Skip to main content

Full text of "Geschichte der Poesie Europas und der bedeutendsten aussereuropäischen Länder : vom Anfang des sechzehnten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit"

See other formats


Google 


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world’s books discoverable online. 

It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to {he past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover. 


Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 


Usage guidelines 
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 


public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 





‘We also ask that you: 


+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual 
personal, non-commercial purposes. 





and we request that you use these files for 


+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 


+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 


+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 






About Google Book Search 


Google’s mission is to organize the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web 
at google. com/] 














4E /£O, 





Geſſchichte 


der 
Poeſie Europas 
und 


der bedeutendſten außereuropäiſchen Länder 


vom 


Anfang des fechzehnten Kahrhunderts Bis 
auf die nenefte Zeit 


von 


Dr. Icham Georg CTheodor Gräße, 


Bibliothecar Er. Maj. des Königs von Sachſen und Infpector 
des Tönigl. Munzkabinets. 





Dresden und  Reipjig, 
Arnoldiſche Buchhandlung. 
1848. 











Vorwort. 


[U — — 


Indem ich hiermit endlich den dritten und vorletzten 
Band meines Handbuchs der Literaturgeſchichte dem 
Publikum vorlege, muß ich mich mit einigen Worten 
daruͤber ausſprechen, warum das Werk eine etwas groͤßere 
Ausdehnung erlangt hat, als man vorausſah. Der Herr 
Verleger meines größeren Lehrbuchs hegte den Wunſch, 
eine raiſomirende, kurz gefaßte Geſchichte der Literatur 
von mir verfaßt zu ſehen, die gewiſſermaßen ein Weg⸗ 
weifer durch die verfchiedenen Branchen derſelben fein 
ſollte. An mid. waren gleiche Aufforderungen von vers 
ſchiedenen Seiten des gelehrten und Tefenden Publikums 
ergangen, und fo beichloß ich denn, dem Wunſche meines 
Heren Verlegers nachzukommen und eine Gefchichte der 
Kiteratur zu fchreiben, die Das Bebeutenpfte, was in allen 
Perioden der Weltgefchichte für die Wiſſenſchaft gethan 
war, wie in- einem Rahmen dem Auge klar und faßlich 
vorführen, zugleich aber auch Das nothwendige bibliographiſche 
Material gedrängt und mit Beruͤckſichtigung der neueſten 
Forſchungen zufammengeftellt enthalten follte. Hatte ich 
nun von diefem Geſichtspunkte aus die alte und mittlere 
Zeit betrachtet, fo durfte natürlihd die neue Zeit auf 
feinen Fall ftiefmütterlidy behandelt werden. Die Dicht« 
tunft, als die meinem Syſtem nad) zuerft zu bearbeitende 
Partie ded Ganzen, ift nun aber in der Neuzeit fo reich 
. 9 und vollſtaͤndig angebaut worden, daß, wollte man 


vi | Vorwort. 


auch nur das Heivorragende erwähnen, immer noch die Aus: 
wahl fchwer blieb. Dazu kam, daß die neuere Forfchung . 
über fo Vieles Licht verbreitet hat, mas bisher noch 
dunfel war, daß ferner aber auch noch mandyer Theil 
der Europäifchen Poefie biöher noch in Deutfchland fo 
gut wie gar nicht gefannt war, wie denn befanntlich 
ſelbſt Bouterwek in feinem großen Werke die fEandinavifche 
Literatur ebenfo wenig berührt hat, als die flavifche. Daß 
im Allgemeinen aber die Bibliographie fehr im Argen 
lag, braucht von mir wohl nicht erft erwähnt zu werden, 
darauf aber muß ich hinweifen, daß gerade Die neueften 
Produkte der Preffe in den außerdeutfchen Rändern fchwer 
nachzuweiſen find, da Rußland, Polen ꝛc. befanntlid) feine 
orbentlihen Buchhändlerfataloge Tiefern, für Schweden 
und Dänemark erft neuerdings in biefer Beziehung Manches 
gerhan ift, Holland aber fi dh in feinem buchhaͤndleriſchen 
Verkehr ſo abſchließt, daß man nur mit der groͤßten 
Muͤhe und ſehr bedeutenden Koſten einzelne Notizen zu 
erlangen vermag. Ib habe mich nun fo fleißig als mögs 
lich beftrebt, auch in diefen bisher fo gut wie gar nicht 
berührten Partieen der allgemeinen Literaturgefchichte eine 
gewiſſe Konformität mit den früheren Bänden zu erzielen, 
und glaube ein bibliographifches Material zufammens 
gebracht zu haben, wie e8 bisher noch nie von jemandem 
in dieſer Geſammtuͤberſicht zu geben verſucht ward. Daß 
natuͤrlich auch jetzt noch Vieles fehlt, indem eine abſolute 
Vollſtaͤndigkeit uͤberhaupt in dieſem Genre nie zu erzielen 
iſt, verſteht ſich von ſelbſt, und ich bitte daher die Ge⸗ 
lehrten, welche den vorliegenden Band etwa zu beſprechen 
gedenken, auf die Schwierigkeiten, welche ſich mir auch 
bei dem beſten Willen und ſorgſamſtem Forſchen ent⸗ 
gegenſtellten, Ruͤckſi cht nehmen und von dieſem Stand⸗ 
punft aus mein Bud beurtheilen zu wollen. Pflicht der 
Dankbarkeit ift es, wenn ich hier öffentlich befenne, daß 
Herr Juſtizrath Dr Kind in Leipzig mich mit feinem 
Rath und feiner Gelehrſamkeit bei ber Neugriechiſchen 
Poeſie, Herr Dr. Beer hierſelbſt mit- Bemerlungen uͤber 


Borwort vn 


die neuere Juͤdiſche Dichtkunſt, und Herr von Gorecki 
allhier, der Neffe des gleichnamigen beruͤhmten Polniſchen 
Dichters, mit Notizen und Nachweiſungen uͤber die 
neuere Polniſche Poeſie unterſtuͤtzt haben. 
Welche Quellen mir im Allgemeinen gu Gebote 
ftanden ‚- ergiebt ſich theilmeife aus dem Gange meines 
Buches felbft, ich will jedoch als foldhe, die mir befons 
ders von Mugen gemefen find, bier genannt haben: für 
die SFranzöfifche Literatur: Lefranc, Histoire &l&mentaire 
de la litterature francaise, für die SStalienifche, Spanifche, 
Portugiefiihe, außer Bouterwek, Zirabofchi ꝛc., Die 
Histoire de la litterature du Midi de l’Europe von Les 
franc, für die Deutfche die Werke von Gervinus, Kobers 
ftein (die neuefte Ausgabe feines Buches konnte ich nicht 
benußen) und Hillebrand, für die Dänifche außer Nyerup 
beſonders den dieſe Literatur behandelnden Band der 
Ritteraturgefchichte von Eichhorn, für die Schwediſche das 
gleihe Werk und Lenftröm’s Geſchichte der Schwediſchen 
Poefie, für die Holländische van Kampen’s Arbeiten bei Eich⸗ 
horn a. a. O., für die Slavifche Kitteratur endlich, außer Schas 
farif’s befanntem Buche, befonderg die trefflichen Jahrbücher - 
von Jordan, von denen ich jedoch den zweiten Band 
nicht erhalten fonnte. Daß ich natärlih außerdem noch 
eine Menge Specialwerke benußte, die ich zum größten 
Theile in den Anmerkungen citirt habe, verfteht ſich 
von felbft. 

Was endlich den zweiten noch übrigen Theil der 
Geſchichte der neueren Literatur anlangt, alfo die eigents 
lichen Wiffenfchaften, fo werde ich mich darin natürlich 
£ürzer faflen koͤnnen, infofern ich hier einmal auf alls 
gemein befannterem Boden ftehe, mich alfo im Ganzen 
weniger auf Specialitäten einzulaffen brauche, dann aber 
auch mehr auf Hilfsbücher verweifen darf, die hier nur 
ausnahmsmweife anzuziehen waren. Ich werde übrigend 
hierbei fo verfahren, daß ich diejenigen Männer, durch 
weldhe in den verfchiedenen Willenfchaften wefentlicye 
Deränderungen oder Verbeſſerungen herbeigeführt wurden, 


vm Vorwort. 


an die Spitze der weniger bedeutenden, mit ihnen aber 
in einem generellen Zuſammenhange ſtehenden Gelehrten 
ſtelle, damit, wenn ſie in einzelne Gruppen geordnet ſind, 
die größtmögfichfte Ueberſicht erlangt werde. Ein genaues 
Sad: und Perfonentegifter wird das Ganze fäließen 
und fo hoffe ih denn, wenn nicht ganz ungünftige Um: 
ftände eintreten, den Schluß des Werkes binnen Jahres⸗ 
frift dem Publitum vorlegen zu koͤnnen. 


Dresben, im April 1848. 


Dr. Gräfe. 


Subalt. 


Vierte Periode. 


Die Literaturgefchichte der neuern und neueften Zeit. 


u 
539546. 


542. 
943. 


547—800. 
547—551. 


352, 


353 —563. 


553. 
554 —555. 
556. 
557. 
558, 
559 - 562. 
563. 
564573. 
364 


569. 
966. 
567. 
568. 573. 


%9 572. 
574-580. 


Einleitung . . 
Entftehung ber Univerftäten” 
Erfindung ver nuaprudertunf . 
Dichtkunſt 
Lateiniſche Poefle . 
Macaroniſche Poefie 

Italieniſche Poefte 


Epos. 


Lehrgedicht und Satire 
Babel und dirtengeigt 


Lyrik 


Novelle und Roman 
Dramatifche PBoefle . 


Volkspoefie 


Spaniſche Poeſie. 
Aelteſte Lyrik 


Epos. 


Mitterroman . . . 

. Gervanted und feine. Nachfolger . 

Lyrik und die anderen Dichtungearien 
der ſpaͤteren Zeit 

Oramatiſche Literatur 

Portugieſiſche Poeſie 


Seite. 

1—36 
. s-ll 
. 11-35 


. 37—1092 


. 37-63 
. 63—66 
66—123 
6673 
73—81 
81—86- 
86—99 
99—102 


. 102—}19 
. 119—123 
. 123—154 
. 123—127 
. 127—131 


131—134 


138—143. 153 


157 
. 143154 


. 158-177 


x 


668 - 674. 


Inhalt. 


Geite. 


SB: "608 Franzoͤſiſche Poeſte . 177—815 
581 —583. Poefle, Drama und Roman im  1öten 
Jahrhundert . 177—205 
584-589, Poeſie, Roman und Drama im 1Tten 
Jahrhundert 2000. 205-235 
590. Voltaire und Houffeau . . 235 — 242 
591 — 592. Dramarifche Poeſie im 18ten Jahrhund. 242 - 255 
593 —596. Die übrigen Dichtungsarten im 18ten 
Jahrhundert. 255 —261 
597 —598. Dramatiſche Poeſte von ver Revolution 
bis zum Jahre 1846 . 261—273 
599—603. Die übrigen Dichtungsarten wahrenb 
derſelben Zeit 273 —290 
604 - 606. Der Roman während dieſer Beit 291— 315 
606— 643. Englifche Pocfe . . 316—481 
606 — 609. Aeltefte Englifche Poefie und Theater 316—320 
612-617. Die verfihiedenen Dichtungsarten im 
Seitalter der Elifobet$ . . . 323 —335 
618. Der Roman zu diefer Zeit . . 335—339 
619 - 623. Das Drama zu biefer Zeit ($. 622. 
Shakſpere) 339—364 
624 - 627. Die verſchiedenen ODichtunge arten "sie 
zum Ende des 17ten Jahrhunderts 364—387 
628—631. Drama und Oper bis zum Ende des 
1Tten Sabrbundert® . . . 387 —401 
632. Die gelebrte Journaliſtik in dieſer Zeit 401— 403 
634— 641. Die verfchiedenen Dichtungdarten von 
1702 bis 1846 . . . . .  409—450 
642. Das Drama während diefer Seit . 450—459 
643. Der Roman während biefer Zeit 459—481 
610—611.633. Schottiſche Poefle .321—323. 403—409 
644. Die Porfie in den vereinigten Staaten von 
Norv-Ameila . . . . . 481—491 
635— 717. Die Deutſche Borfle . . 491—500 
:  645—649. Die Verſuche In ben einzelnen Fächern 
der Poefle, im Drama und Roman 
Ä | bie auf Luther. 491—500 
650-—662. Die verfchledenen Dichtungsarten im erften 
Jahrhundert der Reformationszeit 500-532 
663. Der Roman in diefer Zeit .. 6532—535 
664 — 665. Die dramarifche Literatur in dieſer Seit 535— 545 
666—667. Die deutichen Sprachgefellfchaften . 545— 549 
Die erſte Schleſiſche Sule . . „ . 549-579 





ss 
675. 
676. 


677—618. 


679. 
680. 


681—687. 


688. 


689—691. 


692. 


693 — 694. 
695 — 698. 
699 — 700, 


701. 


Deutſche Boefle, 


Inhalt. 


Die zweite Schleſiſche Schule 

Das Kirchenlied und die Gnomologieen 
in diefer Set . . . .. 

Das Schaͤfergedicht in dieſer Zeit 

Der Roman in dieſer Zeit. 

Dad Drama und die Oper in biefer Seit 

Die Uebergangs⸗Periode zu der Neger 
neration der Deutfchen Poefle, alfo 
das 2te Viertel des 18ten Jahrh. 

Die Dichterfchulen zu Leipzig, in der 
Schweiz, zu Bremen und Halle 

Klopflod und Leſſing . 

Die einzelnen Dichtungsarten während 
biefer Zeit. . . 

Das Deutfche Theater und der Roman 
zu diefer Set . 

Der Göttinger Dichterbund und feine 
Anhänger . . 

Die Königäberger Säule mit Hamann 
und Herder . 

Die gleichzeitigen, außerhalb biefer Säule 
fiebenden Dichte . . 

Die Sturm» und Drangperiove und die 
Erotilr . 

Chile > en 

Bsche . . 

Bleichzeitige zu feiner beflimmten Säule 
gebörige Dichter . . . 

Das Deutfche Theater während dieſer Belt 

Der Deutſche Roman in diefer Zeit 

a  aueund ihre Anhänger 

Das junge Deutfchland . 

Die neuefte Deutfche Pocfle . . 

Das Deutiche Theater der Ießtzeit 

Der Deutfche Roman ver Ieptzeit . 


‘ 


718733. Die Holländifhe Borfe -. . . . . 


123. 
1730, 


Die Blämifhe. Pofe . . . . . 
Die Briefifche Bocfe -. - . 0 


734-743. Die Schwediſche Vote . . .. 
-744— 762. Die Dänifche Poefle . re 


1763. 


Die Neugriechifche Poefi⸗ 
764. 789. Die Serbiſche Porfe . . . 


Die Pegnitſchafer . - 


xI 


Seite. 
579— 581 
582 —585 


585 597 
597-599 
599 -6i1 
611—629 
630—644 


645— 660 
660 — 667 


667—679 
679—688 
688-696 
696— 598 
698— 703 
703 —708 
708-712 
712—720 
720-731 
131—736 


136—750 
150—771 


71-779 . 


779—800 
800 — 812 
812 - 831 
831— 893 
856— 859 
881— 883 
893 — 932 
933— 981 
981—987 


"987988. 1056-1057 











ıH 


Vorwort. 


Die Auffifche Poeſte 


774- 782. 


. 188. 


184— 785. 
186, 
187. 
188, 
190. 
191. 
192. 
793. 
194. 
195. 
796. 
197. 
798. 
199. 
800. 





Die Boͤhmiſche Boefle 
Die Polniſche Poefle . . 
Die Windiſch⸗Sloweniſche Porfle 


Die Dalmatinifcy-Ragufanifche Forhe 


Die Bulgariſche Pocfle . 
Die Slawoniſche Boefle . 


"Die Slowakiſche Vorfle . 


Die Moldau: Walachiiche Poefie 
Die Tſcherkeſſiſche Poeſie 
Die Georgiſche Poeſie 
Die Ungariſche Poeſie 
Die Iüpifche Poefie . 
Die Hindoſtaniſche Poeſie 
Die Takiſche Poeſie 
Die Perfifche Poeſte 
Die Armeniſche Poeſte 
Die Malaiiſche Poeſte 
Die Chineſiſche Poeſie 


Seite. 

988—1012 
1013—1019 
1020 —1048 
1048—1049 
1049—1053 
1053—1054 
1054 

1055 

1057 —1059 
1059— 1060 
1060— 1061 
1061— 1072 
1072—1077 


- 10781082 


1082—1084 
1084 — 1037 

1087 
1087 —1088 
1089—1090 





Vierte Periode 
Die Kiteraturgefchichte der neueren und neueften Zeit. 


$. 539, 


Masten wir die drei erfien Perioden der literaͤriſchen Culturge⸗ 
ſchichte durchwandelt haben, kommen wir jet zu der lebten, der ums 
fangreichken, intereſſanteſten und beveutendfien von allen, zu 
der der neueren und neueſten Zeit, zu der des freien Selbf. 
bewußtſeyns und der mit dieſem verbundenen Gmancipation 
des Geiſtes aus den Banden des Borurtheild, des Aber» 
glaubend und der rohen Körperkraft. Denn obgleih noch nicht 
alle Nationen jenes große Ziel des Menſchen, die wahre geiflige 
Freiheit, errungen haben, fo fann doch nad der Analogie des 
geiſtigen Fortſchritts nicht geleugnet werden, daß die Zukunft auch 
für paffive Völker, wie 3. B. die Slaven, in ihrem Schooße 
Mandyed bergen mag, was jene große Hoffnung, d. b. das Er⸗ 
wachen aus ihrer geiſtigen Leihargie, vorbereiten und herbeiführ 
ren dürfte. Aus vdemfelben Grunde muß nun aber aud die 
Gefchihte der neueren Literatur bei den verfchienenen Völkern 
diefer Periode fi als eine dur und durch verfhiedene zeigen, ' 
indem bei rinigen, wie 3. B. in Stalin, wo gerade das Mittel 
alter in den einzelnen kleinen Staaten viele Spuren des nicht 
ausgeftorbenen freien Römerfinned auch uns in den Werfen fel- 
ner Schriftſteller zeigt, zwar die Quantität, aber nicht Die Qua⸗ 
lität feiner Schriftfteller zugenommen bat, in andern dagegen, 
‚wie z. B. in Dänemart, Schweden ıc. erſt nad der Reforma- 


tion eine Literatur der Nation möglih warb, als durch fie 
Gräde, Handduch d. Piterärgefchichte, BEI, 1 


2 Einleitung. 


auch Verdummung und gneifige Knechtſchaft verfhwanden, in noch 
andern endlich, wie 3. B. In Deutfchland jened goldene Zeital« 
ter feiner Poeſie, wie es unter feinen echtdeutſchen, aufgeflärten 
Herrſchern, den Hohenftaufen leider nur eine zu kurze Zeit und 
freilich auch nur in bevorzugten Ständen angebrochen war, erfl 
eigentlich mit dem Ende des vorigen und Anfange diefes Jahr⸗ 
hunderts zurüdfehrte, nachdem die Fackel verheerender Religions» 
und Eroberungsfriege es fa verlöfcht und das duͤſtere Gewebe 
theologifcher Hirngefpinfte fogar die Erinnerung einer ſchoͤnen 
Vergangenheit völlig verhüllt zu halten ſchien. Anderen Völkern 
endlich, wie zuerſt ven Engländern, dann aber. au den Franzoſen, 
hatte das Schickſal die fhöne Beſtimmung zugetheilt, daß fie, 
wie Deutfhland ihnen zuerſt den Weg aus den düflern Gruͤn⸗ 
den finfterer Geiſtesknechtſchaft gezeigt hatte, diefem wieder freis 
Ich nicht immer ohne entflellende Bleden ein Bild von poli⸗ 
tifcher Freiheit und Menſchenwuͤrde aufrollten, das begeiftert 
aufgefaßt und von allen Scladen gereinigt, unferem Vater. 
lande das Bewußtſeyn feiner politiſchen Bedeutſamkeit und Stärfe 
gegeben und feinen Bürgern das Ziel gefledt hat, welches bie Idee 
des großen Reformators von geifliger und Förperlicher Breihelt 
nad mehr als 300 Jahren erſt verwirklichen fann. 


$. 540. 


Aus dem eben Gefdgten wird nun aber hervorgehen, wo⸗ 
durch fi vorzüglich die Neuzelt vor dem Mittelalter auszeich⸗ 
net, das eben nur burd feine romantifche Nitterlichleit und fein 
ſtrenges Halten am einmal angenommenen Dogma, wenn man 
jene als Euphemismus für rohe Kraft und dieſes für Fa⸗ 
natismus und geiftlihen Despotismus brauden will. Beides 
fuchen wir freilich in diefer Periode vergebens, allein dafür fängt 
in den erften Jahrhunderten berfelben bereits die Exitif an, die 
Theologie und Geſchichte von unädten Elementen zu fäubern, 
wenn auch der neueflen Zeit erfi die Vollendung dieſes großen 
Unternehmens vorbehalten blieb; das Wiederaufleben der huma⸗ 
niſtiſchen Studien bahnte dazu den Weg, die Spraden und 
Schriften deu orientalifhen Bölfer hörten auf als ketzeriſch mit 
dem Giegel des Anathems verfhloffen zu bleiben, eine ber Ver⸗ 


Einleitung. 3 


nunft angemeflene Philoſophie verbrängte die myſtiſchen Traͤu⸗ 
mereien des Mittelalter und baute ihre Lehrfäge zwar ellektiſch 
auf die alten Philoſophenſchulen auf, folgte ihnen aber nicht 
felavifch, fondern bildete fih ihre eigenen rationellen Syfleme; 
die Arzneikunſt, unterflügt durch immer genauere anatomiſche Ins 
terfischungen, verließ zwar ihre alte Methode von ellenlangen Res 
cepten nur allmälig und ward in ihren Zortfchritten noch durch 
manche abflracte Speculationen aufgehalten, allein aud fie bat 
die Neuzeit dur Vereinfachung der Mittel und mit Hilfe ber 
Chemie in kurzer Zeit fo umgeflaltet, daß fie kaum wiederzuerken⸗ 
nen iſtz die Naturwiſſenſchaften mußten fih, wie jede großartige 
Idee, erſt lange mit Aberglauben und PBebanterie herumfireiten, 
allein aud fie haben ſich in neuefler Zeit fo burchgefämpft, daß 
die In ihnen gemachten Entdedungen und Erfindimgen fi ges 
genwärtig um die Wette überflügeln, und fie mit Recht im Ges 
genfage zum todten Buchftaben zu dem wichtigſten Studium 
des fochalen Lebens umfäufen; und bie Surlöprudenz endlich, 
nachdem fie lange genug den Drud des verfnöderten, eifernen 
Haltend am Buchſtaben bes Eoder ertragen, hat doch wenigſtens 
in einem nit ganz Heinen Thelle Europas die ſieben Siegel 
des geheimen Gerichts gefprengt und durch die freie öffentliche 
Mebe die Beredtſamkeit, jene in den Freiftaaten des Alterthums 
fo hockgehaltene Kunft, die bisher leider kaum auf der Kanzel 
und in den Schulen geduldet warb, wieder zu Ehren gebradit. 
Sa, was die andern fhönen Wiſſenſchaften anlangt, fo hat zwar 
die Poeſte in nenefter Zeit fi von dem Idealen mehr und mehr 
entfernt und angeblich dadurch an Tiefe der Empfindung und 
Erhabenheit verloren, allein dafür bat fie das Leben ſelbſt er 
faßt und fo ihre große Aufgabe, ihre Ideen und Phantafleen 
fo naturgemäß als möglid darzuſtellen, der Löfung näher 
gebracht, gleih der Malerei, die mit Recht ebenfalls gegenwärtig 
die Zuftände der leidenden Menſchheit mit fcharfem Pinſel um- 
ferem Auge darzuftellen verſucht, ftatt ihm nur Züge aus dem Leben 
und Treiben vergangener Zeit ober gar Gemälde traurigen Wahn» 
glaubens vorzuführen. Mit einem Worte, diefe Periode tfl 
das Zeitalter der Wiederherfiellung und Vervoll— 
kommnung fittliher und geiftiger Eultur. 
1 


4 Einfeitung. 


$. 541, 

Fragt man nun nad) den einzelnen Urſachen, die eine fo 
günflige Veränderung herbeiführten, fo wird es, abgeſehen 
von der Reformation, die auch über Deutſchland hinaus Früchte 
trug, nicht unpaſſend feyn, vornchmlih einige Fuͤrſten anzuführen, 
die es fi weientlih angelegen fein ließen, hierbei mitzuwirken, 
Diefe waren unter den Deutfchen Kaiſern vor allen Marimilian I., 
Ferdinand J., Maximilian II., Rudolph II., Berdinand ILL,, 
Leopold J., Karl VI., Franz i, Joſeph 11., Leopold 11. und 
Franz I, in Preußen die Könige Friebrid I. und 11. und 
Friedrich Wilhelm III., in Sadfen die Churfürften Friedrich der 
Weiſe, Johann der Standhafte, Johann Friedrich (fat mit ſei⸗ 
nen gangen Nachkommen In den Herzog. Säaͤchſ. Ländern), Mos 
rip und Auguf von Sachen, die Könige Auguf der Starfe 
und Friedrich Auguft der Gerechte, die Churfürflen von Mainz 
Emmerih Joſeph und Friedrich Karl, die Churfürſten von ber 
Pfalz Friedrich IT. und Karl Theodor, einige 'Fleinere Yürften 
gar nicht zu erwähnen. In Schweden zeigten große Achtung 
vor den Wiffenfchaften Ouſtav J., Ouſtav (II) Adolph, Chris 
ine, Friedrich, Adolph Briedrih und Guſtav III., fowie in Daͤ⸗ 
nemarf die Könige Friedrich I1., Chriflian IV., Friedrich BIT, 
Chriſtian V. und VI. und Friedrich V. Bür Englands litera⸗ 
riſches Gedeihen bewiefen vorzüglih Thätigkeit Heinrich VIII., Elifa- 
beih, Jacob J., Karl II., Wilhelm III., Georg 37. III. und IV. 
und Wilhelm IV. Was den Eüden anlangt, fo haben wir 
unter den Päpften befonderd hervorzuheben Leo X., Gregor XIII., 
Sirtus V., Urban VIII., Benedict XIV., Clemens XIV. Pius VI. 
und Gregor XVI., in Spanien ben befannten Kardinal Franz Eimenes 
de Elöneros, Die Könige Philipp V., Ferdinand VI. und Karl LIE, 
in Portugal den König Iohann V. und für Joſeph Emanuel 
feinen befannten Miniſter Pombal, in Frankreich die Könige Franz I. 
und Heinrih IV., den Kardinal Richelieu, Ludwig XIV., XV. 
und XVI., Napoleon und Ludwig XVII. Unter den Beherr. 
ſchern Slaviſcher Länder find die Polenfönige Stephan Bathort, 
Johann Kafimir, Johann Sobiedfi, Auguſt II. und III. von 
Sachſen und Stanisfaus Auguf, in Rußland Peter der Große, 
Eliſabeth und Katharina II., fowie Wlerander 1. zu erwähnen, 


Einleitung. Univerſitaͤten. 5 


$. 542. 


Da die Zahl der einzelnen Männer, die ib um Wieder 
berfiellung der literariſchen Cultur in den verſchiedenen  europäls 
ſchen Rändern verdient machten, fo bedeutend il, daß, um nur einis 
germaßen eine gerechte Bolfändigfelt und Beruͤckſichtigung ders 
‚felben durchzuführen, die Schranken diefes Bandes viel zu weit 
ausgedehnt werden müßten, fo gehe ich fogleib zu anderen Um⸗ 
fländen fort, welche weſentlich zu dem erwähnten geiftigen Fort» 
ſchritte beigetragen haben, und es werden fih im Allgemeinen 
noch folgende angeben laſſen: 

1) die Anlegung von ordenilihen gelehrtn Schulen, Real⸗ 
ſchulen und Ritteracademiern, fowie überhaupt aller techni⸗ 
fen Bildungsanfatten, 

2) die weitere Fortſetzung der bereitd im Mittelalter begon« 
nenn Errichtung von Univerſitaͤten!). 

3) die Anlegung von Academieen und gelehrten Geſellſchaften?), 

4) das Entflehen der politiſchen und gelehrten Sournalifif?), 

5) die Erfindung der Buchdruderfunft und die damit in 
Verbindung fichende Allgemeinmahung des gelehrten Ma- 
tertald durch den Buchhandel. 


1) I. italien. Salcrno 1075. Bologna zuerfiprivit. 1158 ſ. G. G˖ 
zeuffel Revtimürbigt d. Bononifchen Schule. Helmft. 1749. 8. Savigny Geld. d- 
Röm. R. im M. &. Bd. III. p. 159-272. X. 8. G. 11. 3. p. 956 5q. 
Padua f. 1222, aber erſt 1228 privilegirt, ſ. N. Comneni Papadopoli 
Hist. gymnasii Patavini. YVenet. 1726. IT. fol. J. Facciolati, De 
Emo. Pater, synt. XII. Patav. 1752. 8. u. Fasti Bm®; Pat. ib, 
1757. III. 4. Fr. M. Colle, Storia dello studio di Padova. ib. 18%4— 
25. IY. 4. Gavigny Bd. III. p. 273—301.; Pifa f. 1127—1213 Rechtes 
chule, aber erft |. 1339 wirkliche Univerfität ſ. n. Fabroni, Historia acad. 

isanae. Pisis 1791—95. II. 4. Flam. dal Borgo, Diss. sull’ orig. 
della univ. di Pisa. ib. 1765. 4. Savigny WBb. III. p. 301 sq.; 
Arezzo f. 1215 Rechtsſchule, aber f. 1356 Univ. ſ. Savigny Bd. III. 

. 312 sq.; Ferrara f.1391 (12417, f. Borsetti, Historia Ferr. gymn. 
'err. 1735. II. 4. (Dageg.J. Guarini [b. h. H. Barndaldi] Ferr. Gymn. 
hist. supp. Bouon. 1740. 4, u. gegen diefen Borsetti, Advers. suppl. 
etc. defensio. Venet. 1742. 4.) Savigny Bd. III. p. 316 39.; Rom ſ. 
1301 u. erneuert f. 1431 (archigymnasinam Romanum, Sapienza), f. 3. 
Carafs, De Eymnasio Rom. et de ejus profess. ab u. c. usque ad 
h. temp. L. II Rom. 1751. II. 4. F. M. Renazzi, Storia dell’ univ. 
degli studi. Rom. 1803—6. IV. 4. Gavigny 3. II. 2 316 8q.; Rea⸗ 
gel ſ. 1224 f. C.Origlia, Istoriad.studio diNapoli. Nap. 1753-54. II. 

: Gavigny Bd. HI.,p. 322 sg. u. Zeitſchr. f. geſch. R. W. Sp. VI. p, 
23 sq.; Perugia f. 1276 Rechtöfchule, Univerfität f. 1307. f. 3. Bini. 
Mem hist. della Perug. universita. Perug. 1816. I. 4. Gavigny WB». 


6 Einleitung. Univerfitäten. 


III. p. 330 sq. ; Pavia f. 1361. cf Gatti, Gyınn. Ticin. hist et vind. 
a sec. V ad fin. XV. Mediol. 1704. 1709. 8. Savigny Bd. IM. p. 
335 sq.; Siena f. 1320; Parma f. 1412. f Alfo, Meinor vor f.Scritt. 
Parmig. T. I ; Turin f. 1405. f. Giorn de’ Lett. T. XXXV. p. 262 
sd. Savigny Bd. II. p. 336 sq.5 Florenz, angebl. f. 1348, beftimmt f. 
1438. f. Notit. liter. de vir. ill. acad. Florent. Flor. 1700. 4.; Ve⸗ 
eona angebl. f. 1339 oder 1460, wohl 'mehr Schule; Gatania auf Gi: 
cilien 1444; Macerata eigentl. ſchon 1290, ern. 1540; Meffina 158; 
Mailand f. 1565. f. J. B Silvatici Coll. Mediol. med. or. antiq. 
necess, etc. ib. 1607. 4.; Mantua 1625; Urbino 1671. > 
3. In Frankreich: Paris f. 1209. cf. Caes. Egass. Bulaei Hi- 
storia univers. Paris. Paris, 1665—73 VI. fol. Crevier, Hist. de l'u- 
niv. de Paris jusqu’en 1600. Paris 1761. VII. 12. (nur Ausz. d. vor.) 
E. Dubarle, Hist. de l’univ. dep. s. orig. jusqu’ä nos jours. Paris 
1829. II. 8.; Rheims 1145? eigentl, erft 15475 Bourges ang, 1204, 
beft. f. 1469. cf. Annal. acad. de Bourges. Bourges 1684. 4.; Zous 
loufe f. 1223. ſ. J. J. Percin, Tr. hist. de acad. Tolos., hint. f. 
Monum. conv. Tolos. ib. 1693 fol. Savigny Bd. III. p. 406 sq.; 
Montpellier ang. 1180 oder 1220, priv. 1289. beft.. ſ. 1537. f. Ch. 
d’Egrefeuille, Hist. eccl. de la ville de M. Montp. ib. 1739. fol. 
p. 339-403. J. Astruc, Mem. pour serv. & !’hist. de la fac. de 
outp. rev. et publ. p. Lorry. Paris 1764. 4.; DOrlean 8, ang. 1234, 
priv. 1305. f. Symph. Guyon, Hist. de l’univ. d’Orl. b. f. Hist. de 
l’egl. et de la ville d’Orl. ib. 1650. fol. Angers (1229 ?) 1364. 
f. (Raugeard) Privil. de P’nniv. d’Angers. Diss. s. 8. anciennelt. 
Angers 1736. 4.; Orange 1365.; Grenoble 1339, kam 1454 nad 
Valence f. St. Prix, Hist. de l’univ. de Grenoble. Paris 1820. 8; 
Döle 1422, Bam 1676 nad Befancon, cf. N. A. Labbey de Billy, 
Hist. de l’univ. du C. deBourgogue. Besanc. 1819. II. 4.; Poitiers 
fe 1431, cf. J.Filleau, Traite fe Funir. de Poitiers. ä Poit. 1644. fol; 
Cahors durch Papft Johann XXII.; Caen f. 1436; Nantes f. 1460, 
Bordeaur f. 1472; Pau f. 17225 Nancy f. 1769, nachdem biefelbt 
Univerfität mit den aoei Facultäten der Juriſten (f. 1568) und Mediciner 
ef 1592) zu Pont à Mouffon beftanden hatte. Alle dieſe Univerfitäten 
nd feit 1790 aufgehoben und daraus höhere Specialfchulen und Facultaͤten 
geworden, fo daß nur die Univerfitäten von Paris und Straßburg eigent: 
lih ‚dem Bilde der Deutfchen Unterrichtsanftalten biefes Namens nähe 
tommen, nicht aber die zu Montauban von Napoleon err. Proteft. Theol, 
Spet. ©. (fe Venedey, Reife ins füdl. Franke. Frkft. a. M. 1846. II. 
p. 10 2q. . 
MI. Niederlande. Löwen (Louvain) f. 1424, f. N. Vernulaei, 
Acad. Lovan. L. III. Lovan. 1627. 4. de Reiffenberg, Mem. s. les 
deux prem. sitcles de l’acad. de Louvain. Bruxell. 1829. 8; 
Douay f. 1564.; Ley den (reform.) f. 1575. cf. J. Meursii Athenae 
Batavae. Lugd. 1625. 1633. 4. J. G. deWater, Narr. de rebus acad. 
Lugd. Bat. saec. XVIII. prosp. et adversis. Lugd. 1802. 4. Annales 
acad. Lugd. Bat. 1817 sq. 4. Biegenbeck, Geschiedenis der Leidsche 
Hooge school. Leid. 18%. 8.; $raneder (ref.) f. 1585 (Athenaeum 
f. 1816.) cf. B. L. Vrimoet, Athenae Frisiacae L. Il. Leuw. 175. 
4.; Harderwyr f. 1600 (ern. 1647 u. 1692. Athenaeum f. 1816) ef- 
J. Schrassert, Hardervicum antiguum ofte Beschryvinge der Stedt 
Harderwyk (ib. 1730.11.4.) P. 1. p- 94 sq.; Sröningen (ref) f. 1614. 
cl, Efligies et vitae profess. acad. ©ron. et (U. Emmii) natales ac. 
erectae in urbe. Gron. 1654. fol.; Utrecht f. 1636 (ref) ch. 8. ©: 
Burmann, Trajectum eruditum. Utr. 1738. 4. Annal. acad. Tre). 
Ultraj. 1817. sq. 4.; Lüttich und Gent, geft. 1806. Brüffel 183 





Einleitung. Univerfitäten. 7 


1V. Denutichlaud. Prag f. 1348. cf. Ab. Voigt, Verf. e. Oeſch. d. 
Univ. zu Prog. Prag 1776. 8. B. Balbini Bobem. doctae P. I. ib. 1776, 
8. Voigt in d. Böhm. Prov. Gef. Abb, Bd. II. p. 287 sq. Millauer in 
Abh. d. Böhm. Gef. d. Wiſſ. Bd. VII. H. II. Held im Boͤhm. Muf. Mon. 
111. 2. p. 57 sg. Schnabel, ebd. HI. p. 425. aq. u. im Jahrb. d. Böhm. 
Muf. Bd. I. p. 323 2q. u. Mon, Schr. d. Böhm. Muf. I. Juli p. 17 aq- 
Aug. p. 17 sq.; Wien f. (1235—7?) 1365, verfch. davon iſt d. 1821 bal. 
err. evangel. theol, Epecialfchule. cf. Lambec. De bibl, Vindob. L. II. 
p- 79—239. (p. 5. 117 2q. ed. II. u. Kollar. Anal. T. I. p. 42 8q.) 
A. Steyrer, Comm. pro hist. Alberti II. duc. Austr. Lips. 1725. fol. 
p- 409-487. J. Reichenau, Consp. hist. univ. Vienn. ab in. e). con- 
tin. 8. Mitterdorfer. Vienn. 1722—25. 11. 8.; Heidelberg f. 1346 
(1386) f. Fr. Junii Heidelberg. academ. Heid. 1583. 4. Kremer in d. 
Acta Theod. Palat. acad. T. I. p. 373—427. J. Schwab, — 
saec. syllab. rector. Heidelb. 1786—90. II. 4. 3. P. Wundt, Beitr. zu 
d. Geſch. d. Heidelb. Univerf. Mannh. 1786. 8.; Göln f. 1388 cf. Fr. 
3%. v. Bianto, Geld. d. Univerf. Coͤln. Söln 1833. 8.5; Erfurt f. 1392. 
cf. J. Rehnteld, Lib. troph. Herm. Hippocr. Erf. 1631. 4. p. 185° — 
226. 3. Cph. Motschmann, Erfordia literata. Brf. 1729. VI. 8. u. 
Gel. Erfurt. ebd. 1736. 8.; Keürgburg f. (1282) 1400—3. cf. Chr. Bir 
nide, Grdr. e. Gef. dv. d. Univ. Würzburg. Würzb. 1782—88. II. 4. J. 
K. Soldmayr, Beitr. z. e. Geſch. d. kath. Univ. zu Würzb. ebd. 1817—1B. 
IN. 8. Gropius, Script. Virceb. Freft. 1745. fol. T.1. p. 52 sq. T. II. 
p- 184 2q. Froͤhlich im Untermainkr. Archiv. 3b. VI. 2 p. I15 aq. Eulm 
1387 (nit wirkt. Univ.) |. Paffow, Beitr, z. Geld. d. Beutie, Univ, im 
14ten Ihdt. Berl. 1836. 8. p. 12 ng. eeipsig fe 1409 cf. (Köhler) 
Bragm. e. Geſch. d. Stadt u. Univ. Reipzig. ebd. 1787. 8 3. D. Schul⸗ 
ze'ns Abr. e. Geſch. d. Leipz. Univ. im Laufe d. 18. Ihdts. ebd. 1802. 8. 
(Nachtr. ebd. 1810. 8.) H. G. Kreußler, Geſch. d Univ. Leipzig. ebd. 
1810. 4. Gretſchel, Geſch. d. Univ. Lpzg. Dresd. 1830. 12.; —A ſ. 
1419. cf. de Weatphalen, Monum. German. T. III. p. 1005. 1307 sq. 
1419 5q. f. Chr. Eſchenbach, Annal. d. Roſt. Acad. Roft.1790— 1807. XIII. 8; 
Greifswalde f. 1456 cf. Koch, Geſch. d. Preuß. Univerfit. Berl. 1839. 8. 
Bd. I. p. 342 44.; Kreiburg im Breisgau (academia Albertina) f. 
1457 —60. cf. J A. Riegger, Or. de orig. et instit, acad. Friburg. 
Frib, 1772. 4. u, in f. Opusc. ib. 1773. 8. nr. XIII, 9. Schreiber, Geſch. 
u. Beichr. v. Zreib. ebd. 1825. 8.; Trier f. 1472, cf. J. Melbaeus, 
Sylva acad. s. de antig. urbis et acad. Trevir. Trev. 1657. 8. ; 
Ingolſtadt f. 1472 (1410?) cf. V Rotmari Annal. Ingolst. acad. 

. 1580. 4. absolv. J. Eugerdus. ib. 1581. 4. emend. aux. cont. 3. 
N. Mederer ib.1782. 4.; Baſel f. 1360, wiederh. 1818 u..1837. cf. 3. W. 
Herzog) Aihenae Rauricae. Rasil. 1778. 8 M. Lug, Gefh. d. Univ. 
Bafel. Aarau 1826. 8.; Wainz f. 1477 (1482). wieberherg. 1784. ch, de 
Horix, Catal. prael. in a. 1788. Mogunt. 4. F. A. Dürrii Hist. univ, 
Mogunt. ib. 1784. 4.; Zübingen f, 1477. ch. X. 8. Boed, Geſch. d. 
Herz. Würt. Eberhard: u.Karld Univ. Züb. 1774. 8. 9. F. Eiſenbach, 
Behr. u. Geſch. d. Univ. u. St. Tübingen, ebd, 1822.8.; Wittenberg 
fe 1502., verb. m. Halle f. 1817. cf. Ch. S. Georgii Annal. acad. Viteb. 
usque ad a. 1772. cont. ab J. G. Chr. Schroeder. Witt. 1775. 4. 
3. Chr. A. Grohmann, Annal. d. Univ. zu Witt. Meiffen 1801 sg. III. 8. 
cf. Körftemann in d. Ihüring. Sädhf. Mitt. IV. 1. p. 170 sq, IV. 2. 
p- 175 »q.; Frankfurt an der Oder f. 1505, verb. m. Breslau 1811. 
cf. J. Ch. Becmann, Memor. Francof. Freft. 1707. fol. C. R. Haufen, 
eich. d. Univ. St. Frkft. ebd. 1800. 8.; Zürich |. 1521, veorg. 1833, Mars 
burg 1.1527cf.Shr.v. Rommel, Philipp. d. Großmüthige. Bd. IT. p. 185 3q. 
Juſti, Grundz . zu e. Geſch. d. Univ. rburg. ebd. 1827. 8.; Lauſanne 





8 Einleitung. Univerfitäten. 


{. 1537 ct. Bibl. Brem. Cl. IV. T. IV. p. 675—682.; Senf (f. 1536 
ref. Schule) 1542—48. cf. J. Lectii Acad. Genev. Palingenesia. Gen. 
1603. 8. Bibl. Brem. Cl. IV. T. II. p. 299 sq. 3. Senebier, Hist. lit. 
de Gen. ib. 1786. III. 8.; Straßburg f. (1538) 1621, verb. damit 1702 
d. 1618 geft. Univ. Molsheim (cf. Archid. acad. Molsheim. Molsh. 
1818. 4.) cf. D. Hermanni Poem. acad. Rig. Liuon. 1614. 4. p. 18q.; 
Königsberg f. 1544. cf. ©. D. H. Arnoldi, Ausf. Hiſt. d. Univ. 8. 
Königsb. 1746. III. 8. 3. F. Gotdbed Fit. Nachr. v. Preußen. Berl. 1782. 
8. u. Nachr. v. d. Königsb. Univ. Lpzg. u, Deff.1782. 8. Die Albertus⸗ 
Univerf. zu Königsb. ebd. 1844. 8. M. Zöppen, D. Gründ, d. Univ. zu 
Königsb. u. d. Leb. ihr. erft. Rectors G. Sabinus n. gebr. u, ungebr. Qu. 
darg. ebd. 1844. 8. Koch, d. Preuß. Univerf. Bd. I.. P. 536 sq.; Jena 
(Symnaf. 1548) ſ. 1557. ef. U. 2%. K. Schmidt, Zuverl. Radır. v. D. 
Sächſ. Ac. zu Ien. Iena 1772. 1784. 8. 3. €. B. Wiedeburg Beſchr. d. 
Et. Sena. (ebd. 1785. 8) p. 471—636. Annales ac. Jen. ed. H. C. A. 
Eichstaedt. Jen. 1823 sq. 4.; Dillingen (fath. Seminar. f. 1549) f. 
1554 (1804 Baierſch. Lyceum); Helmftädt f. 1576 (aufgel. 1809). cf. 
Hist. narr. de introd. univ. Juliae. Helmst. 1579. 4. H. Meibom., 
de acad. Helmst. prim. ac increm. ib. 1607. 8. P. 3. Bruns, d. Bers 
dienfte d. Prof. zu H. um d, Gelehrſ. Halle 1800. 8.; Altorf f. 1575 
(aufgeh. 1809.) cf. &. 3. Wil, Geſch. u. Beſchr. d. N. Univ. Alt. Alt. 
1795. 8.5 Derborn (Gymnaf. f. 1584) f. 1654. (Seminar f. 1818) cf. 
'% 9. Steubing Gel. dv. Hoh. Sch. H. Hadamar 1823. 8.5 Gräg f. 
1586, &yc. f. 1782., Univ f. 1827. cf. U. v. Muchar, in b. Steiermaͤrk. 
Zeitſchr. Jahrg. I. N. Folge I. H. IT. p. 27 sq. Ii. 2. p. 20 ag. Sei⸗ 
del ebd. V. 2. p. 168 sy.; Paderborn f. 1592 (aufg. 1815) cf. (J.- 
Harrion), Paneg. de natali acad. Theodorian. Pad. ib. 1616. 4.; 
Sießer. f. 1607, aufgel. 1625, wieberherg. -1650. cf. J. Tackii, Acad. 
Giessen. restaur. Giess. 1652. 4. Fr. B. Grandhomme, Diss. ep. qna 
acad. Giess. fund. deser. Giess. 1728. 4.; Rinteln f. 1619, aufgeb. 
1809. cf. F. G. Bierling, Hist. et mon. pr. festi Baec. Rint. 1721. fol. 
E. D. Hauber, Primit. Schauenb. Wolfenb. 1728. 8. p. 233 »q. H. E. 
Kestner, Rintel. cresc. et decrescens. Rint. 1703. 4.; Salzburg f. 
1622, aufg. 1810. cf. (R. Sedelmayr et J. Porta) Hist. univ. Salzb. 
Freft. et Lips. 1728. 4..8. Hübner, Befchr. d. Stadt Salzburg (Ealzb. 
1792— 9. 8.) Bd. I. p. 80-108. IT. p. 501-511; Münfter f. 1631, 
theol. Kath. Specialfchule f. 1821 cf. Koh). p.6765g.; Ofnabrüd f. 1632, 
aufg. 1633, coll S 3.1650. cf. Acad. Carolina Osnabrug. Osnabr. 1630. 
fol. Koecher b. Heumann. Bibl. hist. acad. Gotting. 1729.4. p. 125—142. ; 
Bamberg f. 1648, aufg. 1803. u. [ d.3.8yceum cf. Acad. Ottoniana. Amb. 
1649. 4.; Duisburg f.1655, aufaef. 1804. cf J.H. Withof, Zxıaygayıa 
acad. reg. Duisb hist. Duisb. 1732. 4. Gerdes, Miscell. Duisb. 
Amst. et Duisb. 1730. 4. T. I. p. 120 538 »q.; Kiet f. 1665. cf. Al. 
J. Torquati Academ. in Cimbr. Chers. Kilon. fund. pan. descr. Ki- 
lon. 1666 fol. D. G. Morhof, Oratioues. Hamb. 16%. 8. p- 1 — 33. 
161 — 213. 216— 8. 3. DO. Thieſſ, Gelehrteng. d. Univ. zu Kiel. Kiel 
1800 sq II. 8. (unbeend.); Snfprud.f. 1670, Yyceumf. 1782. cf, Ign. de 
Pucca, Journ f. Fit. u, Statift. Insbr. 1782. 4. Bd.1. p.1—116 ; Eingen f. 
1687, Symnaf. f. 1820. ct. Spangenberg, N. dv. Archiv. Bd. HIT. p. 80 2q.; 
Bolfenbüttel f. 1687. gl. w. anfgeh.; Halle f. 16% cf. ©. %. Spals 
ding in d. Berlin. Mon. Schr. 1794. Zuli. p. 64 aq. 3. Chpb. Hoffbauer, 
Geſch. d. Univ. zu Halle b. 3. I. 1805. Halle 1805. 8. A. 9. Niemeyer, 
D. Univ. Halle u. ihr Einfl. a. gel. u. pr. Theol. än ihr. erſt. Ihdt. 9.1817. 
8.; Koch, Bd. I. p. 427 sq ; Breslau f. 1702 cf. Kodp. 292nq.; Gafs 
fel (Collegium 'arolinam) r 1709, m. Marburg verein. 1786; Kulda 
f. (1711)1734, aufget. 1804. ; Göttingen f. 1737. cf. J. St. Pütter, Verſ. e- 


Einleitung. Univerfitäten. 9 


acad. Geſchichte d. Univ. zu @ötting- @ätt. 1765-88. 11.8. Bd. III. fortg. 
v. J. Saalfeld. Hannov. 1820. 8. d. IV. Geſch. d. Univ. ©. b. zu ihr. 
erft. Säcularfeier 1837 v. Deſterley. Götting. 1838. 8.; Grlangen f. 
1742. cf. (J. W. Gadendam) Hist. acad. Erl, Erl. 1744. fol. G. E. 
Horles, XVI Pr. de ortu ei fatis univ. Frid. Alex. Erl. 1793 sq. 
fol. ©. W. A. Fikenſcher, Geſch. d. Univ. zu Erl. Coburg 1796. Bd. I. 8.; 
Bügom f. 1760, mit Roftod vereinigt 1789; Bonn 1774, eingeg. 1792, 
neu begr. 1818. cf. Jahrbücher d. Univ. Bonn. ebd. 18192q.8. Koch p. 171aq.; 
Stuttgart (Milit. Acad. 1770) f. 1781, eingeg. 1794 ch. Schwäb. Magaz. 
1775. St. 1.p. 16sq.; Bern f. 1805 u.1834. cf. Zahrb.d. Bern. Univ. ebd. 
1006 2q. 8.5 Berlin f. 1810 f. Koh p. 30 aq.; Ellwangen, Kathol. 
Specialfhulef. 1813, mit Tübingen vereinigt 1817.; Braunsberg (Ly- 
ceum Hosianuın f. 1564), Kath. Sp. Sch. hergeft. ſ. 1818. .ch. Koch. 
p: 697 sq. 

V. Holen. Cracau (1347, 1360) f. 1400. cf. O stanie Akade- 
mii Krakowskiey od zaloZenia jey w roku 1347 a2 do teraZniey- 
skiego czasu — przez J.Soltykowieza. Krak. 1810. 8. J. Muczkows- 
ky, Rekopisma Marcina Rodyminskiego opisal i Wiadomosc o His- 
toryogr. Szkoly Jagiell. w Krak. 1840. 8.;, ®ilna f. 1576, wieder 
berg. 1784 u. 1803 ch. M. Fia. Ner. Golanskisgo, O zakladzie i dals- 
zyın zroscie Akad. Wilenskiey. w. Wiin. 1803. 8. Univers, etacad. 

iln,. Viln. 1788. fol.; Bamoscie, geft. 1594; Lemberg (Elomw) geft. 
1784; Warfhau f. 1816, früher nur Lyceum; fämmtl. m. Ausnahme v. 
Lemberg f. 1831 aufgehoben. 


VI. Rußland. Dorpat f. 1632 aufgeh. 1656, wiederherg. 1690 u. 
n. Pernau verl. 1699, eingeg. 1710, neu err. f. 1802, cf. 6. Somınelius, 
R. ac. Gustavo-Carol. s. Dorpat. Pernav. bist. Lund. 1700. 4. 
D. Eberhard, Dornatum literatum. Dorp. 1698. 8. G. Siveberg, Per- 
nav. liter. ib. 1703. 4. Müller in d. Samml. Ruſſ. Geſch. Bd. IX. 
p 100 sq.; Kiew f 1583, wieberh. 1834; Moskwa f. 1705; Kafan 
und Charkow f. 1803, Petersburg f. 1819. 

VII. Dänemarf. Kopenhagen f. 1478 cf. C. Bartholini, De 
orla, progr. et increın. re: ac. Havn. or. Hafn. 1620. Viteb. 1645. 
4 H. Thura, Reg. ac. Hain. infantia et pueritia sub tenebr. pontif. 
br. delin. Fiensb. 1734. 8. H. Beckmann, Comin. reg. Havn hist. 
spec. ac. exh. Hafn. 1785. 8. Efterrretninger ang. Kjobenhavns Univer: 
fitet, Sorge Academie og de laerde Skoler udg. af L. Engelstoft. Kjöbh. 
1823. 8.; Soroe (&ymn. f. 1586) f. 1623. eingeg. 1665. 1 G. Fr. Jans 
fon Eſtrup, Om Underviisning og DOpbragelfe ved Sorge Akademie. Kjobh. 
1832. 4.; Eh riſtiania in Norwegen f. 1811. cf. Univerſiteterne i Chris 
ſtiania og Upſala. Ehriſt. 1832. 8, 


VII. Schweden. Upfala f. 1477 cf. P. Arrhenius, Hist. acad. 
Upsal. Ups. 1752. 1784. 4. Ol. A. Knoes, Diss. hist. ac. Ups. 1785. 
4. G. F. Fant, Antiquit. acad. Ups. ib. 1785. 4. Marmier in d. Rer. 
de Bruxell. 1837. 15. Septbr. p. 147 sq.; Abo f. 1640, nad Hel⸗ 
fingfors verlegt 1827. ct. A. A. Stiernmann Aboa litterata. Holm. 
1619. 4. Bilmark, Diss. hist. reg. ac. Ab. Ab. 1770 sq. 1801 4q. 4. ; 
Lund f. 1666 cf. Hist. ac. reg. Lund. scr. J. J. von Doebeln. Lund. 
1740. 4. cont. Sommelius 1757 sq. Stenstroem. 1803 sq. Lindfors. 
1809 sq. 4. Marmier a. a. D. p. 140-147. Im Allg. f. F. W. v. Schus 
dert, Schwed. Kicheno. u. Unterrichtsw. Greifsw. 1821. Bd. II. p.4862q. 

IX. Ungarn. cf. Schematismus litt. per. reguum Hungar. Ofen. 
1792 sq. 8. H. Clade, Diss. de antig. Hungar. schol. et acad. Bud. 
8%. 4. Dfen f. 1465; Tyrnau f. 1635, verl. nah Ofen 1780 u. nad 





10 Einleitung. Univerficäten. 


Peſth 1784. ci. Fr. Kazy, S. J. hist. univ. Tyra. Tyra. 1739. UI. 
Slaufenburg f. 1580, ern. 1775. 
x. England f. 8. A. Huber, Die Engl. Univerfitäten. Goffel 1839— 
40. II. 8. Report of the Roy. Comm. of Ing. into the State of the 
Univ. of Scotland. Lond. 1831. 8. Orford f. 1141 cl. A.Wood, Hist. 
et antigait. univ. Oxon. 1668. 4. (ib. 1674. II. fol. Hist. end entig. 
of the univ. of Oxf. by A. Wood publ. aud augm. by Gutch. ib. 
17690. V. 4.) u, Atbenae Oxonienses, an exact bist. ‚of all the 
writers and bishops who have had their educ. in the un. of O. 
fr. 1500 to 1690. To which are add. ihe Fasti or Annales of the 
said Un. for the same time. Lond. 1600 - 92. II. fol. Ed. Il. corr. 
. and enl. ib. 1721. II. Oxf. 1722—23. UI. fol. III ed. corr. and enl. 
by Bliss. ib. 1819. IV. 4. Ackermann, Hist. of the univ. of Oxf. 
w. namer. plates. Lond. 1814. II, 4. Oxoniana. Lond. s. a. (1807.) 
IV. 8. Chalmers, Hist. of the univ. of Oxf. Lond. 18%. II. 4.; 
Sambridge f. (vor) 1209 cf. J. Caji, Hist. univ. Cantahrig. Lond. 
1574. 4. R. Parker, The hist. and antiq. of the univ. ot Cambr. Lond. 
1721. 8. Th. Fuller, The hist. of tbe unir. of C., b. f. Churchhi- 
story. 1653. fol. Sec. ed. corr. and augm. by Th. Wright. Lond, 
1841. 4. C. Dyer, Hist. of ihe univ. of Cambr. ib. 1814. Il. 8. u. 
The priril. of the un. of C. tog. w. add. obs. on the antiqg. ib. 
1824. 1. 8. Herrad, Hist. of the univ. of Cambr. ill. ib. 1813. 4 
Ackermann, Hist. of he univ. of C. w. num. plates. ib. 1814. 11. 4. 
St. Andrews f. 1411; Slasgow 1451; DId Aberdeen f. 149; 
Edinburgh 1581. cf. H. Arnot, Hist. of Edinb. (Edinb. and Lond, 
1779. 4) p. 651 sq. Al. Bower, hist. of the univ. of Ed. chiefl 
comp. fr. orig. pap. Edinb. 1817. II. 8.; Dublin f. 1591. cf. . 
B. S. Taylor, Hist. of the univ. of Dublin. Lond. 1845. 8.; New 
Aberdeen f. 15%; London f. 1826. (eine zweite v. d. Episcopalkirche 
gegr ebdaf. 1836). Die Univ. Durham u. Dumfries verbien. d. Ram. nicht, 
I. Spanien. Huesca (angebl. ſchon v. Sertorius gegründet, Pons 
tius Pilatus, professor juris baf.) f. 1364. cf.G. A.Emrich, Antiquit. 
Oscens. litt. Gena 1758. 4.; Sevilla, angebl. f. 990; Palentia f. 
1200, fpäter m. Salamanca verein.; Balencia 1210, wirt. f. 1604. 
cf. Fr. Orti i Figuerola, Memor. hist. de la fundat. y progressos 
de la ins. un. de Val. Madr. 1730. 4; Salamanca f. 1239 cf. Gas 
viony Wd. III. p. 409aq. Saenz de Aguirre, Ludi Salmantic. Salm, 
1668. fol.; Eerida f. 1300, ab. 1727 m. Gervera verein.; Balladolih 
fe 1346.; Majorca 1330.; Siguenza 1472; Barcellona (vor dem 
15. Ihdt.?) f. 1596, dann nad Gerocra verl.; Sarago fa 1474 (1530) 
cf. J. C. Origas, Patrocin. pro incl. ac. pot. Caesaraug. Gymn., 
Caesarang. 1586. & ; Toledo f. 1499; Alcala de Henares (Com- 
plutum) . 1499 (1508—18) cf. Savigny Bd MI. p- 410 sq. Hefele in 
. Shüring. Quart. Schr. 1844. II. p. 122—281. u. in beff. Card. Zimenes 
Zübing, 1844. 8. p. 101 8q.; Granada f. 1531; Sompoftella od. San 
ago f 1532.; Baeza f. 1533, bald dar. eing.; Dffuna 1548 eingeg.; 
Bandia 1549 eing.; Dsma (coll, acad.) e 1550, wieberherg. 1778 
eing.; Drihuele u. Almagro f. 1552, aufgel.; Eftella (coll, acad.) 
f. 1565, aufgel.; Zarragona f. 1572, eingez ; Dviedo f. 1580; Pam⸗ 
plona f. 1680, wieder eingeg.; Ogneta (!) Birona f. 1710, eingeg.; 
Gervera f. 1717 (of. Reuf| in Meuſels Hiſt. lit. biblioge. Mag. H. VI 
. 54 aq.). Ueberh. |. Schott. Hisp. äll. T. I. p. 29 0q. Guia hist. de 
Ins Onivers. Coleg. Acad. y demas Cuerp. liter, de Espaäa y.Ame- 
rica. Madr. 1786. 12. , 
XII. Sortugal. Coimbra f. 1279 (1288) . cf. Fr. Leitano Fer- 
reira Notic. chronol. da Univers. da Coimbra. Lisb. 1729. fol. u. 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 1 


Coll. d Docum. y Mein. de ac. r. da hist. Port. 1729. nr. 32. p. 
1-59%.; Evora |. 1578, eingeg. cf. F. de Fonseca, Evora gloriosa. 
Rom. 1128. fol. , . 

xuL Südamerika. Merico f. 1551, wieberh. 1668.; Lima f. 
1621; Sarracas |. 1721; Buenos Ayres f. 1827. 

XIV. Norbamerifa. Philadelphia |. (1764) 1791; kiechtfüeld 
(in Gonnecticut, juriftifhe U.) ſ. 1782; Charlotteville f. 1825. Mehr 
den Ramen von Golleges verdienen bad Harward College zu Sambridge 
f. 1638; d. William Mary in Birginien f. 1691; in Connneeticut das 
Yale. 17015 in Neu Jerfey das Raſſau Dali E. f. 1738; in New 
York das Columbia ©. f. 1754, in Mercersburg das Marshall. 
(zuerft 1825 zu Garlisle) geft. ſ. 1836 (die bamit verb. Faculty of law 
in Shambersburg). E. Verz. d. einz. Kolleg. u. ihr. Bibl. giebt Ludewig 
ım Gerapeum. 1846. nr. 8 sq. 

XV. Türkei. Viele den alten Europaͤiſchen Collegien ähnlidde Mes 
dreſſes in Gonftantinopel. f. Hammer, Geh. d. Osman. Reiche. Bd, 
IX, p. 145 sq. u. üb. andere f. ebd. in d. Wien. Jahrb. Bd. C. 1842. 
p. Ii ag. 3. Wüftenfeld, D. Acabem. d. Arab. u. ihre Lehrer. Goͤtting. 
1837. 8. u. in wegnpten Kairo f, 1820. 

XVI. Griechenland. Athen 1837. 

2) Im Allg. f. Eph. Haymann, Geſch. d. vornehmft. Gef. b. Gelehrten 
St. 1-6 od. Bd. I. Epso. 1740 ug. 8. Kabricius Gefch. d. Gel. Bv. 1. 
pP 771 sq. IH. p. 103 sq. 752 ag. Erſch u. Gruber Encycl. Bb, II. 
p. 280 q. Badıler Handbüch ber Gefchichte d. Literatur Bd. III. p. 52 
—65, Far gitteratur |. Yawäg Handbuch. f. Bibliothelen (Halle 1788) 
I. & p. 239-325. u. Erſte Nachricht. p. 138— 147. Ueber Italien 1. 
J. Jarkii (J. G. Krause) Spec. hist. litt. acad. erud. Italiae. Lips. 
1725.8 Mercure de France 1739. Dechr. p. 2767 sq. J. A. Fabric. 
Consp. thes. Ital. litt. Hamb. 1749. 8. p. 246 sq. Ueber Italien u. 
Stanfreih cf. Lalanne, Curiosites litteraires. Paris 1845. 12. p. 289— 
385. Annuaire d. societes sav. de laFrance et de l’dtranger. Par. 
1846. 8, Ueb. Deutſchland ſ. O. Schulz, Die Sprachgefellfchaften des 
XVII. Ihdts. Berlin 1824. 8. 

‚IE. Verz. d. früh. Journale f. b. Kabricius, Hiſtorie der Gelchrfams 
tt. Bd. I. p. 849--944. Struve Bibl. hist. sel. Jen. 1754 T. I. 
p. 79--1080. 3. v. Schwarzkopf, Ueber Zeitungen. Frkft. 1795. 8. u. Ueb. 
polit. Zeitungen u. Intelligengblätter in Sachen. Gotha 1802. 8. u. Rachtr. 
im Aug. Pit. Anz. 1800. nr. 5 u. 6. 66. 148. 150. 151. 166-168. 1801. 
ar. 435. u. Hannov. Magaz. 1801. nr. 60—65. R. E. Prug, Geſch. 
d. Deutſchen Yournalismus, Hannover 1845. 8. Bd. I. 


$. 543, 


‚ Die Buhoruderfanft, welche unter allen den Erfindungen, 
bie der menſchliche Geift bioher ins Leben gerufen, unbezweifelt 
den erften Platz einnimmt, da fie es war, weiche es zuerſt mögs 
lich machte, jene Finſterniß und jenen Mberglauben zu zerſtreuen, 
weile das biöherige Monopol der gelehrten Kenntniffe, das im 
Beip einiger wenigen Bevorzugten gewefen war, nun auch dem 
when Haufen eröffnete, und die nadıher alle andern wohl⸗ 
Aigen und nüßlidhen Entdecungen zu einem Gemeingute aller 





12 Einleitung. Buchdruckerkunſt. 


derer machte, die ſich ihrer Ihätigfeit überhaupt erfreuen, muß 
ihre erfien Anfänge bis auf die Zeit zurüdführen, wo in 
Deutfhland, den Niederlanden und Stalim jene Kartenmadıer 
(cartiers) und Brieforuder (beeläckeprinters) erifiirten, aus 
benen dann wieder die erſten Holjdruder (printers) oder Bunt- 
- papterfabrifanten (dominotiers) bervorgingen, die ſchon lange 
vorher, ehe man bie Bucbruderfunft Fannte, den Ausdrud ans 
wendeten , der feit diefer Zeit zur Bezeihnung aller typogtaphiſchen 
Operationen gedient bat. Denn eine von den Kartenmachern 
in Venedig an den Senat gerichtete Bittfärift vom 1 Iten Octos 
ber 1441 enthält ſchon die Worte: carte e figure stam- 
piate che si fanno in Venezia. Als nun ihre Zahl In 
den Niederlanden immer mehr zunahm und die Bilder ter da⸗ 
figen Holzbildſchnitzer (Houte Bildsnyders, Imagers), die aber 
oft fälfhlih mit den Formſchneidern (Plaatsnyders oder Fi- 
guersnyders), welche in Deutfhland erſt feit 1441 erweislich 
vorfommen, verwechfelt wurden, oft mit Erflärungen von unbe⸗ 
weglihen Lettern begleitet waren, als endlich aud Bücher. gebrudt 
wurden, da unterſchied man freilid genauer boekprinter, figuer- 
printer und heylige printer, Wie hoch nun aber die mit 
Datum verfehenn Holzdrude') hinaufgehen, läßt ſich ſchwerlich 
genau angeben, doch {ft jetzt nicht mehr der befannte Holzſchnitt 
vom heiligen Chriſtoph mit der Jahrzahl von 1423?) das Als 
tefte Denkmal diefer Kunft, fondern vielmehr ein neuerdings aufges 
fundener Holsfcehnitt von 1418, der die heilige Sungfrau mit 
dem SIefusfinde, umgeben von der heiligen Katharina, Barbara, 
Dorothea und Margaretha darſtellt)). Was nun aber die erfle 
Erfindung des wirflihen Buhdruds anlangt, fo iſt ınan jegt darüber 
einig*), daß diefe Ehre dem Mainzer Edeln Henne oder Jo» 
bannes Gendfleifch, gmannt Gutenberg oder Guden⸗ 
berg (geb. 1395— 1400) gebührt‘), der fhon frühzeitig ein 
eifriger Freund von mechaniſchen Arbeiten, bereits im Jahr 1436 
zu Straßburg die erflen Verfuhe im Druden (mit Holztafeln) 
machte, aber erfl, nachdem er 1444 nah Mainz zurüdgefehrt 
und 1450, um feine fortgefeßten Verſuche (ABCdarien, Horarien, 
Gonfeffionalien, Donate) mehr ins Große treiben zu können, 
mit dem reihen Goldſchmied Johann Yu eine Art von Gew 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 13 


ſchaͤftovertrag abgeſchloſſen hatte, 1455 die große 423eilige 
fogenannte Mazarin'ſche Bibel (fo genannt, weil man fie zuerfl 
‚ inder Bibliothek des Cardinals Mazarin entdedte) in zwei Folio: 
bänden zu Stande brachte, wozu er fi beweglicher, gegoflener Metalls 
buchflaben und .der von ihm erfundenen Preſſe bevient hatte. 
Die Länge ver hierzu gebrauchten Zeit erflärt ſich am Bellen 
aus den Hindernifien, welche Butenberg zu überwinden hatte, ehe 
er von den gegoflenen zu den geſchlagenen, von den bielernen 
zu den kupfernen Matrigen, von den hölzernen Buchflabenflempeln 
zu den flählernen Patrizen gelangte, und endlich daraus, daß aud) 
noch das Ausmalen der verzierten Anfangsbuchſtaben, das Ein- 
ſchreiben der Rubrifen, Summarien und Blattzahlen gewiß 
ein ganzes Jahr weggenommen haben mag. Bel legterem Ges 
fhäfte war nun aber ein gewiſſer Peter Schoͤffer von 
Gernsheym (geb. 1420—30) feit 1451 beſonders thätig ge 
wefen, und hatte fowohl durch die dabei gezeigte außerorbentliche 
Geſchicklichkeit, ald auch durch die von ihm gemachte Berbefferung 
der bisher angewendeten Druderfhwärze, befonder6 aber der frü- 
her gebrauchten Methode beim Gießen der Matrizen, die er num 
mittelft eines "Stahlftiempeld (Bunze), auf welden der aus» 
drüdende Buchſtabe erhaben geſchnitten war, in dünne Kupfer 
und Meffingplätthen einfhlug und fo eine völlige Gleichheit, 
Schönheit und Schärfe der Typen erlangte, dermaßen die Bunft 
Fuſts gewonnen, daß diefer ihm feine Tochter zur Frau gab. 
Kaum war daher jenes Foftbare Werk vollendet, als der gewinn⸗ 
ſuͤchtige Fuſt, der ſchon lange damit umgegangen war, den edlen 
Gutenberg der Früchte feiner Erfindung zu berauben, nicht länger 
anſtand, diefen ſchaͤndlichen Plan auszuführen, da er nun hoffen 
durfte, mit feinem Schwiegerfohn felbft eine Officin zu errichten, 
die, weil dem Gutenberg ſelbſt die techniſchen Handgriffe 
theil8 ganz unbekannt waren, theild® aus Mangel an Praris 
weniger gelangen, und er ferner auch gar feine Gelpmittel mehr 
befaß, um eine Concurrenz zu verſuchen, erfllih weit fchönere 
Drudwerfe liefern Eonnte, dann aber auch jenem alle Möglich 
keit zu einer folchen abfchneiden follte Gr verlangte daher 
fdon im October 1455 vor dem Mainzer Gericht von Guten» 
berg die Zurüdzahlung der ihm zu feinem Gefchäfte gelichenen 





14 inkeitung. Buchdruckerfunft. 


Summen nebft den Zinfen, und da diefer nicht zahlen konnte, 
fo wurde er vom Gerichte verurtheilt, das jenem verfchriebene 
Unterpfand, die Preffe und fämmtlihe Drudwerkzeuge, die fchon 
gedrudten Bogen der‘ Iateinifhen Bibel und alles vorräs 
thige Papier und Pergament dem Fuſt an Zahlungsflatt auszus 
liefern. Da nun Gutenberg nebenbei nod fein ganzes eigenes 
Bermögen zugeſetzt Batte, fo würde er nicht im Stande geweſen 
feyn, eine neue Druderei zu errichten, hätte ihn nicht der Syn- 
dicus von Mainz Konrad Humery mit Geldvorſchuüͤſſen unterſtützt, 
bie es ihm möglich machten, fi alled hierzu Nöthigewieder an⸗ 
zufchaffen, worauf denn aus diefer neuen Druderei 1460 das 
befannte Catholicon des Johannes de Balbid aus Genua ber 
vorging. Endlich nahm der neue Ehurfürf Adolph 11. von Rafs 
ſau Gutenberg durch ein Decret vom 18. Sanuar 1465 uns 
ter die Zahl feiner Hofleute auf, welche Ehre er aber nicht 
lange genoß, denn er ſtarb ſchon zwiſchen d. 4. Rovember 
1467 bis zum 24. Februar 1468 und warb in ber Kirche 
zum H. Franciscus in Mainz begraben‘). 

1) 8. ©. 3. Breitkopf, Verſuch, den Urjprung ber beutfhhen Spielkar⸗ 
ten sc. und den Anfang der Holzfchneibefunft in Europa: zu vrforfchen. Epzg. 
1784-1801. II. 4. (v. Heineden) Nachrichten von Künftlern u. Kunſtſachen. 
kpzg. 1768—69. II. 8. u. Reue Nachr. von Künftlern u. Kunftf. ebd. 1786— 
1804. II. 8. Th. Y. Ottley, Au inquiry into the origin and earl 
history of engraving upon coper aud wood. Lond. 1816. II. 4. 
3. Heller, Geſch. d. Holzfchneidekunft v. d. älteſt. b. a. d. neueflen Zeiten. 
Bamberg 1823. 8. 3. D. F. Sotzmann, Xeltefte Geſch. d. Xylographie u. 
d. Drudkunft überh., in Raumer’s Hiſt. Taſchenb. 1837. p. 447—599 u. 


1841. p. 515— 677. u. Gonverf. 2er. d. Gegenw. Bd. I. p. 632 sq. J. 
Jackson, A treatise on Wood Engraving, Hist. and Practical. Lond. 


1839. 8. 


2) Zuerft abgeb. b. v. Murr, Journ. z. Kunftgefh. 3b. IT. p. 104. 
Das Fragment e. and. in Holz gefhn. H. Chrift. ſ. in d. Histoire de 
linvent. de l’impr. p. I. monum. Album typogr. Paris 1840. fol. 
ar. 5. Kür noch älter hat man hier und ba bie Verkündigung Marid in 
Lord Spencer’d Sammlung (abgeb. b.Ottley, Origin ofEngraving T. I. 
p. 95), das Paffionbild Weigeld (abgeb. db. Leon de Laborde, Debuts 
de l’impr. à Mayence et à Bamberg. Paris 1840. 4. App. p. 28.) 
u. e. a. angeführt. j 


3) abgeb. u. befchr. v. Reiffenberg im Serapeum 1846. nr. 1 u. 2. 


4) Gine vollſt. Beſchr. n. mehreren Facſimile's ber Älteften Holztafelbrude 
giebt K. Zalkenftein. Geſchichte d. Buchdruckerkunſt in ihrer Entftehung und 
Ausbildung. Lpzg. 1840. 4. p. 15-66. Maßmann im Serapeum 18461. pr. 
18-20 u. Guichard im Bullet. du biblioph. 1849. nr. 3 sq. 


Einfeitung. Buchdruckerkunſt. 15 


5) Die alteſt. Beugniffe für Gutenberg als Erfinder f. Sronica van ber 
heilliger Stat v& GONE BI. 311b. (abgedr. b. Falkenſtein a. a.D. p. 72 8q.), 
Trit Amtal, ınonaster. Hirsaug. (typ. mon. 8. Galli 1690. fol.) 
T.1. p. 421 u. Werner Rolewinck Fasciculus temporum s, a. 1457. 
(f. Guichard im Bull. d. Biblioph. III. Serie. 1839. p. 493 — 499 nad) 
der Bra. Ueberf. des Pierre Farget als Fardelet des temps. Lyon 
148. 1. 88b. — Die fpätren. Seugnäfle b. J. Chr. Wolf, Monum. ty- 
pograph. Hamb, 1740. 


6) ck J. K. Dabl die tehet erf. v. J. Guttenberg, verb. 
u. p Bollk. gebr. J. P. Schöffer v. Gernsheim. Mainz 1832. 8. ©. 
Fischer, Essai 3. "en monum. typograph. Mayence an X. 4. u. 
Veſchr. ein. typogr. Seltenh. de Veing VI. 4. C. A. Schaab, D. 
Geſchichte d. Erfind. d. Buch I. —8 gen. Gutenberg gu 
Mainz pragm. a. b. Bull. rar. Mainz 1830-31. TI. 8. I. Wetter, 
Krit. Geſch. d. Erf. d Buchdr K. Mainz 1836. 8. Fi 9. Külb, Sch. 
d. Sind. d. Buchdt. K. ebd. 1837. 8. Kunt Butenberg.Straßb. 1840. 12. 


$. 544. 


Mittlerweile find aber noch einige andere Städte aufgetre- 
ten, die ih den Urfprung der Erfindung der Buchdruderfunf 
vindicht haben. Unter diefen flieht obenan Harlem‘), wo 
nad der zuerſt bei Hadrian de Jonghe (Junias) in feiner Ba- 
tavia (Lugd. B. 1588. fol.) p. 253 mitgetheilten Sage ein 
gewiſer Laurenz Ianffoon, gemannt Kofter (+ 1489), 
ent (1420 — 25) in einem nahe bei der Stadt gelegenen 
Waͤldchen fpazieren gegangen fei und zum Zeitvertreib Buchſtaben 
aus Buchenrinde verfehrt ausgefchnittn, einige Zeilen zuſam⸗ 
mengefügt und als Spielwerk für die Kinder feines Schwiegerfohnes 
wur Erlernung des ABE abgedrudt habe. Bald habe er, als 
hm dich gelungen, mit Hilfe einer dicken Dinte ganze Tafeln 
mit Figuren und Hinzugefügter Schrift abgenrudt, freilih aber 
anfangs nur jedwedes Blatt auf einer Seite, weshalb er alle 
mal zwei mit ben Rüdfelten habe an einander kleben müffen, 
und fo fel dieß mit dem alten Spiegel onzer behoudenifie (Spe- 
eulum humanae salvationis)?) der Fall geweſen, fpäter habe 
er fatt der hölzernen Formen blelerne erfunden, und endlich auch 
diefe wieder mit zinnernen vertauſcht; allein einft habe in ber 
Chriſtnacht einer feiner Gehülfen, Namens Johannes (Fuft?) 
dergleichen Buchſtaben und anderes Drudergeräthe entwendet fel und 
damit nach Amflerdam, von da nad Eöln und endlich nad 
Rainz geflüchtet, wo er fi niebergelaffen und eine Werkflätte 
eniqtet habe, aus ber ſchon 1442 das Doetrinale bes Alexander 








16 Einleitung. Buchdruderfunft. 


Ballus und die Abhandlungen des Petrus Hispanus hervorge- 
gangen feien, und zwar mit denfelben Buchſtaben gebrudt, deren 
fh Lorenz Kofter zu Harlem bedient habe. Ob und wie welt 
dDiefer Sage etwas Hiftoriihes zu Grunde liege oder nicht, dar 
über iſt viel geftritten worden, aber bis jegt nur ſoviel mit Bes 
ſtimmtheit erwiefen, daß in Holland die Holzſchneidekunſt ſehr 
früh geübt und Bücher mit Holztafeln gedruckt worden, keines⸗ 
wegs aber, daß Kofter wirklich Bücher mit beweglihen Typen 
geliefert Habe. Cine zweite Stadt, die ſich den Ruhm zu 
eignet, die Buchdruckerkunſt innerhalb ihrer Mauern haben ent 
Reben zu fehen, iR Straßburg”), entweder deshalb, weil hier 
ſich Gutenberg zuerſt mit einer geheimen Kunft, worunter offen» 
bar die Buchdruderfunft zu verftehen if, beſchaͤftigt haben foll 
- (ob mit beweglichen Typen, oder Holztafeln, weiß man nicht), 
oder weit bier Johann Mentellin) ſelbſt die Buchdrucker⸗ 
funft erfunden babe, was allerdings nit wahrfheiniih if, da 
feine noch vorhandenen Drude nit über 1466 hinausgehen. 
Die dritte Stadt endlich, welche bier mit concurrirt, iR Bam⸗ 
berg, wo der Sohn eined Pfeiſers Albrecht Pfiſter (geb. 
um 1420, gef. um 1470°), vermuthlich ein Formſchneider 
oder Brieforuder, bereit8 1454 Drudwerke (Ablaßbriefe) aus⸗ 
gehen ließ und dann bis 1462 fortgearbeitet zu haben fcheint, 
von welhem Sahre an aber feine Erzeugnifle ſpurlos ver« 
fhwinden. Man bat angenommen, daß er entweder die Kunſt 
mit beweglichen Metalltypen zu druden felbfi erfunden, oder ein 
Arbeiter Gutenberg's gewefen und zur Zeit der Trennung. deſſel⸗ 
ben von Fuſt Mainz verlaffen und wohl gar eine Anzahl der. 
Metalltypen defielben mit hinweggenommen habe. Andere weit 
unfiherere Behauptungen früherer Zeit, nach denen nod andern 
Deutſchen und Stallenifhen Städten der Ruhm gebühre, zuerft 
die Buchdruckerkunſt erfunden zu haben, find natürlich mit Still» 
ucan zu übergehen, 


) ck. P. Gcriverius, Laure Grand voor Laurenz Kofler van Saaclem, 
bint. r Beſchryving ende Lof dev Stad Haerlem. Hari. 1628. 4. G. Meer- 
manu, Origines Typographicae. Hag. Com. 1765. II. 4. Daunon, 
Anal. d. opinions div. sur l’orig. de l’imprim. Paris 1812. 8. (u. in 
d. Mem. de VInstit. nat. Sc. pol. et mor. T. IV. p. 448 sq.) p. 49. 
54. 64 sq. I. Koning, Berhandling over den Dorfprong, be Uiteinding, 
Verbetering en Volmaking der Boekdruckkunſt. Harl, 1816. 8. . (Trad. en 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 17 


franc. Utrecht 1820. 8.) u. Bydragen tot de Seſchied. d. Boekbr. ebb. 
41818—23. III. 8. Ebert im Hermes 1823. &t. IV. p. 63 sq. u. Ueberlief. 
1. 2. p. 120 aq. Gebentichriften wegens het vierde eeuwgetyde van de uit⸗ 
vinding ber Boekdr. d. Laurens Kofter, van ſtadewege gevierb te Harlem, 
der 10. en 11. Yuly 1823, uitg. d. A. Loosjes. Harl. 1823. 8. 9. 3. ©. 
Douffeau, De Boekdr. en der zelmen Uitvinder 2. 3. Kofler. Amſterdam 
1640. 8. A. de Vries, Eclaircissemens sur l’hist. de l’invent. de l’im- 

rim. trad. du Holl. p. J. J. F. Noordziek. & la Haye 1843. 8. u. 

wijsgromden der Duitchers voor hunne aanspraak op de uitvin- 
ding der Boekdr. ’s Gravenhage. 1844. 8. (gegen A. ©. Umbdreit, Die 
Erfindung der Buchbruderkunft. Lpzg. 1843. 8.) S. a. Korte Beſchrüving 
der Borken 5. 8. Kofter te Harlem tusſchen de jaren 1420 en 1440 gebr. 
Darl. 1823. 8. 

2) S. J. M. Guichard, Not. sur le specul. hum. Salvationis. 
Paris 1840. 8. 

3) Das Märchen über Mentelin b. (Schrag) Beriht von Erfindung 
der Buchdr. in Straßburg. Straßb. 1640. 4. u. lat. b. Wolf. Monum. 
T. 1. p. 1 sq. f. a. 3. D.Schoepflin, Vindic. typographicae. Argent. 
1760. 4. 3. F. Lichtenberger, Initia iypoer. ib. 1814. 4. u. JIndul- 

entiaram litt. Nicolai V impr. a. 1454 matricnmque epochas vind. 

it. typogr. sappl. ib, 1816. 4. u. Gef. d. Erſind. d. Buchdr. K. 2. 
Ehrenzettung Straßb. u. voll. Widerl. d. Sage v. Harlem. Gtraßb. 1825, 
8. J. Oberlin, Exerc. pabl. de Bibliogr. ou Ess. d’annales de la vie 
de Gat. Strassb. an X (1801) 8. Leon de Laborde, Nouv. rech. sur 
Vorig. de l’imprim. Paris 1840. fol. u. Debuts de Pimpr. a Strasab. 
on rech. s. les frav. myster. de Gutt. dans cette ville et sur le pro- 
cts qui lei fut intente en 1439 à cette occasion. Paris 1840. 8. cf. 
de Reifienberg, Note s. un ex, des lettr. d’ind. du pape Nicolas V. 
pro regno Cypr. Bruxell. 1820. 12. ' 

4) Das Hauptzeugniß über Pfifter giebt der Boͤhmiſche Polyhiſtor Paul 
von Prag in feiner 1453-63 zu Pilfen gefchriebenen Encyclopaͤdie (cf. Pauli 
Paalıriai olim Paulus de Praga vocitati viginti artium ms. libr., 
enj. cod. membr. in bibl. univ. Jagellon. Cracov. asserv. Twardo- 
vio tribuitar, deser. vitg. auct. adj. J. Muczkowski. Cracor. 
1835. a) wo «6 (p. 34) heißt: Ciripagus (Libripagus?) est artifex 
sculpens subtiliter in laminibus ereis, ferreis aut ligneis, solidi 

j aut altero, ymagines, scripturam st omne quodlibet, ut post 
imprimat papiro, aut parieti, aut asseri mundo faciliter omne quod 
capit: aut est homp, faciens talia, cum patronis: et tempore mei 
pamberge quidam sculpsit integram bibliam super lamellas et in 
guatuor septimanis totam biblıam super pergameno subtili per- 
signavit sculptura‘‘ (er meint Pfifters latein. 36 zeilige Bibel) ce P. 
Sprenger, Aelteſte Buchdr. Geſch. v. Bamb. a. d. Dunkel. hervorgez. U. 
fortg. b. 1534. Rürnd. 1799. 4. H. J. Jaeck, Beſchr. d. fentt. Bibl. zu 
Bamberg. Bamb. 1836. 8. II. Abt. II. Th. Einl. u. Drudfchr. f. d. 
Zu d. Buchdr. in Bamb. Grlangen 1840. 8. p. 13 sq. de Laborde, 
Debuts a. a. D. p. 18—77. Falkenſtein a. a. D. p. 123—141. umbreit 
p. 126 nq. Frenzel in Erſch u. Grubers Encytl. UI. Sect. 3b, XX, 
5) f. Falkenſtein a. a. D. p. 68 aq. ' 


$. 545. 


Was nun die weitere Verbreitung der Buchdruckerkunſt an- 
langt”), fo Hatte hierzu zwar fon die Trennung Butenbergs von 
Grüße, Haubduch d. Literärgeſchichte. UI. 2 


— ⸗ 


® 


18 Einleitung. Buchdruckerkunſt. 


Gun mitgewirkt, allein wefentlih herbeigeführt wurde fie er, 
nachdem bei der Einaͤſcherung des befien Theile von Main 
durch den neugewählten Kurfürflen Adolph IT. von Naffau aud 

Shöffers und Fuſis Officin mit verbrannt war: und die babe 
verwendet geweienen Gchilfen, die zwar biöher durch einen Gib 
zue Geheimhaltung der Kunft verpflichtet geweien waren, als 
brodlos geworden, fih nah allen Weltgegenden bin verbreiteten 
und fo ſelbſt die Gründer neuer Werkſtätten wurden. Was 
Mainz anlangt, fo begannen FuR und Scöffer bald wieder 
mit der Errihtung einer neuen Officin, allein Fuſt flarb ſchon 
1466 (mwahrfheintih zu Paris), und Gchöffer, der dann das 
Geſchaͤft allein fortfegte, vermuchlih zu Anfange des J. 1503, 
worauf feine Söhne Johann (+ 1531) zu Main um 
Meter zu Worms und Etraßburg (+ nah 1532), ſowie des 
Iegteren Sohn Ivo (+ 1552) das Geſchaͤft ebenfalls zu Main 
fortfepten, Neben diefen hatten jedoch auch ber Daler Erhard 
Reuwich aus Utrecht (1486—88), Jacob Meydenbach (1491 
— 96), Peter Friedberg (1494 — 98) und Friedrich Hewmann 
aus Nürnberg, ver 1508 den Brüdern des gemeinfamen Lebens 
zu Marienthal im Rheingau die von den Bechtermünzeſchen Erben 
erffandene neue Butenbergifhe Druckerei akgefauft hatte, ſelbſ 
nee Offizinen errichte. Was Bamberg anlangt, fo drudten 
nah Pfifer daſelbſt Johann Senſenſchmid aus Eger (v. 1482 
—90) mit Heinrich Pegenfleiner, Hanne Eporer (1487 —-94), 
der Formſchneider Georg Erlinger, der reiimde Druder Mare 
Ayrer und Johann Pfeyl. In Eöln fiedelten fi der berühmte 
Ulrich Zeil (1466—92) aus Hanau, der wahrſcheinlich erfl 
zu Mainz gearbeitet hatte, Arnold Ter Hoernen (1470— 83), 
der zuerſt Blattzahlen anıwendete, Johann Koelhof (1470 — 1500), 
Nicolaus GH (1474— 78) und Heinrih Quentell (1479— 


1500) an, andere geringere Buchdrucker nicht zu erwähnn; Mm 


Eltwyt (Ellfeld) druckte Gutenbergs Vetter, der Mainzer Patri⸗ 
zier Nicolaus Berhtermünzge 1467 mit Gutenbergiſchen Typen, 


"welche fpäter die Brüder vom gemelnfamen Leben erwarben. Zu 


Augsburg führte die Kunſt der Schüler Gutenberg's und Zuf’s, 
Günther Zainer aus Reutlingen ein (1468 — 75), neben 
biefem Johann Schüßler (147072), deſſen Offcin nad fe 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 428 


nem Tode an das Reichsſtift St. Ulrich und Afra lam, Jo⸗ 
dann Baͤmler (1472 —92), Anton Sorg (1475—98), Jo⸗ 
hann und Ambrofius Keller, Erhard Ratvolt (1487 — 1516) 
und Hand Schönperger der Aeltere (1481—1523), vieler Ans 
deren nicht zu gedenken. In Nürnberg drudten zuerfi Johann 
Senfnfhmid aus Eger (1473— 78), der dann nad) Bamberg ging, 
der berühmte Afronom Thomas Regiomontanus oder Müller 
(1472— 75), befondera aber Anton Eoburger (1473 — 1513), 
Friedrich Ereufner (1472-96), die Brüder des gemeinfamen 
Lebens (1479— 91), Konrad Zeninger (1480— 82), Georg 
Ends (1484— 1515) aus Sulzbach, und unter Anderer auch 
Albrecht Dürer (1498— 1511). In Straßburg drudten Hein 
rich Eggeſtein (1471 — 72), Johann Mentel(in) (147378), 
der zugleich auf einem Octavblaͤttchen das erfle gebrudte Bücher 
verrihniß eines Verlegers gab (abgedr. im Neuen Litt. Anz. 
1807. nr. 19. p. 301— 304), Georg (Jeorius) Hußner 
(1473—98), Martin Flach (1475—1500), Helnrih Knob⸗ 
iodhger (1478— 83), Martin Schott (1481 — 93), Johann 
Priß (1483-99), und befonders Johannes Grüninger (1488 
—1528), Zu Speyer drudte zuerft Peter Drach (1471 — 
1504), deffen Geſchaͤft fein gleihnamiger Sohn fortfegte (1504 
—17), und Konrad und Heinrich Hift (1483—1515). Zu 
Wim führte die Kunſt Ludwig Hohenwang aus dem Elchinger- 
thale ein, mehr Formſchneider als Buchdrucker, da er mit geſchnit⸗ 
Imen Typen und zwar nur auf einer “Papierfeite zu bruden 
pflegte, befomders aber Johann Zayner aus Reutlingen (1479 
— 175), Lienhart Hol (1482—85), Konrad Dintmut (1483 — 
—92), Johann Neger (1486—99) und unter vielen Anderen 
noch Johann Schäffer (1493 — 98). Zu Eflingen brüdte 
Konrad Fyner (1473— 81), zu Raugingen in Balen en 
Ungmannter (1473), zuMerfeburg in Preußen oder Mörss 
burg am Bodenſee (Marsipolis) Lukas Brandis (1473 — 75), 
m Marienthal im Rheingau die Bruͤder des gemeinſamen 
debens (1474), zu Breslau Konrad Elyan (1475), Konrad 
Baumgarihen (1505—4), Adam Dyon (1518—31), Kasper 
St [1520—40) und Andreas Wingler (1538—55), zu 
Blaubeuren Conrad Manez (1475), zu Trient (1475) 
2 


20 Einleitung. Buchdruderfunft. 


Albertus Duderflat von dem Eikévelt (Albert Rune von Du- 
derſtadt ?); Lukas Brandis de Schass (1475—99), Bartho⸗ 
lomaͤus Ghottan (1480 — 92) und unter vielen Anderen Ste 
phan Arndes (1487 — 1500) zu Luͤbeck. Zu Roſtock 
hatten die Bruͤder des gemeinſamen Lebens (Kogelherrn) 1476 
eine Druckerei errichtet, die bis 1531 fortdauerte, und erſt ſeit 
Anfang des 16ten Jahrhunderts waren thätig Hermann Bark⸗ 
hufen (1505 — 12), Nicolaus Marſchalk (1514 — 22) und Un» 
dere. In Pilſen drudte zuerſt ein Ungenannter im Jahre 1475, 
Deögleihen zu Prag 1478, zu Eichſtädt Michael Reyfcher 
(1478-94) und Georg Reyfer (1484— 1500), der aber bereit® 
1479 zu Würzburg das erfte in Deutfchland mit einem Ku⸗ 
pferflih verfehene Buch edirt hatte, zu Urach 1481 Konrad 
Fyner. Zu Leipzig führte 1481 Andreas Frisner aus Wun⸗ 
fiedel die Kunf ein, und an ihn fchlofien fi an Marcus 
Brand’ (1484), Morig Brandis (1488 — 98), Konrad Kachel⸗ 
ofen (1489 — 1509), Martin Landsberg (1490 — 1512), 
Wolfgang Stödel (1495 — 1519), Melchior Lotther (1497 — 
1518), Jacob Thariner (1498 — 1528), Balentiin Schumann 
(1515 - 35), Nicolaus Wolrab (1539 — 42), Urban Baur 
bifh (1551 — 55), Ernſt Bögelin (1559 —-78), Johann Stein» 
mann (1561 — 88) und Abraham Lamberg (1587 — 1629), 
Im folgenden Jahre (1482) begann Albert Kunne von Duder⸗ 
fadt zu Memmingen, desgleihen Konrad Stahel (1482 — 
86) und Johann Alakraw (1482—92) zu Paſſau, und ein 
Ungenannter zu Wien, wo dann befonderd Johannes Winter- 
burger (1492 — 1519), Hieronymus Bietor (1509 — 31), 
Johann Eingrimer (1510—45), Johannes Earbo oder Hans 
Khot (1545—1552), Aegidius Aquila oder Adler (1549 — 
52) und Michael Zimmermann (1553 —65) fih auszeidhneten, 
zu Münden Johann Schauer (1482 — 94), an den fih Johann 
und Andreas Scobfer (1497 — 1520) Bater und Sohn (1520 
— 31) anfhloffen, zu Reutlingen Johann Otmar (1482 
-—95) und Michael Greyff (1486— 96), und zu Erfurt 
Paul Wider von Hornbah (1482—85) zu druden. Mag⸗ 
deburg erhielt die Kunft dur Albert Ravenfiiin (1483 — 
84) und Joachim Wefrpbal, Simon Koch (1486), Simon 


Einteltung. Buchdruckerkunſt. 2 


Mentzer (1490), Moritz Branbis (1491 —97) und Matthias 
@ifede (1521), Winterberg durch Hans Alacraw aus PBafs 
ſau (1484), Heidelberg (durch Hans von Laudenbach 1472?) 
duich Friedrich Miſch (1485 — 97) und Heinrih Knoblochger 
(1489 — 99), Regensburg durch Joh. Senſenſchmid und Joh, 
Beckenhub (1485), Mathe Roriger und duch Jacob von Gouda 
(1490 — 93), Münfer duch Johann Limburg (1486), 
Brünn durch Konrad Stahel (1486), Stendal durd 
Joabim Werunl (1488), Hagenau durch Heinrih Gran 
(1489—1500) und Johannes Rynmann (1497 — 1500), 
Kuttenberg durch Martin von Tißnowa (1489), Ingols 
Radt durch Johann Kahelofen (1490), Marx Ayrer und 
Georg Wyrffel (1497) und Peter Bienewißz oder Apianus 
(1534), Hamburg (1491) duch Hans und Ihomad Bor⸗ 
chardi, Freiburg im Breißgau (14822) durch Kilian Fiſcher oder 
Biscator (1493-95) und Friedrich Riederer (1493 — 99), 
Lüneburg durch Hans Lucas (1493) und Johann Stern, 
Oppenheim durch einen Ingenannten (1494), Breifingen 
durch Johann Schäffler (1495), Offenburg duch einen Un, 
genannten (1496), Tübingen, das fih in dem naͤchſten Jahre 
hundert beſonders durd feinen flavifchen Buͤcherdruck auszeichnete, 
durch Johannes Ottmar (1498), Danzig (1492?) durd Konrad 
Baumgarten (1499), Frankfurt a. M. (14 78 7) durd Chriſtian 
Egenohph (1531—55) und Andreas Wechel (ſ. 1573), Wit⸗ 
tenberg durch Herrmann Trebelius (1505), Johannes Grunenberg, 
(1509 — 22), Meidior Lotther den Jüngeren (1519 — 25), Georg 
Rhau (1520—48), Hand Lufft (1525—84), den befannten 
Drader der Lutheriden Schriften, Hand Weyß (1525 — 39), 
Peter Seiß (1536— 49) und Johann Krafft (1549 — 77), 
Braunfbweig durch Johannes Dom (1509), Halle dur 
Martin Landeperg (1520), Georg Spalatin (1525) und 
Hans Friſchmuth (1542), Altenburg, Grimma, Zwidau 
und Colmar (1523), Dresden (1524) u ſ. f. 

Was die anderen Europäliden Staaten anlangt, fo ver, 
breiteten befonderd fahrende Druder, deren es auch in Deutfch- 
land eine Menge gab, die Kunft überall bin,’ und fo fam fie 
Kan auch nah Italien, wo Conrad Sweynheim (+ 1473) 


22 Einleitung. Vuchdruckerkunſt. 


and Arnold Bannark (— 1476), zwei Mainzer Deuder aus 
der Gutenbergiſchen Offlcin, zuerfi in: dem bei Rom gelegenen 
Kofler Subtaco 1464 eine Druderei errichteten, dann aber 
(1467) nah Rom zogen, wo fie innerhalb fieben Jahren eine 
fehe große Menge von Bänden, wie der von ihnen felb ges 
drucdte DBerlageentalog ausweiſt, drudten. Gleichzeitig druckte 
daſelbſt Ulrich Han (Uilricus Gallus) aus Wien oder Ingol⸗ 
Radt (1467 — 78), Georg Lauer aus Würzburg (1469-—Bl) 
und Adam Roth aus Metz (147 1 — 75), fowie noch 23 ans 
dere deutsche Buchdruder. Rah Venedig braten die KAunft 
die Gehrüder Johann (1469-—70) und Wendelin von Speier 
(1470717), Nicolaus Senfon aus Tours (1470—82), Jos 
hann von Coln (LATI— 87) und Chriſtoph Waldarfer (1470 
— 72), an die fih dann Erhard Ratdolt (1476 — 86), Octa⸗ 
vian Scotus aus Monza (1480—1500), Iohann Lucilius 
Santritter (de fonte salutis) aus Heildbronn (148089), 
Antonio Strata aus Gremona (148089), Peter Maufer 
(1480—86) aus Rheims, Andreas Tomefanus de Aſola 
(1480—1500), und unter vielen Anderen Zacharias Ealliergus 
(1499) anfdlofien, worauf denn Aldo Pio Manutio (1494 
— 1516) und feine Söhne jene berühmte Druderei der Atpinen 
gründete, der nur einigermaßen die von Luca Antonio Siunta 
aus Florenz (1503) errichtete Druderei der Juntinen an bie 
Seite gefegt werden mag, nicht zu vergeffen die von Daniel 
Bomberg (151750) für die hebraͤiſche Literatur errichtete 
Officin. Zu Mailand trat als erfler Druder auf Filippo 
be Lavagna (1469-89), dem ſich Antonio de Zaroto (1471 
97), Chriſtoph Waldarfer (147 9— 88), Giovanni Bono (1475), 
Dionyſto de Paravifino (1476— 81) und unter Anderen aud 
Ulrich Scinzenzeler und Leonhard Badel (1480—1500) ans 
fhlofien, zu Fol igno Johann Numeifter (1470 — 79), zu Ve⸗ 
rona Giovanni be Berona (1470— 72) und Petrus Maufer 
(1480— 83), zu Trevia Johann Reinhard von Deningen, 
zu Treviſo Gerhard von Lifa (147198), Michael Mamoli 
(1476—82) u. Hermann Lichtenftein (1477— 80), zu Bologna 
Balthafar Azzoguidi (1471 — 80), Heinrich von Eötn (1478 — 85), 
Dominicus de Lapis (1476—82), Ugone Rugyeri (Rugerius 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 33 


1473— 98) u. A. zu Ferrara Andread Belfortts (1471— 93), 
iu Neapel Sirtus Rieifinger (1471 —79), zu Pavia ein 
Ungenannter (1471) und Untonio Garcano (1476—97), zu 
Blorenz Bernardo Cennini (1471) und die Familie Giunta 
mit ihrem Begründer Bilippo (1497 — 1517), m Eremona 
Dienys de Paravifino und Stefano be Merlinis (1472), zu. 
Fivizano Jacobus, Alexander und Baptiſta Sacerdos (1472), 
u Badua Bartolomeo de Valdezochio und Martinus de Septem 
Arboribus (1472), Petrus Maufer, Joh. Magnus Herbort 
aus Seligenfladt u. A. zu Mantua Biero Adamo Mideli 
(de Michaelibus, 1472), zu Montereale Anton Matthias 
aus Antwerpen und Balth. Eordier (1472), zu Jeſi Federico 
de Berona (1472), u Parma Andrea Portiglia (147381), 
die Brüder der dafigen Karthaufe (1477) u. A, zu Brescia 
Thomas Ferrand und Pietro de Bila (1473), zu Meffina 
Henri Alding (1473), zu St. Urfino Johannes de Rheno 
(1473), zu Bicenza derfelbe und Leonhard Achates aus Bas 
fel (1474), Johann und Stephan Koblinger aus Wien, Nicos 
laus Petri aus Harlem und Hermann Lichtenfein (Levilapis) 
aus Ein, zu Como Ambrofio de Orcho und Dionhſio de Pa⸗ 
raviſine (1474), zu Genua die fahrenden deuiſchen Druder 
Natthias von Olmuͤtz und Michael von Münden (1474), zu 
Iutin Sean Fabre de Langred und Giovanni de Betro (1474), 
u Savona Biovanni Bono (1474), zu Eagli Robert de 
Bane und Bernasdino de Bergamo (1475), zu Eafole Jean. 
Sabre (1475), zu Perugia Heinrich Clayn aus Ulm, Johan e 
Vydenat und Stephan Arndes aus Hamburg (1475), zu Pie» 

di Sacco ber Rabbiner Mesculam (1475), zu Piacenz 4 
Pietro de Ferratis aus Cremona (1475),.3u R eggi o in Ealabrien- 
der Jude Gaston Ben Ifaat Abraham (1475), zu Modena 
Hand Wurfter (1475), zu Ascoli Wilhelm de Linis (Leiningen ? 
1477), zu Lucca Michael Bagnonus, Heintih von Göln und- 
Heinrich von Harlem (1477), zu Balermo Andreas von: 
Borms (1477), zu Coſenza Octavian Salomonius de Mans 
keania (1478), zu Colle Hans Mevemblid (1478), zu 
vignerol Giacomo Roffi (oder Jacobus de Rubeis 1479), 
Tus culano Babriel oder Condam Petri (1479), zu 





24 Einleitung. Buchdtuckerkunſt. 


Ronantula Georglo und Anſelmo Mischini (1480), zu 
Friuli Gerhard von Flandern (1480), zu Reggio Bar. 
tolomeo und Lorenzo Bruochi (1480), zu Caſale Guglielmo 
de Campa Rova (1481), zu Urbino Heinih von Eon 
(1481), zu Aquila Adam von Rotweil (1482), zu Bifa 
Lorengo und Angelo von Florenz (1483), ®regorio de Gente, 
Ugone Rugiert und Girolamo Andarano, zu Stena Helnrid 
von Cöln und Luca Martini (1484), zu Ehambery An- 
toine Neyret (1484), zu Eoncino (1484) unter mehreren 
andern Juden Zofua Salomon und Jorael Nathan, zu Novi 
Ricolo Birardengo (1484), zu Bescta Francesco Conni (1485), 
zu Udine Gerhard von Blandern (1485), zu Forli (1495) 
Birolamo Medefano, Ouarino de Guarinis und Blacomo de 
Benedictis x. \ 
Rah Frankre ich kam die Buchdruckerkunſt ebenfalls fehr 
zeitig, denn nachdem die Druder Ulrich Gering, Martin Crang 
und Michael Friburger aus Colmar auf Veranlaſſung der 
Doctoren der Sorbonne Sean de la Pierre und Guillaume Fi⸗ 
het zu Paris in der Sorbonne eine Offiein errichtet hatten, 
drudten fie nicht blos hier (1470), fonden auch nad ihrem 
Ausſcheiden von da für fi allein. Später traten auch Petrus 
Caͤſaris (Kaiſer 1473), Pasquier Bonhomme (1476), Antoine 
Berard u. Geoffroy Marnef (1480—1500), Jean du Bre, Bis 
gouchet (1A84— 91), Guyot Marchant (1486— 1508), Bierre 
Garon (1489— 94), Yean Trepperel und Sean Lambert (1493 
— 986), Robert (1529) und ®illed Gourmont (1508) und Jean 
fe Betlt (1496 — 1533) hier auf, an die ſich dann die zugleich 
als Gelehrte und ausgezeichnete Philologen bekannten Jodocus 
Badius aus Aſch (Ascensius) bei Brüffel (1498 — 1535), 
fein Sohn Konrad Badius (1535—49), Friedrich Morel der 
Neltere (1571— 83) und Jüngere (1583 — 1630), Wilhelm 
Morel (154764), Heinrich Stephanus (Etimne 1509— 
20), fen Sohn Robert (1526—59) und Enkel Heinrich 
(155798), fowie des Lebteren Sohn Paul (1593— 1626), 
Ehrifian Wechel (1522—54), defien Sohn Andreas (ſ. 1573 
—1600) und Enkel Johann (f. 1583) aber zu Frankfurt 
drugten, Adrian Tumebus (1552—85) und Andere anfchloffen. 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. | 25 


Naͤchſt Paris. gehört vorzüglich hierher Lyon, wo 1473 Bars 
tholomäus Buyer zuerſt druckte, an den fih dann Jean du Pre 
(1486—95), Jean du Bingle (1495—99) und unter vielen 
Underen auch Sebaflan (1528-56) und Anton Bryphiue, 
der unglädlie Etienne Doet (1538— 46) und Sean Barbou 
(1539) reisten. Run folgten fhnel zu Chablis Biere le 
Rouge 1478, Poitiers 1479, Tonloufe durch H. Meyer 
1480, Eaen 1480, Vienne 1481, Bromentour 1482, 
Troyes 1483, Breand Loudé«hac und Rennes 1484, 
Abbeville 1486, Befancon 1487, Rouen durch Bulk 
faume fe Tailleur 1487 und Jean Le Bourgeoid (1488— 99), 
Drieans 1490, Angouleme 1491, Dijon 1491, das 
Klofer Clugny mit Michael Wenßler aus Bafel 1493, 
Nantes 1493, Limoges 1495, Provins 1496, Avignon 
1497 und Antreguter oder Treguier 1499. 

Mir wenden und nun nah Holland und Belgien, 
wo wir zu Aalſt Dierik Martens (t473 — 76), einen Freund des 
großen Erasmus finden, der aber fpäter-(+ 1534) zu Löwen thätig 
war, dann zu Utrecht Nikolaus Ketelaer und Gerhard de Leempt 
(1473—74) und Johann Beldmer (1479—-81), zu Löwer 
1474 Johann von Wefphafen, denfelden Veldener (1476 — 
79), Konrad Braem (1476 — 79), Aegldius van der Heerfiraten 
(1484—88) und Andere, zu Untwerpen Diet Martens 
(1476), Matthias van der Goes (1482— 94), Gerhard Leew 
(1484—92) und unter Anderen den berühmten Ehrifloph Plantin 
(1555— 89), zu Brügge den berühmten Colard Manſion 
(1476— 84), zu Brüffel die Brüderfhaft des gemeinſamen 
Lebende (1476), zu Deventer Richard Baffroet aus Göln 
(1477—1500) und Jacob von Breda (14871500), zu 
Gouda Gerhard Lem (1477— 85), zu Delft Jakob Ja» 
kobszoon und Maurits Demanpoon (1477), zu Zwoll und 
Nymwegen (1479) Pieter van Os aus Breda und Johan⸗ 
ned de Bollehoe, zu Dudenarde Ahrend und Bieter van 
Keyyer (de Caesaris) (1480), in Shiedam 1483, zu Eulems 
borch 1483 Hand Beldener, zu Harlem 1483 Ian Andries⸗ 
zoon und Jacob Beillaert aus Zleridjee, su Leyden Hein- 
rich Heyntici und Hugo Jundfoen von Woerden, und fpäter 


26 Einleitung. Buchdruckerkunſt. 


(1392—1680) die Familie der Elzevire, u Anjum, einem 
Dorfe in Friesland, Hidde Camminga (1480), u Herzogen⸗ 
bufh Gerhard de Leempt (1484), im Klofler Heem bei 
Schoenhoven (1495 — 1500), zu Amferdam Gornelid van 
Pepinghen (1500) und im Haag Hugo Iansfoon von Woer⸗ 
den (1518) und Albrecht Hendricxz. 

Was die Schweiz anlangt, fo haben fi die verſchiede⸗ 
nen Cantone theild fehr zeitig mit der Typographie befkäftigt, 
theils fehr fpät. So im Eanton Luzern zu Beromünflter drudie der 
Ghorherr Hellas Helle mit feinem Better Johann Dörflinger 
von Winterthur und Ulrich Gering bereit6 41470 (1474?) 
zu Bafel (1470) Berthold Not aus Hanau, Bernhard Richel 
(1474—86), Michael Wensler (1476— 87), Johann Amer⸗ 
bad, Johann Broben (1491—1527), Johannes Bergmann 
von Olpe (1494-99), Johann DOporinus (1549 — 66) oder 
Herb, Michael Ifengrin u. And, zu Burgdorf bereits 1475 
ein Alngenannter, zu Genf Adam Steimfhaumer von Schwein- 
furt (1478), zu Surfee 1500 ein Ungenannter, zu Zürih (1504) 
Hans am Wafen (1508), ‚Hans Hager (1520) und Ghriftoph 
Froſchauer (1521—1564), im Aargau 1511 und Luzern 
(1524) Unbelannte, zu Bern Matthias Dienenvater (Apiarius) 
1525, zu Reuenburg (15302) Pierre de Bingle (1535), - 
im Ciſterzienſerkloſſe Rougemont (1536) der Mönd Er, 
Heinrich Wirczburg de Bab, zu Raufanne Jean Ryver 
(1556) und Senn le Brieur (1571), im Gänton Graubünbdten 
u Puſchlaw (Poschiavo) Jacob Tuschet oder Biveronius (?) 
(1552), und zu Chur (1616) von einem Ungenaunten, gu 
Schaffhbaufen Hans Konrad Waldkirch (1577), m St. 
Ballen Leonhard Straub (1578), u Freiburg (1585) 
Abraham Bämperlin aus Conſtanz und Wilhelm Maͤß, im Gans 
ton Wallis (1617), zu - Solothurn Michael Wehrlin von 
Huͤttwylen (1658), im Kanton Schwyz Im Kloſter Einfiedeln 
(1664), ia Zug (1670) Jacob Ammon und Wolfgang Land» 
wing, im Kanten Appenzell zu Herifau (1679) Jacob Res 
dinger und nod viel fpäter in den Cantonen Unterwalden 
re Teſſin (1746), Thurgau (1792) und Glarus 
1798). 


Einicnang. Buchdruckerkunß. ar 


Wenn wir jetzt fragen, wie ſich bie Aunf na Unglant 
verbreitete, fo gefchah dieſes durch den reihen Kaufmann und 
toniglihen Ayenten in den Niederlanden William Enston, ver 
zu Eöln vermutbhlih von Ulrich Zell diefelbe erlernt und daſelbſt 
auch (1468— 71) fein erſtes Bud gebrudt Hatte Da ihm 
biefed gut gelang, fo gründete er in der Weſtminſterabtei zu 
London 1474 felbfi eine Offizin, aus der bi6 1491 viele, jeht 
hör ſeltene Drucke hervorgingen. Andere Druder biefer Zeit zu Lons 
don warm noch Sohn Letou (1480— 81), Wilhelm von We⸗ 
deln (1481 — 83), befondere Wynkyn de Morde (1500 
1533), Richard Pynſon (1493 — 1531) und Julian Rotary 
(1499— 1503). Nicht unberühmt waren aub William Fas 
ques, John Raſtell (1517—36), Richard Graften (1540), 
Reynold Wolfe, John Day (1944— 83), Richard Jugge und 
Robert Crowley (1550). Zu Drford führten Theodor Rudt 
(Reed) aus Eöln und Thomas Hunte 1478 die Kun cin, 
ir der Abtei Gt. Albans befand von 1480 — 1486 eben⸗ 
ſalls eine Druckerei, Dort erhielt 1509 die feinige buch Huge 
Go, Bambridge 1511 durch John Siberch, Gouthwart 
1514 dur Peter von Tier, Tavifiod 1525 dutch Thomas 
Rychard, Ipswih 1538, Canterbury 1549 und Green⸗ 
wid 1564, worauf dann bie übrigen Staͤdte nachfolgten. 
Schottland erhielt die Kun zuerſt in Edinburgh durch 
Belter Chepman 1507 und in Aberdeen 1552 durch einen 
Ungenannten, Irland. aber m Dublin buch Humphry 
Rowell (1551) und zu Waterford (1555). 

In Schweden errichteten Johann Snell zu Stodholm 
1483. cine Drudad, der dann eine zweite von Johann Fa⸗ 
bri (1494) und feiner Wittwe (1495) -grführte folgte. Im 
Wadſtena erifirte eine folde von 1491 —95, desgleichen 
m Upfala die des Paul Grüs (1510), worauf Süderfiö+ 
ping 1511, Malmoe 1529, Wefteräs 1621, Stregnäs 
1622, Calmar und Lintöping 1635, Nyköpning 1645, 
Gothenburg 1650 und Winfingoe 1667, fowie Lund 
1668 folgten. 

In Dänemark erhielt 1486 Schleswig bie erſte Preſſe 
durh den fahrenden Druder Stephan Arndt aus Lübel, Kapen⸗ 


28 Einleitung. Vuchdruckerkunſt. 


Hagen bie feinige 1490 durch Gotifried af Shemen, Riyen 
1508, Aarhus 1519, Wiborg 1528, Roͤskilde 1534, 
Nranienburg 1576 (Privatpruderd des Tycho de Brabe), 
Helfingdr 1603, Frederikſtadt 1624, Soroe 1627, 
Kiel 1665 x. Lunge vorher hatte fhon auf Joland (1531) 
der Bifhoff Jens Areſon zu Holum feinen Secretalr, ben 
Schweden Matihieffion das Breviarium Nidrosionse mit (?) 
hölzernen Lettern druden laſſen, und aub auf Rorwegen 
hatte Drontheim ziemlich gleichzeitig und Chriſtiania fell 
1656 eine Officin erhalten. 

In Ungarn hat, wie alle anderen wiſſenſchaftlichen An⸗ 
Ratten fo auch die Buchdruckerkunſt der große Matthias Corvinus 
gepflegt, denn auf feine Beranlafjung kam ber deutſche Drader 
Undreas Heß 1472 nah Dfen. Weit fpäter folgten Kron⸗ 
ſtadt 1534 mit Johann Honter, Uj Szigeth eder Sar- 
var mit Johann Syivefler 1539, und Klaufenburg oder Ko⸗ 
lo8var mit Kasper Heltai 1550, an die fih dann nad und 
nad die anderen größeren Städte des Landes reiheten. 

Bas Bolen anlangt, fo hat in Cracau zuerſt Sway⸗ 
boſd Frank oder auch Johann Haller aus Nürnberg das eiſte 
Buch gedrudt (1491), denen bald theils in des Lepteren Druderd, 
theils in anderen Officinen mehrere andere folgten, wie dem 
auch 1517 daſelbſt eine Jüdiſche Druderel errichtet warb, die 
bis auf die heutige Zeit ſehr thätig gemein if. Nun folgten 
Zamoiſc 1557, Syamotuly 1558, Lublin 1559, 
Brzesc 1559, Pinczow 1559, Kozmin 1561, Wegrow 
1570, Zaslaw 1572, Kosko 1573, Bofen 1577, 
Wilna 1580, Barfhau 1580, Oſtrog 1581, Lemberg 
(&wow) 1593 und’ andere. . 

Mm Rußland fheint merk in Tfhernigom Georg 
Ciernoewic im 3. 1493 gedrudt zu haben, allein Mos tau befam 
erſt 1553 eine Druderei und Petersburg fonnte natürlich 
vor 1711 Heine erhalten. Indeſſen waren bereit früher in ei 
nigen zum Ruſſiſchen Reihe gehörigen Provinzialſtaͤbdten Drub 
kereien errichtet worden, 3. ®. in Mohtlow 1617, Nomas 
off 1619, Kloßer Kuteinskoi 1632, Riga 1638, Dort» 
yat und Abo 1642 x. 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 22 


Sm füdlichen Europa hat ein Ungmannter zu Balencia 
m Spanien 1474 das erſte Buch gebrudt, an den fi dann 
ebendafeldd Lambert Belmart, ein Deutfher (1478—94) und 
Wfonfo Fernandez Cordova u. And. anſchloſſen. Dann folgte 
Zaragoza 1475 mit Matthias Flander (Benberell) u, 9, 
Sevilla 1477 mit Antonio Martinez de. la Talla, Barth 
iomäus Segura und Alfonſo del Puerto, Baul von Göln, Jos 
hann Pegniger and Nürnberg und Thomas Alemannus (1490 
— 99), Reinhard Ungut und Stanislaus Polonus (1491 — 
1500) u. 9, Barcelona 1478 mit Pedro Bruno und Ri 
colaus Spindeler, Lerida 1479 mit Heinrih Botel aus Sad 
fm, Tolofa 1480 wit Heindig Mayer, einem Deutihen, und 
feinen Landsleuten Hand Paris und Stephan Eliblat, Za⸗ 
wora 1482, Girona 1483, Salamanca 1485, Ichar 
(Hirar) 1485, Burgos 1485, Toledo 1486, WMurcig 
1487, Bampelona 1489, Valladolid 1493, Monterey 
1494, Granada 1496, Tarragona 1499, das Klofer 
Monferrat 1499 und Madrid 1500. 
. In Portugal errichteten die beiden erflen Denderelen 
Juden, nämlich zu Liſſabon 1489 Rabbi Zorba und Raban 
Gtiger und zu Leiria Abraham dOrtas Ben Samuel 1492. 
Dann folgte Braga mit Johann Gerling (1494—1536), 
Koimbra 1536, Bifen 1571, Diana de Ho; de Lima 
1619, Oporto 1622 x. 
Ned if die Türkei zu erwähnen, wo allerdings bereite 

ft 1490 troß ber von Bajazet IE. (1483) und Sellin I. 
(1515) erlaſſenen Berbote die Juden beiimlih zu Conſtanti⸗ 
nopel Büder gebrudt hatten, allein eine im Schutze des Broß- 
herrn ſtehende privilegirte Staatédruckerei entſtand erſt 1726 
oder 1139 der Heg. auf Veranlaſſung Ibrahim Effendis, ob» 
gleich allerdings zu Salonihi fhon 1515, zu Belgrad 
1554, zu Adrianopel 1554 ebenfalls durch Juden heim« 
Ude Druckereien errichtet worden waren. Ebendiefelben hats 
ten mit wandernden Prefien feit. dem A6ten Jahrhundert auch 
kon in Griechenland gebrudt, allein die erfien ſtehenden 
Derckereien erhielten zuerſt Corfu, 1817 und Corinth 1822 
worauf dann mehrere andere folgten, 


80 Einfeltung. Buchdruckerkunſi. 


Wir wenden und nun nah Aſien und hier zuerſt nad 
Ehina, in weldem Lande nad Einigen der Tafeldruck von 
Buͤchern bereitd 300 v. Ehr. bekannt geweſen feyn fol, allein 
als fiher ungefähr feit dem 1Oten Jahrhundert n. Chr. nachgewiefen 
werben kann. Seit diefer Zeit IR von den Ehinefen fehr viel gedrudt 
worden, allein bis fjeht noch Immer nach der alten Methode, 
keineswegs nad der Europäifhen Manier, die ihnen jedenfalls 
befannt werben mußte, da bereils 1590 zu Macao, 1603 
m Peking, 1620 zu Ranking, zu Canton, 1661 zu 
Formoſa, 1700 zu Gong Klang von tem Jeſuitenmiſ⸗ 
fionären theilweiſe heimlich Preſſen aufgeftellt worden waren. 
Dafielde thaten diefe in Japan, wo man ebenfalls den Hol; 
tafeldruck ſchon frühzeitig gefannt hatte, denn die PBortugiefifchen 
Sefuitenmiffionäre drudten fon 1591 zu Cazzuſa oder Ta- 
caco auf Rippon, zu Amacuſa 1595 und Rangaſakki 
1603. 

MH Indien IR es ebenfo wie mit Sapım und China, 
denn im Norden des Landes war der Holztafeldruck bereits feit 
vielen Jahrhunderten bekannt, allein eigentlihe Europäifche Drude 
finden fih erſt 1563 zu Boa, 1569 zu Tranguebar und 
Ambafacate (1577) Weit fpäter errichteten die Englän- 
der auf ihren Beſihungen große Drudereien, befonders für die 
Zudiſche, Perſiſche und Mrabifche Literatur, wie z. B. 1772 u 
Mapdras, 1778 zu Ealcutta, 1800 zu GSerampore, 
1792 zu Bombay x. Während erfi in dem laufenden Jahre 
hundert auch Hinterindien mehrere Druckereien befam, hatten be 
reits Batavia 1668, Colombo 1737, die Philippinen 
1593 (zu Manila) Preffen erhalten. 

Perſien erhielt erft in neuefler Zeit zwei Druckanſtalten 
buch den Kronprinzen Abbas Mira zu Teheran und Tar 
bris (1820), ebenſo das feiner Wichtigkeit wegen gleich hier 
mit zu nennmde Aegypten 1799 zu Cairo, Alexan⸗ 
dria und Dſchizeh durch die Branzofen, allein eine ordentliche 
Druckerei errichtete erfi 1822 Mehemed Alt zu Bulaq, eine 
Vorſtadt von Cairo. Indeſſen war bereits lange vorher in 
Syrien in mehreren Kloͤſſter des Libanon gedruckt worden, 
wie zu Safad 1563, zu Kaſchaya 1610, Damascus 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 31 


1605, Halep (Aleppo) 1706, Beirut 175°, Mar Hanna 
1732. Daffelde M in Armenien der Fall, wo zu Etſch⸗ 
miazin nd Nen Nachtſchewan (1794) fleitig gevrudt 
weich, obgleich die Armenter auch noch Druderelm zu Wien, 
Et. Lajaro bei Venedig (f. 1733), Moskau und Conſtantino⸗ 
yel im Bange haben. In Grufien befam Tiflis 1701 
feine erfle Prefie, in Kleinafien Smyrna 1658 durch 
Inden, denen ſich fpäter Chriſten und neuerdings aud 
Rohammedaner anſchloſſen, ſowie auch Skutari 1793, 08 
wohl dieſe Anſtalt Hier ſchon 1807 wieder eingingq. 
Gehen wir endlich zu Amerika fort, fo finden wir In 
Merico bereits (1532) zwiſchen 1535 — 15 40 einen Drud, 
msS. Jago di Buatimala 1667, zu Lima 1586, zu Juli 
Bucblo 1612, zu Puebla de los Angelo 1639, m 
Ilascala 1650. Nah Brafilten ſcheint zwar die Bud 
druderkunſt ſchon im 16ten Jahrhundeert durch Portugieſiſche Miſ⸗ 
fionars gekommen zu ſeyn, allein nachzuweiſen find ihre Denk⸗ 
maͤler erſt ſeit dieſem Jahthundert. Derſelbe Fall iſt es auch 
mit den übrigen Suͤdamerikaniſchen Staaten, wo allerdings in 
Paraguay und Buenos Ayres bereits feit dem 17ten 
Jahrhundert von Jeſuiten gedrudtt worden war, allein hiſtoriſch 
Aber find dergleichen Drude auch erft bier feit dem Ende bes 
vorigen und Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderte, Zn 
Behindten eriflirte auf Hayti fon gu Anfange des 17ten 
Jahrhunderts eine Preſſe, allen Port au Prince (1740) 
md Cap Krancais (1791) befamm ſolche erfi viel fpäter, 
tbenſo Kingfton auf Jamaica erſt 1720, Bridgetown 
af Barbad o8 1730 x. In den heutigem Britifhen 
Kolonieen kam bie erſte Preſſe zuerſt nah Halifar in Neu⸗ 
Schottland 1766, dann folgten bei Beginn des Nordamerls 
kaniſcher Befreiungsfriege andere zu Quebeck und Montreal 
in Ganada. Was nun aber die Vereinigten Staaten 
von Rordamerita amlangt, fo bradite ber Prediger Seffe 
Slover die erfte Prefie von England mit nad Maſſachuſetts; 
va er aber unterwegs Rarb, fo ftellte fie feine Witwe erft zu 
Cambridge 1638 (1640), dam zu Bofon 1639 auf, 
I Pennſylvanien errichtete man gu Philadelphia 1688 


32. Einleitung. Buchdruckerkunß. 


eine Breffe, deögleihen zu New Dort 1693, zu Newilon- 
don in Connecticut 1709, zu Annapolis In Waryland 
1726, m WBordbridge in Rav Yafen 1727 (Benjamin 
Srauflin), zu Charleſton in Südkarolina 1730, zu New 
port auf Rhode Island 1732, zu Williamsburg in Bir 
ginien af 1740, zu Rew Bern in Norbfarolina 1755, pu 
Portsmouth in New Hampfhire 1755, zu Wilmington 
in Delaware 1761, u Savannah in Georgim 1763, wor 
auf dann die übrigen neueren Staaten folgten, 

Aus Afrika Haben wir Aegypten bereits erwähnt, 
Al gier befam er 1830 feine Druderei durch die Ftanzoſen, 
in Werafrifa haben die Portugiefen fhon im 16tm Jahr 
hundert zu San Salvador und Loanda de San Paolo 
an der Küfle von Senegambien religiöſe Schriften gevrudt, im 
Britifgen Kapland hat ak 1806 die Kapſtadt durd 
Britiſche Miffionärs eine Officin befomme, allein von ben 
Afrikaniſchen Infeln if befonderd Terceira bier hewor⸗ 
zubeben, weil ſchon 1583 dafelbk in der Stadt Angra eine 
Beſchreibung der Eroberung der Inſel in Portugiefiiher Sprache 
gedrudt ward. Endlich bat auch in diefem Sahrhundert Aus 
Rralien Rationaldrudereim erhalten, nämlih auf dem Bd 
lande Sidney 1802, und unter den Inſeln Bandiemend 
land 1818 (zu Hobarttown), die Befellfgaftsinfeln 1818 
und Sandwidesinfeln 1821. 

Außer diefen bier angeführten öffentlichen Drudereim al 
Rirten aber auch ſchon ziemlich frühzeitig Privatdrudereien, fo be 
fonders in England, theils für politiſche, theils für religiöfe 
Intereſſen, obgleidy die von den zur Verbreitung älterer feltener Werle 
sufammengetretenen Clubs herausgegebenen, und nicht für den allges 
meinen Buchhandel beftimmten Werke eigentlich nicht in dieſe Kategorie 
gehören (fo der Bannatyne, Maltland, Roxbourghe Elub, die Camden 
Eociety, der Oriental Translation Found ꝛc.). Ziemlich derfelbe 
Fall war ed mit Frankreich, wo noch das heimlihe Drucken 
erotifher Schriften mit zu erwähnen, eigentlih aber bie fo. 
genannte Imprimerie royale (von 1531) nicht hierher zu ziehen 
iR. In Deutfhland gab es zwar auch viele ſolche Privats 
drudereien, allein bier war mehr ein wifienfhaftliher Zwed vor 


Einteitung. Buchdruckerkunſt. 33 


herrſchend (3. B. bei den Druden des Peter Apianus in Ingol⸗ 
Radt 1534, des Tycho de Brahe im Schloſſe Uranienburg auf 
der Intel Huem 1596— 1616, des Albdrecht Dürer, Johann 
Kepler 1630, der Orientaliſten Kirfh zu Hof, Kirſten zu Bred 
au, Erpenius zu Leyden), obwohl allerdings aud politiſche 
4. 3. Urih von Hutten in feiner Burg Stedelberg in Fran» 
fen) und theologifche (3. B. bei Thoma Münzer, in mehreren Kloͤ⸗ 
Ren in Augsburg, Wien u. a. DO.) Zwede verfolgt werben. 
Endlich mag auch Stalien darum bier mit erwähnt werben, 
weil man die berühmten Drudereien ber Typographia Medicea 
und der Propaganda in Rom gewoͤhnlich mit zu biefer Gate 
gorie zu ziehen verfuht hat?) 


.]) urb. d. Alt. Drude ſ. M.Maitteire, Ann. Iypogr. ab artis inv. 

orig. ad a. MD. Hag. Com. 1719-41. V. 4. Dazu Suppl. adorn. a 
M. Denis. Vindob. 1789. Il. 4. 6. W. Panzer. Annal, typogr. post 
Maittairii, Denisii aliorg. doct. vir. cur. in ord. red. eın. et aucti. 
Norimb. 1793 sg. XI. 4. (v. 1456-1536) Dazu: Annal. d. ält. Deutfch. 
Liter. ebd. 1788. Zufäge ebd. 1802. II. 4. L. Hain, Repert.bibliograph., 
ın quo libri omnes ab art. typogr. inv. usque ad a.MD.typ. expr. 
ord. alph. enum. Stuttg. 1825 aq. IV. 8. Die Geſchichte der Verbrei⸗ 
tung d. Buchdruckerkunſt u. ber erften Druder b. de la Serna Santander, 
Dictionn. bibliogr. choisi du XV. s. (Bruxell. 1805. IH. 8.) T. I. 
H. Cotten, A typogrephical Gazetteer. Oxford 1831. 8. C. H. Tim- 
perley, Encyclopaedia ef Literary and Typogr. Anecdote. Ed, II. 
nd. 1842. 8 H. Ternaux-Compans , Not. sur les imprim. qui 
existent ou ont existe hors d’Europe. Paris 1841. 8. u. Not, sur |. 
impr. — en Europe. ib. 1842. 8. Specielle Hauptichriften über einz. Laͤn⸗ 
der find: Deutfchland f. St. A. Würdtwein, Biblioth. Moguutina 
Angus. 1787. 4. &. W. Zapf, Aelt. Buchdr. Geſch. v. Maynz b. 1499, 
Um. 1790. 8. Sprenger, Acltefte Buchdr. Geſch. v. Bamberg a. d. ‚Duns 

telheit hervorgez. u. fortg. b. 1534, Rürnb. 1799. 4. Hs Lempertz, Beitr. 

Geſch. d. Buchor. K. u. d. Holzſchn. K. (in Göln). Cöln 1839. 4. G. B. 
Zapf, Augsburgs Buchdr. Gefch. v. 1468 1530. Augsb. 1788. II. 8. ©, 
B. Panzer, Aeiteſte Buchdr. Geſch. v. Nurnb. Nürnb. 1789. 4. C.Ch. Baur, 
Primit, typogr. Spir. Deutfh. Speyer 1764. 8. ©. W. Zapf, Buchs 
drudergeſch Schwabens Ulm 1791. 8. 8.D. Haßler, D. Buchdr. Geſch. Ulms. 
Um. 1840. 4. Schwetſchke, Vorakad. Buchbr. d. St. Halle. Halle 1840. 8. 
3. 9. d. Seelen, Racır. v. d. Urfpr. u. Bortg. d. Buchdr. K. 3. Lübel, 
ebd. 1740. 8. Dede, Racır. v. d. im A5ten Ihdt. zu Lüb. gedr. niederf. 
Düh. ebd. 1834. 8. ©. €. Liſch, Geſch. d. Buchdr. K. in Mektenb. b. 3 
10 Edwerin 1839. 8. 3. M Yappenberg, Geſch. d. Buchdr. K. in 
Hamburg. ebd. 1840. 4. GC. 2. Grotefend, Gelch. d. Buchdr. in d. Hanndv. 
u. Sraunfhw. Landen. Hannov. 1840. 4. © Löfchin, d. Geld. d. Danzig. 
Bacdr. Danzig 1840 A. Chr. 8 Gtraderjan, Gelchichte der Buchbruders 
bunt im Herzogth. Didenburg u. d. Herrſch. Jever. Didenb. 1840. 8. 
d. 8. Mohnide, Gefch. d. Buchdr. ". in Pommern. Stettin 1840. 8. 
3X Pankofer u. 3.-8. Schnergraf, Geh. d. Buchdr. in Regensburg. 
Ra 1840. 8. J. H. Leich, De orig: et increm. typogr. Lips. ®. &. 
(10) Lips. 4. DM. Denis, Wiens Buddr. Geſch. v. 14821560. Nebfl 
3 


* 


ece, Dandbuqh b. Eiterärgeidiäte, IL, 


34 Einleitung. Buchdruckerkunſt. 


Nachtr. Wien 1732—83. 4. M. Koch, Kurzgef. Geſch. d. Buchbr. Km. b. 
ält. Wien. u. Oeſtreich. Buchdr. Wien 1841. 8. H. Schreiber, Leift. d. Unis 
verf. u. St. Breiburg f. Büch. u. Lanbf. Dr, Freib. 1840. 8. — K. Unger, 
Neue Beitr. z. ält. Geſch. d. Buchdr. K. in Böhmen. Prag 179. 4 2. 
Dombrowsty in d. Abb. e. Privatg. in Böhmen. Bd. III. p. 228 sq. u. 
Bd. V. ©. 3. Dlabacz in b Neuen Abb. d Böhm. Gef. Bd. hir. p- 140sq. 
— P. F. K. Laire, Specim. hist. typ. rom. XV. saec. Roın. 1778. 8. 
J. B. Audiffredi, Catal. rom. edit. saec. XV. ib. 1783. 4. Giustini- 
ani, Sagg. s. tipogr. del regno di Napoli. Nap. 1793. 4. Capialbi, 
Mein. della tipogr. Calabresi. ib. 1835. 8. J. Affo, Saggio di mem. 
aulla tipogr. Parmese del sec. XV. Parına 1791. 4. D. M.Pellegrini, 
Della’ prima orig. della st. di Venez. Venez. 1794. 4. J. M. Pari- 
toni, Venez. la prima cittä fuori della Germ. dove si eserc. l’arte 
d. St. ih. 1756. 8 — A. Chevillier, Orig. de l’imprim. de Pais. 
Par. 169%. 4. 6. A. Crapelet, Des progres de Y'iınprim. en France 
et en Italie au i6me s. et de son ınfl. s. la litter. ib. 1836. 8. u. 
Etud, prat. et litt. s. Ja typogr. ib. 1837. 8. T. I. p. 1—144. W.P. 
Greswell, Aunals of Parisian typoßr. Lond. 1818. 8. — P. Lambi- 
net, Origine de l’imprimerie. Paris 1810. II. 8. 2. &. Bifcher, Bys 
bragen tot de oude Letterkunde der Neberlanden. Utrecht 1838 8. — P. Bes 
elin, Die Buchdrudereien der Schweiz. ©t. Gallen 1836. 8. — J. Ames, 
* pographical antiquities. Lond. 1749. 4. cons. augm. by Herbert. 
jb. 1785. 111. 4. enl. and ill. by Th. F. Dibdin. ib. 181019, IV.% 
T. C..Hansard, 'Typographia: on hist. sketch of iheorig. and progr. 
' of the art of printing. ib. 1825. 8. — J. Alnander, Hist. artis Iy- 
pogr. in Suecia, Rost. 1725. 8. J. H. Schröder, Incunab. artis ty- 
pogr. in Snecia. Upsal. 1842. 4. L. Terpagerus, Sched. hist. de ty- 
ogr. natalibus in Dania. Havn. 1709. 4. C. F. Wadskiaer, Nörre 
Ms ändske Rogtrykkeries forste Pröve, eller nogle Lineamenter af 
Bogtrykkerkonstens Historie i Dannemark. Wiborg 1739. 4. Ryerupb. 
Sejbdelin, Läfendes Aarboger for 1801.p.1—133. Grundtoig, Dannevirke. 3d.1V. 
p- 175 sq. — ©. v. Gyurikovits in Hormayhr's Ar. f. Geſch. Wien 1824. 4. 
Unger. Magaz. Presb. 1768. Bd. IV. nr. 26. I. Nemeth, Mem. 1y- 
gr incl. regni Hungar. et magni princip. Transsilv. Peth. 1818. 8. 
|‘ . Hofmann, De typogr. earg. initiis et incrementis in regno 
Poloniae et magno ducatu Lithuaniae. Dant. 1740. 4. G. 8. Baudi- 
kie, De primis in arte typogr. incunabulis. Cracov. 1812. 4, F. 
Bentkowski, O' naydawnieyszych ksilökach drukowanych w 
Polscze, a w szezegölnosci 0 tych, ktöre Jan Haller w Warsza- 
wie wydal. w Warsz. 1812. 8. J.S. Bandtkiego, Historya Drukarıı 
Krakowskich. w Krakow. 1815. 8. u. Historya Drukarn wv Kroölest- 
wie Polskiem i Wielkiem Xiestwie Litewskiem jako i w Krajach 
zagranicznych, w kiörych olskie dziela wychodzity. ib. 1826. 
II. 8. J. Lelewel, Bihliogr. ksiag dwoje, w ktöryck rozebrane 
i pomnoZone zostaty dwa dziela 3. S. Baudtke Hist. druk. Krak.- 
tudzieZ Hist. biblioteki Un. Jagiell. w Krakowie a przydany 
Katalog Inkunabulow polskich. Wilno 1826. II. 8. — R. Diosd. Ca- 
ballero, De prima typographiae hispan. aetate spec. Rom. 1793. 4. 
F. Mendez, Typografia espanola o historia de ia introd. propag. 
progr. del arte de la imprenta en Espaäa, Madr. 17%. z J. F. 
de la Rochelle, Rech. hist. et cr. sur l’etabl. de l’art typogr. 
en Espagne et au Portugal. Bourges 1838. 8. Ribeira dos Santos, 
Mem. sobre os origens da Typogr. em Portugal no sec. XV, in b. 
Mem. da Lit. Portug. T. Vill. 1812. p. 1 sq. (f. Ebert’ Weberlief. 
3b. H.1.p.468q. — mer Duroftall, Geld. d. Osmanen. Bd. VII. p. 590 
aq. u. Geſch. d. Osman. Dichtkunſt. Bd. IV. p. 598 5q. u. Deutfche Viertelj. Schr. 


Einleitung. Buchdruckerfunft. 35 


1838, 9.11. p. 3608q. Web. d. Drude a. d. Libanon ſ. Catal. deS.deSacy T. I. 
p. 412 29. Ueb. die zu Boulaq f. Reinaud im Journ. Asiat. T. VII. 
*8 Bianchi ib. II. Serie. T. II. — Thomas, The history of prin- 
is America. orcesier 1810. Il. 8. Bullet. d, biblioph. 1836. 
sg. Berl. Mag. d. Ausland, 1835. nr. 97. — cf. ED Meg, 
* des Buchhandels u. der Buchdruckerkunſt Darmſt. 1834—35. 
L & L. Lalanne, Curiosites un Paris 1845. 12. 
» 89-138. And. b. Brunet. Man. du L 631 8q. 
le J. Martin, Bibliogr. catal, of books privately printed. Lond. 


$. 546. 

Nachdem wir jebt von den Urſachen gefproden haben, 
welche dad Gedeihen der Literäriihen Cultur in dieſer Periode 
geförbert, gehen wir nun zu denjenigen fort, welche derſelben auf 
der anderen Seite im Wege geflanden haben. Auch dieſer 
And niht wenige, von denen wir natürlih nur die haupt⸗ 
ſaͤchlichſten politifhen und moraliſchen hervorheben wollen, ohne 
und im Speciellen über die bei den einzelnen Nationen befon- 
ders überwiegenden zu verbreiten. Es werben folgende. ſeyn: 

1) Die vielen, theild aus politiſchen, theils aus religiöfen 
Interefien geführten Kriege. 

2) Die theologifchen Streitigkeiten, theils zwiſchen Proteflan« 
ten und Gatholifen, theils zwifchen ben Proteſtanten uns 
ter ſich ſelbſt. 

3) Mehrere Staatsumwaͤlzungen und bie daraus entſtandenen 
Kriege und ihr verberblidher Einfluß auf die Verbildung 
der Jugend und Hinführumg berfelben auf politiſche Träus 
mereien von allgemeiner Gleichheit und Guͤtergemeinſchaft 
(Communismus), entflanden aus der unbefugten Einmi⸗ 
[dung von ungebildeten, durch bethörte Optimiſten und 
politiſche Schwaͤrmer verführten Handwerkern u. bergl. 
in ihnen völlig unbegreifliche Staatsangelegenheiten. 

4) Die in einem Theile des Nordens feit der Branzöftichen 
Revolution nach und nach erzeugte Mißachtung der polls 
tiven Religion, im Süden aber die Einmifhung der Je⸗ 
fuitn in die widtigften Angelegenheiten des Staats - 
und Familienlebens. 

5) Der ſchlechte Zufland ber kleinern politiſchen Journaliſtik, die 
nicht zum geringen Theile theils in den Händen feier 
Scribenten oder wenigſtens politiſch⸗ befangener Bartels 

| 3 


36 Dichtkunſt. Lateinifche Poeſie. 


männer, theils in denen ungebildeter und unverſtaͤndiger Schreier 
iſt, die etwas werben oder ſich einen Namen machen wollen. 
6) Die dadurch herbeigeführte Beſchraͤnkung ber Preſſe durch 
die Cenſur!) und Vorenthaltung der Preßfreiheit in dem 


größten Theile Europas von Seiten der Regierungen. 


1) Das erfte gedrudte Buch mit einer Upprobation ift des WVilhelmi 
episcopi Lugdunensis summa de virtutlibus. Colon. 1479. (f. Bed+ 
mann Beitr. 3. Geſch. ber Erfindungen. Bd. I. p. 97 sq.), das ältefte Mans 
dat aber, welches eine förmliche Büchercenfur rinführte und eine Genfur- 
commiffion niederfegte, rührt von dem Erzbifhoff von Mainz Bertold a. d. 
J. 1486 her (b. Guden, Cod. diplomat. Freft. eiLips. 1758. 4. T.IV. 
p- 460 sq.). Der SBerfügungen Kaiſer Karls V gegen das Lefen der Schrif⸗ 
ten Luthers (f. Luthers Werke Bd. XV. p. 2264. ed. Walch) und fein 
Ediet gegen Ketzer und Wiedertäufer aus Brüffel v. 3. 1540. Der erſte 
Index Belgicns librorum haereticorum. Lovan. 1540. f. a. Baillet 
Tagem. d. Sav. T. I. p. 28 sq. II 1. p. 43 sq. Catal. Bibl. Bünar. 
T. 1. p. 494 sq. Schelhorn Ergöglichkeiten Bd. 1 p. A sq. II. p. 1 84 
164. 359, 3°4 u. Samml. f. d. Geſch. Bd. I. p.122 zq. u. Kl. hiſt. Schrift. 
Bd. II. p. 140 sq. v. Halem, Bibliogr. Unterhalt. St. II. p. 155 sq. I. 
E. Gruner, Gremutius Cordus ob. üb. d. Buͤcherverbote. Lpzg. 1798. 8- 
G. Peignot, Dictionn. crit. litter. et bibliograph. des principaux 
livres condamnes au feu, snpprim. ou censures. Paris 1806. Il. 8. 
Hoffmann, Senfurs und Preßfreiheit. Berlin 1818. 8. (J. Mendham) Liter. 
policy of the church of Rome, exhib. in au acc. of ber damna!. 
catal. or Indexes. Lond. 1837. 8, Lalanne , Curios. bibliogr. Paris 
1845. 12. p- 368 — 444. 


Geſchichte ber einzelnen Wiffenfchaften in diefem Zeitraum. 
. A) Dichtkunſt. 


$. 547. 


Gehen wir nun zu den einzelnen Wifienfchaften fort, fo 
wird unferem Plane nad die Dichtkunſt bier zuerſt in Be 
trat kommen, und da wir früher immer die Verſuche in den tobten 
 Spraden vorangeftellt, fo wollen wir auch jet das, was für die 
Lateiniſche Poeſie gefhehen if, zuer erwähnen. Es ver 
ſteht ſich im Allgemeinen von ſelbſt, daß alled hier Geleiſtete 
nur von dem gelehrten Stande ausgehen konnte und nur noch 
im 16ten und 17ten Jahrhundert die eigentlihe Blüthe ver 
neulateiniſchen Poeſie angenommen werben kann, well fpäterhin 
mit wenigen Ausnahmen doch immer nur Gelegenheitsgedichte 
und Schulübungen den Haupttheil derſelben ausmachen, wo an 
eine wahrhafte dichteriſche Begeiflerung nicht zu denken IR, fon« 
bern das Hauptverbienft nur Darin beficht, keine Verſtoͤße gegen 


R 2 


Dichtkunſt, Lateiniſche, in talien. 37 


das Metrum zu begeben und fih den alten Glaffifern des gol⸗ 
denen und fllbernen Zeitalterd der Roͤmiſchen Literatur am Mei⸗ 
fen zu nähern, dad heißt, ihre Gedanken und Ausdruͤcke fo gut 
als möglich zu plünden und ben Raub gefhidt zu verfeden. 
Indefien lann nicht geleugnet werben, daß wenigſtens in den 
erfen zwei Jahrhunderten diefer Periode noch viele Dichter ges 
finden werben, denen man faſt vollendete Diction, Feinheit der 
Empfindung, Schwung der Phantafie, Selbſtſtaͤndigkeit und Ges 
Iumgenbeit der Gleichniſſe, mit einem Worte, dichteriſches Genie 
nit abfprechen kann, wenn aud auf. der anderen Seite bie 
Ueberſchwemmung des literarifchen Marktes mit poetiſchen Pro⸗ 
ducten biefer Art fo groß iR, daß viel verfificirte Profa mit un. 
terläuft umd aͤcht ſchoͤpferiſche Kraft nicht gerade zu häufig iR. 
Indeſſen haben diefe Arbeiten meiftentheild das große Berbienft, 
daß ihre Stoffe, beſonders in Deutſchland im Reformationdzeits 
alter, Die Gegenwart betrafen und nicht in Idealen ſchwaͤrmten, 
dabei aber doch auch anregend für bie humaniſtiſchen Studien wirkten, 


$. 548. 


Beraten wir nun aber die einzelnen Länder, wo bie neu⸗ 
lateiniſche Poeſie blühete, fo werden wir zuerſt Italien, als 
ben Sig derſelben, zu betrachten haben. Wir treffen bier ben 
Diplomaten umd Mitarbeiter des Aldus Manutius Andreas 
Navager o aus Venedig (1488 - 1529), den Nachahmer des 
Gatug!), den berühmten Gicerontaner Jacob Sadoletus auß 
Rotena (geb. 1477, + 1547), nachherigen Biſchoff von Cars 
venttras und Cardinal (1536), den bekannten Wpologeten ber 
Philoſophie (im Phaedrus), unter defien übrigens nicht zahlrei⸗ 
den Gedichten der Laocoon ſeines Stoffes würbig if”), den 
gelehtien Arzt Hieronymus Fracafloro aus Berona (geb. 
1488, + 15553), defien Syphilis durch die poetifche Auffaffung 
eines hoͤchſt unaͤſthetiſchen Stoffs und ausgezeichnete Sprache feinen 
Ramen unfterblih machen muß’), den Marcus Hieronymus 
Bida aus Eremona (1490—1566), Biſchoff von Alla, deſ⸗ 
m Scacchia Iudas (Schachſpiel) nur durd felne Bombyces, 
a Muſter von Gorrectheit in Styl und Ausbrud übertroffen . 
wind, wenn man auch nicht wit Julius Scaliger in der Cri⸗ 


38 Dichtkunſt, ‚Lateinifche, in Italien. 


tit der Dichter ſeiner Zeit (Poet. L. VI. c. 4.) feine Poetica 
ber des Horaz vorziehen will), den Gegner des Lucrez Sci⸗ 
pio Capicius aus Neapel (+ 1562), defien zwei Bücher de 
principiis rerum für feine Zeit ein ziemlich gutes Syſtem ver 
Phyſik enthalten?), den nebſt feinen Brüdern gleichberühmten 
Philoſophen und Arzt Hieronymus Amaltheus aus Bor 
benone (1506 — 74), den der großeMuret für den erſten Dich⸗ 
ter Italiens erflärte®), den Betrus Angelus Manzoli, bes 
kannter unter bem Anagramm feines Namens Marcellus 
Balingenius aus Stellata, defien Zodiacus vitae voll ſchöͤ⸗ 
ner Verſe, trefflicher Gleichniſſe und moralifcher Lehren iſt, leider 
aber durch ſeine langweiligen Tiraden gegen die Roͤmiſche Curie 
zuweilen ungenießbar wird”), den trefflichen Odendichter Jacob 
Sannazaro aus Neapel, bekannter durch feinen Schäferroman 
Arcadia (1474—1530)°), den Lyrifer und Metaphraft der Pſal⸗ 
men Johannes Antonius Flaminius (Zarrabini) aus 
Imola (+ 1536), defien Sohn Marcus Antonius aus 
Ceravalle (1498 —1550) fi ebenfalls als geſchickter Ciegifer 
dur feine Nahahmungen des Horaz, Tibul und Catull einen 
größeren Ramen machteꝰ), ald man ben noch zu nennenden Did: 
tern in der Bulgärfprahe Bembo, Molza') und Giovanni 
della Eafa!!) zugeftehen kann, wogegen wieder bie Elegieen 
des bekannten Grafen Balthafar Caſtiglione?) claſſiſch 
find. Weiter nennen wir bier den gebanfmreihen Eoliue 
Galcagnint aus Ferrara (1479 — 1541)”), den unglüuͤd⸗ 
hen Antonio degli Pagliaricci, befannter ale 
Aonius Palearius (geb. nah 1500, verbr. 1570) auß 
Beroli bei Rom, deſſen nur etwas zu ungleich ſiyliſirtes Gedicht über 
die Unfterblichkelt der Seele ihm eine Stelle unter den erſten 
Denfern und Dichtern feiner Zeit geſichert hat!“), bie gelehrte 
Humanifin und oft bart bedrängte Lutheranerin DIympia 
Fulvia Morata aus Ferrara (1526—54)"°), die Gebruͤder 
Capilupi aus Mantua!), den claffifch gebildeten Mythologen 
Liltus Giraldi aus Ferrara (1489-1552) ), den guten 
Epifolographen Lazaro Bonamici (1479-—1522)). Nun 
nehmen aber die Dichter fehr fchnel ab, denn im 17ten Jahr⸗ 
hundert find nur noch Benedict Averani aus Sloren; 


\ 


Dichtkunſt, Sateinifche (Drama) in Italien u. Deutfchl. 39 


(16455—1707) Brofeffor zu Pifa'’), der Jeſuit Nicolaus 
Bartbenius Gianetaſio aus Neapel (1648 — 1715), 
defien treffliche Raturfchilderungen nur durch feine Glafficität des 
Huedrude und der Compoſition übertroffen werden’), der ebenfo 
geißvolle als gebildete Satirifr Ludovico Sergardi aus 
Sima(1660 — 1726)*'), der befannte Mathematiter Tommafo 
Geva aus Mafland (Jeſuit, geb. 1648, +1737), defien Epos 
von der Kindheit Jeſu zu dem Schönften gehört, was bie neulatels 
nifhe Poeſie aufzuweifen hat??), zu nennen, die neue und bie 
nareftegeit hat dagegen nichts hervorgebracht, was über die Ge⸗ 
woͤhnlichkeit hinausginge. Uebrigens iſt noch zu bemerfen, daß 
auch mehrere dramatiſche Arbeiten von Italiaͤnern in lateiniſcher 
Eprache übrig find, fo aus d. 16. Ihdt. von Ant. Thy leſius aus 
Coſenza eine Tragödielmber aureus”), und von dem Biſchoff von 
Coma Eoriolanus Martiranus mehrere fleife Nach⸗ 
abmungen der Alten in Berfen, ohne Abthellungen in Acte oder 
Scan”), und als Proben der in den Iefultercollegien von den 
Zöglingen häufig aufgeführten dramatifhen Darftellungen von 
Begebenheiten aus der Gedichte der Heiligen, der Jeſuitenmaͤr⸗ 
iprer und frommen Wunderthäter eine ganze Sammlung derartiger 
Saͤchelchen von Ricolaus Avancinus?) aus Tyrol, Je⸗ 
fuitensifitator von Böhmen (+ 1685). 

Bereits zu Anfange diefer Periode konnte Deutfhland 
ſchen mit Italien auch in dieſem Zweige der Literatur in bie 
Schranken treten, denn dieſelben Männer, die, wie unten gezeigt 
werden wird, fih um die Miederberftellung der Wiſſenſchaften 
überhaupt verdient machten, thaten fih auch als lateinifche Dich 
tee hervor. Alnter ihre Zahl gehören Sohannes Murmel 
ms Ruremonde (1470—1517)7°), Heinrich Bebel aus Ju⸗ 
Ringen (geb. 1470% gef. 1518), Melanchthon's Lehrer, deſſen 
Facetine, worin er die Lieverlichfelt und Dummheit der Deuts 
ſchen Pfaffen an den Pranger Flellt, nicht wenig zum Gebeihen 
er Reformation beittugen?”), Jacob Locher, genannt Phi. 
lonuſus aus Ehingen. (1470-1528), der berühmte Ueber 
ker des Brandſchen Narrenſchiffs *), die Epigramme und Apo⸗ 
je der Leipziger Schönen des geiftreihen Profeſſors zu Mar⸗ 
hy (1626), Hermann von der Busfde aus Saflen- 


* 


40 Dichtkunſt, Sateinifche, in Deutfchland. 


berg im Münfterfhen (1464— 1534) ?°), der berühmte Untiquar 
und Ueberfeger der Klaffiter Bilibald Pirkhaimer aus Eid» 
fHädt (geb. 1470, + 1530), Batrisier zu Nürnberg”), deſſen 
TIrauerelegie auf Albreht Dürer befannt genug iſt, ber große 
Ulrich von Hutten?) aus Stedelberg bei Fulda (geb. 1488, 
gef. 1523), in Italien claſſiſch gebilbet, der furchtloſe Berfpot- 
ter der Gebrechen der Kirche (Epistolae virorum obscurorum)") 
und Herold ber deutfhen Freiheit gegen bie Ultramontanen, in 
feinen ſcharfen Verſen, den Fruͤchten jener vielbewegten ſchoͤnen 
Zeit des Erwachens des menſchlichen Geiſtes aus langem Win 
teıfchlafe Borfämpfer, fein Freund und Helfer bei feinem großen 
Unternehmen Johann Erotus?”) (Jäger), Rubeanus aus 
Dornbeim bei Arnſtadt (+ 1535— 40), der fcharffinnige, aber 
leider zweideutige Defiderius Erasmus”), der gutmüthig 
wigige Dimar Nadtigali”) aus Straßburg (+ 1535), der 
gelehrte Critiker Bincenz Opfopdus (Koh) aus Franlen 
(+ 1588—9)), der große Helleniſt Eoban Heffe Göͤbb⸗ 
hen) aus Bodendorf (1488—1540), an gluͤcklichen Dichter⸗ 
gaben der Ovid feiner Zeit”), die claſſiſch gebildeten Männer 
Melanhtbon”) und Joachim Camerarius aus Bam 
berg (1500—1574)”), und befonder6 der Satiriter und Ueber⸗ 
feger des Sophorles Thomas Naogeorgus (KKirchmayen) 
aus Straubing (1511— 78)”) WIE trefflihe Epigrammen 
dichter zeichnen fih aus Eurifus Cordus (Heinri Urban) 
aus Simmtshaufen in Oberhefien1486—1535), Profeſſor zu 
Marburg und Ueberſeher des Ricander*!), Simon Lemmiut 
(Lemchen) aus Braubündten ?) (1514— 50), als Satiriler 
Nicodemus Friſchlin aus Exingn (1547—90), auf 
fonft als gelehrter Philolog und Redner berühmt*), und der 
deutſche Anatreon Friedrich Taubmann aus Wonſes in 
Baireuth (1565— 1613), der aber leider in feinem Privatleben 
zum gemeinen Spaßmacher herabſank“). Sehr glüdliche Nach⸗ 
ahmungen Ovidifcher Elegieen lieferten Petrus Lotichius 
Secundus aus Schluͤchtern im Hanauiſchen (1528 — 60)*), 
der berühmte Koͤnigsberger Brofefior Georg Sabinus (Schuͤ⸗ 
fer) aus Brandenburg (1508—60)*), weniger ber befannte 
Arzt Johann Sambucus aus Tymau (1531—84)"); in 


— — — — — — — — — — — — | — u mm — — u — — — — — — — — — — — — — 


Dichtkunſt, Lateiniſche Drama) in Deutſchland. 41 


der Lyrik, beſonders als Rachahmer des Horaz, war der Jeſuit 
Jacob Balde*) aus Enſisheim im Elſaß (1603 — 68) aͤu⸗ 
ßerſt gluͤcklich, ohne jedoch Vollendung zu erreichen. Miscellan⸗ 
dichtungen ſind des Biſchoffs von Paderborn Ferdinand von 
Fuͤrſten berg (1826 — 1683) Arbeiten"), mehr teligioͤſes Element 
herrſcht in den Arbeiten des Fortunatus a Juvaltis 
(1557— 1654) °), des auch unten noch zu erwaͤhnenden Baus 
(us Meliſſus (Scheve) *), deſſen Natürlichkeit und Anmuth, 
ſowie geſchickte Nachahmung der Alten ihn zum beſten lateiniſchen Dich» 
ter ſeines Vaterlandes in dieſer Zeit gemacht haben, der barocken 
Anna Marta von Shurmann aus Eöln (1607 — 78)2). 
In der neueften Zeit haben mit verfciedenem Erfolge 3. 9. 
Erneti, J. F. Chriſtꝰ), 3.E. Böhme), Ch. A. Klotz8), 
F. W. Reiz, H. G. Reidard), ©. A. Bag”), 


Chr. J. Elovius®), Mid. Denis”), A. Corn. Stock⸗ 


mann), Ferd. Drüd, Döring, Mitſcherlich, Gott— 
fried Hermann, Ep. Jer. u. F. W. Ehrenft. Rof), C. D. 
Fuß”), und bei feſtlichen Schul» und Univerſitaͤtsbegebenheiten eine 
aroße Anzahl von Schulmännern und Univerfitätsichrern ben 
Pegafus befliegen, ohne mehr als enhemere Anerkennung ges 
funden zu haben. Auch unter den Deutfchen findet fid, 
abgefehen von dem fatirifhen Dialoge Julius®), eine 
Menge _dramatifcder Dichter, an deren Spitze Johann Reuch⸗ 
Iin®), Thomas Raogeorgus®), Hieronymus Zie.- 
gler®) ausRottendurg, Jacob Schöpper?”), ein gewiſſer 
Pfeudonym Chr. Stümmel“) (Comer?) flehen, der das Studen⸗ 
tenleben jener Zelt nicht übel geſchildert hat, fo wie. der eben fo 
wisige als claſſiſche Srifalin®), von ‚denen freilich die für 
ihre Seminariften gefchriebenen elenden Arbeiten der Sefuiten Ja⸗ 
cob Bidermann”), Simon Kettenpyader”'), Anton 
Elaus”), Peter Bemble?), Marrianus Wimmer”) 
Sranz Reumayr”‘) u. A., die ih blos der Euriofität wegen 
nenne, gewaltig abfledhen. Eiwas beffer find die für feine Schuͤ⸗ 
fer zu Tübingen gebichteten Stüde des Rectors (1625) Fried. 
Herm. $layder”), wenn aud darin Emma zum Eginhard fagt: 
pol duleius non meıinini me onus portasse, und biefer ant- 
wortet: neque ego me mollius in vita equitasse memini, 





44 Dieefunft, Lateiniſche, in Deuſchland. 


22) ©. 6. Ferrari in db. Racc. d'op. sc, T. XLIV. p. 257 — 
Sylvae. Mediol. 1718 8. Puer Jesus L. IX. ib. '1699. 1718. Berol. 
1797. 8. Deutih v. D. G. Müller. Magbeb. 1822. 8. v. Muͤchler. Bel. 
1791. 8. v. Zeitelrod. Dilling. 1842. 8. 


23) &. Morelli, Bibl. Mess. T. I. p. 456 sq. Poeimata. Rom. 
1524. 4. u. Del. T. HI. p. 1154 sq. Opera. Neap. 1762. 8. Imber au- 
reus tragoedia. Ven. 1529. 4, Antv. 1546. 8. 


24) Tragoediae VIII, Medea, Electra, Hippolytus, Bacchae, 
Phoenissae, Cyclops, Prometheus, Christus. Comoediae Il. Plutus, 
Naben Odyssese L. Xll. Batracomyomachia. Argonautica, Neap. 
1 . . 


25) Poesis dramatica. Colon. 1675—79. IV. 12. Rom, 163, V. 
a Iyrica, qua cont. Lyric. L. IY, et Epod. L. I. Viudob. 
1760. 12. 


26) Elegiar. moral. L. IV. s. 1. 1508. 4. De magistri et discip. 

offic. Epigr. Lib. Col. 1510. 4. u. a. in d. Delic. poet. Belg. P. Ill. 

. 665 aq. cf. Niefert, I. M. lit. Verd., in d. Weſtph. Zeitfchr. 1825. 4. 
—8 IT. &t. I—X1. 

27) ©. Facetiae. Antv. 1541. 8. Lips. 1600. 1615. 12. u. Öft. 
Deutih. a. a. D. 1558. 8. Frkft. 1589. 1606. 8. (f. dar. K. Hay, 
Deutſchl. Lit. u. Relig. Verhältn, im Rel. Beitalt. Erlang. 1841. 8. Bd.1. 
p. 381 sq.) Web. f. Geb. f. ob. Bd. II. p. 324. ar. 8. 


28) Stultifera navis. Basil. 1497. A. 1572. 8, u. öft. u. mehr. tin. 
Ge. f. ob. a. a. D. ur. 7 angef. 


29) ©. Allg. Lit. Anz. 1800. p. 1324 9. Rafmann im Weftphäl. Anz. 
1810. p. 1635 sq. u. ob. a. a. D. nr. 9. Carmin. partim in ltalne 
urbibus partim in patria contextorum L II. s. 1. et a. 4. Bpigr. L. 
II. Lips. 1504. 4. Lipsica s. de laude cultuque urbis Lipsensis Sil- 
va. Lips. 1504. 1519. 4. u, b. Mencken Diss. Hit. Lips. 1734. p. 177 8Q. 
De prellis Lipsiensibus. s, 1. et a. 4. And. in b. Delic. poet. Germ. 
T. 1. p. 833 sq. 


30) Erhard, W. Pirkh. u. f.Zeit, in d. Eleutheria 1820. Wp. III. C. 
Münd, B. P. Schweizerkrieg u. Ehrenhandel m. f. Feind. zu Nürnberg. 
Bafel 1826. 8. M. M. Mayer, W. 9. Aufenth. wu hof v. ihm f. ge 
(child. Rürnb. 1828. 8 Niemeyer im Biograph Bd. III. p. 239 ng. Er⸗ 
hard Bd. III. p. 1—60. Hagen Bd. I. p. 188 sq. — Opera coll. rec. et 

ig. M. Goldast. Freft. 1610. fol. 

31) ©. J. Burckhard, de Ulr. de H. fatis ac meritiscomm. Wol- 
fenb. 1717—23. I. 8. u. Anal. Hal. 1749. 8. ©. B. Panzer, Ueb. U. 
dv. H. in.liter. Hinſicht. Nürnberg. 1798. 8. ©. 3. Wagenfell, U. v. 9.2 
ſ. Leb. f. Char. u. f. Schriſt. gefchild. ebd. 1823. 8. Herder im Deutid. 
Mercur 1776. I. p. 174 sq. VII p. 3 aq. u, Zerſtr. Blätt. Bd. V. u. 
Werke Bd. XII. p. 76 sq. Meiners debensbeſchr. Bd. III. p. 1 3q, Eber⸗ 
hardi, Web. d. Huttenſch. Burgen Steckelberg u. Stolzenberg, in Ilgen 
Zeitſchr. f. hiſt. Theol. 1843. IV. p. 28-35. Ranke, Deutfchl. im Reform. 
Zeitalt. Ih. I. p. 415 sq. Preuß, Literarh. Tafchenb. 1843. p. 369 ng: 
Br. A. Kraft, Kleine Schulfhr. p. 191 sq. Stodmeyer in d. Beitr. d- 

pif, Geſ. zu Bafel. 1843. 8. p. 152—107. cf. p. 442-473. Grhard Od. 
31. p. 769 nq. K. Sagen, Zur polit. Geſch. Deutfchlande. Stuttg. 1842. P. 
p. 165—268. 9. Bürk, U. v. Hutten. Dresb. u. Leipz. 1846. 8.— Opera 
q. exst. omn. coll. ed. varligq. adnot, ill. EB. 3. H. Münch. Bero). 
1822 - 26. V. 8. Auserleſ. Werke äberf. u. herausg. v. E. Münch. Lypzg 
1822-23. IH, 8, Ule, v. Hutten u. e. f. Beitgmoflen Geb. her. v. MI. 


— — — — -- 


Dichtkunft, Sateinifche, in Deutfchland. 45 


ESchreiber. Heidelb. 1810. 1824. 8. U. H. in Wedegum Loez et filium 


ejus Henningum Querelarum L. II. ber., überf. u. erl. v. ©, Ch. v. 
Mohnike. Greifsw. 1816. 8. Jugenbbichtungen, didact. biogr. u. fatir. epis 
gramm. Inh. 3. erſt. M. vollſt. überf. u. eri., herausg. v. E. Münd). 
Stuttg. 1838. 8. Mehr. Geb. in d. Delic. poet. Germ. T. III. p. 635 sq. 


32) Epistolae obscurorum virorum. YVenet. (Hagen. 1515.) T. II. 
Basil. 1517.) 12. Freft. ad M. 1624. 8. Lond. s. a. 12. 1689. 12. 
(ar. M. Maittaire) ib. 1710. 12. 1742. 12. Ep. obscur. vir. aliaq. 
aevi XVI. monum. rariss. her. u. erl. v. E. Münd). Epzg. 1827. 8. Kür 
den Berfaffer hielt Meiners 9. III. p. 71 sq. Ulrih von Hutten, und 
Crotus nur für Iheilnehmer, für den Verfaſſer des erſten Buches aber 
den Buchdrudergehilfen zu Hagenau, Bafel u. Mainz Wolfgang Angft 
Mohnike in Erſch Encyel. Bd. IV. p- 106 8q. , fo daß Hutten und @ros 
tus nuram zweiten thätig gewefen wären, an Reuchlin dachten noch Reif- 
fenberg Meın. %. ]. deux prem. sitcles de l’univ. de Louvain p. 
44--54. u. Eichstaedt, De poesi culinaria. Jen. 1831—-38. 4., bages 
en erklaͤrt Crotus wieder für den Verfaſſer bes erften Th. das Diarium 
olanum. T. IV. (Jen. 1712.) $ 412, während doch das ziemlich gleichs 
zeitige Formulare und Teutſche Ahetorica s. 1. et a. 8. ebenfalls fchon 
Hutten biefes Verdienſt zufhreibt, f. Münch ad Hutten. Op. T. II. p. 
323 sq. u. in ſ. Mufeum. zo 1. Bd. II. p. 319 sq. u. Ginleit. zu d. 
Epist. p. 45—5}. Welt. Eit. |. b. Ebert Bd. I. p. 537. nr. 6827. Eine 
darauf von Drtuin Gratius abgefaßte Antwort find die Lamentationes 
obscurorum virorum, non prohibite per sedem Apostolicam. s. 1. 
(Colon.) 1518. 4. Colon. 1649. 12. —* B. 1664. 12. ſ. Foͤrſtemann in 
d. Neuen Mittheil. d. Thüring. Gähf. ©. a. d. Geb. d. hiſt. Forſch. 1837. 
Bd. III. 4. p. I sq. Bullet. da Biblioph. 1843. B: 99 ng. Mohnike in 
Jigens Zeitſchr. f. hiſt. Theol. 1843. III. p. 113- 122. 


33) S. Erhard. II. p 281 aq. 


34) Wichtig iſt ſein Lobgedicht auf England, ſeine Epigramme und ſeine 
mete. —* d. Hecuba und Iphigenia des — ſ. Oper. 1. 


35) €. Brucker in Schelkorn. Amoen. lit. T. VI. p. 453 4q. u. 
Schelhorn. äb. T. VI. p. 478 sq. X. p. 1242 sq. ©. G. am Ende in 
Strobel's Miscell. Lit. Inh. Samml. IV. p. 3 sq. Mohnike b. Ilgen a. a. 
D —* ar. 5. Joci. August. 1524. 8.Seria jocique. Argent. 15%. . 

@ u. ® 
36) ©. Gedichte in d. Delic. poet. Germ. T. IV. p. 1002 sq. 


37) ©. Erharb Bd. II. p. 288 sq. Hannov. Mag. 1763. p. 1063 zq. 
K. F Loffius, 9. E. Heſſ u. f. Zeitgen. Gotha 1797. 1827. 8. Kreyssig, 
Narr. de Hel. Eob. Hesso. Misen. 1843. 8. Opera. Schwab. Hall. 
1539. Freft. 1564. 8. Psalter. David. carm. redd. Lond. 1581. 8. Eclog. 
XVII in d. Auct. Bucol. Bas. 1546. 8. p. 510 sq. Venus Triamphans 
ed. Froebel. Rudolphop. 1823. 12. 9. ®eb. in b. Delic. T. I. p. 
1283 sq. 

38) Carmina in b. Delic. T. IV. p. 328 sq. 

39) Carm. ind. Delic. T. IM. p. 1sq. . 


40) ©. am Ende in Strobel's Misch. Sammt. IH. p. 1 . 6, 
Card, a. D. T. IV. p. 997 nq. p. 107 09. © 
41) ©. Neuer Deutfher Mercur 179. Bo. IT. p. 276 sq. . Lit. 
Anz. 1796. p. 341. N. Racc, d’Op. scient. T. XXI. p. 5—%. Opera 
poetica. =. 1. et a. (1550) 8. ed. H, Meibom. Heimat. 1614. 8. u. in 


46 Dichtkunſt, Lateinifche, in Deutſchland. 


db. Delic. a. a. D. T. II, p. 638 sq. Eclogae X, in d. Auct. Bueoliei 


42) ©. Strobel, Leb. u. Schrift. d. S. L. NRürnb. 1792. 8. Leffings 
Schrift. Bd. II. p. 15q. Strobel R. Beitr. z. Lit. Bd. III. 1. p- 1- 
156. Epigrammaton L. II. Viteb. 1538. 8. Epigr. L. III. s, 1. 15%. 
8. Amorum L. IV. s. 1. 1542. 8. Bucolicorum aeglogae Y. Basil. 
s. a. 8. Apologia contra decretum, quod Yiteb. academ. evulgarit. 
Colon. #. }. 8. Homerus lat. carm. factus. Basil. 1549. II. 8. And. in 
db. Delic. a. a. D. T. II. p. 1035 sq. 


43) ©. Gong in Hausleitners Schwäb. Ach. Bd. II. ©t. I. u. Sl. 
Prof. Schr. Zübing. 1821. I. p. 1 sq. Lyser Syll. Epist. p. 12% sq. 
Deutfhe Acta Erud. T. CXX. p. 845 sq. Opera epica. Argent. 15%. 
8. Opera elegiaca. ib. 1601. 8. Opera scenica. ib. 1604. 8. Opera 
poet. ib. 1589. 8. Oper. poet. Paraiipom. Gerae 1607: 8. Carm.L.Ill. 
Argent. 1622. 8. 


44) ©. 3. X. Ebert, T. Leb. u. Verbienfte. Eifenberg 1813. 8. Fr. T. 
Melodaesia s. Epulum Musarum. Lips. 1622. 8. Schediasmata poe- 
tica. Viteb. 1604. 4. 


45) ©. Heumann. Poecile T. II. L. III. $: 459 sq. Burmann.ed. 
carm. Lot. T. II. p. 72—166. L. G. Mogen, De P.Lotich. Sec. Giess. 
1751. 4. Bubil Bd. III. p.208. 237 sq. Poemata. Paris. 1551. 12. Lips. 
1561. ed. P. Burmann. Anstel. 1754. M. 4. ed. C. T. Kretschmar. 
Dresd. 1773. 8. Eleg. Deutſch v. E. ©. Kößlin. Halle 1826. 8. Opera 
omn. c. ej. vita p. J. Hagium. Lips. 1609. 8. 


46) Opera Argent. 1554. Lips. 1606. 8. Carm. Viteb. 1563. Lips. 

1589. 1597. 8. u. in b. Delic. poet. Germ, T. V. P; 9% sq. ©.P.Al- 
.bini Vita G. 8. Viteb. 1588. ed. Th. Crusius. Liegn. 1724. 8. ®. 
W. Heffter, Erinn. an G. Sab. pr 1844. 8. M. Töppen, D. Grün. 
db, Univ. zu Kön. u. d. Leb. ihr. erft. Rect. G. ©. Königsb. 1844. 8. 


47) S. Ungar. Map. 3b. I. p. 414 sq. IV. p. 498. Icon. vet. aliq. 
ac recent. medic. philos. elegiolis suis ed. Antv. 1574. fol. Emble- 
mata. ib. 1564, 8. 

48) ©. Echlegel, Gharact. Bd. II. p. 342 sq. Carmina. Col. 1600. 
IV. 8. Op. poet. omn. Monachi 1729. 8. Lyrica et Epodon L. Mon, 
1643. 12. Colon. 1646. 8. Sylvar. L. VII. Mon. 1643. 12. J. K. Orellı 
Anthol. Iyr. poet. lat. rec. aevi not. ill. ib. T.I. 3: B. carm. sel. Turicı 
(1805) 1818. 8. Carm. sel. rec. Aug. 1829. 11.8. Wien 1824. 8. Bavarias Mus 
fen in T. 3%. Balde's Oden a. d. Lat. in d. Versm. d. Urfchr. überf. v. 
%. B. Reubig. Münd. 1828—29. II. 8. Kempt. 1830. Bd. IH. 8. 3.8. 
Gebichte verd., in 3. G. Herder's Terpfgchore. Nübed 1795—96. Leipz. 1812. 
II. 8. u. in f. Wert. Bd. XIV. Dden u. Gpifoden v. Aigner. Augsb. 
1831. 8. Auch e. Trag. Jephthias. Amberg. 1654. 8, 


49) Monumenta Paderbornensia. Lemg. 1714. 4. S. Budik 3b. 
III. P. 150. 167 SQ. 

50) Comment. vitae et selecta (106) poemata. Chur. 1823. 4. 
Leb. Deutich v. Lehmann. Ulm 1782. 8. 

51) Naeniae, Epigramm. etc. Heidelb. 1592. Schediasmata poe- 
tica. Paris 1586. 8. Sched, poet. II. ib. 1625. 8. 


52) ©. Paqsot Mein, T. XVII. p. 103 sq. Virgo Batava [. En- 
com, A. M. Sch. a 3. Catsio ed. n. vero carm. expr. a J. Crucio. 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 35 


1838. 9.11. p. 360g. Ueb. d. Drude a. d. Libanon ſ. Catal. deS. deSacy T. I. 
p- 412 sq. Ueb. die zu ‚Boulag f. Reinaud im Journ. Asiat. T. VII. 
u. Bianchi ib. II. Serie. T. II. — Thomas, The history of prin- 
üng ) in America. Worcester 1810. II. 8. Bullet. d. biblioph. 1836. 
sq. Berl. Mag. d. Ausland. 1835. nr. 97. — cf. dr Me, 
—28 bes Buchhandels u. der Buchdruckerkunſt Darmft. 1834—35. 
L. Lalanne, Curiosites bibliogr sraphiques. Paris 1845. 12. 
9 —— And. b. Brunet. Man. du L p. 631 sq. 
2,1 J. Martin, Bibliogr. catal, of books privately printed. Lond. 


G. 546, 

Nachdem wir jet von den Urſachen geſprochen haben, 
welde das Gedeihen der literärifhen Eultur in dieſer Periode 
gefördert, gehen wir nun zu denjenigen fort, welche berfelben auf 
der anderen Seite im Wege geflanden haben. Auch biefer 
find nicht wenige, von denen wie natürlih nur die haupt⸗ 
fächlicäften politifcden und moraliſchen hervorheben wollen, ohne 
und im Speciellen über die bei den einzelnen Nationen befon- 
ders überwiegenden zu verbreiten. Es werben folgende, ſeyn: 
1) Die vielen, theild aus politifhen, theils aus religiöfen 

Intereſſen geführten Kriege, 

2) Die theologifhen Streitigkeiten, theils zwiſchen Proteſtan⸗ 
ten und Gatholifen, theils zwiſchen den “Proteflanten uns 
ter ſich ſelbſt. 

3) Mehrere Staatsumwaͤlzungen und die daraus entſtandenen 
Kriege und ihr verberbliher Einfluß auf die Verbildung 
der Jugend und Hinführumg berfelben auf politiſche Träus 
merein von allgemeiner Gleichheit und Guͤtergemeinſchaft 
(Gommunismus), entflanden aus ber unbefugten Einmi⸗ 
[dung von ungebildeten, durch bethörte Optimiſten und 
politifche Schwärmer verführten Handwerkern u. bergl. 
in ihnen völlig unbegreifliche Staatsangelegenheiten. 

4) Die in einem Theile des Nordens ſeit der Franzoͤſiſchen 
Revolution nah und nad erzeugte Mißachtung der pofi⸗ 
tiven Religion, im Süden aber die Einmifhung der Je 
fuiten in vie widtigften Angelegenheiten des Staats - 
und Familienlebens. 

5) Der ſchlechte Zuſtand ber kleinern politiſchen Journaliſtik, Die 
nicht zum geringſten Theile theils in den Haͤnden feiler 
Scribenten oder wenigſtens politiſch⸗ befangener Bartels 

| 3 


48 Dichtkunft, Sateinifche, in den Miederlanden. 


69) Op. poet. N. Fr. pars scenica, in qua sunt ‚Com. quinque 
Rebecca, Susanna, Hildegardis, Julius redivivus, Priscianus vapu- 
lans, Tragoediae daae. Venus. Dido. Argent. 1585. 8. ib. 1589 8. 
(hier ift e. n. Som. Helvetio-Germani) Viteb. 1636. 12. 


70) * theatr. sacri s. Op. posth. R. J. Rid. Mon. 1666. I. 8. 


71) P. Sim. Reitenp. Sel. dram. div. temp. conscr. et in sceua 
rec. Salisb. 1683. 


72) Tingoedine Indis auiumn. dat. auth. P. A. Claus. Wirceb. 
1753. 8. Exerc. theatr. a soc. Jesu mag. inf. class. dir. R. A. CI. 
Ang. Vind. 1755. I. 8. 


73) Affectus humani — argnın. quingue meditationum q. con- 
greg. lat. maj. B. V. Marise matris prop. ab angelo salut. temp. 
guadrages. exhib. Monachii a. 1758. Mon. 1758—64. 4, Foͤrmliche 

pfterien im Selm. d. en Ihdts. ueb f. — Manier ſ. L. Feuerbach, 
Saͤmmtl. W. Bd. I. p. 183 


74) Tragoediae. Werimb, 1764. 8. 


75) Theatr. polit. s. Tragoed. ad commend. virt. et yitior. de- 
test. ol. lud. autumn. nunc typ. dat. a Fr. Neumayr. S. J. Aug. 
Vind. et Ingolst. 1760. 4. 


76) Janua portatrix com. Tubing. 1625. 8. Ludovicus bigamus. 
Com. nova. Tubing. 1625. 8. 


$. 549. 


Auch bei den Niederländern!) fehlt es gleich zu An⸗ 
fange diefer Periode niht an guten Kateinifhen Dichtern. An 
ihrer Spige flieht Karls V. Geheimierretär Remaclus (Huf) de 
Florennes?), als Lyriker berühmt, mehr noch aber Johan: 
nes Secundus?, (Ian Nicolai Everard) aus dem Hang 
(geb. 1511, gef. 1536), berüdtigt durd feine lasciven Küſſe. 
Nicht übel find die Arbeiten ves Peter Nannius (Ranningh*) 
aus Altmar (1500— 1557) Profeffors zu Löwen, des gelehr⸗ 
ten Grititerd Janus Doufa (van der Does)*) aus Norwic 
(1545 — 1604), des erfin Curators der Univerfität Leiden," 
und des befannten Sammlerd der lateiniſchen Grammatiker, 
Elias PButfhius‘) (van Putſchen) aud Antwerpen (1580. 
—1606); leider zu geziert und gefünftelt find die theilweiſe 
erotiihen Gedichte des Dominifus Baude’) aus Nyffel 
(1561 — 1613). Indeſſen blüht das goldene Zeitalter der 
Holländifgen Neulateinifhen Poeſie erfi im 17ten Jahrhundert, 
zwar nicht gerade mit Zufus Rydius®) (+ 1627) und 
Euriceus Puteanus aus Benloo (1574—1646)°) und 


Sateinifche Poefie. (Drama) Wiederlande. 49 


Kari Barläus!) (van Barle) aus Antwerpen (1584 — 
1648), deſſen Schilderung der Liebesgeſchichte Eginhards und 
Emmas faft kindiſch fpielend if, allein man leſe nur die Ele 
gien des Jeſuiten Sidronius Hoſchius!!) (oder vÄn 
Oſſche (1596-1653), die Ueberfegungen Geiechiſcher Dichter 
in Lateiniſde Verfe, die wir von dem großen Hugo Orotius”) 
noch übrig haben, oder die kleineren Micelangebichte des flei⸗ 
Bigen Geſchichtsforſches Johann Iſaak Bontanus?) aus 
-Helfingör, Profefiors zu Hardermyf (1571—1640) und des 
gelehrten Kritikes Daniel Heinfe‘*) aus Gent (1582— 
1655), Profefiord zu Leiden, oder des nicht weniger berühmten 
Janus van Broufhuyzen’) aus Amſterdam (1649 — 
1707), und befonders des Jeſuiten Jacob Wall (Duval) aus 
G@ourtray (geb. 1599, gef. um 1680) heroifche und Iyrifche 
Gedichte, mit de ſich Feiner feiner Zeitgenofien meſſen kann '9), 
und man wird nichts dagegen einwenden fünnen, wenn 
fih die Holländer für die beften Nachahmer des claffiichen Geiſtes 
ausgeben. Ja fie haben fogar einen trefflichen Lateinifchen Steg» 
teifdichter an dem wisigen Eynifer Beter Johannides Be; 
ronicius") aus Brabant (+ nad 1677 in Gecland), dem 
beim Holzfpalten, Scheerenſchleifen und anderen niederen Be 
fbäftigungen die Verſe wie von ſelbſt kamen. Wein auch in 
der neueren Zeit haben fle nicht nachgelaſſen, denn wer kennt 
nicht die trefflicen Verfe des großen Peter Burmann?®), 
des Gerhard Hooft!) aus Amferdam (1750— 1768), bes 
Lorenz van Santen”) (1764— 98), des Hieronymus 
van Boidh (1740 —1811)?), de8 Hermann Bosfha?) 
(geb. 1755, + 1819), mit deſſen anmuthigen Elegieen nur bie 
des Richäud van Dmmeren?) wetteifern. — Aber aud 
im Lateiniſchen Drama find die Holländer nicht zurüdgeblieben, 
fondern haben mancdberlet Trefflihes geleiftet. An der Epitze 
flieht. die berühmte Comödie des Haager Restore Wilhelm 
Gnaphaäus? (eigentlih Volder oder Le Foullon, daher 
Bullonius, + 1568), welche wie feine Hypocrisis und Moroso- 
ophus zu theatralifhen Borftelungen in der Schule beftimmt 
war. Andere Arbeiten diefer Art verfaßten Corn. Erocu8?°), Jefuit 


(+ 1550) aus Amſterdam (Josephus), Georg Langeveld oder 
Gräfe, Handduch ds Literärgeſchichte. ILL. 4 


50 Sateinifche Poefie. Niederlande. 


Macropediu 6°) (+ 1558), deſſen Hecastus befanntli@ and Ind 
Deutfhe übergegangen if, Eornelins Shonäus aus Souda, 
Rectorgu Harlem?’), Gabriel Janſens), Schulrector zu AloR, der 
unter Anderm die Schwänfe des bekannten Hofnarren Karl IX. 
Btuequet dramatifirt bat, u. A. Weit höher ſtehen die Tragd 
diem des fhon oft genannten Daniel Heinfe”), deren eine 
(Princeps Auriacus) er unter dem Namen Caspar Gadparlud 
ſchrieb, und unter denen der Bethlehemifche Kindermord nur von 
dem verbannten Adam und leidenden Chrifius des Hugo Gro—⸗ 
tiu 8°) übertroffen wird, wie man denn aud die Tragoͤdien des 
Königlichen Hiftoriographen und Profeffors zu Löwen (+ 1649) Rt 
colaus Bernuläus?!) ihres Lateind wegen mit Recht lobt. 
Vebrigms haben auch mehrere niederländifhe Jeſuiten ſich auf 
Diefem Felde verfucht, fo der Water Michael Hoyer“) M 
Antwerpen, den befanntlih (Camma, Theodora) Thomas Eor 
neille oft ganz ſclaviſch nachgeahmt hat, ſowie Jacob Maſe—⸗ 
nius), alein fie ſprechen hierin von den zweideutigften Dingen 
auf die allerungegwungenfte Welfe, und gar nicht, wie es fd 
für Seminariſten ‚oder angehende Priefter ziemt, fo daß ihnen 
bier nur das faft unglaublibe Etüd Bustum Sodomiae des 
Eornelius a Marca den Preis flreitig macht?). 


1) &. Hofmann-Peerlkamp, Liber de vita, doctrina et facallate 
Nederlandorum, qui carmina lalina composuerunt. Ed. II. em. & 
auct. Harl. 1839. 8. 


2) Epigramm. L. III. 1507. 4. Amor. L. I. Paris 1513. 4. Re 
. wacli Arduenue florenatis Pelainedes. Paris. s. a. 4. 


3) Basis. 1539. 4. u. öft. ed. P. Friebel. Rudolphop. 1819. 16. 
lat. u. deutih v. Gr. Paffow. Leipz. 1807. 8. Carm. in db. Del. poel. 
Beig. IV. p. 148 sq. Opera. Uitraj. 1541. 8. cur. P. Scriverio. Lugd 
B. 16%. 1631. 1651. 12. cura P. Bosscha. ib. 1821. II. 8. &. Zub 
Bd. I. p. 238 sq. 261 ag. Chardon, Melaug. T. III. p. 366. 


4), ©. Paqnot Mein. T. XIV. p. 58 sq. ©. Ueb. v. 15 Pſalmen, 
db. J. Latomi Paalın. Antv. 1558. 1572. 8. 


5) S. Paquot T. XVI. p. 205 sq. Budit Bd. III. p. 126. 141 89. 
Poemata ed. Rabus. Rotterod. 1704. 8. u. in d. Delic. poet. Belg- 
T. 1. p. 44 sq. 


6) ©. C. Rittershus, Vita El. P. Hamb. 1608. 4. Leben. ebd. 1726. 
8. Paquot. T. IX. p. 1 sq. ©. lat. Eleg. ſchrieb er als Amandus 
Rafarius in d. Delic. Poet. Beig T. Ill. p. 8di sq. 


., N) ©. Paquot T. VII. p. a91 aq. Poemate. Amstel. 1640. Amore! 
ed, * Scriver. ib. 1658. 12. And. in d. Delic. poet. Beig, T. |. 
P- sq. 


gateinifche Poeſie. Niederlande. 651 
6) 6. Paquot T. IH. p. 188 ag. ©. Carm. in b, Del. poet. Belg. 


IV. p. 6 89. 
7 " 6. — T. XIII. p. 373 sq. G. Geb. in b. Delic. poet. Belg. 
. Iil. p. 855 sq. 
10) —8B Ed. IV. Amst. 1646. II. 12. Virgo androphoros. 
Radolphop. 1821. 12. " 
fi) Blegiar. L. VI. Lugd. 1638. 12. ° 
1?) Poemata. Lugd. 1598. 1617. 8. Poemata sacra. Dordr. 17%. 
& Ant, in d. Delic. T. IE. p. 523 sq. Am beft. gelung. f. f. Ueberf. d. 
in d. Gciech Anthol. enth. Epigramme u. ein. Stüde des Guripides f. Bu⸗ 
ve Bd. II. p. 312 ag. 363 a. 
13) Poemata. Amst. 1634. 12. 
14) Poemata. Ed. nova. Lugd. 1621. 8. Amstel. 1649. 12. u. in 
d, Delic. T. II. p. 895 24. Auch fein Sohn Nicolaus, ein trefflider 
Grititer der Römifchen Dichter, wird zugleih als talentooller Nachahmer 
berfelben betrachtet (Elegiar. Lib. Paris 1646. 4. Poemata. Lugd. 1653. 
Amstel. 1666. 8.) 
“ 15) Poemata. Ultraj. 1648. 12. L. XVI. cura D. Hoogstratani. 
Amst. 1711. 4. 
16) Carmina. Antv. 1656. 8. 1657. 1669. 12. 
17) Georgarchontumachia, Amstel. 1673. 12. Poemata c. verp. 
op. P. Rabi. b. 1692. 1716. 8. Mediol, 1766. 8. 
18) Poemata, ed. P. Burmann. MH. Amst. 1736. 4. 
19) Poemata. ed. H. de Bosch. Amst. 1770. 8. 
20) Poemata ed. et de vita, mor, et script. praef. est Hoeufft. 
Lagl. B. 1801. 8. 
21) Carmina ed. H. Bosch. Amst, 1803. 4. ſ. Lennep, Mem. H. 
de B. ib. 1817. 8. 
22) Poemata. Daventr. 1820. 8. 
23) Carm. et oratioues ed. Biegenbeck. Amatel. 1827. 8. 


24) Acolastus, De filio prodigo com. Antv. 1529. 8. Lutet. 1539. 
Bas 1534. Paris. 1554. Antv. 1555. 8. Hypocrisis. Basil. 1544. No- 
nik. 1587. 8. Morosophus de vera et personata sapientia. Gedaki 
141. Borib. 1599. 8. 


B) Comoelia sacra cui titalus Joseph. Antv. 1546. Colen. 1537. 
Paris, 1546. 8. u. öft. 


26) Omnes G. Macrop. fabulae comicae denuo recogn. Ultral, 


1592-53. 8. Hecastus fahula. Colon. 1639. 8. 


77) Terentins Christianas s. Comoed. sacrae sex Terent. stylo 
conser.: Tobaeus, Nehemias, Saulus, Naaman, Josephus, Juditha. 
Pribus accedunt Pseudostratiotae fabula prosa et ludicra. Harl. 
154. 8. Amst. 1629-39. 1646. HI. 8. (mtb. 18Gomdd.) Ed. N. Paris. 
1779. 8. (abge, enth. nur 4 &t.) Ä 


, 28) Tragico-Comosdiae sacrae quingue ac tres fabellae c. aliq. 
epigramm. Gand. 1600. 4. 


39) Princeps Auriacus s. libertes defensa auct. Casp. Caspario. 
Deiph, 598. 4. Lugd. B. 1602. 4. Herodes infanticidia. ib. 1682. 8, 
farıs. 1638. 8. 

” Hug. Grot. sacra in quibus Adamus exal. trag. Hag. Com, 
it. 4, Trag. Christus patiens. Lugd. B. 1608. 8. Trag. ej. Chr. 
Pal, et sacri argam. alia. Amat. 1635. A. F 

- j 4 


52 Lateiniſche Poeſie. Trankreich. 
- 31) Tragoediae decem n. pr. sim. ed. Lovan. 1631. 8. Bd. II. 
$b. 1656. 11. 8. (enth. 15 ©t.) 


ı . 39) M Hoyeri Augnstiniani tragoediae aliaque poemata. Ant. 
1641, 24. Theatrum castitatis s. Susanna et Camma Trag. aliaque 
poeınata. Tornaci 1631. 8. 


33) Palaestra eloquentiae ligatae Dramatica quae compl. poesin 
comicam, tragicaın, comico-tragicamn, praeceptis et histor. rar. c. 
exempl. sing.: poem. ill. aut. R. P. J. Masenio. Col. Agripp. 1057. 
32. (enth. 7 Et.) f. a. St. M. Girardin, Revue de Paris 1829. 


34) Bustum Sodomiae Trag. sacra. Gand. 1615. 8. 


. 550. 


Mir wenden uns nun nah Branfreidh, wo bie Ka 
lateiniſde Porfie im erſten Jahrhundert diefer Periode ſich nicht 
blos auf einige Eyigramme beihränft, wie man behauptet hal, 
aber eigentlich doch erft im 17ten Jahrhundert zu blühen an 
fängt. Die ältefien franzöſiſchen Dichter in Lateinifher Sprache 
find theilweiſe Epigrammutiften, wie 3. B. Elaude Roillet 
(1556), der aber nicht wenig ſchluͤpfrig iR’), allein es finden 
fib aub Miscellandicter, wie 3. ®. Germanus Bririud 
(Brie) aus Auxerre (+ 1538)2). Ein recht gutes Gedicht auf 
die Weiber, als Wurzel aller Uebel, mahte Janus Oli— 
varius?), dagegen hat der unglüdlibe Etienne Dolet mit 
feinem Epos auf Franz I. wenig Glück gemakt*), wie denn 
. audy) der berühmte Kanzlr Michel de 2’Hospital lt 1573)) 
zwar den Horaz in feinen Sermones nadgeahmt, aber eben nut 
im Aeußeren crreitt hat, da er viel zu nüchtern if, fo daß eher det 
Ruhm, ein zweiter Pindar und Horaz in feinen Oden gewefen zu ſeyn, 
dem frushtbaren, unten noch zu erwähnenden Franzöſiſchen No 
tionaldibter Jean Dorat‘) (Auratus) gebühren wird, deſſen 
Griechiſche und Lateiniſche Gedichte faſt 50000 Verſe enthalten 
haben ſollen. Ta von den Arbeiten des Theodor de Beza 
naher die Nede ſeyn wird, fo erwähne ich nur noch, daß aus 
der berühmte Marc Antoine de Muret’) (Muretus) Epb 
gramme und Elegieen binterlaffen hat, die man denen des 6a 
tull und Tibull an die Seite geſetzt hat, während feine Hymnen 
allzufrei find, obfhon auch bier die Compoſition nit weniger 
elafiiih If ale dort. An Reinheit der Sprache fieht Ihm Pet 
berühmte Juriſt Franz Hotoman!) nidt nad, wie auf 


= — — — — — 


— — — — — — — — 





Lateiniſche Poefle. Frankreich. 53 


Henri Etienne’) (Stephanus), während die Dichtungen des 
Julius Caäſar Scaliger!) (de PEocale, de Burden ober 
de la Scala, 1484— 1558) und feines Sohnes Joſeph Zus 
tie!) (1540 — 1609) durch ihre Härten und ihre Steifheit leider 
feine Mufer für andere Dichter, die fie fo ſcharf critifirten, ſeyn 
fonnten, was übrigens der jüngere (Scaligerana p. 213) ſelbſt 
eingeficht. Im 1Tten Jahrhundert treten nun mehrere Dichter 
auf, die aber faR alle in das Gebiet des Lehrgedichts gehören, 
fo Claude Quilleı') aus GChinon (geb. 1602—7, gefl. 
1661), der wegen feines fonderbaren Gedichts von der Kunf, 
ſchöne Kinder zu zeugen, ein zweifelhaftes Aufſehen nemadt hat, 
obgleih ihm glüdlihd gelungene Nachahmung des Lucrez nidt 
abgefproden werden kann. Auh Earl Alphons du Fress 
noy") aus Paris (1611— 65) har ſich in einem Lehrgedicht 
verſudt, worin er mit großer Kennerſchaſt eine Apologie der 
Malerei liefert, ohne durch allzu große Trodenheit läftig zu wers 
den. Auch der gelehrte Theoretifee Huer!*) bat feinen guten 
Geſchmack in einigen Gedichten bewiefen, wird aber von dem 
Aefibetifer und Zefuiten Nene Rapin’, aus Tours (1621 — 
87) infoweit übertroffen, als dieſer durd feine eigenen Arbeiten 
gezeigt hat, wie er nicht blos bei den Alten gefhmadvolle Kris 
tie bewiefen, fondern fi ihre Gorrectheit felbft au eigen gemadt 
und durch fie fein poetiſches Talent erfi auszubilden verflanden 
hat, wenn man aud Ungeſcicktheiten, wie z. 3. Chriſtus mits 
ten unter den heidniſchen Göttern aufgeführt zu finden, rügen 
muß. Ein anderer Jeſuit, Jaques Baniere!‘) aus Gauffes 
(1664— 1739), bat in Nuturfhilderungen (Praedium Rusti« 
cum) viel Geſchick bewiefen, wenn er auch feinem oben genunn« 
ten Nebenbuhler in diefem Fache, den Gianetafio aud Neapel, 
bei weitem nachſteht, und eben nur fo mit Birgil, feinem Mus 
fler, verglihen werden kann, ale überhaupt ein moderner Dich 
ter mit einem Glaffifer zu vergleichen iſt. Gine befonders chren» 
werthe Erwähnung verdient noch der Kardinal Melchior de 
Boltgnac!) aus Puy en Belay (1661 — 1741), deſſen 
Anti-Lucretius in jeder Beriehung ausgezeihnet zu nennen 
if. Auch Jean de Santeul’) (1630 — 97), Eanonicus von Et, 
Birtor, hat in feiner Jugend durch feine Scifenblafe, in feinem 


54 Lateiniſche Poefle. Drama. Frankreich, 


Alter durch feine Hymnen ſich einen großen Ramen erworben, 
welchen die ähnlihen Arbeiten der Iefuiten, Jean Commire") 
(1625— 1702), deſſen Fabeln dagegen wieder recht gelungen 
find, und Charles de la Rue?) (1642— 1725), ber aber 
als Kanzelredner berühmter ward, obgleih er als Epiker und 
Dramatiter zugleich auftrat, nicht erlangen fonnten, Mehr als 
Miscellandichter erſcheint Jean Antoine du Cerceau?) 
(1670— 1730), der aber auch in der Vulgaͤrſprache recht nied- 
lite Sachen für die Schulbühne dichtete, wogegen der Leber 
feger des Horaz Noel Etienne Sanadon?) aud Rouen, 
wie Cerceau ven Sefuiten angehörig (1676—1733), In feinem 
fterbenden Nicanor nur durch allzugeringe Phantafie hinter feis 
nem Wufter, dem Birgit, zurüdbleibt, während er ihn an Ein- 
fachheit, Anmuth, Feinheit und ſcheinbarer Naclaͤſſigkeit des 
Ausdruds unbedingt ausgezeichnet copirt bat, Noch find als 
bie letzten Pfeiler der neulateiniſchen Poeſie, die nah der Re 
volution faft ganz in Vergeſſenheit gerieth, oder doch zu bloßen 
Säulübungen  herabfant, zu nennen der Rector zu Beaucaire 
Charles Eoffin (1676—1749)°), deffen für das Pariſer 
Brevier gedichteten Hymnen zwar an Erhabenheit und Gluth 
der Phantaſie denen Santeul's nachſtehen, ſie aber an Einfadr 
heit und Reinheit der Latinität übertreffen, wogegen feine Ode 
auf den Ehampagner das ganıe euer dieſes edlen Getraͤnis 
hat; Franz Joſeph Deebillone?) aus Chateauneuf 
(1711—89), ein Jeſuit, deffen XV Bücher Wefopifcher Kabeln 
mar in der Sprache von denen La Fontaines verfchieden find, 
und endlih der Jeſuit Franz Maria de Marfy?) (171% 
—69) aus Paris, der in feinem Templum Tragoediae als 
wahre dramatifche Dichter nur Sophocles, Euripides, Scipio 
Maffei, Corneille und Racine anerkennen will, aber durch fein 
von Lemierre (Peinture) 1769 nacdgeahmtes Gedicht auf die 
Maleret ib noch mehr als anmuthigen Verskuͤnſtler, bilderrei⸗ 
hen und lebendigen Didactifer gezeigt hat. Was die dramatifcde 
Poefle in Lateinifher Sprade angeht, fo iſt darauf aufmerffam 
zu macen, daß zu Anfange diefer Periode in den Schulen drar 
matifch behandelte Sprühwörter aufgeführt zu werden ypflegten, 
wie 3. 3. 1510 das Terra et homo benannte Stüd des 


Sateinifche Poeſie. Branfreih. Spanien. Portugal. 58 


Jean Ravifius Tertor?, aus Nivernoid: ziemlich gleiche 
zeitig waren fatirifhe Stüde, wie 5. B. de Theodor Vera”) 
ver auch fhon als Jüngling noch eine Menge Iateinifher Ges 
“richte, die fh jedoh mit Wusnahme feiner lleberfegungen der . 
Blalarn und des hohen Liedes, nur durd häufige Galliciomen 
und Zweideutigkeiten auszeichnen, verfaßt hat, Eomödie vom 
kranlken Papſt, Die aber wie die meiflen anderen von den Gens 
fee Calviniſten gegen die Catholiken geftleuderten Pamphlets 
zugleich auch Franzoͤſiſch erſchien; dann famen die von den 
Jeſuiten zur Aufführung in ihren Seminaren beſtimmten Etüde, 
ganz in derfelten DRanier, wie die oben angeführten Deutiden 
und Niederläimdifchen, 3. 8. von Johann Eurius®), Mars 
tin du Eygne”), Louis Franz Obert”), Pranz 
Noel?) x, und nur die Trauerfpiele (in Verſen) und Luſt⸗ 
wiele (45) des Jeſuiten Charles Porec”) aus Vendes 
(1675-1741) erheben ſich durch ihre Lebendigkeit und ihren 
GScdanlenreichthum über das Gewoͤhnliche, fo Daß fogar Voltaire 
mu Achiung von ihnen fpricht. | 
Was tie anderen Ctaaten des Südens anlangt, fo haben 
wir zwar in Spanien mehrere Lateiniihe Dichter nadızuweifen, 
aber von Eleganz und wirfliden Talent zeugen nur die hierher 
gehörigen Arbeiten ded unten zu nennenden Thomas Yriarte”), 
wegen Bortugal eine große Anzahl von Lateiniſchen Dis 
era hervorgebracht hat, die nennendwerth find. Wir bezeichnen nur 
den Fluten Andreas Refende‘*) aus Evora (1493 — 1573), 
deſen Cpos auf den heiligen Vincenz von guter Nachahmung 
des Lucan zeugt, den Acbille Efiago”) (Achilles Statius), 
dein Sylvae die feines römijhen Namenevetterd übertroffen, 
den Ueberfeger des Hiob Mello de Eouza”) (+ 1575), 
das Cpos des Francisco Barcellod (+ 1570) vom 
Iriumphe des Kreuzes und das Lehrgedicht des Lobo GSers 
tam”) (J 1578) vom Miter, die Leberfegung der Luſtade des 
Thomas de Baria’) (+ 1628), tefonders aber das ausge⸗ 
wände Epos des Bayva D’Andrade (1576—1660) von 
da Belagerung von Chaul, das bei derſelben Localität wie bie 
daade diefer an Reichtum der Phantaſie, maleriſcher Darflels 
lag der Scenerie, Harmonie des Verebaues, gefchidter Anord⸗ 


56 Sateinifche Poeſie. Frankrelch. 


nung und Einkleidung der wohl angebrachten Epiſoden ſehr 
nahe fommt”), fo wie die durh den Geſchmack der Nation 
bervorgerufenen Außer gelungenen Eclogen des Henticus 
Eayado"), der leider fhon um 1508 zu Rom an übermäßigen 
Trinten farb. Was das Drama in Lateiniſcher Sprache in die 
fen Ländern anlangt, fo haben audy bier die Jeſuiten für ihre 
Seminare Stüde geſchrieben, wir führen hier nur die für die 
Aufführung in der Königlihen Schule zu Coimbra beſtimmten 
6 Stüde des Ludovicus Erucius*) aus Liſſabon an, 
unter denen ſich aud eine Art Scäferfpiel (Polychronius) 
vorfindet. 


1) Poemata varia. Paris. 1556. 12. f. a. Delic. poet. Gall. T. Il. 
p- 253 sq. 


2) Carmina. Paris. 1519. 4. u. in d. Delic. 'poet. Gall. T. 1. 
p: 720 8Q. 


3) Pandora. Paris. 1542. 8. 


4) &. Nee de la Rochelle, Vie d’ Et. Dolet. Paris. 1779. 8. 
Proc&s d’Et. D. publ. p. Toillandier. Paris. 1856. 12. — Carmıne. 
Lugd. 1538. 4. Genethliacon Dol. filii lb. vit. comm. ut. ib. 1539. 
4. Fr. Vallesii Gall. reg. facta. ib. 1539. 4. f. a. Del. T.I. p. 860g. 


5) Sermoues. Paris. 1585. fol. Carmina. Amstel. 1732. 8. u. ind. 
Del. poet. Gall. T. II. p. 1 sq. 


6) Poematia. Lut. Paris. 1586. 8. u. hint. Ruchan. Carm. p. 1% 
sq. (ed. Bas.) u. Del. Poet. Gall. T. I. p. 264 sq. f. a. Yubit Db. 
II. p. 290. 305 sq. 


7) Juvenilia. Paris. 1553. 8 Bardi Pomeran. 1590. 8. Hymzi 
in B. Virg. Mar. c. paraphr. alt. et par. Fr. Morelli gr. lat. Part 
1621. 4. u. Del. T. IH. p. 721 sg. 


8) in f. Opera. s. 1. 1549. 1600. II. fol.’ 


9) Parodiae ınorales in poet. vet. sentent. Paris. 1575. 12. Artis 
typogr. querimonia de illiteratis quibd. typographis. ib. 1569. #. 
nd. in b. Delic. T. IN. p. 837 sq. 


— Au Poemata omnia. Sophoclis Ajax— transi. Heidelb. 1600. 8. 
1621. 8. 


11) Poemata, ex ınus. Scriverii. Lugd. B. 1615. 12. u. Del. 
T. 111. p. 501 sg. 


12) &. Meufel, Hift. litt. flat. Mag. Bb.I. p. 161 sq. Calvidii Leit 
Callipaedia s. de pulchrae prolis habendae ratione. Lugd. B. 1655. 
4. Paris. 1656. 8. c. Scaevae Sammarthani Pedotrophia s. de pue- 
rorum educatione poem. Lond. 1708. 8. Lat. et Gall. Paris. 1748. 
1774. 8. c. nit. lect. var. add. ed. L. Choulant. Lips. 1836. 12. 


13) De arte graphica. Paris. 1657. 12. c. vers. Ital, Roma 177% 
8. Dufresuoy et Marsy De pictura carm. iter. ed. Ch. A. Klotz. 
Lips. 1770. 


Sateinifche Poeſie. Frankreich. 57 


14) P. D.Huetii Carm. Lat. et Graeca. Ultraj. 1694. 8. Poem.et 
not. in Anthol. ib. 1700. 8. Recht gel. ſ. z. B. ſ. Ged. auf das Galz, 
uf. Reife nah Schweden. 


15) Eclogae sacrae. Paris. 1659. 4. Hortorum L. IV. et Cultura 
Hortensis. ib. 1665. 4. Lugd. 1668. 12. Ultraj. 1672. 8. ed. Brotier. 
Paris. 1780. 12. Christus patiens. Carm. her. ed. Maittaire. Lond. 
1713. 12. Carmina. Paris. 1723. III. 12. 


16) Colambae et viten. Paris. 1696. 8. Praedium rusticum. To- 
los. 1730. Amst. 1731. 12. c. vita auct. cura Capperonnerii. Paris. 
1746. 8. 1774. 8. 1786. 12. Argent. 1756. 8. Basil. 1781. 8. m. d. Leb. 
d. Dit. v. Andres. Würzb. 1788. II. 8. Carın. univ. sel. Herbip. 
1791. 8. Opusc. Norimb. 1762. Monach. 1776. 8. Diction. poet. Pa- 
nis. 1710. 


17) &. Chr. Fauchet hist, du card. de Pol, Paris. 1777. 11. 2. 
— Antilucretius s. de Deo L. IX. ed. C. d’Orl. de Rothelin. Paris. 
1747. 11. 8. Lips. 1748. 8. Lond. 1748. 1.6. - . 


18) Opera tica Santolii. Paris. 1695. Amstel. 1696. 8. Paris. 
1739. IN. 12. Hymni sacri. ib. 1698. 12. 


19) Joa. Comm. Carmina. Paris. 1678. 8. 1681. 12. 1693. 1714. 8. 
Opera posthuma ed. J. B. du Halde. ib. 1704. II. 8. 


‚ %) Carmina. Paris. 1680. 4. Idyllis. Rothomagi 1669. 12. Pa- 
rs. 1672. 12. 


21) Carmina selecta patr. soc. Jesu. Paris. 1705. 8. 
22) Carina. Paris. 1721. 8. i 
23) in f. Oeuvres, Paris. 1755. 12. T. I. 


Re Fabul. Aesop. L. V. Glasg. 175%. 8. L. X. Paris. 1759. 8. 
L. XY. Manh. 1768—9?. IN. 8. ib. 1808. II. 8. Pat. u. Deutſch v. 
Andres. Würzb. 1789. II. 8. 


235) De pictura. Paris. 1736. 8. 


‚%) 6. Chasles in d. Revue de Paris, 1842. nr. 9. — Dialogi 
aliquoi festiaissimi stud. juv. impr. utiles. s. 1. 1609. 8. 


27) Comoedia de Papa aegzrotante. Gener. 1584. 16. rang. als 
Comtdie da Pape malade p. Thrasibule Phenice. s. l. eta. (Gendve 
1562.) 16. Paris. 1591. 8. Tragedie du Timoshde Chrestien, lequel 
a este brul& iniquement par le commandement du Pape: ppur ce 
geil sonstenoit I’Evangile de Jesus Christ. Lyon. 1563. 8. Tragedie 
rangoise du sacrifice d’Abraham. ib. s. a. 12. Gentveo 1550. 8. 
Rouen 1670. 12. u. öft. u, in d. Poemata ed. 1548. p. 185 aq. — Poe- 
mata. Lutet. 1548. 8 Poemata jurenilia s. l. et a. 16. Paris 1560. 
8. 1576. 8. Genev. 1597. 4. 1599. 16. Paris. 1569. 8. 1576. 8. Generv. 
1597. 4. 1599. 16. &. a. Poesies inedites de Cl Marot, de Cath. de 


Medicis et de Th. de Böze p. Chavannes. Lausanne 1844. 8. 
28) Moratae poeseos Yol. I. et 11. Atreb. Regiac. 1617. II. 8. 


‚ 29) Comoediae XII. Phrasi cum Plautina tum Terentiana con- 
una. Leod. 1679. II. 12. 


3%) Ludus poeticae veridicas s. dissertationes drom. piae juxta 
% lepidae, Insulis 1683. 8. 





58 Lateiniſche Poefle. England. 


31) Opuscula poetica in IV partes distr. Freft. 1717. 8. 


32) C. Porde trag. ed. op. O. CI. Griffet. Lutet. Paris. 1745. 12 
u. Fabulae dramaticae. ib. 1749. 12. 


33) &. Murr, Journ. 3. Kunftgefh. Bd. X. p. 197 aq. Bubil BL. 1. 
p. 218. 225 »q. ©. lat. Geb. in |. Obras sueltes. Madr. 1774. 11. 8. 


34) Carmina. Olyssip. 1545. 4. Poemata, epist. her. et oratio- 
nes. Col. 1613. 8. 


35) Syivae aliquot, una cum duobus kymnis Cellmmachi eod. 
carm. gen. redd., in d. Corp. illustr. poet. Lusitan. qui lat. scrips. 
ed. A. dos Reys. Lisb. 1745. VII. 4. Ä 


36) In librum Job peraphr. poetica; acc. de reparat. humana 
L. VIII. necnon de miseria hominis L. II, Lugd. 1615. 8. 


37) beide a. a. D. in d. Corp. ill. poet. Lasit, 


38) Lusiadum L. X. c. Th. de F. episcopo Targensi in lat. 
carın. interpr. Olisipon. 1622. 8. 


39) Chauleidos L. II. Canitar memor. Chautensis urbis pre- 
pugnatie. Olisip. 1628. 4. 


40) ©. Oed. in d. Corp. a. a. ©. T. I. ch. Budik ®b. III. p. 96 g- 
111 2q. ° 


41) Tragicae comicaeque actiones a regio artium cell. soc. Jesu 
datae Coinbr. in publ. theatr. auct. L. Crucio. Lugd. 1605. 8. 


| $. 551. 

Gehen wir nun über den Canal nach England Hinüber, fo 
treffen wir da fogleich den großen Thomas Moru8!) (geb. 1480, 
binger. 1535), dem fein polittfher Roman Utopia die Unfterblicfeit 
gefihert hat, und müffen zugeftehen, daß er außer bem großen 
Berbienfte, fib mit Erfolg dem Gebrauche der Leoninen durd 
fein abfichtlih in dieſer Verdart gedichtetes Epitaphium auf eis 
nen Muſikanten Heinrichs VII. widerfegt zu haben, ohne 
Lehrer dur fein eigene® Talent ein fat vollfommener Nach⸗ 
ahmer der Alten geworden if. Freilich übertrifft ihn bei Weir 
tem der edle Borfämpfer des Proteſtantismus und der geiftigen 
und politifchen Freiheit feines Baterlandes Georg Buchanan 
aus Kelcarne in Schottland (geb. 1506, gefl. 1582), ver in 
jeder Art der Dichtkunß (mit Ausnahme der epifhen) gleich groß 
war und defien Paraphraſe der Bfalmen feinen Namen auf die fpätefte 
Nachwelt fortpflanzgen wird ?). Ein Landsmann des ebengenannten 
John Barclay (geb. 1582, gef. 1621) hat zwar tm fei⸗ 
nen Berfen den Petrontus nicht ganz fo gluͤcklich als in feiner 
befannten Profafatire Argenis nachgeahmt, aber überall ſieht man 


ateinifche Poeſie. England. Slaven. 39 


doch den kauſtiſchen Humor des Lucian und Apulejus in ihnen 
ausgeprägt”), ſo daß ihm nur der bekannte Biſchoff von Rorwich 
John Hall (1574 — 1606) in feinem politiſchen Roman 
Mundus alter et idem gleichkommt, wo er die Fehler der ver. 
ſtiedenen Rationen Europas durchhechelt“). Noch gehört feinee 
Bıterlandes (Schottlands) wegen der berüdtige Mare 
Duncan Eertfantes (geb. zu Saumur, gef. um 1648), 
deſſen Leben eine Kette der merkwuͤrdigſten Abenteuer if, hierher, weil 
ferne Oden denen des Horaz an die Eeite geflellt worden find). 
Literarifh iſt aber welt wichtiger der eben fo geiftreihe als bes 
ſcheidene Epigrammatiſt John Dwen (Audaenns) and Armon 
in Wales (7 1623), dem man höchſtens zumwellen einige Schnitzer 
gegen dad Metrum, etwas Schmuz und allzu: heftiges Eifern 
gegen den Catholiciomus vorwerfen kann“), Unter den fpäteren 
Engliften Dichtern dagegen ‚verdienen nur Erwähnung M. Alex. 
Bodins aus Schottland wegen feiner Heroiden), William 
Ricols, Rector zu Stodport, deffen Epos von der Erfindung 
der Wiſſenſchaften recht brauchbar IN®), die Dichtungen des bes 
fannten Theologen Lowthꝰ) und die der neueren Philologen 
Valefield, Markland, Borfon ıc. 

Wir wollen ſogleih noh einige Slaviſche Dichter in Las 
teiniſter Sprache bier mitnehmen, und zwar befonderd Polen, 
wo hauptſaͤchlich durch die Jeſuiten die Rateinifche Poeſte blühte. 
An ihrer Spitze ſteht der berühmte, nad) feiner Baterftadt Neumark 
genamte Loren z Gorvin®) (1495 — 1527), an tn ih Paul 
Krosnianin!!) mit feiner Ars poetica (um 1530), Ele» 
mens Janidi (1516 — 43), von dem fhon oben die Rede 
war (Bd. 38. p. 323), der Polniſche Catull und Tibull, der 
gelchrte Ratelnifhe Improvifator Stanislaus Niegoozweski 
(1596)'2), der zu Venedig 1584 In Difihen über bie Theo⸗ 
logie, Ariſtoteliſche Philoſophie und Mathematik fret geſprochen 
bat, Sebaſtian Fabian Klonowicz“) aus Lublin (1551 
—1608), gewohnlich Acernus Sulmiricensis genannt, der bie 
Heldenthaten Stephan Bathorts in Virgilianiſchem Style, aber mit 
Oolanifher Gewandtheit geſchildert hat, und ber Sefuit und for 
nannte Polniſche Horaz Matthias Kaftimir Sarbiewski 
(gb. 1557, gefl. 1640), defien Oden überbieß noch das Ver⸗ 





60 tat. Poeſie (Drama). Polen u. England, Ungarn. 


dien des religiöfen Sinnes haben, anftließen mögen’, Be 
niger bedeutend find der chineſiſche Miſſionair Smoguledi 
(1640) *), Raymanowicz (1640), ver ſechzehn Mal Rector 
der Univerſitaͤt Gracau war, H. Pietrroko wezykova“) (1670), 
und der berühmte Mücen der fFönen Künfe Stanislaus 
Heraclius Lubomirsfi') (1702), der in feiner Theomusa, 
einer Art von Katechismus, cinen nidt unglücklichen Verſuch, 
Lateinifhe und Polniſche Verſe zu verbinden, gemacht hat. Als 
glüdliken Spigrammatiften rühmt man noch den Jeſuiten Als 
bert Ines") (1620— 58), und als Epifer den Jeſuiten Jana 
Storsfiego (+1754)',, allein feit diefer Zeit ſcheint dieſer Trieb 
für die alten Sprachen verfhwunden zu feyn. Die dramatiſcen 
Arbeiten der Bolnifhen Gelehrten (Iefuiten) haben feinen 
Werth, etwa mi Ausnahme der Pentheſilea des Simon Si; 
monides Bendonski”). Unter den ngländern mül 
fen wir fogleidh den großen Buhanan?!) nennen, der nit blo® 
die Ulceftid und Meren des Guripides trefflih überfegt, fondern 
auch ſelbſt mehrere Trauerfpiele gefhrieben hat, unter ben 
Jephtes das befle if. Als Dichter von Gelegenheitefchaufpielen 
werden Matthäus Gwinne”), William Drury?) x 
genannt, allein es giebt auch mehrere Stüde, bie politifcher Zwede 
wegen gefhrieben wurden, fo Adam Littleton’s Tr 
gicomoedia Oxoniensis gegen Eromwel?),, Thomas Pin: 
cent’8 Loyola *), Rihard Brathwait'6?) Begic- 
dium, worin er Karl 31. zur Racke gegen die Mörder 
und Richter feines Vaters auffordert u. a. — Was Ungarn 
anlangt, fo haben wir den Meifter in der Kunf, Lateiniide 
Verſe claffifher Art zu fertigen, den Janus Bannonius 
fbon oben (Bd. I. p. 323) erwähnt, bier laſſen wir noch feb 
nen Zeitgenofien, den Aelius Eervinus, den Johannes 
Bokatius, Rector zu Eperies“)), Johannes Filtczki de 
Filefalva”), Jacob Bifo”), Caspar Frand”), Ri- 
colaus Babelmann”"), Georg Thurius?”), Johannes 
Sommer”), Graf Johannes Lazar’*) x. folgen, indem wir 
nur bemerken, daß gerade in diefem Lande, wo das Latein noch 
beute faft in dem Range der Mutterſprache flieht, eine derartige 
Claſſicitaͤt, wie wir fie bier antreffen, nicht auffallen wird, 


Sateinifche Poeſie Dänemark, Schweden. 61 


Es bleibt uns nur no übrig, mit wenigen Worten eis 
niger Dänifhben Dichter in Lateiniſcher Sprache zu gedenken. 
Diefe find Henrik Albertfen (um 1619), Ghriften 
Aagaard (1616 — 64)*), Johann Hopner”) (1642 
— 75), Bitus Bering”®) (1617— 61), der berühmte Arzt 
Thomas Bartholinus (1616—80)”), der befannte Cri⸗ 
tifer und Alchemiſt Ole Borch“) (Borridius, 1626-90), 
Henrik Harder (1642—83)*), der Graf Heinridh von 
Ranzau“), (1526—98), der befannte Eritifr Wilhelm 
Bolle Luxdorph“) u. f. w. Bon Schwediſchen Dichtern iſt 
eigentlih hierher nur Johannes Golumbus (+ 1648)) 
und Petrus Lagerloöf (1648—99)*) zu ziehen. 


1) Epigrammata. Basil. 1520 4 Lond. 1638. 8. — Weit wichtiger 
ift feine Utopia (De optimo rei publ. statu deque nova insula Utopia 
libellns vere aureus. Lovan. 1516. 8. Basil. 1518. 4. Oxon. 1663. 8. 
u in C. Dornav. Amphitheatr. sapientiae joco-geriae. T.I. p.8222q. 
IH M. u. f. ber. Werk Ut. a. d. Engl. v. E. M. Oettinger. Lpzg. 1846. . 


2) S. D. Irving, Mem. of the life and writings of G. R. Lond. 
1808. d. u. in f. Lives ol Scot. writ. ib. 1839. T. I. p. 67 —97. J. 
Rosen, Vestig. vet. poet. lat. a RB. felic. observ. Lund. 1747 4. 
Budit Bb. II. p. 214. 253 sg. — Opera ed. Th. Rudiman. Edinb. 
1715. I. fol. cur. c. net. P. Burmann. Lugıl. 1725. 11. 4. Poemata. 
Edinb. 1615. 8. Lugd. B. 162-. 1676. 12. Amstel. 1641. 1687. 12. 


3) &. Baumeister, Exerc. ac. et schol. p. 107 sq. Diez im Deutfch. 
Muf. 1780. V. p. 447 sq. VI. p 48 ug. v. Reber ebd. 1782, St. II. 
p- 263-276. Irving. Liv. a. a. ©. 1839. T. 1. p. 371—38%4 — Poem. 

». IH. Loud. 1615. 4. Oxon. 1636. 8. u. in db. Del. Poet. Scot. p. 76sq. 
Sein politifher Roman Argenis, eigentlich befonders aufFrankreich bezügs 
lich (ed. C. Peiresc. Paris, 1621. 8. c. clave. Oxon. 1634. 8. Aınst. 
1659. Cantabr. 1673. 8. c. not. Amst. 1664. II 8. Ed XVII. Norimb, 
1709. 8. dv. Berf. d. grauen Mappe. - Berl. 1.93. 11. 8. — La seconde 
partie de l’Argenis comp. en franc. p. M deM.XILL. Paris. 1625. 
8. Lat. p. J. L. Gothofredum. Frcit. 1626 8. Argen. cont. parstertia 
Lat. [p. Gothofredum] VI LL. ib. 1627. 8., übertrifft noch die Darftels 
Iung des bafigen Hoflebens oder das Satyricon Euphormionis Lusininj 
(V partes c. clavı. Amst. 1628. 1663. Oxon. 1634. 4. Freft. 1623, 8.), 
an das fi die Nationalcharacteriftil feines Waterlandes Icon animoram 
(Lond. 1614. 8.) anfhlißt. ® 


4) Mundus alter et idem (q. ed. G. Knight) praef. nom. Mer 
curii Britannici. Frecit. s. a. 8. 


5) 2 Dden in d. Menagiana, 1715. T. II. p. 294 sq. 


6) ©. Wood, Hist. univ. Oxon. L. 1I, p.143 sg. Budik Bd. IIT, 
.172sq. Epigrammata L.X. Loud. 1606. Amst. 1647. 24. Basil. 1781. 
B. cara Renouard. Paris. 179. ll. 12. Epigr. Lib. ed. F. A. Ebert. 
Lips. . 1824. 8. Epigr. s2l. m. d. vorz. ht u, Nachahm. verſch. Verf. 
ber. v. €. H. Iörbens. Epıg. 1813. 8. 


82 Lateiniſche Poeſte. Polen. Ungarn. Engländer. 


N) 6. Heroides in b. Delic. poet. Scot. T, I. p. 142 sq. 
8) De litteris inventis L. VI. Lond. 1701. 8. 
9) Carınina latina. Basil 1783. 8. 


« 10) ©. Geb. b. Grater. Del. poet. German. T.1. p. 935 sg. Recht 
—F iR Tine Sappbifähe Ode auf Polen und Gracau u. ſ. Hochzeitsgedicht 
. Siegmund I. 


11) Epigrammata. Crac. 1584. 4. Ad illustriss. principem (J. Ze- 
moyski) Epimicion. =. 1. et a. 4 


12) Poemata de natali Jesu Christi. Crac. 1562. 8. Urania s. 
coelestis electie. Crac. 157%. 8. Fastor. disticha. ib. 1607. 8, Luiheri 
Triumphus contra Thrasonicum triumphum. ib. 1604. 4. 


13) Roxolania. Cracov. 1584. 8. Victoria Deorum, ib. 1604. 8. 


14) ©. L. G. Langbein, Comm deSarb. vita, studiis et scriptis. 
Dresd. 1751. 4. Bentkowski T.I. p.627 3q. Budit Bd.1.p. 154. 177 9q. 
Lyricorum L III. Col. Agripp. 1625.12. Lyric. L. IV. Epodon liber 
unus, altergue epigramm. Antv. 1632. 4. 1646. 16. Col. Agr. 1721. 
8. Lyrica. Gedani 1737. 12. (Odae VII. q. in libr. )yric. non haben- 
tur. Viln. 1747. 12.) Opera poetica. Wratislaw. 1753. 16. Poeınata. 
Wilnae 1757. 4. Paris. 1758. 12. Opera posthuma. Varsav. 1769. 8. 
Carmina. Paris. 1791. 12. Argent 18603. 8. Budae 1824. 8. Lips. 188:. 
36. kat u. Deutſch v. U. 3. Rathemann, Bresl. 1800. Bd. I 8. 


15) Odae latinae in Sigismundum III. Rom, 1629. fol. 


16) Fawor mitosci Boskiey, przez cudowna panienskiego serca 
samiane. 8. Katarzyay Saneuskiey, od Chrystusa Pana odlubienca 
ieysczynioay W Krak. 1663. 4. 

17) Theomuza czyli wiersze o naukach i prawdach o wierze 
chrzesciauskiey w lacinskim à polskim iezyku. w Wearsz. 168. 
4697. 4. 


18) Lechias Ducum principnin ac Regum Poloniae. Crac. 1655. 
4. Acroamata epigramınatica lalino -polon. Cent. Vi. Gedani 1655. 4. 


19) Lechus carınen her. regni aurei et liberi primordia et ve 
tust. fortunamgne raram decant. L. XII. Leopoli. 1745. 8. 


%) Penthesilea. Zamosci 1618. 4. w Wearsz. 1778. w Lnblie. 
1786. 8. Simonis Simonidae Bendonski Leopolitani magni Jo. Zs- 
moscii a secretioribus consiliis Pindari Latini Opera omn. proc. A. 
M. Durini. Varsav. 1772. 8. 


a 6. Buch. Scoti poem. quae extant. Ed, postr. Lugd. B. 
. 12. 


22) Nero Tragoeldia. Lond. 1603. 4. 1639. 8. Vertumnus s. An- 
nus recurrens Oxonii XXIX Aug. a. 1605. coram Jacobo rege, 
Henrico principe proceribus a Joannensibus in Scena recitatas ab 
uno scripias phrasi comica prope tragicis senariis. ib. 1607. 4. 


23) Dramat. poeınate. Ed. alt. Autv. 1628. 12. Duaci 1628. N. 8. 
24) Tragicomoedia Oxonieusis. 5. l. et a. (1648.) 4. 


Wacaroniſche Poeße. 68 
25) Loiela. Comoedis. Lond. 1648. 12. Stoicas vapulans, ib. 


1648. 8. Paria com. acta coram rege Carolo. ib. 1626. 1648. 8. 
20 Tragi -comoedia, cui in fitulum inscr, Regicidium. Lond, 


27) Hauger. L. Poemat, V. Bartphae. 1599. 8. 

28) in d. Delic. poet. Hungar. p. 467 sq. 

29) J. Pisonis Schedia. Vienn. Austr. 1554. 8. 

3%) De recuperato Jauriao carm. 1588. 8. 

31) Momomachiae Hungare-Turcicae. L. 11. Patar. 1500. 4. 

32) in d. Delic. a. a. D. p. 313 nq. 

33) ia d. Delic. a. a. D. p. 357 sq. 

3) Opera poctica varii argum. Claudiopoli 1763. 8, 

35) Mnsasa adolescontiae Venus, Giess, 1610. 8, u. b. Rostgaand 
Delic. poet. Dan. T. I p. 1—155. 


36) Lauras Cimbrica, poema her. de victoria Christiani IV adv. 
class. Sueo-Batavam. Hafn. 11144. fol. u. mehr. and. Ged. b. Rostgaard 
% % O. T. J. P. 431-563. . 


37) &. Ged. b. Rostgaard. T. I. p. 171 ng. 563 2q. 


%) ©. Geb. b. Restgaard. T. Il. p. 15-108. Sommer. Miscell. 
c. V. u. Rarthelin. Carmin. Y. 


39) Carmina et diss. de medicis poetis. Havn. 1659. 8. 
. 0) Carın. b. Rostgaard a. a, ©. T. Il. p. 389-654. Am beflen 
if fin Deldengediht Amagria vindicata. 

41) Epigrammat. L. III. Hafn. 1679. 8. &. a. Bed. 'b. Sommer 
0. D. u. Rosigaard. T. II. p. 209-368. 


4) Epigrammata et carmina varin. Lips. 1588. 4. Rost. 1699. 
Hamb 1598. Frcft. 1592. 4. u. in d. Delic. poet. Germ. T.V. p.5083g. 


4) Carmina. Hafn. 1789. 8. (anonym. ib. 1775. 4.) Am beft. iſt f. 
Masica vocafis carmen. 


,„ M) Lans oleae, her. carın. scr. Upsal. 1664. 4. Carm. pastorale 
in nat, XXV. reg. Caroli XI. Stoekh. 1850. fol. u. b. Schyliberg 
Prodr. Delic. Suec. poet. Upsal. 1722. 8. p. 1 sq. 


) Oraliones, progr, ac carm. varia c. praef. ed. 8. Alf. Upsal. 


$. 552. Ä 


Ehe wir jegt zu der Geſchichte der Nationalpoeſie der ein 
einen Bölfer fortgehen, müflen wir nod mit einigen Worten 
einer Dichtungsart gedenken, welche gewiſſermaßen aus dem @as 
keinffhen hervorgegangen iR, die aber nicht mit dem foge 
Ammten KRüchenlatein') verwechfelt werden darf. Es iR vieles 
dr fogenannte Macaroniſche?) Poefie (von dem befannten Sta 


64 Macaronifche Poeſie. 


Hiänifchen Gerichte macaroni fo genannt), welde in Italien als 
eine ergöglide Tichtungsart im 15ten Jahrhundert in Aufs 
nahme kam, ald die Mode immer mehr überhand zu nehmen aw 
fing, fremde Worte in die Mutterſprache einzumiſchen, ge 
fbaffen ward, und zur Verſpottung der Peranten faft in 
derfelben Aofikt wie in Deutfchland die Briefe der Dunkel⸗ 
männer entflanden waren. Als der Erle, der ſich in ihr verfuchte, 
wird gewöhnlid Typhis Ddarius (oder Ti degli Odaſi) 
aus Padua (+ 1488), genannt’), allein der eigentliche Bild 
ner derfelben it Don Teofilo Bolengo') aus Cipada bei 
Mantua (geb. 1491), der bereitö 1507 in ein Benedictiner⸗ 
Hofer trat, daflelbe aber 1517 —27 eines Mäpdiend wegen 
verließ und während dieſer Zeit .ein ziemlich wuͤſted Xeben führte, 
adır auch feine Macaroniſchen Gedichte ſchrieb, fpäter viel 
in Italien herumreifte und Stallänifhe Gedichte fertigte, zulept 
aber, von feinem früheren fündhaften Wandel voͤllig befehrt, 1544 
dm Kofler Santa Eroce di Campeſe verfiorben if. Die be 
rühmtefte feiner bierher gehörigen Arbeiten if das Gedicht von 
den Thaten des Baldo ta Eipata,. eine Art Parodie des Birgil 
und Dante, abet trefflihe Perfiflage der menſchlichen Lafter und 
des heucleriihen, fündhaften Pfaffenlebens. Indeſſen find auch 
feine Macaronifchen Phantafien und der Müdenfrieg, fowie. die 
Barodie auf Arioſts rafenden Roland (Orlandino) oder Klein» 
Moland und die allegoriſche Darflellung feiner drei Lebensperio⸗ 
den (Chaos del Triperuno), obgleich letztere leider nur halb 
macaronifh find, ausgezeihnet. Inter den übrigen Italiaͤni⸗ 
ſchen Dichtern dieſer Art iR noh Bartholomäus Bolla’) 
(um 1570), deffen Berfe unferen Knittelverfen gleichen, und Ce⸗ 
fare DOrfint (Lefint)‘) aus der Mitte des 17ten Jahrhun⸗ 
derts hervorzuheben. Auch in Frankreich gedieh diefe Did⸗ 
tungsart, da fon Ahtonius de Arena ffaͤlſchlich de la 
Sable oder Sablon genannt) aus Soulierd (geb. um 1500), 
ein berühmter Juriſt (+ 1544) derartige Gedichte hinterlaſ⸗ 
fen hat, unter denen beſonders das auf die Kriege des Kailerd 
Karls V. in Frankreich außer feinem großen fatirifhen Werth 
noch hiſtoriſches Intereſſe hat’), Obgleich ſich nod mehrere 
Srangofen, wie der bekannte Belleau, Etienne Tabourot, 


Macaronifche Poeſie. Italien. 68 


ja der Juri Franz Hotoman in dicker Dichtungsart vers 
futt haben, fo geben wir doch gleich zu den Deutſchen über, 
wo drei Ungenannte drei höchſt komifche Gedichte verfüßt haben, 
naͤmlich den ſogenannten Schweinefrieg ein pfeudonymer Pe⸗ 
trus Porcius*), (d. h. der Dominicaner Jean Leo Plaiſant oder 
Placeatius, + zu Utrecht 1549): dann de Lustudine studentica), 
von dem Treiben der deutfchen Studenten aus der alten guten Zeit, 
und die Flohlane), Auch England hat einige Derartige 
Sterigedichte auſzuweiſen, z. B. von William Drummond!) 
und Alerander Geddes"), aber eigentlichen Erfolg hat die 
Nacaroniſche Poeſie hier nicht gehabt. Natürlih fönnen alle 
ſolde Arbeiten hier nidt in Betracht fommen, wo aus irgend 
einer Abficht Lateinifche und Deutfhe (3. B. in alten Studenten« 
lidern, Pertransivit elericus u. bgl.), 2ateinifde und Engliſche 
(. 8 bei dem. Schotten William Dunbar in f. Testament 
ofMaistre Andre Kennedy) ıc. mit einander abwechſeln“), oder 
Berfe im Kücyenlatein, um irgend eine gelehrte Kaſte dadurch 
laͤherlich zu machen, wie in der befannten Doctorencärimonie 
im Malade imaginaire von Mollere, oder auch einzelne Stel 
im aus Büchern in der gewöhnlichen Vulgaͤrſprache, wie 3. B. 
Rabelais im A9ten Capitel des erfien Buchs feines Gargantua 
in diefem Eıyi die Harangue de maitre Janotus. de Brag- 
mardo, faicte à Gargautua pour recouvrer les cloches ein» 
gewebt hat. 

1) &. Richstaedt, De poesi culinaria. Jen. 1831—38. 4 

26. I. B. Echelben, Freie @ed. v. d. Hiftorie sc. I. X. 1737. p. 
105-129. Leſſing's Gollectaneen in f. Werl. Bd. XVI. p. 226 sq. Plögel, 
Gh. d. Burlesken. Liegnig 1794 8. p. 115 sq. 149 sq. 227 sq. Bieter 

Bon. Schr. BP. VI. p. 557 sy. F. W. Genthe, Sch d. Mas 
taronifdgen Poefie u. Samml. ihr. vorz. Dentmale. Halle u. pas. 1829. 8. 

:imens of Macaronic poetry. Lond. 1824. 1831. 8. Ueb. bie Sprache ſ. 

er im Bull. du Biblioph, 1834. nr. 10. , 

3) Carmen, Macaronicum de Paterinis quibusdam arte magica 

. a. 4. 

. . 9 &.Armellini, Biblioth. Bened. Casin. P. II. p. 184 sq. — Mer- 
lini Cocai poetae mantvani mararonicesL. XVII. Venet. 1517. 8.1520.8, 
Tascal. 1521. 16. Macaronicorum poema, Baldas, Zanitonella, Mo- 

‚ epigrammate. Gipadae s. a. (Venet. 1530.) 12. Opus maca- 
Iaicorum. Amstel. (Neap.) 1692. 8. not. ill. acc. vocab. vernac. 
“irsseo-Iat. Amstel. (Mant.) 1768-71. 11. 4. cf. du Roure, Analecta- _ 
bblion, Paris. 1837. T.I. p. . Bibl. d. Rom. 1786. Juin, p.3— 
78. Yeoben b. Genthe p. 208 4. Ble Moschea ib. p. 250—284. u. m. 
Nm. 9. chd. Eidieb. 1846. 8. Deutiche Ueberf. d. Moschea: Gin fchöe 
a Gericht, der Ameifen vnnd MüdensKrieg. Straßb. 1612. 8, Orlan- 
Größe, Dandtug d. PBiterärgefigte, III. 5 


66 Italiaͤniſche Poeſte. Epos. 


dino di Limerno Pitocco. Vineg. 1526. 1530. 1539. 1550. 8. Londra 
4773. 12. Chaos del triperuno. Vineg. 1527. 1546. 8. 


5) Nova novornm novissima s. poemata atylo macaron. con- 
scripta. n 1. 1670. 12. & e 


6) Magistri Stoppini, Ponzenensis. Cappriccia Macaronica. Pa- 
duae. 1638. 8. Venet. 1639. 12. Crem. 1640. 12. Venet. 1647. Mediol. 
1662. 1668. 12. 1700. 16. 1723. 12. 


7) Anthoni9 Arena provincialis de Bragardissima villa de So- 
leris ad suos coınpagnones stadiätes, qui aunt de persona friantes 
hbassas dansas in gallanti stilo bisognatas, Cum guerra romana ad 
longum sine require et cum guerra Napolitana. Et cum reuolufa 
Genuensi. Et Guerra Auenionensi. Et epistole ad falotissimaım garı- 
sam pro passando lo töpus alagramätum mädat. s. I. eta. 8 Lyon, 
1519. 1531. 8. u. Ööft. Lugd. B. 1648. 8. s. 1. 1670. 8. Lond. (Paris) 
1758. 8. (Audz. b. Meufel Bibl. Mag. 1791. ©t. VI. p. 46-—-79). —Meygra 
eutrepriza catoligni imperatoris quâdo deanno däi mille CCCCCXXXVj 
veniebat per pröuensä bene corrossatıs impostam prödere franusam, 
cam villis de Prouensa propter grossas et menutas gäötes reichire 
per A. arenom bastifausata. Aven. 1537. 8. Verf. davon ift ein 
and. Macar. Ged. Historia brevissima Caroli Quinti imperatoris A 
provincialibus paysanis triumphanter fagati et desbifati. Quaeqgue 
in provincia illo existente novissime gesta fuere macaronico car- 
mine recit. p. J. V. D. Joa. Germanum in sede Forcalquieri advo- 
atum composila. Lugd. 1536. 8. f. Nodier im Ball. du 1. 1 Bernie 
p- 323 sq. 


8) P. Porcii Pugna Porcorum. Poema Macaronicum, cujus car- 
minis singula verba incipiunt per litteram P. Antv. 1530. 8. u. ind. 
Nugae Venales 1644. p. 278 aq. (1689. p. 236 sg.) u. Genthe p. 91694 

9) Delinestio summorum capitum Lustedinis studenticae de nou- 
nullis academiis usitatae, in d. Facet. facetiarunı. 1657. p. 7—1% 
(1695. p. 145 sq.) u. b. Genthe p. 323 sq. 

10) Floia cortum Versicale de Flois, swartibus illis deiricnlis, 
quae Minschor fere omnes, Maunos, Weibras, Juugtras em. be 
hüppere et spizzibus suis snafllis steckere et bitere solent, Aufore 
Griphaido Kniekkackio ex Flolandia. s. }. 1593. 4. 1614. 12. 1627. 4. 
u. in db. Nug. Ven. 1695. F 443 4q. M. e. Einl. v. Roch. Hamm 1822. 
8. 8pzs 1827. 8. Lat. u. Deutſch. Sulzb. 1827. 1832. 8. Lat. u. Deutſch 
m. Anm. v Warbiz. Colberg 1830. 1843. 8.Yat. b. Genthe. p. 333 sq. 

11) Poleino-Middinia inter Vitarvam et Nebernam. Oxon. 1691. 
1757. 1779. 4. 

12) Epistola macaronica ad fratrem de iis quae genta sunt 
in nnperd Dissentientium  conventn. Lond. 1790. 4. 

13) ©. Reiffenberg, Bull. du Bibl. Belge. Brax. 1844. nr. 8. p.396 91: 


$. 558, 


Am Nasen ſteht der Lateiniſchen Pocle fon der Loca—⸗ 
Ktät wegen die Stallänifche, und wir wenden uns 
fum &p06 derfelden, welches in diefer Periode auf eine treffliht 
Weiſe von Ludo vtco Arioſto (ob. d. 14. p. 352) aus Reggio 


Italiaͤniſche Posfie. Epos. 67 


(geb. 1474, geh. 1530) eingeführt worden if. Er nahm ſich 
yon, die galanten Wbenteuer des Hofes Karls des Großen, wähs 
md deſſen angebliher Züge gegen die Mauren, zu fchildern, 
und wählte ſich feine Helden aus Bojardo's verliebtem Roland, 
der dur den aus feinerLiche und Eiferfucht gegen Angelica her⸗ 
Hergegangenen Wahnfinn dem ganzen Bedihte den Namen des 
safenden Roland gegeben hat. Sein Gedicht leidet vorzüglich 
an Mangel an Ginhelt, der übrigens. ein abſichtlicher zu 
fyn (eint und durch feine reigende Berfification, die außeror: 
bantlihe Fruchtbarkeit an Bildern und Epifoden, feine gluͤckliche 
Grfindtungsgabe und feine poeliſche Auffaffung des Ritterlebens, 
be man am Beſten aus derBergleihung feines Werkes mit den 
früheren Rittergebiten erfennen kann, genügend erfegt wird, 
Arioſto erhielt nun bald viele Nachfolger, die ihre epiſchen Stoffe 
theil® aus dem Sagenkreiſe Karl, theild aus Artus Tafelrunde, 
theilß aus den Spanifhen Romanen vom Amadis wählten. An 
ihrer Svitze Acht der Polyhiſtor Lodovico Dolce!) aus Be 
nedig (1508— 69), der unter anderen Bojardo's und Arioſto's 
Gedichten einem Anfang in feinen Prime imprese d’Orlando 
geben wollte, was ihm bei manden Fehlern beſſer gelungen iR, 
als dem Bincenzo Bruyantini?) aus Ferrara, der in ſei⸗ 
xt Anzelica inamerata den rafenden Roland fortfegen wollte, aber 
wenig mehr als verfificirte Brofa geliefert hat. Inter vielen anderen 
ihnen fih noch aus der Riefe Anthäus und die Triumphe Karls 
db Gtoßen des Francesco de’ Ludovici’) aus Venedig 
(1524) in Terzinen, fowie der allyufrömmelnde @uerino il Me- - 
schine der Tullia d’Aragona*) in Octaven, fowie endlich 
des Bernardo Taffo’) aus Bergamo (1493 — 1569) 
Amadis de Baula, der zwar als eine gute Nachahmung des 
ArloRe verdienftli if, aber eben durch feine Länge und offen« 
bare Künftelei allzu ermüdend fheint, wenn man nidt auch hier 
ſthen Berni’s Verarbeitung des verliehten Rolands Bojardo's 
henichen win. Mit diefen Dichiern fließt eigentlih die ros 
mantiihe Poefie in Stalin, aber das heroifdhe Epos, dad bes 
is durch Francesco Bolognettid) aus Bologna in ſei⸗ 
un Costante (1565), einer Epiſode aus des Roͤmiſchen Kai⸗ 
ſat Valerlan Zuge gegen die Perſer, und des Din iero) von 
5 


‚68 Italianiſche Poeſie. Epos. 


Bicenza Alamanns, worin er in mißlungener Nachahmung des 
Homer und Triſſin die Vernichtung des Schmalkaldiſchen Bun 
des ſchildert, eingeführt war, erhtelt feine hödfe Vollendung 
durch Torguato Taffo (geb. 1544)%). Diefer Mann hatte 
{bon tn feinem 18ten Lebensjahre mit feinem Rinaldo, einer 
Nachahmung Arioſts, debutirt, allein fein Gerusalemme libe- 
rata, das er um 1565 im Haufe des Herzogs von Ele zu 
Ferrara begonnen hatte, hat ihn unflerblih gemacht, denn wem 
auch Voltaire (Essai sur la Poesie épique. ch. 7) zu welt 
gebt, wenn er ihn über Homer flellt, fo fann man dod mit 
Recht fagen, daß er die claffifhe Einheit mit ‚der Vollkommenheit 
der Epifoden der Romantifer zu verbinden verftanden hat, was wohl 
auch bewirkt, daß er nod heute in dem Munde der Benetianer 
Gondoltert if, die in den Sommernaͤchten die Schickſale der 
Herminie und Clorinde wechfelfeitig einander vorfingen. Sein 
zweites größeres Gedicht, Gerusalenme conquistata iſt niste 
weiter als eine ſchwache Fortfegung des erfleren und fleife Rad. 
ahmung Homer's. Leider hat Taffo’6 Liebe zur Leonore, det 
Schwefter des Herzogs von Eſte, die traurigſten Folgen nad fid 
aezogen, fo dag nicht allein feine Einſchließung in ein Irren⸗ 
haus (1579) und fein theilmelfe mit hierdurch entflandene 
Wahnfinn, fondern auch feine traurige pecuniaͤre Lage nad feine 
Entlaffung daraus (1586) und fein früßzeitiger Tod (1595) 
jedenfalls auf Rechnung derfelben zu bringen iſt. Wie aber 
Taflo jedenfalls der erfie große Stallänifhe heroiſche Epiker ge 
weſen ift, fo war er auch der letzte, Denn Feiner ber. folgenden 
bat ihn erreicht, wiewnohl Taffo ſelbſt des Curzio Gonzaga 
Fido amante, eine Apologie der Familie Bonzaga’), und des Gio⸗ 
vanni Fratta!”) Malteide lobt und die neue Welt des Gi or‘ 
gini'!) und das zerförte Jeruſalem des Brancesco Poten: 
zano-") bin und wieder gerühmt werden, In fpäterer Zeit 
hat fih allerdings Antonio Caraccio aus Nardo (1630 
—1702) in feinem geräditen Reiche weit über feine Vorgänger 
erhoben und if dem Verfaſſer des befreiten Jeruſalems ziemlich nahe 
gelommen, ja hat fogar die Eleganz feiner Octaven beinahe er⸗ 
reiht, wenn auch fein Stoff, die Verſuche der abendlaͤndiſchen 
Fuͤrſten, das Grichifhe Reich wiederherzuſtellen, und bie Hin 


Saliänifche Poeſie. Epos, _ 0. 


dernifie,. die theils die Feinde deffelben theils der Zauberer Baſilago⸗ 
vie Rerſonificirung des Kirchenſchismas, in den Weg legen, zu er⸗ 
ten, gerade nicht ſehr poetiſch iſtꝰ)). Daſſelbe kann man Giro⸗ 
laud Graztani's aus Pergola (geb. 1604) Eroberung 
von Branada nicht nadrühmen??), wogegen Btrolamo Bars 
tolommei’8 Entdeckung von Amerika, eine Nachahmung vor 
Homa’d Odyſſee gelobt wird *). Nun verfällt das Epos ganz, 
md ert in neuer Zeit bat der Form wegen Bincenzo 
Monti's unvollendetes lyriſches Eypo6 Hl Bardo della Selva nera 
einiges Aufichen gemadt!®), wogegen T. Groſſi's J Lombardi 
alla prima erociata (Mil, 1826) verfchwinden, wenn auch Arici’® 
zeiſtörtes Serufalem höher geftellt werden mag. Nicht übel iſt das 
der neueflen Zeit angehörige Epo6 der Signora Fantafict Ro⸗ 
fellini aus Florenz, Amerigo (Veopucci) betitelt, wenn ed auch nicht 
gerade in den Rang eines Heldengedichts erſter Claſſe gehört. 
Die Staliäner haben aber neben dem ernſten heroiſchen Epos noch 
eine Art Fomifches, d. h. nicht unbedingt komiſches, fondern ges’ 
niſchies, wovon wir oben fhon eine Probe in des Pulei 
Morgante mag giore gefehen haben, fowie in Folengo's Pas 
sodie des rafenden Moland, dem Orlandino, und einigen anderem, 
allein entſchieden tritt diefe Ditungsart befonders in Aleſſan⸗ 
vro Taſſoni's“) aus Modena (geb. 1565, ge. 1625) 
graubtem Eimer (Secchia rapita) hervor, einer wirklichen Bes 
gebenheit aus den Kriegen der Guelfen und Ghibellinen, weil 
bier der Dichter bei den unbedeutendſten Gegenfländen den .erhas: 
Renfım epifch s heroiſchen Styl anwendet, dennoch aber Komifches 
md Einſtes fo zu vereinigen weiß, daß er dem Lefer doc nicht 
trivial erfteint. Andere Dichter diefer Art find Eranzesco Bracs 
ciolint!) aus Piſtoia (15661645), der in-feinem Scherno 
degli dei, einer Art Satire auf die Bötter ber Heldengeit, mit 
Zaflent rivatifirt, aber ihn ebenfo wenig erreiht, als den Tafle 
in feinem wiedereroberten Kreuze, der befanmten Sage vom Kai⸗ 
fe Heraclius, ferner Giambattiſta Lalli’) aus Norecia 
(1572 — 1667) in feiner Mosceide (oder Domitlan, dem 
Rülenerberber) und Franceide, demſelben Stoffe, den Fraca⸗ 
Re ſo trefflih zu behandeln verfanden hat, und Lorenzo 
!ippi®) (1606— 54), befien Malmantile, eine fingirte Schil⸗ 


70 Ralianiſche Poefle. Epos. 


derung der Viedereinſezung einer durch eine Florentiner Vuhlerin 
verdraͤngten Königin auf ihren Thron, befonders. ald cin Re⸗ 
pertotium Floteminer Localfagen wichtig, uͤbrigens auch im Pro 
vinzialdialecie dieſes Landes gedichtet If. Wir fügen noch hin 
des Piero Bardi ve’ Cantt di Vernto Perſiflage dee 
alten Ritterromane?), des Carro Dottori Eſeſꝰ), Ippolite 
Neri“e Eroberung von Sauminlatd?), Bederige Romi's 
Cartaocto (d. 1. Chiavistello) d’Aughlari?*), Bartolommer 
Gorfini’6 Terracchiene desolato ?), und beſonders Garle 
Gozzi's Scailterung der ſchtechten Dichter feiner Zeit und der 
Meinftädterei feiner Mitbürger ?°), obgteich er eigentli mehr Sa 
tiriker if. In der neueren Zeit artet dieſe Manier immer mehr 
aus, dem abgeſehen davon, vaß allerdings Ricata Forti⸗ 
auerra?) (Garteromaco) aus Piſtoia (1674— 1735) in feinem 
Riociardetto, eimer Fortfegung ded Orlando Furiase, alle feine 
Borgänger im: der Kunſt, denfsiben: zu parodiren, übertrifft und 
beſonders durch die entſchiedene Timfiterifhe Bollendung dei 
Plans feines Gchidts Stauucn erregt, erweckt er aud bin und wieder 
durch fein Heratzichm ber ernſteſen Gegenflände ins Laͤcherliche 
MW iverwillm; noch mehe thun dies aber ver berühmte Anatom Lo⸗ 
renzo Bellini) aus Florenz (1643 —70), in deſſen Wucchereide 
bie aͤquivoleſten Spaͤße mit Reflexionen über die wichtigſten Ge⸗ 
genſtaͤnde aus der Moral, Philoſopbhie und Phyfik verbunden 
ind, Hieronymus Baruflatdi”” (1075 — 1755) in fei⸗ 
nem Grillo und Julius Edfar Becelii”) aus Berona 
(1685—1750) in feinem Gonella, vmer Schilderung des 
Lebens jenes berühmten Ferrareſer Hoſnarren. Dagegen zie⸗ 
ben uns durch das Vorherrſchen des rein ſatitiſchen Elementes mehr an 
Gitambattiſta Eafti?!) aus Montefascone (1721 — 1808) 
in feinen Animali partanti, einer allegorifchen Satire auf die poli⸗ 
Kiche Berwaltung der Staaten, enifemt dem Reineke Fuchs aͤhnelnd, 
undfeinem Poema tartaro, einer Schifberung bed Hofes ber Katha⸗ 
una 31. von Rupland, das hier Mogollia beißt, und Domi⸗ 
nico Batachi?) aus Livorno (1749-1802) in fein 
Nehe des Vulcans, Zibaklone, einer kauſtiſchen Satire "auf 
alte Glafien der Gefellſchaft, weit dieſe Jorm unſerem lomiſchen Hel⸗ 


Staltänifche Poeſte. Epos | 71 


dengedicht mehr entſpricht, als jene oben genannte Zwittergattung, 
die dem deutſchen Geſchmacke wenig auſagt. 

1) Le prime imprese del conte Orlando, con argomenti ed alle- 
gorie. Vineg. 1572. h — Cinque prini canti di Sacripante. Vineg. 
1535. 8. 11 Sacripante. ib. 1536. 4. 1537. 4. 1625. 8. u. öft (X &el. 
—- L’ichille e l’Enea dove egli tessendo lhiatoria della Iliade d’Ho- 
mero a quella dell’ Eneide de Vergilio, ambedue I’ha ridotte in 
ellava rima. ib. 1574. 4. — L’Ulisse tratto dall’ Odissea d’Omero 
e ridoito in ottova rima. ib. 1573. 4 — Il Palmerino poema. Ve- 
nez. 1561. 1597. 4. — Primaleone figliulo di Palımerino. ih. 1562. 4, 


2) Angelica inamorata. Venet. 1550. 4. 1553. 8. 
8 Antheo Gigante. Vineg. 1524. 4. — Triomphi de Carlo ib. 


4) Il Meschino, altramente detto il Guerino fatto in ottava ri- 
wa. Venez. 150. 15%. 4. 

5) L'Amadigi. Vineg. 1500. 4. 1581. 4. Bergamo 1755. IV. 12.— 
Il Floridante. Mant. 1587. 4. 1588. 12. 

6) Il Costante. Venez. 1565. 8. Bologna 1566. 4. Paris. 1654. 4, 
(Dazu f. M. Ant. Tritonio, Dichiarazione. Bologna 1570. 4.) Sonft noch 
Rime. Bol. 1566. 4. u La christiana Vittoria mariltima ottenuta a 
tempo di Pio L III Bol. 1572. 4, (in Ditaven.) 

7) La Alamanna. Vineg. 1567. 4. Lips. 1338. II. 8. 

8)8. 6. B Manso, La vita di T. T. Rom. 1634. 12. P. A. Se- 
rassi, Vita di T. Rom. 1785. 4. Bergamo 1791. II. 4. J. Black, The 
hfe ot T. w. an hist. and crit. acc. of his writings. Edinb. 1800. 
IL&, 6. Rosini, Sagg sull’ amori di T. T. Pisa 1832. 8. St.Non, Voy. de 
Naples et de Sicile. Paris. 1781. T. J. p. 125 sg. Valery Curios, 
ltalienn. p. 248— 294. Lardner Liter. and scient. men of Italy. T. II. 
p %-16}. 6. Capponi, Suila cansa finora ignota delle sveriture 
di T. T. Firemze 1840. 8. $r. X. Ebert, T. T. Leben u Char. nad Guin⸗ 
guene darg. Epzg. 1818. 8. ©. Gtredfuß, X. T Yeb. m. Prob. a. d. Geh. 
Kinaldo u. Aminta u. db. Dialog.: der Bamilienvater. Berl. 1840. 8. u. in 
d. Ital, Dichtkunſt Meifterwerte p. 491—592. — T. T. Opere tutte com 
le couiroversie. sopra la Gerusalemme liberata. Firenze 1724. VI. 
fl. ricorr. ed. ill.d. G. Rossi, Pisa. 1821— 23. XX XIII. 8. Opere scellg, 
Nil. 1804. 1V.8. ib. 1823—25. V. 8. La Gerusalemmie liberata ovvero 
Gofredo di nuovorricorr. e secondo le proprie copie dell istesso autore 
ndottoacompisnento. Parına 1581.4. (Die Ed. Pr.Vineg 1580. 4. kam 
wider Toſſos Willen durch Gelio Malaspina heraus und ift unvolftändig) c. la 
ag. di molte stanze che dal!’ auctore sono siate rilutate et ınutald 
a suoi luoghi. Mant. 1584. 4. c. le annot. di Sc. Gentili e di G. 
Gusstavini. Genova. 1590. 4. Londra 1724. II. 4. Parigi 1784. II. 4 
Parma 1794. IT. 4. rid. a. migl. lez. da Colombo coll. var. e note. 
Firensg 1824. 18. 8, Ger. lib. col. riscontro della conquistata. Padova 
1877-28. III. 24. — La Gerusalemme conyuistata (LL. XX1YV.) 
Roma 1593. 4, Parigi 1595. 12. Venet 1600. %4. (Ueb. db. Uebertv d. 
6. L. in d. Stal. "Provinciald. f. Bull da Biblioph. 1843. p. 81 1q.) — 
l Rinaldo. Venez, 1562. 4. 1570. 1581. 4. Vineg. Aldo, 1582. 12. 

bt. Deutfche Ueber. O. befe. Zeruf. überf. v. Gries. Zena 18003. H. 
8. V. X. ebd. 1839, II. 8. VI. X. Epag. 1844. 16. v. A. Gtredfuß. Epsg. 
2 1835. IL. 8. u. in d. Meiſterw. d. Dicht. a. a. D. dv. F. M. Duts 
intefee. Pforzh. 1840. 1844. 16. f. D. Wedewer, Homer, Virgil, Zaffe 
nd, befe. Jer. in ſ. Verb. zur Jlias, Odyſſee u. Aeneis. Münſt. 1843. 8, 


gs 


73 Italianiſche .Poefle. Epos. 


9) Jifidoamante, poemaeroico. Mant. 1582. Venez. 1591. 1841. 4. 
40) La Malteide. Venez. 15%. 4. - 


11) IE mondo nuovo, poema di G. Giorgini de Jesi, con gli 
ereom. in rime del s. P. Colini et in prosa d. s. G. Ghisilieri, Jesi 
1596. 4. 


12) La destruttione di Gerusslemme. Napoli 1600. 8. 


43) L’imperio vendicato. Roma 1690. 4. Hirrzu fchrich der Doge 
Enrico Dandolo eine Fortfetung bis zur Eroberung Gonftantinopelß 
durch Balduin von Flandern. 


13) II Conquesto di Granata. Modena 1650. 4. Parigi 1694. II. 
12. Bol. 1673. 4. Venez. 1789. II. 12. 


15) 1,’America, Poema eroico, Roma 1650. fol. _ 


16) II Bardo della Selva nera. Poema epico lirico. P. I. Parms 
1806. fol. Dazu P. Costa, Osservaz. crit. Bologna 1832. 32. 


17) La secchia rapita, poema eroicomico d’Androvinci Melisone 
Oceaargom. d. c. A. Baris. Aggiunt. in ultimo il primo canto dell' 
con gli no del med. autore. Parigi 1622. 12. Ronciglione (Rom.) 1624.13. 
c. le Jichiar. di G. Salviaui accr. ed amın. d. abb. Marchioni. Ox- 
ford 1737. 11. 8. s’agg. la pref. e le annot. di G. Barotti, le var. 
lez. e la vita d. poeta comp. da L. A. Muratori. Modena 1744. 4 
c. annot. e col canto deli’ Oceano. Firenze 1824. Milano 1827. 8. — 
D. geraubte Gimer a. d. Ital. v. P. 2. Krig. Lpzg. 1842. 8. 


18) Lo Scherno degli Dei poema piacevole. Firenze 1625. 4. 
d. Pr. ib. 1618. 4. unvollft.) Rom. 1626. 12. Venez, 1627. 12. Iver- 
on. 1772. II. 8. Milano 1804. 8. Fir. 1826. II. 12. 


19) La Moscheide, poema giocoso. Vicenza 1619. Vonez. 1624. 
Milano 1626. Bracciano 1640. 12. La Franceide, overo del mal 
francese. Venez. 1629. Foligno 1629. 12. Opera poetiche, ciod la 
Franceide, la Moscheide, Gerusalemme desolata, rime giocose, Pe- 
“ trarca in stil burlesco etc. Mil. 1630. 12. 


20) 11 Malmantile racquistato, poema di Perlone Zipoli (Loren- 
20 L.) Finaro (Firenze) 16,6. 12. con le note di Puccio Lamoni (P. 
Minuci) Fir. 1688. 4. ib 1731. IT. 4. 1750. 1788. 11. 4. Venez, 1748. 
4. Prato 1815. 4. f. Nodier, Mel. tir. d’une pet. Bibl. p. 57 sq. 


‚21) Avino, Avolio, Ottone e Berlinghieri. Poema eroico di 
Beridio Darpe Cornetano. Fir. 1643. 4. 


22) L’Asino. Poema eroicomico. Ed, IV. Padova 1796. 8. — La 
. Parruca, comp. ined. ib. 1826. 8. 


23) Presa di Sanminiato. Poema giocoso. Gelopoli 1660. (1760) 
12. ib. (Livorno) 1764. 12. 1821. Il. 12. 


24) II cartoccio d’Anghiari. Poema eroicomico c. n. di C. Testi. 
Fir. 1830. II. 12. 


25) u Torracchione desolato di Meo Crisoni. Londra (Parigi) 
1768. Il. 12. 


26) La Tartana deg!’ Influssi per l’anno hisestile 1756. Parigi 
1757. 12. La Marfisa bizzarra, Fir. (Venez.) 1772. 8. 





Didactifche Poeſie in Italien. 13 


27) Carteromeco, Ti Ricciardeito. Parigi (Venez.) 1736. IE 4. 
Mil, 1R13. IH. 8. Italia (Livorno) 1819. III. 16. Firenze III. 18. Mil. 
188. IV. 32. Deutſch v. F. Schmit. Riegn. 1783 — 85. II. 8. dv. Gries. 
Gtuttg. 1831— 33. 8. 


2) La Rucchereide. Firenze. 1729. 8. u. in f. Opera omn. Ve- 
nei. 1708. 1720. 1747. fol. 


) Grillo Poema, Verona 1738. Venez. e [.ucca 1738.8. La Ta- 
baccheide, Ditiramho con leannot. Ferr. 1714. 1716. Bologna 1752. 4, 
E diotete andy den XV. Geſang zu dem burlesten Gedichte Bertoldo, 
Berioldinoe Cacasenıo. (Bologna. 1736. 4.) der befannten Italilaͤniſch. 
Brorb. der alten Gelb. v. Galomon u. Marcolph, worüber nachz. ift. 
8% 68 11. 3. p. 470 40. 


30) I Gomnella, canti. XII con gli argom. di 6. C. Becelli. Ve- 
rona 1759. 4. 


31) Gli animali parlanti, poema epico divise: in. ventisei canti. 
Parigi an X (1802) JH. 8. 1820. II. 12. Lond. (Fir.) 1822. 24. No- 
velle galanti in ottava rima. Parigi 1783. 12. 180%. III. 8. 1829. 
Y. 32. Die zedenden Thiere. Deutfh. Bremen 1817. 1. 8. RN. © uf. 
—* us. d. Urſpr. d. Werks. X. d. Stat. v. 3. E. A. Stiegler. Aachen 

. 8. 


‚. 32) La rete di Valcano, poema. Siena. 1779: (1797.) II. 12. TI 
zibaldene poem. burl. in dodici canti dei Padre Atanasio da Ver- 
rocchio Parigi 13805. 12. Auch er fchrieb ſehr fchlüpfrige Novellen in Ber: 
fa: Verroechio, Haccolta di novelle. Londra an VI. IV. 12. 


9. 554. | 


Wir gehen jept zur didactiſchen Poeſie dieſer Pertobe 
In Stallen fort, welde dur Biovanni Rucellai!) aus 
Bloreny (1475— 1525) eigentlich erfi gefchaffen wurde, indem 
er duh feine Api, eine Nachahmung des vierten Buche von 
SVirgils Landbau im reimlofen Berfen das biöher ber Bulgärs 
Prade unbekannte Lehrgedicht im Dialecte von Toscana verfucht 
dat. Ihm folgte Luigi Alamanni?) aus Floren; (1495 — 
1566), der auch ein romantiſches Epos, Girone il Coriese, 
aus dem Carolingiſchen Sagenfreife und eine fonderbare Tra⸗ 
veſſie der Stiade in feiner Avarchide hinterlaffen bat, wo er bie 
vegebenheiten des Trojanerkriegs nad Bourges (Avaricum) 
verlegt und ſtatt der Griechen ſich Artus und feine Paladine 
denft, in feiner Coltivazione in reimlofn (sciolti) Verſen 
ee duch das zu fihtbar darauf verwendete Studium lang⸗ 
weilt. Stüdliher war Bernardino Baldi?) aus Urbino 
(Mb. 1553); der nicht allein durch feine lyriſchen Gedichte, für 
Wife er eine Menge neuer Versarten erfand, fonderh auch 


76 Dibactifche Poeſie in Itallen. 


vona 1745. Venez. 1795. 8. Mil. 1826. 32. Girome il Cortese. Pırigi 
1548. 4, Venez. 1549. 4. Bergamo 1757. 11. 12. L’Avarchide. Firenze 
1570. 4. Bergamo 1761. II. 12. Opere Toscane. Lione 15'2—33. 11. 8. 
Venez. 1542. II. 8. Roma 1806. Il. 8. Saggio di poesie inedite. Fir. 
1819. 4. Epigrammi ined. Bol. 1827. 8. 


3) Geine Nautica u. Poemi pastorali, in f. Versi e Prose. Venez. 


4) La Balia. Vercelli 1767. Venez. 1796. 4. Il Podere. Torino 
1769. 12. Venez. 1770. 8. Parma 1797. 4. Le Lagrime di 8. Pietre. 
In Vico Equense. 1585. 8. Venez. 1560. 1505. 8. 1606. 4. Il Ven- 
demmiatore. Nap. 1534. 4. Poesie. l.ondra 1782 12. Opere. Venez. 
1738. 4. Dazu Capitoli editi ed ined. Venez. 1834. 16. 


5) Tre libri di arte ppetica, in ſ. Rime diverse, Venex. 1551. 8. 
6) La Sereide. Torino 1585. Vercelli 1777. 8. 


7) T quattro lihri della caccia di Tito Giovanni Scandianese con 
la dimostratione de luoghi de Greci et latini scrittori et con la tra- 
dottione della Sfera di Proclo. Yineg. 1556. °4. La Fenice. Venez. 
1656. 1556. 1557. 4 


8) La Caccia. Berg.1591. 8. c. note di (Scip. di Manzano) Dlim- 
io Marcacci. ib. 1593. 8. Mil. 1808. 8. — L’Angeleida. Venez. 15%. 
. Udine. 1825. 16. . 


9) La Fisica c. annot. di J. Corbinelli. Parigi. 1578. 8. 


10) Il Viridario, nel quale nomina i }itterati bolognesi e di al- 
tre cittä. Bologna 1513, 4. II Fedele, libriV interza rıma: cantilene 
cento. ib. 1523. 8. 


11) Opera bellissima del arte militar del excell. poeta miser A. 
C. in terza rima. Vinexia. 149. fol. Pesaro 1507. Venez. 1515. 
Fir. 1520. 8. Opera noua de miserA.C. in terza rima: Lagl tralta: 
de modo Rägendi: de motu Fortune: de integritate rei Militaris : 
qui in re militari imperatores excellnerint. Venez. 1517. 8. 


12) Lucrezio Caro Della Natura delle cose L. VI trad. da Al. 
M. Londra 1717. 1764. 11. 8. 1779. 4. Milano 1813. 8: Firenze 1820 
12. Saggio delle Rime eroiche, morali e sacre. Firenze 1704. 4. 

13) Poesie diverse. Parına 1626. II. 8. Hierher gehört bef. f. Dio 
uno, trino, creatore, uomo, figlisolo di Maria, paziente e trion- 
fante u. |. Rosario della verg. Maria. 


14) La Coltivezione del Riso. Verona 1758. 4, Padova 1810. 8. 
15) H Canapaio, Bologna 1741. 4. Baccanali, Sec. ed. ampl. ® 
corr. Bol. 1758. III. 8. 


16) Il Baco da Seta. Verona 1756. 8. u. in b. Racc. di poemi 
Georgici. Lucca 1785. I. 8. T. I. 


17) La Fisica. Bologna 1758. 8. Venez. 1773. 8. Il Cafte. Parme. 
1787. 8. . 

- 418) N Zolfe. Poema in tre Jibri diriso con annet. Pesaro 1759. 
Bologna 1762. 4. 


19) L’Invito a Lesbia Cidonia. Pavia 1793. 4. Mil, 1793. 8. u. in 
b, Poesie edite ed inedite di L. M. Pevia 1823. 16. 


Italiaͤniſche Poeſie. Satire. 17 


2%) La Colfirazieue de’ Monti. Verona 1778. 4. 1810. 4. 


21) Delle Meteore Libri FII. poema fil. c. annot. di 6. Glan 
tin. Firenze 1726. 4. 


22) La Marina ed altre Poesie pescatorie. Venez. 1806. 8. 


23) La Coltivazione degli Ulivi. Brescia 1808. 8. J. Coralli 
Brescia 1810. 8. La Pastorizia. ib. 1814. 8. L’Origine delle ® Font, 
con slire Poesie scelte. Milano 1833. 8. 


3 Tebbis ovvero della educazione, Cagliari 1778. 4. 


I globe di Veyere, in f. Prose e poesie, Venez. 1739. T.LE 
(Tom? 11. Fir. 1756. 4 


26) L’Ademo, ovvero il Monde cresto. Poema RMlos. Modena 
1728. fol. Roma 5 1737. Milano 1757. fol. 


* La consumazione del Secolo. Lucca 1793. 17%. Pesaro 
1 I. 8. 


20) L’Uso, parte prima o seconda. Bergamo 1778. 8. Parte terze. 
Brescia 1778. 8. Rime 1755. 4. 


29) Carme dei Sepolcri. Brescia 1807. 4. 
3%) I Poeta di Teatro. Rom.poet. insesta Rima. Londra 1808. 8. 


31) 1 Cicerone, Poema in ottava Rima. Mil, 1755. 1763. VI. &, 
Venez. 1756. VI. 


$. 555. 


Zum behrgedicht rechnet man bekanntlich auch die Satire, wenn 
fe auſ ſchon in den obengenannten komiſchen Heldengedichten 
eine ſeht bedeutende Role ſpielt. Der erſte Dichter, der hierher gehört, 
M&rcote Bentivogiio! aus Bologna (1506—1578), 
der ih vorgenommen hatte, den’ von Arioſt eingeſchlagenen 
Bey der Nachahmung des Horaz in der Satire, die hier jedoch 
mer den Briefen deſſelben nahefommt, weiter zu führen, abet 
das ridendo dicere verum ded großen Venuſiners nur von 
der laͤcherlichen Seite genommen hat. Da trat Francesco 
Berni aus Lamporechto (1490— 1586) auf, der mit anderen 
jungen 2enten feines Schlages fi zu einer Art von Geſellſchaſt 
(Ü Vienajuoli== Winzer) vereinigt hatte, um über die ernflehen 
Gegenſtaͤnde Epäße und Berfe zu machen. Er hat diefer hei⸗ 
irn Dichtungs art den Namen gegeben, die von nun an bie 
vemesliſche genannt wurde und fi dadurch von der Burleöfen 
mierſcheidet, daß fie die Gegenftände nur läcerlih macht, fie 
er keineswegs ins Gemeine und Niedrige hinabzieht. So find. 
ffir: Rime burlesche, ſeine Soneiti und Capitoli, under 





78 Italieniſche Poeſie. Satire. 


denen man beſonders das Bob. der Dei und des Arifeteles 
auczeichnet?). Zu feiner Shule gehören Giovanni Mauro 
aus Friaul (1490 —1536), der berüctigte Bietra Aretino 
aus Arezzo (1492 — 1557), bald unverflrämter Badautant, 
bald niedriger Schmeichler und frommer Heuchter, eine durch und 
durch gemeine Seele, aber .ald geborenes Dichtergenie des Ra 
mens il Divino, den ihm feine Zeitgenoſſen beilegten, nidt uns 
werthꝰ), der geſchicke Nadapmer Boccaccio's Agnolo Firen- 
zuola ans Florenz (+ 1545)*), Andrea deli’ Anguil⸗ 
lara aus Sutri (1517—1566), unter deſſen vier Capitall 
das, worin er eine Schilderung feine Elends giebt, das beſte 
iR’), und Giovanni della Eafa aus Florenz; (1503 
4556), ber zwar in feinen Galateo «einen Anſtandscutechtsmud 
lieferte, aber in feinem Elogio del Forno und dei Baciv 
eine für einen Erzbifhoff von Benevent merfwärdige Praxis in 
ſchmuzigen Dingen verräthꝰ). Gleichzeitig find noch Gabriel 
Simeoni aus Florenz (1500 — 72), der wieder zur eigent⸗ 
lichen Satite zurückkehrte und beſonderes Geſchick bewies, aus den 
unbedeutendſten Stoffen (z. B. der Bohne, dem Ofen ıc.) etwas u 
machen), und Pietro Nelli aus Siena, der bauptfächlic die 
Beiden der Advocaten zu ſchlildern verfucht hat’). Einen num 
Weg ſchlug Eefare Eaporalt aus Perugia (1531 — 1601) 
ein, der in feiner Reife zum Parnaß und noch einigen ähnlichen 
Arbeiten zuer® der Satire eine Art von hiſtoriſchem Boden ge 
Befest bat, indem er die Erzählung von Thatfachen (3. B. Leben 
des Mäcen) geisidt Reflexionen über andere Dinge und eine 
Schilderung feiner Zeit anknuͤpfte)). Endlich würde des 
Stoffes nad hierher noch Folengo mit feinem Orlandine zu 
gichen ſeyn, obgleih ihn ber Stifter der. Academia della 
Crosea Antonio Francesco Grazzini mit dem Beinamen 
Rasca!"), wie er in der gleichfalls von ihm errichteten Geſell⸗ 
fihaft degli Humidi hieß, aus Florenz (1505-83) an Ba 
ſchmack und Beinheit noch übertroffen bat. Er gehört hierher 
wegen feines Zwergfriege, einer Parodie auf das ebenfalls hut 
leote/ ver Rieſenkrieg betitelte Bebicht des Florentiners Beito (Bene 
defto) Arrighi, welches der Bifaner Birolamo Amelumghi 
(Hd goblie da Piss genannt) felnem-Berfafler entwendet, etwas 


Jeoliiniſche Posfie. Sative 70 


angeſtaliet und unter dem Namen des Forabosco herausgegeben 
hatte, Dieſe drei Gedichte mit Grazzini's Krieg der Ungeheuer 
And eigentlich die einzigen, welche aus dieſem Genre der bur⸗ 
lesle Poeſie in Ihrer erſten Phaſe anzuführen find, denn die 
Manier Caporali's befam fehr bald die Oberhand. Dieß fchen 
wire Trajano Boccalini’s von Lorettv (1536-1613) 
Bagenagli del Parnasso und der Korifepung deſſelben der 
Pietra del Paragone politico, einer Satire auf fat alle po⸗ 
litiſch und Hterarifh bedeutende Männer feines‘ Baterlandes zu 
bieer Zeit!), aus Aleffandro Wllegri’s aus FSloren; 
(} 1613) Lettare di ser Poi Pedante (an Bembo ger.) 
und Fantastica Visione di Parri da Pazzolatico ‘(an Dante), 
ms Scipio Errico’s aus Meffina (1592 —1670) Rıler 
ga des Parnaß!ꝰ) und einigem anderen, wogegen wieder Sal⸗ 
vator Rofa aud Neapel, der bifannte Wale (161575), 
in ſeinen Satiren, die (wie 4. B. der Neid)'*), nur etwas zu 
Park aufgetragen find, und Benedetto Menzini aus Sloren 
(1646-1704) 5) mit der fcharfen, giftigen Zunge eines Per⸗ 
find reden und fih wunderbar von dem chen fo feinen ale 
Haren Salze derer des Jacopo Soldani aus Floray 
(t 1642, 62 Jahr alı)’%) und derer des Weiberfeindes 
Luizi Adimart aus Neapel (1644— 1708) unterfäreiden, 
der nur gegen die Weiber (beſonders gegen die Theaterpraͤncee 
Km) bitter iR, denn während Belteau ve menigfend zwei 
oder drei auf dem Erdball für lobenswerth anfiebt, fagt er, 
won ja eine Frau auszunehmen MM: tu non Ja vedi, ed 1o 
non la conosco"),, Sonſt iſt noch der Freigeiſt Ferrante 
Ballavicino aus Piacenza (1618-44) zu nennen, der in 
Profa mehrere giftige Sattren ſchrieb, unter denen die hlmmliſche 

gegen Romd Gurte gerichtet, die ſolimmſte, aber ‚ges 
lungenſte 19), Das achtzehnte Jahrhundert hat eigentlich Teine 
Eatiriter von Fach hervorgebracht, doch fönnen zum Theil is 
mer burlesfe Dieter in Berniſcher Manier Hierher gerechnet 
en Gtambattiſta Bagiuoii aus Florenz (1660 — 
1142), obgleich eigentlich feine Aufifpiele mehr heiter⸗komiſchrt 
a ſatiriſcher Art find!9), der ſchon genannte Stovanni Carlo 
Jaſſeroni aus Lantesca (1713 — 1802), deſſen beitere Berfe 


a 


80 Italianiſche Poefie. Satire. 


fonberbar von dem Arengen Lebenswandel abRedhen, dem er ſich 
als Seiſtlider zu Mailand auferlegte”), Giufeppe Bareiti 
aus Turin (1716—ı789)?) und Dnofrio Rinzoni?) 
(1734—1817), als ernſte Saticiter aber Lorenzo Mas—⸗ 
&eroni?), ®tufeppe Zanoia aus Genua (1752 — 
18 17)), der Maler Gtufeppe Bofft aus Mailand (1777 
— 181552), der Florentiner Angelo d Elci* (175 4 - 1824), 
ein neuer Juvenal an Siyl und Eharafter, GStannantonio de 
Ruca aus Benedig (1737 —62)”) x., wenn wir nidt auch 


einigermaßen Barini, Gozzt und Wifieri hierherzichen wollen, 
t) Satire ed altri Rime piacevoli. Venez. 1557. 12. Opere poe- 
tiche. Parigi 1719. 8. 


2) Il primo libre delle O burlesche di M. Fr. Bersi, di 
NM. Giovanni della Casa, del Varchi, del Mauro, di Messer Bino, 
del Melss, del Dolce et del Firenzuela, ricerr. et c. dili . ri. 
Firenze 1548. 8. Il secondo libre delle Opere burlesche di ?r. 
del Molzs, di M. Bino, di M. Lod. Martello, di Matteo Franzesi, 
del? Aretine et di diversi Anteri ib. 1555. 6. Opere burl. ete. act 
cresc. di un Temo terze. Fir. (Nap-) 1723. IlI.8. Londra 1721. 1724 
1. 2 et al Reno. (Roma) 1726. II. 12 1760. III. 12. Leida 
1823. 12. 


3) Rime e Capiteli, b. Bermi a. a. D. ed. 1723. Strambetti alla 
ee Vene. 1544. 8. Ragienamenü s.L 1583—84. II. 8. 1589 
i) 8 ©. Sonelli Iassariosi döfhr. zu Dresden. f. U. 2. ©. 11. 3. 

sq. Mart Journ. f. Kunkgeid. St. XIV. J 1—72 6. M. Ma- 


X. Vita di P. Ar. Padera 1741. 8. (dare ax, Vie 
de P. Ar. à la Haye 1750, 8) Young, Gef —ã ãù—, archeit. Bi. 
BL p 168-NI. 


4) Rime. Fir. 1549. 8. Pisa 1816. 8. Opere. Fir (Bapeli) 1723. 
mu, 2 Fir. (Venex ) 1703—66. IV. 8 Mil. 1802. V. 8. 


. 5) &. Satin d, Sansorine, Sette libri diSatire. Venez. 1560. 8 


o Rime e prose. Venen. 1558. 4, Fir. 156%. &. 1572. 8. —3 
1067. A exposte da A. Sererine Napoli 169% 4. Parigi 1727. 
Cs i V. Venen. 1539, 1338. 8 woaR. R. f. Rime Burlesche is 
2 »Rime Ruriesche d.Rerai f. 1723. Il Gelatee. Mil. 1559. 8. Fir 

& Lat. Iral Padora 1727. & Roma 1759—63. II. 12. Vene 


1825. 16. Opere con ginnta di Serittere non poh Fir. 170. 
IM. 4 © age. Venen 17I-D V. 4 132 U. 4. 1806. IV. 8. 
.u8% 8, 0.38 p 715 ag. Valery, Science de la vie. Paris 
&p 1 


7) Satire alla beralcece. Turine 1548. 4. 


&) Le Satire alla Carlena di memer Andren de Bergame. Ti 
Bag. 150647. 1 8. 8365, 1506 & 


9) Rime. Perugie 17%. 4 


10) l.a Gueerra de‘ Meetri. Firenne 1584. 4. La Giganten e 1 
ib 1306. & c. ia Guerra de’ Mestri. Firenze. 1612. 8. Yver 


Itallaͤniſche Poeſie. Babel. 81 


dan, 1772. 12. (iſt Bd. IT. d. Race. di Poemi eroico -comici) Rime. 
‘ Fir. 1741-42. II. 8. Egloghe ed altre Rime. Livorno. 1799. 8. Stanzi 
in dispregio delle Sberrettate. Fir. 1579. 4. 


11) Raggusgli di Parnaso, Cent. I. Venez. 1612. Cent. II. ih. 
1613.-IL 4. ıb. 1624. II. 4. Amsterd. 1669. IT. 12. La Pietra del 
Paragone Politico. Cosmopoli 1615. 4. ib. (Amsterd.) 1652. 24. La 
Secreiaria di Apollo. Aust. 1653. 16. ' 


12) Rime piacevoli. Verona 1605-13. IV. 4. riv. ed. agg. Am- 
sierd. (Napoli) 1754. 8. Lettere di Ser Poi Pedante nella Corte de’ 
Donati. Bologna 1623. 4. Fantestica Visione di Parri da Pozzola- 
Bon moderuo in Piandigiullari. Lucca 1613. 4, Scelti Componimenti. 
4. l. et 2. 8. 


13) Le Guerre del Parnasso, in ſ. Poesie, Messina 1653. 12. 
14) Satire dedicate a Settano. Amsterd. 1719. 8. c. note d’ A, 
M. Salrini e d’altri. ib. (1770) 8. " | 


15) Satire. a. 1. et a. (Napoli 1730) 4. Amsterd. (Nap.) 1718. 4, 
% note. Leida. (Lucca) 1759. 8. c. mote post. di R. M. Braeci. Na- 
poli 1763. 4, c. annot. Londra (Livorno) 1788. 12. c. la Poetica. Mil. 
1808. Rime. Fir. 1730-34. IV. 8. Opere. ib. 1731—32. IV. 4. 


16) Satire, c, Annot. Fir. 1751. 8. 


„_17) Satire. Amsterd. 1716. 1764. 8. c. illustraz. Londra (Liv.) 
1:88. 12. Poesie sacre e morali. Fir. 1696. II. fol. ib. 1706. 4. 


18) L’Anima divisa in sei vigilie. Colonia 1675. 12. (davon nur 
2 Theile in f.:) Opere 'scelte. Villa-Framca (Gendve) 1660. Villa- . 
franca (Elzevir) 1666. 1673. II. 12. Sehr ſchmutzig iſt f. Bettorica 
delle paftane (Cambr. 1642. 12. Venez. 1664. 12.) — Die bimmlifche 
Eheſcheidung mit dem Leben d. Verf. Berl 1787. 8. 


‚ 39) Rime Piscevoli. Fir. 1729-34. VI. 4. Dazu 43 Capitoli als 
Rime Piac. P. VII. post. Lucca 1743. 4. 


20) Favole Esopiane e Rime. Milano 1775. IX. 12.1780. VII. 12. 


. 2) Opere. Milano 1813—19. VI. 8. ib. 1838. IV. 8. Scritti scelti 
ined. e rari. ib. 1822 223. II. 8. 


2) Prose e Rime. Ferr. 1811. 8. 
2) Sermone sulla falsa eloquenza del pulpito. Bergamo 1779. 4. 
24) Sermoni. Milano. 1809, 8. 


2) Eine Sat. in d. Racc. di Poes. Sat. scritte nel sec. XVII. 
Mil. 1828. 8. 


%) Satire. Fir. 1817. 4. Opere italiane e latine elite ed ined. 
Fir. 189%. I. 8. 


77) Sermoni. Venet, 1818. 8. 


$. 556.. 


Eine andere Art des Lehrgedichts If die Babel, allen 
dieſe fheint von den Stalänern nur wenig ‚gepflegt werben au 
m, denn feit Leo Baptiſta Aiberti aus der vorigen Be: 
net) hat ed Giulio Eefare Capaccio aus Gampagna 


(1560 — 1631) einen Berfuh gemacht, die Aeſopiſche Zabel in 
Grüße, Handduqch d. Riterärgefhichte. III. 6 


% 


82 SJtaliänifche Poefie. Zabel. Hirtengedicht. 


einer Nachahmung Bernardino Baldi's einzubürgern, geriet 
aber bald in Vergeſſenheit?). Beier gelang es dem Thomas 
Erudelt aus Poppi (1703-45), dem aber feine zu ſcharfe 
Eatite und Freifinnigkeit Verfolgungen zuzogen?). Der Jeſuit 
Giambattiſta Roberti von Baffano (1719 — 86), ver 
Übrigens in feinen Fabeln immer die Sache der Humanität 
führte und als ein abgefagter Feind der Philoſophie eines 
Hobbes, Mouffenu 20. erfheint, hat mehr Einbildungsekraft 
als guten Geſchmack), Giovanni Carlo Pafferon! 
aus Lantosca (1719— 1803) mehr Geſchwaͤtzigkeit, als 
eigentliche® Talent, und Lorenzo Pignotti?) aus Figlino 
(1789—1812), dem man Natürlichkeit und geftbidte Aus 
wahl des Gtoffes nicht abfpreden kann, guten Willen ge 
zeigt, Lafontaine nachzuahmen, ihn aber nicht erreicht, wo⸗ 
gegen Luigi Hitachi Claſio (4 1823) Einfachheit und her 
lihe Sprache vereinigt‘), und Gaetano Perego mehr für 
die Jugend gefärieben hat”). 

Richt viel reicher iſt die Staliänifche Literatur m Hir’ 
tengebichten, denn will man nicht des großen Lorenz 
von Medicis®) Nencia da Barberine hierher ziehen, worin 
er tm Toscaniſchen Bauerndiatert in reigender Bilderk die Schoͤn⸗ 
“ heit einer Bäuerin ſchildert, jo wird der erſte hier zu erwaͤh⸗ 
nende Scrififteller der ſchon genannte Jacob Sannazar) 
feyn, der 1502 den von ihm in frühehter Jugend begonnenen 
Schäferroman Arcadia in Profa herausgab, wo faſt ohne ge 
hötigen Zufammenbang und Einheit der Handlung zwölf ro 
mantliche Begebenheiten und eben fo viele unter Arcadiens Hir 
ten fpielmde Eclogen in Berfen (Ganzonen) verbunden find. 
In der ſiebenten tritt er ſelbſt auf md erzähle die Echleliale 
feiner Samilie, wie denn das ganze Reben feiner Schäfer nic! 
als eine poetifhe Auffaffung feiner Zeit iR, die er aber Außer 
anmuthig eingefleivet und ausgeführt hat. Der ebenfalls [don 
genannte Baltyafar Cafkiglione?) (1478—1520) ein 
Nachahmer Petrarca's, hat eine reigende Ecloge Türsis hinter 
laſſen, die ihm aber gleichwohl nicht fo viel Ruhm eingebracht 
hat, als feine Kunſt, ein guter Sofmann zu werben (Libro 
del Cortegiano), Mich ber fon gerannte Eriteo Hat in 








ealiknifde Pre. Sative 70 


umgehaliet und unter bem Namen des Korabosco herausgegeben 
hatte. Diefe drei Gedichte mit Grazzini's Krieg der Lingeheuer 
And eigentlich die einzigen, welbe aus diefem Genre der bur⸗ 
leoken Poeſie in ihrer erſten Phaſe anzuführen find, denn die 
Manier Gaporali’6 befam fehr bald die Oberhand. Dieß fchen 
wir aus Trajano Boccalini’s von Lorettv (1536-1613) 
Bagguagli del Parnasso und der Sortfepung deſſelben der 
Pietra del Paragone polilico, einer Satire auf faſt alle po⸗ 
litiſch und Hterarifch bedeutende Maͤnner feines: Vaterlandes zu 
dieſer Zeit!!), aus Aleffandro Allegri's aus Floren; 
(+ 1613) Lettere di ser Poi Pedante (an Bembo ger.) 
und Fantastica Visione di Parri da Pazzotatico ‘(an Dante”), 
aus Scipio Errico’s aus Meffina (1592 —1670) Rrie 
gen des Varnah'?) und einigen anderen, wogegen wieder Sal⸗ 
vator Rofa aud Reayel, der bifannte Maler (1615—75), 
in feinen Satiren, die (wie 9. B. der Neid)!), nur etwas zu 
ſtatk aufgetragen find, und Benedetto Menzini aus Elorenz 
(1646 —1704)"°) mit der fharfen, giftigen Zunge eines Per 


ſius reden und fih wunderbar von dem eben fo feinen ale 


ſcharfen Sale derer des Jacopo Goldani aus Floray 
(+ 1642, #2 Jahr alt)", und derer des Weiberfeindes 
Zuigt Adimart aus Neapel (1644—1708) unterfäeiven, 
der nur gegen die Weiber (befonder6 gegen die Tihenterpräncefe 
Atmen) bitter iR, denn währe® Boileau tech wenigſtens zwei 
oder drei auf dem Erdball für lobenswerth anfieht, fagt er, 
wenn ja eine Frau auszunehmen MM: tu non fa vedi, ed 1o 
non la conosco”). Sonſt {ft noch der Freigeiſt Ferrante 
Ballavicino aus Biacenza (1618—44) zu nennen, der in 
Proſa mehrere giftige Sattren ſchrieb, unter denen die himmilfihe 
Scheidung, gegen Roms Gurte gerichtet, die ſchlimmſte, aber ges 
Tungenfle {'%). Das achtzehnte Jahrhundert hat eigentlich Telne 
Satitiker von Fach hervorgebracht, doch können zum Theil als 
mehr burleste Dichter in Berniſcher Manier Hierher gerechnet 
werden Stambattiſta Fagiuoli aus Florenz (1660 — 
1742), obgleid eigentlich feine Luftfpiele mehr heiter⸗komiſchrt 
als ſatiriſcher Art find!?), der ſchon genannte Giovanni Carlo 
Balferont aus Lantesta (1713 — 1802), deſſen heitere Bere 


84 Italiaͤniſche Poeſie. Schaͤferſpiel. 


geführten Aretusa und Agoſtino NArgenti (+ 1576) in 
feinem 1567 geihriebenen Sfortunato '”) daffelbe weiter audzw 
bilden verſucht hatten, fo trat nun Torquato Taffo”) mil 
feinen Aminta auf, wozu er duch eine Darftelung des Sfor- 
. tunato begeiftert worden war, und begauberte bei der erſten 
Aufführung deffelden 1573 zu Ferrara die Zuſchauer dermasın, 
daß man fein Stud einftimmig für ein Mufterftüd der Eleganz des 
Styls und der-Eompofition und des guten Geſchmads in der 
Wahl des Stoffs und der Entwidelung erflärte. Er bediente 
ſich hierbei der nicht gereimten Iamben, bie jedoch mit ſechoſyl⸗ 
bigen und gereimten Verſen zuweilen durchwebt find. Leider hat 
er die für unfern Geſchmack unangenehmen Concetti (d. h. M 
fünftelte Wige in Gegenfägen, 3.8. gefallen — mißfullen ıc.) zu 
häufig angewendet, als daß fie natürlih feyn Fünnten. Nad 
ihm hat Angelo Ingegneri?!) aus Venedig (um 1578) ein 
Hirtengedicht, die Tänze der Benus, in venetianifhem Dialect 
hinterlaffen, worin er die von ihm in feiner Abhandlung übe 
die darfiellende Dichtkunſt in Bezug auf das Schäferfpiel gege⸗ 
benen Lehren practifh anwendet, aber eben nur eine Art Mu 
ſterſtuͤck geliefert bat, Guidibaldo Bonarellt (+ 1608) 
bat in. feiner Phillis von Sciros ale Fehler feines Borbilded 
Taſſo's, ohne deſſen Vorzüge zu befigen, madıte aber durch da® 
Barode feiner Intrigue Auffehen, weil feine Heldin Clelia zwel 
Hirten auf einmal liebt?). Auch Antonio Ongaro”) aus 
Padua (+ 1582) bat in feinem Alceo den Aminta fo rend 
nachgeahmt, und nur die Localität (flatt Hirten treten bei ihm 
Fiſcher auf) geändert, daß man feinem Etüde den Namen l’Aminta 
baggato geben konnte. Den meiften Erfolg unter allen hate 
aber Baptifta Guarint aus Ferrara (1537— 1612) mil 
feinem Pastor fido, einer Nakahmung des Aminta, der 1585 
zuerſt zu Ferrara dargeftellt wurde, denn er kommt ihm an Rd 
der Eprace und der Verſe, deren verſchiedenſte Metra er auf 
das Glüdlihfte zu verbinden wußte, gleich, und der Stoff {R 
für die Bühne geſchickter bearbeitet, allein der eigentliche Geif 
fehlt ihm, und fehr oft find die Gedanken matt, wenn. niöt 
vollig proſaiſch?). Nah ihm verſchwindet das Schaͤferſpiel, einige 


Italiaͤniſche Poefie. Babel. Hirtengedicht. 55 


ſchlechte Rahahmungen Tafſo's und Guarini's, und Gelegenheits⸗ 
fltüde abgerechnet, ganz aus der Italläniſchen Literatur. 


1) 100 Fabeln in d. Opuscoli morsli, ne’ quali si oontengono 
moli smmaestramenti necessary al viuer de N’Huomo tradolii oe 
parte corretti da C. Bartoli. Ven⸗z. 1568. 4. tal. u. Franz. Tables 
diverses de L. B Alb. Paris. 1693. 12. 


2) Apologhi & favole. Napoli 1602. 8. Mergellina, egloghe pe- 
kalorie. ib. 1598. 8. 


3) Rime e Prose. Napoli (Firenze) 1746. 1767. 8. Parigi 1769. 8. 
ib. (Pisa) 1805. 8. Poli ( ) arigi 1709. 8 

4) IC) Farole Esopiane. Bassano 1782. 8. u. in f. Opere varie. 
Bologna 1782.-87. IX. 8. . 

5) Favole e Norelle. Pisa 1782. 8. Londra (Parigi) 1784. 8. u. öft. 
Poesie. Firenze 1812—13. VI. 8. ib. 1820. 24. 

6) Farole. Fir. 1807. 8. c. ogg. ib. 18%. 8. 

7) Favole sopra i dovere sociali.: Mil. 1804. Ed. V. ib. 1830. 8. 

8) in f. Poesie volgari. Venez. 1554. 8. Bergamo 1763. 8. Lon- 
dra 1801. 4. u. in f. Opere. Fir. 1828. IV. 4. T. II, 


9) Libro Pastorale Nominato Arcadico de Jacobo Sanazaro Neapoli- 
tano. Venez. 1502. 4. (unvollft.) Arcadia del S. tutta fornita et tratta 
emendatissima dal suo originale. Napoli 1604. 4. Fir. 1514, 8. Ve- 
ne. 1514. 8. 1515. 32. Fir. 1519. 1532. 8. Padova 1720. 12. c. ann. 
Mil. 1806. 8. Ausz. in b. Bibl. d. Rom. 1784. Jeillet T. Il. p. 3 aq. 
— Sonetli e Canzoni. Roma 1530. 4. Nap.: 1530. 4. Nap. 1530. 4. 
Fir. 1533. 8. Venez. 1534. 8. Opere vulgari Pad,’ 1723. 4. 


10) Poesie volgari e latine. Roma 1760. 12. Stanze Pastorali del 
C.e di Cesare Gonzaga con le rime di G. Corso. Venez. 1553. 8. 
win f. Lettere (Pad. 1769—71. II. 4.) T. 11. 1 libro del Cortegiano. 
Venez. 1528. 8. 1545. fol. Parına 1530. 1532. 8. rev. da L. Dolce. 
Venez. 1559. S. Mil. 1822. 16. Berg. 188. II. 12. u. in f. Opere 
valgarı e latine. Pad. 1733. A. (&. bar. Valery, La Science de la 
Vie, Paris 1842. 8. p. 143—192.) 

11) Lamento di Cecco da Varlungo, da Fiesolano Rranducti. 
Fir. 1694. 4. c. note di Or. Marrini. Fir. 1755. 4. Berg. 1762. 8. 
€ agg. Fir. 1806. 8. Regg. 1810. fol. Parigi 1816. 8. 

17) Opere. Verona 1790—91. VI. 8. 

13) Poesie Siciliane. Palermo 1814, VII. 8. Poesie rid. da 6. 
Bosini. Pisa 18%. 8. " 

‚ 14) La Svinatura in Valdinievole, Idillio giocoso. s. a. Pisa. 4, 
Livorno. 1821. 8. 

15) Bacco in Toscana. Ditirambo con Annot. Fir. 1685. 4. 1691. 
4. Pisa 1820. fol. c. la Svinat. Fir. 1816. 8. — Sonetti. Fir. 1702. 
lol, 1703. 12. Poesie. Londra 1781. 12. Fir. 1822, 8. — Opere. Venez. 
’12—20, VII. 4. Mil. 1809—11. IX. 8. 

16) Opere intitulate la Psyche et la Aurora, et la fabula di 
Caephelo. Venet. 1510. 1513. 1a18. 1538. 8. 

MI Sacrificio. Favola pastorale. Ferr. 1555. 8, 1587. 12. 
Brescia 1720. 8. ' 

i8) Aretuse, Cammedia passorale. Ferr, 1564. 8. 





86 Lyriſche Doefle in Itallen. 


19) Lo Sfortanato, favola Past. Venez. 1568. 4. 

20) Aminta, favola boscareccia. Vineg. 1581. 8. Venet. 15%. 
4. Parigi 1655. 4. 1768. 12. 1781. 12. Aminta ora per la prima volta 
alla sua vora le2. rid. (d. abh. Serassi) Crisopoli 1789. & 179. 
fol. Pisa 1806. fol. Fir. 1820. fol. Pad. 1822. 8, Ampnt, ein Baäfeae. 
metr. überf. v. 9. Gl. Walter. Berl. 1794. 8. a. d. Ital. v. H. & d 
: Danford. Zwickau 1822. 16. Teutſch u. Ital. überf. v. Ed. Echaul. Karlir, 
1828. 8. I tre libri degli Amori. Ven, 1555. 8. Rime. gez 1560. 12. 


Berg. 179. 11. 12. Auserlef. Lyr. Ged. Taſſ. Deutfch v. K. Foͤrſter. Lpzg. 
1844. 


21) Danza di Venere. Pastorale. Vicenza 1584. 8. cf. &. Modo 
di rappresentare le Favole Scenithe. Ferr. 1598. 4. 

22) Filli di Sciro, Fav. past. Ferr. 1609. 4. Parigi 1656. 4. c. le 
Difesa del doppio amore diClelia. Mant. 1703. 12. Londr. 1728. 8. 
Venez. 1788. 12. Fir. 1819. 12. 


23) L’Alceo, Favola pescatoria. Venez. 1582. 8. Fir. 1622. 4 
c. Aminta. Pad. 1722. 8. 


24) Il Pastor Fido. Tragicommedia pastor. Venez. 1500. 160. 
r. c. Ines. d. Rime. 1624. 4. Norimb. 1734. 8. Parigi 1782. 8. Para 
1793. Fir, 1825. 32. u. öft. Opere. Verona 1737—38. 1V 


Treuer Schäfer a. d. Ital. v. H. Müller, Zwickau 1822. 11. 16. s. ri 
Arnoldi. Gotha 1815. 8 


.$. 557, 

An einem weit ftärferen Maße .gebich nun aber während 
biefer ganzen Periode die Iyrifche Poeſie, welche allerdings zu 
Ende der vorigen ziemlih in Verfall gefommen war. Diele 
Mebelftand wurde auch zu Anfang der gegenwärtigen von einigen 
auten Köpfen eingefehen, und man ſah es für den einzigen 
fihern Weg an, ihm abzuhelfen, wenn man zu Petrarca's Ma 
nter zurüdfehre. Dieß geſchah denn aud, und fo entfland tie 
dur Zauber eine Unmafle von Petrarhiften, die, was das 
Aeußere anlangt, ihn ziemlih gut copirten, aber weder feine 
lebhafte Phantafie Hatten, noch feine vom Herzen kommende un? 
zum Herzen gehende Zartheit der Gefühle wiedergeben konnten, 
da fie diefelben mit Ausnahme Taſſo's (wenigſtens In feinen 
Sonetten und Madrigalen) nicht befaßen. Der erfte, ber bier zu 
nennen Äfl, würde nun Pietro Bembo aus Venedig feyn (geb. 
1470, geft. 1547), defien Charakter man am Beten Daraus abnch⸗ 
men kann, daß er der Sünftling der fehredlichen Lucrezia Borgia 
war, der aber durch feine vollfommene Bertigfeit Im Lateinifchen 
und Stralläntfchen in fo hohem Brave die Bewunderung feine 
Zeitgenofien beſaß, daß man ihn für den erfim Claſſiker feiner 
Zeit erklärte, Allein die Folgezeit hat gelehrt, daß er nur Im 
Styl, wiewohl er auch bier affeetirt IR, Petrarca cin feinen 


Sgnifche Poeſte in Stalin, 87 


Rime und Canzoni) und Boccaccio (in feinen Aselani, ll 
ierhaltungen über das Weſen der Liebe, halb in Proſa, halb im 
Verſen) nahefommt, an Genie aber unendlih tief unter ihnen 
fh’), Zu feiner Schule gehörten Bernardo Eapello aus 
Venchig (1500 — 1565), der im feinen Rime feine Leiden ir 
ber Verbannung (1541) unb feine Rettung burg ben Kar» 
dinal Alexander Farneſe fhiert?), und Dominico Beniero 
(1517— 82), der Stifter der berühmten Academie non Bene 
de). Auch Antonio Tebaldeo aus Ferrara (1456— 
1538) erlangte durch feine Sonetti e Capitali, Stsnze nuove 
u. ſ. w. in furzer Zeit einen Ruf, der feinem Muſter wenig 
nadfland, wendete fi aber, als er. felbR das Unverdiente davon 
einſah, völlig zur Lateiniſchen Bade, ohne auch bier 
über die Mittelmäßigkeit hinauszukommen“). Tin Pendant. zu 
ihm iR Bernardo Wccolti (F 1534), dem feine Zeitgenofien 
den Beinamen des Einzigen gaben, ben er vielleicht durch feln 
Salat zum Iurprovifien, aber gewiß nit durch ſeine ſonder⸗ 
baren, fhwerfälligen Gedichte verdient hat’). Mit gluͤdlicher 
waren der Erklaͤrer Petrarca's Luigi Eaftelvetro‘, aus Modena 
(1505—71)°) und der fleißige Ueberſetzer Quigi Domenichi?’), 
wogegen jedoch Der Rovelliſt Francesco Maria Molza aus Wo» 
dena (1489 1544), dergleicheq Talent im ernſten und ſcherzhaften 
Tee gezeigt hat, wenn ihn auch fen natuͤrlicher Humor oͤfter 
vum Ictern begeißierte®), der vwolpige und originele Erangeäco 
Beccuti in feinen Klagen über verſchmaͤhte Liebe, mit dem 
Veinanen ij Topetis, aus Perugia (1509—58°), ver eles 
ante Jacopo Marmitta qus Barma!’), Giangirolamo 
Roffi ans Barma!ı) (150564) und Francesco Rai⸗ 
nieri?) aus Mailand, zwei als Nachahwmer recht originelle Ly⸗ 
tler, Bernardino Rota aus Neapel (+ 1579), dm man 
für dem ſelbſtſtaͤndighen dieſer Eule anfchen Fam’), Gius 
ieppe Berufft aus Baſſano (152070) Aretino's Freund 
und Schüler!*), und Giuliano Goſeliniqus Rom (1827 — 
87)8) weit höher Achen. Der Neapolitcner Labovico Pa⸗ 
ſeino, der auch als Satiriler einen Namen hat, ahmte Pe⸗ 
naca nicht Bias im Aeußern (bau Nuovo Petrarca 1560, 
 Triong, den Nuave Fiamme, Some, Kannon) &.) 


88 Lyriſche Poeſie in Italien. 


nach, ſondern Indem er feiner Geliebten den Namen Mirzia gab, 
bildete er fih auch ein, daflelbe Verhältnis hervorrufen zu können, 
welches zwiſchen Betrarca und feiner Laura beftanden hatte '%). Auf 
gleiche Weiſe lieferte Luca Eontile aus Eotona (1507—74) in 
. feinen Canzoni, die ſechs Schweftern des Wars betitelt, einem 
Bendant zu den ſechs Schweſtern der Lebe Petrarca's, allein 
den Geiſt deffelben konnte er ihnen nicht einhaucen'”). Unter 
allen diefen blinden Petrarchiſten verdienen num aber durch ihr 
eifriges Streben, einen eigenen Weg zu gehen, ehrenvolle Er. 
wähnung Antonio Broccardo, der Landsmann und Reben 
buhler Petrarca's, der fich freilich immer am Meiften ſelbſt lobte, 
weil felne Zeitgenofien ihm diefe Ehre nicht widerfahren ließen 
(+ 1531)'%), dere Galabrefe Galeazzo de Tarfta (1476— 
1535), den die gefelerte Dichterin Victoria Colonna au 
Neapel (geb. 1490, get. 1547), die ihre Mufe zum Ruhme 
ihres Gatten, des berühmten Helden Francesco d'Avalos, an 
wendete, begeiftert hatte”), Cornelio Caſtaldi aus Padua 
(1480—1536), ein heftiger Gegner Bembo's, aber glüdliche 
als Lateinifher Dichter ?®), der fhon genannte Giovanni della 
Caſa, defien Rime mit Recht geruͤhmt werden, weil ſie elgent- 
lich zuerſt den einfoͤrmigen Klageton der Petrarchiſten durch eine 
edle Kraft und leichte Weichlichkeit des Gefuͤhls erſetzen und ſie an 
Dante erinnern, den er eben fo fleißig als Tarſia ſtudirt hatte), 
Annibal Earo aus Civita Nova (150760), der durd 
eine meifterhafte Ueberſetzung der Aeneide, feine Briefe und feine 
Ficheide und Diceria de’ nasi in allen dieſen drei Fäden 
eine der erftien Stellen einnimmt, die er nur noch in feinen 
lyriſchen Gedichten dur die Harmonie ſeines Versbaueg, die 
Eleganz feines Styls und feine poetifche Färbung überfiegen hat”), 
Claudio Tolomei aus Gina (1492-1555), befamnt 
dach feine Künftelelen mit feiner Mutterfprade, und Verſuche, 
bie Metra der lateinifchen Verokunſt derſelben aufzutringen, aber 
nicht ohne lyriſches Talent”), Beronimo Benivient aus 
Floxrenz (1453— 1542), der feine geiflien Lieder mit einem 
Commentar voller Gelehrſamkeit verfehen hat, und bei allen fel: 
ner Zeit eigenthuͤmlichen Mängeln dod an die befiere Zeit der 
affitallänifchen Porfte erinnert), Gabrielle Fiamma aus 


Lyriſche Poeſie in Italien. 89 


Venchig (1553-— 85), der in ſeinen Rime spirituali ſtatt der 
Liche den Tod befang?), und Celio Magno, fein Lands⸗ 
mann (1536— 1602), und aud in felnen Stoffen fen Ges 
nofe, leider aber der letzte Pfeiler der claffifchen alten Dies 
tor”), Von der großen Zahl der nun folgenden Dichter, bei 
denen ſich durchaus feine beflimmte Richtung ausgefprochen fins 
bet, heben wir noch Taſſo's Breund Angelo Grillo (+1619,) 
m Giammaria Verdizotti aus Benedig (1530 — 1607) 
bevor ®), und ver Guriofität wegen als Freiheits⸗ und politifchen 
Dichler Giovanni Qutdicciont aus Lucca (1500-41), 
der leider damals weder Gehör neh Nachahmer gefunden Bat, 
ein Beweis des ſchlechten Geſchmacks feiner. Zeit). Auch an 
Dichterinnen fehlt es in dieſer Zeit nicht, denn außer der ſchon 
genannten Bittoria Eolonna, deren Rime' spiritnali zugleich 
ver erſe Verſuch in dieſem Genre waren”), nennt man nod Ihre 
Framdin Beronica Bambara (aus der Gegend von Brescia, 
geb. 1485, gef. 1550), die jedoch bereitö mit dem Tode ihres 
Gatten (1521) die Leler aus der Band legte”), Gasſpara 
Stanpa aus Paduga (1524— 54), die wie einſt Sappho an 
gebrohnem Herzen farb, befondere ausgezeichnet duch Die Reich 
tigfeit ihrer Berfe, in denen fie unter dem Namen Anassilla 
auftrat), Laura Terracina, die frudtbarftie Dichterin dies 
fe Jit9), Laura Battifera (1523 —89)%, Chiara 
Ratraint C+ 1595), bie fogar theologiſche Gontroverfen in 
Profa hinterlaſſen har”), und viele andere, die aber alle noch 
mr Ekule der Petrarchiſten gehören. Dieſe verbrängte nun im 
ITtn Jahrhundert eine neue, nämlih die fogenannte Marines⸗ 
Eile, welche lange Zelt in großem Anſehen ftand, jetzt aber 
faſt als Bezeibnung des ſchlechten Geſchmacks gilt. Ste ents 
Rand aus Oppoſition gegen die langweilig⸗ einförmige Manier 
Nr Nachahmer Petrarcas, deren Ernſt und affectirte Simplicität 
ſie duch blühenden Siyl, glaͤnzende Phantafie und ſinnreiche 
Vitze erſetzen ſollte; allein eben durch ihr Streben nad Neuem 
ward fie bizarr, und nur die Menge ihrer Anhänger, der foges 
Mntn Seicentisti machte es erflärlich, wie feine andere neben 
Ir während des ganzen 17ten Jahrhunderts auffommen konnte. 
Dat dieſe Schule, die abſichtlich alles Alte verwarſ, mochte es 


0 Lyeiſche Poeſie in Italien. 


noch fo gut ſeyn, kurz, die ganze Claſſicitäͤt umfdren weite, 
und nur nah Neuem haſchte, mochte es noch fo gefhmadfs und 
finnlo6 genannt werben mäflen, die allergrößten Llebertreibungen und 
Ausihweifungen der Phantafe für fchön hielt und in Metaphern und 
Bildern oft wahrbafte Tollbeiten zu Tage förderte, find auch jene 
widerwärtigen Wortipiele und Antitbefen, die Concesti, geſchaffen 
worden, die und auch die fonf trefflichſten Talente unangenehm madın, 
Ihre erfien Keime finden wir bei einigen der oben genannien 
Rrapolitaniigen Dichter, dann bildeten dieſelben Eofanzo und 
Tanſillo weiter aus, theilmeile fogar Taffo, beſonders abır 
bradten fie Buarini und Baldi in Anſehen und nun fan 
Marino mit feiner Schaar Nachahmer und vervollkommneie 
jene Zügeliofigleit und Verderbung des guten Geſchmacks, wel 
die Staliönifhe Porfie auf lange Zeit aracteriiin. Da wir 
aber fhon über Guarini, deſſen Rime *) aus Sonets und 
Madrigals befichen, welche dieſelben Borzüge und Fehler wie 
fein Pastor Fido befiken, oben geſprochen haben, fo wenden 
wir und fogleih zu Gilambattiſta Marini?) aus Neapel 
(geb. 1569, geil. 1625), der feinen großen. Ramen befondere 
feinem langen lyriſhen Epos in Octaven, Adenis betitelt, ver- 
dankt, dem jedoch alle Einheit der Handlung abgeht, und weldes 
durch Die Verſchwendung, die er mit Bildern, Schilderungen und Gpl- 
foden treibt, nur bindet und beſticht, ohne bleibenden Eindrud 
auf unfer Gefühl zu machen. Gluͤclicher iſt er in feinen klei⸗ 
neren Idyllen, und feine Polyphemiſchen Gonette, bie der rohe 
Eyelope angeblih für feine Galatea gemacht haben foll, drüden 
ganz den Character aus, den und Homer von ihm entworfen. 
Unter feinen Nahahmern nennen wir Claudio Achillini 
aus Bologna (1574—1646)*), Giopanni Francesco 
Loredano, der befanntlih die Illade travefiirte, Wallenſteins 
Ermordung feierte und eine kindiſche Lebenageihichte Adams 
lieferte), Breri®), Adimari“i)y, Carlo Buragna”), 
Pirro Schettini), befonders aber Gabriel Chiabrera 
aus Savona (1552 — 1637), der in fenm Dim dem Bins 
dar, in feinen Banzonetten dem Anacreon und in feinen Sermo⸗ 
nen dem Horaz nachzuahmen fuchte, und wenigſtens erſſeren Bei 
den ziemlich nahegefommen iA), Fulvia Teßi gus Ferrara 


Lyriſche Poefie in Itallen. | st 


(1598— 1646), der fih befonbers den Horaz ald Lurifer zum Mus 
her nahm und in feiner Italia, einer Darkellung der unglüds 
lichen Lage feines Baterlandes umter dem Spaniſchen Sode, ein 
Mifefüd in feiner Art geliefert hat*), Yrancesco Redi 
aus Arezzu (1626— 94), der berühmte Naturforfcher, deſſen Dis 
tprambe auf Bacchus, worin er zugleich eine Apologie des Weins von 
Nontchulciano giebt, bei aller ihrer loderen Berbindung und mangels 
hafien Handlung doch von großem Bene zeugt‘), der Graf 
Ragalotti aus Rom (1637 —1712)7), der das unvollen. 
dete Lobgedicht Redis auf das Waſſer in feiner Apologie des 
Drangenbaues nachzuahmen fuchte, ohne feinen Meier zu errei- 
dm), der edle Patriot und furchtloſe politiſche Dichter Bins 
cenzo Filicaja aus Florenz (1642 — 1707), der, wenn 
er auch nicht ein zweiter Betrarca IR, wofür ihn feine Bönnerin 
Ehrikine von Schweden anfah, doch das große Verdienſt Bat, 
durdseg Original zu fon“), und Ber Italliaͤniſche Pindar, ohne 
es fm zu wollen, Carlo Aleffandro Guidi aus Pavia 
(1650—1712)°%). Letzteren Beiden gebührt, wenn auch nicht 
kin, das große Verdienſt, mit Hilfe ver Chriſtine von Schwe⸗ 
den, die damals in Rom lebte, die Schule Marini’s, welche bes 
ſonders durch die große Anzahl der gelehrten Seſellſchaften jater 
Jet auftecht gehalten ward, durch das Gegengewicht der von 
im nebt Btovannt Vincenzo Bravina‘!) aus Galas 
brim (1664— 1718) und Giovanni Mario Crescim⸗ 
beni?) aus Macerata 1690 zu Rom errichteten Arcadia Ro- 
mana verdrängt zu haben, welcher es bald gelang, durch ihre Uns 
hänger auch das uͤbrige Italien zu gewinnen und ihre Reformationes 
bläne uͤberan durchzuſetzen. Freilich glüdte es ihnen, ver fals 
ſden Richtung der Schule Marini's ein Ende zu machen, und 
flat dieſer ſich neue Mußer an Theocrit, Virgil und Sannazar 
zu ſchaffen, da ſie meinten, die Manier der ebenfalls auf falſche 
Wege gerathenen Petrarchiſten nicht nachahmen zu dürfen, und 
da fie fih überall als wahre Arcadiſche Schäfer zeigen wollten, 
ſe überfgwemmten fie ihre Lefer mit lauter Idyllen und Sqaͤ⸗ 
jngedichten. Daher kam es denn, daß wider den Willen der 
Stifter der Academie, welche claffiſche Mufer ſtatt Marini und 
Ermforten ihren Schuͤlern vorgefihtt Hatten, durch den Unver⸗ 





2 . Lyriſche Poeſie in alien. 


Rand und angel an Genie derſelben faft größere Migbräute 
entfianden, als fie hatten aufheben wollen, da durd ihre blinde 
Nachahmung diefer einzigen Ricktung jene fahr kindiſch⸗ laͤcherliche 
Einförmigfeit. in die Poefie einzog, die und ja auch an den 
font in einzelnen Bartieen recht gelungenen Gemälden jener Reihe 
von Künflleen anwidert, wo Prcadifte Schäfer und Ei 
ferinnen, mitten in das Rococoleben der Eyanifchen Grandena 
verfegt, mit gepuderten Perüden und Höderfkuhen füßlihe 
Abernheiten einander vorſchwatzen. Recht hübſch macht fid 
aus diefer Schule Giambattiſta Zappi's aus Imola (1667 
—1719), des trefflihen Sonettifien Mufeum Cupido's ) und 
Euſtachio Manfredi’s aus Bologna (1674— 1739), der 
jedoch durch feine Leitungen in der Geometrie bekannter if, 
Ganzonen und Sonette*). Ulle übertraf jedoch durch die Hav 
monie feiner Berfe (ungereimte Hendecafylaben) und auß 
gezeichneten Styl Carlo Innocenzio Brugont aus Ge 
nua (1692 —1778), der allein 250 Oden der verſchiedenſten 
Art geliefert hat, unter denen bie auf die Eroberung Orans und Bi 
tonito’8 vorzüglich heroortreten °). Leider haben feine Nachahmer, die 
jevoh aus ganz anderen Urſachen feiner Manier folgten und 
deshalb den Ramen der verso- scioltai erhielten, der Literatur 
mehr gefchadet als genuͤtzt, der trefflihe Satirifer Btufeppe 
Parini ausBofizio (1729—99), der in feinen Eleinen Ge⸗ 
mälden vol regen dramatiichen Lebens, Morgen, Mütag, Abend 
und Nacht betitelt und auf das Piquantefle das Leben der vornehmen 
Mailänder zu feiner Zeit gefchilpert hat, ift der Ginzige, der den verso 
seiolto durch feine ungeheure Abwechſelung und harmoniſche 
Modulation wieder zu Ehren gebradt und in feinen Oden ſich 
als einen ebenfo philoſophiſchen Kopf ala fhwungvollen Dichter 
erwoiefen hat. Als Nachahmer Anacreon's zeigen ſich befons 
ders Baolo Antonio Rolit aus Tori (1687 — 17677”), 
Eudorico Savioli aus Bologna (1729—1804°), Bin, 
cenzo Imperiali, Pen von Brancavilla”), der gleih zu 
nennende Fantoni, der fhon erwähnte Meli und der naive 
Giulio Senonio®), als Sonettiien im Eharacter des Ho 
meriihen Bolyphem Filippo Leers aus Rom (+ 1786)°), 
Bartolommeo Caſaregi aus Genua (1696 —1755) °) und 


| Lyriſche Doefle in Italien. 93 


ber Reapolitaner Emmanuel Campolongo (1732 — 1801), 
der auch fonſt noch durch feine. Nachahmung von Sannazars 
Artadia, Die Mergeilina und feinen Proten, eine Miſchung von 
Statteniiten und ‚Lateiniihen Berfen Aufſehen machte‘), und 
im höheren Eıyle Siuliano Caſſiano non Modena (1712 
785% und Dnofrio Minzoni aus Ferrara (1735— 
1817), der aber mehr das geiflihe Element vorwalten lieh 
(1. 3. in feinem trefflichen Sonett auf Chriſti Kreuzigung“*), ale 
Rahahmer der Horaziſchen Ode Giovanni Bantoni aus 
Bivigano (1759 — 1804) 6) und Federico Nomt‘), ſowie 
als philoſophiſche Lyriker, z. B. In feiner Grotte des Plato, 
Angelo Mazza®) aus Parma (+ 1817), ein Schüler und 
Natahmer des Aeſthetilers Melchior Ceſarotti aus Pas 
dua®) (1730 — 1808) und Frugoni's. Unter den Lyrikern 
dieſes Jahrhunderts, die weniger bedeutenden, wie z. B. den Uederſeter 
der Virgilianiſchen Aeneide und Georgica Elemente: Bondi 
aus Meyano (1742—1821)”) gar nicht zu erwähnen, tritt her⸗ 
vor Bincenzo Monti’) auß Fufignano (1753 — 1828), bes 
ſonders durh das Studium Dante's gebildet, aber in’ feinen 
früheren Arbeiten (ter Basviliana und Mascheroniana), wo € 
noch ächt patriotiſch gegen die Eindringlinge der Franzoͤfiſchen 
Rmolutionspropaganda und das durch fie Herbeigeführte Uns 
ud feines DBaterlandes auftritt, entſchieden werthvoller, ale 
fit, wo er wie ein Ehamälcon feine politiſche Meinung - än- 
dere, und Bonaparte als Bringer der Freiheit und dann wie 
der die Deutfchen, als Netter Staliend vor dem Gallifhen Ver— 
tathe preiſt?). Ebenſo befangen in feinen politifhen Freiheito⸗ 
idern, wenn auch anderer Art, zeigt ih Ugo Fos colo, deſſen 
ſchon erwähnten Gräber, ein hodfinniges Strafgeniht auf die 
Vemachlaͤſſfigung der lebten Behaufung des Menſchen, die das 
mald ein Gefeg weit aus der menfhlihen Naͤhe hinwegwies, 
biel höher flieht, als die darauf gegebene Antwort des Ippo⸗ 
lito Bindemonte aus Verona (1753— 1828), dem freilich 
gemüthliche Idyllen oder heitere Briefe beffer gelangen’). End⸗ 
ih hat Aleffandeo Manzont aus Mailand (geb. 1784), 
ver befanntlih auch ein noch jet in der ganzen Lombardei 
Hl gelefenes Handbuch der catholiſchen Moral zufammengefellt 


. 











2. Lyriſche Poeſie in alien.’ 


Rand und Mangel an Genie derfelben faft größere Mißbraͤuche 
entfianden, als fie hatten aufheben wollen, Da wurd ihre blinde 
Nachahmung diefer einzigen Ricktung jene faſt lindiſch⸗ laͤcherliche 
Einförmigkeit in die Poeſie einzog, die und ja auch an den 
font in einzelnen Particen recht gelungenen Gemaͤlden jener Reihe 
von .Künfllen anwidert, wo Arcadiſche Schäfer und Schaͤ⸗ 
ferinnen, mitten in das Rococoleben der Spaniſchen Grandeya 
verſetzt, mit gepuderten Perücken und Höderfhuhen füslice 
Aldernheiten einander vorſchwatzen. Recht hübſch macht fib 
aus diefer Schule Giambattiſta Zappi's aus Imola (1667 
—1719), des trefflihen Sonettifien Mufeum Gupipo’s°°) und 
Euſtachto Manfredi's aus Bologna (1674—1739), der 
jedoch dur feine Leitungen. in der Geometrie befannter if, 
Canzonen und Sonette”*). Alle übertraf jedoch durd Die Hav 
monie feiner Verſe (ungereimte Hendecafyllaben) und aus 
gezeichneten Etyyl Carlo Annocenzio Frugoni aus Ge 
nua (1602 — 1778), der allein 250 Oden der verſchiedenſten 
Art geliefert hat, unter denen die auf die Eroberung Orans und Bi⸗ 
tonito's vorzüglich hervortreten 5°). Leider haben feine Nachahmer, die 
jedoch aus ganz anderen Urfahen feiner Manier folgten und 
deshalb Den Namen der verso- scioltai erhielten, der Literatur 
mehr gefchadet als genübt, :der treffliche Satirifer Giuſeppe 
Parini ausBofisio (1729—99), der in feinen. kleinen Ge⸗ 
mälden vol regen dramatifhen Lebens, Morgen, Mütag, Abend 
und Nacht betitelt und auf das Piquanteſte das Leben der: vornehmen 
Mailänder zu feiner Zeit geſchildert hat, iſt der Einzige, der den verso 
seiolto durd feine ungeheure Abwechſelung und harmoniſche 
Modulation wieder zu Ehren gebraht und in feinen Oden fid 
als einen ebenfo philoſophiſchen Kopf als fhwungvoflen Dichter 
erwiefen hat. Als Nachahmer Anacreon's zeigen fich beſon⸗ 
ders Baolo Antonio Rolli aus Todi (1687—1767)”°), 
Ludonico Savioli aus Bologna (1729—1804°), Vin; 
cenzo Imperialt, Prinz von Brancavila”), der gleich zu 
nennende Fantoni, der fon erwähnte Meli und der naive 
Giulio Benonto®), ale Sonetiifien im Character des Ho 
meriihen Polyphem Filippo Leers aus Rem (+ 1786)0)), 
Bartolommeo Caſaregi aus Genua (1696— 1755) 8) und 





— — — u — — — — — — 


.- — — — — — — — 


| Lyriſche Poeſie in Italien. 93 


Der Reapolitaner Emmanuel Campolongo (1732—1801), 
der auch fonft noch durch feine. Nachahmung von Sanınzare 
Arcadia, Die Mergellina und feinen Proteo, eine Miſchung von 
Italienijchen und Lateiniſchen - Berfen Aufſehen machte‘), und 
im höheren Syle Giuliano Caſſiano von Modena (1712 
— 78) und Onofrio Winzoni aus Yerrara (1735— 
1817), der aber mehr das geiſtlide Element vorwalten lieh 
(4. 3. in feinem treffliben Sonett auf Chriſti Kreuzigung“*), als 
Nahahmer der Horaziiben Ode Giovanni Bantoni aus 
Fivizzano (1759—1804)%) und Federico Romt‘”), ſowie 
als philoſophiſche Luriker, 3. B. In feiner Grotte des Plato, 
Angelo Marza®) aus Parna (+ 1817), ein Schüler und 
Nachahmer des Aeſthetilers Melchior Befarotti aus Pa 
dua®) (1730— 1808) und Frugoni's. Unter den Lyrikern 
dieſes Jahrhundertd, die weniger bedeutenden, wie z. B. den lleberfeger 
der Birgilianiften Aeneide und Georgica Elemente: Bondi 
aus Meyano (1742-—1821)”") gar nicht zu erwähnen, teitt herr 
vor Bincenzo Monti’) aus Fuſignano (1753 — 1828), ber 
fonder8 dur das Studium Dante's gebildet, aber in feinen 
früberen Arbeiten (der Basvilhana und Mascheroniana), wo er 
noch ächt patriotifh gegen die Eindringlinge der Franzoͤſiſchen 
Nevolutionspropaganda und das durch fie herbeigeführte Uns 
glüd feines Baterlandes auftritt, entſchieden werthvoller, alg 
fpäter, wo er wie ein Chamaleon feine politifhe Meinung - An» 
derte, und Bonaparte ald Bringer der Freiheit und dann wies 
der die Deutfchen, als Netter Italiens vor dem Galliſchen Ver—⸗ 
rathe preift”?), Ebenſo befangen in feinen politifhen Freiheits⸗ 
ideen, wenn aud anderer Art, zeigt ih Ugo Foscolo, deſſen 
ſchon erwähnten ©räber, ein hochſinniges Strafgediht auf Pie 
Bernadläffigung der lebten Behaufung des Menſchen, die das 
mald ein Gefeg weit aus der menſchlichen Nähe binwegwies, 
viel höher ficht,- ald die darauf gegebene Antwort des Ippo⸗ 
lito Bindemonte aus Berona (1753—1828), dem freilich 
gemüthliche Idyllen oder heitere Briefe befler gelangen”). End⸗ 
ih bat Aleffandro Manzont aus Mailand (geb. 1784), 
ber befanntlih auch ein noch jetzt in der ganzen Lombardei 
viel gelefenes Handbuch der catholiſchen Moral sufammengeftellt 


⸗ 





96 Lyriſche Poeſie in Itallen. 


. 392 sq. Adanagi, Rime raco. T. L p. 36. II, p. 16 sq. u. Gielito, 
ime scelte. T, Ik. ’ 


24) Opere. Fir. 1519. Venez. 1522. 1524. 8. Commento Di Hie 
rony. B. Sopra A Piv SveCanzone Et Sonetti Dello Aınore Et Della 
Belleza Divina. Fir. 1500. fol. Lucca. 1.31. 8. u. b. Dolce Staaze T.l. 
p-. 487 sq. u. Joh. Pici Opera p. 496 sq. fol, 


25) Rime con i Commenti dell’ Autore. Venez. 1570. 1573, 8. 
4616. 12. Trevigi 1771. 8. 


26) Deus, Canzone spirituale. Venez. 1597. 4. &. Rime auch b. 
Atanagi. T. HH p. 110. eine Gedichte zufammen mit denen feines Freun⸗ 
des Drfato Celio Magno eOrsatto Giustiniano Rime. Venez. 1000. 4, 


27) Rime morali. Berg. 1589. 4. 1592. 16. Venez. 159. 12. Le 
Pompe di Morte e Le Lagrime del Penitente. Berg. 1593. 8. J pie- 
tosi affetti. Vicenza 1596. 8. Venez. 1649. 8, 


28) Cento Favole morali de’ piu illustri antichi e moderni au- 
tori greci et latini, scelte e tratfate in varie maniere di versi vol- 
gari. Venez. 1570. 1577. 1595. 4. Sonetti b. Atanagi Rime. T. Il. 
p- 163 sq. Il Boemondo ovvero deli’ Acgnisto d’Antiochia poema 
eroico. Venez. 1607. 4. Lat. Ged. v. ihm f. Genius s. de Furore por- 
tico. Venet. 1575. 4. Alcon ecloga. ib. 1578. 6. 


29) Orazione di G.6. allaRepubblica diLucca con alcune Rime. 
Fir. 1557. 8. 1559. Lucca 1749. 8. Rime. Berg. 1753. 8. Opere. T. |. 
Genova 1749. 1767. 1786. Venez, 1780. 8. 


30) Rime spirituali. Parma 1538. Fir. 1539. 8. Venez. 1548. 4. 
1558. 8. Berg. 1760. 8. 


31) Rime e Lettere racc. da F. Rizzardi, Brescia. 1759. 8. 
32) Rime. Venez. 1554. 1738. 8. 


33) Rime Quinte. Vineg. 1552. 1560. 8. Rime. Lucca 1558. Vi- 
neg. 1599. 8. 


34) 11 primo libro delle opere toscane. Fir. 1560. 4. Nap. 169. 
12. J seite Salmi penitenziali tradotti in lingua Toscana, Fir. 156%. 
1566. 1570. 4. Nap. 1697. 12. Verona 1749. 12. 


35) Meditazioni spirituali. Lucca 1581. B. (in Profa, ıbo aber 
mehr. ihr. Geb. einger. |.) Ihre Rime b. Giolito, Riıme di diveni 
Sign. Napolet. Vineg. 1596. L. VII. 


36) Rime. Venez. 1598. 4. Roma 1624. 24. 


37) &. St. Non, Voy. pittor. de Napl. T. I. p. 139 sg. Lard- 
ner, Liv. of lit. and scient. men of Itsly. T. II. p. 174 nq. 6. B. 
Bajacca, Yita del G B. M. Venez. 1625. 1685. 1% Fr. Fernri, 
Vita di 6. M. ib. 1633. 4. Fr. Chiaro, Ya di M. Nap. s. a. 8. Lo- 
redano, Vita d. car. M. Venez. 1633. 4. G. F. Camola, Vita de M. 
Rom. 1683. 4 — L’Adone. Parigi 1623. fol. Venez. 1623. 4. 1626. 4. 
Amsterd, 1678. IV. Londr. (Liv.) 1789. IV. 12. Lastrage degli Innocenti. 
Venez, 1633.4. 1653.ib. Bass. 1750. 12. (Teutfch v. H. Brodes. Hamb. 1727. 
8) La lira. Rime. Venez. 1602. 1608. 1653. IIE. 1674. 12. Epitalami. 
Parigi 1616. 12. Venez. 165?. 12. La Sampogna divisa in Idillj fa- 
volosi e pastorali. Par. 1620. 12. Veu. 1652. 12. La galeria distinta 
in pitture e sculture. Venez. 1626, 1630. 1652. 12. — La Sferza, in- 





Lyriſche Poefie in Italien. 97 


vettiva con due lettere facete. Mil. 1625. 12.- Della Gerusalemme 
distratta. Venez. 1633. 4. Lettere gravi, argute, facete etc. Venez. 
1627. 8. 1673. 12, La Martoleide Fischiade. Frecit. 1626. 12. Nurnb. 
1633. 12. (Satire geg. d. Secret. d. Herz. dv. Savoien, Murtola) Dice 
rie Sacre. Venez. 1715. 12, “ 


38) L’amorosa Anıbesciatrice, Idillio. Vicenza. 1612. 12. Teti 
e Flora, Prologa della gran Pastorale. Parma 1628. 4. Mercurio e 
Marte. Torneo regale. ıb. 1628. 4. Poesie. Bologna 1632. 4. c. Prose 
e Lettere. Venez. 1650. 1651. 1656. 1662. 1666. 1673. 1680. 12. 


39) Scherzi geniali. Ven. 1632. 4. Bd. XV. ib. 1643. 8. I Cime- 
terio. ib. 1654. 12. La Diana, L. IV. ib. 1643. 8. Opere. Venez. 
1649. IV. 16. ib. 1667. VI. 12. Unter d. Anagramm Eneo Falcidio 
Donaloro gab er Morte e ribelfioni del Volestain heraus (Deutſch v. 
Sturm. 1664. 8.) S. Andachten üb. d. 19 Bußpfalmen. Deutſch (v. 3.8, 
v. GStubenberg). Ulm 1654. 12. 


40) Poesie. Bologna 1644. 8. Venez. 1651. 8. Seine ber. Idylle 
Salmaci= in lat. Beefen überf. v. Fr. Baroni u. Manfredi da Monreale. 
Panormi 1642. 8. 


41) Pindaro, ode tradottein parafrasi ed in rima toscana, Pisa 
1631—32. 4. La Clio owero L Sonetti. Fior. 1639. 4. Descrizione 
del Corso de’ capi di vento al palio. ib. 1618. 4. Esequie de D.Fr. 
Medici. ib. 1614. 4. L’Urania, overoL soneiti &pirituali 1b. 1642. 4. 
La quiete overo XVI Emblemmi sagri. ib. 1623. 4. La Tersicore 
Sonetti L di scherzi. ib. 1637. 4. La Melpomene overo L Soueltti 
funebri. ib. 1640. 4. La Calliope, owero L Sonetti, ib. 1641, 4. La 
Polinuia. ib. 1642. 4, 


42) Poesie, Napoli s. a. (1683) 4. ib, 1700. 4. 
43) Poesie. Nap, 1693. 1716. 1779. 12. 


44) &. Millin Voy. en Savoie. T. I. p. 153. Lardaer a, a. D. 
T. II. p. 163 sq. C.' Walker. Mem. of Ali Tassoni. London 
1815. 8. B: 243 sq. — Delle Canzani L. T—TIII. Genova 1586 - 
88. Dazu Canzonette. ib. 1591. 4. Rime. ib. 1605 — 1606. 1618— 19. 
III. 8. Potsie. Fir. 1627. Venez. 16:8. IV. 12. Rime acer. e corr. 
Rom. 1718. III. 8. Venez. 1730. IV. 8. Livorn. 1781. Hl. 12. Mil, 
1807—8. III, 8. 1832—33. II. 32. Le Guerre de’ Goti. L.XV. Venez. 
1582. 12, (Italia Liberata) Nap. 1604. 4. Ven. 1771. 12. Poemetti. Fir. 
1598. 4. Firenze, Poema. ib. 1615. 4. 1618. 12. Nap. 1637. 12. Ferr. 
1777. 12. Amedeide. Poema. Gen. 1620.4. 1654. 12. 1836. 8. La Cac- 
cia delle Fiere. Fir. 1622. 4. Poemi Eroici postumi. Gen. 1653. 12. 
(enth. db. Foresto in III. u. Ruggiero in X. ©ef.) 

45) Opere. Venez. s. a. 12. Opere scelte. Mod. 1817. II. 8. 

46) -Sonetti. Fir. 1702. fol. 1703. 12. Poesie. Londra (Lirv.) 1781. 
12. Fir. 1822. 8, 


47) Canzonette Anacreontiche di Lindoro P. A. Fir. 1723. 7. 
La Donua iminaginaria, Canzoniere, Lucta 1762. 8. Fir. eod. 4. 
mehr. A Rime in b. Sagg. di Poes. scelte. filos. ed eroiche. Fir. 
1751. 8. 

48) II Sidro, poema. Fir. 1749. 8. iſt e. Ueberſ. a. d. Engl. d. Philips. 

49) Poeste Toscane. Fir. 1707. 4. 1720. 12. Londra (Liv.) 1781. 
II. 12. Ven. 1812. II. 16. Egloghe. Ferr. 1761. 4. Prose e Rime ine- 
dıte. Fir. 1821. 8. 

Gräfe, Handduch d. Literärgeſchichte. III. 7 


- 


98 Lyriſche Poeſie in Italien. 


50) Rime. Roma 1704. 4. Poesie non piü.racc. Ver. 17%. 12. 
Venez. 17%. 12. 


m 51) Opere scelte. Mil. 1819. 8. Opere. Lips. 1737. 4. Nap, 1756. 


52. La bellezza della volgar Poesia. Roma 1712. 4. u, f. bel, 
Istoria della volg. Poesia. Venez. 1721. VI. 4. 


53) Rime. Venez. 1723. 1741. 1700. I. 12. Mil. 1838-39. IT. 12. 


54) Rime e Prose. Bologna 1709. 1732. 1760. 8. Parma 179. 8, 
Fir. 1820. 8. 


55) Opere Poetiche. Parma 1779. X.8. Lucca eod. XV. 8.Rime 
scelte. Brescia 1782—83. IV. 8. 


56) Opere. Mil. 1801—#. VI. 8. Opere scelte. Mil. 1825. II. 8. 
Poesie sceite. Mil. 1814. 12. f. Dreli, Beitr. 3. Gef. d. Ital. Perf. 
Bd. 1. p. 1 8q. 

57) Rime. Londra 1717. 8. c. agg. Ver. 1733. 8. Componimexti 
poetici. ib. 1744. IV. 12. Venez. 1761. 8. Nizza 1782. II. & 

53) Amori. Crisopoli. 1795. 4. Parigi 1795. 8. 

59) La Faoniade. 

60) Saggio di Poesie. Nap. 1812. 8 

61) * Rime b. Crescimbeni, Vite degli Arcadi ill. Rom. 1%08- 
27. IV. 

62) Sonetti e Canzoni. Fir. 1741. 8. Componimenti Toscani. 
ib. 1750. 8. 

63) Poesie. Nap. 1580. 8. 

6%) Poesie scelte. Lucca 1770. 4. Carpi 179%. Mant. 179. 8. 

65) Prose e Rime. Ferr. 1811. 8. 

65) Poesie. Italia (Fir.) 1823. III. 8. 

67) Poesie liriche. Perugia 1666. 12. 

68) Poesie. Pisa 1816—183. 111. 8. Opere. Parma 181619. V. 
sw A. 

69) Opere. Pisa. 1800 sq. XLII. S. 

70) Poesie. Padova 1778. 8. Opere. Vienna 1808. TII. 4. 

71) Versi. Parma 1737. TI. 8. Poesie varie. Mil. 1834. IM. 32. 
Opere yarie. Mil. 1825—27. VIE. 32. Op. inedite e rare. ib. 1832 - 
A. V. 

72) Cantica in morte di Ugo Basville. Rom. 1793 8. Maschero- 
nians. Casti tre. Mil. 1801. 8. 

73) Prose e Poesie campestri. Verona 1817. 8. Epistole in versi. 
Verona 1817. 8. Sermoni 1819. 8. Opere in Prosa ed in Versi. Mil. 
1829. 16. . 

74) Versi sciolti. Mil. 1806. 8. Inni sacri,. ib. 18.0. 8. Opere. 
Fir . 1828 - 9. V. 8. 

73) Operette morali. Mil. 1877. 12. Fir. 1834. 12. Canti. ib. 1856. 
8. Deutſch v. Kannegicher. Leipz. 1837. 8. 

76) ©. Sonetti in f. Opere. 

77) Poesie, Padaa 1832. 8, 


Italiaͤniſche Poefie. Novelle und Roman. 99 


76) Fasti di Giuacchino. Nap. 1813. 8. Italiade. Livorno 1819. 
Arcadıa de classici Italiani. Nap. 1811. 8. San Benedelto. ib. 1826 
28. 1. 8 


$. 558, 


Ehe wir jegt zu der dramatiſchen Poeſie fortgehen, wollen 
wir zuvor noch fehen, was für die Novelle und den Roman 
in Brofa gefhehen if. In beiden Genres folgte man im 16tm 
Sabrhundert mehr oder weniger fireng Boccaccio, fo im erfleren 
der berüdtigte Birolamo Morlint, defien, Lateiniſch geſchrie⸗ 
bene (81) Novellen jedoch ihrer Schmuzigkeit wegen verbrannt 
wurden, und jet zu den größten Seltenheiten gehören‘), Ni⸗ 
colo Branueet aus Lucca (geb. 1530), der feine Novellen 
jedoh anderen Arbeiten einfügte?), Luigt da Porto aus Vi⸗ 
cenza (geb. 1485) mit feiner treffliden Novelle von Romeo 
und Zulla?), Blovanni Francesco Strapparola von 
- Baravaggio (+nah1554) in feinen Piacevole Notti (73), zugleich der 
erfien eigentlichen Stalänifden Maͤrchenſammlung), Matteo Ban⸗ 
dello aus Gaflelnuovo (1480— 1560), befonderd durch Die 
moralifche Abficht, die ihn bei feinen 214 Novellen, die größtentheils 
hiforifhen Grund haben, leitete, nnerfennenswertb’), und feine 
Nachahmer Siambattiſta Giraldi Eintio aus Ferrara 
(+ 1573)°), Sebafliano Erizzo aus Venedig (geb. 1525, 
geft. 1585), defin 37 Novellen in 6 Tage eingetheilt find”), 
und von den lasciven Grazzini'ss) und Barabosco’8°) 
gewaltig abflehen. Im Romane find bier nur anzuführen des 
Jacopo Baviceo!’) (1443 —1511) Peregrino, Sannas 
zar’6 fon genannte Arcadia und de& berüchtigten Nicolo 
Sranco!!) (geb. 1505, gehängt 1569) Filena, wenn man 
nit die fatirtfyen Unterredungen ber Thiere und den goldenen 
Efel de8 Firenzuola”) und des Btambattifla Gelli 
aus Florenz (1498—1565) Launen eined Yapbinderd und 
Circe'?) hierherziehen wid. Der Grund der Seltenheit dieſer 
Säriften lag theilweiſe in der vorherrſchenden Neigung für Rit- 
tergedichte, und in den vielen Ueberfegungen der Spaniſchen 
Amadisromane, womit Stallen überfhwemmt war, Rad und 
nad kam jedoch der Rovellenfiyl ganz in Berfall, nachdem ein» 
mal Francesco Sanfovino!?) eine Sammlung von älteren 

7 


100  Stallänifche Poeſie. Novelle und Roman. 


Novellen, jedoch ohne die Verfaſſer zu nennen, angelegt, und 
Francesco Lorevano') in feinen langweiligen Novelle 
amorosi den lebten Verſuch ihrer Wiederherſtellung gemadt 
hatte, der aber eben fo wenig nachhaltig war, als ſich fein bie 
zu feinem Tode (1667) drei und zwanzig mal aufgelegter Ro 
man Dianes hätte länger erhalten können. Auch Goyıl") 
verunglüdte mit feinen Novellen, und nur der Neapolitaner 
(oder Gretenfer?) Giambattiſta Bafile (+ 1637) bat 
fi mit feiner im Dialecte diefes Landes gefchriebenen Maͤrchen⸗ 
ſammlung (Il Pentamerone) einen bleibenden Namen erworben, 
da ihr Feine andere irgend eined Bolls an die Seite geftellt 
werden mag’). Als daher auch die unbedeutenden Berfude 
‚des durch feinen Streit mit Gozzi berüchtigten Modenefer Hof 
poetm Chiari in diefem Genre verunglüdt waren ’®), hat ef 
Ugo Foscolo aus Zante (geb. 1773, gef. 1827) durd 
feine im republicanifchen Geifte, ald eine Art Nachahmung von 
Werthers Leiden gefhriebenen letzten Briefe des Jacob Ottis 
Italien einen neuen eigentlihen Roman und zwar aus be 
Claſſe der Familien- und Tenvenzromane!?) gegeben. Den br 
floriſchen Roman erhielten die Stalläner erſt durch die Einwir 
fungen der Ecottomanie, denn nadıdem hiermit zuerſt Berto- 
-Jottt in feiner Calata degli Ungheri in Italia (Mil. 1822.) 
aufgetreten war, folgte der beſonders durch Göthe in Deutid- 
land (Werfe 1840 Bd. XXXIII. p. 224 sq.) auch wegen 
feiner Trauerfpiele eingeführte Manzont mit feinen oft gebrud: 
ten Promessi Sposi (Mil. 1827), die dann mit ber fehr ge 
fungenen Fortſetzung Roſini's (La monaca di Monzs) in 
* einer deutſchen Ueberſetzung von Leßmann (Berlin 1827 —1832) 
erſchienen, und bald eine Menge von Nachahmungen fu berfelben 
Manier, unter denen hoͤchſtens Gefare Cantu's Margherita 
Pusterla (Mil. 1837) einiges 2ob verdient, zur Bolge hatten, 
ohne jebod etwas Originelles zu Stande. zu bringen. 


1) Novellae (80), Fabulae (60) et Comoedia (metrice) Neap 
15%. 4. Opus Morl, Compl. Nov. Fab. et Comqediam integerr. da- 
tum, id est innum, mendis — expurg. cura et imp. P. S. Caro. 
Paris. 17%. 8. f. Nouv. Bibl, d. Rom. An H, T. I. p. 128 29. 


2) L’Eremita, la Carcere e il.Diporto. Lucca 1579. 8. (enth. 14 
Nov.) u. La piacevol Notte et lieto Givino, Venez. 1574. 8, (ent). 


. 43 Rov.) 


Itallaͤniſche Poeſie. Novelle Roman. 101 


3) Historia di due nobili Amanti. Venez. s. a, 8. ib. 1535. 1530. 
1553. Pisa 1831. 8. u. im Novell, Italiano. Ven. 1754. T. H. p. 211 2q. 


4) Le Piacevoli Notti. L. I. Vineg. 1550. L. II. ib. 1553. 8. Lucca 
1551-54. II. 8. Vineg. 1557. II. u. öft. c. l’agg. di Cento Enigmi di 
6. Cesare dalla Croce. Venez. 1599. 4. (caftrirt u. fo bie folg. &.) bie . 
Fe go > Str. deutfh v. Er. W. V. Schmidt, Märchenfaal. Bert. 


5) Le tre Parti de le Novelle. Lucca 1554. 111. 4. P. IV. Lione 
1573. 6. corr. de Ascanio Centorio degli Ortensj. Mil. 1560. III. 8. 
(fehlen 46 Rov.) nuov. corr. ed. ill. da Alf. Ulloa. Venez. 1566. II. 4. 
(gang unvollfl.) Londr& 1770. IV. 4. ib. (Livorno) 1791 —93. IX. 8. 
Mil. 1813—14. IX. 16. u, im Novell. Ital. Fir. 1834. (Bibl. d. Viagg,) 
T.1p. 1 sq. Deutſch v. Adrian. Frkft. 1826. III. 8. 


6) Gli Hecatommitbi. Nel Monte Regale. 1565. II. 8. Vineg. 
1566. 11. 4, 1580. 1593. 1608. II. 4. Fir. 1834. 8. u. d. Nov. Ital. T.U. 
p. 1747 0. " 

7) Le sei Giornate mandate in luce da M. L. Dolce. Venez. 
1567. 4. Londra (Liv.) 1797. 8. u. in d. Nor. Ital. T. I. p. 845 sq. 


‚8) La Prima e la Seconda Cena, Novelle. Londra (Parigi) 1756. 
&, ib. (Liv.) 1793. Il. 8. Leida (Lucca) 1790. 8. Milano 1815. III. 16. 
u im Nov. Ital, T. IH. p. 1419 sq. | 


9) J Diporti. Venez. s. a. 8. ib. 1552. 1558. 8. 1564. 12. Lon- 
dra (Liv.) 1795. 8. u. Novell. Ital. T. I. p. 773 aq. 


‚10) I Peregrino. Parma 1508. 4. Venez. 1547. 1559. 8. u. öft. 
ſ. Nouv. Bibl. d. Rom. an I. T. VII. p. 1 sq. ' 


11) La Philena, historia amorosa. Mant. 1547 (1557). 8. offehb. 
Rahapm. d. Fiammetta Boctaccio's. 

12) J Discorsi degli Animali, Dialogo della bellezza delle 
done u. Ragionamenti, in f. Prose (con otte Novelle) Fir. 1543. 
652, 8. Venez. 1552. 12. Fir. 1562. 8. u. X novelle in d, Nov, di 
alc. aut, Fior. Londra (Liv.) 1775. 8. u. in ſ. Opere. Nap. 1723. II, 
12 Yenez. 1703—66. IV. 8. 

13) La Circe. Fir. 1549. 8. Capricj del Bottajo. ib, 1548. 8. 

14) Cento Novelle de’ piu nobili Scrittori della Lingua volgare 
scelte. Yen. 1561. 1562. 1563. & 1566. 4. 1598. 1603. 1610. 1619. 4. 
u. öft. d. Berz. d. Verf. f. b. Gaınba, Bibl. d. Nor. Ital. 8 258 2q. — 
Etwas Aehnl. mahte Gelio Malespini in f. Ducento Norelle (Ve- 
nez. 1609). IT. 4.), da er darin (P. II) faft ganz die Cent nourelles 
nonrelles nacherzählt hat. | 

15) Novelle amorose. Venez. 1656—61. II. 12. u. d. Zit. Bizarrie 
nu emiche, Bol. 1645. 12. u. öft, f. Bibl. d. Rom. 1786. Mars. 

16) S. Novellen find in einz. f. Werke zerſtr. .2. Saggio di versi 
ſaceti e prose. Fir. (Venez.) 1774. 8. u. Aderwt. Gamba. p. 19 ag. 

17) Gion Alessio Abbatutis, Lo Cunto de li Cunti ovvero Lo 
Trattenimiento de Peccerille, Jornate cinco. Napoli 1637. 8. 1644. 12. 
u Pentamerone. Na . 1674. Rom. 1679. Nap. 1714. 1722. 1728. 1747. 
22. u. in d. Collez. di tutti i poemi in Lingua Napolet. Nap. 1788. 
T.XX. u. XXI. p. 1—214. Ausz. b. Grimm, Kinder: u. Hausmärchen. 
M. IH. p. 276 sq. 18 überf. b, Kletke, Mäcchenfaal, Berl, 1845. 8.80. 1. 


N 


102 Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerfpiel. 


Bed n Feulamerone trasportato della Napolitana alla Italiana favella. 
ap. 1 2. 
PB) in d. Gazzetta Vrneta. Venez. 1761-62. 4. Unter f. Romanen 
find die beften La Giuocatrice di Lotto, La Ballerina ouorata, La can- 
tatrice per disgrazia u. La Bella Pellegrina (e. Nachahm. v. Voltaires 
Ecossaise). 

19) Ultime Lettere di 3. Ortis. Mil, 1802. 8. Deutfch v. Luden. 
GBött. 1807. 8. v. Drelli. Zürid) 1817. 8. v. Lautfch. Epag. 1829. 8. 


| $. 559. 

Wir haben bei der Erwähnung der Anfänge der Dramas 
tifhen Boefte in Italien!) während der voriuen Periode be 
merkt, daß eigentlihb alle diefe nur Vorarbeiten waren, und 
darum haben wir bier nur Hinzuzufügen, daß dieſelbe erſt in 
der gegenwärtigen wirklich beginnt. Was das Truuerfpiel an 
langt, fo wurde dieſes eingeführt durch des auch als Epiler 
durch fein Italia liberata (da’ Goti) berühmten Giovanni 
Giorgio Triſſino aus Vicenza (geb. 1478, gef. 1550) 
Sophonisbe ?) und Rucellai's Rosmonde?) beide volfom: 
mene Radahmungen ber grietiihen Mufter, befonder6 des Eurl; 
pides, aber ohne dad Genie deflelben zu erreihen. Daher über: 
trifft ſie Ludovico Martelli aus Florenz (1499—1527) 
mit feiner Tullia, einer Nachahmung der Electra des Sophocles?), 
und Aretino in feiner Oraziad), die befondera mit vieler Büh- 
nenfenntniß gearbeitet if. Auh Dolce hinterließ 8 Trauer⸗ 
fpiele, von denen vier ihrem Etoffe und ihrer Anlage nad dem 
Guripides, zwei dem Seneca, die beiden übrigen (Didone nad 
Birgil und Mariamne felbfifländig) ihm ſelbſt angehören‘). 
Mehr Original iſt Giraldi Cintio, deſſen 9 Trauerſpiele, 
unter denen Orbecche den meiſten Erfolg hatte, fämmtlid durch 
die Leidenfhaft des Herzogd Hercules IT, von Ferrara fürd 
Theater hervorgerufen und von ihm wirklich aufgeführt wurden, ab 
lein ſaͤmmtlich an neringer Wahrheit der Charactere und Situationen 
keiden?). Unbedingt müffen wir dagegen des gelehrin Speron e Spe⸗ 
roni aus Padua (1500 — 88) fittlich anflößiges Schauerbramd 
- Canace für dad Hauptwerk diefer Battung zu feiner Zeit erflären, wenn 
man aud übern den Gelehrten darin erbiict und es dem Erüde 
im Ganzen zu fehr an Handlung fehlt, da viel zu viele Neben‘ 
perfonen darin referirmd auftreten). Bisher waren num aber 
die meiſten Stoffe zu wenig dramatiſch oder für die Auffuͤhrung 


4 


Dramatifche Poeſte in Italien. Trauerfpil. 103 


ungeeignet geweſen, und die allyugroße Sudt, den Alten nad 
wfommen oder fib wenigſtens nad ihnen zu bilden, hatte eine 
Mmge von mehr oder weniger fleiien Nadahmungen des Euri⸗ 
vpides, Sophocles, ja felbft des Seneca erzeugt, da traten Ans 
tonio Gapalerino aus Modena (+ 1583), Giambat- 
tita fiviera aus Bicenza (1565)') und Nomponio To» 
relli aus Barma (+ 1608)" auf und gaben durd die Ein: 
fahheit ihred Planes, die geſchickte Verwickelung der Handlung 
und gei&madvolleren Styl der biöherigen Manier eine mehr 
ſelbſiſtaͤndige Richtung, und wenn aud Andere, wie Luigi 
Örotto??), genannt Il eieco d’Adria (geb. 1541, gefl.1585), 
der, feit feinem achten Lebenstage blind, gleichwohl wegen feines 
außerordentlichen Rebnertalents allgemeines Auffehen machte, ja 
u Vicenza 1585 mit ungeheurem Erfolge ſelbſt die Rolle des 
biindm Dedipus fpielte, Antonio Degio da Drte, Taſſo's 
Freund), Muzio Manfredi aus Eefena!*) von Neuem in 
bie alte Bräcomanie verfielen, und Girolamo Bartoloms> 
mei”) aus Florenz (1584— 1662) duch feine freilih vor⸗ 
treflihe Abficht, vermittelt feiner (10) Trauerfptele auf die Mo⸗ 
ralität einzuwirfen, DIE ihn fogar veranlaßte, in feiner Didasca- 
lia oder Dottrina comica beweifen zu wollen, wie man ohne 
me Liebesintrigue recht gute Luſtſpiele ſchreiben fönne, allen poe⸗ 
niſden Werth umd alles dramatiſche Intereſſe in’ den Hintergrund 
krängie, fo erhielt fi doch jene beffere Richtung, ja ſie ſchritt 
vorwärts durch Stüde, wie Prospero Bonarelli’s!‘) aus 
Ihbine Soliman (1588—1659) und Carlo Dottori’d aus 
Padua (1624 — 1686) Aristodemo!”), obgleih Antonio 
Cararcio’8 Conradino'?) und Giovanni Delfino's aus 
Benelg (1617— 99) vier Tragoͤdien!9) allzuſehr Ruͤhrſtuͤcke 
fepn ſolten. Da trat auf einmal Giovanni Bincenzo 
Gravina mit einigen Tendenzfſtuͤcken auf, allein er trieb 
darin feine gefünflelte Nahahmung der ‚Alten fo weit, daß 
Ne neuere Critiler für Parodie derfelben erklärt haben?). Defo 
wer Berdienn erwarb fih Pietro Jacopo Martelli aus 
delogna (1665— 1727), indem er ſich nad Corneille und 
Ruine zu bilden fuchte und infoweit feinen Landsleuten einen 
beſeren Geſchmack beizubringen wußte, wenn er auch ſelbſt be⸗ 


104 Dramatifhe Poeſie in Italien. Xeauerfpiel, 


fonder& durch feine allzuſchroff hervortretende Nabahmungdiudt, 
die fih bi6 auf das Metrum (er bildete nach dem Alerandriner 
den nah ihm Martelliano genannten Bers) erfiredte, gerade 
feinen befonderen Erfolg errang”). Diefer mußte aber dem Re 
formator der Stalienifhen Tragödie, Scipio Maffei aus 
Verona (geb. 1675, gefl. 1755), zu Theil werden, da er, bie 
Vorzüge des Grichiihen und Branzöfifhen Trauerfpield erken⸗ 
nend, in feiner Merope, die zuerft 1713 zu Berona gegeben 
ward, beide zu vereinigen und die Fehler derfelben, das Steife 
in der Declamation und Außeren Form glücklich zu vermeiden 
wußte, obgleih auf der anderen Ekite fein Styl mandmal zu 
natürlich und gewöhnlich if, und zu viel Berwidelung und Handlung 
für ein Zrauerfpiel bei ihm gefunten wird). eine Nachahmer 
blieben alle weit hinter ihm zurüd, und noch am Meiften zeichnen 
ſich unter ihren Arbeiten die rein religiöfen Trauerfpiele des Hans 
nibal Marcheſe*) (1687—1753), eines Hierongmiten, ded 
Geiſtlichen Bianchi?) aus Lucca (1686—1758) und Gio— 
vanni Sranellt?) aus Genua (1703 —70) und die yor 
litiſchen Tenvenzflüde des Zavero Banfuti?) aus Neapel 
aus, Ja aud die zu Barma 1772 audgefepte Breisbemerbung 
für dad beſte Trauers und Luffpiel trug dem Staliänildhen 
Trauerfpiel keine fonderlihen Früchte, da Metaflaflo damals al 
les Anfehn und alle Bewunderung ans fi geriffen hatte, bis der 
Graf Victor Alfieri?”) aus Afi (1749 — 1803) fib die 
fer füßlihen Empfindelei und der von Meraftaflo berbeigeführtn 
Verderbniß des Italianiſchen Theaters ſcharf entgegenftellte und 
in ſeiner Virginia, der Verſchwoͤrung der Pazzi, Timoleon, den 
beiden Bruti, Agis, Sophoniebe, Saul ꝛe. den gelungenen 
Verſuch machte, dem Trauerſpiel die ernſte Wuͤrde der Grichl 
ſchen Tragödie. zuruͤckzugeben, aber durch ihre den Intereſſen der 
Begenwart angepaßte Tendenz und Shealifirung feiner Helden 
und Stoffe zugleich ein eigentliches Nationaltrauerfptel zu fchaffen, dab 
aber aud in feinen Berfen im Stande fey, bie jedesmaligen 
Gefühle oder Situationen darzulegen. Unter feinen Nachahmern 
zeigten unbedingt das meifte Talent der Graf Aleſſandro 
Bepoli’) aus Bologna (+ 1796), während Giovanni 
Pindemonte”) aus Verona (1751 — 1812) fih wie 


x 


Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerſpiel. 103 


mehr an die Franzoͤſiſchen Muſter hielt, da ihm dieſe am geeig⸗ 
netfien fchienen, ihm durch ihren äußeren Pomp und beſtechende 
Deelamation einen Erfolg ſichern zu helfen, auf den er in feinen 
Stüden, won denen fein Sprung vom Felſen Leucad, Arminius 
und Mpeline und Mobert bie beften find, befonderd ausging. 
Weniger bedeutende Arbeiten lieferten Antonio Gonti’®), der 
Ueberfeger von Racine's Athalie, ein Nachahmer der Griechen Do» 
mentco Lazzarini?h, durch feinen Ulyſſes, der zwar auf der 
einen Seite viel Beifall erntete, auf der andern aber durch den 
Bengzianer Zaccaria Balareffo (+ 1769) unter dem Na« 
men des Cattuffio Panchiano Bubulio Arcade yarodirt ward 
(Rutzvanscad il giovine. Venez,. 1724. 1737. 8.), worin 
eine der auftretenden PBerfonen nad der aubern flirbt, fo daß 
zulebt der Soufleur allein übrig bleibt, und Bincenzo Montt, 
deffen Aristodemo jedoch von Einigen allzufehr gerühmt wirb??). Auch 
Alfonfo VBarano?) und der gedankenreiche Ugo Foscolo”), 
-find offenbar der Schule Alfieri's angehörig, allein trot 
ihrer reiben Phantaſie famen fie ihm nicht gleib, und fo 
iR es denn auch bier wie in der 2yrit und dem Roman Mans 
sont”) vorbehalten geblieben, einen neuen Weg einzufchlagen. 
Sein auch in Deutſchland befannter Graf von Carmagnola, 
‚ bem dann der Adelgis folgte, enthält zwar weit mehr lyriſch⸗ 
elegiſche als dramatifhe Elemente, allein troß dem Mangel an 
Einheit der Zeit und des Ortes weiß er durch feine edle und 
bilverreihe, aber doch nicht überladene Schreibart eine ergrei- 
fende dramatifhe Wirfung hervorzubringen, und in den lyriſchen 
Stuͤcken, die bei ihm mit Recht den für und vollig unpaſſen⸗ 
den Ehor erſetzen follen, bat er Meifterwerke geliefert. Unter 
den übrigen nicht wenig zahfreihen Trauerfpieldigten nennen 
wir noch den durch die herrliche Schilderung feiner Leiden im 
Gefängnis zu Europäifher Berühmtheit gelangten Graf Silvio 
Pellico*) (geb. 1789 zu Saluzzo in Piemont), bie 
Trauerfpiele des bekannten Improvifator Sgricet, die aber 
nur nad diefem Maßſtabe zu meflen find, Carlo Marenco's 
mit Erfolg gefrönte Stüde, La Pia und Manfredo, Giovanni 
Roſini'&7) aus Luckgnano (geb. 1776) Torquato Taſſo, 
allerdings in Proſa gefchrieben, und endlich ben noch unübers 


106 Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerfpiel. 


troffenen Giovanni Battiſta Ricolini”) aus Florenz, 
der war fhon in feinen früberen Truerfpielen, Antonio Foscarini, 
Giovanni da Precida und Lodovico Sforza, bercitd alle Augen 
durb die darin aufgefteflien edlen freiſinnigen Anſichten auf ſich 
gezogen hatte, aber in feinem Arnolda da Bıescia, Worin cr 
den Kampf des dDemocratiihen Princips mit dem- theoretifh ab» 
folutiftiiben Element der Kirche darftellt, eine der großartigfien 
dramatifhen Dichtungen im Geiſte Shakſpere's geliefert hat, 
de an Erhabenheitderrarin entwidelten Ideen, an Kraft der Sprade 
-und durch und durch poetifben Schwung Alles übertrifft, wad 


bisher für dad Ataliänifhe Theater geichrieben ward. 

1) ©. L. Allacci, Uramaturgia. Roın. 1666.12. Ven. 1755.4. Fon- 
taninı Bibl. d. Elog. Ital. T. I. p. 360 sq.L. Riccoboni, Hist. 
du Theätre Ital. Panis. 1728. IV. 8. P. Napoli- Signorelli, Stor. 
crit. de Teatri antichi e moderni. Nap. 1787 sq. VI. 8. 1813. 
X. 8 Pagani Cesa, Consid. sopra il teatro tragico ital. Ve- 
nez. 1826. 8. Ant. Beduschi, Sullo stato attuale della trag, in Italia. 
Parma 1877. 8. Bozzoli, Dell’ imitaz. trag. presso gli ant. ed i 
moderni,. Lugano 1837. III. 8. G. Battaglia, Osserv. sulle attualı 
condiz. del. teatro dramın. in Italia. Mil. 1837. 8. Ferrario, Storia 
e descriz. de’ princ. teatri antichi e moderni. Mil. 1830. 8. J. Coo- 
per Walker, Hist. meın. on Ital. trag. Loud. 1799. 8. 

2).6. P. Fr. Castelli, Vita di G. G. Triss.-Venez. 1753 4. — 
Sofonisba Trag. Roma. 1524. 4, Ven. 1620. 12. u. b. Maffei, Teatro 
Ital. Verona 1723. III. 12 T. I. Rime. Vic. 1529. 4. L’Italia liberala 
da’ Goti. Roma 1547—48. III. 8. Parigi 1729. III. 8. J Simillim!, 
Commedia. Ven. 1548. 8. (Nachahm. d. Menaechmi bes Plautus) Opere. 
Venez. 1729. fol. 

3) La Rosmunda. Trag. Siena. 1525. 8. Venez. 1528. 1530. Fir. 
1568. 1593. 8. Padova 1728 Lond. 1779. 4. — L’Oreste, Traz. Rom. 
1726. 8. u b. Maffei; Nachahmung der Iphigenia in Tauris des Gurt; 
pides und 1726 zu Rom aufgef. 


4) La Tullia. Lucca 1730. 8. u. in |. Opere. Fir. 1548. 8. Stanz® 
e, Genzoui. Venez. 1531. 8. Rime_ volgarı. Rom. 1533. Ven. 153. 
1537. 8. 


5) La Horatia. Ven. 1546, 8. 1549. 12. 


6) Tragedie. Venez. 1560. 12. 1566. 8. (ent. d. Thieste, Ecubs, 
Didone, Giocasta, Ifigenia, Medea) La Mariauna. Ven. 1565. 8. L® 
Troiane. ib. 1566. 1567. 8. 


7) Orbecche. Trag. Ven. 1543. 8. Tragedie. Ven. 1582—83. 8. 
(enth. Orbecche, Attile, Didone, Antivalomeni, Cleopatra, Arreuo- 
pia, Euphimia, Epitia, Selene). 

8) Canace, Trag. Ven. 1546. 8. c. altre compos. ib. 1597. 8. 


9) Fl Conte di Modena, La Rosimonda, II Telefonte, L' Ino. 
IV Trag. Ven. 1582. 4. j 


10) Il Cresfonte. Padora 1588. ift d. Vorbild v. Maffei's Merope- 


— [4 — — — 


— — — — 


Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerſpiel. 107 


11) La Merone (Parına 1590. 4. „ 1 Tancredi (ib. 1597. 4.), La 
Galatea, I! Polidoro, La Vittoria. Ven. 1603. 1605. 4. 


12) La Dalida. Ven. 1572. 8. L’Adriana. ib. 1582. 8. 
13) Acripanda,. Fir. 1592. 4. Venez. 1592. 8. 


14) La Semiramis. Boschereccis, Berg. 1593. 4. Pavia. 1598. 12. 
u. b. Maffei. T. 1. 


15) Trigedie. Rom. 1632. 8. Fir. 1653 II. 4. (Eugenie, Isabel!e, 
Polieito, Aglae, Giorgio, Theodora, il Clodoveo trionfante, 8. Eu- 
stachio, Altamene, Oreso). 


16) 11 Solimane, Trag. Fir. 1620. Rom. 1632. 4. u. b. Maffei. 
17) Aristodeıno Trag. Parlova 1657. 4. u. b. Maffei T. III. 
18) I Corradino. Roma 169%. 4. 


19) Le Tragedie. Pad. 1733. 4. (Cleopatra, Lucrezia, Creso, Me- 
doro) Rom. 1733. 4 


20) Tragedie cinque (Il Palamede, Andromeda, L’Appio Clau- 
dio, Il Pspiniano, Servio Tullio.) Nap. 1712. 8. 


21) Teatro. Rom. 170%. 1715. II. 8. Segnito del Teatro, Bol, 
1723. II. 8. Opere. Bol. 1729—33. VII. 8. 


22) Merope, Trag. Mod. 1714. 8. Ven. 1747. 4. Ver. 1796. 4 
u. öft. Teatro cio& la Trage ia, la Coımmedia (le Cerimonie) e il 
Dramma ıLa fida ninfa) ib. 1730. 8. Deutfh v.Molter. 0.D. 1754. 8. 
cf. Valery Curios, ital, p. 253 sy. 


23) Tragedie christiaue. Nap. 1730. II. 4. Polissena e Crispo. 
ib. 1715. 8. 


24) Demetrio Bol. 1721. 1790. Rom 1734. 8. La Dina. Bol. 
1734. 8. Elisabefta. ibi 1723. 8. Giette. ib. 1721. 8, Virginia. ib, 
1732 8. Attalia, ib. 1735. 8. Il Davide perseguitato da Saul. Rom, 
1736. 8. 1} Gionata liberato. ib. 1737. 8. (Legt. IV in Berfen) Tragedie 
sacre e morali cio& la®Matilde, il Jelte, l’Elisabetta e il Tommaso 
Moro. Bol. 1728. 8. 


25) Poesie scelte del P.G. G. Mod. 1772. 8. (Sedecia, Manasse, 
Dione, Seila figlia di Jeftie, Adamo u. I’Educazione, e. Schäferfpiel.) 


26) L’Orazia. Fir. 1719. 8. Il Bruto. Nap. 1722. 8. La Virginia. 
Ib 1725. 8. Sofonisba. ib. 1726. 8. .H Sejano u. in f. Tragedie. Nap, 
1742. 8. " 


27) Tragedie. Parigi 1888-89. VI. 8. Fir. 1824. VI. 8. Sämmtt. 
Zrauerfp. a. d. tal, meter. überf. v. J. Rehfues u. Tſcharneo. Berl. 1824. 
Bd. I. 8. Ausgemwähltes a. d. dram. Werk. Gotha 1832. 12. ©. Alf. Dents 
würd. f. Yeb. v. ihm ſeldſt gefhr. N. d. Ital. Drig. herausg. v. 2. Hain. 
Amfterd. 1812. 11. 8. Biogr. d V. A. e delle opere sue di A. Jezon. 
Nap. 1835. 12. Lardner a. a. O. T.1I. p. 247—302. Edinb. Rev. T. 
XV. pP» 299 sq. ° 


28) La Gelosia naturata o sia D. Carlo inf. di Spagna. Nap. 
1724. 8. (Carlo o Isabella.) Parma 1792. 8. J Tentativi dell’ Italia; 
cioò Eduigi, Cleoyice, Irene (o sia il Delirio dell’ eroismo) e (i De- 
litii dell’ onore, o sia) Don Rodrigo (re di Spagna) Tragedie, Par- 


108 Dramatiſche Poeſie in Italien. Schauſpiel. 


ma 1784. 8. Adelinda, Parma 1791. 8. La Morte d’Ercole, e Melea- 
gro. Venez. 1790. II. 8. Teatro. ib. 178788. VI. 8. 


29) Arminio. Trag. Filadelfia (Pisa) 1804. 8. Verona 1812, 1819. 
8. Mil. 1824. 16. 


30) Quattro Tragedie. Fir, 1751. 8. (L. Giunio Bruto, Marco 
Bruto, Giulio Cesare, Druso.) Atalis, Trag. del Racine trad. in 
versi toscani. Fir. 1753, 8. Prose e Poesie. Venez. 1739-56. II. 4. 


31) Ulisse il giovine. Padova 1720. 8. 


32) Aristodemo. Parma 1786. 4. Roma 1778. 8. Tragedie. Fir. 
1822.8. (Arist., Cajo Graeco,Galeotto Manfredi, principe di Faenza.). 


33) Demetrio. Padova 1749. 4. Giovanni diGiscala. Venez. 17%. 
4. Agnese Martire del Giappone. Parma 1783. 8. u. in f. OperePoe- 
tiche. Parma. 1789. IH. 12. Ven. 1805. IV. 8. 


34) Tieste, Aiace, Ricciarda Trag. in f. O scelte. Voghern. 
1829. HIT. 16. ’ 8 pere 5 


35) Il Conde di Carmagnola. Mil. 1820. 8. (Deutſch v. A. Arnold. 
Gotha 1824. 8.) Adelchis. ib. 1823. 8. (Deutſch v. Stredfuß. Berl. 1827. 
8. Heibelb. 1830. 8.). 


36) Francesca diRimini. Pad. 1819. 8. Tre nuove Tragedie. To- 
rino. 1832. 8. Tomınaso Moro, Parigi 1834. 16. Opere compiutepubl. 
di A. Wagner. Lips. 1834. 8. Sämmtl. W. A. d. tal. v. Kannegiehtt 
u. H. Müller. Zwidau 1835. 4, (bier f. alle f. Trauerfp. überf.: Eufemie 
v. Meffina, Sr. v. Rimini, Eſther u Engaddi, Iginia v. Afti, Gismonda 
v. Mendrifio, Leoniero v. Dertona, Herodias, Thomas Morus). Poet. Werke 
im Berm. d. Urſchr. überf. v. Duttenhofer. Stuttg. 1835. 8. Bd. I. 1897. 
Bd. 11. H. J. Sr. v. Rimini, meter. überf. v. Schäbdelin. Züri 135 
8. metr. überf. m. Ital. Texte v. Schäfer. Zwidau 1834. 16. Le mie. 
prigioui. Torino 1832. Lips. 1833. 8. (Meine Gefangenfchaft in den Ker⸗ 
ern dv. Mailand, unter den Bleidaͤchern zu Venedig und in ben Kafematten 
auf bem Spielberge. A. d. Ital. v. Beder. Ypzg. 1833. 12. Stuttg. 187. 
8. v. 9. Kurz. St. Gallen 1836. 8.) r 


37) Torg. Tasso. Pisa 1832. 8. in f. Seggi di Comedie. Piss 
1835. II. 8. Seine Iyr. Geb. ald: Nuove rime d'un vecchio. poele. 
ib. 1835. &. Opere scelte. ib. 1837. VI. 8. 


38) Antonio Foscarini. Mil. 1827. 8. Giovanni da Procida. ib. 
1829. 8. Lodovico Sforza. ib. 1830. 8. Arnaldo da Brescia. ib. 184. 
Berol. 1844. 8. (Arn. v. Br. nebft d. Biogr. Arnaldo’s v. B. v. Lepel. 
Berl. 1845. 8.) 


$. 560. 


Reben der eigentlichen Tragödie entſtand aber burd den 
Einfluß der Dramen von Beaumardals, Diverot und Mercer. 
eine Art philoſophiſches Schauſpiel, das die Mitte zwiſchen Trauer⸗ 
ſpiel und Luſtſpiel haͤlt und in mancher Beziehung (d. h. was 
die Sentimentalitaͤt angeht) mit den Elementen verglichen werden 
mag, welche die Deutſchen Schauſpieldichter in Stuͤcken, wie. V. 


Dramatifche Poefle in Italien. Luſtſpiel. 109 


Kopebue in Menſchenhaß und Reue, und jebt Ed. Devrient 
in Irene Liebe zc. verarbeitet haben, wiewohl einige in Beug 
auf ihre Frivolität wieder dem neueren franzöfifhen Melodram 
nahe gefommen find. Unter diefen fchrieb z. B. im Geſchmacke 
des Figaro von Beaumarchais der Schaufpielee Francesco 
Antonio Avelloni aus Benedig (geb. 1756) genannt il 
Poetino, feinen Ciauni, Antonio Simone Sografi einen 
Werther, Boldont drei zufammenhängende Stüde über Ris 
chardſons Bamela, dem der Abbe Chiari und Giovanni 
Ereppi ebenfalls mit. Trilogleen von folden nah Romanen 
bearbeiteten Stoffen folgten, die ſaͤmmtlich in England fpielen, 
ohne in etwas den Charakter dieſes Landes an fih zu haben, 
Der bedeutendſte Schriftſteller aber in diefem Genre, d. h. dem 
deutſchen Schaufpiele IR Camille Federict aus Zurin 
(t 1801), der 3. B. Kotzebue's Deutſche Kleinſtaͤdter "bearbeitet zu 
haben ſcheint, und beſonders durch feine Bühnenfenntniß vielen Beifall 
fond. Im Gharacter des Franzöſiſchen Schauerdramas arbeitete 
dagegen Giovanni da Bamera, deſſen Schuldige Mutter 
An Non plus ultra aller möglichen Scheußlichkeiten if, Mit ihm 
bört jedoch dieſer Geſchmack beinahe auf, obgleih der Duca di 
Ventignano, einer der fruchtbarfien neueren Dramatiker, wenige 
Rens mehrere Stüde in der larmoyanten Danter der neueren 
dianjöiſchen Melodramatifer abgefaßt hat. Dagegen find Ghe⸗ 
tatdede Rofft und Giraud, deren Stüde theilmelfe von 
Einigen hierher gezogen werden, unbebingt zu den Luftſpieldichtern 
im höheren Sinne zu reinen. 


§. 561, 


Bad nun das eigentliche Luffpiel!) anlangt, fo wurde 
dieſes eigentlich zuerft von Bernardo Divizio aus Bibbiena 
(daher gewöhnlich der Cardinal Bibbiena genamnt) 
(1470-1520), dem Freunde des großen Raphael, in feiner 
Calandria (nach der darin auftretenden komiſchen Perfon Calandro 
kenannt) eingeführt, einer in Profa abgefaßten Nachahmung der 
Setaechmi des Plautus, an der nur der Styl zu loben fl, 

Bis und Sittenzeichnung find darin roh und faſt gemein?). 
Om rad Lateiniſchen Muſtern, aber leider auch in der mehr refe⸗ 


110 Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 


rirenden als handelnden Manier vderfelben ſchrieb Arioſto feine 
Cassaria und I Suppositi in Profa, und ließ dann la Iena, 
il nezromante und la scholastica in ungereimten 12fyihigen 
Verſen (versi sdrucciali), in welche er fpäter aud feine erflen 
beiden. Etüde überfepte, folgen), Darum mußte der große 
Macchiavell mit feinen rein originellen Stuͤcken, wie; B. 
la Mundragora, le Maschere, la Clizia 20, find, ganz ans 
deres Aufſehen machen, denn hier zeichnet der große Menden 
fenner die Leute, wie fie find, und Handlung und Intrigue find 
fo lebhaft, der Knoten if fo gut gefchürzt, daß fie heute nod be 
wundert werden würden, wollte man fie aufführen). Nun folgt, 
Triſſino's gelungene Bearbeitung der Menaechmi gar nicht 
zu erwähnen‘), Aretino mit feinen fünf claſſiſch fylifirten 
Luftfpielen, die wahrhaft komiſches Element enthalten, aber auf 
auf der andern Seite ſchmuzig genug find, um ihren Verfaſſer 
nit zu verleugnen‘). Lebteres kann man Firenzuola’s 
Lucidi, einer Nachahmung der Menaechmi, und Trinuizia, ei⸗ 
mem Pendant zur Calandria, nicht zum Vorwurf maden?), ob⸗ 
fhon Dolce, von dem wir nur noch 5 Lufifpiele haben, bern 
zwei (Capitano==Miles gloriosus, und Marito = Amphitroo) 
den Plautus nacgeahmt find, großes Vergnügen an fcandalöin 
Dingen findet), was man leider auch Girolamo Para: 
bosco's Arbeiten, welch fi übtigens durch die wohlverfnüpft 
Intrigue empfehlen, vorwerfn muß *). Der ſchon genannte 
Giambattiſta Gelli (1498 — 1563) verräth in feinem Errore 
(nah Plautud Casina), einem Pendant zu Macchiavell's Cii- 
zia, und feiner Sporta (nad) der Aulularia des Blautus) fehr viel 
Anlage zum Luftfpieldichter""), allen Grazzini bat in feinen 
ſechs Luffpielen befonders das Verdienſt bewieſen, zu zeigen, wie 
man auch ohne Gemeinheiten und Zoten Lachen erregen fann”'). 
Sonſt find noch aus derfelben Zeit zu nennen Lorenzino de’ Me 
bici'?) aus Florenz, Ricolo Secchi aus Brescia“), Got: 
nelto Lanci!), Giambattiſta Ealderari"), Criſto⸗ 
foro Caſtellettiivß, und Sforza d'Oddi“i), ſowie der 
fruchtbare Biovammarla Cecchi aus Florenz‘), der aber 
bald ziemlich frei, bald ebenfo frömmelnd farieb, und endlid 
der vorzüglihfte von allen, Francesco Ambra (+ 1559), 


Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 411 


ber Landsmann des vorigen, deſſen drei Lufſiſpiele (il Furto, 
i Bernardi und la Cofanaria) zu den beften Erzeugniſſen 
der älteren Periode des Staliänifken Luſtſpiels gehören’). Reis’ 
der fonnten ſich aber die meiften der übrigen Luftfpieldihter aus 
dieſer Zeit nicht bis zu Dielen Höhe erheben, da fie zufrieden 
waren, wenn fie durd) grobe Späße und Zoten Lachen erregten, 
und fo find denn fat alle jene aus dem Schooße jener in 
Stalin damals fo zahlreichen gelehrten Geſellſchaften mit den bizar⸗ 
reften Namen, deren Mitglieder früher ihre Stüde ſelbſt fpielten 
und fpäter wenigſtens ihreLocale an herumziehende Truppen von Eos 
möbianten der ſchlechteſten Sorte vermietheten, hervorgegangenen Stüde 
gar nicht der@rwähnung werth. Bon jenen wurten jedoch feit dem 
Beginn des 1L6ten Jahrhunderts faft nie wirklich ausgearbeitete Stüde 
aufgeführt, fondern man improvifirte zuerft bloße Dialoge, dann 
aber förmliche Poſſen, in denn nun gewiſſe ſtehendve Perſonen 
auftraten, die befonderd dadurch komiſch wurden, weit meiſtens 
eine jede eine beſtimmte Provinz und Stadt characterifirte und 
lächerlich machte, und darum auch in dem Patois derfelben fpradh. 
Dergleichen find nun der auch in Deutfchland und Frankreich 
fo belichte Arleechino, den man als ein Kind des Schmaropers 
(Parasitus) oder des Hundertfled (Centunculus) in dem alten 
Romiſchen Luſtſpiel angefehen hat, und der immer wie auch der Sca- 
yino im Dialect von Bergamo fpricht, dann derPantalone, der 
Venezianiſch, der Dottore, der Bolognefifh, der Beltramo, der 
Mailändifd, der Capitano, der bald als Spanier, bald als 
Reapolitaner feine Rodomontaden berpofaunt, der Scaramuccia, 
weiber in Italien feit 1680 die Rolle des Vorigen verficht, 
der Giangurgulo, der Typus eined Calabreſiſchen, Bauers, ver 
blos auf dem Staliänifhen Theater In Paris vorkommende 
Mezzetino, eine Art verfeinerten Scapino’s, der Stotterer Tar⸗ 
taglia, die Barricatur der Stallänifhen Charlatand der Pulcis 
nella, eine Berjüngung bed Maccus oder weißen Mimus bei 
ven Römern, da er hinten und vorn einen Budel, eine Nafe 
wie einen Hühnerfhnabel hat und ganz weiß gekleidet if, 
den PBofienreißer von Acerra Cin Apulien) vorſtellt und, in den 
Rempolitanifhen Poflen doppelt auftretnd, dort den Harlelin 
aus Ecapin erfegt, und die Stadt Benevent repräfentirt, der 


112 Dramatifche Poefie in Italien. $uftfpiel. 


Nureissino von Malalbergo, der die Spradie des gemeinen 
Volls von Bologna fpridht, Pierrot auf dem Italiaͤniſchen Thea⸗ 
ter zu Paris als eine Zwittergeftalt aus Harlefin und Bolt 
chinell erzeugt, Covicllo, ein Grobſack aus Calabrien, Gelso- 
mine,’ ein Dandy aus Rom oder Florenz, Brighella ein Be- 
trüger ober Kuppler aus Yerrara, Pascariello ein alter Geck 
aus Neapel, Sganarello, Meo Patacca, Cassandrino und der 
allgemeine Sündenbod Stentarello ıc. *). Natürlid find diefe 
einzelnen Perfonen nicht von Einem oder zu einer Zeit erfun⸗ 
den worden, jedoch verdanft man ben Arlecchino, Pantalone 
und Dottore dem Angelo Beolco, der geawöhnlid nad) der 
von ihm fletö gefpielten Role il Buzzante (d. i. der Spaß⸗ 
mader) genannt volrd, und bie von Ihm mit einer Geſellſchaft 
Junger Leute von guter Bamille auf den Dörfern gefpielten Poſ⸗ 
fen im Paduaniſchen Dialeet 1530 herausgab), dem ſich dann 
BPndrea Calmo aus Venedig (1510— 71) mit ähnlichen im 
Venezianer Dialect?!), Michele Angelo Buonarotti aus 
Florenz in feinem feinern, im Florentiner Handwerfers und 
Bauerndinlecte gefchriebenen Luffplel in Szeiligen Stanzen?), 
und theilweife auch die 6 Luffpiele der unter dem Namen der In- 
tronati zu Siena befiehenden Academie, von denen die zwei bes 
ſten dem Philofophen Aleffandro Piccolomint (1508 — 
1578) angehören, anſchließen?). Am aber zum eigentliden 
Luftfpiele zurüdzufehren, fo machte dieſes trotz der Menge feiner 
Dichter din 17ten und zu Anfange des 18ten Jahrhunderts 
nur fehr geringe Bortfchritte, wenn auch Geronimo Bigli 
aus Siena (1660 — 1722) durch feine Nahahmung des 
Tarioffe von Moliere Im feinem Don Pilone und feine Ueberſetzung 
der Fourberies de Scapin beflelben Dichters feine Landöleute 
mit den Meifterwerken des Franzoͤſiſchen Luſtſpiels befunnt zu 


*) Ueb. d. Mask. d. Ital. Theater |. Trattato sulla »commedia 
deli’ arte ossia imprevvisa, maschere italiane ed alcnne scene del 
carnevale di Roma. Berol. 1826. 4. Sign, Geſch. d. Grotesko uomiie. 

. 28 sg. Ausland 1840. p. 863. 867. 871. 875. 880. 883. 891. 

03. 907 sq. Mercey in d. Revue d. deuxmondes. 1840. T. 1. Lie. 
31. Mars. ’F. 11. 30. Avril. 15. Mn. T. Ill. 15. Septbr. Man vergl. 
damit, was über bie Gnatifhen clowns und fools * iſt v. Douce 
Ilastr. of Shakesp. T. U. p. 297 sq. 


Dramatifche Poefle in Italien. Luftſpiel. 113 


matm ſuchte?'“ und die Neapolitaner Nicola Amenta . 
1659— 1719), Giambattiſta Borta (1540 — 
1615)®), der befannte Phyſiker, und Pas quale Giuſeppe 
Citillo (1709— 46), fowie ber Florentiner Btambats 
tie Fagiuoli (1660—1742)?”) wieder zur elaſſiſchen Ma- 
air. der Alten zurüdtehrten, und der Marcheſe Domtnico 
be kiveri aus Neapel (+ 1740), der in feinen Lußfpielen 
den Muth hatte, Die Gebrechen und Lafer feiner Standesgenoſ⸗ 
im auf die Bühne zu bringen und fo durch Verbindung ber 
WVahrheit mit der Dichtung dieſelben intereffanter zu machen. 
Jedoch konnten alle diefe Verſuche nur wenig nügen, well ale 
dieſe befieren Städe nur von Dilettantn und Kunffreunden auf 
Privat oder Liebhabertheatern dargeftellt wurden, die ambulanten 
Etaufpielertruppen faf nur aus Leuten ohne allen eigentlichen 
Sinn für Kunſt beftanden, die, um ſich recht viel Zufchauer 
und Einnahme zus verſchaffen, die trivinifien Poſſen gaben, wenn 
nur darüber recht gelacht werden Fonnte, was natürlid den Einn 
für die eigentliche dramatifhe Kunſt total verderben mußte. So 
brad denn Luigi Riccobont aus Modena (1674-— 1758), der 
leder {bon 1731 aus frommer Bedenklichkeit die Buͤhne ver 
ließ, theils ald Director des Staltänifhen Theaters zu Paris, 
thails dur feine in Praxis und Theorte gleich trefflihen dra⸗ 
maturgifhen Arbeiten wieder einem befiern Geſchmacke Bahn”), 
der ar wieder ängere Zeit durch die langweilig platten Luſt⸗ 
friele des Modenefer Hofdichters Pietro Chiari aus Brescia 
(t 1788) unterbrüdt warb), aber endlih durch Carlo Gol⸗ 
doni aud Venedig (1707-1792) zum Durchbruch fam”), 
der ein geborener Luſiſpieldichter genannt zu werben verbient 
und feine erfien Stüde durch die Sacchiſche Geſellſchaft (um 
1746) ins Publicum brachte, und nun einmal befannt und bes 
liebt, ohne Mühe feine reformatorifhen Ideen in Bezug auf die 
Bühne durdfegte. Die Maffe feiner dramatiihen Arbeiten, zu 
denen allerdings auch Trauerfpiele, Dramen, Opern, Poflen xc. 
Khören, zeigt am Befien feine Erfindungsgabe, allein fein Haupte 
veidienſt if, daß er, durch die Moliereſchen Stüde auf den rich 
tigen eg geführt, fich durchweg nicht bios als einen ausge 
zeidnelen Sittenbeobadhter und Menſchenkenner act hat, und 
Crife, Handbuch d. Literärgeſchichte. III. 


114 Dramatifhe Poeſie in Italien. Luſtſplel. 


. und feine Landsleute aller Stände ganz fo in ihrer Denk⸗ und 
Handlungsweife vor Augen führt, wie fie wirfiih im Löten 
Jahrhundert war, fondern auch dur die Wahrheit und Na⸗ 
türlichkeit feiner &haractere, ſelbſt durch die bin und wieder ta⸗ 
delnswerthe Naclüffigtelt feines Styls uns vergeflen mabt, daß 
wir erbichtete Begebenheiten vor uns fehen, gar nicht zu erwaͤh⸗ 
nen, daß er die altnationalen Stalläniihen Masten felbR beim 
niedrigen Volke aus der Mode brachte. Leider dauerte fein 
Triumph nit lange, denn fein Nebenbuhler und Landsmann, 
Carlo Gozzi (1722 - 1806), wußte dur fein allerdings 
von ihm ſchlecht genug angewendetes großes dramatiſches Talent 
ihm den Lorbeer zu entreißen, und durch feine halb ernſten, 
halb comifhen ZJauberfpiele, deren beſſeres Muſter uns in ver 
von Schiffer bearbeiteten Turandot vorliegt, nit bloß einen Er» 
folg zu erzielen, der faum den weit genialern und nur theilweiſe 
mit den feinigen zu vergleichenden Stüden Raimund's zu Theil 
ward, fondern Goldoni ſelbſt ſammt feinen Stüden auf längere 
Zeit von der Bühne zu verdrängen und zur Wuswanderung 
nad Paris zu zwingen?). Neben ihnen hatten während bdiefer 
Zeit Jacopo Angelo Nelti?), Samtllo Federiei aus 
Zurin ( 1801), der ſelbſt Schaufpieler und Director einer 
wandernden Gefellfchaft war und auf den das beutfhe Luftfpiel 
nicht ohne Einfluß geblieben zu feyn fcheint, deſſen Kleinſtaͤdter 
aber welt hinter Kopebur’d ähnlihem Gtüde zurüdfichen ”), 
Albergati Eapacelli aus Bologna (17281804), ber 
ſonders als Boffendichter*) zu nennen, und Biovanni Ghe⸗ 
sardo de Roffi aus Rom (17541827), ein ausgejeich⸗ 
net treffender, nur etwas zu bitter fatyrifcher Sittenmaler?), bo 
deutendes, wenn auch nit eben fo großes Aufſehen gemast. 
Da trat, nachdem der beffere Geſchmack wieder zu dem auch in 
Deutfhland durch feinen Diener zweier Herm wohlbefannten 
Goldoni zurüdgelehrt war, zuerfi der Advocat Alberto NRota®) 
aus Turin als Luſtſpieldichter in der alten trefflichen Goldoniſchen 
Weiſe auf, und hat in feinen Stüden, unter denen ber ehelofe 
Philoſoph (il Mlosofo celibe) das beſte If, geyeigt, wie man 
ohne Uebertreibung, Anftößigkeiten und Wortwige durch die bloße 
komiſche Situation Lachen erregen Tann, während fein Reben 








Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 115° 


hie Graf Biraud?), zuRom in einer Franzoſiſchen Familie 
neboren, das Talent Goldoni's und Moliere's in fich vereinigte - 
und in feinem Ajo nell’ imbarazzo, dem aud in Deutihland 
allerdinge verftümmelt bearbeiteten Paradepferde der feineren Cor 
mifer, unferem Hofmeiſter in taufend Wengen, unter andern den 
Beweis Hiervon geliefert bat, da er darin die Staliänifhe Naive⸗ 
tät mit der Franzoͤſiſchen Feinheit vereinigt und ſelbſt in ben - 
allerlaͤcherlichſten Situationen eine gewiffe Würde bewahrt, die 
feine Stüde immer über dad Niccau der Poſſe erheben werben. 
In keiner Weiſe können mit ihnen die Luffpiele Meneghezzi's 
(Mant. 1828) oder Bon's verglichen werben. 


1) (6. A. Constantini) Della commedia Italiana. Venez. 1752. 4. 
(Dayu, Leuriso Tragiense [G. A. Bianchi] Osservaz. ib. 1752. 8. 
F. i. Sagg. ist. cr. della Comm, }tal. Paris. 1829. 12, Fonta- 
nini a. a. D. T. I. p. 388 ag. 


2) La Celandra. Siena 1521. 8. Venez. 1522. 1523. 156%. 12, 
Kapel. 2730. 12. | 


3) Cassaria.s.l.eta. 8. Venez 1525. 1546. 8. 1570. 12. J Suppositi 
s. L et a. 8. Venez. 1525. 8. (in Pxofa) U Negromante s. |. et a. 8. 
Ven. 1551. 8. La lena. 2. 1. et a. 8. Ven. 1535. 8. 3 Suppositi. Ven. 
1542. 8. La Scolastica. Venez. 1547. 8. u. Commedie cinque (In 
versi) Ven. 1562. 12, Fir. (Nap.) 1724, 8. 


4) (l.a Maadragola;) Commedia di Callimaco et di Lucrezie. 
2.1. et a. 8. Rom. 15%. 12. Fir. 1333. 8. 1556. 8. LaClizia. ib. 1537. 
1548. 8. Die Luſtſpiele U Frase, le Maschere u. PAndria in f. Opere, 
Venez. 1769. 8. 


5) 3 Similtıi, Comm. Ven. 1548. 179. 8. 


6) Commedie. Venez. 1553. 12. 1560. 8. ». 1. 1588. 8. TI Maris- 
calco, Ven. 1534. 4. La Cortigiana. ib. 1534. 4. L’Ippocrito. ib. 1540. 
8. La Talanta. ib. 1542. 8. 11 Filosofo. Ven. 1533. 4. (ur. . 2 u. 5. 
überf. in Oeuvres choisies de P, Aretin, trad. de l'ital. av. d. not. 
P- P. L. Jacab. Parıa. 1845. 8.) . 


7) J Lucidi, Comm. in pross. Fir.1549. 8. 1552. 8. La Trinurio, 
Comm. in prosa. ib. 1549. 1552. 8. 3uſ. ih. 1552. (Nap. 1789.) 12. 


8) Commodie. Von. 1560. 12. H Ragazuo. ib. 1541. 8. A Merito, 
ib. us . 8. M Oapitano. ib. 1545. 8. La Fabrieia. ib. 1539. 8. u, äl 
Rutßano, 


9) Comedie di G. P. cio& laNotie, il Viluppo, i Contenti,.3’Her- 
mofrodito, il Pellegrino, il Marinaio. Vineg. 1560. VI. 12. 

0) La Sporta, Comm. in prosa. Fir. 15943. 8. 1548. u, ft. 1602. 
8. Bap. 1731. 12. 


11) La Gelosis, Comm. in prosa. Fir. 1551. 8. 1568. 8. La Spi- 
Fitsta. ib. 1561. 8. Commedie sei in prosa. Ven. 1582. 8, (enth. La 
Gelssia, La Spiritate, La Strega, La Sibilla, La Pinzochera, J Pa- 
reuisdi) L’Arzigogolo. Fir. (Venez.) 1750, 8. n 

8 


116 Dramatiſche Poeſie in Italien. Luſtſpiel. 


12) L’Aridosio, comm. in prosa. Lucca 1549. 8. Fir. 1593. 8, 


13) n Befla. Parma 1584. 8. La Cameriera, Ven, 1583. 8. L’In- 
teresse. Vineg. 1581. 8. 61’ Ingannı. Fir. 1562. 8. 


14) La Mestola. Fir. 1583. 12. La Niccolosa. ib. 1591. 12. L’Oli- 
veita. ib. 1587. 12. La Pimpinella. Urbino 1588.. 8. La Ruchetts. 
Fir. 1584. 12. La Scrocca. ib. 1585. 12. II Vespa. ıb. 1586. 12. 


15) La Mora.Com. de Terenzio trad. Vicenza 1588. 8. (Nachahm. 
d. Eunuchus) Armida, Venez. 1600. 12. La Schiava. ib. 1609. 12. 


16) 11 Furbo, com. Venez. 1597. 12. Tutteleopere, cioè PAma- 
rılli Pastorale i Torti amorosi, il Furbo e le Stravaganze d’amore. 
ib. 1547. 12. 


17) L’Erofilomachia ovvero ‚il Duello d’amore e d’amicizia. 
Ven. 1586. 12. Perug. 1572. 8. Fir. 1595. 8. La Prigione d’amore. 
Fir 1592. 4 J Morti vivi. Ven, 1597. 12. Fir, 1608. 8. 


18) La Dote, Comm, in prosa. Ven. 1550. 12. 1585. 8. L’Assi- 
volo, Comm. 1550. ib. 12. La Moglie. ib. 1550. 12. (Proſa) ib. 1585. 
8. (Werfe) I Servigiale, Comm. in versi. Fir. 1561. 8. Il Corredo, 
Comm. in versi. Venez. 1585. 8. La Stiava. ib. 1685. 8. I1Donzello. 
ib. 1585. 8. Gl’ Incantesimi. ib. 1585. 8. Lo Spirito. ib. 1585. 8. Lo 
Stufajuolo. ib. 1585. 8. J Dissimili. ib. 1550. 12. 


19) La Cofanaria. Fir.1566. 8. 1593. 4. J Bernardi. Fir. 1564. 8. 
11 Furto. ib. 1564. 8. | > 


20) Opere. Venez. 1565. 1584. 8. Vicenza 1598. 12. 1617. 8. Tre 
dieloghi in lingua rustica. Vic. 1598. 8. La Floriana. Comm. ib. 
1598. 8. Piovane. Comm. YVineg. 1548. 1552. Vic. 1598. 8. Vaccaria, 
Comm. Ven. 1551. 1561. Vic. 1598. 8. (Rodiana, Vic. 1598. 8. gehört 
@almo) Anconitana. Venez. 1551. 1561. Vic. 1598. 8. Moschetta. 
Venez. 1551. 8. (Fiorina. ib. 1551. 1567. 8, Trevigi 1600. 8.) 


21) La Pozione. Vineg. 1552. 8. (gl. Gujet ald Macchiavells Man- 
drag.) u Travaglia. Vineg. 1556. 1561. 8. Il Saltuzza. ib. 1551. 8. 
Trevigi 1600. 8. Le Giocose moderne et facetissime egloghe pasto- 
rali sotto bellissimo concetti in nuovo Sducciolo in lingua materna. 
Trivigi 1600. 8. 

22) La Tancia. Fir. 1612. 4. La Fiera (Commed. urbana) e la 
Tancia (Comm, rast.) Fir. 1726. fol. 


23) L’amor costante. Vineg. 1541. 8. 1559. 12. L’Alessandro. ib. 
1553. 8. L’Ortensio. Siena 1571. 4. Gl’ Ingaunati degli accademici 
intronati (di Adr. Politi) ib. 1611. 12. Gli Scambj del#’ Aperto In- 
tronato (Bellis. Bulgarini) ih. 1611. 1623. 12. La Pellegrina del 
Materiale Intron. (Gir. Bargaglı) Siena 1611. 12, Commedie YI degli 
&cc, intr. di Siena racc. nuov. e riv. ib. 1611. II. 12. 


24) Il Don Pilone. Comm. Lucca, 1711, 8. La Sorellina di D. 
ilone. s. I. 1768. 8. Le Furberie di Scapino. Siena 1752. 8. Com- 
onimenti teatrali in versi. Londra (Siena) 1764. 8. 


25) Commedie. Napoli 1753. III. 12. 
26) Commedie, Nap. 1726. IY. 12. 


Dramatifche Poeſie In Itallen. $uftfpiel. 117 


77) Commedie. Fir. 1734-3. VII. 12. Venez. 1753. VII. 12. 
238) Nonveau Theätre italien. Paris 1717. U. 12, 
23) Commedie in versi. Venez. 1757. Bologna 1759-62. X. 8. 


%) Opere. Venez. 1761. XVII.8. Componimenti diversi. ib. 1764. 
1774 1. 8. Commedie. Ven. 1794-95. XLIV. 8. Commedie szcelte. 
Mil. 1821. IV. 8. Prato 1826. VI. 8. Commedie, Drammi e Memorie. 
ib. 1819-27. L. 8. Euftfpiele überf. v. 3. H. H. Saal, Bpıg. 1761 — 77. 
X.8. 6. a. Mem. p. servir à V’hist. de sa vie et à celle de son 
theätre. Paris 1787. III. 8. Deutfh v. Schatz. Lpzg. 1788. III. 8. Jacobs 
in d. Kachtr. zu Sulzer. Bd. I. P: 45 aq. Bißmayr Ital. Sphemer. Vd. 
Il. p. 45 sq. Lardner, Liv, of lit. and scient. indn of Italy. T. 1. 
p- 213—246. Ruth in Drug eit. hiſt. Taſchenb. 1846, p. 289 sq. 


31) ©. Fr. Horn, Ueb. Gozie Dram. Poefie. Penig 1803. 8. Le X 
fiabe testrali. Berol. 1808. Ill. 12. Opere. Venez. 1772. VII. 8. 
IN. X. 8. Theatralifhe Werke a. d. Stal. v. F. B. EI. Werthes. Bern 
1777-79. 1795. V. 8. Deutfch v. Stredfuß. Berl. 1805. 8. 

32) La moglie in calzoni. Lucca 1731. 12. La servra padrona. 
1731. 12. J reechi rivali 1731. 12. 6Gli allievi di Vedove. Siena. 1751. 
12, 1754. 12. 11 Geloso in Gabbia ib. 1751. 12. Le serve al forno. 
ib. 1754. 12. Il tormento de si stesso. ib. 1754. 12. Gli spositravestiti. 
1b.1755. 12. L’amante per disprezzo. ib. 1754. 12. L’amantescaltra. 
ıb. 1755. 12. La snocera e la nuora. ib. 1755. 12. U matrimonio per 
astezia o il vilappo. ib. 1755. 12. Il misantropo disingannato, ib. 
155 12. N mondo alla rovescia. ib. 1765. 12. Il cercator di tesori 
ıb, 5. a. 12. L’astratto. Mil. 1762. 8. La dottoressa preziosa. ib. 
162. 8, n geloso disinvotto. ib. 1762. 8. II faccendone. ib. 1764. 8. 
Comm, scelte. Mil. 1762. V. 8. 

‚3) J pregiadizii dei paesi piccoli. Torin. 1791. 8. Opere tea- 
trali, Fir, 1826. XXVI. 3 Venez. 1828. XXIII. 18. Der Banquerout, 
—8 Voß. Berl. 1805. 8. D. Amerikaner, deutſch v. Vogel. Hamb. 


%) Opere. Ven. 1783 —85. X. 8. 


%) Comedie. Bassano 1790-98. IV. 8, Prato 1826. IV. 8. Fa- 
vole. Rom. 1788. 8. Nuove farole. ib. 1801. 8. 


%) Comedie. Ed. X. Fir. 1826. III. 12. ib. 1828. VII. 12, Parigi 
189. V. 12. Mil. 1837. IV. 8. 


.. 37) Comedie. Roma. 1801. Mil. 1823. III. 8. Teatro domestico. 
ıb. 18%. 11, 8. Fir. 1825. VI. 12. Commedie scelte, Parigi 1829 12. 


$. 562. 


Eine andere Erfindung biefer Periode if die Oper!) ober 
das Melodram, welches ſich nad und nah aus ben anfange nur 
ade Zwiſchenſpiele, Chöre und einzelnen Scenen eingelegten 
den oder Taͤnzen, wie dieß 3. B. im Pastor fido der Ball 
M, mit Begleitung ber Muſit hervorbildete, Das erfle ſelbſt⸗ 
Rändige Stuͤd diefer Art iſt aber des berühmten Giuſeppe 


118 Italianiſche Porfle. Oper. 


Zarlinpo?) (1519 99)au8 Chioggia Orfeo (1590), daß erfe 
gelungene und mit Erfolg gegebene aber Ditavio NRinucci» 
ni's Schhäferfpiel Dafne, dad 1594 zu Florenz aufgeführt warb und 
auf welches er dann ebendaſelbſt (1600) die Eurydice und 
(1608) zu Mantua bie Ariane folgen ließ. Nah und nad 
gewann diefer Mifhmafch von Verſen und Muſik befondere durch 
die Pracht, welche man bei der Nufführung derſelben entfaltete, 
den Vorrang por den eigentlihen Luf- und Trauerfpielen, da 
Augen und Ohren der Zuſchauer beſtochen wurden, und trug fo 
nicht wenig zum Berderbniß des guten Geſchmacks an der eigent 
lichen dramatifhen Poehe bei, was die Mafle von derartigen 
Arbeiten, womit bald ale Bühnen Stalins uͤberſchwemmt wur, 
den, erflärlih madt. Uebrigens ift auch die fomifche Oper faft eben 
fo alt als die ernfte, denn fie führte fhon Orazio Veccht') 
1594 dur die Darfiellung ſeines Anfiparnasso zu Venedig 
ein. Unter der großen Anzahl dieſer Dichter tritt aber zuer 
Eylvio Stampiglia°) aus Bivita Larinia (1664— 1725) 
hervor, der feinen Opern zuerſt eine Art von dramatiſchem Ins 
terefie zu verleihen wußte und in Wien gewifiermaßen dem gleich 
zu nennenden Apoflolo Zeno‘) (geb. 1689 zu Candia, gef. 
1750) den Weg bahnte, weicher die Oper dadurch zuerfi übe 
das gewohnlihe Niveau erhob, daß er ſtatt der dioher übliden 
mythologiſchen Stoffe hiflorifche ‚wählte und eine Art mufifalikder 
Trauerfpiele Im Genre Racine's ſchuf. Merkwuͤrdiget Weiſe hat eine 
und diefelbe Etadt das dritte große Talent, welches hier in Betradt 
fommen fann, aufjuwelfen, nämlih Pietro Bonaventura 
Metafafio’) aus Rom geb. 1698, geh. 1782, hieß eigent⸗ 
ih Trapaffi), der die Oper auf den Gipfel ter Bollendung 
Bradte, indem feine Berfe ſelbſt die zu jeder Situation oder 
bem Gefühl, welches fie ausdrüden follen, paflende Melodie zu ent 
halten feinen und, was bie Harmonie zwiſchen Muſik und 
Tert anlangt, mit Recht unübertrefflih genannt werden mögen, 
wens auch auf der andern Seite feine Charactere, die ven ihm 
geſchilderten Leidenfhaften ze. viel zu wenig Mannigfaltigfeit has 
ben und felbft feinen Stoffen häufig das nothwendige Auterefie 
abgeht, das er allerdings durch fein eminentes, auch aus feinen 
Ganzonetten ac, hersorblidendes lyriſches Talent erſetzt. Lepterch 


Bolkopoeſle in Italien. 119 


geht war ben Opern des Rauieri de Caſalbigi aus Rir 
vomo (1715—95)°) ab, allein dafür wußte sr mit mehr Ge⸗ 
(hi feine Gouplets in die Handlung zu verflehien und den 
Recdtativen und Arien ihre gehörige Stelle anzumellm. Zwar hat 
vie fpätere Fomifche Oper keinen Meier wie Metaſtaſio aufjuweis 
fen, allein die Arbeiten der Neapolitaner Sanuario Antonio 
Bederico (+ 1752), des Pietro Trindera (+ 1750) 
und des Glambattiſta Lorenzi (+ 1770) haben doch im⸗ 
mer no viel Characteriſtiſche; mit ihnen verfällt jedoch 
die komiſche Oper ganz, und hier wie in der ernſten sicht dann jene 
Maſſe ‚von Zabıifanten jener erbärmliken Libretti auf, wie 
wir ſolche noch heute und zwar nicht blos in Stallen, fonbern 
au in Deutihland ver uns haben, 


1) ©. St. Arteaga, Le rivoluzieni del teatro musice Italiano, 
Bolegua 1783. II. 8. Venez. 1785. IH. 8. (Deutih m. Anm. v. Forkel. 
fpzg. 1789. III. 8.) J. Brown, Letters on the poetry and musick of 
the Ital. Opere. Lond. 1789. 12. Br Rochlitz, Für Freunde ber Tonkunft. 
Ir 9. Bd. I. p. 262 sq. E. W. Fink, Weſen u. Geſch. db. Dper. Lpzg. 
1338. 


2) Opere. Venez. 1589. IV. ib. 1602. IV. fol. 

3) I.a Dafne, Rappres. in versi. Fir.1600. 4. 1810. 4. L’Arianna 
Trage. Fir. 1606. 1608. 4. Ven. 1608. 12. L’Euridice. 1600. ib. 4. 
Poesie. ib. 1622. 4. Drammi musicali, ora per la prima volta race. 
Liv. 1802. 8. I! Narcisso, Fav. in musica. Rom. 1829. 8. 


3) Anfıparnasso. Venez. 1597. 8. 
5) Sein beſtes Stüd ift die Caduta dei Decemviri. 
6) Poesie sacre drammatiche. Ven. 1753. 4. Drammatiche. Ve- 


nez. 1744. X. 8. Torino 1795. XI. 12. &. Fr. Negri, Vita di Ap. 
Zeno. Venez. 1816. 8. Goldoni Leben Bd. I. p. 387 sq. 

7) Opere. Torino 1757. XIV. 8. Parigi 1780—82. XII. 8. Mil 
1820. V. 8. Opere postume. Vienna 1795. III. 8. ©. a. Burney, Mem. 
of the Kfe and writings of M. Lond. 1796. III. 8. Lardner, Liv, 
a a. D. T. I. p. 185—212. Baur, Lebenögemälde. Bb. UI. p. 459 sq. 
Schlegel, Borlef. üb. dram. Kunft. IT. Abth. 1. p. 39 sq. 3. Ad. Hiller, 
eb. Met. u. f. Werke. R. ein. Ueberf. a. benf. ‚ns. 1786. 8, Mattei 
Mem. p. scrrire alla vita di M, Mil, 1785. 8. cher im Deutfc. uf. 
1783. Februar. 


8) Poesie. Livorno 1766. II. 8. 


6. 568; 


Zum Schlufe biefer Ueberſicht wollen wir endlih noch Eis 
niges über die Vollspoeſie Italiens") fagen. Diefe wurde befon 


4120 Volkspoeſie in Italien. 


ders durch einige Schriftſteller, welche in den Provincialdialeeten 
ſchrieben, aufrecht erhalten, und obgleich Vieles, was ſie brach⸗ 
ten, nicht erwaͤhnt zu werden verdient, ſo iſt doch auch Manches 
vorhanden, was ſeines natürlichen, gefunden Witzes halber, 
befonders aber, weil es offenbar das treue Gepraͤge des Bolfee, 
dem es angehört, trägt, niht mit Stilfchweigen übergangen 
werden darf. Unter den einzelnen Städten haben jedoch nur 
Neapel, Benedig, Mailand und Palermo?) eine abgefchloflene 
Volkspoeſie. Beginnen wir mit erfierem Lande, fo tritt hie 
befonder6 ber oben fon genannte Baftle, der Boccaccio fer 
ner DBaterftadt, mit dem bekanntlich von Gozzi ausgebeuteten 
Pentamerone auffallend hervor, an ben ſich die Novellenſamm⸗ 
lung des Marſilio (Mafilo) Reppone (ober Berrone 
aus Gnanopole (eigentlih Bompeo Sarnelii, Biſchoff von 
Bisceglia), Posellecheata?) (d. h. Spaziergang nah der Po 
filippo) genannt, die aber eigentlich nichts als eine er 
gänzte Verarbeitung Bafile's iR, auf welde die Locıl 
fügen, welche fih in ver fabelhaften Chronik des Landes, 
die mit dem erbichteten Namen des Billani*) yrunft, finden, 
‚ nicht ohne Einfluß blieben, anſchließt. Der eigentliche erfe 
Bolfsdichter iR aber Giulto Ceſare Eortefe (um 1650), 
Bafile's Freund’), deffen komiſche Heldengebihte (Micco passarı 
mammorato, von dem Krieg zwiſchen den Spaniern und Bar 
diten, La Vajasseide, Schilderung der jungen Mädchen Ne 
peld und der Häußlichfeit, fowie des Volksaberglaubens, Lo 
Cerriglio ncantato, ein Codex der ſchwarzen Kunf), nod jest 
die Lieblingslecture der Renpolitaner find, während feine in ver 
reinen SItallänifchen Sprache gefhriebenen Wrbeiten (Viaggio di 
Parnasso, eine Eritif der gleichzeitigen Dichter, und das Edi 
ferfpiel Rosa, Nachahmung ded Pastor fido) unter der Mittels 
maͤßigkeit geblieben find, Während die Vorliebe feiner Mitbür: 
ger Ihn ihren Dante nennt, hat fie einen Pfeudonymus, der 1670 
unter dem Namen Belippo Sgruttendio‘) aus Ecafato 
Ceigentlib Francesco Balzano) eine kleine Sammlung Lieder 
druden ließ, ihren Petrarca genannt, obgleih nur feine feurigen 
Tanzlieder (Mattinate) dieſe Ehre entfernt verdienen. Im 
18ten Jahrhundert iſt nur ber Juriſt Nicola Eapaffo”) aus 


Volkspoeſie in Italien. 121 


Sratta (1671— 1746) zu nennen, deſſen Expigramme. und yas 
rodirende Ueberfetzung der Iliade jedoch nım von feinen Landes 
leuten richtig gewürdigt werben mögen, wie denn auch Nicolo 
Lonbardi'68) Gedicht, dad er unter dem Ramen Arnolde 
Eolombi befannt gemadt hatte, die Eſel Grognano's, an Eow 
fe Talent erinnet. Was Mailand anlangt, fo Hat die 
6 an den vier Lufifpilen Carlo Maria Maggi’s 
(+ 1699), wo er feiner Baterfladt in dem Bedienten Men 
gbino einen Polichinell gefhaffen hat, ein Volkoſchauſpiel gewons 
nen?), welchem allerdings in neuerer Zeit der Dichter Carlo 
Porta einen anderen Typus aufgevrüdt bat, allein die Dich⸗ 
te Domenico Baleftrieri (geb. 1714, + nad 1750) 0) 
und &. 9. Bellizzont') können ihrer Mittelmäßigkelt halber 
bier eigentlich feinen Anfprud auf Erwähnung machen. Ebenfo 
hat Turin eigentlich nur einen einzigen Volksdichter zu Ans 
fange des 16ten Jahrhunderts befefien, den Giorgio Aglione 
(um 1490), deſſen Gedichte eine Mifhung von reinem Staliänifch, 
Mailandiſch, Lateiniſch, Makaroniſchen Berfen, Franzoͤſiſch und 
Piemonteſer Dialect von Aſti find). Reicher iſt Bologna, 
denn bier dichtete der Schloffer Giulio Ceſare della 
Groce”) (1550 — 1605) feine meiflerhafte Geſchichte von 
Bertoldo, bier fchrieb Adriano Bandieri (+ 1694) unter 
vum Ramen Camillo Scaligero della Fratta*) feine 
Apologie des Nationaldialecis und in neuerer Zeit Bafalt 
(1724—1804) feine Perfiflage der alten Bolognefifchen Re 
publif, Im Dialect von Rom beſchrieb Gian. Camm. PBerres 
fio") die Maifeler, und Giuſeppe Berniero (1637 — 
82) die Roͤmiſchen Banditen (In feinem Meo Petacca)'°), im 
Dialect von Toscana verfaßte einige feiner Dramen ber Arzt 
Biovan’ Andrea Montglia, aus Florenz (1640—1700)"), 
obme dadurd auf. den Titel eines Vollsdichters Aufpruch machen 
za können. Venedig endlich beginnt ferne Literatur (1521) im 
16tm Jahrhundert mit dem anonymen Gedichte don dem Kriege 
ver Gaftellani und Nicoletti, d. 5. der Arbeiter bes Arfenals 
und der Stabi (La Guerra de’ Nicoleiti e de’ KCastellanl. 
Ven. 1817), dann fölgt der jhon genannte Calmo mit ſei⸗ 
am im Bauernbialict gefähriebenen Luffplelen, und hie Lyriler 


122 Volkspoeſte in Itallen 


Domenico Beniero (1550—86)%), Ingegneri (tr 1618), 
der Sänger der Sonbelintziguen'?), Aleſſandro Garavia, 
der eine lange Liebeöflage des Arfenalarbeiters Raspo Bizarre 
geſchrieben hat?’), und Britti (geb, 1620, im Gefängnis ſeit 
1641 verſchollen) iſt ber Lebte, der die Liebe ber gemeinen Leute 
feiner Muſe würdig befunden bat. Dann folgt Blorgio 
Baffo (+ 1768), der leider fein Talent nur anwendeie, um 
Benus, und Adamsßfeſte zu fchildern?!) und Labia (1709 — 
74), der gerade als ©egenfap zu biefem die Lüderlichkelt und 
den Luxus feiner Mitbürger geißelt. Mehr Belegenheitsbichter 
find Britti (+ 1806), Bietro Buratti (1772-1832) 
und Antonio Lamberti?). Endlich find in Badua 
noch der Maler und Lyriker Giambattiſta Maganza (1509 
—80)7), ſowie die weniger befanntn Riva, Ruſticello 
und Berterello ald Volkodichter zu nennen. 


1) ©. Farari im Magaz. f. d. Lit. d. Auslands 1840. nr. 39. 43. 
52. 121 3q. Hirzel, Reife nady Italien. Lpzg. 1823. Bd. I. p. 241 ag. 


2) Collezione di tutti li poemi in lingua Napolitand. Nap. 1783. 
XXVIN. 12. Collezione delle migliori poesie scritte in dialette Ve- 
neziano. Ven. 1817. XIV. 8. Collesione delle mjgligre opere ncriite 
in dialelto milanese. Mil. 1816. XII. 18. 


3) La Posellecheate, in d. Poemi Napol. T. XXIII. P- 135 2q. 
eine Beſchreibung der Sculpturen in der Stadt, bie eine Reapolitanerin m 
ihren vier Toͤchtern giebt. 


4) Le croniche dell’ inelita citi& di Napoli, con li hagni di 
Pozzuolo et Ischia. Nap. 1526.4. u.in d. Racc. di varii libri ov. op. 
d’hist. del regno di Nepoli di varii et approb. aut. Nap. 1080. 4. 


5) Opere di 6. C. Cortese detto il Pastor Pebeto in lingua Na- 
pol. XV impr, Nap. 1686. 12. col. oomm, alla Vajasscide p. B. Zito 
detto il Tardacino, in b. Poemi Nap. T. I—IV, La Rosa, favola. 
Nap. 1621. 1644. 12. La Vajasseide. ib, 1628. 8. ſ. Revue d. deux 
mond. 1940. Feyrier. u. For. Quarterly Rev. 1829. Novbr. 

6) La Tiorba a Taccone, in d. Poemi Nap. T. I. 

7) Poesie Napeletane maccaroniche e setiriche, in b. Poemi 
Nap. T. XV. u. gunt. d. verfh. N. Cola) Ncopp’ a lo Vernacchio so- 
niette, ib, T. KXIV.-p. 39 sq. u. Altre poesie. ib. p. 45 aq. Verie 
poesie. Nap. 1361. 1780. 4, Sanetti in lingua Nanpol. ih. 1789. II. 12. 

8) La Ciucceide 0 puro la Beggia de li ciucci onuzarvata, in b. 
Poemi Nap. T. V. 

9) Rime varie. Mil. 1688. IV. 12. Opere. ib. 1700-1. V. 12. 
Venez. 1708. Vi. 12. Aneodota postamamisc. Madiol.1928. 8. Rime 
e commedie in lingua Milanese. Mil. 1701. II. 12. 

10) Rime Milanese, Mil. 1744. 4. 11 figliuolo prodigo (in setta 
rime) ib, 1748. 8, ' 


Spanifche Porfle. 133 


it) Poesie in dial. Mil. Mil. 1835. 8. 
12) Caprieci. Asti 1601. Torino 1628. 8. 


13) Astuzie sottilissime di Bertoldo. Lucca. 8, a, 8. Opere varie. 
Bologua 1598-1617. IV. 8. ift d. Proſavolksbuch. 


14) Discorso qual prova che la favella naturale di Bologna pre- 
3. eccede 3 —— — in prosa, ed in rima. Bol. 1626. 


15) I Maggio Romanesco, poema nel linguaggio del volgo di 
Roma, Ferr. 1688. 8. 


16) II Meo Patacca ovvero Roma iu feste ne i trionfi di Vienna. 
Roma 1695. 8. ib. 1823. fol. 


17) Poesie Drammatiche. Fir. 1689-90. III. 4. ib. 1698. III. 8. 
18) Rime. Berg. 1751. 8. 
19) Poesie scritte in dialetto Venez. Venez. 1613. 8. 


20) Naspo bizaro overo calate fantastiche. Poema in tre canti. 
Venez. 1565. 4. 1576. 12. — Il Sogno. ib. 1541. 4. 


2f) Raoeolta delle opere di G. B. Cosmopoli (Ven.) 1768. IV. 8, 
Etwas Aehnliches in Bezug auf die Gemeinheit find die auch im Venez. 
Dialert gefähriebenen Briefe des Bincenzo Belando mit dem Beinamen 
Gatalds (Leiters facete e chiribozze. Parigi 1588. 12.) 


22) Nuora coll, di poesie soritte indial. Venez. Troviso 1835. 8. 


23) Stanze — alla illustr: sign. .D. Lucr. Gonzaga, Venez, 1354. 
4. La prima — quarta parte de le Rime di Magagno, Menone Be- 
götle in lingua rustica padovana, cun una tradatione del primo 


ante di M. Lad. Ariosto, Pad. 1558. 83. IV. 8. Vic. 1610. Ven. 
169. IY. 8. 


8. 564. 


Wir wenden und nunmehr nah Spanien, beflen zweite 
Cheraturepoe, mit der Regierung von Ifabella und Ferdinand 
eingeleitet, eigentlich erfi 1516 unter Karl V anhebt, da das 
Land felbk von nun an auch für das übrige Europa eine gang 
andere Wichtigkeit erhält, wogegen freilih im Innern deffelben 
fine Beränderung für die Literatur und Eprade beginnt, indem 
zunmchro das Caſtilianiſche Element das Aragoneſiſche oder 
Limonfinifhe ganz in ben Hintergrund drängt und man eigent⸗ 
lid jepe erſt von einer Einheit dieſer Literatur reden kann. Der 
Kbeutendfle Dichter, der uns bier zuern in Die. Augen fällt, 
md dadurch, daß er aus Hallen neue Metra (die Hendecaſyl⸗ 
m) holte und Danie's und Petrarca's Werke ſtudiert hatte, 
ud das aus ihnen geihöpfte Element feinen genen Wer⸗ 


124 Spanifche Poefie. 


fen mittheilte, auch den Literaten jened Landes einen Einfluß 
auf die Spaniſche geftattete, iR Juan Boscan Almogaveı 
aus Barcelona (+ 1544), der die alte Caſtilianiſche Metrik in ihren 
furzen Berfen von vier Trochaͤen umfließ und dafür die Jamben 
einführte (d. b. 5 Jamben und eine Rumme Sylbe). Seine Werfe 
zeugen von feiner In einer Art Stufenfolge auffteigenden Ausbil⸗ 
dung, denn im erften Buche feiner Gedichte fehen wir feine Jugend» 
arbeiten im Genre der Lyrik des Cancionero, dann folgen ſchon 
Sonettd und Canzonen im Itallänifhen Style, in welchem aud 
feine Paraphrafe des Mufäus von der Hero und dem Leander 
(in ungereimten Berfen), fein Capitolo, einige Terzetd und 
endlih eine fragmentarifhe Schilderung des Reiches der Liebe 
(Octava Rima) gefhrieben find!) ein Freund und Mitar: 
beiter bei dieſer Revolution feiner Mutterfprade war aber 
Barcilafo de la Vega aus Toledo (geb. 1500—3— 1536), 
wie jener zugleich ein Sohn des Mars, deſſen vielbewegtes Les 
ben man jedoch feinen zarten Ganzonen, Eglogen, Sonett8 und 
Elegieen im Geiſte und mit der Infptration Petrarca's nit ans 
merkt, die aber fa noch mehr als Boscan's Gedichte Italiaͤniſches 
Element in die Spanische Poefte einführten?). Der dritte große Dich⸗ 
ter ift aber wiederum ein alter Soldat Don Diego Hur> 
tado de Mendoza aus Granada (+ 1575), der zwar in 
feinen Canzonen und Eonettd feinen Vorgängern nadfieht, in 
feinen Briefen aber zuerfi unter feinen Landsleuten die Horazs 
iſche Epiſtel einführte, und in feinen kleineren Gedichten (ven 
Redondillas, Quintillas und Villancicos) gezeigt bat, daß er 
auch in der Nationalpoefle feines Landes gut zu Haufe fey, 
und dieſe durch den Staltäniihen @influß zu verwandeln gewußt 
babe’). Am Genre der Dve iR der erfle und vorzuͤglichſte Spa⸗ 
niſche Dichter Kernando de Herrera aus Sevilla (1500 
— 78), ber Börtlihe genannt, obgleich feine canciones ebenfo 
nahe der Staltänifchen Lyrik als dem alten Pindar fliehen, wie 
fih z. B. aus feinen Oden auf bie Schlaht von Repanto und den 
Schlaf ergiebt, wogegen wieder ſeine Sonetis reine Nachahmungen 
Petrarca's find‘). Leider gebriht «6 ihm an Metürlicfeit, und 
überall zeigt fid, wenn auch zuweilen verſteckt, die Sucht zu 
künfeln, was mm dem Den Luis Bonce de Leon aus Gra⸗ 


Spanifhe Poeſie. 125 


nada (1527 — 91) nicht vorwerfen kann, deſſen Canzonen, in 
der Form und dem Styl den Horazifchen Oden ziemlich ähnlich, nur 
darin von dem Geiſte derſelben abweichen, daß fie Ratt der jos 
violm Lebensphilofophie eines Epicuräers die myſtiſche, melans 
doliſhe Berfuntenheit in der Liebe zu Bott und aͤhnliche dem 
Spaniſchen Character eigene Speculationen enthalten, wie fid 
dieß am Bellen aus feiner Ode an Philipp Ruiz und auf das 
biamliihe Gluͤck ergiebt, wogegen feine Lleberfegungen aus Bir 
gi, Horaz, Pindar, Davids Palmen und Htob eben nur ge 
lungene Meberfegungen find’). Mit ihm ſchließt die eigentliche 
Goche der fünf großen claſſiſchen Dichter, während ber Zelt des 
Ralianiſchen Einfluffes. 

Mittlerweile bildete ſich gleichzeitig eine Spaniſche Dichters - 
fhule in Portugal aus, welche jedoch, obſchon fie fih der Spas 
niſchen Sprache bediente, theilmeife den Character ihres Mutter 
landes beibehaͤlt. An ihrer Spige flieht Franzisco Sade Mi. 
randa (1494— 1558), deſſen Eglogen ein Mittelding zwi⸗ 
Ihm Epos und Staltäntfher Canzone find, aber ebenfo wie 
kine Volfolieder befonderd durch ihre naive Natürlichkeit ven 
Leſer einnehmen‘). Neben ihm werden der welter umten nod zu 
erwaͤhnende George de Montemayor (1520—61—2) 
aus Montemor’) als Lyrifer, Fernando d'acuña (+ 1580) 
aldliederfeger oder vielmehr Paraphraſt des Dvid®), Guttierre 
de Ertina’) als Liederdichter im Genre des Mnacreon, Pe⸗ 
dro de Wapitia!”) als Eglogendichter, als Sonettiſt aber 
Gaſspar Oil Bolo aus Balencla!!), der in feinn Rimas 
provenzales befonder6 die Wellen und Metra der Provengal 
iſhen Dichter und, wiewohl mit weniger, Erfolge in feinen R. fran- 
ceses, fogar die Alerandriner nachahmte, zu nennen feyn. Ehri« 
Royal de Enftellejo (geb. 1494, + 1596), wie ber Bor 
ige ein Spanter, welder in feinen Werfen, unter denen fehre 
Obras amorosas bad Belle find, während die Obras morales 
der ſchwächſte Theil und feine Obras de conversacion y de 
yassatiempo nur in ihren fatirifchen PBartieen gegen die Petrar⸗ 
Sfen und Frauen Aufmerkfamfelt verdienen, obwohl auch dies 
nur in Verſe gebrachte proſniſche Späße find, das Berdienft 
hat, wenigflens als erſter der ſogenannten Copleros ben Ver⸗ 





126 Spanifhe Poeſie. 


ſuch gemadt zu haben, zu der alten Ratienalpoefie von Gafilien 
urüdzufehren, deren Redondillas ihm lieblicher erfchienen, als 
die reichſten, meloviöfehten Verſe der Staltänifhen Schule, muß 
biee noch im Gegenſatz der Italiaͤniſch⸗Portugieſtſchen Manier 
genannt werden, weil fi fein fanatiſcher Eifer für das Alte kaum 
erflären läßt, da er faR zwei Drittel feined Lebens In Stalin 
zugebracht hatte'?). . 


1) Las Obras de Boscan y algunas de Gare. de la Vega repar- 
tidas en quatro libros. Lisb. 1543. 4. Med. 1544. 4. Salam. 1547. 12. 
Leon, 159. 8. Anveres 1597. 12. u. dft. f. Litt. Woch. BI. Wd. I. p. 

” 1 A . . 


2) Las Obras de Garc. de la V. con anotaciones de Fern. do 
Herrera. Sevilla 1580. 4. c. anot. y amiendas d. m. Fr. Sanchez. 
Salam, 1581. Madr, 1600. Napol. 1604. 12. c. anot. d. T. Tamayo 
Je Vargas. Madr. 1622. 12. ill. c. not. Madr. 1765. 8. Obras poeti- 
cas ill. c. mot. Madr. 1817. 12. p. Ferrer. Par. 1828. 8. cf. Liagno, 
Grit. Bem. üb. Kaft. u. Portug. Lit. H. II. Aachen 1830. 8. p. 90 adq. 
T, Tamayo de Vargas, Yida de 6, de la V. Madr. 1822. 8. 


8) Obras del ins. Car. D. Diego de M. Madr. 1610. 4. |. Buche 
Bu b. Woltmann Seſch. u. Polit. 1800. Bd. I. p. 336 sq. Scheiben's 
rim. Bed. Bd. IT. p. 45. 


4) Obras en verso de F. de Herrera. Sev. 1582. 4. Versos de 
Fern. de Herr. emend, y div. por el en tres Libros. Sev. 1619. &. 
—— in pP Coll. d. Poes. Castellan. Madr. 1786. (1894-20. XU.) 

. e u . 


5) Obras propias y traduciones latinas, griegas y italianas: 
con ia parafrasi de algunos Psalmos y Capitulos de Job, Autor ei 
doct. 7 xever. Padre Eray Luis de Leon. Maur. 1631. 16. Mil. 1631. 
12. (Dazu La exposicion del Salmo del Miserere. Madr. 1718. 16. 
1727. Valenc. 1737. 8.) Obras propian y Traducicones de Latin, 
Griego y Toscano etc. Terc. impr nuev. al. p. Mayans. Valenc. 
1762. 8. (Und. Ged. b. Sedafo, Parnaso espaä. T. V.) Obras reco- 
moeidas y cotejadas de Fray L. de L. c. var. man, ant. Medr. 1204 
—16. VI. 8. (Daraus abgebr.: El Tomo de Poesias de Fr. L. de L. 
Madr. 1816. 8.) cf. Su vita p. Gr. Mayans, in ſ. Obras a. a. D. 


6) Obras de Doutor Fr. Sa de Miranda. Lisb. 1595. 1605. 
1614, 4. 1632. ib. 1651. 1677. 8. 1784. I. 8. 


7) Cancionere de 3. de Mont. Zaragoza 1561. 1691. 1572. 1570. 
12. Madr, 1588. 8. 


1204 ins poesias de F. d’A. Salam. 1591. 4. Poesias. Madr. 


9) Beine Poesias b. Sedado,. T. VII-IX. 


10) Tesoro de varias poesias. Madr. 1575. 1580. 4. Eclogas 
Pastoriles y de algunos santos. Ser. 1581. 4. Romancero en que 
se contienen algunos sucessos de los Espaüoles en la jornada de 
Flandes. ib. 1583. 4. E. Ueberf. d. Dichtung v. d. Belag. v. Diu des 
Port, Gortereal au in Verf. if: Ka verdadera historie y admirabie, 


Spanifche Poefie. Epos. 127 


sucesso del segundo Cerco de Din estando Dom Juan Mapareüns 
por Capitan y 6overnador de laFortaleza. Alc. deHen. 1597, Madr. 
1 ® 


11) ©. Diät. ſteh. größt. in f. Diana enamorada einger&dt, darun⸗ 
ter def, anmuthig ſ. Gef. v. Bluffe Suria ſ. Liagno a. a. D. p. 117 2q. 


12) Obras politicas de Chr. de C. Madr. 1573. 8, Anveres 15%. 
12. Alcala. 1615. 8. Obras liricas de el famoso P. Chr. de C. corr. 
yemend, Medr. s. a. 8, Obras, b. Ram. Fernandez Col, de poetas 
esp. Madr. 1789-1819, 


$. 569. 


Heben der Lyrik, die jedoch auch zugleih in das erzählende 
Genre binüberfpielt, denn die ihr "zugehörigen Idyllios, . B. 
Boscan’d Hero und Leander find erzählende Gedichte im Ge 
wande der alten Idylle, aber mit dem Elemente der Romanze 
verfegt, bildete ſich nun aber frühzeitig auch das Epos aus, 
allein leider haben fi die Bearbeiter deſſelben kaum mit wenigen 
Ausnahmen über die Mittelmäßigfeit erhoben, wie denn die pas 
triotiſche DBegeifterung für ihren König Karl (V) eine Menge 
Gedichte zu feiner Verherrlihung ins Dafein riefen, wie 
des Luis Zapata Carlos famoso!), des Geronymo Sams 
per Caroleca?), und den ungedrudtn Carlos Victorioso in 
reimfreien Berfen de8 Beronymo de Urren, Andere bes 
ſchaͤftigten fib mit den früheren Thaten ihrer Vorfahren: fo befang 
Aonfo Lopez mit dem Beinamen Pinciano, Leibarzt der 
Bünze des Kaifers Marimilian, Maria die Kämpfe des Weſt⸗ 
gothen Belayo gegen die Araber’), Lorenzo de Zamora 
(+ 1614) die Belagerung von Sagunt*), Gaspar Gavas 
riego de Santa Anna die Thaten des Eciplo Afrlcanus?), 
Juan de la Eueva die Eroberung von Bätlca), Frans 
cisco Mosquera de Barrionuevo aus Soria die Vers 
herrlichung feiner Vaterſtadt, des alten Numantia ’) Andere 
gingen weiter hinab, wie Juan Antonio de Vera y Zuñi— 
ga (+ 1658) in feiner Eroberung von Sevilla durch Fernan⸗ 
do III. worin er ganze Stellen aus Taſſo's befreiten Jeru⸗ 
falem aufgenommen und auf Philipp IV. bezogen hat?), die 
Dicsterin Bernarda Ferreira de la Gerda?) aus Porto 
unter Philipp III. in ihrem befreiten Spanien, Edu ard Diaz'') 
die Eroberung von Granada und Gaspar de Maultarl) 


128 Spanifche Poefle. Epos. 


die Bertreibung der Mauren durch Philipp IL, Diego Fime 
nes de Willon!?) die Thaten des Eid, und noch Andere gw 
ben Bortfegungen ober Epifoden aus dem von ArioRo betretenen 
Sagentreife des rafenden Roland, wie Martin Abarca de 
Bolea yCafro”), Francisco Gerrido de Billena”) 
ber auch den Bojardo felbf übertragen hatte, Luis Baraho; 
na de Soto'°), defien Angelica eine Fortfegung von Ariof’s, 
rafendem Roland if, ebenfo wie des Nicolas de Espis 
nofa Roncevalfhladht!*) und befonder8 des Bernardo de 
Balbuena!) aus Valdepeñas (+ 1627) Gedicht über bie 
felben Stoffe. Allein für den bedeutendſten Epifer, oder eigent- 
Ih für den einzigen hält man den Alonzo de Ercitia 9 
Zufitga!) aus Madrid (geb. 1533, + nad 1596), einem 
warmen Anhänger Philipps IT, der, felbft Augenzeuge der Er 
pedition, weilte Don Garcias, Sohn des Vicekönigs von Peru 
Hurtado de Mendoza, gegen die Araucaner, eine Völkerſchaft 
an der Küfte von Chill, führte, die Begebenheiten dieſes Kampfes 
in einem Epos befungen bat, wobel er ſelbſt handelnd auftritt, 
ſich durchgehends an die hiforifhe Wahrheit und die wahre 
Zeitfolge hält und nur eben hin und wieder in einzelnen einge 
fügten Epiſoden ats ſelbſtftaͤndiger Schöpfer auftritt, was beſon⸗ 
ders in den letzten 32 Büchern der Fall if, wo ein Zauberer 
Fiton mit feinen herrlichen Gärten (ein zweiter Alcinous) und 
eine reizende Wilde Glaura erſcheint, die einen ganz im Befchmade ber 
alten Spaniſchen Romane gehaltene, bedeutend in das Ganje 
eingreifende Rolle fpielt. Am Beten find ihm bie Naturſchil⸗ 
derungen und Reden gelungen, worauf fhon Voltaire aufmef. 
fam gemacht hat. Eine Fortſetzung des Gedichts unternahm 
Don Diego de Santistenran Oſorio, wie denn auf 
Pedro de Oñals) ein anderes Epos unter demfelben Ramen 
verfaßt hat. Ueberhaupt wurden nun die zweifelhaften Helden 
thaten der Spanter in America häufig zu Stoffen von Epopden 
verwendet; fo fehried Gabriel Lafo de la Bega aus Ma 
drid eine Mexicana °), der Merifaner Antonio de Saaver 
dra Guzman eine Apologie des Fernando Eortgz?'), Mar: 
tin al Barco de Centenero aus Logrofan eine Schilderung 
der von ihm felbft mitgemachten Erpedition nad dem Rio be 


Spanifche Poeſie. Epos. 129 


la Plata) und Gaspar de Billagra einen Zug nad, 
Mexico, dem er ſelbſt als Haupimann beigewohnt hatte?), Bon 
anderen, zu feinem beflimmten hiflorifhen oder Sagencyclus ges 
börigen GEpopöen nennen wir noch des Hipolyto Sany aus 
Zativa Maltea, worin er die Vertheidigung diefer Infel gegen 
bie Zürten 1565, der er ſelbſt als Malteſerritter beigewohnt 
hatte, feiert ?*), des Juan Rufo Gutierrez aus Cordova 
Etilderung der von Don Juan de Auſtria gewonnenen See⸗ 
frla#t von Lepanto?) und des Lope deWega?) Eroberung von 
Serufalem. An Epopöen, die zugleich eine tellgiöfe Tendenz has 
den, fehlt «8 auch nicht, denn Chriſtoval de Virues hat 
in feiner Pügerreife nach Monferrat eine der beten driſtlichen 
Heldengedichie der Spanier geliefert?’), an melde fih des Joſe 
de Baldivielfo Schilderung eines wunberthätigen Marim- 
Vince zu Totedo”®), des Diego de Hofjeda aus Seritia 
Christiada °) und des feurigen Srancisco Lopez de Za— 
tata aus Logreio ”) Kreuzauffindung und des Jeſuiten Uns 
tonio de Eſscobar y Mendoza aus Valladolid Jqnaz 
von Loyola?!) anſchließen. Endlich mögen hier noch die komi⸗ 
feen Heldengeditte diefer Periode genannt werden, unter denen, 
man ded ſpaätern Inquifitor zu Euenca Joſe de Billaviciofa 
1658) Müdenfrieg, sine Jugendarbeit), des Lope Zelir 
de Bega Carpio Kapenihladı?”) und des Don Francioco 
De Quevedo (geb. 1580, gefl. 1645) Parodie auf den vers 
liebien Roland”) beſonders hervorzuheben haben wird. 

1) Carlos famoso en ociavas. Valene. 1566. 4. 

2) Primera y segunda Parte de la Carolea, Valenc. 1560. 8. 

3) Ri Pelayo del Pinciano, Madr. 1605. 8. 

4) La Seguntina, poema heroyco. Alcala 1587. Madr. 1607. 8. 

$) La iberiada de los hechos de Scipio Africano. Vallad. 1603. 8. 


6) La Conquista‘ de la Betica. Sevilla 1603. 8. Stellen baraus 


%. Ochua, Tesoro de los poemas espaä,. epicos, sagrados y hurles- 
cos. Paris 1840. 8. p. 210 24. ee ae Be ee / 


7) La Numantins, c. anotac. Ser. 1612. 4. 
8) El Fernando 6 Sevilla restaurada por el Santo Rey D. Fer 


zando el Jil. de Castilla y Leon. Poema heroiro escrito con los 
verme ds }s. Gerusalemme liberata del Tasso. Milan. 1032. 4. 


9) Espaäa liberada. Lisboa 1618. P. 1. ib. 1673. 11. 4. 
Geiße, Handouch D. Literargeihyihte, ALL, 9 





130 Spaniſche Poeſie. Epos, 


. 40) La Conguisfa qne hieieran los er. t es D. 
Yen y D. Isabel en el reyno de —ãæA— 

31) Expulsion de los Moros de Espaha por — el rey D. Fe- 
lipg MI. Vialenc. 1640. 12. 


12) Log famqsos y _heroicos heches del inrisciie y esierzdı 
aval rn el Cia Ruy Diaz de Yibar en otaya Rima. Alcala deHe 
res | . — ' .. 


13) Orkando enamorado, en otava rima. Lerida. 1578. %. Or 
iando deserkmimado, Zara. 1587, 8, 


44) EA werdadero sucenso de in Batalla de Bonpesveikes. To- 
ledo 1583. 4. — Omando engmoradg. Alc. 1577. 4, Tal. 1518. 4. 


15) Primera parte de la Angelica — con advertim. p. fr. Ver 


7 


dugo de Sarria. Granada 1586. 


16) Segnnda parte de Orlando con et verdadero suceso de lA 
—* de Roncesvalles fin. y muerte de Ing .dece pores de Franci 
arag. 1595. Amber. 1557. 4. Alcala 1579, 4. 


17) El Bernardo 6 Victoria de Roncegvalles, Madr, 1624. 4. 1 

b. Ochor a. a. D. p. 257-374. ©. a. Siglo de oro en las selvas de 
Brißle, Prosgs y Versos p. B. de B. ib. 1608. 8. Medr. 1821. 8. (I. 
a. Böhl de Faber. Floresta. T. III, p. 918 sg.) La gramdeza mei 
cana. ib. 1604. 8. 

- 48) Primera y segunda parte de la Araucana. Madr. 1578. 8. 
Amberes 1586. 12. (nyr 29 Cantos) Primera, Segunda y Tercere 
parte de la Ar. ib. 1590. 8. (Anv. 1597. Ma r. 1610. 8. enth. nur 9 
C.) ib. 1733. fo. Made. 1828. 16. u. b. Oohoa a. a. D. p. 1— 1 
Deutfh v. Winterling, Nurnh. 1831 IE 9. Die gortjetung als: Quarls 
y quinta Parte de la A. Salam. 1597. Madr. 1598. 8. La Araut. 
quarta.y yquiata Paste, en que se prosigue y acaba fa Historia ie 
nn. Al..de E, hapta la, Beducion del Valle de Arauco en æl Bey® 
de Chile p. D. D. de. Os. emend. corr. y'aüad. c. alg. not. Madt. 
173%. fol. ©. a. Vollaire, Disc, ». Ja podsib dpigue.'ahap. VEIT Char. 
d, vorn. Dicht. all Notion. Bd. h h P 140 gi 849 q. Manoel de 
Faria y Sousa, Comm. sobre los sonetos de Camoens. I. p. 181. 
Lardner, Lie amd ackent. men of Italy, Spam. T. TII. p. 103 sq- 
14 19 Primera parte. del Araucg domado, pyema higt, Madr. 15%. 

2b) Primera parte de Cortes valeroso y mexicana en doce libros. 
Madr. 1588. 4. (La Mekieans «- en XV übros.) ib. 1504. 6. 


24) Ai Pextgrivp Imdlisne, wonme. Made. 15P08. 32, 
. —A—ã y — Usl Ric .de la. Pinta' oon otros atae- 
cimientos de los reynos del Peru y Tucuman y estado del Brasil. 
Lisb. 1602. 4. * 
° 23) Historia de la Nueva Mexico. Alsal& 1610, 1%, 
24) La Maltea, en que se trata la famoga, defauum die, In reli- 
8 . 


r 


gion de S. Juan en In isia de Malta, Valenc. 1582. 8. 
* 35) La Austriäda. Toledo 1585. 12, | 
" 26), Germsplam cpuguistsıla, Bpepeiya tragioa. Berta} 1 8. 

Prob. dar. b. chos. H· —— FE . 1° „ —— 


: &panifihe Poofit. Roman,“ gn 
27) M te, Mad [N 1587. . 4 4 
Proben nr Ochen pn. 375382, vom Mil. 1609, Made 4609. B. 
%) Sıgrario de Toledo. Barca]. 1618. 8. | u . 
2%) La Christiada. Sev. 1611. 4. u. Proben b. Ochga. p. 333426, 


%) Poema heröyco de la Invencion de la Cruz por el empera- 
tor Constantiuo Mägne. Madr. 1648. 4. u, -Probi br ap. 4:7 


3) San Ignacie de Lojola. Peeme ber Vallad, 1613. BR.) 


39) La Moschea, poetica iInventire, gu clava, zii Duemen 
1613. 12. u. b. Ochoa p. 477-557. 


. ro. ' - 
33) In d. Rimas humanas y divinas del Licenciado Tome de 
Bargınlios. No sacadas de Kiblieteca niiguna (que en cast-Hauo 
se llama Libreria) sine de pepeles de amir.0on y Gorradones aufs 
« Fr. Lope Fel. de V. C. Madr. 1634. 1674° 4. u. b. Bertuch, Man. 
ia leng. espas. Lips. 1790. 8. p. 450-512. Gatomaguia — af. al 
fine fa cel. sas, de el Murcielago de M, Fr. D. Gonzalez. Madr. 
18:6. 8. u. im Parnaso Espaä, Tom. 1]. p. 202 sq. Bibl. d. Rom. 

1782. Jans. T. 1. PD. 1 sq. 1788. Perr. T. J. p. 184. 


%4) Poema heroice de las netedades y Iiocuras de’ Orfandd el 
enamoraqlo * al hompre mes maldito dei miamde, h. Oabga 
«4.0. p. 459 - 416. 


6. 566. oo 

Mit dem Epos flieht der alte Ritiertoman ber Spa⸗ 

ar in einer gewiffen, wenn aud entfernten "Verbindung, allein 
wir haben über dieſen bereite Im ver vorigen Periode, wo von 
med und Gonfortn die Rede war, gehandelt, und kdnnen 
dehe mit gutem Sewlſſen die Nachahmungen deffelben himbeg⸗ 
lafen, wenn- wir nicht noch auf einen ullegot iſch⸗religidſen, von der 
Hiflieen Nitterſchaft handelnden des Geronimo de San Pedro 
hinweiſen wollen!), worin Bolt Vater ats Kaiſer, Chriſtus aber 
als Tomenritter auftritt. : Dagegen gehört diefer Periode der’fds 
genannte Schäferroman an, dm Jorge de Montemayer 
mit feiner Diana, dem erfim und beſten dieſer Gattung, ein⸗ 
führte, um darin die. Sehnſucht ſeines Mebenden Herzen, das dr 
mir dem Namen Eyren perſomſteitt, zu einer Caſtilianerin, 
von ihm in feinen Gedichten Martda geninnt, Die er liebte und 
nd einer mit dem Bnfanten PMhilipp gemachten Meife verheirathet 
watraf, md der er zu Ehren dem Buche den Ramen Diane ge 
won hat, auszudrücken. Indeſſen gebäbrt "der "ungeheure Ce 
Ihn, ven das "Buch Hatte, mehr den Yarin enthaltenen trefflichen 
ilgen Gidichten, als: dein Brofufyl, ' der. fi it von dem 

9 


‚432 Spaniſche Poeſte. Risterroman. 


Ichleppenden Weſen der Amadidromane losmachen kann?). Gr 
beendigte ihn jedoch nicht, ſondern kam nur dis zum VII. Buche, 
worauf ihn zuerſt Aionze Perez, ein Arzt zu Salamanca, 
“ein gewiffer Geronimo Terada, dann aber mit weit mehr 
‚Bid Gasbpar Bil Polo fortfektn. Don den Nachahmungen 
deffelben nenne ih nur nod ben Pastor de Filida des Luis 
Balvez de Meontalws”) nnd die chifernt äͤhnliche Amarylis 
des Thriſtoval Sunrez de Figueroa“), weil alle anderen 
weit binter ihm. zurüdblieben. Ein anderer oben genannter 
"gleichzeitiger Claſſiker ſchuf Indefien noch ein ganz neues, nur 
Epanien angebörtgeß, obwohl fpäter dur Le Sage auch nad 
Frankreich verſetztes Genre, den ESchelmenroman, welder faft eine 
-Europälfhe Berühmtheit erlangt bat: Diefed war ber Laze- 
'rillo de Tormes, den der berühmte Diego Hurtado de 
Mendoza noch als Etudent ſchrieb, in ber. Abficht, durch vie 
darin mitgetheilten Abenteuer eines der damals In Eyanten fo häu— 
figen Schwindler und Bummler den Befhmad an den unnatürlicen 
Nitterromanen feinen Landsleuten zu .verlelden. Auch er beendigte das 
‚aligliebfie Buch nicht, fondern Enrique de Luna fügte ei⸗ 
‚nen zweiten Theil hinzu und werbefirte auch dem Siyl des 
eiſten, nad welcher Medaction man ihn noch jept He’). Eine 
högſt geißreiche Nacdahmung dieſes Buchs verfaßte Matteo 
Aleman aus Seife unter Philipp AL. in feinem auch won Le 
Cage . bearbeiteten Guzman de Alfurache, obwohl wahrſchein⸗ 
‚Ih aud er nur.den erfien Theil fchrieb, den zweiten aber. ein Biens 
donymus Mateo, Luzay, für. den man ihn ſelbſt grund⸗ 
06 gehalten bat, da au von ihm noch ein zweiter zu 
exiſiren ſcheint, hinzuthat, ohne. im, Mindeſten trop feiner 
burlesten Farbung der natürlich kamiſchen Jeihnung der untern 
Claſſen der Evanigz, wie dieſe Aleman im ciſien Theile gab, 
‚nahe zu fommm), Im Gegenſatze hietzu nenne ich noch die 
Landftreiterin Juſtina des Francisco de Mbeda’), weil 
Cervantes in feinem Viage el Parnnso über dieſes Buch ger 
sadezu Pen, Etob gebioden bat, wogegen des Alonzo del 
Saflillo Solyrzano Garduna de Seyilla, die. dieſelbe Cafe 
von Frauenzimmern, ‚weiche freiih fon »ie: Celestina uns 
ichildert, Darfieft®), beſſer iſt. Cadlich machte ſich der Zialiaͤniſche 





Spaniſche Poeſie. Roman. 138 


Leſen ber vielen Rittetromane, womit fein Vaterland berſchwemmt 
war, ganz verdorbenen Geſchmack ſeiner Mitbuͤrger zu beſſern 
ud gugleich durch ven komiſchen Contraſt zwiſchen dem durch 
. md dunth poelifchen Enthufladnus des Don Quixote und dem 
vrofefkhen Egoismus feined Dieners Sancho Panfa, durch die 

co chenſo eff erfundenen als geſchickt eingewebten Wpiloden 
. ein Gidengenüldo zu ’ liefern, deſſen Feine Satire von Fels 
am ähnlichen Werke irgend eined Volkes übertroffen wird, 
woraus aflärp if, wie ed kommt, daB dieſes Buch nicht 
Allein von allm Standen felned Daterländes bis zum Hfmnidl 
" ehoben warb, ſondern auch, trotzdem daß für andere Voͤlker 
- Aamer viele Specialitaͤten dunkel bleiben müſſen, auch anderwaͤrts 
"Im weniger bepierig verſchlungen wurde. Diefer ungeheure 
.. Srfog erregte aber nardri® bald Weider, und fo Heß denn ein 
gwiſſer Pfieubontenas, der ſich Alonſo Fernandez be’ Avel⸗ 
‚erlaneda name, 1614 eine Foriſetzung des genannten erſtet Theils 
..tbdem, bie in jeder Beriehung hinter demfelben zurünkbtieb, aber 
*" kafür an von Cervantes in der nun von Ihm ſelbſt unternommenen 
‚ Berabigung ſeines großmtigen Werkes gebührend gegefbelt wurde. 
‚Rt ieh nun bald (1629) Feine zwölf Rovellen, 1614 feine 
Rede zum Parnaß, eine Ceitil ver: Literatur ſeinet Zeit in Ver 
en, 1615 feine acht Safe wid. Iwiſchenſpiele folgen, und 
ud kam Tode. (1617) erſchien nad fein größerer Roman 
Pchlt and Sipismnnda, eine Art’ Rachahmung des Heliobor, 

.. Mir ai) großer Einfachhelt und Zartheit geſchtieben und nidt 
. m unintereffane, aber auch nicht frei von alſen ſenen Weßs 
.. FO, du man mit Mecht dm Epaniſchen Romanen Gchulb giebt. 
bider war die ‚große Preduriisitat des Cewanteswicht eben 
eintraͤglich für fricten Beutet, denn er ſtaͤrb arm, und erſt nach ſei⸗ 
„mem Tode, wo eat ihm nichts Nähe mine komte, wutder ihm 
„der wohloerichite Ruhhnn ungefümdteit au Theil. Mac. Ihm 
. vefand die eigentliche Rommiliterateer: wledtt in fur frecheres 
Aidis, xenn wir des Don Franciseo de Quevodo % 
Üllegas aus. Madrid (1680-1605) Perihmten Erhſchelm 
mern ex deſonders mit fcherem Pinſel dns Treiben auf den 
Eranifchen Umiverfifiten Khildert?), des Luis Bekez ve Los 
Durnap 4 Oyenasa aya Erin (1574-1648) fa geiſte 


136 Epanifhe Poeſie. Roman. 


rcich von Le Sage nachgeahmten hinkenden Teufel, ein mit vie 
lem Humor und ſcharfer Eatire entworſenes Siticngemälde feiner 
Zei), des Vicente Espinel (1544 — 1634) Leben des 
Marcus von Obregon, eine Hit practifder Unweiſung für junge Leute, 
wie fie durch Protection von Großen ihr Gluͤck machen können*), 
‚auenehmen, denn Lope de Vega's Arcadien iſt doc immer weit 
hinter Sannazar, den er übertrefin wollte, qurüdgeblieben ®), 
und Gervantes Galatea allein mag, obwohl Radahmung 
Gil Polo's und durch allzuviele in die Handlung flörend eingreis 
finde Epiſoden und nidt zur ade gehörige Perſonen zu 
fehr ausgedehnt und faft verworren, Immerhin als claſſiſches Werk 
für das Genre des Schäſerromans geltm. Nach dieſen beſſeren 
Erzeugniſſen ſchlaͤft die Romanliteratur ganz ein, und erſt durch 
den Einfluß Walter Ecor’6 eniſtanden in neueſter Zeit eine 
grofe Anzahl hiſtoriſder Romane von dem engliſch geſchriebenen 
und in dad Deuiſche überſeziten Don Efieban (1826), Some 
Arias (1829), Sandoval oder ver Freimaurer (1827) ac. des 
Telesforo de Trueba y Coſio (1805—35) an Mi6 nuf des 
Francisco Martinez de la Roſa Jſabella de Solie, Königin 
von Oranada (1837—39) hinob, die aber cben nur ſchwace 
Nachahmungen des großen Inbefannen find, ohne den Ram 
Eyanifder Originalromane, die fie beanfprucen, führen au föm 
am, Auch in rer fange eingeſchlaſenen Novelientiterarur, nach⸗ 
dem durch Cervantes und: Lope de Bega Carpio dieribe 
wieder recht angeregt worden war, madte Earmiento (1831) 
wieder eine Art von Anfına, und bald Parauf (1834) veranftalicte 
man zu Madrid cine Sammlung von auslaͤndiſchen und end⸗ 
üb (1838) gar ven modernen Originalnovellen, was allerdings 
auch fen früber (1787) cinmal verſudt worten war. 


1) Obras,. Madrid 1809-5. XVI. 8. 1829. XI. 8. Obras eseogi- 
das. Nueva edicion class. arregl. correg. e ilgstr. c. not. hist, 
ram. y erit p. D. A. barcia de Arrirta. Paris 1826. X. 32. — El 
nioso hiınigo D. Quixote de ja Manchr. Madr. 1105. 4. 160R. 

4. Srgunda parte. ib. 1615 4. (Tarrıgona 1614. 8. Madr. 1732. 4. 
2205. 31. 8. iſt die Arbeit Avellancda’s u. demf. Tit., Priıneraynegunda 
parte del ingenioso Don Quixote. Bartel 1615. 11. 8. N. edie. corr. 
. la real acad espaänla. Sladr. 1780 IV. 4, 1782. IV. 8. 1,87. VI. 
5. 1819. V. 8. Nueva ei. c. nuev. not. estaınp. nuevo anal. y con 
a vida de el aator nuev. aum. p. D. 3 A. Pellicer. Madr. 17-7. 
V. 8. 1798—1800. IX. 8. c. anot. ind. y var. lecc. p. N. J. Bowle. 
Lond. 1781. VL 4, c. not, p. Ideler. Berl. 1804. VI. 8. D. Quijote de 


“ 


Spanifche Poeſie. Roman. 137 


la Mancha coment. p. D. D. Clemencin. Madr. 1833 sq. VII. 4. — 
Novelas exemplares p. M. Cerv. Madr. 1613. 4. 1614. 4. Medr. 
1783. 1. 8. Dazu La tia fingida. Nor. ined. de M. de C. 8. her. v. 
« Bolf u. ©. J.Franciſon, b. Wolf Lit. Anal. Berl. 1810. 8. Beil. 
Deutſch 6 Bülow, Rov. Buch, 3. IV p. 85 aq.) Los trabajos de Per- 
siies y Sisisınanda, historia setentrional. ib. 1617. 4. Madr. 1781. 
1802. I. & — Los seis libros de la Galatea. Madr. 1584. Altais 
1585. Yallad. 1617. 8. Paris 1611. 8 Madr. 1784. II. 8. — Viage del, 
Paraaso. Madr. 1614. 8 Publ. ahora de nuero una tragedia y una 
comedia ineditas del mismo Cervantes: aquella intitalada la Naman- 
cıa; esta el Trato de Argel. Madr. 1784. 8. Ueherf. f. Saͤmmtl. Ros 
mane u. Rovellen. X. b. Span. v. Ad. Keller u. Zr. Rotter. Stuttg.1839— 
42. XII. 16. v. Duttenhofer. Porz. 1839-40. X. 16. Leb. u. That. b; 
will. Junkers D. Q. M. nebft Aveilanedas neuen Erzählungen a. d. Span. 
Dr. u. Bertud. Lpzg 1781. I. A. 8. v. D. W. Soltau. Koͤnigsb. 1800. 
VI. & 8pag 1825. 1897. IV. 8. übef. v. 2% Sied. Berl. 1799-1801. 
IM. &. ebd. 1831. IV. 8. m. e. Einl. v.9. Heine. Etuttg. 1837—38. II. 8, 
Abent. d. Perf. u. d. Sigismunda überf. v. J. v. Soden. Augsb. 1782. 
IV. 8 v. Butenfchön. Heibeib. 1780. 8. m. e. Einl. v. Tied. fpıg. 1837. 
N. 8. Eehrreiche Erzähl. überf. v. Soltau. Königsb. 1801. VI. 8. v. Gieb⸗ 
mann. Berl. 1810. 8. cl. La Vida de M. C. escrita e illustr. c. var. 
mei, y docum. ined. perienerientes a la hist. y Hter. de su — 
.M 3. de. Navarrete. Madr 1819. 8. Vic. de I.oa Rios, Vida de 
. C. in d. Ausg. d. Span. Acab. v. 1780 u. 1787. Pellicer Vida de 
Auter b. ſ. Ausg. u. b. Ideler T. V. L. Schüller Vorlez. over den Dasx . 
Q. gehonden in het Leseınus, te Utrecht. Uir. 1841. 8, B. F. Bi 
dermann, Don Quichotte et la 1äche de ses traductenrs; Eclairc. nonv. 
s. 1. style et l'esp. de l’orig. Paris 1838. 8. Edinh. Rev. Sebeot. 
T. IL p. 418 sg. Mardner Lit. and acient. men of Italy, Spain. T. 
IL. p. 120 sq. 


2) ©. Lardner a. a. D. T. III. p. 255 sq. Obras. Madr, 1772, 
VI. 4 ib. 1790-4 Xi. 8. Obras eutogidas Th. 1200. IV. 8, Oibras 
y poesias escogidas. ib, 1796. VI. 12... Obras selecias 

en presa y verso, serias y jocosas recog. y orden. p. D. E. de 

Ochos, Psris 1840, 8. Ueberf. Gefch. e. Ryaftgenies od. feltf. u. wunderd. 

Abent. e. Ritters v. ungefähr. Weimar 1789. 8. Reiſen in d. and, Melt 

ob üb. a. unterird. Viſionen u. Phantafieen verſch. Beifterfcher. Epag. 1787. 

8. Gran Tacaüo od. Feten u. Thaten e. Erzſcheims, überf. v. A. Schoppe.' 
kpag. 18726. 11. 8. m. e. Einl. v. Keil. Lpzg. 1826. 8 D. Glüdsritter mit 
Eri. v. Outtenftein. Karldr. 1841. II. 8. Schwanke, Fahrten u. Abenteuer 
des Yebelllo Pablo de Molina. R. d. Sp. v.. Suttenftein, Hellbr. 1842. 8: 


3, BA Dieblo coiveln, novrla de 1a otra vide, tradusida n' enla.: 
Madr. ı641. 8. Barcel. 1616. Madr. 1812. 8. 


4) RBelaciones de la vida del escudero Marcos de ‚Obregon. 
Barcel. 1618. 4. 1657. 8 M. ein. Eint. v. Ziel deulſch. Berl. 1827. 


5) Arcadia, prosa y versos con uns exposirion de los. nomhres 
part. y hist. Nadr. 1602. 8. Valenc, 1602. 8. Anr. 1617. 12. u. 
Obras. T. Vi. Gin and. gef. Roman ift EI Peregrino en su patria. 
Berilia 160%. 4. Madr. 1604 Rare. 1f05 .8. Brass. 1608. 12%. Mair. 
1735. 12. u, Obras T. V. u. Novelas. in.f, Obras, T. VII. ; 


6) Amor y virtad, 6 einco marelas. Valenc, 1831. 8. . 





138 Spauniſche Poefie. Inrif. 
$. 568, 


aehren wir nun zu der eigentlichen Boefie!) wieder guruͤch 
und zwar vor Allem zur Lyrik, fo fallen uns die beiden ſoge⸗ 
nannten Spanifhen Horage in Die Augen, Lupercio Ber, 
nardo d’Argenfoln (geb. 1565) und fein Bruder Bars» 
tolomeo Leonardo (geb. 1566), deren erſterer lyriſche 
Poeſteen, Epifeln und Satiren im Geſchmacke des Horaz ſchrieb, 
ohne jedoch wie Luis de Leon nur bei der äußeren Form ſtehen 
zu bleiben, denn auch ber Inhalt kommt dem Morbilbe nah, 
obwohl fein Bruder Ihn in der Nachahmung des fatirifgen Ele 
ments noch übertrifft, und außerdem aud das fatirifhe Send 
der Staliämer eingeführt hat?). In feinen Canzonen ſieht mar 
offenbar den Einfluß der Letzteren, aber In feinen religlöfen Did 
hungen iſt gang myſtiſcher Spanier. Zu derfeiben Zeit ira 
ten num aber in Spanien gerade wie In Stalien zwei Schule 
von Lyrikern auf, nämlih die Cinquecentiſten und Petrarchiſten. 
Unter die erſteren ‚gehört der ſchon genannte Vicente Sb: 
pinet mit feinen Canzonen, Hirtengedichten und Cliegieenꝰ), 
Criſtoval de Mefat), mehr als Ueberſetzer bekannt, und der 
Sonettiſt Juan Morales‘) Berner find hier zu nennen 
Agaſtin de Terada (+ 1635), deſſen vetigtöfe Roche 
(ever nur zu viel heidniſche Mythologie enthalten®), Andre 
Rey de Artieda, ein guter Sonettiſt'), Gregorto Woritis, 
als Satiriker im Geiſte des Juvenal gerühmt?), der ſchon gr 
nannte Luis Barohona. de Goto?), deſſen Canzonen vol 
Staliänifcher Weichheit find, obwohl auch feine Satiren an die 
Fräftige Lauge Juvenais erinnem, Pedro Soto da Rofas, 
befannt durch feine -Bemrühemgen in Spanien oabeınfon im 
Geſchmacke der Stallänifhen henzuſtellen (4. B. Academia sel- 
vaje), aber angenehmes Hirtendihier'”), Luis Martinez de 
la Plaza, berühmt als Mapdrigalit!!), Balthafar de Al« 
oa zur, einer der erſten Epanier, vie das Sapphiſche Bersmaaß 
zur Ope verwendeten’), und Bonzale dr Argote y Mo— 
lima, ein mehr patriotiſcher als wirklich goborener —* 
Unter den Petrarchiſten ſieht obenan Krancisco de Figur, 
soa, gewöhnti der Bättlige over der Spaniſche Plndar genannt, 


Spaniſche Poeße. Lyrik. 139 


befien meinndolikhe Sonettä aber merkwürdig Yon feinen beiten 
Canzonen abftechen’*), dann folgen Ehrikovat Suarez, der 
Newbahmer Montenmyors und Ueberſetzer Guarinis, beruͤhmt 
tur: feine trefflich verſincirten Schmerzenslleder (endechas ), 
su Bartolomeo Cayrosco, der mit Recht der Dichter 
vd Gatholichdmun genamat werben mag; denn wenn, man ſeine 
Gensonen Heft, in Denen es. übrigms die verses esdrujeles, 
a6 Nachhmung der. versi sdruecioli angewendet hat, fo alaubt 
nen ein myiyſtiſches Erhauungsbuch der Scholaſtik wor ſich zu 
baten!Y. Zu derfelben Gele gehoͤren min aber noch der 
Emetiß Juan de Argulio mus ‚Geilla:”) und Juan 
Gipinofa (1040 — 1506), der ein Gericht voll dt ſpa— 
zieer Galamerie und Emphafe zum Ruhme der Frauen hinten 
infin hat’), An dieſe Sqchule ſchließbt ſich nun die Maringo⸗ 
die an, .eingeführk won dem enthufiafliſchen Doringieln Ma- 
auel:4e Fariay Sonya, Deffen Sometie durch ihre ches 
neibungen am Beflen wit den widerwärtigen SProdunten einiger 
Diener der Demſſchen Echleſiſchen Shule verglichen werden fü 
um %.. Eisen großen Viaſtuß bat : allerdings auf dieſe Rich⸗ 
wng Lopt de Vega Carpioe ausgeübt, ver in feinm Ro⸗ 
mann, Emeitd und fMerzhaften Gedichten :fraitich feiner gror 
a Lricktigkeit im. Rerſemachen wegen oft incortech war und 
vom der alten elafſiſchen Mihode adwich. Dieß that: ar aber 
nie abſidatlich, ſondern weil er nit genug feille und ihm 
Das. Bafemendien: ungeheuer leicht wurde, Allcin er hand bald 
Ketchaur, ie ihn offenbar nicht: verſtenden, ſondern feine Fehz⸗ 
ber bis ur Pedanterie nachmachtan und in ihm Abſichtlichkeit 
oermuiheten, dazu aber morh jene : Auoſchmejfungen "Der Phantafiz 
fügten, wie ſie nur die barodiften Mariniſten ie hatten erdenlen 
kommen. Au ier Eyige dicker Beute Ran aber Zul. Bons 
gora. de Argote’'y and Cordava (geb. A564, ga. 1627) 
ein fehr talenwoſſar Kopf, der durch Reßerion einen neuen Styl 
afend, den esiiio eultw, d. h. eine von. Ihm erfunkene Spreds 
weife, fie durch ihre laͤcherlichen, durkeln Figuren uns Hwer⸗ 
bein, durch ihre gekuͤnſtelten und gefuchten Ausdrücke der gewöhn⸗ 
lichen Rede: und Sprechwriſe ſchuurſtrachs enigegm war. Bas 
ehr Rupen hierzu waren ihn feine muthologiichen Rennmiſſe, 


140 Spanifche Poefie. Lyrik. 


Die er anf jede Weiſe ausbeutete, um damit feinen Styl ned 
werworrener, al6 er fo fon war, zu maden. Beier find ihm 
jedoch die conceptos, die Nachahmungen der Italiaͤniſchen con- 
ceiti's, gelungen, und damit bat er nicht blos feine Soledades (cv 
fame Wätver), fondern auch befonbers feinen Polifemo angefllit, de 
häufig von feinen Landsleuten nachgeahmt wurde und vorzüglid 
durch den großen Commentar von Sobredo zu einem wahren 
Volumen angeſchwollen if. Dieſem ahmen nun Andere nad, 
und fo bildete ſich die Schule der Caltoriätos, welche übe 
Gongoras Werke nur Gloſſen und Commentare ſchrieben, Im 
Gegenſate zu der der Conceptistes, welche in ihren Dichtungen 
befonder8 darauf ausgingen, die bizarre Sprache und fein 3% 
Ient in den Concetti'o nachzubilden. Die bederntendften une 
letzteren find Alonzo de Ledesma (+ 1628), ein religidſer 
Dichter?), wozu jene Sprache am wenigen paßt, der ‚Hofe 
Diger Felix Arteaga (v.1618—83), ein Eglogendkbie”) 
und der Moͤnch Lorenzo de Zamora, beiten Redondillen m 
Ehren des heil. Joſeph das Non plus ultra dieſes Bente find”). 
Gluͤcklicherweiſe ſtellten fi dem Ginreißen dieſes fihlechten Ge 
ſchmacks einige Dichter entgegen, die durch ihre Rückfehr zu dem 
alten Claſſielsmus eined Boscan, Garcilaſo ꝛc. ben Gegenfat 
des Befferen ſcharf hervorhoben; vie bedeutendſten find Anto⸗ 
nio de Espinofa”*) (1882 - 1630), der nicht blos em 
Blumenleſe aus den Alteren claſſiſchen Dichtern lieferte, fonbern 
auch durch feine Ueberſehung der Bußpfalmen ſelbſt den richtigen 
Weg zeigte, Juan Jaurequt aus Biecaya (+ 1650), veſſen 
ſelbſtſtaͤndiges Bericht Owheus aber feinen claſſiſchen Leben 
feßungen des Aminta und des Lucan nachſteht?*), und be 
fonder6 der gedanfenreide Francisco de Borja, Prinz vm 
Esquilache (15781058), gewoͤhnlich der Dicgterfürft genannl, 
defien große Anzahl von Romanen durchaus zu dem’ Bellen, 
was in biefer Art geleiſtet wutde, zu zählen ſind?e). Ebenfalls 
fann hier nit mit Stillſchweigen übergangen werben, daß and 
no mehrere ausgezeichnete Dichter gewifiermaßen eine Art vom 
rechter Mitte zwiſchen ben Claſſikern und Gongoriſten erpräfen 
tiren,. an deren Epike der Spaniſche VBoltatre Don Francisco 
de Quevedo y Billegas Meht, der zwar nicht allein im feinen 


Spaniſche Poeſie. Lyrik. 141 


Beofaarbeiten, umter denen befonders feine geiſtreichen Viſtonen 
(Suenos), troß einzelner Sonderbarfelten, anſprechen, fondern auch 
dur feine Gedichtſammlung, die er nad den neun Muſen eine 
geiheilt hat, und unter denen fich beſonders feine comiſchen Ges 
dichte anf die Gongoriſten, felne Tanzliever (bayles), feine im 
Bettler» und Diebsdialert gefchriebenen, noch heute. vom Volle 
gelungenen Zigeunerlieber (xacaras), feine burleöfen Canzonen, 
Sonetts und Madrigals, feine Satiren im Geſchmack des Zur 
venal und endlih auch feine ernfien Oedichte in der Manier 
der Eyanifchen Petrarchiſten auszeichnen, gezeigt hat, wie weit 
ea von alien Uebertreibungen und der Emphafe der Gongoriften 
entfernt ſei, aber fi doch aud nicht ganz von der einmal fo 
allgem ein gewordenen Sucht, zu glänzen, und der Affectation mit 
fälagenden Witzen und Effecthaſcherei frei gehalten hat?”). Neben 
ihm Acht ihm ziemlich gleich an Talent der Spaniſche Anacreon (den 
er auch überfegt hat) Efteban Manuel de Billegas aus 
Najera (1595—1669), defien Eroticas ihn in der Kunft, 
die altclaſſiſche Poeſie zeitgemäß zu modernifiren, in dem ihm 
angebornen Adel und feiner natürlihen Grazie weit über alle andern. 
ähntirben Dicterfepen, obgleich er nicht Immer corseet iR und ſich öfter 
die unglüdlihen Concettis erlaubt, ja in feinen Elegieen alls 
wſche ih von dem Gongorismus fortreißen läßt). Inter den 
andern gleichzeitigen, aber im Ganzen unbebeutenden Lyrikern, 
wie Luis d’Ulloa Pereira”), Francisco de Rioja’), 
Manuel de Mello (1611—1676)”), Juan de Tarfis 
Graf sm Billemadiana?”) ıc.. tritt befonderd noh Ber⸗ 
nardino, Braf von Rebolledo?”) (1596— 1676), freilich 
nicht auf die bee Weile hervor, denn er hat in feinen poeti⸗ 
fhen Wäldern, einer fell Bongora Mode gewordenen Dichtungs⸗ 
art, gezeigt, wie weit ſich ein nicht umbedeutendes Talent verir⸗ 
ren bann, do er die Freiheit von allen Kunſtgeſetzen fo weit 
treibt, in dieſer Form nicht allein eine Art gereimten Handbuchs 
der Geſchicht und Geographie von Dänemark, wo er lange Ge⸗ 
fanbter geweſen war, fondern aud eine Abhandlung über Krieges 
fun und Politif au geben, die beide nichts ale Profa find. 
1) Parnano Epaiol, Madr. 1768. IX. 8, 


2) Rimas de Lupercio y Rartolome Leonardo de Argensola, 
Zarsg. 1634, 4. p. Bamon Fernandez. Madr, 1786. 21,.8, u. Para... 





449 Spaniſche Poeſte. Speif. 


J. PD. 238 883. 41V. 4 324 V. 64 . u; u) 92 
9— sq. ſ. M. de la Rosa Pobras Mer. Paris 1837. Ki 2080. . 


3] Arte poetica y varias rimas, Madr. 1591. 8. And. b. Para, 
Bsp. T. VIII. p. 335 sq. I. p. 1 sq. III. p. 272, sy 


4) Rimas en estilo lirico. Madr. 1607. 1611. 6. El pealron & 
Rapaäa. ib. 1618, 8. Las navas de Toledo. ib, 1598. Læ restaure 
tion de Espaüa eu diez libros. ib. 1607. 4. La Eueida de Yirgilia 
en Octavas, trad. ib. 1615. 8. Las eglogas y Georgicas de Y. trad. 
— ausdense sus Rimas y el Pompeyo, Treg; ih. A618. & 

5) ©. Sonetos im Parn. Esp. I. p. 71.2q. oo. 

6) ©. Sed. im Parn. Esp. I. p. 169 ag. V. p. 364. VII. p.215 99. 

7) Discursos, epistolas y epigramas de Artemidoro. Garag. 
1665. 4. Octavas — a la venida d rey D. Felipe. Vai. 1586. 6. Fa 
ber Flor. T. III. p. 183 ag. Parn. Esp. T. I. p. 352 aq, 


8) ©. Safir. C. P. de Epinosa Flores a. a, D. . 
9) ©. Geb. im Parn. Esp. II. p. 307. VII. p. 93. IV, p. 53 sq. 


. 10) Desenganio de amor, en rimas, Madr. 1623. 8. EI Carro de 
Phaeton. ib. 1639. 8. cf. Parn. Esp. T. IV, p. 296. 


11) &. Geb. in d. Parn. Esp. VIII. p. 39. | 
12) S. Ged. im Pan. Esp. IX. p. 124. | 
13) ©. Ged. im Parn. Esp. IV. p. 55. 


14) Obras en verso. Lisb. 1625. 8. p. R. Fernandez, Madr. 
1365. 8 Parm. Esp. IV. p. 76 sq. 


15) Espaiin defendida. Madr. 1618. 8. u. f. übrig. Geb, tm Pars- 
Bap, I. p- 167. Ill. p. 325 sg. 


16) ©. Ged. im Parn. Esp. V. p. 333. VIU. p. 191, 
17) im Parn. Esp. IX. p. 140 sq. 


18) Flores de poetas ilustres de Espana. Vallad. 1605. 4. 67" 
ztaecepaenos ». Dialogo en laude de las mugeres. Mil. 1580. 4. 


19) Fuente de Agenippe o Rimas varias de M. de Farya 
Sousa. Madr. 1656. IV. 8. Divinas y humanas fieres. Madr, 1624 


20) Tadas las obras de D. L. de.6. en varias Pbemes recog. 

8 D. G. de, Hozes y Cordova. Madr. 1634, 4. Bruasel. 1659. 4 
elicias del Parnaso, en que se cifran todos los Romances Liricos, 
Auıorenos, Buurkencos, Glosas y Decimas, Batiricas del o cige.de 
las Musas, el prod. D. L. de G. Barcel. 1634,12, kiPolifemo, pvema 
de D. L. de 6. comm. p. D. 6. de Salcedo Coronel. Maudr. ıt3n. &. 
Seledadgs de D. L. do G. com. etc. ih. 1836 4. (zuk T.- I. d.) Obras 
de D. L. de. 6. com. m D. G. de Salc, Cor. ib. 1644.48. II. 4. 
Poesias d. 6. p. Fernandez. ib. 1787. 8. Nfustracion 7 defensa de 
In fehula » Piname. y Tisba comp. ne —2 ir. 1636. 4. 
. Pelliger, Lecion. saleınnesa lag obras ib. 164 .. . 
* VII. p. 171 8q. ' ‚ran de6r Ib.1bil 4. Para Bap 


21) Conceptos’ espirituales. P. I. Madr. 1600, 1623. 1629. B 


f l. 
1605. 8. 1612. 8. P. Il. Madr. 1606. Barcel: 1807. 8. P, MI. 8. 


1626. 8. Raummcete 7 menstre: iınaginso, ib, 1616, 8. m. ich Parn. 
Ep: V. V. Pp. 883. 2]. an : m ih Parn 


he | 


. Deamstifehe Poeſite in Dpanlen. 148 


23) Obras posthumas divimas y humanas. Madr, 1041, & 

23) S. Behichte find in f. großes Werk Monarquia mystica de 
Iglesia hecha de Geropiyphicos sacadosde humanaa y divinas —* 
tras. Madr. 1594 sq. VE. 4. eingerüdt. 

24) Dife Ueberf. m. 0. Eloglum auf db, Herz. dv. Mebina Sibonia ers 
fhien: Malaga 1625. 8, 

25) Rimas 3, de Xavregni. Sevilla 1618. 4. Bi Orfeo en 
—*— Madr. 1624. 4. Lucano Espaäol’en Octavas. ib, 1648. 4. 
D, eberf. d. Amminta im Parn. T. 1. p. 234 2q. And, ebd. IX, 
pP 302g. 

26) Obvas en verse. Amberas 1664. 1663. Madrid 1639, 1649. 4 
Napoles recuperada por el rei D. Alonse poeına heroico. Zarag. 
161. 4. cf. Parn. Bsp. T. IV, p. 118. VIEH. p. 225. IX. p. 195. 

27 Pamaso Bapadol Ta Benehanen: Mer. 1 1650. 4, 
Las tres ulimas Musas u. a Cumbre de ro. BR 
ib. 1670. Bruss. 1671. 4. ai. Degen z. 

28) Las eroticas de D. Est. M. de Y. Sev. 1617. 4. Madr. 1774, 
N. 8. f. Parn. Bsp. T. I. p. 30 2q. 148. H. p. 67. II. p. 108. VII. 
p 32 89. VIII. p- 3672. IX. p- 3. ⸗ 

29) Ohras en prosa y verro aägdad. en esta ult, impr. M 
1678. 2 Versos sokados de Aranostde sus borradoreg. Tuer 
Parn. Esp. T. I. p. 123 2q, VII. p. 3%. 

20) WB. Geb, im Parn. Bsp. IV. p. 49 2q. VIII. p. 217 29. X. 
p. 1 j 

3t) Las trea Mugas deMelodine halladas p. Fr. al gar 
su industria recogiö y pabl. H. Valente de O 'vera Li Yart 
Obras metsicas de J. Pr. M.deM.y ndo Tomo de sus Obras. 
Contiesen lies tres Musas, el Pantheon, Mugaa Paortuguesas, el 
tercero Coro de las Masas. En Leon de Francia, 1665. 4. 

32) Obras de D J. de Tarsis C. de V. Zarag. 1629. 1634. Madr. 

33) Ocios, silva militer y pelitica y Silva sagra o rimas sagras, 
Madr. 1773. IV. 8. Selva militar 5 politica al Rey de Bohemfa y 
de Ungrin. Col. Agr. 1692. 12. Selva Danican. Copenhag. 1055. & 

Constancia victerioga Ec).Sagra y los Trenos. Colon. 1653. 4: Selva 
Sagrada. Col. Apr. 1657. 8. —8 Amb. 1661. 4, Bimas sarras; 
Amb, 1661. 4. [. a. Parn. Esp, R V.p 199 2q.1X, p 155 sq. 


$. 569. Ä 2 


Ehe wir jetzt zu dem zweiten: Abfchnitte ber Geſchichte ber 
Eyaniiäem Woche forigehen, wellm wir gieich das Spaniſche 
Drama, deſſen Anfänge wir oben bereits beſprochen haben, in 
feinem weiteren Verfolge durchgehen. Allerdings wurden bereits 
ur Unfonge bes Löten Jahrhunderts verfchiedene Verfuche ger 
madt, ein Nationalſchauſpiel zu begränden. Diele gingen theils 


144. Deamatifihe Poeſte in Spanien. 


von GSelehrten aus, wie denn z. B. der bekannte Ant Karls V. 
Francioco de Villalobos 1515 eine Ueberſetzung des 
Amphitruo des Plantus lieferte), dem eine zweite deſſelben Stüde 
und der Hecuba des Curipides durch Fernan Bere, d'Oliva 
folgte?), an welche ſich dann die der im Geſchmacke des Plau⸗ 
tus verfaßten Luſtſpiele des Portugteien Basconcellos?) und 
‘eine voDftändige Uebertragung der Comödien des Terenz durch 
Simon de Adril*) anfdloffen. Neben diefen Verſuchen, die 
aber nur Eigenthum der Gelehrten bleiben und das Volk bil 
feinem ganz anderen Character nidt unterhalten fonnıen, fühle 
wan durch Nachahmungen der Gelehina, die aber ihrem Bor 
bilde durchaus nadftanden, auf die moralifde Bildung ein 
wirfen, und fo erfhien denn eine Menge von elenden Mora 
Iitäten, wie biePoliciann®), Lysandro y Roselia°), Fiorines 
von Juan Rodriguez $lorian?), Hechicera®), Ja Duleris 
del suefio del mondo oder Comedia Iratada por via de f- 
losofia moral ⁊c., die zwar eifrig gelefen und . wegen ‚ihre 
ftommen Sckwulſt gebührend bewundernd wurden, ſich aber fehl 
ebenfo gut wie die Celeſtine als unaufjührbar von der Bühnt 
ausfchloffen, da dieſe aneinandergereihien tragicomiſchen Ecenm 
aus dem gewöhnlichen Leben ohne alles poctifde Intereſſe ort 
das geringfte dramatifhe Element daB Gepräge der Rianlofigfeit 
zu offen zur Schau trugen. | 

1) Comedia de Planto Ilamada Anfitrion. Zarag. 1515. Zamort 
1543. u. in d. Obras de Vill. Seviüla 1574, fol. 


» 2) Muestra de la lengua, Castellana en el narimiento de Her- 
cules o Comed'a de Amphitryon, tomado el arguınento de 1a Latina 
de Piauto, b. P. de Oliva Obras. Cortd. 1586. 4. f. Sö sq. La ven 
ca de Agsınenon. ib. f. 75 sg. Hecnba friste f. 100 39. (öeidt 
rauerfp. in Profa) u. Parn. Esp. T. Vi. p. 191. 251 sq. 


3) Comedias trad. en Esp. p. D. Fern. de Ballesteras y Sar 
wedra. Madr. 1631. 4. 


4) Los Seys Comedias de Terencio conforme a Ia Kdicion de 
Faerno impr. en Latin, y irad. en Castell. Parc. 1599. 8. 


‚.5) Tragedia Policiana en in qual se trantan los amores de P% 
liciano y Philomena, exrcutadas por industria de la diabolica Vieja 
— madre de Parmeno y Alaestro de Celestina. Toledo 


6) Tragicomedis de Lywauılro y Boselia llamada Elicie. Made. 
1542. 4. . Art Aten Spell © Gelehing) on 





Spaniſche Poeſie. Luſtſpiel. 145 


7) Comedia llamada Florinea: qua tracta de los amores del 
buen Duque Floriano cö la linda y mny casta y generosa Belisea. 
Med. del Campo 1554, 4. 


8) Comedia de la Hechicera. Madr. 1581. 8. v. Andres de Ta 
Roras Alarcon aus Mabrib, 


9) La doleris del suefio del munde: Comedia tratada por via 
dephilesofia moral, dirig. à D. F. de la Cerda Duyue de M. Celi, 
juntameute van aqui los proyerbion morales, hechos p. Alonso Gua- 
jardo Fajerdo. Paris 1614. 12. Berfaflee_ war Alonzo Buayardo 
Karardo aus _Gorbova, der auch Proverbios morales en Redondillas 
(Cord. 1588. 8.) Hinterlich. 


$. 570, 


So war nım der Erfte, der, während die Verſuche diefer 
Gelehrten und Moraliften verunglüdten, der Spaniſchen Comoͤdie 
eine wirflihe Begründung und Form gab, Bartolomeo be 
Tortes NRaharro aus La Torre, der nur acht Auftfplele, in 
Redondillen gefärteben und in drei Acte eingethellt, Hinterließ, 
bei deren Herausgabe ihn wahrſcheinlich Leo X. unterflügt hat, und 
die vermuthlich auch aufgeführt worden find!) Thätiger noch 
ale er war der Golvfhläger Zope de Rueda aus Seile, 
der fih ſelbſt an die. Spige einer Schaufpielertruppe ſtellte und 
für fie feine Comödien, die in dem damals beliebten Genre der 
Schaͤferfpiele befanden, ſchrieb?); der Dritte im Bunde iſt ber 
Buchhaͤndler Juan Timoneda, der nicht allein Rueda's 
Stüde vpublicirte, ſondern auch ſelbſt Schaͤfergedichte und Zwi⸗ 
ſchenſpiele abfaßteꝰ). Ohne mich mit des Alonſo de la Vega 
für die Kenntniß des Hexenglaubens jener Zeit wichtigen Luſt⸗ 
fpielen aufzuhalten“), gehe ich fogleih zu Iuan de la Cueva 
fort, der zuerſt eigentliche Luſiſpiele mit planmäßiger Verwickelung 
md vodfändig angelegten Eituationen, fowie Trauerfpiele, tn 
vier Jornadas eingetheilt, verfaßte und mit Recht in Beziehung 
auf die Ausbildung des Nationaloramas der Borgänger bed 
Gersantes genannt zu werden verbint’), Ein anderer Berbei- 
ſerer defielden, wenn auch ' nicht der Erfinder der inthellung 
der Stüde in 3 Jornadas, iR Ehrifloval de Virues aus 
Valencia, der, obglei feine Stüde ſelbſt Tragicomedias hießen, 
weit in ihnen komiſche und ernfle Scenen abwechſeln, doch fon 
ven Verſuch machte, zwiſchen Luffpiel, worin er Übrigens gläds 
tiger war, und Trauerfpiel eine Scheidewand aufzuführen). 

Grüße, Haudbuqch d. Eiterärgefchiähte, LIT. 10 


146 Dramatiſche Poeſte in Spanuien 


NS treffticher Luſiſpieſdichter werden der allerdings weit fpäte: 
Yuan Ruiz, Alarcon y Mendoza aus der Raianl 
ſchen Provinz Tasco (geb. 15827’), Gaspat de Aguilar 
aus Valencia*e) und der Canonicus Terrega’) gerühel, 
allein die erfien eigentlichen Tragdvien nad) Originalſtoffen gr 
hören dem Dominikaner Geronymo Bermudez (1 1589), 
obgleich fie unter dem fingirtn Namen des Antonio de 
Silva”) erſchienen. Sie enthalten die Seſchichte der unglüd 
lichen Ines de Caſtro mit einer Art von Bortfegung in rei 
freiem Verſen abgefaßt und mit je zwei Ghörem verſehen, die 
wie dieß auch in mehreren Tragödien der Griechen der Ball iR, 
nur in ganz lofem Zufammenhange mit der eigentlichen Hawblum 

Nach ibm werden noch als Trauerfpielsichter Andre® 
Rey de Artieda aus Valencia (geb. 1549"), Gabriel 
Laſo de la Bega”) nd Buillen de Caſtro y Belvid 
aus Balaxdia!?) (+ 1626), deſſen Stüde, unter denen auch viel 
Luſtſpiele find, ihm feinen Lebensunterhalt verfchafften und fdon 
P. Corneille's Aufmerfiomfeit auf ſich zogen, ber feinen Cid 
aus befim Mocedades del Cid nahm. 


1) Propaladia de B. de Torres Naharre. Näpoles 1517. fol. Se 
villa 1520. 1533. 1545. Toledo. 1535. Amberes s. e. Madr. 1573. 4 
Die Com. Himenea b. Ochon Tesoro del Teatro Esp. T. I. p- 
142 sq. f. Bellmanı in Prus Lit. Hi. Taf. 1843. p. 217 sq. 


2) Las primeras dos elegantes y graciosas Comedias del ext: 
Poela 4 Repres. L. de R. sacadas a luz p. J. de T. estas son Co 
media Eufemia, ComediaArmelina. Valenc. 1567. Sev. 1576. 8. Las 
segundas dos Com. de L. de R. Com. de los Enganos y Com. Me 
dora ib. Los coloquios pastoriles de muy agraxiada y apscible 

rosa por eleexc. p. etc.: son el coloquio de Timbria y ei coloquio 

e Camila. ib, Compendio Hamado el Deleytose, en el caal te 
continen muchos pasos graciosos del exco. etc. — para pomer en 
rincipios y entremedios de coloquios y comedias recop. p. J. 
e Timoneda. Val. 1576. Logrono 1588. 8. IX St. ®. Ochon. p- 
155 ng. fe WBellmann ebd. p. 228 q. 


3) Comedia llamada Cornelia. Valenc. 1650. 8. Com. de los 
Menecmos, ib. eod. 8. Turiana em ia cual se oontienen diversas Co- 
medias y Farsas muy elegantes y graciosas con muchos entreme- 
ses giso apacibles, agora nuev. sac. a luz. 8 3. Diamante. Val. 
156% i — pas Valenc. 1667. 8. 2 b. Ochoa a. a. ©. 


4) Las tres famosimas Com, del il. y_grac. repres. Al. de 


la V. ra nuev, sac. & luz p, 3. de oneda. Valenc. 1566. 8. 
@. &t. 6. Ochoa p. 202, * Yalene 


Dramatifdje Poeſie in Spanien. 147 


5) Las comedias de 3. de la C, Primera parte. Sev. 1588, 4, 
Gene Poetſt als: Ejemplar poetico 6 arte poetica Espaä. in Zerzinen 
im Par». Esp.‘'T. vn p- 1 sq. 2 Com. b. Ochoa 251 sq. 


6) Obras tragicas y liricas. Madr, 1609. 8. 


„7) Comedins. Madr. 1628. P, I. 4. Barcel, 16%. P. II. 4. ©. 

Tejeder de Sevilla (franz. überf. v. Denis, Chronig. chevaler. de 

et du Porfugal. Paris 1839. 8. T. ı. p- 233 sq.) iſt von 

in feinem Luftfpiele Jo memteur denutzt worden, f. Chasles in b. 

Birne de Paris. L Serie. T. XXXII— XXXVH. Puibasque, Hist. 
comp. d. litter. Esp. et Franc. T. II. p. 430 sq 


8) La ememiga favorable b. Ochoa p. 349 sq. 
9) El mercador amante ebd. p. 389 40. 


10) Primeras trogedias Espaäoles de A. de S. Nise lasti 
y wi lanreada, D. Incs de Castro y Valladares Princesa de Por- 
Madr. 1577. 8. u. im Parn. Esp. T. VL p 1 sq. 872q. E. Geb. 
». ihm ebd. T. VII. p. 149 sq. 


11) Los Amautes (de Teruel). Valenc. 1581. 8, 
12) Romancero y Tragedias de 6. L. de Vega. Alcalä 1587. g. 


13) Las Comedias de Don Euillen de Castro. Primera arte 
Valemc. 1621. 4. Segundn parte. ib. 1625. 4. [. $. 571 nmern, P 


$. 571. 


Die zweite Periode des Spaniſchen Drama’s warb durch 
CTervantes eingeführt, der und 8 Lußfpiele 8 Zwiſchen ſpiele 
und 2 Trauerſpiel, Numantia, hinterlaſſen bat, welches letztere 
U eigentlich allein, troz feinem etwas zu großen Pathos, auf 
die Etufe geeflt hat, wohin Die Gritifer den Aeſchylus ſtellen, 
d. h. es fehlt ihm nit an tragifcher Kraft und Erhabenheit, fowie an 
Originaittät der Erfindung, aber die Handlung iſt noch zu hoͤl⸗ 
sm und überhaupt von Kunſtregelmaͤßigkeit keine Spur‘). Welt 
übertrifft ihn daher der eigentlihe Begründer des Spaniſchen 
Dramae, der fruchtbare Zope de Bega Carpio aus Mas 
drid (geb. 1562, gef. 1635). Er muß eine ungeheure Leich⸗ 
tigkeit im Verſemachen befefien haben, denn er fagt ſelbſt von 
feinen Stüden: „pues mas de ciento, en horas veynte y 
qusiro pasaren de las musas al teatro.“ Deswegen galt 
er auch, weil er noch dam in ganz anderen glänzenden Berhälts 
niſſen als der arme Gerantes lebte, noch bei feinen Lebzeiten 
für ein monsiruo de.naturaleza, ımd mit feinen Theatetſtuͤcken 
werbieste er ungeheure Summen, bie aber, wie es bei ben: mei⸗ 
fen großem Genies immer der. Fall iR, ebenſo „ihnen wieder 

1 


148 Dramatifche Poefie in Spanien. 


verſchwanden, obgleich man von einem frommen Famillar der 
Inquiſition ein eingezogeneres Leben haͤtte erwarten ſollen. In⸗ 
deſſen darf man fi nicht einbilden, daß er troh feiner außer⸗ 
ordentlihen Leichtigkeit im Verſemachen und Planentwerfen er 
was Bolllommened zu Stande brachte, vielmehr tft er imma 
im Einzelnen uncorrect, wenn auch überall das Genie hervow 
leuchtet. Aber ohne Zweifel hat er die äußere Form des Spa⸗ 
nifhen Dramas für alle Zeit feſtgeſtellt, da er, durch und burd 
Spanier, au amBeften wußte, in welcher Geftalt und melden 
Stoffen er bei feinen Landsleuten reuffiren konnte. So ſchuf er 
denn nicht bloß Die aͤchte Spaniſche Eomödie, die Himmelmeit 
von dem antiken Lufifplele und dem des übrigen modernen 
Europas verſchieden if, da fie eine Mifhung von ernſten und 
fomifhen Scenen enthaͤlt, alfo gleihweit vom Trauerſpiel alb 
von der Poſſe enifemt if und deren Hauptintereffe In der Ber 
widelung der Intrigue liegt. Dann hat ex aber diefe Comodien 
wieber in geiftlihe und weltlihe (comedias divinas y hums- 
nas) eingetheilt. Letztere zerfallen wieder in comedias heroicas, 
unter denen man biftorifche, allegoriſche oder mythologiſche Stoffe be 
griff, und cumedias de eapas y espada, worin Berfonen aus 
den höheren Etänden, nad der damaligen Mode gekleidet, auf 
treten, obfhon man hierzu auch die comedias de figuron red 
net, wo ein Glüͤcksritter die Stelle eines vornehmen Herm, 
oder eine Abenteurerin die einer vornehmen Dame fpielt. Die 
geiflihen Bomöpien?) zerfallen wieder in Stüde, deren Stoffe 
aus dem Leben der Heiligen (vidas de Santos) genommen find, 
und in Frohnleichnamoſpiele (autos sacramentales), Diele 
Stüde find alle fehr regellos, und gewöhnlich waren mit ihnen 
Prologe (loas) oder Zwiſchenſpiele (entremeses), verbunden, dit, 
wenn fie mit Tanz und Muſik begleitet waren, saynetes hießen, 
um geaviffermaßen die Zuſchauer für ben Ernft der Autos u 
entſchaͤdigen, da Hier faſt nur allegoriſche Perſonen, in ben Hei⸗ 
ligenleben aber 3. B. Gott Vater, Jeſus, der. Teufel, Studenten, 
Spaßmader ꝛc. zufammen auftreten. Seine hiſtoriſchen Comoödien 
erfegen bei ihm die Trauerſpiele (nur eine, "Die Büchtigung ohne 
Rachſucht, heißt Tragödie) und find groͤßtentheils aus. der Spani⸗ 
ſchen Geſchichte genommen; das beſte Il Las Alnenas de 


Dramatiſche Poecfie in Spanien. 149 


Tore. Gene Comödien mit Mantel und Degen malen uns 
die Spaniſchen Sitten auf dad Genaueſte, obgleih in ihnen nur 
ſichende Berfonen, ein Alter (vejete), ein Liebhaber, eine ſchoͤne 
Grau (dama), ein Diener und eine Kammerjungfer, wozu man 
noch einen Spaßlnader (gracioso) ober Tölpel reinen Tann, 
vorfommen, was bie ſchreckliche Einförmigkeit dieſer Stüde erklaͤrlich 
mat. Die beiten find die Bäuerin von Zetate und bie Wittwe 
von Balencia. Uebrigens hat Lope de Bega in felner Arte 
nueva de hazer comedias ſelbſt Rechenſchaft über bie Grunde 
fühe, wach denen er feine Stüde verfaßte, abgelegt. Sein ge 
treueſter Schüler und Nachahmer, der au fein Leben befchrieben 
bat, iR Iuan Bere; de Montalvan’) (1603—39), ber 
freilich nicht gleiches Genie, aber eher noch mehr Uncorrectheit 
befipt, wiewohl er das Verdienſt hat, die Autos populärer ges 
macht zu haben, da er flatt der Allegorie ihnen hiſtoriſche Grund⸗ 
lagen gab, obwohl z. B. fein Polifemo, worin der Cyclope das 
Zubenthum, die Balatea und die Kbrigen Berfonen aber ihelld den 
Glauben, thelld den Unglauben darſtellen, übrigens auch noch 
das Jefuslind auftritt, ein Mufter von Unſinn ik. So kam 
es denn, daß Pedro Ealderon de la Barca (1600 
— 875%), ber aber, nachdem er 1652 in den geiflichen Stand 
geireten war, beſonders ſeit dieſer Zeit feine berühmten 
Autos seeramentales verfaßt haben mag, fowohl was die Zahl 
als den Werth feiner Stüde anlangt, allein mit Zope de Vega 
wettelfern konnte. Er ficht ihm zwar an Kühnhelt ber Erfin⸗ 
bung nach, übertrifft ihn aber bei weiten an Einheit ver Aus⸗ 
führung und Gharacteriflif, beſonders der Frauen, fowie an Eins 
ſachheit und Natürlichkeit des Dialoge und ebenfo. überrafchen- 
ven als wahrſcheinlichen Berwidelungen und Situationen 
feiner Jatriguenſpiele. Uebrigens bat er auch den Begriff der 
heroiſchen Eomödte ſchon viel welter auögedehnt, denn er orbnete 
derſelben fogar Schäferfoiele (3. B. Echo und Rareiffus) und 
(el mayor incanto Amor) unter; allein feine hiſtoriſchen Stüde, 
vie alle mit einem großen Apparat von theatraliſchem Pomp 
verfehen find, find nur dann vollfommen gelungen zu nennen, 
wenn er ihren Stoff ver vaterländiihen Geſchichte entichnen 
tonnte, wie dieß am beiten aus feinem Mefterküde, vom ſtand⸗ 





150 Dramatifde Poeſie in Italien. Luſtſpiel. 


haften Beinen, um nicht von feinem Leben ein Traum zu 
schen, erhellt. Im feinen Autos hat ex unbebingt das Höhfe 
In feiner Art geleifiet, wenn auch zuweilen bie myſtiſche Er⸗ 
habenheit, z. B. in ber Andacht zum Kranz, den Das 
ſchen, beſonders proteſtantiſchen Gritifer ale Schwulſt erſcheint, 
bie jedoch auch den ihnen in mancher Hinſicht nahekommenden 
Trauerſpielen unſeres 3. Werner haͤuſig zum Vorwurfe gewacht 
wird, Jedenfalls liegt In Calderon die ganze impoſante Größe 
des Spaniſchen Catholicismus ausgeprägt, jene Berfantenbeit in 
ein religidſes Bewußtſein, was uns jetzt kaum moͤglich erfcheint‘). 
Raͤchſt ihm gebührt ein ehrewoller Platz dem ſchon genannten 
Lupercio Argenſolak), berühmten Geſchichtſchreiber ber Ero⸗ 
berung von Mexico, Antonio de Golis’) (161086), 
feinem $reunde, der nur an Schwung ber Phantafie von ihn 
übertroffen wird und ſich in der heroiſchen Comoͤdie (5. 8. ed 
Alcazar del Secreto) und dem Intriguenfpiele (5.3. La. Gitanella 
de Madrid) mit Glück verſucht bat. Ihn wie Calderon mm 
den berühmten Agofino Moreto y Gabana°), ver p% 
ter auch in den geifliden Stand trat und in Frankreich ben 
von Scarron faſt wörtlid aus feinen Marques dei Cigarral 
überfegten Don Japhet d’Armenie, fo wie durch bie nad Ihm 
von Motiere bearbeiteten Städe, La Princesse @’Elide m 
l’Ecole de Maris, in Deutf&land aber beſonders durch fein 
ausgezelinet feine Donna Diana bekannt if, protegirte befonders 
der König Philipp IV., der befanntlich felbf einige Städe ww 
ter dem Namen Un ingenio de esia Corte für bag Theater 
ſchriebꝰ), und war gewiffermaßen mit Urſache feiner vorzägligen 
Entwidelung. An ihn reihet ſich Francisco Lopez de 
Zarate!), unter befien Städen befonderd La Presnmida y 
la Hermosa dadurch intereſſant ifl, weil er darin den. kenguage 
eulto der Gongorifien laͤcherlich gemacht bat, fowie Don Iuan 
be Hoz, befim Castigo de la Miseria unbedingt die beit 
Comedia defigurön iR"), nur daß aud bei ihr die Werwidelumg 
der Intrigue wie bei. allen übrigen leider ganz auf Koſten ver Chr 
racteriſtik geſchieht. Andere gleichzeitige und beliebte Dichter find Ga⸗ 
briel STirſo de Molinal2) (d.h. Gabriel Felle), Fran ciocode 
R 02.09, deſſen Entre hobos anda el juogo von Thomas Corneille in 


6 


Dramatifche Poefie in Italien. Trauerpil. 151 


feinem Den Bertrand de Cigarral verarbeftet iſtu), Agofino 
Salazar y Torres aus Merico, der jedoch den Songorismus, 
dem er anbing, in feinem Elegir al enimico gluͤcklich vermie⸗ 
ven bar’), fowie Antonio Mira d' Amescua, ober de 
Meocua, Zope de Begad Radahmer, und der zuerſt in feinem 
Caballero sin nombre einen Bär aufs Theater brachte!*“). Alle 
übrigen Schaufpielvichter, die, wie Huerta erzählt, unter Phi⸗ 
ipp IV. alldn 3852 Stücke zufammenfchrieben, ſtehen noch 
unter dem Niveau der Stalläniihen comedia dell’ arte. 


1) Ocho comedias y ocho entremeses nueVos mumca FEpr&sen- 
tados, comp. 7 M. de C. 8. Madr. 1615. 4. Comedias y entreme- 
En > 78 — 9. Nomancia u. 3 w ber i Teor F ae 
j . . . pP: sg. umancıa » 0 0 erl. 1 1. e 
Zwiſchenſp· b. Schack a. a. D. Wi. I. 

2) Coleccion de comedias. Madrid, Valencia, Valladolid y Zara- 
goza. 1609-47. XXVII. 4. (enth. 332 &t. 8. bav. in V Par- 
naso. Madr. 1637.4. u. 12 Aut. u. ebenf. Introm. in d. Fiestand. santiss. 
Sarammento. Sarag. 1644.4. &.Berz. 0.339 St. giebt Vega ſelbſt im Prol. 
3. ſ. Peregrino.) Coleccion de las obras sueltas amsi en pross 
come em verso. Madr. 1776—79. XXI. 4. (ohne d. Com.) Tea- 
tro escojido b. Ochoa Tesoro del Teatro Esp. Paris 1835. T. H. 
f. a. Some account of Ihe lives and writings of L. F. de Vega and 
Guillen de Castro by H. Richard, lord Hollaud. Lond. 1817. H. 8. 
Larduer. a. a. D. p. 189 sq. DM. Ent, Otudien üb. 2. de 8. GC. Wien 
1838. 8. Ochaufpiele überf. v. 3.@r. ». Cohen. en. 1820 Sb. 1.8. Ro 
mant. Dichtungen a. d. Span. v. ©. Richard. Aachen 1824—28. IX. 8. 
Gtern, Zepter, Blume her. 9 Ev. ©. Freih. v. d. Malsburg. Dresb. 1836. 
8. Kaiſer Otto in Florenz — fr. dearb. v. P. v. ©. Gaffel 1837. 8. Mehr. 
überf. b. J. Fr. v. Schad, Span. Theater. Frkft. a. M. 1845. 8. Bd. IT. 
u. b. C. 9. Dohrn, Spanifche Dramen. Berl. 184144. BL. 1. II. u.IV. 

3) f. Viel Castel, Le drame religieux en Espagne, in d. 

deux mond. 1840. Brux. T. III. p. 255 I 

4) Primero tomo de las comedias de M. Alcala 1638. 8. Seg. 
Tomo, Madr. 1639. 4. Com. Valenc. 1652. II. 4. Fama posthuma a 
la vida y mauerte de Lope Fel. de V. C. y elogios paneg. escr. p. 
les mas esclarecidos ingenios solicitados p. Montalvan. Madr, 


4 

5) Autos sacramentales. Madr. 1716. 1759. VI. 4. Comedias p. 

5. F. de Apontes. Madr. 1683. 1685—91. 1760-63. XI. 4. Comedias 
j c. las mej. edie. hasta ahora publ. corr. y dad. a luz p. 

3. 3. Keil. Leips. 1827-30. IV. 4. Teatro escojido, b. Ochoa Tes. 
del Teatro Esp. T.TIL. ct. Lardner T.IM. 5 278 49. I. L. Heiberg, De poe- 
seos dramat. genere. Hispan. praec. de Cald. de la Barca principe 
dram. comm. aesth. Hafn. 1817. 8. R. Rofenkranz, Ueb. Gald. Zrag. 
v. wunberth. Magus. Halle 1829. 8. Br. W. &. Schmidt, Ueb. d. Kirchen⸗ 
von England, Schauſp. d. D. 9. G. Ueber. b. Inh. m. beurth. 

And. üb. Hilfömittel, Kusgaben, Veberf. u. Quellen, Werke d. Gald. Berl. 
1819. 8. u. teb. db. ron. Bolge f. Gom. in d. Wien. Jahrb. Bd. XVII. 
U. Bu p- 1 5%. Bd. XVII. [I . pP. 4 4. Bolger ebd. Bd. VII. P⸗ 
140 0. ſ. , ueb. d. ſtandh. Prinz. d. P. ©. Weimar 1812. 8. U. 
im Soum, f. Luj. u. Mod. Rovbr. 1811. p. 681 nq. ebd. 1812, Mat 





152 Spanifche Poeſie. 


p- 306 sq. 9. Ulrici, Ueb. Shalfpeares dram. Kunft u. f. Verhaͤltniß 
zu Salderon und Göthe. Halle 1839. 8. Chasles im Journ. d. Debats. 
1737, 11. Jain. 12 et 28 Imill. Ueberf. f. v. Schlegel, Spaniſches Ip 
ter. Berl, 1809. II. 8. ebd. 1845. 11. 8. Schaufpiele überf. v. J D. Gries. 
Berl. 1815—29. VII. 8. Auswahl a. G. dram. Werfen n. Schilderung |. 
eh u r aeiften. Gotha 1832.12. Schaufpiele überf. d. Ad. Martin. Epgt- 


6) Isabela u. Alejandra im Parnaso Esp. T. VI. p. 312. 821 vq. 

7) Comedias. Madr. 1681. 1687. 4. Varias poesias sagradas y 
profanas que dexö escritas (aungne no juntaa ni retocadas), fuerou 
recog. y dad. a luz p. D. J. de Goyeneche. Madr. 1692. 1736. 1742. 8. 

8) Primera parte de sus comedias. Madr. 1654. 4. Primera et 
secunda parte, Valenc. 1676. Verdadera tercera parte. ib. 170. 
11. 4. Donna Diana a. d. Epan. v. A. Weſt. Wien 1819. 1824.8. Weiber 
hüten ift nicht möglich, deutſch v. Richard. Machen 1827. 12. 11. and. b. 
Bohn, 3b. 11. u. 11. f. Viel Castel a. a. D. 1840. 15 Mars. 


) 3.8. Com fam. Dar la vida por sa Dama, elConde de Sex. 
Sev. a. a. 4. 


10) Obras varias. Alcala 1651. 4. Poesias varias. ib. 1619. 8. 

11) Madr. 1749. 4.b. D. V. Garcia de la Huerta, Theatro hes- 
paäol. Madr. 1785. (XVII. 8.) T. I. , , 

12) Comedias de T. de Molina. Sevilla 1627-36. V. 4. f. Viel 
Castel in d. Rev. d. deux mond. 1840. 1. Mai. 


13) Comedias famosas de D. Fr. de Roxas o Rojas de Zorilla. 
Sevilla 1680. 4. 


14) Comedias de D. A. Salazar y Torres. Madr. 1681. I1.4. 
u. in f. Cithara de Apolo. Madr. 1692. II. 4. 

ira ©. St. b. Huerta. Aufgez. b. Blankenburg zu Sulzer, Bd I. 
p. 1. 


6. 572. 


Wir kommen nunmehro zu dem zweiten Abfchnitte dleſer 
Periode der Gefchihte der Epaniſchen Boefie, nämlich zu dem 
Zeitraum von 1701 an, oder zu den des Einfluffes der Kran 
zöflfegen Literatur, wo freilich eine fo geiſtreiche Eritif, wie fie für den 
frühen V. Göpinel(Casa de la memoria, im Parn. Esp. T. VIII. 
p. 354 sq.) gegeben, fehlt. Diefer machte fich theils überhaupt ſchon 
während der Anfänge der Regierung Ludwigs XIV. in Franl⸗ 
reich bemerkbar, theils "trat er befonderd hervor, nachdem burd) 
das ungluͤckliche Teflament König Karld II. Spanien einen Fran 
zöftfchen Prinzen als Philipp V. auf feinen Thron hatte erhe⸗ 
ben fehen. Mit dieſem reigniffe begann in der Literatur feiht 
ein hartnädiger Kampf, nämlich zwiſchen denen, die der altm 
Rationalliteratur anhingen und felbf ihre Fehler für ſchoͤn er 
Härten, und dieß war da® eigentliche Bolt, und zwiſchen dm 
Bornehmen und Schöngeiftern, welde die Sranzöfifche Literatur 
weit über die ihres Vaterlandes fleliten, und in dieſet nur das 
ſchön fanden, was mit den Giundſaätzen der Franzoͤſiſchen Poeil 


Spanifhe Perfie. Dranıa. 153 


übereiufam uud natüslih nun felbu in biefem Geiſte dichteten. 
Seit dieſer Zeit ſchreibt ſich nun imer noch heute auf dem 
Spaniſchen Theater. befonders bemerfbare Wetifireit aͤchtſpauiſcher 
Producte mit Ueberſetzungen oder Nachahmungen franzöffcher 
Dramatifer ber. Um gleich bier Rechen au bleiben, bemerken wir, 
daß noch In ber alten Manier Calderon's fchrieben Francisco 
Bances Eandamo (+ 1709)", Antonio de JZamora?), 
defien hechizado por fuerza am berühmteften unter feinen 
Stücken iſt, Zofe de Cañizares, deſſen domine Lucas’) un 
ein trefflihes Bild des Nenommiftenlebens auf den Spaniſchen 
Unfoerfitäten giebt, Bicente Garcia de la Huerta, ber 
ſelbſt einige heftige Invectiven gegen die Sranzöflfihe Manier 
losließ“) und Eduard de Goroftiza‘), obgleich auf Lebtere 
der Franzoͤſiſche Einfluß ohne ihr Wiſſen und Wollen eingewirkt 
bat. Dagegen flanden auf der andern Seite Bon Ramon 
de la Cruz, y Cano (1728—95), der in aflonirenden Redon⸗ 
dillen ein aͤchtes Volkoluſtſpiel fhuf®), Agoſtino de Montiano 
y&ugando (geb. 1697, geft. nah 1754), defien Virginio und 
Ataulpbo, mit Ausnahme der von ihm an die Stelle der Alcxandriner 
gefegten reimlofen Jamben allen Anſpruͤchen der Franzoͤſiſchen Gritif ges 
nügen follte”), ımb beſonders huldigten in neuerer Zeit dieſer 
modernen Form Nicafto Alvarez de Elenfuegosd, Mas 
nuel Duintana‘) und der befannte Francisco Wars 
tinez de IaRofa, aus Granada (geb. 1788), defien viuda 
de Padilla aber fon politische Tendenz bat, Dagegen aber zeigt, 
Daß er durchweg durch dad Studium der alten Rationaldramatifer 
gebildet IR?) und ebenfo wie Leandre Fernandez Moratin 
aus Mabriv(1758— 1828) der Spaniſche Moliere, mit Recht der 
Wiederherſteller des Spaniſchen Luftfpield genannt werben kann, 
weil er dad Behe aus den Franzoͤſiſchen Muftern aufnahm und 
Damit die Fehler und Mängel feiner Borgänger befierte, kann auch jes 
ner auf den Ramen des Reformators der Spaniſchen Tragödie Anſpruch 
machen”). Allerdings konnten weber der eine noch der andere 
folhen Erfolg erringen, wie des Breton De los Herreros 
Marcela im Genre des Luſtſpiels oder des John Barcia 
Sutierrez Drama Ei Trobador (1836), ba erfleres in el 
wem Tage zweimal aufgeführt werden mußte, letzteres aber fo 


154 Spaniſche Poeſie. 


gefiel, daß fein Verfaſſer auf der Buͤhne erſcheinen mupte, 
was lange nicht vageweſen war. Außer ihnen werden ned 
M. 3. de Larra (+ 1836 durch Selbſtmord), Trueba, 
Sofe Muñoz Maldonado, Madame Sabater, vera Tre 
gödle Egitona Ihr ebenfalls Herausrufen verſchaffte, xc. gerähut. 


1) Poesias comicas, obras posthnmas p. Fr. Banzes Candıme. 
Madr. 1722. II. & 
Comedias di A. di Z. Madr. 1744. II. 4. 
5 Comedias de Jose Caä, Madrid. 1744, La 
2) Trogedias de V. 6. de la Huerta, iſt T. xY f. Teatro. 
Teatro Original. Paris 1822. 
& Teatro de R. de la Cruz. Made. 1786. X. 8: 
7) Discurso sobre ins tragedias Espaäolas, c. la V Virginia. 
drid, 1750. 8. Ataulpho ib. 1753. 8. |. Leſſing Theatr. Bil. hg L 
p- 118 sq 
9 ve St. b. Ochoa Teatro Es —5 — 
9) Obras literarias de D. Fr. Mart. —X la Rosa. Paris 1827—#. 
V. 8. Poesias y las dos comedias de Fr. M. de la R. ib. 183. 12. 
Kusel, Schrift. n. d. Span. Urfchr. bearb. v. A. Schäfer. Heidelb. 189. 


10) Obras de Leandro Fern. Mor. Madr. 1830. WI. Paris 
1825. 111. 8. Bon biefem find bie Srauerfpleie bes Nicolo J. =. zu uw 
terfcheiden (Teatro de N. T. M. Madr. 1763. 8.) 


6. 573. 


Eben fo mager wie die Ausbeute diefes Abſchnitts für die 
dramatifche Literatur ber Epanter iA, IR fie im Ganzen auch 
für die Abrigen Dichtungsarten. Beſchaͤftigen wir und jzuerfl 
mit dem Epos, fo führt man bed Pedro be PBeralta 
Gruͤndung Lima’, die Eroberung von Merlco de D. Fran 
cisco Rulz de Leon?) unddes Juan Eccoiquiz (1762 
—1820), des Grafen ve Rorofin Omniade*), des Don Juan 
Melendez Valdes (1754— 1817) Caida de Luzbel’), 
des fleißigen Juriſten Don Belle Joſe Reinofo Inacench 
perdida®) nah Miltons Stoffe, des Ruiz de la Bega Pe 
layo”), ded Don Fernando Corradi mehr lyriſchen Torrijoe, 
und bie auf die Preisaufgabe der Madrider Mcademie von ver 
Belagerung Zamoras dur ben König Sancho 18531 einge 
gangenen drei Epopden des Baron de Biguaral, D. Fer⸗ 
nando Corradi (1832) und Don Joſe Joaquim de 
Virné«.s y Spinola (1833) an, allen ek D. Angel 
de Sanvedra, Hergog von Rivas, deſſen Paso homrose umd 
Florinda no in dem Geſchmacke der modernen Granzöflfchen 


Spanifche Poefle. 153 


Remtantifer waren, verfudte in feinem Moro exposito bie os 
dene romanartige Behandlung des Epifchen in der Manier W. 
Scers in die alten Rationatformen einzukleiden). Ws comi⸗ 
fer Dichter IR nur Joſe de Sylveſtre Marautd von Cuel⸗ 
lar me nenum”). Was das Lehrgedicht anlangt, fo wire 
dieſes befonder6 durch des gelehrten Tomas de Driarte‘") 
aus Orotova auf Teneriffa (1750-94) Lehrgedichte über bie 
Muſik umdb literariſche Fabeln (67), deren Ratvetät der Safonttaine’® 
nit nachſteht, aufrecht gehalten, obwohl auch des Nicolas Fer⸗ 
nandez de Mozatin") (+ 1780) Jagd, des D. Juan Nepo⸗ 
muceno Gonzales de Leon Gandido Marta Triguen 
ro 8)'?) zwölf philoſophiſche Dichtungen in Pentametern (um 1786), 
vs Diego Antonio Rejon de Silva Lehrgedicht von ber 
Malerei'*), die Aeſopiſchen Kabeln des Felix Maria Samas 
niego*?) und die Gpigramme bed D. Francisco Öregorio 
S alas’) gerühmt werden. Was endlich die Lyrik anfangt , fe hatte 
noch verfucht, den alten claſſiſchen Styl felzuhalten, bie Nenne Denna 
Zuana Inez de la Cruz“) zu Berico, veren mit maͤnnli⸗ 
Gem Geiſte abgefaßte Eonette ihr den Ramen der 10ten Ruſe 
verſchafft haben, obgleich ihre allegoriſchen teligköfen RProloge 
(Less), unter denen Ei divino Nareiso (d. gttliche Rarcii === 
der himmilfche Bräutigam, Chriſus) am Hoͤchfien ficht, unbebingt 
beſſer ira, und im Gegenfape u ihr Gugenio ®erarbo 
2060) (1668) den Bongoriemus. Siche, da trat D. Igna⸗ 
cio de Luran) Elaramuni de Suelves y Busren 
(+ 1754) mit ſeiner beruͤhmen Poetik (1737) auf, und warb 
durch dieſe im Geiſte Boileau's geſchriebene Kunfteritit der Stif- 
ter der entichienen franzöffchen Schule und ſuchte durch eigene 
poetiſche Verſuche, größtembeite Belegenheitögevite (4 B. das 
Urtheil des Parts) und: Meine Oden und Eanzonen, die Vor⸗ 
zäge ver Franzgöoſtſchen Correctheit und Elegang vor de damals 
noch angeſchenen Schwulſt der Gongoriſten ins Licht zu ſtellen, 
lonnte es jeboch nicht mit des wadern Vicente Garcia 
de la Huerta”) (1720 - 907) im. altnationalen Style ges 
ſchriebenen Arbeiten aufnehmen, untes denen fi befonbers feine 
Fiſcherecloge ud Romanzen auszeichnen, wiewohl biefer babe 
micht ungerecht gegen: die Borgüge ber Galliciſten wer, ſonſt 


156 Spanifche Poefie. 


wärbe er nicht Voltaire's Zaire für die Spaniſche Bühne bear, 
beitet haben. Andere treffliche claſſiſche Lyriler waren noch Leon 
de Arroyal?!) und Pedro de Montengon?), beide Dia 
dichter, der fhon genannte Juan Melendez Baldes aus 
Ribera, deſſen Anacreontiſche Lieder and lyriſchen Romanım 
unuͤbertrefflich genannt werben koͤnnen, der Graf de Noroñaꝰ), 
Joſe Igleſtas (1753 — 91), Nicaſio Alvarez de 
Cienfuegos (+ 1812), eigentlich aber nur ats Tragiker be 
deutnd”), die eifrigen Legitimiſten D. Iuan Bautifa de 
Arriaza y Superviela?°) (geb. 1770), ein bevemtended ſa⸗ 
tiriſches Talent, und Juan Nicafio Baltego?) (geb. 1777), 
D. Alberto Lifa?) (geb. 1775), der ausgezeichneiſte allı 
febenden Dichter Spaniens, D. Joſe Joaquim de More”) 
aus Cadix (geb. 1790), der ſchon genannte Martinez dt 
la Rofa (wegen feiner Elegle Zaragoza), Manuel Joſe 
Duintana”) aus Madrid (geb. 1772), Pablo de Fr 
rica?!) aus Bittorla (geb. 1781), Serafin E. Calderonꝰ), 
Manuel Marta delMRarmol?), die Doma Marta Ro’ 
fa Balvez”), D. Manuel Breton de los Gerrerod 
(geb. 1800 zu Quel bei Logroño), durch feine Luſtſpiele Auferk 
populär), Joſe Zorilla Moral”), der beliebteſte wat 
den jetzigen Lyrikern 2c. *), von denen allen uns F. J. Wolf in 
feiner Floresta de rimas modernas castellanas (Paris 1837. 
11.) Proben gegeben hat. 


1) Lima fundada. Lima 1732. II. 4. Werfchieben iſt bes K. dt 
Baldez Poemo heroico hispano - latino- pasegyrico de la fundacion 
de Lima, Madr. 1687. 4. 


2) Hernendia, triampho de la je y ‚gloria de las armas eapaũo 
les poema heroico; F ista de Mexico, proezas de H. Cories, 
biagones y grandezas del nuoro mundo. Madr. 1755. 4. 


3) Mejico conquistado pooma her, Madr. 1798. IH. B. 


4) Omniade o la separacion de la menarguia arabe- ospalels- 
Madr 116 1 1816. II. &. per * 


5) d. Ochos Tesoro de los poem. e 441 aq. Poesias liri- 
can. Madr. 1786. 1797.01. m R 1 


6) Inocencia perd. Madr. 1804. 8. u. b. Ochoa p. 449 q. 
7) Don Pelayo, poema hist. Madr. 1839-40. III, 8. 

8) Torrijos 6 las violimas de Maluga. Madr. 1835. 8. 
u) Poenias. Ed. Seg. Madr, 1820 - 21. IE. 8: (Darin EI Paso) 


Spaniſche Poefie. | 157 


Moro expösito 6 Cordöba Bu en el siglo decimo, leyenda en 
doce romances. Paris 18 11. 12. (Darin Florinda) omances 
historicos. ib. 1836. 12. 
46) Ei robo de Proserpina. Madr. 1731..4. 
11) Cell. de obras en verso y prosa. Madr. 1787. VI. 8. Fabu- 
las literarias. ib, 1782. 8. Deutſch v. Bertuch. Epyg. 1788. 12, 
12) Diana. Madrid. 1765. 8. Las naves de Cortez destruidas, 
poema ep. ib. 1785. 8. Obras postumas. Barcel. 1821. 4. 
13) EI poeta filosofo o poesias Alosoficas. Sevilla 1775. 4. 
14) La pintera, poema did, en tres cantos. Segov. 1786. 4. 
15) Fabulas en verso castel. Madr. 1304. III. 8. 
16) Coleccion de los epigramas y otros poesiag criticas, aatiri- 
cas y prosas. Madr. 1877. 12. 
17) Poemas de la umica poetisa americana musa dezima , soror 
J. J. de la Cruz. Madr. 1690. Barcel. 1691—93. Lisb. 1701. II. 4. 
Val, y Madr. 1725. 4. 
18) Obras poeticas. Madr. 1758. II. 4. . 
19) La Poetica ö Reglas de la Poesia en genoral y de sus prin- 
cipeles especies. Zarag. 1737. fol. ©. Geb. im Parn. Esp. T, IL p. 
137. IV. p- 157 29. 
20) Obras poeticas. Madr. 1778-79. I. 8. 
21) Las Odas. Madr. 178% 8. ' 
23) Odas. Madr. 179%. 8. Rodrigo, rom. ep. ib. 1793. 8. Ber. (. 
f. Profaromane (f. Brunet T. III. p. 441.); der befte ift EI Eusebio 
(Madr. 1786. IV. 8.) 
23) Poesias. Madr. 179 —1800. II. 8. 
24) Obras. Madr. 1802. II. 8. Poesias. Barc. 19320, IE. 8. 
. 25) Obras poeticas. Madr. 1816. II. 8. Paris. 1821. 18. 
26) Las primicias 6 colecc. de los primeros frutos pocticos de 
D. 1. 8. Madr. 1797. 8. Poesias lirıcas. Madr. 1829-32. II. 8. Pa- 
ris 1835. 8. Poesias patriöticas. Lond. 1810. Ed. ll. Madr. 1815. 8, 
Emilia poema did, ib. 1803. 8. _ 
27) Oda & Buenos Ayres. Madr. 1807. 8. Elegfa al Dos de 
Mayo, ib. 1803. 8. Dos Elegias ib. 1819. 8. ©. Geb. b. Wolf a. a. 
28) Poesias. Madr. 1822, 8. ib. 1837. II, 8. er 
29) Meditaciones poeticas. Lond. 1826. 8. Leyendas y algunas 
poesias sueltas. Paris 1838. 8. Nino segundo, Trag. Madr. 1815. 8. 
30) Po&sias. Madr. 1802. 8. Po&sias, incl. las patrioticas y las 
Tragedias ib. 1821. II, 8. 
31) Eusayos 1 positicos. Valenc. 1814, Paris 1817.8. Poesias. Bor- 
deaux 1831. 8. Letrillas y fabulas. ib. 1838. 8, 
32) Poesiss del Solitario. Madr. 1833. 8. 
33) Romancero 0 pöguelia cnleoc. de .romanoes, Sev. 1892. IL.&, 
34) Obras poeticas. Madr. 1803..I11. 8. 0. 
35) Poesias suellas. Madr. 1831. 8. Mehrere Satlren 5 3. Contra 
a furer Wlarsäönice, Madr. 1928. - 8 "Contra, los 'homBres en da} 
RSS mu ros. ID. . De Fankay A :d r 
Poesiss. Madr. 1836. 1— VI. 8. ih ER 
fe Dchea dar Veſelſch 1848. nr. 335° o  - 3 


158 Portugieſiſche Poefie. 


8. 574. 


Wenden wir und jetzt nach Portugat hinüber, ſo wälm 
wir zuerſt bemerken, daß die Geſchichte der Poeſie!) dieſes Landes 
durch verſchledene politifhe Einwirkungen ihrer Geſtaltung nach 
auch in mehrere Abſchnüte zerfaͤllt als die Spaniſche. So um 
faßt denn der erſſe von 1324 — 1580 die Glanzepoche derſel⸗ 
ben, wo nicht allein die in Indien gemachten Groberungen bat 
Land mit materlellem Reichthum erfüliten, fondern auch die gro 
fen Genies ſich theils im Eonnenfchein eined prachtliebenden 
Hofes pflegen, theils In der niedern Hütte der Armuth gedeihen 
fonnten. Die claffifhe Schule diefer Zeit beginnt ſehr frühzetg 
befonderd durch Johann's III. Thaͤtigkeit für die Vollsbildung 
hervorgerufen, mit deſſen Günftling, dem oben fon gemamim 
Sa de Miranda aus Coimbra (geb. 1494, geſt. 1558) 
der zwar feine meiſten Hirtengedichte, worin er Meifter ih, In 
Spaniſcher Sprache ſchrieb, aber In feinen poetiſchen Gpikeln 
als würbiger Nachahmer des Horaz und in feinen Liden ad 
äcter Volsdichter erfheint?). Neben ihm flieht der Portuglefiſche 
Horaz Untonio Berreira aus Liffabon (1528-1569) 
defin Oden ganz im Geiſte dieſes großen Mannes find, define 
nette aber mehr an Petrarca erinnern, wie er denn überhaupt 
fm Innern fowohl ald Aeußern fib durdgängia an die Italiaͤnu 
anfhloß, und fogar in: der Form nuch nicht ein einziges Gedich 
im alten Rationalfiyle hinterlaſſen hat’). Sein Freund, Nadal 
mer und Bewundererr Pedro de Andrade Caminha 
(r 1589) bat ihn nur In ver Form und im Styte errett, 
und aud hier nur in feinen Epigrammen, an eigentlidher dich⸗ 
terifcher Begeifterung aber ſteht er ihm welt nah‘). Ein an 
derer Schüler Fereiras iſt Diogo Bernardes (+ 1596) 
defien Eclogen und Epiſteln, die unter dem Titel o Lyma, 
dem Namen eines Fluſſes, an defien Ufer ex feine Hirten wer 
den läßt, zuweilen allerdings an Camoens, von dem ex fid le 
der Mehrere zugeeignet haben fol, erinnern, iſt dutchweg ein 
gemachter Dichter, deſſen mit Conceiti'o durchzogener Siyl viel 
Aehnlichkeit mit dem Marini's Hat’). Auch fein Bruder Ag oRindo 
da Cruz wirb beſonders wegen feinen geißlichen Gedichten, 








Portugießſche Poefie. 159 


Die alle eine ſchr melancholiſche Färbung haben, geſchaͤtzt), ebenſo 
wie Sernand Alvares do Driente aus Boa, ber in feiner 
aus einer Miihung von Profa und Verſen befichenden Lusita- 
nia transformada eine in ber Form eines Hirtengedichts treff⸗ 
Uch eingefleivete Naturſchilderung feines Mutterlandes giebt’). 
Gleichzeitig füllt noch der Ehuflider Gongale de Bandarra 
aus Zraucoze, deſſen Bolfsliever, worin er eine Regene⸗ 
ration feiner Nation verheißt, no Leute gefhäpt werden‘). 
Allein welt überfirablt alle dieſe Geſtirne am Dichterhimmel 
Bortugals der große Luis de Camoens aus Lifjabes, der 
in feiner Lu. C. X. in den Worten „Aquelle cuja Iyra se 
norena; Sera mais asamada que ditosa““ ſelbſt eine Critit 
feines traurigen Schichſals gegeben hat. Geboren 1525: in einer 
alten, aber armen Familie, erwarb er ſich zu. Golmbra große 
Kenntnifie In der Gefhihte und Mythologie, warb aber wegen 
einer Liebſchaft zu Liffabon aus dieſer Stat nad Santarem 
verbannt, wo er anfangs burd Diäten feinen Unterhalt zu ver 
dienen fuchte, dann aber (1546) als Bolontär auf die damals 
gegen die Maroccaner kreuzende Zlotte eintrat. Er verlor hier 
vor Geuta ein Auge, kehrte dann nad) Liſſabon zurüd und ſchiffte 
ſich 1553 nad Goa ein, um da fein Gluͤck zu verſuchen, ab 
lein eine Satire auf die dafige Regterumg, bie ihn gaͤnzlich vers 
nabläffigt Hatte (Disparates na India), bewirkte feine Berban- 
nung nad Macao, wo er fünf Jahre als provedor mör dos 
defantos lebte und in der nad ihm benannten Eamomeögrotte 
fein bewunderungswuͤrdiges Gedicht ſchtieb. Nah Goa zul 
gefchrt, verlor er bei einem Sciffbruche alle feine Habe und 
wurde fogar wegen angeblichen Unterſchleifes eingeiperrt. Ente 
laffen kehrte er nach Liſſabon zurüd, mo er, während die Peſt 
wüthete (1572), feine (os) Lusiadas (d. h. die. Lufitanier) 
publicirte. Allein da die ihm dafür gewährte Penfion von 
15000 Res — (25 Thlr.) niht zu feinem Lebensunterhalte 
außsreichte, erhielt Ihn ein treuer Sclave dur Betten, bis er 
1579 in einem Hoßpitale farb, Sein großes Kyos, worin 
er die Thaten feiner Landsleute in Iupten felert, iſt durdigängle 
Driginal; es IR eine Nachahmung dee Aeneide und ſucht bie 
game alte Geſchichte feiner Nation mit Ihrem Nuhme in Ihren 


160 Poefie in Portugal, 


Bereich zu ziehen, verlößt aber durch feine Verbindung der heid⸗ 
niſchen Wunderwelt mit dem Chriſtenthum gegen den guten Ge 
ſchmack. Das Metrum iR der heroiſche Jambus im gereimten 
Octaven, die 102 Strophen in 10 Gefängen ausmadın. 
Sein Haupttalent beruht darin, daß er durch den Zauber feine 
Poeſie die trodene Geſchichte ſelbſt poetiſch zu machen gewußt 
hat, ohne deshalb allzuſehr von der Wirklichkeit abzuweichen. 
Außerdem hinterließ er noch 301 Sonetts, die allerdings and 
viel Conceiti's enthalten, 16 Cancoens oder Romanzen Im 
Geſchmacke Petrarca's, 12 Oden, 15 treffliche Eclogen, 4 Ser⸗ 
tinen, 21 Elegieen, 3 Lufpiele, eine Menge Redondillas ode 
Endechas und Kleinigkeiten (voltas, motes und motes gloss- 
dos), die eine Art Schularbeiten find, fowfe Octaven an 
Noronha über die Schlechtigkeit der Welt, und die oben genannte 


Satire’). | 
1) Parnaso Lusitano ou Poesias Selectas dos Auctores Porle- 
guezes antigos e modernos ill. c. not. Paris 1826—27.V. 32. 


2) Obras de Fr. de Sa de M. Lishoa. 1595. 1614. 4. 1632. 16. 
1651. 1677. 8. 1784. 11. 8. 


3) Poemas Iuzitanos. Lisb. 1598. 4. 1771. II. 8. 


4) Poezias de P. d’Andrade Cam. mand. publ. por ordem de 
Acad. Real. Lisb. 1791. 8. 

5) Olyma, eglogas, flores de Lima, rimas varias. Lisb. 1761 
70. III. 12. (Varias rimas a0 bon Jesus e à virgem gloriosa sus 
mäi etc. Com outras mais do honesta e proveitosa licam. P. 
Bern. natarel de Ponte de Lima. Lisb. 1770. 8.) 


6) Seine Bed. fiehen in dem III. Bde. d. Olyma feines Bruders u. 
deſſ. Var. Rim. u. Varias poezias de Fr. Ag. da Cr. collegilas p- 
J. Caetano de Mesquita. Lisb. 1771. 12. 


7) Lusitania transformada. Lisb. 1607. 8. 

8) Bimas. Paris 1605. Nantes 1646, B. 

9) S. Sev. de Faria, Disc. var, Polit. Evora 1624. p. 88 133. 
Niceron, Mem. T. XXXVII. p. 244 sq. New Lond. Mag. 1:9. 
Octhr. p. 480 4. Da Potrida 1779. IT. p. 253 sq, Neue Länders und 
Bölkerkde. 1787. I. p. 35 sq. Ant. de Aranja de Azevedo, Mem- en 
Jefeza de Camo&s contra de la Harpe, in d. Mem. de Litt. de Port. 
F. VIL p. 1 29. Gin. Rare. v. Port. Et. Krfft. 1779. pı72 sq; Cruice, 
Ftudes litter. p. 218—233. Ch. Magnin, Not. 8. Luis de vor L. 
Lus., Trad. nouv. rev. p. Dubeux. Paris 1841. 18. Denis, Camoens 
2 * onen Dorn vor L. *7 rad, n. p. a ei en 
ih. 1844. 18. $ ; Bortugal. ib.. b. p 277 sq. Radıtr. zu er 
Bi. T, b: 341 sq. Lardner T': n n. 295 ag. Adakmson, Men. ot the 
Mile and. writings of L. de Cam. Lond. 1820. Il. 8. Obras. Paris 
4758. II. 12. Lisb. 1772. 1703, 1782—83, HI. 8. Paris 1815. V. 
18. Os Lusiadas com priv. real. Lisb, 1572. 4, c, alg. ann, ib. 158. 


Portugiefifche Poeſie. 161 


8. 1597. 8. 1631. 24. com, p. M. de Faria y Souza. Madr. 1639. II. 
töl. ill. c. var. not. p. J. Garcez Ferreira. Napol. y Roma 1731— 
32. 11. 4. Coimbra 100. II. 18. p. J. M. de Souza Botelho. Paris 
1817. 4. 1819. 8. Paris 1823. 32. c. not. p. J. de Fonseca. ib 1846. 8. 
Rythmos divididas em cinco partes, Lisboa. 1595. 1593. 1607. 1614. 
1616. 1621. 4. 1629. 1645. 24. Rimas varias coment. p. M. de Faria 

Souss. Lisb. 1685-89. U. fol. D. Lufiade a. b. Portug. in beutfche 

ttgvereime überf. v. Ih. Hell u. Br. Kuhn. M. erkl. Unm. u. Not. zu 
d. Leb. d. Dit verf. ent. 1807. 8. A. d. Port. überf. v. C. ©. Heiſe. 
Hamb. „1008- Bd. I. 8. D. Lufiaden verb, v. 3. 3. 6. Donner. Gtuttg. 
1833. 


$. 575. 


Neben Camoens iſt nun aber der eigentlich noch der vorigen 
Beriode angehörige Bortugiefiite Ennius Bernaltim Ri⸗ 
beyro aus Torraö (1495 — 1521) zu erwähnen, der nicht 
allein durch feine Hirtengedihte in Nedondillen das Landleben 
in feiner hoͤchſten Poeſie dargefellt!), und zu vielem Nachah⸗ 
mungen, unter denen eigentlih nur fein Rebenbuhler Chriſto⸗ 
vam Halcam?), Gouverneur von Mabdera, ihn erreicht, Gele 
genheit gab, während er doch nur feine Liebe zur Beatrix, der 
Tochter des Königs Emanuel, darin ſchildern wollte, fondern auch 
in feinem aus gleihem Grunde gefchriebenen, aber dunfeln und 
ınbeendigten Proſaroman Menina e Moca (dad unſchuldige 
junge Maͤbdchen) zuerfi den Verſuch machte, die Sprade feiner 
Landsleute zu veredeln. War diefer Roman, in dem, wie in 
ſeinen Eclogen die Hirten, feine Helden jene melancholiſche 
Trauer daracterifirt, die Cervantes an dem über feine Liebe 
brüätenden Don Quirote fo ſchoͤn gezeichnet hat, halb dem Genre 
des Ehäferromans, halb den des Ritterromans angehörtg, fo 
M das Letztere ganz der Fall mit des Francisco Moraes 
aus Braga (ermortet zu Evora 1572) Geſchichte Balmerins, 
die bekanntlich der Pfarrer bei dem in Don Quixote's Biblio⸗ 
thek angeflellten Bücher: Autodafe ebenfo forgfältig wie ben 
Homer bewahrt wiffen wid, was cher feine für die Eittenger 
ſchichte jener Zeit wichtigen Gefpräcde verdienen’), obwohl ver 
dritte von Bernand Alvarez do Driente gefähriebene Theil 
des PBalmerin von England am Beſten den Abſtand von feinen 
Mufern darthut. Beide waren natürlih Erzeugniſſe des das 
mals allgemein herrſchenden Geſchmacks an den Amadisromanen, 


die ja befanntlidy auch ein Portugiefe, Vaoco de Kobeira 
Größe, Handbuch d. Literärgefchichte. III. 11 





162 Poeſie in Portugal. 


ſchon In der vorigen Periode durch feinn Amndis de Ganla 
eingeführt hatte, 


1) Historia de Menina e Moca p B. R. agora de novo estam- 
pada e con summa diligencia emend. assai algüas eglogas suas. 
Ferrara 1554. 8. Evora 1557, Lisb. 1559. Evora 1578. Lisb. 16%. 
1785. 8. 


2%) Die Eeloge in d. Ausg. d. Rib. v. 1554. f. cxxxij 2q., f.CLj sq. 
f. über. Gedichte. 


3) Chronica de Palmerim de Inglaterra. P. I et II. Evora 1567. 
fol. ib. 1592. fol. Chr. de Palm. de Inglaterra, primeira e segunda 
arte, p. Fr. de M., a que se ajuntaö as mais obras do ınesmo an- 


for. Lisb. 1786. III. 4. (Terceira y Quarta parte p. Diego Fernan- 
dez. Lisb. 1587. fol. Quinta e sexta parte. ib. 1602 fol, f. mein Se⸗ 
genfreife. p. 425 sq.) Dialogen, con hun desengano de amor sohre 
certos amores que feve em Franga com huma dama franceza de 
Rainha, D. Leonor, Evora 1624. 8. 


r 


$. 576. 


Wie bei den Griechen die mit Geſang und Tanz begleite 
ten Dionyfien die Enifiehung des Dramas herbeigeführt hatten, 
fo verdanken auch die Portugiefen den von ihnen begterig beis 
behaltenen, mit Bantomimen begleititen Waffen» und Kriegstaͤnzen 
ihrer früheren Zwingherren, der Mauren, den fogenannten mou- 
rarias, bie erfte Anregung und ihr Wohlgefalen an Bühnen 
ftüden. Der eigentlibe Begründer der dramatiſchen Kunſt kei 
ihnen iR aber Bil Vicente (geb. vor 1490, geft. vor 1562), 
den man mit Unrecht, denn er hat fih nad ſich ſelbſt gebildet, 
den Bortugiefifchen Terenz oder Plautus genannt bat). Er ver⸗ 
ließ die juriſtiſde Laufbahn, zu der er beſtimmt war, frühzeitig, 
und publicirte 1503 feine erfien Stüde, in benen er felbft ale 
Schauſpieler auftrat, vole denn aud feine Tochter Paula von 
ihm zu einer fehr berühmten Actrice gebildet ward; ebenfalls eine 
Neuerung, denn früher hatten nur Männer die Autos darſtellen 
dürfen. Da fein erſtes, zur Scler der Geburt bed nadıherigen 
Königs Johann EIL. gefchriebenes Stüd in. Spaniſcher Eprade 
(1504) erfhien, und Lope de Vega ſowie Eervantes ſich offen⸗ 
dar nach ihm bildeten, wie man denn alle feine Mängel aut 
bet ihnen amttifft, fo fann man ihn mit Necht zugleich auch für 
den Schöpfer des Spanifhen Theaters anfehen. Seine (16) 
Autos, zur Beier des Weihnachtsfeſtes beftimmt, laffen auf, um 


% 


Poeſie in Portugal. 163 


ber Mode zu huldigen, Hirten auftreten, allein die neben ihnen 
erikeinenden Engel und Teufel, bie heilige Jungfrau und allegorifche 
Verſonen machen mit den ihnen in den Mund gelegten myſti⸗ 
ften Trivialitäten auf uns einen widrigen Eindruck. Nichts 
ol8 Lialogifirte Novellen find feine Comoͤdien; feine Tragicomoö⸗ 
bien Reben den heroiſchen Bomödien feiner Spaniſchen Nachahmer 
weit nad, allein feine Farcen, die unferen Luſtſpielen gleichen, 
enthalten viel natürlide Comik und gut gezeichnete‘ Ehnractere, 
wenn ihnen aud, wie fat allen fpäteren Portugieſiſchen Stüden, 
verwidelte Intrigue ganz abgeht, wogegen bekanntlich die Spanier 
des Guten bierin zu viel thatn!), Während aber Gil Vincente 
mit feinen Rahahmungen, da er fih den religiöfen Ideen und- 
dem abentenerlihen Character feiner Nation anzufhmiegen wußte, 
recht populär wurde, Eonnte Sa de Miranda mit feinem im 
claſſiſchen Style der Alten und der Itallaͤner (Arioſt und 
Mackiavel) gefchriebenen Luffpielen (Os Estrangeiros und 
Os Villalpandos), in deren letztem er die verhaßten Spaniſchen 
Eofdaten nah dem Muſter des miles gloriosus laächerlich macht, 
doch feinen entihiedenen Erfolg für feine claffifhe Schule er- 
ringen?). Dieß gelang aber auch feinem Berehrer, Ferreira?) 
eben fo wenig, obwohl cr in feinem Eiferfüchtigen (Cioso), dem 
eiſten Characterluſtſpiele des modernen Europas, einen faulen 
St feiner Ration berührte und in der Entwidelung ber Folgen 
Diefes Lafters viel Phantafle zeigte. Allein zum Verſtaͤndniß des 
Erüds war fhon zu viel Bildung nöthig, und dieſe hatte das 
Bolt nicht, bedurfte fie auch zu feinen lieben Fargas nicht, deren 
grobe Spaͤße es ohne Mühe begriff. Daher blieb diefes und 
feine anderen Stüde auf die Darfielungen bei Hofe, auf ben 
liniverfitäten und Schulen befhränft, und konnte nicht ine 
Volk eindringen, was noch weit weniger mit feinem Trauer: 
fpiele Ines de Caſtro der Fall war, der zweiten regelmäßigen 
Tragödie der neueren Zeit (die erſte wur Triffino’8 Sophonisbe), 
worin fih der Geiſt des mittelalterliden Chriſtenthums geſchickt 
mit der griebifchen Würbe gepaart zeigt, aber leider ber leben⸗ 
digen Handlung und aller Theatereffecte ermangelt, wozu noch 
mehr feine Anwendung der Chöre beiträgt. Auch Camoens) 
gab eine nit mißlungene Bearbeitung des Amphitruo und 
11 


164 Poeſie in Portugal. 


wußte in feinem Filodemo bie fonderbare Excentricitaͤt ber 
Abenteurer feiner Zeit treffend zu malen, allein die in feinem 
Seleucus auftretenden Griechen find aute Portugieſen, wie fie damals 
lebten. Endlich war zu feiner Zelt aub Jeorge Berreira de 
Basconcellos (+ 1585) beliebt, allein feine 3 Luſiſpiele (Ufro- 
sina, Ulissyppo und Autografia) find wegen ihrer pedantiſchen 
Gelehrtihuerei und ihres widerwaͤrtigen Moralifirens jeht nicht mehr 
lesbar, und fonnten auch Damals ſchon nicht die Autos und Fargas‘), 
die Portuglefifhe comedia dell’ arte, verdrängen, neben beuen 
Ah durch Simon Madhado’) jme an Unwahrſcheinlivleit 
Die Autos noch weit übertreffenden Zauberfpiele (comedias ma- 
gieas) einbürgerten, die bis ind 18te Jahrhundert belicht blie 
ben, während jene durch die lateiniſchen Tragicomödien, welde 
die Jeſuiten in ihren Gollegien aufführten, und womit fie den 
großen Haufen nod mehr verbummten, immer weiter in den 
Hintergrund gedrängt wurben. 


1) ©. Barreto Fejo e J. G. Monteire, Ensayo sobre = vida Y 
escrite de 6. V., vor f. Obras a. a. ©. T. I. p, I—-XXXIV. Bel 
mann b. Prug Lit. hiſt. Taf. 1843. p. 210sq. — Compilagas de 10das 
sus obras, a qualsereparteem cinco libros. Lisb. 1562. fol. 1586. 4. 
Obres, corr. e emend. Hamb. 1834. I. 8. 


2) Comedias de Fr. de Sa’ e Miranda. Coimbra 156980. 6. 
3) Comedias. Lisb. 1622. 4. ©. Ines de Castro in ſ. PoemasLs- 
sit. Lisb, 1771. T. I. 


4) Comedia dos Enfatrioes y comedia deFilodemo. Lisb. 1615.1. 
u. In |, Obras. 


5) Comedia Ufrosina. Coimbra 15€0. Lisb. 1616 1786. 8. Come- 
dia Ulysipo, ib. 1619. 1787. 8. Comedia Autografia. ib. 1619. 1787. & 


6) &. Samml. dav. fpät. in d. Teatro comico ez. Lisb. 174 
—61. IV. 8. Portugs 


a portuguezas, p. Simaö Fr. Bonav.Machado, Lisb. 
$. 577. 


Der zweite Abſchnitt der Geſchichte der Portugieſiſchen 
Poeſie in dieſer Periode umfaßt den Zeitraum von 1580 — 
1683, und obgleich ebemderfelbe auch der der nationalen Erw 
niebrigung iR, fo bat doch der Einfluß bed Camoens das Ueber 
gewicht behalten; denn der einmal von biefem gegebene Impuls 
riß eine nicht geringe Anzahl bedeutender Männer zu feine 


Poeſie in Portugal. 165_ 


Nachahmung dahin, ohne daß biefe jedoch bloße ſclaviſche Schü, 
ler defielben gewefen wären. Ueberwiegend an Talent waren 
jedoch nur die Epiler und Bufolifer. Erſtere leiden freilich 
noch am Mangel der Einheit und eigentliden Kunfform, ja Re 
übertreiben das an ſich fhon Wunderbare allzugern, allein das 
für find ihre Darfiellungen und Charactergemälde meifterhaft, 
und aud die Schilderung der tieferen Gefühle des menſchlichen 
Herzens IR ihnen mei fehr gelungen; beſonders aber in der Be 
fhreibung aller zur Nautik gehörigen Dinge haben fie fi als 
Söhne der damaligen Beherrfcherin des Meeres gezeigt. Au 
ihrer Spipe ſteht Jeronymo Eortereal, der, nachdem er 
Judien und Africa bereil, in ber ungluͤcklichen Schlacht bei 
Alcazar Kebir gefangen, erſt fpät feine Freiheit erlangte und 
eine ſchon von Camoens berührte Epiſode von dem Unglüde 
des Manuel de Souza Gepulveda und feiner Gattin Leonora 
de Ga, fowie die Belagerung von Diu zu Gegenfländen von 
Cyopden madte!). Diefelbe Leonora und die Schlacht bei Al⸗ 
cazar Kebir ſelbſt beſang fein Freund Luiz Pereira Brandams 
aus Porto, der aber an derfelben Ungleihförmigfeit wie dieſer, 
leidet, dabei ihm einzelne wunderſchoͤne Stellen von matten Längen 
paralyſirt werden). Antike Energie und Würbe vereinigen 
Mauzinho Quebedo von Setubal In feinem Alphons dem 
Urkaner’) und Babriel Bereira de Caſtro (1572 — 
1632) in feiner Ulyssen, worin er die fabelhafte Gründung 
Aſſabens Durch Ulyſſes feiert‘), was fpäter auch Joao Gos 
mes De Pego md Souza de Macedo?) thatn. Mile 
feine Vorgänger übertrifft aber Srancieco Sa e Menezes 
aus Borto (+ 1644), der in feiner Eroberung von Malacca, 
worin er den großen Albuquerque ebenfo befiegt wie Camoens 
in feiner Lufiade den Basco de Gama, was bie Anlage ans 
langt, Lehterem fehr nahe kommt‘), Rur an edlem Patriotids 
mus kann der tapfere Brad Mascarenhae (1596— 1699) 
wit ihm verglichen werben, der bie Freiheitsliebe feines großen 
Landomannes Viriathus in einem großen Heldengebicht feierte”), 
Endlich find noch Miguel de Sylveira aus Celorico 
(+ 1686), der allerdings einen fremden Stoff, den Judas Mac: 
cabäus wählte®), und Francisco Botelbo de Moraes e 


166 Doefie in Portugal. 


Basconcellos, der die Gründung des Reiches Portugal be 
fang’), als Epifer zu nennen, 

. 1) Naufragio e lastimoso smecesso da perdicam de Man. de 
Sousa et de 8. el Dona Liador de Ba sva ınolher et filhos, 
vindo da India para este reyno na nao chamada o galiaö grande 
8. Joas que se perdeo no cabo de Boa Esperanga, na terra do 
Natal: e a peregrinagao que tineraö rodeando terras de Cafres 
mais de 300 legoas t& sua morte: comp. en verso heroico et octaua 
rima. Lisb. 1594. 4. 1783. 8. Successo do segundo Cerco de Diu, 0 
ao. d. M. D. XLVI. ib. 1574. 8. In fpaniiher Sprache didhtete er: 
Felicisima vitoria concedida del cielo al seäor D. Juan de Austria 


en el golfo de Lepanto de la poderosa Armada Othoınana en 1572. 
ib. 1578. 4. 


2) Elegiada o Jornada da Africa. Lisb. 1588. 8. 1785. 8. 1785. 8. 
3) Alfonso Africano, poerha. Lisb. 1611. 8. 
4) Ulyssea ou Lisboa- edificada. Lisb. 1636. 4. 


5) Ulissipo, poema. Lisb. 1640. 8. 

6) Maluca conquistada, poema. Lisb. 1634. 16. 

7) Viriato tragico, em poema heroico. Coimbra 16%. 4. 

8) EI Machabeo. Napol. 1638. 4. ° 

9) EI Alfonso. Paris 1712. 12. El Nuovo Mundo. Barecel, 1701. 4. 


$. 578. 


Obgleich die Thaten des Broßconnetable von Portugal 
Nuno Alvarez Pereira den Francisco Rodriguez Lobo‘) 
aus Lelria (ertrant nah 1617 im Tafo) zu einem Heldenge 
dichte begelftert hatten, fo würde doch dieſes proſaiſche Madwerl 
feinen Namen nicht auf uns fortgepflanzt haben, hätten nicht 
feine Hirtengedichte dieſes fo ſchon beliebte Genre noch mehr In 
die Mode gebragt. Er hinterließ drei Schäferromane, ben 
Primavera, Pastor peregrino und Desenganado, die ihm je 
doch nur als Unterlage für feine Hirtenliever und Ganyonen, 
von denen einzelne die Anwendung der Affonanzen auch in Portu⸗ 
gal nachwelfen, dienten, und einige didaclkiſche Eclogn, worin errein 
philoſophiſch⸗ moraliſche Reflerionen vorträgt, da er nun einmal 
wie feine Vorgänger fi in den Kopf gefegt hatte, das einfür 
mige wmatte Hirtenleben eigne ſich am Bellen, das elgentlide 
Treiben der großen Welt darzuſtellen. Zu feiner Schule ge 
hören Antonio Ribeira Chiado?) und Manuel de 
Veija (geb. 1599), der feiner Geliebten zu Gefallen, die ale 
eine zweite Heloife in ein Kloſter gegangen war, bie Moͤnchs⸗ 


Poeſie in Portugal. 107 


kutte wählte und in biefer feine berühmten Oden fihrieb?), ſo⸗ 
wie Pedro de Padilla, der ſich aber faſt nur der Spa 
nifhen Sprade zu feinen Dichtungen bediente*). 


1) Obras politicas e pastoriz. Lisb. 1723, fol. 1774. IV. 8.0 Conde- 
stabre de-Portugal Don Nuno Alvarez Pereyra. Lisb. 1610. 1627. 
8. 1785. 8. Romances, Coimbra 159%. 1. 16. Lisb. 1654. 8. Prima- 
vera. ib. 1619. O Pastor peregrino. ib. 1608. O desenganado. ib, 
1614 4. Für die Proja find von höchſter Wichtigkit feine philofophifchen 
Unterhaltungen eines Weltmannes: Corte na aldea oNoites de inverno. 
Lisb. 1619. 4. 1750. 8. 


2) Bucolica de dez eglogas pastoris. Lisb. 1586. 8. Collecgaö 
dos obras eın verso de Aut. R. Ch. ord. p. Bente Jose de Sousa 
Fariuha. Lisb. 1783. 8. 


3) Laura de Anfriso, poesias. Evora 1627. 4. 


4) Thesoro de varias poesias, Madr. 1580. 4. 1585. 8. Eglogas 
pastoriles y juntamente con ellas algunos sonetos. Sevilla 1582. 4. 
Romancero en el qual se contienen algunos successos que en la 
jornada de Flandres los Espaäoles hizieron, con otras historias y 
poesias differentes, Madr. 1533. 8. €. Ecloga im Parn, Esp. T. IV. p.2308q. 


$. 579. 


Reben den angeführten Dichtern find noch einige Lyriker 
zu nennen, fo zuerft der Bielfchreiber Manuel be Faria e 
Souza (1590—1649)'), deffen Sonette und Eclogen lange 
zam Muſter für eine große Anzahl von jüngeren Dichtern dienten, 
obgleich er fih in feiner Abhandlung Über das Hirtengebicht 
nur als langweiligen Schematifer zeigt, und ber P. Francisco 
de Macedo (1586 — 1687), der angeblih mehrere Taus 
fende von Gedichten hinterlafien haben fol). Dann folgen bie 
Gongoriften, die jedoch im Ganzen der Spanifchen gleichnamigen 
Säule vorzuziehen find, Antonio Barbofa Bacellar 
(1610— 63) mit feinen Saudades, Licheöflagen aus ber Ein⸗ 
famteit, an der Spige?), Simaõ Toregao Coelho‘), Duarte 
Ribeira de Macedos), Fernan Eorren de la &erba°), 
Jeronymo Bahia, defien Polyphemiſche Elegieen fehr zahle 
reih find”), und mehrere Anbere®), zu denen man nod Das 
Seitenſtũck der obengenannten Nonne aus Merico Ines de la 
Eruz, die Donna Violante do Ceo (geb. 1601) redinen 
fann, deren muftifchen Lieder eben nur aus bem Herien einer 
hinter vier enge Wände eingefpereten hyſteriſchen Jungfrau kom⸗ 
men konnten’). . Andere myRifche Gedichte verfaßten der Jeſuit 


168 Poeſie in Portugal. 


Simas Eamoens!), Mendes de Barbuda e Bascons 
cello8!), die Benebictinernonne Marla de Mesquita 
Pimentel (+ 1661)%), Luiz de Tovar!’) und Manoel 
Thomas (1585 —1665)'*), wogegen die geiftlichen Lieber dee 
Andre Nunez de Silva zu den beften Erzeugniſſen dieſer 
Periode zu rechnen find!) Mehr Miscelandichter waren Bon: 
zale Eoutinho'%, Manoel Galhegos (1597 —1669), 
Verfaſſer des beften comiſchen Heldengedichts ber Portugleien, 
der Gigantomachie“), D. Lucas de Portugal"), D. Ma: 
noel de Portugal!) (+ 1606), der aber fu Alles In 
Spanifher Sprache ſchrieb Somes de Dilyveira”) und 
Gusman Soares (+ 1675)?'). Einige Epopden von gering. 
erem Werthe verfaßten nody der durch feine Romane bekannte 
Buchhändler Laurengo Craesbeeck (+ 1670)%, H. A. 
Gomes“) und Manuel Moreira Pita?). Als burleslen 
Dichter nennt man Jacinto Freire de Andrade (1597 — 
1657), deſſen Fabel von Bolyphem und der Galatea die Bongoriften 
und ihre Polyphemen perfiflirt?°), als Didactifer aber it von Be 
deutung, befonders in Ayfififcher Hinfiht, Don Francisco 
de Moura Roliim”), und als befreibender Dichter Eloi 
de Soto Mayor?) Was mdlih das Theater anlangt, fo 
ſank dieſes in dieſer Periode gänzlich, fo dag Spaniſche Schau⸗ 
ſpieler in Liſſabon Spaniſche Stücke darſtellten, und nur We 
nige mehr für ſich als für die Bühne ſchrieben. So hinterließ 
ber blinde Balthafar Diaz”) aus Madrid mehrere Autos, 
und der ältere Graf Luiz Ericeyra (1632—90) band» 
ſchriſtlich einige Luflfpiele, denn die Trauerfpiele des Manoel 
Galhegos, unter denen feine Marla Stuart das beſte if, fön- 

nen ald in Epaniſcher Sprade gefchrieben, bier nit In Be 
tracht kommen. 


1) In ſ. Fuente de Aganippe. T. I. u. IV. 
2) f. Niceron Mem. T. XXXI. p. 317 sq: - 
3) Obras poetices, Lisb. 1716. 8. 

4) in b. Fenix renacida T. 1]. 

5) Obras. Lisb. 1743. 1767. II. 4. 

6) in d. Fenix renac. a. a. O. 

7) in b. Fenix renac. a. a. D. 


8) Geſ. f. fie in d, Fenix renacida ou obras poeticas dos melho- 


Poeſie in Portugal. 169 


res engenhos poriuguezes, pub}. p. M. Pereira da Silva. Lisb, 1717 
—46, . 8. 


9) Parnaso Iuzitano Je divines e hamanos versos composto pela 
madre Violante de Céo. Lisb. 1733. II 8. Rimas varias de la madre 
soror Violante dei Cielo. Rouen 1646. 8. 


10) im Fenix renac. a. a. OD. 

11) im Fe. ren. T. II. p. 3 sq. 

12) Ir Gedicht von der Kindheit Epeifti iſt noch ungebruct 
13) El Santo Antonio. Lisb. 1616. 8. 

14) Insulana, poema. Amberes 1635. 4. 

13) Poesias varias, Lisb. 1671. 8. 

16) in db. Fenix renac. a. a. D, 


17) La gigantomachia ma, Lisb. 1628. 4. Obras varias al 
338 de buen Retiro. "Bıbar. 1637. 8. Templo de memoria. Lisb. 
1630. 4. 


18) Psaumes, en latin et franc. Paris 1619. 16. 
49) Obras. Lisb, 1607 8. 


20) Idylios maritimos, Lisb, 1617. 8. Poeme historico as acco&s 
del rei D. Joas I.; Sonetos heroicos al rei D. Joaö IIII. ib. 1641. 8. 


21) Luzitanie restaurada, poeme her. Lisb, 1641. 4. Rimas va- 
rias en alabanca del Principe. Porto 1630. 8. 


22) Sylvia de Lisardo, recopilada. Lisb. 1668. 4. 1784. 8. 
23) Academiss morales de las Musas, Bordeaux 1642. 4. 


24) Poema africano, sucessos de D. Fern.Mascarefas, general 
de Cepta, en el decurso de seys aüos que lo fue de Traujar. Ca- 
diz. 1633. 4. Spaniſch. 


„25) Verias poesias de Paulo Gongalves de Audrade. Lisb. 1629. 
Coimbr. 1658. 8. geben ihm nichts an, unferes Freire Andr. Ged. flehen im 
Fenix renac. T. III. 

25) Dos novissimos. Lisb. 1623. 4. 
7) ©. Ged. in db. Fen. renac. 


28) Auto del Rey Salamad. Evora 1612. 4. Lisb. 1613. 4. Auto 
da Paixaö de Christo metrificada. Lisb. 1613. 1617. 1633. 4. Auto 
de 8. Aleixo. ib. 1613. 1625. Evora. 1616. Lisb. 1838. 4 Auto de 
S. Catherina V. e M. ib. 1616. Lisb. 1625. 1633. 1659. Anto da 
Feira da Ladra. ib. 1619. 4. Conselho para bem cazar. ib. 1633. 
4. Auto da Malicia das Muilheres. ib. 1640. 4. Historia da Empera- 
triz Porcina mulher do Emperador Lodonio de Roma. ib. 1660. 4. 
Auto do Nacimento de Christo. ib. 1625. 1665. 4. Tragedia do Mar- 
quez de Mantua, ib, 1664. 4. 


$. 580, 


Ws nun das Haus Bragana die Spaniſche Ufurpation 
verdrängt hatte, beginnt zwar auch für die Poeſie eine neue 


170 Poeſie in Portugal, 


Aera (mit 1683), allein die eigentliche Vertreibung bes Spa 
niſchen Geſchmacks und der Prädomination des Gongorismus 
hebt erft mit dem Anfange des 18ten Jahrhunderts an, wo der 
Graf Francisco Kaver de Menefes d’Ericeyra (ge. 
1673, ge. 1743), der intime Freund Boileau's, deſſen Poctil 
er überfegt Hatte, mit allen Kräften darauf binarbeitete, die Poefie 
feines Baterlandes nad den PBrincipien deſſelben unszugefalten, 
was Ihm indeſſen eigentlih nur in der Form gelang, dem 
durch inneres Genie den Mangel eines Camoens zu fuppliren, 
war er durchaus nicht befähigt genug. Dieß zeigt fi Far an 
feinem großen Epos, ber Henriqueida, worin er die durch Hein 
ri von Burgund, den Eidam Alphons VI. von Caftilien, be 
werfftefigte Eroberung Portugald aus der Gewalt der Mauren 
feiern wollte, aber duch ſchoͤne Berfe und einzelne gelungen 
Stellen die Nadtheit und Kälte des Ganzen nit verfledm 
konnte‘). Beffer gelang diefes dem 1735 verſtorbenen Schah⸗ 
controlene Joſe de Couto Piffana?). Andere gleichzeitige 
Dichter find noch der Gefchichtfchreiter Antonio Lopes Ear 
bral, der berühmte Mufifer Marquis Lesbio (J 1709), 
Joad Jorge de Carvalhod), der ein recht gelungenes he 
roiſch⸗ komiſches Gedicht, Gaticanca, der Hunde» und Katzen⸗ 
krieg betitelt, hinterlleß, Sofe da Eofta, der In feinen Pochen 
den Gongorismus wieder zu Ehren bringen wollte, aber ſich blob 
lächerlich madtet), Carlos d'Oliveira, Miguel Maurizio 
Ramalho?) und der Maler Vieira, der feine Lebengsgeſchichte 
in einem Iyrifchen Epos gefungen hat: Auch ein “Dramatifer 
wird genannt, Antonio de Lima Barros Bereira, ob 
gleih er nur Prologe fhrieb‘), Gleihwohl waren alle biee 
Verſuche nichts Anderes, als das ſchwache Auffladern einer bem 
Auslöfhen nahen Rampe, bis unter Bombal, jenem flugen Staate: 
manne, der Nefibetifer Lutz Antonio Berney durch feine 
Anwelfung zum Stubiren diefer Apathie ein Ende machte und 
die Dichter Diniz da Eruz, Manuel Nicolas, ERevan 
Negrao und Theotimo Gomes de Carvalho ſich nad 
dem Mufler der Italläner zu einer Geſellſchaft der Arcadier ner 
einigten, wo wie bei dieſer Jeder einen Schäfenamen erhielt 
und Alle anf die Veredlung und Berfeinerung bes Geſchmads 


Poeſie in Portugal. 171 


durch eigene Leiflungen hinguarbeiten hatten. Allein Innere Zwi⸗ 
Rigfelten führten bald bie Auftöfung diefer Verbindung, die glüdlicher 
Weife durd die Königliche Academie der Wiſſenſchaften (1778) erfegt 
ward, herbei. So hat denn dieſe Zeit einige ausgezeichnete Köpfe her 
vorgebracht, wie den unelgentlih fo genannten Portugieſiſchen 
Pinder Antonio Diniz da Eruz e Stiva, der zwar in 
frinen ypatriotifch » begeiflerten Oden alle großen. Männer feiner 
Ration verewigt hat, aber als Satirifer doc weit, höher flebt, 
denn fein zufolge eines in der Kirche zu Elvas zwiſchen dem 
Bifhof und Dechanten bei Gelegenheit der Lieberreihung bes 
Weihwedels entflandenen Streits gefertigtes lomiſches Heldengedicht, 
Hyssope, würde ſchon durch feine Einleitung vom Lande ver 
Hirngefpinfte, einem treuen Bilde des Zufanded der damaligen 
höheren Geſellſchaft, ihn unfterblih machen). Sein Rebenbupler 
Bedro Antonio Barsao Correöy Salema (1735— 
75) verdient den Beinamen des zweiten Horaz nur durch feine 
treue Nachahmung deſſelben, aber keineswegs durch fein Talent?), 
und ebenfo hat Domingo dos Reis Quita (1723—70) 
als Idyllendichter zwar manche der Klippen, an denen die alten 
Glaffifer anſtießen, geſchickt umſchifft, allein dafür au durch 
feine frangöfifhe Leichtigkeit ihr angeborenes Talent nicht erſetzen 
Ionen’). Als correcte Dichter koͤnnen aus dieſer Zeit noch Fran⸗ 
tises Diaz Gomes'), Magdalena ba Gloria), 
Antonio Terreira'?) und Manoel Botelbo de Dlts- 
veira”) genannt werden. Was das Thenter anlangt, fo 
wurde zwar ſchon aus Patriotiomus die Spaniſche Truppe aus 
Liſſabon ‚verbrängt, und von Johann V. eine Stalläntfche Oper 
an ihre Stelle gefegt, allein diefe hatte leider die Entfiehung ei⸗ 
nes Afterfingfpteld ohne Recitativ zur Folge, das, dem franzöfifchen 
Vandeville ähneln, feine Erfolge feinen ſchlechten Witzen, dem äußeren 
Pomspe und den Decorationen verdankte. Sein Erfinder war ein ger 
meiner Jude, Antonio Zofe?), defien rohe Stüde gleichwohl durch 
eine gewiſſe natürlihe Comik dem Nationalharasier anſprachen, 
und vieleicht eine Art Bortugiekihes Volkotheater hätten herſtellen 
föonnen, wenn nicht Ihr Schöpfer feiner Religion wegen 1745 
verbrannt worden wäre. Sein beſtes Etuͤck iR der Esopo, 
der ganz die Rolle des Arlechino fpielt und Lächerlicher Weife 


172 Poeſie in Portugal, 


feine Epäße mitten unter dem Spectafel der Perſerkriege her 
fügt; jedoch find auch fein Don Quixote und Medea's Zaubereien 
nit zu verachten. Unter feinen Nachahmern if S. Syiverlo 
da Sylvelra e Sylva, deflen Ines be Caſtro z. B., ein 
Tragitomöbie, am Beſten mit den Trauerfplelm, wie fie die 
Reyertoire unferer Marionettentheater mit obligatem Harlefin bie 
ten, verglichen werden mag. Ein Beweis für den ſchlechten Ge⸗ 
ſchmack der Nation fl, daß weder Garçaö, deſſen Luſtſpielen 
man wahre Comik gar nicht abſprechen kann, was ſich vorzuz⸗ 
lich aus feinem Neuen Theater, worin er den damaligen Stand 
deſſelben in Portugal und natürlich Joſe's Opern durchhechelt, 
ergiebt!5), nob Diniz'), noch Manoel de Souza, weldt 
den Tartuffe (1769) und einige andere Stüde Moliere's nad 
Bortugal verpflangen wollte, noch der fruchtbare Manuel de 
Figueiredo“) ein dauerndes Läheln dem Publicum abge 
winnen konnten. In Beug auf das Traueiſpiel, für welted 

man in biefem Lande niemals viel Einn hatte, machten Br 
degade und Quita*) den Verſuc, mit einander einige Stüde 
in der Manier der alten Brangöfifhen Claſſiker zu liefen, 
allein fie hatten feinen Erfolg, und erſt der Gräfin de Bir 
metro") in demfelben Geſchmacke gefchriebene Osmia erhielt 
durch ihre Rrönung von Seiten der Akademie (1788) wel 
ſtens den Beifall der vornehmeren Befelfhaft, und Joa o Bautife 
Gomes) hat durch feine Nova Castro, in ber er übrigens ald 
Nachahmer Berreira’s erſcheint, dh unter den Dramatifern de? 
mobernen Portugals eine der erfien Stellen errungen, welde ber 
fruchtbare, aber Iangweillge Pimenta de Aguiar?!), der br 
fonders Stoffe aus der Nationalgeſchichte wählte, niemals er⸗ 
reihen konnte. Ueberhaupt bat auch die neuefte Zeit nicte 
Yusgezeichneted in dem Bade des Dramas geliefert, und mut 
bie feit dem Anfange des 18ten Jahrhunderts fehr in Aufnahme 
gefommenen Zwifchenfpiele haben durch die komiſche Hatvrlät, 
mit der fie den Bollscharacter ſchildern, fi eine dauernde Stelle 
auf ber Bühne gefiher. Um nun aber zur allgemeinen Stir 
zirung der Poeſie der PBortugiefen im 19ten Sahrhundert zurüd: 
zufehren, müffen wir als den Slangpunft derfelben Fran cisco 
Manovel de Rascimento?) aus Liffabon (1734— 1819) 


Poeſie in Portugal. j 173 


bezeichnen, der zwar mehrere Franzoͤſiſche Dichter, wie Lafontaine 
(Kabeln), Ehateaubriand (Martyrs) ıc. in feine Mutterfprache über 
trug, aber fi doch weder durch feine geheime Bewunderung ges 
gen fie, noch durch feinm langen unfreiwilligen (ſ. 1778) 
Aufenthalt in ihrem Baterlande verleiten lieb, feine Nationalität 
aufzugeben, und in feinen ganz im Geifle des Horaz gedichteten 
Open, Satirn und Eyifleln freilih fo voll blinder Verehrung 
des Antifen if, daß er fogar den nationalen Reim verbannen 
wollte. Seine Sönner, Antonio de Araujo de Azevedo, 
Graf von Barca (+ 1816) und de Brito (+ 1826) haben 
wenig Selbſtſtaͤndiges geliefert, wogegen Domingo Marimiano 
Torres (+ 1809) als Hirtendichter ziemlich glüdliid war?) 
md Antonio Ribeiro dos Santos”) mit Recht als eis 
ner der Neformatoren der modernen Poefie genannt wird, wie 
denn auch feine Ueberfegung des Homer ihrer reinen Sprache 
wegen nur mit des Azevedo Souza da Camara's lichen 
tragung mehrerer Stüde Boltalre'6 verglichen werden fann. Als bes 
roifche Epiler werden noch Luiz Raphael Soye?), Joſe Ana⸗ 
Rafio da Eofa e Sa”), Alvares do Driente“), 
Trancisco de Pina Mello”) und Erancisco Joſe 
de Santa Rita Duras”), al fomifher Manoel Silva 
Alvarenge”), als beſchreibender im Geſchmacke Delille's J. 
M. da Coſta Silva’) und als Satiriker Miguel do 


Eouto’Buerreiro”) aus dem Schluſſe des 18ten Jahr⸗ | 


bundertö genannt. Leider ward jedoch ihr Zeitgenofie Baus 
lino Cabral de Basconcellos”), Abt von Jazenie, deffen 
treffliche Sonette die Eyicuräifhe Lebensweisheit mit Horazifcher 
Eleganı pretigen, weniger populär als der füßlibe Manoel 
Marta Barbofa da Bogage (1768—1803), weil dieſer 
in feinen leidenſchaftlichen Sonetten die Gefühle und Phafen ei⸗ 
ned vielbewegten Lebens und glühenden Herzens auf eine Weiſe 
zu ſchildem wußte, wie fie eben jedem feiner Landsleute natürs 
ih war, und fo hat er auch nicht weniger in feinen Kifcher- 
idyllen reuffirt, obgleich feine in Indien auftretenden Berfonen 
alluſehr den Portugieſiſchen Character verrathen, und er in ſei⸗ 
nen nüchternen Oden leider zugleih den Grund zu dem Eima- . 
nismo, dem modernen Gongorismus, legte”). Uebrigens hat 





174 Poeſie in Portugal. 


er ſich font noch far in jeder Dichtungsart verfucht, wie auch 
fein Nebenbuhler Joſe Agofinho de Macedo”), dem ie 
doch das Epos (der Orient, eine Nachahmung der Lufiade, ob⸗ 
gleih er In der Vorrede Camoens für einen Schüter der Ita⸗ 
Häner und Spanler erflärt) weit weniger als das Lehrgedickt 
(008 Nakdenfen und Ravton) gelang. Sonſt rühmt man noch 
die Heltengebichte ded Francisco de Paula Medina de 
Vas concellos *) aus Madeira (Zargucida, nad dem Na 
men eine® berühmten Seefahrer8), des Antonto Zofe Oſo— 
rio da Pina Leitäo“) Affonsiada oder Gründung der Por⸗ 
tugiefiſchen Monarchte, des Roque Carvalho Moreira”) 
Apologie des Haufed Braganıa und des Thomaz Antonio 
dos Santos e Silva Eroberung von Brafilien?), Als 
Meberfeber von Pope's Menfhen und Milton's verlorenem Para 
diefe wird der Satirifer M. T. I. Bento Marta Targini 
Nicomte von San Rourenco von feinen Landeleuten fehr 
hochgeflelit, ebenfo der Weberfeger des Virgil M. F. de Boria 
Garcças Stodler, der fih jedoch wie der ſatiriſche Eonettif 
Ricolao Zolentino de Almeida”), Joao Xavier de 
Matos*), Mathbao”), Joaquim Fortunato Vala— 
dares Bamboa”), der Braſilianer Manoel Claudio da 
Coſta“), ein lieblicher Petrarchiſt, der Vicomte Palmella, Pato 
Monitz, Pedro Lopez Feliciano, der blinde Feliciano 
de Caſrilho*s), J. V. Pimentel Maldonados), An— 
tonio Pereira de Souza Eoldas”), Antonio Correa, 
Luis de Silva, Mauzinho d'Albuquerque, der claffifde 
Bucolifer Monteiro da Rocha und die Damen de Bals 
famad, Francisca de Paula, Pozzolo da Coſta un 
die Ueberſetzerin von Wieland’8 Oberon Frau von Deynhaus 
fen mit vielem Glücke im Genre der Lyrik verfuht hat. 
Endlich find noch die Verfuhe Caſtilho's und des Alerandre 
Herculano de Earvalho*), fowie des befonderd durch fein 
lyriſches Epos Adozinda berühmten Wefthetifers 9. V. Leitas 
Garrett") für bie Reform des Rationaltheaters anzuerfennen, 
welche fie theils durch Meberfegungen (auch Caetano Lopes 
de Moura überfehte 1841 Kotzebue's Menſchenhaß und Reue), 
theils durch eigene Arbeiten, worin freilich Barrett am We 


Porfie in Portugal. 175 


nigſen glüdlih war, zu bewerkſtelligen ſuchten, aber bei weitem dem 
Pedro Rolasro”) da Cunha, der denfelben Zwed verfolgte, 
nadanden. Was endlich noch den Profaroman anlangt, fo kann 
man fogen, daß dieſes Fach In Portugal gar nit eriftirt, denn weder 
Natheus Rinenro’s°) Carlos und Rofaura, noch Lobo's 
Ehäferromane, noch J. Moreira’s Karl der Große”), noch 
Craesbeeck's Eylvia, noh Theodor Almeida’d Feliz 
independenie”) find cigentlihe Romane, und was bie Ro» 
vellifik angeht, fo verdienen weder die Erzaͤhlungen des 
6, Fernandez Trancofo‘), noch die 12 Novellen des 
Antonio de Escobar”), noh die des Gaspar Pirez 
de Nabelo“), noch des Felix da Kaftanheiro Turas 
tem”), noch aus der neueſten Zeit des D. Felir Moreno 
de Monroy’®), und ob Re glei Originalarbeiten find, 
eigentlich Erwähnung, und einige Novellenfaminlungen, bie man 
1784 zu Liſſabon und 1820 zu Nio Janeiro machte, enthals 
im faR nur Ueberfepgungen aus dem Franzöfifhen, und aud) 
diefe nicht einmal von bedeutenden Autoren. 


, 1) Henriqueida, poema. Lisb. 1740.4. Fabulas de Ecco y Nar- 
ciso. ıb. 1729. 4. 


2) Quiteria la santa e Lisb. 1715. 8. 

3) Gaticanes, poema heroico-comico. Lisb. 1715. 8. 

4) O Imeneo dos Menezes e Castros. Lish. 1740. 8. Nova sta- 
ia ex epigrammatum salibas. ib. 1741. 4. 

5) Lisboa reedificada, poema ep. Lisb. 1784. 4, 


6) Floresta Apollinea, Lisb. 1720. 8. Rasgos metricos em varias 
Poesias. ib. 1742. 8. 


7) Odas pindaricas de Elpino Nonacriense. Coimbra 1801. 12. 
Poesias de A. Diniz. da Cruz. Lisb. 1807-14. IV. &. Collecgaö de 
esias ineditag dos melhores autores porluguezes (de A. Diniz 
da Cruz, de Jose Basilico de Gama, de J. Ani. de Canha e de ou- 
rss poetas) Lisb. 1809-11. III. 12. Ohyssope, poema heroi-coinico. 
—* —37 1822. 12. Le goupillon, trad. du port.p. M. Boissonnade. 

s . 12. 


8) Obras poeticas. Lisb. 1778. 8. Rio Janeiro 1812. IT. 12. 

9) Obras poeticas. Lisb. 1766. 8. Ed. II. corr. emend. e augm. 
@ as obras posthumas e vida do author. ib. 1781. II. 8. 

10) Obras poelicas, Lisb. 1799. 4. j 


11) Orbe celeste, poesias da Leonarda Gil daGama „(Magd, da 
Gr), Lind, 1742. & ⸗ 








176 Poeſie in Portugal. 


12) Musica Jo Parnaso, dividida em quatro choros de rimas 
portaguezas, castelhanas, italianas e latinas, con seu descante co 
ntico, reduzido em duas comedias. Lisb. 1705. 4. 


13) Poemas Lusitanos. Lisb. 1771. II. 8. . 


14) Operas Portuguezas quo se representaram ho theatros pe- 
blicos desta Corte. Lisb. 1746. II. 8. Theatro comico Portuguez o8 


Collecgadö das Operas Portuguezas que se representaram etc. ib. 174 
61. IV. 8. 1787. Ed. IV. II. 8. 


15) f. d. Proben im Parnaso Lasit. T. V. p. 389 2q. 

16) Proben im Parn. Las. T. V. p. 425 sq. 

17) O Teatro Portuguez comico e tragico. Lisb. 1804-6. XI1.8. 
18) Proben a. f. Inez de Castro im Parn. Lus. T. V. p. 331 0. 


19) Osmta, Trag. de assumpto Portagnez em cinco aclos, co- 
roada pelo Academia Real das Sciencias de Lisboa em 13 de May0 
de 1788. Ed.II. Lisb. 1795. 4. Prob. im Parn. Lus. T. V. p. 31 91: 


20) Nova Castro. Paris 18338 12. Proben im Parn. Lus. T. V. 
p. 361 sg. 
21) Teatro tragico portuguez. Lisb. 1815—20. X. 8. 


22) Obras completas de Filinto Elysio (Fr. Man. da Nasc.). 
Paris 1818-19. XI. 8. Versos de Fil. Elysio, ib. 1797—1802. IV. 12. 


23) Versos. Lisb. 1791. 8. 

24) VIII epistolas im Parn, Lusit. T. V. p. 92 sq. Poesias de 
Elpinio Duriense (Ant. Rib. d. 8.). Lisb. 1812. 11. 4. 

25) Sonho, poema heroico. Lisb, 1786. 8. 

26) Triampho da Innocencia, poema epico. Lisb, 1785. 8. 

27) Lusitania transformada Lisb. 1781. 8. 

28) Trinmfo de religiad. Coimbra 1756. 4. A conquista de 60% 


per Aflonso de Albuquergue, com a qual se fundon o imperio I. 
sitano na Asia. ib. 1759. 4. Äs rimas. ib. 1727. II. 8. r 


178 wi Camarura ou Descobrimento da Bahia, poema epico. Lisb. 
1. 

30) O desertor, poema heroico-comico. Coimbra 1774. 8. 

31) O passeio. Prob. im Parn. Lusit. T. II. p. 11 49. 


32) Epigrammas portuguezas. Lisb. 1783. 8. Satyras em des2- 
bono de ınuitos vicios, e elegins sobre as miserias de homen. !b- 


1786. 8. 
33) Poesias. Porto. 1786-87. II. 8. 
34) Rimas. 17%. Lisb. HI. 8. ib. 1806 —14. V. 8. 


35) Meditaqao, poema. Lisb. 1811. 1818. 8. Newton. ib. 1813. 
12.10 Oriente poema. ib. 1814. II, 8. 


36) Poesias Iyricas de Medina. Lisb. 1797. 8. Descobrimen!o 
de ilha da Madeıra, poema heroico. Lisb. 1806. 8. 

37) Alfonsiada, poema heroico de fundacad da monarquia pot- 
tugueza pelo senhor rey D. Alfonso Henriquez. Bahia. 1818. 4. 


Sranzöfifche Poefie. 177 


98) Braganceide. Lisb. 1820. II. 8. 
39) Brasiliada, poeıma em 12 cantos. Lisb. 1815. 8. _ 
40) Obras poetices. Lisb. 1801. II. 8. 


41) Rimas. de J. X. de M. entre os Pastores da Arcadia por- 
tuease Albano Erithreo. Lisb. 1770. ib. 1782. III. 8. 


12) Porsias. Läsb. 1802. 8. 

4) Obras poeticas. Ed. H. Lisb. 1804. II. 8. 

4) Obras poeticas. Coimbra 1768. 8. 

45) A Primavera, collegae de metos, Lisb. 1822. 1837. & 


Certas de Echo e Narciso. Paris 1836. 8. A noitedeCastelho. Lisb. 
* & Amor 'e ınelancolia o a novissima Heloisa. Coimbra 


46) Fabela von ihm im Parn. Lusit. T. IV. p. 446 2q. 
47) Obras poeticas sacras e profanas — com as notas e ohaer- 
vacdes de Fr. de Borza Gargo. Stockler. Paris 1820—21. II. 8. 


vu voz de propheta. Lisb. 1837. 8. A harpa do crente. ib, 


8). Camots, poenia em X cantor. Paris 1825. 8. Dona Branca 
on a conquista do Algarve, obra posthuma de J. R. ib, 1827, 8. 
Adorinda, romance. Lond. '1828. 8. 


° 


50) Prob. a. f. Trauerſpiel O triumpho da Natureza (Lond. 1809, 
8.) kb d. Parn. Lus. T. V. P⸗ 373 4. ' 


W 51) Ratro de cuidados e vida de Carlos e Rosaura, Lieb. 16886. | 
52) Historia do imperador Carlo Magno. Lisb, 1728-97..H. 8. 


53) O feliz iodependente. Lisb. 1786. Il. 8. of. La muger felim, 
rdiente del ımundo y de la fortana, poema, su autor el Filo- 
io iuepgnido (ei P. Amdres Moriuo). Miadr. 1786. III. 8. 


%) Los contas e histarisa de proveyto e exemplo. Lish. 1585. 4. 
us. ind, Bibl. d. Rom. 1778, Avril. p. 178 14 
55) Doze nowelas de Gerardo. Lisb. 1674. 4. 


‚56) Norellas exemplares. Lisb; 1630. 1701. 8. Infortanios iragi- 
cos de Constante Floriuda. ib. 1625. 8. .®. 


57) Seram politico, abuso emendado etc, Lisb. 1704, 4. - 


38) Lancas de venturas, a tasos do desgraga e heroismo da vir- 
Inde, Lisb, 179. VI. B. Ed. ul. ib. 1818. 8 


$. 581. 


Gehen wir jegt wieder über die Pyrenden nah Frankreich 
iaräd, welches auf die Bildung des betzten Abfchnitted der Spas 
niſchen und Portugieſiſchen Poeſie einen fo: weſentlichen Einfluß 
geäußert hatte, fo haben wir zuerſt mit der Epoche ded begin⸗ 
unden befiern Geſchmacks in der Poeſte dieſes Landes ıu ber 
genen, welche theilo durch die immer zunchmende Ausbreitung 
Gräfe, Handduch d. Literãtgeſchlchte. II. 12 





178 Franzoͤſiſche Poeſie. 


der Buchdruckerkunft, theils beionders durch Franz I. (1494 - 
1547), deo Pere des lettres, Liebe zu den ſchoͤnen Kuͤnſten, de 
er ja durch eigene wohlgelungene Verſe beibätigte"), und be 
Margarethe. von Baloid, feiner Schweſter, Gemahlin ii 
Könige von Navarra Henri d’Albert, eifriges Anſchließen an di 
jebt auftaucdhenden Dichtergenies (1492 — 1549) ?), herbeigeführl 
ward. Obgleich die fie umgebende Dichterſchaat eigentlich nur die Ab⸗ 
leger zweier mitten unter den Feſten des gerdufc . und glanpoller 
Hofes aufgetauchter Genies waren, die bei allen ige, in iger 
äußeren Stellung liegenden Fehlern dennoch, d. h. freilich der 
eine mehr als der andere, das große Verdienſt haben, eine Re 
form in der Sprache mit Hilfe der Griechen, Romer und Sta 
lianer hervorgehradt zu haben, welche wenigfiens der. —* 
Critik zeigen konnte, wie die Nationalſprache im Stande ſei, Rd 

In alle möglide Metsa zu fügen und alle Schwierigkeiten ha 
Berskunſi gu überwinden, fo daß fpäter dem Malherbe der El 
über fie ungemein erleichtert war, Clement Marot?), da 
Sohn des Kammerdieners Ludwigs XII. (geb. 1495), Jean 
Marot’s (14571517, oder 1468-1523), Debutirte bei 
dem jungen König Franz mit einer gelungenen Nachahmung ded Ro 
mand von der Rofe, dent Temple de Cupido, und ward dann Page 
bei der genannten Margarethe, zu der er fpäter eine ſtraͤfliche Neigung 
faßte, weöhalb er aus Frankreich fliehen mußte. Zurüdcgekehrt, er⸗ 
heit erzwar ſeined Baters Stelle als königlicher Rammerbiener, warb 
aber bald des Calvinismus verbädtig; ber Ketzerei angeklagt, 
mußte ev nach Genf flüchten, und farb, als er- Dort feiner fie 
derlichkeit wegen fortgewiefen worben war, im Elend zu Turn 
oder Ferrara 1544, Obwohl er fih in fehr verſchiedenen 
Dichtungsarten verfucte, fo war er doch in der Satire und den 
Epigramm, worin fein Humor ihn zum zweiten Villon malt, 
forvie in der Epißel am Glücklichſten, und fein heiterer, für 
hafter Ton rief fogar den Style Marotique ind Leben; allen 
feine Ueberfepumgen der Pfalmen, des Ovid und Birgit find 
matt und farblos. Indeſſen hatten dieſe Muſter ſelbſt keinen 
überwiegen Einfluß auf ſeine Bildung, denn er blieb immer 
reh, win Verehter der alten Poeten feiner Nation, wenn ihm 
auch die antifen gefickn. Zu feiner Schule gehören num no 


Franzoͤſiſche Poeſi. 179 


Bictar Brodeau (1500—40)°), Maurtee Scave, (bis 
nach 1548), der geſchickte Epigrammatiſt), Mellin de St 
Gelais“), Neffe des berühmten Octavien de St. ©. aus 
Angeuleme (geb. 1491, geſt. 1658)), deſſen Rondeaux eine 
allerliche Rundung und Pointe haben, und Frangois Ha⸗ 
bert) (1520 — 63 — 74), der Erfinder der Doppelreime, aus 
Menden, deſſen pifteln Ach beſonders durch eine gewiſſe feinen 
Zeugenoſſen mangelnde Energie des Characters ausgelium, 
Ziemlich gleichzeitig mit dieſer allerdings faR ohne Ausnahme 
etwas frivoln Säule war aber die Moral und Platoni— 
(de Philoſophie zur Schau tragende der Iehten Apologeten des 
Rittertfums, welche befonders durch Franz I. unterfliägt warb, Diefe 
vereinigt in ihren Leiftungen alten jenen pedantiſchen Bombaſt von 
Piien Liebeoflos leln und Dunkeln Allegorieen, an welchen Don Quirote 
fo zei it, und warb vorzüglich durch bie Ueberſetzer der Ama⸗ 
Wirsmme, Nicolas de Herberay Seigneur des Effars 
(f 1552) an der Spitze, gegründet. Die dazu gehörigen Min 
eier hatten alle eine Dulcinea und eine Devife, für die fie 
Hupften, und daher kommen benn jene Iangwelligen Gedichte des 
Jean Bouchetꝰ) aus Poitiers (1475— 1555), des traverseut 
des veles perblleuses und Ueberſetzers von Brands Rasrenfchiff, 
des Migeld’Ambotfe') aus Neapel (L500— 47) Poschave 
fsrtang, des Sean Leblond (aus Eoreur + 1550) Phumbls 
aspiram!!), des Francois Habert le hannk de Itesse x. 
Zum Breife ihrer eingebildeten Schönen ſchrieb der Biſchoff vom 
Die Intoine Heroet, genannt la Maison neyve, feine Amyo 
Parlaite), La Broderie feine Amye de courꝰ), bie Charleso 
Gontaine'H aus Paris (151590), auch durch feine Schrift 
gegen Ronſard (Quintil Horatian) befannt, in feiner Conir 
anye wieder herunterſetzte. Merkwuͤrdig ſticht nun aber von 
dieſen jept mit Recht vergeſſenen Dichtern der Vollsdichter und 
Geilihe Roger de Eollerye!‘) aus Parls (15 40) ab, ver 
als Prototyp des Roger Bontemps, auch der Veranlafſſer der vielen 
aun bald auftauchenden Sammlungen von Joyeusetes und Epitaphes 
A, die jetzt noch gern gelefen werben. Was endlid das Theater 
während diefer Zeit angeht, fo warb in Bezug auf die alte 
borm der Moralites und Sotties weiter fein Sritt zur Res 
| 12 ! 





180 Sranzöfifche Poeſie. 


form gethan, als daß Pierre Gringore!“) (Gregolre, Grin 
goire) aus Lothringen (gef. 1547—8), der Direstor der lu⸗ 
ſtigen Geſellſchaft der Einfans Sans-Souch, 1512 eine Trilogie, 
le jeu du prince des sots, 'homme obstine und La farce 
de fsire et dire, in der Charwoche aufführte, worin er mit 
der beißenden Schilderung des damaligen ſittlichen und religlöfen 
Zuſtandes bei Hofe und im Volke eine politifche Abſicht vers 
band, nämlich das Aufhetzen des Ichtern gegen den Papſt Jo⸗ 
lius II., mit dem Ludwig XII. damals in Krieg verwidelt war. 
Seine übrigen Stüde, unter denen bie allegoriichen die ſchwaͤch⸗ 
Am find, enthalten alle viel natürlichen Wis; allein ihn darum ben 
Sranzoͤſtſchen Ariſtophanes zu nennen, geben fie Telne Urſache. 
Aule dieſe Dichter gehören num eigentlich nur zu den Borläufen 
der Reform, obwohl Thomas Sebillet in felner 1548 
erſchienenen Art poetique Alain Chartier, Jean de Meng, 
Element Marot und Mellin immer noch ald die alleinigen Div 
ſter binflelt. Da trat Joachim du Bellay mit feine 
Illustration de la langue francaise auf und wies Darauf hin, 
daß Marot zwar wegen feiner Leihtigfeit im Verſemachen un 
ſeines Feſthaltens an der gewöhnlichen Sprechweiſe nicht zu verachten, 
aber die Sprache der Franzoſen noch zu etwas Höheren 
fähig fel; um dieſen edleren Styl zu erreichen, muͤſſe man 
Die. Griechen und Römer nicht blos überfegen, fordern burd 
Nachahmung ſich ihren Geiſt anzueignen ſuchen, jene pie 
lereien der altfranzoͤſiſchen Poetik, die Rondeaux, Balladen, Vire⸗ 
lets, Chanſons, Chants Royaur, die den Geſchmack verduͤrben, 
wegwerfen und ſie mit dem Epigramm Martials, den Oden 
und ber Satire des Horaz vertauſchen, und die bisherigen 
Farcen undMoralitäten durch die antife Tragödie und Comoͤdie 
zu erfegen ſuchen. 


t) ©. poetifchen Spielereien b. Anguis, Pottes franc. jusqu’a Mal- 
herbe T. III. p. 1—-3% u. Annal. po£tigues. T. I. 


2) Le Miroir de lame pecheresse, ouquel elle recognoist ses 
faultes et pechez. aussi ses graces 7 benefices a elle faitez p Jesu- 
christ son espoux. La Margnerite tres noble 7 precieuse sest pre 
posee a ceulx qui de bom cueur la cherchoint. & Alencon 1531. % 
1533. Lyon. 1538. 8, Marguerites de la Marguerite des princesses, 
tres-illustre royne de Navarre (publ. p. Sylvias, dit de laHaye). 
Lyon. 1547. TI. 8. 1549. II. 16. Paris 1552. 1554. II. 16. ſ. Goujel. 
F. XI. p. 404 sq, Lettres de M. d’Angoul. soeur de Frangois I. 


Zranzöfifche Poeſie. 181 


publ. depr. les mas. de la bibl du roi p. Genin. Baris 1841 — 
2.1.8. 


3) &. St. Marc-Girardin et Chasles, Tabl, de la litt. franr. an 
xYl. sitdle. Paris 1829. 8. p. 67 sq. St. Beuve Tabl. hist. et cr. de 
la po&sle frang. et du Theätre frang. au XVi s. Ed. rev. Paris 
18%. 8 p. 19 ag. Nachtr. zu Sulzer Sn. I. p. 141 sq. Niceron. T. 
XVI. p 168 sq. Goujet Bibl. Fran. T. XI. B 37 sg. — L’adole- 
sceuce cimentine autremeut les oeuvres de CL M. de Cahors, var 
let de chambre du roy composdes en Idge de son adolescence et 
plusiears oeavres du dit M. Paris 1532, 8. u.öft. ODeuvres — augm. 
de deux liures Depigrammes, Et duug graud nembre daulires 
veuures par ci deuant non’ imprimes. Le lout songneusement par 
lu mesmesreuen et mieulx ordoune. Lyon 1538. 8. u. öft. Oeuvres. 
äla Haye 1700. 12. augın. av. l. oeuvr. de J. et de Michel M. acc. 
dune pref. hist. (p. Nic. Lenglet du Fresnoy) à la Haye. 1731. IV, 
4 od. VI. 12. Nouv. ed, rev. av. d. not. hist, et un gloss. p. M. R. 
Auguis. Paris 1825. V. 18. Oeuvres compl. Nouv, éd. augm. d’um 
esai sur la vie et L ouvr. de Cl. M. de not. hist. et crit. et d’us 
loss. (p. M. F. Lacroix) Paris 1823. III. 8. Oeuvres choisjes acc. 

not, hist, et litt. p. Despres. Paris 182%. 8. 


4) Jan Marot de Caen sur les deux heureux voyages de Genes 
et Venise, victorieuseinent ınys a fin, par le ir&s-chrestien Royg 
Loys MI. Paris 1532. 1533. 8. Recueil des oeuvres de J. M. ill. 
pe£te frang, Epistres. Vers epars. Chantz royaulx. Paris 1536. 1538. 
16. Oeuvres. Paris 1723. 1, 8. G. Nicerou T. XVI, p. 97 uq. Goujet 
T.XL.p.1sq. 


9) Les louanges de Jesu christ notre sawiveur. Lyon 1540. 
183, 8 f. Gonjet T. XI. p. 440 0q. 


6) &. Goujet T. XI. p. 442 »q. Bull. du Bibl. 1839. p. 718 sg; 
— Delie, object de plus haulte vertu, Lyon 1544. 8. Paris 1563. 16. 
Sarlsaye. Eglogve de la vie solitaire. Lyon 1547. 8. Aix 1829. 8, 
Arion, &glogve. Lyon 1536. 8. Microcosme ib. 1362. 4. 


7) Oenures tant en composition, ae translation, ou allusionaux, 
Auteurs Grecs et Latins. Lyon 1537. 8. Oeuvres poetiques. Lyon 
1574, & 1582. 16. Paris 1656. 12. 1719. 12. ©. a. J. F. Costaigne, 
F litt, s. la fam. St. Gelais. Angoul, 1836. 16. Goujet T. X1. 
pP: ) %q. 

8) La jeunesse du Banny de Liesse, escholier estudiant a Tho- 
Iote. Paris 1541. 8. Suite. Paris 1541. 8. Le Jardiu de fölicitd avec 
la louange et hautesse du sexe feminin, extr. de H.Corn. Agrippa. 
Paris 1541. 8. Le combat de Cupido et de la Mort. Paris s. a. 
(1%41.) 8. Le Philosophe parfait. Paris 1542. 8. Le songe de Pan- 
gruel: avec la deploration du feu messire Ant. duBourg; chanc. 

France. Paris (1542) 8. Le Voyage de Phomme riche, faict et 
comp. en manitre de dialogue. Troyes 1543. 8. Les trois nouvelles 

es, Pallas, Juno, Venus. Paris 1546. 16. Le temple de cha- 
stele, avec plusienrs dpigrammes, tant de linvention de l’autenr, 
que de la trad. et imit. de Martial 'et autres tes latins. ‚Ensemble 
pesieare petits oeuvres po&tiqnes. Paris 1541. 8. ‚L’institution de 
a liberalit6 chrestienne avec la mistre et :calamit6 de Phomino 
Raissant 'en ce monde. Paris 1551. 8. L’excellenee de u, con- 
lenus en dpistres, dixains, haitains, dpitaphes, auee plutteurs 6pi- 


182 Sranzöfifche Poeſie. 


mmes. Lyon 1856. 16. Les Metamorpheses de Cupido, fils de la 
eesse Cytheree, gei se mua en diverses formes. Paris 1561. 8, u. 
wiel. A. ſ- Gonjet. T. XII. p. 8 20. 


9) Lamoureux transi sans espoir. Paris =. a. fol. La depl- 
ration de leglise militante sur les persecutions interiores et exie- 
riores. Paris. 1512. 8. Le temple de böne renommee et repos des 
hommes et fommes illustres, troune par le traverseur des voiet 

illeuses. Paris 1516. 4. Le Labirynth de fortune et selour des 
trois nobles dames cöpose par laucieur des rennrs tranersam & 
loups rauissans surnomme le traverseur des voyes perilleuses. Pa- 
ris (1522). 1524. 4. Le Chappelet des princes. Cinquäte rödeaulx 
et cinq ballades. Paris 1536. 8. Opuscules da trav. d. voyes peril. 
Paris s. a. 8. Poitiers 1526. 4. Les triamphes de la noble et amot- 
reuse dame et lart de honnestement aymer. ib. 1530. 1532. fol. Pa 
ris 1535. fol. u. öft. Les acclamations et epistres et oraisons de la 
noble dame amoureuse dicte lame incorporee. cötenät la deploratios 
de sa misere. Paris 1555. 8. Les angoysses et remedes damouft. 
Poit. 1536. 1537. 4. Le jugement podtique de l’honneur femenin & 
seionr des illustres, claires et honestes dames. ib. 1538. 4. Epistres 
morales et familieres. Poit. 1545. fol. f. a. Gonjet T. XI. p. Ai 


10) Complaintes de l’esclave fortund, avec 20 épttres et 30 ror 
deaux. Paris 1529. 8. Le secret d’amoars odı sont contenues ple 
sieurs lettres tant en rithme qu’en prose. Paris 1542. 8. Le Pe 
thaire de Lesclave fortune. Paris (1530) 8. Lesclave Fortane. I 
Babilon aultrement la contusion de Lesciare Fortune. Lyon 158. 
8. Les conirepistres d’Ovide nouuellement inventees et composeek 
Paris 1541. 8. Aglogue ou carmepastoral, ou est cötenu le sortirde 
lesclave fortune et une leitre de par Jay enuoyee a lamy parfaid: 
Interlaquuteurs Jehannot et Perrinet. Paris #. a, 4. Les episireste 
neriennes de lesclave fortune priue de la court Damours, nonuelle 
ment faictes z composdes par luy. Auecüs toutes les oeuvres pa 
luy reueues et corr. Paris 1532. 1534. 8. Les cöt epigrames aueoqu@ 
la vision etc. ib. 1532. 8. 


. 1) Le printemps de l’'humble esperant, olı sont comprins plı- 
sieurs petitz oeuvres semez de fleurs, fruits et verdure, Par 
1536. 16, f. Goujet T. XI. p. 116 2q. 

12) La parfaite amye nouuellement composee p. A. H. diet 
la Mairon neufue, auec plusienrs autres compositions du même 20° 
tear. Lyon 1542, 8. Troyes. s. a. 8. Opuscules d’ameur p. Herott, 
La Borderie et autres divins peötes. ib. 1547. 8. f. Goes T. X 
p-+1A1 8q. , 
43) L’amie de court nouuellement invente. Lyon 1542. 8. Par 
1541. 8. f. Goujet p- 148 a4. 

14) La victoire et triamphe d’argent contre Cupido Dieu d’a- 
mouna, naguierres vaincu dedens Paris, avec la reponse. Lyon 1537. 
16. (d. Antw. if v. La J., d. Geb. |. v. Almanque Papillon): La com 
tramye de Court. Paris 1541. & u. m. ar 11 u. 12 in A, de Gut 
ara Ichrin de la cour, avec la vie rustique rad. de V’Espagrol. 
Paris 1 16. 1550.:1556. 1% Estreinnes & certains seigneurs el 
daraes de Lyon. Lyon 1546. 8. La fontaine d’amours contenant elk- 
gies, &pistren et dpigrammes. Paris 1546. 16, Les ruisscaux de Fon 
tsine, osevres etc. Lyon 1555. 8. f. Goujet p. 112 sq. 

15) Les oeuures de maistre r. d. C. höme tren savät nalil de 


Franzoͤſiſche Poeſie. | 183 


Paris, secreiaire .feu monmsieur Dauxerre, lesquelles il composa: en 
fa jeunesse. Contenant diners matieres plaines de grant recreation 
et passeleınps, desquelles la declaration ast au secö4 feuillöt, Paris 
15%. 8, f. Biogr. Univ. T. XXXVIII. p. 4:0 ag, Bull. du Bibl, 1843. 
p- 79 sq. Merc. de France 1737. Deccr. 1738. Juin. 

16) 6. Niceron T. XXIV. p. 147 »q. Singul. hist. et it. Paris 
782 T 1. E 358 sq. Melang. tır.d’une gr. Bibl. T. VII. p. 116. 
Dulsure Hist. de Paris. T. IT. p. 518. TII. p. 503. 523. IV. p. 126. 
Gosjet T. X. p. 212 sq. Biogr. Univ. 3. v. Gringere Yillemain 
im Joarn. d. Sav. 1838. Avril p. 212 F St. Beuve p. 203 sq. de la 
Rue Ess. sur les Bardes Anglonorm. T. III. p. 344 I. E. Verz. J. 
Arb. b. Branet T. II. p. 460 aq. — Le chatean de Laheur. Paris 
1499. B. 1532. 8. u. öft. Le casteau damours. Paris s. a. 4. Lesabus 
da monde. Paris 150% 8. Les folles entreprises. Paris s. a. 4. 

de mere sote. Paris s. 2. (1516.) 4. 1538, 16. u. öft. Lesme- 
sus propos mere sote. Paris 1521. 8. u. öft. Chantx royaulx. Paris 
s. 2. (155) 4. Notables enseignemens adages et prouerhes. Paris 
1528. 8 Rondeaux en nombre treis cents cinguante singuliers et a 
eat propos. Paris 1527. 8. Lyen 1533. 8. Coutredictz de sougecreux. 
Paris 1530. 8. 1532. 16. u. viel And» | | 


§. 382. 

Iabefien hatte du. Bellay bei feinen Reformibeen (dom Je⸗ 
menden im Shane, den er für geeignet hielt, biefelben auszuführen, 
and biefer war Pierre de Ronfarb!) aus Bendome (geb. 
1524, geh. 1585), ber wie Marot feine politiſche Laufbahn 
mt dem Oien Lebensjahre als Page begann, dann mit bem 
18en Jahre ie das Coqueretiſche Colleg eintrat, wo bie bes 
rübnten Phllologen Daurat und Tournebu ſchon aus ſeinen Schul⸗ 
erben in ihm einen menen Pindar und Homer erblickten, weil 
er die durch eiſernen Fleiß gewonnenen Keuntniſſe im Lateiniſchen 
end Briechiſchen dazu anwendete, um die Nationalſprache zu pu⸗ 
ofen, und ſich deowegen einen bigarren Styl angewoͤhnt hatte, 
der ihn ſcharfe Spättereim von Schen Mellin's de St. Gelais 
mug, als er ich mit feinen Anhängern bei Gefe zeigte. Allein 
grade diefe bisher unerhoͤrten Neuerungen zogen die Aufmerl⸗ 
ſauleit der Großen auf ihn, Ronfard ward in kuͤrzeſter Zeit 
Geſehgeber der neueren Proſodik, und- theils auf ben Petrarqhis⸗ 
uns, theils auf den alten Elafficiomus geftügt, fährte er bie 
Knen Formen und Solſcismen in die Sprache ein, unb ge 
Baltete es, daß nie ſchrecktichſten Provintialismen Der Franzoͤſtichen 
datois neben dem Thnkingendfien Griechiſchen Fernen paradiren 
durften. Damit hörte denn die Vrvehruug Warst’ auf, und 
die alle Liche zur Alkegorie mächte einer’ offenen Nachaͤffung der 


186 Sransdfifche Poeſie. 


B’Bubigne”) (1551 — 1616), der beruͤhnte Staatomann, 
genammt zu werben, deſſen (7) Satiren ihrem Siyl nad an 
Ronfard, ihrer Schärfe wegen an Perſins erinnern, und uͤberal 
den Ättenfirengen Proteflanten zeigen, deſſen Baren de Fenesie 
(d. 9. d’Apperence, vom Griechiſchen gave) cin ebenfo ge 
treues Bild des Hofes Heintichs IV. und Ludwigs XIII. gicht, 
als Ye Verfaſſer der Satire Menippee von den Zelten der 
Ligue und Rabelais vom Hofe Franz I. entworfen haben, Weit 
ungluͤcklicher iſt er aber in feinen erotiſchen Gebidten, denn hier 
erſcheint er förmlich als ungeledter Bär, und wenn er bei fd. 
nen ‚Licheserflärumgen in der Praxis eben fo tölpelhaft prob 
war wie bier, fo mag er fih nur eines geringen Erfolgs era 
haben. Ueberhaupt gehört er zu der Klaſſe der Soldatendichter, um 
ter denen wir Claude de Trellon?), Francois le Youls 
cre de Meffeme”) (1546—97), der, wie jener unter feb 
‚nem Chevalier parfait ſich felbR verſtand, gar für einen direct 
Nachkommen des Appius Claudius Pulcher geltm wollte, Marı 
Papillon und nod andere Maulhelden dieſer Sorte nennen. Ri 
taͤrlich konnte alfo auch von ibm feine entſchiedene Reform für bie 
Sprache und Poefle ausgehen, fondern diefe war erſt dem mit 
gefundem Geſchmacke gepaarten Fleiße des Frangois Mal⸗ 
herbe, eines Evelmanns aus Caen (18555 — 1628), aufbehal⸗ 
ten, dem endlich gelang, was be Bellay lange vorher burd 
Ronfarb verwirklicht zu fehen gehofft hatte, naͤmlich bie gebüß- 
rende Sichtung, Ordnung und Würde einer Poeſie, welde 
Hi8 daher regellod zwiſchen pedantiſchem Latinifiren. und Graͤ⸗ 
eifren, trivialer Weichlichkeit, emphatlfhem Unſinn und gr 
Sem Humor bin und her geſchwankt hatte, und zuleht nod durch 
zen Hof Heinrichs IV. ven Gaseogniſchen Beigeſchmack erhalten 
hatte, Sein erfies Gedicht war eine Nachahmung Tmllo'd, 
die Ihränen des Heiligen Petrus, worin er aber noch 'ald Un 
bänger Ronſards erfheint, dann aber warb er in ſeinen ſpaͤ 
teren Gedichten, unter denen einige Oden und bie Ucberſetzunz 
des 145fien Pſalns am Gelungenſten find, vollig felhnpäneis 
und corrigirte und befierte fo viel an ſeinen ‚Arbeiten herum, 
daß er durchſchnitlich jaͤhrtich kaum 33 Weife machte: und mehr 
Wortklauber ald Dichter war, wie er fich- denn ſelbſt arrangenr 


Sranzöfifhe Poefie. 187 


des syllabes genannt hat?). Dafür aber ſtellte er auch die Re⸗ 
gein feſt, deren eifernem Seepter fid ſeitdem bie Framoſiſchen 
Dichter unterwerfen mußten. Merkwürdig ſtechen davon Ges 
daſtien Garnier's elende Heldengedichte zu Ehren des heil. 
Edwigs und Heinrichs IV. ab’Y. Fragen wir aber, wie es 

der Herrſchaſt dieſer unter ſich fo verſchiedenen Dichter⸗ 
ſchulen mit dem Theater?) ausſah, fo iſt vor Alleen zu be 
merken, daß das Umſichgreifen der Reſormation die allmaͤlige 
Vernichtung der alten Myfleres zur Folge hatte, da der Clerus 
wohl erkannte, ein wie gefährlicher Bundesgenoſſe ber neuen 
Keperei dieſes erlaubte Herabziehen des Heiligſten ins Laͤcherliche 
fein mußte. Darum erhielten bie Confseres: de in passion 
vom Barlamımt mehrmalige Verbote, dergleichen Städe aufm 
führen, und als fie, nad einander aus ben meiſten ber ihnen 
zum Epielen angewiefmen Pläpe verbrängt, endlich einen Theil 
des Hoteld von Burgund angekauft halten, um dort auf eigene 
Koften ein fichendes Theater gu errichten, erhielten fie zwar 
1548 vom Parlamente ein beſtimmtes und ausſchlleßliches Pri⸗ 
vilegium, allein fe durften nur noch profane und geſetzlich ge 
ſtattete Stoffe darfellen, alle aus ber heiligen Schrift genom- 
mene Myſteres wurden ihnen aber aufs Strenge unterſagt. 
Daſſelbe geſchah mit den am Meifen von Ludwig XII. begin 
!igten Moralites, Sotties und Harces; denn nachdem zuerſt 
unter Frauz I. dem Rot de la Basoche und den Enfans 
sans Sonei verboten worben war, irgend Jemanden, er ſei Kür 
ober Bürger, auf der Buͤhne fo zu bezeichnen, daß ihn trop ber 
Garricater Jeder erkennen konnte, warb ihnen 1540 auch IM 
ter ſchwerer Etrafe anbefohlen, jedes Stud im Manuſeript 14 
Tage vor der Nufführung dem Hofe einzurelgen und bie ange 
ſteichenen Stellen zu ſtreichen, wodurch alfo ver erfie Anfang ei⸗ 
ner Iheatercenfur gemacht ward, Ullein ein anderer Umſtand 
fam noch dazu, der ben Sotttes, welden durch jened Berbet 
alles Piquante und natuͤrlich auch der Beifall des großen Hau⸗ 
ſeus entzogen ward, vollends ihr Biochen alten Credit nahm, naͤm⸗ 
lich das Erſcheinen der Ueberſetzungen der alten Eomiber, weichen, nach⸗ 
dem. Octavien de St. Gelais”) bereits im vorigen Abſchnitt 
durch feine Uebertragung deo Terenz den Srund gelegt Hatte, 


188 Franzoͤſiſche Poeſie. 


num nach mehrfachen Verſuchen duch Ronfard’6”) Ueber 
fehung des Plutus von Ariſtophanes, die er 1549 öͤffentlich 
darfiellen Heß, mit einem dauernden Grfolge- gekrönt wurden. 
Indeften hatte Ronſard mit der alten Mode eigentlih nur cf 
ein Borpoftengefecht geliefert, da ihn feine Neigungen auf ein 
anderes Schlachtfeld zogen, und daher gebührt eigentlich Etienne 
Jodelle Sir de Lymodin aus Parse (1532—73)9), 
der wirflihe Ruhm, wit Hilfe feiner Scäler jene Revolution 
auf der Bühne heworgebracht zu haben, daß das erzkeheriſche 
Heidenthum mit feinen Göttern und Helden bie frommen Heiligen 
und bimmliihen Heerftaaren aus dem Felde ſchlug und Re 
tham und Soccus die Bühne in Beſchlag nahmen. . Sein er 
Res Stuͤck, die gefangene Kleopatra, war nad; den Ariſtoteliſchen 
Grundfaͤtzen zugefhnitten und in ber edigen Steifheit Seneca's 
geſchrieben, hoͤchſt einfach angelegt, mit fehrwenig Verwicklung und 
langweilig ‚moralifhen Ehören, die nur die Handlung aufhiel⸗ 
ten, aber nit ganz ohne dramatiſches Intereſſe und Träftlge 
Stellen. Gleichwohl bewirkte diefe Arbeit eine vollſtaͤndige Um 
waͤlzung der bieherigen Manier, wozu no fam, Daß man t# 
vor dem gewählten Kreife Heinrichs IT. und feines Hofes iR 
den Colleges Boncour, Harcourt, Beauvaio, ja ſelbſt im Hold 
de Rheims aufführen durfte. Durch den Erfolg aufgemuntert, lieh 
er eine Poſſe, PAhbe Eugene ou la Bencontre folgen, dk 
zwar nicht fo offen wie der alte Paibelin Llnfittlichleiten pre 
digt, dafür aber deſto deutlicher fehen läßt, wie damals Ehe 
bruch, Belebung, Simonie ıc. für gar nichts gehalten wurden. 
Bon allen feinen Nachahmern, wie Jean und Jacques de 
la Taille (1542—62)”), Antoine Baıft), Jacques 
®revin') (1540— 70), Remi Belleau“), Mellin dt 
St. Gelaié V) find eigentlih nur Jean de la Rerouſe“) aus 
Angonleme (1530-56), weil er flatt des von Jodelle bellebten 
100ſylbigen Vers den Alexandriner für angemeflener dem ira 
giſchen Kotbınn hielt und anwendele, Gabriel Bounin“) 
(+ 1605), weil er, ſtatt aus der alten Geſchichte feinen Stoff 
zu nehmen, ihn einmal der Türfiihen (ia Seltane) erilchalt, 
und Mobert Garnier, (153490), der zuerſt mehr 
Mühe :auf die ESprache wendete und feine Worte der Würde did 








Franjoͤfiſche Poefie. 189 


tragiſchen Stoffs anzupafien wußte, auch in feinem nach Arioſt 
gedichteten Brudamante zuerſt den Chor als unpaſſend wegließ. 
Leider haben aber alle noch an dem Fehler der theils mit un⸗ 
yaflend angebrachten, theils mit mihtsfagenden, wenn auch ſchoͤn⸗ 
flingenden Phraſen vollgepfropften Choͤre zu laboriren, was vor⸗ 
zuglich darin feinen Grund hat, daß fie den Seneca für ein 
nicht ſchlechteres Muſter ale den Gophocles betrachteten und fo, 
was ſie von dieſem gelernt, durch jenen wieder verdarben. Ueber⸗ 
baupt begriffen die Wenigſten von ihnen, obwohl Manche nach 
und nah von dem kindiſchen Feſthalten an antiken Stoffen zus 
rüdtamen, daß modernn Stuͤcken durchaus nicht antile Ferm 
zuſagen foͤnne, Daß alſo der tragiſche Ehor für Epiſoden ber 
neuehen Zeitgefchichte, wie 3. B. bie Ermordung Guife's, GCo⸗ 
iiy'6 x. war, ein alberner Anachronismus fel, und es lädkers 
Ü iR, wenn Antoine de Montchrefſtien“), Star de 
Vaßeville (erſchoſſen 1621) feine Maria Stuart in Gegen 
wart eines aus Juͤnglingen und Jungfrauen beflchenden Chore 
hinrichten läͤßt. Nichtodeſtoweniger geflelen fie, wenn fie auch 
no mit der Rivalität der Schaufpielertruppe im Hotel vor 
Yurgund zu kämpfen batten, die dad einmal daran gewöhnte 
Bol noch dur; Schäferfplele (bergeries), unter denen aber ei⸗ 
gentlich Nyſterien, Moralitäten und Sotties verfteckt waren, an⸗ 
zaleden wußten. Als Verfaſſer von ſolchen Stuͤcken werben 
ver ihn genannte Frangois Habert*), Lonis Des ma⸗ 
zuress) aus Toumay (1523 — 80), Jean. Bretog“h, 
le Jars“iy x. genanmt. Andere ſuchten durch pomphafte 
Titel, wie vie Schauſpielertruppen Deutſchlande noch tm 
vorigen Jahrhundert, bie Wufmerffamteit auf: ſich au ziehen; 
ſo ſchiib Thomas Lecocga?) Todieux: et sanglant 
meurtre command& par le maudit Caln und ließ darin ale 
Verſonen Le Hemords ımb . Le Sang d’Abel auftreten; 
Mütierweile hatten theilweiſe bie Verſuche im Schäferfpiel, 
bie beſonders auch von Nicolas Filleul“) und Buil« 
laume Beltard‘* ausgegangen waren, ſowie einige Ueber⸗ 
ſezungen aus dem Stalienifhen, wie Mellin’s de St. Ge⸗ 
lais Sephonishe‘°), eine Profahbertzagung von Zriffin!d bes 
rühmten Stüde, Sean be la Tnille’s Comivanı, Pierre 





* 


190 Sranzöfifche Poeſie. 


de Larivey”) aus Troyes (geh. 1613) auf den Gehdanlen 
gebracht, das Italiaͤniſche Luſtſpiel in Frankreich einmubürgem 
und ſich zu dieſen Ende der Proſa gu bedienen, weil dieſe ers 
lich der Sprache und dann dem Character des Volkes am Rüden 
Sam, alſo auch daſſelbe in feinem Treiben am Bellen dar 
Reken im Stande war. Died gelang ihm auch ziemlich gut, 
denn er hat offenbar comifhes Talent, und feine Berfonen zcd- 
nen fich alle dur große Natürlichkeit aus, was auch Moll 
wohl gemerkt hat, der Larivey’6 Esprits feinen Avare nacqhge 
bildet hat. Seinen Zußftapfen folgten Frangois d’Amboife”) 
aus Paris (1550—1620), Ddet de Turnebu) (em 
Daher 1551— 87), welde Beide aber hoͤchſt fhmuzige Wik 
Ueben, obgleich Lehterer in feinem Proſaluſtſpiel, les contens 
zuerfi bie aufgeblafenen Epanier und überhaupt das Soldat 
segiment, freilich nicht ganz fo gut wie Die Satire Menippee, dutch 
feinen Rodomont laͤcherlich macht, und der Geſpenſterſeher Pierce tt 
Loyer?), Si de Ia Broffe (15501634), der Di 
Bögel des Ariſtophanes in feiner Nephelocoengie auf die 
Bühne brachte. Indeſſen hatte gleichzeitig auch das Trauerſpiel 
eine Beränderung erfahren, denn während es bisher eigenilich 
nur rein gelehrte Tendenz gehabt hatte, bewirkten die polltiſchen 
Wirren und Partelungen In Frankreich in der erfien Hälke bei 
Köten. Sahrhunderis, daß man es zu politiſchen Manifeflationm 
brauchte, wie fi dieß aus R. J. Neré«e's Triomphe de ls 
Ligue), Pierre Matthieu' 6°) Guisiade, Jacques Brrr 
sin’a®%) Cesar poignarde, 3. Francoid de Chante—⸗ 
louve’6®) Fragedie de Coligny, Claude Billard’ 
Mort de Heari IV.) und Louis Leger’8°) Chilperic se 
eond du nem x. ergiebt, und,. wie Simon Belyard”) 
%.B.Bellaud x. bis auf die Bergeries ausdehnte”). Endlich 
führte aber das unge Berhältniß, in welches burch bie Neligien® 
friege Frankreich zu Spanien trat, auch eine Annäperum 
des Spaniſchen Dramas, wie «6 Lope de Vega und Gab 
deren geſchaffen, und des Franzoͤſiſchen Trauerfpield herbei, un 
fo viß denn zu Anfang des 17ten Jahrhunderts jene Seamd · 
loſigkeit in der Nachäftung der Aufesen Formen derſelben cin, 
bie fi fe 30 Sabre lang in Tragedies merales allegr 


Franzoͤſiſche Poeſie. 191 


riques, iragieomedies, pastorales, tragi-pastorales, fahles 
borageres, bergeries, histoires: tragignes, journees en fra- 
gedie oder hisiorles tragedies sans actes ni Scenes, mar- 
tyres, tmgedies bourgeoises ete. Luft madte. Hier findet 
man einen Miſchmaſch von Ernſt und Schers, Trkolalitäten und 
Hyperbein, Anachroniomen und Gascognaden, vaß man fid 
wundert, wie ein vernünftiger Menſch zu ſolchem Unſinn 
kin Ohr leihen konnte. Seibk bie Titel der Tragödien find 
abfard, wie Philipp Bos quier's gegen die Hugenotien ges 
nichtetes aber für die Kenminiß der Moden jener Zeit heute noch 
intereffante® Stuͤck le petit rasoir des ornemens mondains ®), 
Edouard Du Monin's La Peste de la Peste, $rangot® 
Huffraye’8 Zoantropie ®), ein Gemälde der Folgen der Büw 
gerkeiege 2.5 ja Benoit Boron”) brachte die 7 Topfünden 
als Nero, Alerander, Mahomet, Epicur, Kroͤfus, Heliogabal und 
Gervanapal, und die 7 entgegengefebten Tugenden als Dioges 
ned, Codrus, Gocrates, Solon, Pertinar, Pythagoras md 
Hippolytus auf die Bühne. Ueberhaupt Tehrte man fi an 
gar feine Regel mehr, denn während Manche die Handlung lange 
Jahre hindurch fortdauern ließen, gaben Theodor be Beze?) 
in feinem Sacrifice d’Abraham, wo übrigens ber Satan mit 
großer Energte gezeichnet it, und Jean du Virey in feinen Ma- 
chabdes??) eigentlich nur Dialoge ohne Unterfheidung In Ort 
und Scenen, brachten Andere eine Art von Erklaͤrer auf 
die vihne, der noch viel welter ging als der Prolog beim Plau⸗ 
Iu6 ind nach Art unferer Cicerones in den Theaterbüden .bie 
Zuſchauer über das in Kenntniß feßte, was während des Fort 
[reitims der Action anderwärts vorgeht. Gnblih machte dies 
fem Unfug Alergandre Hardy”) ein Ende, indem er bie 
Jallaͤniſche, Spanifhe und Griechiſche Schule zu vereinigen 
ſuchte, in feinen Schaͤferſpielen fi Taffo's Aminta oder viel 
mehr ihre ungefchidien Rabahmungen zum Muſter nahm und 
wifchen den Schaͤfern und Schaͤferinnen Satyrn und Nymphen 
benumfpringen und Anzuglichkeiten herſagen ließ, in feinen Tragi⸗ 
tomödien nichts weiter that, als daß er bie Perfonen und 
Stoffe der Spanier in Franzoͤſiſcher Sprache aufwärmte, und 
did in den Trausrfplelen die Griechiſche Form, meiſt ohne 





1923 Franzoͤſiſche Poeſie. 


das Chor, aber nach Spaniſchem Zuſchnitte, beibehlelt, den Prolog 
hinzufuͤgte und ſich dabei, wenn auch mit Ausnahme, einer Sprache 
bediente, deren Rohheit auf den Bedanfen bringt, daß er gemel⸗ 
nen Soldaten den Mantel der Helven und Könige umgegeben 
habe. Sein beſtes Stud if die Marianne, weldes bie Raͤhe 
Gorneifle’3 zu abnen ſcheint. Uebrigens fchrieb gleichzeitig not 
Marc Papillon’), genannt Kapitän Lasphrife aus Ambolſe 
(1555—1600), eine Nouvelle tragi- comique, deren frecher 
Ton an die Zügellofigfelt der alten Sottied erinnert, und ebenſe 
Ueſt man, daß den 9ten Mai 1624 in der Kirche St, An 
tolne zu Rheims die Election de St. Nicolas & l’archevech 
de Myre des Ricolas Spret”) von Schülern gegeben 
ward, was das este Auftauden ber alten Mufered in ben 
Kirchen bezeichnet, obgleih Jean Behourt’d Esan”), Jean 
Gaulché's Amour divin”), Bierre be Nancel's (geb. 
1570) Trauerfpiele Dina, Josue, Deborah”) nur dem Titel nad 
etwas Anderes find, wie ſich umgefehrt auch die Principaute de 
la Sottie im Hotel von Burgund bie ziemlich um dieſelbe Zeit 
erhalten haben mag, bis feit 1629 in dem Hotel de lArgent 
diefem Theater eine gefährlihe Rivalin gegeben wurd. 


1) &. Artigny Mem, de litt. T. I. 5 202 sq. Goujet T. All. 
p. 192 sq. Litt. u. Völkerkde. Bd. II. p. 449— 461. St. M. Girardın 
p. 112 sq. St. Beuve p. 63 sq. 291 sq. Vaultier in d. Mdm. de I. 
de Caen. 1836. Web. ſ. Sprade f. Herrig’d Ach. f. d. Stud. b. neue 
Sprach. Eiberf. 1846. nr. 1. p. 62 sq. — Oeuvres. Paris 1587. 160. 
X, 12. rev. et augm. et ill. de comm. (de M. A. Muret) ot derem: 
(p- N. Richelet). Paris 1623. II. fol. 1629—30. X. 12. Deuvres ehoi- 
sies av. d. not, expl. et une not. biogr. p. Paul L, Jacob. Pant 
1840. 18. E. Ausw. f. Bed. in St. Beuve Tabı. a. a. D. 4828. I. Edit. 


2) S. 8. U. Mager, D. Franzoͤſ. Siebengeſtirn, b. Prutz Lit. if. 
Taſchenb. Bd. II. 1844. p. AH s noeſti 
„36. Mel. tir. d’une gr. bibl. T. VIT. p. 163 sq. Menage An- 
tibaillet. T. I. p. 114. 166. 265. Goujet T. XI. p. 117 sq. St. Beure 
Tabl. a. a. D. 1843, p 47 sq. 333 sg. u. in d. Rev. d. deux mond, 
1840. u. Rev. Univ. T. IV. 8 An. 1840. 15. Novbr. Niceron T. XV. 
p- 390. XX. p. 101 sq. Oeuvres frangoises rev. et nouv. augın. (P- 
6. Aubert) Paris 1569. 1573. 1574. II. 8. 1534. 12. Rouen 159% 12. 
Oeuvres choisies publ. p. N. Pavie av. une not. de St. Reure. 
An ers 1841. 8. Deffense et illustration de la langue francoise, 2Y. 
20 iva et quelques autres poesies. Paris 1549. 1553. 1557. 8. 1561. 


‘ 4) ©. St. Beuve p. 90 sq. 444 sq. Mel. tir. d’une gr. Bibl. T. 
VII. p. 19 sq. Gonjet T.xı p. 291 G-Niceren T. xxiı. P. 16954. 


Stanzöfifche Poefie. 193 


Oeuvres poetigues. Paris 1578. 1585. II. 12. Lyon 1592. Rouen 1640, 
ll. 8. La Bergerie. Paris 1572. 8. 


5) &. Goujet T. XIV. p. 34 aq. Niceron T. XXI. p. 292 aq. 
Mel. a. 0. D. T. VII. p. 219 sq. St. Beuve p. 99. Marin, Not. s. la 
vie deP. de Th. Neafch. 1784. 8. Oenvres poetiques, savoir: trois 
livres des errenrs amoureuses, un livre des vers Iyriques, plus un 
recaeil de nouvelles oenvres poetiques. Paris 1573. 4. Dazu Xu 
tables des fleurs et fontaines. Paris 1585. 12. Discours philosophi- 
gaes. ib. 1547. 4. 


6) 8. Goujet T. XIY. p 225 sq. Oenvres poetiqnes. Paris 1575. 
4. 1577. 12. 1582. 12. Le second volume d. oeuvr. ıb. 1584. 12. 


?) 6. Michel de Rochemaillet, Vie de St. de St. M. Paris 1633, 
4. Nicron T. XIII. p. 112 29. Camusat Mel, de liter. p. 213 sq. — 
Sammarthani pater et filius (Scaevola et Abelius) Opera latina et 
Sallica tum solnta oratione tum versu scripta. Paris 1633. 4. 


8) ©. Mel. a..a. ©. T. VII. p. 207 8q. Goujet T. XIT. p. 340 
sg. St, Beuve p. 82 sg. Oeuvres (cont. IX livres des poömes, VU 
livr. des amours, V lıvres des jeux, V livr. des passetemps) Paris 
1372-73. IV. 8. Les mimes, enseignements et proverbes de J. A. 
de B. reueus et augın. en cette dern. &d. Paris 1597. 12. Tournon 
1619. 24. Toul. 1612.12. Etrennes de poezie fransvese envers mezu- 
ra. au roe, eic. Les leezones & jors d’eziode, les vers dores de 
Fitagoras, ansenemans de Faukilides: ansenemans de Nauınage aux 
files a marier. Paris 1574. 4. (f. Nodier Melang. p 260 sq.) 


9)&. Gonjet, T. XII. p. 14 sq. Les amours d’Ol. de M. et 
quekjaes odes de luy: ensemble un recueil d’aucunes Oenvres de 
Salel. Paris 1553. 8 Lyon 1573. 16. Ses gayeien. Paris 1554, 8. Ses 
soapirs. Paris 1557. 8. Ses odes. Paris 1559. 8. 


10) €. Biogr. Univ. T. XLIV. s. v. Niceron T. XXXIV.p.207. 
Got T. XI. p. 40 sy. Po6sies. Paris 1554. 8. Odes, sonnets 
di huires podsies gentilles et facdiieuses., Lyon 1574. 16. Son- 
nein, odes et mignardises amoureuses de l’Admirde. ib. 1574. 
1662. 16, Poesies mises toutes ensemble. Paris 1574. 3. Dialogues. 
Paris 1565. 8. 1580 u. Öft. 


) 6. Nic&ron T. XXXIII. p. 235 sq. Les oeuvres podtiques. 
Paris 1579—73. 11 8. 


1) €. Goujet T. XII. B + 256 sq. Viollet le Duc, Bibl. po6t. 
Paris 1843. 8. p. 292 sg. Wielands Werke, Bd XLVIII. p. 230 sq. 
Oenvres po@tiques. Paris 1574. 4. 1579. 4. Les secondes oeuvres des 
mesdames des R. ındre et fille. Poitiers. 1583. 4. Beide zuf. Rouen 
1604. 1. 12. Les missives des mesd. D. R. avec le ravissement de 
Proserpine prins du latin de Clodian et autres imitationes et me- 
langes tiqnes. Paris 1586. 4. Der berühmte Pasquier hatte einft 
1579 auf dem Bufen der Mad. D. R. einen Floh erblidt, und dieſes gab 
iu einer Menge von Gebichten in verfchiedenen Sprachen Gelegenheit, die 
Stlammelt find in: La Pace de M. de RR, qui est un recueil de 37 
poemes grecs, latins et franę comp. par plusieurs doctes peraonnoges, 
aux grands jours fenus à Poitiezs en 1579. Paris 1531. 1583. 4, 


13) 8. Goujet T. XHT. p. 412 sg. Mepris de la vie on Conso- 
lationg contre la mort. Besang. 1594. 12. (500 Sonktts.) 
Bıöfe, Handduqh d. Literärgeſchichte. II. 13 





194 Franzoͤſiſche Poeſie. 


14) ©. Goujet T. XIII. p. 304 sy. Girardin p.200 sq. Oeuvres, 
augm. de comın. etc. et de leur suite (p. 9. Goulard). Paris 1611. 
1614. fol. La Semaine ou la Creation du monde. Paris 1578. 4. 
La seconde Semaine. ib. 1584. 4. Zuſ. Geneve 1601. 1615. 12. Lyon 
1607. 24. Böthe ftellt f. Semaine fehr hoch ſ. Des hommes celthres 
en France trad. de l’Allem. Paris 1823. p. 102. cf. St. Beuve p. 101 
sq. 387 sq. 


15) Nouvelles oeuvres latines et en vers francois. Paris s. a. 
(1582).12. Le Quar&me Jinise en trois parties. premiere le triple 
amonr, ou l’amour de Dieu, du monde angelique, et du monde 
humain. seconde la peste de la peste, ou le jugement Jivin, tra- 
gedie; troisitıne, la consuivance du quareıme en vers frangois. Pa- 
rıa 1584. 4. ©. Trag. Orbec-Oronte fteht in f. Phoenix. Paris 1585. 
12. u. A. ©. Goujet. T. XII. p. 373 sq. Lelut im Merc. de France 
1840. 15 Decbr. u. Mus. d. famill. T. VIII. or. 4. 


16) ©. Goujet T. XIV. p. 229 sg. St. Beuve p. 129 sq. Oeuvres 
etiques avec les imitations tirdes du latin de Jeau Bonnefons. 
Paris 1587. &. 159. 12. 


17) ©. Mel. tir. d’une gr. Bibl. T. VII, p. 312 sq. Goujet. T. 
XIV. p. 1 sq. St. Beuve p. 121 sq. Niceron F. IH. p. 320 sq. Ka- 
leudae jauuariae et varia quaedaın poeınatia. Lutet. 1606. 8. Re- 
cueil des oeuvres poétiques. Paris 1606. II. 8. 


18) Oeuvres latines et frangaises. Paris 1610. 4. ſ. Gonjet T. 
XIV. p. 119 sq. Dreux du Radier, Bibl. da Poitou p. 118 150. 
Niceron T. XXV. p. 397 sq. 


19) &. Niceron T. XXV. p. 397 sq. Goujet T. XIV. p. 63 sq. 
St. Beuve p. 105 sq. 415 sg. Dreux du Radier, Anecd. sur D. 
im Conservateur. 1757. Novbr, Chasles in b. Rev. de Paris 1840. 
10. Dechr. l,es premieres oeuvres. Paris 1575. 4. Ed. dern. 1600. 8. 
1607. 24 u. dit. Les Psaumes de David, mis en vers francois p. Ph. 
D. P. avec quelques oeuvres chrestiennes et prieres du nme au- 
theur. Ronen 1594. 12. u. öft. Oenvres. choisies d. Desporter, Ber- 
taut et Regnier prec. de not. hist. et cr. s. s. podtes. Paris 1823. 18. 


20) ©. Goujet T. XIV. p. 149 aq. St. Beuve p. 113 sq. 365 sq. 


H. Martin in d. Mem. de l’ac. de Caen, 1840. Oeuvres podtiques. 
Paris 1605. 1620. 1623. 8. 


21) ©. Goujet T. XII. p. 428 sq. Premières oeuvres. Paris 
1590. 8. Oeuvres rev. et angm. ib. 1619. 12. 


22 ®. A. de Boniel de Catilhou, Vie de Cl. Exp. Grenoble 
1660. 4, Goujet, T. XV. p. 380 aq. Poesies. Gren. 1624. 4. 


23) ©. Goujet T. XIV. p. 341 sq. Poedsies. Paris 1606. 1614. 12. 


24) &. Goujet T. XIII. p. 335 sq. &, Poesies in b. Academie 
des modernes Poötes Franc. Paris 1599. 8. f. 37—57. 
25) &. Goujet. XIV. p. 56 sq. Podsies. Paris 1606. 12. 


26) ©. Pelletier, Hist. abr. du card. Dup. Paris 1618. 8. Bu- 


rieny, Vie de D.. Paris 1757. 1768. 12. Gonjet T. XIY. p. 289 aq. 
Oeuvres. Paris 1622. III. fol. 


27) ©. Goujet T XIV. p. 78 3q. St. Beuve p. 116 sq. Divers 
ses poesies. Caen 1605. 1612. 8. Les deux preurieres lirres de- 


Sranzöfifche Poefie. 195 


foresteries. Poitiera 1555. 8. f. Art N tiqne in III. B. uf. V B. 
Satires haben viel Aehnlichkeit mit den Arb. Boileau's. 


3) ©. Gonjet. XVI. p. 110 sq. ©. Ged. in d. Delices de la poe- 
sie frane. Parıs 1620, 8. 


. V) 6. Niceron p. 3% sq. St. Beuve p. 319sq. a. a.D. u. Portr. 
Iitter. Paris 1844. I. p. 144 sq. Goujet T. XIV. p. 199 sq. Oeu- 
vres, Paris 1608. 4. Leyde. 1642. 12. acc. de remarques hist, 
(de Cl. Brossette) nouv. &d. angm. (p. Lenglet du Fresnoy), 
Londr. 1733. 4. Paris 1822. 4. av. l. comm. rev. corr. et augm. 
bee de !’hist. de la satire en Frauce p. Viollet le Duc. Paris 
1822. 18. 


%) 6. Goujet T. XV. p. 235 1 Niceron T. XXVIIL p-203 aq. 
Senebier, Hist. litt. de Geneve T. II. Gentlem. Meg. 1818. T. 88. 
b 59. sq. Honndv. Mag. 1751. p. 337 sq. Leu's Ulg. Schweiz. Lex. 
d. I. p. 372 sq. St. Beuve p. 144 sq. Les Tregiques donnes au 
publ. p. le larcın de Promethee. Au Dezert 1616. 4. Petites oeavres 
mesides. Genäve 1630. 8. Les Aventures du baron de Foeneste, 
Cmprinses en quatre parties. Au Dezert 1630. 8. Cologne 1729. II. 
8. Amsterd. 1731. TI. 8. Ausz. in db. Bibl. d. Rom. 1786. Avril II. 
P- 3 5. 
3) 6. Goujet T. XIH. p. 375 sq. — Le Cavalier parfait de 8, 
de Tr. cù sont comprinses toutes ses oeuvres. Lyon 1597. 1605. 12. 


‚39 ©. Gonjet T. XIII. p. 86 »q. Les sept livres des honnestes 
löisirs de M. de la Motte M. Chevallier de l’ordre da Roy et ca- 
pitaime de cinguante hommes d’armes des ordonnances de Sa Ma- 
jeste intitnlez chacun du nom d’an des planettes qui est un discours 
en forme de Chronoviologie oü sera veritablement discouru des 
plus notables occarances de noz guerres civiles et des divers 
accidents de l’autheur. Dedie au Roy. Plas un Meslange de dir 
vers poemes, d’elegies, stances et sonnets. Paris 1537.12. Le passe- 
temps de mess. Frang. le Pouichre etc. Paris. 1597. 8. 


3) @, Sallengre Mem. de Litt. T. II. V. p. 58—100. Niceron 

- TIL p. 40 sq. Goujet T. XV. p. 173 sq. St. Beuve p. 151 49. 
Pofsies av. nu disc. et queiq. remarques. Paris 1630. 4. 1669. 8. 
1757. 8.1764. 8. 1797. 4. 1615. 8. 1522. 8. Oeuvres choisies, Paris 
1825. 8. Poesies suiv. d’un choix de ses lettres av. un ess. hist. s. 
sale ei gi ouvr. B: L. Tbiesse. ib. 1828. 8. av. un comm. indd. p. 
L. Chesier, préc. d’un not, s. sa vie, pabl. p. Tenant et Ant. de 
Latour, Paris 1841. 18, 


3) La Henriade et la Loyssde de S. G. ‚progurear du roiHenry 
IY au comte et bailliage de Blois. Sec. ed. sur la copie impr. 
Blois en 1593 et 15%. Paris 1770. 8, 


‚$) Therznce en frangpis prose .et rime, aveoques le latin. 
Paris s. a. (1500.) fol. iſt vermuthlih von ihm, obwohl Andere Lubs 
DI36 XI, Gecretär Buillaume Rippe für den Verf. halten. 

37) Steht in f. Oeuvres. 

38) ©. Mel. d’ane gr Bibl. T. VII. p. 190 »q. Länd.= u. Voͤlkerkde. 
18. Bo. VII. p. 52 sie. Gonjet T. XxII. p.167sq. St. Benve p. 209 sq. 
Gerasez Ess. d’hist. litter. Paris 1839. 8. Oeuvres et meslangen 
Poetiques, prem. vol. Paris 1574. 4. Oeuvres reueues et augm. Pa- 
rıs 1583. Lyon 1597. 12. Le recueil des inscriptions, „Ügures, de- 

13 


196 Sranzöfifche Poefie. 


vises et masquarades ord. en l’hostel de ville & Paris, le jend 
17, de Fevr. 1558. Paris 1558. 4. 


39) Daire, trace. Paris 1573.8 Alexandre ih. 1573. 8. Oeuvr.pott. 
de JeanetJacq de la T. Cont. Tragedies, Comedies, Poemes, Hymne, 
Klegies, Cartels, Epitaphes, Chansons, Sonnets, sonnets d'amour et 
Anagrammatiques. Plus un livret de l’artet maniere de faire des vers 
Frangois, comme en Grec et enLatin. Paris 1598.4. Bon Sean de la %. if 
Saül le furienx, Trag. Paris 1572. 8. La famine ou les Gabeonites, 
trag. prise de la Bible et suivant celle de Sail. Ensemble plas. 
oeuvr. poct. de J. de la T. (dont les Corrivaux et le Negromani 


de L. Arioste mise en frangois) Paris 15.3. 8. 


40) Er überf. d. Antigone und den Eunuque des Zerenz und Le 
Brave nah Plautus in f. Jeux et Passe Temps. Paris 1572. 


41) ©. Goujet T. XII. p. 152 sq. L’Olimpe_ de J. Gr. Ensemble 
les aufres oeuvres poätiques dudict auteur. Paris 1560. 8. Le the- 
tve de J. G. Ensemble la seconde partie de l’Olimpe et de la 6e- 
lodacrye. Paris 1562. 8. Cesar, Trag. Paris 1578. 8. 1606. 12. 


„42) ©. Luftfpiel La reconnue in ſ. Oeuvres. Paris 1578. 1585. T. l. 


43) Sophonisbe trag. trös excell. — repres. et pron. deuant le 
roy en sa ville de Bloıs. Paris 1559. 8. 


44) ©. Goufet T. XII. p. 52 sq. Les Oeuvres de 3. de Ia p. 
Avec quelques autr. div. poës. de Cl. Binet B. Lyon 1577. 16. 


45) &. Goujet T. XIHN. p. 245 sq. La Soltane. Paris 1561. % 
Trag. sur le Defaite et occasion de la Piaffe et la picquorte & 
bannissement de Mars ä l’introduction de Paix et saincle justice, 
Paris 1579. 4. 


46) Les tragedies de R. G. Paris 1580. 12. 1582. 12. Rouen 
1609, Paris 1673. 12 u. öft. 


47) ©. Goujet T. XV. p. 114 sq. Les (5) Tragedies. plus une 
hergene et un poöme de Susanne. Ronen (1601.) 8. 1677. 8. ib. 
1604. 8. (hier nody d. Trag. Hector.). 


48) La comedie, le monargue en vers, hint. f. Divins oracle 
de Zoroastre. Paris 1558. 8. 


49) ©. Goujet T. XIII. p. ga. Tragedies Saintes. Danid com- 
battant, Dauid triomphant, Dauid fugitif, Bergerie spirituelle, 
Eclogue spirituelle. Gen®ve 1583. 8. Parıs 1557. 12. Po&sie de lal- 
liance perpetuelle entre deux nohles et Chrestiennes villes fran- 
ches, Berne et Geneve, faite lan 1558, iteın uue Coinedie au monde 
malade et mal pense comp, B: Jacq Rienvenu (L. d. M.) Gentr. 
1568. 8. Josias, Trag. de M. Philone (L. Desmasures). Geneve 15%. 
8. Adonias, Trag. de M.Philone. ib, 1586. 8. 


a ragedie frangoise ä huit personnages: traictaut de — 
niteur envers sa maistresse, et de tout i aduin 
Lyon 1571. 12, Chartres 1831. 12. ’ ae 


51) I.ucelle,. Tragi-comedie en prose franpoise. Ronen 15%. 12. 
Nouv. mise en vers frang. p. J. du Hamel. ib. 1607, 12. 


62) L’Odieux et sanglant meurire commis par le mandit Caĩn 


Franzoͤſiſche Doch 197 


4 l'encontre de son Irere Abel, extr. da 4me ch. de la Gentse, 
irag. mer. & 12 pers, av. prol. et epil. Paris 1580. &. 


33) 6. Gonjet T. XIV. p. 294 g. Les theätres de Gaillon (en 
vers) à la Royne. Paris 1566. 4. (4 elogen u. ?Xrauerfp. LaLucrece 
et les Ombres). Achille trag. franc. Paris 1563. 4. (d. 21 Dechr. d. 
3 im Coll. Harcourt geg.) 


%) Le Guysien ou perfidie tyrannique commise par He de 
Valeis ds personnes des... princes Loys de Lorraine, cardiaal ... 
ei Hesry de Loraine duc deGuise. Troyes 1592. 8. Charlot, eglogue 
estorelle sur les miseres de la France et sur la delivrance de 

- le dac de Guyse. ib. 1592. 8. &. Goujet T. XIII. p. 246 aq. 

5) S. Anm. 43. u. oben $. 559. Anm. 2. 

‚%) Les comedies facdtieuses de Pierre de L’Arivey Champ: 
dTimitation des ancieus Grecs, Latins et modernes Italiens a SCa- 
uoir Le Laquois, La Vefue, Les Esprits, Le Morfundn, Les Jaloux, 
Les Escolliers. Paris 1579. Lyon 1597. Rouen 1600. 1601. 8. Trois 
comed. de six derniöres de P. L. à scauoir: La Constance, la Fi- 
delle. Et les Tromperies. Troyes 1611. 12. f. St. Beuve p. 222 sq. 


57) Les Neapolitaines. Con. frang. Paris 1534. 12. Desespera- 
ou €glogues amoareuses. ib. 1527. 8. 


58) Les Contens, com. nouv. en prose francoise. Paris 1584. 8, 
ſ. Genjet T. XII. p. 372 sq. 


59) Les oeurres et meslanges poetiques de P. Le Loyer sieur 
de la Brosse, Ensemble la com. Nephelococugie ou la huee des co- 
es, nou moins docte que facktiense en vers, Paris 1579. 12. Ero- 
„pegnie ou passetemps d’amour. Ensemble une coın. du Muet in- 

sc. Paris 1576. 8. cf. Pavie in db. Ann. de la Soc. d’Agricult. 
Scienc, et Arts d’Angers. 1841. Goujet T. XV. p. 357 aq. 


0) 6. Goujet T. XV. p. 43 29. Le Triomphe de la Ligue. 
Leyde 1607. 8. Verf. war vielleicht N. Rapi n, ber fie auf Befehl Hein: 
ai IV. gegen die Pigue richtete. f. a. Nodier, Quest. de litt. le- 
gale. p. 8. 


61) 6, Goujet T. XII. p. 280 sq. Vasthi prem. trag. de P.M. 
Lyon 1589, 12. Aman seconde trag. ib. 1589. 12. Ciytemuestre, 
Trap. ib. 1589. 12. Esther, Trag.ib.1585. 12. Guisiade, rag nouv. 

elle au vray et sans passion est represente le massacre da 
Duc de&uise. Lyon 1589. 8. publ. av. un avert. et d. not. p. Len- 
giet du Fresney. Paris 1744. 8. 

2) ©. oben Anm. 41. 

63) La tragedie de feu Gaspard de Coligny, jadis admiral de 
France, contenant ce qui advint & Paris le 24 d’Aoust. publ. p. 
Fr. 6, Vigerius. La Rochelle. 1575. 8. av. d. not. p- Lenglet du 
Fresuoy. Paris 1744. 8. . 

64) Tragedies frangoises. Paris 1610. 8. (7 &t.) ib. 1612. 8. (8.) 
la Mort de Henry IV. Trag. en 5 actes et en vers — repres. de- 
‚anf la Reine Marie de Medicis en 1610, l’annde möme de Jamort 
de Henri IV. Faris 1806. 8. 

68) Chilperic, roi de France, second du nom. Paris 159%. 8. 

66) Phaäton, bergerie tragique de guerres et tumaltes civiles. 
Lyon 17h. a, 6 en er 





200 Sranzöfifhe Poeſie. Noman. 


ihre Diener abſichtlich herumtergefegt und laͤcherlich gemacht Dat. 
Man bat lange vergeblihe Mühe darauf verwendet, die im 
feinem Bude auftretenden Perfonen hiftorifh zu erklären und 
daffelbe für eine politifche Satire auf das Königthum anzufehen, 
allein es iſt im Gegentheil eine feine Apologie befielben, denn 
Grandgousier (die Güte), Gargantua (die Madit) und Pan- 
tagruel (bie Intelligenz und Liebe zu den Wiffenfhaften) mas 
Ken zufammen den Typus eines vollflommenen Könige aus, 
indem Pierochole und Bringmarille, Ausländer, die Tyran- 
nen repräfentiren und fomit den Natlonalruhm erhöhen. An 
diefe reihen fi der nationale Panurge (das Univerfalgente), 
Epistemon (die Wiffenfhaft), Carpalim (die Schnelligfeit), 
Ensthenes (die gut geleitete Kraft), Jean des Entommeurs (ein 
tuͤchtiger Säufer), Bridoye (die bürgerliche Gerechtigkeit mit ihren 
Gebrehen), Grippeminaud (dad Parlament oder die Criminal⸗ 
ämter), Dindenaud (der Kaufmann), Tronillogand (der Philo- 
foph), Rondibilis (der Arzt), Ponocrates (der Schullehrer) und 
die papegots (papes), cardingots (cardinaux), «vegots 
evdques), welde ihre Rolle auf der Isle des Lanternes, ou 
tout se fait en lanternant (dem Concil zu Trient) und der 
lsie sonnante oü les pardons s’achetent à beaux escus 
sonnants (der Kirche Roms) fpielen. Dabei hat Rabelais jedoch nicht 
verfehlt, eine ſolche Mafle von wiſſenſchaftlichen Notizen einzu⸗ 
flechten, daß man fein Buch billigerwelfe eine Encyclopäbie der 
Studien im 16ten Jahrhundert nennen Tann. Uebrigens darf 
nicht vergefien werben, daß er zugleich G. B. I. c. 21) ben 
Latinifirungen und ber Einführung der Brovincialismen, worauf 
Bude, Dorat und ihre Geſellſchaft ausgingen, einen flarfen Damm 
entgegenzufeben gewußt bat, wobei uns aber nichts fo unan⸗ 
genehm berührt, als daB volt alle biefe Perlen aus dem Kothe 
herauszuſuchen haben, ſowie feine allyugroße Malice, bie” nichts 
in Ruhe laͤßt. Bald kamen nun ähnliche Arbeiten in Menge 
zum Borfcheln, dern Reihe das berühmte politiſche Pamphlet, 
La Satire Menippee, anführt, deren Idee von Bierre le 
Roy, Canonicus zu Rouen, den Dichten Gilles Durand 
und Jean PBafferat, Florent Ehretien, Heinrichs EV. 
Sehrer, Nicolas Rapin, Prevot des Gonnetable, Jacques 


Stanzöfifche Poeſie. Roman. 201 


Gilles, Parlamentsrath und dem berühmten Juriſten Bierre 
Pithou mitten unter fröhlichen Gelagen gefaßt und in luſtiger 
Geſellſchaft ausgeführt worden war’), Sie war gegen die figue 
gerichtet und griff ihre Theilnehmer an den vermundbarflen 
Siellen an, fo daß fie Heinrich IV, mehr als eine gewonnene 
Shlacht nügte, da man ſich von der Begierde, womit man fie 
las, einen Begriff machen fann, wenn man bedentt, daß inner 
bald rined Monate vier Auflagen nöthig wurden. Ste hat 
eben nur einen Fehler, der proteflantifhe Haß zeigt ſich nämlich 
auf jeder Eelte, und die allzugehäuften Uebertreibungen werben 
wiegt widerwaͤrtig. Uebrigens iſt fie ſelbſt ein Gemiſch von 
ſcht huͤbſchen Verſen, beißenden Epigrammen und trefflichen Re 
den, befleht alſo natürlich aus Proſa und Verſen. Man bat 
Re eft nachgeahmt, doch find alle dieſe Verſuche hinter ihr zu⸗ 
rüdgebfleben; der beſte iR noch des Sean de la Taille 
Singeries de Ja ligue‘), Um nun aber auf Rabelais zuruͤck⸗ 
aufommen, fo {ft zu bemerfen, daß mehrere Dichter den Roman 
deſelben oder doch wenigſtens einzelne Epiſoden deſſelben zu 
dramatificen verſucht haben, fo Montauban, Autreau, Du— 
merſan x., allein alle diefe Arbeiten haben jept nur noch liter 
rariſch hiflorifchen Werth. Als einigermaßen gelungene Nach⸗ 
ahmungen, wiewohl auch dieſe jetzt vergeſſen find, kann man 
neh des Guillaume des Autelz’) auf die Bartholomäus⸗ 
nacht beügliches Pamphlet, des Louis Regnier, Sieur de 
la Planches), eines eifrigen Proteſtanten Legende du Car- 
dinal de Lorraine und die beiden anonymen Satiren La for- 
tune de la cour?) und L’ile des hermaphrodites’”), die 
gielfzeitig fallen, hier in Betracht ziehen. Uebrigens riefen bie 
Änelnen von Rabelais feinem Buche eingefrenten Anecdoten 
benfalls ähnliche, nur aus ſolchen beflehende Arbeiten. hervor. 
Solche Unterhaltungen waren Nico. Eholiere’s Erzählungen!!), 
Suillaume Du’ Bouher’6?) witzige Abendunterhaltungen 
Gerées), Claude Nouvellet's Schwaͤnke!), DE Noel du 
dail, Seigneur de la Herisſaye (+ 1585) Grobhelten!“), 
des Etienne Tabourot, Sieur des Accords aus Dijon 
1547— 90) otiginelle Späße”) und Henri Etienne’s*) 
Mologie Herodots, worin er, un zu beweiſen, wie jener nicht 


202 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 


etwa wunderbare Geſchichten erdichtet habe, eine Maſſe der ſon⸗ 
derbarſten Geſchichten und Anecdoten aufhaͤuft, die Poggio's 
Facetiae an Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit weit uͤbertreffen. 
Beroalde de Verville!) aus Paris (1558—1612) hat 
in feinem Moyen de parvenir eine Nachahmung des Pia 
tonifhen Gaſtmahls und des Athenaͤus verfudt, aber nur 
eine langweilig eingefleivete Sammlung von pöbelhaften und won 
ber größten moralifchen Berdorbenheit und Srreligiofität zeugen⸗ 
den Späßen, die oft noch dazu bunfel find, zufammengebradt. Der 
komiſche Dichter Antoine Gotel'?) (geb. um 1550) mag endlich 
als der Chorag der in der folgenden Periode fo zahlreichen 
ſchmuzigen Lyrifer und Epigrammatiſten angefehen werden. 


1) f. E. Casteigne, Not. biogr. et litt. s. Marg., in d. Annuaire 
de la Charente 1837. Paul Jacob, ind. Vieux Cont. p. AV — XXXYVI. 
Auög. Ed. Pr. Histoire des Amans fortunez, dedide & Till. princ. 
mad. Marguerite de Bourbon, duchesse de Nivernois p. P. Boısteaa 
dit Launay. Paris 1558. 4. (nur 67 Nov.) L’Heptameron des Nouvel- 
les de M. de Valois royne de Navarre, remis en son. vray ordre 
etc. ded. A Jeanne de Foix royne de Navarre R: Cl. Gruget. Paris 
1559. 4. 1560. 4. u.öft. 1698. IL.12. Berne 1780— 81. TII. 8. (Amsterd. 
1698. 1700. 11. à la Haye [Chartres] 1733. 8. mobern. pr.) u. in 
Les Vieux Conteurs frangais rev. et corr. accomp. de not, hist. 
crit. et bibl. p. P. Jacob. Paris 1841. 4. R: 305. 516. Aus}. in d. 
Bibl, d. Rom. 1775. Octbr. T. II. p. 134 3q. Wieland @.8d.48. p. 121 0q. 

2) ©. Nicdron T. XXXIV. p. 314 sq. Goujet T. XII. p. 88 sg. 
Nodier im Bibliologue de Hennebert. T'ournai 1840. P. Jacob. p. 
XxIX—XXVY. Recueil des oeuvres de feu B. de Periers. Lyon 1544. 
8. Les nouvelles recrdations et joyeux.dervis, contenantgquatre-vi 
huit contes en prose. Lyon 1558. 4. (90 Gr) Lyon 1561. 4. (92) 
Paris 1564. 12 u. öft. Amsterd. 1711. II. 12. ib. (Paris) 1735. IIE. 12% 
av. d. mot. p. Nodier. ib, 1841. 8. II. 8. u. in d. Vieux Conf. p. 181 
—303. Audz. in b. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 130 sq. Zn otiger 
eigentlich iſt ſ. Satire gegen den Unglauben (Dial. I—IM, nr. IV gehört 
nicht dazu), das berühmte Cymbalum mundi, en frangois contenent 
gquatre dialogues po6tiques fort antiques joyeux et facelieux. Paris 
1537. 8. av. un comm. p. P. Marchand. Amsterd. 1711. 12. ib. (Pa- 
ris) 1732. 16. Aınst. 1738. 8. 1753. 8. Le Cymb. mundi ef autres 
Oeuvres de B. d. P. reunis p. la prem, f. et accomp. de not, et de 
notes p. P. L. Jacob. Paris 1841. 8. Xusz. in d. Bibl. d.R. p. 111sq. 


3) S. P. Jacob a. a. O. p. XXXVIII. Rusg LePrintempsd’Yver, 
contenant cinq histories disconrwes par cing journees en une noble 
compagnie au chäteau du Printemps. Paris 1572. 16. 1574. 16 u.öft. 
Rouen 1618. 12, u. Vienx Cont. p. 517634. Aus. in db. BibL d. 
Rom. 1786. Janv. T. II. p. 3 

. S. (J. Bernier.) Jugement sur la vie et l. ouvr. de R. Pa- 
ris 1697. 12. Lit. u. Bölterkde. 1783. Vd. VIE. p. 32% VIN. p.107 — 
177. IX. p. 218-228. X. p. 296-315. Not. et Extr. d. Mss. T. V. 
"p. 132 sq. Niceron. T. XXXII. p. 337—408. Salverte in d. Re- 
vue encyclop. T. XIX. p. 88 snq. 361 sq. M. H. Kuhnheltz, Net. 


Sranzöfifche Poefie. Roman. 203 


bist. bibl, et crit, s. F. Rabelais. Montpellier 1827. 12. Brunet, 
Not. s. deux anciens romans intit. les Chroniques de Garg. oü l’on 
examine les rapports qui existent entre ces deux ouvrages et le 
6.d. R., et si la preiniere de ses Chroniques n’est pas aussi de 
Y'auteur du Pantagruel. Paris 1834. 8. Bourquelot, Sur la pers. de 
6. ind. Nem. d. Autig. de France. Paris 1844. T. VII. p. 412— 
436. Nodier, Des materiaux, dontR. s’est servi pour la composition 
de son oavrage, im Bull. du Biblioph 1834. nr. 12. P. Jacob, Not. 
hist. & la vie et Pouvr. de R. in f. Xuög. p. IIE-LXXII. Ginguene 
De lsstrii6 de R. dans la revolution pre&sente. Paris 1791. 8. De- 
leeluze, Etad. s. Fr. Rab. Paris 1841. 8. St. Beuve a. u. D. p. 263— 
250. — Les grandes et inestimables cronigs; du grant z enorme 
geaat Gargantaa: contenant la genealogie, la grädeur 7 force de 
son corps. Aussi les ınerueilleux faictz darmes quil fist pour le 
Roy Artas cöme verrez cy apres. Lyon 1532. 4. ib. 1533. 8. ($ranz. 
u deutſch b. Regie a. a. D. Bd. IL.) ein gang verfchiebenes Maͤrchen, aber 
dermuthlich au von Rabelatis |. Brunet Not. a. a. D. — Ausg. 
d. tig. Rom. ſ. Garganıiva. ATAGIH TYXH. La vie isestimable du 
grand Gargantua, pere de Pantagruel, jadis cöposee par L’abstracteur 
de quite essäce. liure plein de pantagruelisme. Lyon 1535. 16. Pan- 
tagruel, Les horribles et espeustables faitz z prouesses du tres 
reaöme Pantagruel Roy des Dipsodes, filz du grũd geät Garganutua. 
Cposez nonuellement par wmaistre Alcofrybas Nafier. Lyou s. a. 
(1532) 8. (nur Th. I. d. Pant) Gargantua a. 1, 1537. 16. 1:yon. 1542. 
16, Pantagruel, Roy des Dipsodes, restitue a son naturel, anec ses 
faictz et prouesses espouventables etc. ib. 1542. 8.u.öft. (ent. L. I. 
u. 11. des P.) Le tiers liure des faicts et dictz heroiques da noble 
Pantagrue] cöposes p. M. Fr. Rabelais docteur en: medecine et cal- 
lier des Isles Hieres. Paris 1546. 16 u. ft. Le Quart Liure des 
facts et diets heroiques du bon Pantagruel. Paris 1552. 8. — 
Deuvres de M. Fr. R. avec la Prognostication pantagrueline. s. I. 
153. 16. Troyes. 1566. IT. 16 u. öft. Oenvr. augm. de lavie de l’au- 
ſear et de quelgaes rem. Amsterd. Elzevir 1663. II. 4. av. des rem. 
hist, et erit. p. 5. L. Duchat et Bern. de la Monnoye. ib. 171. Y. 
8. Bd. augm. p. Gueulette et Jamin l’aine. Paris 1732. VI. 8. (Dazu: 
Les Leitres de R. 6crites pendant son Yoyage en Italie, ınis. en 
lam. av. d. obs. hist. p. M. de St. Marthe. Bruxell.1710. 8.) Amst. 
141. II. 8. Oeuvres. Paris 1820. III. 18. 1823. III, 8. Oeuvr, d. R. 
lit. variorum augm. de piöces ined. des songes drolatiques de P. 
ourr. —8 av. lexplic. en regard, des rem. de Duchat, de Ber- 
uer, de Le Motieux, de l’abbe de Marsy, de Voltaire, de Gin- 
guene etc. et d’un nouv. comm. hist. et pbilol. p. Esmangart et El. 
Johanneau. Paris 1823. IX. 8. Oeuvr. de Rab. acc. des not. expl. 
ei prec. d’ane not. {p. R. Jacob. Paris 1825-27. V. 32. Nouv. ed, 
augm. de plus. extraits des chron. admir. du puissant roi Gargan- 
taa ainsi que d’an grand nombre de var. et de deux chapitres 
inédits du cinqui&me livre d’apr. un ms. de la bibl. du Roi et 
acc. d. not. explic. p. P. Jacob, bibliopbile. Paris 1840. 1842. 8. 
dentſch; Meifter Fr. R, d. Urzeney doctoren Gargantua und Pantagrud 
208 d. Franz. verbeutiht m. @int. u. Anmerk. d. Varianten d. II. B. v. 
1543, auch ein. noch unbek. Sargantua herausg. d. ©. Regis. Zeipg. 1832 
41. III 8. ueb. d. Nachahm. Rab. ſ. Brunei, Essais philol. sur B. 
Paris 1841. 8. ueb. d. Ausg. ſ. Branet Man. T. IV. p. 1-12. 


5) Sat menippde de la vertu du catholicon d’Espagne et de 
ia tenue des 6atz de Paris. Paris 159. 8. Turin 159%. 8. ». I. 1649 


204 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 


8. av. I. not. de P. Dupuy. Ratisb. 1664. 12. Ed: enr. de fig. augm. 
de nouv. rem. p. Le Duchat et de plus. pieces qui serventä pros- 
ver et ä e&claircir les endroits les plus difficiles. ib. 1709. HI. 8. 
augm, de not. et d’un comm. hist. litt. et phil. p. Ch. Nodier. Paris 
18%4—25. II. 8. av. une not. p. M. Ch Labitte. ıb. 1841. 18. &. Le- 
cretelle, Hist. de Fr. pend. 1. guerr. de rel. T. IH. p. 442—464. 


6) Histoire abregee des singeries de la Ligue, Paris 1595. 3. 
u. in d. Uusg, d. —8 Br 


7) &. Gonjet T. XII. p. 343 sq. Mitistoire barragouyne de Fen- 
freluche et Gaudichon, trounde depuis n’aguere d’ane exempleire 
escrite a la main a la valeur de dix atomes pour la recreation de 
tous bon fanfreluchistes. autheur abcd etc. Lyon 1559. 1560. 1574. 
16. Rouen 1578. 16. 


8) La Legende de Charles, cardinal de Lorraine et de ses fre- 
res de la maıson de Guise, deerite en trois livres; p. Fr. de l’Isie. 
Reims (Genörve) 1674. 1576. 1579. 8. u. in db. Méᷣm. de Cond6 1742. 
4. Supplement. u 


9) La fortune de la cour, ouvr. tir& des Me&moires da Sieur de 
la Neuville, conseiller du duc d’Alencon, frere du roi Henri Ill. 
(p. P. de Dampmartin) Paris 1642. 1644. 8. u in d. Mem. de la 
reine Marguerite. Brux. 1716. 8. 


10) LesHermaphrodites on Ile des H. nouvellement deconverte 
avec les moeurs, lois, coutumes et ordonuances des habitants d'i- 
celle (p. Artus 'Ihomas, sieur d’Embry). s. I. 1605. 12. u. in b 
Journal de Henri Ill. (àA la Haye et Paris 1744. V. 8.) T. IV. 


11) Neuf matindes. Paris 1585. 1586. 12. 1610. 1613. 12. Dazu 
Les »pr&s-disnees. Paris 1587. 1588. 12. Zuf. 1611. 1613. 12. 


12) Les Serdes. Poitiess 1584. 16. (nur 8. I.) rev. et augm. de 
l’auteur. Lyon 1615. 1618. III. 8. Rouen 1615. 1625. 111. 8. u. öft. 


13) &. Goujet T. XIII. p. 209 sq. LesDivinailles en style bar- 
lesque. Lyon 1571. 8. 

14) Propos rvstiqves de maistre Leon Ladulfi champenois. 
Lyon 1547. 8. rev. corr. et augm. p. luy, mesme. Lyon 1549. 16. 
Les ruses et finesses deRagot, iadıs capitaine des gueux de Pho- 
stiere et de ses successeurs. Paris 1573. 16. (daſſ. 8.) Balivernies 
ou Contes nouneaux d’Eutrapel autrement dit Leon Ladulphi. Pa- 
ris 1548. 16. rev. et augm. p. 1. seigneur de la Herissaye. Rennes 
1583. 8. Paris 1732, I1. 12. Propos rustiques, balivernies, contes et 
discours d’Eutrapel ed. ann. prec. d’un essai s. 1. vie et les ecrits 
de N. du F. p. J. M. Guichard. Paris 1842. 8. 


15) Les bigarrures et touches du seignenr des Accords avec les 
apophtegmes. du sieur Gaulard, et les escraignes dijonneises 
Ed. dern. de nouv. augm. Paris 1603. 1614. 1662. 12. Rouen 1640. 
1647. 8& D. Ed. Pr. v. 1572. 12. enth. nur Bd. I. " 


.16) Intreduction au traitd de la conformitd des merveilles an- 
ciennes avec les modernes ou traite preparatif à l’apologie pour 
Herodote, comp. en latin p.H. Est, et est ici continnd p. lai- m&me. 
s. 1. 1566. 8. Apol. p. Her. nouv. ed. augm. de rem. p. Le Duchat. 
ä la Haye 1735. III. 8. 

17) moyen de parvenir, oenvre contenant ia raison de tout 
ce qui a este, est et sera. Avec demonstrations certaines et ne- 





Sranzöfifche Poeſie. 205 


cessaires, selon la rencontre des effets de vertus. Et adviendra 
gue ceux qui auront nez A porter lunettes s’en serviront ainsi qu’il 
est eserit au dictionnaire & dormir en toutes langues. S. recensuit 
sapiens ab A ad Z. Impr. cette annee (Hollande) 12. Le Coupe-cul 
de la melaucolie oa Venus en belle humeur. Parm. 1698. 12. (daff. 
B.) Dern, dd. exact. corr. Nulle part 100070032. 1. 12. Ed. augm. 
d’ane diss. s. ce livre p. B. de la Monnoye des imitations du M. 
de P, qui ont &te faites en vers latins ou frangois p. diff. auteurs, 
(Paris 1957.) 13, 12. rev. corr. et mis eu meill. ordre pabl. av. un 
comm. hist. p. P. L. Jacob. Paris 1842. 8. ©. Niceron T. XXXIV. 
p. 232 sq, Melang. tir. d’une gr. Bibl. T. XXI. p. 114. Nodier im 
Ball. d. Bibl, 1841. p. 743 — 753. P. Jacob erllärt Notice a. a. D. 
p- XI sq. u. Vieux eont. frang. p. XXXIX—XLVI. u. Bull. 0.0 0. 
p. 655-673 Rabe lais für den Berfaffer. 

18) ©. Goujet T. XI. p. 125.Premier livre des mignardes et 
gayes poeaies. Paris 1578. A. 


$. 584. 


Gchen wir nun zur Geſchichte der Branzöfiihen Poeſie im 
ITtm Jahrhundert fort, jo nimmt die Blüthe derſelben, wenn 
wir nämlih das Drama ausnehmen, eigentlich nur den erfien 
hell defielben ein, wo nämlih das Hotel Rambouillet durch 
feine geiftreiche Befigerin, die Gemahlin des Marquis Charles 
d Angennes de Rambouiliet, in ihren Salons die beſten Köpfe 
von Paris vereinigte, und man dafelb in buntem Gemiſch 
Geiflige, Rechtsgelehrte, Dichter, Staatsmaͤnner und Hofleute 
ihte Gedanken auetaufchen fah, während mehrere fpäter fehr bes 
rühmt gavordene Schriftfiellerinnen, wie die Ecudery, die Sevigne, 
bie daſeyette, fich diefem Kreiſe anſchloſſen und denfelben durch 
ihten Wip erheiterten. Selb Richelieu fam hin, und man 
kann kann wohl mit Recht ſagen, daß er durch dieſe 
Soiteen auf den Gedanken eines wiſſenſchaftlichen Vereins von 
Gelehiten, den er nachher fo glaͤnzend durch die Stiftung der 
Academie ausführte, gebracht worden war. Dabei hatten dieſe 
Zuſammenkuͤnfte noch das Verdienſt, daß fie zuerſt den Mel, 
die Geifilihfeit und die Elite der Bourgeoiftie einander nahe 
bradien, daß fie burdgängig zu den Wiffenfchaften anregten, 
weil wenigfiens dem Nichtadeligen ohne literärtihen Namen der Zus 
gang verſchloſſen blieb, und daß endlid die Gegenwart der Das 
um die Converſation ſtets in den Schranken des Anftandes zu 
halten wußte, fo daß zwar die Balanterie daſelbſt geduldet, 
aber Allee, was Irgendwie die Grenzen des Decorum übers 


206 Sranzöfifche Poeſie. 


ſchritten hätte, fireng verbannt blieb, Freilich entſtand daraus 
iener pedantifche Salonton, den wir m den Romanen jmer Der 
riode, z. B. in ber Astree, deutlich genug wiebergegeben finden, 
allein auf die Sittlichkeit wirfte dieß dafür tm Gegenſahe zu 
den Zeiten der Ligue äͤußerſt vortheilhaft ein. Allerdings darf nicht 
vergeſſen werden, daß auch an ſich ſchon das Zeitalter Heinrichs 1V. 
die Beguͤnſtigung, welche daſſelbe der Reformation hatte zu Theil 
werben laffen, und die mit dieſer verbundene puritaniſche Sim 
firenge troß dem frivolen Hofe Heinrichs einen weſentlichen Ein 
fluß auf diefe füttliche Umgeftaltung der Poefle geäußert halten, 
welche auch nod unter Ludwigs XIII. Regterung fortdauertt, 
obgleich diefe negative Froͤmmigkeit einer dem Mittelalter fehr 
nahekommenden Bigotterie wieder Platz gemacht und die Reaction 
des alten Glaubens eine entfhhiedene geworben war. Indeſſen 
dauerte der literärifdhe Areopagus des Hotel Rambouillet hödftene 
bis 1650 fort, dann 'löflen fi die Beſucher deffelden in mehr 
rere einzelne Eoterleen und Salons!) auf, von denen ein feber allen 
Geiſt und Wis in ſich zu vereinigen wähnte, wie z. B. die Same- 
dis des Fräulein von Scudery, und die größtentheils die Schul 
an den Angriffen tragen, welche von verfhledenen Seiten gegen 
das morfche Gebäude des Hotel Rambouillet zu einer Zeit er 
hoben wurden, wo baffelbe durdaus feinen Einfluß mehr auf 
die Literatur ausüben Fonnte. 

1) ©. Badiche im Investig. 1844. Novbr. Blätt. f. lit. U. 1845. nr. 15784. 


$. 585. 


Betrachten wir nun die einzelnen Sterne, welche ſich um 
die Sonne jenes Haufe, die Marquiſe von Rambouiflet, reihten, 
fo werden allerdings Balzac, Baugelas, d'Ablancourt 
und Menage wegen ihres Einflufies auf die Ausbildung dr 
Profa der Sprache und auf den Styl der Renatffance die glänzend 
ften fein; allein da bier von der Boefte diefer Zeit vorgugsmelle 
die Rebeift, fo müfjen wir auch mit den kleineren Lichtern fürlled 
nehmen, welde ihre Strahlen von hier aus verfendeten. Wir 
fiellen die Epifer voran, deren Reigen durh Jean Chapelain 
(1595 —1674) eröffnet wird, deſſen Pacelle, obwohl unvollen⸗ 
det, nad zwanzigiähriger darauf verwendeter Arbeit (1656) 


Franzoͤſiſche Poeſie. | 207 


im Anfehn, das er bis dahin als critiſches Drafel gehabt, auf 
einmal durch ihren läcerlihen Bombaft ein Ende madte?), 
Ehenfo eimfältig find die hiecher gehörigen Arbeiten des Des» 
mareh de St. Sorlin (1595 — 16769), des George de 
Seuderi aus Havre?) (1601 - 1667), des Marc Ans 
tolne Gerard, Sieur de St. Amand aus Rouen (1594 — 
1660)*), die ſaͤmmtlich von Boileau auf das Erbärmiichfte 
mitgenommen wurden, und der Iefuit Pierre Lemoyne aus 
Chaumont (1602— 71), von defien heiligem Ludwig Boileau 
fügen konnte: il s’est trop eleve pour en dire du mal, 
il sest trop &gar& pour en dire du bien, da bei allen ſei⸗ 
nen Fehlern epiſches Talent feinem Gedichte nicht abgeſprochen 
werden Tann’). Als komiſche Heldenvichter werden genannt Bau | 
Scatron, ber ſich ſelbſt „par ia gräce de Dien malade indigne 
de la reine Anne“ nannte und dafür jährlid 500 Thlr. er 
hielt, aus Paris (1610 — 1660), bekannter durch feine Frau, 
die berühmte Daintenon, der bie Aeneide in 8 Büchern trave⸗ 
Rirte (die andern fügte Moreau de Brazey bin) und in 
denfelben Genre noch einen Pyphon dichteteꝰ), und Guillaume 
de Brebeuf aus Torigny oder. Rouen (1618 — 61), der 
mer mit einer Parodie des 7ten Buchs Virgils begann und 
dam daſſelbe mit dem Lucan verſuchte, aber uͤber Scarron ſich 
nit eb”), j 
— MdL. de 
tt. de Chap. p. 233. Viollet le Duc. p 358 sq. Gruber. Comm, 
Epist. Leibnit. Tom. Prodr. P. II. p. 1113. Olivet, Hist. de l’ac. 
frang. .97 sg. Goujet. T.XVII.p.351. 

2) Clovis ou la France chretienne, po&dme her. Paris 1666. 12. 


Marie Madelsine ou le triomphe de la gräce. Paris 1669. 12. f. Ni- 
ceron T.XXXV. p.1408q. Viollet p. 503sq. Goujet T.XVII.p. 419 2q. 
3) Alaric ou Rome vaincue, po@me her. Paris 1665. 12. ſ. Viol- 
let p. 520 1q. Nicoron T. XV. p. lid sq. Goujet T. XVII. p. 138sq. 
4) Moyse sauve, idyle heroiquc. Leyde 1654. 12. Oeuvres, rev. 
eorr, et augm. Rouen 1663. 12. f. Viollet le Duc p. 500 sq. Niceron 
T.XIV, p. 352 sg. Gonjet T. XVI. p. 329 ag; 

5) Saint Login qu 'la sainte, copronbe recougnise, poöma her. 
Paris 1658. 8. Dazu Les Triomphes de Louis le Juste. Paris 1630. 
6. f. Viollet-ie Duc. p. 547 sq Niceron T. XIH. p. 79 aq. Geujet 
T, XYIL P. 246 BG. 

6) Le Virgile, travesti en vers burlesqnes. Paris 1648. 12. 1668. 
I, 12. Oeuvres burlesques de Sc. (Leyde). Paris 1655. 12: Les der- 
ütres oeuvres. Paris 1668. 12. Les nouvelles oeuvres tragicomiques. 


⸗ 


208 Sranzöfifche Poefie. Roman. 
Amstord. 1668. 12. Oeuvres. Amsterd. 1737. IX. 12. Paris 1786. 


7) La Pharsale de Lucain ou les guerres civiles de César et de 
Pomp6e en vers frangois. Leide 1658. 12. Po&sies diverses. Paris 
1662. 12. Eloges poetiques. ib. 1661. 12. Entretiens solitaires ou 
prieres et meditations pieuses en vers frangois. ib. s. a. 12. 


$. 586. 


Daffelbe Zeitalter, welches die ſchlechten Heldengedichte fdul, 
brachte noch ſchlechter Romane hervor, zwar gerade feine Rit 
terromane im eigentlihen Sinne mehr, da ja Herberay burg 
feine Uebertragungen des Amadis dafür geforgt hatte, daß fein 
Mangel daran fet, allen eine andere Art Mifhgattung von 
Schäfer» und Ritterroman, eingeführt dur des Herrn Honore 
d'Urfé aus Marfeille (geb. 1567, gefl. 1625) Astree'), worin 
die angeblichen Liebesabenteuer der Hirten von Lignon in do 
re) verewigt werden, und ein laͤcherlicher Salonton und hoͤfiſche 
Galanterie mit langen, auf Stelzen gehenden Phrafen here 
plärrt wird, wie fie im Hotel Rambouillet Mode war. Obwohl 
jegt nicht mehr lesobar, wird Nod dies langweilige Bud durch 
feinen Helden Celadon, den Prototyp aller ſchmachtenden Liebes⸗ 
helden und girrenden Tauber, unfterblich fein. Leider bat es 
aber auch noch viele Nachahmungen gefunden, die das Original 
wenigfiend an Länge übertreffen. Solche lieferte zuerſt Gauthier 
de Coſtes, Seigneur de la Balprenede (geb. um 1600. 
geft. 1667), inter deſſen fünf Romanen die Cleopatra der befte iR, 
obgleich er ſich endlos durch 23 dicke Bände hindehnt, und die 
von ihm erfundenen Abentener über ale Grenzen des Wahr 
ſcheinlichen hinausgehen?). Es iſt faft unmöglich, fi durch ſo 
ein Buch hindurchzuarbeiten, allein die gehäuften Verwickelungen ded 
MarinLe Roi de Gomberville (geb. 1600, gef. 1674) 
in feinem Polexandre und der Yortfebung deffelben, La jeune 
Alcidiane, erregen nur dadurch Erſtaunen, daß der Berfafler 
felbR nicht über feinen Gordiſchen Knoten confus geworben 
und es ihm doch nod gelungen if, ihn zu entſchürzen?). End 
lich befhließt Madeleine de Scudery (1607—1701), eine 
treue Beſucherin des Hotel Rambouillet, die Reihe von lang 
weiligen Autoren, Indem fie cine große Maffe von Bänden gefchrichen 
bat, in welchen endloſe Unterbaltungen und einen Begriff von 


Sranzöfifche Poeſie. 209 


dem zeittöbtenden Geftwäp der damaligen wifienfhaftliden Sa⸗ 
Iond geben, freilih aber au dur ihre moraliſche Tendenz ge 
waltig gegen die frivolen Romane des 18ten Jahrhunderts abs 
Reben. Ihr berühmtefler Roman iR außer dem Artamene, in 
weldem der große Eyrus als ein Mann geſchildert wird, der 
von früh bis Abend nichts thut, als feiner Mandane feine efel« 
haften Liebesfeufzer vorplärrt, befonderd die Clelie, wo jene 
großen Helden der Römiſchen Geſchichte, Mucius Scävola, 
Horatiuß Cocles ıc. fih mit ihren Damen damit befchäftigen, 
einander galante Rätbfel aufzugeben und jene berühmte Karte 
der Zärtlichkeit zu entwerfen, die fi im erſten Thelle der Clélie 
befindet und deren Entſtehung uns fon der gleichzeitige 
Anecdotenjaͤger Tallemant des Reaur in feinen Historiettes 
(T. V. p. 278) befdrieben hat. Uebrigens kam weder ein 
Römer nod eine Römerin in diefen Romanen vor, die nicht eine 
Eopie irgend eined Bürgers oder einer Bürgerfrau aus dem Quartiere 
der Ecudery gemein wäre, wie ein damals eriflirender Schlüfs 
fel auswies). Obgleih diefe Mißgeburten ber Literatur leider 
noch mande Nachahmungen fanden, fo fhuf doch glüdlicherweife 
Paul Scarron’) dur feinen Roman comique eine neue Aera 
für den Franzöfifhen Roman, indem er darin zuerfl, wenn aud 
nur in dem yiquant und originell genug dargeſtellten Comödian⸗ 
tenleben, zeigte, wie dem Roman die Aufgabe gegeben if, in 
das yractifche Leben einzugreifen und für dieſe oder jene Phaſen 
der politiihen oder Aflhetifchen Zufände einzuwirken. Uebrigens 
muß aud bier no Eyrano de Bergerac‘) (1620—55) 
erwähnt werden, der durch feine beiden Phantafieen, die Relfe 
in den Mond und die Geſchichte des Reiches der Sonne, eigent« 
lich der Bater des phantaflifchen Romans und das Vorbild von 
Gulliver’6 Reifen, Fontenelle's Welten, Voltaire’ d Micromegas, 
Holberg's Nil Klim's Reife in die Unterwelt geworben if, und 
die Bergefienheit, in welche er verfallen if, durdaus nicht ver 
dient, da alle jene imaginären Reifen, mögen fie noch fo gut 
ihren ſatiriſchen Zweck verfolgen, ihm doch das Berbienft laſſen 
müflen, zu dieſem Behufe zuerſt die Natlonalfprade angewenbet 
zu Haben, da man früher zu dergleichen Arbeiten ſich nur der 
Lateiniſchen bebient hatte. 

Größe, Handduch d. Literärgeſchichte. III. 14 





210 Sranzöfifche Poeſie. 


1) &. Niceron T. VI. p. 217 sq. Goujet T. XIV. p. 354 2q. 
Tilladet, Dissert. recueill. à la Haye 1714. 12. T. 1I. p. 68-8. 
A. Bernard, Les d’Urfe „ souvenirs hist, et litt. de Forez au XYl 
et XVII s. Paris 1839. 8. L’Astree, olı sont deduits les diverses ef- 
fets de l’honneste amitié; avec la V partie, p. Baro. Paris 163. 
1637. (Rouen) 1647. 8. 1733. V. 12. [modern.] (Ed.Pr. Part. I. Paris 
1610. 1612. 4 P. Il. 1616. 4. P. Ill. 1619. 8. [P. IV. Paris 16% 
pP. V. et VI. ib. 1625. 8., bier ift d. Schluß von Borftet, Sieur de Gau: 
bertin] P. IV. et V. ib. 1627. 8. P. V ift von Baro) Ausz. in b. Bibl. 
d. Rom. 1775. Juillet T. I. p. 166 sq. 209 sq. u. Dunlop T. IN 

. 143 sq. — Les Epistres morales et amoureuses. Lyon 159%. 1?. 

aris 1619. 8. u. öft. La Sireine, po&eme alleg. rev. corr. et angm. 
Paris 1606. 1618. 8. u. öft. E. gr. St. a. ſ. Savoysiade on hist. d. 
ducs de Savoie en vers b. Rosset Del. de la po&s. frang. Paris 1613. 
1618. 1620. II. 8. 


2) 8. Niceron T. XXXVII. p. 235 sq. Faramond ou l’hist. de 
France. Paris 1641. 1661. Xll. 8. Amsterd. 1664—70. XI. 8. (vom. 
VIII. Th. anit P9.d’DOrtigue de Vaumoriere der Verf) Cleopatre 
Paris 1648. XII. 8. Leyde 1557. XII. 8 Dunlop T. 111. p. 1% sq. 
Cassandre. Paris 1642. 44. 50. 54. 67. 1731. X. 12, Ausz. in d, Bibl 
d. Rom. 1780. Octbr. T. I. p. 23 sq. Il. p. 3 sq. Novbr. p. 3 8q. 
u. db. Dunlop. T. II. p. 204 eq. 


3) &. Niceron. T. XXXVIII. p. 259 sq. Goujet T. XVN. p. 
341 sq. Polexandre. Paris 1647. V.8. Ausz. b. Dunlop. T. TIL. p. 1868- 
La Cytheree. ib. 1621. IX. 1642. IV. 8. Alcidiane. ıb. 1651. 8. 


4) ©. Bosguillon im Journ. d. Sav. 1701. Juill. p. 513 sq. Nic 
ron T. XV. p. 132 sq. Clelie, histoire romaine. Paris 1654-61. X- 
8. 1731. x. 8. (Xusz. in d. Bibi. d. Rom. 1777. Octbr. T. I. p.5- 
214.) Les yeux de Mathilde d’Aguilar, hist. Esp. et Franc. Paris 
1667. 1704. I11. 8. (Ausg. ib. 1778. Octbr. T. I. p. 170 8q.) Artameae 
ou le grand Cyrus, Paris 1450. Ed. VI. 1658. X. 8. (Ausz. ib. 177. 
Novbr. p. 86 sq.) Almahide ou l’esclave reyne. Paris 1661-8. 
VIII. 8. (Ausʒ. ıb. 1775. Aoust p. 146sq.) Ibrahim ou l’illastre Basse. 
Paris 1635. 1641. 1665. IV. 8. Ausz. b. Dunlop T. III. p. 216 sq- 

5) Le Romant coınique, Paris 1662. 1663. 12. (av. la 3me part. 
p. A. Offray) Paris an 1Y (1796.) 111.8. u.öft. Aus;. in b. Bibl.d. Rom. 
1776. Janv. T. 1 p. 75 3q. cf. Ola Potrida 1790. p. 90 aq. Biogr. f. 

rauenzimmer &t. X. 1785. p. 50—70. Lambert Gel. Geſch. Ludw. XIV. 
b. III. p. 64. Goujet T. XVI. p. 315 sq. 

6) ©. Niceron T. XXXVI. p. 215 sq. Nodier, Bonav. Desper- 
rier eis Cir. de Bergerac. Parıs 1841. 8. u. Bull. d. Bibl. 188 
p. 343 sq. Oeuvres dıv. Paris 1661. 1677. Aınst. 1710. IE. 8. LH 
stoire comique des Btats de la Lune. Paris 1656. 12. Hist. com. 
des etats et empires du soleil in f. Oeuvres. Paris 1741. III. 12 
Ausz. b. Dunlop Hist. of fiction T. III. p. 334 sq. 


$. 570. 

Eine andere Clique bildeten aber die Gelegenheit 
bichter und Erzähler, vorzugswelfe im Hotel Rambouillet, an 
deren Spite Bincent Boiture!) aus Amiens (1598— 
1648) ficht, der befonderd als angenehmer Geſellſchafter und 





Sranzöfifche Poeſie. 211 


ſteis bereiter Witzling angefehen war. Davon zeugen aud) 
feine Gedichte, 3. DB. feine Epiflel, der Karpfen und der Hecht, 
fowie fein Eonett von der Urania, gegen welches Benferade 
fein Sonnet de Job richtete, wodurch fi die Parteien ber 
Uranistes und Jobelios bildeten. Uebrigens brachte er auch die ſchon 
vergefienen Balladen, Rondeaur und Triolets wieder in Aufnahme, 
Rüdjihtlid des Genies ſteht ihm Iſaac de Benferade?) 
aus Lyons la Foret (1612— 91) am nähften, was man aus feinen 
anf die Hofballetd Ludwigs XIV. gemachten Gelegenheitsgedich⸗ 
ten ficht, denn feine Idee, Ovids Verwandlungen in Rondeaur 
zu bringen, war ganz unglücklich. Der Dritte wäre Jean 
François Sarrazin?) aus Hermanville (1603 — 54), ein 
tet eigentlicher Gelegenheitsdichter, jedoch auch als Satirifer 
(G. B. gegen den läderlihen Erfinder der Endreime Dulot) 
talentvoll, und hoͤchſtens in der Form tavelnswertb, Endlich 
würde die vierte Stelle unter diefen hervorragenden Talenten 
der liederliche Honorat de Buell, Marquis de Racan 
(1589 — 1670) einnehmen, Malherbe's Schüler im Styl, aber 
dem Etoffe nah Nahahmer der Staliäner, deſſen Bergeries 
die Borläufer der Astree waren“). Den zweiten Rang nimmt 
eine andere Geſellſchaft ein, beftehend aus Sean Ogier de 
Bombaud aus St. Juſt de Lufiac (1576— 1666), einem gros 
Gen Guͤnſtling der Scudery, Marie von Medicis und Anna von 
Defreib, deren Gunſt er durch ein hübſches Sonett auf Hein⸗ 
rih’81V. Tod gevonnen hatte, affectirtem Hirtendichter, aber gu⸗ 
tem Epigrammatiften?), aus Francois Mayn ard aus Touloufe 
(1582— 1646), einem einförmigen und falten Sonettiſten, der 
aber in der Form und Ausarbeitung tadellos INC), aus 
Elaude de Malleville aus Paris (1597—1647), gutem 
Glegifer?), aus Antoine Godeau aus Dreur?), Biſchoff 
von Bence (1605— 72), der zwar harmoniſcher Dichter, aber 
doch viel zu fruchtbar war, aus Charles Faucon de Ris, 
Seigneur de Eharleval (1613 — 93)?), einem Adten, aber 
zu allen ernſteren Arbeiten unaufgelegten Schöngeif, und end⸗ 
ih ans Henriette de Coligni, Gräfin de la Suze 
(+ 1673), berühmt durch ihre Schönhelt und Abenteuer, aber 
in der fentimentalen Elegie nicht ungeſchickt 10). . 
14 


212 Sranzöfifche Poefie. 


Diefer Dichterfchule der vornehmen Salons fleht aber nod 
eine Anzahl anderer weniger begünftigter Dichter zur Seite, un 
ter denen wir Sheophile de Biau (1590-1626) aud 
zeichnen, unten defien Namen feine Feinde eine Sammlung 
ſchmuziger und fatirifher Gedichte, Parnasse satirique belitelt, 
druden ließen, die trotzdem, daß feine Unſchuld fpäter anerfomt 
ward, feine moralifhe und Außere Vernichtung zur Bolge hat 
ten, was vielleicht auch bewirkte, daß fein ausgezeichnetes Talent 
nicht die verdiente Anerkennung fand), Pierre Batrls 
(1585 — 1672) verſtand mit fhönen Worten nichts zu fagn"), 
aber Philipp Habert (1604— 37) hat in feinem Temple 
de la mort fehr viel Talent gezeigt"). An dieſen fehließen id 
eine Dicterin, Fräulein Marie de Pech de Calages au 
Touloufe, deren Heldengedicht Judith befier ift, als alle Cpopden 
der Heroifer des Hotel Rambouillet zufammengenommen''), der 
Apologet Ludwigs XIII. Julien Golardeau (1590 — 
(1990-—1669)'°) und der Tiſchle Adam Billauı!, be 
fannter ald maitre Adam, le Virgile an rabot, aus Nevei 
(+ 1662), deſſen drei Gedichtſammlungen, nad feiner Peofl 
ſion Les chevilles, le Vilebrequin und le Rabot genannt, 
ihn bei allen in feinem Mangel an aller Bildung liegenden Seh 
lern doch als talentvollen Naturdichter Documentiren, was man von 
dem Paſtetenbaͤcke Naqueneau und dem Scloffer Reault 
faum fagen kann. Aber aud auf das Theater war der Ealon 
Rambouillet nicht ohne Einfluß geblieben, wenn man auch anerfenna 
muß, daß befonderd der Kardinal Richelieu (1585 — 1612), 
den feine Vorliebe für die Bühne ſelbſt veranlaßte, für biefelt 
zu fohreiben, weſentlich für Diefelbe gewirkt hat, indem er but 
die erfi von ihm gegründete Arademie francaise den Cid (M 
firen ließ). Auf feinen Befehl fhrieb Francois Hedelin, Ahle 
d’Aubignac (1604— 76)!°) ein ſchlechtes Buch über das Weſen 
der dramatiſchen Poefle und ein noch ſchlechteres Trauerfpiel (ZE 
nobie) zur Erklärung deſſelben, und auf gleihe Beranlafung 
Frangois Metel des Bois Robert aus Gam!?) (1592 
—1662), der jedoch dad Verdienſt bat, bei feinem Goͤnner 
bie Idee zur Errichtung ber Academie angeregt zu haben und 
nicht ohne natürlichen Wis und Humor if, und der liederliche 





Sranzöfifche Poefie. 213 


Buillaume Golletet (1598—1659), freilich ebenfalls 
ein bloßer Speichellecker?'). Bei alledem hatten diefe ſchlecht 
abgelaufenen Verſuche das Gute, daß fie auf die nun erfchei- 
nenden Talente defto mehr Wufmerffamfelt zogen, welche bereits 
Sean Mairet (1604— 86)?! mit Recht erhielt, deſſen So- 
phonisbe (1629), freilih dem Stoffe nah aus Triffin entlehnt, 
body das erfle regel» und planmäßig angelegte Trauerfplel der 
Sranzofen iR und ihren Berfafler, trog der darin fich befin« 
denden Fehler, die der Zeit und der damaligen Manier zugufchreiben 
find, mit Recht zum Bater ver Franzoͤſiſchen Tragöbie flempelt, wenn 
auch der Ruhm, die Form derfelben geſchaffen zu haben, Pierre Cor⸗ 
neille?) aus Rouen (geb. 1606) gebührt. Gr debutirte zuerſt mit 
dem Lufifpiele Melite (1629), das bei aller feiner Mittelmäßigfeit 
doch weitüber allen früheren dramatiſchen Verfuchen erhaben If, wenn 
auch feine freilich zu ſchleppende Nachahmung der Medea Senecas 
(1635) bereitö den großen Corneille, wie er in feinem Cid (1636) 
aufteitt, ahnen läßt, worin er fein Borbild, Guillen de Caſtro uns, 
endlich übertroffen hat und zeigt, bis zu welchem Grade ver 
Vollkommenheit ſich das moderne Drama erheben kann, wie er 
denn au im Menteur, einer Rahahmung von Pedro de 
Rorad Sospechosa vertad, das erfie Branzöfifhe Intriguen⸗ 
fpiel nad den Regeln gellefert hat. Mit diefem Stüde hört 
aber aud die Glanzperiode Bornelled auf, denn fhon Rodo- 
gune (1645) if nicht in allen ihren Theilen vollfommen, und 
mit Theodore beginnt die Abnahme feines Talents, welches im 
Pertharite (1653) eine volftändige Niederlage erfuhr, bis end⸗ 
lich Bolleau über einige feiner nun noch folgenden Producte je⸗ 
nes berühmte Epigramm ſchrieb: „J'ai vu l’Agesilas | Helas! | 

Apres l’Agesilas | Helas! | Mais apres l’Attila, | Hola!“ 
Seine letzten Lebensjahre verlebte er vom Theater ganz zurüde 
gezogen (+ 1684), Indem er den Ruhm zurüdiieß, in feinen 
Trauerfpielen jeden Styl angewendet gu haben, der barin zus 
laͤſſig if. Seine Behler, die befonders in feinem freilih in 
der damaligen Zeit liegenden Anſchließen an die Spaniſche Schule 
liegen, würben wohl beſonders Damit zu entſchuldigen feyn, daß er 
eigentlich mit Teinem ordentlichen Nebenbuhler zu woettelfern haite. 
Ratürlih fand er viele Nachahmer, unter denen Jean de 


214 Sranzöfifche Poefie. 


Rotrou“) aus Dreur (160950) der fruchtbarfie if, wenn 
auch die Unregelmäßigfelten, die er fih zu Schulden komme 
ließ, zeugen, daß er wenig von der claffifhen Schule bat. An 
ihn fließt fh Triftan LHermite?* (geb. 1601, + 1655), 
vom Schloſſe Soulierd ſtammend, ein geborner Dichter, der zwar 
der gefaͤhrlichſte Nebenbuhler Corneille's war, aber doch bald ver⸗ 
gefien ward, wenn man feine (1637) mit ungeheurem Beifall 
aufgenommene Marlanne ausnimmt, ferner Pierre Duryer 
(1605— 58) 2°), deſſen Trauerfplele mit Ausnahme deö Scevole 
mit Recht verdienen, jept im Staube der Bibliotheken begraben 
zu fein, da er blos um Gelb zu verdienen ſchrieb, Gabriel 
Gilbert (+ 1680), zwar von der Nation nicht mehr geleſen, 
aber von vielen fpäteren und gleichzeitigen Dramatifern (fo ahıte 
P. Corneille feine Rodogune, Racine feinen Hippolyte n06) 
benutzt, da er in der Wahl der Soffe und in ber Er 
findung der Intrigue und der Situationen ſtets glüdtich war”"), was 
man auch von Georges de Scudery, deſſen Ibrahim von 
dem Ginfluffe Rotrou's und Corneille's zeugt, fagen Tann, da 
feine Stüde mit Unrecht jetzt vergeffen find?”), und endlich Ey 
rano de Bergerac®), deſſen Agrippine leider von beinahe 
atbeiftifchen Gefinnungen zeugt; dafür bat er aber in feinem 
Pedant joue das erfle Franzoͤſiſche Proſaluſtſpiel geliefert, aus 
dem fein Schulkamerad Moltere die zwei beflen Scenen der 
Fourberies de Scapin nahm. Che wir aber zu einem neuen 
Abſchnitte gehen, wollen wir nicht vergeffen, einige Boltsviäte, 
von denen wir allerdings den maftre Adam bereit6 anführten, noch 
hinzuzunehmen. Es giebt deren fehr viele, wie nennen mut 
Laurent de Brianson?) und Jean Milter”), weit 
beide im Patois von Grenoble dichteten, die Gaocogner Dichte 
Pey de Barros”), Augie Gallliard®), Bertrand 
Larade?), ©. Ader), Pierre Boudelin”) aus Tou⸗ 
Ioufe (1579—1649),. den Krämer Jean Michel aus Riöme 
(+ 1700)%), ©. Bebout?”), J. G. Aotros) und B. Gri⸗ 
maudt?”), einen gewiſſen Sasmin) und I. Wartel*) 
aus Beziers, der die von dem baflgen Kaufleuten auf 
ihrem Privatiheater gefplelten Stüde fammelte, Le Sagt 
aus Montpellier), P. Rouffet aus Berigorv®) (1626— 


Franzoͤſiſche Poefie. 215 


1684), bie Provengalen Loys bi Bellaubiero*) aus 
Grace (1532— 88), Claude Bruecys*) aus Air und Ons- 
par Zerbin®), fowie Ricolas Saboly*”), die Piemontefer 
Alone von Ai, von dem oben ſchon die Rebe war") und 
Bernard Uharb*), die ſchöne Sellerdtochter Loyſa Labe 
aus Bon (1522 — 62)%), die Bretagner PB. Sultan Maus 
nel”) und Tangy Guegueu??), die ebenfo wie P. Pe⸗ 
raut®) in der Auvergne, die Weihnachtslieder (Noals) ihres 
Baterlanded fammelten, wenn fie auch nicht den Ruf erlangt 
haben, wie Bernard de la Monnoye's aus Dijon (1641 


—1728) berühmte Noels bourguignons”*). 

‚. 6. Menage, Misc. Paris 1652 4. Lib. adopt. p. 73 20 Gou- 
yet T. XVI. p. 87 sq. Lambert, Gel. Geſch. d. Reg. Ludwigs XIV. Lpzg. 
u. Kop. 1761. Bd. II. p. 34 sq. Lettres. Amsterd. 4657—59. II. 12. 
Oeuvres. Paris Ed, Y. 1656. Nouv. Oeuvr. ib, 1658. 4, Paris 1713. 
1729, 1744. IL. 12. 


2) ©. Camusat Mel. de litt. de Chapelain p. 194. Goujet T. 
XVII. p. 187 sq. Niceron T. XIV. P 304 sq. Lambert Bd. IT. p. 172 
sq. Oeuvres diverses. Paris 1697. II. 12. Theätre. ib. 1636—42. VI. 
4, Metamorphoses d’Ovide en rondeaux. Paris 1676. 4. u. öft. 


3) 6. Sallengre Me&m. de Litt. T. I. p. 419 sy. Niceron T. 
u sq. Goujet T. XVI. p. 174 sq. Senebier Hist. litt. de 
beatve. T. If. Lambert Bd. III. p. 47. Oenvres. Paris 1656. 4. Ed. 
augm. Amsterd. 1694. ı2. Nouvelles Oeuvres. Paris 168%. 1. 12. 
Deuvres choisies. Paris 1826. 16. Poesies. Caen 1824, 8. 


4) 8. Goujet T. XVII. p. 205 sq Niceron T. XXIV. p. 159 2 
&ambert Sp. IH. p. 97 sq. Camusat p. 226. Oeuvres. Paris 1724. I. 
12, Bergeries. ib, 1625. J. Ed. VI. Lyou 1635. 8. 


) &. Nieéron T. XXXIV. p. 352 sq Gonjet T. XVII. p.123sq. 
kambitt Bo, III. p. 87. Camusat p. 204. 230. Po6sies. Paris 1646. 4. 
Epigrammes. ib. 1658. 12. Les Danaides, Tragedie. Paris 1658. 12. 
Amarante, Pastorale. ib. 1631. 8. 


6) 6. Goujet T. XVI. p. 56sq. Lambert 3b. II. p. 126. Oeuvres. 
Paris 1646. 4, Le Philandre. Lyon 1621. Paris 1623. 12. 


D S. Goujet T. XVI. p. 70 sq. Lambert Bd, II. p. 31. Poesies. 
Paris 1649. 4. 1659. 12. 

8) &. Goujet T. XVII. p. 269 sq. Niceron T. XVII, p. 71 a9. 
XX. p. 111 sq. Lambert Bd. IT. p.41. Camusat p. 262. Ancillon Mei. 
T.I. p. 291 sq Artigny Mem. T. V. p. 219 sq. VI. p. 196 sg. 
Les Tableaux de la Enitence. Paris 1656. 4 1665. 12. Poesies chre- 
liennes et morales. ib. 1663. 12. Paraphrase des Psaumes de David 
M vers francois; dern. Ed. corr. p. Th, Gobert. Paris 1676. 12. 

9 6. Goujet T. XVII. P 342 sq. Poösies diverses, in b. Re- 

1. 


cueil de Serci T, LP 81. 1 300. 307. T. III. p- 241. 248. T. V. 
I: %0. u. b. Barbin Recueil T. IY. p. 305-360. u. b. b. Poësies de 


t. Pavin. Paris 1759. 12. 


216 Stanzöfifche Poeſie. 


10) ©. Eoujet T. XVII. p. 301 sq. Recueil de pieces galantes 
en prose et eu vers. Paris 1678. III. 12. 1698. IV. 12. Trevoux 
1741. V. 12. Poesies. Paris 1666. 12. 

11) ©. Niceron T. XXXVI. p. 48 sq. Menage, Antibaillet P. I. 
8 112 sq. Chasles in d. Revue d. deux mondes. 1839. T. XIX. 

oujet T. XIV. p. 363 sq. ODeuvres. Paris 1621. 1698. Rouen 1628. 
1636 Paris 1662. II. 12. Nouvelles oeuvres coınp. d’excellentes let- 
von latines et francoises. Paris 1648. 8. Ueb. |. Proceß ſ. Soleinne 

. p- 161. 

12) ©. Gonjet T. XVII. p. 226 sq. Niceron T. XXIV. p. 1f9nq. 
La Misericorde de Dieu sur la conduite d’un pecheur penitent, 
avec quelques autres pieces chrestiennes. Blois 1660. 4. Poesies di- 
verses, b. Barbin, Recueil. T. IV. p. 81 sq. 

13) ©. Goujet T. XVI. p. 1 aq. Le Temple de la mort, po<me. 
Paris 1637. 8. 

14) Jadith ou la delivrance de Betbulie, po&me publ. p. M. 
de Yillandon. Paris 1660. 4. 

15) ©. Goujet. T. XVI. p. 24 sq. La description de Richelien. 
(Paris) s. 1. et a. 4. Les Tableaux des victoires de Louis. XIII. ib. 

12 


16) ©. Goujet T. XVII. p. 53 sq. Mem. deM. deMerolles T. 1. 


-p. 170 sq. Strobel a. a. D. p. 63 sq. Oeuvres choisies. Paris 1806. 


1842. 8. Les chevilles. Paris 1644. 4. Rouen 1654. 8. Le villebrequin. 
Paris 1662. 1663. 8. Ode au card. de Richelieu. Paris 1639. 4. 
Ode pour Mons. le Prince. ib. 1648. 4. Le Claquet de la Fronde 
sur la Liberte des Princes. ib. 1651. 4. 

17) Europe, come&die héroique. Paris 1643. 4. u. 12. (f. Vigneul- 
Marville, Mel. T. Ill. p. 1sq.) Auch ift erBerf. d. unter Desmarets 
Ramen gedr. Luſtſpiels: Les visionnaires. (Paris 1637. 4. u. in d. Re- 
cneil de pieces galantes cont. le voyage de Bachaumont et laCha- 
pelleetc. Trevoux 1750. 12.) u.Ouverture du theätre de lagrande salle 
du Palais Cardinal, Mirame, tragi-com. Paris 1641. fol. Uebrigens 
gab er auch den Stoff an zu d. Coınedies des Tuilleries par les 
cing auteurs (Boisrobert, P. Corneille, Rotrou, Colletet et Lestoille) 
ara 1638. 4. u. L’aveugle deSmyrne, tragi-comedie par l. memes. 
ıb. cod. 4. 

18) ©. Sallengre, Mem. de Litt. T. I. p. 234-3%. Gonjet .T. 
XYIl. p. 406 sq. Niceron T. IV. p. 120 sq. Camusat p. 181. ZE- 
nobie, trag. odı la verit& de l’histoire est conservee dans l’obser- 
vatıon des plus rigonreuses regles du po&me dramatique. Pa- 
rıs 1647. 4. Le Martyre de St. Catherine, Trag. Caen 1650. 
4. La Pucelle d’Orleaus Trag. en prose selon la verite de 
Y’histoire et les rigueurs du Tiheätre. Paris 1642. 12. La Cyminde 
on les deux victimes, trag. en prose. ib. 1642. 4. Pratique du Thes- 
tre. Paris 1715. II. 8. 


19) &. Niceron T. XXXV. p. 53-67. Goujet T. XVII. p, 68. 
Artigny Mem. T. VI. p. 178. Thheätre. Paris 1633—55. X Pi&ces 
4. u. VIII in 12. (f Soleinne Bibl. dramat. T. I, p. 240 aq.). 

20) ©. Lambert Bd. IT. p. 58. Goujet T. XVI. E 259 sq. Ar- 
tigny Men. T. VI. p. 104 sq. — Cyminde ou les deux victoires, 
tragicom. Paris 1642. 4. Podsies diverses. Paris 1656. 12. Lesdiver- 
tissements, ib. 1633. 8. L’illustre buveur & ses amis; dern, éęd. rev. 
p- l’auteur av. d’autres gayetez du caresme-prenant. Paris 1640.4. 

21) &. Niceron T. XXV. p. 243 sq. Goujet T. XVIII. p. 179sq. 
Theätre complet. Paris 1690-43. XI. (II.) in 8. u. (X.) 4. 


Franzoͤſiſche Poefie. 217 


22) &. B. de Fontenelle, Vie de P. C., b.d’Olivet Hist. de l’ac. 
trauc. 1730. Amst. 12. p. 138—157. Niceron T. XV. p. 349 sq. XX. 
p. .Lambert Bd. III. p. 142. Mag. f. Frauenzimmer. 1786. p. 210 
—243. Discours sur Corn. et Racine. Paris 1773. 8. Lardner, T. |. 
p.40sq. V. Fahre, Eloge deP.C. Paris 1808. 8. J. Taschereau, L’hist. 
de la vie et d. ouvr. de P. Corn. Paris 1829. 8. Ed. II. ib. 1836. 8. 
Rachtr. zu Sulger Bd. V, P: 38 4. Schlegel Borlef. II. Abth. I. p. 165 
sq. 179 sq. Fr. de Neufchateau, L’esprit du grand C. Paris 1819. 8. 
Goujet T. XVIII. p. 140 sq. St. Beuve Portr. litt. T. I. p. 26 sq. 
Ueb. d. Crit. ſ. Bromig in Herrig’e Ach. f. d. Stud. d. neuern Spr. El 
berf. 1846. ar. 1. p. 189 sq. Theätre d. P. Corn.revu, corr. et augm. 
Amsterd. 1664. V. 12. av. d. comm. (p. Voltaire). Gen&ve 1764. XII. 
8. Paris 17%. X. 4. av. d. obs. crit. s. Il. comm. de Voltaire p. Pa- 
lissot. Paris 1802. XII. 8. Oeuvres, av. I. comm. de V. Paris 1817. 
XII. 8 .av. 1. not. de tous les comment, p. M. L. PareHe. ib, 1824. 
XII. 8. Oeurres compittes de P. Corn. et Oeuvr. chois. d. Th. 
Corn. av. 1. not. d. comm, Paris 1840. If. 4. ib. 1838. IV. 12. Ueberf. 
G. Meifterwerle metr. überf. v. &. v. Hänlein. Berl. 1811—17. II. 8, 
Der Eid, überf. v. Benzel Sternau. Gotha 1811. 8. 


23) &. Niceron T. XVI. p.-89 sq. Singul. hist. et litt. (Paris 
1738. 12.) T. I. p. 328-338. Lambert ®b. III. p. 43. Mag. f. Frauenz. 
1786. 3b. XI. p. 148—159. Raynouard im Journ. d. Sav, 1821. 1822 
u. 1823. Goujet T. XVI. p. 131sq. Theätre, Paris1631—52. XXXVI. 
4. (f. Soleinne Bibl. dram. T. I. p. 228.) Oeuvres publ, av. d. not. 
p. Violet Leduc. Paris 1820—22. V. 8. 


24) La Marianne, trag. Amst. 1655. 12. Paris 1724. 8. Theätre 
complet. Paris 1637—56. II. 4. (VIII &t.) ct. Lambert Bd. III. p. 54. 
Goujet T, XVI. p. 203 sq. 


25) ©. Goujet T. XVI. p. 252 sq. Niceron T. XXII. p. 342 sq. 
Lambert Bd. III. p. 323. Po&mes dramatiques. Paris 1618-35. XVII 
in 4. und IIl in 8. Scevole. Paris 1647. 4. Berühmt iſt auch L’Argenis, 
tragi-com. Prem. journ. Paris 1631. Dern. journ. ib. eod. 8. 


26) Theätre compl. Paris 1611-67. V in 4 und VI in 12. f. Gou- 
jet T. XVIII. p. 86 sq. 


77) Ibrahim ou l’illustre Bassa, Tragi-com. Paris 1643. 4. L’a- 
mour tirannique, Tragi-com. ib. 1639. 4. (hier ift d. f. d. Theätre 
frangais gültige Geſet der Vingt-quatre heures zuerft in Anwendung 
gebr.} Oeuvres dramatiques et po6tiques. Paris 1630—49, VII in 8. u, 
IX in 4. ſ. a. Goujet T. XVII. p. 138 sq. 


28) Le mort d’Agrippine. Puris 1654. 4. Le Pedant joued. ib, 
1054. 2, 1658. 10. 16h Er en 


29) La Batitel de la Gisen. s. 1. et a. 4. u. m. f. 2 and. Geb. Le 
Banquet de la Fäye u. La vientenanci du Courtisan im Recueil des 
div. pieces faites a l'ant. lang. de Grenoble, Gren. 1662. 8. 

30) Pastorale et tragi-comedie de Janin, repres. dans la ville 
de Grenoble. Gren. 1633. 4. 1706. u. 1800. 8. (cf. Col. de Batines 
Mel. de I’hist. litt. du Dauphind. p. 198 sq.) Anal. b.Champollion- 
Figeac, Nouv.rech. s. . patois. Parıs 1809. 12.) La Faye de Sasse- 
nage. ren. 1631. 4. 

31) Poesias gasconas, Toloso 1567. 4. 

32) Las obros. Bordeaux 1579. 12. Roudi6 de Rabastens en 
Albigez. Lou bapquet, al cal banquet al belcop de sortos de 





218 Sranzöfifche Poeſie. 


mises per so que tout lou moun n’est pas d'un goust. Paris 1584. 
12. Lyon 1614. 1619. 12. f. Goujet T. XVI. p. 327 sq. 


.. 33) La muse piranese. Tolose 1609. 12. La margalide gascove. 
ıb. 1604. 12. 


34) Lou gentilome gascoun e lous heites de gouerre Jen gran 
poude rous Henric gascoun rey di France. Toloso 16%. 8. Lou ca 
tounet gascoun. ib. 1611. 8. 


35) Lasaobras de P. G. augmentados noubelomen de forgo pe 
sos, ambe& le dictiounari sur la lengo moundino. Toul, 1713. 8. |. 
Strobel, Franzöſ. Volksdichter. Baden 1846. 8. I. p. 43 sq. 


36) &. Gtrobel p. 66 ag. L’embarras de la fiero de Beaucaire. 
Nismes s. a. 8. Beaucaire 1783. 8. u. im Rec, de poötes gascoms. 


37) Lou parterre gascoune. Bourdeus 1642. 4. 

38) Lou trimfe de la leugovo Gascovo ous playdeiats de las 
quoiiate sasous et deous quoüate elemens da oiant lou Pastou de 
Loumigno. Toulouse 1642. 12. 1700. 1762. 12. ſ. Brunet p. 102 

39) Le dret cami del cel dins le pays moundi o la vido del gran 
patriarcho Sant Benoist. Toul. 1659. 12. 

40) Poesies en patois. Agen s. a. II. 12. 

41) L’antiquit6 du Triomphe de Besiers au jour de l’Ascension, 
contenant les plas rares histoires, qui ont eaté représentées au 
susdit par ses dernieres annees. Beziers 1628. 31. 12, Ueb. d. Inh ./. 
Soleinne Bibl. dram. T. III. p. 346 sq. 


42) Les folies de Le Sage. de Montpellier. s. 1. 1650. 8. u. «IM 
Recueil d, poètes gascons. 1700. 


43) Grizoulet, lou jaloux otrapat, et los amours de Floridor ei 
Olimpo deRosilas etd’Omelito et de Grizoulet et lo Morgui, coumedio. 
Sorlat 169%. 8. Lo disputo de Bacas et de Priapus, ib. 16%. & 
Oeuvres, publ. p. J. B. Lascoux. ib. 1839. 8. ſ. Branet, Recueild’« 
puscul. et de fragm. en patois. Paris 1841. p. 75 sq. 


44) Obros et rimos provensalost reviovdados m; Pierre Paul. 
Marseille 1795. 4. Strobel a. a. O. Be sq. Henricy, Not. $. 
Yorig. de !imprim. en Provence. Aix 1826. 8. 


45) Lou jardin deys musos provensalos. Aix 1628, 1842. II. 12. 
(D. Bud u. d. folg. enth. auch Lujtfpiele f. Soleinne. Bibl. dram. T.lll. 
p- 336 sq.) 

46) La perlo deys musos et oomedies3 prouensalos. Ays 1655. 12. 
f. Nodier Nouv. mel. d’une pet. bibl. p. 28 aq. 


47) Recueil de no&ls provengaux. Aviguon 1669. 1674. 12. 
1763. 1829. 1832, 12. 

48) Opera jocunda metro macharronico materno: et gallico 
composita. Ast. 1521. 8. Opera molto piacevole-novamente e coA 
diligenza corretta ristamp. con la sua tavola. Venez. 1560.8. Torino. 
1628. 8. Po6sies fraugoises comp. de 1494 & 1520 publ. p. la pre. 
ft, en France av, une not. biogr. et bibliogr. Paris 1836. 8. 


49) Lo Guemen dou pouro Cebory deBreissay sur la pau gut 
la de la guerra. s. ]. 1618. 8. La Pied-montoise, en vers bressans. 


Dijon 1619. 8, 


Sranzöfifche Poeſie. 219 


50) &. Niceron T. XXI. p. 242 sq. St. Beuve, Portraits des 
Contemporains. Paris 1846. III. p. 159 sq. J. du Ruolz, Disc. s. la 
pers. et les ouvr. de L. L. Lyon 1750. 12. Wielands Werke Bd. 
XLYIH. p. 34 sg. Blätt. f. lit. Unterh. 1845. 140—147. Etrobelp. ag. 
Mosaique da Midi. 1840. p. 267 sq. Breghot du Lut. Not. s. la 
Belle-Cordiere à Lyon, cont. quelques renseignements biogr. =. 
L. Lab& et Ch. Bordes. Lyon 1828. 8. Evores. Lion 1555. 8. 1556. 8. 
Livres da debat de folie et d’amour. Rouen 1556. 16. Lyon 1762. 8. 
Lyon 1824. 8. (f. Dres ot Nouv. Mel. p. 284.) Testament de L. L. 
pebl. p. Breghot du L. Lyon 1825. 8. 


51) Canticou spirituel,... Cant. spirituals et instructions pro- 
fitables pour apprendre le chemin qui conduit en Paradis; en’ bas 
breton. Baimper s. a. 8. 1642. 8. 1662. 12. 

52) Les no&ls anciens et devots enbas-breton, Quimper 1650. 8. 

63) No&ls des bergers auvergnats. Clermont 1652. 8. 


54) ©. St. Beuve Tabl. a. a.D.p.457sq. Viardot ind. Revue inde- 
pend. 1842. Juillet. Artieny Mem. T. I. u. III. Peignot, Nouv.rech. 
s. la vie et 1. ouvr. de B. de la M. Dijon 1832. 8. Bes No&ls Bour- 
guignons de B. de la M. (Guĩ Barozai) publ. av. une trad. litt. eu 
regard p. M. Fertiault. Paris 1842. 8. 


$. 588, 


Die zweite Hälfte des Zeitalters Ludwigs XIV. beginnt 
mit jenem großen Gritifer und Satirifer, dem die Natur dur 
feine in dem Zimmer, wo einſt die Satire Menippee gedichtet worben 
war, flattgefundene Geburt gewiffermaßen ſchon feine Miffton 
vorgezeichnet gehabt zu Haben ſcheint, Ih meine Nicolas 
Bolleau Despreaur (geb. 1696, gef. 1711). Er war 
fein ganzes Leben hindurch, nachdem einmal 1666 feine erfien 
T Satiren mit der Anfprade an den König erfchienen waren, 
der Gefepgeber des Franzoͤſiſchen Parnaß, wozu er beſonders 
durch feine Dichtlunſt, die gewiß Horazens Brief an bie Pifonen 
übertrifft, unbedingt berehtigt war, denn Riemand vor ihm 
hatte ſolche Verſe gefhrieben, Niemand alle Hilfsquellen 
der Sprache alfo geöffnet, Keiner den Weit feiner Zeit umb 
Ratton befier verflanden. Ob er fih gleich auch in andern 
Diätungsarten verfuht hat, wie 3. B. in der Ode, fo if er 
doch in feiner fo ausgezeichnet wie in der Horaziſchen Satire 
and Epiflel!), und Jacques de Sanlecque (1652— 
1714), Prior von Garnai bei Dreug, der ihm von Einigen 
an die Seite gefeht wird, hat ihn auf Feine Weife erreicht, was 
ſich ſchon aus feiner noch jetzt geleſenen Satire auf bie fdhlede 
ten Prediger ergiebt?). Uebrigens bewirkte Boileau's Vergoͤt⸗ 


220 Franzoͤſiſche Poeſie. 


terung, daß feiner der gleichzeitigen Dichter in andern Fuͤtem 
ihm„nur entfernt feinen Borfig am Dichterhimmel ſtreitig me 
hen konnte. Der bedeutendfle unter den übrigen if be 
flimmt der leichtfertige Jean de la Fontaine?) aus Chateau 
Thierry (1621— 95), ver in feinen vortrefflichen Contes, ab: 
gefehen von ihrer ſchlechten Tendenz, doch noch als Nachahmer 
der Italiaͤniſchen Novelliſten erſcheint, aber fein ganzes Genie In 
feinen Fables (f. 1668) entwidelt hat, die feinen Ramen un 
fterblih gemacht haben und ihn ebenfo als tiefen Denker, wie 
als ausgezeichneten Stylififer documentiren. Seine Radahme 
ald Dichter von dergleihen, theilwelfe unmoraliſchen Conies 
warn noh Bernard de la Monnayet) aus Die 
(1641 —1728), der befannte Volksliederdichter, Antoine 
Bauderon de Senec« aus Macon (1643 — 1737), M 
jedoch den Anſtand nie verlegt’), und Jacques Bergier 
(1655— 1720) aus yon, der leider feine Mufter nur an dr 
volität übertrifft‘). Den Elementen ungetrübter Heiterkeit, id 
will nicht bei Allen fagen, unmoralifher Lebensphilofopbie, nat 
muß man mit ihnen die fogenannte Epicurälfche Dichterſchule 
einiger Lebemänner verbinden, an deren Spitze Elaude Em 
manuel Quillier La Ehapelle aus La Chapelle (1624 
—89) und fein Freund François le Eoigneur de da 
chaumont (1624—1702)7) flehen, die zufammen nad Int 
von Horazens 5ter Satire (B. I.) ihre Reife nach Montpelia 
befchrieben.” Ein anderer Freund Chapelle's war Jean Het’ 
nault?) aus Paris (+ 1682), der leider nur zu häufig ak 
Erenzen ded Anftandes überfchreitet (3. 8. im bail du cosur 
à Clovis), aber fehr hübfche Verſe machen Eonnte, Zu detſel⸗ 
ben Schule gehören auch außerdem noch ber nachläffige, abe 
äußerfi launige Alexandre Lainez aus Ehimay (1650 — 
1710) und Guillaume Amfrygede Chaulieu!) aus dem 
tmat (1639— 1720), der Leider feiner Würde ala Geifilicher 
niemals eingedent und ein würbiger Genoffe diefer luſtigen Ge⸗ 
fellfchaft, die unter dem Vorſitz ded Grandprieur de Vendome 
ihre Orgien im Tempel feierten, war, ja deshalb I’Anacreon 
du Temple genannt ward. Endlih zieht man zu detſelben 
Schule noch den Marquis de la Fare!!) aus Vivarais (LEIL— 


Franzofiſche Poeſie. Roman. 221 


1712) und Jean François Leriget de la Faye aus Vienne 
(1674—1731)'?), welcher letztere jedoch noch der anſtaͤndigſte ber 
ganzen Geſellſchaft if. Natürlich tragen die meiſten ihrer Arbeiten ein 
iyriſches Gepraͤge, allein freilich mit dem Vorherrſchen des eroti« 
fhen und frivolen Elements, weshalb eigentlih nur der ernfle 
Sean Baptiſte Kouffeau") aus Paris (1670 —1741), 
wie er in feinen Pfalmen, Oden und Gantaten erfchelnt (denn 
in feinen Gpigrammen, die zu den beflen der Franzöfifchen Li⸗ 
teratur gehörten, ift er completer Xibertin), und Antoine Hou⸗ 
dar de la Motte oder La Motte Houdar'* aus Paris 
(1672— 1731), der aber auch Opern und Trauerfpiele dichtete, 
bie Iliade umarbeitete und recht gelungene Fabeln und Eglogen 
ſchrieb, hierher gehören. Auch an einigen Hirtengevihten im 
Geſchmacke der Alten fehlt es nicht; wir nennen nur des Jean 
Renaud, Sir de Segraid aus Caen (1624— 1701) 
Atbis, eine Nahahmung der erfien Egloge Virgils“) und bie 
Idyllen der Madame Antoinette Du Ligier de la Garde 
Deshouliéères aus Parts (geb. 1634)'%), die leider wie ihre 
Toter’), die Opendichterin Antoinette Therefe de la 
Ton de Bois Buerin Deshoulliered aus Paris (geb. 
1662, + 1718) 1694 nad) langen fhrediigen Leiden am 
Richfe Rarb. 

Da wir einmal von einigen gelehrten Damen fpreden, 
können wir nit umbin, Madame de La Fayette (1632 — 
93) *) zu erwähnen, die durd Ihre Zarde und befonderd durch 
die Princesse de Cleves gewiflermaßen die Echöpferin des mo⸗ 
denen Sranzöfifhen Romans geworden if, indem fie zuerfl 
an die Stelle der dem Altertum abgeborgten Stoffe und der uns 
geſchickien PBlattheiten einer erzwungenen und gezierten Zärtlicys 
feit moderne Eujetd und natuͤrliches Intereſſe febte!). Als 
Nachahmerinnen verfelden find Madame de Villedieu (1632 
—83) in ihren Exiles de la cour d’Auguste”®), die 
Oräfin d'Aulnoy (geb. 1650, + 1705) in ihrer Tlistoire 
de Hippolyte, eomte de Douglas”) und Henriette Sulie 
de Gaflelnau, Gräfin de Murat (1670 — 1716) in ihren 
Lutins duchäteaude Kernosy, einem fehr f[hön angelegtenStoffe ?") 
zu nennen. Die beiden letzteren Damen ſchrieben auch Memoiren 





222 Sranzöfifche Poeſie. Roman. 


(Menoires d’un voyage à l’Espagne — Memoires de sa vie), 
allein auch diefe bilden Halbe Romane, indeſſen find fie uns noch 
durch ihre Beenmährchen wichtig, denn wer fennt nicht z. B. 
Gracieuſe und Mercinet, die gute Fleine Maus oder dm 
blauen Vogel der Mad, d'Aulnoy? Indeſſen iR ſie wohl 
nicht von ſelbſt auf den Gedanken gekommen, die Franzoͤfſſche 
Märhenliteratur zu begründen, denn vorher hatte ſchon 
Charles Perrault (1628—1703)2) die Idee gefaßt, die 
im Munde des Volks erhaltenen Mährdienfloffe ohne ſonderliche 
Veränderungen nachzuerzaͤhlen, und fo ließ er denn 1697 zu 
acht folder Mährchen ald Contes de ma mere oye erſcheinen, 
wodurd er denn jene Mebliten Sagen vom Blaubart, Rothläpp 
chen, geftiefelten Kater, Afchenpüttel, Eleinen Däumling 2, vet 
nit fhuf, aber allgemeiner machte, denn fie exiſtirten ja aus 
ſchon im Staltänifhen und Deutſchen; aber nach ihm erähli 
man fie in ben Kinderſtuben, und jedenfall waren ihre morab 
iſchen Tendenzen dem kindlichen Gemuͤthe angemeffener, ald ja 
halbgelehrten Narrenspoffen, womit unfer kluges Zeltalter bie 
Köpfe der Jugend angeblich aufjuflären fucht, freilich aber nut 
zu verrüden vermag. An Nachahmern fehlte es Perrault nicht, dem 
zu Ende des 17ten Jahrhunderts zeigt ſich eine merfwürdige Bor 
liebe für diefe Art Unterhaltung, wie der fpätere Graf Caylus in der 
Vorrede zu feiner Cadichon ausdrüdlicdy bemerkt; allein daß des 
Orientaliſten Antoine Galland (1646—1715) Lilebertrag 
ung der 1001 Nadt die Urfahe geweſen, if unmöglid, de 
fie eıft 1704 erſchien, wenn fie auch bedeutend mitgewirkt hat. 
Die Maffe der Nakahmungen zu erwähnen, wäre umnuͤß, M 
einer ihrer Verfaſſer weder Perrault nod die felbfifländig neben 
ihm flehende d'Aulnoy erreibt hat; nur Antoine ®raf H% 
milton aus Irland (1646 — 1720), bekannt durch feine 
eben fo geiftreihen als frivolen M&moires de Grammont, m 
hier angeführt werden, da feine Märchen nur gefihrieben wur 
ben, um dem Geſchmack des Hofes an der 1001 Nacht durch ihre leeren 
Phantafieen ein Ende zu machen und zu zeigen, wie es gut 
nicht ſchwer fel, felbft dergleichen abenteuerlihe Stoffe zu erfin⸗ 
den??). Bemerfenswertk if es übrigens, daß mit dieſem Jahrhundert 
au die zahlreichen Sammlungen von jenen früher fo belichten 


Stanzöfifhe Poefie. Roman. 223 


Nachbildungen der Facetiae Poggio's zu Ende gehen, unter bes 
am wir nur noch Le facetieux reveil matin?‘), le Courrier 
facetieux ”°), Roger Bontemps en belle humeur ®) und das 
dam gehörige Einfant sans soucy”’), FPécole pour rire”) x. 
auszeichnen. Dafür beginnen aber bereitd die fittenlofen Bücher, 
eingeleitet dur) Sammlungen ſchmuziger Verſe, wie Le Par- 
nssse Salyrique du Sieur Tbeophile' (1623), Le Cabinet 
Satirigue (1618), häufiger aufgelegt und gebrudt zu werben; 
man ſtudierte fleißig die angeblih A Cologne, gewoͤhnlich aber 
in Baris und den Niederlanden gebrudten ſchmuzigen Romane, 
wie die aus dem Latelnifchen des Chorier überfegten Sept En- 
tretiens satiriques d’Alolsia Sigea (1681), ded Abbe Bars 
tin Venus dans le cloftre (1683), Helot’8 Ecole des 
filles ou ia Philosophie des dames (1668) ıc. waren, worin 
allerdings theilweiſe die Schaͤndlichkeiten der Weltgeiſtlichen, 
Moͤnche und Nonnen aufgedeckt wurden, allein auf eine fo ſcho⸗ 
nungslofe Welle, daß Buffy Nabutins France Galante, 
oder die Histoire du pere La Chaize, jesuite et confesscur 
du roi Louis XIV., L’ancien batard protecteur du nouveau 
on la pruostitution de la reine pour la protection du prince 
de Galles, L’Heroine mousquetaire ou Ilistoire veritable 
de madame Christine de Meyrac etc. dagegen nod eine goldene 
Moral aufzeigen. 
1) ©. Schrödh Leb. Bd. II. p. 284, Journ. Helret. 1748. Jnillet 
Bach, Aoüt p. 187—196. Freron Ann. litt. 1756. T. 111. p. 140. 
io&ron T. XXIV. p. 183—243. Marmontel Poetes frang. T. J. 
p- 24 sq. II. p. 14. 412. 528 sq. de Boze, Hist. de l’ac. d. Inser. 
T. HD. p. 471—481. D. C. C. R. (Dannou) L’Influence de B. 
s. la litt. franc. Paris 1786. 8. P. Des- Maizeaux, Vie de B.D. 
Amsterd. 1712. 12. Lambert Bd. 1J. p. 252. d’Acary, Obs. s. Boileau, 
Racdine, Crebillon et Voltaire, Paris 1770. 8. Auger, Eloge de B. D. 
ib. 1804. 8. d’Alembert, Hist. T. I. p. 37 sq. III. p.1 sq. VI. p. 216. 
Lardner, T. 1. p. 259 1. V.Fabre, Eloge de B Paris 1805.8. St. Beuve, 
Portr. litt. Paris 1844. T. I. p. 3sq. Satires. Paris 1666. 12. (6) 1666. (8.) 
Amstierd. 1669. 12. (9) Oeuvres, av. d. Eclairc. hist. donnes p. lui- 
meme. Amst. 1718. 1. fol. ä& la Haye 1722. IV. 12. dd, rev. et corr. 
p- Souchay. Paris 1740. Il. 4. augın. av. d. rem. p. Lefebrere de 
St. Marc. ıb. 1747. V. 8. av. d. not. Glasgow 1749. 11. 8. Oeurvr. 
po£t. Paris 17%. 4. Oeuvr. ib. 1815. III. 8. 1819. Il. fol. av. un 
eomm. p. Amar. ib. 1821. IV. 8. av. un comm. de M. de St. Surin. 
ib. 1821. IV. 8. 1825. V. 32. coll. 8. 1. anc. Ed. et s. ]. ınss. av. d, 
not. hist. et litt. p. Berriat St. Prix. Paris 1830. IV. 8. Oeuvr. 


compli. de B. et de J. B. Rousseau. Paris 1839. 4. Oeuvres posthu- 
mes de B. ou satires de Perse et de Juvenal explig. trad. etcommı. 


— — — — — 


224 Franzoͤſiſche Poeſie. 


d. B. publ. d’apr. le ms. orig. p. M. L. Parnelle. Paris 1877. T1.18. 
unäht f. Daunou im Journ. d. Sav. 1828. Avril) Die Ditlunft metr, 
Be. wein 1808. 8. Ueb. f. Sommentat. f. Barbier im Bull. du Bibl. 
1843. p- 3—10. 


1m 2) „Poesien. Harlem (Lyon) 1726. 8. u. hint. b. Bolaeana. Amst. 
2,12, 


3) 8. Mem. de Sallengre. Cont. T. TI. * 285 sq. Niceron T. 
XVIII. p. 314 sq. de la Harpe. Eloge de La F. Paris 1774. 8. Eloge. 
Bouillon 1775. 8. Lambert Bd. IN. p. 188. Mag. f. Frauenz. 1786 F 
45—73. Vie de la La F. Copenh. 1758. 8. Nachtr. zu Sulzer Bd. J. 
‚139 sq. J. de Sales, Mem. de l’inst. T. I. p. 593 sq. Millin, 
ag. Enc. 1811. T. VI. p. 468 sq. St.Beuve a. a. O. T. I. p5isq- 
425 sq. C. A. Walckenaer, Hist. de la vie et d. ouvr. de J. de la 
F. Paris 1820. 1521. Il. 18. 1824. 8. Oeuvr. prec, d’une not, p. L.S. 
Auger. Paris 1814. VI. 8. Oeuvr. compl. p. Walckenaer. ib. 1819— 
21. XVIII. 18. ib. 1822—23. 1826 — 27. Vi. 8, Paris 1837.4. Fables. 
Paris 1668. 4. 1678—93. V. 12. av. um comm. p. Nodier. ib. 1818. 
II. 8. La Fontaine et tous les Fabulistes ou La F. compare6 av. % 
mod. et s. imitat. av. d. obs. crit. gramm. litt, et d’hist. not. p. M- 
N. S. Guillon. Paris 1803. 8. 1829. II. 12. Fables ineddites des 12. 
13 et 14. et fables de La F. rapp. de cell. de tous les auteurs qu 
avaient avant lui fraites les m&mes sujets, prec. d’une not. s. 1. ſa- 
bulistes p. A. C. M. Robert. Paris 1825. ir. 8. Nouvellen en vers, 
tirdes de Boccace et de l’Arioste, Paris 1665. 12. Deux. part. ib. 
1667. 12. Trois. part. ib. 1671. 8. (Quatr. part. al&:) Nouveaux con- 
tes. ib. 1675. 12. Contes et nouv. Amst. 1685. II. 12. 1762. Il. 12. 
Paris 1795. II. 4. 1824. 1825. II. 32. Ed. rev. av. var. suiv. de tous 
les contes attrib. à La Fontaine et acc. d. not. p. Le Bibl. Jacob. 
Paris 1841. 8. Laf. Fabeln. Franz. u. Deutfh v. 3 9. Gotel. Bal. 
1791—94. IV. 8. &. d. Franz. überf. Brand. 1819. 8. Lpzg. 1803. II. & 
Schwänke u. Märchen verd. d. e. alten Wälfchen. Berl. 1811. -8. 


4) Poesies. ä la Haye. 1716. 8. 

5) ©. Merc. de France 1748. May p.874—8%. Nouvelles et8&- 
tires. Paris 1695. 12. Oeuvres ib. 1805. 12. 

6) Oeuvres. Amst. (Gendve) 1726. II. 12. Paris (Amst) 17%. 
11. 8. à la Haye 1731. III. 12. Lausanne 1750. II. 12. Londr. (Pr 
ris) s. a. Ill. 12. f.Amanton, Lettres Bourguignonnes, Dijon 1623. 8. 

7) Recueil de quelques pieces nouvelles en vers et en pro%. 
Cologne (Amst.) 1667. 12. Voyage à Montpellier. Utrecht 178.1. 
u, öft. Paris 1826. 8. Oeuvres. ib. 1755. 18. ©. Goujet T. XVI. 
p- 200 sq. 

8) Oevres diverses. Paris 1670. 12. 

9) Poesies, Paris 1733. 1753. s. 1. 1756 12. f. Paquot Mem. T.I. 
p. 244 aq. 

10) &. Niceron. T.XXXVN. p. 351 sq. Rachtr. gi Sulzer Bd. V- 
p. 523 sq. Lemontey in d. Rev. Encycl. T. XVII. P: 455. Oen- 
vres. Lond. 1740. 8. Paris 1774. II. 8. 1777. II. 8. Poésies pre: 
d’une not. biogr. et litt. p. Lemontey. Paris 1825. 8. 

11) Poesies de Chaulieu et de la Fare. Lyon 1724. à la Haye 
1731. 8. Paris 1750. II. 12. 1803. 12. 1813. 12. 1825. II. 82. 

12) Am berühmt. ift f. Ode en faveur des vers contre la prose, 
b. Houd. de la Motte Oeuvr., Paris 1754. 12. T. I. p. 531 aq. 





Franzoͤſiſche Poeſie. 225 


13) ©. Fr. Gacon, Hist. sat. de la vie et d. ouvr. d. R. Paris 
1716. 12. Gordon de Percel L’Usage des Rom. Amst. 1734. 12. T. J. 
App-p. 1—60. Bibl.Rais. T.XX VI. p.642sq.de Pitaval, Causes célèbr. 
Paris 1735. 12. T. VL p. 1—191. Bibl. Germ. T. XXXV. p. 166— 
173. Shrödy. Bd. II. p. 354 sq. Mem. p. serv. à l’hist. d. couplets 
da 1710 stir. fauss. A R. Brux. 1752. 12. Mem. p. serv. à l’hist. da 
c&L RB. noav. &d. ib. 1753. 12. St. Beuve a. a. D. T. I. p. 112 ng. 
Alembert Hist. T. IV. p. 450 sq. Oeuvres. Londr. 1723. 1l.4. Brax. 
1763. III. 4. Londr. 1757. V. 12, (enth. d. berüdt. Epigr.) Oeuvr. av. 
sa comm. hist. et litt. p. Amar-Durivier. Peris 1820. V. 8.(d. Epigr. 
ſteh. a p- 376 sq.) Oeuvr. choisies, Paris 1818. 11. 8. ib, 1824, 
8. u. 


14) ©. Mierc. de Fr. 1732. Janv. p. 62—74. Lambert Bd. III. 
p 273. Trublet, Lettre à Mad. T. D. L. F. s. Houd. de la M. Pa- 
ris 1732. 8. Alembert, Hist. T. I. p. 235 sq. IV. p. 433 sq. Fables 
nourelles. Paris 1719. 4. Amst. 1727. II. 12. Oeuvres. ib. 1754. XI. 
12. Oeuvr. chois. ib. 1811. 1I. 18. 


15) &. Niedron T. XVI. p. aq. Sambert Bb. II. p. 224. Alembert 
T. IL p. 73 sq. Podsies. Caen et Paris 1823. 8. Oeuvres diverses. 
ib. 1755. IE. 12. 


16) ©. Artieny Mem. T. Y. p. 373. 339 sg. St. Beuve Portr. 
d. en. Parıs 164. p. 3238 sq. Oeuvres, Paris 1688, 11. 8. 


17) Oeuvre de Mad. et de Madem, Desh, Paris 1747. II. 8. u. 
öft. ib. au VII. (1799) II. 8. Choix d. meill, pieces de M. de D, et 
de Chaulieu (p. Frederic 11.). Berl. 1777. 8. 


18) &. St. Beuve, Portr. d. femmes p. 221 sq. Zayde, hist. 
espagn. P- M. de Segrais av. un traitE de l’orig. d. romans p. 
Haet. Paris 160. Amst. 1671. Il. 8. (Ausʒ. in db. Bibl. d. Rom. 1775. 
Norvbr. p. 15. 170 eg.) La Princesse de Cleves, ib. 1678. IV. 12. 
Zuit. in d. Bibl, d. R. 1776. Janv. T. II. p. 129 sg.) La princesse 

e Montpensier. Paris 1660. 1804. 12. u. La Comtesse de Tende 
Cab}. B. d. R. a. a. D. p. 187 sq.) das Begenftüd zur Princ. de Clève 
in: Oeuvres de M. Pioche de La Vergne, comt. de La Fayette 
avec celles de mesd. de Tencin et deFontaines av. d. not. p. Auger. 
Paris 1394. V. 8. 1820. 8. av. d. not. P. Etienne et Jay. ıb. 1825. 
V. 8. Un der Abfaſſ. d. Pr. v. Cleve fol Segrais Theil gehabt haben, 
ber ſelbſt für Ludwigs XI. Nichte (1627—93), die Mademotfelle de Mont⸗ 
penfter feine hiſtoriſch nicht unwichtigen Nouvelles francoises (Paris 1657. 
8. Zus. in d. B. d. Rom. 1775. Aoust T. IV. p. 155 sq.) gefchrieben 
hatte. Der Pendant zur Prinz. v. Cl. find d. Mad. Glaudine Kleranı 
brine Guérin de Tencin aus Grenoble (1681-1739) Memoires du 
Comie de Comminge (Paris 1732. 12.) f. Blaͤtt. f. lit, Unterh. 1845. 
ar, 7 — . 


19) ©. Goujet T. XVII. p. 118 sq. Oeuvres. Paris 1702. X. 12. 
Ueb. ihre Mom. |. Bibl. d. Rom. 1776. Fevr.p. 193 sq. Mars p.129 sq. 
Mai p. % 2q. 147 aq. 1779. Novbr. p. 57 69. 

20) &. Bibl, d. Rom. 1775. Juillet T. II. P: 169 sq. Relation du 
voy d’Espagne. Paris 1670. III, 12. Hippolyte comte de Douglas. 
ıb. 1600. 11. 12. ib, 1817. III. 18. Contes des fées. Paris 1678, IV. 
12. u. öft. u. Cab. d. F£es T. Il. 


21) Amours du comte de Dunois. Paris 1691. 8. (Xusz. in d. 
Bibl. d. Rom. 1779. Juin p. 133 sq.) Les lutins du chäteau de Ker- 


Bräße, Handbuch d. Piterärgefhichte. III. 


226 Sranzöfifhe Poeſie. Luſtſpiel. 


. nosy. Leyde 1710. 1717. I. 12 u. dft. Ihre Contes des fdes ([.Bibl. 

d. R. 1776. Juin p. 137 sq.) im Cabinet d. fees ou collection choi- 
sie des contes des fees et autres contes merveilleux. Amst. (Paris) 
178589. XLI. 8. T. I. 

22) ©. Niceron 8. XXXIII. p 268 sq. d’Alembert Mem. T. IL. 
Bibl. d. Rom. 1776. Octbr. T.II. p. 185 sq. Walckenaer, Leitre sur 
les contes des fees attrib. A Perr. Paris 1836, 12. Contes de ma 
mere Oye. Paris s. a. (vor 1697.) 12. prec. d’une not. p. Lacroif. 
Paris 1836. 8. u. öft. Cab. d. F. T. IL 

23) Contes. Paris 1730. II. 8. ib. 1812. IT. 18. u. dft. u. Cab. d. 
F. T. XX. f. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 170 sq. Mem. de lavıe 
du duc de Grammont. Lond. 1772 4. Paris 1813. Il. 8. Ausz. 4. & 
unbel, Hdfchr. Le destruction de l’empire des fées in b. Bibl. d. R. 
1781. Octbr. T. 1. p. 55 2q. 

24) Le fac&cieux reveil-matin des Spirits melancoligues ou le 
remöde pr6peratif contre les tristes. Utrecht 1654. 12. Nymeuge. 
1 12. 

25) Le courrier fac&cieux ou Recueil des meilleurs rencoaire 
de ce temps. Lyon 1668. 8; 

26) Roger Bontemps en belle humeur, Cologne 1670. 8. 


27) L’enfant sans soucy divertissant son pere Roger Boniemps 
et sa mereBoute tont-Cuire. Villefranche 1682. 12. 


28) L’ecole pour rire ou Manitre d’apprendre le frangois er 
riant. Leide 1698. 12. BR 


$. 589. 


Waren die übrigen Dichtungsfächer der zweiten Hälfte bie 
ſes Abſchnitts mit Ausnahme der Satire ziemlid mager an kr 
vorragenden Köpfen geweſen, fo lebte dafür im derſelben en 
Mann, der das Eranzöfifhe Luffplel auf den Gipfel der Bol 
kommenheit hob und offenbar das hervorragendſte Talent der 
ganzen Periode if, Jean Baptifte Poquelin aus Barit 
(geb. 1622), genannt Moliere, ſeitdem er die Stuben md 
das Geſchaͤft feines Vaters, der Hoftapegier bei Ludwig AU. 
geivefen war, verlaffen und fih an bie Spige einer Schaufie 
Iertruppe bes fogenannten Thedtre illustre geftellt hatte, Mit 
dieſer zog er zuerfi im Lande herum und bebutirte, naddem er 
biöher nur größtentheild nach Art der Stalläner dmprovife 
Stüde gegeben, 1653 zu Lyon mit dem Etourdi, bis enplich 
fein ſchnell erworbener Ruf bewirkte, daß ihn Ludwig XIV, M 
ihm dann auch die Etelle eines feiner Kammerbiener übertrug, nad 
Maris rief, wo er 1658 fein Theater eröffnete und ba aus 
die Sotreen des Hotel Rambouiliet, die er freilich nicht mehr 
in ihrer Glanzepoche hatte beſuchen koͤnnen, in feinen Precieuses 


Sranzöfifche Poefie. Luſtſpiel. 297 


ridieules lächerlih madte. Nun folgten verſchiedene, theild von 
ihm felbft erfundene, theild den Epaniern, theils den Alten, 3. 8. 
dem Teren, nad diſſen Adelphi er feine Ecole des maris ſchrieb, 
(nah Tirfo de Molina oder Gabriel Tele; verfaßte er fein Festin 
. de pierre, eigene Erfindung waren’ 3. B. Pamour medecin, le 
Misanthrope) nadgebifdete Stüde, allein alle übertraf an Er 
folg der Tartuffe, zwar anfangs (1664) nur bis zum dritten 
Acte gefpielt, aber endlih (1667) doch volfländig gegeben und 
das Brad des Rufes mehrerer damals befannten, ihre firäflichen Lüfte 
unter dem Dedmantel des Pietismus bergenden höhergefeliten 
Derfonen. Endlich befhloß er den 17ten Bebruar 1673 mit 
dem Malade imaginaire, den er ſelbſt fpielte, wie er gerade das 
befannte juro bei der Aufnahme Argan's als Arzt ausſprach, durch 
einen ploͤtzlichen Blutfturz fein Leben in feinem Berufe auf der 
Bühne, im 5iflen Lebensjahre. So wenig nun aber Mo⸗ 
llere trog feine® eminenten Talents Original if, eben fo wenig 
it er moraliſch, und leider bat er durch den ungeheueren Erfolg, 
den feine Etüde hatten, das Lafer nicht widerwärtig, fon, 
bern in reizender Geſtalt gemalt und bie Rechtlichkeit dagegen 
(3. B. im George Dandin) laͤcherlich gemacht, fo daß ein bes 
trogener Ehemann nit mehr beklagt, fondern wie gleihfam ver 
dientermaßen befpöttelt warb). Unter feinen Schülern iſt der 
berühmtefle Jean François NRegnard aus Paris (geb. 
1655, get. 1709), der fowohl für das Stalläntihe ald Frans 
zöfifche Theater daſelbſt ſchrieb und fich beſonders durch feinen 
frifhen, natürlihen Humor und feine Heiterkeit auszeichnet; fein 
Meiſterſtuͤck if le Joueur?). Auh Michel Boyron, genannt 
Baron?) (geb, 1652, gef. 1729), war einer von Moliere's 
Schülern; aber ob er gleich feinen Meifter als Schaufpteler durch 
feine mit großem, inmerem Talent gepaarte trefflihe Figur bei 
weitem übertraf und feines Vortrages wegen. le Roscius fran- 
gais genannt ward, fo fland er ihm doch als Dichter bei weitem 
nad, und nur eins feiner Luſtſpiele, L’Homme à bonnes for- 
tunes hat fih auf der Bührie gehalten. Andere Luſtſpieldichter 
biefer Periode find Noel Le Breton, Sieur de Hauteros 
des (1613— 1707), der durch fein durch die Roth herbeigeführtes 
wanberndes Leben als Schaufpieler in Spanien, Deutſchland 
15 


298 Sranzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 


und Frankreich wenigſtens ſeine nicht ohne Witz und Laune ge⸗ 
ſchriebenen Luſtſpiele buͤhnengerecht zu machen wußte‘), Edme 
Bourſault aus Burgund (1638—1701)°), Charles 
Chevillet, Sieur de CEhampmesle (aus Paris, gef. 1701), 
der Mann der berühmten tragiſchen Actrice Marie Desmares, 
die ihren Ruf befonders ihren Rollen in Racine's Trauerfpielen 
verdanfte®), die beiden Compagniearbeitr David Auguſte de 
Brueys aus Ar. (1640 — 1723) und Jean de Bigot 
Balaprat (1650—1721)’) aus Touloufe, deren Grondeur 
Voltaire ſelbſt über Molioͤre's Poflen geftellt hat, und bie id unge 
fähr fo zu einander verhalten wie Scribe (Brueys) und Melesville 
(Balaprat), und neuerbings den Stoff zu einem gern gefehenen 
Luffpiele von Etienne gegeben haben. Sehr fruchtbar wear 
Antoine Jacob Montfleury (1640 — 85)°), deſſen 
Femme juge et partie fi heute noch auf dem Repertoir ers 
halten hat. Weniger reuffite Jean Donneau de Bize 
(1640 — 1710), der Gründer des Mercure galant, ale Luß- 
ſpieldichter wie als fattrifcher Kritiker, da felne Zelinde ou veri- 
table critique de l’ecole de femmes, worin er feinen Gegner 
Mottere gänzlich fchlagen wollte, eben feinen Erfolg hatte, und 
felbft die von ihm in Gemeinſchaft mit Thomas Eorneille ger 
ſchriebenen Stüde (z. ®. Circe, Vinconnu 10.) nit befonbers 
gefielen®). Bei weitem mehr Talent und Geiſt hatte einer fei- 
ner thätigften Mitarbeiter an feinem Journale Charles Rir 
viere Dufresny') aus Paris (geb. 1648, gef. 1724), 
wie Moliere, Ranımerbiener Ludwigs XIV., aber auch ebenfo oft 
in Gelvverlegenheiten, die ihn nöthigten, für bie Bühne zu 
ſchreiben. Cine andere Urfache, feine Verheirathung mit einer 
Schaufpielerin (1685), führte der Bühne einen andern Autor 
au, den frübern Advocaten Floörent Barton Dancourı!) 
(16611726), deſſen Notaire obligeant wohl am Meiften 
zu feinem Rufe beigetragen hatte. Gr verhält fi in der nie 
deren Poſſe ungefähr zu Moliere, wie Regnarb zu biefem im höheren 
Luffpiel. Diefelbe Bahn ſchlug auch Joſeph de Lafont”) 
(1686—1725) ein, aber feine Boffen konnten fi auf die Dauer 
nit halten. Ziemlich unbedeutend find die dramatiſchen Arbeiten 
Rouffenu’s (die befte ſ. Flatteur), des Houdart de la 


Seanzöfifhe Poefie. Trauerfpiel. 229 


Motte (Le magnifigue) und La Fontaine's; In ber Poſſe 
war aber (roi de Cocagne) ziemlih glüdlih, ohne deshalb den 
Anhand zu verlegen, Marc Antoine le Brand (1668 
— 17128)7), Wir laffen nun die Geſchichte des Franzöfifchen 
Trauerfpield während deſſelben Abfchnitts folgen, welches in dem⸗ 
felben den letzten bebeutenden Schritt vorwärts that, denn Jean 
Racine“) (geb. 1639 zu La Ferté Milon, gef. 1699), ber 
war in feinen beiden erfien Tragöbien, der Thebalde (1664) 
und bem Alexandre (1665) nur ein fehlervoller Nachahmer 
R. Corneille's geweſen war und, al&- er diefem das letztere 
Stüd vorgelefn, das niederſchlagende Urtheil hatte vernehmen 
müfen: ,‚vous avez du talent pour la po&sie, mais non 
pas pour le tbeätre,‘ hatte doch bald gemerkt, daß fein Ges 
nius nicht auf fremdem Boden gedeihen Fönne, folgte daher der 
Kitung deſſelben und brachte fo (1667) die Andromaque her, 
vor, weicht aber von Corneille's Manier darin ab, daß er flatt der 
republicaniſchen die royaliſtiſche Tendenz verfolgt, die tragiſche, nicht 
die heroiſche Liebe zur Hauptſache macht und nach diefer feine Stoffe 
und Eharactere zuſchneidet. Diefe Neuerung warb mit einer Begei⸗ 
Rerung aufgenommen, welche die faſt überftieg, die der Cid einſt 
errungen hatte. Indeſſen führte der fi Immer fleigernde Bei⸗ 
fall, den fein Britannicus (1669), beſonders aber fein Meiſter⸗ 
wert, die in allen ihren Theilen vollendet daſtehende Iphigenie, 
(1674), ſowie feine Phedre (1677) erhielt, ihm zwar Bönner und 
Beigüger In Menge zu, ermwedte ihm aber aud Neider und 
Angrifie, die leider fogar von feinen früheren Lehren zu Port 
Royal ausgingen, fo daß er gemöthigt ward, auf Ricole's Bes 
bauptung: ‚que les po&tes tragiques et comigques étaient 
des empoisonneurs publics“, feine berühmten Briefe an ben 
Berfoffer der Heresies imaginaires folgen zu lafien, bie ihm, 
trotz dem darin gezeigten, eines Pascal würdigen fatirifhen Tas 
lentes großen Berbruß zuzogen. Vielleicht veranlaßte dieß auch fein 
Stillſchweigen von 12 Jahren, dad er nur unterbrach, um 
(1689) feine Esiher und endlid feine Athalie (1691) folgen 
zu laſſen, em Wer, dad trog des entſchiedenen günftigen Urs 
theils Boileau's für feine Zeit zu hoch fand, um gehörig ver⸗ 
Randen und gewuͤrdigt zu werden, und erſt lange nad feinem 


⸗ 


230 Sranzöfifche Poeſie. Trauerſpiel 


Tode (1716) bei feiner Aufführung jene Bewunderung ver⸗ 
diente, die es als das Mufler eines einfachen, religlöfen Dr 
mas bis auf unfere Zeiten herab erfahren hat. Auch im Lu 
fpiel verfuchte fih Racine, denn feine Pieideurs (1668), eine 
Nachahmung der Wespen des Ariſtophanes, worin er die Mängel 
der damaligen Juſtiz und Advocatur laͤcherlich macht, zeigen, mit 
wie feinem Tact er nichts von den Alten entlehnt hat, mas 
nur irgendwie dem Character und den Sitten ber Franzoſen unange 
meflen wäre, Ueberhaupt iſt er bis auf die neuefle Zeit de 
größte Trauerfpieldichter Frankreichs geblieben, da Keiner feine 
Nachfolger fo wie er erkannt hat, wie bie Handlung in einem 
Drama eigentlich Alles ausmacht, der jedes andere Beiwerk ww 
terzuordnen iſt, ganz wie ung dieß unfer antikes Mufter, Sophoclet, 
ſchon vorgezeichnet hat. Außerdem erreichte er aber In Sprade 
und Styl eine harmonifhe Vollendung, wie fie nach ihm Ken 
wieber erreicht hat, und mit Recht Tann man behaupten, daß 
burd ihn die Gefetze der Diterfprade für Immer fefgefelit 
worden find. Darum ift es unbegreiflid, wie während dieſer 
Etern erfin Ranges am tragifden Dichterhimmel leuchtete, eine 
Judith des Abbe ElaudeBoyer (1688— 98), die an Kälte umd 
Härten ihres Gleichen fucht, nicht blos 17 Vorſtellungen erhal 
ten, fondern auch Corneille's befien Arbeiten von ben bamal 
igen Eritifern faſt gleich geftellt werden konnte!s), wenn auf 
freilich des Advocaten Michel Leclerc d' Albi (1622—91) 
Iphigenie (1694) durdfiel!®), während auf der andern Seite 
wieder bes trivialen Ricolas Pradon“) aus Rouen (163° 
—98) Pyrame et Thisbe (1674), ein Bielm nicht ale ei 
Tragödie, fondern als eine Parodie einer ſolchen erſcheinendes 
Stüd, und das no erbärmlidere, wenn auch mit einjelnen 
guten Stellen verbrämte Seitenſtuͤck zu Racine's Phedre, Phe 
dre et Hippolyte, von den Neidern jenes großen Dichters bi} 
au den Wolfen erhoben wurden. Allerdings lebten aber wicht 
gu berfelben Zelt einige andere Dramatifer, die ohne Race 
Erſcheinen vieleicht höher gefchägt worden wären, ale es ge 
ſchah und noch gefchieht, Unter dieſen flieht obenan Tchomad 
Corneille aus Rouen (1625 — 1709), den freiti ber 
Glanz feines älteren Bruders verdunkelte, der aber dennoch burd 


Seanzöfifhe Poefie. Trauerfpiel. 231 


die Leichtigkeit und Eleganz feiner Berfe, durch feine Geſchicklichkeit in 
der Wahl der Stoffe und durch pafiende Benutzung derfelben für bie 
Bühne ihm gleich fommt, wenn er Ihn nicht übertrifft, und eine große 
Menge Trauerfplele (daB befte ifl le comte d’Essex, oder nad 
Uindern Ariane) und Luftfpiele, wenn auch letztere zu fehr an 
ihre Spaniſchen Muſter erinnern (das befle iſt Tinconnu) fchriek, 
Die zu ihrer Zeit Aufſehen genug machten, wie denn die Tragi⸗ 
comöbie Circk& (1675) 42 Mal gegeben werden konnte). Im 
den zwei Trauerfpielen der Gatherine Bernard aus Rouen 
(+ 1712), Laodamie und Brutus'), gehört wohl das Befle, 
wos auch Voltaire für fih au benutzen verftand, ihrem Ders 
wandten, dem Enfel des großen Cornellle, dem noch zu erwähs 
nenden Bernard Le Bovier de Fontenelle aus Roum 
(1657 — 1757), der au Thomas Corneille bei der Abfaffung 
ber Oper Bellerophon und Psyche unterfügt und ſich ſelbſt 
in: diefem Genre nicht ohne Gluͤck verſucht hatte (Thetis et Pelee), 
aber mit feiner der Byzantiniſchen Geſchichte (457 n. Chr.) 
entnommenen Tragödie Asper (1680), trogdem daß biefelbe feine 
Freunde und Racine's Neider in den Journalen ald ein Meiſter⸗ 
Rüd angekündigt hatten, complet durchfiel. Mehr Gluͤck Hatte 
Seam Gilbert de Campiſtron aus Touloufe (1656 — 
1723) 9), der, von Racine geleitet, mit feinen ZTrauerfpielen 
Virginie, Arminius, Andronie, bemfelben Sujet, wie Schillers 
Den Carlos (unter anderm Namen), Aleiblade, Tiridate x. 
viel Aufſehen erregte, aber weil es ihm an aller Kraft und 
Tiefe in feinen Arbeiten gebrach, diefelben. nit auf die Nach⸗ 
welt briigen Tonnte, was eben fo wenig feinem Freunde Ni⸗ 
colas Behantre?') aus Touloufe (1638 — 1708) und 
dem Berfefabrifanten Simon Joſeph Pellegrin aus Mau 
feile (1663— 1745) ??) gelang, der die Nachahmung Chrifti 
in Vaudevilleslieder bradite, von dem man fagte, qu'il dinalt 
de l’autel et soupait du tbeätre, und defien Polydore zu dem 
berüdtigten Eypigramm ber 12 P (Polydore piece plate par 
Pancrace Pellegrin, pauvre prdtre, pitoyable poëte, puant 
provengal) Anlaß gab. Diefes Glück erfuhr dagegen der Man- 
las des Antoine detafoffe?) aus Barle (1653 —1708) 
einer Schilderung ber Berfhwörung gegen Benedig, unter Rd 


232 Seanzöfifche Poeſie. Oper. 


mifhen Namen verfledt, bie Penelope bed Abbe Charles 
Glaude Geneft aus Paris (1639-—1719)”*), bie Medee 
des HilaireBernardbeRoquelayne Barond de Longe⸗ 
pierre?) aus Dijon (1659— 1721), der In feinm Stüden 
die Liebe ganz nah den Muſtern der Alten aus dem Spiel 
ließ, natürlich aber auch Falt und ohne Interefle bleiben mußte, 
und enblih der Absalon ded Kammerbienerd Ludwigs XIV. 
Joſeph Frangois Dude de Bancy (1668—1704)%). 
Da Letzterer auch Opern?”) ſchrieb, fo erinnert und dieſes an Pierre 
(Abbé) Perrin (gel. 1680) *) aus Lyon, der zuerſt zu Iſſy 
(1659) im Haufe des Herrn de la Haye eine fuͤnfactige Bas 
florale (Alcidor) batte fingen lafien, welde von Cambert com. 
ponirt worden war und dann, durch den Erfolg aufgemuntert, 1669 
das Privilegium zu einer mufifalifchen Academie Löfte, wo oͤf⸗ 
fentlih Theaterſtuͤke mit Geſang und Muſik vorgetragen werben 
follten. Seine eigenen Producte waren freilich ſchlecht, auch trat 
er fon 1672 fein Privilegum an den großen Componiften 
Lulli ab, allein dennoch muß feiner als des erflen Gründers 
der großen Oper zu Paris gedacht werben. Gleichwobl mußte 
aber ein für jene Zeit fo eminentes, freilich jebt faſt vergefienes 
Talent wie Lulli das Publicum mit feinen harmoniſchen Melodieen 
bezaubern, fo daß es feines Librettiftien Philippe Dutnau lt) 
aus Parts (1635— 88) Berfen jenen Beifall fpendete, ver 
das Beſtehen der Oper für immer ſicherte und vergaß, wie un- 
finnig und abgeſchmackt es fel, daß ein Sterbender oder ein im 
höchſten Paroxyomus der Leidenſchaft Befangener Zeit gewinnen 
koͤnne, eine Arie zu traͤllern, was leider trotz dem wlederholten 
Tadel der Kritik auch heute noch nicht anders geworden iſt. 


1) &. Niceron. T. XXIX. p. 169-205. Merc. de France, Juillet 
1735. p. 1556 sq. Aodt p. 1690 sq. Fr. de Voltaire, Vie de Mol. 
Amsterd. 1639. 8. (Beutiä. 5 — 1754. 8.) Chamfort, Eloge de M. 
Paris 1769. 8. Neu. Lit, u. Völkerkde. 1790. Septhr. p.2512q. Lardner, 
Liv. of scient, men of France. T. I. p. 97—140. Rachtr. zu Gulzer 
Bd. IV. p. 1 sq. Schlegel, Borlef. über dram. K. II. Abth. I. p. 226 8q. 
Riccoboni, Obs. 5. la com. et s. le genie de M. Paris 1736. 12. 
Simonnin, Mol. comm. p. 1. meill. critiques. Paris 1813. II. 12. 

hava, Etud. s. Mol. Paris 1802. 8. J. Taschereau, Hist. de 
la vie et d. ouvr. de M. Paris 1828. 8. Ed. augm. ib. 1836.-8. St. 
Beuve Portr. Litt. T. II. p. 1—62. L. F. Beffara, Diss. s. Molitre, 
B. 8. anc£tres etc, Paris 1821. 8. Fortia d’Urban, Suppl. aux div. 
edit. d, oenvr. deM, on lettres sur la femme de M. et po&iies da 


Seanzöfifche Poefie. 233 


comie de Mod&ne sonbeau-pöre. Paris 1825.8. Oeuvres. Amst. 1675. V. 
12. rer. et corr. Peris 1682. VIII. 12. noav. ed. corr. et augın.d, 
oeavr. posth. Brux. 1694. IV. 12. Paris 1734. VI. 4. 1738. VIII. 12. 
av. d. rem. gramm. obs. p. Bret. ib. 1773. VI. 8, ib. 1792. VI. 4, 
av. an comm. un disc. prel, et une vie de M. Paris 1819-25. IX. 
&, av. 1 not. de tous les comm. p. J. Tascherean. ib. 1823 — 24, 
vol. 8. p. L. Aime-Martin. ib. 1824—26. VIII. 8. av. une not, p. 
Picard et une disa. zur le Tartufle Z, Etienne. Paris 1830. VI. 8. 
d’ane not. sur sa vie et m. ecrits p. St. Beuve. Paris 1835, 
8& av. d. not. d. diff. comm, et la vie de M. p. 6rimaret. ib. 
1839. 4. D. Bez. db. Drig. Ausg. d. einz. St. b. Soleinne, Bihl. dram. 
T.Lp. 29% sq. M. Lufifpiele u. Poflen f. d. beutjche Bühne bearb. v. H. 
3ihode. Zürich 1805-6. VL 8. 


2) &. Niceron T. XXI. Ir 128 sq. Goth. Theater Cal. f. 1788. 
Lambert Bd. III. p. 242. Theätre. Paris 169%—1708, 12. (f. Soleinne 
T. I. p. 43 sg.) Oeavr. Bruxell, 1711. IL 12. Oeuvr, av. d. aver- 
tiss. et d. rem. p. M. Garnier. Paris 1789—90. VI. 8. av. d. var. 
et d. not. ib. 1822. VI. 8. av. une not. s. 8. vie et s.ouvr. p. Pan- 
nelier. ib. 1825. IV. 32. Sämmtl. Werke. %. d. Franz. Berl. 1757, II. 
8. Epielerglüd, in DyPs Nebentheater, Lpzg. 1786-88. Bd. IV. 


3) Comediea, Paris 1686—84. V. 12. Theätre. Paris 1742. II. 12. 
Mm. 8. Bon ihm ift ein älterer Zrauerfpieldihter Baltyagar Baro aus 
Balence (1600-1650) zu unterfcheiben. (Tragedies et po&mes drama- 
tiques. Paris 1629—51. II. in 8. u. VII in 4.) 


4) The£ätre. Paris 1772. IH. 12. Piöces de theätre. & la Haye 
1682. 12. f. Soleinne T. II. p. 14 sq. e 


5) &. Niceron. T. XIV. p. 363 sq. XX. p. 79 sq. Theätre. Pa- 
ris 1725. 1746. III. 12. 


6) Theätre. Paris 1668-82. 12, (f. Soleinne T. II. p. 19 aq.) 
Oeuvres. Paris 1735. 1742. JI, 12. Chefs d’oeuvre dram. . 1789. 12. 


N S. Kicéron T. XXXM. p. 45 sq. Mem. hist. cr, et litt. p. 
Br. av. la vie de l’aut. et uncat.des.ouvr. Paris 1751. II.8. Oeuvr. 
du fhiätre de Br. Paris 1735. II. de Palaprat. ib. 1735. 12. Oeuvr. 
de Br. et de P. Paris 1755. V. 12. ſ. Woltmann Gef. u. Polit. 1801. 
p. Bq. 

8) Oeuvres. Amst. 1698. UI. 12. 1707. I. 12. . Theätre de mess. 
de M. pere et fils, nonv. &il. augm. de trois com. av. d. mem. 8. 
ia vie et l. ouvr. de C, deux aut. p. A. Fr. Jolly. Paris 1739. III. 
12. ib. 1775. IV. 12. 


9) Theätre. Paris 1668-95. V. 12. (14 &t,) f. Soleinne Ribl. 
dram. T. I. p. 8 sq. 


10) ©. Merc, de Fr. 1724. p. 221 -aq. Lettr. ser. et badin. T. 
Vor. P. I. p. 31 sq. Niceron T. XVII. p. 129 4q. Schlegel a. a. D. 
p- 259 sq. Oeuvres. Paris 1735. VI. 12. 1747. 1779. 12. Oeuvr.chois. 
ıb. 2787. 18. 1801. II. 18. 


41) ©. Niceran T. XVI. p. W7 aq. Theätre, Paris 1683 — 1718 
8. u. 12. (8. Soleinne T. II. p. 34 sq.) Oeuvr. à la Haye 1706. VI 
12. 1710. 1742. VII. 1760. XII. 1%. Oeuvr. chois, 1810. V. 18. 

17) Theätre, Paris 1746, 12. 

13) Oeuvres. Paris 174°, 1770. IV. 12. 





234 Franzoͤſiſche Poeſie. 


14) &. Nieéron T. XVIII. p.1sq. XX. p. f11sq. Nadal, Oeuvres 
mel, Paris 1738. 12. T. Il. p. 209 sq. Journ. Litt. T. V. p. 372 9. 
Mem. s. la vie deJ. R. dcr. d. son fils. Lausanne 1747, 12. de la 
Harpe Elog. d. R. Paris 1772. 8. Schlegel ®orlef. II. Abth.1. p 170g. 
192 sg. A. 6. de Schlegel, Comp. entre la Phèêdre de R. et celle 
d’Euripide. Paris 1807. 8. (Deutſch v. Gollin. Wien 1808. 8.) Lardner 
T. I. p. 296 sq. St. Beuve, Portr. Litt. T. I. p. 68 sq. 434 sq. 
Fontanier, Etud. de la lang. frang. s..Rac. Paris 1818. 8. Oeuvres 
Paris 1676. IL. 12. Amst. 1678. II. 12. ed. augm. de piöces et rem. 
ib. 1743. 1750. III. 12. Paris 1760. III. 4. av. d. comm. } Lunean 
de Boisjermain. ib. 1768. VII. 8. Paris 1783. II. 4. an IX (1801-5) 
III. fol. av. le romm. d. La Harpe et 1. obs, de Garnier. Paris 1807. 
VII. 8 av. d. comm. p. J. L. Geoffroy. ib. 1808. VII. 8, Theätre 
complet. Parme 1813. III. fol. av, 1. not. chois. de tous 1. comm. 

. L. Aime Martin. Paris 1820. VI. 8. av. de nonv. not. et dtud. 8. 

p. Aignan. Paris 1824. VI. 8. Oeuvr. compl. av. 1. not. de tous 
1. comm, Ed. IV. p. A. Martin. Paris 1825. VII. 8. rer. p. R. 
Auguis. ib. 18235— 26. 4. Ueb. d. Drig. %. f. Soleinne Bibl. dram. 
T. I. p- 1 2: Athalia beutfh v. Maltis. Karler. 1817. 8. Britannicus 
metr. üb. v. Tonz. Tübing. 1825. 8. Phaͤdra bearb. v. Schiller. Gtuttz. 
1805. 18. Iphigenie überf. v. Peucer, im Glaff. heat. d. Kranz. Lpp- 
1823. Bd. IV. Web, f. oft wörtl. Nachah. Hotrow’s |. Schad, Dram. Hi. 
d. Span. III. p. 444 sq. 

15) &. Olivet Hist. de l’ac. frang. Amst. 1730. 12. p. 327 sq. 

16 Iphigenie. Paris 1695. 12. 

17) ©. Nic6ron T. XLIII. p. 371 sq. Michault Mel. T. 1. p.137. 
Theätre compl. Paris 1674—97. 12. (f. Soleinne T. II. 14 23 sg.) 
Oeuvr. Paris 1700. 12. Theätre. 1732. ib. 12. Oeuvr. ib. 1744. 11.12. 

18) S. Hirſching Biogr. Ler. Bd. 1. 2. p. 295 sq. Acta Brud. 170. 

. 150 sq. Hist. de l’ac. d. Inscr. T. I. p. 480 sq. ed. in 12. Niceroa 
In. XXIII. p. 136 sq. Leffing Dramaturgie. Bb. I. p. 174 aq. Oeurres. 
Paris 1682. V. 12. u. b. d. Ausg. f. Brub. . 

1 19) Brutus, Trag. Paris 1691. 12. Laodamie, reine d’Epire ib. 
eod. 12. . 

20) &. Bibl. Franc. T. III. p.46--55. Niceron T.XXV. p. 16234. 
d’Alembert, Hist. T. IV. p. 131 sq. Oeuvres. Paris 1715. Amsierd. 
1722. II. 12. Paris 1732. 1739. IT. 12. Nouv. &d. corr. et augm. Pr 
: ris 1750. II. 12. Oeuvr. choisies. ib. 1810. 12. 

21) Géta Trag. Paris 1687. 12. La mort de Neron, ib. 1703. 12. 

22) Oeuvres de Theätre. Paris1706—1742. 8. (S. Solainne T.l. 
p- 57 sq.) Histoire de l’ancien et du nouveau testament mise € 
cantiques sur des airs d’opera et de vaudevilies. Paris 1705. Il. & 
Psaumes de David en vers frang. sur les plus beaux airs de Lalli 
Paris 1705. 8. L’Imitation de Jes. Chr. mise en cantiques sur da 
airs de vaudevilles. Paris 1727. 8. 

23) Oeuvres. Paris 1696—1700. 12. Theätre. Amsterd. 176. 12. 
Oeuvr. Nouv. &d. rev. corr. et augm, de s. poés. div. Paris 114. 
1. 12. 

24) Oeuvres,. Paris 1682. 12. Joseph, Treg. Paris 1711. 8, Rouen 
1711. 8. Penelope. à la Haye 1702. Paris 1716. 8. Zelonide, Pris- 
de Sparte. Trag. Paris 1682. 8. f. Michault Mel. T. L p. 1 4 
P 25) Medeo, Trag. Paris s. a. (1694) 12, Utrecht 1734, 12, Elecire. 

aris 1 30. ® ' 

26) Theätre ediflant. Paris 1757. 12.-Debora. ib. 1712, 12, Ab- 
salon. ib. 1702. 4. | 





Seanzöfifche Poeſie. 235 


" 27) S. Darey de Noinville, Hist. de l’Opera. Paris 1753-57. 
11. 8. Castil-Blaze, de l’Opera en France. Paris 1820. 1826. II. 8. 
Mag. f. d. Eit. d. Ausl. 1834. ar. 75 - 76. 


28) Premidre com. frang. en musique repres. en France, pa- 
storale. Paris 1659. 4. Oeuvres de poésies. ib. 1661. 12. 


29) Theätre. Amst. 1663. II. 12. (nur 12 St. ohne d. Op.) ih. 
1697. 12. (16 ©&t.) Oeuvr. Paris 1715. 12. compl. Paris 1739. 1778. 
V. 12. Oeuvr. chois. Paris 1811. II. 1824. 11. 8. ©. 14 Dp. in d. Re- 
cueil des O . Amst. 1684. 1690. &. Schlegel a. a. D. p. 234. d’O- 
livet a. a. Ö. p. 165 sq. Niceron T. XXXIII. p. 210 sq. Ola Po⸗ 
trida 1787. IV. p. 87 sq. Menage Antibaillet T. I. p. 281. 


$. 590. ” 


| Gehen wir jegt zu einem neuen Wbfchnitte der Befchichte 
der Franzoͤſtſchen Poeſie fort, d. h. zu ber des 18ten Jahr 
hundertd oder der von dem Tode Ludwigs XIV. bis zur Franzöoͤſi⸗ 
fen Revolution, fo müffen wir bereits. feit jenem Greignifie bie 
Anfänge jener Unmoralität und Zügellofigfeit der Literatur her⸗ 
datiren, welde zulegt zum Umflurze alles Beflehenden und zu 
den furdtbaren Zeiten führten, welche die Geſchichte als ein 
Beifpiel, wie weit eine von aller Sittlichkelt und allem religiöfen Ges 
fühle verlafiene Nation gehen Fann, in Ihre Annalen eingetragen 
bat. Zuerfi muß bier, abgefehen von dem ſchon ſeit den frühern 
Regierungsjahren Ludwigs gelegten Keime zu einem frivolen 
Leben, der befannte Regent, der Herzog von Drleand, ge 
nannt werben, der durch feine.eigenen unmoralifchen Reden und 
Handlungen , und dur feinen Umgang mit den ſchlechteſten Subs 
jecten, wenn fie nur angenehme Geſellſchafter waren, jene Sprech⸗ 
und Schreibfreiheit autorifirte, die jegt in einem Umfange auf 
trat, wie fie auch zu den Zeiten des füttenlofen Hofes von Franz J. 
und ber Ligue nur einzelne Emancipirte, 3. B. Rabelais, Be 
soalde de Verville ıc., zur Schau zu tragen gewagt hatten. Mit 
diefen anfangs nur Unmoralität im Allgemeinen prebigenden 
Schriftſtellern verbanden fi aber bald Andere, die auf rein wife 
fenfchaftlihem Wege ſyſtematiſch alle heiligen Bande des ſocialen 
Lebend angriffen, ich meine bie fogenannten Philoſophen des 
18ten Suhrhunderte. So groß die Anzahl diefer abfcheulichen 
Geſellſchaft, diefer Spötter über die dem gebildeten und edlen 
Menſchen heiligſten Gegenfände nah und nad ward, fo find 
ed doch vorzugoweife nur zwei, in deren Schriſten man ben 


236 Franzoͤſiſche Poeſie. 


Zuͤndſtoff zu ſuchen hat, welcher ſeit 1789 faſt ganz Europa, 
wo nicht in Brand ſetzte, jedenfalls aber in ſolche Verwickelungen 
brachte, deren Folgen zwar ein 80jahriger Friede vergeſſen ge⸗ 
macht zu haben ſcheint, die aber gewiß auch die krankhaften 
Zuckungen der ſocialen Zuſtaͤnde hervorriefen, die wir jetzt an 
vielen Orten unſeres Vaterlandes und der Schweiz in Unglüd 
verkuͤndenden, freilich in ihrem Aeußeren verſchledenen Krankheits⸗ 
formen auftauchen fehen. Mit einem Worte, jene Maͤnner ver⸗ 
treten jetzt in einer anderen Welt die Schritte, durch welche fie 
der Inmoralität, Irreligiofität und Nichtachtung aller göttlichen 
und menfchlichen Gefege in einem großen Theile Europas Thor 
und Thuͤre öffneten und zu jenen Revolutionen führten, die in 
längern oder Fürzern Zwiſchenraͤumen auf einander folgten, und wenn 
fie auch manches Gute mit fi brachten, dennody nur in den 
Köpfen überfpannter Enthufiaften aus der Naht zum Licht führ- 
ten; denn aus böfer Saat kann nimmermeht eine gute” Ernte 
hervorgehen. Jene zwei Männer find aber auch die größten 
Geiſter Frankreichs in dieſer Epoche gewefen, ih meine Frans 
018 Marie Arouet, mit dem Beinamen de Voltaire 
aus Ehatenay bei Sceaur (geb. den 20. Fehr. 1694, gef. 
d. 3. Mai 1778) und Jean Jacques Rouffeau (geb. 
zu Genf 1712, gef. d. 3 Juli 1778). Erflerer, deſſen ab» 
ſchreckendes Yeußere, der Typus des Affen und der Kate, aber 
verbunden mit dem fharfen Blicke des Adlers, ſchon die hoͤl⸗ 
liſche Sefinnung abfptegelte, die in den dunkeln Tiefen feiner 
Seele verborgen lag, 309 fon ale Schüler durch einige huͤbſche 
Verſe die Aufmerkfamfelt der berüchtigten Rinon auf fi, die ihm in 
ihrem Teſtamente (1706) 2000 Franken außfehte, um fi da⸗ 
für Bücher zu kaufen, duch die er in feinen deſtructoriſchen 
Studien unterftügt werben ſollte. Zeitig Thellnehme an dem 
fittenlofen Klubb der Geſellſchaft des Marais, zeigte er bald 
durch feine Aufführung, bis zu weldem Grade der Schlechtig⸗ 
feit er gefallen fet, weshalb ihn fein eigener Bater, Notar am 
Ehatelet, verſtoßen wollte, Als Schriftfleller begann er zwar 
fhon 1712 In ver Baſtille, wohin ihn feine Aufführung 
gebracht hatte, an feiner Henriade zu arbeiten, gab aber fel- 
nen Oedipe (1718) cher Heraus, mit dem er zwar bereits 


Franzoͤſiſche Poefie. 237 


vurh fein Talent einen großen Erfolg erzielte, aber auch ins 
birect die Religion und ihre Diener, freilid unter dem Bilde 
des Griechiſchen Aberglaubens angriff. Zwar enthält feine Hen- 
riade (1725) einige auf bie Bertheidigung bes Chriſtenthums zu 
denlende Stellen, allein biefe feßte er nur hinein, um den Verdacht der 
Imellgiofität von fi abzuwaͤlzen, der ihn wienerholt aus Frank 
rel vertrieben hatte, und andere Stellen, wie. 229.: „Hielas un 
Dieu si bon, qui de I’homme est le maftre, en eüt été servi, 
sil avalt voulu Petre“, find ein’ trefflicher Pendant zu jenen 
berüchtigten Verſen des Oedipe (A.IV.sc. 1); „Nos pretires ne sont 
point ce qu’un vain peuple pense, notre credulitd fait toute 
kear seience.* In feinem Bruius verfolgte ex feine Piäne 
weiter, indem er den Maſſen zeigte, wie fie ſich den Madıtha- 
bern gegenüber nur zu zählen hätten, und in feinen Lettres 
anglaises trachtete er die Grundpfeiler ber Geſittung zu untergras 
bin. Bald folgten andere, beſonders dramatifche Arbeiten, unter 
dem ih vorziglid La. Mort de Cesar, ald Pendant zu Bru⸗ 
tus hervorhebe (1735). Unterdeſſen hatte der damalige Krons 
bring von Preußen, der wenigſtens, was bie Zweifel gegen bie 
Religion betraf, ſich zu den Ideen dieſes neuen Weltbegläders 
hingezogen fühlte, ihm zur Herausgabe ſeines Antimacchiavel 
beranlaft, der deutlich genug feine niedrige Befinnung zeigte, 
vie ih bald darauf, trotz ihrer fortwährennen Ausfälle gegen 
de Iptannen ac. nicht ſchaͤmte, aus den Händen der Pompadour 
den Raumerherrnfchlüffel und den Titel ale Hofpoet und Hiſto⸗ 
rlograph von Frankreich anzunehmen; ia um in bie Academie 
aufgenommen zu werben, hatte er (1746) bie grenzenlofe Ge⸗ 
meinbeit, öffentlich zu erklären, daß, wenn er je etwas gefchries 
ben, an dem nur ein sacristain de paroisse Anſtoß neh» 
um fönne, er bereit fei, daſſelbe ſelbſt in Stüden zu 
teißen, und dedieirte fogar feinen Mahomet dem PBapfle Bene 
Bet XIV. Trotdem veranlaßten feine Angriffe auf die Res 
sierung und Religion, ſowie feine Eitelfeit eine ſolche Oppofition 
gegen ihn, daß er 1750 abermald zu Friedrich dem Großen 
füäten mußte, ber ibn zwar anfangs als prince philosophe 
mit offenen Armen aufnahm, fi aber bald fo mit ihm verun« 
finlgte, daß er ihn einfperren und feine Schrift gegen Mauper- 


x 


238 Franzoͤſiſche Poeſie. | 


tius (Diatribe du docteur Akakta) durch ben Nachrichter öf 
fentli verbrennen ließ. Hierauf begab er fi nad der Schweiz, 
wo er, flatt in der freien, fhönen Natur ein frommer und befr 
ſerer Menſch zu werben, jene Werfflätte der Unmoralität auf 
ſchlug, wo die Pucelle eine ber ſchoͤnſten Phaſen bed Franzi 
ſiſchen Nationalruhms fchändete und feine für die Encyclopaͤdie 
gefchriebenen Artifel (vereinigt als Dictionnaire philosophique) 
würdige Beiträge zu biefem Codex aller (mad die Moral und 
Religion betrifft) Schlechtigleiten lieferten. Wie groß auch fein 
Siecle de Louis XIV, und fein Essai sur les moeurs et 
l’esprit des nations vom Standpunkte der philofophifhen Auf 
faffung der Geſchichte fein mögen, fle find nichts welter als 
weitläufige Ausführungen des Grundgedankens, daß Priefler und 
Könige allein alle® Unglüd, weldes jemals die Voͤlker betroffen, 
verurfadt haben. Allerdings iR jedoch fein letztes hier verfaßte® 
Trauerfpiel, Tanerede, ziemlich rein von derartigen philofophifcden@fe, 
menten, Rah Paris zurüdgefehrt (1778) erlebte er zwar noch 
eine Art von Apotheoſe auf ner Bühne bei der Darftelung 
feiner Irene, allein der Tod raffte ihn bald hinweg, nachdem 
er noch zuvor dem Abbe Gaultier ein Glaubensbekenntniß ein- 
gehändigt hatte, worin er, früher Atheiſt von Profeſſion, feine Reue 
befennt und in dem Glauben der catholiſchen Kirche ſterben 
zu wollen verfigert. Was nun aber feine Stellung in der Li⸗ 
teratur anlangt, fo verdient er, abgefehen von feiner Tendenz, 
unbedingt den Namen eines großen Mannes, denn eine Leich⸗ 
tigfeit, wie er fie befaß, in allen Bädern der Literatur, bis zur 
Mathematit hinab, Ausgezeichnetes zu leiſten und frei ſich zu 
bewegen, hat Niemand vor oder nad ihm befefien, und wenn 
er ja in bem oder jenem Genre mittelmäßig erfcheint, fo lag 
dieß mehr an feiner eigenen Nachlaͤſſigkeit, als am Mangel bes 
gerade hierzu erforderlichen Genies. Als Epifer läßt er in ſei⸗ 
ner Henriade, worin er gezwungen als Chri auftreten muß, 
trotz der glänzenden Sprache und Allegorie, immer alt, weil er 
eben nicht in feinem Elemente iſt; allein dennoch hat er trotz 
der Reifen Form der Alexandriner ein Muſter des Branzöfifchen 
Epos geliefert, wie kein zweites erifirt. Als burleskes Gedicht 
bleibt feine Pucelle bei aller Daraus hervorgehenden Schlechtigkeit 


Sranzöfifche Poeſie. 239 


ver Geſinnung immer auszeichnet, und als tragiſcher Dichter nimmt 
er auf dem dramatiſchen Parnaß nad Corneille und Racine 
obwohl er theilweiſe darin als philofophifcher Revolutionär erſcheint, 
unbeiingt die nächfte Stelle ein, da er in feiner Zaire, Alzire, 
Merope, feinem Blahomet und Tancred ein ſelbſtſtaͤndiges Trauer» 
ſpiel geihaften hat, welches durch das Vorherrfchen der Leidenſchaft 
und des Gefuͤhls über alles Andere eben ganz Original iſt und 
mit Recht die Ehre gehabt hat, von Böthe überfegt zu werden. 
In dem Luſiſpiel, der Oper und poetifhen Erzählung iſt er nur 
mittelmäßig, feine Epiſteln find lebendiger als die Boileau's, 
allein die Ueberarbeitung fehlt. As Hiſtoriler hat er in der 
Geſchichte Karls XII. unbedingt großed Darſtellungstalent an 
den Tag gelegt, allein feinem Peter dem Großen und den Annales 
de !’Empire flieht man gleih an, daß er fih dafür bezahlen 
leß; fein Essai sur les moeurs et l’esprit des nations {fl 
ein großartiger Beitrag zur höheren philoſophiſchen Auffaffung 
der Geſchichte, trägt aber nur zu viel Spuren der abſichtlichen 
Eatſtelung der Wahrheit und der Unwiſſenheit, wogegen fein 
Zeitalter Ludwigs XIV. das Mufler pragmatifcher Gefcichte 
ſchreibung iſt. Als philoſophiſcher Schriftſteller debutirte er mit 
den Lettres philosopkiques (1726) und ließ dann feine 
übrigen befannten hierher gehörigen Arbeiten folgen, die alle nur 
dem einen Zweck, die Bernichtung des religlöfen Bewußtiſeins 
bei den Menſchen, haben, daher eigentlich feine Unterſuchungen, 
ſendem nur Schmähfchriften zu nennen find. Diefelde Tendenz 
der Üisführung der Unmoralität verfolgte er auch in feinen 
philoſophiſthen Romanen, deren Styl übrigens reizend iſt, und 
in ſeinen Briefen endlich zeigt er offen feine wahre ſchlechte Be- 
Rnnung, die er in feinen übrigen Schriften bin und wieder vers 
ſcleiert hat ). 

Wir haben oben als den zweiten Mann, der weſentlich 
m dem durch die Franzöſiſche Revolution herbeigeführten Um⸗ 
Kurz aller göttlichen und menſchlichen Rechte beigetragen, Jean 
Jacques Rouffeaw bezelinet, der, nachdem er vorher als 
Reformator der Franzoͤſiſchen Mufit in Bug anf Rotirung 
und Character ziemlich ungluͤcklich gewefen, als politifher ober 
ſocialer Schriftſteller durch ſeine verneinende Loͤſung der von der 


240 Sranzöfifche Poefie. 


Academie zu Dijon aufgeworfenen Frage: „haben die Fortfchritte 
der Wiſſenſchaften und Künfte die Sitten verbefiert ober vielmehr 
verſchlechtert?“ auftrat, den Preis erhielt und dann (1753) fein 
communiftifhe® Bud von der Ungleichheit der Stände folgen 
ließ. Leider warb er bald dur den großen Erfolg, den feine 
Schriften ſelbſt bei den hoͤchſtgeſtellten Perfonen fanden, aufge 
blafen und verwidelte ſich dadurch In SInconfequenzen, unter de 
nen fein Brief (1758) über bie Schaufpiele nicht die kleinſte 
iR, weil er troßdem, daß er felbft eine mit großem Belfalle auf: 
genommene Oper gefchrieben (Le devin de village, 1752), gleich⸗ 
wohl auf das Logiſchſte darin darthut; daß jedes Schauſpiel, ſelbſt 
das allermoralifchfte Lufifpiel nur dazu dienen Tann, die Gitt« 
lichkeit zu untergraben, und den Beweis dazu nicht: blos aus 
den Folgen des allzu often Beſuchs des Theaters, fondern auch aus 
dem Leben der Schaufpieler ſelbſt führt. Weit bebeutender find aber 
feine beiden philofophifhen Romane, die Neue Heloife und Emil. 
In beiden fucht er die Behauptung durdzuführen, daß in ber 
Religion die Moral Alles ſei, und daß, .wenn nur biefe vorhan⸗ 
den, dad Dogma und die Botteöverehrung felbft nur Nebenſachen 
feten, fowie daß der Menſch feine Pflichten nicht aus Achtung 
vor dem göttlichen und menſchlichen Geſetze, fondern aus freiem 
Antriebe zu erfüllen habe. Im Emil will er zeigen, wie man 
nad diefen Orundfäben die Jugend bilden und fie Alles von 
ſelbſt finden lehren müfle, Moral eben fo gut als Kenntniſſe; 
alfo in der Neuen Helorfe kommt die Braris, denn ein Menſch ohne 
Religion und Glauben erfiheint und da ale der beſte Bater, 
Gatte und Staatsbürger. Leider gab er ſelbſt in feinem Pri⸗ 
vatleben die vollſtaͤndigſte Widerlegung feiner Theorie, denn ein 
Mann, ter in wilder Ehe mit einem geweſenen Schenkmädchen 
(der Therefe Levaffeur) lebte und die mit ihr gezeugten Kinder 
ins Findelhaus tragen ließ, um fi nicht um fie befümmern zu 
müffen, der tn feinen Belenntnifien bie rau, die Ihn aus dem 
Elend gerettet, Öffentlih cunifh genug an den Pranger ſtel⸗ 
len fonnte, war der wohl nad ſolchen Grundſaͤhen noch tugend⸗ 
baft zu nennen? Sein politifches Blaubensbefenntniß aber legte 
er in feinem Contrat social (1762) ab, worin er zuerſt, ins 
dem er bie Principien des Gouvernements und der Orfege nicht 


Franzoͤſiſche Poeſie. 241 


wie Wonteöguien in den Geſetzen ſelbſt und ber Gedichte, fondern 
In der Ratur des Menſchen und der Gefellihaft ſucht, die 
Idee von dem forrverainen Bolfe aufftelt, welche ihm auch die 
Chre tinbtachte, daß der Gonvent (1793) feine Buͤſte in ſei⸗ 
nem Sizungsſaale aufſtellen lieb und jenes unglüdfelige Bud, 
befen practice Anwendung er ſelbſt in feinem als Commentar 
vau geſchtiedenen Livre sur la Pologne als rein unmöglich 
erniefen hat, bei den radicalen Breiheltsenthufiaften die Stelle 
der Bibel einnahm. Kurz, er I nur Sophifl, aber durch die 
Iolfommenheit feiner Beredtſamleit und den Reiz feines Styls 
fit er, und erſt die Nachwelt hat richtig über ihn geurtheilt 


md die Berderbiheit und Anausführbarkeit feiner Lehre erfannt?), 

1) Oeurres. Gemeve et Paris 1768—%. ILV.4 av. d. avertiss, 
et de not. p. Condorcet. Kehl 1784 - 89. LXX. 8. (Dazu Table 
analyt. p. Ehantreau. Peris 1801. II. 8.) av. d. not. et observ. p. 
Paliseot, Paris 1792-1802. LV. 8. av. d. not. de Renouard etc. ib: 
1819-25. LXYI. 8. 1820 sq. LXX. 8. 18233—27. LXXIU. 8. Oeuvr, 
compl. av. d. rem. et d. not. hist. scient. et litt. p. Auguis, Clo- 
Kan, Daunou, Dubois, Nodieretc. 1824—32. ib. XCV. B. . (Dazu 
ible anal, p. Miger. ib. eod. II. 8.) Nouv. ed. coll. s. L edit.erig. 
ar. d. not. pref. avertiss. p. Beachot. ib. 1829—34. LXX. 8. av.d. 
Bol. et netic. s. Im vie de Volt. ib. 1835—38. XII. 8. La Ligue om 
Heari je Grand. Gentve 1723. 8. (nur IX Gef.) LaHenriade. Londr, 
118,4, (X Geſ.) La Pucelle d’Orleans, po@me divise en quinze 
chaatı, Louvain 1755. 12. Londr. 1756. 32, (enth. 18. Gef.) av. d. 
20. mar. ed. Gentve 1762. 8. (20 Gef.) ib. 1773. 1774. 8. ci Geſ.) 
Theätre, Paris 1809. IX. 8. (Dazu Comment. p. LaHarpe. ib. 1814. 
8) Romans et Contes. Bouillon 1778. II. 8. eberf. f. Gämmtt. 
Eixik.a.v. Franz. v· Mylius u. A. Berl. 1783—97. XXIX.8. Auserlef, Werke, 

MI-30.KX X .16. Romane u.Erzäpl.Quedl.18.7—30. III. 8. Sämmt!. 
Sqerhice. Rücnb. 176677. V. B. Zayre üb, v. Eſchenburg. Lpzg · 176. 
80.) is. Tert dv. Wallenberg. Köln 1818. 8. Alzire metr. überf, v. 
Malte. tr. 1816. 8. u. Buchs. Brnſchw. 1827. 8. Brutus metr. überf. 
d. Yembert, Meuft. a. d. Hardt. 1829. 12. v. König, in d. Taſch Wibl, ausl. 
Elf. Bo. 191. Merope, v. Montenglaut. ebd. Bd. 192. D. Tod. d. Caͤſar, 
U. d, Pencer, im Siaff. Theat. d. Frang. mr. III. Das Mädchen v. Ors 
band, äberf. v. Lindemann. Rom (Paris) 1787. 1789. 8. in Blumauers 
Danier kravefiet. Neu Ballim (1732) 1800. 8. D. Henriade in beutfc. 
Stramet. m. geſch. Anmerk, v. K. Kleinfchmidt. Frankf. 1827. 12. üb. v. 
dt. dermes. Berl. 1824. 8. üb. v. Fr. Echröder. Lpzg. 1843. 8. — G. 
U. Aun. Nonnotte, Les erreurs de V. Amst. 1766, II. 12. de Lu- 
det, Eloge de Volt. Cassel 17/8. 8. u. Hist. litt. de V. ib. 1780. 
T I-V1 8. J. % dv. Zabueßnig, Hiſt. u. erit. Nachr. v. d. Leb, u, 
Cürft, d, 9. ©. ®. Augeb. 1777. 1779. 1.8. Mathief, Geſch. jeptieh. 
©. 25. VAL, p. 29—148. de la Harpe, Eloge de V. Paris 1780, 8 
(Deju d’Alembert, Relexions. Freft. 1780. 8.) M. de Condorcet, 
Vie de Y. swirie d. Mem. de Y., ecr. p. lui-mö&me. Londr. 1790. 
Il 8 (Deutid. Berl. 1790. 8.) Frederic U. in b. N. Mem. de 
'ıc. de Berlin 1778. Hist. p. 5 sq. Palissot, Lo Genie de V. Paris 
16. 8, Longehamp et Wagniäre, Mem. s. V. et 5. 5. ouvr. ib. 
Gräfe, Handouqh d. Riterärgeihiäte. IT. 46 


242 Sranzöfifche Poeſie. 


4826. TI. 8. Berville in d. Rev. Enc. 1829. T. I. p. 609 sg. Ebert, 
Ueberlief. ®d. I. p. 82 sq. Lardner T. I. p. 1—110. Le Pau, Vie d. 
F. Paris 1819. 8. Paillet de Warcy, Vie de V. ib. 1824. 8. Collini., 
Mon sejour aupr&s de V. ib. 1807. 8. Lebas, Dict. de, la France. 
T. x. p. 944 sq. Mag. f. d. kit. d. Ausl. 1832. nr. 48. Blätt. f. d. 
8. d. %. 1838. p- 213 sq. Brougham, Men of lett. Paris 1845. 8. 
T. I. p. 1—92. Web. f. Henriade, bie nit einmal Driginal ifl, da, 
um von Garnier's Arbeit abzufehen (f. oben p- , 187), ſchon 100 
Jahre früher Siulio Malmignati zu Venedig eine gebichtet hatte 
(f. Villoison b. Millin Mag. Enc. V 3an.179. T. I. p. 299 sq.) 
f. Dussaulx, Ann. Litt. T. Il. p. 1 sq. Ueb. f. Zrauerfp. ſ. Schlegel 
Vorl. 1I. A. 1. p. 173 sq. Ueb. f. Merope, nad) Maffei gebichtet |. Erf 
fing Dramat. Bd. I. p.289q. Ueb. d. Gemiramis f. ebd. p. 83 sq. 
2) Oeuvres compl. publ. p. Du Peyrou. Geneve 1782—90. XVII. 
4. av. d. not. p. Mercier, Boizard et de l’Aulnay. Paris 178893. 
XXXIX. 8. 1793—1800. XVII. 4. 1796—1801, XXV. 18. 1801. XX. 
12. av. d. not. hist. p. Petitain. ib, 1819—0. XXI1.8. Oeuvr. compl. 
av. d. not. hist, et d. €clairciss. p. V. D. Musset Pathay. ib. 183 
26. XX111.8. (Dazu Oeuvr.ined. suiv. d’un suppl. à I’hist. de sa 
vie et de s. ouvr. ib. 1825. 1833. II. 8. u. Hist. de la vie et d.ouvr. 
de R. p. Musset Pathay. ib. 1827. 8.) Oeuvr. compl. av. d. eclair- 
ciss. et Jd. not. hist. p. P. R. Auguis. ib. 1824—28. XXVII. 8 ib. 
IV. 8 Ueberf. ſ. Sämmtl W. überf. v. K. Fr. Cramer. Berl 1785-8. 
I—XI. 1. 8. m. Anm. begl. v. Elliffen, überf. vo. Julius, in d. Franz 
Klaff. epzg. 1843—a4. XXX. 12. Belenntniffe, üb. v. 3.9. G. Heufinger. 
Lpzs. 1830. X. 16. Emil von demf. Lpzg. 18.8. VIII. 16. dv. Hantſchmann. 
ebd. 1844. VIII. 16. (f. T. 3. Brechter, Br. üb. d. Emil. Zürich 1773. 
8.) Julie ober die neue Deloife a. d. Franz. v. Th. Hell. Epig. 18.6 
VII. 16. & M.D.L. C. Eloge de J. J. R. Geneve 1779. &. Chr. 
Birtanner, Fragm. üb, R. Leb. u. Schriften. Wien 1782.8. Senebier Hist. 
litt, de Geneve. T. III. Bamel Beauvert, Vie de J. J. R. Paris 1789. 
8. Das 19te Jahrh. als Keim in 3. I. R. Geiſte. N. d. Kranz. v. Schalle. 
epzg. 1799. 8. de Stael Holstein, Lettr. s. 1. Ecrits et le car. de J. 
R. Nourv. ed. Strassb. 1820. 8. (Deutih. 2pag. 1789. 8.) Jacobi im 
deutfch. Merc. 1778. IX. p. 201 sq. Beitr XI. p. 182 sq. Neue Dannigf. 
HI. p. 33 sq. Servans in d. kit. u. Völkerknde. 1783. IX. p. 331 2q. 
Wachler in d. Philomathia, Bd. IN. p. 1 sq. Baur Lebensgem. Bd. Il. 
P: 3 8q. Hegel, Seid. d. Phil. II. p. 527 sq: De Pradt, Les quatre 
oncordats. T. 1. p. 426 sq. Chateaubriand,, Essai 8. les Revolat. 
Note. Lebas T. Xil. p. 175 sq. Lardner Emin. men of France. T 
IH. p. 111—174. Mag. f. db. Lit. d. U. 1833. nr. 129. 1834. ur. 94. 1838. 
nr. 60. 1843.nr. 17. Brougham a. a. DO. p. 93—125. Ueb. f Schrift geg. 
d. Theater. |. H. At, Theat. u. Kirche. Berl. 1846. p. 612 sq. D. Lit. 
bar, b. Soleinne. T. V. p. 9 aq. Ueb. d. f. Perf. betreff. Schr. |. Barbier 
in Millin Mag. Enc. 1818. T. IV. p. 1 sq. 


$. 591. 


Da wir einmal bei Voltaire das dramatiſche Element her» 
vorgehoben haben, fo wollen wir gleih dabei flehen bleiben, je» 
dod nur diejenigen dramatifchen Schriftfleller bier berühren, die 
mehr als einen ephemeren Ruhm erlangt haben. Natürli wird 
auer vom Zrauerfpiel die Rede fein müflen, da bier einige Ta- 
Inte gu erwähnen find, bie einen Beigleih mit Boltaire aus 


Franzoͤſiſche Poefie. 243 


halten. Der Zeitfolge nah nennen wir zuerſt 2a Orange 
Ghancel!) aus Periguur (1676— 1758), ber das Glüd 
hatie, zuerft ih unter den fchlechten Nacfolgern in foweit zu 
erhibiren, daß fein Amasis, baffelbe Sujet wie die Merope, 
und feine Ino et Melicerte ihn mit Recht überlebten. Aller 
dings ſtellt ihn recht fehr in Schatten Prosper Jolyot de 
Srebillon aus Dijon (1674— 1762). Seine Trauerfpiele, 
die er als Mifanthrop auf einem Kornboden mitten unter Hun⸗ 
den, Ratten und dergleichen Thieren, die er für eine beffere Ge⸗ 
ſellſchaſt als die Menfchen betrachtete, abfafte, tragen leider das Ges 
präge dieſes finfteren Geiſtes und des ſchrecklichſten Fanatismus; 
allein dafür find fie auch trog ihrer Iinregelmäßigfelt eben durch 
ihre großartige Schauerlichfeit ausgegeihnet und weiſen ihrem 
Berfaffer eine der erfien Stellen unter den Branzöfifchen Tragi⸗ 
fm an, Seine beſten Stücke find fein Atree (1707), feine 
Electre (1709) und fein Rhadamiste (1711), denn fein Catiline 
(1749) zeugt ſchon von feiner Alteroſchwaͤche, und nur der Haupt, 
character iſt darin vollfommen durchgeführt). Jean Baptifte Bis 
vierdeChateaubrun aus Angouleme(1686— 1775) verdient 
hier nur Erwähnung wegen feiner Troyennes (1754)°), wie Ber- 
nard Joſeph Saurin aus Paris (geb. 1706, gefl. 1781) 
wegen feine Spartacus*), obgleih er häufig unmoralifh und 
iereligiös erſchein. Guimond de la Toude aus Paris 
(1723 —1760) ſchrieb zwar nur ein einziged Stüd, die Iphi. 
genie en Tauride (1757), allein dieſes verſchaffte ihm den⸗ 
felben Erfolg, wie ihn die Merope Boltaire eingebracht hatte?). 
Pierre Laurent Buirette de Belloy aus Saint Flour 
(1727— 1775) fchlug einen anden Weg ein, er wählte na 
tionale Stoffe, und fo bradte denn fein Siege de Calais 
(1765) einen noch nie geahneten Enthuflasmus hervor, fo daß 
Ludwig XV. für diefes Stüd und die früher (1760) von ihm 
geſchriebene Zeimire ihm die Medaille gab, welde für dieje⸗ 
nigen Theaterdichter gefchlagen war, die einen breimaligen ent» 
ſchiebenen Erfolg auf der Bühne gehabt Hatten). Zu der alten 
Mode der claffifhen Stoffe kehrte Louis Boinfinet de St» 
vry aus Berfallles (1733— 1804) zurüd, und es glüdte ihm 
auch, feine Briseis (1759) auf dem Repertoir erhalten zu fehen, 
16 





244 Sranzäfifhe Poefie. 


was weber feinem Ajax, noch feinem Caton d’ltique (1789), 
einem elenden Machwerke, zu Thell wurde’), Den Beſchluß mr 
hen Antoine Marie Lemierre?) aus Paris (geb. 1721 
oder 1733, geRorben 1795), ald Panegyrifer und Lehrbidte 
recht brauchbar, aber ald Tragiker hölzern und characterlos, fe 
Daß ſelbſt fein geitgemäßer Tell (1766) auf der Bühne niätd 
machte, und Jean Baptifle Legouve?) aus Paris (gi. 
1764, gefl. 1812), berühmt durch feine Apologie des ſchoͤnen 
Geſchlechts (Le Merite des femmes 1801), aber durch fen 
Tragödie Epicharis et Merope, worin er (1793) afuiec 
dem damals herrfhenden Gefhmade huldigt, und durch feine 
Mort de Henri IV. (1806), in weldem er offen deſſen Bob 


tin Marte de Medicis des Mordes beſchuldigt, unvortheilhaft bekannt. 

1) Oeuvres. Paris 1735. 8. ib. 1758. V. 12. Les Philippiges, 
odes av. d. not. hist. et litt. Paris 1795. 12. 

2) ©. Voltaire, Eloge deCrebill. et crit. de s. onvr. Lausanne 
1780. 8. Pirfehing Hdkch. I. 2. p. 367 sq. d’Alembert Hist. T. 1. P 
430 F VI. p. I1 Bu: Schlegel Vorl. II. 1. p. O2 »q. Oeuvres. Pans 
1750. U. 4. 1785. IH. 8. 1796. IE. 8. 1312. III. 8. prec. de lel. hist. 
p. d’Alembert. ib, 1824. II. 8. ar. I. not. de tous L comm. p. Pr 
relle. ib. 1823, II. 8. 

3) Oeuvres. Paris 1754. 8. Oeuvr. chois. ib. 1814. 18. 

4) ©. Hist. de Pac, d. scienc. 1737. p. 149 sq. Journ. Belrel. 
1741. Janv. p. 80-102. Bibl. Rais. T. XXVI. p. 311 sq. Theätre. 
reri Millin Mag. Enc. 180 T 

. a Mag, Enc. 1807. T. I. p. 67 sq. Iphigenia en Js 
ride. Paris 1758. 12 P 4 Iphigeal 

6) Oeuvres completes. Paris 1779. 1787. VI. 8. Oeuvr. cheis. ib 
1811. 1823. 18. . 
ya 2 heätre et oeuvres diverses de P. de Sivry, Londr. (Pari) 


8) Oeuvres, prec. d’une not. s. l’aut. p. R. Perrin. Paris 18108 
9) Oeuvres complètes. Paris 1826—27, IU. 8. f. Sol. T.II.p.2l- 
§. 592. 

Mehrere der obengenannten Tragifer fchrieben au für W 
Oper, wie La Grange, Boltaire x, nichtodeſtowenigei 
müflen aberbier noch einige fehr fleißige Operndichter genammt wert. 
Diefe waren Antoine Dandet (1671— 1748), Lonid 
Fuzelier) (1672—1752), der aber auch für jedes andere 
Fa der Bühne arbeitete und eigentlich nur feiner Fruchtbarkeit 
feinen Ruf verdankt, Pierre Charles Roy (1683 — 1764), 
ein wirklich lyriſches Talent, der durch feine Semiramis (1718) 
Voltaire den Stoff zu feinem belannten Trauerſpiele gab Y) um 





Sranzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 245 


kouis de Cahuſac (Geb. und., gef. 1759), zwar nidt 
ohne Geſchich wunderbare Stoffe bequem für die Bühne zu 
arangiten, aber eigentlich mehr durch feinen Componiften Ra 
mean als durch fich felbft zu einem dauernden Ruhme gelangt‘), 
Es verdient faum hinzugefügt zu werben, daß bie Arbeiten aller 
Diefer Dihler ſchon Durch den veränderten Mufifgefhmast von 


der Bühne verdrängt find. 
1) Oeuvres. Paris 1751. IV. 12. 
Y Momus Fabuliste ou les Noces de Yulcain, com. Paris 1719. 
& 1. ber. Gtül. , 
3) ©. Palissot im Necrologe, 1766. Oeuvres. Paris 1727. II. 8. 
4) Le comte de Warwick. Trag. Paris 1742, 8. Pharamond, 
ih 1736. 8. Grigri, ib. 1749, 12, Zeneide et V’Algerien, com. 


ib, 17 8, 
$. 593, 


Bir wenden uns jept zum Luffpiel, das im biefer Per 
rlode eine Unzahl mittelmäßiger und ſchlechter Dichter entfichen 
ſah, unter denen man Faum einige wenige beſſere herausfinden 
Ian, So verband Bühnenkenniniß mit gefchidter Benupung 
der Tageöneuigleiten der ſchon erwähnte Schaufpielr MarcAntoine 
Legrand (geb. 1673, Tob unb.), der fogar den Cartouche aufs 

bradte und defien Roi de tocagne ſich auf der Bühne 
ahalien hatt). Indeſſen übertrifft ihn an kuͤnſtleriſcher Bolls 
mung bei weitem Philipp Nericault Deſtouches aus 
ze (1680— 1754), der noch übrigens das Berbienft hat, 
in Minen feiner Stücke den Anfland und die Gittlichkelt 
verett zu haben. Seine beten Lufifpiele, die denen Moliéère's 
laun kahchen, find: Le philosophe marie (1727), FPenvieux, 
ie glorieax (1782) und le dissipateur (1736), die ſich ſaͤmmt⸗ 
dh auf ber Bühne erhalten haben?). Fruchtbarer noch als er 
wer der unten zu erwähnende Romanſchreiber Chamblain de 
Herivauz aus Paris (1688 — 1768), obgleich nur einige 
Barige feiner Stüde (l’epreuve, les fausses confidences, les 
jax damour et du hasard) bleibendes Verdienſt Haben, denn 
Re oe leiden an einem zu fihtbaren Hafden nach Werfettung 
vom Jatriguen und jenem unpafienden Salontone, den bei ihm 
de vomchne Dame fo gut wie bie gemeine Magb, der Hofe 
mn wie fein Kutſcher ſprechen, und ber nad ihm marivaudage 
Frank worden IR’), Weit geſchickter IR Alexis Piron and 


246 Sranzöfifche Poeſte. Luſtſpiel. 


Dijon (1689 — 1773), der bekannte Cyniker, aber wegen feiner 
Metromanie (1738) unbedingt des Namens eines großen Eo- 
mikers würdig, da er Einfachheit und Natuͤrlichkeit der Intrigue 
mit fprudelnen Wipfunfen erleuchtet und feine Comif durch Die 
trefflih angelegten Situationen eine durch und burd wahre, 
feine gemachte iſt). einen Character lann man aus feiner 
von ihm ſelbſt verfaßten Grabſchrift: Ci-git Piron qui ne 
füt rien, pas même academicien, am Beten beurtheilen. Auch 
Dierre Claude Nivelle de la Chauffee‘) aus Paris 
(1692— 1754) muß hier genannt werben, denn er if ein 
Zuffpieldichter im höheren Sinne des Worte, d. b. in jenem 
Style, der zwiſchen Luſtſpiel und Trauerfpiele mitten Inne ſteht, 
alfo unferem Schaufpieleam Nädften fommt, wo ja aud zuweilen 
komiſche Stellen vorfommen. Er debutirte mit bem Prejuge 
de la mode, worin er die alberne Sitte der vornehmen Geſell⸗ 
haft laͤcherlich madt, daß ein Ehemann ſich nie verliebt gegen 
feine Grau zu zeigen habe. Es folgten dann l’&cole des amis, 
-Melanide, L’ecole des meres und la gouvernante, feine be 
fien Arbeiten, an welde ſich fpäter mehrere ſchwaͤchere anfchloffen. 
Rur durch feine fingbaren Couplets verdient dagegen Charles 
Frangois Panard°) aus Nogent (L694— 1765) den Ra 
men des 2a Fontaine oder des Dien de vaudeville, denn feine 
Stuͤcke ſelbſt ermangeln allen dramatifhen Werthes. Nicht viel 
beſſer find die meiſten Luſtſpiele des Louis de Boiffy’) aus 
Vic (1694— 1758), welde, obgleich fiefaf alle nur zudem Zwede 
geichrieben wurden, damals in der Gefellfhaft wahrzumehmende 
Laͤcherlichkeiten oder Gonderbarfeiten durchzuziehen, ſich durch⸗ 
weg durch eine tiefe Kenntniß der menſchlichen Schwaͤchen und 
Fehler auozeichnen, wie z. B. fein Francais à Londres, der 
ſpaͤter oft nachgeahmt worden if. Allein fein Homme du jour, 
aud) les dehors trompeurs betitelt, hat ihn unter die Reihe der bes 
Ren Luſtſpieldichter feiner Zeit erhoben. Auch ber unten nod) 
au nennende Alain Rene Lefage mußhiergenannt werben, ba 
er bei feinem Turcaret den trefflihenZwed hatte, bie Niedertraͤchtig⸗ 
feit und bie Lafter der damaligen Binangmänner ins rechte Licht zu 
ſtellen, ohne fi wie im Crispin rival de son mattxe allzufehr feinen 
Spaniſchen Muſtern anzuſchließen. Hebrigens hatte Lefage bereite felt 


Sranzöfifhe Poeſie. Luſtſpiel. 247 


1713, wo fein Arlequin, roi de Serendib, erſchien, für die Bühne 
gearbeitet, ſich aber meiſtens der Oper gewidmet und hier gewöhnlid 
mit Ormeval, Autreau, Lafont, Biron und Framaget zufammen gear- 
beitet.. Die aus biefer Bereinigung hervorgegangenen Stüde 
veröffentlichte er unter dem Ramen des Theätre de la Foire, 
Gleichzeitig lebte der Schaufpieler und Schaufpieldihtr Jean 
Sauve, mit dem Beinamen de la Noue (1701—61)9), 
ben eigentlih nur ein @elegenheitöflüd, le retdur de Mars 
(1735), einen Ruf verfhaffte, und der unwuͤrdige Priefter 
Claude Henri Fuſée de Voiſenon aus Melun?) (1708 
—1775), der ſchaͤndliche Genoſſe der Orgien bei dem Grafen von 
Gaylus und der berüchtigten Quinault Dufreöne und ber Mitarbeiter 
an ihrem berüchtigten Recueil, jest nur noch burd feine gut 
angelegte und gut gefchriebene Coquette fixde (1746) belannt. 
Run folgt Louis Sreffet aus Amiens (1709—1777)'9), fonft 
nit von der beten Seite befannt, aber durch feinen Mechant (1747), 
worin er jenes ſchredliche Lafer der Geſellſchaft, aus Luft am 
Boͤſen Böfes zu thun, ſchildert, würdig den beſten Comikern 
diefer Perlode an die Seite gefeht zu werden. Wud der Volls⸗ 
liederdichte Charles Golle") aus Paris (1709-83) 
verdient durch fein Theätre de societe hier einen Platz, wird 
indefen an plquantem Wit und treffliher Benugung ver Bühs 
neneffete von Eharles Simon Favart"?) aus Paris 
(1710 — 92) übertroffen, was man am Beften auß feinem Soliman IT. 
ou les trois Sultanes fehen Tann. Als allegoriiher Dramatiker 
bat ſich Eharles Etienne Peffelier”) aus Paris (1733 
— 65) einen Namen gemacht, ald Berfertiger von Kleinen dras 
matiſchen Scherzen und Sprüchwörten aber Carmontel?) 
(1747 — 1806), der bei dem berüchtigten Herzog von Orleans 
bie Stelle eines maitre de plaisir befleidete. Einen nod weit 
größeren und nachhaltigeren Ruf würde Michel Jean Se⸗ 
daine”) aus Paris (1719—97) fi erworben haben, hätte 
er forgfältiger und gleichartiger gearbeitet, und die burd feine 
Troqueurs, le roi et le fermier, le philosophe sans le sa- 
veir (1765) und la gageure imprevue erregten Erwartungen 
fpäter befriedigt. An Geiſt uͤbertrifft ihn zwar Edo uand be 
Corſemblen Desmahis!s) aus Sully fur Lolre (1722 — 


248 Seanzöfifche Poefie. tuftfpiel. 


4761) in feinem Billet perda oulimpertinent, allein er Richt 
ihm weit an Natürlichkeit, dramatiſchem Style und fließendem 
Dialoge nad. Beſonders gute, aber auch ſcharfe Satire ent⸗ 
halten Charles Baliffot’6') aus Nancy (17301814) 
Nouveaux Mendchmes (1762) und les courtisanes. Bemer⸗ 
kenswerth iſt noch Baithava') aus Eſtandoux bei Touloufe 
(1731—1813) nit blos, weil er durch feine Art de Is 
comedie (1772) angehenden dramatiſchen Autoren den Weg 
gezeigt hat, wie fie ih nad den Alten bilden und die neueren 
Mufter nicht vernachläffigen follen, fondern weil er aud in fer 
nen Stüden : les tuteurs (1765), lP’egoisme (1771)und ziste et 
zeste (1796) felbf hierzu den beſten Commentar geliefert hat. Seine 
Mendchmes grecs (1791), eine Nachahmung des Plautinifchen 
Zußfpield, geben eine ausgezeichnete Anleitung, wie man über 
Haupt das antife Drama bis auf das Weußere berab, um es 
für uns genießbar zu machen, darzufiellen habe, woraus man 
mehr lernen kann, ald aus dem gelehrten Geſchwaͤtz vieler mit 
bem Theater völlig unbekannter Philologen oder eiteln Salon 
vebner. Sein Athenes pacifiee, ein aus 11 Stüden des 
Ariſtophanes zuſammengeſtelltes Profalufifpiel, das er dem Aga- 
1hopartes (d. b. Bonaparte) zueignete (1797), zeigt wortrefflid 
bie Fehler umd Borzüge jenes großen Comilers, fein erbaͤrmliches 
Haſchen nach Volksgunſt und doch dabei feine voͤllige Unlennmiß Höherer 
Politik, zugleich aber auch, wie gefährlich und unpaſſend es if, 
wenn fi dramatiſche Schriftſteller Ratt des morallihen Ele⸗ 
mentes das politifche erforen haben. Was fol ih endlich won 
bee liederlichn Earon de Beaumardals!?) aus Paris 
(1732—1799) Barbier de Seville (1775) und Nöces de 
Figaro fagen, wo allerdings einfchmeichelnde Anınuth der Sprache 
mit dem blendendſten Wig, natürlicher Humor mit unmwürbiger 
Gefinnung gepaart if, der beſonders aus feiner Mere cou- 
pable (1792), der Hortfehung jener, hervorleuchtet, worin er Bergafle, 
der Die Sache ber öffentlihen Moral gegen ihn veriheidigte, al6Begearss 
auf die Bühne brachte, Auch Diderot?) verfuchte ih im Schau⸗ 
ſpiel und gab in feiner Podtique du drame «ine Gintheilung 
befielben als drame serieux, honndte und tragedie domestigue, 
umterbrücte auch die komiſchen Scenen, vie 2a Chauſſee nod 


Franzoͤſiſche Poefie. Luſtſpiel. 249 


beibehalten hatte, allein feine eigenen Stüde, le pere nmaturel 
ud le pere de famille find mißlungen; denn erfiend enthalten 
fe ein kagiſches Pathos, ohne tragiſch zu fein, und dann war 
a überhaupt gar nicht der Mann, ein bürgerlihed Familien⸗ 
gemäfbe, wo der Stand, nit der Character die Hauptfade 
kn fol, zu ſchreiben. Der Naͤchſte, ven wir erwähnen 
wife, RM Nicola Thomas Barthe aus Marſeille 
(1734— 1785), deſſen Amateur (1764) bereit6 durch feine 
niedlichen Berfe Aufſehen erregte, aber noch durch feinen Dramas 
tiſhen Scherz les fausses infdelites übertroffen warb, denen 
Andere wieder feine Statuts de l'opéra vorziehen”), Weit 
ſuhtbarer war noch Choudard Desforges aus Paris 
(1746—1806), obgleich er ſich feit 1782 Lediglich der Oper 
wirmete und nebenbei noch Romane ſchrieb, die übrigens zu 
den ungebundenſten jener Zeit gehörn (4. B. le podte ou 
memeires d’un .bomme de lettres, ecrits par Iui-mdme), 
wein ih auch nur feine gefhidt angelegte bramatifche 
Bearbeitung von Fielding's befanntem Romane Tom Jones 
(d Londres) und eine Art Schauſpiel, 1a femme jalouse, 
anf der Bühne erhalten haben?). Nichtsodeſtoweniger fonnte ſich 
der Vihbold Marquie de Bienre (1747—1789), deſſen 
ſchlagende Calemb ourgs unter dem Titel der Bievriana gefams 
alt wurden, mit feinem Seductenr (1783) eines ganz andern 
erfteuen, ba hier Berfification, Plan, Durchführung 

der Gharastese und Wit gleich ausgezeichnet waren?’), Als Gegen⸗ 
fähe namen wir noch die beiden Terroriftien Sabre d'Eglan⸗ 
ine*) m6 Garcaffone (1755—1794), deſſen Philinte de 
Moliere niht ganz übel IR, und Eollot b’Herbots 
(f 1796)%), wie fein Kamerad einſt herumzichender Comoͤ⸗ 
diant, aber mit mehr Talent als jener begabt, wovon fein Be- 
Kice, Adrienne ic. zeugen, und Jean Louis Laya?) aus 
Bald (1761 geb), der mitten unter den Greueln des 
Imorlömus (d. 2, Sanuar 17 93) und trotz bem Verbote des 
Runkipatrathe wu Paris den Muth hatte, feinen Ami des loia 
übten zu laſſen, worin er die Brundfäge des Rechts und 
Kr Geſehe, Die Niemand äffentlich mehr au belennen wagte, Den 
danaligen Machthabern von ber Bühne herab ine Bet gu 


250 , Sranzöfifche Poeſie. Luftfpiel. 


fagen wagte und troß der damaligen Gefinnung bes Volle durch 
das Gewicht der Wahrheit einen ungeheuern Erfolg fah. Re 
ben ihm verfhwindet der Vicomte Zofeph Alerandıe 
de Segur (+ 1805), trotzdem daß er faft für alle Bartfer Thea⸗ 
ter ſchrieb, beinahe ganz?”). 

Wir haben bei mehreren der ebengenannten Luſtſpieldichter 
angemerkt, daß fie audy für das Staliänifhe Theater *) ſchrieben, 
daher müflen wir hiernadtragen, daß zu Paris fon felt 1577 
im Hotel Bourbon Staliänifhe Comödlanten unter dem Namen 
H Gelosi fpielten und großen Beifall ernteten. Inbefien hatte 
diefe Geſellſchaft fi nicht lange halten Fünnn. Nun fam 1662 
eine zweite Staliänifhe Truppe nach Paris, die bis 1679, we 
der König der Sade ein Ende madte, im Theater de Bour⸗ 
gogne Komödien aus dem Etegreife ſpielte. Endlich erfdhien 
1716 unter dem oben fhon beſprochenen Riccoboni eine 
dritte Geſellſchaft auf Befehl des Regenten, bie als die come- 
diens de son altesse royale bis zu deflen im J. 1723 er 
folgtem Tode an dem oben genannten Drte fpielten; von biefer 
Zeit an aber hießen fie Comediens ordinaires du roi. Anfang 
bebienten fie fih der Italiäniſchen Sprade, und der Harlekin 
fptelte in allm ihren Stüden die Hauptrolle; als aber Aus 
treau's für fie beredineter Port à PAnglais einmal feinen 
Erfolg errungen hatte, ald Marivaur’® Arlequin poli par 
Pamour und Delisle’8 Arlequin sauvage ben groben Har 
lekin von Bergamo franzöfifch verfeinert hatten, al8 Domini- 
que’8 II. (Pierre Francoid, 1680 — 1734), Ye 
ſtets dieſe Rolle fpielte, Parodie auf Voltaire's Oedipus 
(1719) einmal mit großem Jubel aufgenommen worben war, 
wurde faſt Fein Trauerfpiel von irgend einer Bereutung ge 
geben, das hier nicht parobirt worden wäre. Man ſah nun 
vorzüglich darauf, gute Schaufpieler für die Rolle des Harlefin”°) 
zu haben, febte auch alle Künfte der Berwanblungn und Sce 
nerie in Bewegung, um die Zufchauer herbeizuloden, allein troßddem 
verlor das Publicum am Ende die Luft, die hundertmal gehör⸗ 
ten Späße des Harlefin immer wieder von Neuem zu hören, 
und nur burd die Vereinigung des Stallänifchen Theaters mit 
der lomiſchen Oper (1762) kamen fie wieder in Flor, bis end⸗ 


Franzoͤſiſche Poeſie. Luftfpiel.. 251 


lich 1780 alle Stüde wit Itallaͤniſchen Masten aufgehoben 
wurden. Einen Begriff von der Beſchaffenheit der früher: das 
ſelbu gegebenen Poſſen kann man fi aus der Sammlung ber. 
feiben’”) machen, Die unter dem Namen ded Evariſte Eherarbi 
aus Prato (+ 1700) erifict, der ſelbſt von 1689 an bie 
Rolle des Harlelin, die feit dem Tode Dominique des Uel- 
im (Joſeph D. Biancoleli, + 1688) keinen würdigen Res 
pyräfentanten gehabt Hatte, mit großem Beifall ſpielte. 
Uebrigens IR in diefer Sammlung nur ein einziged Stüd, le 
retour de la foire de Bezons, von ihm, die übrigen find 
iheild von Dominique II. und Dominique III. (Louis, 
+ 1729), fowie von andern bebeutenden Schaufpielern ac. biefer 
Geſellſchaft. ine Geſellſchaft Spaniſcher Comoͤdianten, die mit 
Ludwigs XIV. Gemahlin Marie Thereſe über die Pyrenäen ges 
fommen war, fonnte fi ‚dagegen nur bis 1672 halten, obgleich 
fie auch fangen und tanıten. 

1) Oeuvres. Paris 1731. 1742. 1770. IV. 12. 

2) S. Leffing Theater. Bibl. Berl. 1754. I. nr. 5. u. Dramaturgie 
Bd. I. p. 74 u. Werke Bd. XXIII. p. 101 sq. d’Alembert Hist. T. I. 
p. A3 sq- V. p. 451 sq. Hirfhing Bd. IT. 1 p. 3 sq. Oeuvres drama- 
tiques. Paris 1757. IV. 4. Amst. 1755-50. V. 12. Paris 1758. 1774, 
X. 12. prec. d’une not. 5. s. vie et s. onvr. p. de Senone. ib. 1811. 


vi. 8. 1821. 1822. VI 8. Werke, beutfh überf. vo. Meißner u. Mylius. 
£pg. 1778. Bd. I. & 

3) T’heätre. Paris 1758. V. 12. Comedies joudes p. 1. comediens 
italiens. Paris 1732. Il. 12. Oeuvres. Paris 1779. XII. 8. ©. d’ Alem- 
bert. T. VI. p. 53 sq. Schlegel a. a. ©. p. 270. Nachtraͤge zu Sulzer. 
2. VL p. 110 sq. 

.. 9 6. Eloge d’Al. P. Dijon 1774. 8. Oeuvres dramati ues. Pa- 
rıs 175. IH. 12. Oeuvres, ib. 1776. VII. 18. Liöge1776. VIL 12. u. 
öft. f. Grimm. Gorrefp. Bb. H. p. 380 sq. 

5) Oenvres. Paris 1762. V. 12. f. d’Alembert T. V. p- 407 2q. ' 

6) The£ätre. Paris 1763. IV. 12. 

7) Oeuvres. Paris 1758.1788. IX.12. [.d’Alembert T. V. p.Söösg. 

8) Oeuvres. Paris 1765. 12. 

9) Oeuvres completes. Paris 1781. V. 12. 

20) ©. Neerologe de France 1778. p. 31. 183. Rachtr. zu Sulzer. 
®d. IBE. p. 146 sq. Millin Mag. Encyci. 1796. T. I. p. 380 a9. St, 
Beuve in d. Rev. d. deux mondes 1845. T. Xi. p. 1099-1114. u. 
Portr. d. Centemp, (Paris 1846.) T. III. p. 219 ag. Oeuvres. Paris 
1803. III. 18, 1811. IIE. 8. 1824, IV. 32. 1826. 21). 24. 1820. IE. 8. 
Deavr- choia, pree. d’un ens. 8. 8. vie et 3. ouvr. p. Campenon. 


11) Thöätre de socidte. Paris 1777. IIT. 12. 


252 Franzoͤſiſche Poeſie. Luſtſpiel. 


12) Theätre. Paris 1763. X. 8, Thhöätre choisi. ib. 1810. TIL. 8. 
13) Oeuvres de Tiheätre et autres pidoes, Paris 1772. 8. 


„ 14) Proverbes dramatiques. Paris 176881. VIIL. & 'Theätre de 
rance Clemerzou, trad. en frang. P le-Baron de Blessing. ib. 1771. 
I. 8. Nouveaux proverbes dramatiques. Paris 1811. II. 8. (verfd. 

—F ꝑ rere⸗ dram. ih. 1825. IL 8. L'abbe de Piätre, oem. 


15) Oeavresdramatiques. Paris 1775. V. 8. Oeuvr. chois. ib, 1813. 
IM. 18. Recueil d. podsies. ib. 1760. Ed.11. II. 12. 8. C. de Salin, Bl. 
de 8. Paris 1797. 8. Ducis, Oeuvr. T. III, p. 409 ag. 


16) Oeuvres. Paris 1778. 11. 12. 
17) Theßtre, Paris 1788. IV. 8. 1809, VI. 8 
18) Thöätre. Paris 1781. II. 8. ©. Eit, u. Xhent. Sell, 1788. p. 97 


19) Oeuvres. Paris 1£09. VII. 8. 1826. 8. 1836. 8. Ueb.: Beſtes a. 
8. dram. Werk. u. Bemerk. üb. f. Leb. u. Schrift. feel bearb. v. Tenelli. 
Gotha 1832. 12. @. A. Lewald, Beaumardais. Stuttg. 1839. 8 Mayer 
b. Prusg, Lit. Taſch. 1846. p.3—74. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1834. nr. 132, 


20) Oeuvres de theätre. Paris 1771. U, 12. 


21) Choix de po6&sies. Paris 1810. 18. Oeuvreschoisies. ib. 1811. 
12. L’amateur. ib. 1764. 8. Les fausses infidelites. ib. 1769. 8. La 
mere getouse. ib. 1771. 8. L’homme personnel ou l'&goiste, ib. 


22) Tom Jones & Londres,. Paris 1782. 8. La femme jalouse. 
ib. 1783. 8. Le Poöte ou Mém. d’un hommes de leitres. Paris 17%, 
IV, 12. 1799. Vils. 1& Les mille et un souvenirs. ib. 1799. IV. 12. 
23) Le sdducteur. Paris 1783. 8. Bievriana. Paris 1880. 16, 
24) Oeuvres. Paris 1803. 1. 12. Oeuvres cheisies, ib, 1825. 8. u. 
18. leinne T. II. p. %3., 
) Lucie ou los perens imprudens, drame en 5act. efen prose. 
Paris 1772. 8. Clemence et Montjair, drame en 5 actes et en vers. 
ib. 1771. 8. le bon Angevin ou l’hommage du coeur, com. 1777. 8. 
Le paysın magistrat, com. en 5 äct. ei un prose im. de Calderon. 
Brux. 1783. 1789. 8. L’inconnu ou la préjugé vaiuca, com. ib. 1790. 
8. La famille patriote ou la idderation, piète netiomale. ib, 1790. 8. 
Les portefeuilles, com. ib. 1791. 8. L’aine et lecadet, com. ib. 1792. 
Dre gro de Socrate ou le regne des anciens temps, com. ib. 
1.8. j 


26) Les- da de l’opinion, drame. Paris 1790. 8. Jeau Calas, 
Trag. ib. 1791. 8. L’ami des loix, com: ib. 179), 8, Lardgeneration 
des comedies en France ou leurs droits A l’etat civil. ib. 1789, 12. 
Falkland ou la conscience, dr. ib. 1821. 8, 

27) Dorval ou le foa par amour, com. Paris 1791. 8. Le rötour 
da mari, com. ib. 1792. 8. ®. Soleinne T. II. p. 215. 

28) Desboulmiers, Hist. anecdot, du theätre imlien. Paris 
1709. VII. 8. Zafchenb. f. b. eg 1782. p. 44ngq. 1784. p. 274g. 
29) Ueb.d. Beipenfolge d. Harlekint. |. Mag- f-b. 218.6. 2838. an 2— 

80) Le theätre italıen. Brex. 1691. Nl. 12. Paris 1607. 1700. VE. 
12. Le nouveau theätre italien. Paris 1753. X, 12. Les parodies des 
nouveau theätre italiem ib» 1338. IV, 12. 


Branzöfifche Poeſie. 253 
u $. 598, 

Betrachten wir jetzt auch die Geſchichte ber übrigen 
Ditungsarten während dieſer Periode, fo dürfen wir aud einige 
religiöſe Lehrgedihte Hier erwähnen. - Die beflen 
ſchrieb der Sohn des berühmten Racine, Louis Nacine 
aus Paris (1692 — 1763), da man feinen Gedichten 
von der Gnade und Religion eben fo gut wie feinen geiſt⸗ 
lichen Oden die innere Inſpiration anſieht!). Weit ſtehen 
ibm des Paul Alerandre Dulard aus Marfeille 
(1685—1760) Größe Gottes in den Wunden der Natur 
1749)?), fowie des Frangçois Joachim de Pierre, der 
befannter als Cardinal de Bernis if, aus St. Marcel de 
Fürdeche(1715—94) Jugendarbeit, la religion vengee?’), bie 
beide ſehr troden find, nad. Als befchreibender Lehrdichter In 
profonen Etofin gehört hierher der Marquis de St, Lams 
bert‘) aus Vezelles (1717 —1803), ein eifriger Mitarbeiter 
an der Eneyelopedie, alſo au intimer Freund Voltaire's und 
Rouſſeau's, Atheiſt und Epkcuräer aus Grundſaͤtzen, der die 
Principien feiner Schule in feinem berühmten Catechisme uni- 
versel, dem Schlußfteln zu des Helvetius Esprit (1747— 1800), 
niedergelegt hatte, mit feinen Jahreszeiten (1769), die aller⸗ 
dinge einzelne glänzende Sctilverungen, aber auch große Blatt 
heiten enthalten, dabei aber ganz in den Ideenkreis der Encyclo⸗ 
paͤdiſten einfchlagen. Indeſſen lonnie er die allgemeine Bewunderung 
nicht erringen, weil dieſe ſchon Jacques Montanter Delille?) 
au® Nigueperfe (1738 — 1813) für ſich durd feine (1769) 
von Boltaire ihrem Originale gleichgeſtellte Ueberſezung von 
Birgtle Bühern vom Landbau in Beſchlag genommen hatte. 
Auf dieſe ließ er nun (1782) ein felbfftändiges, durch einige 
Derfe jene® großen Dichters (Georg. IV. 116) angeregted Ges 
dicht vom Gartenbau folgen, das aber aller Ginhelt ent⸗ 
behrt und kalt laͤßt. Leider lieh er fih von den Masthabern 
der Revolution verleiten, durch feinen Ditbyrambe die Feier des 
Feſteg des höchſten Weſens zu fanctioniren, beenbigte dann 
feine Ueberſezung (1804) der Aeneide und (1805) des verlo⸗ 
renen Paradieſes von Milton, und ließ dann (1806) fein 
Gedicht, Timagination, fowie (1809) feine trois regnes de 


254 Sranzöfifche Poeſie. 


la nature und la conversation (1812) folgen, die von ben Fehlern 
frei find, welde man feinen Jardins und feinem Homme cham- 
petre (1800) vorgeworfen hat, d. 5. er if bier weniger ge 
machter Dichter, fondern er erhebt fi bis zu einem gewiffen 
Grabe der dichterifhen Begelfterung, wenn auch nicht zum hoͤch⸗ 
fin. Indeſſen muß man auf der andern Seite anerkennen, daß 
er die Sprache durch feine In die Fleinften Details eingehenden 
Beichreibungen der gewöhnlichfien Gegenſtaͤnde veredelt und durch⸗ 
weg eine vorzüglide Rundung des Berebaucs gezeigt hat, alfo 
nicht der Verdeiber des Alerandriners, wie ihn feine Gegner nennen, 
genannt zu werden verdient. Zwei andere hierher gehörige Be 
dichte, wenn wir des unten zu nennenden Leonard Jahre 
zeiten und Dorat’s hierher gehörige Werfe abrechnen, find 
no die vier Menſchenalter des Tragikers Doigny bu 
Ponceaus), die von Einign dem Br. Julius Alix 
aus Paris (geb. 1746) zugefhrieben werden, und das Ber 
mählungsgeviht für Ludwig XVI. und Marie Antoinette von 
Jean Antoine Rouder’) aus Montpellier (1745—94), 
das noch nad langer Zelt feinem Verfaſſer zur Guillotine vers 
half. Wir fchließen mit Claude Henri Watelet’s aus Paris 
(1711 — 86) Lehrgedicht von der Malerel,- das mehr kunſthiſtoriſchen, 
als poetiſchen Werth hat?). Auch einige hierher gehörige Satiren und 
poetifche Epifteln hat dieſe Periode hervorgebracht, wie des unglüdtichen 
Nicolas Gilbertꝰ) aus Fontenay le Chateau (1751— 80) 18tes 
Jahrhundert (1775) und meine Apologie (1778), gegen vie 
Encyclopädiftien gerichtet, des Joſeph Despaze') aus Bors 
deaur (1776—1812— 17) vier Satirn (1795) gegen die Demas 
gopen und die damals in Frankreich herrſchende Sittenverberbniß 
gerichtet, einige Epifteln U. D. de Chabanon’s (geb. 1730 
zu St. Domingo, + 1792)") und des Nicolas Joſeph 
Seit") aus Paris (1737 — 1802) Epiflel über die Bes 
danten in der damaligen Geſellſchaft. Als burleskes Gedicht 
möchten vwole noch ®reffet’6') Vert-Vert (1733) biechers 
ziehen, welches die Abenteuer eined Papageis enthält, den fi 
Tonnen aus einem Kiofter ins andere zuſchicken, und der eine 
ziemlid gemeine, wenn auch beißende Sprache führt. 


Sranzöfifhe Poefie. Roman. 255 


1) ©. Reue Litt. u. Völkerkunde. 1789. April P, 29. Oeuvres. Paris 
1747. 1752. VI. 12. prec. de l’el. de l’aut. p. Beau. ib. 1808. VI. 
8. La religion. ib. 1742. 8. 

2) De la grandeur de Dien dans les merveilles de la nature. 
Paris 1749. 12. Oeuvres diverses. Paris 1758. II. 12. 

3) ©. Baur, Lebensgem. Bd V.p. 519 2q. Oeuvres. Gen&ve 1752. 1776. 
N. 8. Paris 1797. 8. 1I. 12. 1835. 8. La religion vengee. Parme 1795. 
10l. 4 u.8. Le palais des heures ou les quatre points du jour. Ro- 
me 1760. 12. Les quatre saisons ou les Georgiques francoises, ib. 
d 12, 

4) &. Srimm Gorrefp. 3b. I. p. 478 sq. Cousin, Oeurvr. T. L. 
p. 423 »q. Les saisons. Paris 1769. 1775. 1796. 4. Podsies. ib. 1795 
IL 18. Oeuvres philosophiques, ib. an IX. V. 8, 

5) ©. St. Beuve, Portr. T. II. p. 63 sq. Edinb. Rev. T. I. 
p- ?6 sq- u. Sel. from ihe Edinb. Rev. T. II p. 162 sq. Dussaulx 
dan, litt. T. I. p. 169 sq. II. p. 545 sq. Oeuvres compl&tes. Nouv. 
ed. rev. corr. et augm. Paris 18.4. XVI. 8. av. les textes latins et 
anglais. ab. 1832. X. 8. av. d. not. ib, 1833. 4. Oeuvres posthames. 
ib. 18.0. 

6) Les quätre äges de I'bomme. Paris 1774. 16. Epttre d un 
hommne de lettres celibataire. ib. 1773.8. La dignite des gens delet- 
tres. ib. 1774. 8. Oeuvres. Paris 1826. IV. 8. 

Nn&. Millin Mag. Enc. IH. an 1797. T. V. p. 216 sq. Carrion 
de Nizas in d. Bull. de la soc desscienc. p. Montpellier. Les Mois. 
Paris 1779. 1. 4. av. une not. ib. 1826. IT. 12. 1827. II. 32. (f. Bibl. 
de la France 1827. nr. 1174) La France et l’Autriche au temple de 
Uhymen. Paris. s. a. 4. 

8) L’art de peindre. Paris 1760. 4. 1761. 12. 

9) S. Palissot Mem. T. I. p. 365 aq. Oeuvres. Paris 1786. 8. 
1806. 8. u. MH. 18. 1822. 8. 

10) Quätre Satires on la fin du XVII. s. Paris 1801. 8. u. ft. 
Dazu (Cing.) Satire litt. et polit, ib. 1801. 8. u. Les cing hommes. 
Paris 19% 


11) Oeuvres de theätre et poesies. Paris 1788. 8. 
12) Epitres en vers. Paris 1776. 8. Satires de Perse trad. en 


franc. ib. 1776. 12. 
13) BersBert, frei nach Greffet v. 3. M. Schmidt. Danzig 1825. 8. 


$. 595. 


Gchen wir jest zu den leichteren Gattungen der Poeſie 
über, fo fallen und glei die poetiſchen Erzaͤhlungen in der 
Ranier La Fontaine's in die Augen. Leider haben jedoch J. 
8. 3. Willart de Brecourt (1683 — 1743) Canonicus zu 
Tours!), defien burlesfe Parodie der Bulle Unigenitus, Philota- 
nus, noch das befle if, was von ihm vorliegt, da alles Uebrige 
für einen anfländigen Menfchen eigentlich gar nicht lesbar iſt, und 
der Marquis Stanislas De Boufflers?) ausLuneville (1737 
—1815), befin Aline befannt ift, die an ſich fhon allzufreie 
Manier defielben über alle Schranken des Anſtandé ausgedehnt. 


256 Sranzöfifche Poefie. 


Ars Fabeldichter werben gmannt Henri Rider aus — 
(1685 — 1748)), Louis Jules Mancini, ver Ho 
zog von Nivernois (1716 — 08)9, Barthelemy Ju 
bert aus NRismes (1747 —90)°) und Madame Jolivean 
de Segrais aus Bar fur Aube (1756 geb). Jean 
Srangoid Marmontel aus Bort (172399) aber gehört 
mit feinen Contes nouveanx, die er vorzuͤglich für den Mer 
eure de France ſchrieb, cher unter die Schriſiſtellet da 
Erotica, als unter die Zahl der moralifhen Erzaͤhler, da m 
Ehebruch und Verführung der Unſchuld fo bemäntelt, daß die 
felben eher in einem angenehmen, als widerlichen Lichte erſche⸗ 
nen’). Es aiebt aber in derſelben Periode noch einige Diät, 
deren Fruchtbarkeit fi) fa auf alle Faͤcher der Poeſie erfrekte 
und unter diefen müffen wir ben Borrang dem befannten Orim 
der des Journal des dames zugefehen, nämlih Claude 30 
ſeph Dorat aus Paris (1734— 80), der zwar im Traum 
und Lufifpiel eigentlich Immer unglüdli war, dafür aber all 
ſtets fertiger Gelegenheitspichter nicht eine nur irgend bedeutende 
Berföntichkelt unangefungen ließ, fo daB nur fein didacliſches 
ECpos, la declamation, und einige Heinere Erzählungen, + ® 
fein Alphonse, jeht noch lefenswertb find). Unter feinen 
Schülern nennen wir Michel de Eubieres aus Roquemat 
(1752 — 1820), der feinem Meifer befondersd darin ähnlit 
war, daß feine Theaterſtuͤke gerade wie die Dorat's ausgepffkt 
wurden’), und Maffon Marquis de Pezay aus Berfailet 
(1741—77)2). Bedeutender.find Madame (Anne Marie lu 
page)duBocage aus Rouen (1710 — 1802), deren Nachahmung 
des verlorenen Paradieſes von Milton und deren Epos auf Columbus 
weder das ungeheure Rob, welches man ihr bet ihrem Leben ſpendete, noch 
die vollige Vergeſſenheit, in der fie jetzt begraben if, verdient”). 
da fie doch immer no. Philibert Maffon ans Blament 
(1762 — 1807), der die ungluͤckliche Idee hatte, ein ganzes 
Volk, die Schweizer, zum Gegenſtande eined Epos zu wähle, 
uͤbertrifft), und Blin de Sainmore aus Paris (1733— 
1807), den vorzüglih der Erfolg, den Colardeau’s Helolse 
erhielt, zu Nachahmungen derfelben begeifterte”), Noch koͤnmen 
wir, ehe wir zu den eigentlichen 2yrifern, unter bie uͤbrigens 


Sranzöfifche Poeſie. 257 


auch Dorat und feine genannten Nachahmer alle gehören, kom⸗ 
men, bie Idyllendichter biefer Periode nicht mit Stillſchweigen 
übergeben. Der bebeutendfle if Louis Mangenot aus Bas 
td (1694— 1768) mit feinem Hendez vous'*), doch follen 
au Germain Leonard aus Guadeloupe (1744—93), 
der aud einen Schäferroman Alexis fhrieb"), Madame Vers 
bier aus Montpellier (1745 — 1813), dern Fontaine de 
Vancluse befannt if’), und Armand Berquin’”) aus Bor 
deaur (1749— 91) nicht vergeflen werden. Indeſſen hat durch 
fein gmaues Studium der Griechen unbedingt die meiſte Grazie 
im Ausdrud fi der unglüdiide Andre Marie de Chenier 
(geb. 1762 zu Gonftantinopel, guiflotinirt 1794) erworben, wie ſich 
aus mehreren feiner Idyllen, 3.8. Vaveugle, le jeune malade, 
la jeune captive ıc., ergiebt"®). 

1) Oeuvres. Paris 1747. Amst. 1759, II.12. Luxemb. (Paris) 1764. 
IY. 12. Paris 1780. IV. 18. 1796. IV. 8. Auserl. Werke, deutſch. Paris 
(BL) 1796- 8. 

zn, geurres. Paris 1803. 8. 1813. III. 8. Oeavres posthumes, ib. 


3) Fables. Paris 1729. 1748. 12. Sabinius et Eponine, trag. 
ib. 1735. 8. u. Coriolan, trag. ib. 1748, 8, 


4) Oeuvres. Paris 1796. VIII. 8. Oeuvres posthumes. ib. 1807. 
11,8. f. Dussaulx Ann. litt. T. II. p. 337. 


5) Pétatot im Repert. du theätre frane; T.XIV.— Oeuvres choi- 
sies. Paris 1797. IV. 8. Le jugement de Paris. ib. 1772. 8. Fables 
nouvelles. ib. 1773. g. Historiettes ou nouvelles en vers. ib. 1774.8. 
Cheix de tabliaux en vers. ib. 1798. II. 12 etc. 


6) Fables nouvelles en vers, suiv. de quelques poe&sies. Paris 
1802. 18. ’ ” p 


. 7) Contes moraux. Paris 1765. III. 8. u. 12. Nouveaux contes. 
ib. 1801. IV. 8. u. öft. Mor. Erz. Deutſch. Lpzg. 179 — 97. 8. Reue 
Mor. Erz. ebd. 1807. 8. 

8) S. Firching Bd. IT. 1. p. 40 sq. Teutſch. Mercur 1780. St. VII. 
p- 62 sq. Pitt. u. Theat. Zeitung III. 3. 1819. p. 819 3 Chronolog. Il. 
p- 330 - 246. Grimm. Gorreſp. Bb. V. p. 161 sq. (Cubieres de Palme- 
zeau) Eloge de M. D. Paris 1781. 8. La declamation theätrale. ib. 
1766. 1771. 8. Fables nouvelles. ib. 1773. Il. 8. Oeuvres. Paris 1764 
—20. XX. 8. Oeuvr. chois. prec. d’une not, p. Despres. Paris 


«8. 
9) Oeuvres agr&ables et morales ou Varietes Hitteraires. Lidge 
1791. IL. 16. Das befle Geb. if: L’&pitre à la maltresse que j’anrai, 
10) Le theätre moral. Paris 1783. II. 8. Oeuvres dramatiques. 
ib, 1811. IV. 8. Lettre à Ximenes. Paris 1787. 8. (gegen Boileau). La 
paix ou le frait6 de Luneville, poöme. Paris 1827. 8; Calendrier ro- 
17 


Größe , Handouch d. Piterärgefchichte, 1. 





258 Sranzöfifche Poeſie. 
ublicain. ib. 1795. 1798. 8. Opuscules podtiques. Orleans et Paris 
—S IV. 18 etc, pr poonꝗas 


11) Oruvres. Lyon 1762. III. 12. La Colombiade. Paris 1756. 8. 
( Deutſch inProfa. Giogau 1762. 8.) Oeuvres podtiques. ib. 1768. HL 12. 


12) ©. Beuchot in d. Decade philos. T. LIV. p. 565. Les Hel- 
vetiens. Paris 1800. 12. La nouvelle Astrde ou les aventures roman- 
tiques du temps passe. Metz 1805. II. 12. 


13) La mort de l’admiral Byng, po&me. Londr. 1752. 8. Sapho 
& Phaon, Heroide. Paris 1759. 12. Heroides ou lettres en vers. ib. 
1767. 8. 1768. 8. Amst. 1774. 8. Orphanis, trag. ib. 1773. 8. Joa- 
chim ou le triomphe de la piet6 filiale, suiv. d’un choix de 
pieces fugit. ib. 1776. 8. 


14) Poesies. Maestricht. 1776. 8. 


15) ODeuvres. Paris 1787. II. 12. 1788. IIT. 8. publ. p. Campenon. 
Paris 1748. IN. 8. ©. St. Beuve, Porir. litt. T. II. p. 324 sq. 


16) Ihre Ged. fteh. in d. Almanach des Muses de 1775. 1777. 
1735—87. Fragment a. cinem Lehrgediht Les Georgiques Languedo- 
ciennes in d. Not. des Travaux de l’acad. de Gard. 1807 et 1B10. 


17) Oeurres. Paris 1803. XX. 18. Idylles. Paris 1774. 8. Sec. 
recueil d’Idylles. ib. 1775. 8. Rowances. ib. 1776, 8. 1788. 12. 
Pygimalion, scene Iyrique de J. J. Rousseau, ınise en vers. ib. 
1774. 8. — ©, Archenholz, Minerva. Bd. IH. p. 2_9 sq. 


18) Podsies prec. d’une not. sur l’aut. p. Latouche. Paris 1829. 
1832. 8. u. b. db. Oeuvres de Marie Jos. de Ch. T. IX, 


$. 596. 


Wir kommen jept zur elgentlihen Lyrik, db. 5. zur pros 
fanen, denn einige der zur religtöfen gehörigen Didtungen ha⸗ 
ben wir oben fhon befproden. In beiden Gattungen verfucte 
id Sean Jaques Lefranc de Bompignan aus Mon 
tauban (1709—1748), denn er ließ 1751—55 feine Poe- 
sies sacrees et philosophiques, tirees des livressaints, unter 
denen feine Paraphrafen einiger Stellen des Hohen Liedes, ber 
Propheten und Pfalmen wirflih von heißem euer der Begeis 
flerung zeugen, wenn aud der boshafte Voltaire von ihnen 
fogte: „Sacres ils sont, car personne n’y touche“, erfdheinen, 
worauf dann feine weltlichen Dichtungen folgten, unter denen 
feine Ode auf Rouſſeau's Tod feine befle Arbeit iR). Allerdings 
übertrifft ihn bei weitem Frankreichs größter Lyrifer, Ecou⸗ 
hard Lebrun aus Paris (1729—1807), bei dem man 
fib nur wundern muß, wie troß feiner fortwährenden mißlichen 
häusligen Verhaͤltniſſe, feiner beſtaͤndigen Abhängigkeit von 


Franzoͤſiſche Poeſie. 259 


Gönnen und feinem Mangel an Farbe, da er ebenfo. wie ber 
Moniteur und daß Journal des debats die jedesmaligen Machthaber 
verehrte und die gefallmen verwünfdhte, er doch eine Originalität, 
einen Echwung der Phantafie und eine Kuͤhnheit der Gedanken 
bewahrt hat, die, wäre er nur etwas correcter und forgfamer 
im Bellen geweſen, ihneinzig in feiner Manier gemacht haben würben?), 
Aub die Palinods Clinchamp's deMalfilatre aus Eaen 
(1733 — 67) dürfen nicht vergeflen werden, denn fie verdienten 
wirflid die Bewunderung, die ihnen zu Theil ward; fein Nar- 
eisse de l'ile de Venus etbehrt zwar der Einheit, bat aber 
im Ginzelnen fo viel Trefflihes, daß man in feinem Berfaffer 
den treueſten Schüler der Claſſiker erkennt’), ine mehr leich⸗ 
tere Form der Lyrif wählte eine Anzahl mehr oder weniger 
freier Liederdihter, an deren Spige Sean Joſeph Bade 
aus Ham (1720—57) fleht, der in der feinen Sprache der 
Damen der Halle, dem idiome Poissard, zuerft eine Poeſie 
ſchuf, wie nit etwa bloß in leichten Liedern (bouquets pois, 
sards), fonden auch in Opern (le suffsant) und burlesfen 
Epopden (la pipe cassee) auftrat und, abgefehen von dem Ins 
hatt, dem Genie ihres Berfaflers alle Ehre machte. Zu derſel⸗ 
ben frivolen Säule, wenn aud nibt in diefer niedrigen Form 
gehören Pierre Joſeph Bernard’) aus Grenoble (1710 
— 75), der eine Art d’aimer nad) dem Muſter der bes Ovid 
verfuchte, die Dieferaber nur inder Freude am Gemeinen gleichkommt, 
font aber bei weitem ſchwächer iR als feine Chanson de la 
rose, die ihn der Pompadour empfohlen hatte, Antoine 
Bertin®) von der Infel Bourbon (1752 —90), der durch 
verfledte Schilderungen die Sinnlichkeit befonderd zu erregen 
wußte; und der Franzoͤfiſche Tibull, der eigentlihe Schöpfer der 
erotifhen Elegie, der ungläubige Lyriker Evariſte Parny’) 
(1753 —1814), befannt duch feine burlesfen Heldengedichte, 
in deſſen Arbeiten ſich der ganze Character der Saneculotten, 
für die er fo pafflonirt war, abfpiegelt. Dagegen gehören gu 
der anftändigeren Claſſe diefer- Liederdicher Jacques Gas 
zotte®) aus Dion, (1720—1792), der uns auch noch durch 
feine andern wigigen Schriften werth geworden if, Pierre Laujon 
aus Paris (1727 —1811°), der aber auf für bie Bühne are 
17 


260 Franzoͤſiſche Poefie. 


beinte, und Charles Pierre Eolardean‘) aus Joinville 
in Beauce (1732—76), dem es nicht an fihönen Worten, 
wohl aber an Geiſt fehlte, und der wie fein Anderer es damals 
verfiand mit vielen Worten nichts zu fagen. Als Dichter in 
Franzoͤſiſchen Provincialdialecten erwähnen vwolr noch den Kam⸗ 
macher Arnaud Daubaſſe!) aus Moiſſac (+ 1720), Jean 
de Cabanes!) aus Aix (1653 — 1717), die eigentlich beide 
noch in die vorige Periode gehören, Cyprien Despour⸗ 
rins aus Accous (geb. 1698)12) und den Auvergnaten Jo⸗ 
ſeph Paſtural“). Bon Theaterdichtem in Patois nen. 
nen wir den Provencalm Pelabon aus Marſeilles) und 
feinen Landsmann den Profefor Thomas Thobert 
(+ 1777), im Dialecte von Limouſin Gourtete de Pras 
des’) und in dem von Perigord den älteren Abbe Fabre 
aus Chemines in Duercy!2), 

Fr ©. Dussaulx Ann. litt. T. III. p. 387. Oeuvres, Paris 17834. 


2) ©. St. Beuve P. litt. T. I. 1% 130 sq. Dussaulx T. M. p. 
287. Oeuvres, pebl. p. Gninguene. Paris 1813. IV. 8. (Darin fehlen: 
Les odes r&publicaines au peuple francais. Paris 1795. 8.) Oeuvr, 
chois. ib, 1821. 11. 8. 


3) ©. Dussaulx T. III. p. 292 sq. Narcisse dans l’ile de Venus. 
Paris 1795. 1810. 8. Oeuvres choisies. Paris 1805. 12. 


4) &. Freron im Annee litt. 1757. T. IV. Oeuvres. Paris 1758 
IV. 8. Lyon 1787. IY. 1. - 


5) L’art d’aimer et diverses Poesies. Paris 1775. 8. 1780. 8. 
Oeuvres 1775. 18. ©. Necrologe 1776. s. v. Nachtr. 3. Sulzer. IU. 2. 
p. 3% 2q. 

x —WE ei 1678. 12. Les amonrs. ib. 172.8. —8 II. 18. 
m bedeutendſten eine Voyage en Bour e, eine Rachahmung ber 
ähnlichen Arbeit von Shapelle und Badaumantı ’ » s 


N ©. Dussaulx T. IV. p. 389 sq. St. Beuve, Portr. d. Cont. 
T. III. p. 121 sq. Oeuvres. Paris 1808. V. 18. Bruxell. 1826, II. 8. 
Poesies ined. publ. p. Tissot. Paris 1826. 18. Oeuvres choisies p. 
Boissonnade. ib. 1827. 8. La guerre des dieux suivie des galanteries 
de la bible. Brux. 1830. 18. Die Blumen, beutfh v. Muͤchler. Berl. 


8) Oeuvres. Paris 1788. III.8. 1798. III. 12. 1816. IV. 8. Oeuvres 
morales et badines. Paris 1776. II. 8. La guerre de l’opera. ib. 
1753. 12. La pate du chat, conte. ih. 1781. 12. Werte beutfh v. Schaft. 
kpzg. 1789. 1Y. 8. ©. Bergasse Not. s. Caz. in d. Oeuvr. T. I. Mag. 
f, d, Sit. d. Aust. 1837. nr, 1. Luden Nemeſis Bd. VII. p. 447 sq. 
Beuchot im Journ. d. l’impr. 1817. p. 383—418. 

) Les A- propos de societe, Paris 1771. II, 12. Oeuvres, ib, 
1811, IV. 8. ’ 





Sranzöffthe Poeſte. Trauerfpiel. 261 


10) ©, Grimm. Gorrefp. Bb. III, p. 107 sa. Millin Map. Encycl. 
Bit. h VI. p.327 sq. Oeuvres. Paris 1779. A. 8. 1803. BB. 2 

„N Oeuvres. Villeneuve, 1796. 1839. 8. f. Strobel, Franz. Bollsp. I. 
pP 


q. 
12) L’'bistorien sincere sus la guerrö doou duc de Savoye en 
prouvengo en 1707.; poëme prov. inéd. prec. d’ane not. s. ce potte 
&22.dir. ouvr. p. H. Pontier. Aix 1880. 8. f Strobel p. 89 aq, 
13) 6. Bebichte ftehen in d. Poesies Bearnaises. Pau 1828. 8. f. 
2.0. D.p. 113. 
14) Poesies auvergnates. Riom. 1733. 8, 
15) Lou groulie bel esprit vo Sazeto et Tibor, com, Avignon 
17%. 1809. Mars. 1826. 8. ' 
i6) Cristoou et Fresquitre ou la queue de l'ane arrachee, com, 
gar. 1825. 18.6. 8. Mesté Mauchuan ou leJugement del’äne, com. 
. «8. 
17) Capioto ou Pastorale Limousine, com. Bord. 1684. Limeg. 
». a. 12. Ramounetou on louPayxan agenés tournat de lo guerro 
pestouralo en lengalge d’Agen. Agen 1701. 8. 1784. Bourd. 1717. 
1740. 1784. 8. La miramoundo, past. Agen 1633. 12. 1700. 1701. 8. 
18) Scatabronda, coum Rotterd. 1687. 12. u. 8. ſ. Champollion- 
Figeac Charte de commune en langue romane. Paris 1839. p- 11. 


$. 597. 


Bir müfen die Berlove der Revolutionszeit über 
gehen, da man tn Ihr an andere Dinge zu denfen hatte, als 
ms Diäten und eigentlich nur revolutionaͤre Gefänge gut hieß, 
mochten fie nun etwas taugen ober nicht. Wir müflen daher 
en neues Stadium der Literatur nad einem derartigen Inters 
tegnum eigentlich erfi von ber Zelt annehmen, wo Napoleon 
das Ruder des lecken Staatsſchiffes ergriff, wenn wir auch des⸗ 
hab nicht ſagen wollen, daß vorher die Mufen Frankreich ganz 
vefim hätten, Wir beginnen mit dem Drama und zwar ber 
Agmülten Tragödie, die merkwürdig wenig Anklang in dem 
eigentlihen Culminationszeitalter der Revolution fand, da man 
Ründlig auf der Bafle jene blutigen Trauerfpiele in natura 
“fführen fah, die man doch in diefer Ausdehnung auf der 
Buhne nicht Hätte haben fünnen und daher lieber Schäferfpiele 
und fomiide Opern, wie z. B. die Belagerung von Toulon‘), 
die begreiflicher Welle damals (1794) Auffehen machen mußte, 
enfah, um fein Gewiſſen in Schlaf lullen zu laſſen. Daher 
ſallen auch: die meiſten jener Trawerfpiele, die wirklich durch bie 
Gnesgle des in ihnen geprebigten Republilanismus Bewunderung 
arten, mehr in die lebten Sahre vor der neuen Ordnung 
der Dinge, als in die fpäteren, wenn es auch eine Maſſe res 





262 Stanzöfifche Poefie. Tragdbdie. 


publicaniſcher (3. ®. Marat dans le sonterrain des cordeliers, 
Yami du peuple ou la mort de Marat) und royalifiifher (Charlotte 
Corday)Tendenzfüde giebt. Wir nennen zuerſt Jean Frangçois 
Ducis aus Berfailles (1733 — 1817) einen treum Schüler 
Shafefpeare’s, den er in feinem Hamlet (1769), Romeo et 
Juliette (1772), roi Lear (1783), Macbeth (1784) unb 
Oibello (1792) nadhahmte und dem er eigentlich alle die Erfolge 
verdanfte, die feine Stüde erfebten, da unter been feiner 
eigenen Erfindung höchſtens Abufar ou la fanille arabe 
(1792) poetiſchen Werth hat?). Nicht übel war Jean 
Baptife Delrieu’s aus Rode (1760 geb.) Artaxerxe 
(1802?) und des ſtets fertigen Apologeten des Kaiferreichs 
C. J. Coeillard d'avrigny (1760 — 1823)*) aus Martinique 
Jeanne d’Arc à Rouen (1819) und des Luce de Lancival 
(1764—1810) Hector, der niht ohne Studium der laffifer 
gefchrieben if’). Allerdings überragt diefelben bedeutend an Talent 
Marte Zofeph de Ehenter (1764— 1811), der demo 
gogifh gefinnte Bruder des oben genannten Andre Ch, 
jenes eifrigen Royalifien, den er, wie dieß auch die von ihm 
in feinem Timoleon an den Tag gelegten Geſinnungen bei 
tigen, felbf unter das Bell der Guillotine geliefert haben fol. 
Indeffen mag die damalige Stimmung wefentlih zu dem Gluͤcke 
beigetragen haben, weldyes feine Stoffe, denen man gleih an⸗ 
fieht, wie fie auf Erhitzung und Verführung der Gemüther des 
Dublicum® beredinet waren (3. B. Charles IX. 1789, Hen- 
ri VIII, und la mort de Calas 1791, Calus Gracchus 
1792), erlebten, um fo mehr als feine fpätere offenbar von ber 
Schmeichelei dictirte Tragödie Cyrus (1804) gar feinen Beis 
fall fand, denn der Dann, welder einft die Apotheose de 
Marat geſchrieben hatte, war vergeffen, und feine fchönen Tira. 
den über Tyrannei, Unterbrüdung und Tugend der Armen und 
Bettler hatten durch die Schrednifie des Terrorismus einen ganz 
andern Commentar gefunden, fo daß ſelbſt die Erhabenhelt ein. 
zelner feiner Bedanfen, die Schönhelt feiner wahrhaft claffiſchen Sprache 
und die Trefflichkeit feiner Berfe keine Bewunderer mehr finden fonnte. 
Bergleihen wir ihn jedoch mit feinem Vorgänger am Athende, 
mit dem fogenannten Gritifr Sean Frangois de la 


Sranzöfifhe Poeſie. Tragdbdie. 263 


Harpe’) aus Parts (1739— 1803), fo Müffen wir ihm trog 
des Erfolges, welcher deſſen tragiſcher Erftling Warwick (1763) 
hatte und dem kaum feine Nachahmung des Sophocleiſchen Phi- 
loetete (1781) gleichfam, den Preis zugeſtehen, obgleich auch 
diefer in feinem republifanifhen Eifer befländig nah Rache 
ſchreit, ohne eigentlich recht zu wiſſen, wofür. Anfländiger find 
md das Gepräge des honetten, biebern Republicanismus tragen 
dagegen die Etüde des eigentlih mehr dur feine Fabeln ber 
rühmten Antoine Bincent Arnault?), des Vaters, aus 
Paris (1766), beſonders fein Cincinnatus, und des berühmten 
Berfoflers des fo oft nadgeahmten Hermite de la chaussde 
d’Antin Etienne de Jonyꝰ) aus Soucy (1769), deſſen 
große Oper, la Vestale, befanntlib einft den großen Preis er⸗ 
hielt, Sylla (1822), Der jüngere (Lucien EmiD Ar⸗ 
nault"’) aus Verſailles (geb. 1787), defien Pierre de Por- 
tugal und Regulus ebenfalls politiſche Tendenz haben, hat feinen 
Bater nicht erreidht, und eben fo wenig bat ber Leonidas 
(1825) des Jean Michel Pihar!!) aus Bienne (1790 — 
1828) eigentlidh inneren Werth, fondern ſcheint feinen Succeß nur 
Talmab Epiel verdanft zu haben, ed wäre denn, daß man 
nach Aufführung feines Tell, den die Cenſur verbot, beffer über 
ihn hätte urtheilen Tonnen. Ueberhaupt war jenem großen 
Staufpieler mancher mirtelmäßige Autor das günftige Geſchick 
ſaubdig, welches feine Etüde erfuhren, und erft als die Wieder 
berklltung der Bourbons Ruhe und Frieden nad Frankreich 
zurüdgeführt hatte, thaten ſich einige bebeutendere Talente hervor. 
Ohne mih bei F. © Gary!) und Alexandre Gui—⸗ 
raut’8 (aud Limour 1788) ") Macchabees, denen nur 
ihr Stoff Eintrag that, aufzuhalten, erwähne ih noch Pierre 
Lebrun’s'*) aus Paris (geb.1785), des Sängers der Thaten 
der großen Armee bei Jena, Marie Stnart (1820), eine fehr 
gediegene Rabahmung des SchillerfhenStüds, Alexandre Sou⸗ 
mer’) aus Touloufe (1788) Ciytemnestre (1820), Saul 
(1821), Cl&opatre (1822) und Jeanne d'Are (nicht mit einem. von 
ihm verfaßten Epos gleihes Namens zu verwechſeln), die durch 
das Feuer der poetiſchen Begeiterung und den öftern Mongel 
an Wahrheit in Situation und Characteren verbedien, ven ab 


264 Sranzöfifhe Poeſie. Trauerfpiel. 


lerdings feine Elisabeth de France (1828), eine unglüdtide 
Nachahmung von Schiller's Don Carlos, an fi trägt, und 
Jacques François Arfene Ancelot’8'% aus Havre 
(1794) Louis IX. (1803), Fiesque (1826), Olga (1828) x, 
worin er jener Fabrikarbeiter, der er in feinen fpäteren Stüden 
ward, noch nicht if. Der bedeutende Dramatiler während 
der Regierung der legten Bourbons iſt aber unflreitig der mit 
Recht gefelerte Sänger der Messeniennes (d. h. nicht der alten 
von 1816, wo ihm no die Adte Weihe des Chriſtenthums 
abgeht, fondern der fpäteren, wo biefer edle Freiheitsſaͤnger von 
demſelben erſt wahrhaft infpirirt I) Caſimir Delavigne”) 
aus Havre (1794 geb.), deflen tragifhes Debut, les Vepres 
Siciliennes (1819), weber von feinem Paria (1820), noch 
von feinem Marino Falieri verbunfelt ward, um fo mehr als 
feine fpäteren Stüde, 5. ®. les enfans d’Edouard (1833), 
wo er den Mißgriff begeht, zwei Kinder zu Helden eines Trauer⸗ 
fpteld zu machen, geradezu mißlungen find, Derfelbe Hall iſt 
es mit Charles Ltadieres Conradin et Frederie (1820), 
Jean sans peur (1821), und Jane Shore (1824), wo er auf 
‚eigenen Fuͤßen flieht und ſich gut nad den claffifhen Muſtern 
gebildet hat, allein feine Nachahmung von Schiller's Wall enſtein 
(1829) if völig verungüdt'),. Nur Guillaume Biennet 
in feinem Clovis (1820) und Sigismond de Bougogne (1825) 
blieb dem Clafficismus treu. Die romantiſch⸗ idealifiſche 
Schule, die einige Zeit auf den Partfer Theatern prädominirte, 
führte wohl Nepomucene Louis Lemercier aus Parts”) 
(geb. 1772) ein; denn während fein Agamemnon (1797) 
von einer glüdliden Benupung alles des im ven glei beti⸗ 
telten Trauerfplelen des Aeſchhylus, Seneca und Alfieri vorfom- 
menden Guten zeigt und einen zweiten Gorneile verfpridt, bil 
bet fi in feinem Charlemagne (1816), St. Louis (1820), 
befonderd aber in Fredegonde et Brunehaut (1821) und les 
martyrs de Souli (1825) bereits jened romantifhe Drama 
aus, welches ber Schöpfer der neueren unmoraliſchen Schauertragönie, 
Bictor Hugo aus Befangen (geb. 1802), in feinen Tragödien: 
Cromwel (1827), Hernani (1830), Marien Delorme (1831), 
Triboulet, Angelo, Lucrece Borgia, Maria Tudor, le rei 





Sranzöfifche Poeſie. Trauerſpiel. 265 


ranuse (1833), Ruy Blas (1838), auf den Gipfel ber Un⸗ 
natärligleit erhob, und troß des bucch einzelne biendende Schön- 
beiten, die jene Stüde enthalten, erzwungenen langjährigen Bei 
ſalls, nich bei feinem letzten Berfuhe in diefem Genre, ven 
wnglüdligen Burggrafen (1843), worin allerdings die Nachficht 
der Zuſhauer allzufehr auf die Probe geftellt wird, es bis zum Aus⸗ 
prefen brachte). Darin widerfuhr jedoch das Gegentheil dem zweiten 
bedeutenden Repräfentanten diefer Schule Alfred de Vigny 
aus Loches (geb. 1799), der mit einer Bearbeitung des 
Shafiyere’ihen Othello (1829) begonnen hatte, in feinem 
Chatterton (1835), wortn er uns bie leider felbft verfchuldeten 
Leiden des unglüdliden Dichters, indem er fie den Mängeln 
der Geſellſchaft zuſchreibt, mit einer fo ſchauderhaft rührenden 
Vahrheit zeichnet, daß er dem Publicum der verſchiedenſten 
Stände unwilfürlich jenen Beifall abzwang, der den entichiedenen 
Zrumph feiner Schule für längere Zeit begründete?!), Gluͤcklicher 
Weiſe if man aber in neueſter Zeit von dieſem verderbten Ge 
ſhmade zurüdgefommen, wie denn allemal Üeberfüttigung zum 
Ekel führt umd allzugroße Anfpannung des Gefühle Abſpannung er⸗ 
zugen muß, und hat mit wahrhaftem Jubel jene Ruͤcklehr zw 
von Elafickemus Corneille's und Racine's aufgenommen, den 
bir in der Luerece M. Bonfard’s (1843) finden, worin biefer 
bei einer ausgezeichnet fhönen Sprache fi treu an das biftorifche 
dachun Hält und zur Ausſchmuͤdung ber Handlung und größern Bers 
willusg nur etwas Eigenes hinzugethan hat, indem er in ber Zul, 
la, vr Gattin des Brutus, der keuſchen Lucretia, ein unftt 
liches Web, das mit dem jungen Tarquinius ein, wenn au 
nur vorübergehendes Liebesverhältniß umterhält, gegenüberfellt, 
ſenſt aber die ganze Schürzung und öfung Der Kataſtrophe alf- 

von der innern Nothwendigkeit ber ganzen Handlung abe 
haͤngig macht und eben am biefem einfachen Stoffe weit: ent 
diedeneres Talent entwickelte, als der ältere Arnault, beffen Lu- 
erece durch den thoͤrichten Zufag zum Sujet, bie Liebe der Aus 
Ra zum Sertus, nothwendig ſcheitern mußte), 

1) ©. Mag. f. d. Lit. d. Auslandes 1839. nr. 16, 

2) 6. O. Leroy, Etad. mor. et litt. s. Ducis. Paris 1832. 8 


Oeurres. Paris 1805. 1819. 18%. 11. 8, Oeuvr. posth. prec. d 
Bl. p. Campenon, ib. 1826, 8. P r ne 


266 Sranzöfifche Poeſie. Trauerfpiel, 


8) Artaxerce. Paris 1808. 8. f. Soleinne. T. II. p. 46 sg 
4) Jeanne d’Arc. Paris 1819. 8. Po&sies nationales, ib. 1812. 8. 
5) Oeuvres prec. d’une not. p. Collin de Plancy. Paris 182. 8. 


6) Theätre. Paris 1801. II. 18. 1818. INII. 8. (f. Soleinne T. Il. 
p- 206 sq.) Ueb. b. beiden Gebr. Gh. f. St. Beuve Portr. litt. T. IL 
p. 144 sq. 161 sq. Portr. d. Cont. T. III. p. 393 sq. 


7) Oeuvres. Paris 1820. XV. 8. f. Dussaulx Ann.litt. Il. p.109. 


8) Oeuvres complètes dramatiques. à la Haye 1817-19. IV. 8 
Paris 1828. VIII. 8. Fables. ib. 1813. 8. (f. a. Soleinne. T. Il. p. 
216.) Ausw. a. f. dram. Werk. Deutſch v. Severin. Gotha 1832. 12. 


9) ©. Theätre in f. Oenyres complötes. Paris 1823—27. 8. T- 
XVIII-XXII. 


10) Regulus, trag: Paris 1622. 8. Pierre de Portugal. 183. & 
Le dernier jour de Tiböre, ib. 1828. Catherine de Medicis on le 
Etats de Blois. ib.1829.8. Gustaphe Adolphe ou la batailledeLutzen, 
tr. ib. 1830. 8. 


11) Leonidas, Paris 1825. 8. Turnus (1810) und Guill. Tell fa 
noch ungedrudt. 


12) Eudore et Cymodocee, trag. Paris 1828. 8. 


13) Les Machabees. Paris1822. 8. Le comte Jalien ou l’expistioe. 
ib, 1823. Virginie. ib. 1827. 8. Po6sies. ib. 1837. 18. 


14) Ulysse, trag. Paris 1815. 8. Marie Stuart, trag. ib. 1820. 8 
Pallas, fils d’Evandre. trag. ib. 1822. 8. ein Cid d’Andalousit, 
ber 1826 fehr gefallen Hatte, ift noch ungebrudt. 


15) Clytemnöstre. 1%22. Paris 8. Saül ib. 1°22. Cleopätre. ib 
1825. 8. Jeanne d’Arc. ib. 1825. 8. Pharnmond, trag. Iyr. ib. 18% 
Le Siege de Corriuthe. ib 18:6. 8. Elisabeih de France. ib. 182 
Une f&te de Neron. ib. 1830. Norına, ib. 1831. Le gladiatear, In$- 
ib. 1841. 8. ſ. Mug. f. d. Litt. d. Ausl. 1846. nr. 63. 


16) Oeuvres complötes prec. d’une not. s. sa vie et s. ou: 
. Saintine. Paris 1838. 8. (f. Soleinne. T. II. p. 3.3.) cf. Zlätt | 
. Lit. d. Xusl. 1839. p 96 aq. 


17) Les Vöpres sicil. Paris 1819 8. (metr. überf. v. Schrader. Hent. 
1845.8.) LeParia, trag. av.choeurs ib. 1821.83. Marino Falieri. ib. 18 
6. Lonis X1.. rag. ib. 1832. 8. Une famille au temps dei.uther. ib 
18.6. 8. (Deutſch in Steppe’s dram. Herbar. Darmft. 18.8. 16. p. | sg.) 
La fille du Cid. ib. 1840 8. Tiheätre. ib 1826. 11. 8. f. Sı. Beuv-, 
Portr. d. Contemp. T. 111. p. 391. 5.5 sg. Mag. f. d. kit. b. Ausl 
183.. nr. 92-94. 1835. nr. 45. 130-134. 1836. nr. 106. Biätt. f. } 
fit. d. X. 1839. p. 41. 1840. p. 241 sq. Plauche, Portr. litt. Bra&- 
1836. T. II p. 165 sq. 


18) Conradin et Frederic. Paris 1820. Jean-Sans-Peur. ib. 1821. 
8. Jane Shore, ib. 182%. Walstein. ib. 1929. 8. 


, 19) Agamemnon. Paris an V. 8. Pinto ou la joarnde d’aneco® 
spiration. ib an VIII. 8. u. in f. Comedieshistoriques. Paris 18.8.8 
La Panhypocrisiade ou le spectacle infernal du seiziöme idele, Gr 
medie Epique. ib. 1819. 8. Dazu Suite ou le Spectacle infı 


Stanzöfifhe Poeſie. Luſtſpiel. 267 


är-nenviöme siöcle. ib. 1732. 8. ©. Mag. f. d. eit, d. Aust, 1841. 


ar. 55. 


%) Oeurr. compl. Bruxell. 1842. FIT. 4. f. Planche T. IM. p. 5 
y f. d it. d. Ausl. 1836. or. 3. 1934. nr. 62—53. 1841. nr. 86. 
18%. ar.78. Blätt. a.a.D. 1839. p. 4 ag. 250 sq. 1*37. nr. 22q. 1838. 
p. 1 sg. 46.1839. p. 97. 1840. 2 41. 437 sq. — Werke deutich. Frankf. 
1896-42, XIX. 10. Gämmtl. 3. Stuttg. 1835-43. XXV. 16. 


21) Theätre. Paris 1835— 39. II. 8. f. Mag. f. d. Lit, d. Aust, 
18%, ar. 87. 1837. mr. 86. 1843. nr. 94. Blätt. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. 
P: 18. 305. 367. 1839. p. 121. 429, 1840. p. 477. 537. 577, Planche 
T. H. P- 147 80. III. pP: 172 sg. . 


22) Lucr&ce, trag. Paris 1843. 8. Brax. 1843. 18. Berl. 18. 12 
nee. überf v Schrader. Hamb. 1844. 1.. v. C. Krauſe. Gemnit . 
Sqneeb. 1845. 8 v. A. R. Rielo (A. Rolein). Duͤſſeld. 1814. 8, ſ. Mag. 
f. d. kit, d. Ausl. 1843. nr. 56. 


$. 598, 


Gehen wir nun zum eigentlicken Luffpiel über, fo fehlt es 
allerdings auch im Zeitalter der Revolution niht an Dichtern 
in diefem Genre, allein Bieled, was davon auf uns gelommen 
iR, Röft wahrkaften Ekel und Schauder ein, und. man begreift faum, 
wie die Geſunkenheit des Geſchmacks fo weit gehen Eonnte, baf 
won Äh Dinge vormaden ließ, die fih kaum in Worte fal- 
ſen laſſen). Indeſſen nennen wir erſt einige mittelmäßigere 
Zelte, wie 3. B. Charles Albert Demoufier?) au 
Villers Gotteret (1760— 1801), deſſen Femmes, le wisan- 
ihrepe corrig& und le concilisieur nur vorübergehendes Auf⸗ 
Ihm nachten Brouffe Desfaucheret) aus Paris 
(174121808), defien mariage secret (1784) mit Recht ger 
rühmt wird, Boitet de Monvel*) aus Luneville (1745 — 
1811), der ein beſſerer Schauſpieler als Dichter war, und deſſen amant 
bourra niht übel iſt, Vves Barre’) aus Paris (1749 — 
1832), den Gründer einer eigenen für das Vaudeville beſtimm⸗ 
im Bühne (1792) und Verfaſſer des ſehr oft gegebenen Ar- 
kquin aficbeur, den aber feine Danse interrompue nod an 
fober Paune übertrifft, Marfollier des Biverieres‘) aus 
Paris (1750 —1817), den Berfaffer der Nina und der denx petits 
Savoyards, der ein merfwuͤrdiges Talent befaß, die rührendfen und 
Iomilghen Scenen zu verbinden, Armand Gharlemagne?) 
mus Bourges (geb. 1753), dein Agioteur (1796) und 
"hommes de letires et I’homme d’afinires (1795) heute noch 


268 Franzoͤſiſche Poce. 


an ihrem Plate find, Louis Emanuel du Baty°) (gb. 
1775), deſſen valets dans Nantichambre (1804) un 
delateurs (1819) ſich duch große Natürlichkeit ausgidne, 
und Etienne Vigee?) aus Parts (1755—1820), deſen 
Aveux difüciles fein eiſtes (1783) und beſtes Stuͤck fm. 
Run folge Jean Erangois Collin d'Harleville“) 
aus Maintenon (1755 — 1806), deſſen beſte Eräde 
mit - Ausnahme des, vieux celibataire (1792), LOptiniste 
(1788), les chateaux en Espagne (1789) und les arlisies, 
(1795) zugleich das treueſte Gemälde ſeines eigenen Let 
und Character enthalten. Sen Freund Jean Stanislas 
Andrieur!!) aus Straßburg (1759— 1833) debutirte auf 
das Olaͤnzenbſte durch feine Etourdis (1785), allein feine fl 
genden Stüde zeugten von feinem Fortſchritte, mit Autnoat 
der Comedienne (1816), fo daß er als Grzähler (J 8. im 
Meunier sans -souci) bei weitem höher flieht. Der dritte In 
dieſem Freundſchaftsbunde endlih Louis Benott Picard 
(geb. 1769, geſt. 1828), hat beide an Leichtigkeit des Dale 
machens und an Fruchtbarkeit übertroffen, doch fann man ai 
Recht fagen, daß viele feiner Stüde, fein Re in Beim (Me 
diocre et rampant, les amis du college etc.) oder in Prof 
(la petite ville, les marionettes etc.) noch heute gem 
gelefen werden). Pigault Lebrun‘), der unten m Te 
nende fittenlofe Romanfchreiber, hat zwar im feinen Lufbielm 
ebenfalls große Leichtigkeit im Arbeiten an den Tag gell, h 
daß man ihn den Franzoſiſchen Kopebue genammt hat, allein mi 
ber Name, Theätre revolutionnaire, fonnte fie in me zi 
länger auf der Bühne erhalten, denn an ſich find fie fa m 
platt und ihr Wig iſt gewoͤhnlich mit den Haaren herbeigef 
Die 17 Stüde des mit ihm an Eynismus wettelfernden Re 
flif de la Bretonne konnten dagegen ſich nicht einmal ouf 
den Heinen Vorſtadttheatern halten“). Louis Elaude Ehe 
ton’) aus Paris (17581807) verdankt feinen Ruf damb 
fd nur Sherivan, deffen Läfterfhule er als homme & sent 
ments ou le Tartufe de moeurs auf die Bühne bradi 
Weit bebautender IR daher Vincent Pineur Wierand‘ 
Buval!) aus Rennes (1767), deſſen ruchtdarkeit der ON 


Sranzöfifche Poefie. Luſtſpiel. 269 


ſeiner Luffplele keinen Eintrag that, denn les heritiers, le 
chevalier d’industrie, befonder8 le tyran domestique ete. 
werden In ihm immer einen ausgezeichneten Repräfentanten bes 
hoͤhem Eufipielö aufſtellen, welches in Charles Buillaume 
Etienne ) aus Ehantiliy (geb. 1778) ebenfalls einen 
glüdfiten Bearbeiter (Brueys et Palaprat 1807, Vintrigante 
1813) fand, der vielleicht noch berühmter fein würde, hätte er 
fh mir nit in feinen Deux gendres (1810) eines groben 
Plagiats aus einem- alten Stüde ſchuldig gemacht, fo daß One» 
fime Le Roy'*) aus Valenciennes (geb. 1793), defim Me- 
fast (1813) und Irresola (1819) feinen deux candidats 
on une veille d’election (1821), welde verboten wurben, 
nicht nahfehen, und Caſimir Bonjour”) aus Glermont 
en Argonne (geb. 1794), deſſen ältere Arbeiten (ia mere 
rivale 1821, Peducalion on les deux cousines, le 
mari à bonnes fortunes 1824), allerdings feinen fpäteren 
vorziehen find, mit Recht größeres Anſehen genießen. Rene 
Charles Builbert de Pirerecourt?) bat zwar nur eine 
große Maſſe ephemerer Kleinigkeiten zu Tage gefördert, aber doch 
beſonders in den erften Jahren des 19ten Jahrhunderts einen 
großen Einfluß auf das Theater gehabt. Alle übertraf aber an 
Brudtbarfeit Eugene Scribe?!) aus Paris (1791), der fowohl 
für die große Oper, als auch fuͤr das Vaudeville und Luffpiel arbeitete 
und natürkich bei feiner immenſen Schöpferfraft vieles Mittelmäßtge zu 
Tageförderte, obgleich man gegen 60 feiner Stüde, von denen viele 
bie Runde auf Deuiſchlands Bühnen gemacht haben (fein Glas 
Waſſer war His 1845 auf A1 deutſchen Bühnen gegeben wors 
den) als mit entfchievenem Erfolge begleitet aufzählen kann, den 
er nur ſelbſt durch die Yublichrung immer neuer Erfcheinungen 
ſtmaͤlerte. Webrigens befigt .er nur eine ausgezeichnete Bühnen- 
lenntniß, große Erfindimgsgabe, und verficht es, auf leicht 
regbare Gemüther großen Eindrud zu machen, allein tiefere® 
Gefühl vermag er nicht zu erregen, und barum werben ihn auch 
nur fehr wenige felner Arbeiten überleben (recht gut find: Oskar, 
bie Geldheirath, die Gameraderie, die Verlaͤumdung, Vorher, 
während, nachher sc), deren äußere Form zwar ſteis leicht und 
gefällig, und reich an piquanten Stellen If, aber ſich auch ebenfo von 


270 Sranzöfifhe Poefie. Luſtſpiel. 


ber Gediegenheit der alten Claſſicitaͤt unterſcheidet, wie eine co 
quette und alle Künfte der Toilette aufbietende Salondame von 
ben einfachen, aber darum um fo folideren Reigen des beicheldmen 
Landmaͤdchens. Ziemiih in dieſelbe ategorie gehoͤren auf 
Marc Antoine Desaugiers?), Bayard?), P. de 
Kock“) und Mazeres”), vie ebenfalls eine große Anzahl 
dergleichen biendender Kleinigkeiten in die Welt gelegt hab, 
obgleih fie fih über Dumerfan’6*), Simnonin’d”) m 
Rougemont'6) Arbeitenerheben, wogegen Caſimir Dela 
vigne’s Ecole desvieillards (1823) noch mehr ale feine comediens 
(1820) an die fhöne Zeit der Claſſicitaͤt erinnern, von der in fei 
ner popularite (1839) die legten Spuren vorfommen. 6 beim 
ders gluͤcklich it H. Monnier?) in der Darflelung des Id 
ben6 und Lebens der niederen Vollskaſſen zu nennen, un 
Theodore Leclereg’s”) geiftreiche Sprüdwörterfpiele ver’ 
dienen den Zutritt, der ihnen in allen gebildeten Häufern ih 
ward. War nım nebenbei auch noch eine Art von hiforida 
Schauſpiels feit Lemercier’s Pinto (an VIII) belondeas 
durd den geiſtvollen Grafen Pierre Louis Röpderer’') gefal 
worden und hatte es ſich einen ziemlich ſichern Plag auf den Parlit 
Bühnen erobert, fo ward daffelbe beſonders durch den geifireiden 
Greoien Alerandre Dumas?) (aus Viſſers Cotteret, 1803) 
gehoben, deſſen Charles VII. (1831), Tour de Nese 
(1832), Henri Ill. (1829), Richard Darlington (1832), 
Catherine Howard (1834) ıc. durch einzelne von der Bar 
heit der hoͤchſten Leidenſchaft gezeichnete Olanzpunkte den 3 
fhauer, fobald fie gut vorgetragen werben, fortreißen und 5% 
fonders Gefuͤhlsmenſchen ſtark affichren, beim Lefen aber 3 
ihre Schwächen offen wahrnehmen laflen, ohne daß «6 nö 
wäre, darum erfl feinen unmoraliihen Anthony (1831), ox 
die der Gnade der Schaüfpieler überlaffenen feidhten Demoisell 
de St. Cyr und. Halifax, oder den gar nur auf die ger 
Horträtirung ber Hauptperfon baftıten Napoleon (1831) 
obligatem Kanonendonner und Schlachtgetümmel und den v0 
verunglüdten Caligula (1838) zur Hand zu nehmen, Uebrig 
iR auch Dumas weit entfernt, Original zu fein, fondern feine g 
Banter iR ein Amalgam aus Schiller, Böthe, Caldeton, % 








Sranzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 271 


be Vega und Shakſpere, was noch recht gut anginge, hätten 
nicdt feine Erfolge eine Unzahl von elenden Nachahmern ange⸗ 
regt, vorm Machwerke leider auch die Bühnen unſeres Vaterlandes 
überfönmmen. Deshalb kann fih das Kranzöfifhe Theater nur 
zu dem neuen Reformator Gluͤck wünfdhen, der mit Felix BPyar”) 
deufelben erfienen zu feyn feheint, Da fein Diogene an Form 
"md Sajet unbedingt claffifh zu nennen iR und ein flaum em 
reiäbaree Mufter darbietet, wie die großen Schwierigkeiten, melde 
der Ücbertragung antiker Stoffe auf unfere Bühne entgegenftchen, 


vermieden und befiegt werden koͤnnen. . 

1) Die Zahl der fogenannten Pi&ces revolutionnaires ift fehr groß, wie 
man aus Soleinne’s Bibl. dram. T. 11. ficgt. Die fcheußlichften find von Sui⸗ 
goud Pigale (le triomphe de la raison publique), Leonard Bour⸗ 
don ‚le tombeau «des imposteurs et P’inauguration du lemple de la 
verite sansculotide, dediee an Pape), Sylvain Marehal (le 
jugement dernier desrois‘, Desbarreaur (les potentats fondroyés 
par la montagne et la raison ou la deportation des rois de I’Eu- 
rope. Hier zanken fich die Fürſten Europas um ein Etüd Land. Die Kais 
ferinGatharina fagt zum Papft: As-tu avale ton goujon, Saint- Päre? 
Dieſer antwortet: Vous avez un avaloir oh les grands morceaux 
Piment aisement. Hierauf giebt jene dem König von Preußen eine Ohr⸗ 


“ige und biefer antwortet durch einen Fußtritt und fo gehen die Scheußlichs 
fort) und vondem würdigen Repräfentanten der Sitten der Sansculotten P. 
de Sade, Berfaffer einiger pieces libres (f. Soleinne T. III. p 333), 
B. Julia ou je mariage sans femme, der, als er im Bicktre faß, 
t übrigen Gefangenen fo weit verderbt hatte, daß fie feine infamen Stüde, 
die er bier für fie gefchrieben, ihm vorfpielten. Eine andere Ausgeburt dies 
fer fhanderhaften Zeit war das Theätre gaillard (Londr. 1788. II. 8. 
1803. IL 18), wo leider Brandval, Caylus und Piron beigefteuert 


2) Theätre. Paris 1804. 8. 


3) Arioste gouverneur ou le triomphe du genie, com. Paris 
1801. 8. Le mariage secröt. ib. 1786. 1818. 8. 


4) Les victimes cloltrees, drame en prose. Bord. et Paris 1792. 
6. Paris 18%. 183. 1834. 8. hatten ungeheuren Erfolg. — Les deux 
Bitces, com. Amsterd. 1787. &. Les trois feriniers, en prose. Paris 
17:7. 8. Julie, com. ib. 1772. 8. L’erreur d’un moment ou la fuite 
de Jnlie. ib. 1773. 8. Mathilde et Georgette, com. ib. 1798. 8. L’a- 
mant bourra. ib. 1777. 1824. 8. Blaise et Babet ou la suite des 
trois fermiers, com. ib. 1783. 8. Fredegonde et Brunehaut, rom. hist. 
Ib. 1775. 8. Discours fait et pronouce p. le cit. M, dans la section 
de la Montagne, le jour de la !&te de la Raison etc. ib. an II. 8, 
(f Beaulieu, Ess. s. I. revol. en France. T. Y. p. 252.). 


5) Ueb. ſ. Stüde ſ. Querard, France litt. T. I. p. 189 sq. 


6) Oeuvres chois, pre&c. d’une not. 8.n.€crits p. Mme. de Haut- 
ar Paris 1825, IH. 8. Ueb. d. einz. Stüde! Querard T. V. 
. 80. 


7) ueb. d. Autg. ſ. St. ſ. Soleinne T. I. p. 226. 





272 Sranzöfifche Poeſie. Luftfpiel. 


8) neb. d. Ausg, f. Soleinne. T. U. p. 249. 

9) Oeuvr. dram. avec une not. p. Ladoncette, in b. Bibl.dramat. 
ubl. p. M. Dabo. 1824. IV. Ser. Oeuvres diverses. Paris 1797. 8. 
oesies. Cinq. ed. ib. 1813. 8 

10) Theätre et poesies fugitives, Paris 1805. 1809. 1822. 1828. 


11) ©. St. Beuve, Portr. litt. T. I. p. 273 sq. Oeuvres. 
Paris 1818—23. IV. 8. (f. Soleinne. T. II. p. 192 2q.). 

12) Oeuvres. Paris 1821. X. 8. Theätre, ib. 1812. VI. 8. Brux. 
1834. XII. 18. Theätre r&publicain posthume et in<edit. Paris 1832. 
8. eb. d. Drig. Ausg. ſ. Soleinne T. Il. p. 213 sq. 

13) Theätre. Paris 1806. VI. 12. f. Soleinne. T. I. p. 19. 

14) Theätre. Londres et Neufchatel. (Paris, I’auteur) 1788—90. 
von. 12. f. Soleinne T. II. p. 196 sq. 

15) Caton d’Utique, trag. en 3 actes trad. de l’angl. d’ Addison. 
Paris 1789. 8, Le po&te anonyme, com. ib. 1785. 8. L’homme ä 
sentiments. ib, an IX, 8. (üb. db. verfh. Zit. f. Journ. de la Libr. 
1817. p. 708.) 

16) Oeuvres comp!. Paris 1822—23. IX. 8. Brux. 1824. XVI. 18. 
Hiervon ift das Theätre bes Vaudevilliſten George Duval (f. d. Ausg. 
b. Soleinne T. II. p. 255) zu unterfcheiben, 


17) Ueb. f. Stüde f. Soleinne T. II. p. 253. 


18) Le mefiant. Paris 1814. 8. L’esprit departi. ib. 1818. 8. Lir- 
resolu. ib. 1819. 8. La femme juge et partie. ib. 1821. 8. (Ueberarb. 
d. Montfleury’s Stüd) Les deux candidats ou une veille d’6lections. 
ib. 1821. 8. Une preiniere representation. ib. 1825. 8. 

19) YArgent, com. Paris 1826. 8. L’education ou les deux cou- 
sines, com. ıb. 1822. 1324. 8. 

20) ©. Nodier in db. Rer. de Paris 1835. Juillet. Theätre choisi. 
Nancy 1841—43. IV. 8. Ueb. d. Orig. Ausg. f. Soleinne T. IL. 
pP» 253 29. 

21) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 58—59. 1836, ur. 19. 
Blätt. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. p. 118 sg. Planche T. Il. p. 135 zq. 
Berz. f. Stüde b. Querard France litt. T. VII. p. 582 sg. u. 
Soleinne T. II. p. 390 sq. Theät. comp!. 1828. ParısVIll. ib. 1830. 
xXXIV.8. Oeuvr.compl. ib. 1843. VI. 4. Samml. d. am Meiften belicht. 
Theätre de Scribe. Berl. 18336—46. 8. Theater in e. Auswahl überf. v. 
Dralle. Stuttg. 1842 sq. 16. 

22) D. Vers. f. ©t. b. Soleinne. T. II. p. 256 sq. cf. St. Beure, 
Portr. d. Contemp. T. III, p. 189 aq. 


23) ueb. ſ. Et. f. de Soleinne. T. Il. p. 307. 

24) Ueb. f. St. |. Soleinne, T, II. p. 29. 

25) Ueb. |. Stüde f. de Soleinne T. 1I. p. 205. 

26) D. Berz. f. St. b. de Soleinne T. 1. p. 263 2q. 

27) D. Berz. f. ©t. b. de Soleinne T. Il. p. 271. sq. 

28) D. Verz. f. St. b. de Soleinne T. II. p. 272 sq. 
cönes populaires. Paris 1830—35. II, 8. 

30) Proverbes dramatiques. Paris 1836. VIH. 8. 





Franzoͤſiſche Poeſie. Epos. 273 


31) Comedies, Broverbes, parades. Dinan 1824—26. III. 8. J. 
Soleimme T. I 1. p Ti. 

32) ©. Plan e T. Il. p. 21 sq. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1833. 
nr. 151. 1834. nr. 52—53. kt, f. ns Lit. d. Ausl. 1836. 2. 43 sq. 
1838. p. 89 nq. 286 sq. 1839. p. 340. 377 sq. Osuvres compl. Brux. 
1842-45. VIH. 4, . 

— Diogène, com. en cinq actes ei prec. d’un prologue. Paris 


$. 599. 


Gehen wir jetzt zu den übrigen Dichtungsarten fort, fo haben 
wir zuerß vom Ep 086 zu fprechen. In dieſem verfuchten ſich Par⸗ 
feval de Brandmalfonaus Paris (geb. 1759) mit feinem 
Philippe Auguste (1826), Augufe Dorion aus Nantes 
(1770 — 1829) mit feiner Bataille d’Hastings ou l’Angleterre 
conquise (1809) undfeiner Palmyre conquise (1815), die zwar 
der Geſchichte treuer, als das vorher angeführte, aber leider von 
ermüdender Monotonie find, Augufe Creuzé deXeffer aus 
Parts (1775— 1839), defien sceau enleve (1801) und Che- 
valiers de la table ronde, nidt fchleht und darum faum zu 
vergleichen find mit der langweiligen Orleanide (1821) des Schmeich⸗ 
lers Lebrun des Charmettes aus Borbeaur (geb. 1785) 
und den nicht befler gelungenen Arbeiten des Vicomte Bictor 
v’Arlincourt (geb. 1789 zu Merantrid) Charlemagne ou la 
Caroleide (1818), Lucian Buonaparte’s (1772—1840) 
Charlemagne (Rondon 1814) und la Cyrndide (1819 Rom) 
und Barthelemy’s (geb. 1796 zu Marfeille) und Mery's 
(ebd. 1802) Napoleon en Egypte (1828), deſſen Erfolg nur 
der. Stoff bewirkte. Beſſer gelungen iſt die fon erwähnte 
Jungfrau von Orleans (1846) S oumet’ 8. Noch einige lyriſcheCpo⸗ 
pöen find bier zu erwähnen, nämlid Desjardin’s Premiere 
Babylone und Adolphe Dumas’ Cit& des hommes, die 
aber von dem finnigen Ahasverus (1833) Edgar Quinet's 
aus Straßburg (geb. 1803), dem wieder fein Napoleon (1836) 
nachſteht, obgleich die Form in beiden vollkommen gelungen genannt 
werden kann, übertroffen werben. Der Merkwuͤrdigkeit halber nenne 
ih noch das auch in der Korm profaifche, unter den Einflüfen der 
Revolution gefchriebene Heldengedicht les Bataves (1796) von 
dem Lieberfeger des Homer Paul Jeremie Bitaube aus 
Königsberg (1732—1808), defien Joseph (1 ‚m zefieres hatte 

Größe, Haudduch d. Literürgeſchichte. III. 





274 Zrangdfifche Poefle. Epos. Lehrgedicht. 


hoffen laffen. Im komiſchen Epos liegt nicht eben viel vor, 
wern wir Jean Baptifte de Jungquieres aus Paris 
(1713—-86) Telemaque travesti, (14759) und ‚Caquet Bor- 
bec ou la Poule à ma tante (1763) und Palifſot' s Dur 
ciade (1764) aus ber vorigen Periode, ſowle aus ver. -gegm 
wärtigen Dorat’8 Baisers (1776), du Laurens' Chandelle 
d’Arras (1807), 2a Harpe’d Tangu et Felime (1780), 
St Juſt's Organt(1789, WRoutonnet’6 Galeide on 
le chat de la natare (1798), Baul Philippe Gudin' 
deffen Conies (1806) ſchon ſchmuzig genug find, Congrete 
de Naples par CharlesVEHII. (1801), Sean Bons Butllauat 
Biennet’s aus Beier (geb. 1777) Philippide (1829) 
Berhour’s Danse ou la guerre des dieux de Fopen 
(1808) und Barthelemy”s und Mery's zu feine Ze 
fer berounderte Vilenade (1826) ausnehmen, die aber alt 
zufammen in gewiſſer Hinſicht Voltaire's Pucelle nkit auf 
wiegen, mit der in ihrer Art bie beruͤchtigte Ch&zonomie (Sch 
ropolis 1806) wettelfern kann. N 

Das Lehrgedicht, welches : gegenwärtig zlemlich damit 
Hegt, ward zu Anfange dieſes Adſchnitts mehr gepflegt. Bi 
wollen hier nicht von. der bloß ihrer Form nad poetiſchen Schil 
derung der Vogeſen des Grafen François de Neuüſchateau) 
aus Saffais (1750 — 1828), eines jener uͤbel berathenen Adel⸗ 
igen, die durch die ſcheußlichſten Pamphlets (z. B. fein Pore- 
epie) ſich die Gnade der Terrotiſten zu erhalten ſuchten, reden 
aber vafuͤr verdienen eine ehrenbolle Erwaͤhnimg des Marqui 
Louis de Fontanes?) aus Niort (1751 — 1821) Ford 
de Navarre (1778), verger (1788) und essai sur Yastıe 
nomie (1 789), wenn er auch fein Grece sauvde, an welden 
er von Kindheit an gearbeitet 'hatte, nicht vollenden fonalt 
Noch beſſer find des würdigen Taubſtummenlehrers 8. Aber 
(1755—1826) aus Angers?) von wahrhaftem Mitgeſuhl Mr 
die Leiden Anderer bictirten Gedichte über die Pariſer Spitäle, 
einen eigentlich wenig poetiſchen Segenſtand, und bes Rene 
Richard Caſtely aus Bire (11581882) Gebiäte über 
die Pflanzen und den Wald von Fontainebleau, deren erfeted 
nach den vier Jahreszeiten eingeiheilt, von ebenſoviel Sachlenn⸗⸗ 


Franzoͤſiſche Poeſie. Epos. tehrgebicht. 275 


niß als Geſchick, auch den yrofalfcheften Dingen ben Nelz der 
Poeſſe zu verleihen, zeugen. Indeſſen if die Gastronomie 
(1801), einGoder für Outfchmeder, Joſeph Berdours aus 
St Synphorien en Laye (1765— 1832) bei Weitem 
mehr ind Publicum eingedrungen), was nit einmal den gläns 
senden Berfen Joſeph Alphonfe Esmenard’8°% aus Pu 
Iffaae (1770— 1810) in feiner Navigation und bed be 
rühmten Gefchichtfchreibers der Kreuzgüge Joſeph Michaud's 
aus Bourg en Breffe (1771—1839) trefflihem, halb lyrifchem 
Printemps d’un proserit, dem einige gute Gedanken und 
Bingerzeige über das Weſen ber befchreibenden Poeſte überhaupt 
vorausgefhickt find, ober Bincent Campenon's aus Guabes 
lupe (1772—1843) Maison des champs (1809), das übrigens 
mehr Befall fand, als Delille's trois regnes de la nature, 
welches ihm die beſten Situationen weggenommen hatte, 
md mit Recht Höher ſteht als feine Paraphrafe der Parabel 
vom verlorenen Sohne (1811), wenn gleich diefe feiner finnigen 
Iuffefung wegen weit mehr.Lefer fand), Verhaͤltnißmaͤßig 
nod weniger Eingang fanden G. Legouve’8°) Merite des 
femmes (1819), Eharles de Chenedollé'62 Schilderung 
der Kräfte und des Weſens des menfchlichen Geiſtes, die kunſt⸗ 
aͤthetiſchen Abendumterhaltungn 2. P. Marta 8. Bavurs 
Lornian's u) aus Touloufe (geb. 1772), Antoine Noel 
Bruno Daru's 2) aus Montpellier (1767—18239) Ster⸗ 
nenlinde, J. B. Rougier's Barond de la Bergerie”) 
Eamdden und I. B. Lalanne’ 6) (geb. au Dar 1772) 
Potsger (1800), Oiseaux de la ferme (1809), Bagneres 
(1819) x, und St. Bictor’6 aus St. Domingo (geb. 1772 
oda 75,2) Esperance gar nidt zu erwähnen, denn daß In 
teliure yon Lesne!®) eigentlih auch nur entfernt ein poetiſcher 
Gegenſtand fei, wird doch wohl Riemandem einfallen. 


1) Le poëmæ- des Vosges. Paris 17%. 8. Fables et contes sui- 


ves de e de la Lupiade et de celai de la YVulpdide dedids & 
Bsope. ib, 1814. 8. r | 


2) ©. Dussaulx Ann. litt, T. II. p. 228. Mahul, Annuaire 1821. 
P 1. Le verger. Paris1788. 8. Lejour des morts. 1b.1796. 1823. 8, 


3) Les hospices, Paris 18094. 8. Promenades tiques dans les 
bipitaux de Paris, ib. 1820. 8. Pod . 
18 


276 Franzoͤſiſche Poeſie. Fabeln. Idyllen. 


4) Les plantes. Paris 1797. 12. Ed. III. 1802. 18. 1823 8 


5) La danse ou la guerre des dieux de l’Opera. Paris 1808. 18. 
La gastronomie. Paris 1801. 18. Ed. V. ib. 1818. 18. Eine Rachahmung 
iſt Colnet du Ravel’s L’art de diner en ville & l’usage des geas 
de lettres. Paris 1810. Ed. III. ib. 1823. 18. 


6) La navigation. Paris 1805. 1806. II. 8. 


N) Le printems d’un proscrit, po&me en TV ohan suivie de 
l'enlevement de Proserpine et de melanges en prose. Paris 187.8. 


8) Po&mes et opuscules en vers et en prose. Paris 1823. 1. 18. 


0) Le merite des femmes. Paris 1809, 1814. 12, Oeuvres. Pı- 
ris 1826. II. 8. | | 


10) &. Dussaulx, Ann. litt. T. II. p. 380. ITI. p. 506. Le genie 
de I home Paris 1807. Ed. IV. ib. 1826. 18. Etudes poeliques 
ib. . 18. 


11) Veilldes poetiques et morales. Parig 1813. Ed. 11. 8. |. Dus- 
saulx T. IV. p- 71. 


12) L’astronomie. Paris 1830. 8. Cine ähnliche Arbeit iſt D. Kir 
card’& Sphere. ib. 1796. 8. hnlich it if 


13) Seorgiques frangaises, poeme suivi d’an trait& complet de 
poösie georg. Paris 1824. II. 8. 


14) Bagneres. Paris 1819.8. Les oiseaux de la ferme. ib. 1801. 8 
Le Potager. ib. 1800. 1803. 1806. 8. Voyage & Sor&ze. Dax 180%. & 


15) Esp£erance. Paris 1804. 12. u. in ſ. Oeuvr. podtig, ib. 182.18. 
16) Le reliure, poeme en six chants..Ed. II. Paris 187.8. 


$. 600. 


Wir wenden und nun zu den Fabeln und Idyllen, 
die dieſem Mbfchnitte zugehoören. Recht huͤbſch umd natuͤr⸗ 
lich find einige der hierher gehörigen Verſuche des Abbé Jean 
Louis Aubert!) aus Paris (1731— 1814), während des 
fruchtbaren Jean Jacques Boifard’) aus Cam (174 — 
1831) allerdings originellen Arbeiten mehr zur Gattung M 
Erzählung gehören und die Apologen feines Neffen Jeas 
François Boifard mehr Raͤthſel als Fabeln find, deshalb auch 
meiſtens keine Moral enthalten, ſo daß die Fabeln des Baronb 
Antoine Pierre Dutremblay?) aus Paris (1746- 
1819), wenn fie auch im Ganzen Radahmungen La Fontainrt 
find, fhon der aus ihnen hervorleuchtenden Bonhommie haltet 
für Kinder eine ebenfo angenehme als belehrende Unterhaltung 
gewähren. Indeſſen hat Antoine Brangois le Bailly) 
aus Caen (1756 geb.) unter allen Nachahmern jenes großen 


Franzoͤſiſche Poeſie. Zabel. Idylle. 277 


Fabuliſten am Beſten ſeinen Ton getroffen; ja wären nicht viele 
feiner Fabeln zu lang, fo müßte er noch über ihn geftellt 
werden, da ihre Defonomie ſelbſt durchweg faſt gefchidter 
eingerichtet iR. Recht hübſch laſſen fih auch die Fabeln des 
Baron de Staffarı’) aus Malined (geb. 1780) Iefen und 
find ſchon ihrer forgfältigeren Ausarbeitung wegen den meift po⸗ 
litiſchen des alten Republicaners Etienne Boffe‘) aus Bor. 
beaur (1773) vorzuziehen. Eine Urt UVebergang zur Idylle 
lieferte Conſtant Dubo6’) durch feine Fleurs, worin er 
auf fehr anmuthige Welle Die Moral aus den Eigenfchaften je⸗ 
der Blume zu ziehen geſucht hat. Unter ven Fabuliſten vor 
der Kaiſerzeit nimmt indeß Jean Pierre Claris de Florian 
(1755 —94)°) aus Languedoe immer noch Die naͤchſte Stelle 
nad Bailly ein, da er fo recht den für Kinder paſſenden Ton 
angefihlagen bat, den weder P. Did ot?) und der Herzog von 
Nivernotis?), noch in neuerer Zeit Biennet!!), Jules Le⸗ 
fevre?) und Porchat“) aus Laufanne getroffen Has 
ben, da ihre Arbeiten zwar durch eleganten Styl bienden, aber 
der Ratürlichteit und Einfachheit ermangeln. In der eigene 
lichen Idylle hat nur Andre Chenier den Geiſt der Alten 
wiedergegeben, Blorian’8 Galatee (nad Cervantes) und 
Estelle find nichts weiter als Radahmungen der Spanifhen 
Muſter, und Lamartine’s Jocelyn, abgefehen von ber Aus 
Fern Form und der abſichtlichen Verunſtaltung der Idee vom 
Prieſterthum, bürfte allein hierher gerechnet werben können"). 

4) Fables et oeuvres. Paris 1773—74. II. 8. 

2) Fables. Paris 1771. IIL8. 1803. IT. 1821. 8. Fables ib. 1817. 8. 

9) Fables. Paris 1806. 8. (anonym.) Apologues, ib. 1818. 8. 


4) Fables nouvelles suiv. de piöces fugitives. Paris 1782. 8. 
Saite ib. 1804. 8. Ed. IV. zsuivie du gouvernement des animauxz, 
poeme &sopique. ib. 1823. 8. 


5) Fables. Brux. 1818. Ed. VI. ib. 1843. 18. 
6) Fables, Paris 1818. 8. Hist. d. b£tes parlantes. ib. 1827. 2q.8. 
N Fleurs. Paris 1808. 8. 


8) ©. ©. P- Vogel, 3.9. ©. v. Florian u. S. Johnſon biogr. lit. 
geſch., in b.Min. Bibl. d. ausl. Claſſ. Hamb. u..Epag. 1840. 32. Sup⸗ 
plem. 9. I. u. 11. Osuvres. Paris 1784 sq. XXIV. 18. 1805. VIII. & 
1811. 1820. XX. 18. Oeuvres compl. ib. 1824. XIII. 8.) Weberf. if: 
Saͤmmtl Werke üb. v. Foͤrſter. Quedl, 1827-28. III. 8. od. VI. 12. 


278 Sranzöfifche Poefie. Lyrik. 


ein Sr. u. D. v. Gabel. Berl 1796-97. II. 16. Fabeln metr, übtrl.. 
anhaber. Münch. 1834. 12. Cftelle, deutſch v. Schumann. Zwid. 189.8. 
Galatee v. Mylius. Berl. 1787. 8. v. Sigismund, Bwid. 18%. 8. 

9) Essai de fables nouvelles, Paris 1786. 12. 

10) Fables. Paris. 1796. II. 18. 

11) Fables. Paris 1843. 8. 
12) Fables et meditations. Paris 1837. 8. 

13) Glanures d’Esope. Laus. 1837. 8. . 

14) JocelyB Episode, journal trouve thez un care de village. 
Paris 1836. IN’8. Brux. 1836. II. 18, Deutſch, in ©. Saͤmmtl. B. W. 
v. Herwegh. (Stuttg. 1843. VI. 16.) Bb. V. 


$. 601. 


Unter den Lyrifen beginnen wir ſogleich mit ben 
Liederdidtern, deren Frankreich beſonders im Raw 
Intionszeltalter eine Menge gehabt Hat, obgleich Feine 30 
ſeph Rouget de 1Isle aus Lons le Saulner (1760- 
1836)°) übertraf, den Diditer der Marseillaise, bi der 
aus jeder Zeile die republicaniiche Begeifterung hervorbidt, vo 
bean auch Feine Nation einen ähnlichen Schlachtgefang aufzumcdkt 
bat, denn befler als God save the King oder Rule Britar 
nia find fofl noch der Yankee doddie und die nicht eben ge 
lungenen Nachahmungen der Marseillaise, die Parisienne und Bi- 
bansonne und bie Spanifche Riegohymne, und eher bie Vollolieden: 
als Bott erhalte Franz den Kaiſer, Den König fegne Bolt or 
Heil Dir im Siegerkranz und die rufftfche Nationalhymne Jam 
den zum Muth und zur Tapferkeit erwecken werben; bärk 
Ihn der alte Deſſauer oder das Wlinieverländifche, Wilhelms 
ven Nassauwe, inſpiriren. Genug, Rouget de II 
Name wird genannt werben, fo lange Frankreichs Ruhm glän 
zen wird, wenn er auch nur dieſes eine Lied gemacht hätte Ir 
defien wollen wir auch das einfache Volkslied nicht vergeſſen 
in: welchem ſich zuerſt der oben ſchon genmmte Da beleint 
Desaugiers!) aus Frejus (1772—1827) und Armand 
Souffe (geb. 1773)?), als Vaudevilliſt mit Recht der Pr 
nard des 19ten Jahrhunderts genannt, mit großem Gluͤde mv 
ſucht hatten, bis der Schneiderenkel Pierre Jean be Br 
zanger?) aus Paris (1780), der jept wie Bouffe zu Beaune, 
fo zu Tours leider feine Leder hat verſuummen Laffen, ihnen 
bie nicht unruͤhmlich erworbenen Lorbeeren wieder entriß. Maqg 


Franzoͤſiſche Poeſie. Lyrik. 279 


man feinen Liedern Cynismus, Atheismus, Unmoralitaͤt sc. vor⸗ 
werfen, man muß zugeben, daß er aͤchter Vollodichter iſt, denn er 
hat zuerſt der Vertheidigung der Interefin und Rechte feiner 
Nation, nit um eigenen Ruhmes ober Privainugens willen, 
wie die meifen der fogenannten politiſchen Dichter unferer Zeit, 
feine Stimme gewidmet und konnte eben darum ein weit ge 
faͤhrlicherer Feind der Bourbons werben, alo irgend einer feiner 
Collegen auf dem Parnaß. Allerdings begreift man nicht, wie 
ein und derfelbe Mann der Berfafler der Bouteille volde, ber 
Gaulois, et des Francs, der, Gaudriole, der " Bonnd 
Vieille, ded -Vioaire Savoyard, des Dieu . des. bonnes. gens, 
des petit homme gris, Fretillon, worin er, freitiih gegen bie 
Erfabtung, ‚ven Aheiffen zwar in Elend, aber doch In befler 
Laune fterben läßt, und des berühmten rot d’Yvetöt.fein lann. 
Berplelgen wir Ihn mit. den Alten, fo bat er die Lebensphilo⸗ 
fopble des Epifuräers Horaz, ohne jedoch wie dieſer ein feiner 
Hofmann zu fein, mit dem cyniſchen Humor des Diogenes, Die 
Geſchicklichkeit Voltaire's, die entgegengefegteften Begriffe - und 
Affecte zu einem Zwede (d. h. zur Untergrabung der Grunds 
pfeller der Reſtauration) zu benugen, die moralifhe Kraft eines Als 
caͤus mit der burlesfen Laune eines Parny, freilih ohne feine 
Grazie, die Heiterfeit eines Catull mit der weichen Schmwermuth 
eined Tibull vereinigt, kurz, er iſt unübertrefflid, mag er aud) 
einen. Gott ohne Dogma und eine Moral ohne Pflichten‘ vers 
ehren. Unter feinen Schülern IR Paul Emile Debraur‘) 
aus Angerville (1798 — 1831) der volksthuͤmlichſte geworden, 
denn feine Lieber: Colonne, le prince Eugene, le mont St, 
Jean, Fanfan la Tulipe, Soldat t’en souviens tu? hört man 
überall, und er iſt ein eigentliher Soldatendichter, leider aber 
bin ugd wieder etwas zu gemein in dem Sinne ber „awel 
ſchoͤne neue Lieder.” Gewiſſermaßen gehören als politiſch wichtig 
noh Caſimir Delavigne's Messeniennes’) und einige Ars 
heiten Neftor de Lamarque’8°), und Biennet’87) hierher, 


1) Chansons et poesies diverses, av. une not. p. Merle. Paris 
4877. IV. 18..1842. 18. Brux. eod. 32. Uebrigens bat ihn Beranger in 
dem belanntin Liede: Saute paillasse, saute pOur tout le monde, burch-⸗ 
gezogen. . 

2) Ballon d’essai ou Ehansons et autres po&sies. Paris 1802. 8. 
Bellon perdu on Chanspns et posaies nouvelles. ib. 1904. 8. Encore 


280 Franzoͤſiſche Poeſie. Elegie. 


un ballon ou Chansons et podsies nouvelles. ib. 1807. 8. Ledenier 
ballon ou Recueil de Chansons et antres podsies nouvellen. ib. 
1513. 8. Seine beften —* find: Saint-Denis, le corbillard, Plus on 
est de fous plas on rit ꝛe. 


8) Recueil de chansons. Paris 1805. 12. Secondrecaeil, ib. 1821 
Troisiöme rec. ib. 1825. Quatrieme rec. ib. 1828. Cing. rec. ib. 183. 
412. Oeuyres compl. ib. 1:34. IV. 8. Brux. 1843. IV. 32. u. V. 18 
©. a. Blaͤtt 5. Kde. d. Litt. d. Ausl. 1836. p. 190 39. 203. AU. 3. 
865 sq. 1837. p. %0 sq. 61 sq. 97. 121. 202. 233. 253 sq. 261. 288 ” 
316. 407 sq. 43. “2 1840, 5 445 sq. St. Beuve Nour. Portr. T. 
p- 69 sq. — Ueberf. ſ. —* u. deutſch v. Metromanus. GStuttz. 181 
—32. II. 8. a. 6. Franz. v. Ph. Engelharıt, Eaflel 1830, 12. Hundert m 
drei Lieder Aid. v. P * Ra ufius. Brnfhmw. 102. un Eier in 

. Bearb. v. Ab. v. Spami ou 8. ge 
ieber in d. Weröm. d. Orig. verd. d. 2. ©. u (2. ) dem 
1839-41. III. 16, ebd, 1842. 16. 


9 Chansons nationales. Paris 1819. 8. Chans. compl. publ. } 
Beranger. ib. 1835. 8. — Les barricades de 1830, s ne hi 
Brux. 1331. 18, 


5) Messeniennes. Paris 1818. Nouvelles Mess6niennen, ib. 182. 
1827. 8. Brux. 1831. 18, 


6) La liberte. Paris 1827. 8. 


7) Oeuvres diverses. Brux. 18%. IV. 18. Epltres diverses. b. 
1827. 11. 18, $ 
. 602. 


Ein fehr reiches Feld bietet uns die Elegte zur ve 
ſchauung dar, und wir müflen uns bier auf die Anführung 
bes Bedeutendſten befchränfen. Der Erfle, der Hier zu namen 
wäre, if jedenfalls Pierre Treneuil aus Eahors (17169— 
1818), der bereits als Süngling drei Preife von der Acade 
mie des jeux floraux, bie befonders Im füblichen Kranke 
wefentlih zur Pflege der lyriſchen Poefle beitrug, erhalten hatt 
bann aber ungefheut die ganze Revolutionszeit hindurch unaud 
geſetzt feine Leier zur Trauer über die unglüdlichen Opfer vr 
ſelben fliimmte und barum auf (1806) ihre Gräber (Tom 
beaux de St. Denis) mit Immortellen befränzte, was ihn 
mehr Ehre eintrug, ald (1810) feine Gedichte auf Napoleon! 
Heirath mit Marie Louiſe und die Geburt feines Sohnes, ob 
wohl er fpäter wieder mit aller Kraft den Maͤrtyrertod dud 
wigs XVI. feierte), Ganz biefelbe Tendenz haben die 1i 
Trauerliever de8 H. de Tercy?) aus ber Franche Eomte ai 
die Hinrichtung Ludwigs XVI. und der Marie Antoinette um 
den Tod Ludwigs XVII., wogegen Charles Hubert Mil 


Franzoͤſiſche Poefie. Elegie. 281 


levoye?) aus Abbeville (1782 — 1816) zwar auch drei 
Buͤcher Elegieen, welche gewöhnliche Stoffe verarbeiten und von 
bebeutenbem lyriſchen Talente zeugen, ſchrieb, aber doch eigentlich 
mehr Miöcellandichter zu nennen if, da er fogar mehrere Epo⸗ 
poen (Charlemagne à Pavie, Alfred) dichtete. Auch Lowis 
Brault (1782 —1829)* hat eine Sammlung von Elegieen, 
Cantaten und Romanzen Hinterlafin, aber nur in ber erfieren 
Form etwas Gediegenes geleiflet, da er darin nicht etwa bied 
einen edlen Liberallsmus, fondem au wahrhaft poetiſchen 
Schwung mtwidelt. In der Eantate bat er zwar nit fo 
viel als I. B. Rouffeau and de fa Motte Hondard, 
aber doch mehr als die geleiflet, deren Arbeiten Bad.etier‘), 
langweiligen Andenkens, gefammelt bat, und in ver Romane 
iR er auch nicht entfernt dem Schöpfer diefer Dichtungsart im 
Frankreich, Francois Auguſtin Parades de Moncrif?) 
(1657—1770) aus Paris nahe gelommen, den freilich aud 
alle Anderen, die ihm nadahmten, wie Fabre d'Eglantine, 
Marmontel, Berquin, Gerard, V. Hugo und Emil 
Des champs ebenfo wenigerreihthaben. Auch Ulric Gut⸗ 
tinguer’) aus Rouen (geb. 1786), Fldele Delcroix 
aus Garency (1790 geb.)®) und Charles Loyfon?) aus 
Chateau Gontier (1791 — 1820) find zwar überhaupt 
Lyriker, allein ihre Elegieen find ihnen doch am Mein ge 
lungen. Daſſelbe Tann man von den hierher gehörigen Dice 
tungen Eugene’s Saulmier") aus St. Amand (1795 — 
1829) fagen, denen eine bei ihm aus phyſiſchen und äußern Ur⸗ 
ſachen entfprungene Schwermuth befonder6 gut ſteht. Louis Bel⸗ 
montet!!) aus Touloufe (um 1801) bat zwar Tristes im 
Genre Doiv’s erfheinen laſſen, aber fen Mufter auch darin 
übertroffen, daß es nicht feine Leiden find, die er beweint, fon- 
dern die der Armen und vom Schickſal Gedruͤckten, was natärlig 
au mehr Mitgefühl erregt. Leon Halevy aus Paris (geb. 
1802), der mit großer Gewandtheit Proben aus dem Dichter⸗ 
garten der verſchiedenſten Länder Europas gegeben hat, hat in 
feinen Elegieen Originalität mit Natürlichkeit und Wahrheit 
der Empfindung zu verbinden gewußt"). Während. Charles 
be Bernard⸗Dugrauluy aus Befangon als Achter Royalif 


282 ramoͤſiſche Poeſte. Elegie. 


me für geſtuͤrzie Throne Thraͤnen hat, bat -der Brelagner % 
Brizen x auf das Reizendfie feine Jugendliche zu einem nic» 
Achen Lanboridchen, das er nach längerer Abweſenheit als Bat 
tin und Mutter wiederfand, beſungen““). Allerliebſte Blumen, 
aus ‚der xeinen Begeiſterung der Jugend hervorgeſproßt, enlhal⸗ 
tn die Elegieen Charles Dovalle’5") aus Moutrauil 
Bellay (1807 — 29). Dieß muß man zwar auch den Ar⸗ 
beiten Ach illes Ductefieur'‘) zugeſtehen, allein das Al 
ſchwermũthige und die ewigen Klagen werben zuletzt druͤdend. 
Rein chriſtlicher Sänger I Hippolyte Morvannaid") 
aus der Bretagne, deo Vorigen Landsmann. Daſſelbe kam 
mom von den Dichnengen Cdouard's d’Anglemont') au 
Pont Aubemer (geb. 17968) ſagen, wenigſtens find fie überan 
beiteter „ats. die Hierhergehörigen Verſuche des Legitimiſten de 
St MWalery). Dagegen zeugen die Dichtungen GErnef 
Legouue’s, und unter ihnen befonberö die Ehegie auf den 
Ted: feines“ oben. genannten Vaters, die des Grafen. Jules de 
Reffeguier?) and Epuloufe und die Jules’ de St. Felir”) 
von bedeutendem Igriihen Elemente, während des Legitimifen 
Edonard Menvrechet ) Miscellangedichte an zu lang aus⸗ 
gebehriten. Giuleitungen leiden und dadurch ben. Gefammtelnbrud 
ſchwaͤchen. Die Messenienges Delavigne’s. find ohne Zweifel 
claſſiſche Elegieen, allein wenighens den früheren fehlt das chriſ⸗ 
liche Gottoertrauen, ohne welches wahre Poeſie undenkbar if. 
Unter den Dichterinnen Frankreichs, deren beſonders das 19 
Jahrhundert eine wahre Legion zähft, zeichneten ſich in der Elegie 
aus Madame Bnurdic Viot?) aus Dresden (1746 — 1802), 
Madame. Bache⸗Vin? aus Rouen, leider durch Die Lecture 
bed Johannes Gecunbus verbilbet, befonderd aber Mabamt 
Adelaıde Gillette Belle Dufresnoy”) aus Par 
(1765+—1825),..dern wahrhaft gefühlvolle. Elegieen nit bios 
eniſchieden die, geborene Dichterin beurklunden, ſondern deren in 
bemfelben Genre gedichteten :derpiers moments de Bayarl 
(1845) mit Recht gelränt wurden, Die von wahrhaft trau 
Anhanglichkein undn Berehrung für die Tümiglirgen Märtyrer der Res 
Yohstion Dictieten Ttauerlieder der Mebame Siyry de Vannozꝰ) 
„rs: Rancy (1180). würden weniger in Vergeſſenheit gerathen 


Seanzöfifche Poefie. 283 


fen, Gälte nicht Diadame Marceline Desberded-Balmo re”) 
aus Domai (1787), deren beſte Elegie gerade bie IR, worin 
fie das traurige und mit dem Schauſpielerſtande, dem. fie vor 
ihrer Verheiraihung mit dem Tragiker Valmore angehörte, noth⸗ 
wendig verbundene leichtfertige, ih will nicht fagen, Iaftechafte 
Leben ſchildert, durch ihre von rein enspirtich » ſubjectiven Einfäffen 
abhängigen Dichtungen alle ihre früheren Colleginnen überflügelt, 
etwa mit Auonahme der Freikeiteihwärmein, Madame Amabie 
Taſtu*) aus Paris (1786), deren Olsenux du sacte, Ange 
gardien und Feuilles de saule wonbrhafte Perlen zu :nenmen 
ſind, wie fie denn überhaupt für die rellziöſe und Trauerelegie 
wie geſchaffen iſt. Reben den erhabenen ımb durchdachten ler 
gieen der Madame Eonfange Marie de Theis, Kine 
Satlm-DydrReifferfhein?) aus Rantes (geb. 1767). find 
Die Dichtungen der Madame Victoire Bab ots”), wenig 
end wand die auf den Tod ihrer Toter. bejüglichen betrifft, 
wahre Erzeugniſſe einer Sappho des meres, wie fie einſt ihr 
Ontel Ducis genannt hat. Wis der Mademoifelle Elifa 
Mercveur?) aus Nantes (I800 — 1830) würbe ewwas 
UAnsgezeichneies geworden ſein, wäre fie nicht zu früh geſtorben, 
wogegen man ben ſpaͤteren Dichumgen der Madame be Si⸗ 
rardin, (feit 1832) der Gattin des Bekannten Idurnaliſten, 
+ D. ihrem Drama Judith, jegt kaum nod das fihöne Talent 
anficht, welches ihr einft, ald fie (geboren 1805 zu Aachen) 
noch Mademoiſelle Delphine Bay”) hieß, einen. Preis 
Bet der Academie eintrug (devomement des medecins frangals 
«t des soeurs de St, Camille dans la peste de Barceldnt 
1822), Madame Gautier”) erivedte durch ihr Tonibe 
zoyale (1828) große ‚Erwartungen, allein ihr Vincent ..de 
Paule (1832), für beiten Ertrag fie ſich einer Anzahl wur‘ bi 
Gholera verwaifter Kinder annahm, erlaubt „ben nur darum Fine 
ſcharfe Tritik. Mademoiſelle Felicie d’Ayaac* gefaͤllt ſich 
m Alten Thraͤnenpoeſteen, allein Natuͤrlichkeit kann man: iht 
nicht abſprechen, während Adele Janviery fon durch. ihre 
edle Abſicht, die Noth des Armen zu ſchildem, für RG ein⸗ 
nimmt, wenn ihr auch nicht ein: fo entſchiedenes Talent, wit des 
Madame Anans Segalas”), Die beſonders durch ihee von 





284 Seanzöfifche Poefie. 


aller Monotonie und Einfeltigleit entfernten Lyrik anzieht, m 
Gebote ſteht. Rein chriftlides Element emihalten endlich bie 
Ditungen der Madame de Gere Barbe”) aus Isle de 
France. Letzteres herrſcht überhaupt in dem größten Theile de 
modernen Branzöfifchen Lyrif vor, feltbem einmal Alphonſe 
de Lamartine”) aus Macon (geb. 1791) in feinen Me 
ditations und Harmonies gewifiermaßen die Beredtſamkeit eines 
Boſſuet in die Berfe eined Claſſikers der been Zeit der Fram 
zoͤſtſchen Literatur einzufleiden gewußt hatte und feine Lefer forn⸗ 
lich in feinem Gotiverfunfenfein beraufchte, wiewohl er in feine 
Chute d’un ange auf der anderen Seite wieder dem Pantheis⸗ 
mus das Wort zu reden ſcheint. Daſſelbe Gepräge tragm die 
Distungen M. 9. de Larour’s”) und Edouard Fur: 
quety’3) aus Rennes, weicher lebtere die feinigen felbR poecle 
eatholigue nennt und fich zu der Falten Lyrik des vorigen Jehr⸗ 
hunderts fo verhält, wie der prachtvolle Dom einer katholhchen 
Kathevrale zu der prunflofen Einfachheit einer yproteantiiden 
Kiche. Gappot de Feuillide*) und A. de Beaudesn") 
Legitimiſten aus der Vendee und Bretagne, nehmen aufe vi 
Religion auch noch die biinde Anhänglichfelt für die alte Dy⸗ 
naſtie, Dieu et mon roi, zur Deviſe und haben eben durqh 
diefe Miſchung des chriſtlichen und heroiſchen Elements wahr 
bafte Begeiflerung beurfundet. Neben diefen iſt nur noch We 
eigentlich romantifche Schule mit ihren Fehlern und Borzigen 
zu nennen. Dabei bat der Einfluß Deutſcher Literatur au 
Franlreichs neuehe Dichter bedeutend eingewirkt, denn 3. ®. 
Gharled Fournel“) hat nicht bloß mehrere Balladen Uhlaude 
seht geſchickt übertragen, fondern ſich auch ſelbſt In feinen eige: 
sen Berfuchen offenbar nah ihm und feiner Schule gebilde. 
Indeſſen hatte ſchon früher die fogenannte romantifge Schule, 
vielleicht ‚ohne es zu wollen, fi von derſelben Richtung leitm 
lafien. Betrachten wir zuerſt ihres Choragm Victor Marie 
Hugo’s*) aus Belanson (geb. 1802) Odes et Ballades 
(1824), fo finden wir ihn da noch entſchieden als Ultramontanen 
und Rohalißen, in den Feuilles d’antomne (1831) erfheint 
er ſchon völlig lyriſch, in den Orientales (1828) laͤßt er fd 
ner Phantaſie gänzlich: Die Zügel fhleßen, in ven Chanis du crt- 


Franzöfifche Poeſie. 285 


pusenle (1835) wendet er fi zuc Politik, und in ben Volx 
interieurs (1839) zeigt er ein außerorbentlihe® Talent in 
Beſchreibungen, kurz, fo mannigfaltig feine Aber iR, fo harmoniſch 
zeigt Ah Immer fein Ausdruck, nur iR er zu bilderreid, und dadurch 
wird er oft ſchwuͤlſtig. Ziemlich in diefelbe Categorie gehören 
bie Dißtungen Alfred’ 8 de Muffet*) (geb. 1810), nur 
daß mann ihnen zu fehr das Studium Byron's anſieht, und 
Evarifie Boulay PBaty’s“) Elie Mariaker iſt ein hy 
perromantifhe® Gebilde voll dunfler und oft unangemefiener Mes 
taphern, In denen er feinen Meifer fletd zu überbieten ſucht. 
Derfelbe Fehler zeigt ſich auch in den Arbeiten des befannten 
Grititers Charles Augufin St. Beuve“) (aus Boulogne 
für Der, 1804), befonder6 in feinen Consolations, die allerbing® 
dur die ihnen inwohnende düflere Melandyolie auf den gefühle 
vollen Leſer keinen geringen Eindrud machen. Mehr Natürlich 
feit haben bagenen die reves poetiques Emile Souveftre’6*) 
aus Morlaig (1808), fowie die hierhergehörigen Dichtungen 
Alexandre Soumet’6*), befonderd feine pauvre file, denn 
fin Poeme de Pimeredulite if eine dur und durch vom 
wahren Glauben durddrungene wahrhaft inſpirirte Apologie des 
Chriſtenthums, in derem erfien Theile auf das Ueberzeugenbfle 
aus dem vor der Revolution in Frankreich eingerifienen Atheio⸗ 
mus ale die Unglücksfaͤlle erklärt werben, welche dieſes Lund 
feit jener Zeit trafen. Der Ueberfeger von Schillers Glocke 
Emile Deschamps) bat In feinem Rodrigo, dem lehten Go⸗ 
thenfonig, mit großem Glüde den Ton der Altfpanifden Ros 
mangenporfie getroffen, und vermittelft der Durch bie verſchiedenartige 
Abwechſelung des Rhythmus belebten Form dieſes Gedichtes einen 
ſchönen Pendant zu U. Gruͤn's Letztem Ritter geliefert. Auch 
fein Freund Alfred de Bigny’!) aus Loches (1799) hat 
in feinen früheren Gedichten, Eloa, Dolorida und Moise, großes 
lyriſches Talent gezeigt, und die zarte Weichheit Andre Ehenter’s 
mit der Kraft eined Pindar vereinigt, fo daß ed zu beffagen 
iR, daß er ſich fpäter mehr zum Drama hingegogen fühlte und biefe 
Bahn verließ. Endlich mag noh Jules Lefrore‘) bier ges 
nannt werden, defien Dichtungen von einem ganz ernflen Stus 
Dium der beflen Engliſchen, Deutfchen, Italiaͤniſchen und Spa⸗ 


286 Sranzdfifche Poeſie. 


niſchen Mufler zeugen, obwohl auf der andern Seite wicber ſein 
Styl Durch dieſe fremden Ginfluͤſſe gelitten hat. 
aaa Dar onies elegiaques, 6d. augm. d’une nof, sur lauteur. Paris 


2)-La mort de Louis XVI. idylle dans le gott anfique, Paris 
1820. 8. La mort et l’apotheose de Marie Antoinette. ib. 1817. 8. 1 
mort de Louis XVII. ib. 1818. 8. 


3) Oeuvres complötes. Paris 1822. V. 8. Pods. compl. pri 
d’une not. p. Pongerville. ib. 1843. 12: ©. St. Beuve Portr. Ill. 
T. I. p. 398 sq. 


4) Recueil d’elegies, cantates etromances. Paris 1812.8. Potsis 
politiques et morales. ib. 1826. 8. 


. 5) Recueil de eantates, qui se chantent dans les concerts. Pe- 
rıs 1724. 12. 


6) Oeuvres. Paris 1750. III 8. 1796. II. 8. f. d’Alombert, His. 
T, VI. p. 285 sq. Grimm Gorrefp. 3b. I. p- 335 20. 


7) Melanges poetiques. Paris 1814. 8. 
8) Poesies. Paris 18%. 8. 


——* Bonheur de l’etude. Paris 1817. 8. Epiires et Eldgies. sh, 


40) Le derouement den medecins francais et des soeurs d 
84 Camille, Paris 1822. 8. Ode sur Je devonament de Malesberbe- 
ib. O. . 8. 


11) Les Triates. Paris 1824. 8. 


12) Rlégies. Paris 1825. 8. Commode et le gladiatenr. ib. 18%- 
8. Podsies europdennes. ib. 1827. 8. 


43) Plus Denil que Joie, Besancon 1832. 8. 


14) Marie, idylie bretonne. Paris 1832. 12. Les 'Ternaires. lit 
Lyrique. 1834. ib. 12. &. Mag. f. db. Lit. d. Ausl. 1845. ur. 149. 


15) Blegies, publ. p. Y. Louvet et Hugo. Paris 1831. 8. 

16) Exil et patrie, - | 
.. 17) Elegies et’ autres podsies, suiv. de Sapho, drame Iyr. Parö 
1824. 2. Les reves aux mänes du general Foy, suiv. —28 et 
de po6sies Elegiaques. ib. 1826. 8. ‘ 

18) Fragmens de po6sie. Paris 1832. & 


- 19) Les morts bisarres, poemes dram. suiv. de Po&sies. Paris 
1832. 8, Edith de Falsen. Paris 1840. 12, 


20) Tableaux podtigues. Ed. IY. Paris 1829. 8. Fabl. pol. & 
Prismes poetiques. Brux. 1832. 32. 


21) Poesies romaines. Paris 1830. 8. 
22) Contes et po@sies diverses. Paris 1827. 8. 


23) Ihre Gedichte fliehen im Alman. d. Mases 1769 nq. Um Beſ. 
ihre Ode au silence. 


Sranzöfifche Poefie. 287 


24) Chant sacr6 pour le duc le Bordeaux. Paris 182}. 8. La 
mort de la vieille annde. Paris 1839. 8. Bes statues de St. Victor 
leg. provenc. ib. 1833. 8. 


25) Elegies suivies de piäces diverses. Paris 1811. 8. Bd. IV. 
Paris 1821. 12. 


26) La profanation des tombes royales de St. Denis1793. Paris 
1806. 8. 1810. 12. Le vingt et un janvier, El@gie. Paris 1814, 8. 


27) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl 1845. nr. 116. 2 f. d. Lit. d. Aus 
1839. p. 214. 491. 1840. p. 45. 432. St. Beuve T. I. p. 69 sq. Po 
sies completes. Paris H. 8: Pauvres fleurs. Paris ieiz 8. Les Pleurs. 
Brux. 1840. 32. 


„2 La chevalerie frangaise. Paris 1821. 8. Poesies. ib. 1826. 
1832. 8. Oeuvres poet, Ed. VI. augm. „ne ‚plas. pieces. ined. ib. 
4833. III 32. Poesies nouv. Brax. 1 Recht. originell find ihre 
Oiseaux du sacre. Paris 1825.8. ©. St. Beuve Nouy. Portr. Til. p: 199. 


-39) Oeuvres. Paris 1842. IV. 8. 
: 30) Riegies et podsies diverses. Paris 1810. 8, 
81) Poesies, Nantes 1827. 8. 1829. 8 


32) Poesies completes. Paris 1838. 12. | Brux. igu. 32. Essais 
po£tiques. Paris 1824—26, II. 8. Le retour ib. 1877. 8 


33) L’orphelin du petit seminaire, el. -Paris 1824. 8. La Tombe 
royal, poöme en Ill chauts. ih. 1824. 8. St. Vincent de Paule, 
poäme. ıb. 1832. 8. 


34) Poesies religieuses. Paris 1824. 8. Heures poetiques et ro 
ligieuses. ib. 1828. 8. 
35) Les malheurs du pauvre, 


ee Les Algeriennes, Paris 1831. 8. Les oiseaux de pansage, 3b. 
37) Les soupirs podtiques. Paris 1833. 8, 
su Oeuvres complätes. Paris VIII. 8. ed. illustr. ib. 1838 At. 
Oeurr. poet. sompl. ib. X. 32. Oeuvr.'compL Brux. 1844. 
II. 4 ©. Planche T. . 151 sq. Map, f. d. Lit, d. uus 32 nr. 
106. Blatt. f. d. Lit. % ust. 1836. b; 115 sq. 1837. 'p. "1838, 
p. 261 sq. 1889. p. 317. 417 at. Wolf, die fıhöne Lit. Euro, Lpzg. 
1832. p. 1 sq. St. Beuve Nouv. Portr. (Brux. 1836) P. I. p. 31 aq. 


39) Po6sies comple£tes. Paris 1831. 12. Vie intime. ib. 1833. 8. 
40) Esquisses oetiques, Paris 1829. 8. Amour et foi. ıb. 1833. 


1834. 8. Poesie catholique. ib. 1836. 8. Hymnes sacrees. Brux. 1834. 
32, Prinavera. ib. 1840. 32. Fleurs & Marie. Paris 1846. 8. 


41) Vendeennes et chants hellönes. Paris 1825. 8. Les vendeennes. 
ib. 1 fer 8, 
Souvenirs Podtiques, Paris 1830. 16. ib. 1824. Ed... 8 
Gärke auch unt. and. Souvenirs du vieux Paris. ib. 1834. 8. 
43) £ Rap. fi d. Lit. d. Ausl. 1844. nr. 136. Ballades et lais. 
Berl. 1844. 8 
44) Oeuvres compl. Paris 1838. XII. 8. od, XXY. 8. ſ. Wolf a. 
a. D. p- 7 7-78. 





288 Sranzöfifche Poeſie. Satire. 


- 45) Podsies complötes, Paris 1833. 12. D. beſte if I. Spectace 
dens un fautenil. ©. St. Beuve. T. I. p. 245 sq. 


46) Elie Mariaker. Paris 1837. 8. Les Atheniennes. ih. 1827. 8. 
Odes nationales. ib, 1830. 8. Odes 1844. 8. Tribut aux mänes de 
Byron, ib. 1825. 8. 


47) Vie, podsies et pensdes de J. Delorme. Paris 1829. 8, Cor 
solations. ib. 1830. 8. Pensdes d’Aoüt. ib. 1838.8. Poésies completes. 
ib. 1840. 8. f. Si. f. d. Lit. d. Must. 1840. p. 188. 269. 401. 433. 578. 
Planche Portr. litt, T. I. p. 277 sq. 


46) Les derniers Bretons. Paris 1840. 12. Röves poetiques. Nar- 
tes 1830. 12. Trois femmes poötes inconnues. ib. 1829. 18. 


49) La decouverie de la vaccine, Paris 1815. 8. Les derniers 
moments de Bayard. ib. 181%. 8. Le fanatisme. ib. 1803. 8. L’ina«- 
dulite. ib. 1810. 8. La pauvre äille. ib. 1814. 8. La divine epopee. 
po&me. Paris 1840. II. 8. 


50) Emile et Antony Deschamps Po&sies. nouv. &d. Paris 180. 12. 


51) Oeurres complötes. Paris 1837. VII. 8. f. Rev. Indep. 15. 
T. I. P. 331 sq. St. Beuve, Nouv. Portr. T. III. p. 187 sq. 


52) Confidences. Paris 1833. 8. [. St. Benve a. a.D. T.L pl: 


$. 608. 


Es iR num noch übrig, von einigen anderen Formen m 
Poeſie zu fprechen, vorzüglich von der ſatitiſchen. Diefe beginnt 
der Marquis de Frenilly (1807) mit feinen gut gejhrle 
benen, wenn aud etwas derben Satiren und Epiſteln, unle 
denen ſich befonders feine Epitre sur la charite auszeiänt‘). 
Weniger Tiefe Haben die hierher gehörigen Arbeiten Taviet 
Boniface’s aus Paris (1796), der und unter dem Roma 
des Geburtsortes feiner Mutter Satntine befannter iR um 
unten noch vorfommen muß?). Don den gegen die ‘Politik de 
Reſtauration gerichteten Arbeiten Barthelemy’s und. Mery's 
iſt ſchon oben die Rede geweien, fo daß wir hier nur nod M 
erwähnen haben, daß erflerer vom 27, März 1831 bis 1. Anl 
1832 ein ſatiriſches Wochenblatt, Nemesis, publicirte, welches ige 
duch feine Echärfe mande Feinde machte. Ganz in daſſelbe 
Benre gehören die Kerlerpoefieen des jetzigen Romanfchreiberd 
Alexandre Pierre Barginet aus Grenoble (LTM). 
an. denen jedoch auch fein Freund Magalon Antheil gehabt 
Hatte?); fie würden gar feinen Erfolg gehabt haben, Hätte man 
fih nicht für ihren Verfaſſer feiner Sade wegen (er war des 
Carbonarismus verdächtig eingeferfert worden) intereſſitt, wm 


Franzoͤſiſche Poefle. Satire. 289 


Henri Augufe Barbier?) hat ihnen mit feiner von aͤchter Frei⸗ 
beitöbegeifterung dictirten Curee (1831) unbebingt den Rang abe 
gelaufen und fi ale aͤchten Sohn ber Revolution gezeigt, ber 
wenigftend den Muth Hatte, den damaligen Machthabern ins 
Geſicht zu fagen, daß fie die Kaſtanien fih von ben braven 
Münnen in der Bloufe aus dem Feuer hätten holen laffen 
und ihnen nichts als die Schalen dafür gäben. Auch bie po⸗ 
litiſchen Satiren des Ueberſetzers der divina comedia Antony 
Des champs?) zeichnen ſich durch Kraft und lebendige Berfl- 
fication. aus, welches Letztere wenigſtens von ben beißenden Dich⸗ 
tungen Theophile Bautier’8°) nicht geſagt werden kann. 
Sonſt find noch Viollet le Duc’), der in ſeiner nouvel 
art poetique eine treffliche Apologie des eingeriſſenen ſchlechten 
Geſchmacko in der modernen Franzoͤſiſchen Poefie gegeben hat, 
and Henri de Latoucdet), der in feiner Academie denſel⸗ 
ben Zwed verfolgte, bier anzüführen. Was die eigentliche Volkes 
poeſie anlangt, fo iſt biefe in neuefter Zeit nicht mehr wie früher 
ſatiriſch zu nennen, fondern hat ein rein Inrifhes Clement ans 
genommen, was zwar nit ganz von ben trefflihen Sachen Aug u⸗ 
Ain Babre’6?) gilt, wohl aber von denen des Friſeurs 
Sacguou Sanfemin (d.h. Sacques Jasmin, geb.1797) 
zu Agen’”), des Bäders zu Nismes Sean Reb oul!!) (geb. 1796), 
eines ſupernaturaliſtiſchen Socialiſten und Anbeters Lamartine's, 
der übrigens einen Styl ſchreibt, der weit uͤber feiner 
Sphäre liegt, des Witrafocialiften Peyrotte') aus Clermont 
P’hHeralt, eines Töpfers, und des fentimentaln Buchdruckers 
DB egefippe Moreau'), fowie des Kattunfärbers Theodore 
Lebreton") aus Rouen, der wie fein Anderer die Leiden ber 
armm abrifarbeiter und die Schwelgerei ihrer Blutfauger zu 
ſchildern verfieht. Munterer find die Lieder des Maurerd Charles 
Boncy aus Toulon!’). Uebrigens iſt in der neueſten Zeit noch eine 
ganz eigme Form der Satire Mode geworden, in Profa naͤm⸗ 
lich, wie fie fi uns in ben Außerfi witzigen fleinen Physiolo- 
gies zeigt, worinnicht blos einzelne Fehler der Menſchheit, fondern 
ganzer Klafien und Stände ebenfo fhonungslos als fein abge 
malt werben und uns beöwegen weit mehr anziehen, als bie 


trem Ramen mehr als Ehre machenden Guepes ded Romans 
Beäh, Handbduch d. Litrrärgefgichte. TIL, 19 


290 Sranzöfifche Poeſie. Satire. 


ſchreibers Alphonſe Karr, eine Duodezmonatöſchrift, vor wel⸗ 
cher ſich der zwar auch ſcharfe, aber doch mehr heitere Charlvarl, 
und, wenn auch weniger, bie Carricature auszeichnet. Den Uthe 
gang zum Roman machen die trefflichen, auch ohne die geh. 
reihen Illuſtrationen Grandville’s höochſt piquanten hi 
moriſtiſchen, von einer Anzahl trefflider Genremaler entworfen 
Scenes de la vie privee et politique des animauX und 
Grandville's un autre monde, denen bald viele mehr oh 
weriger gelungene Nachahmungen folgten, 

4) Poesies. Paris 1807. 8, . 

2) Poömes, odes, Epitres et Poesies diverses. Paris 16%. 8 

3) Souvenirs po6tiques de denx prisonniers. Paris 1823. 8. (ut. 
Mag. Nam.). 


4) Jambes. Paris 1832. 8. (Deutſch als: Geißelhiebe für die gef 
Nation, überf. v. Körfter. Quedlinb. 1832. 8.) TI Pianto. Paris 189. 8. 
Lazare. ib. 1837. 8. Nouv. Satires, ib. 1840. 8. Rimes heroiques, 
im Babel. 1840. T. Il. f. Planche in d. Rev. d. deux mond. 1837. 
T, XI. II Ser.f. 31. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. p, 73 sq. 


5) Trois satires politiques. Paris 1831. &. 


6) ©. BL. f. d. Lit. d. A. 1838. p. 437 sq. St. Beuve Portr. 3. 
Cont. T. IU. p. 251 sq. 


7) Nouv. art. poetique. Paris 1809. 12. 
8) Les classigues venges. Paris 1825.8. l’academie. Paris 15% 8 


9) Recul d’avras patoisas. Mounpey2.1815. II. 8. Lou siöche de 
Cadaroussa pou&ma patois, seguit d’aou sermoun de mouse St 
stre, et d’aou Tresor de Substantioan ou l’Opera de Castelneoı; 
coumedia patoisa. ib. s. a, 8. Ueb. ihn f. Dicuing in d. Revue % 
Paris 1843. 26. Novbr. u. deLavalettein d.Me&m., dela soc. d’Aveyron: 
T, Il. p. 326—332, 


„. 40) Les papillotos. Agen 1835. 18. L’abuglo de Castel-Cnille. 
ib. 1836. 8. |. a. Le Troubadour moderne ou Po&sies populaire de 
nos provinces meridionales, trad. en frang. p. Cabrie. Paris 184. 8. 


k a. Magaz. f. d. Lit. d. Ausl, 1844. nr. 107. 144, Blätt. f. d. Lit. d. 
usl. 1837. nr. 61 aq. 


11) Le dernier jour, poeme. Paris 1839. 1% Poesies. ib. 18% 
12. f. Viatt. fi d. Lit, d. Aust. 1836. mr. 89 sq. 1840. nr. 48 sq- 


12) Lou christ u. bie Klagen eines Ausfägigen b. Cabrie. Hier ſtehen 
auch die niedlichen Kabeln von Gros (u. in f. Recueil de podsies pr 
vengalos. Mars, 1763. 8.). 


13) Le Myosotis, Poesies. Paris 1836. 12. Brux. 1837. 32, ſ. Bl. 
f. d. eh. b. Außl. 1840. or. 71 sq. 


14) Heures de repos d’un ouvrier. R . Ed. I. 1 8. 1. 
Blaͤtt. f. d. Lit. d. Ausl, 1838. nr. 84 sq. onen * 


15) Marines, Poesies. prec. d’une not. p, Ortolan. Paris 184.8. 


Seanzöfifche Poeſie. Roman. 291 


$. 604. 


Wir find nun bis zum Ende ber Ueberſicht der eigent⸗ 
tihen Poeſie biefer Periode gelangt und Haben nur noch dem 
Roman in den zwei Perloden von Ludwig XV. an bis auf 
die neuefte Zeit zu beſprechen. Diefer zerfällt in dem der Ku 
volution vorangehenden Zeitalter in zwei Elaffen, nämlich in den 
eigentlichen Sitten» oder auch Bamilien-Roman und In den 
philoſophiſch⸗politiſchen. Erfteren führt Alain Nene Leſageh 
aus Earzeau (geb. 1668, gefl. 1747) ein, der fi früßzeitig 
mit der Spaniſchen Literatur belannt gemadt hatte und bereits 
1704—6 die Kortfegung de8 Don Quixote von Avellaneda 
überfete, ohne damit ſonderliches Gluͤck zu maden. Dann gab 
er jene ausgezeichnete Eritit aller Klafien der Geſellſchaft, den 
Diable boiteux, eine Nahahmung des Diablo cojuelo des 
Luis Velez de Guevara, heraus, weldhe aber das Original weit 
übertrifft, worauf dann fein unfterbliher Gilblas (1715), jener 
Hare Spiegel der Verirrungen des menfhlihen Herzens mit 
feinen Schwächen und Lächerlichkeiten, folgte, den weder fein 
Guzman d’Alfarache (nad) Aleman), nod fein Bachelier de 
Salamanque, noch endlih fein Estevanille Gonzalez, sur- 
nomme le gargon de bonne humeur (1734) irgendwie ers 
reicht hat. Er warb dadurch der Schöpfer, ich will nicht fagen 
des Branzöftfhen Schelmenromans, denn feine Helden find Im 
Ganzen ziemlich gute Leute, aber doch der Abenteurergefchichten, 
deren bekanntlich ſeitdem auch Deutfchland fo viele aufzuweiſen 
hatte. Während aber Lefage ohne Zweifel in feinen Arbeiten 
noch zu fehr von den Spantern abhängig blieb, müfjen wir den 
Sttinroman Martvaur’8%), wie fih derſelbe in feinem 
Paysan parvenu und feiner Marianne zeigt, offenbar für ein 
Bert Acht Zranzöflfchen Geiſtes erfennn und bedauern nur, 
daß er nur Schlechtes beobachten zu wollen fdeint, denn 
edle Charactere find bei ihm faft gänzlich ausgeſchloſſen. Die 
Sortfeßerin feiner Marianne, Madame Marie Jeanne Labo⸗ 
ras de Mezteres Riccobont’) aus Parts (1714—92), 
fteht ihm auf feine Weiſe nad, übertrifft ihn eher noch an Eles 
ganz und läßt ung In Ihrer eigenen Lebendgefhichte, den Lettres de 
Fanny Buttler (1757), einen tiefen Bid in Ihr edles Herz 

19 


292 Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 


werfen. Der eigentliche Schöpfer des Franzoͤſtſchen Familien⸗ 
romand IR aber Prevot d'Exiles) aus Hesbin (1697- 
1763), befin Manon Lescaut, troß bes im Sujet lie 
genden Fehlers, ein Freudenmaͤdchen, das zwar fpäter ein Aw 
gendſpiegel wird, zur Helbin eines Romans zu machen, wegen 
des Reichthums der in ihr entwidelten Yhantafle umb eines 
außerordentlihen Erfindungstalents Immer ein Meiſterſtuͤd bie 
ben wird. Madame Graffigny’) aus Nancy (1694 
1758) hat nur dur ihre Lettres Peruviennes ſich ein 
bleibenden Ramen ertvorben und Boyer d’Argenfon, Marquis 
de Paulmy aus Valenciennes (1722—1787) und Louis 
de la Bergne, Graf du Treffan aus Mans (1705- 
83) müffen hier wenigftens infofern eine Stelle finden, als 
Beide, Erfterer in der von ihm gegründeten Bibliotheque des 
romans und theilmeife auch in den Melanges tires d’une grande 
bibliotheque (d. h. der feinigen, die jebt der bibliotheque de 
V’Arsenal einverleibt if), Lebterer in feinen für bie obengenannit 
Bibl. d. R. gemadten Auszügen aus den alten Ritterromanm 
weſentlich thätig für bie Erhaltung der altfranzöfſiſchen KAomam 
literatur gewefen find. Einer der fleißigſten Schriftfieller abe 
im moralifhen Roman iſt Elarts de Florian‘) aus dl 
rian (1755 — 94), deſſen Schäferromane im Spaniſchen Be 
fhmade wir aber ſchon oben erwähnt haben, und deſſen Nums 
Pompilius (1786), Tell, Elieser et Nephthali verunglüdt 
Epopöden in Proſa find, die fi nicht einmal zur Lnterhaltung 
für Kinder eignen, da fie ungemein langweilig find und hi 
ſtens ganz kurze Zeit hindurch durd ihre blümelnde Sprache 
befterhen Fönnen. Auch Gonzalve de Cordoue if fo wenig 
der große Spaniſche Held, wie Numa ein Römer, ſondern nid 
als ein füßlicher Franzoſe. Nur feine Leberfebung des Don 
Quixote {fl claffifch zu nennen, denn fie iſt ganz Spaniſch lo⸗ 
cal gehalten, und ihr verdanft Florian allein feine Stellung in 
ber Literatur, Was fein Theater anlangt, wo er dem KHarlefin 
von Bergamo Franzoͤfiſche Kleider anzieht, fo IR es ebenfalls ziemlich 
verunglüdt, denn man fieht es an ber trübfellgen Figur ded 
armen Helden, wie ihn der alljuenge Rod überall brüdt und 
fpannt, und wie er fih nad feinem Stidfledhabit zuruͤchehul. 


Seanzöfifche Poeſte. Roman. 293 


Weit beſſerer Kinderſchriftſteller iſt dagegen ber ſchon genannte 
Berguin’), der von feiner Monatsfchrift, l’ami des enfants 
mit Rechht den Ramen bat, wenn mir au Sean Nicolas 
Bouttly’s®) aus Eordraye (1763— 1840) auch In Deutfchland 
gern gelefene Erzählungen ihrem Zwecke noch beffer zu entfprechen fchet- 
nen. Wie wenig Jean Francois Marmontel’sS aus Bort 
(1733 —99)?) fogenannte Contes moraux dieſen Ramen eigentlich 
verbienen, babe ich fon oben angebeutet; dagegen gehört fein 
Belisaire (1767), wie befonbers feine durch ihre enblofen 
Beſchreibungen und bombaflifgen Styl Tangweiligen Incas 
(1777), worin er den Clerus als eine jedweden Haß verdie⸗ 
nende Klaſſe hinſtellt, bereitö unter die Zahl ber politiſchen Ten- 
denzromane. Freilich tritt dieſelbe in Voltaire's mit ben 
Waffen der Sophiſtik und der Sinnlichkeit ausgeruͤſteten Roma⸗ 
nm Zadig, Candide, Voyages de Scarmentado, Vision de 
Babouc, Micromegas undIngenu nod mehr hervor, allein bei 
Boltaire’s bekannter Perfönlichkeit haben fie weniger geſchadet, 
während jene fi) viel mehr unter dem Dedimantel der Moral in bie 
Familien einfhleihen, um dieſe ſelbſt völlig zu untergraben. 
Welt gefährlider noch iR Rouffeau’s Nouvelle Helolse 
geworden, die, von der literarifhen Seite genommen, ein voll 
enbeies Kunftwert ift, von der moraliihen aber bei manchen 
Vnwahrſcheinlichkeiten und einer falfhen Sentimentalität, befon- 
ders durch die lockend geſchilderten Reize der Wolluſt geradeu 
verworfen werden muß. Gin ganz anderes Buch iſt dagegen 
Bernarbin de St. Pierre’s) aus Hayre de Grace 
(1737—1814) Paul et Virginie, wo zwar auch das ſenti⸗ 
mentale Element überwiegt, aber die Characteriſtik dieſer 
beiden reinen unſchuldigen Weſen fo gelungen und bie Darſtel⸗ 
tung ihrer Liebe mit ihrer reizenden Scenerie fo vortrefflih iſt, 
daß es ſchwer fein türfte, etwas Aehnliches aufjufinden. Kann 
man nun au nicht leugnen, daß Denis Diderot!!) aus 
Langres (1712—83) in feiner (jedoch unvollendet gebliebenen) 
Religieuse, worin er bie Bolgen ſchildert, welche ein erzwungenes 
Kioßergeläbde nah fi zieht, ein außerorbentlihed Talent ents 
widelt und burd die Innere Wahrheit unbedingt für feine Hel- 
din einnimmt, fo IR dagegen fein Jacques le Fataliste, der 


294 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 


übrigens nicht einmal unterhaltend iR, leider das Product jened 
Eynismus und Atheismus, unter deren Einfluſſe er die be 
rühmte Encyclopedie, welche ein neuerer Gritifer etwas Rat 
ein Babel d’impiets genannt hat, ſchrieb. Seine langwelligm 
Bijoux indiscrets, deren ganze Pointe übrigens ziemlid albem 
iR, führen ums zu dem philoſophiſch⸗ erotifchen Romane, der mar 
durch den jüngen (Claude Mrosper Jolyot de Erw 
bilton!) aus Paris (1707 — 77), wenn aud gerade niäl 
in feinem mit großer Frechheit geichriebenen Sopha, das wenig 
ſtens eine vernünftigere Baſis als die Bijoux indiscrets ht, 
und dem Ecumoire: oder Tanzai et Neadarne, doch etwas de⸗ 
Iicater in feiner Nuit et le moment und le hasard du cois 
de feu repräfentirt wird. Aus ihnen jedoch erhält man unbezweilel 
von der durch alle Klaſſen der Geſellſchaft ſeit der Regeniſchaft verbre, 
“teten Gifte der Ereigeifterel, Genußſucht und faden Müpiggangs 
ein ebenſo wahres als abfhredendes Bild, Diefelbe I 
denz nur mit viel gemeinerem Cynismus verfolgte der Badr 
diuder Nicolas Edme Reſtif de la Bretonne) ou 
Sacy bei Aurerre (1731 — 1806), der eine wahre Fluth von 


fittenlofen Büchern, größtentheild aus Speculation, in die Bi 
fichte und fi fpäter oft rühmte, die Revolution durch fem 
Schandbuͤcher vorbereitet zu haben. Wir nennen darunter Is 


feınme infidele, worin er vie Geſchichte feiner eigenen Frau— 
einer wahren Mefialina, die fpäter von ihrem eigenen Sohne 
ermordet ward, zu feiner eigenen Schande erzählt, les muits de 
Paris, les filles du Palais- Royal und la semaine nocturse, 
worin er aus eigener Erfahrung die Geheinmiſſe der Partie, 
den fhändlihflen Orgien geweihten Spelunfen aufpdedt, und le 
drame de la vie, worin er feine eigenen Schandthaten zufam 
mengeflelt bat. Don Werth iſt dagegen, trotz ber darin vor 
kommenden gemeinen Schilverungen, le paysan et la paysanat 
pervertie, weil er darin mit der überzeugendfien Wahrheit nad 
gewieſen bat, wie zwei völlig tugenvhafte Weſen nad und nad 
durch den Vergnuͤgungsſtrudel der Hauptflabt bis zu ber unter: 
Ren Stufe der Gemeinheit verderbt werden können. Sehe 
Contemporaines entwerfen ein eben fo treues als ſchmerzliches 
Bild von der fittlichen Gefuntenheit des weiblichen Geflecht? 


Franzoͤfiſche Poeſie. Roman. | 295 


in ben unten Etänben, und nur fein Vie de mon pere if 
frei von allen Schladen der ihm anflebenden Gemeinheit und 
mat, wie auch der moraliih Geſunkenſte gewifiermaßen ein 
Vergnügen darin findet, Die Tugend und Sittenreinheit zu fdhiks 
dern, bie er ſelbſt nicht beſißgt. Wie Reſtif ſich mehr mit ber 
niederm Kaffe der Geſellſchaft befhäftigt, fo that dieß Cho⸗ 
berlo8 de Laclos!* aus Amims (1741—1803), einf 
ker trene Geſellſchafter des ſchrecklichen Philipp Egalité, mit der 
höheren, deren grengenlofe Niedertraͤchtigkeit, Gleichguͤltigkeit 
gegen afle befferen Gefühle und Luſt am Schlechten er in feinen 
Lisisons dangereuses mit erfchrediender Energie geſchildert hat, 
dadurch zeigend, wie die Schreckenszeit eigentlich nur bie gerechte 
Eirafe ihrer Schändlichfeit war, abgefehen freilich davon, daß 
fe and die Befieren verſchlang. Darum If eigentlih das Las 
fen des Buches vielleicht der Jugend fogar zu empfehlen, ge 
wis aber, da «8 und das Lafer in feiner ſchrecklichſten 
Gehalt vorhaͤlt, weniger gefährlich, als der berüdhtigte Faublas 
Louvet de Gouvray’s.) aus Paris (L760— 97), wortn 
die Liederlichleiten der damaligen Hofleute zwar ebenfalls treu ges 
malt, aber mit einem fo reizenden Mantel verdeckt werden, daß 
ofenbare Lafer höchfiend als Schwächen erfchelnn und ein 
rihtönüpiger Roue als der Typus eines eleganten jungen 
Bonnes der Jugend nicht zum Abſcheu, fondern, man möchte 
fagen, zur Nachahmung hingelelt wird. Leider hat aber dieſe 
Zei neh ganz andere Ausgeburten biefer Art hervorgebracht, 
und man muß es zur Schande ber damaligen. vornehmen Ges 
ſeiſchaft ſagen, es waren Perfonen aus den beflen Bamilien, 
die es fih gawiffermaßen zur Ehre anrechneten, dergleichen Bü- 
der zu verfafien, wie denn der befannte Miniftr Charles 
Alerandre Ealonne!‘) aus Douay (1734—1802) befannts 
id die berücdhtigte Felicia, Andre Robert Andrea de 
Rerciat aus Diion (1739 — 1800) den ſcheußlichen Mon- 
rose”), und der berühmte Alterthumsforſcher Graf von Caylu8'?) 
aus Paris (1692 — 1749), der ja auh das ſchreckliche Luſi⸗ 
wiel le hordel fchreiben Tonnte, mehrere folder herrlicher Sa⸗ 
lenbücher hinterließ, um von Honore Gabriel Riquette's, 
San von Mirabeau!?) aus Yon (1749—91) Rubicon, 








296 Stanzöfifche Poeſie. Roman. 


Erotiea-Biblion und Ma conversion gar nicht zu reden. 
Dazu kommt noch, daß ein nicht widerlegtes Geruͤcht ging, es 
habe in der Baſtille eine geheime Druderet für erotiide Bücher 
exiſtirt und die Polizei habe ſelbſt damit Handel getrieben”). 
Was half es dann, wenn man den Rriegecommiffär de Mon⸗ 
tignt in die Baſtille ſetzte, um ihn dort für feine Therese 
philosophe?!), die übrigens wenigſtens das große Berbienft Hat, 
die ſchaͤndlichen Berführungskünfte einer gewiſſen mit Recht alle 
gemein verhaßten Prieſterkaſte offen an ben Pranger zu ſtellen, 
büßen zu laſſen. Ja, es iſt erwieſen, daß eben jene Conver- 
sion, ein treuer Spiegel der damals in den vornehmen Cirkeln 
getriebenen Ausfchweifungen, von Mirabe au im Gefängniffe 
zu Bincennes gefchrieben warb, und der fredlihe Donatien 
Alphonfe Francois, Marquis de Sade aus Paris 
(1740— 1814), den Napoleons Weisheit (1803) in dem 
Irrenhauſe zu Charenton fein Leben befchließen hieß, während 
man dieſes Ungeheuer eigentlih auf einer wüfen Infel dem 
Hungertobe hätte preisgeben follen, ſchrieb In der Baſtille, wohin 
ihn feine Graufamfeit gegen die Thellnehmerinnen feiner 
Luͤſte gebraht (1784), bekanntlich die fheußlihen Büs 
he”), 1a nouvelle Justine ou les malheurss de la 
vertu, Juliette sa soeur, Aline et Valicour ı., welde unter 
dem Titel der Oeuvres de Fr. de Sales, jenes heiligen Man⸗ 
nes, trotz des firengen gegen fle erlafienen Verbotes noch häufig 
wiebergedrucdt worden find. Ste enthalten die Befchreibungen der wi⸗ 
dernatärlihfien und raffinirteſten Wolluſt und dabei diabolifcher 
Stanfamfeit, denn die Benoffinnen feine Schaͤndlichkeiten läßt 
der Held gewöhnlich zu Tode martern, und fle follen beweifen, daß 
Gott, wenn er überhaupt exiſtire, fi doc niht um und kuͤm⸗ 
mere, und bie Tugend allein zu leidenhabe, das Lafer auf Erben 
Immer triumphire. Uebrigens erſchienen zu Ende dieſes Ab⸗ 
ſchnitts mehrere erotifhe Romane, die abſichtlich geſchrieben wurs 
den, um bie Aufführung der Marie Antoinette zu verbädtigen, 
3. ®. le cadran de la volupte ou les aventures de Che 
rubin (Paris s, a, 18.), worin ganz offen erzählt wirh, wels 
hen Orgien fi fowohl die Königin, die freilich nicht genannt 
wird, und die Fürflin Polignac, beſonders unter der Leitung 
Caglioſtro's, hingegeben haben follten. 


Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 297 


1) ©. Scott, Misc. Works. T. III. (ed. Paris) p.209 sq. Edinb. 
Rev. T. X. p. 137 sq. Oeuvres choisies. Amsterd. (Paris) 1783, 
XV. 8. Paris 1811. XVI. 8. 1821. XII. 8. Hist. de Gil Blas 
de Santillane. Paris 1713. IV. 12. rev. 'et corr. ib. 1747. IV. 
12. av. un disc. prel. p. Fr. de Neufchatean. ib. 1319. 1825. IH. 8. 
1925. 1829. IV. 32. (f. 3. A. Llorente, Obs. cr. s. le rom. de 6. B.: 
on y tait voir, que 6. B. n’est pas un ouvrage original, mais un 
demembrement des aventures du Rachelier de Sal. man, espagnol 
encore inedit. Paris 1822. 8. F. Srancefon, Ueb. d. Rom. G. Bl. 
Berl. 1823. 8.) Ueberſ. Werke her. v. G. Waliroth. Stuttg. 1839 — 40. 
Xi. 16. Gilblas a. db. Franz. v. W. Chr. ©. Mylius. Berl, 1779. 
1800. VI. 8. v. Fink, m. Slufte. Pforzy. u. Stuttg. 1839. 1843. 4. D 
hinkende Teufel überf. v. Heß. Wien 1802. 8. v. Fink m. JIlluſtr. Pforzh. 
1841. 4. 1883. V. 16. D. Baccalaureus v. Salamanca üb. v. Jünger. 
Bien 1802. 8. Guzman d’Alfarache, überf. v. Gleich. Berl. 1828. IV. 16. 


2) Oeuvres. Paris 1781. XII. 8. av. une not. hist. et d. not. p. 
Daviquet. ib. 1825—30. X. 8. Le paysan parvenu. ib.1735.1V. 12, 
Aus;. ind. Bibl. d. Rom. 1780. Aott p. 97 aq.) Telemaque travesti. 
Parıs 1734. 8. (Xusz. B. d. R.1775. Aotit p. 24 aq. Novbr. p. 205 sq« 


3) Lettres de Mil. Juliette Katesby & Mil. Henriette Campley, 
son amie. Paris 1765. 12, Lettres de Mistr. Fanny Butler & Mil. 
Ch. Alfr. de Caitombridge. ib. 1756. 12. Histoire de M. le marg, de 
Cressy. ib. 1758. 12. Hist. de M. Jenny Revel. ib. 1762. 11. 12. Hist. 
d’Adelaide Dammartin, comt. de Sancerre. ib. 1766. If. 12. Lettres 
d'Elisabeth Sophie de Vallière. ib. 1772. Il. 12. Lettres de M. Ri- 
vers & S. Ch. Cardignan, ib, 1776. IL 17. Histoire d’Ernestine. 
ib. 1798. U. (ihr beft. 8.) 


4) ©. Dunlop. T. III. p. 310 sq. St. Beuve Portr. litt. T. T. 
a sq. Oeuvres choisies. Paris 1/83. 1811. XXXIX. 8. Hist. d. 

Cleveland, fils natarel d. Cromwell ou le phil. Anglais. Paris 
1732. IV. 12. (Deutfh v. Nelly. 2pzg. 1832. II. 8.) L’hist. du cheva- 
lier Desgrieux et de Manon l,escaut, zuerft ald T. I. d. Mem. et 
Avent. d’un homme de qualite. Paris 1732. VIII. 12. (Deutſch Lpzg. 
1763. IV. 8. v. Hagemeiſter. Berl 1792. 8. v. Feuerbach. Grlang. 1834. 
16. v. Bülow. £pzg. 1842. 8.) Le doyen de Killerine. Paris 1732— 
35. VI. 12. (Deutfd. Berl. 1782. II. 8.) . 


5) Lettres d’une Pernvienne. Paris 1747. 12. (anonym.). 


6) Gonz. de Cord. Deutih v. ©. Baur. Berl. 1793. II. 8. Novell. 
überf. v. Meisner. Ppzg. 1786. 8. Numa Pomp. üb. v. Weinzierl, Münd. 
1803. TI. 8.0. Gleich. Epıg. 1826. 8. Wild. Tell, a. d. Franz. v. Schnee 
mann. vale 1825. 8. v. Kaaker. Aachen 1834. 12. v. Günther. Jena 
3 

N ©. Dussaulx T. III. p. 544. Um bei.f.L’ami del’adolescence, 
le petit Grandisson, Sandford et Merton etc. - 


8) Conseils Ama fille. Paris 1811. II. 12. Les jeunes femmes, Paris 
1819. II. 12. Contes à ma fille. ib. 1809. II. 12. Contes aux enfants 
de France. ib. 1825—26. II. 12. Les mtres de famille. ib. 1825. I. 
12, Les encouragements de la jeunesse. ib, 1814. 12. 


9) Oeuvres. Paris 1787—1806. XXXII. 8. ib. 1818—19. XVII. 
8. 1819—20. VII. 8. Oeuvr. chois, ib. 1824—77. XII. 8. Belisaire. 
ib. 1767. 8. Les Incas. ib. 1717. II. 8. (Deutfh v. Bode. Frkft. 1783. 
u. 8.) Ueb, f. mor. prof. Erz. f. ob. b. d. poet. Erzähl. p. 256. 


298 Sranzöftfche Poefie. Roman. 


10) S. Dussaulx Ann. Aitt. T. IV. p. 270 sq. 518 sq. St.Beuve, 
Porir. litt. T. II. p. 104 sq. Oeuvr, compl, Peris 1817—20. XII. 8. 
ib. 1820. XIX. 18. 1826. XII. 8. 1830. XII. 8. 1833. II. 8. Paul et 
Virginie. Paris 1789. 18. (a. d. Stanz. v.. Reinhard. Riga 1789. 8. v. 
Reicheneder. Frankf. 1827. 12. v. Blei. ebd. 1820. 8. v. Chr. G. M. 
Janj. Lpzg. 1840. 4. u. bie Indifhe Hütte üb. v. Fink. Pforzh. u. Stuttg. 
1842. m. IU. 4. v. Elsner. St. Gallen 1843. 8. v. Kaiſer. Epıg. 1844. 8. 
La chaumitre Indienne. Paris 1791. 18. f. a. P. L. Lemontey, Et. 
litt, s. la part. hist. de P. et Virg. Paris 1823. 8. A. Martin, Cor- 
resp. de B. de St. P. av. d. rem. s. la vie et a. ouvr. de laut. ib. 
1826. IV. 8. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 64. 


11) ©. Hirſching. Bd. II 1.p. 7 sq. Raumer in d. Abh. d. Berl 
He. vd. W. 1845. oil. Ph. Kl. p- 2753 —289. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 
1846. nr. 111 — 114. Genin in der Revue Independ. 1846. T. II. p. 
187. 272 sq. Oeuvres. Paris 1798. XV. 8. Berl. 1818— 19. VII. 
8. Paris 1821. XXII. 8. Memoires, correspondance et ouvr. inedits 
de D. av. d. mem. s. Did. p. mad. de Vaudeuil sa fille. Paris 18% 
—31. IV. 8. Jacques le Fataliste. Paris 1796. I. 8. (Deutih v. My: 
us. Berl. 1782. II. 8.) La religieuse. ib. 1796. II. 8. 1799, Ed. III. 
ır. 8. [hier iſt ein Schl. v. fr. B.] (deutfh v. Cramer. Riga 1797. 8.) 
Les bijoux indiscrets. Paris 1748. II. 1797. 12. AuMonomotapa s.a. 
12. L’Hymen, reformateur des abus des Mariages. Paris 1756, 12. 
Contes et pouvelles. ib. 1773. 12. Les deux amis de Bourbonne. 
ib, 1822. 12. 


12) S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1835. Grimm. Correſp. I. p. 446 sq. 
— Oeuvres. Londr. 1777. VII. 12. Le Sylpbe. Paris 1730. 12. Tan- 
zai et Neadarne (Ed. Pr. ald: L’&ecumoire. Paris 1734. Londr. 1735. 
U. 12.) Pekin. 1740. 12. Paris 1756. II. 18. Ah quel conte. ib.1751. 
IV. 12. Brux. 1755. VII. 8. (m. db. vor. üb. in: Greb. vorz. W. a. b. 

. v. Mylius. Berl. 1782—86. III. 8.) Le Sopha. & laHaye. 1742. II. 

. Paris 1743. Pekin 1749. II. 12. (Deutſch v. Safanova. Epzg. 1833. 8. 
Nachahm. I,e canape couleur de feu. Londr. 1745. 8. Les amours de 
Zeo — Kinizal, roi de Cofirans. Amst, 1746, 8. (Anagramm für 
Louis XV., roi des Frangais). La nuit et le moment. ib. 1755. 12. 
Londr. 1756. 12. Les heureux orphelins. Hist. im. de l’angl. Paris 
1754. Brux. 1755. IV. 12. Les egarements du coeur et de l’esprit, 
ib. 1726. 12. à la Haye 1739. 12. Le cabinet de la belle Nina. Pa- 
ris 1797. 12. 

13) Monsieur Nicolas ou le coeur humain devoile. Paris 17%— 
97. XVI. 12. La femme infid£le. Paris 1788. IV. 12. Les nuits de 
Paris ou le spectateur moderne. Paris 1788—91. XV. 12. Les filles 
du Palais Royal. ib. 1789. II. 12. La semaine nocturne. ib. eod. 12. 
Le menage Parisien. ib. 1773. II. 12. Le paysan perverti ou les 
dangers de la ville. ib, 1776. IV. 12. La paysanne pervertie. ib. 
1776. IV. 12. (Deutfh v. Nenke. Gera 1789. I. 8.0.8. £&. W. Moe. 
Riga 1785. 8.) Les contemporaines ou aventures des plus jolies 
femmes de l’äge present. Paris 1780 sq. XLII. 12. (Deut v. Mylius. 
Berl. 178185. I—XI. 8.) Histöire des campagnes de Marie ou Epi- 
sode de la vie d’une jolie femme. Paris 1811. III. 8. Lavie demou 
pere. ib. 1778 II. 12. 

14) Les liaisons dangereuses. Paris 1782. IV. 12. ib. 1833—34. 
IV. 12. u. öft. Deutſch v. &. F. v. Bonin. Lpzg. 1783. 8. Frkft. a. d. D. 
19. I 8. umgearb, v. Marie (v. Steigentefh). Gieß. 1812. Darmſt. 
1 ® ® . 








Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 209 


15) Une année de la vie du chevalier de Faublas. Paris 1707. 
Y. Six semaines de la vie du ch. de F. ib. 1788. VIII. u. Fin des 
amours du ch. de F. ib. 1790. VI. 12. Zuſ. Ed. IH. ib. 1797. IV. 8. 
ib. 1844. 8. u. oͤft. (Deutfch v. Wieland, mit e. Vorr. v. A. v. Kogebue. 
Ypig. 1805—10. IT. 8. v. Elsner vollft. üb. u. m. Nachr. üb, db. Leb. d. 
Berf. verfeh. Rotweil 1837. IV. 8.) 


16) Felicia ou mes Fredaines. Paris 1784. II. 18. s. a. II. 12. 
1784. IV. 12. Aınst. 1786.11. 12. Londr. s. a, IV. 12. [Deutfh in d.. 
Priapeifchen Romanen. Rom (Berl. 1791—97) Bd. III.) 


47) Monrose ou le libertin per fatalite. Londr. 1788. IV. 12. 
Paris 179. T. IV. 12. (Bortf. d. Felicia), 


18) Oenvres badines completes. Paris 1487. XII. 8. Le Bordel 
oa le J... F... puni; com. en prose, en trois actes, s. I. 1736. 8. 
Ancona 1747. 8.-(f. Barbier, Dict. d. ouvr. anon. T. I. p. 138.) 
Les confidences reci roqnes ou anecdotes de la societ6 de la comt. 
de B. Londr. 1779. V. 12. Les dcosseuses ou les oeufls de Päquen. 
Troyes 1739. 12. Histoire d’une comedienne. Londr. (Paris) 1781. 
18. manteaux. & la Haye 1746. 8. Londr. 1775. 12. Nocrion, 
conte allobroge. 8. 1. (Paris) 1747. 12, Les soirdes du bois deBau- 
logne, à la Haye (Paris) 1742. Il. 12. 


19) Erotica biblion. Roıne 1783. 8. Le libertin de qualit& ou 
confidences d’un prisonnier au chälteau de Vincennes. Haınb. 1784. 
8. Paris an IV. 12. ib. 1796. 18. (a. u. d. X. MaConversion. Londr. 
1783. 8. Stambul. eod. 12.) — Le Rubicon. 8. 1. 1789. 8. (wird de 
Kerfaint zugefhr.) 


20) ©. Manuel, La police de Paris devoilde. (Paris an II.) 
T. I. p. 23 sq. 


21) Theröse philosophe ou me«moires pour servir & T’histoire 
de D. Dirrag et de Mille. Eradicee. à la Haye s. a. (1748.) IT. 8. 
Cosstantinöple 17000. 12. Londr. s. a. 12. ib. 1785. 12. s. 1. 1797. 18. 
Paris 1829. 12. Brux. 1830. 12, u. dft. (nah And. war db. Marquis 
d’Argens der Verf. u. d. Graf Caylus hatte bie Bilder dazu erfunden f. 

ier, Dict. d. anon. T. III. p. 322. Dagegen erſchien L’antitherdse 
ou 3uliette philosophe. à la Haye, 1750. 8. u. Iulie philosophe ou 
le bon patriote. s. 1. 1797. II. 12.) 


22) &. Revue retrosp. 1833. T. I. nr. 5. Aline et Yalicour ou 
le Roman philosophe, ecrit à la bastille un an avant la revolu- 
tion. Paris 1795. VIII, 18. Justine ou les malheurs de la vertu. En 
Hollande 1791. 11. 8. Juliette ou la Suite de Justine. s. l. 1796. 8. 
1797. IV. 18. La nouvelle Justine ou les ınalheurs de la vertu, sui- 
vie de l’hist. de Juliette sa soeur. en Holl. 1797. VI. (X.).12. (a. d. 
Chmustit. fleht: Oeuvres de Fr. de Sales.). 


$. 605. 


Wir können, che wir zur Gefchichte ded modernen Romans 
fortgeben, den Sethos des Nbbe Jean Terraffon aus yon 
(1670— 1750) nit unerwähnt laflen, da berfelbe durch feine 
Auffcplüffe über die fogenannten Aegyptiſchen Myſterien befons 


300 Sranzöfifche Poeſie. Roman. 


ders in der Geſchichte der Freimaurerei feiner Zeit viel Sput 
angerichtet hat!), obwohl er nichts weiter if als eine Nach⸗ 
ahmung ded langweiligen Telemaque des Francois de Sa: 
lignac de la Mothe Fenelon?) aus Fenelon (1651— 
1715), eines durch feinen Styl, der allerdings faſt epiſches 
Eolorit hat, biendenden Buches, das fih aber eben fo wenig 
zur Lecture der Jugend eignet, ald mandje Jugendfchriften, mit 
denen jet der Büchermarft überfhiwemmt wird. Ein weit ge 
lungeneres PhantafleKüd iſt dagegen Cazotte“s Diable amou- 
reux°), denn ſeine Heldin Biondetia vereinigt wirklich alle 
Kuͤnſte der Verfuͤhrung dermaßen in ſich, daß ein Weib von dieſer 
Art wirflih ein Heiner Teufel fein muß. Indeſſen gebietet une 
jest der beichränfte Raum, den zweitn Abſchnitt vorzunehmen, 
der eigentlich zwei Klafien von Arbeiten, nämlich die von rein morals 
iſcher und die politifch»unmoralifher Tendenz umfaßt. Die leßtere 
©attung hat In neuerer Zeit befonders durch den Mann, der viele 
Mängel des focialen Lebens und im Ganzen auch nicht geradezu 
verwerflihe Mittel angegeben bat, um die Ungleichheit im 
der Bertheilung der menfchlihen Güter irgendwie erfeben zu 
können, durch Eugene Sue, einen Bertreter erhalten. Wir bes 
ginnen jedoch hier mit der entgegengefegten Schule, welche vorzüg. 
(ih von einigen Damen, die beſonders auch als Jugendſchrift⸗ 
ftellerinnen zu empfehlen find, aufrecht gehalten wurde. An ihrer 
Spitze ſteht die einftige Erzieherin des jetzigen Könige von 
Franfrih Madame Stephanie F. Ducref de St. Au. 
bin, Oräfin de Genlis (1746 — 1830) aus Champrere, 
der man leider mit Recht allzugroße Fruchtbarkeit vorgeworfen 
hat, odgleih einige ihrer Arbeiten, 3. B. Adele et Theodore, 
Mademoiselle de Clermont, la duchesse de Valliere, le 
siege de la Rochelle, les petits &migres und les veillees 
du chäteau, nicht ohne Verdienſt find, und ihre Diners du ba- 
ron de Holbach, worin fie mit großem Geſchick die bedeutendſten 
Feinde des Throne und der Kirche aus der Revolutionszelt redend ein⸗ 
führt und fie mit ihren eigenen in ihren Schriften niebergelegten 
Marximen ſchlaͤgt, find eine Außerft gelungene Satire auf diefe ſchlechte 
Geſellſchaft und ein ehrenvolles Zeuqniß für ihre eigene gute 
Geſinnung“). Nicht unbeliebt find die Romane der früheren 


J 


Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 301 


Schaufpielerin Julie Candeilles) aus Paris (1767— 
1834), ſowie einige der ſchon genannten Fuͤrſtin Salm⸗Diyck), 
wenn ſie auch nicht mit dem bleibenden Erfolge der allerdings 
der Jugend nicht geradezu zu empfehlenden Liebesgeſchichten ber 
Madame Marie Zofephine Rikeau Eottin?) aus Tons 
neins (1773 — 1807), unter denen ich beſonders die Eixiles 
en Siberie und Malvina hervorhebe, zu vergleichen find. Beſſer, 
wiewohl bin und wieder etwas zu fentimental, find die Romane 
der Adele Filleul Madame de Souza (früher verehelichten 
de Flahaut), befonderd Adele de Senanges, worin fie ihre 
in einem Pariſer Klofler verlebte Jugend fhildert, Charles et 
Marie und Eugene et Mathilde, in weldem lebteren Buche fie 
Die Schredinifie. der Revolutionszeit als Augenzeugin ſchildert?). Ins 
deſſen übertrifft, um von andern Schriftielleeinnen, wie der Guſe⸗ 
nard, Montolieu x. zu ſchweigen, alle biefe Leihungen in 
hohem Grade Anne Louiſe Germaine Reder, Baronin 
de Stasl⸗Holſtein aus Paris (1766—1817)°), der bes 
fanntlih ihr Vaterland auch feine nähere Bekanntſchaft mit 
Deutſchlands Literatur verdankt (W’Allemagne 1813). Schon 
ald Kind hatte fie dur ihre wisigen Antworten im Salon 
ihrer Mutter die beflen Köpfe jmer Zeit in Bewunderung ver- 
fegt, und als fie (1787) mit ihren Briefen über Rouffeau 
bervorirat, zog fle alle Blicke auf fi. Leider miſchte fie fig 
bad in yolitifhe Händel, und aud ihr moraliſcher Lebens» 
wandel war nicht der befle, fo daß Riemand fi wunderte, ale 
fie (1802) in ihrer Delphine ganz In dem Sinne Rouffeau’s 
der Sittenlofigfeit und dem Selbfimord dad Wort redete, obne, 
wie jener es in feiner Heloise thut, wenigſtens noch der reuigen 
Beſſerung Plab zu laſſen. Mittlerweile hatte fie dem gebieter- 
iſchen Willen Napoleon's, dem fie mit Recht mißfallen hatte, 
weichen und ſich zu einer längeren Reife nach Deutfchland, wo 
fe mit Goethe bekannt ward, und nah Italien entfchließen müflen, 
welches letztere bei ihr die Corinne (1807), die fie nad ber 
Improviſatrice Corilla (+ 1805 In Bologna) gezeichnet haben 
fol, als Frucht feiner Eindrücke hervorbrachte, ein Buch, das 
fiher eind der beften fl, welches je aus der Feder einer Frau 
geflofien if, um fo mehr, ala es trotz des etwas zweibeutigen 


302 Franzoͤſiſche Poeſie. Nomen. 


Characters feiner Heldin nicht unmoraliſch genannt werden kann. 
Ihre fpäteren Schriften, beſonders die über die Franzoͤſiſche Ne 
volution, und ihre Apologie der Englifhen Zufände find ſchwach. 
And die Romane der beiden Braun Guizot's, der Baus 
line de Meulan (1773—1827) und der Eliza Dillon 
(1804—1833)'%), find durch die in ihnen liegende gefunbe 
Moral befonders empfehlenswerth; Erflere aber if durch ihr claf- 
fiihes Werk über die häusliche Erziehung für die Literatur noch 
auf andere Weife wichtig geworden. ine mehr large Moral 
findet fi in den verfhiedenen Romanen der Madame Sophie 
®ay!!), geb. Lavalette aus Paris (1776), befonders in 
Anatole und un maringe sous lempire, wie denn 
auch die an fi mit vielem Gefühl gefchriebenen Romane ber 
Herzogin de Duras (1779 —1829)7) aus Brefl, Ourika 
und Edouard, dur die in ihnen ausgeführte falſch philanihro⸗ 
pifche Idee von der Ungleichheit der Lebensverhältnifie und bes 
dadurch bedingten Unglüde einzelner Individuen, ohne e8 zu wollen, 
der Moral fhaden. Gewiſſermaßen auf der Iehten Örenze nad der 
unmoralifden Seite bin flehen die neueren Romane der Gräfin 
Dafb”) Leider iR aber ein ausgezeichnetes Talent durch 
ſchlechte Grundfäge zum Verfechter der gottlofeflen Emancipations⸗ 
ideen und zum Anfläger der ſocialen Snflitutlonen und des von Gott 
eingefegten Ehebundes geworben, ich meine nämlich die Baronin 
Dudevant, geborne Aurora Dupin (1804), welde ihre 
verberblihen, durch das füße Gift der in ihnen liegenden Bew 
führung zu einem allgemeinen Autodafe zu verdammenden Bücher 
unter dem Kamen George Sand") feit 1832 in bie 
Welt gefhleudert und troß des nicht zu verkennenden gu⸗ 
ten Zwecks, mancherlei Mängel des forlalen Lebende ab 
Rellen zu wollen, durch gänzlihe Nichtachtung der gefells 
fhaftlihen Bormen fehr viel Boͤſes angerichtet bat. She 
Debut machte fie mit der Indiana, und dann ließ fie eine An- 
zahl anderer Apologieen des Ehebruchs und des Selbſtmords 
ganz nad den Grundfägen des Gt.» Simontemus folgen, unter 
denen Lelia (1833), das Ronplusultra aller mögliden Ver⸗ 
bredien, zugleih au den Moraft der Suͤndhaftigkeit, In ber fie 
ſelbſt zu leben ſcheint, von feiner truͤgeriſchen Mooodecke befreit und ofe 


Sranzöfifche Poeſie. Roman. 303 


fen zur Radfolge einladet. Ganz in vdemfelben Sinne find 
alle ihre folgenden Bücher geſchrieben, jevoh muß man benfel« 
ben, von der wiſſenſchaftlichen Seite betrachtet, eine fehr Hohe 
Stelle in der Literatur einräumen und zugeflehen, daß fie uns 
bedingt daS bedeutendſte Genie unter allen Franzoͤſiſchen Romans 
ſchreibern befigt und ihren Werfen nur die Außere Form fehlt, 
um zu den bebeutendften Inrifchen Epopden gezählt werben zu 
fönnen, denn Alles if bei ihr Poeſie, und ihre Wuffafiung der 
fleinften pſychologiſchen Ruancen it unübertrefflih zu nennen. 
Leider Tann fh Madame Charles Reybaud, die früher uns 
ter dem Pfendonym Henriette D’Arnaud’°) ſchrieb, nur an 
Lebendigkeit der Darfiellung mit ihr meflen, und darum hat 
fie ihr troß ihres fonft gar nicht geringen Talents und ihrer 
moralifchen Reinheit keinen intrag thun können, wie denn das 
Laer uns immer reizender ald bie Tugend erfcheinen wird, 


1) Sethos, histoire on vie tirde des monuments-anecdotes de 
Fandenne Egypte, trad. d’un ms. grec. Paris 1731. III. 12. 1767. 
IL 12. an Il. (1794.) 11. 8. 1813. VI. 8. u. öft. Deutfch. Brest. 1777. 
£pig. 1794. II. 8. Uebr. ift Mozarts Zauberflöte dar, gen. f. Kloß Bibl. d. 
Freimaur. Irkft. a. M. 1844. 8. p. 295. ; 


2) Le diable amoureux. Paris 1772. 8. u. Öft. Deutfh: Der vers 
liebte Zeufel u. db. Lord a. db. Gtegreife. Lpzg. 1838. 8. Ausz. in d. Bibl. 
d. Rom. an ]. T. VII. p. 172 sq. 


3) ©. Querbeuf, Vie d. J., Paris 1787. 8. Vie nouvelle. ib. 1788. 

8. Hist. de la vie et d. ouvr. de F. Amst. 1727. 8. Nouvelle hist. 
de F. publ. d’apr. s. ordre. ä la Haye 1747. 8. 8. £.v. Bauflet, Les 
bensgefh. F. n. Drig. Handſchr. a. d. Kran, (Paris 1809. III. 8.) v. Ms, 
Tor. Wärzb. 1811. 8. de laHarpe, El. d.F. Paris 1771. 8. Beuchot, 
Not. s. F. Paris 1829. 8. Yillemain, Mel. T. I. p. 376 yi Lardner, 

T. 1. p. 329 sq. Nisard in db. Rev. d. deux mond. 1846. T. XIII. 

p. %65—1006. Oeuvres, publ. d’apr. les mss. orig. et les dd. 1. pl. 

corr. Paris 182024. XXI. 8. ( azu Correspondance de F. publ. p- 

la prem. f. p. Caron. Paris 1827—29. XI.8. Hist. d. F. comp. s. l. 

mss. orig. p. I. card. de Bausset. Ed. III. Versaill. 1817. IV. 8. u. 

Suppl. aux hist. de Bossuet et d. F. p- M. de Bausset, p. Tabaraud. 

Paris 1822. 8.) Besancon 1834. XXVIl. 8. prec. d’etad. s. sa vie p. 
Aime Martin. Paris 1835. (1838.) II. 4. av. une not. p. Villemain. 

ib. 1825. VI. 8. — Suite du quatriöme livre de l’Odyssee d’Hom£re 

ou les avantures de Télémaque, fils d’Ulyase. Paris 1699. 12. (anos 
nym) Les avantures de Tel. p. de la Mothe Fenelon. Paris 1717. 
Il. 12. av. d. rem. Rotterd, 1719. 1725. Amst. 1725. 12. Londr. 1719, 
N. 12. av. d. not. Paris 1730. 4. Amst. 1734. 4. eor, d. imitat. d. 
ane. de la vie de l’aut. etc. p. D. Durand. Londr. 1745. 8. Paris 
1:83, 1X. 4. 1785. II. 4 enr. d. var. d. not. cr.; et de l’hist. d. dir. 
€tnd. de ce livre p. Bosquillon. ib. an VII. (1799.) IL. 18. enr. d’une 
net. p. Feletz, de rel. s. Tel. d. var. etc. ib. 1810. II. 4. coll. ». 1. 
mas. augm. d. var, p. Adry. üb. 1811. II. 8. Parme 1812, I. fol. 





304 Sranzöfifche Poeſie. Roman. 


suiv. d. avent. d’Aristonous. préc. d’une not. p. Villemain. Paris 
1824. II. 8. p. la prem. f. conf. au ms. autogr. Paris 1824. II. 8. 
av. d. not. crit, et geogr. P: Boissonnade,. Paris 1824. II. 8. Lyon 
1829. IL. 8. ‚Teldmague yglotte. Paris 1837. 4. (Aus;. in d. Bibi, 
d. R. 1775. Sepibr. T. ıv. p- 5 sq. — Ueb. Marivauzs’s Traveſtie 
ſ. ob. p. 307. ©onft erſchien noch dageg. Le Telemaque spirituel. Paris 
169. 8.) Deutfh m. Anm, v. eigen. Aachen 1832. 1837. 8. v. Fink. 
Stuttg. 1839. 16. G. Q Mag. f. d. Litt. d. A. 1840. nr. 155. 1845. nr. 111. 


4) ©. L. de Sevelinges, Mad. de G. en miniature ou abr. cr. 
de s. mem, Paris 1826. 8. Mag. f. b. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 65. 105. 
— Adele et Theodore. Paris 1782. III. 8. Les veillees du chäteau, 
ib. 1784. Ill. 8. Contes moraux et nouvelles. ib. 1802—3. VI. 12. 
La duchesse de la Valliere. ib. 1804. II. 12. Les chevaliers du cygne 
ou la cour de Charlemagne. ib. 1795. III. 8. Les m£res rivales ou 
lacalomnie. ib. 1800. IV.8. Alphonsine ou la ’Tendresse maternelle. 
ib. 18C6. II. 8. Le Siege dela Rochelle. ib. 1808. 8. Belisaire. ib. 
1803. 8. Alphonse ou le fils naturel. ib. 1809, 11.12. Madem. de la 
Fayette ou le siecle de Louis XIII. ib, 1813. 11. 12: Les Parvenus. 
ib. 1819. II. 8. Ther«sina. ib. 1826. 12. Laurette et Julia. ib. 1836. 
8. Athenais. ib, 1832. 18. Ueber f. Klein. Rom. u. Erzähl. a. d. Sr. 
v. Th. Hell. Spag. 1817—20. XVI. 8. Geſch. de. H. de la Val. ebd. 1804. 
II. 8. Thereſina. Queblinb. 1828. 8. & v. La Fayette. Lpzg. 1810. II. 8. 
lphonfine. Epzg. 1806. III. 8. Mor. Nov. u. Erz. Hamb. 1803-6. V. 8. 


5) Lydie ou les mariages manqués. Paris 1819. II. 12. Blanche 
d’Evreux on le prisonnier de Gisors. ib. 1823. II. 12. Agnds de 
France. ib. 1821. III. 12. Bathilde, reine de Frauce. ib. 1814. II. 8. 
Gene&vitve ou le hameau. ib. 1822, 12. 


6) Vingt-quatre heures d’ane femme sensible. Phris 1824. 8. 
Ed. III. ib. 1837. 8. 


N) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 65. 1841. nr. 106. Oeurvr. 
Paris 1800. 1817. 1820. V. 8. Claire d’Albe. Paris 1799. 12. Malvinas. 
ib. 1801. IV. 12. (Deutſch. Srkft. 1825. In. 12.) Amelie de Mansfield. 
ib. 1804. III. 12. Mathilde. ib. 1805. VI. 12. (Deutic, Gölln. 1805. 12. 
epzg. 1806—7. IV. 8) Elisabeih ou les exil&eg en Siberie. ib. 14806. 
12. (Deutfch. Epzg. 1808. 8. Stuttg. 1839. 12. Grefelb 1843. 12.) 


8) S. Mag. f. d. Lit. b. Ausl 1837. nr. 65. St. Beuve Portr. d. 
femmes. p 22 sq. Adele de Senange ou lettres de Lord Sydenham. 
Paris 179. 8. (Deutſch. Stuttg. 1795. 8.) Charles et Marie. ib. 1802. 
12. Eugene de Rothelin. ib. 1808. I, 12. (Deutfch. Hamb. 1808. 1823. 
II. 8 ) Eugenie et Mathilde. ib. 1811. IT. 12. La comtesse de Targy. 
ib. 1822. IV. 12. (&pzg. 1823. II. 8.) Mad. de Tournon. ib. 18%. Il. 
12. Emilie et Alphonse. ib. 1799, III. 12. 


9) ©. Mag.f.b. Lit. d. Aust, 1832. nr. 77.1835. nr. 113. 1836. nr. 150, 
1837. ur. 63. 1842. nr. 101. 1846.22. 3eitgenoff. V. Abth. 2 St. p. 1sg. 
Necker de Saussure s. le charact. et l. ecrits de M. de St. Paris 
1809. 8. Deutſch v. Seteget. Gtraßb. 1820 8. Lardner T.II. p. 296 sq. 
St. Beuve a. a. D. p. sq. Delphine. Paris 1803. IV. 12. 1830. III. 
8. (Deutſch v. Stampeel. Berl. 18054. V. 8. v. Gleich. Lpzg. 1829. LM. 
8.) Corinne ou I’Italie. Paris 1807. III. 12. Ed. XV. Paris 1838. 8. 
(Deutih v. D. Schlegel. Berl. 1807. 1822. IV. 8. v. Gleich. Lpıg. 1827. TV. 
8.) Deutſchland. a. d. Franz. Berl, 1814, III. 8. 


% 


Franz oͤfiſche Poeſie. Roman. 206 


10) ©. St. Benve,Portr. d. femın. p. 186 2q. Bl. f. b. eit. d. Aust. 
123. p. 151 sq. Les contradictions. Paris 1799. 12. La chapelle 
d’Ayton. ib. 17%. V. 12. L’ecolier ou Raoul et Victor. ib. 1821. 
IV. ı2. Une famille, ib. 1823. 11. 12. — Essais. Paris. 1833. 8. 

11) Leonie de Montbreuse. Paris 1803. II. 12. Anatole. ib, 1815, 
12. Un marıage sons l’einpire, ib. 1832. I. 8. Souvenirs d’une vieille 
temme. ib. 1834. 8. La duchesse Je Chäteauroux. ib. 1834. II. 8. 
La comtesse d’£gmont. ib. 1846. Il. 8. 

1) ©. St. Beure a. a. D. p. 41 sq. Ourika. Paris 1824. 8, 
(Deutfh. Zrantf. 1824. 16.) Edoward. ib. 1825. 12. (Deutſch. Straßb. 
18:5. 12. Getha 18%. 12.) 

13) Le jen de la reine. Brux. 1836. II. 12. Mad. Lonise de 
France. ıb. 1840. Mad. de la Sabliere. ib. 1840. La mariuise de 
Parabere. ib. 1842. II. 13. Les bals masques. ib. 1812. II, Un 
mari. ib. 1843. Maurice Robert. ib. 1843. Le comte de Sombreail. 
ib. 1833. II. Le chäteau de Pinon ib. 1843. ll. Les chäteaux en 
Afrique. ib. 1844. II. La poudre et la neige. 1844. II. Hist. d’un 
ours. ib. 1845. II. Arabelle. ib. 1845. II. La princesse de Conti. 
ib. 1846. 11. ı2. 

14) &. Planche Portr. litt. T. II. p. 1 sq. Mag. f. d. Lit. d. Aust, 
1835. ar. 100. 1816. nr. 69. 118 sq. 1837. nr. 92. 1843. nr. 37. 61. 
1842. nr. 1. 30. 88. 21. f. d £it. d. Ausl. 1836. p.223 2q. 2 2q. 1837. 
p- 361 sq- 1839. p. 197. 1838. p. 65. 97 sq. 402 sq. 1840. p 108. 
Si sg. St Beuve, Nonv. Portr. litt. F. 1. 14 95 8q. Ruge, 
Shriften (Mannh. 1846) Bd. Il. p. 353 ag. — Valentine. Paris 
1832. II. 8. Indiana ib. 1832. 8. Lelia. ib. 1833. IT. 8. Le secretaire 
intime. ib. 1833. II. 8. Jacques. ib. 1834. II. 8. Simon. ib. 1836. 8, 
Rose et Blanche. ib. 1833. li. 8. Leone Leoni. ib, 1835. 8. Andre. 
ib. 1845. 8. Maaprat 1837. 11. 8. La derniere Aldini. ib. 1838. L’Us- 
coque. ib. 1838. Spiridion. ib. 1839. Gabriel, roınan dialogue. ib, 
1839. Pauline. ib. 1840. Les Missisipiens. ib. 1840. Cosima ou la 
haine dans l’amour. ib. 1830. Le compagnon du tour de France. 
ib. 841. 31. Un hiver au milien de l’Europe. ib. 1841. Horace 1842, 
11. Consuelo. ib. 1842. Vi. Melchior suiv. de Mouny Robin 1842. 
Jean Ziska. ib. 1843. La comtesse de Rudolstadt. ib. 1843. IH. 
Jeanne, suivi de Procope le grand. ib. 1844. Le meunier d’Angi- 
bault. ib. 1845. IIl. Isidora. ib. 1845. Teverino. ib. 1845. Le pech6 
de Mr. Antoine. ib. 1846. II. La mare du diable. ib. 1846. 8. Sämmt!. 
Werte. Deutſch v. Elliffen. Enzg. 1843 sq. 16. f. a. Rev. Iudep. 1846. 
T. IH. p. 161 sq. 

15) Aventures d’un renegat espagnol. Paris 1836. V. 8. Le châ- 
teau de St. Germain. ib. 1836. Il. 8. Elys de Sault. ib. 1838. II. 8. 
Deux ä deux. ib. 1837. Il. 8. Marie. 1043. Gabrielle. ib. 1833. Dona 
Mariana. ib. 1844. Geraldine. ib. 1844. II. Les deux Marguerites. 
ib. 1845. Pierre Mouton. ib. 1844. II. Edouard Mongeron. ıb. 1846. 
IV. 8. Ausgew. Rom. a. d. Branz. dv. Briederich. Bresl. 1838—40. XI. 
36. Ueb. einz. Ueb. f. Engelmann. Bibl. d. ſchön. Wiſſ. Bd. IL. p. 25. 


sq- 371. 
$. 606. 
Unter den Romanfcreibern des 19ten Sahrhunderts, Die 
ſich rein von den Shladen der Unmoralität erhalten haben, 


folte Ducray Dumentl!) aus Paris (1761 — 1819) 


obenan fliehen, denn feine" 23 Romane find eigentlich nur 
Größe, Handduch d. Literärgefichte. ITI. 0 


306 Seanzöfifche Poefle. Roman. 


für die Jugend gefchrieben, allein dennoch IR er zuwellen nicht 
gefahrloe für den Character derſelben, ſo daß ich Jean Fie⸗ 
vee aus Paris (1770)2), den Grafen Favier de 
Maiftre?) aus Chambery (geb. 1775), deſſen Vayage aniour 
de ma chambre und le lepreux de la cit& d’Aoste durch 
ihre Einfachheit befonderd anfpredden, und Louis Ant Er. 
de Marhangy*) aus Clamech (1782 — 1826), veſſen 
Tristan. le voyageur nur etivad zu gefünfelt if, in dies 
fer Hinficht weit vorziehen möchte. Bet weitem aber über 
trifft, ale Benannten an Grhabenheit der Phantafie, wahrhaft 
poetifhem Talent und Tiefe des Gefühle Francois Augufte 
de Ehateaubriand?) aus Et. Malo (geb. 1769), und nur 
das Eine möchte ih an Réné und Atala, Epifoden aus 
feinen Natchez tadeln, daß das melancholiſche Element. allzw 
fehr überwiegend {ft und das tragiſche Ende feiner Helden uns 
befriedigt läßt und gewiffermaßen mit einer Art von Unzufriedenheit 
gegen die göttliche Vorſehung erfüllt. ine eben fo ungemef- 
fene Phantafie Tann man dem Bicomte d’Arlincourt‘) aus 
Merantris (1789) nicht abſprechen, nur Daß dieſe ung hier nicht fo ver⸗ 
führt, uns auf ihren Flügeln in das Gebiet der Träume forttragen au lafs 
fen, fondern fie betäubt und ermübdet und (7. B. im Rénégat), und 
nur. erfi, ſeitdem er. ih auf den politiihen. Roman geworfen 
(Artevelde), {ft er mit mehr Gefchmad verfahren. Weit ange: 
nehmer und eigentlih auch reiner if, um. den Vielſchreiber 
Etienne Leon de la Mothe Langon aus Montpelier 
(1790) nidt zu erwähnen”), die Unterhaltung, welde 
Charles Nodier’s°), des befannten Bibllophilen aus Bes 
fanson (1783 — 1844) Erzählungen, wie Therese Aubert, 
le peintre de Salzbourg, le proserit ı. gewähren; es ſpie⸗ 
gelt fih in ihnen ieme edle Seele, ad, welde. fih. ihr. Ber 
faffer bi an das Ende feines. allem Guten und Edeln geweih⸗ 
ten Lebens bewahrt hatte. Ungefaͤhr daſſelbe kann man von den 
Novellen des jovialen Aefthetilers Rudolph Toöpffer aus 
Genf (1799 — 1846) ſagen, der ja den kleinen Leuten durch, FOR. 
liche Bilderromane, histoire de Mr. Jabot, de Mr. Cre- 
pin, du Dr. Festus. ⁊xc. fo wertb. geworden if und fidd 
au: als feiner Humoriß durch feine. Voyagen en Zig-Zag 


Ssanzöfifche Poefle. Roman. 307 


zeigte. Der pſeudonyme Bavarni!’) (Chevalier) würde als 
Sittenmaler, 3. B. in feinen Griseties de Paris, hier unbe 
dingt einen PBlag finden müflen, ebenfo wie Louis Reybaud, 
der in feinem Jeröme Paturot à la recherche d’une position 
sociale (1843) ziemlich diefelbe Tendenz verfolgte, wie Nodier 
in feinem Peintre de Salzbourg, Proscrit und Essai d’un 
jeune Barde, nämlih die Ausgleichung der Ungleichheit der 
fociaten Berhälniffe, wenn man bei ihm nicht immer den Pferde» 
fuß des Mephiftopheled unter dem Mantel des Sophiſten hervor» 
ſchimmern fähe, obgleich aufder andern Seite feine Abficht, die focialifti- 
fiben Träumereien, unterdenen wir Gabet’8 Voyage en Icarie nen» 
nen, zu zerfören, anzuerkennen iſ. Auch Guſtave Drouineau!!) 
aus La Rochelle gehört in die Klaſſe der moralifhen Schriftfleller, 
denn feine Abfiht, einem purificirien Chriſtenthume durch feine 
Bücher bei feinen Lefern Eingang zu verfchaffen, if ehrenwerth; 
leider find aber feine Neuchriften nur ganz hübfche Gebilde, 
die aber in der Praris ungefhidt, wenn nit lächerlich erſchei⸗ 
nen, weshalb ih Adolph Monod’6') Tenvdenzroman, Lu- 
eile, bei weitem über fie file, da es dieſem gelungen if, 
die unendlide Kraft und den Trofl, welhen uns das Lefen der 
Bibel gewährt, fogar Leuten anfchaulih zu maden, bie oft 
blos aus falſcher Scham elenden Bibelgegnern folgten und dieſes heilige 
Bud mit dem Küdmanfahen. Weniger mödhte ih St. Beuve’s 
Velupte (1834) empfehlen, worin er gwar auf das Ruͤhrendſte 
nachgewieſen hat, wie die Woluft alle edlen Gefühle des Mens 
ſchen wernihtet, allein dadurch, daß er feinen Roue endlich noch 
Prieker waden und einen Hafen gegen das böfe Gewiſſen fin- 
den läßt, einen Mißgriff begeht. Aud Saintine's Picciola, 
worin jene wunderbare Liebe eined Gefangenen zu einem kleinen 
Pflaͤnzchen (Picciola) auf das Erhebenſte und unter Einflech⸗ 
tung der zarteften Reflexionen geſchildert wird, würde noch mehr 
Ginprud mahen, wenn fie für einen fo geringen Stoff niät 
zu lang wäre'?). Unter den hiſtoriſchen Romanen find nur wenige 
von unmoraliiher Tendenz, ganz rein, wie z. B. Baftoret’ 8'%), 
Barginets"), Narciffe Achille's de Ealvandy”) 
aus Kondom (1792), Baul de Muffet’ 87), Mesnarn’s'®), 
Alfred de Bigny’e”),Prosper Merimeeö ), ber Prin⸗ 
20 








308 Sranzöfifche Poeſie. Roman. 


zeſſn von Eraon?), der Bräfin Choiſeul Gouffter® 
und Biter’8?), deflen dramatifirter hiſtoriſcher Roman mufterbaft 
zu nennen iſt. Leider huldigt die Mehrzahl höchſt verwerflichen 
Abfichten und wälzt fid, abfihtlih im Kothe und Blute herum 
(litterature de boue et de sang). Die Anzahl diefer hier zu 
nennenden Romantifer ift faft Region und darum fönnen wir nur 
Die bedeutendften hervorheben, fo Alphonfe Royer’), Yaul 
gacrotir?), der bekannter unter dem Namen P. L. Jarob 
bibliophile if, aus Bari (1806) und Frederic Soulie”®) 
aus Foir (geb. 1800), die ihre Stoffe befonderd der Borzeit 
Frankreichs entiehnten, forte Victor Hugo”), defln Notre 
dame de Paris fo®fhmwerfällig betäubend auf unfere Sinne 
wirft, wie der alte Gothiſche Eteinfolof, von dem diefer Ro» 
man den Ramm bat, um fo mehr, ald die Art und Weiſe, 
wie ter fhändlihe Phobus mit der liebenden Hingebung E86 
meralda’8 fpielt und wieder die wahnfinnige Liebe Duafimodo’d 
zu der lieblichen Zigeunerin uns wahrhaftes Entfegen, wenn auch 
Bewunderung vor dem großartigen Phantafiegebilde, dem es aber 
durdaus an innerer Wahrheit fehlt, einflößt. Außer den ge 
nannten Romanfcreibern müffen wir nun noch einige bedeutende 
Talente hervorheben, die befonderd aus dem Yamilienleben ihre 
Stoffe gemählt haben, dabet aber durdigängig eine und biefelbe 
Tendenz, d. h. Vernichtung der Religion, Tugend und der jept 
beftehenden focialen Verbältniffe, mehr oder meniger vor Augen 
haben. An ihre Spige gehört der mit großem komiſchen Tas 
Iente begabte, aber höchſt gefährlite Buillaume Charles 
Antoine Pigault Lebrun?) (1753 —1835) aus Calaie, 
weil er, obgleich felbft ein vortrefflider Menſch, der allerdings 
auch in feinen Romanen den Lafterhaften fletd auf die Galeere 
oder an den Galgen fendet, dennoh überall Heuchelei wit 
tert, die Religion und Ihre Diener allzuhäufig angreift und 
ein gewiſſes boshaftes Vergnügen daran findet, die Natur in 
ihrer größten Niedrigfeit abzumalen. Viel weiter geht aber 
noh Charles Paul de Kod”) aus Paſſy (geb. 1795), der 
Freund und getreue PBortraitmaler der PBarifer Grifetten und 
Bummler und darum auch in Deutfchland zwar ein geifreicherer, 
aber auch ſchaͤdlicherer Erfap für weiland Clauren, er, der alles 


“ 


Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 309 


Heilige in den Staub herabzieht, die Tugend und Religion 
blos erwähnt, um einige ſchlechte Witze anzubringen, und nur 
an Schlechtigkeit und Sittenverderbniß glaubt, weil er leider bei 
feinen Helden und Heldinnen nichts Beſſeres gefehen hat. Au 
Etienne Pierre de Senancourt”) aus Parid (geb. 
1770) hat in feinem Obermann ein gefährlihes Syſtem des 
Kisiismusd gegeben und gezeigt, wie eine durch das Studium 
der defiructiven Lehren eines Malebranche, Helvetius, Diderot, 
Rouffeau, Boltaire ıc. verbildete Seele in melancholiſcher Ver⸗ 
zweiflung ewig in der Irre herumgezerrt wird, und und in nuce 
ein Bild der Innern Zerriſſenheit unferer modernen Religions⸗ 
und Weltverbefierer, die Alles negiren und anflatt des Poſitiven 
und nur den Molod des Egoismus und des Wohllebens hinftellen, 
gegeben. ben ſo ſchaͤdliche Grundfäge verfolgen die Romane 
des Chevalier Louis Nlerandre Eefar de Beyle aus Gre⸗ 
noble( 1776), der unter vem Namen de Stenbhal?!) fchreibt, deſſen 
Roman Je rouge et le noir ald erfier Coder jefuitiiher Theorieen 
gelten kann, obgleich fein Verfaſſer ultraradical if. Auch der 
berühmte Yeuilletonifi de8 Journal des debats Jules Gas 
nin??) aus St. Etienne (1804) hat früher feine gewandte Feder 
und glänzende Phantafie den fchlechteften Sujets gewidmet; dabei 
find mehrere feiner Bücher, wie la confession, l’äne mort et 
ls femme guillotinee, Barnave bei einzelnen vortrefflichen Stels 
len geradezu verfehlt, denn es fehlt ihnen Kopf und Schwanz, 
und der Lefer legt fie unbefriedigt und geärgert aus der Hand, 
In dieſelbe Eategorie gehört jener Titerarifche Proteus, Michel 
Raymond, unter deflen Namen fi Michel Maffon”) 
(iigntih Michel Benoit Gaudichot aus Paris, geb. 
1800), Raymond Bruder, Leon Gozlan aus Mars 
feile (geb. 1806) und Augufte Luchet verbargen, der. Des 
mofrat Henri de Latouhe*), der Nahahmer Sterns Als. 
phonſe Karr’), deſſen berühmter Roman, sous les tilleuls, 
eine Apologie der raffinirteſten Rachſucht giebt, und endlich) 
Honore Balzac”) aus Tourd (geb. 1799), der Sittens. 
maler par excellence der modernen Geſellſchaft und des Private 
ieben® in allen Ständen, aber darum auch für alle Stände 
gleich gefährlich; denn troßdem, daß er nur bie. fhlehten und. 





310 Franzoͤſiſche Poeſie. Romau. 


verderbten Charactere aller Klaſſen ſtudiert zu haben ſcheint, hat 
er doch feine einſt an die Familienmuͤtter geſtellte Aufforderuug, feine 
Buͤcher von ihnen ſelbſt in die Haͤnde ihrer Toͤchter gegeben zu 
ſehen, erreicht; die vornehme Welt, vie ſcheinbar P. de Koc 
wegen ſeiner ſchlechten Tendenzen, die er wenigſtens offen zur 
Schau traͤgt, nicht kennt, verſchlingt ſeine nur anſtaͤndiger geſchriebenen, 
aber ebenſo unmoraliſchen Bücher, denn nur wenige, wie Eugenie 
Grandet, C. Birotteau und le pere Goriot find Bilder Eranzöflfben 
Stilllebens im Holändifhen Geſchmacke und nicht duch unfltetide 
Epifoden gefchändet, feine Gemaͤlde des Pariſer Lebens dagegen find 
zwar mit dem Talente eines Gallot und Hoffmann entworfen, 
aber au wahrhafte Reiſebuͤcher und Wegweifer zur Sünde. Die 
Büder Jules Sandeau’8”) Tann man daraus beum 
theilen, daß er anfangs mit der Madame Georges Sand in 
Compagnie arbeitete, und Touhard Lafoffe”), einen cyni⸗ 
ſchen Republikaner erfier Sorte, der übrigens den talentvollen 
Louis Benott Picard?) aus Paris (1769 — 1828) we 
nigftens in dem Tone, den diefer in feinem Gilblas de la re- 
volution anſchlaͤgt, nicht ohne Geſchick nachzuahmen verfudst hat, 
erwähne id} nur, um vor ihm zu warnen. Ich babe mir je 
doch den beveutendfien Romantifer Frankreichs bis zuletzt aufge 
part, nämtih Eugene Sue*) aus Paris (1804), der zugleich 
. feinem Baterlande durch feine Seeromane (Plik et Plok, le sala« 
_ mandre, 1a vigie de Koat- Ven und Atar Gull) ein zweiter Cooper 
geworben iſt, nachdem er übrigens die Befchichte der Hranzöfis 
fhen Marine mit einem Talente gefchrieben hatte, das 
nur ein Mann von Fach wie er, der lange Zeit zur See ges 
lebt und viele fremde Länder beſucht Hatte, bedurfte, um in 
teeuer Darſtellung der Scenerie Treffliches zu leiſten. Allein 
er bat einen großen Fehler: bei ihm find alle Menſchen mehr 
oder weniger ſchlecht, und nur wenn fie dieß find, geht es ihnen 
gut, die Tugend allein IR unglüdiih. Die tritt auch aus 
feinen fpäteren Romanen, worin er die focialen Zuſtaͤnde ber 
Jetztwelt ſchildert, mehr oder weniger hervor, und nur in einigen 
hiſtoriſchen der früheren Zelt, 3. ®. Latreaumont, aventures 
d’Hercule Hardi 2%. triumphirt das Lafler nicht, wohl aber 
(fm letzteren) bie Dummheit und Feigheit. Anerlennenswerth 


Stanzöffche Poeſie. Roman. sı1 


in e6, daß er ih feinen Mysteres de Paris, zwar mit Ueber⸗ 
treibung, aber theilweiſe überzgeugender Wahrheit das Elend und bie 
Sdlechtigkeit ver Barkfer nievern Kiaffen dargeſtellt und dabel auf 
die Verderbtheit der höheren hinzuweiſen nicht vergefien, daß er im 
"feinem Juif errant die geheimen Fäden ans Licht gezogen, niit 
denen Jefuitiſche Umtriebe einen großen Theil Wuropas un 
ffinnen, in der Mathilde bie Verderbiheit des heutigen jun 
Adels und endlich im Martin, P’enfant trouve, bie Herzloſigkeit 
der Geldarifiveratie und großen Grundbefiger und va Elend 
der arnien Bauern dc. offen darzulegen gewagt, übrigens auch In 
feinem Juif errant weit befiere Mittel zur Abhilfe der drohen» 
den Schreckniſſe des Pauperismus angegeben Kat, als man von 
einem Romane erwarten ſollte. Allein da, weil er einen ſchlechten 
Prieſter kannte, nun alle bei ihm ſchlecht ſind, und weil, wenn einige gute 
Proletarier, was nicht ſelten iſt, exiſtiren, nun alle Tugend⸗ 
helden fein ſollen x., iſt feine Theorie unhaltbar und find feine Buͤ⸗ 
her gefaährlich und tabelndwerth, Weit unter ihm, fowohl an 
Darfiellungsgabe, ald an poetifhem Talent, ſteht fein Nebenbubler 
Alerandre Dumas"), der die Romune wahrhaft Aus dem 
NUerinel ſchüttelt und, ohne vas Verdien zu Haben, ſocialen 
Uebelſtänden abhelfen zu wollen, nur ſchlechte Sitten verbreiten 
hilft, aber, weil er die Aufmerkſamkeit gehörig fpannt, den Lefer 
bei feinen ütelen Bänden doc nicht erımüdet, fondern immer wieder 
ven Reueni anzieht. Ein zweiter Rebenbuhler Sur's, Paul 
nal), hat die Erwartungen, die er, unter dem Ramen Trole 
lop vetoppt, ih feihen Geheimniſſen von London, die theilweiſe 
langweilig find, erregte, nicht entſprochen, denn fein neuefler Roman, 
le Mis du diable, if das NRonplusultra des unwahrfihein- 
lichſten Unſinns und der wiberwärtigfen Greuel, ein Adter Ro⸗ 
man, aus boue und sang zufammengefegt, und kaum werth, 


in Wachſtuben gefunden zu werben. 

1) Les petits ‚orphelins du hameau. Paris 1800. IV. 12. Le pb- 
dit carilleneur Bi 1809. IV. 12. Mad. de Valnoir ou l’ecole des 
familles. ib. et . 12. u. viele and. ſ. BE. 6. Revue des romanz. 
Paris 1829. T . L. p. — 

2) La det de Önzette. Paris 1798.12. Frederic. ib. 1799. III. 12, 
Six nouvelles. ib, 1803, 1 

2 artour ie. ma thsmbis, sulvie da Idpreux de la 
X; Paris 1812. 12. Bxp&dition nocturnd auteur de ma 


sı2 Franzdſiſche Poeſie. Roman. 


chambre. ib. 1824. 18, Les prisonniers du Caucase. ib. 1818. 1. 
La jeune Siberienne, m. d. vor. Oeuvr. compl. Brux. 1829. II. 18. 
u. ft. f. BL. ſ. d. Lit. d. Yusl. 1839. p. 297. , 
4) Tristanle voyagsur ou la France au XlVesiecle. Paris 1825. VI. 8. 
. 5) &. Mag. f. d. kit. d. Ausl. 1833. nr. 6. 1837. nr. 45. 1845. nr. 
83. Blätt. f. d. Lit. d. Ausı. 1836. p. 309 sq. 1839. p. 279 sd. Das- 
ssulx Ann. litt. T. III. p. 189 sq. St. Beuve in d. Rev. d. deux 
amond. 1835. T. I. Mars. u. Nouv.Portr. litt. T. II. p.5 sq. Oeuvres, 
Paris 1826 sq. XXXI. 8. 1829—31. XX. 8. 1834—38. XXXIL 8, 1839. 
V. 4. Bruxell. 1830. XXXII. 32. Werke deutfh. Freiburg 1827 aq. 
LXVI. 16. Ausgew. W. überf. v. Kurg. Ulm 1844. XXII. 16. 


6) Le solitaire. Paris 1821. 8. 1825. 11. 12. Le renegat. ib, 1822. 
IT. 8. Ipsiboe. ib. 1823. II. 8. L'étrangère. ib. 1825. II. 8. Les re- 
belles sous Charles V. ib. 1832. III. 8. Les ecorcheurs, ib. 1833. 
II. 8. Ismalie. ib. 1828. II. $. Le Brasseur- Roi. ib. 1833. II. 8. Le 
double r&gne. ib. 1836. II. 8. .L’herbagere. ib. 1837. HI. 8. Les trois 
Chäteaux. ib. 1840. 1I. 8. Ida et Nathalie. ib. 1842. 11. 8. Le pele- 
rin. ib. 1842. II. 8. Les anneaux d’une chaine. ib. 1844 II. 8. 


7) Le Vampire. Paris 1824. III. 12. Bonaparte et le Doge. ib. 
1837, II. 8. ©. Rev. d. Rom. T. II. p. 27 aq. 


8) ©. Planche Portr. litt. T. I. p. 137 sq. St. Reuve Portr. litt. 
T. 1. p. 450 sq. Mag. f db. Eit. d. Ausl. 1835. nr. 65. 1832. nr. 15. 
1837. nr. 63. 1844. ur. 26. — Oeuvres. Brux. 1832—37. XII. 18. 


‚9 Voyages en Zig-Zag. Paris 1845. 4. Nouvelles Généroises. 
Paris 1845. 8. u. öft. 

10) Oeuvres. Paris 1845 sq. I—IU. 4. 

11) Erneste on les Travers du siècle. Paris 1829. V. 12. Le 
ananuscrit vert. ib. 1831. 11. 8. Resignee. ib. 1332. II. 8. Les om- 


brages. ib. 1833. 8. Confessions poetiques. ib. 1833. 8. L’ironie. ih. 
1833. 11. 8. 


12) Lucile ou la lecture de la bible. Paris 1846. Ed. III. 8. 


13) Jonathan le visionnaire. Paris 1825. II. 12. Une maitresse 
de Louis XIII. ib. 1834—35. II. 8. Picciola. 1836. ib. 8. Le mutile. 
ib. 1832. 8. Un roman en voyage. ib. 1841. 8. Un rossignol pris au 
trebuchet. ib. 1843. 8. Hist. de la belle corditre et de ses trois 
amoureux. ib. 1834. II. 8. Leonard le cocher. ib. 1844. 8. L’esclave 
occher. ib, 1844. 8. L’esclave du pacha. ib. 185. 8. 


.. 1%) Le duc de Guise & Naples. Paris 1824. 8. Raoul de Pelleved. 
ıb. 183. II. 8. Claire Catalouzi ou la Course en 1736. Paris 1858. 


15) Les montagnardes, trad. Dauphinoises. Paris 1826. II. 12. 
I roniques Iınperialeß. ib. 1833—34. II. 8. Les Heberard. ib. 1837. 
° u. . 


16) Don Alonzo ou V’Espagne, Paris 1%24. IV. 8. Natalie. ib. 
1833. 8. Corisandre de Mauleon. ib, 1835. II. &. 


17) (La confession d’un enfant du siècle. Paris 1836. II. 8. if 
von Alfred de Muffet) Anna Boleyn. ib. 1837. 11. 8. Le Secret 
de Javotte, suivie de Pierre et Camille. ib. 1844. 8. Lauzun. ib. 
835. II. 8. La t&te et le coeur, ib. 1834. 8. Femmes de la r ce. 

. 1821. 8. La Sicile, Näples et Gönes en 1843. ib. 1844. II. 8. u. &. 


Sransöfifche Poefie. Moman. 313 


18) Pen March. Paris 1834. 8. Le champ des martyrs. ib. 1837. 
11. 8. . 


19) Cing-Mars. Paris 1827. IV. 8. Stello ou les diables bleus. 
ib. 1836. 8. 


%) La Jacquerie. Paris 18238. 8. Chronique du temps de Charles 
IX. ib. 18279. 8. Mosaique. ib. 1838. 8. La double meprise. ib. 1833. 
8. Colomba. 1840. ib. 8. ſ. Planche T. 1. p. 211 sq. Mag. f. d. Lit. 
d. Zuil 1837. ur. 69. — Werke. Deutih. Etuttg. 1846. VII. 12. 


21) Thomas Morus. Paris Ed. III. 1834. II. 8. Henry Percy. ib. 
1835. II. 8. Le siège d’Orleans 1429. ib. 1843. IV. 8. 


22) Viadislas Jagellon et Hedwige. Paris. 1823. II. 12. Barbe 
Radziwil. ib. 1820. 11. 12. Le nain politique. ib. 1826, IV. 12. 


23) Les barricades. Paris 1826. 8. 


24) Les mauvais gargons. Paris 1830. II. 8. (Aug. Barbier 
batte mitgearb.) Manuel et Pucinella et I'homme aux Madones. ib. 
1833. 8. Venezia la bella. ib. 1834. U. 8. Un divan. ib. 1834. 8. 
Manoel. ib. 1834. 8. Le connetable de Bourbon. ib. 1838. II. 8. 
Madem. Beata. ib. 1840. 12. Robert Macaire en Orient. ib. 1840. 8. 
Mit E. Roger be.Beauvoir zufammen fchrieb er: L’auberge Je trois 
pins, Paris 1836. 8. Von legt. all. f. L’ecolier de Cluny. ib. 1832. &. 
Ruysch. ib. 1833. 8, L’excellenza, ou les soirdes au Lido. ib. 1833. 
Il. 8. Histoires cavalieres. ib. 1837. 8. Keledor, ib. 1829. II. 12. Le 
cafe Procope. ib. 1835. 12. Le cabaret des morts. ib. 1340 12. Le 
cheralier de St. Georges. ib. 1831. 12. Le lescombat, ib. 1832. 12. 
L’intante. ib. 1842. 12. Mad. de Soubise, ib. 1:43. 12. Les trois 
Rohan. ib. 1843. 1!. 12. Safıa. ib. 1843. II. 12. 

35) Les deux fous. Paris 1830. #8. La danse Macabre. ib.. 1832. 
8. Les francs Taupins. ib. 1833. 111. 8. Le roi des ribauds. ib, 
1831. IT. 8. (d. 4. al$ Rom. rel. ä V’hist. de Fr. Paris 18.8. 4) La 
folle d’Orleans. ib. 1836. II. 8. L’homme au masque de fer. ib. 
1837. 8. Pignerol. ib. 1836. II. 8. La soeur dn Maugrabin. ib. 1838, 
II. 8. Les aventures da grand Balzac. ib. 1839. Il. 8. u. U. 


%) ©. Dt. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. p. 393 sq. 1840. p. 306 aq. 
Les deux cadavres. Paris 1832. II. 8. Le port de Creteil. ib. 1833, 
Jl. 8. Le magnetiseur. ib. 1834. 1I. 8. Romans historiques du 
edoc. ib. 1836. II. 8. Sathaniel. ib. 1836. 11. 8. Le coınte de 
Toulouse. ib. 1834. II. 8. Le vicomte de Beziers. ib. 1834. II. 8, 
Le memoires du diable. ib. 1839 — 38. VIll. 8. Le maitre d’ecole, 
ib. 1839. 8. Le serpent. ib. 1839. 8. La chambritre. ib. 1840. 8, 
Ealalie Pontois. ib. 1840. 8, Les forgerons. ib. 1841. Il. 8. Margud- 
rite. ib. 1841. II. 8. Le chäteau des Pyrenees. ib. 1843. IV. 8. Les 
drames inconnus. ib. 1845. VI. 12. La lionne. ib. 1846. 11. 12. La 
somtease de Monrion. ib. 1846. IH. 12. Le duc de Guise. ib. 1346. 
12. 
27) S. St. Beuve Nouv. Portr. litt. T. I. p. 127 sq. Han d’In- 


iande. Paris 1823. IV. 12. Bug-Jargal. ib. 1826. III. 12. Le dernier 
har d’un Condamne. ib. 1829. 12. Notre-Dame de Paris. ib. 1836. 


28) Vie et aventures, publ. p. J. N. B. Paris 1836. 8. 'enfant 
du carnaval. Paris 1796. 11. 8. Le beau-p£re et le gendre. Paris 
1822. II, 12. Monsieur Botte. ib. 1802. IV. 12. Mon oncle Thomas, 


314 Sranzöfifche Poeſie. Roman. 


ib. 1799. IV. 12. Le garcon sans-souci. ib. 1817. II. 12. a. And, 
Oeuvr. compl. ib. 1822—24. 21. 8. 


29) ©. Mag. f. d. Fit. d. Ausl. 1837. nr. 49. BL. f. b. Lit. d. Aust. 
1838. p. 152 sq. Oeuvres completes. Brux. 1840—45. T. I—LXI. 32. 
Ueb. T. Ausgew. humor. Rom. Deutſch v. Gisner. Gtuttg. 1837 sq. Bd. 
1-65. 12. v. Carlow. Ulm 1839. sq. Bd. 1-87. 12. Reueſte Rom. Lpag. 
1843—45. Bd. I. sq. 8. 


30) Obermann. Paris 180%. II. 8. Nouv. dd. augm. d’un suppl. 
SV. une pref. p. St. Beuve. ib. 1833. II. 8. Isabelle. ib. 1833. 8. 
©. St. Beuve Nourv. Portr. litt. T, I. p. 179 aq. 


31) Le rouge et le noir. Paris 183%. Il, 8. L’amour. ib. 1822. 
II. 12. Rome, Naples et Florence en 1817, ib. 1817. 8. Armance, 
ib. 1828. III. 12. Promenades dans Rome. ib. 1829. II. 8. L’abbesse 
de Castro. ib, 1840.8. &.Querard, Litt. Frang. Contemp. T.I. p. 449 sq. 


32) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1833. nr. %. 1837. ur. 77, BL f. 

d. Lit. d. Must. 1836. p. 269 aq. 1837. p. 138 sq. L’äne mort et la 

femme guillotinee. Paris 1832. II. 12. Noaveaux contes fantastiques. 

ib, 1833. IV. 12. Le chemin de traverse. ib. 1836. Il. 8. Un coeur 

pour deux amours. ib. 1837. 8, La confession. ib. 1837. II. 8. Bar- 

nave. ib. 1831. IV. 12. Contes fantast. et cont. litter. ib. 1832, IV. 
.u. and. 


33) Le macon. Paris 1828. II. 8. Les intimes. ib. 1830. II. 8. 
Deniel le lapidairs ou les contes de l’atelier. ib. 1832, Il. 8 La 
lampe de fer, ib. 1835. II. 8. Thadeus le resuacite. ib. 18%83. II. 8. 
Un secret. ib. 1835. II. 8. Vierge et Martyre. ib. 1835. II. 8. Les 


sept peches capitaux. ib. 1832. II. 8. Ne touchez pas à la reine. 


ib. 1837. 8. La couronne d’epine. ib. 1828. II. 8. Un cosur de jeune 
Ste. ib. 1844. 8. La valise de Simon le borgne. ib. 1835. Il. 8. Sou- 
venirs d’un enfant da peuple. ib. 1838—42. VIII. 12. Un amoer 

rda. ib. 1842. II. 12. — 8. Bruder f. Le puritain de Seine-es- 

arne. Paris 1832. 8. Mensonge. ib. 1837. 11.8. — 8. Sozlan 
(f. Bl. f. d. it. d. Ausl. 1837. p- 39 sq. Mag. f. b. Lit. d. Ausl. 1846. 
nr. 102 Le notaire de Chantılly. Paris 1836. II. 8. Les Meandres. 
D. 1837. II, 8. Washington Levert et Socrate Leblanc. ib. 11837. 
I 8. Le medecin de ey. i6.1838. III. 8. Les chäteaux de France, 
Ib. 1838. II. 8. Les tourelles. ib. 1840. 11. 8. Roseihary et Celeste. 
ib. 1840. 12. Une nuit blanche. ib. 1840. 12. Le chätean de Ram- 
bouillet. ib. 1841. 12. Le dragon rouge. ib. 184.. Il. 8. Un imoine 
Meconnu. ib. 1843. 12. Pour un cheveü blond. ıb. 1344. 13. Les 
nuits du Päre-Lachäise. ib. 1845. II. 12. — Bon euchet Fröre et 
Soenr. Paris 1838. II. 8. Le nom de famille. ib. 1842. II. 8. be ta- 
lisman. ib. 1843. 12. Fontaineblean. ib. 1844. 8. 


. 84) Fragoletta, Naples etParis en 1799. Paris 1829. TI.8. &rauge- 
neuve. ib. 1835. Il. 8. France et Marie. ib. 1835. 8. La vallde aux 
loups. ib. 1833, 8. Aymar. ib. 1838. Il. 8. Mé m. de Mad. Manson. 
ib. 1818. 8. Lettres de deux amants de Barcelontie. Paris 8. Cle- 
ment XIV. etCarlo Bertinazzi. 1877. ib. 12. Leo. ib. 1840: Hi. 12. 


35) Sous les tilleuls. Paris 1832. IT. 8. Une heure trop tard. ih. 
1833. II. 8. Fa didze, ib. 1834. 8. Le chemin le plus court. ib. 1836. 
11. 8. Vendredi soir. ib. 1835. 8. Rinerley. ib. 1838. Il. 12. Am Rau- 
chen. ib. 1842. 12. Une folle histoire, ib. 1859. 8. Feu Bressier. Ib. 
1843. IT. 17. Voyage autonr d6 nioh jardin. ib, 1844. 12. Une Bi- 


Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 315 


stoire invraisemblable. ib. 1844. 1’. Fort en ihème. ib. 1845. 12. 


3) ©. BL. f. d. Fit. d. Ausl. 1839. nr. W. 21. Mag. f. d. it. d. 
Yusl. 1842. nr. 90. 1846. nr. 46. St. Beuve Nouv. Portr. et Crit. T. 
I. (Brax. 1836.) p. 211 sq. Oeuvres. Brux. 1838—45. T. I-VIII. 4. 
od. XCiV. 18. Werke. Deutih. Quedlinb. 1841. sy. Bd. I—LIX. 12. 


37) Mad. de Somerville. Paris 1835. 18. Les revenants. ib. 
1840. IL ı2. Marisnna 1839. II. 12. Mad. de Kerouare. ib. 1842. 12. 
Vaillance, 1813. ib. 12. Mad. de Vandeuil, ib. 1845. 12. Fernand 
saivi de Richard. ib. 1844. 12. Mad. de la Seigliere. ib. 1845. 
12. Catherine. ib. 1846. 12. Madeleine. ib. 1846. 12. 


38) Le Iutin couleur de feu Paris 1821. 12. L’habit de cham- 
bellan. ib. 1827. IV. 12. Les reverb£res. ib. 1834. IV. 8. Sonvenirs 
d’an demi-sitcle. ib. 1836. VI. S. Rudolphe ou & moi la fortune. ib. 
1837. MH. 8. La revolution, l’empire et la restauration. ib. 1828. 8. 
Les marionettes politiques. ib. 1829. IV. 12, L’bomme du peuple. 
ib. 1829. V. 12. Le roi de la revolution. ib. 1831. 8. Le pont des 
soupir®. ib. 183., Il. 8. Le bouquet de Romainville. ib. 1833. II. 8. 
Jean Ango. ib. 1835. IH. 13. Chroniques des Tuileries et de Luxem- 
bourg. ib. 1837. II. 8. Hist. d. Charles XIV (Bernadotte). ib. 1838. 
11. 8. Le r&mouleur ou la jeunesse doree. ib. 1843. II, 8, Les trois 
aristocraties. ib. 1843. 1. 12 


39) Oeuvres. Paris 1821—23. X. 8. 


46) Plik et Plok. Paris 1831. 8. La coucaratcha. ib, 1832 34, 
IV. 8. Le salamandre. ib. 1832. II. 8. Le Vigie de Koat-Ven. ib. 
1834. 1V. 8. Atar Gull. ib. 1831. 8. Latr&eaumont. ib. 1837. II. 12. 
Cecite 1845. 12. Artbur. 1839. ib. IV. 12. Deleytar. ib. 18.9. II. 12, 
L’art de plaire. ib. 1839. 12. Les fanatiques en Cövennes ib, 1840. 
li. 12. Aventures d’Hercule Hardi ou la Guyane en 1772. ib. 1840. 
I. 12. Le colonel de Surville. ib. 1840. 12. Le commandeur de 
Malte. ib. 1843. II. 12. Mathilde ou mem. d’une jeune femme. ib. 
1841, VII. 12. L’aventurier ou la barbe-bleue. ib. 1842, III. 12. The . 
rese Dunoyer. ib. 1842. II. 12. Les mysteree de Paris. ib. 1842. X, 
12. L’bötel Lambert. ib. 1843. II. 12. Le juif errant. ib. 1344.X, 1%. 
Martin l’enfant trouve, ib. 1846. T. 1-IV. 12. Deutfh. Sämmtl. W 

+ 7 Abwens leben. £pig- 1838-45. Br. 1—191. 16. 


41) Isabelle de Bavitre. Paris 1845. II. 8, Les trois mousque- 

es. Parig 1844. V. 12. Une fille du regent. ib. 1844. III. 12. Le 
corricolo. ib. 1843. ib. 12. George. ib. 1843. II. 12. Albine. ib. 1843, 
IL 12. Fernande. ib. 1343. II. 12. Amaury. ib. 1843. MH. 1... Gabriel 
Lambert. ib. 1844. 12. Le comte de Monte-Christo. ib. 1845. VHL 
12. La reine Margot, ib. 1845. V. 12. Louis XIV. et son sidcle. ib, 
1845. IV. 12. La guerre des femmes. ib. 1835. IV. 12. Vingt-ans 
apees. ib. 1845. VII. 12. (Bortf. db. Tr. Mourg.) Les Medicis. ib. 1845. 
Le chevalier de maison rouge. ib. 1845. ll. 12. La dame de Mon- 
ssareau. ib. 1845. VI. 12. Le batard de Mauledon. ib. 1846. II. 12. 
Mödm. d’un medeein, ib, 1846. I—YV. 12. Ausgew. Schriften. Deutſch 
fpsg- 1844 sq. 16. 


42) Les mıyatöres de Londres. Brux.1844. IX. 18. (Deutſch. Lpag. 
1844 TV. 8.) Les amours de Paris. ib. 1345. V. 18. La foret T 
Bennes, ib. 1845. II. 18. La fontaime aux perles. ib. 1846. II. 18. 
La quittance de minuit. ib. 1846, IV. 18. Le fils du diable. ib. 1846 
v1. Les fanfarons du roi. ib. 1846. II, 18. 








316 Englifche Poefte. 


$. 607. 


Nachdem wir jet, fo aut wir es vermochten, eine Efiye 
der Entwidelung der Branzöfifhen Poeſie in der neueren und 
neueften Zeit gegeben hatten, verlaffen wir den ontinent um 
gehen nad England hinüber, um zu ſehen, ob ed aud In 
der Literatur feine Nebenbuhlerin, wie dieß mit der Meerher 
fhaft der Fall war, überflügelt bat. Wollte man freilid hier 
nad der Quantität geben, fo müßte man dieß geradezu vernd 
nen; allein giebt die Qualität den Ausſchlag, fo wird fid die 
Wagſchale gar jehr zu Gunſten Englands neigen. Denn wenn 
‚wir aud von den abftracten Wiffenfhaften, zu denen ſchon dA 
zur Reflerion und Eperulation mehr gefaffene ernfte Charalter 
der Britifhen Nation mehr Neigung, Befähigung und Ausdautt 
‘hat, fowie von den hiſtoriſchen Disciplinen oder der Philologie, 
wo wiederum ber Sranzöfifchen Blatterhaftigfeit der forſchende dleiß 
und die critiſche Sorgfalt ihrer uͤberſeeiſchen Nachbarn abgeht, 
abfehen, fo wird auch die Geſchichte der Poeſie eine große Zahl 
von Männern aufiuweifen haben, denen es ſchwer fein dürfte, 
eine gleiche Geſellſchaft gleich hochftehender Dichter Frankreich 
gegenüber zu ſtellen, und wie ſollte dieß auch möglich fein, wenn 
man bedenkt, daß ja aus der Fleinen Stadt Strarford am Avon 
jenes Meteor am dramatifben Himmel aufgeftiegen iſt, welches 
mit dem unvergängliben Glanze feines Namens das ſtolze Ei 
land, das ihm erzeugte, erleuchtet hat, Wir Fönnen babe 
auch erft mit ihm die eigentliche Blüthenzeit der Engliſchen Li 
teratur begrängen, während die Zeit vor dem Zeitalter der Ko— 
nigin Eliſabeth allerdings ihren Leiftungen nad bei weitem un 
ter dem Niveau des - gleichzeitigen Literaturguftandes im Branf: 
reich ſteht und auf feinerlei Weife den Erwartungen genügt, die 
in der vorigen Periode Ehaucer theils durch den Werth feiner 
eigenen Schöpfuugen, theild dur feinen Einfluß auf die Veredlung 
ber Sprache erregt hatte. Die Natur fcheint gleichſam durch eine 
lange Ruhe fi auf die Geburt eines Rieſengeiſtes, defjen Land& 
mann zu fein mit Recht jeder Bıite noch heute ſtolz iſt, haben 
vorbereiten zu wollen. Indeſſen darf man doch auch nidt ver 
geflen, zu erwähnen, daß das Zeitalter Heinrichs VII. dad der 


Englifche Poefie. 317 


dienſt beanſprucht, zuerſt dad Souett Petrarca’6 auf Engliſchen 
Boden verflanzt und gepflegt zu haben, wenn aud gerade dieſe 
Form der Poeſte dem biutgierigen Geifte diefer Zeit am We 
nigften . zugufagen febeint und man jenem Tyrannen, beiten miß⸗ 
trauifhem Tigerblide fo viele Opfer fielen, am Wenigflen zu» 
trauen ſollte, ſelbſt Verſuche in diefem Genre gemacht zu ra 
was gleihwohl der Fall if'). 


1) Seine und mehrere feiner Hofleute etegtiähetprifchen Verſuche flehen 
bei Surrey Souges and Sonetes. Lond. 1957. f. 51 sq. f. a. Warton 
Hist, of Engl. Poetry. T. LI. p. 51 sq. 


$. 608. 


Es Liegt in den engen Graͤnzen dieſes Werkes, daB meh⸗ 
rere elende Verokuͤnſtler dieſes Zeitraums, deren Leiflungen 
didactiſcher Art waren, hier wegbleiden müflen!); daher erwäh. 
nen wir nur noch aus Heinrichs VII. Zeitalter zwei allegori- 
ſche Dichtungen im Geſchmacke Lydgate's und des Kranzofen 
Octavien de St. Gelais, nämlib Stephan Hawe’s, des 
KRammerdienerd Heinrichs VII., Passe-tyme of pleasure?) und 
William Walter’6 Spectacle of lovers?) befonder® dur 
wohlgeorpneten Versbau empfehlenswerth. Eben fo wibig und 
fharf, als oft feurril und ſchmuzig und in der Form nadläfs 
fig find die Epottgevihte John Sfelton’s (+ 1529)*), 
des zum Dichter gefrönten (1489) Rectord zu Dyſſe, und ächt 
fomifcher Volkston Tiegt in den 600 Epigrammen und dem Vers 
ſuche, ſämmiliche Engliſche Sprüchwörter in eine fortlaufende 
poetiſche Erzählung zuſammenzufaſſen, des noch zu erwähnenden 
dramatiſchen Dichtes John Heywoodꝰ). Indeſſen ſteht, wie 
ſchon geſagt, das lyriſche Fach der Engliſchen Dichtfunft dieſer 
Periode bei weitem höher, denn der unglückliche Henry Ho⸗ 
ward, Graf von Surrey (1515—20 geb. und 1547 ent« 
hauptet), der auf feinen Reifen in Frankreich, Deutfhland und 
Italien auch die Poeſie dieſer Länder fleißig Audirt hatte, hat 
nicht blos in feinen in reimlofen Berfen abgefaßten Songs and 
Sonnets den Geiſt und die Form Petrarca's getroffen, fondern 
aud in der Fair Geraldine (einer Tochter des Gerald Fitz⸗ 
gerald, Grafen von Kildare) eine Laura gefunden‘). Auch fein 


320 Englifhe Poeſſe. Reimchroniken. 


Wit und Dame Witzdom entſtanden fein, welche den Ueber⸗ 


gangepunft zum eigentlichen Luffpiel bildete?). 
1) ©. Collier zu Shakspere Works. 1844. I. I. p. XXX sq. 


2) Play of Every Man, b, Hawkius Orig. of Engl, Drama.T.l. 
sg. 


p- 35 

3) The Nigromansir, a small Enterlude and a pitthie writien 

v7 M. Sk. laureate and plaid before the King and Eslatys at 

oodstoke ou Palme-Sundey. W. de Worde 1504. 4. iftvert. u.fehlt 

alfo in: Skeltons Poetical works w. not. byDyce. Lond. 1843. 11.& 
©. Collier T. H. p. 273. 325. Lardner T. 1. p. 273 sq. 


4) Hycke Scorner, a morality. W. de Worde s. a. (1522) 4. 
u. b. Hawkins T. I. p. 77— 111. |. Collier T. II. p. 3%. 


9) A mery play betwene the pardoner and the frere, the cu- 
rate and neybour Pratte. Lond. 1533. 11 4. Theplay of the weiher 
a new and a very mery euterlude of al maner wethers. ib. s. &. 
4. A play ot love. ib s. a. (1533.) 4. The play called the four P.; 
a new aud very mery enterlude of a palmer, a pardoner, a poli- 
cary, a padler. Loud. s.a. 4. u. b. Dodsley old plays T. i. p.&sq. 
(Old Plays T. I. p. 51 sq ); A play between Johau the husband, 
Tyb the wife and Sir Jehan Priest. s. 1. 1533. 4. f. a. Collier T.Il. 
p. 386 sq. f. Collier T. UI. p. 384. Lardner T. Il. p. 246 sq. 


6) A Tragedye or Enterlude manyfesiyng the chefe Promyses 
of God unto Man, by all age in the Old Lawe, from the fall of 
Adam to the incarnacyon of the Lord Jesus Christ. s. I 1538 4. 
1744. 8. u. in d. Old Plays T. I. p. 9 sq. u. Marriott p. 223 sq. A 
newe coınedy or euteriude, conceruyuge ihe lawes of nature, Mo- 
ses and Christ corrupted by the Sodommytes, pharysees aud papy- 
stes. s. 1. et a. (1538) 8. 1558. 4. 1562. 8. A breiecomedy or euler- 
Iude of Johan Baptystes preachynge in the wilderaesse, openynz® 
the crafty assaultes of the hypocristes. s. 1. 1547. 4. Kong Johen, 
a play ed. by J. Collier Lond. 1838. 4. A breie comedy ur enter 
Jude conceruynge the teimptacyon of our lorde and sauer Jesus 
Christ by Sathan in the desert. a. l. 1538. 4. f. Collier. T. 11. p. 
233 sq. Lardner T. I. p. 287 sq. 


7) Interlude called lusty Juventus, Iyvely describing thefrayl- 
ty of Youth. Loud. 8. a. 4. u. b. Hawkins. V. l. pP. 119— 153. 


8) Interlude of Youth. Lond. s, a. 4. 

9) The Marriage of Wit and Wisdom, An anc. Interl. ed. by 
_ Halliwell. Lond. 1846. 8, 

F. 610. 


| Ehe wir jept zu der Schottiſchen Poeſie übergehen, ha‘ 
ben wir zu bemerfen, daß aus Diefer Periode nod «ine 
Reimchronik übrig if, die Arthur Kelton!) zu Shremebun 
für den jungen König Eduard VI. fohrieb, und die fidy ihrer 
Form und ihrem Inhalte nach an die älteren, oben ®». II. p. 416 
bereitö erwähnten Arbeiten anfhließt, nahdem der Kaufmann 


Schottiſche Poefe. 321 


und Sheriff von London (+ 1512) Robert Fabyan?) ein 
bin und wieder mit Profa durchflochtenes ähnliches Werk hatte 
voraußgehen lafſen. Aus ſpaͤterer Zeit IR William Wars 
net's (1558 — 1608— 9) Albions England, worin gleichfallo 
die Engliſche Geſcicehte ihren Anfängen nad noch den alten Brut 
zur Bafis bat, Mas nun aber die eigentliche Schottiſhe Poeſie 
anlangt, fo tritt uns hier David Lindfay*, aus Garmyls 
ion (1490 — 1545) entgegen, von Walter Scott ald Wappen 
förig in fein Marmion eingeführt, der, obwohl im Ganzen 
Nachahmer des Bawin Dougfa® und William Dunbar gleich⸗ 
mebl befonders in der Satire fehr hoch Habt. Bor ihm ver 
dienen bier noch einen Blag der Schottifte Anacreon und heitere Ber- 
foöster der Braun Mlerander Scott (um 1462)°) und 
Glayperton(1550)°). Nehrigens exiſtiren von Lindfay auch 
noch einige (8) Interludes und «in Play’); wann aber das 
aͤlteſe beiannte Schottiſche Drama, Philotus, das Ginige fogar 
dem oben genannım Sohn Heywood zugeſchrieben haben, 
fänt, #8 ungeniß®). Be 

4) A chromicle with a ealogye declaryng that the Brittons 
and Welshemen are lineally dyscended from Brute, newly and 
very wittely cempiled in meter. Lond. 1547. 8. f. Warton T. III. 
pP 128 ag. 

V &. Warton T. II. 17 382 sq. d’Ieraeli Amem. of Liter. Paris 
1841. 8. T. I. p. 216 sq. Thenew chronicles ofEngland and France, 
Lone. 1716. fel. F.Chron. newiy prynted with tbe cronycle, actes 
and dedes done im the tyme ef Kynge Henry ihe VII. Lond. 1533. 
tel. ib. 1542. 1559. fol. w. a biogr. and litt. pref. by H. Ellis. 
Lond. 1811. 4. f. Ellis T. II. p. 260 sq. . 

3) Albions England or Historicale of the saıne Island, perse- 
cuied fram tise Lives, Actes and Labors of Baturme, Jupiter, Her- 
cules and Aeneas. With hist. Intermixtares Invention and Varietie, 
proffit. brielty and pleas. perform. in Verse and Prose. Lond. 1586. 
4. 1549. 50. 4. 1587. 1602. 1612. #. Ä 

4) Drem of Skär. Copmakouin. 1552. 4. AneSatyre of the thrie 
estaits in cammend. of vertew and vituperatiom andvyce. Edinb. 
1002. 4. The history of the noble and valiant sqyer Wılliam Mel- 
drum wuwiäle leird of Cleish and Bins with his Testament. s. !. 
1711. 4. u. b. Pinkerton Anc. Scot. poems. T. I. p. 143 sq. The 
Warkis of — D. L. ot the Mont, alias King of Arms. Newly corr. 
and vind. from the former Erroare — and augm. with sindrie 
Wasrkis quhilk wras not before imprentit. Edinb. 1568. 4. 1571. 4. 
Glasg. 16%. 8. Poet. works w. a Iıfe diss. and gloss.by Chalmers. 

1806. I. 8. ©. berügmtefles Geb. ificomplaimt of the Kings pa- 
ringe „worin er Jakob V. Rathichläge in der Regierungstunfkertgeilt f. a. Pin- 
Große , Handbuqh d. Literärgeſchichte. UI. 21 








3A Schottiſche Parfe: - 


kerion a. 0. ©. T. I. p. X sq. Tytler Liv. of Scot. worth. T. IH, 

0 u | sq. 

P 5) Poems from a Ms. written in the year 1568 ed. byD. - 

Laing. Edinb, 1221. 8. And. b. Baunatyne Anc. Scot. poems. Bdinb, 

1770. p- 16+ 6q. u. Hailes Coll. p. 192—211. f. a. Warton T. IL. p. 
⸗ 


q. 
6) E. Ged. b. Ellis Spec. of early engl T. II. p. 109 sq. 
7) Ane verie excellent and delectabiil renlise intitalit Phi 
lotus. Quhairin we may ave the greit Inconveniences that 
falles out in the mariage betweene age and zouth. Edinb. 1603. 
1612. 4. u. b. Pinkerton. T. III. p. 5-63. 
8) abgedr. b. Pinkerton a. a. D. T. IL p. 3 sq. 199 aq. 


$. 611. 


Da wir der leichtern Ueberfiht wegen glei bie folgende 
Periode der Echottifhen Poefie bier mit verbinden wollen, fo 
bemerken wir, daß Sir Rihard Maitland (1496—1586), 
Oberrichter zu Edinburgh und fein Sohn John Maitland (1545 
— 95)!), auch als Lateinifcher Dichter befannt und als ſolcher Metel- 
lanus genannt, gerühmt werden, wenn fie auchder Ritter Alexan⸗ 
der Montgomery?) (+ 1607 — 11), felbft in der Form ein treuer 
Nachahmer der Stalläner, befonders im Sonett übertraf. Wenig 
bedeutend find Jacob's VI.?) eigene poetiſche Producte, deren 
er ſchon im 18ten Lebensjahre (1584) mehrere publicirt hatte. 
Als befchreibender Dichter wird Alerander Hume (1560 — 
1609)*), Geiſtlicher zu Logie, und als Kumorifiiiher Aleran- 
der Arbuthnot (1558—83)°), der zu gleicher Zeit tüchtiger 
Polemiker für den Proteſtantiomus war, genannt. Das beden⸗ 
tendfie Talent aber unter allen ®enanntn befaß William 
Drummond°) aus Hawthornden (1585— 1649), obwohl er 
eigentlih nur das lyriſche Genre wählte und bier vorzugs⸗ 
weife dur feine Melandolie ih zur Elegie hingezogen fühlte, 
zu deren Ausdrud au fein überaus harmoniſch⸗melodiſcher Vers⸗ 
bau paßte. Als Schottlands erken eigentlihen Dramatifer 
endiib nennen wir Sir William Alerander Grafen von 
Stirling’) (1580— 1640), deſſen Trauerfpiele, unter denen 
allerdings Julius Cesar das beſte iR, von fleißigem Studium 
der Altern engliihen Tragiker zeugen. 

aD Ihre Ged. ſtehen b. Pinkerton Anc. Scot. poems. Lond. 1786. 


2) Poems. Edinb. 1751. 1754. 1768. 12. now first. publ. fr. sev. 
anc, mss. by D. Laing. ib. 1821. 8. Das befte f. Ged. ıft üb. d. Leis 


Englifihe Poeſie. 323 


denſch. d. menſch. Geele: The Cherrie and the Slaie Compiyt into Scot- 
tis meter. Edinb. 1595. 8. 1597. 4. 

3) Praises of Women u. the miseries of a poor scholar b. Pin- 
kerton 0. a. D. f. a. Biogr. Brit. T I. p. 235 sq. 

4) The day estival, in d. Scott. descript. poems. p. 192 2q. 
Hymues or sacred songs. Edinb. 1599. 4. 

5) The essaies of a prentise in the divine art ofpoesie. Edinb, 
15%. 4. Poeticull exercices at vacant houres. ib. s. 8. 4. Lepanto 
an hereicali song. s. a. ib. 4. 1603. 4. (Englands Welcome to James. 
ib. 1603. 4.) 

'6) Poems upon various subjects. Edinb. 1616. 3. Lond. 1656. 8. 
The most elegante and elab. Poems of that Great Court- Wit. ib. 
1650. 1730. Poems with his life by P. Cunningham. Edinb. 1842, 4. 
Lond. 1833. 4. Works now publ. from the auth. orig.cop. Edinb. 
1711. fol. Er verfuchte fih aud in der Maccaronifhen Poeſie: Polemo- 

Middinia, carm. Macaron acc. Jacobi id nominis Quinti, regis Sco- 
tor, cantilena rustica vulso inscripta Christs Kirk on the greeu 
rec. nmotq: ill. BE. Gibson. Oxon. 1691. 4. f. a. Irving. Liv. ot Scat. 
writer®e. T. 'Il. p. 10 aq. Chambers Cyclop. T. I. p. 158 sq. Ellis 


Il. p. sq. 
5 The iragedie of Darius. Edinb. 1603. 4. Lond. 1604. 4. The 


ie of Croesus. ib. 1604. 4. The Alexandraean Tragedie. ib. 
1607. 4. The monarchike tragedies. Loud. 1616. 4 Thetrag of Ju- 
lies Caesar. ib. 1607. 4. (Gebr von Shalipere benupt ſ. Lardner a. a. D. 
T.iL p-390sq.) Aurora. Lond 1604. 4. Recreation with the Muses 
cont jonr monarchike trag.; doomesday or the great day of the 
Lords Iudgement; a paraenesis to prince Henry; Jonathan, an 
her. poem intend. the first boke. Lond. 1637. fol. |. Biogr. Brit. T. 
I. p. 133 sq. Ellis T. III. p. 28 sq. 


$. 612. 


Wir kehren jeht zur Engliſchen Poeſie zurüd und betrach⸗ 
tn die lange Regierung der Giifaberh, während welder uns 
vier weniger ald 72 Dichter auffloßen. Zwar find nicht alle 
bedeutend, aber dennoch gehören unter diefe Zahl jene zwei Maͤn⸗ 
ner, weite gerade dieſes Zeitalter zu der Blüthenzeit der Eng- 
liſchen Poeſie erhoben haben, nämlih Spenfer, der Arioſt Eng 
ande, der aber, weil er auf Ehaucer’d Schultern land, nit reines 
Driginal und durch feinen Hang zum Allegoriſiren etwas ein» 
feitig in, und Chaffpere, jenes unübertrefflihe Muſter aller 
Dramatiter. Freilich wußte aber Elifabeth auch die Dichter zu 
fhägen, denn fie war ſelbſt in den alten Spraden fo bewan⸗ 
dert, Daß fie einem Polniſchen Befandten in Griechiſcher Sprache 
antworten konnte, und wenn fie auch ſelbſt nichts Befonderes 
zu Etande bradte (denn ihre von Puttenham in feiner Poetil 
p. 207 mitgetheilte Ditty oder Complainte if in jeder Beziehung 
erbärmiih‘), fo fand fie doch bei Andern flets das Rigtige und 

21 


« 


324 Englifhe Poeſie. 


Bere heraus, und viele ihrer Hofleute hulvigten ſchon der Mode 
wegen den Muſen. Der Gifte, weiber bier in Betracht 
fommen muß, it Thomas Sadville, Grafvon Dorfet und Lord 
Budburf 11536 — 1608) aus Buckhurſt, der dur das Lefen 
von Boccaccio's Buch de casibus prineipum auf den Gedanken ges 
fommen wear, einen Chrentempel feiner Nation aufmführen, in 
dem alle durch ihr. unglüdiihes Schickſal berühmten Perfonen 
derfelben von der Eroberung ded Landes durch die Normannen 
dis zum 14ten Jahrhundert hinab eine Stelle finden follten, 
wobei er fih, wie Dante vom Virgil, fo vom Leiten (sormow) 
in die Hoͤlle Hhinabführen Meß, um Dort aus ihrem eigenen 
Munde ihr Schidfal zu erwähnen. Indbeſſen vollendete er ſelbſt 
nur die Einleitung des Werkes, dad er Mirrour for magistrates 
nah dem damald fo gewöhnliden Modenamen, Eyiegel, nannte, 
und das Leben Heinih Staffords, Herzogs von Buckingham, 
das Uebrige fügte John Higgins, ein Geiſtlicher aus Wins 
bam (+ um 1602), zum größten Theile hinzu, Inden Church⸗ 
Hard (das Leben des Kardinal Wolfen), Rihard Baldwyne, 
ein Geiſtlichr (um 1549), George Berrers aus 
St. Albans (+ 1579) (das Leben Humphrey’s Herzog von Glo⸗ 
cefter), ein gewiffer Francis Dingley (die Legende von Ja⸗ 
cob IV. von Schottland) und einige Andere nob eimelne Stel- 
len bearbeiteten, bis endlich Richard Niccols (1610) eine 
Anzahl früher unberührt gebliebener Legenden, die er 
als eine Winter:nights-vision aufflelte, und ald Schiusfeln 
die Geſchichte der eben geftorbenen Königin Elifabeth darufegte. 
Das ganze Gedicht if in Octaven geſchrieben und enthält bei 
manden langweillgen Stellen doch viel Schoͤnes, wenn 
auch der Stolz der Nation, in dieſenm Werke eine. Art Ratio» 
nalwalhalla zu befigen, nidt wenig zu der Werthſchähung bei⸗ 
getragen haben mag, die es trotz mander Angriffe der gleich» 
zeitigen Sattrifer bie in das Zeitalter Shalſpere's und Spenſers 
hinab, welde es verbrängten, genoß, denn ned in George 
Chapman's May Day (1611), einem gern geſehenen Luſiſpiele, 
wird der Mirreur for magistrates an Berühmtheit neben bie 
Gesta Romanorum geftellt ?), 


Engliſche Poeſie. 325 


1) Gteht a. b. Ellis Spec. T. II. p- 1362q. Es erſchien. ber. gleichz. mehr. 
Anthol. db. damal. Dichter, fo von Rob. Allot Englands Parnassus on the 
choysest Flowers of our mod. Poets. Lond. 1600. ı12.von John Bodens 
ham Beividere of the Garden of Ihe Muses. ib. 1600. 8, Englands 
Belicon. Lond. 1600. 4. u. im British Bibliographer. T. III., u. He- 
Ticonia, comprising a selection ol English poetry of the Eiisabeth- 
ean age written or publ, between 1575 and 1604. ed by T. Park, 
Load. :805. III. 4. 

2) &. Warton T. III p. 181 —232, — A Myrrovre for Magi- 
stretes, Wherein may be seen by example of olhers with how 
zresous plages vices are punished and howe frayle and vnstabie 
worldiy prosperitie is founde, euen ofthose whom Fortune seeineth 

Iy to tavour. Lond. 1559. 4. u. öft. A mirrour for Magi- 
strates, being a true Chronicle-History of the vntimely falles of 
svch vnfortvnate princes and men of note as haue happened since 
the first entrance of Brute into this Hand vntill his ourage. Newiy 

e with a last part called a Winter Night’s Vision being an 
addition of such Tragedies especially famous are exempted in the 
former Historie, with a poem annexed called Englands Eliza. ib. 
1610, 4. ed. by Haslewood w. not. ib. 1815. III. 4 u. b. Ander- 

son T. I. 


- 


6. 613. 


Bar nun diefes Werk durchaus fein eigentliche Epos zu 
nennen, fo fann man dieß ebenfo wenig von des fonft nit 
ungeſchätzten Hiftorifers Samuel Daniel!) aus Taunton (1562 
— 1619) Geſchichte der Bürgerkriege zwifchen der weißen und 
rohen Roſe fagen, denn fie iſt nur der äußeren Form nach ein Gedicht, 
was wenigfiens zum größten Theile aub auf Warner’ fchon ge: 
nannte Arbeit paßt, und nur die Schilderung des Todes von König 
Richard in Sir John Beaumont’8?) aus Graces Dieu 
(1582 — 1628) Bosworth Field {ft wahrhaft heroiſch 
za nennen. Dagegen hat das Iyriihe Epos einen vorzüglichen 
Repräfentanten aufzuwelfn an Edmund Syenfer aus Lon⸗ 
don (1553 — 1599). Er iſt der erfiegefrönte Dichter Englands, defs 
fen Faery Queen, deren letzte ſechs Bücher leider noch bei feis 
nen Lebzeiten verloren gegangen fein follen, eine Art von Nach⸗ 
ahmung Arioſtods, nit blos ein Inbegriff der freilih von 
ihm umgemwandelten Beenfagen Irlands und Schottlands if, fon« 
den zugleich einer Allegorie zur Baſis dient, wo nämlih die 
12 Gardinaltugenden durch eben fo viel Ritter (fo die Knights 
ef boliness, temperance, courtesy x.) perſonificirt werben, 
deren Führer der König Arthur if, unter dem er feinen Böns 
ner Phillpp Sinnen verflanden willen will, während die een, 


326 Engliſche Poeſie. 


königin Gloriana die Eliſabeih vorſtellen ſoll. Die Form hat er 
dem rafenden Roland und befreiten Jeruſalem entlehnt und fih 
dazu der Bıeiligen Etange, die nah ihm Spenzerian Stanza 
genannt wird, und welde allerdings an Harmonie und Eleganz ihres 
Bleihen fucht, bedient. Sein großes Talent tritt befonderd in 
der Mannigfaltigkelt der Darſtellung der eingewebten Eagen und 
Abenteuer und in dem wechfelnden Bilderreihihum hervor, dennoch 
aber hat er die Feſſeln der pedantifchen Allegorie, die Steiftelt 
und Kleinlichkeit in den Befchreibungen der einzelnen von ihm 
vorgeführten Gegenflände und zuweilen auch den falten böfiichen Rip 
nicht vermeiden fönnen, fodaß und heut zu Tage, wo wir und 
nicht mehr in den Hofton der Eliſabeth zurückverſetzen koͤnnen, 
diefe Einförmigfeit ermüdet und die durch das Moralificen ge 
flörte Illuſion der ganzen Babel fogar unangenehm berührt. Dieß 
iR jedoch noch mehr der Fall in feinem Shepheards- Calendar, 
der feinen Namen nad der Benennung der denfelben bildenden 
12 Eclogen nad den 12 Monaten des Jahres erhalten bat, denn 
In diefim vermuthlih nad dem Mufter der Sidneyſchen Arcadia 
gefhriebenen Scäfergedicte, worin er feine unglüdlide Lich 
zu Rofalinde, einem Evelfräulein, ſchildert, macht er ungefähr 
denfelben widrigen Eindruck durd, den flelfen Ealonton, den fi 
feinen Hirten in den Mund legt, wie die hölgernen Schäfer und 
Schäferinnen auf den Gemälden Watteau's. Auch feine übrigen 
Dichtungen, unter denen wir feine Hymnen, Brautlieder und 
Trauerelegieen audzeichhnen, zeugen von hohem Talente’). WB 
Nachahmer Spenfer’s, wenigftend in der Form, möchte ich noch 
Henry Willoby (+ 1596) wegen feines in Herametern (d.h. 
ſechszeiligen Stangen) gedikteten Iyrifden Epos Avisa nennen?. 


1) The first fowre books of the civile wares betweene !he 
two houses of Lancaster and Yorke. Lond. 1595. 4. corr. and cout. 
in eight bookes. Lond. 1609. 4. Ueb. f. and. Schr. f. mein. Art. b. Grid 
u. Gruber Encycl. Bb. XL. p. 225. Ellis T. II. p. 278 nq. 


2) Rosworth Field with a Taste of the Varietie oft other poeus. 
Lond. 1629. 12. 1749. 4. 


3) ©. d’Israeli, Amen. of Liter. T. Il. p. 71 sq. Keightley's Ry⸗ 
thol. d. Keen u. Gifen. 8b. I. p. 102 sq. Pecchio Storia della poesia 
Inglese T Ill. B 90 sq. ColeridgeRemains T. I. p.63. Rlackwood, 
Magaz. 1834. u. 1835. (Dunham) b. Lardner Lit. and scient. menof6Grent- 
Britain, T.J. p. 31229. Ellis II. p.199sq Tied Vorſch. zu Shakeſpeare . Bd II. 
p- XII. sg. Millin, Mag. Enc. 1818. T. V. p. 31 ba. Works. Boston 


Engliſche Poeſie. | 337 


a. a. D. T.1. 5 I. sq. XXXVU sq. — The faerie queen; the She- 
pheards calendar; together with ihe other works of England’s 
arch-poet. Lond. 1810. 1617. fol. w. a gloss. to which is pref. the 


life o$ the author and an essay in alleg. poetry by Hughes. Lond. . 


1715. VI. 8. w. the princ. ill. of var. camm. to which are added 
notes same account of the life of Spenser by H. J. Todd. ib. 1806. 
VM. 8. The tical works of Edm. Sp. from the text of J. Upton 
w. crit. and biogr. pref. by J. Aikin. ib. 1802. VI. 8. w. an ess. 
on his life by &. Robinson. ib. 1825. VI.8. 1840. 1845. 8. Boston 1839. 
V. & The fairy queen w. en ex. coll. of the two orig. ed. w. a. 
ag by Birchand. Lond. 1751. III. 4. by Upton ib. 1758. II. 4. u. 
fe. T. Warton, Obs. on the Fairy qq. ib. 1762. 1807. II. 8. The 
sbepheards calendar, conteyning twelue seglogues proportionable 
to ihe twelue monethes. ib. 1579. 4. u. öft. 


4) Willobie his Avisa; or ihe true Picture of a ınodest maid 
and of a constant a modest wife. In hexameter verse. Loud. 159%, 
4, whereanto is added an apologie, shewing the true meaning of W. 
b. Av. (by H. Dorrell) with the victorie of English Chastitie never 
betore publ. ib. 1608. 4. 


$. 614. 


Wir gehen jetzt zum Lehrgedicht fort und beginnen hier 
ſogleich mit der Satire, der in dem freien Gngland feit Hein« 
rig VIII. und der cathollihen Maria fa fein Zügel angelegt 
wurde. Der bedeutendfle Dichter in dieſem Bere if Jo⸗ 
ſeph Hall!) aus Briſtowyark bei Aſhby de la Zouch (1574 
— 1656), freilih fpäter ald Biſchof von Ereter und Rorwid 
einer der eifrighen VBertheidiger der kirchlichen Suprematie, als 
weicher er ſich aud in der gegen die Gatholifen gerichteten 
Hour wisigen Nabahmung von Morus’ Utopien, dem lateiniſch 
geſchriebenen mundus alter et idem, auswies. Seine 3 Bücher 

Satieen hatte er fhon im 2Tfen Lebensjahre ale Student, wo 
er noch freifinnig dachte, geſchrieben; fie find eines Perſius 
würdig, nur jept wegen mander Anfpielungen tbeilweife unver . 
ſtaͤndlich. Noch weit beißender find die hierher gehörigen Ar⸗ 
beiten des befannten Dramatikers John Marftlon?); mehr 
ſchmaͤhſuͤchtig aber erſcheint der allerdings fehr wigige Thoma 6 
Rafh’) aus Lowfoft (1564—1601), denn auf mehr ale 
bittere Weiſe hat er den Burltaner John Penry (Up Henry) 
ano Wales (geb. 1559, gehangn 1593), "der ebenfalls 
als Martin Mar Brelate*) die Hierarchie angegriffen hat, 
an den Pranger der Oeffentlichkeit geftellt, obwohl fih in ans 
dern feiner gleidartigen Arbeiten wieder ein gutmuͤthiger Hu⸗ 


328 Engliſche Poeſte. Batire. 


mor offenbart. Auch der ſonſt ald der geſchickteſte Sonetliſt dieſer Jeit 
befannte George Turberville‘) (1540 geb., lebte bis nad 
1597) hat ſich in der Satire verſucht, ſteht aber dem Poliliker 
und Dedianten von St. Paul John Donne aus Bonden (1573 
—1631)°) der die caufifte Schärfe des Perſius mit der Der 
mofittiiken Laune des Horaz verband und eigentlich diefed Genre, 
das bisher nur Epotts oder Gchmähgedi@t geweſen war, 
vollendet ausbildete, bei weiten nad. Mehr Humorikm 
als eigentlide Gatirifer waren die Epigrammendidter Thomas 
Bafard’) aus Blandford (+ 1618), der Capuain Nic olad 
Breton (1555—1624)°), John Weever (geb. 1576)°), 
deſſen Arbeiten Jonfon (Epigr. 14) jedoch zu hoch geſtellt hat, Ih os 
mad Harman), der Apologet der Batler und Bummler, vor 
züglih aber Samuel Rowlande!!), dem die Schilderungen 
des haͤus lichen Stilllebens in den Provinzen beſonders gelangen, der 
nod weiter zu ermähnende befannte Arıt Thomas Rodge”) zu 
Cambridge (1556 — 1625); befonders in der komiſchen Erzählung 
geſchickt, Der aͤußerſt fruchtbare Waſſerdichter (fo genannt wegm 
feiner Beihäftigung, denn er war Matrofe und Faͤhr⸗ 
mmn) John Taylor!’ aus Gloceſter (1580-1654), fon 
auch als treuer Anhänger der Stuarts rühmlichſt su nenne, 
wäre er auch nicht Englands erſter eigentlicher Bolfevidte, 
defien Wis freilich manchmal zu derb, öfter aber aud, well er 
zu häufig fam, zu wäfferig war, und endlich der eben fo geh 
reihe als gelehrte Robert Burton aus Lindley (1576— 
1639), der unter dem Namen Democritus junior in Proſa ein 
launiged Bud über die Gebrechen und Mängel feines Zeitalter? 
adgefaßt hat!*). 

1) f. Warton T. III. p. 103-439. — Toothless Satyrs poetical, 
ecademical, moral. Lond. 1597. 8. Virgidemiarum, the three last 
Bookes of Byting Satyres. ib, 1598. Virgidemiarum , sixe Bookes: 
Lond. 1602. Oxford. 1758. 8. Satyres with notes DA Warton and 


Singer. Chiswick 1824. 8. Remaining Works. ib. 1660. 4. u. b. AB 
derson T. I. . 


‚2,6. Warton T. II. P. 441 a4. The metamorphosis of Pigms- 
lions image and Cerfaine Satires. Lond. 1598. 12. The scourge of 
Villanie, coll. with the sddit. of newe Satyres. ib. 1588. 1599. Mi- 
cro-cynicon Sixe Suarling Satyres. ib. 1599. 4. (Lett. fihreibt War- 
ton T. II. p. 453 bem Thomas Mibdleton zu.) 


3) ©. d’Israeli Misc. ofLit. T. I, p. 19sq.— Antimartinus, Lond. 


Engliſche Poefte. Lehrgedicht. 329 
1589. 4. (üb. d. and. Schr. geg. Ap Henry J m. Art. b. Erſch u. Gruber 


a. a. O. P 221.) The anatomie of absurditie, ib. 1589. 4. u. Anb. 

4) The historie of Corah, Dathan and Abiram: applied to the 

relacy , ministerieand church assemblies of England. s. 1, 1609. 4. 
? Israeli, Misc. of Liter. T. I. p. 100. Hl. p. 243 sq. 

5) Epitaphes, epigrammes, songs aud sonets with a discours of 
the friendiy affections of Tymathes to Pyndara his ladie. Lond. 
1567. 1570. 8. f. Ellis T. Il. p. 152 sq. 

Poems with Elegiess on the Authors death. London 
1635. 1639. 1662. 1669. 1719. u. b, Anderson T. Vi. €. Is. Walton 
Life of J. Doune, H. Wotton, R. Hooker, G. Herbert and R. San- 
derson. Lond. 16.0. 8. w. not. by Th. Zouch. York 1746. 4. 

7) Chrestoleros , seven bookes of Epigrames. Lond. 1598. 4. f. 
Warton T. III. p. 252. 

8) A floorih upon fancie. Lond. 1577. 4. 1582. 4. Rowre of De- 

ts. ib. 1591. 4, 1597. 4. Melancholike humoars. ib, 1600. II. 4. 

e pilgrimage of Paradise. Oxford 1592. 4. (ſ. beſt. Oed.) The will 
te wit, wits will or wills wit. ib. 1606. 4. Pasquil’s Mad-Cap and 
Mad-cappes Message ; the Second Part of Paug. Mad-Cap intit. 
The Foole’s cap: with Pasquil’s Passion began by himself and 
finished by his friend Morphorias and Pasquil’s Passe and pas- 
seth not. ih. 1610. 111. 4. (f. Warton T. III p. 454). The Good and 
the Badde or description of the Worthies and Unworthies of this 
Ape- ib, 1616. 4. (auögez. Ehar.) u. And. f. m. Art. b. Erſch. p. 218g. 
Ellis II. p 235 sq. 
z90. kpigrammes in ihe oldest out and newest fashion. Lond, 
1599. 12 ‘ 

10) Caveat for common cvrsitors, vulgariter called Uagabondes. 
Lond. 1597. 4. 1592. 4. The fraternitye of vacabondes, as wel 
ot rufling vacabondes, as of heggerly as women as of men, 88 
gyrles as of boyes. ib. 1565. 1575. 4. 

11) Humours ordinarie. s. I. et a. 4 Lond. 1607 1814. 4. Hu- 
mours looking glasse. ib. 1608. 4. Diogenes Lanthourne. ib. 1624. 
1628. 4. Well met Gossip or Tis merly whengossips meet ib. 1619. 
1656. 1818. 4. Greemes Gnost Haunting-Come-Catchers. ib. 1602. 4. 
u. 2% f m. Art. Pi 220. . 

12) A fig of Momus. Lond. 1595. 4. Wits miserie and the worlds 
miaduesse discoaering the deviles incarnat of his age. ib. 1595. 4. 
The devil conjured ib. 1536. 4. u. And. f. m. Art p. 220sq. cf. El- 
lis fl. p- 25: 2q. 

13) Werks beeing sixty three in number, coll. into one volume 
by the author with sundry new additions. Lond 1630. fol. Poems 
on various subjects. ib. 1827. IT. 8. (Ueb Einz Ausg. f. m. Art. a. a. 
D.-p. 222 sq.) Ueb.ihn cf. R. Southey, Lives ot uneducated poets, 
Lond. 1836. 8. p. 15—87. 

14) Anatomy of Melancho!y. Oxford. 1628. fol. Lond.1660. fol. 
©. Bilis III. p. 4 sq. 


$. 615. 


Was das eigentliche Lehrgedicht anlangt, fo ward dieſes 
verhältnißmäßig weit weniger bearbeitet, denn wir fönnen bier nut 
John Davies aus Chlegrove, Attorneygeneral für Irland (geb, 





330 Englifche Poefie. Lyrik. 


1570, gef. 1626), mit feinem Gedicht von ber Selbflerfamt, 
nif, nosce te ipsum, und den Hiſtoriker und Dramatiir 
Samuel Daniel aus Tauntoen (1562 —1619), der aber 
eigentlich als Sonettift bedeutender if, mit feinen Epiſteln und 
der Apologie der Wiffenfhaften, Musophilus?), anführen, 

1) This oracle expounded intwo Elegies. Of hamane knowledge 
and of the sonle of man. Lond. 159%. 16072. 1608. 1619. 1622, 4. 1. 
Anderson T. Il. Work for none but Angels and Man tbat is to be 
able to look iuto and to know onr zelves. 3. 1. 1653, 4. D. legte fh. 
al. als: Poem on the immortality of the soul with his relations 


concerning Ireland. Lond. 1697, 1715. 1733. 8. &. WestminsterHall. 
Lond, 1825. T. 1. p. 246 sq. 


2) The poetical sasay ca of 3. Danyel. Lond. 1599. 4. Poetical 
works w. Mei. of his life. ib. 1718. II. 8. Works. ib. 1601. 1M!. 
fol. 1623. 4. Delia sontayning certaine sonnets, with the complaiat 
ef Rosamond. Lond. 1592. 4. 159%. 8. 


$. 616. 


Gehen wir zum lyriſchen Genre über, fo finden wir, def 
daflelbe fa am Meiften bearbeitet ward, wie dieß auch Taum 
anders fein Fonnte, wenn man an die Menge von llcberfehungmn 
aus dem Jiallaͤniſchen denft, die bereitö zu Anfang diefer Periode 
ind Engliſche gemadt wurden. Obenan ſiehen Richard Ed. 
wards (1523 —1566— 7), Kapelifnabendirector der Könige 
Eilifabeth, und Lord Edward Bere, Graf von Orford, ihr Oben 
fammerherr (1534— 1604), deren Gerichte einem großen Theil 
einer zu jener Zeit fehr verbreiteten Gedichtſammlung, Paradyse 
of dainty devises genannt, füllen!) Auch Barnaby Googe 
(1535 geb.)?2) und der befannte Dramatifer George Gat- 
coigne (1557—1578), letzterer befonders ein eifriger Rad 
ahmer der Alten, bicteten fleißig’), und Edward Dye! 
(1540 - 1610) hat mande hübfhe Spielerei zu Englands 
Heliecon beigefleuert*). Mehr Miscelandichter, beſonders aud 
im biflorlfhen Genre, war der liederliche, unten noch zu nen⸗ 
nende Dramatifer Robert Greene aus Norwich (1550- 
1592), den man zugleich einen der erſten abſichtlich ſchuuz 
igen Dieter feiner Ration nennen kann’), weshalb wir ihm 
gleich einen geiſtlichen Liederdichter Robert Southwelld) aus 
Norfolt (1560—95), einen Jeſuiten, gegenuͤberſtellen. In dab 
Gebiet des leichten Liedes gehören die Dichtungen des berühmten 


Englifche Poeſie. Lyrik. | 331 


Sir Walter Raleigh’) aus Budley (geb. 1552, hingerich⸗ 
tt 1618), die unverbienter Weile jegt in Vergeſſenheit gerathen 
find, während Fulk ®renville Lord Broof aus Beauchamp⸗ 
Gourt (geb. 1544, ermordet 1628)°) und der befannte Dra« 
matite George Chapman (1557 —1634)°), der fih aud 
als fleißfiger Ueberſetzer Griechiſcher Dichter gezeigt hat, fi mehr 
der hoͤheren Lyrik, erſterer der refleriv-moraliſchen, letzterer der 
threnodiſchen, widmeten. Der ſchon genannte Mitarbeiter an der Bes 
endigung des mirrour for masistrates Thomgs Church⸗ 
vard?) mar ein ſehr begabter fertiger Gelegenheitsdichter, Hen⸗ 
ry Eonftable!!) aus NYorkihite Dagegen (nah 1579), ein 
eifriger Catholik, madte recht huͤbſche Sonette, die jedoch von 
denn ThbomasWatfon’s, eincd Jurifien aus London (1560 — 
96)2), Eamuel Daniel’8 und Sir John Harring- 
ton’ des Aeltern (+ 1582) und Jüngern (+ 1612) in den Schat⸗ 
ten gefellt werden"), Der Dramatifer Anthony Munday ver 
ſuchte ſich zwar auch in der Lyrik, konnte aber hierin nicht eine 
ähnliche Popularität wie in feinen dramatifhen Arbeiten er- 
tangen!*). Der tedeutendfie von allen aber ift ohne Zweifel Michael 
Drayton’) aus Harful in Warnidihire (1563 — 1631), 
ein gefrönter, Höbft fruchtbarer Dichter, unter deffen Leitungen 
ich beſonders feine Hirtengedichte, Shepheards garland, feine 
Dden, Sonette und feine Nimphidia the court of fairy, ein 
allegor iſches Gedicht im Geſchmacke Epenſer's, das befien Fairy 
Queene an lyriſcher Zartheit faſt übertrifft, hervorheben. Auch fein 
beſchreibendes, in Alexandrinern abgefaßtes Gedicht Polyolbion, 
worin er die Raturfhönheiten feines Baterlandes ſchildert, mag 
nicht vergefin werden. Met finnig find die Didtungen 
des unglücklichen Grafen von Effer, Robert Devereur 
(1567 — 1601) aus Netherwoode6), ſowie aub die ges 
fangenen, mehr heiter « humorinifhen Leitungen Richard 
Brathwayı's!’) aus Warcop (1588— 1673) und Edward 
King’& (+ 1637)'°) verdienen wohl, dag Milton dem Lehe 
tem unter dem Namen Lyeidus eine Art von Trauerelegie 
bei feinem Tode nachſendete. Was endlich Shaffpere!?) an« 
langt, fo bat fi derfelbe nicht fomohl in dem Fragmente 
eines epifch-Igrifhen Gedichtes, der Liebenden Klage, als in der 





332 . Englifche Poeſie. Lyrik. 


Sammlung von 20 lyriſchen Gedichten in verſchiedenen Bert 
maßen, der verliehte Pilger (the passionate pilgrim) betitelt, 
befonderd aber in feiner Eonettenfammiung (154), die er dem 
ungen William Herbert, nadherigen Grafen von Pembroke 
(zwiſchen 1595-1609), gewidmet zu haben ſcheint, als einen 
der vom Apoll am Meiften auch In diefem Fache begünfigten 
Geiſter erwiefen, und es iſt nur zu bedauern, daß fo vice fer 
ner „juderfüßen Sonette”, mit denen er feine nahen Freunde zu er 
freuen fuchte, verloren gegangen fein mögen. Die nod) erhaltenen hat 
man faͤlſchlich in beftimmte größere Sonettenkraͤnze zu ordnen verfuht, 
eher dürfte man diefelben in Kleinere Gruppen vertheilen. Ueberall 
tritt aub in ihnen, troßdem daß fle nur zu vertraulicer Mit 
theilung beflimmt waren, jene Begeifterung, jene Dichterfraft her 
vor, wie fie eben nur ein Shakſpere haben konnte. 


1) Paradyse ot dainty devises aptly furnished with sundry 
pitthie and learned inventions devised and written for the most 
pert by M. Edwards, sometimes of her Majesties Chappel, ihe 
rest by sundry learned Gentlemen both of honor and woorshippe: 
3 ond.) 1576, 4 1578. 1500. 1606. * J introd. rem. by B. 

ry « ib. 1810. 4. f. a. Ellis, Spec. of the ear ngl. poetry. 

(Ed. F. Lond. 1845.) T.II. p 115 I 141 sq. Wartoa T. N. .2070 

’ 2 Eglogs, Epytephes and Sonetts. Lond. 1563. 4. f. Ellis T.l. 
P: 84. 


8) Poesies corr. perf. and augm. by the auth. Lond. 1575. 4 
The whole woorkes of 6. 6. newiy. comp. Lond. 1587. 4. B. 
Brydges Bibliogr. T. I. p. 73 sq. Ellis T. II. p. 147 sq. 

4) ©. Lieder in Englands Helicon or the Muses Harmony. Lond. 
1600. 1614. 8. 

„DO. m. Art. b. Erſch a. a. D. p. 228 sg. 3. B. Morando the 
tritameronof love. Lond. 1584. 158°.4. &wydonius the Carde of Fancie. 
ib. 1584. 1537. 1608. 4. Arcadia or Menaphon Camillaes Alarım 
to slumber; Euphues in his Melanchely Cell at Silexedra, wbereis 
are deciphered the variable effects of Fortune etc. ib. 1587. 158). 
1610. 1616. 1634. 4. u. in Archaica T. I. (f. a. Censura Liter. 1815. 
T. 1I. p 245 sq.) Pandosto the trinmphe of time being the histone 
ef Dorastus and Faunia. Lond, 1607. 1609. 1629. 4. Proben b. Ellıs 

. 21. p. 162 sq. 

6) Baint Pelers Complaint newiy ausm. w. other poenıs. Lond. 
s. a. 4. 1595. 1597. 1500. Edinb. 1600. 4. 1616. 1620 1630. 16%. & 
St. Peters Complainte , Mary Magdalene’s Teares with other works 
ef the author. ib. 1592. 1596. 1630. 4 Maeoniae er certaine exod- 
lent poeins and spirituall hymnes. ib. 1595. 4. Prob. b. Ellis T. Il. 
p- 169 sq. f. a. Gentlem. Magaz. 1798. Novbr. 

7) 8. W. R. poeıns w. abiogr. and crit. introd.by Eg. Brydget. 
Lond. 1814. 8. f. a. Ellis T. II. p. 184 2 

8) The remains of S. Fulk Grevill, Lord Brooke, being Poems 
of Monarchy and Religion. Lond. 1670, 8. f. Ellis T. Il. p. 220 9. 





Engliſcho Poeſte. Lyrik. 333 


9) Euthymiae raptus or the teares of peace w. interl. Lond. 
1609. 4. Skia nyktos, ıhe shadow of night containing two poet, 
hymmes. ib. 159%. 4. u. 2. 


10) ©. m. Act. a. a. DO. p. 230 sq. Ovid de Tristibus in ihree 
. 8. l. 1580. 4 


11) Diana: The praise of his mistresin certaine sweete sonnets, 
Lend. 1592. 4. f. Ellis T. II. p. 27 sq. 


12) The Ekatompathia or Passiouate Centurie of love dinided 
isto two parts, whereof the first expressed the Authors sufferance 
in Love the latter his long farewell to Love and all his tyrannie. 
sl. et a. 4. The teares of Fancie or Love distained. Lond. 1593, 
4. f. Ellis T. II p. 270 sq. Gentl. Magaz. T. LXVIII. p. 669. 


13) Die Gonette Beider in: Nugae antiquae, being a miscell. coll. 
ef erig. papers in prose and verse hy Sir J. H. and others sel, 
by ıhe rev. H. H. Lond. 1779. w. ıll. not. by Th. Park. ib, 1804. 
8. Die Spigramme bes Sohnes als: Epigrams both pleasant and serions. 
Land. 1615. 1625. 1628. 


16) The mirrour efMatakilitie or principall part of the Mir- 
rour fer Magistrates selected out of the sacred Scriptures. Lond, 
1579. 4. A banquet of daintie conceits. Lond. 1588. 4. The pain of 
piessare. ib. 1580. 4 


15) Posms. Lond. 1603. 4. 1605. 1608. 1610. 1613.4. 1519. fol. 1651. 8. 
Works with an hist. essay on his life and writinge, Lond. 1752. 
IV. 8. 1749. fol. (Dazu Appendix. ib. 1753. fol.) The Shepheards 
geriand faahioned in nine Eglogs. Lond. 1543. 4. Lyrick and pa 
storall s, Odes, Belogn, the ınan in the ınoone. s. a. (1605.) 
ib. 8. Nimphidia, the Court of Fayrie, b. f. Miseries of Queene 
Margarite etc. Lond 1627. 1631. 4. u. (allein) Lee Prioree Press, 
1814. 8. u. b. Halliwell, Illustr. ot Fairy Mythology. Lond. 1845. 
p- 195— 218. (Malone in f. Shakesp. ed. 1821. T. V. p. 06. glaubt 
Drapten ey erſt buch ©. Midsummer Nights Dream auf bie Idee 
wa dieſem Gedichte gebracht worben) Polyoibion or a chorograpk. Jde- 
seri oftracts, rivers, mountaines, forests of this renowned isle 
ef Ereat-Britaine. Load. 16.3. 1612. I. fol. ©. a. Beil, Engl. poois. 
Load. 189. T. I. p. 1—37. 

16) E. Sanett 6. Rllis T. II. p. 321 sq- 

17) The golden fleece. Whereto be annexed two Elegies on- 
titled Narciıssus Change nnd Aegons Dotage with Sonnets or Ma- 
drigels. Lond 1Hlt. 8. A new spring shadowed in sundry pithie 
poems. Musophilus. ib. 1619. 4 The poets willow or the püsstonate 

eard. wıth sundny delighifull and no lesae passionate somnets 

ng ihe passiqns ol a discoutented and perplexed Lover, 
ib. 1614. 8. Love’s Labyriuth or the true Lovers knot, including 
the disastrous fals of two starcrost Lovers Pyramus aud Thysbe. 
ib. 1615. 4. A strappado for the Divelt, Epigrams and Satyres allu- 
to the time with divers measures of ou lesse delighti. ib. 1615. 

“u. 9. f. m. Ist. 0, a, D. p. 233 sg. 


26) ©. Ged. b. Nichols Coll, of poetry. 
19) B. Shak. fämmtl. Port. Werke m deſſ. Leb. gu überf. Wien 
PIG 


1839. ILL. 16. Gämmel. Eprifche Gedichte, b. G. Regis, Ghakfyears s Almas 
nad. Best, 1830. 16: ©. a Bilis T. II. Di 308 09, 


334 Franzoͤſiſche Poefie. Schaͤfergedicht. 


$. 617. 


Eine Nebengattung der Lyrik bilnet das Schäfer. 
gedidt, weldes vorzüglid, feidem Spenfer mit dem oben⸗ 
genannten Stäfercalenter vorangegangen war, immer mehr in 
Aufnahme fam. Ihm folgten feine Freunde John Chalfpill), 
William Smith’) und Phineas Blerker (+ 1642), 
welcher Letztere gar eine Allegorie in Spenſer's Seentönigin (Book Il. 
e. IX.), die Schilderung des Menſchen, in feinem Purple Is- 
land, mit großem Bilderreihthum, vielleicht etwas zu breit, aus⸗ 
führte). Auch Drayton ließ in feinem Muse’s Elysium 
fih zu dieſer tändelnden Poeſie verführen, und ver Juri 
Abraham Fraunce legte ſich befonders auf PVeranlaffung 
feines Goͤnners Philiy Sidney auf daſſelbe Zah’). Endlich 
iſt noch William Browne‘) aus Taviſtock (1590— 1645) 
wegen der von ihm bereits in feinem 22ften Jahre geſchriebe⸗ 
nen Eklogen und vorzüglih wegen feiner Shepheards pipe 
anzuführen, worin er, freilih in der damals beliebten Manier 
des Italläners Marino, alfo auch mit deſſen Fehlern, beſonders dem 
unangenehmen Hafen nad Eoncetti’6, feinen Zeitgenofien ſo⸗ 
wohl durch die melopifhe Harmonie feiner Verſe als auch durch 
die gut und natürlih erfundenen Situationen unübertrefflih er⸗ 
ſchien. Bet diefer Gelegenheit mag auch noch auf des berühms 
ten Dramatiferd John Fletcher's köſtliches Scäferfptel, the 
faithfull shepheardesse ’), hingewiefen werden. 


1) Thealma and Clearchas, a pastoral history in smoolh and 
easie verse publ. by Is. Walton. Lond. 1683. 8. Prob. in db. Mu- 
se’s Library p. 315 80. 


2) Chloris or ıhe Complaint of the passionate despised sche- 
pheard. Loud. 1596. 4. in Sonettenform. 


3) The Purple Island, together with Piscatorie Eglogs and 
other Poeticall Miscellanies. Cambr. 1633. 4. Piscatory Eglogs. 
Edinb. 1772. 8. u. b. Anderson T. IV. - 


4) The Muses Elizium. Lond. 1630. 4. 


5) The lamentations of Amintas for the death of Phillis: pa- 
raphr. transi. out of Latine into English hexameters. Lond. 158. 
4. The countesse of Pemhrokes Eınanuel. Conteining the natieity, 
passion, buriall and resurrection ofChrist, togeather with certaine 
psalmes of Danid. All in English hexameters. ib. 1591. 4. The 
tonntesse of Pembroke Yuychurch. Conteining the affectionate life 
and vnfortunate death of Phillis and Amintas: that in a pastorell ; 


Englifde Poefle. Roman. 333 


this in a funerall: both in English hexameters. ib. 1591. 4. The 
tbird part of ıhe countesse of P, Yuychurch: entituled: Amiutas 
Dale. Wherein are t!be most conceited tales of the Pagan gods in 


lish hexameters: together with their auncient descriptions and 
Phflosophicall explications, ib, 1592. 4. ie 


6) Britains pastorals. Lond. 1616. fol. the last leaf suppl. by 
Ns. It countains several Odes etc. in Ms. adressed to the Author 
wbich are supposed to be unpublished,. ib. 1625. 8. The Shephe 

ards pipe. ib. 1614. 1620. 8. f. Ellis T. III. p. 99 sq. 


7) The faithfull shepheardesse. Lond. s.a. 4. 1629. 1634. 1685.4, 


$. 618. 


Das Schaͤfergedicht bahnt und gewiſſermaßen den Weg 
zum Roman!) diefer Periode. Wir haben oben gefehen, daß 
eine Zelt lang (unter Edward IV.) die Nrtburromane in 
Aufnahme waren, welche unter Helnrib VIII. Lord Bers 
ner’s Gompilationen einzelner altfranzöfifber Romane aus 
demfelben und Karls des Großen Sagenfreife verbrängten, bie 
die Epaniſchen Romane von Amatis und PBalmerin von Engs 
land ihr Publicum fanden. Der Beifall aber, mit dem man diefe 
Mackwerke aufnahm, rief Rahahmungen hervor, und fo fdhrieb 
denn Emanuel Ford?) Dmatus und Arteſia (1595) 
und feine Nahahmung des Palmerin von Dliva, Parismus, 
Prinz von Böhelm (1598), ein Buch, das geradezu verfchlungen 
ward, fo daß Henry Robarts' Phäander (1595)°) feines. 
wege mit ihm wettelfern konnte. Mittlerweile lernte man auch 
die Italiänifhen Novellen theils durch Ueberſetzungen, theils 
durch Nachahmungen kennen“), und fo wurden denn Rovellens 
fammlungen, wie William Paynter's Luſtſchloß (1566)°) 
größtentheild nach Boccascio, George Whetſtone' 68) Hep- 
tameron(1582),größtentheil6 nach Cinthio, der lifaberh & rim 
Rone’&’) merkwürdige Geſchichten un Thomas Fortesſscue's 
(1570,%) Wald, nach Spaniſch (?) » Branzöflichen Quellen bearbeitet, 
Lieblingolecture. Doch auch dieſe verdrängte wieder ein foge 
nannter Driginaleoman, nämlihb des Dramatiters, Sohn - 
Lylie®) aus Kent (1555 — 1600) Euphues, in deſſen zweiten 
Theile eine Apologie Englands in Gegenfag zu anderen Ländern, 
beſonders Neapel, das Im erfien Theile geſchildert wird, vor 
fommt. Das Bud, zeugt vom allerſchlechteſten Geſchmacke, hat 








936 Englifhe Poefe, Moman. 


aber dur feine nicht recht erflärlihde Popularität den ‚rund 
zu dem abſcheulichen Converfationsfiyl gelegt, wie er am Hofe 
der Koͤnigin Eliſabeth Mode ward, und ähnelt durch feine lang⸗ 
weiligen, gefuchten Bergleihungen und fein widerwärtiged Prunfen 
mit ſtets falſo angebrachter mythologiſcher Gelehrſamkeit mehreren 
des oben beſprochenen Altern Franzöſiſchen Romane, ohne jedoch 
der Baͤndezahl derfelben auch nur entfernt nabe zu fommen. 
Scon einen Schritt weiter zum Befjerwerden that Lodg e!o) in 
feinem Roman: Rofalinde oder Euphued Vermächtniß, worin er 
übrigend Gamelyn, eine der fälfhlih Chaucer zugefchriebenen, 
aber defien Zeitgenofien Coke gehörigen Novellen fehr ſtark 
bemugt bat. Hier iſt fon bei weitem mehr Handlung, und 
daß die Intrigue nidt gang ſchlecht angelegt fein kann, gebt 
daraus hervor, daß Shaffpere nicht blo® die Babel, fordern 
auch die Hauptbaradiere feines. „Wie ed euch gefaßt” daraus 
entnommen, ja fogar mehrere der Kleinen Gedichte, mit denen 
die Profa nad damaliger Sitte durchzogen if, für ſich benupt 
bat. Noch weiter ging er in feinem Wintermährhen, denn bier 
bat er ebenfalls nidt blos die Intrigue aus R. Breene’s") 
Dorafaıd und Faunia entnommen, fondern auch das Orakel in der 
zweiten Ecene des dritten Acts und noch einige andere Stellen 
fan wörtib, matürlih in Berfen, in ſeine Stücke über 
getcagen. Weit befier iR jedoch Greene's Philomela oder die 
Nachtiqall der Lady Fitzwater, deren erflier Theil, die Prüfung 
einer Frau durch ihren Dann, viel Aehnlichkeit mit der Epiſode 
im Don Quixote bat, wo Minfelmo Camilla feine Frau auf 
gleihe Weile auf die Probe ſtellt, deren Entwidelung aber of. 
fenbar Boccaceio’6 Titus und Gyſippus nadıgebilvet IR. Die 
ganze Ersählung if eine Apologie der Frauentreue umd fickt 
den on Schuuz fo viel Gefallen findenden Greene eigentlich 
nicht ähnlich, denn «ed zeigt ſich darin eine Zartheit, eine Ach⸗ 
tung vor der weibliben Tugend und ein Glaube an weiblide 
- Reinheit, die dem Berfofler alle Ehre machen. Auch die ganze 
Gompoſition, die Berwidelung und dteBerarbeitung des Stoffe im Eins 
zelnen iſt talentvoll, fo daß, wäre nit zu viel Affectation dartn, man 
das Buch in ein fpäteres Zeitalter ſetzen möchte. Doch iſt bei 
weitem noch nicht fo viel Euphuiſsmuo darin ſichtbar, als in Lodge’s 


Englifhe Poefie. Roman. 337 


oben genannten Buche. Denfelden Styl behielten noch Brian 
Malb anke??) in feinem Philotimus und Nicholas Breton®) 
in feinen Leiden Mavillia's bei. Endlich macht hier Sir Phi⸗ 
lip Sidney‘) aus Penshurft in Kent (geb. 1554, gef: 
1586), einer der edelſten Charactere feiner Zeit, ein wahrhaf⸗ 
ter Ktter, den Beſchluß mit feiner Arcadia, die auch, well er 
fie feiner Schwefer, der Bräfin Bembrofe, widmete, die Arcadia 
der Bräfin Pembrofe genannt wird, Das Buch galt Tange 
für ein Meifterfiüd, bat aber alle Borzüge und Fehler des Schä- 
frromand und feined Muſters, der Diana Montemayors, es 
bietet ein geſchmackloſes Gemiſch der abenteuerlihfien Erzähl, 
ungn im Geſchmacke ber alten Ritterbücher mit der Scenerie 
des Landes Arcadien und enthält daher auch nach der Manter 
der Stalläner und Spanter fomifche Stellen, die natürlih bie 
Muſion ſtören. Uebrigend muß man troß. feiner Breite, fets 
nes Hafens nah Emphafe und Concetti's und des Mangels 
an Ueberarbeitung (der Schluß if von fremder Hand) bie los 
bendwerthe Wbfiht des Verfaſſers, den theilweiſe unfittlihen 
Ritterromanen einen moralifhen Subftituten zu geben, rübmend 
anerfennen. Was die Form anlangt, fo IR das Bud eine 
Art Epopde in Profa, denn es beginnt glei mitten in ber 
Handlung. Indefien hat er nad damaliger Mode dem Haupt 
werte noch Fleinere Gedichte in Dctaven, den Itallänern nadges 
Yet, und flogen in Alerandrinern und Herameten einge 
ſchoben. Diefe Gedichte find gelungen au nennen, noch mehr 
aber fein Liederkranz, Astrophel and Stella, worin er in 108 
Sonettn eine gewiſſe Lady Rich, die auch in der Arcadia als 
Philoflea eine bedeutende Nolte fpielt, angefungen hat. Noch iſt 
zu bemerien, daß nad dem Vorgange des Thomas Morus 
in feiner Utopia und Barclay’ in feiner Argenis, von 
denen fon oben die Rede war, eine ziemliche Anzahl politifcher 
Romane, theild in Lateinifcher, theils in Englifher Sprache 
erfhien; wir zeichnen bier fogleib aus, obwohl fie erſt in bie 
naͤchſte Periode gehört, des treuen Anhänger Karls 1. James 
Harrington”) aus Upton (1611— 77) Oceana, eine Nach⸗ 
ahmung der PBlatonifhen Idee von der Atlantid und ohne Zwei⸗ 
fel das gelungenſte Werk diefer Art, Ex läßt darin unter der 
Gräße, Haadduch d. Literärgeichichte, III. 223 


— — — — — — —* 


338 Engliſche Poeſte. Roman. 


Leitung des Alphaͤus Megaletor, des Lord Archon (Cromwel) 
ein Gleichgewicht zwiſchen den einzelnen Gliedern des Staats 
eintreten und fo denſelben erhalten ein „Government established 
upon a equal agrarian arlsing into the superstruction ol 
ibree orders, the senate debaling and proposing, ti 
people resolving and Ihe magistracy executing by an equal 
rotation ihrongh the suffrage of the people given by tke 
hallot.‘ 

IR ueb. ältere Engl. Rom. f. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1835. ur. 8 


2) The most pleasant historeo of Ornatus and Artesia. Lond. 
1598. 1607. 4. The famous history of Montelion King Kuight of 
the oracle. Lond. 1687. 4. s. 1. 8. The most famous, delectable and 
pleasant history of Parismus. ib. 1696. 11. 4. 


3) Pheander the Mayden Knight. Lond. 1595. 4. Haigh let 
Devonshire. A pleasant Discourse of six gallant \erchants © 
Devonshire their lives, adventures and Traviiles: with kundrie 
tbeire rare Showes and pastimes shewed before the King in Exeiet. 

on . . 4 


4) &. Warton T. III. p. 372 40. 


5) The palace of Pleasure (he first volume containing sixty 
novels of Boccacio. Lond. 1566. 1575. 4. The second volume cor- 
teinin , "irty-four novels. ib. 1567. 1575. 4. ed. by Hasleword. 


6) Heptameron. Lond. 1582. 4. Daraus the right excellent and 
famous Historye of Promus and Cassandra., ib. 1578. 4. Benugte is 
kanntlich Shalfpere in Maaß für Maaß. 


7) Tales marveillous in ihren Miscellanea ou Meditat. men. 
Lond. 1604. 4. 


8) The forest or collection of Historyes no lesse profitable 
than pleasant and netessary doone out of Frenche ihto En 
Lond, 1571. 4. 


9) Rosalynde, Euphues golden legacie: found after his det 

in his Cell at Silexedra. Beqieathed to Philautus sonnes no 

ked up with the father in England, Fecht from ihe Canaries. Lord 
560, 4. ib. 1612. 4. u. Öft. Aus; in Simrock u. Gchtermeyer Duell > 
hakſp. Bd. TIL. p. 43 sq. cf. p. 280 aq. 


10) Euphues or the Anatoıny of Wit. Lond. 1579. 1613. 16 
*. Dazu: Euphues and his Eugland. Lond. 15%0. 1581. 1613. 161. 
(m. d. vor) 1623. 1636. 4. 


11) Philomela. The Lady Fitzwaters Nightingale. Lend. 13%. 
1615. 4. u. öft. A Pair of Turtle Doves or the tragicall History ‚of 
®ellöra and Fidelio seconded with the Tragicall end of ea. Ä 
Land. 2606. 4. Dor. u. Baunin über. b. Simeod a, a. D. Bl 
p- 29 Sq. 


Engliſche Poeſie. Drama. 339 
12) Philolimus, the warre betwixt nature and fortune. Lond. 
— ai, b. fe The will of wit etc. Lond, 


Fe 
—— dges Bibliogr. T.I. p-&tag. 2892q. T, Zouch, M 
ges Bibli 3 sq. 8 uc em. 
ie and veritings 0 8. Eond. 1808. iin The conntesge 
of Pembrokes Arcadia. Land. Be 560. 4. (nur III 2.) ib. 1598. or 
(IV 8.) Bd. IX. ib. 1638. fol. The works of Sir Ph. 8. in prose 
and vorse. ib. 1725. III. 4. Miscell. W. ef Ph. 8. with the life of 
the sathor_and ill. not. by W. Gray. Oxford 1829. 8. Almanzor 
ad Almanzaide, a movel. Lond. 1678. 4. Astrophel Kr Stella 
wherein the excellence of sweete possie is concinded. Lo a. 1081. 
4, u. in f. Arcadia. Ed. VII. Lond. 1629. fol. p. 567 sq. u. ſ. Ar- 
cadia |. d’Israeli Amen. of Lit. T. II. p. 63 aq. Prob. v. f. lyr. Poeſ. 
b. Ellis T. II. p. 213 sg. 


15) Oceana and other Works. Lond. 1700. fol, w. an sppendix. 
ib. 1737. fol. f. d’Israeli Amen, of Liter. T. II. p. 84 29. 


$. 619. 


Es bleibt und noch dad Drama übrig, deſſen Bluͤthen⸗ 
zit aus einigen oben angebeuteten Gründen beſonders in biefe 
Bertspe zu ſehen fein wird, obwohl der Anfang deſſelben noch mit den 
letien Regungen der Interludes in der Heywoodſchen Form 
begtunt, von defſen Allegorifationen no ‘der ‚neue Brauch, New 
Custom, gewiſſermaßen das bedeutendeſte Beiſpiel iR!) Das 
erfe regelmäßige Städ fchrieb, freilih noch auf den Schultern 
des Plautus und Terenz fichend, Nicholas Udall?), Bors 
Reber der Schule zu Eton (+ 1557) unter dem Titel Balph 
Boyster Doyster (vor 1551), von ihm ſelbſt Cumedie or Iu- 
teriude genannt, worin er die Lebenoweiſe eined Londoner Gecken 
ſchildert. Ein aͤhnliches Stuͤck ſchrieb ein Anonymus unter 
bem Titel Jack Juggler’), worin allerdinge noch Vice unter 
feinem eigenen Namen vorkommt, das aber doch fonft nad Plau- 
tus gearbeitet IR und in vieler Beziehung ſchon den Namen eines 
regelmäßigen Lufifpield verdient. Beide bilden den Uebergang 
zu dem erfien eigentlichen Rationalluffpiel, gu Frau Gurton’6 
Naͤhnadel, welches der Biſchof von Wels und Bath John 
Still (+ 1607) gefchrieben hat (1566). Die Zabel If die, 
daß ein Iufiger Geſell die Belegenkeit, wo Frau Burton bie 
Hofen ihres Hausknechts ausflidt und ihre Nähnadel dabei 
verliert, benngt, diefelbe mit ihrer Nachbarin, der angeblichen Dies 
bin derſelben, zuſammenzuhehen, wodurch Des ‚gane Haus und 

23 


340 Engliſche Poefle. Trauerfpiel, . 


Dorf in Aufruhr kommt, bid jener durch einen Schlag, den er 
dem Hausfnecht auf den Hintern giebt, diefelbe dieſem hinein 
ſticht und fomit dur defin Schrein darthut, daß fie fih in 
den zerrifienen Hofen ſelbff verloren habe. Obgleich man ſchon 
hieraus fehen kann, wie niedrig die Späße fein müflen, wonit 
das Stuͤck angefüllt iR, fo iſt doch auch nicht zu leugnen, daß 
e8 trotz des Mangeld an gehöriger Organiſation des Stoffs der 
noch durch die gänzlihe Prädomination der Handlung über dm 
Dialog ein Vollsintriguenſtuͤck genannt werden mag"). 
1) New Custom b. Dodsley. T. I. p. 249 sq. 


2) &. Collier T. II. p. 446 sq. Ralph Roister Doyster the ear- 
liest Comedy and Ferrex and Porrex, the earliest Tragedy, in 
the Language ed. by W. D. Cooper. Lond. 1846. 8. 


3) ©. Collier T. 11. p. 336 sq. Jac Iuggler, a new Eoterlade 
both wytte and very playsent. Lond. 1562—3., 4. 


4) ©. Lardner Lit. and scient. men of Engl. T. II. p. 5 2 
Collier T. II. p. 444 sq. d’Israeli, Amen. of Liter. T. II. p. 11599 
—A Ryght, Pithy, Pleasaunt and merie Comedie, Intytuled Gam- 
mer Gurtons Nedie Played on Stage not longe ago in Christei 
Colledge in Cambridge ınade by -Mr. 8. Mr. of Art. Lond. 1575. 4 
u. b. Hawkins Orig. of Engl. Drama T. I. p. 165 4q. u. b. Dods- 
ley Old Plays T. II. p. 6—82. 


$. 620. 


Auf diefelbe Weife wie nun das Luftfpiel ſonach blos ei 
nen Anfang machte, indem es einzelne komiſche Scenen oh 
innern logiſchen, in einander greifenden Zufammenhang an 
einander reihte, eben fo war ed mit dem Trauerfpiel, denn db 
nige frühere Berfudhe, wie 3. B. des SKapellfnabenbirertort 
Rihard Edwards (+ 1566) Damon und Pythiasg, welhe 
er felbf im Prolog „a tragicall comedie“ nennt, {iR mer 
ein Schaus ald Trauerfplel und völlig ohne Action mit über 
wiegendem Dialog‘) und des Thomas Hughes 1587 mirk 
ih aufgeführtes Stüd Misfortunes of Arthur, obwohl fräftiger ge 
zeihnet und beffer abgefchloffen, weshalb es von Einigen über 
Sadville’8 Gorboduc gefegt ward, {fl auch durchaus not 
fein Trauerfpiel in dem Sinne der fpäteren Borläufer Shaf- 
ſpere's, wie es auch unendlih höher fleht?) als der von Shal⸗ 
fpere im Heintih IV. (Part. I. Art.If, sc. 4.) erwähnte Cam- 
bises des Doctors Thomas Preſton (+ 1570), ber nit 


Englifhe Poefie. Trauerfpiel. 341 


viel beffer als die alten Moralitäten iR). Darum müffen wir 
doch noch bet Thomas Sadville Lord Buckhurſt, von dem 
fhon oben die Rede war, flehen bleiben, befin Gorboduc ober 
Ferrex and Porrex ſchildert, wie der alte Britifche König Gor⸗ 
boduc fein Reich bei Lebzeiten unter feine Söhne, Ferrer und 
Borrer, theilt, worauf Erfterer, erzümt über die Bevorzugung 
feines jüngern Bruders, unterflüßt von feiner Mutter Videna, 
Krieg mit diefem beginnt, aber von ihm erfchlagen wird, welchen 
wieder die Mutter, die nachher auch getödtet wird, ermorden 
läßt, worauf der alte König aus Verzweiflung ihnen nadfirbt. 
Vebrigens hatte Sackville nur die zwei lebten Afte gefchrieben, 
die drei erflien rühren von Thomas Norton her. Wuffällig 
iſt die Ginrihtung, daß ein Chor, der aus allegorifchen Perſonen 
befteht, die Acte vom erſten bis zum vierten Tchließt, während wies 
der jeder Act, Ratt eines Prologs, mit einem ypantomimifchen 
Vorſpiele anhebt, worin der Inhalt deſſelben im Voraus bars 
geftellt wird. Handlung fommt darin fonft gar nicht vor, denn 
Boten referiren die Schlachtereigniſſe und Todesfälle, fo daß, 
trop des im Ganzen wundervollen tragiichen Pathos, der Hars 
monie der reimlofen Jamben (blanc-verses), welche feitbem ale 
die allgemeine Form von den meiften Engliſchen Dramatikern 
und befanntlih aud von Goͤthe und Schiller angewendet wors 
den find, und des einfach ungeswungenen Dialoges, die Einförmig- 


- keit der Situationen, die hölzerne Action und die fleifen, ſchul⸗ 


meiſterlich altkiugen, langweiligen Reden es jegt für uns völlig 
unlesbar maden*). 


1) The excellent Comedie of two the moste faithfullest Freen- 
des Damon and Pithias. Lond. 1571. 4. u. b. Dodsley T.I. p. 180 
—261. f. Collier T. II. p. 1 2q. 


2) The misfortunes of Arthur, Uther Pendragon’s Sonne: Cer- 
taine Devises and Shewes presented her Majestie by the Gentie- 
men of Gray’s Inne at her Highnesse Court in Greenwich. The 28 
Day of Febr. in the thirtieth yeare of Her Majestie’s most happy 
reigne. Lond. 1587. 4. u. in d. Five old plays, from a Suppl. etc. 
by 3. J. C. Collier. Lond. 1843. p. 5—80. 


3) Lamentable Tragedy mixed ful of pleasant mirtb, conteyning 
the Life of Cambises King of Persia. Lond. s. a. 4. u. b.Hawkins 
T. Ip. 351—319, f. Lardner a. a. ©. T. II. p. 1% 


4) ©. d’Israeli a. a. D. T. II. p. 110:sq. Warton T. Ill. p. 
289 sq. Lardner a. a. DO, T. U, p. 8 sq. Th, Norton and Th. Sack- 


a VS. SL Du ur BE GE 


nn ni 


343 Engliſche Poeſte. Theater. 


vitie, Lord Buckhurst. The tragsdie of Ferrex and Pemrex set 
forth withont addition or alteration, but at together as ihe same 
was shewed on stage before the Queene’s Majestie about nine 
yeares past viz. the XYIll. dey of Januarie 1561 by the gentis- 
men of the Inner Temple. Lond. 1571. 4. u. b. Dodsley T. I. p. 
99 sq. (Old Plays T. I. p. 103 sq.) 


$. 621. 


Unter den Borläufern Shakſpeare's nimmt aber ohne Zwelfel 
John Lylie (geb. lange vor 1553) eine der erfien Stellen 
ein, denn er begann feit 1565-70 bereits Hoffomötlen, 
zwar größtenthells in der Form der Gchäferfpiele, aber, was 
wichtig ER, in Profa zu fchreiben, und warb dadurch der Scörfe 
Wet dramntifchen Brofa, denn Gascoignea') auch in Profa ab 
gefaßte Ueberfegung von Arioſto's Suppositi gehört eben, weil 
ſte nur Ueberfegung if, nicht hierher. Lylie's benes Srüd iR 
fein Lufifpiel von Wlerander, Bampaspe und Diogenes?). Ziem 
lich ähnlich iR George Whetſtone's etwas älteres Grid 


von Promos und Gaffandra’). Diefes find übrigen faR die 


einzigen aus jener Menge der an iifabethbd prachlliebenden 
Sofe aufgeführten Gtüde, die wir noch vor und Mm 
ben, obgleich fle-auf den Inhalt derſelben fchließen und ihren Ber 
laſt uns nit bedauern laſſen. Das eigentliche Bolfeluf: 
fotel mag aber gewaltig roh und unanflänbig gewefen fein, tem 
der Clown oder Rüpel war eine unemtbehrliche Perſon, drängt 
ſich überall In Wie Handlung ein, ertenmporirte mit dem far 
terte und der Balerie, wo ald auf den wohlfeilften Plaͤen 
die gemeinftien Leute faßen, nach beflen Kräften, und zuleht 
pflegte er am Ende des Stuͤdes in einer Urt Nachſpiti, Jis 
genannt, noch beſonders jene Künfte zu probueiren, welde früher 
zu ben Zeiten ber Trouveres bie Jongleurs trieben, nämlid 
grotesk zu tanzen, zu fingen, Fratzen zu machen und dabei fin 
loſe Berfe zu improvifiren, eine Sitte, die Shakſpere in 
Was Ihr wollt und Der Liebe verlorene Mühe allerdings mw 
bificirt angewendet hat. In bir Tengödle mar Uebertreibung 
in jeber Belebung bie Hauptſache, bie tollſten Aukbtuͤqe der ti 
denſchaft, die widernatärlichfien Situationen , fchauberbafte, oft nur 


Gdel erregenbe Leivens ſcenen, Ermorbungen u. dergl. mußten br 


Gatten, ih dad tohe Brfähloer Zafchaner Aufgurepen, und abet modl! 


Engliſche Poefle. Theater. 343 


Vieles auf das Ungeſchickteſe verbalihornt werben, wie uns 
Shaffpere durch feine Einlage von Pyramus und Thiöbe im 
dem Sommernadtötraum, die offenbar eine Garrisatur ber bißherigen 
Tragoͤdien fein fol, fehon ahnen läßt, und weiche eben darum nicht 
blos eine Poſſe iR, um Lachen zu erregen, wozu ſchon der 
Stoff nicht geeignet wäre. Indeſſen traten ſchon feit 1580 einige 
bebeutende, auch durch claffifhe Wildung bemerfhare Talente 
auf, welde das Bolföfhaufpiel auf einen höheren Standpunkt 
brachten und gewifiermaßen den Grund zum nachherigen rich⸗ 
tigen Verſtaͤndniß eined Shakſpere legten, indem fie das Boll 
lehrien, nicht blos gewöhnliche Beluftigung tm Theater zu ſuchen, 
fondern auch einen höheren Zwed, den ber Kunfl, zu begreifen 
und Ind Auge zu faſſen. An ihrer Spitze ſieht aber Tho⸗ 
mas Kyd (+ 1595N°), ein fonf völlig unbelannter Mann, 
dem man eine ben alten Moralitaͤten ziemlih nahelommende 
Tragödie von Soliman und Perfiva, aber, was weit wichtiger 
iR, auch Jeronimo und eine Urt zweiten Shell deffelben, der 
aber auch als befonderes Stud angefehen werben mag, die fos 
genannte Spanish Tragedy, zugeſchrieben hat. Erſterer ent 
hält noch viel unnüges allegoriiches Beiwerk, aber in beiden 
iſt ein Leben, ein Ineinandergreifen der Action, eine Energie 
der im Ganzen doch ſchon fehr edlen Sprache, daß man nidt bes 
greifen Tann, warum biefe Gtüde, In denen übrigens auch 
die Schauluſt ihr Feld findet, fi nicht länger, ald es ber 
Fal war, der Gunſt bed Publicums erfreuten. Rab ihm 
fommt der {hen genannte Thomas Lobge°),der mit@reene 
zufammen ein etwas fchmades und unzufammenhängendes Ten, 
benftäl, Looking glass for London and England, das 
man gewöhnlich für eine ſatiriſche Vertheidigung gegen die An⸗ 
griffe der Puchaner auf das Theater angefehen hat, ſchrieb; beffer 
find feine Bärgerfriege ded Marius und Sylla, worin er allzuviel 
von der hiforifhen Treue abweicht, ob er fi gleih vom trag» 
iſchen Pathos und unwahrſcheinlichen Situationen, überhaupt von 
jenem maßlofen Morden ıc. freihält, welches Alles man auf ber 
Engliſchen Bähne lange für ein unentbehrlihes Aggregat eine® 
Trauerfpield anfah. Der Bamphletit Thomas Nafh aus Leo⸗ 
Rofte In Suffolt (1664—1601)7) ſchrieb eine gelehrte Alles 


344 Englifche Poefie. Theater. 


gorie, Will Summer's (des bekannten Hofnarren Heinrichs VII) 
letzter Wille, allein ein Drama iſt es nicht, und unſerem heutigen 
Geſchmacke ſagt es noch weniger zu. Weit bedeutender iſt aber 
der Londoner Stadtpoet?) George Beele (geboren um 1552 
in Devonfhire, gef. vor 1598) ſchon nad der Meinung de 
gleichzeitigen bedeutendern dramatiſchen Dichter, ob er für une 
gleihwohl in den nad feinem Tode erfhienenen Merry con- 
ceited Jests nicht eben das befle Ehararterbild abgiebt, ſondem 
darin als ein liederlicher Gauner erfheint, was doch wohl 
nicht Die Eigenſchaft aller damaligen fogenannten authors of 
profession gewefen fein kann, wenn wir aud) recht gern glauben 
wollen, daß fie mit den Schaufpielen zuſammen gar loder 
Zeiſige gewefen fein mögen. Er hat mehrere Stüde hinterlaf- 
fen, unter denen ein Hoffhaufpiel, Arraygnment of Paris fd 
nicht über den Gehalt der vielen am ‚Hofe aufgeführten ale 
goriſchen Gelegenheitsſtuͤcke erhebt, allein feine Old Wifes Tale, 
ein Spinnftubenmärden, iR trotz der Praͤdomination der Action 
über Ausführung dur den Dialog und bie, notwendige Re 
flegion eine mit phantaſtiſchem Maͤrchenduft hödft yoetiid 
umhuͤllte Production und giebt und ſchon eine Ahnung von 
Ehakſpere's Föflihem Sommernachtstraum, fo daß es In bida 
Hinfiht über feinem König David und Bathfeba fteht, da dieſes 
befonberd im Punkte der Liebesfcenen ziemlich hochſtehende Gtid 
nad) der Meinung neuerer Gritifer wahrſcheinlich ſchon Ehalr 
ſpere's Romeo zum Vorbild hatte. Seine Schlaht von Aa 
‚zar hat jedoch ſchon Shaffpere in feinem King Henry (P. Il. 
A. II. Se. IV) läderlih gemacht. Noch höher ſchlaͤgt man 
den liederliche Robert Greene?) aus Norwich (geb. 1550 
—60, gefl. 1592) an, ber ſelbſt auf einer Reife, die er 1578 
nad Italien und Epanien unternahm, ein aͤchtes ¶Echaufpleler⸗ 
leben, aber nicht auf den Bretern, ſondern in natura mitm 
unter Bagabunden und liederlichem Geſindel führte, wie wenig 
ſtens in der nad feinem Tode erſchienenen Repentance of 
R. Gr. ſteht, und nur eine kurze Zeit an der Seite einer liebenb⸗ 
würdigen rau ruhig und anftändig als Bicar zu Tollesbury 
lebte, wie man aus feiner Erzählung Never too late (hier iR 
er der Francisco) und feinem Groatswortb of wit (159, 


Englifche Poefie. Theater. 345 


bier iR er der Roberto) fieht. Bald fürzte er ſich wieder in 
den Strudel der Wusfihweifungen und flarb an den Folgen 
derſelben. Er iſt ein Achter Vollsdichter geweſen, und darum 
M es zu beklagen, daß wir jedenfalls nur noch den kleinſten 
Theil feiner Etzeugniſſe vor uns haben, von denen unbedingt feine 
cn auf Bollöfagen berubenden Stüde, Georg Greme der 
Flurſchütß von Waleflield, in weldem der fo populäre Robin 
Hood die Hauptrolle fpielt, und Bruder Baco der Zauberer, 
bie gelungenfen find, denen zwar Tiefe der Empfindung und 
Energie des Characters abgeht, dafür aber die größte Lebendigkeit 
der Handlung und des Dialogs, Friſche und Originalität der 
Phantaſie zu GStatten kommt. Ihm Tann daher mit Recht 
Chrifiopher Marlowe (+ 1593) 0), das bedeutendſte Bes 
nie unter Shakſpere's Borläufern, entgegengeſetzt werden, da bies 
fer feurige, rüdfihtelofe, unbezähmte Geil, der feinem Beſitzer 
ou ven Tod bradte (er flarb an einer Wunde, die er erhielt, 
als er feinen Nebenbuhler bei feiner Bellebten mit dem Dolce 
angegriffen hatte), nur außerordentliche, gewaltige und hochtrag⸗ 
iſche Stoffe wählte, während jener mehr den heiter» anmus- 
thigen Stun der Mittel- und nienern Glafien feiner Landsleute 
darzuftellen fi vorgenommen hatte. Dieb fieht mai aus feinem 
Tamerlan, dem Fauſt, worin Ihm die Auffaffung ber tieffinnigen 
deutſchen Sage wunderbar gelungen if, der Pariſer Bluthoch⸗ 
yet, die nicht in Acte getheilt IR, dem Juden von Walta, einer 
meißerbaften Darflelung der jüdifchen Selbſtſucht, und feinem 
Edward II., einer wahrhaft erhabenen hiſtoriſchen Schidfalstragöbdie, 
Leider aber wird bei Ihm dad Großartige nur zu oft zum 
Unnatürlihen, das Außerorbentlihe zum Ungeheuern und das 


Gewaltige zum Gewaltſamen!!). 

1) The Glaase of Governement. A trag. comed. Lond. 1575. 4. 
The supposes. Lond. 1566. 1587. 4. u. b. Hawkins T. III. p. 7—86. 
Jocasta, a Trag. ib. 1575. 1587. 4. (Ueberf. d. Phoenissae d. Eurip.) f. 
Cellier. T. III. p. 6 sc. 

2) &. Collier T. III. p. 172 sa Lardner II. p. 67 sq. Endimion, 
Load. 1591. 4: 1632. 8. u. in d. Old Plays being a Contin. of Dods- 
ley’s Coll. Lond. 1816. T. II. p.97. The pleasant conceited comed 
called Mother Bombie. Lond. 1594. 4. u. a. a. D. T. 1. p. 203-286, 
The most excellent Comedie of Alexander, Campaspe and Dio- 
gewes. Lond. 158%. 1591. 4. u. Dodsley T. II. p. 91—152. The wo- 
man in the moon. Lond. 1597. 4. The maydes metamorphosis. 
Lond. 1600.4. Loves metamorphosis a — pastorall. ib. 1601. 4., Sappho 





346 Suglifihe Poefie. Theater. 


and Pheon. ib. 1591. 4. Gallathea. ib, 1592. 4. (Alex. End, Snppke. 
Galat. Myd. Moth. Bombie in: Sixe court Comedies. publ. by 
Bieuut, Lond. 3632. 4.) 


3) Right excellent and famens Historye of Promos and Oa:- 
sandra. Lond. 1578. 4. u. in b. Six old plays upon Shak. fonnded 
hin Measure F. M. Lond, 1779. T. I. p. 108. T. Collier T. II. 
p. 61 8q. 

4) Usb. d. Lond. Theat. ſ. Mag. f. d. Bit. d. Ausl. 1834. mr. 56. 
Collier T. III. p. 263 sq. Ultici, Shaffpeare. I. p. 96 sq. 


5) &. Collier T. III. p. 205 sq. Lardner T. I, p 59 ag. The 
first part of Jeronimo. With the warres of Portugall and the Life 
and Death of Don Andraee. Lond, 1005. 4. u. db. Dodsley T. Il. 
p- 63—93. (f. Old Plays 1825. IH. 1. p. 49 aq.) The Spanish Tra- 
gedy or Hieronimo is mad again, containing the lamentable end 
of don Horatio and Bei - Imperia, with the pittifull death of ulde 

imo. Lond. 1599. 1602. 1603. 16410. 1615. 1618. 1023. 168 
1638. 4. u. Dodsley T. IT. p. 99—204. (Old Plays a. a. D.p.6544) 


6) A looking Glasse for London and England. Lond. 15%. 
1617. 4. u. b. Greene Works by Dyce T. I. p. 83 ag. The weusd 
of civill war lively seth forth in the true Tragedies of Marius apd 
Scilla. Lond, 1594, 4. u. b. Dodsley T. VIJI. p. 11—88, &. Collier 
T. III. p. 213 2q. 


7) &. Lardner T. II. p. 70 sq. Collier T. MI. p. 221 sg. A 
pleasant Comedie called Summer’s last Will and Testament, Loud. 
1600. 4. u. b. Dodsley T. IX. p. 13—79. 


8) ©. Merrie conceited Jests of G. Peele Gentl. sometime stu- 
dent in Oxford, wherein is shewed the Course of hisLife how be 
lived. Lond. 6627. 1761. 4. Lardner a. a, D. p. 64 sq. Collier T: 
IM. p. 191 sq. — Works of 6. Peele by Dyce. H Rd. Lond. 189. 
IH. 8. The A: Iygnement of Paris, a past. Lond. ıh84. 4. The 
famous chronicle of King Edward the first surnam. Edward Log 
Shankes with his return from the holy land. Also the life o 
Lievellan rebell in Wales, lastiy The sinkisg of Oneene Elıner, 
who sunck at Charing crosse and rose againe of Pottershith no“ 
named Queene hith. Lond. 1593. 1599. 4. u. Old Plays 1827. T.X. 
r: 1 F The olde wives tale. Lond. 1595. 4. The love ei Kim 
ove of King David and fair Beihsabe with the tragedie of 4h- 
salon. Lond. 1599. 4. The Battell of Alcazar fought in Barberit 
betweene Sebastian King of Portugell and Abdeimelek King v 
Marocco. ib. 159. 4. 


9) Greene’s Never tooLate; or a Powder of Experience sea! 
to all youthfull Gentlemen, to roote out the infectious follles, !hal 
over-reeching conceits foster in (he spring time of their youth- 
Lond. 1590. 4. Greene’s Groats-worth of Witte, bought witb & 
Million of Repentance; deseribing the Folly of Youth, the Fal- 
hood of Make-shift Flatterers, the Misery of the Negligent and 
Mischiefes of Deceyving Curtezans, publ. by 6. Cheftie. Lond. 
1692. 4. Collier T. Ill. p. 147 sq. Lardner T, I. p. 42 sq. ulrici 
. 27 sq Dram. Works publ. by Dyce. Lond. 1831. II. 6. Scottish | 

storie of James the fourth 'slaine at Flodden. ib. 159. #. The 
comicall Historie of Alphonsus, King of Aragon. ib. 1599. 4. TB 
Historie of Orlando Furioso. Lond. 1594. 4. The honourable Histe 
rie ef Frier Bacon and frier Bongay. Lond, 159%. 4. (Beutfd M 


Engliſche Poefle. Theater. 347 


Shakſp. Borſch. v. Tieck. Epıe. 1-9. Bb. 1. P: 1 0q.) The piea- 
sant comceited Comedie of George-a- Grone, he Pinner of Wake- 
field. Lond. yon. 4. (Deutſch v. Ziel, Altengl. Theater. Berl 1811. Bd. 
«pP sg. 


10) &. Bi. f. d. kit. d Ausl. 1837. p. 87 aq. Herrig Arch. f. Kde. 
Neu. Sprach. (Eiberf. 1846.) Bb. I. p-384—;00. Ulrici p. 136 aq. Lard- 
ner T. II. p. 49 sq. Collier T. III. p. 107 sq. Works ed. by 6.Ro- 
binson. Lond. 1826. 111. 8. Lusts deminion or the lascivious gem, 
a trag. Lond. 1651. 1661. 4. The tragedie of Dido Qusene ol Car- 
thage. ib. 1594. 4. (hier hatte Nash mitgearbeitet). Tamburlaine the 
greate, who from the state of shepheard in Scythia by his rare 
and wonderfull conquests beeame a most puisant and mighty Mo- 
narque. First part. Lond. 1590. 1605. 4. amb. the greate with 
his impassionate furie, for the death of his Lady and Love fair 
Zenocrate his forme of exhortation and discipliue to this three 
Sonnes and the manner of his oure death. The second part. ib. 
1600. 4. ‘The troublesome raigne et lamentable death ofEBdward II. 
Klug of England, with the tragicall fall of proud Mortimer. ib. 
15%. 1612. 1622. 4. u. Old Plays T. I. p. 305 sq. The famous Tra- 
gedy of the rich Jew of Malta. Lond. 1633. 4. u. Old Plays T. 
vll. p. 231 sq. (legt. zwei Stüde in E. v. Bülow, ttengl. Schaubühne. 
Berl. 1831. 8.) The massacre at Paris, with thedeath of the duke 
of Gaise. Lond. s. a. 12. The tragicall history of the horribie life 
and death of Dr. Faustus. Lönd. 1604. 1651. 4. 1814. 1818. 8. 
Deutſch v. W. Müller. Berl. 1818. 8.) The first and second part of 
the troublesome reigne of John King of England. Lond. 1611. 4 
The true tragedy of Richard duke of York and the death of 
King Henry the sixt with the whole contention betweene the two 
houses Lancastre and York. ib. 1585. 4. ((zuweilen Shakſpere 
zugeſchr, weil in befien Henry VI. P. IL ſich N: buchſtaͤbliche Stellen 
daraus finden.) 


11) Ueb. d. Vorlaͤuf. Eh. überh. ſ. Ulrici a. a.D. p. 78 sq. d’Israeli 
Amen, T. Il. p. 121 sq. 


$. 622. 


Obgleich wenige der eben erwähnten Dramatiker befonbere 
Säulen bildeten, fo fann doch von dieſen jetzt nod nit die 
Rede fein, fondern wir möüflen jebt denjenigen Mann erwähnen, 
der alle feine Vorgänger und Nachfolger in Schatten geflellt 
bat, ih meine Willtam Shaffyere®. Er war zu Strats 
ford am Avon in der Grafſchaft Wanwid den 23. April 1564 
geboren. Sein Bater John Shaffpere war hintereinander Hand» 
ſchuhmacher, Wolhändler und Fleiſcher gewein, bradte es 
aber 1568 zum Bürgermeifter und 1571 bis zum geſchwornen 


— — —— 


2) So ſchrieb er ſelbſt, ſonſt findet man Shaxper, Shagspere, 
Shakespeare u. Shakspeare. 





348 Englifche Poefie. Theater. 


Oberaldermann (+ 1601). Indeſſen war ſeine Familie alt 
(fie kommt ſchon im Domesday Book vor), und auch feine 
Mutter Maria Arden (+ 1608) flammte aus adligem Blute. 
Daß unfer William das väterlide Handwerk als Fleiſcher er 
lernt habe, läßt fi nicht nachweiſen, vielmehr fcheint er in ber 
dafigen Stabtfhule fleißig Lefen, Schreiben, Rechnen und etwas 
Latein gelernt zu haben. Er heirathete früßzeltig (im 19. Jahre) 
die Tochter eines Gutsbeſitzers zu Shottery bei Stratford, 
Anna Hathaway, die aber 7 bis 8 Jahre Alter ale er war; 
als fie ihm brei Kinder geboren hatte, fcheint er ſich jedoch auf 
die liederliche Seite gelegt zu haben, wahrſcheinlich weit fie ihm 
—zu alt war, denn in den Twelfth night A. Il. Se. 11. 
warnt er tie Zrauen vor Heirathen mit jüngern Männern. 
So hatte er fih fogar mit Wilddieben eingelaffen, warb im 
Park Sir Thomas Lucy's von Eharlecote ergriffen und raͤchte 
fi für defien Härte dadurh an ihm, daß er an das Thor 
ſeines Haufe ein achtſtrophiges aus je 4 zehnſylbigen Berfen beſtehen⸗ 
des Spottgedict, feinen erften poetifhen Verſuch, anihlug”) und ihn 
fpäter in feinen Lufligen Weibern von Windfor ald Briedendrikte 
Shallow auf die Bühne brachte und von Fallſtaff auoſpotien 
lleß. Nichtsdeſtoweniger mußte er dedhalb Stratforb verlafln 
und ging nad London, wo ihn Armuth genöthigt haben fol **), 
vor dem Theater die Pferde vornehmer Herrn zu halten, bie 
er es endlich hinter den Couliſſen bis zur Würde eines call- 
boy bradte und feine Landsleute 9. Burbage und Thomab 
Greene, Schaufpieler zu Bladftiare, ihn endlich (felt 1606), 
auf die Breter felb erhoben, obwohl er anfangs nur den Souf⸗ 
fleur machte. Was für ein Schaufpieler er geworben, läßt Ad 
jetzt nicht mehr nachweifen; nur ſoviel wiffen wir, daß er im 
Homeo den Bruder Lorenzo, im Hamlet den Geil gab un 
unter den Künfllern war, denen Ben Jonſon feinen Sejan. de 
dicirte. Mebenbei arbeitete er nun fleißig fürd Theater und 


*) %bgedr. b. Lardner T. II. p. 347. 


*#) Davon heißen noch jegt die Jungen, welche, um etwas zu verdienen, 
die Wagen der Bornehmen beim Verlaſſen des Schauſpielhauſes herbeiholen, 
Shakespeare's Boys f. Mag. f. d. £it, d. Ausl. 1833. nr, 125. 


Engliſche Poefle. Theater. 349 


biſdete endlich ſelbſt eine Geſellſchaft, indem Lord Southamp⸗ 
ton ihm dabei mit ſeinem Beutel unter die Arme gegriffen zu 
haben ſcheint. Spaͤter muß er jedoch die Sache ſatt bekom⸗ 
men haben, denn er zog ſich (1613) nah Shottery zurüd 
lebte dort ruhig ale wohlhabender Landebelmann und pflanzte 
befanntlich auch daſelbſt den erfien Maulbeerbaum, den man in feiner 
Gegend zu fehen befam. Der Tod ereilte ihn zu New Place, feinem 
Landgute, an feinem Geburtstage 1616, und obgleich er 1741 von 
einer Sammlung und dem Ertrage einer außerorbentlichen Borftelung 
feines Julius Caesar in der Weftminfterabtel ein Grabmal errich⸗ 
tet befam, fo liegen doch feine Gebeine In der Kirche zu Strat. 
ford, denn er hatte verboten, fie je von ihrer Ruheſtaͤtte zu 
entfernen. Betrachten wir nun, mit welchen Mitteln Shaffpere 
auödgerüftet feine meifterhaften Dichtungen lieferte, fo müflen wir 
eingeftehen, daß fein pofitives Wiſſen nur ein höchſt geringe®, . 
fein Genius aber Alles war. Er mag aus dem Alterthume 
den Plutarch nad, der Ueberfegung, die Thomas North (1579) 
aus dem Branzöflfchen des Amyot gemacht hatte, den Plautus 
aus einer in der Mitte des 16ten Jahrhunderts gefertigten 
Ueberfegung der Menaechmi, den Ovid aus der UÜebertragung 
des Thomas Heywood gekannt haben; von Dares Phrygius 
hatte er wohl faum gehört, und was er über den Trojanerfrieg 
bat, ſtammt aus Lydgated Troy-book, die Stallänifhen No⸗ 
veiften hatte er ebenfo wenig gelefen, hoͤchſtens Hatte er mit 
ihnen in den Uebertragungen von Painter in feinem Palacc 
of pleasure Bekanntſchaft gemadt, obgleih Manches bei ihm 
aus Belleforefl’8 Histoires tragiques (3. B. Hamlet) oder Pierre 
Boiſteau (Romeo) genommen zu fein ſcheint. Außerdem bes 
nutzte er Ältere Englifhe Dichter, befonderd Ehaucer, und mag 
Vieles au aus den zu jener Zeit häufig auf den Straßen 
feilgebotenen, jetzt fehr feltenen Volksbuͤchern entlehnt haben. 
Betrachten wir nun feine einzelnen Stüde ber Reihenfolge nach, 
fo beginnt der apofryphe Pericles (1590), nad dem Roman 
von Apollonius von Tyrus, dann folgen die Comedie of Er- 
rors (1591), nad des Plautus Menähmen, Love’s Labour 
lost (1591) nach einer noch unentvedten Duelle, King Hen- 
ry the Sixtı P. 1. u. 11. (1592) nah Marlowe's oben 





350 Engliſche Poeſte. Theater. 


p. 345 genanntem Stüde*), ıhe Midsummer - nigths dream 
(1593), wahrſcheinlich ganz Shalſpere's Eigenthum und cin 
phantaſtiſches Gelegenheitoſtuͤk, dem rifch- Schottifche Elſen⸗ 
märden und irgend eine wahre Begebenheit (die Liebe der ber 
den darin auftretenden Paare und ihr gegenfeitiges Abſtoßen) 
zu Grunde liegen, Romeo and Juliet (1593), nad Boifeau, 
der freilich Luigi de Porta und Bandello (II. 1.) vor fih ge 
habt hatte, ihe taming of the shrew (1594) mad einem 
fhon vorkandenen Alteren Stüde**), Ihe two Gentlemen of 
Verona (1595) nah einer Epifode in Montemayor's Dians 
und Sidney's Arcadia, King Richard the third (1595) 
King Richard the second (1596), Henry ihe fourth P. 1. 
11. (1596), fämmtlih auf ältere Dramas bafirt und the merchant 
of Venise (1597), nidt ohne Benupung von Marlowee 
Jew of Malta und ber alten Ballade vom Juden Gernutus 
(bei Percy 11. 11.), wahrfcheinlih nad der 95ſten Declama⸗ 
tion aus Alex. Sylvaln’6 Orstor (Lond. 1596), Hamlet 
(1597), vermuthlih nad einem alten gleihnamigen Vollsbuche 
und Belleforeſt (Hist. trag. VI. p.197), King John (1598), 
vermutblih nad einem älteren Stüde Rowley's, Alls wall 
that end’s well nach Painter's Giletta of Narbon (Pal. of 
pleas. T. I. p. 88), King Heory the fifth (1599), wahr 
fheinlih nad einem älteren Stüde, Much ado about nothing 
(1599), nad einer von Belleforeſt (111. nr. 18) überjegten 
Novelle Bandello's (I. 22), As you like it (1600) nad 
Thomas Lodge (ſ. ob. .p. 336), Merry wives of Windsor 
(1601), nah engliſchen Erzaͤhlungen (the two lovexs of Piss 
aus Tartleton’d Newes of Purgatory 1590, und the for 
tunate the deceived and unfortunate lovers, Lond. 1632. 





*) The first sketehes of King Henry VI. w. imtr. amd net. 57 
Halliwell. London 1843. 8. 
*%) In Six old Plays on which S$hak. founded his Meassare 
) 7 ing ihe Shrew, King join 
Kieg Henry V., King Leer. hond. 1779. T. I. p. 150. The 
of a shrew. To which is added the Woman lapped on Morre 
Skia ed. by Amyot. Lond. 1844. 8. 


"  #4#) "Pie true trag. of Rich. the third fr. an un. cop. and Ihe 
latin peom of Rich, tertius.fr. an/man. by Hieid. Lond, 1844 5 


Engliſche Poeße. Theater. 881 


ar, 1.*), Troilus and Cressida (1601) nach Pydgate's 
Tıoy-Boke, King Henry the Eigkt (1602), der (jet 1618) 
ad Ali is irae betitelt war, Timon of Athens (1608) 
nach Plutarch, Measure for Measure (1605) nad Whetſtone 
(od. p. 342), King Lear (1604) nah einem aͤlteren 
Stüde dieſes Namens mit Benugung von Carton's Chro- 
niele und einer alten Ballade (Perey 1. 16), Cymbeline 
(1606) nad einer in Westwards for smeits (Lund. 1603) 
überfepten (ar. 15.) Novelle Bocoaccio's (HI. 9.), Macbeth 
(1606), wahrſcheinlich nad einem aus Hector Boeihius Schot⸗ 
tiſcher Geſchichte (AH) zuſammengeſtellten Volksbuche oder 
Holimshed’s Chronicte, Jalias Cesar (1607), Antkony and 
Chopatrsa (1608) und Coriolanus (1609) nah Plutarch, 
tbe weinters 1sle (1610) nad Greene (f. ob. p. 386), the 
tenpest (1611), fein beſtes Stuͤck naͤchſt vom Macbeth, vom 
muihloch nach einem Alten Stücke, welches (na Tieck, Deutſch. 
Theat. I.p. XAHM.) auch der Deutſche Dramatiker Ayrer feiner 
Ehönen Sidea untergelegt hatte, mit Benutzung der Sagen, welche 
fit Sir George Somer's Schifforub (1009) an den Beran 
dasinſein von dieſen Eilanden im Schwunge gingen, Otkelle 
(1612) nah Cinthio Giraldi (II. 7), Twelfh night 
(1613) nach einer von Belleforeft uͤberſetzken Novelle Bandelu's 
43. 20), und der apocryphe Titas Anilronious nad) einem Älteren 
Ceade, von ‘dem ſich ebenfalld eine altveutfihe Bearbeitung «rs 
Yalen bat (ſ. Tieck p. KXVII) und eimer altm Ballade (6, 
Parey 11. 18). Außetdem bat man ihm noch eine ziemliche 
Anzohl anaͤchter Stüde zugeſchrieben, und gleich bemerken 
will ich hi, daß er wirklich noch zwei liebliche Erzählungen tn 
Sorgen Ayriſcher Urt, Venus and Adonis (1598) mb 
the Tape of Luerece (1594) hinterlaſſen bat, die von gros 
Bem, freitih durch ben affertirten Geſchmack jener Zeit etwas 
verfehrobenem Talente zeugen. Betrachten wir nun aber Shak⸗ 
fyere als Dramntifer, fo müflen wir vor Allen feine eigenem 
Borie im Hamlet (III. 2.) hier anziehen, worin er den Zwei 
des Echaufpiele alſo audelnanderfeßt: „for any thing so 


“) Yirst sketch of the Merry W. of W. The novelson which 
is Sodnded, 2y Malliweil, Kond, 1862. 8. 











352 Englifche Poeſie. Theater. 


overdone is fiom the purpose of playing, whose end, 
botb at he first, and now, was, and is, to hold, as 'twere, 
the mirror up to nature, to show virtue her own feature, 
scom her own image, and ihe very age and body of the 
time his forn and pressure.“ Es foll alfo dad Drama 
gewifiermaßen eine poetiſche Darſtellung der Weltgeſchichte alt 
des Weltgerichts fein und dem Menfchen im Einzelnen ſowohl ald dem 
Jahrhundert im Ganzen einen treuen Spiegel feiner Weſenheit vorhal: 
ten. Merkwürdig iſt auch feine Weltanfhauung, denn ſowohl fen 
Trauer » als fein Luſtſpiel haben eigentlich denfelben Inhalt, ein ver⸗ 
föhnended Element, mag er nun in jenem die göttliche Gerd 
tigkeit und fittlihe Nothwendigkeit der Strafe, in dieſem di 
göttliche Liebe und menfhlihe Wilfür und Schwaͤche darſtellen. 


Hiermit Reben nun aber feine wirklich fabelhafte Menſchenkennt · 
niß und feine wunderbaren Schilderungen der verfchiedenften Selm ⸗ 


zuflände in Berbindung, ſowie feine unbefchreiblihe Kunf, dad 


Edle neben das Unedle, die Luftigkeit neben dem Echmerz, die Grande 
neben die Trauer, die Sröhlicgfeit neben den Ernfl, das Pathos nem 


das Burledfe fo zu flellen, daß Keine burd das Andere ge 
brüdt und beeinträdtigt wirb und und Alles von Natur fo 
fein zu müflen fcheint. Die ganze menfchlihe Geſellſchaft muf 


für ihn herhalten, Alle laͤßt er vor unferen Augen wie in einem 
Guckkaſten vorüberziehen, bunt buch einander, wie wenn Freund 


Haln feinen Ball hält, fommen ohne Anfehn der Perfon, Ad 
nige und Knechte, Epelleute und Bauern, Bürger und Betila, 
Tapfere und Beige, Königinnen und Mägde, und Alle muͤſſen 





und ihren Hergensfchrein aufſchließen und uns in feine verbor⸗ 
genen Tiefen hineinfehen lafin. Darum if er aber au ww 


erreihbar, und fo viele Dichter, die ihm ſchon nachgeahmt br 
ben, find an biefer fühnen Verbindung der heterogenſten Stim⸗ 
mungen gefceitert, und jene Freiheit von allen Feſſeln be 
Kunft, die wir an ihm fo bewundern, und eben dieſe Ratuͤr⸗ 


lichkeit, durch die er fo unendlich groß daſteht, hat ba 


feinen Nachahmern nur zu roher Regellofigfelt und unan 
genehm auffallender Selbſtentbindung von den Worſchriften 


bes Ariftoteles und der andern großen Theoretifer geführt, Außerdem 
kommt ihm noch feine zu jedem Verhaͤlmiß und jeder Situation pa 


Englifche Poefle. Theater. 353 


fnde Kraft der Sprache und gefhidte Anwendung bes Dialogs 
und unendliche Bewandtheit in der Handhabung des Lianc verse 
und Wechſel zwifhen gebundener ugd ungebundener Rede zu 
raten, wie Riemandem vor oder nach ihm. 


Nu d. Ausg. f. Shakenpeariana, Catalogue of all Ihe books, 
p etc. relating 10 Sh.: to which are subjoiued an account 
of Ike early quarto editions of the great draimatist’s plays end 
poens etc. Lond. 1827. 8. J. O. Halliwell, Shakespeariana. Lond, 
1. & Ueb. d. Driginalausg. d. eing. ©t. [. Lowndes Bibliogr. p. 
1651 sq. u. Catal. bıbl. Heber P. II p. 296 sq. — W. Sh. Come- 
, Histories and 'Iragedies. Published according to the true 
isinall copies. Lond. 1628. fol. 1632. fol. The third Impression 
and unto this impreasion is added seven playes never belore prin- 
ted in folio, viz. Pericles, Prince of Tyre; ‚iheLondon Prodigall; 
History of Thomas Ld. Cromwell; Sir J. Oldcastle lord Cob- 
han; the paritan Widow; a Yorkshire Tragedy; the Tragedy of 
Locrine, Lond. 1664. fol. ib. 1685. fol Plays rer, and corr. on the 
former editions by Th. Hammer, w. a gloss. Oxford 1744. VI. 4. 
ib. 1770—1. VI. &. rev. aud corr. w. an acc. of the life and wrrit. 
by N. Rowe: te which are added his poems w. cr. rem. (by Ch. 
Gilden) Lond. 1709-10. VII, 8. coll. aud corr. by Al. Pope. Lond. 
1735, VI. 4. (Dazu: Venus and Adonis, Tarquin and Lucrece and 
Mr. Sh. miscell. poems. ib. 1725..4.) Birmingh. 1763. IX. 12. coll. 
w. the old cep. and corr. w. not. by L. Theobald. Lond. 1738, 
VI, 8. w. a comm. und not. by Pope and Warburton. Lond. 1747. 
VIlI. 8, w. the corr. and ill. of var. comm. to which are add. not, 
by 8. Johnson. Lond. 1765. VIII. 8. Comed. histor. and trag. set 
%t by himself in Quarto, or by ihe plaiers his fellows in fol. 
ad now faithfully republ. frum those editions w. an introd, 
(pabl. by Edw. Capell). Lond. 1768. X. 8. (Dazu Notes and various 
resdings, ib. 177980. III.4.) The plays of W. Sh. w. the corr. and 
I, of various comın. to which are add. not. by- 8. Johnson and 
6. Steevens. Lond. 1772. X. 8. (Dazu: Addit. observ. by several 
Aibe former comm. the genuine poeıns of Sh. etc. by Malone, 
ib. 170, 11. 8. u. Second a pendix to Mal. suppl. ib. 1733. 8.) ib. 
185.X. ib. 1785-87. LEXVI. 18. Dram. W. w. explan. not. by 
Ayscongh. Lond. 1790. 11. 8. The plays and poems of Sh. coll. 
verbstim with the most auth. cop. and rev. w.ihe corr. and illasır. 
rar. comm. to which are adıled an essay on the chronol. order 
of his plays and hist. acc. of the stage and not. by E. Malone. 
Ib, 1790 x. (X1) 8. The plays etc., w. not. by Johnson, Steevens, 
ind Reed. t.ond. 1793. xV. 8. 1803. 1821. XXI. 8. (Dazu Remarks 
ent. conj. and explan. ib. 1805. II. 8.) Dr. W. rev. by G. Steevens, 
ib, 791—1808. XVII. (IX) fol. w. a sel. of useful notes and alife 
Sh. by Al. Chambers. Lond. 1805. IX.8. w. not. of var. comm, 
ed. by Mantey Wood, Lond. 1806. XIV. 12. Plays and poems w. ' 
Ihe corr. and ill. of ver. com. compreh. a life of the poet and 
an eni. hist. of the stage by E. Malone w. a new gloss ind. by 
J. Bosweil. Lond. 1821. XXI. 8. w. not. sel. a hist. of the stage, 
8 compi. gloss. index and a life of Sh. by Al. Chalmers, Loud, 
1823. VII. 8. The dram. W. w. not. cr. hist. and explan. w. & 
life of the auth. by W. Harness. Lond. 1825. VIII. 8. w. not. orig. 
and sel. by 8, Weller Siuger and a life of 'the poet by Ch, Sim- 
Onfe, Handeng d. Eıreräsgefpigte. II. 98 


354 Engliſche Poeſte. Theater. 


Ona. Chiswick, 1826. X, 18. ed. by Yalpy- ıb. 1832—83. IV. 18, 
Compl. . il. w. many val. liter. not. fr. the distingh. comm. W. 
large introd. net. Paris 1842. X. 8. ib. 1838. Il. 4. Works, the text 
from an ent. new coll. of the old ed. w. var. read. not. etc. by J. 
P. Collier. Lond. 1842. V111.8. (f. Fr. Twiss, A compl. verbel ir 
dex to the plays of Sh. ib. 180%. 1. 8.) Ueberf. f. 8. Eh. Ihr: 
Werk. 9. d. Engl. v. Sp. Mt. Wieland. Zürich 1762—66- VIII. 8. (Eike 
warn btb. f. ans, dab. ſ. Rame auf d. Neu. Ausg. ebd. 1775- 82. XIM.E.) 
m. tet. Anh. verſ. v. 3. I. Efchenburg. Zürich 1788-1806. MIE. 6. Tee 
mat. V. Gberl. v. A. WB. d. Schlegel. Berl. 1797—1810. 1821-23, 138 
IX 8. (Dazu: Bon GSchlegel noch unliberf. dram. W. überſ. v. me. 
Verf. Wert. 1809-10. HI. 8. 8. Sl. n. n. —F Schauſp. üb. » 9. 
u. %. Voß. Stuttg. 1826-15. II. 8. Dram. W. über. v. Ph. Kosfnan. 
Biel. 1830-36 I-IV. 6.) Shaufp. v. J. H. Bob u: del. en 
8. ©. Kr. B. M. Erl. epıg. 1818-29. IX. 8. Dram. @. ütetl. vl. 
WM. v. Schlegel. erg. u. eil. v. 8. Viel. Berl. 1826. 1830-38. IK. 6 
1839-40. 1943-44. XII. 8. (Dazu Bier Schaufp. Sh. Überf. v. &.E 

et. 1836, 8.) Saͤmmtl. Schaufp. m. d. Suppl. frei v. J. Me & 

. Döring. Gotha 1822-3. LIE. 12. Dr. W. aͤb. u. erl. v. J. DD 

enda. Lpip. 184-6. XIX. 12. Sämmtt. W. in einem Bee. In Bm 
nun: üderf. u. der. v. J. Körner. Schneeb. 1836. 4. Pypay. 16% | 

xvn. 32. ebd. 1839. XII. 15. u. 4. Schauſp. ũb. v. ad. Selltt 
M. Rapp. eruttg. 1843-45. XXIV. 16. Drum, ®. üb. d. G. Dim 
Stuttg. 185639. 184. XVI. 16. Dazu Nachtr. ebb. 1890. 1842 
IV. 16. By. Jaͤmmtl. Gedichte im Verem. d. Orig. Überf. v. Gm. &e 
Königsd. 1846. 8. (8. a. Nffmann, Sy. u. ſ. demtfeh. Neberſ. Liegn 81 
Etadr, Ueb. Sp. u. ſ. Verhältniß z. deutſchen Poeſte, in Prue 
Zafıh. 1823. p. 1—88. Viſthet ebd. 184%. p. 73-10). — 
3.8 —— Fr RAN u. Scrät. Pen 1707. 

. d. dorg. Bun . Hänbfäriften . 1797. 8. 3. Meyee, 
Sh. m. e. Ei Geſch. u. Beuvth. h dra I. Gotha 1878. IV. 1 
Moutagu, An essay on the writiugs and genius of Sh. amp 
the greek and french dram. poets Lond. 1769. VI. ed. ed. 18.0.8 
W. Richardson Essays on some of Sh. dram. characters to wid 
is add. an essay on the faults of Sh. Rd. V. ib. ib. 1797. 6: (Hl. 
Engl. v. Sthmid. Bpjg. 1776. 8.) W. Haziitt, The characters of 
8 ys. Lond. 1817. 1818. 1838. 12. (f. Adinb. Rev. T. AXYIN p 
72 a) Fr. Donce, Illnstrat. of $h, and of aneient manners. Lone 
1607. #1. 8. ib. 1839. 8. Fr. Drake, 'Ih. and his times, inched. fie 
biography of the „Dost, criticisın on his genius and wriäng; ® 
new? cdröhol. of bis playa; and a hist. of (kemanners. cnstome em 
amusements etc. of his Age. Lond. 1817. N. 4. Paris1888.©. Collieh 
Life ot W. Sh. tn f. Auso. T. I. p. LIX—COCLXVI. u. New pert® 
colars regurd. The vorks of Sh. Lond. 1835. 8. Folkestone, ' 6. 
and his Hiends. Lond. 1841. 8. Moshamer in d. Wien. geitſchr. f. Me 
den. 1831. ur. 171—173. Bi. f. d. it, dv. Ausl. 1896. p. 931 3— Dt. 
f. d. &ir. d. Aust. 1885. nr. 19. 28. 49. 51. 8%. 98. M 111. 180.0 
21, 1839. sr, 15. 1838. nr. 87. 1843. nr. 130, 152. 1844. or. 28 5% 
Dunham ®. Lardner Lit. and scient. men of Gr. Brit. 7. A. p. * 
150. 34389. Er. Dorn, &h. Schaufpicle eri. Leipz. 1892-31 .1-V.& 
H. Utriei, Med. Sh. drum. Kunftu.f. Bech. zu Calberon u. @öthe. Ya 
8. (f. Hall. Fahro. 1840. p. 294— 920.) u. &h. dram. Kurfft. 7. ug. 9. 
Du 1846. 11. B. B. Cornwall, A mem. atrd essay on the Fact 


en 
— 


„re 





Er 


Eond. 1846. 8. ueb. d. einz. St. u. Char. f. Wii. f. fl. 
rdi1. p. 804 2q. u. Hormayı Arch. f. Geſch. Stat. Kt. u. Ami 15 





Engliſche Pf. Theaper. -355 


1 ar. 10. 13. 14. 16: 32. 86. 88. 98, 100. 401. 103. 
on. re 18. 117. ‚m. —88 Du: 2. 1 14. 16. 
26. 29. 31. 38. 32 37. Veb. d. Queil. Gh. f. m sus ae. D. 

. 239 aq. Th. ——— — 2. Denfchel u. 8: "einng, ae v. 

ne nur vb Am. Ban ui 
e v. arm 
vom Jah salle Kond. us 1843. 8 


$. 628. 


Mit Shaffpee beginnen die dramatiſchen Dichter 
Gnglands fi befonder in zwei Claſſen zu zerfpalten, nämlich 
in folde, welche der aus dem Mittelalter herübergefommenen Kumfr 
form, natürlich) mit Modificationen, treu blieben, umd in diejenigen, 
welche fi mehr dem Geiſte der neuern Zeitrichtung gumwenbeten, 
und dem romantiſch⸗ idealiſtiſchen Character des mittelalterlichen 
Dramas den hiſtoriſchen ſubſtituirten. Die erſtere Schule, deren 
Ropräfentant eigentlich Shaffpere IR, nennt man gewöhnlich die 
Sholfperefhe oder Greene'⸗Marlowe'ſche Schule, bie 
andere neuere von ihrem Führer Ben Ionfon, die Ben Jen⸗ 
fon'ſche. Natürlich gehörten zur erferen faf alle Dramatifer, 
bie entweder noch etwas aͤller oder doch in gleidem Alter mit 
Ehalſpere waren, während allerdings einige Dichter der zweiten 
gewiſſernaßen aud in die erfle heräberreihen. Die aͤlteſten 
derſelben ind U. Mundayı) (geb. 1558, gefl. 1638) und 
Henry Chettle (geb. um 1554, geil. 1610)?). Lepterer 
Wrich zwiſchen 1596 —1603 nicht weniger ald 38 Etüd; 
en Heuuiheilen wir aus dm wenigen übriggeblichenen, 
, dB. dem Hoffmann, einer auf einer Criminalgeſchichte 
beruhenden halbpolitiſchen Tragödie, die übrigen, fo finden wir, daß 
dad Streben nach dem Graͤßlichen die Hauptfache, alled Andere fehr 
ſtwac if, Munday war ebenfalld fehr fruchtbar (er verfaßte 14 
Etide), allein fein Downfall of Robert, earl of Huntingdon - 
in nicht ohne Verdienſt, obwohl das Sntereffante theilweiſe in 
dem Helden, dem befannten Robin Hood liegt, den allerdings 
die kräftige Sprache und ſchwermüthig düflere Waldeinfamteit 
: j0 Hülfe fommt. Der zweite Theil, ſeinen Tod ſchildernd, an 
dem Ehetile mitarbeitete, if ſchwaͤcher. Nun folgt Thomas 
Heywood, ver wilden 4598 — 1683 nicht weniger ale 
220 Gtüde, theils allein, theils mit Andern tufanımen verfer⸗ 








356 Englifhe Poeſie. Theater. 


tigt hatte. Natürlich kann man bei einem ſolchen Bielicreite 
feine Tiefe erwarten, und die 26 auf und gefommenen Gtüde laſen 
‚kaum erkennen, wie er zu der großen Popularität, die feine Broduck 
genoffen, eigentlih gefommen if. Die beſten find: the four 
prentices of London, eine feiner älteften Arbeiten im Greene 
fden Styl, und die Woman killed with Kindness?). Nebm 
ihn fielen wir einen andern fehr fleißigen Autor, Thomas 
Dekker (+ um 1640), der fi feit 1595 befonders bemri' 
bar machte und fonft auch dur feinen Streit mit Ben Jonſen, 
der ibn im Poetaster ald Demeitrius auf die Bühne bradt, 
wofür er ihn wieder in feinem Satiromastix durchhechelte, met 
würdig iſt. Gr fchrieb viel und mit großer Leichtigkeit, Inden 
macdte er auch oft Compagnie mit Chettle, Drayton, under, 
Webfler und Middleton. Seine Arbeiten find mehr fhmul 
als witzig, obgleih man ihm einige gute Schilderungen des nieten 
Volkolebens verdankt. Sein beſtes Stück If The honest whore 
(160%), obgleich er audy aus der Patient Grissil ſoviel gemadit dat, 
als aus einem fo undramatifhen Stoffe gemacht werben fanr. 


Weit berühmter als er iſ Georg Chapman (15571634) 
der Ueberfeger des Homer und Hefiod, wenn auch fein Buy 


d’Amboys bei weitem niht das Lob verdient, weldes min 
ihm zu feiner Zeit ſpendete. Obgleich er nicht ohne Berdinl 
if, fo fieht man doch, daß er für die Schilderung der Leldenftal 
ten nicht recht geſchickt if, übrigens aud Marlowe zu ſehr nad⸗ 
ahmt; dagegen zeugen feine Widow’s Tears und All fools fi 
fein humoriſtiſches Talent und feinen unaffectirten Stylꝰ). Hall 
nun zwar Chapman in Iepteren beiden Stüden offenbar im Bar 
Jopſon'ſchen Geiſte die nadte Wirklichkeit dem Romantiſch⸗Idealen 
vorgejogen, fo ging bob Thomas Midpleton®) (ſeit 1602 
— 1630), deffen Mayor of Quinborough nod ganz im Hart 
Greene's war, in feiner tollen Welt (Mad World) und MM 
Schauderdrama Women beware women völlig zu ber. neuern 
Säule über, behielt aber doc noch fo viel Graͤßliches in dem 
letzteren Trauerfplel bei, daß er ſich ſelbſt nicht klar geweſen 
ſein kann, und hat jetzt fuͤr uns nur dadurch Intereſſe, daß 
wir aus ben beiden Stüden die Verderbtheit der damaligen ver 
nehmen Geſellſchaſt abnehmen können. Obgleich fein Dialog 


Engliſche Poeſte. Theater. 357 


reich an matürlider Laune und lebendig iſt, fo hat er doch nirgends 
für etwas Höheres Sinn, und moralifh iſt er gar nicht. Dies 
ſelbe Halbheit gewahren wir an WilliamRomley’) (f. 1607), 
den warn die fülfhlid Shaffpere zugefchricbene Geburt Mer. 
In’6 quibellt, obwohl feine New W’onder, a woman never 
Vext, im Banzen gelungen genug if. Andere flellen fein Match 
at Midaizht höher. Talentvoller als beide Genannte waren 
Schn Marſton (feit 1599 — 1633)°), den Ben Jonſon 
im Poetaster als Crispinieno auf die Bühne bradte, wofür 
Marfion wieder defien angebliche Bedanterie in der Sophonisbe durch⸗ 
hechelte, obgleich auch noch fein Maleontent und Parasitaster von bes 
deutendem ſatiriſchen Talente zeugen, und John Webſterd), feit 
1598), defien Trauerfpiel Vittoria Curombona oder the white 
devil, weldes Sujet befanntlih unfer Tied hiernach in 
Brofa behandelt hat, unter feiner Dutchess of Malfi, einer 
Art Gegenflüd zu jener, und unter Appius and Virginia, 
wo ibm aud ein weit poetiſcherer Stoff vorlag, fleht und beweiſt, 
baß auch er von der an fidh lobenswerthen Abſicht, das wirkliche 
Leben mit feinen Mängeln und Schwaͤchen darftellen zu wollen, 
nkedergehaltn und an dem poetiihen Schwunge verhinbert 
ward; übrigens hat.aud er öfters mit andern Dramatifern in 
Gompagnie gearbeitet. An der Spitze der neuerm Schule flieht 
aber Ben Zonfon !) aus Weſminſter (1573 geb), 
der, naddem er einige gelehrte Studien gemacht und in ven 
Niecderlanden ald Soldat gefochten hatte, um 1593 zur Bühne 
aberging und wahrfheintih anfangs im Curtain auftrat. Sein 
Altefle8 und noch erhaltenes Stud, every man in his humour, war 
1598 auf dem Globus zum erfien Male gegeben worden und 
machte ſolche Senfatton, daß ihn Jacob J., fein Gönner, zum 
Dichter frönte und zum Hofpoeten machte, und auch Garl I. 
feine Bereutfamfeit in manderlel Beziehung anerkannte, Gr 
war bi6 an feinen Tod (1657) fehr fleißig und hinterließ 18 
Dramen, mehrere allegoriihe elegenheiteflüde (Court - Enter- 
iainments) und eine Menge Masques, allegoriſche Singfpiele, 
für deren Erfinder er.in mancher Beziehung gelten kann. Seine 
Heupifärle war das fatirifche Element, wofür ihm auch Defter 
tn dem obmgenannten Satiromastix or the Untrussing of the 


358 Engliſche Poeſie. Theater. 
Homersus Poet tüchtig zuſetzt. Ebenſo if er durchaus Mar 
planvoll und Anhänger ber claſſiſchen Regelmaͤßigkelt, vielleich 
nur zu hiſtoriſch, und daher läßt er ber dieteriſchen Freiheit 
zuzuſetzen, wegzunehmen, zu vergrößern, auszuſchmücken, wenige 
Epielraum, als recht iR. Unter ſeinen Luſtſpielen find bie ſchaͤrſ 
ſten Cinthia’s Revels or the Fountain of Self-Love (1600), 
gegen die Eitelfeit und Prunffucht de Hofes gerichtet, der Por- 
taster, unzufammenhängende Ausfälle gegen die älteren Dichter dei 
Bolklstheaters, beſonders Marfion und Dekler, und überhaupt 
gegen das ganze damalige Thenterweien und bie Schaufpieler, 
‚ tbe Bartholemew fair, ein Pamphlet gegen den Architecten und 
Decorateur Inigo Jones, und Eastward Hoe, woran auf 
Chapman und Marſton geholfen hatten, beſonders gegen bie 
Schotten gerihtet. Die befien feiner Luftiplele dagegen find dad 
fon genannte every man in hjs hnmeur mit feinem Exdtm 
flüd, every man out of his humour, Volpane or the Fr 
und the Alchemist, befonderd was die Originalität der Eıfindum 
und der Berwidelung anlangt; leider aber find fie auch etwas u 
niedrig komiſch und durch fein Beſtreben, durchweg Einheit dei 
Heums, der Zeit und Handlung zu erzielen, geradezu umwahr 
ſcheinlich; denn wie konnten fo viele darin vorfommende Begebenhein 
alle innerhalb eines Tages vorgehen? Eeine Trauerfpiele Sefanushis 
fall (1603) und Catiliny his &onjuracy (1611), worn 1 
den Berfuh macht, den Chor wieder einzuführen, der bei ihm 
in gereimten, lytiſch gehaltenen, Gemeinplaͤtze ausſprechenden Strophen 
jeden Act ſchließt, find völlig mißlungen, da fein ſtetes Bemühen, 
der Geſchichte völlig freu gu bleiben, auch einen beffern tragiſchen 
Stoff unbrauhbar gemacht haben würde, und er hier, get 
- merkwürbiger Weiſe von feiner Gewohnheit, vie vom Arifotde 
vorgefchriebene Einheit zu bewahren, abweichend, durchaus un 
dramatif, eher biographiſch erfeint, ja zu ver Manier Sal 
villes zuruͤckkehrt und alle Katafirophen nur durch Boten reſerirn 
läßt. Sonſt bat er fh auch noch als Lyriker hervorgethan, 
und mehrere zu feiner ſtarken Gedichtſammlung, die er beſcheiden 
genug ſelbſt Underwood uennte, gehörige Arbeiten, wie dad 
tn fein Luſtſpiel, die ſoweigſame Frau, eingelegte Lieb, feine bei⸗ 
den Romanzen an Celia, fein Zaubererlich, ein Pendant zu 








Engliſche Porfie. Theater. 359 


m Gerengefaug im Nacheth, und fein Hue and cıy afler 
Capid fonnen Shalſpere's beften Inrifchen Leiftungen an bie 
Excite gefellt werden. Seine Epigramme find im Style Mare 
Wale, feine Oden und Epifteln, unter welchen lepteren wir fels 
von Viief an Gamden auszeichnen, find gelungene Nachahmungen 
bes Hotaz, in feinem Timber or Discovery bat er einen 
Edag her widtigßen, aus tiefer Menſchenkenntniß hervorge⸗ 
vegan Betrachtungen niedergelegt, und endlich hat er auch 
ſeiner Mutterfprache durch feine Grammatik derfelben wefentliche 
„Diener geleiget. Verwandt mit der Ben⸗Jonſon'ſchen Schule 
find die beiden im Leben und Dichten unzerirennlichen Breunde!?) 
John Fletcher aus London (1576 — 1625) und Francis 
Braumont aus Grace Dien In Leiceerfhire (geb. 1586, 
sh. 1615 oder 1616), indem auch fie in ihren Luſt⸗ 
ſylelen, die übrigens matt und voll ber niebrigfien Zoten und 
Zmfibeutigleiten find, und ben weit höher fiehenden Trauerfpielen 
nur darauf hinausgehen, die niedrigſten Leidenſchaften und Ders 
brechen gu fchildern. Zwar haben fie in lepteren fowohl an Er⸗ 
habenheit der Gedanken und der Phantafie, und dem ſtets am ges 
Agneten Drte eintretenden tragiichen Pathos den großen Meifter 
ihterſunß, Shakſpere, nicht erreicht, allein ihre Erfindung und Durchs 
führung an fich höchſt ſchwieriger und tiefer Charaktere zeugt 
ven angeborenem, großem Talent, Wahrheit der Empfindung, und 
heotragiſche Situationen gehen ihnen auch nidt ab; ebenfo ge 
Ing ihnen der Gonverfationston der höheren Stände beſſer als 
Ingend eimemm der ebengenannten Anhänger der Greene-Marlowe'⸗ 
(den Eule. Wären fie daher ganz frei von Rohheiten, hätten 
Re fh nicht durch offenbar zu weit getricbenes Studium der 
Eponiſchen Dramatiker zu gewaltfanen Verwicklungen und uns 
wahrfbeinlichen Löfungen der Handlung verleiten laſſen, fowie 
durh häufige Vereinigung mehrerer Sujets in einem einzigen 
Stüde nothwendig ermüdende Längen erzeugt, fo fönnte man 
fe, befonders da fie auch Die Sprache völlig in der Gewalt ha 
ben, und ihre Diction dem Soccus eben fo angemeffen wie dem 
Ceihum iſt, auch der Schluß bei ihnen immer moraliſch befried⸗ 
end ausfällt, Indem dort Lächerlichfeit die menſchlichen Schwäs 
Gm und Wibernheiten, bier menfchliche und götilihe Strafe bie 











560 Englifche Porfle. Theater. 


Verbrechen trifft, unbedingt für diejenigen, welde Ghaffpere am 
naͤchſten fiehen, anfehen. Ihre beften Tragödien, die man auf 
ebenfogut Tragifomödien nennen fönnte, find the maids tragedy, 
the tragedy of Valentinian und two noble Lindsmen, die fe 
angeblid mit Shakſpere zufammen gearbeitet haben, ihre been Luf- 
fpiele der knight of the burning pestle, gegen das Damals noch in⸗ 
mer beliebte Ritterihum, the nice valour or the passionste 
madman, gegen bie damald überarge Duellwuth, und Ihe wild- 
goosechasse, gegen bie Reifeluft ihrer Landsleute gerichtet, fowie 
die Fleicher allein gehörigen Ctüde the woman hater uns 
Philaster. In vieler Beziehung, befonders in dem Zuſamme—⸗ 
drängen mehrerer Handlungen in einem Stüde, Acht ihnen Phi⸗ 
Ip Maffinger”) aus Wilton bei Satiebury (geb. 1584, 
get. 1639, nicht 1640) fehr nahe, übertrifft fie aber an Kraf 
und Begeifterung, wiewohl er dafür auch öfter weit unnativ 
Ither wird und feine Charactere oft bis ind Garricaturartige 
übertreibt. Mehrere feiner Trauerfpiele, the man of honou, 
the renegado, befonderd aber die. einem Spaniſchen Auto 
ähnelnde Virgin Martyr tragen das Gepräge des finſtern Ca— 
tholiciomus, wie ihn ein Calderon zu oft gewahren läßt, haba 
aber ohne Zweifel großes dramatifhes Leben und fichen bike 
als eine feiner weit populärer gewordenen Arbeiten, the pieture. 
The city madam, der Hogarth die Idee zu einem feiner befm 
Bilder verdankt haben fol, a new way to pay ol 
debis, weldes erft in neuerer Zeit durch Kean's treffliches Epiel 
befannter geworben ff, und a very woman find fdon Ihre 
auegezeichneten Gharacterifiif wegen feine beften Leiftungen in 
Lufiſpiel, für das ihn wohl aud das in ihm liegende ſatiriſte 
Element mehr befaͤhigte. Indeſſen iſt keine Frage, daß, hätte m 
früher gelebt als zu einer Zeit, wo die finftern Puritaner die 
Macht in Händen hatten, feine Stüde einen nod ganz anberen@r 
folg gehabt haben würden, als es fo der Fall war. Ziemlid 
gleichzeitig fällt John Bord") aus Ilſington (geb. 1586, 
geh. um 1650), deſſen 'tis Pity She's a Whore zwar voll 
Greuel, aber ohne Zweifel ganz treu im Geiſte der Staliän- 
iſchen Leidenſchaft und Rachſucht geſchrieben if, die es ſchildem 
ſoll, weshalb fein broken heart mit demfelben nur an Scheußlich⸗ 








Engliſche Poefie. Theater. | 361 


keit der darin vorkommenden Berbreiien wettelfern fan. In⸗ 
defien if fein einziges biflorifhed Drama Perkin War- 
beck fo hodpoetiſch, mit fo feiner Eharacterifit und intereſſan⸗ 
ten Situationen verfehen, fo vol dramatiſchen Lebens und in fo 
berrliher Eprade gefhrieben, daB man fihb wundern muß, 
warum es nicht noch heute ein Eaffenhüd der Englifhen Theater 
abgieht. Bon andern Zeitgenofien diefer Dichter nennen wir noch 
Nathaniel Field"), deſſen Luflfplel: a woman is a weather- 
eoke, nicht übel if, den würhenden Rundfopf Thomas’ May) 
. (1595— 1650), der aber als Ueberſetzer und Fortſetzer des Lu⸗ 
can mehr Ruhm geerntet bat, obwohl aud feine Heir und 
old couple zu ihrer Zeit Emfation machten, John Day'', 
defin blind beggar of Bednal-Greeu recht gemuͤthlich iR, 
Robert Davenport (+ 1664)'7), deffen City night cap 
voll fatirifhen Humors erfcheint, nd William Gartwright'®) 
aus Northway oder Burforb (geb. 1611—15, gefl. 1643), 
ber bedeutender iſt als die drei Angeführten, deſſen Stüde jedoch, 
weil es ihm ar Bühnenkenntniß mangelt, ohne Zweifel beffer 
zum Lefen als zum Wufführenfehen gefhidt find. Außer vielen 
giebt es noch eine große Anzahl anderer Dramatiler, wie Sud» 
ling, Brome, Marmiton, Habington, Randolpb, - 
Fisher, Tankis, Cook, Brewer, Wilkins, Barıy, Tay⸗ 
for x. die alle hier aufzuzaͤhlen zu welt führen würbe, da fie ſich über 
das Niveau der Mittelmäßigkeit nicht erhoben. Uebrigens bes 
merfe ih noch, daß zur Kenntniß der Gefbihte des Engliſchen 
Theaters und der in der Shakſpere'ſchen Perlode aufgeführten 
Stüde weſentlich von Nutzen iſt dad noch erhaltene Tages und 
Rechnungsbuch des Philip Henslome!), eines begüterten 
Londoner Bürgers, Pfänderverleihers und Theaterunternehmers, 
da in bemfelben genau Tag und Jahr jedes von feiner Geſell⸗ 
ſchaft aufgeführten Stuͤckes verzeichnet if. 


1) The desth of Robert Eearle of Huntington, otherwise cal- 

led Robin Hood, of merrie Sherwodde with ihe lamentable Tra- 
gedie of chastie Matilda his faire maid Marian, poysoned at Dun- 
mowe by King John. Lond. 1601. 4. The Downfall of Robert Earle 
of H. etc. ib. eod. 4. u. beide b. Collier Five olde plays, 


re Tragedy of Hoffman or a Revenge for a Father, Lond. 
1051. 4. 


= 





362 | Englifche Poeſie. Theater. 


3) &. Wied Worth. Shakſp. Br. I. p. XXVMI. eq. Weiei padden. 
The 3 and second partes ef King Bdward the Foarth. Land. 
1600. 16.9. publ. by Field. ib. 1842. 8. The rape ofLucreee, a trat 
Rom. Trag. ih. 1A@B. 4. 1680, 4. The Fayre Mayde ofthe Exchange. 
ih. 4602. 4. pubi. by Barron Field. ib. 1846. 8. The four Preutises 
of London, with the Conquest of Terusalem, ib. 1645. 1632. 4. u.®. 
Dodsley T. VI. p. &01 »q. The Royal King and the Loyali Asb- 

eis, Lond, 1637. 4. u. b. Dodsley T. VI. p. 225 sq. A woman 
ild with Kindnesse. Lond. III Ed. 1617. 4. u. d. Dodsley T. YH. 
p. 227 sq Fortune by Land and Sen. Lond. 4656. @. puhl. by 
Barron Field. ib. 1846. 8. And. in m. Art. b. Erſch. a. a. D. pie. 
4) &. ulrici p. 48 q. u. m. Art. a. a. D. p. Ui ag, — TR 
leasant comedie of Old Fortunatun. Lend. 1600. 4. u. is d. Ol 
days being e Cont. T. III. p. 107 2q. The pleasant Comedie ol 
Patient Grissill. Lond. 1603. 4. ib. 18%1. 8. The wronder of aKing 
dome. ib. 1636. 4. u. Dodsley T. Ill. p. 13 eq. The honest whor 
with tbe Hnwonrs of the patient mes and the longing wife. ID. 
1604. 1605. 4. u. Old Plays. T. III. p. 221 aq. (bieß 
vertod Courtizan. ib. 1616. 4.) u. The aecond Part of the Ikonen 
Whore. ib, 1630. 4. u. Old Plays, 'T, Ill, p. a29 2q. Lust’s dominiod 
or ibe lascivious Queen. ib. 1657. 4. u. b. Marlowe Works. T. II. 

5 dAmbeis. Lond. 1607. 1608. 16861. 4. u. Old Plays 
being a Cont. T. III. p. 236 sq. The reveng of Bussy d’Ambon. 
ib. 1613. 4. The conspiracie and tragedie of Charles, doke of⸗ 
Byron, marshall of France. ib. 1608. 1625 4. Al foolen, a eomely. 
ib. 1605. 4. u. Old Plays. T. IV. p. 99 sq. The widowes teare, 
2 com. ib. 1612. 4. u. Did Plays. T. VI. p. ti80 q. f. m. Axt. & 8. 
DR 243 aq. Lowell Convers. of odd Poets. Cembr, 1845 p. 10 
6) The mayor of Quinborongh, a com. Lond. 1661. 4. u. Ok 
: Plays. T. XI. p. 90 sg. More dissemblers besiden wemen, 
Women bewere women. Two new plays. jb. 1657. 4. u. Ol 

Klare being a Cont. T. V. p. 3 sq. A mad world, my mesien. 
1840. V. 8. ſ. m. Art. p. 243 sg. Ulrici p. 253 ag. Schmidt Beil. ; 


vom. — A sq. , 

N ©. a. @. D. Bd. IM. p. XVI 2q. A match at Midoight 
Lond. 1633. 4. n. b. Dodsley. T. VII. p. 39 sq. A Shoo- maker ı 
Gentleman, ib. 1638. 4. A new wonder, a women never vent 
Dodsley. T. V. p. 235 sq. The Chengeling, a Trap. in » OM 
Plays being a Cont,. T. IV. p. 225 eq. The birtb of Merlin. Ih 
1662. 8. (Deutfh b. Ziel a. a. D. 3b. TI. p. 219 aq.) The witch el 
Edmonten, a Tragieom. ib. 1657. 4. (Deutih b. Tiedck Engl. Ihel 
Bd u. . 113 89.) 


) f. Lardner T. N. P: 3349. Ulrici 45 257 q. Works. Lond. 168. 
0 &, 


&. The history of Antonio and Meilida, the frst part. Lond. 16% 

#4. Autenio's Revenge, the second part. ib,- 1604, 4 u. in td. 04 

Plays T. N. Bi 277 sq. Parasitaster or the Fawne. ib. 1606. 3. 8°. 

Dodsley V. IV. 2, sq. u. Old Plays T. TI. p. 107 The mat 

contenf. Lond, 1004. 4. u. Old Plays. T. IV. p. 1 2q The wonde 
of women or the Tragsdie of Sophonisba. ib. 1 4. 

9) ©. Lurdner T. TI. p. 322 sq. The wrhite el or the Tıa 

ef Paulo Giordene Ursini, duke #f Brechiane, with the life 

and death of Vittoria Accorombona , the famous Venetian Cop 

znn, Lond. 1612. 1631. 1672. % w Old Plays T, VI. pP 202 sg. The 


608. &. u. b. Dodsley T. V. p. 283 sq. Warks by Dyee. Lost 


Engliſche Poeſie. Theater. 363 


tmgedy of ihe dutchesse of Malfy. ib. 1623. 1640 1708. 4. Ap- 
plus and Virginia. s. 1. 1654. Lond. 1659. 1679. 4. Works n. first 
coll. Al. Dyce. ib. 18%. IV. 8. 
.. 30) ©. Jomsonus Yirbius er the memorie of B. J. rev. by the 
friends of the muses. Lond. 1638. 4. Notes of B. J. Conversation 
with W. Drammond. Lond. 1842. 8. d’Israeli Misc. of Lit. T. 11. 
2182q. Larduer T. II. p. 131 2q. Bilis Il. P- 348 8q. Ulrici p. 261 2q. Mills 
Km in f. Jahrb. f. Drama. Lpzg. 1837 Wb. I. Works. Lond. 1716. VI. w. 
pet. by P. Whalley. ib. 1756. VII. 8. 1811. 4. w. not. er. andexpl. 
and biogr. mem, by W. Giflerd. ib. 1816. IX. 8. b. Cornweall. ib, 
1338. q. 3. The comicall Satyre of Every Man out of hisHamour. 
Lend. 1600. 4. Every Man in his Hamour. ib. 1601. 4. Poetaster 
or Ihe Arraignement. ib. 1602. 4. Sejanus his Fall. ib. 1605. 1607. 
4. Volpone or the Foxe, ib. 1607. 4. 1739. 8. Cruthie's Revels or 
the Fountain of Self-Love. ib. 1600. 4. The alchemist. ib. 1610. 
1612. 9. 1738. 8. 8. 3. u. ſ. Schule dargefl. in e. Ausw. v. Luſtſp. m 
Zras. überf. u. erl. d. W. Gr. v. Baubiflin. vo: 1836. 11.8. Ueb. f. Mas- 
cf. d’Isrseli Car. of Lit. T. III. p. 77 sq. 

11) ©. Lardner T. Il. p- 203 sg. Ulrici » 278s5q. Poems, Lond. 
1640. 4. 1653. 8. Comedies and Tragrdies. ib. 1647. fol. Fifty ce 
medies and tragedies. ib. 1679. fol. Workes. ib. 1711. w. not. by 
Theobald, Sewart and Sympsen. ib. 1758. X.8. w.not. by Calman, 
ib. 1778. X. 8. Works. ib. 1811. III. w. an introd. and expl. not, 

H. Weber. Bdinb. 1812. XTV. 8. W. byDarley. Lond. ib. 1839. 

8. hy Al. Dyce. Lond. 1841 4 XIII. & Ueberſ. D. Braut, Trauer⸗ 

et, üb. v. H. W. v. Gerſtenberg. Kopenh. 1765. 8. Berl. 1808. 8. D, 

wiſter. ebd. 1503. 8. D. ſchoͤne Schenkmädchen. Weimar 1836. 8. D. 
- Burdife: gel. 1308. 8. Dram. WB. heraudg. v. K. Kannegicher. Berl. 

12) ©. Ziel, Shakſp. VBorſch. Bd. II. p. XL sq. Coflier. Mem. of 
(he princip. anthers. p. Xlll. Larduer T. II. p. 253 89. Davies, 
Life of M. The dram. works of M. and Ford w. an introd. b 
HM. CGoleridge. Lend. 1838. 8. W. by Th. Coxeter. Lond. 1759. 1761. 
IY. 8. by Mouck Mason. ib. 1779. IV. 8. by Gifford, Lond. 1805. 
1810. IV. 8. ib. 1840. 8. IV St. deutfh b. Baudiffin, Ben Jonſ. 
Br. TE. cf. d’Isrseli Car. of Lit. T. 11. p. 120 sq. 

43) 6. Lowell a. a. D. p. 232—263. Lardner T. I]. p. 395 sq. 
Ths Chronycle Historie of Perkin Warbeck, a Trag. Lond. 163 
G. & am. 6t. f. in nr. 12. u.Dram. Works. Lond. 1827. IH. 8. 

14) A woman is a weather-cocke. Lond. 1612. 4. Amends 
far Ladies with the merry prankes of Moll Cut-Purse; or the hu- 
meer of roaring. ib. 1639. 4. 

15) The heire, a com. Lond. 1622. 1633. 4. u. Old Plays. T. 
VIII p. 89 sq. The old couple, a com. ib. 1658. 4. u. Old Plays. 
T. x. p. 375 sq. The trag. of Antigone, the T'heban princesse. ib. 
1631. 4. The trag. of Cleopatra, Queen of Aegypt. ib. 1639. 4. The 
trag. of Julia Agrippina empresse of Rom. ib. 1639. 1659. 4. 

16) The Travailes of the three English brothers, 8. Thomas, 
8. Autbony and M. Robert Shirley. Lond. 1607. 4. The ile of Gulls, 
ib. 1633. 4. Humour out of breath. ib, 1608.4. Law-trickes or who 
would have thought it. ib. 1608. 4. The blind beggar of Bednal- 
Green with ihe merry hamour of Tom Strowd ihe Norfolk Yeo-» 
man. ib. 1659. 4. 

417) A pleasaut and witty comedy called A new Tricke to 
Cheat the Divell, Lond. 1639. 4. The City Night-Cap er Crede 








364  Englifche Porfie. Epos. 


gned habes et habes, a Tragicom. ib, 1661. 4. King John and Me- 
da, a Trag. ib. 1662. 4. 
18) The Royall Slave, a Tragicom. Oxford. 163%. 1640. 4 
19) The Diery and Account Book of Ph. Hensiowe ed. by 
Collier. Lond. 1846. 8, 


3. 624 


Die naͤchſte Periode der Engliſchen Poeſie, welde bis ge 
gen das Ende des 17ten Jahrhundert geredinet zu werden pflegt 
bat nur zwei herolfche Epifer hervorgebracht, und beide find faum 
erwähnenswertb. Der erſte iſt der unten zu ermähnende Stau 
fpieldihter Sir William Davenant!), der in einer raue, 
unbeholfenen Sprache und gereimten abwecfelnden Jamben, die 
in vierzeilige Strophen abgetheilt find, ohne Phantafle und 
Geſchmack die Geſchichte der Liebe des Longobardenfönige zu 
Rofalinde befingt, wozu der bekannte Fabuliſt John Gay’) 
eine Fortfegung, die aber um nichts befier iſt, hinzufuͤgte. Rod 
Iangweiliger find aber Sir Richard Bladmore’s’) ab 
Wiliſhire (+ 1729), des Leibarztes Wilhelms III., Epopoen, 
die mit Recht von Dryden, Arbuthnot, Swift und Pope aut 
HeftigRe angegriffen wurden. Mehr Anklang fand, was weil 
in der Zeit lag, dad geiſtliche und moraliſche Heldengedicht, dem 
in dieſem verfuchten fi ſchon Giles Fletcher (1588- 
1623)*, Sir Thomas Overbury aus Warwidfhire (1581 
geb., vergiftet 1613) ®), der fhon genannte Bladmore‘), von 
defien Schöpfung Abdifon im Spectator (nr. 339) voll Bewundır 
ung fpricht, befonder6 Abraham Eomley’) aus London (1618— 
67), den Spenſer's Fairy Queen zum Dichter gemacht halt. 
Seine Davideis iſt aber eine, unvollendet gebliebene, Jugendardeit 
(er ſchrieb fie als Student), denn fie IR mehr eine gut ver 
ficirte Biographie als eine Epopöe, kündigt aber indeß ſchon fin 
großes Talenian. Alle übertrifft der unfterblihe John Milton‘) 
Er war den 9. Decbr. 1608 zu London geboren, fiudirte zu 
Cambridge, wo er jedoch ſchon durch mehrere Pſalmparaphraſen 
und feine auegezeichnete Hymne auf die Geburt Jeſu Aufſehen 
ervegte, und zog fi dann nad Horton in Budinghamfhire zu— 
tüd, wo er feine Arcadier, Somus, ein allerliebſtes Mastenipidl, 
die ſchon erwähnte Elegie Lycidas und bie fehr hübfchen Ehe 
racterifllfen, l’Allegro und il Penseroso bichtete. Bald baranf 








Engliſche Poeſte. Epos. 368 


beſuchte er Frankreich und Italien, wo er durch den Anblick von 
Andreini's Drama, der Fall des erſten Menſchen, auf die Idee 
vom verlorenen Paradiefe gekommen fein fol. Zurüdgelehrt, 
verheirathete er fih (1646); da aber feine Frau feine ſchreck- 
haft, radicalen Befinnungen verabfcheute, fo kehrte fie zu ihren 
Aeltern zurüd, und Milton fchrieb nun fein berüdtigtes Buch 
von der Eheſcheidung; fie vereinigte fi aber fpäter wieder mit 
ihm, was ihn nicht hinderte, feine abfurden Geſinnungen welter tn 
uftrafanatifhen Büchern niederzulegen. Mittlerweile von dem Ungluͤck, 
fein Augenlicht zu verlieren, betroffen, büßte er nad rem Tode Crom⸗ 
well's auch feine Secretairftelle ein, die er bei ihm dekleidet hatte, 
und dichtete nun in ſtiller Zurüdgezogenbeit zu Bun Hill Row, viel 
leicht In tiefer Reue wegen feiner früheren Mißgriffe, zwiſchen 
1655—65 fein verlorenes Paradies, dad anfangs aus Haß 
gegen feinen Urheber nur wenig Lefer fand. Er ließ darauf 
den Samson, ein Trauerfpiel mit Chören, folgen, worin er bie 
alten Griechen fa zu treu copirt bat, feine eigenen Körpers 
und Seelenleiven aber zugleich unfern Augen vorführt, ohne 
jedoch feinen Stüden dramatifhed Leben einhauchen zu können; 
denn fo ſtarr wie der Blick feiner erblindeten Augen, eben fo 
kalt und ſeelenlos iſt hier fein Styl. Sein wiedererobertes Paradies, 
womit er gewiffermaßen ein verföhnendes Element feinem vors 
angegargenen Meifterwerfe zufegen wollte, fonnte mit Recht 
eben fo wenig, weder bei feinen Zeitgenofien noch bei der Nachwelt, 
UAnerfennung finden, ale er felbft feine früheren Verirrungen 
gut maden. Er farb den 10. November 1674 und befam 
fpäter zu Wefminfer ein Denfmal, das aber feine Inſchrift 
bat und andeuten fol, daß hier ein Vertheidiger des Könige» 
mordes fhläftl. Sein großes Werf, das ohne Zweifel feine _ 
innere Zerriffenheit und ſchrecklich enttäufcgte Freiheitoſchwaͤrmerei 
ind Leben gerufen hat, trägt allerdings mande puren feiner 
fteten Lecture ded Homer und des alten Teflamentes, befonders 
der myſtiſchen Propheten, allein im Verhaͤlmiß zu den neueren 
Dichtern iſt er durchaus Driginal, und fo fühn wie im Ein- 
zeinen jenes berühmte Bild bei. ihm if, wo Satan über den 
ungeheuern leeren Raum des Chaos fliegt, eben fo erhaben und 
fetonftändig iſt das ganze phantaflifhe Gebilde, welches fein 








366 Engliſche Poeſte. Epos. 


duͤſterer Geiſt vor ſich aufgebaut hatte. Freilich Mind manche 
‚feiner Bilder, wie z. B. feine Epiſoden von der Sünde mb 
dem Tode, den Kämpfen der empörten gefallenen Engel, de 
Berlammlung der böfen Geifter zu einer Art böliihen Parla⸗ 
mentes, worunter er fih wohl die Leute gedacht haben mag, 
die einft den ungluͤcklichen Karl I. richteten und verurtheilten x, 
mehr ſchrecklich als großartig, allein laͤcherlich find fie nicht, wie 
einige übelberathene Gritifer pehauptet haben. Betrachtet man aber 
die reigende Schilderung von der eıften Liebe Adams und be 
vo, fo muß man ed beflagen, daß, während er hie 
ganz Natur und Original if, er an andern Stellen, fogar bei 
der Beichreibung der Reize Evens, zu fehr an feine tiefm clah 
fifhen Studien erinnert; denn leider läßt er darin feine Gelehr⸗ 
famfelt zu oft hervorblisten, was fih auch bei aflen geogtaph⸗ 
tfchen und mythologiſchen Stellen des Gedichtes zeigt, und wenn 
er ſich gar in dogmatifche Eontroverfen einläßt, dann wird a 
langweilig, obgleich feinen Bortrait®, wie 3. V. feinem Catan, ein 
berwunderungswürbige Beredtſamkeit inwohnt. Sein Styl, ven 
Einige, weil er nah Archaismen haft und nicht frei von 
Hellenismen und Hebraismen if, für bizarr halten, verbiat 
eher den Ramm großartiger Emphaſe und majefätifcher Energie 
und iſt feinem Stoffe ganz. angemefln, fo daß man fein Bat 
mit Recht ein Meifterflüd nennen kann. Wie nun aber Ri 
ton das beſte Epos feinem Baterlande ſchenlte, fo lieferte Sa» 
muel Buttler”) aus Strensham (1612 geb.), der, zu Gaw 
bridge gebildet, nad) der Reftauration Gecretär des Lorbpräf- 
denten von Wales, Grafen von Carbury ward, bemfelben fen 
erſtes und beſtes komiſches Heldengedicht, farb aber troß bed 
ungeheuern Erfolgs feines Werles 1680 in Armuth. Alt 

eifriger Royaliſt lieferte er in feinem Hudibras, zu deſſen Bor 
fralt ihm ein General Cromwell's, Sir Samuel Luke in Bedford» 
fhire, bei dem er einige Zeit gelebt hatte, figen mußte, ein treued 
Bild der heuchlerifchen und Wummfanatifhen Independenten be 
Erommel’ihen Zeit, denn fein Held, ein puritaniſcher Don 
Quixote, ein Gemiſch von Prahler und Pebanten, Froͤmmler und 
Enthuſtaſten, Ritter und Friedensrichter, dem er in feinem ewig 
widerſprechenden Schreiber Ralph ein, wenn gleich nicht fe 


Engliſche Porfie. Epos, 367 


pffige® Exemplar wie weiland Sancho Panfa au bie Selle ges 
fegt, bat jener Nartei mehr geſchadet als irgend etwas Anderes, 
denn es machte fie ſchonungslos laͤcherlich. Leider If das Ge⸗ 
dicht nicht vollendet, und jegt felbf in England wegen vieler An⸗ 
fpielungen ohne Eommentar faum verfländlih. Seine groben Späße 
aber und die burlesfen LUcbertreibungen wird die Zeit entſchuld⸗ 
igen. Neben diejem Meiſterwerke wollen wir jedoch aud deB 
tüchtigen Ueberſehes von Montaigne, Earl Eotton’s (1630 
— 87)", burledfen Scarroniden, eine Travefie des erfin und 
vierten Buches Virgils, nicht -vergefien, die unendlih höher ſteht 
als die ähnliche Arbeit des Mannes, defien Namen fie trägt, 
weshalb auch Milton's Enkel John Philipps’), der in 
feinem Maroniden daffelbe mit dem fünften und fehsten Bude 
verfuchte, bei weitem gurüdficht. Wer aber würde bier nicht 
an Alexander Pope's Lodmraub denken, worin er bei Ges 
legnheit einer von dem jungen Lord Peter der Miß Arabella 
Sermor abgefchnittenen und geraubten Lode und der dadurch 
entflandenen Entzweiung der beiden Familien zwar den Zwei 
hatte, die weibliden Thorheiten zu verfpotten, aber auch die ges 
trenuten Familien zu verfühnen, was ihm auch gelang. Dieſe 
edle Abſicht laͤßt uns feine Langweiligkeit vergefien, welche 
Hyperbeln, wie . B. daß funfiig Sylphn den Untarod Bes 
lindens, als den gefährlihfien Boften, bewachen, nidt vertreiben 
fünnen. Seine Dunciade, worin er den Dichter Theobald, 
ver freilich als Gritifer des Shakſpere'ſchen Styls höher Reht, 
geißelt, iſt mehr fharfe Satire, als - eigentlich komiſches Heldenge⸗ 
dicht. Der Arzt Samuel Garth") aus Horkfhire (1670 
— 1728), Pope's Breund, zog zwar in feiner Armenapos 
thefe gegen feine Gollegen, die Doctoren und Apotheker, welde 
feiner Anflaft, worinerden Armen unentgeltlih ärztlichen Rath und 
Arzneien reichte, auf das Bösmwilligfte zu ſchaden ſuchten, 
wit allen Waffen der Satire zu Belde, allein feine frohe Laune 
und fein heiterer Wis erfegen noch nicht allein das ihm abgehende 
dichteriſche Genie, und darum läßt er uns falt, um fo mehr, 
da er eigentlich nur Boileau's Lutrin nadahmt, und erhebt fi nicht 
über dad Niveau der Mittelmaͤßigkeit. Darum füge ich fogleid 
Addiſon's zigentlih noch nicht hierher gehörige Exercises 











368 Engliſche Porfie. Poet. Erzählung. 


of the fan (Facheruͤbungen), die er im Spectator (nr. 102) ein⸗ 
rüdte, hinzu, da fie, obwohl minder berühmt, doch eine weit angemeſ⸗ 
Tenere Lecture gewähren. Mit diefer Art von Literatur fehl 
in ziemlich naher Verbindung die komiſche Erzählung, von web 
‘her der claffifche Ueberfeper des Perſius, Juvenal und Virgil 
Sohn Dryden'* aus Oldwinkle All⸗Saints in Northampten 
fhire (1631— 1700), anfangs Anhänger Cromwell's, auf di. 
fen Zod er feine berühmten Heroick stanzas dichtete, dann 
 Günfling und Genoſſe der Gelage Karl IT. und endlich 
Schmeichler Jacobs 11., dem zu Gefallen er catholifh ward, in 
feinen fogenannten Fables fehr gute Mufter geliefert hat, Eie 
find zwar den Stoffen nad meift fremden Urfprungs, allein mad 
die darin angebrachten ſchmuzigen Bilder und die Ausführung mw 
langt, wenn aud nicht immer Driainal, dod genial. Beſſer 
glüdte ihm freilich die Satire, was fih aus dem von ihm un 
Befehl Karl IT. gegen den unglüdlihen Herzog von Monmouth 
gefriebenen Absalom and Achitophel genugfam ergiebt. Gene 
Apologie des Catholicismus, the hind and the panther, tl 
unter anderen ÜEntgegnungen aud bie äußerſt witzige Parodie 
des eleganten Matthew Prior (geb. 1664, gef. 1721") 
the country-mouse and the city-mouse, hervor, die ta 
dur Graf Dorfets Gunſt die diplomatifhe Laufbahn eröfnde, 
fo daß er es gar bis zum Gefandten bradite. Zwar fickt 
feine Alma oder Geſchichte der Seele weit höher, worin er üba 
die erhabenſten Fragen aus der Pfychologie und Metapkuil 
fherzt, und durch feine eigenen Unterfuchungen über den Sit 
der Seele (er ſetzt fie zuerf, im Kindesalter, in die Zunge, 
dann in Hände und Füße, im Jünglingsalter in das Herz und 
die Mitte des Körpers, fpäter in den Kopf, und im Brei 
alter läßt er fie ganz verſchwinden) die Unhalibarkeit und Thorheit 
der meiften philoſophiſchen Hypotheſen darthut. Gewiſſermaßen At 
damit in Verbindung fein Salomon, worin er ſich über dub 
Streben nah Weisheit und die Unmöglichkeit, fie zu erlangen, 
"ausläßt, jedoch hier den ernfleren Zorfter madıt. eine via 
fomifben Erzählungen, the ladle, Paulo Purganti, Protogenes 
and Apelles, und befonder6 Hans Carvell, worin er die fü 
mofe Geſchichte von defien Ring, welche fhon Rabelais auf 








Englifhe Poeſie. Lyrik. 369 


gebeutet hatte, nicht ſchlechter, aber auch nicht decenter als La 
Fontaine erzaͤhlt. Ueberhaupt war er in der niedrigen Zote 
nitt unbewandert, dieß beweiſt feine Curious maid, ein ſonſt recht 
niedliches Gedicht. Was endlich noch die Fabel angeht, ſo 
wurde hierin wenig Selbſtaͤndiges geliefert; wie ſich zur Ge⸗ 
nüge aus ben hierher gehörigen Arbeiten John Ogilby'e 
(+ 1676)) und Robert L'Eſtrange's ( 1705) 7) ergiebt. 


1) Gondibert an her. poem. Lond. 1651. 4. Dazu The incompa- 
rable poem G. vindicated from the witcombats of four esquires 
Clinias, Dametas, Sancho and Jack Pudding. ib. 1655. 4. cf. d’Ie- 
raeli Misc. of Lit. T. I. p- 154— 164. | 


2) Gondibert, in f. Works. Lond. 1773. T. IV. 


3) Prince Arthar, an heroick poem in two books. Lond. 1696, 
fol. 1714. 8. King Arthur, an her. poem in twelve books, ib. 1697. 
fol. King Alfred, an ber. Poa in twelve books. ib. 1723. fol, 
Bliza, an epic poem in two books. ib. 1700. fol, cf. Bell T. II. 
p- 217 2q. 

4) Christ’s Victory and Trinamph in Heaven and Earth, over 
and ale death. Lond. 1610. 4. Cambr. 1632, 1640. 4. u. b. Ander- 
son * “ “ 

5) A wife now a widowe. Lond. 1614. 4. (anon.) Ed. VIII. ib, 

1616. 8. Bd. XVI. ib. 1638. 8. ©. dazu The illustrious wife or that 
excellent poem Sir Th. O. wife ill. by G.Oldisworth, his nephew. 
ib. 1673. 8. Works. ib. 1753. 8. cf. Bell. T. H. p- 157 oq. 
6) The nature of man, a poem in three books. Lond. 1711. 
Creation, &a phil. poem in seven books. ib. 1711. 1715. 4, The re 
deemer, a P in sixth books. ib. 1721. 8. &. Johnson Liv. of Brit. 
poetd Lond. 1783. T. III. p- 65 sq. . 

7) Davideis, in f. Poems viz. Miscellanies, the mistressor love- 
verses pindarique odes and Davideis or a sacred poem on the 
troubles of David. Lond. 1656. fol. Works. Lond. 1634. fol. ib. 1707 
—8, 111. 8. 1710—11, II. 8. Select works w. not. by Hurd. ib, 
4772—73. 11.8. Works w. not. by Aikin. ib. 1802. III. 8. u. b. An- 
derson T.V. ©. a. Johnson a.a.D. T.I. p.1-100. Bell, Brit. poets 
T. I. p. 38—60. M. Clifford, De vita et scriptis A. C. ed. Witte. 
Frefi. 1679. 8. Witten, Memor. phil, Decas IX. p. 516-523. Ni- 
ceron T. XI. p. 196. sq. , 

8) Paradise Lost, a poem in tenbooks. Lond. 1667. 4. in twelve 
books. The IV ed. ib. 1638. fol. w. not. hr Th. Newton. ib. 1749. 
4. by J. Marchant. ib. 1751. II. 8. w. ill. by J. Martin. ib. 1826, 
It. 8. ib. 1830 48. Paradise regaigned, a poem in four books, to 
which is added Samson Agonistes. Lond. 1671. 8. Paradise lost, 
Paradise regeind'd from tbe text of Th. Newton. Birmingh. 1759. 
1. 4. 1760. II. 8. Lond, 1795+9*. H. 8. Par. reg. poems and son- 
nets, and latin poems, w. not. ib. 1779. 8. Poetical works, Lond. 
1695. fol. 1720. 11. 4. w. not. by Th. Newton. ib. 1749-52. III. 4. 
by W. Haylay. ib. 1794—97, III. fol. w. the princ. not. of var. 
comm. ill. by H. F. Todd. Lond. 1809. VI. 8. (Dazu Todd, Account 
of life and writings ofM. w. a verb. ind. to bispoetry. ib. 18149. 8, 
Prose works. ill, by Symmons. ib, 1806. VII. 8.) Ed. Ill. ib, 1826, 

Grape, Handduch d. Literärgeihichtes ALL, 24 





1 


970 Englifhe Poefle. Epos. 


v1. 8. w. rem. by J. Aikin. ib. 1810. III. 8. by Edw. Hawkiss, 
Axt. and Lond. 182%. IV. 8. w. not. 8. Baitford. er 1B9ı. I. 
12. Ueb. ſ. Theolog. Schr. |. m. Art. b ie de p 5 
M. Berl. Parad. e. ey. Sed. in 12 Gef. m. Anm. v. 8 AR 
1732. IV. 9. ehr. 1750. B. in reimfr. Berl. u. m. Anm. begl. v. J. B. 
gadar Altona 1762. 11. 8. 0. ©. G. Bürde. Brest. 1793. 1822. 11.8 
3. 9. Prieß. Roft. 1813. 8. in Deutſch. Hexam. v. C. Fr. v. Rofenzweiz. 
—8 1832. IV. 12. v. Röttentamp. Pforzh. 1841. 16. Allegro eı Per 
serogo engl. y. beutfch v 95 8 v. Gemmingen. Mannh. 1782. 8. Bie 
dererob Parad, Baſel 1752. fe Leb. u. Pl. neu. ed. Deffau 1782.8. 
Saͤmmtl. Port. Werke. Deut v. * Boͤttger. Epıg. 1863. 1846. & Kram. 
W. Comus. Simfon Agoniftes. A. z* Engl v. H. Berl. 1840, 8. 3. Toland, 
the life of J. M. Lond. 1699. 8. „(au u Amyntor or a Defence ol 
'"M. Life. ib. 169. 8.) ib. 1761. vaylı, eb. M. a. d. Erzl 
Winterthur 1797. II. 8. (Engl. on 1: 1.96. .) B. de Vericour, M. & 
la poesie Epique. Paris 1838. 8. Rachtr. zu Sulzer Bd. VII. p iu. 
Niceron T. a. p. 145. 9q. X. p. a eq. Journ. Euryelap- p. Octhr. 1702. 
T. VII. P. HH. p. 108 sq. Fr. Peck, New mem. the life and poel. 
works of 3, M' kond 1740, 4. did Rev. 1825. T XL. —* 
b 324 sq. Channing, Works (Glasg. 1840-42.) T. I. p. 15 sa 
icolai, Unterf. (arB- —* ob verl Parad. a. lat. 
ausgeſchr. b. n. e. Unmerk. üb. d. Ber. d, Eauberfh, 3. v. Milt. Nadahn. 
e: neu. Sariftf. ar, u "ae, 1753. Bell Engl. Poets T. I. p 


—263. Johnsou T. L p. 109 sq. Ds. f. d. Lit. d. Ausſl. 1833. ar. 


. 1%, 1838. or. 146. 


9) Hudibras. P. I. Lond. 1663. 8. P. zu ‚100. 8. P, Mi es 
hast. ıb. 1678. 8. w. ann. and a pref. by Z. Gray and plates 5 
Hogarth. Cambr. 1744. 8. 1764. 1772. 17.9. 1801. 18068. II. 8. ib. hi 
In. 8. w. not, and the hfe of the author by Nash. ib, 173. m. 

. b. Anderson T. V. The Eenuime remains in verse and Bu 
8. n. publ. w. not. by R. 'Tbyer. Lond. 1759. 11. 8. Bd. II. ib. 
4819. (1827.) 8. Posthuimons works. ib. 1690. I. 12. 1792. IM. 1. 
4754. 8. 8, Niceron T. IV. p. 267 dr Brem. Da 1757. St. Mi. 
ar. 63. Meißner, Quartalfcır. &t. IH. p Bell p. IM 
Johnson T. I. p. 263 0 un &[: — 38* i. ven L — Vaſet) 


m. hiſt. Anm, u w. üb. v. 4. Bolmer). Zürich 176. 
8. frei verd. v. D ER Riga 1787. x Huf. Kinigeb. 17 1 : 
R. verb v. 2. &. dv. Gruber m. diſt. Anm. Wim 1811. 11. 8. 3. ef 


M. volift. im Berdm. d. Drig: frei derd. u. m. Comm. ausgefl. v. S. 


flein, Freib. 1845. 6. "ueb. d. Held. d. ud. | eh Curios. of Li" 
Mi. p. 423 sq. Ucb. d. Raab. b. . m. Art. 6. Erf a. 0.2 
P- j q. 


10) Therape of ihe lock, an her. cem. poem. Lond, 1714. & 
0:5 Todenraub, e. fherzh. Heldenged. a d. Engl. in beutfihen ter. v. & 
V. Feae N 1744. 4. 1772. 8, fr. u. metr. üb. v. G. Mint 

Spa. 17 ngl. v. Duttenbofer. Pfoxzh. 1841. “) The Dar 
ciad, a poem. ". 1728. 4. in books. veritten in, she year 172: 
w. not. var. and preiee: of Seriblere s. 1, eg a, 4, Load. 17% 
u. 4 The Duncia our books. ib. 1743. 4. The new Buncir 


das found in 1744 w. the proJog. of Scrihlerus, and notes vario * | 


ib. 1743, &. Web. ſ. lit. Streit. d’leraeli, Misc. of Lit, T. H. p 


11) The dispensary, a ‚oem in six cantos. Eond, 1703. Bd. YÜ 


ib, 18. & &. Johnson T. 11. p. 292 sq. Journ. Etrang, 1756. Matt 
nr. 








Englifche Poefie. Lehrgedicht. 971 


12) Scarronides or Virgile travestie: being the first book of 
V. Aeneis in Engl. burlesque. Lond. 1664. 8. Books I--IV. ib. 1669 
8. BR. II. ib. 169.. 8. Burlesque upon burlesque or the scoffer scoft 
being gaome of Lucians dialogues put into English fustian. ib. 
1675. 

13) Maronides or Virgil travestie. Lond. 1672. 8. Den Juan 
Lamberte or a com. hist. ol the late tümes. Lond. 1668. 4. 


4) 6. Dryden, Schauſp. d. Stand d. Unfchuld. Frkft. u. Leipz. 1754, 
8. p. 117—136. Erweit. d. Er. u. d. Vergnüg. Epzg. 1753. 8. Et. 1. 
pP . Scott Miscell. Works. T. I. p. 1—235. (ed. Paris). John- 
sen T. II. p. 1—214. Bell T. IL p. 1-88. Gentiem. Magaz. 1790. 
Febr. Ueb. |. Neig. 3. Magie zc. f. Horſt, Zauberbibt. Bd. IV. p. 269 sq. 
Dila Yotrida 1787. Gt. I. p. 152—160. — Fables ancient and modern 
translated into verse Irom Homer, Ovid, Boccace and Chaucer with 
original poems. Lond. 1700. fol. 1721. 4. 1772. 8. 1797. fol. Miscel- 
laay poems. Lond. 1692. V. 8. Critical and miscellaneous prose 
works w. not. and ill. by E. Malone. Lond. 1800. IV. 8. Drama- 
tic works. ib. 1762. VI. 12. Comedies, tragedies and operas. 
1?01. 11. fol. Tbe poetical works w. not. byJ. Warton.ib. 1811. 1V. 
8. u. b. Anderson T. VI. u. XII. Works w. not. hist cr. and expl, 
and a life of the author by Sir W, Scott, Edinb. 1811. 1821. 
IVII. 8. 

15) ©. Johason T. HI. p. 1—40. Bell T. Il. p. 232-—263. Dlle 
Yeirida. 1788. St. I. nr. VI. Poems. Lond. 1718. fol. 1725 u. Öfl. . 
1779. IL. &. u. b. Anderson T. VII. Salomo, e. Ged. üb. bie Gitelkeit ber 
Bet. 9. d. Engl, Epıg. 1773. 8. Poems on several occasions. Engl. 
u. deutſch. &pag. 1783. 8. Ueb, f. Hans Carrvell f. d’Israeli, Curios. 
T. I. p. 92 sq. Ueber. f. Deff. Misc. of Lit. T. I. p. 189 sq. 


ı6) Fables paraphrased in verres. Lond. 1651. 4. 1673. fol. 


17) Fables of Bsope and of other mythologistes, with morals 
and reflexions. Lond. 1687. fol. 1692 —49. II. 8. Umpgearbeitet von 
Gamuel Richardſon ald: Aesops Fables with instructive morals. 
Lond. 1757. 8. 1783. 12. 


$. 625. 


chen wir ietzt zum Lehrgebihte fort, fo muͤſſen wir zu» 
ef John Denbam aus Dublin erwähnen (geb, 1615, im 
Bahnfinn gef. 1688), deflen Trauerfpiel The Sophy Wallern 
anf zu der Bemerkung veranlaßte, Denham had broken out 
like the Irish rebellion, 60000 strong, when no person 
suspected it.“ Er gab feinem Vaterlande das ' erfle beſchrei⸗ 
bende Gediht in feinem Gooperd- Hügel, zugleih dem erften 
Berfuche in der nachher in England fo beliebt gewordenen mo⸗ 
taltfirenden Landſchaftsmalerei, und bielt fih zuerſt darin frei 
don jenen platten, unreinen Verſen, deren feine Zeltgenoffen fo 
viele aufzuweiſen haben, wendete mehr Fleiß auf den Sapbau 

24 


972 Englifhe Poeſte. Lehrgedicht. 


und zeichnete ſich beſonders in der Kunſt jenes beveutungsnollen, 
ponderoſen Styls aus, den wir bei den fpätern Dichtern Englands 
mit Recht fo bewundern. Seine Fehler find dagegen allzugroße 
Empfindelei, zu viele8Moralificen und zu häufige Abſchweiſ⸗ 
ungen!). Neben ihm verdinn Milton’s Allegro und Per- 
seroso hier eine Stelle, weil er darin die Gemuͤthsſtimmungen 
eines Bröhlihen und Zraurigen bei gleihen und verſchiedenen 
Lagen ſehr geſchickt geſchildert hat. Endlich hat Alerander 
Hope?) in feinem Walde von Windfor vor Thomfon’s Jahres⸗ 
zeiten die gelungenſte Raturfhilderung gegeben. Weit höher m 
hebt fih das philoſophiſche Lehrgedicht, denn bier haben mir 
ein Dreiblatt von Dichtern zu nennen, wie folde. gleichzeitig 
eine andere Nation ſchwerlich aufzumwelfen haben dürfte. Obenan 
fieht, ohne Dryden's Religio Laici, jene treffliche Widerlegung 
. de6 Deismus und Mpologie der geoffenbarten Religion, die, obs 
wohl Gedicht, den beten theologiſchen Unterfudungen an bie 
Seite gefept werden mag zu vergefin, der Bildner bed 
Englifhen Reims und der Schöpfer einer erſt wahrhaft bar 
moniſchen Berfification, Edmund Waller?) aus Coleshill in 
Warwickſhire (1605— 87), dem man leider Shuld geben ml, 
daß er mit allzu wandelbarer politifcher Geſinnung allen Mar 
habern von Earl I. bis auf Jacob II, hinab den Hof machte, 
und der in feinen lyriſchen Gedichten, worin er feine zahlreiten 
Geliebten feiert, unter denen Lady Dorothea Sidney, die Altce 
Tochter des Grafen von Leicefter, ald Sucharissa, troßdem dah 
fie ihn verfchmähte, den erfien Rang einnahm, obwohl er auf 


eine Philis, Cloris, Celia, Sylvia, Emilia, Amoret x, be 


fungen hat, leider manchmal zu fade wird, Nidtödeftomweniger 
find feine zwei hierher gehörigen Gedichte of divine love un 
of divine poesie, bie erflen gelungenen Berfuhe, den Emf 
des Gegenflanded mit der Anmuth des Ausdrucks zu vereinigen. 
Daß Matthew Prior aus London (1664—1721) in fh 
ner Alına, trogdem daß er fie In Form eines Dialogs zwiſchen 
Matthew und Richard einkleivet, glüdliher war ale in feinem 
monotonen Salomon, haben wir oben gefehen; daher nennen 
wir noh Alerander Pope'e)) Menſchen, worin er Boling⸗ 
broke's, freilich erſt Chaftesbury und Lelbnig abgeborgte Ideen 


Engliſche Poefie. Lehrgedicht. 373 


geſchickt und poetiſch auſgefaßt hat. Mit dieſer Form des Lehr⸗ 
gedichts ſteht nun aber das eigentliche künſtleriſche didactiſche 
Epos in naher Verbindung, ich meine die Theorie der Poeſie 
und Critik in gebundener Rede. Davon hinterließ uns 
Sohn Dillon Wenthworth’), Graf von Roscommon, 
ein gebormer Stländer (16835 — 34), der fogar einſt mit Dry⸗ 
ben den Plan gefaßt hatte, eine Academie zur Ausbildung der 
Engliſchen Sprache nach dem Borbilde der Crusca zu erridten, in 
feinem Essay on translated verse ein Mufter, worin er wenig hinter 
Horagens Brief an die Pifonen, dem er übrigens ſelbſt übers 
fept Hatte, zurüdblieb und auch zuerfi Milton Gerechtigkeit wider 
fohren If. Da feine Berfification rein und genau gemeſſen if, fo 
sechnet man ihn unter die Bildner der Engliſchen Dichterſprache. 
Auh ein anderer vornehmer Herr, John Sheffteld, Herzog 
von Budingham (1649— 1721), fchrieb einen Essay on 
poetry und on satire, den Dryden, Pope und Addiſon bis’ 
an den Himmel erhoben; allein Erfterer hatte wahrſcheinlch das 
Befle daran gemacht, und dann mag bie Außere Stellung des 
Dichters auch bei diefem Urtheil das Shrige gethan baben®), 
Darum verfäwindet fein Nachruhm mit Nett vor Nlerans 
der Pope's aus London (geb. 1688, gef. 1744)°), deſſen 
Belehrung durd einen Fatholifhen Priefler auf dem Todtenbette 
auch wieder ein Beweis if, wie weit Zweifelfuht und Atheis⸗ 
mus führen, Essay on criticism, worin er einen (oder des 
guten Befhmads und der richtigen Auffaflung eines Buchs für 
die Critiker aller Zeiten geliefert, für feine Nation aber das ars 
sififche Lehrgediht auf den Bipfel der Vollendung geführt hat, 
wenn auch Bolleau’8 Art poetiqne noch höher fieht; bebenft man 
aber, daß Pope, als er dieß ſchrieb, erſt 20 Jahre alt war, fo muß 
man über feinen Scharffinn wahrhaft erfiaunen. Ebenderſelbe hat 
auch im allegorifben Lehrgedicht duch feinen Temple of fame 
da6 Mögliche geleiftet, indem Ihm weder des obengenannten Her 
zogs von Budingbam Temple of death, nad) einem Fran⸗ 
zönfhen Mufter, welter Ration überhaupt die ganze Form ge 
hoͤrt, noch des Thomas Parnell®) aus Dublin (1679 — 
1717) Allegorie (feine fünf Visions in Profa im Spectator 
und Guardian gehören nicht hierher) an die Selte gefeht werden 





374 Engliſche Poefie. Lehrgebicht. 


koͤnnen. Muflerhaft If dagegen fein Einfiedler, eine Apologie 
der göttlichen Borfehung, und feine Nachtgedanken vom Tode, 
Night piece upon death, beim Tode feiner Gattin geſchrieben, 
werden kaum von Noung übertroffen. Seine Epiftel‘ über dm 
Bücherwurm führt und gewiffermaßen zum materiellen Lehrgebiät, 
in welhem fit Sohn Philips aus Brampton in Orfors 
fhire (16761708) durch feine Theorie der Bereitung bei 
Aepfelweins verfudhte, der aber feinen Ruf eigentlich nür feiner Sa⸗ 
tire, der glänzende Pfennig betitelt, und! theitweife aud feinem Lob: 
gedichte auf die Schlacht bei Blenheim, das freilih Addiſon 
durch das feinige verbunfelte, verdankte. eben ihm wolle 
wir aber auh William King (1663— 1712), ven wipign 
Berfaffer der Todtengefpräde und einer becenten Weberfegung 
von Ovids Kunſt zu Heben, nicht vergeflen, der dem ehrenwer⸗ 
then Beeffteafelub feine Kochkunſt debicirte!9). 


1) &. Johnson T. I. p. 101 sq. Coopers Hill. Lond. 1642. Oxf. 
1643. Lond. 1660. 1655. 4. Cato Major of old age. ib. 1669.4. Poems 
and translations with the Sophy. ıb. 1668. 1671. Works. ib. 16%. 
1704. 8. u. b. Anderson T.V. 


2) Windsor Forest. Lond. 1713. fol, 


3) S. Brit. Bibl. Lpzg. 1757. Bd. II. &t. 5. Johnson T. 1. p. 3% 
og. Belt T. 1 pn. 91—137. Poems. Lond. 1646. 8. Ed. V. ih. 16% 
x. Ed. ib. 1722. 8. publ. by Filton. ib. 1729. 4. 1744. 8. byB 
Stockdale. ib. 1772. 8. u. b. Anderson T. Y. 


4) Essay on man being the first Book of ethic epistles 10 H. 
St. John lord Bolingbroke witk the comm. and nof, of W. Wer 
. burton. Lond. 1743, 4. w. a crit. ess, by J. Aikin, ib. 1796. 8.1818. 
4. Deutfch v. Schmidt. Lpzg. 1756. 8. m. deutſch. meter. Weberf. u. Anm. 
v. Bothe. Halle 1794. 8. v. Hohlfeldt. Darmft. 1821. 183%. 8. 


5) ©. Johnson T. I. p. 303 sq. Essay on translated rerse. Lond. 
1684. 4. Poems. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson T. VI. 


6) &. Johnson T. H. p. 429 sq. — Essay enpoetry. Lend. 16% | 
4, Works. ib. 1723. II. 4. Hr29. 1730. II. 8. y mupoelty 


7) The life of Al. P. w. rem. on his works. Loud. 174. 8. 
W. Ayre’s Mem. of the life and writ. of Al. P. ib.1745. 8. (War 
ton essay on the Genius and Writings of P. ib, 1756-17 
11° 8, Lichtenberg u. Korfter Mag, III. 1 p. 64-100. Gött. Mag. 173. 
St. I-XI. Leifing Anal. f. Lit. Bern. u. Lpzg. 1785. Bd. U, nor.) 
Brit. Plutarch Epzg. 1768. 8. Bd. VI. Frtie Urt. u. Wade. 174. P- 
508 sq. Johnson T. IV. p. 1—238. Bell. T. II. p. 264-326. Works 
in Verse. Lond. 1717. fol. 1535. 4. 1736. 8. Prose works. Lond. 
173541. II. & Works publ by Warburton w. not. ib. 1751. IX.& 
(Dazu: A Sappl. ib. 1757. 8.) w. not. and ill. by Warton. ib. 1797. 
.IX. 8. by W. Lesi. Bowies. ib. 1806. X. 8. Poetical works. Glasg- 








Engliſche Poeſie. Eatite. 973 


1188. NE-foL. Load. 1808. VI. B, 1813. XXIV. w. not. and ill. by 
hinsell and others by W. Roscoe. kond. 1824. X. 8. u. d. Ander- 
son T. VM. Essay on eriticism. Lond. 1711. 8. w.acomm. by War- 
hartde. ib. 1743. 4. The teniple of fame, A vision. Lond. 1715. 8. 
Eimmil. W. m. WB. Barburtons Komm. u. Anm. v. 3. I. Duſch. Altena 
18-64. V, 8. Mannh. 1783-85. XIM. 8. Port. Werke v. Ad. Böttger 
—9— Diidere. . 1842. IV. 16. Freundſch. m. liter. Briefw. a. d. 

9. y. Gtrebel. Ruͤrnb. 1781. 8. Verf. üb. d. Grit. m. Anm. u. GErläut. 
a. ĩ. On. v. Dambed. Prag 1807. 8. d. Braubaͤch, Bremen 1807. 8. 


‚d) Podfas ob Keveral occas, puhl. by Pope. Lond.1721.8. Poems, 
vos eic. 10 wehich sdded the life of Zoilas and his rerharks on 
Howers battle of the Iroys and mice. ib. 1737. 8. by Q.Goldsmith. 
ib, IT 8, Posthumous” works. Dubl. 1758. 6. u. b. Anderson 
—J NL G. Johnsen T. 11. p. 285 2q. Goldsmith’s Works ed. Irving. 
«ir, p. 1 20. 


9) 6. Johnson. T. I, p. 425 sq. Sewell, Life and char. of J. 
Ph. Lönd. 1720. 8. The Jier, a poem in two books. Lond. 1708. 
& w. nat. by K. Banitef, ib. 1791: 8. Works. Lond. 1715. 1726. 
1762. 1776. 1781. 8. u. b. Anderson T. V]. 


‚ 19 ©. Johnson T. II. p. 259 sq. Dialogues of tbe dead, rela. 
ins to the present controretsy conc. the epistlen ofPhalaris. Lond, 
169, 8. Miscellanies in prose and verse. ib. s. 8. 8. The Art of 
osokery in imitation of Horace’s art of poetry with some letiers 
16 Lister. ib. s. a. 8. Orlgindl Works. Lond. 1776. III. 8. 


$. 626. 


Gind beſondere Battung des Lehrgedichts iſt bekannilich 
die Satire, die natürlich Im dent Zeitalter eines Karl II. 
tet ſJeihige Bearbeiter finden mußte, obſchon wur einige wir 
UM ausgezeichnet find, und wir Panıphlets, wie beren viele bie 
calzen Gtreitigkelten der Rundlöpfe und Cavaliers und die fa, 
naiſhen Gontrovetfen der Catholiken und Proteſtanten oder 
lezietet unter ſich gerade im dieſer Periode eine große Anzahl 
heriotgerafen haben, nicht erwähnen mögen. Obenan fleht John 
Viluot, Graf von Rocheſter aus Ditchley in Orfordſhire 
(1647), einer der größten Wäflinge, bie je gelebt haben, det 
über, Ad er nicht mehr konnte, reuig geſtorben iſt (1680). Diefer 
Bann, der ſogar feinem Gönner, Katl M., Satiren auf ihn 
fÜOR (5. ©. vie Geſchichte dee Thoren, die Wiedereinſetzung ıc.) 
in die Taſche su fielen wagte, waͤre, hätte er länger gelebt, 
Engiandd größter Satiriker gewotden. Seine befte Arbeit if 
feine Gatire auf das Nichts, eine Nachahmung von Paſſeratius' 
Nail, obſchon aus feine Satire auf den Menſchen, worin er 
Bollean's ahnliche Wedel, von der er ubtigens mabhängig If, 


376 Ä Englifche Poefle. Satire. 


übertrifft, fowie feine Pasquille auf den Ritter Scrosp vn 
großem Talente zeugen‘). Naͤchſt ihm war ber wipigfe Mann 
feiner Zeit George Villiers, Herzog von Budingham 
(1627 —88?), der zwar zehn Feine burleske und faririihe Pal: 
men , die Eeffion der Poeten und die Satire Timon hinterlich, 
allein duch feine berühmte Parodie auf Dryden’s in beroiitm 
Berfen gefchriebene Schaufplele, die Komödienprobe oder Wieder, 
bolung (the rehearsal), welde 1671 zum erſten Male aufge 
führt und dann öfter mit großem Beifall wiederholt wurde, be 
weiten mehr Auffehen machte. Eine feiner unflätigften Blasphemien 
{ft feine Litanet, eine fcheußlihe Parodie des befannten Bub 
pfalms. Sein Gegner John Dryden, der’ bereits 1662 
eine Satire auf die Holländer (on the Dutch) loögelaffın hatte, dann 
(1681) Abfalon und Ahitophel, ein gegen die Partei des Herzoge 
von Monmouth gerichtete, von ihm aber unvollendet gelaſſenes Bu 
bit, zu dem fpäter Tate auf feinen Wunſch einen zweiten Theil bins 
zufügte, fo wie feine Denkmuͤnze (medal), eine beißende Satire auf 
den Grafen von Shaftesburg und die Whigs, und fpäter, aldr 
catholifch geworben war, feine befannte Bertheidigung des Ga 
tholiciomus, the hind and the paniker (1687) folgen lie, 
hat endlich in feinem Mac Flecnoeꝰ), worin er feinen Nachfolge 
in der Stelle als gefrönter Hofpoet (er hatte fie, weil er catholiſch ge 
worden, verloren), den fhlehten Dichter Thomas Shadwell läd 
ih machte, eine der fhönften Satiren gefärieben, die Englands 
Literatur befigt. Zu diefer liederlichen Geſellſchaft gehörte nun 
aud der Dramatiter William Wycerley aus Cleve (1640 
— 1715), der alles Heilige zu verfpotten -wagte*), der fhmuzge 
Eir Charles Sedley aus Ayleeford in Amt (1639 — 
1701)°), der einft die Frechheit gehabt hatte, mit Sir Thomas 
Ogle und Charles Sadvilie, Grafen von Dorfet (1631 
— 1706—7)°), der ebenfalls eine Anzahl Kleiner Epottgebihtt 
voller Perfönlihkeiten hinterließ, auf dem Balcon eines öffent 
lihen Haufes am hellen Tage nadt in unzüchtiger Stellung zu 
erfcheinen und dadurch mit feinen Gefelen in einen ſchweren 
Eriminalproceß verwidelt wurde, und- die berüchtigte Miß Mary 
Manley’), die durch das Lefen alter Ritterbücder verbildet, 
durch ihren Better verführt und in der Schule der Liederlichkeit 








Engliſche Poeſie. Satire. 377 


durch die Herzogin von Cleveland ausgebildet (+ 1724), unter 
andern unbebeutenden Schriften aud jenen berühmten politiſch⸗ 
ſatiriſchen Roman, die Atalantin, verfußte, der von großem Ge 
nie zeugt, das damalige Whigminifterium, das fie Läderlich 
madte, ſchwer ärgerte, ihr felbR aber Gefangenſchaft und einen. 
Criminalproceß zuzog. Waren nun aber Thomas Brown'o?), 
eines Schulmeiſters zu Kingfon (+ 1704), Satiren, trotzdem, 
daß ihm angeborne Laune zu Statten fam, ohne fonderlidyen Beifall 
geblichen, fo verdient William Walſh (1663 — 1709), 
Stallmeiſter der Königin Anna, mit höherem Rechte das Lob, 
welches ihm Dryden als Eritifer und Pope als Dichter ſpen⸗ 
deten, denn fein Yesculopius oder Rarrenfpital iſt voll lebhafter 
Gemälde und Anmut’), Mir fommen nun auf Wlerander 
Bope’’) ſelbſt, deſſen Feinde eigentlih daran ſchuld waren, daß er 
fib zur Eatire neigte, in der er fich zuerfi durch Nachahmungen 
des Horaz (6) und des Donne (2) verfuchte, denen er dann ein wahres 
Meiſterſtück der fatirifhen Kunft, eine Epiſtel an Arbuthnot 
ald Prolog vorangeftelt hatte, Nun kam feine Dunclade, worin 
er fib an Theobald, der freilih eihen critiſch befiern Text 
Shakſpere's als er felbR geliefert hatte, und Gibber, der ihn 
im Drama übertraf, rächen wollte, welden legteren er zum Fürs 
fien aller Dunfe erhob. Dafür raͤchten ſich nun feine Feinde 
dadurch, daß fie öffentlih ein Pamphlet verkaufen ließen, worin. 
erzählt ward, Pope habe von zwei Lebelgefinnten, auf bie er 
Berfe gemacht, naddem fie ihm die Hofen ausgezogen, einen 
Schilling auf den Hintern (er war von Geſtalt fehr Hein) bes 
fommen ; fo babe ihn eine gewiſſe Jungfer Blount (diefe liebte. 
Pope), feine Rachbarin, getroffen, ihn in Ihre Schürze genom⸗ 
men und an das Ufer der Themfe getragen, wo fie ihn in ei⸗ 
nem Kahne in ihre Wohnung geſchafft babe. Dieſe Geſchichte 
ſcheint nit wenig zu Pope's Tode beigetragen zu haben. Von 
feinen übrigen Schriften gehören hierher noch die Kunſt in der 
Dichtkunſt zu finken und die Denfwürdigfeiten des Martinus Ecribs . 
lerus, die er mit Swift und Arbuthnot, von: denen in dem 
naͤchſten Abfchnitte die Rede fein wird, zufammen entworfen hatte,, 
- um den Mißbrauch mit der Gelehrfamfeit in dem erbichteten 

Leben eined Pedanten zu geißeln. Den Namen erhielt dieſes 


ı 378 Engliſche Poefie. Dean. 


fomihde Buch, das nicht ſodviel vom Bon Quftoie als von Dir 
Geſchichte ded famoſen Seſpenſterſehers Dufle Hatte, Yon dei 
Scriblerud⸗Club, in welchem ſich vas genannte Dieidlait iu 
vereinigen pflegte. Indeſſen haden ſie nur das eiſte Buch fertig 
gebracht und dad Werk alsdann liegen gelaſſen. Ben Schluß mag 
der beruͤchtigte Daniel de oe") aus London (1605-1781) 
machen, der, anfangs Strunipfwirfer, Bald Banqznetoui must 
und dann vom Gthreiden lebte, aber gewoͤhnlich einer der hefligſten 
Gegner ‚des jebedmaligen Minifleriums mar. Da er aber mid die 
Kirche in feinem Kürzefter Wege mit ber Ronconformiſten 
(1703) angegriffen hatte, fo fam er an den Pranget, den et dunh 
einen Hymnus feierte, und ſpaͤter nach Rewgate. Gen HER 
ſatiriſches Werk, dad ihn zugleich als talentvollen Dichter er 
wei, IR der Wahre geborne Gnglänber, durch John Tut 
chin'62 (Werfafiere des Observator) ebicht, die Freuden, 
heroorgerufen. Wie diefer glei de Foe ein eiftiger Anhänge 
bed Herzogs von Monmouth war, fd verewigte fie belde 
Pope in der Dunciade, indem er ſagie: „ohne Ohtken ſland 
hoch unverfhämt de Foe und unten Tutchin mit entbloͤßlen 
Rücken, der noch von der Geißel roth war (dieſer hatte nämlid 
zur Strafe durch mehrere Städte im weſilichen England kuͤch⸗ 
tig durchgepeitſcht werden ſollen). Inbeſſen fuͤhrt uns der Name 
de Foe von fehlt zum Roman, denn wer kennt nicht ſeinen 
anf die Geſchichte des Abenteurers Alexander Sellirk baflriei 
Robinfoe Ctuſoe, ob er gleich durch feine meiſterhaften Me 
moirs of a Cavälier nöd welt eher für der Granber des 
Engliſchen Romans, wie er fpäter freillch noch meht ausgebien 
ward, gelten mag. Bieher hatte naͤmlich noch in den hier 
gehörigen Verſuchen dr Margaret Cavendiſh, der He’ 
zogin von Rewcafle®) Hard und halb ber Euphuismus vor 
geherrfcht, dann folgte der franzoͤſiſche Geſchmack, wie er ſich in 
der obengenannten Atalantis ber Mary Manley, einer inde⸗ 
centen Radahmung der Astraca, und in Bes Graffen bir DOrrery, 
Roger Boyle (1621-1659)! Parthenisse, einer mie 
einmal vollendeten langweilige Liebesgeſchichte Im BSnne Cal 
prenebeis und der Scudery zeigt. Weiler fine zwur die Re 
vellen der Aiß Aphra Behn!Y (1644-89) RyMfrt, allein die 





Englifhe Poeſte. Satire. 379 


Unmorafität' ber Zeit Karls 11. hat fie leider nit rein gelaſſen, 
md nur ihr Raturgemälde Oroonoko, daß fie ald Begleiterin 
ihres Vaters auf feiner Reife nad Surinam ſchrieb und welches 
von daher flammenden Reifeeindrüden if, IR frei von dieſen 
Schladen und Hat zugfeid Southern den Stoff zu einem ſei⸗ 
ner beſten Trauerſpirle geliefert. Ihre Nachahmerin Miſtreß 
Heywood (1696—1758)'°) hat fie in ihren Romanen, den 
Berlirungen der Liebe, den beichimpften Batten ıc., nur ar 
Stlüpfrigfeit übertroffen, „und allein Ihre Geſchichte der Miß 
Betſy Thoughtleß, die der Miß Burney den Stoff m ihrer 
Gvelina geliefert ju haben ſcheint, iR etwas anfändiger geſchrieben. 
Kein Wunder alfo, wenn de Foe, der auch mandmal, wie in 
der History of Moll Flandres und mother Ross, nidt der 
Feinſte if, Enihuſiasmus erregen mußte Den geiflliden Ro⸗ 
man, den bereits in der vorigen Periode der Licherbichter Mir 
bard Johnſon“) durch feine berühmin Seven champlons 
of christendum eingeleitet Hatte, führte fhon Richard Berr 
nard in feiner langweiligen Iste of man welter!), allein beide 
übertraf an Erfolg weit Job. Bunyan’?) aus Eifon (geb. 
1628, geh. 1688), der nad ver Reflauratton 12 Jahre im 
Gefängniß hatte ausharren müflen, wo er feine treffliche Lebens⸗ 
geftidte, Grace abounding to the chief of sinners, farteb, 
in feinem berühmten allegoriiben Romane, Ihe Pilgrims pro- 
gress, der troß feiner fhwülfligen Myſtik beinahe fo viel Auf⸗ 
ſchen als der Kobinfon gemacht hat und in England wenig 
Rene ebenſo Häufig, wenn nicht nod mehr als diefer, gelefen 
wird. Ohne mih bei Fr. Godwin's *) phantaſtiſcher, aber 
langweiliger Reiſe in den Mond, einem Vorlaͤufer Swifts, auf⸗ 
zahalten, ſchließe ich mit den Reiſen des jungen Eyrus?!), 
des Schotten Andreas Mihael de Ramſay aus Ayr 
(16861743), einem Breimauerroman, der an Langweiligkeit 
nur von XZenophons Cyropädie edlen wird. 


1) ©. Johnson T. I. p. 289 ng. G. Burnet, some sagen of 
the life and death of J. —* of R. —* 1680, "Bra hinter 
J. Rap, Gloria Dei, teutſch v. Ealboͤr. Gosl. 1717. Fr p 1100 
Reue überf. Halle 1775. 8.) eb. d. Gr. v. U. 2pag. 1736. 12. Brit, 8* 
tarch Bd. IV. — Hemaim of the eerl of AR. being sotyrs, songsand 
poems. Lond. 1718. 8. Poems on several occasiens. Lomd. 1701. 
Antv. s. a, 8. Works. ib. 1620, 8. Land. 1775 1778. 1 u b. A» 





380 Englifhe Poeſie. Satire. 


derson T. V. The works of the earls of Rochester, Roscommos, 
Darset ;„ the dake of Devonshire etc. Lond. 1721. 1. 8. ib. 


2) ©. Brit. Biographie. Bd. X. p. 135 sg. Works. Lond. 1701. 
1715. 1764. II. 8. 


3) Mac Flecnoe or a satyr upon thejtrue blew protestant 
Lond. 1682. 4. The medall, a satyre against sedition. ib. 1682. 4. 
Beligio laici or a laymens failh, a poem. ib. 1682. 4. 

4) Miscellany poems, as Satyrs, epistles, love- verses, song, 
sonnets. Lond. 170%. fol. Hero and Leander in burlesque. ib. 1660. 
—*8 posthumous works of W. publ. by Theobald. Lond. 


56) Works in prose and verse. Lond. 1778. I1. 8. 


6) &. Johnson T. I. p. 415 sq. Yart, Idee de la podsie Angl. 
(Paris 1754. 8.) T. V. p. 331—343. Poems in b. Works of Bochenter 
T. II. p. 329 aq. u. b. Anderson T. VI. 


7) Secret memoirs and manners of several persons of quality 
of both sexes froın the New Atalantis, an island in the Mediter- 
ranean. Lond. 1709. 8. 1791. IV. 12. Memoirs of Europe, toward 
the close of the eght ceniury, written by Eginhardus, secretary 
und favourite to Charlemagne and done into English, by the trans 
lator of ihe new Atalantis. ib. 1710. 8. The power of love in 2% 
ven novels. ib. 1720. 8. Court intrigues. ib. 1711. 8. Adventures of 
Rivelle, ib. 1714. 8. ©. Schmit, Lehrb. f. Srauenz. Bd. I. p. 286 sq. 


8) ©. Cibber, Lives of Engl. poeis. T. III. p. 04 sq. Works. 
Lond. 1207. IV. 12. "a pe⸗ BE 

9) ©. Johnson. T. I. p. 451 sq. Aesculapius or the hospital of 
fools. Lond. 1714. 8. Deutſch. Wien 1771. 8. ©. erot. Sed. b. Dryden 
Miscell. 

10) Des Martinus Seriblerus Leben, Werke unb Entbedtungen, eine 
Gatire über die Mißwendung ber Wiffenfhoften. Th. I. a. d. Gngl. üb. 
v. 9. 2. Ibeken. Duisb. 1783. 8. Bb. II. M. Geriblerus rege Badous ob. 
die Kunft, in der Dichtkunſt zu ſinken. ebd. 8. 

11) The True-born English-man, a satyr. s. 1. 1701. 4. Ed. X. 
ib. 1701. 4. u. in d. Poems on aflaire of state. T. II. p. 7 * uch. 
. fa. Geb. f. m. Urt. p. 280. Novels. Edinb. 1810. XL, Lond. 1839 
—40. XVII. 12. The life aud surprising adventares of R. 

Lond. 1719. Il. 8. u. Serious reflexions during the life of R. Cr. 
with his vision on the angelic world. ib. 1719. 8. (war zuerft in 
The London post or Headcote’s intelligence nr. 125—289 einger.) 
u. in ungähl. Ausg., a. b. Weber, Popnlar Romances, consisting ol 
Imaginary Voyages and Travailes. Rdinb. 1812. 8. p. 349 582 
(f. a. d’Israeli, Cur. of Lit. T. II. p. 237 F Den erften Theil ſol 
aber Lord Oxford im Tower verfert. 8* ſ. Blaͤtt. f. lit. Unterh. 18%. 
. 155 sq.) cf. Scott Misc. W. T. II. p. 304 sg.1Brit. Biogr. Bd. X. 
eber a. a. D. p. XXXIH zq. G. Chalmers, Life of D. De F.Lond. 
4790. 8. W. Wilson, Mem. of the life and times of D. de For. 
Lond. 1830. III. 8 ®ert. Mon. Schr. 1807. Bb. I. p. 102sq. Meziöres 
a. a. D. T. I. p. 217 sq. Magazin f. d. Literatur d. Auslanbes. 183% 
nr. 71. 1840. nr. 38. Ueberſ. f. in alle Eur, Spr. cf. B. Crmsoe 
De Foe: restit. et trad. nouv. ill. de la vie de D. F. p. Ph. 
es, de not. s. lo matelot Selkirk et s, St.Hyacinıhe, de rech. 








Englifhe Poefie. Lyrik. 381 


s. Tile St. Fernandez, s. les Carafbes ot 1. Puelches p. F. Denis, 
Paris 1835. II. 8. ueb. f. Rob. C. üb. u. m. Not. verf. v. G. Gourtin, 
Stuttg. 1836—36—11. 8. Geſ. Romane. ebd. 1842. I-VIIT. 16. 

12) The Foreigners. Lond. P.I. 1707. fol. u. b. d. Poems on 
aff. ol state T. I. p. 1 sq. 

13) Poems and Fancies. Lond. 1653. 1664. fol. Natures pictures 
drawn by fancies pencil to the life. ib. 1656. 1671. fol. The worlds 
olio. ib. 1655. fol. 

14) Parthenissa. Lond. 1664. 8. - 

. 15) Histories and novels, Lond. 1696. 8. 1718. 8. 17:2. II. 8. 
Plays and novels. ib. 1724. IV. 12. 1735. 11. 12. 


16) The tea-table or a conversation between some polite per- 
sons at a ladys visiting day. Lond. 1725. 8. The fruitless inguiry, 
being a coll. of entert. histories, ib. 1727. 8. 


17) Famous history of ihe seven champions of christendom. 
Lond. 1670. 4. 1755. 1I. 8. ib. =. ]. 4. ib, 1824. 16. The most plea- 
sant history of Tom a Lincoln, that ever renowned soldier, the 
red-rose knight. Lond. 1696. 4. Er fammelte auch die Witze bes Londoner 
Bürgers William Hobfon (F 1581) als The pleasaut conceits of Old Hob- 
so» the merry Lendoner. Lond. 1607. 8. publ. by J. O. Halliwell. 
ib. 1843. 8. Die find Rachahmungen folcher früheren Facetiae, als ba 
waren Jack of Dover, his Quest of Inquirie or his privy search 
for the veriest foole in England. Lond. 1342. 8. und Andrew Bor: 
de’8 Me tales of the wise men of Gotham. Lond. 1650, 12. ed. 
by 3. O. Halliwell. ib. 1840. 8. u. A. 


18) Isle of man or the legall proceedings in Man-shire against 
sinne. Lond. 1627. 8. u. The seven golden candiesticks or the se- 
ven fold-state of God’s church here on earth. ib. 1621. 8. 


19) The pilgrims progress, First part. Lond. 1678. P. I and II. 
xIV. Ed. w. 1675. w.expl. and pract. not. by 6. Burder. Covent 
1786. by R. Southey. ib. 1830. 8. (The third part. Lond. 1693. Ed, 
Pr. ift unädt.) ©. Grace abounding to the chiefe of sinners in a 
faithfalt account of the life and death of J. B. The eight ed. Lond, 
s. a. 12. ib. 1692. 12. Meziöres, Hist. de la litt. Anglaise. Paris 
1841, T. I. p. 416 sq. 


20) The man in the moon or a discourse of a voyage thither 
by Domingo Gonsales. Lond. 1638. 1657. 12. 


. 21) A new Cyropaedia or the travels of Cyrus. Lond. 1727. II. 
8. 1760. 1778. 8. 1786. II. 12. Paris 1829. II. ı2. u. oͤft. Deutfh v. 
J. Matbefon. Damb. 1728. 8. v. M. Claudius. Breti. 1780. 1798. 8. 
N. d. Engl. u. Branz. Orig. neu überf. v. I. R. Mäller. Garler. 1841.12. 
Ausz. in d. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 63 sq. Ueb. d. Gntgegn. bar. 
ſ. ebd. p. 77. 83. 102. sq. 


$. 627. 


Wir fommen jetzt zur Lyrik, für welde in dieſer Periode 
eigentlich Feine fonderlihen Mufterarbeiten vorliegen, wenn aud 
die Zahl der Dieter ziemlich groß IR. Als eleganter Eklogen⸗ 
dichter mag zuerſt Edward Bairfar (+ 1624— 32)*) 





353 Englifhe Poeſie. Lyrik. 


genaunt werden, neben dem die oberfluͤchlich ſeihten Didtungen 
des Erzbiſchofs von Norwich Richard Corbet aus Ewel (ge. 
1582, x 1635) ), unter denen fein Lebewohl an die Hexen 
das Beſte iR, und die faden und fchlüpfrigen, aber gut Aylifi:ten 
Persuasians to love, te enjoy des Kanzlers Karls I, Thomas 
Carew (1577 oder 89 — 1639)?) verfhwinden, welden Rp: 
teren der ebenfalld erotifcde, aber durch feinen längern Aulent⸗ 
balt In Italien gebildete Lyriker Henry Wotton (1568 
1639), fonte William Habington aus Hendlip (1605 
— 1654) in der an feine fpätere Gemahlin Lucia, Toter did 
Lord Powis gerihieten Sammlung von Liebesgebichten, Castara‘) 
bei weiten Hbertreffn. Zwar find die Arbeiten des John 
Sudling eus Whilton (1609—41)°), der als Kreiwilige 
unter Guſtav Adolph kämpfte, fo regel⸗ und zuͤgellos, wie fein 
abenteuerliches Leben war, aber er IR dafür durchweg Original, 
und feine Darflellungen ber Leidenſchaft find troß des wumcerricht 
Styls immer gelungen zu nennen; fonf würde auch Goldſuiih 
feine Dicterfigung ſchwerlich nachgeahmt haben. Auch Wil 
liam Browne (1590 — 1645) madte, wie wir oben fahe, 
recht leidliche Hirtengedichte) und Richard. Erafhaw‘) 
(1615 — 1650), der auch geifliche Lieder fertigte, werde Beh 
ſeres geleiſtet haben, wäre er nicht durch ſeine allzueifrige Nach 
ahmung Petrarca's und Marini's, deſſen Kindermord er über 
feßte, verbifdet worden. Daß Milton ſich mit vielem Beisid 
und Erfolg in der Elegie (Lycidas) verſuchte, haben wir [dor 
gefehen. Weit bedeutender I jedoch in diefem Genre Übraham 
Cowley (1618—67), denn feine Elegie auf Ten Tod fen 
Freundes Hervey und feine kurz vor feinem Tode gefchriebene Com- 
plaint, worin er feine ganze Innere Zerrifiengeit an ben Tu 
legt, find nicht weniger ausgezeichnet als feine Oben, denen freilich 
Pindarifbe Begeifterung abgeht, unter denen aber viele, wie .8. 
die on das Leben, den Ruf, die Sreiheit, die Einfamfeit und be⸗ 
fonders die an das Licht vortrefflih genannt werden dürfen, wenn 
auch feine Dde an den Witz, die von Vielen für die beſte gr 
halten wird, gerade weniger lyriſch IR. Seine (11) Nadahm 
ungen Anacreons (Anacreontics) und feine erotiſchen Poeſieen 
an feine Geliebte find ebenfalls recht brav. Die leichten Dig: 





Engliſche Poeſte. Lyrik. 383 


tungen ber ſchon genannten Dichter Sir John Denham 
und de& Grafen von Rocheſter“) find zwar nicht ſchlecht, erx⸗ 
reiten gber die übrigen Leitungen dieſer Männer nicht, fowie bie 
der Aphra Behn (1644—89)"%) blos eine elegante Leiche 
tigleit verrathen. Was Dryden anlangt, fo gilt er für den 
been DOpepdichter, wozu ihn auch feine Ode auf die Macht 
der MAufik befühlgt und berechtigt. Sein Zeitgenoffe Edmund 
Baller, deſſen religiöfe Poeſieen von Talent und wahrbafter 
Scömmigfelt zeugen, fteht gleihwohl tief unter ihm. Unter den 
Miscelanpihtern , wie Sohn Pomfret aus Luton (1667 — 
1703) my, ber in der poetifchen Epiftel gar nicht übel if, Eharleg 
Sackvil le, Graf yon Dorfet (1657 — 1706)2), Ris 
chard Dufe (+ 1710)2) gr, zeichnet ſih William Walſh 
(1663 — 1709)), Pope's Goͤnner, durch feine eben. fo geiſt⸗ 
reihen 916 anmuthigen erotiſchen Gedichte aus, waͤhrend 
die Dramatiker Sir George Etherege (1636, geſt. nach 
1678)°), William Wycerley’) und Nicolas Rowe 
(167% — 1718)"), der Ueberſetzer des Lucan ıc,, nit über das 
Gewohnliche hinauagingen. Wahrhafter Vollsdichter, beſonders 
im Genre der Ballade, war aber Thomas d’Urfey') aus 
Ereter (+ 1723), und im Genre des Liedes William Pat» 
tifon"”) (1706—1727), deflen Schickſale und Talente ihm mit 
Recht den Ramen des Engliſchen Walfilatre verfhaft haben, 
fo daß wir Stephen Duke (zu Anfang d. 18. Jahrh.) qus Charle⸗ 
ton bier nur der Gurlofität wegen noch nennen”). Nicht 
vergefien werden hürfen bie eleganten Kleinigkeiten Robert 
Herrid’6”) aus London (geb. 1591) und des wigigen John 
@leveland”) (1613 — 1658), des populaͤrſten Gegners 
Grommell’8 (the Rebell Scot). Als Hymnendichter müflen 
Beorge Sandys (1588— 1643) wegen feiner Hymne auf 
die Gottheit”), Thomas Flatman?*) (1633 —1688), Dice . 
ter und Wales zugleih, wegen feiner Pindaric odes, der bes 
fannte Dramatifr Willigm Eongreve”) aus Bardfay 
Grange bei Lerds (1670 — 1729) megen ſeines Hymp to 
Harmony, den John Eccles in Muſik fepte, Dryden wegen 
feiner genannten Ode Alexander’s Feast, die Händel (1735) 
als Contate componirte, der fhon erwähnte John Daunies 


384 Engliſche Poefie. Lyrik. 


(+ .1626)%), Henry Peacham (+ um 1640)7), Thomas 
Dalden?) aus Exeter (1671 — 1736), deſſen Hymn w 
darkness aber höher fleht als fein Hynın to light, und Alegans 
der Pope wegen feiner ausgezeichneten Ode auf den Caͤcilien⸗ 
tag erwähnt werben, wogegen Prior's Carmen sacculare 
faum lesbar if. In der Heroide hat Alerander Pope 
durd feinen berühmten Brief der Heloife an Abälard zwar dab 
trefflichſte Muſter des leidenſchaftlichen Liebesgedichts, welches die 
Engliſche Poeſie beſitzt, geliefert, allein dennoch find einige nicht 
unbedeutende Fehler darin; auch feine Nachahmung des Oribd⸗ 
ſchen Briefs der Sappho an den Phaon iſt eben nur Radahw 
ung, fo daß wenigftens hierin Elijah Fenton?”) (1683— 
1730) aus Shelton ihn übertroffen hat, der nicht bloß eine 
beffere Ueberfegung des genannten Briefes zu Stande bradts, 
fondern aud einen fehr gelungenen Gegenbrief des Phaon an 
die Sappho hinzudichtete, worin er die Verwandlung eines al 
ten Schäfers In einen reizenden Juͤngling auf das Anmuthigke 
geſchildert hat. Als erotifhen Sonettiſten nennen wir den befannten 
Rihard Rovelace”) aus Woolwich (1618—58), wegen der an 
feine geliebte Lady Sacheverell gerichteten Gedichtſammlung Lu 
casta (lux casta). Während als Elegiker noch außer dem 
obengenannten John Donne?) der Bifhof von Chicheſter 
Henry King (1591—1669)”), und befonderd Edmund 
Emtth?), oder, wie er eigentlich hieß, Neale aus Londen 
(1668— 1710), der, weil er fih fo treffliih in die unver 
ſchuldete Armuth, die ihn überfallen Hatte, zu ſchicken gewußt hatte, 
gewöhnlich captain Ragg und the handsome slaven genannt wir, 
durch feine ausgezeichnete Elegle auf den Tod feines Freunde 
Philips fi einen bleibenden Namen machten, hätte der gefröntt 
Poet Nahum Tate’ aus Dublin (1654— 1715), der nur 
Belegenheitspichter war und eigentlich blos eine einzige leidliche Arbeit, 
feine Geburtstaggode auf Georg I., zu Stande brachte, feinm 
Ruf nicht auf die Natwelt gebracht, wäre nicht die von ihm 
und dem Rector zu Clapham Fr. Nicholas Brady aus 
Cort (1659— 1729) gemachte metrifhe Ueberfegung der Plal: 
men in die Liturgie der Englifhen Kirhe aufgenommen worden. 
Endlich muß ih nod zwei Frauen erwähnen, die ſich als recht 


Engliſche Poefie. Lyrik. 385 


leidliche poetiſche Talente gezeigt haben, Diele find Marie 
Lee Chudleigh (1666— 1710), unter deren Arbeuen ihre 
hoetiſchen Verfuhe und die Vertheidigung der Weiber durch Na⸗ 
türligleit ſich auszeichnenꝰ), und Anne Kinsgmill, nachherige 
dady Binhelfen (1720), Die eine gute Dve auf den Spiern 


und rät gelungene Babeln geſchrieben hat”). 
„)) Jroben ind. Muse’s Library. p. 364. ©. Johnson T.I. p 408 
T.L p. 223 sq. Biogr. Brit, T. V. p. 644 40. 

2) Psems. Land. 1647. 8. III. Ed. ib. 11172. 8. EV. od, w. COBM, 
add. ib. 1807. 8. Poetisa stromata or a eoll, of sundry pianes im 
poetry. s. I. 1648. 8. ©, Bell, Brit. poste. T. II. p. 159 aq. 

3) Caelum Britannicum, a masque. Lond. 1634. 4. Poems. Lond. 
1691. 8. 1654. 1774. 12. Poems, songs and sonnets, togeiher with 
a mask. Edinb. s. a. 8. A select. fr. h. poet. works byFry. Lend, 
1810. 8. f. Ellis T. III. p. 140 sq. 


‚® Reliquiae Wottonianae er a coll. of lives, letters and psems 
with characters of sundry personages and other pieces oflanguage 
and art. Lond. 1651. Ed, UI. 1671. 4. ©, EUis T, I. p» 323 sq. 

4 Castara. Lond. 1684. 4. 1638. 1640. 12. w. a pref. and net. 
by Ch. A, Elton. Bristol. 1612. 12. f, Bllis. T. II]. p- 186 eq. 
6) Fragmenta aurea, a coll. of all his incomp. peeceg. Land, 
1648. 1653. 8. The works of J. 8. cont. all his Doems love- verses, 
‚ letters and his tragedies and eomedies, Lend. 1606. 4. ib. 
1 O II. 12. cf. Ellis T. Il. p: 223. ” 
N 6. Rllis T. IH. p. Bi. Beil T. H. p. 138 4q. Original Bocmmn 
aever before publ. ed by Brydges. Leb Prioreb — 1615. 4. 
Britannia’s pastorals. Lond. 1616. fol, | 

‚96. Elläs T. III. p. 205. Steps to the temple, sacred pooms 
with ibe deläghts of the Musas. Lond. 1646, 1648, 1679. 8. Poemata 
ei Rpigr. gr. et lat. Cantahr, 1670, 8. 


)6&. Ellis T. ID. p. 375. 
PR! 6. Ellis T. I. p. 332. Posms on several ocoasions, Keud. 


11) 6. Johnson T. I. p. 413 sq. Poems. Lond. 1899. 8. Kucu- 
atiens in verse and prose. Lond, 1785. 12. The Beason, ib, 1700. 
The choice. ib. 1700. fol. 

12) &. Sed. b. Anderson T. VI. f. Johnson T. I, p. 413 sg. | 

13) &. Johnson T. II. p. 256. ©. Poems bei benen Dorset’s u. bi. 

erson. T. VI. 

14) Poems. Lond. 1677. 1692. 8. Characters of vioe and vertue. 
ib. 1691. 4. Mausolauw, an funeral poem on 8* Mary. ib. 1685. fol. 
Niscellanea sacra or poems on divine and moral subjects. ih. 
1698. Elegies on her late majesty, ib. 1699. Panacea, a poem upon 
tea, in II cant. ib. 1700 etc. | 

15) Sieh. geb. f. * Lord. 1716. Works cent. his plays 


and poems. Lond. 1735. 4. 
Größe, Handbuch d. iterärgefhigpte. ı, 25 


386 Engliſche Poefle. Lyrik. 


16) Poems. Lond. 1704. 8. 
47) Works. Lond. 1728. III. 8. &. Johnson T. II. p. Mi »q. 


18) New poems cons.ofsatyrs, elegies andodes, together with 
a choice coll. oft the newest court songs. Lond. 1690. Tales tragical 
and comical transl. into verse from the prose of sev. ant. authors. 
ib. 1704. Wit and mirth or pills to purge melancholy. ib. 1712. 
V. 12. 1718. VI. 1719-20, VI. 8. New Operas with comical stories 
and poems on several occasions. Lond. 1721. 8. 


19) &. Allg. Lit. Anz. 1800. p. 1214. Die beften f. Geb. ſ. Abe 
lard to Eloisa ald Antwort auf Pope's Eloise to Abelard, the College 
Life und The morning contemplatiou. Poems. Lond. 1728. II. B. 


20) ©. Sonthey Liv. of uneduc. poets. p. 88 sq. 


21) ©. Ellis T. III. p. 284 sq. Gentlem. Mag. 1796. 8; 461. 645. 
-— Hesperides. Lond. 1648. 8. Works w. a biogr. not. Edinb. 182. 
Lond. 1325. II. 8. 


22) The. works of J. Clev. cont. his poems, orations, episiles. 
Lond. 1687. 8. f. Bell T. Il, p. 189 nq. 

28) ©. Bell T. IT. p. 169 sq. Paraphrase upon the psalmes ol 
David and upon the hymnes, dispersed throughout the Old and 
New Test. Lond. 1636. 12. w. a Paraphr. upon Job, Ecclesiastes, 
Lamentations etc. ib. 1638. fol. 1676. 8. Paraphr. on Salomons Sing. 
Oxf. 1641. 4. | 

24) ©. Bell T. II. p.2i5sgq. Ellis T, IH, p. 34sq. Poems. Lond, 
1674. Ed. IV. 1682. ıb. 8. 

25) Works. Lond, 1710. IV. 8. 1753. III, 12. 1774. H. 12. Bir 
mingham 1761. Ill. 8. Dublin 1773. IM. 8. f.Johnson T. II. p-41s4 


26) ©. Bell T. II. p. 147 sq. The poetical works of J. D. Lond. 
1699. ib. 1773. 12. 


27) &. Ellis T. II. p. 366 sq. Minerva Rritanna or a rden 
of heroical devises. Lond. 161. 4. Thalia’s Banguet. ib. 1620. 12. 


28) &. Geb. b. Anderson T. VII. p. 145 sq. Temple of fame, 
a poem. Lond. 1700. fol. &. Johnson V. DI. p. 143 sq. 


29) Poems on several occasions. Lond. 1717. 8. &. Johnson T. 
Il. PR 110) 8q. . 

30) 8. Ellis T. III. p. 253 sq. Bell T. II. p. 210sq. — Lucaste. 
Lond. 1649. 12. Posthume poems, ib. 1659. 12. 


31) Donne’s works with an account of his life by H. Alfort. 
Lond, 1839. VI 8. 


32) &. Ellis T. II. p. 107 sq. Poems, Elegies, Paradoxes and 
Sonnets, Lond. 16657. 12 ’ ’ — 


83) Foems. Lond. 1713. 8. A poem on the death of J. Phil. ib. 
8. a. fol. &. Johnson. T. H. p. 215 sq. 


34) A new version of the psalms. Lond. 1696. Supp!. ib. 1717.8. 


35) Poems on several occasions; together with the song of the 
three children paraphr. Lond. 1709. al 


Englifche Poefie. Drama. 387 


%) Ihe Poem on the spleen b. Gildon’s Miscell. 1701. Poet, 
Works. Lond. 1713. 8. 


$. 628. 


Ehe wir jest von dem Zuflande der dramatiſchen Poeſte 
in diefer Periode ſelbſt fprechen, wollen wir mit einigen Worten 
bie Orte andeuten, wo gefpielt wurde. Das ältefle- beftimmte 
Theater war the Globe auf der Bankside und Surreyside 
von der Themfe gelegen, feit 1596 beflehend, aber bei einer 
Borkelung von Shaffpered Henry VII, am 29fen Juni 
1613 abgebrannt und fpäter wieder aufgebaut; dann das 
Rose- Theatre, auf derſelben Flußfelte gelegen, wo felt 1590 
juerf the Lord Admirals Servants fpielten; ferner das Hope - 
Theatre auf derfelben Seite um 1602, das Swan - Theatre 
auf der Bankside feit 1597, von des Grafen von Pembroke 
Servanis, zu denen auch Shaffpere gehörte, benutzt; das For- 
tane- Theatre in Golding Lane zwifhen Gripplegate und 
Whitecroß Street, ungefähr felt 1600 im Ruf und das erfle 
regelmäßige Theater der Stadt nad dem Muſter des Globe 
(Shakspere’s Theatre) gebaut, 1621 abgebrannt, 1623 wieder 
aufgebaut und bis 1633 benußt; bad Curtain- Theatre 
in der Gurtain-Road, um 1600 entflanden und bi6 um 16283 
benutzt; the red Bull, wahrfheinlich zwei Thenter, naͤmlich eins 
feit 1611—13 in Bifhopsgate und ein anderes felt 1662 
m Red Bul-Yard am oberen Ende der St. John's Street 
in Glatenwell; das Nursery - Theatre in Hatten Gar- 
ben feit 1640; das Theater in Blak-Friars, zuweilen auch 
im Gegenfage zu dem Globe, auf der entgegengefekten Seite 
des Waſſers, ihe Globe in Black Friars genannt, feit 1601 

von den Servants des Grafen von Worcefter, feit 1605 von 
den Children of ihe revels und of her majesty’s revels, 
oder, wie fie fi feit 1609 nannten, von den children of Black- 
friars benußt; der Phenix in Salisburyhouſe, Wleetfireet in 
Whitefriars, zwiſhen 1612—62 im Gange; the Qucen’s 
Theatre und in fpäterer Zeit ded Duke’s of ork Theatre 
genannt und mifhen 1669 —96 benußt. Gibbons Dennis 
Court in Bere Street Glaremarfet war blos ein provifittes 
35 





388 Engliſche Poeſte Theater. 


Theater, an deſſen Stelle nachher daa ſogenannke New Theatre 
bet Lincolns’ Inn Fields errichtet warb, neben welchem dlelleicht 
noch ein zweites in Little Lincolns Inn Fields befand; auf je 
nem fpielte man von 1696—1760. Das Cockpit- Theatre 
in Drurplane war das erſte dem Publicum geöffnete Schauſpiel⸗ 
haus auf der Weſtſeite von Temple Bar, und die Rom 
Phenix, Drurylane und the private house Drurylane find blos 
andere Benennungen für denfelben Drt, wie ed denn auch fet 
der Eröffnung (1624) bald als des Duke’s Theatre, bald ald 
des Duke’s of York Theatre eder ald dad Theatre Boyal in 
Drurylane vorfommt, aber eigentlih erſt feit 1784 ordentlich 
aysgebaut und verfhönert worden if. Sonft beflund noch ein 
regelmäßiges Theatre in Haymarket. Das Covent-Garden- 
Theatre datirt erß fett 1705—20, fowie noch vorübergebend 
ein Patsgonian-Theatre 1793 zu (reter Change In Some 
fet Houfe 1654, um 1666 in Banquetting Houfe in While 
Hal und 1633 und 1740 zu Tenniscourt St, Zamıs er 
wähnt werden, um von den bei Feen am Hofe, den Abieien 
und Schulen Londons 2, aufgeführten Gelegenheitsftüden hie 
ganz au ſchweigen. 

Was das Neußere diefer Gebäude anlangt, fo waren die 
Theater von Holz; und rund gebaut, nach oben offen und nut, 
duch ein Strohdach über der Bühne gegen Wind und Wette 
geihügt; an dem Dade aber war außen eine Fahne während ber 
Zeit der Vorſtellung, die um 3 Uhr Nachmittags nach einem 
dreimaligen Trompetenfioß begann, aufgezogen. Der Hol, 
Die Cavaliere und Damen faßen in Logen unter der Galerie, 
wiewohl es au vorfam, daß fie auf befonderd vesbalk hin 
geſtellten Erüplen auf der Yühne felbft faßen, oder hie jüngeren 
Hofherten legten fi. gar der Länge lang auf die mit Binfen 
befreuten Dielen des Fußbodens hin und ließen ſich von ihren 
Magen mit Pfeifen und Tabak aufwarten, während bie Bürgerd 
leute und das Bolt auf dem Hofe (Pit) zufammengebrängt 
Reben mußten. Beregliche "Decorationm führte erß nad dee 
Refiauration Davenant ein; vorher futte man nur durch To 
Kobildungen von Häufen, Thürmen und Bäumen. die Daw 
Behung am verſinnlichen; überhaupt Half man fi ſehr leicht, 





Engliſche Poeſie. Dream. 389 


denn ein Zimmer, worin ein Tiſch mit Feder, Papier und Tinte sc. 
fand, zeigte 3.9. ein Gerichtszimmer an. Um den Ort der Hands 
lung anzubeuten, ward eine große Tafel, worauf der fraglide 
Name mit großen Buchſtaben geſchrieben fand, aufgehängt, 
nachdem früher eine Art Allegorie, Dumb Show (d. h. ſtum⸗ 
mes Schaufpiel), vor jedem Acte das darin Vorkommende mimiſch 
verfinnlicht hatte, wie wir dieß noch an dan Stüde ſehen koͤn⸗ 
nen, weldyes Shalfpere im Hamlet dem König und der Königin 
vorfpielen läßt, denn in feinen eigenen hatte er dieſe Gewohn⸗ 
beit abgeſchafft. Schaufpielerinnen traten in der Regel erſt ſeit 
der Reftauration auf; zwar hatte ſchon 1656 eine gewifie 
Mrs. Coleman ale dad erſte Frauenzimmer die Bühne betreten, 
allein der weiterhin zu nennende Prynne erhob darüber einen 
ungebeueren Lärm, indem er dergleichen Frauenzimmer für 
Ungeheuer erflärte, die unwerth fein, der menfhlihen Geſell⸗ 
ſchaft anzugehören, fo daß erſt unter der Regierung Carls IT., der 
befanntlih das Schauſpiel fehr begünfigte, dieſe Eitte allge 
meiner ward. Vorher waren die weiblichen Rollen mit Anaben 
oder jungausfehenden Männern befeht worden, die man in Weis 
berkleider gefiedt hatte und denen dann billig ieme Unzüchtig⸗ 
fetten in den Mund gelegt werden Tonnten, an denen bie älteren 
Engliſchen Städe fo reich find. 


$. 629. 


Was nım das Drama in diefer Periode ſelbſt anlangt, 
fo ſchlief daffelbe unter Carls I. fpäterer Regierung und während 
der Repubiifzelt beinahe ein). Während nämlih vie koͤniglich 
gefinnte Partei der Episfopalen das Theater als Kunſt⸗ und 
Sittenbildungsanflalt unterflügte und zu beben ſuchte, fahen 
ihre politifhen Gegner, die Preöbyterianer ober PBuritaner, es 
für einen Ort gottlofer Luftbarkeit und Woluf an, indem fie 
zugleich daſſelde als eine Erfindung des Heidenthums, welche 
die Papifien tm Mittelalter zur Täufhung des Voll in den 
Myfterien benupt hätten, betrachteten und als eine Werffiätte 
des Böpendienfted verabfhenten. So unterſchied man denn fehr 
bald fo, daß die Freunde des Theaters Royaliſten waren, die Geg⸗ 
ner abe der Vollopariei angehörten. Ratürlih fehlte es auch 





390 Engliſche Poefle. Drama. 


nicht an einer polemifhen Literatur, welche hier näher zu bes 
ſprechen zu weit führen würde; es genüge, auf den Titel der 
Histriomastix?) des fireltfüchtigen Juriſten Willtam Prynne 
(+ 1669) aufmerkfam zu machen, die er 1638 erſcheinen lieh 
und wofür er, weil er darin viele Perfonn von Rang, ja den 
König Karl I. ſelbſt angegriffen hatte, in den Tower gefedt, 
5000 Pfund zu bezahlen von der Sternfammer verurtheilt 
aus Drford und Lincolnd Inn ausgewiefen, feiner Advo⸗ 
catur verfufig erklärt, in Palace Yard und Cheapfide an ven 
Pranger geftellt und ihm an jedem diefer Orte ein Ohr abge 
ſchnitten wurde; fein Buch follte durch den Henker verbrannt, 
er ſelbſt aber auf Lebenszeit eingefperrt werden, jedoch verhin 
derte der Ausbruch der Revolution die Ausführung des legten 
Beſchluſſes. Nichts deſtoweniger blieb auch unter Cromwell dieſe ſy⸗ 
ſtematiſche Verfolgung des Theaters faſt ununterbrochen in Geltung. 
1) &. d'Iaraeli, Curios. of Liter. T. II. p. 243 sq. 


2) Der Titel lautet in dee Ueberf. (na Alt, heat. u. Kirche. Berl. 
1846. 8. P- 546, fpaßhafter Weife alfo: „Hiſtrio Maſtix, Geifel für den 
Schauſpieler oder Komödianten sZragödie, worin ausführlich bewiefen wird, 
und zwar durch übereinftimmende Entfcheidungen biblifcher Stellen, der gan 
gen erften Kirche unter dem Befet und Evangelium, von A Synoden, von 

1 Vätern und chriftliden Schriftftellern vor dem Jahre 1200 unb von mefr 
als 120 fremden und inländifchen, proteftantifchen und päpftlichen Mutoren 
feit jener Zeit, von +0 heidnifchen Philofophen, Hiſtorikern, Poeten, von 
vielen chriftliden Nationen, Republiten, Kaifern, Prinzen, Magiftraten, von 
befondern apoftoliihen, kanoniſchen, kaiſerlichen Gonftitutionen und von un 
feren eigenen Englifhen Statuten, Dagiftraten, Univerfitäten, Schriftftellern 
unb Predigern, daß die öffentlichen Schaufpiele, (der wahre Pomp des Teu⸗ 
fels, welchem wir in der Taufe entfagen, wenn wir den Vaͤtern glauben) 
ündlih, heidnifch, liederlich, gottlos und hoͤchſt verderblich ſeien, daß man 

e in allen Zeitaltern als ein unertraͤgliches Unheil für bie Kirchen, Repr⸗ 
biiten, Sitten und Seelen der Menfchen betrachtet habe, unb daß ber Beruf 
der Schaufpielerpoeten und Schauſpieler, das Schreiben, Aufführen und Fe 
fuchen ſolcher Stuͤcke gefegwidrig, infam und des Chriften unmvürbig fey. A 
entgegengefegten Behauptungen werben bier vollftändig beantwortet; die Un: 
gceug it des Aufführens und Anſchauens der akademiſchen Jnterludien 
wird kurz dargethan; außerdem kommt einiges Beſondere über das Tanzen, 
Würfeln, Spielen, Geſundheit⸗Trinken ıc. vor.“ Dieſes 1006 Quartſeiten 
enthaltende Machwerk iſt aber ſonderbarer Weiſe ſelbſt in Form eines Schau: 
ſpieles (daher „Komodianten⸗Tragödie“) geſchrieben und in Akte und Eck 
nen abgetheilt. ct, d’Israeli, Misc. of Lit. T. I. p. 128 sq. 


$. 630, 


Was nun die Dramatiter diefer Periode ſelbſt anlangl, 
fo fpielm einige, die wir bet der vorigen erwähnt haben, noch 


Englifche Poeſie. Drama. 391 


in die gegenwärtige herüber, 3. ®. Maffinger. Dieß ficht man 
auch aus dem Inhalt, denn während die ältere Hälfte noch 
Shaffpere und Ben Jonſon zu Muftern hat, vermag bie fpätere 
eigentlich nur die Frivolitaͤt des Zeitalterd Carls II. ald Eigen» 
thümlichfeit aufzuweifen, und man fann wenigfiend die Luſtſpiel⸗ 
- Dichter ziemlich über einen Leiften ſchlagen. Uebrigens bat fon 
Steele im Spectator (nr. 51) eine hoͤchſt geiftteihe und wigige 
Gritif der Luffpieldichter vom Ende des 17ten bis zum Anfange 
des 18ten Jahrhunderts gegeben. Haben wir nun aber bereite 
bemerft, daß unter Karl I, troß ber Angriffe der Puritaner, es 
nicht an Dramatifern fehlte, fo würde ih doch zu weltläuflg 
fein muͤſſen, wollte ih die im Ganzen doch nur mittelmäßigen 
Köpfe ale aufführen. Es genüge hier zu fagen, daß befonders 
Roger Boyle (Braf von DOrrery') und William Has 
bington?), von denen fhon oben die Rebe war, als Tragiker 
gerühmt werden, und daß Thomas Nabbes’) und Anthony 
Brewer*), jener im Microcosmus, diefer in der Lingua die 
alten allegorifchen Moraltäten wieder auf die Bühne zu bringen 
ſuchten. Bon wirklicher Bedeutung in kuͤnſtleriſcher Hinſicht 
IR eigmilih nur James Shirley’) aus London .(1594 
— 1666), der, nachdem er erft zu St. Albans einer Schule 
vorgeftanden, feit 1629 für Theater ſchrieb und dabei in bie 
Dienfle der Königin Henriette getretm war, aber während bes 
Mrotectorats, ald die Schaufpiele als Teufelswerk verboten waren, 
wieder zu feiner alten Beihäftigung zurüdiehrte und wie viele 
Andere bei der Reftauration von dem undankbaren Karl IL 
vergeffen ward. Gr hat 39 Stüde Hinterlafien, die war nicht 
alle von außerordentlihem Talente, aber dod von bedeutender 
Bühnentenntniß, lebendiger Phantafle und offenbarem Streben nach 
-Moralität zeugen. Seine beſten Leitungen gehören ebenfalls 
nicht ins Gebiet des Trauers, fondern des Luſtſpiels; wir zählen 
Dazu the wedding, the grateful servant, the traitor, the 
gamester, the lady of pleasure und die Tragikomödie thegentle- 
men ofVenice. Weit wichtiger aber, wenn auch nicht als Dichter, 
doch für die Geſchichte des Englifhen Theaters, iR Sir William 
Davenant aus Orford (1606— 1666) ©), der bekanntlich zuerfl 
die beweglige Scenerie einführte und die weiblichen Rollen nicht 


N): > Engliſche Poeſie. Drama. 


mehtt durch Knaben und Juͤngkinge, ſondern "wurd table 
Brauenzimmer beſedte, dadurch alfo nicht wenig dazu beitrug, die Ge⸗ 
meinheiten and Zoten ans dem Laſt⸗ und Trauerſpiele zu ver⸗ 
draͤngen. WS correct find unter ſeinen Arbeiten the tragedy 
of Albovine und deſonders das Luffplel: the witte, zu erwähnen, 
allen Iefver hat er Dryden die Hand geboten, um Ghaliyer’e 
töflihen Sturm zu verderben. Als ben dritten bedeutenden 
Dichter, der hiet anzuführen iR, muß man den Tragtfer The: 
mas Otway aus retten in Suffer?) nennen (165185), 
ber trod des Erfolges feines Den Carlos, Cajas Marius, the 
Orphan und Venice preserved, welches letztere Städt der Franzoſe ka 
Boffe in feinem Manlius tigentlich nur überfegt bat, beſonders durd 
fein liederliches Leben fo wet kam, daß er fat buchßaͤblih 
Hungers ſtarb. Sen Humpttalent IR, daß er das wagiſde 
Pachos Rewe richtig trifft, allen fen Durcheinanderwerfen ala 
dramatiſchen @enres iR ihm weniger gelingen, und fein Sofbat, fe 
Atheiſt und feine Freundſchaft nach der Mode find ganz unworaliſd. 
In vieler Beziehung Tann ein anderer Zeltgenoffe von ihm, 
Nathaniel Reed) and Hatſteld (1657-92), der anfang. 
Sqchauſpieler, dann Schauſpieldichter war, mit ihm verglichen 
werden, da auch er auf der Safe, wenn auch nicht aus Av 
murh, aber doeh in der Trunkenheit Rarb. In allen feinen 
(11) Stüden zeigt er ſich als eifrigen Nachahmer Shafper‘d 
ud es Anden ſich auch einzeine ausgezeichnete Stellen, 
aber faR überall, hoͤchſtens mit Ausnahme des Theodosius, DM 
auch 1780 mit großem Beifall geneben ward, und der riral 
queen, bie Kemble 1795 wieder za Ehten brachte, werbirbt fein 
Dombaſt und feine ausfchweifende Phantafie Alles. Seine Zrautt: 
Spiele And ſammtlich mit Gefaͤngen begleitet, gleichwohl abe 
der von ihm-mit Dryden zufammen gebichtete Oedipus immer 
moch beffer für unfere Zeit pafimd, als die verumglüdte Hufwärmerd 
der alten Sophocleiſchen Tragödie in unſern Tagen. Mit da 
Abenteurerin Aphra Behn?) beginnt eine Reihe indeceniter 
Gtäde, vie jedoch an Ach nicht ohne Werih find. Dies fehlt 
den meiſten Proburten des vielverfolgten Thomas Shad⸗ 
weil!) aus Banten Hall (1640 — OR), deſſen Viärtaoso, 
worin er das damals zur Modepafſton gewordene üͤbertelebene 


Engliſche Poeſie. Drama. 393 


Studium der Naturgeſchichte durchhechelt, in unſeren Tagen ſeine 
Anwendung findet, während ſein Libertine bie Geſchichte des Don 
Juan zuerſt auf di e@nglifche Bühne brachte, und fein Squire of 
Alsatin Scott den Gedanken zu feinen Schidfalen Rigeld eingegeben zu 
haben ſcheint. Das Bee an ihm find feine hoͤchſt originellen 
Chatactere und treuen Sittenſchilderungen. Zu gleicher Zeit aber 
wor Dryden!) fa im alleinigen Beſitze deo Theaters, obgleich 
ihm ſewohl Shadwell als Elkana Settle gar nicht ohne Grund 
die ſchamloſeſten Plagiate aus Shakfpere (in All for love) und 
den Franzoͤſiſchen Lufffpielpichtern (fo in the wild gallant und 
Sir Martin Morall) nachwieſen. Bei weiten übertraf ihn fos 
wohl als alle feine Zeitgenofin an Geiſt nd Wis William 
Wycherley) aus Ele (+ 1715),. defien Plaindealer 
(1678) und country wife (1683) Muſter von natürliden 
‚ und ungezjerten Dialogen find, wenn man ihm auch mit Recht 
allzuviel Abhängigkeit von Moliere Schuld giebt. Seine Iodere 
Lebensweiſe führte ihn mit einigen andern gleichgeſinnten Leuten 
zufammen, die fi vole er im Luſtſpiel verſuchten. Es waren 
der famofe Sir Charles Sedley) (1639—1701), deſſen 
Mulberry Garden nur dadurch feine längere Popularität erklaͤrlich 
mat, daß er wenig mehr als eine PBaraphrafe von Moliere’6 
Ecole des maris if, und George Gtherege'*) (1636— 
1690), deffen Sko wonld, if she could eins der befien Luft: 
fptele diefer Zeit iſt und no 1750 mit großem Erfolge in Eovent 
Garden wiederholt ward, obgleich aud fein Man of mode mit 
Enthuſiasmus aufgenommen ward und Steele8 Lob (im Specta- 
tor ar. 65) vollfommen verdiente, denn er hat fich felbft darin 
geſchildert, au beſonders gut den Converfationston ber bös 
beren Stände getroffen. Auch Elkana Gettle”) aus 
Dunftable (1648 — 1728 —4) fäht in dieſe Zeit, doch find 
die von ihm für die Einſetzungsfeſte des Lord Mayors ges 
ſchriebenen pageants, die übrigens mit ihm aufhörten, nidht der 
Rede werth. Au fein vom Hofe protegitte® Trauerfpiel, the 
empress of Marocco, würde hier faum Erwaͤhnung verdienen, 
hätte es nicht eben darum die Boshelt und den Neid Dryden's 
auf ſich gezogen, gegen den ihn jedoch Rochefter's Bis beſſer 
ſchuͤtte als feine eigene Enigegnung auf Dryden’6 Akbsalom 


394 Englifhe Poeſie. Drama. 


and Achitophel, oder Absalom Senior, auf deffen Medal erwoieber in 
feinem Medalrenversed antwortete, wofürihn Dryden als Doeg in 
dem zweiten Theile feined Absalom auf das Unbarmherzigſte an ven 
Pranger ſtellte. Ein anderer gleichzeitiger Dramatifer war ver 
obfeöne Thomas d'Urfey Ct 1723) oder, wie ihn feine 
Iufigen Brüder nannten, Tom Durfey’‘%, den wir ſchon 
oben erwähnten und deſſen vierbändige Liederſammlung (1718) 
Wit and Mirtk, oder Pills to purge melanckoly Addiſon im 
Guardian (nr. 29) mit vielem Lobe erwähnt, der uns aber hier 
wegen feiner Two Queens of Brentford intereffitt, einer reiht 
gelungenen Fortfegung von Buckin gham'o ſatiriſchem Rehear- 
sal, einem Luſtſpiel, welches ſich bekanntlich ziemlich lange auf der 
Bühne erhielt und ohne Zweifel das große Verdienſt hat, wer 
nigftend in Beug aufe Luſtſpiel Veranlaffung gegebm zu 
haben, daß man fi von dem Ertremen entfernte Auch ber 
Amerilaner Sohn Eromne!) aus Reuſchotiland gehört hier⸗ 
ber, der Dryden durch Rocheſters Empfehlung die Palme in be 
Berfertigung der Hofmastenfpiele dur feine Calista enttiß, 
auch als Tragifer in feiner Destruction of Jerusalem fü 
audzeichnete, aber zuerfi durch feine City politiques einen folder 
Beifall davontrug, daß dieſer nur dem aus diefer heilloſen Satire 
für ihn bervorgegangenen ebenfo zahlreihen Feindſchaften gled 
fam, dann aber in feinem Sir Courtiy Niee blos durch den 
in dieſes Luſiſpiel gelegten Contra der Charaktere alle feine 
Zeitgenoſſen übertraf. Auch der Tragiker John Banks") 
darf nicht übergangen werben, denn feine Island Queen, worin 
er die unglüdlibe Maria Stuart feiert, fein Unhappy favorite 
or the earl of Essex, welches befonder dur das treffliche 
Spiel der Mıs. Barry, welche die Eliſabeth gab, geftel, und fen 
Innocent Usurper or the death of Lady Jane Grey fin), 
abgefehen von der zuweilen unnatürlihden Sprache, doch gelungene 
Nührfüde zu nennen. Edward Ravenscroft!?) verbimte 
vollfommen Dryden's gehäffige Spoͤttereien, denn er iſt entweder 
Plagiarier (Mamamonchi, nad) Moliere’& Monsieur de Pour- 
ceaugnac und le bourgeois gentilhomme) oder konnte nut 
durch obfcöne Wie (the Londen cuckolds) Belfa erringen. 
John Hughes (1677 —1720)°), der patriotiſche Dichte. 


e 


Englifhe. Poefle. Drama. 395 


par exeellence, if nur wegen feiner Belagerung von Das 
mascus, die feinen Namen hoch populär machte, bier. zu er 
wähnen, deögleihen Catherine Philips?!) (1631 — 64), weil 
fie Eorneille’d Pompee und Horaces mit vielem Glüde uͤberſetzte. 
Gin weit bebeutenderer Rame iR aber John Banbrugh®) 
aus London (1666— 1726), deſſen Relapse, eine Art Ben» 
dant ber Fortſetzung zu Golley Cibber's Love’s last shift, ſowie fein 
Provoked wife undFalse friend [don ald Originale, beſonders 
durch ihren hödft gelungenen Converfationston hochſtehen; er 
verlor aber feinen Ruf, ald er als bloßer Nachahmer und Ver⸗ 
arbeiter Franzoͤſiſcher Muſter, ſogar hoͤchſt unmoraliſcher (z. B. 
feiner Confederacy nad) Dancourl’8 Bourgeois à la mode) 
auftrat. Darum hat ſich ‚eine weit bleibendere Stelle in ben 
Ainnelen des Engliſchen Dramas William Bongreve”) 
aus Bardfa bei Leeds (1669 — 1728) bewahrt, der, obwohl 
grundlos von Manden der Englifhe Mollere genannt, in 
feinem Old bachelor und befonders in feinem Double dealer 
England die erfien genau nad den Regeln der Kunſt confiruirten 
Luſtſpiele gab, indem er in der Bildung der Intrigue und einem 
ebenfo glänzenden als fophiftifch geiftvollen Dialog das Mögliche 
erreichte, wenn man aud zuweilen, mit Ausnahme der Love 
for love, Unfittlihfeit an ihm rügen muß. Natürlicher ale er, 
wenn au weniger durchdacht und wahrſcheinlich, find die hoöchſt 
lebendig und heiter gehaltenen Luftfpiele des Georg Fark⸗ 
gubar?) aus Londonderry (1678— 1707), deſſen befte 
GtüdeLove and a botile, The recruiting officer und Beaux 
Stratsgem find, obwohl fein Constant Couple und die dazu 
gehörige Yortfegung, Sir Harry Wildair, durch das meiſter⸗ 
bafte Spiel des Schaufpielers Wilks, der die Hauptrolle gab, 
einen unendlih höheren Erfolg errangen. Seine theoretifchen 
Anfibten über das Lufifpiel legte er in einer gutgefhriebenen 
Abhandlung nieder. Bon Nicholas Romwe?) läßt fi weis 
ter nichts fagen, als daß er in feinen NRührflüden Shakſpere 
allzutreu nachzuahmen fucht, ohne ihm entfernt nahezukommen. 
Mehr der Euriofität wegen mag endlih, da Addifon’3?%) nad 
Den Regeln des Ariſtoteles und der Branzöfifgen Meiſter 
gearbeiteter Cato lalt ließ, und fein Geſpenſt mit ver Trommel 


396 Englifipe Poeſte. Drama. 


zwar auch in Deutſchland viel belacht warb, aber allen Genies 
ermangelt, obgleich es noch befier iſt als Sterle’87) Satire 
nuf das übermäßige Leichengepränge, da ferner GE oliey Gibber’6 
Arbeiten aber theilweiſe In die folgende Periode gehören, noch 
Wis, Sufanna Centlivre (1667-1723, *) erwähnt wer 
den, die nicht blos drei hoͤchſt romanhafte Heirathen file, 
fondern auch ſelbſt die Bühne betrat, ſowie eine ziemliche Anzahl 
Luſtſpitle, von denen einige durchſielen, andere wieder Wufichen 
machten, hinterließ, Die Ah eigentlich nur duch Natüurlichkeit 
und die unfittlichRen Underſchaͤmtheiten vor Allen andern Buͤhnen⸗ 
etzeugniffen bervorihaten, and geigen, daß fie ben fo gut Su 
fanne von ihrer Unzücdtigfeit ald Incus a non laeando heißen 
fonnte, 


4) The biack prince and Tryphon, tw» . Loud. 1668. fel. 
The history of Henry Y. and the tragedy ef Mustapha. ib, 1609. 
fol. Alters, a trag. rev. by his grandson the hon. Ch. Boyle. 

1 . . 


2) Tao history of Edward IV, King of England. Lond, 1640. 
4. The queene of Aragon, a tragic. ib. 1640. 4. u. Old Plays. T. 
IX. p. 332 q. 

3) Microcosmus, a morall masque. Lond. 1637. 4. u. Old Plays 
T. IX. p. 81 sq. The springs glorie, vindicating love by tempe- 
rance against the tement: Sıue Cerere et Baccho friget Venus, a 
masque. London. 1538. 4. Ed I]. w. sundry poems, epigrams, ele- 
gies and epitbalemiums. ib. 1689.46. 


4) Lingua or ihe combat of Ihe tohgue and the five zunsen fer 
superiority, a com. Lond, 1607. 1632. 4. u.OldPlays. T. V. p. 99sq. 


5) The wedding. Lond. 1629. 1633. 1660. 4. The schoole of 
complement. Lund. 1631. 1637. 1667. 4. 'The gamester. ib. 1637. 4, 
The lady of pleasure. ib. 1637. 4. The gentiemen of Venice. ib. 
1655. 4. Poems. Lond. 1646. 8. Drametic works and poems now 
first coll. w. not. by W.6ifford. Lond, 1833. VI.8. cf. Laräner T.IM. 
p. 1-69. Mag. f. d. Lit. d. Aust, 1883. nr. 32. 


6) Thu wegeiy of Albovine, King of the Lombards. Lond. 
1649. 4. The cruell brother, a trag. ib. 1631. 4. The unfortunste 
lovers, & tragic. ib. 1643. 1649. 4. The Platonick lovers, atragicom. 
ib, 1636. & The witts. ib. 1636. 4. u. Old Plays 7. VII. p.32dsq. 
©. Lardner T. IM. p. 76-12. 


7) Works. Lond. 1757. III. 1% by Th. Tbornton. ib. 1813, TII. 
8. Don Carlos, prince of Spain, a trag. Lond. 1676. 4. Titus and 
Berenice, a trag. ib. 8677. 4. [. Lardser T. M. p. 123-133. Johm- 
son T. 3. p» 321 8q. 

8) Dramatic Works. Lond, 1734 III. 12. Junius Brutus, the 
father of the cotmtry. Lond. 1681. 4. "The edy of Nero, em- 
perour of Bow. Lawd. 1670. &. Bakhridnten, Ming of Pat, =. ä. 


\ 


Engliſche Sorfle. Drama. 397 


1978. & Oedipus. ib. 1692. 4. Cesar Boxgie. ih. 1680 4. cf. Lardner 
T, IIE. P- 134 - 145. 


9) Plays. Kaud. 1702. U. 8. |. Lardeer T. Il. p. 146— 154. 


10) Dramatick works. Lond. 1720. IV. 12. f. Lardner T. II 
p. 195— 164. 


1 Dramat. Worka. Lend. 1701. 1. fol, 1785. 1762. VI. 8, Gen 
beſtes Gtũck iſt Arthur. 

12) Love in a wood ar St. Jamog’s Park, Lan 1672. 4. 1711. 4. 
The genutleman deneing - master, a com. ib, 1873. 1%2 4 The 
country wife. ib. 1688. 4. The plain dealer, a com. ib. 1677. 1687. 
4 Oomedies. ib. 1714 4. Miscel. Poems. ih. 1704. fol. The 
posthemous works. ib. 17.8.8. Plays. ib. 1720. 1731. 17:5. 1768. 
12. The dram. works of Wyeherley, Congreve.Yanbrugh aud Farguhar 
pabl, by Leigh Hanf, Lond. 1840.8. G. Lardaer T. U. p. 16504. 199sq. 


13) The mutberry garden, a eom. Kond. 1675 1638. 4. An- 
tezıy and Cleepafre, a trag. ıb 1677. 4. Bellamira or the mistress, 
a com. ib. 1687. 4. cf. Lardner T. IH. p. 172 sq. 


44) ©. Lardner T. II. p. 175 sq. Poems. Lond. 1715. 8. She 
woeld if she could, a com. Eond. 1668. 1671. & The comical re- 
vanche or love in a tub. ib. 166). 1697. 4. The man of mode or 
Sir Topling Flatter, a com. Lond.'1676. 4. 1715. 8. Works cont, 
his plays and poems. ib. 1704. 1715. 1723. 1735. 12. 


15) The empress of Marocco, a trag. Lond. 1675. 4. Leve and 
revenge. ib. 1675. 4. Caınbyses, King of Persia, ib. 1675. 1692. 4. 
u. & . Lardser T. Hl. p. 182 sq. 


16) The comicak histery of Don Onixate. Lend. 1098. III. 4. 
Msdam Fickle or the wilty false one Lond. 1677. 4. Sir Barnaby 


Wh or no wit like a womans. ib. 1681. 4 Two Queens of 
Bres . 3b. 1724. 8. ef. KLardnar T. UI. p. 187 nq. 


17) Tho dessrıxtion af Jerusalem by Titus Vespasianus, two 
parts. ib. 1677. ı703. 4. City politiques, » com. ib. 1683. 4. Sir 
Courtiy Nice or its cannot be, a com. ib. 1703. 4. cf. Lardner T. 
IB. p- MP aq. 


18) The Alhions Queen au the death of Mary queen ef Scot- 

d, Lond, s. a. 4. ib. 1684. 4. The rival Kings or the loves of 

Oromdates and Statira. ib. 1677. 4. Vertue betray’d or Anna Bullen, 

ih. 4682. 4. The unhappy favorite or the earl of Essex. ih, 1685. 4. 

The imnocent usurper or the death of lady Jaue Gray. ib. 1694.4. 
u. 3. f. Lardoer T. HI. p. 195 sq. 


19) Mama meuchi or the citizen furn’d Gentleman. Lond. 1672. 
1675, & Tin Landen cackolds, a com. ib. 1682. 4. u. %. 


20) Thea siege of Damascns, a trag. Lond. 1777. 8. Poems, Lond. 

1735. N. 12. ſ. Tohnson T. Ip. 421 q. 

- 21) Pompey, a trag. Lond. 1663. 4. Horace, a trag. ib, 1667. fol. 
22) ef. Lardner T. III. p. 213-221. Works. Lond. 1719. II. 8. 

Plays. ib. 1:30. 1759. 1776, II. 8. The relapge or virtae in danger 

being the the sequel of the fool in fashion. Lond. 1706, 4, 1707. 8. 

Tha confederaoy, a cam. ih. 1708. 4. 6. nr. 12. 


23) ck. Lardper 'T. MI, p. 232-251. The old bateheleur. Lend. 


400 Engliſche Poeſie. Oper. 


Cinthia and Endynion (1697), trotz ihres anfaͤnglichen Er⸗ 
folges, ſich nit halten. Freilich ſchlich fich- bald eine haͤßliche 
Zwittergattung der Oper ein, als bei der Eröffnung des neu 
erbauten Haymarket= Theater (1705) Peter Wotteur’s 
Temple of love?) ganz mit Staltänifcher Mufifbegleitung gegeben 
wurbe, worauf anfangs auf dem Drurylanes, dann aber auch 
auf dem Haymarfet» Theater, Owen Mac Swiny’s lee 
fegung von Stampiglio’8 Oper Camilla (1706), von Bononcini 
in Muſik geſetzt, fo aufgeführt wurde, daß der Italiaͤner Valen⸗ 
tint die Role des Turnus In feiner Mutterſprache, die übrigen 
Schaufpieler aber die ihrigen in Engliſcher Sprache fangen und 
fpielten. Zwar hatte Addiſon aus gefränkten Ratlonalkeli 
den befannten Nationalfoff von der unglüdlichen Roſamunde in 
einer Oper (Rosamand, 1707) verarbeitet und der Componiß 
Clayton Alles aufgeboten, eine paflende Muſik dazu zu geben, 
allein die Einführung von zwei hoͤchſt abfurden komiſchen Pır 
fonen (Sir Trusty und Sir Grideline), welche das ganje 
tragiſche Element fören, ließ die Abficht, eine gute Engllſde 
Nationaloper zu erzeugen, durchaus verunglüden. So dauert 
biefer Unflnn bis 1709 fort, in weldem Sahre Owen Rat 
Swiny's Ueberfegung der Scarlatifchen Oper Pyrrhus and 
Demetrius gegeben ward, wo dann mit der Dper Almaheide 
Die Italiaͤniſche Sprache wieder die Alleinherrſchaft errang ud 
bis um 1740, wo Händel feine letzte Oper Dadamia ſrieh, 

behielt, wenn auh Hughes (Calypso and Telemach 
1712), Lewis Theobald (Pan and Sphinx 1717), Mot⸗ 
teux (Thomyris, Queen of Seyihia 1707) Oppoſition ma 
ten und Addiſon und Steele im Spectator gegen dieſe un 
nationalen Fremdlinge zu Belde zogen. Endlich bewirkte John 
Bay, der noch zumennende Fabuliſt, durch feine Beggar’s Opers 
eine Umwaͤlzung des Geſchmacks, denn man gab fie 68 U 
‚lang hintereinander, die vornehmen Damen gebrauditen Bid, 
auf denen Arten daraus gedrudt waren, und man hörte das 
Wortſpiel, dieſe Oper made Gay rich und Rich gay; allen 
fon ihr zweiter Theil, Polly, durfte nicht gegeben werden, 
weil darin die vornehme Welt noch mehr als im erſten dem Gelaͤchter 
preiögegeben werben follte. Seine ernfle Oper Achilles blieb wel 








Engtiſche Poeſſe. Journale. 201 


hinter der eben genannten zuräd, und feine Schafereper Acis 
and Galaten (1727) hielt fib auf dem Haymarket, Theater 
nur durch dad Eplel und den Befang der Miß Arne, ber nad 
berigen deruͤhmten Meso. Cibber, und die won Händel dazu coms 
Yordıte Duft. Kurz, dieſer Sieg der Nationalitaͤt Hber fremden 
Ungeſamack war wenigiene nicht nachhaltig, denn noch Aw Fr 
bruar 1762 machte eine Ueberſegung von Metafafld’6 Arfaserze 
(Artaxerxes 1751) von Thomas Auguſtine Arpe, der 
auch Die Muſik dazu componirt hatte, wahrhaft Furore, tropdem 
daß dieſe Oper, nad der ein halbes Jahrhundert vorher belieb⸗ 
ten Manier, theils von Stallänern Itallaͤniſch, theils vom 
Engliſchen Sängern Englif vorgetragen wurde, 

1) The first day’s entertzinment at Rutlands house by dech- 
mastione and musick, after Ihe manner ‚of the ancdienm, Komd. 1687. 
4. The siege of Rhodes made 8 representation by the art of per- 
spective in scenes and the story sung im recitatire musick. ib. 

658. 4. ib, 1668. 4. The ergelty of the niards in Peru aypregt 


instrumentall and vocall musick and the art nf perspective 
4 scenes, ib. 1658. 4. 7 — 


2) S. Wood, Athen. Oxon. T. Il. p. 19. 


8) Temple of Love, pastoral opera, englished from the Hallan 
eil sung 10 the same music by Rignior J. Seggienn eig 
times af the Haymarket. Lond. 1706. 4. 


$. 682. 


Ehe wir jept zu der legten Periode der Engliſchen Poeſte 
vohhrend der Regierungszeit des Hauſes Hannover forigehen, 
Finnen wir nit umbin, mit wenigen Worten einige literaͤriſche 
Unternehmungen zu erwähnen, die wefentlichen Einfluß auf Die 
Seſtaltung eines beſſeren Geſchmacks hatten. Ich meine bie 
von Richard Steebe aus Dublin (geb. 1071, eh. 1720) 
und Joſeph Addiſon aus Wilken (1672-1719) untew 
nommenen aͤſthetiſch⸗literariſchen Wochenſchriften, deren Iweck ber 
wer, auf Wed aufmerkſam zu machen, was irgendwie zum her 
gan, des Stylo m den ſchoͤnen Wiffenſchaften gehörte Mit 
diefer Arbeit begann naͤmlich Steele den 12. April 1708, 
indem er den Tatler (Schwaͤtzer) allerdings amenym heraus⸗ 
geben anfing; als aber Addiſon den wahren Verfafler ent 


vet hatte, gab er ben 26. Mai 1709 feinen erſten Buitng 
Grüße, Handeng d. Literargeſchichte. VU. 26 


408 Engliſche Pocſe. Jourenale. 


Bemerlungen uͤder, Virgil) hinein und blieb dann Mitarbeiter, 
bis wit: der 271. Nummer die Zeitſchrift am 13ten Jannar 
1711. einging. An 1. März 1711 begannen fie nun den 
Zuſchauer (Spectator) in demfelben Geiſte und herfelben Borm, 
nur daß taͤglich, mit ‚Ayenahıme des Sonntags, eine Rumme 
erſchien. Diefe Zeitſchrift Hatte einen ſolchen Erfolg, daß fie 
bald einen Abſatz von 20,000 &remplareu hatte. Indeſſen 
festen fie auch ‚niefen nur bis zum 555. - Blatte oder bi6 
um: December 1712 fort, dann übernahm ihn William 
Bond, der ihn bis zum 3, Auguſt 1715 oder bis zw 
"61. Rummer des neunten und lebten ‚Bandes brachte. Dieſen 
ließ num Steele unter dem Namen Marmadule Borile 
am 25, Februar 1714 den Lover folgen, allein biefer erlete 
sur 40 Nummern und endete fhon den 27. Mai. Gleikes 
Schickſal erfuhr” fein Reader, der nur vom 12. April bis 
10. Mai 1714 dauerte, und befonders gegen Swift’ 6 Examiner, 
den diefer‘ feit dem 2. September 1710 zu Edinburgh erſcheinen 
ließ, und der dann feit dem 14. September 1715 als III. Band u 
London. herquafam, gerichtet war, aber nur 9 Nummern zu Tage für 
derte. - Mn beiden letzteren Journalen hatte auch Addiſon Theil 
genommen, nachdem er bereits mit Steele ſeit dem 26. Mal 
1718 den Guardian (Aufſeher) hatte erfcheinen laffen, der auf 
nur bis 1714 dauerte. Als eine Art Supplement oder politiid«e 
Tageblatt zu Gunſten der Whigs lieb Steele am 6. October 
1713 den Englishman folgen, allein wegen feiner darin und in eb 
nem beißenden Pomphlet, the Crisis, auégeſprochenen Grund 
fäße ward er den 12. März 1714 aus. dem Unterhaufe gr 
floßen. Weit gemäßigter war ein aͤhnliches politifches Wochenblatt, 
meiden Addiſan den 23. December 1715 unter Dem Titel, the 
Frechold&, erſcheinen lieh, und auch, ſchon mit der 55. Auw 
mer am, 29. Sunt 17416 ſchloß. An Nachahmungen die 
Göärifien fehlt es nicht, doch mag bier nur Samuel John 
fon’ Bambler oder Herumfhmärmer, der woͤchentlich zweimal 
vom 20: Mär; 1750 bie 14. März 1754 in 208 Rummen 
berausfam,: aber in einem,Älteren Rambler, deſſen nr. 1 vom Jahre 
1712 im. Britiſchen Mufeum bewahrt wird, febon einen Ramend 
vorgänger hatte,. und fein Idker oder Müßiggänger, ‚ver. ale Sonn⸗ 


al 


— 





Schottiſche Poeſie. 403 


adenbe voin 15. April 1758 bis 5. April 1760 ale Beilage 
mm Universal Chronicle erfhien, erwähnt werden. So wid. 
tig nun diefe Blätter überhaupt waren, da fie faR burdgängig 
von durch und durch philologiſch gebildeten Leuten ausgingen, 
fo ankändig war auch ihre ganze Polemik, denn ihre Verfaſſer 
waren hochgebildete und aͤußerlich hochſtehende Perſonen, "Feine 
zu Bereinen erſt zuſammengetrommelte bunte Menge von im⸗ 
wiſſenden Schreiern, fie ſchrieben nicht ums Brod, ſondern ber 
Ehre halber, ebenſowenig buhlten ſie um den Beifall des großen 
Haufene duch Verdaͤchtigungen Anderögefinnter, ſondern fo hos 
nett fie feld waren, fo anfländig waren aud ihre Blätter, 
und die Namen derfelden fo beſcheiden, wie ihre eigene Mein⸗ 
ung von fid. Darum ihr Erfolg und fegensreihes Wirken 
für die Literatur und Kunſt. 


4) The tatler by Is. Bickerstaff Esq. nr. I. Lond. 1754. IV. 8. 
u. 12 The spectator. Lond. 1747. VIll. 8. 1753. IX. 12. Te guar- 
dian. Lend. 1750. II. 12. 1752. II. 8. Man bezeichnet bie Sammlung 
diefer Vochenſchriften (Tatler, Spectator, Guardian, Adventurer, Ram- 
bier, Idier, World, Comnoirseur, Mirror, Lounger, Observer u. 
Looker on) gewöhnlich unter dem Eollectionamen ber: British Essayists, 
Lond. 1803—10. XXIX. 8. ib. 1808. XXV. 18. 1817. 1823. XLV. 18. 
ib. 1825. V. 4. — Ueber Abdifon f. Johnson T.II. p. 321sq. Riogr. 
Brit. T. 1. p. 45—63. Nicéron, Me&m. T. XXXL p. 69 sg. Wood. 
Ath. Oxon. T. 11. p. 1023. Sirihing 3b. I p. 11 sq. Länd. u. Voͤlk. 
Kir. 1784. ©t. Vi. p. 1085 4q. R. Steele, Mem. of the life and wen- 
dings et J. A. Lond. 1724. 8. Th. Tickels, Account of A. life and. 
writings. ib. 1726. 12. Knox, Ess. mor. and literary. Lond. 1778. 
&- Miezieres, Hist. de Ia litt. Angl. T. I. p. 148 2q. Web. Bteelef. 
d’lgeaeli Misc. of L.iter. T. I. p. 146 sg. Meziöres T.I. p. 100 aq. 
3. C. F. Abreg6 de la vie de R. St. Amst. 1767. 8. Journ. Bitrang. 
1736, ur. V. Mag. f. d, Lit, d. Ausl. 1838. ar. 9. 


$. 683, 


Hatten wir im den beiden Iehten Abſchnitten der Geſchichte 
der Schottiſchen!) Poeſie, beſonders aber in dem erfien, einen 
edien Wetteifer zwiſchen ihr und der Englifben wahrgenommen, 
fo verſchwindet dieſer faft gänılich, al8 mit Jacob I. von England 
eine einsige Krone beide Koͤnigreiche vereinigte, und fo verſchmolz 
dann wit der Sprache auch die Poeſie. Denn fehlt es au 
nicht an auegeseihneten Dichtern, die Schottland hervorbramte, 
fo gingen doc dieſe frühzeitig nad London, wo fle allein ein 
ehrenvolles Feld für Ihre Beftrebungen zu finden hoffen durften, 

| 26 


404 Eqhettiſhe Dar. 


und weit, enifset, ihre Nationaſitaät mu bewahren, fahen Ps «E 
kaum noch gem, an ihren Schottiſchen Geburtſot crime w 
werben. HOltichwohl hat aber, währenh Die gelehrten und hoͤf⸗ 
iſchen Dichtet ihr fand mit dem Rüden anſahen, daſſelbe treuer 
Sühne in dem niederen Tpeite feiner Kinder gefmuden, imd fa 
iR es gefommm, Daß fih in dem Schoftiſchen Niederlande (di 
Hohlänner habe yur Ihre alten Vollqlieder und Valladen a 
halten, aber theilweiſe variirt und moderniſirt) ſtets sing Volis⸗ 
dichtung erhielt, welche theilweiſe durch die gute. Schulbildung 
welche auch die niederen Klaſſen daſelbſt erhalten, theilweiſa durch 
Die Neigung der Schotten zur Geſelligkeit, u Tanz. Mußl wa 
Sefang, norzüglih aber durch ihne nur vom ver der heutigen Palm 
noch übertroffenen Vaterlandaliebe, ihren Rattenalftei und ih 
oft übertriebene Anhänglihfeit an Ass, aa Sqholtiſch heißt, 
woher fih auch Ihre. unbegreuate Liebe und Pflege ihrer Volls⸗ 
Hocfie herfcbreibt,. gehegt ward. Allerdings ind derſelben jlemlid 
enge Grenzen gefebt, denn fie bewegt ſich nur im dem dal gr 
muͤthlich⸗ heitern, bald büfler» melaucholiſchen, bafı gefuͤhlvoll / 
erotiſchen Liede, das auch bisweilen fatizifch » polttifche Elemente, 
beſonders da, wo Englaͤnder Bad Stichblatt abgeben, in ſich trägl 
und in ‘der natlonafen Ballade, deren beſte Stuͤce jedoch aid 
fal6 amd Alterer Zeit herruhren, obgleich im, neuerer ‚Zeit bie 

Verwuthung -entitanden if, daß mehrere didher für ai grhalxene 
Balladen. von der Lady Etifabath Bard.lamw (kei — 
172775 Herrüßren, Im‘ UAllgeweinen kunn man abır Di 
Wiedererwedung der Schottiſchen Dictfunft. anf Me Btenfceik 
des gegenwärtigen und folgenden Abſchnittes diefer Periode Reh 
fen, und als ihren Vater Allian-Ramfay’) aus Leadhild 
in Ramaudiihire (1686-1758) .onfahen , der Keine erfinn Spornen 
dauch fehne unglaublich geſuchten FHegsnben Ylätter,: bie cn zu e⸗ 
nam Penny Das Std verkaufte, werhlnte Vald darauf mad 
w cine Sammlung Schottiſcher und Engliſcher Lieder, * 
theils aus dem Munde des Voll⸗s, leider erlaubie er ſich abe 

darin viele willkuͤrliche Veranderungen, und ſchob den altın Br 
lodieen ſogar neue Teyte unter, fo daß er auit dialer Unternehmung 
mehr ſchadete als nüßte Du nun aleich auch feine Hallen 
Licher und Fabeln, ia henm. 17. nach Horezena Worgange Gyl 


un 





Scheide Poeſte. 408 
reihe debendilughelt anpreiſt, weht beud find, fo Kir er bad 
vera fein Schaferſplet, Ihe Kentie Shepherd, wit bias feinen 
Bentionde, fordern auch der Befakimiiiteratur dad Muſter vis 
mb erartigen SrärkeB geliefert, weil es In Allem, den Perſonen, der 
Sahleng, Sorache, dem Ideengang, din Befäkieh de. Schottifiäen 
Chamber trägt, umd zwar fo, wie man ihn heute noch auf bem Lande 
DR findet. Unter feinen Zeitgenoffen, die theilwetſe mit gu Teimer 
kedeſaumlung beifteuerten, IR beſondets William Hamliton®) 
wen Bangour (17041784) zu nenhen, obwohl Mehrere ſel⸗ 
mr Gedichte in Engliſcher Sprache geſchrieben find. Auch 
Uterander Roß, Schulmeiſter zu Forſar (1898--1784) 
mag bier wegen ſeiner Slevnore, eines ſchr geiungenen Sthaͤfer⸗ 
gedichtes worin er bie. laͤndlichen Sitten von Nordſchotilund 
Alert, gerannd werden, wenn auth duſſelbe ſeines ſchwierigen 
Deeeintialdialecks wegen in Schottland ſelbſt Weit weniger be 
ſannt iſte) als die Lieder des Pfarters John Sinner‘) m 
Bong (1721 — 1807), denen nut die feiner gelchten Collegen 
Alexander Geddes -(1787 —1809) und Aletander 
Berker) (1707-—B4), Forte die des undiädtiäiehn Schreiberd Neb⸗ 
dert Ferguffon (1T50-—- 1459) an-Popularität an die ‚Seite 
geht werden Fönnen. Die Schomfſchen Lieder deB Lehtzteren 
ragen ungemein viel dazu bei bei, bes größen Guͤtinerſohnes MO» 
dert Burn (ged. In der Wähe ber Kirihe von Allsway 17699) 
eis Talent gu tbeden, deſſen ſchoͤnſte Bhäthen (ſ. Leer 
Airkkad Mary uiſd Mary m Heaven) ullerding® feine Liebe 
m de ſellhgeſtorbenen Mary Campbel hetvorrief, denen die Lies 
der anf ſane nachtzerige Frau, Hannchen Armor, de weitem 
nit gieich kamen, wenn auch ſein ſpaͤter eitgemetenes Verhaͤlt⸗ 
niß zu der won ihm als: Elarinda hefeierten Mrs. Muclchoſe ihm 
ebenfalls zu mehreren feiner herrlichſten Liebedgebichte bepelflerte, 
Er Hieferte auch eine große Anzahl tvefflicher Liedet in John⸗ 
ſen's Muslenl Museum und arbeitite aͤllere Molksrkede 
am, Rarb aber viel zu ſruh Fir Teihe Narton ſchon 1796, lel⸗ 
der wie viele feiner großen Votganger in Noth und Armuth. 
Als Dichter iſt Burns nicht allein der erſte ſekher Natldn 
ſondern veinahe auch einer bet beſten aller Völker, denn ſchwer⸗ 
lich dürfte madi anvredtdo Ehnfachheit, Klarhelt, Wahrheit und 











400 Schoettiſche Poefte. 

Redlichkeit der Geſinnung fo gepaart finden und dahei ſo viel 
Gefühl und Anmuth, zugleich aber auch fo viel Charakterißiſches in 
der Ars, wie er feine rauhe Mundart und feine Berömaße zu bemupen 
verſteht. Der Erfolg, dem feine Gedichte erlangten, mußte natüclid 
«ine Fluth von Nachahmungen erzeugen, die als Gedichte in Saat 
tifher Mundart Schottland und Irland ‚geradezu überſchwemmten. 
Allerdings . find nur wenige diefer Dichter von wirklicer 
Bedeutung, was man fhon daraus abnehmen fann, daß fh 
die Mehrzahl mehr der, befchreibenden Dichtkunſt befleißigte. Gin 
der beflen, deflen Gedichte oft theitweife für Burns Gigentkum 
angeſehen wurden,- iſt Richard Gall!) aus Linkhoyfe (1776 
—1801), neben dem aus die in England ale dramatiſche 
Dichterin, wiewohl ihre Sachen eigentlih nidt zum Auffuühren 


beflimmt waren, befannte Zoanna Baillie!!y und die ewab 


frühere Miß Sufanna Blamire (1747 —94)'?) Erwähnung 


verbienen. Goverging eine Reihe von Jahren, ehe wieder drei Min | 


ner auftraten, die, wenn file aud ihr Mußer nicht erreichten, doch 
fo viel Eigenthuͤmliches und Driginelled hatten, daß man fie mit 


Recht als die Ehoragen einer neuen Vollsdichterſchule anſehen 
kann. Dieſe find James Hogg”), am Ufer der Ed 





Seikickihire (1772) geboren, und gewöhnlih der Ettrichchaͤt 


genannt (+ 1835), defien Lieber fih beſonders durch ihre an 
muthigen, harmoniſchen Berfe und ihre hoch fliegende Phan 
taſie auszeichnen, der unglüdlihe Weber Robert Tanna— 
bit’, aus Paioley (geb, 1774, Rarb im Wahnfinn . 1810), 
befonders in den Naturſchilderungen groß, und der einfige Maure 
Allan Eunningham') aus Blackwood (1784— 1842), de 
mit großem Geſchicke die Altern Bolfölieder nadahmte, ſpaͤlet 
aber ſich mehr aufs Romanfcreiben legte, weil ihm dieß uw 
gleich mehr einbrachte, Unter den Dichtern der neueſien Ki 
IR der ausgegeichneifte William Motherwelt'‘, aus Glai⸗ 
gow (geb. 1797, gefl. 1835), der zwar -unter Bund Reit, 
dabei aber durch feine durchgaͤngig gleichmaͤßig werthvollen LAi⸗ 
beiten ſich als einen aͤchten Kunſtdichter ausgewicfen hat. Als wir 
dig wog man ihm Robert Nicoll!) aus Audtetgaven Ih 
Perthſhire an die Seite ſtellen (1814 — 188 7), obwohl er nur Im 

sraftswelgucholifchen. Liede vollfommen genannt werben faysı, Laie 





Schottifche und Jeiſche Poeſie. 407 


ben noch lebenden Schottiſchen Dichtern find bie bedentendſten 
der Hauptmann Charles Gray’) zu Edinburgh, der Schuh⸗ 
mader John Strutper”) zu Glasgow, der fruchtbare Sa⸗ 
trier Alexander Rodger”) auf Eaſt Calder in Midloihian 
(1184), Hugh Winslie?) aus Daily (1792), ſelbſt 
Notherwell gleichgeſtellt, der Kunſtſchreinergeſel William MI; 
ler”) in Blasgow, berühmt burd feine Ammenlieder, der ges 
fühloolle Weber William Thom?) in Inverary, den das 
Unglück zum Dichter machte, der Schuimeifter W iliian Ten» 
nant aus Anfruther?*) und viele Andere, die, weil fie an Ruf 
nach den Ebengenannten Ronden, bier nicht näher befprocdhen wer⸗ 
den koͤnnen. 

Auch in Irland*) blieb, nachdem deſſen berüßenter Geſchicht⸗ 
ſchreiber Moore die meiſten Originale der von Macpherſon herauoge⸗ 
gebenen angeblich Oſſianſchen Lieder feinem Vaterlande vindicitt hatte, 
die Volkspoefie in der neueren Zeit wicht zurd Einige der bedeutend⸗ 
An Iriſchen Volkodichter waren, außer Thomas Moore, von 
deſſen Irish Songs fpäter hie Rede fen muß, Ridard.Yl- 
fred Mitllitin %. aus Gaflle Martyr (1767 —1815), ber 
Sonettiſt Edward Lyfaght”) aus Brickhill (geb. 1763), 
James Joſeph Eallanan aus Cork (F 1829 im: 34. 
Lebensjahre), der populäre Patrik D’KReliy?®),- @rorge 
DOgte”) (1799-1814), der Ballabindihtr Samuel 
MWhuyte?') und ber Bolfoliederfammler erofi on Erofer) 


WM. 
1 el Ed. wires —2— velts ümlichen Schot⸗ 
dien einer ung. 3ecöR 1616, Ai. 8. u Diät. r * Untrh. 1846, 


2) e Chambers, Edinb. Journ. 1843. 6. " 
3) Poems. Edinb. 1721—28. Il. 4 Poeman ı a new ed. corr. and 
ey €; w. a glosa. to which are prefixed a life of the anthor 
Chalmers) and remarks (by Lord Woodhotiselee). Lond. 
Ir. 8. Edinb. 1827—29. II. 8. The gentie shephard; a scots 
— com. W. a gloss. Glasgow 1738. 4. Edinh. 1726. Sb. 1808. 
It. 8. The table miscellany. ib. 1724. 111.8. (30) Fabler. ib. 1730. 8. 
Sei poems in db. Sel. Best, Poems:. Belfast 1835.'8. T. 1. Sel. poet. 
Works. Edinb. 1838. 8 
4) Poems. Glasgow 1748. Edinb.. 1360. 8. ! 
5) Helenore or the fortunate „ehepherdess, Posteral‘ tale. in the 
Scottish dialect. Aberdeen 1768; 8. _ 
63 A ‚miscellaneous velleotion, of iagitire pieces of. ‚poetrg, in b. 
Posthunom works. Edinb. 1809, & U. 
73 .eber Beide Fiedler a. a. Po &. 1. p. 225 4q. 


408 Schottiſche Poefle. 


8) ©, Th. Sommers, the life ef A. Ferg. tie Sunttleh peri 
ah. 1803. 8, Poems w. a life of the author by Irvine, Glasgow 
. Perth 177%. 12. Poet. W. Edinb. 1839. 8. 
9) Pose. Kilmaruock 1786. Dumfries1707. Bdinb. 1798. N. s. Pocms 
eribed to Burns. Glasgow 1801. 8. Reliques of R. B. by Cro 
Lond. 1803. 8. Works by Carrie. Lond. 1800. IV. 8. 1819. Ed. 
* Allan Cnnniegham. Edinb. 1833 sy. VIII. 8. ipad, 12. 
and W. Motherwell. Glasgow 1834. 8. R. Cham- 
Kara, 3 1838. 4. cf. J. &. Lockhard, Life of B. B. —8 18%. 
8. Edinb. Rev. T. XIII. p. 149 2. XLVAN. 270 0q. Yellgpi ı 


d. d b 
as. ee 5 aan — y 


—* Bo. I. p. 138-256. Göthe © en. KLVI. p. 263 We 
. Gedichte, deutſch. WB. Gerhard. M icht. Leb. u. erl. Be 
piB- 1840. 12. ieberf. v. 9. —E utt u. 8 1840. 
s "ieher u. Balladen übertr. dv. 9. 3. Heinte. Oxnfchw. 10 


10) ©. Siedler Bb. II. p. 25 2q. — Poems. Lond, 2 


11) Posıms. Led. 1841. 8. f a. Blatt. fr di BER 3 Null. 18%. 
p- 133 sq. 
ww The poeticel works of M. 3 the muse of Cumberland 
or the first time coll. by H. Lonsänle w. a pref. mem. and 
* * P. Maxwell. 1842. 6. 


13) S. Fiedler Mb, IL. p.49--76. Mag. f. b. Pit. d. Zusl. 1884. ar.1. 
f, b. gi, J Xusl, 1836. p. 27 aq. 317 sq. Gilfillen a. 0. O. P- 
Lond. 1806.8. The mountain Bard. ib. 1821. 8 8. Queen 
Be. I u * The shepherds calendar. ib, 1829.8. Poutical | works. 
B 1822. IV. 12. Queen Wake. ib. 1817. 1840. 8. 


m, 14), Poems and | songe, . Edinb. 1807. 8. ed. by P * Ramssy. 
1144. 8; Deutſch dv. 3 J. Hanre; ‚ tm. Galedor. 
Frl 981. BB. 7 Pr a 0. ©. 38 IL p. 77-89. 


1 Remains ofNichdsle and Galloway song By Cromek. Lend. 
1810. Marmaduke Maxwell, a trag. ib, 1822. 8. The meld 
of Eirar. ib. 1832. 8. f. Retter a. a. D. @b. I. p. 0103. Cham- 
bers Edinb, Journ. Vol. XI. p: 388 sq. Gilfillen, Gall. of Porir. liter 
Rdinb. 1845. 8. p. 355 ag. 

16) Harp #f Renfrewskire. Glnsg. 1819. 8. Minktre ehr du De 
ern ae lee . narrative and Iy * Pe ri 

e od, u. Bahnd Gebichte deutfh A a 

Ep. rBh1.8. f. lab Di». II. p. Fre * 


12 22,1 Poems. Edinb, 1836. 1844. Ed. IL. B. f. iebler Dd. IL. p 


18) Poeins and songs. Edimb. 1811. Lays and Iyriche. fb. 1841. 
„49 The pe peor man’s sabbath, Rdinb. 1808. 6. Marp of Ualedcnis 


%) Poems. GlasgoW 1827. Ed. U. nl, Ib. 1038. 8. Bm 5 
vos from Ihe portfolles ef Alikander Ihe Baer, Andrew 
and Humphrey Henkeckee. ib. 1841. ®, Zimte frnte Geöfdpte in wei r 
af DieEnss Zohn Donald 485 ans — (1187- 
1835) AH WhaMstldbinkie. Gleng, 1B3R. 1 
A pilgrimage te the Mand ofBuras, Fiat 5 pin. 








Engfifche Poefie. Lehrgedicht. 408 


Nursery songs. Glas ‚Bi 8. 1° Biedler Bd. I p . 196 uq. 
FE ©. Fiedler 8% il. p- Fon 20. Ahyms and recolleetions of a 
handiom weaver. London 1844. er 

24) The Anster fair. Ediab. mm e. (inDttaven) w.oiher poenms. 


1844._ 8 

3) ©, Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 104. nr. 82. H.R. Montgomery, 
Syet of the sarly native poetry ot äreland in mett. engl, tram 
w. hist. and biogr. not. Dubl. 1846. 18. 
fr 29) Froetical Iragments of R. A. M. w. an authentie Mem. of 


Poems. Dublin 1811. 8. f. Croker Pop. 80 8 
2 The recluse of Inchidony and other poeme. —X ah 8. 


£ Croker p. 

29) Pe a — Giant's Causeway andKillarney with other 
Miscelanies. Dubl. 1808. 8. The Eundoxologist or an Ethnopr. 
Bervey of the West Parts of Ireland, ib. 1812. & The Aonias 
leidoscope. Cork. 1824. 8. f. Croker. p. 184 aq 

30) Banma’s Banks. Dublin 8. f. Eioker B p- 138 sq. 209 sy. 

31) The Shamrock orHibernian Crestes, e coll, o of peoms, songs, 
epigrams etc. Dublin 1772. 4. 

32) The popular Dongs of Ireland coll. and ed. Lond. 1839. 8. 


Kingley Yals. 


$. 634, f 

Betrachten wir jeht die legte Periode der Engtifgen Porſte, 
die man gewöhnlich von der Konigin Ama (1702) bie auf 
bie neueſte Zeit führt, fo kann man fie im Allgemeinen das 
Beitatser der Blüthe derfelben ‚nennen, weil fie, obgleich fein 
Shaffpere aus ihr hervorging, durch daB ſaſt gleichmäßige Fori⸗ 
wirken in den eimelnen Büchern vn mehr ineinandergreifendes 
GSedelten der Dichtkunſt in ihrer ganzen Wefenheit erzielm konnte, 
Lay nun zwat diefes Heben verſelben eigentlich nicht in den 
yon oben kommenden reichlichen Unterſtuͤtzungen einzelner hervor 
ragenden Köpfe (denn Eliſabeth, ja ſelbſt Karl I. und II. haben 
allein mehr für die Porfie durch Beguͤnſügung ihrer Prieſter ge⸗ 
than, als das ganze Hans Hannover zuſammen), fo legten fir, 
doch auf der andern Geile den aus dem Schooße der Nation 
hervorgehenden Berfuchen zur Forderung derſelben auch feine Hinder⸗ 
ntfie in den Weg, und Indem fie ſelbſt eifrig fich die pollitiſche Vergröß- 
erung ihres Lande angelegen fen Tiefen, zugleich aber auch durch 
weife Regierung für den Inneren Frieden und den damit Hand 
in Hand gehenden Wohlftand forgten, mußte natürlid auch bet 
Itetartihe Berkehr 2 und die geiſtigen Elemente Rahung 
und Unterügung finden 





a10 Englifhe‘ Poofe. Defipreibendes Gedicht 


$. 635. 


Beginnen wir mit der beſchreibenden Dichtlunſt, denn das 
heroiſche Epos hat eigentlich, wie wir unten fehen werben, leinen der 
Mebe werten Bearbeiter gefunden. Hierwird uns zuerft der Schotte 
James Thomfon aus Ednam (1700— 48) hohe Bewunder⸗ 
ung einflößen, der, vor dem Schwarzrode, den er tragen follle, 
fuuͤchtend, ohne Schuhe nach London kam, wobel er nichts befaß, als 
den IV. Geſang feiner Jahreszeiten, den Winter, der ſolchen Ruhn 
erntete, daß er (1727) den Sommer, (1728) den Frühling und 
(1730) den Herbfl folgen lafien fonnte.: Dieſes Wert iſt unberingt 
das beſte beſchreibende Gedicht aller Zeiten, denn nirgends Ü 
vie Ratur erhabener und treuer aufgefaßt und gefchildertz dabei bat 
aber der feine Geſchmack des Dichters alle irgend trivialen Bil 
ber vermieden und durch feine conciſe Kürze fi fern von ala 
Schwulſt erhalten. Seine Epiſoden, wie das Gemälde keuſchei 


Liebe im erfien Gefange, die Geſchichte Amelia’6 und Damon’ 
und das Lob der Philoſophie im zweiten, ſowie bie prachwolle 
Hymne am Ende und die häufig eingeſtreuten moraliſchen do 


trachtungen, fliehen unerreicht da, Sein Gedicht von der Fre 


heit iR fehr frofig und ermüdend, dagegen fen Schloß de, 


Treaͤgheit ganz Original und des Schoͤpfers der Jahredzeiten 
würdig Weit nollendeter iR in Anlage und Ausführung bei 
beruͤhmten Oliver ®oldfmith?) verlafienes Dorf, worin a 
de Klage der Bewohner von Auburn über Die durch den Gin 
Aus. ſtaͤdtiſcher Ugppiglelt herbeigeführte Veränderung ihrer ein 
heben Bitten und die daraus erfolgte Ctörung ihrer einſtige 
Zufriedenheit malt. Der Schotte Willtam Balconer au 
Edinburgh (1130 — 69) hat in feinem Schiffbtuche die wi 
einem ſolchen Ereigniß verbundenen furchtbaren Scenen, von denen 
er auf einer Reife von Alexandria nad Venebig Zeuge wet, 
beihrieben, und darum eben fo feurig als lebendig geitißel; 
keiver aber fonnte er einen Bendant dazu nit wieder liefen, 
denn er ertrank bei einem: zweiten Schiffbrud an ben Felfen von 
Macaoꝰ). Mehr im Sinne des philoſophlſchen Bebicid 
Thomſon's mag hier Mark Akenſide aus Nawcafie (1721- 
70), der auch als politifcher Dichter durch feine Epistle 0 


Engliſche Poefe, Veſchreibendes Gedicht. 414 


Carlo, worin er. den Lord Pulteney angriff, ſich auszeich⸗ 
neie, wegen ſeines berühmten Gedichtes über die Freuden 
ver Phantaſie eine Stelle finden‘), obgleich James Beattie) 
(1735— 1803) aus Kinkardine, ein Schotte, der ſchon für 
feine lyriſchen Gedichte, unter denen die lieblihe Ballade, der 
Einfedler, das Befle “ eine ‚hohe Stelle auf Englands 
Disiapamap verdient, in. feinem treffliden Minſtrel oder den 
Fortſchritten des Genies — in dem Spenſerſchen Versmaß 
geſorieben, durch feinen völlig reinen Styl und das außeror⸗ 
deutliche Talent, womit er den Bang der dichteriſchen Inſpiration 
ſchildert, ſich als einen feiner Gaben Har bewußtn Mann ers 
wiefen hat. Auch des ausgezeihneten Schottiſchen Elegilers Mi⸗ 
chael Bruce‘) aus Kinneswood (1746—67) Lochleven 
IR mit ebenſo viel Talent als Sachlenntniß gefhrieben. John 
Dyer aus Aberglaßney (1700 — 58)7) ſteht in feinem Grongar- 
Hill in Bezug auf Reflexion und Iyrifhe Begeifterung Denham fehr 
nahe, allein feine Ruinen Roms find matt und laflen Ealt, wer 
gegen wieder Rich ard Jago (1715—81)°) in feinem Edge- 
Hill den alten Mufern nahelommt. In neuerer Zeit lieferte 
Bordéworth eine Sammlung gelungener deseriptive sket 
‚ ches, doch übertrifft ihn bei weitem. der Schneidersfohn und 

Sthuhmadr Robert Bloomfield ans Honington (geb. 1766, 
geh. 1823)°) in feinem Farmers boy, worin er auf daß 
Treueße und zugleih Poetiſcheſte die gewoͤhnlichſten Landarbeiten 
mac den Eindruͤcken, die er ſelbſt als Hirtenfnabe empfunden, 
beichreibt, wogegen er in ſeinen Ufern des Wye, einer freilich mehr 
Iyrifgen Compoſition, noch höher ſteht. Ein anderer Naturdichter, 
Zobn Glare’) (geb. 1793), der Sohn eines Dreſchers, und 
feibR von diefem Erwerbörweig und der Gaͤrtnerei zu Helpflone 
lebend, ließ 1818 auf Subfeription eine Sammlung von Bes 
Dichten, welche das Landlehen ſchildern foßten, erſcheinen, und 
wirflich ſteht er nidt duch die Brille eines Kunſtdichters bie 
Natur an, ſondern mit dem ungetrübten, ſeelenvollen Auge bes 
Raturfohne, dem zugleih ein tiefer Blick in das Nachtleben 
feiner ‚Mattererde vergönnt iſt. Auch Samuel Rogers"), 
der Schüler Goldſmith's, bat in feinem Vergnügen des Gedaͤcht⸗ 
niſſes und feinem Verſuche über die Unterhaltung: bebeutendes- Talent 








AR —Ehnqguſche Woche Herotſchee pas. 


für vieſe Urt der Dihtung bewleſen, wenn ich auch den Dark 
ealender des bekannten Predigers und Lyrſters James Gra⸗ 
hame ans GSladgow (1705 1811) 3) Höher Melden möchte, 
Unter ben neueſten die Natur beſchreibenden Gebichten find bie 
NUeblichſten Nontgomery's Wanderer im Schweijzetlatid tm 
des ebengenannten Rogers’ Italien, ohne Thomas Man: 
rice'd) md Heinrich Salt's ) Verfuche zu vetgeſſen 
Wad nun das eigentliche heroiſthe Epos anlangt, ſo find We 
hierher gehörigen Werte Aaron Hill’s (16851756) 
ungemein flach und nicht beffer als feine Lehrgebichte, obgleih 
er für das Drama durch fein Theaterwochenbfatt, ihe prompier 
Vd. h. der Einhelſer) und feine mir etwas zu bilderreiche Dheork 
der Schaufpieflunft wichtig M. Richard Bloner’s, eine 
Kaufmannd aus London (geb. 1712, gef. 1785), Leonidas, 
ein allerbings Hoch epiſcher Stoff, IR zwar in tabellofer Sprache 
und trefflichen Berfen geſchrieden, aber, da man darin wahr 
Begeiſterung und Schwung de Genius vermißt, eigeniiiä 
wit einmal ein regelmaͤßiges Eyoa!), Die Fury vor feinen 
Tode vollendete und von feiner Tochter, dee Mid. Halfar”) 
Heratisnegedene Foriſehung deſſelben Stoffes IM vagegen Auch fm 
anderer Hinſicht ſchwach und fleht noch unter der Raab 
ded Leontdas, ver Bpigonidde bes Seifllichen William Willie 
{+ 1778)*), worin tiefer den Bekannten, am‘ fich ſchon Mt 

sche poetifchen Stoff aid dee Mythengeſchichte Thebens vwählk. 
Zoſeyh Anbifon’B Altere Campalgn. und James Thom 
fon’6 Britannia, en kurzes Gedicht in 800 Berſen, Tümwn 
hier nut genemnt werben als nicht hiechergehörig. Als veligfk 
Epopden muͤſſen bier John Ogilvie?8) Jumgſtes Sei, 
worin aber die Phantafle zu Appigund zu viel Bilderreichthum I, 
John A. Herand’s%) Hölimfahrt, Ridarb Eumberland'? 
Kalvarienderg?!) mb Montgomery’s Welt vor der Cie 
fluth eine Selle Anden, ob man aber Byron’s Won Sun 
wit ihm ſelbſt für em romantiſches Ciyriiches) Epos -erfläreh WIN. 

Fnnte nur dann außer Frage gefteilt fein, wenn auch dei 
fjüngen d'gdrael P Revolulionary epic, worin er übe 
ben Kampf der verfchlebenen politiſchen engen: in feinem 
Vaterlande Im Sinne des Jungen Englands berichtet, Hate 








Engliphe Poefe. Veſchreihenhes Gebicht. 412 


gejogen werden dark, Bitfslbe Frage kann man auch bei Shel⸗ 
leys Reveit uf Esium, Golevidge’& Cheiztebel -und 
Canpbelis Teoderie amfaerfe, ‘wie wu. Denn andy ber 
molüdiiden Mrs. Lanbon ſogenannte epiſch⸗ romantiſche Ge⸗ 
Kar, eben ſo gut wie Scott's hiether gehoͤrige Arbeiten 
be zur lyeiſch⸗poetiſchen Erzählung rechnet. Am .eigemilidh 
sikiktlihe Epopden kann man jept überhaupt in England nicht 
iin, obwohl Mertvate”), Drimer’*) und defondere Wilz 
liau —88 in ihren Verſuchen darin nicht gerade uns 
glüdiih waren, wenn man überficht, daß fie ſich zu ſehr vom 
5 —* — „ferserißen ließen. 


dohngan 7 « Bauz Lebens bh, 

Hg 2. eh der ar * I. nr. 2. u hrift. ne Exul 
hu sq. Works. u 1732, II. 4. 1738. IL 's 1750. IV.12. : his 
2 


corr. ib. 17702 .H. 4 1768 am. 6: m b. Andersen T. X. Poems 
wm , mem, a and many neyr poqma- hond. 1830. IL, 8 The 
d. 179% —X 4. 1778. nu R Stackdnio. zn * je * 


tbe ü e anıhor hy rdoeb, and an 
and the character of the —* Aikin. Hamb, 17 1 "Bond. Bi 
4. 1797. fol. b Zn ib. 1802. 8. by Bolton Corney. ib. 
Urdef. ſ Gebichte .-d. Zoder. —8 100: V. 8. D. Beeheit, 
2 — im a im erim. ®. Drig. v Anm. v. Banfeman, 
Brrm. ie. timeb. 1821. 8. D. Jadressetten e. "ang 2. Palit. Koſt. 
1758. Ni66. 8, im benefi. Seindın Harrite. 176. nr 
8 Berk 1789, 1 t. Ath. v. * —5*— 
m. M. e. Vorr. t —2 "gie 100€. II, 8. Deutſch v. eliton 
in. 1000. 8. in Yeyam. ©. . 1888. 8. v. MWrud: 
Hi ins, 1824. 1836. 12. D. —X ng met. überf. d. Hg. M. Max 


e⸗erted Village. Lond: 1768. 8. Neberf. D. verlaſſene Dicken 
SB ter Zeiſendze, 2 Geb. ar. (ing. d. Bürde, Merl, 4796. 1802. 8. 

3) The shipwrek, a poem in three cantos by a ssilor, Lowdi 
—8 18 w. ns. and the Ufo od Ihe auihen hy J. &. Qlare. 


4) 6. Jührison FT: IV. p. 49 sg. Be 
Arit. T, 1. RS Pos —8 1772. } —— Br * 8 u. 
easures of — . #44. 8. 6. 
—* —— Call. of poems. T 1-36. Pearch, Coll, jr 
poems. T. 111. 49 89. Ueb ia d. Gergnügen d. Cinbilbungetraft, 
dcutſch v. A. v. Rode, Berl. 1 


5) e At. Bower, Äcc. of he life ot J. B. "1808. 8. W. 
7 ca af the In and wräi —— * —* 
Roh. Rey. T. X. p. 
* in Liv. of Are. ‚poets. Lon 
A genimm, im 1wa * ond, 1716 4. 2700: 
IL 3. 1355 the judgment of Paris. ih, 1765.8. Peemg. Pike 
4807. 12. Lond. 1846. 12. w. the poems of 
by Mile ib, 4866. B- pP. 1 sg. 





a1 :  ngiifche Poeſte. Lehrgedicht. 

6) Poems. Edinb.-1770. 12. u. b. Anderson T. XI, 

7) Goonger- Hill. Lond. 1727. 8. TheRuins of Rome, ib. 1140. 8, 
9 Big Hill. Lend. 1767. 8. Poems. ibi 1784.. 8. a. b. Ander- 
son. T. f. a. Cary a. a. D. p..103 sq. 


9) &. Southey, Liv. of the uneducat. oets. P . 163 q. The far- 
mers boy. Lond. 1800. 4. Rural tales, ballada. "ib. 1802. 4. Good ti- 
dings. . 1604. 8. Wild fewors and banks of wye. ib. 1806. Il. 
12. ib. 1813—16. I. 12 

10) Poems descript. of Rural Lile and Scenery. Lond. 1820, 8. 
The village Minstrel. Lond. 1821. 

11) S. Rogers, D. Freuden d. —— E. Ged. a. d. Engl. v. 
A. G. Bruſchius. —* 1836. 8. 


12) Poems. Lond. 1807. Il. 8. &.Bdiab. Rev. T. XVI. p.2134. 
10772 Grovre-Hill, poem. Lond. 17%. 4. Richmond -Hill. ib. 


1%) Egypt; a descriptive poem. Alexandria 1824, 8. 

15) Works. Lond. 175%. IV. 8. Gideon or the patriotic King. 
ib. 1716. 1749. 8. The nordern star. ib. 1718. 1739 8. "The fancied. 
- 3b. 178. 8. ©. Siefehing Bd. IH. 1. p. 156 nq. Cibber Liv. of engl. 
poets. T. 5. p. 352 sq. 
| 16) . Europ. Magaz. 1786. Januar. Dufd, I anblungeblhN. dan) 
1786. 3b..11. &t. 1. nr. 3. Leonidas. Lond. 1738 1770. 

1.8 A d. Engl. v. 3. A. Ebert. Hamb. 1787. 1785. 8.) London er 
the progress 0 commerce. ib. 1739. 8. u. b. Anderson T. IX. 

17) The Atheniad pabl. by Ms. Halsay. Lond. 1787. II. 12. 

18) The Epigoniad. Lond. 1757. i2. 4769. &. f. Month)y Rer. 
T, XVII. p. 228 

19) Poems. Lond. 1762. 4. 1769. II. 8. Britannia, im XX books. 

. on. 4 pe day of jadgment, ib. 1759. 8. (Dentſch v. Martini 

1 

0) "Descent into 'hell. Lond. 8. Judgement of the floed. ib. 


2 Calvary er the death of Christ, a poem. Lond. 3910. Il. 8. 
Revolntienhry epick Lond. 1834, 8 
24) Orlando oncesvalles, a poem. Ind 1818. &. 
24) Harold de Burun. Lond. 1835. 
—X Lond. 1838, 8, f. St. f. ð eit. d. Zul. 1838. nr. 6619. 


\ $. 636. 

Was nun das eigentliche Lehrge dicht anlangt, fo freit 
bieſes wenigſtens, das artiſtiſch⸗materielle Genre deſſelden, 
ſehr oft in das des beſchreibenden Gebiels herüber. Te 
Erſte, der bier genannt werden muß, if der Friedenbrichter 
William Somerville aus Elſton (geb. 1692, ge. 
1742), der die Jagd, das Wild und bie Hunde beſang). 


Engliſche Poefle. Lehrgedicht. 414 


De ſchan erwaͤhnie Maler John Dyer (1700—58) fudts 
ſih einen noch weit weniger poetiſchen Stoff, den Nutzen der 
Bole und Schafzucht, und wandte denſelben auf ben Gewerb⸗ 
Beh an?).- Sa James Brainger?) (+ 1757), der Ver⸗ 
ſaſer einer gelungenen Ueberſezung des Tibull (1759), ber 
ſcich fogar. den Bau und den Gebrauch des Zuderrehrd im 
tum langen Gedichte von 4 Büchern. Darım war au 
Biliam Mafon. aus Kingflon upon Hal (172597), 
ber belannte Bekaͤmpfer des Sklavenhandels, in feiner Apologie 
md Theorie der Engliſchen Gartenkunſt (1772—87), einem 
ſchen des Stoffes wegen weit dankbareren Gegenſtand, den er mit ſei⸗ 
nem großen darſtellenden Talente elegant genug durchfuͤhrte, glͤcklicher. 
Er bediente fich der reimlofen Jamben (blank verses), welde 
(don bei Philips von den Gritifern heftig getadelt worden waren, 
die er aber zur Darſtellung von Naturfcenen,. die ihm auch am 
beiten gelangen, für fehr geeignet hielt). Schon mehr ins 
Yilofophiihe Genre fpielt der Arzt John Armflrong’) aus 
Gafleton (170979) in feiner ebenſo einfach eleganten als 
geiſtteich⸗ wigigen Diätetif (the art of preserving health), die 
ihn edenfo viel Ruhm als feine fehlüpfrige Ecanomy of love 
Tedel zuzog, welche lehtere er darum ſelbſt aus der nachmaligen 
Sommjung feiner witzigen Schriften. ausließ. Reben erflerem 
verdient feines Kollegen Erasmus Darwin‘) aus Glton 
(1732 — 18092) didactiſch⸗deſcriptives Gedicht, der Botaniſche 
Garten (1731 92), eine ehrenvolle Stelle; leider IR er ner 
ein Bart dee falten Verſtandes und der fleißigen Gelehrſamkeit 
glei feiner berühmten Zoonomie, übertrifft - aber noch bei 
weitem den erfi nach feinem Tode erfhimmenen Temple of nas 
tare. Auch einiger komiſchen Epopoͤen will ich bier gedenken, 
unter denen, außer Somerville's Hobbinol, Sohn Gay's 
aus Devonſhire (1688—1732)7), deo beflen Fabeldichters, 
im England beſaß, Trivia or the Art of welking in ihe 
streets of London (1715) obemanfeht. und fehr viel gemuͤth⸗ 
lite Satire in ſich ſchließt; auch fein befchreibennes Gedicht, 
rural sports, {ft nicht fohlebt, und feine komiſchen Soylien, 
Ike Shepherds week, find mit Unrecht in Vergeſſerheit gerathen. 
Eowper’s balladenartiges kbomiſches Bediht, „John Kilpin, 





a0 Cngübe Pacfe. Safegeick 


aehört feiner Form halber nit hierher, und Churailt’s 
Bussted gegen die damaligen Rieblingefsaufpieler gerhäte, iR 
mche Satire als komiſches Eyes. Daffelde iR der Fall wi 
James Bramfon’s foöſtlicer Parodie auf Horagmd Am 
poetica, die Politikꝰ). Dagegen gehört der leider zu früh wer 
ſtorbenen Miß Mary Bennington” (1734 — 89) 
Parodie von Bhiliys glänzendem Pfennig, ver Kupferheller, fen 
cher bieches, beſonders aber der noch zu nennende Hawlint 
Browne’) mit feiner Tabakspfeife, in deren 6 Gefängn 1 
tbenſoviele Dichter ſeines Vaterlandes (Cibber, Awbr. Beiliy, 
Thomſon, Doung, Pope und Swift) nachahmend parodirt. Und 
Matthew Green's aus London (1696— 1737), Spleen, we 
er durch ben Gontraft beſonders Effect macht, if bier zu erwähnen. 
Auso nenefler Zeit nennen wir befonderd den befannten Grit 
Biltiam Bifford'?) aus Afpburten (1756— 1826), gegen 
ſchlechte Dichter und Dramatifer gerichtet, obgleich auch Goombe’®, 
Der fih unter dem Namen Syntax verbirgt, Arbeiten nid 
ohne Attiſches Salz find). Was nun aber das eigenilide 
philoſophiſche Lehrgedicht anlangt, fo hat dieſes ſeinen eifer 
an Edward Poung?) aus Upham (1681 geb.) gefunden. 
Er debuͤtirte (1792) mit feiner Epiſtel an Lord Landédowne, 


einem politiſchen Gedichte, worin er die von der Königin Im 


verfügte Gmennung von 12 Pair reMifertigte, Dann. folgl 
(1718) fein Juͤngſtes Gericht, das nidt ohne großartige Stel 
ion iR, obwehl er Alles dur feine darin angebrachte Apotheoſt 
der Königin Anna, Die voll niedriger Schmeichelei war, werden 
Bixen Rachfolger Georg 1. fang er mit einem pomphaften Pr 


neguriud am, und dann vergingen 20 Jahre, in denen dm 


Marge fhiechter kriechender Selegenheltsgebichte an vie Könltt 
umd ihte Kinifter leoließ, obwohl in diefe Zeit feine mit 
mäßige Peraphrafe des Hiob (17 10) einestheils und feine Abm 
Gerihmien. Satiren andererfeite, bie er unter dem Namen I 
‚Mubmjud, eine allgemeine Leidenfcdaft”, publleirte, und fenit 
föiner Watton pweiſelsohne einen der: beften Verſuche in dieſem Gent, 


deren Bauptverbimft Geit und trene Sittenſchilderung And, lieſere, 


fallen, Mittlerweile war er Pfarwokar zu Wellwyn geworden, 
und aid ou bier viel haͤuslichen Kummer amerufichen Jane (M 


Engliſche Poefie. Lehrgedicht. 417 


vater feine Stieftochter und ihren Mann zwiſchen 1736—40 
und feine Srau 1741), fo fuchte er Troft in der Poeſie und 
bihtete zwifchen 1741 —44 feine weltberühmten Nachtgedanken, 
Die gleichwohl viel von der manierirten Geſchmacksloſigkeit Dry⸗ 
dens an fi tragen und durd ihre oft zu fehr "hervortretende 
gelchriiudierte Emphafe, ihre ermüdend langen Bilder und ihren faſt 
träamerifchen Predigton den Lefer mehr betäuben, als feine Sym⸗ 
yathie für den Echmerz des Dichter erweden. Indeſſen kommt 
Keiner ihm glei in der großartigen Kraft, womit er den Tod, 
De dunkle Ewigkeit und die Vernichtung alles Sterblihen ſchil⸗ 
dert, er fherst mit dem Senfenmann wie die altdeutſchen Maler 
des Todtentanzes, und erläßt - feinem Lefer fein Bild deſſelben, 
ft es auch noch fo widrig und abfloßenn. Dadurch erreicht 
er aber auch den Effect, daß der Lefer gleih den Kindern, die troß. 
dem, daß ihnen beim Anhören der Gefpenftergefhichten die Haare 
zu Berge fiehen, fie doch gern hören, wider Willen von ihnen 
fortgerifien wird und nicht eher ruht, als bis er alle dieſe Katakomben 
mit ihren Schrednifien durchwandelt bat. Erflarb 1765 tn feinem 
SAfen Jahre, nachdem er noch einige weniger bebeutende Ars 
beiten zu Stande gebracht hatte Bon Alenfide if ſchon die 
Rede geweſen, daher erwähnen wir bier noh John Ogil⸗ 
ste’6") Providence in drei Buͤchern (1762), worin er 
die Allegorie für das Lehrgediht zu Hülfe nimmt, dabei aber 
aub den ganzen Bombaſt und die Leberladung derſelben mit 
himeinträgt und fo überall dunfel if. Glüdliher war ber 
Miscedamvihter William Hayley’‘) aus Chicheſter (1745 
— 1820), denn feine poetifhen Abhandlungen über Maleret, 
Geſchichte, epiſche Poeſie ıc. erhielten eine Popularität, die man 
eigentlich nicht begreift, da elegante Einfleivung und oft übels 
angebradter Bitderreihthum und gereimte Profa fih allein noh 
nit zu poetiſchen Muſtern erheben koͤnnen. Er gehört hierher 
wegen feines Triumphs der Gharacterfeftigfeit (Triumphs of 
Tempes), worin er in der Geſchichte der Serena auszuführen 
fucht, welches Blüd ruhige und feſte Befonnenhelt des Characters 
zu gewähren vermöge Zur älteren Manier kehrten Henr y 
James Bye”) (1745— 1813) in felnem Progress of 
refinement zurüd, worin er eine Gefchichte der Cultur felt dem 
Gehße, Banden d. Literärgeſhichte. W. 27 


.— — — — 


aus Engliſche Pose. Lehogſicht 


Urfſorunge der Geſellſchaft zu gehen verſucht. De mh ww 
waͤhnende Robert Dods ley aus Mandfield (+ 1764), ie 
auch ein beſchreibendas Gedicht, the agriegiture, hintllef, ge 
hört hierher wegm feines art of prencking, im eigemiligen 
Predigtone geichrieben, ferner der Novellit Samuel Zadien 
Prattie) (1749—1814) mit feinem gegen den Sclevenbandel 
gerichteten Huymanity ober den Rechten der Natur (1788) we 
feiner Sympsihy (1807), mit welchem erſteren man Mont 
apmery’s) zu gleihem Zmede geſchriebenen Geiste I 
Berbinbung bringen fann, und Sohn Brown?) (1715 —66) 
Bicar zu Nepcaſtle, mit ſeiner Nachahmung der zweilen Sein 
Boileau’s, ober „nam Menſchen“, worauf ee (1750) feinen Id 
lichen Verſuch über die Satire (1751) und fyärer fein Groidt 
über die Frejheit (1768) folgen lich, Auch der Shots Kr 
bert Wlair?!) aus Ehinburgh (1690 —1746) muß hie m 
wähnt werben, deſſen didactiſch⸗ religiöſes Epos, he gratt 
sol ernfer Wahrheit und wit einer fo harmoniſchen (legen 
rer Epracht geihrieben if, daß dieß den häufigen Abrrud dei 
ben erklaͤrlich macht. Go unbedeutend im Banıen des Quäted 
John Scott aus Permondfep (1780-8377), der, mil e 
296 Dürfen Amwell, wo er den größten Theil feines Lehm? 
binhzacıte, in fehr vieles fsiner Gedichte feierte, gewoöͤhnlich de 
Dichter von Amwell gmannt wird, didactiſch⸗ beſchreibende Rochus, 
+ ®. Amwell, Essay on painting x. find, fa auggesiäne IR 
dagegen Englanps befter Gpifiolograph William Gowper”) a 
Great Berkhamſicad in Hertforhfhire (geb. 1731, farb im Hapıfer 
1800), ber in fofern zu Haylsy einen Gegenſetz bilder, ala dieſer, ar 
fange vergöttert, feinen Ruhm nad üͤberlehte und ieht fah mr 
geffen it, Cowper, Der aber hei feiner Lebenszeit faR gar nid Ir 
achtet ward, jetzt zu ben Liehlingspichlarn feiner Nation gehört. Un 
ter feinen Arbeiten gehört vorzüglich fein Tirecinigm bi, 
worig ex das damalige Schulwalen einer Arengen Grisit untmwirlt, 
weniger IR dieß wit feinen in gereimten Werfen abgefaßten Gpikch, 
Tabje tgik zc. genaunt, der Bad, die, abgefeben von der Beim 
eigentlich rein proſqgiſche Unterſuchungen find, noch weniger aber wi! 
ſeinem Task oher Gophe, einem ziemlich langen Gedigt in 1060 
ſaͤngen, und mehr jm Thowſon'ſchen Style gehalten. Obgleich Ir 


Eguiſche Prrfie, Lebegebicht AL 


eieniliqe dichteriſche Bhantafle abgeht, fo IR er doch durch umd 
ware voll Gefühl, und überall yigt er A als Areng reslihen 
Behrkeliäfreuun, und in feinem zum Schupe der Thiere gegen 
De menſchliche Grauſamkeit gerichteten Gedichte können wir feine 
von dem Ernſte des Begenflandes bedingte Begeiſterung nit 
gung bewundern. AMuch der Bädersichn Willem White⸗ 
her”) (1715 — 84), der es nah Gibber bis zum gelräuten 
Heſtichter (1757) brachte, Darf nit vergefien werben, Denn 
abgeichen von feiner trefflichen Ode auf bie Tiber und yon feinen 
Heroiden, verdienen feine Epiftel über die Befahren des Verſe⸗ 
wachens, fein Verſuch über das Lächerlibe (1748) und fein 
Bodebart, worin er die misgearteten Sitten feiner Zeit laͤcher⸗ 
ld macht, eine ehrenvolle Erwähnung So bedeutend ſeines 
Romensvetters, des Schneiderſehns Paul Whitehead?) aus 
Eondon (1709 — 74), fatirifhe Gedichte, the state dunces 
oder die polltifchen Dummföpfe (1733), feine Manners, worin 
ſe geradezu Die Verſaſſung und die Regierung feines Vaterlan⸗ 
des an den Pranger Rellte (1739), und feine Gymnasisde 
(1744), eine ſatiriſche Apologie des Boxens, find, fo unbeden⸗ 
imd ſind das didactiſche Gedicht om the enlargement of mind 
x Ddendichters Sohn Langhorne (geb. 1785 zu Kirlby⸗ 
Sichhen in Weßmoreland, ge. 1779)2), und die in ber 
Erache hoͤchſt uncorrecien ZTrößungen der Bibel des blinden 
Sksttiigen Dichters und Geiſtlicen Thomas Bladiod”) 
ws Annan in Dumfries (1721— 91), eines Manrerfohne, 
bein Beneguricus auf Broßbrisanien übrigens nicht ohne fatirifhen 
h und deſſen goifche Ballade in vier Befängen, Graham, 
belanntlich von Walter Ecott benupt worden iR. Der um 
Küdlihe, neulich bei uns duch Bupfow auf die Bühne ger 
bradte Kihard Savage”), der uneheliche Sohn der Graͤfin 
Amme Maccleoſield, nachherigen Oberſtin Breit, und des Lord 
Rwers (1697 geb. in Bor Eourt Holborn, gel. 1743), bes 
lannt durch feine unausgefepten, aber ſtets vergeblichen Verſuche, 
von feiner unnatürliden WRutter anerkannt zu werden, einer ber 
otiginelſten Dichter, den England jemals befefien hat, gehört 
eigentlich, abgeſehen von feinen bramatifchen Arbeiten, mehr dem 
beſchieibenden Gente an, allein ſein Wanderer, fein an feine 








420 Engliſche Poefe. Lehrgedlcht 


Mutter gerichteter Bastard und fein ſatiriſches Gemälde vor 
London und Briſtol koͤnnen mit Recht auch hier eine Stelle 
finden und haben durch ihre wundervolle Kraft, bie Originalität 
der darin niedergelegten Gedanken und feinen wahrhaft einigen 
Styl ihm ein unvergängliches Denkmal geſetzt. Gewöhnlid 
zieht man au Lord George Lyttleton?) aus Hayly in 
Worceſterſhire (1709— 73) hierher, wegen feiner aus ee 
Nachahmung Luciand hervorgegangenen 25 Todtengefpräde, die 


fowohl eine Fortſetzung als eineNahahmung von unbelannter Had 


erfahren haben, übrigens aber nit von ihm allein berrühte, 
fondern theilweife von feiner Mitarbeiterin Mrs. Montags 
(Eliſabeth Robinfon, 1720—1800). Seine vier Efiogm, 


the progress of love, ermüden durd Künftelei und Affectarion, 


feine Epiſteln aber find gelungener, und feine durch den Kumma 
über den Tod feiner Gattin (1746) hervorgerufene Monody Ül 


ein Meiſterſtuͤck der melancholiſchen Poeſte. Während Robert 


Lloyd”) aus Weſtminſter (1733—65), der feinem liederlichen 
Freunde Churchill bald nadfolgte, durch fein treffliches ſatiriſcket 
Gedicht, Ihe actor, den Worläufer von Churchill's Rosciade, 


mehr in das Gebiet der Satire gehört, obwohl feine ihrer vielen 
- localen und yerfönlichen Anfpielungen wegen jept füwer m 
verfiehenden Gedichte fih durch gemüthlihen Humor und 
feinen Geſchmack, verbrauchten Bildern und Gedanken field ein 


neue Intereffante Wendung zu geben weiß, auszeichnen, fehrtt 
Gilbert Wen?) (1706—55), der aud in einem halb die⸗ 
matiihen Gedichte mit Chören die Stiftung des Hoſenband 


“ordend befang, in feiner „Erziehung“, fowie in feinm 


„Mißbrauch des Reiſens“, fowohl was die äußere dom 
als den Inhalt betrifft, zu Spenſer's Manier zurüd, Or 
. fungen find auch Samuel Boyfe’8%) (1708 — 49) Gr 
dicht über die Gottheit und des Irländers Henry Broofe (1706 
—83)2) Theorie des allgemeinen Schönbeitshegriffee, des 
wigigen Ehrifiopher Smart (1722 —70)* Ewigkeit, In 


ermeßliches und hochſtes Weien, des befannten Raturforiderd 


Benjamin Stillingfleet”) (1702 — 71) Unterſuchungen 
über die Unterhaltung, welche jedod) von feinem beſchreibenden Gediätt, 
das Erdbeben, übertroffen werden, Walter Harte’s (1700 





Englifche Poefie. Lehrgedicht. 421 


— 174) *) Verſuche über die Satire, über die Vernunft (bei dieſem 
hatte Pope mitgeholfen) und über Die Malerei, in denen allerdings mehr 
guter Geſchmack ie poetiſches Talent enthalten iR, Sir Charles 
Hambury Williams”) (1709— 59) Fortſchritte der Unzus 
friedenheit, ein fehr originelle Werk, und Hawkins Bromne’s 
(1706—60) Berfuc über das Zeihnen und die Schönheit. John 
Silbert Cooper (1723— 677°) verdanfı feinen Ruf nicht der 
ſchwachen Nachahmung Afenfives, die er in feiner Macht ber 
Harmonte zu geben verfuchte, fondern feinem Grabe Shakſpere's, 
einem Gedichte von hoher lyriſcher Meiſterſchaft. Auch gehören 
bierher der gute Balladenvihter William Julius Midle, 
ein Schotte (1734 — 1788)”), der berühmte Ueberſetzer des 
Camoens, wrgen feines moralifchen Gedichte, die Vorfehung, 
fowte fein Landsmann David MallerY, genannt Mals 
(od, aus Grieff in Perthſhire (L700- 65),. defien Balladen 
nidt weniger berühmt find, wegen feines Verſuchs über bie 
Hterärifhe Critik, der jedoch durch fein Im Style Thomfon’s 
geſchriebenes Inrifch- befchreibended Gedicht, Ihe Excursion, in 
Schatten geftellt wird. Unter den neueren didactiſchen Dichtern, zu 
denen ich die fogenannte fataniſche Schule eigentlich nicht rehnen mag, 
gehört hierher der noch weiter zu befprechende George Erabbe 
aus Aldborough in Euffoit (1754—1832)*), defim Ge⸗ 
dicht über Die Hoffnung ſich beſonders vor feinen übrigen Dicht⸗ 
ungen auszeichnet, die fa burdgängig an dem Hafen na 
Darſtellung menfchlihen Elends und Verderbtheit leiden, wobei, 
der Digter fih übrigens nicht einmal von Uebertreibungen frei 
erhält. Gleichwohl übertrifft ihn noch bei weiten Tho⸗ 
mad Gampbelt”) aus Glasgow (1777—1844) in feiner 
Bearbeitung deffelben Stoffes, die mit ebenfoniel Begeiflerung 
und Gefühl, als Reichthum und Vollendung der Diction ges 
ſchrieben ift, und vielleiht nur daran leidet, daß er allzuviel 
Sorgfalt auf die Correctheit verwendet und aus allzugroßer 
Aengſtlichkeit den Flug feines Genies zu fehr gezügelt hat. 
Den Beſchluß made das mit Recht wahrhaft voltsihümlih ge« 
wordene Gedicht des Diffenters Robert Pollock aus Muir⸗ 
houfe in Renfrewfbire (1799—1826) in ungereimten Jamben, 
the course of time”), | 


433 Engliſche Porfie. Lehegedicht. 


4) ©. Johnson T. III. p. 1662q. The chace. Lond. 1757. 8. Hob- 
binol or the rural games, a burlesque poem. IV ed. ib. 1757. 8. ıb. 
1813. 4, Poemas. ib. 1776. 1772. & 

2) The reins of Rome. Lomd 1740. 4. Poems, viz.: ©rongar- 
Hill, the ruins of Rome, the fleece, in four books. ib. 1761. 8. 

3) The Sugar-Cane. Lond. 1764. 4. u. b. Anderson T. X. 

4) Poems. Lond. 1759. 8. York 1796. II. 8. Isis, an elegy. 
Lond. 17%. 4. Theenglish gerden, apeem. Lond. 1772. 4. ib. 1 
12 w. comm. vr W. Burgh. York 1783. 8. Works. Lond. ißli. 
4816. IV. 8. cf. Cary Liv. of Engl. poets. p. 190 sq. 

5) The art of preserving health, a poem. Lond, 1744. 4. w. ı 

it. ens. by Aikin. ib. 1795. 8. Poetical works. Edinb. 1781. 8. 
nd. s. a, 8. u. b. Anderson T. X. The economy of love. Lond. 
1738. & f. Cary p. 93 sq. - 

6) The kotanie en, a poem. Lend. 1789-91. 1800. I. & 
(Zoonomia. Lond. 1794. Il. 4. 1801. IV. 8. —— ar the phil- 
sophy of agriculiure and gardening. ib. 1800. 4.) Poetical works. 
» 1806. MI. 8. The temple ef nature. ib. 1003. 4. cf. Edinb. Ber. 

. DI. p. 491 2q. Cary p. 260g. 

7) Fables. Lond. 1727—38. II. 4. ib. 1775. 8. Newcastle 1779.8. 
Ckiswick 1813. 8. Poems. Lond. 1775. I. 8. The shepherd’s week, 
in six pasterals. Lond, 1721. 8. ©, Hirſching Wb. II. 1. p. 331 2q. 

8) The art of politicke, a poem. Lond. 1729. 8. u. b. Dodsley 
Coll. of poems. T. I. p. 262 sq. The man of taste, occasioned by 
en epistle ef Pope’s on that subject. Lond. 173. fel. 

9) ck. Account of her life from her Ms. Lond. 1821. 8. 

10) Poems on various subjecis, lat. and engl. Lond. 1768. 8. 
De animi immortalitate poema. Lond. 1754. 4. Salisb. 1833. 8. 

it) The Spieen, and other poems by J. Aikin. Lond. 17%. 8. 


18) The Bavisd and Maeviad. Lond. 1800. 12. ©. Chamber, 
Gyeh T. II. p. 292 sq. 
13) Tour in search of picturesque. Lond. 1813. III. 8. English 
dance of death, ib, eod. II. 8. 
. 1) Works. Lond. 1757. IV. 8. 1768. VL 8. 1768. IV. 4, 179 
1m. ur. 8. Night- Thoughts. ib. 1741 aq. w. net. ib. 1801. Il. 12 
1797. 4. u. Öft. Weberf. Werke, deutſch. Mannh. 1784. III. 8. Klagen ob. 
Nachtgedanken, engi. u. beutfch m. Anm. v. Ebert. Lozg. 1790-9. V. 8 
im Verem. d. Urſchr. u» Gr. v. Benzel⸗Sternau. Frifi. 1825. 8.0 EL» 
Sobembauß Gaffel 1844. 8. Der Halbmenfh oder das Mobeleben a. d. 
gl. d. Brudbräu. Augsb. 1838. 8. IE A. ebd: 1840. 8. cf. Weimar 
ga Q. HI. p. 601 sg. ©. IV. p. 832. Journ. all. Journ. 1386. 6. 
. p. 117. Baur Lebensgem. Sb. III. p. 422 4q. Bell, Brit. Poeis. T. 
11. p. 527 ag. Johmson T. IV. p. 337 sq. 
46) Hona, a poem in serem. hooks, ill. w. a map of ihe Hebri- 
des and engrav. Lond. 1777. 4. The previdenze. ib. 1772. 4, 


16) ©. Cary a. a. D. p. 317 aq. Poems and plays. Lond. 118 
8 


17) The progress of refinement. Oxford 1783. 4. Poems. ib. 
1781. 1.8 


18) The Sympathy and other poems. Kond, 1807. 8: 


Engliſche Poefle. Seheaeuidht. 433 

#0) Poems au abolition df the Htäte tisde. Lönd. 1 4. 
at Bon einem m gnbern John Brown ift die Psyche or the soul 
8. Won unſern Dagegen : The öughts on evil 


irn, —— "and faction. grad, 1765. 0. Eosay on 
1751. Essay om man. ib, 1750. 8 


wi The Brave, a, poem. Lond. 1756. 8. altered into rhinss: fe 
wtich is added u s eis w. not, 53 rem. i ib, 1790.89. transp. 
inte mymo by & ekiey. "Lond. 183 
2) Poems. Lond. 1782. 8. The on 8* mourning; & pocht} 
sans smaller pieces. ib. 1817. 8. 


3) Ts scompflaint, a poerk. Lond. 1820.8. Poetas. Lotid. 
1188. 11. 12. 1708. 8, 1605. II. &, Poems Ww: h, pesthum. poetty and 
a skeich of his life by J. Johnson. Lond. 1815. III. 6: Johe Gilpiun, 
a ballad, Lend. 1783. 8. The task. ib. 1784. 6. Tiroeinium or or & re- 
riew of schoels. — The life an Ds rings yw 


ey, Loud. 1803. IH. 4. 0 ater 1803 . Lond, (869. 
& Private corre * Hg Men, ea 11.8. G. a. Edink, 
Her. T.ILp em. of the early hife written 


by himself. "1 Lond: — — * b. zit. d. YHusl. 1840. p. 493. 
Eänb, Rev. T. LII. p. 431 u. mu p. 


20 Plays and poems. Lond. 1774, * 


3) Bis poems and miscellaneons com itions w. explen. not. 
ea his writings and his ‚life 3* homson. Lond. 1777. 4. 
The Manners, a satire. ib. 1739. —* Recht hübſch iſt von Richard 
Bhitehea d The 2 a poem. Lond. 1831. 8. 


2%) Works. Loud. 1766. II. 8. 1802. II. 12. 


M f. Oruber Web. b. Aeſthet. Bd. I. p. 674 sq. Poems. Edink, 
1746. (754. 17985. 1756. by Spence w. the Tife of Ihe auth. ib.1756. 8. 


18) &. Johnson T. III. p. 171 sq. Works, w. his memoirs by 
$. Johnson. Lond. 1777. 18. 8. 


] Works . Lond. 1776. IV. 8. Disiogues of the dead. Lend. 
11.8, An additionel dielogne between Pericles and Aristides. 
ib. D m 6. XVII new dfalogues of the dead. ib. 1762. 8. G. Jahtı- 
sa 7T I. P- 4,0 4. 
%) Werks. Lond. 5776 II. 8. u. b. Audersew T. X. 


3) ©. Johnson T'. IV. p. Mi 24. — Poems onseveraloccasions. 
Lend. 1766. III. 12.0. b. Anderson IX. u. XII. 


—8 The deity. Lond. Ed. III. 1752. 8. Albions Triumph. ib. 


83) Poetical works. Lond. 1773. 4. ib. 1782. 4. 
34 Poems. Lond. 1763. 4. Works. Lond. 1791. IT. 12. u. b. An- 
derson T. xl. | 


, s) Miscellanesus trects. Lond. 1739. 1702. 1791. 8. Works and 
üfe of B. St. by 6. Coxe. ib. 1511. IU. 8. 


,%) Poams on several o Lond. 1727. 8. An essay on 
* ey on the Dual. ib, 1730. 8. An essay On reason. 


424 Englifhe Poeſie. Satire. 


37) Odes. II. Ed. Lond. 1780. ib. 1785. 8. Works, pabl. by H. 
Walpole w. not. Lond, 1822. III. 8. 


38) The power of harmony. Lond. 1745. 4. Poems om several 
subjects. ib. 1764. 8. 


23 39) Poems and a tragedy. Lond. 17%. 4. f. Cary 0. a. D. p. 
ag. 


40) Works. Lond. 1759. III. 86. Amyntor and Theodora or ihe 
hermit, 2 poem in three cantos. Lond. 1747. 4. ©. B. a. b. Ander- 
son ® ®. 


41) Poetical works with his letters and journsis and his life 
by his son. Lond. 1834. YIII. 8. 1836. VI.8. {.Edinb.Rev. T. XVI. 
En "7. X. p- 118. u. üb. ſ. Verh. zu Wordéewort h. ebb. T. 
. p- 131 a0. 


42) The pleasures of hope, Lond. 1803. 4. Gertrude of wy» 
ming and other poems. Lond.1816. 8. Theodoric and other poems. 
ib. 1824. 8. Poetical works publ. by Turner. ib. 1828. 1834. II. 4. 
u. in d. Works ofRogersetc. Paris 1829. 8. ſ. Edinb. Rev. T. XLL 
b 271 sq. XIV. p. 1 2q. Mag, f. d. Lit. d. Ausl. 1842. or. 25. Gil 

lan a. a. ©. p. 257 sq. 


43) ©. Gilfillen, Gall. of lit. Portr. p. 320 sq. The course of | 


time, a poem. Edinb. 1827. II. 8. 


$. 637. 


Während den vorigen Abſchnitt hinfichtlih der Satire 
ein trotz feiner einzelnen Fehler im Ganzen großer Diet, 


Alerander Pope, geſchloſſen hatte, beginnt dieſer mit dem 
bebeutendften Satirifer, den England je gehabt hat, mit Jo⸗ 
natban Swift. Allein wir fünnen nict eher von ihm fprtr 
dien, als bis wir dem Arıt Sohn Arbuthnot!) aus Arbuth⸗ 
not in Kincarbinefhire (geb. 1670), Swift's und Pope's ver 


trautem Freunde (+ 1735), bier eine Stelle vergonnt be 


ben, ihm, dem Swift die Ehre zugefteht, daß er die Ironie zur Haupr 
ſache in der Satire erhoben habe, obwohl er ſich felbft das Verdienſ 
vorbehält, fie vervollkommnet und eigentlih erft richtig an 
wenden gelehrt zu haben. Er hat eine ziemlike Anzahl ber 
artige Schriften hinterlaffen, die fämmtlih von feiner Yin 
zeugen, mit Lachen die Wahrheit zu fagen, ohne Jemandem 
webe zu thun. Am wigiaften iſt fein Commentar zu Gullivers 
Reiſen, und durd den unter Swifl’6 Namen herausgegeben 
Roman John Bull hat er bekanntlich den Grund zu diefer ſelt 
jener Zelt fortwährend als Spottname des ganzen Vokes gel: 
tenden Dezeihnung gelegt, Was nun Swift?) ſelbſt anlangl, 








Englifche Poefie. Satire. 425 


fo war er 1667 zu Dublin geborm, widmete fih dem 
geilichen Stande, befam die höchſt einträglihe Stelle ale 
Deckant zu St. Patrid in Dublin und farb - wahnfinnig 
1745, wozu der Tod feiner Frau, die er in feinen Gedichten 
als Stella verherrlichte, nicht wenig beigetragen hatte. Er hat 
eis Tüngling ein fehr leichtſinniges Leben geführt und ſich darin 
gefallen, auf feinen Reifen mit den gemeinften Leuten umzugehen, 
und, um ihre unfläthigen Geſpraͤche recht zu genichen, die uns 
anſtaͤndigſten Orte beſucht; dieß macht es erflärlih, warum ex 
ig feinen Schriften meifend fo obfeön und unfittlich erfcheint, 
Des edeln Zweded wegen müflen wir feine Vorſtellung wider 
bie Abſchaffung des Ehrikentbums zuer erwähnen, worin er 
die Menfhen dur Lachen zur Religion zu führen fucht, im 
Gegenfaß derer, die fie durch Lachen davon abwenbig zu machen 
fh befiteben. Sein berühmteftes Wert, das ihm von Selten 
Voltaire's den Beinamen des Engliſchen Rabelais eintrug, find 
jedoch Gullivers Reifen, einer der in jenem Sahıhundert 
fo beliebten imaginären Reiſeromane, wortn er England ale 
Liliput, Frankreich aber als Blefuscu lächerlich macht, während er 
den tritten Theil dazu anmwındet, die Ehemiler, Dathematiter, Mes 
&anifer und Erfindungsprojectenmadher mit fcharfer auge zu 
wafcdhen, was immer noch mehr zu entſchuldigen if, als fein 
im vierten Schelle, der Reife nah Houyhnhme, ausgeſpieener 
zafender Menſchenhaß, der ihn zu den ungerechteſten Präfums 
ttonen veranlaßt. Höher eht eigentlich fein praͤchtiges Maͤrchen 
von der Tonne, worin er nicht das Chriſtenthum, fondern nur 
die Tyrannei und Heuchelei der Prieſter und pietiſtiſchen Kopf⸗ 
bänger angreift, aber weder den Papfl (Peter), noch Luther 
(Martin), noch Calvin (Jack) ungehubelt läßt. Ausgezeichnet 
iR auch feine Bücherſchlacht In der St. James» Bibliothek, 
werin er gegm Wotton und Bentley, die Vertheidiger ver 
Neuern, zu Felde zieht . und fie natürlih ad absurdum führt. 
Trefftih iR fein Unterricht für Bediente, worin er die Schlectig. 
keit derfelben als Kenner ſchonungslos aufdeckt, allein mit feinem 
„Borfdlage, wie arme Kinder ihren eltern ferner nicht mehr zur 
Laſt gereichen, fondern dem Vaterlande nützen können”, kann ich 
mich nicht einverſtanden erklaͤren, denn es liegt doch zuviel Mas 


426 Englifihe Porfe. Sacire. 


liee in dem Gedanken, Deitellinder zu maͤſten un» fie an Geß⸗ 
wirthe ud vornehme Leute a verkauſen, damit dieſe fie aten 
oder in Eſſig legen, oder auf andere Weile zum Verſpeiſm fin. 
nen zurichten laffen. Lieber wie fünf ſatiriſchen Stadtellogen der dady 
Mary Wortley Montagu?) (1690--1762), dam Pode 
eine ſechſte binzufägte, worin ſich eine Dame über ihre dwä 
bie Dlattern verlerengegangene Schönheit befchwert, Tamm 4 
fürger fein, benn nur bie zweite, worin zwei Dandy's über an: 
aeblih von vielen Damen erhaltene Guuſibezeigungen prahlen, IB 
gelungen. Der bitterſte Gatirifer in diefem Abſcnin IR dei 
liederliche Charted Churchil l) aus Weſtiinſſer (1731 
64), der jedoch feine eigenen unſittlichen Rachibelufigumgen 
in ſeiner Nadt (1760) beſchoͤnigt, während er in feinen Brick 
en Hegarth (1708) viefen trefflichen Mater, und in ſeine 
Meschede (1764) die Ausartung der Engliſchen Schauſpiellunſ 
und ſogar Garrick au den Pranger fickt, ja foger in ſeiner 
Meiſſagung des Hungers die Niedertraͤchtigkek begeht, den Soer⸗ 
ten. ihre Armuih vormwerfen. Beſſer Ans fein Autor (1763), 
fein Gefſpenſt (1763), eine Verhoͤhnung des Beiftetglaubent, 
in Vuiler's Manier, wobei er auch Johnſon als Pompose blamitt 
fein Parlamentscandidat, und die Zeiten, ein wahrhaft ſchreckichet 
Brmälze, mit dem ſchwarzgalligen Piuſel eines Perſius entwerfen, 
Dagegen If fein Gotbam eine heitere Satire auf die Gebreden 
feines Baterlandes, das man unter diefem Engliſchen Saoͤppen⸗ 
Räbt zu verfichen hat. Doung’s Satin in Diſtichen fin 
zwar wipig, aber doch zu fehr epigrammeneriig, und well Re 
ſich alle um. einem Gegenſtand, vie Ruhmſucht, drehen, ermüden 
Be. Beſſer iR Michael Smith’) unmastirtes Chriftenthum, 
worin er mit der Laune eines Butler gegew alle Pietiſten, Un⸗ 
gläubigen und Freigeiſter zu Felde sicht. Samuel Johnfon‘) 
vereinigt Juvenalo Sein mit Nope's Harmonie, und fo Mm 
fein London (nad Juvenals Sat. 15.), gegen die verborbenen Elm 
des Stadt gerichtet, feine Eitelkeit der menſchlichen Wuͤnſche (nad 
Jun, Sat. X,.), des Modeherr, die Modedame und die Rot 
noch heute angenehm. zu Iefen, wenn auch in einzelnen Detalle 
jegt unveriändlich, wogegen wieder Goldfmiik’6 Vergeltung 
heute noch ale Meißerküd gelten Imn, Der gleichzeitige Cuth⸗ 


Ensüfhe Poeſſe. Satire. 427 


bert Shaw (1738—71) aus Richmond oder Ravenöworth”), 
ef herumehender Comoͤdiant, dann Journaliſt und endlich im 
af end umgelommen, defim Nichtswürdigkeit fo weit ging, 
daß er in einer Satire, die Berberbniß betitelt, über feine eigene 
treßlofe Rage ſcherzen Konnte, gehdrt wegen feiner ausgezeichneten 
Extirt, te sace, hierher, worin er die Dichter feiner Zeit einer 
cherſe firengen als im Ganzen unpartellfchen Eritik unterwirft. 
Ein weit bebemtendered Talent if aber John Woolcot°), ge 
wihnlich Peter Pindar genaumt, aud Dodbroof (1738 — 
1819), ber aber mehr carrikirt als malt, jedoch eimer ber vorzuͤglichſten 
denocratiſchen Dichter Englands if, die je gelebt haben. Seine 
heſen Urdeiten find die Louſiade (v. louse, Laus), worin er Georg HI. 
m er auch als Haupiperfon in ſeinem (Georgs) Beine iu 
der Brauerei von Wishbread fchildert, laͤcherlich macht, indem biefer 
eme Laub auf feinem Teller findet und dann Miles in der 
Küce zu ſcheeren befichtt, umd feine Satiss auf den Naturſor⸗ 
fer Joſepyh Banks, den er in dem Augenblicke darſtellt, we er 
im Begriff iR, der Academie den Say zu beweiſen, daß die 
Blugen zu ‚dem GBefchlechte der Hummern gehören. Auch der 
Sotmuth ver Maler wird wit Recht Kücherlich gemacht und wie 
im von. den Großen zu Theil werdende unvernünftige Pros 
tetien, worin er befonderd den Amerlcaner Weſt bezeichnet, be⸗ 
ſzenelt. Bon fattrifh » imaginären Proſaromanen gehören hier⸗ 
ha ding gewifien Anonymus, RB. S., Parodie des Robin⸗ 
in Tuſoe, das Beiden und die Abenteuer Peter Willis’), und 
John Kirkby’s'‘) mehr philoſophiſch gehaltene Amalgamation 
des Rodinfom Erufee und des Mablihen Romans Hai En 
Yekdan, worin es ebenfalls einen Süngling, den Sohn eines 
Eeifbruchigen, auf einer wühen Inſel bie zur Mannbarkeit le⸗ 
ben und ale feine Behürfniffe und Kenniniſſe lediglich durch 
ſeinen abſtracten Verſtand finden kaͤßt; leiver iſt das Buch zu 
wenig bekaunt geworden, um eine wohlverdiente Berühmtheit 
m elangen. Unter ben neueren Didtern (dam Didens’ 
in Sterne⸗Fielding'ſcher Manier geſchriebene Romane mödhte ich 
wit hierher Fehen) hebe ich Befonders Thomad Moore 
wegen ſeiner Geſchichte der Familie Fudge in Paris, worin er 
das Betragen der Engliſchen Touriſten laͤcherlich macht, Madame 








428 Enagliſche Poeſie. Satire. 


Hannah More") aus Stapleton (1747 — 1885) wegen 
ihres Bas-bleu or conversation, worin fie eine geiſtreiche Da⸗ 
men» und Herrencoterie, die fi umter dem Borfipe der Damen 
Robinſon und Piozzi und der Herren Greathead, Merry, Bo 
Kon, Parfone x. als Della Crusca School gebildet hatte, ge 
gen die ebenfo unzarten als boshaften Angriffe William 
Gifford's, des Redacteurs des Quarteriy Beview, wiewohl 
fruchtlos, in Schutz nimmt, und beſonders Lord Byron aus 
zeichnen, deſſen Englifche Barden und Schottifche Gritifer (1808), 
worin er fi gegen bie ungerechte Eritif des Edinburgh Review 
über feine Dichtungen auf das Heftige und Beißenpfle vertbeibigt, 
hierher gehören. Weniger gelungen find feine Parodie auf Southey'd 
Leichencarmen auf&eorg III., das Geſicht des juͤngſten Gerichts und 
fein bronzened Zeitalter, aber alle leiden an zu giftiger Galle. Vei 
weiten gemüthlich -heiterer iR Thomas H00d'?) aus Lonten 
(17981844), der aud recht niedliche Liederchen dichtete, in 
feinen komiſchen Taſchenbuͤchern, wird aber an Wis von br 
belannten ſatiriſchen Zeitfchrift Punch übertroffen. 


1) &. Memoirs of the life of J. A., vor ſ. Miscell. works. 17M. 
*56 p- 3 sq. Biogr. Brit. T. I. p. 236 2q. Brit. Biogr. We. I 
p. 32 22 sq. — The miscellaneous Works of J. A. Lond. 1751. 17%. 


2 Remarks on the life and writings of 3. 8. by J. earl ol Or- 
rery. Loud. 1752. 8. (Deutſch. Hamb. u. Epıg. 1752. " Doyu Delan 
Observations up. L. Orr. Rem. ib. 1754. 8. Easey U n the li te 
writings and c aracter of 3. S. by Swift. Lond. . 8. Samm 
v. Leb. a. d. Brit. Biogr. Bd. VII. p- 249 aq. Reit. —*8 Bb. VI. 
p. 149. Tb. Sheridan, Life of J. 8. The VII, ed. Lond. 1787. & 
(Deutih. Hannov. 1795. 8.) G. Monk Berkely, Liter. Relics. Lond. 
1790. 8. p. i sg. Cibber. V. p. 73 4q. Brem. Magaz. 1756. Et. Il. 
nr. 32. Journ. eyelop. 1763. Janv. Ir. I. p. 117 site u Ei 
terkde. 1784. St. VI. p. 1063 4q. Hist. Magaz. 1790. r. p. 95. 
Baur, Lebenegem. Sb. I. p. 75 sq. Edinb. Rev. T. —— — p. a. 
Johnson 111. »- 883 at A Misc. Works. T. Il. p. 1—-%. 
Mezidres T. NY sq. Weber Democritos Bd. a p. 95 4. 
(X. in 12.) Regie in Wachler's Phtlomatpie. Bd. I. P Works. 
Dublin 1735 sq. VIII. 8. w. the life of the au. hr 3. "Hawker 
worth. Lond. 1755. VI.4. ib.1761. XII. 8. 1763. XIV.&. 1784 XIV.B. 
obl. by W. Scott w. a life of the auth., not. etc. Edinb. 181. 
KıX. A S. Gedichte b. Anderson T.V. ueberf. ſ. Sw. Sat. u. 78 

ften v. H. H. Waſer. Zürich 1756 — 66. VII. 8. 3. S. u. 2. A 
le * roſ. Schrift. a. d. Engl. v. Pott. Lpzg. 1798-9. VI. 8. 
a £ ci De v. Kottenfamp. ‚Stattg, 1843. IIL 8. @ull. Reifen 

Nisbed. Zürich 1588. 8, v überf._ &pgg. 1810. IV. 8. 
. es —88 Stuttg. * 4. v. —8 Gtuttg. 4843. 4. v. Ulak 


‚Englifche Poefle. Poetifche Erzählung. 429 


leben. Neiß. 1838-39. IV. 8. D. Maͤrchen v. d. Tonne v. K. Risbeck. 
ah 1787. 8. Aufflärung d. DBebientenmwelt. a. d. Gngl. Zeit. 179. 


3) Six Town Eciogues with some other poems, Lond. 1747. &. 


6. Hirſching Wo. I. 2. p. UA sg. Brit. Theol. Magaz. Bd. I. 
it sq. — Poems. Lond. 1763. 4. ib. 1776. III. 8. w.not. ib. 180%. 

8. 1. b. Anderson T. X. 

5) Christienity unmasqued or an avoidable Ignorauce prefereble 
to comapt Christianity. Lond. 1772. 8. 

6) Loudon. Lond. 1738. 4. The vanity of haman wishes. ib. 
1147. 4. Poetical works. ib. 1787. 8. u. b. Anderson T. XI. Ueber 
ihn ala Dichter cf. Cary, Liv. of Engl. poeis. Lond. 1846. 8. p. 1 sq. 

N Liberty, a poem. Lond. 1756. 8. The four farthing candles. 
Lond. 1762. 4. (eine Satire auf Lloyd, Golman, GShurhill u. Shirley), 
The race. ib. 1766. 4. Nur elegifch iſt fein Trauergedicht auf den Tod 
fine rau: Monmody to the memory of a young lady, who died 
in ehikdbed, with an evening address to the nightingale. Lond, 
1. 4. 4. 

8) The Lousiad, a heroic- comic poem in five cantos. Lond. 
1786. 8. Works. ib. 1794. II. ib. 1746. IV. 8. w. a cop. index and 
some account of his life. ib. 1816. IV. 12. cf. Betgenofe VI. Abthl. 
Iv. P. 8 8q. Public characters. Lond. 179. pP» 205. eutſch. Merc. 
1797. Febr. p. 156 sq. 

9) Life of Peter Wilkins. Lond. 1750. II. 12. u. b. Weber, Po- 
pular Romances. Edinb, 1812. p. p. 201-348. 


10) The life of Automathes. Lond. 1745. 8. u. b, Webern.a.D. 
pP 583-638. 


1)6. Mag. f. d. Lit. b. Ausl. 1834. nr. 122. W. Roberts, Mem. 
öfher life and corresp. Lond. 1834. IV. 8. Works w. not. aud 
3 Rem: of her. ib. 1833 sq. XI. 8. The bas-bleu or conversation. 


12 The plea of theMidsummer fairies and öther poems. Lond. 
187.8, Whims and oddities. ib. 1827. 8. National tales. ib. 1827. 
ll. &, Tylney ball. ib, 183%, II. 8. The epping hunt. ib, 18%. 8, 


$. 638, 


Die poetiſche Erzählung diefer Periode if theilweiſe dem 
lomiſchen, theitweife dem Iyrifchen Genre angehörig. Zu dem erfteren 
gehört Swift’ liebliches Gedicht: Philemon and Baucis, dem 
nur fein Seitenftüd Cadenus (Anagramm für decanus) and Vanessa 
(. h. van Esther) an die Seite gefeßt werden fann. Neben ihm 
muß der weiter zu nennende William Shenſtone!) wegen 
feiner Schulmelfterin erwähnt werben, der in dieſer reizenden 
Dihtung in Spenſer's Geſchmack die Eindrüde feiner Jugend 
mitthellt. An jenen fließen fid wieder Mallet's Wilhelm 


430 (Englikbe Porke. Poetiſche Erzählung. 


and Margaretha und Einfiebler an. Weit Höher ſteht des de 
fannten Theologen und Bilhoffs von London Robert Lomih 
(1710-87) Choice of Hercules, unbedingt eins der beſten 
in Dodsley 8 Sammlung (1756) der Dichter dieſer Zeit aufr 
genommenen Gedichte‘), dem wohl Oliver Go Lpfmith’6 Re 
ſender, niht aber John Gay's hierher gehörige Arbeiten, noch 
mehrere derartige Erzählungen John Jerninghbam’s (1727— 
1812)°) (4 ®. Amahella, ibe deserter, ihe fall ofMexico, 
Honoria etc.), noch des jüngen Richard Hole (+ 1809) 
Curate *)) an die Seite gefegt werden fünnen, obwohl Komperd 
Nachahmer, James Hurdis’) aus Biſhopſtone in Sufg 
(1763 — 1801), 2epteren wenigfiend im feinem Village Curate 
und feine Adriana übertroffen hat. Eher möchte id} des Sonettiſten 
William Lisle Bowle aus Kings Eutton in Rorihampior 
fire (geb. 1762)°) Coombe Ellen, Nilſchlacht sc. hierherziehm, 
die freilich ſhon Robert Southey'67) aus Brifol (1774 
— 1843) im jugendlichen Freiheitoſchwindel gefchriebener Wat 
Tyler und deſſelben Jungfrau von Orlean® übertreffen, in denen 
bei weitem mehr wahre Poeſie if, als fpäter in feinen größe 
fogenannten lyriſchen Epopöen Tbalaba, Madoc, der Fluch Ke⸗ 
bamas, der legte Bothenfönig Theodarih, Alles für Liche um 
der Pilger von Compoſtella, worin allerdings eine Menge einzelne 
Schönheiten vorfommt, die befonders in den Beſchreibungen und 
Raturfhilderungen liegen, allein im Ganzen fih doch zu viel me 
nierirtes Studium und Wonotonie, ja fogar triviale Wffestation 
findet, ald daß man fie für Mufter erllären fönnte; übrigen 
fehlt ihnen, um Epopden genannt zu werben, offenbar Ginhet 
der Handlung und eigentliche heroiſde Begeiſterung. Grab’ 
be’8 Kleinere Erzählungen find, abgefehen von ihrem allgemeine 
Zehler, dem Haſchen nah dem Gräßliben, cher Mufter in if 
Form. John Keats°) aus London (17961821), dr 
früh verforbene Freund Shelley’s, der ihm in feinem Adonals 
ein unvergänglies Denkmal ſetzte, iſt eigentlich in der Form 
und im Ausdrud gu lyriſch, ale daß man ihn hierher ziehen 
fönnte; mehrere feiner Gedichte, wie Endymion, Hyperion, 
Lamin ⁊c, enthalten leider zu kuͤhne Bilder und ermüden durd 
zu lange Abſchweifungen. Henry Hart Milman aus faw 


Eaglitche Porfie. Poetiſche Erzahlung. 481 


den (1704)9, der mit ſeinem Samor eher die Niederlage der 
Satin wenig kindrud gemacht hatte, Raht Durch feine ganz dramq⸗ 
the JZrBörung von Zernſalem, Anna Boleyn, Märtyrer von Uns 
Kohle, Belfagar x. eigentlich zu hoch für Diefed Bene, fo Daß 
van in Verlegenheit fommt, wohin man ihn feßen fol. Ders 
ſche Fal iR es mi William Sotheby (1757—1838)% 
and Landon, der fon mit 23 Yahren durch feing Reife nad 
Veles aBgemeines Wufichen erregte, aber in feinem Oberen 
(1198) fein Muſter, Wieland, bei weitem: übertraf, bis fein 
Saul uud fine Constance de Castille an ihm größere Befählgung 
u dem Benze, von dem wir jeht fprechen, erkennen ließen, eb» 
gleich aus bei ihm has Hauptialent in den Schilderungen liegt. 
ser hat der berühmte Biſchoff von Calcutta Reginely 
Heber!) aud Malpes (1783-1826) nah feinem her 
köm Palestine nitte. weiter in dieſem Genre geſchrieben. 
Höher Ast darım John Wilfon’) aus Balsley in Schott 
land (geb, 1788), deſſen Isie of Palms und City of ihe 
ylazne chen fe gut, trobbem daß fie im romantiſch⸗ epiſchen 
Eiyle gehaltene find, von feinem befchreibenden Talente zeugen 
wie ſeine rein deſeriptiven Gerichte, the anglers tent und the 
Ciyde, Im Ispteren Genre übertrifft ihm jedoch fein Bander 
wann, der befannte Orientaliſt und Babladendichter John Ley 
den?) aus Denhoim in Rorburgbfbire (+ 1811). Auch die 
mühe Aäritia Eltſabeth Landon!“) aus London 
(gt. 1802, vergiftet 1838) ziche ich hierher, denn ihre ſaͤmet⸗ 
Ita Dietungm, ihe improvisatrier, the tronbadous, Ihe 
golden braselet, tbe golden violet, Ihe vow af the per 
“ek, gehüren zu dieſem romantiſch⸗ erzaͤhlenden Genre un zeich⸗ 
un fi beſonderaq durch anmuthige Eleganz der Sprache und 
Phanteſie aus, wenn ihnen auch eigentliche Tiefe abgeht und 
das wilanchaliſche Element zu fahr hervortritt. Liner der Haupt⸗ 
Mräfsatenten unſeres Genreß iſt aber ohne Zweifel Sk Wal⸗ 
tet Seott) aus Edinburgh (1771-1832), ber berühmte 
Schapfer des hiſtariſchen Romans in England; denn war ſchan 
ſcne Nechehmung des Themas d'Ereeldoun in feine Sie 
Tihtam (1834) mit coiſchiedenem Erfolga begleitet geweſen, 
ſo we dieſer feinem Lai dra Ibn Minßrel, {cum 





433 Englifche Poefie. Poetifche Erzäßlung. 


Marmion, der Jungfrau vom Gere, Rodeby, dem Lorb de 
Inſeln, Harold ıc. nod weit mehr zu Theil, und darum fehle 
man ihn den ausgezeihneiften Dichtergenies feiner Nation an 
die Seite. Denn abgefehen von ber Form, zu der er den alten 
Rhythmus der Ballade wählte, fcheint in ihm die majehättide 
Kraft Milton’d, die elegante Anmuth Campbell’, die vollendet 
Ausarbeitung Pope's und das Feuer Southey's fi haben ver 
einigen zu wollen, woburd eben feine Dichtungen jene effectvolle 
Mannigfaltigleit, erlaunenswerthe Leichtigkeit und liebliche Har⸗ 
monte erhielten, die und fo anzichen, und es nur bedauern lalı 
fen, daß er fo ſchnell von biefem Pfade abwih und fid, freilld 
von dem ungeheuern Beifall, den feine Romane fanden, verloft, 
lediglich der Profa zuwendete. Uebrigens hat er noch das Ver⸗ 
dien, daß er ein durchaus nationaler Dichter if, da feine Hd. 
den und Heldinnen ſaͤmmtlich biforifhe Perſonen feines Valer⸗ 
landes find. Bergleiht man nun den Erfolg, den die Dictungen 
George Noel Bordon, Lord Byron’s’) (geb. 1788 u 
London, gef. 1824 zu Miſſolunghi) hatten, fo war dieſer bi 
weitem entfhiedener und allgemeiner, denn man lieh Byron faR 
in allem Thelln Europas, wo man wohl Scott’E Romane, 

nicht aber feine Dichtungen fennt; allein es fragt fi, weſſen 
Arbeiten größeren Werih haben. Dan kann Byron mit Net 
den Relz der Mannigfaltigkeit abfprehen, denn alle feine Cha—⸗ 
raftere, fie mögen Harold, Conrad, Lara, Manfred und Cala 
heißen, oder den Namen Julia, Haidee, Zuleika, Gulnare im 
Medors führen, find eigentliid nur die Varianten zweier ſtereo⸗ 
topen Perfonen, einer männliden, unter der er ſich felbft vor 
Yugen batte, die finfter, vol einzelner, großartiger Gefühle, abe 
mißvergnügt mit fi und der Welt, und unerfättlih in Va⸗ 
gnügungen iſt, und einer weibliden (db. h. einer folen, wie er u 
finden wuͤnſchte), die voll Zärtlichkeit und Ergebung Ulles aus 
Liebe zu thun und zu tragen bereit it, Daher erflärt es ſich denn 
au, warum feine Charaktere ſaſt fämmtlidh verzeichnet und falſch 


aufgefaßt find, weil er fih eben nicht aus ſich heraus denlen 


und die Welt und das Leben niht mit den Augen eines An- 
dern betrachten kann. ben aus demfelben Grunde läßt fid 
aud fein oft empörender Sfepticiemus in Bezug auf Gegenſtaͤnde 


nn) 


Englifhe Poeſie. Poetiſche Erzählung. 433 


ber Moral und Religion erklären, ſowie feine oft hervortretende 
Beratung feiner Mitmenfchen, die fit fogar bi8 auf die Ws 
teratur erſtredte und ihn veranlaßte, befonderd das Zeitalter der 
Konign Anna, und bier vorzugsweiſe Pope zum Mufter zu 
hmm, denn Milton, Shakſpere und die alten Engliſchen Dras 
matter ahmte er zwar im Siyl und in der Sprade nad, allein den 
Ina Gehalt ihrer Werfe verachtete er beinahe. Freilich if er 
felOR gar nicht von den Fehlern jemer barbarifchen Gefunfenheit 
des Styls frei, die er Andern vorwirft, und man kann daher feine 
GSchreibart mit dem declamatoriſchen, emphatiſchen, affectirt com 
ciſen, durch öftere Härten widrigen Style Lucans vergleichen, 
wenn man auch auf der andern Seite die gigantiſche Kuͤhnheit 
keiner Gedanken, den faſt halobrechenden Flug feiner Phantaſie, die 
unbeſchreibliche Lebendigkeit feiner Bilder und Vergleiche, den geiſt⸗ 
reichen Contraſt der ernſteſten Erhabenheit und des cauflifchen 
Epottes, die furchtbare Gewaltigkeit feiner Sprache, die duͤſtere 
Verfweiflung, mit der er ſchonungslos die Gefühle des menſch⸗ 
lichen Herzens aufdeckt und zerglievert, bewundernd anſtaunen 
au, Die bedeutendſten feiner Dichtungen find: Ritter Harolbe 
Pilgienfchaft, zwiſchen 1812—16 gefchrieben, der Giaour, die 
Braut von Abydos, der Gorfar Lara, die Belagerung von Co» 
riath, Barifine, Manfred, der Sefangene im Schloſſe Chillon, 
der Traum, worin er feine exfle Liebe (zu Miß Mary Chaworth), 
kine Reifen (mit Hobhoufe durch Spanien, Portugal, Griechen⸗ 
lab, irus 1809—11), feine unglüdliche Heirath (mit Miß 
Roc Vilbank, die nad der Geburt einer Tochter, Ada, 1815 
fein Haus wieder verlieh) und feine Zerrifienheit ſchildert, Beppo, 
Razppa, einige Trauerfpiele und befonders fein Don Juan. 
Leſteres Gedicht, offenbar von der poetiichen Seite genommen, 
lin bedeutendſtes Werk, bat ihm nichts deRoweniger wegen feiner 
Unmoralität zu dem eigentlichen Haupte der fogenannten fatanifchen 
Dicterſchule gemacht, obwohl er fih ſchon im Ritter Harold, 
worin er fich ſelbſt darſtellt, wie er, gleichſam Eain und Ahasverus 
in einer Perſon, mit fi und der Welt zerfallen, unfät und 
raſilos durch die Länder flürmt, des Lafer fatt und müde, zur 
Reue und Tugend aber zu ſchwach und abgeſtorben, eigentlich 
als Träger diefer Fahne ausgewieſen Hatte Gleichwohl gilt 
Größe, Handpuc d. Literärgefichte. LIE. 28 


434 Englifhe Poefle. Poetiſche Erzählung. 


ein Anderer, nämlih Bercy Byſſhe Shelley") aus Field 
Place in’ Suffer (1792, ertrunfen 1822) für den eigentlichen 
Gründer der poetifchen Klafie derfelben (denn die proſaiſche führte 
Hazlitt an), nachdem derfelbe in feiner Abhandlung über die 
Nothwendigkeit des Atheismus, der er als Ouartiermacher die Ror 
mane Inſtrozzi und die Roſenkreuzer vorausſchickte, und In de 
Königin Mab (1812), einem freilich etwas wild phantaflfhen, 
aber mit wundervollen Stellen (3. B. the sensitive Plant) 
Durchzogenen Iyrifchen Epos, dem Eoder feines Syſtems, eine Theorie 
der Unmoralität aufgeftellt hatte, die nach der Behauptung 
einiger übelberathener Fanatiker in politliſcher Hinſicht bie 
Anfichten der wüthendfien Radicalen Nordamerikas und in phile 
fophifch:moralifcher die Lehren Epicurs, Spinoza’s, Holbach's und 
Humes zu einem furditbaren Teufelscatechismus vereinigt. 
Ztemlih in demfelben Geiſte if fein gleichfalls Halb didactiſches 
Gedicht Alastor gefhrieben. Jedoch kann man zu ſeinen Gun⸗ 
fien anführen, daß fih aus dem in feinen Werfen überall her 
vortretenden Enthuſiasmus für alles Gute und Edle unbefreits 
bar ergiebt, daß er eigentlih mehr Pantheiſt ale Atheiſt war 
und, theils von feinen Gegnern vielleicht ungerecht verſchrieen, 
theils von feinen Freunden mißverflanden, in diefen uͤbeln Ruf 
kam. Zu lepteren gehört fein bebeutendfier Schüler James 
Henry Leigh Hunt!) aus Soutbgate in Middtefer (geb. 
1784), auf den allerdings auch der Umgang, den er bei feinen 
Aufenthalt In Italien mit Byron pflog, weſentlich eingewirkt hat, 
Alle feine Dichtungen, Juvenilia, Feast of the poets, beſonders 
Francesca da Rimini, die aber jener berühmten Gpifode, die 
Dante in feiner Hölle derſelben Berfon widmete, nicht fehr nahe fommt, 
zeugen theils von außerordentlier Phantafte, deren Ueppigkeit 
nur mit Moore's Bilderreichthum verglichen werden kann, theils vor 
einer bewundernswürbigen Harmonie der Epradie; allein überol 
tritt Affectation und jenes Hyperbolifiren aus ihnen hervor, 
welches man den ganzen Bertretern der ſataniſchen Schule über 
haupt zum Vorwurf madt und das ihm und feinen Anhängen 
den Efelnamen der Cockney school von Selten ber Grätifer 
des Blackwood Magazine zugezogen bat, Weit angenehmer 
it es daher, bei dem Stifter der fogenannten Laliſtenſchule (von 


Englifhe Poeſie. Poetiſche Erzählung. 436 


Jake, See, well ihre Glieder fa alle in der Nähe der romant⸗ 
iſchen Seen von Gumberland und Weftmoreland wohnten), dem 
trefflihen Dichtergreis Willlam Worbsworth") aus Cock⸗ 
ermouth (geb. 1770) zu verweilen, der zwar weder die Phantafie eines 
Moore, noch die Kraft eines Byron, noch au das befchreibende Talent 
eine W. Scott befißt, dennoch aber wegen ber heitern Einfach» 
beit und religlöfen Färbung feiner Dichtungen, die, mehrere Iyrifche 
abgerechnet, theild zum defcriptiven, theils zum ſpeculativ⸗philo⸗ 
ſophiſchen Ginre gehören, von feinen Landoleuten neben, wenn 
nicht über die genannten Dichter geflellt wird. Auch er repräs 
fentirt eine gewiſſe reltgiöfe Richtung, nämlich eine Art chriſtlichen 
Platonismus, defien Bafen auf die Harmonie des Iniverfums 
gebaut find und eine Art von Myſticismus einfließen, der ſich 
den pantheiftifchen Theorteen des Pythagoras zu nähern ſcheint. 
Sein bedeutendſtes Werk if das größere Gedicht the recluse, 
welches in zwei Abtheilungen, the excursion und the white 
doe of Ryistone zerfällt. Bon den übrigen Mitgliedern feiner 
Säule, 3. B. Southey, Wilfon und Scott, iſt bereits 
oben die Rede geweſen, von den übrigen, Coleridge, Lo⸗ 
ver ac. wird unten noch weitläufiger gefprocdhen werben. 

, 4) The Schoolmistress, in f. unt. anzuf. Werk. u. b. Anderson 


3 Steht auch b. Anderson T. XI. 
3) Poems on various subjects. Lond. 1767. 8, Ed. Il. ib. 1786. 


— 8. 

4) The curate, in der Devonshire collection. 

5) The village curate, a poem. Bishopstone. 1797. 8, Poems. 
Oxford. 1808. 111. 8. 

6) Sonnets. Lond. 1793. 8. Hope, an allee- sketch. Lond. 1796. 
4. The missionary, a poem. Ed. Il. Land. 1824. 8. The spirit of 
discove 8 Sea. ib. 1805. 8. ©. a. nr. ®. 

7) © olff. p- 279 sq. Edinb. Rev. T. I. p. 63. VII. p. 1. XI. 
p. 31. XVII. p. A208q. XXII. 9.447. XXV. p.1. XXVI. p. 441. XX VIII. 

151.XXXV. p. 42%. L. p. 528. Bi. f. d. 8it. d. uusi. 1837. p. 241nq. 

ag. f. d. Kit. d. Aust. 1843. nr. 85. Gilfillan, Gall. ofliter. Portr. Edinb. 
1348. 8. p. 421 sq. Works. Lond. 18%. XIV, 8. 1837—32. X. 8. ob. 
XVI. 12. Poetical Works. Paris 1829. 8. Works, Lond. 1845. 4. 

8) Endymion, a post. romance. Lond. 1818. 8. The poetical 
works of oleridge, helley and Keats. Paris 1829, 4. ©, Gilfillan 
a. a. D. p. 372 sq. j 
9) The Belvidere Apollo, with Fazio and other poems. Lond. 
1821. 8. Samor, lord of the bright city, an heroic poem. ib. 1818. 8. 
The fall of Jerusalem, a dram. poem. ib. 1820. 8. The martyr of 
Antiochia, adram. poem. ib. 1822.8. Belshazzar, a dram. poem. ib. 
1822. 8.Anne Boleyn, a dram. poem. ib. 1822.8. The poetical works 
of Milman, Bowies, Wilson and Barry Cornwall. Paris 1879, 4, 

287 


e 


436 Engliſche Poefle. Poetiſche Erzaͤlung 


10) Poems consisting of a tour througb paris of Norih and Soath 
Wales. Lond. 1796. 4. The Battle of the Nile. ib. 1799. 4. The siege 
of Cuzco, a trag. Lond. 1800. 8. Julien, a trag. ib. 1801. 8. Oberen 
or Huon de Bordeaux, a ınask, and Orestes, a trag. ib. 180%. 8. 
Saul, a poem. ib. 1807. 4. Constance de Castille, & poem in ten 
cantos. Lond. 1810, 4. Six 'Fragedies. ib. 1314. 8. Italy. Lond. 1819. 
1830. 8. Paris 1840. 18. It. and other poema. ib. 1828. 8. ©. Wolß. 
P. 

11) Palestine. Lond. 1803. 8, Europe or lines on the presm! 
war. ib. 1809. 8. ' 

12) The city of the plague and other poems. Bdinb. 1816. & 
The Ciyde, in J. Leyden, Scotish Descript, peems. Edinb. 1803. p- 
33 sq. ©. Werke find gefammelt ald The recreations of Christ her 
North. Edinb. 1842. III. 8. Ueb. ihn f. Leyden a. a. O. p. 1 29. Gilfillen 
P. 155 sq. a 
13) The poetical remains of J. L. with memoirs of his life by 
J. Morton. Lond. 1819. 8. ©. Scott, Misc, Works. T. I. p. 30 9 
14) Poems. Lond. 1822. 8. The improvisatrice. ib. 1825. 8. The 
troubadour. ib. 1825. The golden bracelet, ib. 18.6. The golden 
violet, ib. 1827. The vow of the peacock. ib. 1835. 8. &. The like 
and correspondence of L. E. E. Lond. 1839. III. 8. tag. f. d. Bi 
d. Aust. 1843. nr. 129. 133. ©. BL f. d. Eit. d. Ausl. 1838. p- 29 0 
1839. p. 93. 555 »q. Wolff p. 369 sq. . 
15) Poetical works. Lond. 1833—34. XII. 18. Paris 1838. 11. 8 
S. Poet. Werke deutfh in db. Taſchenbibl. ausl. stuff, Zwickau ‚82% 89 
16. ar. 29. 30. 89. 90. 149. 150. 163. 178-183. 187. 188. 230. 1. 
16) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 25. 29. 85. 90. 103. 126. 
1833. nr. 38. 1834. or. ©5 sq. 1835. or. 139. 152. 1839. nr. 22. 19% 
nr. 7. BL, f. d. Sit. d. Aust. 1827. p- 2 sq. W008 ng. 383 ag. Ediab. 
Rev. T. LIT. p. 5i4. XXX. p. 87. XXXV1. p.413. XI. —78 
p. 466. XXI. p. 299 XXIII. p. 198. XXVII. p.277. XXVMI. pi. 


XXIX. p- 302. XXX. p. 87. KXXV. p- 271. XXXVL p 4 


XXXVU B 27. Letters and Jaurnals of L.B. w. not. of his life 
ubl. by T'h. Moore. Lond. 1829. 1832. II. 4. Paris 1833. U. 8 
pr. Lebensbefchr. e. Anal, u. Beurth. |. Schriften. 9. d. Engl. . 1825.8- 

J. W. Lake, The life of L. B. Freft. 1827. 16, D. Leb. du. 8. Dom 

verd. v. Fr. Pauer. Quedl. 1827. 8. Ih. Medwin, Gefpr. m. L. 8. a. db 

Engl. Gtuttg. 1823. 8. v. Meyer, B. Leben, in Adrians Ueberſ. |. 

Leigh Hunt, L. B. and some of his conteamporaries, w. recall. of 


the authors life and of his visit im Maly. Lond. 1822. 4. Works 


Lond. 1815. VIII. 8. Leipz. 1848. Val. 8. Works with his letter 
and jourmala aml his life by Th. Meore, Land. 1832— 3 
1839. XVII. 18. ib. 1839. VII. 8. The com works efLB 
repr. fr. the last London edit. w. consil. add, now first publ. com!. 


not. and illastr. by Moore, W. Scett etc. and a compl. index . | 


which is prefixed a life by H. Lytion Bulwer. Paris 1835. 1- 
4. Ueber. f. ſaͤmmti. Werke deutih v. FB. Adrion. Zrift. 1830-31. 
1837. XJL. 8. v. Verſch. überfegt. Iradau 182587. xXXXI. 18. Deutid 
v. Ad. Böttcher. Lpzg. 183941. 4. od. XV. 16. überf. vd, Mehr. Pferd 
1839. 1842. X. 16, ©. Wolff, Schöne Pit. Eur. p. 159—223. 

17) ©. Mag. f. d. Lit..d. Yusl. 8%. nr. 96. 1845. ur. 12809. B 
f. d. Lit. d. Aust. 1836. p. 241 ag. Pruß, Meine Schriften (Merfeb. 13. 
I. p 285 ng. Gilfillan 7 7L 2q. Willlomm in f Jahıb. f. Dramt- 
Lyag. 1837—38. Bd. I. J. Medwin, The Shelley . Lomd. 1833. 
8. Edinb. Rev. T, XL 2.494. Alasior and otbergoems. Kand. 


Engliſche Poeſie. Zabel. 437 


1916. 8. The revolt of Islam, a pommn. ib. 1818. 8. Posthumous 
poems. ib. 4824. 8. The mesque of anarchie. ib. 1832. 8. Queen 
Mab. ib. 1812. 8. Works. Lond. 1824. 8. ueb. ift: 9. 8. Sh. Poet. 
Bere in ein. Bande v. 3. Seydt. Lpzg. 184044. 4, 

18) ©. Dt. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. p. 285 sq. 310. 348 sq. The 
sery of Rimini, a . Lond. 1816. 8. Poetical works. Lond. 
1833. 8. A legend of Florence, a Drama. ib. 1840. 8. The palfrey, 
a poem. ih. 1842. 8. | 

19) The excursion, being a portion of the reciuse, a poem. 
Lond. 1814. 4. The white doe of Rylstone, a poem. ib. 1815. 4. 
Poems w. a new pref. aad a suppl. essay. ib. 1815--20. III. 8. 
Ecciesiastical sketches in verse, ib. 1802. 8. A description of the 
scenery of the lakes in the nord of England. Lond. 1822. 8. Me- 
merials of a four in the continent in verse. ib. 1822. 8. Works. 
Lend. 1836--37. VI. 8. Dagu Bupplem. poema ib.1842. 8. cf. Edinb. 
Rev. T. II. p. 217 sq. XXIV. p.1. XXV. p.355. XXXVI. p.449sq. 
Mag. f. d. Lil. d. Ausl. 1843. nr. 72. Bl. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. p. 
238 sq. 1888. p. 181 sq. Gilfillan p. 307 sq. 


$. 639. 


Ehe wir jetzt zu der elgentlihen Lyrik übergehen, find 
noch einige Fabeldichter dieſer Periode anzuführen. Diele 
fallen jedoch alle in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderte, 
An ihrer Spipe fiht Sohn Bay’), von dem fhon mehrmals 
‚de Rebe war, der zuerſt (1726) emen Band gewöhnlider Fa⸗ 
bein publicirte, und demfelben fpäter einen zweiten, politiſche 
ahaltlnd, folgen ließ, die aber weniger gelungen waren. 
% fand verfkiedene Nachahmer, und merkwürdig genug er⸗ 
feinem eine Menge Fabeln für Brauenzimmer, als beren Ders 
her unter Andern Edward Moore?) (1720— 1751), 
Henas Marryat?), Alerander Gofen* und John 
Henry Wynne?) genamt werben. Zur älteren Manier kehr⸗ 
im Charles Dennis‘), Samuel Rihardfon?) in feiner 
nur mit wenig Eigenem vermehrten Bearbeitung ber Babeln 
kEfrange's und William Walbed®) zurüdl, Robert Dods⸗ 
ley) (+ 1764) verſuchte eine Sammlung älterer und neuerer 
Babeln, und ein Ungenannter trug no die Allegorie in biefels 
ben hinein 2), indem et 3 B. die Klugheit und Gerechtigkeit, 
die Jahretzeiten und Materei als handelnde Perſonen einführte, 
Mm neeher Zeit haben Bercival!!) und James North⸗ 
tote”), fepterer in Specktter's Manier, Fabeln gedichtet, nach⸗ 
1 fon vorher die beiden Bewids!) Wehntihes verfucht 

en | | 


440 Enngliſche Doefie. Lyrik. 


James Hammond’) (1710 — 42) bis zu Sohnfon’s, der in 
nur für einen kalten, gezierten Pedanten gehalten wiſſen wolle, 
ſcharfem Urtheil, neben Tibull; Richard MWer*) ſtarb zu früh 
(1742 im 26ſten Lebensjahre), um die Erwartungen, welde 
feine Ode auf der Königin Karoline Tod erregt hatte, zu er⸗ 
füllen, die Gaͤrtnerstochter Mrs. Leapor (1722—46) aus 
Marfton?) Iebte ebenfalls nur kurze Zeit und IR mehr Miscel⸗ 
Iandichterin, ebenfo der Rector von Bimperne Chriſtopher 
Pitt!) (1699 —1748) aus Blandford, der Jude Mofed 
Mendez+1758)"), und Sterne's Freund, der Autobidact Ignaj 
Sanyo"), einNeger (geb. 1729, geh. 1780), ver nicht blos 
Geiſt und Gefühl, fondern auch beivunderungswärbige Moralität 
und wahrhaft chriſtliche Befinnung zeigt. Als geiftlicher Lieder 
dichter iR der Theolog Ifanc Watte") (1674—1748) 
aus Southampton zu erwähnen; nur wäre ihm mehr Urthell und 
Geſchmack zu wünfchen, obgleich ihm wahrhaft religiäfe Begei⸗ 
flerung und Phantafle nit abgeht. Ohne mich bei der an 
genehmen Liederdichterin Lady Lurborough (1756), der Schwe⸗ 
Rrr Bolingbroke's, aufzuhalten, bemerkte ih, daß fi zwar ale Mid 
celandichter bemerkbar machten der Irrenarzt Ratbantel Got 
ton!) (1721—88) zu Gt. Albans, deſſen beſtes Gedicht ſein 
Fire-side if, und Eliſabeth Singer Mis. Rowe (1674— 
1737) 15), aber bier verſchwinden vor den ausgezeichneten Elegieen⸗ 
dichtem Willtam Shenflone (1714—653) aus Leaſowes 
oder Hales⸗Owen In Shropibire, deſſen Hirtenballade bie, 
benden Ruf haben wird!e), vor Richard Sago (171 
— 15—1781)'), dem feine zührenden Elegieen, worin 
befonders die Vögel eine bedeutende Holle ſpielen, den Ramen 
des Vogelpoeten verfhafft haben, vor Thomas Tidell®) 
(1686 — 1740) aus Bridekirk in Cumberland, ber freilich auch 
ale Balladendichter einen großen Ruf hat, hierher aber wegen fein 
koſtbaren Elegie auf feines Freundes Addiſon Tod gehört, und vor 
dem Berfaffer ver berühmten Ode auf den Kudud John Logan”) 
aus Sala in Midloihian (174888). In der Pindariſchen Ode 
verſuchten fic Umbrofe Philip 8°) aus Leiceſer 1671-1749) 
und ber fon genannte Gilbert Weſt, in der eigentlichen Se⸗ 
legenheitsode William Whitehead, vor dem eine game 


Englifche Poeſie. Lyrik. 41 


Reihe folder Urbeiten aus den Jahren 1758 —885 vorliegen, 
in der eigentlich patriotiſchen aber der bekannte Sandfritforfcher 
Er William Jones aus London (1746—94)). An 
Hymnendichtern fehlt es auch nicht, doc heben wir beſonders 
hervor Mark Akenſide's Hymnen auf die Froͤhlichkeit und 
Rıjdn?), Thomas Gray’e?) Hymne auf die Widerwär⸗ 
ligleiten des Schidſals, Sohn Langhorne’s?*) aus Kirkby⸗ 
Stcphen in Wehmoreland (1735 — 790) Hymme auf bie Hoffe 
ung und John King's?) (+ 1787) Rachahmung Hebräiſcher 
Palmen in dieſer Form, welche ihm beffer ald James Mer. 
rid (1720—66)%) gefang. Im erotifgen Liebe verſuchten ſich 
lt Old der Buchhändler Robert Dodstey (1703 —64) 
aus Mansfielo 2°) und ber ſchon genannte Chriſtopher Smart 
(1722— 70), im tändelnden Genre aber Georg Granville 
u Lands down (1667 — 1735)2), Somme Ienyns 
1705—87)2°), der ſchon genannte Jerningham aus Gof⸗ 
fp in Norfolk (1727 —1812), John Wikia”) und feine 
Säwefer Unna Lätitina Barbauld aus Kibworth Har⸗ 
coutt (1743—1825)°) in Leiceſftetſhire. Im Schaͤſergedichte 
ahmte Ambrofe Philips dem Theocrit, leider in etwas m 
soher Form nah, erlangte: aber gleichwohl mehr Beifüll ale 
Pope, der in feinen Eflogen (Messias, nah Iefalad ap. 40. 
nd nah Birgild Pollio), the bosset table, kiner Darfielung 
des Rebens der Stabtvamen, Dinge vorbrachte, die geradezu auf 
den Rande und unter den Hirten undenfbar waren. Darum verfl- 
füte dieſer jene zuerſt im Guardian (nr, 40), und danv pargdikte er 
fie aus, und ale einmal John Gay, fein Freund, auf feine 
Teranioffung Im gemeinſten Bauemdialect feine Parodieen hatte 
folgen laffen (Shepherds week), raubte er Philips alien Erebit, 
us fo mehr, als auch Shenftone felne Kücenefloge Colemira, 
kine pastoral ballad und feine Rural elegance ganz Im Pope⸗ 
ſden Geiſte eingerichtet hatte, obgleich John Cunninghamꝰ) 
toppen wieder mehr Philips Manier folgte. Eine ſehr einfeinige 
Form dieſer Gattung bearbelteten million Golling, Eyled 
Itwin?), Det bekannte Reiſende, der ſchon genammte : Quaͤker 
John Scotteh und Hugh Mullegan*). WIE. Sonettiflen 
hatten ſich nicht ohne Gluͤck verſucht: Der ober genannte John 








444 Engliſche Poeſte. Lyrik. 


fo ſtark uͤberwiegt, daß Feine dieſer Gattungen an ſich ren 
vaſteht. Darum gehören auch mehrere ber ſchon beſprochenen 
Dieter, z. B. Wordsworth, Southey, Liöle Bomle, 
Glare, Erabbe, Keats, Grahame, Campbell, Hay: 
ley, feRR Byron und Shelley wieder hierher, wir wollen 
uns aber bei ihnen nicht aufhalten, fondern vielmehr hier einige 
Andere beſprechen, die vorzugsweife rein lyriſches Bepräge tragen. 
Obenan flieht bier nun ber zarte Phantafl, Samuel Taylor 
E oleridge!) aus Ottery St. Mary in Devonfhire (1772- 
1884), der, vorzügfih durch dad Studium beutfiher Dihte 
(er überfepte Schiller's Wallenſtein) und Philofophen (Kant und 
Bichte) gebildet, aud in dem Geifte derfelben gedichtet hat. An 


beften gelangen ihm die leidenſchaftlichen Situationen, wiewohl 


Ihm auch im Uehrigen weder Reichthum bes Ausdrucks noc har 


moniſche Eleganz der Sprache mangelt. Reben ihm mag Eparlet 


Abraham Elton?) (geb. 1778) eine Stelle finden, unten 
defim Dichtungen jedoch felne auf den Tod feiner beiden im Ka 
nal von Briſtol ertrunfenen Söhne gedichtete Monodie am Hödt- 


Men fteht, Noch weit melandolifder find die Elegieen (J.8. 
an bie Einfamfelt, den Tod) des zu früh verftorbenen Fleiſcherſohnes 


Henry Kirke White?) (1785 — 1806) aus Nottingham, den 
man den Engliſchen Ehenier genannt hat, obgleich er biefen Lyriler 
noch weit durch feine wahrhaft Innige Tiefe des Gefühls und 
feine ganz dem Vorgefühl feines frübzeltigen Todes Hingegeben 
Schwermuth übertrifft, die man fogar fon in dem von ha 
im 14ten Lebensjahre geſchriebenen Gedichte, die Kindheit, ge 


wehrt: Muh Charles Lamb (1775 — 1834)*) aus tv 


dort; der befännte Joutnalliſt, hat einige weffliche efegifie Städ 
binterlaflen, die ebenfo von Geiſt und Originalität, als wahrhafte 
Empfindung und edelem Herzen zeugen, wobei er fidh freilid 
nicht ganz frei von Affectation, Tämdelel und zu ſclaviſcher 
Nachahmung der altm Meiſter aus der Zeit der Gillaheh, 
wie Shakſpere's xc., gehalten hat. Diefen Mangel können wir 
aber Samuel Rogers aus London (1762—18327)°) nik 
vorwerfen, welcher in vieler Berichung Golbſwith aͤhnlich IR, 
inben er ganz mit jener Einfachheit zum Herzen ſpricht, wie 
dieß bieſer große Dichter in feinem. Dorftirchhof und MWichr von 


Engliſche Poefle. Lyril. 445 


Balcheld gethan hat. Auch der Srländer Georg Eroly°) 
(geb. 1790) erwedte durch feine trefflihe Ratahmung einer der 
ſchoͤnſten Traditionen des Corans, der. Weltengel betitelt, worin ſich 
befonderd eine erhabene philofophifhe Weltanfhauung ausſpricht, 
große Erwartungen, allein feine fpäteren Leiftungen entſprachen 
dem nicht, und fo muß man Thomas Moore’) aus Dublin 
(1780), dem Ueberſetzer des Anacreon und Nachahmer des Eu 
tl, den Die Franzoſen, wiewohl mit Unrecht, dem unmoralifden 
Barny an die Seite gefept haben, allein das Verdienſt zugeſtehen, 
in feine Lallah Rook (1817), beſonders aber in die Epiſode 
berielben, da6 Paradies und die Perl, einen Duft orientalifcher 
Phantaſie gegoflen zu haben, welder nicht lieblicher von den 
Dichtungen eines Hafiz und Saadi ausgefrömt wird, und ihm 
den Beinamen des orientalifchen Blumenmaͤdchens verfhafft hat. 
Au feine Liebe der Engel (nad 1B. Moſis 6,2), ein Stoff, den 
auch der von Moore mit herrlihen Stanzen präfonffirte Byron 
unter dem Titel, Himmel und Erde, befang, If mit wahrhaft 
Davidiſcher Begeiſterung gebichtet, während Byron überall feinen 
milden Skepticismus zur Schau trägt. Allerdings verbanft 
Moore feine Europäifche Beruͤhmtheit mehr feinen Irish Me- 
Isdies (1813), kleinen lieblichen Liedern, die er Act nationalen 
Jiſchen Melodieen angepaßt hatte. Reiner Raturdichter dagegen 
vol ernRer Ueberlegung if Ebenezer Elliott’), Schmied In 
kinem Beburtsdorfe Masbro bei Sheffield (geb. 1781), der wegen 
ſeine politiſchen Gedichte, worin er ohne Menſchenfurcht die 
Sade des durch die lediglich zum Vortheile der begüterten Lande 
beiper beftchenden Korngeſetze unterdrüdten Volles verfucht, ber 
Cora-law Bhymer oder Korngefehbichter genannt wird, Merkwürs 
dig fickt won ihm der rein in Idealen lebende, allerdings auch 
demolratiſch gefinnte James Montgomery’) aus Srvine 
in Ayrſhire (geb. 1771) ab, denn feine nad Herrnhutiſchen 
Orumdfägen geleitete Erziehung hat ihn ſiets in politiſcher Hins 
ficht als zaghaften Dulder erſcheinen lafien, und nur in feinen 
beihreibenden Dieetungen, wo er nicht anfoßen Eonnte, iR ber 
Bug feiner Poeſie frei und wahrhaft großartig. Sein Na 
umeveter Robert Montgomery, ein Gelfliher, iſt noch 
viel ergiebiger als er, und troß feines Mangels an Originalität 





AB Engliſche Poefie. Lyrik. 


Hartley Goleridge, John Malcolm xX. und unter dm 
Dichterimen die radiale Eliza Cool, Lady Emmelin: 
Stuart Wortley, Mıs. Henry Goleridge, Miß Brooke, 
Auife Anne Tvamley, Mary Ehalenor, Mre. Dail. 
vy, eine Schottin, und viele Andere, die bier alle zu erwaͤhnen 
u weit führen wuͤrde. 


1) &. Eilfillan Gall. of lit. portr. p. 265 20. Wolff, p. 337 4. 
Mag. f. d.Lit.d. Ausl.1834. or. 134. 1835. nr. 71. 1838. nr. 76.1843. or.®. 
Bl.f.d.Eit.d. Aust. 1840. p.4655q. Biographical sketches ofmy literary 
äfe and opinions by 8. T. C. Lond. 1817. H. 8. The lelten, 
conyers. and recollections of C. Lond. 1836. II. 8. Gillmann, Men. 
of C. ib. 1838. 8. Coleridge’s Table talk. ib, 1838. 11. 8. Poeticl 
works. Lond. 1828. Ill. 8. ib. 1834. III. 8. ueb. f. ol. D. alte Matrof, 
a. d. Engl. v. A. Hoefer. Berl.184. 16. Ein. Dichtungen v. S. T. Som 
u. Mrs. Yandon Maclean im Versm. d. Orig. v. Krang. Danz. 1839.8 
2) The brothers, a monody and other poems. Lond. 1826. 8. 
3) The poetical remains of H. K. Wh. w. au account of hi 
life. Loud. 1807. II. 8. u. Öft. &. Cary a. a. D. p. 412 sq. , 
9) ©. T. Noon Telfourd, Ch. Lamb w, a skeich of his ik 
Lond. 1837. II. 8. Chasles, le XVIll. si&cle en Angleterre. (Pers 
1846. 8.) p. 276 sq. Gilfillan, Gall. of lit. portraits (Edinb. 1845. 8.) 
p. 333 09. Mag. f. d. Lit. d.XusL 1835. mr.69. Works, Lond, 1818.1l 
8. Prose Works. ib. 1836. III. 8. Poetical Works. ib. 1836. ]i 8. 
Album igres with a few orhern. ib. 1840. B: | 
6 poetical works of Rogers, Campbell, J. Montgowerj, 
Lamb and Kirke White. Paris 1229, 4. Poems.” Lond. 1812. 1816. 
1834. II. 8. Ode on superstition and other Poems. ib. 1786. 8. The 
Fieasures of memory. ib. 1792. 1801. 1810. 8. The vision of Colun- 
us, Jacqueline, Human life. ib. 1819. 8. Italy. Lond. 1823. ib. 4. 
Y. 1830. 8. ©. Edinb. Rev. T. XXII. p. 32 sq. Mag. f. d. kit. d. 
Aust, 1834. ar. 4, 


6) Lines on the death of princess Charlotte. Lond. 1818. 8. The 
angel of the world, am arabian tale ; Sebastian, a apanish tale and 
other poems. Lond. 1820. 8. Paris in 1815 and other poems. ib 
1821. 8. Catiline, a trag. w. other poems. ib. 1822. g Poetical 
Works. ib. 1830. II. 8. 


7) &. Edinb. Rev. T. XXIX. p. 1 sy. Wolff. p. 225 sg. I 
mes 1823. ©. XX. p. 184 1q. Mag. f. d. die. d. Aust. 1833. ar. 9 
Slätt. f. d. Lit. d. Aust. 1840. p. 17 sq. Episties and other poem#- 
Lond. 1806, 4. 1814 u. öft. II. 12. Lallah-Rook. ib. 1817. 4 18188. 
u. öft. The Fadge Family in Paris. Lond. 1818. 8. The loves 0! 
“be angels, an eastern romance. ib. 1823. 8. Irish melodies. Lond. 
1807—34.X.8. The epicurean, a tale. ib. 1827. 8. Poems. Leipz. 1826. 
4. Poetical works. Paris 1841. III.8. Lond, 1840. X. 8. Works. Lond. 
3840, XXI. 8. od. III. 4. Ueberf. [. Gedichte a. d. Engl. v. 3. 8. Schule. 

ermannft. 1830, 8. Die Liebe d. Engel m. engl. Text v. P. Or. v. Haugoit- 

rest. 1829. 8. v. Balduin (3. Y.Röbe). Werl. 189. 8. v. J. B. Rouſſear. 
Münd. 1834. 8. Lalla Ruky od. d. mongol. Prinzeffin, a. d. Engl. v. Ba: 
ron be Ia Motte Fouqus. Berl. 1822. 8. v. Witthaus. 3wickau 1823. ll. 
16. metr. v. Bueren. Emden 1829. 8. v. 8. v. Pedlin. Frkft. 1830. 12. 
v. J. &. Menke. Bremen 1843. 8. Das Paradies -u. d. Perl v. H. Kurt 





Engliſche Poeſie. Lyrik. 449 


tuttg. 1844. 16. 9. M. Witte. b. 1837. 12. Iriſche G berte. 
* —ã à. 1. 16. —8 Werke va v. ee 
epis· 1839-40. 1843. V. 16. 


8) f. Bl. f. d. Lit. d. Aust. 1838. p. 405 ag. Gilfillen a. a. D. 
a 2 — Corm-Law Rhymes. Lond. 1832. 8. Poems. ih. 


9) f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1834. nr. 1. (ebd. 1842.nr. 50. Edinb, 
Rev. T.LI. p. 193 sq. über Robert Montgomery. Bon ihm: Aunir. 
rayer; death; a vision of heaven; and a visionofhell. Lond. 1828. 4. 
Irhe omnipotence of the deity. Lond. 1828. 8. Saten, a poem. 
ib. 1840. 8. Oxford, a poem. Oxf. 1831. 8. The Messiah, a m. 
ib. *1832. 8. Woman, the angel of life, a poem. ib. 1833. 6. Lu- 
ther, a poem. ib.!842. 8. cf.Clarkson, R. Moutg. and his reviewers 
w. some remarks on the present state of engl. poetry. ib. 1830. 
8.) Greenland and other poems. Lond. 1819. 8. Songs of Zion, 
being imit. of psalms. ib. 1822. 8. The pelican island and other 
poems. ib. 1823. 8. Thoughts on wheels, a poem by 8. Roberts 
the state lottery, a dreaın. ib. 1817. 8. Prison amusemenis. ib. 1797. 
8. The wanderer ot Switzerland. ib. 1846. 8. The Westindies. ib. 
1810. 8. The poets portfolio. ib. 1835. 8, 


10) National lyrics and songs for music. Lond. 18%. 8. Hymus 
of childhood. ib. 1834. 8. Scenes and hymns of life. ib. 1834. 8. 
The restoration of the works of art to Italy, a poem. Oxford, 
1816. 8. Tales and historic poesıns in verser. Lond. 18:9. 8. The 
sceptic, a poem. ib. 1820. 8. The siege of Valentia, a dram. poem: 
the last Constantine and other poems. ib. 1823. 8 The lorest 
sanctuary and other poeıns. ib. 1825. 8. Edinb. 1829. 8. Songs 
of the affections wıth other poems. ib 1830. 8. ©. H. F. Chor- 
ley, Memor. of Mrs.H. w. illustr. of her liter, character from ber 
private cerresp. Load. 1836. 11. 8. Bi. f. d. Eit. d. Ausl. 1836. p. 109 
sq. 1840. p. 136 sq. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1843. nr. 56. 132. 


11) ©. Mag. f. d. Eit. d. Ausl, 1836. nr. 83. 1846. nr. 55. The 
sorrows of Rosalie. Lond. 1825. 8. The uadying one. ib, 18%._d. 
The dream and other poems. ib. 1840. 8. 


12) Psyche with other poems. Lond. 1816. 8. 


13) The seven temptations, a series of dram. . Lond, 
1834. 8. The forest minstrel and other poems by William and Ma- 
17,4 ib. 1823. 8. The desolation of Eyam and other poems. ib. 


14) ElienFitzarthur. Lond. 18:0. 8. The widow’s tale and other 
ems. ib. 1822. 8. The birth day and other poems. ib, 1836. 8. 
olitary hours, ib. 1839. 8. 


15) The Seraphim and other poems. Lond. 1838. 8. The ro- 
maunt of the page. ib. 1839. 8. 


16) Proben b. Chambers, Cyclop of engl. liter. T. II. p. 410. 


17) &. Gilßllen a. a. DO. p. 232 sq. Poems. Lond, 1795.8. Gebir, 
count Julian and other poems. ib. 1831. 8. 


18) ©. Edinb. Rev. T. XXXIV. p. 449 sg. XXXIII. p. 144 29. 
Marcian Colonna, an ital. tale w. other poems. Lond. 1820. 8. Mi- 
Größe, Handduch d, Literärgeſchichte. UI. 29 








450 Enngliſche Paefle- Drama. 


saudula, a. trag. IB. 1821. 3. The food of Themaly, Ike Li 
Proveuce and other ‚oeme. ib. 1823. 8. English songs ee 
small poems. ib. 1832. 8. 


19) Sens Songs. Lond. 1824. 8. w. a mem. of his life aad wri- 
tings by W. Kitchiner. ib, 182. 8. cf. Tbe professionel hfe of Mr. 
D. written by himself together with the words of six handred 
ongs sel. fr. bis works. Lond. 1893. IV. 8. Bon feinem Cohn 


Charles rühren ber: Young Arthur or-ibe child of mysiery, & — 


metr. rom. Lond. 18:9. 8. Comic tales and Iyrical fancies, ind. 
the chessiad, a mock-heroic in five cantos, and the Wreath of lore 
in four cantos. ib. 1825. 8. 


20) Poems. Lond. 1830—32. II. 8. 
21) The poetical sketch book. Lond. 1835. 8, 
22) &. Chambers Cyclop. of Engl. lit. T. II. p. 471 sq. 


23) Tbe lays of ancient Rome. Lond. 1842. 8. Poems. ib. 1812. 


8 ©. Mag. f. d. Lit. d, Ausl. 1843. nr. 74. 


24) ©. R. Southey, Lives of the wmedırested poets. Lond. 168. 


8. p. 114 sq. Wolff, Hausſchat d. engl. Poeſie. Lpzg. 1040. 8. p. 8B$ 
23) ©. Southey a. a. D. p. 12 2. 
26) ©. Southey a. a. D. p. 10 sq. 
27) ©. Southey a. a. D. p. 109 sq. G. Gedichte ebd. p. 181 9. 
28) ©. Southey a. a. D. p. 125. 2q. ' 
29) Songs of Israel. . 
80) Poetical aud other poems. Lond. 


31) A day in the woods, a connected series of talen and poem | 
3 ches. ib. 1839, 8. Songs of the se 


Lond. 18%. 8. Rural sket 
aymphs. - . 

32) Miscelemeons poems. Lond. 1839. 6. | 
33) The hope of the world. Lond. 1840. 8. The Salamandriae. 
ib, 18132. 8 “ 


34) legend of Genevieve and other poems. Lond. 1826. 8. De 


mestic verses. ib. 1843 8. 
35) Poems. Lond. 1838. II. 8. 


$. 642, 


Während die legte Periode der Engliſchen Poefie in man 
&er Beziehung mehr Gediegenes als die frühere Ieiflete, iſ 


dad höhere Drama fehr hinter den andern Fächern zurüdgeblieben 


und fo zahlreich befonders in neuefer Zeit die Berfuche waren, die 
mehrere der beften Lyriker usferer Zeit in Demfelben machten, fo find fit 


doch fämmtlih nur höchſt mittelmäßig ausgefallen. Der et 


hier zu nemmende Dichter, der aber auch noch in die vorige 
Periode ſpielt, if Colley Cibber) (1671—1757) au 





Engliſche Perle. Drama. [151 


Lonton, deſſen Debut, das lebte Hilfömittel ber Liebe (1695), 
einen weit größeren Erfolg als alle feine fpäteren Gtüde hatte, 
nicht einmal den Sorglofen Ehemann (1704) und den Nidtſchwörer 
(1717), eine ſchwache Nachahmung des Tartuffe, ausgenommen. 
Een Sohn, Gottlieb Eibber?), (1705—57), war Schau⸗ 
fpieler und Schaufpielnichter wie er, bat aber nicht viel Gonders 
liches geſchrieden und if höchſtens wegen feiner Nachahmung 
von Ramfay’s6 Schäferfpiel, Pattie and Peggy, zu erwähnen. 
Auch feine grau, Sufanne Maria Cibber, (1716 — 66)°), 
war eine befiere Actrice als Dichterin, obwohl ihre Veberfegung 
von St, Foix's Oracle gefiel. Der Hofmedicus Benjamin 
Hoadley (1705—57)*) aus London verfaßte eins der beſten 
Stucke der Englifhen Bühne in feinem Argwöhniſchen Ehemann, 
aber fein Bruder John Hoadley (1711—76)°), der ebene 
falls für die Bühne ſchrieb, erhebt ih durchaus nicht über das 
Niveau ver Mittelmäßigfet. Dagegen gelang es Robert 
Dodo ley?), ver aus einem Bebimten Dichter und dann Buch⸗ 
händler ward, durch feine Balanteriebude (1785) in Ruf und 
fomit auch zu Einnahme zu gelangen; auch machte er ben das 
dur erregten Örwartungen durch das auf eine alte Ballade ba⸗ 
firte und mit nationalen Boifsliedern gezierte Stud, der König 
und der Müler von Mansfield, und deſſen Fortſetzung, Sir 
John Godie, feine Schande. Der herumzichende Comoͤdiant 
John Eunningham’) aus Dublin (1729—73) hinterließ 
zwar nur ein Etüd, die Liebe ii Nebel, allein dieß iſt darum 
merhwürbig, weil Garrick feinen Lügenhaften Bedienten dar⸗ 
nad arbeitete. Sein Landsmann Thomas Southern?) aus 
Dublin (1659—1736) fleht bei weitem höher; denn wenn 
auch fein erfies Erüd, der Berfiihe Prinz (1682), als rein 
politiſches Parteinuck (es feiert den Triumph der Torys) feinen 
Werth haben kann, fo ſtehen doch fein nad einer Rovelle ber 
Aphra Behn gefhriebener Oroonoko und feine Ungluͤcliche Hei⸗ 
rath an Lebhaftigfeit der Handlung, Energie der Gedanlen und 
Leidenfchaft und Schoͤnheit der Sprache feinem andern ähnlihen 
Stüde feiner Nation nad. George Lillo’) (1698— 1789) 
bei Moorgate in Londen geboren, der Erfinder des Engliſchen 
bürgerlichen Trauerſpiels, bat faſt nur Gamilindramas geſchrieben 
29 


453 Ensliihe Porfle. Drama. 


und fletd bie Abſicht verfolgt, an ber Verderbniß ber Eitten 
und häuslihem Unglüd zu zeigen, wohin Wangel an moraliſchen 
Orundfägen und Irreligfofiät führen. Seine beſten Erüde find 
der Kaufmann von London, die Verderbliche Neugierde und Ar. 
den von Feverſham, befonders aber der Epieler, den Saurin 
in feinem Beverley nadbildete, doch leiden fie fämmtlih daran, 
daß Gedanken und Sprache über dem Niveau des Standed der 
von ihm "eingeführten Perfonen fichen. Der ſchon genannte 
Aaron Hill (1685—1750)'%, Director der Oper in Hay 
market, ift in feinen größtenheild Voltaire nadgeahmten (13) 
Zranerfpielen vicl zu affectirt, um fein Talent gehörig auszubeuten, 
dagegen bat der Handlungsdinr Edward Moore (1720 
—57)"), der ſchon oben als Fabuliſt genannt ward, 
ein guted Trauerfpiel in feinem Spieler geliefet, Sehr viel 
Gluͤck machte Horace Walpole'6!?) Mysterious mother, ob» 
rohl auch Malter’) mit feiner Elvira und feinem Mustaphe, 
&tover mit der Boadicea"*) und John Home aus Leith 


(1722—1808)*) mit feinem Douglas nit vergeflen werden 


dürfen, In einem andern Genre, dem ſatiriſchen, dichtete der ebenio 
ale Schauſpieler wie als Schaufpieldichter berühmte Entrepreneur 
des Haymarlet - Theaters Samuel Boote’) (1716— 77), 
den man freilih mit etwas zu: viel Vorliebe den modernen 
Mrikephanes benannt hat, eine Anzabl fogenannter Morgenuns 
terhattungen, worin er eine Menge allgemein bekannter Berfonen, 
Beamten, Aerzte, Damen von Rang ıc, lädherlih machte. Seine 
beſten Stüde find der Cavalier und der Hintende Teufel, Sein 
Nebenbuhler um die Gunſt des Publicums David Garrick“) 
(1716--79) aus Licfield, Englands berühmteſter Shaufpieler, 


umd gewiß ein größerer Mimifer als weiland Roscius, der Freund 


und Ecüler Johnſon's, hat ebenfalls eine Menge Kleiner Luſt⸗ 
und Schauſpiele gefrieben, denen eine piquante Satire, ein 
beißend epigrammatiſches Talent, große Menfhenfenntniß und 
geiſtreiche Erfindung nicht abzufpredhen find, die aber doch, vom 
fünftlerifhen Stantpunfte aus betrachtet, Foote's Leiſtungen nad 
ſtehen. eine beften Stüde find der Lügenhafte Bediente, Lilli⸗ 
put, Aeſop bei den Schatten, der Bormund, die Heinliche Hei⸗ 
rath, der Zauberer ©. George Colman”), der Batır 


Englifche Poeſiſe. Drama. 453 


(1733—94), bat in feinen 26 Thenterfüden, unter denen 
man Poly Honcycomb, die Heimliche Heirath und die Eifer 
fühtige Frau rühmtih auszeichnet, dieß vor feinem ohne 
Beorge Colman jun.) (1762 — 1836), feinem Rachfolger als 
Tirector des HaymarletsTheaters, voraua, daß er weit entfernt if, 
eine ſolche Zügelofigfeit in Worten und Anfpielungen gewahren 
m laſſen, wie dieß faft in allen Stüden des Lepteren der Fall, 
, 8. in den Lufifpieln Sohn Bull, das Alte arme Hay 
marfet, der Arme Edelmann, Ihe heir of law, worin vorzüglid 
das Portrait des Pedanten Pangloss entfkieden gelungen iſt, 
und in den Poffen der Lufige Betrüger, die Revue, Wir fliegen 
bet Nacht 2, Weit höher ficht Arthur Murphy (1727 — 
1805) aus Bublin”), vefim Lehrjunge (1756), Teppichhaͤnd⸗ 
kr (1758), worin ein dichtender Barbier, der die politiſchen 
Zinngießer verfpottet, die Hauptrolle. hat, die Schule der Lefet, 
Alles verkehrt, Kenne dich ſelbſt, Die Alte Jungfer, die Heimliche 
Helrath, Ale Welt hat Unrecht ꝛe., zu den beflen Erzeugniſſen der 
modernen Englifden Bühne gehören; fein Trauerfpiel Arminius 
(1798) bat eine politiſche Bedeutung, denn ed follte die Rothe 
wendigkeit eines Krieges mit Frankreich veranfhamlihen. Der Ros - 
mefhreibee und Schauſpiele Thomas Holcroft?) aus 
Eondon (1744— 1809) hat nicht blos Defloudes’ Glorienx 
In ſeiner Schule der Anmaßung fo trefflich bearbeitet, daß man 
fin Etül einer Originalarbeiı kühn an die Seite flelln kann, 
fondern er hat auch noch in feiner Duplieity und dem viel der 
wundeim Road to rmin dad Englifche Repertotr mit zwei gu⸗ 
im Originalſtuͤcken bereichert. UWebrigene führte er zuerſt 
das Melodrama in England ein. Neben ihm darf auch Richard 
Gumberland aus Cambridge (1782 — 181 1)2) nicht vergeffen 
werden, ein ebenfo fruchtbarer Englifcher Autor als dramatiſcher Dich⸗ 
tr und Romanfchreiber, deſſen Weſtindier ja auch in Deutſchland bes 
Iannt genug If, obgleich fein faum feltener gegebener Jude unbezwelfeit 
in den beften Stüden feiner Zeit gehört. Bei weitem überftrahlt ihn 
aber Richatd Brinsley Sheridan?) aus Dublin (1751 
—1816), auch tm Engliſchen Barllamete: als ausgezeichneter 
Redner und Anhänger von or befanntz denn nachdem er einmal . 
dur feine Nebenbuhler, den St, Patrickstag 1. in Aufnahme 


456 Englifipe Poeſte. Drama, 


arfemmm war, lieh er kann feine Laͤßerſchule folgen, ein cheuie 
treffende® ala piquantes Gemälde ber Gugliſchen Sitten, ad 
ihm für immer von Rang des fen Luſtſpieldichters feines Ru 
den in ber neuern Zeit ſicherte. Auch ein etwas ſpaͤteret 
Grüd, eine Nachahmung des Rehcarsal,: ihe eritic, IR ausge 
- gehhmst und enthüllt das widerwärtige Cabalengewebe uud den 
gemeinen Sinn der Schauſpieler aufs Trefflichſte. Leider bal 
ater auch er Ab .nidt von dem allgemeinen Bebler fa al 
NAagliſchen Dramatiker, nämliih in einem Etüde zwei Intrigum 


nerallel laufen zu laffen, von denen aber Die eine die andere aufhält, fd“ 
m balten gewußt. Gimige andere gleichzeitig fchr gem geichm 


Stade find Bielding’a?Y, der au Molidre (the miser = 
Pavare, ihe mock docter == le medecin malgre lul) u 
MDeatauches (the intriguing chambermaid 7 le diagipatew) 
nachbildete, Tom Thumb, eine Satire auf das Trauerſpiel 
wit feinem Pathes, des Schauſpielers Charlee Makli— 
(1600 — 1797), des herühmten Darſtellers Chylad's”) 
Love à In made, eine Satire auf bie Schottiſchen Sitten, und 
Man 06 the world (1781), des gelehrten Towniey”) 
High life heiow staire, eine burlegfe Satire auf die albem 
Mewohnheit Der Diener, ihre Herren nachzuaffen, die das Gut 
batie, daß fie dem Unfug der Trinfgelder in London abkbafle 
wm endlich Diiver Golyfmith’6 trefflicer Good -natured 
wear und Stoaps ta canquer”), worin befonder® der Diale 
txefflich und der Witz ehenſo harmlos als treffend if. And 
einige Opern, wis Fheridan's Daegna, bie 75 Mal hinten 
einander gegeben ward, Charlea Coffey's and Iran 
(t 1745) Devil 10 yay (1781) uns meny cebkr 
(1735), beide von unferem Weiſſe, als „her Teufel IR Log" und „va 
Iußige Schuſter“, bearbeitet, Iſaal BiderRaffe'6 Padiock, 
Love ia a village, Lionel and Clarissa x. und Dibhiy’s Qu 
ker (1777) machten damals beſonderes Aufſehen. Unter dm 
neueden Dramatifern nennen wir ah Robert Jepbfen”) 
(1796 — 1808), deſſen Trauerfpiele, the count af Narbonne, 
nah Walpole's Casile of Otrante, und the duke of Br- 
ganze, einem entſchiedenen Gifalg hatten. Daſſelbe war «ud 
der Ball mit des hynerromqutiſchen Matthew iregary 


Engliſche Poeſſe. Drama. 408 


Lewis?) Castle Speetre, dab 16 Abende hinter einander ger 
geben warb; feine Bearbeitung von Schillers Babale und Lichs 
sater dem Titel: the meinister, gefiel weniger. Nun famen bie 
Bamilientendemgftüde der Joanna Baillie”) aus Bothwell 
In Schottland (geb. 1164), die viel Senfation mahten, de 
fe durdweg ſehr charakteriftiſch And und ihnen auch Origi⸗ 
nalitaͤt des Plans nicht abgeiprodden werden lann, wenn ihnen 
auch auf der andern Seite wieder allzuüppige Diction, ſchlecht 
angelegte Situationen, beſonders aber Mangel an Geſcicklickeit, 
bie Aufiöfung zu verfchleiern, mit Recht zum Borwurf mad, 
De Coleridge's (Remorse)), Scott's (Halidon Hül), 
Dyron’s (Manfred, Marino Faliero, Sardanapal, die 
beiden Foocari, Werner, Gain) und Wilman’s (Beishazzar, 
Fall of Jerusalem, Aune Boleyn, Blartyr af Antiechia) 
Erde mehr Gedichte als eigentliche Dramas find, und Wils 
llam Godwin’6 Antonio or the Soldier’s return (1800), 
fwie William Sotheby"& Julian and Agnes (1800) uge 
wenig Senfation machten, fo muß hier befonderd Charles 
Robert Maturin’') aus Dublin (1781 — 1824), von dem 
no& unten die Rede fein wird, erwähnt werden, da fein Bex- 
tam, welcher durch Byron's Einfluß (1816) auf dem Drurps 
Inne Theater gur Aufführung gelangte, meifterhafte Charactere, babe 
Energie und Act tragiſches Pathos der Sprache, aber auch imen 
Rräibaren, ſataniſchen Terrorismus enthält, dan feine Romane jur 
Edan tragen. Sein Manuel (1817), „the absurd work of 
s clever man“, wie Byron fagte, und Fredolipho wißfielen 
mit Recht. Vorubergehenden Beifall fanden Richard Lalor 
Sheil?s Evaane, nah Shir ley'o tralter conchpirt (1820), 
md Apestate, Sohn Howard Payne's Bamtus (1820) 
ud Brocter’s Mirandola (1821), wogegen James She⸗ 
tidan Anowies (1787) aus Gorf durch feinm Virginius 
(1820) außerordentliches Auffehen machte, denn bier fowohl aß. im 
feinen faäteren Stüden, Ihe wife, a tale of Maniun, ‚the 
äunchhack, Cajus Graechus, ihe blind beggar af Bednsl 
Green, William Tell, the kove chace ete., welches lebte 
belanntlich auch in Deutſchland enifchieden Furore machte, findet 
war eine folge Bühnentnntnis, fo treffliche Charalterzeichmug 





46 Englifhe Poefle. Drama. 


und fo ſchoͤnes poetiſches Golorit, daß, triebe er nicht feine Nachahmung 
der Altern Dramatifer, wie 3. B. WMaffingers, oft ind Läden 
lie, wendete er weniger Bilder und Metaphern an und hielt 
er fih von Anachronismen frei, ihm die Balme unter den mo 
denen Dramatifern unbedingt zugeflanden werden müßte”), 
Auch Thomas Lovell Beddoes’ Bride’s Tragedy (1822) 
gefiel mit Recht, wenn auch der Miß Mitford Biensl 
entihiebneren Erfolg fah, Unter Sir Edward Lytton Buls 
‚ wer’s Stuͤcken trägt Ihe lady of Lyans als romantiſces 
Drama den Preis davon, da leider fein Eräftiger angelegter Ri 
ehelien zu loder confiruirt iR. Claſſiſch find dagegen vd 
befannten Zuritin Thomas Noon Talfourd Jon (1835) 
und' Athenian captive, ganz im Geiſte der antiken Tragoͤdie auf 
gefaßt, während fein Familiendrama, the massacre of Gleneon 
bedeutend ſchwaͤcher iR. Henry Taylor’6 Philip van Ar 
tevelde (1834) und Edwin the fair, letzteres der Engliiden 
Moytbengefchichte entnommen (1843), wurden weniger befannl, 
als fie es verdienen, John Bromning’6 Straford (1837) 
M eine fehr gelungene Grſtlingsarbeit, Leigh Hunt's Legend 
ef Florence (1840) hat die Fehler und Schönheiten m 
übrigen Werke dieſes Dichters, beſonders aber ift e8 vol von Grtra 
vaganzen und eigentiih nur flirt, William Smith 
‚Aibelwoht (1842) endlich If ganz hübfh zu leſen, aber un 
aufgeführt zu werben, fehlt ihm das dramatiſche Leben und der ft 
niſche Effect. Auch die Boffen der Romanfchreiberin und Edaw 
fpielerin Mre, Elizabeth Inchbald) aus Standyfieldß 
bei Bury Et. Edmunds (1753 — 1821) geflelen und bradtm 
ihr mehr Geld ein, als fie eigentlich verdiente. Wie did 
nähern fi aud die der Mre. Cowley (geb. Rarfhonfe) ous 
Tioerton (1743 — 1809) unſern Familienſtucken. John 
Burgoyne’6 Nachahmung von Diderot's Hauovater, die Erbin 
(1786), gefiel?) eine Zeit lang. Auch John Tob in aus Sallsbn 
(1770 - 1804) machte mit feinem Honey-mooa entſchiedenes 
Gluͤck, obgleich das Staͤck ganz im Style der romantiſchen Div 
mias Beaumonus und Fletcher's und in blank verses geſchrieben 
MR). Die fruchtbaren Dichter Sohn D’Keeffe”) aus Dublin 
(1746 1833) und: Frederit Kehynold's (1765-—1841)”) 








Engliſche Poeſie. Drama. | 457 


haben eine Mafle von dramatifhen Arbeiten binterlafien, doc 
bat von Erſterem nur Tony Lumpkin und the agreable sur- 
prise, von Letzterem nur the dramatist, worin er einen dramatiſchen 
Titter, ein Bild vieler unferer Dicter, nab Bath reifen läßt, 
„lo pick up characters“, bleibenden Werth. Dagegen vers 
dimen Thomas Morton’3”) Speed the: plough, Way 
to get married, Cure for the heart ache und School of 
seform mit Recht, doß fie ſtehende Caſſenfltuͤcke wurden. Auch 
Boole, Theodore Hook, Plane, Serrold, Bud» 
Rone x. haben mandes Stück von ephemerem Intereſſe gefchrie. 
ben, und neuerdings hat der Geiſtlich James White einen 
Exius von Tragödien aus der Geſchichte der Stuarts begon⸗ 
nm, von denen the Earl of Gowrie und the King of the 


eommons als Anfänge gelungen zu nennen find, 
1) Colley Cibber’s dramatic Works. Lond. 1721. II. 4. 1758. IV. 
* IM. V. 12. &. Larduer T. III. p. 276 4q. Schubert Engl. Bl. Bd. 
p. 113 2q. 


2) The lover. Lond. 1730. 8. Patie and Peggie. ib. 1730. 8. The 
rien. ib. 1757. 8. The Harlots Progress or Ihe Ridotto al fresco. 
‚1193. 4. 


3) ©. Lond. Magsz. 1766. June. Hirfhing Bo. I. 2. p. 214 sq. 
oracle. Lond. 1752. 8. 


4) The suspicious Husband. Lond. 1747. 8. 
9) Love's Revenge. Lond. 1737. 8. 


6) The Toyshop. Lond. 1735. 8. The King and the Miller of 
Mansfeld. Lond. 1737. 8. Sir John Cockle at Court. ib. 1738. 8. 
e blind beggar of Bethnal Green. ib. 1741. 8. 


7) The love in a mist, farce. Lond. 1747. 12. Poems chiefly 
Pastorals, Lond. 1766. 8. ib. s. a. 12. u. b. Anderson T. X, 


8) Plays now first coll. Lond. 1774. III. 8. 
9) Works. Lond. 1775. H. 8. 


10) Dramatic works. Lond, 1759. H. 8. Works. ib. 1754. IV.8. 
ab. Anderson T. VI. 


11) ©, Leſſing's Gollectaneen Bd. II. p. 169 sq. The gamester 
Lond. 1753, All Works. ib. 1756, 4. 1731" 12. u. db. Anderson 'T. IX, 


12) The mysterious mother, atragedy by H. Walpole. Straw- 
berry Hill. 1768. 8. ’ 


M *8. Mustapha. Lond, 1739. 8. Alfred. ib. 1740. 1751. 8. Rivirs. 
14) Boadicea. Lond. 1753. 8. Medea. ib. 1761. 4. 1762. 8. 


15) The works of John Home, to which is prefized an se 
vun of his life and writings by H. Mackenzie.Rdinb. 1824. IU. 8. 








458 Engliſche Poeſie. Drama. 


16) ‘The dramatic works of 8. Foote. Land. 1778. VI. 1781. IV. 
8. ib. 1797. 1809. IL 8. Berl. 17%. IV. 8. Deutfh ebd. 1805. & f. 
W. Coke, Mem. of 8. F. ib. 1805. Il. 8. Birfhing Bd. II. 1. P. 
22 sq. Deutſch. Wuf. 1779. &t. VII. p. 13— 32. u. in Gturg Schell: 
Bd. II. p. 182 sq. (Wien, 12.) 


17) Garrick’s Dram. works. Lond, 1798. 11T. 12. Poet. W. ib. 178, 
1. S. Rmond de St. Albine, Mém. s. Garrrick. Paris 1824.8. Om; 
Echriften Bd. I. p. 98 aq. Davies Mem. of the life of G. Leond. 17%. 
1808. II. 8. (Deutfch. Epzg. 1782. II. 8.) Murphy, Life of 6. ib. 17%. 
B. Hirſching Bd. II. 1. p. 366 ng. Bamberger Aneed. Br. I p. 356 €. 
geua. Muf. 1776. Et. VI. p. 562 sq. XI, p. 982 2q. 1771. V. B 
5 *8 1778.-I, p. 11 sq. 1777. XI. p. 472. Private corresp. Lond. 
1831-32. IL 4. 


18) Dremat. works. Lond. 1777. IV. 12. ©. Some particalrı 
0f6.Colm. writien by himself. ib. 1795. 8. Mezitres T.1I.p. 24644. 


19) Wags and means. Lond. 1798. 8. Poor old Haymarket. ib. 
1792. 8. Iron Chest. ib. 1796. 8. Poor Gentleman. ib. 1302. 8. Joha 


Bull. ib. s. a. (1802.) 8. Who wants a Guinea? ib. 1805. 8. We 


’ 


8. The review. ib. 1808. 8. Gay deceivers. ih. 1808. 8. u.0.8. 


20) The works of A. Murphy. Lond. 1786. VII. 8. ©. Lardne 
T. 11. p. 321 sq. A. Foote, the life of A. M. Lond, 1811. 4. 


.. 21) Duplicity. Lond. 1781. 8. Follies of a dey. ib.,1784. 8. Tbe 
choleric fatbers. ib. 1785. 8. School for arrogance. ib. 1791. 8. Road 
to ruin. ib. 1792. 8. The man of ten thousand. ib. 1796. 8. Hear 
both sides. ib. 1£03. 8. The vindictive man. ib. 1806. 8. 


22) The WestIndian. Lond. 177. 8. The posthamous dramsft 
works of R. Cumberland, Lond. 1813. IH. 8, Ueb. u. a. d. Bekindit, 
bearb. v. U. v. Kopebue, in f. Werk. Wd. XXXIII. d. Tube. Konigib. 
1798. 8. Wien. 1838. 12. D. natüri. Sein. Lpig- 17%. 8 D. Brut 
— 1786. 8. D. Gholeriſche. ebd. 1785. 8. ©. Lardner T. IIL. p 

sq. Mem. written by himself. Lond. 1806. 4. 1807. IE. 8. 


ar 63 night. ib. 1806. 8. Heir at law. ib. 1808. 8. Biue derils. ib. 


“ 23) The dramatic works of R. Brinsley Sheriden. Lond. 1R!. 
vın. 8. Dram. Werke überf. v. Hoffmann, im Glaff. Theat. d. Unsl. DB. 
21-28. IE. €t. v. Fiſcher in d. Bibl. engl. Luflfpieldichter. Lpag. 1B33- 
40. 3b. I. S. Mem. by Th. Moore. ib. 1825. 4. Beitgenoffen. VI Abft! 
2. p. 131 sq. Mezieres T. IH. p. 645 sq. 


24) Tom Thumb. Lond. 1730. 8. The Coffee-honse Politicia. 
ib. 1730. 8. The letter weriters. ih. 1731. 8. Tbe maeck dacter- ib. 
1732. 8. The universal gallant. ib. 1735. 8. u. v. 9. 


25) S. Remond de St, Albine, Mem. ».Macklin. Paris 1824 ® 
Love ä la made. Lond. 1793. 4. The man of ihe world. 5b.171.% 


26) High life below stairg. Lond. 1759. 8. Thetutor. ib. 1764.1 


27) The goed - natured man. Lond. 1768. 8. The stoope to (08. 
quer.or the mistake of a night. ib. 1773. 8. y. in f. Posticel workt 


28) The count of Narbonne, Lond. 17B1. 8. Pragenm, ib. 1795. 
The law of Lombardy. ib. 1778. 8. T'hehotel. ib. 1783. 8. Tbecor 
spiracy. ik. 1706. 6. Iulia; ib. 1787. 6. 


Englifhe Poeſie. Noman. 459 


29) The castie . Lond. 1798. 8. The minister. ib. 1797. 8. 
Bolla, ib. 17:0, nn Alfonso. ib. 1801. 8. Adelgitha. ib. 1816. 8. 

%) Joanne Baillie's series of plays, in which is altem 
iodelineate ihe atronger passions ofthe ınind. Lond. 1748— 1812. VI. 
Pt ib. 1 11.8. f. a. Bl. f. d. Lit. d. Aust. 1839. p 

Bell pe 362 sg. Ueberf. Deutſch v. Gramer. Lpzg. 1806. Wr. & 


. 4 

31) ©. Planche in b. p. Rev. deux mond. 1833. T. I. u. in f. 
Pertr. Litt. T. I. p?° 37 sg — Bertram. Lond. 1816. 8. Deutich % 
In, Brem. 1830. 8 

oe Die Siebesjagb u. d. Bettler v. Bethnal Green, überf. v. Suſemihl, 

8 Engl. Luſtſpield. a. a. O. Wd. 
tale. Lond. 178%. 8. The child of nature, ib. 1788, 

Kuren. one no bus his faulı. ib. 1793. 8. The weddingday. ib. 17%. 
a To marry or not ie mar ‚ ib. 1805. 6. u. v. &. 

4) The entire plays o Mrs. Cowley. Lond. 1813, m. 8. e. 
Lardner T. III. p. 366 sg. Public Characiers. Lond, 1802. p. 437. 

35) Dream. and poetic. works. Lond. .1808. I. 
*8 The honey moon. Land. 1805. 8. The School for auihorg. 


ib. 

‚ 3%) ®. Baker, Hiogr. Dram. T. I. 2. p. 548 sq. Tony Lumpki 
in town. Lend. 1778, 1780. 1798. 8. Theazkabie surprise, ib. 1781. 

| en ©. Baker a. a. D. T. I. 2. p. 597. The dramatist. Lond. 


F Speed ihe plongh. Lond. 1798. 8. Way to get married. | 
ne art for the heart ache. ih. 1797. 8 %. tke scheol ef * 


$. 648. 


Er kommen jebt zu ben Scdluſſe der Geſchichte Yar 
Gnglifgen Poeſie, nämlih zum Roman , von dem wir gefagt 
baden, daß er bereit im vorigen Abſchnitte eigentlich erſt dur 
de Foe's!) and London (1663 — 1731) NRobinfon Cruſae 
(1119) und Abenteuer des Capitain Singleton begründet wurde. 
AR dieſen ſchließt fi nun an der Erfinder des fentimentaten Ros 
mod Lawrence Sterne?) (1713—68) aus Glonme im 
Rland, der allerdings zuerſt in einzelnen Zwiſchenraͤumen (1760 
67) die neun Bände feine Trisiram Shandy publicicte, 
jenes literariſchen Proteus, worin die ſubtilſten vphiloſophiſchen 
Bragen mit den ſonderbarſten Laͤcherlichkelten Hand in Hand geben, 
wo bie excentriſchen Eharaetere feiner Randeleute mit einer oft zuͤgelloſen 
Brößigfeit uns vorgeführt werden und leider haufig das Heilige 
und das Profane, der hoͤchſite Ernſt und der burleäfehe Schon 
unmittelbar neben einander. fiehen, und überhaupt ber Eunismue 
eines Rabelais, Beroalde de Verville und P’Aubigns zu einer bie 
auf den Styl und Ausdruck ausgebehnten Moſaik vereinigt wird. 














460 Englifhe Poeſie. Roman. 


Weit höher ſteht aber feine Sentimental journey, entſtanden 
aus den Eindrüden feiner Reife durch Frantreib und Stalim 
(1767), wiewohl hier eigentlich fein Roman vorliegt, ſondem 
Manches an Burton’6 berühmted Buh über die Melandolle 
‚ einnet. Mehr Befriedigung beim Leſen gewährt uns 

Henry Fielding (1707—54)°) aus Sharpbam Park in 
Somerfetfhire, der befanntliih auch als Lufſtiſpieldichter auftrat, 
in feinen benteuern des Jonathan Wild, des Joſeph Andrews, 
der Amella und befonderd des berühmten Findlingo, Tom Joneb, 
denn fchmerlih dürfte ein anderer Romantiker natürlichere Cha⸗ 
raftere und lebendigere Sittengemälde gezeihnet haben. Das 
Leben iſt hier durdiweg von der komifchen Seite aufgefaßt, umd die 
Menihen find, wie fie find, mit allen ihren Launen und 
Mängeln dargeftellt, fo daß freilich der Sittenrichter viel daran m 
tadeln hat, weil auf Ideale auch nidt entfernt Rüdiidt ge 
nommen wird, worin Fielding wohl theilweiſe feinem angeborenen 
Gharafter, theilweife aber auh dem Wunſche folgte, den ſenti⸗ 
mentalen Güßlichkelten Richardſon's und feiner Schüler ein 
Damm entgegenzufegen. Nod mehr ins Lächerliche, freilich abe 
auch nad der roheren Seite hin, fpielen die Romane feines Reben 
buhler6 Tobias Smollett (1720)*) aus Cameron in Scott 
land, der nad längerem Dienfte auf der Flotte in London alt 
Arzt, wiewohl mit wenig Gluͤck, yractieirte, dafür aber deſio 


mehr durch feine Romane Roderick Random (1748), Pere- 


erine Pickte (1751), the adventures of Count Fatbon 
(1753), the adventures of Sir Launcelot Greaves (1768) 
und the expedition of Huniphry Clinker (1771) gewann. 
Die beften find fein zweiter und fein leßter, fein politiſcher Romas, 
the adventures of an atome (1769), ift dagegen weniger gelungen. 
Huch er Rarb wie Fielding in Folge feiner durch Ausſchweifungen 
mancher Art zerrütteten Geſundheit (1771). Gr hat allerbinge 


wit Letzterem das gemein, daß er durchweg der Ratur, friid 


auch zumellen in ihrer widrigen Btöße folgt, aber dafür iR e 
weit leidenſchaftlicher al® jener, und darum find au feine Hel 
den fowohl von weit ercentrifcherer Natur als aud die Aben⸗ 


Amer gehäufter, complichter und ſchreclicher als bei jenen. 


Was aber die Hauptfade iſt, er glebt bereit ein vonpändige? 








Engliſche Poefle. Roman. 461 


politiſches Glaubensbekenntniß und benutzt dieſe Form, feine Partei, 
die Tories und die Hochkirche, beſonders aber feinen Landsmann 
Lord Bute gegen Wilkes zu vertheidigen. Uebrigens findet man 
auch im Peregrine Pickle den erfin Berfuh zu den in dieſem 
Jahrhundert fo in die Mode gefommenen Romanen des high 
life, ich meine die den Zufammenbang freilih etwas aufhaltende 
Epifode der Memoiren der berüchtigten Lady Bane (+ 1788), 
Einen ganz merkwürdigen Gegenſatz zu dieſen lebendigen Sitten. 
gemälben bilden nun aber die endlofen Familiengeſchichten des 
Buchdruders Samuel Richardſon aus Derbyfhire (1689 — 
1761) °), der bekanntlich zugleih in England die unglüdiiche 
Form eined Romans in Bricfen aufbrachte. Er debutirte (1746) 
mit der Pamela (gegen Fielding's Angriffe im Joseph Andrews 
vertheidigte er fie in einer froftigen Fortſetzung, Pamela in high 
life), worin ee nachweiſt, wie weibliche wahre Tugend auch uns 
ter den drückendſten Verhaͤltniſſen nicht unterliegt und fogar dem 
Roue Achtung abzwingt. Nım folgte Clarissa Harlowe (1748), in 
neuefler Zeit durch den Keuilletoniften Sanin in eine moderne Form 
gegofien, worin Richardſon zeigt, wie wahre Keuſchheit der Seele auch 
nad Beſchimpfung des Körpers nicht untergeht, und ben Beſchluß machte 
Charles Grandison (1753), worin er dad Muſter eines in jeder Art 
vollfommenen Gentlemans auffielt, welches W. Ecott freilich 
„ein fehlerſreies Ungeheuer, das die Welt nie erblickt“, nennt, 
Der ungeheure Eıfolg diefer Romane iſt jebody weniger dem 
Talente ihres Verfaſſers als vielmehr der Form und der morals 


ifhen Tendenz derfelben zuzuſchreiben; denn bei der damals herr⸗ 


ſchenden Eittenververbniß dienten fie den Heuchlern und Pruden 
zum bequemen Opiat, womit fie fih in einer Tugend, die fie 
nicht befaßen, wenigſtens in Gedanken berauſchten. Uebrigens 
iſt Richardſon in Bezug auf die Einfachheit und Wahrheit der Em⸗ 
pfindung Fein Fehler nachzuweiſen, nur find feine Unterrchungen 
zu lang, feine Helden, befonder8 Grandiſon, zu Reif, und feine 
Tugendpringen und Tugendpringeffinnen viel zu ſehr Ideale und übers 


legte Bernünftler, ald daß man bei ihnen wirklich poetiſche Lei⸗ 


denfhaftlicfeit finden folte. Wenn ihn daher Rouſſeau mit 
Homer, Diverot gar mit Moſes, Euripives und Sophocles ver 
gleigt und v’I6raeli ihn den Shakſpere der Rovelißen nennt, 


— 


462 Englifche Poefle. Dloman. 


fo braucht man fich nur durch einen feiner baͤndereichen Romane 
durchzuatbeiten, und man wird wiſſen, was man von einen 
ſolchen Urtheile zu denken hat. Wieder zu einem ganz andern 
Genre gehört der umngekehrte Candide, der Rasselas des gelehrien 
Samuel Sohnfon‘), eigentlich nur in Romanform gegoſſene 
moraliſche Unterſuchungen, allein der feine Satiriler Charles 
Johnſtone (+ 1800) 7°) neigte ich ſchon wieder in feinen Adven- 
tures of a Guinea ber Manier Smollett’6 und Leſages ı, 
fowie Henry Madenzie?) aus Edinburgh (1745— 1831) 
in feinem berühmten Man of feeling, dem er bie weniger gelungenen 


Romane ihe Man of the world und Julia de Roubigne folgen 


ließ, ald Rachahmer Sterne's auftrat, ihn zwar an Feinheit des 
Gefühle übertreffmnd, aber an Originalität, Kraft und Humor hin 
ter ihm zurädbleibend. Weit erhebt ſich aber über Beide Diiver 


Boldfmith’ 6) aus Pallas in der Iriſchen Graffchaft Lay 


ford (1728— 1774), Vicar of Wakefield, das Muſter eina 


Jamilien⸗, ich will nidt fagen Dorfgefdichte (der darin vorkom⸗ 
mende Georg iſt er ſelbſt, der Vicar fen Bruder), ein Bud, 
das, ohne In gebundener Rede geſchrieben zu fein, durch lindliches 
Gefühl, Zartheit der Empfindung und Genius weit übe 


alle aͤhnliche Arbeiten hervorragt und nur von feinem reizenden 
Gedichte, dem Traveller, etwas in den Schatten gefleflt wir. 


Es verficht fi von ſelbſt, daß weder feines Landmanns Hent) 
Brooke) (1706 — 83) Fool of Quality, der allerbingd 
zu feiner Zeit viel gelefen ward, noch der Frances Brooke") 


(+ 1789), derm Ruhm in England eigentlih nur ihr Deo | 


dram Rosine gründete, Geſchichte der Julie Mandeville und 
Emilie Montague, im Geſchmacke Richardſon's geſchrieben, bic 
Senden Erfolg errangen. Ebenſo vorübergehend war ber Beifal, 
den Horace Walpole'?) (171797), der Sohn des be 
Iannıten Whigminiſters, Robert Walpole, mit feinem zuerfl anonya 
herausgegebenen Castle of Otranto (1764), das er für die 
Heberfepung eines Altern, 1529 zu Reapel gedruckten und von ihs 
in einer‘ alten Engliſchen Bibliothek gefundenen Buchs ausgab, 
und womit er dem Geſchmack an ben alten abenteuerlichen Riten 


romanen voleder Bahn brechen wollte. Allerdings gefiel bie 


gehehmnißrolle Schaunremen, und fo lam es denn, daß Mi 








0 


Emsifdt Beche. Domen. “0 


Clara Reeve'?) aus Ipewich (geb. 1725 in Euffot, gek 
1803) mit ihrer Nachahmung, the old English baron (1777) 
gieiofalls Teuffirte und ein Bud zu Stande brachte, welches 
noch W. Ecott für „a competent commande of those qualities, 
which eonstitute a good romance“ erklärte. Nun werden aber 
die Romanfchreiber immer zahlreicher, und wenn aud Frances 
Burney!“), nachherige Madame d'Arblay (1793) aus 
Ian Regie in der Brafihaft Norfolk (1753-— 1840) jekt 
ha ebenſo vergeffen iR, wie ihre einſt viel gelefenen Buͤcher 
Evelina und Cecilia (denn ihr Wanderer verdient gar feine 
Grwähnung), wenn ferner audy der befannte dramatiſche Schriftfichier 
Richard Eumberland!) aus Gambridge (1752—1811) 
den Ruhm, den fein Arundel (1789) und Henry (1797) 
ernten, in welchem lepteren jedoch die bedeutendſte Perſon, ber 
Nethodiſenprediger Ezechiel Daw, gar nichts weiter als Bielding’s 
nur in andere Kleider geſtedter Parſon Adams iR, überlebte, fü 
bat dagegen ſchon fein literarifher College Thomas Hol» 
trofr!6) in feinen Romanen, befonders in Hugh Trevor 
1794), die geheimen Gebrechen und faulen Stellen bes 
vornehmen Geſellſchaftslebens fo gut enthält, daß nur 
Mm Godwin kommen mußte, um ihn in Schatten zu flellen. 
katſchieden gelang zu gleicher Zeit William Bedford") in 
kinem Vatbek (1784) die Nachahmung der orientalifhen Mär 
&enform, deren ausgezeichnete Gpifode, the hall of Eblis, ein 
Somit zum Thal der Eeligen im Rasselas, bereits 
Lord Beron für smübertrefflich erklärt hat, obwohl ſchon 
rüber James Ridley”), unter dem Namen Charles 
Norell (+ 1765), mit feinen angeblih aus dem TPerfifchen 
überfepten Tales of the Genii Epoche gemacht hatte. Robert 
dage®) aus Darley in Derbyſhire (1728-1801) wind⸗ 
id nicht erwähnen, hätte ihn nicht W. Scott höher als mans 
dem feiner talentvolleren Collegen geſtellt. Dagegen verdienten 
bon ihrer Zartheit wegen die beiden Schweſſern Sophia 
1750 — 1824) und Harriet Lee?) als VBerfafferinnen 
der befanaten Canterbury Tales eine ehrenvolle Erwähnung, 
Yile uch Byron nicht dadurch, daß er der lehteren 
Kruitzuer or the German’s Tale in feinem Werner er the 





m 


a Engliſche Pose. Roman. 


inkeritance dramatifirtt, das Verdienſt derſelben anerkannt. rider 
IR dagegen John Moore?) aus Stirling (1729-1802) 
füR vergefien, obgleih fein Zeluco (1786), eine Rahahmun 
von Smollett’® Count Fathom, und dad Begenftüd dazu, Ed- 
ward (1796), erfterer ein Muſter der äͤußerſten Nichtswuͤrdig 
feit, leßterer der veinfien Tugend mit Recht ein bleibendes Ge⸗ 
daächtniß verdienen. Sein Mordaunt (1800) hat alle Fehlet 
der in Briefform gefleidveten Romane Richardſon's, leineswegt 
aber die Borzüge derfelben. Bon der Mrd. Inhbald”), im 
dramatiſchen Dickterin, IR nur zu fagen, daß ihre Romane, A 
simple story (1791) und Nature aad art (1796), gerade dab 
Gegentheil von dem find, was der Titel verheißt, wagegen 
die Romane der Mis. Charlotte Smith?) aus Eid 
Houfe in Surrey (1749 — 1806), befonderd iihr Old Manor 
House, welches ihr die durch ihren Roman Desmond, wort 
fie die Ideen der Franzöſiſchen Revolution vertrat, verloren 
Bunft des Publicums wieder verfchaffte, nod heute leobar find. Bi 
weitem überfirablt aber diefe Heinen Lichter das glänzende Ge⸗ 
fin der Mrs. Ann Radctiffe?*) (geb. Ward) aus dar 
don (1764— 1823), die ſich bereitd in ihrem Sicilien Ba 
mance, trotz der wilden Regellofigfeit der Kompofition des Plant, 
als die erſte wirkliche romantiſche Dichterin Englands in ww 
gebundener Rede auswies, wie fie ſpaͤter in den Mysteries ol 
Udolpho (1794) und dem Romanee of the forest (1791) 
eine ungeheure Popularität erlangte, welche Ihr lepterbedenter, in 
mancher Begichung noch höher ſtehender Roman, the Italian (1797 
nicht erreichte, Ihr Hauptfehler if ein allzuſehr hervortretndd 
Hafen nad dem MyReriöfen und Hyperromantifchen; allen bi 
weitem nod übertrifft fie hierin Matthew Bregory Lewis”) 
aus London (1773—1818), der als Dichter in mander Br 
ziehung mit Byron zu vergleichen iR, allein als Romantiler u 
feinen Tales of Terror und of Wonder, Bomantic Tales 
“Feudal Tyrants, beſonders aber in feinem auf Steele's 
Euählung Santon Barsisa (im Guardian nr. 148) mit dnuy 
ung von Schiller's Beifterfeher bafirten (die eingewebte Ballade 
Alonzo hat Vieles aus Bürger’8 Leonore), berüchtigten Monk 
alle jene graufenhaften Geſchichten zuſammenkochte, die er [ha 








Englische Poeſie. Roman. 465 


ald And aus einer Menge alter Heren» und Zauberbuͤcher, 
feiner liebſten Lectuͤre, gefhöpft und welche dann feine koloſſale Phan⸗ 
tafie weiter verarbeitet hatte. In der Häufung aller mögliden 
Abenteuer, die ded Leſers Neugier geradezu auf. die Folter fpan» 
um, und in feinem ausgezeichneten Siyl liegt aud) der ®rund, warum 
man diefen an fich eigentlich ganz voldrigen Complex aller möglichen 
Sheußliäfeiten eine Zeit lung bewundert. Che wir zu einem 
Kivalen deſſelben fortgehen, wollen wir und an ben zärtliden 
Dialogen, woran die Romane der Mrs. Amella Opie (Miß 
Alderfon aus Norwid), die auch eine recht nieblicge Dichtung, 
the orphan boy, hinterließ, fo reich find, erholen?®), um des 
Diſſenters William Godwin aus Wisbeah in Cambridge⸗ 
hire (1756 — 1836) 7) in Form eined Romans eingefleideten 
Brote gegen die Engliſche Eriminaljufilz, betitelt, Caleb Wil- 
liams (1794) ‚a general review of the modes of domestic 
and unrecorded despotism, by which man becomes the 
destroyer of man“, den auf den Blauben an das VBorhanden- 
kin befferer Menfchen, als er fie uns darin vorführt, bafirten 
Viderſtand entgegenzufegen, der nöthig iR, um nicht mit ihm 
imed furchtbare Motto, dad er feinem. Bude vorgefept und 
worin er den Menſchen an Wildheit unter das Thier ſtellt, un⸗ 
tafhreiden zu müflen. Seine fpäteren Rovellen, Fleetwood 
(1804), Mandeville (1817), Cloudesiey (1830), beſonders 
aber die Compilation, Lives of ihe Necromancers (1834), 
And des berühmten Gegners von Malthus' Populationstheorie 
(History of the commonwealth) und des Biographen Chaucer's 
laum würdig. Die beiden Schwehen Anna Maria (1780 
—1832) und Iane Porter”), befonders erſtere, baben 
Senfalls mehrere Romane binterlaflen, doch verdient nur ber Don 
Sebastian (1809) der Welteren und Thaddeus of Warsaw 
(1808) der Züngeren bier Anerkennung. Cine weit befiere 
Ralerin von Sittenſtizzen, die nicht wenig auf W. Scott 
einwirkte, IR aber Maria Edgeworth aus Edgeworth⸗ 
ſown*) (1771) in der Grafſchaft Longford, unter deren zahle . 

reichen Graählungen, die faſt ſaͤmmtlich (G. B. Harrington 
1847 gegen die Zudenhaffer) eine moralifhe Tendenz vers 


folgen, ihre Popular tales (1804), tales of fashionable 
Größe, Handduch d. Literärgeſchichte. KIL, 30 


466 Enslifhe Poeſte. Roman, 


life (1809) und Helen (1834) die populärften find; jedoch wird 
fie an natuͤrlicher Einfachheit und zärtlihem Pathos von ber 
Miß Ian Auften”) aus Steventon (1775 — 1817) übertroffen, 
obgleich deren beſte Romane, Northanger Abbey und Persussion 
jegt faR gar nicht mehr genannt werden, Auch Mary Brunton’)) 
aus Burrey auf Orkney (1778-1818) würbe ich fon ihred 
reigenden Styls wegen höher ftellen, wäre nur ihr Self-Control 
(1811) ganz rein von Nachahmung der Hauptcharactere in 
Richardſon's Genre. Ein reizendes Dorffamiliengemaͤlde giebt 
Ms. Elizabeth Hamilton”) aus Belfaſt (1758—- 1816) 
im ihren Cottagers of Glenburnie, allein Lady Morgan (ge. 
Sidney Dwenfon) aus Dublin (1789) *), der man nicht ab 
ſprechen kann, daß fie, mit lebendiger Phantafie begabt, in ihren 
Romanen O’ Donnel, Florence Macarthy und the O’Briens and ibe 
O’Fiahertys, befonders in der fiebenmal binnen zwei Jahren aufge 
kegten Wild Irish Girl die langweilige Manier der empfindfamen fir 
besgefchichten verließ und uns recht lebendige Genrebilder aus 
dem Volksleben des grünen Eilandes gab. Allein fie ſchrieb zu⸗ 
viel: darum find ihre Charaktere faft nie gehalten, und tft ihr Sty iu 
ungezügelt und ihre Gompofltion zu ungeregelt. Welt hoͤher 
Recht der Zauberroman Frankenstein (1817), den Mrs. Ehel. 
fey’*) in der Nähe Byron's am Genferfee unter ber Infpiration 
feines Vampire, den diefer gerade damals ſchrieb, dichtete, ein furdt 
bares Schauergemälde, würdig des Pinſels Godwin's, ihres Br 
ter und des Skepticiomus ihres Gatten. Reben fie können 
wir mit Recht den ſchon genannten ercentrifhen Maturin”) 
ſtellen, deſſen Romane, offenbar der Schule Lewio' angehörig, 
wenigfiene was die Fatal revenge or the family of Mon 
torio anlangt, theilwelfe auf den gerabe Damals herrſchenden 
Geſchmack an Schauergemälden ſpeculiren; doch find einige, 3.9. 
Melmoth, abgefehen davon, daß ber Held mit dem Teufel eine 
Paft eingegmgen iR, und the Albigenses, nicht mißlungen zu 
nennen. Ohne mid bei dem Schottiſchen Sittenmaler John 
alt”) aus Irvine (1779— 1839) aufzuhalten, der übrigen? 
einer der Beften Schüler Scott's if, und beffen Ayrshire Legatee‘ 
(1820) ımd Annals of the Parish (1821) mit Unreht in 
Deuiſchland weniger befannt find, als mande weit fäld 


Engliſche Poeſie. Roman. 467 


ten Acbeiten feiner Landsleute, erinnere ich nur an Thomas 

Hope's (+ 1881)°) Anastasius, eine durch und durch wahre 
Schilderung Türkifher und Griechiſcher Zuflände, modern hei. 
leniſcher Nieberträchtigleit und Selbſtſucht, aus der man eb 
der nicht allzu vortheilhaft auf den Berfaffer fchließen muß, einen 
Gröfus, der bei feinem Tode 180000 Pfund hinterließ, und 
en Mußer jener von dem Marke der armen Leute ſich mäften- 
den Bampire war, deren Mercur unter feinen Schuͤtzlingen fo 
viele zählt. Ginen völligen Umflurz ber biöherigen Form er, 
hielt aber der Engliſche Roman dur Walter Scott’), ber 
den eigentlichen hiſtoriſchen Roman er fhuf und burd feine 
bierbei befolgte Methode zugleih für die Literatur Deutſchlands 
hoͤhſt wichtig geworden iſt, da gerade hier, wenn irgendwo, fidh 
eine Schaar von mehr oder weniger treuen Radahmern ber 
Srott’fhen Schule ausbildete. Er hatte bereit 1805, che er 
am feine größeren romantiſchen Dichtungen ging, die erflen fieben 
Kapitel feines Waverley gnefchrieben und hier offenbar Fielding's 
Rolertalent und Ironie zum Muſter genommen, dann, das Ho⸗ 
talfe novem prematur in annos befolgend, das Fragment bei 
Seite gelegt, 1818 erſt wieder vorgenommen und 1814 been⸗ 
digt, jedoch anonym publicirt. Der ungeheure Erfolg, den das 
Such fand, konnte ihn gleihwohl nicht bewegen, feine Maske 
abzunehmen, und fo ließ er denn 1815 Guy Mannering, 
1816 tke antiquary, an Reichtum bed Humors und Voll⸗ 
tommenheit des Dialogs, ein Seitnflüd zu Tom Jones und 
Don Qaixote, forte die erfle Serie der Tales of my landlord, 
befichend im Black dwarf und Old Mortality, 1818 feinen 
treflihen Rob Hoy und die zweite Serie der Tales of my 
Iaadlord, fhe heart of Midiothian, 1819 the legend of Montrose 
oder die dritte Serie derfelben, ihe bride of Lammermoor, 
eine feiner kuͤnſtleriſch vollendetſten und durchdachtſten Rovellen, 
1826 fein Meiſterſtuͤck IIanhoe, unbedingt den beſten hiſtoriſchen 
Roman aller Nationen, ihe monastery und the abbot, 1821 
kenilworth, dem Ginige ben zweiten Rang nad Ivanhoe 
Änräumen, und the pirate, 1822 the fortunes of Nigel, 
1823 Peveril of the Peak, Quentin Durward, welden id 
über Kenikwortk fege, und St, Ronan’s Well, mit Ausnahme 

30* 





408 Engliſche Poefie. Roman. 


ed barin .angebradten (Meg Dods of the Cleikum Inn), dei 
beſten feiner niedrig komiſchen Charaktere, eine feiner ſchwaͤchſten 
Productionen, 1824 Redgauntlet, 1825 the tales ofthe Crusa- 
ders, beflehend aus den Novellen the betroihed und the 1a 
Hsman, 1826 Woodstock, 1828 the chronicles of Canor- 
gate, deren erſte Serie the two drovers, the Highland widow 
und the surgeon’s daughter und deren zweite. ihe fair maid 
of Pertk, eine der beflen feiner fpäteren Arbeiten, enthält, und 
die Tales of a grandfather, 1829 Anne of Geierstein um 
41881 die vierte Serie der Tales of my landlord, Count Roben 
of Paris und Castle dangerous, erſcheinen, welche drei legten 
Romane auch nicht entfernt mehr das große Talent des Bar 
faſſers der Waverley Novels verrathen. Seine Hauptvorügt 
find feine von feinem feiner Schüler erreichte bjectitiokt, 
feine harmonische Durchbildung der Babel, feine fa me 
thematifche Analyſe der menſchlichen Leidenſchaften, feine He 
manttät und feine Wahrheit und Treue der Character, 
der Zeiten» und Sittenfchilderungen. Ms Zeichner von Land 
ſchaften und Sitten fommt ihm Niemand gleich. War aud fen 
Life of Napoleon nichts als ein hiſtoriſcher Roman (1817) 
fo fann man doch dagegen in feinm Romanen Schottifhe Eye 
cialgefchichte fubiren, und was feine moralifche Tendenz und fd 
nen Sinn für das Edle und Gute anlangt, fo fann man Mi 
Jugend feine befiere Lecture als feine Werke in die Hand geben 
Lediglich möchte man, abgefehen von einigen Wieberholungen (© 
die Norne im Pirate iſt ein Pendant der Magdalene Great 
im Abt, der Elsbeth im Alterthümler und Madge Wil 
im Kerker von Edinburgh), an ihm zuweilen die die Han 
lung flörende Länge des Dialogs, feinen Mißbrauch des komiſcen 
Elements und feine bis zur Carrifirung ausgedehnte Vorliche 
fuͤr's Romantifche (befondere im St. Ronansbrunnen wahl 
nehmen) wegiünfchen. Unter feinen Radahmern nennen wit 
Iohn Gibfon Lodhart aus Glasgow, feinen Schwieger 
fohn und Biograpfen”®), den ſchon genannten Profefjor Sit 
Wil ſon“) Mre. Sohnflone‘), Sir Thomas Did Law 
der), James Hoof(1771—1828)*), Andrew Biden“) 
aus Paioley (1788), Thomas Colley Gratt an“), John 








Englifche Poefie. Roman. 469 


Barnim), Erofton Croker“), Crowe“), den ſchon ge 
nannten Korbmacher Thomas Miller”), Mrs. Bray), die 
an Rangwelligleit ihres Gleichen ſucht, Horace Smith), 
ber mit feinem Brambletye house (1826) bebeutendes Auf⸗ 
ſchen machte, und den Englifhen Neihshikorlographen George 
Hanne Rainsford James”) aus London (1801), der 
fruchtbarſten und beflen der ganzen Geſellſchaft, defin Darnley 
und Richelieu ihren Muſtern nur wenig nachfiehen. Der bes 
deutendfle der neueren Romantifer IR jedoch ohne Zweifel W. 
Harrifon Ainsworth”), denn feine Romane: Rookwood 
(1834), Jack Sheppard, ibe Tower of London, Guy 
Fawkes, The Miser’s daughter, Old St. Pauls, Windsor 
Casie und St. James find in Bezug auf Lebendigkeit ber 
Handlung und Erfindung der Situationen mit einer dramat 
iden Kunſt durchgebildet, die, lite er nur nicht an einer ge 
wien Wildheit und Rohhelt der Form, den Berfafier zu einen 
der erfien, felbRändigen Romantifer maden würden. Eine ans 
dere Schule bilden James Morier“) und James Baillie 
Fraſer*) mit ihren Perfins Boden, den fie aus eigener 
Anſchauung fannten, entnommenen orintalifchen Sittenbildern, auf 
die Hope's obengenannter Anastasius vielleicht nicht ohne Eins 
Ruß geblieben war; Lady Karoline Lamb) (1785 — 
1828) gab eine aͤhnliche Erzählung, Ada Reis (1823), allein 
der Held derſelben, ein wiberwärtiger Don Juan, von Geburt 
ein Beorgier, verdirbt das wenige darin vorhandene Gute total. Die 
Reihe der fogenannten faſhionablen oder Highlife, Noveltiften‘”) ers 
öffnet Edward Hook) aus London (1788—1842), anfangs 
Operndichter und Improviſator, deſſen Sayings and Doings (1824) 
große Auffehen machten, welches feine fpätern Productionen, 
a Gurney Married und den vermuthlich undchten Peregrine 
Bunce ausgenommen, nicht Lügen firaften. Sein Hauptfehler it Uns 
gleichheit der Bearbeitung und Regellofigkelt der Fabel, fein Hauptvers 
dien entfchledene Kenntniß der Englifchen höhern und mittlern Ge⸗ 
ſellſchaft, Jean Paul’fche Reflexion und Fielding'ſche Tiefe in ber 
Characterauffafſung. Gleichzeitig verſuchten ſich In demfelben 
Genre der befannte Staatsmann Konſtantin Henry Phippé, 
Marquis von Normanby*) (geb, 1797), T. H. Lifter®), 
Lady Dacresi), die Graͤfin Morley‘), Lady Charlotte 


470 Engliſche Poeſie. Roman. 


Bury®), Mıs. Trollope, die Gräfin Blefjington“) 
aus Euragheen in der Iriſchen Grafſchaft Waterford, Riß Her: 
rer) und R. Plumer Ward”), vefin Roman Tremaine 
offenbar ein metaphyſiſch⸗religidſes Element hat, darum aber weniger 
gefiel als fein de Vere, worin er befanntlid Gannings Bor 
trait entworfen hat. Als Iriſche Genrebildermaler müfen Ge⸗ 
rald Griffin“) ans Limerid (1803 —1840), der Berfafe 
der Munster popular tales, William Garleton”) aus 
Brinist in der Braffchaft Tyrone (1798), Mre. Anna Marla 
Hall”) aus Werford (geb. Fielding), Charles Lever’')und Sa⸗ 
muel Lover?) genannt werden, an die wir bie geiftreiche Miß 
Mary Ruſſell Mitford”) aus Niveöford in Hampihie 
(1789), die geniale Malerin Englifher Landſchafteſcenent, 
anreihen. In der von dem nachher zu erwähnenden Americane 
Booper berrührenden Schule der Seeromanfchriftfieller made 
Gapitain Frederik Marryat“), nah Smollett Englande 
befter Seecharakterbilderzeichner, mit feinen Romanen, unter denen 
id Peter Simple, Jacob Faithfull und Percival Keene für 
die beften halte, verbientes Auffehen; jebt if er aber als Kinder⸗ 
ſchriftſteller kindiſch geworden und hat fi total ausgeſchrieben, 
was wenigſtens feinen Nebenbublen, Capitain Blaffeod”). 
Capitam Chamier”), Howard”) und Michael Scott”) 
aus Glasgow (1789—1835) nicht widerfuhe, die fo fg 
waren, lieber aufguhören, als ihre gefammelten Lorbeeren aufẽ 
Spiel au ſehen. Die Romane der Miß Harriet Marti 
neau’) aus Norwich (geb. 1802) erwähne ich nur ber Eu 
riofität wegen, da fie lediglich der Form nad bierher gehöre, 
fonft aber nichts als langweilige Unterſuchungen aus dem Gebint 
der Rationalöconomie find. Unter den modernfien Romantikm 
ruht jebt der Baronet Sir Edward Lytton Bulwer‘) 
aus Haybon Hl (1803) in der Graſfſchaft Norfolf auf dm 
Lorbeern aus, die ihm feine Romane Falkland (1827), Pelhan 
(1827), the disowned (1828), Devereux (1829), Paul 
Cliford (1830), Eugene Aram (18831), feine kuͤnſiler iſch 
durchbildetſte Novelle, Ihe last days of Pompeji, Rienzi, un⸗ 
bedingt das Träfiigfe und vollfommenfte Werk feiner Feder, 
Ernest Maltravers (1837) mit feiner Foriſetzumg Alice, nich! 


Engliſche Poeſie. Roman. 471 


and morning (1841) verſchafft haben, denn feine neueſten 
Producte (Godolphin, the last of the barons (1843), Za- 
noni 1842 und Lucretia 1846) find verhaͤltnißmaͤßig 
ſchwach. Er hat jedoch auch in feinen beſten Arbeiten einen 
Haupifehler, er iſt zu ſehr Kuͤnſtler, Alles if bei ihm gemacht 
und verarbeitet, natürlich eigentlich nichts, und darum Fönnen 
aud weder die biendende Eleganz feines Style, noch der Reich 
tum der Darſtellung, noch die treue und treffende Characteriſtik 
und überall hervortretende gelehrte Bildung dieſen Mangel ein 
ſacher Friſche, wie fie Scott überall zur Schau trägt, er 
fegen. Der @uriofität wegen rangire ich die an Talent weit 
unter ihn lebende Lady Bulwer’), feine Frau, neben ihn, 
die ihn in ihrem Romane Cheveley or ihe man of honour an 
den Pranger der öffentlihen Meinung geftelt bat, Unter ber 
Maſſe von Schrififiellerinnen, die das high life zur Tendenz 
nahmen, nennen wir noch als befonberd ausgezeichnet Mrs. 
Bore®), neben der aud die fchon genannte Miß Landon®) 
(Mrs. Maclean) und Dis Ellen Pickering?) nicht vergefien 
werden mögen, während ich die Kinberfchriftfiellerin Miß Grace 
Kennedy®) (+ 1825) blos vorübergehend in Erinnerung bringe. 
Qurd feine eben fo treue ald malerifche Darſtellung der tiefen 
Scheimniffe des menſchlichen Herzens hat SamuelWarren®) 
mittelſt ſeines Tagebuchs eines Arztes auch auf dem Eontinent 
große Popularität gewonnen, feine Taufend Pfund Renten aber 
Ionnen fon ihrer Iächerlichen Llebrtreibungen wegen nichts Anderes 
kin al8 eine bittere Satire auf die Engliſchen Mittelklafen. 
Der jüngere (Benjamin) d’Israeli?”) gehört zwar auch 
in dieſes Genre, wenigſtens was feine früheren Novellen (Vi- 
vian Grey ıc,) anlangt, die In der piychologifchen Anſchauungs⸗ 
weile Ward's gefchrleben find, allein in neuerer Zeit hat er ſich 
um Apologeten der wahnfinnigen Träumereien des jungen Eng⸗ 
lands (Koningsby, Sybil ıc.) aufgeworfen und dadurch bei einer 
gewiffen Partei nur gewonnen. Als ſarcaſtiſcher Humoriſt muß 
3.28. Peacockke) genannt werden, befien Romane, bie leider 
auf dem Eontinent zu wenig befannt find, wahrhaft dramatifdges 
&hen haben, Freilich halten fie keinen Vergleich aus mit ben 
Schttiften desienigen Mannes, von dem man fagen kann, daß 


a2 Englifhe Poeſie. Roman. 


er Fielding's, Smollett's und Sterne's Genie in einer Perfon 
vereinigt, id meine Charles Didens?”) aus Portsmouth 
(geb. 1812). Er debutirte mit geiftvollen Skizzen aus dem 
Engliſchen Geſellſchaftoleben, die unter dem Titel Sketches 
by Boz in einzelnen Nummern des Evening Chronicle he: 
ausfamen und fpäter (1836—37) gefammelt wurden. Bald 
darauf erfähtenen feine Papiere des Pickwick Clubbs, die, obwohl 
in Plan und Anordnung etwas mangelhaft und loſe, dennoch 
durch die geiſtreiche Auffaffung der niedern Volkocharactere (Uncle 
Toby und fein Diener Sam Weller), bie launig fatirifcen 
Scenen und Aindliche Gemüthlichfelt des ganzen Erzählungsgufſſes 
nothwendig zum Bollsromane werden mußten. Sein nädfie} 
Bub Nicholas Nickleby giebt abermals in dem Titelhelven 
und feiner Frau, die Fielding’ Amelia gleihlommt, ein treues 
Portrait der Mittelflafien, und der Penſionathalter Squeers mil 
feinee Schule Dotheboys Hall dürfte auch bei uns Col 
legen finden. In nod niedrigere Regionen Relgt er in feinen 
Oliver Twist herab, worin er die Mangelhaftigfeit der nievern 
Erziehungsanflalten und die daraus entfpringenden furdtbarm 
Folgen, die Berdorbenheit der niedern Volksklaſſen mit der int 
gie und Kraft eines Crabbe entwidelt, Mit Meiſter Hum: 
phrey’8 Wanduhr (1840) beginnt er aber fih gan jener 
zarteren Manier zugumenden, die wir an einzelnen Stelln in 
Sterne's empfindfamer Reife gewahren, indem er mit feinen 
gutmüthigen Humor die ernfleflen Selten des menſchlichen Ge 
fuͤhlslebens beleuchtet. Ebenſo zart if fein Heimchen auf bem 
Heerde (1845), ein Märchen, das, obwohl ganz Original, Hin und 
wieber an Anderſon's Methode erinnert, feine Lebenöſchlacht (1846) 
aber, ein Feines Bildchen, welches zeigt, wie eine füngere Schweſter ihr 
Gluͤck der älteren zum Opfer bringt, zeugt von Neuem von ber un 
endlichen Geſchicklichkeit, mit welcher der Dichter den alltaͤglichſen 
Erfcheinungen des Lebens mittel feiner hochpoeliſchen Phantaft 
fietö eine neue und erhabene Seite abzugewinnen verficht. In derſelben 
Manier find die Eyiveflergloden (1844), eine Kobolbgefhiätt, 
worin das alte Jahr aus » und das neue eingeläutet wird, geſchrieben, 
BarnabyRudge (1841) dagegen iſt wieder ein Bild aus dem nieder 
Volkoleben und Martin Chuzzlewit's Abenteuer (1843) eine ler 








Englifhe Poefie. Roman. | 473 


teihe Gefhichte für Auswanderungsluftige und eine prächtige Satire 


auf die fo viel gepriefene Amerilaniſche Freiheit. 
1) ©. Chasles, Le XVIII s. en Angleterre. Paris 1846. 8. Etud. 
polit. p. 139 sq. Novels and miscell. Works. Oxford 1840-41.XX.8. 


2) ©. F. Ferriar, Illustr. of St. Lond. 1796. 8. Ed. II. ib. 1812. 
11. 8. Bel. Monatefchr. 1795. Zebr. Scott Miscell, Works. T. 111. p- 
1:6 sq. Mezieres T. DI. p. 327 sq. d’Israeli, Miscellan. of Ii- 
leratare. T. II. p. 338 sq. Works. Lond. 1783. X. 8. 1795. 
VL 8, 1843, 4. Tristram Shandy. Lond. 1759 sq. IX. 8. Ed. IT. ib. 
1760. Paris 1832. 8. u. öft. A sentimental Journey ihrongh France and 
g Lond. 1767.11.8. Ueberf. f. Ir. Sh. Leb. u. Meinungen. a. d. Engl. 
d. J. I. Bode. Hamb. 1774. 1776. IX. 8. v. &. v. Benzler. zB" 1801. 
M. 8.0.8. 9. Magdeb. 1832—33. V. 16. v.Bärmann. Bruſchw. 1839. 
IV. 16. Empfindfame Reife d. Frankreich u. Italien v. Bode. Hamb. 1768. 
V. Yufl, pjg. 1804. 12. v. 2, v. Benzler. Ppag. 1802. 8. m. d. Echens: 
beſchr. d. Verf. v. Glemen. Eſſen 1827. 12. dv. Döring. Iena 1841. 8. 
e. Börmann. Bruſchw. 1840. 16. v. Diesmann. Lpzg. 184. 8, v. Lewald. 
Torah, 1840. 1842. 16. Briefe an @lifa, a. d. Engl. v. Bode. Epzg. 1785. 
% Rürnb. 1840. 46. | 


3) ©. Baur Lebensgem. Bd. V. p. 489 sq. Nichols T. III. p. 361 40. 
Planche, Portr. litt. T.I. p. 18q. Scott Miscell. Works, T.IIT. p.4isq. 
Reu.eitt. u. Volterkde 1789. St. VI p-5708% Hirſching Bd. II. 1. p. 216g. 
Chasles a.0.D. p. 361 sq. Meziöres T.I. p. 3354. Roscoe Life, vor 
. Works p. V—XXVI. Works w. A. Murphy essay on the life 
and genius of H. F. Lond. 1762. IV. 4, od. VIII. 8. Edinb. 1767. 
1806, VI. 8, Lond. 1841. 4. u. öft. Tom Jones. Lond. 1750 u. öft, w. 
al, by Ch. Wagner. Marhurg. 1815 sq. V. 8. Ueberf. ſ. Geſch. d. Tom 
sone, a. d. Engl. v. Bode. Epig. 1786—88. VI. 8. v. Schmit. Nürnb. 
170. IV. 8, v. Lübemann. Leipz. 1826. IV. 12. v. Diegmann. Benfchw. 
1840-49, VI. 16. Abent. d. 3. Andrews u. f. Freundes Ahr. Adams. a. 
d Engl. Berl. 1775. 1786. 11.8. üb. v. Oertel. Meißen 1811. 11.8. v. Spar 
neweky. Bruſchw. 1840. III. 16. Abent. a. e. Reife in d. and. Melt. %. 
d. Engl. Lpzg. 1811. 8. u. in d. Taſchenb. claff. Rom. Jena 1843. 16 
DB. V. u. Emilie Both, neu über. Lpzg. 1797— 88. IV. 8, Amalia. 
Ipi9. 1768. IV. 8. Ion. Wild. Kopenh. 1759. 8, 


4) €, MooreLife ofS. Lond. 1772.8. Scott Misc. Works T. III. p. 
h3 sg. Roseoe a.a.D. p. VII-XL. Meziöres T. II. p- 161 sq. Cary, 
Liv. of engl, poets. p. 119 sq. Nichols Lit. Anecd, T. III. p.460sq. 
Niscellaneous works. Edinb. 1760. VI. 8. Lond. 1797. VIll. 8. by 
Roscoe. ib. 1841. 4. Ueberf. |. Graf Fathom a. d. Engl. v. Dertä. 
:29. 1799. 11. 8. Abent. d. Ritt. %.Greaved. Kopenh. 1772. 11. 8. v. Kohl. 
Bien 1791. IT. 8. Humphrey Klinkers Reifen a. d. Engl. v. Bode. Epzg. 
172. 1785. 111. 8. v. Döring. Benfchw. 1839. III. 16. Roderid Random, 
© Mylius. Berl. 1790. II. 8. v. Bärmann. Brnuſchw. 1839. IV. 16. 
Ferrgrine Pille, a. d. Engl. v. Mylius. Berl 1785. 1789. IV. 8.0. Bogt. 
agdeb. 1827. 28. V. 8. v. Bärmann. Brſchw. 1840. VI. 16. Gämntl. 
Pemorift. Romane. Stuttg. 1839—41. XV. 16. 

5) ©. Zourn. all. Journ. 1786. Bd. VII. (IV St.) p. 15-97 
\ezieres T. I. p. 272 sq. Scott Misc. Works. T. IH. p. 1 sq. d’Is- 
rseli Curios. of Lit, T. II. p. 54 sq. Chasles LeXVill s. en Angle- 
'erre. Rtud. polit. Paris 1846. p. 361 81 The correspondence of 8, 
R.publ. by A. L. Barbauld. Lond. 1804. VI. 8. Works. Lond. 178°. 
XX. 8. w. a sketch of his life by S. Mangin. ib. 1811. XIX. 8. 








ara Eugliſche Porfie. Roman. 


Pamela, Lond. 1740. IV. 8. Clarissa. ib. 1748. VII. 8. Grandison. 
ib. 1753. VII. 8. Ueb. f. Glarifia a. d. Engl. v. Chr. A. Schmitt, 
Mannh. 1790-91. XVI. 8..0. Kofegarten, Epag. 1700-93. XVI. 8. Pu 
mela a. d. Engl. v. Schmit. Liegn. 1772. IV. 8, Geld. G. Brandifoni. 
a. d. Engl. Epga. 1755. 1780. VII. 8. Clariſſa nah Janin's Mod. üb. 
dv. Bode. Epzg. 1847. sq. 8. 

6) The life of S. J. to which is added Johnsoniana, Ed. II. 
Lond. 1785. u. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1833. nr. 30 ng. BL. f. d. it. d. 
Qudl. 1836. p.217sq. A.Murphy, Essay on the life and genius of. 
J. ib. 17%. 8. Mezières T. 11. p: 28 ri Brougham, Men of letter 
T. 1. p. 1 sg. Vogel ©. 3. lit. geſch. Suppl. 3. Miniat. Bibl. Hamb. 
1840. 8:. Works publ. by J. Hawkins. Lond. 1788. XII. 8. w. ı 
ess. ot A. Murphy. ib. 1806. 1816. XII. 8. w. his life by J. Bos- 
well. ib. 1787. I, 4. Alnwick 1816. XII. 8. Ucberf. ift: Kaffelad , «. 
d. Engl. v.Bärmann. Hamb. 1843. II. 32. cf. Anderson, Life ot S. ). 
ib. 1795. 8. J. Hawkins, Life of 8. 3. ib. 1787. 8. J. Boswell, Life 
of S. 3. ib. 1793. 8. 8. Weller Singer, Life of S. F. Lond. s. a. 8. 

7) ©. Scott Misc. Works. T Ill. p. 230 sq. — Chrysal or the 
adventures of a Guinea. Lomd. 1760. Ed. III. ıb. 1761. IV. 8. The 
history of Arsaces prince of Betlis. Lond. 1774. II. 12. The pi 
rim. Lond. 17:5. 11. 12. The history of John Juniper. ib. 178l. 

. 12. 


8) The man of feeling. Lond. 1771. 11. 8. (Deutſch. Danzig IM. 
. ih. 1773. 11.8. (Deutich. vpig. 1808. 1.8 


8.) Theman of ıhe worl 
Julia de Roubigne. ib. 1779. Paris 1837. 8. Works. ib. 1808. VII. & 


©. Scott T. 1Il. F 251 sq. Planche Portr. litt. T. 1. p. 61 sg. Ne- 


zieres, T. III. p. 32 sq. 

9) ©. Baur Febensgem. Bd. IL. p. 436 sq. Mag. f. d. Fit. d. Ausl 
1837. or. 2. Mezieres T. TI. p. 366 sq. Scott Misc. Works. T. il. 
p. 124 sq. Irving, Life vor ſ. Works. Paris 1835. T.I.p. I-CXX1. 


The vicarof Wakefield. Lond, 1766. 1800. 8. d. Landpr. v. Wakefield ib. 


v. Lindau. Dresd. 1825. 1836. 8. v. C. v. ©. Quedl. 1828. II. 8. v. 8 


Ed. v. Delönig. Lpzg. 1835. 1838. 8. v. H. Döring. Erf. 1839. I 
16. v. ©. Er. Kolb. Zweibr. 1836. 12. m. Holzſchn. v. L. Richter. Ri 
1841. 1845. 8. Gedichte, deutſch v. A. Böttcher. Lpzg. 1843. 16. D. el. 


Dörfchen u. Br Heifende, a. d. Engl. v. Buͤrde. Bresi. 1796. 1802. 8. . 
10) The fool of quality. Lond. 1766. 8. Juliet Grenrille. ib: 
1. 8. Works. Dublin 1780. IV. 8. cf. Brookiana. London 1 
@ 8. . 


11) The history of Lady Julia Mandeville, by the translalet 


of Lady Catesby’s letters. Dubl. 1775. II. 8. 
12) &. Memoirs of H. W. Lond. 1822. II. 4. Scott T. Il. 


160 sq. Mezieres T. Il. p. 397. Magaz. f. d. Lit. d. Ausl. 1833. ar. 
Duulop, Hist. of fiction III. p. 380 sq. The castle of Otranto, transl. 


from the Italian of Onuphrio Mauralto by William Marshal. Lord. 


1764. 8. Parma 1791. 4 -u. öft. Works. Lond. 1798. V. 4. od. %.8 
1825. IX. 4. Schriften teutfh v. U. W. Schlegel. kpzg. 1800. 8. D. du 


Do arante, e. goth. Geſch. a. d. Engl.’ v. 8. 8. W. Mayer. Berl. IR. 


13) ©. Gentlem. Mag. 1807. T. 1I. p. 1233 sq. Scott a.a.O. 
T. 11I. p. 174 sq. The champion of vertae, a Gothic story. Lond 


1777. 8. 
14) ©. Cunningham, Biogr. Geld. d. Engl. Liter. Opgg. 1834. p. 12259 
1783. 


Evelina. Lond. 13779. 17 1. 12. Cecilia. ib. 1782. 1785. V. 1% 
Camilla. ib. 17%. 1802. V. 8 The wanderer or femal difſiculties 








Eugliſche Poefle. Roman. 476 


ih. 1814. V. 12. ueberf. f. Geeilia. Bpgg. 1783. II. 8. Gecilie Be 
verley neu bearb. v. Brömel, Berl, 1780. II. 8. Evelina v. Weiße. Epag. 
1779. IN. 8. Georginia. Gtuttg. 1790-92. II. 8. Kamille. Berl, 1798. 
I. 8. Laura v. Echag. Fpag. 1788. IV. 8. 

15) &. Scott T. IM. 3 102 4 Mezitres T. III. p. 155 sq. Hen- 
7 Lond. 1795. IV. 8. (Deutſch. Bremen 1796-98. IV. 8.) Arundel, 
ib. 1780, 8. (Deutich. psg. 1780. II. 8.) 

16) Auna 8, Yves. Lond. 1792. VII. 8. (Deutfh v. Morig. Bert. 
1792-94, V. 8.) Hugh Trevor. ib. 1794, VI.11. cf. Memoirs written 
by himself. ib. 1815. III. 12. 

17) An arabian tale (the history of the Caliph Vathek) from 
an unpubl. manuscr. w. not. cr. and explanat. Lond. 1786. 8. 
Deutſch v. Mohnike. Cpzg. 1842. 8. ©. Meziöres T. II. p. 412 sq. 


(ee tales of the genii. Lond. 1765. 1800. H. 12. ib. 1825. 
u. öft. 


19) ©. Scott a. a. DO. T. II. p. 238 sq. Mount Hennet. Lond. 
173.1. 8 Barham Downs, ib. 1784. TI. 8. The fair Syrian. ib. 
1787. TI, 8. James Wallace. ib. 1788. Ill. 8. The Man as he is. ib. 
19. IV. 8. (Deutſch. Berl. 1798. II. 8.) Hormeprong or the man as 
he is not. ib. 1796. III. 8. (Deutſch. Liegnig 1799. 8.) 


%) The Canterbury tales. Lond. 1797. V. 8. The recess or a 
tale of other times. ib. 1783. V.-12; The life of a lover. ib. 1804. 
VI. 12, Ormond. ib. 1840. IH. 12. Ueberf. f. Erzähl. a. Ganterbury a. 
—* dv. Ir. v. Dertel. Lpzg. 1798. 1810. IE. 8. Die Ruinen. ebd. 1766. 


4) Zeluco, various views of human nature taken from life 
and manners, foreign and domestic. Lond.1786. 8. Edward, various 
views of human nature, taken from life and manners, chiefly in 
England. ib. 1796. Paris 1833. 8. Mordaunt, sketches of life, cha- 
racler and ınanners in various countries, including the memoirs of 
a french lady of quality. ib. 1800. 8. 


2) A simple story. Lond. 1791. IV. 12: (Deutfh v. D. M. Lie⸗ 
besfind. Rpag. 1792. II. 8.) Anna Yves. Lond. 1794. V. 12. Natureand 
art. ib. 1796. IL. 8. (Deutſch. v. Seidel, Epzg. 1797. 1802. ‚8.) cf. Me- 
ira and Corresp. of Mrs. J. Lond. 1833. II. 8. Mezieres. T. II. 
P- #2 sq. 

23) 6. Scott T. III. p. 262 sq. Dunlop a. a. ©. T. III. p. 383 
:q. Emmeline. Lond. 1788. IV, 12. Celestine. ib. 1791. IY. 8. The 
wanderings of Warwick. ib. 1794. 8. Montalbert. ib. 1795. IIl. 8. 
\archmont. Lond. 1796. IV. 8. A family story. ib. 1800. IN. 12. 


24) &. Scott T. Il. P- 181 49. The castles of Athlin and Dun- 
bayne. Lond. 1789. 8. The Sicilian Romanoe. ib. 17%. 8. The ro- 
mance of the forest. ib, 1791. 8. The mysteries of Udolpho. ih. 
9.8, The Italian or the CGonfessional of the black penitents. ib. 
197. 8. Weberf. Abelina ober das Abenteuer im Walde. Lpzg. 1793. 
Mm. 8 Benfhw. 1828. IV. 8. Die Einſiedlerin am Veſuv. Epzg. 1801. 
“ Elena. Prag 1802. 8. Der Eremit. Wien 1817. II. 8. Die Ers 
(heinungen im Gchloffe der Pyrenäen. Brnſchw. 1818—20. IV. &. 
Suften v. Blondeville. Yypzg. 1827. 1831. II. 8. D. Grab. Bresl. 1800. 8. 
D. Abtei 0. Grasville. Prago.3. III. 8. Die Italiänerin od. der Beichtftub! 
°. ſhwarzen Büßenden. Königsb. 1797—99. II. 8, Novellen. Brnſchw. 
189, 8. Miß Anna, d. Priorin. ebd. 1824. III, 8. (u. d. Tit. Maddalena 








476 Englische Poefie. Roman. 


Rofa. ebd. 1818. 11T. 8.) D. Tobeswette. Meiß. 1830. II. 8. Udolphos Ges 
heimniſſe. ẽpzg. 1795—97, IV. Wien 1798. IV. 8. 


25) S. Mezidres T. III. p. 172 4q. Mag. f. d. Lit. d. Ausl 1838, 
nr. 126. Tbe monk. Lond. 1795. 8. u. öft. Derutſch v. F. v. Dertl, 
kpzg. 1797 — 98. III. 8. 


26) Simple tales. Lond. 1806. IV. 8. New tales. ib. 1818. IV.8. 
Tales of real life. ib. IIL, 8. Tales of the heart. ib. IV. 8. 


27) ©. Edinb. Rev. T. LI. p. 144 sq. XXV. p. 685. I. p. 4 
II. P 437. VI. p. 182. XXXV. p. 362. Gilfillan Gall. of lit. portr. 
p. 15 sq. Meziöres T. III. p. 21 2. Fraser Magaz. for town and 
country. 1834. Octbr. p. .q. — Things as they are the Adven- 
tures of Caleb Williams. Lond. 179. II. 12. Parıs 1832. 8. (Deutid. 
Riga 1795. 8. Epʒg. 1797 - 98. 11.8.) St.Leon. Lond. 1799. 1801. V. . 
(Deutſch. Hamb. 1800. 11.8.) Fleetwood or the new man of feeling. ib, 
1804. 8. (Deutſch. Irkft. 1806. 1826. 11.8.) Mandeville. ib. 1817. IN. 12. 
Cloudesley. ib. 1830, III. 12. Lives of the Necromancers. ib. 18% 8 


28) Don Sebastian or the house of Braganza. Lond. 1809, III. & 
(Deutih ale: D Kreuzesritter. Lpzg. 1822. II. 89) — Tihaddens ol 
Warsaw. ib. 1803. III. 8. (Deutſch. Dresd. 1825. 1831. DI. 8.) 


29) &. Edinb. Rev. T. XXVIII. p.490.H. P 398.1V. p.3%9sq. VII. 
p- 206. XIV.p.375. XX. p.100- XXII. p.410. 
p- 447 sq.Moir, Treat. ou poetry and mod. romance, (Edinb. 18%.) P 


218 sq. Sunningham p. 130 sq. — Popular tales. Lond. 1804. III. 8. (Deutſo. 


Börlig 1807. 8.) Belinda. ib, 1803. III. 8. (Deutfch. Epag. 1803. 11.8.) 
Castle Rackrent. ib. 1802. 8. (Deutſch. Erfurt 1802. 8.) Leonora. Ib 
1806. II. 8. (Deutſch. Epzg. 1809. 11. 8.) Tales of fashionable life. 
ib. 1809—12. VI. 8. (Daraus überf. Vivian oder der Mann ohne Che 


racter. Pefth 1814. II. 8. Epzg. 1815. II. 8. Emilie od. d. Frauenzwit 


XXXIV. P- 121 sq. LI | 





Peſth. 1815. 8.) Patronage. ıb. 1814. IV. £. (Deutſch. Irkft. 1828.) Iy. 
8.) Harrington. ib. 1817. 8. Ormond. ib. 1817. 8. Rosamond. ib. 
1822. 8. Harriet and Lucy. ib. 1825. IV. 8. Helen 1834. 11.8 


(Deutfh. Aachen 1834. HI. 8.) Complete Tales and Novels complete. 


Lond. 1833. XVII. 12, Paris X, 8. Children and Juvenile books. ib 


XVIII. 18. 


30) &. Moir a. a. ©. 4 216 sq. — (The noble family. Lovd. 
u 


1:71. III. 8. ift von Mrs. fin) Northanger Abbey. Lond. 181: 


IN. 12. Sense and Sensibility. ib. 1816. IV.12. Pride and Prejedic. 


ib. 1812. II. 12. (Deutfch. Epzg. 1830. 8.) 
31) Self-Control. Lond, 1811. Discipline. ib. 1814.8. Emmelint. 
ib. 1819. 8. 


32) The Cottagers of Glenburie. Lond. 1808. 8. The Leiters ol 
a Hindoo Rajah. ib. 179. II. 8. 


33) ©. Mag. f. d. 8it. d. Ausl. 1883. mr. 137. 1834. nr. 3. 188. 





nr. 14, 59. 81. f. d. Pit. d. Ausl. 1837. p. 405 ag. — Florence Mer 
carthy, en Irish tale. Lend. 1818. (Deutfch. Epzg. 1821. IM. 18.) 


The O’Briens and the O’Flahertys. ib. 1827. (Deutich. Gtuftg. 1827- 


28. VIII. 12.) ’The Princess or the Begnine. ibi 1834. (Deutſch. Bel. 
1895. IM. 8) The book without a name. ib. 1841. II. 8. v. 
viel. Und, 

_ 34) Frankenstein. Lond. 1817. III. 8. Valperga. ib. 1823. Il. 8. 
Lodore. ib. 1835. 8. 


35) Fatal revenge or the family of Montorio. Lond, 1807. I. 


Englifche Poefle Roman. 477 


12. Melmoth the wanderer. Lond. 1820. IV. 12. (Deutſch. UArnſtadt 
182. HL 8) The Albigenses. ib. 1824. IV. 12. 


%) The Annals of the Parish. London 1821. 8. The Ayrshire 
Legatees. ib. 1824. u. im Blackwood Mae. 1820, The Omen. ib. 
1824. 8, Rothelan. ib. 1825. Sir Andrew Wylie. Lond. 1803. 8. Li- 
terary Miscellanies. ib. 1834. III, 8. 


37) 6. Meziöres T. III. p. 448 sq. Anastasius or the memoirs 
of a modern Greek. Lond, 1819. III. 8. u. öft. (Deutſch von W. 2. 
Eindau. Dresd. 1821—25. V. 8.) 


39) &.Hazlitt, Lectures on the engl. comic writers: Lond. 1819. 
p. 235 ug. Mag. f. d. Lit. d. Aus. 1833. nr. 40. 43. 60. 1824. nr. 128, 
1838. ur. 12. ar. 46. 65 aq. 71. 73. 75. 78. 1837. nr, 47. Edinb. Rev. 
T. XVI. a 263 sq. XII. P. 18q. XXXIX. % 158 aq. I. P. 395. IV. 
p. 427. VI. p.1. XVII. p. 379. XXIV. p. 273. XXVII. p.11. XX VII. 
p: 38 eo ® 208. XXIX. P. 403. XXXIXIII. p- 1. XXXVII. 
p. M. Mezières T IL p- 243 sq. J. Hogg, the domestic manuers 
and private life of 8. W. Sc. Glasgow 1834. 8. Lockhart, Mem. of 
the life of Sir W. Scott. Lond.1837. VII. 8. Paris 1838. 11.8. (Aus. 
d. Jakob, W. Scott. Köln 1827. 16. u. M. Brühl, WB. Scott u. feine Freunde. 
pi. 189 — 41. V. 17. u. Bl. f. d.Lit d.Uusl. 1838. p. 209. 237. 310 sq. 
1839. p 41 ..) Washington Irving, Abbotslord and Newstead Abbey. 
ib. 1835. 8. G. v. Krämer, Leb. u. Werte W. Se. nad) Allan Gumningham, 
43.8, Defauconpret u. a. auth. Quellen. Gtuttg. 1833. 12. Life ofSir 
W. Sc. w. crit. not. of his writings begun by W. Weir and cout, 
by 6. Allan. Edinb. 1834. 8. Ausg. f. Poetical Works. Edinb. 1833 
3, 8. Waverley Novels. Lond. 1829—33. XLVIII. 18. ib. 1831. XXIX. 
3.(f.dazu R. Warner, Illustr.crit. histor, btogr. and miscell. of novels. 
ib.184. 117. 8, Introductions and notes and illustr. tothenovels tales 
and romances, Rdinb. 1833. II. 8. Waverley Anecdotes. Loud. 1841.[8.) 
Leiters. Lond. 1832. 8. Complete works including all his Poetical 
Works, Novels, Miscellaneous prose works, Life and Correspon- 
dence w. the Äuthors new pre acy, notes, additions, corrections 
and various readi of the Inst Bdinburgh edition and a glossary 
of the Scottish Works. Paris LII. 8. (enth. d. Novels V. T. 
Miscell, Prose Works VII T., History of Scotland I, The poetical 
Works VI, Life of Napoleon. VI, Tales of a Grandfather III., Life 
and Corresp. of Sir W. Sc. by Lockhart IY.) u.öft. ueberf.f. Simmtl. 
Romane. A. d. Engl. Zwickau 1826—31. CXII. 12. Dazu Reue Folge XII. 
1831-33. 16. Stuttg. 187—33. CLXXIV. 32. Danzig ®b. I-LXXIN. 
m. Anmerk. Berl. 1836 sq. LV. 16. Ausgew. Werke Hamb. 1840 - 41. 
X. 8. Ausgew. Werke. Mannh. 1840 sq. XLV. 16 


. 39) Valerius, a roman story. Lond. 1821. IH. 8. Adam Blair. 
ib, 1822. 8. Reginald Dalton. ib, 1823. III. 8. Matthew Wald. ib. 
184. 8. &. Gilillan Gall. of lit. portr, p. 431 sq. 


‚ 40) Lights and shadows of Scottish life. Lond. 1822, 8. The 
inals of Margaret Lyndaay. ib. 1823. 8. The foresters. ib. 1824, 8. 


41) Clan Albyn. Lond. 1815. 8. Elisabeth the Bruce. ib. 1827. 8, _ 


42) Lochandhu. Lond. 1825. 8. The Wolf of Badenoch. ib. 1827. 
%. The Jegendary Tales of the Highlands. ib. 1841. II. 8. 


43) Pen Owen. Lond. 1822. 8. Percy Mallory. ib. 1823, 8. 
4) The Sectarian or ihe Church andthe Meeting-House. Lond. 


480 Englifche Poefle. Roman. 


p- 126 sq. Amusing Novels. Paris 1835 22. 8 Gämmtl, Bere. üt. 
v. Kolb. Stuttg 1843 sg. 16. üb. v. Mehr. Bruſchw. 1835 ag. 16. 


‚... 75) The navalsketch book. Lond. 1828. III.8. Sailors and Saints 
ib. 1829. III. 8. Tales of a Tar. ib. 1830. III. 8. Land Sharks and 
Sea 6ulls. ib. 1838. IH. 8. (Deutfch. Aachen 1839. II. 8.) 


76) The Arethusa. Lond. 1836. III. 8. (Deutfch. Benfhw. 1837 
III. 8.) Ben Brace, ib. 1835. III. 8. (Deutfch. Brnſchw. 1836. II. 8) 
u. dv. And. Ueb. ift Sämmtl, W. Deutſch. Bruſchw. 1839. XV. 8, 


77) Novels ed. by Marryat. Paris1837. VII. 8. eb. f. d. oltt 
Gommobore. Aachen 1838. III. 8. Ardent Troughton. ebd. 1837. III. 8. 


78) Tom Cringle’s Log. Lond. 1833. III. Paris 1834. 8. (Deut, 
Benfhw. 1839. III. 8.) The Cruise of the Midge. ib. 18%. I. 
Bi 8. (Deutſch. Brnfhw. 1843. III. 8.) erſchienen unter dem Ramen 

on's. 


79) ©. Mag. f. d. Bit. d. Ausl. 1833. or. 86. 121. Bi. f. d. Mt 
Yuasl. 1840. P: 95 sq. Illastrations of Political Economy. Lond 
1832—33. 8. Deerbrook. ib. 1839. II. 8. Tbe Hour and the Mas 
ib. 1840. III. 8. (d. Neger v. St. Domingo. epig- 1841—42. TI. 8.) Lie 
in ihe Sick-Room or Essays by an Invalid. ib. 1844. 8. 


80) ©. 81. f. d. Lit. d. Aust. 1836. p. 125 sq. 178. 1837. p. 132 
438 aq. 1838. p. 228 sq. 1839. p. 505 sq. Mag. f. d. Lit. d. Audi. 183. 
nr. 65. 1835. nr. 78. 1836. ar. 5. 1839. nr. 94 sq. 1838. ar. 45. $ 
1837. nr. 81. 130. 1842. ur. 81. 1843. nr.49. 1847. nr. 118q. Planche, 
Portr. litt. T. I. p. 88 nn Complete Works. Paris 1838 sq. 8. Uberl. 
Werke, Aachen 1833. 4q. 12. Stuttg. 1833. sq. Zwickau. 1833. sq. 16. 


31) ©. Wi. f. d. Pit. d. Ausl. 1839. p. 881 q. 1840. p. 5597 
Cheveley or the man of honour, Lond, 1839, III. 8. (Deutſch. Gtutls 
1839. ebd. 1840. VII. 16.) 


82) Women as they are or the Manners of Day. Lond. 18%. 
III. 8. Mothers and Daughters. ib. 1831. III. 8. The Fair ol ms) 
Fair. ib. 1832. III. 8. The heir of Selwood or Three Epochs ol 
‚life, ib. 1838. II, 8. The bankers Wife or Court and City. ib 
1842, TIL. 8. x. ni: 
83) Francesca Carrara. Lond. 1834. III, 8. Ethel Churchill. ib 
1836. III. & un 
, 84) Who shall be Heir. Lond. 1840, The secret Foe. ib. 1 
Sir Michael Panulet. ib. 1842. III. 8. 
85) ©. Bi. f. d. Lit. d. Aust. 1840. p. 62. sq. Sämmtl. Were I 
d. Engl. v. 9. Slemens u. W. Pirfcher. Bielefeld 1838. XII. 12. Reutliug 
183738. XTI. 12. ebd. 1847. nq. 8. 
. 86) Passages from the diary of a late Physician. Lond. 1% 
Edinb, 1842. II. 8. (Deutſch. Brnfchw. 1839. V. 8, &pzg. 1844. IX. 16 
The thousand a — year. ib. 1841. III. 8. Bertedeutfe. Gtuttg. 18B- 


» V. 16. 

87) ©. Mag. f. d. Pit. d. Ausl. 1833. nr. 48. 1844. nr. 122. 1% 
nr. 75. Vivian Gray. Lond. 1826—27. V. 8. Contarini Fleming ib. 
1832. IV. 8. Henriette Temple. ib. 1836. III. 8. (Deutſch. Berl. 1837. 
1. 8.) Koningsby. ib. 1845. 8. (Deutſch. Grimma. 1845. IL 16. Tan- 
cred. ib. 1847. 8. Sybil. ib. 1845. 8. - | 

88) Headiong Hall. Lond. 1816. Nightmare Abbey. ib. 1818 
Maid Marian. ib. 1822. The Crotchet Castle, ib, 1831. 8. zuf. ald No- 
vels. Lond. 1837. 8. 


Poeſie der Vereinigten Staaten. 481 


&) Complete Works, Paris 1837 sq. Saͤmmtl. Werke. Ep0- 1839. 

sq. 16. Gtuttg. 1841. sq. 16. Eypag. 1839. 30. 12. &. Mag. f. d. Eit. b. 
Ausl. 1842. ar. 5. 1843. nr. 198. 1847. nr. 15. 1844. nr. 100. 1845. 
ar. 5. 1846. ar. 39. BI. f. d. Lit. d. Audi. 1838. p. 413 4q. 1839. p. 
187 sq. 308. 461 nq. 1840. p. 70 aq. Mezieres. T. IN. p. 469 sg. 
Ueb. d. Geſch. d. neuern engl. Som. Poeſie überh. f. Mag. f. d. Lit. d. 
Aust. 1836. ar. 57. 

Anmerkung, Auf einen Punkt muß bei der Geſchichte des Engliſchen 
Romans befonderd aufmerkſam gemacht werben, nämlich darauf, daß derfelbe 
ſich, einzelne Bweideutigkeiten bei Flelding und Gmollett abgerechnet, frei von 
Unmoralität erhalten bat, woburd von felbft das Gapitel der fchmuzigen 
Romane wegfaͤllt. Nur eln einziger, obenein nicht untalentvollee Autor, 
John Gleland (370789) hat in feiner mmehemale heimlich gedruckten 
6irl of pleasure (Memoirs of a woman of pleasure. Lond. 1749. 
N. 8), die teider als erfter Band der Priapeifhen Romane auch ins Deutfche 
übergegangen if, biefem Genre ben Stempel ber Gemeinheit aufgebrüdt. 
Partislist of Covent-Garden- Ladies (Lond. 1789. 1794. 8.) ift das 
segen ein elenbes Machwerk ohne allen höhern Werth. 


$. 644, 


Da «6 feiner Frage unterworfen fein. kann, baß die Li⸗ 
kratur der Vereinigten Staaten einen integrirenden Theil der 
des Mutterlandes ausmachen muß, infofern ihr unbebingte Origina- 
It wohl nur blinder Patriotismus zuſchreiben kann, fo wirb 
6%. au angemeflen fein, die bebeutenderen Dichter!) derſelben 
bier folgen zu laſſen, deren es unter der Menge (gegen 150), 
die mar aufgezählt hat, mehrere ausgezeichnete giebt, Wenn 
man die Literaͤrgeſchichte der Nordamerilaniſchen Distkunf 
bis auf bie Zeit der erſten Anſiedler zurückführt, fo würbe 
der erfle auf Amerikaniſchem Boden gemachte dichterifhe Verſuch 
des Geiftlichen William Moreli?), ber 1623 nad Ply⸗ 
mouth Colony Fam, Beihreibung von Neu-England in Latein 
(den Verſen feinz das erfle Product aber in Englifcher Sprache, 
das hierher gehört, iſt zugleich das erfie in Britiſch⸗Amerika 
gedrudte Buch, nämlih eine von Thomas Walde, Richard 
Ratber und John Elliot, dem berühmten Indianerapoſtel, 
gefertigte Pſalmenparaphrafeꝰ). Im vrofanen Style verfuchte fich 
zen ein Frauenzimmer, nämlih Mrs. Anne Bradſtreet 
(t 16720), die mit Ihrem zum Gouverneur der Colonie er⸗ 
nannten -Batten 1630 nad Cambridge fam und hier eine 
Sammlung einzelner reht gelungener Miscellandichtungen yublis 
eirie Run folgte bis zur Revolution eine ziemliche Anzahl 
von Dichtern, unter denen ich den witzigen Bonvivant Mather 
Größe, Handtuch d. Biterärgeiige. Un. —331 





482 Poeſie der Vereinigten Staaten. 


Byles’) (+ 1758 Im 82flen ‚Lebensjahre) nenne, well de 
Inhalt feines größern Gedichts, the conflagration, worin f 
die Weltzerörung durch euer ſchildert, curios genug iR, und 
James Ralph), weil Letzterer der einzige Amerikaner if, den 
Pope in der Dunciade verewigt hat. Unter den Dichtem der 
Revolutionsperiode, die übrigens eine Menge fatirtfcher Gedichte, 
ja fogar ein dramatiſches Gelegenheitöftüd (the Battle of Bun- 
ker Hill in five Acts, Philad, 1776 — von Robert Bell 
aus Maryland) hHeivorbradte”), Hat der erfle republikaniſche 
Gouverneur von New Jerſey William Livingfion’) au 
New Dort (geb. 1723, gef. 1790) unverbiente Beruͤhmtheit 
erlangt, wogegen fen Landsmann Philipp Freneau (1782- 
1832)°) fon ein ganz anfländiger politiſcher Dichter iR, be 
fen Eatiren 'gegen die Torypartei feiner Vaterſtadt zu ihrer Zei 
ganz populär waren. Weit höher Reht aber John Trun—⸗ 
bull’) aus Waterbury in Eonnectisut (17650 1831), dem 
fein M’ Fingal, bie befle Nachahmung von Butler’s Hubibred, 
verdiente in Europa befannter zu werben, ald es ber Fall iR. 
Er läßt darin einen Friedensrichter aus der Nähe von Bolen, 
M’ Fingal, einen blinden Loyalen, in den zwei erſten Geſaͤngen 
fi mit einem gewiffen Honorius über die vorgeblichen Berbimft 
ber Britlfhen Regierung um ihre Golonie herum disputiren, 
dann (Gef. II.) ad absurdum führen und, ald des wuͤthend⸗ 
len Torysmus überführt, theeren und befedern. Vollendeter iR 
der Form und eleganter if fein Progress of Dulness um 
feine herrlihe Ode to sieep. Obgleich aus einem anderen 
Sad, kann doh Timothy Dwight!!) aus Nortkampton in 
Maffagufetts (1752 — 1817) neben ihn geftellt werben, ben 
fowohl fein epiſches Gedicht, ihe Conquest uf Canaan, 1 
defien Stoff noch dazu ziemlich unpoetifch if, als ſein beſchreiben⸗ 
.de6 Lehrgeviht, Greenfield Hill, -find entſchiedene Meifterfüde. 
Muh Joel Barlow!?) aus Reading In Eonnerticyk (1755 
—1812) verdient bier eine Stelle milt feiner Columbiad, die 
auch in Europa trotz ihres Mangels an Einheit und Wer Plan 
lofgkeit ihres hiſtoriſchen Skeletts viele Freunde gefunden hal, 
wiewohl in Amerika fein Hasty pudding populärer iR. De 
bedeutendfle unter den modernen Dichtern feines Vaterlandes 
IR unbedingt Wafhingten Mllkon’) aus Güpfareline 


Poefie der Vereinigten Staaten. 483 


(geb. 1779, gef. 1843), obwohl man den Einfluß feines 
Freundes Coleridge auf Ihn ziemlich deutlih wahrnimmt. In 
der Form übertrifft Ihn Sohn Pierpont' aus Lithfielb In 
Gonnectieut (geb. 1785), ein entfhleden muflfalifcher Kunſidich⸗ 
ter, fonnie wiederum Rihard Henry Dana”) aus Cam 
brivge (geb. 1787) in der Schilderung der gewaltigen Leidenfhaften 
(the boneaneer) weit höher fteht und wieder von Jame8 A. Hill⸗ 
houfe') aus Nav Haven (1789-1841) an: Zartheit des 
Gefühle und Scharffinn übertroffen wir. Der Verfaſſer 
der Shaffpere- Ode, Charles Sprague!) aus Bofon 
(1791) bat in feiner Curiosity ein beſchreibendes Gedicht ges 
lleſert, in welchem einzelne Stellen (z. B. der Geizhals, der Ros 
mnlefer, der Reiſende) vorzüglich zu nennen find. Rein philo⸗ 
ſophiſcher Lehrdichter, nur etwas zu melandolifh, war Cars 
los Wilcor aus Newport in New Hampfhire (1794— 
1827)"), was aud von einigen Dichtungen William Euls- 
len Bryanıt’8) aus Cummington in Maffachufetts (1794), 
. 8. von feiner Hymn to death, Thanatopsis und dem in 
ver Spenſerſtanze geſchriebenen Gedichte The ages gejagt werben 
lann. Letzterer, obgleich in Stoff und Form, ja fogar in 
feinen Bildern Engländer, IR doch feinem Geiſte und feiner Freis 
heitsbegeiſterung nach ganz Amerifaner, woher fi aud feine große 
Bopularttät ſchreibt. Auch der lieblich erzählende Dichter Joſeph 
Rodnan Drake?) aus New Dort (1795) darf nit ver 
gefien werden, noch weniger Mre. Marla Broofs?) (geb. - 
Gowan) aus Medford bei Boſton (geb. 1795), deren Zophiel, 
bafirt anf das Gte — Ste Capitel des Toblas fib als ein 
ſchönes Seitenftüd zu Moore's Liebe der Engel verhält, bei 
der aber etwas zu viel Nachahmung Southey’s entwidelt if. 
Als ein wahrhaft gebornes Dichtergente, das freilid, etwas zu frucht⸗ 
bar AR, erfheint James Gates Percival”) aus Berlin 
in Eonnesticut (1795), der befonders in feinen Freiheitsſchwaͤr⸗ 
werein meiſterhaft if. Noch weit populärer iſt aber Fitz⸗ 
greene Halle”) aus Guilford In Bonnecticut (geb. 1795), 
denn feine ſatiriſchen Gedichte Fanny und die Croakers find 
in Rew Dort in Jedermanns Händen, obwohl auch feine 


malen heroifchen Gedichte Marco Bozzaris und the red Jacket 
91 


484 Poeſie der Vereinigten Staaten. 


belebt find. Ungeheuer fruchtbar find Samuel Griswold 
Goodrich“) aus Ridgefield in Connecticut (1706) und Wr, 
Lydia Sigourney (geb, Huntlcy)*) aus Norwih in der 
felben Grafſchaft (1797), doch Rehen an durchgearbeitetem Kunf⸗ 
werth die Leiſtungen des gelehrten Alterthums⸗ und Geſchiche— 
forſchers Robert E. Sands aus Raw Dort (1799 — 1832)”) 
und des troß feiner Talente nicht populär gewordenen Sum’ 
mer Lincoln Fairfield”) aus Warwick in Maffadulatd 
weit höher. Ein lieblich einfacher Lyriker it Charles Kenne 
Hoffman?) aus Raw Dorf (1808), der in Europa befondere 
durch feinen Roman Greyslaer, in Cooperſcher Manter, aufmweldt 
auch mande feiner Dichtungen hindeuten, befannt iſt; rein dad 
ſociale Leben erfaßt der melodiſche Nathaniel P. Witte?) 
aus Wortland in Maine (1807), aber fein Landsmann, der 


gelchrie Kenner der Deutfchen Literatur Henry Wadéworth 


Longfellom?”) aus Portland (geb. 1807), (er bildete Goͤthes, 
Chamiſſo's und Uhland's Gedichte nah, und fein Roman Hyperion, 
der an den Ufern des Rheins fpielt, IR ganz deutſch gehalten), M 
einer von den wenigen Dichtern Nordamerikas, deren Nomen auf 
nad Jahrhunderten noch genannt werden mögen, denn an Matr 
phantafie, kuͤnſtleriſcher Durdarbeitung und Eleganz der Eptache 
erhebt er ſich über alle feine Zeitgenofin. Mit Recht fan 
man den Romanſchreiber William Bilmore Stimme”) 
aus Charleſton in Süpkarolina (geb. 1807) neben ihn ſtellen, 
‚denn er iſt nicht blos ein barmonifcher Lyriker, fondern feine In 
dramatiſche Form gegoffene Atalantis iſt ein prächtig beſchreibendes 


Gedicht vol der ſchoͤnſten Bilder und der lieblichſten Scan 


Aechter Rationaldichter IR John Greenleaf Whittierꝰ) 


aus Haverhill in Maſſachuſeits (1808), denn feine beſten Ar 


- beiten find geiftreihe Portraitd ded Indianer⸗ und Anfielale 
bens. Während Oliver Wendell Holmes) aus Bam 


bridge in Maſſachuſetts (geb, 1809) mehr als feine Hume 
iflifer erfcheint, hat Albert Pile*) aus Boflon (2809) de 


höhere, melancholiſche Gattung der Lytik mit Erfolg kultivirn 


Alfred B. Street’) aus Poughfeepfie (1811) in Rew⸗ 
Dorf zeigt dagegen entſchiedenes beſchreibendes Talent, und 
den Nachahmer der Byron'ſchen Form, Arthur Eleneland 





Porfie der Vereinigten Staaten. Theatet. 486 


Gore”) aus Mendham in Nav Jerſey (1818), der ſich aber 
päler mehr religlöfe Stoffe wählte, dürfen wir hier ebenfo wenig - 
ald die beiden Wunderkinder Lucretia (1808—25) und 
Natgaretha Davidfon (1823 — 98)?) vergefin, Den 
Veſchluß möge der Geſchichtſchreiber und Antholog des Amerikan⸗ 
iſhen Pamaſſes Rufus Wilmot Griowold (geb. 1816 
im Staate Vermont) machen, der in feinem Buche über Eng 
Imd6 Didier erweiſen will, wie dad Mutterland mit grundloſem 
Hohmuth auf die Roche feiner Colonie herabficht. 

Was die Geſchichte ded Nordameritanifhen Theaters *) 
anlangt, fo iſt von einer Selbßaͤndigkeit deſſelben keine Rede, 
denn die während des Revolutionokrieges geſchriebenen politiſchen 
Indenhüde können darum no feine befondere Schule bilden, 
um fo weniger, ald der Congreß von Penſylvanien die 
Schauſpiele, als eine aus England herübergefommene Ilnfitte, 
verdoten hatte, und erfi 1793 vie Erlaubniß zu denſelben wieber 
algemein in allen Provinzen gegeben ward. Der erfie Ame⸗ 
rilaniſche dramatiſche Dichter IR Thomas Godfrey*) aus 
Philadelphhia (1736—68), deſſen Prince of Parthia aber 
weiter nichts aid recht leidlich verfifichtte Proſa iR. Der Ober 
David Humphreys“) aus Derby In Connecticut (1758 
—1818) brachte eine Rahahmung von Lemierre's Wittwe von 
VRalabar nicht ohne Erfolg auf die Bühne, aber erſt James 
Hilldonfe gab (1824) feinem Baterlande in dem religtöfen 
Drama Hadad, das in Zubäa zur Zeit Davids fpielt, ein 
Origialſtͤck, das unbeningt ein Meiſterſtuͤck zu nennen IR, 
wenn auch die Einführung von böfn Geiſtern darin etwas 
Bildes hat. Im Familien⸗-Trauerſpiele verfuchte er ſich fpäter 
(Demetria 1840) fowie neben ihm John Neal mit fe 
nm Otko (1819), Bercival mit feinem Zamor (1815) 
und Nathaniel P. Willis mit Bianca Visconti und Tor- 
tesa the Usurer. Mrs. Louiſa J. Hall (geb. 1807 als 
Miß Part) näherte fi in ihrer Miriam (1836), einem geif» 
lichen Drama, ſchon wieder gu fehr ber auf der Bühne unaus⸗ 
führbaren Methode der neueren Englifchen Dichter, wie Byron's 
c, jo daB ihr bei weitem den Rang abliefm Mrs. Eliza⸗ 
beth 5. Ellett (geb, Lummis) aus Sodus am Kntariofer 


486 Poeſie der Vereinigten Staaten. Roman. 


(1810) mit ihrer Teresa Contarina (1835), der man jedoch 
ihr Stublum Pellico's fehr anflcht, und Epes Sargent aus 
Glouceſter in Maffachufette (1816) mit feiner Bride of Genus 
(1836) und feinem Velasco (1837), welde letzteren beiden 
Stüde mit entſchiedenem Erfolge auf ben Theatern der vor 
nehmften Städte feines Baterlanded gegeben wurben. 

Wir gehen endli zum Roman fort, der, wenn man bie 
Eulenfpiegeliaden hierher rechnet, ſchon mit Joe Miller’s Jests“) 
im vorigen Sahrhundert beginnt, ohne und bei der Maſſe von 
Sugendfäriften, die Samuel Griowold Goodricd unter den 
Namen Peter Parley in die Welt ſchickte, aufzuhnlten, durch die 
er wirklich einen Europaͤiſchen Ruf erlangt hat, Der Schöpke 
des Amerifantfchen Romans (denn des Altern Charles Brakden 
Brown’s*) [F 1810 im 39ſten Lebensjahre] Rachakmun 
des Godwin'ſchen Styis in feinem Wieland [1798] if frafr 
106) John Benimore Cooper") aus Burlingten am 
Delaware (1798) hat -zwar im Ganzen wohl Scott zum 


Borbilde genommen, allein feine Gemälde des Seelebens, vr 
der Sitten und Lebenswelfe der Indianer und feine unuͤbertrefflichen 


Schilderungen der Urwaͤlder find fo neu, fo friſch, fo wahr 
daß man ihn wohl Original nennen kann. Seine beim Re 
mane find ber Spion, der Lootfe und ein Cyclus von 5 Re 
manen (der Pfadfinder, der Hirfchtöbter, der letzte Mobilen, 


die Anſiedler und die Steppe), worin die weltberühmte Zu 


Leberfirumpfs in einer Art lofe zuſammenhaͤngender dhronologlikt! 
Folge die Hauptrolle ſpielt. Was ihn in Bezug auf aͤſthetiſche 
Moral no über Scott flellt, if feine Begeiſterung für di 
Freiheit und die treue Darſtellung des menfchlichen Herzens alt 
feinen Schwächen und Borzügen, wobei er jene burch Llebertreibung 
weber verfchleiert, noch diefe durch romantifhen Schmuck meh 
als nöthig hervorhebt. Sein Haupifehler iſt Weitfchweifigfeit, heil} 
im Dialog, theils in der Befchreibung, der beſonders da, wo 
er außeramerifanifge Stoffe ‘wählt (4. B. Heldenmaue, Br 
cedes von Caſtilien ꝛc.), aufs Unangenehmfle hervortritt. Ein ganı 
anderes Genre der Novelliſtik bearbeitete Wafhington Irving") 
ausReam. Dorf (1780), defim Sketch Book (1820), Bracebridge 
Hall (1822) und Tales ofa Traveller (1824) feinen Ramen auf 


Poeſie der Vereinigten Staaten. Noman. 487 


die Kachwelt bringen muͤſſen, denn bad feniimental » humor, 
Ride Element, welches darin vorherrſcht, erinnert nit blos 
hin und wieber an Sterne, fondern übertrifft auch bad feinige. Die 
vier Serien von Haliburton’s, eines Richters in Neufott- 
land, Clockmaker or Sayings and Doings of Samuel 
Slick of Slickville (1837 —43) würden ihren Verfaſſer wohl 
auf bie Nachwelt bringen, überträfe ihn nit an natürlichem 
Humor Rathaniel Hamwthorne, den feine Landsleute Irving 
an die Seite ſetzen, obwohl er bei und leider faR gar nicht 
befannt iR. Die launigen Briefe des Major Jack Downing von 
der Dihtern Mra. Seba Smith (geb. 1806) find, obwohl 
ewwas roh, doch durch ihren natuͤrlichen Humor aͤcht national 
geworden. John Neal (1794), ihr Landsmann, aus Norte 
land, iR In feinen Romanen noch excentrifher als unfer Hoff 
mann, der phantaftereihe Willtam Landor if feines Stan- 
iey wegen Godwin an die Seite gefebt worden, erfheintaber weit 
afeticter, und Sofeph C. Neal verdient mit feinen Charwal 
skeiches den Namen des Amerifanifhen Boz noch weniger, 
denn feine Efiggen find weiter nichts als niedrig burleske, Farifirte Aus» 
füge aus Polizeiberichen. James Kirfe Baulding*) aus . 
Pawling bei New⸗Nork (1779) debutirte mit Irving zufammen in 
der etſen Serie der von ihnen unter dem Namen Salmagundi 
(1807) herausgegebenen Skizzen, fpäter ließ er eine ziemliche 
Anzahl von Bänden folgen, die auch in Deutfhland In Webers 
Iegungen befannt wurden, allein fein Humor iſt frofiig und ge 
zwungen, und feine Raifonnements fhläfern ein. Robert M, 
rd, Hoffman und Simms find fammtlih mehr ober 
weniger grelle Nachahmer von Cooper's Hinterwäldlerromanen, 
jedoch ber letztere von ihnen iſt nicht blos der fruchtbarfte, ſon⸗ 
dern ohne Zweifel auch der begabteſte, und verdiente es, nach Europa 
verpflanzt zu werden. Wären John P. Kennedy's Swal- 
low Barn, Horse Shoe Robinson, Rob of the Bowl it. 
nit zu breit, fo würden fie ein gleiches Lob beanfpruchen fönnen. 
Aug die Tales of ihe Glauber Spa (New York 1832), 
eine Sammlung von Erzählungen Bryant’s, Sande’, 
Baulding’s, William Leggett’s (1802 — —40) und der 
Rp Sedgwid, find werth, überfegt zu werden. Die Romane ber 


488 Poeſie ber Vereinigten Staaten. 


eben erwähnten Anna Sed gwick aus Stockbridge in Maſſachnſetis 
find nicht übel, do hat man beffere Producte als gerade dieſe 
im Deutfchen unüberfegt gelaſſen“). Der bedeutendſte neuere Ro 
mantiter Charles Sealsfield oder Seatsfield gehört 
eigentlich der Deutfhen Literatur an, denn zu Zuͤrich lebend, 
ſchrieb er In Deutfcher Sprache anfangs im hiſtoriſchen Gare 
als Nachahmer Eooper’d (den Legitimen und Birey), dann abe 
gab er eben fo gental entworfene ala meiſterhaft ausgeführte 
Bilder aus den höhern und nievern Geſellſchafto⸗Squatters⸗ 
und GSeeleben der Vereinigten Staaten, die fon ihrer natärlid 
poetlfchen Brifche wegen feinen Ramen auf die Nachwelt dringen 
müffen. Uebrigens find es ſaͤmmtlich Tendenzbücher zur Empfehl⸗ 
ung ded Republicanismus auf Koflen- des Monarhtemus; 
allein fein Etreben gelingt ihm nur in den Hifloriihen Ro 
manen, in feinen Skin dagegen befümmt man zuweilen einen 
Degout vor diefem Treiben feiner Republicaner 8). 


1) €. Art Sit. Geh. n. Berge. m. d. Engl. giebt d. Ausl. 18%. 


nr. 805 aq. Flint im Mag. f. d. Ausl. 1835. nr. 93 sq. 107 sq. 134. 
145. &. and. v. Engl. Etandpunfte aus. f. ebd. 1842. nr. 81—83. Samml. 


u. Unthologie ift: R. W. Griswold, Gems from American femal poets 


w. biogr. not, Philad. 1841. 82. u. The posts and poetry ofAmeria 
w. a hist. introd. Philad. 1342. 8. Bd. II 
d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 45 sq. 


2) Nova Anglia, lat. et angl. in d. Collect. of the Massachusetti 
Hist. Society. Boston 179. T. I. p. 15-1439. 


..3) The whole booke of Psalmes, faithfally Translated 
into English metre. Cambr. Mass. 1640. 12. S. Serapeum 184. 


p. 249 2q. 
4) SeveralPoeme, compiled with 


discourse and description of the four Elements, Constitutions, Age 


of Man, Seasons of the Year, together with an exact Epitome od 
the Three first Mouarchies, viz: tbke Assyrian, Persian, Grotian; 
and Roman commonwealth, from the beginning to the end oftbe 


last King, with divers other Pleasant and Serions Poems. Cam- 


bridge 1640. 8 cf. Griswold, Curios. of Amerio. Liter, hinter dis 


raeli Cur. of Lit, New York. 1844. p. 13. 


5) Sn b. Collection of poems on several hands. Cambr. 174.8: 


&. Eriswold a. a. S. p. 4 


6) Zeuma or the Love of liberty. Lond. 1729. 8. f. Griswold 


Curios a. a. D. p! 4, 


7) Proben b. ‚Griswold, Curios. a, a. D. p. 25-40. 
8) Philosophical solitude. 


„ib, 1843. 8.1.0.3. 


. 2 great variety ofwiteandler 
ning, fall of delight, wherein especially is contained a complel 





Poeſie der Wereinigten Staaten. 489 


9) Poeıns. Philad. 1786. Monmenth in New Jersey. 1795. 8. 
Philad. 1809. II. 8. Miscellan. Works cont. essays and additional 
poems. ib. 1738. 8. A collection of poems on American affairs and 
a Variety of other subjeets, chiefiy Moral and Political written 
between 1797 and 1815. ib. 1814. 8. N. York. 1815. II. 8. ©. Gris- 
wold, Curios. a. a. ©. p. 22 2q. 


10) M’ Fingal, a modern epic poem, ‘in four cantos. Philad, 
1774. 8. N. York 1795. 8. Bludson 1816. 18. Poems. Philad. 1820. 8. 
Poetical works. Hartford 1830. U. 8. 


i1) The conquest of Canaan, an epic poem in eleven books. 
Hartlord 1785. 8. Greenfield Hill. New York 179%. 8 America ib. 
1772. 8. |. Griswold, Curios. a. a. D. p. 81 sg. 


12) Yision of Columbus. Hartf. 1785. 12. Ved. to which is ad- 

the Conspiracy of Kings. Paris 1793. 8. Balt. 1814. 8. The Co- 
nrbiad. Philad. 18084. Lord. 1811.4. G. Grĩs wold, Curios. a. a. O. 
PA 

13) ©. Mag. f. d. dit. d. Aust, 3849. nr. 104. Poems. Lond. 1813.8. 


14) The airs of Palestine. Baltimore 1816. &. Boston 1817. 18. 
Poems. Boston 1840. 8. | 


15) The Buccaneer and other poems. New York 1827.8. Poems 
and prose wrifings. ib. 1833. 8. 


16) Works. New York 1840. II. 8. Hadad. ib. 1825. 8. 


17) Cariosity. Cambridge 18%, 8. u. m. and. Geb, b. Eriswold 
Poeta etc, a, B p. 92 2 ’ 


15) The of Benevolence. New Haven 1819. 8. The religion 
of fasie, Cambridge 1824. 8. ’ * 


19) The fountain and other poems. New York 1842. 12. The 

‚„asatire. Withotherpoems. Boston 1308. 1809. 12. The ages, 

Thanatopgis etc. Cambridge 1821. B. Poems. Lond. and New York 
1832, Boston 1833. 8 f. ag: f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 119. 


%) Croaker Pieces in d. Evening ‚Post of New York 1819. 
10.0.0. Mars. (Dazu The American Klag: ib. 29. May u. Curtain Con- 
versaions by Halleck, ib. 24, July) The Calprit Kay bei Griswold 
40. D. p. i4i sq. u. in f. Poems. New York 1836. ®8. 


21) Judith, Esther and other poems by a Lover of the Fine 
. Beston 1820. 8. Zophiel or Ihe Bride of Seven by Maria del 
ente. Lond. 1833. 8, 


22) Poems. New Haven 18%. 8. Clio. Charleston. and New 
York 182125. 111.8. Prometheus. New York 1821. 8. Select worka, 
New York. 1823. 8. Works. Lond. 1824. 8. 


‚ 23) Alnwick Castle, Marco Bozzaris‘and other poems. New 
York 1827. 8, Fanny. 3. 1810 8. Pooms. ib. 1836. 8, 


ß %4) The Outcast and other pooms. Boston. 1837. 8. Skeiches 
rom a Stadent's Window. ib, 1841. 8. 


25) Pleasant memories of pleasant lands. Boston 1842. 12. Po- 
tahonias and other poems, New York, 1841. 12. 


26) The bridal of Vaumond, a mer. rom. New York 1817. 8. 





490 Poeſie der Bereinigten Staaten, 


Yamoyden. ib, 1820. 12. Sein Dream of Papantzin im Talisman. 
New York 1839 u. b. Griswold, Poets etc, p. 209 sq. Writings. 
N. York 1835. II. 8. . 

27) The heir of ihe world. Philad, 1828. 8. "The spirit of de- 
straction. ib. 1830. 8. The last night of Pompeji. ib.1832.8. Works, 

. 1841. 8. 

28) Winter in the West. New York 1834. 8. Wild Scenes in 
the Forest and the Prairies. ib. 1837. 8. (Deutſch. Dresd. 1845. I.& 
Greyslaer. ib. 1839. 8. (Deutſch. Stuttg. 1841. 8. ſ. Mag. f. d. fit. 
Be wel, 1840. nr. 97.) ©, Ausw. fein. Bed. b. Griswold a. 0. D. p- 

am Li%: . 

er Poems. New York. 1840. 8. 

30) ©. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1842. ur. 134. Ballads and other 

ems. IV ed. Cambr. 1843. 12. Voices of.the night. ib. 1840. 12. 
. VI. ib, 1843. 12. Poems on slavery. ib. If. ed. 1843. 12. Pot. 
works. Moxon. 1843. 8. ueb. ſ. Hyperion (Cambr. 1839. 8.) |. Rag 
f. d. Lit. d. Ausl. 1846. nr. 56. , 

31) Lyrical and other poems. Charlest. 1825. 8. Early Lays. ib: 
1877. 8. The Tricelor or Three days of Blood in Paris. ib. 180. 8 
Florida, a poem in five cantos. New York 1839. 8. 

202) Mogg Megone. New Yark 1836. 8. u. b. Griswold a. a.D. 
p. 

as) 6. Ged. theilweife in d. Journ. The Collegian. Cambr. 1. 
8. u in fr Illustrat. of the Athenaeum Gallery of Paintings. Bor. 

34) &. Hymns to the Gods b. Griswold a. a. D. p. #9 sg. 

35) Nature. New York. 1840. 8. 

36) Advent a mystery. New York.1837.8. Athwold a romsun. 
ib, 1838. 8. SaintJonathan, the lay ofaScald. ib. 1838, 8. Christin 
Ballads. ib, 1840. 8. . 

37) Biography and poetical remains of Miss. Marg. MillerD. 
by W. Irving, Philad. 1841. 8. (Deutſch. Eng. 1843. 12.) Amir -Kbas 
and other poems the remains of Lucr. M. D. w. a biogr. skeich 
by Morse. New York 1829. 8. Poetical remains of the late L. B. 
D. coll. and arrang. by her mother w. a biogr. by Miss Seodgwick. 
Philadelph. 1841. 12. cf. Mag. f. d.£it. d. Ausl. 1843. nr. 143. Selert. 
fr. the writings of Mrs. Margaret M. D. the mother ofL.M. and 
M. M. D. by Miss Sedgwick. Philad. 1843. 12. 

Bas ©. , Dunlap, History of the American theatre. Lord. 
% Poems. Philadelphia 1765. 4. 

40) The Widow of Malabar or the Tyranny of Custom, ! 
Trag. imit. from the French of Mr. Le Mierre in f. Miscellaneos 
Works. New York. 1790. 1804. 8. . 

41) Ioe Miller’s jests or the wit Vademecum. Lond. 1739. 8 
Old Joe Miller or the tickler. ib. 1801. 8. New Ioe Miller or the 
tickler. ib. s. a. 8. The laughable jester or J. M. revised. ib 
42) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aus. 1834. p. 339 sq. Wieland or the 
Transformation. New York 1798. 8. Ormond or ihe secret wilnes. 
ib. 1799. 8. Edgar Hunt ley orMemoirs of a Sleep Walker. Philed. 
1801. 8. Ira and Isabella or the Natural Children. Bost. 1807. 8. 

43) S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1832, mr, 82. 1833. nr. 117. 18% 
nr. 88. 183%. nr. 25. 1836. nr. 83, 1837. nr. 21. 32. 1838. nr. 40. 73 
1839. nr. 16. 1843. nr. 139. 1844. nr,129. 1846. nr. 101. Simms, View! 
and Reviews, I. Ser. New York. 1845. p. 210-238. — Works. Ps 


⸗ 


Deutſche Poeſie. Ay 


ri 1833 sq. 8, Novels. Lond. 1844. 4. (nur. e. Ausw. u. Öft.) ueberſ. 
1. Eämmtliche Werke, her. v. Fiſcher. Frkft. 1827 2q. 12 Amerik. Romane. 
Btuttg. 1840. aq. 12. 


4) 6. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 88. 1833. nr. 45. 1835. 
ur. 3%. 63. 1837. nr. 77. 1836 nr. 5. 141. Edinb.Rev. T. II. p. 472sgq. 
XXXIV, P- 160, XLVIII. p. 1 sq. Hermes 1824. ®d. 23. p. 303—330, 
Works. Paris 4834. 4. u. öft. eb. Sämmtl. Werte üb. v. Mehr. u. 
ber. d. Fiſcher. Frkft. 1826 ng. LXXIV. 12. 


45) Ueberf.: Pauld. Amerikaniſche Romane. Irkft. 1837—41. VI. 12. 


46) ueb. if: Bird's Ausgew. Amerik. Romane. FIrkft. 1840-41. VI. 
12 (ent. d Falken m d. Waldteufel; Dazu: Nathan der Quäler, a. d. 
Engl, Opyg. 1838. III. 8.) 


47, Ucbest. ift: a. . . 2, Rellſtab. . 
F — fg: Graählungen uͤ. Novellen m.ZEint. v. 2, Rellſtab. Epag 


48) ©. Ruge Schriften. Bd. I. p. 389sq. Gefammelte Werke. Stuttg. 
Otuttg. 1845. 2q. 12. D. Regitime u. d. Republitaner. Zürich 1833. III. 8. 
D. Virey. ebb. 1835. III. 8. Lebensbilder aus beiden KHemifphären. ebd. 
1835. 11. 8. Morton od. d. große Tour, Cajuͤtenbuch, Lands u. See. 
bilder, Eüden u. Norden ꝛc. — Scherr, Poeten der Jettzeit, p. 180. 
behauptet, ein berühmter Deutfcher Dichter fei der Verfaſſer, und Sealsfield 
habe ihm nur bie Stoffe geliefert; früher hielt man Kollen für den Ber: 
fafee. Im Borw. f. Berke (I. p. XIII.) fagt Sealsfield felbft, alle feine 
Scriften feien faſt ohne Ausnahme Deutſch gefchrieben. 


$. 645. 


Nachdem wir jept eine ziemliche Zeit bei ber Gefchichte der 
Poce fremder Nationen verweilt haben, wird es angemeffen 
in, auch unfer Baterland, Deutfchland, nicht zu vergeffen. 
Üetrahten wir jedoch die Geſchichte der Dichtkunft deſſelben, fo 
finden wir, daß eine Morgenröthe derfelben die ſeit bem Zeit: 
alter der Minnefinger auf berfelben liegende Finſterniß erſt felt 
der Reformation zu erleuchten beginnt, und baß während der Res 
gierung des Kaiſers Maximilian I., mit dem bekanntlich die 
legten Blüthen des Deutihen Ritterthums fielen, nur einzelne 
Etreiflicgter, wie der» Blitz in der Wetternacht, diefelben für 
kutze Zeit zerſtreuten. Mit Recht haben deshalb auch die mel- 
fm Deutſchen Literärhiftorifer entweder bie Gefchichte der Deuts 
(hm Poefie im Mittelalter gleih bis 1519 nad Chr. geführt, 
oder doch eine Art Vorperiode der neuern Deutfchen Poeſie in 
die Zeit der Regierung der beiden Kaifer Friedrich III. und 
Raximilian 3, gelegt und fie natürlich mit demfelben Jahre 


abgegrenzt. 


492 Deutſche Poeſie. Hiſtoriſches Epos. 
$. 646. 


Betrachten wir die einzelnen Faͤcher, in denen etwas während 
diefer kurzen Zeit geleitet wurde, fo muͤſſen wir leider einge 
leben, daß der Name der hiſtoriſchen Epopde, ten man einigen 
Producten berfelben beigelegt hat, benfelben wenigftene ber Wut 
führung nad nicht gebührt, denn wer wollte wohl elenden 
Neimereien, wie 3. B. des ungenannten Hellbronner Didterd 
Beichreibung des Bauernfrieges In Branfen (1526), die übrigene 
auch erft in die folgende Periode gehört‘), dieſen Namen beilegen. 
Es bleibt alſo bloß jener langweilige, bald allegorlſche, mit 
Unrecht fo lange bewunderte verſificirte Roman, übrig, der und 
feine Reihe von Abenteuern aus dem Leben Martmilland, an 
eine Brautwerbung um Maria von Burgund gefnüpft, in ehe 
fo fader Sprade als frofiger Anlage und Musführung mit 
den Iangwelligften Wiederholungen vor Augen führen fol. € 
iR dies der befannte Theuerbank?), den der Kalfer Marimillan, 
der fon aud no Mehreres geſchrieben hat’), felbf erfunden und 
audgenrbeitet, fein früherer Geheimſchreiber Melchior Bfinzing 
aus Nürnberg (geb. 1481, gef. 1535 zu Mainz), Probk u 
St. Schaldus dafelbfi (1513), aber überarbeitet und herausgegeben 
hatte. Er bildet den Schluß der hHöflfchen und ritterlihen 
Poeſie des Mittelalterd, erinnert ein Fein wenig an die ala 
Nitterromane, finft aber faſt durdgängig in die Manierirtkeit 
der Meifterfinger herab. Seinen Ruhm verdankt er thells i& 
nem faiferlihen Urheber, theild der prädtigen Ausfattung M 
Ed. Pr.. Dit den epifhen Bollsliedern fland es aud nid! 
viel beſſer, fie find mehr oder weniger in jenem Baͤnkelſaͤnger⸗ 
tone gedichtet, den das ganze Zeitalter der Meiſterſinger zum 
Bepräge hat, und fie leiden fo ziemlich alle an jener Mankı 
die wir ſchon früher bei der befannten Bearbeitung der Dar 
(hen Heldenfagen durch Caspar von -der Rhön rigen 
darum braudt man nur etwa. Martin Mater’s aus Rat 
lingen Ritter Trimunitas (um 1507) anzufehen‘), um fid übe 


die Manier der andern ein Bild zu entwerfen. 
1) Abgedr. b. Senckenberg Sel. jur. et hist. T. IV. p. 68-715. 
2) „Tewrdanek bebeutet den loblichen Kürften R. M. B. Z. O. V.B- 
onnd {ft darumb_Tewrdannckh genannt, das er von Jugent auf all fe 
gebadthen nach Tewerlichen fachen gericht” f. Pfinging b. Haltaus a. a. D. P-?: 


Deutſche Poeſte. Epos. 403 


3) ©. Khautz Geſch. d. Deſtr. Gelehrten p. 78—152. Ueber ſ. Gedenk⸗ 
bücher f. Primiſſer bei Hormayr Taſchenb. 1823. p. 163 sq. 1824. ai 99 
sq, 1827. p. 186 a2q. Deflr. Plutarch Bd. V. p. 1592q. Ueb. ſ. übr. Bücher 
\. Bin. Jahrb. BB. 47. %. Bl. P⸗ 77. 78 8q. X. BL. P- 17.48. %. Bl. p. 
58 2q. ©. Falknerbuch b. Hammer, Falknerklee p. 94 aq. Ueb. ſ. Turnier: 
buch Freidal f. Primiſſer, Ambrafler Samml. p. 283 3q. u. in Hormayr 
Zaſchenb. 1820. p. 279 1 , . 

4) ueb. d. Bert. f. Lambec. Bıbl. Vindob. T. II. B 61 Khaug 
a.0.d.p. 95 aq. Camus in d M&m. de l’instit. T. III. p. 170 sq. 
5i6 sg. V. p. 436 aq. [f. Sanger in db. Gbtting. Gel. Anz. 1803. nr. 
153 u. 170.] —* a a. D. Einl, p. 4-35. J. D. Koeler, Diss. de 
inelyto libro poetice Th. Altorf. 1714. 4. Ed. II. Nurnb. 1790. 4. 
Mb. d. Holzſchnitte ſ. Heller Beitr. z. Kunfts u. Lit, Geſch. Nürnb. 1822. 
d. p. LXXXVII sq. Dibdin Bibl. ‘Decam. T. I. p. 200 sq. Ebert 
Bibi. Lex. Bd. II. nr. 22869. p. 953 sq. Jackson, Treatise on Wood- 
engrav. Lond. 4839. p. 33 sq. Haltaus a. a. D. p. 66 ug. Ueb. d. 
Ucberf. d. Werkes f. Haltaus a. a. D. p. 62 8q. Ueb. db Ausg. u. Bearb. 
ſ ed. p. 3547. Ausg. ſ. Die geuerlicheiten vnd eins teils der gefchichten 
des Iohlichen ſtreytparen vnd hochberümbten helds vnd Ritters here Tewr⸗ 
dannchhs, Rürnb. o. I. (1517) fol. Augsp. 1519. fol. 1537. fol. — Total 
veränderte Tertrecenfion d. Burcard Waldis ale: Die Ehr vnd mañ⸗ 
liche Thaten, Gefchichten vnnd Gefehrlichleiten des Streitbaren Ritters vnnd 
Eden Helden Zewerdand. Frkſt. 1553. fol. 1563. fol. 1589. fol. 1596. 8. 
— Eine noch fehledhtere Umarbeitung von Matth. Schultes, der in der 
Borzede fagt: „daß er auff erfordberung der noth etlih taufend par Verß 
binzugemacht, auch etliche umbgefchmiedet onnd verbeffert habe’, ale: Der 
Alers Durchiauchtigſte Ritter oder bie Nittermäßige, hodystheure, hoͤchſtge⸗ 
ſährliche und Glorwürdige Groß: Thaten, Abentheuer, Glücks⸗Wechslungen 
und Siges⸗Zeichen des Helden Marimiliant I. Ulm 1679. fol. Augsp. 0. 3. 
fol.\ Theuerdank, her. u. m. e. hiſt. Brit. Einl. verf. v. R.Haltaus. Queds 
iind. 1836. 8. Abdrud d. Ausg, v. 1519 m. d. Holzſchn. b. Scheible, D. 
Klefter. Stuttg. 1846. 12. Bd. IV. p. 1—501. Eine Deutung des Inhalts 
ocrſuchte ſchon Geb. Krank, Chronik d. Deutih. f. 281—288. . 

5) Ein fhön Lied von einem Ritter aus Steyermark, genannt Trimuni⸗ 
tas und von eines Königs tochter auß Dennemark, genannt Floredebel. Nuͤrnb. 
1532. u. 5, Adelung Maga}: DD. II. 2, pol sq. u. in Koͤrner's Deutſch. 
Bollsiieb. p. 68 sq. f. a. Mone, Anz. 1838. p. 386. 1839. p. 364 sq. 


$. 647. 


Im didaktiſchen Epos Haben wir in biefem kurzen Zeit 
raume nur Jacob Mennel’e!) elende Bearbeitung von des 
scutpriefters zu Stein am Rhein Konrad von Ammenhau- 
ſen's (1387) Schachzabelbuch, die eigentlih gar nit der Err 
wähnung werth if, anzuführen; allein dafür hat der gelehrte Witzbold 
Schaflan VBrant, kaiſerlicher Rat und Syndicus in feiner 
Baterfladt Straßburg (geb. 1458, geft. 1520) uns in feinem 
u Europäifcher Berühmtheit gelangten „Narrenſchiff“ (fo genannt, 
weil er Die verſchiedenen Gattungen von Narren, die bier aufs 
gezahlt werden, nad Schiffsladungen aufführt) ein Gemälde fel- 


494 Deutſche Poefte. Komifches Epos. 


ner Zeit entworfen, das, obwohl poetlfch nicht fehr hodfichend, 
dennoch fo treffend und piquant iſt, baf der berühmte Volls⸗ 
prebiger Geiler von Kaiſersberg aus Schaffhaufen (ge. 
1445), Doctor der Theologie zu Straßburg (+ 1510), dleſes 
Gedicht für würdig erachtete, darauf .(110) populäre Predigten 
zu bauen, die er gewöhnlich lateiniſch entwarf und dann beutid 
mit ungeheurem Beifall hielt. Manches bei Belden vorkommende 
Rohe und fcheinbar Unfittlihe kann man mit Net der Jat 
zur Laft legen, in welcher felbft unfer großer Reformator fi nidt 
entblödete, in feinen Tifchreden zuwellen ein Zötchen aufzutiſchen)). 
Dafür find aber feine Gedanken und Meinungen von eben fo ädt 
deutfhem Schrot und Korn, als der Auodruck derſelben, went 
auch ungehobelt, doch Fernig und mannhaft, und aud fonf ſicht 
er noch höher als fein Nebenbuhler um biefe Art von literärifäen 
Ruhm, Thomas Murner?), Branziscanermönd und Dorter 
der Theologie zu Straßburg (geb. 1475, gefl. 1536), bekannt 


li einer der heftigſten und gefährlichften Gegner Quther’s, dem 


er machte ihn lächerlich. Dieſer fchrieb nah Brant's Mufer m 
Frankfurt a. M. feine Narrenbefhwerung und Schelmenzunft la⸗ 


teiniſch, über die er dann beutfch prebigte, fo daß er fetsSprüd 
wörter zum Text oder Thema wählte. Da er nun aud end 


„von blauen ®änfen predigen”, wider bie Geiſtlichen angewended 
hatte, welhe Märden und Perfönlihkeiten auf die Kanzel brät- 
ten, fo nannte man ihn zum Spott den Gänfeprediger. Beide 


genannte Schriften haben zum Zweck, die Rarren aller Stänk 


au „ſchinden“, find aber vorzugsweife gegen feine Collegen, die 


Geiſtlichen, gerichtet, wobel er fi) natürlid ausnahm, nad den 
befannten Princip berfelben: „richtet Cuch nad meinen Worien, 
aber nicht nach meinen Werfen” Bon feinen andern Sata 
gehören beſonders hierher feine Gaͤuchmat (d. i. Narrenmwicd), 





in Profa mit Verſen untermifht, eine Satire quf die Braun 


zimmer und die von ihnen ins Bockshorn gefagten Liebhaber, 
fowie die Mülle von Schwintelsheim, gegen hochgeſtellte Dumm 
föpfe gerichtet. Auch fein Pasquill gegen Luther, „von dem 
großen lutheriſchen Narren”, darf nicht vergeffen werben, ebenſo 


wie bie bekannte Satire (Hustten’sN) auf ihn, Aal 


band?), worin Karfihans, ein Dauer, fein Sohn, ein Studen, 








Deutſche Poefie. Komiſches Epos. 495 


Nercurius ein Rotar, und dann Murner in der Franziscaner⸗ 
kutte, mit einem Katzenkopfe verfehen, fowie nah Murner's 
Abtreten, dem Ecks Beiſpiel vorfchwebt, auch Luther vorfommt, 
und mit einander disputiren. An tüdtigen Zoten iſt kein 
Mangel, ebenfo wenig wie in der „geiftlihen Badenfahrt“, 
worin er Wed, wad man von einem Bade fagn kann, auf 
das Chrifenthum anwendet. Auch des Hofmelflers in der 
Bah, Johann von Morsheim), eines geborenen Schweizers 
(1516), Spiegel des Regiments, den Agricola in feinen Spruͤch⸗ 
wörtern vielfach benußte, und eines Anonymus Welfchgattung, 
gegen die während des damaligen Stallänifhen Krieges herr 
ſhende Sittenlofigkeit gerichtet, zuerſt Strafgedicht flatt Satire 
genannt, wi ich der Vollſtaͤndigkeit halber anführen). 


‚DD Deß Mitterliht, Lünftlihd Schachtzabel Spiels vnderweyſung, ers 
därung, vñ verftant, wo ‚here das kommen, were das am erflen erfunden, 
und auf was vrſach es erdacht ſey, Auch wie man das Tünftlich lernen 
sieben vñ fpielen folle, fampt etlihE kuͤnſtlichẽ getheytten fpielen. Oppenbeym 
(1520) 4, Ueb. 8. v. 9. f. H. Kurz u. Pl. Weiſſenbach, Beitr. z. Geſch. 
u. kitet. Aarau 1846. 8 9. I. p. 28—77. Maßmann, D. mittelalterl. 
Sqachſpiel. p. 109. 137 aq. u. m. U. 8. ©. Bd. II. 2. p. 451. 


2) Deutfh Merc. 1776. I. p. 71 sq. IT. p. 168 sq. Deutſch. Muf. 
179, p. 370 sq. Ola Potr. 1782. IV. p- 106 sq. Yanndv. Mag. 1767. 
p. 106. aq. Pitt. Wochenbl. Bd. II. p. 39 aq. Zördens Lex. deutſch. Schr, 
8b. 1, p. 191 aq. V. p. 772 .5q. Gervinus Bd. IT. p. 391 2q. (+84 aq.) 
Efhenturg Denkmäler p. 297 sg. Erhard Bd. III. p. 350 sq. Gtrobel, 
cite, 4. Deutfch. Pit. Strasb. 18:7. p.1—35. 49, u. in f. Ausg. a. a.D. 
p- 1-81. Ausg. (f. dar. Strobel a. a. D. u. Flögel Geſch. d. Tom. Lit. 
dt. IM. p. 101 —134) f. Das Narrenfchyff. Straßb. 1494. 4, Nürnb. 
1194, 4, Rättling. 1494. 4. Augsp. 1494. 8. Bafel 1494. 4. 1499. 4. 
Sttaßb. 1497. 4. (Das nuv ſchif von Narragonia, mit befondere fliß. ernft 
und arbeit, von nuwen mit viel fchoner ſprüch, erempeln und zugefegten 
buftorien und materien erlengert vñ fcheinbarlicher erklert zu Bafel. Straßb. 
14. 4, Augsp. 1495. 1498. 4. iſt eine unächte, von fremder Hand beforgte 
Xusg., dagegen proteftirt Br. in:) Rarrenſchiff zu Nus und heilfamer Fehr 
"tehrung und oldung der Weiſheit, Vernunft und guter Sitten, auch 
ı Beratung und Straf der Narrheit, Blindheit, Irfal und Dorheit aller 
it und Gefchleht der Menfchen ıc. Baſel 1506. 4. 15088. 1509. 4, 
Des Heine Rarrenfchiff. Vnd werden hierin aller menfchen ftändt in allen 
'oftern geftrafft vnd vnderwieſen. Straßb. 1540. 4. Der Narrenfpicgel. Das 
28 Rarrenſchiff. Straßb. 1545. 1549. 4. (verfl.) Frkft. a. M. 1555. 
1560. 8. 1567. 8. Zürich 1563. 8. Straßb. 1564. 4. Welt Spiegel ober 
Rarren Schiff (darin aller Staͤndt fchandt und laſter, vppiges leben, grobe 
Rırsehte fitten, und der Weltlauff, gleich als in einem Spiegel gefehen vnd 
‚frofft werden: alles auf S. Br. Heimen gerichtet. Aber Mit vil andern 
trlihen, Shriftlichen, auch nuglichen ehren, Erempeln und vermanungen 
ı anem Ehrbaren vnd Ghriftlichen Leben. Sampt gewiſſer Schellen abs 
‘lungen, dadurch eines jeden Standes lafter zu erkennen. Weilandt Durch 
ın hochgelerten JZOHAN GEHLER, Doctoren der H. Schrifft, in Latein⸗ 











Te Deutſche Poeſie. 


iſcher tere befhrieben, jegt aber mit ſonderm Fleiß auß dem Latein in 
das recht hoch Teutſch gebracht. Baſel 1574. 8. u. abgebr. b, Scheible, d. 
- Kofler. Stuttg. 1835. 12. Bd. I. p. 213-814. Die Karrenzimft genantt, 
ein artiges, ernfthaftes, doch ammuthiges und luſtiges Tractätlein x. — 
wiederum aufs neue gedrudt, die Figuren ind Kupfer gebracht und der Schel⸗ 
menzunft, als der ander Theil beigefegt. Samt beigefügter Entſchuldigung 
bes Dichters, und Wertheibigung des Tituls. Frift a. M. 1625. 8. D. Rar⸗ 
zenfchiff v. D. &. Br. nebft deffen Kreigeitstafel in der 13 Stuben zu @trak 
burg. N, Ausg. n. d. Orig. Ausg. bef. u. m. Anm. verf. v A. B. Strobel 
Quedl. 1839. 8. Klein. Ged. v. Br. b. Strobel Beitr. p. 370g. — „BR 
den loſen Küchfen diefer Welt, gang kurtzweilig ge leſen, vnd auch allen 
Menſchen nutlich zu wiſſen. Dresd. 1585. 4. 0. O. 1606. 8. Gines alten 
Tugendhafften Teutſchen Rechtmaͤſſiger Gifer, Uber die Loſen Züchſe dicker 
Welt, Unter derer ſetzamen figuren und Geſichten. o. D. 1681. 8. iſt nidt 
von ©. Dr., fondern nur von biefem aus bem Niederdeutfchen (14%) ins 
Hochdeutſche übertragen. Ueber Jean Bouchet's Rognars traversant 
les perilleuses voyes des folles fiädes du möde. Paris 1501. 150. 
fol., das er unter dem Namen ©. Brant’s herausgab. f. Gonjet T. X. 
pP» sq. 
3) ©. Zördens a. a. D. Bd. III. p. 738 sq. Paquot Meg. T. VI. 
p- 393 sq. Gervinus 38. 11. 417 sq. (410 4q.) Ylögel Bd. II. 
186 sq. Strobel, Gef. d. Eifafies Bd. 111. p.561ag. Marchand T. I. 
Br 922g. G. E. Waldau, Nachr. v. Th. M. Leb. u. Schriften. Nümb. 1775. 8. 
Dazu Panzer Inn. d. ält. deutſch. Lit. p- 347 sq. Leifing Werke 8b. XII. 
P: 129 sq. Alles zuf. abgebe. d. Gcheible, D. Klofter Wh. IV. p. 6- 
0) Briefe v. Murner b. Strobel, Beitr. p. 65 sq. u. Scheible a. 0. 8 
. 580-605. Uusg. fe D. M. nacrẽ befchincrüg. Etraps. 1512. 4. 1518. 
. 1522. 4. Die Narrenbefchwerung, ein gar nügliches, kurtzweyliges vad 
Iuftiges Büchlein, In weichem gemeldet onnd angezeigt wirkt, was jeturd 
ber welt Lauff und Monier fey, mit vil fhönen figuren, fampt einem name 
Regiſter gezieret. Durch G. Wickram auff ein neumes vberlefen, Aud 
bie Reimen gemehret und gebeffert. Straßb. 1556. 1858. 4. Frkft. 1565. 8 
Straßb. 1618. 4. u. b. Scheible, D. Klofter Bd. IV. p. 613-892. DM 
Scheimẽ züfft. 0. DO. 1512. 4. Augdp. 1513. (1514.) 4. Straßb. 1516. 3 
0.3.4. ebd. 1558. 4. Die alt und nem Schelmen Bunfft. Gin ſchoͤne Batım, 
d. 1. flraff büchlein viler handt Lafter, bie allenthalben in der melt vi 
bandt genümen,. Etwenn duch d. Th. M. zu Frankfurt am Meyn gepredit, 
jebermann zur leer, vnd niemants zur ſchmach jetzunt wiber von newen ME 
lefen ond gebeffert nad) der jesigen Weltlauff. 0. O. u. J. 4. Die Gchelam 
Zunfft, In welcher angezeiget wirbt, aller welt mütwillen, büberey um 
ſchalkheiten, fo in bifen geiten fehr im fchwand gehen. Frift. 1567. 15. 
1618. 8. u. b. Gcheible. Bd. I. p. 815903. D. Schelmenzunft (n. b. 4 
v. 1513) a. Neue n. Grläut. herausg, v. E. G. Waldau, Halle 178. d. 
— Die geuchmat zu ſtraff aUE wybſchẽ manen. Wafel 1519. 4. Die Gicd 
matt, barinen all weibifdhe Mannsbilde fein höflich geftrafft, und wie fr id 
beffern follen, aufs treweſt unterrichtet werben. Frkft. 1568. 8. (|. Deutd 
uf. 1779. 3b. II. p. 170—181) Gin andechtig geiſiliche Badenſan. 
Straßb. 1514. 4. Die Mülle von Schmwündelöfeym und Gredt Mülccia 
Sarzeyt. Straßburg 1514. 4. 

4) Karfthans mit vier Perfonen fo onber inen felbs ain geſprech padrr? 
Halten. o. D. u. 3. (1520.) 4. Gefprechbüchlein neüm Karfihand. o. D- U 
3. (1521.) 4. G Panzer, Hutten p. 724. 165. Hagen, Deutfhl. lit 1. 
velig. Berhältniffe. Db. IL. p. 183 29. — Dagegen erfhinm Murner‘ 
Spottgedicht, Bon dem groffen Eutherifchen Narren wie in Doctor Rum! 
beſchworen hat. 0.8. u.3. (1522.) 4, 


Deutſche Poefie. Roman. '497 


5) Gpiegel bes Regiments in der Fürften höfe, da Kram Untrewe ge⸗ 
waltig if. Oppenh. 1515. 4. Erff. 1516. 4. Straßb. 1539. 4. Hoffleben, 
deſſen Schlag und Händel, wie Untreu dafelbſten von etlichen gepflogen und 
geipäret wird, Bon einem Ritter, Reimenmweiß beichrieben und von Johann 
Morfbeim. A. 1535 publicirt. Bon neuem überfehen burch. Joannem Tex- 
torem von Häger. Frkft. a. M. 1617. 4. 


6) Die Belfihaattung, ein Steafgebicht. Straßb. 1514. 4. &. Journ. v. 
u. fı Deutichland. 41791. Wd. IL. p. 805. . 


$. 648, 


So kaͤrglich im Ganzen bie poetifhe Aber während biefer 
Jet fließt, fo hat doch auch der Deutfhe Volldroman einige 
wenige Rebendzeichen von fi gegeben, denn fhon WMarr 
Treißſſanerwein's, des Geheimſchreibers Maximilians 1. 
allegoriſche Geſchichte Kaiſer Friedrichs III. und ſeines Sohnes 
Marimilians (1512), ein Seitenſtuͤk zum Theuerdank, gehört 
hierher, obgleich fie kuͤnſileriſch betrachtet nur einen fehr geringen 
Berth Hart), Auch das Gebiet der Novelle begann ſich auszu« 
behnen, ald gegen daB Ende des vorigen SJahıhundertö ber 
Decameron überfeßt worden war; denn nun ließ Johann 
Pauli, ein zum Chriſtenthum übergetretiener Jude (Johann 
Pfedersheimer), Lefemeifter im Barfüßerfiofler zu Thann im El⸗ 
(aß, feine Sammlung von kleinen Geſchichtchen und Anecdoten, 
ganz in der Manier der lateinifchen Facetiae erfheinen, die fehr 
oft wieder gedruct ward”), und in Georg Widram’s aus 
Kolmar, Stadtfchreibets zu Burgheim, defien langweiliger Gold» 
faden zu feiner Zeit viel gelefen ward, Rollwagenbüchlein?), in Jacob 
Srey's, Stadtiſchreibers zu Maüuer&münfter Gartengeſellſchaft, in 
Hans Wilhelm Kirchhof's, eines alten Heſſiſchen Krieger, 
Wend⸗Unmuthẽ) und in andern dergleichen Schartefen, als da waren, 
der (uflige Demoerit, Cocay Deutſcher Labyrinth Zeit⸗Kurtzer, Ers 
quidſtunden, Fliegenwadel, die Duden der ſchandligſten und ber 
Rarrpeit angrängenden Melancholey zu vertreiben, Gemuͤthser⸗ 
hung, Luſtiger und pofflerliher Hiſtorienſchreiber, Stäubiger 
Jungfernpelz, Angenehmer Nachtiſch, Kurzweiliger Polyhiſtor, 
kymm Larum Lyriſſimum, Ridiculantium Caprimulgium, Spaß⸗ 
mann's Hiſtoriſches Scherzkabinet, des Uhralten jungen Leyer 
Map Iufliger Correspondentz-Geiſt, Unlufivertreiber, Schule 
vollen, Kurtzweiliger Stodfiih, Gepflüdtes Finken oder Stu- 
Gräfe, Hondduch d. Literũrgeſchichte. III. 32 


498 Deutſche Poefie. Volksroman. 


dentenconfekt, Teutſcher Michel, Viridarium historicum X, Ihe 
Nachahmungen fanden. Das Haupwerdienſt dieſer. Bücher be 
fteht in Zotenreißen und ſchlechten Uebertragen Branzöfter 
Bonmots ind Deutfche; höchſtens einige Hiſtörchen von che⸗ 
brecheriſchen Pfaffen und liederlichen Ronenn ſcheinen Original 
zu ſein, ebenſo einige Bauerntoͤlpeleien, faſt alles Andere if 


fremden Urſprungeb). 

1) Der weiß Kunig, eine Erzaͤhlunge von den Thaten Kaifer Maximilianl. 
Wien 1775. fol. cf. Lambec. de bibl. Vindob. T. II. p. 894. CCCXXII. 
sq. Büfhing, Wöchentl, Nachr. Et. X. p. 73 sq. 1776. Bd.1IT. p.209sg. 
1817. Murr Journ. Bd. Ill. p,.43—52. Hormayr Taſch. 1847. p.144-158. 

2) ©. A. Veith, Ueb. d. Barf. 3. 9. .u. das v. ihm verf. Volkebud 
Schinipf und Ernft nebft 46 Proben a. demf. Wien 1839. 8. — Edimf 
vr Ernſt Heiffet das buch mit name. Straßd. 1522. 1535. fol, Dos Puh 
Shimpff und Ernſt genannt. Augsp. 1536 fol. Schimpff vnnd Emft turd 
alle Welthänndel. Frkft. 15.18. 1550. fol. 1563. fol. (umgeänd. A.) 1602. 
8. 0. D. 1597. 8. 0. ©. 1609. 8. Frkft. 1612. 8. Bafel 1618.8. Bern 1533 
1546. fol. Straßb. 1631. 1677. 8. 0 D. 1699. 18. Vormals zu Freyſtedi 
1770. 8. (Ausz.) m. e. Notiz v. Zördens, Lpzg. 1822. 8. 

8) Hiftory von dem anfang vnd außgang der beginnenden liebe. Straßd 
0. 3.4. Der Irr Reittend Bilger. Ein kurzweiliges Büchlein von einen 
großen Herren, der fi) zu dem herren Sanct Jacob verheiflen, was ır für 
abentheuer auff femlicher Bilgerfart erfaren hab. ebd. 1557. 4. Das Gluc: 
rad oder weltlich Laffbuch. Muͤhlhauſen 1560. 4. (in Verſen) Der junge Ku: 
ben Spiegel. Ein kurtweilig Hiſtory zweyer Knaben, deren einer «ad 
Mitters, der andere eines Bawern Sohn war. Cölln 1597. 18. Rollwagen 
von Schimpff vnd Ernft, ein kurtzweilig und luftig Buch, auff neuw zufam: 
mengezogen vnd in ein Ordnung gebracht, Augsb. 1555. 8. 0. D. 1557. 8. 
1568. 8. Zrlft. 1573. fol. 1597. 8. Magdeb. 0. 3. 8. Mühlhaufen 0.3. & 
Der Golbfaden. Eine fchöne liebliche und kurzweilige Hiftorie von rind 
armen Birten Sohn, Loͤwfried genannt. Straßb. 1557. 4. Frkſt. a. B. 
0. 3. 8. Bafel 1616. 8. Strafb. 1626. 8. Rürnb. 1665. 8. 0. D. 1670 & 
BD. Solbfaden, e. fchöne alte Geſch. wicd. her. v. EI. Brentano, Heideld. 

4) Die Gartengefellfchaft. Schimpfreben, Hiftorien und Fabuln. Streſt. 
1556. 8. 0. D. 1575. 8, 1593. 12. Rew Garten Gefellfchaft. Ein nem hit 
ſches vnd fchimpfflihes Büchlein. Wagdeb. 1618. 8. , 

5) Wend Vnmuth, Darinnen fünff hundert vnd fünffzig Höfflicher, sit 
tiger vnd Luftiger Hiftorien, Ecimpffreden und Bleichnüffen begriffen on? 
gezogen ꝛc. Frkft. 1663. II. 8. 1665 sg. II. 8. Wend⸗ Unmuth oder M 
neuerter fünfffacher Hanns gukk in die Welt, 0. D. u. 3. 12. Ausbündg 
gute Poflen. 0. D. 1610. 8. 

‚ 6) Bifchart in d. Vorrede zur Geſchichtsklitterung fagt darüber: „PB 
wirfft man doch von wegen etlicher onbefcheidener Wort nit jedes buch: Ka⸗ 
doch das Ohrenzart Bramengimmer wol etliche Zotten im Boccatij Emte 
novel, deß Jacob Winters Wintermeyen, ber beiden Stattfchreiber zu Yur® 
heim und Maurmünfter Widram vnd Jacob Zreyen frey Rollengeipräd 
vnd Gartenzech: Auch dep M. Linders Kasiporygeftech *), vnd def Straparelt 
Hiſtorien vertragen: daß ich jegt anderer Eulenſpieglifcher vnd wegkurten 


*) 0, D. 1558. 8, 


Deutſche Poeſie. Theater. 499 


ct 66 Sie find dannoch weit nit, wie d 
Sen a u "Mm Moſch Pe:  Sefichte 1.’ Did. B: 22 et 
Dittmar) Gensſchedel b. — Spend. z. Deutſch. Lit. Geſch. — rn p. 21. 


$. 649. 


Vollen wir endlich noch Einiges über das Theaterweien 
in Deutfhland während dieſer Zeit folgen laſſen, fo müffen wir 
zuerſt bemerfen, daß die Faſtnachtsſpiele, von denen wir gefchen 
haben, daß fie beſonders in der vorigen Periode durch Roſen⸗ 
dlüt gepflegt worden, auch nod in dieſer fortdauerten und nicht 
wenig zum Gedeihen der Reformation beitrugen, da in ihnen 
befonders häufig auf die unter dem Clerus eingefhlichenen Miß⸗ 
bräude bingebentet wurde. Dieß zeigte fi) aber beſonders in 
der Schweiz, und bier vorzüglih zu Bern, einer Stadt, wo fid, 
wie aus mehreren handſchriftlichen Faſtnachtsſpielen erhellt‘), die 
Freiheit in religiöfen Dingen auf dieſe Welfe zu helfen wußte. 
Einer der offenſten Sprecher war der Maler Nicolaus Mar 
nnel?) daſelbſt (1481 — 1530), der durch feine 1522 dort 
aufgeführten Faſtnachtsſpiele nicht wenig dazu beitrug, in biefer 
Stadt dieReformation einführen zu helfen; denn er griff darin den 
Bapf und den ganz von der Einfachheit des Urchriſtenthums 
abgewichenen Clerus offen an und ſetzte feiner Satire dur 
feine Krankheit (und fein Teftament) der Meffe die Krone auf, 
ſo daß fogar Murner «6. nöthig fand, gegen ihn aufzutreten, 
Die gut aber dieſe Anfänge aufgenommen wurden, ficht man 
aus den Rahahmungen, die fiein Deutfchland fanden, 3. B. aus 
dem Neudeutſchen Bileamſchen Efel). Pampbilus Bengen» 
bad hielt ſich dagegen in den für Bafel gefchriebenen Faſtnacht⸗ 
ſpielen frei von Angriffen auf das Papfiihum*). Nun muß man 
aber hiervon die Lateinifhen Schulkomoödien unterſcheiden, deren 
wir oben eine Bartie von Reuchlin, Locher, Friſchlin, 
Kirhmayer ac. angeführt haben, und die fpäterhin. auch ganz 
aögefehen von ihrem Urzwecke, die Schüler im Lateiniſchſprechen 
im üben, eine polemifhe Tendenz nahmen, wie denn z. 2. 
Friſchlin in feinem auch ins DeutfChe überſetzten Phasma 
aͤht zelotiſch alle Lehren, mit Ausnahme der Luther'ſchen, zur 
Hölle verdammt, ber befannte bittere Feind des Lehteren ode, 
Simon Lemnius, in feiner Monachopornomachis, worin er 

32% 








500 Deutſche Poefie. Theater. 


einen hoͤchſt unzuͤchtigen Chor Babylonifcher Freudenmaͤdchen 
auftreten laͤßt, Luther's Berheiratfung mit der Katharina von 
Bora aufs Bitterfle angreift, Ratürlih machte fpäterhin die 
Lateiniſche Sprache der Deutfhen Platz, und dieß mußte befon, 
ders dann gefchehen, wenn wicht Schüler die Darfteller bie 
geiſtlichen Comödle waren, fondern, was häufig geſcah, 
Bürger zu dieſem Zwede zulammentraten, wo dann tm 
Drt der Aufführung nicht die catholifhen oder evangeliſchen 
Schulen, fondern der Marktplatz, Schützenhof ober ein andent 
geräumiger öffentlider Platz war‘). 
1) S. Mone, Schaufpiele des Mittelalters. Bd. II. p. 411 sq. 


2) Ein faft kurtzwylig faßnachtſpil, fo zu Bern vff der Herufaßnadt 
in dem MDXXII. jare von burgerfzfünen Öffentlich gemacht ift, darin dit 
Wahrheit in fchimpffs weyß vom pabſt vnd finer priefterfchafft gemeb 
det vnd angezeigt würt. Item ein ander fpyı fo zu Bern im Uechtland fl 
der alten faßnacht, im XXI. Jahr gebrucht ift, namlidy wie uf einer Syter 
der Saſſen der einig Heiland der Welt, Jeſus Chriſtus unfer Lieber Herr, ik 
uf einem armen Eſelin geritten, auf feinem Haupt die dornin Kron; br 
ihm feine Zünger, die Urmen, Blinden, Lahmen und mancherlei Breftyaftig. 
uf der anbern Syten reit der Pabſt im Harniſch und mit großem Krirgk 
züg, als hernach verftanden wird durdy die Sprüch, fo zween Buren gi: 
redt hand, Rudi Vogelneft und GCleywe Pflug. 0. D. 1524. 4. zuf. in: Ä 
claus Manuel, des Venners der Stadt Bern, Faſtnachtsſpiele. N. Hdiät. 
u. d Ausg. dv. 1540 neu abgedr. Bern 1846. 8. u. b. E. Gruͤneiſen, Leben 
u. Werke e. Malers und Dichters, Kriegerd, Staatsmannes und Reformr 
tors im Aften Ihdt. Stuttg. 1837. 8. (bier a. d. Krankheit d. Meſſe) Audi. 
b. Ult, Theat. u. Kirche. p. 426456. 


3) DER new Deutfch Bileams Eſel, Wie die fehön Germania durd 
arge lift vnd zauberey ift zur Baͤbſt Efelin transformiret worden, jegund abet 
alß fic vom ffer auß dem weiſſen berg flieffent getrunken, duͤrch Gott 
a wieder zu ihrem rechten Auffigee gelommen. o. O. u. 3 


4) Diß find die prophetien sancti Methodii und Rollhardi, wild 
find gefpilt worden im XV. und XVII. Jor, uff ber Herren faßnacht m? 
etlichen 'erfamen und gefchidtten Burgeren einer ioblichen Gtatt Baſel. o. © 
u. 3. (1515) 4. (Prob. in Meifters Beitr. I. p. 263 sq.) Dieß if die 
Souchmett, fo gefpitt iſt worden, durch etlich geſchickt Burger einer let: 
Yen Ratt Bafe Wider den Ehebruch und die fund der Bnkeuſchheit o. 0. 
u. 3. (1519?) 4. 


5) S. dar. Ult a. a. DO. p. 459 2q. 


$. 650. 


Die eigentliche Wendung und der Umſchwung, welden Ni 
Deutfche Poeſie in ber neuern Zeit erfuhr, faͤllt in den Anfang die 
fer Bertode, denn Luther ſchuf durch feine Bibelüberfegung eigentlit 


Deutſche Poeſte. Theater. 499 


bü weige ‚Sie find dannoch weit nit, wie P 
ee Pd 8 lei Orlihre u. Gef. — 
D Ditimar) Gensſchedel b. Soffmann Spend. z. Deutſch. Lit. Geſch. Bb. 1. Pp. 3 


$. 640. 


Wollen wir endlich noch Einiges uͤber das Theater weſen 
"In Deutſchland während dieſer Zeit folgen laſſen, fo muͤſſen wir 
zuerft bemerfen, daß die Faſtnachtsſpiele, von denen wir gefehen 
haben, daß fie befonders in der vorigen Periode durch Roſen⸗ 
b luͤt gepflegt worden, aud noch im diefer fortvauerten und nicht 
wenig zum Gedeihen der Reformation beitrugen, da in ihnen 
beſonders häufig auf die unter dem Clerus eingefchlichenen Miß⸗ 
braͤuche bingedeutet wurde. Dieß zeigte ſich aber befonders in 
der Schweiz, und hier vorzüglih zu Bern, einer Stadt, wo fid, 
wie au6 mehreren handſchriftlichen Faſmachtsſpielen erhellt‘), die 
Freiheit in religiöfen Dingen auf diefe Weife zu helfen mußte. 
Einer der offenfien Spredher war der Maler Ricolaus Ma» 
nuel?) daſelbſt (1481 — 1530), der durd feine 1522 dort 
aufgeführten Bafnachtöfpiele nicht wenig dazu beitrug, in biefer 
Stadt dVieReformation einführen zu helfen; denn er griff darin den 
Papſt und den ganz von der Einfahhelt des Urchriſtenthums 
abgewihenn Clerus offen an und fehte feiner Satire durch 
feine Krankheit (und fein Teſtament) der Meſſe die Krone auf, 
fo daß fogar Murner ed. noͤthig fand, gegen ihn aufjutreten. 
Wie gut aber dieſe Anfänge aufgenommen wurden, fieht man 
aus den Rahahmungen, die fie in Deutfchland fanden, 3. B. aus 
dem Neudeutfhen Bileamſchen Eſel). Bamphilus Gengen- 
bad bielt fih dagegen in den für Bafel gefchriebenen Faſtnacht⸗ 
fielen frei von Angriffen auf das Papftihum“). Nun muß man 
aber hiervon die Lateiniſchen Schulkomoödien unterfhelden, deren 
wir oben eine Partie von Reuchlin, Locher, Friſchlin, 
Kirchmayer ac. angeführt haben, und die fpäterhin. auch ganz 
abgefehen von ihrem Urzwecke, die Schüler im Lateinifhfprechen 
zu üben, eine polemifhe Tendenz nahmen, wie denn 3. B. 
Friſchlin in feinem auch ins Deutſche überfegten Phasma 
aͤcht zelotifh alle Lehren, mit Ausnahme ver Luther'ſchen, zur 

Hölle verdammt, der befannte bittere Feind des Lepteren ode, 
Simon Lemnius, in feiner Monachopornomachia, worin er 

32 


502 Deutſche Poefie. 
| $. 651. 


Daß der Meiftergefang fig auch noch in dieſem Jahrhun⸗ 
dert fort erhielt, ficht man fon aus dem KHauptvertreter dei 
felben, Hans Sachs, hinreichend; allein mit ihm ſank auf 
die kurze, freilich nur auf zwei Augen flehende Bluͤthe deſſelben 
wieder, welche von den Singſchulen, die zu Ende des 1Tten Jahr, 
hunderts faR faͤmmtlich eingingen, nicht erhalten werben konnte; 
noch weniger aber vermochten dieß bie unter ven Meifterfingern gültigen 
Geſetze und Vorſchriften, um fo mehr, als die ganze Kunſt von da 
Handwerkern, aus denen die Meiferfinger far ausfchließtih do 
ftanden, überhaupt nur als Nebenfade betrachtet vourde, Alb 
Dichter von Gewerbe werden, fo lange die Turnierluft noch be 
Rand, die Wappendichter, von denen wir fon oben Pete 
Sudenwirt und Hans NRofenblüt nannten, bejeichnet, 
neben welden bei den Schuͤtzenfeſten und Freiſchleßen di 
Pritſchenmeiſter, und bei Buͤrgerhochzeiten und ambern dergleichen 
Feſtlichkeiten die Spruchſprecher fortbeſtanden. Was endlich de 
Versbau und die Versomeſſung anlangt, fo war dieſelbe im E⸗ 
genfag zu der mittelhochbeutfchen Zeit roh und confus, und MM 
mit Oyig erfuhr die Deutſche Metrik einen entfchievenen Um 
fhwung, denn die Bemühungen einzelner hervorragenden Koͤpfe, 
aus der antifen Metrik die regelmäßigen Trochaͤen und Jamben 
einzuführen, blieben ebenfo vereinzelt ſiehende Erſcheinungen, alt 
frühere Verſuche mit Herametern und Pentametern ſich nicht übe 
Das Gebiet der feltnen Curtofitäten erhoben hatten. Natärlid 
blieb der Reim wie bei ben mittelhochdeutſchen Dichtem di 
allein übliche Versart, wenn auch in dem Weſen und berdem 
beffelben mehrere Veränderungen vorgingen. Daſſelbe geld 
mit den Versreihen, der Strophenbau aber blieb far gay I 
wie ihn die mittelhochdeutfche Poeſie und die Singſchuſen MP 
geftellt hatten, Kür die dramatifche Poefle, wie fie fich fell der 
Reformation aufthat, blieb der alte Vers von vier Hebunga 
in Geltung. | | 


$. 658. 


Betrachtet man nun bie Geſchichte der Dentſchen Port 
während des erfin Jahrhunderts in ihrer Geſammiheit, fo mul 


Deutſche Poefie. Epiſches Volfslid. 8508 


man ih wundern, daß troß bed ungeheuern Ginfluffes, ben 
Euther auf die Deutfhe Sprache durch Lehre und Beiſpiel hatte, 
bad Gedeihen berfelben bei weiten nit fo groß war, als 
man hätte erwarten ſollen. Allein der Grund lag theilweife 
darin, daß felt dem: Verfall des hoöfiſchen Poefie die Fürften und 
ber Abel, überhaupt die Bornehmen, ja theilwelfe auch die Geiſt⸗ 
lichleit, wenn fle nämlich nicht perfönlide Intereffen vor Augen 
hatte, Ach fafk ganz und gar vom Dichten in der Mautterfprache 
entfernt bieten und eher das Latelnifche vorzogen. Darum ges 
diehen auch nur das Volkslied, dad Drama und bie poetiſche 
Enihlung; das Kirchenlied aber iR eine Schöpfung ber Refors 
mitten und gleich fo großartig aufgetreten, Daß bie fpätere Zeit 
laum nachkeommen konnte. Die mit der Neformation eng zus 
ſanmenhaͤngenden Neligionswieren und Kriege in Deutiland, 
die. Bauernaufflände und andere gleichzeitige politifche Händel 
riefen eine Menge ſatiriſcher und politiſcher Gedichte hervor, welche 
aber, abgefehen von ihrer hiſtoriſch⸗ moraliihen Bedeutung und 
—* Wichtigkeit für die Geſchichte der Deutſchen Schreibfreiheit, 
auf ſehr rohe und geiſtloſe Reimereien binaudlaufen, hoͤchſtens 
Hand Sachſens und Bm Leitungen auf ro bewe aus⸗ 
genommen. 


6..653. 


Was nun bie einzelnen Bäder ber Deitfem Moefte wäh 
tend dieſer Periode anlangt, fo flcht freilich das Epos der Keihe 
nad oberan, allein eigentlich verbient faſt Feind der Gedichte, 
welde man hierher zieht, diefen Namen, denn fie gehören ziem⸗ 
ih alle in das Gebiet der poetifchen Erzählung oder bes 
epiſchen Volkoliede. Zu letzterer Klafie gehört des Nertore 
(1550) zu Wernigerode M. Georg Thym (Klee)) aus 
dwmidau (+ 1561) Bänfelfängerlied von den Abenteuern Thebel 
Unverferden' von Wallmoden, Fiſchart's gereimte Bearbeit⸗ 
ung des Eutchfpiegelbuchd?), eines Anonymus Settenftdd zu Thym’s 
Buche in der Schilderung von Heinrichs des Löwen Abenteuern”), 
des bekannten Fabeldichter Aiberus*), Loblied auf Luther und 
endlich das Bekannte Lieb, die Nachtigall (1567), welche zu 
ihter Zeit, ſowie andere bie Grumbach'ſchen Händel betreffende 








502 Deutfche Poefie. 
on $. 651, 


Daß der Meifergefang fi auch noch in dieſem Jahrhun⸗ 
dert fort erhielt, ficht man fon aus dem Hauptvertreter def 
felden, Hans Sachs, hinreichend; allein mit ihm ſank auf 
die Eurze, freilich nur auf zwei Augen flehende Blüthe deſſelben 
wieder, welche von den Singfchulen, die ‚zu Ende des 17ten Jahr 
hunderts far ſaͤmmtlich eingingen, nicht erhalten werben Tonnte; 
noch weniger aber vermochten dieß die unter den Meifterfingern gültigen 
Geſetze und Vorſchriften, um fo mehr, als die ganze Kunſt von den 
Handwerkern, aus denen die Meifterfinger far ausſchließlich be⸗ 
flanden, überhaupt nur als Nebenfadhe betrachtet wurde. IB 
Dichter von Gewerbe werden, fo lange die Turnierluſt noch be 
Rand, die Wappendichter, von denen wir fon oben Peker 
Sudenwirt und Hans Rofenblüt nannten, bezeichnet, 
neben welden bei den Schuͤtzenfeſten und Freiſchießen die 
Pritſchenmeiſter, und bei Buͤrgerhochzeiten und andern dergleichen 
Feſtlichkeiten die Spruchſprecher fortbeftanden. Was enbiicd ben 
Verobau und die Berömeffung anlangt, fo war biefelbe im Ge 
genfab zu der mittelhochdeutſchen Zeit roh und confus, und ef 
mit Opitz erfuhr die Deutſche Metrit einen entſchiedenen Um 
ſchwung, denn die Bemühungen einzelner hervorragenden Koͤpft, 
aus der antifen Metril die regelmäßigen Trochäen und Jamben 
einzuführen, blieben ebenfo vereinzelt febende Erſcheinungen, ald 
frühere Verſuche mit Herametern und Pentametern fi nidt Aber 
das Gebiet der feltnen Gurlofitäten erhoben hatten. Ratärlid 
blieb der Reim wie bei den mittelhochbeutfchen Dichtern die 
allein übliche Versart, wenn auch in dem Weſen und ber Forn 
beffelben mehrere Beränberungen vworgingen. Daſſelbe geſchah 
mit den Versreihen, der Strophenbau aber blieb fa ganz 1% 
wie ihn die mittelhochdeutſche Poeſte und die Singſchuſen fer 
geftellt hatten, Fuͤr die dramatifche Poefie, wie fie fich ſelt det 
Reformation auftbat, blieb der alte Vers von vier Hebung 
in Geltung. 0 


$. 652. | 
Betrachtet man nun die Geſchichte ber Deutſchen Bockt 
während des erſten Jahrhunderis in ihrer Geſammtheit, fo muß 


Deutfche Poeſie. Poetifhe Erzählung. 505 
Dia pott. 1783. Bd. I. p. 152 4q. Meufel, Hiſt. Lt. Magaz. Bd. IV. 
Kom. — 6. and. Ber. v0. bemf. Verf. im Deutich. uf. 1779. 
d. J. P. bl 8q. “ 

6) ©. Flögel, Geſch. d. kom. Lit. Bd. IM. p. 327 sq. u. Geld. d. 
Vurltiten p. 234 sq. Zördens Bd. I. p. 518 sq. VI. p. 93 sq. v. Meufes 
bach in d. Hall. Lit. Zeitung 1829. ar. 55 sq. Gervinus Bd. IH. p. 121g. 
(1%. P 117 sq.) Bilmar, Geſch. d. Deutſch. Lit. p. 363 sq. Da Potr. 
1782. IV. p. 103 sq. Som I. P- 127 sq. D. glädhafft Schiff. Ein Lobs 
fprad von der glüdlihen und molfertigen Scifffart einer burgerlichen 
Seſelſchaft auff Zürich auf das Gchieffen gen Gtraffburg. o. D. u. 9. 
(1576.) 4. Der warme Hirfebrei von Zürich. (db. Hans Rdf, Maurer) Zürich 
197. 4. Stüdd. Sch. v. Bürih. In e. freuen Abbr. beranögeg. u. erl. 
d. Halling m. e. Einl. v. Uhland. Zübingen 1828. 8. Auszüge b. Meifter 
&itr. Bd. 1. p. 221 14. u. (Er. D. Ring), Ueb. d. Seile des Züricher 
Breytopfes. Bayreuth 1787. 8. Wackernagel Deutfch. Lefeb. II. p. 139 49. 


$. 654. 


Bon dem Gpos bis zur poetifhen Erzählung, ſei fle nun 
ernſt oder komiſch, iſt es nicht weit; auch habe id ſchon oben 
auf den Repräfentanten derfelben tin diefer Periode hingedeutet, 
Id meine den Schuhmacher Hans Sachs!) aus Rürnderg 
(1494 — 1576). Wie er der bedeutendſte Deutfhe Dichter 
dieſer Zeit iſt, fo iſt er auch der fruchtbarſte; denn wie er ſelbſt 
in feiner 618 zum Jahr 1567 reichenden poetifhen Biographie 
ſagt, hatte er bis dahin 6048 größere und kleinere Gebichte, mit 
Ginfhtuß von 4275 .Meiftergefängen, die nicht zum Druck beftimmt 
waren, gefertigt (f. Summa all meiner Gedicht von MDXITII Jar an 
bis ins 1567 Jar, Vd. V. p. 154 d. Kempt. A.). Er Hatte 
viel geleſen, obgleich er nicht viel aus der Schule mit fortges 
btacht Hatte („Siebenjaͤhrig darnach anfing, In die Iateinifc 
Säule ging, Darin lernet ich Puerilia, Grammatica und Mu— 
ſica, Rah ſchlechtem Brauch derſelben Zeit, Solches Ans If 
mit vergeſſen ſeit“), denn daß er die Claſſiker wenigſtens aus 
Ueberſezungen, Boccaccio und andere Buͤcher der Art, die Bibel, 
hiſtoriſche Werke des Mittelalterd, die Gesta Romanorum ir. 
Reißig ſtudiert und benußt hatte, fieht man aus der großen An⸗ 
zahl der von ihm citirten Sqriftſtellernamen. Fuͤr die Refor⸗ 
mation war er weſentlich thaͤtig, denn feine 1543 geſchriebene 
Apologie Luther’, als „die Wittenbergiſch Nachtigall, Die man 
jeßt höret überall”, zeugt ſowohl von feinem eblen, furchtlofen 
Eifer für das Gute, als fie auch dur Ihre große Verbreitung 








506 Deutfihe Poeſie. Poetifche Ersäblung, 


als fllegendes Blatt nidt wenig zum Bekannwerden des großen 
Reformatord unter dem Bolfe beitrug, welches auf die Worte 
feines aus ihm hervorgegangenen Präco vollfommened Bar 
trauen feste und ſetzen burfte?). Denn fo beliebt er au im 
Allgemeinen bei den Vornehmen war, fo fehonte er fie bed 
nit, wie man z. B. aus feinen Gedichten: „Vergleichung dei 
Babſt mit Chriſto, in paider leben vnd paſſion, Klagred ber 
neun Muſe oder Künft über ganz Teutſchland, Der flogen 
Ehrenhold über Fuͤrſten und Adel, Bon dem Teufel, dem di 
Hoͤll will zu eng werben, Der klagend Waldbruder über all 
Stand auf Erden, Ein Gefpräh der vier Element mit Frau 
Wahrheit, Der Fuchs mit dem Adler, der Müller mit dem Stu 
benten, Philopomened der getreue Hauptmann ꝛc. erficht). Et 
verfuchte fi beinahe in: allen damals angemendeten Diktung' 
arten ; allein wir haben fa nur feine poetiſchen Erzaͤhlungen, 
Schwaͤnke und Faſtnachtsſpiele in einiger Vollſtaͤndigkeit ver 
uns, von feinen lyriſchen Poeſieen, theils profanen, theils geil 
lien Inhalts“), Liegt nur wenig vor. Obwohl in Manden 
roh und ungefchladt (daher nemt ihn M. G. Ligel, Enais 


isgenio maximus, ingenio radis), {fl er doch fon feiner Leldtig 


feit wegen ein geborner Dichter, und an Friſche und Lebenbig 
leit feiner Phantaſie, an naiver Einfachheit und herzlicher Die 
derkeit IR er ein. würbiger Bartifan Luthers. Was er ah 
für's Bolt geweſen, das bezeugt fein außerordeniliches Unſche 
unter feinen Zeltgenofien, und wenn ihn die fpätere Zelt. je vr 


ſpotitt und als halben Bänfeljänger verfepert hat . B. Ch. Weit 


in feinem Heldengedicht: Hans Sachs, Altona. Fol.), fo wird Güte! 
Apologie (WB. 13. p. 123) deſſelben, wie er im III. Thell von 
Dichtung und Wahrheit, fowie in feinem ſchoͤnen Gedicht: 
„Hans Sachſens poetiſche Sendung”, wozu befanyiih Wide 


(in Deuuſch. Merc. 1776. Aprih das Schlßwort hinzufuͤgt, 
aubſprach, allein ausreichen, dieſe Ideenverwirrumg zu zerſtreuca. 


1) S. Wagenſeil De eiv. Norib. p. 501. Hirſch im Hamb. Bricht 


1751. p. 561 q, Dunkel, R &el.1. p. 297 onilh ko 
* —— H. 6. — see Burda, —— 
8. Litt. Wochenbl. Bd. II. p. 11 sq. Olla Potr .Pp 


6 Ar 738. Bd. III. 73 Deutſch. 75. Ir. ES, 
—2X —* V. P- 408 s Mc h Den, 177 & 458 84 
M. a.) Wadenroder im ee — — Jahr. ur.’ 





u 








Deutfche Poeſie. Fabel. | 507 


D. Bolkedichter H. S. und Bräbel, im Bufammenhange m. d. geſchichtl. 
Entwick. d. Deutfch. Poeſie betr. Nürnd. 1836. 12. Niemeyer, Reform. 
Amancdh 1821. p. a ———— "Hoffmann, Borlef. üb. H. S. 
Rürnb. 1847. 8. R. Naumann, 26B. üb. e. Hoͤſchr. v. 9. ©, n. ein. uns 
gedr. Sir: db. Dichters. Lpzg. 1843. 8. u. im Serap. 1813. Nr. 10—12, 
Ausg. |. Sehr herrliche (he und warbaffte gebicht. Th. I. Rürnb, 1358, 
150. 1570. 1589. 15:0. Ih. II. 1560. 1570. 1591. Th. IT. 1561. 1077. 
1588. &. IV. 1578. Th. : 1579. fol. Kempten 1612—16. V. 4. Augsb. 

112. V. 4. ch. J. J. Bertuc, Prob. a. H. ©. Werken. Weim. 1778, * 
J. H. Haͤßlein, Sehr herrliche, fchön und wahrhafte Gedicht, Kabeln und 
gute Schwenk in €. Ausz. a. d. Iſten Bande m. beigef. Woͤrterkl. Nürnb. 
181. 8. Werke bearb. u. herausg. v. I. ©. ‚Bäfeing- Rümb. nah 


I-1. 8. Hiftorien u. gute Schwänte. her. (v. W. A. Gerle) v. ©. Spät, 
gen. Fruͤhauf. nee 818. 8. Schwänte her. v 93. X. Noffer. Kiel 1827. 8, 
Km ao 3. für Freunde vat. Dichtk. v. I. A. "Bö5. Rürnd. 184 — 


B. dre . im Gewande — oder Gerichte dieſes Meifterfängers 
in ber. Geftalt, vote fie get ou au — mit Holzſchnitten verzierte Bogen 
(4) gedruckt ꝛc. Gberall unter d ch. Volke verbreitet wurden. Gotha 
121. fol. Ein noch ungedr. Geb. v. ur S. in d. Zeitſchr. f. Milit. Wiſſ. 
derl. 1846. Bd. 67. H. VI. p. 267 -277. VII and. v. Naumann, a. a.d. 
p. 168 ug. 177 0 

2) Bud) II. 3. Lp q. (9. v. 568) u. b. ©55 IV. p. 33 s 
Er verfaſſte au 7 Dialoge pr Sera üb. d. evangel. Sehen, deren Sãßi n 
0. D.p XVII eq. vier befchze 

3) ©. polit. Geb. b. — Zallersleben, Polit. Ged. a. d. Deutch. 
Ban ei: 1843. 8. p. 74 - 146. 

geiftt. Sieber u. Pſalmen b. Wackernagel, D. Deutfche Kicchens 
lied 2* Tr p. 168 sq. cf. Riederer, Einführ. d. chriſtl. ee. Rürnb. 
119. 8. p. 221. 270 sq. 


$. 655. 


Ghe wir au der eigentlichen Lehrpoefle übergehen koͤnnen, 
machen wir nad auf zwei Diäter aufmerlſam, bie in mander 
Beichung mit Hans Sache, wenigſtens ald Nachahmer deſſelben, 
zuſammengeſtellt werben Fönnen. Der erfle iſt ber Umarbeiter 
des Theuerdank Burcard Waldis") aus Allendorf in Hefien, 
anfangs Mönch gu Riga und lange Zeit Sendbote feines Ors 
dene, ald welcher er halb Europa durchzog, dann zum Prote⸗ 
Rantismus übergeireten und Pfarrer zu Wbterode (gef. nad 
1554), von ps Fabein noch weiter geſprochen werben muß, 
Er hinterließ in feinem ganz neu gemachten Efopus, der aus 
400 Gabeln und Erzählungen in 4 Büchern beſteht, auch eine Bars 
ie Schwaͤnke im Aten Buch, bie wohl größtentheild eigene Er⸗ 
indung waren, fi durch concife Runbung ber Sprade, Natuͤr⸗ 
ifeit und eine für feine Zeit wahrhaft erſtaunenswerthe Ge⸗ 
ciclichkeit im Erzählen ganz im Geiſte eines La Fontaine aus⸗ 


508 Deutſche Poeſie. Fabel. 


zeichnen, alſo eines beſſern Bekanntwerdens in ihrem Vaterlande 
würdig find, als es ver Fall iR. Uebrigens enthalten feine 
Schwaͤnke weit weniger Anzuͤglichkeiten und Zweldeutigfeiten ald 
des font unbekannten Stubiofen der Philoſophie und Theologie 
Lazarus Sandıub?), ähnlie Arbeit. Run führt und ade 
Waldis von ſelbſt zu den Fabuliſten dieſes Zeitraumes; dem 
enthalten au die 3 erften Bücher feines Eſopus nur alte, da⸗ 
mals bereitö bekannte Kabeln, fo hat er fie duch theils gämlif 
umgebichtet, theils auf eine neue und geſchickte Weiſe erzählt, 


und er if der Erfle, der den eigentlichen Fabelſtyl feit Bonn 


wieder in unferem Vaterlande cultivirte. Daß er fich zu politiitm 
und auch gegen den Elerus und die Kirche zu polemiflren unterfing, 
iſt no ein Grund mehr, Ihn zu rühmen, und was er dakl 


wagte, fann man daraus abnehmen, daß er die famofe Hike: 
von zwei Mäufen, fo die Pfaffen haben verbrennen laſſen, weil 


fie ein Monftrangenfacrament gefrefien hätten*), ſchrieb und di 


fein Debut (1543) war. Daß ſelbſt Luther einige alte Fabeln in eine 
Manier bearbeitete, if bekannt, weniger aber der Spiegel der 
Weisheit, beſtehend aus 95 Fabeln des Cyrillus, welchen do 
niel Holymann?), ein Meifterfinger zu Augsburg, vermulb⸗ 
lich nad) einer bereitd vorhandenen Deutſchen Profaüberfefun 
in Deutfche Reime brachte. Original find die 49 Fabeln dd 


Schülers Luthers, Erasmus Alberus* aus Staden, Bier 


verd zu Sprendlingen in der Wetterau, der, nachden M 


fiebenmal von feinen ®laubendgenofien abgefebt worden wuh, 
1553 als Generalfuperintendent zu: Neubrandenburg far 


Er erzählt leider etwas breit und kramt ſeine Gelehrſamkeit mit 
als nöthig aus, fo daß er weit unter Waldis ſteht. Dim 


fommen an Naivetät und moralifger Kraft die 59 Fabeln des 


guten Hans Sachs am nähflen, Hartmann Sqh oppers) 


von Neumark kurze Reimereien zur Erklaͤrung von Holjſchnitm, 





die Johann Por‘) (1837 07) früßer mit lateiniſchen Unter 


ſchriften verfehen hatte, find wie dieſe bloße Eurlofitäten. Eine aͤhnliche 


Unternehmung iR des Elſafſers Matt hia 6 Holzwart’) Berfadı 


eine Sammlung von Sinnbilden in Holzſchnitten, eine bamald | 


Eine ähnliche ganbaldfe Geſchichte von einem Hunde, ber, eineheßt 
, guet aus Sarago 
‘Ip. 


fc 
en 
— 278 sq 


a Gavin, Passe-Partout de l’eglise m 





Deutſche Poefie. Lehrgebicht. 509 


befonderd durch Alciatud Emblemata ſehr im Schwange gehenbe 
Spielerei®), mit gereimten Erklärungen zu verfehen. Derfelbe 
Dichter bat au in feinem zur Verherrlichung des Haufes Wirs 
temberg verfaßten Luſtgarten neuer beutfcher Poeterei, einer yes 
dantifchen Allegorie mit einem Wuſt claffiicher unverdauter Mys 
thologie aufgepugt, zugleich das allegoriſche Lehrgediht cultivirt. 
Bloße Reimerei, ohne irgend poetiſchen Geiſt iſt des Martin 
Agricola?) Unweiſung zur Inſtrumentalmuſik, und bes Luther⸗ 
iſchen Predigers zu Joachimsthal Johann Mattheftus!) aus 
Rochlitz (geb. 1564, gefl. 1504), des Biographen Luther's und 
trefflichen Kirchenliederdichters (er dichtete z. B. das Papſtlied: „Run 
treiben wir den Papſt hinaus ꝛc.“) Haushaltungskunſt, die jedoch 
huͤbſche Moral und Sinnſpruͤche enthält. Am hoͤchſten ſteht aber unter 
allen Lehrdichten Bartholomäus Ringwaldt aus Frank 
furt an der Oder (1530), Pfarrer zu Langenfeld (1567 — 98) 
in der Neumarf!!), einer von jenem wahrhaft begeiflertn pa⸗ 
triotifhen Streiten für den proteflantifhen Glauben, wie es 
ſchon lange feine mehr giebt, deren überzeugende Beredtfamfeit 
ihre haͤrteſten Widerſacher beſtegte. Sein geiſtliches Lehrgedicht, 
die lautere Wahrheit, worin er die Vergleichung eines Chriſten 
mit einem Krieger durdführt, erlebte in 13 Jahren 10 Auf⸗ 
lagen und verfündigt ungeſcheut die Tautere reine Wahrheit, 
ohne Anſehen der PBerfon, mit einer natürliden Kraft, wie fle 
zu Herzen gehen mußte. Seine moraliſche Bifion, der treue 
Edart, wo in der Manier der göttliden Comoͤdie Dante’3 der 
treue Edart die Hölle und den Himmel durdiwandelt, iR, wo 
irgend etwas Großartiges, fei es nun freudiger ober ſchauder⸗ 
bafter Art geſchildert werden fol, mißlungen, allein wo er ſatiriſch 
fein kann, da If die Meiſterhand fihtbar. Er bat ſich au 
als Belegenheitödichter in der Yertigung von Hochzeitgedichten 
hervorgethan und diefe von einer neuen Seite aufjufaffen gewußt, 
indem er auf eine ebenfo komiſche als treffende Art die verfchiedenen 
Hochzeitsgaͤſte nach ihren Perfönlichkeiten anzufingen pflegte, Des fonft 
unbefannten Bernhard Klin gler) Lehrgedicht gegen das Spiel 
und einige aͤhnliche Reimerelen des berühmten Sobann von 
Sthmwarzenberg'?) erwähne ich nur der Vollſtaͤndigkeit halber. 
Den Beſchluß möge endlich Johann Fiſchart!) maden 








510 Deutsche Poeſie. Zabel. 


obgielih fein Strafgedicht: Ernſtliche Ermahnung an mein 
lieben Deutfchen, mehr fatirifh zuͤrnend als eigentlich belehrend 


gehalten if. 
1) &. Steieber, Heſſ. Gel. Lexicon Bd. XV. p. 423 sq. Joͤrdent Bd. 
V. p. 186 sq. Hanndv. Magaz. 1767. p. 108 sq. v. Gemmingen, Poet. u. 
Disk. Stüde. Benfhw. 1769. 8. p- 82. Eſchenburg in d. Hamb. Unten 
altungen Bd. IV. p. 933 2q. DUa Potr. 1783. Bd. 1. F 128 2q. Ru. 
itt. Ang. 1807. p. 135. 240. 1808. p. 133. Gervinus Bd. II. p.47 9. 
— Eſopus, gang new gemacht, onnd in Reimen gefafft. Mit fampt Hundert 
never Yabeln. auch DB. 8. FIrkft. a. M. 1557. 8. ebd. 1548. 1555. 16 
1584. 8. 1571. 1572. 4. Auswahl tin. Kabeln und Graählungen d. B. B. 
m. kurz. Spracherli. v. 3. 3. Efcheuburg. Bruſchw. 1777. 8. — Derek 
ter in newer Gefongsweile und Fünftliche Keimen gebracht. Zrift. 1553. 8. — 
Das Päpftifche Reich. It ein Buch Iuftig zu leſen, allen fo bie Wahrtheit 
Heb haben, Darinn ber Bapft mit feinen Gliedern zc. beſchrieben. Durd 
Thomam Kirchmair, a. 1. 1556, 8. 1555. 4 ©. polit. Babeln b. Hei 
mann a. ds D. pP» 165— 149. ® . 
2) Delitiae historicae et poeticae, das ift: Hiſtoriſche vnd Poetiſche 
Furaweil, Reymenweiſe verfaflet. Frkft. 1617. 8. ſ. Bragur Bd. IN. pP 


80. 

‚ 3) Spiegel der Ratürlichen Wayßhait durch den alten in Got gelarten 
Bilhof Eyrilum mit 96 Kabeln und fchönen Gleichnuffen beſchrieben yerund 
in Teutfche Reymen mit fhönen Figur. und hüpfchen Außfegungen mit & 
Holzſchn. o. DO. u. 3. (Xugsp. 1571.) 4. (8. Eſchenburg Dentm. p. 3634 
u. im Deutfh. Muſeum 1783. Bd. VII. p. 142—154. IX, P 313.) D. 
Holzmann Kabeln. herausg. v. A. G. Meißner. Lpzg. 1782. _ Ku 
der Schreiberey von deren vrfprung und anfang, erfindung der Bucdrudte 
kunſt. Wien. 1681. 4. (ebenfo in Verſen) 


4) Das Buch von der Tugent und Weißheit, nemlich Neun pad virt“ 
Fabeln. 0. D. 1550. 4. (S. Hummel, Bibl. v. feltn. Büch. I p. 424451.) Arıd 
und vierzig Kabeln fo mehrer theils aus Efopo gezogen fammt etlicher Ort beutfeer 
Landes Luftiger Befchreibung, zu mehrerer Schöpfung der Tugend und Weiß⸗ 
heit in gute Reime verfaffet, jedermann nüglid zu Icfen und mit schönen Br 
gurengezieret, dergleichen zuvor niemals in Drud ausgegangen, geftellet dur 
D. Er. A. Frkft. a. M. 1579. 8. 1590. 8 Journ. v. u. f. Dentſchland. 
1788. &t. VI. p.512. XIII. p- Mn. Rachr. v. ein. Hall. Bibl. St. XII. 
p- 82— 94. Sördens I. p. 23—36. cf. Dunkel, 11.3. p. 408. Wegel Hyu 
nopoeographia. I. p. 41—45. Anal. Hymn.I. p.13—17. &trieder ®- | 
p. 23. Marchand Dict. T. —8 1. Göge Merkw. d. Dresd. Bibl. II 
p. 241. Mecklenb. Volksbuch 1846. p. 187—195. 


5) ITANOITAIA omnium illiberalium, mechanicarum aut sede 
tariarıum artium genera continens, carminibus expressa, cum Ye 
nustissimis imaginibus omniuın artificum negociationes ad viriM 
repraesentantibus. Freft. ad M. 1568. 1573. 8. Aesopi fabulae IM 
prosa subjectis epimythiis disticho vel tetrasticho compreheusi® 

rcht. 1566. 8. ©. Bragur Bo. III. p. 319. Fo 

6) Testrasticha in Ovidii Metamorph. L. XV. Freft. 156% ® 
(lat. u. deutſche Verſe u. 178 Holzſchn.) oo. 

- 7) Eikones cum brevissimis descriptionibus duodecim primoru® 
primariorumgue, quos scire licet, veteris Germaniae heronm. Ar 

t. 1573. 8. (m. 14 Holyihn.) Emblematum” Tyrocinia Sive Pich 

oesis latino-germanica. Das ift Eingeblümete Bierwerk oder Gemälpoiii 
Straß. 1581. 8. (m. ein. Vorr. Pifcharts, in Deutſch. u, Lat. Verſen u 1 


% 





Deutfche Poefie. Drama. 511 


Oetfhn,) Eu newer Deutfcher Poeteri. Straßb. 1558. fol. ©. Deutſch. 
Dul. 1785. Bd. X. p. 312. Bragur Bd. III. p. 329 sq. 

8) eb. dieſe Made T. Deutiche Bierteljahrichr. 1846. Bd. 36. p.2928q. 

9) Wufica inftrumentalis, Deutfch, darin das Fundament und Applis 
tation der Finger und Zungen auff mancherlei Pfeifen, als Fioten, Stroms 
hoͤrner, Binden, Bombard, Schalmeyen, Gadpfeifen und Schweigcrpfeiffen zc. 
Darzu von dreierley Beigen, als Welichen, Polifchen und Heinen Handgeiglein 
und wie bie Griffe darauf, auch auf Lauten Lünftlich abgemeflen werden zc. 
Bittnb. 1545. 8. (m. Sohfän.) S. Reihard in Marpurg’s Hifl. Er. 
Kite, Bd. V. p. 229— 245. Webrigens ift dieß nur Auszug aus feinem 
srößern Werke, ebenfalls in Berfen: Musica instrumentalis Deutfch, ynn 
micher begriffen, wie man nad dem Gefange auff mancherley Pfeiffen ier⸗ 
an fol. Auch wie auf die Orgel, Harffen, Lauten, Geigen und allcriey 
Safrument und Gaftenfpiel nach der recht gegründeten Zabelthur fey abzus 
Kr Wittend. 1529. 1542. 1542 (2) 8. ©. a. Beder, Muſic. Liter. 
P- & 


10) ©. Bragur 2b. II. B 317 ag. I. B. Mattheflus, I. M. Leben 
beſhrichen. Dresd. 1705. 8. Koch, Geh. d. deutſch. Kirchenileds Wh. I, 
P. 676 4q. cf. p. 77. — Betbüdlein und Deconomia oder bericht: Nom 
Ghrifttichen Dautzwefen. Sampt XXIII Zurper Qauöggebetlein. — Item, 
Son der Hauszzier und zucht eines Chriſtl. frommen Weibe, durch X. Gors 
vmum. Rürnb. 0. 3. 18. Oeconomia. Oder Bericht vom dhriftlichen Haus: 
weſen in Reime gebracht von Nidel Herman. Wittend. 1599. 4. Oecono- 
mia oder Bericht, wie fih ein Hausvater halten fol. Nurnb. 1561. 4. 
!prg. 1594. 8. Frift. 1598. 8. Wittenb. 1599. 4. Fpzg. 1796. 8. (Das Ges 
diät war urfprünglich ein Hochzeitsgedicht auf das Beilager des Baſit. 
Sammerhorfer ſ. Intel. BI. 5. Leipg. Litt. Zeit. 1807. p. 789. cf. ebd. 
p. ud — 8t. Christophorus. Verdeutſcht. Nürnb. 1561. 4. (in Verf, 
2. Holzſchn. 

11) © Kusteri March. litt. Sp. XVI. Ola Potr. 1789. 3b. III. 
p. dl. Ag. ®it. Anz. 18900. p. 1281. 1801. p. 296. 3. 93. Wippel, Leb. 
d. Mär. Predigers und Liederdichters B. R. Berl. 1571. 8. Hoffmann v. 
zellersleben, WB. Ringmwaldt u. B. Schmolk E. Beitr. z. Deutfch. Litt. Geſch. 
d. XVI. u. XVII. Ihdts. Berl. 1833. 8. p. 144. u. Spenden z. Deutſch. 
litrraturgeſch. Lpazo. 1845. 8. Bd. II. p. 1754. Jordens Bd. IV. p. 358 
s(.— DJe Jauter Warbeit. Darinnen angezeiget, Wie fih ein Welts 
licher vnnd Geiſtlicher Kriegßman in feinem beruff verhalten fol, Allen Stäns 
den nütziich, vnd zu jeßiger Zeit faft nötig zu lefen. 0.0. 1585. 1588. 1597. 
sılft. 1604. 8. 0. D. (ebd.) 1621. 8. Erfordt 1585. 8. ebd. 0. J. 8. ebd. 
1587, 159, 1590. 1598. 1600. 1602. 8. o. D. (Ep3g-.) u. 3. 8. Königsb. 
1,4, 8, (Bearb. D. deutfche wahrheit in poetifcher verkleidung durch allers 
bend Sittenlehren, vorftellende: wie fich cin geifts und weltlicher Kriegemann 
ater Berufögefchäfte wahrnehmen könne und folle: e. Anleitung H. B. R. 
dutch J. W. Brodtlorben. Langenfalz 1700.8.) — Ehriſtliche Warnung des 
Seven Ecarts. Dariñen die gelegenheit bed Himeld vnd der Hellen, fampt 
“m zuftande aller Gottfeligen vnd verbampten begriffen, allen Fromen Chris 
kon zum Troſt, den verflodtenSünbdern aber zur vorwarnung, fn feine gute 
Reim gefaffet. Frkft. 1588. 8. ebd. 1689. 1592. 1596. 1609. 1621.8. Hamb, 
18.11. 1597. 1598. 1601. 1692. 8. Yypıg. 1591. 8. Nürnb. 1594. "Magdeb. 
1603, 1607. 1698. 8. Erf. 1638. Königsb. 1644. 0. D. 1667. Berl. 1738. 
8. Auch nieberbeutfh: Bon dem trümen Eckardt, fo twe Dage und twe 
Rechte in ſiner Krankheit hefft im Geiſte verrüdet gelegen ıc. Hamb. 1598. 
” — Bergleichung des Heiligen Eheſtandes, mit bem hohen Geheimnis ber 
‚tigen Dreifaltigkeit. Fekft. a. d. D. 1588. 8. Und. Epithal, führt Hoff⸗ 
nann Spenden. II. p.53 an. 


* 





512 Deutſche Poefie. Komiſches Heldengedict. 


12) In diefem Büchlein findeſt bu, wie man fidh hüten fol vor dem 
ſpiel. Köftlich zu lefen und auch lieplich zu Horen. Straßb. 1520. 4. 


13) Mor. Bed, wider das Mordlafter, hinter |. Teutſch Cicero. Augeb. 
1534. fol. f. 93— 95. Memorial ber Tugend. ebb. f. 96-147. Kummer⸗ 
troft ebd. f. 148153. Ein Büchle wider das Zutrinken. ebd. p. 2 9. 


14) Abgedr. b. Hoffmann, Pol. Ged. d. Deutfchen. p. 202 ng. Badır 
nagel, D. Lefeb. II. p. 133 sq. 


$. 656. 


Was nun dad Fomifhe Heldengedicht anlangt, fo fält 
eigentlich nur ein einziges In diefe Periode, naͤmlich des Reriors 
zu Magdeburg Ct 1609) Georg Rotllenhagen aus Be 
nau (geb. 1542) Froſch⸗ und Mäufekrieg, offenbar nah da 
Homerifchen Idee gedichtet, obwohl gr auch ben nationalm Rd 
nede vor Augen gehabt haben mag. Da die Thierfabel jedoch 
nur ald Rahmen gebraucht wird, in welchem er feine moraliihen 
Lehren und vorführt, fo kann man das Gedicht ebenfo gut 
komiſches Lehrgebicht benennen. Des Verfaſſers fprudelnder Bit 
täßt und feine Breite vergeffen, allein feine ſatiriſch fein follenden 
Andianifhen Reifen haben bloß den letztern fehler, ohne dm 
erfigenannten Vorzug aufweiſen zu fönnen!). Des Ritterd Jo 
hann Chriſtoph Fuchs' auf Wallendurg im Schmalkaldiſchen 
Bearbeitung von Teofilo Folengo's Moschea erwähne ih nut 
der Vollſtaͤndigkeit halber, denn die Idee ift noch weniger deutiä 


als der Frofhmäufeler?), 

1) ©. A. Burckhardt, Leichenpr. a. G. R. Magdeb. 1609, 4. Brasıt 
Bd. III. p. 427 4652. Dila Potr. Bd. I. 1783 9 131. Zördens Bd. IV. 
p- 378 sq. A. W. v. Schlegel, Krit. Schrift. Bd. I p. 322 sq. u. Cie 
raeter. II. p. 449 sq. Oldenburg. Blätter Bd. V. 9. V. — Froſch 
meufeler. Der Froͤſch vnd Menfe Wunderbahre Hoffhaltunge, der frölide 
auch zur Wenfipeit, und Regimenten erzogenen Jugend, zur anmufziM 
aber jehr nüglihen Leer, aus den alten Poeten ıc. In Dreyen Büden 
auffs newe mit vleiß befchrieben vnd zuvor im Drud außgangen (d. Mau 
Hüpff inne holg von Meufebach, der Jungen Zröfh Borfinger und Cab 
meufer im alten Mäfchenwigt.) Magd. 1595. 8. 15096. 8. 1600. 8. c. $ 
(n. 1600). 8. 1615. 8. 1618. 1627. 8. Der Froͤſche und Mäufe wunderfäb 
fame Hoffhaltunge, Sonft Froſchmäufſler genannt Frkft. 1683. 8. Sat 
reicher Froſchmaͤuſcier, vorftellend der Fröfche und Mäufe wunderbahre Gef: 
haltung, In dreyen Büchern mit Fleiß befchrieben. Frift. u. Epgg. 17%. 5 
Der Krofhmäufeler oder Gefchichte des Froͤſch⸗ und Mäufebriege von Bor 
Supfinsholg von Mäufeloh. Tübing. 1819. 12. Der Krofchmäufeler, fon. 
bid. Ged. Keu herausg. dv. R. Benebir. Weſel u. Lpzg. 1841.8. (Hud}. b. 
Genthe, Deutſche Dicht: IL. Pi 549-583.) Indianiſche Reifen durch die Luft 
Vaſſer, Land, Hölle, Parabieß und Himmel. Unter |. Aufficht von ſeinen 
ohne Gabriel überf. u. herausg. 0. D. 1603. 1682. 8. Yltftettin 1614. 4 
FIrkft. u. Lpzg. 1717. 12. 





Deutfche Poeſie. Satire. 513 


2) Muckenkrieg, ein artiges Gedicht, wie die Mucken neben jren Con⸗ 
forten, ſich wider bie Amayen vnd jren Beyftand zu Felde gelagert, auch 
mdlih zu beyden teilen ein flarfes treffen, vnd grewliche Schlacht mit ein: 
ander gehalten haben; in drei Büchern abgetheilt. Schmalkalden 1580. 0.9. 
1600, 8 Künfllich befchrieben — durch Bath. Schnuren von Lendſidel. Straßb. 
1612. 8. (Umarbeitung) neu herausg. v. 3. &. Bü Sing. Lpzg. 1506. 8. 

d. Außg. v 1600, mit d. Bar. d. Schnurrfdhen Bearb. v. 1612. u. e. 
Ginl. her. v. Senthe. Eisl. 1833. 1846. 8. Ausz. b. Genthe, beutfche Geb. 
DL p. 584-599. 

9. 657. , 

Vom komiſchen Epos zur Satire iſt der Weg nicht welt, 
und daß diefe fehr bedeutend feit dem Anfange der Reformation 
angebaut worben ift, kann feinem Zweifel unterliegen. Allein 
bier fann weniger von diefen Verſuchen die Rebe fein, weil ges 
rade die beten und witzigſten Köpfe, (3. ®. Ulrih von Huts 
ten!), ſich der Lateiniſchen Sprache zum Ausbrud bebienten ober 
aub, wenn fie ja die Mutterfprate wählten, den Proſaſtyl vors 
jogen. Bon erfleren will ih nur Friedrich Dedekindy 
aus Reufadt (geb. 1530), Paflor zu Lüneburg (} 1598), ers 
wähnen, weil deſſen Satire Grobianus in Lateiniſchen Diſtichen, 
dem fie angeblich aller möglichen Rohheit das Wort redet, bie 
tölpenhaften Sitten feiner Zeit fchildert und unter bem Vor⸗ 
ande, fie zu empfehlen, laͤcherlich macht. Sie wurde nachher in 
Degen Keimen als in Profa bearbeitet, weil fie zu ihrer Zeit 
gar viel Auffehen machte, dürfte aber aud jest noch unwillkuͤrlich 
eines jeden Leferd Lachmuokeln in Bewegung ſetzen. Bon der 
andern Claſſe deute id, um Luther's fatirifhe Angriffe auf 
das Paynhum bier nicht näher zu erwähnen, nur auf Eras» 
mus Alberus?) berühmtes Buch: „ver Barfüffer Mönde Eu⸗ 
Imfplegel”, hin, ein. Buch, an deſſen Umarbeitung wenigfiens 
Fiſthart nicht ganz unfhuldig gemwefen fein mag. Endlich 
mg auch die famofe Teufelsgeſellſchaft, obgleih fie in das 
Öchtet der Theologie einfchlägt, mit vergeffen werden, wenn 
auch ale. ihre Titel (Fluchteufel, Hoffarthöteufel, Hoſenteufel, 
Hurenteufel, Spielteufel, Tanzteufel, Sauffteufel u. f. w.) oder 
ihre Berfafter*), unter denen der grobe, aber platte Cyriak 
Spangenberg aus Herden oder Nordhaufen (geb, 1528, 
geh. 1604) war;), bier anzuführen zu weit führen bürfte; 
ia einer derſelben (Ad. Schubart’s Giemand)) iſt fogar . 
Grüße, Handb. d. Literärgeſchichte. IH, 33 











514 Deutſche Poeſie. Satire. 


in Reimen gebichtet. Uebrigens zieht ſich dieſe Form im 
Straſpredigten bis in die naͤchſte Periode, wenigſtens bis jun 
Zojaͤhrigen Kriege hin, während einige verſiſicirte volltiſche Ss 
tlren, wie der Eſel und Gansfönig, erſterer in Brofa’), letzterer In 
Berfen?), des Eſels Adel, ebenfans?) In (ſchlechten) Reimen x, 
auf der Grenzſcheide der gegenwärtigen und folgenden Reben. 


4) Hierher gehört |. Klag und Wermahnung wider die Gewalt bei 
Mabftes, b. Schreiber, Huttens deutfche Schr. Heidelb. 1810. 1824. 8. 
f. Geroinus Bd. IT. P- 424 5q. 

2) Joͤrdens Bd. VI. p. 16 sq. Zlögel Bd. IH. p.309sq. Grobianss. 
L. II. Freft. 1539. 8. Grobianus. De morum simplicitate libri Ill. is 


ratiaım omnium rusticitatis amantium, conseor. jam denuo ab aucon 


emend. ef aucti. Lips. 1552. 8. Grobianus et Grobiana, de i 


moribus et inurbanıs gestibus. Froft. 1554. 8. 1564. 8. 1584. 8. Hal 
1624. 8. Lugd. Bat. 1662. 12. Harderov. 1650. 12. u. ind. Dex, 


poet. Gerın. T. II. p. 1082 sq. Grobianus, Won groben Sitten und vw 
Höftichen geberben, Erfimals in Latein befchriben Durch den wohlgelerten 
M. Fr, D. vnd jetzund verteutſchet durch F. Scheidt von Wormbs. Vornbe 
0. 3. (1551.) 4. Erffurdt 1552. 8. Grobianus. o. D. 1557. 8. Magdeb. 
u 3. 8. Goobianus und Grobiana. Bon vnfletigen, groben, vnhößidn 
fitten vnd Bärorifchen gebärden. — Nah der Zeutichen verfion 6 Sqeidij 
ganı von newen zugericht und in Reimen geftellet dur B. Heilbachium. 


Brift. 1567. 18. 1586. 8. Der Groblaner und die Grobianerin, das ik dm 
ücher von Ginfalt der Sitten: ar gefolen allen denen, die Grobheit id 


haben, vor vielen Jahren in lateiniſchen Werfen befchrieben duch Fr. Did: 


Kindum. Anietzo aber der teutfchen Poeterey vernünftigen Liebhabern, U 


Aleranbrinifche Reime, nach Anweifung 9. Opitii gegebenen Reguln genat 

vnd vleißig gebracht, an vielen Orten vermehrt unt mit einem zu Endt bey⸗ 

gefügten ausführlihen Regiſter herausgegeben durch Wenzel Scherhtwm 

re 165%. 8. (Briegk 1660?) u. u. d 8. Der unhöflice Mr. Kt 
ittena 


u. 1708. 8. Der Beine Grobianus von groben, unhöflichen Bäurilde 





Zölpifhen Sitten und Sehärden mit annoch dazu gegebenen anmulhis® 


Ratzeln. o. D. u. 3 8: Grobiani Sifhyudt bin ih genant Dep Brükn 
in Seworden wolbelant. Wilkefüge 1538. 8, 
neue Bauren Moral mit einem lächerlichen Wörterbuche vermehret und 1 


das Teutſche überfeht von Palato. Kamtfchatla. 1752. 8, u. b. Chi 


D. Schaltjahr Bd. I. Stuttg. 1846. 12. p. 137. 239. 329. 429. 518 14. 
3) Der Barfüffer Münce Culenfpiegel und Xleoran. o. D. u 3 
1531 .) 12. Wittenb. 1542. 4. 0. D. 1573. 8. 1614. 8. Halle 1615. & 
us. in d. Unfchuld. Nachr. 1717. p, 174206. 360401. NEM! 
1718. p. 29— 48. 552 — 585. 725 — uch. d Buch, einen Muszug 
liber conformitatum S. Francisci f. Flögel 3b. IT, p. 259 sq. v 
bei Ehert I. p- 985. ur. 11940. u. m. ® . Geſch. Bi. nr. 
oe btentheits gef. im Th abolorum. Zeift 22. BR 
‚Srößtentheits gef. im Fheatrum Diaboloram. aM. 
fol. Die einz. Teufel zähle Ebert Bd. II. p. 930 sq. nr. 22706 auf. 
Keu >) Baar Ei. & 1560, H u öft. Wider die doſen Gichen In 
⸗ en (4 [} ena 1 [) eo e . “ 320 y 
Tue. Merc. 1783. I, p. 74.) (Brig DD. UP " 


6) Der Sieman db. i. wider den Hauste ie bie böfen Bein 
ihre frome Menner, vnd wie bie Böen —E —* Ihr feom 


KBelber, plagen. Weiffenf. 0, 3. 8. u. u. d, Zit, Der Dausteufel, It 





Eud. Tölpels ganz funkelnagl 


2. p- 21 q. 





Deutſche Poefie. Satire. 515 


7) Gel Koenig. GCine wunderſeltzame Erzeblung, wie li 
narchei uand Gubernament vber die ta Shi IA N ante 
wid umbgefallen, vnnd die Krone auf einen Eſei serathen. WBeichergefait 
auch derſeib vegieret, vnnd wunberbahrer wenfe, mit Gefahr Leibe vnnd 
dedens, dald wieder und das Koͤnigreich kommen. — Seht erſt auff vhralter 
Gimumerifkher,, dieſer Zeit ohnbekaunter Zungen in vnſere gemeine Mutter 
Syraqht verteutſchet, duxch Adolph Roſen a Greutteim, Ede etRumina, 
Sehr. zu Ballenftet bey Papyrio Schänfchrift. o. J. 8. 0.0. 1608. Ballenftedt 
(1625) 8. Prob. b. SD. Lefeh. 6. III. 1. p. 606 ag. (Rachabm. 
RL.%.6G: Fein Der graue König. Berl 1803. 8. u. & Bd, XI. 
— .) ng (Merle Bd. I. 8 187. Berl. 1826) nennt das 
ch —— — Roc Bb. II. p. 323 aq. 

N) Gens König. ——— Gedicht, von ber Martins Ganfſ: Wie 

um reſignirt, ihr Zeftament gemacht, begraben 
m Finmet vnd an bad Geſtirn komen, auch was ihr für ein Lobſpruch on 
lehr Germon gehalten worben, burch Lycosibenem Psellionores Andro- 
pediacam, Efraßburg 1607. 8. - 

M Des Eſeis Adel und der Same Kriumph, von Griphangnus Faber 
Risandus, 0, D. 4617. 8. u. b. Dornav. Amphith. sapient. Socrat: 
peoser. T. I. p. 564-599. ſ. Koch II. p. 324 sq. 


$. 658. 

Das bedeutendſte fatieifche Genie dieſer Periode iſt aber 
der ſhhon genannte Johann Bifhart!), ein eben fo geführlicher 
(le bee Satire gegen Jeſuitismus, die jemals geſchrieben warb, 
R fen Bierhörniges Jeſuitenhütlein, und bie bee Satire auf Apos 
Raten feine Rebelkraͤh gegen den zum Catholiciamus übergetretenen 
dacob Rabe) Feind des Gatholicismus, als es im Lager deſſelben 
einn Nurner für bie Proteflanten gemefen war. eine Leiſtungen 
kugen ſaͤmmtlich von einem wahrhaft koloſſalen Talent, mögen 
ſe nun Originale fein, wie fein Heldengebicht von dem artlichen Le⸗ 
ben 8. Francisci und 8. Dominici, feine Flohhatz, worin der 
Krieg der Weiber mit ihren Grbfeinden, ben Floͤhen, in Reimen 
dergehehlt wird, oder feine Apelogie bed Pobagras ıc,, ober 
Umarbeitungen, wie feine Umſchreibung des erften Theils des 
Bargantun und Pantagruel, oder feine Satire auf bie Aſtrologie 
und Kalendermacherei, ober feine Verſpottung der unfruchtbaren 
Bigerwelöheit, ſaͤmmtlich nach Rabelals, oder endlich feine Um⸗ 
ereitung vom Phillpp Marnix von Widegonde Byencorf der 
roomsche kerke. Leider ſcheint er aber trop -feined practifchen 
ud handgreiflichen Witzes doch nicht fo ins Bolt ges 
drungen zu ſeyn, wie es ſein edler, patriotiſcher, deuiſcher 
Sinn, fein Haß gegen Odſcurantismus und Heudele, 
und fein Stechen nad Auftlaͤrung feiner Landolente verdiente. 

33 





516 Deutfche Poeſie. Satire. 


Hieran mochte theilweiſe feine Sprachkuͤnſtelei Urfade fen; 
denn es If Feine Frage, daB er ein eben fo tiefer Sprachſor⸗ 
ſcher als Luther war, wenn aud feine Wortbilbungen aus an: 
dern Urfachen flattfanden als bei dieſem. Hatte nämlich, wie wir 
geſehen haben, ſchon Rabelais In feinem Originale die ſchwierig 
Ren ſprachlichen Raͤthſel gelöh, fo kann man ſich einen Be 
griff von der Aufgabe machen, die ſich Fiſchart gefteflt hatit, 
wenn er biefe riefenhaften Sprachlicenzen nicht blos umſchreiben, 


fondern auch nadformen wollte. Wie weit er aber feine fübme 
Sprachrevolution trieb, fieht man auch daraus, daß er zu ink 


des zweiten Gapiteld feiner Veberfegung des argantua dm 
Verſuch machte, Deutſche Pentameter und Herameter einführen 
und fih zu dieſem Behufe gereimter Difiden bediente Be 
tühn er mit der Mutterfprahe umgefprungen iR, fieht mn 


daraus, daß Zinfgräf in der Vorrede zu feinen Deutfchen Apops 


thegmatibus erzählt, Fiſchart habe das befannte Nosce It 


ipsum faſt auf vierzigetlei Weiſe mit Lauter Deutfchen gangbara 
Sprüdwörtern verändert. Uebrigend würde ein großer Tel 


der von Fiſchart gefhaffenen Wörter noch heute in ber burledfn 


Sprache gangbar fein, und man kann ihn auch hierin recht gut 


mit Ariſtophanes vergleichen, den er an cyniſcher Laune mad 
mal noch übertrifft, obwohl fein Spott wiederum unſchuldiga 
und harmlofer IR. Sehr zu bedauern iſt es, daß viele fent 


ſatiriſchen Flugblaͤtter verloren fein mögen, andere zu große 


Iiterarifchen Seltenheiten gehören und unzugänglich in Bibliotheln 


und Kupferſtichſammlungen (f. oben p. 501) lagern, noch ander 


endlich fremde Namen zieren; denn wir haben oben gefegen, deh 


er. die meiften feiner Arbeiten, wenn nicht ganz anonym, bed 


pieudonym in die Welt ſchickte. Daß er aber ein aͤcht beutitn 
Botfövichter if, ficht man theils aus den erwähnten Verſen zu 
fliegenden Blättern oder Bilddenkmaͤlern (z. B. feiner Auslegung 


der Thiermeſſe im Straßburger Münfter), theils aus einzelnen 
in feine Werke eingefireuten Liedern (3. B. dem Trinklied aud 


der Geſchichtsklitterung J 6.rw.7.vw: „Den Hebften Bulen, den 
ih hab’, Der ligt beim Wirt im Keller, Er hat eyn hölnd 


Rödlein an, Band heißt der Moscatteller” 2c.). Uebrigens war ihe 
gebundene ober ungebundene Redeweiſe völlig gleichguͤltig, und je 








- 


Deutfche Poefie. Satire. 517 


benfalld eniſchied nur der augenblickliche Eindrud, ob er biefe 


oter jene wählte. 

1) (De Bienkorf der h RoomscheKerke, ghemaect ende by een 
gelogen’ van Isaac Rabotenu van Loven. 0. D. 1569. 8. Amst. 1664. 
1733. 8, f. Zlögel Bd. III. p. 569 aq.) Bienenkorb des Heyl. Römifchen 
Imenſchwarms, feiner Hummelszellen (oder Himmelszellen) Huernaußnäfter, 
Braͤmengeſchwuren und Wäspengetöß. Sampt Läuterung d. H. Roͤmiſchen 
Kitchen Honigwaben:: Einweihung vñ Berüudung oder Fegfeurung der Imens 
föd: und Griefung ber Bullenblumen. Ghriftlingen 1579. 8. «ebd. 1580. 
1581. 1588. 0. 3. (1622) 8. u. de Ganon heraudg. v. Eijelein. ©t. Ballen 
1817, 8. ©. a Eiter. Wochenbt. Bd. I. p. 254 sq. 422. — Flidh Haz, 
Beiber Traz der Wberwunder vnrichtige, und ſpotwichtige Rechtöhandel 
der Fiͤh mit den Weibern: in neu geläs auff das vberlurkmweiligft zu 
belaht, wa anders die Floͤh mit ftechenze. Durch Hultrih EUopoſkleron, auff 
ain newes abgeftofen vnd behobete. Straßd. 1594. 8. Floͤh Haz, Weiber 
tag. Der wunder vnrichtige vñ fpotwichtige Rechtshandel der g8 mit den 
Beben. Straßb. 1578. 8. gemebhret mit dem Lob der Mü und des 
Flehes Strauß mit der Lauß. ebd. 1610. 8. u. b. Dornav. Amphitheatr. 
l.p. 31 09. — Das Philoſophiſch Ehzuchtbüchlein. Dder des Berümteften 
oud ch Griechiſ Phiioſophie oder Natürliher Weißheyt 
erkündigers vnd Lehrers Plutarchi Naturgeſcheibe Eheliche Geſag oder Vers 
nunft gemaͤſe Ehegebott sc. Alles auß Griechiſchem vnd Lateiniſchen nun das 
eftmal in Teuiſche Sprach verwendet d. F. G. M. Straßb. 1578. 8. 
1579, 8. 1591. 1597. o. D. u. 3. (1607.) 8. Aller Practick Großmutter. 
Die didgepradte Pantagrueliniſche Btrugdide Prockdick oder Pruchnaftidag 
taftafel, Baurenregel vnnd Wetterbüchlin auf alle Jar vnd Land gerechnet 
md gericht: durch den vilbefchreiten Mäusftörer Winhold Alcofribas Wüft: 
Blutus von Ariſtephans Nebelftatt: des Deren Paniagruel zu Landagreuel 
Lofelteſormiret Erb vnd Gratränd und Munbphufleus Itund alles aufs 
nee zu Lib ber grillengirigen Zeitbetrigern: verſtockten hienbebäubten, mauls 
binkoliihen Naturzwaͤngern: ergenzt ond befprengt. Ein frifchräs kurtweilig 
Grläs als wenn man Haberſtro aͤs. Kum krazen und Brief in Leyen ber 
Käſen Käfiichen Meſtitet Biberii Cransii Caldii Meronis Vitellii F. M. 
D. LxXiin. Getrudt in Zlügelftal zu Altenarren D: Culkas Schalkus 
Wiuksibus im Naerweibden. 1593. 8. 0. D. 1607. 8. 0. D. 158. o. D. 
u. 3. (1574.) 8. (Drig. ift nach Ebert I. ar. 7590: „Uller Practiken vnnd 
Pronsfiden Großvater... Gemehret und gebeffert durch fich ſelbſt. 0. D. u. 
3. 4.) Racht⸗Rab oder Rebellräh. 0. D. 1570. 8. Podagrammifch Trofts 
büchlein. Innhaltend zwo artlicher Schutzreden von herlicher ankonft, geſchlecht, 
Hofhaltung, nugbarkeit und tiefgeſuchtem Lob des Hochgelehrten gliedermech⸗ 
hgen vnd zarten Kräulind Podagra. Run erfimals zu kitzeligem Troſt und 
Grgetung andechtiger Pfotengrammifcher Perfonen, oder hand Erämpfigen 
ind dußverſtriten Rämpfern Iuftig und mwader (wie ein Qund auf dem 
kotterbet) boßiert vnd publicitt. Durch H. Gllopfeleron. 0. D. 1577. 18. 
0. D. 1591. 8. Straßb. 1604. 1623. 8. — Von 8. Dominici des Predigere 
mundhe und ©. Francisci, Barfüßers artlihem Leben vnd großen Greweln, 
dm grauen MWettelmünd, F. 3. Rafen zu Ingelſtat dedicirt, das er fich 
datinnen feiner onverfchempten Eefterungen und Beywonung der Teufeln bei den 
Runden (weldyes bie Ras D. Luthern Scligen aufzutrehen begeret) zu erinnern 
end zu erfehen Hab. Geſtelt aus Liebe der Warheit von J. F Merigern. 0.D. 1571. 
8. Afentpeurlich Raupengeheurliche Gefchichtllitterung, Bon Thaten und Rah: 
tm von burden Tangen weilen Vollem befchreiten Helden und Herren Grand: 
gußer, Bargantua und Pantagruel... Etwan von M. Fr. Rabelais Kran: 
Kid entworfen: Nun aber vberſchrecklich Luftig inn einen Zeutfchen Model 
dergoffen, und ungefärlich obenhin, wie man den Grindigen laufet, inn ons 





518 Deutfhe Poeſie. Spruͤchwort. 


ſer Muter Lallen vber oder drunter g gern ud zu biefen Xen 
auff den Ampoß gebrogt t vnd dermafien Fanta —XR verpoſſelt, 6 
vnd verdaͤngelt, daß nicht ohn ein Eiſen Niſi dran mangelt: durch Holdro 
Ellopoſtleron. Getruckt zu Grentſing im Gaͤnſſerich. 1652. 8. (ſ. Due 
Muf. 1778: Bd. II. p. re aq. Gothaiſch. Mag. d. Künfte u. A 
p. 168 sg. II. p. 987 2q. Flögel Bd. IE p. u 1m. Bar — 
lit. Anz. 1800. p. 372 u, 1141. 1801. p. 6. u Br. * 161. 
II. p. 242.) U enteurliche vnd Bngehuurliche —— Bom * 
rhaten und Thaten ber for langen weilen vollenwolbeſchraiten delden wa 
Herrn Grandguſter, Gargantoa vnd Pantagruel Knien tan Btopien 
ond Ninenreich. Etwan von M. Er. Rabelais Franzsſiſch entworfen Am 
aber vberfihrediic luſtig auf den Teutſchen Meridian gift ond md 
N obenhi, wie en lauf t, „ertict Bu ——— he 
poſtleron Reznem. o. 75 mar renflug im Bänfferi 
Te 1617. 1620. 1631. 8. v0. OÖ. 1577. 1582. 1500. 1506, 1600. 10. 
ntua und Pantagrael umgearb. n. Rabelais und Ar von Dr. 
ein (Ch. Laͤvin ®. Gontee) Damb. 1785-87. III. cf. 9 Go % 
Bretſchneider, Aukund. a. Probe einer neuen Ausg. * Jifcharts nebet. 
3 außen Bucht von —XR Gargantua. Nürnb. 1775. 8. Ostalogus + 
talogorum dnrabilis. Das ift ein ewigwerende gorbianifther — 
und Tirranianifcher Bibliotheken gleichwichtige vnd ri m 
—— iſtratur, aller Fuͤruener, —* fürteeffticher, — ah 
vnd etrukter a 


— ei | Rirgendögeim m Mm rund. 159. 
8 (Perentı. d. Guatalog. d. Bibi. von St. Victor bei Rabelats Pant. L 
€. 7.) Reue Hinftliche Figuren bibtlfcher Diferien geintih or geriffen um 
init artigen Heimen beariffen. Bafel 1 Das ge 
tet Regent und Beihweibung bes —— *5 *5 
fuiten Hüttleins, en und Meifter Sand Kafen * 
durch Seſuwalt Pickhart 15% zu Louffait Er Fr —— 
nad 1591. 1593. N Der Iefus Wider oder Die u Legende vom 
Mtiprung fr vierhoͤrnigen Zefuitenpätleins. Aufs Neue Drud * 
d. Chr. Schad. Lozg. 1646. 12. Gedichte von ibm a. Di p 
Summum argenterstensium templum. G©tzaßd. 1617. 4. u. M. Geb 
Kus, Sunfzehn Bücher von bem Feldbaw. Straßb. 8* fol. Der Bas 
Ber und Kuttenfttelt dem Ir. Johann Naf und feiner Hastılt 
Liebe geftellt, darch I. F., 6 UAlberus, Alcor. d. Francite. 4614 8 
ur Liter. I. F. Reveille Metin, Dver Wacht frü auf Anmanung gu 
uiche Kinderzucht. Ermanung an bit Bund Baepſtler. Buck dee verifh 
X. 8. GC, Bilmar, Marb. 1846. 4. — Gin Fildertiamı en Gil is 
Sram 186, Da. p» 300 *5 Das T alich: De tape * 
ann Seſe r wo a 
ſprochen und weit fruͤher —— wich 


8. 659. 

Ehe wir zu der Iprifchen Poeſie fortgehen, müfen wir 
no des Spruͤchworté gedenten, welches früher mit der Gall 
verbunden, aber lheilweife ſchon von dem bekannten Heinrid 
Bebeil!) von derfeiben getrenmt ward, Der Erfie aber, der hir 
her gehört und bad Verhaͤltniß beider zu einander. riätlg a⸗ 
Fan, durchdacht und geſchteden hat, IR Eucharius Eyering 
aus “anche im Grabfelde (geb. 1520), Prediger zu Straf: 


Deutſche Poeſie. Spruͤchwort. 319 


derf im Mansfeldiſchen (+ vor 1601)?), wiewohl feine ges 
reisten Erklärungen fehr unpoetifh find. Nun folgt der weit 
belanntere Bertheidiger der Adiaphoriſten, Antinomianer und Ber- 
ſerliger des Interim Johann Agricola (eigentlich Schnitter 
ober Sneider), aus Eidleben (1402), Hofprediger und Generals 
inperintendent zu Berlin (+ 1566)?), der nedft dem befannten 
Geſchichtſchreiber Sebaftan Brant!) (geb, nah 1500, 
t vor 1545) zugleich eine hiſtoriſch⸗aͤſthetiſche Erklärung und 
Begründung berfelben verſuchte. Luther urtheilte von Agricola'd 
Bude alfo: „M. Grickel bat uns Poſſen und Fluͤche zuſammen⸗ 
leſen, damit ex ein Gelächter anridtete”, und Krank vergleicht 
e gar mit einer ODreckhummel, die, wenn fle an einem un: 
Mdtigen Orte gefeffen, fib dann .auf ein Menſchengeficht fepen 
wolle. Ich brauche nicht zu erwähnen, wie wichtig dieſe Büdher 
für die Befchichte der einheimiſchen Sage, Gefittung und Lebenswelfe 
m. Eo undedeutend die Sammlungen eines Ungenannten 
ms Agricola, Frank und Bebel find, die In mehreren Auflagen 
bei Franl's Verleger, dem Buchhändler Chriſtian Ggenolf’) 
a Frankfurt am Maln, erſchienen (ſeit 1548), fo erwaͤhnen 
wir fie doch Der Vollſtaͤndigkeit halber, wie eines gewiſſen Jo⸗ 
hannes Dlorinuseẽ), eines Voigtlaͤnders (Variseus), den man 
Mi mit Johannes Nolte aud Braunfchweig (1635 
— 1714) verwechfelte, welcher ſich zwar auch nad dem ihm Im 
Echwanenorden beigelegten Namen Olorinus benannte, Compi⸗ 
latten aus älteren Sammlungen, allein des Braunſchweiger Paſtors 
und Eenlors Friedrich Petri’) aus Hallerſpringen im 
Fürſahum Calenberg (1540 — 1617) alphabetiſch in Klaſ⸗ 
[m eingeiheilte, allerdings mit Teinen Erläuterungen verſehene 
Weißheit der Deuitſchen“ IR heute noch eine der vollſtaͤndigſten 
Saumiungen Deuiſcher Spruͤchwoͤrter, die überhaupt eriftiren. 


Beil Proverbia Germauich collerta atque in latinum traducla, b. 
ula. Ar 1508. 8. 0, A 1513. Paris 1514. 1526. 

ru —5 ten Bd. IT 8 1q. Und Bit, 15 im. 

. Panzer ‚& bisb. undet, Pau. e, ſehr jeltnen Schr. ©. 
2. Sau on, Ergoͤ ar Bd. II. p. 1 24; —A Magaz. 1. 

?. m 166 ale, she, a. — erblerum 
Ospin, Eitich virt Yundert, Eäteimifiher vnd ae tieblicher 
Sheihwörtet, wie Di Teutſchen adfkatein, und dit Eatsinlfden mr anf Zeutfch 


520 Deutſche Poeſie. Spruͤchwort. 


he it ſchoͤnen Hiſtori is, Fabeln vnd Gedichten 
ar aa ing ‚Aion, An, Bram nn aan u 


3) ©. Thomaflus, Nachr. v. f. Bibl. Bd. IT. p. 912 8q. Sincerus, 
Nachr. v. laut. alt. u. rar. Büd. St. IV. p- 138 aãq. Echelhora Ergögt. 
Bd. II, p. 73. 297 sq. u. Beitr. z. Erldut. d. Sch. St. IH. B: 14, 
Höpfner in Weißes Muf. f. Sädf. Gef. Bd X. St. II. p. Asq. Nachr. 
v. d. Thomaſ. Bibl. ©t. 23. p. 911 -959. Fortgef. Sanınil. v. Alt. m. 
Neu. 1734. p. 16-19. Ruͤtzl. Beitr. a. d. nörh. u. ang. Wiſſenſch. (Freib. 
1773. 8.) p. 435 sq. 3. Kordes, M. 3. Agr. a. Eisleben, Echriften moͤg⸗ 
lichſt voüft. vers. Altona 1817. 8. (cf. Hall. Lit. 3 1819. nr. 125.) Zumpt 
in Wacler 6 Philomathie Bd. II. p. 233 ag. Iördens Bd. V. p. 707. 
Mohnike in Erfh Encyci. Bd. II. p. 212? sq. — Ed. Pr. (d. I. Th.) nic= 
derdeutfh: Dryhundert gemeyner Epridwörde, der wy Dudſchen vns ges 
bruden, vnde doch nicht weten wo ber fie komen durch Jo. Agricolam van 
Islepe. Magdebord 1523. 2. (f. Weigand in d. Allg. Kird. Zeit. 1841. nr. 
167. p. 382 sq. Serapeum 1841. % 3828q. Die Abfaflung fegt er, Sprichw. 
87 u. 233 felbft ins J. 1528.) Ed. Pr sohdeurfd: Dreydundert Brnienner 
Sprichwoͤrtter, der wir Deutſchẽ uns gebrauden, vñ doch nicht wyſſen, wo 
ber fie kommen, durh D. I. &. von Iörleben. Nürnd. 1529. 8. Ireidan 
1529. 8. Das ander Teyl Gemayner Deütſcher Sprühmörtter, mit jhrer 
außlegung, hat Fuͤnfft Halb hundert newer wörtter. Eysleben 1529. 8. 750 
Sprigmwörter. Zwickau 1529. II. & Erfurdt 1539. IE. 8. Dagemamw 1529, 
II. 8. 1534. 8. u. öft. Wittenb. 1582. 8. (f. Ropitſch, Lit. d. Spruͤchwoͤrt. 
Nürnd. 1822. 8. p. 13 sq.) 


4) ©. Schelhorn Ergöpl. Bd. I. p. 109 aq. u. Beitr. Bd. IM. p. 
2 sq. Amoen, litt. T'. XI. p. 59. Wil, Nuͤrnb. Gel. 2er. fortg- 9 Mo⸗ 
pufe. Bd. V. 5. v. Adelung, Geſch. d. menfchl Rarrbeit. Bd. II. p. ti sg. 
Sördens Bd. I. p. 557 ag. Reue litt. Anz. 1807. p. 4%. Leſſing Yeb. BP. 
Il. p. 237—249. Grimm, Vridank p. CVIN 2q. Mäder, Belcant. mertw. 
Männer Bd. VI. p. 165. S. Th. Wald, Diss, de vita, scriptis et ay- 
stemate mystico M. Franci. Erlang. 1793. 4. 66.6. am Ende, I— I. 
Nachleſe zu den Nachr. v. &. Fr. Ted. u. Schrift. Nurnb. 1796-99. III. 4. 
Hagen, Deutſchl. Lir. u. relig. Verhaͤltuiſſe. Bd. It. p. 314— 896. — 
Sprichwoͤrter, Schöne, Weife, Herliche Elügreden, Hoffſpruͤch, darinnen der 
alten vnd nachkommenen, aller Nationen vnnd Sprochen gröffte veraunft 
vond klaͤgheyt. Was auch zu ewiger onnd zeitlicher Weißheyt, Tugent, Zucht, 
Kunft, Haußhaltung vnnd Wefen dienet, gefpärt vnnd begriffen wurt. Bus 
ſammentragen in ettlich Zaufent, Inn Luflig Höflih Teütſch bekuͤrzt, Be⸗ 
fhrieben vnnd außgelegt. Frkft. a. M. 1541. 4. Annder theyl der ve: 
wörter, Darinnen Riederlendifche, Hollendiſche, Brabentiſche Und Kfche 
Sprichwoͤrter begriffen. Zum iheyi von Eberhardo Zapio, vand euio 
Zunicio zuſammendracht. Ian güte Germanismos gewendt, Mit hochtest⸗ 
ſchen Sprichwoͤrtern verglichen vnnd — d. S. Ir. ebd. 1541. 4. — Sp 
Schweiz. Dial. umgeändert u. in and. Ordnung als: Sprichwoͤrter, 
Tuͤtſcher nation, erſtlich durch ©. Zr. gefammiet, nuͤwlich? aber in kommtiche 
Ordnung geftellet vn gebeffert. Züri 1565. 4. Modern. Bearb. v. B. Gut: 
tenſteln, Des deutſchen Wiedertaͤufers und Seitgenoffen eurbere ®. Sr. 
GSprichwoͤrter, Erzählungen und Sabeln d. Deutfh. Ale a. M. 1831. 12. 


5) Spriwörter, Schöne, Weiſe Klugreden. . 0. 3. (1348.) 4. 
u. oͤft. f. —— Pp. 27 sd. a. Beiit 
6) GSeiſtliche und weltliche Sprichwoͤrter aus allerhand Geribenten 
femmengezogen. Magdeb. 1606. 4. cf. Aug. Lit. An. 1796. p. 499. 1797. 
p- 502. 4. 1212. 1798, p. 1180. 1790. p. 175, 1800. p. 586. 


Deutſche Poefie. Lyrik. 521 


7) Der Teutſchen Weiffbeit, das ift: Außerleſene, Turze, finnreiche, leb⸗ 
hafte vnd fittige Sprüche hun Sprichwörter in fchönen Reimen oder ſciecht 
ohne Reim, von allerley Geiſtlichen und Weltlichen Weſen vnd Handel des 
gangen Menſchlichen Ledens, wie man fie im gemeinen Brauch hat, oder in 
geledrrer Leut Büchern finder. Luftig vnd nüplich zu leſen. Allen Weifen 
vnd Tertſchen zu Ehren iu Truck gegeben. Hanıb. 1605. 4. cl. Rehtmeyer, 
Binſchw. Kir. Geſch. Bd. IV. p. 268 nq. 


$. 660. | 


Was endlich die elgentlihe Lyrik anlangt, fo ſcheint 
dne ſchwache Spur des alten Minnegeſangs, freilich in der 
durch die Meifterfinger verbalihornten Manier, fih durch das 
16te Jahrhundert hingesogen zu haben, worauf die noch -erhal- 
imm (29) Winnelieder und (5) Eprüde des.Herm auf Werts 
beim (felt 1599) Friedrich Reiffenberg (+ 1642), bie 
nidt ohne poetiſchen Werth find, hindeuten‘). Auf gleiche 
Reife biähte auch das weltliche Iyrifche Cheitere) Volkslied, bes 
ſonders feit dem Ende des 15ten bis in das erfle Drittel des 
tn Jahrhunderts (1624), wo es durch die Schleſiſchen Poe⸗ 
im verbrängt wurbe, wieder empor, was ſich ſchon aus der 
großen Dinge von Liederfammlungen ergiebt, die im Verlaufe 
diefer Zeit angelegt wurden, jetzt aber zu den größten literariſchen 
Selimbeiten gehödren?). Diefe Sammlungen gingen faſt fämmtlih 
von Mufifern aus, welche damit einem bei dem unter dem damaligen 
Lürgerfionde fo beliebten Gefange fühlbaren Mangel abhelfen 
wollen. Gie bearbeiteten die fon vorhandenen Melodien zus 
gleich nehrſtimmig, erlaubten ſich aber leider aud mit den Terten 
Alzeiele Beränderungen, Erweiterungen und Umgeſtaltungen, ja fie 
warfen fogar die ihnen umnpaffend fheinenden weg und feßten 
ne an ihre Stelle, lieben ſich auch beſonders felt dem 
Bnfange Des 17Tten Jahrhunderts verleiten, die vorherrſchende 
Rode mitzumachen, welſche Melodieen mit überfehten Texten 
theils einzuführen, theils nachzuahmen. Die Form dieſer Lieder 
duͤcher kann man am beſten mit denen unſerer heutigen Choral⸗ 
buͤcher in llein Queerquart vergleichen, mit denen auch der Noten⸗ 
drud große Aehnlichkeit hat. Die bedeutendſten Sammler, anonymer 
Liederbücher, beſonders der Frankfurter“) nicht zugedenfen, waren 
Georg Forſter (1539 — 65), Erasmus Roten» 
bucher (1551)9), Anton Scandellus (1567—78)°), 








593 Deutſche Poeſie. Iyeik. 


Ivo de Vento (15690 — 91)9, Orlando de Laſſo (1569 
——94)%), Chriſtian Holland (1570)%, Elias Rice 
laus, genannt Ammerbach (1571)”), Ulerander Sten⸗ 
dal (1574) uy, Johann Pulcher (1575)2), Jacob 
Regnart (1574 — 97)2), Alexander Btentbal 
(1574), Leonhard Lehner Atheſinus 1576-90)", 
Caspar Blanner (1578), Johann Eccard (1578— 
80)"), Antonins Goßwin (1581), Johann Knoͤ⸗ 
fei), Nicolaus Roſth (1583-—94)), Bregor Lang 


(1584— 1618), Johann Bühler (1585), Johemn 


Steurlin (1587)2), Otte Siegfried Harniſch (1597 
1618), Henning Dedelind (1588), Thoma 
Mancini (15889), Wolfgang Striccius (1589”) 
Branı Joachim Bredtel (1588—94)%), Batentin 
Saußwann (1592 — 1610), Nicolaus Bangiu 
(1594 — 1022) ), Chriſtoph Demantins (1595—- 
1615)%), Hans Leo Hasler (1606 — 1612) *), Thonas 
Eiobeth (16009)2), Joachim Belit (1599), Chri⸗ 
ſtoph Haiden (1000) *), Michael Prätorius (1002 





— 20)*), paul von der Aelſt (1002), Georg Halt 
(1802)*), Seth Eatvifind (1003) ), Melchior Fraul 


(1608—24)%), Conrad Hagius (1604)), Erasmus 
Widman (1606-—23)%), Daniel Laghkner (1606)") 


Balthuſar Hritfh (1608), Johann Jeep (16007- 
187°), Johann Hermann Schein (1609 — 21%, 3" 


dann Starts (1609), Johann Staden (1600 —18)°) 
Zohann Lytti (1610)9), Samuel Bötdel (1609”) 


unbd Hans Rudolph Rebmann’"), deſſen Sammlung mei 
eine Art Schwetzeriſchtt Topographie, Dabei aber auch die Alt 


Sammlung Säweizerifcher Vollslleder IR, 


4) Abhebr. 6. Reiffenberp, Nouv. Bonvenirs te PAlemisıe 


Brux, 1843. T. L. P⸗ 297-267. 


2) Ang. Ang Titel b. Docen Migseell. 3 L 
b- 141 aq. II. 4 84 sq. Maßmann in d. Min 

828. ar. 24) 4. Ruithel im en: z. Rande 
J. p. 147 6q. Gräser, Bragur Br. Vı 2 


a |. 


p: 87 , Ubland, Bollctden 
a  mrche Aus Tcid, Richeh. v. Feb Im Heute. Mil 
P, 915 29, Brob. dus fig: Sieb. , — 


1776. 3b. I 
p. 28I—288, II. p. 49=257. u, Haffmanu non 3 


ch Pi. Mufe. Zeitung 
b. Ten bat 


Deutſche Poefſie. inet, . 5233 


(dem Sefelifägaftslieder deb 16. = 17. Irhte. Sal. 8844, De Bir 
berſtein Fig ſich gar niches "hierüber, weil er Hier eier Werarbeiten 
fand, ſelbſt aber nichts Neues zu bringen wußte. 

3) Sur die aͤlteſte Piederfammlung erllaͤrt Dosen Bd. p. 256 eine 
— M lin —* F nformat ohne weitern Titel, u Mainp 
din Peter fen 1513.” Tie bekannteſte anonyme iſt das tan aner 
Liederb ln He "eineektidn, barianen begriffen find 262 allerhaud 
—— w gemihrt. Rrefr 1378. 8. Lieder⸗V on 
darianin beach — hunde und ſechtzig Allerhand fchöner — 
Fi Aten jungen Geſellen und zuͤchtigen Sangftauen gm um nee Jafr, In 

Dr vet. aufs nm sende alt viel ſchoͤnen Wieden. ebd 
8. Amdrafier (Brantfarter) Liederduch vom 433 

—* Dergmam. Stuttg. 1845. 8. f. a. Bergmann in d. im. 
in di * A. Bl. p. 1 sg. 


outer alter on ne Teutſcher liedlein, einer recht tent⸗ 
Pr * a N a 186 aniertefen —7 I 


| 1 1583. 1 
—* 8* ie N IV. ar lee a 


Auf zwo kommen componirt ſambt erii dv 
tat allen ek —* pa zu Arnd. 's 5. — et 
Etlſch ue gelenge, | ein * onen ebraßt, gemmebref, vyd vnd 

Ebeſſert. d. O. a. 3. (Rürnb. ve Im Knyelg, 
* »q.) Andere ſchoen⸗ —** 9— * uſamen 5 mit — 

mn liedern in den omdern nicht bear! fen dn d. — 
dritte teyl der Berarenen. Ehlich fchöne Beroreyrn vom Se Auha« 
* —— Freyburg und Sanft * imsthal, gen ſanmen 


6) Rawe und luſtige Weltliche Deudſche Liedlein. Dresb. 1567. 1578. 4. 


T) Newe Keutfäe € Bieber mit dregen Etimmen durch Avonem de Wente 
empogirt. Münd. 1591. 4. Neume teulſche Lieder mir — ebd. 
Far Bo. 1576. .'. Int, auotlefeme, were Tentſihe Lieder. vd. 1572. 
4. Qringre Makeiae. onach. 15:6. 4. 
8) Nenwe eemtfd vnd erikhe feanzöfifche Befäny mit 6 Ennimen coms 
Penirt Münd. 1590. 4. Kr —— ai ir, 20.1383. 4, Blase 
Liedlein mit fünff Stimmen. Mind. 1 


9) Rerwe teutfche geiftliche und weite — int. 1570, 4. 


10) Orgel Du Arftracient Tabulatur. Ein wägides Buͤchtein, in wel 
notwendige erllerung be Orgel oder In at ah —— fampt der 
Application u ie dentiche Studlein und Mutet⸗ wit Tolo⸗ 
toturen abgelank, — * „prutide Zend, 8 —8* ro Welſche 
Poflamepne zu — x. *86 15 
11) Froͤliche teutſche Lieber. Rürnd, m 4. 


W) GeiE 
19 Rap . Zu gi * * u 
= I daten, cn 3 erg, I, Sort 
t. AT Urt der Neapolitaner we —8 Villanellen zuvor u in 
op 


3 Theit ausg d 
—8 4. Ben la aber — ray a m 
—— Kurzweilige teurihhe Eicher, zu dreyen Stimmen, nad) Fr * 





524 Deutſche Poefie. Lyrik. 


Neapolitanen oder Velſchen Villanellen. ebd. 1568. 4. Newe kurhwellige 
Teuiſche Lieder. ebd. 1580. A. 


14) Zroͤliche newe Teutſche vnnd Frantzöͤfiſche Lieder. Rümb. 1574. 4 


15) Newe teutſche Lieder nach Art der Billanellen. Nuͤrnb. 1577. 4. 
Der erft ond ander Theil der Teuiſchen Villanellen. Nürad. 1590. 4 Ne 
luſtige teutfche Lieder nad art der welſchen Canzonen. ebd. 1583. 4. 


16) Newe Deupfhe Lieder. Mülhauſen 1578. 4. Königeperg 1587. 4. 


AT) Der erft Theil Rewer teutfcher geiftlicher und weltlicher Liedlein 
mit 4 und 5 St. Münd. 1578 4. Anderer Theil ebd. 1583. 4. 


18) Rewe Teutfche Lieder mit dreyen Stimmen dur A. G. componlıl. 
Rärnd. 1581. 8. 


19) Newe Tentfche Liedlein.. Nürnb. 1581. 4. 


20) Sröliche neuwe tenrfde gefäng, fo zum theil geiſtlich, zum theil and 
fonft Turkmweilig. Sreft. 1583.4. XXX newer lieblicher Oalliarbt mit fadam 
Iufligen Texten componirt und publicirt. Altenb. 1 It. 4. Erfordt 15%. 
II. Sena 1594. I. 4. ſ. Deutſch. Muf. 1776. May p. 402 ng. Reiſter 
Beitr. I. p. 318 sq. | 


21) „Das Erfte Bud, Schöner Newer weltlicher Rieder, deren Tr 
anı meiften von anfehnlihen Frawen vnnd Frewlein felbft gemacht, Comp 
niet Dur Joachimum Langeum. Prag 1606. 8.” rührt von einm a® 
dern, Joachim L., ber, von dem yufrigen aber: Newe Deudide Lieder 
Breslau 1592. IT. 8. u. abgedr. b. Rofenfranz, N. Beirfchr. f. d. Sid. d. 
Germ. Voͤlt. 1832. Bd. J. H. IV. pP. 33-69. 


22) Echöner auserlefener geiftliher und weltlicher temtfcher Lieder IX 
durch ® P. colligirt. M nd. 1587. 4. 

23) Epithslamia deutfcher und Lateinifher Hochzeitgeſaͤnge durch J. Et. 
Gtovitareibern zu —2 1587. 4. ſoer Doch 


24) Newe Auserlefene Teutſche Lieder zu fuͤnff vnd vier Grimm. 
Helmft. 1588—91. IL. 4. - 


25) Neuwe auserlefene Tricinia auß etlichen guten doch bis daher nid! | 


publlcirten Anthoribus zufammen gelefen. Erf. 1588. 


26) Das Erfte Buch Newer Luftiger, und Hoͤffllcher Welnlicher Lleder 
nit 4 und 5 Stimmen. Deluft. 1588. 4. 


27) Neue Teutſche Lieder met 4 Stimmen. Nürnb. 1588. 4. 


38) Neuwe Furgweitige sentfihe Liedlein mit 3 Stimmen. Ruͤrnb. 158% 
4. Kurbweilige Nenwe Teutſche Liedfein mit vier und fünf St. nad an 
der Weiſchen Sanzonetten componirt. Närnb. 1590. 159. 4. 


29) Sragmenta oder 25 noch übrige neue weltliche deutiche Lieder wii 
ſtentheiis mit fünff Stimmen. Nürnd. 1602. 4. Fasciculus Neuer Dear! 
dad Brautlicder. Rurub. 1602. 4. Liebliche Wrolie Ballette. ebd. 1609. 4 
Reft von Polnifhen vnd andern Zängen. ebd. 1603. 4. Die erfte Claß DE 
vierflinmmigen Canzonetten Horatiı Vecchi dur B. H. ebd. 1610. 4 
Eine faft Tieblihe art derer noch mehr Tentfchen weitticen Lieder. ebd. 15%. 
4. Reue Teutſche weltliche Sanzonette. ebd. 1596. 4. Wuflzug Uoß Lucst 
Marentii vier Theilen feiner Stalianifhen dreufimmigen Bitlanchen vnd 
Nopolitanen. chd. 1606. 4. Neue fünffftinmige Paduane uud Gallardt. 
ebd. 1640, 4. Neuwe deutſche weltliche Lieder. ebd. 16592. 159%. 4. 


Deutfche Poeſie. Lyrik. 625 


2) En ne ten eiſtliche und weltliche Lieder mitt fünff Stim⸗ 
mo —* n 150104 — arlge Lieder mit drey Stimmen. Wien 


31) Neme teutſche weltliche Lieder mit fünff Stimmen. Närnb. 1595.4, 
EChine Rewe Anferlefene Seiſtliche vnd Weltlihe Lieder. Zılft. a. d. Od. 
159. 4. Convivalium concentuum farrago, welder Deutfche Madrigalia 
. %. Jehaa 1109. A, Ungerifhe Heerdrunmel vnd Feldgeſchrei neben andern 

Ungeriigen Schlacht⸗ und Bictorienliedern. Nürnd, 1600. 4. Tympanum 
militare, ebd. 1615. 4. Fasciculus chorodiarum. ebd. 1613. 4. 


32) Nede Zeütfche gefang nah art der welfhen Madrigalien vn Gans 
isactten. Augsb. 1596. Nürnb. 1597. 4. Luftgarten mandyerlei gefäng, tänz, 
Galliarden und Intraden. ebd. 1600. 1601. 1605. 1610. 4. 


39) NEwe Auflerlefene Weltliche Lieder. Irkft. a. d. Od, 1599. 4. 
Biegnig 1607. 4. 


34) Zroͤhliche Newe Teutſche Lieder. Alten Stettin. 1599. 4. 


35) Reum Iuftige Daͤnz und Liedlein auf Inſtrument und zu Bingen 
branchlich. —e 7 fSuſte⸗ 
36) Musae Sioniae oder geiftliche Goncertgeſaͤnge. Regensb. 1605. 4. 
Släm vnd Außbund Allerhandt Außerleſener Weltlicher, Zächtiger 
—E Rheymen —— A —— als Pr nd Sie 
Zentſchen Geſaug⸗ vnd Liederbiichlein gufammengezogen und in Trud vers 
fertigt. Deventer 1602: 8. 


38) Neue Zroͤliche vnd liebliche Tiny. Narnb. 1602. A. 
39) Bicinia. £pıg. 1625. 8. 


‚#0, Rewes liebliches Muſicaliſches Luflgärtlein. Goburg 1623. 4. Tri- 
ciala nova. Nurnb. 1611. 4. Newes Teutſches Muficaliihes Zroͤliches Con- 
rinam. Goburgt. 1621. 4. Muficalifche Froͤlichkeit. ebd. 1610. 4. \ 


4) Rewe Deutſche Tricinien. Sıeft. 1604. 4. 
42) Reue Muficalifche Kurtzwell. Nuͤrnb. 1618.74. 
43) Renee Teutſcher Lieder Erfter Theil. Närnd. 1606. 4. 


iMe Rewe Deutſche Geſaͤnge nach art der Welſchen Madrigalien. Lpig 


) Schoͤne aufſerleſene liebliche Tricinia. Rurnb. 1611. 4. Studenten⸗ 
Gin. or Hana quefene Leblige Trieini 


46) Musica boscareccia, Wald Liederlein, auff Italian Villaneliſche 
Jadention. Bendes fir fi allein mit lebendiger tim, oder im ein Glanie 
ambel, Spinet, Tiorba, Lauter zc. zu fpielen. Leipzꝛ. 1627. 4. Gtudentens» 
— Einer loͤblichen Sompagnie de la Vino⸗ Biera präfentirt. Leipz. 


47) Prima vox. NEwer Teutſcher Weltliher Lieder. Irkft. 1609. 4. 


48) Venus Kränglein. Jehna 1610. 4. , 
49) Rewe reutfche weltliche Befänglein. Ruͤrnb. 1611. 4. 
50) Benus Blödlein, Oder Newe Weltliche Geſaͤnge. Nürnb. 1613. 4. 


51) Ein luſtig und ernſthaft poetifh Gaſtmal und Befpräch zweier Bers 
HR, nenmulich Dr Niefens — — weiſe geſtellt. Bern 
1605. 1606. 1620. 8. |. Haller, Sibi. d. Schweiz. Oeſch. I. p. 431. 





526 Deutſche Porfie. Kirchenlied. 


6. 601. 


So zahlreich die Schaar dieſer weltlichen Liederbuͤcher IR, deren 
iekige Seltenheit troß ihrer damaligen großen Berhreitung beſonders 
Daraus zu erklaͤren IR, daß die meiſten Gremplare berfelben fürm: 
Ha) zerfungen unb als unſcheinbar und zerriſſen nad und nad 
weggeworfen worden fein mögen, fo klein IR auf ber andern Seite bie 
Zahl derer, welde ald namhafte lyriſche Dichter vor Oyih auſ 
geführt werden Finnen; man war zufrieden, volksthuͤmliche Sie 
der mit fingbaren Melodieen zu haben, um die Berfertiger him 
merte man ſich wenig oder gar nicht. Anders war es wilden 
Kirchenlieden), welches Martin Luther), der gro 
Reformator, eigentlich erſt geſchaffen hat, um vem Volke di 
dur dad Mittel an bie Hand zu geben, beim vegekmählgen 
Deutſchen Gottesdienſte auch in feiner Wusterfprade zum Hm 
beten und fingen zu koͤnnen. Seine Mrbeiten aber gerfallm 
theil8 in Ueberſehungen und Ueberarbeitungen von zuvor entweder nad 
gar nicht, oder doch mangelhaft verbeutichten lateiniſchen Geſaͤngen, 
theils in Bearbeitungen einzelner Bibelſtellen und Lateiniſcher Plalnen, 
thells in Verbeſſerungen oder Ueberarbeitungen urdeuniſcher geil 
licher Volkolicher, theils endlich in frei gedichtete geikliche fir 
der, deren erſtes (vom Jahr 1623): „Run freut Euch, lieben 
Chriſten, gemein” c., allein ſchon hinreicht, feine Bolfsthümlictet 
au und zu erklären, welche fo groß war, daß Thilemann 
Heshufius (im Jahr 1565) von diefem Liebe fagen Fonnit 
ed felen dur dies eine Liedlein viel hundert Chriſten pm 
Glauben gebracht worden, die den Namen Quther’6 vorher ne 
hätten hören mögen. Ueberhaupt legt in allen Luther'ſchen kie⸗ 
dern (4 B. Eine fee Burg iR unfer Bott. nach Pfalm 46 
Erhalt une Herr in Deinem Wort ıc.) eine folde Kraft, aber 
auch zugleich eine fo volllommene Geelenfreubigfeit und ruflgt 
Gottzwerfiht, daß fe dem Volle unwillkuͤrlich den Olauben dir 
flößen mußten, nur die vollRändigfte Ueberzeugung ſpreche aus 
ihnen, und darum ſchon allen mußte fie ein fefler Glaube e⸗ 
halten und flärfen, was es erklaͤrlich macht, warum mehrere biefer 
Lieder in den Rellgionskriegen zu fürmligen Schlactlicdern 
wurden, Uebrigens dürfte auch der fpipfindighe Gritiler ſchwer⸗ 


Deuſche Poefte. Kirchenlled 07 


ih an ihnen noch heute eimad Geppungenes, Unverſlaͤndliches 
ober Nattes enibeden, Alles iR gleich gut gereimt, gleich herz⸗ 
Ih, gieich melodiͤa und fingbar, denn auch bie Reine Rimmen 
gm uud die Worte fin trefflich gewählt und verbunden. “Das 
erfe kutheriſche Geſangbuchꝰ) erſchien 15824, enthielt aber nur 
8 Eier, allein ſchon im der beiten Muflage vom Jahr 1525 
war bie Jahl derſelben bio auf 40 gewachſen, und der MBebarf 
und Verbrauch derſelben nahm dermaßen zu, daß im Jahr 1671 
bereits 187 größere und kleinere Geſangbücher erifirten®). Ins. 
ter don Saͤchſiſchen Reformatoren’) werden in Wittenberg Dr. 
Jufus JZonaa‘) aus Rordhauſen (1490 — 15553) und 
Dr. Baul Eber?) aus Kipingen (151169), in Nürnberg 
beinderd Laza rus Spengler (1479-—1584)°) und Hans 
Sachs, unter bear Precußiſchen Reformateen Paul von 
Spretten, genannt Speratus (1484—1554)°) und Jos 
han Graumann!) (Bollander, 1487 —1541) als 
elite Mischenticberdichter genannt. Sonſt find ai gleichzeitig 
. 106 der oben erwaͤhene Biograph Luther’6, Johann Mathe⸗ 
Ins, Pfarrer zu Joachimsthal, und fein Schulmeiſtet Niko⸗ 

laus Hermann (+ 1561)" anpıführen, welder Lehtere bes 
ſendero fr feine Mebe Schuljugenb dichtete und berfelben feine 
fider (1559) mit den Worten widmete: „She allerliebſten Kin⸗ 
derlein Das B’fongbüchleln fol ewer fein, es iR fein alber 
und fein fchlecht, drum iſt «6 für Euch Kinder recht. Ar 
und gelchrie Leute heduͤrſen's nicht”, und die auvor find wohl bes 
rar, Ich möchte wohl vwiffen, ob einer unſerer heutigen for 
genennien Bolföfchrififeller nur eine einzige Zelle in fo ächtem 
Volfstone, voll füßer Einfalt und Kindlichkeit zuſammenbraͤchte! 
Etenderſelbe Hermann war aber auch als Cantor ein ausge⸗ 
Kiharer Compopiſt, denn viele feiner Lieder dichtele er auf die 
Bergreyenmelodieen der armen Bergleute von Joachimsthal, wie 
Kan auch Luther felbſt „der Musica?) nach der Thoologia 
den nähehen locum und höchſte Ehre” gab, und mit feinen 
ußserfäunigen Freunden Konrad Rupf, Kapellmeiſter des Chur⸗ 
fürfen von Sachſen, und Jahann Walther, Kapelimeifer 11 
Torgayı, gar manche fhüne neue Welle erfand oder doch alte, 
ſcon vorhandene . Überarbeitete und verbefierte, Diefe werben 





528 Deutſche Poeſie. Kirchenlied. 


dann theils durch den Mund wandernder Sänger von Stadt zu 
Stadt und Dorf zu Dorf verbreitet und nachgefungen, theils 
von dem oben erwähnten Walther und dem Gantor zu Leip⸗ 
ig und nacherigen Buchdrucker zu Wittenberg Beorg Rhaw 
(+ 1548) in befonderd dazu angelegten Choralbuͤchem“) ge 
fammelt und dem allgemeinen Gebrauche übergeben. Bel ven 
fremden überarbeiteten Melodien wählte man kluͤglich entweder 
allgemein befannte und. verbreitete Lateiniſche Hymnen und 
Sequenzen oder alte urbeutfche geifllihe Bollögefänge (4. B. 
Chriſt IR erſtanden, Chriſtum vom Himmel ruf ih au, nad 
dem Marienlieve: Dit rau vom Himmel ıc.), oder man nahe 
abfichtlih ganz weltliche Volksliedermelodieen, wie 3.8. dad Lieb: 
„D Bott im Höhen Tron, ſchau auf der Menſchen Kind x.“ 
im Ton von „Ru ſchuͤrz did, Gretlein, ſchuͤrz dib, du mußt 
mit mir davon”, und das Münterfihe Lied: „Ah Gottſohn vi 
erbarme” in der Weile von „Friſch auf, ihr Landéknecht alle” 
gebitet war. Da Eonnte fit das Boll fo recht ind Luther 
thum hineinſingen. Freilich wollte man damit zugleich die welt⸗ 
lihen Texte ganz verbsängen'*), allein dieſen Zwed erreichte 
man un Ion auch die Kirchenlieder populärer wurden. 


opoeographia od. hi rife &e a6 reibung 
der —E* — —— 0 8 hr MN 
hymnica, d. I. merfwärdige A jur —Se Gotho —8* SEE 
ıI. 8. Ed. Em. Koch, aeaiht des Kirchenlieds und Kirgeagefangs mit 
befonderer Rüdfiht auf Wurtemberg. Stuttg. 1847. II. 8 


2 G. —— — Das Deutſche Alrhenlied dv. Fi — * 333— Nic. Ser 
—Dãꝛ —* —A— 
evangelifche rhengefang un ein Verhaͤltn r 

—** 1848. ee Rambdach, Ueber Dr. “2 2. Berdienft Pe den 
— —8 a8 8 — Gala: Lieder. Mit einer nerven Vor⸗ 
rede Dr. 8, Vpzg- 1545. 8. u. b. Wackernagel p. 129-151. 680. 


2) Endiridon, heißet auch: etli Griftiher Hebe tieber * und Plal⸗ 
men, dem reinen Worte Gottes gemäß, aus Schrift durd mander: 
lei bogpgelebrter gemacht, in der Kirche zu fingen, ‚ne es can zum Theil bes 
reit in Wittenberg in der Uebung iſt. Wittenb. 


Aufzählung und Beſchreib. d. Deu —** Mitte d. 
ghoe nfpäbung und Befhreib. d. Dentſch. Gelarob. b. 1 16. 


5) S. 8. ©. 2. Franke, Geſch. d. Halleſchen Reformation. Halle 1841. 
8. A. Gebauer, Dr. 2. und feine eitgenoflen als Kirgenliderigen £eipr. 
6) ©. Lieder b. Badernagel p. 156 sq. 


S. C Sixt, D d. , 
ber RR it, Dr 2 r. P- ges Schuͤler, Freund und Amtsgenoffc 


Deutſche Poeſie. Kirchenlieb. 529 


8) 8. ©. Haufßdorf, Febensbefchr. €. Sp. NRürnb. 1741. 8... MR. 
Retver, Spengleriana, gefammelt u. herausg. Nürnb. 1830. 8, G. Lieder 
b. Wadernagel p. 164 q. 

9) ©. Rhesa, Vita P. Sperati. Regiom. 1823.8. ©. Lieder b. Wacker⸗ 
6 W. B. Rost, Mem. J. Poliandri repraesentata. Lips. 


11) Gvangelia auf alle Eonns und Feſt Tage im gangen Jar in Ges 

fengen für die lieben Kinder in Joachimsthal. Wittend. 1560. 8. Die His 

rien von der Sindfludt, Joſeph, Mofe, Elia, Elifa und der. Sufanne, 
auch etliche Palmen und geiftliche vieder in Reime gefaßt. Lpzg. 1569, 8. 


12) 6. Gedicht: Frau Muflca b. Wadernagel Deutſch. Leſeb. IL. p. 
% sq. u. Kirch, ed. ar. 801. cf. p. 790. p 


13) E. bibl. Berz. d. Choralbücher v. 1491—1830 v. U. Schmid, in 
d. Cacilia Bd. XXI p. 103116. 154-172. 231 Mt, Bd. XXIL p. 
NH, 102—128. 179-186. u. C. F. Beder D. Choralſammlungen der 
rihiedenen chriftiichen Kirchen. Lpzg. 1845. 8. 


14) cf. Mohnide, Hymnologiſche Forſchungen. Stralſ. 1831. II. 8. u. 
d. Aufſeß, Anzeig. z. Knde. deutſch. Vorz 1832. p. 113 40. 


15) Dieß thaten vorzüglich Heinrich Knauſt und Hermann Bes 
ſpeſiuns, der erſte in hoch⸗, der letzte in niederdeutſcher Sprache (ihre 
Lied. abgedr. d. Wadernagel nr. 693-708), wie fi) aus den Vorreden 
ihret Sefangbärher ergiebt (f. ebd. p- A33 b. u. 835a.) ©. a. Gaſſenhawer 
Reuter und Bergliedlein Chriſtlich moraliter vnnd fittlich verendert zc. Durch 
d. 6. An. Freft. a. M. 1578. 8. u. Nye chriſtlike Seſenge unbe Lede 
u alleieg ardt Melodien, der beſten olden bübefchen Leber. Allen framen 
Eriken iho -nütte mu erſtlik gemaket vnde in den Drüd gegeuen börch 
dern Bespafium Prediger tho Stade. Lübel 1571. 8. f. Kinberling in 
d. Braga II. 1. p. 2126.) Ueb. beide S. Wadernagel, Kirchenlicd p. 
786, Ucb, and, dergl. Umarb. f. Beder, Choralſ. p. 3 sq. 


$. 662. 


Während in ber Folgezeit bis zu Ende des Löten Jahr⸗ 
hunderis noch beſonders BarıbolomäusRingwaldt") aus 
Ftanffurt an d. Oder (1530 bis um 1600), Melanchthon's 
Scuͤler Ricolaus Selneccer?) aus Heröbrüf bei Nuͤrn⸗ 
bag (1530— 1592), durh feine Streitigkeiten als Generals 
fuperintendent zu Leipzig mit den Kryptocalviniſten befannt, und 
naͤhſt Ringwaldt der begabtefle und gefeiertfie Kirchenliederdichter 
dieſeß Abſchnitis, Ludwig Helmbold’) aus Mühlhaufen 
1532— 98), ein fehr profaifder Kopf, den man aber fatt 
des deutfchen Aſſaph's, wie man ihn hieß, den Deutſchen After» 
poeten hätte nennen follen, der fiomme MartinScalling*) 
aus Straßburg (1532—1608), der Schüler und Anhänger 
Größe, Dandduch d. Fiterärgefhichte. III. 34 


630 Deutſche Poeſie. Kirchenlied. 


des Flacius Illyriceus Easpar Blenemann’) (Meliſſan— 
der) aus Nuͤrnberg (1540 — 91), der Sterbeliederdichter Ma ı- 
tin Moller‘) aus Kropfhädt bei Wittenberg (1547 —1606), 
Martin Behemb’) aus Lauban (1557—1622), befannt 
durch feine Bafflonsprebigten, Philipp Nicolai?) aus Men: 
geringbaufen im Waldeckiſchen (1556—1608), der Berfafler 
des berühmten Liedes: „Wie ſchoͤn leuchtet der Morgenftern “, 
aber auch Anführer der pietiſtiſchen Jefusminnefinger, und Va⸗ 
lerius Herberger”), Pfarrer zu Frauſtadt in Großpolen, 
feiner Vaterſtadt (1562 — 1627), der befanntlih (1598) vie 
große dieſelbe am folgenden Tage vernihtende Feuers⸗ 
brunft auf der Kanzel. vorbergefagt hatte, fi auszeichneten, bes 
ſchraͤnkten fih die Neformirten faR nur auf Pfalmodicen, wie 
z3. B. Anbroſius Lobwaffer‘), Profeſſor der Rechte zu 
Koͤnigsberg, aus Schneeberg in Sachſen (1515—85), eine 
Deutfhe Ueberfegung der Franzoͤſiſchen Pfalmen Marot's und 
Beza's lieferte, bei denen er fi fogar nah den vorliegenden 
Metodieen des berühmten Lehrers Paleſtrina's Claude Goudimel 
(ermordet in der Bartholomäus: Naht 1502 zu yon) richtete. 
Indeſſen werden doch noch einige felbfländige Liederdichter auch 
bei ihnen genannt, wie Joachim Aberlin!!), der 1541 vie 
ganze Bibel- in 3 Gefänge brachte, Ambrofine Blaurer?) 
aus Conſtanz (1492—1564) und fein Landsmann Joh ann 
Zwick (+ 1542), welcher letztere auh zum Wittenberger Ge 
fangbuche beigefleuert bat'’). Katholiſcher Seits machten ſich als 
Kirchentiederbichter der bekannte Georg Witzel oder Wice⸗ 
Liu aus Fulda (oder Vach 1501—73), Johann Bö- 
(henftein'‘) aus Eßlingen (1472 bis nad 1586), Martin 
Myllius?6), geiftliher Ehorherr in Wengen zu Ulm, und be 
fonders der Propſt an der Stiftskirche zu Halle Michael 
Ben?) berühmt, welhe ſomit ihrer Mutterſprache vor dem 
Möcernen Dogmatismus der Lateiniſchen Kirchenſprache Ihr Recht 
widerfahren ließen. Endlich IR noch Michael Weiffe 
(niht Weiß) aud Neiße in Schleſten, Pfarrer der Boͤhmiſchen 
HYrüdergemelnde zu Landokron und Fullneck anzuführen (+ um 
1590), der die fhönften Lieber und Sequenzen feiner Glaubene- 
genoffen Ind Deutfhe .überfegte. und mit eigenen vermehrte, 





Deutſche Poeſie. K irchenlied. 531 


1) Handbüchleln, Geiſtliche Lieber und Gebettlein, auff der Beife, oder 
ſonſt in eigner noth vnd Sterbens Leufften zu gebrauchen. Lpag. 1590, 12. 
1594. 12. Amberg 1600 Kot. 3607. 12. Magdeb. 1608, 4. EBVangelia, 
Auff alle Sontag vnnd Feſt, Durchs gange Jahr, meben etzlichen Buspfale 
men, in Beim und Geſangweiſe vertieret, angenehm vnd fehr nüglid, zu le 
{m vand zu fingen. Frkft. a. d. D. 0. 3. 8. Königsb, 1646. 8. 


2) 6. Sleich, Reformat. Hiſt. d. hurf. Albert. Linie 1730. p. 92 sq. 
Gleich, Annal. Eocies. T. I. p. 89-183. Weufel, Litt. Bibl. Maga. 
I. p. Ko Be u ee. II. p. 210 sq. Seine Lieder in f. Chriſtliche Sal 
men. &pig. 1587. 4. 


3) 6. Begel Lebensbefchr. 1. p. 451 sg. u. Anal. II. p- 273 sa. 
Gervinus Bd. III. p. 38. Dreyffia geiftliche Lieder. Muhlh. 159%. Erfurdt 
1609. 8. Bierzig deutfche hriftliche Liedlein. edd. 1599. 8. Offenbarung der 
Jeſuiter. ebd. 1593. 4. (in Werfen) Crepundia sacra d. i. hriftliche Lie 
der 5. Gregorii. Mühlh. 1620. 8. Bom. heiligen Eheſtande 40 Liedlein. eb», 
1595. 8. 41 2. ebb. 1596. 8. Schöne geiſtliche Lieder über alle Evangelia. 
Mühlh. 1615. Bd. I. Erfurdt 1815. ®d. IL 8. 


H ©. Wegel, Lebensbeſchr. II. p. 31—35. 


5) 8. %. H. Adern, d. Leb. B. Jena 1718. 1719. 4. u. vor Melifs 
ſanders Ehebüchlein. Rudolf. 1710. 12. Epgg. 1616 8. (in Berf.) WBepel 
II. p. 167—173. Ehriſtliche Reimgebete. Erf. 1589. 12. 


6) Meditationes SS. Patrum. Gorlit. 1594. 8. u. Manuale de 
praeparatione ad mortem. ib. 1393. 8. (enth. 80 Gterbelicder.) 


‚ T) Centuriae tres precationum rhythmicarum oder andaͤchtige 
Reimgebeflein. Cauban 1606. 1603. 1614. 8. 


8) ©. Wegel Bd. II. p. 241 sq. Spizel. Templ. honer. p. 17 a0. 
— Freubenfpiegel des ewigen Lebens. Frkft. 1594. 1607. 4. 


1 " S. ©. Sr. Lauterbach, Vita, fama et fata Herb. Frauſt. 1708— 
® . 8 


10) ©. 2. Lauffen, Leichenpr. a. A. 2. Königeb. 1597. 4. Dila Potr. 
178, L p. 135 ag. — Biblia, Darinnen bie Summaria aller Gapitel ber 
ve ‚gelligen Schrift mit fonderlihem fleis in Deutfche Reime verfaffet. 

18. 1588. II. 8. Pſalmen deß Königlichen Propheten Davids in Zeutiche 
Team verftentläch vnnd deutlich gebracht, nad franzöficher Melodey, vnd 
reinen art, mit vorgehenber Anzeig eines jeden Pfalmes Inhalt, vnnd ſol⸗ 
gendem darauf anbäcdtigem Gebett. Heidelb. 1574. 12. Epgg. 1576. 8. 
1584. 8, Palmen Duyids nach Frandöoſiſcher Melobey vi reymd art in 
Katie reimen artig gebracht d. A. 8. Sampt etlichen andern Pfalmen und 
geiſtlichk Liebern. Straßb. 1597, 12. Eisl. 1597. 12. (Deutfh nu. Franz.) 
Yanau 1612. 8. Fırlft. 1623. 8. Bafel 1627. B. Zürich 1641. 12. Amſterb. 
1648, 8. (ueb. d. Ausg. J. Becker a. a. D. p. 172 sq.) 


11) Bibel oder heilige gefchrifft geſangsweyſz in drii lieder vffs kurz⸗ 
tft sufemen verfaffet unnd geflelet durch 3. Ab. Sarich 1551. 8. 1555. Y 
1. Ginceri Sammi. v. laut. alt. u. var, Büch. 1739. p. 81 sg. Wedekind 
Se. v. rar. Buͤch. p. 6. 7, 


12) &. Wadernagel a. a. D. p. 8.4 sq. Lieder v.ihm. ebd. p. 464 8q. 
13) S. Wepel Leb. a, a. D. 


14) ©. Bayle T. IV. p. 499 sq. Ort. Gralius, Fasc. rer. expet. 
et Tug. App. p. 786 ag. Eilend Iber doch wohl getvoffen Eontrofactur, 
34 


532 Deutſche Poeſie. Roman. 


da Joͤrg Sigtel abgemalet iſt, wie er den Judas Iſcharioth fo gar qhnliqh 
fieht, durch Er. Alberum. 0. DO. u. 3. 4. (Bat. in Verf.) Strobel, Beitr. 
z. eit. 8b. II. St. 1. p. 209 aq. 271 sq. A. Neander, De G. V. ejdq. 
in eccl. eveng. animo. Berol. 1838. 4. Lieder aus f. Psaltes ecclesia- 
sticus (Chorbuch ıc. igundt new ausgangen zu Gt. Victor 1550. 4.) bei 
WBadernagel Kirch. p. 90 -99. V Lieder a. in Veh's Gefangbüdlein. WI. 
70h - 88 a. 
15) Zwo Lieder von den ſyben Worten 3.6. und von ben zehn Geboten 
Sottes aus ber Bibel gezogen. o. D. 4515. 8. In diefem Büchlein feynd be: 
riffen drey Gedicht in Geſangsweyß ausgangen durch I. B. das erft von 
Söteligyer Maieftät, das ander von ben zehn Beboten, dad dritt von Beger⸗ 
ung Göttlicher Gnade. In den gegenwärtigen Trübfeeligkeiten. 0. D. u. 93. 
u Lied. b. Wadernagel p. 112. 671. f. a. Preuß. Samml. ungebr. Ur: 
tund. ©t. III. p. 195—206. Köhler Lebensbeſcht. merkw. Deutfh. Bel. Wo. 
HM. — 1794.) p. 1— 22, Will Rürnd. Gel. Lex. Bd. I. p. 129 2q. 
Erhard Bd. 111. p. 332 aq. - 


16) Passio Christi, gebracht vnd gemacht nady der gerümpten Wuſica, 
als man bie Hymnos gewohnt zu brauden. Wand hierbey angezeigt vor ne 
dem Gedicht, under waß Melodey zu fingen wird. 0. D. 1517. 4. X Lieder 
baraus b. Wadernagel a. a. D. p. 114—119. cf. Schelhorn, Ergögl. a. d. 
Kirch. Belh. Bd. I. p. 55 sq. 


17) Ein New Grfangbüchlein Geyſtlicher Lieder, vor alle gutthe Ghriften 
nach ordnung Chriftlicher Kirchen⸗Ordenung und Gebrauch der Seyftlichen 
Lieder, fo in diefem büchlein begriffen font, findefi du am Ende dif| Büd⸗ 
lins. Leipkigt 1537. 8. |. Wadernagel p. 745 u. 79%. Beder p. 65 2q. 


18) Ein New Gefengbuchlen. Gebr. zum Jungen Bungel in Behmen. 
1531. 4. (ueb. and. verm. Gef. db. Böhm. Brüd. f. Becker a.a. D p- 
155 sq.) cf. Wackernagel p. XXXI sq. 245—310. 


$. 663. 


Wenden wir und nunmehr zum Roman, fo müflen wir 
fogleih im Boraus bemerken, daß diefer in dem gegemvärtigen 
Abſchnitt noch feinem Schöpfer entgegenficht, denn Alles, was 
während biefer Zeit gefbah, befihränft ſich auf die bereitö erwähnte 
Sammlung von Shwänten und Syn im Geſchmack Baus 
8, auf die Sammlung der Deutfhen ältern Vollsbücher dur 
den Branffurter Buchdruder Feyerabend (1587)') und die 
Entfiehung der beiden fatltifh»fomifhen Romane, der Fin⸗ 
tenritter?), bereitö vor Kifchart, den Einige für den Ber: 
faffer halten, aus älteren Rügenmärden zufammengeftellt ?) und Bros 
totyp der Abenteuer des Herrn von Muͤnchhauſen“), und die 
Schildbürger oder dad Lalenbuch°), gleichfalls nah einer alten 
Deutſchen Märe von Leuten, die Hüglic reden und kindiſch han⸗ 
dein (f. Vridane 82, 8 sq.) enthanden. Noch weit beden⸗ 
tender aber iſt die Geſchichte des Schwarzkuͤnſtlers Dr. FauR‘) 


Deutsche Poeſie. Roman. J 533 


worin die alten Sagen von den Gotteslaͤugnern gewiſſermaßen 
ihren Abſchluß finden, indem durch das fürdterliche Ende des 
berüchtigten Zauberer6 gezeigt wird, wohln Duft nah 
Bien ohne Glauben führt, zugleich aber aud alle Freunde der 
Magie durch dieſes Spiegelbild ihrer eigenen Zukunft abgefchredt 
und zur Tugend zurüdgeführt werden follen. Wer diefe See 
werk fo weitläufig zu einem Ganzen verarbeitet hat, iR unbe 
fannt, groß genug aber if das Berdienft deſſelben fon darum 
anufhlagen, weil ohne ihn Weimar's unſterblicher Ehrenherold, 
Bollgang von Goethe, feine mit der Sage an Tiefe wettelfernde 
Shöpfung nicht hätte bervorbringen können. Die Schwänfe des. 
Claus Rarr von Ranflet, der von 1486 — 1532 Hofnarr 
bei Chutfürſt Ernſt von Sahfen (+ 1486), Herzog Albrecht 
(t 1500), Ernft von Magdeburg (+ 1513), Friedrich dem 
Weiſen (+ 1525) und Johann dem Befändign war, aus ein 
igen hundert groben Sprüben und Aneldoten befichend, mögen, 
man nicht früher, doch ſchon vor 1551 aufgezeichnet worden 
pn’). . 

1) Bud der liche inhaltendt herrliche ſchoͤne Hiſtorien, allerley alten und 


newen Exempel, züchtigen Frauwen und Jungfrauwen, auch jedermann in 
gemein, zu lefen Lieblih und kurzweilig. Frkft. a. M. 1587. fol. 


2) Die Hiftorl vnd Legend von dem trefflichen und weit erfahrenen Rit⸗ 
tx Herten Polycarpen von Kirlariffa, genannt der Findenritter, wie er drits 
halb hundert Jahr zuvor ehe er geboren ward viel Land durchgewandert 
vnd ſeldam Dimg gefehen und zuletzt von feiner Mutter für tobt liegen ges 
funden, aufgehoben dnd erft von newen gebohren werden. o. D. un. 3. 8. 
(u. d. Reihard Bibl. d. Romane. Bd, XVI. p. 64-82.) Der edle Finken⸗ 
titter, nit dem tapfern Cavaller, Monſieur Hans Bud in die Welt, ober 
Hiſteria gen dem weit erfahrenen Bitter, Herrn Policarpen von Kierlariffe, 
genannten Kinkenritter, wie der dritthalbhundert Jahr, ehe er gebohren warb, 
diel Band durch wandert, feltfame Dinge geſehen, und zulegt von feiner Mut⸗ 
ter für todtliegend gefunden, aufgehoben, und erft von. neuen gebohren wors 
den. Item von feiner Hochzeit. eine ſatyriſche doch Iehrreiche Sache, wie fich 
itder in den Eheſtand ſchicken fol, Berner Monfieur Gucks wohlgemeinte 
und fleißig gefammelte Scherzueden. Gedruckt in der jehigen Welt. Nürnb. 
% 3. & (f. Börred, Deutfche Volksb. pP 179 sq) 

3) ©, Grimm Anm. ga d. Kindermärcdhen Bd. IIT. p. 250. Haupt in Auf⸗ 
ſeß Io, » Ku. Deutid. B0r3.1833. P. 130. cf. pP» 74 sq. Koberflein Grdr. 
eyg. 1845.) p. 443. Blimar Deutihe Pit. G. p. 608. 

4) Wunderbare Reiſen zu Wafler und zu Lande, Feldzüge und luſtige 
Übentengg des Freiherrn von Mündhhaufen, wie er diefelben bei der Flaſche 
m Zirkel feiner Breunde felbft zu erzählen pflegte. Aus dem Engliſchen 
vach der neueflen Ausgabe überſett. London 1787, Erweitert und mit noch 
ehr Kupfern gegievet. Zweite verm. Ausg. ebd. (Bötting,) 1788. 8. IV. v. 
Bätting. 18:2. 8. Reue Drig: A. ebd. 1840. 12. u. dft. — Man bat 
für den Verfaſſer wohl nicht ganz ohne Grund &. X. Bürger angefehen 


534 Deueſche Poeſte. Moman. 


und das Ganze mit echt für eine Satire auf ben Freih. Hieron. Karl 
Beienr. v. M nahaufen a 1797) gehalten (f. Allg. Deutfhe Bibl. Wo. 
XXV. 1. p. 142. Bb. LXXXIX. 2. p 593. cf. 8b. XCVIH. p.613), 
allein erſtlich findet fidy die Quelle des Buchs zum Theil ſchon als Men- 
dacia ridicala bei J. Pet. Lange, Deliciae academicae. Heilbronn. 
1606. Lib. Ill. und dann haben fich alle bieherigen genaueren Unterfuchungen 
über den wahren Berfafler als fruchtlos erwiefen. Ein Nachtrag erfchien übrigens 
u dem Bude ſchon: Kopenh. 1789. 8. und ein H—IY. Bd. dazu v. H. 
h. Löw. Schnorr. Bobenwerder (Stendal) 1794—1800,. III. 8. 


5) Die Shittbürger. Wunderfelgame Abendtheurliche, vunerhörte, vnd 
bisher vnbeſchriebene Geſchichten und Thaten ber obgemeiten ſchiltbürger 
in Misnopotomia hinder Wtopia gelegen. Itum alſo frifh ... zufammenge: 
tragen, vnd auf Btopifher audy Rothwelfcher in Deutiche Sprach gefeht. 
Durch M. Aleph, Beth, Gimel. Misnepotemia 1593. 8. 1605. 1614. 8. 
0. D. 1655. 8. Grneuert b. v. d. Hagen, Narrenbuch. Halle 1811. 8. p. 1- 
214. u. in Marbachs Volksb. Bd. IV. Nur unt. ein. and. Zit. als: Das 
Lalenbuch Wunderfelgame Abenthewrliche, vnerhörte, vnd bißher vnbeſchri⸗ 
bene Geſchichten vnd Thaten der Lalen zu Lalenburg in Wisnopotamia hin⸗ 
ber Vtopia gelegen. Durch M. Aleph, Beth, Gimel der Feſtung Ppfilon⸗ 
burger Amptman. o. D. 1614. 8. o. O. u. 3. (1710—20.) 8. (Ausz. b. 
Keichard. Bd. III. p. 49 - 57) und als erſter Theil von: Grillenvertreiber, 
Das if: Neuwe wunderbarliche Hiftorien, felgame abentheurlicdhe Geſchichten, 
Kauderwelfche Rathſchlaͤg vnd Bedenken: So wol von den Wityenbürgi 
als auch Galecutifhen Sommiflarien onnd Parlaments Herren vnterſchiedlich 
vorgenommen, befchloffen und ins Werd gefedt: Erſtlich in zwey Büchern 
verfaffet> Jetund aber mit dem dritten Bud, in welchem allerhandt, ars 
tige, nachdenkliche, auch theils nüsliche Nathfchläge der Wigenbürger, von 
Defteung Ihres nagelnewen, angefangenen Regiments gefunden werben, ver: 
mehret: Bnd denen, welchen etwann vifirliche feldame Grillen, oder melan: 
choliſche Tauben im Kopff herumb filegen, zu einem ſonderlichen Recept diefefben 
u vertreiben an Tag geben. Durch Conredum Agyrtem von Bellemont. 
ampt vorgehendem Bormular, allerhandt Sibrrfchrifiten, wie man obgedach⸗ 
ten Parlamentösherren jbren Knüttel geben foll, Frkft. a. M. 1605 HT. 8 
(Inhalt ausges. b. v. d%. Hagen a a. D. B 443. 488.) Im Wllg. f. v. b. 
gegen a. a. D. p. 426 aq. Goͤrres Bollsb. p. 183 aq. Grimm zu Vri- 
anc- P. 356, sq.— Ueber db. Birfach. warum mehrere Städte, wie Schilba ıc. 
zum Eprüchmwort wurten |. Abendgeit. 1820. nr. 127 ag. 

6) Da von Schreiber diefes d. Alt. Kit. üb. d. Wauflfage ſchon im f. 
Hug. Lit. Geſch. Db. II. 2. p. 629-633. mitgetheitt ift, fo mögen ats ers 
fhhöpfend hier nur Gommer’s Abhaudl. &6. Kauft in Erſch u. Gruber Ent. 
1. Bett. BP. 42. p. 93— 116. Ed. Meyer, Studien zu Götge's Jauſt. AL 
tona 1837. 8. p. 1—2%9. 306--32%0. u. bef. H. Dünter, Die Gage von D. J 
Fauſt unterf. Gtuttg. 1846. 12. u. d. Scheibie Kloſter Bd. V. p. 1-0. 

annt werden. Die vollſtaͤndigſte Sammlung der Volksbäder uber auf, 
owie Vergleihung der verwandten Sagen, feiner Borgänger fowie ter um 
ter feinem Namen vorhandenen Zauberbücher giebt ader J. Shelbfe, das 
Moſter. Stutte. MP. II. III. a. V. Derſelbe Gelehrte bat auch bie 
früher angegweifelte Ed. Pr. des Jauſtbuches (Historia Bon D: Io Jau⸗ 
ſten, dem weitbeſchreyten Zauberer und Sqchwartzkünſtler, Wie er gegen 
dem Teufel auff eine denandte zeit verſchrieben, Was er hi 
ſelgame Abenthewr A ſelbs angerichtet vnd getriedm, biß er 
nen wol verdienten Lohn empfangen. Mehrerthells auß feinen eygenen hinder⸗ 
kaflenen Schrifften, allen bochtragenden, fürwigigen vnnd Gottiofen 
zum fchrediichen Beyſpiel, abfchetvlichen Grempel, vnnd trewberkiger War 
nung zufammen gezogen, unnd in Druck verfertiget. Wil. a. WR, 1387. &) 










Deutſche Poche Drama. 535 


entdedt und a.0.D. 3b. 1. p.931—1072 wortgetreu abgebrudt. Die erſte Yusg. 
d. Bidmannfchen Bearb. iſt: Erſter Theil der Warhafftigen Hiſtorien von 
den grewlichen und abfchewlichen Sünben vnde Laſtern, auch von vielen wun⸗ 
derbarlichen und ſelgamen ebentheuren: So D. Johaunes Faustus, Ein 
weitberaffenerSchwargkünftiee vnd Ertzzaͤuberer, durch feine Schwargkunft, 
biß an feinen erfchrediichen end hat getrieben. Mit. nothwendigen Erinners 
ungen vnd ſchoͤnen exempeln, memiguchen zur Lehr vnd Warnung außge⸗ 
ſtrichen und erfichret, durch &. R. Widman. Hamb. 1599. 4. Das ander 
Theil. chd. 1599. 8. Der Dritte Theil. ebd. 1399. 8. u. zuſammen abgedr. 
b. Schtible a. a. D. Bd. II. p. 275—804. (Ueber d. verfchienenen Ausg. 
fe von der Hagen, Weber die älteften Derfelungen der Fauſtſage. Bert, 
IM. 8. u. in d. Germania od. R. Jahrb. d. Berl, Deutich. Gel. Bd. Vi. 
p. 99-303.) Die erfte Ausg. d. Pfiperfchen Berballhornung ift: Das ärger: 
üche Leben und fchredliche Ende des vielberüchtigten Gras Schwarklünftiers 
d. J dFauſti, erfilich vor mer vielen Jahren fleibig beichrieben von ©. R. 
Bibmonn, jetzo auffs neue überfeden und mit&rinnerungen, Kragen und Ge⸗ 
ſchichten vermehret durch 3. R. Pfigerum. Rürnd. 1674. 8. a. öft. Cine 
Art Fertſchung iſt: Des durch feine BaubersKunft belannten Chriſtoph Wag⸗ 
arts weyland geweſenen Famuli D. 3%. Kauftens, Leben und’ Thaten. Won 
F. Schotus Tolet in Teutſcher Sprach befchrieben und nunmchto mit einer 
Borrede vermehrt durch 9. 3. Miarperger). Berl. 1714. 8. u. b. Scheible 
% a. O. Bd. Ili. P. 1—88. 

N) ©. Floͤgel, Seh. d. Hofnarren. p. 283 sq. Glauß Rarrens Hi⸗ 
ferien 0. D. 1551. 8. 0. D. 1572. 8. (ſ. Deutſch. Muf. 1779.11. P.1%9sq.) 
Ittft. a. M. 1572. 8. Sechshundert fieben und zwangig Hiftorien von Claus 
Rarren, mit tuftigen Reimen gedeutet und erkleret. &i81.1572.8. Hiſtorie von 
Claus Rarren. Yıöft. a. M. 1579.8.1687. 8. Bon Staus Narren. Sechshun⸗ 
dert firben und zwanzig Hiftorien. Kein fhimpffliche Wort und Reden, die @rbare 
Ehtenleut Staufen abgemerkt und nacgefagt haben, zur bürgerlichen und 
grifnlichen Lehr, wie andre Apologen bienftlich und förderlich. Mit Iuftigen 
Reimen gedeutet und erklärt. Frkft. 1602. 8. Magdeb. 1605. 8. Non dem 
Glos; Karren. 0. DO. 1618, 8. Hiſtoria von Claus Narren weilandt Chur⸗ 
| frftihen Gächfifehen geweſenen Hofnarren, hoͤffliche und kurzweilige Gcyerk- 
un “2. 1657. 8. Des fogenannten Claus Rarrens Luft ergögende Hiſtoria. 
' ‘ u 8. . 


| $. 664, | 
Bars endlich die Entwidelung des Deutſchen Dramas!) 
Während dieſer Periode anlangt, fo IR zu bemerken, daß 
dieſelbe im Ganzen fortfhelit, wern auch nicht in dem 
NRaße, als man Hätte erwarten follen. Der Grund ik ſchon 
on dei einer andern Gelegenheit angegeben worden, nämlich das 
Herabgefunkenſein der Poeſie In die nlederen Regionen des Volko⸗ 
lchenod und die vorherrſchende Bethaͤrigumg der Handwerk und 
wenhatigen Würger bei ver Weförderung der Literatur. Eni⸗ 
gegnet man Au, daß allerdings felt der Meformatlon ſich auch 
ad wenige Wute aus. dem Gelehrtenflande, beſonders Geift⸗ 
Ne, dieſem Genre puwendeten, fo muß datauf erwibert wer⸗ 
den, daß ihr aͤngliches Naſchließen an die damals beikchte Form 


m 220222 — — 
. 





330 Deweiche Poeſie. Drama. 


der Lateiniſchen Schulfomdbien, ihre wenn auch In vieler Hinfet 
erfprießliche Nachahmung des Terenz, den man bereitö vor 1500 
überfeht hatte, und endlich theilweiſe ihre politifch » religlöfe In 
denz bindernd eintrat. Indeſſen koͤnnen wir aber aud einige 
weſentliche Hortfchritte in der äußern Deconomie des Dramas 
wahrnehmen, nämlih Gintheilung in Scenen (Hürtragen oder 
Zürbringen und Gelpräd) und Mfte (Wirkung, Handel, Üchung 
und Ausfahrt), obgleich erfiere weit feltener iR, da die In Ba: 
bältniß zu ihrer gegenwärtigen Norm übergroße Zahl der Alte 
(did zu 19), die weitere Zerfpaltung in Scenen unnöthig malte, 
obgleich die Faſtnachtoſpiele, bei denen eine fehnell und lebendig 
fortſchreitende Handung Hauptbedingung iſt, bei Hans Suft, 
dem Hauptbildner diefer Gattung, noch ganz die von Hol und 
Roſenbluͤt feſtgeſtellte Form -fefiyält, nämlich die Abweſenheit jeg 
licher Ecenen » und Akteintheilung. Auch der Name Faſtnadis⸗ 
fpiel paßt bei Hans Sachs ꝛc. noch völlig für den Inhalt, dem 
diefer if immer noch das Kleid der niedrigen Poſſe, aber übe 
den Unterfhied von Tragödie und Comoͤdie iſt man, tropden 
daß man diefe Benennungen aus dem Altertbume annahın, nod 
fehr unklar, und man .fann vielleicht fagen, daß ſich dieſe beiden 
Formen fo zu einander verhalten, wie bei uns Trauerfpiel zum 
Schauſpiel?). Kür alle drei Formen bleibt noch der Gollctie 
ausdrud: Spiel. Was den Inhalt und den Stoff anlangt, ſo 
wurde der Kreis des bisher Aufgenommenen bedeutend erweiten, 
man hörte auf, blos Gegenflände aus der biblifhen und He 
ligengeſchichte gu wählen, und verbreitete ſich nach Hans Sat 
ſens Vorgang bald über befannte geſchichtliche Begebenheiten; 
noch üfter aber nahm man Epiſoden aus Volksepopben ode 
dramatifirte Vollsromane und Novellen ober belichte Bolfölagt, 
bei Fafnachtöfpielen Anekdoten und fcandalöfe Vorfaͤlle aus 
dem haͤuslichen Bolfsleben, und erfand endlich fogar Bu 
bein und Allegorieen für moraliſch⸗ politifch « religlöfe Temdenzkükt 
Leptere waren nun ziemlich ſchwach, allein als Anfänge darf mis 
fie immer nicht fo hart beurtheilen, als es biömellen der Fall war, 
denn ſelbſt die auf hiſtoriſch⸗ romantiſche Stoffe gebauten Eyklt 
Reben verhältuißmäßig, bedenkt man die Schwierigfeiten eine? 
allegotiſchen TendemzRürtes, auch für unfere Zeit: überhaupt auf 


Deutſche Poefle. Drama. 537 


einer nicht ſonderlich viel hoͤhem Stufe. (Eine weſentliche Vers 
ünderung der ganzen inneren und dAußeren Form des Dramas 
erfuht daſſelbe er feit Ende dieſes Jahrhunderts, wo die foger 
nannten Engliſchen Comödianten in Deutſchland herumzogen 
und nit blos Englifche Stoffe mitbra@ten , fonbern auch den Hans⸗ 
ww’), der übrigen® in einem weit Altern Destfchen Faſtnachto⸗ 
hie (1553) vorkommt, ald ſtehende Iuflige Perſon im Trauer 
und Lußfpiel einfuͤhrten. 


ai & in: Ain hipſche tragebia von zweien Liebhabenden menſchen, ainem 
iter Galiztus, vnd ainer eblen jundfrawen Melibia genannt, deren Anfang 
ei, eg mittet ſi fieß, mit dem allerbitterflen je beyder Sterben befdloffen. 


2) Im Mülhelm von Orltang unterfhelbet er ſelbſt fo: Bu fehen ein art⸗ 
lich Comedi, die fich faſt vergleicht einer Tragedi, Gehr traurig biß Hin zu 
dem end Da es fich erft zu frewde wend. 

3) Dr Rum omme zuerft vor als der wite der Schmähfchrift M. 
‚  Ruthers zu Braunfchwei ae Dans Worſt. 

Bis, — gu 30 Eng Sämmtl. Schr. p. 176 nq.); bei 

gas 6 Sachs — es ni Band Kr game int ge De —— (ſ. 

V. n einem 

—e— , Da Game ee BReiferf Ds Yelerproof (v. 15 nme 
Sn ut (en als Eorsifche Nerfon vor ( (f. Sottfched, Nöth. Vorr. Bd. J. 
—* Uebrigens ſcheint auch hier der Rame ber luſtigen Perfon von einer 

ehr belichten Bolksfpeife bergenommen, denn bie Holländer, welche gern 

ing effen, nannten daher ihren pideihäring, die Sranzofen don ihrer Liebe 
kat Euppe ihren Jean Potage, bie Stalläner nach ihrem kieblingsgericht en 
Metaroni und bie Engländer aus gleichen Urfachen ihren Jac Pudding. . 
\ Be, Sch. ?. „grotsetfomifc, p. 118 sq. u. Geſch. d. Hofnarren 

10 0. Brand, P opul. Antiq. T. I. p. 81. 


$. 665. 


Bas num bie. chneinen hierhergehoͤrigen Dramatiler anlangı 
ſo muß zurſt Hans Sachs!) genannt werden, weil er 
nicht blos der fruchtbare, fondern auch der bebeutendfte und ge 
(hidteRe derſelben IR. Seine (63) Faßnachtſpiele fliehen in 
dqug auf Erfindung und Ausführung des Stoffe, heitere Sa⸗ 
fte und natuͤrllde Comil höher als feine übrigen Leitungen; 
denn abgefehen von einzelnen, in ber. Zeit liegenden Rohhelten, 
Nimmt er ums vorzäglich durch feine ſchonungsloſe Offenhenig: 
It ein, mit der er gegen die Mönde, Weiber und überhaupt 
gen alte ſchlechten Leute zus Felde zieht, Seine (50 welt« 
Uden und 26 geiflihen) Gomdbim fiehen zwar etwas niebriger, 
weil er darin zu ſehr moraliſirt, aber auch fie befriedigen und 








540 Deutſche Poefie. Drama. 


ſpieler, das Speculum mundi des bekannten Bartholomäus 
Ringwald”) und Friedrich Dedekind'o ), des befann⸗ 
ten Verfafſers des Grobinnus, Chriſtlicher Ritter. Im romant⸗ 
iſchen Gewande dichteten dagegen außer Hans Sachs, Nico⸗ 
demus Friſchktin (Frau WBendelgart)?””), Samuel He 
bet (die ſchöͤne Mogelone”), der ſchon genannte Georg Wir⸗ 
- dram?”) (den treuen Edart in Ringwald's oben erwähnter Ma» 
nie), Nicolaus Roth”) aus Witenburg (die Sage vom 
Grafen von Bleiben und feinen zwei Weibern), der Jeſuit 
Georg Gotthard‘) zu Solothurn (die Zerſtoͤrung vom 
Troja), Zahariad Polens"), Stadiſchreiber zu -Franfen- 
Bein in Schleſien (ver Hunger der Stadt Samaria) und Ja⸗ 
cob Friſchlin“), Schulrecior zu Waiblingen, des obenges 
nannten Ricodemus Bruder (Comoedia vom Grafen Iohann 
von Wirtemberg). An Faſmachtoſpielen endlich If, wie wir ger 
fehen haben, bei Hans Same kein Mangel, und auch hand⸗ 
ſchriftlich erifitn aus feiner Zeit noch mehrere Sammlungen, 
allein als beſonders wichtig IR nur der in niederdeuiſcher Sprache 
geſchriebene Papyrius praetextatus des Matthias Forch⸗ 
beim*) (um 1551) anzuführen, deſſen Stoff offenbar dem La⸗ 
teinifchen entlehnt war. Daß die Faſtachtsſpiele mit dem Bers 
fall des Buͤrgerthums und Zunftweiens und der freien Reichs⸗ 
ſtaͤdie überhaupt aufhörten, verſteht fi von felbR, um fo mehr, 
als in der folgenden Periode nad Ayrer mit dem Erſcheinen 
der Engliſchen Komöklanten und "der Ginbürgerung einer fies 
reoiypen nalen Dafon diefe ganze Form ber Poſſe uenötbig warb, 


1 Dram. Poefie b. Deu Bd. 83 — 108. 
(wo N Be f. Te) Tieck deutſo Theater won p. ey? Schla⸗ 
ger, B d. Mittelalt. Men 1830. p. 21824. Auswahl b. Tied 


a. a, D. * 
— Dietman, Sächſ. Prieſterſch. Bo. III. p 351. Weller, Alt. a. 
N 
— eiſtli el, von der r v 
—*5 — gang luſtig nd fruchtbartich zu lefen. —* 1538. 8. 1:2. 8. 
Gin Hochzeitſpil auf ber Hochzeit su Gana, Galilea ‚gefichlet, dem von Gott 
geortneten Cheſtand zu ehren, und allen gottfürchtigen Goekuten, m 
und jundfrawen zu troft vnd ontereiiht- Ziwickau 1538. 8 mb. 
3) Gin fchönes geifliches und faſt nutzliches Sple — * * 
Sohn Eu am. 15. gehalten in ber Ghurfürftlichen Stadt Zmidau im 3. 
Ein geifttih und faft nutzlich Spiel von dem frommien gottfärd: 
kam dann Thobia durch H. Ad. in Reimen bracht. e 326. B. 
4) Sinr. fhöne luſtige Gomebio * Posten laut © Yululari a genannt 
durch 3. ©. deudſch gemacht und jnn reim verfaffet, fat Iuftig vnd kurz⸗ 





Deutfche Poefie. Drama. 541 


weilig zur lefen. Wagbeburg (1535) 8. Tragedia bes Buchs Judith inn 
deutfche Reim verfaflet. Wittenb. 1536. 8. Mundus ein ſchoͤn newes kurzes 
fpiel von der Welt Art vnd Ratur durch J. G. zufammen gebracht, nüglich 
vnd faft kurtzweilig zu leſen. Wittenb. 1537. 8. Drey liebliche nugbarlicdhe 
Hiforien der dreyer Ertzveter vnd Patriarchen Abrahams, Ifaacs vnd Ja⸗ 
cobs aus dem Erſten Buch Moſi, in deudſche Reim verfaſſet durch — zu 
zu ſpielen vnd zu loͤſen tröftti. ebd. 1540. 8. Lazarus vom Tode durch 
Thriſtum am vierdten Tag ermedt. ebd. 1545. 8. 

5) Zragedie von verordnung der Stende oder Regiment, Vnd wie Cain 
Adel feinen Bruder, örtlicher Ordnung halben (d. d. wegen der von Gott 
eingefährten, dem Gain aber misliebigen Ordnung) erfchlagen vnd ermordet 
bat. Allen Chriften näglich vnd tröftlidh zu leſen. Wittenb. 1539. 8. (Ausz. 
in d. Blaͤtt. f. lit. Unterb. 1846 p. 887. 891 2q. ch. Melanchthon's WB. 
v. Breifchneider Bd. I. p 257 aq.) 

6) Die Hiftoria vom Reihen man, vnd armen Lazare, aus dem 16. 
Gap. Luce, in ein Action vertaflet, fehr troͤſtlich vnd napli zu lefen. Dreß⸗ 
den 1555: 8. ſ. Gottſched Bd, IE. p. 210 sq. . 

7) Ein win un luftlig Spyl von der Grfhaffung Udams vnd Heva and 
ihrer beyder Fal im Paradiek. Züri 1550. 1566. 8. Ein huͤpſch und luſtig 
Spyl vorzytẽ gehalten zu Vry in dem loblihen Drt der Endgenofchafft, 
von dem frommen vnd erſten Endgenofien Wilhelm Tellen jrem Landtmann 
Dep nuͤwlich gebeflert, corrigiert, gemacht van gefpilt anı nuͤwen Jarstag 
von einer loblichen vnn junge burgerfhafft zu Zuͤrich, im Iar als man zelt 
M.D.XLV. Surich 1548. 8. Sum zweiten Mal herausgegeben und mit eis 
ner Borrede und einem Woͤrterbuche verfehen v. Zr. Mayer. Pforzb. 1843. 
8. f. Goͤtting. Gel. “m. 1843. nr. 192. 

8) Eine Tragedi mit 57 Perfonen. Judith, eine ſchoͤne Hiſtory in Spyls 
weiß für die Kugen geflelt, wie nıan in Ariegesiäuffen, befonders fo man 
von wegen der Ehr Gottes angefochten würt vm baülff zu Bott dem Herrn 
fichend ruffen fol. Straßb 1559. 8. ©. Veith, Bibi. August. T. V. 

. 9) Hiforia von Suſanna in Trogsdienweife geflelet zu Vdung der 
Jugend zu Bartfeld In Ungarn. Wittenb. 1559. 8. 

10) Ein Spiel von der Belagerung der Statt Berballa. Wien 1566. 8. 

11) Schöner Eomödien und Tragödien zwölf, aus beiliger Schrifft vnd 
aud aus etlihen Hiftorien gezogen; ale fehr Lieblih vnd annehmiich, et⸗ 
was traurig vnd froͤlich zu bören und u leſen. In dem der Weltlauff gründts 
lich fürgebilder ond angeieiget wird. Welche auch chriſtlich, aufferdawlich, 
vnd nuͤtzlich, ſonderlich fuͤr die Jugendt, zur vbung zu halten vnd zu leſen 
find. aufs new in Truck verfertiget o. O. 1566. 8. 

12) Eine newe geyftliche Action oder Tragedi, die hiſtori von: guͤlden 
talb Aaronie, troͤſtlich näplich vud luftig zu leſen vnd öffentlich zu fpielen 
gefteller. Goͤrlig 1573. 8. Absalon, Comoͤdie in 5 Handlungen in artige 
licbliche Reymen gefaßt. Soͤrlig 1603. Epjg. 1603. 8. 

13) Goniedla vom Fahl Ade vnd Eve, biß auff den verheiflenen Gab: 
an Ghriftun, Auß fünff Hiſtorien zuſammen gezogen, vnd in eine lurge 
ordaung gefaſt. Königsb. 1573. &. 

14) Tragedia Fratricidii, wie Cain ond Abel opfer thaten, vnd dar⸗ 
über unwilig worden ıc. Muͤhlhauſen 1590. 8. 

15) ©. Eiwas v. gel. Roftod. Sachen 1739. p. 209. 337. 344. 371. 
474. — Trogödia von Abrahami Opffer, in teutſchen Reimen gefertiget. 
Herborn 1691 12. 

16) Stephanus, ein geiftlihe Tragoͤdia. Aruſchw. 1501. 8. Stephanus, 
Eine ſchoͤne geiftlihe Tragedia von dem erften Merierer im newen Teftamens 
nad der Dimmelfartb Chrifti. Aus den Buch der Gefchichte der Apoftel am 
pierten, funfften, fechften und fiebenden Gapitel, in eine Action Reimßweiſe, 
zufammen gebracht. Magdeb, 1592, Nürnb. 1592. 8. 


642 Deutſche Porfie Drama. 


17) Sofeph, di ria von dem fronmmen und keunſchen Jeſeph 
wie er a Baden Gt sub Ari Kinder Ifroel im 355 
kommen ſind. Rah bidliſchem Text mir allen Wmıbfläuden in eine ſchoöͤne 
Göriklige ond nutzliche Comoͤdiam erſtlich gefelt, dur Ehriſtianum Syel, 
Dohpel. 2. DI Epkdit Hansi tateinifcer Gonmidi gemehrt sad gröcfert 

el. 9. D. iı Hunnii n . 
Durch M. 3. Echt. Tuͤbing. 1593. 8, 0 ® 


18) Die fart Jacobs des Patriarchens, und der Urfprung der XII Ges 
ſchlecht und Stämme Ifrael, aus dem Buch der Schöpfung Tomoͤdienweiſe 
auf Hochzeiten und fonflen zu Spielen geftelet. Budilfin 1586. 8. 


19) Tragovedia vor den anfang, mittel und ende des heiligen thewren 
Mans Gottes vnd vorleuffers Chrifti, Johannis, des Teuffers, in welcher 
aller ftende verrüdung, vertchrungen vn vnordnenge, fo tu dieſer Ichten 
Beit der Gathan gewaltigklich aurichtet, abgemalet van für augen gefteliet 
wird. Worin auch der ruchlofen Wehttinder fir Sunder ond Bntagendt vad 
nıißbraud ihres Standes vnd amptes gewarnet, vud zu warer Buß, Chrifl: 
Hidyer tugenden vnd resptmeffiger fürunge jhres beruffs und anrptes vermas 
ne and gereigt werden. Seſtellet vad zugerichtet dus 3. S. Magdeb. 
1 


%) Saul. Ein ſchoͤn new Spil, von Kunig Saul vnd dem Hirten Das 
Did. Wie Sauls Hochmuth vnd Etolp gerocdhen, des Davids Demuͤthigkel 
aber fo hoch erhoben worden. Durch ein ehrſame Bärgerfchafft der loͤblichen 
Etadi Babel geſpilt den 6 und 7 Tag Auguſtmonaths Anno 1571. 8. 


21) Chriftlide Comedia von dem camaneifyen Weyblein Math. XV. 
@cämall. 1589. 8. Comoͤdia. Ein geiftlih Spiel vom Evangelio am Gons 
tage Oculi, von den befeflenen tauben vnd flummen Menſchen, Luce am 
11. ebd. 1590. 8. Vier qriſtliche teutſche Somedien oder Gpiel, Das erſt 
vom cananeiſchen Wenblein. Das ander von den befeflenen tauben vad 
ftummen Menfhen. Das dritt von fünff en Brodten. Das vierdt 
vom Euangelio anı Sonntag Yudica. ebd. 1590.8. — Nicht zu verwechſels 
IR mit ibm DO. Wolfarıd Spangenberg, Bürger zu Straßburg, von 
dem aud, wie wir fpäter ſehen werden, mehrere Städe vorliegen. 


22) Tragedia von den fiben Martgrern vnd jhrer Mutter, wie diefelbe 
umbs Geſetz Mofis willen von Antiocho erbermlich gemartert auß dem 7. Cap. 
des II. Buchs Maccahaeorum in Reime verfaßt. Eißleb. 1589. 8. 


23) Eine neue Comoͤdia von dem jungen König Salomos, wie er zu 
Anfang feines Regiments, den letzten Willen vnd Befelch feines Vaters vos 
dringet, und von feinen Gerichte zweyer unzüchtiger Weiber. Mit einer vors 
rede D, Simonis Gebicli. Frift. a. d. D. 1608. 1004. 8. Susanna, Eine 
ſchoͤne luſtige und nüptihe Action auß heiliger Schrift genommen. Wittenb. 
1805. 8, Der Engel Raphael geſtelt durch &. 9. in Verſen. ebd. 1605. 8. 
Tragies⸗Gomodia von einem Adelihen Sungling, ber fih in frembe Lane 
begeben. Terlin 1719. 8. Eine furke Courödien von der Geburt des Herren 
Ehriſti Von den Prinzen und Pringefiinnen im 3. 1589 In Berlin aufges 
führt. Nach der Hdfchr. herausgeg. v. G. Zriedländer. Berl. 1839. 4. 
degard eine Luftige Komödie von wunderbaren Slide einer Königin ans 
Frankreich, die dur Talandum, ihres Herten Bruder, der fie eines Ehe⸗ 
bruchs fälfchlich bezüchtiger, unſchuldig zum Tode verdammt, wuunderlich aus 
rettet und von Ihrem Serra Garole Magno wieder aufgenommen wird. 


Strft. a. d. D. 1599. 8. 
24) Tragico-Comedia apostolica d. i. Die Hiftorien der Heiligen 
Upoſteln —2 Immaffen fie vom St. Luca dem Heiligen Edangeliſten 





Deutfche Poeſie. Drama. 541 


weilig zu leſen. Magdeburg (1535) 8. Tragedia des Wuchs zu inn 
deutſche Heim verfaffet. Wittenb. 1536. 8. Mundus ein ſchoͤn newes kurzes 
fiel von bee Welt Art vnd Ratur buch J. G. zufammen gebracht, nütlich 
vad faR kurgiweilig zu leſen. Wittenb. 1537. 8 Drey Lliebliche nugbarliche 

Diforien der dreyer Erkveter und Patriarchen Abrahams, Ifaacs vnd Ja⸗ 

code aus dem Erſten Buch Mof, in deudihe Reim verfaflet durch — zu 

in ſpielen vnd zu Iöfen tröftiich. ebd. 1540. 8. Lazarus von Tode dur 

Chrifem am vierdten Tag erweckt. ebd. 1545. 8. 

9) Zragedie von verordnung der Stende oder Regiment, Vnd wie Cain 
Abel feinen Bruder, örtlicher Ordnung halben (d. d. wegen der von Gotr 
eingeführten, dem Gain aber misliebigen Ordnung) erfchlagen und ermordet 
hat. Atem Ghriften näplich vnd troͤſtlich zm lefen. Wittenb. 1539. 8. (Aus;. 
in d. Blaͤtt. f. lit. Unterb. 1846 p. 887. 891 nq. ch. Melanchthon's W. 
d. Bretſchueider Bd. II. p 257 2q.) 

6) Die Hiſtoria vom Reihen man, vnd armen Lazaro, aus dem 16. 
Cap. Luce, in ein Action verfaflet, fehr troͤſtlich vnd nuͤßlich zu lefen. Dreß⸗ 
da1555. 8. ſ. Gotiſched Bd, H. p. 210 sq. . 

)]) En mio un luflig Spyl von der Srihaffung Udams und Heva au 

ihrer deyder Zof im Paradiek. Zürich 1550. 1566. 8. Ein häpfch und luftig 

Spyl vorzytk gehalten zu Vry in dem loblihen Ort der Endgenofchafft, 
von dem frommen vnd erften Eydgenoſſen Wilhelm Tellen jrem Landtmann 

Ip nuͤwlich gebefſert, corrigiert, gemacht van gefpilt anı nuͤwen Sarstag 
don einer lodlichen vnn junge burgerfhafft de Züri, im Jar als man zelt 
M.D.XLV. Zuͤrich 1548. 8. Sum zweiten Mal herausgegeben und niit eis 
ner Borrede und einem Woͤrterbuche verfehen v. Zr. Mayer. Pforzh. 1843. 
&. [. Goͤtting. Bel, Un. 1843. nr. 192. 

8) Cine Tragedi mit 57 Perfonen. Judith, eine ſchoͤne Hiſtory in Spyls 
weiß für die Augen geftelt, wie man in Kriegeslaͤuffen, befonders fo man 
von wegen der Ehr Gottes angefochten würt vm huiff zu Gott dem Herrn 
fiehend ruffen fo. Straßb 1559. 8. ©. Veith, Bibi. August. T. V. 

9) Hiſtoria von Suſanna in Trogsdienweife geftellet zu Vbung der 
Jugend gu Bartfeld in Bngarn. Witienb. 1559. 8. 

10) Ein Spiel von der Belagerung der Statt Bethalia. Wien 1566. 8. 

11) Schoͤner Gomoͤdien und Trogödien zwölf, aus beiliger Schrifft vnd 
auch aus etlichen Hiftorien gezogen; ale fehr Lieblich vnd annehmlich, et⸗ 
was traurig vnd frölich zu hören und zu lefen. In den der Weltlauff gründts 
lich fürgebilder vnd angereiger wird. Welche auch chriſtlich, aufferbawlich, 
end auplih, ſonderlich fuͤr die Jugendt, zur vbung zu halten pad zu leſen 
ſind. aufge new in Trud verfertiget. o. D. 1566. 8. , 

12) Eine ueroe genfilie Action oder Tragedi, die hiſtori von gülden 
lalb Aaronia, tröſtlich naplich vnd luftig zu leſen und Öffentlich zu ſpielen 
geſtellet. Soͤriig 1573. 8. Absalon, Gomödie in 5 Handlungen in artige 
lichlihe Regmen gefaßt. Soͤrlig 1603. Lpıg. 1603. 8. 

13) Gomedia vom Fahl Ade und Eve, biß auff den verbeiflenen Sab⸗ 
on Chrikum, Auß fanff Hiſtorien zuſammen gejogen, vnd in eine lurge 
ordnung gefoſt. Königsb. 1573. 8. 

‚, 1) Trageldia Fratricidii, wie Cain vnd Abel opfer thaten, vnd dar⸗ 
über unwigig worden zc. Muͤhlhauſen 1590. 8. 

15) ©. Etwas v. gel. Roflod. Sachen 1739. p. 209. 337. 344. 371. 
4 — Tragddia von UAbrahami Opffer, in teutfchen Reimen gefertiget. 
herbdorn 1691 12. 

, 16) Stephanus, ein geiftlie Tragoͤdia. Urafhw. 1501. 8. Stephanns, 
Eine ſchoͤne geiftlihe Tragedia von dem erften Merterer im newen Teftansent 
neh der Himmelfartb Ehrifli. Aus dem Buch der GSeſchichte der Apoftel am 
sierten, fünfften, fechften vnd fiebenden Gapitel, in eine Action Reimßweiſe, 
zuſammen gebracht. Magdeb, 1592, Nürndb. 1592. 8. 


642 Deutſche Poeſie Drama. 


1)3 , di ri dem fronmmen vud keuſchen Schenk, 
wie er —8 Br — Ge ann Ari Kinder Iran In Egyyten 
kommen find. Nah biblifchen Text mir allen Wuıbfläuden in eine [him 
GHriklige ond nutzliche Comoͤdiam erftlich geht, dur Ghrikiauum Bart, 
Do harl e DEgIdiT Hunsit tareinfger Gondd! gemehrt Dad ghrer. 

e . . n unnı u er em 
* M. J. Echt. Tuͤbing. 1593. 8. 0 — 


18) Die fart Jacobs des Patriarchens, und der Urſprung der XII: 
ſchlecht und Stämme Iſrael, aus dem Buch der Schöpfung Somödienmeik 
auf Hochzeiten vnd fonften zu Spielen geftellet. Budilfin 1586. 8. 


19) Tragoedia vo den anfang, mittel und ende des heiligen hewten 
Mans Gottes vnd vorleuffers EHrifti, Johannis, des Teuffers, In welcha 
aller ftende verrüdung, vertehrungen un vnordnunge, fo in biefer lehten 
Beit der Sathan gewaltigklich aurichter, abgemalet van für augen gefickt 
wird. Worin auch der ruchloſen Welttinder für Sunder und Bntagendt pad 
mißbrauch ihres Standes vnd amıptes gewarnet, vnd zu warer Buß, Ehrik: 
licher tugenden vnd resptmmeffiger fürunge jbres beruffs und amptes vermas 
—A gereigt werden. Seſtellet vad zugerichtet durch 3, ©. WMagdeh. 
1 


%) Saul. Eln ſchoͤn new Spll, von Kunig Saul vnd dem Hirten Du 
Did. Wie Sauls Hochmuth und Stoltz gerochen, des Davids Demürhigfit 
aber fo Hoch erhoben worden. Durch ein ehrſame Bärgerfhafft der 1äblihe 
Stadt Babel gefpilt den 6 und 7 Tag Auguftmonarhe Anno 1571. 8. 


21) Chriftlide Somedia von dem cananeiſchen Wenblein Math. AT. 
@dmalf. 1689. 8. Gomodia. Ein geiflih Spiel vom Eoangelio am Seoer⸗ 
tage Oculi, von dem beieflenen tauben vnd flunmen Menſchen, Luc am 
11. ebd. 1590. 8. Vier hriſtliche teutſche Gomedien oder Spiel, Das ef 
vom cananeiſchen Wenblein. Das ander von den befeflenen tuuben m? 
flummen Menfhen. Das drits von fünff gerfken Brodten. Das vi! 
vom Euangelio anı Sonntag Judica. ebd. 1590.8. — Nicht zu verwechſel 
iR mie ibm DM. Wolfarth Spangenberg, Bürger zu Grraßburg, ver 
dem auch, wie wir fpäter [chen werden, mehrere Stüde vorliegen. 


27) Tragedia von den ſiben Martgrern vnd jhrer Mutter, wie diefli 
umbs Geſeh Mofis wilden von Antiocho erbermlich gemartert auß dem 7. Cor. 
des II. Buche Maccahaeorum In Reine verfaßt. Eißleb. 1589. 8. 


23) Eine neue Comoͤdia von den jungen König Salomon, wie  F 
Anfang feines Regiments, den kepten Willen vnd Befelg feines Vaters mei 
dringet, und von feinen Berichte zweyer unzuchtiger Weiber. Mir einer der 
rede D. Simonis Gedici. Frift. a. d. O. 1601. 1604. 8, Susanna. Eis 
ſchoͤne luſtige und nüplihe Action auß beiliger Schrift genommen. Bine 
1805. 8. Der Engel Raphael gefielt durch G. P. in Berfen. ebd. 1605. & 
Tragico⸗Gomodia von einen Adelihen Süngling, der fich in fremde ! 
begeben. Ferlin 1749. 8. Eine kurge Gomödien von der Geburt des Put 
Chriſti Von den Prinzen und Prinzefiinnen ie I. 1589 in Berlin ae 
führt. Nach der Adfchr. herausgeg. dv. G. Zriedländer. Bert. 1839. 4 do⸗ 
degard eine Inftige Tomodie von wunderbaren Siucke ciner Königin 03 
Frankreich, die durch Talandum, Ihres Herren Bruder, der fie elne⸗ ee 
bruch6 fälfchlich bezüchtiger, unfhuldig zum Tode verdammt, teunderiid © 
reitet und von ihren Serra Earole ÜRagno wieber aufgencmmen wirt: 
Stift. a. d. ©. 1693. 8. 


24) Tragico-Comedia apostolica d. i. Die Hiforien der Peil 
Upoſteln —* immaſſen fe vom St, Luca dem Helligen —X 


Deutſche Poeſie. Drama. 543 


beſchriehen, dnd dem newen Teſtament einverleibt in Form einer Comediecn 
—* oeſtelt. Lauingen 1592. 4. 1693. 8. Augsb. 1593. 8. |. Deutſch. 
f 1706. 3b. IE. p. 752 nq. 


. 3) Comedia, von dem Patriarchen Iacob, Joſeph vnd feinen Brüdern, 
die ganhe vollkommene Diftori, furk begriffen, zufauıpt bregen Vrſachen, was 
ramb diefe Comedia componirt worden. Goͤriigß 1592 8. |. Hoffmann v.2. 
Sptadea II. p. 3—16, 


26) Komödie von der Reformation, gefpielt zu Paris im J. 1524 her. 
Ne ae b. Illgen Seitſchr. f. d. hiſt. THeol. Bd. I. 1. (1838.) p. 
sg. 


27) Tragedia Johannis Huf, welche auff dem Buchriftlichen Goncilie 
is Eofteik gehalten, allen Ghriften nutzlich vnd tröftlich gulefen. o. O. u. J. 
8. Bittend, 1637. 8. 


28) G. Riederer, Nachr. z. Kir. Bel. u. Buͤch. . St. VI. 8 
25 sq. Leffing Werke Bd. IV. B- 106 sq. Will, Nuͤrnb. Bel. Per. I. p. 
sg. Bodfpiel Martini Luthers Darinnen fat alle Stände der Menſchen bes 
griffen, Und wie fih ein yeder beklagt der yetzt Leuffigen ſchweren Bent. 
Mann; 1531. 4. 

29) Zelotypia, ein huͤbſch vnd nügflich Spiel über das 5te Gap. Nu- 
meri, vom Eyfferopfer. Darinnen Gottes Born wider die Sünde, vnd be: 
vor om Ehebruch vnd Vnzucht offenbaret, dagegen den Bußfertigen der Weg 
zur Beßerung gewieſen wird. Erf. 1371. 8. 

%) Lutherus redivivus. Eine newe Comedia. Bon der langen vnd 
ergerlichen Disputatlon bei der Lehre vonı Abendmahl, derer fo man lus 
theriſch vnd calviniſch, ſowol der andern, fo man phidippifh vnd flacianifch 
beißt. Hiftorifcher Veriht, wenn, von weni — fol erberml. Wefen ao. 
24 ongefongen vnd geführt bis zu Ende des 92. Jahres. 0. D. u. 3. 
(1503) 4. ſ. At p. 495 sq. 

. 3) Dry newe ſchoͤne vnd Inflige Eomödien, I. Almanſor der Schul⸗ 
fpitgel. IJ. Captivi, der gefangenen Leute Treu, aus dem Marco Actio 
Plauto überfept. iil. Hansoframea, Hanns Pfriem oder Meiſter Keds. 
Xho von ans dem Patein verdeurfcht, und mit huͤbſchen Choris agiert, 
Geifligen Schulen vnd Leyen zu Nut vnd gute. 0. D. 1582. 8. Gduls 

tenffel, d. 1. eine fchöne chriſtliche nüglihe Comoͤdie, nebft dem Almanſor, 
dyd der Kinder GSchulfpiegel. Leipz. 1603. 8. Hank Pfriem, oder Meifter 

Kıdk, Eemödien oder Spielwels gefchrieben, erfilid in Latein von M. H. 
vad dran aus feinem Latein verteutfcht von {hm ſelbſt. Jung ond alt nuͤtz⸗ 
Idea dad iuſtig zu betrachten. Sum andern mal gedr. Vpjg. 1609. 8. 
Maid. 1606. 8. 

‚R) Neue Gomedia von Dionyfii Eiraeufani und Damonis und Yytbid 
vrude Kaffe. Darinn der Unterſcheid wahrer Freundſchaft vnd falſcher 
dercheley fein artig Fürgebitde, Moftod 1563. 1578. 1588. 1678. 8. 

3) Der Deuiſch Schlemmer, ein gayſtlich Spiel, darinnen Alle gotts⸗ 
derzeßne Menſchen abgemälet Hewarner ond zu wahrer Buß vermaner mer» 
den, anf daß fie mit dem Gchlemmer befehrer werden mögen. Magdeb. 
1588. 1608. 8. De Duͤdſche Schloͤmer ıc. Irkft. a. d. Od. 1593. 8. Hamb. 
a e Geiſtliche Komödie vom erbärmlichen Fall Adams und End. o. O. 


34) Comedia. Dariüen den Gottöuergenen Doppeffpilern, zu ersiger 
Kbihenn, vñ den Geriffenhafftigen Kurzoellern zu dendwuͤrdiger Eriuneren 
Ye BWürffel onnd Starten, fampt deren Farben, Gleich, Hochzeit, Tank, 

anten, Trumphen, tenfte EAß, vnd Kreiden, anf heiligen Börtliger Schrift 
erändtti erflärh, mit nambafften exeniweln, aus eitlichen anfehnlichen 





544 Deutſche Porfie. Drama. 


Gcribenten beftettigt,, und darneben der Welt Lauf, in allen dreyen Gtix 
den im Lehr, Wehr, vnd Nebrftand, nach jeho der zeit ſchwebenden Laftern, 
vnd jhnen entgegengefehten Tugenden (in maſſen das folgende Alphabet Re⸗ 
gifter puͤnctlich berichtet) durch ſchimpff vnnd ernft, Iuftig vnd Ichrhafft mit 
eingefprengt ꝛc. Tübing. 1590. 4. Ehefptegel. Ein fehr Inftige und Ichrhafte 
Comedia, wie die Eltern ihre Kinder aufziehen und verbeyraten ıc. Auß dem 
lebendig Lünftigen Wort gottes, den Särilten Lutheri ıc. gezogen, mit eb: 
5 Vorrede H. H. Mylü u. e. epigrammate Mari. Crusii. tt. 
1598. 4, 


35) Speculum mundi. Eine feine Somoedia, darinne abgebildet, wi 
vbel an etlichen orten, getrewe Prediger (welche die warheit reden) vorbal; 
ten werden, Vnd wiederumb, wie angeneme fie feind, ben rechtſchaffnes 
Shriften, welche Bottes wort lieb haben. Vud zulcht, wie fie von den wider: 
ſachern bißmeilen hefftig verfolget vnd dennoch offtermals aus jhren henden, 
sounderlich errettet. Nuͤhlich zu Iefen, vnd Im agiren beweglich. Fikft. 15%. 
Koͤnigsb. 1645. 8. Plagium Hier Dieblihe entfürung zweyer Jungen Hera 
ond Zürften, als Ernefti von 14 Jahren, vnd Alberti von 12 Jaren, det 
Durchleuchtigſten, und hochgebornen Herzog Fridrichs des andern dieftt 
Nanıens, weilandts Ghurfürften in Sachſen, herplichen Söhnen. Bad mit 
diefelben wiederumb wunderbarlicher Weile durch einen Khoͤler auff der Hr 
den, feynd errettet, vnd in das Schloß Aldendurg, zu den Eltern gebradt 
worden. Warbafftig gefcheben. Anno Chrifti 1455. Suvor von dem Ab 
barn vnd molgelarten Bern Magiftro, Daniele Sramero, damals in Bir 
senberg, in eine Lateiniſche Comediam geftelet, Unno 1593. Nunmehr aber, 
zum gedechtniß vnd ewigem Rhum, des alten vnnd hochloͤblichen Sechſi 
Daufes, vnd zum troft, vieler betrübten bergen im eine luſtige Dentſche Er: 


medlanı vertirst. Durch B. R. 0. D. u. 3. 8. Königeb. 1646 8. Magie 


1595. 1597. 4. 1609. 4. f. At, Theat. u. Kirche p. 481 sq. 
36) Chriftliher Ritter auß den VI. Eapitel der Epiftel S. Pauli jew 


eobefern in ein geiftlih Spiel oder Eomedien gefaffer. Alpen im Land: 
1. 8. 


37) Bon Leben, Reiffen, Wanderfchafften des großen St. ee | 
. D. u. 3. 8. Fraw Wendelgard, Keyfer Heinrichs deß Erften auf Gadn 


D 
Tochter, vnd jhrem Ehegemahel, Graff Uri von Buchhorn, Herrn im dinp 
gen, am Bodenſee: was fih Anno 915 vnd Anno 914 mir ihnen zugeitagee. 

uͤhlich vnd Furpweilig zu fefen. Sehalten zu Stutgardt, den Tag Marti, 
Mans 1578. Auctore N. Fr. Züb. 1581. 8. Irtft. a. M. 1599. 8 
1 iR {) " 


38) Hiſtoria Magelone, fpielweih In Deutſche reimlein gebracht dar 


einen Studenten Mit einem nupliben Vnterricht G. GSpalatini. Sar 


M. Blum. 1539. 8. 


39) Ein huͤbſch neu Faßnacht Spil aus heyliger Bibliſcher gſchrifft 9° 
ogen, der treu Eckart genannt, darinnen alle ſtend der Weit beg mer; 
en, mit ſchoͤnen Figuren angezeygt. Straßd. 15'8. 8. Ein recht fi qeiſt⸗ 
lich Buͤrger⸗Splel, Tobias genannt, darinnen neben dem daß der It! 
Gottes Wort vnd Werd lieblich eingebildet wirt, hie fonderlich zu lernen # 
wie es auch einem frommen Mann übel gebr, vil leydens In Ehefand M’ 

fehret, aber Gore immer gnädigli hliffet, und zuleht das Ende mit 

befhlieffet. Alles aus Heiliger Schrift gezogen, öffentlich gefpielt von Kat 

ehrligen Bürgerfchafft zu Straßburg. ebd. 1562. 1551. 8. 


40) Wurde bei der Hochzeit des Herzogs Zriedrich Wilhelm von E% 
fen mit der Pfalzgröfin zu Belmar 159 aha Ir gedradi- 





Deutſche Porfie. - 545 


u) Ein ſchoͤn luſtig Spü ober Tragedi: Ben Zerflöhrung ber are 
er m in X Statt Troia ode Ilion. rt im — 
139. 2. 1600. 


48) Ttagedia aus heiliger göttlicher fhrifft, von dem großen ſchrecklichen 
und männlichen Hunger, Teurung und Delägerung bee Stadt Samarid, 
nach inhalt des 6. u. 7. Gap. in II. B. der Könige. Frkft. 1603. 8. 


83) Ein ſchoͤn luftige und kurtzweilige Comoedia Won bem Hochgebornen 

und Graffen Hannfen von und zu Wirtemberg vnd Freyheren zu 

mad. Straßb. 1608. 1612. A. —2 vnd Sufanna, vormahls bes 

ſchriehen durch Nicod. Fr. P. L. und Com. Pal. Caes. j&0 aber yn lieb⸗ 
liche teutſche Reimen transferiert. Freft. a. M. 1580. 8. 


44) Ein ſchoͤn kort nyegedichtet Gpiel der Hiſtorien von dem Papyrio 
elextato, der Zunge gen tho eynem euenbilde ber Dögeth vorges 
Tet on kotrtes yn Rime gebracht on transfereert ex Nort. Alticar. A. 

Sell L. IJ. O. 23. O. D. 1531. 8 


$. 666. 


Hatten wir bei der Geſchichte der Deutfchen Poeſie während 
bes erſten Jahrbunderts der Reformation mit Ausnahme weniger 
Bider und einzelner bervorcagender Talente eigentlich nur 
iM langſames, traͤges ortwegetiren der vaterlännifen Dicht 
kunſt im Augemeinen gewahren können, fo dürfen wir bei ber 
beſprechung derſelben in der erflen Periode der neuern Zeit, 
d. h. ven Anfang des 17ten blo zum zweiten Viertel bes 
18m Jahrhunderts nicht verfennen, daß troß ber vielem aͤu⸗ 
heien Hinderniffe, die einem erfreulihen Gedeihen berfeiben im 
WVege Randen, dennoch ihre Entwidelung eine größere Kunfl- 
vollendung wahrnehmen läßt, als man erwarten ſollte. Veran⸗ 
ſcagt man nämlich die traurigen Folgen, welche der 3Ojährige 
Ritz, de Verwüßungen der Frangofen auf dem linken Rhein⸗ 
ufer, thelweiſe auch der Spaniſche Erbfolgekrieg und die Tür 
- Tufrige für Deuiſchland nah fi zogen, die hierdurch allge, 
nein eingeriſſene Armuth und Verwilderung, ſowie bie durch 
Me Kriege und die Peſt fo oft in ihren beſten Kraͤften deci⸗ 
nick Beydlferung Deutihlands; die Schwädung der Inneren 
Vollekraft und den theilweiſen Verluſt der deutſchen Selbſtaͤndig⸗ 
Ich, fo darf man am eine erfreuliche Entwickelung ber freien Dichte 
uf gar nicht denken, und zwar um fo weniger, wenn man noch 
Diuntemt, daß das politifhe Uebergewicht Frankreichs Aber 
Deutſchland unfere Vorfahren veranlaßte, nicht blos, wie noch 


jeht, die Moden und Sitten biefes Landes nachzuaͤffen, fondern 
Orife, Hand6, d. Literãcgeſchichte. II. 35 


546 Deutſche Poeſie. Sprachgefellfchaften. 


auch viele Ausdrücke und Redeweiſen deſſelben ihrer Sprache 
auſzudraͤngen und fo jenes abſcheuliche Deutfch-Franzöfice Kau— 
derwelſch herauszubringen, wie wir es in des Leyermahes Cor⸗ 
reſpondenzgeiſt und in dem weit fpätern Deuiſch⸗Franzos, In 


den meiſten Romanen bis gegen 1750, neuerlich gut nachgebildet in 
Bronikowski's Erzählungen, finden, dann mit Recht, aber wit | 


Uebertreibung, von den Puriſten vertrieben und jet in dm 
Romanen der Gräfin Hahn⸗Hahn und ihrer Nachbelerinnen 
als ariflofratifh nobel zur Schande der Deutfchen Literatur wie 
der aufgewärmt fehen. Daß man in biefer Periode hierbei nd 
nicht fichen blieb, fondern auch noch Lateinifche (beſonders von 
Seiten der Gelehrten und Stodphllologen) und Stalläniit: 
Broden in dieſe efle Franzoͤſiſche Sprachkuͤche einfhwärte, kann 





freilich auch nicht geläugnet werden, ebenfowenig aber darf mu 


verfennen, daß das Volk, wenigfiend die niederen Stände, aus 


jept noch nit feinen Antheil an der Nationalpoefle bein 


fondern daß diefelbe ſich faft nur unter dem Adel und dem höhe 
Bürgerflande bewegte, während jene immer noch entmeder ai 
verbalbornten Reflen ber mittelalterlihen Poefie zufrieden fm 
mußten, ober ih auf Volks⸗, Liebes⸗ und Kriegslieder befhränt, 
und auch Hier waren, wenn man bie Kirchenliederdichter aus 
nimmt, nur wenige Sänger tiefer ind Bolt eingedrungen, wm 
ihnen ‚aber am Meiften noch Wedherlin. 


$. 667. 


Um nun biefen abnormen Zuſtand der äußern Mehl! 

und Form der Poeſie gehörig würdigen zu koͤnnen, muß mi 
fi vergegenwärtigen, daß zwar in diefer Periode aus an ſid 
- fehr loͤblichen Gruͤnden, wahrſcheinlich in Nachahmung und nad den 
Muſter der vielen ähnlichen Staliänifhen Vereine jener Zt 
mehrere gelehrte SE prachgefellfchaften") gegründet wurden, KM 
Aufgabe es fein follte, Deutfhe Sitte und Sprache im Gegen⸗ 
ſatz zu fremdem Ballaſt aufrecht zu halten und alles Unaͤchle 
und Leoniſche auszuſcheiden, die aber leider unwilllürlich ſich fremden 
Einfluͤſſen beugten und, weit entfernt, der den Deutſchen inwohnenden 
Reigung, alles Ausländifhe fhön zu finden und nachzuaͤffen, m’ 
gegenguarbeiten, diefelbe vielmehr durch Tändeleien und Spieler 


Deutſche Poefie. Sprachgefellfchaften. 547 


mit Sinndidern und Ramen, welche fi die Mitglieder unter ein 
ander beilegten, unterffüßten und pflegen. In vieler Hinficht 
fann man ihre Pedanterei mit der handwerfemäßigen Förm⸗ 
lichlet der alten Meifterfingerfchulen vergleichen, und eben dieſes 
Einängen des freien menfchlichen Geiſtes in den eifernen Har⸗ 
nifd der todten Form verhinderte alles fruchtbringende Gedeihen 
derfelben. Die erfte diefer angeblich zur Hebung der Deutfchen 
Eprade gefifteten Geſellſchaften war die frudhtbringende 
Geſellſchaft, welche am 24. Auguſt 1617 zu Weimar auf dem 
Shloffe Hornſtein, der nachherigen Wilhelmsburg, durch Cas⸗ 
var von Teutleben geſtiftet und zuerſt unter den Schutz des 
Büren Ludwig von Anhalt geflelt, ſonſt auch der Balmenorven 
genannt ward, 890 Mitglieder zählte und bis. 1680 fort 
dauerte). Nach ihr folgte die aufrigtige Tannen» 
gefeltfhaft?), von Jeſaias NRömpler von Lömwenhalt zu Straß» 
tm 1683 errichtet, welche aber bald wieder einging. Die dritte 
war bie Teutfhgefinnte Senoffenfhaft*), die am ers 
hen Mai 1643 Philipp von Zefen zu Hamburg fliftete und 
welche Ach in Die Rofenzunft, die aus 9. 9 oder 89 Mitgliedern, in 
die Lilienzunft, Die aus 7 . 7 oder 49, in die Nägeleinzunft, 
de aus 5.5 oder 25, und in die Haupt⸗ und Rautenzunft, 
be ans 12.12 oder 144 Mitgliedern beflchen follte, aber nur 
Ss belam, theilte, fo daß fie im Ganzen nur 208 Thelinehmer 
hatte, Sie Scheint bis 1711 fortgevauert zu Haben und 
concentiirte ihre Thätigkeit vorzüglih in dem möglihfien Aus⸗ 
ſcheden aller fremden Wörter aus der Deutfhen Sprade und 
der Bildung neuer, weldhe blos die Sonberbarfeit der Fiſch⸗ 
art'ſchen Wortformationen, nicht aber den Geiſt derfelben hatten. 
Sle mußte darum vielen Spott von Selten ihrer Gegner dule _ 
den, befonder8 auch darüber, daß fie fhon Deutfh flatt Teutich 
zu ſchreiben für gut fand. Der vierte dieſer Sprachorden iſt der 
gefrönte Blumenorden der Hirten an der Pegnip?), 
1644 von Georg Philipp Harsdoͤrfer und Johann Klajus 
zu Rümberg gegründet und heute noch, wiewohl in einer an 
deren Gehalt, fortbauernd. Der fünfte if der Schwamenor⸗ 
den an der Elbe‘), dem Johann Ri 1656 (nit erſt 1660) 
gründete, der aber mit defien Tode 1667 wiederum aufhoͤrte. 
oo. 35 


u” 





548 | Dentſche Poeſie. Sprachgefelifchaften. 


Nicht zu Stande kamen der belorbeerte Taubenorden)), 
den Chriſtian Franciscus Paullini zu Eiſenach 1693 in Bar 
ſchlag bradiie, und der Leopoldenorden?), den Caspar Jump 
Michel *) von Miceldberg zu Dresden den 30ſten Mat oe 
Oten Jali errigten wollte, fowie die von Carl Buflav Hein 
zu Wien projecirte ähnlide Gefellſchaft (1716)°) und en 
von dem Tertind zu Grimma Johann Auguſt Egenolf (1717)") 
vorgefehlagewer ähnlicher Verein, wohl aber die Teutſche 9 
ſellſhaft in Leipgig‘), weiche 1697 Johann Yardard 
Mende gründete, und die fi, weil die erſten Mitglieder mel 
aus GörliG waren, erſt die Goͤrlitzer, 1719 aber die 
Teutſchübende Poetiſche Geſellſchaft und 1727 bi 
Erneuetung Ihrer Statuten die Teutſche Geſellſchaft namt. 
Zwar folgten nan noch mehrere andere aäͤhnliche Geſellſchaften 
allein dieſe gehören noch weit mehr als einige der zuleht go 
nannten der naͤchſten Periode an, und werden alfo bie ni 
weiter zu erwaͤhnen fein. Schließlich mag bemerkt werden, daeß 
aus alien biefen Geſellſchaften zwar manches Gute und Nüplik 
für das Gedeihen der Deutſchen Sprache und Poeſie here 
gangen iſt, allein dieß hatte man ihnen nicht als Gorporationn, 
fondern lediglich den einzelnen Theilnehmern an denſelben, wm 
ter denen die erſten Köpfe jener Zelt waren, Ins Befondere u 
verbanfen. | 


— — — 


*) Man dat von ihm den Spottnamen ber deutſche Michel ableitn 
wollen, allein diefer iſt weit älter, und gründet fich ſchon aufeine Erzählen 
6 Verfaſſers des Gimpliciifimus. f. a. Def Simplicissimi Praley wm 
Gepräng mit feinem deutſchen Michel. Jedermänniglichen ohne Laden i 
leſen use ge eur —— ne ns 1673. 8 

y e Spra a 17ten rhuudern. 
Berl. 1824, 8. ueb. ſ. M. E. N eneieker . Spec. lan, Bit. er. 
peetis German. hujus sec. (XVII.) praecipuis. Viteb. 1706. 4. ib 
1708. (a. d. Tit. fleht als Dr. & 1808) 4, 

. D_Neufproffender beutfcher Palmbaum oder ausführlicher Bericht vom 
dir Hocdlöblichen fruchtbringenden Gefeufchaft Anfang zc., von dem Syreß 
enden (d. i. G. Neumark) Rürnb. 1668. 6 (8. &.n. Hüle), Der Zuiiit 

almbaum. ebd. 1647. 8. Merion, der Kruchtbringenden Geſeill Haft Kamm 

vhaben, Bemälde und Wörter. Frift. 1646. 4. Sandrart, Iconologia Deorum 

mebft des Durchlauchtigſt. Palmenordens Gpeentemepel. Nuͤrnb. 1690 el 

C. Bryphius, Ritterorden p. 305. Hanndv. Drag. 1767. p. 122. Deutiö. 

Mere. 1784. HIT. p. 214-221. 3. M. Beinze, Erzähl. v. d. Fruchtee Er. 
u. Berm 


Beim. 1780. 4, u. . Rachr. v. d. Acten d. & unt. b. 
baften. ebd. 1781. fol. —R Bon ber vormal. Fr. Geſ. zg. 1755. 4 
Grit. Weitr. IV. p. 368 ey. Wediend. Jahrb. Bb. F. 2 — 


Deutſche Poefie. 5 
3) 6. Römpler, Erſtes Sopuͤſche feiner Reimgedichte. Straßb. 1643. 4. 
XVII. p. 89. 


Reumciftee De poelis saec, - 

4) Preißker, ber hochpreißwürdigen Deutfchgefinnten Genoffenfchaft Zunftz, 

und Gelchlehtinamen. Wittenb. 1705. 8. Meumelfter a. a. D. p. 
118. Grit. Bibl. I. p. 191. Schottel, Ausf. Urb. v. d. Zeutih. Spr. p. 
101. Riht zu vermechfeln ift damit bie zu Onfange des 17ten Jahrh. ebens 
fl zu Hamburg begründete Teutſchäbende Geſtliſchaft ſ. Hanndd. 
Dog 1768. p. 86, 

5) 8. Amarantes (3. Herdegen), Hiftor. Nachr. von bes Jöblichen Hir⸗ 
tens und Blumenordens an ber Peanig Anfange und Fortgang. Kürnb. 
14, & ©. Bi. Ponzer, Erneuert. Bebäctniß bes ner 350 Jahren geftife 
ktm Blinenordens. Rürnb, 1744. 4. Grit. Bibl. I. p. 491. Bragur IE. 


- 


p. 24 sg, Müller A. 8. SD, Br. IX. » ZV-—-XXWV. 


6) S. Körfter b. Müller Bibl. Deutſch. Dicht. d. 17ten Ihdts. MP. 
XL p. XVII. Anm. Grit. Bihl, I. p. 192. Gandorin (one. v, Hoͤpelen) 
dei hochloͤblichen ädelen Edywenen shrbeus Deutiher Simberſwan. Lühen 
1666. 12. Ahroͤnenfließender Zimberſchwan. ebd. 1668. 8. 


n®. 5 Mon. Untere. 1693. p. 8. Erit. Bibl. J. p. 19, 
Prof b. Paullini Zeitkürz. erbaul. Luft I. p. 137—151. 


8) 8. 3. C. Jungmichel, Neuer Wachsthum der deutſchen Heldenfprache, 
uch den Hochpreißlichen Leopolden⸗Orden. o. DO. 1695. 4. Grit. Beitr. V, 
p. 168 sq. Erit. Bibl. I. p. 192. 


me Grit. Beitr. II. p. 267 sq. u. G. Heraei Poamata. Norib. 
sl, . 


10) G. Exit. Beitr. I. p. 193. J. Agst. Egenolf, Consilinm de 
tosiituenda soeletate, quae barbariem in lugua vernacula ooercere 
uudeat, in ſ. Trias dissertas, Lipa. 1717, A. 


1) ©. Schediasma de instituto Socielatis Philo- Teutonicae 
poelicae. Lips. 1722. 4. Rachr. dv. d. erneuert. Teutſch. Gef. in | 
%, 1727. B. Berg. aller Poctiſchen Schriften und Mitglieber 8. 2. Geſ. 
Egg. 1724. 8. Sätten, SH. Zuropa IL p. 78L Grit. Bibl. I. p. 193. 


$. 668. 


Haben wir nun bereits Darauf hingewieſen, daß allerdings 
eimelne Witgtieder tiefer Sprachgefellſchaften weit mehr Air 
Deutſche Sprache thaten, als die Inftitnte, zu denen fie gehör⸗ 
ten, fo müffen wir Her beſonders Martin Opiy') anführen, 
ber thelts durch Den großen Einfluß, den er ſelbſt auf feine 
Zeiigenoſſen aushbte, theils and durch eine eigm zu biefam 
Zweck geſchelebene Poelik es dahin zu bringen mußte, daß das⸗ 


jenige Hochdeuiſch, wie es und Luther in feiner Vibeluͤberfezung 


übergeben hatte, die herrſchende Form fire ben poetiſchen Aus⸗ 
duck ward. Zwar hatte vor ihm ſchon Ernt Schwabe von 
der Heyder) einige Regen der Deuiſchen Proſodie feRgefefit, 




















550 Deutfche Poefie. 


‚allein während der fonft fo tuͤchtige Weckher lin fih noch an 
gar nichts binden wollte, finden wir bei Opitz ſchon nicht bloe fafl 
genaue Sylbenmeſſung, fondern auch forgfältige Unterſcheidung 
der Jamben, Trochaͤen, Dactylen und Wnapäflen, wenn auch 
die metrifhen Formen noch ohne alle Selbſtaͤndigkeit und theils 
den Sranzofen und Holländern, theils den Italiaͤnern abge 
borgt waren. 

1) Bon der Deutfchen Poeterei. Brest. 1624. 4, u. in d. Bodm. Ausg. 
p. 1-70. Als Gymnafiaſt zu Beuthen hatte er ſchon feinen Aristarchus 


seu de contemptu linguae teutonicae (Straßb. 1624.4. u. in d. Bob: 
merſch. Uusg. p. 7178) gefchrieben. 


2) ©. Wadernagel, Geſch. d. Deutſch. Herameters p. 40. Gedichte von 
ihm db. Wadernagel, Deutich. Lefeb. IT. p. 191. (p- 235. d. II. A.) Scherf: 
fer db. Hoffmann, Spenden Bd. II. p. 197. fchreibt aber Schwaben alles 
Verbienft ge und fagt, von ihm babe Opitz erft Alles, was er für bie Deut: 
ſche Dichtkunſt gethan, gelernt. 


$. 669. 


Ehe wir aber jegt zu demjenigen Manne fortgehen können, 
ber fi in diefem Abfchnitte um die Deutſche Boefle fo wohl ver- 
dient machte und durch Vorgang und Beifpiel, fowie durch 
feine Schüler eine befondere Schule gründete, iR es nothwendig, 
einige Worläufer defjelben anzuführen, welde wenigſtens in 
mander Beziehung das Terrain für ihn ebneten, auf dem er 
wirken ſollte. Die hervorragendſten Talente unter ihnen find 
der Jeſuit zu Coͤlln Friedrich von Spee aus Kalferöwerth 
in der Pfalz (geb. 1591, nit 1595, gef. 1635), befanntlid 
der erſte Beftreiter der Hexenproceſſe (1631), defien Trug Nad⸗ 
tigall Cd. h. feine Lieder follten „trug allen Nachtigallen ſüß 
und: lieblih fingen”), eine Lieverfammlung, nicht blos durch ihre 
gefühlvolle Naturanfhauung an die Minmefinger, fondern aud 
durch ihre innige Leidenſchaft für den Serlenbräutigam und 
Heiland eines ber beſten Erzeugniſſe diefes Abſchnittes ward, und 
George Rodolf Wedherlin aus Stuttgart (geb, 1584, 
ge. um 1651), der In die Deutfche Literatur die Dbe, das 
Sonett, die Ekloge und das Epigramm einführt. Obwohl 
Nachahmer der Franzoſen, übertrifft er doch Dpis an Tiefe des 
Gefühle und Natürlichkeit der Empfindung, Kraft und Lebendig⸗ 


Deutſche Poefie. | 551 


kit des Ausdrucks und Schwung der Phantafle. Am belieb⸗ 
wen waren befonders zur Zeit des SOjährigen Krieges feine 
kriegs⸗ Liebes⸗ (er nennt fie Buhlerelen oder geile Lieder) 
und Irinklieder, obwohl aud feine Oden und Gelegenheitsge⸗ 
dihte, wenn fie auch weniger populär wurden, viel Verdienſt⸗ 
liches haben, welches bei leßteren beſonders darin befleht, daß er in 
ihnen fein bloßer Lobhudler if, fondern nur wahres Verdienſt loben 
wil. WS Liederdichter wird beſonders Paul Meliffus 
der Schede?) aus Melrichſtadt In Franken (1539 — 1602), 
ver die Palmen in Deutfhe Reime bradite, geruͤhmt, der 
ad das Verdienſt hat, in einer Nachbildung des 37ſten Pfal- 
umd das aͤlteſte Beifpiel der Terzinen in der Deutichen Poeſie 
und zugleich das äÄltefte Sonett in Alerandrinern geltefert zu 
haben. Schade iſt e8, daß von Peter Danatfiust) aus 
Straßburg (1561 — 1610) nur noch ein einziges Gedicht, ein 
Hochzeitscarmen, vorliegt, denn er fcheint in Bezug auf Spraͤche, 
thyihmiſche Genauigfelt und Rundung am weiteflen unter allen 
Senannten geweſen zu fein. Ein mehr religiöfer Dichter if 
mid Johann Valentin Andreä‘) aus Herrenberg im 
Bürtembergiften (1586— 1654), Abt zu Adelsberg, defien 
Alegoriiche6 Epos, die Chriſtenburg, die Schidfale und Zufände 
der criftlichen Kirche in den furz vor dem ZOjährigen Kriege 
orhergehenden Zeiträumen nicht übel fchilvert, 


BD 8 5% — Doet. zafhend. 1806. p. 127 sq. Hauber Bibl. 
140, 500 . Webbigen, —* —— 
P- er scher in ine 8 la. 0. D. p. 
Schwendler in. Be. Spee von Langenfeld als geifklicher Didier — 
nachtigal, Trier 1843. 8. Gülden Tugend Buch oder Werke und Uebung 
Mi Kimmbten Tugenden, Glaubens, Hoffnung und Liebe. Cobl. 1649. 1656. 
1666. 1068. 1748. 12. Eoblenz 1829, II. 8. Trugnachtigall ober geilts 
* —3 —— Eoͤlln 1649. 12. 165 ro ». 1656. 1660, 
N. d. erft. Ausg v. W. Frieſſem, Köln 1849, 
n —— u. —2 von v.®. Süppe und W. Xunfmann. Anhang, die 
Relodien = erſten Aug. bearb. v. Foͤlmer. Coesfeld 1841. 12. Zr. 
ed P. 2, Willmes. Köln 1812. 182 12. NR. d. Ausg. v. 1654 im 
Gcfe d. Berf. bearb. v. Br Kav. Weninger- Inebr. 1884, 8. Auswahl 
b. Müller a. a. D. Bd. X 
2) ©, Bofäen *. v. Sittew. Geſichte IE. p. 664 sq. Deutſch. 
Ruf. 1779, Bd. n 3 —309. Hanndv. Mag. 1707. p. 112. Dlla Potr. 
188. %. IE. p eo * P. Conz, Radır. v. d. Leb. u, Schrift. &.R. 
r —5 — * 8. Müller, a. a. D. p. XI-XXVI. ey Br. 
10 $ Herder im Deu iſch Huf. 1779. 8b. II. —* 
8* Ar Rn Oben und Bring. Stuttg. 1618: 8, Geiſtache und . weite 


552° Deutſche Poeſie. Epos. 


lie Gebichte. Unmllerd. » 1641. 12. 1848, 1048. 8. u. 6. MR. Unserief. 

Gedichte. Zwideu 1823. 12. u. in b. —— wi Deu * Di: 

ter bes 17. Ihdts. fortg. v. K. a son. 189. u ie 

Erinnerungen an Guſtav Adolph (Gebicht) ent. feine 

leitung zur Gedichte gin⸗ ebend u. ©. A. We —— Bi Guſtad 
Kai. Halle 1806. 8. Prob. b. Eſchenburg — St. ebd. IN. p. 171 


u ®. Adami Vit. phil. p. 206. Bruder, Ehrentempel IV. p. 148. 
Zördens Wh, III. p. 515 sq. — "Di Palmen Davids In Zeutfche N lang 
reymen nad) Srangefifcer melobeien uont ſylben art, mit —** 

gebradt, Heidelb. 1572. 8. — &. weltlichen Lieder 6. Binkgrefs Muig » 
Drik Teutſche Geb, Stvaft. 1624. 4. p. 162 1 2 Zergine u. d. Gondit 
adernagel Bd. II. p. 95 sq. (p. 122 sq. d. II. 4.) 


4) ©. Morhof Unterr. v. d. Deutſch. Spr. p a Da Pote. 1788. 
Bd. I 1: 79 sq. Hanndv. Mag. 1767. p. 111 2. gras Bd. I, p.3% 
sg. D. Ged. in b. Züri. Streitſchr. Bd. IV. St. 9. p. 7—9. 


8,8. mA 4 bold, Selbſtb. merkw. Maͤnner. Wintntt. 
10. © sbefchr: ber. Würtemberger. Gtuttg. 191. 
—8 Maſ. oo, er. XL P- 416 2q. Wärtemb. ep. & Lit. 18. 

L A. Ch. Zeller, Epist. q opuse, var. nov. eüt 

ind. rubing. 1713. 4. M. Pb. Furt, Boni. Sn all. in Drad gelomm. 
Lat. u. Zeutih. Schr. d. artaage: 3. v. %. Tũb. 1393. 8. u. Rachtt. m 
1 Lit. Anz. 1798 p .H. AL lem, Amoen. acad. (Stullg. 

17 2 Font: —— 1 Eu. 90 ah, . A. u. f. Zeitalter, Berl. 1819 8. 


. pP. sq. Zördens L 9.2465 pi 
5 — —— Burke ee 161 12. Chriſtl. Srmäl FE 1612 & 
Dichtungen 3. Beherz. f. unf. geltatte, m. e. Vorr. v. Derder. u. * 
8. Die Ch henburg. Alcg. . Dicht n. ein. gleicha. Hdſchr. her 
Srüneifen. Lpzg. 1836. 8, u. 5. Sügen Zeitſchr. ar . Theol. Bd. — 


$. 670. 


Es iſt ſchon oben ums einigen Anbdeutungen klar gem! 
den, daß fi} die aͤltere Schleſiſche Dichterſchnle, ihren Oplh 
der Spitze, vorzugoweiſe mit der Lyrik beidäftigte, wir wola 
gleichwohl der früher beobamteten Ordnung halber hier mei 
einige Worte über das Deutfge Epos während derfelben Zei 
ſagen. Die Blüthe deſſelben war für Deutfchland werfen? 
für jet lange vorbei, und Arbeiten, wie des befannin Ede 
iſchen Reichſhiſtoriographen Johann Freins h einy ansliin 
(168083 — 68) Teutfſcher Tugendſplegel, womit er Bernhard ver 
Weimar feiern und verewigen will, Johann Peter Titzens) 
aiuo) aus Liegnttz, Conrectors zu Danig (1089 — 89, & 
deetia, Wolf Helmi ards, Freiherru von Gohenbert a 
Lengenfeld In Nhıbatprid A012 — 88), (ale Migie de 
Frucattingenden Gefelifihaft ver Gimmechhe genanni),Heb⸗ 


= 


Deutfche Poeſie. Satire. 555 


Wehntichtelt mit diefen Arbeiten haben unter den Schriften bes 
befannten Wiener Hofpredigere Abraham a Sancta Clara!“) 
oder Ulrih Megerle aus Krähenheimftätten bei Moͤßlirch in 
Schwaben (geb. 1642, gefl. 1709) befonders fein. Rarrens 
neh, Merls Wien, Etwas für Alle, Judas der Erzfhelm, Hui 
und Pfui ıc., obgleich fie verhältnismäßig auf einer weit nies 
drigeren, faR banswurftartigen Stufe fichen. Auch der befannte 
Rector zu Zittau, feiner Vaterſtadt, Chriſtian Weife') 
(1642 — 1708) ſuchte die Laſter feiner Zeit durchzuhecheln 
und wählte dazu die Form eines Romans, allein den geringen 
Beifall, den feine frofige Satire fand, verdankte er mehr feinen 
übrigen damals vielgelefnen Schriften, und darum fiel fein Buch 
bald nachher in verdiente Bergefienheit, welches Schiefal leider, aber 
mit- Unrecht, auch Johann Riemer’s'%) aus Halle (1648 — 
1714), Paflors zu St, Jakob in Hamburg, Satire anf die 
ſchlechten Dichter und Werfefabrifanten widerfahren if, denn hier 
fowohl als in einer andern auf die damalige Revefunft ift viel 
Treffendes und Wahres, was aud) für und noch zu beherzigen 
fein dürfte, gefagt. Reine Curioſa find fein politiſcher Maul⸗ 
affe, Stodfih x. 

ı) € Zu (od d d That 
N 
Templ. honor. p. 357 sq. Struve, Acta litt. T. 7 f. 3. p.18 2q. f. 6. 
p- 30. Commerc. litter. M: ermeggeri I. et II. Fascic. Argent. 
1670. 12. Zördens Bd. I. p. 

D) Lucretia. ansie 0. 8 T en b. v. Baczko, Preuß. Tempe 
1781. Apr. 

3) ©. Ken b.. VI. p. 342 sq. — Der Habfpurgifche Dttobent. 
Sehr 1663. 8. (Uusz. in d. Beitr. zur Brit. Hiftorie d. deutſch. Spr. 

VII. p. 541-576.) Die an cote geraubte Proferpina. Fi 
—* — 8. Luſt⸗ und Arzneygarthen, oder bie mit deutſchen Sayten 
überzogene Cronharfe bes koͤniglichen Propheten Davids. ebd. 1675. 8. 
Regensb. 1680. 8. 

4) Der große Wittelind, in einem Heldenged. ber. m. e. Vorr. u. m. 
Nacır. v. Poſt. Leb. u. Schriften v. Chr. Br. Weichmann. Sams. 1724. 8. 
Die liftige Juno, wie folche von Homer in ber Ilias Lib. XIV. abgebildet, 
vom Biſchof u zu Theffalonich ausgelegt ‚ von —* in teutſche 
Berfe gebracht und mit Anmerkungen erklaͤrt. ebd. 1700. 8. ſ. Thieß, Hamb. 
au. een. BD. IT. p- Al. rdens Bb. IV. p. 310 Sting vVii. i. 


5) Der Held von Mitternacht. Heilbr. 1633. 4 
6) Der Deutfchen b AH Krieg, poetifch erzaͤhlet. o. ö, (Hamb.) 
1657. ec en De. . 247 
©. Floͤgel Sa: d. Tom. et. ©. III. p. 462 4q. Sörbens Bb. V. 
20.10 Schmitt ekrol. Bo. I. 176 sq. He ngt, Kl. deutfche she. 
sq. Foͤrſter b. Müller Sl, I Deutſch. Dit. Bd. XI 


666 Deutſche Poefie, Satire. 


XXXI. sq «© mnt aus * 
— von lem Bee a dee 5 Moeiäctn und Ehlfegiäg, = nebſt eins 
igen nöthigen Erklärungen des Neberfepers. Altona 0. J. 

8) De hörichte en ober T&hmärmenbe Poctt, in einer ufligen 
Osmoedie, wobe ne Critique € nonymi ueberſch 
ten, Schäfer gehe End unverfehämte Durchhechlung —— 


dauſchen —* Coblenʒ (Hamburg) 1704.8. f. Kldgel Fe —22 
IJdrbens Bd. II. pP. 400 sq. Hanndv. Mag. 1768. p- Be 
erit. Geſch. d. deutfch. Spr. Epzg. 1733. 8. St. III. p. 50" * + 


Rachr. v. f. Bibl. Bd. VII. p. 706. Olla Potr. en Br. I 


9) ©. Srörnt ie rn . 150 sq. VI. p. 465 3 . bg * 

p. dt ag ar. 66. p. 162 sq Wi ver —8 
—S 30 he Yıs erfilie: Ban ber gRinfehen i igigen verdorvenem 
Wandel unbe Maneeren. 2 Van almodiſcher Kleder Dracht. 3. Ban vers 
mengber Sprake unde Riten, 4. Ban Posfle und NRym⸗Gedichten. Met seuem 
Aubange 20 von etlicen in büffen Jyden nyen ingeſchlekenen Mißbrüfen. o. O. 

1670. 8. Roſtocko. J. 8. Joachimi Rachelii Londimensis 
Nen⸗ —— ———— Satyriſche Gedichte, deme beyg füge (Jana. Wilh.) 
Laurembergii Schert Gedihte Samt einem — Etlicher in bie 
Zeit men beaußgefommener Nieder: Sächfiihen Teutſchen Werfen, Bor’ Ye 
Biebhaher der edlen Poësie, an neuen — auffgeleget und gebrudkt. 
Bremen 1700. 12. 0. D u. 3. (Caffel 1754.) 8. De nye poleerte utio im 
“ Bades -Büdel, entworpen in veer Eder: hte. —* nn 


D. u. 3. 8. Hochdeutiche Ueberſ.: Bier Sch — ige 
Seierterbung ——— von der —— Enten. (6. 6 
defind) IM Jahr aLs hier Die ELbe fLosse. 


10) &. Hamb. Berm. Bibl. WB. IH. we ihm die 2 Ich. 
8 zu abgefprocdhen werben.) Zörbehs 3. F. 235g 
el pe 1% J. Her Schmidt N ce Bei. ar an e Br rn 
riſche Ge EB 1 af. end. 
0.6) t 1668. 8. (40! ) 1077. Dfdenp. (kandon) 1086. 8. 
5. Bremen 1700: 4707. 8. Beeyburg im Sopfenfade, o. J. 
In 8. 35 1742. 8. d. Dei b yon J. J. Wippel. Werl. 5 
8. R verb. A. 0 — ie Fi 8 — Morhof, unterticht x. ©. 16. 
p- 750 nennt ihn den erften Satiriker in ter hochdeutſchen Sprache, er 
—— Biefen Namen aber ebenfowenig als hen des Deutſchen —X 
eK 


11) Der Welimann. Kult. u. 8. ©. el @». IB. 
* Gm — . ma *8 ———7 
Lp. 1 
12) F —— Consp, —8 . 383, ala te. 1783. 3b. IL 
„95 2q, Estel ade, Be IV sg. Phrdens Bi. 
ı q⸗ er db —** 0, Q- D. xy 2 LXXH. l 
Strieder He. Bel. 201 3q. 9 runter und warha 


eſch. 8 IX. p, 
eſichte Yhllanders von — Dos if Straff⸗Schrifftey 28 
el Moſcheroſch von —— 3 u welchen —— en, Allee Roaͤn⸗ 
ſchen Händel, mit jhren Ratärlichen Karben der Eitelkeit, Gewalts, Heuch⸗ 
Shorpeit bekleidet, o gli oe auf die Schau ühret, als als in ‚Anem 
argsftelet Ay ben Bern. na 1 abd. 1080. II. 

1830. Bb. * .J. .d 





$ ig 
rapie vivo redjvivus Anparenz, Das ft: me 
eeterharliche Siflenm, Bounen Dean: Don YEhude Wehe 


Deutſche Poefie Satire. 555 


Ichnfihtelt mit diefen Arbeiten haben unter ben Schriften des 
befannten Wiener Hofpredigers Abrabam a Sancta Glara'* 
der Ulrich Megerle aus Krähenheimftätten bei Mößkirch in 
Scwaben (geb. 1642, geft. 1709) beſonders fein. Rarren» 
net, Nerts Wien, Etwas für Alle, Judas der Erzſchelm, Hut 
und Mut sc., obgleich fie verhältnismäßig auf einer weit nies 
drigeren, fa bandwurftartigen Stufe fichen. Auch der befannte 
Fector zu Zittau, feiner Vaterſtadt, Chriſtian Weife") 
(1642 — 1708) ſuchte die Laſter feiner Zeit durchzuhecheln 
und wählte dazu die Form eines Romans, allein den geringen 
Beifal, den feine froflige Satire fand, verbanfte er mehr feinen 
übrigen damals vielgelefenen Schriften, und darum fiel fein Buch 
bald naher in verdiente Vergeſſenheit, welches Schickſal leider, aber 
mit Unrecht, auh Johann Riemer’s!‘ aus Halle (1648— 
1714), Baflors zu St. Jakob in Hamburg, Satire auf die 
ſchledten Dichter und Berfefabrifanten widerfahren if, denn bier 
ſewohl als im einer andern auf die damalige Redekunſt IR viel 
Irefiendes und Wahres, was auch für und noch zu beherzigen 
kin dürfte, gefagt. Reine Curioſa find fein politiſcher Maul⸗ 
af, Stockfiſch ar. 
En 
—9 honor. p. 357 sq. Struve, Acta litt, T. I. f. 3. p.18 aq. f. 6. 
%. Commerce. litter, M: „ernegeeri I. et II. Fascic. Argent. 
Ibn. 2. Zördens Bd. I. p. 5 
I en? N 0. Ss — Proben b, dv. Baczko, Preuß. Tempe 
Ar — in © Bin 25— krit. A ee Er. 
N. &. VIII. p. 541576.) Die unvergnügte geraubte Proferpina. Mes 


gend. 1661. 8. Eufts und Ar ine artyen, oder bie mit deutſchen Sayten 
— 5 — Seonharfe bed Fin — 1075. 8, 


9 Der große Wittekind, in einem Heldenged. her. m. e. Vorr. 
Rad. p. Poſt. Leb. u. Schriften v. Chr. Fr. Weichmann. Sams. 1724. =. 
Die liſfige Juno, wie folche von Homer in ber Ilias Lib. XIV. abgebildet, 
ven Biſchof Euſtathius zu Theſſalonich ausgergt‘ von Poſtel in teutfche 
Lerfe gerat und mit Anmerkungen erklaͤrt. ebd. 1700. 8. ſ. Thieß, Hamb. 
Gel 8 8b. IT. p. 111. Jordens Bo. IV. p. 210. virichins Eh. vın.i. 


5) Der Held von Mitternacht. Heilbr. 1633. 4 
* 7— —æ— D d gie er poetifch erzähle. o. O. (Hamb.) 


07 24 5 midt Rekrol. Bd. I. 176 F He ize Kl. deutſche She. 
sq. Foͤrſter b. Müller Bibl. d. Deutſch. Dicht. Bd. XI 


Abgel 3 d. "Tom. 3. II. p. 462 sq. Jördens Bd. V. 





666 Deutfche Poefie. Satire. 


. XXXI. sq. Gin Helden t Hans Sachs t as — 
feet von lem Bee a — N ſt eins 
igen nötigen Erklaͤrungen des Meberfehers. Altona 0. J. (1703) fo 


8) Der weride Pritſchmeiſter oder ſchwaͤrmende Poete, in einer — 
Osmoedie, wobei zugleich eine Critique über eines ‚Anoaymi Neberſchrij⸗ 
ten, Schaͤ ergebe und unverfchämte Durchhechlung ber Doffmannswal: 
danfchen Schriften. Coblenz (Hamburg) 1704.8. f. Bine 8. 8 466 sg. 
Jorbdens Bd. II. pP. 400 sq. Hannöv. Mag. 1768. B 
crit. Geſch. d. deutſch. Spr. Epzg. 1733. 8. Gt. II. 53. ‚5° * Sort, 

Rachr. v. f. Bibt. Bd. VII. p. 706. Olla Potr. 1790. Bb. I 


9) ©. Serörat Ei m „0 XR VI. p. 465 2q. ed * Mm. 
p. dt ag D. Breimü 5. ar. 66. p. 162 sq. De veer olde bes 
Fimede € cherb⸗O⸗ nee Ks erſtlick: Ban der Minfchen ikigen verborvenem 
Wandel unde Maneeren. 2 Ban atmobifdher Kleder Dracht. 3. Wan ver 
mengder Sprake unde Titeln. 4. Ban Peöfle und Rym⸗Gedichten. Met eenemn 
Suhange van etliden in büffen Tyden nyen ingefchletenen © Mißbräfen. o. OD. 
o. D. 1655. 1670. 8. Roſtocko. J. 8. —— Fehr Londmensis 
an becbefferte Seutfche X. Satyriſche Gedichte, beme — (dan. Wilh.) 
Laurembergü Scherg Gedichte Samt einem Anhange Etlicher in Kr 
Zeit nen heausgelommener Rieder: Säcfifchen Teutſchen Werfen, Ber We 
Sebhaber der edlen Poesie, von neuen wiederum aufigeleget und gebrmdtt. 
Bremen 1700. 12. 0. DO u. 3. (Gaffel 1754.) 8. De nye poleerte sie ee 
" Bades : Büdel, mimorpen in veer Schert s Gedichte. In Nedder 
rymet. 0. O. u. 3. 8. Hochbeutiche Ueberf.ı Vier Sch — 1% 
Beitvertreibung gehoochdeutſchet von ber Dihtkunft ——** (G. Str. 
deind) IM Jahr aLs hier Die BLbe fLosse. 


10) &. Hamb. Verm. Bibl. Bd. II. sg. m (we * die 2 Icht. 
Gatten ae abgefprochen werben.) Zördens 3. 
tt. Te]. RR: 507. Schmidt Necsol. Beil. 1785. Db. I Ip 13024. 
| ebi 1664. 8, (6 Sat.) Kop .& 


eu — — te. P iur Ä 
Frift. 1668. 8. (10 ) 4077. Dvenh. Teandon) 1686. 8. Ex 
1695. Bremen 1700. 4707. 8. Beeyburg im Hopfenſacke. o. 3. (ers 
in) 5 8, Hamb. 1742, 8. N. d. Drig. verb. von J. J Wippel, Wert. 174% 
8 NR. verh. I. v. — dit 1823. 8. — Morhof, unterticht ı. ©. 16- 
p. 750 — da ie den erſten Satiriker in der hochdeutſchen Sprache, 
Bei men aber ebenfomenig als hen bes Deutiähen —X 


11) D Eur eeimamm. BAR. 1. 165%. 8. ©. el u. U. > 
MERmmNN nm. SH nfaus mt 
0 p. 


12) & Heumann —X liter. *5 Zr m. nn. 
—* ee Sch. 3 af AT IV 
Forfter Aller 0. a. D. BD. XıY. ı 
Striker oc el. — > db. IX. p, 201 ag. Wunder 
tige Geſichte Philanders von Sittewald, Das if Gtrafl-® 
el Moſchexoſch von Wilftäbt, In welchen ee 

ſchen Händel, mit jhren Natärlichen Farben der 
ley, Thorheit bekleidet, o ati ouff hie Saas ret, als im Ainem 

jegel —— F —* hen er — 


B. —— v. Bei, 1850 il. une 
hilander AT vVᷣ vo © Baden If in 


Wale, p 
Buderharlihe SBifleurs, Boumen, — — — 











Deutfche Porfie. Lehrgedicht. 559 


Siebenbürgen) oder die Ruhe des Gemüthes, Vesuvius oder von den 
‚Urfachen der feuerfpeienden Berge, Vielgut oder vom hoͤchſten Gute, 
und die beiden Panegyrifen, Lob des Krieges: Gottes Marti, eine 
Apologie Dohna’s, und Lobgefang des Neides. Alle diefe Bes 
dichte leiden mehr oder weniger an den oben angegebenen 
Fehlern. Unter feinen Nachahmern if ber bedeutendfle An⸗ 
dreas Scultetus?) aus Bunzlau (nah 1642 verfhollen), 
deſſen Oeſterliche Triumphpoſaune troß ihres ſchwülſtigen Titels 
Leſſing's Lob in hohem Maße verdient. Auch Rudolf Mey; 
ers Sterbensfpiegel?) oder Todtentanz iſt nit au veradten, 
Ricolaus von Boflel’s*), Rathgsherrn in feiner Baters 
fladt Stade (1670 — 1707), moralifhe Gedichte hingegen find . 
eigentlih nur als Verſuche, die niederdeutfhe Sprache wieder zu 
Ehren zu bringen, zu loben, wie denn Barthold Feind'69) 
aus Hamburg (1664— 1721) philofophifhe Dichtungen au 
nicht über gereimte Profa hinausgehen. Ehrifian Hoff» 
mann’8°) Lehrgedicht über den Bergbau iſt eine trodene Theorie, 
die ebenfo gut in Profa hätte gefchrieben werden fönnen, des 
Bielfchreibere Caspar von Barth’) aus Eüftin (1587 — 
1658) Deutiher Phoͤnir, eine Apologie der Unſterblichkeitslehre, 
und endlich die Ehr⸗, Lehr» und Reichen» Gedichte des Altorfer 
Profeſſgßrs Magnus Daniel Dmeis?) aus Nürnberg 
(1646—1708) hätten ebenfo gut ungefchrieben bleiben können. 
Als Fabeldichter find zu erwähnen Georg Philipp Harsdörfer 
aus Nürnberg (1607 — 58), in der Fruchtbringenden Geſellſchaft der 
Spielende, in der Deutfchgefinnten Genoſſenſchaft der Kunſt⸗ 
fpielende genannı?), Juſtus Gottfried Rabener! aus 
Sorau (1665— 99), Rector zu Meißen, der Großvater des 
befannten Satirikers, und endlich Daniel Stoppe!!) aus 
Hirfhberg (1697 — 1747), defien nicht in- Profa, wie die der 
Uchrigen, fondern In Alexandrinern geſchtiebenen Nahahmungen 
La Yontaines und de la Motte's von feiner Coterie, der 
Gottſchediſchen Schule, denn er war Mitglied der Deutfchen 
Geſellſchaſt In Leipzig, vielfah gerühmt und empfohlen wurden, 
bald aber in verdiente Vergeſſenheit verfielen. Sonft bat er 
fih mehr in niederer Komik hervorgethan und der Inhalt feiner 
beſten Gedichte betrifft Tabak, Bier oder Kaffee und die Liebe; 


’ 


558 Deutſche Poefie. Lehrgedicht. 


8. 671. 

Wenden wir uns nun zum eigentlichen Lehrgedicht, 
fo finden wir, daß daſſelbe in dieſem Abſchnitte elgentli nur von 
einem einzigen Manne angebaut warb und dieſes war ber, von dem 
die ältere Schleſiſche Schule ihren Namen bat, Rartin Opih 
von Boberfeld!) aus Bunzlau (geb. d. 23. Decbdr. 1597, ge. 
d. 20. Auguf 1639 zu Danzig), mit Recht der Bater der 
Deutſchen Poeterei (Poetif, nicht Poefle) genannt. Obwohl u 
reflectirend, um phantaflereiches, geborenes Dichtergenie zu fein, 
zu gelehrt und denkend, als daß ihm bie Erfindung hätte left 
werden muͤſſen, bat er doch das unflerbliche Verdienſt, die Deut 
fhe Sprache zuerft zur eigentlichen Dichterſprache umgeſchaffen m 
haben, indem er die bereit von dem oben (S. 549) genannim 
Dichter erfundene Silbenmeſſung einbürgerte, die fremden Wir 
ter ausſchied, gefickt Archaismen vermied und die Deutſchen 
auch mit den Kunftwerfen auslaͤndiſcher Poeſie bekannt mad, 
indem er gewiflfermaßen der Schöpfer der Deutfchen Ueberſehunge⸗ 
literatur wurde. Leider ahmte er aber dabei die fremden Die 
ter, befonderd die Holändifchen, zu fehr nach und führte Ihre 
Vers-⸗ und Didtungsarten ein, vorzüglid den unglüdliden 
Alerandriner, der am Allerwenigſten für die Deuiſche Pod 
und Sprache paßt. Was ihn aber am Meiften blosſtellt, das N 
fein Hafchen nad; Anlaͤſſen zu Gelegenheitögedichten und Panegytilen 
auf hochgeftellte Leute, und darum darf es uns nicht wundern, wen 
er das treue Factotum und ber Lobhudler des ſchrecklichen Gran 
Dobna bis an deflen Tod war, ja wenn fich der protehan 
iſche Dichter nicht ſchaͤnte, des Jeſuiten Martin Becanus Ne 
nuale zu üuͤberſetzen, und nach Dohna's Tode wieder die Gun 
der proteſtantiſchen Machthaber ſuchte. Vielleicht haͤtte er nod 
öfter bie Farbe gewechſelt, allein der Tod verhinderte ihn daran. 
Bon feinen Dichtungen gehören hierher fein Lob des Feldledend, 
eine Schülerarbeit und Nachahmung von Virgils Georgi 
von deſſen Culex und von Horazens zweiter Epode, fein Geist aul 
den Anfang des Jahres 1621, ein Trofigebicht bei Widerwaͤnig 


keiten des Krieges, durch feinen Aufenthalt in Holſtein veranlahi 


und die Drangfale des 3Ojährigen Krieges ſchildernd, Ziatna (br 
vorgerufen durch feinen Aufenthalt an dieſem reijenden Orte I 


Deutfche Poeſie. Lehrgedicht. 559 


GSiebenbuͤrgen) oder die Ruhe des Gemuͤthes, Vesuvius oder von dem 
Unſachen der ſeuerſpeienden Berge, Vielgut oder vom hoͤchſten Bute, 
und die beiden Panegyriken, Lob des Krieges = Gottes Martis, eine 
Vologie Dohna's, und Lobgefang des Neives. Ale dieſe Ges 
dichte leiden mehr oder weniger an den oben angegebenen 
Fehlem. Unter feinen Nachahmern iſt der bedeutendfe An⸗ 
dreas Scultetus?) aus Bunzlau (nah 1642 verſchollen), 
deſſen Oeſterliche Triumphpoſaune troß ihres ſchwuͤlſtigen Titels 
Leſſngis Lob in hohem Maße verdient. Auch Rudolf Mey⸗ 
ers Sterbensfpiegel?) oder Todtentanz iſt nicht au verachten, 
Kicolaus von Bofel’s*, Rathsherrn in feiner Vater⸗ 
Radt Stade (1670 — 1707), moralifhe Gedichte hingegen find 
eigentlich nur als Verſuche, die niederdeutfhe Sprache wieder zu 
Ehren zu bringen, zu loben, wie denn Barthold Yeind’6°) 
u Hamburg (1664— 1721) philofophifhe Dichtungen aud 
alt über gereimte Profa hinausgehen. Chriſtian Hoff- 
wann’6°) Lehrgedicht über ven Bergbau iſt eine trodene Theorie, 
De chenfo gut in Proſa hätte gefchrieben werben können, des 
Vielſchreibers Caspar von Barth’) aus Cüftiin (1587 — 
1658) Deutſcher Phönir, eine Apologie der Unſterblichkeitslehre, 
und endlich die Ehr⸗, Lehr» und Leichen» Gebichte des Altorfer 
drofeſors Magnus Dantel Dmeis?) aus Nürnberg 
(1646— 1708) hätten ebenfo gut ungeſchrieben bleiben fönnen. 
Us Fabeldichter find zu erwähnen Beorg Philipp Harsdörfer 
a Rurnberg (1607 — 58), in der Fruchtbringenden Geſellſchaft der 
Epielende, im der Deutfchgefinnten Genoffenfhaft der Kunſt⸗ 
Ipielmde genannt’), Juſtus Gottfried Rabener”) aus 
Soran (1665— 99), Rector zu Meißen, der Großvater bes 
befanntm Satirikers, und endlih Daniel Stoppe!!) aus 
Hiiſchberg (1697 — 1747), deſſen nicht in- Profa, wie die ber 
Uebtigen, fondern in Alexandrinern geſchtiebenen Nachahmungen 
da Fontaine's und de la Motte's von feiner Coterie, der 
Goufbedifhen Schule, denn er war Mitglied der Deutfchen 
Geſellſchaft in Leipzig, vielfach geruͤhmt und empfohlen wurden, 
bald aber in verdiente Bergefienheit verfielen. Sonft bat er 
Ah mehr im niederer Komik hervorgethan und der Inhalt feiner 
beim Gedichte betrifft Tabak, Bier oder Kaffee und die Liebe; 


560 Deutſche Poeſße. Lehrgebicht. 


auch als Gelegenheitsdichter war er ſehr fleibig, doch ledhndelt 
er nicht bloo hochgeſteilne und reiche Lane, wie viele jeinm Ik 
ſondern er machte auch Gedichte auf Perſenen nit Ber- m 
Zunamen, Amt und Würden, die aber in der Wirklichkeit gar 
nicht eriflirten. Auch einige Proben von poetlſchen Cylfleln Br 
den ſich in den poetiſchen Waldern von Martin Dyit, 
Daul Blemming, Andreas Eiherning, Andrea 
Sceultetus, Andreas Gryphius, Benjamin Reu: 
kirch, bei weldem Letzteren fie aber im naher Berbiutung ai 
feinen Satiren fichen, und endlich in Heinrig Mäpiphortt 
aus Breslau (163891681), eines zu feiner Zeit fehe ge 
(hätten Gelegenheitedichters und Schäplinge Hofmammahart, 
vermifchten Bebichten'?), 
4) &. Witten, Mem. Philos. Dec. IV. p. 439 sq. Sottfäeb, —X 
Bub. — ** 10. 8. p. 175 sg. Grit. Beute. Sd. VEN. 1. 6. 25 p- Ar 
uf. Alm. 1792. Ginl. p. 29-40. Sörbens 3b. III. p. ei 
Pa in Schleget Deutfh.Muf. Bd. II. p. 116-157. 735-911. Da 
ind. Rats. zu.Sulzer Bd, VI, p. 1412q, Müllera, a. D.p. KXIXXAT 


P. 
Hoffmann v. Saltersicben in db. Schlef. Provinz. BI. Bd. 96 8 393 sq. 
« Spend. BWBb. sq. u. Polit. Sr. Deutfchen. p. 11-2 


6. G. Lindner, Rakı. v M. Dpig Leben. Hirſchb. 0-1. 18 


Teutſche Poemata und Xriftarhus ider die verachtun —— m 
Item Berteutfihung On. — Lobgeſangs Jeſu Ehrikt, und 9 
Bachum, Sampt einem anhang Mehr auserlefiner geticht "anderer 5* 
— Dergleichen in dieſer Sprach Hiebeuor nicht auſſkommen. Etat. 
Acht Bücher Deuticher Poematum dur Ihn felber — *5*5 
Pr 7 vermebret unnd vberfeben, das bie geori en barmittg nicht zu ® 
Ban findt. Birch 108, 4. 4. Seife 16 1628. resl. 1629. 8, 9637. r 


Dani yet 
N: Br. 1008 8, — 0, 3. (1090) III. 8, gct 
Eng. I 1734, 8. Gedichte v. 3. 3. B(obmer) u. 3. 3. Blreitinger) beforst. 
Züri 1745. Bd. I. 8. Deuiihe —** von neuem überfehen, Ka 
wit Anmerk. erl. v. Dr. @, Trier. Frtft. a. M. 1746. X 
Ged. herausqeg. v. Müller Bibl. —28 Dicht. on as, Mr I. 


2) Gedichte von u“ Gcultetus, aufgef. v. G. Ephr. erffing Br Braun; 
1771. 8. (Dagu: 3 O. Sahmann, Redkte zu dn v. 9 

5. 8. Brel. 1774, 8 u. ind R. Litt Unter. MWresL En Py‘ 
Sol, Zweite Rachleſe bagu, ebd. 1783. 8. u. Leflinge Werke BD. 8 
B; 3 sq. Andr.’Sc, Boleslavii Defterliche Triumpbpofaune. Berl. 164. & 
Blutt⸗ —V Jeſus. Br, o. 3. 4. Zoffels Ehren⸗ 
daͤchtniß. ebd. 1641. 4. Kr . Müller. Bd, IX. p. 101 2. 


3) GSterbensfpiegel, d. i. fonnenklare Vorftellung menfchlicher Richtigkci 
durch alle Ständ’ und Sgäiram oder R. M. Todten» Dan ergänget und 
bern usg. durch Goncad Meyern, Maler in ‚Bärid. 1660. 4. |. Mahn 

itt. d. Todtent. p. 50, u. im Gerap. 1840. p. 291 sq. 


a) Poetifche Nebenwerte, b d in D en und Lateiniſchen chiß 
lichen al ante ara Aa ve —— Pr ‚170.8 





Deutfde Poefie. Epigramm. 563 


folget, in biefen die Thorheit der Welt mit laͤchelndem Munde 
aufgezogen.” Die beſten feiner Epigramme find 3.8. das an die 
Schleſiſchen Poeten, Reupoetifher Unfinn, die neue Fraͤulein⸗ 
ſchaft x. Vergleicht man ihn mit Logau, den er übrigens nicht 
gefannt zu haben fcheint, fo übertrifft er. ihn unbedingt an 
Tiefe der Beobachtung und Menftenfenntniß, wogegen er an 
naiver Einfacheit, gerabet und ſchlichter Ehrlichkeit ihm nachſteht, 
nicht aber an Reinheit der Sprache, da Logau viele Härten und Fehler 
gegen die lehtere und den Versbau enthält. Uebrigens Ifi ‘cs 
falſch, dieſen mit Katull und Dionyfus Kato, jenen mit Martial 
zu vergleichen, denn beide find rein Deutfche Originale und koͤn⸗ 
nen durch jene Zufammenftellung nur verlieren. Obwohl grob, find 
doch Johann Grob'6) aus Lichtenſteeg Im Toggenburgiſchen 
(1630— 97), Rathoherrn zu Herifau, Beiſchriften oft ſehr treffend 
und plquant. Noch muß ich auf eine Afterabart des Epigranıns aufs 
merkjam maden, auf die fogenannten Leberreime, welche der Reetor zu 
Kiel und dann zu Thorn Heinrih Scävius erdadt hat, wobei 
er Berfe zu Stande brachte, wie: „Die Xeber tft vom Hecht und nicht 
von einer Kuh, Dedt doch den Bräutigam und Braut fein warme 
zu, oder „pie Reber iſt vom Hecht und nicht von einer Gans, 
die Magd heißt Urfula, der Hausfneht aber Hans.” Ueberhaupt 
fehlt es an folhen erbärmliden Dichtern unter der Maſſe der 
Selegenheitspichter in dieſer Periode nicht, und als Wentzel 
Scherfer!, bekannt durd feine ſchauderhaften Grabfihriften 
(. B.: Ad wie vergebens if, o Tod, Du Stredebein, Umb 
Deine Wärgerey Unwill: und brämfig fein, du Würger General! 
hettAu dergleihen Ohren, Die böfe Worte nur vermoöchten durch⸗ 
zubohren, Mit guten hielt ich Inn, Du folteft wohl erfahrn, ich 
wolte meines Theile gewißlich Dir nicht fparn, Du tauber 
Wüterih 20.) einft fang: „Solte man auch diefer Tagen Bös 
fer Dichter Maul zufblagn! O fo wir’ umb ein Gebidte 
Manchem fein-gang Angefidte, Braun: und Blau «8 fo durdis 
rennen, daß man faum ihn wuͤrde ˖kennen“, ſprach er ſich ſelbſt 
das Urtheil, wenn man Ratt „Böfer Dichter” Hätte „Schlechter 
Dichter“ lefen wollen. 

1) ©. Iſchenburs. Auserl. Stüde d. beſten Deutſchen Dichter. 3b. II, 


225—234. 
p. 9) ©e. f. Geiſtliche und weltliche Poemata. (Amſt. 26% Br. I. p: 


562 Deutſche Poeſie. Epigramm. 


grammatiſten verdient, der von Leſſing mit Recht aus der Ver⸗ 
geſſenheit gezogene Friedrich Freiherr von-Logau?) (geb. 
1604), Kanzleiraih bei dem Herzog von Liegnitz und Brieg 
Ludwig IV. (+ 1655), Mitglied der Frucktbringenden Gefell⸗ 
ſchaft und hier unter dem Namen des Verlkleinernden helaunt. 
Er hat ein bedeutendes Talent zum Epigramm bewieſen, und 
wenn einige ſchlechte und matte Sinngedichte unter der Menge 
der guten und piquanten mit unterlaufen, fo fann man Pick 
leicht mit feiner Ergiebigkeit, er didtete über - 3500, erklären, 
Nah ihm werden Georg Sreflinger’) aud Regensburg, 
Rotarind zu Hamburg, der bekannte Paul Flemming'), 
Andreas Tfherning‘), Andreas Gryphius”),, Ernſt 
Chriſtoph Homburg aus Mähla bei Eifenad (1605— Al), 
Mitglied des Schwanen⸗Ordens als Daphnid und der Irutı 
- bringenden Geſellſchaft als der Keufce”), und des ebengeRanntn 
Gryphius Sohn, Ehrifttan Bryphine) aus Kraukatt 
(1649 — 1706), der berühmte Polyhiſter Daniel Seorg 
Morhof!!) aus Wismar im Medienburgifhn (geb. 1639), 
Profeſſor ver Geſchichte und Bibliothefar zu Luübeck (gef. A691), 
der frine im Logau'ſchen Geſchmacke gefchriebenen Epigramme 
wie Andreas Griyphius Beifchriften nannte, der bereits erwähnte 
Muͤhlphort und endlih Chriſtian Wernide') ale Evi: 
grammatiften erwähnt. Lebterer trägt unbedingt den Preis un: 
ter der ganzen zahlreihen @efelichaft davon. Er war durd 
eine Aenßerung feined Lehrere Morhef, der behauptet hatte, 
Tcin neuerer Dichter könne es mit Martiat anfuchnen, darauf 
gefommen, einige Lateinifhe Epigramme ind Deutſche zu ühr 
tragen, und dann fi felb in Deutfchen zu verſuchen. Er hat 

feine hierhergehörigen Arbeiten, die beſonders das Verdienſt ha⸗ 
ben, dem ekelhaften Treiben der Hoffimannswaldau'ſchen Schnle 
entgegengetreten zu fein, felbft in feiner Borrede dazu characterifitt, 
indem er fagte:s „die, erſten find mit mehr Hipe, Die nımen, 

wie man hofft, mit mehr Nachdenken, jene mit mehr Wip, diefe 
mit mehr Verſtand und Abſicht gefchricben worden. Die biflor- 
iſchen Ueberſchriften gehören meiftend der erſten Jugend, bie fas 
tyriſchen meiſtens den reifern Jahren zu, in jenen bat man die 
Lafer eifrig und gleichſam mit der Peitſche in der Hand ver—⸗ 











Deutſche Poefie. Epigramm. 663 


folget, In biefen die Thorheit der Welt mit Lächelndem Munde 
aufgezogen.“ Die beften feiner Epigramme find 3.3. das an die 
Schleſiſchen Poeten, Neupoetiſcher Unfinn, die neue Fraulein⸗ 
ſchaft ec. Vergleicht man ihn mit Rogau, den er übrigmd nicht 
getannt zu haben ſcheint, fo übertrifft er. ihn unbedingt an 
Tiefe der Beobachtung und Menfsentenntniß, wogegen er an 
nulver Einfacheit, gerader und ſchlichter Ehrlichkeit ihm nachſteht, 
nicht aber an Reinheit der Sprade, da Logau viele Härten und Fehler 
gegen die lebtere und den Verobau enthält. Uebrigens iſt es 
falfch, dieſen mit Katull und Dionyfius Kato, jenen mit Martial 
zu vergleichen, denn beide find rein Deutfhe Originale und koͤn⸗ 
nen durch jene Zufammenfellung nur verlieren. Obwohl grob, find 
doh Johann Grob's2) aus Lichtenſteeg Im Toggenburgifcken 
(1630 — 97), Rathoherrn zu Herifau, Beifchriften oft fehr treffend 
und plquant. Rod muß ic auf eine Afterabart des Cpigramms aufs 
merfjam maden, auf die fogenannten Leberreime, welche der Rector zu 
Kiel und dann zu Thorn Heinrich Scävtus rdakt hat, wobei 
er Berfe zu Stande dradte, wie: „Die Leber iſt vom Hecht und nicht 
von einer Kub, Dedt dod den Bräutigam und Braut fein warme 
u”, oder „die Leber IR vom Hecht und nicht von einer Gans, 
die Magd heißt Urſula, der Hausfncht aber Hand.” Leberhaupt 
fehlt es an ſolchen erbärmligen Dichten unter der Maffe der 
Selegenheitsdichter in dieſer Periode nicht, und als Wentzel 
Säerfer'N, bekannt durch feine ſchauderhaften Grabſchriften 
(2 B.: Ach wie vergebens if, o Tod, Du Streckebein, Umb 
Deine Wuͤrgerey Unwill: und braͤmſtig fein, du Wuͤrger General! 
hetiſtu dergleichen Ohren, Die böfe Worte nur vermoͤchten durch⸗ 
zubohren, Mit guten hielt ich inn, Du folteft wohl erfahrn, ich 
wolte meines Theils gewißlich Dir nicht fparn, Du tauber 
Wäterib x.) einft fang: „Solte man auch diefer Tagen Bös 
ſer Dichter Maul zufhlagn! O fo würd’ umb ein Gedichte 
Mandem ſein gantz Angefihte, Braun: und Blau «6 fo durdis 
zenum, daß man kaum ihn vwoürde-tennen”, ſprach er fi ſelbſt 
Pas Urtheil, wenn man flatt „Böfer Dichter“ Hätte „Schlechter 
Disster” lefen wollen. 

1) ©. Eſchenburg, Auserl. Stüde d. beiten Deutfchen Dichter. Sb. III. 


p- 225—234. , . 
2) ©. f. Geiftliche und weltliche Poemata. (Amft. 30%. Bd. I. p. 
3 


564 Deutfche Poeſie. Lyrik. 


207- 381. 331- 269. II. p. 236- 246. 300 -336. M. Opitsii Silvarum. 
L. III. Epigr. lib. unus. Freſt. 1631. 8. " 

3) Emblematum ethico - politicorum Centuria. Ed. ult. ametior 
et corr. Heidelb. 1666, 4. Eſchenburg a. a, D. p. 259262. 

4) ©. Eeffing, Eiter. Briefe nr. 36 u. 43. (Werke Bd. XXX. p.80sq.) 
Hoffmann v. F. Polit- Geb. db. D. p. 262 nq. Zördens Bd. IH. p.430s4. 
VI. p- 517 sg. Müller 0. a. O. Bd. IX. p. XI—XXIV. — Erftes.dun: 
dert Zeutfcher Reimens Sprüche Salomons von Golaw. Breslau 1638. 17. 

enth. aber 200 G.) Sal. v. Golaw Deutfcher Ginns@etichte drey Zauſend 
veflaw o. 3. (1t54.) 8. (3553 Ep.) ©. v. G. Auferwedte Gedichte. 
Frkft. 1702. 8. (willk. Veränd.) F. v. Logau Ginngedichte, zwölf Büchr 
mit Unmerkungen über die Sprache tes Dichters v. 8. WB. Ramier und ©. 
&. Leffing. en. 1759. 8. (1284 Ep.) Ueberarb. v. Ramler, ebd. 1:91. 6. 
Kusmoht b. Uer a. a. D. Bd. VI. p. 1—110. ſ. a. Leſſing Werke VIIl. 
p- 19 8 .“ " - . 
$) Ghigramme. Danpig 1645. 8. Selabons weltliche Lieder nebſt einem 
Anhange Schimpfs und ernfthafter Gedichte. Frkft. 1651. 8. 

6) &. Deutfchen Ueberfchriften in f. poetiſchen Wäldern. p. BI- 281. 

7) ©. Efchenburg a. a. D. Bd. III. p. 135158, 

8) Epigrammata oder Bepfchrifften. Jena 1663. 8. u. in f. teutid. 
Geb. Bd. I. p. 451 8q. . 
9) S. Zörbens Bd. IT. p. 459 aq. Müller a. a.D. p. XXq. Erasmi 
Chrysopbili Hainburgensis Schimpffs und Ernfthaffte Clio. o. D. 1638. 
Zena 1642. 11. 8. Auswahl bei Müller Bibi. Bd. VII. p. 71 2q. 

10) Poetifhe Wälder. Frkft. 1698. Er. u. Epag. 1707. II. 8. Beil. u. 
kpzg. 1718. 1.8. © Endovici hist. schol. P. I. p.46. D. Er. Yoenmann, 
Lebensbeſchr. gel. Männer. p. 179. Iördens IT. p- 275 ng. YI. p. -520- 

11) ©. Clarmund T. Y. p. 195 sq Morh. Vita hint. ſ. Diss. scad. 
Hamb. 1609. 4. Moller vor f. Polyhistor T. I. u. T. II. p. 6-8. 
Jördens IT. p. 689 sq. ©. Beufchriften, in f. Deutfch. Gedichten. küb. u. 
Sreft. 1702. 8. 3d. III. p. 369510. Yusw. a. fe Ged. (Kiel 1682. 8) 
b. Müller Bd VIE. p. 175 2q. 

12) Ueberfchriften oder Rpigrammata in kurzen Gatiren, kurzen ob: 
reden und kurzen Sittenlehren beftehend. Amft. 1697, 8. (VI B.) Ueber— 
ſchriften, Epigrammata in acht Büchern, nebft einem Anhange von etlichen 
Schäffergedichten, theild aus Liebe gur Poösie, theild aus Haß des Mühe 
Hange geichrieben. Hamb. 1701. 8. 1704. 8. (X ©.) Zürich 1749. 8. derb. 
v. 3. 3. Bobmer. ebd. 1763. 8. C. Wernikens Reberfchriften, nedſt Dpihent, 
Tſchernings, U. Gryphius u. A. Diearius epigrammatiſchen Gedichten, MT. 
v. Ramler. Tpzg. 1780. 8. Proben b. Müller Bd. XIV. p. 163 39. 

13) Dichterifche Werfuchgabe, beftehend in Teutfchen und Lateinifhrn 
Aufichriften, wie auch etlihen Stimmgedichten oder Liedern. Baſel 1678.1:- 
Reinholds von Freienthal (Grob) Poetiſches Spazierwäldlein, beſtehend IR 
vielerhand Ehren: Pehrs Scherrzs und Gtrafgedichten 0. D. 1700. 8. 

14) Geiſt⸗ und Weltliche Gedichte. Brieg 1652. 8. Magdeb. u Helmi. 
1655. 8. Reichs Gefänge und Grabs Schriften. Bricg 1746. 8. 


$. 673. 


Um Reben unter den einzelnen Bädern ber Deuiſchen 
Poeſie in diefer Periode IR die Lyrik auegefattet. Dich fann 
und um fo weniger wundern, als der Etifter der Erſten Shle 
ſiſchen Stufe, Martin Opig, den die Fruchtbringende Gefellſcheſt 


Deutſche Poeſie. Lyrik. 565 


mit Recht den Gekroͤnten nannte, 'natürlih ſchon der Vollflaͤn⸗ 
digfeit halber, fi ihr - ebenfalls widmee Wir haben berelis 
gefehen, daß eigentliche dichteriſche Begeifterung ihm abging, daß 
alſo Reflerion und Etreben nad Wohlredenheit bei ihm immer 
hervorireten. Wenn feine Lobgedichte hiervon weſentliche 
Beweile geben, fo liegt dieß freilich in der Sade, denn Be 
legenheitogedichte konnen nun einmal feinen wahren poetifchen 
Genius aufweilm Unter feinen weltlichen lyriſchen Ge 
dichten, Oden und Gefängen find einige recht hübfche Lieber, 
wenn auch das erotifhe Gebiet ihm nicht fehr hold war; feine 
Sonette dagegen find blos Nachahmungen der Staliäner und 
Franzoſen, und unter feinen geiſtlichen Roeſieen if blos feine 
Umſchreibung des hohen Liedes In lyriſchen Strophen entſchieden 
gelungen zu nennen. Endlich verfuchte er ſich auch im Schäfer 
gebicht, ader feine Nymphe Hercynia if eine ganz ftelfe Zierpuppe, 
und nur einzelne Stelen in Proſa Cdiefe wechſelt mit Berfen 
ab) find Stylmuſter barin für jene Zeit, die lyriſchen Gtüde 
Dagegen fehr matt. An Nachahmern Opigens fehlte es natürlich 
nidt, Denn er bildete ja durch fie eine foͤrmliche Schule, die auch, 
weit feine Schüler größtentheils Schiefier waren oder weil wäh 
rend des breißigiährigen Krieges Schlefien ſelbſt') als bie Höhle 
des Fuchſes (Dohne), der befanntlih die wenigfien Hühner in 
der Nachbarſchaft feines Aufenthalts ortes ſtiehlt, fondern allemal 
welter geht, noh am Wenigſten litt, und die Poeten daſelbſt 
unter der Negide von Dohna's Guͤnſtling fiherer ald ananderswo zu 
fein meinten, gedeihlich fortblühte. Natürlich zerfällt die Lyrik bier 
ebenfalls in eine weltliche und geiſtliche, und darum ſprechen wir 
auch von ber erfleren zuerſt. Cie müßte, wollte man nad ber 
Zahl ihrer Pfleger gehen, einen hoben Standpunft eingenommen 
haben, allein Rakahmungen auslaͤndiſcher, ſelbſt geſchmacloſet 
Mufter, der von Opitz der Lyrik aufgebrüdte didactiſche und 
reflectirende Charakter und die Maſſe von Gelegenheitsreimereien, 
die von den damaligen Theologen und Pädagogen vorzugsweiſe 
ale Monopol angefehen wurden, verhinderten burdaus einen 
ſchnelleren Aufigmwung, und darum IR auch von biefer Schule 
nur eine Eirine Anzahl würdig, bier erwähnt su werben, wenn 
auch Zefen in feiner adriatiſchen Rofemund (S. 811)7) feinen 





666 | Deutſche Poeſie. Lyrik. 


Collegen auf dem Deuiſchen Helicon einen gar ſchoͤn klingenden 
Panegyrikus geſungen hat; der uns zugleich ſchon ein merlwürd⸗ 
iges Beiſpiel von gegenſeitiger Lobhudelci der löblichen Literaten » 
und Journaliſtent oterieen liefert. 

4) S. Bouterwek Bd. X. p. di mg, U. Kahlert, Schleſſens Antheil 
an der Deutſchen Poeſie. Berl. 133ß53. 5. .4. | 

2) Die Stelle ift theils ver daſelbſt erwaͤhnten Nanten, theils der merk; 
würbigen Drtäograpbie wegen wichtig. Es heißt dort v. 142 aq.ı „ Schau 
an wie .fich bewäget Der lm Heliton, wie unfer Mars auf: fümmt, 
Der Held von Boberfeld di fühffe laute flimmt, Dadurd ein flählern härz 
mit⸗ leidendlich mud waͤrden, Des muhtes unmaht fchwündt, und rcifft fid) 
von der ärden Zu dähm, was himliſch if. Kom, ſchaue, wi Dich ehrt, 
das ganze deutfche reich, und andre füngen lehrt; Wie Häbner ehrt begünnt; 
ber. währte Held im Avigen Und füngen meifler würb; wi dich nahch wohl 
begnügen Der grohſſe Buchner ehrt, der durch = erleuchtte Man, Dehm fich 
kein Bigero noch Maro gleichen Fan. Der grund: gelährte Bahtt bat auch 
auf dentſch gefungen, Und Flaͤmming aus⸗getrükt, was mandem auf ber 
zungen Zwahr ift, doch Zläben bleibt. Der MWäkerlein füngt mit, So vihl 
als ihm vergönnt. Venator, Köhler, Schmid, Mein Rumpler und mein 
Weinz; di mit den beihen Böhmen Di füder eingetauht in Aganippe ſtröh⸗ 
men; Sahredörfer, Dieahr, mein Rift, mein Peterfohn, mein Schottel, Fine 
keltaus, dehr feine lohrbehr⸗krohn Mit mirten hat vermifcht. Lund, Tzepko, 
Schneider, Srummer, Freinzheimer, Hartman, Tihz vergraben ihren kum⸗ 
mer In unfre tichterel Mein Braͤhm' und Hahneman, Jah Schweiniz, Bein: 
fius und Piav fündt was cr Tan. Mihl, Herman, Zfcherning, Da und 
Golau fpilen alles Mein Schlüter, Bachman, Weiſſ' und Rinfart gähn mit 
falle Den wähg der ewigkeit. Des Buhchholz Muger geift ümſchreibt das 
Thöhne buhch, mit daͤhm ſich Vogel reifft Aus feiner flärblichleit. MWeaus! 
mein geift, Halt innen, Halt in, und mälb aud an bi ädlen tichferinuen, 
Da⸗durch das DeutfheReih und feing Freie blüht, Di Lachmund füngen 
läbrt, und Fräudiginn' erzliht. Schau auf, Luſtinne, ſchau, wi dich bie 
Echwarzin ehret, Fanıs.üm den mirten=ftol, und deinen ruhm vermehret, 
Mi die von Mofentahl, bie ädle Parnaffin; wi di von Hohendorf; Sofie 
Bismarinz Gab wi’dfe Hildegond von Weftohn fo befünget, Auf hohe: 
und _niders deutſch di libes⸗ſeiten ongt Wi dich di Duhmswalbin fo 
rühmlich macht befant, Daß auch von Braunſchweig ab Ind reiche Rider⸗ 
land Ihr klarer tehn erſchallt. Schau, was bi Schöne tichtet; Und wi 
fi dihr cin lob bei aller wält anruͤchtet; wi jenes Adel: bild bort non der 
Guhten au Dich ehrt und andre mehr, di zwahr von deinem tau entnüäd: 
tert, doch vihlmehr im dunkeln fpflen wollen, Und lahſſens einen fähn, wan 
fi der libe gollen: Drüm bie, ic wüllens ſtum, verwunbre mich nur fehr, 
Als ich mich wundern mäbg, und nänne Feine mehr. No eins, ei liter 
hau! wivalle deine ſachchen, Di. Edle Magdalehn von Beverfurt kann. madıs 
chen,, Und,ygraben ‚naeh bey Zunft dein bild in Eupfer sin, Daß auch Pirges 
teles ihr ährling ſelbſt wül fein.” nn 


Ä 8. 674, 7 

So einfam wie Weckherhin ımter ben Opitzianern Bas 
fleht, derm er fang, wie Zeſen fagte, fo viel als ihm ‚vergönnt, 
ebenfo hat ſich Julius Wilhelm Zintgref (nicht: Zirkgraͤſ) 
aus Keldelberg (1591 — 1635)'), ehmohl Opihens Sperial 





Deutfhe Poefie. Lyrik. 569 


yenhagen (+ 1667), bat einige recht huͤbſche. Gedichte binterlafe 
fen, in denen geſuͤhlvolle Wärme mit Reflerion gepaart if, Der 
bereus erwähnte Chriſteph Homburg würde vielleicht, auch 
ohne Nachahmer der Franzoſen umd Holländer zu fein, manches Gute 
geleitet haben, der ebenfalls {dom genannte: Andreas Scul⸗ 
tetus aber iR doch wohl von Leffing überſchätzt worden, während 
andere begabtere Köpfe, obwohl Gelegenheitsdichter, wie ber 
oben berührte Daniel Schoppe, Danielvon Ezepto!) 
aus Kofgwig im Liegnigifihen (1605—60), einer der geſin⸗ 
nungstücktigfen und freifinnigfin Männer feiner - Zeit, deſſen 
Wahlipruh war: „Wo Yreiheit IR und Recht, da If das Bas 
terland“, Eliad Major'!) aus Breslau (1587—1669), 
Chriſtoph Eolerus aus Bunzlau (+ 1658)'?), Georgiens 


der), Ehryſoſtomus Scholtz!), Nikolaus Beuder’’), . 


Stadtrihter zu Coln an der Epree (+ 1674), ein ebenfo 
naiver als geſchickter Gelegenheltspichter, der befonders gute 
alte Bolfsweilen für fih gu benupen wußte, bei weitem höher 
Reben und doch nicht erwähnt werden. Bar nicht übel find 
die in daſſelbe Gebiet gehörigen Lieder und Didtungen der 
Sibylla Schwarzlin') aus Greifswalde (1621 — 38), 
und übertreffen wenigftend bei weitem bie ber fpäter fo vergötterten 
Eophie Schwarz, gebomm Beder (+ 1791); allein Opitzens 
Sreund, Augun Buchner’) aus Dresden ([59L— 1661), 
Profefior der Poeſie zu Wittenberg, in der Yruchtbringenden 
Geſellſchaft der Genoſſene genannt, if einer von der unzähligen 
Maſſe jener profcssores poeseos, die eben blos darum dieſe 
Stelle zu beildiden feinen, damit ihre Schüler von ihnen ler 
nen, wie ein Didter niht fein fol. LieR man fein Lob⸗ 
gedicht auf den einfligen Recter magn. Sperling, fo bat man 
vollig genug, und es ift daher bier noch zu erwähnen, baß er 
früher grundlo6 für den Erfinder des deutſchen Hexameters aus⸗ 
geſchtieen wurde, obwohl er dadurch, daß er feine Schüler, in 
deren jedem er einen Mpollo zu fchen wähnte, jur Dicht⸗ 
fun ermunterte, nicht ohne Verdienſt if. Ein andere 
erbärmlicher Dichter diefer Art war Gottfried Findelt» 
hauß'), Stadtrichter zu Leipzig (um 1634), der ſich Georg 
Federfechter von Lügen nannte und ein aͤchter Bederfuchfer war, 





568 Dentſche Poeſie. Lyrik. 


zur Geltung . brachten. Der erfie derſelben in ber Preußiſche 
Oberregierungeſcereiaͤc Robert Robershin (Robertihn)‘) aus 
‚Abnigebrig. (1600-48), dem befonbers das Geiegerheits⸗ 
dichten fehen leicht von der. Hand ging, wiewohl nicht eben viel mehr 
von Feldm Dichtungen übrig iſt und er auch größteniheild unter 
wem. Romn: Veriniho ſchrieb. Schr viel verbantte ihm Simon 
Mau’) us Memei (1605— 59), Profefior der Borfie ander 
Königoberger Imiverfität; denn berfeibe rettete ihn von dem ae 
ſtigen und. leiblichen Untergange, den dieſem beſten geiſtlichen 
Aeverdichter ſeines Jahrhunderts feine erbaͤrmliche Stellung alt 
Collaborator an ver daſigen Domſchule, wo fein elender Gehalt, 
den ibm geldhungsige Eollegen noch frhmälerten, und bie Krane 
ungen und Berrädungen, die ihm feine: Borgefegten an ber 
Schule, viedertraͤchtige Dummtöpfe, zu Thell werden ließen, Ihn 
faR aufrichen, bereitet haben würde. Im Kirchenliche if 

er noch ausgezeichneter als in den weltlichen Dichtungen, allein 
auch bier hat er den Ton des Volkoliedes faſt immer aufs 
Gluͤcklichſte getroffen, und an naiver, treuherziger, inniger Ge⸗ 
-  mütblichkett, fowie an einer Damals beiſpielloſen Leichtigkeit und Ge⸗ 
fähigkeit der Sprache und des Versbaues, kommt ihm feine 
feiner Zeitgenoſſen gleich. Merkwürbig IR feine Vorliebe für di 
aunpoelifche Beige, die er fo weit trieb, daß er einſt fang: „de 
id Bott und dig (d. 5. den großen Churfürſten) Tann geigm 
Hierin ſtimmie fein Freund, der Dritte im Bunde, Heinrid 
Wibert (nicht: Alberti)*) aus Lobenſtein im Voigtlande (1604 
—68), Kantor zu Königsberg (ſ. 1631) mit ihm überehn, 
ber allerdingo ebenfalls auch als Kirchenliederdichter welt beden⸗ 
senber IR und zu feiner Zeit durch die ſchönen Melodieen, die & 
au feinen Liedern zu componiren wußte, bei Jung md 
Alt, Hoch und Gering in großem Anfehen Rand. Dides Aw 
blatt fang, geigte und. tranf in einer won Albert angelegem für 
biöhütte, wo die einzelnen Kuͤrbiſſe mit dem Ramen feiner hreunde 
in Reimen beſchrieben waren, bie von Ihm dann eomponirt und von 
der Geſellſchaft im Chore ntyefungen wurden. Auch Zach at ias 
Lundt?) oder Lundtius) aus Nübel im Herzogthum Sqles⸗ 
wig- (1608), beſonders durch ben Opihianer Auguſt Badır, 
Profeffer zu Winenberg, gebildet, Koͤniglicher Hofierretär zu 8% 





Deutfche Poeſie. Lyrik. 371 


ihn für den Vorläufer ber Hoffmanndwaldau⸗ Lohenfein’fchew 
Danier anzufehen, fo koͤnnte man wohl fagen, daß: er in ſeinen 
Liedern befonderd durch ihren mußfalifchen Wohllant und ihre 
heitere Gennüthlichfeit feines Gleichen ſucht. Hebrigerts hat erund 
Soneite im Italiäͤniſchen Barin!’s) Geſchmacke, ſowie die erſten 
unter dieſem Ranien gedruchthen Deuiſchen Elegieen in Alexan⸗ 
drinern gefertigt. Im letzteren Genre thaten ſich auch der'unter den 
Pegnitzſchaͤſern, als deren Mitglied er Fontano hieß, zu: erwahn⸗ 
ende bedentendſte Deutſche Sprachforſcher jener Jeit Ju ſtus 
Georg Säottel?) aus Eimbeck im Hannoͤverſchen (1612 
76), Hofs Konfikorial» und Kammerrath zu Wolfenbüttel, Je⸗ 
falae Römpler von Löwenhalt?), der Stifter, der auf 
richtigen Tanmengefelichaft zu Straßburg, und «in gewiſſer G. 
A. Nihter?), hervor. In Mabrinaten,- einer Kunfform, bie 
wohl Ber obengenannte Johann Leo Hapler auf den Deut 
ſchen Parnaß verpflanzt hatte, verſuchten ſich Caspar Ziegler”) 
aus Leipsin, Proſeſſor der Rochte zu Wittenberg (+ 1690), der ſich 
feibR Bart» Zintbo nannte, der ſchon genannte Ecdhwieger, ein ges 
wifler Johann Jac obi) und der Brandenburgifche Hiforiograph 
Martin Kempe?) and Königeberg (1637—82), als Peg 
nigfehäfer Damon, als Mitglied des Schwanenordens Kleobor, 
als Mitglied der Deutfchgefinntn Genoſſenſchaft ber Unſterbliche, 
und in der Fruhtbringenden Geſellſchaft der Erkorene genannt, 
Ohne mich bei den Muſter eines niebriggefinnten, kriechenden 
Moeten, dem Andreas Riylmann?) aus Querfurt, auf⸗ 
-  zubalten, wii ich Hier nur noch zwei der fruchtbarften, aber thelle 

weife auch matteflen Dichter diefer Periode anführen. Der erfie 
it Johann RIR”) aus Pinneberg im Holfleiniigen (geb. 
1607), der fhon ale Shäler,. wie Dpig, den Pegaſus beſtieg, 
dann aber ala Prediger zu: Wedel an der Elbe (+ 1667) bie 
an fendiwn God nicht aufbörte Berfe: zu machen. So fehr ihn 
feine Zeitgenoſſen gepriefen und überfhäpt Gaben, ſoviel Tadel 
dat ihm die Nachwelt zu Theil werden laſſen, und Barum bat 
er auch, abgefehen von manden andern. Vergleichspunlien, 
eine merſwurdige Aehnlichkeit mit dem guten Gotiſched. An 
feiner großen Fruchtbarlcit, die ihm in der Fruchtbringenden 
Geſellſchaft den Namen des Nüfigen eintrug, mag wohl feine 





570 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


Beſſer it ſchon ein gewiſſer Hyphantes, Mitglled des 
Schwanenordends,“ eigentlich Weber!) genannt, "trop feiner 
Flaͤchtigkeit aber ein ganz bedentendes Dichtergenie der aͤußerſt 
fruchtbure Sabo  Gchwieger”) Schwiger) aus. Altona 
(geb: um 1630 40, geſt. nad 1685 7) in dev Deuthch⸗ 
gefiamieh :Bewoffeniaft der Flüchtige, ale Mitglied des Gib: 
ſchwanenordens Filivor der Dorferer genannt, befien .ges 
harnſchte Benuß, eine Gedichtſammlaug, werin 'er „arliten umter 
denen Hrüftungen. im offenen Feldlager fowohl feine als anderer 
guter Fremde vertiebte Gedanken, kurzweilige Begebniſſe und 
Erfindungen” erzählt, und (18) Matrigate himmelweit vom 
den meiſten Reimerdien feiner Zeit verſchieden find, .ja- ſo⸗ 
gar das letzte Zehend diefer von ihm mit Relodiren verſehenen 
Sammlung, welches er dem Priapus widmete, IM, abgeſehen von 
den fchlüpfrigen Stellen, die er ‘aber recht geſchickt entſchaldigt 
(„der Kato nennt es Zoten, fingt ee, Was ich bißher gefeht. Wer iſt 
denn je geweſen, Der ihm es zwang zu fefen?: Lem dieſes 
nidjt ergetzt, Dem Hab’ ichs ja verboten“), originell (er fagt: 
„dies Zehen bieibet mein; Auch ſchrieb ich mirs allein ) und 
bat manches von der Guüͤnther ſchen Laune Einen merkwuͤrdigen 
Gegenſatz zu der erotiſchen, zuͤgelloſen Mufe Schwieger's bilden 
bie abſichtlich Teufch fein ſollenden Nebesgebihte Tgrößtentheits 
auf eine gewiſſe Marnia) David Schirmer'821) aus Bap- 
pendorf bei Freiberg (geb. um 1623, gefl. nach 1682), in 
der Deutſchgeſinnten Genofienfnft der Beſchirmende genaant, 
der, eberful6 dur Buchner gebiibet, fett 1650: auf veſſen 
Empfehlung in Dresonm Hoſdichter war, als welcher er.nun bei 
alien Geburts» und Ramenstagen, Berlöbnifien, Bellagern und 
fremden hohen Beſuchen Oden, Tafellieder, Wechſelgeſaͤnge, Terte 
zu Balletten und Singfpielen aus den Wermek: ſchtelte uud 
noch als Kurfürftider Bibliothekar Cfeit 1656) im‘ dieſer Bes 
ſchaͤftigung fortfahr. Hätte er nicht-bieweeiten zu (ehr gulünfiett, (Eus 
pido ließ ihm taugen Zu feinem Spiel die Augen, Daraus“er ıpflent 
zu ſchießen Mit goldbelegten Spießen Die beißen Benuöypkeile; 
Was Bidet — Venusſeile; Nicht Seile — Benisbrände; 
Nicht Braͤnde — Binushände; Nicht Haͤnde — Venuskletten; 
Nicht Kletten — Venusdletten ec.), was Cinige veranlaßt Kat, 





Deutfche Poeſie. Lyrik. 571 


ihn für den Vorläufer ber Hoffmanndwaldau⸗ Lohenſtein' ſchen 
Mammier anzuſehen, ‘fo koͤnnte man wohl fagen, daß er in ſeinen 
Liedern beſonders dutch ihren muſikaliſchen Wohllant und ihre 
heitere Genrüthlichfeit feines Gleichen ſucht. Uebrigens hat er nuch 
Seamette im Italiaͤniſchen (Marini's) Geſchmacke, forwie die erſten 
unter birfem Namen gedruckten Deuifchen Elegieen in Alexan⸗ 
drinern gefertigt. Im letzteren Genre thaten ſich auch ber'unter dee 
Pegnitzſchaͤſern, als deren Mitglied er Fontano hieß, uw’ erwahn⸗ 
ende bedeutende Deutſche Sprachforſcher jener Zeit Tufus 
Georg Schottel) ans Eimbeck im Hannoöͤverſchen (1612 — 
76), Hof⸗Konfiſtorial⸗ und Kammerrath zu Wolfenbuͤttel, Je⸗ 
ſaias Römpler von Löwenhalt?), der Stifter. der auf 
richtigen Tamengeſellſchaft zu Straßburg, und «in gewiſſer ©. 
A. Rister”), hervor. In Mabrigaten, einer Kunfform, bie 
wohl der obengenannte Johann Leo Haßler auf den Deut⸗ 
fden Parnaß verpflanzt hatte, verſuchten fi Gaspar Ziegler”) 
aus Leipsin, Brofeffor der Rechte zu Wittenberg (+ 1690), der ſich 
ſeibſt Cari⸗ZJintho nannte, derfhongenannte Schwieger, ein ges 
wiſſer Johann Jac o bt?) und der Brandenburgifche Hifloriograpb 
Martin Kempe?) aus Königsberg (1637—82), als Peg 
nisfhäfer Damon, als Mitglied des Schwanenordens Kleodor, 
als Mitglied der Deutfchgeinnten Genoſſenſchaft ber Unſterbliche, 
und: in der Bruhtbringenden Gefellichaft der Erforene genannt, 
Dime mich bei dem Muſter eines niedriggefinnten, kriechenden 
Boeten, dem Andreas Rihimann?”) aus Querfurt, aufs 
zuhalten, wiß ich hier nur noch zwei der fruchtbarften, aber theile 
weife aut; matteflen Dichter dieſer Periode anführen. Der erfle. 
in Johann RIR”) aus Pinneberg im Holſteiniſchen (geb. 
1607), der fon ald Schüler, . wie Opitz, den Pegaſus beſtieg, 
dann aber ald Prediger u Wedel an der Elbe (+ 1667) bis 
an-feinäwn Tod nit aufgörte Berfe: zu machen. So fehr Ihn 
feine Zeitgenofien gepriefen und überfhägt haben, foviel Tadel 
bat ihm die Nachwelt zu Theil werden laffen, und Barum hat 
er auch, abgefehen von manden andem Vergleichspunlien, 
eine merkwürdige Achntichfeis mit dem guten Gotiſched. An 
feines großen Zruchtbarkeit, die ihm in der Fruchibringenden 
Geſellſchaft den Rumen deo Nüfigen eintrug, mag wohl feine 


5723 Deutsche Poeſie. Lyrik. 


unbegrenzie Citelleit ein gutes Theil Schuld. getragen haben; 
denn er wollte mit aller Gewalt ein großer Theolog fein, darum 
fpielte er den Pietiſten und „irieb das große Werl der Engel, 
geiſtliche Lieder zu dichten.” Auch in der Deutfhen Sprade 
wollte er den Ton angeben; darum fliftete er den unnügen Schwa⸗ 
nenorben. Er wollte von feinen Zeitgeriofien gepziefen fein; darum 
bobte er fi. So gelang es ihm denn, daß Leute, wie Hard 
bötfer, Klaj, Bucholg, Schottel, Siegmund von Bien, Mo⸗ 
ſcheroſch x. ihn bis an den Himmel erhoben, fo daß er bald wen 
allen Theilen Deutſchlands aus ale der Norbifhe Apoſtel, 
der Für der Poeten, der. Bott des Deutiden Parnaß, Das 
auserwählte Rüfzeug des Hein, der große Cimberſchwan ıc. 
angefungen ward und einem großen Theile feiner Werfe cine 
Zugabe von dergleichen Ehrengedichten feiner Freunde und Lob» 
hudler beifügen Eonnte, gerade fo wie ein hublföpfiger höherer geiſt⸗ 
licher Beamter in einer Deuiſchen Mefidenz die Faëcikel ſchön 
gefhriebener Geburtotagsgedichte, welde die unter feiner Fuchtel 
ſtehenden Schulmeifter des Landes jededmal zu feinem Ge 
burtötage liefern mußten, wenn fie nicht chicanirt und turbirt 
werden wollten, regelmäßig auf der Koͤniglichen Bibliothel da⸗ 
ſelbſt niederlegle, um feinem einfigen Biographen allcs Ma 
terial im Boraus zurecht zu machen. Mit diefem Pinſel hatte 
jedoch RiR nur die Eitelkeit gemein, denn er if nicht obne 
gute Schanten, eihabene Stellen und poctifche Bilver, und nur, 
weil er fein Talent, mit vielen ſchoͤnen Worten nichts fagen zu fünnen, 
gar zu fehr ausbeutete, wird er ſtets platt und zuweilen lindiſch, 
und wenn man Zeſen's Worte: „Aus feiner Feder es rinnt 
fo ſchon“ verändert in, „es zinnt ja fo”, fo hat man das befle 
Urtheil über feine Waͤffrigkeit. Wir fommen nun zu dem Bus 
rien Philipp Zefen”) (Zeſe, Caͤſien, Filip von Zeſen, Filip 
Zeſen von Fürſtenau, Philippus Caesius oder Coesius) aus 
Briorau bei Bitterfeld (1619 geb.). Dieſer lieb ſchon als 
Swuͤler zu Halle ein langweiliges Bericht druden, und in Wil 
ienberg wurde er nun duch Buchner fürmlih zum Didier ge 
preßt.. Hier ſchrieb er auch (1640) feinen Deutſchen He 
liklon, dem er In Leipzig unter dem Ramen Ritterhold von Blauen, 
einen pomphaften Liebesroman folgen ließ, die Adriatiſche Rofe 


Deutſche Poefie. Lyrik. 273 


mund, worin er ſelbſt der Held, feine Schöne aber eine von ihm 
in eine vornchme Dame verwandelte Leipziger Junge» Wagd IR, 
und welhed Merk nur die Bafis abgiebt. für feine merkwuͤrdigen or 
thegtaphiſchen und fprachlihen Neuerungen, die er. fpüter noch 
in mehreren zein ſprachwiſſenſchaſtlichen Werfen weiter aueführte, 
So ungereimt nun viele feiner Wortungeheuer und, Germanismen 
find, fo. läuft doch hin und wieder ein vernünftiger Gedanke 
unter, und fo bat er auch darin mit dem Ritter von der 
tauıigen Geſtalt, mit dem man ihn feiner literariichen Help 
den und abenibeuerlichen Projecte wegen verglichen hat, vielfache 
Berührungepunfte, Obgleich mit Riſt an Gitellelt wetteifernd, 
mar er doch nicht gleich glüdlid, den Beifall feiner Mitwelt zu 
elangn; denn alle bedeutende Köpfe, mit Ausnahme Shots 
8, fielen über ihn her und nannten ihn und feine Unkünger 
Uberflüglinge, widerfpänfige und poffierlide Drthegrerhiften, 
uneltige Eprachketzer, phantaſtiſche Pidelheringe, und ihr Treiben 
phantaſtiſche Grillenhaftigkeit und teufliſche Raſerei“), ter. bes 
lannte Theolog Abr. Calov hieß ihn ſtets den Corrumpuntius pa- 
triae lingnae, und Rachel zog ihn in feiner achten Satire, der Poet, 
tüchtig durch, ſo daß er zufrieden ſein mußte, in ber von ihm 
gegründeten Deutſchgeſinnten Genoſſenſchaft unter dem Ramen des 





Bei ihm Heißt ein Jambus eilender Schritt, der Trochaeus fallender 
eder laufender Schritt, der Dactylus rollender oder hüpfender Schritt, ber 
Anapaestus gegenrollender oder gegenhüpfender Schritt, da8 Genus dactyli- 
cam die rollende Palmen: oder Dattels Art, Hexuameter ein Sechsſtufiger, 
Pentameter ein Fünfftufiger, Genus Dberart, Species Unterart, Pallas 
Kuginne, Blauinne, Diana Maidinne, Sagtinne, Mars Helbreih, Vulcanns 
Öluptfang, Venun Yuftinne, Liebinne, Lachmund ober Schaumund, Capidn 
Eihbreiz oder Luſtkind, Juno Himmelinne, Neptunus Schwünmahrt oder 
Vaſſetteich, Flora Bluhminne oder Weſtinne, Pomona Bauminne, Echo 
Ehallinne, Widerruff oder Thalmunde, Natura Zcugemutter, Lieutenant 
Ralt: hauptmann, Oberst - lieutenant Schalts oder Waltoberftiir, Marque 
Mumsgefihte, Person Gelbftand, Vers Dichtling, Theater e cbauburg, 
Obelisk Eonnenfpige, Pyramide Feuerfpige oder Grabfpige, Affect @es 
muhstrift, Nase Löſchhörn, Pistohl Heitpuffer, Faenster Tageleucter, 
Monarcha Erz:tönig oder Römifcher Erzherr, warn e8 aber fonft ein grohſſer 
Fürk fein ſoil, fo hriſſet er nuhr Grohs⸗her oder Grohs⸗koͤnig, Politisch 
wält: fälig, Nonnenkloster Jungfernzwünger, Papst Grohs-⸗ erzvater, Ma- 
Arigai Ehattenlicblein, Sonnet ein Klinggebichte, ein zweyfiebender z. 
Bie weit feine Rachahmer in dieſer Lächerlichfeit gingen, gebt aus folgender 
Crktirung des Sonettd hervor: „Ein zweyſiebender mit fteigenden oder kurt 
langen Zritten in fechsftufigen Bmölflingen durch untermengte Weibliche 
der Männliche Reimbänbe. " 








427. Dila Potr. 1784. 1.p.45 % 


2 
‘ 
. gemad. Luͤbeck 1656. 12. Berlachte Venus, aus Liede der Tugend sd 


870 Deutfihe Paefie. Lyrik. 


sa qui in Hollandia tempore pestis contigit. Poetiſch Gedicht von 
Finem Yelgamen- und munberbarlichen Malle, ver fi in Holland bei wehrender 
Peſt zugetragen: vberſetzt v. 3. &: Hawb. 26390. 53. . 7 


10) @.. G. Kluge, Hymmapoesgr., Siles. Dec. il. Breslau 1782. 
p- Fl Sruflub, Beransa. Sundern, Ad. KU. pr:5rdt: Bahlet 
—5 eit. bi 2 Te em —— ra 
uße. Brieg 1674. 8. ede aud.dı e in itQper.:pbtöeg. 
©. unverfaͤngliche⸗ Bedenken b. Kluge m. 0. De.D 209-2... 
11) ©. Gebeder Diss: anchot. B 300 sg. 'Siief,'Hist. jubil, scho- 


) ’ . 5 
last. Vrafist. p. ?0. 2 Vey. v. ſym in f. Schediasmaln Sermiaica. 
PB. 1J. U. Olanus 183%. 8: y \ .. ‘ . [} .. .. . ‘ 


12) 13 Gehtgenfeitägeb. m. Ihn ihr du He 1532051 delaß Heffacan 
v. giNe * uͤch. a. d. FR m .P.17. an 
13) Gordiasus und Palladium, 2 Salenne- Reben. Eaubas 1P0. 4. 


44) Monament, $raflifudinis Heinrico If. Brestan 141. 4. (fon 
encenfehladt) Sieges⸗ Fahn und Ehren⸗Saͤule dem Herrn aller ‚Herrin. Du 
1 ® ” u " u u j 


15) S. Ricolai in Bieſters Berl, Blaͤtt. 1797. Jul. P. BO, ng: Förhe 
b. Müller a. a. D. P. XRXVII ag. — Die rechte, Bingende, ALuflige Parke 
von hundert ſinnreichen Scherzgedichten, nach des Mutazid Tode in Erdaumg 
gebpadıt von O. Chr, Pfeffer. Bexl. 4702. 12. Ausm. b. Muͤller Dd. au. 
p. sq. 

16) S. Ehwarsin vohn Greifswald aus Pommern dentſche pretiſche Ge⸗ 
dichte. —* 1imal berausg, u. Ye, d. e\ Gerlach. Danz. 4650 11 4 I. 
Er. Horn in Frammtafchend 1818 m. in ſ. Porf. u. Beredtſ. d. Dertſch 

d. 1. p. 299 ag. Koch Bo. . p. 94 2q. Fun 


17) &. Elermand T. II. P- 179.29. Bruder Chr temprf I. 3% 
p. 38 sq. — Weynacht⸗Gebanken und Nachtmahl dee ‚Hrn. Bittenb. 
16:8. 4. Poemata selectiora. Lips. 169. 8. | | 


18) Deutfche Gefänge, Hamb. 0. I. 8. Deutſche Lieder. Epsg- 1644. 12. 


19) Poetiſche Muſen über die himmelfhöne Rubella, treuderliebte Cary⸗ 
liſis und falfchherzige Florinda. Gtädft. (Hamk.) 1661. 12.  .. 
20) ©. Bouterwel X. p. 202. Moller Cimbr. litt. T. L:.p 69 
Eſchenburg a. a.D. Bd. UII. Worb. p- 54-62. u. im Bragur Bd. Il. p- +2 
rfier d. Müller 0.0.0. p. XI-XM. 
— Liebesgrillen d. i. Luſt, Liebes⸗, Scherd⸗ unb Ghrenkteder, deren ger 
wenige aus dem Niederländifchen überfcget, die meiſten aber and eigcatt 
erfinnung zu Papier gebracht und in zweien Büchern abgetheilet, Zu dem 
mit ſchoͤnen und zwar neuen gar unbefannten Melodfeen von unterfchieblihen 
in dee Ging= und Drgellunft wolerfahrenen, guten Freunden gezterct. Hand. 


. 1656. Ih. 1. 4. neberſchriften d. i. kurze Gedichte. Grade 165% 12. Se 


bets s Räucherwert aus Eol. 1. 9-14 in einer zu Stade gehaltenen Predigt 
A. 1655 vorgeftellet. ebd. 1655. 8. Des Wlüchtigen flüchtige Zeldroſen, in 
unterſchiedlichen Eufigängen vorgeftellet, Hamb. 1655..1... Liebrägrillen, d- I 
Luft und Liebes, Scheräe Ehrs und Sittenlieder. Bon nengmj. ducchgt⸗ 
fegen vom Autore fetbften zugleih mit dem andern heil vermehrt. chd. 
1656. 12. Wandlungsluſt, welche in allerhand Verbindungs⸗ — Ku 
jahres und Biebesfchäferelen beftchet. ebd. 1656. 12. Erftes gerftliches Eu 


teutfchgefinnten Gemütbern zur ergegung aufgefeget. Glücftadt 1659. (Hamb- 





Deutſche Poeſie. Lyrik. 579 


deutſch. Spr. pr 152—1%. Thieß, Verf. e. Gel. Geſch. v. Hamburg IT. 
p. 303. Zörbens Bd. V. p. 606 sq. Zeltner, Thearr. vir. erudit. p. 565 
sq. Da Potr. 1784. Bd. I. p. 39 8q. Forſter b. Müller a. a. &. p- 
XLVIILXI. — Hvochdeutſcher Helikon, oder grundrihtige Anleitung zur 
hodneutfeheh Dicht⸗ und Reimkunft, wie ein hoch deutſches Reimband und 

edicht auf allerlei Art ohne Zchler recht und ges zu verfaflen fei, ſammt 
einem richtigen Anweifer der gleichleutenden männlichen unb weiblichen Reims 
wörter. Wittenb. 1640. 8. ebd. 1641. I. 8. Iena und Gölln an der Gpree 
1656. IV. 8. Krühlingsiuft ober kLob⸗Luſt⸗ und Licbesliever. Hamb. 164. 
Danzig 1648. 12. Hamb. 1650. 12. (f. Deutſch. Muf-. 1785. Bb. IT. 
Dctbr. p 312-320) Dichter Rofengebüfhe Vorfchmad. oder Götter: und 
Nymphenluſt in reimlofer Rede mit Reimbänden vermifchet an das wohl⸗ 
. geborne Fräulein von Rofenthal. Hamb. 1642. 1051..8. Luſtinne oder ges 

bundene, Yuftrede von Kraft und Wirkung der Liede, mit Anmerk. Hamb. 
u. Roft. 1645. 8. Amflerb 1646, 12. Dichterische Jugend⸗ und Liebesflam⸗ 
men, in etlichen Lob⸗ Lufls und Liebesliedern, mit artigen Sangweiſen. 
Hamb. 1651. fol. Kriegslieder bei Betrachtung ber himmlifhen Kriegshelden 
am heiligen Engelsfeſte verfaffet. Hamb. 16.0. 8. Dichteriſches Rofens und 
Lilientapl, mit mancherlei Lobs und Luſt- Scherz⸗ und Schmerz= Leid⸗ 
und Freudenlieder gezieret. Hamb. 1670. 1672. 8. Reiſtlieder zu Waſſer und 
zu Lande. ebd. 1677. 1687. 8. Privau oder Eob des Vaterlandes. Amfterd. 
1680. 8. u. b. J. Ch. Reckınann, Access, hist. Anhalt. p. 565-582. 
Melpomene oder gebundene Zrauer= und Klagrede über bag Leiden unferes 
Heilandes. Kalle 1628. 4. Salomonis, des Ghräifhen Königs, geiftliche 
Wolluſt oder Hoheslied in hochdeutiche Dattelreime gebracht. Wittenb. 1641. 
8. Amfterd. 1657. 4. Bern 1674. 4. Schafhaufen 1706. 8. Himmliſche Klio 
ober ctliche Sreudengedichte auf die Geburtsnacht unſeres neugeborenen Jeſu⸗ 
leins. Hamb. 1644. 8. Gekreuzigte Xiebeöflammen, ober geiftlicher Gedichte 
Vorſchmack. Hamb. 1653. 12. Beiftlihe Seelentuft, das iſt Wechjelgefänge 
zoiihen dem himmliſchen Bräutigam und feiner Braut. Amfl. 1657. 12. 
Andächtiger Eehrgefänge von Chriſti Nachfolgung und Verachtung der Eitels 
Briten der Welt erſtes Mandel, aus dem fel. Thomas von Kempen gereimet 
und mit Meiodien gezieret. Magdeb. 1657. 8. 


$. 675. 


Ehe wir zur zweiten Schleſiſchen Schule fortgehen 
dürfen, müffen wir noch einige Pegnitzſchaͤfer hier befprechen, bie 
durd ihre ungeſchikten und übertriebenen Nachahmungen jener 
tändelnden Stalläner, wie Warini, Loredano ıc. waren, und 
durch übertriebene Anwendung der beliebten Concetti's derfelben, 
womit leider auh Flemming mandes feiner ſchoͤnen Ge⸗ 
dichte verdorben bat, ber Deutfhen Lyrik auf jenen Gipfel des 
Ungeſchmacks verhalfen, wo derfelben nachher durch Lohenſtein, 
Hoffmannswaldan und Eonforten beinahe der Hals gebrochen worben 
wäre, Wir wollen als die Vertreter diefer Verkehrtheiten nur die 
drei Häupter des Pegneſiſchen Schäferordens!) anführen, obwohl auch 
fhon bei Opitz und feinen Nachahmern, mehr noch bei RER und 

37 


578 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


102 sq. Politiſcher Traetat von Staats- und Liebes⸗Sachen, welche mit 
ſich führen den Krieg des Streits der Ehre und Liede zwiſchen ben Ravalicten, 
Sourtijanen und Damen, Hamb. 1664. 8. 
29) ©. Dia Yotr. 1734. ®d. I. p. 49 sq. MollerCimbr. itt⸗ T. l. 
« 546.3q. Wehel, Hymnopoeogr. Il. p: 358 sy. \WVitten, Mem., theol, 
ec. XII. p. 1578. Reumarlt, eufbroft. Palmbaum p. 51 sy. 467 IJt 
Amarantes a..a. O. p: 260 sq. Winterfeld, d. evanget. Kirch. Geſ. IHI. 
p. 360 440. Zördens Bd. IV. p. 366 89. Gervimus Pd. III. p. 260 89. 
Müller a. a. D. p. PA—XYV. — Musa Teutonica, Allerhand Epigrau- 
matum ıc. Hamb⸗ 1634. 8. ([.Catal. bibl. un. Freft. p. 248.) d. i. teuts 
fcher poetiſcher Miscellaneen erſter Theil, Zweiter Drud. ebd. 1687. 12. 
ebd. 1640. 8. Poetiſcher Luftgarten, das ift allerhand anmutgige Gedichte. 
e0d. 1688. 8. Danzig 1641. 8. Poetifher Schanplatz, auf weichem allers 
Hand Waaren, gute ua» böfe, Eleine und große, Breudes und Leid⸗ zeugende 
a Paten. ebd 1696. 8. 1664. 8. Zeutfcher Parnaffus. Lünch. 1662. Neuer 
teuren Zurnaffus. ebd. 1652. 8. Kopenhag. 1666. 8. Des Dapbnis aus 
Cimbri. Walathee. Lüncb. 1642. Hamb. 1642. 8. Des edlen Dafnie aus 
Cimbrien befungene Florabella. Hamb. 1656. 8. 1668.8. Krieges und Fric- 
densipia,.t. Hamb. 1640. 4. Alleredeiſtes Leben ber ganzen Welt. cbd. 1662. 
12. Alleredelſte Thorheit der ganzen Welt. ebd. 1.64. 12. Allerebeifle Er: 
findung ver ganzen Welt. ebd. 1667. 12. Erbantiche Monatsgeſpräche. Artft. 
1663. 12. Lob⸗Trauer⸗ und Klaggebicht Aber gar zu frühzeitige Abfierbin 
M. Opitzens. Hamb. 1640. 8. u. b. Lindner, Leb. Op. Bd. Il. p. 133 2q. 
Capitan Spavento oder Rotoımontades espannolles d. i. Spaniſche Auf: 
fchneidereien. Aus dem Zranzöfifhen in Teutſche Berk gebracht. Hamb. 135. 
1636. 8. Starker Echild Gottes wider die giftige Mordpfeile falſcher und 
verläumbderifcher Zungen. ebd. 1644. 8. Holſteins erbärmliches Klage: und 
Jammerlied, durch Friedelieb von Sanfteleben ebd. 1614.B., (u. in ſ. Parnoß) 
— &, geiftl. Ged. Samml. ſ.: Mufilalifches Seelenparadies. Lünch. 166. 8. 
Reines mirficalifhes Seelenparabies, in fich brgreifend die aller fürtrefflichfien 
Sprüche der heiligen Schrift alten Teſtaments, in gang lehr⸗ und truft: 
reichen Liedern und Derzentandachten. Lüneb. 1160-62. H. 8. Himmliſche 
Lieder, Rüneb. 1643. 1648. 1652. 8. Neuer himmlifcher Lieder fondesharcs 
Buch. ebd. 1651. 8. Paffionsandachten. Hamb. 1648. 1654. 8. Neue hech⸗ 
heilige Paſſlonsandachten in Liedern. ebd. 1664. 8. Sabbathiſche Seelenluſt. 
Lchrs Zroft: Bermahnung und Warnungsreiche Eicher tiber die Evangclicn. 
Lüneb. 1651. 8. Frommer und gottfeliger Chriften altäglide Haußmafik 
oder Muſikaliſche Andachten. Tüneb. 1054. 8. Muſikaliſche Feſtandachten. 
ebd. 1655. 8. Muſikaliſche Katechismusandachten. cbd. 36.6.8. Muſikaliſche 
Katechismusandachten. ebd. 1656. 8. Muſikaliſche Kreuz⸗Treſt⸗æ Lobe und 
Dankſchuhle in Gedichten. ebd. 1659. 8. Die verfhmähete Eitelkeit und Die 
verlangte Ewigkeit. ebd. 1658. 8. Ausw. a. f. weltl. u. geiftt. Geb. b. Müls 
ler. Bd. VIII. p. t—174. Ausg. f. Theat. St. Das Ariede wünfchende 
Deutfdland in einem Schaufpiel vorgeftcht und befchrichen Hamb. 1617. 
(u. d. 2. Monflene Eaufewindt oder des Edlen Jod. Niften ꝛc. Friedewün⸗ 
fchendes und nunmehr Friedebeſeeligtes Deutfehland Gölln 1649. 12.) Hamb. 
1649..8. Nürnd. 1653. 8. 0. D. 1806. 8. (hier p. 33—112. nur Auszug) 
Das Friede jauchzende Deutſchland, welches vermittelft eines neuen u: 
pielö theils in ungebundener, theild in gebundener Rede und anmuthigen 
icdern ꝛc. vorſtellt I. R. Nuͤrnb. 1653. 8. Perſcus d. i. eine neue Tra⸗ 
gödie, welche in Beſchreibung theils mahrhafter Geſchichten, theils Lnfkiger 
und anmuthiger Gedichte einen fonnenklaren Welts und Hofſpiegel jeder: 
männiglichen präfentiert und vorſtellet. Hamb. 1624, 8. Wallenflein. Ein 
Trauerſpiel. 0. ©. 1647. 8, . 


%) S. Moller Cimbr. litt, II. p. 1023 sq. Reichard, Verf. e. Hift. d. 


vr - 





Deutſche Poeſie. Lyrik. 579 


deutſch. Spr. Pr 152196. Thieß, Berl. e. Gel. Geſch. v. Hamburg IT. 
p. 303. Zörbens Bd. V. p. 606 sq. Zeliner, Theatr. vir. erudit. p.565 
sq. DUa Potr. 1784. Bd. 1. p. 39 ag. Forſter b. Müller a. a. b. p. 
XLYN—LXI. — Hochdeutſcher Helikon, oder grundrichtige Anleitung zur 
—— Dicht⸗ und Reimkunſt, wie ein hoch deutſches Reimband und 

edicht auf allerlei Art ohne Zehler recht und zierlich zu verfaſſen ſei, ſammt 
einem richtigen Anweiſer der gleichlautcnden männlichen und weiblichen Reims 
wörter. Wittenb. 1640. 8 ebd. 1641. I. 8. Iena und Gölln an der Gpree 
1656. IV. 8. Krühlingsluft oder Lob⸗Luſt⸗ und Liebesliever. Hamb. 164). 
Denzig 1648. 12. Yamb.. 1650. 12. (fe Deutſch. Muf. 1785. 8». IE. 
Dctbr. p 312-320) Dichter Rofengebühe Vorſchmack oder Bötters und 
Rumphentuft in reimlofer Rede mit Reimbänden vermifchet an das wohls 
geborne Fräulein von Rofenthal. Hamb. 1642. 1051. 8. Lurflinne oder ge⸗ 
bundene, Yuftrebe von Kraft und Wirkung der Liede, mit Anmerk. Hamb. 
u. Roft. 1645. 8. Amſterd 1666, 12. Dichterifche "Jugend = und Liebesflam- 
men, in etlichen Lob⸗ Luſt⸗ und Liebesliedern, mit artigen Sangweifen. 
Hamb.1651. fol. Kriegslicher bei Betrachtung der himmliſchen Kriegshelden 
amı beiligen (Engelsfefte verfaflet. Hamb. 16.0. 8. Dichterifches .Rofen= und 
Lilientahi, mit manderlei Lob⸗ und Lufls Scherz⸗ und Schmerz⸗ Leid⸗ 
und Freudenlieder gezieret. Hamb. 1670. 1672. 8. Reifelieder zu Waſſer und 
zu Sande. ebd. 1677. 1687. 8. Prirau oder Eob bes Vaterlandes. Amfterd. 
1680. 8. u. b. 3. Ch. Beckınaun, Access. hist. Anhalt. p. 565—582. 
Melpomene oder gebundene Zrauer= und Klagrede über das Leiden unferes 
Heilandes. Halle 1628, 4. GSalomonis, des Cbräifhen Königs, geiftliche 
Wolluft oder Hobeslicd in hochdeutſche Dattelreime gebracht. Wittend. 1641. 
8. Amfterd. 1657. 4. Bern 1674. 4. Schafhaufen 1706. 8. Himmliſche Klio 
oder etliche Freudengedichte auf die Geburtsnacht unferes neugebovenen Sefus 
lins. Hamb. 1644. 8. Gekreuzigte Yiebesflammen, ober geiftlicher Gedichte 
Vorſchmack. Hamb. 1653. 12. Beiftlihe Seelenluft, das ift wehfelgefänge 
zwijchen dem himmlifchen Bräutigam und feiner Braut. Amſt. 1657. 12. 
Andächtiger Echrgefänge von Ghrifti Rachfolgung und Verachtung der Eitels 
keiten der Welt erſtes Mandel, aus dem ſel. Thomas von Kempen gereimet 
und mit Melodien gezieret. Magdeb. 1657. 8. 


$. 675. 


Ehe wie zur zweiten Schiefiihen Schule fortgehen 
dürfen, müflen wir nod einige PBegnisfchäfer hier befprechen, bie 
durch ihre ungefdidten und übertriebenen Nachahmungen jener 
tindelnden Staftäner, wie Marini, Loredano ıc. waren, und 
durch übertriebene Anwendung der beltebten Concetti's derfelben, 
womit leider au Flemming mandes feiner fhönen Ges 
dichte verdorben hat, der Deutſchen Lyrik auf jenen Gipfel des 
Ungef&mads verhalſen, wo derſelben nachher durch Lohenftein, 
Hoffmannswaldau und Conſorten beinahe der Hals gebrochen worden 
wäre. Wir wollen als die Vertreter dieſer Verkehriheiten nur bie 
drei Häupter des Pegnefifchen Schäferordend') anführen, obwohl auf 
fhon bei Opitz und feinen Rachahmern, mehr nod bei RIR und 

37 


580 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


Zefen fih manches Schäfer» oder Schafartige bieſer Art ſindet, 
und befonders Jacob Schwieger und David Schirmer 
An vieler Beziehung eine Art von Amalgamation beider Cu: 
In in vielen, ihrer Gedichte bewerkſtelligen wollten. Der 
Erfte, der hier In Betracht kommt, IR Georg Philipp Hars- 
dörfer aus Nürnberg,. wo er Kathöherr ‘war (geb. 1607, 
gef. 1658), vorzugswelfe der Gelehrte genannt, in ber Frudt⸗ 
bringenden Geſellſchaft der Spielende, in der Deutfchgefinnten 
Genoſſenſchaft der Kunftfplelende, unter den Pegnißſchaͤfern 
Strefon benannt, font auch noch ale Chilias, Meletephilus 
und Quirinus vorfommend, ein gelehrter Pebant, was feine 
dialogiſche Encyclopaͤdie, Frauenzimmer Gefpräbfpiele betitelt, 
hinreichend beweiſt. Er bildete ſich ein, Jedermann die Poeſie 
und Reimfunft eintrichtern zu koͤnnen, was freilich in Bezug 
auf die laͤcherlichen Allegoriſationen, Wortverdrehungen, Una. 
gramme und andere dergleichen kindiſche Worıklauberein der Fall 
wor, nimmermehr aber in Hinfiht des wirklichen poetiſchen Ge⸗ 
nied und der Anlage. Er und feine Benofien bradten auch jene 
unnatürliken Spielereien der Griechiſchen Anthologie (4.3. das 
Ei des Simmias ıc.), Gedichte in Form von Kränzen, Bäumen xx. 
darzuflellen, wieder auf, und fo bildete man felbft die beiden Spitzen 
des Parnaß ab*?). Berihmter als Dichter, aber keineswegs 
beffer, if fein Sreund Sieg mund von Birfen?), oder, wie 
er vor feiner Erhebung in den Adelſtand hieß, Betulius aus its 
denftein bei Eger (geb. 1626. gef. 1681), kaiſerlicher Pfalz: 
grof und gefrönter Dichter, in der Fruchtbringenden Geſeliſchaft ver 
Erwachſene geheißen, in der Deutfchgefinnten Genoſſenſchaft a8 
Riehender und unter den Pegnipfhäfern als Floridan oder 


+) ©. d. Nymphe Noris erfte Tagzeit p. 83 sq. 
: Hohe 


Berge 
welcher Meide 
nehret unfer — — 
eure Spitzen Sonnenſtralen 
morxgend mahlen und erhigen 
Phobus und bie Pierinnen wohnẽ auf fo großen Ziñen, 
welcher Luſtbereichte Frucht unſer Pegnig Hirt Montan 


für die Ceres und dem Pan zu beſingen bat geſucht. 
‚Schaut die neubegrünten Hügel wünſchen pfeilgeſchwinde Flügel, 
bald wir auf den Pfeiffen klingen, und der Heerd zu Tiſcht fingen. 





Deutſche Poeſie. Lyrik. 581 


Taufendfhön verehtt. Der Dritte im Bunde enblih IR Sohann- 
Klaj’) (Klajus oder Elajus) aus Meißen (1616 geb., geſt. 
1656), erſt Lehrer an der Sebaldusſchule zu Nürnberg; dann 
Mrediger zu Kitingen am Rhein, in der Deutfägefinnten Ge. 
noffenf&aft der Frenide genannt. Er iR wo möglich noch af 
fetirter, woigfofer und platter, al8 feine ſchon angeführten beiden 
andern Cunwane, und gehört jegt nur noch in die große Anzah 

der lit;rariſben Sonderlinge der Deutſchen Vorzeit. 


1) ©. Zittmann, D. Nürnberger Dichterfchule. Harsdörfer, Klaj, Birs 
tn. Bötling. 1847. 8, 


2) ©. Meißner Journ. f. Alt. Lit. Bd. I. St. II. p. 17-53. Olla 
Potr. 1784. Bd. 1. p. 37 aq. 1789. Bd. III. p. 85 8. SHannöv. Mag. 
1:67. p 122 sq. Reumark, Neufproß. Palmb. p. 4653 aq. Mmarantes p. 
6579. Reichard p. 136 —192. Witten, Mem. phil. Dec. Vil. p. 365 
sy. Bill. Nürnd ‚Gel. ker. Bd. N, p. 34 8q. Jordens 3b. U. p. 332 

. Vs. p: 250 sq. Müller a. a. D. p. XXIV. sq. A. 6. Widmann, 
Vitae curric. 6. Ph. H. Altorl. 1707. 4. (Muss; in db. Nachr. u. Un: 
merk., w. d. Sprade ꝛc. d. Deutſch. betr St. I. p. 150 34.) — Frauen⸗ 
simmergefprädhfpiele. Nürnb. 1641. Bd I. II. 8. Geſprächſpiele ebd. 1642 
—49. VIII. 12. Hertzbewegliche Sonntagsandachten nach den Gvangelien. 
Rürnb. 1649. 8, Gerzbemegliche Sonntagsandachten nad) den fonntäglichen 
- Epiftelterten ausgearb. ebd. 1652. 8. Nathan, Jotham und Simſon, oder 

geiſtliche Und weltliche zeprgebigte und Räthſel. Rürnb. 1650 — 51. 1659. 
I. 8. Proben b. Müller. Bd. IX. p. 1-64. ſ. a. Anm. 4. 


3) ©. Die betrühte Pegncfis, den Leben = Kunftz und Tugendwandel 
bes felig-cdlen Floridans, H. ©. v. B durch 24 Sinnbilder in Kupfern zur 
(dufdigen Nachehre fürftellend und mit Geſpräch und Reimgesdichten erklärend 
durch ihre Blumenpirten. Nürnb, 1683 8. Amarantes p.79 -158. Hagen, 
Mem. phil. Dec. IH. p. 191 sq. Zördens Bd. T. p. 83 sq. V. p. j 
VI. p. 563. DUa Potr. 1784. I. p. 39 20. Säthenftein, im Jahrb. d. B 
Muf. 1829. of; 430 3. Müller a. a. D. p. XXIX sq. — Deutfcher 
Ouoenberg. Nürnb. 1650. 4. Geiſtliche Weihrauchlörner. ebd. 1652. 12. 
Ehriſtliche Sterbebereitfchaft. ebd. 1670. 12. Heiliger Sonntags: und Kir⸗ 
chen wandel. ebd. 1681. 8 Strena Dircaea J. Ph. Mognet. archiep. 
0. D. 1654. 4. (in D. Spr.) Peanefis, oder der Pegniz Blumgenoß⸗Schä⸗ 
ferey Feldgedichte in neun Zagezeiten meiſt verfaflet und herausgegeben durch 
gloridan. Rürnd, 1673—79, IT. 12. Ausw. b. Müller a. a. D. p. 77 sq. 


4) S. Da Potr. 1783. p. 134. 1784. T. pP 38 sq. Amarantes » 
23 sg. Iördens I. p. 206 sq. VI. p. 824. Will 3b.-I. p. 195 sq. Müls 
kr a. a. D. p. XXVII. aq. — Pegneſiſches Schäfergediht in den Beri⸗ 
norgifchen Gefilden angeflimmet von Strefon und Glajus. Nürnb. 1644. 4. 
Weipnachtsandacdht. Nürnb. 1644 4. Won der Auferſtehung Ehriſti. ebb. 
1644. 4. Bon der Höllens und Himmelfahrt Jeſu GEhrifti. ebd. 1644, 4. 
Freubengebichte der ſeligmachenden Geburt Chriſti zu Ehren gefungen. ebd. 
1650. 4. Das ganze Leben Jeſu Ehriſti. ebd. 1651. 8. ꝛc. Wicle Ged. v. 
ihm a. in d. Pegnefis Bd. I, Ausw. b. Müller a. a. D. p. 65 2q. 


742. 
öhm. 


d 


582 Deutſche Poeſie. Lyrit. 


$. 676, 


Hatte die erſte Schleife Säule, wenn ihr auch det 
eigentliche dichteriſche Genins abging, doch im vieler Beriehung 
vortheilhaft auf das Gedeihen der Deutiden Poeſie einganiılı 
und jedenfalls fehr beiebende Anregung gegeben, fo ſchadete die 
zweite Schlefifhe Schule dafür deſto mehr; bean obſchon 
fie den leichten Versbau und die reine Spracke der Opislien 
Eule annahm, fo vertauſchte fie. dagegen Die Klarheit un 
Durchdachtheit derſelben mit Schwulſt, Vombaſt md Hyperin 
und führte jenes abſchenliche Spielen mit Bildern: und Antithefen, 
"harten Metaphern, unfinnigem Phrafenfram und froßigen Gew 
cettis und Wortwitzen ein, weißes Marint, unfellgen Andenlens, 


zum Verderben der Literatur feined Baterlandes erfunden hatt. 


Außerdem aber brachten ihre Stifter und feine Nachtreter nod jene 
Unfittlichfeit und wahrhaft ſchmuzige Frechheit in die Deutik 


Poeſie, an die ein gebormer Lyriker eigentlich nicht denn 


ſollte, wenngleich allerdings auch hierin, 3. B. bei Guͤnthen, 


Ausnahmen fatifinden mögen. Ber Sufter dieſer Schule in 
Chriſtian Hoffmann von Hofſmannswaldan u 
Breslau (1608— 709), Vorſteher des Mathe feiner Vaterſiadt, 


der auf feinen langjährigen Reifen durch die Niederlande, my 


land, Frankreich und Italien das Leben seht ausgekoſtet ham 
muß, denn ſonft hätte fi fein an und für ſich bedeutendes Talmi 
nicht an fo ſchmuzigen Bildern der Sinnlichkeit erfreuen loͤnnen, 
wie wir diefelben bis zum Neberdruß in feinen galanten Or 
dichten und verliebten Arien antreffn, und ob: er and fd 
betete: „D Bott behüte mich vor x. der Shwinvfust MT 


Bernunft, fo man die Liebe nennet”, fo muß er doch nad MI 
Praris, die feine Gedichte verrathen, ein vollendeter MBeiberfant 
gewefen fein. Manches feiner Epigramme {ft "gar: nicht ül 
ſo 38. das auf die Sefuiten (Ich Font ein Tittrich ſeyn zu gro" 
Herren Herge. IH yündte-Pärider can, mein Hochnmth war di 
Kerze. Der Mund verehrte Gott, den Teufel Hertz und Elm. 
Mein Lefer denke nach, wer ich geweſen bin) oder das auf Philip. 
(Hier ruht ein Ritterömann, Der rauhe Reichs⸗Zerſtoͤrer, Di 
Rom verehret hat, als einen Kirchen⸗Mehrer. Biel mehnd 











Deutſche Poeſie. !yrif. 583 


ſag ich nicht, was hier vor Beine liegen. Ein Wort: die Aſche 
reucht nach Knoblaucd, kann nicht trügen.) ꝛc.; allein deshalb 
ihn Den deuitſchen Apollo und feine Heroiden omni LIliade ma- 
joren zu nennen, wie Die damaligen Critikes thaten, if Tollheit. 
Uebrigens iſt er cin acht ariſtokratiſcher Dichter, und bie, lüfterne 
Einnjuhkelt, die ec ausſtromt, ift nidts als ver Reflıs der Ge⸗ 
finnung der vornehmen Wels feiner Zeit, und darum iſt es ‚auch 
ganz in der Ordnung, daß er zuweilen, wie in feiner Demüths 
tgung por Bott, den frommen und, zerfnirftten Sünder fpielt‘). 
Einen faft voch größern Ruf, und jedenfalls neh mehr Einfluß 
auf Die. Literatur hatte Damiel Caſpar von Lohenflein 
aus Nimpifſch inn Fürſtenihume Brieg (geb. 1635, geſt. 1683), 
Ptotoſyndikus von Breslau und ebenfalls, wie ed damals uns 
kr dem del Mode war, durch vielfahe Reiſen gebildet. Ob⸗ 
wohl er fon. ols 15jähriger Schüler dur die Abfaffung ſeines 
nicht gang werthlofen Ibrahim Bafſa fih ale Dichter von Profeffion 
gezeigt bat, fo kann man doch nicht fagen, daß fich In feinen übrigen 
"Arbeiten, befonderd den Iyrifben, unter denen ich die Hyacinthen, 
Grabgedichte, Roſen, Liebes⸗ und Hodzelisgedi.bte, ſowie (6) Herolden 
befonder® heivorhebe, bedeutendes Talent zeige; denn feine Him⸗ 
meisfhhhüflel oder geiftlicden Gedichte, größtentheils in Alepan⸗ 
drinern, find nichts als theologifche Unterfuhungen in gebundener 
Rede, und feine Thränen (der Mutter Gottes, der Marie 
Magdalene, eined armen Eiünterd unter dem Kreuze) nichts 
weiter als eine überall zuſammengeſtochene, mit fchönen Bhrafen und 
Blumen aufgeputzte verfifizirte Parentation, Auch ſpricht er in 
der Borrede zu feinen Blumen von ſich felbft mit ziemlich wenig 
Zuvafit, dann er wußte recht gut, daß ihm eigentliche poe⸗ 
tiſche Erfindungsgabe und Genie abgche, und dieſer Mangel 
nur burn ge Reflerion, Antithefen, Concettis und Sentenzen⸗ 
bombaſt verdedt und erfet werde‘). Zu den Nachtretern biefer 
Richtung, die ſich bis auf Bodmer und Haller herab erhielt, 
gehörten befonderd Benjamin Reukirdh?) aus Reinke in Schle⸗ 
fin (geb. 1665), Hofrath und Prinzenlehrer au Anſpach 
(+ 1729), der belanntlich die unglüdlide Idee hatte,, den lang» 
welligen Telemach Fenelon's in noch Tangwelligere Alerandriner 
wu überfegen, wenigRens in feinen früheren Gedichten, der als Romans 


394 D⸗utſqhen Poeſie. Kirchenlicd. 


ſt riderbetamu. "Dichter. geinride AHrrfelm won Ziegler 
und Kdiÿphaféndy, dr Die Tollheig beging, ‚In keine Helden⸗ 
lighe,.ns6, Mlın- un, Raum Feßaments Hereſden <imufıda, 
morin fihb Adam umd.&ya, tie Mbiitarrin ara amd Abraham x. 
itre Sehnſuckt vorzlıpen, und Auguſt Bobfe, gmannt 
Talander, fowie der fhoh' Ieninnte Hunold’), ein Bor 


aufes: Khan IRQ, Bes; Japmafen; Merfatern. u Genen 
—18 * Fun nr der dann A BELE 5 u 


vAg 14% © vj Lehmafigin,.Lobredt derd. dh: Ve muf ran 
Ananiß. Breslau 4756. sure edel ifte 

ig — a F N — er Tun ne ne 
MIX. perl. m. 17BH. up. Yrsg, 06 

„88 Dufd, ci Bild. d est. I d. IL p. 

Er: * Ban Oh PF 7 Satſch. BAR Ser Ai 174. p. 


Ka and, he —ã Zuorich VER, Bu. ip 15 — Maulı 
in d. Edkf. Mon. Er. 1792. Däcn. 2 03 2q. ee m p. 
488g VI. p. 34% 5 Föorſter bei: Müller Bo. XI sg. 
Deutsche ‚Ucherfegungen ung Grhlchte Brest. 4673. 8. Silarau So 
briefe, auch andere herrjiche vichte Dres. 10 16:0, 1688. . —7 — | 
Bi 1700. 1704° 1710.1717. 1730. ©. v und dnterrt anf 
ausrricfne yab: &iöher udgedruffte —*X neh ‚Einen: Worzebk wen bt 
Beutfehen Del Pech i ee EL 1777, ‚vl. 6 ,, chb- 1734. Yıl, 8, Nun, b. 


DR: Die, Yale 174. Bh FW FTD. Pdı-TIL. pe. 18. 
Bd. I. p. 78 8q oe Bo. wi ) 267, Jordenß Bd. II. 
p. 443 da: VI. 1, 918 sd. Bodmer a. a. 6.7 FE Hi EN 4: HE. 
Et, 1, F 496. ad. XXIX. p. 282 01. ae Sei. * FE * gm. 
MI. ER ebr. 2 33 el: Hagen Mem, phil. p. 266 s 
ke. T VE p. 60. Leipʒ Wu Kim. 1789." p. öxg. een 
Du», 1 —— Rucn ed. Jth. Bu 1767. -p: I 0 — 
"Zräuers und Luftgedichte. "Brei Po. 8. 1639. 8. Silit geilt; um 
weittiche Gedichte. Vehyz. 1783: 8. Wehr.” a. in — an ®. hi 
——— us and: —**8* auserl. a hicq. angrdr. Geb 

lumen. Brest. 1680. 8 8. Ron. eb. ‚69.8 D. Geifktiche Bee g 
03.8, Simmel Schüffe Du. 8. Zhränen. “DB 
cinthen 0%. D. 1. 8 . 


9) ©. — ». x. . 388 Bobmer | f sg 8 
Mahler d. Sittm Bd. IT. p. 2 Sg. — Mag. 1768 8. ans 
a, Necht d. Deutſch. Geſ. zu eins St. IV. —F ee * 


euman. 1782. p. 51 s rſchin Vi. 1. p. * 

ik.'d. De er v u 13. „12 s Fr Pass ii sg 
7 ie. a h 7 — —3* 3. IV. p BOB my bGe⸗ 
ichte. Ko 


r tsũh „2. Kirch un Kan 
kft. 172 ee Satirct —8 — —— De dan 
Lund BL ı Geb. Da 201. Ma Di N — Br Birlef. De 

07, D 14 1 er [) ‚Ds a . 

Weet 1744. 8. (f. Rache. b. Seipg: Den va Geſ. Si en ar 
er ie — des, Pringen den ae "ober e. — — a 
e a. d. Fra Br VE 7 

— fol. Veri. u. fen Rh m 1748 £ rn 


ki Britn.gi keit, Hiſt.“d. Dewtfchs —8* re. ee en). 





Deutfche Poeſir. Kirchenlied. 585 


4) Heldenliebe der Aalen Meilen. Feitaments,. !pp- 169... 1734, 8. - 
d. Ehr. A. y. Neu. Zeft. I d. 17,0. 1737,8. it v. SOeorgse 
Lehms aus einig “ 7) 


5) Berlichte, galaute And’ fatiriſche Web: ‚Hart, 1763. ll. 8 7 Tpeatrals 
iſche, permiſchte und, gefiliche Btdichte. ebd. 178.8. 


> N 3 lı 3%. yo IP \ 
fe 877. | 
> .. i 3 


— LE h. ‘ 


wir ver uitten Lyrik geht bi geiftitche‘ oe ber Eile 
ſiſden Schule Hand in Hand, und wenn auch DOpig’veihäft 
niperäßtg nur "wenig gellifert hat, fo wirkte doch ſein Beiſpiel 
fo, durß faft alle. ſeine Schüler, fowie- die, Mitglieder der Frucht⸗ 
bringentden · Geſellfchaft Is Kirwenliedetdichter auftraten. Naͤ⸗ 
türlich bewirkie fein Einſſuß im Vetgleich zur früheren 
Pertode gefaͤlligeren Verobau, groͤßere Cortecthelt und Reinheit 
der Spracke, allein leider trat: auch oft unangenehme Breite an 
Die Ereße der alten, fornigen, kräftiger Gedrungenheit, was um 
fo wunderbaret if, als die Trübfale, welche der dreißigiährige 
Krieg Über Deutſchland brachte, am erſten zu einem energiſchen 
Troſtliede Im Leiden hätten auffordern müſſen. Hiermit ſoll jedoch 
nidtgeſagt fein, ale Rättin nicht dereito vor ihm mehrere ans 
tere Schleſtet, wie Melchtor Liebig‘) (geb. 1529, ge. 
nah 3589), Prediger zu Kottwit, Beter Titus?) aus Frei⸗ 
Ars (geb, 1542, geh. 1613), Prebiger zu Beuthen, der Breo⸗ 
lower Bürger und Meiſtaſinge Marcus Bunpel’) (+ nad 
1601), Zacharlas Richter!) aus Bredlau, Prediger zu 
Saͤbſchütz im Fuͤrſtenthum Fägerndorf (Hnah 1610), Joachim 
Sartoriu8°), Kantor und Lehrer zu Sckweidnitz (um 1591), 
Martin Kinnerd) von Scharfenftein aus Leobfhäb (1534 
—1597), wo er Eyndicus wer, fib ebenfalls in dieſem 
Felde werfucht.- Der begabteſte und geregelte der ganzen Opig« 
ifhen Schule iR aber der glaubensfarfe Johann Heermann?) 
aus. Raudten in Niederſchleſien (1585—1647), Pfarrer zu 
EMben an der Oder, ein wahrhafter Kreuztraͤger, der unter an⸗ 
den dad ſchöne Lied: „UAch Gott, I muß in Traurigkeit ꝛc.“ 
verfaßt hat und beſonders unfern Heiland als Brundton zu 
allen feinen Liedern wähle, Auch Andreas Bryphius?) 
dichtete 64 Kirchenlieder, die zwar faſt alle nur von ber Eitel⸗ 
leit der Welt und dem Tode handeln, abe im Gegenfah zu 


I) 





586 Deutfche Poeſie. Kirchonli⸗d. 


der. Oplitziſchen "Srodenheit voll aͤchten Schwungesd find und in 
wahrhaft Lutheriſcher Erhabenheit und Gindringlifeit, ohne: dabei 
:beffeie :. Hergichdeit au entbehren, gebiktet ‚wurden Maul 
Flemming9 hat zwar wehrere: geiſtliche Medicyte, aber . nur 
"ein einziges Kichenlied: „Im allen meinen Thaten 1, vmjaht, 
dad aber nallein fon feinen Ramen auf die Nadwelt bringm 
sl Heinrihuhetd!"), Moohat zu Anhran, feiner Matahatt, 
in Sebleſien (+ 164; IR gleikfals:.niner der gebiegeniken Dichler 
‚ber: aͤnenn Scälsfiichen: Scute: 1 Leider find aber, ſowohl fein 
AAcbeh:alo die den aciſten andern gleichzeitigen Kurchenlie derdichter weht 
zum Leſen ana zur Betrachtung: als num Eingen geeignet; obwohl 
Zobann:Riß, der nicht. weniger. a6 zehn nerfchienne kiede⸗ 
ſammiungen, zu denen wicher verſchiedene Componiſten die Melodicen 
erfunden uab. gefetzt hatten, verfaßte, gu: feiner Zeit. fo bei! 
war, dab das Derfgefinde feine Lieder auswendig Iemie ma 
bie Kinder in. den: Schulen fie abfingen ‚mußten. Freilich Rat 
aber vide derſelben (611) au breit und die Mitelpiute 
darin fürmeiih langgezegen; da «A, lonnte z. BD. ‚feiner Kamm 
himmlifthen Lieder ſonderbares Puch, worin er: aber wit ki 
‚erfahrene, fondem nur gedachte Lebenszußände ſormbich had: 
werksmaͤßig verſelte, nit anders nid müfierig fein, und. fainc Haba: 
und Himmelsiichee voll ekelhafter, bin und wicher fa late 
Schilderungen der. Hoͤllenpein und Himmelaluſt, hätten Die Mudıt 
.dgenttich zu .ikerm Geſangbuche ‚erheben: ſollen, fo. gut yon 
fie für fie. Riſt's Brand, Sohann. Höfel!!) ans Mintan 
in Srantın (4600-83), Arafte dad. Eprüdkwert: „unit, 
‚ böfe Chriſten“ Lügen, und: obwohl Advofat, hielt er. dech mt 
Sage Betftunde, rief bei jedem Glockmichlage (!) ven Hemgen UM 
eine fellge-Enpfumbe an, und, laß und fammelte sifrig; Lada 
: predigten, von welchen Plunder er über 4000 zufammmbralit. 
Unter feinen Liedern IR, dao beſte: „Was traue ih mod. 
Der „wahrhaft froume Dichter Martin Rinkarı'), tb 
dialonus In feiner Vaterſtadt Ehlenhwrg (geb. 1386, geh. 1649). 
der freilich ohne allen Grund mit Renfard ‚verglichen. worden I, 
bat fig .für feine Vnterfiadt während der Trangfale; nad daeibie 
« jährigen Krieges und der damit (1537 — 38) vetbundencn 
ı fQredägen PR und Hungersnoih, ale wahrhaften Rahpelt 


Deutſche Posfie. Kirkhenlie. 587 


gezeigt, und Im: feinen Liedern, zu denen das. hochberiihae Volls⸗ 
fshenlied, nah dem Abſchluß ded⸗ Weſtphaͤltſchen Friedend ger 
richtet, Van danket alle Butt”, gehoͤrt, ib durchzehendo als 
einen herze und gemüchvoßen, wenn auch kunſtloſen Dichter ge⸗ 
rigt. Daß die Koͤnigeberger Dichter Simon Da nad 
Heinrich Albert, „ein der Sterblichleit Beflitewer”,:a Aber 
Kirhiöhätte:: beim Olaſe Wein: Sterbelitder fabritirien : une iab⸗ 
fangen; war ganz :gut; ‚allein. leſder ſcheint anf denPoettſchen 
Gehalt derſelben das: in dieſer Frucht liegeade hlegau einen 
großen Einfluß ausgeibt zu haben, derm fo fromm uud beſchaulich 
fie auch ind, Die Wetodieen dazu ind oft: beſſer als de Terbe. Run 
beatunt: aber für dao Kirchenlied eine neue Perdode, nämlich 
tie vorherrſchende Nichtung des Gefühls lebens und det Sub⸗ 
jectivitaͤt, deſonders durch Paul Gerhardꝰ) um ſeine Schü⸗ 
kı heworgerufen. Dieſer war 1606 — 7 zu Sraͤfenhalnichen in 
Sadſen geboren, waıd 1657: zum dristen Diufonat much Bears 
Im berufen, dort aver, weil er. als altlutheriſcher Zelote genen 
die Reforımirten von ‚dan Slanzel herab mid Keher gedonnert hutte, 
von dem großen Churfürſten (1667) abgefegt - und debie dann 
als Prediger. zu /Luͤbben (+ 1676. Gr iA unbebingt in biefer 
Periode ‚derjenige Dichter, der :Quiber am Naͤchſten kommt, feine 
Bottfrewpigkeht IR ungeheuchelt, und feine gefühluolle Einfachheit 
acht hinreichend, wao ihm an Kraft und Feuer abgeht, Am 
Veſten beurteilt man ihn nad feinem berüßmten Liede: „Bes 
Fehl du deine Wege”, das :er aber noch vor feiner Abſehung 
(un 1659) in-Berkin dichteite, alſo nicht erſt auf der Reife von 
dort, wie Die Enge geht. Much. feine frühere Landeomutter, wie 
Gemadun des großen Eyurfürken, Luife Henriette), Toch⸗ 
ir des Erbſtanhalters der Niederlande Friedrich Heinrih von 
Dranien (geb; 1627, geh. 1467), Reht als Liederdichterin fehr 
bach, woher ihre Lieder: „Jeſus meine Juverſicht“, „Gott, der 
Reichtzum Deiner Güte” 3. zengen. Ebenſo hat der Braun 
ſhweigſche Hofprediger Andreas Heinrich Buheis) 

aus Schoͤningen bei Halberſtadt (geb. 1607, gef. 1671) 
unter feinen zahlreichen Liedern manches gute, ‘allen die 
16 Lieder des Danziger Rectors: und Predigers Iohann 
Rantifg*) ans Yertkelödgef bei Freiberg (161768), find, 





592 Deutfche Poeſie. Kirchenlieb. 


(1660-1722) anfkließen, die ſich deſonders durch Ginfad- 
heit und natärlite Salbung auszeichnen. 
1) Yroben von Hoffmann v. Yallersichen, Gpend. 3. Deutid. Lit. rich. 


Ab. II. p. 199 29. 


Ein Rewes Quadragesimale sc. Dresl. 1603. 8. ſ. Hoffmann a. 
a. D. p- 205 84. R 


3) Der Pfalter Gebetweiſe, fambt einem kurden Gummarifchen inhalt 
vnd ordentlichen Regiſter des gankın Pfalters ıc. Lieguig 1601. 8. ſ. Bo: 
mann a. a. D. p. 210 24. . 


4) Ein Rüuͤtlich, Lehr, Zroft, Beth und Geſangbüchlein, Für betrübte, 
jrrige Gewiſſen ze. Bdrlig 1583. 8. Drey Newe Lieder vnd Gefänge wider 
den Zürdee. Breßl. 1544. 8. Geiſtlich und Yeiblich Arzney, Troſft, Echr, 

bet, Geſaͤnge, Dankiagung vnd Zubercitung, wider die geſchwinde vnd 
fährlihe Seuche der Peftileng sc. Piegnig 1610. 8. |. Hoffmann a. a. ©. 
pP» 213 sy. % 

5) Der Pſalter, Geſangßweiſe, Inn vorftendlihe Deutfche Heim vu» 
auff allerley bekante, vnd in vnſern Kirchen gebräuchliche Ihön oder Meier 
deien, gefegt, und in Druck verfertiget. Breßlam 1594. 8. f. Hoffmann p. 
219 2q. 


6) Proben b. Hoffmann a a. D. p. 236 2q. 


I) &. Wiiten Mem. theol. Dec. V. p 6°4. Wehel kebenébeſcr. 
LI. p. 385-408. Gvangel. Kirch. Zeit. 1832 nr. 27—W. 3. D. Heermann, 
Ghrenged. d. ſchleſ. Gottesgel. 3.9. &logau 1750 A. Devoti musica cordis 
Haus⸗ vnd Herzs Muſika. Epyg. 1943. 1063.12. Brest. 1650. 12. Gonatüges 
ond Zefts Evangelia. Brest. 1650 8. Exercilium Pietatis. Vbung in der 
Sottfeligkeit. Das tft Inbrunftig Seuffzer. cbd. 1150. 12. Rew umbgegef: 
ſenes und verbeſſertes Schließgloͤcklein. Berl, 1665. 8. 


8) &. Wehel Bd. I. p. 355 ng. 
v 9) S. Wettel Lebensbeſchr. I. p. M2 sg. u. Anal. hymn. I. 5. p. 
sq. 
10) Vortrab teutfcher Gedichtte, poetiſche Eufls und Unluſt. Frkft. a. d. 
Od. 1643. 8. 
1) Musica christiana. 1634. 8. Hiſtoriſches Geſangbuch. Schleufingen 
1681. 8. ſ. Wetel Anal. hymm. Bb. Il, p. 287. 


12) S. WVehel Lebensbeſchr. II. p. 344. Dietman Sächſ. Pricfterſch. I. 

. 204. Journ. v. u. f. Deutſchl. 1792. II. p. 555. 2. Plato, M. R. nach 

r äuß. Leb. u. Wirken. Epzg. 18:30. 8. Herzbüchlein in geiſtlichen Oden. 

2pıg. 1663. 8. Der zehnfache biblifche und Eirchenhiftoriiche Bocal und Gr: 
denkring in Reimen, ebd. 1629. 8. 


13) &. Crenii Animadv. T. II. p. 179 4q. Berlin. Dion. Schr. 
1810. Febr. p. 107 29. Betel Wo. I, p. 312 34, Müller a. a. D. p. 
XXU—XXXVIU. DUa Potr. 1754. Bd. Il. W 74 q. Hanndv. Mag. 
1767. p. 120 sq. Zördene ®d. IL p. 95 2q. Vi. p. 110 ag. Koch. Bd.1. 

. 150 sq. 11. 281 sq. 2. &. Roth, P. Gerh. Epıg. 1829. 8. 9. Ger⸗ 
—** Leben und Lieder von Langbecker. Berl. 1841. p. 1 — 284. Haus: 
und Kirchenlieder. Berl. 1667. fol. 1676. 24. u. in Sr Foͤrtſch, Reuverm. 
geiftt. Waflerquelic. p. 409 sq. Rürnb. 1683. 8. Eisteb. 1700. 12. Zerbit 
1707. 12. Wittend. 1723. 12. Geiftl. Lieder. Berl, 1821. 1827. 1838. 12. 


Dentfehe: Poeſie. Kirchenlied. 589 


der alten Urluiheriſchen Gefänge nnelgnei- zu’ Tannen, ſo!führe 
num ' ber Vegnitzſchäfer⸗Blhumenorden ef: rechndie hoönigfuͤße 
Sntintentalltät des Hohenliedes ‘in das Kirchenliede: ein! und 
enictete» fomit den erſtan · Pfeiler jener Bruͤcke⸗ von ſchonen 
Andaldioworten, welche nachher Die: Myftiker weitet ſormauten 
Den Srund hieran legte Seorge Philippe Har⸗o d Ar⸗ 
fer, und Siegmund von Bitlen, : der Nathfolgerveffelben 
ats Oberhaupt ver Peynitzſchaͤſer, der RM in dem: Otbenn dere 
kiben- die Blume Floramor zum Einmbild genommen und Died - 
eifer „In den Himmel verliebt" gewählt hatte, und Veh ach 
Klaf, 'ver Veifaſſer der Lieber: „I: habe eitien:- güten 
Kampf gefämpft re." und: „Einft ſprach der Fälne: Jonathan” 
brümelten in dieſem inne fort. Auch der Anuſmann Ans 
dreas Ingolftetter“') ans Rürnberg (1633-1719), 
Yolyander- genannt, deſſen Symbol die Ringelblume war mit det Ins 
ſa riſt: „Nach der Engelſtadt ringend“, und der Profefſor der 
Tdeolotzie zu Alwrf Chriſfoph Weyleiter?), ſein Bandes 
mann (1689 706), Jrenian genannt, der ſich die Bunte 
Friedelar il ver Umfhrifte „Mit Gottund Menſchen“ zum Sins 
bitd waͤhlte/ blieſen in daſſelbe Horn, und -an ſie fchloß ſich no 
das Diiguer di6 Schwanenordens, wo er Stautophllus hieß, 
Michael Fran!) aus Schleuſingen In Sachſen (1009 — 
67), erfi Baͤcker, dann Stadiſchullchter zu Coburg, an. 

iefe Richtung tritt nun aber noch deuillicher bei den 
Diem der pweiten Ea leſiſchen Schule hervor, wo daB Kirchen⸗ 
lied wieder ‚reines Andahtsheb wird, aber doch ſchon beuilich her⸗ 
vortiriende myſtiſche Elemente enthält,” Der bebeutenbfe- 'viefer 
neueren "Stute, auf welche wohl Jakob Boͤhme und ſeine Sihtife 
ten nicht' vhne Einfluß geblicher waten, war Angeluo Sis 
ef4n #7), wie er ih nach dem Spaniſchen Mufiter Johann ab 
Angels Nanhte, indem er Damit zugleich fein Geburtsland -nndeuten 
worte, "Abit eigentlih Johann Scheffler geheißen, aus Breslau 
(1624-775. Ei hatte ſchon als“ Jimgling die: Schrifen 
Tank); Bbhine's, Schwenffeld's, Ruysbroeloꝛc. fleißig ſtu⸗ 
bier! ah »badurch zu feinem Eeparatismus: den‘ Grund‘ gelsgt, 
der ton’ wie‘ mankbin andern‘ Frommler neuerer Zeit zuletzi zum 
adjau vom? Luthenhunt erranlapie, worauf er erſt Arzt dei Bers 


594 Deutſche Poeſie. Kirchenlied. 


N) S. Wetzel Anal. hymn. Bd. I. 1. p. 2440, u. Lebensbeſcht. I. 
p. 57-61. Scultet. Hymnop. Siles. p. 8. Litter. Wochenbl. 3b. II. 
p- 14. Sr. Horn in Srauentafhenbuh 1819. Kannegicßer im Berl, Erzaͤhl. 
1807. p. 588. 719. Müller a. a. D. p. XXXVI sq. Der Gherubinifde 
Prandersmann oder geiftlihe Sinn = und Schlußreime zur göttlichen De 
(haulichkeit anleitend. Weim. 1657. 12. Glas 1674. 1675. 1689. 12. Frkf. 
1713. 12. Mannh. 1827. 8. Sulzb. 1829. 12. Heilige Seelen: Luft Oder 
Beiftliche Hirten Lieder der in ihren Jeſum verliebten Pſyche, mit Delos 
dieen von G. Josepho. Bresl. 1657. 1668. 1697. IV. 8. Berl. 1702. 8 
Münch. 1826. 8 Mannh. 1838. 12. Einnreihe Befhreibung der 4 le 
Dinge. Glat 1689. 8. Dieköftliche evangelifche Perle. ebd. 1667.8. bte 
Pſyche. -Yrest. 1664. 8. Klaglied. ebd. 1664. 8. Geiſtliche Sprüde a. d 
Sher. Band. Berl. 1820. 8. Auszüge bevorw. v. Barnh. dv. Enfe. eb. 
1833. 8. Auswahl b. Müller. Bd. IX. p. 143—1%0. 


28) ©. Winterfeld Bd. II. p. 512 q. — Neuer Helicon mit feinm 
neun Muſen. d. i. geiftliche Sittenlieder. Kürnb. 1684. 8. 


29) S. Wesel Lebensbefchr. IT. p. 92—102. — Stimme ber Freundis. 
Rudolſt. 1687. 12. 


30) ©. Kleine Schriften d. verft. fürftl. Schwarzb. Kanzlers A. Fr. 
m. deffen Biographie v. Fr. E. v. Mofer. Coburg 1792. 8. — Himmels 
tuft und Weltuntuft. Jena 1670. 8. Zwei und flebenzig neue bimmelfüße 
SJefuslieder. cbd. 1668. 8. 


31) &. Wegel Anal. hymn. 3b. II. p.302. — Erbauliche Denkzeitel 
von etlichen Mitteln zur Rebensheiligkeit und ben gemeinften Jugendfünden, 
ber. v. Chr. Altmann. Berl. 1717. 8. 


32) ©. Dtto, Lex. d. Oberlauf. Schriftft. Bd. IT. p. 714 sq. 


33) ©. Fr. 9. Tonke, C. Neum. Leben. Bresl. 1741. 8. — Kern alle 
Gebete. Breöl. 1728. Berl. 1737. 8. , 


34) &. Wetzel Leb. Bd. IH. p. 147—153. 


35) ©. Nova litt. German. 1705. p. 82 sq. Gleich Ann. Eccles. 
T. 1. p. 429— 484. Gerber, Hift. d. Wiebergeb. Bd. II. p. 275 84. 
Koch I. p. 191 8q. W. Hoßbach, Spener und feine Zeit. Berl. 1828. 11.8. 
G. H. Canſtein, Ausführl, Lebensbefhr. Sp. Leipz. 1729. 8. verm. v. 
Lange. Halle 1740. 8. Knapp in d. Hall. Wöchentl. Anz. 1783. nr. X- 
x1l. p. 146—183. Basler Sammlungen. Jahrg. 1837. Wegel Lebensbeiät. 
Bd. III. pP» 2233— 241. —— 


36) ©. Koh Bd. I. p. 199 sq. Basler Sammlungen 1837. Bel 
9b. III, P 22 sq. — Fasciculus Cantionum das iſt zufammengefragene 
geiftliche Kieder eines in Chriſto feligen Lehrers umd Eeelen= Hirten. Cüftrn 
1. 12. „eeiftreiche Schriften nebft feiner Lebensbeſchr. Frkft. u. Fein 

N ©. Wetzel Anal. hymn. Bd. I, 2. p. 26-29. 

38) ©. Wepel Anal. hymn. I. 1. p. 43 80. 

39) ©. Rei. Hiſt. d. Wicbergeb. Bd. IV. p. 42 sq. Koh Dh. I. 
P- 204 1 — A und 2 IR. Blaub: und Liebesübung aufgemuntert 
urch einfältige Bunbestieder und Dankpfalmen. Brem. 1679. 1690. Bell 
1692. 8. Frankf. 1712. Zhurnau 1716. 12. 

40) Morgen= und Abend- Katechismus s und Tifchs, Beicht⸗ und Gom⸗ 
munions, Lobd⸗ und Feſt⸗, Klang: und Trofl:, Grabs und Himmelslieder. 
Rürnd. 1701. 8. Sundenſchmerzen, Troſt in Herzen, Todeskerzen. Kürnd. 
1664. 8. Himmelreife, Gcelenfpeife, Engelmeife. ebd. 1670. 8, ' 


Deutſche Poeſie. Snomologieen. 595 


41) Evangelia melodica b. i. geiftliche Lieder nach dem Sinn ber ors 
bentlihen Sonn⸗ und Fefltagsevangelien eingerichtet. Brem. 1708. 8. &, 
Wetzel, Anal, hymn. Bd. I. p. 546 sq. 


. 678, 


Kann irgend etwas fi an die fromme Poeſie biefer 
Periode anfchließen, fo werben es die Snomologieen fein, welde 
freilich wie die Sprüdmwörterfammlungen richtiger nad) dem 
Lehrgedichte angeführt werden müßten, Mit ihnen ſtehen aud 
die Stammbücher in Berbindung, deren Namen feit dem 16ten 
Jahrhundert aufgeflommen zu feyn ſcheint; wenigflens findet er 
fih bereitö bei Zeller II Cent. ep. 65. Sie find jevenfalls 
eine Fortfegung der alten Priameln und enthalten manderle 
Brauchbares. An der Spige der hier zu nennenden Schrift 
fieller Aeht der befannte Julius Wilhelm Zintgref, der 
eine fehr gute Sammlung von allen Deutſchen Spruͤchwoͤr⸗ 
tern anlegte, zu der dann noch Johann Leonhard Weid- 
ner aus Ottersheim, Prorector zu Niemägen, einen dritten wen» 
iger gelungenen Theil binzufügte‘). Auch die Sammlungen Jo⸗ 
hann Budler’s?) aus Gladbach, Rectors in Wicrad, des 
oben fhon genannten Friedrich Betrt?), Burchard Gens 
ſchedel's), Pfarrers zu Warmbrunn (9) aus Schweinfurt, Sohann 
Matthias Schneuber’3°), und befonder Chriſtoph Lehs 
mann’8°) aus Finftermalde in der Niederlaufig, erfi Stadtſchreibers 
zu Leipzig, dann Syndici zu Heilbronn (geb. 1568, gef. 1638) Pos 
litiſcher Blumengarten, den Xeffing herausgeben wollte und 
Schuppins für die befle Schrift nad der Bibel hielt, enthält 
viel Lefenswerthes in Profa und Verſen. Als politiſcher Kopf 
und Deuitſcher eleganter Proſaiſt mitten unter den Schmierereien 
und der Wortmengerei der 30jaͤhrigen Kriegszeit tritt nun ber 
finnige, oft fhmwärmerifde Samuel (von) Butſchky?) aus 
Breslau (1612 geb.), kaiſerlicher Rath (+ 1678), der leider 
zu den untreuern Qutheranern gehörte, die von ihrem Glauben 
abfielen (1660), um zeitliche Güter und Ehre zu erlangen, entgegen. 
Den Beſchluß möge endlih ver oben fhon (S. 555) ans 
geführte Johann Riemer?) aus Halle (1648 — 1714) 
machen, ber die aͤlteſte Sammlung Deutjcher Aphorismen, 

38 





594 Deutſche Poeſie. Kirchenlied. 


77) S. Wetzel Anal. hymn. Bd. I. f. p. 2440, u. Lebentbeſcht. I. 
p. 57-61. Scultet. Hymnop. Siles. p. 8. Litter. Wochenbl. 3b. I. 
p- 14. Fr. Horn in Frauentaſchenbuch 1819. Kannegicßer im Berl. Erzähl, 
1807. p. 588. 719. Müller a. a. D. p. XXXVI sq. Der Cherubiniiht 
Wandersmann ober geiftlihe Sinn = und Schlußreime zur göttlichen Ve⸗ 
ſchaulichkeit anleitend. Weim. 1657. 12. Glatz 1674. 1675. 1689. 12. Frff. 
1713. 12. Mannh. 1827. 8. Sulzb. 1829. 12. Heilige Seelen: Fuft Oder 
Geiftlihe Hirten Lieder der in ihren Jeſum verliebten Pſyche, mit Bee: 
bieen von G, Josepho. Bresl. 1657. 1668. 1697. IV. 8. Berl. 1702. 8. 
Münd. 1826. 8 Mannh. 1838. 12. Einnreihe Befchreibung der 4 letten 
Dinge. Glat 1689. 8. Die köſtliche evangelifche Perle. ebd. 1667.8. Betrübte 
Yſyche. Bresl. 1664. 8. Klaglied. ebb, 1664. 8. Geiftlihe Sprüche a. d 
Cher. Wand. Berl. 1820. 8. Auszüge bevorw. v. Varnh. v. Enfe. ebd. 
1833. 8. Auswahl b. Müller. Bb. IX. p. 143—1%. 


28) ©. Winterfeld Bd. I. p. 512 q. — Neuer Helicon mit feinm 
neun Mufen. d. i. geiftliche Sittenlieder. Rürnb. 1684. 8. 


29) ©. Wesel Lebensbeſchr. IT. p. 92—102.-— Stimme der Freundis. 
Rudolft. 1687. 12. 


30) ©. Kleine Schriften d. verft. fürftl, Schwarzb. Kanzlers I. Et. 
m. deffen Biographie v. Tr. C. v. Mofer. Coburg 1792. 8. — Himmels 
luft und Weltunluft. Iena 10670. 8. Zwei und Bebenzig neue himmelfüßt 
Jefuslieder. ebd. 1668. 8. 


31) ©. Wesel Anal. hyınn. 3b. II. p.302. — Erbauliche Denkzett 
von etlichen Mitteln zur Ecbensheiligkeit. und den gemeinften Jugendſuͤnden, 
her. v. Chr. Altmann. Berl. 1717. 8 


32) S. Dtto, Lex. d. Oberlauf: Schriftft. Bd. IL. p. 714 sq. 


33) ©. Fr. P. Tonke, C. Neum. Leben. Brest. 1741. 8. — Kern ol 
Gebete. Bredl. 1728. Berl. 1737. 8. 


34) &. Wetzel Leb. Bd. III. p. 147—153. 


35) ©. Nova litt, German. 1705. p. 82 sq. Gleich Ann. Eexles. 
T. 11. p. 429— 484. Gerber, Hift. d. Wiebergeb. Bd, II. p. 775 4 
Koh I. p. 191 sg. W. Hoßbach, Spener und feine Zeit. Bert. 1828. 11.8 
C. 9. Canftein, Ausführl. Lebensbefchr. Sp. Leipz. 1729. 8. verm. v. 
sa ge. va 1780. * Freeg in d. Hall. Woͤchentl. Anz. en Air. 

p. . Basler Sammlungen. vg. 1837. el Lebensbeſchr 
Bd. ili. P. 23—241. — gen. Fahrs. 1837. Wet 


36) ©. Koch Bd. I. p. 199 sg. Basler Sammlungen 1837. Bet! 
3b. II. P: 22 sq. — Fasciculus Cantionum das ift zufammengetrogtnt 
geiftliche Lieder eines in Chriſto feligen Lehrers und Eeelen= Hirten. Ciſtcin 
19. 12 Geiftreiche Schriften nebft feiner Lebensdeſchr. Frkft. u. kim: 


« 


EN S. Wehel Anal. hymn. Bd. I. 2. p. 26-29. 

38) ©. Wepel Anal. hymn. I. 1. p. 43 8q. 

. 39 ©. Reid. Hiſt. d. Wiedergeb. Bd. IV. p. 42 sq. Koch 3 I. 

p: 204 2q. — 4 und 2 3. R. Glaub» und Siebesübung aufgemunterl 
urch einfältige Bundeslieder und Dankpfalmen. Brem. 1679. 16%. Bid 

1692. 8. Sranff. 1712. Ihurnau 1716. 12. 

40) Morgenz und Abend-Katechiemus = und Tifh=, Beicht⸗ und Com⸗ 
munion⸗, Lob⸗ und Feſt⸗, Klang- und Troſt⸗, Grab⸗ und Himmelslichtt. 
Rürnb. 1701. 8. Sündenfchmerzen, Troſt in Herzen, Todeskerzen. Rürmt. 

1664. 8. Himmelreife, Geelenfpeife, Engelweiſe. ebd. 1670. 8, 


Deutſche Poeſie. Schäfergebicht. 597 


Spruche abgehandelt werben. Nicht nur Dratoriſchen Liebhabern, ſondern 
auch gelerten und andern Leuten zur Beluſtigung, Auff vielfältige Erford⸗ 
erung berfürgegeben. Merfeb. 1687. 8. &. Hoffmann a, a. O. p. 125—154. 


9) Artis Apophthegmaticae, b. i. der Kunſt⸗ Quelle der denkwürd⸗ 
igen Eobfprüche und ergöglicher Hofreden in 3000 (6000) Srempeln. Rürnb. 
1655. . II. 8. 


$. 679. 


Die Kenniniß der Italiaͤniſchen Literatur, welde durch bie 
Opislaner in diefer Periode erlangt ward, mußte natürlih auch 
vas Schäfergediht in die Deutihe Literatur einführen, und fo 
tonnte ed nicht fehlen, daß daſſelbe theils ſelbſtaͤndig, theils 
auch ald Alegorie und, Billon bearbeitet und dramatifirt ward. 
Mufter war hierin Opitz ſelbſt mit feiner von uns bereitö ers 
wähnten Rymphe Hercynia geweſen. Ohne mic jedoch bei einigen feiner 
Nachahmer in feiner eigenen Schule aufhalten, gehe ich ſogleich 
zu den Pegnigfchäfern') über, für die fhon ihres Namens wegen 
diefe Dichtungsart am beten zu paſſen fchien, denn Hellwig 
hatte bereitö in feiner Nymphe Noris S. 118 gefagt, „daß fol- 
die Kling» und Singfpiele auch denen zarten Wollenhegern und 
Schafen, gemeiner Sage nad, die. halbe Maſtung fein ſollten.“ 
Leider diente aber das Schäfergebiht fehr oft blos ber Lob» 
hudelel gegen Vornehme zur Bolie, denn fo war ſchon Opis 
in feiner Hercynia der Lobredner bed gräflih Schafgotſchiſchen 
Haufed geworben, und doch iſt es dadurch noch nicht fo langr 
weilig, als wenn unter den Namen der eingeführten Perfonen _ 
gerviffe Tugenden, Wiſſenſchaften und Künfte dargeſtellt werben 
foßten, wie 3. B. Diana die Jagd und Ban die Welt bedeuten 
fol. Das erfle Mufter diefer langweiligen Art von Gedichten 
lieferten Harsdörfer und Klaj in Compagnie In ihrem 
Pegneſiſchen Schäfergevicht, angefimmt in ben Berinorgiſchen 
(Norte, d. 5. Rürnbergiichen) Geſilden, wodurch nad der ges 
wöhnlichen Annahme die Stiftung des Blumenordens herbeis 
geführt worben fein fol. Banz . in demfelben Tone iſt von 
Birken und Klaj in der Pegnitzſchaͤferei die Kortfehung ger 
llefert worden, und wie bort die Epifode von ber hirnverruͤd⸗ 
tn Scäferin Pamela, welche fi für die unglüdlihe Germa- 
nia anfieht und poetifhe Schwarmreben führt, den Bang der 


596 Deutfhe Poefie. Gnomologieen. 


von denen jedoch nur ein Kleiner Theil wirklich fein Eigenſhum 
iR, edirt hat und auf dieſe Idee, durch ein älteres Werk von 
Dutrinus Pegeus geführt worden zu fein ſcheint, unter 
welchem Namen ſich aber der uns ſchon befannte Haro⸗ 
Dörfer?) verfappt bat. 


4) Der Teutſchen Scharpffinnige kluge Eprüd. o. D. 1624.8. Straft. 
1626. 8. 1628. 8. 1639. 8. Teutſcher Nation Dentwürdiger Reden, Apoph- 
thegmata genannt, Anderer Theil. ebb. 1639. 8. Leyden 1644. 11. 12. 
Dritter Theil zufammengetragen durch J. L. Weidnerum. ebd. 164. 12. 
Amfterdam 1653. III. 12. ebd. 1655. V. 12. m. V. C. Weiſens. Frift. 
1693. 12. Ausw. v. B. 5. Guttenflein. Mannh. 1835. 8. 


2) TNQMOAOTIA seu memoralium cum primis germanica 

allicaeque linguae, sententiarum brevis et aperta, latino carmine, 

inspersis rhythmis festivissimis. Col. 1602. 12. Ausz. b. Hoffmann 
Spenden, 3b. I. p. 1 2q. 


3) Proben b. Hoffmann a. a. D. p 9 sq. 


4) Ethica Christiana Bythmica, Ein GChriftliches fchönes Reimbud: 
Gott zu Ehren, vnd der zarten bluenten Jugent, auch allen denen, welchen 
Zucht ıc. Leipz. 1619. 8. Proben b. Hoffmann a. a. D. p. 21 sq- 


5) Teutfches Reimen⸗Buch, Darinnen Qußerlefene weltliche Poemala 
und Politiſche Sentenz, Lehren und Sprühe zufammengetragen. 0.D.164. 
12. Gebichte. Straßb. 1644—56. II. 8. f. Hoffmann a. a. D. p. 27 4. 


6) ©. Morhof Unterr. v. d. Deutfch. Sprach. p. 687. Erh. Ehr. Baur, 
Leb. d. ber. Chr. Lehm. n. viel. unbel. u. geheimen Nachrichten, m. t 
zwief. Anh. Frkft. 1756. 8.— Florilegium politicam. Politiſcher Blum 
garten. Darinn außerlefene Politifche Senteng, Lehren, Reguln und Sprüd: 
wörter auß Theologis, Jurisconsultis, Politicis, Historicis, Philex- 
‘ phicis, Poäten und eygener erfahrung vnter 286 Zituln zu fonderm nat 
ond luft Hohen vnd Niedern im reden, raten vnd fchreiben, bas gut il 
brauchen vnd das böß zu meiden, in locos communes zufammengetrügft. 
0. D. 1630. 8. Frkft. 1638. 12. Lüded 1639. 8. Frkft. 1640. 12. ebd. 166° 
IV. 12. Prob, b. Hoffmann I, p. 35 2q. 


7) Hoffmann v. Kallersieben, ©. v. B. als Geburtstagsgratulant zum 
6. Suni 1629. Dillenburg (Bresl.) 8. u. in f. Spenden Bd. I. p- 80 
Reichard Hiſt. d. Deutſch. Spr. p. 2105q. — a—z Fuͤnfhundert, Sinnens Get⸗ 
und Lehr-Reiche Reben und Gemuͤths-Uebungen: zu der Hochdeutſcher 
Kanzelley. Bresl. 1666. 8. A—3 Pathimos: enthaltend: Sonderbare Keden 
und Betrachtungen zc. Epag. 1677. 8. (a. u. d. Tit. Reale Gtaatd: um 
Sittenſchule außerlefener Moralien, fcharffiinniger Reden und curieuser 
Betrachtungen ıc. Audgefertiger durch Ferd. von Blumenau. eig. 1707. &) 
U—3. WohlsBebauter Roſen⸗Thal, Darinnen ein euriofes Gemüfe, in ala 
Stüden, allerhand nügliche und beluftigende Raritäten und euriofe Sachen, 
Zeit⸗ Welts und Gtats-Rofen ; auch Geelennährende gute Früchte, in fedt: 
hundert Ginnreihen, ungemeinen Reden und Betrachtungen findet. Nuͤrnb. 
1679. 8. Ausz. b. Hoffmann a. a. D. p. 91-124. 


8) Apophthegmatifcher Bormund, oder Dratoriſches Lexicon, befichn? 
In 1556 nachdenklichen und zum Theil luſtig⸗ und Lehr⸗reichen GEpempeln, zyril 
aus bem Munde kluger Leute, meift aber aus eglichen Collegiis, barinnen abs 
ſonderlich Sinn⸗reiche Gleichniffe, Kurgweilige Erempel und Luſtige kehr⸗ 


Deutſche Poeſie. Schäfergebicht. 597 


Epruche abgehandelt werben. Nicht nur Dratoriſchen eiebhabern, ſondern 
auch gelerten und andern Leuten zur Beluſtigung, Auff vielfältige Erford⸗ 
erung herfürgegeben. Merſeb. 1687. 8. S. Hoffmann a, a. O. p. 125—154. 


HArtie Apophthegmaticae, d. i. ber Kunſt⸗Quelle der denkwürd⸗ 
——58 und ergögliher Hofreden in 3000 (6000) Srempeln. Rürnb. 
1655. 1662. II. 8. 


$. 679. 


Die Kenniniß der SZtallänifchhen Literatur, welche durch bie 
Opislaner in dieſer Periode erlangt ward, mußte natürlih auch 
dad Schäfergebicht in die Deutfche Literatur einführen, und fo 
konnte es nicht fehlen, daß daſſelbe theils felbftändig, theils 
auch als Allegorie und, Viſion bearbeitet und dramatiſtrt warb. 
Ruſter war hierin Opitz ſelbſt mit feiner von uns bereits er⸗ 
wähnten Nymphe Hercynia geweſen. Ohne mich jedoch beieinigen feiner 
Nachahmer in feiner eigenen Schule aufzuhalten, gehe ich ſogleich 
m dem Pegnipfchäfern‘) über, für die ſchon Ihres Namens wegen 
diefe Dichtungsart am beſten zu pafſen fchien, denn Hellwig 
hatte bereitö in feiner Nymphe Noris S. 118 gefagt, „vaß fol 
de Kling» und Singſpiele auch denen zarten Wollenhegern und 
Schafen, gemeiner Sage nad, die halbe Maftung fein ſollten.“ 
Leider diente aber das Schaͤfergedicht ſehr oft blos ber Lob» 
hudelei gegen Vornehme zur Folie, denn fo war ſchon Opitz 
In feiner Herchynia der Lobredner des graͤflich Schafgotſchiſchen 
Haufe geworden, und doch iſt es dadurch noch nicht fo lang⸗ 
wellig, als wenn unter den Namen der eingeführten Perſonen 
gewiſe Tugenden, Wiſſenſchaften und Künfte dargeflellt werben 
jolten, wie 3. ®. Diana die Jagd und Pan die Welt beveuten 
fol, Das erſte Mufter diefer Iangweillgen Art von Gedichten 
lieferten Harsdörfer und Klaj in Compagnie in ihrem 
Pegneſiſchen Schäfergedicht, angeflimmt in den Berinorgifchen 
Rorie, d. h. Ruͤrnbergiſchen) Gefllden, wodurch nad der ges 
wöhntigen Annahme die Stiftung des Blumenordens herbei 
geführt worden fein fol. Ganz in demſelben Tone if von 
Bitken und Klaj in der Pegnisgfchäferei die Fortſezung ger 
efert worden, und wie dort bie Epiſode von ber himverrüd- 
im Schaͤſerin Bamela, welche fih für die ungluͤckliche Germa⸗ 
nia anſieht und poetiſche Schwarmreden führt, den Gang ber 


508 Deutfche Poeſie. Roman. 


Handlung unterbrict, fo geſchieht dieß bier durch einen von 
nehmen Schäfer, der in maccaroniſchem Kauderwelſch die Rex 
einer Dorfphryne oder Stallnymphe befingt. Das dritte Ge⸗ 
dicht, weiches allenfalls nod unter der Unzahl von ſchafigen 
Schäfergedickten zu erwähnen fein wir, welde die Blumenrliter 
ausbrüteten, IR Sohann Hellwig’6?) aus Nürnberg (geb. 
1609. flarb als Leibarzt ded Kardinals von Wartenberg u 
Megendburg 1674), welder unter dem Namen Montano 
ſchrieb, Nymphe Noris, worin aber eigentlich nur eine poetiſche 
Topographie Nuͤrnbergs unter dem Bilde der Beſchreibung dei 
Tempels der genannten Nymphe, In dem die Bilder aller um di 
Republik verdienten Männer mit ihren Wappen, Devifen x. auf 
gehängt find, gegeben wird, dem der theatraliſche Plunder von 
Emblemen ac. anklebt. Am meiſten hat ohne Zweifel Birlen 
dieſes Fach ausgebeutet, denn er beviente ſich dieſer Form ji 
ben Gelegenheitögebichten, in denen er fih Titel und Gnaͤden⸗ 
geſchenke erbeitelte. Dergleihen find fein Noriſcher Föbue, wor 
er 1677 den Nürnberger Rathsherrn Georg Sigmund Fire 
von Halmendorf zum Neujahr anfchnurrte, feine Viſionen, di 
Dannebergifhe Heldenbeut und @uelfis, erfleve beſonders Mm 
Ehren Anton Ulrichs, Herzogs von Braunſchweig, leptere mt 
Verherrlichung des ganzen Welfifhen Hauſes beflimmt und zw 
lich ‚weit hergeholt, denn Buelfis, die neunhundertjährige Tod 
ter der Hercynia, laͤßt Floridan und feine Freunde in ein 
unterirdifchen Wunderbau Welſiſche Heldenbilder ſchauen. de 
ner gehört hierher fein Oſtlaͤndiſcher Lorbeerhain, worin er di 
Deuiſchen Kaiſer von Rudolph von Habsburg an bie auf Ber 
dinand feiert, desgleichen feine Friederfreute Tentonie, eine An 
von Roman in befonderer Beziehung auf den Osnabruͤcſqen 
Frieden, wie ſich denn auch feine Pegneſiſche Geſpraͤchſpielgeſell 
ſchaſt, wo eine Nymphe Silvia den Scepter führt, hierhetziehen 
laͤßt) ꝛc. Noch bei weitem ſchwaͤcher find die ebenfalls hierher⸗ 
gehörigen Dichtungen Klaj'6), naͤmlich das Schwebdiſche Erik 
und Freudemahl und die Itene, beide auf den Weſtphaͤliſchen 
Frieden bezüglich, aber fafts, Fraft« unb geſchmacklos. 

j 1) ©. dar. Zittmann, D. Nürnberger Dichterfäule a. a. D. p- 66 


2) Die Nomphe Noris, in zweyen Tagzeiten vorgeſtellet, barbey mar 


Deutfche Poefie. Roman. . 601 


und Queerzüge feines Helden mit den aͤhnlichen Memoiren (fie 
gehen bis 1602) des Hans von Shweiniden?), eines 
Schleſiſchen Ritters (1552 — 1616), worin das llederliche Le⸗ 
ben ber Herten von Abel jener Zeit dargeflellt werden foll, fo 
fieht man doch den Unterſchied naiver Einfachheit und . Ratürs 
lichkeit von plumper Gemeinheit. Daß fih ebenfo aud eine 
Menge von Nachahmern, die theilweiſe einzelne Nebenperſonen 
aus dem Simpliciifimus behandelten [fo Trupfimpler’), Epring- 
insfelb*) 2c.], fanden, zu denen man nod im 18ten Jahrhundert 
befonder& die Aventuriers aller moͤglichen Ratlonen rechnen kann, 
braucht faum erwähnt zu werben, um fo weniger, als faſt fein 
einziger feinem Mufer auch nur entfernt nahe fam. Ehe je 
doch Grimmelshaufen feinen aͤchten Bolfsroman hatte von Stapel 
Laufen lafien, war bereits Philipp (von) Zefen(1645) °) auf die 
Idee gelommen, „daß es wohl das bäfle wäre, wan man was 
eignes fchriebe, und ber fremden ſprachen bücher nicht fo gahr 
bäuffig verbeutfchte, fonberlih weil in den meiſten weber kraft 
noch faft IR und mehr ein weitsfchweiffiges, ungemäfienes ger 
plauder in ſich halten” Da es nun nad feiner Anſicht „wer 
der einem Deutſchen nachtheilig, noch einem Kriften zur fünde 
zu raͤchnen, wan er fih mit einer Tenfchen libes⸗beſchreibung 
beluftiget” ıc., fo glaubt er, ed ſei aud ihm nicht au „verbenfen, 
war er auch (weil wir nod jung fein, und das libeöfeuer uns 
ter der linken bruft in follem füben entfünden) ein und Das 
andere Teufche libeös getichte ſchreibe“, und fo förderte er jene 
Adriatiſche Roſemund (jo genannt „weil fie mitten auf dem 
Adriatiſchen Meere geboren worden) als Nitterholp von Blauen 
zu Tage, von ber der Aemſige fagte: „St — laͤbet felb-felbft 
in biefem Buhch, und in dem laͤſen ſchwaͤbet fohr augen, ale 
ein bild, das gähn und raͤden kann, bahr-über ſich entfäzt und 
wimbert ihdermanm.“ Obgleich nur feine Leipziger Waſchmamſell zu 
dem Portrait gefefien hatte, fo fagt ex doch in der Vorrede: „bi übers 
irdiſche Rofemund, bi nicht alein aus hohem bluht entfprofien, ſondern 
auch durch ihre angebohrne gefchidligfelt und zihr zu ſolchem namen 
gelangt if, daß man fi mehr ein Angel» als maͤnſchenbild zu 
nännen pflägel” ıc. In dieſem zärtlihen Tone iſt nun daß 
ganze Buch, welches übrigens nichts weiter als eine verunglüdte 


600 Deutſche Poeſie. Roman. 


artige Bühne des dreißigjaͤhrigen Krieges betritt und auf dieſer 
feine Rolle fpielt, was natürlih andere Abenteuer, die er fogar 
in fremden Welttheilen beftehen muß, nidt ausſchließt. Der 
Held dieſes Romans, Simpliciffimus, eines Bauern Sohn, iR 
indeſſen fhon eine Art Robinfon (im VI. Buche, Cap. 19 x, 
das ihm allerdings nicht zu gehören fcheint, iſt eine compleie 
Robinſonade mitgetheilt), Teineswege aber ein Caspar Haufe, 
mit dem man ihn bat vergleihen wollen. Daß ber Be 
faffer felbR einen großen Theil der Schidfale und Begeben 
beiten, die er mitiheilt, ſelbſt mit erlebt hat, um fo 
mehr, als er das Soldatenleben aus dem dreißigjährigen Kriege 
aus: Erfahrung und eigener Anfchauung fennen mußte, bürfle 
Taum zweifelhaft fein. Dieß geht auch theilweiſe daraus he 
vor, daß das Buch eigentlich keinen Schluß bat, denn dad 
V. Buch ſchließt mit der Erzählung, wie er nach langer Gefangen 
fdyaft bei den Tuͤrken und einer Pilgerfahrt nad Rom in m 
Schwarzwald zurüdfehrt, dort mit den Schriften bes Gpantide 
Schriftfiellers Guevara befannt wird und fi nun, um ald Eir 
fiedler zu leben, in eine Einode zurüdhieht. Zwar giebt es ned 
zwei Anhänge und ein ſechstes Buch, allein der Styl darin iſt viel 
gefünftelt und gefchraubt, die Verbindung derſelben unter ſich vl 
zu lofe und gezwungen, als daß man nicht gleich die fremde Han 
erfennen follte, Das Hauptverdienft dieſes Buchs, weldes Afim 
ſchon fehr hochſtellte, beſteht in feiner großen Einfachheit der Dar 
fiellung, in der treum Charafterhaltung der darin aufgeführte 
Perfonen und in ber rein Deutfchen Perſoͤnlichkeit des Berlab 
ſers, die ſich auch in ihren Fehlern nie verleugnet, fo, wie in 
den für den Hiflorifer und Antiquar hoͤchſt wichtigen culim⸗ 
geſchichtlichen Notizen über das Leben und Treiben des Kieze⸗ 
volf8 in der lebten Hälfte des 30jaͤhrigen Krieges, die man 
freilich aus manden breiten, langweiligen Berichten erſt has 
zufuchen bat. Er bat auch noch einige andere in bat 
Feld ſchlagende Bücher gefchrieben ; allein obwohl manche feiner lleinen 
Erzählungen, wie der ſtolze Melcher, das Galgenmaͤnnlein, der erft 
Bärenhäuter ıc., faſt novellenartig gehalten find, fo können fie Rd doch 
mit feinem Hauptbuche nicht meſſen. Allerdings iſt er zu fein 
Zeit etwas überfhägt worden; allein vergleicht man bie Kral' 


u Deutfche Poefie. Roman. . 601 


ud Queerzuͤge feines Helden mit den ähnlichen Memoiren (fie 
gehen bio 1602) dee Hand von Schweinichen?), eines 
Echleſiſchen Ritters (1552 — 1616), worin das lieberliche Les 
ben der Herren von Adel jener Zeit dargeſtellt werben foll, fo 
Recht man doch den Unterſchied naiver Einfachheit und . Ratürs 
iäflt von plumper Gemeinheit. Daß ſich ebenfo aud eine 
Nenge von Nachahmern, die theilweiſe einzelne Rebenperfonen 
aus dem Simpliciſſimus beyandelten [jo Trusfimpler?’), Epring- 
indſeld) 26], fanden, zu denen man noch im 18ten Jahrhundert 
beſonders die Aventuriers aller möglihen Rationen rechnen kann, 
braucht kaum erwähnt zu werben, um fo weniger, als faR fein 
Anger feinem Mufer auch nur entfernt nahe fam. Che je 
dech Ortmmelshaufen feinen Achten Volksroman hatte von Stapel 
lauſen laſſen, war bereits Philipp (von) Zefen (1645) °) auf die 
See gefommen, „daß es wohl das bäfle wäre, wan man was 
eines fhriebe, und der fremden ſprachen bücher nicht fo gahr 
hanffig verbeutfchte, fonberlich weil in den meiſten weder kraft 
noch faft IR und mehr ein weitsfchweiffiges, ungemäflenes ge 
plauder in ſich halten.” Da es nun nad feiner Anſicht „wer 
br einem Deutſchen nachtheilig, noch einem Kriften zur fünbe 
wrächnen, warn er fih mit einer kenſchen libes⸗beſchreibung 
beinfiget”2c., fo glaubt er, es ſei auch ihm nicht zu „verbenfen, 
won er auch (weil wir noch jung fein, und das libesfeuer ums 
tr der linken bruft in follem füden entfünden) ein und das 
andere leuſche libes/⸗getichte ſchreibe“, und fo förderte er jene 
Ürletifge Mofemund (fo genannt weil fie mitten auf dem 

en Meere geboren worden) als Ritterhold von Blauen 
M Lage, von der der Wemfige fagte: „St — läbet ſelb⸗ſelbſt 
in biefem Buhch, und in dem Iäfen ſchwaͤbet fohr augen, ale 
ein bild, das gaͤhn und räden kann, bahr-über ſich entſaͤzt und 
imdert ihdermanm.“ Obgleich nur feine Leipziger Waſchmamſell zu 
dem Portrait gefefien hatte, fo fagt er doch in der Vorrede: „bi über» 
udiſche Roſemund, di nicht alein aus hohem bluht entſproſſen, ſondern 
auch durch ihre angebohrne geſchickligkeit und zihr zu ſolchem namen 
gelangt iſt, daß man fi mehr ein Angel» ale maͤnſchenbild zu 
naͤnnen pfläget” ıc. In biefem zärtlihen Tone iſt nun das 
ganze Buch, welches übrigens nichts weiter als eine verunglüdte 


804 Deutſche Poeſie. Roman. 


neben dem bereits erwähnten Happel, Auguſt Bohfe") aus 
Halle (geb. 1661), der unter dem Namen Talander ſchrieb 
und old Profeſſor zu. Liegnig (nah 1730) farb, eine der a 
fin Stellen einnimmt. Theilweiſe mag zu biefer ganzen Form 
das Erſcheinen der Amadisromane beigetragen haben, die 
fett 1569 in Deutfchland bekannt und beilebt geworben waren 
und die, beſonders was ihre fpäteren: Fortſetzungen amlangl, 
theilweiſe an unzädtigen Stellen nicht arm find. Dieen 
Unvoefen entgegenzuireten, „um bie Amadisſchützen und das ſchand⸗ 
ſuͤchtige Amadisbuch zu verdrängen”, unternahm nun ber hen 
genannte geiftliche Liederdichter An dreas Heinrich Budolf") 
feine beiden über alle Begriffe ledernen Wundergeſchichten 
von dem chriſtlichen teutſchen Großfürken Herkules und dem 
Boͤhmiſchen Königlichen Fraͤulein Valiska, ſowie von Herkultsiut 
und der Herkuladisla. Er will darin eine Gemuͤthserfriſchunt 
liefern, bei der andaͤchtige Seelen nicht geärgert werden, um 
weil die Liebe zum Baterlande feinen Roman ausgebrütet, fo wil 
er dem Spaniſchen Hodtrab, der Italiaͤniſchen Rubmerbigfe 
und dem Franzoͤſiſchen eingebildeten Borzug zum offen bel 
fen, daß die Teutfchen nicht lauter wilde Säue und Bähm, 
fonden auch manchen trefflichen Fuͤrſten und Ritter unter ſid 
gehabt. Zu dieſem Zwede hat er geiſtliche Lieder und Gebele 
beigefügt; doch fehlt es nicht am Uebeifällen, welde fen 
feufhen Pringeffinnen auszuſtehen haben, und darum empfichl 
er aud im Herkuliskus (S. 121 2x.) angelegentlich, das He 
vathen, weil „der Jungfernſtand, in reiner Keuſchheit geführt 
ein heiliger und fa ein Wunderſtand fen, aber dieſe Gabe 
ohne böfe Argerlihe Gedanken und Begierden, feine gan Le⸗ 
bens⸗ZJeit biß and graue Alter hinzubringen, wegen angebehmt 
Fleiſches⸗Schwachheit fehr wenigen gegeben, baher auch win 
Helland faget: Diefes Wort faffet nit jedermann“ x. Die 
felbe Richtung, zwar etwas gefchicter ald der übelberathene Zopf⸗ 
theologe, verfolgte der ſchon erwähnte Anton Ulrid, 
Herzog von Braunfhweig"H in feiner Syrerin Aramena, 
‚einem “auf die Geſchichte der Iſraelitiſchen Patriarchen gegri⸗⸗ 
beten Romane, und in der Römerin Octavia, worin bie Röw 
iſche Kaifergefchichte von Claudius bis Vespaſian mit enähl 


Deutſche Poefle. Roman. 605 


wird. Indefien äußern auf ihn ſchon bie Romane der Scubery ıc. 
Ihren Einfluß, und für feine Zeit wußte er dieſelbe nod da⸗ 
dur piquanter zu machen, daß er eine Menge von Anekdoten 
aus dem Leben ſeines und fremder Höfe (3. B. die Epiſode 
von der Prinzeſſin von Gele, der Bemahlin George I., ver 
Drtavio Bd. VI. p. 104. 182 sg. d. II. W,) mit einwebte 
und mehrere wichtige politiſche Begebenheiten, wiewohl unter falfchen 
Kamm, mittheilt. So Intereffant dieß nun aber au für den Ge⸗ 
ſhichtoforſcher iſt, fo ſchwierig bleibt es immer, das Richtige darunter 
eranzufinden. Uebrigens kann man fich einen Begriff von ber 
drelte dieſer Bücher machen, wenn man bedenkt, daß in bie 
Iramma ein ganzes Schäferfpiel: Jakob um Rahel betrogen, 
und im IV, ‚Theil der Oktavia gar ein epiſches Gedicht, 
Bud der Geſchichte Davids, Könige in Juda, fowie tm I. ein 
Irauerfplel, der ſterbende Dedipus, eingerüdt if. Noch weiter 
ging in dem heroffch » galantn Romane der uns bereits 
defannte Dantel Caspar von Lohenſte in), deſſen fuͤrch⸗ 
tmliher Wälger: Wrminius und Thusnelda, auch heute noch 
für Sumffreunde dadurch von großer Wichtigkeit IR, weil er 
alt Rupferfiichen von der Hand des berühmten Sandrart ges 
Het in. Der Inhalt betrifft auf fa 3300 Seiten in Ouart, 
de eng und in zwei Spalten gebrudt find, die befannte Ge⸗ 
!titte von dems Aufſtande und den Kämpfen des Arminius mit 
den Römern und feiner Liebe zur Thusnelda, und iſt zugleich 
ine Shapfammer des ganzen gelehtten WuRs von Kenntniffen 
aus allen Theilen der Wiſſenſchaften, die fi Lohenſtein ges 
fommel und Hier zufammengepfropft hatte, um jede einzelne 
Materie oder alle Geſichtspunkte vollkommen fhulmäßig und phi⸗ 
leſophiſch zu erponiren und fo feinen Roman gewiſſermaßen 
Mm Brennpunkt aller damals möglichen Fachgelehrſamkeit zu 
achten. Go langweilig und unromantif$ nun aber dieſes zu 
"iner Zeit angeflaunte, ietzt aber mit Recht vergeffene Buch iR, fo 
Raben fi) doch einige in Styl und Vortrag gelungene Stellen darin, 
die ebenſo wie mehrere feiner Gedichte, von feinem’ leider falfch 
geleiteten Genie Zeugniß geben. Uebrigens if fein Arminius 
ton feiner forgfältigen Wusarbeitufig wegen unbedingt ein Zus 
wel unter der Maffe. der vor und meben bemfelben auftaudenden 
Helden» umd Liebesgeſchichten, die groͤßtentheils zugleich vers 


608 Deutiche Poeſie. Roman. 


falt oder der Simplleiſſimus des 17ten Ihdts. im Gewande des 1dten. Ben 
. Weiffer. Berl. 1822. 8. Die Abenteuer des Simpliciffimus, herausgeg. v. 
am. ent. 1836. 8. Ausz. in Reiharb’s Bibi. d. Romane. Bd. IV. 
pP. 19-130, 


2) Luft und Abenteuer bes Schleſiſchen Ritter Hans von Schweinicen. 
Bon ihm ſelbſt aufgefegt und herausg. v. I. G. ©. Büſching. Fpig. 18% 
—23. 111. 8. |. Preuster, Blide in d. vat. Borf. II. p. 39 sq. 


3) Trutz⸗ Gimpler: Ober Uusführlihe und wunderfelgame Lebens: 
Beſchreibung ber Er&betrügerin und Zandflörkerin Couraſche x. Ebenſo lu: 
Rip, annehmlich und nüglidh zu betrachten, als Simplicissimus felsft. Als 
mit einander Bon der Courage eigner Perfon bem weit und breitbekannten 
Simplicissimo zu Verdruß und Widerwillen dem Autori in bie Fer 
dictirt, ber fi) vor diegmal nennt Philarchus Grossus von Trommenheim 
auf Greifföberg ze. Gedruckt in Utopia bei Felix Gtratiot. o. J. 8. u ind. 
Ausg. d. Simpl. Schr. v. 1683 u. 1713. Bd. II. p. 109-226. 

4) Der felgame Springindfeldb ꝛtc. YUus Anortnung bes weit und breit 
befannten Simplicissimi verfaflet und zu Papier gebracht von Ihilarche 
Grosso von Trommenheim. @edr. in Paphlagonia bei Felix Gtrahk. 
1090. 8 u. in d. Ausg. d. Simpl. Schr. v. 1683 u. 1713. Bb. U. p. 
1 — 1 . 


5) Adriatifche Rofemund. Amfteltam 1645 ebd. 1664. 12. Aflımst 
d. i. derfelben und bes Joſefs heilige Stahts⸗Lieb⸗ und Ledensgeſchichtt. 
Amſt. 1670. 8. Simſon, eine Helden s und Liebesgeſchichte. Rürnb. 1679. 8 
(Liebeögefchichte von Kleomebes und Gophonisbe ober Africanifche Sofonit 
drey Theile. Amft. 1646. 12. u. Idrahinms des durchlauchtigen Baſſa und 
der beftändigen Ifabellen Wundergeſchichte. Amfterd. 1645. IV. (1) 1% 
Zweibr. 1665. 12. find nur Ueberf. d. Heliodorus u, db. Gcudery.) 


6) &. Zördens Bd. V. p. 305 sq. Reumarf, Reufproff. Deutſch. Paln: 
baum. p. 232. 432 sq. Etrieder Bd. XVI. p. 534 aq. Bouterwel Br. 3. 
. 257. — Dianea; oder Mäthfelgedichte, welchem unter viel anmuthigm 
gniffen, hochwichtige Staatsſachen, denktöbliche. Gefchichte und Mugfinnit 
Rathſchlaͤge, vermittelt der majeftät. teutfhen Sprache kunſtzierl. verbotgen 
Rürnb. 1671. 8. (d. Buch iſt anonym, allein nah Gervinus Br. II. P- 
398 ftectt fein Name als Anagramm in ber Unterfchrift der Debication: „id 
rede bie von Trewe.“) 


7) Aeyquan ober der große Mogul, d. i. Chineſiſche und indifche Staatt 
Kriege und Lebensgefchichte. Ymft. 1670. 8. indiſ 


8) Schelmuffskys Wahrhafftige curiöfe und ſehr gefährliche Kelch 
fhreibung zu Waffer und zu Lande. In hochdeutſcher Frau Mutter Sprache 
an den Tag gegeben von E. 8. Gedr. zu Schelmerode in dieſem Jahbrt. 8 
Schelmuffsiys wahrhaftige, curlöfe und ſehr gefährliche Reife s Wefchreibung 
zu Waffer und zu Rande in Zweyen Theilen curidfen Liebhabern vor Kun 
geleget und mit Zweyen Luſt⸗ und Trauer⸗Spielen verfehen. Frift. u. Erik 
1750. 8. (Angehängt: La Vie, La Maladie Et La Mort De L’BHonnele 
Femme. Das ift: Der ehrliche Frau Schlampampe Leben, Krankheit un? 
Tod, in Zweyen Luft: und Zrauers Spielen vorgeftelt und aus dem Kat: 
zöftfchen ins Deutfche überfegt von Schelmuffskys eifegefährten. ebd. 1750. 
8.) Schelmuffstys wahrhafte, euriofe und fehr gefährliche Keiſebeſchreibung 
zu Wafler und zu Lande; auf das Neue an das Licht geftellt, vermehrt und 
verbeffert durch secandum Hilarium (Brentano). Düffeldorf 1818. 8. bt: 
aubg: v. 8. Spät, genannt Frühauf (X. WB. Gerle) Berl. 1821. 8 — DT 
Verfaſſer ift vermuthlich derfelbe, der auch die in dem Ex. db. Dresbn. BibLd. 


Deutſche Poeſie. Roman. 609 


Ausg. dv. 1760 angebundenen „Wunderbahre Avantaren beſtehend in einem 
laͤcherlichen Geſpraͤch zweyer luftigen Welt: Brüder namentlih Bruder Phi— 
lip und Bruder Stephan, Welche viele Reiche der Welt und gang unbekannte 
£änder durchwandert wofelbften einander ihre bewunderswürdige Schickſale, 
£andes: Gebräude, Sitten und Gewohnheiten auf eine lächerlihe Weife er⸗ 
zehlet haben, welche der curieufen Welt zur Beluftigung entworffen, Der 
wohlbeka Nte DeutſcHe. Frkft. u. Epag. 1760.” fabricirt hat. 


.,9 Der alademifhe Roman, worinnen das Stubentenleben vorgebilbet 
wird in einer jchönen Liebesgefchichte. Ulm 1690. 8. Die Tit. f. übr. Rom, 
b. Koch Bd. LU. P. 261 Bq. 


10) Der Frygier Aeneas, wie er, nach ſchmertz⸗entfuͤndlichen Ableben 
feiner edlen Kreufen, Gntichlagung ber trübfäligen Dido, mit der hulbreichen 
Lavinte befeligt, izzo bey ber Liebſäligſten Deutfchinne in beruhrter Annehm⸗ 
lichkeit befriedigt worden. Stargarb 0. 3. 12. X. u, d. Tit. Neu eingeklei⸗ 
in Dear Virgilius nach Art ber Ariana unb Arcadia, von D. ©. 
ebd. . 12. 


11) Betrübt verliehter doch endlich hocherfreuter Hirt Filamon wegen 
feinee edlen Schaͤfernymfen Belliflora. Königsb. 1648. 8, 


12) S. Becmann Bibl. d. Reifen Bd. J. p. 284 S4 Bouterweck Bd.X. 

pP. 335 aq. Dreyhaupt Beſchreib. d. Saalkreiſes Bd. IT. p. 593 2q. Jör> 
8 Bb. VI. p- 579 aq. &. Romane führt Koh Bd. IT. p. 251 8q. art. 
Kit ganz übel find 3. B. Die Amazoninnen aus bem Kiofker. Coͤlln 1698. 
8. Amor am Hofe oder das fpielende Licbesglüd hoher Standesperſonen. 
kpzg. 1710. 8. Die Liebes Irrgarten, in welchem hoher Perfonen unterfchies 
dene Btebesgefhichten vorgetragen werben. Weiffend. am Norbg. 1724. 8. 


13) Des chriſtlichen deutſchen Großfürften Hercules und der Böhme 
iſchen Zöniglihen Fräulein Valısca Wundergefchichte. Brnſchw. 1659. 4. 
1676. 4. 1693. 4. 1744. II. 8. (abgek. und modern.; e. Umarbeit. ift: Die 
deutichen Kürften aus dem dritten Jahrhundert, e. Driginalritterroman. 
&pzg. 1781-83. IV. 8.) Kuss. b. Reihard, Bibl. d. Romane Bd. I. p. 
41-61. — Der chriſtlichen Töniglihen Bürften Herculiscus und Hercula- 
disla, auch idrer hochfürſtl. Gefellfchaft anmuthige Wunbergefchichte, in ſechs 
Büchern abgefafiet, und allen Gotts und Zugendsergebenen Seelen zur Ans 
feifhung der Sottesfurcht und ehrliebenden Ergoͤtzlichkeit aufgefept und mit 
etlichen Rupferftücden gezieret. Brnſchw. 1659. 1676. 4. Herkuliskus und 
Heckuladisla anmuthige Wundergeſchichte. Frkft. 1713. 8. 


14) S. Deutfh Muf. 1785. 3b. I. Mai p. 462 aq. Jördens Bd. I. 
p- 8 sq. VI. F 719 sq. Die burchlauchtige Syrerinn Uramena. Nürnb. 
1069. 8. R. A. ebd. 1678. V. 8. (Umarb. v. ©. Albrecht u. d. Zit.: 
Aramena, eine fyrifhe Geſchichte, ganz für unfere Zeiten umgearb. Berk. 
1782—83. II. 8.) Prob. a. db. dar. vork. Schäf. Sp. v. Meifter in d. 
Schrift. dv. Churf. Deutſch. Gef. in Mannheim. Bd. MH. p. 172—182. — 
Dctavia, Römifche Gefchichte, der hochlöblichen Nymphen⸗Geſellſchaft an der 
Donau gewidmet. Rümb. 16851707. VII.8. Die römifche Detavia, geänd. 
u. verm. 0. 3. ebd. Benfhw. 1712. VI. 8. (Dazu Bd. Vil. Wien 1762. 8. 
nur Fragm.) Schlüffel zu einz. Geh. im Leipz. Allg. Eit. Ang. 1797. nr. 
65. p. 658. nr. 118. p. 1214. nor. 141. p, 1451 sq. 1798. nr. 116. p. 
1% 1799. nr. 98. p. 064 sq. 

15) Großmüthiger Feldherr Urminius oder Herman nebft feiner Durch⸗ 
Peer oa Thußnelda in einer finnreihen Staats⸗, Liebes⸗ und Heldenges 
ſchichte. Leipz. 1689. II. 4. 1731. IV. 4. (b. diefer Ausg. f. d. Kpfr. v- 
Sanbrart) Ausz. Arminii glorwürdige Heldenthaten, Lpag- 1703. 8. u 

Grüße, Handb. d. Lirerärgefchichte, LIE, 39 





610 Deutfche Poeſie. Roman. 


Arminius enucleatus oder Realia ı. aus Sohenfleins Arminio. Btarg. 
1708. 8. f. a. Sourn. v. u. f. Deutfhl. 1792. St. IX. J 765 sq. Brei⸗ 
tinger Abh. v. d. Gleichniſſen p. 463 sq. u. Diskurſe d. Mahler Th III. p. 
— Mendelſohn Br, d. neueſte Lit. betr. Th. XXI. Dr. 313. p. 
139 a9. 


16) ©. Otto, Lex. d. Oberl. Schriſtſt. Bd. III. p. 561 4q. Qördens 
Bd. V. p. 623 1 Edhart=Leibnig Mon. Ausz. 1708. p. 3äsg. — At: 
ifhe Banife oder blutiges Pegu, in Hiftorifcher und mit dem Mantel einer 
Helden = und fiebesgefchichte bebediten Wahrheit berubende ec. Lpzg. 1688. 
1690. 1721. TI. 8. (3b. II. von Johann Georg Hamann + 173) 
17238. 1738.1753. Königsb. u. Leipz. 1764. 1766. 8. cf. Beitr. z. krit. Hiſt. 
d. Deutfh. Spr. Bd. H. St. VI. p. 274 sq. 


17) Der Europäifhen Höfe Liebes und Heldengefchichte. Hamb. 1704. 8. 
Satiriſcher Roman oder allerhand wahrhaffte, Tuftige, Lächerlicheund galante 
-Biebesbegebenheiten. Denen als ein Anhang die Xindenfeldifche Faina un) 
allerhand Urtheile von neuen Büchern beigefüget worben. Frkft. u. Leipp 
1726. 8. Hamb. 1705. 1732. 8. — ©. ob. p. 556- u. (Wedel) Geheim. 
Nachr. u. Briefe v. H. Menantes deb. u. € Sriften, &öln 1731.8. Moller 
Cimbr. litt. T. 11. p. 389 sq. 


18) Güldner Hund oder Ausführliche Erzehlung, wie es dem jo ge 
nannten Cavalier aus Böhmen, welcher nicht, (wie etliche mit Unmahrpeit 
vorgegeben,) wegen greulicher Gottesläfterung, fondern durch Zaubern, iD 
einen Hund verwandelt worden, bißhero ergangen, Und wie er wicber jeim 
vorige menfchliche Geftalt überfommen: (So nüglich und Luflig zu lim 
ald deß Apuleji güldener Efel, oder Samuel Greifen Sohns Simplicus 
Simplicissimus;) Erſtlich in Polnifcher Sprache befchrieben, anicgo abtt, 
"denen Böhmifchen Lands⸗Leuten zu Ehren verteutfchet von Cosmo Piero 
Bohemo,. Gedr. zu Wrzeckowit 1675. 18, Ander Theil., Das if, Zermrt 
Erzählung, wie es dem ſo genannten Cavalier aus Zöhmen, melde in 
einen Hund verwandelt worden, in feiner Hunde Beftalt ben unterfchieblicen 
Herren ergangen, welche der Autor, wegen feines fchleunigen Abzugs, MM 
erften Theil nicht beifügen Können ꝛc. ebd. 1676. 18, 


19) Beangäfiiher Gyges von Terpo Mirifano. Augsb. 1687.12. (Yusr 
b. Reihard Bibl. d. Kom. Bd. XXL) — Diefes Buch, das BervinusBt 
Il. p. 391 für ein Deutſches Driginal halt, ift blos Ueberfegung einer im Ge⸗ 
fhmade des Diable boiteux gehaltenen moralifchen Fiction, d. Eyges Gallıs 
(Paris 1659. 12. 1660. 4. Lug. B. 1660. 1661. 1669. 4. Argeni. 1665. 16. 
12. Ged. 1676. Mediol. 169. 12. Trad. en fr. Paris 1663. 12. Auf: 
in d. Bibl. d. Rom. 1779. Dechr, „B 3529, den ber Gapuziner Jade: 
rias von Lifieur (+ 1661 im 79. Leb. 3.) unter dem Namen Pelras 
Firmianus gefhrieben hatte (f. Placc. Theatr. anon. p. 283.). 


20) Geographifches Kleinod aus zweyen ſehr ungemeinen Edelgeſtciaca 
beftchend, darunter der erfte eine Hiſtorie der neuerfundenen Bätker Ser 
vambes genannt ec., der audere aber vorftellet die felgamen Begebenheiten 
Heren ©. eines Engliſchen Kauf« Herrens, welcher von den A 
gieriihen Sees Räubern zum &Elaven gemacht und in das Inmendige kand 
von Africa geführt worden ze. Anfänglid durch den Autorem ſeibſt ge 
fprieben, hernach in öffentlichen Drud in Englifher Sprache berandg, ber) 
U. Roberts. Anietzo in Hochdeutſcher Sprache mit vielen fchönen Kupfem 
penen Sie abe 5 eh gulsbad Kurt 4. (6. ee Poly 

r. 1. 8. p. 75. Thomaſius Freym. Geb. üb. allerh. neue Bücher. Root. 
1689. p. 949-1006. Pasch. Lib. de variis modin moralia tradendi 
P. 219 09. Ausz. d, Zalander Huserlef. Frühlingefr, 1703. p. 205g.) Gib 


Deutfche Poeſie. Drama. 611 


dv. Sevar. a. d. Franz. überf. v. Verf. d. Siegfried von Lindenberg (Mäller 
v. Itzehoe). Itzeh. 1783. IE. 8. Der Verfaſſer war Denis Ar fe 
aud de Beiras und d' Allais genannt, aus Languedoe. Die erſte Ausg. tft: 
Histeires des Severambes, peuple qui habitent une partie da trois- 
itme Continent, ordinairement appel& Terre Australe. Paris 1677. 
I. 1% ib. 1678—79. IM. 12. Brux. 1682. V. 12. Amst. eod. 12. ib. 
1716 Elzev. II. 1%. Ausz. b. Le Clerc Bibl. Ch. T. XXV. p. 402 


&3 iR eine Radahmung der Terra Australis ded Jofeph Hall f. Mar, 
chand Dict. hist. T. I. p. 10 sq. 


$. 681. 


Wir haben in ber vorigen Periode gefehen, wie handwerks⸗ 
mäßig und geſchmacklos mit dem Drama verfahren warb; und 
darum iſt jeßt ſchon ein großer Fortſchritt in demfelben anzu⸗ 
werfen, nämlid, daß bie eigentlichen herumziehenden Comödian⸗ 
tmbanden, die bereitö in der lehten Hälfte des ſechszehnten Jahr⸗ 
hundertö zu Win, Tübingen x. zum Vorſchein famen, jet 
gewöhnlicher wurden, denn 1605 hielt der auch ald dramatifche 
Schriftſteller zu nennende Herzog Heintih Julius von Braun. 
ſchweig eine Art fiehender Hoffchaufpielertruppe, und ſchon 10 Jahre 
vorher müflen die fogenannten Englifhen Romödianten '), die fich bie 
nah 1659 unter dieſem Ramen erhalten haben mögen, in 
Deutfchland herumgezogen fein. So wenig nun einestheild an« 
nehmen if, daß bierumter wirkliche Engländer zu ver. 
fichen find, die auf feinen Fall der Deutſchen Sprache, Die 
mar damals in England gar nidt trieb, fo maͤchtig geweſen 
wären, daß fie darin mit @rfolg hätten agiren koͤnnen, fo ges 
zwungen ifl aber auch anderntheild die Anficht, daB man fich darunter 
Deutſche zu denken habe, die, nachdem fie in England als Kaufleute 
conditionirt, wieder auf den Gonsinent berübergefonmen wären und 
bier Engliſche Stüde, weldye fie ins Deutſche überfegt, dann ſelbſt 
dargeſtellt und davon den Namen, Englifche Eomödianten, bes 
fommen Hätten. Wahrſcheinlicher IR es vielmehr, daß dieſe 
Schaufpieler deswegen fo genannt wurben, weil fle die ind 
Deutfche überfepten Stüde der Englifhen Bühne, die damals 
für ganz Europa Muſtertheaterſchule war, fpielten, von denen 
wir befanntlih noch eine Sammlung vor uns haben’). In 
dieſem Geſchmade bihtete nun aber Jakob Ayrer, Rotarlus 
Pubtifus und Geriätöprofurator zu Rürnberg’), zwiſchen 1595 

39 





612 Deutſche Poeſie. Drama. 


um bis 1617 (1618 war er ſchon tobt *) dreißig Tragoͤdien und 
Comödien, welde In vieler Beziehung jene Luſt am Grauſigen 
und Furchtbaren, jenes Beraufhen im Biute und jene beflal: 
iſchen Lüfe zur Schau tragen, die wir bereitS früher an ten 
Engliſchen Tragifern jener Zeit zu bemerken Gelegenheit fanden. 
Manches Hat er denfelben ganz ungefheut nachgeſchricben, ſo 
fommt 3. B. feine „Tragedie von dem Griechiſchen Keyſer zu 
Eonftantinopel vnd feiner Tochter Rolimperia mit- dem gehengten 
Horatio in 6 Arten” zuweilen ganz woörtli mit der Spanish 
tragedy überein. In feinen Stüden führte er auch den En 
liſchen Hanswurſt), bald als Jann Poflet, bald als Jahn 
Panſter oder Elam ein, der von nun an als ſttehende 
komiſche Perfon mit in die Tragödie, wenn aud unter andern 
Namen, hinüber genommen wird. In den früher von ihm ge 
ſchriebenen Faſmachtsſpielen ſteht er übrigens weit unter Hand 
Sache, theils wegen feiner Sprache, theils wegen der darin bw 
ſchenden Breite, aber in den Tragödien zeigt er mehr thentraliid«t 
Geſchick, obgleih auch da die Dietion matt und fraftlod M. 
Neben Ayrer IR nun aber befonderd der Herzog Heinrid 
Julius von Braunſchweig“) (1554—1613) zu erwähnen, 
befanntlih einer der geiftreihfien und gebildeten Fuͤrſten fan 
Zeit, der und eine ziemliche Anzahl von Edhwänfen x. uni 
dem Namen Hibaldeha (d, i. Henricus Julius Brunsvicensis 
ac Luncburgensis dux edidit hunc nctum) geliefert hat, bie 
unbedingt von weit mehr Genie als die Ayrer’fchen Srüde zeugen, 
wenn auch an ihnen ber Einfluß der Engliſchen Comoͤdianlen 
gar nicht verfannt werben fann. Sein beſtes Stüd, eine Bit 
Borläufer des Horribilicribrifax, iſt die von ihm mit dem Ra 
men Vincentius Ladislaus Satrapa von Mantua untergeiändt 
Comedia H. J. D.B. E.L. E. P. J. H. L., worin a ® 
nen Achten Krautjunker, Bramarbas und Pelgling zu gleiher 
Zeit trefflich gezeichnet hat. Roh in demfelben Genre dichete 


*) Nach Joͤrdens Bd. VI. p. 557 Rarb er aber ſchon 1605, allein de 

au Ende des Opus theatr. die Zahl 1610 fteht, worauf jedoch ſchen IM 

atal, bibl. Ebner. T. If. p 115. nr. 2544 aufmerfiam gemadt iſt, ſo 

erhebt ſich ein neuer Zweifel, trogdem daß auf dem Titel das Jahr 1618 ar⸗ 

gegeben und dort Ayrer fehon als todt genannt iſt, wenn man nicht 161 
los für die Abfaffungszeit der-Faflnachtefpiele halten wil. 


Deutfche Poefie. Drama. 613 


ah Georg Mauritius) aus Nürnberg (geb, 1539), 
wo er ald Retor an der H. Geiſtſchule farb (1610), 
feine 10 Stüde, deögleihen Rudolph von Bellinthaufen?) 
(geb. 1567, gef. 1647), anfangs Schuhmader, dann Bote bei 
den fieben Aemtern zu Oßnabrüd, und einige andere weniger 


bedentende. 

1) ©. dar. die trefflichen Vorleſ. üb. d. Geſch. d. Deutſch. Theat. v. 
R. E. Prug. Berl, 1847. 8. p. 91 2q. cf. Tieck Teutſch. Th. Bd. I, p. 
XXUI aq. Gervinus 8b. III p. 96 aq. 


2) Engliſche Comedien und Tragedien, das iſt: Schr ſchoͤne herrliche 
vnd außerleſene geifte und weltliche Comedi vnd Tragedi Spiel, Sampt dem 
Pickelhering, welche — von den Engelländern in Deutſchland — agirt vnd 
gehalten worden vnd zuvor nie in Druck außgangen ıc. o. D. 1620. 8. 
Enzlifye Comedien und Zragedien d. i. Schr fchöne herrliche vnd außer: 
line geift: ond weltliche Somedi und Tragedi Spiel Sampt dem Pidelhering, 
weihe wegen fhrer artigen Inventionen, kurtzweiligen, auch theild wahr: 
bafftigen Geſchicht halber, von den Englänbern in Deutfchland, an Königlichen 
Gkurs vnd Fürftlichen Höfen, auch in vornehmer Reichs-, See- und Han⸗ 
di Städten feynd agirt und gehalten worben und zuvor nie in Drud aus: 
gangen. Zum andern mal gedrudt und corrigirt. Allın der Comedi vnd 
Tragedi Liebhabern und andern zu lieb vnd gefallen, dergeftallt in offenen 
Arud gegeben, daß fie gar. leicht darauß Spielweiß wiederum eingerichtet 
und zur crgchlichkeit und Grquidung des Gemüths gehalten werden Eönnen. 
Erficr Zheit o. D. 1624. Eiebestampff oder Ander Theil der Englifchen 
Somöbien und Tragoͤdien, in welchen fehr ſchoͤne außerleſene Comoͤdien und 
Zrogödien zu befinden vnd zuvor nie in Drud aufgegangen. 0.0. £630. 8. 
f. a. Ticck, Teutſch. Sheat. Bd. I. p. XIX sq. Als Probe f. ebd. Vo. IH. 
p. 5—57. Die Comedia von Bortunato vnd feinem Seckci und Wunſch⸗ 
sutlein. 

3) ©. Zicd Bb. I. p. XVII. aq. (er nimmt an, daß feine Stüde 
nad 1610 geſchr. f., dageg. cf.) Helbig in Prug Lit. Zafchenb. a. 1847. p. 447 
»4. — OPUS THEATRICUM. Dreißig Außbündtige fhöne Somedien vnd 
Zragedien von allerhand Dentwürbigen alten Römifhen Hiftorien vnd ans 
tern Politiſchen gefchichten ond gebichten Sampt noch andern Sechs vnd 
dreifig ſchönen Luftigen und Burgiweiligen Baßnacht oder Poſſen Spilen, Durch 
Beytaud Den Erbarn und wohlgelährten Herrn Deren 3. A. x. Auß mans 
cherley alten Pocten vnd Scribenten zu feiner weil und Iuft mit fondern fleiß 
zufommten colligirt vnd In teutfche Meimen Spilweiß verfaflet, das man 
alicd Perfonlih Agiren kan, Sampt einem darzu gehörigen Regifter. Rürnb. 
1613. fol. V Etüde d. Tieck Bd. I. p. 165—365. D. Inhalt a. b. Kehrein 
Drum. Poeſie Bd. I. p. 146 sq. u. Zördens Bd. VI. p. 557 aq. 


4) ©. Gervinus Bd. 11T. p. 107 sq. MoneSchaufp. d. M. A Bb.T. 
p. 335 F weiſt aber die luſtige Perſon ſchon in einem Stücke des aten 
Ihdts., die Kindheit Jeſu, nach. 

5) Comoedia H. J. D. R. E. L. E. P. I. H. L. Von Vicentio 
Satrapa von Mantua, Kempfer zu Roß vnd Fuß Weiland des Edlen vnd 
Gtrenveften auch mannhafften vnd ftreitbaren Barbarossae Bellicosi von 
Mantua, Ritter zu Malta chrlihen nachgelaffenen Sohne, mit zwölff Pers 
fonen gefpielt, zu Wolffenbüttel. Magdeb, o. 3. 1591. A, Comoedia_:c., 
welche vorhin in Profa zu Wolfenbüttel 1599. gedrudt, jego aber in Reim 
acbracht dur Eliam Herticiun. Wittind, 1601. 8. Tragica- Comedia 


‚614 Deutfche Poefie. Drama. 


Hibeldeha von der Suſanna, wie diefelbe von zweyen alten, Ehebrucht 
halber, fälfchlich beklaget, auch vnſchuldig verurtheilet, Aber entlich durch fon: 
derlihe ſchickung Gottes des Ullmechtigen von Daniele errettet, vnd die bei: 
den Alten zum Tode verbammet worden. Mit 34 Perfonen gebr. zu Bol 
ffenb. 1593. 8. Tragico-Comoedia Hibaldeha von einem Wirthe oder 
Baftgeber mit Eilff Perfonen gefpilet zu Wolfenbüttel. Magdeb. 1598. 150. 
8. Comedia Hibeldeha. Von einem Edelmann, welder einem Abt drey 
Kragen aufgegeben. Magdeb. 0. 3. (1599.) 8. Tragoedia H. I. B. A.L. 
D. E. H. A. von geſchwinder Weiberlift einer Ehebrecherin, welche, ob fit 
wol eine Zeitlang gang luſtig am Hurenwagen gezogen, und ihren Dann 
dreymal auffs Narrenfeil geführet, dennoch zulegt ein ſchrecklich ende genom⸗ 
men hat. Sehr kurtzweilig, boßierlich vnd Luftig befchrieben, und vffen braur⸗ 
Ihtoeigifchen fürſtlichen Fi vnd Seftung Wolffenbüttel in prosa agirel. 
Nun aber auf vieler Begehr in luſtige anmuthige Reym mit Fleiß geſezt. 
Magdeb. 1602. 1606. 8. Trragedia Hiehadbel, von einem vngerateam 
Sohn welcher vnmenſchliche und vnerhoͤrte Mordthaten begangen, aud end: 
lich neben feinen Deiteonforten ein erbärmlich fchrediih vnd gremli Ente 
genommen bat. Mit 18 Perfonen, Zu Magbeburgt 1607. 8, 


6) Gomödia von den Weyſen aus dem Morgenlande Geftellet buch 
M. 6. M. Bon dem Autore mit Fleiß von newen burchiehen vnd männig 
li zu gut in den Druck verfertiget. Epag. 1606. 8. Comodia von allerley 
Ständen, zufammengetragen. ebd. 1606. 8. Cine chriſtliche Gomddia von 
dem jämmerlichen Fall und frölichen Wieberbringung des menſchlichen Ge 
fhledhts. Aus dem H. Bernhardo genommen vnd. in Deutſche Berfe ge 
bracht. — est durch den Autorem felbft von newen durchſehen vnd mär 


niglich zu gut in Drud verfertigt. ebo. 1606. 8. Eine fchöne Somödia von 


dem Schulweſen geftellet — von dem Autore mit Fleiß von newen durch⸗ 
fehen, vnd menniglich gu gut in Druck verfertiget. ebd. 1606. 8. Comoͤdie 
von Graff Walther von Sally und Grifelden, geftellet dur — von hm 
Autore mit Fleiß von newen ducchfehen und männiglid zu gut in ben Drut 
verfertiget. ebd. 1606. 8. GBeiftlihe Gomöbia vom David und Goliath, 
get. ıc. ebd. 1606. 8. Eine ſchoͤne Comoͤdiae vom Nabal, genommen aus 
dem erften Buch Samueli8 am W. Gap. In Deutfche Verß gebracht ıc. ct. 
1607. a mtl, Com. zuf. ald: Comedien mit Fleiß von neuen burdfegm. 
pzs. © 


7) ©. Spangenberg im Vaterl. Ardiv Bd. V. H. I. p. 03 sg. DE 
nabr. Unterh. 1770. St. XI. p. 172 wi Lichtenberg im Deutſch. Ruſ. 
1779. Bd. II. p. 145 sg. u. Verm. Schrift. Bd. IV. p. 3 ag. — Str 
tagema Diabolicum, eine kurze aus ber Maßen fhöne Comöbia x. Gr 
furt es Donatuß, eine Tiebliche, Iuftige ond außermaßen ſchoͤne Gomb: 

0. 4 e ‘« ‘ 


$. 682. 


Was nun das veliglös-polemifhe Drama anlangt, ſo | 


dauerte auch dieß noch fort, und ich zeichne als Muſter diefet 
Art beſonders des Stettiner Conrectors Heinrich Kielmann) 
Tetzelocramia aus, eine recht gelungene Satire auf den br 
rüchtigten Wolnpfrämer, in welder unter Andern der Papf in 
einer Sänfte aufs Theater gebracht, aber von ben Traͤgem hin 


geworfen und trog feines Drohens mit dem Bannſtrahl von 


Deutſche Poeſie. Drama, 613 


Kindern verfpoitet wird. . Ernfter iſt des ſchon genannten Mars 
tin Rinfarb?), der auch den Muͤnſter'ſchen Bauernfrieg 
dramatifirte, Eißlebiſcher Chriftlicher Ritter, worin er die alte Parabel 
von den drei Söhnen, die, um ihre Aechtheit zu erweifen, nad) 
dem Herzen Ihres geftorbenen Vaters ſchießen müflen, auf (Pe 
trus) den Papſt, Martin (Luther) und Johann (Baloin) ans 
wendet, und natürli Luthern den Sieg bavon tragen Jäßt. 
Daß Swift hieraus den Stoff zu feinem Mährchen von der 
Tonne genommen, wird fich niemals erweifen laſſen. Noch made 
ih auf das in plattdeuticher Sprache gefchriebene höchft originelle 
Luſtſpiel von der Löffelei aufmerkfain, worin ein gewifier Angeliu 8 
Lohrbere Liga, unter dem man fi den befannten Georg 
Kollenhagen’) zu denken haben wird, bie Gefahren und 
Liſtigkeit der Verliebten zu” fchildern verſucht hat. Endlich mögen 
auch in dieſe Boropisifche Periode, nachdem einmal der Hands 
wurft flereoiype komiſche Perſon geworden war, die Anfänge ber 
eigentlihen Vollsſchauſpiele, die auf Privattheatern wahrſcheinlich 
größteniheild Improvifirt und ertemporirt, jedenfalls niemals aufges 
frieben oder wenigfiend nicht gebrudt wurden, und In ihrer 
Weſenheit ib nachher auf die Marionettens oder Puppentheater 
verpflanzten, fallen, Wie fie ungefähr befchaffen gewefen fein mögen, 
fann man aus den verfchledenen Puppenfpielen vom Dr. Bauft 
abnehmen, die zwar Immer variirt wurden, aber body alle auf einen Urs 
fern hinausliefen, der eben in einem jener Volksſchauſpiele, die nur 
beim Volke beliebte und ihm aus Bolksbüchern ganz genau be 


fannte Stoffe aufgriffen, gelegen haben mag*). 

1) Tetzelocramia. Das ift: Eine luſtige Comoͤdie von Johan Tetzel's 
. Ablaß Kram, wie Bott der Here denfelben, I60 für Hundert Zahren durch 
fein erwehltes Rüftzeug, D. Martinum Lutherum, in trafft bes Heiligen 
Evangelii vmbgeſtoßen onnd außgetrieben, und fein Goͤttlichs wort dakegen 
lauter vnd rein, wider die Antichriftifchen Römifchen Grewel in Deutfchlendt 
u Prebigen hat angefangen vnd weit vnd breit hat erfchallen Iaffen. Zum 
K uber Zahr und Frewden-VFeſt 1617, Erfimaln zu alten Stettin, Jetzo in 
Wittenberg. 1617. 1618. 12. 


2) Der Eißlebiſche Chriſtliche Ritter. Eine newe vnd fchöne Geiftliche 
Somdbia, darinnen nicht allein die Lehre, Leben und Wandel des letzten deut⸗ 
lichen Wundermanns Lutheri, fondern auch feiner und zuförberft bes Herrn 
Chriſti zweyer vornehmften Hauptfeind PAPsts ond CALVINIfEen, fo wohl 
* als anderer vielfältige Rath und Fehlſchlaͤge, auch enblicher in Gottes Wort 
offenbarter und gewißer außgang, biß an den nunmehr bald zukünftigen . 
Züngften vn beydes nach fchöner Poetiſcher vnd verblühmter Art, und 
denn auch Hiftorifcher richtiger Warheit in 3. Rittern, Brübern, PSEYDO- 








616 Deutſche Poefie. Drama. 


PETRO, MABRtino vnd Johanne, als bie vmb en erbfehaft vnd Teſta⸗ 
ment ſtreiten, abgemahlet und auff eführet duch M. R. Agiret aber vom 
Gymnas, zu Eißleben in der Neuſtadt post ferias Caniculares. 1613. 8. 


3) Amantes amentes. Das ift: Gin fehr anmuthigs Spiel von de 
blinden Liebe oder wie mans deutſch nennet, von der Leffeley. Alles nad art 
vnd weife der jegigen getroffenen Venus Soldaten auf gut Saͤchſiſch ges 
met, Pa zum vierten mal durchfehen und Augiret, Magdeb. 1614 


) ©. Fr. Horn, Dichtkunſt u. Beredtſ. d. Deutſch. Bd. IT. p. 256 
Ko. Sammi, a ie gehör. Apparats v. Gcheible —5— Bd. 


Gauſt II.) p. 64 


$. 683. 

Mit der erſten Schlefiſchen Schule mußte notkwendig Im 
Weſen des Deutfhen Dramas eine große Veränderung eintreten, 
ber ganze Geiſt derfelben und ihres Etifterö verlangte eine ge 
Ichrtere und gebildetere Form, als daſſelbe bisher gehabt halte, 
daher werben von nun an bie geiflihen, an die alten Myſterien 
erinnernden, Comodien wieder in die Schulen verwiefen‘), wo 
fie Im Gegenfa zu den catholifchen Sefuiten » Lehranftalten, in denen 
man, wie wir oben gefehen haben, meiſt Lateinifche Comoͤdien 
aufführte, noch einige ‚Zeit in der Mutterfpradhe fortgeführt 
wurden, dann aber feit dem Anfange des 18ten Jahrhunderts 
ganz verfhmwanden, wenn man nicht die Tyroler Paffiondfbiek, 
welde von Bauern verfertigt und gefpielt zu werben pflegm, 
hierher reinen will?). Indeſſen fehränfte man fi hier nid! 
blos auf das geiſtliche Element ein, fondern man ſuchte in einer 
Anwandlung von poetifhen Sinne das Schul⸗ und Stwdenlen⸗ 
leben felbft darzuſtellen und in der freilich etwas zu grelm 
Darftelung der böfen und gefährlichen Seite deſſelben der heran 
wachfenden Jugend einen Warnungsfpiegel vorzuhaltn. Days 
Hatte im vorigen Wofchnitt bereitö der Rector zu Brimma Hay⸗ 
neccius, wie wir geſehen haben, einen Anfang im feinem 
Säulteuffel oder Schulſpiegel gemacht; in diefer Periode ſehle 
diefe Mode Albert Wichgrevius?) aus Hamburg in Latdı 
ifher Eprade und der Advokat Johann Georg Edoh)) 
zu Raumburg in feiner Gomödie vom Studentenleben In unten 
Mutterſprache fort. Letzteres Stüd, von der kuͤnſtleriſch⸗poel⸗ 
hen Seite genommen, iſt zwar werthlos, aber, berüdjichtigt 
man die genaue Darfiellung des damaligen Lniverfitätölchme, 
hiſtoriſch wichtig und trop feiner Breite jegt noch ganz untep 


Deutſche Poefie. Drama. . 617 


haltend zu leſen. Begenfäpe darin find zwei Hieberlie Stus 
denten, AImandus und Floretto, jener der Sohn eines Kaufs 
mannd, dieſer der eines Edelmanns, weiche mit Hilfe ihres Dieners 
Bidelhäring eine Menge toller Streiche begehen und deshalb 
telegirt werden, und ein gewiſſer Yädel, eines armen Bauers 
Kind, der es aber durch feinen Fleiß bis zum Magiſter bringt, 
welte letztere hoöchſt felerliche Begebenheit im VE. Act uns ber 
Dihter nit vorenthält. Mercur fpielt, wahrſcheinlich nah dem 
Mufer des Plautiniſchen Amphitruo, dabei die Rolle eines 
Vor⸗ und Zwiſchenredners. Es kommen darin ganz ordentliche 
Etubentenprügeleien vor, aber auch fehr ſchmuzige Etellen, z. ©. 
ein Bett auf dem Theater, worin der gute Herr Amandus 
mit einem Mädchen Liegt und „galanifirt”, fo daß man niht bes 
srelfen fan, wie man von der Jugend folde Gtüde aufführen 
oder doch ihr vorführen Lafien konnte. Wie weit aber and 
bern die Gefhmadiofigkeit geht, fit man aus den dem 
Scelmuffsky angehängten zwei Luſtſpielen von der Frau Schlam⸗ 
yunpe, welche ebenfalls in Leipzig fpielen, und worin leichtfertige 
Ridgen und Iicherlihe Studenten die Hauptrofien haben. 
mi Ma B 215. 308 sa 353. Ewald Tirol I. p. 31 sq. Gor⸗ 
2) S. dar. Prut Borlef. a. a. D. p. 142 29. 


‚3) Cornelius Relegatus. @ine Rewe luſtige Somdbia, welche gar 
artig der falfchgenannten Studenten leben befchreibet, Erſtlich in Eateinifcher 
Eyrache befcprieben durch M. A. W. Jeto aber auf vieler Unfuchen und 
begeht in Teutſche Sprache vberfegt durch Johannem Sommeram Cyc- 
naeum, Magdeb. 0. 3. (1618.) 8. 


4) Comedia Bom Studenten Leben. Lpzg. 1618. 1668. 8. &. Bouters 
we %, X, p. 285 ag. Joördens Bd, IV. p. 605. 2q. Prut p. 138 5q« 


$. 684. 


Wie haben gefagt, dab. das Drama in dieſem Mofchnlite 
dur Opitz ) einen gelehrten Anſttich befam; denn daß es nicht 
ſogleich klaſſiſch werden konnte, lag nicht an feinem guten Wil⸗ 
Im. Statt ſelbſt Muſterſtuͤke zu ſchreiben, hielt er es nämlich 
für beſſer, durch gereimte Ueberſetzungen antifer Trauerſpiele An⸗ 
leitung zur Kenniniß der Anſichten der Alten über das Weſen 
N Tragödie und Gelegenheit zu Rachbildungen derſelben zu 


618 Deutſche Poefie. Drama. 


geben. Darum übertrug er die Trojanerinnen des Seneca und 
die Antigone des Sophocles, für feine Zeit und den Stand der 
damaligen Philologie gar nicht übel, wenn man aud darin ben 
Meberfeger überall wahrnimmt. Bedeutender aber iſt Andreas 
Gryphius?), weil er fi befirebte, ſelbſt als dramatlider 
‚Schöpfer aufzutreten, und darum fann man ihn aud, trohdem 
daß er ſich vorzüglih nach dem Holländer JoR van der Vondel 
gebildet und dieſen befonders in dem Pathos des Chors, eined 
damals bei dem Streben, antike Mufler nadzubilden, unerlif 
lichen Beſtandtheils des Trauerfpield, überboten hat, als den Bater 
des (gelehrten) Deutſchen Dramas betrachten. Er hat ſieben 
Trauerfpiele, fünf Luſt⸗ und zwei allegoriſche Singfpiele hinter 
lafien, und hier bereits Stoffe aus dem Privatleben (3.8. Cardenio 
und Gelinde) verarbeitet. Indeſſen ſtechen feine Trauerfpielk 
dur ihren fonderbaren Styl und ihre noch merkwuͤrdigeren 
Ghorgefänge (Nein) gar fehr von dem ab, was wir heut pa 
Tage unier biefem Ramen verfteben, feine Luffniele aber, Her 
Peter Squenz, worin berfelbeStoff behandelt IR, den Shalſpereb 
Sommernachtstraum bietet, ohne dab man darum an ein Pla⸗ 
giat auf Gryphius' Seite zu denfen hat, wiewohl er durch die nad 
des Eomilers Cor aus der Epifode des Sommernachtstraums ge 
bildeten Poſſe, Bottom the weaver, gemadte Arbeit des Altor 
fer6 Profefford Dantel Schwenter aus Nürnberg (1585 
—1636) darauf gefommen war, biefelbe umzuarbeiten und ii 
publicien, wie er felbR in der dazu geſchriebenen Vorrede (b. 
Tieck S. 233) befennt, und Don Horribiltcriörifar, jenes 
eine Satire auf die ſchmuzigen Bettelpoeten, dieſes auf bie re⸗ 
nommiſtiſchen Offiziere, find troß vieler platten und niedrig ne 
meinen Späße hoͤchſt dramatiſch wirffam und zeugen von wirk 
lihem Talent. Ein Mittelding zwiſchen Trauerfplel und Qu 
fpiel IR fein Verliebtes Geſpenſt. Bel ven Trauerfpielen IR «6 
durchweg vorzüglich auf Effert abgefehen; und zu biefem Zwede 
fheint Ihm das Graͤßliche das geeignetſte Mittel; allein an ein⸗ 
zelnen, großartigen und gut gehaltenen Charakteren fehlt es auch hie 
nicht (ſolche find z. B. in der Katharina von Georgien die gleichnamige 
Königin; im Papinian, der gleichnamige Rechtsgelehrte). Unte 
den übrigen Trauerſpieldichtern biefer Periode würde ber bluͤ 


Deutfche Poeſie. Drama. 619 


mende Klaj?) eine hohe Stelle einnehmen, wenn man naͤmlich 
der Geſchmackloſigkeit Die Krone ertheilen wollte, denn fein Engels 
und Dradenfreit, defien Scene ein hellgeflirntes Himmelsfeld 
iR, der aber gleichwohl zu Altenburg mit Beigebung eined großen 
Programms (1662) aufgeführt wurde, und num gar fein Kin⸗ 
dedmörder Herodes, wo Deutfchland eine Rolle hat, beides offen- 
bar Berfuche, die alten geiftlihen Myſterien wiebereinzuführen, 
regen baffelbe Sefühl in uns, welches wohl Herodes bei ihm ge⸗ 
habt haben muß, wenn die Geifter der gemorbeten Kinder ihn 
im Traume peinigen und er feine Angſt und feinen Sammer 
alt folgenden Worten Luft macht: „Kommt, alle Teufel kommt! 
zerreiffet meine Seele! Zerret, zerſtuͤcket, Zerfleifchet, zerknicket, 
Rue und ſchmauchet, Rädert und aͤdert, Redet und redet, 
Henlet, ertraͤnket, Schwentet, verrenfet, Täufet, erfäufet, Foltert 
und poftert, Senget und brennet, Zwadet, zerhadet Arm und 
Im!" Johann Riſt's Friedejauchzendes Teutfhland If 
bios ein Gelegenheitsſtuͤkk, aber feinen Wallenflein follte man 
do einmal mit dem Schiller'ſchen vergleichen, wäre es au nur, 
um zu erfahren, wie ber gleichzeitige Dichter den gefullenen 
Helden, defien Andenken damals noch frif$ genug War, ange 
Ichen hat. Gewiſſermaßen im politifhen Zufammenhang mit 
dieſen Stuͤcken flieht des Bartholomäus Anhorn*) (eigent- 
id Bartb, Anhorn ab Hartwis) aus Mayenfeld in Grau⸗ 
bindtn (1566— 1640) Pomeris, allerdings in Lateinifcher 
Eprage und nur mit Deutfhen Argumenten, und Parthenia, 
ine Fortſetzung des erfiern, fowie der Schlußſtein dazu, den 
der Stettiner Profeſſor Johann Micrälius?) als Aga- 
thander publicirte; denn während in der erſteren Tilly nach der 
ht hinreichend widerlegten Fabel als grauſamer Zerflörer Mag⸗ 
deburgs anathematiſirt wird, ſtoͤßt der Dichter des Agathander 
in die Ruhmpoſaune für die von Guſtav Adolph bewerkſtelligte 
Errettumg Augsburge. Daß die wahren Namen immer hinter 
Allegorieen verſtedt liegen, wird die damalige Zeit (1632 — 
33) entſchuldigen laſſen. Auch die ſchon genannte Dichterin 
Sibylla Shwarge) hat ein herzbrechendes Trauerfpiel ges 
ſchrieben und den Brand ihres Dörfhens Fretow mitten un. 
tr der heidniſchen Bötterwelt vorgehen laſſen. In des Pre 


620 Deutſche Poeſie. Schäferfpiel. 


digers Michael Sohannfen’8’) aus Bergedorf in Sad 
(+ 1679 oder 1699) Tod Abels, der freilich von Klop⸗ 
ſtock's Compoſition gewaltig abſticht, gefallen mir am Belm 
die Chöre der Teufel_und Engel; denn wollte man heut zu Tage 
diefe Idee nachmachen, fo. Ffönnte man ein Eaffenftüd zu Wege 
bringen. 

1) Die Zrojanerinnen und Antigone in d. Ausg. [. Werke v: 1690. ©). 


I. p. 202—288. u. p. 159-201. f. dar. Prug in d. Hal. Jahrb. 18, 
nr. 57 sq. p. 449-504.. u. in f. Klein. Schrift. 8b. I. p. 160 sq. 


2) &. Gervinus Bd. II. $: 432 sa. Bouterwet Bd. X. p. 149 sq. 
Ziel im Deutſch. Th. Bd. I. Vorr. p. VII 2q. Prus Borleſ. p. 190 * 
Ermund, Andenken an A. Gr. Glogau 1804. 8. — Seine drom. Berl 
ftehen in den Ausg. ſ. Gedichte. Sein Cardenio und Gelinde auch bei Tiec, 
Deutſch. Theat. Bd. II. p. 82—144. ein Peter Squentz ebenf. daſ. P- 
233—271 und modern. b.Bredow Rachgel. Schr. p. 119-204. Sein Hot 
ribitieribrifar ebenf. b. Zicd p. 145— 231. Ueb. d. Bezich. d. Pet. Eu. 

um Gngl. f. Tieck I; XV aq. u. Berge. Gr. mit Shakſpeare v. Sl. 
Ehlegel, Werke Bd. III. p. 27—64. 


3) Hölenz und Himmelfarth Jeſu Ehriſti, nebſt barauf erfolgter fat 
barer Ausgießung Gottes, des heiligen Geiftes ıc. Nürnb. 1644. 4. Heredes 
der Kinder Mörder, nad) Urt eines Tranerfpield ausgebildet und in Rürn: 
berg einer deutfch Liebenden Gemeinde vorgeftellet. ebd. 16.45. 4. Der leidende 
GHriftus in einem Trauerſpiel vorgeftellet. ebd. 1645. 4. Engels und Draden: 
flreit. 0. DO. u. 3. (Rürnb. 1645.) 4. Erneuertes, wermebrtes und in fünf 
verfchiedene Handlungen eingetheiltes Kreudenfpiel, d. €. u. Dr. Gt. gu 
nennet v. Chr. Funke. Altend. 1662. 8. Das ganze Leben Chriſti. ebd. 161. 
4. Trauerrede über dad Leiden feines Grlöfere. Nürnb. 1645. 4. (ea. 
dram. geh.) Auferſtehung Jeſu Chriſti, in iczo neuũblichen hochdeutſchen 
Reimarten verfaſſet. ebd 1644. A. ſ. Bouterwek p. 267 230. Tittmann, d. 
Närnb. Dichterſchule. p. 163 2q. u. üb. d. Eng. u. Dr. Str. Gt. Säle 
Werke Bd. Il. p- 1-26. 


4) Parthenia Pomeridos Continnatio: Gin new Gomödien : Spill, 
darinnen abgebildet wird die Hochzeit der fehönen Parthenia und darauf 
folgente Straffe, des vngütigen vermeinten Bräutigams Contilis, Rebenſ 
des Agathanders Heldenthaten, bie er den hochbedrengten Rymphen IM 
alemannifhen Lande zu gute in fühneller Eyl verrichtet hat, Erhibietet im 
Wintermond, def andern Jahrs nach der Befreyung Pomeris von Phile⸗ 
lethe Parrhefiafte. o. D. 1632. 4 f. a. Dunkel Nadır. Bd. II. p. 651 89- 


5) Agathander pre Sebastavincens, et cum virtutibas triumphass; 
Pomeridos Partheniae continuatio. Ein new Poetiſch Spiel, von dem 
Siegreichen Helden Ugathander, Welcher vmb der dedraͤngten Gebaflä vnd 
andrer alemanniſchen Rymphen willen, Wider die beyde Wüteriche der 
Sontill und den Laſtlewen, herrlich ſieget vnd mit der dimliſchen Gufche 
vnd andern Tugend⸗Frawen im Lande ber Pebendigen triumphiret, bargeftd! 
{m Wintermond des dritten Jahrs nach der Befreyung Pomerid, 9% 


6) Zrauerfpiel wegen ber @inäfcherung derStadt Fretow, in ihr. Gedicht. 

a on Gain dem Brudermörd ⁊ b. 1682 
on Cain dem Brudermörber, chriſtliches Trauerſpiel. Hamb. 

8. ſ. Bouterwek Sb, V. p. 327, 9 in 9 ieh 


Deutsche Poefie. Schaͤferſpiel. 621 


$. 685. 


Es bleibt Hier nur noch das Schaͤſerſpiel uͤbrig, welches 
belannilich Opitzi) durch feine Nachahmung von Rinuccini's 
Daphne, welche zugleich die erſte Deutſche Oper iſt, in die 
Deutihe Poeſie einführte, und damit für alle dergleichen höfiſche 
Brabtaufjüge den Ton angab, wie denn das genannte Stüd 
von dem Churfuͤrſtlich Saͤchſiſchen Kapellmeiſter Schuͤtz componirt 
und zu Torgau (nicht, wie man gevöhnlid annimmt, zu Dres⸗ 
den) 1617 aufgeführt ward, Wehntid war Simon Dach'67) 
(pſeudonym Ehasmindo und Sihamond) Sorbulfa (d. 5. Bo- 
russia), von ihm für das Jubelfeſt der Univerſitaͤt Königsberg 
(1644) verfaßt, und von Studenten aufgeführt, freilich wie 
ale Belegenheitöftüce, ermübende Allegorte, gleichwohl aber im⸗ 
mer noch befier, al8 die fuͤrchterlichen Geſpraͤchsſpiele Harso⸗ 
börfer’8, die wenigſtens theilwelfe (fo Melifa oder der Gleich⸗ 
niß Freudenſpiel Bd. III., dad Schaufpiel teutfcher Spruͤchwoͤrter 
aus dem Franjoͤſiſchen überfegt Bd. 11.) in diefe Perlobe gehören, ob» 
wohl Augur Augsburger’ 8?) hierher zu ziehende Arbeiten mit 
Recht beliebter waren. Vorzugsweiſe höfifche Gelegenheitsdichter, 
wie wir ſchon fahen, waren Jakob Shwieger*), deſſen ver 
führte Echäferin jedoch heut zu Tage nit. gut über die Breter 
gehen Könnte, und David Schirmer, der in Dresden nichts 
weiter zu thun hatte, als Singfpiele zu fabrleiren, unter denen 
ih fein Ballet, Paris und Helena’), welches in unferem Sinne 
übrigens Oper und nicht Ballet, in welchem belannilich nichts ges 
fproden wird, ift, beſonders herworhebe, obwohl ſchon in dem 
weit Altern Muͤntzeriſchen Bauernkrieg von Rinfart ein förm⸗ 
lied Ballet vorfommt. Endlich gehören hierher auch noch die 
fogmannten Wirthſchaftenꝰ), eine Axt von Hofmasteraden, wo ber 
betreffende Fürſt und feine Gemahlin, oder, wie es in Dresden 
unter Auguf dem Starken Sitte war, gewöhnlih eine feiner 
Maitrefſen als Schenkwirth und Schenkwirthin fungiren und 
als ſolche den Hofſtaat, der als Bauern und Hochzeitsgaͤſte ers 
f&eint, bewirthen. Der Zwed derfelben war, das Leben ber 
nievern Stände barzuftellen; allein die Hofpichter benupten biefe 
Foirm mehr dazu, ihren Sönnern grobe Schmeicheleien an ben 


622 Deutfche Poeſie. Drama, 


Hals zu werfen. Die lomiſche Perfon ſtellt dort faſt Immer ein 
Scheerenſchleifer vor, weshalb Canitz diefe Wirthſchaften geradau 
Scheerenſchleiferwirthſchaften nennt. Am Meiſten ſcheinen bie 
Stücke zu Dresden und Berlin Mode geweſen zu ſein, und ed 
finden fi auch noch einige dieſer Belegenheitsarbeiten unte 
den Werken Ganigene, Beſſer's und anderer dergleichen He 
dichter vor. 


1) Abgebr. in Op. W. Brest. 1690. Bd. I. p. 66- 84. u. Kiel Bi. 
N. p. 61-80. Uud des Andreas Bryphius Bingfpiel Majuma, zu 
Feier der Wahl Ferdinands III, gefchr. u. 166; aufge . und fein kuf a. 
Sefangfpiel Piaftus (in f. Ged. p. 605. 625 sq.) gehören hierher. 


2) Das Schaufpiel Sorbuifa, zum Beſchluß des feyerlich begangenm 


arademifchen Jubelfeſtes in Prenßen, in ber hohen Schule zu Königeber 


präfentirt. Koͤnigsb. 1644. 8. 
3) Schäfferey auß dem Frantzoͤſiſchen Antonii Montchrestiens Hod 


teutfch vberfeget, ond mit nothwendigen Anmerkungen vnd Kupfferftüdn, 


nad Inhalt des gangen Werks. vermehret. Dresd. 1635. 8. Neifende Clie 


Dresd. 1640. 4. 1642. 8. Arnalde und Lucenda, aus dem Griechifchen über: 


Tegt. ebd. 1642. 8. 
4) Die verführte Schäferin. Dresd. 1660. 12. 


"5) Ballet von dem Paris und ber, Helena, in Drefden auf bem Kieſen 
. d. 


ſaal gehalten. Dresd. 1750. fol. & Ballet Gervinus Bd. II. p 
460 aq. Prug-p. 166. Hilfcher, d. Sammler. Bb. II. (Dresd. 1837) P 
550 nq. Rodlig, F. Breunde d. Tonkunſt Bd. II. p. 281 8q. 


6) ©. Flögel Geſch. d. Grotesk. p. 241. Plümike Theatergeſch. v. Berl 
p. ae at p- 164 sq. ‚Börfter, Friede, Wilh. I. König v. Pr. Bi! 
pP» 50. 


$. 686, 


Auch die zweite Scleſiſche Schule war verhältnißmäht 
ben Gedeihen des Dramas nicht fehr günflig. Denn kann auf 


nicht geleugnet werden, daß Daniel Caſspar von Lohen⸗ 
Rein!) unbedingt dramatifhes Talent hatte, was ſich fen 
aus feiner Jugendarbeit, dem Ibrahim Bafla (nicht zu Wr 
wechfeln mit feinem letzten Städe Idrahim Sultan), erget, 
und unbedingt beweift, daß fein Dichter recht gut wußte mad 
zu einem Trauerfoiele erforderlich fei, fo find doch wieder feine | 
Eleopatra, Agrippina und: Epicaris vollfommen verfehlt, und 
ſelbſt die am ſich poetifcher gehaltene Sophonisbe wird bus 


ihr frofiges Allegoriſiren, das falfche Pathos, den bombaſtiſchen 
Woriſchwall und beſonders durch das widerwaͤrtige Morden, font 





Deutfche Poeſie. Drama. - 623 


das Anhäufen anderer Greuel widerlich. Diefe Stüde find ſaͤmmtlich 
in den zur Tragödie ungefchidten Alexandrinern gefchrieben, und ber 
Reben aus fünf Akten (Handlungen) in hören (Reyen), die theils in 
Janben, theils in Daktylen gebichtet und größtenthells zu 
allegeriſchen Phantaſieen verwendet find. Mn Nachahmern 
Nele fehlerhaften Geſchmacks if kein Mangel, allein wir wollen 
bier nur zwei ber bebeutenderen erwähnen, Der erfte iſt ber 
Mnoat Johann Ehrifian Hallmann?) aus Bredlau 
(1650 — 1704), deſſen Trauerfpiele aber halbe Opern 
m, und wo 3. B. die Catharina von England das 
Rofer eines verkehrten Begriffs vom Weſen des Trauerfpiels 
R. Seine Marianne erinnert bei weitem mehr an Lohenflein’s 
Sephonisbe. Daffelbe iſt mit der fleifen Maria Stuart des Lau⸗ 
Mer Edelmanns Auguft von Haugwig?) der Fall. 
Sonkantin Ehrifian Dedekind*‘), aus Rheinsdorf, 
Eaͤchſſcher Gteuercaffirer zu Dresden und ald Mitglied des 
Edwanenordens EonCorD genannt, würde gar nicht erwähnt 
weden, hätte derſelbe nicht abermals den Verſuch gemacht, das 
bibliſhe Spiel auf die Bühne zu bringen, obwohl feine ſaͤmmt⸗ 
lien Arbeiten nichts weiter als alberne Epeftafelftüde find, die zu 
leinem beftimmten Fache des Dramas gezogen werden Tönnen. 
Dagegen bat der befannte Chrifian Weifed) aus 
Iitau (geb, 1642, gel. 1718), wo er Rector war (pſeudonym 
Ehlömund Gleichviel, Katharina Civilis, Demetrius Mercator, 
Tara. Cat. e Xardo), in feinem Mafaniello ein Trauerfpiel 
iefert, das ſchon Rofflich Intereffant iſt, obwohl es als eine etwas 
undehotfene Nachahmung des Shakſpere'ſchen Tones erſcheint, aber 
dennoch, wenn man die Planloſigkeit und theilweiſe mißlungene 
Ansführung feiner Zeit zufchreibt, mit Recht das Lob verdient, 
weſches ihm Leffing (Briefe an feinen Bruder‘ nr, 79. W. Bd. 
28. 6, 200) u Theil werben läßt; denn bed Helden Wahn⸗ 
Ann erinnert zwar, wie ſchon Leffing’6 Bruder (ebd. nr. 82, 
6. 208) bemerkt, nur infofern an Lear, als man den ſchrecklichen Ab⸗ 
Rand zwiſchen Weiſe und Shaffpere gewahr wird, wofür 
aber die Charakteriſtik der Neapolitaner und ihrer fhönen Stadt 
ſehr gut gelungen iſt. Weit glücklicher war er nod als Luſtſpiel⸗ 
dihter, denn er Fehrte darin von der abgeſchmackten Ziererei det 


624 Deutſche Poeſte. Drama. 


Lohenſteinianer wieder zur Natur mie mu ließ Deben- nach 
feiner Manler und qſeinem Bdlichem: eben. ‚As gelungenſten 
iR fein. baͤuriſcher Mucchismeliiäumes, imınweldemibenkefes, werben 
fo, wis: der. Macchtavelliamus nidsı.biek: ‚in bee: vornchmen 
‚Welt, ſondern auch In der Vevernhütte zu Hauſe in. Ginzelne 
Plaittheiten und derbe Spaͤße mag feine Zeit entſcaaldigen; al 
lein fein Sauptfehler, der ihm Die Haͤnde bindet, iR, wie er 
au felber in der Vorrede zu ſeinem Zittauer Theater eluräumt, 
fein Leben im Schulſtaub und in einge lleinen Stadt, woburd 
er natürlich einfeltig und Fleinkich werden mußte. Unter feinen 
Nachahmern bildet der ungefhidte Michael Kongehi‘) aus 
Kreuzburg in Preußen (geb. 2646, gef. 1710), Bürgermeifter 
der Stadt Kneiphoff, gefrönter Dichter und als Pegnigfchaͤfer 
Prutenio genannt, den Nebergang zur Oper, denn fein Lufipiel, 
ber verkehrte und wiederbelehrie Prinz Tugendhold, IR «in völ- 
liges Speltalelſtuͤck, in welchem morgliſche Bibeltiraben mit ben 
niedcigſten Zweideutigkeiten abwechſein mad Die Furie Wegaͤra 
neben Breund Pickelhaͤring und dem Geiſte Arißipps auf die 
Bühne: fommt. Bel weitem reicher IR die Zch der zweiten 
Schleſiſchen Schule an Feſt⸗ und Singfpielar und Opern ober 
Ballettien, deren Uebergang in einander beſonders durch einen 
gewiſſen F. C. Breſſand, deſſen Doppelte Freude der Muſen 
(1605) und Citce und Penelope jedoch nicht gam ſchlecht 
find (1696), vermittelt ward. Daß dieſe Aſtergattumg bed 
Dramas damald fo in bie Mode lam, verbanfte man cheils 
ben Pegnihtſchaͤfern und der Nürnberger... Schmeichlercateriec, 
theils dem practlichenden Hofe Sachſens, wo bie meiflen Der 
bier zu erwähnenden Stüde nuffamen, denn erſtere hatten, gwat 
ihre ganze Weisheit freilich zeitig, bereits in ber Periode nach dem 
Wefphällichen Frieden, Io@gelafien, letzterer aber ſchien von ben 
Mufen gewiſſermaßen beflinmi zu fein, den Unfinn ja nicht untergehen 
zu lafien. &swaraber fon durch Lohe uſt ein fribR in feiner 
myRiichen Vereinbarung der Sterne und ber. Bemüther (in ſ. Rofen 
1680 ©. 116 sq.) hierzu den Anfang gemadt werben, und 
Harsdörfer’) hatte in feinen Aufzug ber VII Tugenden, 
Planeten, Töne oder Stimmen (Geſpr. Bd. V.), wozu der Nuͤrn⸗ 
berger Organiſt Siegmund Gottlieb Staden (1617 —55) eben⸗ 








Deutſche Borfie. Drama. 625 


fo wie zu Klai's Melodramen die Muſik geſetzt hatte, bie alten 
fieben NKirhentonarten it den fieben Karbinaltugenden zufams 
meri auftreten laflen, dann aber hatte er. noch ein für. vier 
Stimmen gefehtes fonderbares ſchaͤfcrliches Singſpiel, ein geif« 
liches Waldgedicht oder Freudenſpiel, genannt Seelewig (ebd. 
Bd. IV.), folgen laſſen, worin Seelewig, die menſchliche Seele, 
auf Antrieb des hölliiden Geißes Trügewalt, ‘von den Hirten 
Künfteling, Reichemuth und Ghrenlob verführt werben foll, aber 
durch ihre Geſpielin Herzigitd (Gemuͤth) und ihre Hofmeiſterin 
(Griſſilda) gerettet wird. Im diefem fonderbaren Stüde gab 
es viel zu fehen, die genannten Damen traten in Sammt und 
Seide auf, und weil die Scene oft wechſelte, fo Hatte Hars⸗ 


dörfer, wahrfcheinlid an die Alten denkend, im GHintergrunde - 


eine in vier Abtheilungen getbeilte Scheibe anbringen lafien, 
weiche gedreht wurde, fo daß allemal diejenige Abtheilung zum 
Vorſchein kam, die man brauchte. Thaͤtiger noch war Birken‘), 
denn für ‚die Rürnberger Friedensfeier ſchrieb er feine Margenis 
(Germanie) und ließ fie 1651 aufführen, obwohl fein auf 
Dttariv Biccolomint’d Befehl geſchriebenes Friedensſchauſpiel 
(1650) worin fib die Eoncordia mit der Eris "balgt, ihm 
noch mehr Ehre einbrachte. Sein Ballet der Ratur und das 
Singfpiel Sophia beziehen fih auf die Bermählung des Marke 
grafen Chriſtian Ernſt zu Brandenburg mit der Säͤchfiſchen 
Prinzeſſin Sophie Erdmuthe (1662), aber ein größeres, erſt 
Lateiniſch gefchriebenes, dann Deutfch bearbeiteted Schaufpiel, Pſyche, 
nicht ewa die befannte Mythe des Mpuleius, fondern eine 
ganz davon verſchiedene Allegorie des Sündenfalls, des Irrthums 
und der Erlöfung des verllaͤrten irdiſchen Leibes, war bereits für bie 
Darfielung auf einer flehenden Bühne befimmt, deren es in 
Deutſchland, befonders feit dem Herumziehen der Engliſchen Ko⸗ 
mödlanten, mehrere gab. In Dresden, wo: no heute im 
dafigen Königlichen Kupferſtichkabinet eine fehr vollſtaͤndige Samm⸗ 
lung von derartigen Feſtſpielen zu finden IR, waren bie flereotypent 
Hoſpoeten die Stügen diefer Unform, und zwar find hier beſon⸗ 
ders zu erwähnen Sobann von Belfer’) aus Frauenburg 
in Kurland (geb. 1654), anfanye Oberceremoniehmeifter in 
Preußen, dann in Sachſen (171729), der nich nie Aehn⸗ 
Gräße Handbuch d. Pitsrärgefchichte. LI. 





’ 


626 Deutfche Poell. Drama. 


tihfelt mit einem Gluͤdksritter hatte, und eine Menge von Ge 
fegenheitögebichten, worunter viele erotiſche und ſchmujige ini 


3.8. bie Ruheſtatt der Liebe oder der Schooß der Geliebin 


ein Seitenfüd zu Roſt's Zeiſigneſt und Schöner Radıt), ſowie 
mehrere folder Feſtſpiele gefhrieben hat, die nichts als feiht 
Heimereien find, beſonders aber fein Nachfolger im Amte, de 
ihm bei feinem Leben ſchon oft unter die Arme greifen mubls 
Johann Ulrich von König") aus Eplingen (geb. 1688 
+ 1744), defien Gelegenheitöftüde trog ihrer fleifen Brandeyn md 
fhleppenden Breite von etwa mehr Poeſie und Geſchmach em 
daher auch beliebter waren; die meiften feiner Opern find je 
doch fhon in Hamburg gefchrieben, und das gelungenfte feiner Gtüdt 
iR ein Luffpiel in Profa, die verkehrte Welt. Uebrigend- feld 
fh fowohl Beffer als König, befonders aber die fhen 
erwähnten Gegner Wernites Poftel!!) und Hanelt”) 
(Menantes), welche letztere beide eine tuͤchtige Wgahl Open 
und Eingfpiele vom Stapel laufen ließen, ftreng der Lohenftein 
ſchen Schule an, obwohl. Hunold fpäter von diefem falfchen Wege wie 
der umfehrte (vor 1718), und darum fol hier als Gegenſah (er ge⸗ 
Körte zwar aud zu derfelden Schule und iſt noch dazu oft gan 
myſtiſch, hat aber bei weitem mehr Geſchmack ale fie) zu diem 
neifllofen poetiſchen Zuderbädern, wie fie Wernife nannte, ned 
der freifinnige Bartholomäus Beind) aus Hamm 
(geb. 1664, farb im Gefängniß zu Rendsburg 1721, weil erg" 
Dänemark geſchrieben hatte) erwähnt werden, ein pbitofophiid 
gebildeter Kopf, deffen Opern (3. B. die Neapolilaniſche Silk" 
verſchwoͤrung) nicht blos in Anlage und Form am unfere Jepiem 


Dpernterte erinnern, fondern ſie auch in jeder Beziehung vırd 


ihren poetlihen Werth und ihre Uinlage übertreffen. 
1) ©. Ziet a. a. D. Bd. IV. p. XYllsg, Bouterwet B.X. p.2 
2. Beine Trauerfpiele in d. Ausg. ſ. Geb. ©. Ibrahim Baſſa b. Zied Od 
p. 273—344 


2) Bouterwek Bd. X. p. 326 sq. — Trauer, Freuden⸗ und ea 


fpiele. Berl. 0. 3. (1673.) 8. ., 
- 3) Prodromus poeticus. Dresben 1684.8. Schuldige unſchuld ober er 
Stuarda Königin von Schottland. Trauerſpiel in ungebundener % G: 
1683. 8. Obfiegende Zugend ober der bethörte doch wieder beiehrtt er 
mann. Mifh«Opiel in Berfen. Dresd. 1684. 8. B.6.D.lora Euft-©r 
in ungleid) zerftreuten Reimen. ebd. 1684. 8. ' 

. 4) ©. Joͤrdens Bd. VI. p. 15. Bouterwel Bd. X. 


p. 325 89: Br | 
Hymnop. Sd. ĩ. p. 167 2q. — Neue geiftliche Schauſpiele bequem } 





Deutſche Poefle. Drama. 627 


Mufik. Dresb. 1070. 1676. 8. Heilige Arbeit über Freud und Leid der alten 
und neuen Zeit in Muſikbequemen Schaufpielen angewendet. ebd. 1676. 8. 


5) ©. Gundling Gel. Geſch. Bd, III. p. 4489 sq. Stolle Nachr. v. 
f. Bibi. 8b. VII. p. 668. Ola Potr. 1784. 3b. Il. p. 78. Docen Miscel. 
Br. i. p. 80. Bouterwek Bd. X. R 3:8. Jördens Bd. V. p. 244 sq. 
örkter d. Müller a.a.D. p. XLIVsq. 6. Hoffmann, Pr. admem.ren. Chr. 
W. Zättav. 1709. 4. 8. Grosser, Vita Chr. W. Lips. 1710.8. &. dram. 
Sed. f. zerfir. in |. Zittauifches Theatram. &pzg. 1683. Dresd. 1699. 8. 
Reue Zugendluft. £pzg.%1684. 8. Breimüthiger und höflicher Redner von 
der Pronunciation und Action ebd. 1693. 12. Gomödienprobe. ebd. 1696. 1% 
Rene Probe von ber vertrauten Redekunft. ebd. 1700. 8. Theatraliſche Sits 
tenichre. Zittau 1719. 8. Der politifche Reoner. Lpzg. 1677. 1681. 1688. 
1691. 1693. 8. Reuerläuterter politifher Redner. ebd, 1684. 8. Weberflüffige 
Gedanken der grünenden Jugend. ebd. 1668. 1672. 1677. 1680. 1701. 8. 
Bäuerifcher Mackhiavell, ein Luftfpiel. Zittau 1679. Dresd. 1681. Erf.1725. 8. 
Hauptrebelle Mafaniello. Lpzg. 1682. 8.21. — Geine lyr. Geb. f.: Ueberfl. Geb. d. 
ge. Zug. Der grünen Jugend nothwendige Gedanken. ebd. 1675. 1690. 8. 
Reife Gedanken, das ift allerhand Ehren⸗Luſt⸗ Zrauers und Lehrgedichte 
bei männlichen Iahren nad unterfchiedener Gelegenheit mit aufgejegt und 
nunmehr zur Verbeſſerung der überflüffigen Gedanken peraudgegeben. Lpzg. 
1683. 1690. 8. GSeiſtliche Lieder. Budiſſin 1719. 8. Proben b. Müller Bibi. 
.Deutſch. Didt. Bd. XIV. p. 293 sq. 


6) &. Umarantes p. 438 sq. Wegel Hymnop. Bb. II. p. 50. Reu. 
dücherſ. d. Ihön. Wiſſ. Bd. IV. Gt. 5. p. 437 sq. Jörbens Bd. VI. p. 
421 0q. — Die vom Tode erweckte Phönizia, eine anmuthige Sicitianite 
Schicht, in einem Mifchipiel Tragico- Comoedia. Königsb. 1680. 8. 
Der unfbuldig beſchuldigt Innocenzien Unfchuld, eine nachdenkliche Genue⸗ 
fiche Geſchicht in einem Mifchfpiel. ebd. 1680. 8. 


7) ©. Tittmann d. Nürnberger Dichterſchule. p. 191 2q. 


8) ©. Zittmann a. a. D. p. 179 aq. — Margenis, das vergnügte, 
befriegte- und wieber befriebigte Teutſchland. Nurnb. 1679. 12. Zeutfcher 
Kriegs Abs und Friedens Einzug, in welchen Aufzügen bei allhier gehaltenem 
bshanfehnlichem Kürftlichen Amalfifchen Kreudenmahl, Scaufpielmeiß Vor⸗ 
gehelt durch S. B. P. C. L. Rürnb. 1650. 4. Singfpiel, betitelt Gophia. 
Bayecuth 1662. fol. Ballet der Natur, welche mit ihren vier Elementen 
ſid feäglich und glückwünſchend vernehmen laͤßt bei der Heimführung Fr. 
Erdmuty Eophien, Peinzeffin zu Sachſen, nah Bayreuth den 30. bes Win: 
termonats in einem Tage vorgeftellet. ebd. 1662. fol. Scyaufpiel, Pſyche auf 
ben Schauplatz gebracht inNürnberg U. 1652. Jetzt aus dem Latein in deutfche 
Poeſie verfegt. ebd. 1679. 12. und in f. Deutſch. Dichtk. Das Bivium Ders 
culis oder Tugend⸗ umd Lafterleben, u. Zmwietradhts Trug und Eintracht⸗ 
Schug in f. Deutfhen Redes Binb- und Dichtkunſt. Nürnb. 1679. 12. 


9) ©. D. Deutfih: Gef. zu Epzg. Rachr. St. II. p. 301-330. v. 
&oen Ki. Schriften Th. II. p. 254 sq. Bobmer Char. d. Deutſch. Dicht. 
p. 529 sq. Iördens Bd. I. p. 78 2q. V. p. 738 aq. VI. p. 563 sq. Bades 
bufh Lievlaͤnd. Bibl. Bd. I. p. 57 ag. —* Mag. 1768. p. SI sq. 
Varnhagen von Enfe Dentm. Bd. IV. (p. 281 sq. I. 9.) P: 245 sq. 
(BT X.) Zörkker b Müller p. LIV aq. Horn in d. Deutfh. Abendunterh. 
1822. Berl. p. 195 sq. — Schriften beides in gebunbener und ungebundener 
Rede, fo viel man deren theild aus ihrem ehemaligen Drucke theil® auch aus 
guter Freunde ſchriftlicher Sommunication zufammenbringen Tönnen. Lpzg. 
1711. 1720. 8. Schriften nebſt deſſ. Leben u. ein. Vorber. v. I. U. König. 
ed. 4732. U. 8. Es gehört hiether f. Frühlingäfeft Sloven 1696, der 

40 


628 Deutſche Poefie. Oper. 
Sieg der Schönheit über die Helden 1706, in ſ. Ged. Lpza. 1711. p. Mi. 


306 2q. 

9 S. Moller, Cimbr. lie. T. u. np. 490. Hanno. Mag. 1768. ei | 
VII. p. 101 sy. Ibrdens Bd. IIT. p. 55 aq. VI. p. 420, Bouterwek U 
X. p. 343 sq. Prup Fit. hiſt. Taſchenb. 1843. p. 414 8q. — Theatraliik 
. Gedichte. Hamb. u. Leipz. 1718. 8. Gedichte aus T. Mfcr. gef. u. heraus 
(v. 3. 2.Rofl). Dresd. 1745. 8. Die verkehrte Welt, ein Luftfpiel in ur: 
gebundener Rede. Hamb. 1725. 1746. g. Rhea Silvia. ebd. 1720. 8. Die 
durch Verachtung eriangte Gegenliebe odir Zoroafier. Lpzg. 1717. 8. x. 

11) Er fehrieb 25 Opern, die ber Kapellmeifter Kayſer componirte, für 
das Hamburger Theater, theils als felbftändige Arbeiten, theils als Ur 
fegungen und Rachahmungen aus dem Gricchifchen, Italieniſchen, Bratiit 
ifhen und Polländifchen. . 

12) Geiftliche Singfpiele. Hamb. 1704. 8. Theatraliſche Gedichte. et. 
1706. 8. Auserlefene u. nody nie gedr. Gebichte unterfchied. berühmt. u. ge: 
(hit. Männ. EN getr. m. nebft f. eig. ans Licht geſt. Halle1718. 8. ent. 
Ged. a. f. befl. Zeit, mo er v. d. Eobenft. Manier abwic. 

13) ©. hieß Gelehrt. Geſch. v. Hamb. Th. 1. p. 177—188. Jordens 
Bd. VI. p. 87 sg. — Deutſche Gedichte beftchend in muſicaliſchen Ebau: 
Tpielen, -2ob: Slüdmünfhunge = verliebten und moralifchen Gedichten, ernf: 
und fcherzbaften Sinn⸗ und Grabfchriften, Satiren, Kamtaten und allerdand 
Gattungen. Sammt einer Borrebe von dem Temperament und der Gmitb: 
befchaffengeit eines Poeten und Gedanken von der Opera. Stade 108 - 
Th. 1. | 


6. 687. 


Wie nun die Oper überhaupt, beſonders in dem bamald 
der ernften und komiſchen Mufe fehr Holden Hamburg, wo der 
. gefrönte Poet Richter fon 1612 eine religtöfe Oper, „MT 
erfhaffene, gefallene und aufgerichtete Menſch“, ſchricb, ihten 
Sig hatte, was man ſchon daraus abnehmen kann, daß Mi 
dortige berühmte Kapellmeifter Reinhard Keyſer aus Lip 
(1673 —1739) afein über 116 Gingfpiele und Opern tet: 
ponirt hatte, fo war diefe Stadt auch zugleich der Ort, wo des ur 
‚geheuren Prunkes wegen, den man babei zu entwideln pilal 
heſonders aber vieler unanftändigen Stellen halber, die in beim 
Theaterflüden vorfamen (man denke nur an das in em Oet 
umgearbeitete Luftfpiel Bon der Frau Schlampampe), dam in 
B. Feind hatte in feiner Abhandlung über bie Oper get 
er Eenne nicht zwanzig Perfonen, die ein Stück regt zu bar 
theilen wüßten, ſich der beruͤchtigte Theaterſtreit erzeugte). DT 
Handſchuh ward zuerſt von dem finftern Zeloten Dr. Anton 
Reiſer, Paſtor an der St. Jakobikirche zu Hamburg 1681 
dur feine Theatromania, worin er das Theater für Teufels⸗ 
werf erftärte?), hingeworſen und von M. Chriſtian Rand’) 

















Deutfche Poefie. Oper. 629 


ver in feiner Theairophania die Kriftlicde Oper wenigflens aus» 
genommen wiſſen wollte, aufgenommen, worauf Reifer*) und 
ter Santor am Werderſchen Bymnafium zu Berlin Martin 
Heinrich Fuhrmann?) den Kampf deffenungeachtet weiter führten. 
Zwar vertheidigten der Theaterunternehmer Gerhard Schotte zu 
Hauburg aus finanziellen Ruͤckſtchtens) und der Paſtor an der 
dañgen Katherinenfirhe ElmenborR’), der felbf.einen Operntert 
gerieben hatte (Drontes, der verlorne und wiedergefundene Prinz 
aus Bandin)daffelbe hartnaͤckig, allein dieſes Alles fruchtete nichts weis 
it, als daß man Abereinfam, ein &utachten von den Univerſitäten 
Witlenderg und Roflod einzuholen, welches darauf hinauslief, 
Dem mit reftglöfen Stoffen ſeyen zuläffig, alle andern aber 
zu verwehren. Uber damit war die Sadıe der ſchlechten Opern 
nd nicht abgethan, denn zu Wrnfladt erfhien 1705 eine Oper, 
die Klugheit der Obrigkeit in Anordnung des Blerbrauens, zu 
Smburg 3710 Le bon Vivant oder die Leipziger Mefle, au 
MNilach 1714 die Kunſt zu ſchmarotzen und Yröhlicher Brübder 
Eaufluſt, 1715 ebendafelbft die ausgelernte Kuplerin und 1716 
Harlequins Hochzeit, Kindbetterins Schmauß und Närrifche Ehe 
md Luſtige Wirthſchaft, 1725 zu Hamburg die Hamburger 
Edlachtzeit oder der mißlungene Betrug, worin beim Singen 
Offen gefauft, geſchlachtet und verzehrt wurden ꝛc. Uebrigens 
dirten die Opern in Leipzig fhon 1720, in Hamburg’) aber 
1737 auf. 


> Schüse, Hamb. Theatergeſch. Hamb. 17° . 236 sg. Stäudlin 
d. Vorſtell. v. d. Sittlichkeit des Theaters. Göttingen 18 1823.8. Prug 
P- im, Qulger Sb. d. ſchön. K. Bd. I. p. 736 sq. 
€ ?) Theatromania oder. die Werke der Finſterniß in d. öffentlichen 
Ganfpielen. Ratch. 1631. 


3) Theatrophania zur —— ber hhrimichen Schauſpiele, in⸗ 
ſenderheit der mufital. Opern. Hamb. 1 


4) Der gewiflenlofe Advokat mit —* Thentrophania Eürzlich abges 
Itigt, Yamb. 1682. 


5) Die an der Rich Gottes errichtete Gatanskapeile Gölln 1729. 8. 
6) Bier Bedenken von Opern. Hamb. 1693. 

| Bnmatoloria ‚autiquo-  oierna * i. Bericht von den Oper⸗ 

ritlen. Damb. o. F 

NE. Verz. d. — p. f. 1698 giebt Leſſing, Collectan. Bd. IE. 

Id sq. u. ©. 1678—1728 b. Ratthefon, Mufic. Patriot. 1728. p. 177— 

3% a d. Dpern Kaiſers ıc. f. Heß Beſchr. d. St. Hamburg 1. p. 





6323 Deutſche Pocfe. Epigramm. Lyrik. 


anlang/ ſo hat amar. muß: ber Bünsher Belungmes geleiaet 
und. mandıe Einfillg 5niedsthl6.non.Hagedarn ſtud misig 
ang, allein; Wer nite’g, Uebenſchriſten hieihen  Rasb-in: Diefer 
Zeit, Moc ‚einjig; dafleheun., Purfter, nls-denm ſic mte Gleiche 
aeltige®, ‚mefien, kanın„ ‚unn ‚mehke ſpaͤter man bie-herähmten Zenien, 
alt ‚Pneu ufanmengeftelt ns xogedan.dis Wötsre Teinn-Kitnupe- IR, 
übertrafen.n In Dazu auf die, Ryal min nk wrh uf die 
— Öslegenhehenktirrel..ninm AOHA ofen, Mean: miifen 
von , den, -fogemannten . Hofbihtern: gepflegt -wardı.. Unlet dieſen 
nimm, Benjamin, Neukirch, :sefpnders . falk,: der "Belt, 
wo er ber „Hofimannawalau'färn. Manier oder, wie: ar kant, 
der Muofeteller » Ambrafuden « Zlseth⸗ vnd Bifam a Dichtaui une 
fagte und fh a. felgviiher Radahmer Canidens Terran 
aöffhen. Hoͤfelei des Zeitalter: Suowige XIV. und ber hal⸗ 
ten, gſpuderten ‚Politur Boileau's anſchloß, wenn;ihet.giehh 
fein Zetteln, und Hoficen bei. dem „König. Belebeie ıE.. won 
Preußen. nichts nüpte,. eine bedeutende Stelle eins doch ;folien 
aud ber trodeng Froͤmmler Haus von Aifig?) aus Breeiau 
(geb. 1650, gef. 1694), Keigmeramtsdirestar un Schmibug, Gas 
nig, Befler und der ſormgewandte Kdn ig-nidk nengeffen werden, 
au deren Geſeliſchaft noch Guͤntherrs Nachahmer Gotaft ied 
Benjamin Haniz (geb. 1673, aef. ah: 1736)%, ‚Merite 
fecretär zu, Dresden, berüchtigt durch feine. gerainie Vinſchriit 
um Gehaltözulage an MuguR den Statlen und- durch feine im 
Satiren verarbeiteten Stadillatſchereien, gezogen werdra um. 
Als eigentliher Liederdichter IR beſonders Hans Freike: Ab 
mann von Abfhng') aus Würbig in Schleſicn (geb. 10460, 
geh. 1699) deshalb Hier an die Spihe zu Rollen, weil man 
gerade an Ihm recht deutlich ſehen Tann, wie Der verherhliche Lehen· 
ſtein ſche Einfluß, auch bei einem das Midtige fühlenden und 
mit wahrer Phantafie und mit von gezlertaer Cmpfindelel „weis enis 
ferntem Gefühl erfüllten Dichter ſchaden konni⸗, denn ‚er Tann 
ſich troh aler Mübe nicht non den drückenden Feſſeln⸗ des bes 
täubenden Schwulſtes losmachen, wiewohl feine Ucherfepung des 
Pastor ſido weit über der Hoffmannewalbauiem: Met, und 
fein Barbenlied, die ſchwarze Rigelline, zu den fhönfen Sodia ⸗ 
ten diefer ganzen Periode gehört. Friadrich von Canit war 
Hierin weit glüdlicher, obgleich er rigentlich fein hervorſechendes 


Deutſche Poeſßte. Kom. Epos. Lehrgedicht. Satire. 631: 


dunkelt. Im Bezug auf das komiſche Heldengedicht Liegt nichts 
vor als des bekannten Sähflfhen Poſt- und Reiſecommiſſaͤrs 
Johann Chriſtian Trömel’s*) aus Dresden (+ 1757). 
nicht ganz mißlungene Perſiflage der abſcheulichen Deutich- Fran, 
zößihen Sprachmengerei, die er als die Avantures von Deuiſch⸗ 
Franzoß in die Welt ſchickte, und welche zugleich eine Eomifch-fatirifche 
Edilderung verfhiedener von ihm in Sadfen, Preußen und 
Rusland erlebten Begebenheiten in ſchrecklichem Kauderwelſch ge 
benfollen. Wirkliche Poeſie findet fich freilich nicht Darin, jedoch Manches 
IR recht ergöglich erzaͤhlt, wie 3. B, gleich zu Anfange die Geſchichte mit 
vera Bogelleim, womit er einen Abtritt beſchmiert hatt. Mit dene 
Lchrgedichte fah es auch nicht viel befier ‚aus, denn Bar⸗ 
tbolomäus Beind’) war feinem Stoffe, die Unflerblichkeit der 
Seele zu beweiſen, nicht ganz gewachſen, und nur feine mehr hiſtoriſch 
als ſpeculatio gehaltene Darſtellung der philofophlihen Ideen iſt 
gelungen zu nennen; Barthold Heinrich Brodes‘) aus 
Gemdurg (geb. 1680, geh. 1747) Hat mehr guten Willen als 
wirktiches Talent in feinen religtöfen Gedichten entwidelt, ob». 
wohl einzelne Stellen, wie 3.8. die Rofe, die auf das Ungewitter 
folgende Stufe, die Betrachtung des Mondſcheins in einer an 
genehmen Zrühlingenacht, rein als Befchreibungen genommen, meifter- 
baft find, und Friedrich von Hagedorn, deſſen hierher 
gehörige Arbeiten eigentlich erſt in den folgenden Abſchnitt fallen, 
a mar einfah und far, aber do zu wenig philoſoph⸗ 
iſcher Kopf, um etwas Bollfommened zu Stande zu bringen. 
Mit der poetifhen Epiſtel ſteht es ſchon befier, denn die 
gleich zu erwäßnenden Dichter Guͤnther und Canitz hatten ſchon 
bei weitem wehr Talent, fo daß etwas Gediegenes von ihnen zu 
erwarten war, und fie haben biefen Erwartungen auch entfprocen. 
Ebenſo nerhält es fi mit der Satire, In welcher der Freiherr 
Eriedrih Rudolph Ludwig von Banip’) aus Berlin 
Carb. 1654, gel. 1699) theils in (9) Originalen, thells in (3) 
Weberfegungen Borzügliched leitete. Ihm ſchloß fi der ſchon 
erssähnte Benjamin Neukirch, der freilih etwas woäflerig 
iR, an, und ſticht fomit gewaltig von dem Genie Bünther’s, das 
dieſer überall und auch hier in feinen zahlreihen Strafprebigten 
an den Tag legte, ab. Was endlich das Epigramm 


633 Deutſche Pocfe. Epigramm. Lyritk. 


anlangt, ſo bat, zwar. quß- bier Bänsher Gelungmes geleitter 
und, monde, Einfälle Friede ich s pon Hagedorn fiab misig 
ang, allein Wer mite'g, Ueberſchriſten hleiben :notrin: Diefer 
Belt noch ‚einig, Dafleheune. ‚Mafter, mu denmoſich wiches Sleis⸗ 
acitige®, ‚mefley, kann, und ‚melde ſpaͤter man dis-herähmten.Zenien, 
„ alt ‚Denen aufanmengeftelit ‚us vugedan.iüs Inbtere Aria Schande it, 
übertrafen,o In Bezug auf Die: Ayai kann wnh, mer auf die 
leipige,„ Gelegenheitspichtere einen uf werfen, die am mntifeh 
Yon, dei, „fogenamnten., Hofbähtern: gepflegt -ward, ¶ Untet weft 
nimm, Benjamin, Meutir, Kefonders., felk.: der geil, 
mo er Der, ‚Hoffmannawalban'fcrg. Manſer oder. -wie:sr »fagt, 
der Duofeteller »Anbrafucen + Zibeth ·· vnd Bifam a Dichtei · ante 
fagte und fih als ſclaviſcher Nachahret Canihens Yeaırame 
aöffpen  Höfelei. des Zeitaltere Bdwige KAY. «und der. «ka 
ten, gppubfrten Politur .Boltenu’s anſchloß, wenn ihet igleite 
fein Beiteln. und Hofizen,, bei: dem ‚Rönig, Feiedeich I. von 
Preußen, mihtd ‚nühte, eine bedeutende. Stelle einz doch ſollen 
aud ber trodene Srömmler Haus von Aifig?) aus Broblau 
(geb. 1650, gef. 1694), Keinmeramtsdireston zu Schwibe Ca⸗ 
nig, Beffer und der fonmgemandte Kon ig nicht pengefien werden, 
au deren Gefellihaft noch Guͤnthers Nachahner Gotafried 
Benjamin Heante (geb. 1673, gef. vach 1736) ). inccis⸗ 
fecretär zu Dreöden, berühtige durch feine. geraimte: Mesefiprit 
um Gehaltezulage an Auguß den Starken und, duſch feine: in 
Satiren, verarbeiteten Stadtflasidhereien, gezogen .:merbrm. mung. 
AS eigentlicher Liederdichtet IR beſonders Hans Freihera A6- 
mann von Abfbny'") aus Würbig in Shih (geb 41046, 
gef. 1699) deshalb hier an die Spide zu ‚Bellen, ‚weil: m 
gerade an ihm recht deutlich fehen kann, wie der verherhliche Lehen⸗ 
ſtein ſche Einfluß, auch bei, einem das Riqhtige ſühlenden mb 
mit wahrer Phantaſie und mit von geziertaer Cmpſindeiel weis ent⸗ 
ferntem Gefühl erfüllten Dichter ſcaden Sonne, denn et lann 
Ab trot aller Mübe nicht non den brücdenden: Feffein⸗ des bes 
taͤubenden Schwulſtes losmachen, wiewohl feine Uederſedung des 
Pastor fdo weit über der Hoffmannswaldau' ſchen Meht, und 
fein Barbenlied, die fhwarze Rigeltine, zu den. (hönfen Geige 
ten biefer ganzen Periode ‚gehört. Grisdrig von Ganip war 
hierin weit glüdlicher, obgleich ex eigentlich fein hervorſtechendes 


Deutſche Poefſe. Lyrik. | 633 


voetiſhes Talent hatte und das reflectirende Genre feinen Faͤhig⸗ 
keiten el beffer zufagte als das yriſche; denn wenn ihm Phantaſie 
und Lebenbigleit abging, fo wubte er dafür ſich doch Mar‘ und 
Teusit anzubrũcken, fepke' deck bieherigen auf Sielzen gehenden 
Bouibaſt natuͤtliche Einfachheit entgegen, und feine Eprade war 
rein, beſricinu, ja ſelbſt Imutisthfg um melodiös, und fo "gelang 
es ihn, olme Hoefftuaunswaldau und Lohenſtein im Talent und 
Genie irgendrdie zu "übertreffen, derinoch das Publieum garig für 
fh zu gewinnen wiib..bie Schieſiſche Schute wößtg ihres Ein, 
Aiuifes zu berauben, -Damte ſoll aber ‚nicht geſagt fein, als ſei 
a der Einzige geweſen, ver eine ſolche Geſchmucksrevolution bes 
werfießigt Yabey' vielmehr haben die Niederſacſiſchen Dichter 
un» unter ibmen worzligfich der ernſt⸗ religiösſe Brodes, der 
ieiver zu viel ˖moraliſirt und durch "feine vortrefflihe Abficht, die 
Weisheit und Güte Goited in ber Schilderung der Natur befondere 
hervorzuheben, zuweilen Tangweilig, ja nur zu oft kleinlich wird 
und fi) Über das Gebiet der phyſico⸗ theoloqifchen Beſchreibung 
in vie höberh Regionen einer freien: Phantafie nie aufſchwingt, 
ſowie der ebenfo leichte ald geſchmackvolle Liederdichter Hager 
dorn, der zuerſt den heiten Ton des Frohſinns in feinen 
Trink⸗ und Liebeotiedern anzuſchlagen wußte, dabei aber ebenſoweit von 
erwamgener Empfindelei als soher Lüfternbeit entfernt war, das 
Meiſte/ dazu beigetragen. Die Zahl: der zu der Riederfäßfiichen 
ante gehörigen : Dichter und Dichterinnen iſt ziemlich groß’ 
(68), nicht ulle aber find gleich bedeutend, und ihten Yühs 
zen nachſtehend; darum find nur Chriſtoph Heinrich 





Amihor!!) aus Stollberg in Thüringen (geb. 1668), Juſtiz/ 


rachh in Kopenhagen (+ 1721), der fleißige Bücerfammier 
Michael Richey aus Hamburg (eb. 1678. gef. 1717)%), 
Profeſſor am daſigen Oymnaſium, und der Rector zu Neumüns 
fier Johann Berccau aus Burg in Femern (+ 1729)'°) bier 
zu erwähnen Gebr han aber die galanten Gerichte Phi⸗ 
fander’& von der Linde, unter welchem Namen fi der 
getehrte Proſeſſor der Geſchichte zu Leipzig, feiner Baterflabt, 
Johann Burchard Menke (1675 —1732)'*) verfledte, durch, 
fo möchte mom foR denfen, er gehöre auch zu jenen literariſchen 
Chartatang, die er belanntlich in zwei Lateiniſchen Reden fo ſchonungo⸗ 
108 verfolgte, und man muß ſich wundern, wie bie faR noch 


0 . Deutſche Poeſte. Lyrik. 


ſchlechtern Reimereien des Leipziger Poſtſecretaͤrs Chriſtian 
Friedrich Henricißx) aus Stolpen (1700—64), ber ba 
Begafus als Picander maltrattirte, fo piele Auflagen erleben 
tonnten. Fieilich veranb er das Titelmachen aus dem Grunde 
fo dichtete er eiwe Tarorbnung, eine Poßorduung, ine Hauf 
apothele der Liche und eins Aunſt zu kuͤſſen nebſt Unterrich 
sen allen dabei vorlommenden Umſtaͤnden, und in feinem Frau 
summer » Taſchenkalender auf 1781 finden fi Kupfer, wie „dk 
Berfommlung ber Hahnreihe, drei Jungfern fchlagen ſich um da 
Baar Junggefeßenhofen, ein Frauenzimmer im Hemde ut 
Flöhe, die ein Satyr auf einem Ambos mit dem Hammer inv 
ſchlaͤgt 2c.”; die meifte Gewandtheit hatte er übrigens im Bertigm 
von Duodkbeten. Darum wende ich mich nun zu dem Mann, 
der, wäre er in andern Berhältnifien gewefen, gewiß eine da 
ausgezeichnetſten Zierden unfered Baterlandes geworben fein würde, 
denn auch fo fon, troß dem Drude der Zeit und feine Ir 
muth, IR doch jeder Zoll an ihm Dichter, was ihm auch Goͤthe 
Didtung und Wahrheit II. ©. 81) zugefleht, ich meine dan 


armen Johann Chrikian Günther aus Striegau in 


Schleſien (geb. 1695). Derfelbe zeigte ſchon fruͤhzeitig großed 
poetifhed Talent, ald er aber, vom Innern Genius geirieben, 
fi weigerte, wie fein bartlöpfiger Bater verlangte, Medien m 
ſtudiren, fondern den Mufen huldigte, fo ward er, befonder6 mil 
er auch durch eine unglüdiihe Liebe auf ſchlechte Wege ge 
tathen war, von feinem Vater verBoßen und farb im tiefle 
Eiend, ohne daß einer der vielen großen Herren, die fit u 
feinen Liedern ergopt hatten, ihm eine Unterftägung. gereicht hält, 
zu Iena 1723, als er eben aus Bergweiftung über feine Huf 
loſigkeit daran ging, doch noch Die ihm von feinem Vater cinß 
gezeigte Bahn einzufhlagen. Betrachten. wir feine Didimge 
fo müffen wir leider befennen, daß viele feiner galanten Ge 
dichte, beſonders feine lleberfehung ber Küfie des Jehannes Secundus, 
fein Hochzeusſcherz, offenbar feine ſinnliche und im Scham de 
Semeinheit verfentte Natur zur Schau tragen3 allein fo toh 
auch feine Zoten fen mögen, fo poetiſch if er bad bei aller 
feiner moraliſchen Gefuntenheit, in welche ihn übrigens wur di 
Verzweiflung, um im Strudel der Wolluſt fein Unglück gu vexgeien, 


vr I) 


‘ 





Deutſche Poeſie. Kirchenlied. 638 | 


wär Hatte, und da, wo er edleren Eindruͤcken nachgiebt, we 
die Zerrifienheit felnes Gemüths fein tiefe® Gefkhl durchblicken 
läßt, da fehen wir, daß er, wie feiner feiner Zeit» und Berufs⸗ 
genoſſen es verfiand, das Herz in. feinen Liebern öffnet, und 
aus ſenem zeichen Born des Gefühle und finnigen Gemuͤth⸗ 
Whlet (höpft, den leider feine moraliſche Vernichtung wohl ver» 
ſhlinnen, aber doch nicht ganz vertrodum und erfchöpfen 
Im), Mas nun das geiflihe oder Kirchenlied am 
langt, fo iſt leider gerade biefer Abſchnitt Das Zeitalter der Ent: 
Rebung der Separatifien und Pietiften in ber Proteflantifchen 
Sirhe, Zu den erflieren hatte natürlid Jacob Böhme, noch 
uchr aber fein ſchwaͤrmeriſcher Anhänger Iohann Georg 
Giätel (1664— 1711) den Brund gelegt, und ſein halbtoller 
Ghuͤler, der GBeifterfeher Ouirinus Kuhlmann aus Bres⸗ 
Im (geb. 1661, verbramt zu Moblau 1689):”), Yatte in 
ſeinem einf viel gelefenen und deshalb jetzt feltenen Kühlpfalter 
der Unſinn auf die Spige getrieben, ja ſelbſt Spener hatte bei dem 
kim Willen durch feine Angriffe auf die nüdternen und kalt 
laſſenden Kampelvortsäge feiner Zeit dieſer falſchen Richtung erſt 
rät, auch bei den Ruhigern und Vernuͤnftigern, einen Impuls 
oben, und fo entBanden benn zwei Parteien unter den da 
allgem Theologen, von denen die einen zufrieden waren, Myſtiker 
werden, und fich hierin erſt rechte durch das Leſen der Kir⸗ 
dewaͤter und einzelner Itallääͤner und Franzofen beflaͤrkten, 
Rind die andern ſich ganz von ber Proteſtantiſchen Kirche losſag⸗ 
im md eine ſeparatiſtiſche Kirche in der Kirche bildeten. Auf 
beide Theile wirlte der Einfluß der jüngern Schleſiſchen Schule weſent⸗ 
Üf ein, und aus mehreren @efangbücern ?°), die voll ber wi, 
dran, oft efeihafteRen Bilder und Gleichnifſe find, kann man 
teht Kar ſehen, wie weit fr der menfchliche Berßand, wenn er ein» 
wol auf Abwegen if, verirrn kann. Die Zahl det Anhänger 
beider Schulen iſt fehr groß; doch wollen wir von den Myſtikern 
nur die drei Repräfentanten derſelben anführen, nämlid ven 
qwaͤrmeriſchen Chiliaſten Gottfried Arnold") aus Annaberg 
(16661714), zuleht Baflor zu Perleberg in dee Mitmarf, 
den befammien Verfaſſer der Kirchen» und Ketzerhiſtorie, die fos 
gar auf Goͤthe's theologiige ‚Anfichten einiger Kinfluß. ausge 





638 | Deutfche Poefie. Drama. 


- geh. 1711), defien (33) Lieder denen des Ungelus Sileſtus 
fehr nahe kommen, nur mit dem Unterfihiede, daß fie weniger 
muRiich find. . 

Was nım die dramatiſche Literatur im biefer Ueber⸗ 
gangoperiode anlangt, fo fieht es damit ebenfalls zievilich windig 
aus, obgleich man in Derfelben etwas ganz Eigenthümlides findet, 
nämlich die fogenannten Haupt und Staatoactionen *), gan 
fonderbare geſchmackloſe Machwerfe, die aber ‘in diefem Abſchnitte 
das eigentliche Rationalichaufpiel bilden. Ste waren dad Eigentum 
der herumziehenden Truppen, erifirten wohl lediglich im Mas 
nufeript und erbien fo von einem Director auf den andern fort, 
ohne je gebrmdt zu werben. Gewoͤhnlich beftanden fie au® einer 
Haupthandlung, der eigentlihen Babel des Stücko, in welcher 
alle auftretende Perſonen entweder große und vornehme Herren, 
am liebfien Tyrannen, oder mindeflene berühmte Verbrecher fein 
mußten, und entiehnten ihre Stoffe entweder aud damals viel 
gelefenen Liebeögefchichten "oder politiſchen Begebenheitn und 
Hofaventuren, die irgendwie Aufſehen gemacht hatten. Reiſten⸗ 
teil war ein Zwiſchenſpiel eingefchoben, welches Balkt und 
Oper mit allem nur möglihen “Decorationebeiwerf, verbunden 
wit einer allegoriſchen Idee, in Ausführung brachte, uͤnd vielleicht 
mit dem in neuefler Zeit fo beräcktigt geworbenen Feldlager in Schleſten 
mande Mchnlichfelt gehabt haben mag. Als unumföpfiche Noth⸗ 
wendigfeit figurirte Darin der Hanswurſt, der mit feinen pöbel- 
haften Späßen, von denen nur noch die Bajazzoos der Kun 
teitergefelifchaften ein etwas verwiſchtes Bild geben, bie obligate 
Begleitung des traglihen Jopfpathos bildete. So wenig dra⸗ 
matiſches ober poetiſches Intereſſe dieſe Stüde an und für fi 
haben konnten, fo erbaͤrmlich geifllod fie aud waren, fo'erfange 
ten fie doch eine folde Beliebtheit, daß fie alle anderen Städe, 
mit Ausnahme der Oper, von der Bähne vertrieben, und wenn 
ja einmal etwas Anderes, wie 3. B. die erſte Franzöſiſche Co⸗ 
möbdie (1696) zu Leipzig In den drei Schwänen, auftauchte, fo 
fefielte dieß nur auf ganz kurze Zelt durd den Reiz der Neu⸗ 
heit und verfanf dann wieber in feine frühere Dunfelheit. Erſt 
in neuerer Zeit find einige folder Arbeiten durch die Rachforſch⸗ 
wagen der Gelehrten befammt geworben”); die meiflen fennt man’ 
nur aud Gomödienzetteln, deren befanntlih der Wiener Dichter 


Deutſche Poeße. Kirchenlled. 637 


belannt der Nam’ ı der Piehiſen; Mao HR. cin Peetin? Der 
Botted, Mort Audiert und. mach, demſelben auch -oin: heilig Leben 
führt!" Indeſſen verfglgte man, Die Anhaͤnger Diefer Gemini ‚fehr 
bald und :neriräab :-fie aus Beiiuig, ayaranf.fis prößtenuhellß-(1 891) 
w Helle als, SRenfeftoren.. der. Theologhe angeſtellt wurden, ‚una 
Die Eyadt: ſamut dus: Sitz· Mu Pietimug marde GSie erbinten 
um von ‚ihren Beguern,.. die meitantheilß - als Dethoderen in 
Biber bekam warm, pie Ramen Hallenſer, Pietiſten, Shen 
name %...allgin, fe brauchten ſich derſelben nicht ge ‚fAiimenz 
dem weit ‚Davon entfernt, das zu fein, was man ietht. darunter ver⸗ 
Baht, nämlich finſſere Ronfhänger und unser dem Mantel der Frömmige⸗ 
ki ſich verhergende Duckmaͤnſer und Heugler, nahmen fir vielmehr 
ſucigſittliche Richiung auf ain shätiges in ‚dem: Glaubem und ver 
he lebendiges Chribenthaim. An der · Spite der älteren Hal⸗ 
liſten Pietiſten⸗Dichterſchule Keht der berübnie Stifter des 
daigen. Waiienbquſea Ruguſt Hermann Franda“ꝰ)naus 
dibeck (geh, 1663, geſt, 1737), der jedoch abe Vroſeſſor ber. 
Deologqie an. der neugeſtifteten Uninerßtqt und als: Prediger 
ki weitem mehr. wirlte, als dunch feine wenigen, wenn auch 
ſaldungsvollen Lieder. Viel mehr. leiſtete in vieſenn Punlie 
Im Schwiegerſahn, der :auägmeibneife Kirchenliederdichter der 
am Schule, (durch fein. zum Gehrauche für ‚bie Sing⸗ und 
daſunden im Waiſenhauſe hafimmuen Geſangbuc), Johann 
Anapafius. Freylinghauſen“) gus Ganderobeim dem 
diethum Wolfenbüͤttal (geb, 1670, Hof. 1630), Subrectot 
——— am Waiſenhauſe, der zu gleicher Zeit für 

er Edangbuch, in welchem fi 64 von. ihm ſelbſt gedichtete 
ri befanden,. die hefannten diazarserifiiihen Halliſchen Mer 
lodieen erfand, Andere hervorragende Liederdichter fiat noch 
Joahim Juſtus Breitbaupt?) aus. Nordheim im Han⸗ 
noverſchen (geb. 1685, geſt. 1732), Abt zu Kloſter Bergen, 
der angeblich die meiſten feiner Lieder auf den Knieen liegend 
gihtet. haben fol, Johann Dantel Herrnihmidt?) aus 
vopfingen in Schwaben (geb. A675, gef. 1723), Kodireter 
des Waiſenhauſes in Halle und Verfafer von Kernliedern, 
welche im Freylingbauſen'ſchen Geſangbuche ſtehen, ſowie 
Chritian Friedrich Richter“) aus Sorau (geb. 1676 





638 | Deutſche Poeſie. Drama. 


: geh. 1711), deſſen (33) Lieder denen des Angelus Sticus 
ſehr nahe kommen, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie weniget 
myſtiſch find. 

Bas nun die dramatiſche Literatur im dieſer Ueber⸗ 
gangoperiode anlangt, fo ſieht es damit ebenfalls ziemlich windiz 
aus, obgleich man in verſelben etwas ganz Eigenthuͤmliches finde, 
nämlich die fogenannten Haupt⸗ und Staatsactionen *), gan 
fonderbare gefchmadiofe Machwerke, die aber in diefem Abſchnitte 
das eigentliche Nationalſchauſpiel bilden. Ste waren das Eigentum 
der herumziehenden Truppen, eriflirten wohl lediglich im Rw 
nufeript und erbien fo von einem Director auf den andern fort, 
ohne je gedruckt zu werben. Gewöhnlich beftanden fie aus eine 
Haupthandlung, der eigentlihen Fabel des Stüde, in welbe 
alle auftretende Perſonen entweder große und vornehme Hera, 
am liebfien Tytannen, oder mindeſtens berühmte Verbrecher fein 
mußten, und entiehnten ihre Stoffe entweder ans damals viel⸗ 
gelefenen Liebeögefchichten "oder politiſchen Begebenheiten und 
Hofaventuren, die irgendwie Aufſehen gemadt hatten. Pe 
theils war ein Zwiſchenſpiel eingefhoben, welches Ballet und 
Oper mit allem nur möglichen Decorations beiwerk, verbunden 
mit einer allegoriſchen Idee, in Ausfährung brachte, uͤnd vielleicht 
mitdem in neuefer Zeit fo berüdtigt gewordenen Feldlager in Schleim 
manche Mehntichfelt gehabt haben mag. Als unumſtößliche Noth⸗ 
wendigfeit figurirte darin der Handwurfl, der mit feinen yöbd 
‚haften Späßen, von denen nur noch die Bajazzos der Kunb 
reitergeſellſchaften ein etwas verwiſchtes Bild geben, bie obiger 
Begleitung des tragiihen Jopfpathos bildete. So wenig drw 
matifche® oder poetiſches Interefie diefe Stüde an und für fd 
haben konnten, fo erbaͤrmlich geiſtlos fie aud waren, ſo erlang⸗ 
ten fie doch eine folde Beliebtheit, daß fie alle anderen Städt, 
mit Ausnahme der Oper, von der Bühne vertrieben, und wenn 
ja einmal etwas Anderes, wie 3. B. die erſte Framzoͤfiſche Co⸗ 
moͤdie (1696) zu Leipzig In den drei Schwänen, auftauhte, ſo 
fefielte Dieb nur auf ganz kurze Zeit durch den Reiz ber Raw 
beit und verfanf dann wieder in feine frühere Dunkelheit. Erf 
in neuerer Zeit find einige folder Arbeiten durch die Radforik- 
wagen der Gelchrten bekannt geworden”); die meiften Tennt man 
nur aus Gomödienzetteln, deren befanntlih der Wiener Diäter 


Dausiche: Aarfie.: -Maran. Sal 


Eier —— RT Ar Aa BER 
— Ehe Teheran ge ah Syn u Ginheiungt «Dres. 
176. f: Ei BE Bed Brad, m Ar M5Ireitinaec, 


— — San Ye — — — 315-110. 


Be un —5— dv. — Pi, * le. 


chiag = —* 2. kiter Pas: rg an 2. 


Hu: * tech (7 er Hal —5 ei . 


= erfunden. Samb. 1799..B7 Wurfacdy.in poebqᷣ 


HA, EN lee Imm 33 ee M ie 


ns .' Mr..8 an! f —— Buick — 2* —* 


* Di e — *5* von 20.1. Franige le: alt ‚hin Scriptures mit 
vie} ſcho er⸗Blatt viel luſtigk Mr andet. in nob. Conen- 
tsment 3 ip tedzud. Hu Dreß am ,D. I. (1248) Ay A 736,8. MNürnp. 
1772. 8. (bier iſt a. Th. N.) Doz: Nadrict von ehne Krieg, die in die 
Box fait fein — fenemm, ſolks man- nenn Ru hi: Gzeit ıc. 


wir Die — Batoejm, pe ber. —— aN 
Die unſterblichteit ber: Seven, Diut „os, 380 


6 P. ea Men Fk 


8 4 * un p« 12, ——** N . Ka * nen 
e &uppl, VIp. 245 8 ar ü iſſ 
— *6 A t, KR TEL 35 4 oo. Er 
Ba. 547 sg: "eu * In ott, beſtehend 
dh a amb.. ‚r21., 4724. 17:6. 
1 1752. 8. 1 Il. ebd. nal "7780. 1734. 29, II. 1928. 1730. E7E 
AR 2. 9. 1756 [11 KOing:. —*2* a 170. Züting. 
m 1 o 0) us⸗ 
Ki Gare 6 te we B. —8 * geſ. itkens und Ha⸗ 
gt 


rn —** 
Kıpenun ben unseefciebener Bebishte.® tl, „1700: 1702. 1,703. 1708. 
md Hr 1715. ne, (bis hierh. anongm) 719. 1727. Bürih 1737. 8. 
Bedichte, mit ſ. Lebensbeſcht· derſ. v.“J. U. König. Pr 1750. 1765. 
Ben 1770, 8. Prob. h. Müller 3d xiy. p. 241 pq. ©. über. Jacobs in 
d. Nachtr. zu Sulzer 1 Mary . 448 sq. D. Deutic. Gef. FR NRadır. 
St. ım. p. 426 Si. Sam, ver. 3. p: 155 sq. Meifter p. 225 
— x end I. Br * Pi. p- 886. —58— ib. Müller p. 
Il sg. Ola Bol —8 Il. p. 145. Jour. Etraug. 1757. Juin. 
p. a sd. arnhagen v. Enſo —** 8». IV. p. sg. 
. 8) Geſammelte Schriften, beftehend in Gedichten it, zreil, 1719. 8. 
9) 2 Bei iche und, ‚moralifche Gebichte. Schweidnig 1723. 8, Dresd. 1731 


10) S. v. Abſchatz, Wetrafıtung funfsigiäheigen — e. Ged. in 
ſ. B. Bd. I. p. 144q. Kurze biogr. Nachr. v. Säle Sarfif. (Srottlau 
Fi 8.) p. 1 8q. Serie Bd. V —** 699 say Billa 37; Müle ler a. a. 
tifche U te. Liegnig u. Bresl. 

1708. IL 8 We db. Müller Bibl. nn ar 
11) 6. Dannöp. Mag. 1708. p. 86. — EN Ar le Per Ged. 
‚p- 401 ag. p. 24 .3q, Jördeus a Y. p. 78 sq. - Poetifcher Kexſuch 

Größe Handbuch d. Literdegeſchichte. LI, 41 


—N 





642 Deutſche Poeſie. Roman. 


einiger deutſcher Gedichte und Ueberfehungen. Flensb. 1717. 8. Deutſche Geb. 
u. Ueberfegungen. 1. Uufl Rendeb. 1734. 8. 

12) ©. 3. G. Busch, Meın. M. R. Hamb. 1761. fol. Hirſching 
Bd. IX. 2. p. 192 zqg. Meufel Bd. XI. p. 258. ©. Geb. b. Ehr. Fr. 
Weichmann u. Kohl, Poeſie der Niederfachfen. Hamb. 1721-38. VI. 8. 

1% Zuläffige Verkürzung müffiger Stunden, beftehend in allerhand weils 
lichen Poeſicen, al& namentlich in verliebten, ſatyriſchen und Ginn s Gedichten. 
— 178. 8. Zuläffige Verkürzung in geiftlihen Gedichten und Gantaten. 
e . | [) . 

14) Galante Gedichte. Epag. 1710. 5. 1713. 1722. 8. Scherzhafte Or 
bichte. ebd. 1713. 1722. 8. Vermifchte Gedichte. ebd. 1710. 8. 

15) ©. dirfhing Bd. VII. 2. p. 233 3q. Adelung Fortf. Ay Joͤcher 
Bd. 1. p. 1919. Jordens Pd. II. p. 349 sq. Abendzeitung 1:05. ur. & 
— Ernſte, ſcherzhafte und fatirifhe Gedichte. Lpzg. Ah. 3. 1727. 173%. 
1736. 1743. Th. H. 1729. 1734. 1749. Ih. ll. 1732. 1750. Th, IV. 
1737. 1751. 8. Th. V. 1751. Sammlung vermifchter Gedichte. Krift. u. 
Lpzs. 1768. 8. Deutſche Schaufpiele, beftehend in dem akademiſchen Edims 
drian, Erzſäufer und der Weiberprobe, zur Erbauung und Gemüthsergögung 
entworfen. 1726. Berl. 8. 

16) I. Ehr. Günthers aus Schlefien eurieufe und merkwürdige Lebens⸗ 
und Ncifebefchreibung, weiche er ſelbſt mit poetifcher Feder entworfen und 
an einen guten Freund überfchidet, nebft einem Anhange einiger von ii 
entworfenen, noch ungedrudten Briefe. Schweidn. u. Yeipz. 1732. 8. (Bett. 

. tr. Hifl. d. Deutfh. Spr. Bd. I. p. 247-267.) Hannöv. Mag. 178 

t. VI. p. 89-91. £eipz. Muf. Alm. 1782. p.5tsq. Betel Anal.byma. 
Bd. HI. v 469 sq. Pirihing Bd. I. 2% 5 204. Zördens Wo. II. p- 
278 sq. VI. p. 253. Prug Böttinger Dichterb. p. 56 2q. Hoffmann, 
Chr. ©. E. litt. hiſt. Verf. Bresl. 1832. 8. u. in f. Ependen. Vd 11. p. 
115-176. de Bar, Rousseau et Guniber. Hamb. 1750. 8. (6. &. 
Siebrand d. i. Chr. E. Steinbdach) 3. Chr. ©. des ber. Schleſ. Diktat 
Leben u. Schriften gebr. in Gchlefien 1738. 8. — Sammlung von I. 6h. 
©. theild noch nie gedr. theils ſchon (einzeln) herausg. deutſch u. lat. I 
Bresi. 1723. 8. Fortſetz. ebd. 1724. 8. Neue Kortf. ebd. 1727. 8. Gamal. 
v. 3. Chr. G. dis anhero edirten deutfchen und Iateinifchen Gedichten auft 
Reue Üderfehen. Bröl. u. Leipg. 1735. 8. 1730. 17423. 1745. 1747. 1758 
4764. 8. Proben u. Auswahl b. Müller Bibl. Bd. X. 

17) S. Gadebuſch Lievi. Bibt. Bd. IT. p. 144. Schrödh, Lebensbefät- 
Bd. II. p. 257 sg. Umold Kegerh. Bd. III. p. 192. Bayle T. UI. p. 25 # 
Harenberg im Mus. Brem. T. Il. p. 651—687. Abelung Brit, \ 
menſchl. Karrh. Bd. V. p. 3—90. Bertram Gel. Geld. p. 41. — Kill 
pfalter oder die Zunffzehngefänge. Amfterd. 1683. Zweiter Theil. ebd. 108 
8. Wefentlicher Kühlpfalter. Das Wunder der Welt. ebd. 1686. 8. Dritter 
Theil. cbd. 1686. 8. (enth. VIII 8. u. 117 Bieter; eigentlich folten cd X 
B. werden) |. Rachr. v. e. Hal. Bibl. Bd. VIII. p. 295 sq. Freytet 
Anal. p. 504. Wepel Lebensbefhr. Bd. IV. p. 293 ag. , 

18) 3. 8. Anmuthiger Blumentranz aus dem Garten ber Gemeinde 
Gottes zc. ans Licht gegeben. Straps. 1712. 8. Jeſuslieder für feine Slis 
der, fonderlich für die Kleine und Heine, bie a im Wefen haben ald im 
Scheine. ebd. 17%0—23. IL48. Prob. dergi. unfinn, Lieder a, d. Porſtſche⸗ 
Bert. Gef. B. v. 1703 im Geſellſchafter 1847. ar. 80. f. a, Deutſche Bir 
telj. 1538. 1. p. m F (erst Golet 

19) Lebenslauf von ihm fetbft befchr. Lpzg. 1716. 4. I. Chr. BO 
Nachr. v. G. A. Feb. u. Schr. Wittenb. 1% 8. 3. Grufti Gedaͤchtnißrede 
auf G. U. Perleberg 1719. 4. Reimann Hist. litt, d. Deutfchen. BP. V. 
p- 667700. Gtrieder Heff. Bel. Och, Wo. I. p. 143102. Hirfaind 


Deuſche Nerfie. Maren. Sa 


EEE, ZB AR ind Pa dr 


Anyaft, —*8 — re SAkn die Vinhoeiun gt Ototd. 


* nn BB DEN Bug, 1246-1 ——— 





win Bag) gt herr pi werd. 372-110. 

ee Sa meh 5 un. 

ee ur 1:0. — En —— d2.4 n 
HP Ba en y: re. Baux es 
Ben, OR A — ce 


Ba 8. 5 Ber Dans 


um 


Pr: 3, * 5* von — grande * al ein 55— mit 


— 3 ip te Seas, gu Dei. 3. (2740 8. On 7 —RX 
tement es i eu reß 2% ‚D. sine, 3736, 
1772. 8. hier iſt a. 11.) Dom: ES Dpp € ne Rrie a die —* 
Bomi — fenemm, ſolks man. nenn ſich Seit ꝛc. 
o. O. 18 
5 Er — Weliwejſen, —S—— — ber —— 
—— — — — Men, — —— 750. 
, 6) n em. 175 
5 —— sg. Bir ms 7) ger — 
—— Mr —— 6. Bi Bi: — Wielandes 
* u d. 
5* rdep⸗ — J. —8 et Be ‚A: —* sg m 90. Wdinh 
rn —— an —* ei m aaa 156. 
m ® LE 
che * Fee 1730. am ni 1728. 1730. Xp. 
—— 3h. —* in, 5. an 
e ußs 
ex — * te PR E. gel. v. Riten und Ha⸗ 
— rl. 1700: 1702. 1,703. 1708. 
er "215. En (bie bie ancn m) "2. 1727. Zürih_ 1737. 8. 
Bei A % —A eſhr. derſ. U König. Pt 1750. 1765. 


Ben AT70,.8. P b. Müller Bd. xıy. p. aa rg. ©. überh. Jacobs in 
—* euer 11. 2, B: 448 + D. Deutfc. gl. ee? Nachr. 
* In. zo SL. a ekr. 1. p. 155 sq. Meifter Char . 225 
ae Br . 9 818. VI. p. 306. Foͤrſter ıb. Müler ‚p- 
Il sg. Ola ri 1700 IL. p. 145. Jour. Etraug. 1757. Juin. 
p. a aq. arnhagen v. Enfe Dentw. 3b. IV. p. 169 ng. 
. 8) Glgmmelte Schriften, beſtehend in Gedichten ıc. Drefl, 1719. 8. 
9) —2 und moralifche Gedichte. Schweidnit 1723. 8, Dresd. 1731 


10) ©; v. Abſchatz, Betroftun funfzigjährigen —— — e. Ged. in 
ſ. 8. Bd. p. 44q. Kurze biogr. Rad. oe Sof Sarifef. Grottkau 
— 8.) Ip: 1 sq. Ibrdens Bd. V. GN 7. Müller a. 
v4. — 233 he u — In Di vor Liegnig u. Bredl. 
Ben IL & Prob. r Bibl. 1. 


11) —88 Mag. 1708. p. EB. — —X . Deutſch. Ged. 
p- Aos sg. p. 34.xq. Yördens Qb. V. p. 713 ag, - vpoene⸗ Kerſuch 
Gräfe Handbuch d. kiterdtgeichichte. UI. 41 


642 Deutſche Poeſie. NRoman. 


einiger deutſcher Gedichte und Ueberſetungen. Flensb. 1717. 8. Deutſche Ged 
u. Ueberfegungen. 1. Aufl Rendeb. 1734. 8. . 

12) ©. 3. 6. Busch, Mem. M. R. Hamb. 1761. fol. Hirſching 
Bd. IX. 2. p. 192 sg. Meufel Bd. XI. p. 258. 6. Geb. b. Ghr. Br. 
Weihhmann u. Kohl, Poeſie der Riederfachen. Hamb. 1721—38. VI. 8. 

14) Zuläffige Verkürzung müffiger Stunden, beftehend in allerhand weit: 
lichen oefieen, ald namentlich in verliebten, ſatyriſchen und Binn s Gedichten. 
Sam, 17 2. 8. Zuläffige Verkürzung in geiftlichen Gedichten und Gantaten. 
ebd. 1719. 8. 

14) Galante Gedichte, Epzg. 1740. &. 1713. 1722. 8. Exherzhafte Ge 
dichte. ebd. 1713. 1722. 8. Vermifchte Gedichte. ebd. 1710. 8. . 

15) &. Hirſching ®d. VII. 2. p. 233 sg. Adelung Fortf. zu öde 
Wr. 11. p. 1919. Iördens Pd. IL. p. 349 sq. Abendzeitung 1.05. ur #2 
— Ernſte, ſcherzhafte und fatirifhe Gedichte. Lpzg. Ih. I. 1727. IM: 
1736. 1748. Ih. IH. 1729. 1734. 1749. Ih. 111. 1732. 1750. h. IV. 
1737. 1751. 8. Ih. V. 1751. Sammlung vermifchter Gedichte. Frft. %- 
Lpzg. 1768. 8. Deutſche Schaufpiele, beftehend in dem akademiſchen Echims 
drian, Grafäufer und der Weiberprobe, zur Erbauung und Gemüthsergökung 
entworfen. 1726. Berl. 8. 

16) 3. Chr. Günthers aus Schleficn curieufe und merktwürbige Lebrat: 
und Neifebefchreibung, welche er felbft mit poetifcher Feder entworfen und 
an einen guten Freund überfchidet, nebft einem Anhange einiger von ihn 
entworfenen, noch ungedrudten Briefe. Schweidn. u. Yeipz. 1732. 8. (Beitt. 

.&. 9Hifl. d. Deutih. Spr. Bd. I. p. 247—267.) Hannöv. Mag. 1708 

VI. p. 89-91. 8eipz. Muf. Alm. 1782. p-5tsg. Bedtel Anal.byma. 
Bdb. 1. v 469 89. Birihing Bd. II. 2. p. 204. Zördens We. II. E 
278 sq. VI. p. 253. Prug Göttinger Dichterb. p. 56 2q. Hoffmant, © 
Ghr. ®. E. litt. hiſt. Verf. Bresl. 1832. 8. u. in f. Ependen, Vd. 1. p. 
115—176. de Bar, Rousseau et Guniber. Hamb. 1750. 8. (6. Chr. 
Siebrand d. i. Chr. E. Steindach) 3. Chr. ©. des ber. Schlieſ. Dihtat 
Leben u. Schriften gebr. in Schleſien 1738. 8. — Sammlung von 3. Str. 
©. theils noch nie gedr. theils fhon (einzeln) herausg. deutſch u. lat. Ob. 
Bresi. 1723. 8. Kortfeh. ebd. 1724. 8. Neue Fortf. ebd. 1727. 8. Bann 
v. 3. Ehr. ©. dis anhero ebirten deutfchen und lateiniſchen Gedichten auf 
Reue überfehen. Bröl. u. Leips. 1735. 8. 1739. 1742. 1745. 1747. INL 
4764. 8. Proben u. Auswahl b. Müller Bibl, Bd. X. 

1N) ©. Gadebuſch Lievi. Bibt. Bd. IT. p. 144. Schrödh, Bebensbelät 
Wd. II. p. 257 ag. Arnold Kegerh. Bd.111.p-192. Bayle T.1II.p. 25 # 
Harenberg im Mus. Brem. T. II. p. 651-687. &Abelung Geh. ’ 
menſchl. Narrh. Bd. V. p. 3-90. Bertram Gel. Geld. p. 41. — M 
pfalter oder die Zunffzehngefänge. Amfterd. 1684. Zweiter Theil. ebd. 168 
8. Wefentlicher Kühlpfalter. Das Wunder der Welt. ebd. 1686. 8. Dritte 
Theil. ebd. 1686. 8. (enth. VIII 8. u. 147 Pieter; eigenttich folten ed X 
B. werden) f. Nachr. v. e. Hall, Bibl. Bd. VIII. p. 295 sq. Freyi®ß 
Anal. p. 504. Wetel Pebensbefchr. Bd. IV. p. 293 2q. i 

48) 5. B. Anmuthiger Blumentranz aus dem Garten der ‚Gemeinde 
Gottes ıc. ans Licht gegeben. Straßb. 1712. 8. Jeſuslieder für feine Ole 
der, fonderlih für die Kleine und Reine, bie I — im Wefen haben ald Im 
Echeine. ebd. 17%0—23. 1148. Prob. dergl. unfinn, Lieder a, d. Porftibm 
Berl. Gef. B. v. 1703 im Gefellichafter 1847. ar. 80. f. a. Deutſche Be 
telj. 1838 11. p. 38 F woſt deſch Goler 

19) Lebenslauf von ihm ſelbſt befchr. Lpzg. 1716. 4. 3. Chr. WO. 
Radır. v. G. A. Leb. u. Echr. Witten, 1 8. 3. GSrufii Bedächtnißtedt 
auf ©. 4. Perleberg 1719. 4. Reimann Hist. litt. d. Deutſchen. Bd. V. 
p. 667700. Gtrieder Heff. Bel. Och. Bd. I. p. 143—162. Hirihing 





Deutfche Poeſie. Kirpentied. 643 


Bd. I. p. 60 sa. Reiz, Hiftorie der MWiebergeborenen Th. IV. Hoßbach, 
Spener u. f. Zeit. Bd. II. 1} 105 sq. — Das Geheimniß ber göttlichen So⸗ 
phie. Eypzg. 1:00. 8. Poetiſche Yobs und Kiebesfprüdhe nach Anleitung des 
Hohenliedes Salomonis. ebd. 1700. 8. Geifiliche Fieber, bearb. herausg. u. 
m. e. Lebensbefchreib. Arn. verf. v. A. Knapp. Gtuttg. 184. 8. 


W) S. Leb. von ihm felbft befchrieben. o. D. 1717. 8, Bertram, Lüs 
neburg. Kir. Hiſt. p. 216 ng. (Vrnſchw. 1719. 4.) Bluͤmler, Ablehnung 
d. Auflagen, womit ihn D. Yet. in f. Lebensb. beſchwert bat. 0.D. 1718.86, 
Weges Eebensbeichr. Bd II. p. 283 6: Lefſina Briefe d. Yit, betr. Bd. I, 
p- %@ ↄq. — Gtimmen aus 3ion. o. D. (Halle?) 1698. II. 8. Reue Etims 
men aus Bion. oe. D. 1701. 8. (300 Pf.) 


20) S. G. ©. Ided redong Soling. 1775. 8. W. G. T. Geile 
liche und erbauliche Briefe über das inwendige Leben und wahre Weſ. d. 
Chriſtenth. Bd. IT. Ih. Il. Koch Geſch. d. Kirch. Lied. I. p. 219 aq. — 
Geiftliches WBlumengärtlein inniger Seelen ober kurze Schlußreimen, Bes 
trachtungen und Lieder über allerhand Wahrheiten des inwendigen Ehriſten⸗ 
thums zur Erweckung, Stärkung und Erquickung in dem verborgenen Leben 
in Bott. 0. DO. 1731. 8, Duisb. 0. 3. 12. Harfenfpiel der Kinder Bions, 
e. Samml. erbaul. Lied. ebd. 0. 3. 8. 


22) &. Baur Lebensgem. Bd. I. p. 205 6q. Grit. Bibl. Bd.I. 1749. 

—3 244 “2. Hirſching Bd. Il. 1. p. 21 ag. Strieder Bd. II p. 89 sq. 

abric. Hist. Bibl. P. IV, p. 433 sq. Adelung Geld. d. menfäl. Rorrk, 

Sd. 1 p. 314 sg. Rdermann, Leb. D. Lpzg. 1781. 8. ©. W. Hoffmann, 

Leb. u. Meinungen D. Darmfl. 1:82. &. Hoßbach a. a. D. Db. II. p. 
116 aq. ©. Lieder in d. obengen. Gef. 


23) ©. Baur Lebensgem. Bd. IN. p. 335 sq. Guerike, 9. 9. Mr 
—— — zur Säkularfeier feines Todes. Halle 1829. 8. ©. Lied, 
y ® “ 


24) ©. ©. Ehr. Knapp, Leb. u. Ehar. ein. gelebrter u. frommer Maͤn⸗ 
am d. vor. Iahrb. Halle 1829. 8. u. Branke’s Gtiftungen Bd. II. Gt. III. 
a. 9. Riemeyer. Leb. u. Char. des I. U. Fr. Halle 1786. 8. — Geifts 
reidyes Geſangbuch, den Kern alter und neuer Lieder, wie auch die Roten 
der unbelannten Welobeyen und dazu gehörige nuͤtzliche Negifter in ſich hal⸗ 
tend. Halle 1704, 8. 111. A. ebd. 1706. 8. u. dft. Dazu als zweiter Ih. 
Reues geiftreiches Befangs Buch, auscriefene, fo Alt ald Reue geifilihe und 
liedliche figder, nebft den Roten der unbelannten Melodegen in ſich haltend ıc. 
ebd. 3714. 8. u. Öft. u. beide Th. zuf. als: Geiſtreiches Geſangbuch, ben 
Kern alter und neuer Yieder in fich haltend. Jetzo von neuen fo eingerichtet, 
daß alle Sefänge, fo in den vorhin unter diefem Namen berausgelommenen 
GSeſangbũchern befindlih, unter ihre Rubriken jufammengebract, auch bie 
Roten aller alten und neuen Melodeyen beigef opel worden und mit einem 
Vorbericht herausg. von G. U. Branden. Halle 1741. 8. 1771.8. u. Öft. 


25) &. ©. ©. Leporin's Memoria Caplatoniana, Halle 1725. 4. 
9. Dreibaupt, Beſchr. d. Saalkreifes. Th. II. p. 594 2. — Gammlungen 
heitiger Lieder. Halle 1767—71. 118. 8. 

26) ©. Pregizer, Gottgebeil, Perfonen a. d. 3. 1723. p. 625-537. 
©. Lied. im Freyl. Geſ. 

27) ©. Koch Bb. I. p. 244 2q. ©. Lieber als Anhang zuf. B. Vom 
Rrfprung und Adel der Seele. Halle 1718. 8. 

28) Sehr gut if die Eache erörtert v. Prut Vorleſ. üb. d. Geſch. d. 
ODeutſch. Theat. p. 177 sq. 193 sq. Lindner a. a, D, ae 81. 

4 





644 Deeuctſche Porfie. Roman. 


29) Katl der Sırölfte vor Friedrichthall. Wine Daupt 28— 
Ba —— 

an 1 v 
Fall f. Schlager 8. Wien. a. a. or p 32 32 —X E. Ange Tin! 
fol. ©t. b. Drop. 207 sq. 

I Ausz. in d. Mbendzeftung 1819, ir. 280. 


) ueb. d. Hanswurſtkomddie u. d. Bbliegenheiten d. auch zu damal. 
Zeit —RW Pre Denk "ob. p . 214 I ” 

32) ©. Blumner Geſch. d. —X Seat. p . 22 u. (Gebhardt) Write 
FR et —ã die —** I: a Dt a ei 
Aner ſchnell — Geſellſchaft ein ange anbidat der —* 
Ramens Gotta, zu Soidie ein Zrauerfpiel Efiher vor der Churfüchin au 
fütgete, und daß 1048 eine in Freiberg urfprüngtih aud Handwerkern bi 
bete Gefellſchaft nach Dresden kam und dort fpielte (ſ. Blümner p. 1224 
Gebhardt p. 118 sg. Ebert Gef. d. Dresdn. Bibl. p. 210). 

33) eb. d. arten. f. SHüR Hamb. Ep. Bch. p. RM 
Schlager a. a. D. p. 3 
) Der im 2 ver kit —— — Cavalter: aber Rat: 


ebeßgefthichte Ebd Dome von Mel, Diern dm Bl, 
— again —— qu is bei a —e— * 






— — hr ber — der — * chem 
betrafen t Km em 
Herrn — —3. aber alten —X da ee I wu won 


nender ann in behbrige Ordnung gebracht und gu Drug befördert 
zn einem Ungenonnfen. — — Rorbh. 174). 8. 0. D 
1793. 8. Iept zum ugen und zu Ratnung für Sung und &lt "von Reucn 
Br — en —— gloſſi yet B. Sragliäten, m —* 

fer ngende eons. 1881 
erh’s Bibl. d. Rom. ER, TE. 3. 4-200 
85) 8. d. Ver —— . 267 Relchard Bd. M 
%) ©. Koch. Bb. II. p. 272 sy. 


477) amd ige Zata einiger Gecfahr derli 
eines gehornen 3 en ehe —— — zu 
nn AN FE Aa en 
and en , 
—— —S Bi hat, aus oıher Ehe eine Familie von meht 


nid 309 Seelen cajeugt, daB Land vortre angebaut, du beſondere dus 


jew ‚erfhaumengwärdige Shätze gefammelt, feine im Deutſchland auge 


Kanofhafteten 1 ; Freunde glücklich gemacht, am „Ende de 1728ſten Jahred, aß 
Verteh Ichre aunoch *8 8 —5 x. bei 


Bi beffen re — —2 — 
— Lefern aber zum vermuthlichen —5 * *5 


ission dem Drud übergeben v 
u er an (dalberſt. 1772. a 118-%. IH. B. 8. —* * ff. I un 
ten SHE. Ring. v. d. Wind, Bresl, 1028 


— Bibl. d. Rom. p· B Mo) um. 3 
dat m Erg. Bh ur. 4. p. 28. 


anf Befenburg © od. wunberliche „Bote einiger —— ad ad 
1. Sol 


— — — 








Deutfche Poefie. 647 


gegangen, und bie neuere Zeit hat unpartelifch das Richtige erlannt, 
Als Dichter IR er freilih erbärmlih, wie denn fchon Leffing 
(WB. 2. XXIII. ©. 337 sq.) von feinen Gedichten, die 
2 Thaler 4 Srofden koſteten, ſagte, man bezahle mit 2 Thaler 
das Lüderlihe und mit 4 Groſchen umgefähr das Nüpliche darin; 
denn er if nichts weiter als regelreckter Pedant, und obwohl Um⸗ 
bildner der Leipziger Poetiihen Geſellſchaft zur Deutſchen kann 
er doc hier nur als Sprachformer in Betraht kommen. Weit mehr 
Geiſt und Geſchmack hatte feine Frau Luife Adelgunde 
Victorie Gottſched, geb. Culmus, aus Danzig. (1713 
— 62); denn mehrere ihrer Eleineren Gedichte find geradezu vors 
züglih zumennen, befonder8 aber ihr Luffpiel, die Hausfranzoͤſin, 
obwohl fie gegen das apodiktiſche Anfehen ihres Mannes fi 
nicht auflehnen durfte?). 

An der Epige der entgegengefepten Schweizer Schule fland 
Sohann Jacob Bodmer*!) aus Greiffenfee bei Züri 
(geb. 1698, gefl. 1783), in vieler Beziehung mit Gottſched 
zu vergleichen, indem er theils ebenfoviel yperfönlihe Meinung 
von feinen Dictergaben hegte, theild auf der andern Seite 
ebenfo großen Eifer zeigte, die gefunfene Rationalliteratur zu 
heben, was er aud durch Hinweiſung auf die Reſte der alt 
deuiſchen Poeſie that. Als Dichter fehlt es ihm ebenfalid an 
Poeſie und Talent, und Goethe's Urtheil, Bodmer ſei theoretifch 
und practiſch zeitlebens ein Kind geblieben, findet fi in feiner 
Noachide beftätigt. Sein Freund Johann Jacob Breitinger?°) 
aus Züri (1701—1776), Profeſſor daſelbſt wie Bodmer, 
hielt die ganze Schule weit mehr aufreht als Bodmer, und 
feine Kritit der poetiſchen Kunf, dem aͤhnlichen Werke Bott, 
ſcheds entgegengefegt (1740), giebt theils zu gleicher Zeit eine Art 
Erläuterung zu dem von ihm und Bodmer herausgegebenen mos 


raliſch⸗ Aßhetifhen Blatt, den Disfurfen der Maler (1721), 


d. h. der menſchlichen Sitten (ed ſprechen darin lauter bes 
sühmte Maler, 3. 3. als Holbein mei Bodmer, zuwellen 
auch Breitinger), gegen welches befanntlih in Hamburg der 
Patriot und Gottſched's Bernünftige Tadlerinnen gerichtet waren, 
theilß liefert fie eine Art von Belenntnißfcrift der Schweher 
Schule der Leipziger gegenüber, Bodmer endlich ftieß auch durch feine, 


646 Deutſche Poefie. 


ibellö In dem gegenfeitinen Bekaͤmpfen berfelben unter einander 
feinen Grund fand. Die erfie diefer Echulen, die bier in Be 
trat kommt, iſt die Leipziger, an deren Spitze Joh ant 
Chriſtian Bottfher!) aus Juditenlirch bei Königeben 
(geb. 1700, geh. 1765) Pand, der in Leipzig zuerſt ald lite 
rariſcher Tonangeber mit der Herausgabe der Berichte feines 
Lehrers, des Gelegenheits⸗ und politifhen Dichtes Johann 
Balentin Pietfch?) aus Koͤnigsberg (1600 — 1733), eigent⸗ 
lich eines Arztes, dann aber Profeſſors der Poeſie tn feiner 
Vaterſtadt, von wo aus er denn jaͤhrlich ein Gedicht auf den 
Krönungs » und Geburtstag feines Könige zu liefern hatte, des 
butirte, indem er ihn für einen Repräfentanten der klaſſiſchen Rationals 
bichtung angefehen wiſſen wollte, und dann mit feiner kritiſch⸗uſthetiſch⸗ 
moralifden Wochenſchrift, „bie vernünftigen Tabierinnen“, her— 
vortrat. Bon jet an blieb er der Dictator des Geſchmacks 
für Sachſen und fegte feine geſchmackloſen Ausfälle gegen alle 
mit ihm nicht Uebereintimmende, ſogar gegen Klopflod, deſſen 
Meffias ihm als ein Unding erfchlen, am Meiſten aber gegen 
die Schweizer Gelehrten und Anhänger der Engländer, in feiner 
Kritiſchen Dichtkunſt (1729), Redefunft (1728) und Deutſchen 
Sprachkunſt (1748) fort, und machte fi durch feine Anmaßung 
fo verhaßt, daß fogar die Neuberlin), feine frühere Freundin 
und Befinnungsgenoffin, ihn zulebt aufs Theater brachte und 
proftituirte, Freilich hat man darüber feine anderweitigen großen 
Berdienfle vergeflen, die zwar, wie alles Uebrige, unter dem Gin 
fluffe der falten Verſtandespoeſie Boileau's fanden, aber do& 
dadurch Werth hatten, daß er die Deutfhe Sprache von bem 
Einfluffe der Marini'ſchen Geſchmackloſigkeit zu reinigeh und in 
feinen Beiträgen zur Kritiiden Hiforie der Deutfhen Eprade 
(1732), und befonder6 tn feinem Nöthigen Borrat zur Ges 
ſchichte der Deutſchen dramatifhen Dichtkunſt (1757) reiches 
und wichtiges Material für die Deutfbe Literaturgefcyichte zu⸗ 
fammenwubringen fuchte. Letzteres Bub erfuhr zwar den herben 
Tadel Leſſing's (Lit. Br. Th. 1. p. 92 sg), und Rabener 
flug fogar vor, man folle bei Gottſched's Namen die erfle 
Sylbe weglaffen, um den Namen Gott mit einem fo efenden 
Nenſchen nicht zufammenzufellen ; allein man IR hierin gu welt 





Deutſche Poefie. 647 


gegangen, und bie neuere Zeit hat unparteiiſch das Richtige erlannt. 
Als Dichter IR er freilih erbaͤrmlich, wie denn fchon Leſſing 
(®. 2. XXIII. ©. 337 sq.) von feinen Gedichten, bie 
2 Thaler 4 Srofden koſteten, fagte, man bezahle mit 2 Thaler 
das Lügerlite und mit 4 Groſchen ungefähr das Nügliche darin; 
denn er If nichts weiter ald regelreckter Bebant, und obwohl Ums 
bildner der Leipziger Poetiſchen Geſellſchaft zur Deuifchen kann 
er doch hier nur als Sprachformer in Betracht kommen. Weit mehr 
Geh und Gelhmad hatte feine Frau Luife Adelgunde 
Bictorie Sotifched, geb. Culmus, aus Danzig. (1713 
— 62); denn mehrere ihrer Eleineren Gedichte find geradezu vors 
züglich zumennen, befonders aber ihr Luffpiel, die Hausfranzöfin, 
obwohl fie gegen dad apodiktiſche Anfehen ihres Mannes fi 
nicht auflehnen burfte?). 

An der Spibe der entgegengefeßten Schweizer Schule fland 
Sobann Jacob Bodmer*!) aus Breiffenfee bei Züri 
(geb. 1698, gef. 1783), in vieler Beziehung mit Gottſched 
zu vergleichen, indem er theils ebenſoviel perfönlide Meinung 
von feinen Dictergaben hegte, theils auf der andıen Seite 
ebenfo großen Eifer zeigte, die gefunfene Rativnalliteratur zu 
heben, was er auch durch Hinweiſung auf die Refle der alt. 
dentſchen Poeſie that. Als Dichter fehlt es ihm ebenfalls an 
Borfie und Talent, und Goethe's Urteil, Bobmer ſei theoretifch 
und praciiſch zeitlebens ein Kind geblieben, findet fi in feiner 
Roacide beflätigt. Een Freund Johann Jacob Breitinger?) 
aus Zürich (1701—1776), Profeſſor dafeldd wie Bodmer, 
bielt die ganze Eule weit mehr aufrecht als Bobmer, und 
fene Kritit der poetiſchen Kunſt, dem aͤhnlichen Werke Gott, 
ſceds entgegengefept (1740), giebt theils zu gleicher Zeit eine Art 
Erläuterung zu dem von ihm und Bodmer herausgegebenen mo» 
raliſch⸗ aͤſthetiſchen Blatt, den Diskurſen der Maler (1721), 
dv. h. der menſchlichen Sitten (ed ſprechen darin lauter be 
rühmte Maler, z. B. als Holbein mei Bodmer, zumellen 
auch Breitinger), gegen welches befanntlihd in Hamburg der 
Patriot und Gottſched's Vernuͤnftige Tadlerinnen gerichtet waren, 
theils liefert fie eine Art von Belenntnipfchrift der Schweizer 
Eule der Leipziger gegenüber. Bobmer endlich ſtieß auch durch feine 





848 Deutſche Poeſie. 


Abhandlung uͤber das Wunderbare in der Poeſie dem Faſſe den 
Boden aus, und von nun an entbrannte der Streit zwiſchen 
Beiden aufs Heftigfie. In den Literarifchen Briefen (Bo. VI, 
S. 177 sq.), wo Bodmer ıumter dem von ihm angenommenen 
Kamen ald Hermann Arel vorkommt, wird er ein Aeſopiſcher 
Zahnſchreier und fehnadifcher Mann genannt, der In der Schweh 
überall willfommen ſei und mit zujauchzender Bewunderung au 
getrommelt werde. Uebrigens fchlteßt fih die Schweizer Säule, 
im ®egenfag zu der Franzoͤſiſchen Richtung der Leipziger, an die 
Engländer an, und die Ueberſetzung von Milton’d Berlorenm 
Paradies durch Bodmer if zugleich auch auf Klopflock's Meſſias 
im höchſten Grade einflußreich geweſen, welcher lehtere Diäte 
leider auch Bodmer's unbegruͤndete und ſonderbare Belämpfung 
des Reimes unterſtuͤtzte, aber dafür auch ſelbſt hinteichend buͤhen 
mußte. 


Zwiſchen beiden Schulen ſtand num die Geſellſchaft da 


Bremer Beiträge”), welche allerdings von ber Leipziger ansging, 
aber, als Gottſched feine Drakoniſchhen Seſetze des Geſchmadcs 
und der Tritik dictirte, von derſelben ſich trennte und ſich mehr 
zu der Engliſchen Literatur, ſonach alſo zu der Schweizer Säule 
hinneigte, und dadurch, daß fle Hagedorn zum Fuͤhrer nahe, 
eine Art Vermittelung zwiſchen den Rieder» und Oberſacſa 
herbeifuͤhrte. Ihr Stifter war der Hofratb Kari Chriflen 
Bärtner’) aus Freiberg (1712 — 91), Profeffor zu Bram 
fhweig, der (1744) eine literarifhe Zeitſchrift unter dem Titel: 
„Neue Beiträge zum Vergnügen des Berflandes und Wied’ 
herausgab, derfelben aber, um fie von 3. 3. Schwabe u 
Leipzig erfcheinenden Belnfligungen des Witzes und Verflandes 
zu unterfhelden, den Drudort Bremen vorfehte und fomit aud 
einen Ramen für die ganze Geſellſchaft erfand. 

Cine vierte Dichterſchule bildete fich zu Halle, wo Eamuel 
Sotthold Lange) (1711 —81), Prediger zu Laublingen bei 
Halle, feiner Baterftadt, und Jacob Immanuel Byra’) auß 
Cottbus, Eonrector am Cölnifhen Symnufium zu Berlin (1715 
— 44), theils in Abhandlungen und Llebern gegen Gottſched zu Belde 
zogen, theils den Berfuch machten, in Meberfegungen und Radahm 
ungen dit Horaziſchen Gedichte die Sylbenmaße der Akten wiedereimu⸗ 


Deutſche Poeſte. 649 
fuͤhren. Weſentlich wirkte auf fle die Leibnitz⸗Wolſiſche Philo⸗ 
ſophie ein, welche hier durch Baumgarten und Meier vertreten ward, 
und deshalb lann man auf dieſe beinahe die ganze Gründung 
der Halliſchen Schule zurüdführen. Später zog fich dieſelbe 
mehr nach Halberfadt zu Sleim bin, obwohl in Halle in dem 
defannten Philologen Klop abermals ein Tribun aufkand, ver 
in ſchwarzgallichter Anmaßung ein literariſches Fauſtrecht begruͤn⸗ 
dm wollte, welches aber Leſſing (in den Antiquariſchen Briefen) 
wieder zu Grunde richtete. Das Grundprincip jener Halliſchen 
Dichterfäule war Anacreontiſch⸗Horaziſcher Lebensgenuß, wie 
ſich dieſer beſonders auch in den Gedichten Hageborn’s und Gleim's 
ausiprikt, und von Lebterem in feiner Ermahnung eines Wei⸗ 
fen offen an den Tag gelegt it. Bon Halle und Halberflabt zog 
ſich nun die eigentliche höhere Critik nach Berlin, wohin durch Sulzer, 
Bodmer's Anhänger, gewiſſermaßen das literariſche Element aus 
ver Schweiz gekommen war, ımb wo die Literaturbriefe, an ber 
nen ſich befanntlih Lefing, Mendelsſohn, Nicofat und Ramler 
betheiligten, das Forum abgaben, von dem die Deutfhe Rational: 
Hteratur ihr firenges, aber geiftreihes Urtheil zu erwarten hatte. 
Ihre Hauptflübe war Friedrich IT. und die mit ihm beginnende 


Aufklärung. 

1) ©. Goͤtten's Gel, Eur. zb. Ih p. 76-92. Th. I. p. 801-803. 
Arnoid, Hift. d. Königsb. Univ. Bd. 1? p. 444 42q. Reueſt. a. d. anmuth. 
Gelehrſ· 3b. VII. p. 122 sq. 552 sq. Hirſching, Bd. I up 125 sq. 
uber im Hannöv. Mag. 1768. p. 97. 103. 370. 409. 429. 
en Kaſtner in d. Neu. Bibı, b. Ihön. Wifl. Bd. VI. p. 208. aeg. u. in verm. 

dr. Th. Il. p. 150 0q. Sördens Bd. II. p. 212 sq. 4 242 sq 
3. GL Schlegel Werk, DD. V. p. 21 sq. Nicolai in b. Mn on. Schr. 
1805. 3an. p. 32 sq. J. A. Ernesti, Mem. J. Cb. Gottsch. Lips. 1762. 
fol. u. in f. Opusec. Auer „P- 355_nq. Prug Götting. Dichterb. p. 104 sq. 
Gervinus Bd. IV. .% — in Lit. Conv. Bl. 1825. nr. 159. 
eb. f. Lit. Streit. f Pr ocit erf. d. Deutfh. Gef. in Greifswald Bd. J. 
©t. IV. p. PN (Ehr. Ziegra) Hiſt. —— — d. mit votcer entſtan⸗ 
denen philoſophiſchen Streitigkeiten. Frkft. u. Leipz. 1757. Goethe W. 
Bd. XXV. p. 76 2q. 85 q. 93. 141. 176. XXVI. p. 118. XLIX. p. 
172 I Pe Sedichte Lpzg. 1736. 8. Gef. neueſte Geb. Königsb. 1750. 8. 

1 

2) Sgamm. Poet. Schriften mit Gottſcheds Vorr. An 175, 
verm. d. G. Bod. Königsb. 1740. 8. f. Wetzel Anal, 

3) @. Neu. 0 . db.’ amm. —— XII. 1762. p. 465, 3 PN 
8783 sg. Sötten Sc. Sur. Bv. II. p. 93 sq. II. > 33 sq, La Rode 
Zomene 1783. St. VII. p. 748 's sq. Danndv. Mag. 1762. p. 629 “ 

De Form 1803. April. p. 269 ag. Iörbens Bd. II. P Hong. V 

. Formey, El, de Mad. Gottsch. Berl. 1767. 8 — nme 
—X Menke Sich. &pıg. 1763. 8. Briefe. Dresd. IR, IN, 8. 





650 Deutfche Poefie. Die Leipziger Schule. 


4% S. Kathlef Geſch. jehtleb. Bel. Th. vl p- 386-405. Kuh im 
Schweiz. Muf. 1783. Schmid Necrot. Bd. II. p. 811871. (dazu Journ. 
» u. f. Deutſchl. 1792. St. VIII. p. 655--657.) Sirtaing 7 20 \ p- * 
nd: Deutſch. Ruf. 1783. 3b. I. Sebr. p. 169 sq. 11. p. 174 
Zördens Bd. I. p. 119sq. V. p. 757 iq. VI.p.570q. —** d. IV. 
p. 56. 154q. N drete WB. p. 223. XXV. p. 79. 92. XXXIII. 
z 9 sq. XLVIIL. p. 107 sq. 8. Meifter, Ueb. Bodmer. Zürich 1783. 8 

J. Hottinger, Acroama de J. J. Bodmero. Tur. 1783. 8. — Pu 
gmalion und Eliſe. Beet. u. „ern. (Züri) 1747. 8. Kritiſche Lobgedihte 
und Fiegieen. Zürich 174 oah, ein Heldengebicht. Züri 1:52. 4 
Berl. 1705. 8. Zürich 1772. 8. (D. Noachide ganz umgearb.) Bafcl. 1731. 
8. Fragmente ind. erzaͤhl. Dichtart. Züri 1754. 4. Ealliope. Zürich 1767. 
&. ee Töchter des Yaradiefes. Züri 1768. 8. Apollinarien. Tübingen 


5) S. Rathlef Geſch. — Gel. Sb. VI. p. 405-425. Goethe BD. 


XXV. p. 77 sq. Bruder Bilderſ. jestl. ber. Sariftf VII Zeh. Meiker 
ber. Sirid. <h. I. p. 7-3. Sirfching Br. p- 39% sq. Beitr, in 
d. Ar. d. Deutfch. Parn. I. Pp 1 6188, P ourn. Helv. 1771 


Mars. p. 3—12. 3.23.06, orte v. as, Sf. in a 2 —*8 
Breit. gew. Zürich 17. 8. Zördens Bd. 8 
Vi. p. 585 sq. 3. 2. Lavater, Hiſt. Lobr. IRED J. Brit. ae em. 


6) S. Hannöv. Mag. 1768. &t. XXVII. p. 401 2q. Badener 6 Brit 
ger. v. Weiße. p. 23 sq. Klon, Deutſche Bibl. R ſchoͤn. wir. Bd. II. 
te X. p. 371 sq. Ebert GEpiften. Bd. II. p. 17 aq. Kramer, Kiopfot. 
Bd. I: p. 139 —* "Kramer, Leb. Gellert’s. p. 48. 46 sq. 


7) ©. Gieſeke in Benckens Jahrb. f. d. Menſchheit 1791. Gt. F. 

p. 265 sq. Ghlihtegroll Rekrol. 1791. Bb. I. p. 29-50. Yördens Bd. 11. 
. 3 2q. VI. p. 127. Th. Roofe, Ueb. Konz. irn Echmid's u. X. Chriß 
ãrtnere Verd. um d. Deutſche Lit. Helmſt. 1792. 8. u. in Wiedeburg 
Ppil. Mag. Bd. U. 1. p. 3—M. Schiller, Braunſchw. ſchoͤne Lit. p.424 


8) &. Schmid Nekrol. Sb. II. p. 792 sq. Zourn. v. u. f. Deu 
1792. St. VIN. F 653 sq. Meifter —* „Deu, Dicht. II. p- 10604 
Jördens Bd. III. p. 140 le Echtermeier 12 d. 
Jahrb. 1838. nr. 1. 3. — 2) en Damen, > — hir 
1745. 8. Balle 0. 3. et ( Thirfis = Yyra, Damon = Lange) Hoera⸗ 
iſche Oden (33) Halte 1747. 8. (eig. Radahm.) Der Komet. Sale 170 & 
un. 1. ueberf. d. Horaz. Den f. Leffing Verm. Schr. Bd. IV. p. 1 


9 S. ©. Schmid Biogr. d. Dicht. Th. IT. p. 275 aq. u. Rekrol P 
201 2q . Sirfhing 2b. VII. 2. p. 208 aq. Hrdens Bd. IV. p- 919 J 
— & Sed. bei denen Lange’. 


$. 691. 


Betrachten wie nun die einzelnen Dichter, welche fi um 
die Führer der einzelnen Dichterſchulen dieſer Periode gruppirten, 
fo iſt unbebingt der berübmtefte der Leipziger!) Schule, unter deren 
Mitgliedern Ich jedoch keineswegs bie blinden: Anhänger Gottſched's 
verfanden wifien will, da ihre Mitglieder größtentheite ihren eigenen 
Weg gingen und nur ihre erfle Anregung diefem Manne verbanften, 








Deutſche Poeſte. Die Seipsiger Schule. 651 


fon aber ſich größtentheils an ben Bremer Beiträgen betheiligt hatten, 
der anſpruchsloſe Chriſtian Fürchtegott Gellert?) aus 
Hainiden bei Freiberg, Profeffor der Philofophie zu Leiyrig 
(1715— 69), der als Oden⸗ und geiſtlicher Liederdichter hochbe⸗ 
rühmt und durch feine Fabeln und Erzählungen Volksdichter 
geworden if. Neben ihm nennt man mit Achtung Johann 
Elias Sälegel’) aus Meiben (1718-49), Profeffior an 
der Ritteracademie zu Soroe, und als Dramatifer unten anzu⸗ 
führen, ſowie feinen Bruder Johann Adolf Schlegel), 
Euperintendenten gu Hannover (1721— 93), als Prediger und 
Lehrvichter von Ruf, Johann Friedrich Freiherr von Gros 
negt?) aus Anſpach (173 1— 58), woer Hofs und Juſtizrath 
war und durch feine frühzeltige Oppoſition gegen Goitſched's 
Nutofratie, fowie durch mehrere Lehrgebichte literaͤriſch bekannt ward, 
den wipigen Profeffor der Mathematik zu Göttingen Abraham 
Gotthelf Käfner‘) aus Leipzig (1719 — 1800), deſſen 
Epigramme immer fhlagnd, wenn auch zumellen allzubeißend 
“und giftig find, und endlih den Sachſiſchen Steuerraih Gott» 
lieb Wilhelm Nabener’) aus Wachau bei Leipzig (1728 
— 71), einen ebenfo geiſtreichen als geninten Satiriker, der nur 
etwas zu direct tronifh if und, wie fon Goethe bemerkt hat, 
6108 die Thorheiten ſeines Standes angriff, ohne es zu wagen, 
gegen höhere Perfonen aufzutreten, weil er von dieſen protegirt 
ward. Sonſt ſchloß fih noch in mander Hinfiht der Saͤchſiſchen 
Säule Chriſtian Felix Weile!) aus Annaberg (1726— 
1804), Öberfleuerfecretaie zu Leipzig, an, obwohl er zeitig mit 
Gottſched In Kampf geriet und eigentlich mehr mit Gellert und 
Rabener zuſammenhing. Mit Leffing, der fein wirklich großes 
poetiſches Talent, auf welches wir noch zurüdfommen werden, 
zu ſchätzen wußte, fland er in naher Freundſchaft, und ale 
Critiker hat er durch die Herausgabe der Bibliothel ber fhönen 
Wiftenfhaften (vom V. Bande an) fi einen Namen ale durch⸗ 
gebifdeter und unparteilfder Kunftrichter erworben. Als Lyrifer 
kennen wir ihn durch feine geiflihen und Amazonenlieder, weiche 
letztere aber feine Nabahmung ver Gleim'ſchen find, und was 
er für die Jugend war, dafür birgt allein fon, ohne feiner 
Kinderlieder zu gebenfen, fein heute noch nicht vergeſſene Kinder 


432 Deutſche Poeſte. Die Schweizer Shule. 


freund. Ebenſo kann man noch die belden Lehrdichie 
Friedrich Karl Kaſimir Freiher von Kreuz") aus Ho 
burg vor der Höhe (1724 — 70), wo er es, trotzdem daß er nu 
Autodidact war, bis zum Geheimen Rath bradte und und In 
feinen Bräbern eine Nachahmung von Young's Radigebanla 
binterließ, und Johann Philipp Lorenz Withof'”) au 
Duisburg (1725— 89), Bentheimiſchen Hofrath und Leibam 
daſelbſt, unter defien Academiſchen Gedichten id beſonderd au 
feine Moraliſchen Keber, eine Revue der verſchledenen Gib 
feligfeitöfufieme und feinen Sokrates oder von, der Sdoͤnhen 
bingerotefen haben will, hierherziehen. Endlich müßte erwartet werden, 
daß Ehrifian Ludwig Liscom!!) ans Wittendurg im Schwe 
rin’fhen (geb. 1701, geh. 1760), der eine Zeit lang Eabi 
netefecretate bei Braf Brühl In Dresden war, plöglic aber in Um 
gnade fiel und gefangen gefeßt wurde, zu derſelben Fahne ge 
ſchworen hätte, allein dieſer treue Freund Hagedoru's um 
Deutſchlands geiftreihfler Satiriker in diefer Periode hat in da 
berühmten Borrede zu feiner Ueberſetzung von Longin’s Abhand⸗ 
tung über das Erhabene zu categorifh feine Hinnelgung zu den 
Schweigen und feine Abneigung gegen Gottfched erklärt, alt 
daß man in Zweifel fein dürfte, welcher Partei er angehirk 
Seine Satiren, in denen vorzäglih das ironiſche Element m? 
herrſcht, find in Profa und beinahe völlig perföntid; am mi 
verſellſten iſt noch fein Lob der ſchlechten Schriftfteller gehaltn. 
Unter der Schweizer, ich fage nicht der Bodmer - Breitinge 
ſchen, Scule'?) iR der hoͤchſt liebenswürdig⸗ gemüthliche, aber leide 
etwas zu melancholiſche Albrecht von Haller") aus Bern(1706 
— 77) meıfl zu nennen, ein ebenfo gelehrter Mediciner ale Theolog 
und als Literarhifterifer fuf einer der bedeutenden feiner JR. 
Seine Dben und feine berühmte Elegie auf Mariane, fein beſchreiben⸗ 
des Gedicht, die Alpen, ſowie feine philoſophiſchen Gedichte über 
die Ewigkeit, den Glauben und Umnglauben werben ihn unßerb⸗ 
lich maden. Neben ihm gehören hierher ber derfelben Richtung 
folgende Kari Friedrich Drollinger aus Durlah (1688 
— 1742), welder aber für noch gelehrter erfgeint"), ui 
der befannte Maler und Kuyferfieder Salomon Geßner") 
aus Zuͤrich (geb. 1730, gef. 1787), deſſen Epos, der Se 





Deutfihe Porſie. Die Halifh Preugifhe Schule. 653 


Abels, und beiten Idyllen, faͤmmtlich In Profa, ausgezeichnete Ratur⸗ 
(dllerungen enthalten, aber auch allzuviel Empfindelei und 
ſüßlichss Tarteltaubengirren verrathen. Unter den eigentkichen 
ur Geſellſſchaft der Bremer Beiträge gehörigen Dichtern nimmt 
ver berühmte Ueberfetzer Milton’® und erſte modernifitende Be, 
orcher Deutſcher Bonsbücher in Verſen (Mufeline ıc) Iufu 
Friedric Wilhelm Zahartik") aus Frankenhauſen (geb. 
1738, ge. 1777), Rrofeſſor am Garolinum zu Braunſchweig, 
De erſſe Stelle ein; denn wenn auch ſein Renommilt, ein jeht 
nit mehr recht verſtaͤndliches treues Gemaͤlde einer alten Muſe 
aus Jena, deſſen Raufluft die Leipziger Balanterie nit bäns 
digen konnte, ein bei manchen Längen nur theilweiſe vollendetes 
lemiſches Epos IR, fo if doch fen Murner in der Hölle und 
des Schnupftuch Hör ergöplih. Der Ueberſeher Boung’s, 
Hofrat) Zohann Arnold Ebert!) aus Hamburg (1723 
-95) hat zwar leder und poetiſche Eyifteln gefchrieben, allein 
hife find weniger bedentend als fein perfönlicher Einfluß durch 
m Heberfegung uuf die Richteng feiner Schule geweſen. Bat 
dafelde IR vun dem Eonfifiorialrath zu Braunſchweig Konrad 
Arnold Schmid auB Lüneburg (1716 —60) zu fagen®); -umb 
Amfo verdienen die Oden an Daphne und die geffifkihen Lieder 
des Superintendenten zu Sondershauſen Nikolaus Dietrich 
Gifere®), aus Vſoba in Ungem (geb. 1724, geſt. 1765), 
da eigentlich Qöbzeghi geheißen haben fol, hier genammt zu 
werten, obgleich er in lehteren von dem edlen Johann Am, 
dreas Erämer?) (1723-88) aus Ibhſtadt im Erzgebirge 
Canler zu Kiel, bei weiten übertroffen wird. 

Die Halliſche oder Preußiſche Schule”), an deren Spipe 
der fon genannte Lange Rand, hat zwar im Anacreontiſch⸗ 
Horaifägen Liede recht Braves gekeiftet, allein deshalb ihren 
Eiffter über Horaz felbft zu ſtellen, wie bie der partetiiche Ram» 
ier that, iſt Unſinn. Mm Höfen ſicht unter dieſer Seſellſchaft 
Ewald Ohriktan von Klein”) aus Zeblin bei Cöslin 
(gb. 1715, geh. 1759 am den in der Schiacht bei Kuneredorf 
Abakenm Wunden), Preubiſcher Major und Freund Sleim's, 
Leſſing's und Weißes, der in felnem befchrelbenden Gedichte, 
der Fruhling, das in Yen Katurſchilderungen wahrhaſt unäbee 


654 Deutſche Poeſie. Die Halliſch⸗Preußiſche Schule. 


trefflih genannt werden mag, das eigentliche Deutf&e Raturge 
rickt erfi geichaffen, wie denn auch feine Elegieen (z. B. feine Sehn⸗ 
ſucht nah Ruhe) wahrhaft elegiſch und keineswegs hyperſenti⸗ 
mental find. Weit weniger Talmt hatte Johann Ludwig 
Bleim?) aus Ermsleben bei Halberſtadt (1719 —1803), 
Donſceretait in letzterer Etadt; denn feine von patriotiiher Be 
finnung bictirten Kriegslieder eines Grenadiers riechen nah 
Buͤcherſtaub und nicht nach Pulver, und darum hat fie aud fin 
Srenadier fingen mögen; feine Anacreontiften Lieder haben von 
diefem großen Lyriker nur das fpielende Element, feine Petratdh⸗ 
iften Lieder bezeugen, wie Petrarcha nidt fang und fein religioſes 
Lehrgedicht, Halladat oder das roihe Buch, worin angeblid die 
Lehren eines Worgenländifhen Weifen vorgetragen werden, {R 
Acht Preußiſch⸗ proſaiſch und nicht entfernt orientaliſch. ud 
Johann Beter Uzꝰ) aus Anſpach (1720-96), wo & 
Director des Landgerichts war, iR als erfler Odendichter bie 
zu nennen, defien rein philoſophiſche Ode, Theodicee, in der et 
Leibnitz ⸗Wolfiſche Religionsphilofophie vorträgt, dennoch pocild 
iR, während unter feinen Lehrgedichten feine Kunſt, ſtets froöhlich zu 
fein, gelungen genannt werden muß. Höher jedoch Acht in der Har⸗ 
monie des Versbaues und der Lebendigfeit der Lyrik, wozu fein 
sein Franzoͤſiſche Bildung nicht wenig beitrug, Johann VLi⸗ 
tolaus BöH”*) aus Worms (1721— 81), Badiſcher So 
perintendent zu Kirchberg und Winterburg; denn feine (legier 
und Idyllen, an denen leider Ramler's kritiſde Echeere herum 
geſchnitzelt hat, find redyt hübf und lange nicht fo fleif wi 
dieſes Falten, gelehrten Goͤtzendieners Friedrichs des Sroßen, der nichtb 
von Ihm wiſſen wollte, Gedihte, während dagegen Goͤtzens Maͤdchen⸗ 
infel, die Königin der Deutfchen Elegieen, dem König vollen Beiſal 
in ber Literature allemande abzjwang. Karl Wilhelm Raw 
ler’6-%) aus Goldberg (1725— 98), Profeſſors der fönen Bil 
fenfhaften am Berliner Cadettenhaus, des einzigen Dichters dei 
Berliner Schule, hyriſche Dichtungen, unter denen die gan nad 
Horaz gefhmiedeten Oven nad) denen KlopRod’s, was aflerdinge bei 
dem Mangel an Odendichtern in dieſer Periode nicht allzuviel jagen wil, 
für feine Zeit am Höchſten ſtehen (4. B. An den Frieden, die Könige), 
verbienen ihm freilich noch lange nicht den Namen des Deusfhen HorM 


Deutſche Poeſie. Die Deftreichifhe Schule. 655 


allein Schlegel uriheilt (har. u. Krit. Bd. Ip. 357) aller 
dings auf der andern Seite wieder viel zu liebloos von ihm, 
da Ramler's Gantaten unter der Maſſe der erbärmlihen Pros 
ducte diefer Battung Epoche machen. Endlih gehört als Mignon 
diefer Goterie noch hierher die zwar talentvolle, aber damals 
doch überfhägte Unna Luiſe Karſch“), geborne Dürbad, 
gewöhnlich die Karſchinn genannt (geb. 1722 auf dem Ham 
mer bei Schwiebus, gefl. 1791), unter deren Gelegenheitsge⸗ 
dichten mandjed Bute iſt, was man um fo mehr bei ihrer dürftigen 
Erziehung (ihr Bater war ein armer Schenfwirth) und ihrem 
traurigen, erbärmlihen Leben mit ihrem dem Trunke ergebenen 
Manne, dem Schneider Karſch, anerfennen muß; übrigens war 
fie auch die erfle Deutfche Improvifatric. In naher Verbindung 
mit Gleim, feinem Freunde, wenigſtens in feinen frühern Pro» 
ductionen, fieht Johann Georg Jacobi?) aus Düffeldorf 
(geb. 1740, gef. 1814), erſt Canonicus zu Halberflabt, dann 
Megierungsrath zu Freiburg, der in mehreren von ihm heraus⸗ 
gegebenen Tafhenbühbern unter vielen fpielmden und tändeln- 
den auch mande trefflide und wahrhaft ausgezeichnete Lieber 
(3. B. das von Hölty parodirte Lied: Wenn im leichten Hir⸗ 
tenkleide 2.) und zwei fehr huͤbſche dichterifde Gemälde, die Win, 
ter und Sommerreife, geliefert bat. Die beiden Yabeldichter 
endlih Magnus®ottfried Lichtwer) aus Wurzen, Bor. 
mundfhaftsrath zu Halberſtadt (1719— 83), nad Gellert der 
befte neuere Deutſche Fabeldichter und Berfaffer eines gelungenen 
didactiſchen Gedichtes, worin er das Naturrecht nah Wolfichen 
Orundfägen erläutert, und Johann Wilhelm Willamov”) 
aus Mohrungen, eine Zeit lang Rector der Deutſchen Säule In 
Petersburg (1736— 77), der fih aud in der für unfere Poe⸗ 
fie und Gefühle wenig eignenden Dithyrambe verfuchte, haben 
mehr von Gleim ald von Gellert und Hagedorn und Fönnen 
daher mit der genannten Schule in Verbindung gebracht 
werden. 
Endlich if noch bie Oeſterreichiſche Schule") zu nennen, die 
fih nad Klopſtock, dem fie, „ale dem Oberfin der Barden Teuts 
fich ſelbſt entriſſen“, folgten, bildete, und weil vieler in 
ſeinen vaterländifhen Oben bekanntlich als Barde die alte nor 


656 Deasfibe Porfle. Die Deſtreichlſche Schhule. 


diſche Mythologie mit In dem Kreis feiner Ideen zog und die⸗ 
felbe zum Träger feiner Begeiflerung nahm, aber zugleich 
die Kälte Standinaviend mit bineintrug, fo wählten aud feine 
Nachahmer dieſelbe Yorm, indem fie Dad nuͤchterne Pathos Df 
ſians mit Hinzunahmen, und fo dad mit Recht jebt verhallte 
Bardengebrül in die Deutſche Literatur einführten. Un ihrer 
Spige fand der edfe Jeſuit und. gelehrte Bihliograpyh Michael 
Denis”), aus Schärding (1729— 1800), der Ueberſeger 
Dffian’s, der fi felbf in feinen Oden den Barden Sined nannte, 
und mit welden man gewöhnlich Karl Maftalier”) aus 
Wien (1731 — 95) zuſammenſtellt, theils weil er demſelben Orden 
angehörte, theild weil er fein Nachahmer war. Erreicht bat er 
ibn aber nicht; bloß in der Kälte kommt er feinen Muſier 
gleih, und auch der Stoff, Berberrligung des Defterreichifchen 
Kaiferhaufes, paßt zu der ganzen Form nicht. Berner ge 
bören zwei Proteſtanten hierher, nämlih Karl Friedrich 
Kretſchmann“) aus Zittau (1738), wo er ald Gerichts⸗ 
actuar farb (1809), der wegen einiger von ihm nad dem Muſter 
der Klopſtock'ſchen Barbenpocfie gefertigten Dichtungen der Barbe 
Rhingulphf genannt warb, und der berühmte Berfafier des Ugolino 
Heinrih Wilhelm von Berfienberg”) aus Tondern (geb. 
1737), zulegt Dänifcher Juſtizdirector des Lottos zu Alton⸗ 
(ge. 1823), welcher dur fein Gedicht eines Stalden (1766) 
ebenfalls zu dieſer Sahne geſchworen hat. 
1) S. Pay, D. Soͤtt. Dicheerb. p. 116 ma. 


m ©. Baur. Beb. Gem. BD. II. p. 444. Iörtens Bo U. p. 54 mg. 

140 sq. Hirſching Bd. II. 1. p. —* 1 Huber's dobſchr. a. Geller 

a. —553 überſ. Lpzg. u. Sälch 1771. N In NRicerons Nachr. 

p. is aq. Goethe Schr. Bd. KV. p-. 127 * 136 4. 

kn p- 10 2q. 3. %. Gramer, ©. Leben. Lpzg. 1774: u. Gar. 

2. X. 8. Döring, Gr. 8.0, Sen m.f Weiten. 2, Wire dars 

gef. Greiz 1833. IL 8. — Vabeln und Graäblungen. pas. 1746. 8. m. 

ft. Geiſtliche Oden und Lieder. ebd. 1757. U Mi Sämmtl. Schriften. 
®p3g. 1769. 1784. X. 8. 1839. X. 16. 15%. VI. 


2, ©. Sramer Gel. Leb. p. 39 sg. Schmid — p.231sq. Goethe 
®. . XXIV. p. 225 nq. Ho. XXV. p. 192. Iördens IV. p. 497 2g. 
Lit. Buife Ih. XXI. Br. 311-312. . 1097-138. 3. » Schl. Leben d. 
El. ea. Kopenh. 1770. 8. u. inf. Bere. >. V. —52. — Werte 
ger. v. 3. 9. Schlegel. Kopenp. u. Bppg. 1761 TA. "2. 


" 4) ©. Sthlichtegroll Neerolog 1790. ıE. p. 88. u. 1993. Wb. I. pP. 1— 
121. Sördens Sb. IV, p. 521 sq, Fabeln u. Graählungen, 3 Sr bei. 











Deutſche Poefie. 657 


v. R. Ehr. Gärtner. Lpzg. 1760.8. Vermiſchte Gedichte. Hannov. 1787-89. 
II. 8. D. Unzufriedenen, e. Lehrged. ebd. 1789.8. Geiſtliche Geſäͤnge. Sammı. 
1— II. &pag. 1772. II. 8. 

5) 8. Hirfhing Bd. I. 2. p. 333 sq. Jördens Bd. I. p. 353 aq. V. 
335 sq. VI. p. 600. Schmid Biogr. d. Dicht. J. p. 108—131. u. Reerol. 
LP 582 sq; Schriften her. v. Us. Epzg. u. Ansbach 1760--61. 1770- 

6) ©. Zörbens Bd. II. p. 571 sq. VI. p. 378 sq. Pũtter Gel. Geſch. 
vo. Böttingen Bd. I. p. 173 sq. IE. p. 153 sq. Baldinger Biogr. jegtl. 
—5 32. 1. p. 46 sq. C. 6G. Heyne Elog. Kestneri. Gott. 1804. 4. 
u. in fe Opusc. T. V. p. 226 sq. Leipʒ. Allg. Lit. Anz. 1801. nr. 159. 
p- 1468 sq. Meufel 2er. d. v. 1750 verft. deutich. Schriftft. B. VI. p. 369 
aq. Schlichtegroll Necr. 1800, ®d. IT. p. 172 uq. — Vermiſchte Schriften. 
Altend. Bd. I. 1755. 1773. 1783. 8d. I. p. 1772. 1733. 8. Neuefte 
erößt. noch ungebr. Ginngedidhte und Einfälle. Marb. 1781. 8. N. A. II. 
Sammlungen. Leipz. 1800. II. 8. eb. 1820. II. 8. Dreißig Briefe und meh⸗ 
rere Sinngedichte. Darmft. 1810. 8. Gef. Poetiſche u. Profaifche ſchoͤnwiſſen⸗ 
ſchaftl. WB. Berl. 1841. IV. 8. 

7) ©. Iördens Bd. IV. p» 232 sq. Niceron Nadır. Bd. XXIV. p. 
282 sq. Hirſching Bd. VII. 2. p. 346 ag. Baur Lebensgem. 1. p. 96 ag. 
Deutſch. Muf. 1782. 8b. VII. p. 163 sq. XII. p. 530 sq. Goethe W. 
Bd. XXV. d; 74 2q. 294. XXVI. p. 113. 105. XLIX. p. 168. — 
Sämmtlihe Gchriften. Epag. 1777. VI. 8. m. e. Vorw. u. d. Leb. d. Verf. 
ber. v. Ortlepp. Otuttg. 1839. IV. 8. Satyren. Spag. 175155. IV. 8. 
Xte Aufl. ebb. 1772. IV. 8. Briefe v. ihm felbft gef. u. n. f. Tode m. e. 
Radır. v. f. Feb. u. Schr. her. v. Ehr. F. Weiße. Epzg. 1772. 8. 

8) ©. Chr. F. Weißes Selbſtbiogr. Lpzg. 1806. 8. 1807. 8. ©. ©. 
Bauer, Chr. 5. W. e. Beitr. z. Gall. verd. Deutfch. Epzg. 1805. 8. Dyk 
in d. R. Bibl. d. fchön. Wiff. Bd. LXX. 2. p. 179 sq. D. Freim. 1804. 
ar. 259. p 514 sq. Zördends Bd V. p. 248 sq. Morgenbl. 1840. nr. 
382 sq. 9. 8. Iphofen, Lebensgeſch. Chr. %. W. Freib. 1806. 8. — Kleine 
Ymazonenlieder. Lpzg. 1760. 1766.8. Kleine Iyrifche Gedichte, ebd. 1772. III. 8. 
Lieder f. Kinder. Lpzg. 1766. B.u.öft. Scherzhafte Lieder. pzg. 1758—1763.8. 
Beitt. z. Deutfchen Theater. Lpzg. 1759 sq. 1767—71. V. 8. Luftfpiele. 
®pzg. 1 88, IN. 8. Komiſche Opern. ebd. 1777. III. 8. Zrauerfpiele. ebd. 
1 ‘ 


9) ©. Lobrede a. H. Fr. 8. K. Freih. v. Er. Frkft. a. M. 1772. 8. 
Strieder Heſſ. Gel. Geſch. Bo. II. p. 398 sq. III. p. 544. Schmid Necrol. 
Deutſch. Dicht. Bd. IE. p. 463 aq. Jördens Bd. I. 347 sq. V. p. 834g. 
— Ddenu. Lieder. Irkft. 1750. 8. Oden und andere Gedichte, auch EI. prof. 
Auff. IV. A. ebd. 1769. 11. 8. Die Gräber, e. phil. Ged. Irkft. 1760. 8. 

10) &. Strodtmann Reu. Gel. Europa Th. III. p. 694 sq. XIN. 
p- 117 sq. 236 sq. Jöôrdens Bd. V. p. 553 aq. J. G. Leidenfrost, 
Or. funebr. in mem. J. H. W. Duisb. 1769. 4. — Gedichte. Bremen 
1751. 8. Aufmunterungen in moralifcben Gedichten. Dortmund 1755. 8. 
Akademiſche Gedichte. Cieve u. Ypzg. 17382—83. II 8. 


11) ©. £. Ir. Sander, Papiere des Kleeblatts p. 207—246. Intell. BI. 
z. N. Leipz. Pitt. & 1806. ©t. 56. p. 889 sq. Zördens Bd "III. p- 393 
sg. V1.p.504 8q. (üb. ſ. Leb.üb. Verwirr., Genaues erft in:) ©. %. v. Has 
lem, Reue Irene. 1806. April u. Juni. 3. Helbig, Liscow. Dresd. 1844. 8. 
(Dazu Wienbarg in d. Hamb. Fit. Bl. 1845. nr. 7—13. Hand in b. Sen. 
Litt. Zeit. 1845. nr. 100. Blätt. f. lit. Unterh. 1845. nr. 231-232.) 
®. €. J. Liſch, Chr. 2. ©. Leb. n. d. Acten d. Großh. Mekl. Geh. Arch. 
Schwerin 1846. 8. u. Mecklenburg Jahrbuch. f. Gefchichte. Bd. X. 1846. 
p- 97 29. — Gammlung fatirifchee und ernfthafter Gcheiften. Frhkſt. 

Größe, Handb. d. Liserärgerhichte. III. 42 


> FREE Eu = 2 7-67 


658 - Deutſche Poeſie. 
u. epzg. (Damb.) 1739. 8. Schriften, her. dv. A. Müchler. Berl. 1806 
11 8 


12) &. Prug, d. Gött. Dichterb. p. 192g. 

13) ©. Götten Gel. Europa. Bd. III. p. 673-684. Hallir Ufong. 
(Bern 1772.) 8. IH. p 2277—233. u. Haller Bibl. Anat. T. Il. 
195 sq. 3. &. Zimmermann, Leb. d. 9. v. Haller. Zürich 1755. 8. Chr.6. 
Heyne, Elog. Alb. de H. Gott. 1778. 4. BE. G. Baldinger Or. in 
laud. mer. A. de H. Gott. 1778. 4. v. Balthafar, Lobr. a. 9. v. 9. 
Bafel 1773. 8. ®. B. Tſcharner, Lobr. a. 9.0.9. Bern 1778. 8. Senebier 
Bl. hist. d’A. de H. à Basle 1778. 8. (Deutſch. Bern 1778. 8.) Schmd 
Nekr. d. Dichter Bd. II. p. 698 sq. (Zuf. im Journ. v. u. f. Deutfäl. 
1792. St. VIII. p. 149 sq. u. Alm. d. Deutfh. Muf. 1779. p. 283 q.) 
Meufel Ler. d. v. I. 1750 an geſt. Schriftft. Bd. V. p. 86 sg. loum. 
Helv.Novbr. 1752. p. 478 sq. Neu. Sammi. vd. Schr. Zürich 1754 2. 
I. St. IV. p. 56 sq. Hirſching Bd. MH. 2. p. 280 sq. Pütter, Gel. Srä. 
©. Göttingen. Bd. 1. p- 89. II. p. 40. Meifter, Char. d. vorn. Diät. 1. 
4. p. 118 sq. Gruner Alman. 1782. p. 113 sq. 1784. p. 75 sq. Iördınd 
3b. II. p. 307 “: vi. p. 261 pi Prutz p. 99 sq. — Verſuch Schweiz 
ifcher Gedichte. Bern 1732, 8 Eilfte Ausg. ebd. 1777. 8. 3woͤlfte vie. 
verm. u. verb. Or. Ausg. begi. m. d. Lebensbefchr. d. Dichters ducdhg. D. 
bef. v. 3. R. Wyß. ebd. 1828. 8. 

14) ©. Hirfhing Bd. I. 1. p. 53 8q. Meifter I. p. 271 3q. Schmid 
Nekr. I. p. 217 aq. Zördens Bd. I. p. 392 sq. VI. p. 226 sq. — © 
bichte n. e. Gedaͤchtnißrede auf ihn v. Spreng. Bafel 1745. Frkſt. a. R. 
1745. 8. 


% 45) S. J. J. Hottinger, ©. Geßner. Zürich 1796. 8. 2. Meifker, Ber. 


Züricher Th. IT. p. 130 sq. u. Journ. v. u. f. Deutfcht. 1788. Et. 1. 
2 106 sq. u. Char. Deutfh. Dichter. Bd. II. p. 371 8q. 3. Zobler, Kein 

entmal auf ©. ©. Dffenb. 1788. 8. G. Bertola, Elog. di S. 6. Padua 
1789, Berl. 1790. 8. (Deutfd. Bürih 1709. 8. Görlie 1794. 8.) Baur 
Lebensgem. Bd. I. p. 469 sq. Hirſching Bd. 11. 2. p. 35 sq. Joͤrbens ®. 
II. p. 110 sq. VI. p. 177 sq. 4%. W. v. Schlegel, Krit. Schr. Bd. II. p. 
334 sq. Herder Fragm. 3. ſchön. Lit. Bd. II. p. 114 sq. — Schriſm. 
Züri 1762. IV. 8. ebd. 1772. V. 8. chd. 1777— 78, II. 4. ebd. IR. 
1783. II. 8. 1789. IN, 16. 1795. 1801. 16. 1827. II. 8. 2pa9. 1841. 1.16. 


16) S. Schmid Nekrol. IT. p. 656 sq. u. Journ. v. u, f. Deutiäl 
1792. St. VIII. p. 469 sq. Iördens V.p. 575 sq. Schiller m 9% 
— Poetiſche Schriften. Brnfhw. 1763—65. IX. 8. Dazu: Hinterl. Schuſ 
ten ber. u. m. e. Nachr. dv. d. Berf. Yeb. u. Schr. begl. v. 3. 3. Eid 
burg. ebd. 1781. 8. Der Renommift, zuerft in d. Beluftig, d. Verf. v. 
Wites 1744. p. 47. 172. 244. 233. 4.8. 525 sq. 


17) S. Schlichtegroll Nekrol 179%. I. p. 285 sq. Jordens I. p. B! 
sq. VI. p. 50 sq. Schiller, Braunſchweigs fchöne Fiter. p. 63 aq. — pi 
ſteln und vermifchte Gedichte. Hamb. 1729-95. I. 8. 


18) S. Wiebeburg, Phil. Päd. Mag. Wb. II. 1. p. 3%. Edile 

. 75 aq. Zördens Bd. V. p. 573 sq. u. Lieder auf die Geburt des Erlo⸗ 

ers. Lüneb. 1761. 8. Des heiligen Blaſius Zugendgefchichte und Bifione- 

Dal u. Stett. 1786. 8. u. im Deutfch. Muf. 1784. Bd. II. Auguſt p. 9 

19) &. Schmid Nekr. Bd. II. p. 425 sq. Sördens Bd. IT. p135 64 

Vi. p. 188. ©. Giſeke, * .v. d. Familie Giſ. Eisleb. 1843. 8. Guhe 
rh. 


p 
auer in d. Bl. f. litt. Un 1846. nr. 308. _ ti ecke, 2. 
RK, Ehr. Gaͤrtner. Benfhw. 1767. 8. r Poetiſche Werke. her 


Deutſche Poefie. 659 


20) (8. ©. Ghriftiani) Gedächtnißrede der Univ. Kiel auf ihr. verew, 
Kanzler 3. A. Cr. Kiel 1788. 4. Riemann's Schlesw. Holſt. Prov. BI. 
1788. 9. III. p. 379 sq. IV. p. 89 sq. VI. p. 381 sq. Zördene Bd. I. 
p. sq. V. p. 828 ag. Baur £eb. Gem. Bd. III. p. 363 sq. Hirſching 
8b. I. 2. p. 319 sq. Saͤmmtliche Gedichte. Deffau 1782—83. III. 8. Hins 
terlaffene Gedichte herausg. dv. |. Sohne K. 3. Cramer. Hamb. 1791. IT. 8. 


21) ueb. Halles Halberftadt ſ. Prug p. 145 sq. üb. Berlin ebd. p. 
137 3q. 

22) ©. Fr. Nicolai, Ehrengedächtniß a. Ew. Chr. v. Kl. Berl. 1760. 
4. Schmid Biogr. d. Dichter Bd. I. p. 1—67., u. Nekrol. II. p. 387 sq. 
(f. Zourn. v. u. f. Deutſchl. 1792. VIII. p. 647 aq.) Pommerſch. Arch. v. 
Biſſenſch. 1734 St. I. p. 163—177. Meifte Char. Bd. II. p. 1811—222. 
Dirfhing Bd. TI. 2. p. 269 sq. Berl. Mon. Schr. 1789. Ian. p. 85 aq. 
Sördens Bd. II. p 641 I VI. p. 388 sq. — Sämmtl. Werke ber. v. 
Ramter. Berl. 1756. IV. 8. ebd. IV. A. 1782. IV. 8. Saͤmmtl. W. nebfl® 
d. Dichters Leb. u. f. Briefen an Gleim ber. v. W. Körte. Berl. 1803. IT. 
V. 8. ebd. 1830. 1840. II. 16. 


23) ©. Meufel Bel. Deutfhl. Bd II. 8: 576 sq. IX. p. 431. XI. 
p- 275 sq. Lpag. N. Lit. Zeit. 1803. Int. BI. nr. 97 sq. Herder Abdraften 
9. IX. p. 101 sg. u. Sragm. üb. d. neu. Deutfche Lit. 1767. Samml. II. 
p- 338 sq. D. Le imüthige 1804. nr. 73. 199 —133. Sacobi in d. Iris 
1804. p- 40 sg. Neue Berl. Mon. Schr. 1802. Mai nr. 5. Decbr. nr. 4. 
1803. Decbr. nr. 1—3. 1804, Ian. nr. 5. Febr. nr. 2. März nr. 6. Joͤr⸗ 
dens Bd. II. p. 139 aq. VI. p. 188 sq. W. Körte, Gl. Leb. a. ſ. Schrifs 
ten. Halbft. 1811. 8. Obfeurantenalmanad) 1798. p. 298—314. Pruß a. a. 
D. p- 146 sq. u. Lit. Hift. Zafch. 1843. p. 447 sg. — Sämmtl. Schrif⸗ 
ten. Epzg. 1758. 1802.1V. 8. Sämmtl. Werke. Erfte ‚Orig. Ausg. a. d. 
Dichters Handfchrift d. W. Körte. Halberfl. 1811—13. VII. 8. (Dazu: Sup⸗ 
plementband. Water Gleims Zeitgedichte v. 1789—1803. Epzg. 1841. 8.) 


24) ©. Schmid Biogr. d. Dicht. II. p. 287 sq. Deutſch. Merc. 1797. 
Junins mr. 2. Schlichtegroll Nebr. 1796. I. p. 65 8q. Allg. Lit. Anz. 
1790. nr. 5. u. 33. Sördens Bd. V. p. 130 sq. — Lyriſche Gedichte. Berl. 
1749. 8. Lyriſche u. and. Gedichte. Ansp. 1755. 8. 2pa3g. 1756.8. Sämmtl. 
portifche Werke. Epsg. 1768. 11. 8. 1772. ebd. II. 8, Wien 1790. 8. Poet. 
Werke Her. v. Chr. 5. Weiße. Wien 1804, II. 4. 


3) ©. Baur Leb. Gem. Bd. V. p. 528 ng. Schmid Nekrol. II. 
p- 79 sq. Meifter Bd. IT. p. 280 sq. Hirfhing Bd. I. 2. p. 102 sq. 
Knebel in Herder’s Adraftea St. X. Jördens Bd. II. p. 191 sq. VI. p. 
228 sq. R. Berl. M. Schr. 1809. Juni p. 331 aq. — Bermifchte Gedichte 
der. vo K. W. Ramler. Mannh. 1785. III. 8. ebd. 1807. IU. 8. 


236) ©. Jördens im Berl. Muf. Alm. 1791. p. 161 sq. u. 2er. Deutfch. 
D. u. Pr. Bd. IV. p. 262 4 Schlichtegroll Nekr. 1798. I. p. 83 sq. 
Goͤckingk in Raml. Poet. WB. Th. Il..p. 305—325. Hirfhing Bd. IX. I. 
p. 53 sq. Neu. Berl. M. Schr. 1802. Mai nr. 5. Dechr. nr. 4. 1803. 
Decbr. nr. 1. 1804. Ianuar nr. 5. Febr. nr. 2. Mai nr. 6. Ih. Bein: 
fias, Berl. e. biogr. Skizze R. n. e. kurz. Darft. f. poet. Char. Berl. 1798, 
8. — Poetiſche W. her. n. f. Tode v. Goͤckingk. Brl. 1800. II. 8. Lyriſche 
Gedichte. ebd. 1772. 8. Dden. Berl. 1768. 8. Geiftlihe Santaten ebd. 1760, 
1768. 8. cf. 3. I. Voß, Krit. Briefe üb. Goͤt und Ramler. Münch. 1809.8. 


27) ©. Meifter Bd. II, R. 709 sq. Sonnenfeld Gef. Schr. (Wien 1822.) 
Bd. I. p. 316 sq. Hirfhing Bd. III. 2. p. 186 sq. Deutſch. Mercur 1803. 
April. p. 271 sq. Schlichtegroll Nekr. Euppr. 1 8. 1. p: 287 sq. 
42 


660 Deutſche Poefie. Klopſtock. 


Rn rn Val AL RE U sq. VI. p. 
Herder Werke 387. — Auserlefene Gedichte. Be. 
Der h. Neue Gedichte. Mietath u. ei. 1772. (1774.) 8 Gedichte nad 
thr. Tode ber. nebſt üben Lebenst. ber. v. ihr. Tochter (K. v. Klenke geb. 8.) 
der. Berl. 1792. 1797. 8 


28) &. Srabmann Gel. Schwab. p. 29 sq. Joͤrdens Bd. II. p. 4% 


sq. VI. p. 3 * 3 Saͤmmtl. Werke. Salberf 1770-74. DI. 8, uterl. 
—A ber. v. J. ©. Schloſſer. Baſel 1784. 8. Theatral. Schriften. Lpzg 
1792. 


20) S. weiblich Biogr. Rachr. v. jeptleb. Rechtägel. Thl. 1. p.467 29. 
Schmid Nele. Bd. II. p. 872 s 7, u. Zourn. v. u. f. Deutichl. 1792. &t. 
Yun FR a Stern B. IV. 1. p. 255 aq. Iördens Bd. 111. p. 65 

Ing. M. ©. Lt. deb. u. Berbienfte ans Licht gez. dv. ER 

Stel, re 1784. 8 Tier Bücher Aeſopiſcher Kabeln. Epzg. 1748. Werl. 
teifsw. u. Leipz. 1761. Berl. 1762. 1775. 1782. Das Rede wi der 
ne Epzg. 1 758. 4. Schriften her. v. f. Enkel E. 8. M. dv. Pott m. 


* e. Vorr. u. Biogr. 2. v. F. Sramer. Halberft. 1828. 16. 


30) S. Schmid Nekrol. Bd. II. p. 686 zq. u. Seurn. v. u. f. Deutſchl. 
1792. St. VIII. p. 649. Jördens Bd. V. p. 487 a Ditbyramben. 
Berl. 1763. 8. 1766. 8. Dialogiſche Kabeln. ebd. 1768 1791. 8 Simmt. 
poctifche Schriften. pzg. 1779. 8. 


31) ©. Prug d. Goͤtting. Dichterb. p. 159 sq. 


82) ©. Denis it. Nachl. Bb. 1. p. 1-56. 5 Mi Lit. an. 
1801. a 157. Gormayr Deftr. Put. Bd. V. p. Kördens Bd. 
1 p,3 7 sq. VI. p. 19 sq. — Oſſians und See ı eicder. Wim 1784. 

oa: — aufgeſ. u. her. v. J. v. Retzer. Wien 1784. 4.) 
*. 1700. VI. 4. Liter. Nachlaß ber. v. 9. Fr. Freiherr d. Reper. 
Wien 1801. II. 4. 


33) ©. Joördens Bb. TH. p. 457 sq. VI. p. 51. De Luca Gel, Deftr. 
ne . 314 sq. — Gedichte nebft Oden aus bem Horas. Wien 174. 
1 8. 


34) ©. Dtto ker. d. Oberl. Gel. Bd. IT. 1. 
749. Jördens Bb. IT. P 106 sq. VI. p. 444 su. — kam —— 
£pzg. 1784—1805. VII. 8 


35) Gedicht eines Gkatben. epzg. 1766. 4. 
$. 692. 


In mander Beziehung, wenn aud nur entfernt mit 
den oben genannten Schulen zufammenhängend, ragt doch une 
‚endlih über alle derſelben Angehörige Friedrich Gottlob 
Klopfod!) hervor, den fon Goethe einen außerorbentlicden 
Mann nannte Er war den 2. Juli 1724 zu Queblinburg 
geboren, fludierte 1780 — 45 zu Schulpforta, und dann. zu Jena, 
wo er den Meſſtas entwarf und die drei erfien Gefänge, obwohl 
in Profa, niederſchrieb. Nun trat er als Haußlehrer zu Langen 
ſalza (1748) ein, wo er jene unglüdlide Liebe zur Srieberife 








Deutfche Poefie. Klopſtock. 661 


Schmidt (Fanny) faßte, die ihn (1750) zu Bodmer nad Zuͤrich 
führte. Bon hier rief ihn Bernforf ab, der ihn nad Kopenhagen 
zog, wo er bis zu deſſen Sturge (1771) blieb. Miuttlerweile 
hatte er eine kurze, hoͤchſt glüdlihe Ehe mit Margareija Moller 
(Meta) geführt (1757—58), ſchritt aber doch, tropdem daß ex 
fe nie vergefien fommte, (1791) zu einer zweiten Bermäblung mit Jo⸗ 
hanne von Binthem, eine Wittwe, und farb den 17, März 1803, 
Als Dichter betrachtet hat er fein Meiſterſtuͤckk in feiner Mefs 
ſiade (1748-73), einem religiöfen Epos, defin Held der 
Erlöfer iR, und worin Milton fein Vorbild war, geliefert. Es 
verdient zwar, als eigentlide Epopoͤe beurtbeilt, in feiner Ge⸗ 
fammtheit diefen Namen nicht, an einzelnn Schönheiten aber, be 
fonderd wo er fein Herz und Gefühl reven läßt (4. B. bei der 
Schilderung ded gefallimen Engels Abbadonna), IR «8 unendlich 
reich. Ihn aber deshalb mit Homer oder auch nur wit Dante 
zufammenzuftellen, wird immer ein hinkender Vergleich bleiben, und 
ſchon der fromme Herder tadelte an ihm den Mangel an finn 
licher Begreiflichlelt, an Rationalität und an freier, von theolog⸗ 
iſcher Orthodoxie unabhängigen Auffaffung, wozu nod bie allyu- 
große Einförmigkeit des Ganzen und bie in ber Länge ber Zeit, 
welche er darauf wendete, liegende Ungleichheit der Ausführung 
fommen. Unermeßlich groß if aber das Verdienſt dieſes Be. 
dichte um die Deutſche Sprache und Ausbrudsmelie, welche mit 
ihm erſt einen wahren Aufſchwung nimmt, und bat er au ben 
Heameter, den gleichgeitig mit ihm auch Kleiſt in feinem Brühe 
ling anwendete, nicht erfunden, fo hat er ihn doch zuerſt durch 
die Gonfequenz feiner rhythmiſchen Ausbildung auf den Gipfel 
der Bollmdung gebradt, wohin ihm faR Niemand wieder zu 
folgen wagte. Uebrigens erkannte die großen Schönheiten dieſes 
Gedichte wohl zuerſt Bodmer an, der es auch in feiner Roachide 
nachzuahmen fuchte, wogegen ihn Bottfhed (Reu. a, d. Anm. 
Gel. 1752, S. 62) In Beziehung auf Religion zu verbächtigen 
fuchte, und fein Anhänger Teiler war dumm genug, in feinem 
fomifchen Epos, der Wurmfamen, den von Klopftod gewählten 
Heaameter lächerlich machen zu wollen, aber auch Leſſing fchrieb 
vi Briefe über die erfin 16 Berfe des Meſſias (W. Br. XII. 
S. 61), welde mit gewohnten Witz und Scharffinn die 


662 Deutfche Poefie. Wieland. 


ſchwachen Stellen herausfanden. Weit poetiſcher erfcheint Klopflod 
in feinen lyriſchen Dichtungen, beſonders in den geiflicdhen Dven 
MM er wahrhaft Davidiſcher Begeiflerung voll; aber aud iz 
der weltlihen 2yrif hat er einige vortreffliche Lieder (an Fanny, 
Selmar und Selma, der Sommerabend, die künftige Geliebie, 
Vatetlandélied für Deutſche Maͤdchen x.) geliefert, und mehrere 
feiner auch in die Geſangbücher übergegangenen geiflichen Lieder 
(z. B. Stinf ih einf in jmm Solummer x., Auferfiehn, ja 
auferfiehn ıc.) gehören zu den fchönflen Kirdkengefängen, die wir haben. 
Rur feine mit yolitifch » patriotifher Tendenz gedichteten Barden» 
tieder, wo die Nordiſche Mythologie vie Baſis if, lafien kalt, 
und feine dramatifhen Dichtungen, die theils daffelbe Element 
(Germannoſchlacht, Hermanns Tod, Hermann und die Fürften) 
enthalten und von ihm Barbiete genannt wurden, thels ihre 
Stoffe dem alten Teflamente ntlehnten, find Gebilde eined ver 
fhrobenen Geſchmacks und zeugen fowohl von völliger Unkennt⸗ 
niß der Bühne als auch von Mangel an aller dramatikken 
Anlage. So reinsreliglöß aber Klopflod war, und fo erhaben 
und von allen Schladen der irdiſchen Sinnlichkeit die Regionen 
find, in denen fi feine Phantafle bewegte, fo finnlih dagegen 
iR das Element, welches die Arbeiten eines andern großen 
Dichter feiner Zeit durchzieht, ich meine den heiter » jovialen 
Ironiker Chriſtoph Martin Wieland?) aus Obechol— 
heim *) bei Biberach (geb. d. 5. Sepibr. 1733). Er ſtudierte 
zu Klofler Bergen und Tübingen und liebte bier feine Eonfine 
Sophie Buttermann, die nadherige Frau von La Rote, die er 
dur die Herausgabe ihres Romans, das Fräulein von Stern- 
heim, in die gelehrte Welt einführte, völlig platoniſch, wovon 
auch feine moraliſchen Erzählungen (1752) und fein Lehrgediche, 
Bon der Ratur der Dinge (1751), beide im Haller, Kleif- 
Hagedorn'ſchen Geiſte gefchrieben, zeugen. Run ging er zu 
Bodmer (1752) in die Schweiz, wo er fi von Klopſtock be 
geiftert fühlte und fehr fromm ward, wie feine Pfalmen oder 


*) 8. Morgenblatt 1807. ur. 268. p 6. Allein Wieland felbfl, Borr. 
— * Ausg. d. Agathon (S. W. 1, » p- 8 führt Biberach als fein 
burtöort an, 














Deutſche Poeſie. Wieland. 663 


Empfindungen eines Chriſten (1755) beweiſen; bald aber lam 
das ſinnliche Element bei ihm zum Durchbruche, und mit ſei⸗ 
nem Austritt aud Bodmer's Haufe und feiner Neberſiedelung 
nah Bern fing er an, ſich ganz in die Arme der Frampöfiihen 
Bernunftphllofophen und Glüdieligfeitsichrer zu werfen und 
Epicurder zu werden. Rab Biberach (1760) zurüdgelehrt, 
wo er Banzleidirector ward, ergab er fich jener üppigenSentimentalität 
und finntiden Weltanſchauung eines Grebillon, die fih in fel- 
nen Tomifhen Erzählungen (1762), dem ironifhen Sylvio von 
Roſalba (1764), einer Satire auf die vornehmen Frömmler, 
feinem berühmten Agathon (1766), einer Art allegoriſchen 
Autobiographie (d. h. wie er gehandelt haben würde, wenn er 
Agathon geweſen wäre) und Seelengeſchichte, welche Ideen dann 
ſein Muſarion (1768) und feine Grazien (1769) weiter aus⸗ 
führten, auoſpricht. Nebenbei hatte er durch feine Ueberſetzung des 
Shaffpere dem Publicum eine nicht blos anregende, fondern wahrs 
haft veredelnde Lecture geboten. Bald darauf rief ihn die Her- 
zogen Amalie von Weimar (1772) als Erzieher ihrer Söhne, 
des berühmten Karl Auguf und Gonftantin, an ihren Hof, und 
bier ſchrieb ex denn, nachdem er ſich fhon vorher im Idris 
(1768), dem Neuen Amavdis (1771), dem anmuthigen Gandelin 
(1776), im Wintermärhen und ®eron von dem Griechiſchen Bor 
den in die mittelalterlihe Ritter. und Feenwelt verfegt hatte, 
obwohl er wieder in der Oper Alceſte (1773) das Alterthum 
zu modernifiten fuchte, was ibm aber ein geiftreihes, humori⸗ 
ſtiſches Pamphlet von Goethe, Götter, Helden und Wieland 
(B. BD. XXXIII. S. 257 sq. ef. XXVI. ©.321sq.) betitelt 
zuzog, feinen unübertrefflihen Oberon (1780) nah der dem 
Huon von Bordeaur, einem altfranzöfifhen Ritterromane, zu 
Grunde liegenden Sage und der im Shakſpere ſchen Sommer: 
nachtötraume enthaltenen wounderfhönen Epifode vom Yeenfönig 
Dberon und der Titanla. In diefem berrlihen Epos, von dem 
Goethe fagte, daß, fo lange Poeſie Poeſie bleiben werde, ed auch 
als ein Meiſterſtuͤck poetiiher Kunſt geliebt und bewundert wer- 
den würde, wollte er nämlich die Idee von einer treuen Liebe, 
welche von der Vorſehung trop allen fi ihr entgegenftellenden 
Widerwaͤrtigkeiten zu einem glüdlichen Ende geführt werbe, vers 


664 Deutſche Poeſie. !effing. 


herrlichen. In vieler Bezichung kann man ihn hierin wit 
Arioſto vergleihen; denn mag man die herrlichen Berfe, die vol 
endete Sprache und die Kunfl, Ironie und Humor wit ber erw 
fleſten Romantik geſchickt zu verſchmelzen, betvachten, immer iR a 
wahrhaft unuͤbertrefflich. Von nun an neigt er fib aber wiede 
zur heitern Democritiſch⸗Epicutaͤiſchen Didactik hin, wie fen 
Goldner Spiegel (1772), die Abveriten (1774), Peregrinsd 
Proteus (1791), Agathodaͤmon (1795) und befonders kin 
Artkipp (1800) beweiſen, in welchem legteren er die Emm 
und das Mefultat feiner wahrhaft das Griechiſche Leben tn ik 
aufnehmenden Studien der alten Humanität darbietet und gewiß 
die Ironie des Socrates, wie wir fle und vorflellen, wenn nit 
übertroffen, doch jedenfalls gluͤcklich nachgeahmt hat. Was 
übrigens dieſer feine Kritiker für die Bildung ber Dat 
ſchen Literatur und die Kennmiß des Alterthums durch feinen 
Deutſchen Mercur (1773) und fein Attiſches Mufeum (1796) 
gehan, iſt zu befamnt, als daß es Hier noch weiterer Baur 
theilung bebürfte. Er ftarb hochbejahrt den 20. Ian. 1813. 
Als der dritte große Geiſt dieſes Abſchnitts leuchtet und 
nun Gotthold Ephraim Leffting’) aus Camenz (geb.d. 22. 
Jan. 1729), der Schöpfer der Deutſchen claſſtſchen Prola 
entgegen, der bereits auf der Schufe zu Meißen Plautus um 
Terenz eifrig ſtudierte und dann in Leipzig feine Neigung fr} 
Theater durch daB Spiel der wadern Neuber'ſchen Gefecht 
noch mehr. angeregt fab, fo daß er fhon mit Weiße für daffelk 
zufammen arbeitete, und fi} um die eigentlichen Univerſitatsſtudien 
fo wenig kümmerte, daß er ſelbſt geſteht, er wiſſe nicht redl, 
was er in Leipzig und Wittenberg, wo er Magifter ward, eigentiib 
Audiert habe, Er machte fi darauf in Berlin mit Nicolai md 
Moſes Mendelſohn bekannt und ſchrieb in Potsdam (1755) fein bir⸗ 
geriides Schaufpiel, Miß Sara Sampfon, in weldem er, durch 
Divero 8 Dramen angeregt, der bisherigen Franzoͤſiſchen Rich⸗ 
tung des Deutfhen Dramas, der er feibft in feinen früheren 
Stüden (der Freigeiſt, Jude, Schatz x.) gehufnigt hatte, den 
Krieg erklärte umd dadurch der Vater des Deutſchen Rational 
familtendramas ward, weldes feiner Glanppunkt in Schillers 
Kabale und Liebe fand, durch Ifflanb's, Kotzebue's und ber Weißen⸗ 
thurn Rührftüde wieder ſank, und erſt In neuerer Zeit nad 











Deusfche Poefie. Leſſing. . 665 


ziemlich verunglüdten Berfuhen (4. B. Eduard Devrimt’s, ber 
Birds Dfeiffer x.) durch Gutzkow (Weißed Blatt, Werner, 
Savage) Hebbel (Magdalena) ıc. einigermaßen wieber zu 
Ehren gebraht ward. Leſſing wandte fh mun mit der 
größten Thätigleit den Literaturbriefen zu, deren eigentlidyer 
Gründer er war, und ſchrieb daneben, durch Windelmann ans 
geregt, ven Laofoon, worin er nachweiſen wollte, wie die Schön, 
heit ihrer felb wegen in der Kunft Hauptziel fein muͤſſe 
(1766), und darauf (1767) Minna von Barnbelm, worin 
er zuerfi ein Deutſches Nationaldrama auf vaterländiihen Grund 
und Boden ſchuf, das alle Borzüge der Sara Sampfon, aber 
wicht jenes Uebermaß der rhetorifhen Breite und des Larmoy⸗ 
anten hatte, welches man bier auöftellen fonnte. Weiter führte 
er feine Anfihten über das Drama in feiner berühmten Ham⸗ 
burgifchen Dramaturgie (1768) aus, worin er mit dem größten 
Starffinn die Mufter der ſtranzöſiſchen Tragiker analyfirt und 
fritifirt, wonach er als Mufterküd oder, wie ein tafentvoller Kritiker 
fagt, als lebendige Dramaturgie feine unſterbliche Emilia Ga⸗ 
lotti (1772) folgen ließ, in welder er die Geſchichte der Vir⸗ 
ginta aus Livius (III, 44.) im modernen Gewande bearbeitete 
md feinen Zwed, damit der auftaudhenden Hypertragif der Sturms 
und Drangperiode (befonderd dem Ugolino) einen Damm durch 
biedarin entwidelte griechiſche Kunfl entgegenzuftellen, fo wirkfam er 
reichte, daß, während alle jene Producte eines verfehlten Ges 
ſchmacks fehr bald von der Bühne verſchwanden, Leffing’s Meifterr 
wert, da6 man aber ſehen, nicht leſen muß, wie ſchon Herder 
bemerkte, noch heute zu den feltenen Perlen gehört, welche zur 
weilen auf dem unfruchtbaren Bühnenmeere aufihwimmen, Lei⸗ 
der wurde feine Thätiglelt unangenehm dur die Anmaßungen 
des pedantiſchen Klop in Halle, die er jedoch durch feine Anti⸗ 
quarifchen Briefe vernichtete, geftört, und nachdem er ald Biblior 
tbefer zu Wolfenbüttel (1770) die Wolfenbüttelfen Sragmente - 
des H. ©. Neimarus, wortn befanntlich neben dem ganz ents 
ſchieden ausgeſprochenen deiſtiſchen Nationalismus ein dogma⸗ 
tiſch und hiſtoriſch wohl geharniſchtes Angriffsſyffem auf das 
Chriſtenthum erfolgte, edirt hatie, ſiel ihn ein orthodoxer Zelote, 
ver Hambutger Paſtor Gore an, ber aber von ihm mit der 
geiftooliiien Ironie gebührend abgeirumpft ward. Die bedeut⸗ 





666 Deutſche Poefie. Lefſing. 


endſte dieſer polemiſchen Schriften IR die neuerdings dem belam- 
ten Defonomen Albrecht Thaer*) (1752 — 1828) grundlos zu⸗ 
geſchriebene Erziehung des Menſchengeſchlechts, in welcher er prophetik 
ein neucd Evangelium und eine Zeit der geifligen und moraliſcha 
Bildung verheißt, wo der Menſch das Gute thun werde, wi 
ed eben gut if, nicht blos, weil ed die Schrift geboten hal. 
Endlih (1779) erſchien fein unſterblicher Nathan, worin a 
poetifh das verwirklicht, was er In dem ?bengenanntn Wal 
philoſophiſch deducirt Hatte, und zugleich in der feinen 
Helden in den Mund gelegten Anſicht über alle pol 
tiven Religionen die feinige an den Tag legt, und feine Haus 
Iehre, in der Menſchenliebe Bott zu lieben, durdführt. Die 
Form iſt auch bier, obwohl ebenfo vollendet ſchön wie der Stof, 
den er aus Boccaccio’8 Decameron genommen hatte, nur Ro 
benfache, und der eigentlibe Kern, Belämpfung des fanatifden 
Überglaubend und der pfaͤffiſchen Sophiflik durch rationelle Intel; 
ligenz, liegt Har am Tage. Leider farb er bald nad dieſen 
Programm feiner Sefinnung, am 15. Febr. 1781, nadkem ct, 
wie fein Freund Moſes Mendeisfohn fagte, mehr als ein New 


ſchenalter feinem Jahrhundert vorausgeeilt war. 

1) ©. (8. Er. Cramer) Klopflod. Er und über ihn. Deffau 1781-8 
1782—93. V. 8. u. Klopftod in Fragmenten a, Briefen von Zellen er 
Eliſa. Hamb. 1777—78. 1778-80. II. 8. 3. G. Gruber, Ki. Leben. 9% 
1832. 8. Klopftod u. f. Freunde, Briefwechfel 2c. her. v. Klamer © 
Halberft. 1810. II. 8. Nachlaß: Auswahl a. f. hinter Papieren (he. ! 
Ehr. A. H. Clodius) ys. 1821. II. 8. K. v. Morgenſtern, Kiopftod. 8. 
Borlef. Dorpat 1807. 16. u. KI. als vaterl. Dichter. ebd. 1814. 4. 3.2 
Thieß, Kl. wie er fich feit einem halben Ihdt. als Dichter auf bie Natien 
u. als Schriftſt. a. d. Eiter. gewirkt bat. Altona 1805. 8. Döring, de. 
KL, in f. Werken Suppl. Bd. 1. &. Pfeiffer, Göthe u. Klopftod, m. BE 
lagen. Rpzg. 1842. 12. Gervinus Bd. IV. p. 1143 sg. Hillebrand, Bd l. 
p- 96 eg. Ylmar p- 480 »q. Iöcdens Bd. IH. p. 3 4q. Vi. p. 94 
Goethe W. Bd. XXIV. p. 19 sg. XXV. p. 29% sq. XXVl. 8* iM. 
220. 140. 327 sq. — Werke. Bd. I-VI. Cpag. 1798-1810. 4. aͤmmtl. 
Werke. Lpzg. 1290- 1821. XIT. 8. ebd. 1923—26. XI. 16. (Daiu: & 
Sämmtl. Sprachw. u. Aeſth. Schr. n. d. übrig. bis jegt noch ungedt. 2 
Bed. Briefen ꝛc. herausg. dv. Bed u. Spindler. Lpzg. 1830. VI. 16. U- 
Supplem. ©. deb. v. Döring. Weimar 1825. 16.) Gämmtl. WB. ebd. 189 
IX. 16. in einem Banbe. ebd. 1839-40. 4. Grfte volift. Ausg. ebd. 18. 
X. 12. (Dazu: Sämmtl. W. ergänzt in drei Bänden durch Sriefwechſe 
Iebensgefhichtliche u... and. interr. Beltr. d d. Schmiblin. Gtuftg. 1839-40 
lo he ring Genius a. Kl. Werken, ald Begifter zu ſ. Geſ. 3. Sem 


2) ©. I. G. Gruber, Ch. M. Wieland’ geſch. Altenb. 181516, TI. 16 
Leben. Neu bearb. 2p49.1827—28. IV. 8, (in [.B. Bb.L-LIN). 9.3 
Shädelin, Zulle Bondeli, die Freundin Kouffeau’s und Mötelande. Br! 
1838. 8. 9. Döring, Eh. M. Wieland, C. bioge, Dentm. Gangerhaul? 


Deutſche Poefie. Epos. 667 


1840. 16. Gervinus Bb. vw p- 193 sq. Hillebrand I. F 202g. Gorthe 
W. Bd. IV. p. 33 sq. VI p 299. XI p- 49.29, X p- 
sq. XXVI. p. 72. 395 sq. XXXII. p. 231 sq. XLV. nn 130. XLVIM. 
p- 171. 179. Jördens Bd. V. p. 345487, Sümptt. Werke. Lpzg. 174— 
1802. a I—-XXXIX. u. Suppl. 3b. I—VI. 4 A 8. Sämmtl. W. ber. 
v. 3. &. Gruber. Lpzg. 1818— 28. LIT. 8. u. 16. (Dazu Wieland's 
Selshfäilderung v. Gruber. Epag. 18:6. 12.) ebd. 1839 —40. XXXVI. 
16. (1, dazu RA en, Genius a. W. Werken. Ald Regift. zu deſſ. Gef. 

. a. Jena 

3) S. Leben v. —8 G. Leſſing. Berl. 1793. III. 8. H. Gl. Gräve, kLeſ⸗ 
fing's Lebensgeſchichte oder Leſſing als Menſch dargeſtellit. cqus 1829. 8. 
Fr. v. Schlegel, Ueber Leſſing, in feinen Char. u. Seit, Bd. I nz Ar 
u. Geiſt a. def. Schriften. Lpzg. 1804. 1810. II. Ehr. * chüt, 
Ueber Leſſing's Genie u. Schriften. Halle 1782. 8. SF. Saint, er 
Leſſings. Lpzg. 1806. 8. u. im Panth. d Deutfchen. 3b. I. €. A. Diller, 
Grinnerungen, a. ©. E. Leffing. Meiffen 1841. 8. Gl. —* Verf lingiana: 
Ppag. 1 8. Herber im Deutfh. Merc. 1781. Octbr. 3; 3-39. Gervinus 
Bo. vo p. 318 s . Hillebrand I. p. 205 sq. Sale rauınfchrweige ſchoͤne 
eitt p. 93 sq. Zörbens BdbD. III. p. 2 p- 487 a0. MRorgenbl, 
1844. or. 91 8 —* Schr. Böð. x PB 251 * XXV. 
ar Pr 106. 166. 1 1. 315. XXXT. p. 1a — Säaämmtl. dere. Berl. De 

94. XXX. 8. (Dazu: als u XXI. Lefl. Leben v. Schink. Berl. 1825. 

8.) Sämmt!l. Särift. ber. v. Fr. Schink. Berl. 18235>—28. XXX. 
12. Reue rechtm. Ausg. v. 8. Todnanın Berl. 1839—40. XII. 8. (Dazu 
Gupplem. 8». enth. Briefe an Keffing v. Pebreren Berl. 1840. 8.) Ge⸗ 
fammelte Werke. Reue rechtm. X. Lpzg. 1841. X. 16. Sämmtl W. in eis 
nem Bande. Ppza. 1841. 4. (Ledtere beid. Ausg. enth. nur e. Auswahl). 

4 ©. ®. Koͤrte, audreche Thaer, fein Kehen und Wirken als Arzt und 
Landwirth. Lpzg. 1839. (dageg. cf. G. E. Guhrauer, Leſſ. Erzieh. 
Menſcheng. krit. u, phil. —S Ber. sa. 8.) 


$. 693. 


Betrachten wir jetzt die einzelnen Bäder der Dichtkunſt ins 
nerhalb dieſer Periode, fo wird fi im eigentliden Epos nichts 
finden als Bodmer’s Wilhelm von Dranfe (1774), Roadide 
(1792), Hildebold und Wibrade (1777) x., des bekannten 
Daniel Wilhelm Triller’s aus Erfurt, Hofraths und Pros 
fefſſors der Medicin zu Wittenberg (1695 — 1782), eines bios 
Gen Reimſchmids, Sähfifher Prinzenraub!), des Oeſtreichiſchen 
Landſchaftsſecretaͤs Franz Ehrikopb von Scheyb (+ 1777) 
Therefiade?), des Saͤchſiſchen Hauptmanns Chriſtoph Otto 
Freiherrn von Schönaich aus Amtitz in der Niederlaufſith 
(geb. 1725, geſt. 1807) Arminius und Heinrich der DBogler?), 
elende platte Reimereien, obgleich ihr Verſaſſer die Frechheit hatte, 
in -feiner Aeſthetik in einer Nuß nicht blos über die Schweizer, 
fondern auch über Klopfliod als Reuerer den Stab zu brechen, 
eines gewiſſen Johaun Ehrifian Euno*) aus Berlin (geb. 
1708, gef. 1783) Rachahmung der Klopſtoch ſchen Meſſiade 





668 Deutſche Poeſie. Epos. Poet. Erzählung. Satire. 


unter gleichem Titel, und bes fon genanntn Zakartä 
Schöpfung der Höfe und Unterwerfung der gefallenen Engel 
(1760), ſowie deſſen unvollenveter Eortes (1766), die leider aud 
an feiner leidigen Gallomanie krank liegen. Auh Wieland 
ſchrieb eine Pruͤfung Abrahams (1753) und einen Cyrus 
(1759), den er aber nicht vollendete, und Kleiſt's Ciſſides 
und Pachides (1758) iR mehr poetifhe Erzählung ale Epopoe 
Was das komiſche Heldengedicht anlangt, muß vor Triller’s ſchon 
genanntem erbaͤrmlichen Burmfamen (1751), der unverbienter Weiſe 
die Ehre hatte, Gegenſchriften bervorzurufen, und vor Löwen'd 
Walpurgisnacht geradezu gewarnt werden; allein abgefehen davon, 
daß Zahariä’s vortrefflibe Dichtungen, die beflen biefed Ab⸗ 
ſchnitts ſchon oben ihre Stelle fanden, hat doch Bodmer's 
Arminius Schönaih (1756), eine Satire auf bed erwähnten 
Gottſchedianers Schoͤnaich Hermann, die aber wieder von dieſen 
ungeſchickte Sinngedichte (1755) hervorrief, mandes Huͤbſce. 
In Utzen s Gieg des Liebesgottes (1753), in des Dänifchen Zufi 
rathe Johann Jakob Duſch aus Gele (1727-85) Toppee 
und Schooßhund”), freilich ohne eigentliche Vis comica, und in des 
Regifiratore Johann Friedrich Löwen‘) aus Clausthal 
(1729— 71), welcher der Erſte war, der eine Geſchichte ded 
Deutfhen Theaters (mehr der Schaufpieler) fchrieb, im Bänke, 
fängertone gefhriebenen Romanzen findet man manches Trefflikt, 
wie denn aud des befannten Johann Chriſtoph Roſt?)) nd 
Leipzig (geb. 1717, gef. 1770), Oberfleuerfecretärd zu Dredim, 
Tänzerinnen, Borfpiel, fowie theilweiſe auch feine Schaͤfergedichte 
hierhergehören, Wäre Lepterer nur weniger, fhmuzig, fo Fönnte man 
manchen feiner Arbeiten Geſchmack abgewinnen, aber feine jdene 
Rat (Beichrelbung der Braumacht), fpäterhin ohne fein Biſſen 
ganz in Kupfer geflohen, und feinen Zeitgeiſt würde felbR ein 
Caſanova nicht auftößiger gefhrieben haben. Zur rein poetiſchen 
Erzählung gehören Gleim's Alexis und Elife (1771), 
Duſch's Tempel ver Liebe oder Andon und Themire, Wie 
land's dem Mittelalter entlehnte Eleinere Gedichte und des He 
ſiſchen Bibliothekars und Medaillendiebs zu Caſſel Rudolph 
Erich Raspers aus Hannover (1736 —04) Hermin und Guxilde 
eine Nachahmung dieſes Genres (1760)°%). Unter ven Sa⸗ 
tiritern, deren Coryphäen Rabener und Liscow mir oben 


Deutſche Poeſie. Satire. Lehrgedicht. 669 


ſchon beſprachen, müſſen jedoch auch Heinrich Gottlob’s 
von Juſtiꝰ) aus Brücken in Thüringen, Preußiſchen Berghaupt⸗ 
manns in der Mark (+ 1771), Dichterinſel, Friedrich Juſt 
Niedel' o10) aus Wiſſelbach bei Erfurt (1742 — 85) Mährchen 
vom Hute, Vorſchlag zur Abhuͤlfe des Brodmangels ꝛc., die an 
Liſceno Geiſt erinnern, Bodmer’s gerechter Momns (1780), 
worin er freilich das damalige Treiben in der Literatur etwas 
parteliſch an den Pranger ſiellt, feine Ausfälle auf Triller und 
GSottſched, die wenigfiend gerebter find als feine Angriffe auf 
die Bremer Beiträge (Bom Natürliden in Schäfergebichten, 
1746), Wieland, Gleim und Jacobi (Bon den Grafen des 
Kleinen), Haller’ 8 Wann nah der Welt (1733), und Ha⸗ 
gedorn’s, der fhon als Gymnaſtaſt zu Hamburg im Patrioten 
(St. CXD eine Satire auf die damals fo vorherrfhende Ballomanie 
ſchrieb, Gelehrter (1740) und Schwäsßer (1744), eine Rad 
ahmung der bekannten Horazifben Satire (1, 9), bier eine Stelle 
finder, gegen welde des gelehrten Profefiors Johann Jos 
achim Schwabe") zu Leipzig (1714-85) Bertheidigung 
Sottſched's, auf deſſen Theaterwuth Johann Chriſtoph 
Roſt ein recht ditteres, aber gelungenes Pamphlet, der Teufel 
an Herrn Gottſched, Kunſtrichter der Leipziger Schaubuͤhne, 
(1755) fertigte, worin er ſich, wie in feinem Vorſpiel bis zum Genie 
Boileau's erhob, gegen die Schweizer völlig mißrathen zu nen» 
nen iſt. Zahlreich iR die Zahl der Lehrgedichte; doch iſt auch 
manches Brave darunter, fo kann man doc nicht fagen, daß etwas 
Hersorragmdes oder Ausgezeichneted hier zu erwähnen wäre, 
Denn, abgefehen von Trilier’s geifllofen, bändereihen Nach⸗ 
abmımgen Brodes’, -Iafien felbft Albr. v. Haller’s Alpen 
(1729), bei fhönen inzelheiten, falt, und feine Unterſuchungen 
über den Urfprung des Uebels (1734) find proſaiſch, ebenfo 
Bodmer's kritiſche Lobgedichte. Höher flieht Chriſtian 
Friedrich Zernitz) aus Tangermünde (1717 — 45), ber 
feine moraliſchen Lehrſaͤtze in der loſen, aber kraͤftigen Manier 
des Lucrez ausſprach und hier nur im proſaiſchen Ausdruck 
den Schüler Gottſched's verraͤth, während feine Schaͤfergedichte 
wenig mehr als trivfale Reimereien find, ſowie von Cronmegk, def 
fer Einfamlcten, ein doppeltes Lehrgedicht, Stadtleben, Ein 





670 Deutſche Poeſie. Lehrgedicht. 


ladung aufs Land und Glück der Thorn Hagedorn's Ber 
fen (1741), Glückſeliglkeit (1743) und Freundſchaft (1748) 
nicht nachſtehen. Auch Pyra bat ein ſehr huͤbſches didactiſch 
Talent in feinem Tempel der Dichtkunſt an den Tag geleg 
und wer fennt nit ®ellert’6 Menſchenfreund und Freund 
fbaft, Bebichte, die, wenn, fie auch nicht gerade dichteriſchen Ge 
nius verrathen, doch fon wegen der ehrenwerthen Befinnum 
ihres Verfaſſers nit vergefien werden dürfen? Käfner hat 
ſich auch in diefem Wache verfucht (3. B. Ueber die Reime, von 
den Kometen ıc.), allein er hätte befier gethan, nicht allunied 
zu unternehmen; denn ihm ‚übertrifft fon bei weitem Dufd 
in feinen Wiſſenſchafien und in feinen Verſuchen von der Ber 
nunft, Loewen in feinem Adel und Genuß. des Leben, 
Ereuz in feinen Gräbern (1760), einem vortrefflihen Gerihk, 
fowie in feinem Berfuh vom Menſchen, ja ſelbſt Upens Berub 
über die Kunſt, lets fröhlih zu fein, ragt unendlich über ihn 
hervor. Wenn Gleim in feinem rothen Bude die tieflinnige 
Myſtik des Orients nachahmen wolke, fo iſt es ibm nur ſeht 
wenig gelungen, und auch Wieland hat in der Ratur der Dinge 
oder der vollkommenen Welt (1752), im Antis Dvin (1752) und 
in dem Mufarten oder der Philoſophie der Brazien (1768) dat 
Geld des Lehrgedichtö betreten; aber fein lebendiger humorlkilde 
Character ſpielt dob immer eine fo hervorragende Rolle, If 
er den eigentliben Zweck feiner Dichtungen vergißt und ine 
ned Miſchding von Ernft und Laune verfällt, Das nun elnmil 
mit dem wahren Lehrgedichte unvereinbar find. rnfer und 
vol tiefer Reflerion iſt aber Leffing in feinen Verſuchen übe 
die Religion und die menſchliche Glüͤckſeligkeit; allein man bat bie 
feine Leitungen faR ganz vergefien, al& er in den Mund feine 
Nathan, freilib im dramatiſchen Bewande, jene Sprüche der Weisheit 
legte, welche an Tiefe fihwerlih von der vielgerühmten Weisheit 
der Braminen übertroffen werben dürften, 


1) ©. Hamb. Beitr. 3. Hifl. d. @el. Bd. II. p. 142 sq. Zörbens V. 
p- 86 sq. Poctifhe Betrachtungen über verfchiedene aus der Ratur und 
Sittenlehre hergenommenen Materien. Hamb. 1725—55. VI.8. Reue Yıfopı 
ifhe und moralifhe Fabeln in gebundener Rede. Hamb. 1740. 1750. 8 
Der Eächfifche Prinzenraub, ober der wohlverbiente Köhler, in einem Ge 
dichte fürgeftellet, in vier Büchern. Frkft. a. M. 1743. 8. Der Wurmſamen, 
ein Heldengebicht. Erſter Befang, welchem bald noch 29 andere folgen ſollen. 


Deutſche Poefie. 671 
o. D. 1751. 8. Die geprüfte Pocken -Inokulation, ein phyſ. moral. Gedicht. 
a. M. 1766. 8 
2) Therefiade. Wien 1746. 4. (f. Dllmüs. Don. Ausz. Bd.I. 142 q. 
Hi. 4 p. 749 2q.) 


38) ©. 3. 3. Schwabe d. Lorbeerkranz, w. d. Fr. v. Sch. v. d. äh. 
Phil. Fac. zu Lpzg. erh. h. Lpag. 1752. 4. Morgenbl. 1808. ur.16. Neu. 
Leipz. Litt. 3 Int. 31. 1808. ar. W. p. 306 F Joͤrdens Bd. IV. p. 607 
sq. — Dermann ober das befreite Deutfchland. Lpzg. 1751. 1753. 1760. &. 
1805. 4. Heinrich der Wogler oder die gebämpften Yunnen. Berl. 1757. 4. 
Dden, Satiren, Briefe und Nahahmungen. Lpzg. 1761. 8. 


4) Meffiade in 12 Gel. Umfterd. 1762. 8. Gedichte. Berl. 1782. 8 
Geiftlihe Lieder. Hamb. 175864. IV. 8. S. Neu. Gel. Europa. Bd. XVI. 
p- 380 sq. Meifter Char. Deutih. Dicht. Bd. IT. p. 27 sq. Meufel Lex. 
d. v. 3. 1750 verft. Deutſch. Schr. Bd. II. p. 258. Jördens V. p.838sq. 


5) ©. Hirfhing Bd. II. 1. p. 64 sq. Jördens Bb. I. BR 406 sq. 
VL p. 28 sq. Kordes, er d. Schlesw. beit. Schriftft. p. 456 2 — 
Sämmtl. Poet. Werke. Altona 1765 67. Bd. 1. u. HI. 8. Verm. Werke 
in verſch. Art. d. Dicht! Jena 1754. 8 D. Tempel db. Liebe. Hamb. u. 

. 1787. 8. Das Toppee, in f. Berm. W. Der Schooßhund. At. 
175. 


6) ©. Zörbens Bb. TIL. p. 416 F Schmid Nekr. Bb..II. p. 561 3— 
Fe dent. 1765—66. IV. 8. Romanzen. Hamb. 1762. 1769. 
. 1711. 


N Schmid Nekrol. Bd. II. p. 435 sg. u. Blogr. d. Dit. 3b. IL, 

. 412 sq. — Schäfererzählungen. Berl. 1742, 1744. 8. Die Ihöne Nacht. 

eri. 1763. 8. Das Vorfpiel, e. fat. cp. Ged. in 5 Geſ. Dresd. 1742. 4. 

Bern 1763. 4. 1772. 4. Der Teufel an Herren S. Utopien. 1755. 8. u. in 

Schmids Anth. d. Deutſch. I. p. 213 sq. u. in d. Berl. Don. Schr. 1805. 
San. p- 31 sq. Bermifchte Gedichte. o. D. 1769. 8. 


8) ©. Strieder Heff. Sel. Geſch. Bd. XI. p- 221 sq. Lemgo. Auserl. 
Bibl. Bb. 16. p. 264 sq. Hirfhing Bd. IX. 1. p. 107. 


9) Die Dichter⸗Inſel nad ihren verfchiedenen Landſchaften und den 
darin befindlichen Einwohnern fowohl, als auch derfelben Gottesbienft, 
Staats⸗ und Kriegsperfaffung unpartheiſch befchrieben benebft einem Lob⸗ 
und Heldengedichte. Epzg. u. Wittend. 1745. 3. Gcherzhafte u. fatyrifche 
Schriften. Berl. 1760—65. III. 8, 


10) Sämmtlihe Schriften. Wien 1786—87. V. 8. ©. Journ. v. u. f. 
Deutſchl. 1786. St. IV. p. 310 sq. Birfhing IX. 2. p. 270 sq, Jördens 
Bd. IV. p. 349 sq. 


11) Gritifher Sack⸗, Schreibe und Taſchen⸗Almanach auf das Jahr 
1744, geſtellt durch Chrys. Mathanasium. Winterthur (Lpzg.) 8. Voll 
eingeſchanktes Zintenfäfft eines allezeit parat feyenden Brief Secretary 2% 
Bon R. D. Vito Biaurockelio. Kuffftein 1745. 8. 


12) ©. Schmid Nett. I. p. 191 ss. Yördens V. p. 602 2q. — Vers 
fudy in moralifchen und Schaͤfergedichten. Hamb. Lpzg. 1746. 8. 


‘ 


572 Deutſche Poefie. Fabel. Poet. Epiftel. Epigramm. 


$. 694. 


Was nun die Fabel anlangt, fo hatte Triller' mit ſa 
nen Mefopifhen Yabeln- von den Säwelzern viel auöpuſtchen 
wenn aber Bodmer ſich einfallen ließ, Leffing?’ 6 vortrefflik 
Fabein zu yparodiren, weil dieſer große Gritifer feine Fabeltheori 
etwas miigenommen hatte, fo war dieß ſehr kleinlich und unge 
(hit. Da nun Johann Adolph Schlegel's und Gi. 
fete’6 Haben und Erzählungen unbedeutend, Lichtwer's 
und Willamon’6 Haben aber bereite erwähnt find, 
fo wil ih nur Gellert’S Namen nennen und bemerfen, daß 
feine Fabeln nicht blos fa in alle Europälfhe Spraden über 
fegt wurden, fondern auch noch heute in den Händen bes Bob 
kes und der Jugend find, und mögen auch einzelne henizutag 
wegen der darin ausgefprodenn Maximen (die heutigen Bauen 
von Gelenau ließen ſich Feinen mißliebigen Pfarrer aufnoͤthigen, 
und ein Amtmann von heute könnte aud nicht mehr eine Spradt 
führen wie ber Gellerr’ihe) nicht mehr paſſen, fo Liegt bed in 
allen eine fo gefunde, hausbadene Moral, daß, wer nah ihr 
lebt, nothwendig ein guter und practiſcher Menſch werben muß. 
In der poetifchen Epiſtel haben fi nicht ohne Gluͤck Johann 
Elias Schlegel, Us, Jacobi (3. B. an das Publias) 
Sleim, Wieland und befonders ber fon genannte Riedel 
(3. ®. an die Deutſchen Dichter) verfudt. Dad Epigrem 
bat nur wenig Bearbeiter gefunden, und unter dieſen bat Le’ 
fing dem uns im Martial gegebenen Muſter fih am Meißen 
genähert, obgleih Käfner, der freitih am Witzdurchfall Mitt, 
noch entſchiedeneres epigrammatiſches Talent hatte, wenn er aus 
daffelbe leider zu oft zu hämifchen Berfönlichfeiten mißbrauchte; 
Kretſchmann if allerdings weit gustwwüthiger, aber auch viel 
unbedeutende, Das dichteriſche Bemälde führt ums zu 
Igrifhen Poeſie über. Hier flieht Haller oben an, denn fen 
Alpen, wenn auch eigentlich beſchreibend, gehören ebenſo gut wie 
Kleiſt's Krühling, der aber von feinem Verfaſſer nodmald 
umgearbeitet werden follte, als berfelbe Thomſon's Jahreszeiten 
fennen gelernt hatte, diefer Gattung an, und verbienen Kleif’ 
Lob, der zu Haller am Schluffe feines Fruͤhlings fagte, er habe 


Deutſche Poefie. Satire. Lchrgedicht. 669 


ſchon befprachen, müflen jedoch auch Heinrich Gottloh’e 
von Zufi?) aus Brüden in Thüringen, Preubiſchen Berghaupt⸗ 
manns in der Mark (+ 1771), Dichterinſel, Fried rich Zur 
Niedel'sio) aus Wiſſelbach bei Erfurt (174285) Mährchen 
vom Hute, Vorfhlag zur Abhülfe des Brodmangels ıc., die an 
Liscow's Geiſt erinnern, Bodmer’s gerehter Momns (1780), 
worte er freilih das damalige Treiben in der Literatur etwas 
partetifb an den Pranger ſiellt, feine Ausfälle auf Triller und 
Gottſched, die wenigſtens gerechter find als feine Angriffe auf 
die Bremer Beiträge (Bom Ratürliden in Schaͤfergedichten, 
1746), Wieland, Gleim und Jacobi (Bon den Grazien des 
Kleinen), Haller’s Mann nad ver Welt (17833), und Has 
gedorn’s, der fhon als Gymnaſtaſt zu Hamburg im Patrioten 
(St, CXD eine Satire auf die damals fo vorherrichende Ballomante 
ſchrieb, Gelehrter (1740) und Schwäßer (1744), eine Rad» 
ahmung der befannten Horazifden Satire (1, 9), bier eine Stelle 
finden, gegen welde des gelehrten Profeflors Johann Jo⸗ 
achtm Schwabe") zu Leipzig (1714—85) Vertheidigung 
Gottſched's, auf defien Theaterwuth Johann Chriſtoph 
Nof ein recht bittered, aber gelungenes Pamphlet, der Teufel 
an Herrn Gottſched, Kunftrihter der Leipziger Schaubühne,- 
(1755) fertigte, worin er fi, wie in feinem Vorſpiel bis zum Genie 
Boileau's erhob, gegen die Schweizer völlig mißrathen zu nen» 
nen iſt. Zahlreich iR die Zahl der Lehrgedichte; doch iR auch 
mandhed Brave darunter, fo fann mandod nicht fagen, daß etwas 
Hervorragende oder Ausgezeichneted bier zu erwähnen wäre. 
Denn, abgefehen von Triller’s geifllofen, bändereihen Nach⸗ 
abmungen Brodes’, lafſen ſelbſt Albr. v. Haller’s Alpen 
(1729), bei fhönen Ginzelheiten, kalt, und feine Unterſuchungen 
über ben Urfprung des Uebels (1734) find proſaiſch, ebenfo 
Bodmer’s kritiſche Lobgedichte. Höher ſteht Ehrifian 
Friedrich Zernitzz) aus Tangermünde (1717—45), der 
feine moraliſchen Lehrfäpe in der lofen, aber kraͤftigen Manier 
des Lucrez ausſprach und hier nur im proſaiſchen Ausdruck 
den Schüler Gottfched's verraͤth, während feine Schaͤfergedichte 
wenig mehr als triviale Reimereien find, ſowie von Cronmegk, deſ⸗ 
fen Einfamfcten, ein doppeltes Lehrgedicht, Stadtleben, Ein⸗ 


674 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


Was nun’ die eigentliche Lyrik anlangt, fo haben zwar in der 


Dve Lange, Uz und Eramer Einiges geleiftet, allein form 
vollendet und eritifh rein flofien fie er aus Ramler’ 6 ce; 
dann nahm ſich Klopſtock dieſes Genres an, und mi 


ver ihm allein eigenen hohen Phantafie und jener wahrhaft gt 


lien Begeifterung fang er jene erhebenden Gefänge, welche ihe 


die Unfterblichfeit verfchafften, und erfand nicht blos Ih 


neue Metra, fondern wußte auch die der Alten fo nadyubihe, 
wie Keiner vor odernady ihm. Reffing und Johann Abolpt 
Schlegel übten zwar dieſes Genre aud, allein erſterer fi 
(don dadurd, daß er uns vier am fich critiich vortrefflide En 
würfe zu Oden in Proſa Hinterließ, gezeigt, daß er fein geb 
ner Odendichter war, fonft hätte er ja diefe nicht nöthig gehatt 
und lepterer bietet nur einzelne Schönheiten. Willamov Mi 
duch feine Ditbyramben, bie übrigens, wenn man die Schwieriz 
feiten betrachtet, mit denen er zu kaͤmpfen hatte, allen Anfprüda 
genügen, nur bewiefen, wie biefe Form der Poefie für unſen 
Sprache etwas Unmöglies if. Die Nachahmer von Klopkodt 
verunglücter Bardenpoefie endlich wollen wir hier mit Stillſcweiga 
übergehen. Unter den Elegikern deſſelben Abſchnitts iR die 


Genre auch faſt durdgängig als gelungen anzufeben, w* 
Canitzens (einzige) Elegie auf den Tod feiner Doris, Hal’ 
ler’8 Oben auf Marianens Krankheit und Tod und aufEit: 
Bodmer’s Elegie auf diefelbe Mariane, und endlich Klod⸗ 
ſtock's elegiich gehaltene Oden (z. B. an Fanny, die frühe 
Gräber, die Barden x.) Gleim hat auch hierin nichts De 
ſonderes geleitet; Dagegen iſ Ramler’ 8 Elegie auf ben IM 
des Prinzen Heinrich von Preußen befannt genug, und ber el! 
Gellert bat. durch feinen Tod drei fehr gelungene höchſt gefühl 
volle Trauerelegieen von Selten, Gramer’s, Weiße’: m 
Denis’ hervorgerufen. Als Gantatenbichter trat auch Johan 
Elias Schlegel auf, allein nur Ramler gelang «6, au 
diefer ungefidten Form etwas Claſſtſches zu maden; man kit 
nur feinen Pygmallon und fein freilich nicht ganz origineled 
Hleranderfefl. Als heitere Liederdichter verdienen bier eine Stelle 
Zachariä, Gifefe, Uz, Leffing, Sötz, Löwen, Crones! 





Auswahl nicht groß, aber dafür find die Verſuche in bin 








Deueſche Poeſie. Idylle. 673 


ſich die Pfeiler des Himmels, die Alpen, die er befungen, au 
Ehrenfäulen gemacht, vollkommen. Geßner's Naht (1750), 
in Proſa, hat alle Fehler und Mängel, die man an feinen 
Idyllen rügt, Duſchen s Schilderungen aus dem Reiche der. Ras 
tur und Sittenlehre (1757) hat ein Critiker in den Literaturs 
briefen (II. S. 319. 371) mit Recht für einen unzuſammen⸗ 
hängenden Cento aus Pope, Thomfon, Young, Haller, Kleiſt 
und vielen Andern erklärt, und Zachariaͤ's Tageseiten (1755), 
fowie fein Tempel des Friedens (1756) und Tayti oder Die glüdliche 
Inſel find fhwah (1777), fo daß die allerdings in Profa abs 
gefaßten Schilderungen Hans Wilhelm’s von Gerſten⸗ 
berg, der Abend, der Tabak, die Hochzeit des Bacchus und 
der Venus ıc., weit gelungener zu nennen find. Unter ben 
Idyllendichtern dieſes Abſchnittes muͤſſen allerbinge vie 
und bereitd bekannten Johann Nicolaus Gotz, Con⸗ 
rad Arnold Schmid und der frühverſtorbene Chriſtian 
Friedrich Zernitz, der beſonders als Nachahmer der 
Griechen wenigſtens eine richtige Idee von dem Weſen die⸗ 
fer Dichtart hatte, genannt werden, allein eigentlichen Guropäs 
hen Ruf erlangte nur Geßner mit feinen fa in alle le 
bende Spraden überfebten Idyllen, deren hoͤchſt harmoniſch⸗ 
melodiöfe Profa viele ſchlechte Neimereien aufwiegt. Genannt 
zu werben verdient aud fein letzter Schiffer, fowie fein Schäfers 
roman Daphnis, in welchem er aber die Klippen ebenfall nicht vers 
mieden bat, an denen fchon fo Biele, welche fih in diefem Genre 
verſuchten, gefeeitert find. Unter Kleiſt's idyllenartigen Er⸗ 
zaͤhlungen iſt der elegiſch gehaltene Amynt die beruͤhmteſte, die 
beſte aber ſeine Fiſcheridylle Irin, obwohl auch ſein Miron und 
ſeine Iris hier erwaͤhnt werden muͤſſen, weil er darin zuerſt die dia⸗ 
logiſche Form waͤhlte. Koͤnnte man endlich Roſt's 24 Schaͤ⸗ 
fergedichte, welche größtentheild locale, temporelle und ſatiriſche 
Anſpielungen enthalten, jetzt noch verſtthen, folglich auch richtig 
wuͤrdigen, ſo wuͤrden die großen Fehler, die ſie wie ſeine uͤbrigen 
Werte haben, vor der naiven Schalkheit, dem. wigigen Humor 
und dem allerliebfien, ungezierten Verobau, der fie auszeichnet, 
verfchwinden. 

Gräfe, Handb. d. Literãrgeſchichte. III. 43 





676 Deutfche Poeſie. Kirchenlied. 


—-1769), der größte Liederdichter nach Gerhard und wahrhaft 
geiftreiher Volksdichter, dann Magdalena Sibylla Rie 
ger(in?), die Toter des ebengenannten Weißenſee aus Mau 
bronn (1707— 86), die nur zuweilen etwas zu myſtiſch⸗ſuͤßlld 
wird, der berühmte Publiciſt Johann Jacob vonMofer") 
der die meiften und beflen feiner geiftlihen @efänge (über 1200) 
als Staatögefangener zu Hohentwiel dichtete, und der heftige 
Braufelopf, der Generalmajor Philipp Friedrich Rieger") 
aus Stuttgart (1723 — 82), durd feine jahrelangen Leiden alt 
Sefangener auf Hohentwiel wohlbefannt. Wie viel übrigens 
aud noch von Andern gedichtet wurde, geht ſchon aus der gr" 
Gen Anzahl der Würtemberger Geſangbuͤcher während dieſer Jeil 
hervor, welde von 1664—1732 beinahe die Zahl funfig 
erreichte"). Eine dritte Dichterſchule dieſer Periode bilden die 
Sänger der Herrnhuter oder Maͤhriſchen Brüdergemeinde, dem 
Lieder größtentheild in das Geſangbuch derfelben (1734) über 
gegangen find und an deren Epipe ver berühmte Stifter der 
felben, Graf Nicolaus Ludwig von Zinzendorf"”) aus 
Dresden (1700-1760), ein Außerfi fruchtbarer (er verfaßte 
über 2000 Lieder), aber oft nur zu überfpannter Gefuͤhlsdichte,, 
nieht, deffen Leben der Berfolgungen wegen, die er auszufichen hatte, 
ziemlich merkwuͤrdig if. Seine Lieder drehen ſich faſt alle um dk 
Idee einer wahren Gemeinſchaft mit Chrifto, dem Gefreuggfet. 
der Brüder unter fih und des Mittleramts des Heil. Gerd 
und flehen eigentlih denen feines Sohnes Chriſt ian Rt 
natus aus Hermhut (1727 —52) nah. Endlich if ned 
die jenen oben erwähnten Schulen entgegengefegte Oppofition® 
partet der Orthodoxen zu erwähnen, auf welche, obgleih fie eigen! 
lich Feinde der Pietiften, wenighens der füngem Halliſchen Scule, 
waren, jedoch legtere nichtsdeſtoweniger einen bedeutenden Einfluß 
ausübten, fo daß fie eigentlich nur eine Vermittlung zwiſchen Sub 
jecttoität und Objectioität zu Wege braten. Dadurch nahem 
fie aber wieder eine falle Richtung, weil fie (3. B. I% 
bann Adam Xehmus") aus Rothenburg an der Tauber 
[1707— 88], wo er auch Superintendent war), ſich einfallen ließen 
über alle mögliche einzelne Glaubenslehren und Säge bes chriß⸗ 
li proteſtantiſchen Lchrbegriffs Lieder zu dichten. Ohne mid 





Deufpe Porfe. Kirchenlied. 675 


und befonders Ehriftian Felix Weiße mit feinen Amazonen » 
und Kinderliedern, Gerfienberg mit feinen nieblichen 
Zändeleien, der von Gottſched unterflüßte Naturdichter Gott 
lieb Fuchs!) and Lepperöborf (1722—99), und der Som 
derling Johann Joachtn Ewald?) aus Spandau (1727 
—67) mit ihren Liedern, fowie endlih Ludwig Friedrich 
Lenz’) (1717 —80) mit feinen Gefängen für Freimaurer, 
den erſten diefer Art in Deutfchland. 

Das geiflihe Lied hat dagegen einige vorzüglide Dichter 
auſzuweiſen. Ich will jedoch nicht fagen, daß hierher die myſtiſchen 
Supernaturalifien der jüngern Halliigen Schule (1720 — 1740), 
- Carl Heinrich von Bojatzky aus Jankowe in Nieder: 
fälefen (1690— 1774), der Berfafler des befannten Guͤldnen 
Shapfäßleind, Dr. Johann Jakob Rambad’) aus Halle 
(1693 —1735), zulegt Profeflor zu Gießen, und der Verfaſſer 
des Bunzlaur Catechismus Eruſt Gottlieb Wolters. 
dorf‘) aus Friedricbsfelde bei Berlin (1725—61), der fi 
befonderd nad) den Berfafiern ber befannten Cöthner Lieber, 
welche der Hofprediger Johann Ludwig Conrad Allen» 
dorf’) aus Josbach bei Marburg (1695 —1773) und Leo» 
pold Franz Friedrih Lehr?) aus Kronenberg bei Frank. 
furt a. M. (1709 — 44), Diaconus zu Eöihen, gedichtet hatten, 
bildete, allein gehören. Jene nämlich find auch Die bedeutendften Häup- 
ter diefer Schule, aber wichtiger if noch die Würtemberger Dich⸗ 
terſchule, welche, ald ein reinerer Pietismus befonderd durch den 
Einfluß Spener's entfanden war, fih mit den Halifhen My⸗ 
ſtilern in -Berbindung fehte und ihre Hauptflübe in. dem Präs 
Iaten von Alpirebah Dr. Johann Albrecht Bengel?) aus 
Winnenden (1687—1752), der jedoch nur 10 Lieber dichtete, 
fand, weil diefer, von Franke felbR gebilvet, eine fürmliche Schule 
aͤhnlich denfender Männer heranzog. Die beveutendflen Dichter 
dieſes Kreiſes find aber Dr. Johann Reinhard Hedinger’) 
aus Stuttgart (1664— 1704), Probſt zu Herbrechtingen, Phi⸗ 
lipp Heinrich Weißenfee‘) aus Bichberg (1697-1767), 
Probſt zu Dentendorf, der Thomas a Kempis Nachfolge Ehrift in 
wohllautende Verſe brachte, der Bfarrer zu Steinheim Philipp 
Friedrich Hiller") aus Mühlhaufen an der En; (1699 

43 


678 Deutſche Poefie- Geiftliches Lied. 


O 5) G. D. Büttner, Lebensb. N. %p 7 1787. II. u. 8. — Poetiſche 
Feſtgebanken. Jena 1726. IV. A. 8. Geiſtiiche Poeſieen. Gießen 1735. II. 8 


6) Die evangelifhen Pfalmen. Cöthen 1751—52. II. 8. 8. Neu. 4 
u. m. d. Verf. Lebensl. gemehrt v. G. F. Schneider. Dresb. II.A. 18428 


7) Coͤthniſche Fieder. Cöthen 1723. Koͤnigsb. 1746. 8. (Stimmen au 
3fon.) Stargarb 1740. 8. 


8) Leb. u. Lieber. &. v. G. G. ©iefen. Epgs. 3746. 8. u. in d. Kicker 
berg. Samml. nügl. Mater. Ih. I. St. V.. 


98.3.9. 2. Leb. v. 3. Chr. F. Burf. Stuttg. 1837. IL U. 8 


10) S. Knapp, Chriſtoterpe 1836. p. 269-330. Weel Lebensbeſcht 
I. p. 380 sq. u. Anal. hymn. II, p. 259 sq. Strieder Bd. V. p. HM 
sq. — Anbächtiger Herzensklang in dem innerften Heiligthum Sottes. . 
1700. 1705. 1713. 8. Paffionsfpiegel. Stuttg. 1702.1716.8. Befang: um 
Gedetbuch fammt Lebensregeln. ebd. 1700. 8. 


11) S. M. Syb. Riegerin Geiftl. u. mor. Geb, IT. Samml. 1746. 8. 
Anhang. Detingere Selbſtbiogr. her. v. Hamberger. Stuttg. 1835. 8. Pre 
giger Gottgeh. Poef. 1777. p. 280 sq. 


19) ©. Knapp, Shriftoterpe 1842. Koch Bd. I. p. 314 sq. — Pat 
diesgärtlein geiftliher Gebete in Liedern. Nürnb. 172931. 4. übin 
1744. 8. Geiftliches Liederkäftlein. ebd. 1762—67. II. 8. Geiſtliche Lieder } 
erft. M. gef. n. d. Abr. f. Leb. v. Ehmann. Reutling. 1844. 8. 


13) Verſuch einiger geiftl. u. moral. Gedichte in d. Drud geg. & D. 
W. Triller. Frkft. 1743. 8. Neue Sammt. Gtuttg. 1746. 8. 


14) ©. Leb. 3.3. M. v. ihm f. beſchr. Stuttg. 1777. 8. 8. Fr. Lid⸗ 
berhofe, Züge a. d. deb. 3. 3. M. Heibelb. 1843. 8. Koch Bd. L p. 3% 
sg. — Funfzig geiftliche Lieder. Tübing. 1732. 8. Sammung von fünf un 
vierzig Krantentiebern. ebd. 1757. 8. Gefammelte Lieder, fo zum Theil fd 


vormals gedrudt, zum Theil aber bis noch ebr. geweſen. GStech 
1766-67 8 9 der ungen. geweſ 


15) S. Schiller, Das Spiel d. Schidfals, in f. Ki. Prof. Chr 
Br. I. p. 563 sq. (8. Bd. XI.) Paulus im Sophronizon 1824. HT. 
P- 1-9. 9— 16. 17-2. 9. V. p. 3152. Hoch Würtemb. Denke. 18. 
0 1. P. 41—52. Koch Bd. I. P⸗ 335 sq. 


16) ©. Koh Bd. I. p. 342-355. 


17) ©. Spangenberg, Das Leb, d. Gr. v.3. Barby 1771. aq, YORE. 
8. v9. Schrautenbadh, nn. a. d. Er. v. 8. 1828. 8. Knapp, Leben? 

d. Er. v. 3. in deſſ. Samml. f. Geb. 3 W. Verbed, Biogr. Er. v. 3. 
Gnadau 1845. 8. Varnhagen v. Enſe, deb. d. Gr. v. 3. Berl. 1825. & 
u. in ſ. Denkw. ®b. V. Turioſitaͤten. VII. 6. p. 490 sg, Seifiihe Se: 
bite d. ©. v. 3. gef. u. gefichtet v. A. Knapp. Btutt 1845. 8. Deutfät 
Geb. Fröft. u. Bpig. 1735. I. Yarbp 1766. 8. 


18) Davids Pſalter nach dem Geifte oder neues, volftändiges, chriß⸗ 
evangelifches Geſangbuch. Rothenb. 1762. 8. Jeſus in mehr als 100 Liedern 
a. alle Sonne, Weft, und Feiertage, ebd. 1776. 8. Jeſus in 365 Oden bi. 


u. angebetet. ebd. 1772. 8. 


19) ©. Wetel Anal. hymn. I. 6; p. 44 aq. Seiſtliche und weltlice 
Porfieen. Zena 7-16. 11. 8 P * inu 


20) ©. Götter Gel. Europa, Bd. II, p. 289 2q. Wehel Lebensbeiät- 








- Deutſche Poefie. Theater. 679 


B». IL. p. 83 Dannöv. Mag. 1768. p. 84. Sluge Hymuopocegr. 
Siles. Dec. Il. 1 52. p. 158 Zille in Illgen Theol. 
1844. Sb. I. p. 141-156. ®. & ürgenfen, B 3% en E Fl Fra 


v. ihm. Schlesw. 1826. 8, Hoffmann v. — e. —— u. B. 
Ehmolk. Bresl. 1833. 8. u. in f. Spenden 3. D. Lit. Geſch. 3b. IL. p. 
73—114. — Heilige Flammen der hinmmliſch gefinnten Geele in, 50 Arien. 
Gtriegau 1704., 12. II. mit 50 Lieb. verm, A. ebd. 1705. 12. III. m. 40 
Lied. verm. A. ebd. 1706. 12. Lufliger Sabbath in der Stille zu Zion. 
Jauer 1712 (1710. 1744.) 12. Das in gebundenen Geufzern mit Gott ver: 
bundene anbächtige Herz. Bresl. u. Liegn. 1715. 12. Eines andächtigen Her⸗ 
ms Schmud und Aſche. ebd. 1716. 1717. 12. Geiſtlicher Wanberftab des 
iemitifchen Pilgeims. Schweibn. u. Jauer 1718. 12. Eines anbächtigen 
heilige Andachtsflammen. Bub. 1717. 12: Ereudenöl in Traurige 
t. Bresl. u. Liegn. 1720. 12. Gaitenfpiel des Herzens am Tage bes Herrn 
ebd. 17%. 12. Andaͤchtiger Herzen Beth Altar zur allerheil eifaltigkeit. 
Hirſchb. 1720. 12. Schöne Kleider für einen betrübten Geift. Bresl. 1725. 
12. Geiftliher Pechweihrauch. Strieg. 1706. 12. Rofen nad) ben Dornen. 
Sauer 1714. 12. Mara und anna. Bresl. u. Liegn. 1715. 12. Bochim u 
Glim. ebd. 1724. 8. Klagen unb Reigen. ebd. 1725. 8. Saͤmmtliche Groß: 
u. Geiftreihe Schriften a u a ort. dv. d. Autoris Leb. u. Schrift. 
verf. Zübing. 1740. I 


$. 695. 


Was das Deutiche Theater in dieſem Abſchnitte anlangt, 
fo iR bereits darauf aufmerkffam gemacht worden, daß dafielbe 
durch Gottſched!) eine völlige Ummälung erfuhr. Er hatte 
nämlich nicht ohne feines Gefühl gemerkt, daß mit den bi6- 
berigen Undingen von Staatsactionen und Handwurfliaden nichts 
anfangen fei, und fand, indem er bie Franzoſen, wie im Trauer» 
fplel einen Corneille, Racine, Pradin x., im Luſtſpiel einen 
Dedtouches (von WMoliere nahm er nur die ernfiern Saden zu 
Suoden an), De La Chauſſee x. ſtudierte, daß, wenn 
ſeine Landsleute nicht Driginale fein Tönnten, fie doch wenig, 
Rens im Stande fein müßten, fi nad jemen zu bilden. Nun 
fam die bekannte Friederike Caroline Reuberlin)?) 
aus Zwidau (1700-—68) an der Spike einer Schaufpieler: 
gefellihaft nad Leipzig (1728), und Gottſched, ſtatt fi wie 
andere Gelehrte von dem Schaufpielerflande und Tchenterbefuche 
gleich einem Contumazhauſe aͤngſilich zurüdzugiehen, bot ſich ihr 
zum Beſchützer, Grütifer und Dramaturgen an umd überzeugte 
fie bald, daB man an die Stelle den jetzt auf dem Repertoir 
befindiden Stüde die Kunftwerfe der Franzoſen ıc. fehen müͤſſe, 
und um den Bruch mit dem alten Schienbrian ganı unheilbar 
zu maden, ließ er den Harlefin (1737) öffentlih von ihr auf 


680 Deutfche Poefie. Theater. 


der Bühne verbrennen’), nachdem er bereitö fräher (1728) den 
Regulus des Pradon ald das erſte kunfimäßige Trauerfplel haur 
aufführen laffen. Er ſchrieb auch felb eine Art von M 
flertrauerfpiel, der flerbende Cato genannt, ein langweiligt, 
aufgewärmtes Geridt von Addiſon's und Deschamps' Arbdia, 
das aber, theils weil es gegen die Erbaͤrmlichkeit der biöheriga 
dem Publicum vorgeführten Stüde immer nod auf das Ber 
theilhafteſte abſtach, theild durch das trefflihe Spiel der Haut 
f&aufpieler zu einem Eafimflüd ward, bis 1756 im Drud 10 
Auflagen erlebte und fpäter auch recht gut parodirt ward, Epoche machlt. 
Außerdem ließ er noch eine Schaubühne, nad den Megeln de 
alten Griechen und Römer eingerichtet, erſcheinen (174183). 
deren ſechs Bände aber nicht bloß Franzoͤſiſche Mufter, fonden 
auch Arbeiten von ihm, feiner Frau und mehreren fen 
Schüler, ſowie Bearbeitungen Holbergifcher Lufifpiele m 
bielt, die weſentlich auf die Geflaltung des Deutſchen Lu 
fpiels einwirkten. Mittlerweile hatte ſich fein freunditaft 
liches Verhaͤliniß mit der Reuberin, die er förmlich tyram 
nifirte, aufgelöfl, und als er aus Rade, weil fie nidt mir 
auf ihn hören wollte, fie überall anfbwärzte und herabiehl, 
fo brachte fie ihn als Carricatur in einem befonders von ihr wer: 
faßten Borfpiele, der allerkoſtbarſte Schatz (1741), als Fat 
auf die Bühne, und num war es mit feiner allgewaltigen Hew 
ſchaft zu Ende Da er nebenbei in den befannten Streu m 
Bodmer gerathen war und ſich trog feiner unerträglicen Ir 
maßung Bloͤßen genug gab, fo begannen auch feine Lehr 
Fünger an feiner Unfehlbartelt zu zweifeln und felbfändiger zu 
werden. Mit der Einführung Shakſpere's und mit dem Huf: 
treten Leſſing's gerieth er endlich bald in eine ebenfo groß 
Bergefienheit, ala vorher feine Berühmtheit geweſen war. 
Unter jenen auf eigenen When ſtehenden jüngeren Leipiize 
Dramatitern iR unfreitig Johann Elias Schlegel ber be 
deutendſte, deſſen Canut für feine Zeit gelungen zu nennen mal, 
und befonder8 in Folge des befannten Echhof trefflichen 
Spiels öftere Wiederholungen erfuhr, während vielleicht feine 
oft genebenen Lufifpiele, 3.8. der Mäßiggänger und die flumm 
Schönheit, welche Leffing in der Hamburger Dramaturglt 
(St.13. Vd. VII. p. 59) „unfer befled ĩomiſches Originaltußfpiel" 


Deutſche Poeſie. Iheater. 881 


nannte, höher Rehen. Gellert Heferte in den zärtlihen Schwe⸗ 
ſtern das erſte Deutſche rührende Luftfpiel, und feine Betfchweher, 
feine kranke Frau und fein Roos in der Lotterie, in denen mandıe 
Derdheitn (3. DB. von der Mutterbeſchwerde 2c.) vorkommen, 
weile die Zeit entſchuldigen, find voll der heiterfien Laune und 
felbft voll guter Characteriſtik, aber ohue eigentliches dramatiſches 
Genie, und ed „orgont” fi etwad zu viel darin. inter ben 
Uebrigen iſt der ſchon genannte Genrict oder Picander*) 
ein ganz niedriger, pöbelhafter Pobenreißer, wie fein Grfänfer 
und feine Weiberprobe beweifen, wogegen ſich Johann Chr iſt⸗ 
tan Krüger?) aus Berlin (1722—50), anfangs (liederlicher ?) 
Student der Theologie, dann Schaufpieler, nad) Moliere gebildet 
hatte und großed komiſches Talent befaß, das er leider auch 
zum Gemeinen mißbraudte; aber Bühneneffecte wußte Lebterer 
lets zu erzielen (3. B. in feinen Landgeiflihen und Candidaten, 
fein Herzog Michel, der das meifte Gluͤck machte, gehört ihm dage⸗ 
gen nur der Form nad an), und wenn es felbf auf Koſten 
feiner früheren Eollegen geſchehen mußte. Endlich iſt noch der 
fhon erwähnte Schauſpieldirecter Zofepb Anton Stra 
nitzkys) aus der Nähe von Schweidnig (um 1680— 1727), 
ber feit 1708 zu Wien fein Welen mit größtentheild ers 
temporirten gemeins niedrigen Poflen (Hanne Wurf) trieb, zu 
erwähnen. Auch im Schaufpiel warb Einiges geleiftet, denn 
ohne mich bei den verunglüdten Berfuhen Bodmer’8 und einigen 
biechergehörigen Arbeiten der Frau Gottſched aufzuhalten, be- 
merke ich nur, daß Gellert?’s Sylvia, wie alle derartigen 
Stüde, in rest fließenden Herametern gefchrieben iR und ber 
ihm eigenen fhalfhaften Laune ebenfalls nicht ermangelt, daß 
Roſt's Doris und Berfledter Hammel um nichts weniger ſchmuzig 
als feine andern ſchon genannten Gedichte find, aber damals 
recht gut unterhalten haben mögen, wo man ein Zötden in 
Ehren vertragen konnte, daß endlih Bleim’s Blöder Schäfer 
wie alle Erzeugniſſe dieſes Dichter des eigentlichen Genius _ 
ermangelt, aber ausgezeichnet gut durdhgearbeitet und Rylifiet, 
auch viel anfändiger und feiner gehalten IR ale alle aͤhn⸗ 
fihe gleichzeitige Arbeiten, und mit Recht allen fpätern 
derartigen Leitungen zum Muſter dienen Konnte. In der . 
Dper gab zuerſt Johannes Adolph Scheibe au 


682 Deutſche Poefie. Theater. 


Leipzig (1708 — 76), ſpater Daniſcher Kapellmeiſter zu * 
hagen, in feiner Thusnelda (1748) neben einer Theorie übe 

das Weſen des guten Singipield ein vernünftiges ernſtes Sin 
fpiel und eine Art komiſch⸗politiſches Gelegenheitsſtuͤck mit Chor, 
worin fi eine Achte Deutſche Gefinnung über die Verhaͤlmiſe 
des Spaniſchen Erbfolgekriegs ausläßt, wo aber auch bei jede 
Trauerbotichaft, die Ludwig XIV. ıc. erhält’), derſelbe fpeit und 
altemal eine Stadt oder ein Land ausbricht, könnte ſelbſt für 
eine nicht ganz mißlungene grotesk⸗komiſche Oper gelten. 


©. Prug Vorlef. p. 29 5 elbig in b. Bit. lit. Unteh. 
1844. De 186—188. Seroinus * 50. 11 110 ' 


2) Reinhardt Theaterkalender 1777. . 78-84. hör Sa} d 
keipz. Theat. p. 44 29. Schüg, Geld. d. Famb. Theat. p. 209 2q. 
vinus Bd. III. p. 474. IV. p. #2 sg. D. ®. Mayer; eben u. zum 
der weitberüdhtigten Frau Neuberin. Zwidau 1744. II. 4 R. Roos, Yuntt 
Steine (Lpzg. 1821.) Bd. I. p. 117 2q. . 


3), fer, Harlekin ob. d. Grotesk Komifche, Hamb. 1761. 8. Brem. 
1777. 8. Lit. Br. Th. XU. p. 306. 327 uq. Leſſing Hamb. Dian, Bl. 
18. W. Ss. XXIY. p. 130 sq. (f. a. ee Geſch. Grot. K. p. 14784. 
u. Geſch. d. Kom. Lit. I. p. Meaq.) Weber, Demokritus Bd. XI. p. IM 
uq. zeigen dagegen, wie ber Hanswurſt immer blieb u, bleiben wird. 


4) Teutſche Schaufpiele. pzg. 1726. 8, 


5) Poetifhe und Theatraliſche Schriften ber. > Löwen. Lpzg. 1768, 8 
(Dazu: "Die Geiftlihen auf dem Lande, Frkft. u. Lpzg. 1743. 1744. 8.) ©. 
Zördens Bb. IH. p. 117. VI. p. 447. nn Net. Bd. I. p. 266 29. 


6) ©. Nicolai Reiſebeſchr. Bd. IV. p, 567 Kr. So, Dorf. u. & 

Bd. II. p. 279 sq. Fr. Graͤffer, Hiftor. unterlei. Brünn 1824. 8. — Du 

Potrida des durchgetriebenen Zuhsmundi. 0. D. 1722. 41728. 8. Yaul 
Wurft. Gebr. in dief. Jahr. 4. Pingenthal 1787. 8. 


7) Dee vom Pring Eugenio und Duc de Marlborough mit! 
Ludovicus der XIV. König in Frankreich. o. O. u. J. 4. ſ. Kehrein Dion 
Poeſ. I. p. 251 sq. 


$. 696. 


Mochte num aber au Gottſched erfannt haben, dab 
das Deutihe Theater einer entſchiedenen Reform beduͤrfe, fo wat 
er doch freilich nicht der Mann, biefelbe durchzufuͤhren, weil es 
ihm an eigentlichem Genie fehlte und feine pebantifche, eimgebil 
dete Schulweisheit fih nur bei Neußerlichkeiten aufhielt, ohne 
den eigentlichen Krebéſchaden mit der Wurzel audzufcelden. 
Dieb war dem großen Leffing") vorbehalten, der zuerft dad Wo 
fen des Schönen und die Idee der Kunſt beflimmte und burd 
eigene Muflerarbeiten die Wusführung berfelben nachwies. Es MR 











Deutſche Poefle. Theater. 683 


bereitö bemerkt worden, daß Leſſing's | Gtubenienaufenihalt 
zu Leipzig, wo bie Truppen der Neuberlin) und Schönemann’s 
mit einander wettciferten, ungemein auf feine Richtung für das 
Dramattfche einwirkte, und er gewiſſermaßen feine eigentlichen Brot» 
Rudim an den Nagel hing, um fih ganz diefer Neigung bins 
geben zu konnen. Er fchrieb daher bald für das Theater, und 
fo unbedeutend der Kunſwerth feiner früheren Städe if, fo fanden 
diefelben (3. B. der junge Gelehrte 1747) doch eine fehr gün- 
flige Aufnahme. Nun ging er nad Berlin, wo er mit Mylius 
zufammen die Beiträge zur Hiforie und Aufnahme des Theaters, 
eine Art Einleitung zu einer Geſchichte und Critik deſſelben, 
fhrieb, und feine Sara Sampſon, das erfte bürgerlide Schau⸗ 
fpiel der Deutſchen, vollendete und (1755) aufführen lieh. Mit 
diefem trat eine förmlihe Revolution des Theater ein; benn 
nachdem er die kernige, einfahe Proſa dem hergebraditen Alexan⸗ 
driner fubfituirt und Leute aus dem bürgerlidden Leben und 
Mittelftande Ratt der bisher unabänderlih nothwendigen Fürs 
len und Helden eingeführt hatte, betrachtete man e8 überall als das 
Mufter eines Deutſchen Nationaldramas, und fomit mußte ihm 
das heroiſche Trauerfpiel weichen. ine anderweitige entfchiedene 
Reform, womit der bisher vorherrichende Franzoͤſiſche Geſchmack 
ganz entfhieden in den Hintergrund gedrängt ward, beftand darin, 
daß Leffing durd eine Reihe von Auffäpen gegen Gottfcheb 
nachwies, was Shaffpere für ein Meier in der bramatifchen 
Kun und, wie ſchimpflich es ſei, diefen Dichter nicht zu kennen 
oder gar zu verfegern, und wie ſich jeder Gebildete befireben müffe 
feine Schönheiten kennen zu Jernen?). Bald darauf erſchien 
feine Minna von Barnhelm (1767), eigentlih ein Familienluſt⸗ 
fptel, in Betracht der Zeit feines Erfcheinend aber (des fiebenjährigen 
Kriege), ein politiſches Preußiſch⸗patriotiſches Luſtſpiel, und dieſes 
"ar nach Goethe's Urtheil „die erſte aus dem bedeutenden Leben 
gegriffene Theaterproduction von ſpezifiſch⸗ temporärem Gehalt.” 
Ein Beweis des Erfolgs, den das Stüd hatte, iſt der, daß es 
in Hamburg vom 21. März bis Ende April 30 Male bei 
vollem Haufe gegeben warb. Als nun mittlerweile in Hamburg 
von’ Privatperfonen ein Theater gegründet ward (176667), 
rief man Leffing als Dramaturgen Hin; da aber viele äußere 


684 Deutſche Poefie. Theater. 


und innere Umfände dem jungen Tufktut in den Weg trata, 
fo loͤſte ſich das ganze Unternehmen ſchon zu Ende des erfien Jahre 
(1767) auf, und wenn auch 2effing’3 große Ser, den Das 
fen ein Nationaltheater zu ſchaffen, nicht in Erfüllung gi 
fo Hatte diefe Zeit doch die berühmte Dramaturgie bemwonp 
bracht, welde das klaſſiſche Muſter für alle aͤhnliche Arbeia 
geblieben iR. Endlich vereinigte Leffing noch in feiner Emile 
Galotti und in Nathan dem Weiſen das romantiſch⸗ antife ode 
Shaffpere- Briehifhe Element, welches er allein als maßgebend 
für alle dramatiſche Poeſie anſah. 

1) S. Gervinus Bd. IV. p. 318 3q. Prut a. a. D. p. 773 9. 

2) S. Stahr, Shakeſpeare in Deutſchland, in Prus Literarhiſt. Taſd 
1883. p. 1 40. 


$. 697. 


Es bleibt jet nur noch übrig, einige ambere der glei⸗ 
zeitigen Dramatiker zu beipreden. Was das Trauerfpiel ar 
langt, fo iR zuerſt Ehrikian Felix Weiße zu nennen, MM 
zwar ebenfalls auf eine Reform des Theaters dachte, aber burd 
ſeine Vermittlungsſucht, die Manter Shakſpere's wit der da 
Franzoſen zu vereinigen, eine fo fonderbare, weder kalte noch warı! 
Mirtur zu Stande brachte, daß fein Stüde: Komeo und all 
Rihard 11II. x. zwar einzelne fhöne, nicht ohne Shwuy * 
Phamaſie gefchriebene Stellen enthalten, aber im Ganzen doc sk! 
Volllommenes bieten. Auch in feinen Lußfpielen (3. 9. Aal, 
ben Poeten nah der Mode x.) iſt mandes Gute, den au® 
ordentlichen Erfolg aber, den feine fomilden Dpern (5. B. die 
Jagd, der Dorfbarbier, der Iuflige Schuſter ıc.) : erfuhren, vw 
danlte er bet weitem mehr Hiller's Compoſition derfelben, obgleid in 
manden ganz huͤbſcher Wiß if (3. B. die Dorfveputirten pafla 
größtentheild heute noch ). Cronegkꝰs Godrus hatte den vor 
dem Berliner Buchhaͤndler Nicolai bei der Stiftung der Biblie 
thek der ſchoͤnen Wiffenfchaften (1756) auf das befle Deutſche Trauer’ 
ſpiel gefeßten Preis davon getragen und des Joachim Bil 
beim von Brawe!) aus Weißenfels (173858) Freigef 
(in Profa) das Meceffit erhalten, und fieht man von der Fran 
zoͤſiſchen Steifhelt des Alexandriners und dem übertriebenen Pathod, 


— — _ 


Deutfche Poeſie. Theater. 685 


fowie von dem etwas unnatürlidhen Heldenmuth der Hauptyerfon 
bei dem erſtern (ſ. Leifing Dram I—V.W.B.24. S. 11 sq.), 
und dem Mangel an Handlung und eigentlihem tragiſchen In⸗ 
tereffe bei dem zweiten ab, fo verdienen fie auch dieſe Auszeichnung. 
Heinrih Wilhelm von Berfienberg’3?) Lgolino, die 
befannte fchredliche Epifode aus Dante's Hölle, if, wenn auch furdhts 
bar fhön, doch geradezu unmöglich aufzuführen und der ganze Stoff 
unaͤſthetiſch, Bodmer?) aber, der jedoch Leſſing's Emilie Galotti 
feinen Odoardo Baleotti und Weiße's Romeo den neuen Romeo ic. 
entgegengeflellt hatte, ſchrieb auch hier den Hungerthurm von Pifa 
als Gegenflüd; allein alle feine blos von Reid und Oppofltionswuth 
ins Leben gerufenen Stüde find nichts wertb. Da, wie wir 
oben fahen, Klopſtock's Dramen, mögen fie patriotiich ober 
biblifch fein, durchaus aller Pramatifhen Handlung entbehren, 
fo wollen wir als Luftfpieldichter nur noh Theodor Gott⸗ 
lieb von Hippel*) aus Gerdauen in Oftpreußen, Bürger 
meifter in Königsberg (1741— 96), wegen feines berühmten 
Mannes nah der Uhr, und Karl Friedrich Romanus?) 
aus Leipzig, Kriegerath in Dresden (1731— 87), wegen feines 
Criopin als Vater, worin er eigentlih den Hanswurft wieder ein- 
führen wollte, nennen. Sm Schäferfptel, worin fih au 
Pfeffel verfuhte (der Schatz), gehört befonderd Karl 
Chriſtian Bärtner hierher, defien Geprüfte Treue, fern von 
aller Sentimentalität und Ziererei, fih durch natürlihe Eleganz 
und Laune andzeichne. Im Singſpiel verfudte fih Wies 
land (die Wahl des Hercules) mit mehr Gluͤck ale im Trauer 
fpiel (Johanna Gray) und in der antifsmodernen Oper (Wicefle), 
in wel&em lestern Genre Dantel Schiebeler‘) aus Han 
nover (1711—T1) und Johann Benjamin Midaeltis’) 
aus Zittau (1746-72), die allerdings das Tomifche Genre 
wählten, Beachtung verdienen. 


1) ©. Jörbens Br. 1. p. 204. V. p. 773. Schmid, Biogr. d. Dicht. 
1: p- 132 sq Nekrol. —F p. 371 2q. — Trauerſpiele, (herausg. v. 

BG. eeffing ing.) "Berl, 1768. 6. kein, ſtehen Eroneg®’d und Brawe's Preiss 
—* in d. Bibl. d. ſchoͤn. Wiſſ. Bd. J. HI. Anhang. 


2) Schriften. Altona 1815. au 8. ©. gerne 3. TI. p. 101. VI. 
p- 163 sq. Schmid Nekr. Bd. I. p. 698. D. Breimüth. 1808. nr. 210-- 
211. 1800. ar.2—3, 


686 Deutſche Poeſie. Roman. 
3) Politiſche Schauſpiele. Züri 1768. IH. 8. Drei neue Trauerſpiel 
ebd. 1761. 8. Neue theatralifche Werke. Lindau u. Chur 1768 sq. 8. 


4) ©. Jörbens Bd. II. p. 403. VI. FB 335 q. Schlicht egroll Rent 
1796. an. D 171. 1797. 1. p. 123 Zeitgenoſſen Bd. IV. 1. p- 143: 
Selbſtbiogr. Gotha 1801. 8. cf. Leffing Dramaturgie nr. 2. B. d 
XXIV, p. 161 sq. Sämmtl. Werke. Berlin 1827—3. XU. 8. 


5) Komödien. Dresden 1761. 8. 


6) ©. Zördens Bb. IV. p. 434 sq. Echmid Nekrol. 3b. IL p. 
— Geſamm. Werke. m. Biogr. her. v. Efchenburg. Hamb. 1773. 8. 


7) DOperetten. Lpzg. 1774. 8. Gedichte. Erſte Samml. 1769. eb. 8 


$. 698. 


Wir kommen endlich innerhalb dieſes Abſchnitis zum Des 
fhen Roman, bei welchem bie fentimentate Richtung vorbentäl 
eingeführt von Gellerr’s Schwediſcher Bräfin (1746), di, n 
ihrer Zeit faſt verſchlungen, heute aber mit Recht vergeſſen un 
fo nüdtern if, al& die beruͤchtigte Wafferfuppe darin. Liebrigen 
iR die Nachahmung Richardfon's darin bereits deutlich get 
aber bei weitem nicht fo geglückt, wie in des bekannten Politiker 
and Moraliin Johann Michael von Loen'o aus Fran 
fürs a. M. (1694— 1776) Redlihem Mann am Hofe!), ode 
in der Jugendarbeit des noch zu erwaͤhnenden berühmten Mährder 
dichters Mu f&u8?), Orandifon dem Zweiten, allerdings einer Br 
fpottung der Empfindelei oder der Deutſchen Grandiſone. De 
trat der ‚Breslauer Propſt Johann Timotheus HM 
mes?) aus Pepnid bei Stargard (1738— 1821) mit Int 
Geſchichte der Fanny Willes (1766) auf, der war ganz entjhieden 
Richardſon zum Muſter nahm, aber auf den Titel feines Bud? 


fegte, „fo gut als aus dem Engliſchen“, und es bald föralid | 


verſchlungen fah, bis feine fprüdwörtlid gewordenen Reiſen © 
phiens von Memel nah Sadfen mit einem an fi hödk m 
bedeutenden Stoffe Deutfhland einen Achten Originalroman gaben, 
den man, abgefehen von feiner Breite und ſtellenweiſe ſich ze 
genden Froͤmmelei, noch heute wegen feiner praktiſchen Lebensanſichten 
leſen fann, wenn man nicht vor den ſechs dicken Bänden, In bene 
übrigene auch viele damals oft gefungene Lieder vorkommen, 


zurückſchreckt. Seine fpäteren Arbeiten (4. B. für Eltern md | 


Ehelufige, Mamfell Hermine ꝛc.) find unnüger Plunder. Wenn 


Deutſche Poeſie. Roman. 687 


Wieland befamtlih die Marte Sophie La Roche mit 
ihrer Geſchichte des Fraͤuleins von Sternheim (1771) in die 
Deutſche Literatur einführte, fo kann man ihm dieß nur Danf 
wiſſen, obglet ihr Erfolg zu mehreren fchlechtgerathenen Arbeiten 
derfelben Schriftftellerin Anlaß gab; aber der bereitö erwähnte 
Duſch*), der es über fih gewann, in ſechs diden Bänden 
über die Bildung des Geſchmacks zu ſchwatzen, zeigt zwar in ſei⸗ 
nem Karl Berdiner oder dem Verlobten zweier Bräute einen für 
feine Zeit recht guten, ſelbſt blühenden Styl, allein er il doch nur 
ein ſüßlich⸗ fader Vorgänger der Siegwart⸗ und, Wertherperiode. 
Chriſtian Opitze) aus Peteröborf bei Hirſchberg, Prorector 
der Stadtfchule zu Liegniz (1745—87), hatte dagegen die ver 
nünftige Idee, Fielding's Tom Jones nachzuahmen; da ed ihm 
aber an gehörigem Genie fehlte, fo drang er nicht durch und ward 
bald vergefien. Run fam Wieland mit feinem erſten fomifchen 
Romane, dem Don Sylvio von Mofalva (1764), der aber 
viel von Gervantes und Marivaur hat; dann folgten die befann» 
ten Romane, in denen das griechiihe Leben geſchildert wird, 
und unter welden bie Mbderiten, der ernflere Agathon und 
Ariſtipp unbedingt die Palme verbienen, da in ihnen Ho 
raziſche Lebenöphilofophie mit Lucian's fchalkhafter Ironie und 
Sterne's humoriſtiſcher Sentimentalitaͤt gemifht iR. Allein 
diefe Romane haben alle einen Behler, fie find nicht Deutſch, 
und das iſt der Grund, warum man fie ſchon lange nicht mehr 
ieh, und wenn man Wieland den Voltaire der Deutſchen nennt, 
fo mag dieß in mancher Beziehung, bis auf bie gelehrte Bil- 
dung und Moral, die doch bei Wieland bei weitem größer war, 
richtig fein, allen Boltaire war unter allen Umfländen Gran» 
zofe, und welden politiſchen Einfluß feine Schriften übten, wiſ⸗ 
fen wir, während in lehterer Beziehung Wieland völlig Null war, 
Die komifhen Romane der Deutſchen follen fpäter zuſammenge⸗ 
nommen werben, hier will ich nur nod erwähnen, daß Haller’& 
politiſche Romane, Ufong, worin Mäßigung des Despotismus 
durch politifche Einrichtungen, Alfred, worin eine gemäßigte Mon- 
ardhie, und Fabius und Cato, woril der Borzug der Ariſto⸗ 
cratie vor der Democratie gepriefen wird, durchaus gar feinen 


Erfolg hatten. 


688 Deutſche Poefie. Der Göttinger Dichterbund. 


1) ©. Weddigen Weftphäl. Dageı. 3b. IV. p. 189g. Goethes Berk. 
Rd. I. p. 162 3q. — Der redlihe Mann am Soke oder Begebenheiten bed 
Srafen von Rivera. Frkft. 1740. 8. u. Ödft. (Ausz. in Reichard Bibl. d 
Rom. I. p. 103 sq) 


. 2) Granbifon der Zweite, od. Seſchichte des Herrn von Gt. In Bricn 
entworfen. Eiſenach 1760—62. III. 8. Lpag. 1781—82. 1808. I. 8. 


3) ©. Tördens Bd. IT. p. 395 sq. VI. p. 332 sq. Beitgen. or. XX. 
p- 121 3q. — Sophiens Reife von Memel nad) Sachen. Lpzg. 1770-73. cd. 
1775. ebd. 1786. VI.8. (Anhang dazu. ebd. 1776.8. unächt) Geſchichte ber Di 
Fanny Wilkes, fo gut als aus dem Engl. überfegt. Lpzg. 1770. 1776. 1781. 
II. 8. Kür Töchter edler Herkunft, eine Sefchichte. Epag. 1787.8. Kür Eiten 
und Eheluftige unter ben Aufgellärten im Mittelftande. Epıg. 1789-9. V- 
8. Zween literarifche Märtyrer und deren Zrauen. Lpzg. 1789. 8. (u. un 
d. Zit. Meine, Herrn Grundlagers und unſrer Frauen Geſchichte.) eb 
1798.11. 8. Berbeimlichung und Eile od. Lottchens u. ihrer Nachbarn Geſchichte. 
Berl. 1802. II. 8. Anna Winterfeld oder unfere Töchter eingewieſen in iht 
gekränktes Recht. Eine Geſch. in Briefen v. Meifter. Gotha 1801. 8. Mutter, 
Amme u. Kind in der Gefchichte Heren Leopold Kerkers. Berl. 1811. Il. 
8. — Mehrere feiner Romane fchrieb er pfeudonym als Zemehr um 
Hr. Meifter. 

4) Seichichte des Yräulein von Sternheim, herausg. v. E. M. Widland. 
&pag. 1771. I. 8. Rofaliend Briefe an ihre Freundin, Maria v. St. Ib 
tenburg 177981. Bd. I—IM. Offenbach 1791. 3d. IV. 8. Briefe an Ein. 
epzg. 1785. IV. A. ebd. 1807, IT. 8. u. v. 9. 


5) Geſchichte Karl Ferdiners, aus Originalbriefen. Bresi. 1776-8 
Karlör. 1779-80. III. 8. Der Verlobte zweier Bräute, eine völlig umge 
arbeitete Gefchichte Karl Ferdiners. Bresl. u. Lpzg. 1785. II. (VI.) 8. 


6).Gefchichte des Heren von Hohenberg u. d. Fräulein von Blumenthal, 
nach dem Geſchmacke des Herrn Fielding. Yangenf. 1757. 8. 


$. 699. 


Gleichzeitig bereitete fih in einer Stadt, die biäher weh 
oder gar nicht den Mufen günftig geweſen war, in Göttingen, 
angeregt durch Käfner’s Leitung der dort fon feit 1789 be 
ſtehenden Dentſchen Geſellſchaft, aber noch mehr durd die Unb 
verfalität der Bibliothek und fpäter auch durch Heyne's geb 
reihe Behandlung der Alten, ein Bund von Dichtern vor, der 
zu dem Ausgezeichnetſter, was das legte Viertel des 181m 
Jahrhunderts hervorgebracht hat, gehört, und von diefer Stadt den 
Namen des Göttinger Dihterbundes') erhielt. Die erſe 
Anregung dazu hatte ungefähr in demfelben Berhättmiß, wie fd 
Bärtner zu der Stiftung der Bremer Beiträge verhielt, ein viel⸗ 
ſeitig gebildeter Mann, wenn auch felbft nur ein ſehr unbedeutender 
Dichter, gegeben, naͤmlich Heinrich Chriſtian Boje aus 
Meldorf im Herzogthum Schleswig (geb. 1744, geh. 1806 








4 


Deutſche Poefie. Der Göttinger Dichterbund. 689 


als Däntfcher Etatörath)?) indem er zufammen mit Friedrich 
Wilhelm Gotter aus Gotha (1746 — 97)), einem leichten 
Dichter im Sranzöfifben Geſchmack, nah dem Mufter des Frans 
zöſtſchen Almanac des Muses (1765) den erſten Deutſchen 
Muſenalmanach (1770)*) zu Oöttingen erfhelnen ließ, zu dem 
er felb wenig, Botter etwas mehr, Denis, Gleim, die Karſchin, 
Billamov, Thuͤmmel, Kreiſchmann, Klopfod, Gerftenberg und 
Ramler, befonders aber Käfiner, beigefteuert hatten. Leider fiel 
Klotz (in d. Deutſch. Bibl. Bo, V. St. 17. S. 122— 141) 
gleich giftig über diefes Unternehmen her und bradte es dahin, 
Daß noch. in demfelben Jahre zu Leipzig ibm ein Almanach 
der Deutiben Mufen als Nebenbuhler, der aber aud zugleich 
das critifhe Henkerſchwert fhwang, entgegengeflellt ward, Allein 
trotzdem wird Boje's Almanach nod heute mit Achtung genannt, 
während der damals fe gepriefene Leipziger (welcher von Schmid, 
wie Diefer felbft in der Anm. 4 angeführten Stelle fagt, nicht, 
wie man annahm, von Wieland herrührte) längft vergefien if. 
Uebrigens ließ ſich Boje durb jene Angriffe durchaus nicht 
Kören, fondern fegte ihn, obwohl allein, bis 1775 fort, 
worauf ihn Voß (1776) übernahm, der aber befanntlih, als 
er nah Hamburg überfiedelte, dort einen neuen Hamburger 
Muſenalmanach gründete; von 1776 bis 1778 führte Ihn Goͤckingk 
weiter, bis 1794 Bürger, und von 1795 an Karl von Rein- 
hard, bi6 er mit 1805 abſchloß. Der Leipziger Almanach 
Hatte fih nur bi8 1787 gehalten, aber von 1784 den Titel, 
„Poetiſche Blumenleſe“ angenommen. Unterdefien hatten fi, 
da Gotter bereitd 1769 ©öttingen wieder verlaffen hatte, ans 
bere jüngere Dichter an Boje angefchloffen, und unter diefen 
zuerſt Gottfried Auguft Bürger’), Dieſes außerordentliche 
Dichtergenie warb den 1. Ian. 1748 zu Wolmeröwende im 
Halberfäbtifhen geboren, wo fein Vater Prediger war, flus 
dierte zu Halle, wo Klotz ihn ausbildete (eine Probe feiner 
Studien if feine dem Originale gleichfiehende, wunderherrliche 
Uleberfegung des Pervigilium Veneris) "und ihm jenen wahrs 
haft antifsedeln Geſchmack beibradhte, der die meiften feiner 
Schriften ziert, ihm aber auch jene finnliche Frivolität eingeflößt has 
ben mag, die ihn, ald er 1768 nad Böttingen ging, dort in. 
Grüße Haudbud de Literärgeſchichte. III. 44 





690 Deutſche Poefie. Der Göttinger Dichterbund. 


die ungemeffenfien Ausſchweifungen & Ia Günther Rünte Cr | 


ward 1772 Suftisbeamter zu Altengleihen und ging dafelbft jer 
unglüdlicye Ehe mit einer ungeliebten Gattin ein, während vr) 
her er leider ein hoͤchſt zweidentiges Verhaltniß mit feim 
Schwägerin Augufle Leonhard (feiner Molly) vor den Auge 
feiner Frau unterhielt, und dieſelbe auh nah dem Tode Ihe 
unglüdliden Schweſter (1785) heirathete. Leider löoͤßt 
der Tod (1786) den längft gefchloffenen Herzenebund wiee, 
und nachdem er auferordentliher Profefior in Göttingen gewor⸗ 
den, ließ er fih (1790) zu einer dritten Ehe mit einem junge 
Schwabenmaͤdchen verleiten, die fi beim Lefen feiner Werke, ohne 
ihn je gefehen zu haben, in ihn verliebte und fi ihm durch das de 
fannte Gedicht: „ich bin ein Mädchen aus Schwaben 10.” zur Ftar 
‚ angetragen hatte. Seine Ehe mir diefer als Elife Bürger, geb. Hahn, 
fo berüchtigten Perſon lief aber fehr ſchlaͤvt ab, denn er mufle 
ſich (1792) von ihr ſcheiden laſſen und flarb faft im Elende den 
8. Juni 1794. Mit Boje war er 1770 bekannt gemorden, 
worauf diefer fein befanntes Gedicht: Herr Bacchus ac. In den 
Almanady für 1771 aufnahm. Schon vorher Hatte fib am 
Bürger Ludwig Heinrich Chriſtoph Hölty‘) aus Mari 
fee bei Hannover (geb. den 21. Dechr. 1748, gef. de 
1. Septbr. 1776) angefchloflen, deſſen melancholiſchen Eharat 
feine berühmte Gtegie auf den Tod eines Landmaͤdchens ım 
feine Ode an die Ruhe hinreichend bezeichnen, der aber fit 
feiner dem Weſen und der Lebensweife Bürger’s ſchroff m 
genengefehten Sentimentalität und Schuͤchternheit merkwurdig mt 
ihm harmonirte. Dieſer machte ihn wieder mit dem weichen 


Johann Martin Miller’) aus Ulm (geb. den 3. Belt. | 


1750, + den 21. Zuni 1814 als geifttiher Rath und Dean 
in feiner Vaterſtadt) befannt, der Bürger bei dem Gtubium 
der alten: Minneſinger unterRügte und mit ihm zufammen, uM 
ſich zum aͤchten Volksdichter zu bilden, „in der Abenddaͤmmerunß 
vem Zauberſchalle der Balladen und Gaffenhauer, unter ber Linde 
des Dorf, auf der Bleiche und im den Spinnfluben lauſchte. 
Beide wurden num dur Bürger Boje zugeführt, mit dem mitt 
Ierweile auch Johann Heinrih Voßẽe) aus Sommerdborf 
im Medlenburgiſchen (geb. den 20 Febr. 1751, gef. den 29 
März 1826 als Badenfcher Hofrath zu Heidelberg) durch 





Deutfche Poefie. Der Göttinger Dichterbund. 691 


Käftner, dem diefer einige Gedichte (Dden) zugefendet hatte, be⸗ 
fannt geworden, und ald nun bdiefer (1772) felbf nah Göoͤt⸗ 
tingen -fam, trug er wefentlih zum Zufammentreten jener aus, 
gezeichneten, von Voß ſelbſt in einem Briefe an Brüdner 
(11.6. 88. 87 sq.) mit Begeiflerung dharacterifirten Köpfe bei, 
die fich feit dem Monat Mai 1772 wödhentlih einmal unter 
Boje's Borfig verfammelten, wo die Producte eined Jeden vor» 
gezeigt, beurtbeilt und von Boje verbefiert wurden. Der eigent- 
liche Bund ward. jedoch erft den. 12. Septbr. zwiſchen Voß, ven 
beiden Miller, Ham, Hölty und Wehrs bei einem Abend» 
fpaziergang geſchloſſen. Hauptelemente waren Breunbfchaftsen- 
thuſiaomus, abfiracte Freiheits liebe, Naturſchwaͤrmerei und das 
Bardenweſen, weshalb auch Klopſtock's Name, jedoch nur wegen 
feiner Oden, nicht wegen feiner Meſſiade, von ihnen wahrhaft 
abgoͤttiſch verehrt wald, obgleich man bisher mit diefem großen 
Dichter. noch nicht in perfönlide Berührung getreten war. Diele 
werd erft vermittelt, als Chriſtian Graf zu Stolberg’) 
(geb. d. 15. Detbr. 1748 zu Hamburg, geil. ald Landrath zu 
Windebye bei Edenförde den 18. Ian. 1821) und fein Bru⸗ 
der Friedrich Leopold!) (geb. den 7. Novbr. zu Bramfledt, 
ward 1791 Präfident zu Eutin, 1810 catholiſch und flarb 
den 6. Decbr. 1819 zu Sondermühlen im Donabrüuckſchen), 
Die übrigens dur ihre Stelung im bürgerlichen Leben dem 
Bund auch Außeres Gewicht verfhafften, dad Bundesbuh (eine 
Eammlımg von Gedichten der Mitglieder) demfelben mittheilten, 
und der Bund den 2. Juli 1773 Klopſtock's Geburtstagsfeft 
felerli beging, indem fie defien Oden vorlafen, Kaffee dazu tranfen, 
Wieland's Idris mit Füßen traten und fi an deflen Schriften, 
die fie zu Fidibus gemacht, die Pfeifen anzündeten. Die’ äußere 
literariſche Stellung, welde der Bund einnahm, concentrirte ſich 
vorzugsweife auf deffen Beiträge zum Mufenalmanad), und obs 
gleich derfelbe im Auslande (Leipzig ausgenommen) die ent» 
ſchiedenſte Anerfennung fand, und Klopkod durch zwei Beſuche, 
die er dem Bunde madıte, feine Achtung und Theilnahme für 
denfelben deutlich zu erkennen gab, fo warb er dafür in Böl 
tingen felbft defto mehr angefeindet, verfegert und verfpottet, ja Des 
nina (nad Voß, Leben Hölty’d 6. XXX flgb.) ſdamte ſich nicht, 
44 


700 Deutfche Poefie. 


dernen Demagogen» und Freliheitslieder unendlich übertrifft, 
und von der die unverbürgte Sage geht, daß eben dieſes Gedich, 
an welchem aber Schiller feinen Theil gehabt hatte, die eigentlik 
Urſache feiner zehnjährigen, fchredlihen und ungerechten Einker 
ferung auf dem Asperg gewefen fei, aus welcher ihm nur felse 
Hymne auf Friedrich den Großen, die übrigens nichts weniger al 
die Characterflärke ihres Verfaſſers beweiſt, wieder loohalf. In mander 
Beziehung kann fein Landemann Wilhelm Ludwig Wehr: 
tin?) aus Bothnang im Würtembergiihen (1739 —92) mit 
ihm zufammengeftellt werden, denn wie er war auch Wekhrlin 
Zeitungsſchreiber, und wie diefen feine Deutſche Chronik (f. 1774), 
fo' brachten Wehkhrlin feine berüchtigten Denkwürdigkeiten von 
Wien, wenn aud nur ein halbes Jahr, ind Gefängnis, wogegen 
ihm feine übrigen Pamphleie, z. B. Anfelmus Rablofus Reifen 
durch Deutfchland, befonder6 gegen Augsburg gerichtet, das Yelleiien, 
in Bezug auf Nördlingen gefchrieben, sc., ihm gewöhnlich nur Aus 
weifung aus diefer oder jener Stadt zuzogen. Uebrigens führte 
er ein noch weit wüſteres Leben ald Schubart, war aber (vor feine 
Haft) Freigeiſt wie dieſer, obwohler Wieland's, Schubart aber Klop⸗ 
ſtock's Schüler war, glühender Patriot wie diefer, und eben fo fehr 
Verehrer Boltaited und der Branzofen, als dieſer Anglomane 
und Ehaffperlaner geweien war. Als Dichter war er bödkens 
Gelegenheitsdihter und aud da nur unbedeutend, als Gatirifer 
aber nicht ohne Talent, obgleich mehr Pasquillant zu nennen, 
Schubart dagegen kann für eiuen ber beſten 2yrifer dieſer 
Zeit gelten, und feine oben angeführten Gompofitionen, Ahasverus 
und die Fürftengruft, forwie feine Berichte aus dem Kerker, rei⸗ 
hen Ihn den Stürmern und Drängen an, Ald yolitifcher wie 
als Obdendichter glei vergefien iR jebt der Franzoſenfreſſer 
Lorenz Leopold Hafhta’) aud Wien (1749 — 1827), 
erſt Jeſuit, dann Profeffor der Aeſthetifam Thereſianum dafelbf. 
Als fentimentale Elegiker im Geſchmacke Hoͤlty's verdienen eine ehren. 
vole Erwähnung Friedrich von Matthiffon?) aus Hohen 


dobeleben bei Magdeburg (1761 — 1831), beiannt durch feineauss 


gezeichneten Schiiperungen, wenn auch etwas manterirt, Sobann 
Baudenz, Freiherr von Salis,GSeewis") aus Seewis in 
Braubündten (1762— 1834), defien Lyrik dur Einfachheit den 











Deutſche Poefie. 01 


Glanz der Berfe des Vorigen noch übertrifft, und endlich der ganz in 
diefer Manier dichtende, freilib erft in die Folgezeit gehörige 
Chriſtoph Auguft Tiedge‘) aus Gardelegen (1752 — 
1841), deſſen Elegie auf die Schlacht bei Kunersdorf weit 
befier ift als feine befonderd von den Frauen fo viel gepriefene 
Urania, die, obwohl an einzelnen fhönen Stellen nit arm,, doch 
ohne Einheit und viel zu ſuüßlich ifl, ald daß fie auf den Na⸗ 
men eines Haffifben Werfed Anfprud zu machen hätte. Auch 
Klopfiod’8 und Gleim's Freund? Klamer Eberhard Karl 
Schmidt!) aus Halberſtadt (11746 — 1824), ein höchſt gemüth⸗ 
licher Dichter, gehört mit feinen Liedern und Elegieen hierher; allein 
wichtiger iſt er noch durch feine poetiſchen Epifleln, in denen er felbft 
Leopold Friedrich Günther von Göckingk)y aus Gruͤ⸗ 
ningen (1748 — 1828), deſſen beſte Arbeit die Lieder zweier 
Liebenden ſind, worin er ſich (als Amarant) und ſeine nach⸗ 
herige Gattin Demoiſelle Vogel (Nantchen) verewigt hat, uͤbertrifft. 
Endlich wollen wir, da und des Letziteren Schlittenfahrt, eine 
poetifhe Erzählung, an dieſes Genre erinnert, noh den in 
demfelben audgezeihneten armen blinden Bottlieb Konrad 
Bfeffel!) aus Kolmar (1736—1809), der nad Gellert uns 
bedingt der beſte Deutſche Fabeldichter if, erwähnen, und mit 
dem Anhänger Ramler’s, den in der Manier, aber nicht dem 
Genie Martials diktenden Ephraim Mofes Kuh) aus 
Breslau (1731—90), der als Jude durch feinen trefflidden 
Charakter viele Chriſten befhämt hat, diefe Ucherfiht der Feiner 
Säule angehörigen Dichter dieſer Uebergangeperiode befchließen, 
wenn wir zuvor noch rühmlich der im Juvenaliſchen Geiſte gefchries 
benen Eatiren (befonderd der Pedanten und der Schriftfieller nad 
der Mode, gegen die Anglomante gerichtet) des frühperftorbenen 
Sobann Beniamin Michaelis) aus Zittau (1746 — 
172) gedacht haben. . _ 


1) Bliomberis. Epzg. 1792. 1802. 8. Doolin von Mainz. Epsg. 1787. 
1797. 8. Gedichte. Halle 1780. 8. Neueſte Gedichte. Wien 1794.8. Sämmts 
liche Gedichte. Klagenfurt 1788. II. 8. Sämmtliche Schriften. Wien 1812. 
x. 8 f. Allg. Lit. Beit. 1797. nr. 126. p. 1050 sq. Leipz. Allg. Lit. Anz. 
1797. ar, 142. p. 1459 aq. Sördens Bd. I. p. 36 sq. V. p. 711 nq. 
VI. p. 552 aq. 

2) ©. Jördens Bd. IV. p. 64 sg. — Glegieen und Briefe. Straßb. 





702 Deutſche Poeſie. 


1760. 8. Vermiſchte Gebichte. N. A. Berl. 1778-86. IX. 8. Bermilt: 
Gedichte und profaifhe Schriften. Berl. 1792—1810. VII. 4. 


3) Üdelbert der Wilde. Lpzg. 1793. II. 8. Alfonſo. Götting. 17M 8. 
Richard Löwenherz. Berl. 1790. 1819. 8. 


4) Sämmtliche Werke. Königsb. 1801—3. 1832. VII. 8. ebd. IE 
IV. 12. Gtuttg. 183940. V. 16. m. Anm. erläut. v. A. Kiffeger. Di 
hen 183940. II. 8. Birgils Aeneis oder Abentheuer des frommen Hell 
Henead. Traveſtirt, die erften 9 Bücher enth. Wien 1784—88. (Eine Fer 
ſed. die legten drei Bücher enth. v. Schaber. Frkft. 179. 8. if erbärmiib, 
beffer: Blumauer im Diymp ober Virgilius contra Blumauer puncio 
labefactae Aeneidis. &pzg. 1792. 8.) |. Zördene Bd. I. p. 9 5q. V.P 
745 sq. VI. p. 565 sq. 


5) Melchior Strigel, ein heroiſch⸗ epiſches Gedicht für Freunde ber Bei 
und Gleichheit in ſechs Gefängen. Epzg. 1794. 1799.8. Gedichte. Bien lid. 
41791. 8. Reuere Sebichte. ebd. 1805. 8 


6) Zodesgefänge. Ulm 1767. 8. Augsb. 1778. 8. 1800. 8. Gedichte an} 
dem Kerker. Zürich 17%5. 8. Saͤmmtliche Gedichte. Frkft. a. M. 1787. I. 
8. ber. v. f. Sohne. ebd. 1803—3. II. 8. Bermifchte Schriften her. & I. 
Sohne. Zürich 1812. II. 8. Sämmtlihe Gedichte. Stuttg. 1842. 8. Geſen⸗ 
melte Schriften u. Schidfate. ebd. 183940. VIII. 16. cf. Soubarts & 
ben u. Gefinnungen. Bon ihm felbft im Kerker aufgefegt. Bd. 1. Stutth 
4791. 8. Bd. I. her. d f. Sohn Ludwig Schubart. ebd. 1793. 8. B.&dw 
bart, Schubarts Gharacter Grlang. 1798. 8. Baur Lebensgem. Bd. IH. 
p- 5t1 sq. Zördens Bd. IV. p. 639 sq. Prug Literärh. Taſchenb. 184. 
p- 391 sq. 

T) S. Schlichtegroll, Rekrol. Suppl. 1790-93. Abth. I. p. 230-8 
Idrdeus Bb. V. p- 207 aq. — Denkwürbigkiten aus Wien. Roͤrdun⸗ 
1777. 8. Anſelmus Rubiofus Reife durch Oberdeutſchland. Salzb. u. !rH 
(Nördlingen) 1778. 8. Zelleifen. Nördlingen 1778. 8. Shronologen. Art. 
u. epzg. (NRürab.) 1779—-Bl. XI. 8. Das graue Ungeheuer. (Ri 
1784—87. XII. 8. Hyperboreifche Briefe. (Rürnb.) 178890. VI. 
grafen. (Nürnd.) 1791. 8. (Dazu: Paragrafen aus W. Rachlaß. MM 
1796. 8.) ch. W. 2. W. Geift, von Welhrlin jusior. Stuttg. 182. ® 


8) Das gerettete Deutihland, e. Ode. Wien 1795. 8. Ehrenwettnng | 
Kaifers und Klopftode. ebd. 1782. 8. Werwünfchungen, den Franzolin # 
fungen. ebd. 1793. 8. Viele Ged. in Zeitſchr. u. Alman. gerftr 


9) &. Neu. Deutfch. Merc. 1790. April p. 441 3q. Gchiler al. yw 
Schrift. Bd. IV. p. 268 aq. (WB. Bd. XVII.) Jordens Bo. III. p. Mäα 
VI. p.519sq. Schlegel Krit. Schr. Bd. II. nr. 2. Beitgen. or. IV.p. 389- H. 
ring, Fr. v. W. Leben n. d. zuverl. Quellen bearb. Zürich 1833. 12. u. Ledern 
ereigniffe v. Garl Auguft, Großherz. von Weimar, von Möfer, galt, Sram 
Lichtenberg u. Matthiffon. Quedlinb. 1840. 12. — Lieder. resl. Bl 
Deflau 1783. 8. Gedichte. Mannh. 1787. 8. XIV. A. Zürich 184. er 
Gchriften. Zürich 182529. VE. 15. (Dazu: Literariſcher Naclof neb 
* —8 v. Briefen feiner Freunde. herausg. v. J. R. Schoch. Berl. 183. 


10) Gedichte, gef. d. Matthiffen. Zürich 1793. 8. 1835. 8, u, m. Di 
thiſſons Gebiet. ebb. 1808. 1823, 12. |. Jöordens Mb. IV. p. 430 94- 


11) Elegieen u. vermifchte Gedichte. Halle 1801 ng. 1814 BY. nL & 
Urania. Halle 1800. XI. A. Epıg. 1845. 8, Werke heraudg. d. berharkt. 
Halle 1823. 1832. 1835. X. 12. Lpzg. 1841. X. 16. cf, Leben u. poetiſcher 











Deutfche. Poefie. Sturm- und Drangperiode. 703 


Nachlaß. her. v. K. Falkenſtein. Lpzg. 184. IV. 12. A. ©. sberbardt, 
Blide in Tiedge's und in Eliſa's (v. d. Rede) Leben. Berl. 1844. 


12) Leben u. auserlefene Werke herausg. v. deſſ. Sohne W. W. J. 
Schmidt u. Schwirgerfonne Br Lautfh. Stuttg. 18%6—28. III. 8. Zeitges 
noffen Bd. III. 4. p. 132 


13) ©. Zörbens Bd. n A 157 sq. VI. p. 197 eg. Zeitg. J. 4. p 
3 29. — Gedichte. Frkft. a. 17800, III. 8. IV. A. ebd. 1821. ıv. 
8. Die Schlittenfahrt her. v rien Wien 1783. 8. Sinngebichte. Epag- 
1778. 8. Lieber zweier Siebenden. &pag. 1777. 1779. 1819. 8. 


14) ©. Jördens Bb. IV. p. 169 sq. E. Stoͤber, Blätter dem Andenken 
Hf. gew. Straßb. 1816. 8. 3. K Rieder, ©. ©. Pf. e. biogr. Entw., n. 
Pf. Berſuchen, Suppl. Stuttg. 1820. 8. — Poetiſche Verſuche. Baſel 1789 
—90. II. 8. IV. 8. u. V. A. Stuttg. 1802-21. X. 8. Proſaiſche Verſuche. 
ebd. 1810-12. x 8. Kabeln u. poetifche Erzähl. u. Ausw. her. v. H. 
Hauff. Gtuttg. u. Züb. 1840. II. 16. 


15) Dinterlaffene Gedichte, durchg. v. Ramler u. ber. v. Mofe Hits 
ſchel u. 3. 3. Kauf. Zürich 1792. U. 12. ef. Fördens Bd, III. p- 12dq. 
VI. p. 459. Schlichtegroll Nekr. Bd. II. 1790. p. 351 sq. 


16) ©. Schirach —* db. Deutſch. Erit. Bd. IT. 2. I p. 68-104. 
Schmid Nekr. Bd, IT. p. 571-613. (3uſ. im Xourn. v. u. 1% Deutſchl. 
1. St. VIII. p. 648.) u. in f. Ausg. v. M. Werk. Bd. I. p. 5—56. 


Joͤrdens Bd. III. p 557 sq. — Fabeln, eieber u. Satiren. Pit. u. Aurich 
1768. 8. Poetiſche Werke. Sf. 1780. II. 8. Wien 1791. IV. 
, $. 703. 


Eine Art Fortſetzung des Böttinger Dichterbundes bilde 
der Rheinifhe und Mailaͤndiſche Dichterfreid, defien Mittelpunkt 
Eübdeutfchland und hier befonderd Straßburg war, wo fich eine 
Anzahl von Dichtern zufammengefunden hatte, die hauptfächlich von 
Shaffpere angezogen, jenen Sturm und Drang!) nad einer 
Revolution des Deutfhen Geiſtes und Geſchmacks in ſich em⸗ 
pfanden, der gewifiermaßen, wenn auch in einem ganz verjüngten 
Mapfabe, fhon. bei Klopflod, Wieland und Leffing heroorges 
treten und in den Hamann s Herber’fden Reformideen noch deutlicher 
sum Borihein gefommen war. Man kann den Thellnehmern 
Diefer Richtung große Gentalttät nit abfpreden, leider aber 
fehlte itmen der Afthetifche Sinn für das Moralifh- Edle und 
fo kam es, daß fi in ihren Leiſtungen zwar das kraftgenialiſche 
Etement, aber auch rohe Sinnlichkeit, Luſt am Gemeinen un® 
Unnatũurlichen ausſpricht. Daß natürlih hier Ausnahmen zu- 
Ratuiren find, und Goethe's Gög, Werther, Prometheus und 
Fauſt (das Fragment) mehr noh ale Schiller's Ränder, 
Biedto und Kabale und Liebe die edelſte, erkabenfte Potenzirung 


704 Deutſche Poefie. 


der beften Früchte dieſes wilden Dichtergartens find, braucht nidt 
erfi erwähnt zu werden. Mit den melften Raturanlagen war 
unter der Menge der diefer Richtung beizuzählenden Dichter weil 
Jakob Michael Reinhold Lenz?) aus Sefjwegen Mi 
Riga (1750— 927 ausgerüftet. Er beſaß fehr viel Neigung jun 
Theater und großes Talent für das Komiſche (dafür zeugt Ich 
Hofmeifter und die Soldaten), allein er hatte von Chaliyar 
nichts weiter gelernt, als deflen Renitenz gegen. dad Hefoam 
lihe, und fo wollte er denn alle Schranken, der biöherigen dr 
matifhen Poeſie einreißen, wodurch er jene wunderlichen Jar 
bilder hervorbradte, an denen wir wohl ſprachliche Gemwandihet 
und Kuͤhnheit zu bewundern, aber leider auch die barodim 
Mohheiten zu beflagen haben, die natürlid völlig unaufführ 
bar find. Troß ihrer ſchluͤpfrigen, frivolen Stellen find feine Sıüdt 
darum fogar von denen vergefien, die fib an bergleiben un 
faubern Phantafieauswücfen zu erfreuen pflegen. Obwohl nid! 
ganz rein von diefem Unrathe fleht. doch bei weitem höfe 
Friedrich Morimilian von Klinger?) aus Frankjun 
aM. (1753— 1831), der ed bis zum Gurator der Univo 
fität Dorpat und Oeneralintendanten brachte und der Gemall 
einer natürlichen Tochter der Kaiferin Katbarina wurde, dabei ab 
ed ſich ſelbſt zum Ruhme anrechnete, daß er, was er fei und bei 
aus ſich felbR geworden und feinen Character und feine Anlagt 
fo redlich zu entwideln befixebt gewelen fei, daß er fein pätett 
Emporfommen nur al& natürlidie Folge davon zu betrachten N. 
Man kann feinem bekannten Preisfüde, den Zwillingen (177%) 
wit welchem befanntlid Leifewipens Sulius von Jam 
concurrirte, das zweifelhafte Verdienſt zugeflchen, dag es in für 
ner wilden Unnatur, in feiner bis auf die höchſte Potenz ge 
triebenen Leidenfcaftlifeit, jene Sturm» und Drangperlode 9“ 
boren habe’), welde von einem andern in Schottland fpielenden 
Drama defielden Dichters den Romen befam. Gr ließ dieſes 
unter wahrhaft dämonifcher Infpiration concipirten Stüde ned 
mehrere defielben Schlages folgen, unter denen der Günflling 
am flärffien an Schiller (Don Carlos) und Otto an God 
(55) erinnert. Nun folgt eine Reihe von Romanen, dena 
Schwung der Phantaſie ebenfo wenig abzuſprechen if, ald man 








Deutſche Poefie. Sturm» und Drangperiode. 705 


leugnen kann, daß feine Ideale a priori unmögliche, von dem 
Binfel eines Hölenbreughel hingeworfene Phantasmagorieen find, 
in denen der Med mit der angelaufenen Brille des finftern 
Menſchenhaſſers betrachtende Dichter, den Wieland treffend den 
Löwenblutfäufer genannt hat, das nutzloſe Anfämpfen des Men» 
ſchen gegen das unerbittlide Fatum darflelen wollte Fauſt, 
das auch von andern diefer Schule angehörigen Dichtern beliebte 
Abbild eined Alles umfaftenden und flets unbefriedigten Wiſſen⸗ 
dranges, if nun der Repräfentant der epifchen Productivitaͤt 
Klinger's, und in dieſer Eage liegt der Stoff zu ber Aue 
führung der unabwendbaren Schickfalsidee, welche freilich erſt dem 
Yupiteröhaupte Goethe's zur volftändigen Loſung aufgehoben blieb, 
da Klinger das Tiefe jener Zabel wohl ahnen, niht aber ge 
bührend wiedergeben oder auch nur faflen konnte Eine Urt 
von Beruhigungsopiat im Gegenſatze zu der hier von Ihm geſchilder⸗ 
im Zerrifienheit enthalten feine Geſchichte OGiaſars des Barme⸗ 
eiden und fein Kauft der Morgenlaͤnder. Riedriger no iſt der 
als Drama bearbeitete und deßhalb mit größerer Lebendigkeit 
und bewegliderer Handlung gehaltene Faur des Malers Früed⸗ 
ih Müller) aus Kreuznach (1750— 1825), wo der Held, 
ein wilder, ungeberbiger Geſelle, glei einem Hunde In die Kette 
des Herkommens beißt und mit dem TeufelKameradidaft macht, 
weil diefer ihm durch feine offene Manier zufagt. Poetiſcher und 
eier if feine Genovefa, und mehrere feiner Idyllen find in Bezug 
anf laͤndliche Natürlichkeit im Gegenſatz zu der Geßner'ſchen abſtracten 
Emtimentalität vortrefflich, ja zum Theil (don als Muſterbilder 
für Voß erwaͤhnenswerth, wenn audy auf der andern Seite wieder 
duch allzufede Derbheit und mande triviale Details (die Schaf 
(dur, dad Nußkernen) profalfch widerlich. Ohne mich bei den 
Stolberg aufhalten, die In vieler Beziehung auch bier 
her gehören, gedenke ih noch fur des Ludwig Philipp 
Hahn) aus Trippfladt in der Pfalz (1746— 18183), der in 
feinem Aufruhr von Pifa, derfelben Epifode aus Dante, die auf 
Gerſtenberg im Ugolino wählte, ein Pendant zu diefem Stüde 
tieferte, welches diefes an Schauerlichkeit und Graͤßlichkeit überbietet, 
und um fo ärger if, da er da aufhört, wo Gerſtenberg an 
fängt, alfo die fürchterliche Hungerkataſftrophe gar nicht hat. 
Grüße Handduch d. Eiterärgefhigte. II. 45 


Endlia gehöxen zwei Männer hierher, Die auf den äuberſen 
Grenxn diefer Schule Reben, nämlich auf der Außerfen Rechten 
Johann Heintid Jung, gmannt Etilting’), aus Griu 
im Rafauifben (1740— 1817), erſt Schneider, dann Schu— 
weißer, hierauf berühmter Augenarzt, naher Profeſſor der Etaaik 
&konomie (in Heidelberg und Warburg) und enblih ald Kram 
des Herzogs von Baden Karl Friedrich in Karlöruhe lebend, 
und auf der auberſten Linfen (das heißt nad der finnlide 
Geite hin) Johann Jakob Wilhelm Heinfe?) aus Lang 
wiefe bei JIimenau (1749*— 1803), ein Schuͤler Wielaude, 
welcher ihn aber bereits .1778 das apofalyptifde Thier nannte, 
als ihn ſelbſt Goethe (W. Bd. XXX. p. 201) uud bie Gib 
tinger Gel, Anzeig. (1787 nr. 125), ja fogar Baum 
wet (Geſchichte der Poeſie. Bd. XI. p. 575) für einm da 
originellſten Köpfe Deutſchlands anfahen. Er war bereits ia 
1 Tien Jahre im die Schule von zwei Mädchen gefommm, ni 
denen er einige der fhönften Jahre verlebte und die ihn nd 
was weibiſcher als Mufarion in der Balchidloniſchen Lebensweisht 
unierrichteten (fein Verhaͤltniß zu thnen mochte daſſelbe fen, wk 
einft das Caſanova's zu den beiden Schweſtern), bildete dam 
feine ivolüfiig- melancholiſche Blut in Italien weiter and m 
ward zulept bei dem Gpurfürfen von Mainz Friedrich Ina 
von Erthal Vorlefer und Vibliotkefar, als welder er kr. 
Zwiſchen ben beiden @enannten beficeht nur ein Veruͤhmm⸗ 
yunft, nämlich in der Schwaͤrmerel, die freitih bei Eridiy 8 
feinem Hange zum Ueberſinnlichen und Unſichtbaren (eine Frucht darca 
ÄR feine Theorie der Beifterfunde), welde Ridtung ib ti 
in feinen astetiſchen Schriften, theils in feinen Romanın, fr 
ſonders aber in feiner (abgeſchen von feiner Ueberſpaunthei) 
pigbifh hoͤchſt Intereffanten Jugendgefhidte auoſpticht, bei Heirk 
aber in feinem wahrhoft rafenden Drange nach materielm Eh 
nengenuß hervortriu, den er theilweife feinem eifrigen Stublus 
wer Hoffmannswaldau'ſchen Gedichte verdanfte. Gr dat di 





*) @o nimmt man gewöhnlih an, allein ein Recenſent in 


d. Sem 
Bett, 1843. nr. 89 hat foft zur Evidenz ertviefen, daß er ſchon 1746 gedern 
ward. J 








Deutfche Poeſie. Epos. 699 


tergedichte, Richard Loͤwenherz, Alfonfo und Adelbert der Milde 
Immer noch zu den beſten Nachahmungen Wieland's gehören?) 
Was ſoll ich aber von Aloys Blumauer aus Steyer ſagen 
(geb. 1755, gef. 1798), der, zuerſt Jeſuit, dann Cenſor und 
endlih Buchhändler, uns in feiner Traveſtirten Acneide zwar 
ein Mufter diefer Didtart hinterließ, aber vom Standpuntt 
der Aeſthetik aus verdient, mit Schimpf und Schande vom Barnaß 
gejagt zu werben, weil er Birgils ſchönes Gedicht fo ins Ges 
meine herabzog. WA man aber dergleichen Arbeiten als ge 
lungene Berfuche anerkennen, dann verdient Blumauer alles Lob; 
denn fieht man befonderd von feiner für die Rarfen Magen der 
Wiener berechneten, allgugemeinen Derbheit ab, fo findet man 
bei ihm treffliche, aͤcht komiſche Bergleiche, wohl überlegten Spott 
und treffend berechnete Seitenhiebe (. DB. die Ausfälle des 
Anchiſes auf die Paͤpſte), Phantaſie aber fpriht ihm Bürger 
(Morgenbi. 1809. nr. 125) völlig ab’), Was das eigentliche 
komiſche Epos anlangt, fo iR ſchon bemerkt worden, daß 
Wieland’ und natürlid auch feiner Nachahmer Ale 
xinger und Ricolat Rittergevichte halb komiſche, halb ernſte 
Epopöen in dem Style Arioſto's find; allein Joſeph Franz 
Ratfhty’s‘) (1757— 1810) Melchior Strigel, ein Spott 
gedicht auf die Franzöſiſche Revolution, fann man fon nad) 
der vortrefflihen Parodie der Devife der Sanseulotien: guerre 
aux chatesux, paix au chaumieres, „Fehde dem Schloß, das. 
Wohlſtand verfündet, Friede der Hütte, wo man nichts findet“, 
beurtheilen, und e6 enthält manche Stelle, die man noch heute auf 
den Gommuntsmuspopan; anwenden koͤnnte. Schwädier als diefes 
Gedicht iſt ein merfiwürbiger Weiſe auch aus Oeſtreich hervorgegangenes 
hoͤchſt unchriſtliches Gedicht A 1a Parny, der Engelfall (Gräg 1793), 
das aber doch noch bei weitem witziger iſt, als die in demſel⸗ 
ben Jahre zu Berlin erſchienene: Duncias des Jahrhunderts oder 
Kampf des Lichts und der Finſterniß, zu welcher der bekannte 
Geſangbuchsſtreit den Stoff lieferte. Unter den gleichzeitigen 
Lyrikern muß Hier Ehrifian Friedrich Daniel Schu— 
bar!) aus Oberfoniheim in Schwaben (1739— 91) ges 
nannt werben, befien wilde Gompofltion, der Ewige Jude, beis 
nahe befannter iR ale feine Fluſtengruft, welche bie mo» 


700 Deutfche Poefie. 


dernen Demagogen» und Freiheitslieder unendlich überteift, 
und von der bie unverbürgte Sage geht, daß eben dieſes Gevikt, 
an welchem aber Schiller keinen Theil gehabt hatte, die elgmlike 
Urſache feiner zehnjährigen, ſchrecklichen und ungerechten Ginkeo 
ferung auf dem Asperg gewefen ſei, aus welcher ihm nur fein 
Hymne auf Friedrich den Großen, die übrigens nichts weniger ol 
die Characterftärke ihres Verfaſſers beweiſt, wieder lohalf. Inmande 
Bertehung kann fein Landsmann Wilhelm Ludwig Welhr: 
lin”) aus Bothnang im Würtembergifhen (1739 —92) mi 
ihm zufammengeftellt werben, denn wie er war auch Weltrlu 
Zeitungoſchreiber, und wie diefen feine Deutſche Chronik (f. 1774 
ſo bradten Welhrlin feine berüchtigten Denkwürdigkeiten vor 
Wien, wenn aud nur ein halbes Jahr, ind Gefängniß, woga 
ihm feine übrigen Pamppiete, 3. B. Anfelmus Rabiofus Rei 
durch Deutfchland, befonder8 gegen Augsburg gerichtet, das Zelt, 
in Bezug auf Nördlingen geichrieben, ac., ihm gewöhnlich nur Iıb 
weifung aus biefer oder jener Stadt zuzogen. Uebrigens führt 
er ein noch weit wüferes Leben als Schubart, war aber (ver fan 
Haft) Freigeift wie dieſer, obwohler Wieland’s, Schubart ab Aled⸗ 
ſtock's Schüler war, glühender Patriot wie diefer, und eben io ſcht 
Verehrer Boltaire'8 und der Franzofen, als dieſer Aingloman 
und Shaffperianer gewefen war. Als Dichter war er hödfm) 
Gelegenheitsdichter und auch da nur unbedeutend, als Satird 
aber nicht ohne Talent, obgleih mehr Pasquilant zu mend 
Schubart dagegen kann für eiuen der beſten Lyriker bi 
Zeit gelten, und feine oben angeführten Compofittonen, Ahasrm 
und die Yürftengruft, fowie feine Gedichte aud dem Kerken, no 
ben ihm den Etürmern und Drängen an, WIS politiſcher m 
als Odendichter gleich vergefien iR jet der Franzoſenfteſa 
Lorenz Leopold Hafhkad) aus Win (1749 — 182]) 
erſt Jeſuit, dann Profeffor der Aeſthetifam Therekanum dafelbf. 
Als fentimentale Elegiker im Geſchmacke Hölty’s verdienen eine ehr" 
volle Erwähnung Friedrich von Matthiffon?) aus Hohen 
dodeleben bei Magdeburg (1761— 1831), befannt durch feine auß 
gezeichneten Schilderungen, wenn auch etwad manterirt, Zohan 
Baudenz, Freiherr von Salis-Geewis), aus Seewis 

Sraubündten (1762— 1834), deſſen Lyrik durch Einfachheit dA 


Deutſche Poeſie. 701 


Glanz der Verſe des Vorigen noch uͤbertrifft, und endlich der ganz in 
dieſer Manier dichtende, freilich erſt in die Folgezeit gehörige 
Chriſtoph Auguſt Tiedge‘) aus Gardelegen (1752 — 
1841), deſſen Elegie auf die Schlacht bei Kunersdorf weit 
beffer ift al8 feine befonder8 von den Frauen fo viel gepriefene 
Urania, die, obwohl an einzelnen ſchoͤnen Stellen nicht arm, doch 
ohne Einheit und viel zu ſüßlich ifl, als daß fie auf den Na⸗ 
men eines Haffifben Werkes Anſpruch zu machen hätte Auch 
Klopfod’8 und Gleim's Freund Klamer Eberhard Karl 
Schmidt!) aus Halberfiadt (1746 — 1824), ein hoͤchſt gemuͤth⸗ 
licher Dichter, gehört mit feinen Liedern und Elegieen hierher; allein 
wichtiger if er noch durd feine poetifhen Epifleln, in denen er felbft 
Leopold Friedrih Günther von Gödingk”) aus Gruͤ⸗ 
ningen (1748 — 1828), defien befle Arbeit die Lieber zweier 
Liebenden find, worin er ſich (ald Amarant) und feine nad» 
herige Gattin Demoiſelle Bogel (Nantchen) verewigt hat, übertrifft. 
Endlich wollen wir, da und des Lepteren Schlittenfahrt, eine 
poetifhe Erzählung, an dieſes Genre erinnert, noch den in 
demfelben audgezeihneten armen blinden Gottlieb Konrad 
Mfeffel' aus Kolmar (1736—1809), der nad) Gellert un» 
bedingt der beſte Deutfhe Babelvichter if, erwähnen, und mit 
dem Anhänger Ramler's, den in der Manier, aber nicht. dem 
Genie Martiald diktenden Ephraim Mofes Kuh’) aus 
Breslau (1731— 90), der als Jude dur feinen trefflidhen 
Charakter viele Chriſten beſchaͤmt hat, dieſe Ueberfiht der keiner 
Schule angehörigen Dichter dieſer Webergangsperiode befchließen, 
wenn wir zuvor noch rühmlich der im Juvenaliſchen Geifte gefchrier 
benen Satiren (beſonders der Pedanten und der Schriftfieller nad 
der Mode, gegen die Anglomanie gerichtet) des frühnerftorbenen 
Johann Beniamin Midaelis) aus Zittau (1746 — 
12) gedacht haben. . 


1) Bliomberis. &pzg. 1792. 1802. 8. Doolin von Mainz. Epsg. 1787. 
1797. 8. Gedichte. Halle 1780. 8. Neuefte Gedichte. Wien 1794.8. Sämmts 
lihe Gedichte. Klagenfurt 1788. II. 8. Sämmtlihe Schriften. Wien 1812. 
x. 8 f. Allg. Lit. Zeit. 1797. nr. 126. p. 1050 sq. Leipz. Allg. Lt. Anz. 
1797. ar. 142. p. 1459 ag. Zördens Bd. I. p. 36 sq. V. p. 711 sg 
YI. p. 552 ng. 


2) ©. Jördens Bd. IV. p. 64 sg. — Elegieen und Briefe. Straßb. 


704 Deutſche Poefie. 


der beſten Früchte diefes wilden Dichtergartens find,. braucht nidt 
erſt erwähnt zu werden. Mit den meiflen Raturanlagen war 
unter der Menge der diefer Richtung beizuzählenden Dichter wohl 
Jakob Michael Reinhold Lenz?) aus Sefjwegen bei 
Riga (1750 — 92} audgerüftet. Er .befaß fehr viel Neigung zum 
Theater und großes Talent für das Komiſche (dafür zeugt fein 
Hofmeifter und die Soldaten),. allein er hatte von Shakfyer 
nichts weiter gelernt, als deſſen Renitenz gegen das Herfomm- 
liche, und fo wollte er denn alle Schranken, der biöherigen dr 
matifhen Poeße einreißen, wodurch er jene wunberlidhen Zar 
bilder hervorbradte, an denen wir wohl ſprachliche Gemwanbthe 
und Kühnhelt zu bewundern, aber leider auch die barodfia 
Rohheiten zu beflagen haben, die natürlih völlig unaufführ 
bar find. Troß ihrer fhlüpfrigen, frivolen Stellen find feine Stüde 
darum fogar. von denen vergefien, die fih an dergleichen u— 
faubern Phantafieauswücfen zu erfreuen pflegen. Obwohl nid 
ganz rein von diefem Unrathe flieht. doch bei weitem höhe 
Friedrich Marimilian von Klinger’) aus Sranffurt 


aM. (1753— 1831), der ed bis zum Gurator der Univer⸗ 


fität Dorpat und Oeneralintendanten brachte und der Gemahl 
einer natürlichen Tochter der Kaiſerin Katharina wurde, dabei abe 


es fich felbft zum Ruhme anrechnete, daB er, was er fei und bak 


aus fih felbR geworden und feinen Character und feine Anlage 

fo redlich zu entwideln beficebt geweſen fei, daß er fein fpäterd 

Emporfommen nur ala natürlidie Folge davon zu betrachten habt 
Man fann feinem bekannten Preisflüde, den Zwillingen (1774) 
wit weldem befanntlih Letſewitzens Julius von Taren 
concurrirte, das zweifelhafte Verdienſt zugefiehen, dag es in far 
ner wilden Unnatur, in feiner bie auf die höchfle Potenz ges 
triebenen Leidenfchaftlichfeit, jene Sturm» und Drangperiode ge 
boren habe*), welde von einem andern in Schottland fpielenden 
Drama defleldben Didterd den Ramen befam. Gr lieb dieſen 
unter wahrhaft daͤmoniſcher Infpiration concipirten Stüde noch 
mehrere deſſelben Schlages folgen, unter denen der Günflling 
am flärffien an Schiller (Don Earlod) und Dito an Goethbe 
(Goͤtz) erinnert. Nun folgt eine Reihe von Romanen, denen 
Schwung der Phantafie ebenfo wenig abzufpredgen if, ald man 


Deutſche Poefie. Sturm: und Drangperiode. 705 


leugnen fann, daß feine Ideale a priori unmöglide, von dem 
Pinfel eined Höllenbreughel bingeworfene Phantasmagoriem ſind, 
in denen der Alles mit der angelaufenen Brille des finftern 
Menfcyenhaffers betrachtende Dichter, den Wieland treffend den 
Lömwenblutfäufer genannt hat, dad nuplofe Unfämpfen des Men⸗ 
fhen gegen das unerbittlide Fatum darſtellen wollte. Fauſt, 
das aud von andern diefer Schule angehörigen Dichtern beliebte 
Abbild eined Alles umfaffenden und fletd unbeftiedigten Wiſſen⸗ 
dranged, if num der Repräfentant der epifchen Productivitaͤt 

Klinger's, und in diefer Enge Hegt der Stoff zu der Aue 
führung der unabwendbaren Schickfalsidee, welche freili er dem 
Jupitershaupte Goethe's zur vollſtaͤndigen Löfung aufgehoben biieb, 
da Klinger das Tiefe jener Babel wohl ahnen, nicht aber ge 
bührend wiedergeben oder aud nur faflen fonnte Cine Urt 
von Beruhigungsoplat im Gegenſatze zu der hier von Ihm geſchilder⸗ 
ten Zerriffenheit enthalten feine Geſchichte Giafars des Barme⸗ 
eiden und fein Fauſt der Morgenlaͤnder. Riedriger noch if ber 
als Drama bearbeitete und deßhalb mit größerer Lebenvigfeit 
und bewegliderer Handlung gehaltene Fauf des Malers Fried» 
sth Müller) aus Kreuznach (1750—1825), wo der Held, 
ein wilder, ungeberbiger Geſelle, glei einem Hunde in die Kette 
des Herfommens beißt und mit dem Teufel Kameradſchaft macht, 
weil diefer ihm durch feine offene Manier zuſagt. Poetiſcher und 
edler ift feine Genovefa, und mehrere feiner Idyllen find in Berug 
auf ländliche Natürlichkeit im Begenfag zu der Geßner'ſchen abftracten 
Sentimmtalität vortrefflich, ja zum Theil ſchon als Muſterbilder 
für Voß erwähnenswerth, wenn auch auf der andern Seite wieder 
duch allzukecke Derbbeit und mande triviale Details (die Schafe 
(dur, dad Nußkernen) proſaiſch widerlid. Ohne mid bei den 
Stolbergs aufiubalten, die in vieler Beziehung auch hier 
ber gehören, nedente ih noch kurz ded Ludwig Philipp 
Hahn) aus Trippfadt in der Pfalz (1746— 1813), der in 
feinem Aufruhr von Pifa, derſelben Epifode aus Dante, die auch 
Gerſtenberg im Ugolino wählte, ein Pendant zu diefem Stüde 
lieferte, welches diefes an Schauerlichkeit und Graͤßlichkeit überbietet, 
und um fo ärger ifl, da er da aufhört, wo Gerſtenberg ans 
fängt, alfo die fürdterlihe Hungerfutafirophe gar nicht hat. 

Gräfe Handduch d. Literärgeſchichte. IH. 45 


».C6. u. feine vortifhen Werke. irn 1806. 1644. 8 M. Binder, Odile 

im ip zum Ehriſtenthum. Eruttg. 1839. IT. 16. 9. Döring, 

Ei rimd. Yaioı 16. 8, Orts, Fr &a- als Ticaie, Blaldienne, 
. Mltenb. . Gran, . 

Deskır u. Seipz. 1844. 12. @. Odnoab, Ch. Leben in drci Bäden 

Stulig MH. 8. m ser Ger u. feine 


1846. 11. 16. Sillebrand B2. IL p. 289-458. Gerwinus BD. V. 1. 
“or wa Cämmtlihe Werke. Gtuttg. 1812—15. 1818-19. XU. B. 1815 
—19. XX. 16. 1722-24. XV. chd. 18277—29. XVIN. 16. Eämmtl 
Serte in einem Be. -Otatig. 4829. 1830. 1833. 1834. 1840. 4. (Dem 
Supplem. Epza. 1A31. 4.) ebd. 1835—36. XI. 8. 1838. XII. dr. 1% 
x. 8. (Dazu Radıiefe u. Barlantenfammlung, ber, d. Hoffmeifter. Etuttz. 
=. Tüb. 1840-41. IV. 16. u. Roditr. v. Ed. Does. 1838. 
II. 16.) ©. 0. Briefwehfel zw. Eiller und WB. d. Humboldt. Gtutt. 
18:50. 8. Auserlefene Briefe in d. 3. 1781 —1905. ber. v. D. Döring. 3m 
1835. JI1. 16. u. Eh. Briefe m. Ertl. gef. Mltenb. 1847. IIT. 16. 

@d. mit Körner. Berl. 1847. IV. 6. 


$. 705. 


Hatten wir bei Ssiller drei Perioden feiner bicterlide 
Ipätigfeit wahrgenommen, nämlid die der ungezügelten Phantoke 
und des abfoluten Freiheltsdranges, die des durch philoſophiſae BL 
dung beherrſchten Genies und endlich die der erhabenen, fütlih"® 
Ugtöfen Verklärung, fo müflen wir deren noch mehrere bei dm 
Danne annehmen, welcher unbedingt der Hauptrepräfentant die 
fer ganzem Periode iR, bei Johann Bolfgangvon Goethe"). 
Diefer unflerblibe Zierfraub des Deutſchen, Dictergarimb 
‚ward den 28. Auguſt 1749 zu Frankfurt am Main geborm, 
wo fein Vater kaiferlicher Rath war, ein hochgebildeter Mann, 
der durd ‚feine an Deutfcher Beletrifif der regenerativen Epode 
reihe Bibliothek den in feinem Sohne liegenden Genlus pflegte. 
Diefer wurde auf der daſigen Schule tüchtig claſſiſch gebildet und beog 
nachdem er hier bereit ein für die Ausbildung feines Charakter höhk 
widtiges Licbeöverhättniß mit feinem @reihen, dem Urbild des 
@rebene Im Bauf, eingegangen war, (1765) die iniverfität Leipıig, 


TI fürieb er ſich ſeibſt, alfo nit Gothe. 





708 Deutſche Poefſie. Schiller. 


Literatur unter aller Critik iR, was noch in letzwergangener Zelt 
Brudbräu’s in dieſes Genre ſchlagende Sudeleien bewieſen 
haben. 


1) S. Hillebrand Bb. I 385 21. Ruge Schriften wo. I. p. 912g. 
2 ũeſammeit⸗ E chriften Be v.P. Ziel. Berl. 1828. 111.8.  Jörbens 
BRd. VI. p- 482 sq. „ahlihte roll Nele. 1792. II. p. 218. ee Br. 
XXVI. * aq. 247 sy. &. Gtöber, Fr. en; u. FE. v. Seſenhein. 


3) Baus Leben, Thaten und Höllenfahrt. o. D. 1792. 8. Reue verb. 
X. Epig. 1799. 8. Kauft der Morgenländer. Bagdad 1797. 8. u. a. Werke 
Königed. 1809-16. Ypsg. 1832 — 33. XIL 8. Zübing. 1841. XI. ı6 
6 Goethe m. 20 xXVl. p- 2350 sq. Hillehrand I. p. 392 ag. Geroinus 
d sq. 
4) — und Drang. Baſel 1780. 8. u. in ſ. seat Spas. 1786. 
Bd. II. Ye 263 sq. Inhalt b. Prut Borlef. p. 339 s 
r. Fauſt's Leben dramatıfirt. and. 1776. 3. 1.8 Werke 
— PN 1825. ı11. 8. 
©. Zördens Bd. VI. p. 259 sq. De Sufeuße © v. piſa Ulm 1776-8. 
7 Leben. Berl. 1777-89. 1788-1806. Bd. I—YV Br. VI. 
von deſſ. Enkel W. Schwarz. deideb. 1817. 8. Simmtiih: Schriften am 
erftienmale gefammelt u. herausg. m. e. Vorr. v. Grollmann. XIV Di. 
Stuttg. 1836 sq. 8. ebd. 1843 — 44. x. 16. ſ. Ruge Schrift. Bb. L p. 
5A ng. Gervinus Bd. V. p. 268 aq. 
8 ©. Ruge Bd. II. p. 310 aq. Geroinus Bd. V. p. 4 sq. Sördens 
@d. II. p. 344 sq. p- 286 aq. Zeitgenoffen 2b. 1. %. * 52 
103 3q. — ebi ngbelle und die glüdfeligen Imfeln, eine Teiänitce 
— 2* an dem ie Jahrhundert. emgo 1787. III. 18.1. IV. 1838. 
@. A. Kayfer, Weber belletriſt. Schriftftellerei, e. Parall, 
fen tree und Ardinghello. Etraßt. 1778. 8.) Sämmtl, 
pefäen v. 9. Laube. Lpzg. 1838. X. 
9) Raturuchteiten der finnlichen und empfindfamen Liche. 0. D. (Kbnigsb. 
4798. IV. 8. Früher u. d. Tit. Gedichte in Grdcourts Geſchmack 0.D. 17 
8. Sondon (Danzig) 1780. 8. Bermanien 1808, 8. [.Gervinus Dd.V. p. 
Dieſe Gedichte ſchrieb man früher — Weiſe Johann Beer; 
Scheffner zu, von dem allerdings Gedichte (Miteu 1773) und Jugend 
liche Gedichte (Königsb. 1767. 8.) ıc. en 
10) Erotiſche Schriften. Epzg. 1817. V. 


$. 704. 


Wir baden ſchon oben angedeukt, dab einer ber größten 
Dieter Dewflande, wenn nidt der größte, im feiner Anfange- 
yeriode au zu den Gtürmern und Drängem gehörte, allein 
man kann ihn in feiner Allgemeinheit ebenſo wenig für tiefen 
kurzen Abſchnitt unbedingt hierher rechnen, als er zu berRomanı- 
iſchen Schule gehört, zu welder man ihn auch hat hinzunchmen wollen, 
wenigſtens nicht au ber Tieck ſchen Ridtung, die von der feinigen 
himmelweit verſchieden IR. Jever ficht ſchon von ſelbſi, daß wir bier 


— | — 


Deutſche Doefle. Schiller: 709 


nur Friedrich von Schiller!) vor Augen haben können. 
&r wurde den 10. Novbr. 1759 zu Marbad in Würtemberg 
geboren, war der Eohn eines Offigiers und erhielt den erſten Ele, 
mentarunterriht von einem Pfarrer, Namens Moſer, dem er in 
den Räubern ein unfterblied Denkmal geſetzt bat. In Ludwigs» 
burg befam er die erfie Schulbildung, und die Vorſtellungen 
auf dem’ dafigen Hofiheater mögen in ihm den erflen Hang für 
das Scaufpiel erregt haben. Bom Herzog Karl liebgewonnen, 
fam er in jene Militairbilvungsanfalt, die zuerl auf benz Luſt⸗ 
ſchloſſe Solitube, dann in Stuttgart unter dem Namen der hohen Karies 
faule befand (1773); bier mußte er der Relgung zur 
Theologie, welche er fühlte, entfagen und fi für die Juriepru⸗ 
denz entſcheiden, fattelte aber bald wieder um und fing an ' 
Medicin zu Audieren. Bon den Claſſikern trieb er bier nur Plutarch, 
lad aber heimlich Gerſtenberg's Ugolino, Goethe's Göh von 
Berliäingen, Klopftod, Leffing, Leiſewiz xc., beſonders auch Goe⸗ 
the's Werther, und da er ſchon hier einer unter ben jungen 
Leuten gegen die Strenge ' der militairiſchen Zucht gebildeten 
Oppoſitionopartei angehörte, welche den Geſetzen berfelben zum 
Trotz auch die Poeſie pflegte, fo begann er theils feloR zu dich» 
ten (3. B. den Eroberer), theils fühlte er ſich zu dem unglüde 
lichen Schubart hingezogen, deſſen Bürftengruft ihn fo begeißerte, 
daß er ihn fogar auf dem Aoperg befuchte.. Bei feinem Aus⸗ 
tritt aus ber Karlefchule (1780) ward er Regimentsarzt und 
als folder ließ er feine längere Zelt vorher beendigten (1777) 
Räuber druden und In Mannheim aufführen, welder Bors 
ſtellung er zweimal dem Geſetz zuwider beimohnte, und ale er 
Dafür mit 14taͤgigem Arreſt beſtraft ward, verließ er, da ihm übers 
haupt die millitairiſche Uniform viel zu enge war, heimlich 
mit dem Muſikus Streiger Stuttgart (1782), Er lebte nun 
eine Zeit Tang in ziemlich gebrüdten Verhaͤltniſſen, dichtete für 
die Mannheimer Bühne Kabale und Liebe (1784) und Fiesko 
(1783), bielt fi einige Zeit bei der Frau von Wolzogen 
zu Bauerbach im Meiningifhen auf, wo er fi In die Tochter 
derfelben verliebte, und kehrte dann nah Mannheim zurüd, 
wo. er ein aͤhnliches Verhaͤliß mit Margareta Schwan ame 
fnüypfte und Die erfien Alte des Den Carlos ſchrieb, wofuͤr im 





ui euren Tee 


und in Profa vollendet, lenes unüͤbertreffliche Offenbarungeir 
Rrument feiner Dictenweife, das leider von Schlegel (Ark. Särif. 
Th. 1. p. 15 29) völlig mißverfanden iR. ie wenig uͤbeige / 
Goeihe, dem, wie er felbR in feinen Benetianifen Eylgrammen fa}, 
Vie Freiheltsapoſtel Ret6 zuwider waren, für die von der Franoſſan 
Revolution aufaeſtellten Freiheitsſaͤße Eympathieen empfan, 
fehen wir aus dem Bürgergeneral, den Mufgeregten und da 
Unterhaltungen der Ausgewanderten, die fämmtli in dieſe Zut 
(1793) fallen; aub ber @roffephta, worin er bie Umtrihe 
Caglioſtro's und der Nofenfreuzer ſchildern weilte, gehört in dick 
Zeit. When der Höhepumft feiner dichteriſden Thätigfeit fält 
weilgen 1794— 1805, in fein Zufammenwirken mit Stile, 
welche Zeit er ſelbſt als Epoche machend anfah. Der erhe in 
106 dazu gefkah durch Schiller, der zwar Bocthen als einen entſti⸗ 
denen Gelfesantipeden angefehen hatte und von biefem gleitſabe 
nicht gefußt worden war, nun aber (1794) ſich fariftiih an 
ihn wandte, um ihm zur Theilnahme an den Horen, die er miı 
Fichte, Woltmann und W. von Humboldt zufemmen heransgha 
wollte, einzuladen. Goethe ließ ſich auch nicht lange bitm, 
ſondern lieferte unter andern Beitraͤgen ben größten Theil da 
Xdwiſchen Elegieen hinein, die er bereits 1788 — 90 — 
ſchrieben hatte. Eine gleiche Theilnahme erfuhr der Saitek 
Mufemalmanah (1796), der die Horn, welche —— 
Proſaiſches aufnahmen, gewiffermagen fuppliren a 
ſonders aber der zweite Jahrgang der Zenien urn, wu 

die beiden Dichter mit merfwürbiger Webereinkimmung über 

Leute zu Gerichte faßen, welde ſich damals am der Literatur 
und Poeſie verfündigt hatten. Daß natürlich dieſer fogenaunk 
Burimalmanad) von den Betheiligien ſchlecht aufgenommen ward, 
beweifen @egenfäriften, wie Dan: Jeniſch's Literarifhe Epkh 
ruthen, I. Kaspar Manſo's Begengeihenfe an bie Eubelföht 
in Ima und. Weimar von einigen dankbaren Gäfm, Ricolald 
Wahang dazu, Cranzens Ochſiade, die Trogalien zur Berbaumg 
der Zenien, und wie alle biefe Yamphlets fon heißen mögen”) 


cf. Die Zenien aus Gilles Tafaimanas für das —7 179, 
at, Abdrud und Grläutrrung derfeiben. Danzig 1833. 16. Sea⸗ 





Deutſche Porfie. Goethe. 713 


we allerbingd pedautiſche Schulweidheit herrſchte, obwohl Watt 
ſched's Anſehn bereits im Abnehmen begriffen war, umd die Bors 
träge Gellert’6 und Clodius über Literaturgefchichte und Etylipif 
ebenfalld nit zu den geiſtreichnen gehoͤnen, fo daß das junge 
Dichtergenie durch biefelben nicht heſonders ‚gehoben werben konnte. 
Nichtsdefloweniger machte fi daſſelbe in zwei dramatiſchen 
Kleinigkeiten, der Laune des Berliebten, wozu ihn eine vorüber 
gehende Liebfibaft mit einer Stellvestreterin feines Greichens, 
einem Aennchen, veranlaßt hatte, und den Mitſchuldigen, einer 
Nachahmung der von Leſſing in feine Minna von Barnheim 

angefchlagenn Tonart, fowie in mehreren lyriſchen Gedichten 
Luft, welche aber ſaͤmmtlich das Gepräge einer tiefen, mit feinen 
Berhältnifien hoͤchſt unzufriedenen Berfiimmung an ſich tragen, Seine 
Bekanniſchaft mit Behrifch, dem Hofmeiſter des Grafen von Lin⸗ 
Denau, und mit Defer, dem Director der Leipziger . Zeichnenaca⸗ 
dene, Sowie Leffing’6 Laokoon (1767), wirkten höchſt weſentlich 
auf die Eutwirkelung der in ihm liegenden Lieblingsidee, der Vers 
mählımg der Zunft mit ber Poeſie, ein. Nach Frankfurt zurüde 
gelehrt (1768), wirkte das damals dort fehr im Schwunge 
gehende ſupernaturaliſtiſche, alchimiſtiſch⸗theoſophiſche Treiben meh». 
rerer Gelehrten und Weste, in deren Mitte er eingeführt warb, 
befonders aber fein Umgang mit einer religlöfen Schwärmerin, 
einem mit feiner Bamilie befreundeten Bräulein von Keitenberg, 
weientiih auf die Entwidelung feiner myſtiſchen Naturanſchauung 
ein. Bald mußte er aber nah dem Willen feines Vaters feine: 
Helmath abermals verlafien und die Univerſitaͤt Straßburg 
beziehen (1769— 71), wo er mit ‚Herder befannt wurde und 
durch diefen der In ihm durd feinen Aufenthalt in Leipzig er» 
zegten Neigung für Franzöſiſche Seichtigkeit und Ruͤchternheit 
entführt, mit der Engliſchen Literatur ‚befreundet und zur aͤchten 
Deutſchen Gruͤndlichkeit und Tiefe hingelentt ward. . Hier ward 
er auch mit den obengenannten Juͤngern der kraftgenialiſchen 
Säule befannt und Imüpfte jenes von Manchem mit zweideut⸗ 
igem Laͤcheln befrittelte, aber Beider würbige Berbälmiß mit 
Sriederife Brion, der Tochter des Pfarrers zu Sefenheim, an, 
wovon er (ald Fernando) in der Stella (Friederile) ein tief poet⸗ 
iſches Gemälde entworfen hat; auch jene muͤberirefflichen Lieber: 


720 Deutſche Poeſie. 


dentenjahre. Novell. Schilder. a, d. Leb. d. Dichters. Lpig · 1864 8. 8 
Zeſcy anz, Goethe, ! Leb. u. Schriften. Königsb. 1847. 8. G. Bichf, 

Leden. Stuttg. 1847. IT. 16. Jördens Bd. II. 16isg. VI. p. 20. 
Diuerans. Bd. IT. p. 8 aq. Gersinus Bb.1V. p . lbs sg. 97. Br 
Menzel Deutfche — Bd. III. p. 122 sq. ar ungünky. 
Weber in d. Berl. Jahrb. 1829. nr. 73 »q. Zur eite. gef e. v. Rancipel, 
Ucberfiht d. Deutſchen Rationalliteratur 4. 18. u. 19. Jahrh. nad ih. 
wichtigft. Erſcheinungen. Mit befonderer Kückſicht auf Goethe. Berl. 184.8 


2) 3. H. Med Uns emäßlte Sariften ı dur foduen Fiteratur u. Aut. 
E. Dentm. ber. v. Ad. Gtahr cf. Gtrieder Br. Yll 
p. %56 sq. Schlichtegroll R an ", 1. P = sq. 


3) W. Wachsmuth, Bemact Muſenhof in db. Jahren 1772 bis 180. 
Berl. 1844. 8. — Klatfchereien enth. Das Büchlein von Goethe, her. * 
Daehreen: Penig 1822. 16. u. 8. W. Böttiger, Literarifche Zuſtaͤnde ud 

a genoffen. 3 In Schilder. a. K. U. Boͤttiger's hoſchr. Nachl. Epıg. 188 


$. 706. 


Wir wollen aud bier wieder, wie früher, che wir weile 
gehen, no einige Dichter nennen, welde, ohne einer beim: 
ten Schule anzugehören, freilih einen Bergleih mit den chem 
genannten Dicterlönigen nicht aushalten, aber ebenfo wenig Mi 
gänzlien Bergefienheit anheimzufallen verdienen. Wir nennen dat 
erſt die Norddeutſchen Lyriker Chriſtian Adolph Overdel) 
aus Luͤbeck (1755 — 1827), von dem ſehr liebliche Lieder übrig 
find, Gerhard Anton Gramberg?) aus Oldenburg (174 
—1817), der ſich auch im Epigramm nicht ohne Gluͤd m 
ſuchte, und Gerhard Anton von Halem?), feinen Ink 
mann (17521819), der aber mehr durch die mir Ihm 
Freunde Bramberg herausgegebene Zeitfchrift Irene, wie ald % 
rifer auf die, Literatur einwirfte und durd feine Selbſibiographle 
für Die genauere Kenntniß der damaligen literariſchen Zußaͤnde 
von hoher Wichtigkeit If. An dieſelbe Schule ſchließen ſich nod 
an Georg Philipp Schmidt von Lübed*) (geb. 1760) 
ein höchſt gefühlvoller Bolkedicter, Karl Lappe?) aus Wüha 
baufen (geb. 1774), der an Gemuͤthlichkeit ihm nahe fomalı 
und der Gpigrammatid Karl Friedrich Mücler) and 
Stargard (geb. 1763). Auch Ernſt Theodor Johanı 
Brüdner) aus Neezla im Medienburgifhen, Haus 
paſtor zu Neubrandenburg (1746— 1805), deſſen Kinderidylle 
jet freilich Niemand mehr kennt, und Friedrich Ern ſt Bott 
lieb Freiherr von Shönbom‘ ) aus Stolberg (1747 ‚nigt 1741 


—— —— 














716 Deutfche Poeſte. Goethe. 


mad. in Proſa vollendet, ſenes unübertreffliche Dffembarungein- 
Arument feiner Dichtenweihe, da6 leider von Schlegel (Krit. Scbrift. 
Th. I. p. 15 sg.) völlig mißverflanden in. Die wenig übrigens 
@oethe, dem, wie er ſelbſt in ſeinen Venetianiſchen Eypigrammen fagt, 
Die Freiheitsapoſtel ſtets zuwider waren: für die von der Franzõſiſchen 
Revolution aufgeſtellten Freiheitsſaͤße Eympathlen empfand, 
fehen wir aus dem Bürgergeneral, den Aufgeregten und ben 
Unterhaltungen der Ausgewanderten, die ſaͤmmtlich in biefe Zeit 
(1793) fallen; aub der Großkephta, worin er die Umtriebe 
Caglioſiro's und der Roſenkreuzer ſchildern weilte, gehört tm Pick 
Zeit. Wein der. Hoͤhepunlt feiner vidterifhen Thätigleit fäßt 
zwiſchen 1794-- 1805, in fein Zufammenmwirkn mit Skiße, 
welche Zeit er ſelbſt als Epoche machend anſah. Der erfie in 
laß dazu geſchah durch Schiller, der zwar Goethen ale einen entieim 
denen Geiſtesantipoden angefehen hatte und von diefem gleidfa 
nicht geſucht worden war, nun aber (1794) ſich ſchriftlich an 
ihn wandte, um ihn zur Theilnahme an den Horen, Die er wi 
Fichte, Woltmenn und W. von Humboldt zuſammen herausgeben 
wollte, einzuladen. Goethe ließ ſich auch nicht lange bütm, 
ſondern lieferte unter andern Beitraͤgen ben größten Theil ver 
Romiſchen Elegieen hinein, die er bereitd 1788-00 niederges 
fiärieben hatte. ine gleiche Theilnahme erfuhr der Schiter’iae 
Muſenalmanach (1796), der die Horn, welde vorzugsweü 
Proſaiſches aufnahmen, gewiffermaßen ſuppliren foßlte, te 
ſonders aber der zweite Jahrgang ber Zenin (1797), werk 
die beiden Dicter mit merfwürbiger Lebereinkimmung über bie 
Leute zu Gerichte faßen, welche fi damald an der Literatur 
und Poeſie verfündiat hatten. Daß natürlich diefer fogenannt 
Furienalmanach von den Betheiligten ſchlecht aufgenommen warb, 
beiweifen Begenfäriften, wie Dan. Jeniſch's Literariſche Spieß 
ruthen,, 3. Kaspar Manſo's Gegengeſchenke an die Gubelföhe 
in Ina und Weimar von einigen dankbaren Gäfen, Ricolai’s 
Anhang dazu, Cranzens Ochſiade, die Trogalien zur Verdauung 
der Zenien, und wie alle biefe Pamphleis ſonſt heißen mögen *). 


——— —— — — 


*) cf. Die Xenien aus Schiller's —— für das Jade 1797, 
te, Abbrud und Erlaͤuterung berfelben. Danzig 1833. 16. Mache⸗ 


724 Deutſche Poeſie. 


garten's*) aus Grevismühlen im Mecklenburgiſchen (1758 
— 1828), Profeſſors der Geſchichte zu Greifswalde, phantaſie⸗ 
und geſuͤhlvolle Idyllen, Jukunde und die Inſelfahrt, die aber 
ebenfo wie feine Legenden an allzuvielem falſchen Pathos lade 
riren, fo daß ich des Dänen Jens Baggefen”*) aus Kar 
för auf Eeeland (1764— 1826) Parthenais oder Alpen 
reiſe, welter fein Epos auf CooP8 Weltumfegelung, Dceanla, 
befonderd aber feine mißlungene humoriſtiſche komiſche Epopee, 
Adam und Eva, bei weiten nadfichen, immer noch vognjiche, 
obwohl fie nur Nachahmung von Voßens Luiſe ift und durd Ki 
fung von mythiſchen und phantaftifchen Weſen und Elemmta 
in moderne Zuflände theilweife barok ſcheint. Auch der fen 
genannte Ufteri hat in feinen Idyllen, worin er übrigens 
feinen Volksdialekt beibehält, bei manden anfößigen Derbheiten 
Voßens nieberdeutfhe Idyllen nibt ohne Geſchick nachzuahnen 
geſucht. Am gluͤcklichſten traf uͤbrigens in der fpätern Zei 
Georg Daniel Arnoͤld) aus Straßburg (1780 — 1829) In 
der von ihm anonym herausgegebenen, dramatiſch gehaltenen Nyll, 
der Pfingfimontag (1816), fogar durch den dabei angemendetm 
Eifaffifh » Straßburgiſchen Dialekt den Hebel'ſchen Ton, und dr 
the (WB. Br. 32. ©. 240 sg.) hat feiner Dichtung fein ge 
ringes Lob gezolit, wenn er fagt, man vernehme in deiſelden 
die Nachkommenſchaft feiner Landsleute, Sebaſtian Brand um 
Geyler von Keyſersberg. Die allerdings Älteren morgenländilde 
Idyllen des bekannten Ueberſetzers des Horaz Jakob Friedrid 


| 


Schmidu's aus Blafienzelle”) (1730— 1799) moͤcte ich fun 


für bedeutend halten, und flelle fogar noch Ehrifian Lu 
wig Neuffer's“) aus Stuttgart (1769 — 1839) Tag al 
dem Lande über fie, der aber noch lange nicht den trefflichen 
Fiſcheridyſllen des Reglerungsfecretaird und Archivars zu Aarar 
Franz Xaver Bronner'o?) aus Hoöͤchſtaͤdt (geb. 1758) 
gleichkommt. In das beſchreibende Genre mit didaltiſchet dr 
calitaͤt ſchlaͤgt das philofophifche Lehrgedicht des Doctors de 


Medicin Balerius Wilhelm Neubed”) aus Ami 


(1765— 1847), der Gefundbrunnen, ein, wohl beinahe dad belt 
didaftifhe Epos, welches wir haben, dad aud- im Versmaß 
dem Herameter, der Meffiade nicht nachſteht und ebenfo von 





Deutfche Poeſie. Goethe: 719 | 


zu haben. Mit ihm ging "übrigens auch Weimar's weltgeſchicht⸗ 
liche Bedeutſamkeit für Deutfe Kunf und Wiſſenſchaft unter, 
und dieſe Stadt fanf feltdem wieder in jene nidtige Klein⸗ 
flädteret zurüd, aus der fle Deutſchlands Dichterheroen für Furze 


Zeit geriffen und zum Wwahrhaften Mufentempel erhoben hatten ?), 

1) Schriften. Beri. 1775. TH.8. 1777. IH. 1779. IV. 8. Epag. 1787 — 
90. VI. 1737—91. IV. 8. Reue Schriften. Berl. 1792—1800. Ypsg. 1822. 
V11.8. Werke. Stuttg. 1806-10. XIII. 8. (Dazu Supplemente. ebd. 1817— 
18. VIII. 8.) cbd. 1816—18, XX. 8. Stuttg. 1826-19. XXV.8, Gänmtl, 
Werke. ebd. 1828-34. LV. 8. 1827—34. LV. 16. (Dazu: Inhalts⸗ und 
Namen = Vergeüchniffe über ſäämmtliche Goethefhe Werke nad der Ausgabe 
legter Dand u. dem Nachlaffe, verf. v. Ehr. Ih. Musculus unter Mitwirs 
tung Riemer. ebd. 1835. 8.) Poetiſche und Profaifhe Werke. Prachtaus⸗ 
gabe. ebd. 1336. 1846. H. 4. Sämmtlihe Werke. VBollft. neugeordn. U. 
Stuttg. u. Tübingen 1840. XL. 16. (Dazu Chr. Ih. Musculus, Alphab. 
Namen Regifter. ebd. 1842. 10.) Dazu: Nachgelaffene Werke. ebd. 1842. 
V. 16. Ed. Boas, Nachträge gef. u. Derausg. Lpzg. 1841. 1846. III. 16. 
Briefwechfel zwifchen Goethe und Zelter in den Jahren 17961832, ber. v. 
Fr. W. Riemer. Berl. 1833—34. VI. 8. Briefivechfel zwifchen Schiller u. 
Goethe in den Jahren 17924 1206 Etuttg. 1823—29 VI. (f. Hau. Lit. 
Zeit. 1830. ar. 29. —) Briefe an H. Merl von Goethe, Herder, Wieland 
und andern bedeutenden Zeitgen. ber. v. 8. Wagner. Darmft. 1835. IT. 8. 
Briefmechfel zwifhen Klopftod und Goethe im J. 1776. %ypıg. 1833. 8, 
Br. Goethe's mit einem Kinde (Bettina von Arnim, geb. Brentano). Berl. 
1835 — 1837. IM. 8 8. Wagner, Briefe aus dem Freundeskreiſe von 
Goethe, Herder, Hopfner und Med. Leipz. 1347. 8. Briefwechſel 
zwifchen Goethe und Schultz in d. 3. 1825—29. Bonn 1836. 8. &. Briefe 
ın den Jahren 1768 — 1832. her. v. D. Döring. Lpzg. 1836. 4. 3. p. 
Gdermann, Weſpraͤche mit Goethe in den Ichten Tagen feines Lebens. Lpzg. 
1823—32. 1837. II. 8. Briefe und Auffäge, a. d. 3. 1786—1756. 3. erftens 
male ber. d. A. Schöll. Weimar 1816. 8. Briefwechfel zwifchen Goethe u. 
&. H. Jacobi ber. v. M. Jacobi, Epzg. 1847. 12. Goethe's älteftes Liebere 
buch, her. v. L. Ziel. Berl. 1844. 8. u. im N. Jahrb. d. Berl. Deutich, 
Gef. Bd. VI. (ſ. Vichoff, Archiv 1846. H. IV. p. 62 8q.) Goethes Friede⸗ 
rite. Bon Zreimund Pfeiffer. Anh.: Sefenheimer Liederbuch. Lpzg. 1841. 8. 
(f. Viehoff a. a. D. p. 78 s8q. A. Fr. Naͤke, Wallfahrt nah Sefenheim. 
Berl. 1340. 16. u. J. Chr. Freieiſen, Die beiden Friederiken in Seſen⸗ 
beim. Züri 1838. 12. ſ. ob. 9.703 Anm. 2.) Ir.K. J. Echuͤt, Goethe's Phi⸗ 
loſophie. Hamb. 1825—27. VII. 12. — &. H. Döring, G. Leben. Weimar 
18233. IT. erg. A. ebd. 1833. 16. Goethe, E. biogr. Denkm. Sena 1841.16. 
u. Soethe's Selbfibiographe. U. ſ. Brief zufammengeftellt. Iltenb. 1847.16. 
I. Bald, Goethe aus näherem perfönliden Umgang bargeftellt. Lpzg. 1832. 
1836. 16. &. &. Gervinus, Ueber den Soetheſchen Briefwechfel. Lpzg. 1836. 
8. ©. Ir. Goͤſchel, Unterbaltungen zur Schilderung Goetheſcher Dichts und 
Dentweife. Schleufingen 1834—38. III 8, A. Nicolovius, Web. ehe Lite⸗ 
tar. u. artiſt. Nachrichten. kpzg. 1828. Bo. I. 8. K. Ev. Schubarth, Zur 
Deurtheilung &. mit Bezlehung auf verwandte Fiteratur. Berl. 1817. 1820. 
MU. 8. Varnhagen v. Gak, Böthe in den Zeugniffen ter Mitlebenden. Berl. 
1823. I. Samml. 8. ©. Vogel, Goethe in amtlihen Werhältniffen. Jena 
1834. 8. C. &. Garus, Goethe. Zu deſſen näheren Berflänbniß. kpzg. 1838. 
8. Fr. W. Riemer, Mittheilungen über Goethe. Berl. 1841. H.8. u. Brisfe 
v. u. a. Goethe. Engg. 1846. 8. Fr. Pfeiffer, Goethe u. Klodflod. Lpzg. 
1842. 16. Reminiscengen, Goethes Mutter n. Brief. u. Aufzeichn. 4. Ghas 
ract, merkw. Maͤnner / u. rauen v. Dorow. Lpzg. 1842. 8. Goethe's Gtus 


720 Deutſche Poefie.. 


. GSeqhilder. a, b. Leb. d. Dichters. Lpzg. 1864. 8. R. 
—* anz, fe Leb. u. Schriften. Königeh. 1847. 8. G. WBichoff, 
Leben. Stuttg. 1847. 11. 16. Sörbens 3b. II. oe VI. A 202 29. 
Siucbromb. Bb. II. p. 8 aq. Gersinus Bb.IV.p. 97. Wing. 
enzel Deutfche Literaturgefh. Bd. III. p. 322 2q. 8 —— 
Weber in d. Berl. Jahrb. 1829. nr. 73 2: Zur Liter, cf. 8. v. Lancizolle, 
Ueberfiht d. Deutihen Nationalliteratur im 18. u. 19. — .. A 
wichtigft. Erſcheinungen. Mit befonderer Rüdfiht auf Goethe. Berl. 


2) 3.9. Med Yin ewählte Schriften 1 jur Faden fiteratur u. at 
E. Dentm. ber. v. tahr. Dldenb. 0. 8. cf. Strieder Bd. VIII. 
p- 966 2q. — Rekr. 1701. * 1. p. > 2q. 


3) W. Wachsmuth, Beimars ufentof in d. Sabren 1772 yet 180. 
Berl. 1844. 8. — Klatfchereien enth. Das Büchlein von Goethe, U 
ichreren. Penig 1822. 16. u. 8. W. Böttiger, Literariſche Zufände zu) 
Beitgemoffen. In Schilder. a, K. U. Böltiges’s hoſchr. Nachl. Lyıg. 18% 


$. 706, 


Wir wollen aud hier wieder, wie früher, che wir weite 
gehen, noch einige Dichter nennen, welche, ohne einer befien: 
ten Schule anzugehören, freilih einen Bergleih mit den cbew 
genannten Dicterlönigen nicht aushalten, aber ebenfo wenig ber 
gänzlichen Bergefienheit anhelmzufallen verdienen. Wir nennen daher 
er die Norddeutſchen Lyriker Chriſtian Adolph Overbeck) 
aus Lübed (1755—1827), von dem fehr liebliche Lieder übrig 
find, Gerhard Anton Bramberg?) aus Oldenburg (1744 
—1817), der ib auch im Epigramm nicht ohne Glück ve 
fuchte, und Gerhard Anton von Halem?), feinen Lan» 
mann (1752—1819), der aber mehr durd die mit feine 
Freunde Bramberg herausgegebene Zeitfchrift Irene, wie als % 
sifer auf die, Literatur einwirkte und durd feine Selbkbiographie 
für die genauere Kenntniß der damaligen literariſchen Zufänk 
von Hoher Wichtigkeit If. An diefelde Schule fließen ſich ne& 
an Georg Philipp Schmidt von Lübed*) (geb. 1766), 
ein höchſt gefühlvoller Volkodichter, Karl Lappek) aus Wüfen- 
haufen (geb. 1774), der an Gemüthlichkeit ihm nahe kommt, 
und der Gpigrammatid Karl Friedrich Müdlerd) aus 
Stargard (geb. 1763). Auch Ernf Theodor Johann 
Brüdner) aus Neezla im Medimburgifhen, Haups 
paſtor zu Neubrandenburg (1746— 1805), defin Kinderidylien 
jest freilich Niemand mehr kennt, und Friedrich ErnR Gott⸗ 
lieb Freiherr von Shönbom) aus Stolberg (1747, nit 1741 


724 Deutſche Poeſie. 


garten'o*) aus Grevismühlen im Mecdlenburgiſchen (1758 
— 1828), Profeſſors der Geſchichte zu Greifswalde, phantafte» 
und geſuͤhlvolle Idyllen, Jukunde und die Infelfahrt, die aber 
ebenfo wie feine Legenden an allzuvielem falſchen Pathos labo⸗ 
riren, fo daß ich ded Dänen Jens Baggefen’” aus Kor 
für auf Seeland (1764— 1826) Parihenais oder Alpen 
reife, welder fein Epos auf Goof’8 Weltumfegelung, Dceania, 
befonderd aber feine mißlungene humoriſtiſche komiſche Epopoe, 
Kam und Eva, bei weiten nadfichen, immer noch vorzich, 
obwohl fie nur Nachahmung von Voßens Luiſe if und durch Mi, 
fhung von mythiſchen und phantafiifhen Welen und Elementen 
in moderne Zuflände theilweife barok ſcheint. Auch der fdhen 
genannte Uferi hat in feinen Idyllen, worin er übrigen 
feinen Bolfödinleft beibehält, bei manden anflößigen Derbheiten 
Voßens niederdeutihe Idyllen nidt ohne Geitid nahzuahen 
geſucht. Am glüdlihfien traf übrigene in der fpätern Ze 
Beora Daniel Arns1d”) aus Straßburg (1780— 1829) in 
der von ihm anonym herausgegebenen, dramatiſch gehaltenen Iylle, 
der Pfingfimontag (1816), fogar durch den dabei angewendeten 
Elſaſſiſch⸗ Straßburgiſchen Dialeft den Hebel'ſchen Ton, und Ge 
the (WB. Bd. 32. ©. 240 sq.) hat feiner Dichtung fein ge 
ringes Lob gegolt, wenn er fagt, man vernehme in derſelbe 
die Nachkommenſchaft feiner Landsleute, Sebaſtian Brand ww 
Geyler von Keyſersberg. Die allerdings älteren morgenländifde 
Idyllen des bekannten Ueberſetzers des Horaz Jakob Friedrid 
Schmtdrs aus Blafienzele) (1730—1799) möchte ich kaus 
für bedeutend halten, und flelle fogar nob Chriſtian Eur 
wig Neuffer’6”) aus Stuttgart (1769 — 1839) Tag au 
dem Lande über fie, der aber noch lange nidt den trefflicden 
Fiſcheridyllen des Neglerungsfecretaicd und Archivars zu Aarar 
Franz Xaver Bronner’3”) aus Höchſtädt (geb. 1758) 
gleichkommt. In das befchreibende Genre mit didaktiſcher Lo 
calitaͤt ſchlaͤgt das philofophifche Lehrgedicht des Doctor be 
Medicin Balerius Wilhelm Reubed”) aus Arnſtadt 
(1765 — 1847), der Geſundbrunnen, ein, wohl beinahe das bee 
didaltiſche Epos, welches wir haben, das auch im Verémaß 
dem Herameter, der Meſſiade nicht nachſteht und ebenſo vos 


Deutſche Poefie. 725 


vollfommener Sachkenntniß, ala Beherrſchung bes Stoffes und 

der Eprache, ſowie angebornem Dichtergenie zeugt. Würbig 
reihen ſich die floffähnlihen Hellquellen am Taunus (1814) 
des Freihern Sohbann Iſaac von Gerning“) aus 
Frankfurt am M. (1769— 1837) daran. Weniger bebeutend 
iR die Allerdings gemüthlihe Kinderwelt Krummacher's, 
während feine Parabeln ausgezeichnet find und von Koſegar⸗ 
ten's Legenden nicht übertroffen werden. Auch des geſchmack⸗ 
vollen Wefhetilrs Georg Schatz') aus Gotha (1763 — 
95) Kabeln im Leffing’fchen Style gehören hierher, und vergefo 
fen werden dürfen weder die witzig gutmüthigen Epigramme 
Sohann Chriſtoph Friedrich Haug's“) aus Niederſtotzingen 
im Würtembergiſchen (1761 — 1819), deſſen Hundert Hyper 
bein auf Herrn Wahlo große Naſe bekannt genug find, noch 
die Satiren des Legationsraths Johann Daniel Fald”) 
aud Danzig (1770 — 1826), unter denen die heiligen Gräber 
zu Rom und die Gebete, die politiſche Satire Elyſium und 
ZTartarus, ſowie das gegen den Pietlömus, In den er übrigene 
in feinen fpäteren Lebenejahren ſelbſt verfiel, gerichtete Drama, 
die Uhue, hervorzuheben find, noch endlih Friedrich Chriſtoph 
Weißer' 0*) aus Etutigart (1761— 1836) geifireihe ſatir⸗ 
iſche PBinfelfrihe und poetiſche Satiren, die nur an allzugroßer 
Eitfertigkeit der Compofition und Mangel an elle leiden. 
Der Epifer giebt es nur wenige, doch nennen wir ehrenvoll des 
Berliner Interimstommandantn Karl Andread von Bo» 
guslawsfi®) aus Mufhlif bei Börlig (1759 — 1817) 
Zanthiypus , welter nicht ohne ausgezeichnete Darftellungsgabe 
if, befonders aber die in die neuefle Zeit . herübergreife 
enden Epopden des Erzbiſchoffs von Erlau Johann Ladio⸗ 
lav Pyrker“) von Felſö⸗Eör aus Lang in Ungarn (1772) 
Tuniſias und Rubolfias, befennen jedoch, daß feine Perlen der heiligen 
Vorzeit und feine Bilder aus dem Leben Jeſu und der Apoftel bei 
weiten weniger Hhantafle, dagegen aber mehr Phrafen aufzumwelfen 
haben, als dad dem wilden, geftörten und zerrifienen Geiſte des uns 
gluͤcklichen Freihern Franz Anton Joſeph Ignaz Maria 
von Sonnenberg") aus Münfter (geb. 1779, tödtete ſich ſelbſt 
1805) entfprungene hochpoetifche, aber form, und regellofe Cpos 





130 Deutſche Poeſie. 
Biete ber Laune und des Wites. Zübing. 1626. 8. Gedichte, GStuttz 


43) Satirifche Werke, Lpzg. 1826. VII. 16. Unserlefene Werke, alt u, 
neu ber. v. Ad. Wagner. Epzg. 1819. III. 8. cf. Falkiana d. f. Züge aus 
bem Leben bes Dichters 3. 5. Hamb. 1811. 8. Döring, Lebensumtifi. 
Quedlinb. 1840. 12. Zeitgenofien ar. 44. p. 18q. Zörbens Bb.I. p.495 4. 
VI. p. 83 sq. 

44) Sämmtlihe Werke. Th. I. Stuttg. 1817. 8. Neuefte poetiſche und 
profaifche Werke. Brünn 1820—22. II. 8. Gämmtliche profaifhe Berk. 
Stuttg. 1818—20. 1822. VI. 8, Reue Sammlung auserlefener proſaiſcher 
Schriften. Augsb. 1826. III. 8, . 


45) Zanthippus, ein Gedicht in 10 Gefängen. Berl. 1811. 11.8. Diokid, 
eine Legende in 4 Geſ. Berl. 1814. 1817. 8. 


46) Sämmtliche Werke. Stuttg. 1832—34. III: 8. 1843. III. 16. &is 
bee der Sehnſucht nad) den Alpen. Gtuttg. 1845. 8. Wilder aus dem Erb 
Zeſu und der Apoſtel. Lpzg. 1843. 4. 


47) ©. 3. &. Gruber, Etwas üb. Fr. v. ©. Leben u. Charatter. Rs 
borft. 1807.8. Steinmann in ber Abendz. 1846. nr..29. u. in d. Thuringia 181. 
ar. 43. 1843, nr. 39. — Donatoa oder das Weltende. Epos in 12 0% 
fängen. Rubolft. 1806—7. IV. 12%. Gedichte nach deſſ. Tode her. v. I. © 
Gruber. ebd. 1808. 8. 


48) Verſuche profaifchen und poetifchen Inhalts. Reuftrelig 1801. Thl. 
8 W. u. Seume, Rüderinnerungen. Frkft. 1797. 1823. 16. 


49) Sämmtlihe Werke. Lpzg. 18%. XII. 16. ber. u. m. einem Bom. 
bet. von Ad. Wagner. Lpzg. 1835. 4. 1837. 4. 1839. VIII. 16. Gedichtt. 
Riga 1801. 8. V verm. 9. Epzg. 1843. 16. cf. H. Döring, Pebensumtift 
von Carl Yuguft, Großherzog von Sacfens Weimar, von Möfer, Fall, 
Seume, Lichtenberg u. von Matthiffon. Quedlind. 1840. 12. Zeitgenofl. Bi. 
IV. I. p. 92 q. 


50) Die Schweſtern von Lesbos. Frkft. a. M. 1801. 8. Die Schwrften 
auf Soreyra. E. dram. Idylle. Amfterd. u. Lpzg. 1812. 12. Die Tage 
zeiten; e. Cyclus griech. Zeit u. Sitte, ebd, 1812. 12. 


51) S. Joͤrdens Bd. V. p. 736 sq. VI. p. 562. — Sammlung N 
ner Schriften und Poefien v. Em. v. Berlepfch. Götting. 1787. I. 8. Som 
merftunden. Sürich 1794. Bd. I. 8, Caledonia. Hamb. 1802—4. IV. 8. 

52) @ebichte. Hamb. 1809-11. TIL 8. Dazu ı Neuere Gedichte. ti 
1835. Bd. I. 8, Gefänge der Zeit. ebd. 1815. 8. 

53) Gedichte. Berl. 1800-2. II. 8.- Bunte Reihe kleiner Gchriftm 
Fetft. 1805. 8. f. Jördens Bd. VI. p. 586 aq. Joupn. d. Lupus a, dr 
den 1807. p. 60 sq. 

54) Gebiäte. Bürih 1796. 8, IV.W. ebb. 1806-20. TIT. 8, Yrofaifdt 
Schriften. eb 1799—1801. IV. 8. ch. 9. Döring, das Merkwuͤrdigſte aub 
dem Leben v. 3. v. Müller, Schrödh, Jünger, Reinhold, Bertuch &uit 
Srachmann u. Fried. Brun. Quedl. 1881. 1% Schindel, Deutſchl. Bar 
ftellerinnen. 8b. I. p. 67 sq. 

55) Sebichte. Braunſchw. 1781. 1787. 1788. 8. Reue Sammlung POP 
Gedichten. Spas. 1796. 8. Schriftlicher Nachlaß. Heidelb. 1835. 8 


50) Orfiche Gebichte. Ppis. 1788. 8. Gebichte her. v. Ziege, bel 


o. 





Deutfche Poefie. 727 


5) Blätter. Stealf. 1824. H. 1. Werl. 1820. H. U. u. 111.8, Gedichte. 
Düffeld. 1801. 8. Zweite Aucwahl. Stralſ. rei 8. Kampfgebichte * b. 
—— o. 1813. ebd. 1814. 8. Sämmtl. poetifhe Werke. Roſtock 1836. 


6) Gedichte. Berl. 1786. 1802—5. II. 8. Gedichte a. d. häuslichen Les 
ben. Berl. 1877. 8. Spigramme. I. Samml. Berl. 18%. 12. 


7) Gedichte. Neuftrelig 1803. 8. cf. Joͤrdens Bd. V. p. 785 nq. 


8) Ged. in Matthiſſon's Lyr. Anthologie. Bb. VI. p. 229 sq. Baterl. 
Muſeum Hamb. 1810. H. V. p. 393 sq. 


9) Sammlung Heiner Gedichte. Lpzg. 1815. 4. Literarifcher Rahla m. 
nriefwechfel ber. v. K. A. Varnhagen v. Enfe u. Mundt. Lpzg. 1838. 34 


10) Gedichte. Hersfeld o. J. 8. Lieder für Forſtmaͤnner u, Jäger. U 
tona 1788. IV. —5 1816. 8. ö Se 


11) Epiſteln; zum Anhang vermiichte Gedichte. Magbeb. 1801. 8, 
Hymnus auf Bott n. ein. geifttihen Liedern. Magdeb. 1792. 1804. 8. Ele 
lien od. Zifhgefänge für den liter. Clubb in Magdeburg, ebd, 1798. 1805. 
8. ef. Zördens Bd. VI. p. 757 sq. 


12) Dichtungen in Verfen und Profa nebft e. Lebensbeſchr. d. Verf. 
der. v. D. Heß. Berl. 1831. III. 12. 


183 13) Kleine gefammelte Schriften m. e. Vorr. v. H. Zſchokke. Karan 
2. 

14) Gedichte. I. Samml. Zübing. 1792. 1818 - 19. II. 8. Neueſte 
Samml. Ulm 1824. 8 


15) Poetifhe Schriften. Bresl. 1803—4. II. 8. Vermiſchte Gedichte. 
ebd. 1789. 8. Beiftlihe Gedichte, ebd. 1817..8. Geiſtliche Poeficen. ebd 
1787. 8. ſ. Jörbens Bd. I. p. 242. V. p. 792 sq. VI. p. 591. 


16) Gedichte. Halle 1825. 1835. 8. Sämmtlihe Schriften. Nebſt M. 
Biographie, Epzg. 183940. VIII. 8, 


17) Gedichte. Stuttg. 1826. 8. Stuttg. 1843. 16. (Dazu Rachträge v. 
Aa Müller. Moderne Reliquien. Berl. 1845. Bd. 1.) Sämmtl. fe m. 
Nachlaß u. Biogr. v. G. Schwab. ebb. 1826. II. 8. cf. Zeuffel in 6: Mus - 
natöbl, 3. Allg. Zeit. 1837. Februar. BI. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. p» 75 
sq. Helbig in d. BI. f. lit. Unterh. 1847. nr. 60 sg. Moͤnch im Alb. d. 
lit. Ver. zu Rürnberg 1845. nr. 2. 


18) Hiftorifhe Erinnerungen in lyriſchen Gedichten. Berlin 1828 8. 
Stinnerungen an Eliſabeth (feine Gattin). Sonette, Als Hdfdhr. ger. (Beri.) 
1835. 8. Kriegegefänge aus d. Fahren 1806—15. Halle 1814. 1815-8. Das 
gu I. u, II. Anhang. ebd, 1816. 8. III. Rachtr. m. Anh. ebb. 1818. 8. 


49) Hinterlaffene Schriften u. m. e. Nachr. v. f. Leb. herausg. v. 9. 
Shr. Wagenfeil. Gotha 1779. 8. cf. Zördens Bd. VI. p. 281 0q. 


20) &. Zt. W. Wolfrath, Leb. F., in d. Wache, v. Leb. u. Ende guts 
gefinnte Becken, Pr En VI. ⸗— u 


21) S. B. M. Echen u. Character v. f. Bohne Dr. Be. DR. Ropenb. 
1791. 8. Schlichtegroll, Nekrol. 1793. Bd. I. p. 32—364. Henke Arch. 
fe d. Kirchengeſch. Bd. I. St. IV. p. 6 sq. — Geiſtliche Eantaten. Göts 
ting. 1760. 8. Geiſtliche Lieber. Copenh. 1778, 8. II. Samml. Epag. 1773. 8. 





732 Deutfche Poefie. Theater. 


— 1822) Otto von Witteldbah, das bekannte Barabepferd der 
Eoutiffenreißer, fowie endlih 3ſchokke's Wbällino, der groß 
Banbit,. der zu feiner Zeit und bis in die wanjiger 
Jahre diefed Jahrhunderts hinein wenigſtens auf Heiner 
Provinzlalbühnen noh immer volle Häufer machte, was dad 
gräulite Schauergemälde Traugott Benjamin Bergerd 
aus Wehlen bei Pirna (1754 — 1810)7) Galora von Venedig 
nit erlangen konnte. Auch an fogenannten bürgerlichen 
Rührfüden fehlte es nicht, denn ſchon Jakob Johann Engel's) 
aus Parchim (1741 — 1802) Evelfnabe (1770) und banfdart 
Sohn (1772), zwei langweilige Stüde, gehören in dieſes &enre, und 
ber zu feiner Zeit vielgepriefene Deutſche Hausvater des Badiſchen Ab 
nifter Dtto Heinrih von Bemmingen’), (1754- 
1836), im Diderot'ſchen Styl gehalten, und des Schauſpi⸗ 
lers Guſtav Eriedrih Wilhelm Großmann") aus I 
in (1746— 96), Bamilimgemätde: Nicht mehr als feht 
Schüſſeln, weldes großes Wufichen machte, obgleich Goelhe 
(W. Bd. XXVI. S. 196. XXXI. S. 50) es unappetitlich nannie, 
trieben die Sache auf die Spitze. Als Luſtſpieldichter fanden 
zu ihrer Zeit Johann Friedrich Jünger aus Leipzig (1759 
—97)1) und der Mbenteurer und Scaufpielee Johann 
Chriſtian Brandes!) aus Stettin (1735 — 99), deſſen Leben 
ſelbſt ein wahrhafter Roman iſt, freilich ohne auf höheren portiiäe 
Wert Anfprud maden zu dürfen, jener mit der Entführung 
und dem Kranfen in der Einbildung, diefer mit dem geabelim 
Kaufmann, der Hoczeitfeier und dem Landjunfer in Berlin, vied 
fochen Beifall. Chriſt oph Friedrich Brepner’s) aus ker 
(1748— 1807) Luſtſpiele enthalten zwar manche Derbheiten, at 
auch fehr viel natürliben Wig, und mande, vorzuͤglich wenn fie fen 
gefplelt werden (3.8. das Raͤuſchen), laflen ſich auch jept no rel 
gut mit anfehen. Höher ſieht fhon der Hamburger hochberühatt 
und von Schiller ald der bedeutendſte Schaufpieler feiner ZA 
angefehene Schaufpleldireetor Frie drich Ludwig Säröder") 
aus Schwerin (1743—1816), der freilich durch feine Hd 
geſchickkte und geſchmackvolle Bearbeitung Shakſpere's für Di 
Deutſche Bühne weit mehr Einfluß auf die Deuiſche dramatſche 
Bildung hatte, als durch feine eigenen Probucte, welde tod da 





Deutfche .Poefie. 729 


8. dv. Freih. d. Budberg. Heibelb. 1827. 8. v. 3. B. Mdrlan. Stuttg. 
1824. 8. v. Fr. Girardet. Fpzg. 1821. 16.) Schadkäſtlein bes Rheinifchen 
Dausfreundes. Stutta. 181'. 8. u. öft. Cämmtl. Werke. Karlsr. 1832 — 
34. VII. 8. 1838. VIII. 8..ebb. 1843. V. 12. ebb. 1846—47. III. 8. cf. 
Zean Paul, Kasenberger. Bd. I. p. 132 51. (W. 2b. LI. p. 76 sq.) 
%. ©. Scuitheiß, 3. P. 9. Leben. E. Idylle in bes Schwarzwaldes alles 
mannifcheer Mundart. Heidnib. 1831- 16. B. Auerbach, Schritt und Volk. 
Grundzüge e. volksthümlichen Literatur angefchloffen an eine Characteriftiß 
3 9. 9. Lpzg. 1846. 8. u. ind. Europa 1845. Bd. I. p. 40. 129 aq, 


33) Dichtungen. Lpzg. 1788. IT. 8. (nur Samml. f. U. Iyr. Geb.) IV. 
a. Greifsw. 1812—15. VII. 8. ebb. 1824—27. XII. 8. Gedichte. Lpzg. 
1789. II. 8. Die Snfelfahrt oder Aloyfius und Agnes. Berl. 1804. 8. Jus 
Eunde. E. Iändl. Dicht. Berl. 1803. 1843. Vi. A. 8. Legenden. Zerl, 1204. 
1816. 31.8. Poefieen. Epzg. 1798. 1802. III. 8. Rbapfodieen. Roſt. 1790 — 
94, 1800—1. IH. 8. Pſyche, kl. Maͤhrchen. £pzg. 1789. II. X. 8. 


34) Adam und Eva od. d. Gefchichte des Sünbenfalles. E. humoriſt. 
Epos. Lpzg. 1826. 8. Gedichte. Hamb. 1803. II. 8. Parthenais od. d. Als 
penreife. £pzg. 1804. 1819. 31. 8. Deideblumen. NR. ein. Prob. d. Deceania. 
Amfterd. 1808. 8. Poetifhe Werke in Deutſcher Sprache; her. v. d. Söhnen 
bes Verf., Carl u. Auguft Baggefen. Lpzg. 1836. V. 8. cf. Biographie, 
udarbeited fornemmeligen efter hans egne Haandjkrifter og efterlabte fitteraire 
Arbeider af A B. Kiöbhon. 1842. II. 8. Molbech Nordisk Tidskrift. 1828, 
Bd. I. p. 165 2q. 


35) Der Pfingfimontag. Luſtſpiel in Straßburger Mundart in V Auf 
in Verſen. Straßb. 1816. II. &. 8. 


36) Poetifhe Empfindungen u. Gemälde aus ber heil. Geſchichte. Als 
tona 1759. 8. Wiegentieder. Gotha 1770. II. 8. Sammlung ein. Kirchen⸗ 
lieder. Sotha 1779. 8. Gedichte. Rpzg. 1726. 8. ſ. Sclichtegroll Nekr. 
1796. 3b. II. p. 133—170. Zördens Bd. IV. p. 531-593. 


37) Kleine epifhe Dichtungen u. Zdyllen. Gtuttg. 1833. 8. Vermiſchte 
Gedichte. Etuttg. 1805. 8. Auserlefene Iyrifche Gedichte. ebd. 1816. 8. Der 
Zag auf dem Lande. Tpzg. 1802. Reutl. 1805. 1815. 8. Poetiſche Schriften. 
Epag. 1827—28. II. 8. 


38) Fifchergedichte u. Erzäplungen m. e. Vorr. v. ©. Gesner. Zürich 
1737. 8. Schriften. Zürich 1794. 8. Der erfte Krieg oder 60 metrifche Dichts 
ungen. Aarau1810.8. Luftfaheten ins Idyllenland. Gemüthlihe Erzählungen 
und neue Fifchergebichte. Aarau 1833. IT. 32. cf. Leben von ihm felbft bes 
fhrieben. Zürich 1795—97. 1810, III, 8. Jördens Bd, I. p. 221 sq. V. 
p: 782. VI. p. 5%. 


39) Sedichte. I. Bbchn. Liegnie 1792. 8. Der Gefundbrunnen. kpzg. 
17%. 1809. 8. cl. Schlegel, Sharact. u. Grit. Bd. IE. p. 233 2q. Joördeno 
Bd. IV. p. 11 sq. 


40) Die Heilquellen am Zaunus. Lpzg. 1813. 12. 1814. 16. 


41) Blumen auf den Altar der Grazien. Lpzg. 1787. 8. ſ. Jacobs in 
d. N. Bibl. d. fhön. Will. Bo. LX. 1. 159 sq. Schlichtegroll Nekr. 
1795. Bd. II. p. 193—236. Jordens Bd. Yı. p. 737 q. 


42) Gpigramme und vermifchte Gedichte, Berl. 1805. II. 8. Fabeln. 
Heidelb. 1818. 16. Gedichte. Auswahl. Epzg. 1827. TI. 8. Zweihundert Hy⸗ 
Berbein auf H. Wahls ungeheure Rafe, Stuttg. 1804. Brünn 1822. 16. 

inngedichte. Tuͤbing. 1791. 8: Gpigrammatifcde Spiele. Zürich 1807: 8. 





734 Deutſche Poeſie. Theater. 


Reue gruͤndete, von dem es In den Zenten hieß: Menſchenhaß! 
nein davon verfpärt id beim heutigen Stuͤcke Keine Regung, 
jedoch Neue, die hab ich gefühlt.” So erbärmtih und unme 
valffch dieſes Schaufpiel auch an fi if, fo machte es doch m 
feiner Zeit Epoche und mag ihn veranlaßt haben, nod ander 
dergleichen haldtragifhe Stüde zu fchreiben, wie z. B. den Säup 
geifl, die von Mahlmann in feinem Herodes vor Bethlehem 
ausgezeichnet parodirten Huffiten vor Naumburg, die Kranfahrer, 
die Sonnenjungfrau zc., welde fa alle ziemliches Gtüd durd 
die in Ihnen angebrachten Theatereffecte und andern Spekiakel 
- machten, aber als Kunftproducte völig werthlos find. Gluͤd⸗ 
licher if er im Luftfplel und der Poſſe durch natürlichen Bit 
raſche Handlung, draftifhe Verwickelung und lebendigen Dialog 
wobei er jedoch auch die gröbften Zweibentigfeiten (z. 2. in 
Rehboch nit vermeidet, um die Lachmuskeln der Zuſchauer in 
Bewegung zu ſetzen. Zu Ieugnen iſt jedoch micht, daß fee 
Deutſchen Kleinftädter und Carolus Magnus, die Fortſehung 
derfelben, der Wilrfang, Wirrwarr, die Pagenftreiche, die Je 
freuten, die Verwandtſchaften, das Intermezzo ꝛc. noch hente 
weit mehr Effect machen, als manches moderne an ſich viel höher ſe⸗ 
hende, aber mit weniger Geſchicklichkeit angelegte Luftfpiel. Biel 
weiter hätte er es gewiß bringen fünnen, hätte er nicht zur 
gerieben, denn nur im der Fruchtbarkeit kann man ihn mil 
Lope de Vega vergleihen, fonft bleibt er immer ein Molien 
manqué, wie ihn der Verfaſſer des Democritus genannt hat 
Noch ermähne id des Reichsgrafen Friedrich Aloys von 
Brüpl!?) aus Dresden (1739— 1793) Brandſchatzung, meld‘ 
allerdings unter der Maffe feiner eilfertig zufammengefähriebenm 
Stüde noch das befle Luftfpiel iſt und bekanntlich an eine grat 
Tame Handlung Friedrichs des Großen erinnert, Indem diefer dat 
Schloß von Bruͤhl's Vater aus Heinliher Rache hatte in Brand feden 
laffen. Auch der unten zu ermwähnende unglüdlihe Wezel hal 
viel für's Theater gefchrleben, allein ich möchte doch anflehen 
ihn darum dem deutfchen Marlvaup zu nennm. Uebrigens mut 
ſchon feiner Erbaͤrmlichkeit halber Karl Friedrich Henslerꝰ) 
aus Schaffhauſen (1761 — 1825) bier einen Platz finden, da et 
durch ſein Donauweibchen, die Teufelsmuͤhle am Wiener Betgen. 


| 





Deutſche Poeſie. Theater. 733 


guten Eharacteriftif der darin auftretenden Perſoͤnlichkeiten und Ihrer 
vortrefflihen Bühnentenntniß nicht viel mehr als nuͤchterne, obwohl 
durchdachte Vorläufer der Iffland » Kopebueifhen Richtung find. 
Seine beſten Stüde find der Better aus Lifjabon, der Ring, 
das Portrait der Mutter, der Faͤhndrich, der Murrkopf und Stille 
Waſſer find tief. Wichtiger iſt als dramatiſcher Dichter der ebenfalls. 
ausgezeichnete Schaufpieler und Berliner Thenterdirector Auguſt 
Wilhelm Iffland") aus Hannover (L759— 1814), deffen 
Familiengemaͤlde mit großer Welt» und Menſchenkenntniß gefchrieben, 
freilich aber ohne eigentlichen poetiſchen Genius find, dabei theil⸗ 
weife zu ſehr moralifiten, die Bürgertugend allzuſtark als 
einzige Bedingung des menſchlichen Güde und der Wohlfahrt 
voranflellen und zuweilen auch unwahrſcheinlich find (4. B. die Spies 
ler). Sein beſtes Stüd find die Jäger, obwohl auch Dienft- 
pfliht von Manchem fehr hoch geftelt wird. Uebrigens warb 
bet ihm das eigentliche Luffpiel let zum Schaufpiel, denn es 
fehlt ihm durchaus die vis comica, wie felbft feine berühmten 
Hageftolgen, feine Erbſchaſt, Selbfibeherrihung, Ausfteuer zc. zeigen. 
Auch Friedrich Wilhelm Ziegler'‘)aus Braunſchweig (1761 
— 1827), ebenfalls Schaufpieler, hat eine große Zahl von Then» 
terflüden gefibrieben, an denen man leider die dramaturgifchen 
Bemerfungen, die er überall eingeflammert beifügt, nicht gerade 
meifterhaft auageführt findet; doch hält er feine Charactere, ſowie 
die Spannung der Zuſchauer gut, ohne dabei etwas Bollfoms 
menes zu Hefern. Sein befles und befannteftes Stuͤck iſt ein 
biftorifches, Parteiwuth, unter den Yuftfpielen find Ernſt und Scherz, 
die Großmama und das verfaufte Kind hervorzuheben. Auch von 
Gotter erifiren einzelne gelungene Stüde, 3.3. der Erbfchleicher, 
das öffentlihe Geheimniß, der Eiferfüchtige, und von dem Oeſter⸗ 
reichiſchen Feldmarſchalllieutenant Korneliuß von Ayren» 
hoff") aus Wien (1733 — 1819), deſſen Tragödien ſchwach 
find, zwei hödft gelungene, jept leider vergefiene offen, der 
Poſtzug oder die nobeln Paffionen (der Oeſtreichiſche Landjunfer) 
und die große Batterie. Das bedeutendfte Talent unter allen 
Genannten befaß aber unflreitig, ohne es gehörig zu cultiviren, denn 
er benußte ed nur zum Vielſchreiben, Auguſt Friedrich Ferdi— 
nand von Kogebue') aus Weimar (1761 geb., 1819 ermors 
bet), der feinen Ruf dur das befannte Rührflüd, Menſchenhaß und 


Sm Te EREERESEEEEDE) demsuugpngg mu serie; 


734 Deutſche Poeſie. Theater. 


Reue gründete, von dem es In ben Fenien hieß: Menfſchenhaß? 
nein havon verfpürt? ih beim heutigen Stüde Reine Regung, 
jedoch Reue, die hab ich gefühlt.” So erbärmiih und unme 
valffch dieſes Schaufpiel auch an fi iſt, fo machte es doch zu 
feiner Zeit Epoche und mag ihn veranlaßt haben, noch andere 
dergleihen halbtragiſche Stüde zu fehreiben, wie z. B. den Schußz⸗ 
geifl, die von Mahlmann in feinem Herodes vor Bethlehem 
ausgezeichnet parodirten Huüffiten vor Naumburg, die Kreuzfahrer, 
die Sonnenjungfrau zc., welche fa alle ziemliches Slück durqh 
die In ihnen angebrachten Thentereffecte und andern Spektakel 
machten, aber als Kunftprobucte völlig werthlos find. Gluͤd⸗ 
ficher if er im Lufifplel und der Poſſe durd natürlichen Wiß 
raſche Handlung, draftifhe Berwidelung und lebendigen Dialog, 
wobei er jedoch auch die gröbften Zweideutigkeiten (3. B. tm 
Rehboch) nit vermeidet, um bie Lachmuskeln der Zufchauer in 
Bewegung zu fegen. Zu leugnen iſt jedoch nicht, Daß feine 
Deutſchen Kleinfädter und Carolus Magnus, die Fortfetzung 
derfelben, der Wildfang, Wirrwarr, die Pagenftreihe, die Jer⸗ 
freuten, die Berwandtfdaften, das Intermezzo ꝛc. nod heute 
welt mehr Effect machen, als manches moderne an ſich viel höher fler 
hende, aber mit weniger Gefchidlichfeit angelegte Luftfplel. Bid 
weiter hätte er ed gewiß bringen Tonnen, hätte er nicht yurdel 
gefäärieben, denn nur in der Fruchtbarkeit kann man ihn mit 
Lope de Vega vergleichen, fonft bleibt er immer ein Mioliere 
manque, wie ihn der Verfaſſer des Democritus genannt hat. 
Noch erwähne ih des Reichsgrafen Friedrich Aloys von 
Brühl!) aus Dresden (1739— 1793) Brandfhagung, welde 
alferdings unter der Maffe feiner eilfertig zuſammengeſchriebenen 
Stüde noch das befte Luftfpiel iR und befanntlih an eine graw 
Tame Handlung Friedrichs des Großen erinnert, indem dieſer das 
Schloß von Bruͤhl's Vater au Heinliher Rache hatte in Brand ſtecen 
laſſen. Auch der unten zu erwähnende unglüdlide Wezel bat 
viel für's Theater gefchrieben, allein ih mödte doch anflehen, 
ihn darum dem deutfchen Marivaur zu nennen. Uebrigens mus 
ſchon feiner Erbaͤrmlichkeit halber KarlFriedrich Hensler” 
aus Schaffhauſen (1761 — 1825) bier einen Bla finden, da er 
durch fen Donauweibchen, die Teufelsmühle am Wiener Berge ıc. 


738 Deutſche Porfie. Roman. 


and Turnen denkt, manchen Groſchen einträgt, ich meine bie berühmten 
Häuberromane mit obligatem Brand, Mord, Nothzust, Entführung 
und fonkigem honetten Gefolge. Ihr Vater IR der befamnte Bei 
marfche Bibliotbefar Chriſtian Auguſt Vulptus aus Weimar 
(1763 — 1827), defiin Rinaldo Rinaldini ꝰ*), zu welchem der Sage 
nach ſelbſt Goethe zum Spaße einige Gapitel.beigetragen haben fell, von 
hyſteriſchen Kammermaͤdchen, Geſellen und Symnafiaken verkhlunge 
ward und mandem der Ichteren den tollen Gedanken eingab, 
in des Waldes düftern Gründen ten Stnapphahn zu mahe, 
wie dieſes 3. B. zu Anfange des 19ten Jahrhunderts auf dr 
Fürfienf&ule zu Grimma Mehreren eingefallen war. 

Eine andere Richtung verfolgten die Nachtreter eines He 
med, Tufh x. oder Die Vertreter das Bürgerliden und da: 
miltenromane. Un der Epige derfelben Acht der geniale Jo⸗ 
ahim Chriſtian Friedrich Schulzö) aus Wagdebun 
(1762 — 98), freilich nicht wegen feiner bändereiten Alberline 
& 3a Rihardfon, wohl aber wegen fein® Moritz (1785), de 
leider zu Ende dei erfien und Anfang des zweiten Theils eine habf 
fehlüpfrige Schilderung der Brautnadt enthält, und wegen der 
Leopoliine (1791), da fdrwerlih rin Anderer ihm an Re 
tärlicgfeit der Empfindung und Darfiellung gleichkommen vie. 
Auh Osttbelf Wilhelm Chriſtoph Starte aus Berabun 
(1762 — 1830) mit feinen zahlreichen Gemaͤlden aus Dem haͤusliam 
Leben gehört Hierher, wenn er auch jept wie Blei in ben La 
bibliotheken liegt, denn feine kleinen Genrebifper find. in ‚ihm 





Art beffer als bie modemen Derfgefdridten, weil fie wahrſcher⸗ 


licher find und in Mandem an die jebt ſo bellebden Romane. der ft. 
Bremer erinnern. Ebemfoskärtedrich Beustermerd’ at) (1166 
—1828) aus Oder bei. Basler Gocf Domamarbiee zu erwähnt, 
ber aber ſchon zu hiſtorifch und abenteuer lich iſt, ale daß ex zeiard Bir 
millengemaͤlde heißen fönnte, und Engel's berithuter Lorei Gunl, 
der von manchen Critifern bio an den Himmel erhobenma fa 
eigentlich nur in: Bezug auf den Siyl und die Rudführung dich? 


Charactergemäldes volfommm geneunt werden, inken men Bil 
feibR gar zu fpießbürgerlich, und die Houpiperfon ned: lange fd 


vicar of Waktfield, fondern ein altiiuger Selbabenail,: der einm 
würbigen Eumpan in bem optimifliſchen Buche: Halloes glücliche 
Adend (1783) von Chriſtian Friedrich Sintenis (1750 


730 Deutſche Poeſie. Reman. 


und tie lomiſche Geſthichte meines Vaters aber wie «6 pugind 
daß ich geboren werde, ſchrieb, in feinen Erzaͤhlungen aber hei 
weiten von Auton Walles) (d. h. Ehrikian Leberek! 
He in eo) amd Leuben bei Lommatich (1 T51— 1821) Criahiingo⸗ 
talent anogeſtochen wird, Auquſt Friedrich Ernſt Lang 
bein“) aus Radeberg hei Dresden (17587 — 1835), der in 
mehreren grõberen Novellen (Magiſter Zimpeld Vrautfahet, vr 
Ritter wer Wahrheit x.), ſowie in ſeinen Schwänken gexeigt het, 
was er hätte leiten Fünnen, wenn er wchr geſeitt man wenig 
geichrieben hätte,.und den Au als Luhfplöinihiee bekannten Io 
haun Stephan Schätze ans Alvenftädt bei Magdebuczg 
(1771— 1839), deſſen fomiſche Erzählungen recht interefien 
uud gut erfunden And?) Auch Heinrich Clauren da 
wie er eigentlich heißt, Karl Gottlieb Samurl Heun, 
ms Dobritugf ‘(172% geb)”, gehört gewiffermaßen hieker, 
deſſen Büder mandem Maͤdchen durch Ihr Heer von Millonimm, 
Eibſchaſten und andern plaufibel gematıen Btädöfällen den Kıyl 
verdreht und durch ihre Licolio und Eifi’s manchen ſchwaͤrmeriſchen 
Jüngling veranlaßt haben, In der Echweiz Radqhen zu (hen, 
wie fie nit find und nicht fein können. | 
Gelungtnar als dieſe Halbheit von Scherz une. Ernſ ü 
die eigentlich komiſche Partie des Deutichew Romanse. Ta 
Züßren .derfiiben if: des Berliner Buchhändlerg Ehriſtoh 
Brtedrig Nicolai”) (1T3ZI—18LI) Sebaldus Wakaakı 
worin, Pietiamus: und Khesardiie, Honchelei und Barfolgungk 
ſucht, Empfindelei und Schwaͤrnerei an. den rungen (gehe 
werden,. von dem fie auch Stilling's Oppofition cin ber Hpinur 
ded Hirientnahen 4775) nicht loomachen konnte; Sein Din Manz 
ncdaigt Die Uufgeblöfenheit junger Gmponlömmiinge. wrk.ısingr 
biſdetar Suaftgeulee, fein. Sempranins Bunbhest - — | 
wmih der, Kantianer, welche wis Pythia vom: Duciiuke, haab 
ihre Weisheit in unvexſtaͤndlichen Terminologieen: in...zie z3Vell 
ſchickken und, dabei allas Aeltere verachteten. Wibiigre- ad 
in Jo hanm Bptilteb Shummel?) aus Sieendacf in 
Schleſten (1TAB— 1883), deſſen Spighartreine herxtliche Gatin 
auf Modecrzirhung iſt. Ach, Muſaau o johihier gang Mo 
den mit. feinen erefflüben Phyſiognomiſchen. Reifen, worin. &ar. 
vater und fen. Eyflem, fowie die damals auf die Epige - gr 





142 Deutſche Poefie. Roman. 


etſtern Theile nach eine locker zuſammenhängende Selbſibiograpble, 
Im letztern eine Paraphraſe der Kantiſchen Tritik der reinen Vernunft 
iſt, und hinter den Kreuz» und Queerzuͤgen des Ritter W bie} 
(1793 —:4) unfere® fon oben beſprochenen Hippel's *) m 
ruͤckſteht, des geſchickteſten pologeten der Frauenemanciyatlon 
(Ueber die Törperlihe Berbeflerung der’ Weiber) und revolulio⸗ 
nören Kosmopolitn A 1a Nouffenu (Ueber Geſetzgebung und 
Staatenwohl), der zwar immer Sonderling, aber auch geiftreider 
Beobachter iſt.“ Auch Georg Chriſtoph "Rihtenberg") 
als Ober-Ramflädt bel Darmfart (1752 — 1799), der ba 
rühmte Erflärer der Hogarth’fhen Kupferſti de (1794), die a 
eigentlich erft ihrem tiefen Sinne nah dem Nublicum aufge 
ſchloſſen hat, gehört hierher, obgleich vie meiften feiner Striften, 
etwa feine hoͤchſt geifreihe Beleuchtung der Lavater'ſchen Träw 
mereten (Timorus) ausgenonmen, nur aphoriſtiſche Blätter ge 
nannt werden duͤrfen. Endiit iſt noch zu erwähnen Boris 
Auguf von Thuͤmmel'd) aus Schönfeld bei einig 
(1738 — 1817) Reiſe In das mittaͤgliche Frankreich (1791 
—-1805) übrig, eine nur etwas Lüferner gehaltene Rachahmung 
von Borifs‘ (Sterne's) empfindfaner Reife, vurchaus fen 
eigentlicher Roman, fondern die Etliderung eines duch et 
Reife und Liebedabenteuer von der Hypotondrie yeheilten Etu⸗ 
bengelehrten, der nur mandmal etwas zu fromme Gedanlen 
heuchelt (er meint durchgaͤngig ſich ſelbſt), enthaltend, ausgarit 
tet Asfifirt und in redter Mitte zwiſchen Sentimentaliidt m 
Sronte gehalten, fo daß fie ihrem Mufter nicht nüchſteht, weit 
bekanntlich als Ganzes and nicht vollendet iR, fordern bei audgt 
zeichnet erfuhdenn Situationen ebenfal8 an Breite‘ lab. 
Schr gelingen IR fein in Profa eingekleidetes Helbrtigedft! 
Wilhelmine (1766), deflin Werth fun daraus Hervorgel, 
daß es den Sebaldus Roiharfter: Hervorritf und im viele Epinden 
überfegt ward, Fteitich iſt fcht eine zroße Menge dieſer mit 


aͤhnlicher Schriften vergeffen, während" Fear Barı Prieirid 


Nichter) aus'Wunflevel- 61763-218285) Imater: unfberhehtld 
in vem Herjen jedes fühlenden: Dramen, wenn dd vbn Mate 
ein mißverſtanden, wohnen wird. Der Weliſchmetz, dan ’Hiie 
Brand’ mit Recht in Allen feine Sqhriften atögeprägt? Anbei, 





744 Deutſche Posfie. Roman. 


Jan Mark ihrikian, Eraf zi Bangel⸗Eternau?)) aus 
Mei (1777-1882) mit:ihn verglichen merden, diſſen bier 
graphiſcher, Roman, dad peolime, Kalb, leider flatt dem gemith- 

lich an ISlenent Zean Pat’ s überall. dad Gopraͤne des Menitar 

heſſes an ı fi. trgt, ‚weshalb ich Jua g Saulling's Jugen, 

Zuͤnglingajahr⸗; Wanderſchaft und haͤusliches Lebe: vemiche, 
walches den ˖ Entwickelungenang eines Hvar ſchwatmeriſchen, abet 
lindlich· frarn guas uͤthigen Characters auf das Treueſte ſchildent, fo 

daß;: Manier ooma Lelem deſſelben nur deßwegen abgeſchrect wirt, weil 
zanu feinen Werfafier für einem Pietiſten ad Geiſterſeher aus 
fehlen: und zu erklaͤren gewohnt iſt. Auch der treffliche Fried⸗ 
sid Helnsih: Iacohi”) aus Tüffebaf (1743 —1819) 
siger der adelſten Philoſophen, dir, je gelebt haben, indem er dk 
Verbreitung. ned Glaubens und: der Liebe zu feiner Hasytaul 
gabe machte, gehart hierher mit feinem Woldemar (1779) un 
Eduqrd Allwill's BVrieſſammlung (1792), Romanen, bie war 
keineswegs als philoſophiſch⸗ unverſtuͤndiiche Buͤcher gu fhrum, 
ſondern eifrig zu ſiudiezen haben. wird, wenn man ben Ede 
tiefer. und. aufgsflärter Lebensweioheit und Wlenfeernienniall, 
ben fie bergen,. au, heben gedenft. Beides, wahre. Empfindun 
und Big, äeihnet Ernfi Wagner’H”) (1764—-1812) au 
Roßdotf bei Meiningen, Reiſende Maler (1806) .mnıd Willibeldi 
Unfihten des Lebens (1806) ans, obwohl er im WBE dad 
Adjährigen Fibelſchützen ſich wieder mehr der Zean⸗ Poul'jte 
Manier nähert. Dagegen find des Friedrich Andreas Gel 
fh”) (17541783) aus einig, eines ſonſt mittelmäflge 
Allegorleendichters, der Friederile Heleme Unger), sb. 
yon Rothenkurg aus Berlin (1 T5L— 1813), der Chraſtiant 
Sophie Ludwig“), ach, Fritſche aus Ragwip (1764 - 1816) 
der Thereſe Huber‘) ‚aus Bällingen (1764— 1820) cart 
Tochter de berühmten Philoloagen Hepas, beſonders abas bar Erlebe 
rite Sophie Karoline Auguſte von Min lzugen’) au 
Radoelſtadt, geb. non Lengefeld (17 6643 — 184 7) ambıbır Bil 
helin ine Karelinevon Wobeſer“), geb. von Reben au⸗ 
Berlin (1769—1807), dern Elite umzaͤhlig oft‘ nadgeahe 
wijrde, Ramane bereitö recht gute Anfänge den Deuiſchen Bi 
wilienromand, und ned weit genug von ber Hyperſenticantalliũ 





— 


Deurfhe Poefie. Roman. 147 


10) Gemälde aus beni häuslichen keben. Beni. 1793-98. 'YY. 8. 
YIL 9. etd. 1827. V. 8 . f ° 


11) Graf Donamar. E. Samml. v. Brief, a. d. Zeit. d. Tiähr. Kries 
ges. Neue umg. Dr. A. Bötting. 1798—1800. III. 8. 


12) Rudolph von Werdenberg. III, A. Berl. 1819. 8. Klara du Pleffis 
und Klairant, Geſch. zweier Liebenden. IN, U. ebd. 1801. 8. Quinctius 
Daymeren von Klamming. ebd. 179596. (pfeudon. als ©. Freier) edd. 
1:98. V. 8. Agathe oder das Grabgewoͤlbe. LPpzg. 1817. 8. Scenen od. Bes 
freiung Roms in Dialogen. Lpzg. 1788. 8. Moralifche Erzählungen. Berl. 
17911800. VI. 8 Kamiliengefhichten. Verl. 1803. XII. 8. Gemälde des 
menſchl. Herzens in Erzählungen. Halle 1807—10. XV. 8. Kleine Romane 
und moralifhe Erzählungen. 11. A. Berl. 1801-10. XII. 8. Schilderungen 
aus dem menfdplichen Leben in Erzählungen. Holle 1812—19. X. 8. Bitten: 
fpiegel für bas weibliche Geſchlecht. &drlig 1804—11. VI. & u. v. 2. cf. 
3. ©. Gruber, A. Laf. Leb. u. Wirken. Dale 1832. 8. Schlegel Kit. 
Schrift. Bd 1. p. 290 aq. Zeitgenoffen Bd. VI, 1. p. 132 sq. 


‚ 13) Sämmtlihe Werke her. v. ©. Kuffner. Wien 1811—12. LVI. 8 
Efizzen. III. umgearb. 4. I—XIV. Samml. Epsg. 1792—96. 8. f. Otto, 


5 d. Oberlauſ. Schriftſt. Bd. III. 2. p. 559 sq. Jordens Bd. II. p. 
3 80. 


14) Mare Aurel. Berl. 1790. III. A. 1799. III. 8. Ariſtides und The⸗ 
miftocles. Berl, 1792. 1818, II. 8. Abälarb und Seloife. Berl, 1807. 11.8. 
f. Jördens Bd. IH. p. 509 sy. VI. p. 89 aq. 


15) Schriften. Erfte Sammlung. Dresb. 1810-30. L.8. Zweite Samnt. 
ebd. L. 8 Eämmtl. Echriften. ebd. 1628—36. LX. 16. 


16) Gefammelte Schriften. Stuttg. 1833 sq. 3d.I—VI. 16. Memoiren. 
Bunzlau 1238. IM. 8. u. viel. 4. 


17) Yeontine. Riga 1808. II. 8. SPhilibert ober die Verhaltniſſe. Kös 
nigsb. 1809. 8. Eriden der Ortenbergifchen Familie. Leipzig 1785. 1792. 
N. 8. Kleine Romane, Erzählungen ıc. Rpzg. 1805—9. VI. 8. - 


5 8) Mbetpeib und Aimar. Altenb. 1800. I. 8. Bagatellen. Lpzg. 1786 


19) Sämmtlihe Schriften. Gtuttg. 1836. IIT. X. ebd. XVI. 1845. 16. 
Sämmtl. Gedichte n. c. Biogr. d. Verf. Stuttg. 1838. 1841. 1843. IV. 16. 


20) Heitere Stunden. Dresd. 1821. 1823. III. 8. D. meift. fein. Ers 
zähl. in f. Taſchenb. d. Liebe u. Freundſchaft f. 1814. 


21) Scherz u. Ernft. Bier Sammlungen. Dresd. 1820—28. XL. 8. 


22) Leben und Meinungen d. H. Mag. Sebaldus Nothanker. Halle 
1773. 18f4. II. (Ueb. d. Leb. u. d. M. ıc. ebd. 1773. 8. Sendfchreiben an 
d. Verf. d. Leb. ⁊c. von deſſen weil. untergeb. Schulmeifter. Lpzg. 1774.8.) 
Geſchichte seines dien Mannes, morin brei Heirathen und dreiKörbe, nebft 
viel Liche. Berl. 1798. 4814. IT. 8. eben und Meinungen des Semptonius 
Gundibert, eines Deutfben Philoſophen. Berl, 1798. 1814. B. cf. I: ©. 
Fichte, Kr. Nic. Leben und Meinungen. Stuttg. 1821. 8. 8. Fr v. GödingE, 


Fr. N. Leben u. liter. Nachlaß ber. Berl. 1820. 8. Zördens Bd. IV. p. 
32 sq. g 


23) Spigbart, eine Lomistragifhe Gefhichte für unſer pädagogifches 
Jahrh. Epag. 1779. 8. Wilhelm von Blumenthal oder das Kind der Natur, 


- 


746 Deutſche Poeſie. Roman. 


Deuiſchlandä politiſcher - und Attkiter Erhebunqg entworfen hat. 
Auch Hölderlin’s Hyperion‘) iA eine Art politiſchen Romans, 
in weldem der: Verfafſer von Begeiferung für Dad Griechenthum 
bingerifjen, nit etwa blos die Befreiung dieſes Volkes erzielte, fondern 
auch die Unmöglihfet ter Vollkommenheit Deutſcher Freihei 
und Euttur ohne voͤlliges Infidraufnehmen Griechiſcher Bildung 
nachzuweiſen ſuchte. 


) Die Löwenritter. Lpzg. 17996. 1V. 8 Neue umgearb. A. ei. 
1837. 11. 8. Stuttg. 1844. IV. 16 Das Petermaͤnnchen. E. Geiſtergeſc. 
a. d. 13. Ihdt. Prag 1793. 1801. II. 8. Sämmtlihe Werke . erſt. R. 
vollft. gef. u. m. e. Rebenäbefchr. d. Verf. verf. v. T. Echöpfer von Redis: 
bain. Rordy. 184041. XI 8. 

2) Adolph der Kühne, Rauhgraf von Daffel, dram. Weißenf. 179. 8 
£p39. 1840. III. 8. Der deutfche Alcibiades. Hamb. 814. IN. 8. Has 
a Spaba. €. Cage a. d. 13. Ihdt. kpzg. 1794. II. &. Leben und Wun 
ungen, auch feltfame Abentheuer Er. Schleichers, eines reifenden Mechanikers 
IV. verb. A. Cpag. 1809. IT 8. Yeb. u. Schidfale des ehrlichen Eeptims 
Storar, eines Kreugbruderd bed Erasmus Schleichers. Lpzg. 1806. 8. Lebea 
und Abentheuer Paul Yſops, eines reduzirten Hofnarren. Lpzg. 176 
II. A. 8. (Dazu Yſopiana, als Anh. u. Nachtro ebd. 1799. 8.) 


3) Bernhard, Herzog zu Sachſen Weimar. E. hiſt. (Gem. Lpig. 180. 
VI. 8. Friedrich mit der gebiffenen Wange, e. dialog. Gef. epzg. 787 
88. IV. 8. Kaifer Heinrich IV., e. Dialog. Seſch ebd. 1789 — 95. V. 5. 
Morig Churf. von Sachſen. Züri) 1798-1800. IV. 8. Rudolph v. Habe⸗ 
burg, e. hiſt. rom. Gem. Rpıg. 1792.—9. IV. 8. Graf Wipredt mt 
Groizſch. Zürih 1786-96. I. 8, 


. 4) Sagen ber Vorzeit. Berl. 1790-89. VII.8. f. Blorencourt in Brant 
Minerva. Bd. 216. p. 165 sq. 406 sq. . 


5) Hermann von Unna. ©. Geſch. a. db. Zeit. d. Dehmaer. Lpzg · 8 
IT. 8. Geſch. d. Gräfin Thekla von Thurn. Epzg. 1788. II. 8 Reue Felke— 
mäbhrchen d. Deutfchen. Epag. 1789-—9.. IV. 8. ebd 1839. 1V. 8. ſ Ehir 
del, D. Deutſch. Schriftſtell. Bd. II. p. 32 aq. . 


6) Volksmaͤhrchen der Deutfchen. Gotha 1782-86. (anon.) 18%. 1: 
16. Halle 1839. VI. 16. Practausgabe in einem Bande, feifi 
1843. 4. Pkufiognomifche Reifen. Altend. 1778-70. 1788. IV. 8. Rail 
laffene Schriften her. v M. dv. Kogebue. Lpzg. 1791. 8. f. a. Baur Eibat 
gem. Bd. V. p. 535 sq. Zördens Bd. IH. p. 759 nq. J 


T7) Briefe eines Frauenzimmers aus d. 18ten Ihdt. Angeb. 178: 1% 


8) Bibliothek des Romantiſch- Wunderbaren. Ppıg. 1895; 11. 8. & 
mantifche Seſchichten ber Vorzeit. Epıg. 1792-98. X. 8. Gallerie. der #7 
terhaltendften Geifters und Zaubergeſchichten. Quedlind. 1826. TIL d- Ki 
naldo Rinaldini, d. Ränberhanptmann. Epag. 1797. V. X. 1884. IV: © 

9) Kirine Romane. Lpzg. 1788-90. V. 8. Geſammeite Komet: Br 
178994. III. 8. Keine profaifhe Schriften. Wien 1789--1801: Yil. © 
Morig, e. U. Rom. Weim. 1785—1792. Il. 8. Leopoldine, e. eg. en 
rit. pas. 1790. Il. 8. Ibrbend Bd. V. p. 853 ag. GSchtidgtegrell, R 
1797, U. Pe 115 84. » ° . 





Deutſche Poeſie. Roman. 749 


Schrift. Bd. H. p. 116 ag. Garve Briefe an Weiße. Th. 11. p. 108 2. 
279 sy. 

33) Saͤmmtliche Werke, Berl. 1°26—%8. LX. 8. (Dazu: Wahrheit 
aus J. P eben. Bert 1926-33. VIT 9. 8.) Dazu: Wi de Oftesartfcher 
Rachlaß. Berl. 1836—88. V. 8. Saͤramtliche ” e. H. ‘ Ber. . @. 
Körfter. Bet. 140-4. XXXIII. 8. (Dazu: Der Papierdrache, I. 9: 
legtes W. aus ſ. Rachl. hemusg. v. E. Förſter. Frkft. a. DE. 1840. II. 8.) 
Ausgewählte Werke. ebd. 1847. sq. XVI. 8. Rachtt. zu f. B. b. A. Mäls 
ler, Reliquien_Berl. 1845. Bd. I. Unaͤcht iſt: Der Pietiſt. E. relig. Beite 
roman in 16 Tracten. In ſ. Nachl. vorgef. u. ber. v. C. Böhring. Grimma 
18355. 8 — cf. Briefe an Br. 9. Jacobi. Gera 179%. 8. Briefe 
mwechfel mit feinem Ircunde Chriſtian Otto (von 1790-835) Berh 1829 
33. IV. 8. Dietmar, Theaterbriefe von Goethe und ——— e Briefe 
von I. Paul. Berl. 1835. 8. 8 Boͤrne, Denkrede a. I. P. Fr. R. Erlang. 
1826. 8. Dering, 3. 9. Gr. R. Veen u. Gharacteriſtik. Lyzg. 1890 — 
32. 1. 8. R. D. Gpazier, I. 9. Br. Richten E. bioge.Comm. Bert. 1833, 
V. 8. Lpzg. 1836. 8. 3. Find (d. h. ©. Ir. Kunz), I. P. Sr. R. Bav⸗ 
reuth 1341. 8. u. @tinnerangen. Lpzg. u. Echleufingen 1836-39. Bd. LIT. 
Goethe W. Bd. Vi. p. 113 sq. Sördens 3b. IV. p. 339 sq. Varnhagen 
o. Enfe, in Mundt's Dioskuren. Bd. IE. p. I ag. Gervinus Bd. V. p. 20% 
sy. Killebrand Bd, Kl. p. 74 nr Drdemeant in d. Hamb. Pit. BYlätt. 
1346. nr. 48-bh. Rug⸗ Echriften d. E & 220 sg. Bcitgenofien nr. 8. 
p- 250 24. 


34) Das goldene Kalb. Gotha 180%. IE. A. FV, 8. Der alte Adam, 
». neue Familiengeſchichte. Gotha 1819. IV. 8. Das Hoftheater von Bas 
-ataria od. Sprichtimortipiele, Bpag. 18.8. IV. 8. 


35)- Werke, Lpzg. 1827-24. VI. 8. Eduard Allwills Briefſammlung 
yer. m. €. Zug. dv. eign. Briefen. Lpzg. 1792. 18.26. 8. Wobemar. ebd, 
1779. III. A. 1826. 8. Auserleſener Brichivechfel, ber. v. Kr. Roth. ebd. 
1825—27. If. 5. cf. Ir Schlichtegroll, Caj. von Weiller u. Kr. Thierſch, 
Fr. 9. 3. n. f. Eeb., Lehr. u. Werten darg. Münd. 1819. 8 E. Weife, 
Sedächtnißrcede a, Er. H 3. Halle 1832. 8. Ruge Schriften Bd. J. p. 282g. 
Hoethe W. Bd. XXVI. p. 279 XXIX. p. 108 3q. XXX. p. 191 sq. 
Schlegel Char: By L p. 1 2q. Hillebrand BE. I. p. 44t ag. " 

36) Edmmtlihe Echriften, ber. v. Fr. Mofengeil. ẽpzg. 1827-28. 
KIT. 8. Die reifenden Water. Tpzg. 1806. 1820.111.8. Willibalds Anfichten 
cd Rebens. ebd. 1-09. 1822. IM. A. II. 8. ©. It. Moſengeil, Briefe üb. 
. Dichter E. W. Schmalfald. 1826. II. 8. 

37) Gedichte herguss. v. Jünger, Spas. 1784. 8. Rettchen Roſenfarb. 
pʒg. 17802 - 83. M. 6, 

38) Julchen Grünthal, e. Penfionsgeſchichte. III. völl. umgearb. u. m. 
. 2ten Bde. (v. I. E. Stut) verm. A. Berl. 1798. 11. 3. Webrigens wird 
‚barlottedon Ahlſefeld, geb. v. Seebach, irrig für die Verfaſſerin 
‚wohl biete - anderer Romane derſ. Dichterin augeſehen ſ. Schindel BD. 
. p- 8. MH. p.:876 8q: on u ' 

89) Die Wamitier Hohmuftamım: ober Beſchichte ebler Menfdien. Lpzg. 
817. HI. U. IV. 8. Henrioette ober das Weib, wie es fein kann. X. d. Fam. 
Yohenkkamm -gegogen. 1806. 1816. 8. u. diel. . nn 

40) Eszaͤ n. Briſchw. 4800-2 ME. 8. Euzäßlungen. Leipz.: 3830’ 
-33. VI. 8, @ie hatte übrigend Antbrit an ben meiften Werken. 1Wtuttg. 
806 —19. IV. 3 ihres Mannes- Ludwig Ferdingand Huber. 

41.) Aqnes von Lilien. Berl. 1798. IE 8. Erzählungen. Etuttg. 1826 
7. IL 8. Sorbelia. Ipzg. 18940. L 8 f. Ergaͤnz. Bl. 3. Gonverf. Lexicon 
347. ar. 2. (Bd. II, p. 630 sq.) W 


748 Deutſche Porfie. Roman. 


Pl 4760-84. IL 8 impfinbfame Seifen buch‘ Drurhland. Blink 
HU . . . 


..24) Pebeusgefhichte Thomas Knaut's des Weifen, font der Stammler 

wanntı Epamiı 1774 - 26. IV. 6. Hermann und Write, e. fom. Roman. 
Lpzg. 1780, IV. 8 Kakerlak od. Geſch. e. Rofentreugers. ebd. 178%: 9. 
Werke Des Wohnſiane von Wezel dom Gottmenſchen. Erf. 104. IV. 8. Bull: 
fpiele "Engg. 3778-87. IV. 8. f. Zöröene Bd. 7. p. 332 2q. Zeitgenoſſen. 
Dr 1VB. p. BAU ac —W 


" 25) Beſchichte Peter Clauſens. Irkft. 1783-85. IM. 8. Der Roman 
eines’ Ldehens in Briefen. chd. 4781-83. 1805. IV. 8. Schriften, Hanno 
1808°—6. X 8, f. Kurze, Biegr. d. Freih. v. K. Hannov. 1523. 8. 8.6 
ber 4. de d. Ku. Hannov. 4814. 8. Bol in. Prug Fit. hiſt. Taſch % 

. ar. V. | 


- 


26) Des weyland hochwuͤrdigen Paftors Rindoigins Leben und Theten 
ans Licht grflelle von Kaſimir Renatus Denarde. Odyienhaufen 1798. 1. 8. 


27) Graf Eſau, kom. Heldenged. 1768. 12. Familiengeſchichte des Ian 
kers Kerbinand von Thon. Rürnd. 1775-76. 1. 8. Wallers Erben und 
Sitten. Köln 1793. 8. 


28) 8. Schlihtegroll Rekr:1793. 3b. TI. p. 169 sq. Suppl. Abch I. 
p. 182 F Goethe W. Bd. XXVII. p. 254. XLIX. p. I86 uq. Bin 
in Prutz Kit. hiſt. Taſch. 1847. 8 172. — Anton Reiſer, e. pſychol. Ko⸗ 
man Berl. 1785 -90. IV. 8. (Dazu als Bd. V. Erinnerung a. d. legt 
10 Lebensj. micines Kreundes U. R. ald ein Beitr. z. Lebensgeſch. d. P 
Morig ausg. v. K. F Klifehnig. Berl. 1794. 8.) 


29) Komifche Romane aus den Papieren des graue Mannes, Soͤtting. 
1786 91. VII, 8. Siegfried von Lindenberg. Hamb. 1779. V. 8. dd 
1790. Zena 1830. IV. 8. Neu herausg. u. gloffirt von Millers Schatten auf 
Tenare gefandt an den Leipziger Eremit. Epzg. 1830. III. 8. ef. Zörbeas 
3». 11T. p. 721 sq. 


30) Kreuz⸗ und Qurerzüge des Ritters von A bis 3. Berl. 1793-8 
117. 8. Lebensläufe nach auffleigender Linie nebſt Beilagen 9, 8, 6. >. 
8778-81. IH. Bu ti 2. E, Bosowsli, ued. d. Uutorflicfat des Bel. d 
Buchs: Ueb. die Ehe — die Lebensläufe re. Königb. 1797. 8.) ' 


31) Vermiſchte Schriften, n. deſſ. Tode a. |. hinterl. Pap. gef. u. di 
v. C. Chr. Lichtenberg u. Br. Kries. Götting. 1800-5. IX. 8. Neue KM. 
v. deſſ. Söhnen veranfl. Dr. U. GBötting. 184. VI. 16. Uusfüpriide Er 
Märung zu Hogarths Kupferftichen. Götting. 1844. VE. 16. Unspibrlik 
Erblaͤrung zu Hogarth's Kupferftichen. Götting. 1774-1816. Xil, Lid. e. 
cf. 8. Edw. Koch, Rachr. v. Pichtenberg. Freib. 1300. 8. G. C. Eihäln, 
Marimen u. Einfälle, N. def. Characteriſtik her, pp &. „Zördeng« Epis 
1830—35. II. 8. 9 Döring, Lebensumeiffe v. Carl Ha 
Lichtenberg. Quedlinb. 1840. 12. Jördens Bd. II. p. 334 ag. Vlap 
.sq. Schlichtegroll Nekrol. 179. Bp. II. p. 97220. Ahr. & n 
Elogiam G. Chr. L. Gotting. 17399. 4. Schfgche en; Bd.1V. 6. 9 6% 
- 3 Saͤmmtliche Werke Ppz. 1814-19. 8 (Day als Sp. VII? 
M. &. v. TH 1.7 3. E. Stuhr. Ly v 1819. Br pp: -: a 
VI. 8. gsbd. 1839. 184. WIM. 16, Reifen bie mi ägfüen Pr * 
Frankreich im J. 1785 bis 1786. Epzg. 1791 — 1805. X. 'E. ehatal, 
ebd. 1764. 8. Die Ingeuldtion der Liebe. ehr. 1771. 8. ſ. Beitgenn Mut 
Reihe. Bd. J. 4. ur. W. p. 19 54. A. W. 0. Schlegel Krit. Schritt 
Bd. 1. p. 309 sq. Jordens Bd. F. p. 539.34. Schiller "KL, Profatih! 





ar BF 


Deutſche Poeſie. Roman. 


Schrift. 8b. MH. p. 116 sg. Garve Briefe an Weiße. Th. IE. p. 
279 su. , “ ( 


33) Eämmtlihe Werke, Berl, 1°26-%. LX. 8. (Dazu: ! 
aus J. P Keben. Berl 1926-33. VIII B. 81 Dazu: ܮP. Fit 
Rachlaß. Berl. 1835-88, V. 8. Saͤmmtliche Werke. H. A. Ber 
Frſter. Bet. 140-4). XXXIII. 8. (Dazu: Der Papierdrache 
letztes W. aus ſ. Nachl. hemusg. v. E. Zörfter. Frkft. a. M. 1840 
Ausgewählte Werke. ebd. 1847. I XVI. 8. Rachtr. zu ſ. W., b. 
ller, Reliquien Berl. 1845. Bd. I. Unädht iſt: Der Pietiſt. E. rel 
roman in 16 Tracten. In f. Nacht. vorgef. u. her. v. C. Göhring. 
1835. 8. — cf. Briefe aan Fr. H. Jacobi. Gera 17 8. 
wechfel mit feinem Irtunde Chriſtian Dtto (von 1790-825) Berl, 
33. IV. 8. Dietmar, Theaterbriefe von Goethe und Freundfchaftlich 
von J. —8 Berl, Ay a oe a a. a * & . 
1326. 8. 0 N) D . . cven Ms rot i . » . 
32. U. 8 R. er J. P. Er. Richter. E. biogr.Comm. De 
V. 8. pie. 1836. 8. 3. Find (d. h. G. Ir. Kunz), 9. P. Zr. R 
reuth 18391. 8. u. Etinnerangen. Lpzg. u. Echleufingen 1836-39. & 
Socthe W. Bd. Vi p. 113 sq. Aördens Bb. IV. J: 839 ng. Wa 
». Enfe, in Mundt's Miosturen. Bd. II. p. 1 3q. Servinus Bd. V. 
sg. Hillebrand 3b, Kl. di; 7% * Ordemann in d. Hamb. Pit. 
— ur. 48-Dh, Ruge Schriften Bd, B. 220 sg. Zeitgenoſſen 
p- 84. 


34) Das goldene Kalb. Gotha 1808. IT. A. IV. 8. Der alte 
o. neue Familiengeſchichte. Gotha 181% IV. 8. Das Hoftheater vo 
rataria od. Sprichtwortſpiele. Lpag. 1828. IV. 8. 


35) Werte. Epzg.. 1827-24. VI. 8. Eduard. Allwills Brieffan 
her. m. e. Zug. dv. eign. Bricfen. Lpzg. 1742. 18.6. 8. Woldemu 
41779. HT. &. 18.26. 8. Auserleſener Brichivechfel, ber. v. Kr. Rot! 
1385-77. II. 5. cf. Ir Schlichtegroll, Gaj. von Weiller u. Er. T 

. H. 3%. n. f. Eeb., Lehr. u. Werken darge. Münch. 1319. 8. €. 

SGedachtnißrede a, Br. H. J. Halle 1832. 8. Ruge Schriften Bd.1. p. 
Soethe WB. Bd. XXVI. p. 279. XXIX. p. 106 3q. XXX. p. 1% 
Schlegel Shan. Br I. p. 1 aq. Hilebrand BF. I. p. 44t aa. 

36) Sammtliche Schriften, ber. u. Kr. Mofengeil. Rpzg. 182° 
xM. 8. Die reifenden Mater. Lpzg. 1806. 1820.111.8. Willibald An 
des Lebens. ebd. 1:09. 1822. III. A. 11. 8. ©. Fe, Mofengeil, Brie 
db. ns Pe Shmaltalb, 1826, 1. 8. ’ nr Ketech 

Gedichte herausg. v. Jünger. 2pzg. 1784. 8. Rettchen Roſe 
XR 1782-83. N} G. j 

38) Julchen Grünthal, e. Penſionsgeſchichte. TIL. voll, umgearb. ı 
e. ten Bde. (v. I, E. Stutz) verm. A. Berl. 1798. If. 3. Webrigens 
Sharlottedon Khirfeld, geb. v. Seebach, irrig für die Verfe 
woredig⸗ ale anderer Romane derſ. Dichterin angejchen. fe Schinde 
1. p- 8. N. p. 876° sg. on n Bi 

Die Faitte‘ Hobsaftarım: ober Geſchichte edler Menſchen. 
1817. 11. U. IV.’&. Henrictte ober bas Weib, wie es fein kann. A. d. 
Sohenfamm -geyogen. Ense 1808. 1816. 8. u. viel, A. 

48) Exzaͤhſangen. Benſchw. 1800-2. MI. 8. Erzaͤhluagen. Leipz. 
—33. VI. 8. & ‚satte übrigens Antheil an den meiſten Merken. 1&ı 
1806-19. IY. 3; hres Mannes Ludwig Ferdinand Huber. 

‚ 41) Aqnes von dilicn. Berl. 17D8. II. 8. Erzählungen. Etuttg. 16 
27. IL 8. Sorbelia. Lpzg. 1840. I. 8 ſ. Ergaͤnz. BL 3. Converf. Le 
1847. nr. 2. (2b. II. p. 630 sq.) .. 


350 Deurſche Poeſte. Romantiſche Sqhale 


tetatur bewährte (1804). Hlerauf begleitete er (1800) Frau von 
Etacel: auf ihren Reiſen durch Italien, Frankeeis, "Deukfälms 


um Saaveden, hielt 2808: u Wien ſeine beruͤhnten Bor 
lefungen uͤber dramatiſche *iteratur‘ und Man, ing dam 


(1309 abermals nat Schweden, begleitete (LITE) den Kten⸗ 
peinzen vor Schweden als Gecretaͤr, ward geddelt MS zum 86 
gationeruth ernannt, lebte: nn in Coppet bei Frau Von Etar 
bis: zu Ihrem Tode (1817) und Ward, nachdem er in Parts 


Sanskrit Medien hatte; Profeſſor Ver Indiſchen - Literatur a 


Bonn, der er Ah bie: an-fehten: Tod (+ 3845) wit größten 
Eifer widmete, Sein Haupwerdienſt beſteht nun eben Im feinem 
umbeſtrittenen Neborſetzungstalent, welches ſich nach Herder ge 
bildet hatte, in ſeinen hoͤchſt ſcharſſtunigen Charaeterintiken wm 
Krkifen der gleichzeitigen Meifſerwerke der Literaten, wo er fie 
N bei ſeiner Vorllebe für die Engliſche und Epanſſcherſ⸗ 
mamtif zuweilen einfeitig in, und im feiner Vermlitelung ber ki⸗ 
teratur mit dem Leben, wobet ihn freilich fein Briuder umter 
frutzte. Als productlvem Dichter fehlt es ihm aber am Original 
ituͤt, als Lyriker IR er zw wenig gemuͤthvoll, und fogar tm Er⸗ 
. wett, wo er, was vas Tedmifch » Formelle anfangt, unbedint Rd 
fer IR; vermißt man das eigentlich belebende Herz. Leider hatt 
(befonderd im Mafnalmanadı von. Wendt:18932) ind Menge Eron⸗ 
genkhte ud Epigramme auf Deutſchlands Pieter vente Achter (G 
Bb. MH. p. 147 59.). losgelaſſen, vie ihres Rhales wegen elles 
folden Mannes, wie Schlegel war, voͤlig unwerth fine, obwoh 
man feine Ausfälle gegen Rogebur’s'sc. Breiben Wer erfähutbigen 
wird, wenn man deffen Bertehinen. gegen’ Ihre‘ in Anſchlag Sing 
(Kopebur’s Rettung: odur Ver tügenvhafte Beidankte,:ciw Gen 
ſpiel m 3 Alten). Dennoc Reht: fcht Bidet! Kae Wir 
beim Friedrich von ihtegei’) (geb, ETTRIÜHSAAN 
hinter‘ ihm, wiewohl er ihn: ats Bichten üBertrffe. =: Muay Wie 
“ führte wie'fein‘ Bruder anfangs ehr eiwas unRane: * 
leben bein nuchdem Te’ fl ats Docent zu Rena "geteue he 
ging er mit ſeinem Bruder maich Bertin Miele ne A 
(180%) in Dreoden, hielt — in Mite 
futterte das Indiſche, wanbzun CoUn milsoſeiter Fer er 
then, geb. Rendelsſohn katholiſch, theils wefer fo'tger’Bgiting 















nur ya Ei Ti. 


Druide Poeſie. Romantiſche Schule. 


für ſeina etwas zulocern Aufſabrung zu findin. hoffte/ 

weit ihme das Zupoſante bes. atholiſchen Aluchenweſens an 
er- Pab · m: dann. ( IB8OB) Rad Wien/ wo rn affenretäk, 
begleitete. am Enkenog Iahann 4909 ner Italicn un 
fertige dir Add Dinıbefagnten ı Duluninansen nRrerlamai 
gegerr Rayoleon/ warda amlichẽ · egaiomnrank- haint Bund 
un Sehe -wan 2819-29, ma mr finch,:.in ruhiger Mobt 
deu- Wiſfenſchaftannn Sein ..berugkiged: -Yuadyı i bie 8ı 
(AT 90),die⸗ leiden wegen dar vielem -mftößign, Aigen € 
umR- Da ofen gepredigten ZIdeen ‚son .den Emgneivation 
SGl⸗iſcushðqſtenq. dem Philoſpphen umb-.Bitegarhiftoriker ‚zu 
etlaubt iſ feine Seite aben- find. zum, großen: Iheile - on 
Ip (a. W. die Glegie: Herkules: Muſagetes), up fein 
manzenchclud Roland ‚würde, hätte. er nicht Darin Die A 
Durkführe ‚wollen und darumoft ‚geppungene Verſe na 
müfjeng daſſelbe Lob bemipruhen; ja dogar - fein : fonder 
Tramperipjet Alarcoa (1802); welhes in Weimar ganılid F 
machte, erfuhr dieſes kinglüd ‚wohl. nur feiner Formleſigkeit 
ber, das auch hier wohlts.er Die -Aflonanz--erppingen und 

tie umpaſſegſten RPhynhmen nehen einander; z. B. Sonetts, € 
zen, Texainen 2c. Qurchſehen, rom: freilih nicht anging (ſ. E 
MPo XXXBEAR.S. 12 0091-1 Eh). Bär den Ritesarkifteriker vr 
fdwe Fralire. nnd, einfeinge Geſchichte ber Poeſie der Brieten 
Böen 6h293, ſeine Geſchichte bay alten und neuen Lit 
(18459 und Iuine-. Abhandlung über  Gprae und We 
Dar Dur (1808), tretddem daß, die: Wiſſenſchaſt jctzt 
endlich acer ..ugeibuittem, - iR, „immer umentbehrlich bi: 
Belßpehyerwandte..: Schlegels App - no. Adam Müll 
ang gBralia (17.39. 1829), diſſen, Borlefungen -übeı 
Daniibe Wifeniheit zaud Aiteratyr,-(ABNT) cine förwlide 

aaltgsung, des Romanticiamus emihalten, ‚und der berü 
Uhaiepre des Fophoclea Karl Wilheln Fondinand 
nat) any: Scmaett 41780 — 1819), deſſen Merke: Erwir 
Qefpra, Ahr da Echäne,.uad, die Kuna, fein. aͤſthetiſche 
Pam: mibäln pad: eye, Art Vermittlung zwiſchen Den inner. Ror 
aniestauchten Nhileſophemen (18145) fein ſoll ʒ für bie Litern: 

fehäre- in en. jedoch bush „Seinen Briefwtqh ſel. um Bien vo 


Größe, Herbb. d. Rirgrärgerchigige, III. 


‘ 





754 Deutſche Poefie. Romantiſche Schule. 


geworden. Ferner gehört hierher Wilhe lm Neumanndı (1781 


— 1835), ein äußerſt fritifcher Kopf, und endlich Friedrich Auguß 
Bernhardi aus Berlin (1770 — 1820), von dem einige ge 


lungene Gedichte in Tiech's und Schlegel's Muſenalmanach (1800) 


Reben, die aber jetzt ebenſo vergeſſen find, als feine zu Ihe 
Zeit wit- Bewunderung aufgenommenen Bamboceiaden (1797 
— 4800) und fein Kynoſarges (1801), cin Pendant It 
Athenaͤum. 

An der Spitze der probuctiven Romantifer ſteht aber oh 


Zweifel Ludwig Tied’) aus Berlin (geb. 1773), einer der größten 
Kenner der Engliſchen und Epaniſchen Literatur, den unfer Zei | 


alter aufzuweiſen hat, der Kauptvertreter der Sronie der Kr 
mantifer, begabt mit einer Phantafle und Intelligen; wie fin 


anderer feiner Meinungsverwandten, ein wahrhaft nationde 
Dichter, der den Geiſt der antifen und mittelalterlichen Literatur 
ganz in fib aufgenommen und mit dem Deutfchen Gain 


auf eine Weiſe zu verförpern gemußt hat, die ihn für immer 
zu einem der wichtigften Reformatoren der Deutſchen modernen 
Literaturepodie. ſtempeln muß. In feinen früheren. Wsheiten, den 
Romanen Abdalah und William Lovell 1795) der Elurm 


und Trangperiode angebörend. unb im Peter Lebrecht 11795) m 
Yufttärungsrichtung huldigend, tritt er zuerſt (1797) alswahre 


Dichter in den Bollömärden auf; allein fein ſeiner Hume 
zeigt fi noch entſchiedener im Pehicfelten ‚Kater ‚(gegen Bit 
tiget's ‚literagifches Treiben gerichtet) und ‚im Blaubart gegen 
die beliebten, Ritterromane: eine® Spieß ıc.), die freilich beit 
weil die Zeit zu ihrem Verſtaͤndniß vorüber. iR, jetzt faR bied.noh 
der Literaturgefhichte angehören fönnen.. In: Deus. Kanſtlerxomar, 
Sternbald's Wanderungen (1.798), tritt er bereits n die Sheſt 
des romantifchen . MyRickeinus ein, obwohl feing sigenikkt 
dichteriſche Kraft, in den Ramantiihen Dichtungen 617 90) der 
bino, Genoveva, Octavian (1805),. Phantafus (1844) m 
Fortunat (1.819) concentrirt, ihn in der. Runft,,den alım Volle 
fagen den. Dufs dee Mährenhaften zu kafien -uub; Dabei nad de 
bumorififhen ‚Ironie des, Shalſpere ſchen Pad freien NMuf Mi 
gemaͤhren, als Meißer erſcheinen läßt. Seita ber Zeit wiheck 
er ſich ‚aber, abgeſehen von ſeinen unſterblihen Urbeiten min it 
allengliſchen eiteralur, ausſchließlich der Socialnovelle, b. }. 





|» 


m: u ii... 


Deutfche Poeſie. Romantiſche Schule. 


derjenigen Richtung der Novelliſtik, welche es fih zur Ar 
macht, ihre Didtungn an die Forderungen "und Intereſſen 
Zeit und des Lebens anzufnlipfen. Wie er aber fheits 
fine außerordentliche Klarheit und Stoffbeherrfhung, theils 

die Anmuth und Rundung der Sprade daB kaum erreic 
Muſter diefer feit dem Etſcheinen feiner erſten Novellen m 
Na oft nadgeahmten Richtung geblieben if, meiß Jedermann. 
dabei auch manches Befhwägig-Breite, Ungenießbare, mit al; 
Reflerion Berfehte (3. B. der Herenfabbath) mit unterllef, 
fih nicht verfennen; allein Anderes, wie 3. B. die Gefell 
auf dem Lande, die Vogelſcheuche, worin er mit trefflihem Hümoı 
Feinliche Literatenthum Dresdend abmalt und vernichtet, Di: 
eben, jeme wunderhertliche Edrilderung des Lebens Ehafipı 
Marlowe’d und Greene's, ihrer Contrafte und Beziehungen 
einander, iſt dagegen unbedingt meifterhaft, ia noch eins 
legten Kinder feiner Muſe, Waldeinſamkeit, gehört bei’ einze 
unangenehm berührenden unaͤſthetiſchen Bizarrerieen zu dem Be 
was et gefchrieben hat. Weniger fprikt fein letzter größerer 
man an, Bittoria Accorombona (1889), der, obwohl auch 
ven großen Dieter verräth, dennod des Inhalts wegen, ! 
der Frauenemancipation das Wort redet, bedenflih erfh: ı 
um fo mehr, ald darin unnüger Welfe frivole, unmänntihe Lüfern 
und graufenhafte Begebenheiten gehäuft find. Als eigentli 
Dichter in ‚gebundener Rebe iſt er ſedoch weniger glüd ı 
dem das Gefähl in feinen Gedichten iſt gemadht und 
äußere Form gelünfielt, Mandıe®- fogar " ungenießbar. Ent 
find noch feine dramaturgifhen Blätter (1826) zu erwähı ı 
ein Buch, welches wahrhaft beweift, daB auch nad Lefing, 1: 
er eisih nicht Hteichlonent, da er awih in feinen beften Eriti' 
(.. B. ber üden Wallenfiein) einfeltig iR und zu weit gı 
(ſelbſt in der: über: Heuwald's efenden Leuchtthurm), em 
im ‘Stande ſei, Ih 'diefem Bade: etwas Butes zu Tell! 
und.:die wahre, natuthiche Einfachheit des Schönen zu etfein: 
Bun demſelben⸗ Standpunkte aus: hat man auch "feine Kr) 
des Üebienfhiägerifäien  GCortegglo' (in Krauffing’s "Mord: 
stumfTERE) au’ bittäfhten, aus der Jeder lernenckann, wie m 
eine Dichtung⸗ Aberhaupt aufzufaffen und zu amalofiin h 
wenn man ſich einen Kritifer nennen will. Roi gehort hi 





756 Deutice Poeſie. Romantiſche Schule. 


her ſein Freund ˖ und Mitarbeiter (an Sternboldo Wanderung: 
der gemuͤthvolle Wilhelm Heinrih Wadenroder m 
Berlin (1773 —97), deſſen Herpensergießungen eines fa 
lebenden Kloſterbruders (1797) das Programm der religid: 
myſtiſchen Aunfäfthetif der Romantiſchen Schule enthalten, W 
fon weitere Ausführung feine Phantaflem über Kunſt (179: 
und Sternbald's Wanderungen bieten. Wie in Iepterem Bat 
Wilhelm Meier Muſter war, fo iR das noch mehr der dal: 
Novalis' unvollendetem Henrih von Dfterdingen, da de 
"Härung des ganzen menfhlihen Lebens im der Porſu, aim 
Buche, das bei vielem wahrbaft Schönen dennoch zu viel Idee 
müthigen Myſticismus enthält, als daß «6 gemichbar we 
- Etwas Achnlides ımternahm der allerdings nur theilweiſe wi 
Schule angehörlge Friedrid Baron be la Motte Zousıe 
aus Brandenburg (1777— 1843), ein wahrer, aber einigeruei 
outrirter Patriot, der freitich zu einer etwas unpafjenden Jıit e 
Bayard fpielte, und mit feiner antiken Riterlisfeit ſich wundei 
genug In dem modernen Frace ausnahm, mit feinem Allwin, da € 
unter dem Ramen Petlegrin ſchrieb. Inter feinen Roman 
dte befonders das Nordiſche Ritterthum mit feinen Drasa 
verberrlichen fellten, iR der Zauberring ber befle, am podiitd 
aber fein Märhen Undine. Seine übrigen Ritterromane F' 
widerlich und verhalten ſich zum wirftichen Ritterthum wie ! 
“ Malteferriiter won Beute zu denen bes AGten Sahrhımte: 
Auch als Iprifcer Dichter hat er fich verfucht, und unser jur 
patrlotifchen Liedern iſt manches Gelungene. Bei weiten gie 
und natürlicher IR aber Ludwig Achin von Wrnim’) ed 
Berlin (17811881), deflen Gauptfehler darin beſicht, 
feine Phantafle ungeregelt iR und daß er Pete, wenn 1? 
feinen Romanen, 3. B. deu (unvollendeten) Kronenwil® 
der Paͤpſtin Johanna x., einen wahrhaft poetifchen Anlauf gem 
men hat, nachher Alles unter einander wirft und das Im 
börtgfle zufammenmifht, Im Drama -fönnen wir im — 
noch wenfger Geſchmack abgewinnen. Sein Mütarbeiter in Ib 
vortrefflichen Vollslicderſammlung, des Knaben Mundehber 
ber man ebenfalls jenen Mangeal an Einheit und Bim a 
oVorwurf wachen kann, IR Clemens Brentano! ausgı= 


Deusfche Poeſie. Romantiſche Schule. 750 


futt a. M. (17738— 1844) gemein, din Mann, ber wie Ur 
mim überall nad Shaffpere'iher Genialitaͤt firebt und barym 
feine beſten Fruͤchte durch feine zu Häufig angebradten Wige 
verdirbt (3. DB. in dem Lufifpiel, Bonce de Leon 1804). Dieß 
iſt auch der rund, warum feine Kindermaͤrchen, in denen übrigens 
ein wahrer Schag von Poeſie enthalten if, kaum daß man eben 
durch fie zum fröhlich» lachenden Kinde geworden, plqzzlich 
wieder durch irgend eine humoriſtiſch fein follende, aber fragens 
haſte Karrikatur fällen. Nun gehört aber in den Innern Bunb 
rer Romantiker auch noch ein, Bierblatt von Tragifern, deſſen 
Brennpuntft der phantaftifde Myſtiker Zahartad Werner!) 
aus Königsderg (1768—1823) bildet, ein Mann, der in 
mander Beziehung miı Calderon Aehnlichkeit hat, Infofern diefer naͤm⸗ 
lich im feinen geiftiken Stüden die ganze betäubende Poeſie des 
Aatholicismuo entwickelt. So zeigt er fi uns In den Sühnen 
des Thals (1803), mit denen er feine Laufbahn als dramas 
sifcher Schrifiſteller eröffnete, in dem Kreuz an der Oftſee (1806), 
und fetbfl. in feinem Luther (1807) oder der Weihe der Kraft, 
im Letzterem, wo eine Apotheofe des Broteftantiichen Slaubenshelden 
geboten werden fol, HM aber die übertriebene Romantik ganz am uns 
seien Dlape und Luther einem in Allegorieen ſchwelgenden 
Domintltaner weit aͤhnlicer als einem das Zuviel des Fathos 
liſchen Dogmatiomus vertreibenden Reformator. Außerdem If 
er durch Seinen 24ſten Februar, defien Quelle in zwei Ge⸗ 
ſchichten zu ſuchen iR, die der befannte Bater Abraham a Santa: 
Glara in feinem Hellfamen Gemiſch⸗Gemaſch (Wuͤrzb. 1704. ©. 
37 u. 47) mittheile der Vater der befannten Schickſals⸗ oder 
ſataliſtiſchen Iragödien geworden, obgleich ihm feiner ſeiner Nachahmer 
an trefflicher Sprache und ergreifenden Darftellung dieſer finferen . 
Gruͤuelſtenen/ wohl aber In Haͤufung des Schrediihen gleichge⸗ 
fommin if; wie man 3. B. aus den aus Franzöfiſcher Quelle 
hervorgegangenen Drei Tagen ans dem Leben -eined Spieler . fe 
ben Tann, deren letzter Theil fehr Vieles von der. Kataſtrophe 
des ZAfen Februar bat. Adolph’ Miüliner??) aus Langen, 
Dorf obei Weißenſelo (1774— 1829) hatte, wie ex, ſelbſt (Wien. 
Feltſchr. |. Kunſt, Lin, Theat. u. Mode 1823 ar. 104 sg.)„bemeskt, 
eine Vergleichung a6 24ſten Februars mit. der antilen Schid⸗ 





758 Deutfche Porfie. Romantiſche Schule. 


falotragõdie unternommen; da er aber feine Achnlichlelt fand, 
fo verfudte er In feinam- 29Ren Februar eine Annäherung der‘ 
modernen und antifen Fatumsidee, blieb aber weit hinter Wer⸗ 
wer ‚zurüd, und wenn aud feine „Schuld“ zu ihrer Zeit große 
Senſation machte (1816), fo iſt doch aud bier allzuviel Phra⸗ 
fenprunf und gemachtes Pathos, als daß fie bei der eigentlichen 
Seichtigkeit der Eharacterifiil und der Unmoralitaͤt der Handlung fid 
anf bie Länge hätte behaupten Tonnen. Alnter feinen übrigen 
Leitungen nennt man neh König Vngurd und die Albackrin, 
allein beide find bis auf das graufige Eisment doch fehr ſchwad. 
Ziemlich daſſelbe cphemere Glück machte Chriſtian Grni 
Freiherin von Houwald's aus Straupitz in der Riederlaufs 
(1778—1845)") „Bild“, ein fententiöfes und phrafenreides 
Stück voll Bilder und fchöner Worte, aber durdaus. feine Der 
duclipn der Faͤden der ewigen Weltordnung, fondern ein blinded 
Kind des Zufalls. Sein Leuchtihurm, in dem der Wahnſinn 
zum daͤmoniſchen Lenker des Scidfals wird, iſt ebenfalls eine 

dramatiſche Mißgeburt, und Fluch und Segen ein ächtes Kühe 
fruͤck für uͤberſpannte Romanheldinnen. Endlich ſchließt dieſe 
Reihe der fataliſtiſchhn Vortumer Franz Grillparzer“ aus 
Wien (1790 gcb.), deſſen hynertragiſche Ahnfrau (1816) die innatut 
diefer Richtung auf den höchſten Gipfel treibt, aber für Heidenfpielr 
mit guten Kchlen und tüchtigen Fäuſten durch ihren Helden 
Jaromir immer ein nuͤtzliches Stüd bleibt. Auch De alıjüplite 
Idee darin, „die Sünden der Väter werden bis in dritte und vierte 
Glied gerät", iſt wohl tragiſch, aber chriſtlich unwuͤrdig. Bet 
IR In. mancher Beziehung König Ouokars Glück und Ente 
(1824) und fein Goldenes Vließ, eine edle Tragödie im antilm 
Einne (1823); aber feine Sappho (1819), ein modern anliles 
Trauerfpiel, weldes wohl eine Nachahmung von Goethe's Taft 
zorfirflen. fol, if ebenfo verunglüdt ats fein Begenpärk zu dem 
berühmten Leben ein Traum, der Traum ein Leben (1840). 
wenn” td ſich auch, wie überhaupt die fämmtliden Stuͤde der 
eben, genannten Tragifo » Momantifer, recht gut lefen läßt, ba ihnen, 
wie: : ‚jhen. bemerit, fchöne, pocifhe Sprache und anmuuhiget 
Berdddy' nicht abzufprehen umd ihr oft hohler Phrafenfrant 
under Diumenweichen Bilderihmelz gut genug werde, Gridpanf 


Deutfhe Porfie. Romantiſche Schule. 75 


fett aber ohne Zweifel ein poetiſcker Kopf in. Wie dieſe gan 
Nichtung aber durch Caſtelli's Schichſalsſtrumpf und Pla 
t.en'o Verhaäͤngnißvolle Gabel paredirt wurde, iſt bekannt. 


1) H. H. Heine, Zur Geſchichte bee neuen ſchoͤnen Literatur in Deutfch 
land. Paris 1833. HI. 8. u. d. Romantiſche Schule. ebd. 1836. 8. Gocthi 
23. Bd. XXXI p. 422 aq. Echtermeyer in b. Hal. Jahrb. 1838. ar. 159 
nq- 163 sd. u. umgcarb. in Rutze Schr. : Wr. 1. Gervinus V. p. 569 sq. 
OSillebrand Bd. HI, p. 149 2q. 


2) &. de Golbery, Not, 8, A. G. de Schlegel. Stralsb. 1834. 6. 
Heine Rom. Schule p. 123 aq Galusky in d. Rev. d. deux mondes, 
T. AT p. 399-442. JuUuſtrirte Zeitung 1845. Bd. V. p. 55 sq. Ruge 
Schriften. Bd. I. p. 334. 394. Braun b. Lewald's Europa 1845. Bd. I. 
nr. 24. Hillebrand Bd. IM. p. 254 9q. Blätt. f. liter. Unterhalt. 1845. 
p. 1187 sq. Kinkel im Taſch. dom Rhein 1847. p. 217 sq. — Oeuvres 
ecrites en frangais et publ, p. Eıl. Böcking. Leipz. 1816, III. 8. u. 
Werke ter. » Ev. Böding. Lpzg. 184647. XII. 8. 


3) ©. Ruge Schriften Bd. I. p. 503 sg. Heine p. 114 sq. Hillebrand 
Bd. IE. p. 269 zq. Degel, Geſch. d. Phil. Bo. Hi. p. 642 ag. Varn⸗ 
Hagen v. (infe, Gallerie v. Bildniffen. Bd. I. ar. II. u. XI. — Zämmts 
liche Werke. Wien 13.2—25. X. 8. IT. verm. A. ebd. 1846-47. XV. 8. 
(Nicht darin enthalten ift:) Lucinde. Ein Roman. Ih. I. Berl. 1799. 8. 
(Dazu: [&r. Schleiermacher] Vertraute Briefe üb. Schlegels Lucinde. Lübeck 
1799, 5 vamb. 1835. 8.°3. Vermehren, Briefe üb, Schl. Lucinde. Jena 


4) Won ber Idee der Schönheit in Worlefungen geb. zu Dresden. 1807. 
Berl. 1809. B. Vorlefungen über die Deutfihe Wiſſenſchaft und Eiteratur, 
ach. zu Dresden 1806. Dresd. 1806. 1807. 8. f. Barnhagen v. Enfe, Gas 
lerie von Bildniffen aus Rahels Umgange. epzg. 1836. Bd. II. ur. XIV. 


5) Erwin, Bier Gefpräche über das Schoͤne und die Kunft. Berlin 
18 5. 8. Philoſophiſche Gefpräce. I. Sammt. Berl. 1817. 8. Nachgelaffene 
Schriften und Briefwechſel. Herausg. v. 8. Tieck und Er. v. Raumer. Tp3p- 
1826 11. 8. Bachmann im Hermes 18.9. Bd. 32. p. 166- 198. 


6) Schriften. Lpzg. 1835. IL. 8. 


T) ©. Ruges Echriften. Bd. I. p. 353 2q. Heine Romant. p. 150 2q. 
Dormayr Arch. f. Geſch. 1825. mr. 56. 106180. Braniß in d. Vorw. 4. 
Vittor. Accoromb. Bd. I. 1. A. K. Steffens, Was ich erlebte. Tieck Borr. 
zu f. Rovell (Schriften) Bd. I. VI. u. XI. G. LCaube, Moderne Eharscterift. 
Mannh. 1835. Bd. 1, p. 14ösq. (Schmäpartikel f. Ih. Schacht, Unlinn und 
Barbarei in d. heutigen Literatur. Mainz 1828. 8. u. Schlefier in Lewatds 
Theaterrevue 1835 Jahrg. I.) Hillebrand Bd. III. p. 293 2q. — Ecqhriften. 
Berl. 1828 aq. Bd. I-XX. 8. Geſammelte Nopellen. II, U. Brest, 1838— 
43. I—-XIY. 8. Phantafus. II. U. Berl. 184445. 111. 8. Vittoria Acto- 
vombong. Bresl.1840. 1831. 11.8. Dramaturgifhe Blätter. Bresl. 12526. 
bl. 16. Romantifche Dichtungen. Jena 1799—1800. 11. 8. Peter Lebrechts 
Volksmaͤrchen. Berl. 1797. II. 8, 


8) Alwin, Verl. 1808. IT. 8. Corona, e. Rittergebicht. Tübing. 1814. 
8. Gedichte. Etuttg. 1816-127. V. 8. Dee 'Bauberring, ıe. Mittermman, 
Kürgd, 1816. ILX, 8. Undine, in f. Jahreszeiten. Berl. 1813. 9.1. (IV. 9. 
etd. 18%. 8.) u. viel. U. Geiftlihe Gedichte, M. e. Vorr. v. Kletke. Terl. 
1336. 16," Ausgewählte Werke. Halle 1941. XU. 12. |. Echensgefchichte auf- 





760 Deutfihe. Poeſie. Romantiſche Schule. 


ge v. ihm ſelbſt. Halle 1840. 8. u. Goethe und einer feiner Bewunderer. 
Stück Lebensgeſch. Berl. 1840. 8. Ruge E chriften. Bd I. p. Ash sg. 
Heine Romant. p. 220 sq- Itan Paul MM. Fücerfhau Up. I. p. 191— 
„33. Ditig.in d. Preuß. Yüg. 3. 1843. ar. 55. 

9) ©. Heine Rom. p. 231 ap. Ruge Echrift. Bd. I. p. 386 84. ©. 
3. im b. Grenzboten Fra ur. * p- 825 49. Simmtliche, Werke. Berl 
4846-747. RIX.. 8 
: 9.8. Srme a: 0: D. p 09 ng. Auge Bd. I. p. 386 8q. Börre 
a. a. D. Bd. I. p. V- LVIII. — Godwi od. das fleinerne Bild der Mut 
ter. Em vermwilderter Roman, Frkft. 1801. II. 8. Satyren u. poetiſche Epick, 
— 1800. Bd. L. 8. Der Philiſter vor, in und nach der Geſchichte. Verl 
1811. 4. Märchen her. v. ©. Goͤrres. Stuttg. u. Zub. 1846. II. 8. 


11) Sammtliche Werke. Grimma 1844. XII. 8. Dazu als Wh. XIV 
uU. XV. 8. 8. Fiegraphie u. Characteriſtik nebſt Originalmittheilungen aus 
deſſ. Hafer, Tagebüchern ber. vo. Schüs. ebd. 1341. II. 8. 3 €. Hitie, 
gebens sAbriß. 3. W. Berl. 1823. 8. Geiſtes⸗Funken aufgefangen im Um 
Lange mit weiland 8. Y. 3. Werner. ber. dv. Iſidorus SRegiomontonnt. 
—R 1827. 8. Rugt Schriften. Br. 1. p. 386 sy. Keine Romart. 

. 279 sq. . 
P 12) Bramatiicie Werke. Brnfhmw. 1828. VII. 8. (Dazu Gin Euprl. 
f. Schriftſteller, Buchhändler u. Rechtsgelehrte Wolfend. 1328. 16.) ch. 
1832, 4. Novellen. Bd. J. — — 1329. 16. Vermiſchte Schriften. Etuttz 
ae 1.8. cf, Ehüg, Müllners Leben, Gharacter und Geift. Meißen 

13) Das Bild. Epza. 1822. 8. Die Zeinde. ebd. 1825. 8. Fluch u. Eu 
nen. ebd. 1821. 8. Der Fürſt und der Bürger. Ypzg. 1823.8. Der Peuchtthurm. 
Die Heimkehr. Bwei Trauctrfſp. ebd. 1821. 8. Vermiſchte Schriften. ebd. 
1821. IT. 8. Die Secräuher. ebd, 1830. 12. 

18) ©. D. Grenzboten 1846. nr. 44. p. 177 sg. Die Ahnfrau Bir 
1817. VI. A. ebd, 1844. 8. König Dttokars Glück und Ende. ebd. 1895-8 
Sappho. ebd. 1819. HI, A. 1822. 8. Dos goibene Vließ. ebd. 1822. 8 
28 — und der Liebe Wellen. cbd. 1840. 8. Der Traum ein keben. 
ebd. 3 . 


$. 710. 


Nachdem wir bisher die unmittelbar zu den Nomantilem 1 
sählenden Dieter betrachtet haben, müffen wir jetzt noch derjenige 
gedenfen, welde, wenn fie auch nit unmittelbar diefer Saul 
angehörten, doch in vieler Beziehung die Richtung derſelben ein⸗ 
ſchlugen. Wir wollen gleib Bettina von Arnim’), ge. 
Brentano aus Frankfurt a. M. (geb, 1785) vorankellm, de 
fie ja fa nahe mit zwei Koryphaͤen diefer Säule geißig um 
leiblih verwandt iſt. Diefe hochbetagte Sibylle ver romantifhm 
Literaturperiode, wie fie ber geifivofle Mundt nennt, bereits durd 
Goethe's Briefwecfel mit einem Kinde zur Europaäiſchen Be 
rühmtheit erhoten, hat in ihren Earifin bald yantpeifiit 
Schwebereligien (Guͤnderode, Bd. 5, p, 254), bald freim Eli 


Deutfche Poefie. Romanttſche Schule. 761 


(Dieb Buch gehört dem König), halb Frauenemancipatlon von 
ihrem Standpunkte aus und mit Talent gepredigt, aber auch 
eine bevenflihe Verworrenheit In den Hauptbegriffen ihrer felbfts 
gemachten Bhitofopbie gezeigt, und ſteht hierin bei weitem der ebenfo, 
berühmten und gleiche Interefien verfolgenden Rahel?) Antos 
nie Sriederife Barnhagen van Enfe, geb. Lesin aus 
Berlin (17711833), einer der größten Feindinnen bes Ehriften- 
thumsd (ſ. Rahel Bd. I. p. 263), nah, die zwar ald Schrift: 
ftellerin ſelbſt nicht aufirat, aber durch ihren pſycologiſch, 
böhft intereſſanten Briefwechſel dargethan hat, wie fie durd ihre 
Perſoͤnlichkeit gemwirft und mit welcher Feinheit des Scharffinns 
fie die mancherlei Zufände und Greigniffe ihrer Zeit aufgefaßt 
und beleuchtet bat. Run wird ed nah Erwähnung diefer 
eigentlih ganz frei daftehenden Eonderelemente dee Romantik gewiß 
paſſend fein, die patriotiſchen Vertreter diefer Säule zu nennen, 
An der Spitze derſelden fteht der moderne Tyrtäus Karl Theodor 
Körner?) aus Dresden (geb. 1791, fiel bei Rofenberg in der Nähe 
von Gadebuſch im Medienburgifden 1813), Lützow's, des kühnen 
Jaͤgers, Wojutant, der Dichter des Schwertlieds und ber Wilden 
Jagd, defien Leier und Schwert am Beſten zeigt, wie der 
braufende Jugendmuth fowohl dad eine wie dad andere zu 
füchren weiß, der aber leider nür zu viel von Schiller, dem Freunde 
feines Vaters, in id aufnahm, fo daß er fm blinden Eifer, 
befonders in feinen Trauerfpielen, Zriny und Nofamunde, nur 
Die Schattenſeiten feines Meiſters nachgebildet bat. Uebrigens 
gab er nit vie auf Durdarbeitung und elle und iR auch 
hier ein Aädter wilder Säge. Neben ihm ſteht Friedrich 
MaximilianSchenkvonSchenkendorfh aus Tilſtt (1784 
— 1817) (nicht aus Königsberg 1783—1819), ein frommer Dich» 
ter voß heißer Vaterlandsliebe, deſſen Lieber: bie Freiheit, der Bauern 
Rand und‘ die Deutſchen Städte zu den herrlichſten Produkten 
der vaterlaͤndiſchen Lyrik gehörn. Auch Stägemann nimmt 
als Freiheitsvichter durch die Kraft feiner Kriegögefärge eine 
hohe Stelle en, und daß feine allerdings etwas zu grell here 
vortretende Mißdilligung der Polniſchen Revolution ihm fo vie 
Im Tadel zuzog, kann-feine warme Vaterlandsliebe deshalb noch 
. in’ Bergeffenhelt bringen. Ber lennt aber nicht Ernfl 


762 Deutſche Porfie. Romantiſche Schule. 


Moritz Arndis) aus Schoritz auf Ruͤgen (geb. 1769), deſſen Grüß 
der Zeit (1806) ein unpergaͤnqliches Denkmal Deutichen Muthes 
bleiben wird? Wen hätte fein Volkslied: Was if des Deutichen 
Vaterland? noch nit begeiſtert? Und wer erkennt in feinen 
Kriegg⸗ und Wehrgelängen, umter. denen ich nur: Was blaſen 
die Trompeten? Hufaren heraus!“ umd fein Lied won Schill 
nennen will, nicht den aͤchten Volfeſaͤnger? Aber während wir 
auch, Rüdert mit feinen -Scharniftsen Sonetiin (1S14) wm 
Gräbern von Ditenfen, fowie Hougue’6, der übrigens. übernil 
der fromme, gottvertrauende Kriegsheld if, wenn er auch in 
feinen geiſtlichen Gediddten viel zu. fehr an des Angelus Ste 
fius andädtige Bluͤmelei erinnere, fräftige Schlachtlleder nidt 
vergeffen, muß doch der edle Heinrich von KleiR‘) aus 
Franfiurt a. d. Oder (1776, geb, erſckoß ſich mit feiner Se⸗ 
liebten, Adolphine Sophie Henriette Vogt, geboinen Keber, 
1811), der politiſche Werther feiner Zeit, wie ihn Mundt nennt, 
hier eine ehrenvolle Stelle finden, denn fein unbefriedigtes Schnen 
nach der Befreiung feines Vaterlands, concentrirt in feine uns 
gluͤckliche Leidenfhaft, führte für ibn und feine Geliebte jene 
traurige Kataftrophe herbei, die Beider Leben ein Ziel fegte 
Mit reihen Talent begabt, das aber eben feiner uneniſchiedenen 
Zertiſſenheit halber nicht zur volllommenen Wusbildung gelangen 
fonnte, ſchwankt er zwiſchen den Schickſaladichtern (Familie Schroj⸗ 
fenſtein 1803) und den Romantikern (im Kathchen wen Heil 
bronn 1810, und in dem eigentlich beflern Priaz von Homburg 
1809), wogegen er in dem mit meifterhaften Schilderungen 
der gleichzeitigen Zuſtaͤnde durdflodtenen Romane, Michael Kohl 
haas fi gänzlich der Tied'ſchen Schule nähert. 

Eine andere Nebenſchule bilden. die fogenannten phantaſt⸗ 
iſchen Romantifer, Un der Spitze derfelben may der Sonden 
ling Ernft Theodor Wilhelm Amadeus Hoffmann’) 
aus Königsberg (1776 — 1822), ein wunderlider (haracter, 
ft-hen, der aus Hnmang und Jean Paul nur das unnatirlir, 
daͤmoniſche Element in fi aufgenonmen zu heben fdeint, aus 
dem dann jene finftern, ‚geifterhaften Srapen bervorgingen, wie wir 
fie in den PBhantafiefüden in Galots Manier (1814), Yen 
Elixiren des. Teufeld (18 16), den Nachtſtücken (181 7), den Serar 





764 Deucſche Poeſie. Romantiſche Schule. 


lieder (1821) zu dem Beflen gehören, was die moderne Deuiſche 
Lytik geleiſtet hat. 

Wenden wir uns zu den patrtotifden Saͤngern unſerer 
Jet zurück, fo müſſen wir nothwendig die Korvphäen ter 
Schwaͤbiſchen Dichterſchule hierherziehen, d. h. diejenigen Dich⸗ 
ser, welche dad ſchöne Schwaben mit feiner reizenden Ratur 
nach allen feinen Theilen zu feiern fit vereinigt haben, obne 
daß dabei an eine genau übereinfimmende geilige oder formelle 
Gleichheit zu denken wäre, denn Juflinus Kerner fagt in feinem 
Gedichte, die Shwäbhlfeen Sänger (an Goͤthe, der fchr weg: 
merfend über fie geurtheitt Hatte): „Bel und giebt’s feine Schule, 
Mit eignem Schnabel Jeder fingt, Was halt ihm aus dem Her 
gm dringt“, und in ber Schwäbiſchen Didterfänle: „Wo ver 
Winzer, wo.der Schnitter Eingt ein Wed dur Berg und Blur, 
Da iſt Schwaͤb'ſcher Dichter Stule, Und ihr Meifter heißt 
Natur” Der bedeutendſte vieſer lieblichen Naturfinger IR aber 
unftreitig der gelehrte Riterarhiforiter Ludwig Uhland') aus 
Tübinger (geb. 1787); denn vergleicht man nar die won ihm 
mit unfäglihen Fleiße gefammeltm und geſichteten Volls liede 
wit feinen eigenen Romanen und Balladen, fo fieht man erfl 
seht em, wie nahe ex feinen alten äͤchtnationalen Rufen ge 
kommen if. Er bar fih ebenfo von allen modernen Deutſchen 
Dichtern Goeihe und Schiller am Meißen genähert, "ohne dee⸗ 
batb irgendwie von ihnen abhängig zu fein, und obgleich er 
durch und durch Romantiker if, fo hat er doch nie jenes mer 
ſtiſche andaͤchtelnde Element in fi aufgenommen, oder jenen 
erziwungenen feofligen Humor walten laffen, wodurch wir ung bei 
ihnen fo unangenehm berührt fühlen. Die beiden, feiner fruͤheren Enı: 
wickelungoperiode angehörigen Dramen, Herzog Ernft von Schwaben 
und Ludwig der Baier, find blos vramakifirte Momanzen und 
auf der Bühne unwirkſam. Hat num war Goethe (Briefw. 
mit Zelter nr. 680) ein ungünfiges Urtheil üßer ihn gefält 
und Heine (Romant, Schule 288 sg.) ihn zu befhimuzen gefudt, 
fo bat doch Deutſchlando durch die Weltliteratur noch Under 
dorbene Jugend laͤngſt Aber ihm entiſchieden, und er If unbedingt! 
ein Deutſcher Volledichter geworden, deſſen herrliches Pro 
gramm in dem ſchoönen Gedichte: Freie Kunſt, enthalten iſ 





Deutfche Poefie. Komantifcbe Säule. 76 


In jeder Veziehung geieeverrwandt ſteht ihm Guſtav Schwab" 
aus Etuttgart (geb. 1792) nah, indem er faſt dieſelben Stu 
Bien wie dieſer verfolgt und ihm im Liede und der Romanyı 
ohne fein Nakahmer zu fein, unter Allen am nädften femmt. Nu 
iR fein Geſichtotreis weiter, er fireift weit über Deuiſchland 
Auen binnus und bat noch dazu cin mehr dhriflihe® SGepraͤg 
an ſich als der Freund des Rordiſchen Heidenthums Lihlanb 
In teßterer Beziehung, ih aber leider allzuſehr der Myſtik nd 
bernd, wie 6 aus feinen philoſophiſchen Schriften ergiebt, un 
ter denen wir befonders feine Seheria von Brevarf (1830 
hervorheben, übertrifft Schwab noch der Weinäberger Oberamis 
art Iufinus Kerner‘) aus Ludwigsburg (geb. 1186) 
unter den neueren Dichtern wohl derjenige, der ben Ton ved 
alideutſchen Volkoliedes am Beſten getroffen bat, wie Niemand, 
der fein ſchoöͤnes Wapderlied: „Wohlauf neh getrunken”, nur 
einmal gehört, bezweifeln wird. Wälerbingd enthalten faſt alle 
feine Lieder und Romangen eine gewiffe büftere Schwermuth, die 
wohl eben aus feinen häufigen Beluken des Nachtgebietes 
ver Natur erklaͤrlich IR, und fein Gedicht: die vier wahn⸗ 
finnigen Brüder, giebt ein Bild feiner fhmerzliben Zerriffenheit. 
Der Vierte, der hierher gehört, if Guſtav Mfizer”) aus 
Etuttgart (geb. 1807), der gelehute Kritifer und trefflide Hi⸗ 
Rorifer, dem beiunntlib von - Goethe (VBriefwechſel mit Jelter 
ur. 820) jene® harte Urtbeil fam, daß von ihm und feiner 
Schule nidts Tücktiged hervorgehen fünne. Wie Unrecht ihm 
geſchah, geht aus feiner Antwort darauf, Zuverfiht, hervor, wels 
che den ſprechendſten Beweis des Gegmtheil lieferte. 

Da von den andern zur Schwäbiſchen Schule gehörigen 
Dichtern weiter unten gefprochen werben muß, fo will ich bier 
noch einige Dramatifer erwähnen, die unbedingt zur Romantiſchen 
Schule zählen. Der erſte IH Wilhelm von Shäp') aus 
Berlin (17716 — 1347), deſſen Zrauerfpiele Lacrimas (1802) 
und Niobe (1807), jenes Br. Schlegel's Alarcos, dieſes 
A. W. von Schlegel's Jon nachahmend, alle Fehler ihrer 
Muſter thellen, waͤhrend feine. ſpaͤteren hiſtorifchen Zurmmers 
ſpiele, z. V. Karl der Kühne, zwar einzelne gelungene Stellen 
haben, aber im Ganzen doch verfehlt find. Sein Berſuch, 





x 


766 Deutſche Poeſie. Romankiſche Schule. 


der Chor in der Niobe und ben Gleichen durchzubringen, iR mit 
lungen, feine Besfe aber find für immer ſchlecht. Nun mögen bie 
Bräder Henrik Joſeph“) (1772 —1811) md Mar—⸗ 
th&us!%) von Eoltin (1770 1821) folgen, Beide all 
große Shaffperianer und chen Deshalb zu wenig Driginale, da 
auch Schiller nicht ohne Einfluß, wenigſtens auf letztern, den 
übrigens weniger begabteren, geblichen if.: Sehr Verſuch, na6 
Shalſpere's Vorgange eine Reihe zufannnenhängender Dramen aus 
. der vaterländifchen Gefchiäte zu geben, vervient jedoch Anerkennung 
Der ältere iR am berühmteflen dur feinen auch vom Gert 
(WB. XXXI. ©. 199) nibt ganz gemißbilligten Regulus ge 
worden, aber leider ficht man ihm alimfehr das fleißige Sm 
dium feines Mufer an, und darum laͤßt er lalt. Inter feine 
„ fpäteren Stüden find Coriolan und Maͤon noch die beim. 
Anh als Romanzens und lyriſcher Dichter iR er thätig geweſen 
allein er erfchelnt immer zu ſchwerfaͤllig und ſchwuͤlſtig, wie fogar feine 
berühmte Ballade, Kaiſer Karl auf der Martinswand, zeigt. 
Auch Johann Heinrid Apei’) aus Lelpig (177 1— 1816), 
der befannte Verfaſſer des Geſpenſterbuchs (mit Raun), fr 
einen Kunz von Kauffungen, der aber nur durch Ritterfpectafd 
in Heinen Städten Gpoche madyen konnte. Nicht viel beſſer 
find Ernf Friedrich Auguſ Klingentann’s?Y) aus 
Braunfgweig (17771831) romantifd fein follende, jegt ver⸗ 
geffene Stüde; denn wenn man den, vorzüglich auf Meineren Dülmen 
öfter gegebenen Baur wit feinen Klingen ſchen Gräueln geſehen 
hat, weiß man, was man von den Übrigen, unter denen viele 
noch eins der beflen if, zu halten bat, obgleich der Whasvens 
von drafifhem Buͤhneneffect if, und Heinrich ver Finkler um 
Deutſche einzelne gut gezeichnete Churactere enibaltm. Gein 
Liber iſt: noch verzeichneter als der Werner'ſche. GSewiſſermaßen 
gehören "überhaupt die meiſten Ritter» und Räuberftüde in dieſ⸗ 
Kategorie; da aber von ihrem Muferfpiegel, dem Adaͤllino, ſchon 
die Rede war;: fo laſſen wir -billig den ganzen Krani'in Ver Blum 
derkaumer der Theaterbibliotheken und werden und m Adam 
Deblenfhläner?!, aus Friedricheberg bei Kopenhagen: (geb. 
1779), der ‚aber, wie fein grober Antagomik Bangefen, - unbe 
binge: in dem Deutkgen Dichterkaat dad Ehrenbärgerreiht wers 


” nd vu ” wu’ “ wa a 7 wu [| _ 4 u. 1 — —r — — 


— % ww. wa 


Deutſche Poefie. Romanekiſche Schule. 767 


dient bat, da er unferer Mutterſprache, wie nur einer ihres 
beſten Söhne, Ab mättig gezeigt hat. Er hat eine große Ans 
zahl von dramatiſchen Stücken geliefert, unter denen die der 
nordiſchen Sage entnommenen unbedingt die falte Friſche ihrer 
Localitäten fehr gut wiedergeben, was auch Gocihe (W. XXXI. 
S. 245. 259) in Bezug auf den Halon Jarl (1806) ge⸗ 
bährend anerkennt. Allein in allcn ift eine ziemlich unverdaute 
Romantik ſichtbar und nur der einem Märchen der Tauſend und einen 
Nat nachgebildete Aladdin oder die Wunderlampe iR ein ziemlich 
kuͤnſtleriſch vollendete Maͤrchen, während auf der andern Seite 
feinem Correggio, der die Reihe der Künfllerdramen eröffnet, bei 
treffender Eharacterifiit der einzelnen darin auftretenden hervor« 
ragenden Werfönlichkeiten im Ganzen doch die höhere dichteriſche 
Weihe, wie fie der Taffo unberingt an fi trägt, . fehlt, wes⸗ 
wegen er unbefriedigt läßt. Aub fein neuches Süd, Dina, 
bat den Erwartungen nicht entiprochen, und im komiſchen Fache 
iR er auch nicht fehr glüdlich, wie feine Lich’ ofme Strümpfe bes 
weit. Unter den Nachtretein der Im Eorreggto vorgezeihnneten Bahn 
it der gemüthvolle Friedrich Kind”) aus Leipig (1768 
— 1843) zu nennen, defien „van Tyds Lundieben” jegt bioe 
noch der Literaturgefchichte angehört, während fein dem Apel'ſchen 
Geſpenſterbuche entnommener, nicht eben ſehr poetiſcher Freiſchuͤt 
durch Weber's großes Tongenie ſeinen Namen bis auf die 
ſpaͤteſte Zeit verewigen duͤrfte. 

Nun giebt es auch noch einige Norelliſten, die ich hierher 
sieben möchte. An der Epige derſelben ſteht Leopold Sche⸗ 
fer?) aus Muskan In der Nieverlaufig (geb. 1784), ein chriſi⸗ 
licher Bantheift, der im der Naturanſchauung ſchwelgt und wie 
ein Kind mit den Blumen, mit den fleinften Atomen ber 
felben zu ſpielen pflegt (Laienbrevier). Diefelde Richtung ver« 
folgt sr auch in feiner Lyrik, dob Tann. man ihm darin mit Recht 
genwungene GEmmpfindelei und bier und da fogar Kleinigkeits⸗ 
krämerei vorwerfen, obgleih Alles bei ihn auf Romantif hin⸗ 
außläuf, Hierzu kommt noch das oft unpaſſend angebradte 
humoriſtiſche Element, weldes Sean Paul abgeborgt if, aber, 
mit allzuviel Reflerion vereinigt, immer die Handlung aufhält und 
die Illuſion verdickt, was man am Bellen gewahr wird, wenn 


768 | Deutſche Poeſie. Romanktiſche Schule. 


man feine uͤbrigens aus damſelben Brumbe ſchr fdroiähig ge. 
ſchriebenen Novellen lieſt. Dieb fonn man nun freilid dem 
fruchtbaten Dichter der Stunden der Andadt Johann Hein: 
rich Dante Zfhoffe”) aus Magdeburg nicht zum Bew 
Wurf machen, dem feine zahlreihen Novcden find, wenn aus 
nit claſſiſch, doch ale höchſt wmoralifh und zum größer 
Theile fehr gut erfunden und ſpannen das Intereſſe des Le 
ſers, fo Mamontabe, Addrich im Mooe, ber Fteihof von Aarai 
x. und verdienen wirklih den Namen Erheiterungen, : wie jex 

Zeitſchrift hieß, in welder er fie gewölmtih erfcheinen tief. 
Seine Selbſtſchau zeigt tn feinem Epiegelbilve einen der ei 
Ren Menſchen, die je: lahten, und iſt cin Buch, weiches be 
Jugend mit Auswahl in die Hand gegeben, unbedingt anregen 
wirken muß. Etwas Aehnliches bietet Heinrich Steffens?) 
aus Stavanger in Rormegn (1773— 1845), der berühes 
Naturphiloſoph, in feinem unter dem Titel: „Was ich ek“ 
befannten Denfwürbdigkeiten, obgleich diefelben neben feiner eigene 
GEnswidelungsgeihichte eigentlih noch meht die gleichzeitigen Zeit: 
Begebenheiten und Berhättuiffe mit berühren, alfo mitt Bist 
nad der pſychologiſchen, fondern auch nad. der biferiich wliterm 
chen Seite Hin von großer Widtigkeit find, Seine Novellen, un 
venen die vier Norweger am Höchſten fichen, find zwar as 
eine Art hiſtoriſche Bas: gebant mad Ihre Scenetie iR, Sefonter 
wenn er fie aus Norwegen geben kann, jo Eiar und frifch erhabe 
dargefelit, wie fie nur Ein Dahl malm farm, allein er git 
biee nur feine eigene Eubjectisität wieder, .und uͤberall ſpiegel 
fi feine altlutheraniſche Orthodorie umd feine in naturphitoſcob 
iſche Speculationen verfenkte Natur, wie er. dran au im fer 
nem Iepten Romane, die Revolution (1837), funbtlos fein 
ultracönfervativen Orundfäge ausſpricht und offen bie. Reartim 
ald das einzige Heilmittel der verdorbenen beſcaſcheſucen In⸗ 
Rände beirachtet. = “ 

1) Die GBünberobe, Ein Beifweäfe. Grünberg 140. n. 15 —— 
ehört dem König, Bert. 1843. A. St. Di Bettine t. pe X giber 
Een ——* ——— ver 2 Garde: Die —** Bud‘ Yon Be 32* 

a. Geiſtes⸗ und — 
Re — 


u. Ueb. fie u. * d. Siegig-R Bunke 
Est. nd. in p. eE 0. Fin ai u. X Shar. — 


Deutſche Poeſie. Zu 7 


2) Rahel. E. Such d. Andenkens für ihre Freunde. Her v. A. A. Vai 
bagen n. Enſe. Berl. 1834. II. 8. 3. Zund, Rohel. Geiſtes⸗ u, Charact 
gem. bief. großen Frau. Bamb. 1835. 12. 


3) Sämmtlihe Werke, ber. u. m. e. Vorw. verf. v. K. Streckfu 
Berl. 1336. 13%: 4. ebb. 1837. 4. 3838. 1847, IV!-8..f. ©.'%, Erhar 
ZH. K. Sein Leben, m. e. ausführ]. Beurth. f. Schriften, -Urnflabt 1821. ı 
Fr. W. Lehmann, Febensbeichreibung u. Zodtenfeicr C. Eh. K. Halle 181! 
8. Ruge, Schriften Bd. IV. p. 60 aq. Beitgenoff. nr: TI. p.5 sn Leben 
befehreib. merkw. Bänner Bd. I. p, 133..5q. - . 


4) Gedichte. Stuttg. 1815. 8. -Poetifcher Nachlaß. Bert. 1882. 16. Di 
Deutichen Städte. Frkft. 1814. 8. Studien. Berl. 1810. I. 8. Auf den To 
der Kaiferin Marla Ludovika Beatrix. Bier Geſänge. Frkft. 18:6 8. Sammt 
liche Gedichte, Berl. 1837. 8. ©. Ruge Schriften, Bd. IV. p. 63 aa. ;..,. 


5) Gedichte. Roft. 1804. Frkft. 1818. 8. Epzg. 1840. 1842. & Iſraelit 
ifche Gedichte. Stuttg. 1829. 8. Mehrere Ueberſchriften. Nebft e. Zugabe z. 
— Muſenalmanach für 1832. Lpzg. 1831. 8. Rebenſtunden, Lpzg. 
1826. Bd. I. 8. Maͤhrchen und Jugenderinnerungen. Berl. 1818. 1842. II. 
8. Erinnerungen aus dem äußern Leben. Lpzg. 1840. III. A. ebb. 1842. 8. 
f. Ruge Schriften Bb.,TV. p. 72 2q, Kühne Guropa 1347. nr.Q6. Grenz⸗ 
boten 1847. nr. 24. p. 457 sq. Steinmann Mephiftophiles.- Bd. I. 


6) Hinterlaffene Schriften her. v. 8. Tieck. Berl. 1821, 8. Gefammelte 
— ebd. 1826. III. 8. fan 


7) Ausgewählte Schriften. Berl, 1327 B. X. 12. Erzählende Schrif⸗ 
ten in einer Auswahl. Stuttg. 1827731. XVIII. 16. Geſammelte Schriften. 
Bert, 184 —46. XII. 12, ch. 3. ©. Hitzig, A. 9. Leben u. Nachlaß. 
Bert. 1823. II. 8. Erzählungen aus H. letzten Rebensjahren, fein Leben 
und Nachlaß ber. 9. Mich. Hoffmann, geb. Rorer. Stuttz. 1839. V. 12. 
Rachtr. z. ſ. WB. v. Arth. Müller, Reliquien, Berj. 1845. 3b. IL 3. Kund, 
Griane rungen a. meinem Leben. Lpzg. 1836. Bd. I. Zeitgen. or. XLIII. 
p- 1 sq. 

8) Phantaſieſtũcke und Hiſtorien. Dresd. 1824—28. XH. 8. 


9) Eaͤnmtl. Schriften georbn. u. m. e. Vorw. verf. v. G. Schwab. 
Gtuttg. 1830 -31. XXXVI. 16. ebd. 1837. X. 8. m. d. Dicht. Leben, ebd. 
1840. V. 12. cf. Beitgenoffen II. R. III. 7. p. 43. sq. 


10) Werke. Lpzg. 1836. IV. 8. (Dazu als Bd. V. u. VI. Leben u. 
Briefe her. v. 3. &b. Hitzig. pzg. 1836. 8.) IE. A. ebd. 1842. WI. 8. Ges 
dichte. pzg. 1831. 12. IX. %. ebd. 1847. 16.- Peter Schlemihls wunders 
fame Seſchichte her. v. La Motte Kouque. Nürnb. 1814. 8. V. A. ebb. 
1839. 8. (Dapu Er. Hörfter, P. Schl. Heimkehr. Lpzg. 1843. 16.) — eb, b, 
böfe Princip chlemihl u. Fauſt ſ. Loͤſch im Alb. d. Lit. Werein B\ 
ınberg 1845. p. 1 sq.) ©. Varnhagen im Freihafen 1838. 9. IV. 
p- 18q. j 
11) Sedichte aus den hinterlaffenen Papieren eines reifenden Wabbhors 
nißben._ Deflau 1824—26. Il. B. Lieder der Griechen. ebd. 1823—25. Il. 8. 
Reue Lieder d. Gr. Lyag, 1822-23. II. 8. Neuefte Lieder d. &r. ebd. 1824. 


. 


8. Buzifchhe Reifen und epiguammatilche Spaziergänge. Lpag. 1827. 8. Bers 
mifchte Schriften an. e. Biogr. DI. begl. vp. .©. —8 pzg- 1830. V. 


16. Gxiechenlieder. N. U. Epzg. 1844. 8. Gebichte ber. u. m. e. Biogr. 
M. degl. p. G. Schwab. Epzg 1837. II. 16. Nachtr. zu 1 Ch. v. Arth. 
Mäder, Reliquien; :3». I. — f- Mundt, Freihafen. 1838. $Bd.I. p. 165 aq. 
"ES. ©. Schwab, in d. Moosrofen, Taſch. v. Menzel. Stuttg. 1026 
Größe, Handduch d. Literãrgeſchichte. III. 49 





* 





770 Deutſche Poeſie. 


12. G. Pftzer, Uhland u. Rücert. Gtuttg, ı u. Zübing. 1837. 8. Ederman 
@efpr. m. Goethe. EDER“ 1836. Bd. I. p. 64. II. p. 358, wännid 8 it Upl, 
u. |. Gedichte, im Alb. d. Nürnb. Kit. Bereins 1844. nr. IU 

uch, d. poetifchen Sriätungen unferer Beit: Heyne, Platen, ann) 
KRüdert, bas junge a Griang. 1838. 8. — 2. Wienbarg, de 
Dramatiker der Jetztzeit. H. I. Uhland. Altenb. 1839. 8. W. Müller im 
Hermes 1877. 85, 28. pr A—114.— Dramatiſche Werke. Stuttg. 1847. 8 
Srniäke. nr aitig. 1815, XII. 4, ebd. 1845. 16. Vaterlaͤndiſche Gedichte 
ud. 1 . 


u, dicke. Gtuttg. 182820. II. 8. Reue Ausw. ebd. 1838, 8 cd. 


* e. Strauß in d. Hall, Jahrb 1838. nr 1 ng, u. Zwel frietllht 
Blätter. Altona 1839. p. 1 sq. Her. d. deux mond. 1842. Juillet. Nik 
Se Q. * p. —*8 — Dichtungen. Stuttg. 1834. 8. II. A. ed. 
151%, 

15) — Stuttg. 1831: Neue Samml. ebd. 1835. J Dichtungen 
epiſcher und epiſch⸗ Uyrifcher Gattung. Stuttg. u, Tub. 1840. 8. 


16) Saceimat. Schaufp. her. v. A. W. 9. Echlegel. Berl. 180. & 
Der Graf u, d. Graͤfin von Gleichen. Trag. e. 1808. & Karl ber Kuͤhnt. 
Drame. Grimma 1821. 8, 


17) Sämmtlihe Werke. Herausg. v. M. % Collin. Wien 1812-IL 
v1 * —— 8 haueſpieie aaa, —— 8. Fa 
egu lege t. r. ⸗ u orn Grund 
liche Schriften. Bd. I p * ® 
_ 18) Pramatifce Dichtungen. Pefth 1817. iv. i. Racgeiaffıge dt 
Ausgew. u. m. biogr. Vorw. verf. 9. 3. v. Hammer. Wim 1827. 

19) ©. Zeitgenoffen nr. XII. p. 171—182. Morgenbt. 1816. 3 W. 
222.274. — Polyidos. Yrag. Epzg. 1808, Kalterhor. ebb. 1607. Die Litelic. 
Dresd. 1806. 8. Herakles in Eydien. Themiftocles, Tr. Lpgg. 1808. & Au 
v. Kauffungen. Trauerſp. Dresd. 1809. 8. 


20) Dramatiiche Werke. —8 1817—18. II. 8. ‚noeiträge urde 
(hm Ghaubühne Brnihw. 1824. 8 „Sheater. Gtuttg. 1809 %, II. & 
Dram. Werke. Wien 1810. VIE 8 Kunlt, u. Natur. Blätter aus mein 
Reifetagebuche. Bruſchw. 18%3—27. II 


21) Säriften, Brest 182630. XVIIE. 16, IL %. ebd. 1839, IL 8 

Kate Il. 1844. &, Eich’ ohne Strümpfe, Lpzg 

S un Bar. ai bon. 1843 sq. XXIV. & Gelb bingraphie of 
. d. l. u. 


22) Gedichte. —* 1808. 181719. IE. %, IV. 8. Renert beriht- 
ebd. eos, 16. Sheaterfchriften. Epıg. 18185. IV, Echon lte, rin Voll⸗ 
trauerfp. ebd. Be 8. Das Freyſchürbuch. Lpzg. 1843. 8. 


3) ©. 6. 8. in d. Grengboten, 1847. ur. 53, p. 2260, — F 
vellen. pzg. N V. B. Srovellen.' ebb. 1831-35; ro, ts 
ge 
er m er . ne mr . 

Laiendrevier. Berl. 1834—35. IE 8 wi " Kar GE " 
nenne, Bunzl. 18539. XI. 18. ur gewä es 


* — Be gain 
Slim, ride uben 1843. 8. Gericht. IM. 2 Ben. 1 . 9 
v. @tropa 1847. ar. 30. — #. ⁊ 
Acva⸗ —* Kb 16. euegew. beikete: Schriſten· 










* 








772 Deutſche Poeſie. Das junge Deutſchland. 


Willen, dieſelben theilwelſe zur Umkehr zwang. Seine vielfach 
verfeperte Literaturgeſchichte (1828) wird trotz fäner zu heſtigen 
Angriffe auf Goethe und Hegel, die Jungdeutſchen und Her: 
Ilaner, und der dabel vorfommenden Uebereilungen immer end 
der geiftreichfien Bücher bleiben, ſowie den von ihm aufgeftelten 
Kegeln der Kritik ſtets jeder wahrhaft wifſenſchaftliche Krilller 
wird folgen müffen. | 
Daß den fämmtliden Choragen des fungen Deutſchlande 
Genialität und vielfeitiges Talent nicht abgeſprochen werben karl, 
braudyt nicht erfi näher beleuchtet zu werden; allein Oberfläd: 
tichfeit gebt Ihnen "leider auch nicht ab, und nimmt mon mm 
noch ihren Mangel an chriſtlicher Gtäubigfeit Hinzu, fo win 
feine Frage fein, daß allen ihren Productionen mehr ober wenige 
das Herz fehlt, und diefer Mangel durch Raifonnement mm) 
ſophiſtiſche Neflerion niht erfept wird, obgleich fie freilich auf ter 
andern Seite auch wieder die gerade ſchwebenden Zeitfragen 
geſchickt zu erfafien und gu benugen und, falls man ſich nut 
vor ihren Fehlern in Acht nimmt, anregend zu wirken ha Stande 
find. Daß fie übrigens in der Gegenwart, etwa Heine alles 
ausgenommen, durdaus nicht mehr feſt an ihren früher auge 
fprodenen und verfochtenen Brincipien zu halten ſcheinen m 
als Schule jedenfalls zerfallen find, braucht nicht erwähnt u 
werden, denn Gusfow bat in der neuen Sammlung feiner Watt 
faſt alles früher Mißliebige entfernt, und fo kann man ft 
Wirkſamkeit eigentlich jegt nit mehr als Ganzes, fonden nut 
noch im @ingelnen verfolgen, ihr Zufammenwirken nad eine 
Ziele aber als abgethan anfehen, um fo mehr, als die Ip 
begelianer, obwohl beſonders daſtehend, dennoch im vieler He 
. fit, wenigſtens was Staat und Kirche anlangt, dieſelbe Wikia 
verfolgen, wenn aud auf einem weit wiſſenſchaftlicheren "Gaben 
ſtehend, was denn aud ber Grund war, daß das junge 
fand In den Halliften Jahrbügern (1838), welche das mendltqh gr 
Verdienſt gehabt haben, der Unwiſſenſchaftlichkeit und den de 
gerofteten Mißbraͤuchen auf jedem PBunfte des geifigen ehe 
entgegengearbeitet zu haben, fehr heftige Angriffe erfahren hat. 
Che wir aber zu dem eigentlihen Coipq, des junge 
Deuifhlands übergehen, muß zuerß der Mann genanm vens. 











Deutfche Poefie. Das junge Deutfchland. 773 


defien Schriften In politiſcher Beziehung vielfachen Einfluß auf 
die Ausbildung beflelben gehabt hat, id} meine Lubwig Börne?) 
oder, wie er alö Jube, ehe er getauft ward, hieß, Loͤb Baruch, 
aus Frankfurt a. M. (1786—1837), ein Genie erſten Ranges 
und einer ber edelſten Menſchen, ber aber, weil er feine Zeit 
verfannte, ein mifanthropifcher Sean Paul warb, den er auch 
bis an den Himmel erhob und nah weldem er feine Brofa 
bildete, Seine Briefe aus Paris zeugen einedtheild von wahrs 
hafter Vaterlandsliebe, anderntheild aber auch von unausführbaren 
radicalen Träumerelen eines Timon, dem es nicht Darauf ankommt, 
fein Baterland zu ſchmaͤhen, weil es nun eben jene fogenannten 
Ketten, in die es geſchmiedet fein fol, nicht fieht; aber. bie viels 
fachen trefflichen Bemerkungen über Kunft und Wiſſenſchaft ver⸗ 
dienen allein ſchon, daß man ſie lieſt, denn faſt allenthalben, wo er 
nicht von ſeiner Monomanie, uͤberall Knechtſchaft zu wittern, 
beherrſcht wird, trifft er den Nagel auf den Kopf, was auch 
mit ſeinen dramaturgiihen Blättern der Fall if. Neben ihm 
gehört des von Bielen, ſelbſt von Börne, nicht zum eigentlichen jun⸗ 
gen Deutfhland gerechnete Heinrid Heine‘) aus Duͤſſel⸗ 
dorf (geb. 1799 *) Hierher, ebenfalls ein getaufter Jude, ber 
fi bekanntlich an Börne, der feine frivole Gehaltlofigfeit mit 
Recht getadelt hatte, im feiner Characteriſtik dieſes Mannes 
bitter genug raͤchte. Er if ein geborener Dichter, was er auch 
recht gut weiß, denn er fagt arrogant genug: „Sch bin ein 
Deutfcher Dichter, Bekannt im Deutichen Land, Nennt man die 
beftien Ramen, So wird aud der meine genannt”, und in den 
Reiſebildern (3b. 1. nr. 65. ©. 62): „Mir träumt’: ich bin 
der liebe Bots und ſit im Himmel droben, Und Englein figen 
um mich her, Die meine Berfe loben — Sa, ung, ih bin 
ver Hebe Bott, Und ich regier die Erde, Ih hab's ja immer 
Dir gefagt, Daß ich was Rechts noch werde.” Man fieht aus 
diefen Proben -fhon feine wahrhaft feehe Keckheit und barf fi 
daher nicht wundern, wenn er in andern Gedichten (z. B. 





8 So vie man sndgnlih das has Geburtsjahr — — — allen Martin, 
les — Paris 1846. p. 332 behauptet, 
* Sen eigehem Bunte 09 achört mu zu haben, baß er den 1. Sanunr 1 1800 


774 Deusiche Porfie. Das junge Deutſchland. 


RB. Si.ILLic) die Srtvoltät bis zu einer wahrhaft elihaften 
Bermsinheit .tüelbt. : Auch ſeine neuche Satire auf Deutilans 
Zußaͤnde, Wera Troll der Bär Guerſt in ber Eleganten Welt 
N:4838..nr. Ar--10 erſchienen), voll von ſchumzigen Stellen und oft 
trinial pobelhaft, enthält. doch wieder fo viel Treffendes, wahr 
haft Poeliſches, daß man den alten Heine nicht vermißt. De 
Nchabilitatien des Fleiſches hat ex übrigens unter allen, dieſer Schule 
angehoͤrigen Jungern, am Frechſten das Wort (in d. Romant. Schulch 
gercdet. Uebrigens IR es merkwürdig, wie im ihm immer zuei 

Nafturen, eine zart gefühlvolle und eine dämoniſche, m 
apfen ſcheinen. Doch iſt er in Geſellſchaft ſteis ſade, 
und darum bemerkt Boͤrne, fein ganzes Talent liege biod in 
den Findern. Neben dieſen beiden aͤlteren Anfahrern bie 
Schule iR als ein fehr bedeutendes Talent Karl Buplew‘) 
and Berlin (geb. 1811) anzuführen, ein Mann, der ld Pb 
beſeyh und Humoriſt, obwohl er in letzterem Genre mchmd 
Ausgezsihnste. (Deftentlihe Charartere,. Maha Guru, Briefe eud 
Narren an eine Närrin) lieferte, bei weitem nicht fo eögehtd 
teten. Ruf erlangt hat, wie als Novelif (3.3. die Hellenkeent, 
Selbfttaufe, — der komiſche Roman, Blaſedom und feine Shhac, 
M mißlungen) und Dramatiker, als welcher er, mit befenberen 
Geh feine Buͤhnenkenntniß benugend, (das Zerrbild Nero 
haͤrt natürli nicht hierher, obgleich dramatiſches Talent au 
ad Ähm herorleuchtet) eine Reihe hochſt effecwoller Städt 
(Ridard Savage, Werner, Patkul, Ein weißes Blatt x.) Di 
tete, denen eigentlich nichts fehlt (ſelbſt dem fonf ausgezeideden 
Srauerfpiele, Urtel Acoſta) als Die innere Wahrheit, die vom 
Herzen fommt; bean bei Ihm iſt Alles berechnet, und die ob⸗ 
ſchwebenden Zeitfragen find. Hug genug in das Vereich ſeini 
Stoffe gezogen (fo im Urbild des Tartuffe Jeſuitenticche 
und Pietiſſenhaß, im Uriel Acoſta das lichtfreundlide Yr 
kaͤmpfen gegen das hergebrachte Dogma, im Zopf wd 
Schwert Berfpottung der alten guten Zeit ut ihrer Stab 
beit, aber auch mit ihrer Biederkeit und Treue), was ihnen dem 
auch trotz einzelner großer Schwächen (fo im Urbild des Tauufe 
der ganz erbärunlich. gezeichnete. Character des großen Ludwig AlV. 
die Verzerrung des edeln Lamoignon sum heuchleriſchen Kind, 
und ber viel zu. oft wiederholte Schnupftuchseffect) naturüich teichen 














Deutſche Poeſte. Das junge Deutſchland. 775 


Applauo eintrug, und war nicht blos bei einzelnen Tiraben 
zegen Polizei x., ſondern auch im Allgemeinen. Seine abſcheuliche 
Bally (1835), worin er ziemlich ſchamlos feinen Atheiomuo und 
eine Fleiſchemancipationſibeen zur Schau trug, traf das Fran 
urter Anathem, obgleich der beffere Theil des leſenden Yubkkcums 
te auch ohnedieß nicht gelefen Hätte Reben ihn möchte id 
einen Nebenbuhler auf der Bühne, Heinrich Laube‘) aus 
Sprottau in Schleſten (geb. 1806) Pollen, der auch als Novelliſ 
Reifenovelien, die Bandomire, Gräfin Chateaubriand) einen 
hrenvollen Plab unter Deutſchlands neueren Romanſchriftſtellern 
innimmt. und ebenfalls durch feine die Zeitſtimmungen hoͤchſt 
zeſchickt benugenden Luſt⸗ und Schauſpiele mit Recht einen nicht 
geringen Ruf erlangt hat. Haben auch einige feine Stuͤcke, 
wie Monaldeschi, Rococo, Struenfee, nicht einen ſolchen allgemeinen 
Erfolg gehabt, wie die Buplow’fhen, fo lag dieß doch mehr In 
ben Berhättwifien, und fein Gotiſched und Gellert, beſenders 
aber feine Karlsfchüler haben mit Recht bei manchen Unwahrt⸗ 
ſcheinlichkeiten den Beifall bavongetragen, den ihr Tänftlerifcher 
Werth beanfpruden kann. Daß feine Deutſche Literatuv⸗ 
geſchichte (1839) nicht fo gerieth, wie fie bei einem fo ge 
wandten Autor, wie Laube if, hätte gerathen koͤnnen, Legt doch 
wohl in feiner für wifienihaftlide Arbeiten allzugroßen Flchtig⸗ 
keit, was ſich auch beſonders aus der völlig mißlungenen Bes 
arbeitung der früheren Deutichen 2iteraturperiobe ergiebt, da -Die 
fpäteren Abſchnitte befier gearbeitet find. In demfelben Genre verfuchte 
fich ein anderer Schildhalter derfelden Schule, Theodor Mundt’) 
aus Potsdam (geb, 1807), deſſen Kunk der Deutſchen Proſa 
(1857) ebenfo geiſtreich als literarhiſtoriſch wichtig IR, wogegen 
feine Borlefungen über allgemeine Literaturgeicichte (1846) eben 
nur als foldde zu betrachten find; denn enthalten fie aud viele 
treffende und geiftvolle Bemerkungen, fo find fie doch immer zu 
oberflaͤchlich, um eigentliches wiſſenſchaftliches Interefie beanſpruchen 
zu dürfen, Höher flehen feine Borlefungen über bie Literatur 
der Gegenwart (1842), belanntlich «ine Art Fortſegung von 
dr. von Schlegel's Seſchichte der altm und neuen Litrratur, 
bie ihrem Mufer durchaus keine Schande macht. Am Geſchic⸗ 
teſten behandelt find feine kritiſchen Gharacterifilfen Jodialus 


770 Deutſche Poeſie. Das junge Deutſchland. 


1885, Diosluren 1886 ıc., Frelhafen 1888 ıc., Pilot 1840 x.) 
und feirie Reifefchilverungen; in feinen Novellen if er nicht ganz fo 
gluͤcklich, denn es fehlt ihnen das wahre, belebende Princh 
(»B. Thomas Münzer, Mendoza), und ich möchte khnen fogar die feiner 
Frau Luiſe geb. Muͤhlbach (1814) vorziehen, welche ed über 
fi gewonnen bat, verföhnend die obfchwebenden ſocialen Bons 
flicte zu behandeln: Leider hat: and er in feiner In den Böhm 
iſchen Bädern ſpielenden Novelle: Madonna, Unterhaltungen mit einer 
Heligen (1885), ine heilloſen deftructiven Orundfäge vom freim 
Weibe onfgefteit, welche zur Auflöfung aller ſittlichen Berhältnife 
führen müßten: Darum wir Caſanova ats WMufler dee 
Bildung vargeſtellt, und durch Miſchung von Audadt und Sim 
Hchfeit wird die Bereinigung des Proteſtantismus und Eatholicd 
mus ersielt. Deshalb flieht auch eigentlich als Novelliſt ein 
anderer, wenigſtens dem Geiſte nach mit dem jungen Deutſchland 
verwandter Dieter höher, nämlich Ferdinand Guſtar 
Kühne?) aus Magdeburg (geb. 1806), ver jetzige gelfzeide 
Herausgeber der Europa (feit 1846), denn feine Kloſternovellen 
(1838) gehören zu dem Beſten dieſer Art, und feine Männliche 
und Weiblihen Charaktere (1838), forte feine Portraits und Eil⸗ 
bouetten (1848) Iaffen ihn als ebenfo verfländigen und feharfiinnigen 
als freimüthigen Beobachter erſcheinen. Endlich mag noch der 
wiſſenſchaftlichtte von allen Sliedern dieſer Schule aube! 
Wienbarg‘) aus Altona (1803) hier erwähnt werben, der 
gegenwärtige tapfere Kämpfer für Deutſchlands Rechte gegen die 
Dänifgen Uebergriffe, denn feine Afthetifch - Frifffchen ea 
zeugen durchweg von einer Gediegenheit des Wiſſens, ein 
Durchdrungenheit von Begeiſterung für Recht und Wahrhei— 
daß es nur zu bedauern if, daß er noch Fein größeres, wife 
ſchaftliches Werk, fondern immer nur ephemere, vie Zeifragen 
beruͤhrende Schriften in die Welt gefchidt hal, Daß AN 
der Styl bei allen genannten Dichtern und Gritifern dur 
piquant,, oft fogar vollendet erſcheint, bedarf kaum der Erudifumng: 
1) G. ——— ge —5 — u. Gultuyeli® 


Gh vr ER 
watt. Er! —— — ——— BT 1682. 18. & 
Buslom, She, Helden, D a Duirofe Kon mmungen zur Zucc 
literari en Epoche; Hamb. ur iss 
Eiteratur. Gtuttg. 1839, ini. 83 8 —— arbadı, "ib 









DZ 


Deutſche Poefie. Das junge Deutfchland. 777 


ratur. In Briefen an -eine Dame. Wickie Sendang: Gntslthng; Mielizel. 
weite Sendung: Börne, Heine, Dritte Geabung. ı Gutzkow, . Wienbarg, 
aube, Kühne, Lenau, die fi waͤbiſche chule, IQ, Rahel. Lpzg. 1836 


r Ifus. G. dam. Bänden, DDR 1. &, dram. 
NR. 2 1829. 8. Deutfche Mar Sterduret, Geine, 1B2 rg erah a 


3) Geſammelte Schriften. Hamhb. 182934. 1835. XIV. ve amt 
840. VMI. 8. Dazu noch BE. N. Paris 1830. Bd. x tutt 
840. 16. Gefarhmelte Schriften 7: :46. "Kathgetuffen ash 
Rannh. 184447, IV. 12. u. — —4 Bd. XVII, Frapy Gar. 5 
tachtr. m. giogr. Ep. 1847. 16. ch. Ed. Meyer, Gegen 8. Börne, 
ona 2834,-8 —— de Beurth. — ride Bra a. Paris. dbb. 
832.8 8. Yakyaus, ? s. in f. lite Wirken. en. „Aittan 1 1837. 12. Eh. 
zeurmann Böen als Ghar. in d. eiter Gefft. a. M. 1837. 1841. 8. ©. 
jeine, Mb 8. Börne. bamb, 1890. B- K. Gurte, — Hand. 
810. 8. u. inf. Werl. Bd. VI. P 3302. Rachtr. gu ſ. VBerk. 6%. 
Müller. Moderne Reliquien. Bb. 


4) Das Buch der Lieber. Hamb. 1827. 8. V. X. chv. 1844. 8. Neue 
Sedichta. ebd. 1848. 3. Alta: Kroll, e. Somuernaqtẽtraum. ebd. 1847. 8. 
f. Rev. d. daux mond. T. XVII. 7 Orang) Berichte, Ber Berl, 1822.8. Reiſe⸗ 
ilder. Hamb. 1830-34, IV. II. I. A. 8. Der Salon, 

bb, 1834-40. IV. 8. cf. Steikmene im Faſchenb. f. Deutſche Lit. Geſch. 
Münfter 1834. p. 67—97. ®, 3. Stephan , 9 O u. ein Blick auf unfere 
3eft. Dale 1 8. ©. Pfizer in db. ut Vierteljahrfchr. 1838. PB 
167—247.- - Robnagel; Deutihe Dichter d eewa Dabrmſt. 1842. rg 

. Börne, ipeil ge A H. Frkft. 1840. 8. X. Boden, Zur Charasteriftj 
d. — 1 Sappie, umorift #897. nr. 26. Muge Schriften. Db. 
Lp — g 1846. ar. 87. Epigonen. Lpyg. 218346. Bb. IE: 
ar. —X ** r, Ueb. b poetifchen Richtungen unferer Zeit. Heine, Platen, 
Uhland, 47 * junge Deutſchland. Erlaͤng. 1838. 8. 


5) Geſammelte Berk, Vollſt. umgeard. A. Frkft. 1845-46. XII. 8 
Dramatifge Werke. Lpıg. 1842 ag. IV. 8. Bermiſchte ‚Söhriften. Lpzg. 
1842, III. 8. ©. 2. % K. 5*— u. d. Gutzkowgraphie. Mannh. 1839, 
12. Sendſchreiben an . ©. Breunde d. Wahrheit. Mannh. 1836. 8. 

» Beitung 1844. Bd, a p.. 122 sq. Ahendzeit. 1847. nr. 6--10. 
damb. it. 31 db. ‚Pörfend. 1846. 


6) Moderne Sporasteniiten. Mannk. 1835. II. & Reifengvellen. 

. Mannh. 1894—36. VI. 8. Das Yagdbrevier. Eon. 489. 16. Brang? 
— Mannh. 1 I. 8. Ded- -KRönigeftädte. im Norden oo. 
1845. 11. 8, Die Bandomire. Kur. Eu Mitau 1842. "in 8 ©r fin Cor 
teaubriand. &pzg. 1843. III. 8. II. U. eb6b.1847. M. 8. Dramatifche Werke, 
pa. 4845 aq. IV. 1% 


7 Geſammelte Schriften. * 14344 IL 8. Shartiere und Eis 
tuationen. —I 1837. 8. Spa ergänge u. Beltfahrten, Altona 1838— 


-30. M. 8. Böllerfchau auf Neffen. Stuttg. . 1. 8. Die Geſchichte 
N — in ihren neucren —————— — und MPeoblemen. Berlin 
8. aq. 


8) Beibliche und männliche Characttere. Lp 1.8. Kloſternovellen. 
ebd. * 11.8. Sospiri. Blätter aus Bene ae Senf w. 1841. 8, ꝛtc. 


barg u. d. Literatur. Marb. 1836. 8. — Ver⸗ 
miſchte XX 1840. I & Sur neueſten Literatur. Hamd. 





778 Deutfche Poeſie. Epos. 


1838. 8. Wande du . 
ae 3 ande sungen ech ben Thlerkreis. ebd, ‚835 8, Aeſthetiſche Feld⸗ 
$. 712. 


Es bleibt jet nur noch übrig, Die anderen Ditungdarten 
der neueren Literaturepodde zu deſprechen, unter denen allerdings 
die Lyrik, vorzüglid die politifde, das Drama und de 
Novelle am Neihlihfien vertreten ik. Natürlich iſt es aber ge 
radezu unmöglich, hier alle beachtenswerthen Erſcheinungen zu 
berühren, deren troß ihrer Unmaffe immer noch eine fehr große 
Zahl iR, und ich verweiſe daher im Allgemeinen auf die In 
den trefflichen Blättern für literariſche Unterhaltung in gen 
fen Zeiträumen mitgetheilten Golleftiverftifen über die neuen 
Erzeugniſſe der Lyrik, der dramatiſchen Literatur und bed Ro 
wand, wobei denn auch die fleißigen Taſchenbuchrevncen von je 
dem Sabre nicht zu überfehen find, denn auch dieſe für de 
Salon berechneten „eleganten Sammlungen von Novellen um 
Gedichten kehren noch immer jedes Jahr wieder und ſcheinen 
in aͤußerer Pracht in neueſter Zeit erſt wieder einen beſondem 
Aufſchwung nehmen zu wollen, nachdem der Geſchmack an ber 
felben etwas nachgelaſſen hat. | 


$. 718, 


Betrachten wir weh das Epos, fo liegt allerdingẽ 
Manches vor, was eine ehrenvolle Erwähnung mit Recht Wi 
dient, allein eö muß gleich bemerfi werben, daß in der neuen 
Zeit kein eigentliched herolfched Epos im ſtrengen Styl mit 
vorkommt, fondern daſſelde mehr In die Lyrik hinuͤberſpielt, um) 
folglich faſt nur von lyriſchen Epopien, was fle auch 9% 
woͤhnlich der Form nah In den wechſelnden Berdarten find, die 
Rede fein kann. Im alten Style iR noch von Kart Eger 
Ebert!) aus Prag (geb. 1801) ein nationale Heldengedicht, Plaße 
gedichtet worden, aber Ernfi Konrad Friedrich Schar) 
aus Celle (1789-—1817), früher Mauahmer Wickmb’a,'het 
bereit in feinem tn Sprache und Inhalt glei awsgezeidueiet 
romantiſchen Epos Gäcilie, worin er feiner fruͤh verſtochenen 
Geliebten (Caͤcilie Thechſen) ein unvergaͤngliches Denkmal gefehi 
bat, und im ſeinem Preisgedichte (für bie Uramia 4810), der 














| — 


Deutſche Poeſie. Epss. 179 


bezauberten Rofe, deſſen wunderfchönen Berfe (Detaven) In neuefler 
Zeit nur etwa Mobe in feinem unvollendeten Gedichte, dem 
' geraubten Schleier (1843), gleichkommt, einen lyriſch⸗elegiſch⸗ 
melancholiſchen, leider aber auch alufüßlahen Ton angefdhlagen, 
der dem eigentlichen Epos nicht eigen iR. Unbedeutend ik Pe⸗ 
ter Friedrich Kanngieher’s aus Blindenberg bei Magde⸗ 
burg (1774-— 1883) Tataris ober die Vefreiung Schlefſiens 
(1811), und auch Adolf Franz Furchau's aus Stralfunn 
(1788) Wriene (1828) und Adalbert der Preußen Apoſtel 
(1881) erregten ebenforwenig Anfichen als bes Balladen» und 
Romanzendichters Friedrich Mibert Franz Arug von 
Ridda?) aus Gatierſtädt bei Querfurt (1776 — 1848) 
Standerbeg (1823). Lebterer bat bekanntlich auch die befannks 
Ghronienfage, ver Schmidt von Jüterbegl (1834), in Romanzen⸗ 
form zu behandeln verſucht, und darum fügen wir bier gleich 
Anaſtaſius Grün, von dem welter unten gefpredhen werben 
muß, mit feinem herrlichen Epos auf Kalter Martmillan ZI, 
dem lchten Nütter (1830), einem Romanzenkranze, an. Aus 
derfelben Schule duͤrfen wir nod ben feurigen Lenau . mit fels 
nem Savanarola (1838), der freilich fa nur lyriſche Elemente 
an ſich trägt, nit aber wit feinem in Form und Ausführung 
verfehlten Fauſt, und Bari Bed mit feinen Roman in Berfen, 


Janks, dem Ungariſchen Roßhirt (1841), bei dan der Pegaſus 


allerdings ein feuriger, aber auch unbaͤndiger Ungariſcher 
Hengſt if, hierher ziehen. Auch Ludwig Behfein aus 
Meiningen (1801) gehört hierher, der wackere Sagenforfcher, 
denn fen Fauſtus (1831), feine Haimonokinder (1830), fein Luther 
(1834) und befonders fein wohlgefungener Todtentanz (1831) 
tragen fämmilid epiſches Element in fi, wiewohl auch hier die 
Form lyriſch MM, wie er denn ebenfo m feinen Arabesfen (1882) - 
und kleineren Gedichten durchweg viel Talent zu dieſem Genre 
zeigt. Höchft gelungen IR ferner Immermann's Romanzen» 
Eyclus Triſtan und Iſolde (1841), obwohl mir des Schwehers 
bihtr® Abraham Emanuel Fröohlich Ulrich Zwingli 
(1840) und Ulrih von Huttn (1845), Strauß's Richard 
(1841), Pfarriuo' Karlmann (1841), fowie Salomon 
Toblerie ulnWBintelriebe (1837) und Columbus (1846) 
höher zu flehen feinen, was allerdings mit Ludwig Auguf 


780° Deutfche Poefie. Epo8. Lehrgedicht. 


Frankl's Don Juan dAuſtria (1846) nicht der Fall if, da 
nur Einzelnes darin ſchoͤn, das Ganze aber ziemlich verzeichnet 
iſt. Leider iſt dieß auch mit Alfred Meißner's Ziska (1846), 
was den Helden ſelbſt betrifft, der Fall, wenn gleich bie Dar⸗ 
Relkung meißerbaft und mande einzelne Situation, obgleich etwad 
wie (3. DB, die Rievermepelung der Adamiten), doch hoͤchſt poetiſch 
erfunden: und in fehr fchöner Sprache wiedergegeben id. Deb 
natürkih auch hier politifhen Neflerionen, wozu ſich aflerdings 
Golegenheit / bot, fehr viel Spielraum gegeben if, und man über 
all Anfpiehingen auf moderne Zuftände findet, Tann- man Wi 
ver Tbwärnterifhen Richtung der Mehrzahl unferer medemen 
Dichter nicht andere erwarten. Dieb iſt au der Kal 
in der fehr gut durchgeführten Dichtung, Dürgen Wullenweber 
(4846), in welcher Hermann Neumann?) mit ebenfo Fräftigen 
als kuͤhnem Pinfel uns ein treues Bild dieſes merkwuͤrdigen 
Hannes mtworfen bat. Ein liebliches Phantaſiegemaͤlde Liefert und 
Mofen’s Lieb vom Ritter Wahn(1881), einer Jtalieniſchen Sagt 
entnommen, und fein tieffinniger Ahasver (1838) gehört auch hie 
ber, da beide darin eine Aehnlichkeit haben, daß der leptere nicht 
ſterben kann, der erfiere es nit will; aber einen befkkmmta 
Platz kann man beiden Gerichten nicht anwelfen, denn eigent 
liches Epos find fie ebenfo wenig, ala Prutens hoͤchſt poeiiſces 
Mähren (1841), und darum ſchließen wir mit den beim 
Edelſteinen in dieſem epifhen Krane, Nüdert’s Rofen um 
Suhrab (1838) und Platen's Abbaffden (1835). - 

1) ©. Leben in d. Taſchenb. Libuſſa f. dolliſche Cr 


ED 
aueh zur est rm Ber i 
IB Die beyaubertr Bape. VII. A, ebd. 1844, 6. Vesmäfchte Sebi 
3 , Erzählungen und Romanzen. Epjg. 1821—21.'I1. 8. Gedichte: «td 
) Yale ſ. v. Bippard in Bran's Minerva 1847. In, gehe, p 
5) Anasgfe fi v. Bipparb in Bran’s, Min. a. a. Di. Mai p. u 
a U u 
u Das eigeutlihe Lehrgedicht hat in der zaohemen & 
teraturepoche faR gar feinen Repräfentanten aufzuwelſen, wenn 








man niht Rüdert’s Weioheit des Brahmanın (18806 — 
39), welde er ſelbſt nur für Fragment gehalten wiſſen will, 
ob es gleich ein reicher Born koſtbarer Lebensphiloſophie in Adıt mom 
nenländifcher Sprache und Gedanlenfolge iſt, fowie das Laienbreier 
Schefer's und Sal let's Gegenſtüch, das Laienevangelium, von 
denen aber das lettere viel zu viel ergiwungenen Hamor enthält, hier 
her rechnen will. Im kom iſchen Epos haben: wir freilich Go e⸗ 
theꝰs trefflichen Reinide Fuas (1794), der eben durch Die 
Anffaffung der Babel von Seiten bes „großen Meiſters zum 
Driginal geworben iR, allein Karl Gottlieb Bräpel’s aus 
Halbau: in der Riederlaußg (1791, nidt 1785), 86 launige 
GErzählere, Feldherraraͤnle (1815) find eben nur eine ſcheczhafte 
Erzählung, und Baggefen’s Aam und Eva Hat mur 
einzelne gelungene Steflen und If augelünftelt. Derfelbe Mangel 
macht ſich auch für den Uneingaweihten an Anaſtafius Grün’ 
Nibelungen im Grad (1843), trop ihres feinen, aber-tefer liegenden 
Humore, bemerkbar, denn es fehlt ihnen Da6 wahre helebende, alle 
verſtaͤndliche lomiſche Element, welches Gar! Auguſt Korium’s") 
aus Muͤhlheim (1745—1824) Jobſiade (1783) auszeidnet; 
venn mag auch mancher gelehrte Krititer über dieſe trefiliche Sa⸗ 
tize gegen Zopfgelehrfamteit und Pedanterie vornehm hinwegſehen, 
wahr ift Bieleö darin, wenn andy mit grellen Karben aufgetragen, und 
ſolche upiae Craminatoren, wie dort in der berühmten Gramenfcene 
am den Pranger geſtellt werden, und fo luͤderliche Candidaten giebt es 
heute no. Ein Pendant dazu von &. Hallensleben, bie Zöfr 
fetlade (1836), iſt mißlungen. Bei biefer Gelegenheit ermangele 
ich nigt, noch aufelnige trefflige Satiriler in Profa aufmerkfam zu 
machen. An die Spige ſtelle ich die höhf launige Hammel» 
burger Reife. (1818) des belanngen Ritters Karl Heinrich 
von Lang’) aus Bulgheim bei Oettingen (1764—1835), 
die mit viel unſchuldigerer Ironie geſchrieben if, als feine Deuts 
würbigfeiten, worin er ſchonungslos und yerfid ben Mantel 
von mandem ihm nur auf confidentielem Wege mitgetheilten 
Gcheinmiſſe abzieht, aber allerdinge hoͤhn wichtige Materialien 
für die Geſchichte feiner Zeit bietet, Welt fruchtbarer iR der 
berühmte Berfafler des Demokritus Carl Julius Weber’) 
aus Langenburg (LT67—1832), einer der belefenfen Gelehr⸗ 








782 Deutfche Poefie. Satire. 


tem; bie jemals gelebt haben, und zwar ein folder, der wis 
blos einen großen Schat von Wiſſen in ich aufgenommen hatte, 
fondern es auch verbaut und geſchickt wiederzageben wußte. Ran 
bat ihm Schwatzhaftigkeit vorgeworfen, well er jede Belegenhet 
berworfu@t, einen Wis zu machen, und dann eine Maſſe von 
Bonmots aus den verſchiedenſten Literaturen ambringt; allen e 
tehfft immer den Ragel anf den Ropf, und wenn er fi mand- 
mal in einem Gitat irrt, fo lanm mar Ihm bei der ımenbliten 
Menge von Nottzen, die er in feinen Kopfe herumtrug, Web 
gern werzeißen, denn feine Satire IR immer hatmlos, und a 
Bat von felnen beiden Soͤtzen, Voltaire und Mouffeau, bied dk 
Borzuͤge in ch aufgenemmm, und fo iſt aus ihm jener heit 
Democritußd geworben, dem das ridendo dieere verum We ck 
Norm if, und biefe befolgt er fogar in feinen vieles högR ke 
agtenswerike Material enthaftenden Buͤchern, die Moͤncherch 
06 Mitterwefen und das Papathum, wenn ihen auch zuweilen, 
indem er das durch vieſelben eingeriſſene Unweſen betrachtet, die 
Galle überlaͤuft, und er dann In feiner Diterkeit zu weit geht, 
and dad Gute verkennt und das Mad’ mit dem Bade verſchut⸗ 
ver. Von allgemeinem Jatereſſe find feine Briefe eine® in Deutidr 
laud reiſenden Deutfhen, ein Bud, ud dem man lernen Tamm, 
wis man reifen fell, und das jeder Melfende befländig als Reiie 
buch mit Mh führen ſollte, wenn aud die Zeiten und Gkta 
AS jeht fo geändert ‚haben, Daß -ber gute eben,‘ wenn er de 
Reife noch einmal machen folte, Deutſchlemd kaum wieder erfew 
nen winde. Sein dankbar wollen wir ihm für alle fein 
Buͤcher ſein, denn man far and ihnen unendlich viel lemen, 
md war nicht blos Rotizenkram, ſondern auch prackiſche Mad 

Haben wir kurz Ludwig Dantiet Faffeif'") 
(1709-1881) feiner und Theo dor Heinrig Eriedrid’®") 
aus Königeberg in der Reummt (1776---1880) greber Satttr gr 
dacht, fo wird une auch Kari Friedrich Moriß Saphkr 
eigemtiich. IR ofe 6, wie er früher hieß, aus Peſthi1 704), init 
Nugenbilde befegäftigen, deffen Talent "in Wortfplelen und Gales⸗ 
bourg6 wirkiich fabelhaft if, und ber die Mir beſtht“ auc an Det 
umbebentenbflen Dingen feine Luume, die aAbrigens Geiter gekütäekh 
zu uͤben. Meheese Ber won ihm in dieſem Sume gefertigen 9 





Deutſche Poeſie. Idylle. 783 


dichte find wirklich in ihrer Art ausgezeichnet, und darum mag 
bier neben ihm der gelehrte Bibliograph, Polyhiſtor und geif 
volle Geransgeber des Deutſchen Charivari: (jeit 1842) Eduard 
Marla Dettinger’) aus Bresiau (1807) feine Stelle finden, 
deſſen Jonjoux und Rarrenalmanad von Wit fprühen, und der in 
feinen humoriſtiſchen Romanen ebenſoviel Erzähtungstalent als At 
tiſches Satz zu verbreiten weiß. Uebrigens hat er durch die Gruͤndung 
feines Journals jedenfalls zu zwei hoͤchſt witzigen und geiftreihen 
ähelien Blättern Beranlaffung gegeben, ich meine zu ven Münch⸗ 
ner Bliegenden Blättern (f. 1846) und zu den Düſſeldorfer 
Monateblättern (feit 1847), weiche ſich die Wufgabe geftellt 
Haben, alle Klaſſen der Geſellſchaft unſeres Baterlandes mit ihrem 
ſcharfen Laugenſalz zu begießen und rein zu waſchen. Daffelbe 
bat mit großem Freimuth und Beihil Adolph Glasbren⸗ 
ner?) (pfeudonym Brennglas) aus. Berlin (1816) fir feine 
Vaterſtadt in feinen ſcheinbar niedrigen Vollsbildern mit großem 
Stüd verfucht, wenn auch bier und da einige ſchlechte Witze 
mit unterlaufen, und darum iſt es nur zu bebauern, daß der in 
feiner Ironie wahrhaft unübertreffide Guſtav Theodor 
Fech ner aus Großſährchen in ber Niederlauſitz (1801), ber 
- feine fatirifchen Donnerfelle unter dem Ramen Mifes in bie 
Welt ſchickt, nicht mehr fchreibt und nur ephemere und fpecielle 
Gegenflände (gewöhnlich aus der Medicin) In feinen Bereich zieht. 

An kleineren beſchreibenden Gedichten fehlt es auch nidt, 
unter den größeren verdient eigentlich nur Bechſtein's Sonn⸗ 
teg (1832) Emmaͤhnung, deſſen ganze Einrichtung mid an bie 
heiter gemütbtiche Idylle erinnert, in welcher Chriſtian Kuguf 
&ottled Eberhard's (1760 — 1845) aus Behig Idylle: 
Qanvchen und die Kuͤchlein zwar keine Rebenbuhleriu von Herman 
und Doroten gewerben. if, aber Doch die wielen Aufingen, welche 
fle erlebte; mit vielem Rechte verdient, denn bie ganze Treu⸗ 
hergigfeit- Eres Berfafiere iſt in dem melodidſen Gedichte aus⸗ 
aeproͤgt. Ein anderes idylliſches Gedicht von ihm, der erſte Menſch, 
IR nit tief genug, obgleich anmuthig. In neueſter Zeit hat 
Zedtigens  Waldfeintein (1843) mit ihren Staffage von 
Ice Maldetgrin und labyrinthiſchen Laubgängen, Blu⸗ 
men und Quellen mit Recht manden Bhantaften gelodt, «6 





784 Deutsche Poeſie. Epigramm. , 


unier dem dunkeln Laubdache aufgufuchen, wie jener gluͤdliche 
Ritter, und nur die herrlichen Blodendiebe Eduard Mörike’ 6") 
aus Ludwigsburg (geb. 1804), deſſen Gedichte fo ned 
in ihrer feelenvollen Gemüthlichfeit mit ihrem leichten Bnfuge 
von Humor zu den beflen Erzeugnifien ber jüngern Schwäaͤbiſchen 
Säule gehören, haben trotzdem, daß ihrem Berfafler der her 
foͤmmliche Herameter im Wege Rand, und er zwei ganz iſoline 
Schwänte zu verbinden hatte, jener holden Schönen den Breit 
fireitig gemacht. Aut Worabam Emanuel Eröhliä") 
gehört hierher, der fromme Schweizerdichter (aus Brugg, geb. 
1796); denn abgefehen davon, daß er der einzige wahrhaft be 
beutende Fabeldichter der Neuzeit iR, bat er auch mit großen 
Geſchick die Zeitfragen, freilih faR immer aud vaterlaͤndiſchen 
Boden, in heiterer Laune zu beleudten gewußt. In ber per 
tifhen Epiſtel if faR gar nichts geleiflet worden, und and 
im Epigramm hat felt den Zenin war WW. von Edle 
gel wieder diefelben Saiten angeſchlagen, aber ihr Ton beruͤhr 
und nur unangenehm und ſchaͤndet ihren Sänger; Bupien 
bat zwar feinen Verſuchen jenen berühmten Namen gegeben, ab 
Nlein es iſt auch bei ihm nur bei dem Ramen geblieben. Jedoch fi 
bemerken, daß allerdings Einzelnes unter den Dichtungen det 
neueren Zeitpoeten vorklommt, was ben Ramen „Epigrame mi 
vollem Maße, befonders in dem yolitifchen Genre, beanfprudi; 
allein als befonderes Bad Fans man baflelbe doch nidt au 
führen. 

1) Die Sobfabe, e. —5 Demi Hamm 1799. M. 8..Re. 
u. bevorw. v. d. Verf. W V. A. ebd. 1839. 16, 

—ã— Reife über „orlangen, Dresden, Caſſel, en F 
Hammelburg. I—XIte Fahrt. München, Unsbah u. R& 

3) Sämmtlihe Werke. Stuttg. 1838—45. xx. 8, Demol * 
interlaffene dapige eines lachenden Philoſophen. Stuttg. 1843. XU. 16. 


eutfchland od. Briefe eines in Deutfchland reifenben tſchen. Stuttg 
en 1835— 36. 1844. IV. 8. ſ. Zeitgenof[. II R. Bb. V. LP 


141 sn 

—* Zeit. Berl. Bd. I-IV. 1016 48. Bd. V. Ehutig. 18% 
Bd. —ã 1828. 8. 

5) Erſter, zweiter und britter [etieifäher Feldzug. Berl, 1814-16. & 
Gatirifher Seicbiegel ebd. 1816—19 

6) Sumorikifche Abende. ©. PEN Bar, Zu * 1830 16 
melte Schriften. Stuttg. 1832. IV. 8. Neu . 
12, Saphir am Plaubertifche, Werl 1 nz _ 
epzg. 1846. II. 8. Wilde Roſen. ebd. 187 16. 224 











[4 


Deutfche Poefle. Komifches Epos. Satire. 731 


san niht Rüdert’s Weisheit des Brahmanen (1886— 
9), welde er felbf nur für Fragment gehalten wiſſen will, 
b e& gleich ein reicher Born foRbarer Lebensphiloſophie in Adıt mom 
enländifher Sprache und Gedankenfolge ift, fowie das Laienbrevier 
5cefer’6 und Sallet's Gegenſtück, das Laienevangelium, yon 
‚enen aber das letztere viel zu viel eryywungenen Humor enthält, hier⸗ 
‚er rechnen will. Im kom iſchen Epos haben mir freilich Gaſe⸗ 
be’s trefflihen Reinicke Fuss (1794), der eben durch die 
kuffaffung der Babel von Selten des ‚großen Meißers um - 
Riginal geworben iR, allein Kari Gottlieb Bräpel’s aus 
Zaibau in der Riderlaufig (1791, nidt 1785), 36 keunigen 
Erzählers, Feldherrnraͤnke (1815) find eben nur einag ſcherzhafte 
Erzählung, und Baggefen’s am und Era Hat Mur 
inzelne gelangene Stellen un» IR zu geäünftelt.. Derſelbe Mangel 
nacht ih auch für den Uneingeweihten an Anafafius &rän:e 
Ribelungen iss Frack (1843), troh ihres feinen, aben-tiefer liegenden 
Dumore, bemerfbar, denn es fehlt ihnen Da6 wahre beiebenhe, all⸗ 
erſtaͤndliche komiſche Eloment, welches Gar! Auguſt Rortum’sh 
us Mühlheim (1745 — 1824) Jebſiade (1783) auozeichnet; 
enn mag auch mancher gelehrte Kritiker über dieſe treffliche Sa⸗ 
ire gegen Zopfgelehrſamkeit und Pedanterie vornehm hinwegſehen, 
vahr iſt Vieles darin, wenn and mit grellen Farben aufgetragen, und 
olche ſtupide Cxaminatoren, wie dort in der berühmten Gramenſtene 
m den Pranger geftellt werben, und fo luͤderliche Candidaten giebt es 
yeute noch. Ein Pendant dazu von &. Hallensleben, die Toͤf⸗ 
eliade (1836), IR mißlungen. Bei diefer Gelegenheit ermangele 
d nit, noch aufeinige trefflihe Satirifer in Brofa aufmeskfam zu 
nahen. An bie Epige ſtelle id die hoͤchſt launige Hammel 
urger Reife (1818) des bekannten Ritter Karl Heinrich 
on Lang’) aus Bulgheim bei Dettingen (1764—1885), 
te mit viel unſchuldigerer Ironie geſchrieben iſt, als feine Denk 
pürbigfeiten, worin er ſchonungslos und perfid den Mantel 
ion mandem ihm nur auf confiventiellem Wege mitgetheilten 
Zeheimniſſe abzieht, aber allerdings HöhR wichtige Materialien 
uͤr die Geſchichte ſeiner Zeit bietet. Weit fruchtbarer iſt der 
zeruͤhmte Verfaſſer des Demokriuus Carl Julius Weber’) 
ms Langenburgs£1767— 1832), einer ber beleſenſten Gelehr⸗ 


- 


786 Deutſche Poefie. Lyrik. 


Terrorismus athmet), verfertigt, die merkwuͤrdig von der Zar 


heit feiner früheren Mufe (3. ®. des Drafeld der Blumm) ab 
ſtechen. Aud Heinrich Stieglig?) aus Arolſen (geb. 1803), 
befannt durch den Opfertod feiner Frau, gehört wegen der In 


feine frühere Entwicklungoperiode fallenden Gedichte hierher, fema 


die in der poetifden Erzählung ausgezeichnete Annette Eli 
fabetb von Drofle zu Hülshof aus Münfler (Gedicle 
1838), ihr Landsmann, der elegante Kritifer und Novelliſt Le⸗ 
vin Shüding (1810), der Epigrammatiſt Ludwig Wihl 
aus Wevelinghoven bei Aachen, ein Föraelit (geb. 1807), lei, 


wie der Vorige, etwas zu überfpannt liberal (Gedichte (1836), 


der gluthvolle Chriſtian Joſeph Matzerath aus Linnid 


bei Juͤlich (1815 geb., Gedichte 1838) und endlich der fromm 


Victor Strauß aus Bückeburg (1809 geb., Gedichte I84l, 
Lieder für die Kirche 1843). Reicher noch iſt der Rhein mr 
treten. Hier ragt vor Allen Karl Joſeph Simrod') au 
Bonn (1802) hervor, der berühmte Sammler « der Deutſchen 


Vollsbuͤcher, der fein ganzes Streben dem Deutſchen Alterthum widnett 


und fi fo in den Gefang deſſelben hineingedacht hat, daß fan 
eigenen Dichtungen faf in dem Tone der beften mittelhod⸗ 
deutfchen Gedichte erklingen. Mit welchem Geſchicke er übrigen? 
das deutſche Altertfum zu verjüngen verſteht, bezeugt fein 
ausgezeichnete Modernifirung des Heldenbuchs. Unter feinm 
Feineren Poeſieen ift ihm die Ballade und Romanze am Ben 
gelungen, In lepterer Hinficht, der poetifchen Bearbeitung de 
Sage, find auch ausgezeichnet Ph. K. Joſeph Anton Bil 


beim Smets (auf einer Reife feiner Mutter zu Reval 1796 


geboren, Gedichte 1840), Karl Wolfgang WWilhela 
Müller (Balladen und Romanen 1842), Guſtav Piar 
rius, der Nachahmer Simrods ꝛc. Den Umdichter (7) des Rein 
lieds (angeblich IR dad Original eine Art provincielles Volls 
ke) Nicolaus. Beder (+ 1846) kennt Jedermann, ab 


*) Abgedr. u. d. Tit.: Dat Obnderleed, in d. Mundart ber u 
von Odenthal u. Schlebufch, b. Kirmenich, Voͤlkerſtimmen Bd. I. p. . 
Drei andere Variationen, in den Mundarten von Krefelb, Weſel und Dinge 
be Pr rad p: 411. 374. 875) ſcheinen aber bem Beckerſchen Liede bloe 








ww 33 — AM r RR 7 en gu m. 2 m 


.s 


— ww. 15 M 


a ma 39m 


Deutfche Poefle. Idylle. 183 


dichte find wirklich im ihrer Art ausgezeichnet, und darum ung 
bier neben ihm der gelehrte Vibliograph, Polyhiſtor und geiſt⸗ 
voße Herausgeber des Deutſchen Charivari (ſeit 13642) Ebuardbd 
Maria Dettinger’) aus Breslau (1807) feine Stelle ſinden, 
deſſen Jonjoux und Narrenalmanach von Wit fprühen, und der in 
feinen humoriſtiſchen Romanen ebenſoviel Erzählungstalent aba At 
tiſches Satz zu verbreiten weiß. Uebrigens hat er durch die Gruͤndung 
feines Journals jebenfalls zu zwei hoͤchſt witzigen und geiftreichen 
ahe lichen Blättern Weranlaffung gegeben, id) meine zu don Munch⸗ 
ner liegenden Blättern (f. 1846) und zu den Düſſeldorfer 
Monatsblätten (feit 1847), weiche fd die Aufgabe geſtellt 
haben, alle Klafien der Gefelifchaft unferes Baterlandes mit ihrem 
ſcharfen Zaugenfalz zu begießen und rein zu waſchen. Daffelbe 
hat mit großem Freimuth und Geſchick Adolph Glaobren⸗ 
ner?) (pfeudonym Brenngiad) aus Berlin (1816) für feine 
Vaterſtadt in feinen ſcheinbar niedrigen Boltebildern mit großem 
Gluͤck verfuct, wenn aud Bier und da einige ſchlechte Wibe 
mit wmierlaufen, und darum iſt es nur zu bebauern,: daß der in 
feiner Ironie wahrhaft unübertreffide Guflav Theodor 
Fech ner aus Bropfährden in ver Rieverlaufig (1801), ver 


- feine ſatiriſchen Donnerkeile unter dem Namen Mifes Im vie 


Welt ſchickt, nicht mehr ſchreibt und nur ephemere und fpecielle 
Gegenſtaͤnde (gewöhnlich aus der Medicin) in feinen Bereich zieht. 

An kleineren befhreibenden Gedichten fehlt ed auch nicht, 
unter. den größeren verdient eigentih nur Bechfiein’s Sonn 
teg (1832) Eemäbauung, deſſen ganze Einrichtung mid an bie 


' heiter gemuͤthliche Jdylle erinnert, in welcher Chrifian Kuguf 


Gottleb Eberhard's (1769-1845) aus Belzig Yoyfle: 
Qannchen und die Kuͤchlein zwar keine Nebenbuhlerin von Herman 
und Dorothea gewerben. if, aber doch die vielen Aufingen, welcho 
fe erlebte, mit vielem Rechte verdient, denn die ganze Treu⸗ 
herrigkeit · EGres Verfaſſers iſt im dem melodidſen Gedichte aus⸗ 
geprägt. Ein anderes idylliſches Gedicht von ihm, der erfie Menſch, 
IR mit tief genug, obgleich anmuthig. In menefler Zeit: Bas 
Hebkitems: Waldfeintein (1843) mit ihrer Stafage von 
Fre. grün und labyrinthiſchen Smubgängen, Blu⸗ 
men und en mit Redt manden Phantaften gelodt, es 


788 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


heim Schreiber (1765) aus Kappel in Baden, durch fein 
Nomanzen und Balladen bekannt, Wuguf Schnezler (auf 
Auguft Palmer genannt, aus Freiburg im Breißgau 1808), 
Eduard Brauer und Joſeph Bader, haupfſaͤchlich als ge⸗ 
fchidtte Bearbeiter alter Sagenfloffe, hervor, wie die Sammlungm 
des Erfteren und Lebteren ausweiſen. Für die Schweiz fm 
befonder8 unter den zahlreihen Sängern ihrer Berge, wild: 
früher ihre Lieder in dem Taſchenbuche Alpenrofen (1811-89) 
niederlegten, der liebenswürdige, gemüthvole Johann Rudoly) 
Wyß (1781— 1830) aus Bern (Legenden und Sagen), du 
gelehrte Geſchichtſchreiber der Geſchichte des Proteftantiemud 
Kart Rudolf Hagenbach aus Bafel (1801), der fhon ge 
nannte Fröhlich, der anmuthige Landſchaftsmaler Karl Rr- 
dolf Tanner aus Yarau (1794), deſſen religlöfen Gedict 
übrigens aus der ganzen Schule bie vorzuͤglichſten find, und der Antw 
didact Gottfried Keller (Gedichte 1847), deſſen liebliche Bala, 
ungetrübt von aller politiſchen Schwärmeret, lediglich der Wieder: 
. bad eined wahren Patriotismus und reiner Begeifterung für di 
Berge und grünen Thaͤler feines Vaterlandes find, amzuführe. 

Was die Schwäblfhe Schule anlangt, fo find die vr 
Hauptführer derſelben bereitö oben erwähnt worden. An Bi 
fließen wir nod Karl Erievrid Hartmann Mayer m 
Neckar⸗Biſchofsheim im Kraichgau (1786), deſſen friſche Rat 
ſchilderungen (Lieder 1838, Gedichte 1840) vorzuͤglich anzicha 
den trefflichen Romanzendichter (Lieder 1823) Karl Grüneifen 
aus Stuttgart (1802), gegen ben der unten zu nennende Al⸗ 
bert Knapp Indemfelben Genre fehr zuruͤckſteht, den leider zu ſrih 
verftorbenen, aber verbildetn Wilhelm Friedrich Waiblin 
ger’) aus Heilbronn (1804— 30), deſſen Gedichte freitich etwas 
ſchwuͤlſtig und undurdgearbeitet erfheinen, den talentvollen Saͤnge 
Hermann Kurp aus Reutlingen (1813 geb., Gebiäte 1896, 
Dichtungen 1889), den fehmungvollen Wilhelm Zimmer 
mann aus Stuttgart (1807 geb, Gedichte 1832, 1839. 
den frommen Eduard Vogt (Gedichte 1839), der es In Id 
nem ſchönen Gedichte: die Lieder der Zelt, gewagt hat, Mn 
"modernen Richtung der neueren Tendenzpoeſte kuͤhn entgegen⸗ 
zutreten, ben sartfinnigen Raturbiäter Nichas Mäfler au 





Deutſche Poefie. Lyrik. 789 


Langenau bei Ulm (1809), der (er if Schriftſetzer) befanntlich 
feine Lieder (1837) ſelbſt febte, corrigirte und druckte, und bie 
faſt afzufräftigen, beinahe wilden, aber wahrhaft poetiſchen Ge⸗ 
ſaͤnge Alexanders Grafen von Wuͤrtemberg Geb. 
1801 zu Kopenhagen, geſt. 1844). 

Was Baiern anlangt, fo muͤſſen wir natuͤrlich hier den 
König Ludwig (1786 zu Straßburg geb.) voranſtellen, deſſen Ge⸗ 
dichte ih fowohl auf dem politifchen als religtöfen Gebiete bes 
wegen, und befonders in ſprachlicher Beziehung hier und da Ans 
ſtoß gefunden haben, obgleih fie andererſeits ziemlich viel Lob 
ernteten, was er übrigens felbft fehr richtig zu würdigen wußte 
Difidon an mid: „Daß dich. nicht taͤuſche das reichliche Lob, 
denn was du gebichtet, Ungepriefen blieb’s, fäßef Du nicht auf 
dem Thron). Allerdings verſchwinden alle andern Lyriker dieſes 
Landes ganz vor zwei demſelben Boden angehörigen Dichtern, 
deren Ramen ih nur zu nennen habe, um ber Beiſtimmung jebes 
Gebildeten gewiß zu fein. Der erfte iſt Friedrich Rüdert?) 
aus Schweinfurt (1789), der auch unter den patrlotifchen Dice 
tern dieſes Zeitraums bereitd genannt worden iſt, obgleih er 
zuerſt nur al8 Freimund Raimar befannt war. Er if ein wirk⸗ 
licher Dichter, und faſt Alles, was er fihreibt, iR wahre Poeſie. 
Darum hat er ib auch in allen Formen der gebundenen Rebe ver- 
fucht, und als Technifer fleht er unübertroffen da; ja wenn aud) 
feine dramatiſchen Werke aus inneren Gründen fih nit zur 
wirklichen Aufführung auf der Bühne eignen, fo enthalten fie doch 
viele meißterhafte Inrifche Gebilde. Merkwuͤrdig iſt es, daß er troß 
feines Eindringens in die Myſtil des Orients ſich doch ganz 
rein und ungetrübt von dem Einfluß derfelben erhalten hat, indem er _ 
das Geheimniß, eine wahrhaft poetiſche Weltſprache entdeckt zu 
haben, treu bewahrt, dabei aber fein Thema: Weltpoefie {fl 
Weltverföhnung (z. B. Welt und Ih, Schlußlied ıc.), überall 
burdführt.. Hat er zuweilen aud manded weniger Bedeutende, 
weniger Tiefe, faſt Ungenügende geboten, fo mag bieß feine Ent 
fhuldigung darin finden, daß er gewiffermaßen allzuoft zum 
Dichten gepreßt worden If. Sehe gelungen find unter. feinen 
zahlreichen kleineren Gedichten befonders die Perlen und ber 
Liebeöfrübling ıc., obwohl auch biefe eigentlich mehr den denlenden 


790 Deutfche Poeſie. Lyrik. 


Geiſt als das Herz anſprechen. UNebrigens ſcheint mir auch auf 
Ruͤckert der Schluß jenes ſchoͤnen Sonetts angewendet werden 
zu koͤnnen, womit Uhland einſt Kerner'n angeſungen hat. In 
ſehr naher Geiſtesverwandtſchaft zu Ruͤckert ſteht Auguſt Graf 
von Platenshallermund?) aus Ansbach (1796- 1835), 
obgleih er ihn als Meifter in der Form noch übertrifft und 
In der Vollendung bed im Ganzen oft noch tieferen SInhalıs 
eine Kraft und Energie gezeigt hat, die fi wenigſtens nid 
durdgängig bei. Rüdert findet. Dadurch iR er auch als Be⸗ 
fämpfer jeder‘ Unwiſſenſchaftlichkeit, Flachheit und Bormlofigkdi 
in der Deuiſchen Poeſie fo höchſt bedeutend geworben; freild 
hat er damit jenes bekannte niedrige Gedicht Heine's, worln 
derfelbe mit feinem Namen tänbelt, hervorgerufen, aber burd 
feine begeifterte Liebe zur Kunſt dafür auch jeden wahrhaften 
Freund der Wiffenfchaft zu feinem Anhänger und Berehrer ge 
wonnen. Welchen Einfluß übrigene NRüdert auf ihn ausgeübt 
hat, fann man aus feiner Neigung für die orlentalifde Por 
‚ abnehmen, von der feine Gaſelen eine herrliche Probe liefen, 
an denen man wieber, wenn man fie mit den ähnlichen Arbeiten 
Ruͤckert's vergleicht, den Unterſchied zwiſchen beiden Dichtem fu: 
dieren Tann. 

Wenden wir uns jebt zu ben Deſtreichiſchen Dichtern, fo ge 
ben wir, da wir von dem talmtvollen Ebert bereits oben ge 
ſprochen haben, jetzt gleih zu Ludwig Auguſt Frankl au 
Chraſt (1811) über, der im epiſch⸗lyriſchen Genre Treffliches geliefer 
hat, wie fein Habsburglied (1832) beweiſt. Als Baladendicter M 
beſonders fruchtbar der volf6thümliche (3. B. vom Brinz Eugen) Je: 
bann Nepomul Vogl (1802) aus Wien, wird aber an Innern 
Werthe derfelden von feinem Landsmann Ludwig Haliıik 
(1802— 1832) übertroffen. Weit weniger wichtig IR Johann 
Babriel Seidl aus Wien (1804), ſowie feine Landsleute Ernfl 
Freiherr von Feuchter sleben (1800), Heinrich Ritter von 
Levitſchnigg (1810) und Adolf Ritter von Iſha— 
buſchnigg aus Klagenfurt (1809); aber auch der mit hödl 
ſchwunghafter Phantafie begabte Eduard Duller aus Wim 
(1809), der übrigens in feinen. Novellen beſonders durch fein 
ironiſches Clement wirken win, hat nur in feinem Yürk de 





Deutſche Poefie. Lyrik. 789 


angenau bei Ulm (1809), der (er iſt Schriftfeger) bekanntlich 
ine Lieder (1837) ſelbſt febte, corrigirte und brudte, und bie 
iſt allzukraͤftigen, beinahe wilden, aber wahrhaft poetifhen Ges 
nge Nleranders Grafen von Würtemberg Geb. 
804 zu Kopenhagen, gefl. 1844). 

Was Baiern anlangt, fo müffen wir natürlich hier den 
önig Ludwig (1786 zu Straßburg geb.) voranflellen, deſſen Ges 
ichte fi fowohl auf dem politifhen als religiöfen Gebiete bes 
gen, ‚und befonders in ſprachlicher Beziehung bier und da An⸗ 
oß gefunden haben, obgleih fie andererſeits ziemlich viel Lob 
enteten, was er übrigens ſelbſt fehr richtig gu würdigen wußte 
Diſtichon an mid: „Daß dich. nicht taͤuſche das reichliche Lob, 
enn was du gebichtet, Uingepriefen blieb's, fäßeR Du nicht auf 
em Thron”). Allerdings verfchwinden alle andern Lyriker dieſes 
andes ganz vor zwei demfelben Boden angehörigen Dichtern, 
eren Ramen id nur zu nennen habe, um der Beilimmung jedes 
jebilbeten gewiß zu fein. Der erſte iR Friedrich Rüdert®) 
us Schweinfurt (1789), der auch unter den patriotifchen Dich 
ꝛrn dieſes Zeitraums bereitd genannt worden iſt, obgleih er 
aerfi nur als Freimund Raimar befannt war. Er if ein wirk⸗ 
iher Dichter, und fa Alles, was er fihreibt, iR wahre Poefie. 
Zarum bat er ſich auch In allen Formen der gebundenen Rebe vers 
ucht, und als Techniker flieht er unubertroffen da; ja wenn aud 
ine bramatifhen Were aus inneren Gründen fih nicht zur 
irklichen Aufführung auf der Bühne eignen, fo enthalten fie doch 
lele meiſterhafte lyriſche Gebilde. Merfwürbig if es, daß er troß 
ines Gindringend in die MyRif des Orients fih doch ganz 
ein und ungelrübt von dem Einfluß verfelben erhalten hat, Indem er 
as Geheimniß, eine wahrhaft poetiſche Welifprache enideckt zu 
aben, treu bewahrt, dabei aber fein Thema: Weltpoeſie ii 
Beitverföhnung (z. B. Welt und Ih, Schlußlied ꝛc.), überall 
urchfuͤhrt. Hat er zuweilen aud mandes weniger Bedeutende, 
veniger Tiefe, fat Ungenügende geboten, fo mag dieß feine Ent» 
chuldigung darin finden, daß er gewiffermaßen allzuoft zum 
Dichten gepreßt worden fl. Sehe gelungen find unter feinen 
ahlreichen Heinerm Gedichten befonders die Perlen und der 
tiebeöfräßting ac, obwohl auch biefe eigentlich mehr dem denlenden 


792 Deutfche Poeſie. Lyrik. 


edler, aber unglüͤcklicher Jeitgenoſſe an fi, Nicolaus Lenau!) 
ober, wie er eigentlich heißt, Nicolaus Niembſch Edler von 
Streblenau aus Cſatad im Banat (1802), der befonders 
als Naturfchilderer groß iR, obwohl aud die ihm nie ſehlende 
Reflerion unendliche Tiefe bed Geiſtes verräth, und feine Polen⸗ 
lieder zeugen, wie warm fein Herz für Freiheit ſchlaͤgt, wenn er 
diefelbe auch in Amerika, wo er mehrere Jahre lebte, wicht zu finden 
boffte (3. ®. der Urwald). Wenn jedod bei ihm das daͤmoniſch 
melancholifhe Element vorwaltet, dann fcheint er fchon die Bar: 
empfindung feined gegenwärtigen traurigen Looſes zu haben un 
macht auf und einen hoͤchſt ſchmerzlichen Eindruck. Wis Elegite 
erwarb fi) einen hohen Ruf der Dichter der Naͤchtlichen Her 
ſchau Joſeph Chriſtian Freihert von Zedlig'?) (geb. 1790 
auf dem Schloffe Johannisberg bei Zauernid im Oeſtreichiſche 
Schleſien) durch feine Todtenkraͤnze, welche er der Etinnenng 
großer Todten, Feldherren, Liebender, Dichter und Freunde da 
Menſchheit, bei denen er vergeblich das Glück ſucht, weiht, Karl 
Ferdinand Drärler (Manfred genannt) aus Lemden 
(1806) aber if in feinen Liebern doch allzu weichlich und bei 
nahe maͤdchenhaft, als daß biefelben nachhaltend wirken fünnien, 
wogegen auf ber andern Seite der Ungarifche Jsraelit Karl 
Bed (geb. 1817), dem poetifche Weihe nicht abgeht, doch I 
feinen Raͤchten und Liedern vom armen Manne gar zu viel un 
gemefienen Radicaliemus und überfpannte Begeiſterung für das Pre 
letariat verräth, ald daß wir dieſe Mängel über ben wahr 
Gehalt zu vergeffen vermöchten. 

Auch Schleſien hat einige ‚bedeutende Dichter bervorgebradt, 
unter denen Sriedrih von Sallet"?) aus Neiße (1812- 
—43) trog feines Pantheismus und feines oft ungngenehnen 
weltfämerzenden Humors gewiß nicht ber ſcblechteſte iſt, wenn ei 
auch felhft dem Don Qulrote eine Lobrebe hält Diefe launig 
Ratvetät gelingt freilich felnem Landomann Yofeph reife 
von Eichendorf (geb. 1788 auf dem Gchloffe-Lubowig bi 
Ratibor) weit beſſer, da er als frommer Sänger nicht jene Zerito⸗ 
heit, eine nothwendige Folge des Stepticemus, verräth wie.Bür 
und darum derauſcht man ſich auch recht gerne mit ihm in De 
Erinnerung an die alte Rittergeit, ohne der Gebrechen beufelben # 
gedenken?). Dawir Wolfgang Menzel’s bereits mit gebührmdt 





Ehre gedachten, fo bleiben und nur noch der munter-treuherzige Sänger 
der Hiſtorie vonRoah Auguft Kop iſch aus Breslau (1799), einer 
der populären Vollsdichter, der durch feine liebliche Idylle, Ewald und 
Bertha (1829) rühmlichft befannte Auguf Kahlert aus Breslau 
(1807) und ber kindlich unſchuldige Sänger Hermann Kletke 
(1813), der beiden Ebengenannten Landsmann, ſowie die liebliche 
Dichterin der Glycerion (1823) Agnes Franz aus Miliifh (1795 
— 1845), die fi durch ihre poetiſche Erzählung Sonnenhold (in der 
Urania 1821) zuerſt einen Namen machte, zu nennen übrig. 
Der bedeutendſte unter den Dichten Sachſens iſt ohne 
Zweifel Julius Mofen') aus Marienet Im Voigtlande (geb. 
1803), der freifinnige Romantifer, der durch feinm „Andreas 
Hofer“ und „bie legten Zehn vom vierten Regiment” ein wahs 
rer Boltsdichter geworben if, neben dem ber Sänger ber Liebe 
(1840) Adolf Peters aus Hamburg (1803) und bie 
Thüringifgen Sagendichter Adolph Bube (1802) aus 
Gotha, Ludwig Bechſtein (1804) aus Meiningen 
und Philipp Heinrich Welder aus Gotha, fowie Adolf 
Böttger, der modernen Schule angehörig, hier nit vergefien 
werben follen. Preußen kann fi den liebenswürbigen Karl 
Börfter aus Naumburg (1784—1841) jegt vindichten, der 
teider faR nur für den Augenblid dichtete, und auh Karl 
®öppinger ober, wie er ſich Leber nennt, Geib aus Halbers 
Radt (1781) hat mehrere dem Rheiniſchen Sagenkreife entnommene 
"gute Romanen geliefert; aber höher ſteht ſchon Wilhelm Wader- 
nagel aus Berlin (1808), der berühmte Kenner des Alt⸗ 
deutfchen, der ſich fo in ben alten Minnegefang hineingearbeitet hat, 
daß er felbR ein Minnefänger ward, dagegen aber aud, wie 
diefe, ernfleren Gefühlen feine Begeifterung widmen kann, wie feine 
Zeitgedichte (1843) bemeifen, die ihn nicht vor dem Verdacht ger 
fhägt haben, ein Ruͤchchrittsmann auf dem Gebiete der Politil 
und Religion zu fein, und freilid fein. fo freundliches Publicum fan 
den, als feine koͤnlichen Weinliever. Haben wir Chamiſſo's 
oben ſchon gedenken können, fo wird natürlich fein Nachahmer 
Franz Freiherr von Gaudy“) aus Frankfurt a. d. Ober 
11800—40) hier erwähnt werden -müffen, wenn auch fein fons 
derbar ironiſches Element, das wohl den übeln Beigefhmad von 
feinem Studium Heine's erhalten hat (Erato 1829), bei weitem nicht 





7194 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


ſo wohlihuend wirkt wie ſeines Muſters launige Gemuͤthlichkeit, und auf 
der andern Seite wieder feine allerdings zeitgemäße Begeiflerung 
für den großen Berbannten auf Helma (Kaiferliever 1835) 
troß ihrer Bedeutſamkeit im Einzelnen doch nicht die feierliche, 
zur Sache gehörige Würde erringen kann. Auch feine Schild⸗ 
fagen, worin er die arifofratifche Wappengeſchichte feiert, ſprechen 
niht durdgängig an. Roh weniger Urſpruͤnglichkeit verrät 
uns Eduard Ferrand oder, wie er eigentlich heißt, Eduard 
Schulz aus Landsberg an der Warthe (1813—42), tragen 
daß ihm die Mifhung Heine'ſcher und Eichendorffcher Elemente 
gut genug gelungen iſt. Ratärli wird der gelehrte Literarhißorike 
Robert Eduard Prutz aus Stettin (1816), der freiti mar 
ſatiriſch⸗politiſcher Dichter (Wochenſtube) If, bier eine Stelle fin 
ben, infofern ihm innere Befähigung zum Dichter gewiß nidl 
abzufpreken iR, Immermann aber wird befier unten gemannl 
werden, denn als Lyriker fcheint er doch allzu gezlert und of 
fogar zu fonderbar, als daß ich feine Lieder mit den milden, zarlen, 
und einfachen Dichtungen des Philipp Engelhard Rathufiut 
(1815) aus Althaldensleben bei Magdeburg und des gelehrt 
Dtto Friedrich Gruppe aus Danzig (1804), ober gar mi 
ben lieblichen und frifchen des mit Recht hoͤchſt populären Ralat 
Robert Reinid aus Danzig (1810) im Vergleich bring 
möchte. Unter den Rieverfächfifchen Dichten bat der berühmt! 
Berfaffer der Wendiſchen Geſchichten Ludwig Sieſebredt au 
Mirow in Meklenburg⸗Strelitz (1792) nicht blos mehrere ausgand 
nete epiſche Dichtungen (1327) geliefert, fondern Recht auch als Lyrile 
hoc, fowie Ludwig Schnabel aus Ludwigsluſt (1792), M 


rühmlichſt befannte Hannöverfche dramaturgiſche Schriftieher, fit 


Lieder mit recht volfsthümlicher Farbe überzogen, und Friedtit 
Wilhelm Rogge aus Lüneburg (1809), der als Stube 


zu Göttingen einen zweiten Dicterbund zu gründen gebahlı | 


welcher freilich viel guten Willen (Neuer Oöttinger Mufenalmanıd 


1832 u, 34), aber feine Kräfte hatte, recht gelungene Balam 


im Geſchmacke Uhland's gedichte hat. Indeſſen w en! 
Emanuel Seibel aus Lübel (1815), der Breusilgeiße' 
bichter, ein frommer confersativer Sänger, der (1842) fein 
politifche Anfichten, die auf eine Verföhnung ber heterogenen Fir 





Deutſche Poefie. Lyrik. 795 


mente hinauslaufen, in ſeinem bekannten Gedichte an Herwegh 
veröffentlicht hat, den Preis davontragen, wenn wir den Beifall 
des Rubliftums, welder in leben Jahren ebenfo viele Auflagen 
feiner Gedichte (1840 — 47) nöthig machte, in Anſchlag bringen. 
Ein hoͤchſt bedeutendes Talent iR ohne Zweifel auch Friedrich 
Hebbel aus Weflelburen im Dithmarfifhen (1813), deſſen 
fühne, faſt altteffamentlihe Bhantafie noch mehr aus feinen tiefen 
dramatiſchen Productionen hervorleuchtet. Seine Originalität und 
fein Beruf zum Dichter wird fi indeß noch glänzender aus feinen 
Epigrammen herausftellen. Hechter Batrlotiemus leuchtet aus 
den Liedern Lebereht Dreve’s and Hamburg (1816) hervor, 
ohne daß fie jedoch das burfchifofe Element des allerdings talenwollen 
Freimund (Friedrich Wilhelm Bictor) Bfeiffer’s aus Eutin 
(1810) entfalten, weldyes allerdings auch viele Befänge des berühmten 
Literarhiftorifers Heinrih Auguft Hoffmann von Fallers. 
leben (nad) feinem Beburtsorte fo genannt, geb. 1798) zur Schau 
tragen, obwohl fie dabei trog ihrer Wuth gegen Philiſter, Polizet, 
Gensd'armen und Eenfur immer noch eine geroiffe Gutmuͤthigkeit 
verrathen. Uebrigens if derfelbe ein geborner Volksdichter und 
felbft feine wie Jucus a non Iucendo betitelten Unpolitifchen Lieder 
(1840) fchliegen nicht aus, daß, hätte er im Mittelalter ge⸗ 
lebt, er einer der berühmtefien Jongleurs geworden wäre, benn 
zum Trouvere if ex doch etwas zu berb. Uebrigens find feine 
Dichtungen faft immer fingbar, und befanntlidh fingt er fie am liebſten 
felbft bei einem Glaſe Wein vor. Go trefflich feine Kinderliever (1843) 
ſchon durch ihre Melodien find, fo wenig ann man ſich mit ber von ihm 
in den Gaſſenliedern belebten Manier befreunden, und darum 
find uns des Sängers Helgolande Ernſt Langrehr's, der 
früher nur als Iſidor Bürger bekannt war, aus elle 
(1803) Bettlerlieder, die trog ihrer humoriſtiſchen Barbe durch: 
aus nichts von dem rohen Proletarlatsgebrün haben, bei weitem 
lieber. Ehe ih jedoch zu den eigentlihen Zeitgedichten ver 
neueren Zeit übergehe, ſei der hochgebildeten Mufe Kari Goͤ⸗ 
bede’s aus Belle (1814), des verdienten Gammlers der 
neueren Dichter, die gebührende Huldigung dargebracht. Endlich 
mag noch der frähverfiorbenen, gluͤcktjchen HMächahmerin des 
Pinder Cliſabeth Kulmann aus Peteroburg (1808 — 





196 Deutſche Poefie. Lyrik. 


1824) ein Immortellenkranz auf ihr fruͤhes Grab gelegt 
werben”). Id kann endlich nicht umhin, hier noch mit einigem 
Worten einiger Provinzialdichter zu erwähnen und ſtelle Sebaſt ian 
Sailer aus Weißenhorn (1714 — 77) mit ſeinen Schriften 
(1843) im Schwaͤbiſchen Dialekt an die Spitze, an den fd 
Brübel mit feinen Gedichten in Nürnberger Mundart und 
Hebel mit feinen Wiemannifen Gedichten, ſowie in neue 
Zeit unter Andern Ehrenfried Stöber mit feinen Stuß 
burger Liedern, Johann Babriel Seidl mit feinen Bebiätm 
in Nieveröftreihiiher Mundart (1844), Franz von Kobell 
mit den felnigen in Oberbaterfcher und Pfälzticher (1839, 1843), 
Franz Stelzhammer mit feinen Liedern im Dialect der Gegen 
ob der Enns (1844— 46), und der Baron Anton von Klıd- 
beim mit dem Schwarzblati aus ’n Weanerwalt (1846) anſchließen 

Was num die eigentliche politifche Poeſie der Deutfhhen an 
langt, fo hat Prugens gelehrte Zufammenflelung der in dieſen 
Genre irgend bedeutenden Dichter unferes Baterlanded (in |. 
Literarh. Taſchenb. 1843. ©. 251 x), an den ſich Hoffman! 
Sammlung derfelben vom 13 — 17. Jahrhundert (1842) un 
Marggraff’s Politifche Gedichte der Neuzeit von Klopflod an 
wiffermaßen als Eommentarwürbig anſchließen (1843), hinreichend 
bewiefen, daß nicht erft die Neuzeit diefes flörrige Kind geborm 
hat, fondern daß zu allen Zeiten die Prieſter der Muſen ih 
Unzufriedenheit .mit den politiſchen Zuſtaͤnden ihres Daterlande? 
in gebundener Form audzuſprechen nicht ermangelten, undgar mandt 
unerfülte Wünfbe, Hoffnungen, Klagen und unaudfüht: 
bare, ideelle Pläne in Worte gekleidet wurden, bie mit 
deswegen, weil dem Dichter mande Freiheit zufichen muß, nid 
allzuhart aufnehmen, fondern ihrem Schickſale, wenn fle nicht gerade 
aufreizend find, überlafien ſollte. Wir werben Daher ohne Weiteres zur 
einen erfreulichen Bd auf diejenigen Zeitgebichte werfen Fönzen, 
die fi damit befhäftigten, die Deutfche Jugend zum Kal 
gegen fremde Unterbrädung .zu entflammen, und brauchen Di 
nur auf das zu verweilen, was wir oben fdon Abe 
Stägemann’s, Arndi’s, Fouqué's, Schenkenborf' 
Koͤrner's, Küdert’s, Uhland's Verdienſte hierin zu bo 
merlen Gelegenheit hatten, wezu wir noch die rüpmilhe Er⸗ 





Deutſche Poefie. Lyrik. 797 


waͤhnung der Kriegslieder (1813) Karl Friedrich Gott⸗ 
lob Wetzel's aus Bautzen (1779 — 1819) hinzufügen. Schon 
mehr der neueren Zeit gehören W. Muͤller's, Stieglitz's, 
Schwab's Zeitgedihte an, und Karl Follen aus Gießen 
(1795 geb., ertrant 1839 auf dem Erie See bei Long Island) 
repräfentirt noch die alte edle Richtung des Burſchenthums, wenigſtens 
theilweiſe. Die neueren Zeitbewegungen ſeit 1830 riefen Platen's 
Polenlieder, Müller’8 und Pfizer’ o Griechenlieder und die Spas 
ziergänge eined Wiener Poeten hersor, allein unter den neueflen, 
politiſchen Dichtern if, ohne Hoffmann, Freiligrath, Prutz, 
Knoren vergefien zu wollen, der bedeutendſte Georg Herr» 
wegh'?) aus Stuttgart (1816), der in feinen Gedichten eines 
Lebendigen (1841) zwar ein eminentes Talent, aber auch eine 
fo hyperradicale Gefinnung verrathen hat, daß fie, wenn fie 

auffordert, die Kreuze aus den Gräbern zu reifen und damit 
bie Tyrannen x. todtzuſchlagen, zugleih auch die Geſetze der 
Aeſthetik verlegt und bie. Sprade des Proletariers annimmt, 
womit jedoch nicht gefagt fein fol, daß nice vieles Vorzuͤgliche 
in Sprade, Form und Inhalt von ihm zu Tage gefördert worden 
fei, was man fogar feinen bittern, flofflich ſchlecht gewählten 
Zenten nahfagen ann, worin er feine Wuth gegm Deutſchlands 
Große austobt, Uebrigens if auch ihm wie Hoffmann ber 
Deutfhe Michel ein Greuel, und darum will er lieber bie 
Deutfhen Frauen durch feine wilden Rofen infpiriten, was ihm 
aber ebenfo wenig gelingt, wie den Diavolini, welche Hoffmann Better 
Micheln (im deutſch. Taſch. 1847.p. 1 xc.) eingiebt, Wie wohlthuend 
wirkt dagegen die verföhnende Milde eines Geibel im Begenfage zu 
dem ewigen Parteigefchrei, welches Herwegh 3.8. in feinem Gedichte 
an $reiligrath (1842) erhebt, worin er freitich auch richtig prophes 
zeite, wenn er endigt: „und meinen Lorbeer flechte die Partei,” 
Ob aber eine politiſche Poefle, wie fie in ben Gedichten 
Ernſt Ortlepp's aus Droyßig bei Zeitz (geb. 1800) er⸗ 
ſcheint, wirkſam oder conſequent ſei, da ihr die Cholera ein 
ebenſo paſſender Stoff als die Unterdruͤckung Polens iſt, moͤchte 
man ſchwerlich behaupten koͤnnen, ohne Ortlepp deshalb fein anerkann⸗ 
tes Talent abſprechen zu wollen. Unter den neueſten politiſchen Saͤngern 
ſcheint uͤbrigens, abgeſehen von feiner obligaten Exaltirtheit, noch 
Adolf Schirmer Gedichte 1846) der begabiefe, Ä 


798 Deutſche Porſie. Lyrik. 


Was nun endlich die religioſe Poeſte oder dad Kirchen⸗ 
lied der neueren Zeit von 1817 an angeht, ſo ſind zwar auch in 
dieſer Gattung Dichter ?9) voll warmer, neubelebter Froͤmmigkleit aufge 
treten, allein leider iſt die Zahl der Unglaͤubigen ober doch ber in: 
dolenten Ehriften fo groß geworben, daß, wer noch Irgendwie m 
dem Sinne und Tone eines Luther fingen wollte, Geſahr lauf 
bürfte, entweder für einen Pietiſten ausgefchrieen oder doch we 
nigſtens mitleidig belächelt zu werden. Jene wenigen Achten Glaubens⸗ 
fänger fiammen übrigms aus der Zeit der Befrelungäfriege, w 
‚ein Arndt und Schentendorf und viele Andere als Vorlaͤmpfe 
für ‚die Befrelung des Deutſchen Kirchenliedes von den Befldn 
der nüchternen Verſtandespoeſite des vorigen Jahrhunderts au 
Randen , und Schleiermader in feinen Reden über Bott (1799) 
und feiner chriſtlichen Glaubenslehre (1821) die moderne Auf 
Härung ſiegreich mit befämpfte. Hiermit hängt nun aud N 
von der Berliner Synode (1817)- gegebene Lofung zur Geſang 
buchsreform zufammen, worauf Arndt (Bon dem Worte und dm 
Kirchentieve, Bonn 1819) feine gewichtige Stimme für die der 
treibung der fogenannten Aufflärungspoefie aus ven Geſang 
büdern erhob, und enblih (1833) Bunfen mit dem von 
ihm und gleichgefinntn Freunden, 3. B. Tholud, bearbeitm 
trefflichen „Verſuche eines allgemeinen evangeliſchen Geſang 
und Gebetbuchs zum Kirchen» und Hausgebrauch“ folgte, wett 
otele Genoflen in feiner Bemühung fand, bie alten Kemnlit 
wieder in ihrer Originalität ans Licht zu fielen. Auch Wuͤrten 
berg hat: in neuerer Zeit (1839) diefelben Grundfäge bei de 
“ Aufammenflellung eines neuen Gefangbuches befolgt, und es If nu 
ein gleiches Verfahren für die übrigen Deutſchen Länder zu wünldd. 
Als Fräftige Kirchenliederdichter der neueflen Zeit nennen wit 
nur, no Arndt, Schenfendorf, Rüdert, Johann Bar 
tiR von Albertint aus Neuwied (L769— 1831), Heinrid 
Mo wes aus Magbeburg (1793 — 1834), Johann Friebrid 
von Meyer aus Frankfurt a. M. (geb. 1772), Ju ſtinus Kr 
ner, feinen Geiſtesverwandten Gar! Auguft Döring aus Dal 
Alvensleben im Magdeburgiſchen (geb. 1783), einen der fruchlbat 
Ren Kirchenliederdichter, Ferdinand Hauthal (ps. 5.8. Frank) 
mit feinen trefflichen Gebeten, Liedern und Gedichten (1838), Gar! 
Johann PhHilippSpitta aus Hannover (1800), defen Bial 








Deutſche Poefie. Lyrik. 799 


und Harfe (Pirna 1833) bis jetzt die 12. Auflage erlebt hat, 
Guſtav Shwab, Earl Grüneifen, befonder aber Al⸗ 
bert Knapp aus Tübingen (1798), einen Achten Naturdichter, 
und einen ber reichbegabteflen, frommen Lyriker der Jetztzeit, deſſen 
friſcheſte Blüthen fein Taſchenbuch Chriſtoterpe (f. 1831) enthält, zu 
welchem überhaupt ber Kern der modernen frommen Sänger feine 
beten Spenden liefert. Die catholifhe Kirche endlich hat nur 
einen bedeutenden Dichter bier aufjuweifen, den edeln freifinnigen 
Ignaz Heinrih von Weffenberg, Freiherrn von Am⸗ 
pringen aus Dresden (1774). 

1) S. 3. Schere, die Porten der Iehtzeit in Briefen an eine Frau. 
Etuttg. 1844. 8. 3. Seiblig, Die Poefie und die Poeten in Deftreih im 
SIahre 1836. Grimma 1837. II. 8. 9. Loren, Wiens poctifche Schwingen 
und Federn. seipsig 1847. 8. N. Martin, Po&tes contemporains 
de l’Allemagne. Paris 1846. 8. H. Blaze, Ecrivains et poetes de 
l’Allemagne. Paris 1846. 8. H. Ed. Apel, die Sänger unferer Tage. 
YUltend. 11. A. 1847. 8. Al. Jung, Briefe über die neuefte Liter. Hamb. 


1837. 8. u. Borlefung. üb. d. moderne Liter. d. Deutſch. Danz. 1842. 8. 
Ed. Prug, Vorlef. üb, neu. Liter. Leipz. 1817. 8. 


2) S. Dingelftebt im Jahrb. d. Fiterat. 1839. p. 221—256. Nodnagel, | 


Deutfche Dichter der Gegenwart. Darmftabt 1842. 9. I. p. 1—86. Ruge 
Schriften Bd. II. p. 238 ng. 


3) ©. Sharlotte Stieglig. E. Denkm. her. v. Th. Mundt. Berl. 1835.8. 


4) ©. Münnich im Alb. d. lit. Wereins zu Nürnberg. 1846. p. 5474. 
Kinkel Taſch. Vom Rhein.1847. p. 247 8q. 


368 Sämmtlihe Gedichte und Kleine profaifche Schriften. Straßb. 1835 


— 


6) Lieber eines Tosmopolitifchen Nachtwächtere. Hamb. 1840. 1842. 8. 


7) Gedichte, her. v. Eb. Mörike. Hamb. 1844. 12. Gefammelte Werke 
m. d. Dichters Leben v. H. v. Ganig. Hamb. 1810—42. IX.16. ©. Prus, 
Ki. Schriften, Merfeb. 1847. Bd. II. p. 213 sq. 

8) Sefammelte Gedichte. Erlang. 1838—40. VI.8. u. viel. X. |. Pfizer 
ohen $. 710. Anm. 12. Robnagel, Deutfche Dichter. Erläut. 9. II. 3. E. 
Braun, Er. R. als Lyriker. Siegen u. Wiesbaden. 1844. 8. Ruge Schrift. 
3b. II. p. 157 a0. 

9) Geſammelte Werke. Stuttg.1839. 4. (Wollftändiger ift:) ebd. 1843. 1847. 
V. 8. f. deff. Briefwechfel mit 3. Mindwig. Lpzg. 1836. 8. I. Mindhvig, 
Platen alb Dichter und Menſch. ebd. 1839. 8, Ruge a. a. D. 3b. I. 
p- 455 2q. 

10) ©. GSonftitution. Staatsbürgerz. 1836. nr. 192. 

11) S. uffo Horn, N, 8. feine Anfichten in Tendenzen. Hamb. 1838. 8. 
Daltaus in d. Novell. Zeit. 1846. nr. 124—129. Prug Ki. Schrift. Merſeb. 
1837, Bd. LI. P. 292 sq. j 

12) &. Gonftitut Staatsburgerz. 1836. nr, 196. p. 782 sq. 


13) S. Led. und Wirken n. Mittheil. a, d. Lit, Nachlaß deſſ. Brest. 


4‘ 


800 Deutfche Poeſie. Dramatifche Literatur. 
844. 8. Frei Wand 1847. 2 aq. — Saͤmmtlicht © 
Bus. ee Ai U. ra un * Sammtuiche Bäche 
in S. Nodnagel a. a. D. 5, I. p. 87 sq. — Werke. Berl. 112- 


15) ©. Haltaus In d. Huflr. Zeitung 185. Sd. IV. p. %6 m. 
sq. 


16) Sämmtlihe Werke. Her. v. A. Müller, Berl. 1844. XXIV. 16. 


17) Sämmtlihe Gedichte, herausg. v. K. Fr. v. Orofgeinriß. Rd, 
Bildn. u. d. Denkmale d. Dichterin. III. U, Tpzg. 1844. 8 


18) Gedichte eined Lebendigen. Mit einer Dedikation an d. Verflorbenen. 
VII. %. (6600 Eremplare) Zürich u. Winterth. 1843. Ih. I. 16. ebd. Th. I. 
1844. 16. (Zuf. 1841—44. ebd. Il. 8.) f. a. ©, Herwegp, ‚ Beagm . 3. Ge. 
* Tages. m: d. Biogr. d. Dichters, her. v. Al. —* ürnb, 1883. 16. 

G. Scherr, ©. Herwegh. Eit. u. pol Ziãtter. Winterth. 1843. 8. Bilde, 
Kritifche Gänge. (XZübing. 1844.) Sb. 

19) Befonbers empfehlenawertg iſt: deiſtiiche Slumenleſe aus Drutjäm 
Dichtern von Novalis bis auf-die Gegenwart. Mit einem Anhange bi 
graphifcher Nachrichten, her. v. H. Kletke, Berl. 1841. 


$. 716. 


Haben wir jegt die Hauptgattungen der Deutfchen Por 
in der neueften Zeit durdigegangen, fo wird es angemefien kin, 
auch der dramatifden Dichtkunſt einen wenn aud nur 
oberflaͤchlichen Blick zu ſchenken, um bie hervorragenden Leiſtungen 


auf ihrem Gebiete vor und vorüberziehen zu laſſen. Wir dam 


fhon oben gefehen, wie Friedrich von Schlegel's Mark, 
ein Amalgam von uralten und modernen Gedanken und Form, 
Niemanden anſprach, allein auch feines Bruders Son (1803) 
fonnte troß Goethe's Beifal (W. Bd. XLV. ©, 8.) kim 
dauernden Platz auf der Bühne gewinnen, weil er fid bei weilen 
noch enger am dad Antife anſchloß als Goethe's SIphigenis 
und befonderd ber Verobau in diefer Manier nun einmal nid! 
für uns iR. Die Tied’fhen ironiſch⸗humoriſtiſchen Luftſpiel 
märchen find faſt gar nicht zur Yufführung geeignet, abgefehen da⸗ 
von, daß es auch 3. B. unangemeffen ſcheint, einen fo ausgerid 


neten Alterthumsforſcher, wie Böttiger war, im Geſtiefelten Sa 


ter dem Gelächter einer theilweiſe ungebildeten Menge — 
Kleiſt's Käͤthchen mit ihrer hyperſentimentalen Naivetäͤt de 

unverdientes Gluͤk gemacht, Brentano's Ponce be di 
entwidelt zwar Dramatifches Leben, allein die Laune fprubelt dar 
Doch zu ungezuͤgelt, und Die luſtigen Mufllanten leiden an demſelben 


Deutſche Poeſie. Dramatifche Literatur. 801 


Fehler; Arnim'e Gleichen aber find fo fonberbar, wie bie 
übrigen Leitungen befjelben Dichters, und Fouque’s Nüter 
Rüde Haben wohl einzelne gute Stellen (beſonders Sigurd), al 
fein manche (3. B. bie Irmenfäule) find geradezu hyperroman⸗ 
tifher Ungeſchmack. Eichendorff hat vorzüglih im Gpelin 
von Romano (1828) die Fräftige Hand walten Iaffen, die wir 
in feinen epiſchen Dichtungen wahrnehmen, Manches aber iA 
zu keck gefaßt, und bie wilde Zeit entfchuldigt kaum bie unges 
bundene Dichterlicenz, welche es auch ummöglih madte, daß 
fein Drama: „Meyerbeih’s Glüͤck und Ende(1828)*, womit er die 
Muͤller'ſche Glique und Clauren's Brivolitätspoefle zu nichte 
machen wollte, durchdrang. Auf die antike Richtung, die Jo⸗ 
ſeph von Collin's Regulus, Coriolan ꝛc. und Apel's As 
tolier, Polyidos ꝛc. verfolgten, haben wir oben ſchon aufmerkſam 
gemacht. Auch Seume hatte nicht den geregelten Begriff von 
den Forderungen, die man an ein Drama zu ſtellen hat, und darum 
iſt ſeit Miltiades (1808), der nicht einmal einem wirklich poe⸗ 
tiſchen Genie entſprang, unbedingt verfehlt zu nennen. Ebenſo 
haben wir. von den Repraͤſentanten der Schichſſals⸗Tragödie 
und ihren Nacht⸗ und Scauerlüden oben ſchon Ab⸗ 
fhied genommen; woir können daher zu den mehr felbfikänbigen 
Tragifern fortgehen, um fo mehr, als au Körner’d rhetoriſche 
Trauerſpiele fhon oben ihre Würdigung fanden. Nun Tann 
man aber Des fchon erwähnten Eduard von Schent!) Be 
Iifar Acht tragifhe Momente nicht abſprechen und muß ihm zus 
geſtehen, daß er da6 Problem, ein Etüd ohne Liebesverhaͤltniß 
zu liefern, gut genug gelöft hat, und daß auch feine Krone von 
Eypern unbezweifelt viel dramatiſches Leben enthält, obwohl auf 
der andern Seite wieder Breite ihrem Eindrude Eintrag thut. Imm er⸗ 
mann hat vielerlei hierher Gehoͤriges gefchrieben, allein feine Tra⸗ 
gödte Cardenio und Eelinde, fowie fein Merlin, find doch mehr freie 
Phantaſieen, und feine viel geruͤhmte dramatiſirte Hiſtorie, Ein Trauer» 
fptet in Tyrol, leidet auch an jener Regellofigkeit, jener unbeſtimmten 
Nacheiferung Shakſpere's und Gothe's und jenem ewigen Schwanken 
zwiſchen den romantifchden und fatirifchen Elementen, als daß 
ed auf der Bühne wirkfam fein könnte. Ebenfo hat Zedlitz ale 
Tragifer bei weitem keinen fo glüdlihen Wurf sehen, ale mit 


Größe, Handbuch d. eiterãrgelchichte. III. 


802 Deutſche Poeſie. Dramatifche Literatur. 


feinen Tobtenfränzen ‚und weber Kerler und Krone, noch Hert undEclave 
konnte eine dauernde Stelle auf den Repertoirs erringen, Viel bedenu⸗ 
tender iſt dagegen Michael Beer's 2) aus Berlin r800— 33) tif 
(ſ. Soche W. XLV. p. 337.341) durchdachter Parla, und auch 
fein Struenfee, obwohl auf der Bühne kaum fo wirkfam als 
Laube's ähnliche Arbeit, übertrifft diefe doch fowohl an fdarfe 
Gharakterifit, als fböner Sprache und eigentlicher @eblegenket 
die fi aber nicht befchreiben, fondern nur empfinden läßt. 
Peter Friedrich von Uechtrit aus Goͤrlig (1800) erngie 
mit feinem Drama Alekander und Dartus große Erwartung, der feine 
fpäteren Stüde leider nicht entſprachen, obwohl fie in Spradı 
und Versbau theilweiſe gelungen waren. Zu bedauern iR abe 
das großartige Talent Chrifian Friedrich Grabbe 3?) 
aus Detmold (180 1— 36), der vielleicht ein Deutfcher Shakfpere hätt 
werben können, hätte nicht die Zerrifienheit eines- Byron, 1er 
tenzirt durch eynifche Geſunkenheit, die gewaltige Benlalität feat 
Geiſtes untergraben und fo jene coloffalen, aber in ver Eprait 
rohen und unausgebildeten Producte, wieder Herzog von Gothlan, 
Hannibal, Markus, hervorgebracht, welche an riefenhafer Eonceptien 
freitich noch durch feine Hohenſtaufen und feinem bizarıen Don 
Juan und Fauſt überboten werden. Wir wenden uns nun pu 
dem viel bewunberten Grafen Joachim Eduard. von Muͤnd⸗ 
Bellinghaufen oder (pseud.) Friedrich Halm (u Kie 
fou geb. 1806), veſſen Grifeldis (1885), worin er ex 
meiſterhafte Schilderung "der Mies hingebenden weiblicer 
Liebe entwirft, befanntlih die Reihe über alle Bühnm g 
macht hat und vorzüglich durch ihre wahrhaft treffliche Sprad 
allgemeinen Beifall gewann, den feines feiner übrigen Grid 
mit Ausnahme feine® Sohnes der Wildniß (1843), wieder erlang® 
konnte, worin er mit vielem Geſchick die fentimentalen Sympathien de 
- Damen für ſich zu intereſſiren wußte. Sein Sampiero (1844), welt 
bie männlide Kraft und den Patrlotismus in feiner ſtarrſten Ent 
widelung ſchildert, hat natürlich durch biefen plöglichen Gontral 
eben fo viele Anfechtung, als feine früheren Stüde Bewunda 
ung erfahren; doch darf feinem Verfaſſer durchaus das Berbint 
nicht geſchmaͤlert werben, durch feine blendende Griſeldis in «ne 
an wahren dramatiſchen Schoͤpfungen armen Zeit zuerſt wir“ 








Deutfche Poeſie. Dramatifche Literatur. 803 


Sinn für die Bühne erwedt zu haben Run muß ich zwei 
ſehr fruchtbare Theaterdichter erwähnen, von denen der eine we⸗ 
nigftens fi vorzugsweiſe der tragifhen Seite widmete. Es If 
dieß Joſeph von Auffenberg‘) aus Freiburg im Breisgan 
(geb. 1798), ein mit vieler Anlage zum dramatifchen Dichter 
begabter Schriftſteller, den beſonders eine hochpoetiſche, wenn 

auch nicht immer gebildete Sprade, Geſchick, effectvolle 7 
tionen herbeizufuͤhren, und Talent für die Auffaſſung hiſtorifch⸗ 
tragtfcher Charactere auszeichnen, dem aber auf der andern Seite 
die Belle und das Leben fehlt, weil er zuviel fchrieb und darum feine 
Charactere nit gut hält, Am Befen find fein Löwe von Kurbifen 
und fein Nordlicht von Kafan, in weldem lebteren der Coſal 
Pugatſchew weit befier gezeichnet iR, als In dem gleihhamigen 
Stüde Gutzlow's. Ernf Benjamin Salomon Raus 
pach“) aus Straupig in Schleſten (geb. 1784) übertrifft ihn 
beinahe an Früchtbarkeit und Bielfeltigkeit, denn er hat befannts 
lich nicht blos dad Trauerfpiel, fonden auch das hiſtoriſche 
Schaufptel und das Lufifpiel fehr fleißig bedacht. Im erfteren 
Genre haben Iſidor und Olga mit ihrem Schlußfnalleffecte, 
fowte die Toter der Luft, noch am Meiſten Gluͤck gemadt; 
im zweiten, dem biflorifchen, Liegt fein dramatiſcher Cyclus, die 
Hohenfaufen, vor und, allein bier find auch nur einzelne 
Partien gelungen, und während durchweg Tiefe der Auffaflung 
und Durchdringung der Gharactere fehlt, biendet der Dichter 
durdy Theatewomp und ſchoͤne Flookeln. Am Meiſten haben 
aus dem ganzen Rahmen Friedrich und fen Sohn (Th. II. 
von Kaifer Friedrich if.) und König Enzio Erfolg gehabt, allein. 
das wahrhaft weibliche Gewinfel und bie Jammertöne, welde 
manche Darßeller diefer Rolle im fünften Akte, che fie in das 
Grab hinabfahren, ertönm laſſen, machen die Scene 
nicht blos peinlich und maͤſthetiſch, ſondern wahrhaft efelhaft, 
In demfelben Genre verfuchte ib auh Gotthilf Auguf Frei⸗ 
herr von Maltip 1794— 1837), defien Alter Student zur 
Zeit der Polenſpmpathieen großen Erfolg hatte, im Hans Kohl 
haas; allein es iR auch zuviel Phrafenprunt darin, und eben 
diefe Tiraden von Menſchenrechten, Gleichheit zc. beſtechen wohl 
für den Augenblid, halten aber nit wieder. Der weffliche Ly⸗ 

51 


804 Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 


riker Sullus Mofen bat uns eine ziemliche Anzahl von ſdeall⸗ 
firten geſchichtlichen Stüden geliefert, ſo Heinrich den Finkler (1836), 
Cola Rienzi, Johann von Oeſtreich, Bernhard von Weimar x, 
allein eigentliches dramatiſches Leben fehlt ihnen, die lyriſchen 
Steffen Mind wohl gelungen, bie Veyſe melodios, auch die Haupt 
charaktere gewöhnlich gut aufgefaßt, aber der Befammteinbrud 
laßt Falt, weil nit auf alle Partien gleicher Fleiß verwanll, 
Manches zu zerfloffen und ſelbſt unaͤſthetiſch IR (indem z. B. Bernhard 
von Weimar einen ganzen At hindurch flirbt) und überhaupt feld 


die Erwartung zu hoch gefpannt war. Hermann Ray 


graffs Täubden von Amſterdam (bie befannte Duͤveke) Mi 
nicht das verdiente Gluͤck gemacht, wie auch des waderen Fe 
dacteurd des Grenzboten, I. Kuranda's, Weiße Roſe. Ir 
hann Baptiſt von Zahlhas aus Wien (geb. 1780) Wil 
ſich durh fein Stublum Calderon's und Shakſperes vid m 
fehr zum Hafen nad Theatereffecten verführen lafen, wi 
fein Karl von Bourbon und fein Thaffilo, wo wahre Wepelekn 
auf die Bühne kommen, bezeugen, Dagegen IR Wilhelm vor 
Rormann’s (1802—1837) Deutfcher Bauernirieg (1827) 
einer ganz anderen Anerkennung werth, als er fie biöhe m 
fahren hat, und aud Eduard Duller hat in feinem Weihe 
Pilgram (1829), obgleich der Grundgedanke an Goelhe's auf 
erinnert, eine ergreifende Compoſition geliefert, welche das al 
gemeinere Belanntwerden wohl verdiente. J. F. Bapedt! 
(+ 1847) Lichtenfleiner und Grabeöbraut, deren Stoffe nit! 
einmal Originale find, ſondern zwei bekannten Novellen entlch! 
wurden, find Bei vielem Mängeln, unter denen fehlerhafte Ar 
foffung der Zeit nicht der Fleinfle if, durch einzelne 

Stellen auf der Bühne nit unwirkſam geblieben, Ueber Gut‘ 
kow's Richard Savage, Werner, Patkul, Pugatſchew laͤßt Rd 
im Ganzen daſſelbe ſagen, was wir oben ſchon über feine gan 
dramatifhe Wirkſamkeit bemerkten, naͤmlich daß aus ine 
überal viel Geſchick zu effeewollen Gituatkonen, wber aud de 
Bemuͤhung, folde hervorzubringen, hetvorleuchtet, ehpentlidet 
probuctives Talent -aber ihrem Verfaſſer fehle, was feihR ſen 
Uriel Acoſta darthut, der weder' jenes übertriebene Lob var Clan 
noch ben berabwürbigenden Tadel ber Begner verdient; AH AA 


Deutſche Poefie. Dramatifche Jiteratur. 805 


aber zollen wir dem Dichter Dank, in der jebt an guten Städen 
fo armen Zeit etwas geleiftet zu haben, was, wenn ed auch zur Zeit 
Soethes und Schillers wahrſcheinlich ziemlich fpurlos vorübers 
gegangen wäre, jebt doch anıegend zu wirken vorzüglih im 
Stande if, Laube’6 Leiſtungen haben wir bereit oben bes _ 
ſprochen, doch iR hierbei zu bemerfen, daß er im Ganzen im 
Lufifpiel mehr Süd gemacht hat, als im Trauerfpiel. Prup hat 
ebenfalls mehrere gebiegene Stüde, als Karl von Bourbon, Mos 
rig von Sachſen, Grih XIV., geliefert, leider bat aber fen 
allzu ſtarkes Hervorheben der politifchen Tendenz dem gebeihs 
lichen Erfolge derſelben weſentlichen Eintrag getan. Der ges 
nialſte Tragifer iR jetzt unſtreiiig Friedrich Hebbel, denn 
obgleich feine Maria Magdalena fogar einen etwas unaͤſthetiſchen 
Stoff bietet, fo hat er doc überall in Sprache und Inhalt dad Gente 
entwidelt, welches ihm in hohem Brabeinwohnt, und dabei eine natürs 
liche Kraft und Gediegenheit der Charactere und Elare Gliederung der 
Handlung geboten, die ihres Gleichen fuhr‘). Auch feine Judith, feine . 
Genoveva und fein Diamant find ganz eigenthümlich, was man auch 
dem Tod Danton’s des talenwollen Georg Büͤchner aus Goldelau 
bei Darmfadt (1813 — 37) nahrühmen kann. Im eigentlichen Schau⸗ 
fpiel hat rau Johanna Franul von WVeiffenthurn’) geb. 
Grünberg aus Koblenz (1773—1847) eine große Maſſe rheto⸗ 
rifcher und fentenztöfer Stüde geliefert, unter denen eigentlich nur Jos 
bann, Herzog von Gothland, fi über das Niveau bes Mittelmaͤßigen 
erhebt, während alle andern in die Gategorie der gewöhnlichen 
ephemeren Rührflüde gehören. Eine andere fruchtbare Dichterin und, 
wie Die Ieptgenannte, ſelbſt Schauſpielerin IR Charlotte Birch, 
geb. Pfeiffer (daher Bird Pfeiffer)‘, aus Stuttgart (geb. 
1800), vie nit ohne Geſchick theils fremde NRomanfoffe zuzu⸗ 
ſtutzen, theild andere zu componisen verſteht und, obgleich manche 
ihrer Leitungen -foR trivial genannt werden mögen, doch auch 
einiges Beffere geliefert hat, fo die Guͤnſtlinge, Thomas Thyrnau, bie 
Marquiſe von Villstte, vorzüglich aber Rubens in Mabrid. Au Io» 
bann Ludwig Franz Deinhardſtein's“) aus Wien (geb, 
1792) Hans Sachs verdient; trotz der gänzlich verzeichneten 
Bigur des Coban Heffe, unfere volle Anerfennung , da er in biefem 
Städe, ſowie auh in Barrid in Briſtol, Salvator Rofa ic., 





800 Deutfche Poefie. Dramatiſche Literatur. 


feinen Zwei, ein Kuͤmſtlerdrama zu liefern, welt gefdldter 
erfült, als Fried rich Kind, der In feinem Landieben Ban 
Dyck's eben nur ein idylliſches Gemälde zu bieten vermodte 
Endlich hat in neuefler Zeit G. Freytag mit ſeiner Balentine 
(Fragm. in der Nov. Jeit. 1847 nr. 165.) verdientes Aufichen ge 
macht, obgleich fein offenbar großes Talent einen hoͤchſt mi: 
deutigen, ih möchte fanen bedenklichen Stoff wählte. Unter da 
Luſtſpieldichtern find als fehr fruchtbar zu nennen: Georg 
Reinbed!!) aus Berlin (geb. 1768), defien Doppelmette und 
Schuldbrief feine beſten Stüde find, Friedrich Ludwig 
Schmidt!) aus Magdeburg‘ (1772 — 1841), der mürke 
Racfolger Schröder's In Hamburg, deſſen Leichtſinniger Lüge 
befanntlih Preiaftäd ward, und Auguſt Friedrich von 
Steigentef&") aus Regensburg (1774—-1827, nad Ir 
dern + 1826), deſſen Briefwechſel aͤcht komiſche Gituationm 
enthält. Auh Kari Wilhelm Saltce Gonteffa”) as 
Hirfäberg in Schleſien (1777—1825), der. beliebte Rovdil, 
hat mehrere artige Kleinigkeiten geliefert, unter denen man: 34 Hin 
mein Bruder, fowfe: Ich bin meine Schweſter, hervor 
Ebenſo bat Ignaz Friedrich Caſtelli aus Wim Gt. 
1781) eine Menge leiter, aber lebendiger und ammuthlgt 
Luftfpiele geſchrieben, die zwar fein hohes Talent, aber Wi 
natürlihes Gefhid verrathen. Julius von Bob au 
Brandenburg an der Havel (1768 — 1832) beſaß viel fr 
mifhen Fond, aber leider hat er manches Zwelbentige, I 
effectiv unaufführbar if, geliefert, und ich erinnere hier nur A 
feine befannte Schilderung des traurigen Zournatißen md bi 
teratenlebens: Kuͤnſtlers Erdenwallen, um ibm vor unverdieif 
Bergeffenheit zu bewahren. Karl Gottfried Theode! 
Winkler, der ald Theodor Hell und Brünber der Pre® 
dener Abendzeitung bekannter iR, aus Waldenburg (geb. 1775 
hätte etwas felften Eönnen, wenn er es nicht für bequemer ge 
halten hätte, die Producte unferer überrheinifchen Nachbarn burd 
Veberfegungen bei uns einzuführen. Benzel. Sternau’s Sprüf 
wörterfpiele des Hoftheaters won Baratarla, die nur den Nam 
von Harsdörffer feligen Andenkens haben, eignen fi troß bel 
beißenden Witzes und ihrer Acht fatirifhen Laune nicht W® 
Aufführen. Daß Karl Auguf Lebrun -aug Halbe! 














Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 807 


(geb. 1790) Talent fuͤr die Komil hat, wird Niemand be⸗ 
zweifeln, der feine Nummer 777 geſehen hat, die obgleich nicht 
fo originell wie feine Humoriſtiſchen Studien und feine Driflinge, 
doch in der Gefammtanfiht höher als dieſe fh. Kart 
Salt!) aus Breslau (1780—1833) iſt trotz feines aus⸗ 
gezeichneten LuRfpiels: Eigene Wahl, beinahe ſchon vergeflen, 
was um fo befremdender if, als daſſelbe wirfli verdient, ein 
bleibendes Repertoirftuͤk zu fein, wenn aud feine beitere 
Theaterſucht wegen ihrer Seitenhiebe auf Werner, Kopebue und 
die Gallomanie jept theilwelfe veraltet fheint. Johann Nepo⸗ 
muf Adolf von Schaden aus Oberdorf in Balern (geb. 
1791), mtwidelt ebenfalls, wie J. von Voß, viel angeborenes ko⸗ 
mifches Talent, If aber wo möglih noch anzüglidher als dieſer 
und hat daher den meifien feiner Luſtſpiele ſelbſt den Weg vers 
baut. Der berühmte Schauſpieler Pius Nlerander Wolff 
aus Augsburg (1784—1828) hat mit feiner Preclofa viel 
Gluͤck gemadt, das. jedoch wohl nicht blos der lieblichen Com⸗ 
poſition Weber's zuzufreiben if, denn der alte Schloßhaupts 
mann mit feinem lakoniſchen: „Ihr koͤnnt's immer noch ein 
Mal hören“ iſt eine fehr gut erfundene Figur, Albin Johann 
Baptif von Meddlhammer (1777—1838), bekannter 
unter den RNamen Albini und Ellrich, hat Mehreres gefchrieben, 
was immer gern gefehen werden wird; ich zeihne nur: Kunſt 
und Ratur, ſowie feine gefährlihe Tante aus, und darum flellt 
man ihn im Genre der dramatifhen Kleinigkeiten nod über 
Karl Ludwig Blum’) aus Berlin (1786—1844), unter 
deſſen zahlreichen Stüden am befannteflen Capriccioſa und Gold⸗ 
ſchmieds Töchterlein find, weldes letztere freilih etwas zu fen= 
timental if. - Der durch feine Kaffee⸗Apologie, ale Gegenhebel 
des politiſchen Liedes, bekannte Kranz von Elzhols aus 
Berlin (1791) bat im ber von "Goethe (W. Bd. XLV. ©. 
345,) mit vielem verdienten Lobe in- das Publifum eingeführten 
Hofvame eine lobenswerthe Apologle der Ehe duch Liebe in 
einer ſehr fein angelegten Intrigue zu geben unternommen, und - 
auch in „Kamm her“ und „Geh' hin” zwei niedliche Kleinig⸗ 
feiten geboten. Als die Schoͤpferin des höheren Geſellſchafts⸗ 
Luſtſpiels Tann man unbedingt die Herzogin Amalie Frie⸗ 





J 


808 Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 


derike Auguſte von Sadfen") aus Dresven (geb. 1794) 
betrachten, deren Lüge und Wahrheit, Yürftenbrant, Landwirih, 
Vetter Heinrid, Oheim sc. ausgezeichnet find, obgteich der Grfols 
dieſer Stüde -theilwelfe mit von dem gerunveten Zufammenfpkel 
der Darfieller abhängt, und in ihnen die Abſficht, die Nichtigkei 
jeglicher eraltixten Paſſion zu ſchildern, faſt zu deutlich bervon 
leuchtet. In der Poſſe (7. B. im Mörder) if} fie weniger glüdiis, 
allein in einer parteilofen Eritit auf ihre Fehler aufmerkſam gematt, 
Fönnte fie für dad Drama eine Fr. Bremer werden. Johann Bil: 
helm Lembert ift nicht ohne Talent, aber durchaus nie Or 
ginal; Raupach mit feinen Schleihhändtern, feinem Zeitgeiſt x. M 
jet beinahe ſchon ind alte Regiſter gekommen, denn fein ſchadenfroher 
Till, ein Mephiſto⸗Eulenfpiegel in nuce, und fein alberner Schelle (au 
Holberg) find von ihm zu oft benudt worden. Karl Töpfer”) au 
Bertin (geb. 1.791), beſſen Bearbeitung des gamin de: Paris 
dem deuiſchen Baflenjungen das Genie des Franzofen nicht che 
hauchen Fonnte, bat im Freien nad Vorſchrift ein Stuͤd ge 
liefert, das man „um ein billiges Honorar” immer recht germ 
einmal wieder fieht; feine übrigen Stüde aber,. 3. B. da 
Tagsbefehl, Karl XII. auf der Heimfehr ꝛc., find ale zu für 
auf Effecthaſcherei bafirt. Inter ben neueften Laftfpielbiäten 
hat Eduard Bauernfeld aus Wim (geb. 1802) nid 
blos einige geſchickt compontrte Converſationsſtücke (die Velennt⸗ 
niſſe, Burgerlich und Romantiſch) geliefert, ſondem aud Im 
Deuiſchen Krieger und Großjaͤhrig das politiſche Tendenzekuſ⸗ 
ſpiel verfucht, allein fein Wiener Liberalismus iR umfern jungen 
‚Shwärmern zu zahm, und darum haben dieſe Stüde auper⸗ 
hatb Deftreih nur wenig Gnade gefunden. Deinbarbfein’ 
Rothe Schleife und Zwei Tage aus dem Leben eines Büren 
“find ebenfalls bei uns ziemlich ſpurlos vorübergegangen, m) 
Philipp Eduard Devrient’s') aus Berlin (geb. 1801) 
Berirrungen, worin er tie Emancipationswuth der Frauen zus 
Stoffe nimmt, paſſen aus Mangel an innerem Leben, der anf 
feiner fleißig durchgearbeiteten Treuen Liebe hemmend entgegengetrei@ 
iR, beffer zum Leſen. Da wir uns über Gutzkows und Far’ 
be’6 Luſtpiele, die ebenfalls nur höhere Gonverfütinsrädt 
find und daher ihren Erfolg theilweiſe mit won einem bu’ 














Deutſche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 809 


gängig feinen Geſammiſpiel zu erwarten haben, ſchon oben ausſprachen, 
fo wirdhiernoh LudwigFeld mann mit feinem Portrait der Gelieb⸗ 
ten, feinem Sohn auf Reiſen und feiner Schönen Athenienſerin ehren» 
vol genannt werden müflen. Indeſſen mößhte unter Allen das 
meifte natürliche Talent fürs Luffptel Roderich Benedir' 
zugetheilt werben, deſſen Preis-Lufifpiel, Doctor Wesope, worin 
er die partie honteuse bed Literatenthume durchzieht, fowie fein 
Etedbrief, fein Better und fein Alter Magifter, zwar feiner 
find als fein Bemoofled Haupt, kaum aber fo Mar wie dieſes 
darıhun, wie ihr am Beften mit Brepnern zu vergleichender Bers 
fafier bet einiger Feile leicht einer unferer erfien Luſtſpieldichter werben 
könnte. Was nun die Bofle anlangt, fo fireift Vieles In den 
eben angeführten Stüden einzelner Luftfpieldichter fehr nahe an 
das Gebiet derfelben, allein in neueher Zeit haben Johann 
von Ploͤtz's Choleramanen und fein Verwunſchener Prinz ſehr 


viel Did gemacht, weil er in denſelben, ohne zu rohen Mit⸗ 


ten zu greifen, blos durch die höͤchſt geſchickte Benutzung ko⸗ 
miſcher Momente die vollſtaͤndigſte Wirkung hervorbrachte. 
Uebrigens ſchlagen die Wiener” Liederſpiele größtentheild auch in 
dieſes Genre ein, ſo Andreas Adolf Baͤuerle'e aus Wim 
(geb. 1784) Staberl und Falſche Prima Donna, in wel⸗ 
chem letzteren Stüde er bekanntlich die Triumphe der Catalani 
perſiflirte Mathias Stegmeyer (f 1820), deſſen (nah Moflere’6 
Monsieur de Pourceaugnac gearbeiteter) Rechus Pumpernickel 
(1811) freilich Fein Original iſt, aber doch ſich recht gut mit ans» 
ſehen läßt, Johann Neſtroy aus Wien (geb. 1801) mit 
feinen Faſtnachtspoſſen: Zu ebener Erde und im erſten Stod, Tas 
lisman, Eulenfpiegel, Einen Sue will er fi machen, Lumpaci 
Bagabundus (feinem beſten Stüde, nach Weisflog’s Erzählung: 
Das große 2008) x, Friedrich Kaifer, deſſen beide Stüde: 
Sie iſt verheirathet und Doctor und Friſeur wenigftens jener 
groben Zoten ermangeln, an denen befonvers fein Borgänger fo 
reich if, wiewohl auch bei ihm die Locakouplets und Wort⸗ 
wigedie Hauptſache find, und Räder (er fchreibt unter dem Namen 
V. W. Emden, d.h. Bon wen denn?) mit feinem Weltumfegler 
und Artefifher Brunnen, die freitich mehr durch Statißenfpeftafel, 
Tanz und milltairiſche Evolutionen, Puloerdampf und ' Pferde 


810 Deutfche Poefie. Dramatifche Literatur. 


zu Gaffenffüden geworden find, als durd Innern Gehalt, wis 
wohl einige glüdlihe Ideen ihnen nicht - abgeſprochen werden 
fönnen. Das eigentliche deutſche Vaudeville fhuf Karl Eduard 
von Holtei”) aus Bredlau (geb. 1797) in feinem Alten 
Feldherrn und feinen Wienern in Berlin, wie denn auch feine 
Lenore das einzige Act deutſche Nationalfaufpiel IR, welches 
wir baden; allein in dem ernflfomifhen Genre, wie z. B. 
in Lorbeerbaum und Bettelfiab, berührt er unangenehm. Aus 
Louis Angely?!) aus Berlin (1786— 1835) hätte ald deutſche 
Vaudevilliſt etwas leiſten können, hätte er nur nicht feine Kräfte 
an Localifirung franzöflfcher Gehaltloſigkeiten verſchwendet, ben 
feine Sieben Mädchen in Uniform, feine Schneidermanſells, fein 
Ehepaar aus ber alten Zeit, forte felhR fein Feſt der Handwerk, 
find gar nicht übel 'und fein LIR und Phlegma Hat fogar hoͤhem 
Werth. Endlih mag noch der hoͤchſt eigenthümliche Ferdinand 
Raimund?) aus Win (geb. 1790, erſchoß fi 1836 aus 
Berzweiflung, weil er fih von einem tollen Hunde gebifm 
glaubte) hier genannt werden, deſſen Zauberſpiele, unter den 
man den Verſchwender, den Alpenfönig und Menfchenfeind, fon 
den Bauer ald Milltonair, für die beſten hält, eine fonberbatt 
Miſchung von heiterem Scherz und -tiefem Ernſt, Sealem 
und Renlem, Geifterreid und irdiſchem Treiben bieten, dab 
aber hoͤchſt poetiſche Stellen enthalten und vorzüglich durch Ihre 
Ärenge Moral einnehmen, fo daß fie immer als Mufer Im 
Genre des Zauberfpield gelten werden. Das fatirifge Drama 
blühte befonder zu Anfange dieſes Abſchnitto, wo Mahl 
mann feine Huffiten vor Raumburg und feinen Triumphiten⸗ 
den Viertelömeifter gegen Kotzebue's Rährflüde, Joh ann Lud⸗ 
wig Caoper aus Berlin (geb. 1796), der berühmte Anl 
feine Karfunfelweihe (1827) gegen die PfeubosRomantit, An: 
ton Richter aus Langendorf bei Weißenfels (17971821) 
den für einen Autodidacten (er war Buchdrucker) fehr gelungen 
Eumenides Düfter gegen die Muͤller'ſchen Jeremiaden (1819) 
losließ, was ihm beffer gelang, ala 8, H. Chr. Beyer au 
Eisleben (1780 — 1821) mit feinem. Bethlehemillſchen Kinder⸗ 
. mord (1825) und der Neuem Delilah (1823), umd endlich 
Platen feine: an poetifhen Wernh hoch über allem Genannim 








Deutfche Poefie. Dramatifche titeratur_ 811 


ſtehende Berhängnißvolle Gabel nah Müller, Kotzebue ıc. fließ, 
fowie feinen teiver zu fehr übertriebenen romantifhen Debipus 
gegen Glauren, Immermann, Kind, Raupach, Bouquezc. toben ließ”). 

1) Schaufpiele. Stuttg. 1829—35. III. 8. 

2) Sämmtl. Werke, her. v. Ed. v. Schenk. Epzg. 1835. 8. Dazu: M. 
3. Briefmwechfel, ber. v. Ed. v. Schenk. ebd. 1837. 8. 

3) Dramatifche Didptungen. Nebſt e. Abhandl. üb. d. Shakefpeare:Md: 
nie. Frkft. 1827. II. 8. Die Hohenftaufen. ebd. 1829-30. II. 8. Don 
Sum u. Fauſt. Frkft. 1829. 8. Hannibal Düffelderf. 1835. 12. Die Ders 
mannsſchlacht, Drama. — Grabbe’s Leben v. Ed. Duller. Düffeld. 1838. 8. 
Nachtr. & f. Werl. b. Arth. Müller. Moderne Reliquien. Berl. 1845 Bd. 
J. cf. E. Willkomm, Ueb. Grabbe, in f. Jahrb. — Drama. £pzg. 1837. 
3b. I. Immermann, Tafchenb. dram. Drigin. Lpzg. 1838. p. 1 2q. 

4) Sämmtl. Werke. Siegen u. Wieöbaben. 184345. XXI. 12. 

5) Dramat. Werte Eomifcher Gattung. Hamb. 1829—36, IV. 8. Dra⸗ 
matifche Werke ernfler Gattung. ebd. 1830-43. XVI. 8. f. Ent in db. 
Wien. Jahrb. Bd. 80. p. 129. 82. p. 124. 85. p. 100. Roͤtſcher in ben 
Berlin. Jahrb. 1838. nr. 81 sq. ._ 

6) S. Subig-Monatsihr. f. Theater. 1846. nr. 2. 8. ©. in d. Grenz: 
boten 1845. nr. 25. p. 501 * Kel. Bamberg, Ueb. d. Einfluß d. Weltzu: 
Rinde auf die Richtungen der Kunft und über die Werke Fr. H. Hamburg. 


7) Schaͤuſpiele. Wien. 1810-36. XIV. 8. 

8) Werke, Lpzg. 1847 sq. 8. 

9) Hans Sachs. Wien. 1829. 8. Theater. ebd. 1827. I. 8. Künftlers 
Dramen. Epzg. 1845. II. 8. 

10) Saͤmmtliche bramatifche Werke. Nebft Beitr. 3. Theorie d. deutſch. 
Schaufpieldichtung u. z. Kenntniß d. gegenwärtigen Standpunkts der deuts 
ſchen Bühne. Goblenz 1817—22. VI. 8. 

11) Schaufpiele. Lpzg. 1804. 8. Neue Hamburger Bühne. Hamb. 1824. 
8. Reue Schaufpiele. Hamb. 1807—11. II. 8. 

12) Gefammelte Schriften. Darmft. 1829. V. 8. Luftfpiele. Epzg. 1813. 
IM. 8. II. %. Darmft. 1823. 11.8. 

13) Sämmtliche Schriften her. v. G. dv. Houmald. Epzg. 1826. IX. 16. 

14) Luftfpicle. Brest. 1817. 1823. 8. f. Laube, Moderne Char. Bd. I. 

15) Theater, Berl. 183944. IV. 8. . 

16) DriginaleßBeiträge zur bdeutfchen Scaubühne. Dresden 1836 ag. 


I-VvıI 
eufifpiele, Berl. 1830-35. 11. 12, II. A. ebd. 183943. Bd. 1. 


17) 

18) Dramatifche und dramaturgifche Schriften. Epag. 1846. IV. 8. 

19) Sefammelte bramatifche Werke. Lpzg. 1846. I—IN. 8. 

20) Theater. Breslau. 1845. 4. f. befien Wierzig Jahre. Berl. 1843— 
44. IV. 8. Abendgeitung 1847. nr. 47 8q. 

21) Baubevilles u. Euftfpiele, Theile Originale, theils WUeberfegungen und 
Bearbeitungen. Zunaͤchſt für d. Koͤnigsſtaͤdter Theater zu Berlin. Werl. 1828 
Pride) II. 8. II. A. e6d, 1842.1V. 8. Neueſtes Lomifches Theater. Hamburg 
1836—41. II. 8. 

22) Sämmtlihe Werke her. v. 3. N. Vogl, Wien. 1837. IV. 8. 


812 Deutſche Poefie. Roman und Novelle. 


23) Im Allg. f. Biedenfelb, das beutfche Theater, in Bran's Minerva 
1847. April. p. 53 sq. Ergänz. BI. z. Converſ. Lex. 1847. Bd. II. ur. 57. 


$. 717. 


Bir fchlleßen biefe Skizze der Geſchichte ber deniſchen Poeſte 
jest mit dem Roman und der Novelle Juerſt beginnen 
wir mit dem biforifhen Roman, den befonders die Walter 
Scottomanie bei uns einbürgerte, und Indem wir nur auf bie 
bebeutendfien Erſcheinungen auf dem Gebiete defjelben hinmeilen, 
lafien wir mandes Andere, was darum nicht etwa als ſchlecht 
angenommen werben fol, unerwaͤhnt. Obenan fleht Karl 
Spindler!) aus Breslau (geb. 1797) ſchon der Zahl fen 
Werke wegen, bie an Werth einander ſehr ungleich find. Er iR aber 
neuerlih (im Vogelhaͤndler von Im, Fridolin Schwertberger) 
mehr auf dad Genre des localen Familiengemaͤldes gefommen, 
obgleich der erſte Band felnes Baftard (1826), womit er ſeinen 
Aufe den Weg bahnte, ein Meiſterſtuͤck iſt und wohl nos 
über feinen Juden, dem Andere allerdings den Preis ertheilen wollen, zu 
feßen fein wuͤrde. Seine übrigen größeren Werke, die Konne 
von Gnadenzell, der König von Zion, der SInvalide, habe 
eimzeine fehr gelungene Stellen, erreichen aber die genannt 
nit. Gewiſſermaßen fann Ludwig Stord aus Ruhla im 
Meiningſchen (geb. 1802) neben ihm genannt werben, bem 
fein Sreifneht (1830) zeugt im erfin Theile von großem 3% 
Int, das in diefem Grabe keiner feiner andern Romane (weit 
die Beguine, noch Kunz von Kauffungen, noch der Jalobeſtem) 
aufzuwelfen hat. Daß au er, wie Spindler, ven Knoten dort ſo 
verwictelt Bat, daß er ihn mit der Art gerhauen mußte, iſt befla 
nendwerth, mindert aber das Verdienſtliche feiner Arbeit nicht. Mit Rech 
verdienen fein Landsmann Ludwig Bechſtein, der aber in fein 
Fahrten eines Mufifanten (1837) und feiner Glarinette (1840) 
großes Talent zum Social⸗Roman zeigte, im Tolen Jahı 
(1838) und im Grumbach (1839), und Georg Ghrl 
ſtian Wilhelm Aomus Döring aus Cafſel (1789- 
1833) in feinem Roland von Bremen, feinem Hirtenkrieg md 
feinem Somuenberg, vorzüglih Erſterer, alles Lob, welches 
Friſche der Darfiellung und Naiuͤrliqleit der Compoſifion 








DJ 


Deutfche Poeſie. Roman und Novelle. 813 


irgend beanſpruchen können. Leider ſcheint Karl Franz van der 
Belde?) aus Breslau 1779— 1825) fpäterermattet zu fein, fonft 
würden auch feine fpäteren Arbeiten die Erwartungen, welche feine Lich» 
tenfleiner, ſein Mattefer, feine Patricier, feine Wiedertaͤufer, fein Arwed 
Gyllenſtierna, feine Chriſtine und ihr Hof erregt hatten, noch beffer 
befrtebigt haben. Roch fruchtbarer war Auguſt von Trom— 
118?) (eigentlich Karl Auguf Friedrich von Witzleben) 
and Tromlitz bei Weimar (1773 — 1839), der mit einem bes 
fonderen rhetorifden Darflellungstalent geſchickte Portraitirung 
hervortretender Perfönlichkeiten (die Pappenheimer, Franz von 
Sieingen, Sforza) verband, aber die Schilderungen gebrochener 
Herzen und überhaupt unglüdlicher Bamitienereignifie etwas zu 
fehr geliebt zu haben fein. Auch Philipp Wilhelm 
Georg Auguft Blumenhagen*) aus Hannover (1781— 
1839) iſt nicht mehr, deſſen biftorifche Novellen durch Lebendig⸗ 
feit und effectvolle Kraft der Darfiellung ung fo anzogen und durch Ihre 
tiefe Gemuͤthlichkeit wahrhaft zu rühren wußten. Bon dem finnigen 
Wilhelm Hauff if nur fein Lichtenſtein als Denkmal übrig, 
welches uns fagt, wieviel die deutfche Literatur an biefem Dich⸗ 
ter voll Feuer und Leben verloren hat. Auguſt von Opeln⸗ 
Bronikowskys) aus Dresden (1783— 1834) hat in edlem 
Batriotismus feine Kräfte nur feinem Baterlande gewidmet und 
uns fo einen Cyclus polniſcher Novellen gellefert, die mit 
Treue und Wahrheit die großen Gharactere feiner Nation 
ſchildern und in denen befonderd der immer der Zeit, wo fie 
ſpielen, höchſt angemefiene Ton zu loben IR; fein befler Roman . 
IR Hippolyt Boratynsfi, Biel hat au Karoline Pidler‘) 
geb. Greiner aus Wim (1769—1844) gefchrieben, denn fie 
hat eine Anzahl Rovellen (der ſchwarze Fritz iſt die befte) die hin und 
wieder jedoch nicht über dad Niveau des Gewoͤhnlichen hinausreichen, 
und mehrere größere Rationalromane, die fogar theilweife die Drei⸗ 
Baͤndezahl, dad gewoͤhnliche Maß des Hiftorifhen Romans, uͤberſchrei⸗ 
ten, geliefert. Zwar iſt gegen die geſchichtliche Treue nicht verftoßen, 
auch für eine Frau ein ziemlich wuͤrdevoll ruhiges, Fräftiges und 
energiſches Darftelungstalent vorhanden, aber die Charafterifif 
{R matt, und darum ftehen fie alle weit hinter ihrem Agathofles 
zurüd, einem Bude, worin fie nicht blos die Schwierigkeiten 


814 Deutfche Poeſie. Roman und Movellke. 


des antifen Romans überwunden, fondern auch, abgeſehen von 
etwas zu moderner Sentimentalitaͤt und phrafenreiher Keflerion, ein 
burch und durch poetiſches Gebilde geliefert hat, dem nur die männlide 
Kraft mangelt, um claffifh genannt zu werden. Einen wahr 
haft großen Ruf erlangte mit Recht Philipp Joſeph von 
Rehfues aus Tübingen (1779 — 1842), früher nur durd 
mehrere treffliche Reiſeſchilderungen befannt, beſonders durch feinen 
Eciplo Eicala, ein in jeder Beziehung vollendetes Kunftwal, 
das von vielen Kritifern fogar über Walter Scott's befle Ar 
beiten geftellt wird. Seine Neue Medea und fein Caſtel Boys, 
obwohl ebenfalls gelungen, ſtehen jedoch jener Mufterarbeit nad, 
Da wir einmal von dem großen Unbekannten ſprechen, fo wir 
ed angemefien fein, bier Georg Wilhelm Heinric H% 
ring aus Breslau (1798) folgen zu laffen, der unter dem 
Namen Willibald Alerts fchreibt und dem leſenden Publi⸗ 
kum vorzugswelfe ald aͤcht patriotifcher Breugifcher Rationalromantikr 
befannt if, da in feinem Cabanis (1832), feinem trefflichen 
Roland von Berlin (1840), feinem Falſchen Waldemar (1842), 
feinem Hans Jürgen (1846) oder Den Hofen des Herm von 
Bredow vorzugswelle Stoffe aus der Vergangenheit der Praw 
ßiſchen Geſchichte mit vieler Lebendigkeit, fireng hiſtoriſcher Treue und 
anſprechender, maleriſcher Scenerie behandelt find, wenn auf 
manches locale Detail, z. B. in dem letztgenannten Re 
mane, kleinlich erſcheint. Uebrigens verdankt er ſeinen Ri 
eigentlich feinem Walladmor (1824), einem Romane, den A 
unter dem Namen Walter Ecott’d als angebliche Lleberjehung 
publichrte, um zu zeigen, daß es nicht eben ſchwer ſei, Siyl 
Manier und Erzählungswelfe des erwähnten Schriftfellerd nat 
zubilden, welcher Verſuch allerdings dadurch, daß er länger: 
Zeit ſowohl deutſche als engliſche Leſer täufchte, ale 
- probehaltig erwies. Sein Landemann Ludwig Rellſtab') 
aus Berlin (geb. 1799) hat eine große Anzahl kleinerer und 
größerer Novellen geliefert, aber vorzuͤglich iſt er Hier wegen 
feines Wildſchuͤzen (1835) und feines Jahres 1812 (1834) 
zu nennen, das im Ganzen gelungener if, als bes gemülf 
chen Dorfbarbiere Ludwig Ferdinand Stolle aus Dre 
den (geb. 1806) Jahr 1813 (1838) mit feiner Fortſeßung 











Deutfche Poefie. Roman und Novelle 815 


obwohl ich gerade die von Dielen beiden Schriftiſtellern zum 
Haupifehler angeredinete Benugung hiftoriſcher Specialwerke über 
jene Kriegsjahre nit für ihren Hauptmangel halten mödhte, 
Ernf Willkomm's aus Herwigsdorf bei Zittau (geb. 1810) 
Wallenſtein, Wilhelm Robert Heller’d aus Groß⸗Drebnitz 
bei Stolpen (geb. 1813) Wilhelm von Oranin, ©. Karl 
Herloßfohn’s aus Prag (geb. 1802) Montenegriner, Un 
gar, Iekter Taborit und Mörder Wallenfleins, ſowie Guſtav 
von Heeringen’6 aus Mehler bei Mühlhaufen (geb. 1799) 
Fraͤnkiſche Bilder (fein beſtes Werk), Balfamträger, Geächteter, 
Pagen des Biſchofs sc. Iefen fi recht gut, allein einen dauernden 
claſſiſchen Werth; werben fie ebenfowenig behalten, als Kari Adolf 
von Wachsmann's?) aus Brünberg in Schlefien (geb.1787) 
zahlreiche hiſtoriſche Novellen, die alle recht lebendig poetiſch gefchries 
ben find und, wo der Verfaſſer Seibfleriebtes (aud den fpanifchen Ber 
freiungäftiegen) und Selbfigefehenes ſchildert, durch ein hoͤchſt 
maleriſches Colorit anziehen, und des Grafen Fried rich von 
Kalkreuth aus Paſewalk (geb. 1790) viel zu wenig bekannte 
Ebba Brahe. Der phantafievolle.- von Berned (pseud. Berndt 
von Bufed) hat in feiner Fortſetzung von Tromlig Vielliebchen 
fih ganz die Manier deffelben angeeignet, allein fi zuweilen 
in Dunfelheiten verloren. Theodor Mügge’s6 (geb. 1808) 
Rovelen ſtreifen fon weit mehr an das ſociale Element an, 
und ale hoͤchſt gewandte Darfteller und Beawältiger großartiger 
Stoffe erweift ibn fen Toufſaint (1840), obwohl dieſer fein 
Held doch vielleicht etwas zu idealifirt iR?). Haben wir noch 
wenige Yugenblide bei Fanny (Franzioka Chriſtina Iohanna 
Sriederile) Tarn ow ) aus Guͤſtrow (geb. 1782) verweilt, 
deren Erzählungen freilich jetzt ſchon faft eben fo vergefien find, ale 
der Emilie Friederike Sophie Lohmann”) (1784— 
1840) aud Magdeburg, Tochter der Berfaflerin der Jakobine 
(1794) Johanna Fr. 2, aus Wittenberg (1749—1811), 
höher ſtehende geichiätlihe Novellen (3. 3. Dorothea Gappel), 
fo wenden wir uns jebt zu dem Pfarrer Johann Wilhelm 
Meinbotv‘) aus Netgelkow auf der Inſel Uſedom (geb. 
1797), der befanntlih einen Roman fchrieb, um zu bes 
weifen, daß auch In der Bibel anfdeinend gleichzeitige Sprache 


810 Deutſche Poefie. Roman und Movelle. 


noch nicht ein Geltertüm’ der Aechtheit eines Buches:ſel; inden 
er naͤmlich als Achte Mofterchronifen » Eriäflung ſeine Marla 
Schweidler, die Bernſteinhexe (1830 — 43), ausgab, hat e 
ſowohl hier, ats neuerdings in feiner Sidonia Bork, ber Klo 
ſterhexe (Nov. Zeitung 1847. Bd. IV.), ganz und gar den lefen, 
trodenen Styl der (ſchlechtern) deutſchen Chroniſten taͤuſchend 
nuchgeahmt, iſt aber auch, weil er gar zu treu fein wollle, 
underfiimuilh und langweilig geworden, und was’ vorzügfif 
bie. deptere Erzählung anlangt, fo kann fuͤglich gefagt werben, da 

biefe- Form des hiſtoriſchen Romans ſchwerlich einen bauemdch 
Beifall zu ernten geſchickt IR. Welt beffer iſt es, fo werk 
ale moͤglich die Sprachformen jener rohen Zelt zu Yählen, 
wohl aber fi in den GER und das Leben derſelben hinein 
deuten, und. dieß gelang fon beſſer dem großen Drientaliſten 
Joſeph von Hammer-Burgftall aus Gräp (geb. 1779 
in feiter gleiche Tendenz verfolgnden Gallerinn auf der Rleggerd⸗ 
burg (1845), noch mehr aber Wilhelm von Chezy aus Yard 
(geb. 1801), der bereits durch feine Wanda Wielopolefa (1831) 
und feinen Fahrenden Schüler (1835) vortheilhaft befannt war, in 
dem erfien Bande feines großen Malefiibuges (1847), wo er Wi 
Tagebuch eines Scharfrichters aus dem 16. Zabılanvert mir 
theilt, das in Borm, Inhalt und Ausführung wicrkllch aus 
gezeichnet genannt zu werben verbient. Einen wahrhuft enormen 
Erfolg hatten die Romane der Frau Auguſte von Baal 
zow, geb. Wach aus Berlin (1702), Borwis@auk 4637) 
und St. Rode, worin das romantiſch hiſtoriſche Blahait "wir 
waliet, während ihr Thomas Thyrnau und Jaksb War 'der AM 
mehr dem ſocialen Genreroman nahelommen, Zhr Gauptoetbient 
beſteht in dem Talent, das Intereffe des Lefers deftändig in VDpann⸗ 
ung zu erhalten, hoͤchſt lebendiger Darſtellung, Bewaͤltiguny ME 
Stoffes und trefflicher Haltung der Charncierch aber ihre Heſden 
find aumellen entweder blos reale Thomas Thymalh ede 


unmbglihe Originale (Jakob van der Wera), "nad Are Dell 


feptgelannten Werke fangen an, Bandeweitd zirichreßeir‘ und gat 
zu fehr ihre Abkunft von einer: Dame ir! Gihamezu tragen 
Im Eenre des Seeromans verſuchte pe AN 
aus Altona, und hat nicht bios eine "große Anzahl klriner Nobele 


Deutſche Porfie. Roman und Novelle 817 


deren Helden groͤßtentheils Richerdeuiſche ober Hamburger find, wb 
die ſaͤmmtlich auf dem Meere fpielen, ſondern auch ein größeres 
Gemälde, Ruyter, geliefert, das ſedoch, weit davon entfernt, Roman 
zu fein, nichts weiter ald loſe zuſammenhaͤngende Züge und 
Begebenheiten aus dem Leben dieſes Seehelden enthält. Uebrigens 
halte aber alle dieſe Novellen zwar einen Vergleich mit Marryars, 
nicht aber mit E. Eue's oder Eooper’d Seerommen aus. Einem 
halb ind ſociale Leben fpielenden Räuber-Roman bielet uns 
Ludwig Starklof im feiner Sirme (1846), einer Schöffen 
und Hoͤhlengeſchichte; allein obgleich «8 darin Mord und anderen 


nraufign Zubehör genug giebt, fo If doch trotz des eleganten 


Styls der Berfaffer nit im Stande, einen RaͤuberRoman in 
höherem Sinne zu fchaffen, denn ſelbſt feine Heldin iſt eine 
verzeichnete Naͤrrin, durchaus fein wahrhaft männlider GCharac 
ter, Gewiſſermaßen gehören auch des geiſwollen Verſaſſers ber 


Säule der Höflichkeit imd des Geiſtes der Kochkunſt, Kari . 


Früedrich's Freihern von Rumohr aus Trentborfi bei Bi 
be (1799 — 1843), - Deutſche Dentwärbigleiten (1832) hierher, 
da fie eine Mt von Menoirm Roman vorfielen, fowie Kari 
Ludwig von Woltmann's aus Oldenburg (1770 — 1817) 
Memoiren des Freih. v. S—a (1815) ebenfalls nicht miblungen find, 

Neben der hiſtoriſchen Novelliſtik farm der biographiſche 


Roman bequem eine Stelle finden, denn dieſes an fi nod 


viel bedenttichere Genre ald jene Miſchung von geſchichtlicher 
Wahrheit und Fictlon bat nicht wenig Benrbeiter gefunden, 
feltven Tied dieſe Form in feinem Dichterleben und feinem 
Gamsens In bie deutſche Literatur eingeführt hatte Wir new 
nen als Teine Nachfolger auf dieſem Gebiete Eduard Boas 
aus Landsberg an ber Warthe (geb. 1815) mit feinen Deutfiben 
Dichten (1887), Ernſt Willlomm mit feinem Byron 
(1839), beſonders aber Heinrih König, weil vieler in 
feinem Diäten und Trachten Willlam’s (1889) Ghalfpere’s 
Stellung im Leben in einen weit umfafienderen Focus gefſtellt 
hat, ais Vieh Tieck beabfichtigte. Auch U, von Sternberg 


bat im ſeinem Moliere (1834) und feinem Leffing (1834) 


enva6 Achnliches verfuht, allein Gewandtheit in ber Salen⸗ 
Gomverfation und piquanter Siyl berechtigen * nich, die 
Größe, Soadbuch d. eilerita idiqute. TIL. | 


818 Deutſche Pocfie. Moman und Movelle. 


Weefe jenes größten Gritiferd Deuiſchlands zu ermeſſen eder m 
ſchildern, und fo bat ihn ſogar H. Kurg In feinen Heimalhe⸗ 
jahren Schiller's (1845) obwohl aud dieſe gar zu piel Si: 
girte® und Fremdartiges enthalten, übertreffen. Unerbast 
Spiayga (1837) iR viel zu breit umb zu ſchwuͤlig für cu 
Unterhaltungebuch, die ganze Form aber unangemeffen, weil Sasanı, 
der fi um biefen großen Sleptiler überhaupt kümmert, fdwerlid 
eine romantiſche Duelle wählen dürfte; beffer iſt jebod feine Schiba⸗⸗ 
ung des Dichters Kuh im Dichter und Kaufmann (1840). Eher fünsk 
wen Ortlepp's Phantafiegemälte Beeihoven (4836) für m 
laͤſüg erachten, denn fo wenig wie biefes großen Weihe 
Symphoniern für jedes uneingewelhte Ohr beſtimmt find, ſo 
gewiß wird aud nur ein wahrer Berehrer deſſelben ſich mit ben 
Direr In feine phantaßtiſchen Traumgebilde vertiefen, aber befile 
digt erwachen. Am geſchickteſten hat übrigens D tto Mü Ilerinfcinm 
Bürger (1845), defienromantifches Leben freilich auch zu einer Norche 
beſſer geeignet iſt, ale Friedrich Boigte’ Hoͤliy (1844) vie Räih 
ſtraße geettoffen und ums ein frifche®, volles, freies Bemälı ride 
großen, aber unglüdlihen Genies gebotm. Etwas Aehnlices 
unternahmen für das große Publilum I. Co, Hipig uw 8 


Häring, indem fie in Ihrem Neuen Pitaval (1842) die wib | 


tigßen und interefiantefien Criminalgeſchichten ber magen Ze 
benzbeiteien, vweil Feuer bach's Darſtellungen ber 
Ren Verbrecher (1828), troß dem, daß ſie für den Zurika 
wmentbehrlib find, für-den Laien etwas zu hoch gegeben einca 
Gewiſſermaßen gehören zu ver hiſtoriſchen Novelle amd 
Die unter dem Titel Dorfgeſchichten neuerlich erſi. aufge 
menen Genrsbilder. Mir haben oben geſehen, daß in gebeo⸗ 
dener Rede ſchon manche Vorlaͤufer dieſer Gatiung verliegen 
allein obgleich der Zeit nach der Irrwiſch⸗Frigq (Unmia 1839) 
der Dichterin Adelheid R einbe Lu8 Sanacum( 1803-1) 
die unter dem Namen Franz Berthold auch einen gebingenen Mir 


rischen Roman, König Sebaſtian( 183 9), hinterließ veranharniſe 


welchen, allzugroße Sentimentalitaͤt upeingeine, ſeig von Faars fall 
aufgefaßte Züge abgerechnet, ‚auch ſonß fein geirggen-G, fa de 
doch der Schweizer Ieremianı Sot thadfe durch ſeine BIRE 
und Sagen aue ber Schuch (1842), A. Waillder hei 
lich die Geſchichte des deutſchen Bauerniriege (1847) ya em 


Deutſche Poefie. Moman und MNovelle. 821 


vas in Bezug auf Gewandiheit der Darfilfung au den Gire 
nnerungm aus und an Frankreich (1842), den Reifebriefen 
1841) und ben Orientalliben Briefen (1844) der Graͤſin 
3Dda Hahn⸗Hahn zugeflanden werben mag, wenn darin auch 
inzelne barofe Ideen, 3 B. wo fie über ben weiblichen. 
S5clavenmarkt yhilofophirt, ewas ſehr unweiblich erſcheinen. Nicht 
los piquant oberflaͤchlich find aber die zarten Gharasterftüde 
er Emma von Niendorf (Frau von Sukow) Aus ber 
Gegenwart (1844) ımd ihre Reiſeſcenen aus Bayern, Tyrel 
ınd Schwaben (1840), ‚die von einem edlen Gemüshe zeugen. 
Haben Holtele Victzig Jahre, die eigmitih auch nur eine 
Art Wanderiournal ihres raflofen Verfaffers geben, gewiſſer⸗ 
maßen bier eine Stelle zu beanfprucdhen, fo werben, dieß mit 
noch größeren Rechte thun Heinrich Rönig’s Stationen (1846), 
und vorzuͤglich Johann Auguſt Lewald'ss) aus Könige 
»ern (geb. 1793) Aquarelle aus dem Leben (1836), bie durch 
eine Haͤuolichleit (Nämberg und Hamburg) - und; fen Panora⸗ 
na von Münden fupplirt werden können, , ein Buch, das, 
yat man ed einmal mr Hand genommen, gewiß von Nie 
nantem unbefrichdigt weggelogt werden wird, dem hat ISamanb 
objectives Darſtellungotalent, fo IR es gewiß Lava. Im 
oieler Baichung gehört auch der weitgereite Kohl hierher, ber 
. B. Uber Rußland und England höqhſt gelungene Genrebilder 
zeliefert bat, wenn auch Die Mehrzahl feiner trefflihen Reiſewerle 
ft ſpaͤter angeführt werben kann. Ebenfo mögen die heiten Gartens 
mo der Reiſemappe eines deutſchen Touriſten von Rarlvon Hall» 
ronner (1887), ſowie Die Memorabilien des alten Schiffskapitains 
Franz Heikens über Heigeland (1844) hier genannt werben, 
Qinen weſentlich bedeutenden Theil der neueren Bellstrifik 
nimmt. ehem der fariale Roman fir; ſich in Anſpruch, aus deſſen 
Gebtete wir allerdings bereito mehrere Proben anzuführen Ger 
legenheit Hatten, Es IR befannt.genng, daß Ludwig Tieck 
bier gewiſſermaßen wurd feine Novellen den Grund legte und 
foR niet Wachabmer- fand, denn bei weiten nicht Alle faßten 
feine Theſe ſo geſchidt auf, wie Karl Adolf FSudow ans 
Münferberg (1803-47), des belannilich unter dem Namen 
Posganunaug-yagrorz %4 mau ſollte das nicht Jeder 


822 Deutſche Poeſie. Roman und Novelle. 


konnen ) Viele dupirte, indem er fie zwang, ſeine Wonelien ike 
ſchichtenf 18297, Germanos ſ18360) *c) fur achte Tieccſaeane· 
Neuerlich Hat ſich beſonders Rudolf Wilhelm Leopolder 
von Keudell aus Königoberg (geb. 1308) durch feinen I 
genialen, das foctäle Leben mit der Romantik verbinden 
Roman Uußerhalb der Geſellſchaft (1347) als einen den Ki 
eines Meifters völlig in fi aufnehmenden Dichter erwieen, we 
man beider aus dem Buche heworleuchtenden Urfprängiiäik 
nicht uͤberhaiwt eher für ſelbſtaͤndiges Original zu nchen k 
Bald hätten wir aber Heinrich Joſeph König”) ans fık 
(1791) 'vergeffen, deſſen Hohe Braut (1831) und Einei 
Mainz (1847) offenbar politiſch⸗ſociale Tendenz Rex 
find‘, die uns, mie feine Waldenfer (1836), den Balk 
als einen eben fo Hiverafen, als aufgeffärten Katheflin 
ſcheinen“ laſſen. Gene Novellen: Deuiſches Leben © 
gina, eine wahrhafte Herzensgeſchichte, 1342, und Banlı 
eine hoͤchſt interefſante Zeitgeſchichte, 1844), verlengan v 
hohen Ruf nicht, den ſich ihr Verfaſſer in der deutſchen Bw 
tur bereitß erworben dat. Emerentius Scävola om" 
et eigentlich heißt, von ber Heyden, PoRbirerter In 
Neumark, verfolgt in feinen keider etwas zu 

Novellen, die Grbfünde (1834), Pearofa, die Männefiir 
(1835), Woolar, der MWelberwerähter (1833), Eonlde (180 
und Andronifa (1836), ebenfalls die Ausfährnng ein’ 
filmmten Idee, allein es ſehlt ihm die Wahrheit des wirft 
Lebens, und darım fönnen wir uns mit" feinen Helbinnen © 
Helden nicht recht Befreunden. Obgleich man Gugfom in mehr“ 
feiner Rovellen etwas gezwungen ift, fo daß man ihm aftzufege dad ©" 
ben nad Urfprüngticktelt anfieht, fo kann man fhe 
Mangel an Talent für die Social⸗Rovelle eben fo werk F 
La legen, ale Mofen, ver befonders in neuneſter Zeit Me 
entfchievene Befahigung, gerade hier Ausgqheichneivd u MR 
recht betgätigt hat. Adalbert Stifter türbe, wolle ml 
auf die Form allein fehen, befllmmit- für DeRreitjnb der EP 
daſſelbe fein, wad Auerbach für den Schwarzwald ward, we 
alſo oben neben demſelben genannt werben ſollen; allein k 
auch ein überaus glüdticher Herold der Naturſönhelen dh 


Deutſche Poeſie. Dioman und Movelle. 823 


andes und bleudet er durch den ewig wechſelnden Farhen⸗ 
tunelz und Die glühende Phantafle ſeiner Studien (1844) fo, dag 
oir kaum den tief finnigen Hintergrund vor dem friſchen Laub⸗ 
rün erfionnen, fo wird doch die wahrhaft erhebende Gemüth⸗ 
ichkeit feiner einzelnen Perſoönlichkeiten, denn das Zufammen, 
yandelrs mehrerer wird bei ihm Lüdenhaft und unmotivirt, ihm 
iethwendig eine Stelle unter den beſten Reptaͤſentanten des 
Sefühlo⸗Romans anweiſen. Freilich haben wir aber, che wir 
jiefen Boden verlafien, noch eine flarfe Anzahl weiblicher 
Schriftfiellerinnen bier zu nennen, weldye, größteniheild von Goe⸗ 
bes Wahlverwandtiſchaften veranlaßt, theild die Ehe mit ihren 
Zreuden und Mängeln, theils die Entfagung, Eheloſigkeit und 
falſche Praderie beiuchten und und eine Menge Tanten, 
Stiftsdamen, Ehelofen, alte Jungfern ıc, umgeben von Rouss 
und Titeltsögern, Offizieren, Hofräthen ze., vorführen. Wir ber 
innen, "ohne der Karoline. Engelhardt Briefe Louiſens 
(1806) vergefien zu wollen, mit ber Johanna Schopen» 
bauer’), geb, Troffina, aus Danzig (1770—1838), die 
durch ihre Babriele (1819), welche ‚befanntlih Goethe (W. XLV. 
p. 217 x.) ſehr hoch ſtellte, gu Ihrer Zeit allgemeine Bewun⸗ 
derung erntete und dann mütelR der Tante (1823) und einer 
großen Anzahl ähnlicher Schriften, unter denen Sidonia (1828). 
die beſte iſt, Neben ber Th. Huber gewiffermaßen die Mutter des au 
weiblichen Federn bervorgegangenen Converſationsromans ward und 
{don an ähser Toter Adele Schopenhauer eine eifrige Nach⸗ 
ahmerin fand, deren Hauds und Feldmährhen (1844) jedoch 
beſſer find, 918 ihre, vielgerühmte Anna (1845). In daſſelbe 
Zah ſchlagen die Romane der Henriette Wilhelmine 
Hanke, geb, Arndt’), aus Jauer (1783) mit Ihrer etwas 
bürgerlich, haushadenen Moral ein, die fi eigentlih alle wie 
ein Et dem andern ähnlich . fehen, offenbar aber unfere 
wärpfe Smpfehlung, verbienen, wenn wir bebenfen, wie ihr 
Honpizwed, dahin geht, zu zeigen, taß eine finnige ‚Häuslichfeit 
und ein frommes, eheliches Leben der alleinige Beruf des Weibes 
jet, obwohl freilich, eigentliches poetiſches Talent bei ihr ſchmerz⸗ 
lich vermißt wird, Auch Sofephine Perin von Gnaden- 
Reim, ah van. Bagellang, aus Brüfiee (1779) mit ihrer 


822 Deutſche Poeſie. Roman und Moveke. 


kdnnen ) Viele buptrte, indem er ſie zwang, feine Novellen Eiebedqe⸗ 
ſchichten 1829], Germanos [18307 1.) für achte Tieckſche anenchmen 
Reuerlich hat ſich beſonders Rudolf Wilhelm Leopold Earl 
von Keudell aus Königsberg (geb. 1808) dur feinen höqh 
gentafen, das fociale Leben mit "ver Romantik verbinden 
Roman "Außerhalb ver Geſellſchaft (1847) als einen den GR 
eines Meiſters völlig in fich aufnehmenden Dichter erwiefen, wern 
man bei der aus dem Bude hervorleuchtenden Urſpruͤnglichkeit im 
nicht uͤberhaupt cher für ſelbſtaͤndiges Original zu nehmen het. 
Bald hätten wir aber Heinrich Jofeph König") ans Fube 
(1791) vergeffen, defien Hohe Braut (1831) und Elubiſlen in 
Mainz (1847) offenbar politiſch⸗ſociale Tendenz⸗ Roman 
find‘, die uns, wie feine Waldenſer (1836), den Berfafe 
als einen eben fo Jiberafen, als aufgeffärten Kathellim m 
ſcheinen“ laſſen. Gene Novellen: Deutſches Leben Me 
gind, eine wahrhafte Herzensgeſchichte, 1842, und Veronika, 
eine hoͤchſt intereffante Zeitgeſchichte, 1844), verleugnen en 
hoben Ruf nicht, den ſich ihr Verfaſſer in der deutſchen Ehen 
tur bereit erworben hat. Emerentius Scävola ode, wi 
et eigentlich heißt, von ber Heyden, Pollditector In Wr 
Neumark, verfolgt in ſeinen keider etwas zu weiiſchweiſize 
Novellen, die Grbfünde (1884), Learoſa, die Mäniterfendin 
(1885), Molar, der Welberverääster (1833), Leonlde 1835) 
und Andronifa (1836), ebenfals die Mrefährang einer bo 
filimmten Idee, allein es fehlt ihm die Wahrkett des wirlikbn 
Lebens, umd darım Finnen wir und mit "felnen Helbinnen wd 
Helden nicht recht Befreunden. Obgleich nun Ougfor in michrer 
feiner Rovellen etwas gezwungen if, fo daß man ihm allzuſcht das Art 
ben nach Urfprängfifeit anfieht, fo kann 'man ihm deh 
‚Mangel an Talent für die Sorial⸗Robelle eben fo wenig MT 
Laſt legen, als Mofen, ‘der beſondets in neueſtet Zelt fein 
entfchiedene Befähigung, gerabe bier Audgezeichneladizu BAR 
recht beinätigt hat. Adalbert Stifter wuͤtbe, wolle al 
auf die Form allein fehen, beflmmit- für Oefrehtf" ob ber Ent 
daffelde fein, was Auerbach für den Schwarzwaln ward, it 
alſo oben neben demſelben genannt werben ſollen; allecin IR 
auch ein überaus glücklicher Herold der Raturfgönbeiten DI) 





Lendes und bleudet er durch den ewig wechſelnden Farhen⸗ 

füwmelg und Die glähende Bhantafie ſeiner Studien (i 844) fo, dag 
! wie Saum ben tief finnigen Hintergrund vor dem friſchen Laube 
| grün erfamen, fo wird doch die wahrhaft erhebende Gemüth⸗ 
lidteit feiner einzelnen Perfönlihkeiten, denn das Zuſammen⸗ 
handeln mehrerer wird bei ihm lüdenhaft und unmotivirt, ihm 
neothwendig eine Sielle unter den beften Bepräfentanten des 
,  Gefühls-Romand anwelſen. Breilih haben wir aber, che wir 
dieſen Boden verlafien, noch eine ſtarle Anzahl weiblider 
Sarififielerinnen hier zu nennen, welche, größtentheils von Goe⸗ 
ihe6 Wahlverwandtidaften veranlaßt, theils die Ehe mis ihren 
Freuden und Mängeln, theils die Entfagung, Ehelofgfeit und 
ſalſche Praderie beleuchten und und eine Menge Tanten, 
Stifigdamen, Ehelofen, alte Jungfern ıc, umgeben von Rouis 
und Titelträgern, Dffigieren, Hofräthen ac., vorführen. Wir ber 
ginmen, ohne -ber Karoline. Engelhardt Briefe Louiſens 
(1806): vergefien zu wollen, mit der Johanna Schopen- 
hauet“), geb, Troffina, aus Danzig (1770—1838), die 
durch ihte Gabriele (1819), welche bekanntlich Goeihe (W. XLV. 
p. 217 x.) ſehr hoch ſtellte, zu ihrer Zeit allgemeine Bewun⸗ 
dams erniete und dann miitelſt der Tante (1823) und einer 
großen Anzapl ähnlicher Schriften, unter denen Sivonia (1828) 
die deſte in, neben der Th. Huber gewiffermaßen die Mutter des aus 
weiblichen Federn hervorgegangen Eonverfationsromand warb und 
ſcon an Ahser Todter Adele Schopenhauer eine elfrige Nach⸗ 
ahmerin fand, deren Hauss und Beldmährden (1844) jedoch 
boffes ſind, qls ihre, vielgerühmte Unna (1845). In dafielbe 
Ba. Ilagen die Romane der Henriette Wilhelmine 
Hanke, geb, Arndt), aus Jquer (1783) mit ihrer etwas 
ducgerlich hausbadenen Meral ein, die fi eigentlich alle wie 
en Ei dem andern Abnlid . fehen, offenbar aber unfere 
wärme Empfehlung. verdienen, wenn wir bedenfen, wie ihr 
Honpizwec dahin geht, zu zeigen, taß eine finnige Häuslicfelt 
un ln. frommgs, eheliches Leben der alleinige Beruf des Weibes 
Mehr abiyapl freilich, eigentliches poetiſches Talent bei Ihr fhmen- 
iich wert wird, Auch Joſephlne Berin von Gnaden- 
Red, a von Bagelfang, aus Brüffel (1779) mit ihrer 





824 Deutfche Porfie. Roman und Novell. 


Pauliſtin, ſowie Dorothea Schlegel, geb. Mendelſohn, | 


aus Berlin (1762 — 1806) mit ihrem Florentin (1801), ſollen mitt 
vergefien werden. Unverhältnipmäßig hoͤher Hierin ſeht ve 
geiftreiche, durdigebildete Ida (Florentine) Yrid (verchellchie 
Krempe) aus Dittmannsdorf bei Freiberg (geb. 1808), dem 
früheren Arbeiten, z. B. den hiſtoriſch⸗biographiſchen Romanen ©: 
bredt Willms (1848) und Mobammeb und feine Frauen (1844), 
man allerdings etwas zu fehr das Studium anficht, die ſich ab 
in ihrem größeren Tendenzromane, Kofeiterle oder Kem um 
Schale (1846) völlig von ven Feſſeln deſſelben todgemad! 
und ayf eine ſehr gewandte und feine Weiſe ihre Tenven, die 
Emanripation der Frauen in jeder Beziehung, die fie Abrigms 
ſchon in dem Dualifien (1841) und dem Durch Nacht zum kLich 
(1841) betitelten Romanen, fowie in ben oben genammien fee 
in einer bebenklihen Weiſe verfolgt hatte, durchgeführt wm 
dabei auch Form und Etyl gegen ihre früheren Schriften went 
lich cultivirt hat, Während fie meiſt nur den Mitteiſtand darpıela 
ſucht, hat die Gräfin Ida HabnsHahn aus Treſſow Im 
Mecklenburgiſchen (geb. 1805)) das Monopol des höheren Geb 
ſchaftsromans, wenigſtens ımter den weiblichen Schriftſiellern, anf 
geriffen und ſchildert nun In Ihren Romanen, unter dene 
Gectt (1844), Raufine (1841), Uri (1841), Sigisenm 
Korfler (1843, ihr beſtes Buch), Clelia Conti (1846), & 
bulle (1846), wo fie überall die deutfhe George Sand, at 
nur in ihrer glatten, „faschnirenden®, verführerifäen Ucber 
rebungshmft fpielt, die den Lefer oft „bewilbert" macht, bein 


ders hervorzuheben find, die Blaſirtheit der Kante vol fi 


eine wahrhaft erſchreckende Weiſe und zeigt ariſtokratiſche Brumb 
fäge, wie fie faum am Hofe Ludwig's XIV. Mode waren, da⸗ 


| 


bei aber auch eine fo leichtſimmige Anſicht von der Che m 


Liche, daß man fih nur wundein kann, wie ihre Bäder du 


hohes Darſtellungstalent nicht abgefproden werden fell, obrehl 
die von ihr. beliebte Sprache wahrhaft an bie Zeit des Deufflr 
Franzos erinnert, wenigfin® von einem Theile dee ver 





nehmen Welt gelefen werben können, ba fie beſenders gend 


find, das, was bie ſchlechte Proletatiats Literatur. über · die IP 
Rande und Geſinnungen ver höheren Stände unter aim Ball 


 Demefhe Poeſie. Roman und Novelle. 825 


_ zu verbreiten fucht, zu beflätigen, ıumb zwar, was das Schliuuſte 
in, durch er Muglied derſelben. Wahrfcheintih iM aber tür 
Rei In der Literatur zu Ente, feitdem em geiſtreicher Sa⸗ 
tiriker (ob Fanny Kewald?) im dee Diogena (1847) ‘wie 
Dutnseffenz ihrer in ihren zahlreichen Nomanen ausgegoſſenen 
erelufben pen abgezogen und in dieſem Dagwerteotyp einer 
ebenfo ſtitlich venorbenen, als geiſig verfehrim Heldin das 
Epiegelbilb einer modernen Saloupuppe gegeben hat, wie ſie 
nach den Romanen ver Frau Gräfin fein foR, wann ide ber 
wahre Hautgout ber Robleſſe inwohnt. DE no 

Ueberhaupt bat: in ‚ber neueflen Seit bie Lieraiur gerabe 
Im Genre:ves‘ Remans einige redt bebeutende Talente aufzu⸗ 
ieffen; Kb etinnere nur am die : bereils erwählrten Danien 
Luife Muhlbah, Betty Baoli ‘(Die Welt -und mein 
Yuge, 2844), deren Gebichte (1841), Nomancero (1846) 
und Ra: dom Gewitter (1843) yprädstige :Wfibe über einen 
Rurisbewepten Himmel ſenden, Baronin von Groß (pseud.: 
Amalie Winter), Frau von Knotring, Fanny Les 
wald, Therefe von Bacheracht, deren Lydia und Fallen 
berg hier beſonders hervorzuheben fein wurden, zoͤge und nicht 
die hochbegabte Luiſe von Ball Werheiraihet mit Levin 
Schuchtug, defſen Schloß am Meer (1848) ſein beſtes Werk il, 
wãhrend Die Rimerbũttigen und Eine dunkle That zwar von vielem 
Talent zeugen, aber feinem Stlftöfräwiein [Dombauſt. 1843] nicht 
gleich komnien) mit ihren Frauennovellen, in denen ſich eine ſo reine 
Urſpruͤnglſehkeit, eine fo zarte, von allen Griremen gleich weit 
entfernte: Weidlichkeit, eine fo Träftige Ausführung naturlicher 
Esaruftere fumgeben, daß wir bie neueflen Probufte ber durch 
ihr Schloß Goezyn (1841) mit Recht in Wufnahme gelommenen Ida 
von Dringsfeld (Thekla), Sfiigen aus der vornehmen Welt und 
Graf Chala, worin ie nicht mehr weit von der langweillgen Blafirt- 
heit Ber Graͤfin Hahn⸗Hahn enifernt if, bei Gehte legen. Noch 
ähm wir Bier eines Sihrtfemeliers: gedenten, ber in der 
Salonnovele mit der: eben genannten Dame um ben Preis 
singt‘; namfis: Mlerander von (Ungern⸗) Gternderg 
(geb. anf feinem Gute Nolötfer bei Reval 1806) eines alters 
dings genlalen Kopfes und feinen Beobachters, dem ſelbſt das 


826 Deutſche Poeſte. Moman und Nevelle. 


humoriſtiſch⸗ ironiſche Maͤrchen (Tuin) nicht mißlingt, der die 
nichts deſtoweniger In feiner Diane, feinem Kallenſels (1839, 
ſeinem St. Sylvan (1839, feinem beſten Werke) und ie 
haupt auch in. feinen kleineren Rovellen burdans elgeniid u 
mit den ‚Kindern feiner Laune ‚mittels ‚feines emimenten Darkb 
ungstalent kokettirt und ohne Tiefe, aber mit einem eutiie 
venen Selbfigefübl uns die unhaltbaren Principien der w 
dernen Lebensphilafophle vorträgt: In feinen fruͤheſten Nerck 
(4. B. im Waldgeſpenſt) if er noch offenbar Schuͤler di, 
allein in den fpäteren (dem Zeriffenen, 1882, und der dw 
fetzung berfelben,, Eduard, 1833) ward er leider von Han 
Einfuß verführt und gab nun zugleich Damit zu jenen Be 
gewordenen Stichwort„Jerriffenheit“ Veranlaſſung, deſſen & 
griff er ſich fortan nun als ein Salonmephiſto in ja 
glatten, kalt hofmännifchen Ironie, womit er die Refaliek 
modernen Grjiehung und Lebenöweife belaͤchelt, Yeruigt 
heſtrebt. Ebenſo geiſtreiche Dasfiellung, aber. weit glüdite 
Erfindung und feltene Friſche der Lebendanſichten biete lv 
guſt von Binzer (psend. A. 3. Beer) aus Kl ( 
1793) in feinen Erzählungen und Novellen (1836), mühe 
Dingelfedt allerdings noch ein poetiſcheres Colecik w 
kunſtleriſchere Dur&bildung verräth, denen Bauny in. fan 
netaniſchen Novellen (1838) höhR humorififgeeleganie Gar 
bilder beifügt, neben die man 8. W. Hackländere ® 
Könige (Bilder aus dem Soldatenleben, 1841), höhk # 
ziehende Naturſchilderungen, ſtellen kann, ohne Hermann Au! 
Georginen (1839), einen duftigen Novellenſtrauß ven “ 
ſchwaͤbiſchem poetiſchen Humor, A. Reinbed’s trotz des JR 
Alters ihres Verſaſſers lebensftiſche Situationen (184 D, 
irefftiher Lebensphiloſophie, die fein pfychalogiſchen Spar 
tionen. Schefer's (z. B. Unferblibldtöikenf, -:; All 
ehe x.) und die fräftigen, feifgen, aber leider zuwchlen ced 
zu derben oͤſtreichiſchen Soldatengeſchichter Gtephan,.s hun! 
(Uns der Kaſerne, 1845), ſowie Farſ Schmargembei‘ 
Tagebuch eines verabfchieneten Lanzenknechts GIB Ab). aud Wil 
belm Barons von Rhode Wanderungen eines. alien Golan 
(1847) umerwähnt zu laſſen, und mr: zu bebencn IR ® 





Deutſche Poeſie. Moman und. Novelle 897 


daß Lauritz Krufe aud Kopenhagen(1778— 1839) mit feinem 
ſchönen Talent, verwickelte Begebenheiten, die freitih nicht im⸗ 
mer ganz natürlih find, darzuflelien (Griminaigefhihten, 1826, 
Herr und Diener, 1832, Sieben Jahre, 1824, 2c.), fo ſchnell 
vergefien ward, Aber aub Auguſt Eriebrih von Hey» 
den (geb. 1789), der mit befonderem Geſchick in feinen In⸗ 
trigeanten (1840) und feinen Randjeichnungen (1841). foriale 
oder yolttifde Tendensfragen fo zu löfen gelehrt bat, daß fie. 
doch dem Interefie des Ganzen nicht ſchaden und fo gewiſſer⸗ 
maßen umvermerft zum Abſchluß kommen, fol hier feinen Platz finden. 

Da wir eihmal bei dem Gefuͤhloromane flehen, fo können: 
bier gleich einige theologiſche Romane mit genannt werden. Die Zahl 
derſelben iſt nicht gering, und die vorzuͤglichſten ind wohl nad @ ot tlieb 
Ja kob Pland's aus Ruͤrtingen (1761 —1832) Vorgange im GEr⸗ 
ſten Amtejahr des Bfarrerd von S. (1823) Karl Gottlteb Bret⸗ 
ſchnei der's aud Gersdorf im Schönburgifchen (geb. 17 76), des ber 
röhmten Rationaliſten, (von Joſeyh Handſchuh [1828] ſchlecht 
widerlegten) Heinrich und Antonto, die Proſelyten der römifchen und der 
evangeliſchen Kirde (1826), und Freiherr von Sandau (1839), 
Kari Hafes aus Steinbach) bei Penig (geb. 1800) Tea 
ment des alten Pfarrers (1824), Theodor Schwarze, 
Mfarrer6 zu Mieck, feinem Beburtsorte auf Rügen (geb. 1778), 
(psend. Meta) Joſeph Sanazar (1837), eine hoͤchſt geife 
reich geſchriebene katholiſche Bekehrungégeſchichte, Heinrich 
Möweo! Pfarrer von Andouſe (1845), wo eine aus der 
Zeit ver Dragonaden hergenommene Begebeuhelt zu energiſchen 
Ergüfien eines: fireng lutheriſch gefinnsen Kaͤmpfers für Toleranz 
Berswloffing giebt, Gerhard Friedrich Albert Strauß’ 
au& Iſetlohn (geb. 1786) Waßfahrt Helon’d nad Jerufalem 
109 Dahre vor Chriſti Geburt (1820), Blodentöne (1815 
— 31) und Taufe Im: Jordan (1822), Wilhelm Martin 
Leberecht de Wette's aus Ua bei Weimar (geb, 1780) 
Henrich Meldethal (1828) und 3. E. Biernapfts hoch⸗ 
yoritffe Wege zum Blauben (1835), fowie fein Brauner Knabe oder 
die Gemeinde in der Zerfireuung (1839) und feine Hallig ober 
die Schiffbruͤchigen auf dem Giland in der Rorpfee (1840), 
weiches lepire Merk neben der trefflichen Schilderung des (feines) 








330 Deutſche Poeſſe. Roman ind Movelle. 


Friedrich Jacobs?) aus Gotha (1764—1847) Radlaß 
Roſaliens (1812) und Erinnerungen aus dem Leben des 
Pfarrer von Mainau (1827), die fich beſonders für heraw 
warhfende Mädchen eignen, fowie auf die trefflihen Roman 
der Amalie Emma Sophie Schoppe, geb. Weiſſe, aus 
Burg anf der Infel Femahrn (geb. 1791) aufmerkfam gemath 
baden. Bon allgemeinem Intereffe für Kleinere Kinder find 
befonder6 des Domcapitulard Johann Chriſt oph von Säalt 
aus Dintelöbühl (geb. 1768) Dftereter mit ihrem zahlreichen Ser 
folge), fowte die Erzählungen von Carl Guſtav Nierip”) ass 
Dresden (1795) und Franz Hofmann, weil in ihnen mehr ald 
jened gewoͤhnliche Tändeln, welches man füR immer bei Jugend 
ſchriften für die Hauptſache hält, zu finden IR und in erſteren fogıt 
wahrhaft poetiihe Gedanken enthalten find. 


—*& Sämtliche Werke. Stuttgart 1831. aq. (Wohlfeile Ausg. MR) 


2) Sänmtiide Schriften. Drei. 1819-27. 1824—27. XXV. 8. 3% 
fhenausg. ebd. 1830-32. XX VII. 16. 
| 3), Saͤmmtliche Schriften. 8 1829—32. XXXVI. 16. Si 
Eammi. ebd, 1833-37. XXXYVI. 16. Dritte Samml, ebd. Fe 
XXXYVI, 16, 
4) Sefammelte Werke. Gtutig. 1837-40. XV. 16.. Cimmtliht 
Göäriften, ebd. 1843-44. XVI. 8. Ausgewählte Säriften. ebd. Wil 


Santa. ‚Dress. 1825—35. XXI. 8. Sammlung neuer Säit. 
Halberſt. u. 1879—3. XVII. 8, 

6) einnt, — en 1920-44. LIIT. 8. &ammtliqhe Walt. dl 
18284. LX. 16. — ſ. a. Denkwärbi friten aus meinem Erden, 17%- 
188, A v.®. (dor. ebd. 1844. IV. 8. Hormayr Tafchenbuch 1845. P 


n Geſammelte Schriften. Lpzg. 184344. XII. 8. 

8) Erzählungen und Rovellen. Lpzg. 1830 sq. III Zolgen, 8 

9) Novellen und Erjä tungen. Braunſchw. 1836. III. 8. Weueka m) 
Skizzen. Berl. 1838. IT. Sefammelte Rovellen. Lpzg. 188 sg. 8. Ktut 
Novellen. Hannov. 1845. ui. 

10) Auswahl aus ipren ‚Sariten Spas. 1890. XV. 12: Orfammeik 
Erzählungen. Lpzg. 1841 —4 Sina. 
11) N It fu —37, 8. 

——* ey 5 nem. Lpzg· 18%8—3 xv. 
Geſammelte en 33 1846 2q. 8. 
©. A. Zäger, d. Leben bes v. Půckler⸗ Muskau. 
sie ° runde n Bühners —— — Ber Berlin eg: 





Dentſche Poeſie. Roman und Movelle. 829 


noch cher hierher gehört, als Starklof's Phantaſtegemaͤlbe 
Armin Galaer (1846), welcher mehr eine Art Social⸗Roman iR. 

Im Tomifhen Roman iſt Ausgezeichnetes geleiſtet worden 
von Rarl Immermann?) aus Magdeburg (1796-1840), 
deſſen Epigonen, ein Familien⸗Roman (1836), und Münd» 
haufen (1838) unbebingt die beiden bedeutendſten Probufte der 
modernen Literatur zu. nennen find. Erſterer bat den Zwech, 
der gegenwaͤrtigen Zeit einen Spiegel- ihrer Verirrungen vorzu⸗ 
halten und die Zerfplitterung derſelben in tauſend verſchiedene 
kleinliche Intereſſen darzuthun, welche in ſteter Oppoſition zu 
einander ſichen; lehzterer, ber auf einem weit hoͤheren Stand⸗ 
punft kuͤnſtleriſcher Vollendung ſteht, zeigt unter dem Bilde des 
befannten Luͤgenreiſenden auf ber einen Seite eine ganze ‚Miet 
vol literariſcher Kleinigkeitokraͤmereien, foR Immer mit zum Theil 
unverfänblichen perfönlichen Beziehungen, auf der andern aber in ber 
fößlichen Partie des weſwhaͤliſchen Dorfſchulzen das eiferne Wer 
halten des Bauernſtandes am hergebrachten Sauerteig, während 
er zugleich im dem Liebeoverhaͤltniß zwiſchen Oswald und Liobeth 
eines der. zarteſten Gemaͤlde jungfraͤulicher Liche giebt, ‚die je 
gefchaffen wurden. Neben diefen beiden Meiſterſtüͤcken baben 
wir zwar noch einige Lomiiche Romane, wie 3.8, von Ednard 
Boas Des Krlegskommiffär Pipitz Reiſe nad Stalien (1841), 
Detilager’s . feinen Onkel Zebra, GStolles Deutſche Pid⸗ 
wider (1841), Hermann Margeraffe aus Zällichan (geb. 
1809). ZuRus und. Chryſoſtomus Gebräder Pech (1840) und 
Sohammes Mackel, ‚bunte Sgicſale einer bäßlichen, Doc ehr⸗ 
lichen deuiſchen Haut (1841) x, allein fie find dos Im. 
Ganzen aud einem andern Genre, um mit jenen hoͤchſt eigenthuͤm⸗ 
lichen Werken verglichen werben zu Fönnen, was allerdings mit Din» 
geiNedr’d Keuen Argonauten (1839) und Arnold Ruges aus 
Bergen auf Rügen (geb. 1802) Novelliſt (1830) und bes piquanten 
Köberles Menem Thurm zu Babel (1847) ber BaU fein Tante, 

Es blaibt und nun nur noch übrig, einige der befanmieften 
Jugendſarififleller anzuſuͤhren, und wir wollen daher, ohne 
uns bei Slatz, Ghimani x; aufzuhalten, gleich auf Hein⸗ 
rich Hirzers ans Weiningen bei Zürich (1766-1839) 
Briefe Eugeniens (1800), auf des berühmim Philologen 


832 Hollandiſche Poeſfe. 

benen Geſchmack an der" Dichttunſt wnfeten unter den Kirz 
wirren rege erhalten und ſogar nicht wenig zur Anfeuenn ie 
Freiheits begeiſterung beigetragen. Die erſten portiſchen Bart: 
dieſes Abſchnitts find freilich noch ſehr roh imd ungeie 
wie ſich am. Beſten aus den, moͤrallſch geiſtlichen Lehrgeit« 
ber Antwerpner Nonne Anna Byns?) ergiebt, die nichts u 
dogmatiſche Abhandiangen in hölzernen Verfen find. Mir 
fdon Dirt Bolfertszoon Cootuhert“) aus Auſen 
(1522-90), Seeretär ber Staaten von Holland, ca r 
fertig ‚gebifbeter Dichter, den man gewöhnlich der Bate " 
Hollaͤndiſchen Porfie nennt, hat einzelne Acht poetiſche Eide 
Weit höher ſtehen jedoch feine beiden Mitgenoſſen in der % 
Rerdamer Rederykerkammer, her Liefde bloeyende, Henti 
Zaurendzoon Spieghel) aus Amſterdam (16549 — 18]: 
Holand6 Ennius, ein Kaufmann,- und fein Landbeman r 
Zunftgenofie, der Hollaͤndiſche Martigl, Roemer Billde 
(1547 —1620). Erflerer führte feine Deviſe: „Desk 
baerdt Vreughdt‘‘ (Tugend fhafft Freude) meifterhaft für fen“ 
in feinem, von Bielen mit Pope's Menſchen verglihenen Hm 
ſpiegel aus, einem kräftigen, bilderreichen, gerundeten, nur ® 
und wieder etwas dunkeln, auch in der Form ziemild ıE 
endeten Lehrgediht aus, worin er auch zuerſt der Hollunbhe⸗ 
Verskunſt beſtimmte Geſehe dictirte und die Wbwelide- 
der maͤnnlichen und weiblichen Reime eintreten ließ; Lee: 
dagegen blieb in feinen Sinnpuppen allerbings noch der von M 
Rhetorikern beliebten Form der Allegorie trem, die Abrigene de 
meiſten Hollaͤndiſchen Dichtern der früheren Zeit zuſagte, 
ſuchte ſich aber auch, wie dieſer im ernſten, erhabenen (Hier 
giyphica), fo tm ſchmuzigen, martialiſchen Spigramum widt ga 
ohne Gluͤck, wenn man, wie bemerkt, eben noch feine Roll 
auf Rettung der Zeit bringt. Auch einem: Fabeldichter Brad 
deſer Abſchnitt hervor, denn in - Zeitgenofie Ver gelhi‘ 
Ronne U. Bond, Eduaard be Deened), dichtete bie mai‘ 
haften Wahrhaftigen Babeln ver Thiere. Gin Lehrgedicht I 
ſtrengſten Sinne, eine Kosmographte, lieſertr Pieter Heynſ 
(1587-97), Saulmeiſter gu Antwerpen und Fatlor der de 
ſigen Rederhker⸗Kammet, de bioeeyende Wyngderd, frii 


Holl andiſche rorfi. 833 


ganz in dem fhulmeifleriihen, altklug⸗praſaiſchen Tone feiner 
Stellung, allein im Lebe haben wir fon dad balb Coorn⸗ 
bert, bald (und wohl mit Recht) dem. berühmten Verfaſſer 
Des Compromiß von Breda, Filipo van Marnir, Herm 
von St. Aldegonde aus Brüffel (1538—98) zugeſchriebene 
Holändifhe Befreiungélied, welches das Leben Wilhelm des 
Schweigfamen von Dranien zum Inhalt hat und, weil jebe 
Strophe mit den Worten: „Wilhelmas van Nassonwen‘' be: _ 
ginnt, unter diefem Titel als die Hollaͤndiſche Nationalhymne ange, 
führt zu werben pflegt®), Ueberhaupt folgte nun bereits eing Menge 
mehr oder weniger gelungener, größtentbeild politiſcher Lieber 
(gegen bie Spanier), die in den alten Hollaͤndiſchen Liederbuͤchern zer⸗ 
ſtreut find”). Derfelbe eben genannte Vir ingeniossimus neynam, 
wie ihn Strada nennt, lieferte quch eine gelungene Neberfegung 
der Palmen, die, troß des Vorwurſs be Thou's, Ihr Verfaſſer 
habe die Religion gu Rabelaiseries verkehrt, weit beffer if!%), 
als bie allerdings in ber Kite recipirte elende Arbeit Bieter 
Datheen’d'') aus Ypern (+ 1590), die, obgleich nur ſchlechte 
Verfifichrung der Marot-Beza’fhen Ueberſetzung, ſich doch bie 
1759 im Gebrauch erhielt, wo San Guépin's ans Vlleſ⸗ 
ſingen (1715—66) Spottgebiht auf biefelbe'?) endlich eine 
wirklich poetifde Bearbeitung des Hebrälfchen Pfalmiften hers 
vorrief,. 


1) Proeven van Taal-en Dichtkunde, in vrymoedige Aanmerk- 
ingen op Vondel’s vertaalde Herscheppingen van Ovidius. Aınst. 
1730. 4. J. de Vries, Proeve eener Geschiedenis der Nederd. Dicht- 
kunst. Amst, 1808. IT. 8. und in d. Werken der Bataafsche Maat- 
schappy var Taal en Dichtkumde, ib. 1808. III Deel. (van Kampen d.) 
Eichhorn, Geſch. d. Liter. Bd. IV. Abth. III. p. 1257 3q. Collot d’Eg- 
cury, Hollands Roem in Kunsten en Wetenschappen. IV Deel, II 
Stuk” Prus Kt. Schrift. Bo. I. a2 196sq. M. Siegenbeek, Proven van Ne- 
derd. Diektkunde ut de XVII Eeuw. Leyd. 1806. 8. u. Keur. von 
Dichterlyke zedelessen, yoornamelyk uit J. Cats. Amst. 1810. 8. u. 
Dichteriyke zedelessen voor de jeugd. ih, 1811. 8. _ 

2) Vele scheose oonstighe Referynen , vol scriftureg en doc- 
trynen snbtylick en r etoryckelych teghen dje verinaledeyde Luy- 
tersche Seete etc. Antv. 1553, B. Geestelyke Referynbpeck ver- 
clarende die mogheutheidt &odt en Christus ghbenade over (lie 
sondigg Menschen. ib. 1567. 1602. 1611. 1646. 8. Den geestelyken 
Nachtegat, ib, 1623. 8. (Zuf- aldı Gonstighe Refarynen vol schöoner 
Schriitueren em Ieeringau. ib. %) 

3) Alle de Gedichten van D. V. C. verzameli uyt zyne Wer- 
ken. t. 4631. II, fol. Recht Gebruyck eu Misbruyck ven Tydt- 
licke Have, Amsterd. 1620. 4, u, in fı Werken. Aust. 1630. III. 

Größe, Handb. d. Lirerärgerhichte. III. 53 I 








834 Hollaͤndiſche Poeſſe. 


fol, T. ll. p. 500 sq. Drio Speelen van D. v. C. eu zyn Lied- 
boek. Amst. 1585. 8. ©. Wagenaar Amsterdam. II. p. 22 m. 
Levensbeschryving. T. II. p. 103 sq. 


4) &. 'Wagenaar, Amsterdam. III. p. 202 sq. Meermann Anmal. 
zu de Sroot Bergt. d. Republ. III. p. 376 sq. de Vries. Ih. 1. p. 53 mi 
63 sq. Pagoot. T. VIII. p. 314 sq. Hertspieghel. Amsterd. 1614. 
1694. 1723. 8. — Verderstraps Beeldskrift of Heilige letteren, dat 
is Hieroglyphica, hint. ſ. Hertsp. 1723. 8. 

5) Sinnepoppen. Amst. 1614. qu.8. 1669. 1678. 12. (in Profa, 3 Scho⸗ 
unb einige Mimpepoppen). Brabeling in Schocken. ib, 1612. 4. 16. 
1669. 4. (Eploranme) 

6) Marcos Gheraerdts*) Waarächtige Fabulen der Dieren. 
Brügge 1537. 4 


7) Spiegel der Wereldt, gestelt in Ryme, waser in Letteriyi 
ende Figuerlyk de Gelegenthyd, Nature, ende Aardt allerla 
den Clautiyk Afgebeelt ende Beschreeven werd. Antw. 157. 1. 
f» Foppens. T. Il. p. 983. Paquot, Mem. T. XII. p. 365 sq. | 

8) Bietet Volkslied ſteht zuerft in dem Geuzen-Liedboek. Amst. iell. 
pm 44 sq. |. Scheltema, Gesch. Mengelw. 'T. II. f. 3. an 
8) ©. Hoffmann v.Fallersieben, Holländische Yolksliedererlie- 
tert. Breslau 1833. 8. (Hor. Beig. P.1I.) Le Jeune, Letierkundigorer- 
zigt en proeven van de Nederlandsche Volkszangen. ’s Gravel. 
4828. & — Gin foldhes Buch ift das ältefte Kegergeſangduch von Golan 
von B..van Zuylen van Rievelt: Souterliedekens ghemaed ter 
esrem ar Gods op alle die Psalmen van David. Antw. 1540, 8. Utrecht 
1613. 8. 

10) Het boeck der Psalmen uit de hebreischer sprake in »- 
derduytschen dicht, op de gewoonlicke onde wysen van singe 
overgeset, mitsgaders de heyligke schrift, uerlicke lofanegen wjt 
den ouden ende neeuwe Testamente, by een getoogen ende 
in nederlandschen dichte na der hebrieischer ende griecksche 
waerheyt; met elck synen text van woirde te woeirde daer tegen 
over int duytsche gestelt. Middelb. 1580. 1591. 8. — Het boek de 
Psalmen .... wt d. Hebr. spraeke in Nederl. Dichte op de gbt- 
woonlyke Frans. wyseouerges. Antw. 1580. Leyden 1617.8. f. Bayle 
T. IV. 8. v. p.1238q. Foppens Bibl. Belg. T. II. p. 1036 sg. N. 
löpen, Historie van de Nederlandsche Overzetüin e des Bybel 
Leyd. 1777. 8. p. 14 W. Te Water, Hist. van het Verbond e⸗ 
de Smekschriften der Nederl. Edelen. Middeib. 1796. P.I.p# 
143 4q. (Bund ber Gdeln, Bd. III. p. 43—96.) Levensbeschr. va 
voorname Mannen en Yrouwen. P.IV, p.623—136. Verheiden, 

eolog. p. 140 sq. Brand, Retorm. Hiſt. d, Niederlanden. & 
Prins, Biographien u. d. Lebensbefchr. niederl. Dicht., v. d. Gef. Kunf 

if: „ Ann. de la bibl de Brux. 1841. p. 18% 

Goethals, Lect. relat. & l’hist. d. scienc. en Belgig. T. 1.9.39 

11) De CL Psalmen Davids wt de Fransoyschen Dichte i 
Nederi. ov et, door Petr. Dathenuin. d. 1567. 1578. Aust 
a. a. 12. Delft. 1567. 8. ſ. Foppens, T. II. p. 972. .Wagenaar His. 


l. 
K. 





-#) Diefee Name iſt dem Werke voraefest, nad dem Ku ferfteder, * 
bie Kupfer dazu verfertigte. Ueberhaupt FA BE, "Didanerh 
16., 17. u. 18. Sahın. mit te hen, gewöhnlich in ben Kert di 
Kupfern verfehen, 3.8. die Werke von Visscher, Cats, Vondel, Bpieghe 
Kral x., weile die Kofkbaskeit biefer Nudgaber bebeutenty echäßen 





KHoländifche Poefie. Theater. 835 


atr. T. VII. p. 218 sg. 290. VIII. p. 28. Levensbeschryving. P. I. 
r 131—135. Esethals, T. III. p. 81-105. chry ng | 


12) Datheniana of Ophelderingen en Aanmerkingen over de 


vermaardePsal ingen vanP. Dathenus, — van Juvenalis Glau- 
comastix. Utrecht 1758. 4. S. a. Mnemofpne, Gt. Vi. p. 179202. 
$. 7 19. 


Die Anfänge des Hollaͤndiſchen Theaters") fallen, wie 
wir früher fahen, bereits in das Mittelalter. Es zogen näm« 
lich an den Höfen der Niederlaͤndiſchen Großen fogenannte 
Kammerfpielee oder Sprecher (sprekers) herum, bie ihre Ges 
fänge entweder einzeln ober zu zweien unter Begleitung von 
Mimik und Geſticulation berfagten. Der Inhalt diefer ganz 
rohen und eienden, wahrſcheinlich von ihnen größtentheifs ſelbſt 
improviſirten Stüde war entweder der Bibel ober der Heiligen⸗ 
geſchichte oder ber Nitterfage entnommen, Aus jenen Sprechern 
bildeten ſich bekanntlich nachher Die Rhetoriker und Rhetorenkammern. 
Wie jene fchlechte Copieen der Trouvered und. Jongleurs 
waren, ſo ſollen auch dieſe Frankreich ihr Eniſtehen verdanken, 
obgleich, wie bemerkt, fie die meiſte Aehnlichkeit mit den "Deuts 
(hen Meifterfängern hatten. Wie dieſe nun überhaupt in bie 
Hollaͤndiſche Dichtkunſt erft einige Ordnung und Form brach⸗ 
ten, fo fuchten fie auch das Thenterweien zu verbefiem. Zwar 
wurden in den Kirchen, wie in Zrankrei ac, nur geifiliche 
Scaufpiele zur Unterhaltung und Erbauung des Volked ge: 
geben, allein man forgte auch dur komiſche Pantomimen für 
die Beluftigung des großen Haufen und gab biefen Vorftellungen, 
weil dad Theater meiſtens auf einem Wagen gebaut war, den 
Namen Wagenfpiele, wie befanntlih der Urvater des Dramas 
Thespis, Aehnliches gethan haben fol. Endlich erhielten bies 
jelben auch eine Art Textz der Inhalt warb der Mythologie 
entlehnt, bekam aber einen allegoriſchen Prolog (Spel var 
Sinnen), . der mit der eigentlichen Handlung gemöhntih in gar 
feiner Beziehung fland, fondern durch das Auftreten perfontfi« 
cirter Tugenden ober Lafer dieſe oder jene moraliſche Streit⸗ 
frage zur Beſprechung brachte. Endlich vereinigte man bie 
allegorifhen Perfonen und Spiele mit den biblifhen Stüden, 
und fo blieb denn. bio ins 17te Jahrhundert die Gewohnheit, 

53* 


836 Hollandiſche Poeſie. Theater. 


dergleichen Rerſoniſicirungen entweder in die Trauerſpiele feihf, 
oder doch wenigſtens in die Prologe derſelben einfügen. Die 
Anden wir noch bei Vondel, Hooft ıc. Nebrigens führten bel 
den von den Rhetorenlammem aufgeführten Spielen, melde 
diefelden gratis zur Ehre ihrer Geſellſchaft unter freien 
Himmel gaben, fogenannte Factoren die Wufficht und Leitung, 
allein es gab auch einen Hantwurk Dabei, der mit Pritik 
und Schellenkappe gerade wie bei den Deutſchen feine Ep 
machte?). WIE Zeit folder Aufführungen warb gewöhnlikt ve 
Ginzug?) von Königen (Landjuweelen) ober anderer Großen (Hax- 
spelen) in eine wit einer ſolchen Kammer verfehene Sad 
gewählt, fon fanden fie aber end theils in ihren Be 
fammiungefälen felbR, theild auf dem Lande zur Zeit dar 
Sahrmarkts oder einer Kirchmeß ſau. Im erfieren Falle wen 
erſt durch gereimte Umlauffchreiben (kaerien) eine Zufanmenhaf 
der Mitglieder beftimmt, in welder die Mufgaben ber weiriid 
gu behandelnden Stüde, nebſt dem Preiſe für vie beſte Yet 
beitung, fowis bie Art der aufzufuͤhrenden Stüde, feſigeſch 
ward;, denn man führte niht etwa blos Trauerſpiele und 
Allegorieen auf, ſondern man ließ auch Luffpiele (Eshatenet- 
ten) und Boflen (Kiugten, Zotteklugten, Faetien) ir Fre 
bewerbung zu, obgleih letztere nur für die Hefe des Bold 
beſtimmt waren, in der Sprache derfelben redeten und matärlid 
nur die gemeinſten Zoten zur Ergötzung derfelben vorbrachten 
In diefer Eigenſchaft laſſen fi die Rhetorifer am Beim mi 
den früher erwähnten Clercs de la Bazoche in Paris vergleiden 
Daß fomit die Rhetorenfammern nad und mad den 

lichen alle Gelegenheit nahmen, durch bibliſche Borfelunge 
auf das Volk zu wirken, well fie theils Keinen Aufwand und 
keine Pracht ſchonten, theild ihre Stüde volfsthünlicer wart, 
umb fie als ſelbſt dem Volle angehörig bei demfelben auch mehr 
Anklang fanden, fo daß fie dieſen Einfluß zu politiſchen Zweder 
benutzten, hat die Geſchichte der Niederländiſchen Beformation‘) 
bewieſen; allein als Alba einmal die Patrioten becimirte, de 
wurden fie gäuzlih unterbriilt und konnten ſich auch, ald die 
Freiheit errungen war, nicht wieber zu ihrer früheren politiſchen d° 
beutfamfelt erheben, fei es, daß man ihrer entwoͤhnt ober daß 


Hollandiſche Poeſte. Theater. 837 


nunmehr weniger Veranlaſſung dazu vorhanden war. Inbeſſen 
erhielten fie id als Vollsbeluſtigungen auf den Dürfen noch 
bis ins 19te Jahrhundert, Früher waren dieſe Geſellſchaften freilich 
viel zahlreider, die meiſten befanden ſich aber in Antwerpen, Gent, 
Harlem. Leyden, Amflerdam sc, wo fie in bie poetifchen und 
ſchönen Geſellſchaften übergingen. Uebrigens giebt es no 
mehrere Sammlungen folder von den einzelnen Kammern vor» 
geftelten Kammerfpiele (kamerspel)’), Das äAltefle bekannie 
eigentlihe Hollaͤndiſche Stuͤckk nad der Negel iſt der Spiegel 
der Liebe von Colyn van Ryifel‘). Zwar folgten ihm. viele 
andere, allein fie find alle ziemlich roh und treiben z. B die 
Illuſion fo weit, daß Hinrihtungen auf dem Theater wirt 
vollzogen werden, beſonders in den politiſch⸗patriotiſchen Stüden, 


wo 3. B. Horm’s und Egmont's Enthauptung bargefellt wide. 

1) ©. Van’ Wyn Avondstonden p. 332 sq. 356 sg. Brandt 
Leven van Vondel hinter f. Poezy T. Il. p. 13 sq. Wagenaar, Be- 
schryving van Amsterdam. T. il. p. S91 sq. und in d. Werk. d. 
Maatschappy van Nederl. Letterkunde. T. IT. p. 298 sq. Fiogel, 
Seh. d. tom. Literat. Bd. IV. p. 332 aq. Zur Eiteratur cf. Naamrol d. 
Nederlandsche Toneelspeldigteren, beneflens Aanwyzing, weike 
Stukken zy gemakt, in wat Jaar, em waer die gedrukt zyn, vol- 

ens’t A. B. C. opgestellt.t Amsterd. 1727. €. Van der Klooft, 
‚atalogus of Register der Nederlandsche Toneelspeidichteren. ib. 
1743.8. Catal. van eeneColleetie van Toneel-Bpellen van 3100staks. 
ib. 1754. 8. ſ. a. van Hasselt, Over den eersten vaderl. Klugtspeelen. 
Utrecht 1780. 8. 

2) Eine Schiwerung einer folhen Bande Kammerbrüber, bie zu Baͤn⸗ 
kelſängern und Poffenreißern berabgefunten waren, welche auf den Dörfern 
ihre elenden Schaufpiele gaben, fihilbert Rotgans in feinem komiſchen Ges 
dichte „„Boeren-Kormig‘. 

3) Eine 'fiemliche Unzahl Befchreibungen ſolcher öffentlichen Vorſtell⸗ 
ungen und Sefteinzüge findet fi in: De Soleinne Biblioth,. drama- 
tique. T. V. 1. p. SA ng. Fi chtvoll dieſe Aufgüge waren, kann man ' 
daraus abnehmen, daß bei bem Einreiten Philipps, AInfanten von Spanien, des 
nachherigen Könige Philipp IL.von Spanien, in Antwerpen nicht weniger als 1716 
Hollaͤndiſche, Deutſche, Spaniſche, Engliſche, Florentiniſche und Genuefer Ars 
beiter beſchaͤftigt wurden; darunter waren allein 895 Zimmerleute und 233 
Maler. Die ganze Sache ift befchrieben in dem Werke: „Le Triumphe d’Anvers 
fsict en la susception du prince Philips, prince d’Espaigä (compose 
d’abord en latin par C. Grapheus et depuis traduit en frangeis). 
Anvers 1550. fol, Der Ueberfeger fchidkt folgende Verſe voran: 

Amy lecteur, si ta prendz volu 

Ouyr ou veoir chose tres mirilique 

A che triumphe, si present n’as este 

De toy che libvre seit sabit achete, 

Car en celluy tn voiras à l’anticque 

Archz trinmphaulx, théatres magnifiques, 
Portes, coulomnes, eschaffaux, bastiments, 
On cachiez tant moult d’arlz ires excellentz. _ 


838 Hollaͤndiſche Poeſie. 


4) Dieß ſagt Schookius Exercitat. XXIX. p. 507 ausbrüdiid, 
Das erfte Verbok gegen ihre Satiren iſt aber weit früher, denn es rührt 
(Son. vom Herzog Philipp von Burgund 1445 her; |. Wagenaar, Vader- 
landsche Historie. T. VI. p. 71. 

5) Dergleihen Sammlungen find: Speelen van Sinnen by den 
XIX GSheconfirmeerde Kammern van Mhetoryken, binnen der 
Steede vau Ghendt comparerende. Op de Questie: HWelc den Men- 
schen stervende meesten troosi is, Gespeelt den XIX Juny. In he 
Jonx:1539. Giheprent te Ehendt, 1539. 4. Speelen van Sinnen vol 
schoone Moralisacien uytlegeingen onde bediedenissen op all 

-Loffelyke Konsten. &espeelt innen de Stad Antwerpen op ' 
kandjuweel by de veerthien Cameren ‘van Rhetoryken, die he 
daar resenteerd hebben den derde dach Augasti. 1561. Antw. 
1582. '%. Referynen op de intreden binnen der Stede van Delfi by 
de: 10 Gameren van Rhetoryke in Holland gedaan 20. Jany 1. 
Op de Vragbe: Fat het swaerste is en 't boeste binnen s’ I erdds 
vohdeh, Dat deurs Merschen verstant oyt is gevonden. Delft. 1531. 
4. Den Lusthof van Rethorika. — Beschryv. d. Holl. Cameren vu 
Redenr. binnen Leyden 1596. Delft 1596. 8. Velderhande (24) ge 
neuchliche dichten Trafelspeelen ende Refereynen. Antw. 16. 
8. Ber Redenryckers Stichtige Zaamenkomfte, op het onsluyt vn 
de Vraghe: "as ’ı noodi is om de Arme WV eesen te onder- 
howwen. Gehouwden binnen Schiedam 1603. Op den 6den Jan 
veryattende soren Speien, op de voorschreeven Vraghe ghe 
Nochte oauige andere Werken, op den zelven zin ende Regbel, 
voorgesteld by de Roode Roosen, tot Schiedam. 1603. 4. Conl- 
thonend Juweel by de Loffelyke stad Haarlem, ten verzocke 
van Tros met biyken, in het licht gebragt. In 12 Spelen van Sin- 
nen, Intreden Referynen en Liedekens naar de Caerte van 'tSpeel- 
korenkeu. Tot Swel. 1607. Waar achter, bet Haarlems-Ieweel. 
ib. 1608. 4. Speelen van Sinnen by de XIX. Cameren van Rheto- 
ryken, binnen der Steede van &hendt In ’t Jaar 1539, 8. f5hk. 8 
Speelen van Sinnen by den IX. Cameren van Rhetoryken binnes 
dıe Stede van Rotterdam. In ’t Jaar 1561. Antw. 1564. 1614. 4 
Zeeven Speelen van de die Werken der Barmhertigheyd. dSet 
Amsterdam opentiyk gheapeelt. 1591. Amst. 1591. 8. Viaerdings Be 
denryk-bergh met middelen beplant die nodigzyn’t gemeen en voor 
geriykhet Landt, bestaande in (16) Zinnespoelen over de Reformab® 
' 6) Den Spiegel der Minnen, begreepen in ses Batement Spee 
len, de Amoureuse Historie van Dierie je Hollander en Catherins 
Scheermertens. Rhetoryckelyk in Spealen gestelt, Bott. 3617. 4 


$. 720. 

Die zweite Perlobe der Hollänbifhen Literatur geht von 
1600—79, und es braucht wohl nicht erſt näher’ erwähnt m 
werden, daß die glüdlihe Abſchuͤttelung des Spaniſchen Jod 
nicht wenig zu dem Aufſchwunge, den file nahm, beigetragen 
bat. Derfelbe begann zuerſt in der. Sprade; venn obgleich 
bereits in der vorhergehenden Periode die‘ drei angeführten 
Verbeſſerer der durch galliſche Soloͤcismen verdorbenen Spradt 
durch die Einführung einer auf claffifche Muſter des Alter⸗ 





Hohlandiſche Poefie. 839 


thumd gegrändelen Sprachreform und durch eigenes Boran- 
geben wefentlih thaͤtig geweſen waren, fo war doch bas Volf 
nicht fo ſchnell an eine fo durchgreiſende Veränderung zu ges 
wöhnen, fondern jene Männer fanden in ihren Bemühnnger 
ziemlich iſolirt da, und erft den Korpphäen dieſes Abſchnitus 
war es vorbehalten, das, was jene gewollt, auch wirklich ande 
führen. Bragt man nun, wie es dieſen möglih geworben, 
fo liegt bie Antwort einmal in dem höheren Genie vieler 
Männer, dann aber au in der weit größeren Thellnahme des 
Bolfed und in dem allmäligen Sinlen der geſchmackloſen Rhe⸗ 
torenfammern; bie Mittel aber, deren fi jene Reformatoren 
bevienten, waren ihr Studium der altitalimifden (z. B. durch Hooſt 
und die Schweſtern Viſſcher) und lateinifchen (3. B. durch Vondeh) Dich⸗ 
ter, deren Einfluß von nun an unverkennbar iR, wenn freilich 
auch nicht geleugnet werben fol, daß mande Holländer auch den 
Mariniſchen Ungeſchmack bewundertn und fo thre nattonate 
Vorliebe für Bilder und Allegorieen bis zum Uebermaß fleigerten. 


. 721. 


Was nun die einzelnen Gattungen der Poeſie anlangt, 
in denen gearbeitet wurde, ſo kann man ſagen, daß eigentlich 
faſt keine unbeachtet blieb, etwa dad Epos auegenommen, denn 
Jooſt van den Vondel's) aus Köln (1585—1679) 
Jonas de Boetgezant (1662), eine Darflellung der Begebenheiten 
Johannis des Täufer, abgerechnet, findet fich feine eigentliche 
Epopöde vor, wohl aber eine Anzahl epiiher Erzählungen, in 
welchen allerdings Hollands La Fontaine, Jakob Cats?) aus 
Brouwershaven in Sesland (1577-1660), der ed bis zum 
Rathspenfionär von Holland (1636—51) bradte, als Mel 
fler obenan feht, Hierher gehört fein Trouwring und fein 
Huwelyk (Eheſtand), in deren erſterem er eine Reihe auf den Ehe 
Rand bezüglicher Ersigniffen befingt, während er In lehterem In feche 
Adfchuitten die ſaͤmmilichen Beziehungen des Weibes als Jung» 
frau., Beliebte, Braut, Frau, Mutter und Wittwe mit wahrer 
Meiferihaft ſchildert und fih dabei wie Gower erlaubt, eine 
Menge von größeren und kleineren Epifoden einzuſchieben, unter 
denen bie von ber Liebe dee Roſette und Galante, die bie 





340 Hollandiſche Perfie. 


auf ihr tenuriges Wade in Mäder Hinſicht mit Mic 

Oberon verglichen werden mag; am haͤchſten ſteht. Wii 
det ihm zutuͤck bleibt jeboch ‘bir allzu gehäuften A 
wegen, fin Rachahmer, der Brabanter Bolksbichter A 
Poirlero?) aus Doſterwijk (1608 — 74), ein Ich, 

Madlenſpiel der Welt am beräßmteflen geworben MM. Aud 

nier Anslo9y and Amſterdam (1622-69), der mi 

del zum Cathollelomus überttat und dadurch bei ſeinen 
proteſtantiſchen Zanböfeiten unendlich verlor, ſchrieb in feine‘ 
eine meifterhafte dtamatiſche Schilderung ber Pariſer Blath 
ſpaͤter aber die Pe von Neapel, worin er feinen duſem 
Riiden Character fich leider altzu ſeht In haatfiräubene 
unaͤſthetiſchen Greuelſcenen vetſenken laͤßt. Bei weiten | 
int Joachim Oudaane) aus Rhynsburg bei Leyden 

1628), aber auch viel weniger geſchmeidig und fpradgn 
weshalb man ihn ben Koornhert des 17ten Jahrhunde 
nannt hat. Er gehört hierher wegen feiner Ctantofälk, ı 
er bie meiſten großen Thaten ber Niederländer unter de ® 
Coefien Mörder er in einem Trauerſpiel zu dran 
wagte) Leitung, beſonders aber de Ruyter's Geetrlumphe k 
Weit bedeutender aber iſt, was fm eigentlichen beſchrri 
Lehrgedicht geleitet warb. Hier Reht obenan Eonftantin $ 
gend"), Here van Zuylihem, aus dem Gang (139 
1686), wie Cats ein genauer Kennet ber -cläffifgen mt ! 
lebenden Sprachen, in welchen Ichteren er fei6R and di 
Seine Hauptwerke find felne Zedenprinten (Skttengemät 
ber Manter des Theophraf), fein Hoofwijk, eine hd | 
liche Schilderung feines nom jegt flchenden telgendn Ball 
bei Boorburg, mit vielen hoͤcht gelungenen Eyiſoden pm 
feine Voorhut, eine ſatiriſche Schilderung der damals im fi 
gebräuchlichen Lebenoweiſe, und feine Stadteſimmen, hd 
lungene maleriſche Darſtellungen holländiſcher Stadte und 2a 
enthaltend. Seine Hauptfehler beftchen jeboch Ar feinem mi 
Haſchen nad Weortipielen, niedrigen, oft unzuͤchtigen Audeci 
G. B. in ber Farce von Trijntje Cotnelid und feinm E 
grammen) und allerdings allzu haäufigen Nachbildungen fra! 
Muſter. Neben ihm verdient Ellas Heettmand' di! 


Hollandiſche Perf. su 


Seefahrt einen ehrenwerihen Bind, - wort er, während Von» 
del in einem aͤhnlichen Exbihte (Poery, Rh. 3; p. 147 — 
162) elgenttid nur ein großed Schiff beſchreibt, von den Akte 
fien Zeiten beginnt und dann bie Erobetungen feiner Sande. 
leute in Oftindien ‚und Südamerika. ſchilvert. Nun felgt Ja⸗ 


kob van WeRerbaan’) (1599— 1670), der wie Huygens 


fein Sandgut Ockenburg in den Dünek zum Gegenftande eines 


‚ allerding® mehr in der Manier Cats' leicht dahin fließenden 
. Gedichte® machte, freilich aber weit übertroffen warb von dem 
„ wunderbaren Genie des Johannides Antonides (eigenillch 
Jan Antonioy), der nach feinem Geburtsotte, der Stadt Goes 


in Seeland, Ban der Goes) (1047 -84) genannt und 


‚von Dielen mit Statius verglichen wird, odgleich er den Ras 
men des Hollaͤndiſchen Birgit eben fo gut werbient, als fen 
‚ Meifter Vondel. Er begann mit fehıer Bellone aan Bart, 


> .n 


ur; 


worin ee den Frieden von Breda (2667) feiert, erſtieg 
aber ben Gipfel feines Ruhmes dur feinen Yistrom, 
worin er dieſen für Amflerdams Handel fo unendlich wichtigen 
Strom mit hoher Begelflerung befang, was fi aus den zahl 
reihen Epifoden und Schilderungen aus Perus und Indiens 


’ Scenerie hinreichend ergiebt, während allerdings allzuviele Bei⸗ 
| mifhung von mythologiſchen Apparaten (4. B. der Hochzeit ber 
Thetis und ded Pelens tm FIT. Bud) ihre Entfchuldigung nur 
An der damals bellebten, jet wahrhaft furdtbaren Manier feiner Zeit 
‚ finder, Natuürlich MM dieſe unglückliche Manie für Allegorien - 
noch viel Arger in den eigentlichen allegorifchen Gedichten, vote 
wir ſolche noch in großer Anzahl vor und haben, unter been 


id nur des Zacharias Helns’) mus Antwerpen (1570 — 
1640) Eimblemate of Sinneberelden, Hooft's Minnezinne- 
Deelden, Vondel's dramatifirtes Epithalamium auf letzteren, 
Bruilofdicht op den Heere Hooſt, Cate' Sinne- en Minne- 
deeiden”), ungerechnet feine zahlreichen lateiniſchen verſtſteirten 
Emblemuta, Jan's van der Veen Ademsapfelin), Johann 
be Brune’s’) ans Middelbutg (18880 — 1658) Emdlemata 
af Sinnewerek, Dudnan’s ſchon erwaͤhnten Staatsgevallen, 
befonder® aber des Buchhaͤndlers Dirt Pers aus Amſter⸗ 
dam (bis um 1650), Bellerophon und Jona, die ſich 





u Hollaͤndiſche Poeſie. 


uͤbrigens durch leichten Verobau auszeldinen‘?), und des 
Schmids Jan Hermansz KArul!) aus Amferdam (ge. 
1602) Papierene Welt und Spiegel der Tugenden bervorhebe, 
die wahrhaft zur Berzweiflung bringen. Der leptere Die 
bat übrigens ‚feinen Werfen, die nebenbei auch eine Anzahl mit 
Mufifnoten verfehener Liebeslieder enthalten, einige Schäfer: 
dramen eingefügt, die an Steifheit ihres Gleichen ſuchen und 
natuͤrlich hinter Gat6’ Galathee ofte Harder Minneklachte 
bedeutend zurüdfichen. Sn der Babel verſuchte fih nur Bon: 
det mit feinem Thierpark (Warande der Dieren, 1617). 
Welt reicher iſt das Held des Epigrammo beſtellt. Bir 
haben fon gefehen, daB Huygens hierin zumellen anRöflg 
erfcheint, allen wir dürfen aud auf der andern Seile niät 
vergeffen, daß fein Wit immer neu und originell und fr 
Laune unerfchöpflih If, fo daß er den Namen des Holländh 
(hm Martial weit cher als Viſſcher verdient. Die Sinn 
gedichte Hooft's auf den Bund zwiſchen Holland und Bers 
dig und Bondel’s Epigramme auf Maſaniello, Oldenbarnevel 
und Arminius find claffifch; auch Weſt er ba an mitfeinen mehr emb 
haften und moraliſchen Epigrammen (3. B. auf die Flucht deb 
Hugo Grotius), und der Häusliche Stilllebenmaler Jere⸗ 
mias de Deder!) aus Amſterdam (1609—1666), def 
Lob der Geldſucht eine Nachahmung bed Erasmifchen Lobes dar 
Narrheit vemfelben nicht nachſteht, mit feinen verſchieden beurtheilten 


. Ginngevihten, fowte Joan Sir!) aus Amflervam (1610— 


1700), Berfafier der Grabfrift auf den Sechelden Johann 
van Galen, und der fehr fruchtbare R. Verſtegen“) m 
dienen Erwaͤhnung. San Boss"), ein Glaſer aus Amſta⸗ 
dam (geb. um 1620, + 1662), war ein geborener Diäte, 
der aber trotz feiner ſclaviſchen Nachahmung Vondels auf 
gänzlihem Mangel an aller gelehrten Bildung ſchwülſtig um 
heſchmacklos ward, indem er die Extreme im Furdtbaren um 
Niedrigen nicht vermied, und daher find auch feine Epigrammt 
(Puntdichten), troß ihres ſchlagenden Witzes, gewohnlich miß⸗ 
lungen. Hat nun aber ſchon Henricus Bruno”). Em 


rector am der lateiniſchen Schule zu Harlem, gefhmaduhem 


omiſche Epigramme geliefert, fo übertrifft doch Alle Gerard 


Hollaͤndiſche Poeſie. 843 


Brandt?) aus Amſterdam (1626—-85) in dieſem Genre, 
was ſchon zu feiner Zeit von Bondel anerkannt warb, Lee 
terer iR aber auch zugleich der Schöpfer der Satire bei den 
Holländern geworben; denn beiradtet man feine politiſchen und 
theologiſchen Gedichte diefer Art 3. DB. Hollands Wage, worin 
er nachweiſt, daß die Bartel des Arminius nicht duch bie Un⸗ 
gerechtigkeit ihrer Sache, fonden dur die Uebermacht Mori 
von Oraniens unterlag, feine Stadelfchrift an Hooft über ben 
Zuftand des Landes, fein Leichengediht auf den Tod Wil 
helms II. von Dranten, feine Harpune über bie Frechheit der 
Geiſtlichkeit, ſich in politiſche Händel einzulafien, fein Decre- 
tum horridum gegen Calvin's Lehre, daß auch jung verflorbene 
Kinder bereitd ewig verdammt fein), fp flieht man, daß Archi⸗ 
lohus und Juvenal zufammen nicht mehr Gift gehabt haben 
koͤnnen. Da wir Deder’sd treffliches Lob der Geldſucht ſchon 
oben erwähnten, fo koͤnnen wir bier glei des poetiſchen Briefes 
gedenten, da auch hier Vondel Mehrered geliefert bat, wie 
z. D. den Brief an Hooft (1628), worin er bie verfolgte 
Deutſche Freiheit allegoriſch ſchildert. Uebrigens haben aud) 
Hooft und Huygens ſich in demſelben Genre verſucht. 
Endlich duͤrfen wir hier des moraliſch⸗religiöſen Lehrgedichts 
nicht vergeſſen, in welchem ſich allerdings ſchon der große Ge⸗ 
lehtte Hugo Grotius (de Groot)?i) aus Delft (1583 
—1645) mit vielem Erfolge verſuchte, wiewohl Vondel mit 
feinen Gehelmnifien des Altars, worin er das Amt der Mefie 
ganz im dogmatiſchen Geiſte eines mittelalterlihen Scholaſtikers 
befang, weit mehr Oluͤck machte, um fo mehr, ald Wefterbaan’s 
verfuchte Widerlegung derſelben gänzlih mißlang, Auch Gate 
wendete fih in feinem Alter diefem Genre zu und dichtete eine 
Anzahl ernfter Lehrgedihte (4. B. Ouderdom en Buitenleven), 
alein fie zeugen doch alle von Alterfhwäde und find ziemlich 
proſaiſch, was man von Huygens’ Tagewerk und Augentroſt 
Can die blinde Jungfrau Lucretia van Trollo) nicht fagen kann, 
die gerade poetiſcher und kraͤftiger find, als feine übrigen 
Leitungen. 

Dieſes ernſte Genre führt uns von felbR zur Elegie, und 
„darum flellen wir biefe Dichtungsart in der Beſprechung ber 


846 Holl andiſche Poeſie. 


ragt einzig hetvor Pleier Corneliszoon Hooft?) aus 
Amflerdam (1581—1647), ein geborener Dichter, der abe 
fein großes Talent noch dur das effrige Studium der Ri 
miſchen Elegiker und ver beften Italieniſchen Lyrifer fo eulttoht 
Hatte, daB ee (wie 3.3. fein Hochzeitolied an Teffelſchade 8.8. 
geist) an natver Schalfheit ein zweiter Anacreon warb, die Liebes⸗ 
gluth eines Tibull (3.9. in feiner Nachahmung der IT. Elegie des 
I. Buches deſſelben: „Heilige Venus“ 0.) mit ber Teufen 
Erhabenheit eines Petrarca zu vereinigen wußte und nur ſcht 
fetten in die boͤſe Gewohnheit der Warinfichen Conceiti ver 
fill. Daß er übrigens die breite, ſchwerfällige Sprache fen 
Vaterlandes In die Biegfamkeit fat Italieniſchen Wohllauts p 
zwängen wußte, bleibt auch in ſprachlicher Hinſicht ſein großeh 
Berdienſt, welches ihm keiner feiner Nachahmer bat Adi 
machen koͤnnen. Sein Freund Laͤurend Reaal) mb 
Aifterdam (1683 — 1637), ein berithuter erhelb, geie 
gleichfalls zu der großen Anzahl verer, die ſich von Hooflo Er 
folgen zum Minnegeſang begeiſtern ließen, und hat davon be 
ſonders in feiner Nachahmung ver Käffe des Johannes 6% 
cundus eine hochſt gelungene Probe geflefert. Ein fehr beden⸗ 
tmbed Talent zum tändelnden Liebeslied verrathen bie Lieder 
des Daniel Jonktys*) aus Dordrecht (+ 1654), obgleiq 
er floffarm if, wie fein dies Buch: Roͤschens Aeuglein (Bose 
Njns Oochies) verrathen. Sonſt führen wir noth in dieſes 
Geme Jakob vÄn Weſterbaan, Johann van Dan”) 
Yan van Someren’) aus Dorbreit (1822-76) m 
Hieronymus Sweerd?) aus Amſterdam (1627-9) 
ale Dichter zweiten Ranges an, verfehlen jedoch nicht, na% 
dem wir auf die nad den beflen Muflen, aber in Frikefiſchen 
Dialect gefchriebenen elegiſchen Gedichte des Sisbdert Je 
yH2”) aus Bolsward (1608 — 61) hingewleſen haben, zu be⸗ 
merfen, daß auch In den zahlreichen Sammlungen ber Rheie⸗ 
tenfammerngebichte, wie Apollos Lust-Hof, Anglier-Hof, 'Hek 
con, Pegasus, Broylofis Banquet etc. manches haſee ce 
lied vorkommt. 

Was endtih dad Sonett anlangt, fo hatte Biefes dur 
mit aus Italien gebracht, und «6 gelang ihm auch hier, ſeine 





Holändifche Poeſie. 845 


trachtung und lieferte fo mehr Erbauungogedichte zum Nacht⸗ 
mahl, wie dan auch Dudaan in feiner Bearbeitung ber 
Pfalmen, deren übrigens aud noch andere Dichter eine große 
Anzahl lieferten, nicht viel mehr bot. Geißliche Lieber hatten 
war hie Holländer fhon in der vorigen Periode in Ihrem Be 
freiungäfriege, allein biefe waren den Schlachtliedern mehr ober 
weniger aͤhnlich; darum hat Dirt Rafelszoon Kampbuyr 
ven?) aus Gortum (1586-1626) allein das Vardienſt, 
einem Baterlande eine Sammlung vorüglider Kirchenlieder, 
zanz in dem milden, toleranten Geiſte feines ‚Lehrers Armining, 
hinterlaſſen au haben, unter denen ſich fein Maimorgen durch 
wahrhaft poetiſchen Schwung am meißen auszeichnet. In der 
höheren Ode, tim Style beö Horaz und Pindar ı6., iſt Bone 
del nicht blos Schöpfer diefer Dichtungsart für fein Baterr 
(and, fondern auch Meifter, wie feine Lykoffer van Maagde- 
burg, ontsteeken op het hoog Antaag hy Leyptzich, 
Stedekreon van, Fredrik Hendrik op den groten triomf 
arı Maastricht, Scheeps kroon, behaald in den Zeastryd 
by Liverne door Joan van Galen etc. hinxeichend beweiſen; 
ıber auch feine Roomsche Lier und Koningkiyke Harp 
hun zur Genuͤge bar, mit welchem Geſchide er ben Ton bes 
zroßen Pſalmiſten mit dem claſſiſchen Giemente zu vereinigen 
mußte Am höchſten ſtellen ihn jedach die Krititer feines Var 
:erlandes in den lyriſchen Ghören feiner Trauerfpiele ‚die denen 
ines Sophofles, Aeſchylus 2. nit nachſtehen. Auch Joachim 
Yudaan hat fh nicht, ohne Erfolg in dieſer Dichtungsart 
erſucht; wenigfiend zeugt feine Eindelyke Uitkoomst van 
Frederigs-Ode von nicht gewöhnlidem Talente. In dem leich⸗ 
eren esotiichen und populären Liebe hat dieſe Periode ebenfalls 
inen Meiſier hervorgebracht, - obwohl auch die berühmten beiden 
Töchter bed oben genannten Römer Vifider, Maria Teffel« 
ch ade (1594-1649), verheirathete van Krombelg, und 

Anna Römse Biffcher) (1584 — 1651), jene die Muſe 
yer Narhhollaͤndiſchen, dieſe der Suͤdhollaͤndiſchen und Seelqͤnd⸗ 
ſchen Dichter, welche ſich um fie wie die kleineren Geſtirne wm 
ie Luna ginppirten, zwar nur wenige, aber bach mehrere hoͤchſt an⸗ 
nuthige, wohlllingende Lieber geliefert Baben, Allein unter Alien 


848. Hobardiſche Mache. 


ven. Iohann wen: Baverwid,: Bnndel Hebnfiue, 
Davip. van Hoogftraten”). (+ 1724) x.’ aufttät m 
ballen. . . 222 u‘ . I a P . 


rer . . Fe . ers. Fig 
1) ©. Feppens Bibi. Belg. T. II. p. 771 sq. Chaufepie T. IV. 
p- IR sa. Hartcheim Rab). ca. — van eenigt 
TOR. Mannen,en Vrouwen T. ]. p. 24-310. da Bosch in d, Mag 
fe Wiſſenſch, Kunſt u. Geſchm. T. I. p. 506,3q. Wagenaar Amsterdam 
1. 8 245 sq. Siegenbeck in d. Werk d. Borav. Gef. f. Spracht and 
Dichttunſt. Sh. U. p. 36—108. de Vries I. p, 152 sq. varı Ka 

T, 3. p- 158 sq, Het Leven yan J. v. V. den Prins der Neder 
landache Dichteren. Amst. s. a. 8. P. Camper De J. V. quidgne ie 
xe tragira a Graecis Latinisque poetis -profecerit. Lugd, B. 1819. 4 
Poezy pf verscheide gedichten, op een hieuw by een vergadert — 
mitsgaders een aanleidinge ter Nederl. dichtk.’ en het leven des 
dichiers.. Franecker 1683. II. 4. Dichterlyke Werken. Amsterd. 
1820. XXI. 8. Werken. Amst. et Fran. 1682. XIV. 4. — Weber (.Eo 
tiren |. 'Patranus Eccles. Patr. P. II. p. 173-182. 


:2) &. Crenii Auim. phil. P. I. p. 116 sq. Foppens Bibl. Belg. 
T. I. p. 503 aq. de la Rue Gelett. Zeeland 5 05-212, 353. Levenr 
- beschr. P. I. p. 161—172. van Kampen T. I. p. 177 sq. — Werken: 
Amsterd. 1653. & 1700. 1726. 1. fol. 1790 nq. XIX, 12. Amsterd. 
1828, 8. 
3) Het Mocker van de Wereld uf getrokken. Astw. 1 & ! 
Het Spiegeltjen van Philagia. ib. 1680. 8 Het Leaven van Franc“ 
cus de Borgia. ib. 4671. 8. Adelheyd des Werelds. ib. 1714. 4. De 
Alderheyligsten Naam voon een Nieu-Jaars-Gift aan de Jonckbeyt, 
Getrouwe, Meduwen en Geestelyken. Antw. 1647. 8. _ 

4) Peezy, uytgegeven d. A. de Haes. Rott. 1713. 8. 

5) Poezy, verdeeld in III deelen. — Achter het derda.deetl..- 
het leven v. d. dichter... d. D. v. Hoogstraten, Amgt..1712 18 

6) De Ledige Uuren. Amst, 1644. 8. Het tweede deel, Schr 
dam 1647. 8. Korenbloemen. Haag 1658. 4. Twesde drak ver 
meerderd tot XVII boeken. Amst. 1672. 11. 4. met ophelder.. r28 
W. Bilderdyk. Leyd. 1824. VI. 8. Bajava Tempe, ’t Vorbau van! 
Gravenhage, met eene omschr. en aant. d. h;. L.eeuware. 
nootsch. Leeuw. 1824. 4. Dichtstuk „ vopr het eerst ujlgeg. d. W- 
J. A. Jouckbloet. ’s Gravenb. 1642. 8. cf. Foppens. T. ], p; I% * 
Bayle T. IV. p. 668 sq. Baillet T. IV. p. 279 aq. Rigdrogen tot ve 
kennis van het Karakter van C. H., ontloend nit aantsckaning?! 
wegens het beheer zijner goederen. 's Gravenh. 1842. 8. 

7) Alle de Gedigten van Westerbaan. Haage 1672. IIL 8. 6° 
digten en Liederen. Leyd. 1644. 8. 


8) De Gedichten van 3. Ant. v. d. G. — d. Jarisseqn vam Sar- 
ten. ’t Amsterd. 1685. 1692. Rotterd. 1730. Amsterd. 1714. 178. % 
De Ystroom, ib. 1671. 4. Proben bei Biegenbed. Proben Riekerl Di ı 
p. 25-263. f. Levensbeschr, T. I. p. 233-243. @d' Vries T. 
P. 269 84, . ı sed .. 

9) Emblemate of Sinnebeelden, streckende tot Chuistelichs br 
denckinge enda de Leere der Seligheyt. Ratterd: 1025. $, De 
Jeuchtspiegel. 'Amst. 1610. 4. | . DELL ALc‘ 





Holl andiſche Poefie. er 


10) Proteus efte Minne-beeiden verandert in Sinus-heelden: 
Roiterd. 1697. 4. 

11) Raadselen. Deventer, 1653. 8. Zinnebeelden of Adams- | 
sppel mitsgaders syne oude en nieuwe braylofts zegezangen, vaut 
selen, sije gulden en yseren eeuw etc. s. l. 1642. 8. 8. Amst. 1694. 
8. Over-zeesche zege- en bruylofszangen. Amst. 1637, 4. 


12) Nieuwe wyn in onde leer-zacken. Middelb. 1639. 12. Alle 
de volgeestige Werken. Harling. 1665. 8. f. de Vries T.I. p. 187g. 


i3) Jona den Strafprediker, Amst. 1624. 8. Bellerophon of lust 
tot Wysheid door Sinnebelden vertoout, waer by zyn geroegt de 
vrolyke Stemmen, of stichtige en vermakelycke Liedekens en 
Dichten. ib. 1626. 8. 1695. 12. Bacchus Wonderwercken, waer in 
het recht gebruyk en misbruyk des Wyns. ib. 1628. 12. Der Ro- 
meinsche Ädelaer. ib. 1634. 12, Werken-bestaande in Ziumebeelden 
en schoone Gezangen. Amst. 1662. II. 8. — f. Paquot T. IX. p. 
317 24. " 

44) Werelt-hatende nood seleckelyk en Amstelschelinde, afte’i hof 
der Nimphen. Ast. 1627.12. Eampiere Wereld. ib. 1634. 1V.4. Kerlyke 
tyikorting bestaande in verschyde rymen. Haarl. 1634.4. Minne-Spie- 
gelterDeugden. Amst. s. a. II. 4. In legterem Werke (TE.p 149 54.) ſteht 
auch: Celionen Bellinde, Pastoral-Biy-eyndt-Spel ghetrocken wt de 
Fransche Astrea. 


15) Rym-oeffeningen. t’Amst. 1659. 8. uitg. d. Bronerius V. 
Nidek. ib. 1726. Ii. 8. Lof der geldsucht ofte vervolg der Ryın- 
oeffeningen. ib. 1668. 8. 

16) in d. Verscheiden Dichten. T. II. p. 224. 


17) Nederduytsche Epigranmen ende Epifaphien van ver- 
schyde Personen en differente zaaken. Brussel. 1624. 4. Mecheln 
1617. 8. Scherpsinnige Characteren van verschyde Petzonen. Antw. 
1622, 8, De 6azeite van Nieuwe Waren, van de geheele Wereld. 
ib. 1618. 


418) Dichtkunst van J. V. verzamelt en u geven d. J. v.D. 
Amst. 8. 8. ‚Alle zyue Gedichten. 5. 172 4. 


19) Mengelmoes van verscheyde Gedigten op allerhande voor- 
vallende Zaaken. Leyde 166f. 8. 
20 Poezy. Aunst. 1709. 4. 1725. A. 
21) H. de Gr. Bewijs van de ware godsdienst met zijne ove- 
rige Netlerduitsche gedichten, uitg. d. J. de'Vries. Amst. 1844. 12. 
Bewijs van den waren Godsdienst, milsg zyne andere stichtelyke 
gedichten en gezangen. V druk. Amst. 1728. 4. 

32)'Klapgt van Doris over den Dood van Dämon, in d. Ver- 
scheidene Gedichten. Amst. 1651. 8, f. Scheltema a. a. D. T. L. f. 3. 

23) Nederduytsche Poemata, uitg. d. P. Scriverius. Amst, 
41616. 160. 8. oo 

25) Kınis triomf en Gezangen. Amst. 1740. Poezy. ib. 1636. 4. 
& 25) Stichtelyke Ryınen op Muzyk, Bas en Teuor. Amst. II. 
1652. 4. 


) &. Scheltema, Anna en Maria Tesselschade de docRters van 
R. V. Amsterd. 1808. 8. de Vries T. I. p. 62 sq. Ihre Gedichte in: 
Nederduitsche Gedichten van Grotius, Hooft, Barleus, Huygens, 
Vondel etc. Amsterd. 1657. 11.-8. 
37) ©. Pars Index Batavicus p. 282 sq. 410. Foppens T. II. p. 
984 4q. Scheltema, Gesch. en letterk. Mengelwerk 7T. II. 1. p. ing. 
Grüße, Bandouc d. Literärgeſchichte. MI. 54 


850 Holändifhe Poeſie. Theater. 


Levensbeschryv. P, III. p. 198 sq. van Kampen. T. Ip. 19 . 
Scheltema, Redeovering over de Brielen vau H, Amst, 1807. 8. 
.Siesenbeek, P. Hooft als. Dichter u. Geſchichtsſchreiber. Leyd. 1800. 8. — 
Mengelwerken. Amsteril. 1677. fol. (Dazu: Uitekund. Woordenb. op 
de Werken vau P. Kz. H. Amsterd. 1825— 32. 111. 8.) Dicht-Kunsl- 
ige Werken v. P. C. H. eerst verm en uytgeg, d. J. van der Burgh. 
 Aınst. 1657. 1683. 8. 

28) ©. Gedichte in: D. Versch. Gedicht, 1637. T. 1.p. 1% 

cf. Scheltema T. J. f. 2. 
....29) Wedens-daegse Venus en Minerva, of twist ts- 
schen Die zelide. Dordr. 1641. 4. Roselyns oochjes er 
Dordr. 1639 4. Amat. 11139. 12. 1713. 8. Minnedichten. 1660. 1712. 8. 
f. Scheltema T. IH. f. 1. >» 

30) Gedichten. s. 1. 165%. 12. Thyrsis Minnevret en andre be- 
dichten. Aınst. 1668. 12. Alle le poetische Werkeu v. J. v. D. ib. 166%. 1. 

31) Uytapanningh der Vernunften, bestaande in geestelycke eu 
wereldiycke -Poezy. Nyurw. 16:0. 8. | 

32) Alle de Gedichten van H. Bw. Amst. 1697. 4. Zeeden 
Zinnebeellen over Koning Davids Harpzanzen. Austen. 1707. 3. 
Leeızame Fabelen. ib, 1704. 8. Tafereel der Jdeugden.en onden 
den, ib. 1703. 8. Mengelzanugen en Zinnebeelden. ib. 169. 8 

38) FriescheRymlerye, yntryedelen. Böulsert. 1668.4 Leuw. 161. 
ib. 1821. 4. Dazu Epkema, \Voonldenhoek. Leuw. 1524, 4. 6. Er. 
Wassenbergh, Spec. s. narr, de vita, morihus et car.ninibus clariss. 
poeh Frist; Gisseberti Jacobi filii. Franeg. 1793. 4. 

34) Gedichten, t’Amsterd. 1719. 8 Dichtlivende (ydkorlingen. 
Ley.den 1715. 8. , 
. 35) Horse sucregsivae: tyt-snipperingen van de jonkheid tol in 
den ouderdom van 8. van B. Rotterd. 1640. 8. 

. 6) Begmselen of kort begrip der Rederyk ten dienst der 
tael- ı digt lievende opgestelt door D. v. H. Aınst. 1725, 8, (ar 
mina ed Vlaming, Amstel17.8. 8. 

37) Allezynj oetische Werken. Aınst. 1696. 1709. 11.8. S.Titg.d. 
Bogaart. ib 17°3. 11. 4. ib. 1766. II. 8. Thalia of genrigeZang-6* 
din, Amsterd. 1632, III. 12. ©, Paquot. T..V. p. 370 3q. 


$. 722. 

Wie diefe Periode für die gefanmte Poeſie Hollando dt 
goldene Zeitalter genannt werden fann, fo war fie dieß aus 
für das Theater, denn eıft in ihr ward das Drama ein vgl 
mäfiged. Dieſes verdankt die Nation jedoch, wenigftend feinen weitere" 
Elementen nad, der Rhetorenfammer, Liefde blaeijende, zu Amft 
dam. Ihr gehörten nämlich die beiden Väter der Hollaͤndiſchen Bühr 
Samugyis ofer(tnah 1648) und Gerbrant Adrianzoes 
Brederolde) (1585— 1618) aus Anfterdam an, welche (1617) 
aus der Elite derfelben gincneue Geſellſchaft, Bendemiegenannt, erit' 
teten und in biefer nn anfingen, ihre Stüde aufzuführen. Anfang? 
hatten fie jedoch gegen die Nivalisät der ͤucrn Geſellſchaft zu laͤmpfen, 





Hollaͤndiſche Poefie. Theater, 851 


bis fie ih (1632) vereinigten und als Devife den Namen: 
Door Yver in Liefde bloeljende annahmen. Man riß nun 
das biöher von der Academie innegehnbte Gebäude nieder und 
baute fofort an der Stelle deſſelben ein neues Schaufpielhaus 
(1637), weldes mit Vondel's Meifterlüd Gysbrecht var 
Amstel eröffnet ward, Diefes Stüd, welches feinen Stoff ber 
Geſchichte der Stadt Amfterdam entlehnt und Ins 13te Jahr⸗ 
hundert füllt, fpielt an einem Weihnachistag und umfaßt den 
kurzen: Zeitraum von drei hr Nachmittags bis zum Andern 
Morgen, ift in fünf Alte getheilt und hat Chöre, die nach 
der Eitte der Griechiſthen Tragifer nicht blos allgemeine, auf 
die Handlung bezüglide Wahrheiten und Gedanken Ir’ 'den 
Zwifcenacten declamiren, fondern auch gewöhnlih während der 
Acte ſelbſt auf der Bühne bleiben und in die Handlung’ hineins 
reden. Der dritte Act verbanft feinen entfbiedenen Erfolg dem 
impoſanten Eindrud, melden die darin vorgefteßte Feier ver 
Meſſe um Mitiernatt In der Abtei der Clariſſerinnen bervors 
bringt, und vielleicht iſt dieß mit Urfache, daß man noch jetzt 
zu Weihnacht gemöhnlih dieſes Stuͤck aufführt und demſelben 
einen Beifall zollt, der nicht geringer if, ale. vor zwei⸗ 
hundert Jahren, wo man e8 dem flaunenden Bolfe zum erften 
Male bot. Indeſſen kann man an diefem Stücke faſt die 
Form aller Übrigen regelmäßigen Holändifben Trauerfpiele ſtu⸗ 
diren. Uebrigens hatte Vondel!) bereit 1612 mit feinem 
Oſterfeſt debutirt, worin er noch den Franzoͤſiſchen Muſtern 
folgte, aber .fhon in der Zerftorung von Serufalem (1620) 
umd "der Heuba (1621) nab Seneca zeigt er bedeutende Forts 
ſchritte im Geiſte der antifen, mit bibliſchem Gepraͤnge ges 
ſchmückten Tragödie, und im Palamedes (1625), einer allego⸗ 
riſchen Schilderung ded Juſtizmordes Dldenbarnıveli’s, wagte er 
fi auf das politiſche Gebiet. Daſſelbe fand 1638 mit feiner 
Mefialine ſtatt; aber da man vielfade Anfplelungen darin fins 
den wollte, fo verbrannte er fie feloh. Im Jahre 1639 ließ er 
feine 11,000 “SJungfrauen und 1640 feine Marla Stuart 
folgen, welte' beide Erde voll von apologetifhen Stal⸗ 
len für den Gatholicidmus find, zu dem er übergetreten 
war. In diefen Sinne find aud fein Lucifer (165%), den 
54 


852 Hollandiſche Poeſie. Theater. 


die Critiler für fein Meiſterfluͤck Halten und ber dem Stoſſe nach ein and 
gezeichneter Borgängervon Milton’8 Verlorenem Paradlieſe iß, mitdefien 
viertem Buche die dort von Apollyon dem Beelzebub gegebene Be⸗ 
ſchreibung des Paradiefes viel Aehnlichkeit hat, und fein Jephiah 
(1659), der im Gegenſatz zu dem Schauplatz des Lucifer, de 
Höfe, im Himmel fpielt, von ihm ſelbſt aber als fein Lieb⸗ 
Iingsfüd betrachtet wurde, vermuthlich weil in Fünflerifer Hinficht 
alle Regeln, welche die Alten über das Trauerfpiel aufgefelt 
haben, darin feftgehalten find. Noch möchte feine liebliche Trilogie 
Sofeph, deren letzter Theil aber nur Ueberfegung eines laten 
iſchen Ctüdes des Grotius iſt, Hier eine Stelle verbimm, 
Trop dem iſt jedoch nicht Bondel, fondem Hooft der cigmb 
liche Schöpfer der Holländifden Bühne, für welche dieſer 1614 
den regelrechten Achilles gefchrieben hatte. Er hatte fi fon 16020 
einem heroiſchen Schäferfpiel im Sinne von Taſſo's Arminia, 
Granida betitelt, verfucht, dem bald darauf fein hikoriihe 
Trauerfpiel Gerhard‘ van Belfm (1613) folgte, weldes da 
Mord des Grafen Florens V. (1295) zum Gegenfand hi, 
aber bereits eine Menge allegorifcher Perfonen mit zuzicht md 
mit einem wunderſchoͤnen Monologe des Fluſſes Vecht jqlickt, 
worin derſelbe Amſterdams künftige Groͤße verkuͤndet. Sowehl 
bier, als in feinem Trauerſpiele: Bato, der Gründer von de 
tavia (1628), welches an Shakſpere's Macbeih und Eurtpides 
Medea erinnert, finden ſich Chöre, unter denen das, worin de 
Eattifhen Jungfrauen ihren Auszug aus dem Vaterlande de 
weinen, das ſchönſte if. Endlich bradte er aud eine %% 
arbeitung von Nlautus’ Aulularia unter dem ‚Titel: „Ware 
Nar met de pot“ auf die Bühne. Kofler felbk Kat mehrat 
Zrauerfpiele geliefert, unter denen feine Polyrena (1644) eine 
Nachahmung der Troerinnen des Eeneca, das befle iſt, feine Syhlga 
aber (1606) durch das Geſchrei, welches mehrere proteſtanthſche 
Eiferer, die ſich in dem darin vorlommenden Oberprieher bu⸗ 
rypylus geſchildert glaubten, auf der Kanzel dagegen erhoben, poll 
tiſche Wichtigkeit erlangt hat. Zu der älteren Schule gehoört auch ned 
Ans lo mit feiner furdibar ſchoͤnen Bariholsmaͤusnacht (Paryscht 
bruyloft. Anıst. 1662. 8.), Heertman 3 mit feiner Sad va 
Rieuport 11624), Theodor Roden burg wit feinem Drama: Die 


a 





Holl andiſche Poeſie. Theater. 853 


Hoelſchen und Kabeljauſchen (1628), San Sir mit feiner Medea 
(1648) gegen weldde daB ebenfo’ hetitelte Stuͤck des Autodi⸗ 
dastn Ian Vos merkwürdig abſticht, da es gegen alle Res 
gein der Kunſt gefchrieben iſt und ausdbrüdlih in einer Art 
von Prolog ben Horaz wegen feiner hierüber gegebenen Lehren 
Rarf mitnimmt. Obgleich nun ſowohl bier als in feinem Aran 
en Titus (1641) fid einzelne fhöne Stellen finden, fo verletzt 
er doch durch die bei den Haaren herbeigegogenen Sreuelfcenen alle 
Geſetze der Hefhetif, und fo darf man ſich nidt wuns 
dern, wenn derfelbe rohe Menſch als Director des Natlonal⸗ 
theater Vondel's Gtüde dadurh in Mißcredit -zu bringen 
fuchte, daß er die Hauptrollen abfihilih an ganz untauglide 
Subjecte verteilte und z. B. eine Heldenrolle einem Komifer 
gab. Obwohl Ihm eine ſehr ſchoͤne Sprache nicht abgeleugnet 
werden fann, fo fand er doch gar Feine Nachahmer, denn 
Kru's erbärmlihe Faustina (in |. Speghel d. d. T. I. p. 
77 sq.), der Romiſchen Befhichte entnommen, und feinen nod 
eienderen Alcip en Amarillis (ebd, I. p.201 sq.) führen wie 
nur der Burlofität wegen auf; aber aub Brandt’d Vein- 
zende Torquatus. (in feiner Poezy. 1725. 4.) kann nidt 
als eigentlihe Nadahmung gelten, obgleich ihm die Mords 
fcenen fehr gefallen und ſelbſt die Fabel durchweg bis auf die 
darin vorfommenden Ramen eine reine Erdichtung if. Dagegen 
verdimt Dudaan?) nicht blos wegen ber ihm eigenen außer 
ordentlichen Energie und Begeiſterung, fondern beſonders ale 
Tendenzdichter bier eine Stelle. Während er naͤmlich in der 
Johanna Gray den Catholicismus angreift, wie es Vondel in 
feiner Marla. Stuart mit dem Proteflantismus gethan hatte, bes 
fämpft er im Comadin den Despotismus Im Staate und in 
der Kirche, ſowie im Verworfenen Haufe Eli die Llebergriffe der 
proteflantiichen Geiſtlichkeit, während er in dem allen noch übrigen 
fimfien Alte Servet's defien Henker dem Abfchen der Nachwelt 
überliefert und endlih Im Haag'ſchen Brudermord dafjelbe mit den 
Mörbern der. Gebrüder de Witt thut. Pieter VBerhoet’) aus 
Bodegrave (geb. 1633) hat feinen Karl den Kühnen mit vielem Geſchick 
au einem noch jetzt bei den Marionetten gern gefehenen Kafienftüd 
zu machen gavußt, allein mit Antonides' Trazil), einem 


854 Holändifche Poeſie. Theater. 


Chimeſiſchen Trauerfplet in fchöner Sprache und ver Ra 
Vondel's, ward die alte claſſiſche Schule nad grietite 
Meilen, au Grabe getragen. 

Das -Luflipiel fand dagegen bei ven Holländer ui 
einer weit niederen Stufe, denn obmohl die elgtlide 
burfedfen Boflen und BZotenipiele aufhörten, fo .waren Id 
die" Warcen Bredero’s°), der ald der Regenerator bei Hi: 
laͤndiſchen Luffpiels gilt, faR um nichts befier, wie E. 
fen Müher, feine Kuh, fein Simon Ohnefanft ıc. bein: 
denn der Möbel mußte damals durch Rohheiten und Zoe 
unterhalten werden, und fo fam es, daß felbſt Hooft k 
feiner: Umarbeitung der Anlularia feinen andern ‚Zwei bi 
als die Eitten der gemeinſten Amſterdamer Vollsheſe in de 
Worien des alten Roͤmers wiederzugeben, und doch fekelle ac 
das Stuͤck In der berühmten Niederlaͤndiſchen Academie. AN 
tiefer: Recht Huygens' Trijntje Cornelisz (ald bad Xi 
But fi Korenbloemen 1658. p. 1273 sq.), eine in m 
drigem Brabantiften Volkoldiom geſchriebene Poſſe, wit 
Zudaan zu viel Ehre anthat, wenn er ihren Verſaſſer bak) 
in einem Gedichte zur Rede fielte (Poezy. T. I. p ꝛ 
Noch weit niedriger und roher iſt die Poſſe Oene dei Ju 
B 08, ‚welter darin die Sprache des gemeinken Umferdana % 
belo foriht und den Ton anflimmt, der diefem nobein Das 
gogen am Beten zuſagte. Ein Mein wenig anfläudiga 1 
Kofer’8°) Bauernfpiel, ein Zwiegefpräh zwiſchen bem am 
falber Kanjart und feinem Knecht Hand Duabfrupt, w 
Foan Bluymer’) aus Amflerdam, Mitpäcter: des daßge 
Schauſpielhaufes und Freund des Antonides, der and M 
Trauerfpiel, die Gekrönte nah dem Tode (Inez de Caftro), % 
iarieben hat, das fi lange auf der Buͤhne erhielt, hat E 
feinem Geizhalſe, feiner Schule der Ciferfichtigen und kim 
Crispin Sternguder wenigſtens eine anfänbigere. Syrade " 
genommen, wogegen wieber Focquenbroch in den Son ın 
Vos verfiel, was man ſchon Daraus abnehmen lann, daß fi 
Liebe im Rarrenhaufe noch heute auf der Amſterdamet Aut 
meß aufgeführt au werben pflegt. Erwas beffer iſt fein Ei 
füchtiger in der Klemme. oe on 


Hollaͤndiſche Pocfie. Roman. 855 


Weis endlich den Roman anlangt, fo faͤllt In dieſe 
Berisde — denn von den altniederländiſchen Vollsbüchern, - Die 
faſt Durdgängig, wenn. auch mit Ausnahmen (3. B.. Een zeer 
sehoone Hlistorie van Seghelyn van Jerusalen, in Varsen, 
Antw. 1511. fol), nicht Originale, fondern nur Umarbeit⸗ 
ungen framzöfiiher Beier waren, fann hier doc. nickt die 
Rede fein), — des fhon genannten Johann van Heems⸗ 
fer”) Bataviſche Aicadia, we in vieler Beziehung, beſonders 
was UAnlage, Form und Ausführung anlangt, d'Urfées Aftrin 
ähnelt und worin der Berfaffer in dem Rahmen einer Lußreiſebe⸗ 
ſchreibung mehrerer jungen Leute durch Suüdholland, befonders zwi⸗ 
ſchen dem Haag und Leben, Gegenßaͤnde ber Niederlaͤndiſchen 
Alterthumokunde, Geſchichte und Jurioprudenz (de -endloien. 
Prozeſſe und Hexen⸗Inquiſition) zur Sprache bringt und durch 
gelehrte Geſpraͤche zu würzen ſfucht. Allein weit ſelbſtaͤndiger 
it des Kupfetſteches Boetius van Bolswert“), aus 
Bolsward, (geb. um 1580) ſonderbarer geiſtlicher Roman von— 
der Pilgrimſchaft der Schweſtern Duyften und Wellemijnken (in 
der Frauzöſiſchen Ueberſetzung heißen: fie. Columbelle ‚und Vo- 
lontairette). nah Zerufalem (1627), um ihren Seelenbräutis 
gam aufwiuhen. Das verſchiedene Temperament Derfelben. bringt 
hierin die Berwidelungen zu Wegr, und es findet ſich darunter 
allerdings vicles Mriginelle, denn Die tiefle Myſtik if mit den 
nößten Albernheiten, ja beinahe wit Blasphemicen gepaart, Die 
Eprache iR jedoch: vlaͤmifch. 

1) Treürspielen: Amst. 1054. 1661. 1720. 1. 4. Proben aus feinem 
Lucien im Mag. fs.d. Lit.:d. Audi, 1944. nr. 906 sq. 


2) Toopel-Poczy, beiwizende; Johanna Groy, Kouralyn, 't 
Verw orpen Huis, van Eli, van Servetus ‚vylde edryf. Amsterd. 


1718 1% 
3) Karel. de Staudn, Trenrspigl. Ayıst, 172. 8, 
Tre ok oversumgeld Sina, Auıst. 1714. 8. 
De le de We rken , B00 Speelen, Gedichten, Brieven en 
Kid ehr Van Breieroo! Ämst. 1628. 1622. 1637. 1638. 1. 4. 1694. 
KT 8.:.Boen@gh, 1 abourem en; acalachjigh groot kHedirpak. ib. 
—— Nr IX,.p- 237 | 
Ri Senta Yreurspiel. Aust. 1626} ‘4. 1630. B. Isabella, Treur⸗ 
—8* — Tresierspi. ſ aꝝ. a⸗ Phiyzeil, Ar. ih. 


64 Auist, 1045.-.4. Veeuwis de 
NH HE van N erev Mn uysen, Roertige’ Klier Ania. *33* 
4. Tyske van twe leorsonagien, te wecien. "eon Quiaksalyer. ge⸗ 


> 








356 Vlaͤmiſche Poehe. 

namt Meester Kanjart en de knegt Hansje-Quadk Aamüige 
ib: 16154. J. ſ. Pagnot: T. xT p- m. Ak MR King! 

n, ‚Gedichten. Amstonl. 4691.4. 1: Wagensarı AmlerdiPTil | 
‚P Dy din Art wiibllcher Jauft, Her’Mariken' van Nymegen. Aufn, 
1615. 8, fällt.ale Volkobuch jedecqh in dürfe: Periiad °.: 
12* 

2 Batavische Arcadia. Aınstexd, 1633, (nf; 1639, 176-8. 

‚unbiöfteren- on 
Po 1 ‚Sprekinge van de beste Pe ie ntrackeiude tot det 
eeuwigh Jerusalem. Antw. 1632. 8. tanz. alg: Pelerinnige de (+ 
"Jomdielle ‘et Volontairette vers leur P nimé dans Jerusalem. 
. . Brux.1684 & Musz in b. Bibl. d. Rom. 1775. Octir. TAl. p u 


6. 723. . 
Die Vlaͤmiſche Sprache, belannilich ‚bus ältere Gam⸗ 
ſterdialeci des Hollaͤndiſchen und. einſt Sprache der. fichehe, m 
Hexzoͤgen von, Burgund untergebenen Provinzen, dann ‚at 
dur. den Cinfluß. der Franzoͤſiſchen Eprache und der Ey 
niſchen Herrſchaft genötigt, jener im Suͤden und dem Hollind⸗ 
iſchen jm Norden Platz zu machen, bat nur.. wenige Barinia 
In biefer Periode gefunden. Man zählt darunter Die oa 
. „nannte Vlaͤmiſche Sappho Anna Byns, die Feindin Lethere, 
einen gewiſſen Cornelius van Bhifele, - den Berl 
‚ eines Gedichtes in zwei Büchern, das Opfer ver Suhlamla‘)ı 
- und Ueberfeger des Virgil, Horaz umd In, Edusard dr 
Denne, den ſchon erwähnten Fabuliſten, und singe gen 
San Sruitiere?) (um 1575), des in feinen. kleinen Lichan 
befonders als Freund der Reformation auftrat. In dem-foigenht 
Abſchnitte ſank die Sprache immer mehr, abgield.. Der Ki 
angeführte Nachahmer von Cats, der Jeſuit Adrign-BPoſe 
‚ ter6 (+ 1674) derfelben in feinem Masfenfple, ver Be 
einen Aufſchwung zu geben verſuchte; daffelbe thaten auch Pal 
Geſchier?) aus Brügge, deſſen Sutenpoeſie, der Welpruſſh 
jedoch nur dem Lateiniſchen in der Cate'ſchen Mania m’ 
gebildet it, San Lambrecht, der Landamann drfeiten, M 
den Pprenäifhen Frieden beſang und Die Gollomanle Kt“ 
Landsleute lächerlich machte, ber burledfe Lambert.de: Bet. 
ebendaher,. ber Geiftlliche Vleeſchhuder er der ſb wi 
geifiliche Lieder in aͤchtcatholiſchem GeiRe. dichtete und der De 
banter Volksdichter P. Croon, ebenfalls ‚ein. Amgfäigter BF 
ahmer von Cate, fowie der fdan genamnie Bakömerkr Be 





Blärnifche' Poefle. 857 
nım am Hört aber die Biämifhe Eprade faR ganz: auf, VBuͤcher⸗ 
ſprache zu fein, und / die - vieler gelechrten Blaͤmiſchek Hl» 
ftorifer, Theologen .und Philolegen fhrieben faſt alle in Rate 
nifcher Sprache, zum Mleinflen Theile nur Franzoͤſtfch. Go’ whe 
denn die Nationalſprache völlig eingeſchlafen, und als: zun.:gu 
Ende des: 18ten Suhehunderts die Franzgöſtſche Sprache. und 
Sitte präponderiitn, ſchien jene ganz verdrängt, bis ungefähr 
1834 .die au: für Deuiſchland, an welches: fle ſich an⸗ 
zuſchließen ſucht, politiſch - widtige regenericende Blämifche 
Spradbavegung ihren Kampf gegen diefe frembe AUfurpation 
begann’y. Mm Meiſten that fi aber als Hener und Pfleger 
derfelden Schann Franz Willems aus Boudoute bei Ant 
werpen (1793-1846) hervor, der zuerſt 1811 —12 te 
einem poelften Wenkampfe zu Gent, den die vortige Kapınier 
der Rhetorik, die der Fonteiniften, ausgeſchrieben hatte, und wo er den 
Preis davon trug, als Scriftfteller herwortrat und 1838 In 
feiner Vorrede um Reinacrt de Vos zuerf "für die Nationäls 
ſprache das Wort nahm. Bekanntlich wiıfte er nun thells 
durch feine Abdtuͤcke der alten Blaͤmiſchen mittelafterfichen Lites 
raturquellen, theils aber auch vurch SDriginalarbeiten, die In 
Gedichten Marke von Brabant, 1828), Reden und Luſtſpielen 
befanden. Reden ihm verdienen al8 Sammler der alten Literatur⸗ 
quellen David, Profeffor zu Löwen, Bormans, Profeſſor 
zu OB, der Dichter Blommaert aus Gmt und ber Li⸗ 
terarhiſtoriker Snellaert ehrenvolle Pläge. Als Dichter aber 
nennen: wir den - tintverfellen und hoͤchſt fruchtbaren Archivar zu 
Gent van Duyfe, Rens, ver 1834 dur fein Litteraere 
Jaerbokje ein Dicteralbun für Flandern und Brabant ſchuf, 
Kayt Ludwig Ledegand aus Eekloo (1805—46), einen et⸗ 
was fclaviſchen Rahahmer Byrons (Blumen meines Frühlings, 
1839, Die Wahnſinnige, 1842, Das Schloß von Zomergem, 
41840, und De drie Zuſterſteden, 1846, drei Open an Gt, 
Antwerpen und Brügge), und beſonders den Autodidact, Raturs 
dichter und Borfämpfer der Vlaͤmiſchen Oppofition Ban Rys⸗ 
wwyd aus : Antwerpen, der befonders in der Ballade (1844, 
3. B. De Duivelenladder, Marnix de Gt. Aldegonde) ausge 
zeichnet IR, während feine früheren Gedichte, ſelbſt Die ſchoͤne 


858 Vlaͤmiſche Poeſie. 


Volksſage Eppenstein (1840), befländig durch plotzliche, die 
Illuſion ſtoͤrende Nuehruͤche der Laune und Sronie unterbrochen 
werden‘). Einen Verſuch im Epos machte der Seelaͤndiſche Did⸗ 
ter Nolet de Braumwere mit dem Ambiarix (1840), ſowie im 
beihreibenden Gedicht mit der Schilderung feiner Reife durd 
. Eoandinavien und einige Theile Rußlands. llebrigens iR das 
Aufblüpen der modernen Vlaämiſchen Lyrif vorzugewelfe neben 
den periodifhen Zeitſchriften, unter denen dad von Willens 
gegründete Belgiſche Mufeum (1837) die bedeutendſte iR, den 
Gefangvereinen und Liedertafeln zu danken, die offenbar den alten Rhe⸗ 
torenkammern entiproflen find, worin, wie bier, Gedichte vorgeleien 
oder Vlaͤmiſche originelle oder doch in vielen Dialect uͤberſeßle 
Schauſpiele und Schwaͤnle vorgetragen werben und um ba 
Preis gekämpft wird. : Allerdings iſt die Natlomalbühne erh 
neh im Entfiehen, und als Dichter eines patriotiſchen Bir 
miſchen Schauſpiels nennt man neben Willems nur not 
Ban Peene und Kart Ondereet, die beiden Borkger DT 
Genter Geſellſchaft:? „Taelyver en Rroedermin‘* (Bruderlict 
und Epradelfer)’), In der Novelle dagegen nennen wit 
Ban: Kertboven aus Antwerpen, Eerevifta zu Eckloo m 
Baron Jules de Et. Genois, fowie Johann Alfried 
de Lacts, Berfaffer des Haufes von Wefembefe, der. newerdingd 
au eine Blämifche Dotſgeſchichte (Het lot, ecne schois va 
Viaenische dorpzeden, Antw. 1846) färteb, als Pa 
des hiſtoriſch⸗romantiſchen Genres, und  Befondere Hencil 
Conſcience (m leſen „Koͤnſelenz“yP) ‚aus Antwerpen (gt. 
1815), der feinem erſten Werke, dad Wunderjahr, bald einen 
größeren Roman, den Löwen von Flandern, folgen ließ, aber mus 
dings beſonders das Vlaͤmifſche Stillleben -In ' einzelnen kleinen, 
fehr vittotesk ſtizzirten Moveltenbildern geichitnert hat um belondes 
dur die Ginfachheit feiner : Darfiellung einnimmt, obgleich wit 
Deutfbe den ungeheueren "Erfolg: jeink Schriſten ia Dee 
nit vet begreifen köͤnnenn. . ai. a: 

9) Antw. 134.8 7000: ee AT 


2). ©..De Vries, T. I. p. 42 aq. — Beolesiudticui nfigiaie wy= 


sproken Jesu des .Soons S rach. Ay en „i jef 
Pauli tot den Komy nen. Leyden 1 9 ab — HERE? u 


3) Des Werelds proefstecn. Au 3. WORT IRRE PR, 





Hollaͤndiſche Poeſie. 859 


4) Alle zyne Jichikundige Werken. Brugge 1699. 8. 1679. 8, 

5) ©. G. Häfken, Vlaͤmiſch⸗ Belgien. Bremen 1847. Beh II. p. 101 
sı. Grgänzungsbl. z. Sonverfter. Bd. I nr. 38: p. 401 

6) Proben dieſ. Dicht. von E, 9 Pioennics in d. Mag. . ns Bit. d. Ausl. 
184. nr. 148. u. in ihr. Reiſe⸗Erinnerungen aus Belgien. Berl. 1845. 8. 


7) Ein politifches Tem Ping :Singfpiel, „die Zukunft der Vlämiſchen Fis 
teratur °° betitelt, welches tm: Heinen’ Seminar zu Mecheln bei Gele⸗ 
genhent der Preisvertheilung aufgeführt ward, fchildert Höoͤfken, Sb. U. 
p- 138 8q. 

8) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1846. nr. 18. Sarhmtung ausgewaͤhlt. 
Schriſten in d. Deutſche uberſegt. Münſter 1846. VIiIk 1 


8. 724. 


Haben wir. chen eine bis auf die neueſte Zeit reichende, 
Skizze dır Vlaͤmiſchen Poeſie gegeben, fo können wir wohl, icht 
auch die noch übrigen drei Perioden der Hollänbifchen - Dichte 
funft zufammenfaffen. Dieb wir um fo cher angeben, als 
wir ſchen bemerften, daß das eigentlihe goldene Zeitalter der⸗ 
ſelben mit der erfämpften Freiheit und. dem Meißſterkleeblatt 
Hooft, Bars und Vondel abſchloß. So fam ed denn, daß bie 
dritte Periode von 1679 — 1738 zwar dur Andreas Pels und 
die von Ihm errigtete Sefellichaft .„ Nil volentibus arduumy 
die Franzoͤſiſche Litergtur ‚zum Mufler nahm, aber dafür auch 
die Dilginalität, wenige Volksdichter, wie Poot, Langendyf ꝛc. 
waren, ausgenommen, einbüßte und. das eigentliche poetiſche Genie 
durd Eprachkuͤnſtelei zu erfehen fuhte. In der vierten ‘Beriode von 
1738—1780 futte Feitama die Korm immer mehr zu 
cultiviren, allein Originalität und ſchöpferiſche Kraft fonnte fein 
eiferner Fleiß nicht fhaffen, und die übrigen unbedeutenderen 
Didier, etwa die Gebrüder van Haren ausgenommen, waren 
nun vollends nicht im Stande, das Franzöſiſche Joch abzu⸗ 
fehittseln, ſondern lichen es ſich vielmehr immer mehr über den 
Naden ziehen, da. auch vun Winter und feine Frau gu. rer 
gelrecht fehrieben,.; um fi$ dem eigenen Genius frei zu übers 
lafin. Die legte Periode, von 1780 an, biieb im Anfang 
der hergebrahten Manier immer noch geireu, phne - fh. durd. 
den ‚Einfluß der. Englaͤnder, deren. Meiſterwerle in Halland 
nidt ungekannt blieben, oder der Deutſchen, die fi, wenjgſtens 
was die Opigifhe Schule anlangt, nad ihnen gebildet Hatten, 


® 


860 Hollaͤndiſche Poeſie. Epos. 
irgend wie davon ablenken zu laſſen. Endlich bildete ſich abe 


1780 zu: Utrecht seine Art von ſentimentaler Schule, au 
Kam, Rau'und Bellamy deſtehend, an die fih auch Felh an 


ſchloß, obgleich dieſer dem Reim, den jene als hindernde deffel 
yerwarfen, treu blieb. Indeſſen warb au vurch dieſe Nimm 


im Wägemeinen wenigſtens der gute Geſchmack noch nicht m 
rüdgerufen,, bio endlich Bilderdyk, ein claſſiſch geblldetes un 


zugleich mit allen neum Literaturen vertrautes Antoerfalgenl, 


theils das Zuruͤdkehren zu den antifen Muftern und die alleinige 


Smtatiigung an We altm NHoryphäen ber Hollaͤndiſchen Port 


‚ehitig empfahl, theils mit einem guten Beifpiete Hierin 
voranging und ſomit den altm Ruhm feiner Ration wiede 
regenerittet). Im ver neueſten Zeit vereinigte ber Nederland 


sche Mnzen-Almanach (felt 1818) die beſten Leiſtungen m 


fungen Dithter, wie denn fon früher mehrere Gefelicehm 


wer ſchönen Künfte (4. B. die Leldenſche Genootschap Kurd 
wordt door Arbeid verkregen fit 1775, die Haag ſce 
G. Kunst liefde spaart gen visjt ſeit 1773, die Amſterdauc 
6. Hier na voolmaskter ſeit 1785, die Rotterdam 6: 
"Studiem  sehenliarun genitrix felt 1789) ihre Pod 
amd Preiogedichte hatten drucken laffen, und noch jet Pi 
die Gefellfchaft der Wifienfhaften und Kuͤnſte zu Leyden if 
Gedeihen durch das Aufgeben von Preisgedichten. 

4) S. Willem de Clerq, Welken invloed hoeft vreemde Lei 


ferkunde gehad op the Nederlandsche Taal en Leiterkunde sin® 
et begin der XV oeuw tet op onze dageli? Amst. 16%5« du 


$. 725. 


Beginnen wir mit ber epiſchen Poeſie, fo wird eigenllic 
Lucas Rotgans!) aus Amfterbam (1684 — 1718) * 
Valer verſelben fein muffen, wenn er auch in feinem ſerritn 
Sedicht auf König Wilheim 111. mit frofigter Schwutſ W 
Heldenwelt und das Ehriſtenthuim sufammentirfelt,. "MBein 89 
bildet hat daffelbe er Arnold Hoogviiet?) and Mat 
Dingen (16871763), denn feine Biblijde Epopde auf Are 
Ham folgt zwar der Woſaiſchen Ergäßtung stemlid gman, aD 








Holändifhe Poeſie. Epos. 861 


ber Dichter hat dennoch ein Origingiwerk zu ſchaffen wer⸗ 
ſtanden und die Einheit der Handlung wohl feflgehniten, 
fo daß er eines der beſten Diatwerke der Hallaͤndiſchen 
Poeſie lieſerte. Als bloßer und noch dazu unglürliher Rada 
ahmer. tritt Nicolaas Berfeeg?) aus Rotterdam (1704 
— 73). mit feinem Mofes auf; Franz van, Steenmpf‘) 
aus Amſterdam (4715—88) folgt zwar derſelben Manier, ge⸗ 
gebört aber In feinem Gideon der Schule Feitqma's ar, ob⸗ 
wohl er weit regelmäßiger als fein Meiſter ſelbſt IR; die 
rau van Winter’) aber bat ia ihrem David, jedenfaug 
das anmuthigfe und Funfimäßigfe Epos ber Hollaͤndiſchen Li⸗ 
teratur geboten, wäßtend Jacob van Du‘) in feiner Be 
feeiung Joraels aus Wegupten durch philoſophiſches Rai⸗ 
ſonnement und fleptifches Kluͤgeln alle Illuſion eines hiſtariſchen 
Epos ſtört und verdirbt. Nationale Heldengedichte lieſerten ber 
kton genannte Steenwyk In ſeinem Claudius Civilis, works 
er den Freiheitoſinn der alten Bataver feiert, waͤhrend Frau 
van Winter mit weniger Patriotiemus, aber epiſchem Taft, 
bie Ueberwinder derfelben, die Roͤmer, prieß, Wilhelm van 
Haren’) (A7193—68) In feinem Friſo, einem geſchmac⸗ 
vollen, auf alten Traditionen besubenden Rütergedichte, fee 
Bruder Dnno Zivier van. Haren®) (171379) aus 
Leeumarden, der. in feinen Geufen. iedoch ein auch der Form 
nad lyriſches (in zwanzigzeiligen Stanzen gedichtetes) Epos lieferte, 
welches indeß ſpaͤter von Feith und Bilderdyk umgearbeitet worden 
it, und endlich Jan Nomßo), deſſen Wilhelm der Erſte und 
Moritz von Naſſau aber, eben weil er ſie blos in der Abſicht, 
ſich beliebt zu machen, geſchriehen, nichts als Proſa in 
Verſen vorſtellen. In neueſter Zeit gingen jedoch auch van 
den,Ho0y6 De torht naar Tervueren (1832), J. J. % 
ten Kat es -Iyrifher Chatterion (1843) ımb I. van Lens» 
nep's Hot-haysıter Leede en Adegild, Jarolm en Bertha, 
De striäd med. Yisandesen md De slag bij Coevoorde 
1227:(14843) nicht ganz ſpurlos vorüber. Auch Bilderbyk 
bat md sin epiſches Meiſterwerk in feinem bie vorfünbfluihige 
Zeit berührenten Untagang dee Welt hinterlafien, worin er eine 
Bergleigung mit Lood jeo' Rukter aushaͤlt. In sinem ganz anderen 


862 Hollaͤndiſche Poeſie. Epos. 


GSente“ ſchrieb Ian Frederik Helmers and Amſterdam 
(1767 - 1813) fein vom gluͤhendſten Patriotlsmus Victirtd 
Gedicht det Holländiſchen Ration, worin er dur vie Sdiilde— 
zung der früheren Thaten der Hofänter zu Lande und u 
-WBafter und Ihrer Leiſtungen in Wifſenſchaften und Kine 
feine Landsleute bewegen wollte, das Galliſche Jod abpuſcuͤt 
‚ten (1812), indem er ihnen einen rettenden Stern verhieß, une 
dem freilich das franzöflfhe Bouvırnement Rapolcon verſtanden 
wiſſen wollte, weshalb es durch die Cenſur den Verlege 
zwang, in einer Rote defien Ramen als Eıflärung beifügn. 
Bogaertd, der wie Lennep ih zu den Romantifern hält, hat ebenfıls 
dur feinen Jochehed (Amflerd. 1835) und De tagt van Ilcem- 
kerk naar Gibraltar (ebd. 1837) fehr große Hoffnung ar. 

Auch der 'heroffhe Belang, der in dem goldenen Zetal 
der Holändifhen Poeſie das eigentlite Epos erfegte, fm 
trop ber Gefdinadlofigkeit ‘ver Borm in’ diefer Perlode gebb 
reihe Bearbeiter; denn wenn [bon Bondel mit feiner Eroberung 


von Brot (1627) gezeigt hatte, wie das dichteriſche Om 
einem auch an ſich kleinlichen Stoffe epiſches Element dm 


hauchen konnte (Poezy, T. I. p. 3 xq.), fo vermodte aud Ar 
tonides, in feiner gebundenen Bellona (ſ. feine Gedichten 
1714, T. II. p. 3 5q.) eine höchſt gelungene "begeiket 
Schilderung des Krieges zwiſchen Holland und England (1669) 
auf fo engem Naume zu geben, und Lucas Schermer af 
Harlem (1688— 1711) lieferte trefflihe Siegeslieder auf N 
Thaten der verbindeten Mächte im ESpaniſchen Eıbfolgekeisg 


(Gedichten, Amst. 1711! 1715: 4), weilte Dubant 


fräftiger Schilderung‘ des 1058 über die Schwiben bäron a 
fragenen Sieges feiner Landsleute nit nachſtehen (Poerzy, T- 
!: p. 152 sq. Zireedsche Hooginoed' gebroken.). 

van Alphen's Nederlandsche Gezangen (Utr. 1179. 
Bellamy's Vaterlandsche Gezangen (1785), Felthe N 
Ruiter und "Karl V. (in f. Ged. T. 1. p. 166. 190 -ı 
200t8° Overwinning der Nederlanders op Chatkam (Am 
1799), Zollen®’ Vierdangsche Zeesiag (1666 wwiſten 
den Holländern und Engländen) und "Willem de Eers“ 
fowie San Jacob Bereul’s. Antonius Hambrok (cn pre⸗ 





Holändifche Poeſie. Poetiſche Erzählung. 863 


biger auf Formoſa, der Hollaͤndiſche: Requlus) und Ilerman 
de Ruiter (ein. Ochfenhändler, der 1570 das Schloß Lues 
ftein durch einen Ueberfall einnahm. und dann, von den Epa⸗ 
nicın belagert, fih in die Luft fprengte) verbienen Erwähnung, 
und ebenfo gehören nod mehrere ber Patriotiſchen Gediaue von 
Helmers und Bilderdyk hierher. 


1) Wilhelm de Derde, Koning van Engeland. "Amst. 1710. 1. 

2), Abreham de Aarisvader, in twaaif "boeken. Rotterd. 7. 
1754 

3) Mozes,. in 12 Roeken. Rotterd. 1m. 4, 

4) Gideon, in 6 Zungen. Aunsterd, 1743. 4. Claudiys Civilia, in 
16 Zangen. Aınst. 1774. 4 

5) David, in 12 Boeken. Aust. 1768. 4. Germnnitus. 1b. 1779. 8. 

6) De Verlossing Israels ait Egypten. Haarlem 1791. 8. 


7) Gevallen van Friso Koning der Gangariden en Prasiaten, 
in 10 Boeken. Amsterd.,1741. 8. ib. 1758. +. W. en O. Ziv. v. H, 
\verken. ib. 1824. VI. 12. 


8) Aan het Vaterland. Leenward. 1769. 8. (ik bie Ed. Pr. d. 
Geussen) De Geussen in 24 Zangen. Zwolle 1772. ib. 1776. 1779. 
3. (Umarb. v. Feith u. Bilderdyk) Ib. 1785. 11: 8. Treurspelen nit‘ de 
Vaterlaudsche zebeurtenissen. 3b. 1773. 8. De Herschijumg. ib. 
1776. 8. De Landbouw. Zwoll. 1777. 8. De Inenting. ib, 1777. 8. 
De Vrijheid Lierzang. ib.‘ 1778. De’ Koopmaıt, de Sthatsman, de 
Schimanen. ib. 17:8. De Doos van Pandora. ib, 1779. 8. f. de Vries, 
Tr. 11. p. -0: 389. 

9) Willem den Eerste of grondlegeging der nederl. vryheid, in 
24 Zangen. Amsterd. 1779. 4. Maurita van Nassau „ind Zaugen. 
ib. 1709. 


$. 726, 


Die yoetifhe Erzählung, welde mit dem Epos zus 
ammenbängt, hat zwar nad Cats noch manden Bearbeiter 
jefunden, allein feiner hat biefen erreicht, etwa den Bertheidiger 
ver zmanglofen Berfe,. Jacobus Bellamy!) aus. Vließingen 
1757-86) audgenommen, deſſen Rosen (Koosje), eigents 
ih eine halbe Romanze, eins der. beften Gerichte iſt, die wir 
ns feiner Jugend haben. In der neueren Zelt bat jebod 
ebenfalls Willem BilderdyE?). aus Amſterdam (1756— 
1831), deſſen Verdienſte um die Literatur feines Vaterlandes 
wahrbaft,geloffat find, den Preis Davon getragen; denn obgleich er 
der natürlihen Einfachheit, welhe bei Cats überall hervorleuctet, 
erinanor!* foiR doch fein Achilles op Scyros, fowie d. Assenede, 


864 Holändifche Poeſie. Poetiſche Erzählung. 


und felne Lueretia x. vollendete Gemälde ihrer Zeit, bien 
wahrhaft bodhpoetifchen Stellen fehr reich find. Auch die lo⸗ 
miſche Erzählung erlangte in diefem Abſchnitte ihre Geltung, 
denn Hubert Korneliszoon Poot (geb. zu Abowonde bei 
Delft 1689, gef. 1733), Hollands größter Naturbichter, färleh 
(1716) ‘feine mythologifben heiteren Grzählungen (5. ®. De 
Verlief de Venus, De Maan by Endymione), welde, top 
dem, daß Ihe Verfaſſer nur Autodidact war, vol aͤcht anlllen 
Geiſtes find, dabei aber von heiterem Humor überfprudeln und 
überhaupt erſt noch übertroffen werben follm. Auch der m 
glühtihe Pieter - Langendyk aus Amſterdam (1662— 
1785, er farb wie Romß im Epital), der SHolländiide 
Dancourt, gehört hierher, denn fein Aeneas im Sonntagsroch 
eine Traveſtie des IV. Buches der Aenelde, giebt dem Genle 
Scarron's nichts nad, wogegen bie jährlih von ihm als Aa 
tor einer Rhetorenkammer gefdriebenen und unter dem kl: 
„Holändifhe Geſchichten“ zu einem bifloriihen Ganzen vr: 
einigten Gedichte blos Schularbeiten find, Gewiſſermaßen ge 
hört auh Rotgans*) mit feinem befchreibenden, aber hur 
leöfen Gedichte, die Dorffirdmeß, hierher, fowie Eliſabeth 
Wolff, geb. Better‘) aus Vließingen (1738— 1804), de 
ren Menuet en de Dominees-Pruik eine beißende Gatiıe auf 
einige zelotifche Geiſtliche ihres Vaterlandes if, welche darübe, 
daß ein Kirchenältefler auf einer Hochzeit ein Taͤnzchen gemadt 
hatte, ein großes Geſchrei erhoben Hatten. Weniger fpik um? 
allerdings dafür etwas freier, aber voll außerorbentticher Leben⸗ 
Digkelt find Bilderdyf’o°) Heitere Erzaͤhlungen: Hidder So: 
(eine Nachahmung des Boltairefhen Co qui plait ax Dr 
mes), Ourson en Valentin (nach dem alten Boltebude), Ro 
bert de Vries, der Lauſcher oder 1. April, die Thiere sc, wiewehl 
In ihnen allerdinge mehr Kunfform als in den oben genannt 
vorherfht. Auch fein Froſch⸗ und Mäufefrieg iR ein hochl 
geiftreiches ſatiriſches Gedicht. 

1) Roosje, eene Vepgelling, bei Bellamy, Proeven voor: het Ver- 

t hart. Utre 


stand, den Smaak en cht 1 St. Ir. Rösgen, © 
poet. en. a. d. Rord⸗Niederl. v. Bellamy. E. Verſ. v. Zanffı ar 


1834. 8. 
2) Diefe Erzählungen ftehen in feinen Nie lingen, Am 
ter. 1006 TE oen fegen in feinen Nienwe Mengelingen. 





Hollandiſche Poeſie. Lehrgedicht. 86% 


3) Gedichten. Delft 1746. II. 4, 1726-35. II. 4. Amst. 1780. IJI. 
8. Werken. Leiden‘ 1766. Mm. 4, „170. IM. 12. f Pogdot T. Yen 
235 sq,' 2 ı . . ? 

4) G2dichlien, Amhterd. 1115. 4. —— ib, 1736: 4. 

5) LiemVeld- en: gMengelzangen. Hoorn 1772. 8. Oekonomz, * 
jes. Haag 1782. III. 8 

6) Sim in feiner Mengelpoezy, ?. Nieuwe Mengelingen um 
d. Verspr. 

TH ‚ 


6. 727, DE nr 


Daß das eigentliche. Lehrgedicht in. dicſen loben 
ebenfalls feine Bearbeiter ‚finden mußte, legt, {don in dem 
Character der ganzen Nation, Breilih waren. mehrere hierher 
gehörige Arbeiten, wie z. B. Klaas Bruins!) aus. Amfere 
dam (1671—1733) Nachahmung ded oben genanhten Heems⸗ 
ferPfhen Werkes, Die Kleefsche en Zuidhollandsche Arkadia 
und Noorthullandsche Arkadis, hödfiens ber Form nach 
Gedichte, Dagegen dem Gehalte nach nichts als Profa, obwohl 
fhon Kaspar Brandt's?) aus Nieuwfoop (1635 — 96) 
Schilderung des juͤngſten Gexichts nicht übel und Dirt 
Smits#?), des Stifters der Schule ber Stromdichter, Rotte- 
stroom, worin er dieſes bei Rotterdam in bie Maaß fallende 
Flüßchen -und zugleich ben Ruhm dieſer Stadt befingt, Leine 
ſchlechte Nachahmung von Antonides’ Ystroom if, und aud) San 
de Marre'sy aus Amferdam (1696—1763) Batavia, 
worin, er theils die gleihnamige Stadt, theil die von ber 
O flindiſchen Geſeſſſchaft unternommenen großartigen Entdeckungs⸗ 
reifen fo ſchildert, mie e& eben nur ein ganz mit der Sache 
Vertrauter . (er felbd war lange zur See gewefen) thun kann, 
venn er auch auf des andern Seite hierbei die Redſeligkeit eines 
olchen verräth, au loben fein wird. Wilhelm vander Bot’) aus 
Rotterdam (1704— 83), beiärieb nach Huygeno' Vorgang feln 
Zandgut Endeldyk, blieb.aber unenblih weist hinter feinem Mei⸗ 
fer zurüd, dem Hoogvlietd) in feinem Zydevalen, ber 
Schitverung ſeines Landgutes bei Utrecht, ‚viel näher gekommen 
war, und eben fo wenig Iomnte Frans de Hart ) (1708 
—61) eine dem Gegenftande würbige Schilderung des Erd⸗ 
Bebend von Liſſabon geben, da es ihm an aller Kraft für 

Grüße, Handbuch d. Literärgeſchichte. W. 55 


806 Hollaͤndiſche Poeſie. Lehrgedicht. 


einen ſolchen Stoff gebrach. Weit beſſer iſt aber ſchon 
Pieter Huyzinga Baker‘) aus Amſterdam (1718— 
1801) mit feinen in den Betrachtungen der vaterlaͤndiſchen 
Etröme und der Verbannung des Dichters gewählten Stoffen 
fertig geworben, indem er Leichtigkeit der Berfificatton mit Kraft 
und Phantafle verband, und er kann alfo, well er, fatt de 
Ballimante zu huldigen, Hooft zum Mufter nahm, fchon für einm 
Borläufer der befferen Zeit gelten, obwohl Lucas Trip’) aus 
Groͤningen (17 13 — 81), derinder Kunft, aus ganz unbedeutende 
Gegenfländen eine Fülle der Gedanken und einen Schwung dr 
Phantaſie zu faugen, die wirklich far unbegreiflich iſt, einzig baRdt, 
ihn bei weitem übertrifft (3. B.in feinem Gedichte: Bott ſichtbar im 
Unanfehnliden, oder Betrachtung eines Kieſels, einer Blaubeele 


und einer Fliege). Nicolas Simonvan Winter!) aus Aufn 


dam (geb. 1718), ein ebenfd gebildeter als talentuoller Dichter, mut 
etwas zu fehr den Franzoͤſiſchen Muftern anhängend, veremige 


den Strom, ber feine Baterflabt groß gemacht hat, allein x 


erreichte doch Antonides nicht, obwohl glatte Eleganz Inga 
feiner Bearbeitung der Johnſon'ſchen Jahreszeiten (1779) nidi 
abgefproden werden fol, worin er den ähnlichen Berfuh Jar 
Maguer’s') aus Zierikſee in Seeland (+ 1798) bei weitem 
in Schatten geflellt hat. Nun kam BilderdyE'?), der (1807) 
zum Beften der durch die unglüdtihe Pulvererploflon zerförte 
. Stadt Leyden fein berühmtes Gedicht von den Kranfhailen da 
Gelehrten ſchrieb, wobei er fein außerordentliches Genie beim 
ders darin an den Tag legt, daß Er den unpoetiſcheſten Dinga 
eine poetiſche Seite abzufehen und trotz eines unmblid 
langweiligen Stoffes dennoch den Lefer für ſich zu geminne 
und feine Aufmerffamfeit durch feine wunderbare Gebantenfült 
gu bannen verſtand. Auch feine Nachahmung von Delik 
Homme des champs if ein Meifterfüd und wird nur M 
Bezlehung auf das philoſophiſche Element durch die Heinen be 
ſchreibenden Gedichte des Lyrikers Helmers") (3.9. die wundt: 
fhöne Erörterung des Buffon’fchen Sonnenſyſtems) übertrofff. 
Inter den neueſten didactiſch⸗beſchreibenden Gedichten der Hollaͤnder 
werben jedoch des Lyrikers Hendrik Tollene Gornelid 
soon‘ aus Rotterdam (geb, 1780) Lieberwinterung der Hr 


Holändifhe Poeſie. Lehrgedicht. 867 


länder auf Nova Zembla (1819), dad größte Meiſterwerk bes 
fchreibender Poefie, welches feine Landsleute befigen, und Jacob 
van Lennep's aus Amfterdam (geb. - 1802) lebterem Werke 
allerdings nadtzufegende Bouwkunst (1842), die jedoch wieder feinen 
Academifhen Idyllen, welde das academifhe Leben feiner Zeit 
nit eben foviel Wahrheit ald Gewandtheit der Sprache ſchildern, 
nachſteht, am Höcften geſchaͤtzt. Endlich werden Kinker’s des 
Kantianers Allleben oder Weltfeele und fein politifhes Gedicht: 
Der Geil Loyola's Im 19. Jahrhundert, bier eine Stelle finden. 


1) Kleefsche en Zuyd-Hollandsche Arcadıa. Amst. 1716. 1730. 
8. Zeededichte. Amst. 1721. II. 8. Noordhollandsche Arcadia met 
aanteekeningen van G. Schoemaker. ib. 1732. 8. Tooneel Poezy. 
Amsterd. 1713. II. 8. Dichtmatize Gedachten over CL Bybelsche 
Printverbeeldingen. ib. 1727. 8. Veertig saamen en alleenspraken 
uyt het Nieuwe Verbondt. ib. 1729. 8. Bybelsche Toneel Poezy. 
ib. 1735. 8. Leeven van den Apostel Paulus. ib. 1734. 8. Uytbrey- 
ding over hondert Leerzame Zinnebeelden. Aunst. 1722. 8, 

2) Christelyke Bespiegeling vant ’laatste Oordeel, b. Ger. 
Brandt, Poezy. 1619. 1725. 4. 

3) Nagelaten Gedichten van Dirk Smits; waer by gevoegt is 
het leven des dichters. Rotterd. 1758—64. III. 4. Israels baäl- 
1egorsdienst of gestraft wollust in III boeken. ib. 1737, 4. DeRotte 
Stroom. ib. 1750. 4. 

4) Batavia in VI boeken. Amsterd. 1740. &, Hof- en mengel- 
dichten. ib. 1746. 4. Bespiegelingen over Gods wysheid en eer- 
kroon voorder caap van Goede Hoope. ib. 1746. 4. 

5) Endeldijk Hofdicht, en andere Gedichten. Leyden 1768. 4. 

6) Zijdebalen, Hofdicht. Delft. 1740. 4. Mengeldichten. Delft. 
1738. 4. Vervolg derzelve. Rotterd. 1753. 4. . 

7) Mengeldichten, uitgegeven d. F. de Haes, met eenige ge- 
dichten. des uitgevers. Rotterd. 1711. 8. Gelijkenis van den Ver- 
loren Zoon. ib, 1744. 4. Het Verheerlijkt en veruederd Portugal, 
en verscheide Gedichten. Amsterd. 1758. 4. Stichtelijke Gedichten. 
Rott. 1746: 4 Naagelaten Gedichten en Nederduitsche Spraekkunst. 
ıb. 1764. I bu bu 

8) Poezy. Amsterd. 1773—90. III. 8. Darin feine Bespiegelingen 
der vaderlandsche Stroomen und De Ballingschap des Dichters. 

9) God zigtbar in ’t onaanzienlyke, of Beschouwing van een 
kei, Blaanw besse en Vlieg, m M. L. Fijdwinst in leedige Uuren, 
ot Proeven van stichtelyke aandacht. Leyd. 1764. 8. . 

10) De Amstelstroom. Amsterd. 1753. 4. De Jaargetyden. ib. 
1779. 4. 

11) De Jaargetyden, Zierikzee 1761. 8. Dichtlievende Uits- 
panningen. ib. 1772—79. III. 8. 

12) De Ziekten der Geleerden. Amst. en 's Hage. 1807. 8. Het 
Buitenleven naar het fransch van Delille.. Amsterd. 1803. Rotterd. 
1821. 8 E 

43) 3. B. Het Zonnestelsel, De Drukkunst, De Wereldburger 
in f. Gedichten. Amsterd, 1809. T. I. p. 1—61. (II Voll. 8.) Dazu: 
Nalezing der Gedichten. ib. 1815. 8. Nagelaten Gedichten. Haarlem 

55 





868 Hollaͤndiſche Poeſie. Lehrgedicht. 
1815. II. 8. De Hollandsche Natie in VI Zangen. In den Hay 
i812—13. 8. 


14) Gedichten. Rotterd. 1821. 8. Haag 1808. II. 8. Minne 
dichtjes. ib, 1810. 8. 


§. 828, 


Auch das moralifh=religlöfe Lehrgebicht fand feine Be 
arbeiter und hatten nun zwar Klaas Bruin!) und Henbril 
Schim?) aus Maaßluis (geb. 1695) und zwar Rebterer In feine 
Bybelpoezy, den Bybel- en Zededichten und der Heerlykheid van 
Christus in de Kerken etc. feinen ſolchen Erfolg erzielt, wie 
ihn ihr guter Wille wohl verdient hätte, obwohl eo ihm 
allerdings an der zu ihrer Aufgabe nothwendig erforderlichen 
Kraft fehlte, fo Keferte dagegen die berühmte Lucretia Bil 
beimine van Merken?) aus Amfterdam (1722—95) in 
Het nut der Tegenspoeden ein in jeder Art claffifches Mut 
biefes Genres, inden fie die allerdings nothwendig dault 
verbundene Monotonie durch Gebanfenfülle, geſchickte Berthell 
ung des Materiald und fehlerlofe und anmuthige Berffication 
unfbädlih zu madhen wußte Auch Petrus Jobannı? 
Kafteleyn*) aus Breufelen bei Utrecht (1750 — 93), ein te} 
feineö großen Genies nicht von feinen Zeitgenoffen anerfannie 
und belohnter Dicter, lieferte in feinem „Einfluß des fehe 
Glaubens an bie Vorſehung“ aus eigener Erfahrung 6 Pr 
fier eines auß dem von der Wahrheit feiner Anſicht volllomuen 
überzeugten Gemuͤthe kommenden religtöfen Gedichtes, das ı 
poetiſchem Werthe gewiß dem- der Winter nicht nachſteht. Feith) 
hatte zuerft in feinem Grabe, dann aber in feinem Alter und feiner Er 
famfeit ſich ebenfalls in diefem ſchwierigen Genre verſucht und bie ihm 
entgegenftehenden Hinderniffe durch feine hoͤchſt gelungene Bar 
ſtfication und angeborene Dichterweihe überwunden; wenn M 
aber in feinen Briefen an Sophie, die angeblid die behren 
Ihrer Jugend nad Kant'ſchen Grundfägen umzumobeln ſucht 
biefelbe von dieſer falſchen Richtung abzubringen wünfdt md 
nachweiſt, wie ein Frauenzimmer mit der Philoſophie Aberhaurl 
nichts zu thun haben folle, fo verbiente er zwar Kinker? 





Hollaͤndiſche Poefie. Allegorie. Schäferpoefie. 869 


boshafte, der Sophie in den Mund gelegte Ausfälle auf feine 
eigenen Jugendihwärmereien nicht, allein aus einer fo haus⸗ 
badenen Moral dem Gehalte nad Boefie zu machen vermochte 
auch fein Genie nicht. 

Auch die Mllegorie blieb nicht unangebaut, denn Dirt 
Smits‘) aus Rotterdam (1702—52) befang, mit vielem 
Geſchick den Aachener Frieden, und ebenfo hat Hendrik Tols 
fen 8?) in feinem Hoffnungsblümdhen (mei Bloempje van de 
hoop), feinem Lebenslämpchen (meilevenslampje), feiner guten Reife 
an mein Töchterchen (goede Reis aan myn jongste Doch- 
tertje), worin er das Leben al Schifffahrt befingt, und in feiner 
Geburtotagsfeier (Verjaardag), worin er das Leben als Fuhr⸗ 
mann barflellt, aus ber ſchwierigen Form etwas Claſſiſches zu 
machen gewußt. 

Die eigentliche Scäferpoefle ſchuf Arnold Mooned) 
aus Zwolle (1644 —1711) in feinen Herderszangen, bie er 
jedoch nur als Gelegenheitögevichte fchrieb, weshalb fie auch 
ziemlich Reif find; feine Heilige Herderszangen aber, worin 
er die Geſchichte Jeſu in diefe Form einzufleiden fucht, find 
gaͤnzlich verfehlt. Beſſer iR fhon San Baptifa Welle 
fens°) aus Aalft in Flandern (1658— 1726), der Leber 
feger de8 Aminta und Theoretifer dieſes Genres, da er fid 
volfommen nah Stalimifhen Meiftern gebildet hatte und nun 
auch feine Niederländifchen Landleute und Fiſcher in dieſem ans. 
geblichen Arcadifhen fentimentalen Tone und höflfher Galan⸗ 
terie reden läßt, nicht aber im jener derben Natürlichkeit, wie 
wir diefe Leute auf den Bildern ber Holländiihen Bauers 
hochzeitmaler erblidn. In demfelben Geifte dichtete mit ihm 
in Compagnie fein Freund Pieter Blaming') aus Amſter⸗ 
dam (1686—1733), der Leberfeger ter Arcadia des Sannas 
zar, und aub Abraham de. Haan!) blieb nod derfelben 
fremdländifhen Manier getreu, während ver geniale Tol⸗ 
fen 82), deſſen Beruf zu dieſem Genre fchon in feinen glühen- 
den erotifhen Liedern zu erkennen iſt, in feinen Idyllen zuerſt 
Anmuth mit Natürlichkeit der Darflelung und der Situationen 
zu verbinden gewußt, auch fetbft einzelne niedrige Vorkommniſſe 
nicht vermieden und bierin Loo6jes') übertroffen Hat. 





870 Hollaͤndiſche Poefie. Epigramm. Satire. 


der in feinen fowohl der Form (Profa), als dem moraliſitenden 


Inhalte nad fireng in Geßner's Style gehaltenen Hirtengedichten 
eben deßwegen wieder viel zu fehr von der Wahrheit abwid 
In der Babel- wurde ebenfalls nichts Selbfländigee mehr yo 
ducirt; man begnügte ſich zwar nicht damit, Gellert's und La Fon 
taine’8 Fabeln ind Hollaͤndiſche zu überfegen, allen der Eiv 
sige, der etwas Originelles auf dieſem Felde zu leiſten ſchien 
E. 3. B. Shond’*), Oymnaflaltertor zu Nymmwegen, lee 
auch nur matte Nachbildungen des erfigenanntn Meiſtec, 
und der Lucretia Wilhelmine van Merten Babeln fin, 
obwohl felbfländig, doch unbedeutend. 
Auch das Epigramm fand nah Adam Simone”) 

dee es jedoch auch nur von der leichteren Seite anlah. 
faum noch einige wenige Bearbeiter zur Zeit der fremden Ui 
pation, was auch mit der Satire der Kal war, deren Inf 
berühmtefe Probe, nah Bakker's feurigen, aber etwas zu 
fharfen Ausfällen gegen die Engländer, das Gafmahl iH, 
worin bie geifiteihe Sultana Cornelia Baronin van 
Lannoy!d) aus Breda (1738—82) das Benehmen und di 
Sitten einiger Ihrer einfältigen Standeögenofjen durchzog. IM 
deſſen fönnte Jacob van Dyk!) aus Vlaardingen (g® 
1745), ein der niedrigfien Claſſe der Kanalreiniger entſproſſentt 
Aubodidact, mit feinem Briefe an feine Mitbruͤder hierher ge 
zogen werden, worin er zeigt, wie höhere geiſtige Anlagen M 
niedern Standesverhältniffen nur eine hoöchſt beflagendwerik 
Gabe Gottes feien und Einfalt und unbefümmertes In⸗den⸗Tay 
Syineinieben für die Geſellſchaft überhaupt weit erfprieflide 
fe. Der Form nah iR diefe Satire jedoch ein poetiſcher Urt 
in weldem Genre noch die theilwelfe in Voltaire's Manter gehalla 
Briefe der Frau Chrifiana Leonora de Reufville”) 
aus Amflerdam (geb. 1713), in benen ſich befonder6 ihr phi⸗ 
loſophiſcher Kopf bemerkbar macht, und der uneigentlich als lyriſce 
Geſang benannte Brief der Eliſabeth Wolff’), der aba 
nicht poetifcher iſt, als ihre übrigen Briefe, zu erwähnen fm 
1) Zededichten over geblevene Zeden-, Bybel- en Menge! 


poezy. Amsterd. 1735. 8. De Lustplaats Soelen in dietmnat. Has! 
1741. 11. 8. Aendachtige Bespiegelingen. Amst. 1712. 8. 


Hollandiſche Poeſie. Lyrik. 871 


2) By belpoezy. ‚Rott. 1723. 4. Bybel- en Zededichten. Deift 
1726. 4. Heerlykheid van Christus in de Kerk en andre Bybel- 
zangen. ib. 1731. 4. Dichttaffereel en Zinnebelden. Maessinis 
173 ® ” « 

3) Het Nut der Tegenspoeden, Brieven en andere Gedichten. 
Amst. 1762. 4. De ware Geluksbedeeling, brieven en nagelatene 
gedichten. ib. 1792. 4. 

4) Invioed van een vast geloof aan de Voorzienigheid, in ben 
Werken der Gen. Kunst wordt door Arbeid verkregen. T. VII. 

5) Het Graf, in vier zangen. Amst. 1783. 1793. 8. De Onuder- 
dom, in zes Zangen. ib. 1802. 8. De Benzaamheid. Haarl. 1824. 8. 
Poetisch Mengelwerk. Amst. 1788.8. Brieven van Sophie overdeKaan- 
tiaansche Wysbegeerte, in vier Zangen. ib. 1808. 8. J. Kinker ſchrieb 
dagegen (Gedichten. Amst. 1819. 8.): Brieven van Sophie an Mr. 
Rhynvis Feith over de Kantiaansche Wysbegeerde. Aınst. 1806. 8. 

6) Vredezang, in feinen Nagelatene Gedichten, 1753. 4 T. 1. 

7) in feinen Gedichten. 1818. T. I. 

8) Poezy. Amst. en Utrecht. 1700. 4. Vervolg der Poezy van 
A. M. uitgeg. d. Poot. Delft 1720. 4. 

9) Dichtlievende Titspanningen. Amst. 1711. 4. 

10) In d. Vitzpann. d. Borigen. 

11) Herderszangen en Mengeldichten. Amst. 1751. 4. 

12) Minnezangen en Idylien. Amst. IV. 8. 

13) Menalkas, in drie Boeken. Haarl. 1781. 8. Roosje, in drie 
Boeken. ib. 1788. 1800. 8. 

14) Fabelen en Vertetsels. Nymw.1779. II. 8. Dazu als 8b. III: 
Fabelen en Mengelpoezy. ib. 1786. 8. 

15) Gedichten. Amst. 1805. 8. Het huisselijk Leven. ib. 1823. 
Eu astrooide Gedichten. ib. 1822. 8. Verzamelde Poezy. ib. 
1834. 8. 

16) Dichtkundige Werken. Leyden 1782. 8. 

17) Gedichten. Amst. s. a. 8. 

18) Bespiegelingen en Brieven. Amst, 1741. Dictmaatige Brie- 
ven. ib. 1762. 8. 

19) Aan Philantrope und Briev aan Vredemond in ihren Lier- 
Veld- en Mengelzengen; Beemster-Winter-Buitenleven in twee 
Brievren, Amsterd. 1778. 8. 


$. 729. 


Was, die Lyrik anlangt, fo iſt diefe eigentlih am 
fleißighen betrieben worden. Beginnen wir mit ber religiös 
fen Hymne, fo haben wir befonderd Poot, defin Bybel- 
stoffen einzelne Abfchnitte aus der Lebensgefhichte Jen be 
handeln, voranzuftelen, und an ihn reihen wir, eine große 
Menge Pfalmenüberfeger, die wir billig übergehen (mir nehmen 
natürlid die von mehreren ausgezeichneten Männern, wie be 








872 Holändifche Poeſie. Lyrik. 


Boſch, Winter ꝛc. unternommene und unter dem Ramen „Lau 
Deo Salus Populo‘“ befannte au6), abgerechnet, Pieter 
Boddaart!) aus Middelburg (1694— 1760), unter bein 
Erbaulihen Gedichten fih mehrere, für feine trockene zei 
hoͤchſt religiös empfundene und ſchwungvoll ausgeführte Hymne 
finden. Er Hat nebenbei nod das Verdienſt, durch feine 
Borgang auch Lucas Trip begeiftert zu haben, wie biefer in 
der an Bieter Boddaart gerichteten Ode offen eingeficht. Bat 
höher ſteht Rhynvie Feith?) aus Zwolle (17551839), 
wie wir oben fon bemerften, einer der Wiederherſteller de 
gefuntenen Poeſie In feinem Vaterlande, ber bie Ehre halle, 
durch fein Gluͤck des Friedens (1779) den erfien von Dr 
poetiſchen Geſellſchaft zu Leyben auögefehten Preis, ſowie burd 
fein Lobgedicht auf Ruyter, welches er in doppelter Borm, I 
Alerandrinern und in einer Hymne, eingeſchickt Hatte, den em 
und zweiten zu erringen und fein Gedicht über die Menflid 
feit, wie feinen Karl V. an Philipp II, bei ber Webergabe da 
Regierung der Niederlande, gekrönt zu fehen. Hierher gehe 
er wegen feiner Hymne an Gott, den Schöpfer und höhe 
Weltregenten, wegen feiner Staubbewohner im Tempel der Re 
tur, feiner Seelenruhe ꝛc. Auch Hieronymus van al⸗ 
phen (1746 — 1803) aus Gouda gehört hierher, indem a 
mit Pieter Leonard van der. Kafleele zuſammen dx 
Anzahl auch in kuͤnſtleriſcher Hinficht entſchieden gelungen 
frommer Lobgefänge auf Bott, den Erlöfer ıc. lieferte), dem 
jedoch weder Johann Albert S. Hoekſtra), noch die fit 
ihrer Kindheit blinde Petronella Moens aus Euband 5 
Friesland (geb. 1763) mit: ihren - rührenden Hymnen wi 
inniger Reugioſitaͤt nachſteht), wenn auch Bitlderdyl, 
wie in jedem Genre, fo auch bier vollendeter Meier bleibl 
Leider läßt ſich von Hoogvliers See einer Mehl 
aus den unter dem Titel einer Auswahl evangeliſcher Gedidt 
erhaltenen Fragmenten Fein fiheres Bild machen, Im geifliden 
Liede herrſchte feit Kamphuizen eine ziemlich ange Dättt, bit 
Johannes Eufebins Voet (+ 1778), der zuglelch Br 
faffer einer noch jebt von ben Hollaͤndiſchen Reformirtn ge 
brauchten Bfalmenüberfebung in Reimen if, feine Kircpenlicht 





| Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 873 


erſcheinen ließ, die mit allgemeinem Beifall aufgenommen wur⸗ 
den, weil er feinem Vorgaͤnger zwar nicht In der innern über: 
zeugenden Andadt, wohl aber in Form, Sprade und Versbau 
überlegen iR. Unter den fpäteren Dichtern Geben wir, außer 
H. 9. Bruining’), Hieronymus van Alphen‘), nod 
Rhynvisé Feith und Ahaziieer van den Berg'’) her 
vor, deren Lieder für das neue reformirte Geſangbuch beſtimmt 
waren und, was bie vollendete Form und die Ausarbeitung 
anlangt, jedenfalls ebenfalls ihren Vorläufer übertreffen, ihm aber 
an eigentlicher, von innen herausfirömender feuriger Begeiſterung 
bei weiten nachſtehen. Was Die Ode anlangt, fo fichen hier 
bie ®ebrüber van Haren, von denen der eine, ein Nachahmer 
bes Hotaz (3.8. in der Ode über die Wechſelfaͤlle des menſch⸗ 
lichen Lebene), zuweilen auch politifche Tendenzen verfolgt, während ber 
andere, zugleich Ueberſetzer einer angeblih zu Herculanum ges 
fundenen Ode Pindar's an Ergoteled von Himera, in feinen 
Oden auf die Freiheit, den Handel, die Ankunft des Meffias, 
die Schatten, die Poden x. wahre Mufter ihrer Art geliefert, 
voran, Die Baronin von Lannoy'') überſetzte zwar den Tyr⸗ 
taͤus nad einer Franzoͤſiſchen Borüberfegiung, allein fein krieg⸗ 
eriſcher Enthuſiasmus konnte ihr doch das fehlende euer nicht 
einhanchen, und bie männlihe Kraft, wie ſie doch wenigfens 
Kafteleyn Hat, konnte fie als Frau ſchon nicht befiten. Der 
berühmte Mathematiker Pieter Nieuwland??) aus Diemen 
(1764—93); ein Naturdichter, lieferte in feinem Drion eine 
meifterhafte Schilderung dieſes fhönen Geſtirns, von dem aber 
nur ein fo eifriger Afronom wie er war, gleich begeiſtert fein 
fonnte, benugte indeß zugleich aud die antife Mythe fo geſchickt, 
daß fie auch Niht-Afronomen mit Vergnügen leſen werben, 
Natürlich Rechen ihm jedoch weder Feith's Oden an de Ruiter 
und bie Freundſchaft, noch Bilderdyk's!) Nahahmung von 
Horaz (III. 6.) in feiner Ode an Europa, worin er den ges 
funfnmen Zuſtand der Moral feiner Zelt mit ber Energie eines 
Jeremias beklagt, und feine treffliche Ode auf Leydens Unglüd 
(Leydens Ranp. 1808), ned Helmer® Oden an die 
Freiheit, Napoleon, die Dichter, Apollo, das Parker Mufeum 
der Antifen und Gemälde, den Pflanzengarten, Cato zu Utica, 


874 Hollaͤndiſche Poefie. Lyrik. 


die Sehnſucht nach Italien, die Nacht, noh Cornelis Loot® 
(geb. 1764), feines Schwagers, Saͤcularfeier (1802), Bildug 
des Bölferglüdse (1802), Größe des Menihen in de 
Eultur der ſchoͤnen Künfe, Bataver zu Caͤſar's Zeit, cn 


Wechſelgeſang, beſonders aber fein von der poetiſchen Bell, 


ſchaſt zu Leyden gefröntes Preisgedicht auf Hugo Grotue"), 
noh 9. 3. Vereuls Oden an die Niedrigkeit, die Lebe”), 
noch Abraham Vereul's Ode an die Unſchuld, in Sm 
fiodifher Einfachheit und wahrhaft origineller Gonceptin”), 


noch ber Betronella Moens patriotifche Oden auf Olden⸗ 





barneveld, die Gebrüder de Wit, Hugo Brotius ı.”), neh 
des Buchbändlerd San Immerzeel aus Dordrecht Oden af 
den allgemeinen Frieden, ein Preiogedicht auf ben Frieden vn 
Amiens, und auf’ die Religion, die Stüge der Gefecht”), 


noh Ian Nieumenhutzens') Ode auf Bonaparte, nech 
Tollene’ Siegesode auf die Schlacht von Nieuport, ode 
Seufzer auf Leydens Unglüd und Ode auf fein haͤusliches 
Stüf, noch Adam Simons x. nad. 


Was die leichtere Lyrik anlangt, fo müffen wir hier ft 


einige weniger beveutende Dichter voranſchicken, wie z. B. die Bebrübtr 


Jan, Adrian md Gilbert van der Kodde?), die nach ihn 


Wohnſitz Rhynoburg (1629) einer Arminianiſchen Secie, den ſoge 
nannten Rhynsburger vereinigten Brüdern, den Namen gaben, ſowie 


die berühmte Gelegenheitsdichterin Elizabeth Hoofmanı) 


und gehen dann gleih zu San Luifen?) aus Amferdem 
(1649 — 1712) über, einen Kupferfiecher, der in feiner Jugend 


eine Anzahl hoͤchſt ſingbarer, niedlicher, aber auch frivol. 


ſchluͤpfriger Liebeslieder in die Welt ſchickte, die ihm ſpate 
manche Thraͤne der Reue gekoſtet haben mögen, obwohl A 
deshalb doch nicht die Leier nieberlegte, fondern immer ned 
im Gelfte der Alten, wenn auch nicht ald Anacreon und &# 
tu, fortdichtete. Joan van Broekhuizen?) aus Amer 
dam (1640—1707) folgte doch weniger dem von Ihm in 
unſterblichen Ausgaben verherrlichten Roͤmiſchen Dichterllecblan 
Catull, Tibull und Properz, als vielmehr Hooft, wenn aus Di 
ihm in einem hohen Grade eigene Eleganz zum größten Theik 
aus jenen Quellen herrähren mag; Boot aber if ein wahre 








Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 875 


Bolfsliederdichter in feinen Minnelievern, mag er nun bie bes 
denkliche Mythe von der Benus und des Kriegögottes Ueberraſchung 
durd den alten Vulcan wiedergeben, oder einen Sommerabend 
feiern, oder feiner Liebflen ein Ständen bringen. Keiner bat 
ihn übertroffen, und nur Hooft iR ihm, des wechſelnden 
Rhythmus und der einfachen Naivetät des Ausbruds halber, 
vorzuziehen, obgleih auch er wieder in den lieblih dahin flies 
Genden Berfen von ihm befiegt wird. Eliſabeth Wolff) 
und ihre unzertrennlihe Freundin Agathe Deten?) aus 
Amftelveen bei Amfterdam (1741—1804) fhrieben Lieder für 
den Bauernfland, Jacobus Bellamy?) aber eigentliche ero⸗ 
tifhe Lieder, an denen befonderd die Mannigfaltigkeit dee 
Stoffes und der Form gefällt, während Tollens, unter befien 
lyriſchen Arbeiten fein Gediht an ein. gefallenes Minden das 
fhönfle iR, was man nur leſen kann, in feiner berühmten 
Hirſchiagd und Schlitiſchuhfahrt allerdinge wieder mit der ihm 
eigenen Anmuth die Würde des höheren Styls vereinigt. Unter 
Bilderdyk's, jenes größten Univerſalgenies von Holland, deſſen 
Böthe man Ihn nennen fann, Arbeiten gehören hierher feine Zerfireuten 
Gedichte, worunter eine herrliche Nachahmung des Pervigilium 
Veneris flieht feine Herbfblätter und Winterblumen, unter welchen 
leider auch Nero an die Nachwelt, eine ernſt gemeinte Entſchuldigung 
dieſes Ungeheuer, fi befindet, feine ernſten Grabesblumen (1814), 
feine Märzviolen (1821), feine Sittengelßeln nach Perfius (1820), 
feine Grillenlieder (1822) und feine Felſenklaͤnge (1824). 
Mehr Nachahmer der Römer, Itallener, Franzoſen und Deutſchen 
it San van Walre“); aub Johann Kinker aus Nieu- 
wersAmftel (geb. 1764), der befanntlih ein trefflihes Lobgedicht 
auf Haydn verfaßte, Lieferte mehrere ſchoͤne patriotiſche Geſaͤnge, 
ohne ‚die holprige Raubheit Johann Meerman’s?) aus 
dem Hang (1753 — 1815) in feinem Montmartre zu haben, 
worin er jedoch Bonaparte mit dem alten Ruhme der 
Hollaͤndiſchen Nation tüchtig zu Leibe gebt, freilich aber 
von 9. C. W. Staring”) aus Lochem in "feinem begeift- 
erten Gedichte an die Stadt Paris (1815) weit übertroffen 
ward. Die Gebrüder Hendrit Harmen Klyn?) aus Am⸗ 
ſterdam (geb. 1773) und Barend Klyn’!) (geb. 1774), 
jener energifch, diefer mehr. maͤdchenhaft zart, koͤnnen ebenfalls 


876 Holändifche Poeſie. Lyrik. 


für patriotiſche Dichter gelten, well ihre Gedichte alle baraf 
berechnet find, die alten Hollaͤndiſchen Tugenden zu feiem. 
Höher ſteht jedoch noch Hazo Albert Spandaw”) au 
Bries in Drenthe (geb. 1775) tn feinen vaterlaͤndiſchen Por 
fien und Lieben, unter denen fein Nieberland, fein Lie 
der Niederlande an den König, fein Niederlaͤndiſcher Seeruhm und 
beſonders fein Lieb an bie vaterländifhen Frauen, die er ſchen 

vorher (1807) in einem größeren Gedichte gefetert hatte, and 
gezeichnet find, wogegen feine Seligfie Lebensſtunde, worin er das 
Stud ſchildert, welches er empfand, als er Vater warb, bad 
vorzuͤglichſte iR. 9. Borman?) aus Gorinchem, in feinem 
Dampfboot durch Kühnhelt des Gedankenſlugs und Ausbrudt 
hervorragend, hat doch in feinem Trauerliede auf Gelbems 
Ueberſchwemmung eine Elegie geliefert, die Barteld Hen 
drik Lulofe’*) aus Zütphen (geb. 1787) Preisgedicht auf 
benfelben Gegenfland (1830) den Sieg fireitig machte, obweil 
neben biefen aud feine Abendphantaſieen und feine Oflndien⸗ 
fahrer wahre Mufter dieſes Genres find, worin neuerdings auf 
C.P. E. Robidé⸗ van der Aa”) (3.B. in der Elegie auf den Tor 
Byron’s), Simons, der befonders im Gray'ſchen Gehalt 
dichtete (3. DB. feine Elegie auf die Worte: Gyzyt stof, en 
zulitot stof wederkeren, Ged. p. 1.) und H. Meier”) 
recht gelungene Sachen geliefert haben. Uls aͤltere Giegifa 
machten fih Willekens (aan Lycoris, op het afsterven 
van haar dochtertje Rozalyntje, in f. Zedeiyke Ged. p. 
272), Boot (Lyk en Grafdichten), Pieter Nieuwland 
(Elegie über den Tod feiner Gattin, Ged. p. 95) und var 
Dyk (über den Tod feiner Kinder) bleibende Namen. Endlid 
IR aud Ifaac da Eofla”), ein Jude aus Portugal, but 
herrliche Sprade und wahrhaftes Dichtergenie ausgezeichnet, 
wie fein ſchͤnes Gedicht an Bilderdyk (Poezy I. p. 65 4.) 
feinen Freund und Lehrer, genügend darthun würbe, hätten wir 
auch nicht fein meiſterhaftes Lied „Befühl" (P. I. p. 445g) und 
feinen Geſang „An Jorael“ (P. I. p. 127 5q.), worin er bie ſeiner 
Nation angeborene orientalifde Gluth mit der Niederlaͤndiſchen 
Kraft vereinigt, um feine niedergebeuten Blaubensbrüber burd 
bie Idee, das Altehe und von Gott auserwählte Bolt zu ſein, 





Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 877 


aufzurichten. Uebrigens hat er auch, wie Bilderdyk, das große 
Verdienſt, ſich allen uͤbereilten Neuerungen in Theologie und Po⸗ 
litik mannhaft entgegenzuſtellen und ſie als den Ruin der Moral 
und des gefammien Staatslebens zu betrachten, gegen welche 
Neuerungen anzukaͤmpfen jeder wahrhaft Redliche an ſich ſchon ver⸗ 
pflichtet ſei. Endlich machen wir noch auf die in ganz Holland ſo 
beliebten Kinderlieder van Alphen's), denen allerdings Hetje 
(1843) neue treffliche Verſuche an die Seite geſetzt hat, aufmerkſam. 

Was die Ballade anlangt, ſo ward dieſe jetzt eben ſo 
wenig gepflegt als fruͤher; denn wenn der in der letzten Pe⸗ 
riode des Mittelalters angeführte Rhetoriker Matthys de 
Gafleleyn feine Reimchronik von Doornick Baladen van 
Doornicke nannte und als Form dieſer Dichtart die neums . 
zehn» ober mehrzeilige Strophe beftimmte, fo war bieß Darum 
noch feine Ballade In unferem Sinne Mit der Romanze war 
es jedoch anders, denn ſchon Bellamy lieferte einige, fein 
Sreund Sebald Fulco Johannes Rau?) aus Utrecht 
(1765—1807) aber, der berühmte Orientaliſt, ſchrieb die bes 
fannte Romanze Ewald aan Elize, worauf Rhynvis 
Zeith mit Ulrik en Aspasia, Karel en Lotje und Agnes 
(in f. Oden, T. I. p. 142. und III. p. 127. 141 sq.) 
und befondere Bilderdyk nadfolgten, der ald Gegenfähe 
Africanifche Liebe (Abache, Guineesche Rom.) und Hollaͤndiſchen 
Heldenmuth In feinem Amold Beillng (1417), dem Hol. 
ländifhen NRegulus, der, feinem Worte getreu, zurüdfehrte, um 
fi) lebendig begraben zu lafien, (beide in feinen Mengelingen, 
Amsterdam 1804) x. feierte, aud feine Odilde laͤßt ſich 
hierher ziehen. Im Sonett wurde ebenfals nur wenig 
gethan, denn Iſaac van Ruyſſenburg's (1738—75) 
Leiftungen hierin find nur unbedeutend, Ebenſo fcheint bie 
Heroide keinen rechten Anklang gefunden zu haben, benn bie 
Gedichte der Frau van Winter in biefem Genre find jetzt 
eben fo vergeffen, wie der Eliſabeth Wolff mündlide Ans 
rede der Andromade an Agamemnon in dem Wugenblide, wo 
man ihr den Aflyanar rauben will (in d. Lierzangen p. 73), 
‚die von dem Ktitifern ale das befle ihrer Gedichte angefehen 
wird, wenn fie auch Fein eigenslicher Liebesfenpbrief if. Auch 


- 


878 Holändifche Poefie. Lyrik. 


Roms”) Hat fi in diefem Genre verfücht, iſt aber weit von 
Bilderdyk in Schatten geflellt. worden, der in feinm Mär 
violen auch von biefem Genre mehrere Yroben gab. 

Um und endlih eine Brüde zum Drama zu bauen, be 
merken wir, daß auch noch die Gantate in diefem Abicnitte in 
der Hollaͤndiſchen Poeſie auftauchte, denn DO. 3. von Hu 
ren") Leferte in feinem Messias bereitd eine Probe davon, 
ward aber freilih durd Hieronymus van Alphen“) au 
®ouda (1746-—1803) bei weiten übertroffen, der nicht bled 
eine Theorie diefer Dichtart aufſtellte, fondern auch dutch fer 
Doggersbant, feinen Sternenhimmel und feine Hoffnung Kr 
Seligteit fo entſchieden meiſterhafte Muſterſtücke dazu gab, de 
er fhon allein dieſer Leiftungen halber einen fehen Plah au 
Holande Parnaß erhielt, Auch Keith Iieferte in feinen Oden 
(I. ꝓ. 65 sq.) zwei Cantaten, das Gewitter und die Ra 
fbenliebe, Fam aber Alphen, dem Meiſter in dieſer Kunkiors, 
niht fo nahe wie San Jacob Bereul in feiner Morgen⸗ 
Runde. In der neuefen Zeit bat nur Staring in diem 
Genre mit feiner See, feiner Ariane ıc. wieder etwas Bar 
zuͤgliches geleiftet. 


1) Dichlievende Tydkortingen, bestaande in Gedichten van 
verschiedene Stoffen. Leyd. 1717—18. II. 8. Stichtelyke Gedichten 
Middelb. 1726—38. 111. 8. ib. 1741—6?. II. 8. Nagelatene Menge 
dichten en Levensbeshr. v. P. Boddaert. ib. 1761. 4. Auch von feinm 
gleihnamigen Sohne giebt es Gedichten. Utrecht. 1738—89. II. 8. 


2) Oden en Gedichten. Amst. 1796. V. 8. Poetisch Mengelwerl: 
ib. 1788. 8. 


3) H. v. A. en R.L. v. d. Kasteele, Proeve v. stigtelijke Mer 
elpoezij. Utrecht 1782. Ed. V. ib. 1785. 111. 8. Bon Kafteele ol 
’ et 's Gravenhaagsche Bosch. Amst. 1822. 8. Jubelzang bii !* 
viering van het 25jarig bestaan des Haagsche Dep. tot nut vars! 
Alg. 's Hage. 1821. 8. 


4) Goots Grootheid. Altona 1797. 8. Dichtkundige Meagelinge®:- 
ib. 8. 8 IV. 8 

5) Stichtelyke Gedichten. Haarl. 1789. 8. Mengelingen. Ams!. 
1794. Vruchten der Einsanıkeit. ib. 1798. 8. 


6) Stichtelyke Gezangen, gedicht op voornaame Lotgevall® 
der Christelyke Kerke. ordrecht 1767. 8. Stichtelyke Gedichie# 


ib. 1734. 1755. 1760. 8. Nagelatene stichtelyke Gezangen en Mezgtl- 


dichten. ib. 1780. 8. 
7) Proeve van Bijbel- en Mengelpo&zij. Vere 1792. & 





Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 879 


8) Proeve van Liederen en Gezangen voor den openbaren 
Godsdienst. 's Gravenh, 1801. 1802. II. 8. 

9) Liederen voor den openbaren Godsdienst. Amst. 1802. 8. 

10) Proeven van geestiyke Oden en Liederen. Utr. 1805. IV. 8. 

11) Dichtkundige Werken. Leyd. 1780. 8. Nagelatene Dicht- 
werken. ib, 1783. 8. 

12) ©. J. W. van Sonsbeeck en D, J. van Lennep, Ter nage- 
dagtenis van P. N. Leyd. 1794. 8, — Gedichten. Amsterd. 1788. 8. 
Nagelaten Ged. Haarlem 1797. &. Nagelaten Gedichten, uitg. d. A. 
de Vries. Haarl. 1827. 8. 

13) Europa, naar Horatius evolgd in f. Nieuwe Menpe- 
lingen. Amst. 1806. T. 1 Leydens Rap. * 1808. 8. - ©. J. Yan 
Walrd, Mr. W. Bild. Ter gedachteniss. Haarl. 1832. 8. W. Bild. 
nagedacht van Mr. J. Hinlöpen. Amast. 1809. 8. List der werken 
nitg. door of met bijdragen vorzien van wijlen Mr. W. Bild, en 
V. Kath. W. B. chrouol. Amst. 1833. 8. — Poezy. Amst. 1803—7. 
IV. 8, Rotterd. 1822. II. 8. Mengel-Poezy. Utrecht. s. a. II. S. Menge- 
lingen ib. 1804. IV. 8. Fingal, na Ossiam. Amsterd. 1805. II. 8. 
Nieuwe Mengelingen. ib, 1806. IT. 8. Najaarsbladen. Haag 1808. &. 
Verspreide Gedichten. Amst. 1809. II. 8. Winterbloemen. ib, 1811. 
lI. 8. Hollands verlossing d. W. en Kath. B. ib. 1814. II. 8. Affo- 
dillen. ib. 1814. If. 8. Uitbezoemingen d. W. en K. B. Leid. 1815. 
8. Nieuwe uitspruitsels. Rotterd. 1817. 8. De dieren, disist. Amst. 
1817. 8. Nieuwe dichtschakeering d. W. en K. B. Rott. 1819. II. 
ß. Verscheidenheden, Rott. 1820. IV. 8. Zedel. gispingen. ib. 1820. 8. 
Vertellingen en romances. ib. 1821. If. 8. De muis en kikvorschen- 
krieg. ib. 1821. 8. Het buitenleven in 4 zangen na Delille. ib. 1821. 
8. Sprokkelingen. ib. 1821. 8. Krekelzangen. ib. 1822. III. 8. Rots- 
galmen. Leid. 1824. II. 8. Nieuwe Verscheidenheden. Rott. 1824, 
IV. 8. De voet in 't graf. Jongste „gelichten. ib. 1827.” Avondsche- 
mering. Bruss. 1828. 8. Odilde. ’Hage 1808. 8. Nalezingen. Amst. 
1833. J. 8. 

14) Beuw Zang. Amast. 1802. 8. De YVoortreflykheid van den 
Mensch in de beoefening der schoone kunsten. ib. 1806. 8. Hugo 
Grotius, in d. Werk. d. Amft. Poet. Gefelfh. Felix meritis. T. II. p. 
37—46. Gedichten. Amst. 1816—17. IV. 8. 

15) Voor Godsdienst, Deugd en Vaderland, Amst. 1791. 8. 

16) De Onschold, in db. Werk. d. Maatsch, van Taal en Dicht- 
kunde. T. I. 

47) De gebroeders de Witten. Utrecht 179%. 8. Oldenbarnevelt. 
Amst. 1790. 8. Hugo de Groot. ib. 1791. 8. Eerkrans voor Aarden- 
burg. ib. 1788. 8. 

18) De allgemeene Vrede. Amst. 1802. 8. Godsdienst de steun 
op B rmaaischappy, in d. Werk. d. Bataafsche Maatsch. v. Taal 
en Dichtk. T. Il. p. 3. 

19) Zufamm. m. Immerzeeld’ Allg. Vrede. 

20) Ueber diefe Becte f. Gregoire, Hist. d. ect. relig. T. V. p. 
328 sq. — Reynsburgs Anglier-Hof. beplaut met allede ercken en 
Liedekens, die op het zelve Rethorices-Beroep verhandeld zyu. 
Leyd. 1641. 4. 

21) Nagelaatene Gedichten, uitg. d. W. Kops. Haarlem 1774. 8. 


. 22) Duytse lier. t’Amst. 1729. 8. 





880 Hollandiſche Poeſie. Lyrik. 


23) Gedichten van J. v. Br. en J. Pluymer. t’Amsten. \ 
3. v. Br. gedichten met het leven des dichters d. D. v. Bo: 
ten. ib. 1712. 8. 

24) Oeconomische Liedjes. Haag 1788. III. 8. 

25) Liederen voor den Booreustand. Leyden 180%. 8 

%) ©. W. A. Ockerse en A. Kleyn Gedenkzuil op be 
van 3. Bellamy. Haarl. 1822. 8. — Jeugdige Gedichten. B 
1791. 8. Gedichten, ib. 1816. 8. Gedichte, deutsch. Wien 17%0. IL 

277) Heidebloemen. Haarl. 1816. II. 8. Gedachtenis-ofe 
W. Bingley en andere Gedichten. Amst. 1821. 8. Hekslaitizz. 
venh. 1828. 8. Afrekening-maal van een Boedel, erz. as 
misch-Macaronisch Gedicht. Haarl. 1819. 8. 

28) Montmartre. Parys 1812. 4. &. H. C. Cras, Blog. ].\ 
mann. Amst. 1817.8. J. W.de Water, Levensberigten van J. M.ib. 
8. A.C. Schenk, De Letterk. verdienst. van J. ML. ’s Hage. t! 
Auch von feiner Zrau giebt es Podsies frangaisen. A la Haye 1! 
ond A. C. M. geb. Mollerus, Gedichten, ’s Gravenh. en Am 
1816. IV. 8. 

29) Nieuwe Gedichten. ' Gravenh. 1827. 8. Gedichten. Z# 
1820. IT. 8. 

30) Gedichten. Haarl. 1815. 8. 

. 31) Gedichten. Amst. 1817. 8 on biefem Kiyn iſt aber 
treffliche Lyriker und Zreund Bellamy’s Johann Pieter Klepnl: 
defien Sattin U. Kleyn, geb. O cker ſe, ebenfalls -bichtete, zu uar- 
(3. P. en A. Kl. Gedichten. Utr. 1792. 8. Negelaten Gedid“ 
wijlen L. P. Kl. benevens oden en elegien V. vrouwe 4. YP 
wed. Kl. ib. 1809. 8.). 

32) Gedichten. Groning. 1815. 8. Dichtregelen op het 6 
teeken ter eere van Graaf Adolf van Nassau opgengt bte 
1827. 8. Vaderlandsche Poezy en Liederen. ib. 1817. & 

33) Gedichten. Rotterd. 1823. 8. 

34) Ayondmijmering. Gron. 1824. 8 Lijkkrans bij da! 
van Muntinghe. ib. 1824. 8. Watersnood. ib. 1820, 8. Bud 
koeling en steekpalm-loof-vlechtje. ib. 1817. II. 8. | 

35) De dood van Lord Byron. Leeuw. 1827. 8. Pict? 
bij ’t openen der Wintervergaderingen van het Depart. Lee" 
Maatsch. T. N, V. ’t Alg. (Leeuw. 1827)..8. De dankbare Tre 
aan hunne weldadige Landgenooten. Leeuw. 1828. 8. 

36) Vaterlandsch 6evoel bij de beschowuing der T 
stelling van Schilderijen van levende Nederl. Meosters, Hazr! 
8. Gedichten, ib. 1822. 8. 

87) Poezy. Leyd. 1821. IT. &. 

38) Kleine Gedichten voor Kinderen. Utrecht. =. a. 8 1: 
riffen, Grinner. an 9. v. %., der feit 1747 hier unten lebte, feit IM 
oben. Im Haag 1803. 4. 

. 30) In Bellamy’s Proeven voor het Verstand. Dit. 17%." 
f. J. Teissedre l’Änge Lofrede en W. Bilderdyk Lykai 45 
J. Rau. Harl. 1808. 8. J. C.Souchay, Discours sur le de 
Leide. 1808. 8. (= 

40) Vaterlaudsche Brieven. Amst. 1785. II. 8. Scilla sat" 
en Graaf van Essex aan de Hertogin van Icton, in & I 
werken. Amst. 1782. 4. 


Sriefifche Poeſie. 881 


44): De Messias, Proeve van Meenen Lofzang, om gesteld de 
Worden op Muziek. Zwolle 1777. 8. 


** In ſ. Mengelingen in proze en poezy. Utrecht 1783. 179. 
p. 151 


$. 730. 


Ehe wir zu dem Drama und Roman ber HBollindiſchen 
Literatur waͤhrend der letzten drei Perioden fortgehen, muͤſſen 
wir zwoor noch einen Blick auf die Friefifge) Sprache 
werfen. Es hatte ih naͤmlich die Altfrieſiſche Sprache bis Ins 
15te und 16te Jahrhundert erhalten, dann aber der Neufriefi- 
ſchen Plab gemacht; allein diefe war nit Schriftſprache ge- 
worden, fondern weil fie blos Bolföfpradde blieb, wurde fic 
Bauern s oder Landfrieſiſch (Boeren- of länfriesisch) genannt 
und nad) ber nörblihen und füdlichen Landſchaft unterfchieben. 
Der Erfte, der in diefem Idiom ſchrieb, war der oben anges 
führte Gyobert Japir (Iacob6) aus Voléward, denn feine 
Friesche Rymierye umfaßt vermifchte Liebed- ‚und Siherz« 
lieder (Ljeafd- in bertlycke wingel-deuntjes), haͤuoliche und 
vaterlaͤndiſche Gedichte (gemiene aef huwzmanne petear in 
ore katesye) und gereimie Ueberfegungen einzelner Pſalmen 
(bymmelsch harpluwd). Indeſſen fanden dieſe Anfänge einer 
Kationalpoefie nur wenig Nahahmer, denn in berfelben Zeit 
haben wir nur noch auf einige von dem Engländer Jan Janszoon 
Starter?), der In Friesland die Rechte ſtudiert, feinem Fries 
ſiſchen Luſthof eingefügte leder in dem Dialecte dieſes Landes 
aufmerkſam zu machen. Erſt zu Anfange des vorigen Jahr⸗ 
hunderts erſchien von einem Ungenannten die treffliche, Außerfl 
witzige Volklokomödie, Waatze Gribbert's Bauernhochzeit?), zu 
der erſt in dem erſten Viertel des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts 
ein Pendant, der dankbare Bauersſohn“), geſchrieben ward, 
Eelt dieſer Zeit naͤmlich bildete ſich überhaupt wieder eine her⸗ 
vortretende Neigung der Nation, ſich eine Nationalliteratur zu 
fchaffen, nachdem nämlih 1818 in der Gefellſchaft Tot nut 
van t’ algemeen zu Boldiward der Vorfhlag durdgegangen, dem 
Japyx wegen feiner Verdienſte um die Wutterfprahe ein Denfs 
mal is der daſigen Kirche zu errichten, was auch 1833 aus⸗ 
geführt warb‘). Hierauf confituirte fih 1826 eine ordent⸗ 

Gräße, Handb, d. Literätgeſchichte. III. 56 


882 Frieſiſche Poefie. 


liche Geſellſchaft zur Erhaltung und Pörberung ber Briekkte 
Sprache und Literatur, welde es fi zur Aufgabe machte, w 
erſt einen Abdruck eined älteren Volkobuchs, des Lebend ie 
Asgtje (Agatha) Ysbrants‘), welches zugleich ſehr wichtig fa 
die Kenntniß der Sitten und der Lebensweiſe der Nation iR, a 
beforgen. Nun lieb 3. @. Halbert oma feinen berüfata 
Lappenkorb, eine Sammlung Eleiner Dorf» und Bolksgelbtäte, 
Märden und Schwänfe, folgen, an den fidh alsdann E. Halberid 
ma's Lügenerzählungen aus ber Friedensttube (tremter) des 
Hospitals zu Leeuwarden und deſſen witziger Brief über die Lo 
bensart der Pferdehaͤndler in Friesland und Drenthe, ſowie ea 
ſolcher von J. G. Halbertsma an den Windgott (nebſt da 
Antwort deſſelben) über den großen Sturm bes 20. Rovenbea 
1836”) und Gerihte von I. ©. B. Salverda‘), R. Bot 
hbumus?) und R. Windsma), H G. van der Be! 


Rymkes foar Friessen (1844) nicht zu vergeffen, amreihlen. 
369 1) 8. Mone, Ueberf. der niederländ. Volks⸗Literatur. Tuͤbing. 183. P 
2 Den Frieschen Lust-Hof en Boertigheden. Amsterd. 16.4 
Den Yrieschen Lust-Hof beplant met verschyde stichtelykeMme 
Liedekens, Gedichten onde Boertige Kluchten. ib. 1621. 4. De 
Lust-Hof van de Nieuwe Masicke. In Ryme gestellt. ib. 160%. * 
Eine ziemlich alte Samml. ift au: Frisia nobilis of lijk- em pral- 
sampt mengeldigten op diverse Friesche edelen. Leeuw. 175.8 

2 Waatze Gribberts brilloft, kommeedje fen acht uitkomsit, 
rjeucht formeitselyk om te lezzen. Yn it Län-friesch; gedrwit 
midden ynne wraad. 1712. 8. Liauwert. 1820. 8. 

4) De tankbre boerrezzoon, tonneelspul’ yn ien bedryi, ol 
fjouwer en irytig Tonneelen, naeest oerzet mey’t engels wit 
Ta Snits. 1823. 8. . 

6) Hulde aan Eijsbert Japiks bewezen in de St. Martini Ket 
te Bolsward. Bolsw. 1824. II. 8. 

6) It libben fen Aagtje Ysbrants, of dy friesche boerinne, d! 
ien brogt {rog ien fen Aagtje’s bloedfreunnen en oon it Ijieugt 9@ 
trog ien fen har goedkunders, ta tjinat fen ’t tjinwuddige 
En nou, omdat er za folle fen praat en ney frege wudde @ 
uet meer ta kryen wier, op ny wer drukt en oeral ta bykomm 
is. Tredde forbetterde druk. da Snits (Bneek). 1877. 8. 

7) De Lapekoer fen Gabe Schroar (Halbertsma) Dimter (Dt 
venter) 1822. 1829. 1834. 8. Deutſch in D. Lappenkorb von Chu 
Gabe aus Oſtfriesland mit Zugaben ans Novbfrissiand, bearb. v. GLMM. 
4 1—206. £pzg. (1847). 12. — De tremter fen E. Halbertsma ®X 

äntteikeningen fen J. H. Halbertsma. Dimter 1837. & — D 
Noarcher ruen oan Gabe scroar. Jen breef screaun yn de mas" 
foun in opbrocht troch syn omke E. Halbertsma. ib. 186. en 
Oan Eolus oer it needwaer fen de 29.Novimber 1836. Jen letter 
J. H. H. ib. 1837. 8. u. Eolus, grewa fen storm in anwae, I), 
antwird oan J. H. Halbertsma. Mei oar griemauk, Dimter 1837 








Holländifhe Poeſie. Iheater. 883 


8) Xilijke friesche rymkes. To Snits. 1824. 8. u 

9) Prieuwke fen friesche rijmmelerije, To Grinz (Gröningen) 
1824. 8. In Jouwerkoerke fol frysk griemank, ree makke in de 
Friesen oombeam. ib. 1836. 8. 
Mi 10, Friesch bloemkoerkje. Snek 1829. 8, Friezne blommekränze, 


8. 781. 


Was das Hollaͤndiſche Theater anlangt, fo begann jebt ebenfalls 
die Periode deo Franzoͤſiſchen Geſchmacks, indem Katharina 
Lescatlle (Lescailje) aus Amflerdam (1649—1711) die 
Werke der Franzoͤſiſchen Tragiker Rotrou, Thomas und Pierre 
Corneille ind Hollaͤndiſche übertrug und nach biefen ihr eigenes, 
nur mittelmäßige® Talent nod mehr manierirte. Neben ihr 
ſchrieb Andreas Bels, der Stifter der poetifchen Geſellſchaft 
Nil volentibus ardmım, in feinen theoretifch-äftsetifchen Abs 
handlungen categoriiche Geſetze über das Befolgen der Frans 
zöſiſchen Muſterſchreibart, wie diefe den Claſſikern am nädflen 
fomme, vor. War dieß nun zwar auch gar nidt der Ball, 
weit die alten obengenannten Holändifhen Claſſiker denſelben 
bei weitem treuer waren, als die Franzofen, fo folgte doch die 
Geſammtheit der Hollaͤndiſchen Dramatiker diefem Einfluffe, nur mit 
der Einſchraͤnkung, daß Frau van Winter dadurch, daß fie wenig« 
ſtens wieder Stoffeau6 der Rattonalgefchichte wählte, die Vorlaͤuferin 
jener Regeneration warb, die auch bier wieber von dem genialen 
Bilderdyk ausging, Indem er im Trauerfplel die rechte Mitte 
zwiſchen der Nachahmung der antiten Franzöſiſchen und alten 
Hollaͤndiſchen Tragödin hielt, und bei Allen das Uns 
paſſende, Geſchmackloſe oder nit mehr Zeitgemäße (4. B. das 
Ehor) mit ungemeinem Tafte berausfand und befeitigte, 
zugleich aber auch theoretifch feine eigenen Anſichten über das 
Trauerſpiel und fein Weſen entwideltee Dadurch bewirkte er 
aber, daß die Deutfchen Schaufpiele (beſonders die Kotzebue'⸗ 
fchen), welde die Franzoͤſiſchen (eines Mercier und Diberot) 
verdrängt hatten und bie Hollaͤndiſchen Theater uͤberſchwemmten, 
weichen mußten, weil die Ration natuͤrlich bald tüchtige Ori⸗ 
ginals und Nationalproducte den fremden Wucherpflanzen vor- 
ziehen lernte, Uebrigens traten zweimal Umfände ein, welde 

56 


884 Holländische Poefie. Theater. 


für Jurze Zelt wenigſtens dem Gebeihen des Dramas mir 
ftanden, nämlih 1793, wo plöplih eine Art von Seewinm 
die hölzernen Pfeiler der Damme zu durchfreſſen anfingad 
man den Einflurg derfelben Befürchtete, und wo es einige gie 
Geiſtliche, die das Ereignis als eine göttliche Strafe auſthe 
dahin brachten, daß die Obrigkeit zu Amſterdam auf einige Jim | 
Spielen unterfagte, und 1772, wo das eimzige, damals Rat 
Thenter, dad alte Schaufpielfaus in Amflerdam, abbraml, 
nad) welchem Unfall natärlich die Vorſtellungen daſelbſt für laͤngen 
Zeit ausgeſetzt bleiben mußten, obgleich die Amſterdamer Schilke‘ 
während biefer Zeit zu Rotterdam unter einem Zelte ſpielle m 
ſich auch faſt gleichzeitig im Haag ein nen errichtetes Theam 
in große Bunft bei dem Publikum zu fegen gewußt hatte, me 
zu befonder6 der berühmte Schaufpieler Eorver, der auf M 
Berbefferer des altväterſchen Goflüms und der Verdraͤnget da 
hergebrachten fingenden Declamation war, das einige beim; 
1) ueber ihn und feine beiden Nebenbuhler auf der Amfterdamer Aut 
Szaac Duim und Ian Punt, f. Levensbeschr, van eenige voor 


meest Nederl. Mannen en Yrouwen. T. IX. p. 1—30. und Ei 4 
Nürnberg. Friedens und Sriegscourier, 1832, 9. März. 





6. 732, 


Was nun bie Einzelheiten des Trauerfpiels ana 
fo iſt bereits bemerkt ‘worden, daß mit dem Anſange I 
Meriode auch der Einfluß der Franzöffchen Manier bear 
Denn ed kam nun mit Katharina Lescailleh, die in ihr 
Ueberfebungen oder Bearbeitungen dec Stücke eines NRotren m 
Corneille (Genferih, Wenctolaus, Herodes und Mariane, SP 
cules und Dejanira, Nicomedes, Ariane, Caſſandra) nicid e 
eine ſclaviſche Nachahmerin derſelben in Sprache und Form i 
und mit Pelo?), beſonders durch die Todtengerichte # he 
von ihm geleiteten poetifhen Zufammenfünften ver Ge 
Nil volentibus ardnum, jened Haſchen nad fchoͤner 
tion bei gänzlier Vernachlaͤſſfigung der Gedanken, mochlen r 
profalfh fein oder nicht, auf. Aus dieſem Grunde‘ 
Pels fein eigenes Stud Dido’s dood (1660), weil es ie 
nicht genug regelrecht erſchien, und ſchrieb ſeine por 


Hollaͤndiſche Poefie. Theater. 385 


Nbhandlung über den. Gebrauch und Mißbrauch bed Theaters. 
dcider folgten ihnen viele andere Dramatiker, wie Jan Jacob 
R auritius aus Amfkerdam (1692—-1768) mit feinem 
5esostris, Pieter Bod daert aus Mivdelburg 1694-1760), 
er, wie Lamotte Houdart in Frankreich, fo Hier in Holland 
imen verunglüdten Verſuch mit Trauerfpielen in Profa machte 
ind in feinem Trauerfpiele Atreus und Thyeſtes eine Nachahmung eines 
Trebillono'ſchen Stuͤckes auf die Bühne brachte; ja felbd Sybrand 
Zeitama’) aus Amflerdam (1694 — 1758), der Ueberſetzer der 
Hentiade und der Reimer des Telemach, welche erftere Arbeit ihm, das 
end loſe Feilen eingerechnet, 14 Jahre koflete, während er auf die letztere 
fogar 30 Zahre verwendete, lieferte In feinem Titus, feinem Fabricius 
und feinem aßegorifchen Schaufpiele, ‚der Triumph der Dichtkunſt 
und Walerei, zwar einige Originalfiäde (fein Romulus und feine Mac» 
cabäer find let erfegungen der gleichnamigen Stüde Lamotte Houdart's, 
fein Darius, fein Bertharlied, fein Stilicho und fein Veeyaſian 
find nah Corneille, fein Brutus iR nah Boltaire, fein 
Pyrrhus nah Erebilon, feine Gabinia nach Brueys, fein Jo⸗ 
nathan nah Duché und fein Marius nad) de Caur gearbeitet), allein 
feine eigenen Erzeugniife find nur mittelmäßig und bloo formreine Schuls 
arbeiten, Richt befier find Ludwig Smids’*) Conradin, Dirk 
Buyfero’d Arete (1692) und Mfarte (1693)), Philip 
Zweert’d Beioonde deugd of gestrafte wreedheid (1723), 
Sesmiramis af de dood van Ninus (1729), Scipio (1736) 
und Merope (1746), Lucas Baterd’ aus Anſterdam 
(1707-—81),.de8 Freundes und Nachbeters Feitama's, Cajus 
Gracehus (1785), Leewwendasl (1749), ein allegoriſches 
Städ, Gustavus (in doppelter Ausführung in feiner Poezy 1774 
befindlich), Isonkz eine Nachbildung «ined-Stüdes. des Metaftafio, 
und die unbewohnte Inſel nah Arthur Murphy, fowie Nico» 
las Willem oy den Hoefs aus Amßerdam (1715—65) 
Mahomed de Tweede und dood van Seniramis. Befler, 
noch ziemlich ganz im althoBändifchen Style gehalten, find Ian de 
Marre's Marcus Curtius ımd Jacoba von Baiern, befon- 
ders aber Balthazar Huydecoper'ss) aus Amfierdam 
(1695—- 1778) Arſaces, ein originelles Meiſterſtück, dem weder 
fein Achilles, deſſen Titelrolle der. berühmte Schauſpieler Punt 





886 Hollaͤndiſche Poeſie. Theater. 


zu ſpielen pflegte, noch fein Dedipus, eine Nachahum 
des Corneille ſchen, an die Seite geſetzt werden kann. Me 
ah Nicolas Simon van Winter lieferte im fm 
Monzongo oder Königlihen Sclaven, in welhem Mandy a 
Voltaire's Alzire erinnert, und in feinem Menzikoff, der allerbingsd 
Harpe's aäͤhnlich betiteltes Stüd nicht übertrifft, einige ni 
gediegene Trauerfpiele, denen unter den ähnlichen Leiſtunga 
feiner Frauö) (der Wilhelmine van Merken), bie jhn 
1745 anonym die Artemire nad einer Epiſode des Heten 
geſchrieben hatte, nur ihr Jacob Simonszoon de Ryk (einer da 
erfien Kämpfer für die Holänbifhe Freiheit), wenn ndalid 
derſelbe nicht ihrem Gatten angehört, vorgezogen werbm Im, 
wogegen bie übrigen, wie die Belagerung von Leyden, bie Cam: 
farden, Marie von Burgund, Luiſe d’Arlac (in Florida ſpielend) 
Sibylle d'Anjou (aus der Zeit der Kreuzzuͤge), Gelon (aus da 
Griechiſchen Gefchihte, mit Chören) ꝛc. weniger vorzeld, 
allein ihrer höchſt patrlotifchen Tendenz, ver in Ihnen ausge 
ſprochenen erhabenen und edeln Gefinnung und einzelner ale: 
dings wirklich poetiſcher Stellen halber immer von Werth m. 
Ziemlich auf derſelben Stufe ſtehen der Baronin de La n noy True 
bieen: Leo der Große (1767), Die Belagerung von Harlem (1770) 
und Gleopatra (1767), ſowie Petrus Johanneo Kafelennt 
Codrus, eine freie Bearbeitung des befannten Gronepfie 
Stüds, ſowie fein Eduard IH. und Olintes, und Simon Sty!! 
Mitylenaͤer (1768). Schr thätig war auch der unglüdliche 30 
Nom?) aus Amferdam (geb. 1738, gef. 1803 im Hot) 
denn er überfeßte nicht blo8 Soliman 11., Warwick, der 
Bajazet, die Waiſe von China, Gabriele de Vergy, 30 
halle se. aus dem Franzoͤſiſchen, fondern er lieferte auch ce 
große Anzahl Originalarbeiten, wie Ferdinand Corte, Zero 
Anton Hambroef, Kora oder hie Peruaner (nad armen? 
Incas, 1781), Barth, Las Caſas, Olden Barneveſt, Nur 
von Lalain oder die Einnahme von Tournay 1581 (MM 
beſtes Stud), die Herzogin von Coralli, de Ruiter x, worin R 
überel. ſchon ein beſſerer Geſchmack Fund giebt, Wien e⸗ 
volfommenfen zeigt ſich derſelbe fon ausgeprägt in des I 
lentvollen Beith®) zarter Thirza (Phirea of de Zee n 








Hollaͤndiſche Poefie. Theater. 887 


den Gedsdienst, Amst. 1784), worin er bie befamte Bes 
ſchichte aus dem zweiten Bude der Makfabäer mit vielem Glüd 
und Seſchick dramatiſirt hat, der Johanna Gray (1791), welche 
Oudaan's gleichnamiges Stüd weit in den Hintergrund brängt, 
und ber Ine6 de Gafiro (1793), feinem Meikterfiüde; fein Mucius 
Eorbus ober bie Befreiung Rome (1705) dagegen ift leider 
ein von ber Frauzoͤſiſchen Revolution hervorgerufenes Stüd voll 
blinden Freiheitsſchwindels und dem Hollaͤndiſchen confervativen 
Stabilttäteprineip ſchnurſtracks entgegengeſetzt. Auch Hendrik 
Tollend lieferle im feiner Lucretia (Amſterd. 1805) und ben 
Hoekſchen und Kabeljaufhen (1806) zwei fehr energiſche Frei⸗ 
beitöfäde, allein hier IR der Enihuflasmus doch national, und . 
darum verbiente erflered das Verbot nit, welches feine Aufführung 
auf der Amfterbamer Bühne unterfagte, Diefelbe Geſinnung begeifterte 
auch Adrian LoosjeaPietersgoon?) aus dem Dorfe Hoorn 
im Terel (1761 1818) zu feinen Tragodien Gevaarts en 
Gijzelaar (1786) und Kenan .Hasselaar of de Heldin van 
Hasrlem 1773 (Haarl. 1808); allen trog dem, daB in beis 
den das Interefie der Zuſchauer befländig in Spannung ers 
halten .wirb und überhaupt bie ergreifenden und tragiichen 
Scenen einander ſchnell folgen, konnte er es doch nicht einmal 
dahin bringen, daß fie aufgeführt wurden, was ihm eben jo wenig mit 
feinen mehe bürgerlichen Stüden, dem Untergang ber Stadt Roes 
meröwalbe, Umelia Fabricius Cfpielt in Deift 1654) und Ebba 
Niels, gelang, Siehe da trat Bilderbyf auf und lieferte in Ver⸗ 
bindung mit ſeiner weiten Frau), Katharina Wilhels 
mine. Bilderbyf, mehrere in jeder Berichung volllommene 
Städe. . Wir nennen als die vorzuͤglichſten: Wilhelm I. Graf 
von Holland, Kormak (die Geſchichte von der Ruͤcklehr des 
Ufsfies nach Norbbritannien verlegt und im Oſſian'ſchen Style 
looaliſtit) beſonders aber Florio V. (1808), ſowie bie Ueber, 
ſetzung des Cinna von Corneille, unter den Stuͤcken feiner Frau aber bie 
Elfride und ihre Bearbeitung der Racine'ſchen Iphigenia in 
Aulis. Seine eigenthuͤmlichen Auſichten über das Weſen des 
Trauerſpiels legte er übrigens in einer feinem Cormak voran⸗ 
geſchickten Abhandlung nieder. Leider fehlen von diefer Zeit an bie 
dramatiſche Ader bei Hollands Dichten zu ſtocken, denn erft 





888 Hollaͤndiſche Poeſie. Theater. 


1818 rief der auf das beſte Trauerſpiel ausgeſetzie Preis da 
Coſt a's Alphons von Portugal und ein zweiter deſſen Aw 
tigny und Beatrice hervor, die allerdings zu Amſterdam m 
im Hang mit vielem Beifall aufgeführt wırden. Wir fimm 
alfo mit Samuel Iperuszoon Wifelius') aus Amſtuda 
(geb. 1795), der nah Kräften die Manier ver antilen Eh 
fifee mit der der modernen Franzoſen in Ginklang zw briam 
ſuchte, alſo auch Chöre: wieder einführte (z. DB. in Polyde 
und Hlcefe, im Ion nad Euripides, im Tede Karls, ie 
Kronprinzen von Spanien, im Aernoud van Egmont aus da 
Nationalgefhihte und in Walwais und Abelheid aus Me 
Schwedischen Befchichte unter Guſtav Adolph), und mit Hendril 
Harmen Klyn, deſſen Montigni dem Abntichen Städe (es 
Tod Karl’) des Wizelins den Rang ablief und neh hat 
auf den Holändifchen Thentern gem gefehen wird, ſowie mi 
MWalre’® Diederijk en Willem van Holand (Amst. 1821) 
und A.van Hal mael's Ats Bonninga (Leeuw. 1830) fhliche. 
Was das Luffpiel angeht, fo kann man eigenilf 
ziemlich mit Recht fagen, daß es heveutend tiefer Reit, ad 
das Trauerfpiel, wie «8 denn auch nidt get anders KM 
kann, wenn wir darauf Rüdficht nehmen, was es frühe 
weien if. Beginnen wir mit Jan van Baffenrode"), Hat 
von GHüffigny (gefallen 1673 zu Wi), fo haben IM 
blos als Gurtofität anzuführen, daß er über den einzgm Par 
tameter Ovid's: Turpe miles senes, turpe senilis ash 
zwei Stüde lieferte: Hopman Ulrich of de bedrage Gert“ 
beid und Filibert of Oud-Mal. Dirk Buyfero”) (164- 
- 4721) aus Vließingen ſchrieb einen Harlelin (1719), bie da 
gereien bes Schapyn (nach Moliere), die entführten Geſchwiſter ud 
Geſchwiſter oder die befehrten Eheſtandöhaſſerinnen (1716), # 
Schönfle oder Die Entfegung von Scheveningen (1714), is 
Schaͤferſpiel, Minne» und Weinkrieg (1719), bie tr 
Liebe, ein Friedensſpiel, und den Berliebten orten, ein 
nachtsſpiel (1721). Allein auch er trifft den eigentlächen SM 
des Luſtſpiels nicht und folgt bald der altem hergebtachten 9% 
tesffomifchen Manier, bald ahmt er die Franjoſen, freilich ehe 
ſchlecht, nad. Da trat endlich Pieter Langendyl") au 





Hollaͤndiſche Poefie. Theater. 385 


handlung über den Gebrauch und Miſbrauch des Theaters. 
der folgten ihnen viele andere Dramatiker, wie Jan Jacob 
‚auritius aus Amſterdam (1692—-1768) mit feinem 
‚sostris, Bieter Boddaertaus Middelburg (1604 — 1760), 
r, wie 2amotte Heubdart in Frankreich, fo hier in Holland 
aen verunglüdten Verſuch mit Trauerſpielen in Proſa machte 
ıd in feinem Trauerfpiele Atreus und Thyeſtes eine Nachahmung eines 
-ebillons’ Then Stüdes auf die Bühne brachte; ja ſelbſt Sybrand 
eitama?) aus Amfterdam (1694 — 1758), der Ueberſetzer ber 
enriade und der Reimer des Telemach, welche erftere Arbeit ihm, das 
dloſe Heilen eingerechnet, 14 Jahre foftete, während er auf die letztere 
gar 30 Jahre verwendete, lieferte in feinem Titus, feinem Fabricius 
ıd feinem allegoriſchen Schaufpiele, ‚der Triumph der Didifunft 
ad Malerei, zwar «inige Originalſtücke (fein Romulus und feine Macs 
ıbäer find Lieterfegungen der gleichnamigen Städe Lamotte Houdart’6, 
in Darius, fein Peitharites, fein Stilicho und fein Beepafiun 
nd nah Corneille, fen Brutus iR nah Voltaire, fein 
yırbus nach Crebillon, feine Babinia nach Brueys, fein Jo⸗ 
than nach Duché und fein Marius nach de Caux gearbeitet), allein 
ine eigenen Erzeugniſſe find nur mittelmäßig und bloß formreine Schuls 
rbeiten,. Richt befler find Ludwig Smide’t) Konradin, Dirk 
zuyſero's MWrete (1692) und Mflarte (1693)), Philip 
weert's Beioonde deugd of gestrafte wreedheid (1723), 
emiramis of de dood van Ninus (1729), Scipio (1736) 
nd Merope (1746), Lucas Pater’ aus Anmſierdam 
1707— 81), de6 Freundes und Nachbeters Feitama's, Cojus 
'racehus (1735), Leewwendaal (1749), ein allegoriſches 
tüd, Gustavus (in boppelter Ausführung in feiner Poezy 177% 
efindlich), Isenks eine Nachbildung eines Stüches des Metaftafio, 
nd dig unbewohnte Infel nad Arthur Murphy, fowie Nico» 
18 Willem oy den Hoef's aus Amferdam (1715—65) 
lahomed, de Tweede und dood van Semiramis. Befler, 
och ziemlich ganz im althollaͤndiſchen Style gehalten, find Ian de 
Rarres Marcus Curtius und Sacoba von Baiern, beſon⸗ 
ers aber Balthazar Huydecoper'ss) aus Aumſiterdam 
1695 — 1778) Arſaces, ein originelles Meifterflüd, dem weder 
in Achilles, deſſen Titelrolle der berühmte Schauſpieler Punt 


890 Hollandiſche Poefie. Theater. 


heut zu Tage nur noch wandernde Marionetten, Jan Kieas, I 
mon auf allen Jahrmaͤrkten (Kermis), am zahlreichſten dr 
auf der im Mat fallenden Haager Meffe antrifft. 

1) Mengelpoözy. ** 1731. IH. 8. 

2) * n mengela . Amast. 1684. 8. Q. Hr 
tius Flaccus di igtkunst” op onse tyden en zeden epaat: " IM 
1677. 4. Gebruik en misbruik des tooneels. ib. 1681. 4. os deed, 

1. ib. 1668, 4. Jalfes, biyspel. ib, 1668. yi * 
Treurspelam, Kluchtspelen, Horatius mengelzangen van Pels es: 
aitg. d. h. genootschap Nil volentibus arduum.: Amst, 10%. 8. 

3) Tooneelpoezij. Amt. 1735. IE, 4. m 

4), P e vermeerdert met sim Konradyn. ! Amt. | 
8. De Keisers en Keiserinnen ta Byschriften Yertond b ib. 
1687. 8. Oranjes overtogt naer Langeland. ib. 1689. 8. Gallerye 6 
uytmuntende Vrowwen. ib. 1600 Tooneel van Staat der Row 

e Keyzeren, neevens haar groot Munt Cabinet. ib. 169. * 

5) ©. Van Effen im Hollandschen Spectator. T. IV. p. W 
Broeve. van taal- en dichtkunde. II uitg. d. ‚Lelyveid. Ley. 178 
Is. & IV. 8. Dazu Bilderdyk, Korte aanmerkingen op H. Proer. ib 


Tonselpoezij — 8. Y. Winter em Ener. V. v. Merke: 
Amst — 1. —X rtemis, treurspel. ib. 1786. 4. 
Seine Werke find er " Mammelt worden. | 
8) Thirsa, Treussp. Amst. 1790. 8. Johanna Gray. ib, 179.8 
Ines de Castro. ib. + & Mucius Cordas. ib. 1795. | 
9) Kenan Hasselaar “of de Heldin van Maarlem. Haarl. 1808. 8 
Tooneel 1 efeningen. ib. 170-8. IV. 4. Dramatische Werkes 
ms 
10) Tresrspelo d. W. Bild. en Kath. Wilh. B. Haag 1906. Di 
8. — Kath. B. 'Treurapeles. Amst. 1848. 8. Poezij. Bott, 1820 & 
11) Mengel- en ‚Loneelpoezij, Amst. 1818—21. V. 8. 
3 —38— Amt. 1097. 8. Gortuchem. 1669. 8 
13) ©. Pagquot, * 8q. 
14) Gedichten. Haarl. 1751. 4. 
15) ©, Blätt. f. d; &it. d. Ausl. 1839. p. 101 0q. 


6. 738, 


Bar ver Roman in der vorigen Periode eigentlich la⸗ 
dem Ramen nach dagavefent), fo bildete er ſich and It 
siemti® fpät aus, und zwei von uns fihon oben erwäh 
Damen haben das Verdienſt, ihn eigentlich erſt geicheike F 
haben, nachdem allerdings Ueberſehungen aus ber Gngiide: 
Deutfen und Franjzoͤſiſchen Literatur vorangepangen KT. 
Es waren dieſes (des Hollandiſchen Addiſen Julius 94 
Effen’s?) aus Utrecht [16841785] Miſanihrep IR PR 
ebenfo wie fein Zuſchauer eine eigenilich aſthetiſch⸗kritiſche 
allein ſein Agneochen bie bee Hollandiſche bargerliche kLiche⸗ 


Holändifhe Poefe. Roman. 891 


geſchichte, die man leſen Yann, weshalb er doch hierher gehört) 
die beiden, troß ihrer verſchiedenen Temperamente in Compagnie 
arbeitenden Fteundinnen, die muntere Eliſabeth Wolff und 
die ernfle Agatha Deken“ꝰ). Ihr Hauptzwed war nationale 
Sittenfchilderung, und diefen erreichten fie denn auch auf ent⸗ 
fhiedene Welle, wobei fie noch nebenbei wohl fi ſelbſt in 
ihren geiftlign Contraſten (in der Sara Burgerhart) zu 
ſchildern beabfihtigten. Die Krone ihrer Romane iR Sara 
Burgerhart, dann folgt Willem Levend, hierauf kommt Abraham 
Blanfaart, und ber ſchwaͤchſte IR Cornelia Wilbſchut. Ziemlich 
gleichzeltig trat Feith ) mit feinen hyperſentimentalen Romanen, 
Zulla und Ferdinand und Conſtantia, auf, die an Langmellig 
fett ihres Gleichen ſuchen und allerdings von den berfelben 
Schule angehörigen, aber mit weit unterhaltenderer Handlung 
verfehenen Romanen ver Eliſabeth Maria Por’) aus 
Utrecht (geb. 1756), dad Land (in Briefen) und Reinhart, - 
übertroffen werben. Roc höher hinauf fireben bie objectiven, 
for rellgtöfen, aber von dem irdiſchen Treiben etwas zu wenig 
wiſſen wollenden Romane der BetronellaMoenS®), die leider in 
ihrer Wahren Liebe fehr unausführbare Dinge fordert. Viel 
höher Reht Loosjes”) ſchon In feinen moraliſchen Erzählungen, 
und in feiner Sufanna Bronkhorſt liefert er zwar eine Nach⸗ 
bildung der Richardfon'ſchen Glarifja, allein der Hollaͤndiſche 
Character it dermaßen in jedem noch fo Fleinen Umflande aus, 
geprägt, daß man dieſes Buch mit Recht ein Hollaͤndiſches 
Originalfamilienbild nennen Tann, deſſen Schöpfer von dem 
Englifhen Meifter nur die Idee entiehnte, denn Perfonen, Situatios 
nen, Scenerie, Staffage und Dentweife find eben fo originell, ale 
die Sprade. In feinen Mauritd Lyndölager bahnt er ſich 
eine Brüde zum biftorifden Romane, denn die Gefchichte eines 
einfachen Kaufmanns dient nur dazu, die Großthaten der Nies 
berländer im 17ten Jahrhundert und einzelne frembe berühmte 
Perſoͤnlichkeiten deſto mehr aus dieſem einfagen Hintergrunde 
hervortreten zu laſſen. In fpäterer Zeit ragte befonberd der 
(don genannte Buchhändler 3. Immerzeet mit feinem hu⸗ 
morifiifchen Romane: Lotgevallen van Balthazar Knoopius 
ni mig beschreven (1818) hervor, bis Robide van ber 


804 Schwediſche Poeſie. 


oder Bearbeitungen auslaͤndiſcher RitterRomane und Vollebite 
beſtanden, zu denen noch einige Reimchroniken kommen, um ik 
neuefte Zeit bat fih beſonders befleifigt, dieſe ſpatſca 
Reſte and Licht zu ziehen, um biefelben, mögen fle auch nad h 
nüdtern und ſchwach fein, aus Pietaͤt gegen ihr Alterthe 
wenigftend vor dem gänzlichen Untergange zu bebüten. Kür in 
aͤlteſte Proſadenkmal, dad unverluͤrzt auf uns gefommm H, 
fieht man gewöhnlih eine Art politiichen Buches an, Torkel 
Knutfon’d?) Unterricht für Könige und Ihre Beamten, weldes man, 
ob mit Recht oder nicht, iR nicht gewiß, dem A4ten Jahrhunden 
zufchreibt. So überfehte denn erſt 1526 Laurentius Ir 
dreä daB Neue Teflament und Laurentius Betr 154 
bie ‚ganze Bibel ine Schwediſche, Olaus Betri gab In fcnm 
Tobias (f. oben Bd. IT. ©. 442. Anm. 6.) feinem Bat 
lande das erfle Tcheaterflüd, das freilich weiter nichts ald ein 
froſtige Einkleidung der befannten bibliſchen Seſchichte in, bialopl 


ſche Form war. Mehnliher Stuͤcke müflen aber feit diefer Zeit mehrer 


verfaßt worden fein, denn es tft befannt, daß König Karl IX.) 
(1600 —10), von dem ſelbſt noch eine Reimchronik vor: 
liegt, durch Schüler fi) bergleichen Probufte in Schwediſce 
Sprade vorfpielm ließ; fie hatten Prolog und Epilog ım 
waren durch Intermezzos unterbrodden, fonft aber ebenfo unge 
bildete Embryonen als jener unglüdlihe Tobias. 

Der Nachfolger Carl's, fein großer Sohn Gufar 
Adolph (1611—32), zeichnete fih nun-aber nicht blos bord 
ein entſchiedenes Rebnertalemt*), welches felb die nod gan rehe 
Sprache biegfam zu maden wußte, aus, fondern er ſchrieb bo 
kanntlich auch in Schwediſcher und Deutſcher Sprade dm 
Pfalm nieder, der zu den fraftvolifien Geſaͤngen gehört, welche i 
Reformation unter ihren Anhängern hervorrief, ja In M 
berühmten Bibliothet ber - Grafen Brahe zu Stodholm il 
man noch heute einige lyriſche Dichtungen, die er am Mit 
einfige Geliebte, Ebba Brahe, gerichtet haben ſoll und weil 
an Zartheit der Empfindung ihres Gleichen ſuchen. Sein Lehen 
Johann Thomasſon Buräus (geb. 1508 In Upland, gr 
1652), ein Chiliaſt, ſchrieb einige ſchwaͤrmeriſche 
Dichtnugen, denen Schwung nicht abgeſprochen werben far’) 


Hollaͤndiſche Poeſte. Roman. 893 


2) De Misentrope of de geatrenge Zedenmeester, Amst. 1742. 
8. De Agnieljes b. Scheltema Gesch. en Leit. Mengelw. T. II. 2. 
p. 140—185. 

3) Nistorle.van Mejuflronrw Sara Burgerhart. Haag 1782. II. 8. 
(Deutſch 2eing. 1788. IT. 8.). Historie van den Heer Willem Levend. 
ib. 1783-85. VIII. 8. (Deutſch v. Miller. Berl. u. Hamb. 1798 sy. VI. 
8.) Brieven van Abraham Blankaart. ib. 1787. 111. 8. Historie van 
—— — Cornelia Wildschut. ib. 1793. VI. 8. (Deutſch. Berlin 
1,99. 8.). " 

4) Jalia. Leyden 1783. 8. Amst. 1786. 8. Ferdinand en Constan- 
tia. Amst. 1785. II. 8. 

5) Het land, in brieven. Amst. 1788.8. Reinhart of Natuur em 
Godsdieust, Ib. 1791. HI. 8. ' 

6) Waare Eiefde en belangelooze Vriendschap. Amst.u.a.8. Myne 
vrye Deakwyze over belangryke Onderwerpen, Haag 1707. 8. 

7) S. P. Hofmann Peerlkamp, A. v. d. Willigen en H. Meijer, 
Hulde aan de negedachtenis van A. Loosjes. Haarl. 1818. 8.— Hi- 
storie van Mejufireuw Susanne Bronkhorst. Haanl. 1806-7. VI. 8. 
Het leven van Maurila Lynslager, zene Familieugeschiedenis uit 
de 17 Eeuw. ib. 1803. 1V. 8. Zedetyke Verhalten. ıb. 1804. IH. 8. 
Arnold Geesteranus en Susanna van Oostdijk. ib. 1307. 8, on 

8) Frank vau Rorselen en Jacoba van Beyeren. Haarl, 170— 
91. 8. Charloita van Bourbon. ib. 1792. 8, Huig «de Groot en Ma- 
rin van Reigersbergen. ib. 179. 8. Louise de Colieny. ib. 1803. 8. 
Jobann Je Witt, Raadpensionaris van Holland. ib. 1805. 8, Ro- 
ıneinsche Anticken van Vryheids- en Vaterlandsliefde. ib. 1798. 8, 

9) De verscheidene tydperken des menschlyken lebens geschets 
im een zeutal redevoeringen. Amst. 1786. 8. Leven van zym exrei- 
lentie, enz. Lucifer. ib. 1799. &_ Het onscheidbaar drietal reden- 
wezens Verlichting, Dengd en Tyd. Haarl. 1799. 8. De ınoderne 
Helicon, en Apello sergeaut van de Burgermagt. ib. 1802. 8 De 
antike Helicon. ib. 1803. 8. Verzameling van spreekwoorden, 
Amıst.1810. 8. Het spreekwoord, ’t is al geen gond wat’ er blinkt, 
ironisch verkiaard. ih. 18 6. 8. Amsterdamsche burgers winter- 
avond uitspanningen. ib. 1808. 8, Nour-Mahal of de regeering van 
24 uuren. Ib. 1808 12. De Jdrie gebroeders alverwoesters. ib. 1810. 
8. De vrouw is de haas, eene geheimzinnige magispröuk. ib. 
1817. 8. De ınode, Utrecht 1809. 8. | 


$. 734. 


Die Literaturgeſchichte der Scandinaviſchen Nele if, wie 
man“ fih wohl denfen kann, eigentlig erſt in der Neujeit 
gefchoffen worden. Deshalb wird die Geſchichte der Schwe- 
diſchen Moefle!), denn mit diefer wollen wir uns jeht bes 
fhäftigen, einen nicht allzu großen Raum wegnehmen, wenn 
fie im Allgemeinen au einige ausgezeichnete Talente aufs 
zumelfen hat. Es if befannt, daß bie aͤlteſten Literaturwerle 
der Schwediſchen Nation in Voillsliedern und Ueberfepungen 


806 | Schwediſche Poeſie. 


Schwediſch. Cie ſelbſt liebte ebenfalls nur das Lateiniſche mi 
Franzoͤſiſche, allein fie bat bekanntlich auch zu Alexander Be 
dis Schäferfolel, Endymion, dm “Plan und einige Staa 
geliefert. Ihre eigenen Werke befichen aus ihren Marin 
und Sentenzen, die an Tiefe nur von denen "Rodefaucudi 
übertroffen werden, aus Betrachtungen über dad Leben Alu 
ders des Broßen, für den fie ſchwärmte, und ihren an Gut 
gerichteten Memoiren, worin fie fih mit muflerhafter Ylnpartv 
lichkeit ſelbſt richtet, find aber leider gleichfalls in einer fremde 
Eprache gefchrieben. Allein dennoch mögen ihre Vorliebe für di 
- Wiffenfchaften und Künfte und ihre Kunſtſammlungen bie Rey 
ung der Ration für die Poefie geweckt haben, denn unter Ih 
Dichtete der Vater der Schwediſchen Dichtkunſt Georg Lilie 
Stjernbielm?) aus Swartffiär in Dalarne (1598- 
1672) feine Wahl des Hercules, worin er bei fonberbat 
Miſchung antifer und moderner Scenerie an jene alten Hol 
ſchnitte des 16ten Jahrhunderts erinnert, auf denen wir Zrois 


mit Donnerbüchfen niederfcießen fehen. Uebrigens iR er ki 
weiten nicht fo moraliſch, wie der Erfinder dieſer Allegorie ki 


Zenophon, Prodikus, dean er läßt ed unentſchieden, ob M 
gute Herkules der Tugend oder dem Lafler folgte. Geht 


Verſe find. zwar manierirt, aber kraͤftig und rein; daft 


Sana man. von feinn Epigrammen und Gelegenheitögeriäin 
fogen. Bel feinen Nachahmern kann man jedoch fon I! 
bedeutend den Einfluß wahrnehmen, den. dur WBermittelung dd 
SOjährigen Krieges die Deutſch⸗Schleſiſche Schule auf diefelben auf 
übte, was fo weit ging, daß der Lyriker Laffe Zohan 
fon und ber als Lateinifcher und Schwediſcher Dpendit 
befannte - Sumuel Columbus’) (1642-79) fogar # 
Deuſcher Sprade dichtelen. Unter den übrigen Didtern dit 
Zeit mögen noch der fen genannte Johansſon!) (M 
1650 in Ofgothland, gef. 1674), auch Lucidor der Ungib 
liche genannt, der Freiherr Guſtaf Rofenhane‘) (1619- 
84), ein frifcher Sonettif, der nur etwas zu fehr die Jıaliam 
und Ronfard nadahınte, Haquin Spegeld) (1645 1111} 
als. geiſtlicher Dichter ausgezeichnet und gefdicter Nachbilena 
von du Barınd’ Semaine, welche Arreboe allerdings Id 


Schwediſche Poefle, 897 


Daͤniſch nachgeahmt hatte, zugleih au ſchon ein reiht gelungenes 
Berlorened Paradies Iieferte und die EC chöpfung In lauter weib⸗ 
lichen Reimen felerte, Olof Wertonius”) aus Äbo (geb. 1656) 
mit feiner Klagenden Diana, Gunno Eurelius Dahlifterna®) 
(1658—1709), der Meberfeper des Treuen Gchäfers und 
Nachahmer der Italieniſchen Stanzenpoefie, Johann Runius®) 
(geb. in Weftgothland 1679, gefl. 1713), Erich Dlofsfon 
Lindemann aus Sfaninge (1634—90), Pehr Lagerlöf 
(1648— 99), Israel Holmfiröm (+ 1708), Dlof Olofs⸗ 
fohn Broms aus Stodholm (1672—1722) und fen Lande» 
mann Johann Tobias Geisler (1683 — 1729) !%), ſowie 
Ehriflofferteyoncrona!y(+ 1700), en Sonettifl, Car ®ris 
penhjelm'!)(+1694), der Epigrammatift CarlArofeli!?),Yas 
kob Freſe!) (+1728) und endlich die beiden phantaflelofen Reimer 
Sveno Dalius") (1604—93) und Sofia' Eliſabeth 
Brenner") geb. Weber (1659 —1730). 

1) S. Shrödh, Alg. Biogr. Bd. IT. p. 171. 2q. IIL p. 1 sq. — 
(B. Bergius) Öfversett. af Drottn. Christinas Betrakielser öfv. 
Alexander den Stores bedrifter. Lond. 6. 1756. 8, Sefström, Chri- 
stinae Moraliska Tankar öfvs. Stockh. 1756. 8. Drotn. Christinas 
Arbeten om Märkvärdigheter af J. Arckenheltz. Öfvers, och aam- 
mandragne. Stockh. 1760. II. 4, | 

2) Hereules eller en sinnerik Dicht. Ups. 1653. Stockh. 1668. 1727. 
4. Medbifogad omarbetning af G. A. Silverstolpe. Strengnäs. 1808. 4. 
Musae Suethizantes t. ä. Säng-Gudinnor, tedde i nägre amàâ Werk 
och Dichter. Stockh. 1668. 4. Ä nyo uplagde af B. Höök. ib. 1688. 
4. Vitterheds-Arbeten utg af L. Hammarsköld. ib. 1818. 8. He- 
roisch Fägne-Säng öfver Drottn. Christinae Födelsedag af Stellata 
de Casside. ib. 1648. fol. | 

3) Helicons Blomster pläckade af’Lucidor den elyckelige eller 
allahans Poetiska Skrifter, Stockh, 1688. 4. 

4) Bibliska Werld. Stockh. 1674. 4. samt andre Poetiske Skrif- 
ter. ib. 1687. 4. Odae Suethicae. ib. 1674. 4. Rädrijk oder Anweifer 
zur Zugend. “nit. 1676. 4. Pfeil⸗Verweckſlung bes Todes und ber Liebe, 
famt etlihen andern Rebens®ebichten. ebd. 1676. 4. 

5) Wenerid, i Rijm för mer än 30 Ar skrifwin, af 8 kär 
Bärgbo. Stockh. 1680. 8. Fyratijo amä Wijsor, till Swänska Sprä- 
kets Ofningh för 30 Är sedan skrifwin. ib. 1682. 8. Thet Svenska 
Spräketzklagomäl, at that som fig borde icke ährat blifver. ib.1706. 8. 

6) Guds Werk och Hwila, uti Swenska Rijm beskrefven. 
Stockh. 1685. fol. Leipz. 1725. fol. Acc. Thet öpna och tilslutna 
Paradis. ib. 1705. 4. Leipz. 1725. 4. Norköping 1745. 4. Salomons 
Höga Wijsor. Stockh. 1686. 8. Norköp. 1745. 8. Thet äterwunna 
Paradis, pA Vers. Stockh. 1711. 4. Norköp.1745. 8. Salomons Wije- 
het och Herlighet pä Vers. s.1. et a. Stockh.1711.4. Norköp. 1745. 8. 

7) Sinne-Afwel. Acc. Nägra Dichter.s. ]. eta. (Götheborg 1684.), 4. 

8) Kunga Skald, som pä Carl XI. Lijkfärds-Dag. 1697 är sjun- 
gen. Alt-Stettin. s. a. fol. Den trogna Herden af Bp. 6uarini. 
Öfvers. ib. s. a. 8. Giötha Kämpa Wiser. s. 1. et a. 4. 

Größe, Handbuch ,d, Literärgeſchichte. III. 57 





900 Schwebifche Poeſie. 
äden. ib. 1758. 8. Skuggor af en förhorad Vin, ellor namladı 
Tankar öfver C. Klingenberg. ib. 1759. 8. 


„ 3). Ueb. d. Geld. d. Schweb. Lit. u. Poeſie f. b. Zeit. f. O. v. 
lin, Vitterhets acad. Handling. Stockholm 1755. T. 1. p. 5A 
(Deutfh b. Schloͤzer, Neueſte Geſch. d. Gelchrfamkeit in Schweden, p. & 
sg.) Zr. Ruͤhs, Ueb. d. Schidfale d. ſchoͤn. Rebekünfte in Schweden in im 
neueren Beiten. Berlin 1803. 8. 3. K. Höst, Udsigt over den srenkt 
Digiekunsts Skjaebne ö nyeste Tider, Kjöbhrn. 1804. 8. P.D. 4 
Atterbom, Svenska Siare och Skalder eller Grunddragen of Svensk: 
Vitterhedens Häfder. Upsala 1843-4. II. 8. (Ausz. in d. BLM 
Unterb. 1843 ar, 237 sg, 1846 nr, 288 4, 1847 BT. 125 sg.) 


$. 787, 


Wir haben ſchon angebeutet, daß das goldene Zeitalte 
der Schwediſchen Literatur in die Regierungs⸗ umb Leben⸗ 
periobe des unglädlihen Guftav’s TIL!) (177292) fült 
Allerdings muß man Hinzufügen, daß man Hierbei nid! 
allzu fehr auf die Dualität des Geleiſteten fehen der 
weiche mit der Quantitaͤt in einem fehr bebeutenden Mir 
hältniß fand, denn eigentlich claſſiſche Dichter Im edelſten Sim 
des Wortes brachte dieſe Epoche, felbft toner nicht einmal 
ausgenommen, nicht hervor, allein dafür machte fie die [hmm 
Künfe zum Gemeingut der ganzen Nation; man bidiete in 
Königlichen Schloſſe zu Stochholm eben fo gut als in M 
Palaͤſten der Bornehmen und den beſcheidenen Wohnungen de— 
Bürgers, und die Mufen hatten ſich nit etwa nur die Kaub 
ſtadt zur Reſidenz erwählt, fondern ihre Tempel in gan 
Schweden gebaut. Allein leider veranlaßte Guſtav gemifermaf 
auch die allzu große Vorliebe für die Franzoͤſiſchen Claſſiker und M 
Oberflaͤchlichkeit, die wie überall auch bier im Gefolge M' 
felden auftrat. Gr ſelbſt ahmte nämlich ziemlich unkritiſch o 
Ausnahme Franzoͤſiſche Dichter nad, und die ſteifen Mabrielt 
des Mercure de France waren ihm unvergleichliche Rafen | 
die den Berfen eines Corneille nichts nachgaben. Co fan # 
denn auch, daß er, der nicht einmal die wahren Größen in da 
Literatur jener von ihm fo hoch verehrten Nation herauszufind 
wußte, aud als Nachahmer nichts leiſtete und bie frivole ch 
quette Hülle bei ihm leider ur zu häufig einen warmßicico 
Kern einfhloß. Allein er hat dafür vor Friedrich dem Grohe 





Schwediſche Poefle. 901 


ver ziemlich eben fo abgoͤttiſch die Branzöfifihe Literatur an- 
betete, Darin einen großen Vorzug, daß er nicht wie diefer feine 
Wutterfprache verachtete, fondern dieſelbe vielmehr am Höchften flelite, 
und nur bie Franzöfifche Literatur als das einzige Mittel ber 
tradhiete, diefelbe zu verebeln und zu vervollfommuen. Darum 
Riftete er auch 1786 die Schwediſche Academie oder die Ges 
ſellſchaft der Achtzehn und vegenerirte die von feiner Mutter 
gegründete Academie der fchönen Kuͤnſte, bie fortan nur mit 
ver Theorie zu thin Gaben follte, ganz nad dem Muſter ber 
Academie des inscriptions et beiles letires. Aus bemfelben 
Grunde wählte er zu feinen Dramen immer Sujets aus 
der Schwediſchen Geichichte und gewann aud ben von ber 
Academie andgefepten Preis auf Die befte Lobrede Torfienfohn’s, 
weicher ihn von ven Richtern eribeilt wurde, ohne daß dieſel⸗ 
ben den Verfaſſer der Lobfchrift kannten. Außerdem muß 
noch erwähnt werben, "daß neben der Academie noch bie von 
dem geiftteiien Zournaliſſen I. G. Kellgren geleitete und 
von Carl Lenngren mittedigirte Stockkolms Posten (f. v. 
29. Octbr. 1778) das kritiſch⸗aͤſthetifche Richterſchwert mit eben 
ſoviel Geſchick als Gerechtigkeit hanbhabte. nt 
Uebrigens ifi noch zu bemerken, daß. durch Guſtav III. aud das 
Theater, welches unter feinem Vorgänger Abolph Friedrich (fett 
1740) erſt ſtehend in der Reſidenz geworben war, eine bei 
weitem ‚größere Ausbehnung und Wirkfamkeit erlangte. Vorher 
war naäͤmlich bie dramatiſche Literatur der Nation nur ſehr 
ſchwach beſtellt geweſen, venn es Hatte zwar neben Ceder⸗ 
hielm, der 1739 Voltaire's Brutuo übertrug, auch der 
Schauſpieler Chriſtian Knoͤppel mehrere fremde Stuͤcke Ins 
Schwediſche uͤberſetzt und zur Auffuͤhrung gebracht, allein das 
erſte eigentliche Original⸗Trauerſplel war Dalin's Brunilde, 
ein plauloſes, aud lockeren Scenen zuſammengewuͤrfeltes Stuͤck, 
das trotz feiner hoͤchſt geringen Anzahl gelungener Momente 
und feiner wenigen trefflichen Stellen dennoch allgemein ans 
geflaunt und fogar auswendig gelernt war. Weit befier 
iR fein Styrbjörn ober Nelbiſcher, das erfle Luffplel ber 
Schwediſchen Bühne, zwar in Hgulberg'ſcher Manier, aber nidt 
ohne die wahre vis comica, hervorgebtacht durch geſchickte 


902 Schwediſche Poeſie. 


Verwickelung, aͤcht komiſche Situationen und gelungene Durchfuͤhrn 
ber Eharactere, wovon in dem genannten Trauerſpiele feine Idee we’) 
Gleichzeitig waren des Olof Celfiusꝰ) aus Upfala (1716) 
Trauerfpiel Ingeborg, einige Tragödien desfüngen Anders Heſſo 
1Hu8*), mitdem Beinamen Americanus, ein Trauer⸗ und ein Luffıkl 
von Erich Wrangel’) (1686— 1765) und Brander’s’) m 
Erich Stjdldebrand’s Trauerfpiele Aöldg, Cleopatra, Han 
und Signild, aber eind war fo mißlungn wie das ander 
Die erſte ernſte Oper endlich, welde auf das Stodholmer Theater 
fam, war Johann Wellander’6”) (1735 —82) Tail 
und Peleus (1770), ganz im Deutſch⸗Franzoͤſiſchen Reifen Ge 
fhmade, obgleih allerdings 1747 ſchon ein Borgänger daran 
dageweſen zu fein ſcheint?). Balletö°) exiſtirten übrigens fü 
viel früher und find beſonders unter der Chriſtine häufig auf 
geführt worden; fieglichen den Engliſchen Masques auf ein Haar, ob 
wohl die ganze Mode aus Ftankreich nad Schweden gekommen we. 
Später entwidelten ſich aus ihnen die Wirthſchaften. Die erſte fomilkt 
Oper endlich lieferte Lalin (+ 1789) fon 1750'%. 


1) Reflexioner. Stockh. 1778. 4. (anonym). Commerce &pistolsire 
entre un jeune prince (Gustavelll.) et son gouverneaur (C. „Schef- 
fer) med Svensk Öfversättning. ib. 1771. 8. Orationes e Saeco i 
Latinam conversae. Berol. 1772. 8. (Gtaatsreden, gef. u. übel... 
game. v. D.H. Thomas. Lübed 1781. 8.) Arbeten. GEötheborg 18%. 
VI. 16. Skrifter utgifne af J. 6. Oxenstjerna. Stockh. 1806-1! 
vi. 8. (Darin f. Zheaterflüde, bie 38 franzöftie —XX ſiad ind 
Oeuvres de Eustave Ill. Stockh, Deutſch ni. Bda 
Guſtavs III. a. d. Zrang. in Ausz. 2 Anm. . Mühe. Berl. 1 
In. — a 5* —*8 — % ober m nad en Zode ange 
ete Papiere. Ue u ung v. 6. G. 
8* d. Hamb. 1844. I u es 8 
2) Brynilda, Tragoodia, Stockh. 1738. 4. Den — 
Com. ib. 738. 3 (anonym). 
3) Ingeborg, Tragoedia. Stockh. 1739. 4. —— 
4) Torilla eller Regner och Swanhwita Stockh. IM. 
4, Torilla, EricIX, Zaletta. Tragoedier.ib, 1700.46. 1€ ſ. Gtarusl. p.25% 
5) Snöhwits Tregosdin. Stockh. 1739. 4. Missförständet ib 
reken, Com. ib. 174 
6) Cleopatra. Stockh. 1749. 4. —** Signild, Sorgen, 
Stockh, 1767. 8. Aslög, }ragoedia. ib. 716.1. Gustaviade, 
dikt i 12 Sänger. ib. 
7) Thetis och Felde, Opera i 5 Acter. Stockh. 1770. & fie 
td till 3 Acter. ib. 1775. 4. Sängstycken vid Krönings-Achee. 


8) Syrinx eller then i Wiss törvandlade Wattu-Nympb® 
Opera. Stockh. s. a. (1747). 4. ib, 1748. & 








Schwediſche Poefie. Heldengedicht. 903 


9) Balet om thenna tijdzens Fantasier. Dantzat ä Stockholm 
upp& Hennes K. M. Födelsedagh d. 8. Dechr. 1643. s. 1. et a. 4. 
Mehrere andere rühren von Stjernhjelm ber und flehen in defien Musae 
Suethizantes; Beilp. b. Slarus, Schweden. Mainz 1847. Bd. I. p. 366 od: 

tl 


10) Den straffade formätenheden eller Arachne föryandlad 
en Spindel. Stockh. 1750. 8. 


$. 738, 


Kun beginnt auch die Dichtkunſt einen weit: größern 
Umfang zu nehmen; fle verbreitet ſich über alle Faͤcher, und 
fo haben wir denn jetzt ſchon mehrere Heldengedichte zu nennen. 
Allerdings find Branders (1722—1814) Heldengesiht auf 
Guſtav Waſa und das des Bifhofs von Lund, Dlof Eels 
fius!) über denfelben Stoff nur als Wnfänge zu beitadhten, 
allein de8 Grafen Guſtav Friedrich Bylienborg?) Zug 
über den Belt ii trogbem, Daß der Stoff für ein Heldengedicht 
anfcheinend zu unbedeutend TR, ein wahrhaft heroiſches &yos, 
welches durch treffliche Sprache, hoͤchſt geichtelt angebrachte Epi⸗ 
foden und wahren Schwung ber Phantaſie, der ſich beſonders 
in glänzenden Schilderungen ausſpricht, den beſten berartigen 
Gedichten anderer Voͤller gleihfommt. Ob dagegen Gudmund 
Jöran Adlerbeth's) (1751-1818) Bearbeitung einer 
Epiſode aus Tafſo's Armida hierher gezogen werden darf, 
Fönnte man ernftlih in Zweifel ziehen. Dagegen hat der nicht 
mit dem berühmten Berfafier der Atlantis zu  verwechjelnde 
Dlof Rudbecky aus Stodholm (1756—77) ein komiſches 
Epos geliefert, welches den beften Dichtungen biefer Art in un⸗ 
ferer Literatur an die Selte gefebt werben mag. Gr befingt 
nämlid in ber Boräsiade ben Kampf, welden die Bürger des 
Staͤdtchens Boraͤs unter Anführung ihres Buͤrgermeiſters Ed⸗ 
ban gegen einen Aufruͤhrerhaufen, der unter dem Commando 
eines gewiſſen Hofmann fleht, aushalten, und hat dann dieſem 
Meiſterwerle noch ein zweites hinzugefügt, das ſich zwar nur mit 
der Lebensgefhichte eines Belzigen, ‚von bem ed den Namen 
(Neri) hat, befhäftigt, aber gleichwohl dieſem floffarmen Sujet 
unendlich viel heitere Pointen abzugewinnen weiß. ' 

In der Boetifhen Erzähluug lieferte der .Sraf Guſtav 
Philip Creutze) (1729—85) ein wmeiflerhaftes erotifhes 
Gedicht in fünf Sefängen, Atis und Camilla genannt, weldes in 


90. Ecjwebifhe Porfe. Lehrgedicht 


mancher Beziehung mit den Wieland ſchen Arbeiten dicke In: 
vergleichen in. Son Haben in diefem Genre nod beim: 
Leopold, Silverſtolpe und Johan Stenhannuı 
Ed In Smäland (1769 — 99), wenn auch mehr in ber fun 
iſtiſchen Partie, manches Gute geleiftet®). 

Bei weitem mehr Bearbeiter fand das Lehrgebiät, : 
zügikh die befchreibende Gattung deſſelben. Un da & 
dee Hierher zu ziehenden Dichter ſteht welt Reit ! 


- bann Gabriel Graf Dpenfierna”) (1751-1 


mit feinen zwei herrlichen größerem Gerichten, ver Tagehkı 
und der Aernte, und an dieſen ſchließt ih Guſtav Erin: 
Graf Bplienborg®) (1731-1808), ber bie Jahıla 
befang, zugleich aber and durch feine theoretiſche Arhat i 
die Kunſt des Gefanged und den Weg zum reinen bit“ 
Gedichte bahnt. Die Nordenflycht ſchrieb du $ 
ihelbigung des weiblichen Geſchlechta und einen poetida? 
ſuch über die Schwediſchen Dichter; allein wenn fie il 
Bereinigungopunlt einer Anzahl der beften Köpfe dire Sr 
abgegeben hätte, fo würde ihr Rame durch biefe ihre kant 
denen natürlich ſchon aus Galanterie von jenen Weihrart 
freut werden mußte, ſchwerlich auf die Nachwelt gi 
fein. Eben fo wenig iſt Jo achim Wilhelm Zitjeſttiu 
(1721--1806) Feicommiß an meinen Sohn Inguut 
gentlich ein Gedicht zu namen, venn es hat nur die — 
Form eines ſolchen; allein auch bier kommen ander er⸗ 
hinzu, weshalb man es noch jeht begterig lieh, niet! 
varin ausgeſprochenen edein Brumafäpe, welche bemfelbe ! 
Rang eines Religlonsbuches ertheilen. Thomas Thorib 
aus Gothenborg (1754—1808), Mtofeffor zu Grat 
hat Dagegen wieder in feinen „Leibenfdaften“ den Iahal' 
Hauptjache gemadt, Die Ahfere Form, er wähle bes p 
wetier, aber fat ganz vernadhläffigt, meahalb ihn enyſ⸗⸗ 
Gemäther ſets mit Eutzuͤden Iefen, eigentliche Kunfridtr # 
wegen feiner bedenklichen Form uud Negelloſigkeit immer FT’ 
einen imtergeorbneten Dichter beiradten werden. WA r 
Acht daher von biefer Seite fewwohl, als auch feine 9 
lichen Eprache halber Ifat Reinhold Btom“) (116 


Schwediſche Poefie. Satire Ä 905 


326) mit feinem poetikden Briefe an diejenigen, welche einen 
aſterblichen Namen ſuchen, und mit feinem Gedichte über bie 
oihwendigkeit der Religion für die Dauer der Staaten, well 
ach bier Gedanfentiefe ſich mit Seelenhoheit vermifcht und eine 
wunderbare Energie der Ueberzeugung ſich ausfpricht, die man bei 
stenhbammar's, SilverKolpes, Nil Loren®’ (1787 — 
822) und Sjöberg’s') Arbeiten diefer Gattung nicht findet, 
enn au Form und Dictien, forwie auch ber Bersbau, un⸗ 
delhaft find, Wer kennt endlich nicht Lidner's Juͤngſtes 
zericht? Auch Leopold”) hat einiges hierher Gehoͤrige ge 
efert, was in Inhalt und Wusführung ſehr an die Ho⸗ 
vztiche Lebenophiloſophie erinnert, Derfelbe Hat aud mehrere 
:efflihde Epiſteln an Guſtav IIE. gerichtet, wenn auch bier 
affelbe, freilich ewas Boltatresatheififche Lebensprinctp, herrſcht. 
Idlerbeth") und Drenfjerna, bie fib in demſelben 
Zente verſuchten, ſind fd jedoch in ber Ausführung: entgegen» 
eſetzt, jener naͤmlich IR ernſter Moraliſt, dieſer heiterer Ironiker, 
Dein beide erreichen ihren Zweck, fie belehren. Daſſelbe wollen 
ekannilich auch die Satiriker, aber fie thun mehr, fe geißeln 
nd befiern, und aud an foldyen fehlt es nicht. Aus früherer 
jeit enwähne ih noch Samuel Triewald!) aus Gtods 
olm (1688—1743), ber vorzüglich die ſchlechten Poeten ges 
aßt zu haben ſcheint, denn er hat fie furdibar maltraitirt. 
Yalin bat im Genre der Satire, in weldyer er ſich and ix 
zroſa verſuchte, die beften feiner zahlteichen Leiflungen ge 
efertz wenigſtens gehört fein Aprilwerk oder unſete. herrliche 
zeit in dieſe Kategorie. Auch der geiſtreiche Prob zu Hel⸗ 
ngborg, Hans Bergeſtromy) (geb. 1735 in Halland, 
eR. 1784) hat Mehrered hierin gellefert, fo z. B. Bat er 
te Kun zu kriechen gelehrt und wie Eratmud ber Thors ober 
Rummheit eine Lobrede gehalten. Wien man tadelt an feinen 
Irbeiten die Länge und zieht ihm bei weitem Gyllenborg 
or, deſſen Satiren: „der Weltveraͤchter“ und „Ueber meine Feinde 
einen Abrigen Leitungen an Werth nicht nachſtehen. Zwar Haben auch 
Leopold win Silverſtolpe das Ihrige zu dieſem Genre 
yelzutvagen nicht esmangelt, alien ver ſchon oben erwähnte be 
ruͤhmte Ioumail Johann Heinrich Kellgren”) aus 


906 Schwediſche Poefie. Parodie. Traveftie. Fabel. 


Floby In Weſtgothland (1751—95), einer der geiftreihhe 
und genlalken Poeten, welde Schweben erzeugt hat, wird 4 
allen Genannten vorgezogen, weil bei ihm nicht allein wahrhaft We 
riſches Talent, fondern auch die edelſte Abſicht in einem gem 
deten, glatten, eleganten Gewande auftritt, welches fih in jem, 
auch der vornehmfen Geſellſchaft fehen lafien kann. Man ji 
hierher feine Satiren und fatirifhen Erzählungen, ſowie ſein 
‚Mein Gelaͤchter“, „Man bat nit Genie, weil man toi if, 
„Die Lichtfreunde', „Dumbom’s Leben“ ꝛc. betitelten Gedichte 
In einiger, wenn auch etwas Ioderer Verbindung Adi 
mit der Satire die Parodie und Travefie. In erflerer leer 
Gar! Franz Hallmann") (1732—1800) einige ausge 
zeichnete Arbeiten, denen wir ſchwerlich etwas Aehnliches a 
die Seite zu ſetzen Haben. Er parodirte nämtid bie Opa 
Thetis und Peleus und Acid und Balathen in Petio und Telnıt 
‚und Caspar und Dorothea, forwie Gyllenborg's Trauerſpiel Bine 
Sarl in Schiffer Rolf; allein als Guſtav's III. frivole Epode 
vorüber war, fam er aus ber Mode, und man wagte faus 


mehr, an ihn zu denken. Auch Leopold's vielbewumdele 


Odin gehört hierher, obgleich dieſer freilich Feine Parodie Im 
* eigentlichen Sinne geben wollte. In der Traveſtie verſuchte Rd 
Johan Stenhbammar!’) zwar nur mit einem Etuͤc al 
dem erſten Bude der Aeneis, allen fein Erfolg war bie 
größer, well er nicht wie Scarron und Blumauer Ad in ka 
Kopf febte, daß die Quantität ben Preis davon trage. 


Endlich gehört noch die Babel hierher, in welcher Da 


Hin?) zuerft anonym einige Proben in der Manier da im 


taine's gab; obgleich biefe num in ber Form gelungen fen w+ 
gen, fo mußte doch, weil ein guter Fabeldichter geboren werd 


muß, Dalin als ein gemachter frofig, matt, umbeholfen ud 


ohne Pointe bleiben, ſelbſt wenn er ben populären Ion P 
teoffen hätte, der zu diefem Genre unumgänglid nothwenbk in 
Benedikt (Bengt) Lipner?!) Hat fi in demſelben Fache ve 
ſucht, allein auch er beſitzt das Talent jenes berühmten Erw 
zoſen nicht; feine Verſe find freilich ſo, wie man fie von ein 
Dichter feines Ranges erwarten durfte, allein ihr Gehalt Pe 
feinen fämmtliden anderen Arbeiten unendlich nach. Bylle 





Schwediſche Poefie. Epigramm. Schäferporfie. 907 


borg?) Hat auch Hier wieder den Vogel abgeſchoſſen, denn 
fein richtiger Taft wußte erſtlich aus dem Aeſop, den er flublert ' 
haben muß, fih einen richtigen Begriff von bem, was eine 
Zabel fein fol, zu entwideln, dann aber aud das gluͤcklich 
gefundene Sujet fo geſchickt au verarbeiten und correct 
darzußellen, daß man feine Babeln wohl für die beſten 
In ber Schwediſchen Literatur zu erklären hat, indem auch 
Axel Gabriel Gilverfiolpe?) aus Stodholm (1762 
— 1816) mur Fremdes leidlich nachahmte, das Gigene aber 
ſehr ſtiefmuͤtterlich ausfattete, und der noch zu erwähnende 
Bellmann?*) weiter fein Verdienſt hat, als durch Ueberſetzung 
von Gellert's Gabeln Gelegenheit zur Radahmung der Deutichen 
Manier geboten zu haben. 5 

Was endlih das Epigramm anlangt, fo haben fi 
zwar mande Dichter und Dicterinnen, wie die Norden» 
flycht, Elers ıc., in demſelben verfucht, allen nur Oxen⸗ 
Rierna hat mit Gluͤck dieſe Dichtart behandelt, denn fein 
Witz IR nicht nur treffend, fondern auch neu, und bie Gegen 
fände, die er befpricht, find angemefien gewaͤhlt. 

Das Schaͤfergedicht, welches uns zur Lyrik führen muß, 
Eonnte freilich, wie ein geiftreicher Gritifer bemerft hat, in einem 
Lande nicht gebeihen, wo adt Monate hindurch inter if, 
und wo aud die fchönen grünen Matten und burdfichtigen 
Bergfiröme, wie fie 3 B. Dalame in reicher Menge aufzu- 
weifen bat, nur kurze Zelt in ihrem fommerlihen Glanze 
prangen; allen man koͤnnte fagen, Arcadien war aud ein 
rauhed Land, und doch hat man «6 für den Wohnfig bes 
Schaͤferlebens angefehen. Indefien mußte e8 doch damals im Geiſte 
ber Nation liegen, von biefem Genre abzufehen, denn Das 
lin's hierher gehörige Arbeiten find nicht einmal Idyllen und 
Lidn er's Hirtengebicdhte weiter nichts als fleife, gezierte Rachahmungen 
der an ſich ſchon hyperunnatuͤrlichen Geßner'ſchen Manier, ſo daß es 
erſt Segnér x. aufbewahrt blieb, auch hierin Vorzuͤgliches zu leiſten. 

Was nun die eigentliche Lyril anlangt, fo beginnen wir 
mit dem Liede, und natürlich muß Dalin fon wegen feiner 
Fruchtbarkeit hier zuerſt genannt werden; allein er hat auch 
wirklich vieles Singbare und natürlich) Anmuthige geliefert, was heute 


908 Schwerte Poeſie. Lyrik. 


noch gern gehört wird. Seine Nebenbuhlerin, vie Norder⸗ 
flycht, hat ebenfalls Im dieſen Genre gerade das meiſte Oi 
gehabt, und fo lieblich wie ihre zarten Lieder find laum mi 
bie allerdings ſchon dem Tone des eigentligen heiteren Belt 
liebes fehr nahe kommenden Gelände von Dalin’s Squle 
Johan Elers*). Samuel Tilas®) (1744-73) 
ſtarb zu früh, ſonſt waͤte er gewiß ein Nebenbuhler Beam 
geworden. Frau Ulrike C. Widſtröm“) dichtete ſchr wohl 
klingende, aͤcht weibliche Liebeslieder; alien Volkslieder turen 
fie wohl eben ihrer Eleganz wegen nicht, wolche Ehre Kellgren 
wegen ber ſeinen zu Theil wurde. Iſt es nun überbhawpt bei dme 
Nation, vie, wie wir früher gefehen haben, von jeher ſowehl 
viel Talent als auch große Liebe zum Vollsliede zeigte, ſcwe, 
ich bedeutend auozuzeichnen, weil immer Mehreren die Gabe zu It: 
den PVrobuften von der Ratut verliehen iR, To war dieß dei 
in einem hohen Grabe der Fall mit Earl Michael Bell: 
mann (1740-95), Ouflav’s IH. Hoffeeretär und, wie mm 
unedel genug gefagt bat, Poffenreißer. Man Tann ihn ba 
Schwediſchen Anacreon und Beranger in einer Perſon wen, 
obgleich er wieberum ein Vorgänger Hoffmann's von Balat 
leben war, denn er erfand zu feinen Liedern die Relodien 
felbſt und fang fie wie dieſer ſelbſt zu einer Art Laute db 
und atıch bei ihm fhlleBen dieſe Melodien ſich dem Sinne der Berk 
anf eine unglaublich glückliche Weife an. Gelne Licher alt 
freitich alle Epicureiſche Lebensphilofongte, allein zuweilen findet men 
Doch, will man nur zwiſchen den Zeilen Iefen, in thnen tiefere Empfintun 
(3. B ba@berühmte R.opp Amarynis, vakna nun Hlla) und einen fl 
melancholiſchen Anflug, der vielleſcht dem Dichter Kber ſein locleres &ha 
kommen mochte, wein er ſeinen R auf) ausgeſchlafen hatteund aufie 
leider for nur im Weinhaufe hingebrachten gefirigen Tag M 
vüdblicte. Denn bier war fein liebſtet Aufenthallt, und fir 





Trinflteber, In denen die alte Ula, die ihm fo oft das et 


Gias volkfcienten mußle, und bie gutsskthigen Bürger, welb 


bie damaligen Welthaͤndel delm Olafe Wein befanmegießerten, wahrhat 


Gogariheſche Figuren, eine bebentende Wolle ſpielen, geben da 
Vanx de vire des berichmten Bafſelin nichts nad. Gin de 
weis aber, wie ihn fein Vaterland verchrt, wich darin MM 





Schwediſche Poeſie. Lyrikf. 009 


daß noch heute eine zahlreiche Geſellſchaft Iuftiger Leute im 
Stochholm ſich nad Ihm nennt und man 1843 daſelbſt fogar 
einer belichten Polka feinen Ramen gegeben hat. Er hat allerdings auch 
geiſtliche Lieber gebichtet, und man kann ſich kaum denken, wie z. B. bie 
feierlich erhabene Zionshochzeit dieſem frivolen Dichter aus dem Herzen 
foınmen fonnte??). Weit beſſer gelang diefes Genre Matthias Stens 
bammar,Chriftoffer Dahl(f 1809) in feinen Geiſtlichen Liedern 
(Upsala 1809), welche den Preis der Academie erhielten, und befonder® 
SamuelDenmann)(1750—1829). Was die Elegie anlangt, 
fo hat man eigentlich als Muſter nur die Gedichte der Nordens 
flycht auf ihren verftorbenen Gatten und einige Verſuche von 
Michael Chorus”) aus Finnland (1774—1806), forte 
von Stenhammar (z.B. das Lieb: Laura ober meine Beliebte), 
anzuführen. Reicher iſt ſchon das Feld der Ode bedacht. Hier 
ſteht wieder Gyllenborg obenan (3. B. mit feinen Oden 
über die Seelenflärke, die Freuden und dad menſchliche Elend); 
dann gehören aber auch Kellgren, Adlerbeth, Oxen⸗ 
flierna und Karl Wilhelm Leopold aus Stockholm 
(17561829) hierher, obgleich des Leptern Oden zwar hoch⸗ 
trabend, aber hohl und ebenfo farblos und froſtig find wie 
feine Liebeslieder. Welt höher iR Casfröm’!) zu fielen, we 
nigſtens erhebt fi feine Ode auf die Borfehung zu Pindariſchem 
Schwung, und aud unter Sjöberg’s allerdings etwas zu 
gelehrt moralifirenden Oden IR die auf Guſtav Abolph, 
ein fehr gelungener Berfuh, wiewohl Stenhammar alle 
Genanntn durch feine Ode auf die. Schlacht bei Swenfks 
fund in Schatten file Das verlorne Genie: Bene» 
Dict Lindner”) aus GSdthenborg (1759— 93), der, nachdem 
ihn Guſtav III. feinem verſchuldeten Elend entriffen, doch wieder 
durd den Trunk, dem er fih ergeben hatte, feine ehrenvolle 
Stelle bei der Pariſer Geſandtſchaft verſcherzte, dann in Stock⸗ 
holm den Gelegenheitödiäter um wenige Groſchen madte, bis 
es ihm gelang, eine Tochter des Generals Hafifer zu beirathen, 
die durch feine Verfe für ihn begeiftert worden war und deren großes 
Vermögen er binnen vier Jahren durchbrachte, war ein geborener 
Lyriker, und unter feinen Dichtungen, Die alle einen aus feiner moralifchen 
Zerriffenheit berfommenden elegiſch⸗melancholiſchen Anſtrich haben, 


910 Schwediſche Poeſie. Lyrik. 


find beſonders fein Krieg in Amerila, die Luftballons und he 
Graͤfin Spaſtara, deren bei dem Erdbeben In Ealabria be 
wiefene heroiſche Mutterliebe ihn enthufiaemirt hatte, herven 
heben. Uebrigens war er auch der Ginzige, ber einen Bakd 
mit der Heroide machte. Was endlich Die Kantate anlangı, I 
haben zwar mehrere Dichter in ihr Proben abgelegt, ale 
ervad Borzügliches haben fie nicht zu Tage gefördert, mm 
- Lidner hat einige Dratorin, 3. ®. bie Zerflörung Jeriſe 
lems, Gethſemane ꝛc. geliefert, bei denen fit allerbings jdn 
Genie nicht verleugnet hat; feine Sprade iſt immer edel un 
großartig, feine Begeiflerung immer aͤcht und ungefünßelt, abe 
es fehlt ihm die Belle, und fehr oft geht er von der hoͤchſten Park 
zur mattefien Plattheit über, weshalb er auch ſchwerlich m 
Namen des Schwediſchen Böthe verdient, den man ihm wem | 
feiner Medea, einer übrigens nie aufgeführten Dper im ernfcke 
Siyle, gegeben hat. 

1) Eustaf Wasa; Hjeltedikt i 7 Sang. Stockh. 1774. r 

2) Täget öfrer Bält i tolf Sänger. Stockh. 1785. 8. Upsal 
1800. 8. ein: 0 . 6. Leopold, Critiska Anmärkn. ib, 1786. 8. 

2 Poetiska Arbeten. Stockh. 1802. 8. Uppl. IL. ib. 1818. Il. 8 

4) Boräsiade, Poöme i 4 Sänger. Stockh. 1776. 4. 1783, 4. (ar 
nym). Neri, Comisk ‚Bjeltedikt. ib. 1784. * ronvm). Ätskilligs 
Skalde stykken, in 6jörwell, Samlaren Del, 

5) Atis och Camilla. Stockh. 1761. 8. 

6) Seine Gedichte find nicht gefammelt, ſondern flehen in der Zeitfärt 
Extraposten. 
os Skördarne, Po&m i vio Sänger. Stockh. 1796. 8, Arbeten ib 

8) Die Iapresgeite ögeiten ‚fieden in d. Vitterhets Arbeten of Creatz od 


Syllenborg 1795. Försök om Skaldekonsten. Pob⸗ 
fyra Sänger. Btockh, 1708. 8 


RN Fidei-Comiss till min ‚Son Ingemund. Stockholm m, 4 


10) Passionerna. Skaldestycken. Stockh. 1785. 4. (anonym). SP 
iade Skrifter. Ups. 1819. I1 cf. Hammarsköld T. I. p. 101% 


11) Die beiden Bed. von Blom u, Stenhammar ftehen in d. — 
d. Schwed. Academie. — Bloms Samlade Skrifter. Stockh. 1 

12) Skaldestycken. Stockh. 1796. 8. 

13) Samlade Skrifter. Stockh. 1814-33. VI & ©, a. Mag 1! 
Lit. d. Ausl. 1833. mr. 141. 

14) Skaldskrifter. Stockh. 1797—98. II. 8. 

15) Lärospän uti Svenska Skaldekonsten. Stockh, 1756. 8 € 
a. Ol. v. Dalin, Tal öfv. S. Tr, Stockh, 1743. 8, 

16) Poetiska Arbeten, Land. 1784. III. 8. 











Schmebifche Poeſie. Theater. 911 


17) Samlade Skrifter. Stockh. 1796. HI. 1802. IV. 8. Örebro 
1837—38. III, 12. Prof. Schriften, deutſch v. Lappe. Reuftrelig 1501. 8. cf. 
Hammarsköld T. II. p. 1 sq. 

18) Casper och Dorotea, Hervisk Djurgärds Ballet i tre Acter. 
Stockh. s.a.(1775).4. Skepper Rolf. ib. 1778. 4. Petis och Thelée. Com. 
ı 3 Acter med Säng. ib. 1779. 4. Skrifter med företal af J. M. 
Stjernstolpe. Stockh. 1520. 8. Samlade Skrifter,. ib. 1837. 1838. 32. 

19) Abgebr. in d. Extraposten 1794. nr. 157. 

20) Sedolärande Fabler, Stockh, 1752. 4. Fabler, d, 6. Junii 
1761. 4. (beide anonym). 

21) Fabler. I Boken. Stockh. 1779. 8. (anonym). 

22) Fabler i fyra Flöcker, in f. Sednare Vitterhetsarbeten. 
Stockh. 17%. 8. p. 32-232. u. einz. ald Fabler. Stockh, 1828, 8. 

23) Skalde-Stycken. Stockh. 1801. 8. 

24) C. F. Gellert’s Fabler. Första Deel. Stockh. 1793. 8. 

25) Mina Försök. Stockh. 175559. IV. 8. Glada quaden. s. 
et a. (1792). 8. 

26) Proben in db. Svenska Parnassen. 1785. 

27) Erotiska Sänger. Stockh. 17%. 8. 

283) Fredmans Epistlar med J. H. Kellgrens Företal. Stockholm 
179%. 1831. 8. Fredmans Sänger. ib. 1791. 8. Hvad Behagas? Uppl. 
II. Stockh. 1833. 8, Skaldestycken efter C. M. Völschows manu- 
skripter, första gängen utgifne i tvenne delar. ib. 1814. 8. Valda 
Skrifter. ib. 1835—36. Vi. 12. Samlade Skrifter. Götheborg 1836— 
38. V. 8. Zions Högtid, ib. 1786. 8. cf. Hammarsköld T. II. p.31sgq. 
Glarus I. p. 88 3q. 

29) Forsök tıl Kyrka-Sänger. Upsala 1798. 8. 

30) Samlade Skaldestycken. Örebro 1815. 8. 

31) Casströms Forsynen, in d. Schrift. d. Schwed. Academie, wo 
auch Stenhammar's Oden flehen. 

32) De Galne, poëme. Stockh. 1792. 8. Nyare Arbeten. ib. 1793, 
8. Yitersta domen. Skaldestycke. Abo 1788. 4. Midnatten, stancer. 
Stockh, 1791. 8. Erik XIV. Grefvinnan Spastaras död, ib. 1836. 12. 
Samlade Arbeten. ib. 1788—89, II. 8. ib. 1836. II. 8. cf. Hammar- 
sköld T. II. p. 94 sq. 


$. 739. 


Wir gehen jegt zu dem Theater über und werben natürlich 
dabei zuerft die Franzoͤſiſche Schule, wie fie Guſtav IL. ſelbſt 
repräfentirte, zu beſprechen haben. Er ſelbſt dichtete bie Trauer⸗ 
fpiele: Gustaf Wasa, @ustaf Adolf och Ebba Brahe, Siri 
Brahe, Heimfelt, Gustaf Adolfs Adelmod, die Schauſpiele: 
Svartsjuke Neapolitanaren, Alexis Michaelowitsch och 
Natalia Narischkin, und die 2uflfpiele: Bedragene Baschan, 
Den ena för den andra und Frigga, fowie das Divertiſſe⸗ 
ment Födelsedagen, indem er befonder8 den Proſaſtyl ans 
yaute, der ihm auch, da er wirflih Talent hatte, recht gut 


6 


912 Schwebifche Poefie. Theater. 


gelang, obwohl er etwas zu rhetoriſch iſt). Reben ihm und ai 
feine Veranlaffung, wohl fogar nad feiner Anweiſung, mir 
lich aber auch ganz im Franzöfliden Geſchmack, lieferte Kl 
gren die Igrifhen Dramen oder Melodramen: Gustaf Wan 
(1786), Gustaf Adolf och Ebba Brahe (1788)*), Drotiais 
Christina und bie lyriſche Tragödie: Aeneas i Carthago, Vi 
allerdings die damals als ſchoͤn geltende Franzöſtſche Steifki 
gut bewahren, aber jept mit Recht vergeflen find. Leopoll 
Dagegen lieferte in dem Odin ober der Wanderung ber Am 
(1790) ein ganz merkwuͤrdiges Stüd, welt fein Held durchaus 
nit der großartige Heros der nordiſchen Mythengeidiät, 
fondern eine Art civiliſirter, pfiffiger Bürgerfönig iR, W 
durch geſchicktes Laviren und ſchoͤne Neben fein wanfendes In 
fehen aufrecht au erhalten fi bemüht. Auch feine Birginis, 


‚zwar mit mehr Verfland angelegt und mit eben fo fdinm 


Verſen gefhmüdt, bat gar feine Handlung; benn nachdem % 
pius mit der befanntm Jungfrau fi fünf Acte lang beruw 
gezogen und feine Leldenſchaft die Tugend berfelben vergeblich I 
ſchoͤn gefepten Worten zu berüden gefucht hat, wird fie am Enk 
zur Zufriedenheit der gelangweilten Zufchauer und Lefer gemorde. 
Sein drittes Stüd: Suppliken oder piecen pä stund, i 
ein ganz gewöhnliches Gelegenheitsſtück. Höher ſteht Gyllen⸗ 
borg, denn feine Dramen: Sveas högtid, Birger Jarl, Su 
Jarl, Penelope und Det nya Herrskapet haben doch wenige 
ſtens dramatifches Leben; Wolerbeth dagegen ſcheint war 
Begriff vom Wefen des Trauerfpield (Ingiäld Illrada und Kelonid) 
zu haben, wie denn auch feine Opern: Cora och Alam 
Amphion, Egle und ein Prolog gar nichts Befonderes bias 
da fie dem Franzoͤſiſchen allzu fireng nachgeahmt find m 
allerdings Kellgren’s Arbeiten auf diefem Belde vorliegen, di 
als Opern, wenn man eben nicht mehr verlangt, alle fine 
fennung verbienen.- Uebrigens bemerfen wir nur nod, da) 

offenbaren Mangel an Driginalflüden die Maffe der aus DM 
Sranzöfifchen übertragenen Piecen entf@uldigen wird, mi 
Frau Anna Marta Lenngren’) geb. Malmpedt a? 
Upfala (1754 — 1816), I. D. Blintendberg, Jod 
Murberg, A. 8 Riſtell, & Lalin, ©. Rothmann 











Schwediſche Poeſie. Theatex. 918 


lifeten. Dieſelben überſchhwemmten nicht blos die Theater ber 
Hauptßadt, wo wittlerweile neben dem Hoftheater einige ans 
dere, ſelbſt Liebhaber⸗Theater, entfauden waren, fondern ‚riefen 
fogar mehrere Provinzialbuͤhnen hervor‘). 

Was Has Lufifpiel anlangt, fo machte bereit der Reiche» 
sath Earl Oyllensorg‘) (+ 1746) In feinem dem Frans 
zoͤſſchen nachgeahnten Svenska Sprätikaken (1737) den 
erſten Verſuch mi einem Aöharaszer-Lußipiel, dem allerdings 
fdon 1729 wie Ueberſezung von Holberg’6 yolitiihen Kanne 
gießer vorbergegangen war, Die viel Gluͤck machte, und der fchon 
genannte Ansppel lieferte ſelbſt mehrere Original Luflfpiele, 
wie: Mötesplatsen iä mörkret (1750), Medde Häkan Smul- 
gıät (1739), GOlihof Plutas eller Mammon (1740), 
Palsıberg Därhuset (1741) und Hammarberg den hestän- 
diga Herdinaan, woju noch ine Menge Weberkegungen famen, 
Da aber trat der ſchon oben als Parodiſt beſprodene Hallman) 
auf und gab feinen Finkel oder Pie unterirdifhe Branntweins 
brennerel, wozu noch als Prolog Finkel's Parentationsakt kam, 
welcher jedoch ſelbſt eine Poſſe iR, Die au wahrer vis comica 
Alles übertraf, waß die Schwediſche Literatur bisher geliefert 
hatt. Dam die derben ige, die Finkel in Pluto's Reise 
mit Madame Dangg, Cocporal Däbaum, mit defien Geliebten Elſa 
und dem Deſtillateur Jokum "losiäßt, find zwar mit grellen 
Farben aufgetragen, fünnten aber den Volks⸗Character gar 
nicht befier darſtelen, als fie +8 thun. Roh carrifaturmäßiger 
it fein Luſtſpiel wit Geſang: der Huſar Donnerſaͤbel, der dem 
Friſeur Harklyft tüchtig mitſpielt. In demſelben Geiſte ſchrieb 
Olofſ Kexel“) ſeinm Sterbhaus⸗Commifſaͤr Mulpus, eine freie 
Bearbeitung von Rouſſeau's Cate, frühe mit Unrecht eben⸗ 
fal6 Hallman zugeichrieben, worin befonderd die Titelpartie 
und die Kaffeewirthin Bindmüge nebſt ihrer Jungfer Tochter Aurora 
höchſt ergötzliche Earricaturen jener Zeit fein mögen. Auch fein 
Kapten Ppff und Michel Vingler find fehr gut erfundene 
Poſſen, und Folke Birgerson till Ringstad If eine fehr gut 
durchgeführte Imitatton. Unter den übrigen Auftfpieldichtern find 
beſonders der Hofmarfhal Guſtav von Bayfull (1757 — 
1826) wegen feiner DOrbensgrille®), der hefannte Fiaaioſecreiir 

Größe, Handduch d. Literärgeichihte. LIE. 


1A _ Schwediſche Poefle. Roman. 


Elis Schröderhein) (+ 1795) und der Notar Carl 
Envalfon!®), ver Berfaffer eines muffalifchen Lerlcond, m 
nennen, welcher 2ebtere eine Menge DriginalsLuffpiele m 
localifirte Weberfegungen (73), darunter eine Barodie m . 
Iphigenia in Tauris (Iphigenia ten Andra eller de ganlı 
grekiska historierna) mit vielem Beifall auf die Bühn 
brachte. Eben fo fruhtbar faft, allein öfters ohne alle Originaliık, 
war ein ſchlechter Yufguß von Sffland und Kopebue, €. 3 
Lindegren"!) (1770—1815), denn feine Arbeiten gehöre 
‚ fat allein das Gebiet jener langweiligen, oft thraͤnenreichen Eon 
verfatione» und Bamilienftüde, womit jene genannten Dita. 
die Deutſche Bühne beſchenkten. Nur em Stüd: „bie net 
Sekte“ machte in Stodholm und den Provinzen ungeheuered Gtüd, 
denn ed trieb pie heuchleriſchen Muder aus ihren finfteren Löchern hervor. 

. Wir gehen zur Profadichtung oder zum Roman über, dA 
erſt in diefer Periode durd den Prediger Jakob Heinrid 
Mört?) aus Stodholm (1714—63) gefhaffen ward. Dir 
felbe lieferte naͤmlich als Rahahmer des Fenelon, Barclıt, 
Lohenftein zc. politifyeroniantifchmoralifde Romane, die in de 
Müfe dieſes Literaturzweiges in Schweden allerdings als fünflit 
Treibhaus-Dafen erſchienen. Ihm folgten Jakob Waltenberg") 
aus Oſtgothland (geb. 1732 06.1746, get. 1800) mit feinem Eohn 
aufder Galeere“, einem humoriſtiſch⸗ empfindſamen Roman in Stme 
Manier, und Carl Nyren“) (+ 1789) mit feine 
häufig geleſenen Geographiſchen Befreiung des groß 
Schelmenlandes, einer offenbaren Nachbildung von Ril Klimt 
Unterirbifher Reife. Auch Leopold fchrieb einige Fleinm 
moraliſch⸗ſatiriſche Erzählungen, konnte aber nicht fo viel Ar 
erfennung finden als Kexel!s), unter deſſen hierher gehört 
Arbeiten der Heine Roman Zamaleschi ausgezeichnet in md 
ungefähr in dem Geiſte der beſſeren Romane des Baıfat 
des Morig gefchrieben ſcheint. 


1) Gustafs-JII. Theaterstycken. Stockh. 1826. IL 8. &dafrk, 
deutſch v.. Eichel. Lp Pi. 1 1843. 8 

2) Skaldeförso Stockh. 1837. 8. 

— b. Carus, Schweden. Bd. I. p. 216 8 

4) Svenska Theatern. Stockh. 1778-9... vıl 8. Gntpält die ur 
tee Guſtav IH. auf die Schwediſche Ban gedrachten Driginalt und 3 
arbeitungen der Ucberfegungen fremider Stü 








- 


Schwediſche Poeſie. Romantiſche Schule. 915 | 


5) Theaterstycken. Stockh. 1797. 8. 

6) Finckel eller det underjordiska bränvins-bränneriet. Stockh. 
1776. 4. u. in f. Schr. 

7) 8terbhas-cammeraren Mulpus eller Caffehuset i stora Kyrko- 
Brinken. Stockh. 1776. 4. u. in Hallm. Skritt. p. 195— 42. und O. 
Kexel Skrifter, saml. af P. A. Sonden. Stockh. 1837—38. II. 12. 

8) Ordensvurmen. Stockh. 1785. 8. Samlade- Skrifter. Upsala 


1714.1.8 - | 
9) Rängedala-Riddaren, Com. Stockh. 1788. Fläsken, Com. ib. _ 


17%. 8. Siaddret eller Fjäskens Mirakler. ib. 179ı. 8. _ 

10) Seine Stüde find nicht gefammelt; das befte ift: Siotterölet eller 
Kronfogdarne. Stockh. 1786. 8. 

10) Samlade Arbeten. Stockh. 18056, IT. 8. 

12) Adalriks och Göthildas Äfventyr. Stockh. 1742—45. II. 4 
Westeräs 1786. 8. Thecla eller den bepröfvade Trones dygd. 
Stockh. 1748-58. III. 8. ib.1786 III. 8. Gin dramatifher Roman ik ſ. 
Eugenia eller den förvillade Välmeningen. Tankespel. Westeräs 
1757. 8. (anonym). . 

13) Min sön p& Galejan eller en ostindisk Resa. Stockh. 1781. 
11. 8. Strödda anteckningar under en utlänsk resa. ib. 1781. 8. 


14) Mappa geographica Scelestinae eller Stora Skälmlandes 
Beskrifning. Stockh. 1786. 8. 


15) Zamaleski, historisk berättelse. Stockh.. 1781. 8. Mina tids- 
tördrif p& gäldstufvan. Stockh. 1776-77, II. 8. | 


. 740, 


Die Neigung für die Franzoͤſiſche Literatur und bie Nach⸗ 
bildung der Mufſterdichter derſelben hatte, wie fi aus Dem 
Obigen ergeben hat, fih noch lange nah Guftav's II, Tode 
erhalten; allein obwohl ihr letzter Vorfechter Leopold erft zu 
Anfange des zweiten Viertels dieſes Jahrhunderts farb, fo zog 
doch bereits in den erſten Jahren deſſelben der Romanticismus 
aus England und Deutſchland in Schweden ein, und die 
Deutſche Philoſophie eines Kant, Fichte und Schelling ward 
bald ebenſo bekannt und beliebt daſelbſt, als die Schriften Her⸗ 
der's, Goethe's, Schiller's, Schlegel's, Tie®’ 8 ıc. Aus dieſem 
näheren Vertrautwerden mit den Meiſterwerken der Poeſte 
Deutſchlands ging nun zu Upſala 1803 die Anregung zu 
einer wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft, der Vitterhetens vänner, 
hervor, an deren Spige Livijin, Hammarfföld und Atterbom 
ſtanden. Letzterer gründete 1807 zu Upfala no ben foges 
nannten Aurorabund (Aurora-förbundet), eine Copie des Göttinger 
Hainbundes, nur mit dem Unterſchiede, daß kaum ebenfo begabte 
Köpfe die Mitglieder deſſelben ausmachten, da Palmblad, Ins 
geigren, Elgfiröm, Hedborn, Sonden xc, - zwar Fecht tuͤchtige 

58 





915 Schwediſche Poeſie. Romantiſche Schule. 


Leute find, aber einem Bürger, Hölty x. doch wohl uidt die Way 
halten. Als nun mittlerweile Leopold's Schüler die Aterun⸗ 
zeitung (1809) erſcheinen ließen, fo gab Hammarflöl m 
Polyfem (1810—12) mit Agtelöf zu Stodholm heran, 
sdährend Atterbom und Balmblad den Phosphores (1810—1)) 
zu Upfola erfcheinen ließen, worin fie fi) als Partei nad Ihren 
Organ Phosphoriſten wennamw, Me moderne romantiſche Schule de 
franzoͤſtſch⸗ claffiſchen Manier gegenüber in Schutz nahme. Ta 
Zweck und derInhakt ihrer Arbeiten war ein dreifacher, Kritit, Theorie 
der ſchönen Künfte und VPoefie, allein jener wiſſenſchaftlite 
Eitreit führte Be bald auf Abwege, und an die Stelle gelehtte 
Unterſuchungen und wiffenſchaftlicher Discufflonen traten Pa 
föntichdelten, Biüterfeiten und fatiriihe Ausfaͤlle gegen ir 
Gegner. Alten die modernen Romantifer trugen bei der Mer 
heit ded Publifums den Steg davon, denn vie, Begeiferum 
der jungen Feuerkoͤpfe, denen auch noch Thoritd und Eh 
firöom ihre Unterfiügung lieben, riß natürlich die leſende 
Jugend mit fort, und alle Anfänger fchloffen fi ihnm an. 
Was nun die einzelnen Führer diefer Schule anlangt, ſo 
wird zueft Daniel Amadeus Atterbom') aus Arbo ir 
Oſtgothland (geb. 1790) genannt werben muͤſſen. Er halt 
längere Zeit Deutſchland, Italien und Dänemark bereiſt und Rd 
dort in feiner phantaftifchridealen, mit einem ſcholaſtiſch⸗ myfliſchen ir 
rich verfegten Richtung noch mehr beflärkt. So yeigt er ſich in feine 


Oden und Elegieen, Sprache und Berfe find bei ihm überall num 


derfhön, nur kann er zuweilen feine überflrämende Bewegug 


nicht ganz beherrfchen, befonderd wenn er ſich gehen läßt im 
feinen poſitiven Anhaktepuntt bat. Dieß iſt der Fall bei Ma 
Rachahmungen der alten Volkslieder, die er unser dem Sid 
der Nordiſchen Harfe in dem Poetifhen Kalender erſcheinen liej 
Recht gelungen iR fen Romanzenkranz: die Blumen (blommorna) 


worin er mit befonderer Friſche, melancholiſcher Zartheit und MR 


fogar mit dramatifcher Lebendigkeit die Gigenfchaften der einzeln 
von Ihm befungenen Lieblinge malt, allerdings aber auch I" 
weilen manierirt und erfünftelt erſcheint. Sein bebentendfe 
Wert iſt feine Infel der Glüdfeligfett (Lycksalighetens ö), 


ein allegoriſches Gedicht, welches das ganze menſchliche Eda 


Schwediſche Poeſte. Romantifche Schule 947 


it den reichſite Farben feiner glänzenden, aber durch Schel⸗ 
ag'ſche Raturphiloſophie überfpannien Einbildungokraft vor 
nferen Augen in beinahe dramatiſcher Form (V Gefänge = 
Alten) und Pindariſchem Schwung wie ein lyriſches Pano⸗ 
ma vorüberziehen läßt. Der Zweite im Bunde iſt Lorenzo 
rammarfföld?) (17851827), der Berfafler eine Ge⸗ 
bichte der Philoſophie und der bildenden Kuͤnſte und eines critiſchen 
erfuchs Aber ‚Schiller; von ihm liegen allerdings aud einige 
effliche lyriſche Arbeiten (3. B. skaldens öde, - Strömkarlen, 
rejas rock ıc,) vor, allein feine Thaͤtigkeit und fein Einduß find 
‚ehr auf dem Fritifchen Gebiete zu ſuchen. Der Dritte endlich iR 
. W. Patmblan (geb. 17887, Weberfeper einzener Stüde 
us Homer, Aeſchylns und Sophocles, fawie Navellifi (Amala)’). 
As lyriſches Organ und Album gründete nun aber 
Itterbom feinen berühmten Poetisk Calender (Ups. 1822), 
nd hierzu fleuerten die einzelnen Glieder feines Anhangs, ſowie 
r felbR eifrig bei. Zu erfleren werben gerechnst: Per Gig« 
cöm (1782-——1810), berühmt durch Romeo } Julias graf, 
3eorg Ingelgren (17382 — 1813), ver Dichter des Maj- 
Ang, Ber Adolf Sonden (1792—1838), des After⸗ 
tomantifer, welden Beinamen mit ihm Garl von Zeipel 
geb. 1793) theilte, Adolf Iwar Arwidfon‘) (geb. 1791 
r PBinland), der befannte Sammler alter Nationallieder, Ans 
erd Fryrell (geb. 1795 in Dalame), von dem ein ber 
ihmte® Boltsfchaufpiel, Vermiandsflickan, verliegg, Johann 
Rydquiſft (geb. 1800), der Leberfeher von Moorxre's 
rifhen Melodien, S. 3. Hedborn‘) (geb. 1785), einer 
er friſcheſten Lyriler (ee fchrieb .B.Kärlek och var Nerdländexs 
linnen, Psalmer, Stjernarpa Piskare x.), A. N. Graf⸗ 
röm’) (geb. 1790), ein ebenfo gefhmadvoller als ſinniger 
Yichter (er dichtete . B.Valkommen och Färväl, Norrland, Tviflaren 
ınd Epilogen öfver Geethe), und Zulta Chriſtine Svaͤrd⸗ 
teöm(Nyberg, geb. 1785)°) die unter dom Namen Euphror 
yne ſchreibt und an poetiſchem Genie Witerbom ziemlich nahe 
ommt, an reicher Phantafie in kleinen Genregemälden aber, 
3. ®. Jungfrun i det gröna, Lärkan, Trasten, Mimosan, 
"alken, Liljan och spindeln x.) fowie as religiöſem Emmi 


918 Schwebifche Poefie. Romantiſche Schule. 


(1. B. in der Legende vom h. Chriſtoph in Ntterbom’ 5 Muſen 
Alm. f. 1822) ihn noch übertrifft. 

Eine neue Stütze erhielt aber bie Romantlide Ed 
noch dur den Gothenbund (Göthiska Förbundet), den 1811 
Geijer, Jakob Adlerbeth, Tegner, Afzelius, Thalander, 9. $. 
Schroͤder, Gumaͤlius ıc. zu Stodholm Rifteten und ale Drgan 
ihrer Studien, welche die Wiederherſtellung der alten Dichtvenfmile, 
die Sagenforfhung, die altnordiſche Poeſie, Die Mythologiesc. betrafen, 
die Iduna (1811— 24) wählten, dann aber aud zu Atterbou's 
poetifdem Kalender beiſteuerten. An der Epige fand Erik 
Guſtaf Belier?) aus Wermeland (1783—1847), der be 
rühmte Geſchichtſchreiber feines Vaterlandes. Seine Gevitte 
atımen alle jenen ernſten, feierlien, halb myfliften Ton, de 
in den alten Nordiſchen Mythengedichten weht. So find fein 
Pſalmen, Elegieen, ſelbſt fein Macbeth, eine allerdings eiwad 
verunglüdte Tragödie, beſchaffen; unter feinen Oden aber fin 
einige wahrhaft auegezeihnet, weil ihr Tom trefflicd gu dem 
von ihm gewählten Sujet paßt, fo die drei. Oden: der Wiling 
wo aud dem jungen Hirten ein Eeeräuber wird, der lepte Ekalde, 
worin er das alte Inftitut dieſer Eänger und das Erlöfchen des Heiden⸗ 
thums preifl, und der Ddalbund oder der Freie Bauer, wo iM 
Bauer geftildert wird, der weder den wilden Krieger, noch da 
von ihm ſelbſt gewählten König fürdtet. Dieſe Oden find zum Eingen 
eingerichtet, und Geijer hat felbft Retd dazu vollkommen paſſende 
Melodieen erfunden. Weit berühmter aber if der Biſchof Efatad 
Teaner!) aus Milleswik in Wermland (1782 — 1847), 
befien erfles Debut ein von der Schwediſchen Nfademie ge 
fröntes größeres Gedicht: „Sven“ (Schweden, 1811) ma 
welchem feine Abendmahlskinder ober Confirmanden (Nat 
wardsbarnen) folntn, eine Art gereimter Predigten und do 
auch wieder eine Voſſiſche Idylle, wo nidts als eine Dorf 
firche, eine Anzahl Eonfirmanden und ein alter Prieſter, dar ſie 
einfegnet und anſpricht, vorkommt, aber eben fo einfad, al 
großartig erhebend. Darauf erſchien Arel (1822), worin die an 
fih fehr einfade Geſchichte eines der Leibwädter Karl's XIl. 


aber mit der hochpoetifhen Faͤrbung der alten Ritterromane ge 


ſchiwdert wird, wozu die Romanzenform gewäglt iſt. Ohne aid | 


Schweifge Poefie. Romantiſche Schule. 919 


bei feinen Gelegenheitsgedichten aufzuhalten, erinnere ich unter 
feinen kleineren Arbeiten nur noch an fein Sonnenlied, eine 
philofophifge Dithyrambe im Geſchmack des Solarliod der Edda 
Sämundar, welche dieſes Vorbildes nit unwerth IR, an feine 
Pariade oder Liebeder Vögel, feinen Helden (Rapoleon), an welde 
Didtungen ſich feine patriotiſchen Geſaͤnge und Elegieen anſchließen 
mögen, und. gehe gleih zu feinem Haupt» und Meifterwerfe 
über, der ber Islaͤndiſchen gleichnamigen Saga nadgebildeten 
Fridhiofs saga (1825), einer Art von cycliſchem Epos in 
vierundzwanztg lyriſchen Gefängen, aber verſchiedenen Berömaßen, 
bie mit einander zufammenhängen und uns das ganze Leben 
der alten Rorbländer mit Ihren Räuberzügen, Volkoverſamm⸗ 
fungen und ihrer Heidenwelt malen. Als Dichter betrachtet {fl 
Tegner eins der ausgezeihnetfien Talente ber Septzeit; 
nichts fann reiner, klarer, bilderreicher, wmannigfaltiger fein 
ale fein Styl; feine Verſe find rein, correct und feinen von 
felbR zu kommen; was aber die Hauptfadhe if, er bleibt Immer 
feinem Boden getreu, er iſt überall ber frifche, muntere Nord⸗ 
Iondsfohn, feine Berge, Seen und Thäler gehen ihm über 
Alles, und ſein Vaterland iſt fuͤr ihn der Inbegriff aller Reize 
und Schönheit, die es auf der Welt giebt, daher feine unbe⸗ 
grenzte Popularität in feinem Baterlande, 

Zu berfelben Gothiſchen Schule gehört ferne P. 5. 
Ling") (1776-1839), der Mann, der ſchon vor dem alten 
Sahn (1806) ſchon in Schweden die Gymnaſtik als beſtes 
Mittel der Dribopädte und einer Fräftigen Jugenderziehung 
empfahl, deſſen Rame aber trogdem bei den Deutfchen Turns 
feften niemals gehört wird. Er fhrieb außer mehreren unten 
zu nennenden Dramen und einem Hirtengedicht (Kärleken) 
zwei trefflide Epopöoen, Gylfe Tyrfing (1836) und Asarne 
(1833), worin er das lyriſch⸗dramatiſche Element mit dem 
epifhen auf eine aͤußerſt geſchickte MWeife zu verbinden wußte 
und zugleih in den Aſen das weitläufigftie Kunſt⸗Epos lie⸗ 
ferte, welches die Schwediſhe Literatur überhaupt beſttzt. Auch 
A. A Afzelius (geb. 1785), ver Ueberfeper der Edda und 
Sammler der Schwedifhen Bolfsfagen, it bier zu erwähnen, 
fowie der berühmte Lyrifer Karl Auguſt Ricander') (1799 — 





320 Schwediſche Pore. Romantiſche Sqhule 


1830), der beſonders in den Schilderungen einzelner großen Character 
(z. B. Rapoleon's Taffo’®, Enzio's) und berähmter Lecalitäie 
(Venedige) fehr geſchickt iM, zurdellen aber auch in feine Pochm 
wahrhaft dramakiſches Leben zu hauchen weiß (z. B. in d. Aram- 
svärdet). Enblich verdient noch der unten zu nennende Dramalile 
Bernhard von Beskow (geb. 1796), der aber auch In m 
- Ipriften Form wit unglüdtiih IM (z. B. in den Sveriges anor), 
foroie ver Nachahmer Tegner’d, Aſſar Linveblat (geb. 1800), 
der in feinen Schwebiſchen Liedern: viel Talent gereigt bat) 
bier eine Stelle, \ 


f) Poetisk Calender for Iren 181?—22. Opsala 1816—22. TX. 12. 
Samlade Dikter, ib. 1837—38. IH. 8. Svenska Siare och Skalder. ib 
184144. IH. 8. D. Inſein d. Glüdfeligfeit, Gagenfpiel in V Abth. wutid 
v. H. Neus. Lozg. 1831—33. I. 8. f. Mag. f. d. Eit. d. Aust. 1839. nr. 8. 

2) Poetiska Studier. Stockh. 1813. 8. 


3) Noveller. Upsala 1840. IIF. 12. Familien Palkensvärd. Rr 
man.'Örebro, 1844—45. II. 8. 

4) Dikter. Stockh. 1829, IT. 8. 

5) Svenska Fornsänger. Stockh. 1834-42. HI. 8. Sonen 1 om⸗ 
kog. ib. 1832. 8, 

6) Minne och Poesi. Linköp. 1835. 8. 

7) Skalde försök. Stockh. 18°6—32. II. &. . 

8) Nyare Dikter. Stoelsh, 1828. 8. Sanstade Dikter. Örehro 181 
—32. 11.8 Nya Dikter. Bd. III. Stockh. 1842. 8. Chr. Nyberg od 
C. F. Dahlgten. Sylphiden. Portisk Kalender für Ar 1840, pemte 
Fyra Sängestyken. Stockh. 1888. f2. . 

9) Minnen. Upsala 1834. 8. Skaldestycken. ib. 1835. 8. Poeliska 
Skrifter. ib. 1844 8. f. Dag. f. d. Eit. d. Aust. 1847 nr. 119 sg. 

10) Smärre Samlader Dikter. Stoelih. 152% ib. 1839. II. Uppl 
8. Skaldestycke i Anledning of Svenska Akademiens Sekularfeil, 
ib. 1839. 8. Frithiefe-Saga. Stockh. 1835. Vpl. X. ib. 1842. 12. Nett 
vards barne». ib. 1820. 1848. 12. Deutic: Poetifche Werke v. & 2. 
Mayerhoff. Berl. 1835—39. II. Axel. Ein Roman aus dem Schmrl. ! 
Mohnike. Stuttg. 1829. 8. Der Riefe Finn, ein Gedicht. X. d. Schwed. ! 
Mohnike. Lund. 1829. 8. Die Frithiofsſage, a. d. Schwed. v. Am. v. 
wig. Stuttg. 1826. 1832. 8. v. Mohnike. en 1342. 1844. 16. U. — 
Die Nachtmahlskinder, a. d. Schwed. d. Ol. Berg. Kuigsb. 1825. IA 
1837. B. v. Mohnite. Epag, 1840. 1842. 8, Sämmtl. Gedichte v. — 
Epag. 1840-42. INT. 8. cf. T. Leben, gezeichnet v. Fr. R. Franzen. * 
e. Finl. z. ſ. Frithjof. A. d. Schmed, vo. Mohnike Epıg. 1848, 6. © 
Beitigen ei Zegn. Seb. a. d.Schwed. Berl.1847. 8. Mag, f. de Lit. d de 

837. nr. 85 89. 

11) Asarıie. Stockh. 1885. 8. Tirfing eller Dödus värde. : 
1836. MH. 8. Gymnastikens Allmäune Grimder. Ups. 1834-0. 12. _ 

12) Rogalts Lefnad och Död. Upsala 1823. 8. Minnen frän 3% 
dern. Örebro 1831—39. 11. 8. Hesperider, Örebro 1835, 9. Rum* 
värdet och Den förste Riddren. Up IE Stockb. 1835, 8. ig 
i Öknen. Stockh. 1838 8. Samlade Dikter. Stockh, 1839-41. V.-* 
Poesie kalimie. Is 1801. 6. 








Schwediſche Poefie. Nomantifche Säule. 921 


27) Biekings-Blowmor. Lund. 1828. 8. Svenska Singen. ib. 

1832. II. 8. Dikter. ib. 1522—33. II. 8. Missionären. Stockh. 1839. - 

8. Christi Seger, Skaldestycke. Lund. f84t. 8. Religiösa Sänger. 

ı Götheb. 1843. 8. Fosterändska Sänger. ib. 1843. 8. nen. Deutfch 

dv, Mohnike. Stuttg. 3829. 8. König Enzio, ein lyr. Gedicht in Momanzen 

„n. Nicander v. Mohnike. Stralf. 1829. 8. Einiges andy in: Mopnikes Nas 
poleon. ebd, 1829. 8. 


$. 741, 


Ohne mid bei den Anhängern ber alten Schule, wie bei 
Carl Johann von DBeder!) (+ 1803), der eine recht 
hübſche Serenade hinterloffen bat, oder bei Guſtaf Reg 
ner?) (1748 — 1819), der viel ans ber auslaͤndiſchen Literas 
tur überfegte, aufzuhalten, erwähne ih noch, daß unter ihren 
Mitgliedern beſonders hervorzuheben find: Sohann Magnus 
Stiernflolpe?) (1777— 1831), der Ueberſetzer ded Oberon 
und Don Quixote, fowie der Blumauer’fhen Aeneide, welche 
Iegtere er, wie Wieland’s und Boltaires Ironie, beſonders 
in feinen Tomifden poetiſchen Erzählungen nachahmte, Graf 
Andres Frederit Skjöldebrandy (1757—1835) als 
Epiker (Guſtav Wafa) und Lleberfeper von Taffo's befreis 
tem Serufalem und Byron's Junker Hard, J. D., Wa⸗ 
lerins“) als, Lehrdichter (Braminen), Anders Garleſon 
af Rullberg‘) (geb. 1771) als beſchreibender Dichter (Den 
husliga sällheten, 1805, Alderdomen, 1802) mit viele 
Bhantafte begabt, C. 3. Lindegren”?) (geb. 1770) als melandyes 
Iifcher Lyriker, vorzuͤglich aber P. A. Wallmart?) (geb. 
1778), der Herauogeber des Journal för Littersturen och 
Theatern (1809—13), werin er bekannilich die Phosphoriſten 
befämpfte, befannt durch einen bumorifiihen Roman (Fusel. 
brenner, 1827) und feine Schwedifche Anthologke. 


ı) Förndk 1 Skaldekonsten. Stockh. 1820. 8. 

2) Vitterbets-Nöjen. Stockh. 1814—17. TI. 8. 

3) Pelegrimen och Häxmästaren. Stockh. 1820. 8. Mäuanderna 
eller Om deras Ursprung pä prosa ach vers. ib. 1821. 8. TFreil- 
hands Karne samt Det bedrägliga Oraclet. ib. 1819. 8. _Witterhets- 
stycken. ib. 1927-29. Il. 8. Kärlekens Barometer eller Konstern 
att Kyssa. Uppl. 11. ih. 1833. 12. Efterlemnade Skrifter, Vig. af 
B. v. Beskow. ib. 1833. 8. Lunkentus, drain. folkssaga pä vers. 
ib. 1824. 8. Den oförnöjde eller fiskaren och haus hustru. ib. 1825. 
8 Gamla Sagor p& vers. ib. 18727. 8. . 

4) Odin i 10 Sänger. Stockh. 1816. 8. Gustaf Erikson, i 12 Sän- 
2) & “ " 


ger. ib. 





922 Schwediſche Poeſie. Lyrik. 


5) Vitterhets forsök. Stockh. 1831. I. 8. Visor og Sängsiyda 
ib, 1806-11. 11. 8. ** 

6) Poetiska Försok. Stockh. 1816. II. 8. 

7) Samlade Arbeten. Stockh. 1803-7. ITI. 8. 

8) Svenska Spräkets Skönheter. Stockh. 1820—28. III. 8. Ar: 
lia eller de Finska fiytingarne, ib. 1803. 8. Johan Guter: 
Hans Upfinning dess Ulbredande och Framsteg. ib. 1840. 4. Sw 
terna, hist. skädespel. ib. 1827. 8. . 


6. 742, 

Ziemlich frei ſtehen zwifhen biefen Schulen zwei ke 
tende Lyriker, von denen der eine mehr ver weltlidn, 
andere mehr der geiflihen Poeſie fi zumendete Der at: 
Michel Franzen‘); aus Uleaborg (1772—1847), F 
bifhof von Hernoefand im Schwediſchen Lappland. Gr wii: 
fi zwar in-einem Gedichte über die Franzoͤſiſche Rec 
und in einem heroiſchen Epos atıf Guſtav Wafa und einem ne 
auf Columbus, ferner in einer idylliſchen Epopoͤe, St. Julien or" 
Bild der Freiheit, dann In einem verſificirten, hyperſentimentalen fs: 
& la Lafontaine, fowie in einem philoſophiſchen, dialogiſch geek” 
Gedichte: „Ein Abend in- Lappland“, worin fi ein B= 
und eine Frau befprehen; aber alles Diefes IR ihm sin 
engen, und nur die eigentliche Lyrik IR das Feld, mer 
heimiſch if. Er zeigt dort wahrhaft Goethe'ſche Obi: 
aber feine gefühlvolle Empfindſamkeit iſt größer und me‘ 
befonder6 in feinen Schwanengeſaͤngen, viel an Hl. ? 
weilen läßt er. ſich jedoch von feinen Träumereien fortreife ! 
wird dann matt, und feine Phantaſie ſcheint ſich wirklich eine N 
der Ermuͤdung zu überlaffen, doch rafft er ſich bald mie 3 
und weiß gefdidt einen ihm ploͤtzlich kommenden nam ® 
danfen zu benugen, um fi an biefen zu halten und dm 4 
mit fortzureißen. Die lieblichſten feiner kleineren Gedidie w 
Champagne-vinet, Stjernorna, Blommorma, Moderssär® 
Till en yngling, Den gamla knekten x, Mit ihm P 
fammen gob der Erzbiſchof von Upfala, 9. D. 80 
(in?) aus Dalarne (1779—1839) feine trefflichen Kit 
gefänge (1812—13), die in allen Schwediſchen Gottesher 
gefungen werden, heraus, deren er allerdings fdon ! 
mehrere Sammlungen, unter andern eine, an wede & 
raͤue mitgearbeitet, hatte erſcheinen laffen, welche Wallı 





Schwediſche Poefie. Lyrik. 923 


Namen des größten Kirchenliederbichterd des Nordens verſchafft 
haben. Indeſſen haben wir von ihm auch trefflihe weltliche 
Poeſfieen, fo ein Lchrgedicht in Alerandrinern, Uppfestraren, ferner 
fein Hemsjukan (Heimweh), das Meifteiflüd feiner Leitungen, 
wenn man nicht feinen herrlichen Schwanengefang, den Todes⸗ 
engel, vorzieht, feine Lieder an Lina, feinen Sonntagemorgen, feine 
Phantaſie, feine Ode an Waihington ac, in denen er fi 
durchgängig als einen hochbegabten Dichter der neueren Schule zeigt, 

Außer diefen beiden, von dem Einfluffe der Romantifer faſt 
ganz freien Dichter giebt ed aber noch einige ausgezeichnete 
moderne Lyriker, welche zwar in mander Hinfiht fi au 
zum Romantieismus hinneigen, doch aber wieder foviel Origi⸗ 
nalität bewahren, daß fie füglidy felbfändig zu nennen find, 
Der bedeutende If der früh verftorbene Erik Johan Stags 
neltu8°j (geb, 1793 auf Deland, gef. 1823), einer ber 
größten Pyrifer, die Schweden befefien bat, wovon feine Lillen 
von Saron ein ‚glänzendes Zeugniß ablegen, der aber leider, 
naddem er wie Lidner in einem wüfen Leben Troft. 
für fein durch unglüdlihe Liebe gebrochenes Herz geſucht hatte, 
während der Augentlide der Reue in den düſteren Myſticismus 
der Swedenborgiſven Philoſophie verfiel, und indem er fid 
einbilvete, die Menden fein Weſen höherer Art, aber, durch 
den Böfen verführt, aus den Wohnfigen der Scligfeit aus⸗ 
geftoßen worden und firebien hier fletd, von der Materie 
unterjodt, in jened einfige Wohljein zurüdzufehren, dieſe 
Idee auch in feinen Werken ausführie. Darum predigt Wlas 
bimir, der Hild feines gleihnamig betitelien Epos nuf von 
dem Blube, der die Erde getroffen, das Chor feines 
Zrauerfpield „Sigurd Ring“ fingt dad Glück des Grabes, 
und eine zweite Tragödie von ihm: „Hiddartornet“ if 
geradezu durch das Anhäufen des Furchtbaren widerlich. 
Uebrigens malt er ſich überall ſelbſt, und Wladimir, 
Blunda, Marie (ein epifted Zragment), Sigurd Ring, Wiss 
bur, obwohl ganz beterogen, laufen alle auf dieſelbe Tendenz 
hinaus. Allen bei ale dem iſt fein Wladimir vol 
herrliher wahrhaft epifter Schilderungen und in prächtigen 
Herametern gefdrieben, feine Blanda ein treffliches romantiſches 


924 | Schwediche Poefie. Lyrik. 


Epos fm Wielandeſchen Geſchmacke, während feine Dden In m 
Klopftock⸗ Horqzifchen Rhythmus variirt nnd vol Pindari) 
Begeiſterung, feine Glegieen der Bergleichung mit Gr 
Roͤmiſchen Elegieen wuͤrdig, feine Sonette fo eemet we 
Schlegel'ſchen, feine Ioyllen friſch, aber freilich etwas ı | 
eulativ und wie alle feine lyriſchen Dichtungen vie zu W 
und zu melancholiſch⸗traurig ‚gehalten ſird. Ginen gan a 
Eindrud macht daher Erik Sjöberg*) aus Trofa (11% 
1828), ver unter vem Ramen B ital io bekannter if, aufund; ai 
fühlt den Keim des frühen Todes In fich, aber er kaͤnmft männiidc 
diefen duſteren Begleiter an; auf einen Trauergefang über fein yiof 
Leiden folgt ein jauchzender Iubelgefang, wenn er ſich befferfütlt, 
fonnte man die Ungteihheit wegnehmen, fo möchte er und a 
mit feinen ernſten Gefängen anziehen, ale ver welde Su: 
lius, befonderd wenn man feine Elegieen betrachtet, X 
bedingt das Gepräge einer großen Gerle tragen. Be 
guten Eindruck machen feine ſcherzhaften Gedichte; mm? 
man ihm großes epigrammatiſches Talent, originellen jr 
und Geſchick, auch den ernfeflen Dingen eine Beties‘ 
Seite abzulauſchen, nicht abfprechen, fo iR dog fein & 
ein hektiſches und feine‘ Luſtigkeit eine erzwungene, We‘ 
Immer ben abſfichtlich verbiſſenen Schmerz anficht. Un‘ 
fruchtbarer Dichter in C. J. 8%, Almqaviſt“) (geb. 1" 
allein waͤhrend die beiden Vorhergenannten reine Jia 
find, iſt er ein ausgemachter Materlaliſt, ber füc mewerbiad | 
fonder6 auch als Vollsdichter à 1a Heime ausgezeichnet hai, br 
aber wegen feiner. remansifgen Gpopden, Hirden, D 
ningens javelsmycke, Schems el Nihar, Artburns Ja 
ver chrifiliden Diſcheridylte Kapeltet, dem humerififden 6 
Ormus och Ahriman, dem Maͤrchen⸗ und Novellencyclus Tora‘ 
bok eller fria famtasier ind der fdhönen tragiſch⸗yrijchen * 
ungen Mänsängen und Björn innan gehört. Glaakivijn‘ 
1781) hat eine wilde Phantaſie und ein beſonders laufiſches Gin‘ 
fommt aber der modernen Franzoͤſiſchen Romantik zu mabt * 
gegen wir Carl Fredrik Dahigren’) auß Ofigeii 
(geb. 1791) nie bles mche reinen und aͤchten Hua, “ 
‚dern amd bei weiten mehr Geſchmack Hat, im dem Met 


Schwediſche Porfie. Lyrik. 926 


un naturſchildernden Elemente aber völlig zu Hauſe if und 
In feinen zahlreichen Liedern das Talent eines Bellmann und 
Beranger in fig vereinigt. Allerdings / macht Ihm den 
Namen des Schwediſchen Beranger der Naturdichter Jo⸗ 
Hann Ludwig Runcherg) aus Borgo in Finnland 
fireitig, deſſen Verſe immer urfprünglid, vollendet melodiſch uud 
von felbſt fingbar find 1, B. fein berühmtes Wiegenlich 
Yuggnisa) und der ud in feiner Hanna, ⸗iner glüͤcklichen 
Nachahmung der Voſſiſchen Lutfe, und in feinem Inyiifchen Cpod, 
die Elenthierſchuͤtzen (Elgskytiarne) eine ausſsgezeichnete Meiſter⸗ 
Soft im diefem Benre bethätigte, wozu much die Harmonie 
und der Fluß feiner Hexameter Tas Ihrlge beittugen. Auch 
ChHhrifien Exit Kahlcrang”) (geb. 1790 in Daları) 
gehört hierher mit feiner Arche Noaͤh, einer hochſt gethreichen 
Perfiflage der Hypotheſen über Bölferalter, und mit feinem re 
Ugiöfen, wahrhaft lyriſch⸗dramatiſch⸗lebendigen Epos Ansgariud. 
Unter den kleineren Dichtern nennen wir noch Beklmann's und 
Dahlgeen's Zunftgeneſſen, deu heiten J. U. Wadman!o), 
den GSelegenheitsdichter Ingelman“) (geb. 1788), den Aeſth⸗ 
eier P. Wierfelgrea’) (geb. 1800), ven frachtbaxen und 
befondere tn der Form höchſt correctn Erit Wilhelm Rus _ 
da") (1807—33), deſſen Epos, Die Eherjagd, wahrhaft antif 
iſt, C. W. Börtiger' (gb. 1807), einen hoͤthſt lich 
lichen Sänger der Liebe aus Franzgen’d Schule, den Kammer 
hen K. A. Ndierfparre'‘) (+ 4835), der nur etwas zu 
rhetoriſch if, den Naturbichter. Wilhelm von Braun‘), ver. 
leider fein humoriſtiſches Talent allzu fehr zu plumpen unb 
ſchmuzigen Spaͤßen mißbraucht, den Phauafiereichen Olof 
Tryreit) (geb. 1606), K. A. Hagberg) (geb. 1840) 
als meiſterhaſien Eiylifien, 3. 9. Riellman Söranffon”), 
befonder in der didactifhen Lyrik vollendet, Malmfrsm?") 
und Mybom?), die fhon als Studenten zu Apſala durch 
antike Faͤrbung und natuͤrliches Talent ſich ine hohe Stelle auf 
dem Schwediſchen Parnaſſe erwarben, indem ſie, jener in der Ariadne, 
dieſer in ſetnem Byron in Griechenland, trefftiche yriſche Epopöen 
liefeiten, 8.5.5. Rinder Rad”), den hau kraftvolen, nur eiwas zu 
üppigen Nachahmer Tegners, den originellen Sturgenbeder?’) x. 


j 


‚928 Schrwebifche Poefie. Lyrik. 


1) Skaldestycken. Örebro 1824-36. V. 8. Columbus eller Am- 
rikas Upptäckt. Stockh. 1831. I. 12. Skrifter i Obunden Stil. Örde 
1835. 8. P Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1839. nr. 41. 1847. nr. 120. 

2) Omarbetade Kyrko-psalmer. Stockh. 1807. 1809. 1812—13.1 
Vitterbetens försök. ib. 1821. 8. Wallia och Tegner Skaldestycka 
uppl. pä Svenska Akad. Högtidsdag 1839. Uppl. III. ib. 184. & €. 
a atl Deutſch in d. Verhandlungen d. Schwed. Acad. ber Adhtjehne, 

t I. 


3) Wladimir. Stockh. 1817. 8. (Deutſch von DI. Berg. Könige. 
1828. 8.) Liljor i Saron. ib. 1821. II. 8. Bacchanterna. ib 182. 8. 
Samlade Skrifter. ib. 1830—32. II. Uppl, III. 8. ib. 1836. II. 8. 6. 
Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1839. nr. 45. 

4) Samlade Dikter. Stockh. 1828. 8. ib. 1837. 12. Gedichte a. den 
Shwed. dv. K. 3. Kannegießer. Lpzg. 1843. 8. 

5) Amalia Hiliner. Stockh. 1840. II. 12. Gabriele Mimanse. ib. 
1840. Ill, 12. Törnrosens Bok eller Fria Fantasier, Berättade pl 
Jagtslottet hos Herr Hugo Löwenstjerna. Stockh. 1839. 8. Dajt: 
Fria Fantasier hvilka betraktade säsom ett Helt af Herr. H Löw. 
standom kallades Törurosens-Bok, stundom En irrande Hind. D. 
I—XII. 1b. 183440. 8. ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1840. nr. 40. 

6) Spader Dame, en berättelse i Bref, funna p& Danriken. 
Stockb. 1824. 8. 

7) O poetisk Calender för poetisk folk. Stockh. 181—2. II. 8. 
Babels Torn, en rymdskrift Norr ut. ib. 1824. 8. Babels Torn So- 
.der ut. ib. 1825. 8. Samlade Ungdomskrifter. ib. 182°. II. 8. Odal- 

mman. ib. 1839. 8. Freja, poetiak Kalender. ib, 1830-31. Il. 8. 
—88* Skrifter. ib. 1834. I. 8. Saug-calender. ib. 1836. 8. Äng- 
bätssänger. ib. 1837. 8. Jungfrun i det gröna. ib. 1838. 8. Syläden. 
ib. 1839. 8. Tumme Liten. ib. ı841. 8. Tälltrasten. ib. 1842. 8. 

8) Dikter. Helsingfors 1830—33. II. 8. Stockh. 1838, 12. N# 
deschda. Nio Sänger. ib. 1841. 8. Julgrällen. ib. 184. II. Uppl. 
8. Nya Dikter. ib. 1843. 8. Bigskyitarne Helsingfors 1832, 8. Hansı 
ib. 1836. 8. ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1840. nr. . 

9) Noahs Ark. Stockh. 1826 8. Ansgarias, bilder ur Nor« 
apostelns lif, i fjorton Sänger. Ups. 18%. 8. 6. Mag. f. d. kit. d 
Ausl. 1847. or. 114. 

10) Samlingar. Götheb. 1830. T. I. Lek och Allvar, ib 18 
T.1I. Sednare Samlingar. 8. 

11) Skaldeförsök. Stockh. 1828-38. 8. Griftekrans Jemte nir! 
andra Skaldeförsök. ib. 1834. 8. Mennis kolitvets Äldrer, fra 
da uti ärets tider. ib. 1838. 16. Valda Skaldeförsök. ib. 1843. 8. 

12) Minnesänger ur Wärend. Stockh. 1824. II. 8. Sturkodds 
Sänger. ib. 1820. 8. - 

13) Främlingen frän Norden. Rerättelse. Ups. 1831. 12. Skald® 
stycken. Örebro 1834. 12. En Tysk Ströf verier pä Svenska Par 
nassen. Stockh. 18:0. 8. . 


14) Ungdomsminnen ifrän Sängens Stunder. Uppl. III. Ups 
4832. 8. Nyare Sänger. Stockh. 1833. 12. Mötet pä Odius Hog 
Gustaf Adolf vid Litzen. Trenne Skaldestysken. ib. 1835. 8. pr 
riska Stycken. ib. 1837—38. II. 8. Religiosa Sänger. Ups. 1t!. I 
Uppl. 8. Ausgew. Gedichte Schw. u. in Deutſch. Ueberſ. 2. I. eyriſch 
Sed. Gtodh. 1844. 8. 


Schwediſche Poeſte. Dramarifche Lteratur. 927 


15) Vngdoms-Dikter. Stockh. 18%. 8. Hugo, en rom. dikt. 
Carlstadt 1840. 8. Smärre Samlade Dikter. ib. 1841. I. 8. 


16) Nyare Dikter. Stockh. 1240. 8. Calle. Ocksa en poet. Ka- 
lender. ib. 1843. 8. Dikter. Stockh. III. Uppl. 1844. 8. Carolina. 
Poet. Kal. ib. 1844. 8. Ä 


17) Natt og Dag. Sk. I—IY. Stockh. 1839—41. 8. Dag och Natt. 
Skift. L-INI. ib. 1810-41. 8. Die Schlaht am Brünleberg, Gedicht in 
8 Gef. v. O. Fryxell, im 3. 1834 mit d. großen Preife gekrönt. Schwed. 
u. Deutich. Gothenburg 1841. 8. Dikter. Stockh. 1829, 8. 


18) Tal vid Minnesfesten den 12. May 1843. Lund. 1843, 8. 


19) Smärre Dikter. Stockh. 1839. 8. ABC-Bok för Fädernes- 
landets Barn. ib, 1842. 8. Snöklocker för Toiletten 1843. ib. 1842, . 
12. Den Gode Herden eller Jesus, Ledsagare genom Lifret till 
Evigheten. ib. 1844. 12. 


20) Ariadne, Episk Försök i Sex Sänger. Stockh, 1838. 8. Fis- 
karflickan vid Igunelsö. ib. 1839, 8. (Malmström och Bergman) 
Linnaea Borealis. Poet. Kal. 1841 och 1842. Ups. 1840. 12. 


21) Byron i Grekland. Skaldestycke i Tre Sänger. Stockh. 
1838, 8. Dikter. Ups. 1840. 8. Samlade Dikter. ib. 1844. II. 16. 


22) Ungdomsbilder. Stockh. 1838. I. 12. Tids- och Krigs-Belder. 
Skaldest. ppl. II. Linkop. 1842. 12. Snöbollar i Barvintern, frän 
Ostergothland. Linköp. 1842-43. I. 8. 


233) Min fattiga Sängmö. Stockh. 1841. 12. Romarskölden, 
Romans. ib. 1831. 8. Sexor-All. en Berättelse. ib. 1834. 12. Med en 
bit Krita. Stockh. Eskiffer. Stockh. 1841. 12. En atfiygt ur Boet. 
ib, 1842. IL 12. Med en bit blyerts Blandade Utkast. ib. 1842. 12. 


$. 748, 


Bir kommen jetzt zur dramatifhen Literatur ber neueren 
Zeit und befchäftigen uns natürlich zuerft mit dem Trauer 
fpiel. Unter den Anhängern der alten Säule find hier 
noch einige zu nennen, die fih an biefem Genre betheiligten, 
jo 9. 9. ®ramberg, der unter anderen bier weiter nicht 
in Betracht fonimenden Arbeiten 1812 den yon der Academie 
für das befle Igrifhe Trauerfpiel ausgeſetzten Breis durch feinen 
Jörund gewann, der aber auf dem Theater eben fo wenig 
Gluͤck machte, wie feine anderen Stüde, ferner Anders Linder 
gren mit feiner Blanka (1822), Marten Alten (1764— 
1830), der ganz inder Manier Leſſing's, Schiller's und Kogebue’s feine 
verfolgte Unfhuld (Den förfölgda oskulden. Stockh. 1798) 
dichtete, aber nur den legtgenannten erreichte. Unter den Luft 
ſpieldichtern derſelben Richtung nennen wir €. G. Nordforß 


938 Gibwebilde Parke. Dramotiſche titate 


(1763-1882), ber als Lyriker zweical dan Preis ganım ın 
d,Säng öfver Baltzar Horn [1789] und Carl August libl 
und viele Opern ins Schwediſche uͤberſetzte (3. B. Mita 


den kleinen Matroſen ꝛc.), wegen feines netten Erkded Fr 


ningen, mb H. 9. Kullberg, den Berfaffer des Strei: 
Nationalgeſanges Carl Johan vhr Kung, wegen feme tut 
Mäzarne (Stockh. 1814) und Den häftiga Friarn (eb. 1 
Die neue Schule hat fi mit dem Lufplel füh 
nicht deſvaͤftigt und Fb mit Ucherfegungen aus dem Teri 
und Franzöfifben begnügt, deum au Dahlgrens Wi 
phanifher Argus i Olympen (Kom. med stort Speit 
och full Orkester, Stockt. 1825, 8.) konnte begıek 
Weiſe auf der Bühne feinen Platz ergreifen; allein das Im 
hat mehrere Bertreter geſunden. Hier iſt zuaf Lin 
nennen, ber mehrere Dramen aus der Schwediſden Get 
fieferte, bie in Bezug auf Anlage und Characterifit e 
Element on fid) tragen und fu desen einem „Agne“ ar ſcht 
hbre zinführt. Auch Afzelius Lieferse dazu einen Belag i' 
Letzten Folfungen (den siste Folkungen); Skjolden 
dichtete einen Riddare Ordet, Herman von Unns (Sm 
1795), Hjalmar (ebd. 1827) und Carl XII: s död | 
1829), ©. F. Aderbijelm ein Trauerfpiel Engelbreit 
1820), aber der thätigfle war gewiß Bernhard von! 
fow!) (geb. 1796), der unter anderen lyriſchen Wrbiite 
größere hiſtoriſde Dramen (Torfel Kaution, König Birger, bi 
Adolph in Deutſchland) verfüßte, Die buͤhnengerecht, effrctvol un! 
gefbrieben, im Ganzen aber etwas zu rhetoriſch und troden Rat. 
gleich wir ſchon oben in Stagneliuo' dramatifchen Arbenc 
geaufenhafte Element als überwiegend bezeichnen mußten, jo fe! 
zwei andere Trauerfpiele deſſelben meiſterhaft, da bei diefen die! 
audgeführte Idee beffer mit feinen eigenen Anfichten harmoniıis,! 
feiner Uebertreibung bedurfte und nun mit allen Rem 
Lyrik fe befleiden konnte. Das erſte if Albert und Juli— 
De Liebe nah dem Tode, nad) Swedvenborgiſchen I 
das amdere eine .dramatifirte Legende, die Märtyrer, cin 
katholiſche Tragödie voll erhabener Bilder und Sprüde, N 


Schwediſche Poefle. Dramatifchesiterarur. Roman. 929 


nicht jo majeſtätiſch und lebhaft‘ als Corneille's Polyeucte, 
worin daſſelbe Sujet behandelt if. Ein fonderbares Stüd find 
feine Bachanten, in welchen jedoch die Nachahmung des antifen 
Chors gelungen if. Einzelne vortrefflihe Scenen enthalten auch 
die Trauerfpiele: Glädjeflickan i Rom, Scenur Andeverlden, 
Sigurd Ring, Wishur; aber Riddartornet if, wie fhon bes 
merkt, widerlich ‚und Eröfringen af Centa hoͤchſt naclaͤſſig und 
uͤbereilt zufammengefchrieben. Derfelbe Dichter hinterließ auch 
ein Ballet, Narcissus, und eine unvollendete Oper, Cydippe, welde 
beide, natürlich fchon feines eminenten Iyrifhen Talente wegen beffer . 
als die gewöhnlihen Macthwerke diefer Art find. Auch Alm⸗ 
quif lieferte in feiner Signora Luna eine romantiſche Tra⸗ 
gödie erſter Claſſe, die über feinem Drama Godolfin eller 
Ninon P’Enelos, nicht aber über feiner wahrhaft antik plaſtiſch⸗ſchoͤnen 
Svangrottan p& Ipsara ficht, an welche fih das tief finnige 
ſymboliſche Stüd Ferrando Bruno und die beiden zuſammen⸗ 
gehörigen Stüde Isidorus af Tadınor und Marjam fdließen. 
®. 9. Brakel (geb. 1782) ſchrieb ebenfalls ein mittel 
mäßiged Trauerfpiel, Oden in Svidhiod (1826), und ein Ip 
riihed Drama, Wainemöinen (1829), bie beide feinen Erfolg 
hatten, und der Romanfbreiber Engfiröm lieferte zwet gelungene 
Dramen, Hjalmar och Ingeborg (1831) u. Erik Tegersall (1831). 
Dogegen ind Franzen's Ingierd und fein Lappenmaͤdchen im Königs, 
gartennurunbebeutend. In neuerer Jeit begnügt man ſich mit Bearbeite 
ungen Franzoͤſiſcher Speftafelflüde, wie deren ein folches, ber Lieutenant 
und erſte Conful betitelt, Elarus in feinem Werfe über Schweden 
(Mainz 1847. Br. I. S. 247 sq.) befhreibt. 

Was endlih den Roman anlangt, fo machte ber Gecretär 
C. 8.Walberg (1788— 1821) darin einen niht mißlungenen 
Berfuch mit feinem Uggleviksbalen (1814), allein Fr. Cederborgh 
(geb. 1784) übertraf ihn doch bei weitem als Genremaler und 
humoriſtiſcher Schilderer der Schwediſchen Landjunfermanieren, 
wiewohl der ſchon genannte S.Dedmann?) mit feiner meiſter⸗ 
haften Darftelung des patriarchaliſchen Hirtenlebens in Schwe⸗ 
den im vorigen Sahrhundert ohne Zweifel den Preis davonträgt. 
Lüivijn, der in der Piquedame einen fonderbaren, halb bus 
morifiifden, Halb in der Manier der modernen Franzoͤſiſchen 
Gräfe, Handbuch d. Fiterärgefhicte. TIT, 59 





930° _ Schwediſche Poeſie. Roman. 


- Romantik geſchriebenen Tendenzroman lieferte, gab und im Kl 
Sigfrivfon?) auch eine leider unvollmdete Familiengeſchlun 
Den erften eigentlichen hiſtoriſchen Roman ſchrieb jedoch ©. A. Gr⸗ 
mälius*) (geb. 1789) in feinem unvollendeten Thord Bond 
(Ups. 1828, Ih. 3). Seinem Beiſpiele folgten der Gi 
P. G. Sparre?) (ge6.1790) mit feinem Lepten Freiſegler und 
feinem Adolph Findling, ein gewiſſer O. 8.9) mit feinen Schnap⸗ 
bahnen, die aber ein Nadahmen von Scott's Schreibart ver⸗ 
rathen, der Einnländer Guſtaſ Henrik Wellin?) (geb, 1813) 
ein heftiger Ruſſenfeind (3. B. in feinem Buche Sveriges 
sista strid, einer hochpoetiſchen Fiction) und der befle Profaik 
feiner Ration (3. B. In der Blume von Kinnekulle), ber jedoeh 
nicht - blos in den Grenzen der vaterländifhen Geſchiche 
blieb, und der Kammerjunfer C. A. Kuliberg®) (geb. 1813) 
der den Hof Guflav’s IH, wenn auch nur in einem Po 
norama vol piquanter Situationen, und vorführte, Aida 
im letzteren Genre trägt unbedingt ber wegen feiner cimas be: 
denflihen Richtung (4.9. in dem Bude Ställningar och For- 
bällanden, wegen defien er 1838 ind Gefängnig wandern mußt) 
in feinem Baterlande etwas in Mißcrevit gefommene Republib⸗ 
aner Magnus Jacob Erufenflolpe?), aus Jonloͤpin 
(geb. 1795) unbedingt den Preis davon, denn fein Hart 
Gottorp entrolt vor unferen Augen zuerſt mit wahrhaft hie 
riſcher Meiſterſchaft den duͤſteren Schleier, der auf dm Hel 
intriguen Schwedens felt der Geburt Guſtav's II. bis cn 
bie Thronbefielgung Earl Johann’ ruht, und weiht uns A 
ein Gewebe von Schändlichfeiten ein, die an die "Fanllia 
gefchichte ded Hauſes des Auguſtus erinnert. Neuerdings Wi 
er auf gleiche Weiſe die Geſchichte des gräftichen Haufe 2 
fin zu ſchildern begonnen. Uebrigens Haben feine ſaͤmmiliden 
Säriften vom Roman nur den Titel, Ein eigentlicher Roveif 


IR Palmblad. Social⸗Tendenzen verfolgen Sitten In knm 
Svenska Studentlifvet (Stockb. 1888— 39), worin er den Eu: 
denten-Saufereim sc. ein Ende machen will, Engfröm infan 


Förbundsbröderna (1834), feinen Nybyggama( 1838) und ſeines 
Björn Ulfland.(1840), ſowie Wimquift!”), der eine Art jung? 
Schweden Ind Leben ruft, in feinen Fria Fantasier; wir heben aut 


> 


Schwediſche Poefie. Roman. 931 


Iebteren befonderd Azouras Tintomara hervor, obgleich auch bei 
diefem die Einkleidung hiſtoriſch if. Rein buͤrgerlich⸗haͤuslich in der 
Manier der H. Hanke, nur natürlicher, einfah anzichender 
und poetifber, freilich zuweilen aub mit aͤcht weibifcher Aus⸗ 
malerei bis ins kleinlichſte Detail hinein, fhreibt Frederike Bres 
mer!) aus Stodholm (geb. 1802) ihre zahlteiden Familienromane, 
die faR in Deutihland mehr Gluͤck machen ale in Schweden 
felbh. Wir zeichnen befonderd aus: das Heimathshaus, bie 
Skinen aus dem Alltagsleben, und aus lehteren bie Töchter bes 
Präfidenten, die Bortfegung berfelben: Nina x Ihre Haupt 
force beſteht in der Schilderung der ſtillen Haͤuslichkeit und 
weiblicher Eharastere, die Darſtellung von männlihen Figu⸗ 
sen mißlingt Ähr dagegen fletd, und wenn fie phllofophirt, dann 
wird fie ſchrecllich Tangweilig. Neben ihr verdienen Erwähnung die 
Freiin vonKnorring?ꝰ) (J B. in den Romanen Cousinerna, Axel, 
Ständsparalleler x.), die Frau Flygare Carlén) (3.8. in den 
Romanen: der Proſeſſor und feine Schüglinge, die Pflegekinder, die 
Kirchweihe [ihr beſtes Buch], Waldemar Klein, die. Repräfentanten, 
Guſtav Lindorm) und Charlotte Berger, die aber ſchon weniger 
natürid und nah frangöfiihen Muſtern ges oder verbildet if 
G 8. in den Franzoͤſiſchen Krlegsgefangenen [1814], ver 
Zaubergrotte [1816], den Ruinen von Brahelm [1816], Albert 
und Lulfe [1817] x.). 


1) Ryno, eller den Vandrande Riddaren, Skädespel med säng 
i 3 akter. Stockh. 1834. 8. Dramatiska Studier. Stockh. 1837--34. 
II. 8. Schwedens Uhnen, ein mit dem großen Preife v. ber Schwed. Akad. 
belegt. Ged. m. beigef, Orig. Text u. Anm. Eübe 1838. 8. Schwed. Tragds 
dien überf. v. Ad. Deblenfchläger. Epzg. 1841. III. 8. 

2) Hägkomster frän Heinbygden och Skolan., Ups, 1830. 8. III. 
Uppl. Örebro 1842. 8. 

3) Axel Sigfridsson. Stockh. 1817. 8. Spader Dame, en berät- 
telse i Bref, fnnna pä Danviken. Stockh. 18.4. 8. 

4) Thord Bonde eller slutet af Albrechts regering. Upsala 
1828. I. 8. 
5) Den siste Friseglareu, Stockh. 1832. IT. 8, (Deutſd. Epsg. 
1841. II. 8. cf. Mag. f. d. it. d. Aust. 1833. nr. 110.) Adolf Findling 
eller tre Är under Drottning Christinas Regering. ib. 1835. III. 8. 
(Deutfch. epzg. 1840. HI. 8.) - 

6)Snapphanarne. Gammalt Nytt om Skäne, frän Sjuttonde Seklet, 
Stockh. 1831. III: 8. Sista Aftonen pä& Ostanborg. ib. 1833. II. 8 

7) Blomman pä Kinnekulle. Uppl. III. Stoc 
vo. A. Arndt. Berl. 1838. 8.) Johannes Fjallmau. ib. 1831—33. II. 
Flickorna i Ackersund. ib. 1832. 8. Gustaf Brahe. Ru 1832. 12. 

8* 59 


h. 1831. 8. — 


932 Schwediſche Porfie. Roman. 


Öjungfrun. ib. 1832. 8. Sivard Kruses Bröllopp. ib. 1832. 8. Anm 
Reibnitz eller Sängarflickan frän Warschau. ıb. 1833. 12. Helen 
Wrede. ib. 1833. 10. Fröken Beata’s Anteckningar eller Mötet N 
Hven. ib. 1836. 8. Kolarflickan eller enuvandriug i Norrland. % 
1837. 12. Pawo Nissinen, ib. 18 8. 12. Naema. ib. 1839. 12. Pri- 
sessan af Angola. ib. 839. 12. Fröknarna. ib. 1840. 12. Sveri 
sista strid. ib. 1840. 12. Kolmärds Boerna. ib. 1841, 12. Fremls 
gen bild de Sina. ib. 1842. 12. 


8) Gustaf III. och hans hof. Stockh. 183N. 8. Maximilian eller 
eu Sammansvärjning under Brik XIV: s Begering. Calmar | 
12. Carl Gustaf Wrangel. ib. 1833. 12. Domaren. Stockh. IL 1. 
Den sista Menniskan. Kalm. 1843. 12. 


9) Skildringar ur det Inre af Dagens Historia. Stockh. 18%. Il. 
8. 1720, 1772, 1809. ib. 1837. 8. Morianen. Stockh. 18404. VI. &. 
(Der Mohr a. d. Haus Holſtein⸗Gottorp. Berl. 1844. VII. 8. Kleine Ev 
en aus dem Schwedifchen. Berl. 1844. & Das Haus Teſſin hf. 
1847. 8. 

-10) Tintomara. Deutih. Lpzg. 1840. IV. 16. (f. Mag. f. db. it d 
Uusl. 1835. nr. 40.) Gabriele Mimanfo. ebd. 1842. III. 16. Drei Frarta 
in Smäland. ebd. 1834. V. 16. Amalie Hillner, im Bell. Aust. Bd, 310-311. 


11) Teckningar ur Hvardagslifvet. Stockh. 183543. VI. 
Grannarne. Christiaust. 1837. Il. 8 Trälinnan. Stockh. 18%. 1% 
Morgon-Väckter, ib. 1842. 12. Deutſch. Ausgewählte Schrift. üb. v. Bl 
beim u. Runkel. DBielef. 1841. VIII. 16. 1844, 11. 8. Vieles auch b. Brot: 
Haus, Ausgew. Bibl. d. Glafl. d. Ausı. Bo. I. H., V—X., XV., XXX, 
XXX., XLI., XLII. u. Bel. Aust. Bd. I-XXI, LXXXVIIICXCI. 


12) Axel, Stockh. 1836. III. 8. Consinerna. ib. 1836. III. 12. x 
@tizzen: Deutfch: Lpzg. 1841. I. 8. Tante Lisberh's neungehntes Tee 
went, Kortf. v. Arel. ebd. 1843. 8. Arel. ebd. 1839. Til. 8. Geafinen. idd. 
1839. III. 8. Frauen. ebd. 1833 Tl. 8. Freunde. ebd. 1837. 11. 8. a 
Häusler u. f. Umgebung. ebb. 1844. II. 8. Standesunterfchiede. ebd. 153. 
U. 8. Täuſchungen. ebd. 1839. II. 8. 

13) Waldemar Klein. Stockh. 1839. 8. Representanten. ib. 183. 
IM. 8.. Gustaf Lindorm. ib. 1839. 11T. 8. Professorn och Hass 
Skyddslingar. ib. 1840. II. 8. Fosterbröderna. ib. 1840, 11. & 
Kyrko-Inviguingen i Hamınarb;: ', ib. 1830—41. III. 8. Skutsgosses, 
ib. 1841. II. 8. Rosen pä Tistelön, ib. 1842. 11. 8. Kamrer Lasr 
man säsom gammal ungkarl och äkta man. ib. 1842. II. 8. Fider 
koınmisset. ıh. 1844. IV. 8. Päl Värning. ib. 1844 12. Windskr 
porna. ib. 1845. 12. — Emma’s Herz a. d. Schwediſch. v. Eichel. Erk 
1842. IT 8. Das Fidelcommiß, a. d. Schw. v. Wochenhuſen. Grimma 1 
N. 8. (im Belletr. Ausl. Bd. 136-144. u. Sammı. Schwed. Mu 
Bd. 12—14.) Paul Wärning. Berl 1845. II. 8. Spar d. Gkutsjunge, in 
Aust. Bd. 41—44. u. Samml. Schw. Muſt. R. Bd. 4—5. Die Kirdearue 
weihung zu Hammarby, ebd. Bd. I—I. im Ausland Bd. 118-133 FE 
Kämmerer Laßmann ass Zunggefell und Ehemann. Berl 1843. IL 1%. 3 
Aust. Bd. 148—150. Guſtav Lindorm. Lpzg. 1842. II. 8 i. Ausl. B.7- 
77. Die Mitchbrüdet. Lpzg. 1843. III. 8. i. Aust. Bd. 124—128. Der Fer 
Jeflor und feine Schuglinge. eng. 1842. IE. 8, u. Ausl. Bd. 18-112. De 

eichöverwefer. Grimma 1844. III. 8. (unädht‘. Die Rofe von Ziflelöa, @ 
d. Samml. Schwed. Muft.Rom. Bd. VI-VHI. u. Aust. Bd. 2. MM 
Stellvertreter, ebd. Bd. 99-103. u. Bibl. Schwed. Muft.Rom. We. 10-1 
Waldemar Klein. Lpag. 1843. 8. u. Aus. Mi, 29-31. 


j Dänifcbe Poeſie. 938 
| 9. 24.. 


Die Geſchichte der Daͤniſchen Literatur!) beginnt eigent⸗ 
lich erſt in der Mitte des 17ten Jahrhunderts, denn bie 
dahin bediente man ſich faſt durchgaͤngig der Lateiniſchen Sprache, 
und bie wenigen noch übrigen Denfmäler der rohen und ungebildeten 
Nationalfpradge jener Zeit find nit der Rede wert, wes⸗ 
halb wir denn auch die Poeſie des Nahbarlandes, weil biefe 
meit höher hinaufreicht, voranzuſtellen Urſache hatten. Uebrigens 
können wir jedob nidt mit Stilfhweigen übergeben, daß 
bereit8 Anders Sörnefen VBedel?) over Bejle (Vellejus) 
aus Vejle in Juͤtland (1542—1616) und Peber Syv’) 
aus Juͤtland (1631 — 1702) Sammlungen alter, traditionell 
erhaltener Daͤniſcher Volkolieder und aͤhnlicher mehr oder weniger 
gelungener Reimercien veranftalteten, die wir noch jeßt beſitzen. 
Außer ihnen find aber bis auf die Blüthezeit der Daͤniſchen 
Mocfie herab eigentlih nur drei Männer von bedeutenden Ein⸗ 
fiuß auf die Bildung der Sprade und MBoefle geweſen. 
Dbenan Hecht Anders -Arrebo*) aus Aerröesfiobing auf 
der Schleswigſchen Inſel Aerrde (1587-1637). Er "ver 
faßte nämlich unter andern ein heroiſches Gedicht, Hexasmeron 
betitelt, worin er die Sc oͤpfungsgeſchichte in gereimten heroiſchen 
Verſen nicht ohne Geſchick, jedoch als Rachahmung von Du 
Bartad’ Semaine, vortrug und zugleich das erſte eigent⸗ 
lich merkwuͤrdige Denkmal der Nationalpoeſie errichtete. Neben 
ihm if der Gelegenheitsdichte Anders Bording?) aus Ribe 
in Juͤtland (1619—77), der fi nad der Opitziſchen Schule 
bildete ‚und nicht ohne wirkliches poetifhe® Talent war, wie 
fett ein fo wenig poetiſcher Segenfland, wie fein Mercurius 
Danicus(1666, davon erſchien jeden Monat ein halber Bogen in 4.), 
die erſte Däntihe politifhe Zeitung und zwar in DBerfen, und 
feine Nachahmungen des Ovids zeigen, zu nennen. Aber aud) der 
Vater der Dänifben Lyriker Thomas Kingo‘) aus Slängerup 
in Seeland (1634— 1703) gehört mit feinen theilweiſe elegi⸗ 
hen Pſalmen hierher, da er ebenfalld für die Sprache wirkte, 
Merhwürdig genug wird fein Nachwaͤchterliled nod Heute von 
den Kopenhagener Nachtwaͤchtetn von Stunde zu Stunde verds 








9 - Daͤniſche Poeſie. 


weiſe abgeſungen. Uebrigens gehoͤrt ſowohl er als der Sal 
riler Ludwig Pontoppidan’) aus Belle (1648 —1766) 
und Jens Sten Schefteb?) aus Kopenhagen (1635 — 9) 
der ſchlechten Deuiſchen Schule an; origineller war ſchon Fi 
ger Reenberg’) aus Wiborg in Juͤtland (1656— 1742) 
und auch Sorgen Jorgenſen Sorterup!®) (+ 1722) 
kehrte in feinen Heldengefängen (auf Friedrich IV.) zur Ei 
fachheit der alten Kaempo-Viser, feinen Muftern, zurüd, Roä 
fol bir Hans Thomaefen!!) (1532—73), der des 
Dänische Pſalmbuch zufammenreimte, eine Stelle finden, Use: 
haupt ſchoͤpfte man, ſeitdem die Bibel einmal (1550) überfeht 
war, aus dieſer den Gtoff zu Hymnen, erbauliden Enahl⸗ 
ungen und Theaterſtuͤcken. 

1) &. Eichhorn, Geſch. d. Liter. Bb. IV. 3. p. RD 

2 © Ra Danske Digtek. 9. I. p. 380-502. u. Dm de Dust 
ge ogr. pP. 68-72. — Gt Hundert ubvalgte danke Bi. a m 

riftian. 1664. Kibhv. 1632. 1648. 1673. fiden fore 
.8 en nn beard. afAbrahamfon, Kyerup og Rahb Fr Bar T x 

St hu unbreb ubvalgte danske Viſer om allehaaube merkelige Sige 

sc „8 an en felfom Goontue, for frage me. bet ande Hundred. Kjbhe 


8. cf. Ryerup a. a. O 5 a40. Mn 
— Nyerup doat H. Bd. m I Minerva. 1785. 
p. 39 sq. 179. p. 1 3” sg. — — om CEhriſt. IV. dei En 


over de Svenske. —8 1611. Sorgeli Digt om Dronning Tat 
Satbarinee [etige Henfart, meb irober. ebd. 1612. Davids Dale, | 
vis ubfat. ebd. 1623. 1627. 1650. 1664. 4. Hexaëmeron 9: Betders 

ges fer 9 fer Dages Gjerning; udgiven af Autors Gon Chriften Anderſci D 


* © Rverup Digt. Hiſt IH. p. 109-146. — Poetifte &krifter fa 
iede og udgione af Roſtgaard met En Fortale af Sram. Kibhe. 173.4 
(f. a. Wolf, Zourn. f. Politik. 1797. III. p.195—208). 

6) ©. Ruerup Digt. Hiſt Wo. m. P 179 260. 0, Biod Boat sie 
I. 9. p. 151—175. Minerva 1800. pgaards Ks 
D. u. 3. 8. Rroneborge Port —2— — a Fi Kandel n 
—8 Kibho. 1674—81. 1789. 8. Samſoes Eorte 
1675. 4. Kong Ghriflien Vies forfte og lykſalige Lebingstog Aar In ‘ 
D. u: 3. 4. Anhang. Kjbho. 1676. 4. Andet Anhang. ebd. 1677. 4. D 
marks o og Rotget forordnnede Dialmebog. Ddenſe 1689. 8. ahgebr. jd. 
- f. Geb. b. Wielandt, a. a. O. Wb. IV. II. IT. XI. u. b. Hopfam San⸗ 

Ting af Danske Kim. Kibhon 1725. 8. v 

7) Zuleglosde. Kibhv. 1680. 4. Takfigelfe paa Kong Ghriftian Vird 
felsdag. ebd. 1683. 4. Glerefiets Bry Banden ebd. 1 ei 34. 4. Dybeni mi | 
meb Dobden 09 Dybene, Krone ıfter Do oben. ebb. 1685 % —æ— eaurber | 
frants. ebd. 1687. 4. 

8) Den —* States⸗Weltman. o. D. 1069. 8. pigernes O 
Laſter Speil. Kbhon. 0. 3. 8. Oydernes Proveften. ebd. 1671. 12. A 
Berommelfe. ebd. 0. J. 8, Hpiagt paa ny af R. Nyerup. Kjbho. 17 





Dänifhe Poeſie. Dram. 9938 


8. Acredigt til N. Jul. ebd. 1677. 4. * * H rn Samt. II. p. 103 “1 
Aanbeligte Jubelpfalmer. ebb. I. p. 22 icht ihm, fondern Jac 
Anderſen Scheffer aus Nyborg a gr et Fynske Na 
— t paa Freberihöbag d. 14de Nov. 1660 o. J. 4. ſ. R 

-P. 


9) Poetiske Seifen, ubgione af hans Dattexfen vanger Reinberg Tell: 
man me —6 a 350 og (B. W. Lürdorfs) Anmerkninger 
ne 1 769. I. 8. f. Ryerup a. a. D. Bd. IV. p. 17-50: 


10) & Rp db. IV. p. 7-10. — Stjemt og Alvor til Holger 
Recy’s Brollup. bh. 1688. 4. og Bindedrev br ‚polaer eopibenErone. h 2 
1691. 4. Dortiöte Tandfekure. ebd. 4709. 8. Poeti —— 8. ebd. 

8. Heldeſange am Kong Friederich IV. * Wil ejer —8 
—* og vands 1715. ebd. 1716. 4. Andere Ged. v. ihm b. I. Wielandt, 
Gamling af Imufke 9 ubvalgte danske Vers og Mifcellanen (Kb v.1725— 
28.) ®d. II. V IH. u. in d. II. Ausg. deſſ. B. (ebd. 1742.) Br. X. 


11) ©. — Digt. Hiſt. I. 205217. — * danske Pſalmebo 
formeret og forbedret. Kibbon. I 169. 1611 ’ s 


9. 745. . 


Die aͤlteſten Verſuche im Drama!) find in der legten 
Periode des Mittelalter ſchon genannt worden; fie rührten von 
einem Schulmeiſter zu Odenſe Ehrifiiern Johannis?) 
(Chriſten Hanfen) ber und liegen: handſchriftlich auf. der Biblio⸗ 
thet zu Kopenhagen. Doch fheinn fie ihren Ueberſchriften 
nad komiſcher Gattung geweſen zu ſein (en dram. fortaelling 
om .den Kiaerling som ved sin Hunds Hjelp forförte en 
Kone til Utroskab, d, 5. dramatiſche Geſchichte eines Mannes, der 
mit Hilfe feines Hundes eine Frau betrog, — Paris Dom 
dramatisk fremstillet, — Comoedie om den hellige Dor- 
rothea). Wahrfcheinli ganz in verfelden Manier ſchrieb 
Peder Jenſen Hegelund?) aus Ribe (1542 —-1614) 
fünf bibliſche Schaufpiele und ließ vor Friedrich IT. von feinen 
Schuͤlern (er war Rector der Schule zu Nibe) eine von ihm 
verfaßte Daͤniſche Bearbeitung von der Lateiniſchen Comodie des 
Xyſtus Betulefus,; Sufanna, aufführen, gu ber er nichts Eis 
gened hinzugethan hatte, als die perfonificitte Calumnia oder 
Diabola personata. Ein anderer Geiſtlicher Hieronymud 
Juſteſen aus SZütland (1539—1607), mit dem Beinamen 
Rand*), fehrieb mehrere bdibliſche Originalftüde, die er alfo nicht 
nad gewöhnlicher Manier erfi aus dem Lateinifchen und Deutfchen 
überfegt hatte, und ließ In dem einen fünf Teufel. auf einmal 





> 


936 Dänifche Poeſie. Drama. 


ganz fo, wie der bümmfle pfaͤffiſche Aberglaube fie fd 
Pate, auftreten. Allein er ſchrieb auch die erfte Poſt, 
die fein Vaterland befigt, und benupte darin die Schwäda 
der Geizigen auf eine höchſt burlesfe Weile. Trop diefer Orb 
ginalarbeit und dem DVorgange eines Anonymus, der gleitet 
ein nur handſchriftlich erhaltenes, nit mißlungenes Srüd, 
Kordeending?), auf die Bühne brachte, und ungeadte di 
Verſuchs des Predigers Hans Thomeſen Stege), die 
Geſchichte der Kleopatra und des Antonius, wenn auch In Anit 
telverfen, zu dramatiſiren, tropdem endlich, daß bereitd 1596 
1605 eine Ueberfegung des Eunuchus des Terenz in Däniise 
Berfe unternommen worden war, blieb man doch bei den 
biblifhen Style, und Peder Thögerfen aus Ranterd 
(+ 1634)’ bearbeitete noch ein lateinifhed Süd, Nabal'), für 
feine Landsleute, Anders Kieldſen Thybo°) frieb di 
Geſchichte Abfalone, Jens Kieldfen (1638) die Gefdidte 
Sofeph’a°) und ſelbſt Erik Eritfön Broby, der unter dem 
Namen Pontoppidan befannter if, aus Fühnen (1616—- 
78) dramatifirte nod die Hochzeitsgeſchichte des Toblas'"). Fred 
ib darf man ſich aber hierüber nicht verwundern, denn Yub 
munterung fand die dramatiidhe Literatur gar nicht, was man 
fhon daraus abnehmen kann, daß die Verfaſſer der an 
geführten Stüde fämmtlih Prediger oder Schulmonarchen war@, 
und diefe Brodufte ale nur dazu dienten, entweder bei Belt 
hoher und vornehmer Perfonen zur Unterhaltung derſelben beiw 
fragen ober die Lehrer und Schüler unter fi ſelda zu be 
Iufigen, wie dieß befanntlih noch heute auf manchen Jeſuiler 
ſchulen der Fall fein mag. 


3) &. 9. Topp Wandal, Gfterretning om gamle danske Skueſpil hi 
bet 16 09 17de Aarhundrede; fom Fortaler til Ifle og 2det Bind of Sem 
ungen af de 1776—78 ubgivne ny originale Skueſpils iſte og Ldet Bin. 
Kiöho. 8. (Fr. Schwart) Hiftorisf Gfterretning om den danske Stumlatk 
Kibhv. 1785. 12, 


2) Ausz. a. d. Stüd b. Ryerup a, a. O. Bd. I. p. 131164. u W 
nerva 1786. I. p. 706 Sy. 

3) Sufanna Gomicotragoebia — i danske Rim. Kjbho. 1578. 4. Dun 
zwei Anhänge: Artes astusque muliebres 9: Nogle Ayinbeskiflekonser 
auch ebd. 1650. 8.) u. Calumnia seu Diabola personata. ebd. 1579. k 
. Ryerup 8b. II. p. 1-20. u. Schlegelö Ausg. v. Stange, Shriſtian 
Diſt. (1740.) Br. T. Anhang. j 





Däniffhe Poeſie Roman. 9837 


4) S. Ryerup Bd. II. p. 27—82. — Kong Salomons Hylding, m 
Inftig og nyttig Comoedie af Kong Davids Hiſtorier uddraget. Kjbho. 1585. 
4. Samſons Keengfel, det er en ynkelig Tragoedie om den fteerfe Krigshelt 
Samfon. Aarhus 1633. 1646. 4. 1702. 8. Karrig Nidding, det er en Ipftig ' 
Leeg eller Somoebie. ebd. 1633. 4. 1709. 8 En ny Viſe om nogle Fugles 
Natur og Sang. Kjbho. 1617. 1650. 1669. 1697. 8. 1730. 4. u. in d. Lev⸗ 
ninger af Middelald, Digtek. H. 1. 

5) ©. Nyerup Digt. Hift. Bd. TI. p. 108 sq. 


6) S. Nyerup Bd. IT. p. 134. — Cleopatra eller en hiſtorisk Trags⸗ 
dia om ben fidfte Dronning i Egypten ved Naffu Gleopatra oe M. Antonio, 
en Romersk Keyfer; hvor hefftig Kierlighed de haffun hafft til huer andre, 
at de haffun offuergiffuet de Ting deres gode Raff n kunde fkeet til Forfrem⸗ 
melfe oc leffuet i Drukkenſkab, Horeri ꝛc. famlet og paa danske Rijm udfat. 
Kibhv. 1609. 8. ”. 


7) proben b. Nyerup Bd. IT. p. 123-136. Der Zit. d. Origin. ift: 
Rndolphi Gualteri Tigurini Comoedia sacra quae iuscribitur Nabal 
desumta ex I. Samuelis XXV. cap. Argent. 1562. 8. 


8) Absslon, historia sacra, comoebivis beſtreven. Kibhv. 1618. 8. 
S. Ryerup Bd. II. p. 154—159. 178 - 187. | 


9) Zofeph Hiftorie — en Comoedie paa Vers, fteht bei Wandal a. a. 
D. St. II. 


10) Somoedie om Tobis Giftermaal, til Flemming Ulfelds Bryllup. 
Kibhv. 1635. 8. ſ. Nyerup Bd. IL. p. 160. | 


$. 746. 


Was den Roman anlangt, fo if von ihm jet 
noch feine Rede, denn Alles, was fih hierüber vorfindet, 
befchränft ſich auf Meberfegungen und Bearbeitungen auss 
ländiſcher Sagenftoffe zu Bolfsbüchern, an denen Dänemarf 
ſehr reih iſt, und feld des Claus Pors!) aus Dellingföe 
Lebenscompaß befteht nur auß einer Menge einzelner, aus Deutſchen 
Duellen gezogener Geſchichten, If alfo durdaus fein Original, 
und wir fönnen daher hier ald ſolches eigentlih nur des bes 
rübmten Biſchofs von Bergen Erik Pontoppidan?), ded 
Sohnes des oben genannten Ludvig P, aus Aarhus 
(1698 — 1764), geiftliben Roman Menoza, der jedoch gewiſſer⸗ 
maßen don in den folgenden Abſchnitt gehört, anführen, 

1) En nottig Husbog; kaldes -retteligen Levnets Compas, fom indeholder 
mange ſtjonne vigtige Leerdomme, Advarsler og Paamindelfer, ſom enhver 
chriſtẽn Ben kan rette fit Liv og Levnet efter. Cr tilſammenſkrevet af mange 
adſkitlige Boger, med ſmukke Hiſtorier formeenget; lyſtig at lesſe baade til 
Exerbom og Tidsfordriv. Med ſtor Flid transfereret og udſat af Tydſten og paa 


vort danske Tungemaal. Kjbho. 1613. 8. Auszug u. Abkürz. in: Hvorunder 
ſindes adſkillige ſtzonne Lesrbomme, Advarſeler og Paamindelſer, med hos⸗ 


1 


938 Daniſche Poefie. 
[giebe Inflige Hiflorier, til Tidefordriv artige at Ieafe; for naeften 100 Aa 


s 
n med for Flid famlebe og af det tubfle paa vort danske Sprog udſatte 
af SI: Pors. Ru paa nngiennemfeete og corrigerede. ebd. 1703. 8, 


2) Menoza, em afiatist Prints fom drog Werden om Chr 
satte? 1120-4. III. 8. Deutſch u. m. —* Theilen Pen e. Use 
nannten: Denoza, e. aflat. Dein, welcher in ber Welt umherzog, Chrifn 
zu fuchen. Kopenh. 1747—57. VI. 8. f. Lorks Nachr. Bd. I p. 14-18 


$. 747. 


Haben wir nun bis jegt elgentli nur die Anfänge mt 
Dänifchen Poefie betrachtet, fo wenden wir und zu ber Epohe, 
wo das goldene Zeitalter derfelben beginnt. Der Urheber bie 
fer Reformationsperiode war Ludvig Holder‘) Wi 
Bergen (geb. 1684), ein Mann, den man mit Recht den 
Moliere des Nordens und den Vater der ſchoͤnen Literatur in 
Dänemark genannt hat. Er hat fih nichts weniger als frü 
zeitig mit feinem eminenten poetiſchen Talente hervorgethan; ja 
er fühlte, wie er in feiner Selbfiblographle, den Briefen a 
einen großen Herm (1727 —63) erzählt, blos Neigung um 
Reifen, weldhe ihm auf einmal, ald er kaum 20 .‚Zahre'cl 
war, buch das Leſen einer Relfebefhreibung gekommen WA, 


-und ſo befuchte er Holland, Rorwegen, England, Deutfbld, 


Sranfreih und Stalin, freilich nicht in einer Tour, fonbem 
in mehrmaligen Ausflügen, aber doch fon mit einem gewiſſen 
Drange, ſich Kenntniffe zu erwerben, der nur dann begreiflich wie, 
wenn man die Entbehrungen in Anfhlag dringt, die nid 
auflegte, um ihn zu befriedigen. Jedoch fah er auch Hier ſchon 
das Leben blos von ber heiteren Seite an, und indem er ed 
für ein Luffpiel hielt, fo kam ihm auch feine eigene Role 
darin nur fonderbar, nie traurig vor, alle anderen mit im in 
Verkehr kommenden Perfonen aber betrachtete er bios dd 
feiner Ergoͤtzlichkeit gemacht, unb fo war er denn natirld 
mit der Kataflrophe, fie mochte ausfallen, wie fie wollte, im 
mer zufrieden. Nach Haufe zurüdgefehrt warb er SPeofefor 
der Metaphyſik Cd. h. der ſcholaſtiſch⸗pedantiſchen jener Zeit) an 
der Univerſitaͤt Kopenhagen, und als folder wollte er dem bie 
Dichtkunſt, über. die er doch urtheilen ſollte, ſelbſt kennen lem 
und wählte als Probeüd die feste Satire des Juvenal, bo 











Dänifche Poeſie. 939 


kanntſich die ausgelafienfie von allen. Diefe überfegte er mit 
dem ihm angeborenen, aber biöher im Schlafe gelegenen Dichtertalente, 
allein das Meifterlüd wimmelte noch von Berflößen gegen die 
Verslehre, und fo fah ſich Holberg gemöthigt, dieſem trodenen 
Studium längeren Fleiß zuzuwenden. Mit welchem Grfolge 
dieß geſchehen war, zeigte er 1719 durch feinen Peter 
Paars, ein komiſches Heldengediht, worin er mit dem Pa- 
thos der Homeriſchen Batradomyomadie die Begebenheiten be- 
fingt, die einem Dänifhen Künfller auf einer Fahrt von wenigen 
Stunden, welde er unternommen hatte, um feine Braut zu 
fehen, begegnet waren. Das Bud ward in anderthalb Jahren 
dreimal vergriffen, und die Critik ſtellte dieſe burleoke Odyſſee 
den erſten Produkten anderer Länder in dieſem Genre an die 
Seite, was fh am Bellen erflärt, wenn man diefes 
eigentlich floffarme Sujet feiner Ausdehnung nad betrachtet 
und fid Darüber wundert, nicht durch das Lefen deſſelben ermuͤdet 
worden zu fein. Nun folgten (1719) feine vier Satiren, die er, 
wie feine anderen Dichtungen, pſeudonym als Hans Miftelfen 
unter dem Titel: „Stjeimtebichte” In die Welt ſchickte und In welchen er 
durch feine richtige Unterſcheidung diefes Genres von der fhalfhaften 
Heiterfelt der komiſchen Epepde nicht weniger den Preis davon, 
trug. Bald Fam er aber auf die ee, feinem Vaterlande ein 
Nationaltheater zu fchaffen, und fo fehrleb er denn 1723—25 
feine erfien fünfzehn Luſtſpiele, machte dann wieder eine Reife 
nad Paris, um fi unter dortigen gelehrtn Alterthums⸗ 
forfhern, Philofopben und Theologen in beichrenden Discnfs 
fionen zu erholen, und als er in fein Vaterland zuruͤckfam, 
publicirte er feine Metamorphosis, ein Gegenſtuͤck der Ovid⸗ 
tfhen Metamorphefen, worin Pflanzen und Thiere in Menfhen 
verwandelt vorfommen, aber gleichwohl ihre früheren Neigungen, 
Leidenfhaften und Eharactere beibehalten. Da ſich nun darin die 
heftigften Ausfälle gegen einzelne Corporationen und Wiſſen⸗ 
. fehaften vorfinden G. B. ein Bol wird, - feiner ſtößigen 
Kyörner und feines Bartes wegen Philoſoph), fo mufte er folde 
Angriffe aushalten, daß er der Poeſie auf einige Zeit Valet 
fagte und fih auf die rein wiſſenſchaftliche Seite legte. So 
erblickten denn feine Statifif von Dänemarf (172949), 


940 Dänifche Poeſie 


feine für die neuere Zeit klaſſiſche Geſchichte von Daͤneman 
(1732 — 35), feine allgemeine Kirchengeſchichte ſeit Luther 
(1738), feine Lebensobeſchreibungen berühmter Männer (1739) 
feine Gefcbichte der Juden (1742) und feine Lebendbeidrch 
ungen berühmter $rauen (1745) das Libt der Welt. Indeſſen 
ſchrieb er nebenbei noch eine Anzahl Luftfpiele, fowie er In 
einem und demfelben Jahre (1741) feine Unterirdiſche Reije 
des Niclas Klimm und fein zum dritten Male umgearbeiteted 
Naturs und BVölferreht veröffentlichte. Im 3. 1749 erſchienen feine 
moraliſchen Betrachtungen, Epifleln und Kabeln und 1753 ein Gegen⸗ 
ftüd zu Montesquieu's berühmten Buche oder feine Abhandlung über 
bie Größe der Römer, ohne daß er aud während diefer Zeit für dab 
Thenter untbätig gewefen wäre Mittlerweile war er thelld 
durch feine Schriften, theils durch feine Stellen (er war Pro 
feffor der Eloquenz, Mitglied des Conſiſtorii und Duäflor de 
Univerfität) reih geworden; ja trogdem, daB er eine Rab 
ahmung des , Buͤrgers als Edelmann“ von Moliere geſchrieben 
hatte, hatte er ed angenommen, daß ihn der König baronifitie; 
indeß genoß er diefe Ehre nicht lange, er .flarb ſchon dan 
27. Januar 1754. Betrachtet man nun das Verbienf 
Holberg’6 im Allgemeinen, fo wird die Critik daſſelbe nad 


zwei Seiten bin aufiaflen müffen, nämlih einmal in Bauy 


auf das, was er als Dichter, dann in Hinfict deſſen, 
was er als philoſophiſcher Hiſtoriker geleiflet hat. Nun haben 
wir aber fhon gefagt, daß feine Geftichte von Dänematl, 
trogdem daß die alte Zeit und das Mittelalter darin fehr ob 
flaͤchlich behandelt find, vortrefflich und von feiner fpäteren Aral 
diefer Art übertroffen iR; denn abgefehen davon, daß ihm übt 
die neue Zeit alle möglichen Urkunden zugaͤnglich waren, die A 
eben fo unparteilfi® als forgfältig benugte, erzählt er gil 
urtheilt Immer treffend und zeigt auch In der Darſtellung wirf 
lich hiflorifches Talent, Seine anderen hiſtoriſchen Ardeiten 
find zwar nicht mißlungen, allein jetzt faſt ganz vergeſſen, 
mit Ausnahme des Buches, welches, obwohl nicht in ber Na⸗ 
tionalfprache geſchrieben, denn es if von ihm aus Yurdt vor 
ser Genfur in Lateiniſcher Sprache abgefaßt und claffifch erfl 1781 
von Baggefen ind Däntfche übertragen worden, dennoch als die 





Daͤniſche Poefie. | 941 


Mutter des Daͤniſchen Romans zu betradten il. Es iſt dieß 
die Reife Niclas Klimm’s in die Unterwelt, war im Geſchmad 
von Gulliver's Reifen, aber mit weit ausgelaffenerer Satire (gegen 
die pietiftifhen Dunfelmänner, die ihn aber dafür auch heftig 
verfolgten) und in ächt philoſophiſch⸗Demokritiſcher Raune gefchrieben. 
Die Babel iA fehr einfah: ein Norwegiſcher Baccalaureus (zu 
Ende des 18ten Jahrhunderts gab ed zu Bergen einen Lauter ' 
mann Niel Klim, und dem Romane nad) endigt auch der Held 
deſſelben als folder) läßt fi durch die Neugierde verleiten, 
mittel8 eines Seiles fih in ein tiefed Loch binabzulafien, wel⸗ 
ches er In einem Zellen feiner Heimath entdedt hat (wirklich 
giebt es ein ſolches bei Bergen); dieſes reißt, und der unglüd«» 
liche‘ Abenteurer fällt In die Unterwelt hinab, wo ihm nun eine 
Unzahl von fonderbaren Begebenheiten zufößt, Die ebenfo 
originell erfunden, als unterbaltend und lebendig erzählt und 
piquant angewendet find, \ 

Bei Welten die wictigfen feiner Leiftungen find aber 
feine Lufifpiele. Bis auf ihn gab es In Kopenhagen fein 
Nationaltheater, nur eine Geſellſchaft Branzöflfber Schaufpieler 
hatte dad ausſchließliche Vorrecht, Auftipiele und Balleto, ja 
fogar Marioneiten aufjuführen, Erſt 1722 fpielte man den 
Geizigen von Moliere in einer Deutfchen Leberfegung, und in 
demfeiben Jahre noch Heß Holderg feinen polttiihen Zinngießer 
erfcheinen, der ungeheueren Erfolg hatte?). Auf diefes Stüd 
folgten vierzehn andere, die zwar ebenfalls mit eminentem Erfolge 
bei dem Volle gekrönt wurden, allein den Beifall der Vor⸗ 
nehmen mit ihrer allerdings fehr niedrigen Comik nicht erlangen 
tonnten, und fo geſchah «8, daß die Ueberſetzungen der Molier. 
fhen Etüde auf dem Theater immer noch mit den Holberg'ſchen 
DriginabLuffpielen abwecfeltn; ja ale 1723 die genannten - 
Schaufpieler vor dem Hofe eine Vorſtellung geben follten, 
fo wählte man dazu noch Moliered bourgeois gentilkomme, 
Dieß hinderte unferen Dichter jedoch nit, immer mehr für das 
Theater zu fchreiben, und fo fam denn (1744) aud der be 
rühmte Don Ranudo de Eolibrados zu Tage, ein Stud, weldes 
troßdem, daß die bei ihren Stammbäumen und Adelsbriefen 
verhungern wollende Noblefle jept zu den Antiquitäten gehört, heute 


9 Daniſche Poefl. 


noch gern gefehen wird, Sonſt find no zu erwähnen da 
redliche Ehrgeiz, der eilfte Junius, Erasmus WMontanus, du 
Porträt eines gelehrten Pedanten, der Geſchaͤftige, Hans au 
Frankreich oder der Deutſch⸗Franzods, die Garricatur. eines ned 
Paris gereiten Geden, die Hererei, die Wochenſtube mit ihren 
Weibergeträtſch, Heinrich und Pernifle, in welchem Stüde a 

den beften Harlefinscharacter ohne Eofüm, der je erifirt hat, 
darfielt, Melampe und Ulyſſes von Sthafa,- worin er dm 
Schwulft der Lohenfteinifchen, von den in Dänemark herumziehenden 

Deutſchen Gomödianten gefpielten Trauerfpiele aufs, Treffendfe 
an den Pranger ſtellte, . Holberg hat die Samw 
lung feiner Scaufplele in einem richtigen, freilich damals 
etwas arrogant ſcheinenden Borgefühle den Dänifchen Shaw 
platz genannt, denn außer ihm gab und wird es nie für 
Dänemark einen zweitn mit ihm zu vergleihenden Rationab 
dichter geben, fo viele deren auch da find und noch fommen 
werden. Allerdings find die von ihm 1731 bis 1752 ge 
ſchriebenen Stüde die beflen, denn bie in dem letzten beiden 
Jahren feines Lebend herausgefommenen find matt, allin 
troß ihrer Prügelfcenen und niedrigen Anfpielungen Immer not 
weit beffer als die große Maffe unferer fogenannten Ealonftüde, die 
oft unter ‚der ſcheinbar rein glänzenden Emailübertündung einer 
alten Goquette die erbärmiihe Unmoralität eines Induftrie 
ritterd verbergen. Endlich kann man ibm auch das nid 
- zum Borwurf madhen, daß er den Franzoſen "die ſtereolype 
Figur der Intriguanten Kammerdiener und Kammerjungfern, ja 
. febR den Deutfhen und Stallmern mehrere Sujds a 
borgte, denn fein Talent, feine Phantaſie, feine Geſch— 
lichtelt in der Erfindung der Intrigue, fein Humor, ei 
feine philoſophiſche Lebensanfhauung find dabei fo nen, " 
originell, daB das Wenige, was er Fremden verdankt, zw einem 
Nichts zufammenfhmilzt. Indeſſen darf man auch dabei nicht mv 
geflen, daß er zuwellen abfihtlih das burledfe Element zu ſcht 
übertrelbt, mandmal fogar Unwahrſcheinlichkeiten, ſelbſt luͤden⸗ 
hafte Situationen ih zu Schulden Formen läßt, je di 
Sprache des gemeinen Mannes zu fehr überwiegen und ſich 
wmangenefe, häufig fogar ſchmuzige Ausdruͤcke entſchluͤpfen 





Daͤniſche Poeſſe. 943 


läßt, welche oft kaum die Zelt, worin er lebte, entſchuldigen 
dürfte, 

1) ©. Lynholm, Or. fun. in L. Holberg Hafn. 1754. 4. Riccron 
Mem. überf. dv. Baumgarten, Bd. XX. p. 401-426. Athene 1813. Bd. I. 
p. 21 sq. 2897 sq V. p. 2it sq. 482 sq. VIII. p. 229 aq. IX. p. 97 sy. 
>69 sq. Minerva 1786. Bb. II. p. 389. 1790. Bd. I. p. 162. 1794. 3b, 
HT. p. 365. 1800. 8b. I. p: 93 sq. Mag. f. d. Eit. d. Ausl. 1832. nr. 78 

. Hiihing Eit. Odbch. Bd. III. 1. p. 210— 22. Fürft, Briefe über Das 
nlice eiter. Bd. II. p. 1—115. Ampere in ber Revue d. deux mond, 
1832. T. VII. Pruß,-Literar. Tafchend. 1844. p. 243-383. K. €, Rab: 
bet, Om £. Holb. fom Lyfifpiibigter 09 om hans Luflfpil. ebb 1815—— 
17. III. 8. YHolbergiana udg. af Boye. ebd. 1832—35. III. 8. X. P. 
J. Dahl, Til Belysning af Kritiken over e. D. Gomebier. ebd 1844. I. 8 _— 
Dans: Miktelfen’s Peder Paars Poema heroico-comicam. Kibhv. 1719 — 
20. 8. 1772. 4. 1794. 8. udg. af R. H. Seidelin. ebd. 1798. 12. uba. ved 
J. ©. Lange. ebb. 1835. 12. Udg. v. X. E. Boye. Med Holbergs Satir. 
Sritil over Peder Paars, forsgede Opl. ebd. 1844. 4. u. 16. (Deutfch von 
Scheibe. Kopenh. 1750. 1764. 8.) Hans Milkelfen Fire Skiemtedigte, ebd. 
1722. 1728. 8. Hand Mikkelſens Comoedier Kibho. 1723—%5. III. 8. Den 
Danste Skueplads. ebd. 1731. V. 8. Dazu 3d. VI. u. VII. ebd. 175354, 
8. Ry Udg. 0. 3. VII. 8. Ny Ubg. ved X. E. Bone. ebd. 1824-37. YII 
16. Dramatiske Skrifter med Anm. ved 3. G. Lange. ebd. 1832-33. VIL 
12. Gomebier. Udg. meb Anm. under Zerten, Inlebninger og Opinsninger 
til ethvert Luſtſpil. Kjbho. 1844 »q. 8. (Deutih, Hamb u. Rpag. 172385 
Kopenh. u. Epag. 1759—78. V. 8. Luftipiele, überf. v. Dehtenfäjläger. epzg. 
1872—23..IV. 8.) Hans Mikkelſens Metamorphofis eier Korvanblinger i 
Danske Vers med nogle orthographiste Anmzerkninger. ebd. 1721. 8. (Deutfch 
epzs 1746. 8.) Moralöte Kabler. ebd. 1751. 8. med en Fortale af Bone. 
ebd. 1832. 8. (Deutſch ebd. 1751. 1761. 8. Klensb. 1769. 8. |. Suhm in d. 
Athene, Bd. IX. p. 352 sq.) Nicolai Klimii iter subterraneum. Hafn. 
1741. Ed. — —* — a 1185. 8. * Klims 
underjordiske Reiſe, overſ. af 3. geſen. ebd. 4. udg af Lange. ebd. 
1834. 12. (A. b. Lat. ins Deutſche Ent. Kopenh. 1780. 8. v. Diylius. Bert. 
1788. 8. %. d. at. v. E. G. Wolf. Epag. 1828. 8. m. e. Cini. ebd. 1847. 
8.) Ubvalgte Skrifter ubg. veb K. L. Rahbek. —28 1804 14. XXI. 8. 

2) Das Stück ie Driginal und hat von St. Evremont's Profaz 
Euftfpiel: „Sir Politik Would-Be‘“* nur. ben Ramen. 


$. 748. 


Trop dem aber, daß Holberg wie ein weit leuchtendes 
glaͤnzendes Meteor am Dichterhimmel Dänemarks geglänzt hatte, 
nahm. doch die Poeſie daſelbſt nicht den Aufſchwung, den man 
Hätte erwarten follen. , Der Grund lag in der Gallomanie, die 
in der gangen Nation eingeriffien war, und in ber Nichtachtung, 
welche die vaterländifhe Poeſie von Selten des Koͤnigshauſes 
erfahren mußte, wo man nichts als Franzoͤſiſche Literatur ſchaͤtzte 
und pflegte und natürlih an eine Wufmunterung einheimiſcher 
Genialitaͤt am Allerwenigſten dachte. Die Folge davon war, 


244 Daͤniſche Poeſie. 

daß ih far Niemand mehr die Mühe nahm, den Pegafus yı 
beftelgen, und als ‘Probe, bio zu welchem Brave der Vaſel 
der Rattonalpoefie ging, bat man noch heute jene Sammy 
von Trauerelegieen auf den Tod Chriſtians VE., wo die gan 
Sippſchaft der damaligen Däniften Schulpoeten- ie Scerflis 
beigetragen und auf dieſe Weile eine Sammlung von geihmad, 
Lofen, platten, hölzernen, oft finnlofen Reimereien zu Stan 
gebracht haben, die gleihfam abfihtlih von der Geſunkenheit 


des guten Geſchmacks und von dem Mangel an allem Seal 


ein Zeugniß ablegen ſollte. 

Da öffnete fih mit der Thronbeſteigung Friedrich's V. 
(1746— 66), des Gruͤndets der Academie der ſchoͤnen Künle 
und Wifienidaftm zu Kopenhagen (1758), auf einmal wiee 
eine befiere Ausfiht für die Zukunft der Dänifchen Rational 
poefle, denn dieſer weile Monarch wußte wahres Verdienſt aw 
zuerfennen und zu ſchätzen. Dazu fam noch, daß KHolberg ımd 
Pontoppidan jährlih eine beflimmte, freilih geringe Sum 
für ein Preisgedicht ausgefegt hatten, welchem Beifpiele dir 
Kopenhagener Academie der fhönen Künfle und zwei gelchrit 
Geſellſchaften, eine Dänifte und eine Norwegiſche, folgten, ob 
gleih leptere beiden aus mißverflandenem Patriotismus nu 
erclufiv- verfuhren und fib fo zu Lngerectigfeiten verleiten 
ließer (3. B. die Norwegiſche gegen den Dänen Ewald und 
die Dänifhe gegen den Norweger Weſſel). 


$. 749, 


Indefien hörte die eigentliche Originalität der Daͤniſchen | 


Poefie ſchon wieder mit Holberg auf, denn aud die nad ie 
folgenden großen Dichter Tullin, Weſſel und Ewald m 
die Repräfentanten von eben fo vielm fremden Schulen, freitt 
mit Natlonalelementen' mobificiet, aber doch nicht mehr originel 
in dem Ginne, wie man dieß von Holderg fagen darf, I 
nennen. Es fritten ſich nämlich faft gleichzeitig drei auslän® 
iſche Schulm In Dänemark: um den Borrang und die Of, 
den Dichtern der Nation Geſetze vorſchreiben zu durſen, Wi 
Sranzöflfche, welcher die Form über Alles, alfo aud über IM 
Inhalt ging, die Deutſche, welde den letzteren über die eier 


Daͤniſche Poefie. 945 


feßte, und die Engliſche, welde eine Art von Juſtemilleun 
zwiſchen beiden fpielte, alfo ziemlich wie in Deutſchland, wo 

wir den Streit Gottſched's und feiner Anhänger mit Bodmer 
und der Schweizer⸗Schule, die übrigens In Dänemark die 
Leipziger Schule ſtets in Schatten flellte, beobachtet haben. 
Kährend nun eben eine Anzahl ber unten bei den einzelnen 
Dictungsarten zu erwähnenden Dichter ſich dem Einfluffe der 
. lebtgenannten Schule hingab, trat Ehrifian Braunmann 
Zullin aus Ghriflania (172865) auf, der, befonders 
dur die eben erwähnte Akademie ver fchönen Wiſſenſchaften 
unterfügt, in der Daniſchen Poeſie wieder einmal Epoche 
madte. Gen erſtes Gericht, das befannt wurde, war der 
Maitag geweſen, eine trefflide Beſchreibung der Wicherauferfichung 
ver Ratur im Brühling, freilich mandmal etwas zu fentimen- 
tat und mamierirt, fa fetb nicht ohne fremde Rahahmung, 
im Ganzen aber doch die Arbeit eines zartfühlenden, frommen 
und wahrhaft poetifchen Kopfes. Bald darauf frönte (1764) 
die Akademie zwei andere Gedichte deſſelben Meiſters, die 
Schifffahrt und die Schöpfung, aus denen man fehen Eonnte, 
daß das Genie des Dichtere auch nicht vor erhabeneren und 
großartigeren Aufgaben zurüdbebte, fondern fi feines Muflers, 
Doung’s, würdig zeigte, obwohl die beſchreibenden Etellen hier 
doch etwas zu lang find und dem Total-Eindrude ſchaden. 
Seine übrigen Arbeiten beflehen aus gezwungenen Gelegenheits- 
gedichten, manterirten erotifchen Oden, die, innerlich haltlos, Außer: 
li biümelnd coquettirn, und aus Idyllen, verunglüdten Rad 
ahmungen Griechiſcher Muſter. So war der .Repräfentant ber 
Englifchen Schule beſchaffen!); ſehen wir jetzt, an wen die Franzoͤſiſche 
ihren Stägpunft fand, Dieß war ber berühmte Parodiſt Jo⸗ 
ban Hermann MWeffel aus Weſtby In Norwegen (1742 
—85), eine Art verlorenes Genie, wie Lidner und Bellmann, 
freillch nicht ganz fo liederlich wie diefe, allein dad Immer 
forglos, gleichgültig umd unbefümmert um die Zulunft, darum 
auch zu jeder nur einigermaßen umfaffenden Arbeit unfähig. 
Naluͤrlich find daher auch die meiſten feiner Dichtungen heiterer 
Art, Bacchiſche Lieder, wie Bellmann fie ſchrieb, Epigramme, 
komiſche Erzaͤhlungen in Berfen find die Belder, auf denen ſich 


Gräfe, Handb. d. Kirsrärgeihichte. II. 60 


946 Dänifche Poefie. 


feine Mufe erging. Allein fo originell er aud in Bexpig anf 
die Idee und die Phantaſte ſcheint, fo ſcharf er tn feine 
berühmten Parodie, „Liebe ohne Strümpfe”, der befim, bie 
je »gefhriehen ward, das Franzoͤſiſche Theater durchhechelt, allı 
als offenbarer Begner der Franzoͤſiſchen Manier auftritt, fe 
bat er doch dur haͤufiges Leſen Franzöſtſcher Dichter in Ber 
fieation und Ausprud ganz bie Färbung berfelben angenommen, 
und bringt man die Sprache felbft in Abrechnung, fo werben I 
feine Berfe fo fließend, harmonlid. und glatt leſen laſſen, wi 
die der muntern Branzöfifchen Säule feinee Zeit. So wa 
alfo der Franzoͤſiſche Einfluß factiſch gerade durch bie Bene 
deſſelben aufrecht erhalten. Da trat Weſſel's Landsmann Johan 
Ewald?) (17485—81) auf, der In vieler Bejiehung ihe 
aͤhnlich war, denn er liebte wie biefer ben Trunk und bie fdlcdhimn 
Geſellſchaften, befand fi alfo auch wie diefer Immer in Roth, 
obgleih er fein verſchuldetes Elend nicht wie Weſſel belachtt, 
fondern auch in ber Nuͤchternheit bewelnte, wie es font Säuft 
nur In der Trunfenheit zu thun pflegten. Freilich hatte Ihn 
dahin die Verzweiflung über die Untreue einer Geliebten, Ru 
mend Mrenfe, gebradt; um ihre Hand zu verbienen, wat 
er Soldat geworden, hatte es aber freilih nur vom Tambout 
zum Gorporal gebradt. Bon feinen Aeltern zurückgekauft, fuchle 
er Troft in der Poeſie, und fo erfchien denn fein geiſwolles 
allegoriſches Gedicht, der Tempel des Gluͤcko, und feine Gantalı 
(1766) auf den Tod Friedrich's IV. trug dem Sieg über al 
Mitbewerber davon. Jetzt wendete er fi aber zum Dram 
und ſchrieb zuerſt ein erfolglo® gebliebenes Stuͤck, Adan un 
Eva, welches aber dadurch Urſache ward, daß er die Franzdfiid 
Manter aufgab und fi nad den alten Römifchen Glaffiter, 
nad Shaffpere und Offien, beſonders aber nad Klopftoch ii 
bilden ſuchte. So gab er denn ale Brobe feiner 
feinem Vaterlande (1770) das erfle National⸗Trauerſpiel, Roll 
Krage, in poetifcher, glänzgender Profa, das jedoch den Beijſal 
der Academie nit gevann und. auch nicht aufgeführt were. 
Dadurch nicht zurüdgefchredt, bichtete er bald darauf (1774) 
ein zweites Drama, jedoch in Werfen, mit (hören um 
ganz lyriſch, Balder's Tod betitelt, in weichem er ſich dm 





Daͤniſche Poeſie. 947 


an die alte Mythe hielt, aber dieſem einfachen Stoffe ſoviel 
Reiz der Poeſte abzugewinnen, ihn mit ſoviel dramatiſchem 
Leben, mit einer ſolchen Phantaſie zu ſchmuͤcken wußte, baß ber 
Erfolg diefes an ſich allerdings vollendeten Meiſterwerkes ein ent⸗ 
fhiedener war. Mittlerweile ließ er ein Schäferfpiel, Philemon 
und Baucis, und drei Lufifpiele folgen, die aber feinen rechten 
Beifall fanden. Sein letztes beveutendes Werk war eine Art 
Singſpiel, die Bilder, worin er die befpenmüthige Aufopferung, 
mit der einige Schiffer aus Hornbeck die ſchiffbruͤchige Equipage 
eines Engliſchen Schiffes gerettet hatten, verewigen wollte. Das 
Stüd iſt nit ſchlecht, allein deswegen wenigſtens verbient er 
den Ramen des Dänifchen Schißer, den man ihm beigelegt 
hat, no nit. Unter feinen anderen Arbeiten nennt man 
das Gluͤck von Rongfled, mehrere Oden voll hoher Begeiſter⸗ 
ung und einige rührende @legien (4. B. auf die Hoffnung, 
Erinnerung x.)ꝰ). 

8. Mineroa 1789. 8b. I. p. 166 «q. 1799. Bd. III. p. 324 sq. 
Bd. IV. p. 333 sq. Fürfl Bb. I. ? 84-139, — En Maidag. Kibhon. 
1758. 1759. 1764. 3. Om Sofarten, in d. Be til de ſtjonne Bid. St. I. 
Dm Skabningen⸗ Ypperti bed, in d. Forſog. St. II. Samling af Zullins 
Vers. Kibhon. 1763. 4. —ES e ER * 1770—73. III. 8. Ubdoalgte 
Dichter med en Fortale af Bapbet ebd. 1799. 8. Udvalgte Skrifter, udg. 
ved Schaldemofe. ebd. 1833. 12. 

2) ©. Minerva 1786. Bd. I. p. 9 aq. Kürft Bd. II. p. 116-162. 
— Samtlige Stifter. Kjbho. rat II. 8. 1817. II. 12. amiede Digte 

af A. E. Boye. 1832. ebb. 1844. 8. Samlede Skrifter, veb F @. Lange. 
* 1833. 12. Vosrker. ung. ved P. 8. Moller. ebd. 1844. 8. Udvalgte 


Digte, valgte og vdgione af K. H. Seidelin meb Fortale af Rahbek. ebb. 
180 8. Brodne Potter i alle Land — In Selſtabsſange med Melodier. ebd. 


1788. g. 1 
3) ©. Chr. Molbeh, I. Ew. Levnet meb gorag til hans Didier: 
vserters Hiſtorie og Eharacteriſtiẽ Kjbho. 1831. 8. Fr. Ehr. Den, 3 . 
Lin.og Forholde i Aarene 1774—77. ebd. 1835. 8. eiething, 2 
167—171. Deutſch. uf 1781. —* is, Zürft, Briefe üb. 5. KR 
Liter. Wien 1816. Bd. I. Dansk. Muf. 1782. p. 681700, 
Minerva 1808. 381 4 ben in NN Slio. 9. U. '$: 82—133. Dehlen⸗ 
fdyleger in d. Alhene 181. p. 355—400. — Leytkens Tempel en Drom I in b. 
rſog til be ſtjonne Bideneht. 1764. &t. III. Gantate ved Kong Freberit 
tes —* gen ngelfe. Kibhv. 1767. 4. Sidſte poetiske Kolelfer. ebd. 1781. 8. 
Samtlige Skeifter. ebd. 1780-91. 1814—16. IV. 8. Ubvalgte Etrifter udg. 
af 3. ©. Lange. ebd. 1835. IT. 12. 


$. 750. 


Uebrigens war dieſelbe Zeit, wo jene großen Geiſter 
lebten und wirkten, zugleich nit unerfprießlih für die Critik 
60* 


9 Dänifche Poeſie. 


und Aeſthetik, weil Joachim Wieland!) aus Kopenhage 
(1690-1730), ver Zeitgenofie Holberg’6 und der Grün 
und Director der Königliden Druderei, fowie ber Samak 
vieler älterer und gleichzeitiger Daͤniſcher Dichterwerfe, durd 
feine gelehrte Literaturzeltung (1720) eine Arena für wie 
ſchaftliche Discufftonen eröffnete. Die Critik fand aber auch, abgeiehen 
von dem oben ſchon angeveuteten influffe der Koniglichen 
Geſellſchaft der Wiſſenſchaften (feit 1742) und der von Lange 
bet ziemlich gleichzeitig errichteten Daͤniſchen Geſellſchaft mr 
BVerbefferung der norbifhen Geſchichte und Sprache (1745) 
auf die Sprade, eine wahrhaft treffliche Unterſtuͤzung an 
Jens Schielderup Sneedorffs?’) aus Soröe (1732— 
‚ 64) Patriotiſchem Zuſchauer (1761), wo auch Driginal 
gedichte aufgenommen wurben, und in des gelehrten Philologen 
Jacob Baden aus Wordingborg auf Seeland (1735 — 1804) 
Kritiſchem Journal, das, wie erflered, ald Muſter des Gr 
ſchmacks und als Beifpielfammlung unparteliſcher und geblegener 
Necenfionen gelten. fonnte. Hierzu fam nod, daß 1758 be 
‚mit Königlicher Unterflübung gefiftete Geſellſchaft zur Beforder⸗ 
ung der fhönen Wiffenfchaften und des Geſchmacks nidt bie . 
Preife für gute proſaiſche und poetiſche Leitungen ausſeßte, 
fondern diefelben au durd ben Drud (1764 — 79, in fieben 
Bänden) veröffentlichte, wodurd man eine Anthologie des Beier, 
was in diefer Zeit geleiftet worden war, in die Hände belam. 
In diefer lobensmwerthen Thätigkeit fuhr die Geſellſchaft aus 
fpäter no fort, und Knud Lyne Rahbek aus Kopenhagen 
(1760—1830), ein Mann, der nit blos Profeſſor det 
Aeſthetik Hieß, fondern es auch in der That war, ſchuf ia 
feiner Monatöfchrift Minerva) (1785), an der aud einig 
Zeit C. Pram und P. Eollet als Mitredacteurs betheiligt ware, 
fowie in felnene Dänifchen Zufhauer (1791 —1809), eu 
neued Magazin, in welded die beften Köpfe feiner Zeit Ihre 
Früuͤchte für die Nachwelt niederlegten und weldes viele Rat 
ahmungen erfuhr, unter denen ich hier nur an S. Poulfen? 
Iris (1791) erinnert haben will. Aus der neueflen Zeit find 
befondere Chriſtian Molbech's aus Sorde (geb. 1783). 
bed berühmten Literarhiftorifere, Monatsſchrift Athene (fe 





Dänifche Poefle. Epopoͤe. 949 


1814), Dehlenfhlägers Prometheus (1833—34) und 
Reitzel's Monatoſchrift zu nennen. 

1) De leerde Zidender v. 1720—30. — Samling af ſmukke og udvalgte 
danske Vers og Mifcedaner. Kjbho. 1723—28. XIV. 8. Tidet Dplag. ebd, 
— X. 8. 

Den patriotiske Fiſtuer, x ugtblab. Soroe 1761—65, — Samt⸗ 
lige — Kjibhv. 1776-77. I 
3) Den kritiste Journal. nihe "7080. 4. 
4) Minerva, en Maanebfirkft. Kibhv. 1785. 4. 


$. 751. 


Um nun bie einzelnen Dichtungsarten zu betradhten, be 
innen wir gleich mit ber ernſten Epopöe, welde in Daͤne⸗ 
marf allerdings nicht allzuviele Bearbeiter. fand, obwohl bie. 
ſchon genannte Geſellſchaſt der ſchoͤnen Wiffenſchaften einen 
Pteis von 1000 Thalern auf das beſte ernſte Heldengedicht 
geſetzt hatte. Der erſte Dichter aber, der an dieſer Aufgabe 
eine Kräfte verſuchte, war Chriſten Pram aus Guldbrands⸗ 





yalen in Rorwegen (1756-—1821), der ein Epod, Staͤrkodder j 


yetitelt, verfaßte, das er jedoch ſelbſt nur Reimchronik genannt 
wiſſen wollte, weit er allerdings fühlen mochte, daß ber voh 
ihm beliebte Tom doch wohl zu einem wahren Epos nit recht 
jeeignet fell), Er Hatte nämlich dieſen nordiſchen Herkules 
it fo, wie ihn die Sagas ſchildern, aufgefaßt, fordern fein 
us den Saxo Grammatifus enmommenes Bild nad feiner 
Weiſe tdealifirt, und fo war denn aus ihm eine Art norbs 
[hen Huon's geworden, und noch nicht zufrieden mit dieſer 
Berballhornung trieb Pram die Nachahmung von Wieland's Oberon 
o weit, daß er auch das komiſche Element, welches im vor⸗ 
jerrſcht, nachbildete. Ihm folgte in etwas laͤngeret Zeit Jene 
Michael Harp?) aus Deröle bei Wordingborg (1766 — 
1825) mit feinem Preiogedichte, das befteite Joragel, worin er 
m Zug der Juden in& gelobfe Land darzuſtellen benbfictigte. 
Freilich blieb auch für ibn das Maenge Feſthalten an ber 
zibliſchen Tradition ein Stein des Anſtoßes, und fo erklärt es 
id denn, Warum dad Gericht im Gangen troß einzelner 
sgezeichmet qoner Stellen, befonders bei Beſchreibungen, wo 


950 Daniſche Poeſie. Epopde. 


wahrhaft oratoriſche Fulle herrſcht, nur einen ermuͤdenden Eirdrud 
macht und noch lange keinen Vergleich mit Milton's oder Klopſtochs 
Epopden aushaͤlt, obgleich es mit des Letzteren Meſſtade das 
große Verdienſt gemein hat, in die National⸗Literatur den 
Hexameter auf dauernde Weiſe eingebürgert zu haben, Deh- 
lenfhläger’) begann die Edda mit großem Talent in ein 
heroiſch⸗hiſtoriſches Epos zu verarbeiten, ließ jeboch fpäter dieſen 
mit -fo glänzendem Erfolge gefrönten Verſuch wieder liegm, 
obwohl er als Erfah feinen trefflichen lyriſch⸗epiſchen Cyclue, 
die Götter des Nordens, darbot, wenn man nicht aud felne 
Helge und feinen Aladdin hierher rechnen will. In neuefler Zeit 
bat eigentlich nur Bernhard Severin Ingemann*) aus 
Thorkildſrup auf Bühnen (ge6.1789) etwas wahrhaft Elaſſiſches 
in feinem Schwarzen Ritter (1312) geliefert, der, obwohl gan 
im Geſchmacke von Spenfer’d Feenkönigin allegorifch gehalten, 
der Veberfebung wahrhaft würdig if; fein Waldemar da 
Große (1824) iR trob des zu einem Epos weht geelg 
neteren Stoffes nit fo gelungen, und feine Königin Margarethe 
und fein Holger Danske find viel zu lyriſch gehalten, als daß 
fie auf den Namen eines Epos im elgentlihen Sinne des 
Wortes Anſpruch mahen dürften. Freilich iR der Dichter nich 
recht Original, -denn er bat ſoviel von Oehlenſchlaͤger, Scott 
und Hoffmann in fi aufgenommen, daß man bejonbers in 
feinen Dramen Mühe Hat, feine eigene Urſpruͤnglichkeit auf 
zufinden. Ingemann's Fehler, aber nicht alle feine Borg 
bat H. W. Kaalund's Kong Holdan (1840); Winther 
vollendete fein lyriſches Epos Judith nicht, welches a in 
Deutſcher ESprache gefchrieben hatte, Paludan Müller? 
Tänzerin endlich, ebenfalls ein lyriſches Epos In Dttaven im Or 
ſchmack des Childe Harold, iR völlig urfpränglid, was mm 
freitid aud von fenem Adam homo fagar fann, wobei es 
nur Schade if, daß lepteres Epos frivolsobfcöne Stellen enthält. 

Das komiſche Epos fAuf Holberg dur feinen Pain 
Paars, und man muß fih nur wundern, wie er ii 
Schwierigkeiten, die ihm ber zwölf» und dreizehnſylbige jamblidt 
Vers, den er fi nad damaliger hergebrachter Weiſe genäht 
hatte, in den Weg legte, fo zu überwinden wußte, wie ed ba 








Dänifche Poefie. Epopde. Poetiſche Erzählung. 951 


Fall war. Ebvard Storm?) aus Bulbbrandedalen in Nor 
wegen (1749—94) wollte zwar in feinem Braeger ebenfalls 
den Herameter zu Ehren bringen, allein biefer Verſuch befam 
ihm fchleht, feine Verſe blieben holprig, und aud der Ge 
fammteindrud war von der Art, daß das Bericht, trot ge 
lungener Einzelheiten, fhon bei feiner Geburt den Keim 
des Todes in ih trug. Jens Baggefen hat bekanntlich 
in dieſem Genre recht Tüchtiges geleiſtet, allein er hat fi fo 
in die Deutfche Literatur eingebürgert, daß er unter den Claſ⸗ 
filtern berfelben mit Redt eine Stelle gefunden hat. Chri⸗ 
Roffer Bruun mit ſeiner Cholera endlich iſt kaum zu er 
waͤhnen. 

Was die poetiſche Erzählung anlangt, fo haben 
wir fon erwähnt, daß biefelbe, was das heitere Genre ber _ 
trifft, Weſſel ausgezeichnet gelungen if, wir wollen aber 
nicht vergeffen hier zu erinnern, daß auch fhon Storm 
hierin glüdtiher war als im eigentlichen komiſchen Epos, 
ja daß ſelbſt Baggefen‘) für jene geeigneter erſcheint als 
für dieſes und daß der Babeldihter Tode, fowie Thomas 
Ehrifoffer Bruun’) aus Gavnde auf Seeland (1750 — 1884), 

der freilich nur La Fontaine's und Boccaccio's Erzaͤhlungen 
geſchickt bearbeitete, ebenfalls Verdienſtliches leiſteten. Im ernſten 
Genre lieferte Claus Erimann?) aus Norwegen (1746 — 
1829) befonderd in feinem Hagen Adelſteen, etwas fehr Ge⸗ 
Iungenes, faſt Epiſches. Chriſtian Hertz (+ 1810), der 
Bruder des ſchon genannten Epilers, befang die Seeſchlacht 
beli Kopenhagen (22, April 1801) mit vielem Talent, allein 
der Patriotismuso flößte ihm jenem lyriſch⸗elegiſchen Ton ein, 
der allerdings für dieſes Genre unangemefien ſcheintꝰ), wogegen 
"then feine Reife zum Helikon beſſer gelang. Das Belle, was 
hierin geleitet warb, iſt- unbedingt Jens Smith’ aus 
Kopenhagen (geb. 1769) Joſepha?), nad dem Italieniſchen 
bearbeitet, freitich ebenfalls mehr Iyriih als epiſch, aber doch 
immer nod welt befier als die belehrend proſaiſchen Erzähl- 
ungern des Norwegiſchen Predigers Jonas Rein‘! aus 
Suredalen in Norwegen (1760—1821). Gewiſſermaßen ges 
hört auch Ingemann mit feiner an humoriſtiſchen Streif 


952 Dänifche Poefle. Zabel. Allegorifches Gedicht. . 


lichtern reihen Beichreibung feiner Reife durch Denlſchland, 
Hallen und Frankreich (1820) hierher. 

Was die Kabel betrifft, fo hatte der oben genannie 
Töger Reenberg bereitt In ber früheren Perlode (im zweiten 
Bande feiner Schriften) den Phädrus bearbeitet, und Ludvig 
Holbderg wollte unferen Gehert, deſſen Fabeln man and in 
Dänemark zu leſen und gu fHäpen anfing, ausflehen, ſchrich 
alfo einen Band moralifcher Fabeln, die aber binter denen feine 
Deutſchen Nebenbuhlers unendlich zurüdfichen und hoͤchſtens ld 
komiſche Erzählungen. im Sinne deſſelben gelten fünnm. 
Die Gellert⸗Holberg'ſche Manier fand ziemlich zahlreiche Rad 
ahmer, allein dieſe blieben noch weit hinter ihren Muſtem 
zurüd, und nur erſt dem ſchon genannten Storm'?) und dem 


Königliben Hofarzte zu Kopenhagen Johann GBlemend 


Tode") aus Zollenfplefer bei Hamburg (1786 — 1806) kan 
man dad Verdienſt zugeſtehen, nicht blos in ihrem hierher ge 


hörigen Leitungen Originalität bemiefen, fondern auch met 
eine richtige Ioee von dem Wefen der Zabel am ben Tag ge 


kegt zu haben. Neuerdings haben fih neh Winther') um 


5. Kaalund“), ſowie Fr. Schaldemoſe!s), jedoch ohne 


ſonderlichen Erfolg, hierin verſucht. 


Im allegoriſchen Gedicht lieſerte Ewald mit fenm 


oben angeführten Tempel des Gluͤds ein in Sprache und Ein 
Heldung, fowte in Durchfuͤhrung dieſes eigentlich nur von da 
Franzoſen im 16ten Jahrhundert mit Gluͤck behandelten, Höäl 
bedenklichen Genres, volfommened Meiferküd, neben dem Ad 
bie von Sneedorff und Rabbet tn ihre Journale dinge 
freuten allegoriſchen Didtungen wie die Sterne am Mitis 


ausncehmen, Auh Zullin und Guld berg machten eilt 


kleinere, freilich hinter dem guten Willen zuruͤdgeblieben 
Verſuche Hierin. 
1) Starkodder et Digt i 15 ange. Kjhbp 1785. 8. U Di 
teriste Arbeider, famlede og ubg. af K. &. Rahbek. ebd. 182426. VI. 8. 
®) Det befriebe Israel, et Priisdigt i den episke Poeſie Kjhbo. 180% © 
3) Edda, 1te Gang, i Rahbeks Charis. 1804. 


4) De forte Ridbere, et romantist Epos im ni Saugt. Kihbe. 1914. 8 
Valdemar ben Store A hans Meenh, et epigt Digt. ebd. 1824. II B 
Oronning Margreta et EM. Digt i ti Bange. ebd. 1830. 8. Holger Dantt 
. et Digt, ebd. 187.8 . . 














Daniſche Poeſie. Lehrgedicht. 953 


5) ©. Minewa 179. Bd. IV. p. 228 aq. 1800. Bd. T. p. 165 8q. — 
Braeger, et Heltedigt. Kjbhv. 1774. 4. Digte udg. ved A. E. Boye. ebh. 
1832. 8. Gn ny og fandfeerbig Hiftorie om Jesper Hanfen, hvorledes han 
«fra en Betlerbreng blev til en agtbar velholden Bonde. ebd 1791. 1837. 8, 


1 © Somiste Kortzllinger. Kibho. 1785. 8. Ungbomsarbeider. ebd. 1792 


T) Samlede Poetiske Strifter. Kjbho 1812—31. VIE. 8.- Choleras Fod⸗ 
fel, Bandel og Hedenfart, et Digt i 6 Sange. ebd. 1832. 8. Dannebroge, 
et Digt. ebd. 1819. 8. Dannemarf, et Digt. ebd. 1816. 8. Fritimer, eller 
Borteellinger efter Boceacio og Fontaine. ebb. 1783. 8. Zofephiden, Digt 1 
10 Sange. ebd. 1831. 8. Kilvereifen, et Digt. ebd. 1818. 8. Kirketvilten, 
et Digt. ebd. 1829. 8. Ubvalgte Digte, ebd. 1834. 12. 

8) Fieldet Hornelen, et Prisdigt, indfort, i Forſogene til ſtjonne Bid. 
xn 6: Kibhv. 1777. B. Poetiske Arbejber Ifte Saml. Kjbho. 1788. 8. 
Almuens Ganger. ebd. 1790. 8. Den fongende Somand. Bergen 1795. 8. 
Socabinet eller gubelig Haandbog for Sofort, indeholbende Pfalmer og 
Sange, Bonner o. [ v. Kibhv. 1793. 8. efte originale Pfalmer. ebd. 
1794. 8. Frideriks . Egn og Ubfigten fra fammen, in d. Port. Samml 
b. Rorweg. Gefelfch. ebd. 1783. St. II. 

9) Reifen til Helicon, et Heltedigt i A Sange, ved Jeppe Ieppefon. 
Kjbho. 1782. 8. Soſiaget paa Kjsbenhavns Rhed 2 April 1 — 
Digt i 4 Sange. ebd. 1802. 8. 

10) Joſepha, en italiensk Forteolling i 2 Sange, i Guldbergs Idunna 
for 1799. 8. Poefier. Kibho. 1807. I. 8. ' 

11) Samlede Digte. Kjbhv. 1802. TI. 8. Nyeſte Digte. ebd. 1810, 8. 

12) Fabler og orteellinger i den gellertake Smag og en Sang om 
Ismdalen. Kibkv. 1778. 4. Infobsretten, et Digt i 4 Gange. ebd. 1778. 4. 

13) Samlede Danske Strifter. Kjbhv. 1793—1805.VL 8. Udvalgte Skrifter. 
ubg. veb J. &. Lange. ebd. 1834. II. 12. Fabler og Kortsellinger for unge 
Leeſere af begge Kion. ebd. 1798. 8. 

14) Fene og tyve Zabler for fmaa Bore. Kibbo. 1845. 12. 

15) Zabler og blandede Digte. Kjbhy. 1844. 8. 


16) Zabelbog for Unge og Gamle. Kibhv. 1832—33. II, 16. Fabler 
for Unge og Gamle ebd. 1839. 12. ' . 


$. 752. 


Bir fommen jetzt zum Lehrgedichte, das von At« 
rebo bis auf Tullin, der es durch feinen Maitag wieber 
in die Dänifche Literatur eimbürgerte, Teinen der Rede werthen 
Bearbeiter gefunden hatte, was den Beifall ertlärlih madht, den _ 
das ebengenannte Gedicht des Lehteren fand, das doch befonders 
in der Sprache nicht rein und correct und in ber Darfiellung 
zu oratoriſch war. Bald folgt nun Claus Frimann mit 
feinem Preisgedichte Fjeldet Hornnelen und feinem Frrideriks- 
borg Egn, worin er bedeutendes Talent in Naturſchilbderungen 


954 .Dänifche Poeſie. Schrgebicht. 


an den Tag legte, fowie fein Bruder Beter Harboe Fri— 
mann!) (geb. 1752), der unter anderen ebenfalld ein Preit: 
gedicht, St. Synneves⸗Kloſter bei Sellde, lieferte. Ein andere 
Landömann dieſer Beiden, Thomas.Rofing de Etod. 
fleth?) aus Gulbrandsdalen (1743 — 1808) ſchilderte de 
großen Wafferfal Sarpen in feinem Baterlande nicht om 
Geſchick und Wahrheit, obgleih dieſe großartige Naturſchoͤnhel 
doch wohl nicht zu einem längeren Gedichte Stoff genug Heerk. 
Peder Chriſtopher Stenerfen?) (1723—76) wählk 
gar nur eine einfade Quelle zum Gegenftande feiner Ruf, 
wußte aber doch aus dem anfchelnend kleinlichen Stoffe emas 
Bedeutendes zu machen. Auch Storm hat einiges, dem er 
balte nad ‚hierher Gehoͤrige geliefert, allein die Form if zu 
lyriſch, als daß es dem eigentlichen befchreibenden Gedicht an 
gehörte. Edvard Röring Eolbjörnfen*), aus Noruga 
(1752 — 93) befang den fpät, aber deſto erwünfdhter fommm: 
den Frühling feined Baterlandes und Frederik Stew‘) 
aus, Kopenhagen (geb. 1759), der Ueberfeber des Oberon, dab 
Gewitter in Herametern, wie denn auch Pram‘) in feine 
Emilienquelle eins der beflen Gedichte biefer Art geliefert hal. 
Der Hain bei Jaͤgerspries, dad Daͤniſche Walhalla, deſſen 


- Gmofien bekanntlich Peder Topp Wandall in Proſa felerk, 


fand an dem Prediger Ehriften A. Lund’) aus Kopenhagen 
(1763—1833) einen zwar prächfen, aber dafür deſto würbigeren 
Herold. Auch müflen bier noh J. Zetlitze) und Jonad 
Rein?) erwähnt werden, von denen biefer ein etwas froflged 
Thema, den Rorwegifgen Winter, jener den Norwegiſchen Het 
zum Gegenſtand feiner Mufe nahm, wobel beide allerbinge 
ein nicht gewöhnlihed Talent in der Beſchreibung der groß 
artigen, mit dieſen Jahreszeiten in Verbindung gebraten 
Naturſchonheiten eniwidelten, obwohl letzterer bezügli ber Fom 
und der Verſiſication erſterem an Correctheit nachſteht. Endlich 
möchte auch Einiges von Ehr. Bruun's Gedichten Hierher ge 
hören, wenn man ed nicht vorzieht, dieſelben ber ernſten poe 
tiſchen Erzählung zuzutheilen. Zum Schluß fol and te 
großen Chemikers Hans Ehrifian Derfied aus Rate 
bing (geb. 1777) Luftſchiff!o) nicht vergefien werben. 





Daniſche Poefie. Philoſophiſches Lehrgedicht. 955 


Was das philoſophiſche Lehrgedicht anlangt, fo haben wir 
ſchon Tullin's Leitungen auf diefem Felde das verbiente Lob 
gefpendet, aber auch Johan Bull!) (1739—-83), der 
zugleich das Gluͤck des Landmanne pried, und Werner Hans 
Grederit Abrahbamfon") (1744— 1812) fihrleben zwei 
recht gute Gedichte, über die Frage, ob ein guter Fuͤrſt ein 
Groberer fein könne, und Edvard Etorm!’) lieferte zwei 
fehr gelungene Gedichte: Infödsretten und Skrivefrihed, welde, 
ihm eigentlich erft einen Namen gemacht haben. Der Profeſſor 
der Bhilofophie Tyge Rothe). (1731-95) machte einen 
unglüdlihen Berfuh, die Befimmung des Menften in jam- 
bifchen Verfen. zu unterfuhen, aber Otto Horrebow®) 
(geb. 1769), der das Daſein Gottes, den Segen der Religion 
und Die Folgen der Wolluft ebenfalls In gebundener Rebe dar» 
zuthun fuchte, bat fi feiner fhwierigen Aufgabe ebenfo ger 
wachſen gezeigt, vote Weffel!d), der mit gewohnter Fertigkeit 
die Genũugſamkeit, die er allerdings beſaß, befand. Sein 
Landamann Ove Gferlöv Meyer’): aus Friedrichshald 
(r 1790) wollte das Glück des Reichthums ſchildern, allein 
er machte durchaus kein Aufſehen mit ſeiner Arbeit. In neueſter 
Zeit hat nur H. Hertz ein bedeutendes Werk in ſeinem Lehr⸗ 
gedicht, Naturen og Konflen (in d. Anon. Nytaarsgave 1832) 
dargeboten; Schade nur, daß daffelbe eine rein Iyrifhe Einkleidung 
bat. Auch Otto D. v. Staffelt's Seitenſtück zu Horazens 
Ars poetica“s) wollen wir bier noch anführen. 

1) Hornelen, et Field i Norge und St. Synneves Klofter paa Gellse, 
in d. Aiie; i de flionne Bid. St. X 


2) Sorfog til originale danske * efter Lafontaines Maade. Kibho. 
1772. 8. Heides H Ken et Diet. ebd. 1780. 8. Forſog over Sarpen, im 
Forſog til ſtjonne Bid. H. X 
3) Ode paa —*88 ved Eriksholm, in d. gen. Forſog a. a. D. 
H. VI. ch. H. VII 
4) Foraaret, et Digt, in d. Rord. Selſk. Poet. Samml. St. I. 1793. 
5) Tordenvejret, et Digt in d. gen. Forſog a. a. D. St. XV. 
6) Emilies Kilde. Kjbhv. 1782. 8. 
7) Lunden veb Ieegerspriis, in Rahbeks Minerva. 1788. Febr. 
8) En norst᷑ Hoft, et Digt. Kjbhv. 1800. 8. 
9) En norsk Vinter, in |. Saml. Digten. 


10) Euftjkibet, et — sion. 1836. 12. Das Luftfchiff, ein Bed. überf. 
v. Sohannfen. ebd. 1837. 1 


956 Daͤniſche Poeſie. Satire. 


11) Hvor veduenrbiß Sandefaberen er feemfor Eroberern, et Priedigi 
in bem Forſ. til ſtj. Sid — Om gandmandend eytfalighed ved 
Friheds og Ejendoms —*8* M wricriat ebd. &t. I 

12) Randefaderen og Grobteren, in db. ang. Forf. et. Vu. 

. 13) Inbfeberetten, et Diet A 4 Sange. Kibhv. 1778. 4. Gkrivefrike, 
et poetist Forſog. Kibhv. 1 

14) Ubfigter over iennesfts Beftemmelfe. Kibhv. 1779-81. IV. 8. 

15) Guds Tilveerelfe — Religionens Skjebne, et Digt in Rahbek &: 
neron 270 p. 328 sq. Den Vellyſtige, et Lesredigt bei Poulfens Ryteoriz 

16) Ode til Rei omhed, og Sonnen, in d. Poeſier udgivne af Ki 
norste star, © y' j i Pocfier ug | 
tab 17 Den einge ande Fordele, in d. Poefier udg. af det norele Erik 
ab. St. I. 

18) Den Poetiske Kunft. Odenſe. 1826. 8. 


$. 758, 


Was die Satire anlangt, fo I oben ſchon bemali 
worden, daß au in dieſem Genre Holberg der Meiſe 
biieb; wenn auch fein Peter Baars und Nil Klimm's Unter 
irdifche Reifen weniger hierher gehören, da fie body offenbar 
feine eigentlichen Satiren find, fo können body feine vier Schay 
gedichte. auf diefen Ramen mit Recht Anſpruch machen. Iadefim 
fieben fie zwar nicht an Ruf, wohl aber an Schärfe des 
Witzes und an beißender Lauge den hierher gehörigen ſechs Heine 
Auffagen Chriſtian Falſter's aus Loland (1690---1752) 
nah, die überbieß noch ſehr gut verſificirt find!) Rab ia 
iR befondrs Bolle Willum Lürdorf?), (L716—89 m 
erwähnen, obwohl er nur ein einziges hierher zu ziehendes Stil: 
„Tossernes Lyksalighed‘“ lieferte, Ferner find anzuführen di 
fleinen, in die Form poetiſcher Epiftefn gekleideten Satirm Peter 
Magnus Trojelis?) aus Fühnen (1743—93) und der Doro 
theaBiehl Sylbenſtecher, gegen die Dänifchen Sprachreiniger geric⸗ 
tet. Storm’s hierher gehörtge, für Rahbel's Minerva gearbeitet Bei⸗ 
träge, Jakob Chriſten Bie's Biberlus*), ſowie Gottſche Han! 


. Dlfen’s°) (geb. 1760), Jens Zetlitz's) aus Stavanger In 


Norwegen (1761— 1821), Frederit Hoegh Butbberg?)) 
und Thomas Ehrifoffer Braune’) in ihre Gaichtſaum 
Iungen eingeflreuten Satiren, unb endlich noch die hierher gehörigen 
Arbeiten Baggefen’s, dem man nachrühmen kann, daß er die ihm font 
eigene joviale Gutmüthigfelt auch bier bewahrt hat, was nicht von 





Dänifche Poeſte. Satire. 957 


allen vorher Benannten gefagt werben kann, möchten jedoch bier nur 
der Vollſtaͤndigkeit wegen eine Stelle finden. Etwas fpipiger if 
allerdings jene Satire, die Baggefen gegen diejenigen feiner Col⸗ 
legen auf dem Daͤniſchen Parnaß feleuderte, welde ſich ganz 
dem Göther-Boltairefben - Einfluffe hingegeben hatten. ' Unter 
den neueften Gatitifern nennen wir H. Bohr’), Frederit 
Heyn!’) wegen feiner fatirifchen Zeitſchrift im Gefhmade 
von Oettinger's Charivari, I. L. Heiberg! wegen feines 
ABC⸗Buches, Paul Matthias Nöpdfkov') wegen feiner 
Mitteilungen aus Jupiter's Queerfad, I. G. Rudolph”) 
und Claudius Rofenhoff'), welder letztere Skizzen 
aus dem Volkeleben Kopenhagens, bie freilich nicht fo tief 
ſtehen wie die Berliner Witze, veröffentlicht hat. Grundt⸗ 
vi g's Weltchronik, obwohl nicht ohne geniale Momente, 
hat ihrem Verfaſſer, den man nun für einen finfleren 
Zeloten anfah, wenig Breunde, aber beflo mehr Feinde ges 
macht. Henrik Herg dagegen wußte in feinen Geiſterbriefen 
oder poetiſchen Epifteln aus dem Paradies (1830), worin er 
mit Baggeſen's Zierlihkeit die Geheimniſſe der Winfelliterntur 
und der Diätercoterien and Tageslicht zog, doch fo humoriſtiſch 
das Bedenklichſte aufzufaffen, daß felbR die für immer Ge 
branntmarften nicht recht wagen konnten, ihm zu Leibe zu gehen. 
an. BEER De Mt EP ART a Da mug 
tens alamobiste ——A— ebd, 1721. 8. Den daarlige Udenlandsrejſe. ebd. 


8. Den utidige Rangſyge. ebd. 1722. 8. Gatirer meb en Afhl. om Dig: 
terens Levnet og Striker, udg. met. Anm. af Chr. Thaarup. ebd. 1840. 8. 

2) Toffernes EgMaligßed ‚ in f. Forſog. i de ſtjonne og nyttige Viden⸗ 
ſtaber. Kibhv. 1764. II. 8. 

3) Prover af danske Satirer i poetiske Breve. Obenfe 1773. 8. 

4) Zacobi Ilias 2c. Betr, over Drikkehelten Biberius. KRibhv. 1799. 8. 

5) Poeſier. Sorse 1791. 8. 

6) Mehreres in f. Poeſier. Kohn 1789. 8. Til Ken, en Satire, in db. 
Poetiste Samt. ubg. af et Selskab. ebd. 1793. III. St. 8. 

7) Samlebe Digte. Kjbhv. 1803. II. 8. Samtıe Smaating i bunden 
og ubunden Tale. ebd. 1815—16. III. 8. 

8) Skriftemaalet. Kjbho. 1798. 8. Omvendelſen. ebd. 1799. 8. 

9) Lykkens A. 3. ©. el. aleepefte Drommetavle, hoorefter albrig Tan 
tabes i Lotteriet. Kibhv. 1838. 1 

10 Siem og Satire, et underhofbningsfkift I tvangfrie Hefter. Kibhv. 
1817—2 N} I. 


960 Daͤniſche Poeſie. Poetifche Epiftel. Idylle. 


Bording, Reenberg ıc. anfgekommen und diente vorzuge⸗ 
weife zu Gelegenheitagedichten. Später haben Tullin, Elaus 
Srimann, Jens Zetlig, Frederik Plum aus Korfıı 
(geb. 1760) (3. B. feine Ep. til Bindesbön), Chrifen 
Lund aus Kopenhagen, Johan Elemens Tode, Jona 
Rein, Rabbet, Suldberg x. fih ebenfalls darin verfuft 
und größtentheild die humoriſtiſche Seite hervorgehoben, für 
welche allerdings das ganze Genre am Meiften geeignet iſ 
Einzeln find jedod Feine der angeführten Gpifleln gebrufi, 
fondern fie finden fi theils mit in den allgemeinen Sum 
lungen der Gebichte der angeführten Dichter, theils wurden 
fie in die erwähnten Journale Minerva und Irts eingerüdt, 
Bon Henrik Hertz's Hierher gehörigen Arbeiten iſt fden 
oben die Rede gewefen, 

In der Idylle, die und den Uebergang zur Yu 
bahnen fol, if von. den Daͤniſchen Dichten wenig ge 


leiſet worden. Tullin zwar bat im feinen poenſha 


Eyifien das idyllenartige Element eingeführt, allein bamım 
kann man bdiefelben noch feine Schäfergebite nennen, Beter 
Brederit Suhbm!) aus Kopmbagen (1723—98) ahalı 
bie Geßner'ſche Idylle nah, die er auf Scanbinaviend ge 
frosene Erde verſetzte; man kann fi aber denken, wie fid hier die 
Schäferztererei ausnimmt, - Pram?) lieferte einen Wechſelgeſang 
AlaTheocrit und eine andere Idylle, die beibe beſſer als obige gelungen 
find, und auh Malte Conrad Bruund) ober, wie ihn de 
Sranzofen nennen, Malte-Brun, der große Beograph, an 
Juͤtland (1775— 1827) ahmte Bion und Theocrit zlemiid 
gluͤcklich nach Jens Smith‘), und Peder Horrebon 
Haf’) aus Baro in Seeland: (1765) wendeten die gami 
Manier nit ohne Geſchick aufs gewöhnlide Leben an, bei 
übertraf fie noch Brederif Hoegh Buldberg‘) aus Kr 
penbagen (geb. 1771), denn feine Charactere find zwar ideal⸗ 


firt, aber immer Daͤniſch. Deblenfhläger?) machte oil 


falls einen Verſuch in diefem Genre, ohne jedoch mehr als ein 
Nachahmung von Voffens Luife zu Stande zu bringen. R. € 
Hanfen endlich war ſchon glädlider®), weil er die Localltt 
befier wählte. 








Daniſche Poefie. Lyrit. 961 


1) Seyller og Samtaler. Kibbn. 1772. 8. 
2) Ungbommen og Alderbommen, en Idylle in f. Gamling af Dorfen. 
Ddenfe 1735. 8. Zaberen, Idylle im Dänifchen Zufchauer 1792, ar. 40. 
3) Poetiske Forſeg. Kibbo. 1797. I. 8. 
4) Siener, in Guldberg’s og Smith's Idunna for 179%. 12. 


5) Birtye, en fielandst Idyl u. Lille „gone, en finlandet Idyl, in 
Doulfen’s Nytaarög. for Damer 1795 u. 179 
6) Zubelaarsmorgen, en Idyl. Kibhv. 1801. 8. Lanbevarnet, en Idyl. 
ebb. 1801. 8. Gamle Hans Fiskarnes Nytaaremorgen, Aarhundredes forte 
Rutaarsmorgen x. in f. Samlede Digte. Kibhv. 1803. 8. 
7) Juleaftenen, en Idyl in f. Stofna for Xaret 1302. 8, 
8) Norst Idyllekrands. Ghriftiania 1831. 8. 


$. 757. 


Wir geben jeht zur Lyrik Aber‘ und beginnen mit bem 
heiteren Liede, in weldem ſich fhon Wilhelm Helt (gef. 
1726) verfuht bat’). Dann find die meiften bedeutenden 
Dichter der fpäteren Zeit ihm nadigefolgt, und es exiſtirt auch 
eine ziemliche Anzahl von Liederſammlungen. Namentlich find 
zu erwaͤhnen: Emald, Wandall, Ambrofins Stub?) aus 
RNibe (1707 —58), Zetlig, der immer heitere Epicuraͤer, 
Johann von Wide’) aus Bragnäas (1748 — 82), Abra⸗ 
bamfon, Malling, Pram, Thaarup, Weſſel, T. ©, 
Bruun, N. T. Bruun, Tode, Peder Kofod Trojel 
(1754 — 84), ſein Bruder Peder Magnus Troiely 
(1748 — 909) Storm, Rahbef, Sueedorff, Mande—⸗ 
rup Peder Kruſe“), Sander, Heiberg, Jens Smith, 
Niets Weyer‘) aus Errömfd (1767— 88), Claus Bas 
wel® (geb. 1769), M. C. Bruun, Haftle, Guldberg, 
Baggeſen (3.3. wegen feiner herrlichen Matroſenlieder), und unter 
den Neueren vorzuͤglich Winther, der durch feine Traͤſnit 
(Holfbnitte) feinem Vaterlande, wie Boas ſagt, aͤchte Kuhreihen 
geſchenkt hat. 

Den Gegenſatz zu dieſem Genre bildet das AKirchenlied, 
welches aber erſt in der neueren Zeit ordentlich cultivirt wurde. 
Denn diejenigen einzelnen Dichter abgerechnet, welche zu dem 
„Evangelisk chriſtelig Pſalmebog“ beigeſtenert hatten, And ber 
ſonders bier Edvard Storm, Hand Chriſtian Bunke⸗ 
flo») aus Doenfe in Fühnen (1761— 1808), der Volle⸗ 
liederdichter Bictor Chriſtian Hiort?) aus Bunberätönholm 

Gräße, Handbuch d. Literärgeſchichte. M. 


662 Daͤniſche Poeſie. Lyrik. 


(1768—1819) und Frederik Severin Grundivig) 
and Woby In Seeland (geb. 1783) hervorzuheben, wenn niäl 
auch Ingemann mit feinen fhönen Morgenpfalmen hierher gehört 
Bas die heroiſche Ode anlangt, fo find außer Zetlip"), Bagge⸗ 
fen, MaltieBrunn!!) (3.8. in feinen Oden auf die Doͤniſche 


Marine, dad Bombardement von Tripolis x.), und Guld⸗ | 
berg*?) beſonders diejenigen patriotiſchen Odendichter zu erwähnn, 
welde der Krieg Daͤnemarks mit England und die Bertheitig 


ung der Dänifchen Flotte auf der Rhede von Kopenhagen 


(1801) hervorriefꝰꝰ). Bagg eſen's Kriegätieder find leider n 
emphatiſch à la Gleim, als daß ſie ein anderes Scickſal alß 


vie des genannten Dichters hätten haben koͤmen, wogegen 
Ingemann's patriotiſche Lieber wahren Freiheits⸗Enthuſiasut 
alhmen. J. K. Blok⸗Toͤxen mb J. I. Dampe abe find 
als politiſche Dichter noch ziemlich unbebeutend. In der vie 
loſophiſchen Ode hat zwar Malte Conrad Bruun ww 
ſchiedene glüdtihe Nachahmungen älterer, theils in⸗, theils aus⸗ 
laͤndiſcher Mufler geliefert, allein weder dieſe, noch Peder Harder 


Frimanms!) (geb. 1752) Ode an den Schlaf, oder gar Bram | 


mit feinen frofigen Oden, können hier in Beirat komme, 
wenn man ih an das erinnert, was beſonders Ewald mi 
Baggefen hierin geleifet haben, wiewohl lepterer eigenilih 
nur in der helteren, munter⸗lachenden Ode Meiſter if. Derſelle 
hat ebenfalls vortreffliche Hymnen geliefert (z. ©. fein Hale 
Injah der Schöpfung), obwohl neben ihm au Thoma! 
Zhaarup!*) aus Kopenhagen (1749— 1821), deſſen yaırie 


tiſche Lieder berühmt find, Edvard Storm!‘ und Jonad 
Nein!) nit vergeflen werden dürfen. Die neuere Zeu ha— 
in Dänemark indeß von dieſer erhabenen Form der biäteiin 


Erhebung abgefchen. Derſelbe Fall iR es auch wit. der Cau⸗ 
tate, denn nad Ewald und Thaarup if in diefem Gar 
blos von Ingemann Bemerkenswerthes geleiftet werben. Bu 
die Romanze und Ballade betrifft, fo fehlt es matichd 
{in einem Sande, wo fo herrliche Stade diefes Genres a 
der Vorzeit vorliegen, nicht an Sängern, die ſich wit benfelbet 
beſchaſtigten. Es hatten nun aber ſchon Ewald und Shaare) 
in ihren Singfplelen mehrere herrliche Romanım 


eo’ 











\ 


Daniſche Poeſie. Lyrik. 963 


Knud Lyne Rahbek und Jonas Rein in ihren Gedicht⸗ 
ſammlungen manches Treffliche hierin geleiſtet, ja ſelbſt Peder 
Harboe Brimann’s') abermalige Bearbeitung des oft ber 
nupten Stoffes von Axel und Balborg demfelben neue Schoͤn⸗ 
heiten zu entloden gewußt, und Adolph Wilhelm Shad von 
Staffeldı') aus Kopenhagen (1770—1826) eine Anzahl 
höõch ſt phantaflereicher, obwohl etwas greller und wilder Gedichte 
Diefer Art veröffentliht, aber feiner von ihnen fam Adam 
Debhlenfbläger”) aus Frederilsberg bei Kopenhagen (geb. 
1779) an Erfolg gleih, als dieſer feine herrlichen Bearbeit⸗ 
ungen altmordifcher, meiſt Islaͤndiſcher Bolfdfagen, theils Fries 
gerifder, theils erotifher Tendenz, erfheinm ließ. Gewiſſer⸗ 
maßen gehört fein. den Sagas entlehnter lyriſch⸗epiſcher Ro 
manzencyclus, die Helge, hierher, worin er mit außerorbentlihem 
Talent nur vier Perfonen, eine Waflerfee, einen Krieger, fein 
treulofe® Weib und ein junges Mädchen, welches er, ohne zu 
wien, daß es feine Tochter if, heirathet, zu Haupttraͤgern 
diefer mit reigenden befstreibenden und gefühlvollen Stellen 
reich audgeflatteten Babel gemacht hat. Gewiſſermaßen gehört 
auch trotz der dramatiiben Form fein Aladdin hierher, ein 
Gedicht, worin ſein großes Talent auf den Fluͤgeln der Phan⸗ 
tafle nach Arabien eilt und von dem kalten Nordlaͤnder nichtô 
als den Haren, durchdringenden Verſtand mit hinüberbringt, 
der ihn allein es moͤglich macht, eine fo taͤuſchende Vorſtell⸗ 
ung von dem orientaliſchen Leben und Denken zu geben, wie fie 
eigntliih nur ein Orientale uns bieten mag, Später iſt er 
wieder in fein Baterland zurüdgefehrt, und feine lyriſchen Boefleen, deren 
größter Shmud wiederum feine Balladen find, worin er uns eine 
Auswahl von älteren Dichtungen bot, die den alten Kacmpe:Bifee 
nicht nachſtehen, waren die Früchte ſeines Patriotismus. Er fingt und 
mit gleiher Begeiferung und Wahrheit von dem Meernann mit 
feinem grünen Scilfbarte, der die Mädchen raubt, wie von 
dem Balrave, ber Die Zauberer befämpft, den Trollen, die 
Abende auf den Bergen berumtanıen, und dem Haus 
florhe, der einer armen Mutter Nachrichten von ihrem ent 
ferntn Gohme - zuträgt, Seine drei ſchoͤnſten Romanen, 
es iR ſchwer, unter fo vielen Meifterwerken eine Wahl zu 
61 


964 Daͤniſche Poefie. Lyrik. 


treffen, ſind Uffo der Schweigſame, der Ritter am der Elfen 
höhe (nach der früheren Rebactton), und Agnes. Gewiſſermaßen 
gehört auch Grundtvig?) hiecher, denn feine Bearbeitungen 
der norbifhen Mythen find eben fo gedankenreich, krafwoll genial 
und lebendig wie die Dehlenſchlaͤger'ſchen, nur fetne fpäteren Balladen 
wurden dutch Miſchung des Helden» und Chriſtenthums myRiid 
eonfus. Bemerfendwerth ift noch der Umſtand, daß, als die Berk 
ſchaft zut Beförderung der ſchoͤnen Wiſſenſchaften 1830 einen 
Mreis auf die vier beflen Romanzen jehte, zwar mehr als 70 
Concurrenten auftraten; jedoch auf Oehlenſchlaͤger's Entſcheidung mr 
zwei zu Siegern erflärt wurden, naͤmlich Frederik Palndan 
Miller?) aus Kierteminde (geb. 1809) und Hans Peer 
Hoi?) aus Kopmhagen (geb. 1811), von denen bereit 
anderweitig die Rede war. Winther endlich, der bafür forst, 
baß das Monopol, die fhönflen Balladen und Romanım ii 
ſchaffen, feinem Vaterlande nicht verloren gehe, hat Oekhlen⸗ 
fchläger gleichwohl noch nicht erreicht, geſchweige benn übm 
troffen. 

Auch in der Elegle fehlt es nicht an manderlel Bm 
fuhen, feltvem Arrebo? und Borbing einmal did 
Feld betreten hatten. Tullin moralifirt zu viel, ale daß a 
den recht von Herzen kommenden und darum zum Krim 
gehenden Ton träfe; immer riecht feine Poeſie nad beyahlim 
Leihenprebigten, "und bezahlte® Klageweibergewimmer hört man 
durch. Ewalb dagegen fühlt, was er fingt, und feine Rat: 
ahmer Peder Harboe Frimann), Ehriften Bram”) 
Jonas Rein, Magdalene Sophie Buhholm”) au 
Eafiberg, Knud Lyne Rahbeck, Frederik Hoegh Yu 
berg, welche beide letztere in dieſem Genre ſehr fruchtbar ſind, 
Chriſten A. Lund”), Frederik Carl Gutfeld”) haha 
manches claffifche Stück geliefert, was theilweiſe auch vor 

Baggeſen geſagt werden mag, obgleich feine Klagen üb 
 Dänemartd Unglüd im Jahre 1807 nicht ſonderlich aus da 
Herzen zu kommen feinen, denn fie find gekuͤnſtelt und gafer 
In nenefler Zeit bat nun das Meine, aus fünf Berfen bo 
fiehende Lied von Holft auf Friederich's VI. Tod ein fl 


enorme Auffehen gemacht, daß es nicht dlos in die milt 





Dänifche Poeſie. Lyrik. 961 


1) Nuller og Samtaler. Kjbho. 1772. 8. 


2) Ungbommen og Alderdommen, en Idylle in f. Samling 
enfe 175. 8. Kaberen, Idylle im Dänifden Sufihauer 1792, 8 af Be Rocher. 


3) Poetiske Forſeg. Kibhv. 1797. I. 8. 

4) Eimer, in Gulbberg’s og Smith’s Idunna for 1799. 12. 

5) Birthe, en finlandst Idyl m. Lille Lane, en finlandet Idyl, in 
ulfer’s Rytaareg, for Damer 1795 u. 179 

6) QJubelaarsmorgen, en Idyl. Kibhv. 1801. 8. Landevernet, en Idyl. 
3. 1801. 8. Gamle Hans Fiskarnes Nytaarsmorgen, Aarhundredes forhe 
)taarsmorgen x. in f. Samlede Digte. Kjbhv. 1803. 8. 

7) ZIuleaftenen, en Idyl in f. Stofna for Xaret 1502. 8. 

8) Norsk Idyillekrands. Ehriftiania 1831. 8. 


$. 757. 


Wir gehen jept zur Lyrik Aber und beginnen mit bem 
iteren Liebe, in welchem fib ſchon Wilhelm Helt (gel. 
726) verfuht bat’), Dann find die melften bedeutenden. 
tchter der fpäteren Zeit ihm nachgefolgt, und es eriflirt auch 
ne ziemliche Anzahl von Liederſammlungen. Namentlich find 
erwähnen: Ewald, Wandall, Ambrofins Stub?) aus 
ibe (1707 —- 58), Zetlitz, der immer heitere Epicuraͤer, 
ohann von Wibe?) aus Bragnaͤs (1748 — 82), Abra⸗ 
ımfon, Malling, Pram, Thaarup, Weſſel, T. ©, 
ruun, N. T. Bruun, Tode, Peder Kofod Trojel 
1754 — 84), fen Bruder Peder Magnus Trojely 
743 — 90) Storn, Rahbef, Sueedorff, Mandes 
ıp Peder Kruſe“), Sander, Heiberg, Jens Smith, 
tele Weyer‘) aus Etrömfö (1767— 88), Elaus Bas 
els (geb. 1769), M. C. Bruun, Hafle, Guldberg, 
aggeſen (3.8. wegen feiner herrlichen Matrofenlieder), und ımter 
rn Nexeren vorzigiib Winther, der durch feine ZTräfnit 
olzſchnitte) feinem Baterlande, wie Boas fagt, aͤchte Kuhreihen 
ſchenkt bat. 

Den Gegenſatz au diefem Genre bildet das Kirchentied, 
eſches aber erſt im der neueren Zeit ordentlich cultinirt wurde, 
enn diejenigen einzelnen Dichter abgerechnet, weldye zu dem 
Eoangeliet chriſtelig Pſalmebog“ beigefteuert hatten, ſind be 
nder6 bier Edvard Storm, Hand Chriſtian Bunke⸗ 

08’) aus Dvenfe -in Fuͤhnen (1761—1808), der Bolle⸗ 
ederdichter Bietor Ehrifian Hiert?) aus Gunderoloͤvholm 
Gräße, Handbuch d. kiterärgeſchichte. M. 61 


— 


966 Dänifche Poeſie. Lyrik. 


13) Hoœdersminde, for Lden April 1806 eller Sanger og fonbere 
ubkomme 1 ginkbning af Krigen imellem Gngeland og Danmark. Kibhe. 

14) Dde til Saunen, in d. Poet. Samml. d. Norweg. Gef. Kopenh. 
1775. ©t. 1. 

. 15) Oymne- opfart i Slotstirten d. 24 Januax. Kibhv. 1792. attmit 
igjen tilligemeb tydſt DOverfzettelfe af 3. H. Voß. ebd. 1792. 8. Ligeledel 
med tydſt Dverf. af 3. G. Maurenbredher. ebd. 1792. 8. x. 

16) Hymne; in d. Daͤniſch. Zuſchauer 1792. Efterlade poctidte Gkrifte, 
udg. ved Rahbek. Kibho. 1822. 8. 

17) reden, en Hymne, im Dän. Zuſch. 1795. 

18) Arel Zordfen og Skjoͤn Valborg, in db. Poet. Samml. d. Rormy. 
Gef. 1775. St. J. 

: 49) Digte. Kibho. 1804. I. 8. ebd. 1843. sq. III. 8. 

20) Digte. Kibhv. 1803. 8. 

21) Krenile-Riim til Bornelerbom, meb. Inledn. og Anm. Kifke. 
38y2. 8. Roeskilde⸗Riim. ebd. 1814. 8. Roeskilde⸗Sager, til Oplysning ol 
MoesfildesRiim. ebd. 1814. 8. Gaga, Nytaarsgave for 1812, 8. — Kurjkt 
Begriff der Weltchronik Deutſch v. Boltmann u. m. Anmerk. v. Rudeltad. 
KRürnb. 1837. 8. 

29) Poeſier. Kjbhv. 1836-38. II. 8. Trocheser og Jamber, en peeiiil 
Polemik. ebd. 1837. 8. Zuleimas Flugt, en poet. Fortœll. ebd. 183. 8 
Dondferinden, et Digt in 3 Sange. ebb. 1833. 1834. 8. Danbferinden (3 
Amer 09 Pſyche, to Digtninger. ebd. 1837. 12. (D. Zänzerin, a. d. Din. 
überf. Kicl 1835. 8.) Adam Homo. ebd. 1841. 8. 

23) Digte. I. Saml. 1840. Kibho. 8. Digtninger. ebb. 1833. 8. Fur 
vel, Mindeblad om Kong Frederik VI. ebd. 1840. 8. Portefeuilien (Diet) 
ebd. 31835. 8, Zabrenelandäfe Romancer. ebd. 1832. 1840. 8. Gang fr 
Folket paa Kroningsbagen. ebd. 1840. 4. . 

24) En fergelig ny Digt om hagbaarne Fyrſtindes Dronning Anne 
Gatharine chriftelige og faligfe Fredfart ıc, Kjbho. 1622. 4, 

25) Tanker veb en Flod, en Rhapfobie, in d. Poet. Sammt. d. Rom. 
Geſ 1775. ®b. I. 

26) Elegie i Anlebning af Juſt. og Rect. Herslebs ded, In b. Pet 
Sammi. d. Rorweg. Gefellfh. St. II. Elegie tl en Brud, im d. Dbenfr 
Samml. v. Poef. a. 1785. Glegie ved Weſſels Grav til hans fen, in M 


Minerva 1786. 


27) Porfter. Kibhv. 1793. 8. 

28) Landsbykirkegaarden, in dee Odenſ. Samml. „von Por. a. 17% 
Elegie til en Ben ved hans Huſtrues dad, in Rahbeks Charis a. 179. 

29) Digte. Kjbhv. 1803. II. 8. 

30) Ppilippa til Erik, en Heroide, in d. Samml. d. Gef. b. fhön. Bi 
Sep. 1783. ©t. XIV. Ppitippa til Grit, in db. Dbenfere Reujahrögfd 
a. . 

31) Philippa til Erik, en Heroide, in d. Poet. Samml. d. Noms 
Gefelfh. St. 1. ‚en Heroide, 

- 32) Weluds til Torkild Trondeſen, en Heroide, umb Baure Mi Ge 
i hans Fraverelſe, in ihren Poeflen. 

33) Eleonora Ghriftina Ulfeld til fin Mand, Til Hans Roſtgaard fr 

hans Hoftrue, in Rahbeks Minerva 1786, 





Daͤniſche Poefie. Dramatifche Siteratur.. 967 


.. 34) Regeren, ellex Altanzor til Zamire, in f, Digte. 1785. 8. 
35) Variklo til Inkle, Heroide, in f. Ged. 1802. CH. IL. 


3) Hanna til Wilhelm, fErevet i den nordamerikanſke Krig und Unma 
Boleyn til Kong Gendrit den Dttende fra hendes Fongſel i Tower, in feinen 
Digte, Kjibhv. 1 0 Th. II. \ . 

37) Anine til Julius og fra Samme, in f. Smaating. Kjbho. 1801. 8. 


$. 758. 


Kehren wir jeßt zu der Geſchichte des dramatiſchen Poeſie 
in Dänemark zurüd, fo müflen wir zuerfi bemerfn, daß dae 
eigentliche Trauerſpiel ſehr ſpaͤt daſelbſt heimiſch wurde. 
Denn erſt des Biſchofs von Bergen Johan Nordahl 
Bruun!) aus Höien bei Drontheim (1745—1816) Zarine 
(1772) eröffnete durch ihre Aufführung (den 17. Febr.) den 
Reigen einer Anzahl theils befierer, theils ſchlechterer Verſuche 
in diefem Gene, Das genannte Städ ſelbſt, fowie fein 
zweites: „Einar Tambefkjälver", Hat zwar einzelne gute 
Stellen, iR aber offenbar in der flelfen Franzoöſiſchen Manier 
geſchrieben. Darum ragte Ewald’ Rolf Krage, das 
erſte eigentlihe vaterländifhe Trauerſpiel der Nation in 
Profa, weit hervor, obſchon fein Tod Balder's als lyriſch⸗ 
dramatifhe Compoſition, wenn aud nicht in dramatiſcher 
Wirkſamkeit, fhon "ein bedeutender Schritt welter vorwärts 
war?). Die profalfde Borm gelang indefien nad ihm Nies 
manden fonderlih, denn weder der Charlotte Dorothea 
Biehl Luphenia?), noh der Birgitte. Chatrine Boys. 
(geb. 1742) Gorm der Alte!) oder Ewald's de Falfen 
bürgerliche Schauertragödie Salvini und Woelfon?), die freilich feiner 
pa nachſteht, konnten fih halten, bis Die Johan Sams 
ſöe's“e) aus Neſtwed in Seeland (1759 —96) Dyveke, an 
fih ſchon ein dankbarer vaterländifher Stoff (defien glänzenden 
Erfolg er aber nicht erlebte, denn er flarb am Abend der erſten 
Aufführung), und Levin Ehrifian Sanders?) aus Itzehoe 
(1756—1819) Niels Ebbeſen, ebenfalls ein intereffantes na⸗ 
tionale® Suiet, die ungebundene Form dieſes Genres einbürger- 
ten. In der gebundenen Rede hatte feeilih der Johanne 
Marie Weyde?), -geb. Bam, hiſtoriſche Tragödie, Kopen⸗ 


964 Daͤniſche Poefie. Lyrik. 


treffen, find Uffo der Schweigſame, der Ritter am der Ein: 
höhe (nach der früheren Revactiom), und Agnes, Gemifiernit: 
gehört auch Grundtvig?!) hiecher, denn feine Bearbeitm: 
der nordiſchen Mythen find eben fo gedankenreich, Fraftvol ga: 
und lebendig wie vie Dehlenſchlaͤger'ſchen, nur feine fpäteren Babar: 
wurden durch Miſchung des Heldens und Chriſtenthums mehr: 
confus. Bemertendwertb ift noch der Lmftand, daß, als die &ri 
ſchaft zut Beförderung der ſchoͤnen Wiſſenſchaften 1830 e— 
Preis auf die vier beſten Romanzen fetzte, zwar mehr ald 
Concutrenten auftraten, jedoch auf Oehlenſchlaͤger's Entſcheidun 
zwei zu Siegern erklaͤrt wurden, naͤmlid Frederik Paln« 
Müller?) aus Kjerteminde (geb. 1809) und Hans Pat 
HolR?”) aus Kopenhagen (geb; 1811), von denen I‘ 
anderweitig die Rede war. Winther endlich, der bafür Im 
daß das Monopol, die fhönflen Balladen und Romana ı 
Schaffen, feinem Vaterlande nicht verloren gehe, hat Leo 
ſchlaͤger gleichwohl noch nicht erreicht, geſchweige bemn a0 
trofſen. 

Auch in der Etegie fehlt es nicht am manderd 
fuchen, ſeitdem Arrebo?) und Bording einmal it 
Feld betreten hatten. Tullin moralifirt zu viel, als wit 
den recht von Herzen kommenden und darum zum $° 
gehenden Ton träfe; immer riecht feine Poeſie nad hast“ 
Leichenprebigten, und bezahltes Klageweibergewimmer bört 
durch. Ewald dagegen fühlt, was er fingt, und feine Kt 
ahmer Peder Harboe Brimann?), Ehriflen Prae 
Jonas Rein, Magdalene Sophte Bucholu“) * 
Gafiderg, Knud Lyne Rahbed, Frederik Hoegh Au 
berg, welche beide letztere in dieſem Genre ſehr fruchtdat 
Chriſten A. Lund), Frederik Carl Gntfeld”) Ai 
manches claffiſche Süd gellefert, was theilweiſe and 
Baggeſen geſagt werden mag, odbgleich feine Hagen M 
Dänemarfs Unglüd im Sabre 1807 nicht ſonderlich and M 
Herzen zu kommen ſcheinen, denn fie find gefünflelt und gart 
In neuefler Zeit hat nun das Meine, aus finf Berk * 
fichende Lied von Holſt anf Zrieverih’s vo, ge mi 
enormed Auffehen gemacht, daß es nit blos in die 





Dänifche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 969 


ſammenſtellte, geſchrieben und ale Director des Kopenhagener 
Theaters nicht ohne Geſchmack die Regie geführt, allein wirk⸗ 
liches Aufſehen hat er niemald gemadht, und ein ſolches war 
eh Adam Dehlenfhläger?) vorbehalten. Diefer Mann, 
von bem die Frau v. Stael fagte: „„c’est un arbre sur lequel il 
croit des tragedies‘“ und den Tegner wohl zu höflih den 
Erben des Throned der Dichtkunſt feit Goethe nannte, ſchrieb 
zuerß die Tragövien Balnatofe und Hafon Jarl, indem er in 
jener den berüctigten gleihnamigen Seefönig des 10ten Jahr⸗ 
hunderts, "in dieſer den berühmten Jarl Morwegens, den 
wilden Hafon, wie er gegen den König Olaf die Religion 
Odin's, den büflern Glauben feiner Väter, vergeblich gegen das 
milde Liht des Chriſtenthums in Schug nimmt, fehildert, In einem 
anderen Drama, Stärlodder, feiert er diefen berühmten Nord⸗ 
ifchen Achilles, dann aber näherte er fit mehr dem tomantifdhe 
hiſtoriſchen Genre In feinem Act nationglen Stüde Arel und Balborg, 
worin bekanntlich ein Lieblingsthema ber Nation aus dem 
Zeitalter des Feudalweſens behandelt il. Auch Karl den 
Großen, einen Deurfben Ritter Hugo von Rheinberg, die 
Daͤniſchen Prinzen Erif und Abel, und jenen Zordendfiold, bey 
vom gemeinen Matrofen bis zum Admiral flieg, madte er u 
Helden anderer Dramen, und im Tod Corregqio's gab 
sr befannılih ein Künftlerprama. Ja ſelbſt fein letztes Trauer 
fpiel Dina, in weldem der Bünfling Chriſtian's IV., Graf 
Uhlfeldi, der fogar Die fhöne Eleonore, die Tochter des Könige, 
zur Gemahlin befam, die Heldenrolle fplelt, machte troß des 
Alters ihres Dichters in Dänemark unneheuered Glüd, obgleich 
gerade hier feine reigende Diction und Leberfülung mit Phan⸗ 
tafieblumen den gänzlihen Mangel an durchdachter Characteriftif 
verfieden müflen. Ueberhaupt iR Mangel an Handlung und 
allzulang ausgedehnter ſentenzenreicher Dialog der hervorſtechende 
Uebelſtand in allen feinen Stücken, die er bekanntlich größten, 
theils aud Deutſch verfaßte, die aber, weil der Deutfhe, der gam 
andere Muſter, ih erinnere nur an Goethe und Schiller, vor 
fit hat, durch Die bios blendende Sprache, an der Oehlenſchläger ewig 
herumfellt, ohne jedoch dabei auf den oft ganz ungleibartig 
gearbeiteten, ſelbſt platten Schalt zu achten, und durch jene wie aus 


970 Damiſche Poeſie. Dramatifche Siteratur. 


‚einer unverfiegbaren Duelle frömenbe Bälle von Bilden ud | 


Blumen der Rede nicht getäufcht wird, fondern Handlung m 
Leben verlangt, bei und nie jenes Glück Haben maten 
koͤnnen, wie in dem Baterlande des Dichters, wo man dab 


Theater wie eine Borlefung über Aeſthetik beträchtet und Rd mi 


ſchoͤnen philoſophiſchen Sentenzen abfinden läßt. Sein Séule 
iR offenbar Ingemann?), dod haben die meiften von beim 
Dramen nur einen geringen Erfolg gehabt, Wafaniello (1815) 


aßeln ausgenommen, der ſchon feines höchſt dankbaren Sud 
wegen viel Auffehen erregte. Sein Trauerfplel Blanfa (1815) 


machte befonders feiner Liebesſchwaͤrmerei halber bei den Dama 


Süd; allen als Heiberg mit feiner Ariſtophaniſchen Ems 
die, Weihnachtoſcherz und Neujahrspoffen, diefe Richtung ihr 


lich machte, konnte jener ferner auf der Bühne Feine Lorbeera 





mehr pflüden, obgleich Manches, 3. B. fein dramatiſches Riv 


Ken „Salomo's Ring" recht gelungene Steffen hat. @tüdiide 
"war ein anderer Nachahmer Deblenfhläger's, Johan Carſten 
von Hau‘ aus Friedrichshall (geb. 1791), ein Adte 
Republifaner vom ebeiflen Blute, über beſſen Dramen Bajae 
und Tiderius (1828) Ttieck ein hoͤchſt günftiges Urtheil fühk, 
obwohl fie, wie auch fein fpäter geſchriebener Don Iuan, Ira 


ihrer pſychologifchen Tiefe und hiſtoriſchen Wahrheit, doch zu 
breit find, um nachhaltendes Aufſehen zu machen. Auch fen 


Ariſtophaniſches Luſiſpiel, der Babylonifge Thurmbau in Miniahı, 
IR ohne Buͤhnenkenntniß geſchrieben und wird trog feiner fehen 
Satire Immer wirkungslos bleiben. Welt bedeutender iſt abe 
Johan Ludvig Hetberg’) aus Kopenhagen (geb. 1791). 
Diefer trat zuerſt mit Erfolg (1817) mit einem Schaufpiel: 
„Drifig vovet halver vundet“ (Friſch gewagt IR halb gewonne) 
hervor, nachdem er ſchon vorher (1812) durch eim idvylliſhes 
Drama, Tycho Brahe's Weifſagung, die allgemeine UAufnerl⸗ 
ſamkeit auf fi gezogen hatte. Dann erſchien feine ebengenannit 
ſatiriſche Comödte auf Ingemann: Weihnachteſcherz und Reujahr® 


poffen (1815), und bald darauf ein mythologiſches Schaufpkl 
Pſyche's Weihe (1817). Obgleich: Reiſebilder und verſchiedere 
aͤſhetiſch⸗kritiſche Werke inzwiſchen feiner Feder eniſprangen, fo hlich« 


doch auch dem Drama tren, und fo erſchlenen dern. feine Mi 





| Dänifche Poeſie. Dramatifche Literatur. 972 


(1824), feine romantiffen Dramen: der Eifenhügel (1828), 
Prinzeſſin Iſabella (1829) im Geſchmacke Lope de Vega's, 
Fata Morgana (1839), . der Siebenfhläfertag (1339), eine 
etwad bizarre Dichtung, und eine apocalyptifte Comoͤdie, 
Die Seele nah dem Tode (1843), welde ohne Ausnahme 
mit dem entſchiedenſten Erfolge gekrönt waren, da aus 
ihnen allen wahrhaft Shaffpere'fhe Friſche und Kecheit des 
Humors und aͤcht pſfychologiſche Tiefe hervorleuchtet. Unter 
den neueſten Kindern der tragifden Muſe iſt endlich beſonders 
PaludanMüuͤller's) Drama Amor und Pſyche, eine hoͤchſt geniale 
Bereinigung antifen Lebens und moderner Tendenzen, hervorzu⸗ 
heben, die weder fein Tithon, noch feine Dryadenhochzeit, letztere 
im Geſchmack des Sommernadtötraumes gehalten, übertrifft, infofern 
Holſt') auf diefem Boden weniger Glück machte. Hertze), 
welcher bereits dur jenen Prolog, die Schlacht auf der 
Rhede, fih als einen volllommen befählgten bramatifden Dichter 
ausgewiefen hatte, konnte doch durch fein trefflihes Drama, 
Send Dyrings Huus, den allgemeinen Haß, den er fih durch 
feinen unten zu nennenden Tendenzroman zugezogen hatte, nicht 
wieder auslöfchen, obwohl er dafür durch den ungeheueren 
Erfolg, den feine meiſterhafte dramatiſche Idylle, König Rene’s 
Tochter, in Deutfchland erfuhr, pollkommen enıfhädigt ward, 
E. 8. 8. Molbech“) und Eadpar Johan Boye') haben 
weit Ihren lyriſchen Dramen nicht viel Auffchen gemacht, wie denn 
and Anderfen ale dramatifder Dichter, etwa feinen Ahas⸗ 
verud ausgenommen, bis jeht weniger angeſehen if. 

1) Bidrag til den danske Skuepladſes Hiftorie i dens_1fte Aars indtil 
bens Jubiläum d. 2ten Septbr. 1822. 8. Dramaturgisle Samlinger. Kibhv. 
178594. 8b. I. II. u. Bd. I. ©. 1. 8 Lommebog for Skueſpilyndere. 
ebb. 1788. 8. Dramstiöke og litterariste Tjilæg. ebd. 1792-93, II. 8. Om 
Skuefpittonften. ebd.1810. 8. Samlede ori inale Stuefpit. ebd. 1809—13. 111. 8. 

2) Samlede Digter. Kjbho. 1823. IN. 8. Digtervoerter. ebd. 1835-46. 
XxXxvi. 12. edier. ebd. 1831—46, 12. ©. Dag. f. d. Eit. d. Xusl 
1834, nr. 92, Blätt. f. d. Lit. d. Aust. 1840. nr. 15 sq. p. 57. 68. 74. 
285. 290, 295 sy. S. it. Unterh. 1830. p. 934 sq. j 

3). Skrifter. Kibho. 1844. XI. 12. Salomons Ring, Dram. Even 
meb en nit Forſpill. ebd. 1839. 8. (Ausz. in d. BL. f. ausländ. Lit. 1 
nr. a * Safe Befrielfe, et dram. Digt. ebd. 1819. 8, Pre * Garde 
ha 1836. 8.) Blanca, e. Zr. metr. überf. v onenb. 
1815. 8. Der Hirte v. Zolofa, zr. überf. v. Scholz. —E 510 
Der Shen, metr. überf. v. Lange. Alt. 1825. 8. Morgens og Aftenfange. 


GSantater. IVde Ubg. © 1832. 8. 
—— tit —E —* —* — — —8X Ye 


072 Daͤnſſche Poeſie. Dramatifche Literatur. 


4) Dramatiste Varker. Ajbho. 1828-30, III. 8. Karl Vtes Dei, 
Sorgeſp. ebd. 1831. 8.- Maaſtrichts Beleiring, Eorgeip. ebd. 1832. 8. Im 
H mne Eomand, Stuelp. ebd. 1844. 8. Den babyloniste Taambygnim 
i Miniature, et Forſog i den ariftophaniste Gomedie. ebd. 1830. 8. Ziberint, 
e. Zrauerfp. Deutſch. Epag. 1838. 8. Die Belagerung von Maaftridt. ch}. 


834. PR. 

5) Samlede Gfrifter. Kjbho. 1833-36. VEIT. 8. Iydgo Brahes Spo⸗⸗ 
dom. Kjbho 1819. 8. Nina eller den Wanpittige af Kieerlighed. ebd. 18%. 
12. Alferne, Eventyrs@om. ebd. 1835. 8. Elverhoi, Skueſp. ebb. 1838. 8 
Kata Morgana. ebd, 1838. 8. Syvſoverdag, rom. Som. ebd. 1840. 8. Die 
matifhe Schriften, Deutfch v. Kannegießer. Lpzg. 1847. II. 8. 

6) Amor og Yſyche, lyriſt Drama. Kijbhv. 1834. 8. (Deutfch v. Mike 
fen. ebd. 1835. 8.) Dryadens Bryllup, et bram. Digt. ebd. 1844. 8. Zithen, 
et dram. Digt. ebd. 1844. 8, 

7) Borgfogbnes Brylup, idyll. Drama i 2 Alter. Kjbho. 185.8 
Sheiftian II, Drama i 5 Alter. ebd. 1834. 8. Maigildet, dram. Simd 
Sange. ebd. 1832. 8. Slaget i Kiogebugt, Drama. ebd. 1835. 8. Zumalı 
09 Peder Paare paa anbot, to dram. Digte. Chriſtiania 1840. 12. GBioats 
chino, et dram. Digt. Kijbhv. 1844. 8. 

8) Send Dyrinas Huus, rom. Trag. Kibhv. 1837. 8. (Deutſch Hamb. 
1839. 8.) Kong Rend’s Datter. ebd. 1845 8. (Deutſch. Oldenb. 1846. 12) 

9) Klintelongens Brub, Iyr. Dram. Kjbho. 1845. 8. 

10) Braderne i Leite, Zrag. Kibhv. 1830. 8. Eliſa eller Venskab 03 
Kierlighed, Inr. Druma. ebd. 1819. 8. Floribella, Iye. rom. Drama cd. 
1825. 8 Wil. Shakſpeare, rom. Skueſp. ebd. 1826, 8. Erik den Sypend 
Sorgefp. i 5 Alter. ebd. 1827. 8. Juta, Dronning af Danmark, Serge 
ebd. 1824. 8. Svend Grathe, Sorgeſp. ebd. 1825. 8. 


$. 760. 


Die Geſchichte des Daͤniſchen Luffpiels nad Helkm 
IR zwar nit ohne einzehne Glanzpunkte, alien zit da 
früheren Zeit zufammengebalten, doch nur ein ſchwacher Ueberreh 
vergangener Größe, Sehr thätig war Ehariotte Dorothea 
Biebt!) aus Kopenhagen (geb. 1731, ge. um 1788), allein iht 
Stuͤcke leiden an unendiiher Breite und Mangel an Bit 
2epteren fann man zwar Wandal l's?) Stiefmutter ( Stedmoderen) 
und Ewalds Harlefin als Patriot nicht abſprechen, allem 
ſelbſt der fonft fo witzige Beffel?) und der übrigens nicht oa: 
Kenntnis der Bühne ſchreibende Schauſpieler Bernhard Her: 
tit Beh!) (1T48— 96) Reben doch Th. Chr. Brunn) 
mit feiner Liebe auf der Probes) und Rahbek wit fein 
Sommer auf dem Lande”), fowie Zohan de Wise auf 
Braanaͤs (1748 — 82) mit feinen Meugierigen Monzd 
voll?) und rederit Wilhelm Wiver aus Feedaileben 
(1728— 90) mit feiner Beörten Bersraloerfammlutg‘) 
befonderd aber Tode”) mit feinem Serofficiee und Chelenſel wa 











Dänifche Poefie. Dramatifche Literatur. 973 


Bram! behandelte das Tehtere Sujet aud, aber Peder 
Andreas Heiberg“) hat unbedingt unter allen Benannten, 
rechnet man einzelne lnmoralitätn in feinen Lufifpieln ab, 
das meifte Talent und die größte Menſchenkenntniß (4.2. in den 
Eunfpieten: die Herren von, die heben Tanten) bewieſen. O tu ffen") 
hat ih im niedrig⸗komiſchen und feineren Luſtſpiele (3.3. Suldaafen, 
in Brofa, und Roſenkjederne) mit gleibem Gluͤck verfubt, Enes 
vold de Falſen“) aus Kopenhagen (1755—1808) aber 
fowohl in der Barce (De fnorrige‘ Fettere) als in dem 
eigentlihen Luffpiele (Hvad vil Folk fige? nah Florian's Nor 
vele Selmour) Ausgezeichnetes geleiſte. Balthafar de 
Bang’) aus Kopenhagen (geb. 1770) konnte nicht viel 
Auffehen machen; das befte feiner Lufifpiele iſt noch Lyfſtſpillet, 
und auch fein Heimliches Teftament dürfte hier eine Stelle finden. 
Ziemlih dafjelde läßt fih von den niedrigefomifhen Kleiniq⸗ 
keiten Niels Thoroup Bruun’s') aus Kopenhagen (1778), 
welcher Vieles von Kotzebue und Schilling übderfegt hat, fagen, 
jedoh muß man über feinen Helrathsantrag in der Zeitung und 
feine Bettlerherberge laden. Welt böber ſteht alfo 3. 8. Heiz 
berg’s') Artftophanifhe Komödie und feine Prinzeffin Iſabella der 
Kunfform nad, aber au feine Vaudevillen: der Aprilnarr, die 
Unzerirennfien und der Däne in Paris verrathen feines 
Vaters vis comica, die bier mit ihres Berfaffers Urſpruͤnglichkeit 
gepaart iſt. HenrifHerg'?) verdient gleickfalls hier eine ehren, 
volle Erwähnung, denn fein Luftfpiel in Verſen, Amors Genies 
fireiche, und feine Profacomödte, Herr Burfhard und feine Familie, vors 
zuͤglich letztere, find originell, mad man von Ingemann’s Magnes 
tismus tn der Barbierlube und Dehlenfhlägers Hirtenfind 
und Freya's Altar nicht fagen fann (1821), wohl aber von 
des Vaudevilliſten Th. Dverf ou”) Hochzeittags⸗Fatalitaͤten, 
obgleich fie durch fein in Deutfbland fehr gut aufgenommenes 
Lufppiel: „Breite Straße und enge Gafle* weit übertroffen 
werden. Derfelbe Dramatifer bat auch theoretifh eine recht 
gute Anfiht vom Weſen eines Vollstheaters entwidelt. Als 
Gurlofltät mag noch ein auf der Daͤniſchen Inſel Sylt in 
Frieſiſch⸗Daͤniſch⸗Niederſaͤchſiſcher Sprache geſchriebenes und auf 
geführtes Volls luſtſpiel genannt werben’), 


974 Daniſche Poeſie. Dramatifige Literatur. 


1) Den Eeerlige Mand. Kibhv. 1768. 8. Haarkloveren. ebd. 1766. 8. 
Den üſtige Optraeklerfle. ebd. 1765. 8. Den forelſtede Ben. ebd. 1766. & 
Den Herlige Datter, in d. SM. Bid. Geist. Korf. 1766. ©t.V. Den A 
mobige. ebd. 1767. 8. Den altfor Ionlige Weiler. ebb. 1772. 8. Den tark 
gier. ebd. 1780. 8. Den uforfigtige Korfigtighed. ebd. 1787. 8. Euffpiele de 

ungfer ©. D. Biehl. Kopenh. u. Leipz. 1767-69. IT. 8, 


NStedmoderen, en Gom. Kjbho. 1767. 8. Deutſch v. Scheibe. ck 


176 

3) De brutale Klappere. Kjbho. 1770. 8. Harleqvin Patriot eller ben 
uoegte Patriotisme. ebd. 1772. 8. Peberfoenbene. ebd. 1773. 8. Zufumma 
in ſ. Samtl. Str. Bd. IV. 

4) Lykken bedre enb Forſtanden, or. Som. Kibbv. 1776. 8. 

5) Den lykkelige Feiltagelfe. Kjbhv. 1779. 8. Det unge Menneste die 
eller be mange Benner. ebb. 1786. 8. Dvaternen. ebd. 1787. 8. Gommil- 
nairen eller den forbuttede Brudgom. ebd. 1790. 8. Ja eller Nej. ebb. 178. 
8. Den lykkelige Familie, Skueſp. ebd. 1795. 8. 

6) Den uhelbige Lighed eller Kierligheds og Mistankes Magt. Kb. 
1780. 8. Kjœrlighed paa Prove. ebd. 1787. 8. 

N) Den unge Darby, et alvorligt Skueſpil. Kjbho. 1780. 8. Bommar 
er ver Kjobenhavnske Landleonet, in f. Profaiste Forſog. ebd. 1788. 

8) Det nysgjerrige Mandfolk. Kjbho. 1783. 8, 

9) Datum in Blanco, eller ben af fin egen Laſt ſtraffede Yagrrlarl, 
et Sk. Kibhv. 1777. 8. Enke⸗ og Ligscaffen eller den forſtyrrede Generals 
forfamling. ebd. 1787. 8. 


10) Soeofficiererne, Kibhe. 1782. 8. (Deutſch. ebb. 1783. 6.) Na 
fsrflerne. ebd. 1783. 8. Aateflabs djcevelen eller Vankerotten. ebd. 1783.8 
Halmkuren. ebd. 1784. 8, Mondenes ey Skole. ebd. 1784. 8. Buſſemande 
eller Dldfurs Forvandlinger. ebb. 1788. 8. Natur und Liebe. chb. 179.8 
Ssahen und Hannchen. ebd. 1798. 8. Die Erſcheinungen. Kopenh. u. Eipit 


11) Frokoſten i Bellevue, en Som. Kjbho 1813. 8 Dremmern, Ehre 
fpit. ebd. 1817. 8. Die Quftfplele: Negeren, ACgteflabeflolen und Brendeo 
find noch nicht gebrudt. 


12) Sorvanblingerne, en Gom. Kjbhv. 1788: 8. Virteoſen, en or. Com 
ebd. 1789. 8. Skueſpil. Kibho. 1794—96. Bd. I. IT. II. 1. 8. Bamlkt 
Stuefpil ubg. ved K. £. Rahbek. ebd. 1806. IV. 8. Udvalgte Skueſpil ud 
af 3. C. Lange. ebd. 1836. IV. 12. Ginz. Deutfch dei Sander, Aue 
Dänifch. Luftfp. f. Deutfche. Zürich 1794. Bd. 1. 8. 


13) Bulddaafen, et Enftfp. Kjbhv. 1793. 8. (Deutſch b. Sander a. q. O 
1796.) Rofenljoederne, et Skuefp. ebd. 1803. 8. 


14) Den fnorrige Fettere, en Som. Kibhv. 1778. 8. Konftdonm 
or. Com. ebd. 1802. 8. Frierne og Kjcreſten. ebd. 1803. 8. Head vil 
fige? Com. ebd. 1801. 8. 


15) Enftfpillet, et or. Lyſtſp. Kibhv. 1809. 8. Upylſpil eller Faſtelave 
mandag. ebd. 1813. 8. Bedſte Foroeldrene. ebd, 1814. 8. Pr eier de 
gemmelige Zeftamente. ebb. 1816. 8. Dramatiske Korfeg, indeh. Geemeam 
yftfp. og Knud Lavarb, Sergefp. ebd. 1807. 8. 


16) Betlerpigen, Com. Kibhv. 1814. 8. Bulderbaſſen. ebd. 1815. 8 
Hidbebarnet. ebd. 1812. 8. Avisfrierie. ebd. 1815. 8, 





Dänifche Poeſte. Dramarifche Literatur. 975 


17) Aprilsnarrene eller Intrigum i Skolen, Vauder. Kibhv. 1826, 8. 
De Danste i Paris, Vaud. ebd. 1833. 8. Juleſeg og Jorgen Hattemayer. 
ebd. 1825. 8. Iulefpeg og Nytaarölsier. Som. ebd. 1817. 8. Syyſoverdag, 
zom. gm. gib. 1840. 8. Srindfeäfe Ifabelle, el. 3 Aftener ved Hoffet. Lyſtſp. 
ebd. .8. 


18) Amors Genieſtreger, verfif. Lyſtſp. Kibhv. 1830. 5. (Deutſch. Kiel 
1840. 8.) Lufifpiel indeh. Hr. Burkhardt og hans Familie, Flyttedagen og 
Emma ellee den hemmelige Korlovelfe. ebd. 1832. 8. 


19) En Bryllupsdags Fataliteter, Lyſtſp. Kibhv. 1810. 8. Tre Maas 
neber efter Brylluppel. ebb. 1828. 8. Misforftanelfe paa Misforftanelfe. ebd, 
1828. 8. Bor Tids Mennesker. cbb. 1830. 8. Folke Theatret, fremftillet I 
Hlanen for dets Virkſomhed, og alle de Korholb, hvorunder det, fom Kunfts 
anftalt og Actieforetagende ex at betragde. ebd. 1846. 8. 


20) Der Geizhals auf ber Infel Sylt, ein Schaufpiel in 4 Aufzügen. 
Flensburg 1809. 8. (Kam nie in den Buchhanbel.) 


$. 761. 


Wir haben ſchon vorhin angedeutet, daß Heiberg ber 
Jüngere einige fehr gute Vaudevilles gefhrieben hat, er if 
aber auch der Schöpfer dieſes Genres für die Kopenhagener 
Bühne und bebutirte mit feinem König Salomo und Jürgen 
Hutmader (1835), der ſechszehn Mal hinter einander gegeben 
ward, worauf er (1836) eine theoretifhe Schrift über dieſe 
ganze Dichtungsart folgen ließ und nod mehrere aͤhnliche muntere 
Kinder feiner Laune nachſendete. Auch Hertz und Overſkou 
waren nicht unglüdiih darin. Freilich iſt daſſelbe im Ganzen 
doH nur ſehr wenig vom Singfpiel verſchieden, welches fid 
hier neben der Italienifhen Oper ausgebildet hatte. Letz⸗ 
tere war am Dänifhen Hofe ſchon felt Ehrifian V. gebraͤuch⸗ 
lich, allein etwas Beſonderes leiſtete darin erft Baggefen') 
in feinem mit Unrecht viel verfpotteten Holger Dandfe, der nur 
dur die Verbindung des Ernſten uud Niedrigkomiſchen, welche 
immer fehr ſchwierig iſt, mißflel, aber doch poetiſcher if, ale 
fein Erit Ejegod. Unter den fpäteren Operndichtern iR Sans 
der?) befonders wegen ſeines Eropolis und Carl Johann 
Möller’) aus Kopenhagen (+ 1816) wegen feiner Danne 
gpinderne hersorzuheben, die bei Weitem Alles, was die Deutfchen, 
ſelbſt Goͤthe, im Opernterte geleiflet haben, übertreffen. Das eigente 
liche nationale Singfpiel iR aber den Dänen fchon ihrer 
hoͤchſt ſingbaren Sprache halber weit befler gelungen. Zwar 


0786 Duaͤniſche Poefle. Dramatiſche Siteratur. 


kann man Niels Krog Brebal!) aus Drontheim (1739- 
78) und Otto Rönsberg’) aus Kiöge (1748—1816) 
nur ald Mufter, wie fie nit fein follen, anführen, allda 
fdon Eharlotte Dorothea Biehl‘) hat Einzelnes geliefert, 
was gelungen iR (3. B. die Eylphen). Ewald’) aber hatte 
bereitö in feinem, freilich nicht für die Bühne deſtimmten Eingfyiele 
Adam und Eva einen löbliten Verſuch gemadt, den fein te» 
liher Tod Balder's, der freilich in ein anderes Genre gehört, 
noch weit übertraf, und feine Fiſcher find als Singfpiel ein Meifterüd, 


dem die Deutſchen nichts Gleiches an die Seite zu fegen haben. 


Run folgte Thaarup*), der befonderd als Operettendichter ge 


ſchäht wird (er machte aud den Politiker in feinem Ernte, 


denn er befang neben der Bermählung des Könige [1792] 
die Emancipation des Bauernſtandes), obgleich feines Com 


poniſten (Schultz) zarte Melodieen hierzu beigetragen haben 








mögn. Pram’) und Hafte') lieferten ebenfalls mehren 
gelungene ernſte Opern, im komiſchen Genre aber übt | 


trifft Enevold de Halfen!!) mit feinem Dragebuffen Telik 


Meder Andreas Heiberg’s'?) Chinafahrer und Gutdberg'e”) 


Life und Peter, ſowie R.T. Bruun's Hufaren auf der Braut 
fau'*), nicht aber das von Dehlenfhläger") auf dieſen 


Felde Geleiftete, denn feine Jägerbraut, fein Raäuberſchloß, fein 


Sohn ded Waldes ꝛc. haben ale die Vorzüge, die wir oben 


an feinen übrigen dramasifhen Arbeiten zu rühmen fanden. 


1) Holger Danske, en Opera I 3 After, fat T an A E. Kunzca. 
Kibbn. 1789 8. (Deutſch v. Cramer. Kiel o. 3. 8.) Grit Ejegod, min 


ebd. 1798 
2) Eropolis, et Inrist Skueſpil i 4 After. Kibhv. 1803. 8. 


3) Dannegvinderne, et heroisk Drama. Kibho. 1804. 8. Kong Svend 
Danmarks Daoner, et ber. pantomimisk Drama. edd. 1808. 8. 





4) Sram og ©igne 5 et —ãA Kibho. 1756. 8. Exen u 


Eurbeipil. ebd. 1757. 8. Tronfolgen i Sivon ‚et orig. Ige, Trag. MM 


N De famnitißfe — ‚e& Snap Kibhe. 1778. 8 Samide 


Skrifter. ebd 1805. 

6) Silphen, et Em ngefp. Kibhy. 1773. 8. Den prevede Sroflab, £ 
Gongefp. ebd. 1774. 8. Kerttahene breverne, et Syngeſp. onarb. eſter det 
rangte ebd. 1774. 8. Drpheus.og Furibice, Dpera i 3. Mit. (auf. Fü 
ydſtk af Eramer.) Kibhv. 1786. 8. 

7) Adam_og Eva, eller den ulgflelige Preve. AYbho. 1768. 8. u. Sant 
Str. Bo. 1. Bieterne, et Gpngefp. in d. Korfeg. 17801©t..Xıl. u. Emmi 
Str. 3b, Im. (Deutf ch v. Sander. Kopenh. 1786. 1816. 8.) 





nn 


Daͤniſche Poefie. Nomaı. ° . 977 


8) Peters Bryllup, et Syngeſp. Kjbhv. 179. 8. Silkeſkoene, et S 
eb. Int ®. 8, HiemEonften, et —— ebd 1802. 8. Hoftgildet, et Sına 
e 1 


9) Dlindo 098 Sophronia, Op. i 8 — — in Fehbers Minerva 1789. 
Serenaden eller de forte Nzefer, Syng. ebd. 1 

10) Bebdemaalet, et Mellemfp. med ans. — 1793. 8. Ariana, et 
ber. Syng. ebd. 1793. 8. 

11) Dragedukken, et Syng. Kibhv. 1797. 8, 
-92 19) Indtoget, et Syngeſp. Kjbhv. 1792. 8. Chinafarern, Syngeſp. «bb. 


En) Life og Peter, et Syng. Kjbhy. 1793. 8. Aftenen, et Syngeſp. ebd. 
II: © 


14) Hufärerne paa Frierie, Snngefp. Kibhv. 1793. 8. gNarkededagen, 
Syngeſp. ebd. 1814. 8. Veddemaalet, Syngeſp. ebd. 1816 


15) Feic ter, Lyſtſp. Kjbhv. 1816. 8. Freias Ai, Syngeſp. ebd. 
1828. 8. ©. übr. Opern in fe Werfen 


$. 762. 


Das Lepte, was und noch vor der GSeſchichte der Poefie 
in Dänemark zu fügen übrig bleibt, geht den Roman an. 
Diefer Hat ſich aber erft in der neuehen Zeit zur Claſſicität 
erhoben; früher if darin nichts Beſonderes geleiflet worben, und auch 
die neuefle Zeit Hat eigentlih nur im Familienroman Vorzuͤg⸗ 
liches hervorgebracht. Zuerft verfuchte ſich hierin bie oft ſchon 
erwähnte Bieh1?), dann folgten ihr Emanuel Yalling”) aus 
Praͤſide in Seeland (1735 — 95), der talentlofe Philip 
Bremer’) und der wigige Anton Frank Zu‘) aus Bis 
borg (geb. 1766), Rahbdet’) fhrieb mit feinem gewöhn⸗ 
lichen Geſchick einige fehr gute Novellen, und auch Pram‘) madte 
mit den in bie Minerva gelieferten Erzählungen feinem ſonſtigen 
Rufe feine Schande; Laurids Krufe?) aber, ben wir oben 
ſchon als einen in Deuiſchland eingebürgerten Romantiler auführten, 
verdiente fi die erin Sporen durch eine miedliche Erzählung, 
die gegründete Hoffnung, Laurids Hafje‘) aus Stive (1737 — 
1816) endlich, der Meberfeger des Spitzbart, bat manches 

. Gute aus den Clementen dieſes Buches in fi Abergettagen. 
Beder Erederit Suhm’) und fen Nachahmer Samſoeꝰ) 
wendeten ſich dagegen einem ganı amberen Genre zu; fie be⸗ 
arbeiteten nämlich mit vielem Geſchick Die alien Sagen der 
nordifgen Bord, Auch Dehlenſchläger“) fchrieb einen 
Roman, vie Süpfsenfela (1846), der nis in viel Slack 


Grüße, Handbuch d. Literärgeſchichte. FII. 


978. Daͤniſche Poeſte. Roman. 


machte; Baggeſen's) Labyrinth, eine Schilderung ſeine 
Reifen, mit vielem Salze gewuͤrzt, if aber fein Roman, wis 
wohl eins: der beßen rzeugniffe der Proſa Dänemarks, Gten 
Steenfen Bliher”) aus Sium (geb. 1782), der Lieber 
feger des Oſſian, bat in feinen früheren Novellen, work « 
die Kreideufer feines Heimathlandes ZJütland malt, unendlide 
Naturwahrheit und einen wahrhaft Scott'ſchen Pinſel verraiken; 
allein von dieſem Boden entfernt, hört feine Urfprünglidfet 
auf, und jetzt iſt er kaum noch als Humoriſt zu erwähnen. Ingemann") 
wählte den hiſtoriſchen Boden, und feine Romane, z. B. Wal 
demar der Sieger, Eril Menved's Jugend, die Unterirdiſchen x. 
find (mit Ausnahme feiner Groͤnlaͤndiſchen Geſchichte, Kun 
nut und Naja, die unverbienter Weife ind Deutjde über 
ging) gerade nicht mißlungen zu nennen, können aber ul 
Haud’s!) claſſtſchen Roman , eine Polnifge Familie, ſich in 
gar feinen Vergleich einlafien. Eiche da zog plögli eine in 
der liegenden Bor erjhienene Rovelle: „en Hverdags⸗Hiſtorie 
(eine Alltagogeſchichte) Aller Augen auf fih, und bald folge 
von bemfelben anonymen Verfafler, unter dem man aber ieh 
Johann Ludvig Heiberg'%) mit Gewißheit vermuthet 
(obgleich Andere ihre Autorſchaft ſeiner Mutter, der Graͤfin 
Gyllenborg, ertheilen und ihn nur für den Redakteur haltın) 
eine Reihe von Novellen, die unbedingt neben Tied’s bei 
Arbeiten gefelit und als ‚die Prototype der Bremer'ſchen I: 
tagsgefhichten zu betrachten find. Reben ihm wird mit Kedt 
Chrifian Ferdinand Winther“) aus Fensmark, einem 
Dorfe auf Seeland (geb, 1796), deſſen wir oben fdon ge 
dachten und ber hen als Student ein berühmtes Studenlen⸗ 
lied: „Hier unter des Nachthimmels ruhigem Schatten ıc" (M 
ſ. Digte. gamle og nye 1846, p. 1 sq.) gefchrieben Halt 
den erfien Play einnehmen, den er fih in Deuiſcland zul 
mit feiner Novelle, der Beihifuhl (im Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1844. 
an 151), errang, Herp') ſchrieb 1887 fein beruͤhmtes, I 
Roamonform eingelleidetes Pamphlet gegen. die Dänifchen Liberalen, 
Stimmungen und Zuftände" betitelt, allen trop Der treffenden 


Eatire varnichtete der Inhalt feine, Boppfarität, Nun mag dt 





auch In. Deutſchland viel gefderte Hans Chriſti an Ander⸗ 





Griechiſche Poeſle. 91 


‚_20) Noveller. Mbho. 1834. 8. Ube og Hiemne, ebd. 1848. 8. (De 
Zoſeramad, Deutſch v. Boas, in d. e 1844, * 1. 
iefer. 5. 


21) Et Aaar i Kibhon. Kjbhv. 1837. IL. 8. Wortwllinger. ebd. 1830, 8. 


Noveller ebd. 1836. IV. 8. Kortmllinger. ebd. 1844. 8, , e 
v. Berfaffer. Epag. 1847. —* 8 Geſ. Werke, Deutſch 


22) Enten⸗eller. Kjbhy. 1845. 8. 


$. 763. 


Nachdem wir die Germanifhen Völker und ihre Poeſie 
befprodhen haben, wollen wir auf den attclaffifihen Boden, d. h. nach 
Griechenland, zurüdfchren und ſehen, ob unter der Türkifchen 
Zwingherrihaft das Land, welches den Bater der Dichter ges 
bar, ganz für die Muſen abgeflorden if. Daß dieß nie 
der Fall iR, hat neuerdings der gefelerte Sänger Alexander 
Sutſos in einer poetiſchen Epiftel an König Dito (Z/avop. 
ins EM. Bo. 11. ©. 61 ı.) in gebundener Rede nachge⸗ 
wiefen, und wir wollen jeht mit wenigen Morten einiger hiers 
her gehöriger Dichter gebenten. Wir Halten uns natuͤrlich nicht 
bei den zahlreihen Volksliedern!) der Neugriehen auf, allein 
wir Fönnen ſchon aus dem 17ten Jahrhundert ein romantifches 
Epos, Rhotocritod oder Grotofritos, weldes den Triumph ber - 
Liebe feleen fol und auf einer Arheniihen Volksſage des 
Mittelalters beruht, von Wizenzos Kornaros in gereimten. 
Berfen?), ein Schauerdrama des Georg Ehortayte?) aus 
Kreta, Erophile (nah der bekannten Novelle Guiscardo e 
Gismunda) und eine erotifhe Idylle im Geſchmacke Guarini's, 
die fhöne Schäferin von Rilolaud Drymitikos aus 
Apoforona (um 1620), fowie das allegoriſche Gericht eines 
Ungenannten, der Kampf der vier Elemente), und die erotifche 
Erzählung des Konkantinos Manou aus Eonftantinopel,. 
Kleanthes und Abrokome, allerdings im ſchlechteſten Italienifchen 
Geſchmacke geſchrieben, anführen‘). Aus fpäterer Zeit find das ſchoͤne 
Gericht Hella6”) des berühmten Gelehrten Leo Allatius, worin 
er bei Gelegenheit der Geburt des nachherigen Könige von 
Frankreich Ludwig XIV. die traurige Lage feines ſchoͤnen Bater« 
landes fhlldert, Jannazakys Tyantıie’d) aus Conſtanti⸗ 
nopel Streit der beiden Boöporusfühen über den Vorzug am 
Raturfhönhetten, ein ſehr ſchoͤnes befchreibendes Gedichi, des 


982 Griechiſche Poeſie. 


tztes Demetrios Karataffi”) aus Siatiſta in Macevonien 


mediciniſche Gedichte, die aber nicht yoetifcher find als bes 
Konfantinos Daponti!) CH 1787) geiſtliche und weis 
liche Poeſieen, des Alexander Kalphoglou Geriät übe 
den Zuſtand der Walachei, des Manthos Joannu vn 
Janina Gedicht über die Eroberung von Morea durch be 
Türten!!), und des Antonius Peladokli aus Mitylene 
jambifhe Gedichte). Auch ver einige Hoepodar der Wu 
lachei, Alexander Maurokordatos, hinterließ eine Anzahl 
frofliger Oden und Eyifteln, allein ald wahren geborenen Dihkr 
zeigte ſich zuaft KonftantinosRhiga6 aus Veleflino in Thefjallen 
(1753—-98), der befanntlih 1798 den ungluͤcklichen Berfud mad, 
fein Vaterland vom Türkifhen Joche zu befreien und, von dm 
Deftreichern ausgeliefert, zu Belgrad den Henkertod für feine große Idee 
erleiden mußte. Wer kennt nicht feine meiferhafte NRadahmung 
der Marſeillaiſe, Aevre naudes vuv Ellmvov x, die m 
winfürlih zur Bewunderung fortreißt? Nur eine andere, uni 
feinen Namen befannte Kriegehymne, S2 rore Talinxapıa k, 
Die aber von dem berühmten Bhllologen Adamantios Kr 
rais aus Chios (+ 1833 zu Paris im Häfen Lebensiaht) 
herrühren fol, if ebenfo populär, Rebt aber an Kunfhwerih 
höher), Nicht übel IR das Gedicht Zacharias Mayrudid, 


. der Traum ober ber Tod der Maria Ghika (Wien 1808), 


an welches ſich ein zweites Eleineres von ihm, das Heimweh, 
anſchließt, und ein politiſches Drama, der Ruffo-Anglo-Fran- 
zoſe“), wahrfcheintih nah 1812 von einem Anonymus gebidtd, 
worin befonders die Griechiſche Geiſtlichkeit und die genanntm 
drei Nationen fehr fchlecht wegfommen, Als Lyriker nimmt wegen 
feiner erotiſch⸗bacchiſchen Boefteen der nad Anakreon und de 
Franzöflfhen Chanſonsdichtern gebildete Athanafios Chri⸗ 
Ropulo6') einen ſehr hohen Plap ein, wem er ſich ass 
nur des ſprachlich rohen, niedrigſten Volksdialektes bedient hal, 
wogegen aber fein Drama Achilles für verunglüct amyehen 
iR. Sein Landemann Georg Sakellarios fehrieb- in heiligen 


Abſcheu vor ihm antibacchiſche Lieber, bie aber weniger Oil 


machten als feine patriotiſchen Befänge, und SatowatisRife? 
Rerulos") aus Gonfantinopel geb. 1778) ein fehr gr 


r 


I 
\ 
l 
\ 


Griechiſche Poeſe. 993 | 


lungenes fomifhe® Epos, den Raub des Truthahns (1816), 
worin er, freilih in Nachahmung von Boileau's Lutrin, das 
fehauderhafte Treiben der demoralifirten Phanariotenfamilie zu 
Gonflantinopel ſchilderte. Des Demetrius Gulzeli Ürtheil des 
Baris (1817), eine Nachahmung des Rhotofritoß, den auch Diontz 
fto Photinos nachzubilden verfuchte, iſt nicht gelungen. Auch der 
Aetolier Spyridon Trikupis“), der Verfafler des roman» 
tiſchen Gedichtes Anuos (1821) und Micael Perdiflart 
aus Koſani in Macedonien (+ 1831) gehören hierher, obgleich 
von des Lepteren zahlreihen Schriften nur feine Nachahmung 
bed Apulejiſchen goldenen Eſels, Ermilos, gedrudt if. Als 
Lyriker find qußer Konftantinug Kuskurulis aus Larlfin, 
der in feinen Roman, die Wirkungen der Liebe, viele Lieder 
einfiteute'?), die freilich felbf der Form nad ganz nah Stalle, 
nifher Manier dichtenden Zantloten W. Kalvos!”) und Div, 
nifios Salomos, beſonders was ihre patrlotiihen Oden 
(3.8. des Lebteren Hymne auf die Freiheit, bei Fauriel, Bd. Ir. 
p. 438 sq.) anlangt, fowie die, Angelifa Pali (ihre Oden 
befinden fi in Iten's Eunomia, Bd. II, p. 14 sq.) zu nennen, Unter 
den neueſten Dichternragt ale Epiker Alegander RhifosRangas 
wid?) (3. B. durch feine Epopden AcCondœvoç [die Geſchichte des 
Monimegrinifhen Moͤnchs Stephanos, eines der falſchen Be 
tee Mi] und Anuog x Elevn), als Lyriker Elias Tan. 
talidis?!), Joannis Stylitfis und ndlih Joannis D. 
Karatfhutfdas?), unter deſſen Dichtungen fih aber viel 
Politiſches vorfindet, hervor. Diefes Element herrſcht jedoch 
vorzugöwelfe in des Theodor Orphanidis*) aus Smyrna 
Satiren 4. B. den Tooforiig und Mevınnog), nod mehr in 
des Alexander Sutfos?* aus Eontantinopel politiſchem Sit⸗ 
tengemäle, I/avopauw ung Elladog, den Mevınnaa bes 
tigelten Satirn und dem romantiſch-politiſchen Epos, der 
Herumirtrende, am Meiſten aber in den Glegieen feines Bruders 
Panagiotis (Panagoe) Sutfos?), ver beſonders felt ber 
September Revolution (4. B. in den In feine Zettfärift Hrgıcn oen- 
seußpsov eingerüdten Freiheitshymnen) ultraradifal geworden if. 
Im Bade der poetiiden Euählung und Fabel verſuchte fi 
neuerdings. Alexander Sturza, und, überhaupt tritt an bie 





984 Griechiſche Poefie. 


Stelle der alten Bolfsbücher, wie beren 3. B. der Aleranda— 
roman, die Bearbeitung der Fuchs⸗ und Wolföfage und die 
Bermählung des Thefeus und der Emilia?) find, in welden 
letzteren Ginzelnes merfwürbig mit dem Shakſpere'ſchen Gomme: 
nachtstraum übereinfiimmt, jetzt durchaus das yolitiide Ele 
ment, welches allerdings am ſchoͤnſten aus den Epirotiſchen m) 
Theffalifchen Klephtenliedern beroorleuchtet. Diefes zeigt ſich foger 
in den beiden bebeutennfien Romanen der neueren Griechſchen 
Literatur, naͤmlich in dem komiſch⸗tragiſchen Gegenwarisroman 
E£ogiovog des Alexander Sutfos und dem Aeavdın 
feined Bruders Banagtotis S,, der in Briefform und ganı 
in der Manier der Vltime lettere di J. Ortis elegiſch⸗tragiſch 
gehalten iR. Ganz zu demfelben Zwede bedient man fi auf 
der dramatifhen Form. So find denn des Nikolaus Pi 
folo8 aus Turnawo in Theflalien, der auch fonft als lie: 
ſetzer (eine Sammlung feiner Ueberfegungen heißt: Dilouaroor 
ITegepya, Paris 1838) von Bedeutung IR und ein recht huͤbſdes 
Debut mit feine am 28. Februar 1818 auf dem Grlehliden 
Theater zu Odeſſa aufgeführten Neugriechiſchen Bearbeitung id 
Philoftet von Sophokles machte, Trauerfpiel, der Tod bed Dr 
moſthenes (aufgeführt den 7. September 1818 ebd.), und des 
Leucadioten Joannis Sabelios Timoleon (Wim 1828). 
dem fi neuerlich fein Konſtantin Paläologo® und Rhigas an 
reihten, felbft des Rifos Nerulos Polyrna und Aspafa”) 
Iedigli zu diefem Zwecke ˖ geſchrieben. Allerdings waren Bil: 
folo® und Nerulos Gtüde nad antifen Muſtern gearbeild, 
während 3. Sabelios von Sta. Maura die leidige ſtarre Ro 
nierirtheit Alfieri's zum Vorbilde wählte, Nicht mißlungen ih 
der Schweſter des Andriſchen Sokrates, Theophilos Kant, 
Euanthia Rikiratos*), worin die traurige Kataftrophe ven 
Miffolunghi 'gefchiidert wird, beſſer aber das politiſch⸗patriotiſche 
-Droma, der Borabend (ein erdichteter Auffland ber GSriechen zu 
Rhigas Zeit), von Rangawis, welder au ein romantiide 
Drama, Phroſyne (Muktar Paſchas gleichnamige Gelieht 
welde auf feines Vaters, des befanntm Ali Paſcha, Url 
srtränft ward) lieferte), hochpoetiſch der Marcos Bozarid dr 
Wlegander Sutfos und das mufifhsthränenreige Iriit 





Griechiſche Pole " 988 


ungenes komiſches Epos, den Raub ded Truthahns (1816), 
worin er, freilih in Nachahmung von Bolleau’s Lutrin, das 
chauderhafte Treiben der bemoralifirten Bhanariotenfamilie zu 
Sonflantinopel ſchilderte. Des Demetrius Gulzeli Urtheil des 
Paris (1817), eine Nachahmung des Rhotokritos, den auch Dioni⸗ 
to Photinos nachzubilden veiſuchte, if nicht gelungen. Auch der 
Aetolier Spyridon Trikupio“), der Verfaſſer des roman⸗ 
tiſchen Gedichtes Anuos (1821) und Michael Perdikkari 
aus Koſani In Macedonien (+ 1831) gehören hierher, obgleid 
von bed Letzteren zahlreichen Schriften nur feine Nachahmung 
des Apulejlihen goldenen Eſels, Ermilos, gedrudt if, Als 
Lyriker find qußer Konftantinug Kuskurulis aus Larifia, 
der in feinen Roman, die Wirfungen der Liebe, viele Lieder 
einftreute'?), die freilich felbR der Form nah ganz nad Jtalie⸗ 
nifher Manier dihtenden Zantlioten A. Kalvos') und Dio— 
niſios Salomos, befonders was ihre patriotiihen Oben 
(3.8. des Lepteren Hymne auf die Freiheit, bei Fauriel, Bd. IT. 
p. 438 sq.) anlangt, fowie die, Angelika Pali (ihre Oden 
befinden ſich in Iten's Eunomia, Bd. II. p. 1A sq.) zu nennen. Unter 
den neueſten Dichtern ragt ald Epiker Alexander RhiſosRanga⸗— 
wis”) (3. B. durch feine Epopden Anonluvog [die Geſchichte des 
Montenegriniihen Moͤnchs Stephanos, eined der falfhen Pe 
ter IL] und Anuog x Elevn), ale Lyriker Elias Tan⸗ 
talidisy, Joannis Skylitfis und endlich Joannis D. 
Karatfhutfhas?”), unter deſſen Dichtungen ſich aber viel 
Politiſches vorfindet, hervor. Diefes Element herrſcht jedoch 
vorzugswelfe in de8 Theodor Drphanidis”) aus Supyrna 
Satiren @. B. den Tooforng und Mevınnog), nod mehr in 
des Alerander Sutfos?*, aus Kontantinopel politiihdem Sit⸗ 
tengemälde, Ilavopaua zung Elladog, den Mevınnaa bes 
titelten Satiren und dem romantifch »polltiihen Epos, ber 
Herumirtende, am Weifien aber in den Elegieen feines Bruders 
Panagiotio (Panagos) Sutfos”), ver befonders feit der 
September Resolution (z. B. in den in feine Zeitſchrift Hl rgırn ven- 
teußpsov eingerüdten Freiheitshymnen) ultraradikal geworden if. 
Im Bade der poetifhen Erzaͤhlung und Babel verfuchte fid 
neuerdinge Wierander Sturza, und, überhaupt tritt am bie 








986 | Stavifche Poefie. 


: 13) Beide Geb. gr. u. deutſch b. Elliſſen Polyglotte. Bb. I. p. 34 mg. 

14) Ausz. b, Iken Eunomia. Bbd.I. p. 60 sq. Elliffen. 3d.1. 1.326 sq. 

15) Xonor. Aupıxa. Paris 1831. 8. Avpıza. Vindob. 1818. 8. 0 
veos Ellnyıxos Avaxpewy. Vindob. 1822. 8. (m. deutſch. Ucberf.) Leben. 
fe gegen Elliſſen's Lob a. a.D. p. 351 sq. Sander’s Volksl. d. Reugriechta 
p- 288 sq. 

16) Aprrayn ns Kovoxes. Vindob. 1815. 8. 

17) S. Brandis Mittd. a. Griechen!. 3b. IH. p. 87 2q. 

18) ’Eoozos anoreleouerae. Wien 1809. 8. 

19) H Avpa. Genf 1824. 8. La Iyre patriotigae de la Grèce. 
Paris 1824. 8. Kalßov xaı Xonoronovlov Avoe. ib. 1826. 8. Mehr. a 
b, Kind Neugr. Anthol. Bd. I. p. 88 aq. u. Kreiheitstieder. p. 1-13. 

20) Anuos x Eleyn. Rauplia 1831. 8. (Deutſch von Lehner. Reuburg 
0. d. D. 1834. 8.) Aıayopa nroımuara, Athen 1837—40. II. 8. cf. Sliffe 
a. a, D. p. 332 sq. 413 sq. Kind, Neugr. Anth. Bd. I. p. 108 8q. 

21) Iloınuara. Athen 1839, 8. 

22) Movoa Inlafovoe, Hermupolis (aufSyra) 1840. 8. Avon. Alten 
1839. 8. "Ewäıyar uelmdını. ebd. 1846. 8. 

23) Mevınnos. Athen 1836—87. II. 8. O Toforns. ebd. 1810. 8. 

24) O 8£ogıoros zov 1831 2rovs. Athen 1835. 8. 0 egınlaranse. 
ebd. 1839. 8. Havopaua ns Ellados. Nauplia 1833. 8. m. Annerf. v. 
Kind. Lpzg. 1835. 8. ITavopaua ıns Ev Adnvuns avvelcsvasıns. ebd. 18% 
8 cf. Bl. f. d. Litt. d. Ausl. 1839. p. 247 aq. 255 sq. 1840 p. 65 4 
Elliſſen p. 394 sq. Brandis. 3b. III. p. 90 sq. 

25) ©. Elliffen p.405 3q. — Poesies nouvelles des frères Soatza. 
Nanplia 1838. 8. Tloınasıs. ebd. 1831. 11. 8. O Acavdoos. ebd, 1835. & 
(Audz. in d. Mag. f. d. ‚Lit. d. Ausl. 1888. nr. 94 sq. cf. Bl. f. d. Lit. 
d. Aust. 1839, p. 73 sq.) ‘O Meooıns ij ra nadn Insov Xouorer. (db. 
1839. 8 H xıdapa 7 ovlloyn Tuy veny Avpızay zus zomasey. (bi 
1835. eo 

26) Onoeos xaı 'Eunlıos yauoı, Vineg. 1527. 4. m. Holsfän. 

27) Toeyodın Oimvyızn Aoncoıa. Vindob. 1813. Lips. 183. 8 
(Proben in d. Bl. f. d. £it. d. Aust. 1837. p. 357. 362. 368 sq.) 

5 28) Nıxıgaros. Rauplia 1826. 8. (©. BI. f. d. Lit. db. Aust 188. 
p. 85 sq. 
28) Ausz. im Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. nr. 94 sq. 
30) Web. d. politifche Poeſie d. Reugeiechen überh. f. Sanders in Prußs 
lit.shift. Taſchenb. 1848, p. 171 sq. u. Volksleben d. Neugriechen. Mans). 


B8 


$. 764. 


Wir kommen jeht zu der Geſchichte der Stavifda 
Poeſie und werden und natürlih vorzugswelfe mit ver Ruf 
ſiſchen, Polniſchen und Böhmiſchen zu befhäftigen haben, nad 
dem wie jedod zuvor einen kurzen Blick auf die übrigen 
noch hierher zu ziehenden Rattonen geworfen haben. Wir wol 
daher hier gleich einige Worte über die Serbiſche Pod 
vorausfhiden. Dieſe beficht größtentheild aus DBollsr um 
Heldentievern, die vorzüglich in drei Sagenfreife zerfallen 








Serbifche Poeſie. 987 


nämlih in den bes Czar Duſchan, des Czar Razar und des 
Marco Kraljewitfh, wozu in neuerer Zeit noch ein vierter mo⸗ 
derner von Cyerny Georg gekommen if. Die Zeit ber Ent 
ſtehung dieſer Lieder, die man wie die Homerifhen Gefänge 
recht gut als Rhapſodieen eben fo vieler cykliſchen Gedichte 
anfehen kann, if ungewiß; wahrſcheinlich find fie aber ziemlich 
gleichzeitig mit den von ihnen gefelerten Helden. Fortgepflanzt 
haben fie fih früher nur mündlih, indem ſeit den älteflen 
Zeitm bis auf heute gewifie herumzichende Bolfsfänger (Slie- 
pacz, eigentiih Blinde, weil die meiſten dieſer Barden blind 
find) ganz wie die Homerifhen Rhapſoden ihr Leben damit 
ftiſten, daß fie für gute Bezahlung und freie Zehrung in den 
Häufern oder bei Feten und fonfligen felerlihen Gelegenheiten 
einzelne Stüde aus jenm Heldencykeln bis zu 1500 
Berfen zur Guzla recitirend vortragen und fo diefe Lieber, freis 
lich in verfchiedenen DBerfionen und Redactionen und öfteren 
Wiederholungen vom Bater auf den Sohn fortpflanzen‘). Die 
heroiſchen Gefänge von einer gewiſſen Länge heißen pisme, 
piesne, pojche, popjevke, popjevkinge (von pojti oder pjevati 
fingen), die kleineren, größtentheils erotiſchen, von Frauen gebichz 
teten und meift auch nur von ihnen gefungenen Lieber heißen saczinka, 
Gereimt find fle faſt nie, gewöhnlich find jedoch die heroiſchen in 
zehnſylbigem trohäifhen Versmaß gedichtet, die erotifchen aber haben 
ganz verfhiedene Metra, ja zumellen fogar dramatifde Form. 
Neben dem unermübliden Sammler bdiefer Lieder Wuk Stes 
fanowitfh (gm. Karadgiſch) aus Trſchitſch (geb. 1787) 
erwähnen wir noch Sime on Milutinowitf aus Sarajewo 
(geb. 1791), weil er in feiner Serbianka (Rpyg. 1826. IV. 12.) den 
Ton derfelben vollfommen traf. Inneuefler Zeit, denn auf andere 
Arbeiten der Gegenwart hier Rüdfiht zu nehmen, verbietet der 
Raum, hat der Vladika von Montenegro, Peter Petrowifd, 
eine Gedichtſammlung geliefert, unter der fih eine recht leid⸗ 
lihe Ode auf den Kalfer Nikolaus findet, und die zugleich als 
erfier Verſuch der von ihm in feinen Bergen eingeführten Buch⸗ 
druckerkunſt merkwuͤrdig iſt?). 


1) Serbiſche Volkslieder und Heldenmaͤrchen, uͤberſ. v. W. Gerhard in 
ſ. Ged. Lpzg. 1826- 28. Bb. III. u. IV. Wolkslieder ber Serben, metriſch 


988 Ruſſiſche Poeſt e. 


überf. u. hiſt. eing. v. Talvj. Halle 1825-26. 1835. II. 8. Serbiſche Bo; 
lieder ins Deutfche überf. v. 9. v. Goetze. St. Petersb. 1827. 8. GSerbiſche 
Volksl. gefamm. u. ans’ Licht gezog. v. Wolf, Stephan's Sohn (ul ei 
phanowitih) von der Bamilie Keragich und vor Alters herſtammend au 
Petniga, Bezirk der Drobejafen. £pag. 1823—33. IV. 8. — 
Volksi. gefamm. u. hrsg. v. Vuk St. Karadzic. Wien 1844 45. 8. 
(Serb.) — cf. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1832. nr. 123—12. di 
Vorlef. über die Slaviſche Lit. (Lpzg. 1843.) Bd. I. p. 181—300. 


2) IYCTUHAK IETMHCKH IIETHHB 1834. 8. 


$. 765. 


Wir geben febt zur Ruſſiſchen Boefle fort, beren cl 
genilicher hiſtoriſch begrünbeter Anfang, nimmt man einem 
Volkslieder aus, woran bie Ruſſen, wie. alle Slaviſchen Bolter, 
nicht arm find, nicht vor dem Jahre 1613 fallen fann, in welchen 
bekanntlich das Haus Romanoff unter dem Cjzar Michael den 
Kaiſerthron beſtieg. Seit dieſer Zeit nämlich kehrte mit ber 
wieberhergeftellten Ruhe im Innern natürlid auch wieder mehr 
wiſſenſchaftlicher Sinn ein, der beſonders von dem Clerus Klein 
und Weiß⸗Rußlands angeregt warb, welcher bei weitem gebiet 
war ald der des eigentlihen Rußlands, freilich aber auf 
dur feine Verbindung mit außen Solöcismen, vorzuͤglich aus 
dem Bolnifhen, in die Sprache hineintrug und fo die frühe 
Reinheit berfelden trübte. Als erfler bedeutenderer Dichter till 
jedoch der „Erzieher des Gar Feodor, der Mönd Simeon 
Petrofsty Sitianowitſch Polozky aus Polozk (1628 
— 80), hervor, welcher Schaufptele verfaßte, die von der Pin 
gelfin Sophia (1656— 1704), die ſelbſt als tragiide Die 
terin genannt wird, und ihrem männlihen und weiblichen 
Hofftaate aufgeführt wurden. Jedoch "war dieß nicht ber erft 
Verſuch im Drama in Rußland, denn ſchon früher hatten fd 
die Kiewer Studenten während der Ferien oft das Bergnügm 
gemadit, auf den Dörfern und in ben Städten des fünliden 
Rußlands herumzuziehen und daſelbſt Schauſpiele aufzuführen, 
deren Inhalt allerdings, was fih von den Gliedern cin 
geiſtllchen Univerfttät, wie Kiew war, von felbk verficht, dr 
Bibel entnommen war, wenn es auch an obligaten offen mm) 
Grimaſſen dazu nicht gefehlt haben mag. Bald famen abe 
dergleichen Darſtellungen auch an ben Hof, und unter Gm 





Ruſſiſche Poefie. 959 


Alerts fpielte eine Deutfhe Truppe Judith und Holofernes, 
wobel auf Drehorgeln, Gelgen und Blasinfirumenten gefpielt, 
fowie auch getanzt ward, Freilich hörte, als Peter der Große 
die Zügel der Regierung in die Hand nahm, das Komöpien- 
fotelen bei Hofe auf!), denn befanntlih mußte die Brinzeffin ins 
Kloflee wandern; allein dafür that der große Monarch nad 
feiner Ruͤckkehr aus der Fremde unendlich viel für die Wiſſen⸗ 
fhaften, indem er mehrere Schulen und Buchdrudereien errichtete 
und das Wiphabet veränderte und verbeflerte. Seine Nachfol⸗ 
gerin Katharina I. (172527) gründete eine Afademte ber 
Wiſſenſchaften, an die fie eine Anzahl berühmter Gelehrten aus 
dem NAuslande zog. Ja felbft die Grrihtung der Kadetten- 
ſchule (1732) unter der Kaiferin Anna (1730—40) war für 
die Wiſſenſchaften nidt unerfprießlih, denn nicht bloo gute 
Generale wurden ba gebildet, fondern au Didier, 3. 3. Su 
marofoff und Ozeroff, gingen ans ihr hervor. Bebeutende 
Dichter fallen allerdings nicht in dieſe Zeitz wir nennen daher nur 
den Erzbifhof von Nowgorod Theophanes Prokopowitſch 
aus Kiew (1681—1736), den Vater der Ruſſiſchen Kanzel» 
berebtfamfeit, obgleich auch feine poetifhe Epiflel an den Fürften 
Antiohus Dmitrijewitſch KRantemir?) nur durch dm- 
Ruf des Lepteren mit auf und gefommen if. Diefer, ein Abs 
tommling Tſchingis⸗Khans (geb, 1709 zu Conftantinopel, gefl. 
1743), der Freund Montesquieu's, hat und Oden, Babeln 
und einige Ueberſetzungen hinterlaffen, verdankt aber feinen Ruhm 
ale Dichter nur felnm Satiren im Geſchmack des Horaz und 
Botleau, die zu dem Beten gehören, was die Nuffifche Literatur 
überhaupt hierin aufzuweiſen hat, und unter denen ſich vorzüglich die auf 
die Unzufriedenheit des Poͤbels mit Beter’6 1. Verbefierungen auszeichnet. 
Demetrius der Hellige, Metropolit von Roftoff (1651 — 
1709), ſchrieb mehrere geiſiliche Schaufptele, welche die Studenten 
felneö Sprengels darſtellen mußten (3.8, die Geburt Jeſu Chriſti, Die 
Auferfiehung 2c.), was bekanntlich der ſchon genannte Ueberſetzer der 
Palmen, Simeon aus Polozk (3. B. m feinem Nabuchodonoſor) 
früher bereitöverfucht hatte, Dieß waren alfo olmgefähr die Vorbilder, 
nad denen ſich em nei auffieigender Dichtergeiſt richten Tonnte, 
und Tdber kann man von ihnen fagen, daß fie eher negative 


990 Ruſſiſche Poeſie. 


Muſter warn. Dennoch rang ſich aber das Genie des aım 
Fiſcherſohnes Michhael Lomonoffoff?) (1711—65) au 
dem Dorfe Deniſſoweka bei Archangel, den man fpäter nit 
mit Unrecht den Ruffiiben Malherbe nannte, aus dem Drudı 
bed ſchlechten Geſchmackes und der Mittelmäßigfeit empor, nad 
dem Simeon’d Pfalmenüberfegung feine Phantaſie begeiftert und 
des gelchrten Philofophen Wolf, unter deſſen Leitung feine auf 
ihn aufmerffam gewordene Regierung ihn gegeben hatte (1.736), 
Scharffinn feinn Kopf aufgehelt hatte. Aus Deutihlan 
fandte er (1739) feine berühmte Ode auf die Einnahme von 
Khotin dur die Ruſſiſchen Heere, welde allgemeine Bavundır 
ung erregte, nad Peteröburg und ließ dann noch andere auf 
gezeichnete lyriſche Dichtungen (4. B. die Oden auf die Schlahht 
bei Bultawa, den Frieden ıc.) folgen, die jedoch durchaus im 
Geiſte der damaligen Franzoͤſiſchen Schule, befonders I. 2. 
Rouſſeau's, waren. In der Epopoe verfuchte er ſich auch (zB. alt 
feiner, freilich aber unvollendeten Petrive), allein fowohl hier als in 
Trauerfpiel (3.8. mit Tamire und Selim, Demophon) erntde a 
nicht den Ruhm, den ihm feine berühmte Lobrede auf Peter dan 
Großen für die Akademie, feine Abhandlung über vie Bert 
. famfeit und feine Regeln über die NRuffiihe Verolehre, ſowie 
feine Ruffifde Grammatik, die erfle, welche es gab, einbradte. 
Er bewies darin, daß das Altflavifhe immer die Baſid de 
Sprade bleiben müffe, und arbeitete dabei beſonders auch darauf 
bin, das in diefelbe übergetragene Fremdartige wieder zu ver 
Drängen. Als gleichzeitig muß noch der Ucherfeper von Popeb 
Menſchen, Nikolaus Bopofsty (1730 — 60) genanni 
werben. | 

Endlich faͤllt in diefe Zeit auch noch die eigentliche Eat 
ſtehung des Ruſſiſchen Theaters; denn nachdem unter der Kab 
.ferin Anna der Hof fi (feit 1730) nur an Italleniſchen un 
(feit 1738) an Deutfhen Schauſpielen ergöpt hatte, Reltm 


enblih (1748) die Cadets vor der Kalferin auf Veranlofun 


ihres Gouverneurs Alerander Petrowitfh Sumarofofl‘) 
aus Moskau (1718 — 77) ein Stüd "in der Landesſprate 
bar, und als dieß berfelben gefallen und fie gehört Hatte, daß 
Theodor Volkoff aus Koſtroma (+ 1763) zu Sarodlm 





” — Ruſſiſche Poeſie. 991 


ein Theater errichtet und eine Scaufpielertruppe zuſammen⸗ 
gebracht hatte, mit der er die obengenannten Stüde ded Demetrius 
aufführte, fo Heß Eliſabeth denfelben nah Petersburg kommen 
und daſelbſt unter Eumarokoff’s Leitung ein Theater herfiellen 
(f. die Verordnung der Regierung vom 30. Aug. 1756), dem 
bald darauf (1759) ein zweites Nationaltheater zu Moskau 
folgte. Er ſchrieb achtzehn Trauerfpiele in Racine's Manter, 
unter denen der falfhe Demetrius und Zemire die befannteften 
find, ſowie ſechs Luffpiele, ebenfalls in Verſen, unter denen 
man den Wucherer am Höchſten ſtellt. Sie find, abgefehen 
Davon, daß fie auch die erfien gedruckten Ruſſiſchen Theaterprodufte 
find, nicht ohne Talent geſchrieden, allein es fehlt ihnen die 
gehörige Bühnenfenntniß, und hätten fie nicht größtenthells 
populär:nationale Sujets, fo mürden fie furdtbar langweilig 
fein. Letzteren Vorwurf Fonnte aber ſelbſt der Nationalſtolz 
Rollin's Schüler Wafftli Kirilowitſch Trediakoſoky aus 
Afrahan (1703 — 79), dem Berfafler ver Deidamiga, nicht erfparen. 
Letztere iR eine wahre Mißgeburt dieſes Ueberſetzers des Telemach, 
aus deſſen Telemachide fih Später die Kaiferin Katharina IE. 
von denjenigen Verfonen ihrer nädften Umgebung, die fi} ir⸗ 
gend ein Berfehen hatten zu Schulden kommen laflen, ‘zur 
Strafe eine gewiſſe Anzahl von Berfen vorlefen ließ. Uebrigens 
iſt derfelbe Dieter noch dadurch merkwürdig, daß er aus Op 
pofition gegen Lomonoſſoff's Bevorzugung des Großruſſiſchen 
Dialekts in feinen Trauerſpielen, die übrigens nichts als loder 
zufammengefügte Scenen fleifer Hof-Etiquette find, das fübliche 
Altſlaviſche wieder zur Bücerfprade machen wollte, 

1) Ueber d. Geſch. d. Ruff. TH. ſ. Hangold, Weränd. Rußl. Bd. I. p. 
288 eq. Illuſtr. Theat.sdeitung 1846. nr.30 u. 31. Otto, in d. — Sei. 


1826, 22. Juni. Mog. f. db. Lit. d. Ausl. 1836, nr. 48. Jorba Slaw. 
Jahrb. 1836. Bd. IV. p. 54-56. Bd. I. 1843. p. 29—33. 88 


2) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 118. Jordan, Bdb. II. 
157—159. — e Satiren. Ruffifh. Petersb. 1762. 8. Ad Satiren in Deutf e 
Verſe überf. v. H. Eb. Er. v. Spüler. Bert. 1752. 8 

3) Werke, II. Ag. Moslau 1803. VI.4. ©. Shlögers Leben. Erſt. 
vn p- 217 aq. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr.47. Jordan, Bd. IT. 


4) G. Petersb. —— Septbr. 1776. Maͤ 1778. ar. XDI. — Werke. 
Ruff. Petersb. 1787. X. 8. — Sinave et Trouvore, trag. russe en 
vers trad. p. Dolrorouky. Petersb. 1751. 8. Semire, trag. trad. e 


992 Ruſſiſche Poefe. 


prose franc. p. Dolgorouky. ib. s. a. 8. Thöätre tragique trad. da 
russe en pfose freng. p. M. L. Pappedopeulo,. Paris 1801. Il. & 
Choix des meilleurs morceaux de la litt. russe trad. en franc. p. 
Pappa do Poulo et P- le C. Gallet. Paris 1800. 8. (enthaltend it 
Falſchen Demetrius u. den Wucherer.) 


8. 766. 


Lomonoſſoff's Vorgang und Muſter führte nothwendig n 
Nachahmungen, und fo bildete ſich eine foͤrmliche Schule nad 
ihm, aus welcher ihm jedoch Keiner gleichkam. An der Spiße 
derſelben ſeht Waſſilj Petrowitſch Petroff!) aus No 
fau (1736— 99), der Verfaſſer einer metriſchen Ueberſeßung 
von Virgil's Aeneide, beſonders als Odendichter berühmt, als 
welcher er votzuͤglich darin einen Schritt vorwärts that, daß a 
Ach nicht mehr auf alleiniges Anſingen des Staatsoberhaupies 
beſchraͤnkte, wie ed Lomonoſſoff gemacht hatte, ſondem aud 
mehreren feiner berühmten Mitbürger dieſe Ehre zu Theil wer 
den ließ. Neben Ähm ſteht Michael Matwejewitid 
Eherastoff) (1733—1807). Er lieferte zwel heroiſte 
Helvengebichte In gereimten ſechsfuͤßigen Alexandrinern, nämlid die 
Auffiade, worin er die Eroberung Kaſans durch Gar Iwan. 
fildert, und Wladimir, worin er die Einführung bed Chriftn⸗ 
thums in Rußland feiert, außerdem ein beſchreibendes Gevift, 
die Schlacht von Tſchesme, zwei didactiſche Gedichte, die Früfle 
der Wiſſenſchaften und das Weltall, eine poetiſche Erzählung 
der Eyar oder das befreite Rowogorod, und ein Zaubermärdn, 
Bachariana (die Lügenfchmiede) oder die Unbekannte, fowie ein 
Anzahl moralifcher, amacreontifher und Feſt⸗Oden. Alle dieſe 
Arbeiten, fowie feine Thränenflüde (1. B. fein Boleslav) und 
feine Luſiſpiele (3. B. der Haffer) wurden gu feiner Zeit füR 
vergöttert, find aber jetzt mit Recht vergeflen. Zu derſelba 
Squle gehoͤren noch der Ueberfeper des Offian (1792) un 
einiger Gefänge der IHade, Jermil Iwanowitſch Kofrofl) 
(+ 1796) mb Waſſili Jwanowitſch Maitofft (e- 
um 1725, gefl. 1778), Berfaffer zweier komlſchet Epepoen, 
Eiykum oder der erzümte. Bacchus und das L’Hombrepkl 
die nit ohne Werth find, 


— — — — 


Ruſſiſche Poeſie. | 993 
neb. d. Schul ban, Geld. d. Ruſſ. 8 1846. 
_ RyA, e FRE Me [ Jorban, D 8 uff. Lit. Lpzg. p. 4 sq. 


2) Die Roſſiade. Mosk. 1785. I. Gef. uͤberſ. in KRichter's uff. 
Miſc. Bd. I.) Wladimir, ebb. 1786. 8. III. A. 1800. 8. Der Pilger ob. ð. 
Glückseritter. ebd. 1795. 8. Die Krücte der Wiflenfchaften. ebd. 1761. 8. 


Der Ba Bar ober das befreite Rowogorod. ebd. 1800. 8. Bachariana. ebd. 
1 


3) Vermifchte Gedichte. Mosk. 1802. II. 8. 
4) Werke, Petersb.. 1809. 8. 


$. 767. 


Wir fommen jebt zu dem zweiten großen Dichter Ruß⸗ 
lands, zu Gabriel Romanswitfh Derfhbawin!) aus 
Kofan (1743 — 1816), einem Wanne, der zwar durchweg den 
Mangel einer wiſſenſchaftlichen JZugendbildung vermiffen läßt, aber 
dafür eine Originalität bietet, welche Lomonoſſoff trop feines 
Studiums niemals erlangt hat, und außerdem mit einer wahre 
haft großartigen Phantafle begabt IR (was z. B. feine Ode auf 
Alexander I. zeigt), Am böcflen ſteht er als Odendichter, unb 
außer feiner in die meiften lebenden Sprachen, ſelbſt in das 
Chineſiſche, uͤberſetzten Ode an Bott (Deuiſch in den Bl. für 
die Lit. des Ausl. 1840. nr. 1.), find befonders nod feine 
wahrhaft granbiofen Oden an die Ruſſen nah ber Einnahme 
von Jsmalloff, auf den Tod des Fuͤrſten Metiſcherski, an Felicia, 
auf einen Waflerfall sc. hervorzuheben. Dabei if er Im leichten 
Liede ein Ruffifcher Anacreon, ohne doch je die lieblichen Berfe des 
leichtfertigen Tejer's gelefen zu haben. Auch als freimüthiger 
Satirifer verdient er einen ehrenvollen Platz, obwohl fein 
Better und Nachahmer Waſili Waſſiljewitſch Kapnif?) 
(1756—1823), der durch Studium älterer und neuerer Mufter 
das ihm fehlende Talent zu erſetzen fudte, oft nody viel weiter 
geht (3. B. im feiner Ode auf die Knectſchaft, die feine Deutſche 
Genfur durchlaſſen würde), Auch Hippolyt Theodoro⸗ 
witſch Bogdanowitſch)) aus Perewolotihna (1743 — 
1805) verdient bier einen Plab wegen ſeines berühmten ror 
mantifhen Gedichtes Duschenks (einer Art Ueberfegung des 
befannten Gedichtes von La Fontaine: Pſyche), an dem man 


nur die Verbindung der antiten Mythologie mit dem Rufflichen 
Gräfe, Handb. d. Lirerärgerhichte. III. 63 


ke 





994 Muffifche Poeſie. Drama. 


Märkten audfegen kann, mas er übrigens durch feine leidt 
- natve Erzaͤhlungeweiſe und feine anmuthige Berfiftention wiede 
vergefien mat. Endlich verdient der Sadfe Iwan Imancı 
wirſch Chemniger*) (1744 — 84) volfommen den Kamen vi 
Ruſſiſchen Gellert, denn er bat von dieſem jene zu Ha 
gehende Gutmüthigkeit und jene redliche Sitieneinfalt, die feine 
Fabeln für immer zum Vollsbuche gemadt haben, übentift 
ihn aber bei weitem an Geſchick, ©rgenfände aus dem Ru— 
fiften Soctalleben unter dieſem heiteren Kleide zur Beſpretung 
zu bringen, 
N) Werte Petersb. 1810—15. V. 8. ebd. 1834. 1843. 1845. TV. 8. 6. 
Jordan im Otei. Zapiski 1843. 9. II. u. IH. 


2) Dden. St, Petersb. 1806. 8, 


3) S. Karamfin Werke. Bd. VIII. — Werke. Most. 1809-10. N. 
ebd. 1818. IV. & 


4) Basni ij Skazki. Petersb. 1778. III. &X. ebd. 1799. IM. 8. ı#. 
1819. 111. 8. Fables et contes de Kh. trad. du Russe p. Mask 
Moscou 1830. 8. 


* 


. 768. 


Was das Drama waͤhrend dieſer Zeit anlangt, fo bit 
wear Gheraskoff!) mehrere Trauerfpiele gefchrieben, unter 
denen Borislaff (1774) am Hödften geflelt wird, Kapnil 
fonar einen Berfub in der anıfem Tragödie durd feine Ant 
none (1815) au Tage aefördert und Rifolaus Perromttld 
Nikoleff (1758—1816) ebenfals Mandes im magiſta 
Genre (1. B. Eorena, 1781) geſchrieben, aber in Bewy auf 
die Reinheit des Styls bat Jakob Bortfowirfh Kntd 
fbnin?) aue Pifom (1742— Hi) dod alle feine Borgängt 
überr offen, ob er gleih an innerem Gehalt feiner Erüde mil 
hinter Sumarokoff, dem man ibn an die Seite gefept Mil, 
zurüdftebt, denn er ift nicht blos ſcawülßig und froftig, fondem 
er bat aub die böfe Gewohnbeit, die ſchönſten Stellen Ru 
eine’ und Boltaire’s fih anzueignen und fie in feinen Traum 
fpielen (4. B. in der Dido, Sophonisbe ıc.), freilid immer a 
unpaflendem Orte, anzubringen, denn den, Triumpb, da 
mit feinem Roslaff errang, verdankte er eigenilich nur Dal 
treffstj's meifterhaftem Spiel, 





Ruſſtſche Poefie. Drama, Roman. 995 


Beſſer gedieh das Luflfpiel; denn wenn auch Kapnif’s’) 
„Shicanen” im Ganzen nur theilmweife gefielen, wa8 wohl darin 
lag, daß das furdtbare Unwelen in der Ruifiihen Zuflz zu 
offen darin aufgededt war, wenn Kniaͤſhnin's Brahler in 
Verſen, obwohl Nabahmung von Brueys' Important, fon 
mande originelle Züge bat, fo if do von Wifin’s*) 
(1745—92) Nedorosi (Mutterföhbnden?) unbedingt das befle 
Luſtſpiel, welches die Ruffiibe Literatur überhaupt befigt, denn 
ed geißelt mit einem unnahahmlihen Humor bie verkehrte Ers 
zichungswelfe und die leidige Hofmelfler- Erziehung, wie fle In 
Rußland Mode if, In dieſelbe Zeit fallen noch Alex ander Klu« 
ſchin's Spott und Unglück (1759) und Wladimirowitſch 
Jefimjeff's (+ 1804) Verbrecher aus Spielwuth (1788), 
beide in Verſen. Gin bloßes Curioſum iſt ein von der 
Kaiferin Catharina II. In veutſcher Eprache gefhriebene® und 
von einem ihrer Serretäre zur Aufführung bed Hofe in’s Ruf 
ſiſche überfegtes Luftfpiel®). 

Was die Oper anlangt, fo hatte bereitd 1764 Su⸗ 
marofoff in der Alcefle und In Gephalus und Profris die 
Italieniſcher) Manier gewählt, und Kniäfhnin, der Lieber 
feger von Metaflafio’8 Clemenza di Tito, wendete dieſelbe 
auch auf die komiſche Oper an, und zwar nidt ohne Blüd (5.2. 
im @elzigen, im Unglüd in der Kutſche x). Allein der erfle 
eigentlich originelle Ruſſiſche Operndichter, wenn man ihn nicht 
lieber einen Bauderilifen nennen will, iR unbedingt Alexan⸗ 
der Aniſſimowitſch Ableffimoff (+ 1784), deflen fos 
mifhe Oper Melnik (der Müller) zu Mosfau (1779) 27 
Mal hinter einander gegeben ward und noch heute, well fie 
ein Adıted Ruſſiſches Volksbild if, ergötzt, wenn aud der bes 
rühmte Krutizki, der den Müller gab und in diefer Rolle wahr» 
baft Furore machte, längR (feit 1803) todt iſt. 

Bom Roman fann eigentlih noch gar nicht die Rebe fein, 
denn Cheraskoff') erhebt ſich mit feinen Profas@rzählungen 
niht über. das Niveau eined Menanted, und bes National 
hiforiters Iwan Perfiljiewitfh Jelagin (1728—96) 
Begebenheiten der Marquife G. (Petersb. 1756, IV. 8.) gehen. 

63 


998 Muffifche Poefie. 


3) Werke (Auch meine Kleinigkeiten). Diost.1795. 8. TIL. A ebd. idol 
TI. 8. ebd. 1814. 1813. 1822. Vi, 8. S. Jordan, Slav. Jahr. Br. II. 
p. W1—.45. 281—283. 321—323. 

4) Gedichte. Most. 1749. 11.-8. 

5) Poſcharskoj. Petersb. 1807. 1811. 8. Eliſabeth, die Tochter Iarok 
laws. ebd. 1820, 8. s 
j . 770. 


Hatte nun fhon Sumarofoffd Spott der modem 
Geſchmackloſigkeit einen Stoß verfept, fo flegten doch enpiid 
auh Alerander Semenowitſch Schifhfoffe!) (1754 
— 1828) Beratungen Aber den alten und neuen Gtyl in 
Ruſſtſchen Sprade (1802), troß einzelner Uebertreibungen und 
ſchiefen Anfidyien, bei allen Gebildeten weil fie nachwieſen, wi 
die Neuerer an den Claſſikern nur die Schwächen nadahmtn, 
und Shadeffsfof verfegte ihnen durch fein Lufiplel, du 
neue Sterne, den Todeofioß, von dem fie fich nicht wie 
erholten. Ebengenannter Alerander Alerandromtrfä She: 
choffstkotj aus Smolenek (1777—1846) hinterließ auch ein 
heroiſch⸗ komiſches Gedicht, die geraubten Pelze, welches zwar redt gut 


verſtfieirt iſt, aber zu ſehr an Boileau's Manier erinnert. @leidydtig 


fallen nun aber mehrere Lyriker, die ſich weſentlich von der 
falſchen Richtung der früheren Periode entfernten und einen ge 


ſchmackvolleren Wer einſchlugen. Unter ibnen ſteht Alexan⸗ 
der Chriſophorowitſch Woſtokoff?) aus Arenoduig mi 


der Inſel Defel (geb. 1781) obenan, weil er im ſeinen Ge 
Dieten nicht bloo eine hohe, befonders antife Mannigfaltigfet 


des Veromaßes einführte, fondern auch geradegu neue Metra erfand. 


Weit berühmter machte ſich jedoch Waſfilj Andrejemitit 
Shukoffskoj (geb. 1788), den man für den Urheber de 


romantiſchen?) Rictung in der Ruſſiſchen Poeſie halten da 


Er trat zuerſt (1305) mit der Ludmila, einer Rahahmur 
von Bürger’ Lenore, aufz dann überfepte er Vieles auf 
Schiller, Goeihe, Byron x. mit ſolcher Treue, -daß er font 
diefelben Metra, welche er bei ihnen gefunden hatte, beibehiel. 
Am gelungenſten find feine Mebertragungen von Celle! 
Jungfrau von Orleand und von Bnron’s Gefangenen zu Chillon 
allein er hat aud vieles Selbſtaͤndige gedichtet, und unter fein 
zahlreihen Poeſteen bärfte wohl feine Nativnalballade Emalımı 


die, wie auch andere dieſes von ihm im Ruptumd zu dir 


Ruſſiſche Boch. - 06 


geführten Genres, ganz im Geſchmacke ver altenglifden Balla⸗ 
dendichter geſchrieben if, am Höchſten ſtehen, obgleib auf feine 
Epiflel an Wlerander J., fein Bartenlied am Grube der flegens 
den Stamm, fein Sänger im Lager der Ruffiten Krieger 
1812, fein Dieter im Kreml ıc. nicht vergeffen werden follen. 
Alle diefe Gedichte zeichnen fib durch wahres &efühl, Energie def 
Gedankens und warmes Leben aus, obmwohl ihnen auf der 
anderen Seite wieder alle OriginalitäP fehlt, was brfonders 
bei feinem legten Werke (1844), Ral und Damajantt, : der 
Ball iR. Derfelde Mangel tritt noch mehr bei dem leiden: 
ſchaftliden Conſtantin Nikolaſewitſch Batjufbtoff*) 
aus Wologda (1787) hervor, obwohl feine Verfification noch 
einer und gefellter iſt (3.8. in den Glegieen auf Taſſo's Top nnd 
auf die Ruinen eines Schwediſchen Bergſchloſſes). Ihnen ſtehen 
geroiffermaßen als die Träger der alten Nattonalität eines Pe⸗ 
troff 20 entgegen der Fürft Sergi Alerandrowitfh Schick⸗ 
matoff, der Veberfeger von Pope's Verſuch über den Menfhen 
und Verfafler von zwei fehr gelungenen Gedichten, “Peter der 
Große und Poſcharskj betitelt, und der Lyriker Pawel Ale⸗ 
randrowitfh Katenin aus PBeteräburg (geb. 1792), ver 
vorzügiih eine wahrhaft. poetiſche Mannigfaltigfelt der Dar 
flelung, nah den verfhledenen von ihm (im Blumenflrauß) 
behandelten Sujetd abgemeffen, entwidelte und In feinem Meifter: 
früd, der Welt des Dichters, ein wahrhaft großartiges Originals 
talent zeigte. Noch bedeutender IR Nikolas Gnädttfd°) 
aus Pultawa (geb. 1784), der Ueberſetzer des Lear, denn 
feine Üebertragung der Iliade, an ber befonderd die durch die 
Biegſamkeit der Ruſſiſchen Sprade unterflügte Treue zu bes 
wundern iſt, bürgerte zugleih den Herameter in feine Mutter 
ſprache ein, den er dadurch noch harmonifher zu machen wußte, 
daß er an die Stelle der im Ruſſiſchen unmöglihen Spondeen 
Ehoreen feste, was diefem Metrum einen ganz eigenen Cha: 
rafter giebt. Derſelbe Dichter verfuhte fih aub mit vielem 
Gluͤck in ver Spylle, die er 3. B. in feinen Zifbern, wo 
er die Wilder der Newa in ihrer ganzen Nationalitaͤt 
erſcheinen läßt, völlig populär madte. Endlich iſt er aber auch 
vollenderes Original in feinem lyriſch-epiſchen Gedichte, Homer's 


1000 | Ruſſiſche Poefle. 


Geburt, denn die Idee gehört ihm ganz allein an, die Aut 
führung und Berfification aber if des Schülers jened großen 
Meifterd würdig. 

ALS leichter Lyriker, an dem nur das beftändige Haſcha 
nah Wortfpielen audzuſetzen if, vermittelte die verfdiedenen 
-Dicterperioden von Karamfin bis auf Shukoffskoj und Puſchin 
hinab, Für Peter AUndrejewitfb Wäfemetid) au 
Mostau (geb. 1.792) in einer Maſſe von kleinen, überall in 
Zeitfehriften und Taſchenbuͤchern zerfireuten Gedichten. Ritt 
ihm fol auch der Elegitr Deniß Waffiljewitfhd Da 
widoff?”) aus Moskau (1784— 1839) genannt werden, ker, 
wie unfer Körner, unter dem Pfeifen der franzöfifchen Kugeln 
(1812) feine befien Soldatenlieder (3:8. dad Lied eines alla 
Hufaren, den Wachttag) und feine bacchiſchen und erotiſchen Gelänge 
bichtete, und mit WaſſiljLwowitſch Puſchkin aus Moslan 
(geb. 1770), der zuerfi durch feine Epiflel am Kamin (1793 ie 
Petersb. Merkur) Auffehen erregte, dann aber durch feinm in 
Parts mit Delile, Bernardin de St. Pierre ꝛc. gepflogenen 
Umgang ſich ganz die Manier derfelben in feinen Oden, Liedem, 
Epiſteln und Fabeln aneignete, mag die Periode der Poeſie 6 
Styls und Ausdrucks, welche vorzugsweiſe durch Shuloffsloj 
repraͤſentitt wird, geſchloſſen werben, 

Wir wenden uns jetzt zu Alexander Sfergejewitid 
Puſchkin?) aus Peteröburg (geb. 1799, fiel im Dudl 
1834), der für die Ruffifhe Literatur das geworden If, wa® 
Goethe für Deutfhland war, indem er nämlih aus der Be 
genwart und Vergangenheit des Ruffifden Volkslebens objediiv 
wahre, nicht fubjectto empfundene ideelle Gegenſtände und Ber 
fönlichfeiten poetiſch auffaßte und -verarbeitete und dieſelben 
dann mit einem Gewebe romantifder Fäden A In Byron 
deffen Nachahmer er war, umzog. Am berühmteften if ſein 
Gedicht Rußlan und Ludmila, welches in die Zeit der Ruſſiſchen 
Heldengeftichte von Kiew fällt; dann mögen fein Kaufaflider 
Sefungener und fein Brunnen. von Baltftifarat genannt ww 
den, die beide durch harmonifte Werfification, wahrboſt 
poetifde Schilderungen, fühne und eigenthuͤmliche Phanlaſit 
fich auszeichnen, aber auch an Plantofgtelt Mangel an Einkdt, 





Ruſſiſche Poefie. 1001 


Monotonie der Gefühlsfituationen und auffäligen Wiederholungen 
einzelner Lieblingephrafen und Bilder leiden, Fehler, die feine 
Eilfertigfeit im Dichten (er ſchrieb oft nur, um pielgeld zu 
haben) erflärlih macht. Seine fpäteren Gedichte, die Zigeuner 
(Befiarabiend), Eugen Onegin, ein Roman in Berfen, worin 
er ſich ſelbſt abmalt, Graf Nulin, die Schilderung eined hohls 
fopfigen Weltmannes, Boris Sodunofl, ein dramatiſches Gedicht 
nach Art der Byron'ſchen dieſes Genres, und Pultawa, worin 
der Byron'ſche Mazeppa die Hauptrolle ſpielt, erhoben ihn 
nach und nach zu dem Gipfel der hiſtoriſch⸗epiſchen Diction, 
den ganz zu erſteigen fein unglücklicher Tod ihn hinderte. Zu 
feiner Schule gehören der ebenfalls zu früh für die Mufen (in 
Neapel 1844) verflorbene Baratinsfy, von dem zwei fehr 
ſchoͤne poetiſche Erzählungen, Edd (fpielt in Finnland) und die 
Zigeunerin,, vorliegen, die oben genannte Kulmann, der nod 
zu nennende Dahl, ferner Baron Deiwig (1798— 1831), der 
freifih mehr Zelt zu feinen Gedichten (Romanzen und Volks⸗ 
liedern) als fein Meifter brauchte (Nordifhe Blumen, Taſchenb. 
auf 1826), Nikolaus Jaſykoff aus Simbirst (1807 — 47), 
der Sänger praͤchtiger patrlotifher Studenten: und Champagner lieder 
(Gedichte, Petersb. 1833, neue. Mostau 1844), der frankhafte 
melandolifse Elegiker Eduard Huber aus Siaratoff (1815 — 
47), Meberfeger des Goethe'ſchen Fauſt (Gedichte, Petersburg 
18435), der blinde Dichter Kosloff (1780—1840), deſſen 
rührendfles Gedicht fein Leiden betrifft und defien Rovelle in 
Berfen, Natalia Dolgorudj, audgezeinet genannt werden kann 
(recht gut auch iſt feine Erzählung, der Mönd, in den BL. f.d. Lit. d. 
Auel.1839.p.195sq.), der claſſiſch gebildete, geiftvolle, aber leider 
zu fehr dem Modernen huldigende Apollon Maykoff (Gedidte, 
Pereröburg 1841. 8.; die beiden Berhängnifie, ebd. 1485), 
J. Zurgeneff, deſſen „Selpräh” ebenfo wunderfhöne Berfe, 
als tiefe Gedanken bietet (1845), und S. Podolinski, der 
(. 3. in feinen Poetiſchen Erzaͤhlungen und Gedichten, 
Berersb, 1837. 11.) eine Epifode aus Moore's Lalla Rookh, 
die Dews und die Pert, mit vielem Glück bearbeitet hat und 
fit auch ſonſt durch niedlihe Novellen in Berfen, die ihm den 
Namen des Ruffiihen Rofint eintrugen, auszeichnete, obgleich 





* 
- 


1002 Mußfiiſche Poefie. 

bie poetiſchen Erzählungen (4. B. die Stadt, Olimpjt Radin) des geil, 
reiben Grigorjeff beſſer ſind. Eonft find noch ald hervorragend unter 
der Maffe der modernen Ruffiften Eyrifer zu erwähnen: Wierander 
Feodorowitfh Merstäfoff?) aus Dalmatoma (1778— 
* 1830), de rUeberſetzer der AriRotellihen Poetik, der Eklogen Birgit, 
des befreiten Serufalems ıc., Tiutſcheff, Tumineky, wem 
feiner leichten Xiever, der Oberſt Czerniſcheff, umter deſſen 
Arbeiten wir das erhabene Gedicht: „die Fürften Deutſchlande 
und Rußlands Ezar” hervorheben, die Sräfin Roropfälne) 
geb. Sufchfoff, die ihre Lyrit in Rovellenform einkleidet, der 
leichte Erotifer Delam, der Nebenbuhler Puſchkin's Yurtan 
Zatubowitfb CF 1839), der Herausgeber (unäcter?) Ar 
ruſſiſchet Dichtungen Miattlef, der Lieberdichter Baron 
Nofen, der Odendichter Graf Dmittj Iwanomitld 
Chwoſtoff aus Petersburg (1757—1835), Anna Pr 
trowna Bunina'), von der einige hübſche Rondeaur 
übrig find, Der erotfihe Liederdichte Jurj Alepgandros 
wirfh Neledinskj Melezkj (geb. 1751), die höheren 
Lyriker Tepliakoff!?) (1800 — 41), Madame Teptoff, de 
Sonettiſt (im Stalleniften Geſchmack) Butirski, der Natur 
dichter Koltzoff (+ 1842), elgentiih ein Viehhaͤndler m 
Wotonetſch (Gedichte, Moskau 1835), und bie Anhänger der 
Schelling'ſchen Raturphllofophie: Wenewitinoff (T805—27). 
volfommen von Schiller Goethe’fher Begeifterung durddrungen 
(vergl. feinen Schwanengeſang: „der Dichter und feln Freund') 
Chomaäkoff (geb. 1804), der Freund und Geiſtesverwandie 
des Lepigenannten, Wladimir Benediktoff (geb. 1806) 
ef feit 1835 als Dichter‘ gefannt und befonderß ivegen feine 
finnigen Ernſtes geſchätzt, in feinen fpäteren Arbeiten aber mu 
nierirt, und der Critiker Schewireff, wenn man nicht au 
den Fuͤrſten Elim Metfherstj!) (+ 1844 zu Purle) hie: 
berilehen will, der, wiewohl in Franzoͤfiſcher Sprache, fehr ge⸗ 
fuͤhlvolle Iyrifde Dictungen (les Boréales, Paris 1839. 
les roses noires, ebd. 1844. 8.), unter Denen befonder dad 
Bub ver Liebe und die Ruüfflfden Studien hervorzuheben An) 
fhrteb und außerdem noch das große Verdienſt bat, die neueren 
Dichter feined Vaterlandes vurch Ueberfegungen det beſten Ihr 





Ruſſiſche Poefte. 1003 


Arbeiten dem Auslande zugänglih gemacht zu haben. Aus 
einige reht gute Idyllen lieferten neuerlih die Naturdichter 
Släpuſchkin, ein Bauer der Gräfin Stroganoff, und Ile⸗ 
pufchine, Materialit in Petersburg, nachdem ſchon Mers⸗ 
läkoff und Wladimir Iwanowitſch Panajeff (geb. 
1792) mit fünflerifihen Muftern (1820) voraudgegangen 
waren. Im befhreibenden Oedichte gab Grebenko fehr 
hübfebe, allerdings mit humoriſtiſchen und fatirifhen Elementen 
verfegte Genrebilder aus Kleinrußland, und der Ladenpiener 
Suhanoff zu Nomgorod (+ 1843), ebenfalls ein Autodidact, 
ſchilderte mit entſbiedenem Talent das Eismeer und die Schön. 
heiten des norbifhen Rußlands aus Autopfte. Im eigentlichen 
Lehrgevihte fann man nur auf des Ueberſetzers von Delille’s 
Jardins und Imagination, Alerander Wojetfoffs aus 
Moekau (1783 — 1839), von dem auch fehr gute poetifche Epiſteln 
vorliegen, unbeendigtes (nur drei von vier Geſaͤngen enthaltendes) 
Gedicht: „Wiffenitaften und Künfte!, und auf Sokonuskj's 
(+ 1837) Schöpfung aufmerffam madyen, während nur ein 
einziges bedeutenderes burleafed Epos von Miattleff (1795 
— 1844), die Schilderung der Reifen einer Ruſſiſchen Dame 
dur Deutſchland, die Schweiz und Stallen, vorliegt. Ats 
Satirifer find befonderd der Fuͤrſt Michael Milonoff!) 
(1772 —1821), Shachoffskoj, defien Satiren die beflen ber 
Ruſſiſchen Literatur And, Wojeikoff, vefien Narrenhaus eine 
Satire auf die gleichzeitigen Nuifiiben Dichter iſt, jedoch 
ihrer Schärfe wegen nur gefchrieben von Hand zu Hand geht, 
und Butfoff wegen feiner „Petersburger Höhen" (1845) 
zu namen, während als glüdlihe Epigrammatiſten nue Waͤ⸗ 
femstj, Alegander Ilitſcheffskj CH 1837), Puſchkin's 
Fremd, Batjufchkoff, Dmitrijeff und Damwidoff ſich 
einen Namen machten. 

Endlich mögen hier noch einige Fabeldichter folgen. Der 
außgezeihnetfie von ihnen if ohne Zweifel Iwan Andres 
iewitſch Kryloffie) aus Moekau (1708 — 1844); denn 
während feine oben genannten Vorgänger Immer noch allzuviel 
Fremdes in die Babel einführten, wußte er bei großer natürs 
licher Raivetät ſtets vollfommene Originalität zu bewahren und 


1004 . Ruffifche Poefie. 


bat darum aud eine entſchiedene Popularität gewonnen, ob 
gleih man allerdings findet, daß feine anſcheinend gutmürbige 
Moral doch fehr oft einen empfindliden Stadel mitbringt, we 
mit er viele feiner. Zeitgenoſſen gefährlih zu verwunden pflegt. 
Auch Alerander Jefimowitſh Ismatloff' aus Mob 
fau (geb. 1799) hat eine Anzahl Babeln und WMärden ge 
fhrieben, die’ alle fehr gut erzähle find und befondere die nie 
deren Stände recht treffend fbildern, allein Originale find fe 
nit, fondern fa immer Nachahmungen, ja fa Barapbraia 
fremder Muſter. Endlich iR noch der frühere Leibeigene pu 
Kaluga Alipanoff zu nennen, deſſen Babeln- nicht blos ſcht 
witzig, ſondern auch völlig urſpruͤnglic find. 

Als eine weſentliche Sammlung der Erzeugniſſe des mo: 
dernen Nufüften Parnaß bat man die Almanache angjuſehben, 
deren erfien Beſtuſcheff und Rüläieff 1823 edirten, worauf 
Delwig’s Norvifse Ylumm (1825) und feit 1832 cn 
Anzobl Muſenalmanache, 3. B. Einthia für Moskau, Alzlona 
für Petersburg u. 9. folgten. . 

1) Rasufdenije o starom i novom slogje rons. jazyka. Petersb 
1802. 1818. 1818. 8. _ 
2) Gedichte. Petersb. 1816. IV. 8. ebd. 1824. IIT. 8. &. v. d. Borg 1. 
ß 48. 103. 168. 18;. 20:. 273. 293. 318. I. p. 3. 197. 231. BI f lit 
nterb. 1830. p. 235. Jordan p. 76-123. 
3) ©. Jordan a. a. D. p. 76 q. 


4) Poetifche Werfuche. Petersb. 1817. IT 8. &. Jordan a. a. D.p. 3 
—148. v. d. Borg, Bd. I. p. 93, 208. 243. 329. 333. U. p. 183. 

5) S. Jordan p. 149-153. 

6) ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 110. 184. 2%. II. p. 303. 

7) Werke. Petersb. 1810. 8. ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 234. 

8) Gedichte. Petersb. 1826. 8. Rußlan und Ludmila. ebd. 1870. 8. Det 
Berggefangene. Ruff. u. Deutfch. ebd. 1824. 8, (Deutfch v. Lippert in Kundt 
Delphin f. 1834.) Gedichte a. d. Ruff. v E. v. D. Berl. 1840. 8. Dichtun⸗ 
aen a. d. Ruff. v. N Lippert. Epzg. 1840. II 8. Novellen, f. d. Deutiät 
bearb. v. Zröbft u. Gabinin. Jena 1840. 12. Koslow, Puſchklin, Eermow 
toff. Eine Samml. a. ihr. Gedichten, a. d. Rufl. v. Bodenſtedt. eig. 19: 12 
Oeuvres chois. de Pouchkine trad. en frang. p. Dupont. Petersb. et Pari⸗ 
1847. 11.8. ©&.a. Auferord. Beil. 3. AUg. Beitg. 1837. nr. 110— 116. Rev.un.de 
Bruxelles 1837. 15 Aodt. p. 30—414. 8. f. lit. Unterh. 18%. p. 0 
1830. nor. 19. 319, v. d. Borg, Bd. IT p.364 sg. BI. f. d. ausl.Eit. 188 
P- 4. 7. 121. 157. 449. 454. 461. 1839. p. 141. 203. 227. Mag. f. d Ei 

. Aust, 1832. nr. 69. 1837. nr. 61. 1841. ar. 128. Jordan a. a. D. P- 
160—1%. u. Jahrb. f. d. Slaw. Lit. Bd. I. p. 45—51.. 


9) ©. Iorban a. a. ©. p.154—159. u. Jahrb. f. Slaw. Kit. Bill 
p- 383 sq. 





Ruſſüſche Poefle. Dramatifche Literatur. 1005 


10) &. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1841. mr. 150. 

11) ©. Mag. f. d. Pit. d. Ausl. 1832. nr. 108. 

12) Gedichte. Petersb. 1821. III. 8. 

18) Les poötes runses. Paris1846. II. 8. And. Schr. hierüb. .C. W. 
Wolffohn, Die ſchoͤnwiſſenſchaftliche Literatur Rußlande. Lpzg. 1843. 8. 
RK. Fr. v. d. Borg, Poet. Erzeugniffe d. Ruffen. Riga 18211—23. II. 8. 


14) Gatiren, Epifteln und andere Heine Gedichte. Petersb. 18.9. 8, - 


15) &. v. d. Borg. 11. p. 118. 144. 148. 160. 163. 146. 168 sq. 171 
sq. Jordan a. a. D. Bd. III p. 123 aq. 885 sq. Lippert in Gubitz Gefells 
fhaft. 1847. nr. 141 sq. Basni (Kabeln). Petersb. 1819. VI. 8 u. öft, 
Fables en francais, russe et italien, publ. p. Orloff. Paris 1325. II. 
8. Fabl. de K. trad. du Russe p. Masclet. Mosc. 1828. 8. Fabeln in 
8 Büchern. v. F. Zorn. Deutfh. Mitau 1842. 8. 


16) Fabeln m. Märchen. Petersb. 1804. 1816. 1817. 1821. 8. u. dft. 


6. 771, 


Wir kommen jeht zur dramatiften Literatur diefer neueſten 
Periode und zwar zuerſt zum Trauerfpiel. Dieſes ward 
gehoben durb Wladislaff Alexandrowitſch Dferoff!) 
aus Twer (1770—1816), von dem man fügen kann, daß 
er zuerfi das wahre Wein des Kothurns erfannte und neben 
der Einheit der Handlung die Anwendung des zu behandelnden 
Gegenftandes auf das Leben und die Bildung des menfslichen 
Herzens, fowie die Erhebung des Geſhmacks als eine Hauptaufgabe 
des wahren Dramatilerd betrachtete. Gr ſchrieb fünf Trauer 
fpiele, nämtih Dedipus in Athen (aufgeführt 1804) und Pos 
Iyrena (aufgeführt 1809) nah Franzöfiften Muftern, Bingal 
Caufgef. 1805) mit Ehören und pantomimiſchen Balletten nad 
einer Epifode aus Dffien, und "die vaterländifhen Trauerfpiele 
Diga’® Tod (aufgef. 1798) und Dmitri Donsfoj (aufg. 1807), 
fein beſtes Stüd, worin bie Großthat des Großfuͤrſten vor. 
Moslau, durch melde er das Tartariſche Joch abfhüttelte, 
gefeiert wird. Die Sprache in allen diefen Stuͤcken iſt harmoniſd, ma» 
jeſtätiſd und wahrhaft tragiſch, allein einen Bergleih mit den Schöpf⸗ 
ungen eines Schiller ze. haften fie nicht aus. Er fand, während Waſſilj 
Trofimowirfh Naräſchnj aus Pultawa (geb. 1781) in 
feiner in reinen fünffüßigen Berfen gedichteten Blutigen Nacht, und 
feinem Falſden Demetrius (aufgef. zu Moskau 1802) fireng den 
alten Geſchmack beibehielt, mehrere Rahahmer, unter anderen 
Stephan JIwanowitſch Wiſskowatoff (geb. 1786), der 
Einiges nah Erebilon fhrieb, aber auch Driginal (3. B. in 





1000 Duffifche Poeße. Dramatiſche &teratur. 


Tenla und Temir, 1809) zu werben verfuchte und befanatlid 
aub ein politiftes Schaufpiel: „Allgemeine Bewaffnung‘ der 
30. Augun 1812 zu Perersburg 1812 aufführen ließ, un 
Bruzingoff, defien König Oedipus, obwohl Nachahmung, 
doch wahrhaft antikes Sepräge trägt. Chomaͤkoff?) gab jmd 
Zraueripiele, Yermack oder die Eroberung von Sibirien und 
den falfchen Demetrius, in einzelnen Scenen hochdramatiſch und 
mit geſchickter Nachahmung Ehaͤlſpere's geſchrieben, ja beſonders 
im lehteren Stüde nicht ohne ächt nationales Element, allen 
der große Puſckin hat ihn doch hierin in feinem Boris Godu⸗ 
noff?) volftändig übertroffen, denn dieß iR ein Act vaterlaͤndiſches 
Stück, freilich aber nur zum Lefen. Aub Neſtor Kukolnil (ge. 
1809) verdient hier eine ehrenvolle Erwähnung wegen feines Torquato 
Taſſo (1833), eines durchdachten Dramas, daß freilich voll Stile’ 
fher Elemente if. Sein zweites Stüd: „Die Hand des Hoͤchllen 
bat dad Vaterland gerettet”, beginnt eine Reihe mittelmählge 
vaterländifher Dramen, an denen das biographiiche Intereſſe 
das Hiforifhe bei Weitem überwiegt (3. ®. In Fedor Baſſenoh, 
dem Retter des Zaren Bafilius des Fünften, 1844), Leibe 
iſt dabei Wahrheit und Dichtung fletd willkuͤrlich gemiſcht, wie 
z. B. aud in feinem Kuͤnſtlerdrama Lelfewig, wo felbft Schiller, 
Iffland, Schröder und andere Rotabilitäten jener Periode, allerdings 
launenhaft genug ſtizzitt, uns vor Augen treten. Neben Iha 
iſt der bedeutendſte Tragiker Nikolaus Aierlewirib Po: 
lemoj aus Irkutst (1795 — 1846), ſonſt auch als Criille 
und Journaliſt bekannt. Er debutirte mit einer Ueber: 
ſetzung des Hamlet und ließ dann eine große Anzahl von 
Trauer: und Scaufpielen folgen, die meiſt ebenfalld nur 
nattonale Stoffe behandeln, unter denen wir Helena Glindlais 
befonderd auszeichnen‘), Als Schaufpieldichter. verdient endlich 
noch Nikolai Iwanowitſch Il'in (geb. 1773) ceina 
Namen, beſonders wegen feines „Broßmuth oder. die Rekrut 
aushebung” (aufgef. 1804) betitelten Dramas," wogegen die beiden 
Egoiftien Brijorjeffs in fellfamen Abſtractionen verſchwimmen. 

Im Luffpiel warb verhältnifmäßig, wenighend qua 
titatio, mehr geleitet, Doc verbient Mauches kaum Erwähnung 
An Werth und Zeitordnung ſteht @ribojedoffis‘) (ge. 





Ruſſiſche Poefie. Dramatifcpe Literatur. 1007 


1793, ermordet als Ruſſiſcher Geſandter zu Teheran 1820) 
Comodie: Gore ot Uma (Leiden eines Superklugen), worin 
er mit unendlich ſcharfer Satire auf die vornehme Geſellſchaft in 
Mooekau carrifırt, obenan (1823), denn es if ein originelles 
Stück, wie die Ruffifde Bühne fein zweites aufzuweiſen hat, 
Kryloff®) Hat in dem Modeluden (1807) und der Maͤdchenſchule 
(1807), die beide in Profa gefbrieben And, abermals bewieſen, 
wie er in Nachahmung der Natur und Wahrheit der Characs 
teriſtik faſt unübertrefflich iſ. Shachaffskoi hat viel, zu viel 
(über 100 Stuͤcke) geſchrieben, als daß er etwas wirklich Gediegenes 
leiſten haͤtte konnen, doch werben feine Lehre für Coquetten oder 
die Brüder von Lweik, feine Schlechte Wirthſchaft, feine Halb⸗ 
herriſchen Einen (in Profi) wegen einzelner nelungener Charac⸗ 
tere gerübmt; fein. Arıflophanes aber, den man theilweife für 
fein Meiftertüd erklärt, iR au ſtreng Griechiſch, um andere 
als langweilig zu fein. Unter den Arbeiten Sagosfin’g 
ragt befonders fein in fehr hübſchen Verſen gefhriebenes Luſt⸗ 
fpiel: „das Liebhabertheater" hervor, und ein anderes: „die 
Unaufriedenen“ (1835 aufgeführt zu Moskau) iſt darum ins 
tereflant, weil es politiibe Tendenz hat, Gogol hat in feinen 
Luftfpielen mit großem Talent das kleinftaͤdtiſche Treiben der großen 
Weli zu perfifliren gewußt, und ber Graf Sollohbub hat in 
dem Qufifpiel: „die Bouquet oder der Ylumenwahnfinn“, den 
theatralifgen Enthuſſaamus des vornehmen Publikums der Haupt⸗ 
ſtadt auf eine Weile geibildert, wie dieß eben nur ein Glied 
der Hautevalee felbfh tbun fann. Kwit a's Arbeiten ind unbedeutend, 

Zür das Baudeville war befonders Shadhoffsfoi’) 
thätig, allein eiwas Bleibendes konnte dieſer Vielſchreiber nicht 
leiften. Einen bedeutenden Erfolg hatte das Lieberfpiel des trefflichen 
Stauipielerd Ka ratygin: „die Bäderfiube oder der Peters⸗ 
burger Deutſche“ (aufgeführt 1844), worin die amgeblichen 
Sonrverbarteiten dieſer unglüdliden Weſen den Stodruffen 
gebührend lächerlich dargeflellt werden. Gediegener IR des Schau⸗ 
ſpielers Peter Grigorjeff Originat Vaudeville: Rob Kaufe 
leute der dritten Gilde“ (Petereb. 1842.). 

Was endlih die Oper anlangt, fo hielt man Kryloffe 
Zlja Muromez lange Zeit für das Nonplusultra dieſer Art, 


1008 - Ruſſiſche Poefie. 


bat darum auch eine entſchiedene Popularität gemomm, x 
gleib man allerdings findet, daß feine anſcheinend gusir. 
Moral doch fehr oft einen empfindliden Stachel wühriag, r: 
mit er viele feiner. Zeitgenoffen gefäbrlid zu verwunden pi: 
Auch Alerander Jefimowitſch Iematloff') aus % 
fau (geb. 1799) bat eine Anzahl Fabeln und Wärda : 
fhrieben, die alle fehr gut erzähle find und befondas tr: 
deren Stände rebt treffend ſchildern, allein Originale in: 
njdt, fondern faR Immer Nachahmungen, ja fa Para.‘ 
fremder Muſter. Endlich iR noch der frühere Leibelge : 
Kaluga Alipanoff zu nennen, deſſen Babeln- nit bit ' 
wigig, ſondern auch völlig urſpruͤnglich find. 

Als eine wefentlide Sammlung der @rzeugnifie wi: 
bernen Nufiften Parnaß hat man die Almanade amp“ 
deren erfien Beſtuſcheff und Nüläieff 1823 edirten, mı 
Delwig's Norifse Blumm (1825) und ſeit 1832 © 
Anzohl Muſenalmanache, 3. B. Cinthia für Moskan, is 
für Petersburg u. A. folgten. - 

1800 asu£denije ° starom i novom slogje rons. jazyka Pos 
2) Gedichte. Petersb. 1816. IV. 8. ebd. 1824. III. 8, ©. v. d. Be 
ß 48. 103. 160. i182 20:. 273. 293. 313. II. p. 3. 197. 21. gt: 
nterh. 1830. p. 235. Jordan p. 76—123. 
: 3) S. Jordan a. a. D. p. 76 sq. 


4) Poetiſche Verfuche. Petersb. 1817. IT 8. &. Jordan a. a. D.?) 
—148. v. d. Borg, Bb. p. 93. 208. 243. 329. 333. II. p. 18 

5) ©. Jordan p. 149—153. 

6) ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 110. 184. 2%. IT. p. 303. 

7) Werke. Petersb. 1840. 8. ©. v. d. Borg, Bd. I. p. 2%. 

8) Gedichte. Petersb. 1826. 8. Rußlan und Ludmila. ebd. 1870. R 
Berggefangene. Ruff. u. Deutic. ebd. 1824. 8. (Deutfch v. Lippert in fheX! 
Delphin f. 1839.) Gedichte a. d. Ruff. » E v. D. Berk 1840. 8. DE@ 
aen a. d. Kuſſ. v. N Lippert. Epzg. 1840. II 8. Rovellm, f. d. de 
bearb. v. Zröbft u. Gabinin. Jena 1840. 12. Koslow, Pufdkin, &7® 
toff. Eine Samml. a. ihr. Gedichten, a. d. Rufl. 9. Bodenftedt. en 18 ji 
Oeuvres chois. de Pouchkinetrad.en frang. p. Dupont. Pete „et . 
1847. 11.8. &.a. Außerord. Beil. 3. Allg. Beitg. 1837. ar. 110-116. Bet 
Bruxelles 1837. 15 Aoüt. p. 30—414. 81. f. lit. Unterb. 189. P. jr 
1830. nr. 19. 319, v. d. Borg, Bb. II p.364 2q. BI. f. d. ausLti k 
P 4. 7. 121. 157. 449. 454. 461. 1839. p. 141. 209. 277. Dog |} 

. Ausl. 1832. or. 69. 1837. nr. 61. 1841. ar. 128. Jordan a a E-} 
160—190. u. Zahrb. f. d. Staw. Lit. Bd. I. p. 45—51. 


9 ©. Iorban a. a. ©. p. 154-139. u. Jahrb. f. Slaw Hr iD 
p. 383 29. 


Ruſſiſche Poeſie. Roman. 1009 


iſt, allein im Ganzen iſt er ſo übereilt zuſammengeſchrieben, wie 
fein ſupernaturaliſtiſch⸗- rationaliſtiſch⸗philoſophiſcher Roman & In 
Hoffmann: „Die fhwarze Fraus. Michael Trofimowitſch 
Karfhenoffstoj aus Gharfow (1775— 1842) lieferte in 
dem von ihm (1805—14) herausgegebenen Boten Europas 
einige recht guie, freilich nachgeahmte Erzählungen, Shukoffoki 
dagegen iſt Original zu nennen und ſeine Novelle: „Mariens 
Waͤldchen“ ein Pendant zu Karamfin’d Marwa Poſadniza, und 
Naräſchni's Slawäniſche Abende (Petersb. 1809) hätten 
wohl mehr als ein einziged Heft zu füllen verdient. Als ges 
ſchickteſter Nachahmer Walter Scom’s?) machte neben Ras 
fael- Zotoff (mit feinem Leonidas), Sagosfin’) mit 
feinem Jury WMiloslawsly Burore, allein merkwürdig ges 
nug glüdte ihm die Schilderung der Ruſſiſchen Sitten von 
1612 befier als die von 1812, die er in feinem verunglüdten 
Roslaslew verſuchte. Voͤllig mißlungen iſt fein Brabhlgel 
von Oskold, und auch ſeine humoriſtiſchen Skizzen aus dem 
Leben Mookaus und der Moskowiter aus früherer Zeit gefallen 
nur thellweife. Alerander Beſtuſcheff (1795 —1837) hat 
als Novelliſt, unter dem Namen Marlinsky, befonderd was 
die Beſchreibung von Begenden (3.8. im Kaufafus) betrifft, großes 
Talent entwidelt (3.8. in feinem Amalat Beg, den Streifzuͤgen etc.), allein 
pſychologiſche Tiefe geht ihm ganz ab’), welche man Waſili 
Ufhalfow ebenfo gut zugeſtehen kann, als höchſt anziehende 
Sittenſchilderungen, in welchen Schtſchukin in Bezug auf das 
Afiatiſche Rußland (in feinen Waſſerfaͤllen der Angara, Peters⸗ 
burg 1837) mit Ihm wetteifert. Fuͤrſt Odojeffokj (geb. 
1805), ein Geiflesverwandter Chomakoff's, ſchrieb anfangs 
Rovellen à Ia Hoffmann, dann aber lieferte er pſychologiſch 
höchſt tief durchdachte Erzählungen (Petersb. 1844. 111. 8.) 
mit Schefer'ſcher Urfprünglickeit (4. B. „die Bürfin Ranin*), 
doch wird er in der Tendenz;Rovelle noch weit übertroffen von 
Nikolai Philippowitfh Pawloffaus Moskau (geb. 1805), 
defien Rovellen, der Namenstag und der Yatagan, eine fo tiefe 
Kenntniß des menſchlichen, befonderd des weiblichen Herzens 
verrathen, daß man dieſelben, bis auf wenige Ausnahmen, 
unbebingt al8 einzig in der Ruffifgen Literatur vahehend anfehen 
Gräße, Handduch d. kiterãrgeſchichte· MI, 


1010 Ruſſiſche Poeſie. Roman. 


kannꝰ). Auch Puſchlin hat einige Originalnovellen (1. ©. bi 
Gopitainds Toter) gefhrieben, Perow sky (pseud, Boge 
velsFj) lieferte außer mehreren Novellen einem gelungenen 
Sittmroman, die Klofterjöglingin, "und Lajetſchnikoff ſch⸗ 
derte im Letzien Rowif die Eroberung - Bievlands unter Pair 
dem Großen, und im Eishaus dad Treiben der Königin Ama 
und ihres Bünflings Biron, zwar hiſtoriſth treu und lebmbig 
. aber doch fo, daß das Studium W. Scott’& darin ztwas zu deuilichu 
feben war, Inter den modernen Romanfcreibern ragt befondat 
Lermontoff”) (fiel 1841 im Kaufafus in feinem 25. Jahre 
im Duell) mit feinem Heros unferer Zeit (1840) hervor, 16 
ben weldem Bücher, wie Baſchuzkj's Bürger (1840), dn 
von Talent zeugende, aber höchſt umwahrſcheinliche Erzählung, 
feloft die Ruſſiſken Erzählungen“ der Madame Jukowa, In 
wem Gente der H. Hanfe gefchrieben, nicht aber Die der Helena 
Andıjewna Hahn, geb. Fadejewa, (t815— 42) (psenl. 
Sennida R— wa), der Ruffften Georges Sand, (4. V. ik 
Die eDalievbin, Utballa) verſchwinden. Ein ausgezeichnetes TZalnim 
widelt ®@og01°) in feinen Erzählungen aus der Ukraine, feinen 
Helmathlande, doch hat er auch in einem anderen Gente, 1 
dem feine Schickſale Epiczikoff’d oder Die todten Seelen (Moblau 
1842) gehören, offenbar Burore gemacht. Dieſes Buch enthält 
nämli die feinken Beobachtungen über die fockaten Berhätteift 
Rußlands, denn er beſucht darin ſelbſt die entferntefen und 
unbebeutendfin Winfel der Provinz, In den „Memoiren ca 
Wahnwitzigen“ fieht er auch als Characterſchilderer fehr hed 
Als Sitimmaler von Kleinrußland ringe mit ihm um den 
Preis Oſnowjanenko (eigentlih ©. 3. witka) aus DE 
now (1778 — 1843) in feinem Pan Chalavokj, ale 
er iR viel breiten, oft auch geſchmacklos, aber in da 
pſychologiſchen Tendenzroman hat Bogol einen höchk gefäpriien 
Rebenbuhler an Dofojeffsfj gefunden, deſſen Arme Let’ 
Roman in Briefen, Ausz. b. Jordan Bb. IV. p. 434 4) 
fowie fein Doppelgänger, zu den ausgezeichneiſten Breovaftın m 
neueren Literatur gehören und ber Ieberfegung ſedenſalls ve 
kommen würdig find. Beide Särifhelier find die Reife 
tanten der neuen natuͤrlichen Schule, welder ber Romanticidanf 


Ruſſiſche Poeſie. Roman. 1009 


ſt, allein im Ganzen iſt er ſo übereilt zuſammengeſchrieben, wie 
ein fupernaturalififch = rationalififch » philofophifcher Roman & ia 
Hoffmann: „Die fhwarze Kraut... Michael Trofimowitfg 
datſchenoffokoj aus Ehartow (1775— 1842) lleferte in 
em von ihm (1805—14) heraudgegebenen Boten Europas 
inige vet gute, freilich nachgeahmte Erzählungen, Shukoffski 
agegen iſt Original zu nennen und feine Novelle: „Mariens 
Bäldden“ ein Pendant zu Karamfin’s Marwa Poſadniza, und 
daräſchni's Slawäniſche Abende (Petersb. 1809) hätten 
sohl mehr ale ein einziges Heft zu füllen verdient. Als ge 
Hictefter Nahahmer Walter Scot’6?) machte neben Ras 
ael-Zotoff (mit feinem. Leonidas), Sagoskin*) mit 
einem Jury Miloslawslyg Furore, allein merkwürdig ges 
ug glüdte ihm die Schilderung der Rufffden Sitten von 
‚612 befier als die von 1812, die er in feinem verunglüdten 
Tosladlew verſuchte. Voͤllig mißlungen IR fein GBrabhügel 
on Oskold, und aud feine humorififhen Skizzen aus dem 
eben Moskaus und der Moskowiter aus früherer Zeit gefallen. 
ur thellweiſe. Alerander Beſtuſcheff (1795 — 1837) hat 
(8 Novelliſt, unter dem Namen Marlinsfy, befonders was 
te Beſchreibung von Begenden (3.8. im Kaufafus) betrifft, großes 
Salententwidelt 3.8. in feinem Amalat Beg, den Streifgügen ıc.), allein 
ſychologiſche Tiefe geht ihm ganz ab’), welde man Waſili 
Ifchalow ebenfo gut zugeſtehen kann, als hoͤchſt anziehende 
5ittenfehllderungen, in welchen Schtſchukin in Bezug auf das 
‚flatifhe Rußland Cin feinen Waflerfällen der Angara, Peters 
urg 1837) mit ihm wetteifert. Fürſt Odojeffskj (geb. 
805), ein Geiſtesverwandter Chomakoff's, ſchrieb anfangs 
ovellen à Ia Hoffmann, dann aber lieferte er pfychologiſch 
öchſt tief durchdachte Erzählungen (Petersb. 1844. 111. 8.) 
tt Schefer’fcher Urſpruͤnglichkeit (3. B. „die Fuͤrſtin Ranin*), 
od wird er In der Tendenz; Rovelle noch weit übertroffen von 
tikolafj Philippowitfh Pawloffaus Moskau (geb, 1805), 
effen Novellen, der Namenstag und der Datagan, eine fo tiefe 
kenntniß des menſchlichen, befonderd des weiblichen Herzens 
errathen, daß man diefelden, bis auf wenige Ausnahmen, 
nbedingt als einzig in der Rufiifhen Literatur daftehend anfehen 
Gräfe, Handduch d. enerãrgeſchlchte. IE, 64 


1012 | Böhmifche Poeſiĩe. 


cleröbedienter), Muſchik [Ruffifter Kaufmann] x.), gebührend 
Erwähnung geftehen, jo maden wir endlih noch auf das in 
der Beklletriſtik Rußlando jeht am Höcften ſtehende Talent, den 
origineflen Alexander Herzen, der unter dem Namen Jo⸗ 
Fander fchreibt (3. B. feine Novelle: Wer iſt der Schuldige? 
in den Baterlindifhen Denkwürdigkeiten 1845, Aprilheft) auf 
merfım, da er von Deutiher Abkunft if. Gin geborener 
Maͤrchenſchriſiſteller it Wanentlo (Ruf. Nationalfagen. Mos. 
fau 1845. 8.). 


1) Seramtı Werke. Ruſſiſch. Petersb. 183044. VII. 8. Werke. Uns 
dem KRuſſiſchen überfent aan A. Ulbelop. ebd. 1828. IV. 8. 
KBusshigin, — tiriſcher Koman. — * Dlpelop. ebb. „1es0. 
IV. 8. v. Kaifer. en 1830. UJ. 12. Peter Iwanowitſch. » I 
B. überf. v. Hort ebd. 1834. III. 8. Archip Thadeewitsch. Petersb. 
1828. IL 8. Le faux De6metrius, trad. da Russe p. Fleury. ib. 1834, 
. IV. 12. ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1886. nr. 30 sq. 1834. ar. 22. 53 


2) Ausflucht * n Deutſchland, R Bri d. 
v. Pd —8 188 gie Die (mare Frau. €, —2 X v. Ey: 
Schulz. Epig- 1 
3) ueb. db. — Rom. ſ. Jordan Slaw. Jabrb. Bbe. V. p 109. 
4 i Milosiaweli od. b. R im 3. 1612, Bring. Ri 
nigsb. 38 11. 8. Rohlamiero od. Bun im 3. —X Gin hißer. om. 
überf. v. Göring. ebd. 1832. II. 8. 


5) Rufl Sci, u. Gräht, a. & Ru „auf. v. —& 8. Ge 


famm . ©. ad 
Srman’s Reife 8.1. p. 2 ie 


6) W. Vol ion, Rußlands Rovellendichter, 1847. Bb. I. Selma 
gabn. A. Puſ Ein. Bd. IT. Pawlow. Ueber 9. |. Wolfſohn b. Fordern 


IV. p. 337. 4 ni 

7 De Rosie. & d. Aufl. überf. v Foeih. © 
Berl. 1842. 8. ©. Gedichte. Detersb. 1843-44. IV. 12. ee Delk unfere 
Zeit. ebd. IM. A. 1845. I. g2. Petſchorin oder ein Duell im Kaukaſus. 
Deutih. Frkft. a. M. 1845. 8. ©. Erman Ar. 1842. p. 439 sg. 


2) ©, Mag f. b- Sid. Aust, 1840 .497 4q. Bere Peteres 1982 
IV. 8. Giniges v. ihm in © 8 Rufi. Rovellenbuch. Epsg. 1867. Ba. L 
u. m "Die todten Geelen, Deulf) m. Ann. v. PH. Löwenftein. Epzg. 1846. & 


9) Ueb. ihn u. Gogol f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1847. on, 48. 
„4 S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1836. ar. 69. Jordan Jahrb. Wo. 1 


1r Der Zarantad, Deutſch v. Lippert, in f. Novelenb. BE 36 
ag. f. b. Lit. d. Ausl. 1845. nr. 106. 80. Jordan Slav. Sabrk, d. DL 
208. 280 ) Der Bär, Deutſch in d. Novell. ‚zetan 107. . W. 

182 20. ©. a. Ocott In Geman’s Buff. Arch, Mh en 0. 


.2)®. Bao. fd. Et. d. Mal IB4T. ur. 59. . 


P- 
Ma 
P- 
nr. 


Bohmiſche Poefie. 1013 
$. 773. 


Die Böhmiſche Literatur hatte im Mittelalter einen alle 
Sprachen überflügelnden Aufſchwung genommen, befonderd war 
die Theologie feit Huſſens Auftreten weſentlich bevorzugt wor⸗ 
ben, was freilih zum Nachtheile der Poeſie gefchehen war, die 
vorzugsmwelfe im 13ten Jahrhundert geblüht hatte So fommt 
es denn, daß zu Anfang der neuen Zeitrehnung Hynel von 
Podiebrad, des’gleihnamigen Königs jüngfer Sohn (1452 
— 91) als Didter gerühmt wird‘), an dem nur Breite aus, 
zufegen 19. Unter den fpätern Dichten ragen nur Simon 
Lomnidy von Bader, Rudolph’ 11. Hofpoet), Georg 
Streyc?), ein geftliher Sänger, und Michael Pieczka 
Snwezidy*), der Verfaſſer eines fomiften OriginalsRomans, 
hervor, fonft findet ſich durchaus fein genialer, felbfändiger 
Poet von Als unter Zerbinand dem Erften auf Verlangen 
des Prager Domkapitels, welches den Widerfland der Stände 
den ketzeriſchen Buͤchern (in Böhmifher Sprache) zuſchrieb, die 
Genfur in der Form eined Index librorum prohibitorum eins 
geführt ward, als die Jeſuiten Machthaber in der weltlichen 
und geifiliden Landesverwaltung wurden und Difitonäre im 
Lande herumſchickten, die alle Böhmifhen Bücher von 1414— 
1635 als der Irrlehren beſchuldigt auffuchen, wegnehmen und 
vernichten folten, als diefe Verfolgung, trog einzelner aufgeflärter. 
Jeſuiten (4. B. Bohuslaus Balbin's) Einſprache bis ins 
18te Jahrhundert hinein fortdauerte, fo daß der 1761 ver 
Rlorbene‘ Jeſuit Anton Konias fi rühmen konnte, er alleln 
habe mit eigenen Händen über 60000 Bände ind Feuer ge 
worfen, ba fonnte aud von einer Bewahrung der Boͤhmiſchen 
Rational-Literatur nicht mehr die Rede fein, und entweder war, wenn 
ja etwas gefchrieben ward, daſſelbe geſchmacklos und In barbarifchem 
Siyle abgefaßt, oder ed betraf nur theologiſche Gegenſtaͤnde, und 
zwar nur das, was man geglaubt wiflen wollte. Als nun auch 
zugleih die Alatholiſhen aus dem Lande getrieben wurden, da 
ward das Böhmifhe, weldes die Iefulten Bauernfprade nannten, 
felbft von den geborenen Böhmen verleugnet, weil fie daflelbe 
ale das Dıgan der Ketzer und Rebellen zu fpreden und zu 


1014 | Böhmifche Poeſie. 


ſchreiben fürdteten. Ja felbft der weife Reformator Joſeph 11. 
ſchlug dem Studium der Nationalſprache dadurch eine tödtliäe 
Wunde, daß er, von dem Grundfuge ausgehend, bie feinem 
Scepter untergebenen Völker müßten auch eine einzige Eprathe 
reden, die Deutfche, ald die ausgebildetſte, für das beſte Binde 
mittel hielt, fie alfo 1774 in allen Stadtſchulen, Gymnaſien 
und fonfligen Unterrihtsanflalten Böhmens einführte und 1780 
die Aufnahme eines Knaben in die Latelnifhen Schulm von 
der Kenntniß derſelben abhängig machte. Indeſſen ward bed 
auf dringende Vorftelungen der Böhmifchen Großen ſchon 1775 mr 
Unterricht In der Boͤhmiſchen Sprache in den Mittelſchulen er⸗ 
loubt, und befonders durch des gelehiten Sofeph Dob rowskys 
(aus Jermat in Ungarn Rammend [1753— 1829], aber von 
Böhmifden Aeltern gezeugt), grammatifhe Schriften warb jur 
wiſſenſchaftlichen Erlernung und Feſtſtellung der Sprade de 
Grund gelegt, außerdem aber auch mit Unterſtützung ander 
Belchrten für den Abdtuck älterer qut Boͤhmiſcher Werte Gorge 
getragen, ja Johann Repomuf Stepanef?) aus Ehrudim 
(geb. 1783) ſchtieb felt 1803 fleißig für die Böhmische Bühne, 
was das Intereffe des Publikums an der Nationalfprache faR 
noch mehr weckte, als bie Herausgabe einer Sammlung Bil 
miſchet Poeſteen durh Anton Buhmayer‘) aus Ten an 
der Moldau (1769— 1821) im Verein mit anderen Breunden 
der vaterländifgen Literatur in den Jahren 1795 — 1814. 
Den wahren Grund zur gedeihlichen und erfolgreichen 
Anbauung der Landeöfprade legte aber der Kaifer Fran 1, 
indem ex durch mehrere Decrete (1810 und 1818) geradezu 
nit dlos das Studium der Böhmiſchen Sprade auf da 
Gymnafien anbefahl, fondern aud) feſtſetzte, es folle ohne Kennb⸗ 
niß derſelben Niemand auf eine Etelle bei der öffentlichen Ber 
waltung Anſpruch machen duͤrfen. Nun warb auch theoretiid 
für die Poeſie Manches gethan, denn 9. Buhmayer m 
nad Ihm befonders Joſeph Jungmann aus Hublic (1773 
— 1847) und Schafarif flelten die Grunbfäge der Proſo⸗ 
bie und bie Theorie des Reims fe, indem fie Blahoe⸗ 
law's und Kamenéky's Anſtchten, die bie Proſodle ganz auf 
bie Zahl baſirt hatten, folgten, obwohl fpäter 3. Regebly In 


Böhmifche Poefie. 1013 


feiner Eprachlehre und Hniewkowsky in feinen Fragmenten 
der Boͤhmiſchen Poeſte als Gegner derſelben auftraten. 

Nun - prangte der Boͤhmiſche Parnaß in Immer ſchoͤnerer 
Blüthe, und befonderd fin das Epos zu gedeihen. Der 
Debant Adalbert Negedly“) aus Zebrat (1772—1844) 
lieferte zwei Heldengedichte: Karl IV. und Ottokar und Wratielam, 
Johann Holly) ahmte in feinem Swatopluk die Alten mit 
vielem Gluͤck nah und erfhelnt uns, obgleih im Sloweniſchen 
Dialekte provinciell, doch völlig objectiv, Wocet?), der zuerſt das 
heroiſche Epoo anbaute (die Premisliden), wandte ſpaͤter die 
Lyrik auf das Epos an (in ſeiner hiſtoriſchen Epopoͤe: Kelch 
und Schwert, und feinem Tendenz» Epos: dad Labyrinth des 
Ruhmes, in 33 Abſchnitten), Sebaſtian Hniewkows⸗ 
ty") aus Zebtak (1770—1847) endlich fKrleb nicht blos 
mehrere mehr (mie 3. B. ſein Dewin) oder weniger gelungene 
Epopoen, ſelbſt einen Fauſt, fondern er lieferte auch in feinem 
Mägdelrieg ein in Böhmen viel gelefmes komiſches Epos. 
Poetiſche Erzählungen lieferte Kari®inaridy'!), und der Lyriker 
Milota Zdirad Polaf aus Zagmufy (geb. 1788) iR aud 
im befcreibenden Genre feinem Talente. nit untreu geworben '?), 
Ein re&t ſfinnreicher und origineller Fabeldichter M Bincenz 
Zahradnif!?) aus Jungbunzlau (geb, 1790), und als humo⸗ 
riſtiſcher Satiriler der höheren Art if unbedingt Joſeph Ja⸗ 
roslaw Langer!*) (geb. 1806) zu nennen (mit feinen Brenn⸗ 
neſſeln und feiner Handſchrift von Bohdaneo), obwohl Ihm auch 
die Idylle vet gut gelang. Die beflen Balladen, welde Bobs 
men beſitzt (wiewohl auch die von Taincek nicht mißlungen 
find), gab ihm der Vollksdichter Carl Agnell Schneider") 
(geb. 1766), und einige recht gute Gelegenheitsgedichte verbanft 
man Adalbert Sedlaczek aus Celakowicz (geb. 1785). 
Unter den Lyrilern flieht aber unbedingt am Hoͤchſten ber Boͤh⸗ 
mifdye Betrarla Johann Kollar!‘) aus Thurocz In Ungarn 
(geb. 1793), der auch font als Epigrammatifi und Sammler 
der Vollolieder der Ungariſchen Stawen (1833 — 34. II Bre.) 
genannt zu werden verdient. Sein originelles Meifterwerk, 
Siawy dcera (d. 1. die Tochter des Ruhmes), urfpränglie 
aus drei Orfängn, von denen wicher jeder in fuͤnfzig Sonette 


1016 Boͤhmiſche Poeſie. 


zerfiel, beſtehend und nach den drei Haupifluüͤſſen mit Slawl⸗ 
ſchen Anwohnern, Saale, Elbe und Donau benannt, ſchilder 
une in dem harmonifteflen Veréſtrome die Geſchichte feine 
Liete von dem ungetrübtn Bells ber Geliebten bis zur 
Trennung von ihr auf eine Weile, die wahrhaft an die 
Gluth des Italieniſchen Sonettenmeiſters erinnert und leider in 
Deutihland jetzt noch burd feinen Ueberſetzer befannt geworden 
iR. Weniger gelungen oder doch weniger gefellt find die von 
ihm fpäter noch hinzugefügten zwei neuen Gefänge Lethe und Acheron, 
aber weder fie noch feine Elegieen und anderen Gedicte find 
feined großen Namens unwerth. Neuerdings hat Fr. Jaro: 
mir Ramenidy!”) in 91 Sonetten ebenfalld die aͤlteſte Ge⸗ 
ſchichte Boͤhhmens befungn. An Liederdichtern hat Böhm 
natuͤrlich keinen Mangel, doch find die eigenthuͤmlichſten und 
ſingbarſten Couplets die des bekannten Gelehrten Wen⸗ 
zeslaus Hanta!) aus Horenowes (geb. 1791), die ſchon 
1815 in Muſik gefegt wurden und noch jetzt fleißig gefungen 
werben. Unter den neueren Lyrikern flieht neben Saromir PBicel”) 


der früher nur für die Zeitſchrift Kwety (Blüthen) und für 


die von Ghmelmöly herausgegebene Kyika (Traube) färld, 
und Vincenz Burh), am Höhen Franz Ladislaus 
Ezelakfowsty?) aus Krafonip (geb. 1799), der zuerk eine 
Sammlung Slaviſcher Nationallieder (1822 — 27) berausge, 
dann aber ſelbſt verſuchte, Geſaͤnge im Geſchmacke des Slaviſchen 


Volles zu erfinden, und in dem Echo Ruſſiſcher Lieder, font 


in dem Echo Boͤhmiſcher Nationalgefänge, den Charakter beider 
Nationen fo traf, daß nur zu bedauern iſt, daß er nit ned 
m brere folder meiſterhafter Wiederhalle alter Lieder eiſcallen 


Ueß. Er erhebt fih aber aud zu der höheren Lyrik, wie hit 


Tod Alerander’s und das Todtenfeſt, fowie feine lieblichen Er⸗ 


innerungen von dem Ufer der Watawa beweifen. Andere Ik 


hübfhe Vollslieder dichten Ramaryt??), Ramenidy, ®i' 
naridy c. Sehr gute- Lyriker im Allgemeinen find ſemer 
Franz Bohumir Stepanida?) aus Dpalow in Mähren 
(1785 — 1832), Joſeph Rautenkranz au Könlggrät 
(1776—-1818), Johann Negedly aus Zebrak (geb. 1776) 
und Johann Puhmayer?) (+ 1820). Reuerdingd fangm 


2 





Doͤhmiſche Poefie. 1017 


auch mit vielem Geiſte, obwohl politiſch noch nicht durchgebildet, 
B.B.Rebesty”) und Wojacek). Höchſt talentvoll endlich 
iR im befhreibenden und erotifhen Gedichte Boleslaus Jablonsty 
(Katl Tupy)?7), imlegteren DrabotinMaria Baron Villaniꝰ). 

In der Novelle verfuhten id Magdalena Rettich“) 
(Reit, + 1845), die übrigens auch einige recht huͤbſche naive 
Gedichte ſchrieb, die gewandte Ludmilla Tichy und die 
Ellfobethinernonne Marie Antonte (eigentlih Joſepha Bebal) 
aus Prag (1781—1831), von der einzelne moralifhe Er 
zaͤhlungen, die dad Verdienſt nücterner Originalität haben, 
gevrudt find. Epäter if von Einzelnen nicht ohne Gluͤck der 
biflorifhe Roman angebaut wurden, 3. B. von Klicpern, 
defien Tartarn vor Olmuͤtz gerühmt werden, von Tyly, 
deſſen Letzter Czeche Aufſehen made, von Chocholouſek (in den 
Zemplern in Böhmen, den Montenegrinern ıc.). Am beliebteſten find 
jdoh Ian Marek?!) (pfendonym als Jan z Hwezdy) und 
Fr. Rubecs im gemüthliden, humoriſtiſchen Genre. 

Was nun das Böhmiihe Tcheater??) anlangt, das gleich. 
wohl in Prag noch nidt die Rechte der Deutiben Bühne 
theilt, denn ed dürfen nur an Sonn» und Wefltagen vor der 
Deutſchen Borfielung auch Boͤhmiſche Stüde zur Aufführung 
kommen, fo ſchrieb zuerſt für daflelde, neben dem unermüdlichen 
Stepanef, der freilih auch nur zum kleinſten Thelle Originals 
ftüde lieferte, gleichwohl aber befonderd durch feine factiſch In 
Prag angelegte Theaterfhule ſehr anregend wirkte, beſonders 
mit Erfolg Wenzel Klicperaꝰ) aus Chlumel (geb. 1793), 
defien Zrauerfpiele: die Familie Swoganow, Sobieslaw, die 
Zwillinge sc gelungen find. Franz Turinsty”*, aus Bodies 
brad (geb. 1796) lieferte in feiner Angelica eine über feinem 
Mufter ſtehende Nachahmung der Muͤllner'ſchen Schub, 3. €. 
Wocel's*) Harfe IR zu ſuͤßlich und bleibt darum hinter Jo⸗ 
ſeph Kajetan Tyl's*) Czeſtmir mit Recht zurüd, einer ganz 
vortrefiliden Erftlingsarbeit eines damals noch nit volfommen 
durchgebildeten Talente, das Hniewtowely’s”) und Sofeph 
Kraſ. Ehmelensty’s”) Leiſtungen in dieſem Genre welt 
übderflügelt hat. Ein aͤcht nationales Stuͤck kann man W. 
Wojacel'g Ludmila (Brag 1843) nennen, allein Wlez⸗ 


1018 Bohmiſche Poefie. 


kowec's Iprifhe® Drama, bie Tochter Jephtah's (1840), bat 
die Maͤngel diefer bedenklicen Form nicht vermiden. - Bub 
das Lurfpiel anlangt, fo Halte ih mid, dba Wenzel Narr 
thias Kramerius aus Klattau (1753— 1808) blos alt 
Vieberfeßer bier in Betracht kommen fann, nur bei Karl Si 
mon Madaczeld°) (1799—1846) Freiern (in gereimien 
Berfen), dem beflen Boͤhmiſchen Luffpiel, auf, und ale Poſſen⸗ 
dichter erwähne ih neben Alicpera (3. B. wegen ſeines Ro 
howin Vireck) nur H. Wlcslowec). 


1) Magowy sen, herausgeg. v. Hanka in ben Starob. sklad. Prog 
re heraudaeg. v. © 

2) Kupidowa sifela. Prag 1500. 8. Pädswä£ta. ib. 1507. 12. To- 
bolka ziatä. ib. 1615. 1.91. 8. Naulenj miadtma hospodäfi. ib. 15% 
8. 1794. 12. Hädänj mezi kntzem a zemaneım. ib. 1589. 8. 0 dit 
käch ktestanskjch. ib. 1609. 8. Kanciondl medälinj. ib. 1580. 4. Wi. 
klad na Modi. ib. 1605. 6. Pohfeb Kr, P. ib. 1105. 8. Vrjtezatw] 
wjry. 1610. 8. 

3) Zalmowe Sw. Dawida wrytmy tesk& wedwe. Prag 15. 
1640. 12. Zrcadio poctiwe Zeny. Ollm. 1613. 8. 

4) Akcj a rozepfe mezi fillsofem, w lekafstmj doct, a orale 
rem aneb procuratoreın. Prag. 1009. 8. ” 

5) Diwadio. W. Praze 182037. XVI. 8. 

6) Nowe bäsnt. Prag 1705—1814. V. 8. 

7) Postednj saud. Räseä popisna. W Praze 1804. 12. Bösak. ib. 
‚1883. IL. 12. Karel IV. Nauönda bäseä w 8 zpöwjch. ib. 1835, 1}. 
Ottokar. ib. 1835. 12. Wratisiaw. ib. 1836. 12. Wäclaw. ib. 1831. 12. 

8) Swatoplak. Wijtözekd biseä w 12 zpewjch. W Ternawö, « 
Geljaka. 1833. 8. Cyrillo-Methodiada. Witözskä bäseü w 6tizp£wic 
S pfipogenym Ziwotopisem swalych Cyrilla a Methoda gako ti 
bägoslowjm pohanskych Siowäkuw a wyswötlenjm nökterych slow: 
w Budjn?. 1835. 8. 

9) Pfeinyslowci. Bäseä epickä. w. Praze 1839. 8. Labyrint 
Siäwy. ib. 1346. 8. (Ausz. b. Yordan Bb. IV. p. 315. 348. 426 24.) 

10) Bäsn& drobne. w Praze 1820. 8. Döwjn. Bäseä romanticke 
hrdinskä w osmnäcti zp&äwjch. Druh6 rozmozene A pfepracowane 
wydänj. ib. 18.9. 8. Ziomky o deském bäsnietwi. ib, 18.0 8 
Drobné basaß. ib. 1820. 8. Nowe bäzun&. ib. 1841. 8. Docter Faust. 
ıb. 1844. 8. 

11) Warito a Lyra. w Praze 1833, 8. 

12?) Wznessenost pfjrody. w Praze 1819. 8. 

13) Bägky. w Praze 1831. 12. 

14) Selanky wPraze 18%: 12. Bohdanecky rukopis. ib, 1831. 8 

15) Okus w bäsuän) desköm. W Hradci Krälewe. 1823— 3%. B. 8. 

16) Basnt. w Praze 1821. 8 Siäwy dcera, w 3 zp&wich. * 

t us 


Budjnd, 1824. 12. b&sto w 5 zpöwijch. Pessti. 1832. 8. (Aus. >» 
Sordan Bd. IV. p. 4. 46. 106. 177. 206. 736. 2:9. 312 sq.) —— 


— Polnische Poeſie. 4019 


Zptewanky, Zili' pjsn? switske Siowäku w Uhräch atd. Dwa djiy. 
w Budjat. 1831. 8. Dila Basnicka. Ofen 1845, 8. S. Jordan Jahrb. 
BP. 1. p. 213 sq. Ill. p. 273 sq. 

17) Lilie a Ruofe. Prag 1816. 8. 

18) Prostonärodnf srbakd ınnza. w Praze 12. Ceskd historicke 
zptwy. ib. 1826—27. II. 8. Pjsni. ib. 1831. 8. 

19) Bäsn?, Prag 1842. 8. 

20) Bäsn?. Ollmütz 1843. 8. 

21) Smissend bäsnt. w Praze 1830. 8. Slowanske narodnj pjsnt 
ib. 1822—27. HI. 8, (Bieles daraus in Wenzig's Slawiſchen Bolksliedern. 
Halle 1830. 8.) Ohlas pjsnj ruskych. ib. 1829. 8. (Deutfd in Wenzig’s 
Blüthen Reuböhmifcher Dor e. Prag 1833. 8.) Ohlas pjsn) leskych. ıb. 
1840. 8. Kytka. ib. 1844. 8. 

22) Smjssene bäsn?, w Praze. 1822. 8. 

23) Hlas Iyry teskt. w Praze 1818—19. II. 8. 

24) Bäsnt, wydand od Wogtlcha Negedieho, w Praze 1836. 12. 
(Enthaltend die Gedichte ber drei Genannten.) 

25) Protichuodci (die gegen einander Schreitenden). w Praze 1846. 16, 

26) Böstn. Prag 1845. 8. ” 

27) Bäsn?. Prag 1546. III. 16. 

38) Zäbäone spisy. Prag 1844. 16. 

29) Narcisky, objrka powjdek historick&ho i mrawnedho obsa- 
hu kponaucenj a obweselenj. w Praze 1834. 16. Bjl& ruofe, Dram. 
malitkost. w Hradci Kralowe. 1828. 8. 

30) Swätky na Wysschrad?, in dem Almanach Wesna 1838. Ro- 
ziua Ruthardowä, ebd. 1839. Posledni Cech. Prag 1844. II. 8. 8e- 
brane spisy. Prag 1844. ng. 8. 

31) Zäbawne Spisy. Prag 1843. I. 8. (Enthält feine Balladen und 
Homanzen.) Jarohutw z Hradku. Prag 1843—44. III. 8. (Hiftor. Erz, 
aus der Zeit Podiebrad’s.) &. Jordan Bd. V. p. 137. 168 ng. 

32) ©. dar. Jordan Slaw. Jahrb. Bd. I. p. 34 sq. III. p. 140 aq. 

33) Diwadlo. w Hradci Kräl. 1820. 8. Uhljika. ib. 1821. 8, 
Bllaussi. ib. 18.1. 8. Hadrian z Rimsu, ib. 1822. 8. BoZena. ib. 
1820. 8. Lhaf a geho rod. ib. 18%. 8. ZiZkuow me£. ib. 1821. 8 
Rod Swojanowsky. w Hradci Kräl. 1821. 8. Libussin saud. ib, 
1832. 12. Dwogfata. ib. 18.5. 8. Swatislaw. w Praze 1844. 8. 

34) Angelina, Truchlohra. w HradciKrälowe. 1821. 8. (Deutſch 
von Makacek. Prag 1827. 12.) 

35) Harfe. Truchlohra. we ttweru gednänj. w Hradci Kralo- 
we. ib. 1825. 


36) Cesinijr, fteht in f. Thalia deakà. w Praze 1837. 12. T. I. 


37) Jaromjr. Truchlohra. w Praze 1836. 8. Nämluwy w Kolo- 
dgi. Weselohra,. w Hradci Kräl. 1839. 8. 


38) Drätenjk. w Praze 1826. 8. Oldtich a BoZena. ib. 1828. 8. 
Libussin süatek. w Praze 1832. 12. 


Ri Zenichowe. Paowodnj rymowaund weselohra. w Praze 
1826. 8. 


40) Powodeä Pra2skä roku i845. Prag 1845. 8. 


1029 Polniſche Poefie. 
8. 774. 


Die Bolnifche Poeſie bat in ihrer zweiten Periode, 
welche in das Mittelalter (bis 1333) zurüdreicht und die neu 
Zeit (bis 1506) mit demfelben verbindet, mit Ausnahme 
mehrerer bis ins 15te Jahrhundert zuruͤckgehender, in vie 
zeilige Strophen geiheilter und zum Tanz abgefungener Bald 
lieber (Krafowiafen)!), durdaus in der Rational. Literatur kin 
bebeutendes Schriftdenkmal aufzumelfen, ausgenommen bie Ueba—⸗ 
fegung der Pfalmen in Polnifhe Berfe, welche der Domini 
faner Peter Poznanczyk (geb. 1510) unternommen hatte, 
Allen die nun folgende dritte Periode von 1506 — 1622, das 
eigentlihe goldene Zeitalter derſelben unter der Regierung eines 
Sigismund I, Sigismund Auguf, Stephan Bathory und 
Sigismund III., obgleih fie immer noch die Lateiniſche Eprakı, 
welde befonderde von der Beiftlichfelt, vorzugämelfe aber von 
den Sefuiten gepflegt ward, beibehielt, erzeugte doch eine Anzahl 
von Ratlonaldichtern, -die in jeder Beziehung talentvoll genannl 
werden mögen. Darum fann man denn jeßt ſchon von den 
verſchiedenſten Genres der Poeſie Proben beibringen. Allerdings 
giebt es noch Feine felbftändige Epifer, allein dafür forgten dod 
Peter Kochanowsky aus Eicynie (1566— 1620) un 
Jedrzej Kochanowsky, jener durch Uebertragung von Taſſo's 
Befreitem Jeruſalem (Krakau 1618) und Arioſto's Raſenden 
Roland (ebd. 1799), dieſer durch Ueberſetzung von Virgilé 
Aeneide (ebd. 1590) die Meiſterwerke des Auslandes zu be 
liebigen Nahahmung in ihr Vaterland zu verpflangen. In der 
didaktiſchen Poeſie nimmt unbebingt der Vater der Polniſden 
Dieter, Nikolas Rei von Naglowic?), genannt Oksza, 
(geb. 1515 zu Zorawnie, geh. 1568), ver Lleberfeger der 
Palmen in Polniſche Berfe, durch feine Sprüchmörter den 
erſten Plag ein. An ihn reiben fih Thomas Bir 
lawskiꝰ) aus. Kralau, Joſeph Moczydlowskih, Beet 
Zbylitowsty‘) und Sebaſtian Fabian Klonowic‘ 
(1551 — 1608), als Lateinifder Dichter auch Acernus gt: 
nannt und bekanntlich Verfaſſer einer beifenden Satire gegen 
die Fatholifhe Geiſtlichkeit (Victoria Deorum, ubi continels 








Polniſche Poeſie. 1021 


veri herois edueatio. s. 1. 1600. 8.). Am Hoͤchſten ficht je⸗ 
doch die Lyrik, denn in dieſer that ſich der Polniſche Pindar, 
oder der Fuͤrſt der Polniſchen Dichter, wie ihn ſeine Zeitgenoſſen 
nannten, der Bruder der beiden eben genannten Ueberſeger, 
Johann Kochanowski“) aus Sicyynie (1530 — 84) hervor, 
Er Hatte in Deufhland und Italien die ſchönen Kuͤnſte ſtudiert 
und in feinen Uebertragungen der Pfalmen, der Phänomene bes 
Aratus, des dritten Buches der Ilias, des Schachſpiels Vibda's, 
ſowie de8 Horaz und Anacreon, bewiefen, was er In den alten 
Sprachen leiten konnte; hierher gehört er aber wegen feiner 
drei Bücher Igrifcher Gedichte und feiner Elegieen (die ſchoͤnſte bezieht 
ſich auf ben Tod feiner Tochter) halber, obgleich aud feine berühmten 
Gpigramme und feine zwei Satiren Piesni ksiag dwoje und 
Satyr i Zgoda) nicht vergefien werden ſollen. Andere bedeu⸗ 
tende Lyriker find: Kaspar Miasfowsfid), Nikolaus 
Sep Szarzynstid) (+ 1581), Johann!) und Maciei 
Rybinskfit!) (1566—1612), erflerer ein gefrönter Dichter, 
Stanislaus®rohomweti'?) (gef. 1612), Bifchof von Lemberg, 
Sohann Daniedi”), Valentin Jakubowski? (farb 
1582), Stanislaus Kolakowskik), Melchior Puds 
lowertt), Sigmund Z3bylitoweki“), Stanislaus 
Witkowokile), der gekrönte Dichter Szymon Szymono⸗ 
wicz Bendonski, genannt Simonides!) aus Lemberg 
(1557 — 1629), der durd feine Lateinifhen Oden den Ramen 
ded Polniſchen Pindar gewann, auch Rondeaur in Polniſcher 
Sprade ſchrieb und ale Idyllendichter der Polnifhe Theocrit 
genannt wurde, und fein Freund und Nachahmer, der Polniſche 
Moſchus (vdeſſen Idyllen er 1662 in Polniſche Verſe überfegt 
hatte), Szymon Zimorowicz“) (16005 — 29), der aber 
in der Ruſſiniſchen Sprache ſeine lieblichen Rondeaux ſang, und 
Sophia Diesnifa?!) (geb. 1560), die Polniſche Dichter⸗ 
mutter, an welhe fi Johann Achatius Kmita?) (geb, 
1620), Polens erfler heroiſch⸗komiſcher Dichter, anfhließen mag. 

In der dramatiſchen Literatur ward wenig geleitet, höch⸗ 
Rens Johaun Kochanowoki's Gelegenheitsdrama, die Ab⸗ 
fertigung der Griechiſchen Gefandtien (Odprawa poslow . 
Greckieh?), ganz im Geiſte der Griechiſchen Tragödien gehalten, 


1022 Polniſche Ware. 


gehört hierher. Lutas Bornidi?) (+ A591) überiepte die 
Troerinnen Seneca's (Krakau 1589) und Stanislaus 
Goslawoli) des Simonides Lateiniſch geſchtiebenen Keuſcha 
Joſeph, und Stanislaus Serafin Jagodynoki), ba 
Epigrammatift und Satiriker, lieferte ein Melodram in Stalle 
niſchem Geſchmade. | 


1) Zaleski, Pieine polskie i ruskie. Lwow. 1835. 8. 86 baven 
Deutſch v. Maͤrker in Mundt’s Dioskuren. Bi I. ©, auch Mag. für de 
git. d. Ausl. 1844. ar. 30 SQ. 

2) Apophtegmata, to jest: Krötkie a rostropne powiesci, czio- 
wiekowi podcziwema sinsznie naletgce, prrez tegok to co i dy- 
‚wot pocziwego pisat, tylko dwiema wierszyki zebrane a zniesione. 
w Krak. 1568. 8. Wizerunek wiasny Zywota czlowieka poczci- 
wego, w ktörym jako we £wierciedie, snadnie kazdy avre prawy 
ogledat moze: zebrany j z filezoföw i z rözaych obyczaj6w kwiats 
tego. ib. 1560. 8. 

3) Mysliwiec. w Krak. 1593. 8. 

4) Przypowiedci Balomona, Ksiegi madrosci panskid) na ryim 

rer przelozone, przydane k’temu kwieckte wiersze, w — 
614. 8. 

5) Przygana strojom biatogfowakim wymysinym. Krak. 1600. 
4. Roamowa szlachcica polskiego z cudzoziemcem. ih. 1600. 4. 
Schadzka ziamianska. ib. 1605. 4. 

6) WorekJudaszöw, z skör wilezey, lisie siey, Iwiey ett. 
Rlak, 1608, 4 (1660. 4.) Lipsk, 1896. 8. in . bar Kies 
Klass. Polsk, T. 22. 23.) Pamietnik Xiglgli Kröoldw Polskieh. ib. 
1639. 4. Flis to jest spuszczanie statköw Wisig, i inndmi rzekami 
do mi&y przypadajacemi. ib. ». a w Warszaw. 1148. 8. Krak. 
1826. 8. Podar i upominanie, do gaszenie, czyli wrö4ka o 
mocy tureckie). ib. 1597. 8. Zale nagrobne na 4miert Jana Kocha- 
nowskiego. ib. 1585. 8. 

7) Pselterz Dawidöw. Krak. 1578. 1585. 1588. 1387. 16. 1612. 
1617. 1629. 1641. 4. Dzielg wierszem i proza. w Woarz. 1767. 1805. 
Wroct. 1825. (in d. Bibliot. Kieszonkowa klass. Polsk. T. XIV— 
xXVI.) Lipsk. 1786. III. 8. 4. 

8) Zii6r ryimöw. w Krak.' 1612. 8. Herkules Blowienski. w 
Dobromiln 1612, 1618. 8. " 

9) Rytmy albo wiersze polskie. s. 1. 1602. 8. w Pozn. 187. & 


10) Gesli reiner mnych Kigge I. Torun. 15%. 8. Ku czei... 
Lwowi Sapieze, Wilno 1607. 8. Wiosna. Terun. 1600. Witamie. ib. 


11) Psatterz. Gdansk. 1605. Tor. 1617. 1618. Gd. 1632. 8. 

12) Ksiedza, Stanislawa Gr. wiersze i inne pisma co pree 
bramsze. Krak. 1608. 1609. 4. Kalliopea Stowienska Zygmuntowi 
II na stolicg polska wstepujgacemu w r. 1587. przed samg kor- 
nacya oddana. Krak. 1588. 4. Skarga snu nocnege prreed 
Warz. 1598. 8. Zeitosna Komeens na powödt ve wr 
1605. Krak. 1608.8. Duchowna pociecha pannom. ib. 1611. 8. Nocy 
torıraskie. ib. 1610. Rzym nowy szcrgiliweny od nterage. ib SORl. 








Polniſche Poeſie. | 1023 


Szeasdry daien 1. K. M. ib. 1600. Cien krölewirza Jana Kazimierza. 
ib. 1608. 8. Wioskie miasta co przedniejsze. ib. s. a. 8. 

13) Elegie na bmiert..... Joach. Lnbomirskiego. Krak. 1610. 8. 
tr narzekanie korony polskiej. ib. 1607. 8. Radosng korong. 
ib. 1607. 8. 

14) Leander i Hera. Krak. 1572. 8. _ 

15) Cathemerinon keigstwa stuckie 2 z ketobliwym lamen- 
tem na pospiesz miere ksigzgt stacki erz iemona i 
Aleksundra. Wiln, 1593. 8. er 2 

16) Fraszek ksiega jedna. Krak. 1580. 4. 


17) Witanie kröla nowego Zyg. III. Krak. 1587. Na wesele 
Jana Dulskiego i Anny Herbuutswny. ib. 1585. Acteon, poema. ib. 
1583. Pisanie satyröow puszcz litewskich, do Anny krölewny 
szwedzkiej, o towach w Bialobiezach r. 1588. ib. 1597. Historya 
4. Genewety. ib. 1599. Wießniak. ib. 1600. 4. 


18) Apophtegmata, albo subtelne powießci z ksigg Piutarcha 
iröZuych filozoföw. Krak, 1615. Pobudka ludzi ryeerskich. Zamos6. 
16:1, Sen duchowny na dzien BoZ. Nar. Krak. 1600 Sapho sto- 
wienska na grzmotng stawe zwyciestwa smolenskiego. ib. 1611. 
Proporzec Zotaierza chrzescianskiego. Warsz. 1626. 8. 


19) Poezye. Lipsk. 1836. 8. (in d. Bibl. a. a. D. T. 22. 28.) 


20) Sielanki, s. L 1663. 4. Lipsk. 1836. 8, (in d. Bibl. T. 27. 28.) 
Rotolanki, piefni Panien. w Krak. 1654. 4. 


21) Pie6n nowa, w ktörey iest dziekowanie Panu Bogn 
Wezechmoggcemu, ze malutkim a prostaczkom raczyt obiawrie 
Taiemnice Krölestwa swego. w Krak. 1556. 8. 

22) Spitamegeranomachia. w Krak. 1595. 4. Trymachie Jana 
Szemeta. ib..159%. 4. Poczatki krölöw Rzymskich. ib. s. a. 8. Pe- 
nelopea albo nie winnoſsé dziwnie cudowrney niewiasty siedm 
cietey, przediym przez Hierouyma S. opisana. w Krak. 1610, 2 
Jerycho nowe. ib. 1615. 4. Fenix Poema ib. 1609. 4. 

23) Odprawa postow greckich podana na teafrum przed kr6- 
lem J. M. Stefanem w Jazdowie nad Warszawg roku 1578, 4, 
Stanz. in d. Chefs d’oeuvre d. th. etrang. a. a. O- 

234) Troas, Tragedia z Seneki. w Krak. 1589. 4, 

25) Czysty Jozef, dramma przelo&, z lacins. Szym. Szymono- 
wicze. w Krak. 1597. 4 ’ u, 

26) Wybawienie Ruggiera z wyspy Alcyny, z wleskiege 
wierszem Polskim przetozyl. Krak. 16:3. 4, "Grosz 8. 8, Tagodı 

zastong i ordobgskrzydel kröla ptakow... Radsiwiltow... Przy 
groszu kladg sig apophtegmata ludzkiej madrosoi, o groszowej zac- 
moßci, i kwestye na niektöre groszowe rezolacye. Krak, 1618. 
1708. 4. 


8. 775. 


Die vierte Periode der Polnifden Literatur umfaßt zwar 
einen ziemlich großen Zeitraum (1622— 1760), allein man 


1024 Dolnifche Poeſie. 


fann eben nit fagen, daß fie Sonderliches geleiflet Häte, 
Während biefer Zeit nämlih hatten die Jeſuiten, befondes 
durch Sigismund AT. befhüht, die Leitung des öffentlichen 
Unterrichts im ganzen Koͤnigreiche überfommen, in Bolge deſſen bie 
Sprade duch ihre noch mehr hervortretende Verbindung mit 
dem von jenen mit der größten Vorliebe gepflegten Lateiniſchen 
natürlich an ihrer Reinheit wefentlih verlor, obgleih fie auf 
der anderen Seite einen gediegeneren, ernfleren, man fönnte 
fagen erhabeneren Eharaftır annahm. Wehr noch aber ſchade⸗ 
ten dem Gedeihen der Poeſie die äußeren und inneren politiften 
Wirren, denn fie waren ed, welde die wiflenihaftlihen An 
Ralten, die Bibliothefn und mit ihnen die Schriftdenkmaͤler 
vernichteten, und, fonderbar genug, eiſt der Folgezeit, der trau: 
tigen Periode der politiiden Vernichtung Polens als felbfkändiger 
Europäifben Macht, follte eine Reaction zum Belleren vorbe 
halten fein. Natürlid kann man alfo au nidht erwarten, 
daß hervorragende Talente auftreten fonnten. SInteffen verbreis 
tet ſich gleichwohl das Wenige, was geleiflet wurde, über ale 
einzelnen Fächer der Poeſie. So lieferte der Miscellandichter 
Samuel Twardowski!) aus Sıeuypna (1600 —1660) 
bie erfien (9) freilich im Ganzen nur höchſt unvollfommener 
Verſuche im Epos (Wiadislaw IV. und Woyns domowa), 
unter denen befonder& feine Schilderung der einheimiſchen Kriege 
mit den Tartarn, Koſaken, Moscowitern, Schweden, Ungarn x. 
gelungen zu nennen if. Als poetiſche Erzählung iR feine Ge 
ſchichte der fhönen Pasqualina nicht mißlungen. Rein biforifh iR 
Raphaellesczcaynsti’s?)l+ 1703) Chotzim, der „göttlichen“ 
Raturdigterin Eliſabetha Drugbada’) aus Großpolen 
. (+ 1760), die zugleich viele Kirchenlieder fchrieb, Epos, und des 
Bartholomäus Zimoromicz‘ Heldengedicht auf dem 
Türtenfiieg vom Jahre 1621, worin der Bedanfenflug erhaben 
und der Versbau genau und forgfältig genannt werben kann. 
In. dem eigentlihen didaltiſchen Gedichte muß, fo ſchlecht aub 
feine Reimereien find, doch fon feiner Fruchtbarkeit Halbe 
Bartholomäus Bayrodivon Glogol’) (1540—1617), 
-der faſt alle feine genealogiſchen, Hiforifhen und heraldiſchen 
Werte, die übrigens ihrem Inhalte nach werthvoll find, verfifi- 





Polniſche Poeſie. 1025 


cirte, genannt werben. Als rein befchreibende Dichter werden 
Stanislaus Bincenz Iablonowsti‘) und der fon 
genannte Tward ow soki, der eine Geſandiſchaftsreiſe in die Tuͤrkei, 
welche er officiell hatte machen muͤſſen, recht lebendig ſchilderte, 
anzuführen fein. Chriſtoph Opalinski”), Wojewode von Poſen, 
(t 1655) if der Verfaſſer von zweiundfünfzig Polniſchen, jedoch 
in Roͤmiſcher Manier gefertigten und in Herametern gedichteten Satiren, 
worin er mit ber Balle eines Perfius gegen die Sittenlofigfeit feiner 
Landsleute ohne Anfehen der Perfon und gegen den in feinem 
Baterlande eingerifinen ſchauderhaften Rechtszuſtand mit treffender 
Bortraitirung einzelner Perfönlichleitn, aber leider in erbaͤrm⸗ 
lihem Style, die Lanze einlegt. Als Epigrammatiften fichen bie 
noch zu nennenden Botodi und Kochowski als Mufter 
ba, die Dantel Bratkowski?), wenigfiens in der Verſifica⸗ 
tion, welche bei ihm nur Rebenfache if, nicht erreicht hat, obwohl 
ihm treffender Wis eben fo wenig abgeht, ald dem Pamphles 
tiſen Sohann Dzwonowski“). In dem damals fehr in 
Aufnahme gefommenen Hirtengedichte leiſtete das Meifle Io. 
bann Bawinsti!), obwohl Schwulft und zopfartige Schwer 
faͤlligkeit in Form und Inhalt für die pathetiſchen Serenaden 
feiner Schäfer ihm nothwendige Attribute zu fein feinen; naͤchſt 
ihm iR in demfelben Gene Heinrich Chelchowski! 
anzuführen. In der eigentlihen Lyrik IR der einzige bis zu 
einem gewiffen Grade vollendet zu nennende Dichter Vespaſian 
Kohomweti") (+ um 1700); denn wenn ibm aud viele 
Spracdunreinheiten und der verdorbene Gefhmad feiner Zeit zur Laſt 
fallen, fo hatte er dafür wahre Pindariſche Begelfterung. Neben 
ihm find, freilich eigentlich nur ihrer Fruchtbarkeit wegen, anzu⸗ 
führen: Johann Bialobodi”), Adalbert Stanislaue 
Ehrosceinsfi'), Janus Korybut Fürſt Wisnomiedi') 
(+ 1741), in deſſen Gedichten der Buchſtabe R, den er nidt 
ausſprechen fonnte, niemals vorlommt, Johann Libidi?), 
der erbärmlicde Ueberfeper des Horaz, und Stanislaus 
Heraklius Fürk Lubomirsri!) (+ 1702), der In un. 
reinem bald macaronifhem (mit Latein gemiſchten) Polniſch einige 
Bücher des Alten Teſtaments reimte, 
Grüße, Handbuch d, Literärgefchichte, IH. 65 


1026 Polniſche Poeſte. 


Fuͤr die dramatiſche Poeſte geſchah for gar nicht; va 
obwohl Hieronymus Morsztyn aus Raciborsl den € 
des Corneille (1689) und Stanislaus Morsziyn 
Andromache von Racine und - ben Hippolytus von Em 
überfeptn, und Franziska Urfula Wisniomiedi Rai 
stwilowa*), die. ſich jeboh von ber Franzöſiſchen Rai 
looſagte und zu ben Gngländern überging, und WIadisla 
Ryemusti) (1705—79) ſogenannte Originalſtüde (ki 
und Trauerfpiele) fhrieben, fo blieb doch ber Branzöffge Einf 
ber befonders feit 1661, wo man bei Hofe Franzoͤſiſche Draw 
gab, beginnt, bei ihnen bis zum Ueberdruß vorherrſchend, ma 
man eiwa Johann Gawinskl« Volklsluſtſpiel ) von Im 
betrunfenen Bauer, den ein Herzog von Burgund, naht: 
ihn’ in’ fen Schloß hatte bringen laſſen, glauben mad, : 
fei der Herzog ſelbſt, ausnimmt. 

Der Roman endlich bat in tiefer Periode nicht 8 
dienſtliches aufzuweiſen, außer baß er ihr feine Entſichung m 
dankt und fi daher zuerfi noch fat lediglich In der Ga m 
kteinen Geſchichtchen (Facetiae) ıc., wie deren die Dat ® 
teratur fo viele aufzuwelfen hat, bewegt, obwohl aud ia ni 
rere längere Produkte dieſer Art viele Verſe gemildt W 
Zu der eiſten Clafſe gehören die Arbeiten von M. %ı.* 
Gladkowardzki?y und die Jovialitates (in Berfen) Bl 
dislaus Potodt’s%) (+ 1693), zu ben Ichteren bed da 
. genannten Schrifiſtellers, der auch die befanmte Argenis iO 
febte, Syrolet, und ded Hieronymus Morsjtpn”) Ba 

4) Przewaäna legacya Krzy. Zbarawskiego do seit: M 
reckiego Mustafy. Kalisz 1621. 4. Krak. 1633. 1639. Wilno 064 
Daphnis w drzewo bobkowe przemienita sie. Lublin 1638. Ba 
1661. 1702. 4. Paskwalina nadobna, z hiszpanskiego. Krek. m 4 
Wiadystaw IV. krol polski w 5ksiegach. Leszoo 1649. fol ur 
domowa z Kozaki, Tatary, Moskwg, Szwedami i Wegry KM 
1660. fol, Wojna Kozacka poZniejsza. Leszno 1657. 4. Misco 


selecte. Kalisz 1682. 4. Palac Leszczynskich. Leszno 5 5 
2) Chocim-Wiktorya. t. i. zwyciesiwo na polach Choci 
». 1. 4 - . 
. 3) Historya chrzefcianska ksieiny Elefantyny. Pos | 
4. Zebrania —— wierszopylöw iNeych. 173: 
Poezye „ in d. Bibl. Kiesz. klass, Polsk. Leipz. T. XAI-1 
) Pamigtka woyny Tareckiey w roku 1621 od Pob 
naroda podniesioney. w Krak. 1623. 4. _ , 
5) Gniazdo cnoty, akad Herby Rycerstwa Polskieg® 









Polniſche Doefe. 1027 


k meig. w Krek. 1550. fol. Herby Rycerstwa Polskiego. 
. 398%. fol. Dzyesigcyoxo praykazanie meiowo. ib. 1575. 4. 
Kolo Rycerskie. ib. 1576. 4. u. &. en 
6) Pamietne uprowadzenie woyska x cieſni Bukowinskiey r. 
1 nione. Krak. s. a. hr Auadu riobyczej 
atyry albo przestrogi de ppprawy a riobyczajow w 
Polscze, ma 5 ksigg rozdzielone, Trlessem hlerymoyryim. 8.1. 
1652. fol. Juvenalis redivivus, to iest Satyry albo przestrogi do 
naprawy Bzadu i obycyajow w Polscze naleZgce. w Wenecyi 
( oranin) 1693. 8. Iconanimoram albozwierciadto. 4698. 8. Poezye, 
in d. Bibl. a. a. ©. T. XXVIL. 
5 Swiat po czodei przeyzrzany. w Krak. 1697. 8. , , 
9) Statut Jana Dzwon., to iest Artykuly Prawne, iako sadzic 
totry, i kuglarze iawne etc. s. I, et a. (1650.) 4. Seymu walnego 
damowego rtykulöw aæoſc. 4. . 

10) Sielanka Mopsug i röäne magrobki, 2 przydatkiem innych 
Autoröw. w Krak. 1650. 1668. 4. WonusPolska, albo Janowi Andrz. 
Bairowi i Bufr. Grattownie Epithalamium. w Gdansku 1663. 4. 
Dworzanki albo Epigrammata Polskie.e w Kafmierzu 1664. 4. 
Treny zZalobne na ämiere Stanistawa z Wronowa Xieskiego. w 
Krak. 1650. 4. Fortuna albo szczescie. ib. 1690. fol. | 

11) Uciecha Bogin Parnaskich, wKrak. 1630, 4. Poprzysiezon 
pokoy Moskwie z Polakami etc. w Lublin. 1635. 4. Heynal narod- 
zonemu Jezusowi etc. Warsz. 1645. 4. 

12) Nie pröZnuigce pröZnowanie oyczystym rymem na Lyrica 
j Epigrammata polskie rozdzielone i wydane. wKrak. 1674. 1681. 
4. Chrystus eierpigcy wedlug textu Ewangelii S. wierszem- pols- 
kim wystawiony. ib. 1681..4. Dzielo Boskie albo Piedni Wiednia 
wybawionegö i inszych tranzakcyi woyny Tureckiey w r. 1683. 
szczekliwie rozpoczeley. ib. 1684. A. 

13) Hymny i prozy koscielne od Urbana VIII. poprawne, z 
lacin. na polski wytlom. w Krak. 1648. 8. Pochodnia slawy Hie- 
rem. M. Xigz. Wisniowieckiego. ib. 1649. 4. Pogoda iasna Oy- 
czyzuny. ib. 1650. 4. Klar mostwa na obiaduienie Pochodni Xia2. 
J. Wisn. ib. 1649. 4. Zegar w krotkim zebraniu czassow Krö- 
lestwaPolskiego. w Krak.1661.4. Odmiana postanowieniasfery niesta- 
teczneyKozackieyipochwaly X.Jer.W.ib.1653.4, Bra Tatar.s.1.1652.4. 

14) Joba cierpigcego historya w Pismie. 9. wyrazona, na 
wiersz oyczysty przelo2. w Woarsz. 1705. 4 Aman od Asverusa 
kröla Perakiego nad inne Xigzeta wywyäszony. ib. 1745. 4. 
Krötki zbior duchownych zabaw, to iest Pacierz, Psalmy pokutne 
i pießni rözne nabozne. w Czestoch. 1711. 4. 

15) Odglos Zalosci nad Smiercig w Bogu Przewielebnego etc. 
s.1. 1733. 4. S. Filipa Neryusza, niektöre akty strzeliste bez- lite 
R. s. 1. 4, , Lutnia na pochwale Luk. Olszewskiego.! w Lwowie 
1734. fol. Zatosna na pochwale tegoz. ib. 1736, fol. 

16) Horacyusz przekladania J. Lib. s. 1. 1647. 4 (Oben und 
Gpoben.) Ben zywoöta ludzkiego Wierszem tacinskim przez J. Balde. 
w Krak. 1647. 4. Bacchus miracnlasus, Panom Miesopusinikom, 
Pijanicom etc. ».1. et a. 4. Son dziwny, w ktörym wino i 
woda o .godaofciach swoich rozprawuia. Somnium prodigiosum 
de vino ei aqua mutuo inter se pro dignitatis apice litigantibus. 
2. 1. 1647. 1684. 4. a 

17) Melodya Duchowna, czyli wiersze o mece Panskiey. w 
Krak. 1703-25. 8. Theomuza. w Warsz, 1683, 4. Muza polska na 
tryumphalny wiazdnayiasn,Janalll, ib, 9.0.4. Classicum niesmier- 


05 * 


1028 Polniſche Poeſie. 


telney stawy. w Krak. 1694. 4. Tobiasz wyzwolony. w Wir. 
1683. 1691. 1706. 12. Ecclesiastes czyli Ksiega Coheleth z Pism 
S. wierszzem tlomaczona, w Warsz. 1706. 12. Momenta osiatın 
a naar 1707. Br (16) preednio a 

18) Komedye i Trajedye (1 nio dowei 
lazkiem, wyboraym wi 2 kaztaklem. s. 1. 1684, hl. Ihre Grit 
wurden auf einem 4 vat⸗Theater zu Nieswieez von vornehmen Perfonen gegete 

19) Zabawki wierszem polskim Joz. Rzew. Warsz. 1it0.1 

20) Tragi-Komedya o „panym ktory mniemat iz iest Kröka 
przez 3. 6. w Gdansku 1658. 4. 

21) Co nowego, albo dwör majacy. w sobie osoby img 
rozmaite, z ktörych wydworne powiesci albo d‘wrorstwa, jakob 
nowe lego wieku apophtegfiata zebrane i na pospolity pozyiek' 
ucieche sa wydane. Krak. 1695. 8. 

22) Syrolet albo prawdziwy obraz mestwa. s.1.1764.8 » 
vialitates albo Zarty 1 fraszki rozmaite. s. 1. 1717. 8. 

23) Antypasty malZenskie, trzema uciesznemi historyami, al 
wädziecznego smaku cukrem prawdziwej a szczer&j miloki mr 
zenskiej zaprawione. Krak. 1650. 8. 


$. 776, 


Die fünfte Periode der Polniſchen Literatur (vom 176 
bis 1800) bildet zugleich das Zeitalter des Wiederauflebens I 
Wiftenfchaften. Stanislaus Auguf IV. (Poniatoweky), odgkid 
in politiſcher Bezlehung ein für Polen hoͤchſt verderblicher Anl 
wußte doch ben Künfen und Wiffenfchaften mit Ge 
aufjuhelfen; denn erſtlich gelangte die Nationalfprade u 
feiner Regierung wieder zu ihrer früheren Reinheit, dann ar 
warb auch Die ganze früher nur auf Jeſuitiſche Brundfäge bafırt Jo 
genderziehung nad) Möglichkeit geändert und gebeffert, an welde 
Umwandlung der berühmte Juriſt Stantslaus Konarsli) 
(1700—75), den man als den Wiederherſteller ber Literam 
in feinem DVaterlande zu betrachten pflegt, keinen geringen Ir 
theil hatte. Er gilt übrigens auch, feines Epaminondas halte, 
für den Bater des nationalen Dramas, weldes an dem M 
1755 fiehend gewordenen Warfchauer Theater feine Et 
fand; ja in der von ihm zu Warſchau errichteten Adelsſtib 
gehörte die Aufführung von Schauſpielen mit zum Untarid 
der Knaben. Leider erfuhr das Land nah den beiden Tklr 
ungen (1772 und 1793), je naddem es in dem yoltiiiden 
Interefie der Mächte lag, die ſich in das ungluͤdliche Ruf 
getheilt Hatten, vielfache Modificationen und Umaͤnderunge 
in dem bisher angenommenen Erziehungsſyſteme; ja die au 


Polniſche Poeſie. 1029 


Preußen und Oeſterreich gekommenen Landestheile bekamen mit 
ihren neuen Herren auch die Sprache derſelben, und nur der⸗ 
jenige Theil des Landes, der an Rußland fiel, behielt nebſt 
feinen alten Geſetzen und Inſtitutionen auch feine Sprade. 
Bon nun an ward die Liniverfität Wilna der Gentralpunft ber 
Polniſchen Bildung, welche von dem vertrauten Freunde 
Alegander’6 J., dem Fürflen Adam Gzartorysfi, gepflegt und 
"erhalten ward, der es bei dieſem durchzuſetzen wußte, daß nicht 
blos die fhon beftehenden, fondern, auch die überall, wo es 
nothwendig ſchien, im Königreih Polen neu errichteten Schulen 
unter die Oberleitung der genannten Unfverfität geftellt und von 
biefer beauffistigt wurden. Daneben bildete ſich (1801) zu 
Warſchau die. fogenannte , Geſellſchaft“, um die alte Sprade und 


Literatur aufrecht zu erhalten. 

1) Sein Hauptwerk, weldhes am Meiflen auf bie Berfeinerung bes 
Geſchmacks einwirkte, war: De emendandis vitiis eloquentiae. Wars, 
1741. 8. Sonſt find noch von ihm anzumerken: O skuteczuym rad spo. 
sobie. Warsz, 1760. V. 8. O religii pocziwych Iudzi. ıb. 1769. fol- 
Epaminondas, trag. orig. ib. 1756. 8. Listy przyia cielskie. ib. 
1733, 4. 


8. 777. 


Betrachten wir nun bie einzelnen dieſer Periode ange 
börigen Dichter, fo wird, wenn wir mit den Epos beginnen, 
Graf Ignaz Krafidi) (1734—1801), Erzbiſchof von 
Gneſen, der fruchtbarſte und beRe Poet diefer Zeit, obenan 
ſtehen. Er gab feinem Baterlande das erfie eigentliche Helden» _ 
gedicht, Woyna Chocimska oder der Krieg von Chozim bes 
sttelt, worin er die unter König Sigismund IT. durch Chod⸗ 
Liewig über den Sultan Ooman errungenen Siege der Polen 
in zwölf Geſaͤngen feierte. Gewoͤhnlich werden auch noch 
Hyacinth Braybyisti (1757 — 1819) und Jozef Szy⸗, 
manowäli (1748—1801) mit unter die Epiker gezählt, 
erferer weil er die Dichtungen eines Milton, Camoens, Birgit 
und Homer, lebterer weil er Montesquieu’s Tempel von Kni⸗ 
006 (Swiatynie. Wenery w Knidos) in ſehr fhöne Polniſche 
Verſe überfegt hat. Im komiſchen Epos leiftete Kraſicki In 
feiner Mysceis (in 10 Buͤchern) das Moͤglichſte, indem er 
HöhHR geihidt die altpoliifhe Sage von dem durch die Ratten 
und Mäufe verzehrten König Popiel laͤcherlich zu machen wußte, 





1030 Polnische Poeſie. 


Seine beiden anderen heroiſch⸗komiſchen Epopoͤen, die Monache- 
machia und Antimonomachia, aus je ſechs Büchern beftchal, 
feinen ihm den Ramen des Polnifhen Voltaire eingetraa 
su haben, allein Werth haben fie nicht, und er verdient bien 
Namen auch nur In foweit, ald er das erflere Gedicht auf 
Beranlaffung Friedrich's IT. von Preußen zu Sansfouc in da 
Geſellſchaft des berühmten Philoſophen gefchrieben hatte, Aus 
Thomas Kajetan Wegtersti?) (1755—87) lieferte ei 
Organy, die Orgeln, betiteltes Gedicht in dieſem Genre, das zwar genar 
nach Boileau's Lutrin gearbeitet iſt, aber durch feine leiche 
Verfification zu den beſten Produkten dieſes Zeltalters ge 
hört. Denſelben Weg ſchlug endlich Franz Dionyſius 
Kniaznin) (1750 — 1807) ein, indem er ein länge 
komiſches Epos, der Ballon, in zehn Geſaͤngen lieferte, an 
welches ſich als Hortfepung ein anderes, die große Sala du 
titelt, anſchloß. WIE befgreibende Dieter können mur Star 
nislaus Trembedt (+ 1812) mit feinem Zofiowka"), 
einer fehr huͤbſchen Schilderung der Gärten der Graͤfin Sophie 
Potoda, und Martin Molski‘) mit feiner Verhertlichung 
. der Mftronomie hier eine Stelle finden. In der Fabel um 
“Heinen poetifhen Erzählung find Kniaznin und Krafidi 
hervorzuheben, welder letztere auch treffliche Satiren, vie ebenſe 
originell als witzig find, lieferte, während erſterer ein rein mo 
raliſch⸗didactiſches Gedicht unter dem Titel: „Eine Mutte on 
. Ähre Tochter über die Tugend” hinterlafien bat. Ein artikiihee 
Lehrgedicht über die Dichtkunſt lieferte Franz Dmshowsli‘) 
aus Podlachien (1762—1808), Als Satirifer und Gpigram: 
mati IR weit beißender und voll martialiſcher Kauful da 
geifvolle Adam Stanislaus Naruszewicz”) aus dir 
thauen (1733—95), der bekannte Polniſche Hiforiter, Mi 
aber auch einige fehr wigige hiſtoriſche Gpifteln hinterlaſſen hal, 
bie ebenfals Kraſicki's Verſuche im dieſem Genre übertreffen. 
Endlich mag noch der König Stanislaus Lesczynéti) 
(1677—1766) ale Lehrdichter genannt werben, und gut 
nit der Guriofltät wegen, daß es als gekroͤntes Haupt ba 
Mufen huldigte, fondern well feine Verſe fich fern von ber # 
feiner Zelt noch fo fehr gewoͤhnlichen Sprachmengerei gehaltm 











Polnuiſche Poeſie. 1031 


haben. Idyllen lieferten Stanislaus Trembecki, Narus— 
cewicz, ber gleich zu nennende Karpinski und Kniaznin. 
Als eigentlicher Lyriker mag der Ueberſetzer von Delille's Jar- 
dins, Franz Karpinsfi?) aus Holoskow in Galizien 
(1741—1825), folgen, denn feine Lieber und Hymnen gehören 
im yrofanen und erhabenen Style, ihrer lieblichen Einfachheit 
und zarten Phantafie halber, zu den beften Probuften biefer 
ganzen Periode. Kräftiger, wenn auch nicht geihmadvoller, iſt 
in der Ode und Elegie Stanislaus Trembedi, im 
fpielenden erotifhen Liede, im Geſchmacke Wnacreon’s, aber 
meiſterhaft Naruscewicz und der eben fo friihe als 
üppig ſchwaͤrmende Erotiker Kniaznin, der aber auch ein 
längeres lyriſch⸗epiſches Gedicht, der Rosmarin, vier Bücher 
Oden und Klagellever des Orpheus in 22 Gefängen hinter 
lafien bat. | 

Was endlich die dramatiiche Literatur während dieſer 
Periode anlangt, fo if diefe verhältnißmäßig unter weit günft- 
igeren Auſpicien vorwärtögefchritten, denn der Jeſuit Branz 
Bohsmolet!’) ſchrieb bereits zu Anfange biefer Perlode die 
erhen Polniſchen Originals Luftipiele, denen die eigentlihe vis 
comica durchaus nicht abgegt, wohl aber, was einzelne Cha⸗ 
raltere betrifft, alle Weltlenntniß. Seine erfien Luſtſpiele (1757), 
welche nur für die Aufführung in Schulen befimmt und bei denen 
darum alle weiblichen Perfonen ausgefchloffen waren, Tann man 
ohngefähr mit den Lateinifhen Luftfpleln zu NAnfange des 
ſechs zehnten Jahrhunderts, wie 5. B. den Studentes ıc., vers 
gleichen, obwohl er in mehreren (fünf) nur Molisre'ſche 
Stüde umarbeitete. Später (1767) ſchrieb er für das Königliche 
Hoftheatr, und nun ließ-er auch Frauenzimmer mit aufs 
treten, aber, fei es Verſtellung oder Wahrheit, der gute Jeſuit 
zeigt fi als einen wahren Böotier In der Kenntniß des weib⸗ 
lichen Herzens. ‚Welt Beſſeres leifteten in dieſem Genre ſchon der 
Kammerdiner Daniel Belgram'), obgleid man annimmt, 
Daß er nur zu Czartoryski's Studen den Ramen lich, und 
Joſeph Bielawsti!?) (1740 —1809); "dagegen I Franz 
Zablodi") «geb. 1754) fhon en geſchickter Nachahmer 
Beaumardais’ und Mollere's, von denen er Ginzelnes überfeht 


1032 Polnifhe Poeſie. 


bat. Fürft Adam Erartorysri'*) (1733 — 1823) endlich un 
der Bifhof Joſeph Koffakowsrt!?) (+ 1794), welder Lehner 
übrigens anonym ſchrieb, Haben das Verdienſt guter Erfindung m 
treuer Sittenſchilderung. Gin Ortginals-Trauerfpiel im firengfin, 
claffifden Siyle, Epaminondas, lieferte Konarski; Krafidi 
verfuchte. fih auch im Luffpiel, Trembecki ahmte nur Bol 
talre nah, aber Narus cewicz If in feinem Trauerfplel, 
„Guido“ (Warfhau 1770. 4.), Original. Der beveutendfe 
Dramatiker unter allen iR zweifelsohne Adalbert Bo 
 guslawsfi'%) (1760 — 1829), Director des Warſhauer 
National⸗Theaters, als welder er neben feinen zahlreichen 
Originalarbeiten, unter denen’ aber die Luftfpiele die beſten find, 
zugleich auch die Geſchichte des Bolnifhen Theaters (Berk, 
Bd. I.) verfaßte und die erfle dramaturgiſche Anleitung für 
Schaufpieler ſchrieb. Sein beliebteſtes Drama führt den Til: 
„die Krakauer und Goralen”. Die erſte Polniſche Original 
. Oper, denn feit 1661 hatte man nur Stalienifde Opern be 
Hofe gegeben, dichtete ber ſchon genannte Bohomolet”), ımta 
dem Titel: „die glüdlich gemachte Armuth"; Kniaz nin Meer 
zwei recht gelungene Opern, die Spartanifhe Mutter und die 3b 
geuner, Boguslawski aber eine recht gute heroiſch⸗komiſche 
Dper: „Herminia®. Bon Kniaynin giebt es ein rel 
gelungenes Schäferfpiel: „die dreifache Hochzeit", und von Bo 
guslawski ein anſprechendes Melodram: „Sykahar”. 


Was zuletzt noch den Roman anlangt, fo bat hier Kta⸗ 


fit In feinem „Herr Erbtruchſeß“ und den „Abenteuern Dod 
wiadczynoki's“ zwei vortrefflihe Sittengemaͤlde feiner Zeit ge 
ſchaffen. Im hiſtoriſchen Genre lieferten ſchon Michal Dymitı 
Krajewsrki!?) (geb, 1746, gef. nad 1793) und Jezlerd 
119) recht huͤbſche Erfllingöverfuche. 


1) Myszeis. Warsz. 1775. 8. Woyna chocimska. ib. 1780. 8 
Bajki i fzypowiekel ib. 1780. 1606. 8. Satyry. ib. 1778. 8. Wiersu 
rözne. ib. 1784. 8. Listy i pms, r6Zne. ib. 1789. 8. Dzieta. Wars. 
1808-4. X. 8. Wroch. 182 8. Lipsku 1834. X. 8. (in d. Bihl 
Kiesz. Klası. Bu To I—-X.) —— —— vın. s. W ek 

zieto. Paryz 1 a oswiadczynskiego. 
1775. 8. Pan Podstoli. ib. — 8. Bresi. 1825. Ta 


2) Organy. Warsz. 1784, 4. 





Polniſche Poeſie. 1033 


3) Dziela. w Warsz. 1787—88. III. 8. 1828. VI, 8. Lipsk. 1837. 
VI. (Bibl. K. Kl. P. T. 32—37.) 


4) Zofiiowka. Lipsk (Wilna) 1806. 12. (trad, en frang. p. de la 

Garde. Vienne 1815. 4. ©. aud Bag. f. d. it. d. Ausl. 1840. nr. 18.) 

Dziefa poetyczne, Lipsk (Wilna) 1806. II. Warsz. 1819—21. III. 8, 

Bresl. 1827. Il. 8. Lipsk. 1836. 8. (Bibl. Kiesz. Klass. Polsk. T.29.) 
5) Dwie nocy czyli rozmyslanie o sztuce iazdarskiey. 

Warsz. 1804. 8. . u _ en r 
6) Szbuka rytmotworcza, poema. w Woarsz. 1788. 8. 


N) Dziela otworcze. Warsz. 1778. IV, 8. ib. 1803, Lipsk. 
1835. 8, (in der Bibl. a. a. DO. T. VII--IX,) Bresl, 1826. II. 8. 


8) Historya St. iNow Teestamenta. Nancy 1769. fol, 6tos wolny 
szlachcica. ib. 1761. fol. 


9) Dziefa, wierszem i prosa. Warsz. 1790. IV. 12. 1806. IV. 8. 
Bresl. 18:6. IV. 8. Lipak. 1835. V. 8. (Bibl. a. a. ©. T. X--XIY.) 
&, Jordan Slav. Jahrb. Bd. III. p. 1 sq. 43 ag. 


10) Komedye. Warsz. 1750. III. 8. Lublin 1757. Lwow. 1758. 
Il. Warsz. 1772—75. V. 8. Komedye na teatrum. ib. 1767. 8. 


11) Mnieyszy koncept iak przysluga. Warsz, 1774. 8. 
12) Natreci, Kom. z rozkazu Nayiasn. Warsz. 1765. 8. 


13) Dziewczyna sedzig. Kom. Warsz. 1781. 8. Fircyk w zalo- 
tach. Kom. ib. 1781. 8. Zabobonnik. Kom. ib. 1781. 8. 


t4) Panna na wydauiu Kom. Warsz. 1774. 8. Pysznoskapski. 
ib, 1774, 8. (Daff. St, mit nr. 14.) Kawa. ib. 1779. 8. 


15) Warszawianin w domu, Panicz gospodarz, Madry polak. 
Warsz, 1786. 8. 


16) Dzieta dramatyczne Wojc. Bog. Warsz, 1820—25. XV. 8. 
17) Nedza uszczesliwiona. Warsz. 1778. 8. 


18) Podolanka czyli wychowanica natury. Warsz. 178. 8. 
Przypadki Woyciecha Zdarzynskiego. ib. 1786. 8. Pani Podczas- 
zyna. ib. 1787. 8. Leszek biaty, ksigze polski. Warsz. 1789. 8. 


19) Rzepicha matka Krölöw zZona Piusta miedzy narodami sar- 
mackitmi sfawianskiego monarchy tej eaoei ziemi, ktöra sig na- 
zywa Polska. ib. 17%. 8. Goworek herbu Rawicz, wojewoda 

sandomirski, powiesc zwidoku we snie. ib. 1789, 8. 


$. 778, 


Die letzte Periode der Polniſchen Literatur (ſeit 1800) 
iR, troß der zu Anfange des zweiten Viertels dieſes Jahrhunderts Klar 
ausogeſprochenen Vernichtung Polens als felbfiändiger Staat, 
für die Wiſſenſchaften, befonders aber für die Poeſte, hoͤchſt 
fruhtbringend gewefen, weil, zumal in der neueften Zeit, biefe 
für das einzige Bindemittel der überall bin zerfprengten “Polen, 
zugleich aber auch für die beſte Wnregung bes Rationalgefühls 





1034 Poluniſche Poeße. 


und des Patriotiomus gilt. Letzterer Umſtand macht zugleich die be 
ſonders ſeit 1830 durchweg politiſch gewordene Tendenz der Polniſca 
Poeſie überhaupt erklaͤrlich. Uebrigens wollen wir nicht va⸗ 
geſſen bier zu bemerken, daß bie Kreirung eines Theis de 
alten Polens zu einem Großherzogthum Warfhau (1807), mo 
Stanislaus Koſtka Potodi die Leitung bes öffentlichen Unter 
rihts mit eben fo viel Eifer ‘ale Erfolg ergriff, mit wenig 
dazu beitrug, der National⸗Literatur ihren alten Glanz wire: 
zugeben, nachdem bereitö vorher (1802) bie 1775 erridiet 
Erziehungäfammer für das Königreich Polen in ein Director 
bes öffentlichen Unterrichts verwandelt worden tar. Dis 
gebeihliche Fortſchreiten zum Befferen ward amd baburd, dal 
Kaiſer Alexander 1. die Polntfde Krone (1815) ergtelt, niät 


‚ gehindert, denn bie Univerſitat Warſchau warb von ihm ad 


Pflanzſchule der Nationalbildung amgelegt. Leider machie di 


Revolution von 1880 wit ihren Folgen allen tiefen wohl⸗ 


thätigen Ginflüffen ein Ende; nad der Paciflcation des Lande 
hörte die Univerſitaͤt Wilna, die fell 1813 vworzugewele be 
Brennpunkt der modernen Polniſchen Literaturbefirebungen ge 
weien und aus deren Mitte die durch Mickiewictz ins Leben 
gerufene romantiſche Schule hervorgegangen war, auf; die Uni 
verſitaͤt Krakau konnte fortan nur einen ſchwachen Erſaß für 
dieſen Verluſt bieten, und ba die Ruſſtſicirnug Bed gemm 
Landes narürli au das Studium ber Rationalſprache ebenlo 
unnöthig wie bedenklich fand, fo find jeht Paris und Brül 


fel, die Hanpifige der Polniſchen Emigraiten, zugleich auch ned 


bie einzigen Strebepfeller Ihrer Literatur, da ein Gedeihen ber 
felben In den unter fremdem Gcepter ſtehenden Theilen dei 
alten Sarmatenlandes, fon der von ben Polen als unabände 
ih nothwendig gehaltenen politiſchen Farbe ihrer Poeſie um 
Belletriſtil wegen, gegenwärtig wnmöglid geworden If. 


8. 779. 


Da wir ſchon angebeutet haben, daß mit dem Jah 


1815 eine Art von geifig- literariſcher Regeneration In da 








Poiniſche Poefie. Claſſiſche Schale. 1035 


Polniſchen Literatur anhebt, fo wird hierin auch eine vollſtaͤndige 
Erflärung liegen, wesohalb wir bei dieſer letten Periode der⸗ 
ſelben eine doppelte Schule zu unterſcheiden haben werden. Be 
ſchaͤftigen wir ums vorerfd mit der einen und zwar ver alten 
claſſiſchen, d. h. derjenigen, welde, unter dem Ginfluffe ber 
Öranzofen ſtehend, von diefen beſonders die Regelmäßigteit im 
dorm und Inhalt, freilich aber auch den fleifen Zopf des Zeit 
alters Ludwig's XEV. und XV. angenommen haste. Als Epiker 
fallen aus der genannten Schule in dieſe Periode Dyzma 
Boncza Tomaszewskih) wit feiner Jagiellonide, worin er 
die Bereinigung Polens und Litihauens feiern wid, und Tymon 
Jaboromwati?) (1799-1828), dem aber die feurige Phan⸗ 
tafie des eben Genannten abgeht. In der beſchreibenden Poeſie 
bat Franz Wenzyk?) durd feine Schilderung ber maleriſchen 
Umgebungen Krakans das Moͤgliche geleitet, und als Babel 
dihter verdient Stanislaus Jachowicz) bier ebenfalls eine 
ehrenvolle Erwähnung In der eigentlichen didactiſchen Poeſie 
haben Tomaszewski und Kajetan Kozmian’) über einem 
und denſelben Begenftand, den Aderbau, um den Preis gerungen. Auch 
Johannes Gorczyczewskie) (+ 1823), der Ueberſetzer der 
Satiren Bolleau’s, hat fih in feinen eigenen Arbeiten der Schule 
defielben angefchloften, und Thaddaus Matuscewich(t 1817) 
ſoll vorzugsweiſe darum hier genannt werden, weil er, obwohl 
nur Ueberſetzer von Delille's Imagination, dennoch in Versbau 
und Auffaffung der einzelnen Bilder und Gedanken feines 
Muſters fo vollkommen if, daß er unbedingt ſelbſt für ein 
Orginal gelten mag. In der Lyrik, denn von Balentin 
Burst?s?) (60) Idyllen und von bes Piariſten Martin 
Eyſymont's) (1735 —1812) Balämen und Balathee ſpreche 
ich nur der Vollſiandigkeit halber, gebich am Meiſten die Ode, 
und als Mufter Fünnen wir Ludwig Ofinsti’a®) (+ 1838) 
gelegenheltöweife gedruckte Ode auf Kopernikus, Kantorbery 
Timowetl’s Klaggefang auf die Zerflörimg von Saragoſſa, 
Franz Morawskie Ode an bie Dichter, forie einige ältere 
Compoſitivnen von Julian Riemcewicz (in feinenspiewy histo- 
ryezne), Eyprian Bodebstl’s!‘) (geb. 1755, fill 1809 in 
der Schlacht bei Raschn) und Markus Moist!s (1751— 


1036 Polnifhe Poeſie. Claſſiſche Sönke. 


1822) hoͤchſt originelle und geſchmackvolle, aͤcht lyriſche Ri 
tellangebihte anführen. 

In der dramatiſchen Literatur endlich, wo Dfinsti alt 
Borkämpfer der claffiihen Schule, nachdem er Director dei 
Warſchauer Rational⸗Theatets geworden, die claffiihe Franjoͤſiſche 
Manier ferhielt!!), glänzen: Franz WengyE') burd feine 
falt pathetiſchen Dramen Glinski, Barbara Radziwill und 
Bande, Wloyfius Kelinsti?), aus Luk in Volhynien 
(1771— 1820), der größte Polniſche Verokuͤnſtler und 
Veberfeßer ded homme des champs von Delille, von Ew 
billon's Rhadamiſte, Alfieri's Virginia ıc., durch fein treffliched 
Rational-Trauerfpiel Barbara Radziwill, und ber Liederdichler 
Ludwig Kropinsfit* (+ 1844) mit feiner durch fhön 
Berfe und reine Sprade ausgezeichneten, aber ganz im Fran 
zoͤſiſchen Geſchmacke gehaltenen Tragödie Ludgarda, neben wel 
hen wir Johann Drozdowoki) (+ 1810) und Thekla 
Lubinsfa, deren Wanda (1810) aber ungebrudt iR, nur 
der Vollſtaͤndigkeit halber nennen. Im Luſtſpiele haben Aloyd 
Zolkowoki (+ 1822), der eigentlih nur aus dem Franp⸗ 
filen überfepte, und Ludwig Adolph Dmauszemsti") 
(+ 1847), beide ſelbſt Schaufpieler, viel Geſchick bewieſen 
find aber von Guroki an Leichtigkeit bed Versbaus bei Welten 
übertroffen worden. Bon Dmuszewstl erhielt übrigend dad 
Polniſche Theater die been Melodramen, 

1) Jagiellonida, czyli zjednoczenieLi zPolskq. Berdyczsw 


2. 8 olnictwo. Lwow.(Krak.) 1802.4. Pi rozmaite. Wars. 
1 0 — [2 s 

2) Dumy podolskie, w czasie panowania Turköw na Podolu. 
Pulawy 1830, 8. 

8) Okolice Krakowa. Krak. 1820. 1823. 1833. 8. 

4) Bajki, przypowiastki i powießci. Warsz. 1829. 8. 
183000 Ziemiansnwo Polskie, poema w czterech piesniach. Posta 

6) Eotowalnia sentymentalna. Warsz. 1806. 8. Drieta Jam 
Naturalisty Zamykaigce w sobie mnichopismo oskarzenie, obro2 
naturalisty z anatomiig mnicha, zebrane wydane i powigkszos 
przez O. Al. Marka. w Augsburgu (Warsz.) 1800. B. 

n Röäne dzieta wierszem i proza. Warsz. 1786. 12. Krak. 


19904. IV. 12 


8) Manualik poozciwego czlowieka, wierszem. w Warst 
1779. 12. Palemon i Galatea. s, 1. et a, 8. 


| 





Polniſche Dorf 41037 


9) Zbiör zabawek wierszec, Warsz. 1804. 8. 

10) Poezye. Warsz. 1821. II. 8. ' 

11) La ftte du jour de nom, trad. en frang. in d. Chefs d’oeu- 
vres des theätres etc. 

12) Glinski, Barbara Radziwilowna i Bolestaw smiaty. Krak. 
1822. 8. Wanda. ib. 1826. 8. Glinski trad. en frang. pr Denis, in b. 
Chefs d’oeuvres des thedtres dtrangers. Paris 1822—23. 8, 


13) Dziela wierszem i proza. Warsz. 1816--21. II. 8. Breslau 
1840. II. 8. Barbara Radziwill, trad. p. Denis, a. a. O. 

14) Dzieta, Lwow. 1844. 8. 

‚15) Literat z biedy kom. we 4 akt. wierszem. Warsz. 1736. 8. 
Umizgi dia przyslugi kom. we 3 akt. wiersz. ib. 1788. 8. Bigos 
— czyli szkofa trzpiotösw kom. we 2 akt. wierszem ib. 


16) Dzieta dramatyczne. Warsz. 1822—23. X. 12. 


$. 780. 


Es giebt nun aber einige Polniſche Dichter, die gewiſſer⸗ 
maßen eine Uebergangsepoche zu der modernen Schule bilden. 
Der ausgezeichnetſte von ihnen iR ohne Zweifel Jan Pawel 
Woronicz!) aus Volhynien (1757—1829); denn mußte 
man ſchon feine poetiſche Erzählung, Sybilla, ſowie feine Idyllen 
gelungen nennen, ſo hat er beſonders in ſeinem Lech ein 
Epos geliefert, wie weder vor noch nad ihm fein Land ein 
zweites gehabt hat. Als Lyriker gehört hierher Kaſimir 
Brodzinsti?) aus Gallien (+ 1835), der Ucherfeger von 
Werther's Leiden, der Sungfrau von Orleans und der Maria 
Stuart, forwie Jan Nepomuf Kaminski (geb. 1800), ber 
Calderon's Arzt feiner Ehre und Schillers Wallenſtein über 
trug und ſelbſt ein recht gelungenes Drama, die Krafowiafen 
und Goralen (Gebirgobewohner), ſchrieb, hier aber wegen feiner 
Sonette anzuführen iR”). Alexander Graf Fredro) ſchrieb 
eine Anzahl an Laune und Handlung reicher Lufifpiele, 
% B. die Damen und die Hufaren, die Schmollerin und ber 
Nörcige Mann, die Berlobte, Tanthen, Herr Jowialski), bie 
beſonders an geſchickter Characterzeichnung feines Bruders Ian 
Maximilian 0) Graf F. pathetiſche und wilde Anſpielungen auf Po⸗ 
lens Ungluͤck enthaltende Trauerſpiele (Divo und Harald und Wanda) 
bei Weite übertreffen. Allein am Höcflen fieht unter ben Dramatitern 
der Jeptyelt Polens heute noch Joſeph Korzeniowsti‘) aus 


= 


1038 Polnifhhe Poefle. NReomantiſche Säule. 


Brodach (geb. 1800), weniger wegen feiner Dramen (mie 8 
feines Möndes, feiner Aniela, Klara, fchönen Fran), als Kir 
derd wegen feiner ‚Lufifpiele, die in Warſchau ſiets mit gleiden 
Erfolge amfgeführt werben. Wir heben darunter befonders ke 
vor feinen Doktor der Medicin, feinen Babrifanten, ſeine de 
lobung der Mcirice, feinen Bann und Kuͤnſtler zc., fümmtlid h 


Proſa. 


1) Wiersz na pokoje nowe w zamka kröiewaskim. «113. 
BS. Picka Assermota petrparchy aarod6w sarmaackich, in d. Wam 

Ramigt. 1806. Sybilla poema w 4 pieinach. Lwow 1816. Im 
1881. 8. Lech, poema w 3 piefn., Hymn do boga, Sejm wiäbi. 
Bielanki ıc. in f. Poaggye. Krak. 1832. U, 8. 

2) Pisma. Warsz, 1821. II. 8. Pism rozmaifych. ib. 18%. IL! 

3) Zabobon czyli Krakowiacy i Gorale zabawka dram. x 
$piewkami w 3 akt, Lwöw 4821. 8, Sonety. Lwöw. 18277. 6 B 
liczanka. ib. 1835. 8. | “ 

4) Komedyi. T. I. II. w Wiednim. 1826. T. II. we Lwew 
1830. T. IV. ib. 1834. 8. Ed. II. ib. 1889, V. 8. Un voeu de jew 
lle, trad. en franc. p. Marooewicz im Tiheöätre Europden Par 
1835. Livr. 57. 

5) Trajedye wierszem. Lipsk. 1837. 8. 

6) Dramata iKomedye nmiejsze. Wilno 1846. TI. 8. Kmeist 
Warsz. 1845. 8, Trajedye. Kiew. 1841. 1. 8. 


$. 781. 


Wir kommen jet zu dem Ichten Stablum ber meh 
Polniſchen Literatur, welches fih am Bequemfien von der & 
Rebung des Romantidsmus darin herdatiren wird. Ude 
M auch dieſes für die heutigen Polen eigentlich mur alleu M 
Dean die meiden Almmen doch wit Garczynoli über, MW 
er fingt: „Nur die gegenwärtige Welt if goͤttlich, iR Kit 
die zukünftige, bie vergangene find nichts 2" Ihre 
verhanft dieſe neue Schule unbedingt jenem Zufammentrein 
talenwollen Zünglingen unter Adam Midiewicz') (geb. R 
in Liuhauen) zu Wilna (1815) um fich der dran" 
Alleinherrſchaft der fogenannten Claſſiker, die keine Rum 
neben ſich auflommen lafen oder eine Relgung zu einem amd 
Geſchmadck dulden wollten, entgegenzuſtellen. Jene Bartırir m 
neueren Ridtung hatten Ab. aber ſelbſt größtentheile‘ nah de 
Engländern und neueren Deutfhen Dichtern gebildet um P 





Polniſche Poeſie. Romantiſche Schule. 1039 


warmen vorzugoweiſe dadurch bedeutenddes Terrain, daß fie 
ohne fanderlihe Mühe zu beweiſen im Stande warn, daß bie _ 
Claſſtler wenn auch m Polniſcher Sprache, doch mit Brans 
zoͤſiſchem und Romiſchem Geiſte dichteten, alſo das National⸗ 
gefühl, welches ſteto bei den Polen maßgebend geweſen if, 
beinahe beleidigten. So hatten fie denn bald nicht blos die 
öffenttihe Meinung, ſondern auch ven Compiler der beflen 
Köpfe für fih. Sie gaben fih nun den Namen Romantiker, 
weil fie ihre Stoffe, ihre Beftalten, ihre Bilder aus der Wirk 
lichkeit, aus dem Wolfsieben und aus dem Rationalgefühle der 
Polniſchen Nation wählten. Ehe jedoch bie fhärfften Bertreter 
biefer Richtung, d. 5. der Poezya czysto polska, bier bes 
fproden werben, wollen wir noch einige Dichter nennen, bie 
mehr vermittelnd zwiſchen der Außerfien Rechten und Außerfien Linken 
Randen. Hierher gehören Antoni Edward Odyniech), der 
Ueberſetzer von Byrom’d Braut von Abydos und deſſen Korfaren, 
jowie von W. Erotfs Jungfrau vom See, ein recht guter 
Balladendichter, - der weit gereifle Drientalii Alexander 
Chopdzto”, befonderd geſchickt im elegifhen Genre‘ und ale 
Rachahmer der morgenlänbifchen Dichtungsweiſe hoͤchſt gluͤcklich 
G. B. in feinem Derar), ferner Julian Korſak“)), ein vor⸗ 
zugeweiſe nad ben Gnglaͤndern gebildeter Lyriker, ber auch ein 
ſehr originelles komiſches Epos, die Bibende, ‘ geliefert hat, 
worin er die übeln Gewohnheiten feiner Borfahren, ohne babei ihre 
Tugenden zu verlennen, ſehr ſcharf beurtheilt, wogegen er in 
feinm Poetiſchen GBebanten über den Tod auch die Berfe bed ' 
ſchlechten Dichter Bala den Gelaͤchter preisgiebt, Joſeph Bor⸗ 
fowert®, Stephan Witwidi®) (+ 1846), von dem fehr gute 
geiſtliche Gedichte, Balladen und Romanen vorhanden find, und 
Joſeph Dionyfius Minafowicz?), der Ueberfeger der 
Stummen von Portici und der Breziofa und der Verfafler eines 
Iyrifgen Dramas, Othello. 

1) Poezye. Poznan 1832 V. Petersb. 1829. II. Paryz 1830. 
IM. & Warsz. 1833. Ill. 8, Poezje, nowe wydanie przejrzane i po- 
Fawione przez autora, »zdobione j portretem na stali rytym. 
aryz 1838. 1844, vi. 12. (T I. Bauda romanse i wiersze 


?6zne T. II. Konrad Wallenrod i Graäyna. T. I. Dziady, C 
atai Ata Sonety atr. 1. T. IV. Dziadöw Cz. 3a, T.V u. VI. :Pon 


1040 Polniſche Poeſie. Romantiſche Schule. 


Tadeusz czyli ostatni zajazd na Litwie, historja szlachecka ı r. 
1811 i 1812, we 12 ksiegach. T. VII. Poezje Lorda Byrona tür 
maczone: 6Giaur przez A. Mickiewicza, i Korsarz prıez AR. 
Odyaca. T. VIII. Wiersze r6Zne, z dodaniem: Zden i uwasg! 
dziel Jaköba Bema, Aniota Blgzaka i Se Martena.) Ksiegi Naroda 
Polskiego i pielgrzymstwa polskiego. Paryz 1834. 12. Kurs literr- 
tary slawianskiej w Kollegium francuzkidm wykladangi. ib. 1%! 
—43. IV. 12. (Deutie. £eipzig 1843—45. IV, 8.) Poezye. ib. 184.8 
Oeuvres, trad. nouv. p. le comte Ostrowski. ib. 1841. T. 1. 18 
Dziady ou la f&te des morts, trad. en franc. Paris 1834. 8, Brriätt, 
Deutſch dv. G. v. Blankenſee. Berl. 1836. V. 8. heser fein Zodtenfeh ſ. I 
f. d. Cit. d. Ausl. 1888. p. 473.485 sq. 1840. p. 120. 126. 132. 122 9 
Ze }) Poczye. w Wilnie 1825. II. 8. Poznan 1833. Izora, dramt. 
Warsz. 1828. 8. Nowy Parnas Polski. Pozu. 1832. 8. Tiömaczenit 
Lipsk. 1838—41. II. 8. 

3) Poezye. Petersb. 1829. 8. Now Parnasie polskim. Pozasa 
1833. 8. Obrazy litewskie. Wilno — 8. 

4) Poezye. Poznan 1886. 8. Dziefa. Peterab, 1830. 8. Nowyn 
Parnasie Polsk. Poznan 1833. 8, 

5) Ziemonii i Rozmaitoßciach. ze 

6) Ballady i romanse. Warsz. 1844. 8. Edmund. Warsz. 189. 
8. Poezyeo sielakie. ib 1830. 8. Poezye biblijue. ib. 1880. 8. Poerye, 
biblijne, piosnki sielskie i wiersze r6äne. Paryz 1836. 16, 

7) Otello, czyli murzyn w ‚Wenecyi. Warsz. 1828. 8. Niem 
3 Portici, opera w 3 akt. ib. 1831. 8. Preciaza. ib. 1826. 8. 


$. 782, 


Br haben fon gefagt, daß Midiewicz ver üben 


und das Mufler der fungen Polniſchen Poefle iR. Betrachten 
wir feine eigene literariſche Thaͤtigkeit in einer gewiſſen Zeitfolgt, 
fo finden wir, daß es zuerft die Liebe war, bie aus ihm einen Dichte 
ſchuf, denn er liebte die Schweſter eines Freundes, ohne erhoͤn 
gu werben, und biefer unglüdlichen Leidenſchaft entfprang fein 
dramatifch gehaltenes Feſt der Todten (Dæiady). Als er wi 
lerweile, der Thellnahme an einer geheimen Verbindung ve’ 
bächtig, zu Wilna hatte Ins Befängniß wandern muͤſſen, dam 
aber, wieder frei geworden, eine Reife nad der Krimm uni 
nommen hatte, dichtete er an den Gefladen bes ſchwanca 
Meeres feine berühmten Sonette. Dann ging er wit der 
Fuͤrſten Galitzin nach Peteröburg, und bier ſchrieb er fm 
Nationale Epopde Conrad Wallenrod, ließ dann Romanen un 
Balladen folgen (darunter die Redoute Drbona [Bedonia 
Ordona, Lipsk, 1833, 8.], eine Epiſode aus dem lim 


Polniſche Poeſie. Momantiſche Schule. 1041 


Polniſchen Befreiungokriege), und ſchloß mit dem Herrn Thad⸗ 
daͤus“, einem epiſchen Gedichte In zwölf Geſaͤngen, mit welchem 
in der Polniſchen Literatur nur eben ſein Conrad um den 
Preis ringen kann. Uebrigens iſt dieſes Gedicht zugleich der 
beſte Polniſche hiſtoriſche Roman, denn es ſchildert mit be 
wunderungdwürdiger Treue das häusliche und buͤrgerliche Leben 
der Polen und Ruſſen in Litthauen im Sabre 1817 und 


zeichnet fi ebenfo fehr durch die Wahrheit und Natuͤrlichkeit 


feiner Geſtalten und Localitaͤten, als durch Reinheit der Sprache, 
welche der echt Polniſche energiſche Ton und ein gewiſſer den 
Grundcharakter des Ganzen bildender derber Humor nicht flören, 
und durch Harmonie der Verſe aus, Neuerdings iſt Mickiewicz jedoch 
weniger als Dichter, fondern mehr als Prophet eined Polniſchen 
Panſlaviſtiſchen Meffionismus aufgetreten. Neben ihm verdient 
Antonius Malczestit) aus Volhynien (1792 — 1826) 
eine ehrenvolle Erwähnung wegen feiner fchönen, auf einer 
wahren Begebenheit beruhenden poetiſchen Erzählung Maria, 
worin ein treued Bild einer wahren Bolln, wie fie fi nod 
neuerlih im edelſten Sinne zeigten, gegeben wird, an bie fid 
fin Samuel Zborowski würdig anfhließt. Dann mag Se; 
veryn Goſzezyneki?) aus der Ukraine (geb. 1806) folgen, 
im Epos wie jener ein hoͤchſt talentvoller Nachahmer Byron’s 
(im Schloß von Kanlow), der aber auch als gewöhnlicher 
Lyriker vortrefflich genannt werden darf. Sein Landömann, 


wohlder begabtefte neuere Slaviſche Dichter, Bohdan Zalesfi?) | | 


(geb, 1800) Hat ebenfalls in feinen Kofafenliedern (Dumy) 
und feinen größeren Gedichten Kosiuski, Mazeppa und Ru- 
salki wahre Meifterftüde der Volkspoeſie niedergelegt, doch {fl 
er überall, wie überhaupt die ganze Ufrainifhe Schule, etwas 
zu fehr melancholiſch, beſonders in feinem erhabenen Geiſt der 
Steppen und in feiner Allerheiligſten Famille. Julius SIos 
mad?) (geb. 1809), ein wahrer Beuergeifl, bat einzelne 
Meiſterſtuͤcke gellefert, unter denen wir Zmija, Benjowski, Jan 
Bielecki, Kordjan ıc. befonderd hervorheben koͤnnen, allein 
es fehlt ihm noch die Klarheit der Weltanfauung, und feine 
politiſche Richtung hindert ihn, zur wirklichen @rfenntniß feiner 
Mängel und zur Durchbildung feines Talentes zu kommen, 
Größe, Hands. d. Kirerärgecpichte, ZEL, 66 











1042 wolniſche Poefle. Romantiſche Schule. 


Auguſtin Bielowstid) aus Krechariec In Pokutien (geb. 
1806) überfeßte Igor’d Zug gegen die Polowzer Ind Bolniik 
und bearbeitete, eben fowie Lucyan Stemiensft‘) (geb. 1809), 
der die Königinhofer Handfhrift überteng, mit vielem Geſchid 
Bolfsfagen; übrigens iſt letzterer mehr Miscelandikter. Ale 
zander Borkowsri?) If ebenfalls ein fehr begabter "Diäter, 
wie fi aus felnem Kozak ergiebt, allein als geborene Ly⸗ 
riter muß Alexander ®royy®) über ihn geftellt werden, 
hinter welchen Thomas Auguſt Oltzar?) weit zurüdbleht, 
während wieder Stephan Garcaynaki!) (18061839) 
ale Kriegsliederdichter ausgezeichnet genannt werden darf, obgleich 
auch feine Thaten Waclaw’s, worin eine Art Byron'ſcher Man 
fred⸗Fauſt geſchildert wird, nicht übergangen werden folle. 
Auch Joſeph Ignaz Kraszewski gehört hierher, freilit 
weder mit feiner niedlichen Dichtung: „der Dichter und die 
Weir”), einem Profa-Roman, noch mit feinen Litthauiſchen 
Epopden Witoldoranda und Anafielas, wohl aber mit fenm 
zahlreichen lyriſchen Arbeiten, ſowie auch ber Miscellandichter R.B. 
Berwinstt!), Ein hoͤchſt bedeutender politiſcher Dieter, vl 
Ingrimm gegen die Unterdruͤcker ſeines Vaterlandes, if Kon⸗ 
ſtantin Gasſszynskin), doch ſcheint die unter feinem Nauen 
erſchienene Daͤmmerung vor dem Tage” nicht von ihm herzu⸗ 
rühren. Anton ®oredi'*) (geb. 1787), der alte Verehrer 
und Krieger Rapoleon’s, deſſen Ruhm er eink tn einem fh 
fhönen Gedichte auf die Erflürmung des Engpaſſes von Same 
Siera durch Polniſche Krieger verherrlichte, iſt weder’ in feinen 
Polniſchen ehren, nod in feinen Gedihten von Litthauen, 
noch auch in feinen berühmten Fabeln eigentlich decidirt polltid, 
er hat vielmehr weit mehr farkaftifhe Elemente und fucht nur durd 
gutmüthigen Spott und die Erinnerung an SBolend jdn 
Vergangenheit und an das reiche fruchtbare Land, das fo viele 
feiner Landsleute für Immer (9 mit dem Rüden anfehen muͤſſen, 
auf die Erhebung derfelben zu wirken. Ganz diefelbe Tenden 
trägt des Galiziers Bincenz Pol’) „Lied bon unferem Landr' 
worin der Didter eine Beſchreibung Litthauens gfebt, Die m 
glei mit der zartefen elegiſchen Trauer ben Uchergang diefe 
ſchoͤnen Landes in fremden Berg beklagen fol, Bde! 





t 


Polniſche Poefie. Drama. 1043 


nicht eigentlich politiſch, iſt dieſes Lied doch unbedingt bas 
bee Produkt der neueren Polniſhen Poeſie und fleht zugleich 
weit über den anderen lyriſchen Arbeiten (3. B. den Bildern 
aus dem Leben und der Nele) deſſelben Sängers, ver zu 
gleih auch eine recht Tebendige poetifhe Erzählung, worin die . 
Begebenheiten 3. B. Winnidi’8 auf feiner Reife von Krafo- 
wird nad Nieswitſch im Jahre 1766 und auf feiner Rüde 
fehr Ind Vaterhaus gefhildert werden, gegeben hat. Der Epheu 
einer jungen (anonymen) Polin!%) und Roman Zmorsti’e"”) 
Dichtungen aus Mafuren, welde letztere zugleih ein Tängeres 
Gedicht in dialogiſcher Form (Dozynki, d. h. Erntefefl) einſchließen, 
find nur mittelmäßig. Ausgezeichnet dagegen müffen wir, oßne 
eined gewiſſen F. E. wunderfhönes Gedicht: „Ewig Süngling"'®) 
vergefien zu wollen, den Führer der Mfrainifhen Schule, Tho⸗ 
mas Badura nennen"), der fi natürli auch In felnen Werfen 
des hoöchſt melodifhen, zum Eingen fo recht eigentlih geſchaffenen 
Ruſſiniſchen Dialektes der Ufrainifhen Koſaken bebient und . 
eine Dichtungen zu wirklichen VBolfögefingen zu machen ges 
wußt hat, ° 

Was dad Drama anlangt, fo haben wir wor Allem aufs 
zwei ausgezeichnete Dichtungen aufmerffam zu machen, bie allers 
dinge nicht zur wirklichen Aufführung geeignet find, aber doc, 
weil fie eben biefe Form tragen, hierher gezogen werden muͤſſen. 
Es find diefes „der Iridion“ und „die Ungöttlide Komöpie“ 
vom. Grafen Krafinsti?), ver fi früher fhon durch einen 
Driginal»Roman, Agay-Han (Deutfh, Lpzg. 1840. 8.), br 
fonnt gemadt hatte. In dem erfleren wird ein junger Grieche, 
Namens Iridion, durd das Schidfal gerade zu der Zeit nad 
Rom gefcleudert, wo daffelbe von der Nichtswuͤrdigkeit feiner 
Negenten und der Lafterhaftigfeit feiner Großen dem Verderben 
zugeführt wird. Gr bietet Alles auf, um die verhaßten Ded« 
poten zu flürgen, allein ed gelingt ihm nicht, und nur er ſelbſt 
erhebt fi geiflig, geht aber, bevor feine kühnen Pläne fi 
erfüllen, unter. Das zweite Gediht ſchildert den Kampf 
der neuen Ideen mit dem alten Schlendrian. Als Dichtungen 
betrachtet find fie unberingt die erhabenften Schöpfungen der Pol⸗ 
niſchen Babyloniſchen Gefangenſchaft, allein leider fehlt ihnen noch 

66 


1 


1044 Polniſche Poeſie. Drama. Roman. 


viel zu ſehr die überlegte Beſonnenheit und der gereiſte En 
mopolitismis eined Dante, um. mit den tieffinnigen Side: 
ungen biefes großen Meifterd einen Vergleich auszuhalten. Une 
den übrigen Dramatiiern, die für die Bühne im elgmtlite 
Sinne ſchrieben, find neben Korzgentowsft, der burd Kir 
Geſchicklichkeit in Herbeiführung von Bühnen-&ffeeten fit Ar 
Beifall zu erzielen weiß, befonders Dominik Magnut: 
zewoti (1810—45), der durch feine Luffpiele (. B. im 
alten Eavaller) und feine Dramen fehr fhöne, Leider durd ke 
frühen Tod getäufchte Hoffnungen zu erweden wußte, Julia 
Niemcewicz mit feinen Lufifpielen, dem GSelbfifüdtigen, da 
Mißtrauiſchen, Herrn Newina, und dem hiſtoriſchen Schaupke: 
der Ruͤckkehr des Landboten vom letzten Warfchauer Reichbur 
Kraszewoki mit feinem Trauerfplele Helzka (1843), Li 
niec mit feiner Ipora (1832), Slowacki mit che & 
zahl begeifterungevoller, aber unaufführbarer Tragoͤdieen, ı 
Przezdztedi?!) mit feiner Jadwiga (1844) hierhenuke, 
da Wladislaw Chopdzfiewicys”) Haman, nach dea be 
kannten Epiſode aus ber Mediſch-Perſiſch-Juͤdiſchen Geſtien 
verunglüdt in. Unbedingt gelungen iſt Kraszewsliß 
Drama in Proſa, Johann von Tenczyn, während 4 Br 
likes?) Fauſt nur den Namen von Goethe's Beh! 
zu beanfpruden hat und dadurch hinter Lucian Siemienslil 
Switezlanka (1843), einer dramatiſchen Phantafle, die IA 
eigentlich ebenfalls nicht zur Aufführung beftimmt iR, zurüiit 
weit hier ein Polniſcher Don Juan, der einer Nymphe Fra 
geſchworen, fie aber brikt und dafür von biefer in einm ® 
grund geflürzt wird, mit großer Virtuofltät und prägnae 
mit dem höoͤchſten Zartfinne verbundener Charafterifil # 
ſchildert if. | | 
Der Roman gelangte ebenfalls In dieſer Perlobe zu MP 
hohen Grade der Ausbildung Den Anfang madte die P 
zogin von Würtemberg, eine geborene Fuͤrſtin C yartorpala”) 
mit einem fehr gelungenen Bamilienromane, der Malwinag M 
Ahnungsgabe des Herzens betitelt iR. Dann fam ber le Galler 
Niemcewicz”) aus Littbauen (+ 1841), unter deſſen a 
mann befanntlih Johann von Tenfyn aud in "Deutiflel 


Dolnifche Poeſie. Roman. 1045 


mit vielem Beifalle aufgenommen ward. Kropinsti?) nelgte 
fih in feinem, „Zulle und Adolph“ betitelten Romane fehr der 
romantiſchen Schule zu, während F. Bernatowicz”), Graf 
Friedrich Starbef?), deren beider Schriften auch in unferem 
Boterlande gern gelefen wurden, und Konſtantin Gas» 
innski”), fowie Franz Wenzyf’!) vorzugäwelfe den hiſto⸗ 
tifhen Roman anbautn. Maffalsti??) verſuchte es in feinem 
Pan Podstolic adminiſtrativ⸗ſtaats okonomiſche Srundfäße und Vor⸗ 
fHläge zur @eltung zu bringen, und wir fönnen gewiſſermaßen dieſen 
Roman fon als einen halbpolitiſchen betrachten. ine recht 
beliebte Romanſchriftſtellerin in dem Genre unferer Hanfe und 
Shoppe IH Frau Klementyna z Tanskich Hoffman— 
nowa?)(1793— 1845), deren Schriften mit Recht für die Leftüre 
junger Damen zu empfehlen find. JoſephIgnatzKraszewski*y, 
von dem oben ſchon die Rede war, verdient den Namen des 
Polniſchen Dumas feiner Schreibfertigfeit halber. Er ſchrieb früher 
nur hiſtoriſche Romane, wie z. B. den Herrn Valerius, Herm Karol, 
die Zeiten Könige Sigismund ꝛc., allein in neuerer Zeit hat 
er der Mode gehuldigt, denn wie bie gefammte Polniſche Lis 
teratur der Emigration unbebingt eine politiſche Richtung hat, 
ſo folgten berfelben Manier wenigfind infofern die im Lande 
gebliebenen Schrififieller, daß fie fih der Tendenz Rovelle hin» 
gaben, und in biefem Genre find nun auch Kraszewski's Ma- 
leparta (Untecht But gedeiht nit), worin ein Rabulift ges 
(bildet wird, der durch feine Betrügereien zu einem bedeutenden 
Vermoͤgen gelangt, zuletzt aber als Bettler ſtirbt, und feine 
Miljon Posagu (eine Million Mitgift), worin dad Leben des 
Heinen Polniſchen Adels treffend bargeflellt wird, gehalten. Sein 
Haupwerdienſt iſt überall gute Characteriſtik, höchſt lebendige, oft kecke 
Skizzirung von Menſchen und Gegenden und fließender Siyl, 
ſeine Fehler ſind Oberflaͤchlichkeit und Breite. In gleichem Genre 
find M. Skotnicki's) Social-Romane: „der Adjutant bes 
Generaliſſimus“, „der Kartenſpieler“ und „Egoismus“ gehalten, 
ſowie J.S. Bogurki's *), Klementine oder das Leben einer Watfe”, 
worin dieſer In der Manier von Sue's Geheimniſſen von Paris bie 
Zuflände des gegenwärtigen Warſchauer Lebens in den hoͤchſten 
und niebrigften Regionen abfchredend genug darſtellt. Auch 


1046 Polniſche Poeſie. Roman. 


Wazlaw Manlkowski's“) Roman: „Im Lande und im 
Auslande“, worin Schilderungen befannter Polniſcher Perfönlie: 
felten geboten werben, gehört hierher, iſt aber nur mittelmäßig. 
Sehr gelungen find Heinrich Rzewuski's *) hiſtoriſche Ro 
mane: das Krafauer Schloß, November und die Memoiren dei 
Herrn Severin Tzopligy, aus den Zeiten Königs Stanidlaus 
Auguſt's, ſowie Jeziersty’s”) Pan Kaftelan und Ad. Am, 
Kofinsri’s) SoldatensRovellen, die ſcheinbar wirklich vor: 
gefalene Begebenheiten aus den Jahren 1799 — 1812 mit der 
Lebendigkeit eines Schwarzenberg ſchildetn. Michael Gru 
boweft, der unter dem Namen Edward Tarszy*) bereiid 
durch feinen „Rofaten-Aufftand (in der Ukraine 1768)" fid einen 
Namen gemacht hatte, den neuerlich fein Koſakendorf“ nod be: 
deutender macht, fleht allerdings noch hinter dem feurigen Ta 
Inte Eyaiktoweti’s*) zurüd, deſſen Koſakenſagen, Wernyhora, 
Kirdſchali und Koſaken⸗Hettman mit Recht auch in unferem 
Vaterlande für Meiſterſtuͤke anerkannt werben. 


1) Marys, powiesc ukrainska, Warsz. 1825. Lwöw. i Lipl: 
—— auoyn 1836. Lipsk. 1838. 1844. 8. (S. Midiewicz Borlel. I. 
P. Sgq. 


2) Zamek Kaniowski. Warsz. 1828. 8. (&. Blätt. f. b. Lit. d. Aust 
1839. p. 114 q.) Sobötka. w Wiedniu T. I. 1838. 8. Dziete. Lwöw. 
1233. 8. Poezye wydane przez Bdw. Raczynskiego. Poan. 1841. T. 
1. II. 12. T. UI. Paryz 1841. 12. " 


3) Poezya. Paryz 1841. 1844. Rusatki. w Praze 1838. 12. 


4) Poezje. Paryz 1832. 11. 18. ib. 1833. III. 18. Koidjan 
czesc pierwaza trilogji. ib. 1834. 18. Anhelli. ib. 1838. 18. Tray 
Poemata : Ojciec zadZumionych w EI-Atrish, w Sz wajcarli, Wac- 
law. 1839. 18. Balladyna, trag. w piecin akt. ib. 1839. ). Pias! 
Dantyszek, herbu Leliwa. Poema o .piekle. ib. 1889. 18. Lilla We 
neda, trag. w 5 akt. ib. 1840. 18. Mazeppa, 2 w 5 akt. ib 
1840. 18. Beniowski, poema, ib. 1841. 8. Sen Brebray Salome! 
Romaus dram. ib. 1844. 16. Xigze Nieztomny. Trag. 154. ib. 16. 
(nach Galderon). Xigdz Marek. ib. 1843. 16, 


5) Wyprawa Igora na Polowcöw. Lwöw. 1833. 8. Dumki. # 


. Praze 1838, 8. 


. 6) Krölodworski Rekopis. Krak, 1836. 8. Wegele Kniazia Wie 
dimierza, in d. Powsz. Pamiet. N. i Um. T. II. Poezye. Por 
7) Album na Korzysc pogor celcöw. Lwöw, 1644. 5. 
8) Poezye. Wilna 1836. 8. ’ 
9) Exercycye poetyckie. Paryz 1839. 18. 
10) Poezye. Paris 1833. II, 8. &. Midiewicz Bd. I. p. 3% q- 





Polniſche Poefie. 1047 


11). Pogta i.Soyiat. Poxzn, 1839. & Witoldaranda. Wilna 1840. 
8, Roezye. Warsz. 1843. II. 8, Anafielan. Wilna 1883, & 

12) Poezye. Poznan. 1844. T. I. Bruxell. T. H. 1844. 8. 

13) Poezyje. Paryz 1844, 8. Przedäwit. ib. 1845. 8. 

14) Ktosek Polski. Paryz 1843. 12, Bajki i Poezie nowe. ib. 
1839. 8. Pgezyie Litwina. ib, 1834. 12. " 

15) Piefn, o ziemi naszej, Pozo. 1843. 8. (S. Zorban Bb. III. p. 
3,87.) Erzygody 3. P. Ben. Winnickiego w padrözy jego z Kra- 
kowca do Nieswicza 1766 roku i powrot w doim rödzicielski. 
Lwöw. 1845, * Obrazy z Zycia i z Podrözy. Wroctaw 1846. 8. 
Obrazy. Lwöw. 1844. 8 

16) Biaazcze, Poezye przez Mäoda Polke. Lipsk. 1846. 12. 

17) Poezye Mazura. Bruxell. 1844. 8. 

18) Roezye. Poznan. 1845. 8 

19) Poezye. Lwöw. 1843. 8. Ukrainky z nutoju Tymka Pa- 
darry. Warsz. 1844. 8. (&. auch Jordan Bo. Ill. p. 5. 166 sq.) . 


20) Noc letnia. Paryz 1841. 18. Nie Boska Komedya. ib. 1837. . 


8. (©. Miciewicg Vorleſ. Wb. IT. p. 19. 96 a4.) Irydion. ih. 1836. 8. 
(Deu 8 Berlin 1846. 1847. 8. ©. Mag. für d, Literat. bes Ausl 1845. 
ar. 145. 

21) Jadwiga, Dramat historyczay. Wilno 1844. 8. 

22) Haman, Tragedya napis. orig. Lipsk. 1846. 8. 

23) Teczynscy. Wilno 1845. 8. 

24) Arrydziel dramatyezaych. Wilno. 1844. T. 1.8. 

25) Malwine .czyli domyslimose serca. Warss. 1816. 1822. 
1828. I1..8. 
36) &. Jordan Mh. III. p. Bi sg. Dwaj panowie Sieciechowie. 
Warsz. 1815. 8. Leibe i Biora. ib. 1821. Krak. 1837. 11. 8. (Deutſch. 
AL 1824 8.) Jan x Teaczyna. Warsz. 1826. IU. 8. (Deutſch. Berlin 
18238. 1834. IH. 8.) Geſchichtliche Geſänge der Polen, metr. bearb. v. Fr. 
ve. Gaudy. Span. 1833. 8. Die Ruͤckkehr des Landboten vom letzten War: 
Ihauer Reichetage. Ein Schaufpiel. Deutfch v. Linde. Lpzg. 1794. 8. 

77%) Julia iAdolf, czyli nadzwyczwijna milo6c dwojga Kochan- 
köw nad brzegami Dniestru. Warsz. 18%. UI. 8, 


28) Nieroz sgdne sluby, czyli listy dwojga Kochanköw na 
brzegach Wisly miesz kajacych. Warsz. 1820. II. & Nalgcz. ib. 
1828. III. 8. (Deutfh v. Schnaafe. Lpzg. 1834. IT. 8.) Pojata cörka Lez- 
dejki, albo Litwini w XIV wieku. Warsz. 1826. IV. 8. (Deutſch von 
Enaafe. Epıg. 1994. IV. 8.) 

29) Pan Antoni. Warsz. 1824. II. 8. Padröz bez celu. ib. 1824. 
ll. 8. Pau starosta. ib. 1826. II. 8. Tarto. ib. 1827. III. 8. Damian 
Ruszezyc. ib. 1827. III. 8. Powiesici i pisma humorystyozne. Bresl. 
1840. VI. 19. Leben und Schickſale des Klix Fauſtin Dodofinski v. Dobos 
ſcha. Sin humorift. Roman. Deutfh d. Mauritius. Berl, 1844. II. 8. 


30) Dwaj Sreniawici. Warsz. 1830. III. 8. 

31) Wiatistaw Lokietek czyli Polska w XIII wieku. Warsz. 
1828. IH. 8. Zygmunt z Szamotul. ib. 1830. 11. 8. &. tag. f. d. Eit. 
d. Aust. 188. nr. 57. 

82) Pan Podstolic. Petersb. 1835. IY. 8. 


s 


108 Windiſch⸗Sloweniſche Poefie. 


33) Jan Kochanowski w Czarnolesie, Lipsk. 1845. II. 8. News 
rozrywki dia dzieci z dwoma rycinami. Paryz 1834. TI. 8. Biblio- 
teczkanowa pofwrigcona dzieciom i miodyın Panienkom. Bres! 
1838. II. 12, Krystyna. Lipsk. 1841. II, 16. Karolina. ib. 1839. 16. 
Wybör pism. Wydanie nowe. Bresl. 1833. X. 12. (Darin im 7. u. 
8. Banb ihre Moralifhen Erzählungen.) j 

34) Male parta. Lipsk 1844. IV. 12. Cztery wesela, Wilno 18%. 
Il. 8. Dwa a dwa czt T- ib. 1835. 8. Improwizacya dia moich 

rzylaciöl, Wilno 1844. 8. Latarnia Czarnosigzka. Warsz. 184. IV. 
3 1iljon Posagu. Warsz. 1847. II. 13. Zygmuntowskie czasy. ib. 
1847. IV. 8. Pan Walery. Wilno 1832. II. 8. Pan Karol. ib. 182. 
1. 8. Kosciot 4 Michafa w Wilnie. ib. 1833. II. 8. Ostatai rok 
panowania Zygmunta III. ib, 1834. II. 8. Majster Bartlomiej- ib. 
15: . 

... 3) Adjutant naczelnego Wodza. Warsz. 1847. 12. Larciarre. 
ib. 1847. IV. 12. Samoluby, ib. 1846. V. 12. 

36) Klementyns. Warsz. 1846. VI. 12. 

37) W Kraju i za granicg. Lipak 1847. II. 12. 

88) Zamek Krakowski. Wilno 1846. 8. Listopad. ib. 1947 8 
Pamigtki I. Pana Seweryna Soplicy czejnika Parnawskiego. Ps- 
ryz 1841. IY. 12. 

39) Pan Kasztelan. Wilna 1839. 8. 

40) Powiastki i Opowradania Zolnierskie z wojen od 19 
do 1812. Lipsk 1845. 8. 


41) Koliszczyzna. Wiln. 1837. 8. Tajkury. ib.1846. IV. 8. Stan- 
nica Hulaj poiska. ib. 1840. V. 8. oo 


42) Powiesci kozackie. Paryz 1837. 8. (Kofalenfagen, Deutſch von 
Minsberg. Glogau 1838. 8.) Wernyhora, wieszcz ukrainski. Paryı 
1838. 1842. TI. 18. (Deutfch. Epag. 1841. II. 12.) Kirdzali, powiei 
naddunajska. Paryz 1839. II. 8. (Deutih v. Scheibel. Liffa 1840. II. 
12.) Stefan Czarniecki. Paryz 1840. II. 8. Gawedy.. ib. 184. & 
Ukrainski. ib. 1841. 8. Koszowate. ib. 1841. 8. Owvruczanis, pt 
wiesc bist. z roku 1812. ib. 1841. II. 8. Hetman Ukrainy. ib. 11. 
1. 8. (Deutſch v. Jordan. Epag. 1843. IH. 16.) Bilder aus Koſaken⸗ 
leben, Deutſch von Jordan. Epag. 1842. II. 16. 


$. 183, 


Wir haben jebt noch mit einigen Worten der Berfude u 
gevenfen, welde in ber Boefle von den übrigen Giaiidm 
Stämmen gemaht worden find. Sprechen wir zuerſt von N 
Windiſch⸗Sloweniſchen Literatur, fo wird hier ver 
Allen als Originaldichter der Pfarrer Balentin Beobaif) 
aus Ober⸗Schiſcheck zu Jama bei Schibert (1758—-1819) 
genannt werden müfien, unter deflen in den Müind bes Bell 
übergegangenen Liedern beſonders dasjenige, welches ken Titel: 
ufriedene Krainer“ führt (auch in der Jeitſchrift Novice 1844), font 





. £amberg und Pogam, Lieb 


Dalmatiniſch⸗ Naguſaniſche Poefi. 1049 


feine Landwehrlieder (1808) und darunter fein Kriegslied Bram- 
howza, hervorzuheben find. Neben ihm ſchrieben der Pfarrer Urban 
Jarn ik aus dem Cillerthale bei Nadiczar in Potofa(1784—1844), 
ber Domherr Starnit, der Glegifer Kafelic?), der mehr 
moderne Preferin und der Bibliothefar Cop (ertranf 1836 in 
der Gave), welde letztere zugleih feit 1830 eine Slavoniſche 
poetifche Zeitſchrift, Krajnska beelica, herausgaben, für dae 
Voll höhft gemüthliche Nationallieder. Endlich aber ließ fogar 
Breferin?) ein. Meines Epos, dad Kreuz an der Savica, er 
(deinen, und die Herrm Dolinar und Potoknik dichteten 
geifliche Befänge. 

1) &. Jordan Slav. Jahrb. Bd. III. p.121 sq. Pesme sa pokushno. 
Laibach 1806. 8. Gefammelte Gedichte. ebd. 1840. 8. Sulzhba med vi- 


tesama Lamberg in Fogam (dad Zurnier zwifchen ben beiden Rittern 
. Krainiſchen Volkes). ebd. 1807. 8. 


2) Kerst pre Savici, Laibach 1836. 8. &. Czelakoweky im Casopis 
tesk Maus. 1832. 9, IV. 


2) Krainifche Biene. Laibach 1880-83. IV. 8. Kerst per Savizi. 
Povest Wersih. Laibach 1845. 8. 


$. 784, 


Wenn wir jebt von der Dalmatinifd-Ragufas 
nifden Poeſie reden, fo muß vor Allem bemerkt werben, daß 
urfprünglih in diefer Literatur zwei Sprachweiſen zu unter 
(Helden find, naͤmlich die altflantfhe oder Glagolitiſche (lingua 
slavo-literalis) und die weltliche ober Bollöfprade (lingun 
vulgaris Dalmatica). Erſtere ward von dem Slavenapoſtel 
Methodiud gleichzeitig mit dem Glagolitiſchen Wiphabet einge 
führt, weldes man lange ohne Brund für eine Schöpfung bes 
H. Hieronymus hielt (f. Preis in Jordan's Elav, Jahrb. 
1844, ©. 157 sq.). Das erſte in diefem Dialekt und dieſem 
Alphabet geſchriebene Buch IR das von Kopitar unter den Titel: „Gila- 
golita Clozianus‘ zu Wien 1836 heraudgegebene Werk, das ältefle 
gedrudte Buch aber ein Miffal von 1483, Wir haben es hier 
nur mit der Volksſprache zu thun, die mit dem 10ten Jahr⸗ 
hundert ihren Anfang nahm, fi der Lateinifden Buchſtaben 
jur Schrift bediente und der aliſlaviſchen blos noch ihre Exiſtenz al 


1052 Dalmatinifh-Ragufanifche Poeſie. 


ihm ſieht Mauro Betranid (1482—1575), der fen auf 
ber Infel St. Andreas unter Bußübungen hingebrachtes Lebe 
in einem großen, Remetu (d. 5. Eremit) betitelten Gedicht, 
zu dem noch ein anderes, Putnik (d. i. Pilger), und drei geik 
lihe Dramen kamen, fchilderte.e Bon Maroje Darıid‘) 
(+ 1580), der Liebeslieder bichtete und zwei geiſiliche und drei 
weltliche Dramen, ſowie acht YrofasLuftfpiele ſchrieb, IR nog 
ein Hirtenfpiel gedruckt übrig. Auch der berühmte Ueberiepr 
Lateinifcher Dichtungen Domenico Ragnina*) (1536- 
1609), welcher eine Sammlung geiſtlicher, wmoralijder, ee 
tifher und burlesker Lieder hinterließ, fowie ber Miscellanditie 
Savino Bobali!), genannt Miscetih (d. i. der Taube, 
+1585 im 55ſten Lebensjahre),. müflen bier erwähnt werben, allein 
an Stylreinheit übertrifft fie Domenico Statarid‘) (1500 
— 1607), der die Geſchichte des Pyramus und ber Thiäh 


aus dem Griechiſchen ins Illyriſche übertrug. Der ausgegeidueke 


von Allen it Stefano Gozze (tum 1525), der zuerſt ein großed, 
aber noch ungedrudtes burleskes Heldengedicht, die Derwifdiabe(Chi 
€ quel Dervisc? oder chi è quel religioso Turco ?) verfaßte, worin 
er die Tuͤrkiſchen Derwiſche In Seflinen, deren jede fi) auf das Wort 
Dervisc reimte, indem er zugleih das in Ragufa Mode gr 


worbene Radebrechen des Türkifchen perfiflixte. Im 17ten Jahrhundert 


waren bie bebeutendften Dichter Siovanni bi Francesce 


Bondola’) (+ 1638 im 50ſten Lebensjahre), Verfaſſer eines n 


Syrien hochberuͤhmten, aber ungedrudten Gedichte, die Osmanide, 


und einer Anzahl Staltenifder Dramen und Gedichte, Blugne 
Balmota°) (1606—1657), der Dichter der Chrifiade 
(nad Vida), Giovanni Bona, der Aeltered), (+ 1659, 
Berfaffer eines Gedichtes, die büßende Magdalena beitd, 


Bartolommeo Bettera!‘) (+ 1712), der das oben erwähnlt 
ſchreckliche Erdbeben von Ragufa ſchilderte, der Barbier Pietro 
Bogascini"), Hier nur als Dichter eines erbärmlihen Eyod 
über Wiens Belagerung durch Kara Muſtapha erwaͤhnenswecth, 
und Ladislaus Mincetich“) (oder Wladislao di GSirolau⸗ 
Menze), der die Thaten des Ahnen des Ungariſchen Digi) 
Pan Peter oder Zriny's, des Helden von Sigeth, felert und daun auf 
birfen unten zu nennenden Sänger der Adriatiſchen Syrene felbßfomm!. 





Dalmatiniſch⸗Raguſaniſche Poefie. 1053 


Das achtzehnte Jahrhundert war für die Poeſie nicht eben fehr 
gedeihlih, denn außer Beter Boskovich's“) (+ 1727) geiſt⸗ 
lichen Liedern und Peter Ignazio Sorgo's Ergänzung der 
mei an der Osmanide noch fehlenden Gefängen, eine Menge 
von Ueberſetzungen Staltenifcher Dramen abgerechnet, iſt nichte 
Erwähnenswerthes vorhanden, inſofern auch bes gelehrten 
Alterthumsfotſchers Ignazio Giorgis“) (1675—1737) 
Marunko, worin derſelbe im Berneskiſchen Style den Charakter, 
bie Eigenthuͤmlichkeiten und ven Dialeft der Bewohner der 
Infel Meleda lächerlich macht, noch ungedrudt iſt. 


1) Die Biographien ber Rag. Dichter d. 16ten Jahrhund. und Proben 
aus ihren Werken flehen bei Potic, Blavjanska Antologia iz rakopisah 
dubrovatkih pjesnikah. Wien 1844. 1. 8. 

2) &. Appendini, Storia di Ragusa. ib. 1803. 4. T.II. p.282 zq. 

3) La Tirrena favola boschereccia. Venez. 1551. 1607. 1630. 8. 

4) Piesni raslike. Firenze 1563. Venez. 1634. II. 8. 

5) 6li amori di Piramo e Tisbe. Venez. 1598. 8. 


6) Rime amorose, pastorali e satiriche. Venez. 1589. Ragusa 
1783. 8. Ginige Idyllen bei Appendini. T. II. p. 275 sq. 

7) Suse Sina Rasmeinoga , le lagrime del Ägliuolo prodigo. 
Venez.s,a.8. Poemetto sacro. Roma 1621. 8. Ariadna dramma, Ancona 
mit 90 Der Inhalt feiner Osmanide bei Appendini a. a. D. p. 262 sq. 

oben. 


8) La Christiade. Roma 169%. 8. Agram 1832, 8. 
9) Mandaliena pokorniza. Ancona 1630. 1688. Venez. 1705, 8. 


10) Poem. sul terremuoto di Ragusa. Ancona 1657. 8. Oronte 
y Cipra. Venez. 1685. 8, 


11) L’assedio di Vienna. Padova 1685. 8. 
1, rablja Siovinska, cio6 trombaIilirica. Ancoua 1605. Agram 
. 12. 


13) Canzione delle sacri Missioni Iliriche, Venez. 17%. 8. 
Bon feiner Tochter Anna giebt es ein längeres Hirtengedicht auf Chrifti 
urt, Rasgovor pastirski varhn porodjegna Issukarstova, Venez. 


14) Usdasi Mandalini etc. cio@ i sospiri della Magdalena nella 
spelonca di Marsiglia, poema diviso in 8 canti. Venez. 1728. 8, 


$. 786. 


Es iſt jeht noch einiges Wenige von den uͤbrigen Sla⸗ 
viſchen Stämmen zu ſagen. Beginnen wir mit den Bulga⸗ 
ren, bern erſtes bebeutendered Riteraturproduft") bie „Liebe des 


1054 Poeſie der Bulgaren und Slawonier. 


Gebets (Mulitwennyj krin, Ofen 1806. 12.) war, fo habe 
wir durch Bogojew eine Sammlung Bulgarifder Sprüdman 
und Heldenlieder?) erhalten, von denen. eins (Stojan i Ru 
ljubit drug deuga) Rajden ®eromw?) einem Fleinen Eye ı 
‚Grunde gelegt hat. Für das Theater begnügte man ſich danlı, m 
Luſtſpiel) aus dem Ruffifhen und ein aus Dem Deuiſhen m 
Neugrichifhe uͤbertragenes Trauerfpiel”) ins Bulgarlite y 
überfegen, allein fchon im Sabre 1845 gab K. Hotinen a 
Smyrna eine literariſch befletrififhe Monateſchrift (Ljübe 
lowije) und 8. Ognjanomitfh gar einen Literaturalmast 
(Zabawnik za l8to) heraus. 


1) ©. Jordan: Elav. Jahrb. 1847. p. M7 sq..cf. 1846. p.319 % 
2) Bolgarski narodni ptsne i poslowice. Pesth 3842. 16. 

3) Stojan i Raden. Odessa. 1845. 12. 

4) Dworjansky wyhory. Risnowo 1843. 8." 


5) Welisarij. Leipz. 1844. 8. (Der ueberſ A. Stojames 
KopiloweHi.) Konstantinopel 1844. 8 3 (De ie ft Zadar Ex 
meonow Kotljac) 


.$. 787. 


Die Slawonier In dem Ungarifhen : Königreide Eu 
wonien, welche dem abendlaͤndiſchen Ritus folgen, bebimm Hi 
des Lateiniſchen Alphabets und eine® Dalmatifch: Kroatijh:nut 
eirten Dialekte. Ihre Poeſie befchränft ſich faſt nur quf Bolt 
lieder. Ihre Haupidichter find der Iefult- Anton; Kanislid" 
aus Poczeza, der berühmte Hiſtoriler Marthias Pe“ 
Katancſich (1750— 1885) aus Balpano, her bejonden 
gelungene Idyllen und Bolfögefänge Hinterlieg, Watıhiat 
-Anton Relfovih von Ehrendorf?), ein Satirifer, wi 
Philippovich von Heibenthal. ‚Der ;Erannislar 
Span Bellfanovid’) aus Brob überfepte endlich fogar 10 
geiftlichee Drama in Profa und Berfen tn ‚ihre Giprade. 

1) Sv. Roxalia Panormitanska. Wien 1780. B. 


2) Fractus autumnales, Zagr. 1791. 8. 

3) Satir. Essek 1822. III. 8. Nekje svashta. ib: 1805. 8. Po 
nak naravne pravice. ib. 1794. 8 

4) Razgovor priprosti. Ensek 18:2 8. Xivot Velikoga Bis 
‚Ant. Mandicha. Fün fkirchen 1823. 8 

$).Sv. Terasia divica. Easok 1803. 8. 


Poefie der Boͤhmiſch⸗Mahriſchen Stowalen. 1055 
. 788. | 


Die Böhmiſch⸗Maͤhriſchen Slowaken haben ebenfalls 
eine befondere Mundart und Literatur, die den Uebergang von 
dem Boͤhmiſchen zum Wendiſch⸗Kroatiſven bildet. Die Alteften 
Dichter diefer Nation falten fon ins 16te Jahrhundert, doch 
find ihre Brodifte' fehr einfach und betreffen Tebiglich den Kirchen⸗ 
gfang. Yür dieſen forgte befonderd Georg Tranowsky!), 
Prediger In’St. Riklas, (1591— 1637), durch fein oft wieder: 
aufgelegtes Boͤhmiſch⸗Slowakliſches Geſangbuch, das nod heute 
von den kevangeliſchen Stowäln in Ungarn gebraucht wird, 
Allerdings ward daſſelbe in allen fpäteren Ausgaben ungemeln 
vermehrt, denn auch die Dichter des 18ten und 19ten Jahr: 
hunderts dichteten faſt ausfchließlih nur Kirchenliever, fo daß 
dad anfange nur aus 400 Liedern beftchende Geſangbuch jetzt 
deren über 1000: zAßlt. Uebrigens giebt es noch mehrere einzelne 
Geſangbuͤcher, z. B. von BaufSacobil?) (1695 —1752), und 
neuerlich erſchien auch ein kathoͤliſches, welches Matblae Majer 
ifaummengetragen bat?). Unter den weltlichen Dichtern gehören 
hierher Johann Ehrafina*) (um 1757), welder komiſche 
Erzählungen von Gelound Taubmann reimte, Andreas 
Demian?), ein Gelegenheitodichter (+ 1799), Joſeph Ig⸗ 
na Balza’), ein Epigrammatiſt, der Prediger Auguf 
Doleezal“) (1737— 1802), der fogar eine Tragödie lieferte, 
und Bohislaus Tablickh)y. Daß KRollar und Holly 
eigentlih - iu den - Haktptmataboren bdiefer Literatur gehören, 
brauche ich nicht erft zu erwaͤhnen. 


1) Cithara sanctorum. Lentschau 1635. 8. u. oͤfters. 
2 7* Funebräl Presb. 1783. 8. u. oͤft. 


9) marica cerkevna ali svete pesme ki jih — iliraki 
Srovencı“ Klegenfurt 1846. 16. (8. Sordan Bd. V. p. q.) 


4) Ser. v. Tablice. Skalik 1805. 12. 

5) Her. v. Zablic in d, Slow. Werkowti. Waigen 1809. 12. Bd. II. 
6) O epigrämiiiatech. Zilin. 179. 8. 

7) Paniötnd Veldmu' switu tragoedia. Skalic 1791. 8. 


‘8y Slöwrenit "weriöwei. Stalic u: WBaiten 18059. II. 12. Poesie. 
ebd: 80642. IVi 8, Lidomil. ebd. 1813, 8, 





1056 Serbifhe Poefie. 


§. 789, 
Da wir von dem Aiterthum der Serbiſchen Pod 


bereits oben geſprochen haben, fo wollen wir bier nur nod 


hinzufügen, daB auch die neuere Zeit verſchiedene dichteriſche 
Talente aufſuweiſen bat, und nennen bier als Originaldichter 
Joan Raitfh aus Karlowice (1726— 1801), den Fabel⸗ 
dichter Dofitheji Obradowitſch aus Czakowo (1739- 
1811), Gregor Terlaitſch aus Mohol (1766-1811), 
Jovan Hadzitſch aus Sombor (geb. 1799), der aber al 
ale Miloſch Swetitſch (1821) auftrat, Paul Sola⸗ 
ritſch, Vincenz Raitſch, Lucian (Lucas) Muſchidl 
aus Bacska (in dem Dorfe Temerin), den talentvollſten ala 
Sebifhen Dichter (+ 1843, Gedichte, Win 1840 —41. IV. 


8.), dem neulich der begabte Diordje Maletitſch unter dm 


Titel: „Denkmal, eine Geiſtererſcheinung in einem Alte, Belgrad 
1845," den DichtereLorbeer auffehte, Milotan Mikadowitit, 
Soan Subbotitfd, der In feinem Basilicum (Ofen 1843) 
die alte Balladen⸗Poeſie gut nachahmte, Demetrius R 


hatlowitfch, den fhon erwähnten Simon Milutinowitſh, 
Miloſch Popowitſch und befonders den Montenegriniien 


Biſchof Njegoo oder Vladila Peter Petrowitſch, der aud 


bie (61) Heldenlieder ſeiner Montenegriner (in: Ogledalo Serb- 
ko, Belgrad 1846, 8.) ſammelte, und, wie wir oben geſchen 
baben, ſelbſt fehr thätig als Dichter IR, was er erſt neuerdings durd 
ein ſehr tieffinniges Gedicht (Luca Mikrokosma, Belgi 
1846) von. Neuem bewiefen bat. Auch am Epifern iR fein 
Mangel, denn Milofh Radoczitſch Heferte eine Serbiſde 
Morgenröthe (Ofen 1843), Popowitſch eine Miloſclad, 
Athanafius Rikotttfh tm „Pfand zu Dellgrat Getgth 
1830)“ ein romantiſches Cpos, und der oft genannte Simon 


Milutinowitfg Sarajlia befang gar bie Grilfegumg Web | 


Serbiſchen Uſtav (Grundgeſetzes) und des nationalkt ar 
(Belgrad 1843). Derfelbe trat auch, wie neben ha 
Andere, (z. B. in feiner Morgenrötße, Spıg. 18277 as 
feinem Erwiderungslied auf ben Umfitrz Serblend 


18 
rote Dichter und mit entfchledenem 2 m * 





















Moldau: Walahifde | Poeſie. 1057 


Drama (Tragedia Obylicz, Leipeygu 1837) auf, in welchem 
letzteten er den Lieblings⸗Gegenſtand der Volks⸗Poeſte, bie 
Schlacht auf dem Koffowosfelde und die Ermordung Amurath’s 
durd den Helden feines Stüdes Obylicz zum Stoffe nahm, 
freilich auch nur monoton den Ton bea Serbifhen Bolfsliches 
traf, ihn aber fo meiſterhaft zu gehalten und zu leiten wußte, 
daß feine Schöpfung weit über alle neueren bramatifhen Bers 
fuhe in ber Slaviſchen Literatur hbervorragt, etwa Pulhlind - 
Boris Gedunoff und Krafinsti’s Ungoͤttliche Komödle ausgenom- 
men, bie er übrigens nody darin übertrifft, daß fein Stüd fi 
recht gut aufführen laſſen würbe, voraudgefept, daß jene Schau: 
fpieler in Belgrad, welche die Maſſe der aus fremden Spraden 
in das Serbiſche übertragenen Plecen darſtellen, befier wären 
als fie find. 


$. 790, 


Es bleibt nun noch übrig, einige Worte über die Mol⸗ 
dau⸗Wallachiſche Porfie‘) Hinzugufügen, die allerdings fi 
zur Schriftſprache gewöhnli derſelben Gharactere wie die Ser- 
biſche, alfo der Ruſſiſchen Buchſtaben, bedient, aflein einen ganz 
anderen Urfprung bat. Ihr Stamm If nämlih das Lateiniſche, 
und fe kann das Romänifhe oder die langue d’or, welde 
unbebingt durch Roͤmiſche Eoloniften nah Dacien gefommen iſt, 
Stalten als feine. Mutter, Frankreich und Spanien als feine 
Schweſtern begrüßen. Der erſte Didier dieſer Bormauer der 
Ungarn und Polen gegen bie Türken war der Metropolitan der 
Moldau Dofitheus, der(um 1671) die Bialmen in Berfen übers 
ſetzte. Man eriennt bei ihm noch fehr gut die romaͤniſirten Lateintſchen 
Stammworte (aus säntu wird z. B. sfantd, fäcerh, ſacarũ ıc.) und 
fo braucht er den Reim auch nur zur Zierde, da wie bei den 
Frömerm die Brofodie und Ouantität eigentlich Alles if. Die 
wirkliche Poeſite nimmt aber erſt im jebigen Jahrhundert ihren 
Anfang mit dem NRomäniiden Lamennais, dem Prieker Si. 
H ennela, der 1814 feine Fabeln publicirte, Die am fi zwar 
a aar Meaſa⸗Nachahmungen Laforitaine’s find ,. deumoch aber durch bie 
Anmwendung ‚auf die Begriffe und Verhaͤltniſſe derer, für die er 

Größe, Handduqh d. Biterärgeigiite. HIL, 67 





1058 Moldau WBallachifche Poefie. 


ſchrieb, zu einem wahrhaft goldenen Buche geworden find. Welt 
bedeutender iR aber Johann Vacaresko, denn fein Grüß 
ling der Liebe (1820), worin er einen Tag und eine Nacht, 
die er auf feinem Landgute zugebradht hatte, befchreibt und wos 
mit er fih den Namen des Wallachiſchen Anacreon erwarb, 
wird nur mit feinen politiſchen Gedichten: „Im harten Gefäng- 
niß, die. Berbefferung feiner Lhr, die Wahrheit (1843)" ver 
glihen werden Tonnen, und if in jeder Art ein Meiferkküd. 
Paris Mumuleno fann als Glegifer mit Lamarline verglichen 
werben (3. B. in feinen Gebichten: der Anfang des Menſchen, 
die Nacht, der Hahn, das Grab, der Frühling), allein an Kraft 
übertrifft er ihn als politifcher Dichter in feiner Romantenne, 
einer Frucht der Revolution von 1821, und In feinen Klagen 
Romaniens, welchen nur Beldiman's (+ 1823) „Blutiges 
Trauerfpiel”, welches denſelben Gegenſtand behandelt (B. war 
damals Minifter der auswärtigen Angelegenbeiten in der Mol⸗ 
dau), an die Seite gefeht werden Tann. Der Apothefergehülfe 
Daniel Scavinsty, der drei Tage, nachdem das lebte Haar 
aus feinem Barte auögefallen war, an Kummer und Schwind⸗ 
fucht farb, befaß In feinen Liedern bie Heiterkeit einer Beran⸗ 

ger, gepaart mit dem Humor eined Demofrit .und Diogene®, 
Weit Höher ſteht freilich ale durdbildeter Oden⸗ und Balladen» 
dichter, der in Rom gebilbete Aga G. Aſaki, nah Vielen der 
größte lebende Dichter der Moldau, was ſchon feine berühmte 
Ode an Stalin (in feinen Poeſieen, Jaſſy 1836. 8. und 
Deutſch im Mag. f. d. Lit, d. Aust, 1837, ar. 9. ©. 35.) 
beweiſt, fowie der frühere gelehrte Redakteur des Romaͤniſchen 
Courier zu Buchareſt Ebiade, der Ueberſeher von Lamartine’s 
meditations, ein Sänger voll Feuer und Leben und mit Pindar⸗ 
iſchem Schwunge (5. B. in feiner Dde an Kaifer Nilolans auf 
den Frieden von Adrianopel, auf die Ruinen von Turgwict, 
fein Eherubin, fein Seraphin, feine Hymne auf die Liebe, ſein 
Geſang an den Teufel). Wein der Wallachiſche Lafontaine 
Oregor Alexandresko, der aub Epiſteln, Elegieen und 
Epigramme ſchrieb, wird bier feiner berühmten Fabeln wegen 
genannt werben. müflen (Gerichte, Jaſſy 1842, 98.) bie 
faR ſaͤmmtlich politiſchen Inhalte find, was weniger der Fall 





Moldau⸗Wallachiſche Poeſie. 1059 


IR mit zwei neueren Babelbihtern, Euctureno und Doniei. 
EäfarBoliaco iR ein fehr gefühlvoller Lyriker, erhadener aber 
noch MRegruci (4. D In feiner mißverfandenen „Sündfluth”). 
Stammati hat ein ſchoͤnes elegifhes Gedicht, Bafien, geliefert, 
fowie zwei größere Pioͤcen, der Romaͤniſche Soldat und Stephan 
dee Große betitelt. K. W. Rofetti übertrifft ihn jedoch noch 
(Berichte, Buchareſt 1843) an Zariheit (4.8. in feinem „Hemde 
des Südlichen” und feinem Liede [Mag. für die Lit. d. Must. 
1844. nr. 13]: „Ich bin anders als ih war.) Rad ihm 
erwähnn wir noeh Chriſtowergi, der eine ber ſchönſten 
Oden der Romäntfhen Sprade, auf die Runen von Niampu, 
verfaßt hat, und endlich M. 9. Eorradini, der zwei recht 
gelungene Berfute im Epod, „Wazagran und Blanka“ und 
„Leone oder der Sohn der Heiligen” betitelt, (Chants du Danube, 
Paris 1841. 8.) lieferte. 

Was da6 Theater anlangt, To beſchraͤnkt fi bier bie 
Moldauifche Literatur auf Ueberſetzungen einzelner Stüde bes 
Soophokles, Euripides, Racine, Voltaire, Moliere, Byron, Victor 
Hugo, Alfter ꝛc. Originalſtücke giebt es nicht, denn Aſakl's 
Trauerfpiet, „Michael, dey Held der Romöner® verbrannte 
im Manufcrkpt mit bei der großen Feuerobrunſt zu Jaſſy im 
Jahre 1827. 

"Romane eriftiten ebenfalls elgentiid niht, denn zwei 
Volksbücher, das eine in Profa, die Thaten Wleranders des 
GSroßen betitelt, aber von einem Anonymus auf die Romaͤniſchen 
Sitten und Lofafitäten übertragen (um 1720), und ein Roman 
in achtſylbigen Berfen, die Geſchichte des ſchönen Argir und der 
fhönen Helena, eine Allegorie ber Eroberung Daciens durd 
Trojan, gehören eigentlich kaum hierher, hoͤchſtens würde Ne⸗ 
gruct angeführt werden Fonnen, da derfelbe mehrere gelungene 
Rosen, z. 9. Lepusnano, Zoe ıc., gefchrieben hat. 

&. hierüber J. A. Vaillant, La Romaine. Paris 1844. 8. T. II. 
p- RR (wo auch Proben). ©. auch Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. 
sq. 


ar, & 
8. 791. 


2 Aus die Tfqerteffen koͤnnen bier angeführt werben, 
Denn haben fie auch Feine gebrudte Literatur, fo fett es ihnen 
67” 


1060 Poeſie der Tſcherkeſſen und Georgier. 


doch nit an einer Menge vom Bater auf den Sohn vererbier 
Lieder. Diefe beginnen mit der Gebürt des Tſcherkeſſenkindes 
ale Wicgenlieber, werden dann bifloriih als „Geſange vieler 
Männer (Tibepschnatl)", mit denen dann die Alagelieder 
(Gbse), die unglüdliche Begebenheiten befingen, zufammenhängen. 
Am beliebteſten find ihre Angriffslieder (Seiko-orod), aber fie 
haben auch religiöfe Befänge und Tanzliever (Ut’tsch-ored), wozu 
endlich noch die biographiſchen Geſaͤnge, Lieder eines Mannes 
(Tisekopschjnatl) betitelt, fommen, worin einzelne Helden gefelert 
werden. Außerdem befigen fie alte Erzählungen in Profa, bie 
ziemlich denſelben Gegenſtand umfaflen, und Maͤrchen). 


1) ©. Erman Archiv f. wiſſenſchaftl. Kunde v. Rußland. Bert. 1841. 
Bd. L p. 423 sq. und daraus b. Klemm, Kulturgefh. Bd. IV. p. 95 sq- 


$. .792. 


Die Georgier müflen ebenfalls hier in Betracht kommen. 
Sie haben nämlih nicht etwa blos eine alte Bibelüberfegung, 
fondern es fehlt ihnen auch nidt an anderen Produkten, die 
hierher gezogen werben follen. Ihrer Poeſie, die ſich lediglich 
auf den Tonfall gründete, gereicht beſonders zur Zierde Schot a 
Ruſtawel aus Ruſtawi in der Propinz Achalzych, der in feiner 
Nationaldichtung: „das Pantherfell“ befonders die geiſtreiche Königin 
Tamar (im 12. Sabrhundert), feine Zeitgenoffin, feierte und buchſtaͤblich 
ein National⸗Epos lieferte). Als Lyriker erwähnt man außer 
Giorgi Apboni, der fhon Im Alten Jahrhundert dergleichen 
Gedichte aus dem Griechiſchen übertragen hatte, ven Batriargen Am⸗ 
ton, der geiſtliche Lieber fammelte, den König Theimuraz J. 
von Kafheti, den Philoſophen Petritft und einige andere. Bes 
liebte romantifche Volkobuͤcher find das Bud der Klugheit umd 
Liſt, beſonders aber die Geſchichte des Könige Mirt?), Voliaireo 
Alzice uͤberſehte Tſchit ſchawadze. 


1) Wepchis Tkaosani. Tiflis 1712. 8. (1589 vierzeili J Strophen) 
We sa. 8. ar ex) Fo —— von 33 ti iſchw 
ehlt aber auch hier. Die pde bu 
N. Journ. Alt. 1 p al * Ten Ae 


17 





Ungarifche Poeſie. .. 41061 
5 F 2343 VL p. 373 sq. VII. p. 321 sq. ©. auch Erman Archiv. 


* N Miriani im N, Journ. Asiat. 183. or. 95. p. 438 
ng. 90 aq. 550 "4. 1836. T. T. II. Ber. pı 48. 387 04 


8. 793. 


Ungarn!) empfing feine heutige Nationalfpradye bekannt⸗ 
id aus Mittelafien und wird feiner Verwandiſchaft mit dem 
Semitifhen (Mediſch⸗Perſiſchen) Sprachſtamm halber bequem zu 
der Poeſie des Oriento eine Brüde bauen. Natürlich beginnt 
feine eigentliche Literatur erſt mit dieſer Periode, da befanntlid 
früher die Lateiniſche Sprache yprädominirte und es erſt dem 
Reformationszeitalter vorbehalten blieb, diefelbe ale Schriftfpradde 
zu verdrängen, wenn aud fdhon früher die Königl. Hofpoeten, 
die Joculatoren und Trufatoren, deren Obliegenheit es war, 
bei Tiſche Heldenliever zu fingen, fid biefer Sprache bedient 
hatten. 

Der aͤlteſte namhafte Dicher war Demetrius Tſanadi 
(oder Cſati)?), der (um 1527) die Eroberung Ungarns bes 
fang. Neben. ihm iſt befonderd feiner Fruchtbarkeit wegen Ses 
baftian Tinodi?) zu nennen, der eine Reimchronik abfaßte, 
in welchem Genre ſich au Stephan Szekely, Nagy Baczay?), 
Temesvarie), Bogati“), Valkaie) und Ilos vaiꝰ) ver 
ſacht haben. Als Lyriker wird neben dem ſchon erwähnten 
Tino di beſonders Valentin L. B. Balaffa!), der Uns 
garaiſche Pindar (+ 1594) rühmlich erwaͤhnt, ohne daß neben 
dieſem hervorragenden Talente Johannes Rimat!!) vergefien 
‚würde, ber allerdinge mehr Divaktiter IR. Auch Johann Erd oͤſi 
(Syivefer') muß bier erwähnt werben, weil er in ven feiner 
Ueberſezung des Neuen Teſtamentes beigegebenen Summarten in 
reimloſen Difkhen den Herameter in feine Literatur einzuführen 
beabſichtigte. Die Berfuche, Antikes dichteriſch zu behandeln, 
welche Kakonyi'), Eyaktornyi!), Cfarenyi'’) ic, machten, 
mißlangen. 

Das 17te Jahrhundert brachte zwar ebenfalls eine Anzahl 
Dichter" hervor, allein nur wenige find unter denfelben wirklich 
hervottagend zu nennen. Sehr gelefen waren Simon Petfi!‘), 





1058 Moldau: Wallachifche Poeſie. 


ſchrieb, zu einem wahrhaft goldeney Buche geworden find. Weck 
bedeutender iſt aber Zohann Vacaresko, denn fein Erik 
ling der Liebe (1820), worin er einen Tag und eine Radt, 
die er auf feinem Landgute zugebradht hatte, befchreibt und wo 
mit er fi. den Namen des Wallachifhen Anacreon exrwarh, 
wird nur mit feinen politiſchen Gedichten: „Im harten Gefäng- 
niß, die. Berbefierung feiner Uhr, die Wahrheit (1843) vo 
glihen werden können, und ift in jeber Art ein Meiſterſtüd 
Paris Mumuleno kann als Glegifer mit Lamarfine verglichen 
werden (3. D. in feinen Gedichten: ber Anfang des Menſhen, 
die Naht, der Hahn, das Grab, der Frühling), allein an Kıft 
übertrifft er ihn als yolitifcher Dichter In feiner Momanienm, 
einer Frucht der Revolution von 1821, und In feinen Klaga 
Romaniens, welchen nur Beldiman’d (+ 1823) „Blutige 
Trauerſpiel“, welches denſelben Gegenſtand behandelt (B. wer 
damals Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten in der Bol 
dau), an die Seite gefeht werden kann. Der Wpothefergehülk 
Dantel Scavinsty, der brei Tage, nachdem das lebte Has 
aus feinem Barte auögefallen. war, an Kummer und Schwim 
ſucht farb, befaß in feinen Liedern die Heiterkeit einer Berm 
ger, gepaart mit den Humor eines Demofrit „und Diogeuck. 
Weit höher fleht freilich als durchbildeter Oden⸗ und Ballade⸗ 
dichter, der in Rom gebildete Aga G. Aſaki, nad Vielen da 
groͤßte lebende Dichter der Moldau, was ſchon feine beruͤhnte 
Ode an Stalten Cin feinen Soefleen, Jaſſy 1836. 8. m 
Deutſch im Mag. f. d. Lit. d. Aust, 1837. ar. 9. ©. 35.) 
beweiß, fowie der frühere gelchrte Redakteur des Romaͤniſchen 
Courier zu Buchareſt Ebiade, der Ucherfeher von Lamartiaci 
meditations, ein Sänger voll Feuer und Leben und mit Pindar 
ifhem Schwunge (1. B. in feiner Ode an Kalfer Nilolaus auj 
den Frieden von Adrianopel, auf die Ruinen von Turgwich 
fein Eherubin, fein Serapbin, feine Hymne auf die Liebe, ſein 
Geſang an den Teufel). Allein der Wallachiſche Lafentain 
Gregor Alexandresko, der auch Epiſteln, Elegieen md 
Epigramme ſchrieb, wird hier ſeiner beruͤhmten Fabeln we 
genannt werben müflen (Gedichte, Jaſſy 1842. 802), bie 
faſt ſaͤmmtlich politiſchen Inhalte find, was weniger der dal 


Ungarifche Doefle., 1063 


entwidelte und vielen Anhang fand, weil ihm große Sprad. 
gewanbiheit zu flatten kam. Gr führte auch den Alexandriner 
ein, in dem mur zwei Berfe reimen. GSyilagyi?) IR bios 
Rachahmer bed Horaz, deſſen Gemuͤthlichkeit Szentjobl’s*) 
Leber beanfpruchen. Sein talentvoüfter Schüler iſt jedoch ber 
melancholiſche Paul von Anyos*) (1756—84) gewefen. 
Diefer- Schule traten jedoch fon frühzeitig mehrere tuͤchtige 
Köpfe entgegen, welche, den Ruten ber claffifchen Studien er. 
kennend, diefe allen für maßgebend für die Bildung ber Un» 
gariſchen Literatur erfennen wollten. An ihrer Spige flanden der 
gelehrte Johann Baptiſta Molnar”) und Kalmar?), welcder 
letztere in feinem Lchrgebichte vom Menſchen ben Hexameter wieder 
zu Ehren brachte, und fpäter ſchloſſen fich ihnen Die Lyriker Alexander 
Baroczi”) (1735— 1809) und Nikolaus Revaiꝰ), Rad: 
abmer der Deutſchen und Frangofen, Gabriel Dayta“) (1708 — 
96), wie der vorher genannte, beſonders im erotifchranakreontifchen 
Liede glüdtih, Gideon Rabay*)(17185—92), Franz Ber; 
feghi) (1757 — 1823) und der Epigrammati Benedikt Vi⸗ 
rag”) (geb. 1752) an. Die eigentliche Bluͤthe der Ungariſchen 
Literatur, die ſich bis auf den gegenwärtigen Augenblid im Ent» 
widelung6procefie befindet, hebt aber eigentlich fon mit Franz 
Kazinczy“) (1759 — 1831), dem ebenfo gebildeten als viel- 
feitig gewandten, freilich nicht fehr tiefen Miscellandichter, ber 
zuerfi das Gonett einführte, an, der ſelbſt im Iyrifden und epi⸗ 
grammatifhen Genre ald Mufter gelten mag. Neben ihm wer- 
ven befonderd Michael Vitez Cſokonais) (1773 — 1805), 
ein hoͤchſt voltsthämticher Lieberbichter in Franzoͤſiſchem Geſchmacke, 
fonk auch Berfafler eines komiſchen Eyos (Dorotiya) mit etwas 
gemadten Humor, Johann KL“) (geb. 1770), der humor⸗ 
inifhe Babeldihter Andreas Bay *”) (geb. 1786), ber geiſtreiche 
Franz Kölcfey*).cgeb. 1790), der liebliche Sänger Paul 
Szeme roꝰ) (geb. 1786), ber einfade Karl Syafz") und Da⸗ 
niel-Berzfenyi®) (geb. 1776), der talentreichſte und gluth« 
vollſte Odendichter Ungarn, zu rühmen fen. Allein vor Allen 
ragt hervor Alexander Sandor*) Kisfaludy”) aus 





Eigentlich muß es Petoͤfi Aundor, Bördsmarty Mihaly ı. 





1064 Ungariſche Poeſie. 


Sumeg (1772 — 1344), der zuerſt anonym durch feine Licheslicher 
Himfy's (fo nennt er fih) aligemeine Bavumberung erregte 
Er befingt, in dieſer Liederfammiung zuerſt feine unglädlid: 
Liebe zu einer gewiffen Liſa, die einen Anderen erhört und ihn 
dadurch in den Krieg treibt, dann aber feine Befellgung durch 
die nach feiner Ruͤckkehr (1800) mit ihr eingegangene cheliche 
Berbindung, und bat fidh hierbei eines ganz befonveren Bletrl, 
des fogenannten Dal, einer Art Senett:Ganzone (die puei ef 
Quatrains wechfeln in acht⸗ und fiebenfylbigen Verſen ab, von 
denen flet6 die gleihlangen reimen, die zwei anderen beſtchen 
aud zwei neben einander ſtehenden acht⸗ und zwei Darauf folgendem 
ſiebenſylbigen Verſen) die man Liebes⸗Epigramme genannt hat, bebimt. 
Außerdem hat er auch erwähnenswertbe Sagen (Regen) aus 
Ungarns Borzeit gebihtet und biefe Form zuletzt bis zw einen 
längeren lyriſchen Epos in gehn Gefängen, Gyula’ szereime (Ofen 
1825.12.), ausgedehnt. Redinet man ihn übrigens zu einer befimnien 
Schule, fo würde dieß die Franzoͤſiſche fein, obgleih Karl Kidfe- 
Lud y’6 Muſenalmanach Aurora (felt 1808) alle Schulen repräfentirt. 
Dorf man nun mit dem ebengemanntn Daniel Berzfeny! 
eine neue originelle, in unferen Tagen den Ton angebende 
Schule beginnen, weil bei ihm zuerſt nit blos bie rem 
Vaterlandoliebe, fondern auch in der Form und im Ausind 
überall die entſchiedenſte Rationalität herwortritt, fo lann mas 
ald Träger derfelben Farbe noch aus tem Anfange dieſes Jahr 
hundert hierher rehnm: Andreas Horvat®) E1778- 
1839), von dem ein gelungenes didactiſches Gedicht, Er⸗ 
innerung an Zirez, in Hexrametern vorliegt, welches . ed 
von feinem Epos Awad“ übertroffen wird, den grauoͤſen Be: 
berbichter Aloys Szentmikloffy"*) den Odendichter Labid- 
lau Toth*) (1788 — 1820), den Liederdichter Babeiel 
Doöbrenteis) (geb. 1786) und den Fabuliſſen Michael Vit⸗ 
kovics“) (1778 — 1829). Aus der neueſten Zeit gehären hierher: 
Buadanyi’®), den in ver lkomiſch, poetiſchen Erzählung zu 
Kisfaludy übericifft, obgleich man ihm has. Giuhkun dr 
— — 23.9 » 


heißen, weil die Ungarn bie Gewohnheit heben, de aufehmer vn 
Bamiliennamen zu fegen. 


Ungarifche Poeſie. 10068 


Franzoſen ebenſo anfleht wie Orczy*), ferner Karl Kisfaludy, 
Köfcfey, der erſte, welcher die Romanze und. Ballade nach 
Ungarn ⸗brachte, der Sonettiſt Bartayꝰ), der Lyriker hoͤherer 
Art Baiza (geb. 1806), ein Böthlaner, Szenvey®), ein 
philoſophifcher Dichter nach Schiller gebildet, Mihael Vördo⸗ 
marty®) (geb; 1800), ein Außerfl gluͤcklicher Miscellandichter, 
deſſen Pott dal (zu Fot bei Peſth geſchtieben) In ganz Ungarn gefungen 
werden, Ratona, Baal, Erbeiyi®), Gergely Eyuczor‘) 
aus Andod (geb. 1809), der größte Epifer Ungarns (in feiner Schlacht 
bei Augsburg und feinem Reichstag zu Arad) naͤchſt Vördömarty (in 
feinem Arpad, feiner Niederlage der Kumanen auf Czerhalom, feiner 
Belagerung von Erlau und feinem Jauberthal), zugleich aber auch in ber 
Ballade und Romanze vortrefflih, Saray), Johann Badott 
Imre) und der populärfte Lyriker der Jetztzeit in Ungarn, 
Alerander (Sandor) Perdfi), deſſen Lieder, Liebesperlen, 
Cypreſſenblaͤtter, Sternenlofe Nächte sc. ihm für immer bei feiner 
Nation die Unfterblichfeit gefitert haben, weil er von allen 
feinen Benofien auf dem Ungarifhen Parnaß ed allein am 
beſten verſtanden hat, fih zu dem Volke in feiner Anſchauungs⸗, 
Denb und Gefühlsweiſe herabzulaſſen, daſſelbe alſo gewiſſermaßen 
aus fi‘ heraus zu bilden, während alle feine Vorgänger bisher 
daſſelbe genöthigt hatten, ſich au ihrem individuellen Ideengang 
emporzuheben, was aber nicht Immer anging. 

Außer diefer Urmagyarlichen Schule giebt es aber nod 
eine Deutfhe, welde lehtere an Edtvds, Szechenyi, Lu⸗ 
Eacd, Kerenyi, ‚Henielman, Mulszty x. Ihre Stügen 
findet. 

Was daB Drama") anlangt, fo iſt es ziemlich gewiß, 
daß fon ımter Ladislaus IV. (1290) Mimen in Ungarn 
vorkommen, allen wie weit ihre Thätigkelt ging, If natürlich 
jetzt nit zu beſtimmen. Das aͤlteſte Nationaldrama if Paul 
Karavi’s”) Melchior Balaffa (Menyhart) vom Jahre 1569, 
auf weldee dann Bornemisza’6”) Klytämneftra, eine Nach⸗ 
Biſdung ver Sophocleifchen Electra, folgte. Im Jahre 1692 
gab ver Kaffee Leopold‘ an einen Bürger zu Klaufenburg ein 
Privtlegium, überall mit obrigkeitlicher Cenſur tomifch » tragifche 
Schauſpiele bei. Sahbtagen, Feldlagern, Jahrmärkten und Volls⸗ 


. vr: 0Vı 


1066 | Ungarifche Poeſie. 


verfammlungen aufführen zu duͤrfen. Ein ſolches Stuͤd IR nd 
jest Abrig unter dem Titels Comico-Tragoedia”) von iu 
Kampfe der guten und böfen Gigenfhaften, in Verſen. Ch 
zweites Eennen wir von Georg Betvinczi’*), das den Tid 
führt: Tragödie von dem Hader Jupiter's und Pluto's. Ju 
achtzehnten Jahrhundert verſchwindet aber dieſe Art von Ihe 
traliſchen Vorſtellungen auf oͤffentlichen Plaͤhen und madt den 
Aufführungen bei feierlichen Gelegenheiten in Schulen md Er 
ziehungsanflaltn Pla. Natuͤrlich hatten bie Jeſuiten, die, wie 
wir fchon gefehen haben, aud anberwärts in ihren Gdul 
anfalten dergleichen Bergnügungen geftatteten, hierbei nur einen 
moralif®: dinaftifhen Zwed im Auge, und ber poetifcde Kunfwet 
mußte nothwendig unter Null fein. Dergleichen Stüde ſchrichen 
nun z. B. die Jeſuiten Kunice?°) (Zebeflas, Trauerfpiel, 1759), 
Faludi“) (Confantinus Porphyrogenetes, Schaufel, 1754), 
Flat”) (Salomon, Btolemäus, Titus, Trauerfpiele, 1767), 
Kerestenyti”) (Mauritios, Ayros x.) und Andere für di 
Säule zu Kaſchau. Rusten nun dieſe Verfuche eigenilich der 
dramatifhen PBoefle nur fehe wenig, fo warb die Sache doch m 
Ende des 18ten Jahrhunderts eine andere, denn 1790 entkan) 
bie erfie Ungarifde und 1792 vie erfie Siebenbürgifde priol. 
legirte Schaufpielertruppe, und jept giebt es außer dem Ränll: 
ſchen Theater zu Pell "gegen zwanzig im Lande herumzicheni, 
unter dem Schutze der einzelnen Gomitate fichende Schaufpleler⸗ 
banden, die ihre Theopigkarren von einem Orte zum ande 
fahren, An Driginalfhaufpielen fehlte es gleich vom AUnſange 
herein nit, denn Simat”), &o6%), Szentjobif), Gr 
drödy®), Dugonicö®) sc. ſchrieben fleißig für die Natlenab 
bühne und nebenbei hat man bis auf den heutigen Tag die 
dramatiſchen Meiſterwerke und Kaffenfüde des Ausiandes vurd 
Ueberfegungen auf die Ungariſche Bühne zu bringen ſich ci 
befliffen. Unter den neueren Dramatifern find beſonders hervorzuheben 
Beffenyt®H mit feinen In Franzoͤſtſchen Geſchmace gehalt 
Dramen (Attila, Bela, Hunyades ıc.), Alexander Kiafaludy") 
mit feinen hiſtoriſchen Trauerſpieien und Zamitienhäden, Wi 
aber nichts als dinlogifirte Epopden mit lyriſchen Ghörm fl, 
und fein jüngerer Bruder Kari Kisfa lud y°%) (geb. 2790 34 


Ungarifche Poeſie. 1067 


+ 1830), deſſen Schauſpiele (die Tartaren in Ungarn, Ilka oder Die 
Einnahme von Griechifch. Weiſſenburg, Stibor, Irene 2c.), Poſſen 
(die Rebellen, die Brautwerber ꝛc.) und Luffpiele (der Maͤdchen⸗ 
hüter, der Treue Probe, Taͤuſchungen ıc) von hohem Talente 
zeugen und, was beſonders leßtere anlangt, auch bei uns gefallen 
würden. Auch Börösmarty”) gehört mit feinem König 
Salomon, einem hiſtoriſchen Drama, hierher; Joſeph Baal’) 
und Lorenz Toth®) ſtehen ihm zwar nad, follen aber 
Dod genannt werben, ohne Aatona”) und Teleti?!) gu ver 
geſſen. Unter den neueften Dramatifern find der Luftfpielbichter 9. 
Gfate”) und ber Tragiler Ezafo”) (+ 1847; ausgeeldinet 
find feine Dramen: das Teftament und Kaufmann und Sees 
fahrer), fowie Szigligeti®*), eine Art Amalgam aus Reflroy’: 
fhem Humor und Vic Pfeifferrfher Buͤhnenkenntniß, neyerbinge 
aber böfer Plagiate beſchuldigt (Hiador conira Szigligeti, Peſth 
1847), aus ber Menge der dermalen erifiitenden Buͤhnendichter 
anzuführen. Petoͤfi iſt In feinem Drama, Tiger und Hyäne, 
bypestomantifch geworden, Eötvd6 aber if In feinem Luffpiele, 
vivo Vegalite, entſchieden originell. 

Die Erwähnung diefe letzteten Mannes führt uns von 
felbR zum Roman, welder in Ungarn zuerk von Konyis) 
und dem fleifign Dugonics”), die mit Recht aud heute 
noch nicht vergefien find, eingebürgert ward. Buadanyi?) 
bat leider fein ſchoͤnes Talent in diefem Fache nit auszubeuten 
gereußt, und fo iſt «6 gelommen, daß dieſes Genre der Dicht⸗ 
kunſt erſt in der neueſten Zelt feiner Entwidelungsepode nahe 
gerhdt worden if. Ohne mid bei ben vielgelefenen Belletriften 
Kuthy) und Paul Kovacs”) aufzuhalten, bemerfe ich nur, . 
daß der Ungariſche Walter Scott, Nitolaus Zofita'), von 
dem großen Anbelannten nicht blos die Fruchtbarkeit und er 
Raunenswerihe techniſche Geſchicklichkeit im hiſtoriſchen Roman 
ererbt bat, waͤhrend Joſeph Eoͤtvos!oi), deſſen Dorfnotaͤr das 
Comitatoleben in grellen Farben ſchildert, beſonders aber Ignatz 
Nagy, wer: in feinen Ungariſchen Geheimnifien (Magyar tit- 
.sok)- d46 Treiben der Juden, unb in feinen Kuthy Layos 
betitelten Nopellen das Stubentenleben der proteſtantiſchen Un⸗ 
garn :ꝰ? ) ſchutf mitnimmt, zum modernen Social⸗Roman wohl ben 


1064 Ungariſche Poeſie. 
Sumeg (177 2— 1844), der zuerſt anonym durch feine Liebeslae 


Himfys (ſo nennt er ſich) allgemeine Bewunderung enee 


Er befingt in dieſer Liederſammlung zuerſt feine unglüdite 
Liebe zu einer gewiſſen Liſa, die einen Anderen erhoͤrt md ihe 
dadurch in den Krieg treibt, dann aber feine Befeligung vet 
die nach feiner Ruͤckkehr (1800) mit ihr eingegangene chük 
Verbindung, und bat fi hierbei eines ganz befonderen Bari 
bed fogenannten Dal, einer Art Sonetts@anzome (die pi afa 
Quatrains wechſeln in acht⸗ und fiebenfyibigen Verſen ab, vn 
denen ſfiets die gleichlangen reimen, die zwei anderen behcha 


aus zwei ‚neben einander ſtehenden acht⸗ und zwei barauf folgen 


ſiebenſylbigen Berfen) die man Liebes⸗ Eyigramme genannt hat, bel. 
Außerdem hat er auch erwähnenswertbe Sagen. (Rogen) wi 
Ungarns Borzeit gedichtet und dieſe Zorn zuletzt bis zu cum 
längeren Iyrifyen Epos in gehn Befängen, Gyula’ szereime (Ua 
1825. 12.), ausgedehnt. Rechnet man ihn übrigens zu einer befkmaia 
Schule, fo würde die die Franzoͤſiſche fein, obgleih Karl Kite 
lud y’6 Muſenalmanach Aurora (feit 1808) alle Schulen repräfenkit 
Darf man nun wit bem ebengenannien Dante Berzfea 
eine neue originelle, in unferen Tagen ben Ton amdak 
Schule beginnen, well bei ihm zuerſt nicht blos bie nah 
Vaterlandsliebe, fondern auch in der Form und im Ans 
überall die entſchiedenſte Rationalliät hervortritt, fo lann mM 
ald Träger derfelben Farbe noch aus dem Anfange dieſes Ar 
hunderts hierher reinen: Andreas Horvatꝰ) 1178- 
1839), von dem ein gelungenes didactiſches Gedich, © 
innerung an Zirg, in Hexametem vorliegt, weichesß . Med 
von feinem Epos Awad“ übertroffen wird, ben gran in 
berbichter Aloys Szentmitloffy”) den Odendihter Labie⸗ 
laus ZToth®) (1788 — 1820), den Liederbichter Gabrlel 
Döbrentei) (geb..1786) und den Fabuliſen Michael Bit 
tovic6”) (1778— 1829). Aus der negefen Zeit. gehbren hierſe 
Buadanyi“?), den in ver lomiſch poetiſchen Erzählung AM 
Kisfaludy übersifft, obgleich man ihm das Guns MM 
— — I 


heißen, weil bie Ungarn die Gewohnheit haben, die Waufeihme Pair a 
Bamiliennamen zu feßen. EM 


⸗ f » ’ ‘ 


Ungarifche Poeſie. . 1065 


ranzofen ebenfo anfleht wie Orcyy'%, ferner Karl Kisfaludy, 
'ölcſey, der erfle, welder die Romanze und. Ballade nad 
ingarn -bradite, der Sonettid Bartay), der Lyrifer höherer 
rt Balzal) (geb. 1806), ein Böthlaner, Szenvey®), ein 
hiloſophiſcher Dichter nah Schiller gebilvet, Mihael Börde; 
tarty®) (geb; 1800), ein Außer gluͤcklicher Miscellandichter, 
eſſen Foti dal (zu Bot bei Peſth gefchrieben) in ganz Ungarn gefungen 
erden, Katona, Gaal*h, Erbeiyi®), Gergely Eyuczor®) 
us Anbod (geb. 1809), ber größte Epiker Ungarns (in feiner Schlacht 
ei Augsburg und feinem Reichstag zu Arad) naͤchſt Vorösmarty (in 
‚nem Arpad, feiner Rieberlage der Kumanen auf Czerhalom, feiner 
Zelagerung von Erlau und feinem Zauberthal), zugleich aber auch in der 
Zallade und Romanze vortrefflich Saray”), Johann Vachott 
imre®) und der ypopulärfte Lyriker der Jetztzeit in Ungarn, 
Ilegander (Sandor) Petdfi”), deſſen Lieder, Liebeöperlen, 
Sypreffenblätter, Sternenlofe Nächte ıc. ihm für Immer bei feiner 
tatton die Unfterblichkelt gefitert haben, weil er von allen 
:inen Senoſſen auf dem Ungarlfhen Parnaß es allein am 
‚eften verfanden hat, fih zu dem Volfe in feiner Anfchauunge», 
Denk⸗ und Gefühlsweiſe herabzulafien, daſſelbe alfo gewiffermafen 
ıu8 ſich heraus zu bilden, während alle feine Vorgänger biöher 


affelbe genöthigt hatten, ſich au Ihrem individuellen Ideengang 


mporzubeben, was aber nicht Immer anging. 

Außer diefer Urmagyarlfchen Schule giebt es aber noch 
ine Deuiſche, welde leptere an @ötvös, Szechenyi, Lu⸗ 
acs, Kerenyi, ‚Henzelman, Pulszky x. Ihre Stügen 
indet. 

Was das Drama”) anlangt, fo if es ziemlich gewiß, 
daß ſchon umter Lablslaus IV. (1290) Mimen in Ungarn 
oorfommen, allen wie weit ihre Thaͤtigkeit ging, If natürlich 
et nicht au befiimmen. Das ältefte Natlonaldrama if Paul 
ſtarad is“n) Melchior Balafla (Menyhart) vom Jahre 1569, 
uf weißes dann Bornemiszn’s”) Klytaͤmneſtra, eine Nach⸗ 
bildung ver Sophocleiſchen Electra, folgte Im Jahre 1692 
gab der Kaffee Leopold‘ an einen Bürger zu Klauſenburg ein 
Privilegium, überall mit obrigteitlicher Cenſur komiſch⸗tragiſche 
Soanſpiele bei Landtagen, Feldlagern Jahrmaͤrkten und Bolfö, 


ı: 90, 


— — — — 


1070 Ungariſche Poeße. 


37) Er iſt eigentli nur als Sprachforſcher w durch feinem Pro- 
dromus idiomatis Bey tbies-Moporice Ckano-Avarka saive adparalas 
criticus ad linguam Hungaricam. Posonii. 1770. 8. 

38) Munkädji. Pesten 1813. VIII 8. 

39) Elegyes Versei, &s n&häny apröbb kötettien Irdsai. Porer- 
ban 1787. 8. Carmina latina. Jaurini 1702. 8. 

40) ©. Gedichte find gefammelt von Kazincgy: Pesten 1817, 8. 

41) Seine Gedichte find nicht gefammelt. 

42) Rövid Ertekezesek a’ Musikäröl. Betaben 1791. 8. Mi 3 
Poezis? Es ki az + az Podta? ib. 1783. 8. Ber j6 szivhöl költt 
Bzatire avagy feddö költemeny a’ Magyar Litersturärel. = | 
1/91, 8. . 

43) Poétai Munkäji. Pesten 1799. 8. 

44) Heliconi Virdgok 1791 Esztemdöre. Posonban. 8. Or- 

heus — egy hönapos Irds, a’ jözan ‚gondolkozdenak , igazabb iz- 
dsnek, &s magyar törteneleknek elö segelldsäre. Kassdu 17%. 1. 
8. Munkäi. Pesten 1815. IX. 8. ” . 
45) Dietai Magyar Müsza. Posonyban 1796. 8. A’ Nemes Ma- 
rarsägnak Felülesere, Komdromban. 1797. 8. Poetai muuksi. Bect 
1813. 8. 

46) Hercules välasztäsa allegorids Költemedny. Betsben 17%. 8 
A’ Vallds Tsäfolök ellen. Sopronban 1796. 8. Munkdi. Pesten 
1815. III. 8, j 

47) Sz&pirodalmi összes munkdi. Pesten 1843. 1847. 8. 

48) Munkäji. Pest. 1832. 8. Minden münkai. ib. 1882—H. V. 8 

49) Seine Gedichte fcheinen nicht gefammelt zu fein. 

50) Seine Gedichte find nicht gefammelt. 

51) Összes miivei. Budan 1842. III. 8. 

62) Munkäji. Pest. 1833—38. VIII. 8. Eredeti magyar jätökszie 
ib. 1825. II. ib. 1836. IH. 8. Minden munkäi. ib. 1847. I-TVl. 8. 
Himfy szerelmei, Bud. 1801. 12. ib. 1807. UI. 8. ‚Otmfy’s reſc 
Liebeslieder, Giberf. v. I. Graf Mailath (m. d. uUngar. Orig.) 18.3, 
1831. 16. Sagen a. b. Ung. Vorz. Deutſch v. Baal. Wien 1812. & 

53) Arpad. Pesten, 1830.-8. 

54) Primöczi Szent-Miklössy Aldjos, Mesek. Pesten 1840. 8. 

55) Seine Gedichte find zerfirent. 

56) Huszärdalok. Budan 1847. 24. Pali es Minka olvasai tanıl. 
Pesten 1829. 8. Regy magyar nyel vemldkek. Bad. 1846. 8 


57) Seine Zabeln find zerſtreut. 

58) Seine Gedichte find nicht einzeln gebrudt. er 

69 be keine Ausg. feiner Gebichte. i .. 1 

60% —** —X End j647. 8. Magyer Apıik- 
Pest. 1883. ' ’ 


61) Versei. Pest. 1835. 12. Szözat a’ pesti magyar nzinhäz ö$- 

n. Bud. 1839. 8. Pillangs. ib. 1836. 8. (unter. dem. Raten rrf 
jtpial.) Kritikai lapok. Pest. 1833-34. V. 12. Vikigtändoet, ® 
legregibb idökröl korunkig. ib. 1846-47, I—VE, 8, 
nude Minden munkäi. Pesten 1844. 19. X. 8. Ujgbh auskli 


. 


am 1840. 8. 
63) Geine Arbeiten find wit einzain gedruct.1207 





Ungarifche Poeſie. 1071 


64) Seine Gedichte find einzeln nicht gedrudt. 


65) Nemzeti i parunk. Pesten 1846. I. 8. Jänos Erdelyi Költe- 
menyei. Bud. 1844. 8. 


66) Augsburgi üt közet. Pest. 18%. 8. Aradi gyüles. ib. 1828. 8. 


67) Az Arpädok, törtäneti balladik — ’s mondäkban. Pest. 
1847. 8. Balatoni kagylök, költemeny füzer. Budapesten. 1848. 8. 
Tollrajzok, Pest. 1846. 8. Frangepäu Kristöfnd. ib. 1846. 8. (Magyar 
es nemet beszeigetesek kezikönyec. ib. 1842. 1847. 8. Ungariſch⸗ 
Deutfche Geſpraͤche gehören nicht Hierher.) Bon Nepomuk Garan dagegen 
find: Csatär' Hösköltemenyei rajzolat. Pest. 1834. 8. und Arbocz. 
Szomorujatek 5 felvonäsban. ib. 1837. 8. 


68) Meg egy szözat a’ pesti magyar szinhäz ügyeben. Pesten 
1840. 8. Költö es Kirdly. ib. 1846. 8. (Magyerföld &s nepei eredeti 
kepekben. ib. 1846. 8. gehört nicht hierher.) | 


69) Jänos vitez. Budan 1845. 12. Cyprus lombok Eteike sirjd- 
b6l. ib. 1845. 16. Szerelem gyöngyei. ib. 1845. 8. A höhfr kötele, 
ib. 1846. 8. Felhök. ib. 1846. 12. Gedichte, Deutſch v. Dur. Wien 1847. 
12. Gedichte, Deutfch v. Brauer. Peſth 1847. 8. Ungarifche ‚Lieber, Deutſch 
von Kerthenj. Hamb. 1848. 8. S. Magaz. f. d. iterat. d. Aust. 1848. 
ar, 16—17. » 

70) &. J. Endrödy, A’ Magyar Jätek-Sziunek Törtenetei Kez- 
detetöl fogva, im Magyar Jätek-Szin. Pest. 1792—93. T. I. cf. Mors 
. genbl. 1846. Gorr⸗Art. nr. 105 sq. 

74) ft noch ungedrudt. 

72) Iſt noch ungedruckt. 

73) Europa comico-tragoedia. Rosnav. 1706. 4. in Lat. Sprache. 

74) If noch ungedrudt, allein ein anderes Bedicht von ipm: Igen szdp 
historidja az Jerusalemböl Jerichoba menö tolvajoktöl megschesi- 
tett Embernek Allapatydrol LX. mostan Rhythmusokban meg-ira- 
tott, es ki botsätatott. Leutchau 1689. B. 

75) Szedeczias. Kassdu 1753. 8. 

76) Constantinos Porphyrog. $z. J., in Költemönyes Marad- 
vänyi. 1786-87. 8. j 

77) Salamon, Ptolomaeus, Titus, härom szomort Jätek kette- 
jet ennen maga szerzette; narmadikät pedig Matastasiusböl for- 
ditotta. Kassan 1767, 8, Tornyos Peter, Farsangi Jätek. Komürom- 
ban. 1789. 8. 

78) — aꝝomorù Jdtök.' Kassän 1767. 8. Mauritius Tzäszär. 
ib. 1767. 8. 

79) Mesterseges Ravaszsäg. Pesten 1775. 8. Igazhäzi, egy ke- 
ga j6 Atya, Kassän. 1700. 8. Gyapai Märton, Felzneg-teltö £) ava 

iek. Budan 1793. 8. Zstgori, im Magyar Jätekszin. Pest. 1792— 
93. T. I. Häzi orvossäg. ib. T.IV. A’ varatlarn Vendeg, im Magyar 
Muzeum. T. . 

80) Magyar Penelope, avagy az älhatatos szeretet Peldäja. 
Pesten. 1791. 8 Az ärtatlan Eteika, im Magyar Jätek-Szin. T. II, 

81) Seine dram. Werke find nicht einzeln gebrudt. 

82) Arany Peretzek. Pesten 1792. 8. - 

83) Tröja veszedelme. Posonban 1774 8. 


1072 Ungarifche Poefie. 


84) Hanyady Läszlö. Betsben 1772. 8. Agis. ib. dad. 8. Buda. 
Posonyban. 1773. & Filosofus. ib. 1777. 8. Härmas Yitezek. ib. 
1779. 8. Attila é Buda. ib. 1787. 8. 

85) Gtehen in f. Werken. 

06) Minden munkdi egy köteiben. Kondja a’ Kisfaludy tärsı- 
säg. Pesten 1841. XVII. 8. 

87) Salomo Kiraly. Pesten 1821. 1827. 12. Zoigmont Kiräly. ib. 
1823. 8. Kont. ib. 1825. 8. Homonna völgye, in b. Aurora 185. 12. 
— Zalan Futdsa. Pest. 1823. 8. Czerkalom, in d. Aurora 18%. 
Tündervölgy. ebd. 1827. Eger. ebd. 1828. 8. find CEpopden. 

88) Pazar Fösvenyek Ket Julia, in Szinmütär. Pest. 1840. T 


RD) „Vata. Pesten 1836. 8. Olympia. ib. 1839. 8. Uti tarca. ib. 
90) Kegyencz, szomorujatlk öt felvondsban. Pest. 1841. 8. 
91) Bänk bin, fteht im Szinmütarbeu, 

92) Pazeghäzasotdam, in Szinmütarban a. a. D. 

p a) Vegrendelet, drama, Pesten 1845. 8. Kalmär ds tengerdz. 

ıb. 1843. 8. 

94) Roszfe, in Jätdkszin_eredeti. Bud. 1840. 8. Korona dakard, 
in Szinmiütar. * XXVII. zes szinmüvei,. Pesten 1836. ag. 8. 
Eredeti szinmüdslokkal. ib. 1844. 12. Cillei Fridrik, fm Szinmälar- 
ban. Al endre. Pest. 1841, 8. Gyaszvitezek. Pest, 1838. 8. 

95) Värta mulatsäg Posonyb. 1774. 8. Hadi Romän. Pest. 179. 
8. Elme futtatäsok. Badän 1792. 8. 

96) Ulysses. Pesten. 1780. 8. Etelka. Posonyb. 1788. 1791. B. 
Arany Peretezek. ib. 179) 8. Gyapjas Vitezek. ib. 1794. II. 8. Jeles 
Törtenetek. ib. 1704 - 05. II. 8. Szeretsenek. ib. 1798. Il. 8. 

97) Ront6 Pälnel magyar Lovas köz Katondnak. Posony. 
1793 8. (in Verfen wie jeine and. Gedichte). Pöstenye förödes. s. |. 
1787. 8. Török häbor. Izel. gondol. ib. 1790. 8. N. Fehörräar meg 
vet. ib. 1790. 8. Magyar Dämäkhoz. ib. 1750. 8. Peleskei Notar. 
utez. ib, 1790. 8. Anuak elmelk. hatdla. ib. 1796. &. .Orsz. Gyül. le 
iräse. ib. 1791. 8. Aprekaszion. ib, 1791. 8. Idö töltes. ib. 1795. 6 

98) Munkäi. Pesten. 1841. IV. 8. Hazai rejtelmek. ib. 1846. 
I—IX. 8. 

99) Munkdi. Pesten 1845... 8. | 
. 100) Munkdi. Pesten 1844.’ 2q. 8. Der Karthähfer, Deutſch v. Klein 

eſth 1842. II. 8. Der Dorfnotär. Deutſch v. Mailath. ebd, 1847. I. & 
. Mög. f. d. Lit. d. Ausl. 1848. mr. 22, 

101) Mankdi. Pest. 1617. E 8. SIofila’s fümmtte. Were. VDertſqh. 
Peſth u. Epzg. 183847. xXXII. 6. 

102) Maunkäi. Budan 1842. aq. 8. 


$. 794, 


Wir won jeht auf uhferkr "ängen RUE äud, der gie 
taliichen Poeſie noch eine kürze Ra ua er weh 


Juͤdiſche Poeſie in Italien. 1073 


bie Juüdiſche und deren Verhaͤltniß in Italien betrachten. Hier 
in befonderd Leo da Modena!) aus Venedig (1571— 
1648) anzuführen, der eine poetiſche Ethik mit Bildern ab: 
gefaßt hat. Auch das erfle Jüdiſche Drama, Efiher, erfchien 
jept durd Salomon Usque und Lazaro Oratiano In 
Spaniſcher Sprache gefhrieben?), und ein anderer Jude, Juda 
de Salomone?, aus Mantua fchrieb die erfien Sonette in 
Stalienifher Sprache. Die Hauptwerfe der neueren vorbereiten: 
den Italieniſchen Schule fallen jedoch ins 17Tte und 18te Jahrs 
hundert. Es find diefe Mofe ben Mordekai Zacut o’s*) 
(+ 1698) aus Amflerdam Nahbildung der Hölle ded Dante 
in 135 fünfjeiligen Strophen, worin dad Klopfen des Todes⸗ 
engeld an das Brab des Neubeerdigten und die Auferfichung 
deffelben und feine Führung vor die Hölle aus rein moralifhem 
Zwede gefhilvert wird, Jakob Daniel Ulamo’s°) aus 
Gerrara Nachbildung des Paradieſes Dante's und endlih Abras 
bam ben Sabatat Kohen’8°) aus Zante (1670— 1729) 
Baraphrafe der Pfalmen. Diefe Dichter bahnten nun aber der 
modernen Richtung in Stallen den Weg, deren eigentliher Ber: 
treter jedeh Mofe Chajim ben Jakob Luzzatto’) aus 
Padua iR, unter defien Dichtungen feine Pfalmen, die gelungenfte 
Nachahmung der biblifhen, die je verfaßt worden iſt, den 
Glanzpunkt bilden. Er hat aud ein Drama gefhrieben, worin 
“er jedoch den Parallelismus der Jüdiſchen Poeſie aufgegeben 
und fih mehr der Griechiſch⸗Lateiniſchen Rhetorik genähert hat. 
Auch Samuel Romaniti?) hat ein Melodrama, vote Luzzatto, 
zu feiner eigenen Bermählungsfeler abgefaßt, das aber mehr im 
Stalienifhen Geſchmack If, welcher vorzugsweiſe auch in den 
Canzonen Efraimo Luzzatto’8°) angetroffen wird, während 
der meifterhafte Sonettifft Samuel David Luszatto!) aus 
Trieſt durchaus wieder dem Tone der alttrebrätfhen Poeſie naher 
fommt. Sein Landemann Chiskia David Abulafia!!), 
der eine Sammlung Iyrifder, didactiſcher und elegifher Diet. 
ungen abfaßte, wird hier nur der Volfländigfeit wegen genannt, 
Reben diefem find aber noch der gelehrte Ifaac Samuel 
Reggto (geh. 1784) und Joſef Aimanzi?) anzuführen, 
Wräfe, Handbuch d. Literärgeihiite. ZU. 68 





1074 Juͤdiſche Poefie in den Niederlanden u. Deutſchland. 


Ein anderes Land, die Niederlande, war ebenfalls der 
Juͤdiſchen Poeſie nit ungünflig. Hier gründete naͤmlich Graf 
Don Manuel de Belmonte Reſident ded Spaniſchen Hofes, 
einen Dichterbund, für den befonders Daniel Levi (Mikael) 
de Barios!?) aus Montila thätig war. Auch das erfle, 
freilich nicht für die Aufführung beflimmte Hebrälfbe Drama 
fait in diefe Zeit. Es fchrieb dieſes nämlih Joſef Bengo, 
um allegorifh unter diefer Form den Gieg des freien Willens 
über die böfe Luſt darzuflellen, ließ ſich aber gar zu fehr durd 
feine Nachahmungsſucht der Portugieſtſch-⸗Spaniſchen Manier zu 
falſchem Pathos binreißen. Später gründete David Franco 
(Chofſhi Mindis), der Verfaſſer eined Racine's Athalie nad 
gebildeten trefflichen Dramas Gemul Ataljahu, die neue Nieders 
laͤndiſche Schule, indem er allerdings die Form und die Plaſtik 
feiner Schöpfungen dem Stalienifhen enflehnte, dafür aber bie 
Stoffe lediglich der Tradition entnahm. Seine Hauptarbeiten 
fallen in das Genre des Gelegenheitögedihtes, Nidt wenig 
trug jedoch zum Gedeihen diefer Schule die zu Amſterdam 1815 
zur Wiedererwedung des Schrift» und Miſchnaftudiums ges 
gründete Geſellſchaft Tozlet bei, unter deren mitarbeiten» 
den ‚Dichten fib befonderd Samuel Moldar auszeichnet. 
Alerander Thal fuchte in einem Drama eine moralifde Theſe 
zu entwideln, was ihm aber nicht fonderlich gelang. 
| Einen dritten hierher gehörigen Dichterkreis bildete Die 
Juͤdiſche Poeſte in Deutſchland. Leider zeigte fi dieſe zuerſt 
in einer höchſt monſtroͤſen Form, naͤmlich in einer Mafle von 
Volks⸗ und Maͤrchenbüchern, unter denen ih nur die fieben 
weifen Meifter, Eulenſpiegel, den Ritter Wieduwilt, das Se 
fer ha Baba, eine Art Bagabunden-Roman, die berühmte, unter 
dem Namen Danfebuh (1611) in vielen Redactionen auf. 
tretende Sammlung von theilmelfe fogar lasciven PBarabeln und 
Geſchichten, das moralifhe Kuhbuch (1555) von Abraham 
Ben Matatja, das Buch der Verzeichnung (1639) ıc. aus⸗ 
zeichne. Diefes aus Hebraiſchen, WMaurifhen, Romaniſchen, 
Deutfhen und anderen Guropälfhen Spradelementen gebildete 
Kauderwelſch, das fogenannte Juͤdiſch. Deutſch, lag aber aud 
einer Art Epos, einer Davidiade, einer Menge durch aͤußere, 








Juͤdiſche Poefie in Deutſchland. 1075 


groͤßtentheils politiſche Umſtaͤnde hervorgerufener Vollslieder und 
den für das Purimfeſt gefertigten Hanswurſtiaden zu Grunde, 
deren nod einige vorliegen. Aud einige weltlihe Gegenflände, 
4. B. der Streit des Waſſers mit dem Wein, dad Schachſpiel, 
das Lob des Tabaks, wurden ebenfo behandelt), So war 
ed denn erſt dem Bollender des dur Luzzatto herbeigeführten 
Umſchwungs In der Neubebrätfhen Poeſie, Raftali Herz 
MWeffely') aus Kopenhagen (1725— 1805) vorbehalten, 
tropdem, daß er ohne Haffifhe Bildung war, eine Rationalität 
in feiner DRutterpoefie herbeizuführen. Seine Shire- Tiferet 
verdienen unbedingt den Ehrentitel der Claſſicitaͤt, obgleih auch 
feine theilweiſe politiihen Gelegenheitsgedichte durchaus nicht 
vergefien werden dürfen. Außerdem regte er aud noch (1783) 
zu dem Zufammentreten der Hebrätfden Literaturfreunde an, die 
ihre Früchte in gebundener und ungebundener Rede in dan 
Sammler (Ha-Measef, Königsb. u. Berl. 1784—86. 1788 
— 1790. Breslau 1797, Berlin 1809. Altona und Deffau 
1810 — 11) nieverlegten. Außer den hierin mitgethellten Gno⸗ 
nen if Rafael Fürſtenthal's Zionide (daf. Bb.IV, 1810. 
S. 37 x.) unbedingt dad bedeutendſte Nationalgedicht dieſes 
Kreifes. Einen zweiten Eyclus von geiftreihen Männern vers 
einigte aber Solomon Kohen”) (+ 1845) In der von ihm 
zuerſt rebigirten Zeitfchrift, die erſten rüchte der Zeiten (Bikure ha 
Itim 1820 —31) betitelt, um fi, denen er felbf als leuch⸗ 
tendes Mufer in feiner Davidiade, einem Seltenflüd zu Wefs 
fely’8 Moferde, voranging. Auch eine dritte, zu gleichem Zwede 
gegründete Zeitſchrift. fol bier nicht vergefien werben, Jedidja, 
für die befanntid M. 2. Buͤſchenthal, Berfaffer eines ros 
smantifhen Dramas, der Stegelring Salomonid (Bruhfl. im 
B. ha J.), eine ausgezeichnete Ueberſetzung des Schiller'ſchen 
Meiſterwerkes: „die Freude“ Lieferte. Unter den Epitern ber 
Deutſchen Schule iſt befonderd Mar Emanuel Stern?) 
(Mendel B'ri Stern) aus Preßburg (geb, 1811) mit feinem 
Elias, unter den Dramatifen aber May Mer Letteris?) 
aus Lemberg (geb. 1804), ein Nachahmer der Franzoſen, her⸗ 
vorzuheben, deſſen Iyrifhe Gedichtſammlung Dibre-Shir aber 
fon ihrer Originalität wegen genannt werben muß, Als dis 
68 


1076 sänifhe Poeſie. Slaviſche Sqhule. 


dactiſcher Elegiker iſt beſonders Salomo PBappenheim”) 
mit feinn „Bier Bechern“ anzufuͤhren. 

Wir wenden un® endlich zu der Sluviſchen Schule, die 
ebenfalls in zwei Epochen zerfällt. Die alte mitielalterliche 
Stute hatte Ihren Hauptſitz in Polen, und zeichne ih als 
Träger vderfelben befonders Joſef Ben Elimelet?) aus 
Torbyn, Mordekai Ben Meır’) aus Lublin und Juda 
Ben Mordetat ha Levi Hurwicz), von denen der zweite 
ein trefflides Eeltnftül zu Jedaja Penini's Behinat Olam, 
ver leptere aber einen alungenen Bendant zu Aidarifi’6 Tachkemoni 
lieferte, and, Da trat Iſaak ha Levi Satanow?) (geb, 173%) 
mit feinen Afaf- Eprüben auf, die, in einer dem alten Eıyle 
täufbend nadgeahmten Manier gefhrieben, den munteiſten 
Humor mit dem tieffien Ernfie vereinigen und ein Adtes Jugend 
lehrbuch And, während wieder feine Afaf: PBialmen ein elegiſch⸗ 
hymniſches Muſterbild der mit Ihm beuinnenden Reuflaviiten 
Errule abgeben. Der zweite berühmte Dichter derſelben Eule 
iR Salomo Juda Rapoport?) in Lemberg, der in feinem 
Durim-Drama Scheerit-Juda nitt blod ein Adkt nationale 
Kunfiwerk tieferte, fondern aud bewieſen hat, wie heitere Unter 
haltungstertüre bei weitem den biöher an diefem Feſte gebraͤud⸗ 
lichen Hanewurftiaden vorzuziehen if. Zu derſelben Eule 
gehören noch Jacob Eichenbaum?), berühmt durch fein 
Etadipiel, die Lyriker Kinderfrennd”), S. Salkind“), 
B.B.Ledenfohn?) und der Epigrammanft 3, Benjacob?), 
wogegen Joſef ha Efrati (aus) Troplowig”) in fent 
Dragövie „Saul" ſis durchaus der Deutſchen anſchließt. 


1) ©. Reggio Briefe Bd. II. p. 75 sq. Midbär jehhda, Vener. 
1602. 4. Sar merah. 


r Br Ester. Venez. 1619. 8. &. Depping Geld. d. Juden in Frankid. 


3) Raccolte greche, latine e volgari. Bologna 150'. 8. 

4) Töfte Ark. L’inferno figarate im rime. Venez. 1715. 8. 

5) Eden Aruk, no ungedr. ©. Delieih p. 73. 

6) Kehunat Abraham. Venez. 1719. 8. &. Sammler 1786. p. 10. 

7) &. Kherem Chemed 8b. II. p. 112 sq. 11. p. 53 sq. Soft 
@eRh. d. Busen Od. VIII. p. 26 sq. Joſt Annal. 1839. p. 25. 33. 41 sg. 
M. S. Freyſtadt M. ©. Luzz. Choker u. Mekubbal , erſt. Mal * 
herausgeg Latein, Deutſch u. Hebr. Königsb. 1840. p. IIISXXVIu. — 
Deret Chowhma. Mafkerd. 2785. 8. Derech Tehunoth. ebd. 1782. 8 





Hindoftanifhe Poefie. 1079 


aus Kaci (Benares), welcher die MNahabharata und Harivansa 
in Verſe bradte?) Sauyid Muhammed Hamdar Bakhſch 
Hardari (+ nach 1814), berühmt durch feine in (10) Sitz— 
ungen eingetheilte verfificitte Geſchichte der Mohammedaniſchen 
Märtyrer von Mohammed bis Huffen (Gul i magfirat, d. h. 
Mofe der Bergebung), bier aber als leberfeger de Tutinameh 
und der Begebenheiten des Hatim Tai zu nennen‘), Maus 
lawa Ikram Ali, der (1810) das berühmte Wrabifche 
Moralfabelbu Tuhfet Ikhwän ussafa Ihn el Jeldi’s (die 
Interredungen der Thiere mit den Menſchen über den Vorrang 
vor..ihnen) übertrug’), Miyan Muhammad Ibrahim (um 
1824), der dad berühmte Anwar i Soheili übertrug‘), Ni 
hal Ehand’), mit dem Beinamen Lahori aus Delhi, der 
den 1124 der Heg. (1712 n. Chr.) von Izzat Ullah ins 
Berfifche überfegten Hindi-Roman, die Rofe von Bakawali, 
wieder im Hindoſtani verarbeitete, und Tahcin Udpin!) 
(oder Fazli Alt), der die Begebenheiten ded Kamrup und ber 
Kala nah einem Perfifhen Profa«- Roman befang, aber fa 
Driginal zu nennen if. Unter den eigentlihen Originaldichtern 
nimmt aber der für einen halben Bott gehaltene Indiſche Res 
formator Gourou Kabir oder Inani!!) (um 1488—1516) 
den erfien Platz ein, denn feine unzweifelhaft ädten Rekhta (100 
Dden) und Bijak betitelten Bücher, ſaͤmmtlich moralifdhsreltgiöfen 
Inhalts, liegen no vor und zeugen von großer Begeiſterung. 
Naͤchſt ihm mag der freilich viel Altere (aus dem Ende des 
12ten Jahrhunderts) Dichter Ehand??) folgen, der die Ge⸗ 
ſchichte des letzten Könige von Delhi Prihwi-Raja dichtete, 
ſowie Kabir's Zeitgenoſſe Bihari Lal, Verfaſſer eines aus 
700 Diftichen beflehenden Divans, in dem Krishna Die Haupt⸗ 
roſle ſpielt). Dann mögen TulcisDas') (+ 1624 nad 
Ehr.), der den Bott Rama in einem großen Gedichte verherr⸗ 
lichte, und Lal Kavi") folgen, der in feinem Chatra Pra- 
käsch die Geſchichte der alten Raiad von Bundelkhund lieferte, 
Früher (zu NAnfange des 17ten Jahrhunderts) fällt des Hei⸗ 
ligen Rabhaji'‘) BhAkta mata (Roſenkranz der Frommen), 
worin er in fehr ſchwer zu verfiehenden Stanzen das Leben ber 
vorzüglihften Hinduhelligen berichtet. Eines großen Rufes ers 


1080 Hindoſtaniſche Porfie. 


freut fh Sri Lallu It Lal Kabin) aus Guzarate mit 
feinem Prem-Sagur (Ocean der Liebe), worin eine Reihe an 
ſich durchaus nicht genau zufammenhängenber Legenden aus dem 
Mythenkreife Kriohna's in mit vielen Berfen untermifchter Brofa 
gegeben wird. Uebrigens IR das Original fehr alt und Lallu 
nur der Berarbeiter, Wußerdem haben wir von ihm nod eine 
Sammlung feiner Erzählungen. Yuh Mir Muhammad 
Taqui!e) aus Afbarabad (Agra) if ein höchſt geadteter 
Dichter (+. nah 1801), defien Produkte faſt alle Yächer der 
orientaliſchen Lyrik berühren, ſich aber aud auf dad Masnawi 
erfireden. In lepterem Fache haben wir von Mir Gulam | 
Hacan!?) aus Delhi (+ 1786) ein Gedicht von der Liebe 
des Benazir und der Badr i Munir, weldes von Mir Bar 
badur Ali. Hugaini, dem Ueberfeger der Hitopadesa ind 
Hindoftani, in Profa?’) umgenrbeitet worden iR, desgleichen von 
Karim Ali Sawan?!) aus Delhi (+ nad 1814) ein hödfl 
merfwürbiged Gedicht, bie zwölf Monate oder die Gebraͤuche 
Indiens, welches viele Aehnlichkeit mit Ovid's Hafen haben 
fol. Eine Nachahmung des Gulikan von Scheilh Salih 
Muhammed Usmani?) (um 1825) in Profa und Bern 
ſoll nit vergeffen werben, ebenfo wenig aber Muhammad 
Khalil Ali Khan Alt?) der (1801) die Geſchicte dei 
Emir Haniza, eine Art Donquirotiade mit einem Sando Panſa, 
Namens Umrr, nah alten Sagem in Proſa verarbeitete. Die 
beiden bevemtendfien Dichter Hindoſtans find aber Mira Mur 
bammad Rafi Sauda”* aus Delhi (+ 1780), von feinen 
Landsleuten der Für der Hindoſtaniſchen Dieter, von der 
Engländern aber bezeichnender der Indiſche Juvenal genamml, 
und Schah Muhammad Walt ullah Walt?) aus Aw 
tongabad In Deffan (u Ende des 17ten Jahrhunderts), der 
bur® feinen berühmten Diwan, der ihm ben Namen des Baterd 
der Hindoſtaniſchen Poeſie eintrug, einen dritten, hochſt berübe 
ten Lyriker, Namens Shah Hatim aus Deibi (um 1700) 
zu feinen freilih etwas dunkeln Geſaͤngen begeifterte. 


- D ®. Histoire de la littöratare Hindoui et Hindoustani p. 6er- 
cin de Tassy. Paris 1839. T.I. Biographie et Bibliographie. 8. T- 
11. ib. 1847. Extraits et Analyses. 8. — Der erfte Dichter übrigens, be 
ſtch in Hindoftani:Werfen erging, war ein Perfer, der berühmte Gaadi 











KHindoftanifche Poefie. 1081 


®. Garcin de Tassy, im Journ. Asiat. IV Serie. T. I. p. 6. sq. cf. 
T. II. p. 361 sq. 


2) The Prose garden of Hindostan, translated from Shykh 
Sadee’s original nursery; or persian Goolistan, of Sheeraz, bh 
meer Sher Ulee Ufsos. Calcutia 1802. 8 — Proben bei Gilchrist, 
Stranger’s East-India vade mecnm. Lond. 1825. 8. 


3) The Khirad Ufroz, originally translated into the hindoo- 
stanee langnage by Muoluvee Hufeez Ood-deen Uhmud, from the 
Ayar Danish, written by Shuekh Ubool Fuzi; revised compared 
with the orig. pers. by 'Th. Roeback. Calcutta 1825. II. 8. 


4) Ausz. b. ©. de Tassy. T. II. p. 507 3q. 


’ g ) Yahäbhärata - darpana. Harivansa-darpana. Calcutta (1751) 
829. IV. 8. 

6) Totä Kahäni. Calcutta. s. a. 8 Arsisch-i-mahfil. Calc. 1803, 
fol. (ift die Ueber. H. Tai’s), Les Sdances de Haidari rec. hist. et 
eleg. sur la vie et la mort des princ. martyrs Musulm. trad. de 
l’Hind. de Bertrand, suivi de l’dlegie de Miskin trad. de Garcin 
de Tassy. Paris 1846. 8. 


7) Tarjuma-i Ikhwän ussafa. Calcatta 1811 (1226). 8. Weberf. im 
Asiatic Journ. T. XXVIII. und Auszüge von J. Michael, Intikhäb-i 
Ikhwän ussafa. Lond. 1830. 8. 


8) Dukhnee Unwaree Soheilee, a Translation into the dukhun 
tongue of the Persian Unwar-i Soheilee, by Muhamınad Ihraheem 
Moonshee. Madras 1824, fol. 


9) Muz Hubi Ishq or the Gooli Bukawulee, written in the 
oordoo dialect by Moonshee Nihal Chund, a native of Dihlee and 
afterwards revised by Meer Sher Ulee Ufsos, late head Moonshee 
in the hind. dep. Form. publ. by J. B. Gilchrist, second ed. rer. 
and corr. by T. Roebuck. Calc. 1816. 8. Ausg. in d. Blaͤtt. f. b. Lit. 
d. Ausl. 1837. p. 257. 261. 267. 271. 274. 279. 282 8q. 


‚10) Aventures de Kamrup publ. en Hind. p. Garcin de Tassy. 
Paris 1835. B. Les avent. de 4 p. T. U. trad. de 'Hind. p. 6. de 
Tassy. ib. 1834. 8. 


11) Auszüge aus der Rekhta bei Price, Hindee and Hindoost. Sel. 
Introd. p. 9 sq. Eine Italien. Ueberfegung des nicht von ihm herruͤhrenden 
Mila pancıi in den Fundgruben des Drients. Bd. III. p. 308 my. 

12) Auszüge aus dem Prithwi-räjä charitra in J. Tod, Annals 
and antiquities of Rajasthan. Lond. 1828—32. II. 4. ©. Sacy im 
Jonrn. de Sav. 1831. p. 7. 1832. p. 420 sq. Cine Weberfegung einer 
Spice yarauß, The vow of Sangopta betitelt, im Asiatic Journal 


13) Sat-Sal. Calcontta 1809. 8. 

14) Rämäyana. Kidderpour (Khizarpür) 1828. Calcutta 1832. 4. 
Der IV. Geſang überfeht bei Garc. de Tasıy. T. IHI. p. 215 sq. 

15) A history of Boondelas, trausi. by W. R. Pogson. Calcuttäa 
1228. 4, Eine Epifode daraus in W. Price, The Chhatru Prakash or 
Biograph. account ot Chhatru Sal ib. 1829. 8. 

16) Auszüge bei Gero. de Tassy. T. 1I. p. 1 sq, und Price, Hin- 
dee and Hindoost. Sel, Calc. 1827. 4, T. 1. p. 184 sq. 

17) Prem Sagır translated into Hmduvee by shree Lulloo. 
Calc. 1810. 4. 1835. 1831. 4. (Xusy bei 6. de Tassy. T. il. p. 76 Bq) 
Latäif-i-Hindi, publ. by Carm. Smyth. Lond. 1311. 8, (au unter dem 
Tit. The new Cycliopedia Hindostanica. Calt. 1810. 8.) 


1082 Zürfifhe Poefie. 


18) Kooliyat Meer Tuquee, the poems of Meer Mohummud 
“ Tugee in the oordoo or polisked langua e of Hindoostan. Calcatia 

1811. 4. Ginige Gafelen von ihm überf. bei &. de Tassy T. II. p. %7. 
sq. 532 sq. 

19) Nasr-ı Benazir. Calcntta 1803. 4. 

20) Sihr-ool-Buyan or Musnuwee of Meer Husun being a hi- 
story of the prince Be Nuzeer, in hind. verse. Calcutta 1805. 1ol. 
Ausz. a. f. Gulzar-i Iram b. G. de Tasay. T. Il. p. 483 sq. 

21) The Barah-Masa, a poetical description of ihe year in 
Hindoostan. Calcutta 1812. 8. Ausz. b. 6. de Tassy. T. II. p.473 sq. 

„2) Sair-i Ischrat, jami ulhikäyät. Bombay 1838. 8. Xusz. bei 
6arcin de Tassy. T. II. p. 589 sq. 

23) Das Werk ift noch ungebrudt: 

24) Intikhabi Kollyeti Refyi es Sauda, publ. by Moollah Mo- 
hammad Islam and Moonshee Càum Aly Djevan. Calcatta 1810. 4. 
4. (Eine Ausw. a. feinen Dichtungen.) Einige Satiren umd Gaſelen von ihm 
überf. bei G. de Tassy. T. Il. p. 412 sq. 463 sq. 


25) Oeuvres de Wal ubl. en hindoustani p. 6. de Tassy. 
Paris 1897-38, Ir 4. Fr P J 


$. 796. 


Unter den übrigen orientalifden Völkern fpielen natürlich 
die Türken feit dem Anfange diefer Periode auch die Haupt: 
rolle, weshalb wir fie aud den übrigen vorangehen laſſen. In 
bie dritte Periode ihrer Literatur (1481— 1566) fällt eine fehr 
große Anzahl von Dichtern, unter denen wir bier nur einige 
wenige hervorheben wollen. Diefe find Chiali, der Framd 
Latifi's, Sururi Tſchelebi (+ 969 oder 1561) aus Ball. 
poll, der berühmte Erklärer Perſiſcher Dichter, Ali Tſchelebi, 
der Ueberſetzer des Calilah ve Dimnah (im Humajunnameh), 
ber Idylliker Mefiht”) CH 918), einer aus ver großen 
Türkiſchen Dicgterpleiade, der berühmte Weffir Lutfi Paſcha 
(tr nah 961, nit fhon 950) und Latifi?) (+ 990 oder 
1582), der zugleih eine Blumenlefe der vorzäglidften (188) 
Dichter feiner Nation (bis 1550) hinterlaſſen hat, Den 
Beſchluß machen ver ebenfo frudtbare als wahrhaft geboren 
Didter Mohammed Ben Osman Ben Ali Natlafd 
Lamii?) (+ 938 oder 1531), der Dichter der Roſe und 
Nachtigall Fasli IL.*) (p 971 oder 1568), und Aus Sati') 
(r 953 oder 1546), ein. ebenfo frucdhtbarer als ausgezeichneier 
Lyriker. Als Curioſitaͤten erwähne Ih Bufuli’s‘) aus Bagdad 


1 ’ 





Türkifche Poefie. 4083 


(+ 970 ober 1562) berühmtes Bericht: „Oplat und Wein“ 
und die Türfifde Aloisia Sigea, Hikajati Deli Burader 
(d. i. die Erzählungen des närrifhen Bruders) de Mohams 
med Tfhelebi Shafali”) aus Bruffn (+ 941 oder 1534), 
der darin ein Seitenſtuͤck zu der berüchtigten Arabiſchen fotas 
diſchen Schrift Elfie und Schelfije lieferte. In der vierten 
Periode (don 1566— 1640) haben wir Muftafa aus Bruffa, 
genannt Dſchenani, der die Bärien des Parabiefed befang 
und eine Sammlung von Schwänfen färleb, Ben Pir Alt 
Ben Naſuh, genannt Newi Effenpt (+ 1598 oder 1007), 
und den größten aller Türklihen lyriſchen Didier, Mola 
Abdol Ball, auch Baki Effendt genannt, aus Conſtanti⸗ 
nopel (geb. 1526 oder 933, gef. 1599 oder 1008), deſſen 
Divan allen übrigen feiner Randsleute vorgezogen wirb®), zu 
nennen. Die fünfte Perlode der Türfifhen Poeſte von 1640 
bis 1702 hat zwar eine Menge Dicter aufzuwelfen, allein 
bedeutende find nicht darunter, fo daß der wahrhaft hervors 
ragenden Geifter ſowohl aus vieler ald aus der vorhergehenden 
eigentlih nur drei find, nämlih Newifade Attafi”) (V., geb. . 
991 oder 1583, gefl. 1045 oder 1635), der nad dem Bei⸗ 
fpiele älterer Osmaniſcher, befonderd aber Perfiiher Dichter 
einen fogenannten Fuͤnfer boppelgereimter Gedichte ſchrieb, Dmer 
Effendi Nefit!%) (+ 1045 ober 1635), der größte Pane⸗ 
ayrifer und Satirifer der Türken, dem aber auch feine ſcharfe 
Zunge den Tod brachte, und der Gloſſator von Bußiri's Borda, 
der Ghaſelendichte Jahja Effendi‘!) (geb.969 oder 1561, 

gef. 1055 oder 1644). Die beiden lebten Perioden der D6- 
maniſchen Literatur endlich, d. b. die: Periode vom Karlowitzer 
Frieden bis zu dem von Kainardſche und von da bis zu dem 
von Adrianopel, if, wie in politiſcher Beziehung, durchaus aud 
die des geifigen Verfalls. Aus diefer ganzen Zeit find nur 
ber berühmte Veſſir Raghib Paſcha IIL.') (gef. 1176 oder 
1763), genannt der Eultan der Dichter Rums, ein durch⸗ 
aus philoſophiſcher Dichter, und der Myſtiker Ghalibdede) 
aus Conflantinopel (geb. 1171 oder 1757, geh. 1210 oder 
1795) zu nennen, da mit diefem bie Domaniſche Poefle zum 
nüdternen Ehronogramm herabfinft, was ſelbſt af 116") 


1084 . Derfifche Doch. 


(t 1225 ober 1810) beſchreibendes Cebit von den Weibem 
Senanname und des Lyrikers Suleiman Nefheer’s') Divan 
nicht verhindern fonnten. in moderner Verſuch, in Türkifter 
Eprade ein Drama zu ſchreiben, hat von dieſer Ration nur 
die Ausprudsweife angenommen’). 
©. G d. Türki Bd. I. p. 297 b im 

— BEE N ten De ar 

2) Latifi ober biograpbifche Nachrichten von (102) Zürtifchen Dichtern, 
über). v. Ghabert. Zürich 1 

3) Die Verberrlihung ve Zidt Burſſa, eine Meibe Aürkiſder Sciät 
von Lamy’y, Ins Deutfche Üüberf. v. A. Pfigmaier. Wien 1839. 8. &. Hammer 
Bd. II. p. % sq. 

4) Sül und Bülbül, d. i. Rofe und Rachtigal, von Yasli, ein romant. 
—— Türkiſch herausg. u. Deutiä überf. 9. 3. v. Hammer. vᷣeſu u. Leipzig 


5) ©. Sammer Bb. II. p. 240 sq. Sen Divan gedr. Gonftantinopel 
1831 (1257). 8 
6 ©. Hammer Bh. IL p. 293 q. Sein Divan gedr. Bulak 1839. 
(1254). 8, 

7), &. Hammer Bd. II. p. 198 sq. 
gi 8) Bei bes größten Zürkifchen Lyrikers Divan, von S. v. Hemmer. 

iu 1872 

9) 6 Bommer Sp. III. p. 244 aq. 

40) S. Hammer Bd. III. p. 234 3q. 

11) S. Hammer Bd. III. p. 378 sq. 

12) 8. Hammer ®b. IV. p. 177 2q. 

13) ©. Hammer Bd. IV. p. 878 sq. 

14) &. Hammer Bd. IV. p. 428 sg. 

15) ©. Hammer Bd. IV. p. 535 sg. 

16) Hadgi Bektache, ou la Creation des Janissaires, drame eu 
langue turque, en frois actes par Chabert. Vienne 1810. 


$. 797. 


Hatte die Tuͤnkiſche Dichtkunſt zu Anfang biefer Periode 
eine Art Aufſchwung genommen, ſo begann dagegen die Per⸗ 
ſiſche bereits zu finfen, und jene beiden großen Fürſten aus 
den Dppnaftien der Sefl und der Babur, Shah Afbar umd 
Shah Abbas, vermocten zwar den völligen Verfall derſelben 
eine furze Zeit lang aufzuhalten, aber ihn gänzlid zu binden 
waren fie nidt im Stande Darum find au nur wenige 
Dichter bei Ihnen zu erwähnen. Ich made daher bios no® 
auf Hatifi’), (Hr nad 1511), dern Shwrafehn des großen 
Dſchami, der einen Bänfer, d. 6. eine Sammlung von fünf 


— 





Perſiſche Poeſie. 1085 


Mesnewi oder doppelgeiligen gereimten Gedichten, hinterließ, 
aufmerffam, unter denen feine Rachahmung von Niſami's Leila 
und Medſchnun das gelungenfte il. Auch Hilali aus Aftras 
bad (+ 936 oder 15209) mag bier erwähnt werden, weil er 
in feinem Mesnewi, der Shah und Derwiſch, eine romantifche 
Apologie der Männerliebe lieferte, welde das von und in einer 
früheren Periode erwähnte, auf gleiche Tendenz hbinauslaufendg 
Gedicht „Mine und Mufcteri* bei Weiten übertrifft. Endlich 
müßlen noch der einzige philoſophiſche Didier Perſiens Saib, 
der. berühmte Verfaſſer des Akbarnanch Vezir Abul-Zafı?), 
befanntli der Ueberfeger des Fabelbuchs des Bidpai (Ayari 
danish, d.h. Probeſſein der Wiſſenſchaft, von ihm betitelt), und 
fein Bruder Feiſi, deſſen Divan neben friner merfwürdigen Sons 
nencylus.Upologie (da6 Sonnenſtäubchen betitelt und aus 1001 
Berfen beſtehend) faR nur Loblieder auf Albar enthält?), ges 
nannt werden. In der Folgezeit ward nun aber die Poeſtie 
gänzlich von der Epifolographle in den Hintergrund gedrängt, 
und trogdem, daß bi6 auf den heutigen Tag am Berfifhen 
Hofe die Stelle eines Hofdichters noch befieht, fo bat der 
Poken allein doch noch feine dichteriſche Inſpiration verleihen 
fönnen, wenigfiend haben wir feine Bewelfe davon, denn die 
ungehenere Reimbronik von 33000 Difihen oder 66000 
Keimen, worin der Hofdichter Feth All Shah‘) die erfien 
Regierungsjahre feines gleibnamigen Bönners, des Feth Al 
Shah (von 1797 bis 1809), der ihm fogar feinen Namen 
verlieh, .felerte, feßt und nur durch den ungeheuerfien Servi⸗ 
Lismue ihres Berfaflere und ihre langweilige Gelehrſamkeit in Erftaus 
nen, Weit beffer iſt des Mollah Firuz bin Kaoy°) Georgenameh. 

Was jedoch für den dem Theater durchaus nicht holden 
Drient (in der Türke liebt man zu Conftantinopel nur die 
Ztalteniide Oper) dad Wunderbarfte if, es belebt am Per; 
fifden Hofe ein Theater), auf weldem die dortigen Chans 
und Begs Schaufpiele aufführen laſſen. Man giebt noch beute 
Cſteis am 10, oder 12. des Monats: Moharrem) zu Teheran 
Zufs und Tranerfpicle (Temacha — Poſſe, Teazieh — Trauer; 
fpiel), die den Franzöfiſchen Farces und Mysteres des 1dten 
Sadrhunderts fo Abnlid find, wie ein Ei dem andern, und wo 


1086 Derfifche Poefie. 


natuͤrlich auch, wie bei den alten Römern, der, welder das 
Schauſpiel giebt, alle Koften trägt, fo daß der Eintritt völlig 
unentgeldlih if. Außerdem giebt ed nod ein aus dem hoͤchſten 
Alterthum herruͤhrendes Volks⸗Marionettentheater, Karageiiz 
(d. i. das ſchwarze Auge) genannt, welches ebenfalls, wie das 
Deutſche feinen Casperle, eine Art komiſchen Herod, Ketschel 
Pehlevan (d. h. der kahle Held) genannt, beſitzt. Er gleicht dem 
Stalienifhen Harlekin, unterſcheidet ſich aber weſentlich dadurch von 
ihm, daß er gelehrte Bildung beſitzt und den Frömmler ſpielt. 

In Bezug auf den Roman endlih iſt natürlih bei den 
Perfern noch nichts vorhanden, obwohl die Wbenteuer des 
Tuka⸗Turkomanen Körroglou’) eines Vollodichters und Raͤu⸗ 
ber aus der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderts, der fein 
Hauptfig zwiſchen den Städten Khoi und Erzerum hatte, und 
defien Improvifationen und Thaten, die in einzelne Zufammen- 
Fünfte (Mejjliſe), welde den Homerifhen Rhapſodieen vollkom⸗ 
men Abnlid find, getheilt werden, von herumziehenden Sängern, 
Auſchil's genannt, dem Volke vorgetragen werben. Allerdings 
fünnen aud einige Ueberſetzungen aus dem Indiſchen bier in 
Betracht kommen, wie 3. B. auf Befehl Sultan Afbar’s aufer 
den Babeln Bidpai's auch das größte Indiſche Heldengebidt 
Mahahharata von Rekibfhan‘), Mewlana Abdolkadir 
und Scheih Sultan, fowie die berühmte Geſchichte von Nal 
und Damajanti durch Feiſi“) ind Perfifche Übertragen wurben. 


1) Deux odes mystigues compoaces par Seid Ahmed Hatif 
d’Ispahan et trad. du persan par J. M. J. Paris 1828, 8. find nidt 
von ihm. 


2) Auszugsweife in ben Not. et Extr. d. Mss. T. X. p. 94 sq. 


3) ©. Hammer, d. fehönen Redekünfte Perfiens. p. 400 sq. 

4) Auszüge aus db. Schehinschahnahmeh von Hammer in d. Wiener 
Jahrb. Bd. VI. Anz.Bl. p. 29 sq. (cf. Fundgr. db. Orients. Bb. VI. 9. 
IV.) Bd. XI. AnzBl. p. 1 sq. Bd. XV, Anz. Bl. p. 32 aq. Bo. XVIII. 
Anz. Bl. p. 39 sq. " 


5) George nameh .... by Fyroos bin Kaos. Calcutta 1839. 111. 
4. Contents ol the George nameh, composed in verses by the late 
Moola Fyrooz bin Caoz, and to be printed under the patronage of 
the right honorable the governour of Bombay by his nepheu and 
successor Moola Rustem bin Kaikobad. Bombay 1836. 4. 


6) S. Chodzko, Ueber das Perfifche Theater, im Mag, f. d Kiterat. des 
Ausl 1844, DT. 103108, “ ’ , s 








Armenifche Poeſie. 1087 


7) Specimens of the popular poetry of Persia. As found in 
the adventures and improvisations of Kurroglou, the Bandit-Min- 
strel of Northern Persia; and in the songs of the people inhabiting 
the shores of the Caspian Sea. Orally coll. and transl. by A. 
Chodzko. Lond. 1842 8. Die Abenteuer und Gefänge Körroglou’s, des 
Räubers und Dichters. Gin perfifcher Volksfroman. Aus bem türkifchsperfts 
ſchen Original wörtlid in das Engliſche überf. v. Al. Chodzko, bdeutich von 
D. 8. B. Wolff. Iena 1843. 12. 


8) The last days of Krishna and the sons of Pandu, from the 
concluding section of the Mahabharat, transl., from the Persian 
version made by Nekkeib Khan, by D. Price, in d. Miscellaneous 
translations froın Oriental Languages. Lond. 1831. T. TI. fol. 2K. 
p- i— > “ 

9) Nal-o-Damun, a Tale, in Persian verse, originally transl. 
from the Sanscrit work. By Mouloy Fayzee Feyaze& of Dehlee. 
New coll. with the ihree manuscripts by Mouloy Tumeez-ood- 
deen Arzanee. Calc. 1831. 4. . 


$. 798. 


Die Armeniſche Literatur if im 16ten Iahrhundert an 
fh ſchon fehr arm, obwohl feit 1565 duch die Buchdrucker⸗ 
funk für fie gewirkt ward, wie konnte alfo für die Poeſie in 
einer ſolchen troftiofen Verlaſſenheit "etwas zu erwarten fein? 
Aber auch die folgenden Jahrhunderte bis auf ben heutigen 
Tag waren durchaus nicht ergiebiger für die Dichtkunſt, denn 
adgefehen davon, daß überhaupt durdaus nichts Ausgezeichnetes 
geleitet ward, können wir im Ganzen nur drei Dichter nennen, 
nämlih Rerfes von Mog mit dem Beinamen Bagbu, der 
(1622) eine fehr fchöne Elegie auf die Eroberung Serufas 
lemd durch Saladin und ein von feinem Schüler Stephanus 
beendigte® Lobgebiht auf die H. Jungfrau dichtete, ferner den 
Priefter Komidas (hingerichtet 1707 zu SKonflantinopel), den 
die Apoflelgefhichte in Verſe brachte (Konftantinopel 1704. 8.), 
und Chatſchadur Arhafel aus Erzerum (+ 1740), der 
fein Eompendium der Mathematit und der Dogmatif verfificirte, 
aber mit Recht jebt blos der Literaturgefhichte angehört. 


$. 799. 


Auch die Malaien haben eine Moeftet), die in vieler 
Hinſicht, wenigſtens dem Inhalte nach, mit ber der Araber 


1088 Poche der Malaien. 


übereinfommt. Ihr Hauptelement beſteht in dem Phantafßiſchen, 
darum gedeiht aud bei ihnen der Roman am Meißen, freilid 
nicht in unferem Sinne, denn er iſt ſtets epiſch, ſei es num, 
daß er in Profa oder daß er In Veiſe gekleidet iR. Rod heute 
fplelen bekanntlich die Geſchichtenerzaͤhler oder Dalang’s bei Ihnen 
eine gar große Role, und außer den fehr beliebten poetilden 
Wetikaͤmpfen, bei denen man fi in improvifirten Kleinen Gedichten 
(Gleieniſſen), Pantun’s?) genannt, ergeht und bis zur Anwendung 
des beruͤchtigten Kris erhigt, giebt es Fein Genre der Poeſie, 
weldes von dieſem Volle mehr gepflegt worden wäre. Wine 
zu dem erſteren, alfo eplihsromantiihen Genre gehörige Be 
arbeitung der Ramayana?), wahrſcheinlich nod vor der Gin 
führung des Jolam im Indiſchen Archipel concipirt, aber ſeit 
der Ginführung der Schreibkunſt burd die Araber er nieder 
geſchrieben, Liegt nod vor. Auf Ceylon giebt ed zwar auf 
eine zahlreiche poetiſche Literatur, allein fie IR, wie der größte 
Theil der Volls⸗ und Heldenlicherpoche der Mongolen‘), 
sein theologifber Natur; jedoch auf etwas Underes muß me 
fenılih aufmerffum gemadt werden, nämtih daß der Liriprung 
der alien Masfenfpiele, wie ſolche uns bisher blos das Bıle 
Silbe Theater zu bieten ſchien, unbedingt dieſer Natien am 
gehört, wie fi) aus ihrem alten Gedichte, Kolau Nattanaawa'), 
vollſtaͤndig ergiebt. 


1) S. Dulaurier, Memoires, lettres et rapports relatifs au cont 
de langue maleye et javanaise. Paris 1813. 8. und Des menusr. 
melays appart 4 la bibl. de la societ. asiat. de Londres im Joark. 
Asiat. III. Serie T. X. 1840. Juillet. p. 53 sq. Jacquet, Biblioth. 
malaye, im Journ. Asiat. 1832. Fevrier et Mars. ct. 1833. Jauvier. 
Rp. 84 sq. _ - 

2) Ueberfep. u. Nachahm. v. D. Föhrau, in f. Sängerjugend. Dresden 
1847. 12. p. 167 sq. 

3) Geschiedenis van Srt-Rama, bervand heroisch dichtstek 
oorsprend. in het sanskrit van Valınic, en naar eene maleische 
vertaling daarvan, in het maleisch mei arabisch Karakter, mils- 
gaders , met eene voorrede en plaat uitgegeven van Roorda van 

ysinga. Amst. 1843. 4. ©. Jeurn. Asiat. IV. Serie. T. VII. p. 45 
sq. VIII. p. 482 sq: " . 

4) ©. v. d. Gabelens, Zeitſchr. f. d. Kunde d. Morgenl. Bd. I p. 20 
aq. Ueber biefe Liter. überh. f. Klaproth, V lettres sur la litt. Mand- 
chou, in’ ben Mém. relat. à l!’Asie. Paris 1824—28. 8. T. 11l. 

5) Yakkun Nattennawa and Kolan Nattannawa, Lingalese po 3 
transl. by 3. Callawey. Lond. 1829. 8. 


Ehinefifhe Poefie. 1089 


8. 800, 


Wir befchließen endlich unfere Skizze der modernen orien⸗ 
talifhen Literatur, da wir von Georgien oben ſchon Im Gefolge 
von Rußland gefproden haben, mit China‘), einem Lande, 
wo es eigentlih nad jenem großen Aufihwunge, den beffen 
Dichtkunſt im Schi-King gmommen hatte, feine bedeutenden 
Dichter mehr gegeben hat, denn Tusfu und Li⸗taulpe 
aus dem Sten Jahrhundert n. Ehr.?) find uns, mit Ausnahme 
des erfieren (feine Elegie auf den Tod einer Gattin und fein 
Dorf Klang fiehen ale Anhang in Julien's Ueberſetzung des 
Orph. de la Chine), nur dem Namen nad befannt, und die 
Dichtungen "des Kalfers Kien Long’) find blos als Curio⸗ 
fitäten anzufehen. Sehr zahlreid iR ihre Romans Literatur *), 
und abgefehen von der aͤcht chinefifchen einfältigen Breite derſelben 
und ihrer gänzlichen Phantafielofigkeit, find Ihre Romane audy für 
uns ale Sitten» und Denkartbilder höchſt intereſſant. Die zahle 
reiche dramatifche Literatur der Chinefen endlich, die wir bie 
ind 13te Jahrhundert unferer Zeitrechnung zurüdführen Fönnen ’) 
und welde fa ohne Ausnahme auf hiſtoriſchem Boden fleht, 
befriedigt unfern verwöhnten Gaumen indeß nod weit weniger, 
denn abgefehen von der noch im Kindesalter fi befindenden 
dramatifhen Handlung darin, iſt auch die Äußere Form im 
Vergleich mit der unfrigen eine völlig heterogene, auch würden 
wir uns an jenen gänzlihen Mangel des Zufammenhange, der 
eben nur dur gewöhnliche Tableaur erhalten wird, nur Außerft 
fhwer gewöhnen fünnen. Die neuere Zeit hat angefangen, 
fremde Produfte, z. B. Aeſop's Fabeln, auf Chinefifchen Boden 
zu verpflanzgen, allein wieviel Zelt dürfte vergehen, ehe bie Falten 
Chineſen dafür Geſchmack bekommen werben‘)! 


1) S. H. Kurz, Ueber die Chineſiſche Poeſie, vor ſ. Das Blumenblatt, eine 
epiſche Dichtung der Chineſen, a. d. Driginal überſ. u. eine Chineſ. Novelle 
aus Anhang. St. Gallen 1836. 8 Remusat in d. Nouv. Mel. Asiat, T. 

. P. 335 sq. , 

2) ©. Äp. Remusat, Nouv. Mel. Asiat. T. Il. p. 174 sq. Four- 
mont, Catal, nr. CLII. 

3) The conquest of Miao-Tse, an imperiel poem hy Kienlung, 
intitled a choral song of Harmony, for the first part of the Spring 
by '8t. Weston, from the Chinese. Lond. 1810. 8. Eloge de la ville 
de Moukden et de ses environs, po&me compos6 par Kien-Long 

Vräße, Handduch d. Lite rärgeſchichte. IL 





10 Chineſiſhe Poeß⸗ 


accompagne de notes comp. p. les éditeurs chinois et tartares, avec 
une piece sur le th& par le m&me empereur, trad. en frangois par 
Amiot et publ. p. de Guignes. Paris 1770. 8. 

4) Han-Kiou or the pleasing history transl. from the Chinese 
hy H. Percy. Lond. 1761. IV. 1:. Trad. en frangois p. Eidous. 
Lyon 1766. IV. 12. (unt. d. Zit. L'union bien assortie. ib. 1828. IV. 
12) The fertunate union, a remance transi. from the Chinese orig. 
with notes aud illustrations, to which is added a chinese Ira edy, 
by J. F. Davis. Lond. 18.9. II. 8. (um 1719 verfaßt.) Pe-che-Tsing- 
ki. Blanche et Bleue om les deux couleuvres-ides, roman chinois, 
trad. p. St. Julien. Paris 1834. 8. Ju-Kiao-Li ou les deux cousines, 
roman chinois trad, p. Ab. Reınusat. Paris 1826. IV. 8 (In Kofi - 
oder Die beiden Baſen, Deutſch, Stutig. 1827. IV.12. u. b. Schreiber, Damen⸗ 
bibtioth. Heidelb 1827 84.) Contes chinoistred. p. Davis, d’Entrecollrs elc. 
et publ p. Ab. Remusat. Paris 1827. 111. 12. (Shinef. Erzählungen von 
Ab. Remufat, Deutih v. &. W. Becker. &pzg. 1827. IN. 8.) Hos-Tsiaa: 
Chinese Courtsbip in verse; to which is added an app. by Perring 
Thoms. Lond. and Macao. 18_4. 8. Haukiu⸗tſchoan oder die gieichmoͤßige 
Heirath, ein chineſ. Sittenroman, nad d. franz. Bearb. übertr. v. M. Beiſe. 
Lpzꝗ. 1830. 8. Haoh Kjöh Iſchwen, d. t. die angenehme Geſchichte des Haoh 
Kiöb, ein Chinef Rom. in 4 Bdn.; a. d. Chinef. ins Engl. u. aus dieſem 
ins Deurfche überf. m. viel. Anm. u. d. Inhalt e. Ebinef. Schaufp e. ubh. 
v. d. Dichtkunft db. Ghinefen v. &. Ep. v. Murr. Epag. 1766. 8 Hac- 
Khieou Tchouan ou la Femme accomplie, roman ehinois trad. sur 
le texte original p. Galliard d’Arcy. Paris 1842. 8. Wang Kran 
Ewan Pih Neen Chan Han oder die blutige Rache einer jungen Frau. Obi 
nefifhe Erzähl. nach der in Ganton 1539 erfchienenen engı. Ausg. v. Sloch, 
überf. v. A. Wöttger. Epzg. 1646. 8. And. b. Brunet. T. V. nr. 17786. 89. 

5) So La {unique confrontee, par une courtisane du XIII siede, 
T'chang-kone-pin, in Baziu’s Theätre Chinois. 

6) Tehao chi cou eli om le petit orphelin de la maisonde Tchao, 
trag. chin. bei Du Halde Descr. de la Chine. T. III. p. 417-1. 
Tchao-chi-kon-eul on l’Orphelin de la Chine, drame en pres et 
en vers accomp. d. piöces hist. qui en ont foarni le sırjet, de (Il) 
nouvelles et de (IV) po&sies chinoises, trad. du Chinois p. St. Ju- 
lien. Paris 1834. 8. (bei Du Halde fehlen bie Bere.) Théatre Chinois 
ou Choix de pieces de théatre compesdes sous les empereurs Mon- 
gols trad. et prec. d’une introd. p. Bazin aſné. Paris 1838. 8. (4 

tüd enth.) Les intrigues d’une soubrette, com. chin. trad. p. Baza 
aind. Paris 1835. 8. (fl auch mr. 1 des Th. Chin.) Zeil-Naz-Be ou les 
jeux en action. Drame hist. fantast. en V actes et trad. du Chinois 
p.M.D.S. Paris 1838. 8. Hoei-lan-kion (histeire du cercle de crai) 
drame en prose et en vers., trad. de Chin. et accomp. de not. P. 
St. Julien. Londres 1832. 8. The Koong Tseu or the sorrows ol 
Han. A chinese tragedy transl. from the orig. with notes and & 
specimen of the chinese text hy Fr. Davis. Lond. 1829. 4. Han- 

oumg-thsie ou les ohagrius dans le palais de Han. ei Daris 
Anhang zur Fort. Union, u, Franz. bei Ktaproth im Jonmm. Asiat. H. 
Ser. T. IV. p. 1 sq. Le pi-pa-ki ou F’histoire du Luth, drame chi 
nois de Kao-tong-kia, reöpresente à Pekin avec les changes 
de Mao-tseu, trad. sur le texte orig. p. Bazin atne. Paris 1841. 8. 
&.Klaproth, Afat.Mag. 1. p.91sq.66sq. Davis,La Chine. TI p.121.38194 

7, Esope’s Fables written in Chinese by the learned Mum-mooz- 
ssen-Sbang and compiled in their present. form by his pupil Slohs. 
Tanton 1840. 8. (eigentl. von Rob. Ehen). 


—n 00 0 un 


nunuun® 


VBerbefferuugen uub Zufäke. 


114 3. 6 v. u. lied: —*8 + 1847) 

1590: 2s u s Tellez“ flatt „& Feuez“ .. 
236 :18 su ⸗ geb. den 21. Rovbr.”, ftatt „den 20. Bebr." 
%3 12 = 0. s „aus Soucy (1: 69—18 846)". 

301 =10 = 0. s „de Klahaut F 1836)”. 

308 = 10 s 0. = ,,'geb. 1800, geft. 1847)”. 

59 = 6 s u ss „ben 17. Augu 1676 (f. 81. f. Lit. Unterhalt. 


1847. p. 1091)" ftatt „zwiſchen 1673—83”, 
612 Anmerl. 3. 6 v. o. les: „fe Gammtungegeit ftatt „„Abfaflungszeit” 
d füge hinzu: „Urkundlich iſt als fein To⸗ 
* 1605 nachgewieſen v. Helbig in den 
wu. f Bit, Unterh. 1847. ur. 328". 
63 3.17 v. u. lies: „Mainlaͤndiſche“ ftatt „Mailändifce". 
725 s 8 s u s „in Ungam (1772—1847). 
786 ⸗ 2 ss 0. s "ber Rache der Blumen“ ſtatt „des Drakels 
der Blumen“. 
7%9 Anmerk. 1. 3. 3 lies: „Lorm“ ſtatt „Loren 
816 3. 13 v. u. lied: „aus Berlin —S 
818 s 3⸗ s = „SJeremias Gotthelf (psendon., eigentlich 
Pfarrer Bitzius aus Bern)”. 
824 = 23 s 0. s „aus Berlin rd flatt „aus Berlin 


{176 7—1806 
88 s 12 s u. s ,„(17%—1845) * (1796 - 1840). 


Dreöden, 
gedruckt bei Ernſt Blochmann und Sohn. . 


— r TU