Rufl. v. Bodenſtedt. eig. 19: 12
Oeuvres chois. de Pouchkine trad. en frang. p. Dupont. Petersb. et Pari⸗
1847. 11.8. ©&.a. Auferord. Beil. 3. AUg. Beitg. 1837. nr. 110— 116. Rev.un.de
Bruxelles 1837. 15 Aodt. p. 30—414. 8. f. lit. Unterh. 18%. p. 0
1830. nor. 19. 319, v. d. Borg, Bd. IT p.364 sg. BI. f. d. ausl.Eit. 188
P- 4. 7. 121. 157. 449. 454. 461. 1839. p. 141. 203. 227. Mag. f. d Ei
. Aust, 1832. nr. 69. 1837. nr. 61. 1841. ar. 128. Jordan a. a. D. P-
160—1%. u. Jahrb. f. d. Slaw. Lit. Bd. I. p. 45—51..
9) ©. Iorban a. a. ©. p.154—159. u. Jahrb. f. Slaw. Kit. Bill
p- 383 sq.
Ruſſüſche Poefle. Dramatifche Literatur. 1005
10) &. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1841. mr. 150.
11) ©. Mag. f. d. Pit. d. Ausl. 1832. nr. 108.
12) Gedichte. Petersb. 1821. III. 8.
18) Les poötes runses. Paris1846. II. 8. And. Schr. hierüb. .C. W.
Wolffohn, Die ſchoͤnwiſſenſchaftliche Literatur Rußlande. Lpzg. 1843. 8.
RK. Fr. v. d. Borg, Poet. Erzeugniffe d. Ruffen. Riga 18211—23. II. 8.
14) Gatiren, Epifteln und andere Heine Gedichte. Petersb. 18.9. 8, -
15) &. v. d. Borg. 11. p. 118. 144. 148. 160. 163. 146. 168 sq. 171
sq. Jordan a. a. D. Bd. III p. 123 aq. 885 sq. Lippert in Gubitz Gefells
fhaft. 1847. nr. 141 sq. Basni (Kabeln). Petersb. 1819. VI. 8 u. öft,
Fables en francais, russe et italien, publ. p. Orloff. Paris 1325. II.
8. Fabl. de K. trad. du Russe p. Masclet. Mosc. 1828. 8. Fabeln in
8 Büchern. v. F. Zorn. Deutfh. Mitau 1842. 8.
16) Fabeln m. Märchen. Petersb. 1804. 1816. 1817. 1821. 8. u. dft.
6. 771,
Wir kommen jeht zur dramatiften Literatur diefer neueſten
Periode und zwar zuerſt zum Trauerfpiel. Dieſes ward
gehoben durb Wladislaff Alexandrowitſch Dferoff!)
aus Twer (1770—1816), von dem man fügen kann, daß
er zuerfi das wahre Wein des Kothurns erfannte und neben
der Einheit der Handlung die Anwendung des zu behandelnden
Gegenftandes auf das Leben und die Bildung des menfslichen
Herzens, fowie die Erhebung des Geſhmacks als eine Hauptaufgabe
des wahren Dramatilerd betrachtete. Gr ſchrieb fünf Trauer
fpiele, nämtih Dedipus in Athen (aufgeführt 1804) und Pos
Iyrena (aufgeführt 1809) nah Franzöfiften Muftern, Bingal
Caufgef. 1805) mit Ehören und pantomimiſchen Balletten nad
einer Epifode aus Dffien, und "die vaterländifhen Trauerfpiele
Diga’® Tod (aufgef. 1798) und Dmitri Donsfoj (aufg. 1807),
fein beſtes Stüd, worin bie Großthat des Großfuͤrſten vor.
Moslau, durch melde er das Tartariſche Joch abfhüttelte,
gefeiert wird. Die Sprache in allen diefen Stuͤcken iſt harmoniſd, ma»
jeſtätiſd und wahrhaft tragiſch, allein einen Bergleih mit den Schöpf⸗
ungen eines Schiller ze. haften fie nicht aus. Er fand, während Waſſilj
Trofimowirfh Naräſchnj aus Pultawa (geb. 1781) in
feiner in reinen fünffüßigen Berfen gedichteten Blutigen Nacht, und
feinem Falſden Demetrius (aufgef. zu Moskau 1802) fireng den
alten Geſchmack beibehielt, mehrere Rahahmer, unter anderen
Stephan JIwanowitſch Wiſskowatoff (geb. 1786), der
Einiges nah Erebilon fhrieb, aber auch Driginal (3. B. in
1000 Duffifche Poeße. Dramatiſche &teratur.
Tenla und Temir, 1809) zu werben verfuchte und befanatlid
aub ein politiftes Schaufpiel: „Allgemeine Bewaffnung‘ der
30. Augun 1812 zu Perersburg 1812 aufführen ließ, un
Bruzingoff, defien König Oedipus, obwohl Nachahmung,
doch wahrhaft antikes Sepräge trägt. Chomaͤkoff?) gab jmd
Zraueripiele, Yermack oder die Eroberung von Sibirien und
den falfchen Demetrius, in einzelnen Scenen hochdramatiſch und
mit geſchickter Nachahmung Ehaͤlſpere's geſchrieben, ja beſonders
im lehteren Stüde nicht ohne ächt nationales Element, allen
der große Puſckin hat ihn doch hierin in feinem Boris Godu⸗
noff?) volftändig übertroffen, denn dieß iR ein Act vaterlaͤndiſches
Stück, freilich aber nur zum Lefen. Aub Neſtor Kukolnil (ge.
1809) verdient hier eine ehrenvolle Erwähnung wegen feines Torquato
Taſſo (1833), eines durchdachten Dramas, daß freilich voll Stile’
fher Elemente if. Sein zweites Stüd: „Die Hand des Hoͤchllen
bat dad Vaterland gerettet”, beginnt eine Reihe mittelmählge
vaterländifher Dramen, an denen das biographiiche Intereſſe
das Hiforifhe bei Weitem überwiegt (3. ®. In Fedor Baſſenoh,
dem Retter des Zaren Bafilius des Fünften, 1844), Leibe
iſt dabei Wahrheit und Dichtung fletd willkuͤrlich gemiſcht, wie
z. B. aud in feinem Kuͤnſtlerdrama Lelfewig, wo felbft Schiller,
Iffland, Schröder und andere Rotabilitäten jener Periode, allerdings
launenhaft genug ſtizzitt, uns vor Augen treten. Neben Iha
iſt der bedeutendſte Tragiker Nikolaus Aierlewirib Po:
lemoj aus Irkutst (1795 — 1846), ſonſt auch als Criille
und Journaliſt bekannt. Er debutirte mit einer Ueber:
ſetzung des Hamlet und ließ dann eine große Anzahl von
Trauer: und Scaufpielen folgen, die meiſt ebenfalld nur
nattonale Stoffe behandeln, unter denen wir Helena Glindlais
befonderd auszeichnen‘), Als Schaufpieldichter. verdient endlich
noch Nikolai Iwanowitſch Il'in (geb. 1773) ceina
Namen, beſonders wegen feines „Broßmuth oder. die Rekrut
aushebung” (aufgef. 1804) betitelten Dramas," wogegen die beiden
Egoiftien Brijorjeffs in fellfamen Abſtractionen verſchwimmen.
Im Luffpiel warb verhältnifmäßig, wenighend qua
titatio, mehr geleitet, Doc verbient Mauches kaum Erwähnung
An Werth und Zeitordnung ſteht @ribojedoffis‘) (ge.
Ruſſiſche Poefie. Dramatifcpe Literatur. 1007
1793, ermordet als Ruſſiſcher Geſandter zu Teheran 1820)
Comodie: Gore ot Uma (Leiden eines Superklugen), worin
er mit unendlich ſcharfer Satire auf die vornehme Geſellſchaft in
Mooekau carrifırt, obenan (1823), denn es if ein originelles
Stück, wie die Ruffifde Bühne fein zweites aufzuweiſen hat,
Kryloff®) Hat in dem Modeluden (1807) und der Maͤdchenſchule
(1807), die beide in Profa gefbrieben And, abermals bewieſen,
wie er in Nachahmung der Natur und Wahrheit der Characs
teriſtik faſt unübertrefflich iſ. Shachaffskoi hat viel, zu viel
(über 100 Stuͤcke) geſchrieben, als daß er etwas wirklich Gediegenes
leiſten haͤtte konnen, doch werben feine Lehre für Coquetten oder
die Brüder von Lweik, feine Schlechte Wirthſchaft, feine Halb⸗
herriſchen Einen (in Profi) wegen einzelner nelungener Charac⸗
tere gerübmt; fein. Arıflophanes aber, den man theilweife für
fein Meiftertüd erklärt, iR au ſtreng Griechiſch, um andere
als langweilig zu fein. Unter den Arbeiten Sagosfin’g
ragt befonders fein in fehr hübſchen Verſen gefhriebenes Luſt⸗
fpiel: „das Liebhabertheater" hervor, und ein anderes: „die
Unaufriedenen“ (1835 aufgeführt zu Moskau) iſt darum ins
tereflant, weil es politiibe Tendenz hat, Gogol hat in feinen
Luftfpielen mit großem Talent das kleinftaͤdtiſche Treiben der großen
Weli zu perfifliren gewußt, und ber Graf Sollohbub hat in
dem Qufifpiel: „die Bouquet oder der Ylumenwahnfinn“, den
theatralifgen Enthuſſaamus des vornehmen Publikums der Haupt⸗
ſtadt auf eine Weile geibildert, wie dieß eben nur ein Glied
der Hautevalee felbfh tbun fann. Kwit a's Arbeiten ind unbedeutend,
Zür das Baudeville war befonders Shadhoffsfoi’)
thätig, allein eiwas Bleibendes konnte dieſer Vielſchreiber nicht
leiften. Einen bedeutenden Erfolg hatte das Lieberfpiel des trefflichen
Stauipielerd Ka ratygin: „die Bäderfiube oder der Peters⸗
burger Deutſche“ (aufgeführt 1844), worin die amgeblichen
Sonrverbarteiten dieſer unglüdliden Weſen den Stodruffen
gebührend lächerlich dargeflellt werden. Gediegener IR des Schau⸗
ſpielers Peter Grigorjeff Originat Vaudeville: Rob Kaufe
leute der dritten Gilde“ (Petereb. 1842.).
Was endlih die Oper anlangt, fo hielt man Kryloffe
Zlja Muromez lange Zeit für das Nonplusultra dieſer Art,
1008 - Ruſſiſche Poefie.
bat darum auch eine entſchiedene Popularität gemomm, x
gleib man allerdings findet, daß feine anſcheinend gusir.
Moral doch fehr oft einen empfindliden Stachel wühriag, r:
mit er viele feiner. Zeitgenoffen gefäbrlid zu verwunden pi:
Auch Alerander Jefimowitſch Iematloff') aus %
fau (geb. 1799) bat eine Anzahl Fabeln und Wärda :
fhrieben, die alle fehr gut erzähle find und befondas tr:
deren Stände rebt treffend ſchildern, allein Originale in:
njdt, fondern faR Immer Nachahmungen, ja fa Para.‘
fremder Muſter. Endlich iR noch der frühere Leibelge :
Kaluga Alipanoff zu nennen, deſſen Babeln- nit bit '
wigig, ſondern auch völlig urſpruͤnglich find.
Als eine wefentlide Sammlung der @rzeugnifie wi:
bernen Nufiften Parnaß hat man die Almanade amp“
deren erfien Beſtuſcheff und Nüläieff 1823 edirten, mı
Delwig's Norifse Blumm (1825) und ſeit 1832 ©
Anzohl Muſenalmanache, 3. B. Cinthia für Moskan, is
für Petersburg u. A. folgten. -
1800 asu£denije ° starom i novom slogje rons. jazyka Pos
2) Gedichte. Petersb. 1816. IV. 8. ebd. 1824. III. 8, ©. v. d. Be
ß 48. 103. 160. i182 20:. 273. 293. 313. II. p. 3. 197. 21. gt:
nterh. 1830. p. 235. Jordan p. 76—123.
: 3) S. Jordan a. a. D. p. 76 sq.
4) Poetiſche Verfuche. Petersb. 1817. IT 8. &. Jordan a. a. D.?)
—148. v. d. Borg, Bb. p. 93. 208. 243. 329. 333. II. p. 18
5) ©. Jordan p. 149—153.
6) ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 110. 184. 2%. IT. p. 303.
7) Werke. Petersb. 1840. 8. ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 2%.
8) Gedichte. Petersb. 1826. 8. Rußlan und Ludmila. ebd. 1870. R
Berggefangene. Ruff. u. Deutic. ebd. 1824. 8. (Deutfch v. Lippert in fheX!
Delphin f. 1839.) Gedichte a. d. Ruff. » E v. D. Berk 1840. 8. DE@
aen a. d. Kuſſ. v. N Lippert. Epzg. 1840. II 8. Rovellm, f. d. de
bearb. v. Zröbft u. Gabinin. Jena 1840. 12. Koslow, Pufdkin, &7®
toff. Eine Samml. a. ihr. Gedichten, a. d. Rufl. 9. Bodenftedt. en 18 ji
Oeuvres chois. de Pouchkinetrad.en frang. p. Dupont. Pete „et .
1847. 11.8. &.a. Außerord. Beil. 3. Allg. Beitg. 1837. ar. 110-116. Bet
Bruxelles 1837. 15 Aoüt. p. 30—414. 81. f. lit. Unterb. 189. P. jr
1830. nr. 19. 319, v. d. Borg, Bb. II p.364 2q. BI. f. d. ausLti k
P 4. 7. 121. 157. 449. 454. 461. 1839. p. 141. 209. 277. Dog |}
. Ausl. 1832. or. 69. 1837. nr. 61. 1841. ar. 128. Jordan a a E-}
160—190. u. Zahrb. f. d. Staw. Lit. Bd. I. p. 45—51.
9 ©. Iorban a. a. ©. p. 154-139. u. Jahrb. f. Slaw Hr iD
p. 383 29.
Ruſſiſche Poeſie. Roman. 1009
iſt, allein im Ganzen iſt er ſo übereilt zuſammengeſchrieben, wie
fein ſupernaturaliſtiſch⸗- rationaliſtiſch⸗philoſophiſcher Roman & In
Hoffmann: „Die fhwarze Fraus. Michael Trofimowitſch
Karfhenoffstoj aus Gharfow (1775— 1842) lieferte in
dem von ihm (1805—14) herausgegebenen Boten Europas
einige recht guie, freilich nachgeahmte Erzählungen, Shukoffoki
dagegen iſt Original zu nennen und ſeine Novelle: „Mariens
Waͤldchen“ ein Pendant zu Karamfin’d Marwa Poſadniza, und
Naräſchni's Slawäniſche Abende (Petersb. 1809) hätten
wohl mehr als ein einziged Heft zu füllen verdient. Als ges
ſchickteſter Nachahmer Walter Scom’s?) machte neben Ras
fael- Zotoff (mit feinem Leonidas), Sagosfin’) mit
feinem Jury WMiloslawsly Burore, allein merkwürdig ges
nug glüdte ihm die Schilderung der Ruſſiſchen Sitten von
1612 befier als die von 1812, die er in feinem verunglüdten
Roslaslew verſuchte. Voͤllig mißlungen iſt fein Brabhlgel
von Oskold, und auch ſeine humoriſtiſchen Skizzen aus dem
Leben Mookaus und der Moskowiter aus früherer Zeit gefallen
nur thellweife. Alerander Beſtuſcheff (1795 —1837) hat
als Novelliſt, unter dem Namen Marlinsky, befonderd was
die Beſchreibung von Begenden (3.8. im Kaufafus) betrifft, großes
Talent entwidelt (3.8. in feinem Amalat Beg, den Streifzuͤgen etc.), allein
pſychologiſche Tiefe geht ihm ganz ab’), welche man Waſili
Ufhalfow ebenfo gut zugeſtehen kann, als höchſt anziehende
Sittenſchilderungen, in welchen Schtſchukin in Bezug auf das
Afiatiſche Rußland (in feinen Waſſerfaͤllen der Angara, Peters⸗
burg 1837) mit Ihm wetteifert. Fuͤrſt Odojeffokj (geb.
1805), ein Geiflesverwandter Chomakoff's, ſchrieb anfangs
Rovellen à Ia Hoffmann, dann aber lieferte er pſychologiſch
höchſt tief durchdachte Erzählungen (Petersb. 1844. 111. 8.)
mit Schefer'ſcher Urfprünglickeit (4. B. „die Bürfin Ranin*),
doch wird er in der Tendenz;Rovelle noch weit übertroffen von
Nikolai Philippowitfh Pawloffaus Moskau (geb. 1805),
defien Rovellen, der Namenstag und der Yatagan, eine fo tiefe
Kenntniß des menſchlichen, befonderd des weiblichen Herzens
verrathen, daß man dieſelben, bis auf wenige Ausnahmen,
unbebingt al8 einzig in der Ruffifgen Literatur vahehend anfehen
Gräße, Handduch d. kiterãrgeſchichte· MI,
1010 Ruſſiſche Poeſie. Roman.
kannꝰ). Auch Puſchlin hat einige Originalnovellen (1. ©. bi
Gopitainds Toter) gefhrieben, Perow sky (pseud, Boge
velsFj) lieferte außer mehreren Novellen einem gelungenen
Sittmroman, die Klofterjöglingin, "und Lajetſchnikoff ſch⸗
derte im Letzien Rowif die Eroberung - Bievlands unter Pair
dem Großen, und im Eishaus dad Treiben der Königin Ama
und ihres Bünflings Biron, zwar hiſtoriſth treu und lebmbig
. aber doch fo, daß das Studium W. Scott’& darin ztwas zu deuilichu
feben war, Inter den modernen Romanfcreibern ragt befondat
Lermontoff”) (fiel 1841 im Kaufafus in feinem 25. Jahre
im Duell) mit feinem Heros unferer Zeit (1840) hervor, 16
ben weldem Bücher, wie Baſchuzkj's Bürger (1840), dn
von Talent zeugende, aber höchſt umwahrſcheinliche Erzählung,
feloft die Ruſſiſken Erzählungen“ der Madame Jukowa, In
wem Gente der H. Hanfe gefchrieben, nicht aber Die der Helena
Andıjewna Hahn, geb. Fadejewa, (t815— 42) (psenl.
Sennida R— wa), der Ruffften Georges Sand, (4. V. ik
Die eDalievbin, Utballa) verſchwinden. Ein ausgezeichnetes TZalnim
widelt ®@og01°) in feinen Erzählungen aus der Ukraine, feinen
Helmathlande, doch hat er auch in einem anderen Gente, 1
dem feine Schickſale Epiczikoff’d oder Die todten Seelen (Moblau
1842) gehören, offenbar Burore gemacht. Dieſes Buch enthält
nämli die feinken Beobachtungen über die fockaten Berhätteift
Rußlands, denn er beſucht darin ſelbſt die entferntefen und
unbebeutendfin Winfel der Provinz, In den „Memoiren ca
Wahnwitzigen“ fieht er auch als Characterſchilderer fehr hed
Als Sitimmaler von Kleinrußland ringe mit ihm um den
Preis Oſnowjanenko (eigentlih ©. 3. witka) aus DE
now (1778 — 1843) in feinem Pan Chalavokj, ale
er iR viel breiten, oft auch geſchmacklos, aber in da
pſychologiſchen Tendenzroman hat Bogol einen höchk gefäpriien
Rebenbuhler an Dofojeffsfj gefunden, deſſen Arme Let’
Roman in Briefen, Ausz. b. Jordan Bb. IV. p. 434 4)
fowie fein Doppelgänger, zu den ausgezeichneiſten Breovaftın m
neueren Literatur gehören und ber Ieberfegung ſedenſalls ve
kommen würdig find. Beide Särifhelier find die Reife
tanten der neuen natuͤrlichen Schule, welder ber Romanticidanf
Ruſſiſche Poeſie. Roman. 1009
ſt, allein im Ganzen iſt er ſo übereilt zuſammengeſchrieben, wie
ein fupernaturalififch = rationalififch » philofophifcher Roman & ia
Hoffmann: „Die fhwarze Kraut... Michael Trofimowitfg
datſchenoffokoj aus Ehartow (1775— 1842) lleferte in
em von ihm (1805—14) heraudgegebenen Boten Europas
inige vet gute, freilich nachgeahmte Erzählungen, Shukoffski
agegen iſt Original zu nennen und feine Novelle: „Mariens
Bäldden“ ein Pendant zu Karamfin’s Marwa Poſadniza, und
daräſchni's Slawäniſche Abende (Petersb. 1809) hätten
sohl mehr ale ein einziges Heft zu füllen verdient. Als ge
Hictefter Nahahmer Walter Scot’6?) machte neben Ras
ael-Zotoff (mit feinem. Leonidas), Sagoskin*) mit
einem Jury Miloslawslyg Furore, allein merkwürdig ges
ug glüdte ihm die Schilderung der Rufffden Sitten von
‚612 befier als die von 1812, die er in feinem verunglüdten
Tosladlew verſuchte. Voͤllig mißlungen IR fein GBrabhügel
on Oskold, und aud feine humorififhen Skizzen aus dem
eben Moskaus und der Moskowiter aus früherer Zeit gefallen.
ur thellweiſe. Alerander Beſtuſcheff (1795 — 1837) hat
(8 Novelliſt, unter dem Namen Marlinsfy, befonders was
te Beſchreibung von Begenden (3.8. im Kaufafus) betrifft, großes
Salententwidelt 3.8. in feinem Amalat Beg, den Streifgügen ıc.), allein
ſychologiſche Tiefe geht ihm ganz ab’), welde man Waſili
Ifchalow ebenfo gut zugeſtehen kann, als hoͤchſt anziehende
5ittenfehllderungen, in welchen Schtſchukin in Bezug auf das
‚flatifhe Rußland Cin feinen Waflerfällen der Angara, Peters
urg 1837) mit ihm wetteifert. Fürſt Odojeffskj (geb.
805), ein Geiſtesverwandter Chomakoff's, ſchrieb anfangs
ovellen à Ia Hoffmann, dann aber lieferte er pfychologiſch
öchſt tief durchdachte Erzählungen (Petersb. 1844. 111. 8.)
tt Schefer’fcher Urſpruͤnglichkeit (3. B. „die Fuͤrſtin Ranin*),
od wird er In der Tendenz; Rovelle noch weit übertroffen von
tikolafj Philippowitfh Pawloffaus Moskau (geb, 1805),
effen Novellen, der Namenstag und der Datagan, eine fo tiefe
kenntniß des menſchlichen, befonderd des weiblichen Herzens
errathen, daß man diefelden, bis auf wenige Ausnahmen,
nbedingt als einzig in der Rufiifhen Literatur daftehend anfehen
Gräfe, Handduch d. enerãrgeſchlchte. IE, 64
1012 | Böhmifche Poeſiĩe.
cleröbedienter), Muſchik [Ruffifter Kaufmann] x.), gebührend
Erwähnung geftehen, jo maden wir endlih noch auf das in
der Beklletriſtik Rußlando jeht am Höcften ſtehende Talent, den
origineflen Alexander Herzen, der unter dem Namen Jo⸗
Fander fchreibt (3. B. feine Novelle: Wer iſt der Schuldige?
in den Baterlindifhen Denkwürdigkeiten 1845, Aprilheft) auf
merfım, da er von Deutiher Abkunft if. Gin geborener
Maͤrchenſchriſiſteller it Wanentlo (Ruf. Nationalfagen. Mos.
fau 1845. 8.).
1) Seramtı Werke. Ruſſiſch. Petersb. 183044. VII. 8. Werke. Uns
dem KRuſſiſchen überfent aan A. Ulbelop. ebd. 1828. IV. 8.
KBusshigin, — tiriſcher Koman. — * Dlpelop. ebb. „1es0.
IV. 8. v. Kaifer. en 1830. UJ. 12. Peter Iwanowitſch. » I
B. überf. v. Hort ebd. 1834. III. 8. Archip Thadeewitsch. Petersb.
1828. IL 8. Le faux De6metrius, trad. da Russe p. Fleury. ib. 1834,
. IV. 12. ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1886. nr. 30 sq. 1834. ar. 22. 53
2) Ausflucht * n Deutſchland, R Bri d.
v. Pd —8 188 gie Die (mare Frau. €, —2 X v. Ey:
Schulz. Epig- 1
3) ueb. db. — Rom. ſ. Jordan Slaw. Jabrb. Bbe. V. p 109.
4 i Milosiaweli od. b. R im 3. 1612, Bring. Ri
nigsb. 38 11. 8. Rohlamiero od. Bun im 3. —X Gin hißer. om.
überf. v. Göring. ebd. 1832. II. 8.
5) Rufl Sci, u. Gräht, a. & Ru „auf. v. —& 8. Ge
famm . ©. ad
Srman’s Reife 8.1. p. 2 ie
6) W. Vol ion, Rußlands Rovellendichter, 1847. Bb. I. Selma
gabn. A. Puſ Ein. Bd. IT. Pawlow. Ueber 9. |. Wolfſohn b. Fordern
IV. p. 337. 4 ni
7 De Rosie. & d. Aufl. überf. v Foeih. ©
Berl. 1842. 8. ©. Gedichte. Detersb. 1843-44. IV. 12. ee Delk unfere
Zeit. ebd. IM. A. 1845. I. g2. Petſchorin oder ein Duell im Kaukaſus.
Deutih. Frkft. a. M. 1845. 8. ©. Erman Ar. 1842. p. 439 sg.
2) ©, Mag f. b- Sid. Aust, 1840 .497 4q. Bere Peteres 1982
IV. 8. Giniges v. ihm in © 8 Rufi. Rovellenbuch. Epsg. 1867. Ba. L
u. m "Die todten Geelen, Deulf) m. Ann. v. PH. Löwenftein. Epzg. 1846. &
9) Ueb. ihn u. Gogol f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1847. on, 48.
„4 S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1836. ar. 69. Jordan Jahrb. Wo. 1
1r Der Zarantad, Deutſch v. Lippert, in f. Novelenb. BE 36
ag. f. b. Lit. d. Ausl. 1845. nr. 106. 80. Jordan Slav. Sabrk, d. DL
208. 280 ) Der Bär, Deutſch in d. Novell. ‚zetan 107. . W.
182 20. ©. a. Ocott In Geman’s Buff. Arch, Mh en 0.
.2)®. Bao. fd. Et. d. Mal IB4T. ur. 59. .
P-
Ma
P-
nr.
Bohmiſche Poefie. 1013
$. 773.
Die Böhmiſche Literatur hatte im Mittelalter einen alle
Sprachen überflügelnden Aufſchwung genommen, befonderd war
die Theologie feit Huſſens Auftreten weſentlich bevorzugt wor⸗
ben, was freilih zum Nachtheile der Poeſie gefchehen war, die
vorzugsmwelfe im 13ten Jahrhundert geblüht hatte So fommt
es denn, daß zu Anfang der neuen Zeitrehnung Hynel von
Podiebrad, des’gleihnamigen Königs jüngfer Sohn (1452
— 91) als Didter gerühmt wird‘), an dem nur Breite aus,
zufegen 19. Unter den fpätern Dichten ragen nur Simon
Lomnidy von Bader, Rudolph’ 11. Hofpoet), Georg
Streyc?), ein geftliher Sänger, und Michael Pieczka
Snwezidy*), der Verfaſſer eines fomiften OriginalsRomans,
hervor, fonft findet ſich durchaus fein genialer, felbfändiger
Poet von Als unter Zerbinand dem Erften auf Verlangen
des Prager Domkapitels, welches den Widerfland der Stände
den ketzeriſchen Buͤchern (in Böhmifher Sprache) zuſchrieb, die
Genfur in der Form eined Index librorum prohibitorum eins
geführt ward, als die Jeſuiten Machthaber in der weltlichen
und geifiliden Landesverwaltung wurden und Difitonäre im
Lande herumſchickten, die alle Böhmifhen Bücher von 1414—
1635 als der Irrlehren beſchuldigt auffuchen, wegnehmen und
vernichten folten, als diefe Verfolgung, trog einzelner aufgeflärter.
Jeſuiten (4. B. Bohuslaus Balbin's) Einſprache bis ins
18te Jahrhundert hinein fortdauerte, fo daß der 1761 ver
Rlorbene‘ Jeſuit Anton Konias fi rühmen konnte, er alleln
habe mit eigenen Händen über 60000 Bände ind Feuer ge
worfen, ba fonnte aud von einer Bewahrung der Boͤhmiſchen
Rational-Literatur nicht mehr die Rede fein, und entweder war, wenn
ja etwas gefchrieben ward, daſſelbe geſchmacklos und In barbarifchem
Siyle abgefaßt, oder ed betraf nur theologiſche Gegenſtaͤnde, und
zwar nur das, was man geglaubt wiflen wollte. Als nun auch
zugleih die Alatholiſhen aus dem Lande getrieben wurden, da
ward das Böhmifhe, weldes die Iefulten Bauernfprade nannten,
felbft von den geborenen Böhmen verleugnet, weil fie daflelbe
ale das Dıgan der Ketzer und Rebellen zu fpreden und zu
1014 | Böhmifche Poeſie.
ſchreiben fürdteten. Ja felbft der weife Reformator Joſeph 11.
ſchlug dem Studium der Nationalſprache dadurch eine tödtliäe
Wunde, daß er, von dem Grundfuge ausgehend, bie feinem
Scepter untergebenen Völker müßten auch eine einzige Eprathe
reden, die Deutfche, ald die ausgebildetſte, für das beſte Binde
mittel hielt, fie alfo 1774 in allen Stadtſchulen, Gymnaſien
und fonfligen Unterrihtsanflalten Böhmens einführte und 1780
die Aufnahme eines Knaben in die Latelnifhen Schulm von
der Kenntniß derſelben abhängig machte. Indeſſen ward bed
auf dringende Vorftelungen der Böhmifchen Großen ſchon 1775 mr
Unterricht In der Boͤhmiſchen Sprache in den Mittelſchulen er⸗
loubt, und befonders durch des gelehiten Sofeph Dob rowskys
(aus Jermat in Ungarn Rammend [1753— 1829], aber von
Böhmifden Aeltern gezeugt), grammatifhe Schriften warb jur
wiſſenſchaftlichen Erlernung und Feſtſtellung der Sprade de
Grund gelegt, außerdem aber auch mit Unterſtützung ander
Belchrten für den Abdtuck älterer qut Boͤhmiſcher Werte Gorge
getragen, ja Johann Repomuf Stepanef?) aus Ehrudim
(geb. 1783) ſchtieb felt 1803 fleißig für die Böhmische Bühne,
was das Intereffe des Publikums an der Nationalfprache faR
noch mehr weckte, als bie Herausgabe einer Sammlung Bil
miſchet Poeſteen durh Anton Buhmayer‘) aus Ten an
der Moldau (1769— 1821) im Verein mit anderen Breunden
der vaterländifgen Literatur in den Jahren 1795 — 1814.
Den wahren Grund zur gedeihlichen und erfolgreichen
Anbauung der Landeöfprade legte aber der Kaifer Fran 1,
indem ex durch mehrere Decrete (1810 und 1818) geradezu
nit dlos das Studium der Böhmiſchen Sprade auf da
Gymnafien anbefahl, fondern aud) feſtſetzte, es folle ohne Kennb⸗
niß derſelben Niemand auf eine Etelle bei der öffentlichen Ber
waltung Anſpruch machen duͤrfen. Nun warb auch theoretiid
für die Poeſie Manches gethan, denn 9. Buhmayer m
nad Ihm befonders Joſeph Jungmann aus Hublic (1773
— 1847) und Schafarif flelten die Grunbfäge der Proſo⸗
bie und bie Theorie des Reims fe, indem fie Blahoe⸗
law's und Kamenéky's Anſtchten, die bie Proſodle ganz auf
bie Zahl baſirt hatten, folgten, obwohl fpäter 3. Regebly In
Böhmifche Poefie. 1013
feiner Eprachlehre und Hniewkowsky in feinen Fragmenten
der Boͤhmiſchen Poeſte als Gegner derſelben auftraten.
Nun - prangte der Boͤhmiſche Parnaß in Immer ſchoͤnerer
Blüthe, und befonderd fin das Epos zu gedeihen. Der
Debant Adalbert Negedly“) aus Zebrat (1772—1844)
lieferte zwei Heldengedichte: Karl IV. und Ottokar und Wratielam,
Johann Holly) ahmte in feinem Swatopluk die Alten mit
vielem Gluͤck nah und erfhelnt uns, obgleih im Sloweniſchen
Dialekte provinciell, doch völlig objectiv, Wocet?), der zuerſt das
heroiſche Epoo anbaute (die Premisliden), wandte ſpaͤter die
Lyrik auf das Epos an (in ſeiner hiſtoriſchen Epopoͤe: Kelch
und Schwert, und feinem Tendenz» Epos: dad Labyrinth des
Ruhmes, in 33 Abſchnitten), Sebaſtian Hniewkows⸗
ty") aus Zebtak (1770—1847) endlich fKrleb nicht blos
mehrere mehr (mie 3. B. ſein Dewin) oder weniger gelungene
Epopoen, ſelbſt einen Fauſt, fondern er lieferte auch in feinem
Mägdelrieg ein in Böhmen viel gelefmes komiſches Epos.
Poetiſche Erzählungen lieferte Kari®inaridy'!), und der Lyriker
Milota Zdirad Polaf aus Zagmufy (geb. 1788) iR aud
im befcreibenden Genre feinem Talente. nit untreu geworben '?),
Ein re&t ſfinnreicher und origineller Fabeldichter M Bincenz
Zahradnif!?) aus Jungbunzlau (geb, 1790), und als humo⸗
riſtiſcher Satiriler der höheren Art if unbedingt Joſeph Ja⸗
roslaw Langer!*) (geb. 1806) zu nennen (mit feinen Brenn⸗
neſſeln und feiner Handſchrift von Bohdaneo), obwohl Ihm auch
die Idylle vet gut gelang. Die beflen Balladen, welde Bobs
men beſitzt (wiewohl auch die von Taincek nicht mißlungen
find), gab ihm der Vollksdichter Carl Agnell Schneider")
(geb. 1766), und einige recht gute Gelegenheitsgedichte verbanft
man Adalbert Sedlaczek aus Celakowicz (geb. 1785).
Unter den Lyrilern flieht aber unbedingt am Hoͤchſten ber Boͤh⸗
mifdye Betrarla Johann Kollar!‘) aus Thurocz In Ungarn
(geb. 1793), der auch font als Epigrammatifi und Sammler
der Vollolieder der Ungariſchen Stawen (1833 — 34. II Bre.)
genannt zu werden verdient. Sein originelles Meifterwerk,
Siawy dcera (d. 1. die Tochter des Ruhmes), urfpränglie
aus drei Orfängn, von denen wicher jeder in fuͤnfzig Sonette
1016 Boͤhmiſche Poeſie.
zerfiel, beſtehend und nach den drei Haupifluüͤſſen mit Slawl⸗
ſchen Anwohnern, Saale, Elbe und Donau benannt, ſchilder
une in dem harmonifteflen Veréſtrome die Geſchichte feine
Liete von dem ungetrübtn Bells ber Geliebten bis zur
Trennung von ihr auf eine Weile, die wahrhaft an die
Gluth des Italieniſchen Sonettenmeiſters erinnert und leider in
Deutihland jetzt noch burd feinen Ueberſetzer befannt geworden
iR. Weniger gelungen oder doch weniger gefellt find die von
ihm fpäter noch hinzugefügten zwei neuen Gefänge Lethe und Acheron,
aber weder fie noch feine Elegieen und anderen Gedicte find
feined großen Namens unwerth. Neuerdings hat Fr. Jaro:
mir Ramenidy!”) in 91 Sonetten ebenfalld die aͤlteſte Ge⸗
ſchichte Boͤhhmens befungn. An Liederdichtern hat Böhm
natuͤrlich keinen Mangel, doch find die eigenthuͤmlichſten und
ſingbarſten Couplets die des bekannten Gelehrten Wen⸗
zeslaus Hanta!) aus Horenowes (geb. 1791), die ſchon
1815 in Muſik gefegt wurden und noch jetzt fleißig gefungen
werben. Unter den neueren Lyrikern flieht neben Saromir PBicel”)
der früher nur für die Zeitſchrift Kwety (Blüthen) und für
die von Ghmelmöly herausgegebene Kyika (Traube) färld,
und Vincenz Burh), am Höhen Franz Ladislaus
Ezelakfowsty?) aus Krafonip (geb. 1799), der zuerk eine
Sammlung Slaviſcher Nationallieder (1822 — 27) berausge,
dann aber ſelbſt verſuchte, Geſaͤnge im Geſchmacke des Slaviſchen
Volles zu erfinden, und in dem Echo Ruſſiſcher Lieder, font
in dem Echo Boͤhmiſcher Nationalgefänge, den Charakter beider
Nationen fo traf, daß nur zu bedauern iſt, daß er nit ned
m brere folder meiſterhafter Wiederhalle alter Lieder eiſcallen
Ueß. Er erhebt fih aber aud zu der höheren Lyrik, wie hit
Tod Alerander’s und das Todtenfeſt, fowie feine lieblichen Er⸗
innerungen von dem Ufer der Watawa beweifen. Andere Ik
hübfhe Vollslieder dichten Ramaryt??), Ramenidy, ®i'
naridy c. Sehr gute- Lyriker im Allgemeinen find ſemer
Franz Bohumir Stepanida?) aus Dpalow in Mähren
(1785 — 1832), Joſeph Rautenkranz au Könlggrät
(1776—-1818), Johann Negedly aus Zebrak (geb. 1776)
und Johann Puhmayer?) (+ 1820). Reuerdingd fangm
2
Doͤhmiſche Poefie. 1017
auch mit vielem Geiſte, obwohl politiſch noch nicht durchgebildet,
B.B.Rebesty”) und Wojacek). Höchſt talentvoll endlich
iR im befhreibenden und erotifhen Gedichte Boleslaus Jablonsty
(Katl Tupy)?7), imlegteren DrabotinMaria Baron Villaniꝰ).
In der Novelle verfuhten id Magdalena Rettich“)
(Reit, + 1845), die übrigens auch einige recht huͤbſche naive
Gedichte ſchrieb, die gewandte Ludmilla Tichy und die
Ellfobethinernonne Marie Antonte (eigentlih Joſepha Bebal)
aus Prag (1781—1831), von der einzelne moralifhe Er
zaͤhlungen, die dad Verdienſt nücterner Originalität haben,
gevrudt find. Epäter if von Einzelnen nicht ohne Gluͤck der
biflorifhe Roman angebaut wurden, 3. B. von Klicpern,
defien Tartarn vor Olmuͤtz gerühmt werden, von Tyly,
deſſen Letzter Czeche Aufſehen made, von Chocholouſek (in den
Zemplern in Böhmen, den Montenegrinern ıc.). Am beliebteſten find
jdoh Ian Marek?!) (pfendonym als Jan z Hwezdy) und
Fr. Rubecs im gemüthliden, humoriſtiſchen Genre.
Was nun das Böhmiihe Tcheater??) anlangt, das gleich.
wohl in Prag noch nidt die Rechte der Deutiben Bühne
theilt, denn ed dürfen nur an Sonn» und Wefltagen vor der
Deutſchen Borfielung auch Boͤhmiſche Stüde zur Aufführung
kommen, fo ſchrieb zuerſt für daflelde, neben dem unermüdlichen
Stepanef, der freilih auch nur zum kleinſten Thelle Originals
ftüde lieferte, gleichwohl aber befonderd durch feine factiſch In
Prag angelegte Theaterfhule ſehr anregend wirkte, beſonders
mit Erfolg Wenzel Klicperaꝰ) aus Chlumel (geb. 1793),
defien Zrauerfpiele: die Familie Swoganow, Sobieslaw, die
Zwillinge sc gelungen find. Franz Turinsty”*, aus Bodies
brad (geb. 1796) lieferte in feiner Angelica eine über feinem
Mufter ſtehende Nachahmung der Muͤllner'ſchen Schub, 3. €.
Wocel's*) Harfe IR zu ſuͤßlich und bleibt darum hinter Jo⸗
ſeph Kajetan Tyl's*) Czeſtmir mit Recht zurüd, einer ganz
vortrefiliden Erftlingsarbeit eines damals noch nit volfommen
durchgebildeten Talente, das Hniewtowely’s”) und Sofeph
Kraſ. Ehmelensty’s”) Leiſtungen in dieſem Genre welt
übderflügelt hat. Ein aͤcht nationales Stuͤck kann man W.
Wojacel'g Ludmila (Brag 1843) nennen, allein Wlez⸗
1018 Bohmiſche Poefie.
kowec's Iprifhe® Drama, bie Tochter Jephtah's (1840), bat
die Maͤngel diefer bedenklicen Form nicht vermiden. - Bub
das Lurfpiel anlangt, fo Halte ih mid, dba Wenzel Narr
thias Kramerius aus Klattau (1753— 1808) blos alt
Vieberfeßer bier in Betracht kommen fann, nur bei Karl Si
mon Madaczeld°) (1799—1846) Freiern (in gereimien
Berfen), dem beflen Boͤhmiſchen Luffpiel, auf, und ale Poſſen⸗
dichter erwähne ih neben Alicpera (3. B. wegen ſeines Ro
howin Vireck) nur H. Wlcslowec).
1) Magowy sen, herausgeg. v. Hanka in ben Starob. sklad. Prog
re heraudaeg. v. ©
2) Kupidowa sifela. Prag 1500. 8. Pädswä£ta. ib. 1507. 12. To-
bolka ziatä. ib. 1615. 1.91. 8. Naulenj miadtma hospodäfi. ib. 15%
8. 1794. 12. Hädänj mezi kntzem a zemaneım. ib. 1589. 8. 0 dit
käch ktestanskjch. ib. 1609. 8. Kanciondl medälinj. ib. 1580. 4. Wi.
klad na Modi. ib. 1605. 6. Pohfeb Kr, P. ib. 1105. 8. Vrjtezatw]
wjry. 1610. 8.
3) Zalmowe Sw. Dawida wrytmy tesk& wedwe. Prag 15.
1640. 12. Zrcadio poctiwe Zeny. Ollm. 1613. 8.
4) Akcj a rozepfe mezi fillsofem, w lekafstmj doct, a orale
rem aneb procuratoreın. Prag. 1009. 8. ”
5) Diwadio. W. Praze 182037. XVI. 8.
6) Nowe bäsnt. Prag 1705—1814. V. 8.
7) Postednj saud. Räseä popisna. W Praze 1804. 12. Bösak. ib.
‚1883. IL. 12. Karel IV. Nauönda bäseä w 8 zpöwjch. ib. 1835, 1}.
Ottokar. ib. 1835. 12. Wratisiaw. ib. 1836. 12. Wäclaw. ib. 1831. 12.
8) Swatoplak. Wijtözekd biseä w 12 zpewjch. W Ternawö, «
Geljaka. 1833. 8. Cyrillo-Methodiada. Witözskä bäseü w 6tizp£wic
S pfipogenym Ziwotopisem swalych Cyrilla a Methoda gako ti
bägoslowjm pohanskych Siowäkuw a wyswötlenjm nökterych slow:
w Budjn?. 1835. 8.
9) Pfeinyslowci. Bäseä epickä. w. Praze 1839. 8. Labyrint
Siäwy. ib. 1346. 8. (Ausz. b. Yordan Bb. IV. p. 315. 348. 426 24.)
10) Bäsn& drobne. w Praze 1820. 8. Döwjn. Bäseä romanticke
hrdinskä w osmnäcti zp&äwjch. Druh6 rozmozene A pfepracowane
wydänj. ib. 18.9. 8. Ziomky o deském bäsnietwi. ib, 18.0 8
Drobné basaß. ib. 1820. 8. Nowe bäzun&. ib. 1841. 8. Docter Faust.
ıb. 1844. 8.
11) Warito a Lyra. w Praze 1833, 8.
12?) Wznessenost pfjrody. w Praze 1819. 8.
13) Bägky. w Praze 1831. 12.
14) Selanky wPraze 18%: 12. Bohdanecky rukopis. ib, 1831. 8
15) Okus w bäsuän) desköm. W Hradci Krälewe. 1823— 3%. B. 8.
16) Basnt. w Praze 1821. 8 Siäwy dcera, w 3 zp&wich. *
t us
Budjnd, 1824. 12. b&sto w 5 zpöwijch. Pessti. 1832. 8. (Aus. >»
Sordan Bd. IV. p. 4. 46. 106. 177. 206. 736. 2:9. 312 sq.) ——
— Polnische Poeſie. 4019
Zptewanky, Zili' pjsn? switske Siowäku w Uhräch atd. Dwa djiy.
w Budjat. 1831. 8. Dila Basnicka. Ofen 1845, 8. S. Jordan Jahrb.
BP. 1. p. 213 sq. Ill. p. 273 sq.
17) Lilie a Ruofe. Prag 1816. 8.
18) Prostonärodnf srbakd ınnza. w Praze 12. Ceskd historicke
zptwy. ib. 1826—27. II. 8. Pjsni. ib. 1831. 8.
19) Bäsn?, Prag 1842. 8.
20) Bäsn?. Ollmütz 1843. 8.
21) Smissend bäsnt. w Praze 1830. 8. Slowanske narodnj pjsnt
ib. 1822—27. HI. 8, (Bieles daraus in Wenzig's Slawiſchen Bolksliedern.
Halle 1830. 8.) Ohlas pjsnj ruskych. ib. 1829. 8. (Deutfd in Wenzig’s
Blüthen Reuböhmifcher Dor e. Prag 1833. 8.) Ohlas pjsn) leskych. ıb.
1840. 8. Kytka. ib. 1844. 8.
22) Smjssene bäsn?, w Praze. 1822. 8.
23) Hlas Iyry teskt. w Praze 1818—19. II. 8.
24) Bäsnt, wydand od Wogtlcha Negedieho, w Praze 1836. 12.
(Enthaltend die Gedichte ber drei Genannten.)
25) Protichuodci (die gegen einander Schreitenden). w Praze 1846. 16,
26) Böstn. Prag 1845. 8. ”
27) Bäsn?. Prag 1546. III. 16.
38) Zäbäone spisy. Prag 1844. 16.
29) Narcisky, objrka powjdek historick&ho i mrawnedho obsa-
hu kponaucenj a obweselenj. w Praze 1834. 16. Bjl& ruofe, Dram.
malitkost. w Hradci Kralowe. 1828. 8.
30) Swätky na Wysschrad?, in dem Almanach Wesna 1838. Ro-
ziua Ruthardowä, ebd. 1839. Posledni Cech. Prag 1844. II. 8. 8e-
brane spisy. Prag 1844. ng. 8.
31) Zäbawne Spisy. Prag 1843. I. 8. (Enthält feine Balladen und
Homanzen.) Jarohutw z Hradku. Prag 1843—44. III. 8. (Hiftor. Erz,
aus der Zeit Podiebrad’s.) &. Jordan Bd. V. p. 137. 168 ng.
32) ©. dar. Jordan Slaw. Jahrb. Bd. I. p. 34 sq. III. p. 140 aq.
33) Diwadlo. w Hradci Kräl. 1820. 8. Uhljika. ib. 1821. 8,
Bllaussi. ib. 18.1. 8. Hadrian z Rimsu, ib. 1822. 8. BoZena. ib.
1820. 8. Lhaf a geho rod. ib. 18%. 8. ZiZkuow me£. ib. 1821. 8
Rod Swojanowsky. w Hradci Kräl. 1821. 8. Libussin saud. ib,
1832. 12. Dwogfata. ib. 18.5. 8. Swatislaw. w Praze 1844. 8.
34) Angelina, Truchlohra. w HradciKrälowe. 1821. 8. (Deutſch
von Makacek. Prag 1827. 12.)
35) Harfe. Truchlohra. we ttweru gednänj. w Hradci Kralo-
we. ib. 1825.
36) Cesinijr, fteht in f. Thalia deakà. w Praze 1837. 12. T. I.
37) Jaromjr. Truchlohra. w Praze 1836. 8. Nämluwy w Kolo-
dgi. Weselohra,. w Hradci Kräl. 1839. 8.
38) Drätenjk. w Praze 1826. 8. Oldtich a BoZena. ib. 1828. 8.
Libussin süatek. w Praze 1832. 12.
Ri Zenichowe. Paowodnj rymowaund weselohra. w Praze
1826. 8.
40) Powodeä Pra2skä roku i845. Prag 1845. 8.
1029 Polniſche Poefie.
8. 774.
Die Bolnifche Poeſie bat in ihrer zweiten Periode,
welche in das Mittelalter (bis 1333) zurüdreicht und die neu
Zeit (bis 1506) mit demfelben verbindet, mit Ausnahme
mehrerer bis ins 15te Jahrhundert zuruͤckgehender, in vie
zeilige Strophen geiheilter und zum Tanz abgefungener Bald
lieber (Krafowiafen)!), durdaus in der Rational. Literatur kin
bebeutendes Schriftdenkmal aufzumelfen, ausgenommen bie Ueba—⸗
fegung der Pfalmen in Polnifhe Berfe, welche der Domini
faner Peter Poznanczyk (geb. 1510) unternommen hatte,
Allen die nun folgende dritte Periode von 1506 — 1622, das
eigentlihe goldene Zeitalter derſelben unter der Regierung eines
Sigismund I, Sigismund Auguf, Stephan Bathory und
Sigismund III., obgleih fie immer noch die Lateiniſche Eprakı,
welde befonderde von der Beiftlichfelt, vorzugämelfe aber von
den Sefuiten gepflegt ward, beibehielt, erzeugte doch eine Anzahl
von Ratlonaldichtern, -die in jeder Beziehung talentvoll genannl
werden mögen. Darum fann man denn jeßt ſchon von den
verſchiedenſten Genres der Poeſie Proben beibringen. Allerdings
giebt es noch Feine felbftändige Epifer, allein dafür forgten dod
Peter Kochanowsky aus Eicynie (1566— 1620) un
Jedrzej Kochanowsky, jener durch Uebertragung von Taſſo's
Befreitem Jeruſalem (Krakau 1618) und Arioſto's Raſenden
Roland (ebd. 1799), dieſer durch Ueberſetzung von Virgilé
Aeneide (ebd. 1590) die Meiſterwerke des Auslandes zu be
liebigen Nahahmung in ihr Vaterland zu verpflangen. In der
didaktiſchen Poeſie nimmt unbebingt der Vater der Polniſden
Dieter, Nikolas Rei von Naglowic?), genannt Oksza,
(geb. 1515 zu Zorawnie, geh. 1568), ver Lleberfeger der
Palmen in Polniſche Berfe, durch feine Sprüchmörter den
erſten Plag ein. An ihn reiben fih Thomas Bir
lawskiꝰ) aus. Kralau, Joſeph Moczydlowskih, Beet
Zbylitowsty‘) und Sebaſtian Fabian Klonowic‘
(1551 — 1608), als Lateinifder Dichter auch Acernus gt:
nannt und bekanntlich Verfaſſer einer beifenden Satire gegen
die Fatholifhe Geiſtlichkeit (Victoria Deorum, ubi continels
Polniſche Poeſie. 1021
veri herois edueatio. s. 1. 1600. 8.). Am Hoͤchſten ficht je⸗
doch die Lyrik, denn in dieſer that ſich der Polniſche Pindar,
oder der Fuͤrſt der Polniſchen Dichter, wie ihn ſeine Zeitgenoſſen
nannten, der Bruder der beiden eben genannten Ueberſeger,
Johann Kochanowski“) aus Sicyynie (1530 — 84) hervor,
Er Hatte in Deufhland und Italien die ſchönen Kuͤnſte ſtudiert
und in feinen Uebertragungen der Pfalmen, der Phänomene bes
Aratus, des dritten Buches der Ilias, des Schachſpiels Vibda's,
ſowie de8 Horaz und Anacreon, bewiefen, was er In den alten
Sprachen leiten konnte; hierher gehört er aber wegen feiner
drei Bücher Igrifcher Gedichte und feiner Elegieen (die ſchoͤnſte bezieht
ſich auf ben Tod feiner Tochter) halber, obgleich aud feine berühmten
Gpigramme und feine zwei Satiren Piesni ksiag dwoje und
Satyr i Zgoda) nicht vergefien werden ſollen. Andere bedeu⸗
tende Lyriker find: Kaspar Miasfowsfid), Nikolaus
Sep Szarzynstid) (+ 1581), Johann!) und Maciei
Rybinskfit!) (1566—1612), erflerer ein gefrönter Dichter,
Stanislaus®rohomweti'?) (gef. 1612), Bifchof von Lemberg,
Sohann Daniedi”), Valentin Jakubowski? (farb
1582), Stanislaus Kolakowskik), Melchior Puds
lowertt), Sigmund Z3bylitoweki“), Stanislaus
Witkowokile), der gekrönte Dichter Szymon Szymono⸗
wicz Bendonski, genannt Simonides!) aus Lemberg
(1557 — 1629), der durd feine Lateinifhen Oden den Ramen
ded Polniſchen Pindar gewann, auch Rondeaur in Polniſcher
Sprade ſchrieb und ale Idyllendichter der Polnifhe Theocrit
genannt wurde, und fein Freund und Nachahmer, der Polniſche
Moſchus (vdeſſen Idyllen er 1662 in Polniſche Verſe überfegt
hatte), Szymon Zimorowicz“) (16005 — 29), der aber
in der Ruſſiniſchen Sprache ſeine lieblichen Rondeaux ſang, und
Sophia Diesnifa?!) (geb. 1560), die Polniſche Dichter⸗
mutter, an welhe fi Johann Achatius Kmita?) (geb,
1620), Polens erfler heroiſch⸗komiſcher Dichter, anfhließen mag.
In der dramatiſchen Literatur ward wenig geleitet, höch⸗
Rens Johaun Kochanowoki's Gelegenheitsdrama, die Ab⸗
fertigung der Griechiſchen Gefandtien (Odprawa poslow .
Greckieh?), ganz im Geiſte der Griechiſchen Tragödien gehalten,
1022 Polniſche Ware.
gehört hierher. Lutas Bornidi?) (+ A591) überiepte die
Troerinnen Seneca's (Krakau 1589) und Stanislaus
Goslawoli) des Simonides Lateiniſch geſchtiebenen Keuſcha
Joſeph, und Stanislaus Serafin Jagodynoki), ba
Epigrammatift und Satiriker, lieferte ein Melodram in Stalle
niſchem Geſchmade. |
1) Zaleski, Pieine polskie i ruskie. Lwow. 1835. 8. 86 baven
Deutſch v. Maͤrker in Mundt’s Dioskuren. Bi I. ©, auch Mag. für de
git. d. Ausl. 1844. ar. 30 SQ.
2) Apophtegmata, to jest: Krötkie a rostropne powiesci, czio-
wiekowi podcziwema sinsznie naletgce, prrez tegok to co i dy-
‚wot pocziwego pisat, tylko dwiema wierszyki zebrane a zniesione.
w Krak. 1568. 8. Wizerunek wiasny Zywota czlowieka poczci-
wego, w ktörym jako we £wierciedie, snadnie kazdy avre prawy
ogledat moze: zebrany j z filezoföw i z rözaych obyczaj6w kwiats
tego. ib. 1560. 8.
3) Mysliwiec. w Krak. 1593. 8.
4) Przypowiedci Balomona, Ksiegi madrosci panskid) na ryim
rer przelozone, przydane k’temu kwieckte wiersze, w —
614. 8.
5) Przygana strojom biatogfowakim wymysinym. Krak. 1600.
4. Roamowa szlachcica polskiego z cudzoziemcem. ih. 1600. 4.
Schadzka ziamianska. ib. 1605. 4.
6) WorekJudaszöw, z skör wilezey, lisie siey, Iwiey ett.
Rlak, 1608, 4 (1660. 4.) Lipsk, 1896. 8. in . bar Kies
Klass. Polsk, T. 22. 23.) Pamietnik Xiglgli Kröoldw Polskieh. ib.
1639. 4. Flis to jest spuszczanie statköw Wisig, i inndmi rzekami
do mi&y przypadajacemi. ib. ». a w Warszaw. 1148. 8. Krak.
1826. 8. Podar i upominanie, do gaszenie, czyli wrö4ka o
mocy tureckie). ib. 1597. 8. Zale nagrobne na 4miert Jana Kocha-
nowskiego. ib. 1585. 8.
7) Pselterz Dawidöw. Krak. 1578. 1585. 1588. 1387. 16. 1612.
1617. 1629. 1641. 4. Dzielg wierszem i proza. w Woarz. 1767. 1805.
Wroct. 1825. (in d. Bibliot. Kieszonkowa klass. Polsk. T. XIV—
xXVI.) Lipsk. 1786. III. 8. 4.
8) Zii6r ryimöw. w Krak.' 1612. 8. Herkules Blowienski. w
Dobromiln 1612, 1618. 8. "
9) Rytmy albo wiersze polskie. s. 1. 1602. 8. w Pozn. 187. &
10) Gesli reiner mnych Kigge I. Torun. 15%. 8. Ku czei...
Lwowi Sapieze, Wilno 1607. 8. Wiosna. Terun. 1600. Witamie. ib.
11) Psatterz. Gdansk. 1605. Tor. 1617. 1618. Gd. 1632. 8.
12) Ksiedza, Stanislawa Gr. wiersze i inne pisma co pree
bramsze. Krak. 1608. 1609. 4. Kalliopea Stowienska Zygmuntowi
II na stolicg polska wstepujgacemu w r. 1587. przed samg kor-
nacya oddana. Krak. 1588. 4. Skarga snu nocnege prreed
Warz. 1598. 8. Zeitosna Komeens na powödt ve wr
1605. Krak. 1608.8. Duchowna pociecha pannom. ib. 1611. 8. Nocy
torıraskie. ib. 1610. Rzym nowy szcrgiliweny od nterage. ib SORl.
Polniſche Poeſie. | 1023
Szeasdry daien 1. K. M. ib. 1600. Cien krölewirza Jana Kazimierza.
ib. 1608. 8. Wioskie miasta co przedniejsze. ib. s. a. 8.
13) Elegie na bmiert..... Joach. Lnbomirskiego. Krak. 1610. 8.
tr narzekanie korony polskiej. ib. 1607. 8. Radosng korong.
ib. 1607. 8.
14) Leander i Hera. Krak. 1572. 8. _
15) Cathemerinon keigstwa stuckie 2 z ketobliwym lamen-
tem na pospiesz miere ksigzgt stacki erz iemona i
Aleksundra. Wiln, 1593. 8. er 2
16) Fraszek ksiega jedna. Krak. 1580. 4.
17) Witanie kröla nowego Zyg. III. Krak. 1587. Na wesele
Jana Dulskiego i Anny Herbuutswny. ib. 1585. Acteon, poema. ib.
1583. Pisanie satyröow puszcz litewskich, do Anny krölewny
szwedzkiej, o towach w Bialobiezach r. 1588. ib. 1597. Historya
4. Genewety. ib. 1599. Wießniak. ib. 1600. 4.
18) Apophtegmata, albo subtelne powießci z ksigg Piutarcha
iröZuych filozoföw. Krak, 1615. Pobudka ludzi ryeerskich. Zamos6.
16:1, Sen duchowny na dzien BoZ. Nar. Krak. 1600 Sapho sto-
wienska na grzmotng stawe zwyciestwa smolenskiego. ib. 1611.
Proporzec Zotaierza chrzescianskiego. Warsz. 1626. 8.
19) Poezye. Lipsk. 1836. 8. (in d. Bibl. a. a. D. T. 22. 28.)
20) Sielanki, s. L 1663. 4. Lipsk. 1836. 8, (in d. Bibl. T. 27. 28.)
Rotolanki, piefni Panien. w Krak. 1654. 4.
21) Pie6n nowa, w ktörey iest dziekowanie Panu Bogn
Wezechmoggcemu, ze malutkim a prostaczkom raczyt obiawrie
Taiemnice Krölestwa swego. w Krak. 1556. 8.
22) Spitamegeranomachia. w Krak. 1595. 4. Trymachie Jana
Szemeta. ib..159%. 4. Poczatki krölöw Rzymskich. ib. s. a. 8. Pe-
nelopea albo nie winnoſsé dziwnie cudowrney niewiasty siedm
cietey, przediym przez Hierouyma S. opisana. w Krak. 1610, 2
Jerycho nowe. ib. 1615. 4. Fenix Poema ib. 1609. 4.
23) Odprawa postow greckich podana na teafrum przed kr6-
lem J. M. Stefanem w Jazdowie nad Warszawg roku 1578, 4,
Stanz. in d. Chefs d’oeuvre d. th. etrang. a. a. O-
234) Troas, Tragedia z Seneki. w Krak. 1589. 4,
25) Czysty Jozef, dramma przelo&, z lacins. Szym. Szymono-
wicze. w Krak. 1597. 4 ’ u,
26) Wybawienie Ruggiera z wyspy Alcyny, z wleskiege
wierszem Polskim przetozyl. Krak. 16:3. 4, "Grosz 8. 8, Tagodı
zastong i ordobgskrzydel kröla ptakow... Radsiwiltow... Przy
groszu kladg sig apophtegmata ludzkiej madrosoi, o groszowej zac-
moßci, i kwestye na niektöre groszowe rezolacye. Krak, 1618.
1708. 4.
8. 775.
Die vierte Periode der Polnifden Literatur umfaßt zwar
einen ziemlich großen Zeitraum (1622— 1760), allein man
1024 Dolnifche Poeſie.
fann eben nit fagen, daß fie Sonderliches geleiflet Häte,
Während biefer Zeit nämlih hatten die Jeſuiten, befondes
durch Sigismund AT. befhüht, die Leitung des öffentlichen
Unterrichts im ganzen Koͤnigreiche überfommen, in Bolge deſſen bie
Sprade duch ihre noch mehr hervortretende Verbindung mit
dem von jenen mit der größten Vorliebe gepflegten Lateiniſchen
natürlich an ihrer Reinheit wefentlih verlor, obgleih fie auf
der anderen Seite einen gediegeneren, ernfleren, man fönnte
fagen erhabeneren Eharaftır annahm. Wehr noch aber ſchade⸗
ten dem Gedeihen der Poeſie die äußeren und inneren politiften
Wirren, denn fie waren ed, welde die wiflenihaftlihen An
Ralten, die Bibliothefn und mit ihnen die Schriftdenkmaͤler
vernichteten, und, fonderbar genug, eiſt der Folgezeit, der trau:
tigen Periode der politiiden Vernichtung Polens als felbfkändiger
Europäifben Macht, follte eine Reaction zum Belleren vorbe
halten fein. Natürlid kann man alfo au nidht erwarten,
daß hervorragende Talente auftreten fonnten. SInteffen verbreis
tet ſich gleichwohl das Wenige, was geleiflet wurde, über ale
einzelnen Fächer der Poeſie. So lieferte der Miscellandichter
Samuel Twardowski!) aus Sıeuypna (1600 —1660)
bie erfien (9) freilich im Ganzen nur höchſt unvollfommener
Verſuche im Epos (Wiadislaw IV. und Woyns domowa),
unter denen befonder& feine Schilderung der einheimiſchen Kriege
mit den Tartarn, Koſaken, Moscowitern, Schweden, Ungarn x.
gelungen zu nennen if. Als poetiſche Erzählung iR feine Ge
ſchichte der fhönen Pasqualina nicht mißlungen. Rein biforifh iR
Raphaellesczcaynsti’s?)l+ 1703) Chotzim, der „göttlichen“
Raturdigterin Eliſabetha Drugbada’) aus Großpolen
. (+ 1760), die zugleich viele Kirchenlieder fchrieb, Epos, und des
Bartholomäus Zimoromicz‘ Heldengedicht auf dem
Türtenfiieg vom Jahre 1621, worin der Bedanfenflug erhaben
und der Versbau genau und forgfältig genannt werben kann.
In. dem eigentlihen didaltiſchen Gedichte muß, fo ſchlecht aub
feine Reimereien find, doch fon feiner Fruchtbarkeit Halbe
Bartholomäus Bayrodivon Glogol’) (1540—1617),
-der faſt alle feine genealogiſchen, Hiforifhen und heraldiſchen
Werte, die übrigens ihrem Inhalte nach werthvoll find, verfifi-
Polniſche Poeſie. 1025
cirte, genannt werben. Als rein befchreibende Dichter werden
Stanislaus Bincenz Iablonowsti‘) und der fon
genannte Tward ow soki, der eine Geſandiſchaftsreiſe in die Tuͤrkei,
welche er officiell hatte machen muͤſſen, recht lebendig ſchilderte,
anzuführen fein. Chriſtoph Opalinski”), Wojewode von Poſen,
(t 1655) if der Verfaſſer von zweiundfünfzig Polniſchen, jedoch
in Roͤmiſcher Manier gefertigten und in Herametern gedichteten Satiren,
worin er mit ber Balle eines Perfius gegen die Sittenlofigfeit feiner
Landsleute ohne Anfehen der Perfon und gegen den in feinem
Baterlande eingerifinen ſchauderhaften Rechtszuſtand mit treffender
Bortraitirung einzelner Perfönlichleitn, aber leider in erbaͤrm⸗
lihem Style, die Lanze einlegt. Als Epigrammatiften fichen bie
noch zu nennenden Botodi und Kochowski als Mufter
ba, die Dantel Bratkowski?), wenigfiens in der Verſifica⸗
tion, welche bei ihm nur Rebenfache if, nicht erreicht hat, obwohl
ihm treffender Wis eben fo wenig abgeht, ald dem Pamphles
tiſen Sohann Dzwonowski“). In dem damals fehr in
Aufnahme gefommenen Hirtengedichte leiſtete das Meifle Io.
bann Bawinsti!), obwohl Schwulft und zopfartige Schwer
faͤlligkeit in Form und Inhalt für die pathetiſchen Serenaden
feiner Schäfer ihm nothwendige Attribute zu fein feinen; naͤchſt
ihm iR in demfelben Gene Heinrich Chelchowski!
anzuführen. In der eigentlihen Lyrik IR der einzige bis zu
einem gewiffen Grade vollendet zu nennende Dichter Vespaſian
Kohomweti") (+ um 1700); denn wenn ibm aud viele
Spracdunreinheiten und der verdorbene Gefhmad feiner Zeit zur Laſt
fallen, fo hatte er dafür wahre Pindariſche Begelfterung. Neben
ihm find, freilich eigentlich nur ihrer Fruchtbarkeit wegen, anzu⸗
führen: Johann Bialobodi”), Adalbert Stanislaue
Ehrosceinsfi'), Janus Korybut Fürſt Wisnomiedi')
(+ 1741), in deſſen Gedichten der Buchſtabe R, den er nidt
ausſprechen fonnte, niemals vorlommt, Johann Libidi?),
der erbärmlicde Ueberfeper des Horaz, und Stanislaus
Heraklius Fürk Lubomirsri!) (+ 1702), der In un.
reinem bald macaronifhem (mit Latein gemiſchten) Polniſch einige
Bücher des Alten Teſtaments reimte,
Grüße, Handbuch d, Literärgefchichte, IH. 65
1026 Polniſche Poeſte.
Fuͤr die dramatiſche Poeſte geſchah for gar nicht; va
obwohl Hieronymus Morsztyn aus Raciborsl den €
des Corneille (1689) und Stanislaus Morsziyn
Andromache von Racine und - ben Hippolytus von Em
überfeptn, und Franziska Urfula Wisniomiedi Rai
stwilowa*), die. ſich jeboh von ber Franzöſiſchen Rai
looſagte und zu ben Gngländern überging, und WIadisla
Ryemusti) (1705—79) ſogenannte Originalſtüde (ki
und Trauerfpiele) fhrieben, fo blieb doch ber Branzöffge Einf
ber befonders feit 1661, wo man bei Hofe Franzoͤſiſche Draw
gab, beginnt, bei ihnen bis zum Ueberdruß vorherrſchend, ma
man eiwa Johann Gawinskl« Volklsluſtſpiel ) von Im
betrunfenen Bauer, den ein Herzog von Burgund, naht:
ihn’ in’ fen Schloß hatte bringen laſſen, glauben mad, :
fei der Herzog ſelbſt, ausnimmt.
Der Roman endlich bat in tiefer Periode nicht 8
dienſtliches aufzuweiſen, außer baß er ihr feine Entſichung m
dankt und fi daher zuerfi noch fat lediglich In der Ga m
kteinen Geſchichtchen (Facetiae) ıc., wie deren die Dat ®
teratur fo viele aufzuwelfen hat, bewegt, obwohl aud ia ni
rere längere Produkte dieſer Art viele Verſe gemildt W
Zu der eiſten Clafſe gehören die Arbeiten von M. %ı.*
Gladkowardzki?y und die Jovialitates (in Berfen) Bl
dislaus Potodt’s%) (+ 1693), zu ben Ichteren bed da
. genannten Schrifiſtellers, der auch die befanmte Argenis iO
febte, Syrolet, und ded Hieronymus Morsjtpn”) Ba
4) Przewaäna legacya Krzy. Zbarawskiego do seit: M
reckiego Mustafy. Kalisz 1621. 4. Krak. 1633. 1639. Wilno 064
Daphnis w drzewo bobkowe przemienita sie. Lublin 1638. Ba
1661. 1702. 4. Paskwalina nadobna, z hiszpanskiego. Krek. m 4
Wiadystaw IV. krol polski w 5ksiegach. Leszoo 1649. fol ur
domowa z Kozaki, Tatary, Moskwg, Szwedami i Wegry KM
1660. fol, Wojna Kozacka poZniejsza. Leszno 1657. 4. Misco
selecte. Kalisz 1682. 4. Palac Leszczynskich. Leszno 5 5
2) Chocim-Wiktorya. t. i. zwyciesiwo na polach Choci
». 1. 4 - .
. 3) Historya chrzefcianska ksieiny Elefantyny. Pos |
4. Zebrania —— wierszopylöw iNeych. 173:
Poezye „ in d. Bibl. Kiesz. klass, Polsk. Leipz. T. XAI-1
) Pamigtka woyny Tareckiey w roku 1621 od Pob
naroda podniesioney. w Krak. 1623. 4. _ ,
5) Gniazdo cnoty, akad Herby Rycerstwa Polskieg®
Polniſche Doefe. 1027
k meig. w Krek. 1550. fol. Herby Rycerstwa Polskiego.
. 398%. fol. Dzyesigcyoxo praykazanie meiowo. ib. 1575. 4.
Kolo Rycerskie. ib. 1576. 4. u. &. en
6) Pamietne uprowadzenie woyska x cieſni Bukowinskiey r.
1 nione. Krak. s. a. hr Auadu riobyczej
atyry albo przestrogi de ppprawy a riobyczajow w
Polscze, ma 5 ksigg rozdzielone, Trlessem hlerymoyryim. 8.1.
1652. fol. Juvenalis redivivus, to iest Satyry albo przestrogi do
naprawy Bzadu i obycyajow w Polscze naleZgce. w Wenecyi
( oranin) 1693. 8. Iconanimoram albozwierciadto. 4698. 8. Poezye,
in d. Bibl. a. a. ©. T. XXVIL.
5 Swiat po czodei przeyzrzany. w Krak. 1697. 8. , ,
9) Statut Jana Dzwon., to iest Artykuly Prawne, iako sadzic
totry, i kuglarze iawne etc. s. I, et a. (1650.) 4. Seymu walnego
damowego rtykulöw aæoſc. 4. .
10) Sielanka Mopsug i röäne magrobki, 2 przydatkiem innych
Autoröw. w Krak. 1650. 1668. 4. WonusPolska, albo Janowi Andrz.
Bairowi i Bufr. Grattownie Epithalamium. w Gdansku 1663. 4.
Dworzanki albo Epigrammata Polskie.e w Kafmierzu 1664. 4.
Treny zZalobne na ämiere Stanistawa z Wronowa Xieskiego. w
Krak. 1650. 4. Fortuna albo szczescie. ib. 1690. fol. |
11) Uciecha Bogin Parnaskich, wKrak. 1630, 4. Poprzysiezon
pokoy Moskwie z Polakami etc. w Lublin. 1635. 4. Heynal narod-
zonemu Jezusowi etc. Warsz. 1645. 4.
12) Nie pröZnuigce pröZnowanie oyczystym rymem na Lyrica
j Epigrammata polskie rozdzielone i wydane. wKrak. 1674. 1681.
4. Chrystus eierpigcy wedlug textu Ewangelii S. wierszem- pols-
kim wystawiony. ib. 1681..4. Dzielo Boskie albo Piedni Wiednia
wybawionegö i inszych tranzakcyi woyny Tureckiey w r. 1683.
szczekliwie rozpoczeley. ib. 1684. A.
13) Hymny i prozy koscielne od Urbana VIII. poprawne, z
lacin. na polski wytlom. w Krak. 1648. 8. Pochodnia slawy Hie-
rem. M. Xigz. Wisniowieckiego. ib. 1649. 4. Pogoda iasna Oy-
czyzuny. ib. 1650. 4. Klar mostwa na obiaduienie Pochodni Xia2.
J. Wisn. ib. 1649. 4. Zegar w krotkim zebraniu czassow Krö-
lestwaPolskiego. w Krak.1661.4. Odmiana postanowieniasfery niesta-
teczneyKozackieyipochwaly X.Jer.W.ib.1653.4, Bra Tatar.s.1.1652.4.
14) Joba cierpigcego historya w Pismie. 9. wyrazona, na
wiersz oyczysty przelo2. w Woarsz. 1705. 4 Aman od Asverusa
kröla Perakiego nad inne Xigzeta wywyäszony. ib. 1745. 4.
Krötki zbior duchownych zabaw, to iest Pacierz, Psalmy pokutne
i pießni rözne nabozne. w Czestoch. 1711. 4.
15) Odglos Zalosci nad Smiercig w Bogu Przewielebnego etc.
s.1. 1733. 4. S. Filipa Neryusza, niektöre akty strzeliste bez- lite
R. s. 1. 4, , Lutnia na pochwale Luk. Olszewskiego.! w Lwowie
1734. fol. Zatosna na pochwale tegoz. ib. 1736, fol.
16) Horacyusz przekladania J. Lib. s. 1. 1647. 4 (Oben und
Gpoben.) Ben zywoöta ludzkiego Wierszem tacinskim przez J. Balde.
w Krak. 1647. 4. Bacchus miracnlasus, Panom Miesopusinikom,
Pijanicom etc. ».1. et a. 4. Son dziwny, w ktörym wino i
woda o .godaofciach swoich rozprawuia. Somnium prodigiosum
de vino ei aqua mutuo inter se pro dignitatis apice litigantibus.
2. 1. 1647. 1684. 4. a
17) Melodya Duchowna, czyli wiersze o mece Panskiey. w
Krak. 1703-25. 8. Theomuza. w Warsz, 1683, 4. Muza polska na
tryumphalny wiazdnayiasn,Janalll, ib, 9.0.4. Classicum niesmier-
05 *
1028 Polniſche Poeſie.
telney stawy. w Krak. 1694. 4. Tobiasz wyzwolony. w Wir.
1683. 1691. 1706. 12. Ecclesiastes czyli Ksiega Coheleth z Pism
S. wierszzem tlomaczona, w Warsz. 1706. 12. Momenta osiatın
a naar 1707. Br (16) preednio a
18) Komedye i Trajedye (1 nio dowei
lazkiem, wyboraym wi 2 kaztaklem. s. 1. 1684, hl. Ihre Grit
wurden auf einem 4 vat⸗Theater zu Nieswieez von vornehmen Perfonen gegete
19) Zabawki wierszem polskim Joz. Rzew. Warsz. 1it0.1
20) Tragi-Komedya o „panym ktory mniemat iz iest Kröka
przez 3. 6. w Gdansku 1658. 4.
21) Co nowego, albo dwör majacy. w sobie osoby img
rozmaite, z ktörych wydworne powiesci albo d‘wrorstwa, jakob
nowe lego wieku apophtegfiata zebrane i na pospolity pozyiek'
ucieche sa wydane. Krak. 1695. 8.
22) Syrolet albo prawdziwy obraz mestwa. s.1.1764.8 »
vialitates albo Zarty 1 fraszki rozmaite. s. 1. 1717. 8.
23) Antypasty malZenskie, trzema uciesznemi historyami, al
wädziecznego smaku cukrem prawdziwej a szczer&j miloki mr
zenskiej zaprawione. Krak. 1650. 8.
$. 776,
Die fünfte Periode der Polniſchen Literatur (vom 176
bis 1800) bildet zugleich das Zeitalter des Wiederauflebens I
Wiftenfchaften. Stanislaus Auguf IV. (Poniatoweky), odgkid
in politiſcher Bezlehung ein für Polen hoͤchſt verderblicher Anl
wußte doch ben Künfen und Wiffenfchaften mit Ge
aufjuhelfen; denn erſtlich gelangte die Nationalfprade u
feiner Regierung wieder zu ihrer früheren Reinheit, dann ar
warb auch Die ganze früher nur auf Jeſuitiſche Brundfäge bafırt Jo
genderziehung nad) Möglichkeit geändert und gebeffert, an welde
Umwandlung der berühmte Juriſt Stantslaus Konarsli)
(1700—75), den man als den Wiederherſteller ber Literam
in feinem DVaterlande zu betrachten pflegt, keinen geringen Ir
theil hatte. Er gilt übrigens auch, feines Epaminondas halte,
für den Bater des nationalen Dramas, weldes an dem M
1755 fiehend gewordenen Warfchauer Theater feine Et
fand; ja in der von ihm zu Warſchau errichteten Adelsſtib
gehörte die Aufführung von Schauſpielen mit zum Untarid
der Knaben. Leider erfuhr das Land nah den beiden Tklr
ungen (1772 und 1793), je naddem es in dem yoltiiiden
Interefie der Mächte lag, die ſich in das ungluͤdliche Ruf
getheilt Hatten, vielfache Modificationen und Umaͤnderunge
in dem bisher angenommenen Erziehungsſyſteme; ja die au
Polniſche Poeſie. 1029
Preußen und Oeſterreich gekommenen Landestheile bekamen mit
ihren neuen Herren auch die Sprache derſelben, und nur der⸗
jenige Theil des Landes, der an Rußland fiel, behielt nebſt
feinen alten Geſetzen und Inſtitutionen auch feine Sprade.
Bon nun an ward die Liniverfität Wilna der Gentralpunft ber
Polniſchen Bildung, welche von dem vertrauten Freunde
Alegander’6 J., dem Fürflen Adam Gzartorysfi, gepflegt und
"erhalten ward, der es bei dieſem durchzuſetzen wußte, daß nicht
blos die fhon beftehenden, fondern, auch die überall, wo es
nothwendig ſchien, im Königreih Polen neu errichteten Schulen
unter die Oberleitung der genannten Unfverfität geftellt und von
biefer beauffistigt wurden. Daneben bildete ſich (1801) zu
Warſchau die. fogenannte , Geſellſchaft“, um die alte Sprade und
Literatur aufrecht zu erhalten.
1) Sein Hauptwerk, weldhes am Meiflen auf bie Berfeinerung bes
Geſchmacks einwirkte, war: De emendandis vitiis eloquentiae. Wars,
1741. 8. Sonſt find noch von ihm anzumerken: O skuteczuym rad spo.
sobie. Warsz, 1760. V. 8. O religii pocziwych Iudzi. ıb. 1769. fol-
Epaminondas, trag. orig. ib. 1756. 8. Listy przyia cielskie. ib.
1733, 4.
8. 777.
Betrachten wir nun bie einzelnen dieſer Periode ange
börigen Dichter, fo wird, wenn wir mit den Epos beginnen,
Graf Ignaz Krafidi) (1734—1801), Erzbiſchof von
Gneſen, der fruchtbarſte und beRe Poet diefer Zeit, obenan
ſtehen. Er gab feinem Baterlande das erfie eigentliche Helden» _
gedicht, Woyna Chocimska oder der Krieg von Chozim bes
sttelt, worin er die unter König Sigismund IT. durch Chod⸗
Liewig über den Sultan Ooman errungenen Siege der Polen
in zwölf Geſaͤngen feierte. Gewoͤhnlich werden auch noch
Hyacinth Braybyisti (1757 — 1819) und Jozef Szy⸗,
manowäli (1748—1801) mit unter die Epiker gezählt,
erferer weil er die Dichtungen eines Milton, Camoens, Birgit
und Homer, lebterer weil er Montesquieu’s Tempel von Kni⸗
006 (Swiatynie. Wenery w Knidos) in ſehr fhöne Polniſche
Verſe überfegt hat. Im komiſchen Epos leiftete Kraſicki In
feiner Mysceis (in 10 Buͤchern) das Moͤglichſte, indem er
HöhHR geihidt die altpoliifhe Sage von dem durch die Ratten
und Mäufe verzehrten König Popiel laͤcherlich zu machen wußte,
1030 Polnische Poeſie.
Seine beiden anderen heroiſch⸗komiſchen Epopoͤen, die Monache-
machia und Antimonomachia, aus je ſechs Büchern beftchal,
feinen ihm den Ramen des Polnifhen Voltaire eingetraa
su haben, allein Werth haben fie nicht, und er verdient bien
Namen auch nur In foweit, ald er das erflere Gedicht auf
Beranlaffung Friedrich's IT. von Preußen zu Sansfouc in da
Geſellſchaft des berühmten Philoſophen gefchrieben hatte, Aus
Thomas Kajetan Wegtersti?) (1755—87) lieferte ei
Organy, die Orgeln, betiteltes Gedicht in dieſem Genre, das zwar genar
nach Boileau's Lutrin gearbeitet iſt, aber durch feine leiche
Verfification zu den beſten Produkten dieſes Zeltalters ge
hört. Denſelben Weg ſchlug endlich Franz Dionyſius
Kniaznin) (1750 — 1807) ein, indem er ein länge
komiſches Epos, der Ballon, in zehn Geſaͤngen lieferte, an
welches ſich als Hortfepung ein anderes, die große Sala du
titelt, anſchloß. WIE befgreibende Dieter können mur Star
nislaus Trembedt (+ 1812) mit feinem Zofiowka"),
einer fehr huͤbſchen Schilderung der Gärten der Graͤfin Sophie
Potoda, und Martin Molski‘) mit feiner Verhertlichung
. der Mftronomie hier eine Stelle finden. In der Fabel um
“Heinen poetifhen Erzählung find Kniaznin und Krafidi
hervorzuheben, welder letztere auch treffliche Satiren, vie ebenſe
originell als witzig find, lieferte, während erſterer ein rein mo
raliſch⸗didactiſches Gedicht unter dem Titel: „Eine Mutte on
. Ähre Tochter über die Tugend” hinterlafien bat. Ein artikiihee
Lehrgedicht über die Dichtkunſt lieferte Franz Dmshowsli‘)
aus Podlachien (1762—1808), Als Satirifer und Gpigram:
mati IR weit beißender und voll martialiſcher Kauful da
geifvolle Adam Stanislaus Naruszewicz”) aus dir
thauen (1733—95), der bekannte Polniſche Hiforiter, Mi
aber auch einige fehr wigige hiſtoriſche Gpifteln hinterlaſſen hal,
bie ebenfals Kraſicki's Verſuche im dieſem Genre übertreffen.
Endlich mag noch der König Stanislaus Lesczynéti)
(1677—1766) ale Lehrdichter genannt werben, und gut
nit der Guriofltät wegen, daß es als gekroͤntes Haupt ba
Mufen huldigte, fondern well feine Verſe fich fern von ber #
feiner Zelt noch fo fehr gewoͤhnlichen Sprachmengerei gehaltm
Polnuiſche Poeſie. 1031
haben. Idyllen lieferten Stanislaus Trembecki, Narus—
cewicz, ber gleich zu nennende Karpinski und Kniaznin.
Als eigentlicher Lyriker mag der Ueberſetzer von Delille's Jar-
dins, Franz Karpinsfi?) aus Holoskow in Galizien
(1741—1825), folgen, denn feine Lieber und Hymnen gehören
im yrofanen und erhabenen Style, ihrer lieblichen Einfachheit
und zarten Phantafie halber, zu den beften Probuften biefer
ganzen Periode. Kräftiger, wenn auch nicht geihmadvoller, iſt
in der Ode und Elegie Stanislaus Trembedi, im
fpielenden erotifhen Liede, im Geſchmacke Wnacreon’s, aber
meiſterhaft Naruscewicz und der eben fo friihe als
üppig ſchwaͤrmende Erotiker Kniaznin, der aber auch ein
längeres lyriſch⸗epiſches Gedicht, der Rosmarin, vier Bücher
Oden und Klagellever des Orpheus in 22 Gefängen hinter
lafien bat. |
Was endlich die dramatiiche Literatur während dieſer
Periode anlangt, fo if diefe verhältnißmäßig unter weit günft-
igeren Auſpicien vorwärtögefchritten, denn der Jeſuit Branz
Bohsmolet!’) ſchrieb bereits zu Anfange biefer Perlode die
erhen Polniſchen Originals Luftipiele, denen die eigentlihe vis
comica durchaus nicht abgegt, wohl aber, was einzelne Cha⸗
raltere betrifft, alle Weltlenntniß. Seine erfien Luſtſpiele (1757),
welche nur für die Aufführung in Schulen befimmt und bei denen
darum alle weiblichen Perfonen ausgefchloffen waren, Tann man
ohngefähr mit den Lateinifhen Luftfpleln zu NAnfange des
ſechs zehnten Jahrhunderts, wie 5. B. den Studentes ıc., vers
gleichen, obwohl er in mehreren (fünf) nur Molisre'ſche
Stüde umarbeitete. Später (1767) ſchrieb er für das Königliche
Hoftheatr, und nun ließ-er auch Frauenzimmer mit aufs
treten, aber, fei es Verſtellung oder Wahrheit, der gute Jeſuit
zeigt fi als einen wahren Böotier In der Kenntniß des weib⸗
lichen Herzens. ‚Welt Beſſeres leifteten in dieſem Genre ſchon der
Kammerdiner Daniel Belgram'), obgleid man annimmt,
Daß er nur zu Czartoryski's Studen den Ramen lich, und
Joſeph Bielawsti!?) (1740 —1809); "dagegen I Franz
Zablodi") «geb. 1754) fhon en geſchickter Nachahmer
Beaumardais’ und Mollere's, von denen er Ginzelnes überfeht
1032 Polnifhe Poeſie.
bat. Fürft Adam Erartorysri'*) (1733 — 1823) endlich un
der Bifhof Joſeph Koffakowsrt!?) (+ 1794), welder Lehner
übrigens anonym ſchrieb, Haben das Verdienſt guter Erfindung m
treuer Sittenſchilderung. Gin Ortginals-Trauerfpiel im firengfin,
claffifden Siyle, Epaminondas, lieferte Konarski; Krafidi
verfuchte. fih auch im Luffpiel, Trembecki ahmte nur Bol
talre nah, aber Narus cewicz If in feinem Trauerfplel,
„Guido“ (Warfhau 1770. 4.), Original. Der beveutendfe
Dramatiker unter allen iR zweifelsohne Adalbert Bo
guslawsfi'%) (1760 — 1829), Director des Warſhauer
National⸗Theaters, als welder er neben feinen zahlreichen
Originalarbeiten, unter denen’ aber die Luftfpiele die beſten find,
zugleich auch die Geſchichte des Bolnifhen Theaters (Berk,
Bd. I.) verfaßte und die erfle dramaturgiſche Anleitung für
Schaufpieler ſchrieb. Sein beliebteſtes Drama führt den Til:
„die Krakauer und Goralen”. Die erſte Polniſche Original
. Oper, denn feit 1661 hatte man nur Stalienifde Opern be
Hofe gegeben, dichtete ber ſchon genannte Bohomolet”), ımta
dem Titel: „die glüdlich gemachte Armuth"; Kniaz nin Meer
zwei recht gelungene Opern, die Spartanifhe Mutter und die 3b
geuner, Boguslawski aber eine recht gute heroiſch⸗komiſche
Dper: „Herminia®. Bon Kniaynin giebt es ein rel
gelungenes Schäferfpiel: „die dreifache Hochzeit", und von Bo
guslawski ein anſprechendes Melodram: „Sykahar”.
Was zuletzt noch den Roman anlangt, fo bat hier Kta⸗
fit In feinem „Herr Erbtruchſeß“ und den „Abenteuern Dod
wiadczynoki's“ zwei vortrefflihe Sittengemaͤlde feiner Zeit ge
ſchaffen. Im hiſtoriſchen Genre lieferten ſchon Michal Dymitı
Krajewsrki!?) (geb, 1746, gef. nad 1793) und Jezlerd
119) recht huͤbſche Erfllingöverfuche.
1) Myszeis. Warsz. 1775. 8. Woyna chocimska. ib. 1780. 8
Bajki i fzypowiekel ib. 1780. 1606. 8. Satyry. ib. 1778. 8. Wiersu
rözne. ib. 1784. 8. Listy i pms, r6Zne. ib. 1789. 8. Dzieta. Wars.
1808-4. X. 8. Wroch. 182 8. Lipsku 1834. X. 8. (in d. Bihl
Kiesz. Klası. Bu To I—-X.) —— —— vın. s. W ek
zieto. Paryz 1 a oswiadczynskiego.
1775. 8. Pan Podstoli. ib. — 8. Bresi. 1825. Ta
2) Organy. Warsz. 1784, 4.
Polniſche Poeſie. 1033
3) Dziela. w Warsz. 1787—88. III. 8. 1828. VI, 8. Lipsk. 1837.
VI. (Bibl. K. Kl. P. T. 32—37.)
4) Zofiiowka. Lipsk (Wilna) 1806. 12. (trad, en frang. p. de la
Garde. Vienne 1815. 4. ©. aud Bag. f. d. it. d. Ausl. 1840. nr. 18.)
Dziefa poetyczne, Lipsk (Wilna) 1806. II. Warsz. 1819—21. III. 8,
Bresl. 1827. Il. 8. Lipsk. 1836. 8. (Bibl. Kiesz. Klass. Polsk. T.29.)
5) Dwie nocy czyli rozmyslanie o sztuce iazdarskiey.
Warsz. 1804. 8. . u _ en r
6) Szbuka rytmotworcza, poema. w Woarsz. 1788. 8.
N) Dziela otworcze. Warsz. 1778. IV, 8. ib. 1803, Lipsk.
1835. 8, (in der Bibl. a. a. DO. T. VII--IX,) Bresl, 1826. II. 8.
8) Historya St. iNow Teestamenta. Nancy 1769. fol, 6tos wolny
szlachcica. ib. 1761. fol.
9) Dziefa, wierszem i prosa. Warsz. 1790. IV. 12. 1806. IV. 8.
Bresl. 18:6. IV. 8. Lipak. 1835. V. 8. (Bibl. a. a. ©. T. X--XIY.)
&, Jordan Slav. Jahrb. Bd. III. p. 1 sq. 43 ag.
10) Komedye. Warsz. 1750. III. 8. Lublin 1757. Lwow. 1758.
Il. Warsz. 1772—75. V. 8. Komedye na teatrum. ib. 1767. 8.
11) Mnieyszy koncept iak przysluga. Warsz, 1774. 8.
12) Natreci, Kom. z rozkazu Nayiasn. Warsz. 1765. 8.
13) Dziewczyna sedzig. Kom. Warsz. 1781. 8. Fircyk w zalo-
tach. Kom. ib. 1781. 8. Zabobonnik. Kom. ib. 1781. 8.
t4) Panna na wydauiu Kom. Warsz. 1774. 8. Pysznoskapski.
ib, 1774, 8. (Daff. St, mit nr. 14.) Kawa. ib. 1779. 8.
15) Warszawianin w domu, Panicz gospodarz, Madry polak.
Warsz, 1786. 8.
16) Dzieta dramatyczne Wojc. Bog. Warsz, 1820—25. XV. 8.
17) Nedza uszczesliwiona. Warsz. 1778. 8.
18) Podolanka czyli wychowanica natury. Warsz. 178. 8.
Przypadki Woyciecha Zdarzynskiego. ib. 1786. 8. Pani Podczas-
zyna. ib. 1787. 8. Leszek biaty, ksigze polski. Warsz. 1789. 8.
19) Rzepicha matka Krölöw zZona Piusta miedzy narodami sar-
mackitmi sfawianskiego monarchy tej eaoei ziemi, ktöra sig na-
zywa Polska. ib. 17%. 8. Goworek herbu Rawicz, wojewoda
sandomirski, powiesc zwidoku we snie. ib. 1789, 8.
$. 778,
Die letzte Periode der Polniſchen Literatur (ſeit 1800)
iR, troß der zu Anfange des zweiten Viertels dieſes Jahrhunderts Klar
ausogeſprochenen Vernichtung Polens als felbfiändiger Staat,
für die Wiſſenſchaften, befonders aber für die Poeſte, hoͤchſt
fruhtbringend gewefen, weil, zumal in der neueften Zeit, biefe
für das einzige Bindemittel der überall bin zerfprengten “Polen,
zugleich aber auch für die beſte Wnregung bes Rationalgefühls
1034 Poluniſche Poeße.
und des Patriotiomus gilt. Letzterer Umſtand macht zugleich die be
ſonders ſeit 1830 durchweg politiſch gewordene Tendenz der Polniſca
Poeſie überhaupt erklaͤrlich. Uebrigens wollen wir nicht va⸗
geſſen bier zu bemerken, daß bie Kreirung eines Theis de
alten Polens zu einem Großherzogthum Warfhau (1807), mo
Stanislaus Koſtka Potodi die Leitung bes öffentlichen Unter
rihts mit eben fo viel Eifer ‘ale Erfolg ergriff, mit wenig
dazu beitrug, der National⸗Literatur ihren alten Glanz wire:
zugeben, nachdem bereitö vorher (1802) bie 1775 erridiet
Erziehungäfammer für das Königreich Polen in ein Director
bes öffentlichen Unterrichts verwandelt worden tar. Dis
gebeihliche Fortſchreiten zum Befferen ward amd baburd, dal
Kaiſer Alexander 1. die Polntfde Krone (1815) ergtelt, niät
‚ gehindert, denn bie Univerſitat Warſchau warb von ihm ad
Pflanzſchule der Nationalbildung amgelegt. Leider machie di
Revolution von 1880 wit ihren Folgen allen tiefen wohl⸗
thätigen Ginflüffen ein Ende; nad der Paciflcation des Lande
hörte die Univerſitaͤt Wilna, die fell 1813 vworzugewele be
Brennpunkt der modernen Polniſchen Literaturbefirebungen ge
weien und aus deren Mitte die durch Mickiewictz ins Leben
gerufene romantiſche Schule hervorgegangen war, auf; die Uni
verſitaͤt Krakau konnte fortan nur einen ſchwachen Erſaß für
dieſen Verluſt bieten, und ba die Ruſſtſicirnug Bed gemm
Landes narürli au das Studium ber Rationalſprache ebenlo
unnöthig wie bedenklich fand, fo find jeht Paris und Brül
fel, die Hanpifige der Polniſchen Emigraiten, zugleich auch ned
bie einzigen Strebepfeller Ihrer Literatur, da ein Gedeihen ber
felben In den unter fremdem Gcepter ſtehenden Theilen dei
alten Sarmatenlandes, fon der von ben Polen als unabände
ih nothwendig gehaltenen politiſchen Farbe ihrer Poeſie um
Belletriſtil wegen, gegenwärtig wnmöglid geworden If.
8. 779.
Da wir ſchon angebeutet haben, daß mit dem Jah
1815 eine Art von geifig- literariſcher Regeneration In da
Poiniſche Poefie. Claſſiſche Schale. 1035
Polniſchen Literatur anhebt, fo wird hierin auch eine vollſtaͤndige
Erflärung liegen, wesohalb wir bei dieſer letten Periode der⸗
ſelben eine doppelte Schule zu unterſcheiden haben werden. Be
ſchaͤftigen wir ums vorerfd mit der einen und zwar ver alten
claſſiſchen, d. h. derjenigen, welde, unter dem Ginfluffe ber
Öranzofen ſtehend, von diefen beſonders die Regelmäßigteit im
dorm und Inhalt, freilich aber auch den fleifen Zopf des Zeit
alters Ludwig's XEV. und XV. angenommen haste. Als Epiker
fallen aus der genannten Schule in dieſe Periode Dyzma
Boncza Tomaszewskih) wit feiner Jagiellonide, worin er
die Bereinigung Polens und Litihauens feiern wid, und Tymon
Jaboromwati?) (1799-1828), dem aber die feurige Phan⸗
tafie des eben Genannten abgeht. In der beſchreibenden Poeſie
bat Franz Wenzyk?) durd feine Schilderung ber maleriſchen
Umgebungen Krakans das Moͤgliche geleitet, und als Babel
dihter verdient Stanislaus Jachowicz) bier ebenfalls eine
ehrenvolle Erwähnung In der eigentlichen didactiſchen Poeſie
haben Tomaszewski und Kajetan Kozmian’) über einem
und denſelben Begenftand, den Aderbau, um den Preis gerungen. Auch
Johannes Gorczyczewskie) (+ 1823), der Ueberſetzer der
Satiren Bolleau’s, hat fih in feinen eigenen Arbeiten der Schule
defielben angefchloften, und Thaddaus Matuscewich(t 1817)
ſoll vorzugsweiſe darum hier genannt werden, weil er, obwohl
nur Ueberſetzer von Delille's Imagination, dennoch in Versbau
und Auffaffung der einzelnen Bilder und Gedanken feines
Muſters fo vollkommen if, daß er unbedingt ſelbſt für ein
Orginal gelten mag. In der Lyrik, denn von Balentin
Burst?s?) (60) Idyllen und von bes Piariſten Martin
Eyſymont's) (1735 —1812) Balämen und Balathee ſpreche
ich nur der Vollſiandigkeit halber, gebich am Meiſten die Ode,
und als Mufter Fünnen wir Ludwig Ofinsti’a®) (+ 1838)
gelegenheltöweife gedruckte Ode auf Kopernikus, Kantorbery
Timowetl’s Klaggefang auf die Zerflörimg von Saragoſſa,
Franz Morawskie Ode an bie Dichter, forie einige ältere
Compoſitivnen von Julian Riemcewicz (in feinenspiewy histo-
ryezne), Eyprian Bodebstl’s!‘) (geb. 1755, fill 1809 in
der Schlacht bei Raschn) und Markus Moist!s (1751—
1036 Polnifhe Poeſie. Claſſiſche Sönke.
1822) hoͤchſt originelle und geſchmackvolle, aͤcht lyriſche Ri
tellangebihte anführen.
In der dramatiſchen Literatur endlich, wo Dfinsti alt
Borkämpfer der claffiihen Schule, nachdem er Director dei
Warſchauer Rational⸗Theatets geworden, die claffiihe Franjoͤſiſche
Manier ferhielt!!), glänzen: Franz WengyE') burd feine
falt pathetiſchen Dramen Glinski, Barbara Radziwill und
Bande, Wloyfius Kelinsti?), aus Luk in Volhynien
(1771— 1820), der größte Polniſche Verokuͤnſtler und
Veberfeßer ded homme des champs von Delille, von Ew
billon's Rhadamiſte, Alfieri's Virginia ıc., durch fein treffliched
Rational-Trauerfpiel Barbara Radziwill, und ber Liederdichler
Ludwig Kropinsfit* (+ 1844) mit feiner durch fhön
Berfe und reine Sprade ausgezeichneten, aber ganz im Fran
zoͤſiſchen Geſchmacke gehaltenen Tragödie Ludgarda, neben wel
hen wir Johann Drozdowoki) (+ 1810) und Thekla
Lubinsfa, deren Wanda (1810) aber ungebrudt iR, nur
der Vollſtaͤndigkeit halber nennen. Im Luſtſpiele haben Aloyd
Zolkowoki (+ 1822), der eigentlih nur aus dem Franp⸗
filen überfepte, und Ludwig Adolph Dmauszemsti")
(+ 1847), beide ſelbſt Schaufpieler, viel Geſchick bewieſen
find aber von Guroki an Leichtigkeit bed Versbaus bei Welten
übertroffen worden. Bon Dmuszewstl erhielt übrigend dad
Polniſche Theater die been Melodramen,
1) Jagiellonida, czyli zjednoczenieLi zPolskq. Berdyczsw
2. 8 olnictwo. Lwow.(Krak.) 1802.4. Pi rozmaite. Wars.
1 0 — [2 s
2) Dumy podolskie, w czasie panowania Turköw na Podolu.
Pulawy 1830, 8.
8) Okolice Krakowa. Krak. 1820. 1823. 1833. 8.
4) Bajki, przypowiastki i powießci. Warsz. 1829. 8.
183000 Ziemiansnwo Polskie, poema w czterech piesniach. Posta
6) Eotowalnia sentymentalna. Warsz. 1806. 8. Drieta Jam
Naturalisty Zamykaigce w sobie mnichopismo oskarzenie, obro2
naturalisty z anatomiig mnicha, zebrane wydane i powigkszos
przez O. Al. Marka. w Augsburgu (Warsz.) 1800. B.
n Röäne dzieta wierszem i proza. Warsz. 1786. 12. Krak.
19904. IV. 12
8) Manualik poozciwego czlowieka, wierszem. w Warst
1779. 12. Palemon i Galatea. s, 1. et a, 8.
|
Polniſche Dorf 41037
9) Zbiör zabawek wierszec, Warsz. 1804. 8.
10) Poezye. Warsz. 1821. II. 8. '
11) La ftte du jour de nom, trad. en frang. in d. Chefs d’oeu-
vres des theätres etc.
12) Glinski, Barbara Radziwilowna i Bolestaw smiaty. Krak.
1822. 8. Wanda. ib. 1826. 8. Glinski trad. en frang. pr Denis, in b.
Chefs d’oeuvres des thedtres dtrangers. Paris 1822—23. 8,
13) Dziela wierszem i proza. Warsz. 1816--21. II. 8. Breslau
1840. II. 8. Barbara Radziwill, trad. p. Denis, a. a. O.
14) Dzieta, Lwow. 1844. 8.
‚15) Literat z biedy kom. we 4 akt. wierszem. Warsz. 1736. 8.
Umizgi dia przyslugi kom. we 3 akt. wiersz. ib. 1788. 8. Bigos
— czyli szkofa trzpiotösw kom. we 2 akt. wierszem ib.
16) Dzieta dramatyczne. Warsz. 1822—23. X. 12.
$. 780.
Es giebt nun aber einige Polniſche Dichter, die gewiſſer⸗
maßen eine Uebergangsepoche zu der modernen Schule bilden.
Der ausgezeichnetſte von ihnen iR ohne Zweifel Jan Pawel
Woronicz!) aus Volhynien (1757—1829); denn mußte
man ſchon feine poetiſche Erzählung, Sybilla, ſowie feine Idyllen
gelungen nennen, ſo hat er beſonders in ſeinem Lech ein
Epos geliefert, wie weder vor noch nad ihm fein Land ein
zweites gehabt hat. Als Lyriker gehört hierher Kaſimir
Brodzinsti?) aus Gallien (+ 1835), der Ucherfeger von
Werther's Leiden, der Sungfrau von Orleans und der Maria
Stuart, forwie Jan Nepomuf Kaminski (geb. 1800), ber
Calderon's Arzt feiner Ehre und Schillers Wallenſtein über
trug und ſelbſt ein recht gelungenes Drama, die Krafowiafen
und Goralen (Gebirgobewohner), ſchrieb, hier aber wegen feiner
Sonette anzuführen iR”). Alexander Graf Fredro) ſchrieb
eine Anzahl an Laune und Handlung reicher Lufifpiele,
% B. die Damen und die Hufaren, die Schmollerin und ber
Nörcige Mann, die Berlobte, Tanthen, Herr Jowialski), bie
beſonders an geſchickter Characterzeichnung feines Bruders Ian
Maximilian 0) Graf F. pathetiſche und wilde Anſpielungen auf Po⸗
lens Ungluͤck enthaltende Trauerſpiele (Divo und Harald und Wanda)
bei Weite übertreffen. Allein am Höcflen fieht unter ben Dramatitern
der Jeptyelt Polens heute noch Joſeph Korzeniowsti‘) aus
=
1038 Polnifhhe Poefle. NReomantiſche Säule.
Brodach (geb. 1800), weniger wegen feiner Dramen (mie 8
feines Möndes, feiner Aniela, Klara, fchönen Fran), als Kir
derd wegen feiner ‚Lufifpiele, die in Warſchau ſiets mit gleiden
Erfolge amfgeführt werben. Wir heben darunter befonders ke
vor feinen Doktor der Medicin, feinen Babrifanten, ſeine de
lobung der Mcirice, feinen Bann und Kuͤnſtler zc., fümmtlid h
Proſa.
1) Wiersz na pokoje nowe w zamka kröiewaskim. «113.
BS. Picka Assermota petrparchy aarod6w sarmaackich, in d. Wam
Ramigt. 1806. Sybilla poema w 4 pieinach. Lwow 1816. Im
1881. 8. Lech, poema w 3 piefn., Hymn do boga, Sejm wiäbi.
Bielanki ıc. in f. Poaggye. Krak. 1832. U, 8.
2) Pisma. Warsz, 1821. II. 8. Pism rozmaifych. ib. 18%. IL!
3) Zabobon czyli Krakowiacy i Gorale zabawka dram. x
$piewkami w 3 akt, Lwöw 4821. 8, Sonety. Lwöw. 18277. 6 B
liczanka. ib. 1835. 8. | “
4) Komedyi. T. I. II. w Wiednim. 1826. T. II. we Lwew
1830. T. IV. ib. 1834. 8. Ed. II. ib. 1889, V. 8. Un voeu de jew
lle, trad. en franc. p. Marooewicz im Tiheöätre Europden Par
1835. Livr. 57.
5) Trajedye wierszem. Lipsk. 1837. 8.
6) Dramata iKomedye nmiejsze. Wilno 1846. TI. 8. Kmeist
Warsz. 1845. 8, Trajedye. Kiew. 1841. 1. 8.
$. 781.
Wir kommen jet zu dem Ichten Stablum ber meh
Polniſchen Literatur, welches fih am Bequemfien von der &
Rebung des Romantidsmus darin herdatiren wird. Ude
M auch dieſes für die heutigen Polen eigentlich mur alleu M
Dean die meiden Almmen doch wit Garczynoli über, MW
er fingt: „Nur die gegenwärtige Welt if goͤttlich, iR Kit
die zukünftige, bie vergangene find nichts 2" Ihre
verhanft dieſe neue Schule unbedingt jenem Zufammentrein
talenwollen Zünglingen unter Adam Midiewicz') (geb. R
in Liuhauen) zu Wilna (1815) um fich der dran"
Alleinherrſchaft der fogenannten Claſſiker, die keine Rum
neben ſich auflommen lafen oder eine Relgung zu einem amd
Geſchmadck dulden wollten, entgegenzuſtellen. Jene Bartırir m
neueren Ridtung hatten Ab. aber ſelbſt größtentheile‘ nah de
Engländern und neueren Deutfhen Dichtern gebildet um P
Polniſche Poeſie. Romantiſche Schule. 1039
warmen vorzugoweiſe dadurch bedeutenddes Terrain, daß fie
ohne fanderlihe Mühe zu beweiſen im Stande warn, daß bie _
Claſſtler wenn auch m Polniſcher Sprache, doch mit Brans
zoͤſiſchem und Romiſchem Geiſte dichteten, alſo das National⸗
gefühl, welches ſteto bei den Polen maßgebend geweſen if,
beinahe beleidigten. So hatten fie denn bald nicht blos die
öffenttihe Meinung, ſondern auch ven Compiler der beflen
Köpfe für fih. Sie gaben fih nun den Namen Romantiker,
weil fie ihre Stoffe, ihre Beftalten, ihre Bilder aus der Wirk
lichkeit, aus dem Wolfsieben und aus dem Rationalgefühle der
Polniſchen Nation wählten. Ehe jedoch bie fhärfften Bertreter
biefer Richtung, d. 5. der Poezya czysto polska, bier bes
fproden werben, wollen wir noch einige Dichter nennen, bie
mehr vermittelnd zwiſchen der Außerfien Rechten und Außerfien Linken
Randen. Hierher gehören Antoni Edward Odyniech), der
Ueberſetzer von Byrom’d Braut von Abydos und deſſen Korfaren,
jowie von W. Erotfs Jungfrau vom See, ein recht guter
Balladendichter, - der weit gereifle Drientalii Alexander
Chopdzto”, befonderd geſchickt im elegifhen Genre‘ und ale
Rachahmer der morgenlänbifchen Dichtungsweiſe hoͤchſt gluͤcklich
G. B. in feinem Derar), ferner Julian Korſak“)), ein vor⸗
zugeweiſe nad ben Gnglaͤndern gebildeter Lyriker, ber auch ein
ſehr originelles komiſches Epos, die Bibende, ‘ geliefert hat,
worin er die übeln Gewohnheiten feiner Borfahren, ohne babei ihre
Tugenden zu verlennen, ſehr ſcharf beurtheilt, wogegen er in
feinm Poetiſchen GBebanten über den Tod auch die Berfe bed '
ſchlechten Dichter Bala den Gelaͤchter preisgiebt, Joſeph Bor⸗
fowert®, Stephan Witwidi®) (+ 1846), von dem fehr gute
geiſtliche Gedichte, Balladen und Romanen vorhanden find, und
Joſeph Dionyfius Minafowicz?), der Ueberfeger der
Stummen von Portici und der Breziofa und der Verfafler eines
Iyrifgen Dramas, Othello.
1) Poezye. Poznan 1832 V. Petersb. 1829. II. Paryz 1830.
IM. & Warsz. 1833. Ill. 8, Poezje, nowe wydanie przejrzane i po-
Fawione przez autora, »zdobione j portretem na stali rytym.
aryz 1838. 1844, vi. 12. (T I. Bauda romanse i wiersze
?6zne T. II. Konrad Wallenrod i Graäyna. T. I. Dziady, C
atai Ata Sonety atr. 1. T. IV. Dziadöw Cz. 3a, T.V u. VI. :Pon
1040 Polniſche Poeſie. Romantiſche Schule.
Tadeusz czyli ostatni zajazd na Litwie, historja szlachecka ı r.
1811 i 1812, we 12 ksiegach. T. VII. Poezje Lorda Byrona tür
maczone: 6Giaur przez A. Mickiewicza, i Korsarz prıez AR.
Odyaca. T. VIII. Wiersze r6Zne, z dodaniem: Zden i uwasg!
dziel Jaköba Bema, Aniota Blgzaka i Se Martena.) Ksiegi Naroda
Polskiego i pielgrzymstwa polskiego. Paryz 1834. 12. Kurs literr-
tary slawianskiej w Kollegium francuzkidm wykladangi. ib. 1%!
—43. IV. 12. (Deutie. £eipzig 1843—45. IV, 8.) Poezye. ib. 184.8
Oeuvres, trad. nouv. p. le comte Ostrowski. ib. 1841. T. 1. 18
Dziady ou la f&te des morts, trad. en franc. Paris 1834. 8, Brriätt,
Deutſch dv. G. v. Blankenſee. Berl. 1836. V. 8. heser fein Zodtenfeh ſ. I
f. d. Cit. d. Ausl. 1888. p. 473.485 sq. 1840. p. 120. 126. 132. 122 9
Ze }) Poczye. w Wilnie 1825. II. 8. Poznan 1833. Izora, dramt.
Warsz. 1828. 8. Nowy Parnas Polski. Pozu. 1832. 8. Tiömaczenit
Lipsk. 1838—41. II. 8.
3) Poezye. Petersb. 1829. 8. Now Parnasie polskim. Pozasa
1833. 8. Obrazy litewskie. Wilno — 8.
4) Poezye. Poznan 1886. 8. Dziefa. Peterab, 1830. 8. Nowyn
Parnasie Polsk. Poznan 1833. 8,
5) Ziemonii i Rozmaitoßciach. ze
6) Ballady i romanse. Warsz. 1844. 8. Edmund. Warsz. 189.
8. Poezyeo sielakie. ib 1830. 8. Poezye biblijue. ib. 1880. 8. Poerye,
biblijne, piosnki sielskie i wiersze r6äne. Paryz 1836. 16,
7) Otello, czyli murzyn w ‚Wenecyi. Warsz. 1828. 8. Niem
3 Portici, opera w 3 akt. ib. 1831. 8. Preciaza. ib. 1826. 8.
$. 782,
Br haben fon gefagt, daß Midiewicz ver üben
und das Mufler der fungen Polniſchen Poefle iR. Betrachten
wir feine eigene literariſche Thaͤtigkeit in einer gewiſſen Zeitfolgt,
fo finden wir, daß es zuerft die Liebe war, bie aus ihm einen Dichte
ſchuf, denn er liebte die Schweſter eines Freundes, ohne erhoͤn
gu werben, und biefer unglüdlichen Leidenſchaft entfprang fein
dramatifch gehaltenes Feſt der Todten (Dæiady). Als er wi
lerweile, der Thellnahme an einer geheimen Verbindung ve’
bächtig, zu Wilna hatte Ins Befängniß wandern muͤſſen, dam
aber, wieder frei geworden, eine Reife nad der Krimm uni
nommen hatte, dichtete er an den Gefladen bes ſchwanca
Meeres feine berühmten Sonette. Dann ging er wit der
Fuͤrſten Galitzin nach Peteröburg, und bier ſchrieb er fm
Nationale Epopde Conrad Wallenrod, ließ dann Romanen un
Balladen folgen (darunter die Redoute Drbona [Bedonia
Ordona, Lipsk, 1833, 8.], eine Epiſode aus dem lim
Polniſche Poeſie. Momantiſche Schule. 1041
Polniſchen Befreiungokriege), und ſchloß mit dem Herrn Thad⸗
daͤus“, einem epiſchen Gedichte In zwölf Geſaͤngen, mit welchem
in der Polniſchen Literatur nur eben ſein Conrad um den
Preis ringen kann. Uebrigens iſt dieſes Gedicht zugleich der
beſte Polniſche hiſtoriſche Roman, denn es ſchildert mit be
wunderungdwürdiger Treue das häusliche und buͤrgerliche Leben
der Polen und Ruſſen in Litthauen im Sabre 1817 und
zeichnet fi ebenfo fehr durch die Wahrheit und Natuͤrlichkeit
feiner Geſtalten und Localitaͤten, als durch Reinheit der Sprache,
welche der echt Polniſche energiſche Ton und ein gewiſſer den
Grundcharakter des Ganzen bildender derber Humor nicht flören,
und durch Harmonie der Verſe aus, Neuerdings iſt Mickiewicz jedoch
weniger als Dichter, fondern mehr als Prophet eined Polniſchen
Panſlaviſtiſchen Meffionismus aufgetreten. Neben ihm verdient
Antonius Malczestit) aus Volhynien (1792 — 1826)
eine ehrenvolle Erwähnung wegen feiner fchönen, auf einer
wahren Begebenheit beruhenden poetiſchen Erzählung Maria,
worin ein treued Bild einer wahren Bolln, wie fie fi nod
neuerlih im edelſten Sinne zeigten, gegeben wird, an bie fid
fin Samuel Zborowski würdig anfhließt. Dann mag Se;
veryn Goſzezyneki?) aus der Ukraine (geb. 1806) folgen,
im Epos wie jener ein hoͤchſt talentvoller Nachahmer Byron’s
(im Schloß von Kanlow), der aber auch als gewöhnlicher
Lyriker vortrefflich genannt werden darf. Sein Landömann,
wohlder begabtefte neuere Slaviſche Dichter, Bohdan Zalesfi?) | |
(geb, 1800) Hat ebenfalls in feinen Kofafenliedern (Dumy)
und feinen größeren Gedichten Kosiuski, Mazeppa und Ru-
salki wahre Meifterftüde der Volkspoeſie niedergelegt, doch {fl
er überall, wie überhaupt die ganze Ufrainifhe Schule, etwas
zu fehr melancholiſch, beſonders in feinem erhabenen Geiſt der
Steppen und in feiner Allerheiligſten Famille. Julius SIos
mad?) (geb. 1809), ein wahrer Beuergeifl, bat einzelne
Meiſterſtuͤcke gellefert, unter denen wir Zmija, Benjowski, Jan
Bielecki, Kordjan ıc. befonderd hervorheben koͤnnen, allein
es fehlt ihm noch die Klarheit der Weltanfauung, und feine
politiſche Richtung hindert ihn, zur wirklichen @rfenntniß feiner
Mängel und zur Durchbildung feines Talentes zu kommen,
Größe, Hands. d. Kirerärgecpichte, ZEL, 66
1042 wolniſche Poefle. Romantiſche Schule.
Auguſtin Bielowstid) aus Krechariec In Pokutien (geb.
1806) überfeßte Igor’d Zug gegen die Polowzer Ind Bolniik
und bearbeitete, eben fowie Lucyan Stemiensft‘) (geb. 1809),
der die Königinhofer Handfhrift überteng, mit vielem Geſchid
Bolfsfagen; übrigens iſt letzterer mehr Miscelandikter. Ale
zander Borkowsri?) If ebenfalls ein fehr begabter "Diäter,
wie fi aus felnem Kozak ergiebt, allein als geborene Ly⸗
riter muß Alexander ®royy®) über ihn geftellt werden,
hinter welchen Thomas Auguſt Oltzar?) weit zurüdbleht,
während wieder Stephan Garcaynaki!) (18061839)
ale Kriegsliederdichter ausgezeichnet genannt werden darf, obgleich
auch feine Thaten Waclaw’s, worin eine Art Byron'ſcher Man
fred⸗Fauſt geſchildert wird, nicht übergangen werden folle.
Auch Joſeph Ignaz Kraszewski gehört hierher, freilit
weder mit feiner niedlichen Dichtung: „der Dichter und die
Weir”), einem Profa-Roman, noch mit feinen Litthauiſchen
Epopden Witoldoranda und Anafielas, wohl aber mit fenm
zahlreichen lyriſchen Arbeiten, ſowie auch ber Miscellandichter R.B.
Berwinstt!), Ein hoͤchſt bedeutender politiſcher Dieter, vl
Ingrimm gegen die Unterdruͤcker ſeines Vaterlandes, if Kon⸗
ſtantin Gasſszynskin), doch ſcheint die unter feinem Nauen
erſchienene Daͤmmerung vor dem Tage” nicht von ihm herzu⸗
rühren. Anton ®oredi'*) (geb. 1787), der alte Verehrer
und Krieger Rapoleon’s, deſſen Ruhm er eink tn einem fh
fhönen Gedichte auf die Erflürmung des Engpaſſes von Same
Siera durch Polniſche Krieger verherrlichte, iſt weder’ in feinen
Polniſchen ehren, nod in feinen Gedihten von Litthauen,
noch auch in feinen berühmten Fabeln eigentlich decidirt polltid,
er hat vielmehr weit mehr farkaftifhe Elemente und fucht nur durd
gutmüthigen Spott und die Erinnerung an SBolend jdn
Vergangenheit und an das reiche fruchtbare Land, das fo viele
feiner Landsleute für Immer (9 mit dem Rüden anfehen muͤſſen,
auf die Erhebung derfelben zu wirken. Ganz diefelbe Tenden
trägt des Galiziers Bincenz Pol’) „Lied bon unferem Landr'
worin der Didter eine Beſchreibung Litthauens gfebt, Die m
glei mit der zartefen elegiſchen Trauer ben Uchergang diefe
ſchoͤnen Landes in fremden Berg beklagen fol, Bde!
t
Polniſche Poefie. Drama. 1043
nicht eigentlich politiſch, iſt dieſes Lied doch unbedingt bas
bee Produkt der neueren Polniſhen Poeſie und fleht zugleich
weit über den anderen lyriſchen Arbeiten (3. B. den Bildern
aus dem Leben und der Nele) deſſelben Sängers, ver zu
gleih auch eine recht Tebendige poetifhe Erzählung, worin die .
Begebenheiten 3. B. Winnidi’8 auf feiner Reife von Krafo-
wird nad Nieswitſch im Jahre 1766 und auf feiner Rüde
fehr Ind Vaterhaus gefhildert werden, gegeben hat. Der Epheu
einer jungen (anonymen) Polin!%) und Roman Zmorsti’e"”)
Dichtungen aus Mafuren, welde letztere zugleih ein Tängeres
Gedicht in dialogiſcher Form (Dozynki, d. h. Erntefefl) einſchließen,
find nur mittelmäßig. Ausgezeichnet dagegen müffen wir, oßne
eined gewiſſen F. E. wunderfhönes Gedicht: „Ewig Süngling"'®)
vergefien zu wollen, den Führer der Mfrainifhen Schule, Tho⸗
mas Badura nennen"), der fi natürli auch In felnen Werfen
des hoöchſt melodifhen, zum Eingen fo recht eigentlih geſchaffenen
Ruſſiniſchen Dialektes der Ufrainifhen Koſaken bebient und .
eine Dichtungen zu wirklichen VBolfögefingen zu machen ges
wußt hat, °
Was dad Drama anlangt, fo haben wir wor Allem aufs
zwei ausgezeichnete Dichtungen aufmerffam zu machen, bie allers
dinge nicht zur wirklichen Aufführung geeignet find, aber doc,
weil fie eben biefe Form tragen, hierher gezogen werden muͤſſen.
Es find diefes „der Iridion“ und „die Ungöttlide Komöpie“
vom. Grafen Krafinsti?), ver fi früher fhon durch einen
Driginal»Roman, Agay-Han (Deutfh, Lpzg. 1840. 8.), br
fonnt gemadt hatte. In dem erfleren wird ein junger Grieche,
Namens Iridion, durd das Schidfal gerade zu der Zeit nad
Rom gefcleudert, wo daffelbe von der Nichtswuͤrdigkeit feiner
Negenten und der Lafterhaftigfeit feiner Großen dem Verderben
zugeführt wird. Gr bietet Alles auf, um die verhaßten Ded«
poten zu flürgen, allein ed gelingt ihm nicht, und nur er ſelbſt
erhebt fi geiflig, geht aber, bevor feine kühnen Pläne fi
erfüllen, unter. Das zweite Gediht ſchildert den Kampf
der neuen Ideen mit dem alten Schlendrian. Als Dichtungen
betrachtet find fie unberingt die erhabenften Schöpfungen der Pol⸗
niſchen Babyloniſchen Gefangenſchaft, allein leider fehlt ihnen noch
66
1
1044 Polniſche Poeſie. Drama. Roman.
viel zu ſehr die überlegte Beſonnenheit und der gereiſte En
mopolitismis eined Dante, um. mit den tieffinnigen Side:
ungen biefes großen Meifterd einen Vergleich auszuhalten. Une
den übrigen Dramatiiern, die für die Bühne im elgmtlite
Sinne ſchrieben, find neben Korzgentowsft, der burd Kir
Geſchicklichkeit in Herbeiführung von Bühnen-&ffeeten fit Ar
Beifall zu erzielen weiß, befonders Dominik Magnut:
zewoti (1810—45), der durch feine Luffpiele (. B. im
alten Eavaller) und feine Dramen fehr fhöne, Leider durd ke
frühen Tod getäufchte Hoffnungen zu erweden wußte, Julia
Niemcewicz mit feinen Lufifpielen, dem GSelbfifüdtigen, da
Mißtrauiſchen, Herrn Newina, und dem hiſtoriſchen Schaupke:
der Ruͤckkehr des Landboten vom letzten Warfchauer Reichbur
Kraszewoki mit feinem Trauerfplele Helzka (1843), Li
niec mit feiner Ipora (1832), Slowacki mit che &
zahl begeifterungevoller, aber unaufführbarer Tragoͤdieen, ı
Przezdztedi?!) mit feiner Jadwiga (1844) hierhenuke,
da Wladislaw Chopdzfiewicys”) Haman, nach dea be
kannten Epiſode aus ber Mediſch-Perſiſch-Juͤdiſchen Geſtien
verunglüdt in. Unbedingt gelungen iſt Kraszewsliß
Drama in Proſa, Johann von Tenczyn, während 4 Br
likes?) Fauſt nur den Namen von Goethe's Beh!
zu beanfpruden hat und dadurch hinter Lucian Siemienslil
Switezlanka (1843), einer dramatiſchen Phantafle, die IA
eigentlich ebenfalls nicht zur Aufführung beftimmt iR, zurüiit
weit hier ein Polniſcher Don Juan, der einer Nymphe Fra
geſchworen, fie aber brikt und dafür von biefer in einm ®
grund geflürzt wird, mit großer Virtuofltät und prägnae
mit dem höoͤchſten Zartfinne verbundener Charafterifil #
ſchildert if. | |
Der Roman gelangte ebenfalls In dieſer Perlobe zu MP
hohen Grade der Ausbildung Den Anfang madte die P
zogin von Würtemberg, eine geborene Fuͤrſtin C yartorpala”)
mit einem fehr gelungenen Bamilienromane, der Malwinag M
Ahnungsgabe des Herzens betitelt iR. Dann fam ber le Galler
Niemcewicz”) aus Littbauen (+ 1841), unter deſſen a
mann befanntlih Johann von Tenfyn aud in "Deutiflel
Dolnifche Poeſie. Roman. 1045
mit vielem Beifalle aufgenommen ward. Kropinsti?) nelgte
fih in feinem, „Zulle und Adolph“ betitelten Romane fehr der
romantiſchen Schule zu, während F. Bernatowicz”), Graf
Friedrich Starbef?), deren beider Schriften auch in unferem
Boterlande gern gelefen wurden, und Konſtantin Gas»
innski”), fowie Franz Wenzyf’!) vorzugäwelfe den hiſto⸗
tifhen Roman anbautn. Maffalsti??) verſuchte es in feinem
Pan Podstolic adminiſtrativ⸗ſtaats okonomiſche Srundfäße und Vor⸗
fHläge zur @eltung zu bringen, und wir fönnen gewiſſermaßen dieſen
Roman fon als einen halbpolitiſchen betrachten. ine recht
beliebte Romanſchriftſtellerin in dem Genre unferer Hanfe und
Shoppe IH Frau Klementyna z Tanskich Hoffman—
nowa?)(1793— 1845), deren Schriften mit Recht für die Leftüre
junger Damen zu empfehlen find. JoſephIgnatzKraszewski*y,
von dem oben ſchon die Rede war, verdient den Namen des
Polniſchen Dumas feiner Schreibfertigfeit halber. Er ſchrieb früher
nur hiſtoriſche Romane, wie z. B. den Herrn Valerius, Herm Karol,
die Zeiten Könige Sigismund ꝛc., allein in neuerer Zeit hat
er der Mode gehuldigt, denn wie bie gefammte Polniſche Lis
teratur der Emigration unbebingt eine politiſche Richtung hat,
ſo folgten berfelben Manier wenigfind infofern die im Lande
gebliebenen Schrififieller, daß fie fih der Tendenz Rovelle hin»
gaben, und in biefem Genre find nun auch Kraszewski's Ma-
leparta (Untecht But gedeiht nit), worin ein Rabulift ges
(bildet wird, der durch feine Betrügereien zu einem bedeutenden
Vermoͤgen gelangt, zuletzt aber als Bettler ſtirbt, und feine
Miljon Posagu (eine Million Mitgift), worin dad Leben des
Heinen Polniſchen Adels treffend bargeflellt wird, gehalten. Sein
Haupwerdienſt iſt überall gute Characteriſtik, höchſt lebendige, oft kecke
Skizzirung von Menſchen und Gegenden und fließender Siyl,
ſeine Fehler ſind Oberflaͤchlichkeit und Breite. In gleichem Genre
find M. Skotnicki's) Social-Romane: „der Adjutant bes
Generaliſſimus“, „der Kartenſpieler“ und „Egoismus“ gehalten,
ſowie J.S. Bogurki's *), Klementine oder das Leben einer Watfe”,
worin dieſer In der Manier von Sue's Geheimniſſen von Paris bie
Zuflände des gegenwärtigen Warſchauer Lebens in den hoͤchſten
und niebrigften Regionen abfchredend genug darſtellt. Auch
1046 Polniſche Poeſie. Roman.
Wazlaw Manlkowski's“) Roman: „Im Lande und im
Auslande“, worin Schilderungen befannter Polniſcher Perfönlie:
felten geboten werben, gehört hierher, iſt aber nur mittelmäßig.
Sehr gelungen find Heinrich Rzewuski's *) hiſtoriſche Ro
mane: das Krafauer Schloß, November und die Memoiren dei
Herrn Severin Tzopligy, aus den Zeiten Königs Stanidlaus
Auguſt's, ſowie Jeziersty’s”) Pan Kaftelan und Ad. Am,
Kofinsri’s) SoldatensRovellen, die ſcheinbar wirklich vor:
gefalene Begebenheiten aus den Jahren 1799 — 1812 mit der
Lebendigkeit eines Schwarzenberg ſchildetn. Michael Gru
boweft, der unter dem Namen Edward Tarszy*) bereiid
durch feinen „Rofaten-Aufftand (in der Ukraine 1768)" fid einen
Namen gemacht hatte, den neuerlich fein Koſakendorf“ nod be:
deutender macht, fleht allerdings noch hinter dem feurigen Ta
Inte Eyaiktoweti’s*) zurüd, deſſen Koſakenſagen, Wernyhora,
Kirdſchali und Koſaken⸗Hettman mit Recht auch in unferem
Vaterlande für Meiſterſtuͤke anerkannt werben.
1) Marys, powiesc ukrainska, Warsz. 1825. Lwöw. i Lipl:
—— auoyn 1836. Lipsk. 1838. 1844. 8. (S. Midiewicz Borlel. I.
P. Sgq.
2) Zamek Kaniowski. Warsz. 1828. 8. (&. Blätt. f. b. Lit. d. Aust
1839. p. 114 q.) Sobötka. w Wiedniu T. I. 1838. 8. Dziete. Lwöw.
1233. 8. Poezye wydane przez Bdw. Raczynskiego. Poan. 1841. T.
1. II. 12. T. UI. Paryz 1841. 12. "
3) Poezya. Paryz 1841. 1844. Rusatki. w Praze 1838. 12.
4) Poezje. Paryz 1832. 11. 18. ib. 1833. III. 18. Koidjan
czesc pierwaza trilogji. ib. 1834. 18. Anhelli. ib. 1838. 18. Tray
Poemata : Ojciec zadZumionych w EI-Atrish, w Sz wajcarli, Wac-
law. 1839. 18. Balladyna, trag. w piecin akt. ib. 1839. ). Pias!
Dantyszek, herbu Leliwa. Poema o .piekle. ib. 1889. 18. Lilla We
neda, trag. w 5 akt. ib. 1840. 18. Mazeppa, 2 w 5 akt. ib
1840. 18. Beniowski, poema, ib. 1841. 8. Sen Brebray Salome!
Romaus dram. ib. 1844. 16. Xigze Nieztomny. Trag. 154. ib. 16.
(nach Galderon). Xigdz Marek. ib. 1843. 16,
5) Wyprawa Igora na Polowcöw. Lwöw. 1833. 8. Dumki. #
. Praze 1838, 8.
. 6) Krölodworski Rekopis. Krak, 1836. 8. Wegele Kniazia Wie
dimierza, in d. Powsz. Pamiet. N. i Um. T. II. Poezye. Por
7) Album na Korzysc pogor celcöw. Lwöw, 1644. 5.
8) Poezye. Wilna 1836. 8. ’
9) Exercycye poetyckie. Paryz 1839. 18.
10) Poezye. Paris 1833. II, 8. &. Midiewicz Bd. I. p. 3% q-
Polniſche Poefie. 1047
11). Pogta i.Soyiat. Poxzn, 1839. & Witoldaranda. Wilna 1840.
8, Roezye. Warsz. 1843. II. 8, Anafielan. Wilna 1883, &
12) Poezye. Poznan. 1844. T. I. Bruxell. T. H. 1844. 8.
13) Poezyje. Paryz 1844, 8. Przedäwit. ib. 1845. 8.
14) Ktosek Polski. Paryz 1843. 12, Bajki i Poezie nowe. ib.
1839. 8. Pgezyie Litwina. ib, 1834. 12. "
15) Piefn, o ziemi naszej, Pozo. 1843. 8. (S. Zorban Bb. III. p.
3,87.) Erzygody 3. P. Ben. Winnickiego w padrözy jego z Kra-
kowca do Nieswicza 1766 roku i powrot w doim rödzicielski.
Lwöw. 1845, * Obrazy z Zycia i z Podrözy. Wroctaw 1846. 8.
Obrazy. Lwöw. 1844. 8
16) Biaazcze, Poezye przez Mäoda Polke. Lipsk. 1846. 12.
17) Poezye Mazura. Bruxell. 1844. 8.
18) Roezye. Poznan. 1845. 8
19) Poezye. Lwöw. 1843. 8. Ukrainky z nutoju Tymka Pa-
darry. Warsz. 1844. 8. (&. auch Jordan Bo. Ill. p. 5. 166 sq.) .
20) Noc letnia. Paryz 1841. 18. Nie Boska Komedya. ib. 1837. .
8. (©. Miciewicg Vorleſ. Wb. IT. p. 19. 96 a4.) Irydion. ih. 1836. 8.
(Deu 8 Berlin 1846. 1847. 8. ©. Mag. für d, Literat. bes Ausl 1845.
ar. 145.
21) Jadwiga, Dramat historyczay. Wilno 1844. 8.
22) Haman, Tragedya napis. orig. Lipsk. 1846. 8.
23) Teczynscy. Wilno 1845. 8.
24) Arrydziel dramatyezaych. Wilno. 1844. T. 1.8.
25) Malwine .czyli domyslimose serca. Warss. 1816. 1822.
1828. I1..8.
36) &. Jordan Mh. III. p. Bi sg. Dwaj panowie Sieciechowie.
Warsz. 1815. 8. Leibe i Biora. ib. 1821. Krak. 1837. 11. 8. (Deutſch.
AL 1824 8.) Jan x Teaczyna. Warsz. 1826. IU. 8. (Deutſch. Berlin
18238. 1834. IH. 8.) Geſchichtliche Geſänge der Polen, metr. bearb. v. Fr.
ve. Gaudy. Span. 1833. 8. Die Ruͤckkehr des Landboten vom letzten War:
Ihauer Reichetage. Ein Schaufpiel. Deutfch v. Linde. Lpzg. 1794. 8.
77%) Julia iAdolf, czyli nadzwyczwijna milo6c dwojga Kochan-
köw nad brzegami Dniestru. Warsz. 18%. UI. 8,
28) Nieroz sgdne sluby, czyli listy dwojga Kochanköw na
brzegach Wisly miesz kajacych. Warsz. 1820. II. & Nalgcz. ib.
1828. III. 8. (Deutfh v. Schnaafe. Lpzg. 1834. IT. 8.) Pojata cörka Lez-
dejki, albo Litwini w XIV wieku. Warsz. 1826. IV. 8. (Deutſch von
Enaafe. Epıg. 1994. IV. 8.)
29) Pan Antoni. Warsz. 1824. II. 8. Padröz bez celu. ib. 1824.
ll. 8. Pau starosta. ib. 1826. II. 8. Tarto. ib. 1827. III. 8. Damian
Ruszezyc. ib. 1827. III. 8. Powiesici i pisma humorystyozne. Bresl.
1840. VI. 19. Leben und Schickſale des Klix Fauſtin Dodofinski v. Dobos
ſcha. Sin humorift. Roman. Deutfh d. Mauritius. Berl, 1844. II. 8.
30) Dwaj Sreniawici. Warsz. 1830. III. 8.
31) Wiatistaw Lokietek czyli Polska w XIII wieku. Warsz.
1828. IH. 8. Zygmunt z Szamotul. ib. 1830. 11. 8. &. tag. f. d. Eit.
d. Aust. 188. nr. 57.
82) Pan Podstolic. Petersb. 1835. IY. 8.
s
108 Windiſch⸗Sloweniſche Poefie.
33) Jan Kochanowski w Czarnolesie, Lipsk. 1845. II. 8. News
rozrywki dia dzieci z dwoma rycinami. Paryz 1834. TI. 8. Biblio-
teczkanowa pofwrigcona dzieciom i miodyın Panienkom. Bres!
1838. II. 12, Krystyna. Lipsk. 1841. II, 16. Karolina. ib. 1839. 16.
Wybör pism. Wydanie nowe. Bresl. 1833. X. 12. (Darin im 7. u.
8. Banb ihre Moralifhen Erzählungen.) j
34) Male parta. Lipsk 1844. IV. 12. Cztery wesela, Wilno 18%.
Il. 8. Dwa a dwa czt T- ib. 1835. 8. Improwizacya dia moich
rzylaciöl, Wilno 1844. 8. Latarnia Czarnosigzka. Warsz. 184. IV.
3 1iljon Posagu. Warsz. 1847. II. 13. Zygmuntowskie czasy. ib.
1847. IV. 8. Pan Walery. Wilno 1832. II. 8. Pan Karol. ib. 182.
1. 8. Kosciot 4 Michafa w Wilnie. ib. 1833. II. 8. Ostatai rok
panowania Zygmunta III. ib, 1834. II. 8. Majster Bartlomiej- ib.
15: .
... 3) Adjutant naczelnego Wodza. Warsz. 1847. 12. Larciarre.
ib. 1847. IV. 12. Samoluby, ib. 1846. V. 12.
36) Klementyns. Warsz. 1846. VI. 12.
37) W Kraju i za granicg. Lipak 1847. II. 12.
88) Zamek Krakowski. Wilno 1846. 8. Listopad. ib. 1947 8
Pamigtki I. Pana Seweryna Soplicy czejnika Parnawskiego. Ps-
ryz 1841. IY. 12.
39) Pan Kasztelan. Wilna 1839. 8.
40) Powiastki i Opowradania Zolnierskie z wojen od 19
do 1812. Lipsk 1845. 8.
41) Koliszczyzna. Wiln. 1837. 8. Tajkury. ib.1846. IV. 8. Stan-
nica Hulaj poiska. ib. 1840. V. 8. oo
42) Powiesci kozackie. Paryz 1837. 8. (Kofalenfagen, Deutſch von
Minsberg. Glogau 1838. 8.) Wernyhora, wieszcz ukrainski. Paryı
1838. 1842. TI. 18. (Deutfch. Epag. 1841. II. 12.) Kirdzali, powiei
naddunajska. Paryz 1839. II. 8. (Deutih v. Scheibel. Liffa 1840. II.
12.) Stefan Czarniecki. Paryz 1840. II. 8. Gawedy.. ib. 184. &
Ukrainski. ib. 1841. 8. Koszowate. ib. 1841. 8. Owvruczanis, pt
wiesc bist. z roku 1812. ib. 1841. II. 8. Hetman Ukrainy. ib. 11.
1. 8. (Deutſch v. Jordan. Epag. 1843. IH. 16.) Bilder aus Koſaken⸗
leben, Deutſch von Jordan. Epag. 1842. II. 16.
$. 183,
Wir haben jebt noch mit einigen Worten der Berfude u
gevenfen, welde in ber Boefle von den übrigen Giaiidm
Stämmen gemaht worden find. Sprechen wir zuerſt von N
Windiſch⸗Sloweniſchen Literatur, fo wird hier ver
Allen als Originaldichter der Pfarrer Balentin Beobaif)
aus Ober⸗Schiſcheck zu Jama bei Schibert (1758—-1819)
genannt werden müfien, unter deflen in den Müind bes Bell
übergegangenen Liedern beſonders dasjenige, welches ken Titel:
ufriedene Krainer“ führt (auch in der Jeitſchrift Novice 1844), font
. £amberg und Pogam, Lieb
Dalmatiniſch⸗ Naguſaniſche Poefi. 1049
feine Landwehrlieder (1808) und darunter fein Kriegslied Bram-
howza, hervorzuheben find. Neben ihm ſchrieben der Pfarrer Urban
Jarn ik aus dem Cillerthale bei Nadiczar in Potofa(1784—1844),
ber Domherr Starnit, der Glegifer Kafelic?), der mehr
moderne Preferin und der Bibliothefar Cop (ertranf 1836 in
der Gave), welde letztere zugleih feit 1830 eine Slavoniſche
poetifche Zeitſchrift, Krajnska beelica, herausgaben, für dae
Voll höhft gemüthliche Nationallieder. Endlich aber ließ fogar
Breferin?) ein. Meines Epos, dad Kreuz an der Savica, er
(deinen, und die Herrm Dolinar und Potoknik dichteten
geifliche Befänge.
1) &. Jordan Slav. Jahrb. Bd. III. p.121 sq. Pesme sa pokushno.
Laibach 1806. 8. Gefammelte Gedichte. ebd. 1840. 8. Sulzhba med vi-
tesama Lamberg in Fogam (dad Zurnier zwifchen ben beiden Rittern
. Krainiſchen Volkes). ebd. 1807. 8.
2) Kerst pre Savici, Laibach 1836. 8. &. Czelakoweky im Casopis
tesk Maus. 1832. 9, IV.
2) Krainifche Biene. Laibach 1880-83. IV. 8. Kerst per Savizi.
Povest Wersih. Laibach 1845. 8.
$. 784,
Wenn wir jebt von der Dalmatinifd-Ragufas
nifden Poeſie reden, fo muß vor Allem bemerkt werben, daß
urfprünglih in diefer Literatur zwei Sprachweiſen zu unter
(Helden find, naͤmlich die altflantfhe oder Glagolitiſche (lingua
slavo-literalis) und die weltliche ober Bollöfprade (lingun
vulgaris Dalmatica). Erſtere ward von dem Slavenapoſtel
Methodiud gleichzeitig mit dem Glagolitiſchen Wiphabet einge
führt, weldes man lange ohne Brund für eine Schöpfung bes
H. Hieronymus hielt (f. Preis in Jordan's Elav, Jahrb.
1844, ©. 157 sq.). Das erſte in diefem Dialekt und dieſem
Alphabet geſchriebene Buch IR das von Kopitar unter den Titel: „Gila-
golita Clozianus‘ zu Wien 1836 heraudgegebene Werk, das ältefle
gedrudte Buch aber ein Miffal von 1483, Wir haben es hier
nur mit der Volksſprache zu thun, die mit dem 10ten Jahr⸗
hundert ihren Anfang nahm, fi der Lateinifden Buchſtaben
jur Schrift bediente und der aliſlaviſchen blos noch ihre Exiſtenz al
1052 Dalmatinifh-Ragufanifche Poeſie.
ihm ſieht Mauro Betranid (1482—1575), der fen auf
ber Infel St. Andreas unter Bußübungen hingebrachtes Lebe
in einem großen, Remetu (d. 5. Eremit) betitelten Gedicht,
zu dem noch ein anderes, Putnik (d. i. Pilger), und drei geik
lihe Dramen kamen, fchilderte.e Bon Maroje Darıid‘)
(+ 1580), der Liebeslieder bichtete und zwei geiſiliche und drei
weltliche Dramen, ſowie acht YrofasLuftfpiele ſchrieb, IR nog
ein Hirtenfpiel gedruckt übrig. Auch der berühmte Ueberiepr
Lateinifcher Dichtungen Domenico Ragnina*) (1536-
1609), welcher eine Sammlung geiſtlicher, wmoralijder, ee
tifher und burlesker Lieder hinterließ, fowie ber Miscellanditie
Savino Bobali!), genannt Miscetih (d. i. der Taube,
+1585 im 55ſten Lebensjahre),. müflen bier erwähnt werben, allein
an Stylreinheit übertrifft fie Domenico Statarid‘) (1500
— 1607), der die Geſchichte des Pyramus und ber Thiäh
aus dem Griechiſchen ins Illyriſche übertrug. Der ausgegeidueke
von Allen it Stefano Gozze (tum 1525), der zuerſt ein großed,
aber noch ungedrudtes burleskes Heldengedicht, die Derwifdiabe(Chi
€ quel Dervisc? oder chi è quel religioso Turco ?) verfaßte, worin
er die Tuͤrkiſchen Derwiſche In Seflinen, deren jede fi) auf das Wort
Dervisc reimte, indem er zugleih das in Ragufa Mode gr
worbene Radebrechen des Türkifchen perfiflixte. Im 17ten Jahrhundert
waren bie bebeutendften Dichter Siovanni bi Francesce
Bondola’) (+ 1638 im 50ſten Lebensjahre), Verfaſſer eines n
Syrien hochberuͤhmten, aber ungedrudten Gedichte, die Osmanide,
und einer Anzahl Staltenifder Dramen und Gedichte, Blugne
Balmota°) (1606—1657), der Dichter der Chrifiade
(nad Vida), Giovanni Bona, der Aeltered), (+ 1659,
Berfaffer eines Gedichtes, die büßende Magdalena beitd,
Bartolommeo Bettera!‘) (+ 1712), der das oben erwähnlt
ſchreckliche Erdbeben von Ragufa ſchilderte, der Barbier Pietro
Bogascini"), Hier nur als Dichter eines erbärmlihen Eyod
über Wiens Belagerung durch Kara Muſtapha erwaͤhnenswecth,
und Ladislaus Mincetich“) (oder Wladislao di GSirolau⸗
Menze), der die Thaten des Ahnen des Ungariſchen Digi)
Pan Peter oder Zriny's, des Helden von Sigeth, felert und daun auf
birfen unten zu nennenden Sänger der Adriatiſchen Syrene felbßfomm!.
Dalmatiniſch⸗Raguſaniſche Poefie. 1053
Das achtzehnte Jahrhundert war für die Poeſie nicht eben fehr
gedeihlih, denn außer Beter Boskovich's“) (+ 1727) geiſt⸗
lichen Liedern und Peter Ignazio Sorgo's Ergänzung der
mei an der Osmanide noch fehlenden Gefängen, eine Menge
von Ueberſetzungen Staltenifcher Dramen abgerechnet, iſt nichte
Erwähnenswerthes vorhanden, inſofern auch bes gelehrten
Alterthumsfotſchers Ignazio Giorgis“) (1675—1737)
Marunko, worin derſelbe im Berneskiſchen Style den Charakter,
bie Eigenthuͤmlichkeiten und ven Dialeft der Bewohner der
Infel Meleda lächerlich macht, noch ungedrudt iſt.
1) Die Biographien ber Rag. Dichter d. 16ten Jahrhund. und Proben
aus ihren Werken flehen bei Potic, Blavjanska Antologia iz rakopisah
dubrovatkih pjesnikah. Wien 1844. 1. 8.
2) &. Appendini, Storia di Ragusa. ib. 1803. 4. T.II. p.282 zq.
3) La Tirrena favola boschereccia. Venez. 1551. 1607. 1630. 8.
4) Piesni raslike. Firenze 1563. Venez. 1634. II. 8.
5) 6li amori di Piramo e Tisbe. Venez. 1598. 8.
6) Rime amorose, pastorali e satiriche. Venez. 1589. Ragusa
1783. 8. Ginige Idyllen bei Appendini. T. II. p. 275 sq.
7) Suse Sina Rasmeinoga , le lagrime del Ägliuolo prodigo.
Venez.s,a.8. Poemetto sacro. Roma 1621. 8. Ariadna dramma, Ancona
mit 90 Der Inhalt feiner Osmanide bei Appendini a. a. D. p. 262 sq.
oben.
8) La Christiade. Roma 169%. 8. Agram 1832, 8.
9) Mandaliena pokorniza. Ancona 1630. 1688. Venez. 1705, 8.
10) Poem. sul terremuoto di Ragusa. Ancona 1657. 8. Oronte
y Cipra. Venez. 1685. 8,
11) L’assedio di Vienna. Padova 1685. 8.
1, rablja Siovinska, cio6 trombaIilirica. Ancoua 1605. Agram
. 12.
13) Canzione delle sacri Missioni Iliriche, Venez. 17%. 8.
Bon feiner Tochter Anna giebt es ein längeres Hirtengedicht auf Chrifti
urt, Rasgovor pastirski varhn porodjegna Issukarstova, Venez.
14) Usdasi Mandalini etc. cio@ i sospiri della Magdalena nella
spelonca di Marsiglia, poema diviso in 8 canti. Venez. 1728. 8,
$. 786.
Es iſt jeht noch einiges Wenige von den uͤbrigen Sla⸗
viſchen Stämmen zu ſagen. Beginnen wir mit den Bulga⸗
ren, bern erſtes bebeutendered Riteraturproduft") bie „Liebe des
1054 Poeſie der Bulgaren und Slawonier.
Gebets (Mulitwennyj krin, Ofen 1806. 12.) war, fo habe
wir durch Bogojew eine Sammlung Bulgarifder Sprüdman
und Heldenlieder?) erhalten, von denen. eins (Stojan i Ru
ljubit drug deuga) Rajden ®eromw?) einem Fleinen Eye ı
‚Grunde gelegt hat. Für das Theater begnügte man ſich danlı, m
Luſtſpiel) aus dem Ruffifhen und ein aus Dem Deuiſhen m
Neugrichifhe uͤbertragenes Trauerfpiel”) ins Bulgarlite y
überfegen, allein fchon im Sabre 1845 gab K. Hotinen a
Smyrna eine literariſch befletrififhe Monateſchrift (Ljübe
lowije) und 8. Ognjanomitfh gar einen Literaturalmast
(Zabawnik za l8to) heraus.
1) ©. Jordan: Elav. Jahrb. 1847. p. M7 sq..cf. 1846. p.319 %
2) Bolgarski narodni ptsne i poslowice. Pesth 3842. 16.
3) Stojan i Raden. Odessa. 1845. 12.
4) Dworjansky wyhory. Risnowo 1843. 8."
5) Welisarij. Leipz. 1844. 8. (Der ueberſ A. Stojames
KopiloweHi.) Konstantinopel 1844. 8 3 (De ie ft Zadar Ex
meonow Kotljac)
.$. 787.
Die Slawonier In dem Ungarifhen : Königreide Eu
wonien, welche dem abendlaͤndiſchen Ritus folgen, bebimm Hi
des Lateiniſchen Alphabets und eine® Dalmatifch: Kroatijh:nut
eirten Dialekte. Ihre Poeſie befchränft ſich faſt nur quf Bolt
lieder. Ihre Haupidichter find der Iefult- Anton; Kanislid"
aus Poczeza, der berühmte Hiſtoriler Marthias Pe“
Katancſich (1750— 1885) aus Balpano, her bejonden
gelungene Idyllen und Bolfögefänge Hinterlieg, Watıhiat
-Anton Relfovih von Ehrendorf?), ein Satirifer, wi
Philippovich von Heibenthal. ‚Der ;Erannislar
Span Bellfanovid’) aus Brob überfepte endlich fogar 10
geiftlichee Drama in Profa und Berfen tn ‚ihre Giprade.
1) Sv. Roxalia Panormitanska. Wien 1780. B.
2) Fractus autumnales, Zagr. 1791. 8.
3) Satir. Essek 1822. III. 8. Nekje svashta. ib: 1805. 8. Po
nak naravne pravice. ib. 1794. 8
4) Razgovor priprosti. Ensek 18:2 8. Xivot Velikoga Bis
‚Ant. Mandicha. Fün fkirchen 1823. 8
$).Sv. Terasia divica. Easok 1803. 8.
Poefie der Boͤhmiſch⸗Mahriſchen Stowalen. 1055
. 788. |
Die Böhmiſch⸗Maͤhriſchen Slowaken haben ebenfalls
eine befondere Mundart und Literatur, die den Uebergang von
dem Boͤhmiſchen zum Wendiſch⸗Kroatiſven bildet. Die Alteften
Dichter diefer Nation falten fon ins 16te Jahrhundert, doch
find ihre Brodifte' fehr einfach und betreffen Tebiglich den Kirchen⸗
gfang. Yür dieſen forgte befonderd Georg Tranowsky!),
Prediger In’St. Riklas, (1591— 1637), durch fein oft wieder:
aufgelegtes Boͤhmiſch⸗Slowakliſches Geſangbuch, das nod heute
von den kevangeliſchen Stowäln in Ungarn gebraucht wird,
Allerdings ward daſſelbe in allen fpäteren Ausgaben ungemeln
vermehrt, denn auch die Dichter des 18ten und 19ten Jahr:
hunderts dichteten faſt ausfchließlih nur Kirchenliever, fo daß
dad anfange nur aus 400 Liedern beftchende Geſangbuch jetzt
deren über 1000: zAßlt. Uebrigens giebt es noch mehrere einzelne
Geſangbuͤcher, z. B. von BaufSacobil?) (1695 —1752), und
neuerlich erſchien auch ein kathoͤliſches, welches Matblae Majer
ifaummengetragen bat?). Unter den weltlichen Dichtern gehören
hierher Johann Ehrafina*) (um 1757), welder komiſche
Erzählungen von Gelound Taubmann reimte, Andreas
Demian?), ein Gelegenheitodichter (+ 1799), Joſeph Ig⸗
na Balza’), ein Epigrammatiſt, der Prediger Auguf
Doleezal“) (1737— 1802), der fogar eine Tragödie lieferte,
und Bohislaus Tablickh)y. Daß KRollar und Holly
eigentlih - iu den - Haktptmataboren bdiefer Literatur gehören,
brauche ich nicht erft zu erwaͤhnen.
1) Cithara sanctorum. Lentschau 1635. 8. u. oͤfters.
2 7* Funebräl Presb. 1783. 8. u. oͤft.
9) marica cerkevna ali svete pesme ki jih — iliraki
Srovencı“ Klegenfurt 1846. 16. (8. Sordan Bd. V. p. q.)
4) Ser. v. Tablice. Skalik 1805. 12.
5) Her. v. Zablic in d, Slow. Werkowti. Waigen 1809. 12. Bd. II.
6) O epigrämiiiatech. Zilin. 179. 8.
7) Paniötnd Veldmu' switu tragoedia. Skalic 1791. 8.
‘8y Slöwrenit "weriöwei. Stalic u: WBaiten 18059. II. 12. Poesie.
ebd: 80642. IVi 8, Lidomil. ebd. 1813, 8,
1056 Serbifhe Poefie.
§. 789,
Da wir von dem Aiterthum der Serbiſchen Pod
bereits oben geſprochen haben, fo wollen wir bier nur nod
hinzufügen, daB auch die neuere Zeit verſchiedene dichteriſche
Talente aufſuweiſen bat, und nennen bier als Originaldichter
Joan Raitfh aus Karlowice (1726— 1801), den Fabel⸗
dichter Dofitheji Obradowitſch aus Czakowo (1739-
1811), Gregor Terlaitſch aus Mohol (1766-1811),
Jovan Hadzitſch aus Sombor (geb. 1799), der aber al
ale Miloſch Swetitſch (1821) auftrat, Paul Sola⸗
ritſch, Vincenz Raitſch, Lucian (Lucas) Muſchidl
aus Bacska (in dem Dorfe Temerin), den talentvollſten ala
Sebifhen Dichter (+ 1843, Gedichte, Win 1840 —41. IV.
8.), dem neulich der begabte Diordje Maletitſch unter dm
Titel: „Denkmal, eine Geiſtererſcheinung in einem Alte, Belgrad
1845," den DichtereLorbeer auffehte, Milotan Mikadowitit,
Soan Subbotitfd, der In feinem Basilicum (Ofen 1843)
die alte Balladen⸗Poeſie gut nachahmte, Demetrius R
hatlowitfch, den fhon erwähnten Simon Milutinowitſh,
Miloſch Popowitſch und befonders den Montenegriniien
Biſchof Njegoo oder Vladila Peter Petrowitſch, der aud
bie (61) Heldenlieder ſeiner Montenegriner (in: Ogledalo Serb-
ko, Belgrad 1846, 8.) ſammelte, und, wie wir oben geſchen
baben, ſelbſt fehr thätig als Dichter IR, was er erſt neuerdings durd
ein ſehr tieffinniges Gedicht (Luca Mikrokosma, Belgi
1846) von. Neuem bewiefen bat. Auch am Epifern iR fein
Mangel, denn Milofh Radoczitſch Heferte eine Serbiſde
Morgenröthe (Ofen 1843), Popowitſch eine Miloſclad,
Athanafius Rikotttfh tm „Pfand zu Dellgrat Getgth
1830)“ ein romantiſches Cpos, und der oft genannte Simon
Milutinowitfg Sarajlia befang gar bie Grilfegumg Web |
Serbiſchen Uſtav (Grundgeſetzes) und des nationalkt ar
(Belgrad 1843). Derfelbe trat auch, wie neben ha
Andere, (z. B. in feiner Morgenrötße, Spıg. 18277 as
feinem Erwiderungslied auf ben Umfitrz Serblend
18
rote Dichter und mit entfchledenem 2 m *
Moldau: Walahifde | Poeſie. 1057
Drama (Tragedia Obylicz, Leipeygu 1837) auf, in welchem
letzteten er den Lieblings⸗Gegenſtand der Volks⸗Poeſte, bie
Schlacht auf dem Koffowosfelde und die Ermordung Amurath’s
durd den Helden feines Stüdes Obylicz zum Stoffe nahm,
freilich auch nur monoton den Ton bea Serbifhen Bolfsliches
traf, ihn aber fo meiſterhaft zu gehalten und zu leiten wußte,
daß feine Schöpfung weit über alle neueren bramatifhen Bers
fuhe in ber Slaviſchen Literatur hbervorragt, etwa Pulhlind -
Boris Gedunoff und Krafinsti’s Ungoͤttliche Komödle ausgenom-
men, bie er übrigens nody darin übertrifft, daß fein Stüd fi
recht gut aufführen laſſen würbe, voraudgefept, daß jene Schau:
fpieler in Belgrad, welche die Maſſe der aus fremden Spraden
in das Serbiſche übertragenen Plecen darſtellen, befier wären
als fie find.
$. 790,
Es bleibt nun noch übrig, einige Worte über die Mol⸗
dau⸗Wallachiſche Porfie‘) Hinzugufügen, die allerdings fi
zur Schriftſprache gewöhnli derſelben Gharactere wie die Ser-
biſche, alfo der Ruſſiſchen Buchſtaben, bedient, aflein einen ganz
anderen Urfprung bat. Ihr Stamm If nämlih das Lateiniſche,
und fe kann das Romänifhe oder die langue d’or, welde
unbebingt durch Roͤmiſche Eoloniften nah Dacien gefommen iſt,
Stalten als feine. Mutter, Frankreich und Spanien als feine
Schweſtern begrüßen. Der erſte Didier dieſer Bormauer der
Ungarn und Polen gegen bie Türken war der Metropolitan der
Moldau Dofitheus, der(um 1671) die Bialmen in Berfen übers
ſetzte. Man eriennt bei ihm noch fehr gut die romaͤniſirten Lateintſchen
Stammworte (aus säntu wird z. B. sfantd, fäcerh, ſacarũ ıc.) und
fo braucht er den Reim auch nur zur Zierde, da wie bei den
Frömerm die Brofodie und Ouantität eigentlich Alles if. Die
wirkliche Poeſite nimmt aber erſt im jebigen Jahrhundert ihren
Anfang mit dem NRomäniiden Lamennais, dem Prieker Si.
H ennela, der 1814 feine Fabeln publicirte, Die am fi zwar
a aar Meaſa⸗Nachahmungen Laforitaine’s find ,. deumoch aber durch bie
Anmwendung ‚auf die Begriffe und Verhaͤltniſſe derer, für die er
Größe, Handduqh d. Biterärgeigiite. HIL, 67
1058 Moldau WBallachifche Poefie.
ſchrieb, zu einem wahrhaft goldenen Buche geworden find. Welt
bedeutender iR aber Johann Vacaresko, denn fein Grüß
ling der Liebe (1820), worin er einen Tag und eine Nacht,
die er auf feinem Landgute zugebradht hatte, befchreibt und wos
mit er fih den Namen des Wallachiſchen Anacreon erwarb,
wird nur mit feinen politiſchen Gedichten: „Im harten Gefäng-
niß, die. Berbefferung feiner Lhr, die Wahrheit (1843)" ver
glihen werden Tonnen, und if in jeder Art ein Meiferkküd.
Paris Mumuleno fann als Glegifer mit Lamarline verglichen
werben (3. B. in feinen Gebichten: der Anfang des Menſchen,
die Nacht, der Hahn, das Grab, der Frühling), allein an Kraft
übertrifft er ihn als politifcher Dichter in feiner Romantenne,
einer Frucht der Revolution von 1821, und In feinen Klagen
Romaniens, welchen nur Beldiman's (+ 1823) „Blutiges
Trauerfpiel”, welches denſelben Gegenſtand behandelt (B. war
damals Minifter der auswärtigen Angelegenbeiten in der Mol⸗
dau), an die Seite gefeht werden Tann. Der Apothefergehülfe
Daniel Scavinsty, der drei Tage, nachdem das lebte Haar
aus feinem Barte auögefallen war, an Kummer und Schwind⸗
fucht farb, befaß In feinen Liedern bie Heiterkeit einer Beran⸗
ger, gepaart mit dem Humor eined Demofrit .und Diogene®,
Weit Höher ſteht freilich ale durdbildeter Oden⸗ und Balladen»
dichter, der in Rom gebilbete Aga G. Aſaki, nah Vielen der
größte lebende Dichter der Moldau, was ſchon feine berühmte
Ode an Stalin (in feinen Poeſieen, Jaſſy 1836. 8. und
Deutſch im Mag. f. d. Lit, d. Aust, 1837, ar. 9. ©. 35.)
beweiſt, fowie der frühere gelehrte Redakteur des Romaͤniſchen
Courier zu Buchareſt Ebiade, der Ueberſeher von Lamartine’s
meditations, ein Sänger voll Feuer und Leben und mit Pindar⸗
iſchem Schwunge (5. B. in feiner Dde an Kaifer Nilolans auf
den Frieden von Adrianopel, auf die Ruinen von Turgwict,
fein Eherubin, fein Seraphin, feine Hymne auf die Liebe, ſein
Geſang an den Teufel). Wein der Wallachiſche Lafontaine
Oregor Alexandresko, der aub Epiſteln, Elegieen und
Epigramme ſchrieb, wird bier feiner berühmten Fabeln wegen
genannt werben. müflen (Gerichte, Jaſſy 1842, 98.) bie
faR ſaͤmmtlich politiſchen Inhalte find, was weniger der Fall
Moldau⸗Wallachiſche Poeſie. 1059
IR mit zwei neueren Babelbihtern, Euctureno und Doniei.
EäfarBoliaco iR ein fehr gefühlvoller Lyriker, erhadener aber
noch MRegruci (4. D In feiner mißverfandenen „Sündfluth”).
Stammati hat ein ſchoͤnes elegifhes Gedicht, Bafien, geliefert,
fowie zwei größere Pioͤcen, der Romaͤniſche Soldat und Stephan
dee Große betitelt. K. W. Rofetti übertrifft ihn jedoch noch
(Berichte, Buchareſt 1843) an Zariheit (4.8. in feinem „Hemde
des Südlichen” und feinem Liede [Mag. für die Lit. d. Must.
1844. nr. 13]: „Ich bin anders als ih war.) Rad ihm
erwähnn wir noeh Chriſtowergi, der eine ber ſchönſten
Oden der Romäntfhen Sprade, auf die Runen von Niampu,
verfaßt hat, und endlich M. 9. Eorradini, der zwei recht
gelungene Berfute im Epod, „Wazagran und Blanka“ und
„Leone oder der Sohn der Heiligen” betitelt, (Chants du Danube,
Paris 1841. 8.) lieferte.
Was da6 Theater anlangt, To beſchraͤnkt fi bier bie
Moldauifche Literatur auf Ueberſetzungen einzelner Stüde bes
Soophokles, Euripides, Racine, Voltaire, Moliere, Byron, Victor
Hugo, Alfter ꝛc. Originalſtücke giebt es nicht, denn Aſakl's
Trauerfpiet, „Michael, dey Held der Romöner® verbrannte
im Manufcrkpt mit bei der großen Feuerobrunſt zu Jaſſy im
Jahre 1827.
"Romane eriftiten ebenfalls elgentiid niht, denn zwei
Volksbücher, das eine in Profa, die Thaten Wleranders des
GSroßen betitelt, aber von einem Anonymus auf die Romaͤniſchen
Sitten und Lofafitäten übertragen (um 1720), und ein Roman
in achtſylbigen Berfen, die Geſchichte des ſchönen Argir und der
fhönen Helena, eine Allegorie ber Eroberung Daciens durd
Trojan, gehören eigentlich kaum hierher, hoͤchſtens würde Ne⸗
gruct angeführt werden Fonnen, da derfelbe mehrere gelungene
Rosen, z. 9. Lepusnano, Zoe ıc., gefchrieben hat.
&. hierüber J. A. Vaillant, La Romaine. Paris 1844. 8. T. II.
p- RR (wo auch Proben). ©. auch Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837.
sq.
ar, &
8. 791.
2 Aus die Tfqerteffen koͤnnen bier angeführt werben,
Denn haben fie auch Feine gebrudte Literatur, fo fett es ihnen
67”
1060 Poeſie der Tſcherkeſſen und Georgier.
doch nit an einer Menge vom Bater auf den Sohn vererbier
Lieder. Diefe beginnen mit der Gebürt des Tſcherkeſſenkindes
ale Wicgenlieber, werden dann bifloriih als „Geſange vieler
Männer (Tibepschnatl)", mit denen dann die Alagelieder
(Gbse), die unglüdliche Begebenheiten befingen, zufammenhängen.
Am beliebteſten find ihre Angriffslieder (Seiko-orod), aber fie
haben auch religiöfe Befänge und Tanzliever (Ut’tsch-ored), wozu
endlich noch die biographiſchen Geſaͤnge, Lieder eines Mannes
(Tisekopschjnatl) betitelt, fommen, worin einzelne Helden gefelert
werden. Außerdem befigen fie alte Erzählungen in Profa, bie
ziemlich denſelben Gegenſtand umfaflen, und Maͤrchen).
1) ©. Erman Archiv f. wiſſenſchaftl. Kunde v. Rußland. Bert. 1841.
Bd. L p. 423 sq. und daraus b. Klemm, Kulturgefh. Bd. IV. p. 95 sq-
$. .792.
Die Georgier müflen ebenfalls hier in Betracht kommen.
Sie haben nämlih nicht etwa blos eine alte Bibelüberfegung,
fondern es fehlt ihnen auch nidt an anderen Produkten, die
hierher gezogen werben follen. Ihrer Poeſie, die ſich lediglich
auf den Tonfall gründete, gereicht beſonders zur Zierde Schot a
Ruſtawel aus Ruſtawi in der Propinz Achalzych, der in feiner
Nationaldichtung: „das Pantherfell“ befonders die geiſtreiche Königin
Tamar (im 12. Sabrhundert), feine Zeitgenoffin, feierte und buchſtaͤblich
ein National⸗Epos lieferte). Als Lyriker erwähnt man außer
Giorgi Apboni, der fhon Im Alten Jahrhundert dergleichen
Gedichte aus dem Griechiſchen übertragen hatte, ven Batriargen Am⸗
ton, der geiſtliche Lieber fammelte, den König Theimuraz J.
von Kafheti, den Philoſophen Petritft und einige andere. Bes
liebte romantifche Volkobuͤcher find das Bud der Klugheit umd
Liſt, beſonders aber die Geſchichte des Könige Mirt?), Voliaireo
Alzice uͤberſehte Tſchit ſchawadze.
1) Wepchis Tkaosani. Tiflis 1712. 8. (1589 vierzeili J Strophen)
We sa. 8. ar ex) Fo —— von 33 ti iſchw
ehlt aber auch hier. Die pde bu
N. Journ. Alt. 1 p al * Ten Ae
17
Ungarifche Poeſie. .. 41061
5 F 2343 VL p. 373 sq. VII. p. 321 sq. ©. auch Erman Archiv.
* N Miriani im N, Journ. Asiat. 183. or. 95. p. 438
ng. 90 aq. 550 "4. 1836. T. T. II. Ber. pı 48. 387 04
8. 793.
Ungarn!) empfing feine heutige Nationalfpradye bekannt⸗
id aus Mittelafien und wird feiner Verwandiſchaft mit dem
Semitifhen (Mediſch⸗Perſiſchen) Sprachſtamm halber bequem zu
der Poeſie des Oriento eine Brüde bauen. Natürlich beginnt
feine eigentliche Literatur erſt mit dieſer Periode, da befanntlid
früher die Lateiniſche Sprache yprädominirte und es erſt dem
Reformationszeitalter vorbehalten blieb, diefelbe ale Schriftfpradde
zu verdrängen, wenn aud fdhon früher die Königl. Hofpoeten,
die Joculatoren und Trufatoren, deren Obliegenheit es war,
bei Tiſche Heldenliever zu fingen, fid biefer Sprache bedient
hatten.
Der aͤlteſte namhafte Dicher war Demetrius Tſanadi
(oder Cſati)?), der (um 1527) die Eroberung Ungarns bes
fang. Neben. ihm iſt befonderd feiner Fruchtbarkeit wegen Ses
baftian Tinodi?) zu nennen, der eine Reimchronik abfaßte,
in welchem Genre ſich au Stephan Szekely, Nagy Baczay?),
Temesvarie), Bogati“), Valkaie) und Ilos vaiꝰ) ver
ſacht haben. Als Lyriker wird neben dem ſchon erwähnten
Tino di beſonders Valentin L. B. Balaffa!), der Uns
garaiſche Pindar (+ 1594) rühmlich erwaͤhnt, ohne daß neben
dieſem hervorragenden Talente Johannes Rimat!!) vergefien
‚würde, ber allerdinge mehr Divaktiter IR. Auch Johann Erd oͤſi
(Syivefer') muß bier erwähnt werben, weil er in ven feiner
Ueberſezung des Neuen Teſtamentes beigegebenen Summarten in
reimloſen Difkhen den Herameter in feine Literatur einzuführen
beabſichtigte. Die Berfuche, Antikes dichteriſch zu behandeln,
welche Kakonyi'), Eyaktornyi!), Cfarenyi'’) ic, machten,
mißlangen.
Das 17te Jahrhundert brachte zwar ebenfalls eine Anzahl
Dichter" hervor, allein nur wenige find unter denfelben wirklich
hervottagend zu nennen. Sehr gelefen waren Simon Petfi!‘),
1058 Moldau: Wallachifche Poeſie.
ſchrieb, zu einem wahrhaft goldeney Buche geworden find. Weck
bedeutender iſt aber Zohann Vacaresko, denn fein Erik
ling der Liebe (1820), worin er einen Tag und eine Radt,
die er auf feinem Landgute zugebradht hatte, befchreibt und wo
mit er fi. den Namen des Wallachifhen Anacreon exrwarh,
wird nur mit feinen politiſchen Gedichten: „Im harten Gefäng-
niß, die. Berbefierung feiner Uhr, die Wahrheit (1843) vo
glihen werden können, und ift in jeber Art ein Meiſterſtüd
Paris Mumuleno kann als Glegifer mit Lamarfine verglichen
werden (3. D. in feinen Gedichten: ber Anfang des Menſhen,
die Naht, der Hahn, das Grab, der Frühling), allein an Kıft
übertrifft er ihn als yolitifcher Dichter In feiner Momanienm,
einer Frucht der Revolution von 1821, und In feinen Klaga
Romaniens, welchen nur Beldiman’d (+ 1823) „Blutige
Trauerſpiel“, welches denſelben Gegenſtand behandelt (B. wer
damals Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten in der Bol
dau), an die Seite gefeht werden kann. Der Wpothefergehülk
Dantel Scavinsty, der brei Tage, nachdem das lebte Has
aus feinem Barte auögefallen. war, an Kummer und Schwim
ſucht farb, befaß in feinen Liedern die Heiterkeit einer Berm
ger, gepaart mit den Humor eines Demofrit „und Diogeuck.
Weit höher fleht freilich als durchbildeter Oden⸗ und Ballade⸗
dichter, der in Rom gebildete Aga G. Aſaki, nad Vielen da
groͤßte lebende Dichter der Moldau, was ſchon feine beruͤhnte
Ode an Stalten Cin feinen Soefleen, Jaſſy 1836. 8. m
Deutſch im Mag. f. d. Lit. d. Aust, 1837. ar. 9. ©. 35.)
beweiß, fowie der frühere gelchrte Redakteur des Romaͤniſchen
Courier zu Buchareſt Ebiade, der Ucherfeher von Lamartiaci
meditations, ein Sänger voll Feuer und Leben und mit Pindar
ifhem Schwunge (1. B. in feiner Ode an Kalfer Nilolaus auj
den Frieden von Adrianopel, auf die Ruinen von Turgwich
fein Eherubin, fein Serapbin, feine Hymne auf die Liebe, ſein
Geſang an den Teufel). Allein der Wallachiſche Lafentain
Gregor Alexandresko, der auch Epiſteln, Elegieen md
Epigramme ſchrieb, wird hier ſeiner beruͤhmten Fabeln we
genannt werben müflen (Gedichte, Jaſſy 1842. 802), bie
faſt ſaͤmmtlich politiſchen Inhalte find, was weniger der dal
Ungarifche Doefle., 1063
entwidelte und vielen Anhang fand, weil ihm große Sprad.
gewanbiheit zu flatten kam. Gr führte auch den Alexandriner
ein, in dem mur zwei Berfe reimen. GSyilagyi?) IR bios
Rachahmer bed Horaz, deſſen Gemuͤthlichkeit Szentjobl’s*)
Leber beanfpruchen. Sein talentvoüfter Schüler iſt jedoch ber
melancholiſche Paul von Anyos*) (1756—84) gewefen.
Diefer- Schule traten jedoch fon frühzeitig mehrere tuͤchtige
Köpfe entgegen, welche, den Ruten ber claffifchen Studien er.
kennend, diefe allen für maßgebend für die Bildung ber Un»
gariſchen Literatur erfennen wollten. An ihrer Spige flanden der
gelehrte Johann Baptiſta Molnar”) und Kalmar?), welcder
letztere in feinem Lchrgebichte vom Menſchen ben Hexameter wieder
zu Ehren brachte, und fpäter ſchloſſen fich ihnen Die Lyriker Alexander
Baroczi”) (1735— 1809) und Nikolaus Revaiꝰ), Rad:
abmer der Deutſchen und Frangofen, Gabriel Dayta“) (1708 —
96), wie der vorher genannte, beſonders im erotifchranakreontifchen
Liede glüdtih, Gideon Rabay*)(17185—92), Franz Ber;
feghi) (1757 — 1823) und der Epigrammati Benedikt Vi⸗
rag”) (geb. 1752) an. Die eigentliche Bluͤthe der Ungariſchen
Literatur, die ſich bis auf den gegenwärtigen Augenblid im Ent»
widelung6procefie befindet, hebt aber eigentlich fon mit Franz
Kazinczy“) (1759 — 1831), dem ebenfo gebildeten als viel-
feitig gewandten, freilich nicht fehr tiefen Miscellandichter, ber
zuerfi das Gonett einführte, an, der ſelbſt im Iyrifden und epi⸗
grammatifhen Genre ald Mufter gelten mag. Neben ihm wer-
ven befonderd Michael Vitez Cſokonais) (1773 — 1805),
ein hoͤchſt voltsthämticher Lieberbichter in Franzoͤſiſchem Geſchmacke,
fonk auch Berfafler eines komiſchen Eyos (Dorotiya) mit etwas
gemadten Humor, Johann KL“) (geb. 1770), der humor⸗
inifhe Babeldihter Andreas Bay *”) (geb. 1786), ber geiſtreiche
Franz Kölcfey*).cgeb. 1790), der liebliche Sänger Paul
Szeme roꝰ) (geb. 1786), ber einfade Karl Syafz") und Da⸗
niel-Berzfenyi®) (geb. 1776), der talentreichſte und gluth«
vollſte Odendichter Ungarn, zu rühmen fen. Allein vor Allen
ragt hervor Alexander Sandor*) Kisfaludy”) aus
Eigentlich muß es Petoͤfi Aundor, Bördsmarty Mihaly ı.
1064 Ungariſche Poeſie.
Sumeg (1772 — 1344), der zuerſt anonym durch feine Licheslicher
Himfy's (fo nennt er fih) aligemeine Bavumberung erregte
Er befingt, in dieſer Liederfammiung zuerſt feine unglädlid:
Liebe zu einer gewiffen Liſa, die einen Anderen erhört und ihn
dadurch in den Krieg treibt, dann aber feine Befellgung durch
die nach feiner Ruͤckkehr (1800) mit ihr eingegangene cheliche
Berbindung, und bat fidh hierbei eines ganz befonveren Bletrl,
des fogenannten Dal, einer Art Senett:Ganzone (die puei ef
Quatrains wechfeln in acht⸗ und fiebenfylbigen Verſen ab, von
denen flet6 die gleihlangen reimen, die zwei anderen beſtchen
aud zwei neben einander ſtehenden acht⸗ und zwei Darauf folgendem
ſiebenſylbigen Verſen) die man Liebes⸗Epigramme genannt hat, bebimt.
Außerdem hat er auch erwähnenswertbe Sagen (Regen) aus
Ungarns Borzeit gebihtet und biefe Form zuletzt bis zw einen
längeren lyriſchen Epos in gehn Gefängen, Gyula’ szereime (Ofen
1825.12.), ausgedehnt. Redinet man ihn übrigens zu einer befimnien
Schule, fo würde dieß die Franzoͤſiſche fein, obgleih Karl Kidfe-
Lud y’6 Muſenalmanach Aurora (felt 1808) alle Schulen repräfentirt.
Dorf man nun mit dem ebengemanntn Daniel Berzfeny!
eine neue originelle, in unferen Tagen den Ton angebende
Schule beginnen, weil bei ihm zuerſt nit blos bie rem
Vaterlandoliebe, fondern auch in der Form und im Ausind
überall die entſchiedenſte Rationalität herwortritt, fo lann mas
ald Träger derfelben Farbe noch aus tem Anfange dieſes Jahr
hundert hierher rehnm: Andreas Horvat®) E1778-
1839), von dem ein gelungenes didactiſches Gedicht, Er⸗
innerung an Zirez, in Hexrametern vorliegt, welches . ed
von feinem Epos Awad“ übertroffen wird, den grauoͤſen Be:
berbichter Aloys Szentmikloffy"*) den Odendichter Labid-
lau Toth*) (1788 — 1820), den Liederdichter Babeiel
Doöbrenteis) (geb. 1786) und den Fabuliſſen Michael Vit⸗
kovics“) (1778 — 1829). Aus der neueſten Zeit gehären hierher:
Buadanyi’®), den in ver lkomiſch, poetiſchen Erzählung zu
Kisfaludy übericifft, obgleich man ihm has. Giuhkun dr
— — 23.9 »
heißen, weil die Ungarn bie Gewohnheit heben, de aufehmer vn
Bamiliennamen zu fegen.
Ungarifche Poeſie. 10068
Franzoſen ebenſo anfleht wie Orczy*), ferner Karl Kisfaludy,
Köfcfey, der erſte, welcher die Romanze und. Ballade nach
Ungarn ⸗brachte, der Sonettiſt Bartayꝰ), der Lyriker hoͤherer
Art Baiza (geb. 1806), ein Böthlaner, Szenvey®), ein
philoſophifcher Dichter nach Schiller gebildet, Mihael Vördo⸗
marty®) (geb; 1800), ein Außerfl gluͤcklicher Miscellandichter,
deſſen Pott dal (zu Fot bei Peſth geſchtieben) In ganz Ungarn gefungen
werden, Ratona, Baal, Erbeiyi®), Gergely Eyuczor‘)
aus Andod (geb. 1809), der größte Epifer Ungarns (in feiner Schlacht
bei Augsburg und feinem Reichstag zu Arad) naͤchſt Vördömarty (in
feinem Arpad, feiner Niederlage der Kumanen auf Czerhalom, feiner
Belagerung von Erlau und feinem Jauberthal), zugleich aber auch in ber
Ballade und Romanze vortrefflih, Saray), Johann Badott
Imre) und der populärfte Lyriker der Jetztzeit in Ungarn,
Alerander (Sandor) Perdfi), deſſen Lieder, Liebesperlen,
Cypreſſenblaͤtter, Sternenlofe Nächte sc. ihm für immer bei feiner
Nation die Unfterblichfeit gefitert haben, weil er von allen
feinen Benofien auf dem Ungarifhen Parnaß ed allein am
beſten verſtanden hat, fih zu dem Volke in feiner Anſchauungs⸗,
Denb und Gefühlsweiſe herabzulaſſen, daſſelbe alſo gewiſſermaßen
aus fi‘ heraus zu bilden, während alle feine Vorgänger bisher
daſſelbe genöthigt hatten, ſich au ihrem individuellen Ideengang
emporzuheben, was aber nicht Immer anging.
Außer diefer Urmagyarlichen Schule giebt es aber nod
eine Deutfhe, welde lehtere an Edtvds, Szechenyi, Lu⸗
Eacd, Kerenyi, ‚Henielman, Mulszty x. Ihre Stügen
findet.
Was daB Drama") anlangt, fo iſt es ziemlich gewiß,
daß fon ımter Ladislaus IV. (1290) Mimen in Ungarn
vorkommen, allen wie weit ihre Thätigkelt ging, If natürlich
jetzt nit zu beſtimmen. Das aͤlteſte Nationaldrama if Paul
Karavi’s”) Melchior Balaffa (Menyhart) vom Jahre 1569,
auf weldee dann Bornemisza’6”) Klytämneftra, eine Nach⸗
Biſdung ver Sophocleifchen Electra, folgte. Im Jahre 1692
gab ver Kaffee Leopold‘ an einen Bürger zu Klaufenburg ein
Privtlegium, überall mit obrigkeitlicher Cenſur tomifch » tragifche
Schauſpiele bei. Sahbtagen, Feldlagern, Jahrmärkten und Volls⸗
. vr: 0Vı
1066 | Ungarifche Poeſie.
verfammlungen aufführen zu duͤrfen. Ein ſolches Stuͤd IR nd
jest Abrig unter dem Titels Comico-Tragoedia”) von iu
Kampfe der guten und böfen Gigenfhaften, in Verſen. Ch
zweites Eennen wir von Georg Betvinczi’*), das den Tid
führt: Tragödie von dem Hader Jupiter's und Pluto's. Ju
achtzehnten Jahrhundert verſchwindet aber dieſe Art von Ihe
traliſchen Vorſtellungen auf oͤffentlichen Plaͤhen und madt den
Aufführungen bei feierlichen Gelegenheiten in Schulen md Er
ziehungsanflaltn Pla. Natuͤrlich hatten bie Jeſuiten, die, wie
wir fchon gefehen haben, aud anberwärts in ihren Gdul
anfalten dergleichen Bergnügungen geftatteten, hierbei nur einen
moralif®: dinaftifhen Zwed im Auge, und ber poetifcde Kunfwet
mußte nothwendig unter Null fein. Dergleichen Stüde ſchrichen
nun z. B. die Jeſuiten Kunice?°) (Zebeflas, Trauerfpiel, 1759),
Faludi“) (Confantinus Porphyrogenetes, Schaufel, 1754),
Flat”) (Salomon, Btolemäus, Titus, Trauerfpiele, 1767),
Kerestenyti”) (Mauritios, Ayros x.) und Andere für di
Säule zu Kaſchau. Rusten nun dieſe Verfuche eigenilich der
dramatifhen PBoefle nur fehe wenig, fo warb die Sache doch m
Ende des 18ten Jahrhunderts eine andere, denn 1790 entkan)
bie erfie Ungarifde und 1792 vie erfie Siebenbürgifde priol.
legirte Schaufpielertruppe, und jept giebt es außer dem Ränll:
ſchen Theater zu Pell "gegen zwanzig im Lande herumzicheni,
unter dem Schutze der einzelnen Gomitate fichende Schaufpleler⸗
banden, die ihre Theopigkarren von einem Orte zum ande
fahren, An Driginalfhaufpielen fehlte es gleich vom AUnſange
herein nit, denn Simat”), &o6%), Szentjobif), Gr
drödy®), Dugonicö®) sc. ſchrieben fleißig für die Natlenab
bühne und nebenbei hat man bis auf den heutigen Tag die
dramatiſchen Meiſterwerke und Kaffenfüde des Ausiandes vurd
Ueberfegungen auf die Ungariſche Bühne zu bringen ſich ci
befliffen. Unter den neueren Dramatifern find beſonders hervorzuheben
Beffenyt®H mit feinen In Franzoͤſtſchen Geſchmace gehalt
Dramen (Attila, Bela, Hunyades ıc.), Alexander Kiafaludy")
mit feinen hiſtoriſchen Trauerſpieien und Zamitienhäden, Wi
aber nichts als dinlogifirte Epopden mit lyriſchen Ghörm fl,
und fein jüngerer Bruder Kari Kisfa lud y°%) (geb. 2790 34
Ungarifche Poeſie. 1067
+ 1830), deſſen Schauſpiele (die Tartaren in Ungarn, Ilka oder Die
Einnahme von Griechifch. Weiſſenburg, Stibor, Irene 2c.), Poſſen
(die Rebellen, die Brautwerber ꝛc.) und Luffpiele (der Maͤdchen⸗
hüter, der Treue Probe, Taͤuſchungen ıc) von hohem Talente
zeugen und, was beſonders leßtere anlangt, auch bei uns gefallen
würden. Auch Börösmarty”) gehört mit feinem König
Salomon, einem hiſtoriſchen Drama, hierher; Joſeph Baal’)
und Lorenz Toth®) ſtehen ihm zwar nad, follen aber
Dod genannt werben, ohne Aatona”) und Teleti?!) gu ver
geſſen. Unter den neueften Dramatifern find der Luftfpielbichter 9.
Gfate”) und ber Tragiler Ezafo”) (+ 1847; ausgeeldinet
find feine Dramen: das Teftament und Kaufmann und Sees
fahrer), fowie Szigligeti®*), eine Art Amalgam aus Reflroy’:
fhem Humor und Vic Pfeifferrfher Buͤhnenkenntniß, neyerbinge
aber böfer Plagiate beſchuldigt (Hiador conira Szigligeti, Peſth
1847), aus ber Menge der dermalen erifiitenden Buͤhnendichter
anzuführen. Petoͤfi iſt In feinem Drama, Tiger und Hyäne,
bypestomantifch geworden, Eötvd6 aber if In feinem Luffpiele,
vivo Vegalite, entſchieden originell.
Die Erwähnung diefe letzteten Mannes führt uns von
felbR zum Roman, welder in Ungarn zuerk von Konyis)
und dem fleifign Dugonics”), die mit Recht aud heute
noch nicht vergefien find, eingebürgert ward. Buadanyi?)
bat leider fein ſchoͤnes Talent in diefem Fache nit auszubeuten
gereußt, und fo iſt «6 gelommen, daß dieſes Genre der Dicht⸗
kunſt erſt in der neueſten Zelt feiner Entwidelungsepode nahe
gerhdt worden if. Ohne mid bei ben vielgelefenen Belletriften
Kuthy) und Paul Kovacs”) aufzuhalten, bemerfe ich nur, .
daß der Ungariſche Walter Scott, Nitolaus Zofita'), von
dem großen Anbelannten nicht blos die Fruchtbarkeit und er
Raunenswerihe techniſche Geſchicklichkeit im hiſtoriſchen Roman
ererbt bat, waͤhrend Joſeph Eoͤtvos!oi), deſſen Dorfnotaͤr das
Comitatoleben in grellen Farben ſchildert, beſonders aber Ignatz
Nagy, wer: in feinen Ungariſchen Geheimnifien (Magyar tit-
.sok)- d46 Treiben der Juden, unb in feinen Kuthy Layos
betitelten Nopellen das Stubentenleben der proteſtantiſchen Un⸗
garn :ꝰ? ) ſchutf mitnimmt, zum modernen Social⸗Roman wohl ben
1064 Ungariſche Poeſie.
Sumeg (177 2— 1844), der zuerſt anonym durch feine Liebeslae
Himfys (ſo nennt er ſich) allgemeine Bewunderung enee
Er befingt in dieſer Liederſammlung zuerſt feine unglüdite
Liebe zu einer gewiſſen Liſa, die einen Anderen erhoͤrt md ihe
dadurch in den Krieg treibt, dann aber feine Befeligung vet
die nach feiner Ruͤckkehr (1800) mit ihr eingegangene chük
Verbindung, und bat fi hierbei eines ganz befonderen Bari
bed fogenannten Dal, einer Art Sonetts@anzome (die pi afa
Quatrains wechſeln in acht⸗ und fiebenfyibigen Verſen ab, vn
denen ſfiets die gleichlangen reimen, die zwei anderen behcha
aus zwei ‚neben einander ſtehenden acht⸗ und zwei barauf folgen
ſiebenſylbigen Berfen) die man Liebes⸗ Eyigramme genannt hat, bel.
Außerdem hat er auch erwähnenswertbe Sagen. (Rogen) wi
Ungarns Borzeit gedichtet und dieſe Zorn zuletzt bis zu cum
längeren Iyrifyen Epos in gehn Befängen, Gyula’ szereime (Ua
1825. 12.), ausgedehnt. Rechnet man ihn übrigens zu einer befkmaia
Schule, fo würde die die Franzoͤſiſche fein, obgleih Karl Kite
lud y’6 Muſenalmanach Aurora (feit 1808) alle Schulen repräfenkit
Darf man nun wit bem ebengenannien Dante Berzfea
eine neue originelle, in unferen Tagen ben Ton amdak
Schule beginnen, well bei ihm zuerſt nicht blos bie nah
Vaterlandsliebe, fondern auch in der Form und im Ans
überall die entſchiedenſte Rationalliät hervortritt, fo lann mM
ald Träger derfelben Farbe noch aus dem Anfange dieſes Ar
hunderts hierher reinen: Andreas Horvatꝰ) 1178-
1839), von dem ein gelungenes didactiſches Gedich, ©
innerung an Zirg, in Hexametem vorliegt, weichesß . Med
von feinem Epos Awad“ übertroffen wird, ben gran in
berbichter Aloys Szentmitloffy”) den Odendihter Labie⸗
laus ZToth®) (1788 — 1820), den Liederbichter Gabrlel
Döbrentei) (geb..1786) und den Fabuliſen Michael Bit
tovic6”) (1778— 1829). Aus der negefen Zeit. gehbren hierſe
Buadanyi“?), den in ver lomiſch poetiſchen Erzählung AM
Kisfaludy übersifft, obgleich man ihm das Guns MM
— — I
heißen, weil bie Ungarn die Gewohnheit haben, die Waufeihme Pair a
Bamiliennamen zu feßen. EM
⸗ f » ’ ‘
Ungarifche Poeſie. . 1065
ranzofen ebenfo anfleht wie Orcyy'%, ferner Karl Kisfaludy,
'ölcſey, der erfle, welder die Romanze und. Ballade nad
ingarn -bradite, der Sonettid Bartay), der Lyrifer höherer
rt Balzal) (geb. 1806), ein Böthlaner, Szenvey®), ein
hiloſophiſcher Dichter nah Schiller gebilvet, Mihael Börde;
tarty®) (geb; 1800), ein Außer gluͤcklicher Miscellandichter,
eſſen Foti dal (zu Bot bei Peſth gefchrieben) in ganz Ungarn gefungen
erden, Katona, Gaal*h, Erbeiyi®), Gergely Eyuczor®)
us Anbod (geb. 1809), ber größte Epiker Ungarns (in feiner Schlacht
ei Augsburg und feinem Reichstag zu Arad) naͤchſt Vorösmarty (in
‚nem Arpad, feiner Rieberlage der Kumanen auf Czerhalom, feiner
Zelagerung von Erlau und feinem Zauberthal), zugleich aber auch in der
Zallade und Romanze vortrefflich Saray”), Johann Vachott
imre®) und der ypopulärfte Lyriker der Jetztzeit in Ungarn,
Ilegander (Sandor) Petdfi”), deſſen Lieder, Liebeöperlen,
Sypreffenblätter, Sternenlofe Nächte ıc. ihm für Immer bei feiner
tatton die Unfterblichkelt gefitert haben, weil er von allen
:inen Senoſſen auf dem Ungarlfhen Parnaß es allein am
‚eften verfanden hat, fih zu dem Volfe in feiner Anfchauunge»,
Denk⸗ und Gefühlsweiſe herabzulafien, daſſelbe alfo gewiffermafen
ıu8 ſich heraus zu bilden, während alle feine Vorgänger biöher
affelbe genöthigt hatten, ſich au Ihrem individuellen Ideengang
mporzubeben, was aber nicht Immer anging.
Außer diefer Urmagyarlfchen Schule giebt es aber noch
ine Deuiſche, welde leptere an @ötvös, Szechenyi, Lu⸗
acs, Kerenyi, ‚Henzelman, Pulszky x. Ihre Stügen
indet.
Was das Drama”) anlangt, fo if es ziemlich gewiß,
daß ſchon umter Lablslaus IV. (1290) Mimen in Ungarn
oorfommen, allen wie weit ihre Thaͤtigkeit ging, If natürlich
et nicht au befiimmen. Das ältefte Natlonaldrama if Paul
ſtarad is“n) Melchior Balafla (Menyhart) vom Jahre 1569,
uf weißes dann Bornemiszn’s”) Klytaͤmneſtra, eine Nach⸗
bildung ver Sophocleiſchen Electra, folgte Im Jahre 1692
gab der Kaffee Leopold‘ an einen Bürger zu Klauſenburg ein
Privilegium, überall mit obrigteitlicher Cenſur komiſch⸗tragiſche
Soanſpiele bei Landtagen, Feldlagern Jahrmaͤrkten und Bolfö,
ı: 90,
— — — —
1070 Ungariſche Poeße.
37) Er iſt eigentli nur als Sprachforſcher w durch feinem Pro-
dromus idiomatis Bey tbies-Moporice Ckano-Avarka saive adparalas
criticus ad linguam Hungaricam. Posonii. 1770. 8.
38) Munkädji. Pesten 1813. VIII 8.
39) Elegyes Versei, &s n&häny apröbb kötettien Irdsai. Porer-
ban 1787. 8. Carmina latina. Jaurini 1702. 8.
40) ©. Gedichte find gefammelt von Kazincgy: Pesten 1817, 8.
41) Seine Gedichte find nicht gefammelt.
42) Rövid Ertekezesek a’ Musikäröl. Betaben 1791. 8. Mi 3
Poezis? Es ki az + az Podta? ib. 1783. 8. Ber j6 szivhöl költt
Bzatire avagy feddö költemeny a’ Magyar Litersturärel. = |
1/91, 8. .
43) Poétai Munkäji. Pesten 1799. 8.
44) Heliconi Virdgok 1791 Esztemdöre. Posonban. 8. Or-
heus — egy hönapos Irds, a’ jözan ‚gondolkozdenak , igazabb iz-
dsnek, &s magyar törteneleknek elö segelldsäre. Kassdu 17%. 1.
8. Munkäi. Pesten 1815. IX. 8. ” .
45) Dietai Magyar Müsza. Posonyban 1796. 8. A’ Nemes Ma-
rarsägnak Felülesere, Komdromban. 1797. 8. Poetai muuksi. Bect
1813. 8.
46) Hercules välasztäsa allegorids Költemedny. Betsben 17%. 8
A’ Vallds Tsäfolök ellen. Sopronban 1796. 8. Munkdi. Pesten
1815. III. 8, j
47) Sz&pirodalmi összes munkdi. Pesten 1843. 1847. 8.
48) Munkäji. Pest. 1832. 8. Minden münkai. ib. 1882—H. V. 8
49) Seine Gedichte fcheinen nicht gefammelt zu fein.
50) Seine Gedichte find nicht gefammelt.
51) Összes miivei. Budan 1842. III. 8.
62) Munkäji. Pest. 1833—38. VIII. 8. Eredeti magyar jätökszie
ib. 1825. II. ib. 1836. IH. 8. Minden munkäi. ib. 1847. I-TVl. 8.
Himfy szerelmei, Bud. 1801. 12. ib. 1807. UI. 8. ‚Otmfy’s reſc
Liebeslieder, Giberf. v. I. Graf Mailath (m. d. uUngar. Orig.) 18.3,
1831. 16. Sagen a. b. Ung. Vorz. Deutſch v. Baal. Wien 1812. &
53) Arpad. Pesten, 1830.-8.
54) Primöczi Szent-Miklössy Aldjos, Mesek. Pesten 1840. 8.
55) Seine Gedichte find zerfirent.
56) Huszärdalok. Budan 1847. 24. Pali es Minka olvasai tanıl.
Pesten 1829. 8. Regy magyar nyel vemldkek. Bad. 1846. 8
57) Seine Zabeln find zerſtreut.
58) Seine Gedichte find nicht einzeln gebrudt. er
69 be keine Ausg. feiner Gebichte. i .. 1
60% —** —X End j647. 8. Magyer Apıik-
Pest. 1883. ' ’
61) Versei. Pest. 1835. 12. Szözat a’ pesti magyar nzinhäz ö$-
n. Bud. 1839. 8. Pillangs. ib. 1836. 8. (unter. dem. Raten rrf
jtpial.) Kritikai lapok. Pest. 1833-34. V. 12. Vikigtändoet, ®
legregibb idökröl korunkig. ib. 1846-47, I—VE, 8,
nude Minden munkäi. Pesten 1844. 19. X. 8. Ujgbh auskli
.
am 1840. 8.
63) Geine Arbeiten find wit einzain gedruct.1207
Ungarifche Poeſie. 1071
64) Seine Gedichte find einzeln nicht gedrudt.
65) Nemzeti i parunk. Pesten 1846. I. 8. Jänos Erdelyi Költe-
menyei. Bud. 1844. 8.
66) Augsburgi üt közet. Pest. 18%. 8. Aradi gyüles. ib. 1828. 8.
67) Az Arpädok, törtäneti balladik — ’s mondäkban. Pest.
1847. 8. Balatoni kagylök, költemeny füzer. Budapesten. 1848. 8.
Tollrajzok, Pest. 1846. 8. Frangepäu Kristöfnd. ib. 1846. 8. (Magyar
es nemet beszeigetesek kezikönyec. ib. 1842. 1847. 8. Ungariſch⸗
Deutfche Geſpraͤche gehören nicht Hierher.) Bon Nepomuk Garan dagegen
find: Csatär' Hösköltemenyei rajzolat. Pest. 1834. 8. und Arbocz.
Szomorujatek 5 felvonäsban. ib. 1837. 8.
68) Meg egy szözat a’ pesti magyar szinhäz ügyeben. Pesten
1840. 8. Költö es Kirdly. ib. 1846. 8. (Magyerföld &s nepei eredeti
kepekben. ib. 1846. 8. gehört nicht hierher.) |
69) Jänos vitez. Budan 1845. 12. Cyprus lombok Eteike sirjd-
b6l. ib. 1845. 16. Szerelem gyöngyei. ib. 1845. 8. A höhfr kötele,
ib. 1846. 8. Felhök. ib. 1846. 12. Gedichte, Deutſch v. Dur. Wien 1847.
12. Gedichte, Deutfch v. Brauer. Peſth 1847. 8. Ungarifche ‚Lieber, Deutſch
von Kerthenj. Hamb. 1848. 8. S. Magaz. f. d. iterat. d. Aust. 1848.
ar, 16—17. »
70) &. J. Endrödy, A’ Magyar Jätek-Sziunek Törtenetei Kez-
detetöl fogva, im Magyar Jätek-Szin. Pest. 1792—93. T. I. cf. Mors
. genbl. 1846. Gorr⸗Art. nr. 105 sq.
74) ft noch ungedrudt.
72) Iſt noch ungedruckt.
73) Europa comico-tragoedia. Rosnav. 1706. 4. in Lat. Sprache.
74) If noch ungedrudt, allein ein anderes Bedicht von ipm: Igen szdp
historidja az Jerusalemböl Jerichoba menö tolvajoktöl megschesi-
tett Embernek Allapatydrol LX. mostan Rhythmusokban meg-ira-
tott, es ki botsätatott. Leutchau 1689. B.
75) Szedeczias. Kassdu 1753. 8.
76) Constantinos Porphyrog. $z. J., in Költemönyes Marad-
vänyi. 1786-87. 8. j
77) Salamon, Ptolomaeus, Titus, härom szomort Jätek kette-
jet ennen maga szerzette; narmadikät pedig Matastasiusböl for-
ditotta. Kassan 1767, 8, Tornyos Peter, Farsangi Jätek. Komürom-
ban. 1789. 8.
78) — aꝝomorù Jdtök.' Kassän 1767. 8. Mauritius Tzäszär.
ib. 1767. 8.
79) Mesterseges Ravaszsäg. Pesten 1775. 8. Igazhäzi, egy ke-
ga j6 Atya, Kassän. 1700. 8. Gyapai Märton, Felzneg-teltö £) ava
iek. Budan 1793. 8. Zstgori, im Magyar Jätekszin. Pest. 1792—
93. T. I. Häzi orvossäg. ib. T.IV. A’ varatlarn Vendeg, im Magyar
Muzeum. T. .
80) Magyar Penelope, avagy az älhatatos szeretet Peldäja.
Pesten. 1791. 8 Az ärtatlan Eteika, im Magyar Jätek-Szin. T. II,
81) Seine dram. Werke find nicht einzeln gebrudt.
82) Arany Peretzek. Pesten 1792. 8. -
83) Tröja veszedelme. Posonban 1774 8.
1072 Ungarifche Poefie.
84) Hanyady Läszlö. Betsben 1772. 8. Agis. ib. dad. 8. Buda.
Posonyban. 1773. & Filosofus. ib. 1777. 8. Härmas Yitezek. ib.
1779. 8. Attila é Buda. ib. 1787. 8.
85) Gtehen in f. Werken.
06) Minden munkdi egy köteiben. Kondja a’ Kisfaludy tärsı-
säg. Pesten 1841. XVII. 8.
87) Salomo Kiraly. Pesten 1821. 1827. 12. Zoigmont Kiräly. ib.
1823. 8. Kont. ib. 1825. 8. Homonna völgye, in b. Aurora 185. 12.
— Zalan Futdsa. Pest. 1823. 8. Czerkalom, in d. Aurora 18%.
Tündervölgy. ebd. 1827. Eger. ebd. 1828. 8. find CEpopden.
88) Pazar Fösvenyek Ket Julia, in Szinmütär. Pest. 1840. T
RD) „Vata. Pesten 1836. 8. Olympia. ib. 1839. 8. Uti tarca. ib.
90) Kegyencz, szomorujatlk öt felvondsban. Pest. 1841. 8.
91) Bänk bin, fteht im Szinmütarbeu,
92) Pazeghäzasotdam, in Szinmütarban a. a. D.
p a) Vegrendelet, drama, Pesten 1845. 8. Kalmär ds tengerdz.
ıb. 1843. 8.
94) Roszfe, in Jätdkszin_eredeti. Bud. 1840. 8. Korona dakard,
in Szinmiütar. * XXVII. zes szinmüvei,. Pesten 1836. ag. 8.
Eredeti szinmüdslokkal. ib. 1844. 12. Cillei Fridrik, fm Szinmälar-
ban. Al endre. Pest. 1841, 8. Gyaszvitezek. Pest, 1838. 8.
95) Värta mulatsäg Posonyb. 1774. 8. Hadi Romän. Pest. 179.
8. Elme futtatäsok. Badän 1792. 8.
96) Ulysses. Pesten. 1780. 8. Etelka. Posonyb. 1788. 1791. B.
Arany Peretezek. ib. 179) 8. Gyapjas Vitezek. ib. 1794. II. 8. Jeles
Törtenetek. ib. 1704 - 05. II. 8. Szeretsenek. ib. 1798. Il. 8.
97) Ront6 Pälnel magyar Lovas köz Katondnak. Posony.
1793 8. (in Verfen wie jeine and. Gedichte). Pöstenye förödes. s. |.
1787. 8. Török häbor. Izel. gondol. ib. 1790. 8. N. Fehörräar meg
vet. ib. 1790. 8. Magyar Dämäkhoz. ib. 1750. 8. Peleskei Notar.
utez. ib, 1790. 8. Anuak elmelk. hatdla. ib. 1796. &. .Orsz. Gyül. le
iräse. ib. 1791. 8. Aprekaszion. ib, 1791. 8. Idö töltes. ib. 1795. 6
98) Munkäi. Pesten. 1841. IV. 8. Hazai rejtelmek. ib. 1846.
I—IX. 8.
99) Munkdi. Pesten 1845... 8. |
. 100) Munkdi. Pesten 1844.’ 2q. 8. Der Karthähfer, Deutſch v. Klein
eſth 1842. II. 8. Der Dorfnotär. Deutſch v. Mailath. ebd, 1847. I. &
. Mög. f. d. Lit. d. Ausl. 1848. mr. 22,
101) Mankdi. Pest. 1617. E 8. SIofila’s fümmtte. Were. VDertſqh.
Peſth u. Epzg. 183847. xXXII. 6.
102) Maunkäi. Budan 1842. aq. 8.
$. 794,
Wir won jeht auf uhferkr "ängen RUE äud, der gie
taliichen Poeſie noch eine kürze Ra ua er weh
Juͤdiſche Poeſie in Italien. 1073
bie Juüdiſche und deren Verhaͤltniß in Italien betrachten. Hier
in befonderd Leo da Modena!) aus Venedig (1571—
1648) anzuführen, der eine poetiſche Ethik mit Bildern ab:
gefaßt hat. Auch das erfle Jüdiſche Drama, Efiher, erfchien
jept durd Salomon Usque und Lazaro Oratiano In
Spaniſcher Sprache gefhrieben?), und ein anderer Jude, Juda
de Salomone?, aus Mantua fchrieb die erfien Sonette in
Stalienifher Sprache. Die Hauptwerfe der neueren vorbereiten:
den Italieniſchen Schule fallen jedoch ins 17Tte und 18te Jahrs
hundert. Es find diefe Mofe ben Mordekai Zacut o’s*)
(+ 1698) aus Amflerdam Nahbildung der Hölle ded Dante
in 135 fünfjeiligen Strophen, worin dad Klopfen des Todes⸗
engeld an das Brab des Neubeerdigten und die Auferfichung
deffelben und feine Führung vor die Hölle aus rein moralifhem
Zwede gefhilvert wird, Jakob Daniel Ulamo’s°) aus
Gerrara Nachbildung des Paradieſes Dante's und endlih Abras
bam ben Sabatat Kohen’8°) aus Zante (1670— 1729)
Baraphrafe der Pfalmen. Diefe Dichter bahnten nun aber der
modernen Richtung in Stallen den Weg, deren eigentliher Ber:
treter jedeh Mofe Chajim ben Jakob Luzzatto’) aus
Padua iR, unter defien Dichtungen feine Pfalmen, die gelungenfte
Nachahmung der biblifhen, die je verfaßt worden iſt, den
Glanzpunkt bilden. Er hat aud ein Drama gefhrieben, worin
“er jedoch den Parallelismus der Jüdiſchen Poeſie aufgegeben
und fih mehr der Griechiſch⸗Lateiniſchen Rhetorik genähert hat.
Auch Samuel Romaniti?) hat ein Melodrama, vote Luzzatto,
zu feiner eigenen Bermählungsfeler abgefaßt, das aber mehr im
Stalienifhen Geſchmack If, welcher vorzugsweiſe auch in den
Canzonen Efraimo Luzzatto’8°) angetroffen wird, während
der meifterhafte Sonettifft Samuel David Luszatto!) aus
Trieſt durchaus wieder dem Tone der alttrebrätfhen Poeſie naher
fommt. Sein Landemann Chiskia David Abulafia!!),
der eine Sammlung Iyrifder, didactiſcher und elegifher Diet.
ungen abfaßte, wird hier nur der Volfländigfeit wegen genannt,
Reben diefem find aber noch der gelehrte Ifaac Samuel
Reggto (geh. 1784) und Joſef Aimanzi?) anzuführen,
Wräfe, Handbuch d. Literärgeihiite. ZU. 68
1074 Juͤdiſche Poefie in den Niederlanden u. Deutſchland.
Ein anderes Land, die Niederlande, war ebenfalls der
Juͤdiſchen Poeſie nit ungünflig. Hier gründete naͤmlich Graf
Don Manuel de Belmonte Reſident ded Spaniſchen Hofes,
einen Dichterbund, für den befonders Daniel Levi (Mikael)
de Barios!?) aus Montila thätig war. Auch das erfle,
freilich nicht für die Aufführung beflimmte Hebrälfbe Drama
fait in diefe Zeit. Es fchrieb dieſes nämlih Joſef Bengo,
um allegorifh unter diefer Form den Gieg des freien Willens
über die böfe Luſt darzuflellen, ließ ſich aber gar zu fehr durd
feine Nachahmungsſucht der Portugieſtſch-⸗Spaniſchen Manier zu
falſchem Pathos binreißen. Später gründete David Franco
(Chofſhi Mindis), der Verfaſſer eined Racine's Athalie nad
gebildeten trefflichen Dramas Gemul Ataljahu, die neue Nieders
laͤndiſche Schule, indem er allerdings die Form und die Plaſtik
feiner Schöpfungen dem Stalienifhen enflehnte, dafür aber bie
Stoffe lediglich der Tradition entnahm. Seine Hauptarbeiten
fallen in das Genre des Gelegenheitögedihtes, Nidt wenig
trug jedoch zum Gedeihen diefer Schule die zu Amſterdam 1815
zur Wiedererwedung des Schrift» und Miſchnaftudiums ges
gründete Geſellſchaft Tozlet bei, unter deren mitarbeiten»
den ‚Dichten fib befonderd Samuel Moldar auszeichnet.
Alerander Thal fuchte in einem Drama eine moralifde Theſe
zu entwideln, was ihm aber nicht fonderlich gelang.
| Einen dritten hierher gehörigen Dichterkreis bildete Die
Juͤdiſche Poeſte in Deutſchland. Leider zeigte fi dieſe zuerſt
in einer höchſt monſtroͤſen Form, naͤmlich in einer Mafle von
Volks⸗ und Maͤrchenbüchern, unter denen ih nur die fieben
weifen Meifter, Eulenſpiegel, den Ritter Wieduwilt, das Se
fer ha Baba, eine Art Bagabunden-Roman, die berühmte, unter
dem Namen Danfebuh (1611) in vielen Redactionen auf.
tretende Sammlung von theilmelfe fogar lasciven PBarabeln und
Geſchichten, das moralifhe Kuhbuch (1555) von Abraham
Ben Matatja, das Buch der Verzeichnung (1639) ıc. aus⸗
zeichne. Diefes aus Hebraiſchen, WMaurifhen, Romaniſchen,
Deutfhen und anderen Guropälfhen Spradelementen gebildete
Kauderwelſch, das fogenannte Juͤdiſch. Deutſch, lag aber aud
einer Art Epos, einer Davidiade, einer Menge durch aͤußere,
Juͤdiſche Poefie in Deutſchland. 1075
groͤßtentheils politiſche Umſtaͤnde hervorgerufener Vollslieder und
den für das Purimfeſt gefertigten Hanswurſtiaden zu Grunde,
deren nod einige vorliegen. Aud einige weltlihe Gegenflände,
4. B. der Streit des Waſſers mit dem Wein, dad Schachſpiel,
das Lob des Tabaks, wurden ebenfo behandelt), So war
ed denn erſt dem Bollender des dur Luzzatto herbeigeführten
Umſchwungs In der Neubebrätfhen Poeſie, Raftali Herz
MWeffely') aus Kopenhagen (1725— 1805) vorbehalten,
tropdem, daß er ohne Haffifhe Bildung war, eine Rationalität
in feiner DRutterpoefie herbeizuführen. Seine Shire- Tiferet
verdienen unbedingt den Ehrentitel der Claſſicitaͤt, obgleih auch
feine theilweiſe politiihen Gelegenheitsgedichte durchaus nicht
vergefien werden dürfen. Außerdem regte er aud noch (1783)
zu dem Zufammentreten der Hebrätfden Literaturfreunde an, die
ihre Früchte in gebundener und ungebundener Rede in dan
Sammler (Ha-Measef, Königsb. u. Berl. 1784—86. 1788
— 1790. Breslau 1797, Berlin 1809. Altona und Deffau
1810 — 11) nieverlegten. Außer den hierin mitgethellten Gno⸗
nen if Rafael Fürſtenthal's Zionide (daf. Bb.IV, 1810.
S. 37 x.) unbedingt dad bedeutendſte Nationalgedicht dieſes
Kreifes. Einen zweiten Eyclus von geiftreihen Männern vers
einigte aber Solomon Kohen”) (+ 1845) In der von ihm
zuerſt rebigirten Zeitfchrift, die erſten rüchte der Zeiten (Bikure ha
Itim 1820 —31) betitelt, um fi, denen er felbf als leuch⸗
tendes Mufer in feiner Davidiade, einem Seltenflüd zu Wefs
fely’8 Moferde, voranging. Auch eine dritte, zu gleichem Zwede
gegründete Zeitſchrift. fol bier nicht vergefien werben, Jedidja,
für die befanntid M. 2. Buͤſchenthal, Berfaffer eines ros
smantifhen Dramas, der Stegelring Salomonid (Bruhfl. im
B. ha J.), eine ausgezeichnete Ueberſetzung des Schiller'ſchen
Meiſterwerkes: „die Freude“ Lieferte. Unter den Epitern ber
Deutſchen Schule iſt befonderd Mar Emanuel Stern?)
(Mendel B'ri Stern) aus Preßburg (geb, 1811) mit feinem
Elias, unter den Dramatifen aber May Mer Letteris?)
aus Lemberg (geb. 1804), ein Nachahmer der Franzoſen, her⸗
vorzuheben, deſſen Iyrifhe Gedichtſammlung Dibre-Shir aber
fon ihrer Originalität wegen genannt werben muß, Als dis
68
1076 sänifhe Poeſie. Slaviſche Sqhule.
dactiſcher Elegiker iſt beſonders Salomo PBappenheim”)
mit feinn „Bier Bechern“ anzufuͤhren.
Wir wenden un® endlich zu der Sluviſchen Schule, die
ebenfalls in zwei Epochen zerfällt. Die alte mitielalterliche
Stute hatte Ihren Hauptſitz in Polen, und zeichne ih als
Träger vderfelben befonders Joſef Ben Elimelet?) aus
Torbyn, Mordekai Ben Meır’) aus Lublin und Juda
Ben Mordetat ha Levi Hurwicz), von denen der zweite
ein trefflides Eeltnftül zu Jedaja Penini's Behinat Olam,
ver leptere aber einen alungenen Bendant zu Aidarifi’6 Tachkemoni
lieferte, and, Da trat Iſaak ha Levi Satanow?) (geb, 173%)
mit feinen Afaf- Eprüben auf, die, in einer dem alten Eıyle
täufbend nadgeahmten Manier gefhrieben, den munteiſten
Humor mit dem tieffien Ernfie vereinigen und ein Adtes Jugend
lehrbuch And, während wieder feine Afaf: PBialmen ein elegiſch⸗
hymniſches Muſterbild der mit Ihm beuinnenden Reuflaviiten
Errule abgeben. Der zweite berühmte Dichter derſelben Eule
iR Salomo Juda Rapoport?) in Lemberg, der in feinem
Durim-Drama Scheerit-Juda nitt blod ein Adkt nationale
Kunfiwerk tieferte, fondern aud bewieſen hat, wie heitere Unter
haltungstertüre bei weitem den biöher an diefem Feſte gebraͤud⸗
lichen Hanewurftiaden vorzuziehen if. Zu derſelben Eule
gehören noch Jacob Eichenbaum?), berühmt durch fein
Etadipiel, die Lyriker Kinderfrennd”), S. Salkind“),
B.B.Ledenfohn?) und der Epigrammanft 3, Benjacob?),
wogegen Joſef ha Efrati (aus) Troplowig”) in fent
Dragövie „Saul" ſis durchaus der Deutſchen anſchließt.
1) ©. Reggio Briefe Bd. II. p. 75 sq. Midbär jehhda, Vener.
1602. 4. Sar merah.
r Br Ester. Venez. 1619. 8. &. Depping Geld. d. Juden in Frankid.
3) Raccolte greche, latine e volgari. Bologna 150'. 8.
4) Töfte Ark. L’inferno figarate im rime. Venez. 1715. 8.
5) Eden Aruk, no ungedr. ©. Delieih p. 73.
6) Kehunat Abraham. Venez. 1719. 8. &. Sammler 1786. p. 10.
7) &. Kherem Chemed 8b. II. p. 112 sq. 11. p. 53 sq. Soft
@eRh. d. Busen Od. VIII. p. 26 sq. Joſt Annal. 1839. p. 25. 33. 41 sg.
M. S. Freyſtadt M. ©. Luzz. Choker u. Mekubbal , erſt. Mal *
herausgeg Latein, Deutſch u. Hebr. Königsb. 1840. p. IIISXXVIu. —
Deret Chowhma. Mafkerd. 2785. 8. Derech Tehunoth. ebd. 1782. 8
Hindoftanifhe Poefie. 1079
aus Kaci (Benares), welcher die MNahabharata und Harivansa
in Verſe bradte?) Sauyid Muhammed Hamdar Bakhſch
Hardari (+ nach 1814), berühmt durch feine in (10) Sitz—
ungen eingetheilte verfificitte Geſchichte der Mohammedaniſchen
Märtyrer von Mohammed bis Huffen (Gul i magfirat, d. h.
Mofe der Bergebung), bier aber als leberfeger de Tutinameh
und der Begebenheiten des Hatim Tai zu nennen‘), Maus
lawa Ikram Ali, der (1810) das berühmte Wrabifche
Moralfabelbu Tuhfet Ikhwän ussafa Ihn el Jeldi’s (die
Interredungen der Thiere mit den Menſchen über den Vorrang
vor..ihnen) übertrug’), Miyan Muhammad Ibrahim (um
1824), der dad berühmte Anwar i Soheili übertrug‘), Ni
hal Ehand’), mit dem Beinamen Lahori aus Delhi, der
den 1124 der Heg. (1712 n. Chr.) von Izzat Ullah ins
Berfifche überfegten Hindi-Roman, die Rofe von Bakawali,
wieder im Hindoſtani verarbeitete, und Tahcin Udpin!)
(oder Fazli Alt), der die Begebenheiten ded Kamrup und ber
Kala nah einem Perfifhen Profa«- Roman befang, aber fa
Driginal zu nennen if. Unter den eigentlihen Originaldichtern
nimmt aber der für einen halben Bott gehaltene Indiſche Res
formator Gourou Kabir oder Inani!!) (um 1488—1516)
den erfien Platz ein, denn feine unzweifelhaft ädten Rekhta (100
Dden) und Bijak betitelten Bücher, ſaͤmmtlich moralifdhsreltgiöfen
Inhalts, liegen no vor und zeugen von großer Begeiſterung.
Naͤchſt ihm mag der freilich viel Altere (aus dem Ende des
12ten Jahrhunderts) Dichter Ehand??) folgen, der die Ge⸗
ſchichte des letzten Könige von Delhi Prihwi-Raja dichtete,
ſowie Kabir's Zeitgenoſſe Bihari Lal, Verfaſſer eines aus
700 Diftichen beflehenden Divans, in dem Krishna Die Haupt⸗
roſle ſpielt). Dann mögen TulcisDas') (+ 1624 nad
Ehr.), der den Bott Rama in einem großen Gedichte verherr⸗
lichte, und Lal Kavi") folgen, der in feinem Chatra Pra-
käsch die Geſchichte der alten Raiad von Bundelkhund lieferte,
Früher (zu NAnfange des 17ten Jahrhunderts) fällt des Hei⸗
ligen Rabhaji'‘) BhAkta mata (Roſenkranz der Frommen),
worin er in fehr ſchwer zu verfiehenden Stanzen das Leben ber
vorzüglihften Hinduhelligen berichtet. Eines großen Rufes ers
1080 Hindoſtaniſche Porfie.
freut fh Sri Lallu It Lal Kabin) aus Guzarate mit
feinem Prem-Sagur (Ocean der Liebe), worin eine Reihe an
ſich durchaus nicht genau zufammenhängenber Legenden aus dem
Mythenkreife Kriohna's in mit vielen Berfen untermifchter Brofa
gegeben wird. Uebrigens IR das Original fehr alt und Lallu
nur der Berarbeiter, Wußerdem haben wir von ihm nod eine
Sammlung feiner Erzählungen. Yuh Mir Muhammad
Taqui!e) aus Afbarabad (Agra) if ein höchſt geadteter
Dichter (+. nah 1801), defien Produkte faſt alle Yächer der
orientaliſchen Lyrik berühren, ſich aber aud auf dad Masnawi
erfireden. In lepterem Fache haben wir von Mir Gulam |
Hacan!?) aus Delhi (+ 1786) ein Gedicht von der Liebe
des Benazir und der Badr i Munir, weldes von Mir Bar
badur Ali. Hugaini, dem Ueberfeger der Hitopadesa ind
Hindoftani, in Profa?’) umgenrbeitet worden iR, desgleichen von
Karim Ali Sawan?!) aus Delhi (+ nad 1814) ein hödfl
merfwürbiged Gedicht, bie zwölf Monate oder die Gebraͤuche
Indiens, welches viele Aehnlichkeit mit Ovid's Hafen haben
fol. Eine Nachahmung des Gulikan von Scheilh Salih
Muhammed Usmani?) (um 1825) in Profa und Bern
ſoll nit vergeffen werben, ebenfo wenig aber Muhammad
Khalil Ali Khan Alt?) der (1801) die Geſchicte dei
Emir Haniza, eine Art Donquirotiade mit einem Sando Panſa,
Namens Umrr, nah alten Sagem in Proſa verarbeitete. Die
beiden bevemtendfien Dichter Hindoſtans find aber Mira Mur
bammad Rafi Sauda”* aus Delhi (+ 1780), von feinen
Landsleuten der Für der Hindoſtaniſchen Dieter, von der
Engländern aber bezeichnender der Indiſche Juvenal genamml,
und Schah Muhammad Walt ullah Walt?) aus Aw
tongabad In Deffan (u Ende des 17ten Jahrhunderts), der
bur® feinen berühmten Diwan, der ihm ben Namen des Baterd
der Hindoſtaniſchen Poeſie eintrug, einen dritten, hochſt berübe
ten Lyriker, Namens Shah Hatim aus Deibi (um 1700)
zu feinen freilih etwas dunkeln Geſaͤngen begeifterte.
- D ®. Histoire de la littöratare Hindoui et Hindoustani p. 6er-
cin de Tassy. Paris 1839. T.I. Biographie et Bibliographie. 8. T-
11. ib. 1847. Extraits et Analyses. 8. — Der erfte Dichter übrigens, be
ſtch in Hindoftani:Werfen erging, war ein Perfer, der berühmte Gaadi
KHindoftanifche Poefie. 1081
®. Garcin de Tassy, im Journ. Asiat. IV Serie. T. I. p. 6. sq. cf.
T. II. p. 361 sq.
2) The Prose garden of Hindostan, translated from Shykh
Sadee’s original nursery; or persian Goolistan, of Sheeraz, bh
meer Sher Ulee Ufsos. Calcutia 1802. 8 — Proben bei Gilchrist,
Stranger’s East-India vade mecnm. Lond. 1825. 8.
3) The Khirad Ufroz, originally translated into the hindoo-
stanee langnage by Muoluvee Hufeez Ood-deen Uhmud, from the
Ayar Danish, written by Shuekh Ubool Fuzi; revised compared
with the orig. pers. by 'Th. Roeback. Calcutta 1825. II. 8.
4) Ausz. b. ©. de Tassy. T. II. p. 507 3q.
’ g ) Yahäbhärata - darpana. Harivansa-darpana. Calcutta (1751)
829. IV. 8.
6) Totä Kahäni. Calcutta. s. a. 8 Arsisch-i-mahfil. Calc. 1803,
fol. (ift die Ueber. H. Tai’s), Les Sdances de Haidari rec. hist. et
eleg. sur la vie et la mort des princ. martyrs Musulm. trad. de
l’Hind. de Bertrand, suivi de l’dlegie de Miskin trad. de Garcin
de Tassy. Paris 1846. 8.
7) Tarjuma-i Ikhwän ussafa. Calcatta 1811 (1226). 8. Weberf. im
Asiatic Journ. T. XXVIII. und Auszüge von J. Michael, Intikhäb-i
Ikhwän ussafa. Lond. 1830. 8.
8) Dukhnee Unwaree Soheilee, a Translation into the dukhun
tongue of the Persian Unwar-i Soheilee, by Muhamınad Ihraheem
Moonshee. Madras 1824, fol.
9) Muz Hubi Ishq or the Gooli Bukawulee, written in the
oordoo dialect by Moonshee Nihal Chund, a native of Dihlee and
afterwards revised by Meer Sher Ulee Ufsos, late head Moonshee
in the hind. dep. Form. publ. by J. B. Gilchrist, second ed. rer.
and corr. by T. Roebuck. Calc. 1816. 8. Ausg. in d. Blaͤtt. f. b. Lit.
d. Ausl. 1837. p. 257. 261. 267. 271. 274. 279. 282 8q.
‚10) Aventures de Kamrup publ. en Hind. p. Garcin de Tassy.
Paris 1835. B. Les avent. de 4 p. T. U. trad. de 'Hind. p. 6. de
Tassy. ib. 1834. 8.
11) Auszüge aus der Rekhta bei Price, Hindee and Hindoost. Sel.
Introd. p. 9 sq. Eine Italien. Ueberfegung des nicht von ihm herruͤhrenden
Mila pancıi in den Fundgruben des Drients. Bd. III. p. 308 my.
12) Auszüge aus dem Prithwi-räjä charitra in J. Tod, Annals
and antiquities of Rajasthan. Lond. 1828—32. II. 4. ©. Sacy im
Jonrn. de Sav. 1831. p. 7. 1832. p. 420 sq. Cine Weberfegung einer
Spice yarauß, The vow of Sangopta betitelt, im Asiatic Journal
13) Sat-Sal. Calcontta 1809. 8.
14) Rämäyana. Kidderpour (Khizarpür) 1828. Calcutta 1832. 4.
Der IV. Geſang überfeht bei Garc. de Tasıy. T. IHI. p. 215 sq.
15) A history of Boondelas, trausi. by W. R. Pogson. Calcuttäa
1228. 4, Eine Epifode daraus in W. Price, The Chhatru Prakash or
Biograph. account ot Chhatru Sal ib. 1829. 8.
16) Auszüge bei Gero. de Tassy. T. 1I. p. 1 sq, und Price, Hin-
dee and Hindoost. Sel, Calc. 1827. 4, T. 1. p. 184 sq.
17) Prem Sagır translated into Hmduvee by shree Lulloo.
Calc. 1810. 4. 1835. 1831. 4. (Xusy bei 6. de Tassy. T. il. p. 76 Bq)
Latäif-i-Hindi, publ. by Carm. Smyth. Lond. 1311. 8, (au unter dem
Tit. The new Cycliopedia Hindostanica. Calt. 1810. 8.)
1082 Zürfifhe Poefie.
18) Kooliyat Meer Tuquee, the poems of Meer Mohummud
“ Tugee in the oordoo or polisked langua e of Hindoostan. Calcatia
1811. 4. Ginige Gafelen von ihm überf. bei &. de Tassy T. II. p. %7.
sq. 532 sq.
19) Nasr-ı Benazir. Calcntta 1803. 4.
20) Sihr-ool-Buyan or Musnuwee of Meer Husun being a hi-
story of the prince Be Nuzeer, in hind. verse. Calcutta 1805. 1ol.
Ausz. a. f. Gulzar-i Iram b. G. de Tasay. T. Il. p. 483 sq.
21) The Barah-Masa, a poetical description of ihe year in
Hindoostan. Calcutta 1812. 8. Ausz. b. 6. de Tassy. T. II. p.473 sq.
„2) Sair-i Ischrat, jami ulhikäyät. Bombay 1838. 8. Xusz. bei
6arcin de Tassy. T. II. p. 589 sq.
23) Das Werk ift noch ungebrudt:
24) Intikhabi Kollyeti Refyi es Sauda, publ. by Moollah Mo-
hammad Islam and Moonshee Càum Aly Djevan. Calcatta 1810. 4.
4. (Eine Ausw. a. feinen Dichtungen.) Einige Satiren umd Gaſelen von ihm
überf. bei G. de Tassy. T. Il. p. 412 sq. 463 sq.
25) Oeuvres de Wal ubl. en hindoustani p. 6. de Tassy.
Paris 1897-38, Ir 4. Fr P J
$. 796.
Unter den übrigen orientalifden Völkern fpielen natürlich
die Türken feit dem Anfange diefer Periode auch die Haupt:
rolle, weshalb wir fie aud den übrigen vorangehen laſſen. In
bie dritte Periode ihrer Literatur (1481— 1566) fällt eine fehr
große Anzahl von Dichtern, unter denen wir bier nur einige
wenige hervorheben wollen. Diefe find Chiali, der Framd
Latifi's, Sururi Tſchelebi (+ 969 oder 1561) aus Ball.
poll, der berühmte Erklärer Perſiſcher Dichter, Ali Tſchelebi,
der Ueberſetzer des Calilah ve Dimnah (im Humajunnameh),
ber Idylliker Mefiht”) CH 918), einer aus ver großen
Türkiſchen Dicgterpleiade, der berühmte Weffir Lutfi Paſcha
(tr nah 961, nit fhon 950) und Latifi?) (+ 990 oder
1582), der zugleih eine Blumenlefe der vorzäglidften (188)
Dichter feiner Nation (bis 1550) hinterlaſſen hat, Den
Beſchluß machen ver ebenfo frudtbare als wahrhaft geboren
Didter Mohammed Ben Osman Ben Ali Natlafd
Lamii?) (+ 938 oder 1531), der Dichter der Roſe und
Nachtigall Fasli IL.*) (p 971 oder 1568), und Aus Sati')
(r 953 oder 1546), ein. ebenfo frucdhtbarer als ausgezeichneier
Lyriker. Als Curioſitaͤten erwähne Ih Bufuli’s‘) aus Bagdad
1 ’
Türkifche Poefie. 4083
(+ 970 ober 1562) berühmtes Bericht: „Oplat und Wein“
und die Türfifde Aloisia Sigea, Hikajati Deli Burader
(d. i. die Erzählungen des närrifhen Bruders) de Mohams
med Tfhelebi Shafali”) aus Bruffn (+ 941 oder 1534),
der darin ein Seitenſtuͤck zu der berüchtigten Arabiſchen fotas
diſchen Schrift Elfie und Schelfije lieferte. In der vierten
Periode (don 1566— 1640) haben wir Muftafa aus Bruffa,
genannt Dſchenani, der die Bärien des Parabiefed befang
und eine Sammlung von Schwänfen färleb, Ben Pir Alt
Ben Naſuh, genannt Newi Effenpt (+ 1598 oder 1007),
und den größten aller Türklihen lyriſchen Didier, Mola
Abdol Ball, auch Baki Effendt genannt, aus Conſtanti⸗
nopel (geb. 1526 oder 933, gef. 1599 oder 1008), deſſen
Divan allen übrigen feiner Randsleute vorgezogen wirb®), zu
nennen. Die fünfte Perlode der Türfifhen Poeſte von 1640
bis 1702 hat zwar eine Menge Dicter aufzuwelfen, allein
bedeutende find nicht darunter, fo daß der wahrhaft hervors
ragenden Geifter ſowohl aus vieler ald aus der vorhergehenden
eigentlih nur drei find, nämlih Newifade Attafi”) (V., geb. .
991 oder 1583, gefl. 1045 oder 1635), der nad dem Bei⸗
fpiele älterer Osmaniſcher, befonderd aber Perfiiher Dichter
einen fogenannten Fuͤnfer boppelgereimter Gedichte ſchrieb, Dmer
Effendi Nefit!%) (+ 1045 ober 1635), der größte Pane⸗
ayrifer und Satirifer der Türken, dem aber auch feine ſcharfe
Zunge den Tod brachte, und der Gloſſator von Bußiri's Borda,
der Ghaſelendichte Jahja Effendi‘!) (geb.969 oder 1561,
gef. 1055 oder 1644). Die beiden lebten Perioden der D6-
maniſchen Literatur endlich, d. b. die: Periode vom Karlowitzer
Frieden bis zu dem von Kainardſche und von da bis zu dem
von Adrianopel, if, wie in politiſcher Beziehung, durchaus aud
die des geifigen Verfalls. Aus diefer ganzen Zeit find nur
ber berühmte Veſſir Raghib Paſcha IIL.') (gef. 1176 oder
1763), genannt der Eultan der Dichter Rums, ein durch⸗
aus philoſophiſcher Dichter, und der Myſtiker Ghalibdede)
aus Conflantinopel (geb. 1171 oder 1757, geh. 1210 oder
1795) zu nennen, da mit diefem bie Domaniſche Poefle zum
nüdternen Ehronogramm herabfinft, was ſelbſt af 116")
1084 . Derfifche Doch.
(t 1225 ober 1810) beſchreibendes Cebit von den Weibem
Senanname und des Lyrikers Suleiman Nefheer’s') Divan
nicht verhindern fonnten. in moderner Verſuch, in Türkifter
Eprade ein Drama zu ſchreiben, hat von dieſer Ration nur
die Ausprudsweife angenommen’).
©. G d. Türki Bd. I. p. 297 b im
— BEE N ten De ar
2) Latifi ober biograpbifche Nachrichten von (102) Zürtifchen Dichtern,
über). v. Ghabert. Zürich 1
3) Die Verberrlihung ve Zidt Burſſa, eine Meibe Aürkiſder Sciät
von Lamy’y, Ins Deutfche Üüberf. v. A. Pfigmaier. Wien 1839. 8. &. Hammer
Bd. II. p. % sq.
4) Sül und Bülbül, d. i. Rofe und Rachtigal, von Yasli, ein romant.
—— Türkiſch herausg. u. Deutiä überf. 9. 3. v. Hammer. vᷣeſu u. Leipzig
5) ©. Sammer Bb. II. p. 240 sq. Sen Divan gedr. Gonftantinopel
1831 (1257). 8
6 ©. Hammer Bh. IL p. 293 q. Sein Divan gedr. Bulak 1839.
(1254). 8,
7), &. Hammer Bd. II. p. 198 sq.
gi 8) Bei bes größten Zürkifchen Lyrikers Divan, von S. v. Hemmer.
iu 1872
9) 6 Bommer Sp. III. p. 244 aq.
40) S. Hammer Bd. III. p. 234 3q.
11) S. Hammer Bd. III. p. 378 sq.
12) 8. Hammer ®b. IV. p. 177 2q.
13) ©. Hammer Bd. IV. p. 878 sq.
14) &. Hammer Bd. IV. p. 428 sg.
15) ©. Hammer Bd. IV. p. 535 sg.
16) Hadgi Bektache, ou la Creation des Janissaires, drame eu
langue turque, en frois actes par Chabert. Vienne 1810.
$. 797.
Hatte die Tuͤnkiſche Dichtkunſt zu Anfang biefer Periode
eine Art Aufſchwung genommen, ſo begann dagegen die Per⸗
ſiſche bereits zu finfen, und jene beiden großen Fürſten aus
den Dppnaftien der Sefl und der Babur, Shah Afbar umd
Shah Abbas, vermocten zwar den völligen Verfall derſelben
eine furze Zeit lang aufzuhalten, aber ihn gänzlid zu binden
waren fie nidt im Stande Darum find au nur wenige
Dichter bei Ihnen zu erwähnen. Ich made daher bios no®
auf Hatifi’), (Hr nad 1511), dern Shwrafehn des großen
Dſchami, der einen Bänfer, d. 6. eine Sammlung von fünf
—
Perſiſche Poeſie. 1085
Mesnewi oder doppelgeiligen gereimten Gedichten, hinterließ,
aufmerffam, unter denen feine Rachahmung von Niſami's Leila
und Medſchnun das gelungenfte il. Auch Hilali aus Aftras
bad (+ 936 oder 15209) mag bier erwähnt werden, weil er
in feinem Mesnewi, der Shah und Derwiſch, eine romantifche
Apologie der Männerliebe lieferte, welde das von und in einer
früheren Periode erwähnte, auf gleiche Tendenz hbinauslaufendg
Gedicht „Mine und Mufcteri* bei Weiten übertrifft. Endlich
müßlen noch der einzige philoſophiſche Didier Perſiens Saib,
der. berühmte Verfaſſer des Akbarnanch Vezir Abul-Zafı?),
befanntli der Ueberfeger des Fabelbuchs des Bidpai (Ayari
danish, d.h. Probeſſein der Wiſſenſchaft, von ihm betitelt), und
fein Bruder Feiſi, deſſen Divan neben friner merfwürdigen Sons
nencylus.Upologie (da6 Sonnenſtäubchen betitelt und aus 1001
Berfen beſtehend) faR nur Loblieder auf Albar enthält?), ges
nannt werden. In der Folgezeit ward nun aber die Poeſtie
gänzlich von der Epifolographle in den Hintergrund gedrängt,
und trogdem, daß bi6 auf den heutigen Tag am Berfifhen
Hofe die Stelle eines Hofdichters noch befieht, fo bat der
Poken allein doch noch feine dichteriſche Inſpiration verleihen
fönnen, wenigfiend haben wir feine Bewelfe davon, denn die
ungehenere Reimbronik von 33000 Difihen oder 66000
Keimen, worin der Hofdichter Feth All Shah‘) die erfien
Regierungsjahre feines gleibnamigen Bönners, des Feth Al
Shah (von 1797 bis 1809), der ihm fogar feinen Namen
verlieh, .felerte, feßt und nur durch den ungeheuerfien Servi⸗
Lismue ihres Berfaflere und ihre langweilige Gelehrſamkeit in Erftaus
nen, Weit beffer iſt des Mollah Firuz bin Kaoy°) Georgenameh.
Was jedoch für den dem Theater durchaus nicht holden
Drient (in der Türke liebt man zu Conftantinopel nur die
Ztalteniide Oper) dad Wunderbarfte if, es belebt am Per;
fifden Hofe ein Theater), auf weldem die dortigen Chans
und Begs Schaufpiele aufführen laſſen. Man giebt noch beute
Cſteis am 10, oder 12. des Monats: Moharrem) zu Teheran
Zufs und Tranerfpicle (Temacha — Poſſe, Teazieh — Trauer;
fpiel), die den Franzöfiſchen Farces und Mysteres des 1dten
Sadrhunderts fo Abnlid find, wie ein Ei dem andern, und wo
1086 Derfifche Poefie.
natuͤrlich auch, wie bei den alten Römern, der, welder das
Schauſpiel giebt, alle Koften trägt, fo daß der Eintritt völlig
unentgeldlih if. Außerdem giebt ed nod ein aus dem hoͤchſten
Alterthum herruͤhrendes Volks⸗Marionettentheater, Karageiiz
(d. i. das ſchwarze Auge) genannt, welches ebenfalls, wie das
Deutſche feinen Casperle, eine Art komiſchen Herod, Ketschel
Pehlevan (d. h. der kahle Held) genannt, beſitzt. Er gleicht dem
Stalienifhen Harlekin, unterſcheidet ſich aber weſentlich dadurch von
ihm, daß er gelehrte Bildung beſitzt und den Frömmler ſpielt.
In Bezug auf den Roman endlih iſt natürlih bei den
Perfern noch nichts vorhanden, obwohl die Wbenteuer des
Tuka⸗Turkomanen Körroglou’) eines Vollodichters und Raͤu⸗
ber aus der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderts, der fein
Hauptfig zwiſchen den Städten Khoi und Erzerum hatte, und
defien Improvifationen und Thaten, die in einzelne Zufammen-
Fünfte (Mejjliſe), welde den Homerifhen Rhapſodieen vollkom⸗
men Abnlid find, getheilt werden, von herumziehenden Sängern,
Auſchil's genannt, dem Volke vorgetragen werben. Allerdings
fünnen aud einige Ueberſetzungen aus dem Indiſchen bier in
Betracht kommen, wie 3. B. auf Befehl Sultan Afbar’s aufer
den Babeln Bidpai's auch das größte Indiſche Heldengebidt
Mahahharata von Rekibfhan‘), Mewlana Abdolkadir
und Scheih Sultan, fowie die berühmte Geſchichte von Nal
und Damajanti durch Feiſi“) ind Perfifche Übertragen wurben.
1) Deux odes mystigues compoaces par Seid Ahmed Hatif
d’Ispahan et trad. du persan par J. M. J. Paris 1828, 8. find nidt
von ihm.
2) Auszugsweife in ben Not. et Extr. d. Mss. T. X. p. 94 sq.
3) ©. Hammer, d. fehönen Redekünfte Perfiens. p. 400 sq.
4) Auszüge aus db. Schehinschahnahmeh von Hammer in d. Wiener
Jahrb. Bd. VI. Anz.Bl. p. 29 sq. (cf. Fundgr. db. Orients. Bb. VI. 9.
IV.) Bd. XI. AnzBl. p. 1 sq. Bd. XV, Anz. Bl. p. 32 aq. Bo. XVIII.
Anz. Bl. p. 39 sq. "
5) George nameh .... by Fyroos bin Kaos. Calcutta 1839. 111.
4. Contents ol the George nameh, composed in verses by the late
Moola Fyrooz bin Caoz, and to be printed under the patronage of
the right honorable the governour of Bombay by his nepheu and
successor Moola Rustem bin Kaikobad. Bombay 1836. 4.
6) S. Chodzko, Ueber das Perfifche Theater, im Mag, f. d Kiterat. des
Ausl 1844, DT. 103108, “ ’ , s
Armenifche Poeſie. 1087
7) Specimens of the popular poetry of Persia. As found in
the adventures and improvisations of Kurroglou, the Bandit-Min-
strel of Northern Persia; and in the songs of the people inhabiting
the shores of the Caspian Sea. Orally coll. and transl. by A.
Chodzko. Lond. 1842 8. Die Abenteuer und Gefänge Körroglou’s, des
Räubers und Dichters. Gin perfifcher Volksfroman. Aus bem türkifchsperfts
ſchen Original wörtlid in das Engliſche überf. v. Al. Chodzko, bdeutich von
D. 8. B. Wolff. Iena 1843. 12.
8) The last days of Krishna and the sons of Pandu, from the
concluding section of the Mahabharat, transl., from the Persian
version made by Nekkeib Khan, by D. Price, in d. Miscellaneous
translations froın Oriental Languages. Lond. 1831. T. TI. fol. 2K.
p- i— > “
9) Nal-o-Damun, a Tale, in Persian verse, originally transl.
from the Sanscrit work. By Mouloy Fayzee Feyaze& of Dehlee.
New coll. with the ihree manuscripts by Mouloy Tumeez-ood-
deen Arzanee. Calc. 1831. 4. .
$. 798.
Die Armeniſche Literatur if im 16ten Iahrhundert an
fh ſchon fehr arm, obwohl feit 1565 duch die Buchdrucker⸗
funk für fie gewirkt ward, wie konnte alfo für die Poeſie in
einer ſolchen troftiofen Verlaſſenheit "etwas zu erwarten fein?
Aber auch die folgenden Jahrhunderte bis auf ben heutigen
Tag waren durchaus nicht ergiebiger für die Dichtkunſt, denn
adgefehen davon, daß überhaupt durdaus nichts Ausgezeichnetes
geleitet ward, können wir im Ganzen nur drei Dichter nennen,
nämlih Rerfes von Mog mit dem Beinamen Bagbu, der
(1622) eine fehr fchöne Elegie auf die Eroberung Serufas
lemd durch Saladin und ein von feinem Schüler Stephanus
beendigte® Lobgebiht auf die H. Jungfrau dichtete, ferner den
Priefter Komidas (hingerichtet 1707 zu SKonflantinopel), den
die Apoflelgefhichte in Verſe brachte (Konftantinopel 1704. 8.),
und Chatſchadur Arhafel aus Erzerum (+ 1740), der
fein Eompendium der Mathematit und der Dogmatif verfificirte,
aber mit Recht jebt blos der Literaturgefhichte angehört.
$. 799.
Auch die Malaien haben eine Moeftet), die in vieler
Hinſicht, wenigſtens dem Inhalte nach, mit ber der Araber
1088 Poche der Malaien.
übereinfommt. Ihr Hauptelement beſteht in dem Phantafßiſchen,
darum gedeiht aud bei ihnen der Roman am Meißen, freilid
nicht in unferem Sinne, denn er iſt ſtets epiſch, ſei es num,
daß er in Profa oder daß er In Veiſe gekleidet iR. Rod heute
fplelen bekanntlich die Geſchichtenerzaͤhler oder Dalang’s bei Ihnen
eine gar große Role, und außer den fehr beliebten poetilden
Wetikaͤmpfen, bei denen man fi in improvifirten Kleinen Gedichten
(Gleieniſſen), Pantun’s?) genannt, ergeht und bis zur Anwendung
des beruͤchtigten Kris erhigt, giebt es Fein Genre der Poeſie,
weldes von dieſem Volle mehr gepflegt worden wäre. Wine
zu dem erſteren, alfo eplihsromantiihen Genre gehörige Be
arbeitung der Ramayana?), wahrſcheinlich nod vor der Gin
führung des Jolam im Indiſchen Archipel concipirt, aber ſeit
der Ginführung der Schreibkunſt burd die Araber er nieder
geſchrieben, Liegt nod vor. Auf Ceylon giebt ed zwar auf
eine zahlreiche poetiſche Literatur, allein fie IR, wie der größte
Theil der Volls⸗ und Heldenlicherpoche der Mongolen‘),
sein theologifber Natur; jedoch auf etwas Underes muß me
fenılih aufmerffum gemadt werden, nämtih daß der Liriprung
der alien Masfenfpiele, wie ſolche uns bisher blos das Bıle
Silbe Theater zu bieten ſchien, unbedingt dieſer Natien am
gehört, wie fi) aus ihrem alten Gedichte, Kolau Nattanaawa'),
vollſtaͤndig ergiebt.
1) S. Dulaurier, Memoires, lettres et rapports relatifs au cont
de langue maleye et javanaise. Paris 1813. 8. und Des menusr.
melays appart 4 la bibl. de la societ. asiat. de Londres im Joark.
Asiat. III. Serie T. X. 1840. Juillet. p. 53 sq. Jacquet, Biblioth.
malaye, im Journ. Asiat. 1832. Fevrier et Mars. ct. 1833. Jauvier.
Rp. 84 sq. _ -
2) Ueberfep. u. Nachahm. v. D. Föhrau, in f. Sängerjugend. Dresden
1847. 12. p. 167 sq.
3) Geschiedenis van Srt-Rama, bervand heroisch dichtstek
oorsprend. in het sanskrit van Valınic, en naar eene maleische
vertaling daarvan, in het maleisch mei arabisch Karakter, mils-
gaders , met eene voorrede en plaat uitgegeven van Roorda van
ysinga. Amst. 1843. 4. ©. Jeurn. Asiat. IV. Serie. T. VII. p. 45
sq. VIII. p. 482 sq: " .
4) ©. v. d. Gabelens, Zeitſchr. f. d. Kunde d. Morgenl. Bd. I p. 20
aq. Ueber biefe Liter. überh. f. Klaproth, V lettres sur la litt. Mand-
chou, in’ ben Mém. relat. à l!’Asie. Paris 1824—28. 8. T. 11l.
5) Yakkun Nattennawa and Kolan Nattannawa, Lingalese po 3
transl. by 3. Callawey. Lond. 1829. 8.
Ehinefifhe Poefie. 1089
8. 800,
Wir befchließen endlich unfere Skizze der modernen orien⸗
talifhen Literatur, da wir von Georgien oben ſchon Im Gefolge
von Rußland gefproden haben, mit China‘), einem Lande,
wo es eigentlih nad jenem großen Aufihwunge, den beffen
Dichtkunſt im Schi-King gmommen hatte, feine bedeutenden
Dichter mehr gegeben hat, denn Tusfu und Li⸗taulpe
aus dem Sten Jahrhundert n. Ehr.?) find uns, mit Ausnahme
des erfieren (feine Elegie auf den Tod einer Gattin und fein
Dorf Klang fiehen ale Anhang in Julien's Ueberſetzung des
Orph. de la Chine), nur dem Namen nad befannt, und die
Dichtungen "des Kalfers Kien Long’) find blos als Curio⸗
fitäten anzufehen. Sehr zahlreid iR ihre Romans Literatur *),
und abgefehen von der aͤcht chinefifchen einfältigen Breite derſelben
und ihrer gänzlichen Phantafielofigkeit, find Ihre Romane audy für
uns ale Sitten» und Denkartbilder höchſt intereſſant. Die zahle
reiche dramatifche Literatur der Chinefen endlich, die wir bie
ind 13te Jahrhundert unferer Zeitrechnung zurüdführen Fönnen ’)
und welde fa ohne Ausnahme auf hiſtoriſchem Boden fleht,
befriedigt unfern verwöhnten Gaumen indeß nod weit weniger,
denn abgefehen von der noch im Kindesalter fi befindenden
dramatifhen Handlung darin, iſt auch die Äußere Form im
Vergleich mit der unfrigen eine völlig heterogene, auch würden
wir uns an jenen gänzlihen Mangel des Zufammenhange, der
eben nur dur gewöhnliche Tableaur erhalten wird, nur Außerft
fhwer gewöhnen fünnen. Die neuere Zeit hat angefangen,
fremde Produfte, z. B. Aeſop's Fabeln, auf Chinefifchen Boden
zu verpflanzgen, allein wieviel Zelt dürfte vergehen, ehe bie Falten
Chineſen dafür Geſchmack bekommen werben‘)!
1) S. H. Kurz, Ueber die Chineſiſche Poeſie, vor ſ. Das Blumenblatt, eine
epiſche Dichtung der Chineſen, a. d. Driginal überſ. u. eine Chineſ. Novelle
aus Anhang. St. Gallen 1836. 8 Remusat in d. Nouv. Mel. Asiat, T.
. P. 335 sq. ,
2) ©. Äp. Remusat, Nouv. Mel. Asiat. T. Il. p. 174 sq. Four-
mont, Catal, nr. CLII.
3) The conquest of Miao-Tse, an imperiel poem hy Kienlung,
intitled a choral song of Harmony, for the first part of the Spring
by '8t. Weston, from the Chinese. Lond. 1810. 8. Eloge de la ville
de Moukden et de ses environs, po&me compos6 par Kien-Long
Vräße, Handduch d. Lite rärgeſchichte. IL
10 Chineſiſhe Poeß⸗
accompagne de notes comp. p. les éditeurs chinois et tartares, avec
une piece sur le th& par le m&me empereur, trad. en frangois par
Amiot et publ. p. de Guignes. Paris 1770. 8.
4) Han-Kiou or the pleasing history transl. from the Chinese
hy H. Percy. Lond. 1761. IV. 1:. Trad. en frangois p. Eidous.
Lyon 1766. IV. 12. (unt. d. Zit. L'union bien assortie. ib. 1828. IV.
12) The fertunate union, a remance transi. from the Chinese orig.
with notes aud illustrations, to which is added a chinese Ira edy,
by J. F. Davis. Lond. 18.9. II. 8. (um 1719 verfaßt.) Pe-che-Tsing-
ki. Blanche et Bleue om les deux couleuvres-ides, roman chinois,
trad. p. St. Julien. Paris 1834. 8. Ju-Kiao-Li ou les deux cousines,
roman chinois trad, p. Ab. Reınusat. Paris 1826. IV. 8 (In Kofi -
oder Die beiden Baſen, Deutſch, Stutig. 1827. IV.12. u. b. Schreiber, Damen⸗
bibtioth. Heidelb 1827 84.) Contes chinoistred. p. Davis, d’Entrecollrs elc.
et publ p. Ab. Remusat. Paris 1827. 111. 12. (Shinef. Erzählungen von
Ab. Remufat, Deutih v. &. W. Becker. &pzg. 1827. IN. 8.) Hos-Tsiaa:
Chinese Courtsbip in verse; to which is added an app. by Perring
Thoms. Lond. and Macao. 18_4. 8. Haukiu⸗tſchoan oder die gieichmoͤßige
Heirath, ein chineſ. Sittenroman, nad d. franz. Bearb. übertr. v. M. Beiſe.
Lpzꝗ. 1830. 8. Haoh Kjöh Iſchwen, d. t. die angenehme Geſchichte des Haoh
Kiöb, ein Chinef Rom. in 4 Bdn.; a. d. Chinef. ins Engl. u. aus dieſem
ins Deurfche überf. m. viel. Anm. u. d. Inhalt e. Ebinef. Schaufp e. ubh.
v. d. Dichtkunft db. Ghinefen v. &. Ep. v. Murr. Epag. 1766. 8 Hac-
Khieou Tchouan ou la Femme accomplie, roman ehinois trad. sur
le texte original p. Galliard d’Arcy. Paris 1842. 8. Wang Kran
Ewan Pih Neen Chan Han oder die blutige Rache einer jungen Frau. Obi
nefifhe Erzähl. nach der in Ganton 1539 erfchienenen engı. Ausg. v. Sloch,
überf. v. A. Wöttger. Epzg. 1646. 8. And. b. Brunet. T. V. nr. 17786. 89.
5) So La {unique confrontee, par une courtisane du XIII siede,
T'chang-kone-pin, in Baziu’s Theätre Chinois.
6) Tehao chi cou eli om le petit orphelin de la maisonde Tchao,
trag. chin. bei Du Halde Descr. de la Chine. T. III. p. 417-1.
Tchao-chi-kon-eul on l’Orphelin de la Chine, drame en pres et
en vers accomp. d. piöces hist. qui en ont foarni le sırjet, de (Il)
nouvelles et de (IV) po&sies chinoises, trad. du Chinois p. St. Ju-
lien. Paris 1834. 8. (bei Du Halde fehlen bie Bere.) Théatre Chinois
ou Choix de pieces de théatre compesdes sous les empereurs Mon-
gols trad. et prec. d’une introd. p. Bazin aſné. Paris 1838. 8. (4
tüd enth.) Les intrigues d’une soubrette, com. chin. trad. p. Baza
aind. Paris 1835. 8. (fl auch mr. 1 des Th. Chin.) Zeil-Naz-Be ou les
jeux en action. Drame hist. fantast. en V actes et trad. du Chinois
p.M.D.S. Paris 1838. 8. Hoei-lan-kion (histeire du cercle de crai)
drame en prose et en vers., trad. de Chin. et accomp. de not. P.
St. Julien. Londres 1832. 8. The Koong Tseu or the sorrows ol
Han. A chinese tragedy transl. from the orig. with notes and &
specimen of the chinese text hy Fr. Davis. Lond. 1829. 4. Han-
oumg-thsie ou les ohagrius dans le palais de Han. ei Daris
Anhang zur Fort. Union, u, Franz. bei Ktaproth im Jonmm. Asiat. H.
Ser. T. IV. p. 1 sq. Le pi-pa-ki ou F’histoire du Luth, drame chi
nois de Kao-tong-kia, reöpresente à Pekin avec les changes
de Mao-tseu, trad. sur le texte orig. p. Bazin atne. Paris 1841. 8.
&.Klaproth, Afat.Mag. 1. p.91sq.66sq. Davis,La Chine. TI p.121.38194
7, Esope’s Fables written in Chinese by the learned Mum-mooz-
ssen-Sbang and compiled in their present. form by his pupil Slohs.
Tanton 1840. 8. (eigentl. von Rob. Ehen).
—n 00 0 un
nunuun®
VBerbefferuugen uub Zufäke.
114 3. 6 v. u. lied: —*8 + 1847)
1590: 2s u s Tellez“ flatt „& Feuez“ ..
236 :18 su ⸗ geb. den 21. Rovbr.”, ftatt „den 20. Bebr."
%3 12 = 0. s „aus Soucy (1: 69—18 846)".
301 =10 = 0. s „de Klahaut F 1836)”.
308 = 10 s 0. = ,,'geb. 1800, geft. 1847)”.
59 = 6 s u ss „ben 17. Augu 1676 (f. 81. f. Lit. Unterhalt.
1847. p. 1091)" ftatt „zwiſchen 1673—83”,
612 Anmerl. 3. 6 v. o. les: „fe Gammtungegeit ftatt „„Abfaflungszeit”
d füge hinzu: „Urkundlich iſt als fein To⸗
* 1605 nachgewieſen v. Helbig in den
wu. f Bit, Unterh. 1847. ur. 328".
63 3.17 v. u. lies: „Mainlaͤndiſche“ ftatt „Mailändifce".
725 s 8 s u s „in Ungam (1772—1847).
786 ⸗ 2 ss 0. s "ber Rache der Blumen“ ſtatt „des Drakels
der Blumen“.
7%9 Anmerk. 1. 3. 3 lies: „Lorm“ ſtatt „Loren
816 3. 13 v. u. lied: „aus Berlin —S
818 s 3⸗ s = „SJeremias Gotthelf (psendon., eigentlich
Pfarrer Bitzius aus Bern)”.
824 = 23 s 0. s „aus Berlin rd flatt „aus Berlin
{176 7—1806
88 s 12 s u. s ,„(17%—1845) * (1796 - 1840).
Dreöden,
gedruckt bei Ernſt Blochmann und Sohn. .
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