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Full text of "Geschichte der Renaissance in Italien"

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Jacob  Burckliardt 
Geschichte  der  Renaissance  in  Italien 


LtE  SCHICHTE 


1»KR 


NEUEREN  BAUKUNST 


VON 


JACOB  BUROKHARDT 


INI) 


WILHELM  LÜBKE. 


Mit   zahlreichen    Illustrationen    in  Holzschnitt. 


Erster  Band. 


STUTTGART 

Paul  Neff  Verlag  (Carl  Büchle) 

1904. 


G-EöCHICHTK 


RENAISSANCE 


i\ 


ITALIEN 


VON 


JACOB  BUECKHARDT. 


VIERTE    AUFLAGE. 


Bearb eitel    von 

Dr.  Heinrich  Holtzinger 

i  ird.  i  der  Techni 


Mit  310  Illustratio: 


STUTTGART 

Paul  Vit   Verlag  (Carl   Büchle) 

1904. 


Alle  Rechte   vorbehalten. 


R 


r 


1103201 


■   &  Pfeiffer,  Kgl.  Bofbuchdrucker,  Stuttgart. 


Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 


Das  Werk,  welches  im  Jahre  1867  als  Teil  und  Fortsetzung  von 
Franz  Kugler's  Geschichte  der  Baukunst  erschien,  tritt  hier  mannigfach 
berichtigt  und  mit  einem  sehr  viel  grösseren  Reichtum  von  Illustrationen 
ans  Licht.  Der  Verfasser  glaubte,  es  sei  wünschbar,  dass  ueben  die  er- 
zählende Kunstgeschichte  auch  eine  Darstellung  nach  Sachen  und  Gattungen 
trete,  gleichsam  ein  zweiter  systematischer  Teil,  wie  dies  seit  Winckel- 
maui)  mit  'Im-  Kunst  des  klassischen  Altertums  geschehen.  Es  ergeben  sich 
bei  einer  solchen  parallelen  Behandlung  '1'--  Zusammengehörenden  manche 
Resultate,  welche  die  nach  Künstlern  erzählende  Geschichte  nicht  zu  be- 
tonen i'il'^t.  1  mV  Triebkräfte,  welche  das  Ganze  der  Kunst  beherrschten, 
die  Präcedentien,  von  welchen  'Irr  einzelne  Meister  Ihm  seinem  Schaffen  be- 
dingt war,  treten  hier  in  den  Vordergrund,  während  die  Künstlergeschichte 
den  grossen  Vorzug  behaupten  wird,  die  [ndividualitäten  in  ihrer  Macht 
und  Falle  schildern  zu  dürfen.  Vielleicht  liesse  sich  dm  hier  vorlieg 
Arbeit  auch  durch  ihre  Kürze  rechtfertigen,  indem  sie  den  wesentlichen 
Kunstgehalt  einer  Periode  in  einen  kleinem  Umfang  zusammendrängt  als 
dies  die  Künstlergeschichte  vermag.  Dem  Verfasser  hat  sich  übrigens  sehr 
klar  die  Wahrheit  aufgedrängt,  elass  wer  in  der  Kunst  nicht  einmal 
Dilettant  i-t.  diese  Art  von  paralleler  Forschung  und  Darstellung  immer 
nur  bis  zu  einem  massigen  Ziele  rühren  kann,  und  da>>  Forscher,  welche 
zugleich  mit  der  Ausübung  der  Kunst  vertraut  sind,  dieselbe  mit 
anderm    Erfolge  fordern   würden. 


Vorworl  zur  dritten  Autlimv 


Bei    der  Ausgabe   der  vorliegenden  dritten   Auflage  bedai 
Seiten    des   Unterzeichneten    wohl   nicht  der  besond  i ■       \ 
er  alle   Kraft  eingesetzt  hat,    der  ehrenvollen   Aufgabe,  die  ihm  übertr 
war.    einigermassen    gerecht    zu   werden.     Eine  nicht  unbeträchtlich«1   I.' 


\'\\\  VurWOVt. 

Erweiterungen  und  Verbesserungen   ist   vom  Herrn  Verfasser  selbst  der 
neuen  Auflage  einverleibl   worden;  einen  wertvollen  Beitrag  (im  §57)  ver- 
dankt dieselbe  dem  liebenswürdigen   Entgegenkommen  des  Herrn  Professor 
A.  Thiersch  in   München,  welcher  die  Herübernahme  seiner  Studie  über 
Proportionen  aus  Durm's  Handbuch  der  Architektur  freundlichst  gestattet 
hat:   endlich   gebührl   dem  Herrn  Verleger  auch   hier  der  Dank  für  die  Ver- 
mehrung   des   Illustrationsmateriales.     Der   bisherige    Umfang    des   Werkes 
n    B  _   ozahl  ist  trotz  der  Erweiterungen  an  Text  und  Altbildungen,  Dank 
:;   Format,  erhalten  geblieben. 

H.  Holtzinger. 


Vorwort  zur  vierten  Auflage. 


Wie  sich  der  unterzeichnete  Herausgeber  schon  bei  Bearbeitung 
der  dritten  Auflage  zahlreicher  Beiträge  des  Verfassers  zu  erfreuen  hatte, 
so  auch  bei  dieser,  abermals  erweiterten  Neuausgabe.  Bis  in  die  Mitte 
leunziger  Jahre  hinein  hat  Jacob  Burckhardt  dies  Buch,  das  ihm  stets 
besonders  am  Herzen  lag,  durch  Ergänzungen  des  Textes  gefördert;  nament- 
lich die  neuen  Paragraphen  über  die  Baulichkeiten  in  den  Gemälden  und 
über  die  Brunnenanlagen   rühren  ganz  vom  Autor  selber  her. 

Durch  verschiedene  Umstände  hat  sich  leider  die  Drucklegung  in 
Länge  gezogen,  so  dass  die  Forschung  der  letzten  Zeit  nicht  mehr 
überall  hat  berücksichtig!  werden  können.  Die  Zahl  der  Blustrationen  ist 
abermals  erweitert  worden. 

H  a  n  n  o  v  e  r  .   Juni    190  1. 

H.  Holtzinger. 


Inhalts -Verzeichnis. 


ERSTES  BUCH. 
ARCHITEKTUR. 


I.  K'  ap itel 

Der  monumentale  Sinn  der  italienische!!   Architektur. 

Seite 
i.    Der    Ruhmsinn   and    die   Stiftungen  ;     6     Romagna,  Mark  und  Cmbrien 


der  Frömmigkeit 1  ^  7.  Monumentaler  Sinn  Papst  Nicolaus  V 

•_!.    Die  Baugesinnung  der  Florentiner.  •_!  §  8.  Die  übrigen  Päpste  bis  auf  Julius  II 

3.    Die  Baugesinnung  der  Sienesen  .    .  4  ?;  9.  Gesinnung  des   Prh            ■     .     . 

l.    Baugesinnung  anderer  Städte      .     .  5  i  in.  Die  G              rmation     .... 

."..    I  »enkw  eise  der  •  lewaltherrs»  her  .     .  6 


1" 
12 


II.  Kapitel. 
Bauherrn,  Dilettanten  nnd  Baumeister. 

§   11.    Kunstgelehrte     Bauherrn     des    KV.  §   13.    Beratungen  und  Behörden       .    .    .     16 

Jahrhunderts 14      §  14.    Vielseitigkeil  der    Architekten      .     .     IT 

§  li'.    Baudilettanten  des  XVI.  Jahrhunderts     15      §  15.    Leben  der  Architekten   .     .     . 

IM.  Kapitel. 
Die  Protorenaissauce  and  das  Gothische. 

;  16.    Die  Protorenaissance  in  IToscana  and  §  19.  Charakter  der  italienischen  Gothik  .    28 

Born 20      §  20.  Verhältnis   zu  den  andern    Küi 

ii   17.    San  Miniato    and    das    Baptisterium  24       ;  21.  Der   italienisch-gothis 

g   18     Eindringen    und    Machtumfa  ü  •_''_'.  I' 

thischen     .........  -J7       >  23.  Das  Gothische  zur  Zeit  d.  R« 

I  V.    K  a  |i  i  i  e  I. 

Studium  der  antiken  Bauten  and  des  ntrur. 

g  24.    Allgemeiner  Charakter  der  Neuerung  '7.  Studien  4—  \\i    Jahrhui  I 

Vernachlässigung  d   griech.Baui  28  Eiuflus.s    les  \nnn 

Studien  des  XV.  Jahrhunderts  nach  19.  1 
den  römischen  Ba                    ... 

V.  K  a  pil 
I » i « •  Theoretiker. 

•     Leon  Battista  Alberti II       ;  :;•_'.    Polifil  ■ 

N  •  ■••  Die  Baulii 


\ 


[nhalts -Verzeichnis. 


:      - 

VI.  K  apit  el. 
Die  Formenbeliandlung  der  F 

TuvermeiiUichkeit      des     römischen 

l'etails 49 

Das   Verhältnis   zu  den   Zierformen    .~>n 
-  nie,  der  Bogen  and  das  g< 

Ik      "'1 

tiken  Ordnungen  im  XV.  Jahr- 
hundert      55 

[albsäulen     und    vortretenden 

n 58 

Der  Pilaster  und  das  Kranzgesimse    59 

-  ide  von  Florenz  und 
viena ti'2 


§ 

40. 

§ 

41. 

§ 

42. 

s 

43. 

§ 

44. 

§ 

45. 

§ 

!<;. 

§ 

46  a 

§ 

17. 

< 

48. 

rülirenaissance. 

Seite 

Die  Rustika  mit  Pilasterordnungen  .  66 

Die  Rustika  ausserhalb  Toscanas    .  67 

\  enedig  und  die  Inkrustation      .     .  70 
Verhältnis    der  Inkrustation  zu  den 

Formen 72 

Oberitalien  und  der  Backsteinbau    .  73 

l'ie  Backsteinfassade 76 

Backsteinhöfe   und    Kirchenfassaden  77 
Die  Fenster  und  Thüren  der  Frtih- 

renaissance 79 

Die   Können  des   Innern       ....  84 

Die  Gewölbe  der  Frührenaissance   .  86 


VII.   Kapitel. 
Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 


in-  des  1  »etails  ....  88  ^  53. 

50.  Detailproben    und    Einwirkung    der 
Festdekoration 89  §  .".4. 

51.  Verstärkung  der  Formen    ....  89  ;i  ">">. 

52.  I'ie  dorische  und  falsch  etruskische  ^  .'><>• 

Inung 92  §  ~>~. 


Das  Dorische  bei  Bramante  und  San- 

sovino   . 93 

Vermehrung  der  Kontraste  ...  94 
I  fie  <  rewölbe  der  Hochrenaissance  .  98 
Die  Formen  der  Nachblüte  .  .  .  100 
Die  Verhältnisse 102 


VIII.  Kapitel. 
Das   llainiio.lell. 


Modelle  'Irr  gothischen  Z-ii    .     114 
ilodelle  der  Frührenaissance  .     115 


8    CO.   l'ie  Modelle  der  Hochrenaissance  .     118 


1  \.  K  ap  i  t  e 
Die  Komposition  der 

i  i  kirchlichen  §  71 

119       §  12 

les  Zentralbaues   ....  120      §  7:< 

•II    Zentralbauten    der  >  74 

122 

■  ralbauten  des  XV.  Jahr-  ::  75. 

hunderte 121       ^  7(i 

Bramante  and  seine  ersten  Zentral-  s  77 

128      §  7s 

•■    and  St.  Peter  in  Rom    .  130 

/    itralbauten     des    XVI.  §  79 

erts 135 

,  i  .1111-1- -n  der  §  80 

d 140       i  81 

I.   B.  Albert!    ._  .    .  142       §  82 
iis-  §  83 
1 13 


1. 
Kirchen. 

Fassade  der  Oertosa  bei  Pavia  .     .  149 

Fassaden  der  Hochrenaissance  .     .  151 

Fassaden  der  Nachblüte    ....  152 

,    Innen?   Anlagen    der   Langkirchen; 

Basiliken 153 

Flachgedeckte  einschiff.  Kirchen    .  157 

Einschiffige  Gewölbekirchen.    .    .  159 

Dreischiffige  Gewölbekirchen     .     .  162 

,   Der  Glockenthurm  der  Frührenais- 
sance    107 

Der  Glockenthurm   <\cs  XVI.  Jahr- 
hunderts        169 

.    Einzelne   Kapellen  and  Sakristeien  171 

Das  Äussere  der  Langkirchen    .     .  177 

Allgemeine  Ansichl  vom  Kirchenbau  180 

,   Die  Symmetrie  des  Anblickes    .    .  182 


Inhalts -Verzeichnis. 


XI 


g   84 
§  85. 


g    öö. 

§  89. 

§  90. 

g  91. 
|  92 

S  97. 


X.  K  aj.it  e  I. 

Klöster  und  Bruderschaftsgebäude. 

Die    Klöster    im    Norden    and    im  §  86.    Bischofshöfe  and  Universitäten. 

Süden 183      §  87.    Bauten    der     geistlichen     Bi 

Bbersichl  des  Hlosterbaues   .    .    .    184  schatten 1*M 


XI.   K  .i 
Die  Komposition 

Der  frühere  italienische   Palastbau  192 
Entstehung  gesi  tzmässiger  kubi 

Proportionen 193 

Wesen    und    Äjifang    des    Palastes 

der  Renaissance 194 

Typus      ....  L96 
Einfluss    des    ti  -              □    Palast- 

L99 

l>cr    Palasl    von    Urbino    und    die 

Bauten  der  Ron  ....  199 

Der  venezianische  Typus  ....  201 

Rom  und  seine  Bauherrn  ....  203 

Die  römischen  Fassadentypen    .     .  205 

Römische  Palasthöfe 210 


p  i  t  e  1. 

des  Palastbaues. 


§  99. 

§  Kid. 

§  101. 

§  102. 

S  L03 


§   H)4. 
§   105. 


Die  anregelmässigen  Grundpläne; 
die  Zwischenstockwerke  .... 
I  de  römischen  Treppen  .... 
Die  Paläste  bei  Serlio  .  .  .  . 
<  »ffentliche  Paläste;  ihn  3  i  e 
I  »er  Ballenbau  öffentlicl  • 
Sansovino  und  Palladio,  Ballen- 
bauten     

Die  Familienloggien 

stbau     der    Nachblüte;     das 
äussere      

ätban     der    Nachblüte;     das 
Innere    


212 
215 
217 
218 


\ll.   Kapitel. 
Spitäler.  Festungsbauten  und  Brücken. 
g   107.    Spitäler,  Gasthöfe  u.  Vergnügungs-  §  109.    Die  Thore  der  Rena  • 

bauten 233      §  1 10.    Die  Brücken 

§  ins     Der  Festungsbau 2 


XI 11.    K  a  ].  i  t  e  1. 

Korrektionen  und  neue  Stadtanlagen. 

111.  Nivellierung  und  Pflasterung  .     .  -J4(i  §  111.    Der  Platz  im  monumentalen  Sinn 

112.  Die  Strassenkorrektionen     .     .    .  J 1J  §  115.    Neue  Städte  und  Quartiere 

1 13.  Schicksal  der  Gassenhalle    .     .     .  243 


§  116. 

g  117. 

§  118. 

g  119 


Gattungen  der  Villen  .  .  .  . 
Weitere  Theorie  des  Villenbaues 
Villen  der  Frührenaissance  .  , 
Villen  der  ÖAclirejaaisaajicj 


\l\ .  K  apitel 

Die   Villen. 
.     247 


;   120.    Villen  der  Nachblute 

g   121.    Villen  der  Barockzeit 

Bäder     .     .     . 


\\ .  Kapil  el. 
Die  Gärten. 


§  128.    Gärten   anter   der  Berrschafl   des 

Botanisch«  n 

§  i'ji.    Findringen  des    architektonischen    265 
§  12.").    Antik. •  Skulpturen  und  Ruinen 
§  126.    Volle  Berrschafl   der  Architektin 


g   127.    Mitwirkung  der  mächti     i 
tation     .     . 


XII 


[nlialts-Verzeichnis. 


ZWEITES   BUCH. 
DEKORATION. 


I.  Kapitel. 
Wesen  der  Dekoration  der  Renaissance. 

rerhältnis  zum  Altertum  'und  zur  §   131.    Das  architektonische  Element  und 

;  Dekoration      ....    271  die  Flächenverzierung      .    .     .     . 

S  132.    Übersicht  der  Ausdrucksweisen    . 


272 
273 


[I.   Kapitel. 
Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

itung  des    weissen   Marmors    274      §  1+0.    Die  wichtigsten  Gräbertypen   .     .  297 

ske 27")      §  141.    Nebentypen  der  Grabmäler  .     .     .  298 

and  Florenz 277      §  142.    Grabmäler  des  XVI.  Jahrhunderts  300 

Das  übrige  Italien 281       §  143.    Der  isolierte  Altar 302 

Dekorativer  Geist  des  XVI.  Jahr-  §144.    Der  Wandaltar 302 

hunderts 286      §  145.    Der  Altar  des  XVI.  Jahrhunderts  304 

Irabmal  und  der  Ruhm    .     .     290      §  146.    Lettner,     Kanzeln,     Weihbecken, 

Die    Grabmäler   der  Reichen    und  Kamine  etc 306 

'amen 296      §  146a.    Die  Brunnenverzierung      .    .    .  308 


111.  Kapitel. 
Dekoration  in  Erz. 

ad  Lie  grössten  Güsse    316      §  149.    Leuchter  und  verschiedene  Gegen- 
.  und  Gitter 318  stände 321 

[V.   K  :.  p  i  t  el. 
Arbeiten   in   Holz. 

me  der  Bi               seil  dem  §  155.  Altareinfassungen 332 

XIV.  Jahrhundert 323  §  156  Die  Möbeln 335 

324  g  157.  Das  Prachtbetl  und  die  Truhe     .  336 

sia  nach  Gegenständen.  326  §  158.  Die  geschnitzte  Flachdecke      .     .  339 
-  bnitzwerk  der  Chorstühle .  329  ?  I.V.».  Die  l-'ladidecke  mit   Malerei     .     .  341 
und  Wandbeklei- 
330 


V.  Kapitel. 
I  nssböden :  Kalligraphie. 

d  -Steinen,               g  161.    Die  Inscriptionen   und   die  Schö'n- 
Marmor  und  Backstein    ....  ächreiber 345 


Inhalts -Verzeichnis. 


XIII 


u;-j.    l'r-prnng  und  Ausdehnung.     .  346 

163.    Die  Besteller 347 

L64.    Darstellungsweisen  der  Fassaden- 
malerei    350 

165.    Aussagen  der  Schriftsteller     .     .  352 


VI.   Kapitel. 
Die  Fassadenmalerei. 


Die    •  ade    der    I 

maierei       

§  167.    !    -  der  Fassadenm 

Skulptur  und  Malerei  der  Waj    ■ 


§  169.    Friese  und  Wanddekorationen 
§  170.    Dekorative    Bemalnng    von    Bau- 
teilen      360 

§  171.    Gewölbemalerei  d.  Frührenaissam 
§  172.    Gewölbemalerei  der  peruginischen 

Schule 

g  173.    Di<  :  .... 


VII.    Kapitel. 
Haierei  und  Stucchierung  des  Innern. 

358 


§  174.  Einwirkung  der  antiken  < 

g  175.  Etafael  und  Giovanni  da  lTdu 

§  17c.  Giulio  Romano  and  Perin  de!  i 

§  177.  Der  weisse  Stui  co 

§  178.  Spätere    Dekorationsmalerei    und 

Stuccatur 

§  179.  Verfall  der  Gattung    .... 


g  180. 
§   181. 

g   182. 


Allgemeine  Stellung  dieser  Kunst     :;77 

Kirchliche  Arbeiten    der    Früh- 

renaissance  378 

Weltliche  Arbeiten     der     Früh- 
renaissance      


VIII.  K  apit  el. 
Goldschmiedearbeil  und  Gefässe. 

Goldschmiedekunst  derHochr 


g  185. 


sance 

ts  Stein  und  Kristall 
Schmuck,  Waffen  und  Sil  g 
Majoliken  u.  ander.-  irdem 


IX.   K  apit  e  1. 
Dekorationen  des  Augenblickes« 


g  187. 
g  188. 

§  191. 


tnd   I  •  ätkünstler   ....     38*3 
Festdekoration  d.  Frührenaissance 

\VI    Jahrhunderts 
Der  Triumphbogen  391 

Die  Festskulptur 


192.  Der  Theaterbau      .... 

193.  Die  Sc<  na 

194.  Küi!-"  M'M.lit  d  4ixi 

.  und  Tischauft  ■• 


1  Llustrations-Verzeichnis. 


Seite 

Annunziata.    (Gnauth.)    .     .    168,  169 

Halle  an   S.  Maria 52 

-    ttaria  maggiore. 

328 

u  Palladio 113 

:  idonna  di  Galliera.    (Nohl.)  111 

in  Pal.  Pepoli 201 

77 

Pal.  Bevilacqua,  Ansicht ~<> 

Hof.    (Nohl.) 79 

Fantuzzi.    (Nohl.)     ....    202,  229 

Fava,  Fassade.    (Nohl.)     ....  7(1 

Hof.    (Nohl.) 79 

Pal.  Malvezzi-Medici.  (Nohl.)   ....  229 

Pal.  Pizzardi 202 

S    Petronio,  Modell 116 

Kapellenschranke 306 

Thürklopfer 321 

i,  Kapital  am  Pal.  Comunale     .     .  286 

S.  Maria  de'  Miracoli.  (Herdtle.)      .     .  128 

Pal.  Comunale.    (Nohl.) 226 

-     los«      259 

lo,  Villa  Cavacchia 254 

Civitä                .  ■■  Fassade  des  Domes     .  22 

Portal  am  Dom.    (Nach  Paravicini.)  285 
ina    del    Calcinajo. 

h  Gnauth.) 160 

'  idonna  della  Proce. 

ini.) 82 

3erli<              ....   339,  341 

o 217.  210 

t 109,  110 

P       Scrofa,   Details 203 

Hol                       80 

aus  der  Badia        .     .     .  57 

Kapital.    (J.  Stadler.)    .     .  58 

.     .  25 

Inneres            26 

/    eiter  Thür     .     .     .  317 

Bibl          .                          I  reppenhaus  99 

/.!.  '  rrundriss.    (Paulus.)      .     .  122 

/         ...  jschnitt.    (Nohl.)     .     .  122 


Seite 

Florenz,  Cap.  Pazzi,  Querschnitt.  (Paulus.)  123 

Vorhalle.    (Nach  Paulus.)     ....  87 

Ansicht 54 

Dom       85 

Loggia  degli  Innocenti 234 

Museo  nazionale  (P>argello),  Relief  .     .  281 

Pal.  Bartolini 91,  108 

Pal.  Gondi,  Hof 196 

Pal.  Guadagni 111 

Pal.  Pandolfini 108,  206 

Pal.  Pazzi  (Quaratesi) 64 

Pal.  Pitti 61,  110 

Gartenseite 102 

Pal.  Riccardi (iO.   19:5.  194 

Pal.  Rucellai      66 

Pal.  Serristori.    (Nohl.) 198 

Pal.  Strozzi 62,  102,  111 

Fackelhalter 318 

Pal.  Uguccioni 96 

Pal.  Vecchio 30 

Ponte  S.  Trinitä.    (A.  Schill.)  ....  239 

S.  Croce 53 

Kanzel.    (Nohl.) 280 

Thür  von  Michelozzo 84 

Teil     des    Sarkophages     am     Grabmal 

Marzuppini 279 

S.  Francesco  al  Monte 158 

S.  Lorenzo,  Grundriss 154 

Inneres 156 

Längenschnitt 155 

Langseite 180 

Mediceische  Kapelle 178 

Sakristei 173 

S.  .Maria  degli  Angeli 123 

3,   Maria  Novella 112 

S.  Miniato,  Fassade 23 

Grabmal  des  Kard.  v.  Portugal    .    .  291 

S.  Spirito,  Grundriss 154 

Sakristei 175,  176 

tffitofassaden.   (Herdtle.)    348,   349,  .'551 

Uffizien,  ursprüngl.  Plan 101 

Entwurf  zu  einer  Harfe 337 


Illustrations -Verzeichnis. 


XV 


Florenz,  Villen  bei  Florenz 253 

Genua,  Madonna  « 1  i  Carignano    ....  139 

Pal.  Doria.    (Gauthier  l 371 

Pal.  Sauli 56 

Ehemaliger  Hof 231 

-  Maria  delle  Vigne       103 

Universität,  Bof 188 

Klosterentwurf    von     Peruzzi. 

(Nach  Redtenbacher.) 185 

Kuppel  aus  Polifilo 48 

Lucca,  Dom:  Grab  der  Ilaria  del  Carretto  ~i~~ 

Pal.  de!  Pretorio 223 

o,  Kathedrale,  Fassade  .....  150 

Marmorornamenl 275 

Mailand,  Pfeiler  vom  Monastero  maggiore. 

(Lasius.) 359 

i  ispedale  maggiore 283 

istorgio,  Kapelle 171 

-  Maria  delle  Grazie 81 

8.   Maria  <1**1 1  e  Passione 137 

S.  Maurizio.     Lasius.) 1<  »1 

\!    olika-Schalen.    (Herdtle.)    .    .   384,  385 

Pila>t  •          -    Satiro.    i  Lasius.)      .     .  287 

-  Satiro,  Sakristei 288 

Mantua,  Pal.  de!  Te       177 

Loggia 255 

S.  Andrea 159 

Vorhalle 141 

Montepulciano.  Mad.  <li  S.  Biagio,  Grundriss  125 

Aut'riss .     .  126 

Neapel.  Onyxgefäss.    (Herdtle.)   ....  383 

Porta  Capuana   .    .         236 

Triumphbogen  des  Alfona 237 

Orvieto,  Dom,  »  horatuhl.    (Nohl.)              .  323 
Weihbecken.    (Baldinger.) 

Padua,  Carmine 162 

u>Lrli"       222 

liustina         170,  171 

Wahlurne.    (Herdtle.)      320 

Palermo,  Chorstuhl  aus  S.  Martino.    (Nohl 

Parma,  8    Giovanni I*i7 

Chorsttthle.   (Nohl.) 

Pavia,  Cane]               129 

i  erl                 de 149 



Bof 7^ 

Dom,  Grundriss        165 

Modell 118 

Oktogon    (Nohl.) 

Perugia,  Dom,  Kanzel 

lernardino.   (Nohl.)     ,     . 


Pesai       Villa    Monte    [mpi  rii 

(Herdtle.)     .  -     244 

Piacenza.  Madonna  della  Campagna  135 

Pienza,  I»";  (Nach  Mayreder.)     \\'.\ 

Dom  und 

Pal.  Piccolomini 

Pal.  del  Pretorio 

Plan.   (Nach  Mayreder.) 

Pisa,  Dom,  Chorstuhl.   (Nohl.)     .    .     . 

Passade       -J1 

M  idonna  dell1  ümilta,  <  rrundriss     127 
Durchschnitt.   (J.  Stadler.)    ....     127 

Ospedale.   (Nohl.) 

Prato,  Iladonna  delle  « !ar<  eri    (J,  Stadler.)     124 

Rimini,  S.   Francesco 14<» 

Riva,  S.  Croce 138 

Rom,   Cancelleria,    I 

Letarouilly.) 

iiut' 

Kapelle  

Wappen,  päpstl 

ich  Gurlitt.) 

Minerva,  Orgel.   (Nohl.) 

Navicella,  Vorhalle.   (Letarouilly.)    .    .     148 

Pal.  Branconio  d'Acquila •_!(><.< 

Pal.  Farnese 112 

Halle         . 

Bofarkaden 212 

Pal.  Giraud-Torlonia 

Pal.  Linotte Jl  4 

Pal.  Massimi      107 

Decke     

Bauptsaal 113 

II. .i  

Pal.  Sciarra 208 

Tal.  Spada    (Baldinger  |      .    .    .    . 
Pal    'li  Venezia      .... 

Bof.   (Nohl  |  

Pal.  Vidoni-Caffarelli  .     .     .  210 

S,  Lorenzo  in  I  »amaso.  i  Nohl  i         .         17" 

ide  von  S.  Marco  146 

-  Maria    de'    Monti. 

■  irouilly.) 
1  .i  -  d  ....... 

-  Maria  della  Pa(  e.   (N  ich  Let  rouilly  I     181 
Grabmal  Ponzetti  tarouillj 

Boi 

-  Maria  del  Popol 

Kapelle  <  higi    (Nohl  l  TT 

Marmoi 

Prälatengrab 


XVI 


[llustrations  -Verzeichnis. 


3l     eter:  Bramantes  erster Grundriss 

elang      -  Grundriss 

rnzzis  Grundriss •     ■ 

-  Grundriss 

Plan  Bramantes.   (Thiersch.)     .     .     . 
-  Entwurf.   (Thiersch.)  . 

Kuppel.   (Büblinann.) 

Pietro    in    Montorio,     Tempietto, 

Grundriss 92,    105, 

-    Spirito,  Thurm 

\  ich  Gurlitt.) 

Bof.   (Sohl.) 

Vatikan.  Grosser  Bof 

Loggien •    365, 

-   :tina,  Lettner 

za  della  Segnatura.   (Nohl.)  .    .     . 
Via   Giulia,   bemalte   Fassade. 

i  Letarouilly.) 

Via  S.  Lucia,  Sgraffitofassade      .     .     . 
Papa    Giulio    (III.))    runder 

Ballenhof 

Villa  Madama 250, 

Villa  Medici 

Villa  Pia 

es    Chi  aters    oach   Serlio. 

Grundriss. 

Längenschnitt 

einer  Komödie.   Entwurf  von  Serlio 
-  ,t\  r.    I  Warnas".      Entwurf 

Serlio 

.    r  Tragödie 

■  »bili,  Balustrade 

.  Ciborium 



3.  Giovanni 

Weihbecken 

Fahm  :.-     !•  i    Fackelhalter    .     .     .     . 

äta,  Banptaltar 

degli  l'niti 

Pal.  Spannochi 

ith.)     .     .     .         .     . 

Bof.  

8.  M.r:,,  delle  N •  •  % i 

i 




130 
132 
131 
131 
105 
um 
133 

121 
173 

IST 
IST 
215 
368 

SO') 

363 

353 

351 

261 1 
251 
263 
249 


395 
396 

397 

399 
398 
278 
320 

:;il 
179 
308 
321 
303 
■IS, 

63 
145 
180 
145 
331 
157 


Seite 

Spoleto,  Vorhalle  des  Pomes 147 

Thürumrahmungen 109,  113 

Todi,  Consolazione "134 

Tivoli.  Villa  d'Este 261 

Truhe  im  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin. 

(Sues  nach  Photogr.) 332 

ürbino,  Palast 199,  200 

Palast.   Kamin 282 

S.  Domenico,  Portal 83 

Venedig,    Biblioteca   di   S.   Marco. 

(Herdtle  gez.) 115 

Dogenpalast,   Kamin 311 

Fahnenhalter 319 

Kandelaber .'519 

Pal.  Corner-Spinelli 71 

Pal.  Vendramin-Calergi 75 

S.  Giovanni  Crisostomo.    Grundriss  und 

Durchschnitt 128 

S.  Giovanni  e  Paolo,  Grabmal 

\.  Vendramin.   (Riess.)     ....  293 

Grabmal  Mocenigo.   (Itiess.)      .     .     .  295 

s.  Marco,  Ampel 379 

Kap.  Zeno,  Altar 301 

S.  Maria  de'  Miracoli 74 

S.  Salvatore 172 

S.  Zaccaria 73,  157 

Scuola  di  S.  Marco 7(> 

Scuola  di  S.  Rocco 190 

Zecca 97 

Verona,  Kap.  Pellegrini      136 

Logyia  (lol  Consiglio.     (Baidinger  nach 

Phot.) 221 

Mad.  di  Campagna 137 

Pal.  Bevilacqua.   (Baidinger.)  ....  204 

Pal.  Pompei 205 

Porta  S.  Zeno 238 

S.  Maria  dell'  Organo,  Chorstuhl      .     .  325 

Vicenza,  Basilika,  Aufriss  ......  55 

Detail 113 

Pal.  Porto  Barbarano 226 

Pal.  Chieregati 228 

Pal.  Valmarana,  Ansicht 227 

Bof 230 

Rotonda 106,  262 

Teatro  olimpico  Palladios,  Grundriss    .  WA 

Scena 401 


Erstes  Buch. 

A  rcliitektur. 

I.  Kapitel. 
Der  monumentale  Sinn  der  italienischen  Architektur. 

§  l. 

Der  I;  u  li  in  s  i  ii  )i  and  die  Stiftungen  der  Frömmigkeit 

Die  italienische  Baukunst  wird  seit  dein  Erwachen  der  hohem  Kultur 
wesentlich  bedingl    durch   den  hier  viel  früher  als  anderswo  entwickelten 
individuellen  Geisl  der  Bauherrn  wie  der  Künstler,    [m  Zusammenhang  mit 
demselben  erstarkt  der  moderne  Ruhmsinn,  welcher  nicht  nur  mit  seines- 
gleichen wetteifern,  sondern  sich  unterscheiden  will  und  von  einer  früh  be- 
ginnenden Reihe  von  Aufzeichnungen  begleitet  ist,  welche  im  Korden  fehlen. 
Der  Norden    bat    beinahe  nur  einzelne  Rechnungen  und  Indulgenzbriefe, 
während    in    Italien  Inschriften,   Chronikangaben    und  Urkunden    reich   an  ten- 
denziösen Ausdrücken    sowohl  die  Thatsachen  als  die  Gesinnungen  übei  iefern. 
Diese  monumentale  Baugesinnung,  bald  mehr  auf  das  Mächtige,  bald 
mehr  auf  das  Schöne  "der  Zierliche  gerichtet,    bleibt  eine  der  ersten,  be- 
wusstesten   Lebensregungen  der  ganzen  Zeit    vom    XL  bis  ins  XVI.  Jahr- 
hundert, und  begleitel  den  Versuch  der  Wiedererweckung  der  antiken  Bau- 
kun>t  im  XII..  die    V.ufhabme  des  Gothischen  seit  dem  XIII.   und  di 
naissance  seit  dem  XV.  Jahrhundert  fast  gleichmässig,  als  höchste  Triebkraft. 
Beim  Kirchenbau  natürlich  nichl  genau  auszuscheiden  vom  B 
Frömmigkeit.     Dei    sichtbare   Ausdruck   der   letztern,    Ablass,    Kollekten    und 
Almosen  auch  für  Kathedralen   nichl    entbehrlich    und    füi   Bauten  von  Ordens- 
kirchen die  wichtigste  Geldquelle.     Doch   hatte  der  Ablass  in  Italien  polil 
Grenzen;  wenn  die  nordischen  Kathedralen  während  ihres  Baues    i 
Gebiet  dei   andern  kollektieren  Hessen,  so  wären  Pisaner,  B 
Florentiner,  Venezianei  einander  wohl  sonderbar  vorgekommen,  wenn  • 
Städte    ihnlii  hes  versuch!  hätte. 

Burckhard t,  Italii  •     v 


I.  Kapitel.    Der  monumentale  Sinn  der  italienischen  Architektur. 

Als  ein  Bischof  von  Fiesole  seinem  Klerus  eine  Beisteuer  zum  Florentiner 
Dombau  auferlegte,  beschwerten  sich  unzufriedene  Priester  soforl  beim  Papste; 
-•.    S    Maria  del  Fiore,  p.    18,   Dokumenl   von   1299. 
Ablass  Bonifaz'  IX.    für  den  Dombau  zu  Mailand  1391,   den  Besuch  der 
dortigen  fünf  Hauptkirchen  dem  der  römischen  Patriarchalkirchen  gleichstellend, 
höchst    einträglich;    Gorio,    storia   di   Milano,    Fol.   269.     Ebenso   die  jährliche 
ition    am    Fronleichnamsfest;     Petri    Candidi    Decembrii    vita   Phil.   Mariae 
:  Muratori,   Her.  iial.  script.,  tom.  XX,  Gol.  998. 
Festa  del  perdono  in  Mailand,     1460   zum    erstenmal   gefeiert,    warf 
ihren  Ertrag,  jährüch  alternierend,  für  das  grosse  Spital  und  den  Dombau  ab; 
W.  v.  Öttingen,  Über  das  Leben  und  di«-  Werke  des  Antonio  Averlino,  genannt 
Filarete,  S.  31. 

Ungeheure  Kollekten    an  einzelnen  Wallfahrtsstätten,   Gaben   einer   bunt 

tischten  Pilgerschaft;    die   alljährliche   am  Grab   des   h.  Antonius  zu  Padua 

warf  oft    bis    h'"  Goldstücke   ab;    Mich.  Savonarola,   de  laudibus  Patavii,   hei 

!.   \\1\.  im!.    L148.      (ieschrieben  nach    L445.) 

In  Venedig  S.  Maria  de'  miracoli  1480  aus  einer  hloss  örtlichen,  raschen 

Kollekte  von  30000  Dukaten  erbaut;    S.  (iiovanni  Crisostomo    1497   meist  aus 

Ablassgeldern;  Malipiero,  ann.  veneti,  archiv.  stör.  VII,  II,  p.  705. 

Besonders  zahlreiche  Stiftungen  und  Herstellungen  von  Kirchen  und  Klöstern 
i  Schreckenszeiten,    z.  B.    zu  Ende   des  XV.  Jahrhunderts  in  Perugia;    Mata- 
razzo,  cronaca,  archiv.  stör.  XVI,  II,  p.  <>. 

Doch  die  Oblationen  bisweilen  nur  scheinbar  freiwillig;  Diario  Ferrarese, 
hei  Murat.  XXIV,  Gol.  197,  die  für  den  Domthurm  von  Ferrara  seit  1451  that- 
-     blich  vorgeschrieben. 

§  2. 

Die  1!  a  u  g e  si  n  u  u  n  g  «1  e  r  F 1  o  r  e n t ine  r. 

In  den  luden  Städten  will  vor  allem  der  municipale  Stolz  in  einem 
mächtigen  Dombau  sich  selber  »'in  Genüge  thun  und  die  Nachbarn  über- 
treffen.  Die  blosse  Devotion,  dem  Anschwellen  und  Abnehmen  unterworfen, 
tritt  zarück  neben  Staatsbeschlüssen  und  Steuern. 

Von  Venedig  und  Pisa  im  XI.  Jahrh.    ist    das  Nähere  hierüber  nicht  be- 
kannt.   Aber   11">:'>  werden  die  Kosten  für  das  Baptisterium  zu  Pisa  durch  eine 
deckt  und  dann,   der  Saye  nach,  Saiden.   Pfeiler  imd  Bogen 
binnen   15  Tagen  aufgesetzt;    Vasari  I.  |».  239   (Le  M.  I,  p.  210),   im  Proemio, 
c.   li.  Arezzo,   welches  das   für  den  Domhau  bestimmte  Legat  Gregors  X. 

1276    mit  Kriegt  jeben,  beschloss,    dem  Unternehmen  für  alle  Zu- 

kunft bestimmte  Strafgeldei   zuzuwenden;    Vasari  I.    p.  364,  Xota  3  (Le  M.  I. 
p.  305  s.),  vita  di  Margaritone. 

Insbesondere  ergreifl  der  florentinische  Staat  sowohl  als  jede  einzelne 
rde  desselben  jeden  Anlass,    um  ihren  monumentalen  Ruhmsinn  auch 
schriftlich  auszusprechen,  sogar  durch  Lob  der  Künstler. 

l)  In  den  Zitaten  aus  Vasari    bezieht    Biet    die   erste  Band-  und  Seitenzahl  auf  die 
Mülanesi  (Florenz.  Sansoni,  1878    85),  die  in  Parenthese  stehende 
e  Le  Monnier  <  Flon  az    l  - 16  ff.). 


§  2.     Die  Baugesinnung  der  Florentii 

Im  März  1294  beschloss  die  Stadt,  nachdem  schon  seit  Monaten  Stimmen 
laut  geworden,  dass  die  alte  Kathedrale  S.  Reparata  nicht  mehr  blos  iriert, 

sondern  durch  einrn  Neuhau  ersetzt  werden  müsse,  eine 
Ehre  und  zum  Lobe  Gottes  und  der  seligen  Jungfrau  Maria   und  zui   Ehr< 
Gemeinde   und   des    Volkes    von    Florenz    und    zum   Schmucke    dieser   Sl 
Diese  Worte    werden    von   da   an   stereotyp   in  den  Geldbewilligungsurkui 
Beispiele  bei  Guasti,  S.  Maria  de!  Fiore,  p.  -  ss. 

Arnolfo,  nach  dessen  Plan  das  Werk  1296  begonnen  war,  wird  in  einei 
Urkunde  vom  I.April  1300,  welche  ihm  Steuerfreiheit  zusichert,  gepriesen  al- 
ein Meister,  der  berühmter  und  im  Kirchenbau  erfahrener  sei  als  irgend  ein 
anderer  in  der  Nachbarschaft;  durch  seinen  Fleiss,  seine  Kunstfertigkeil  und 
sein  Genie  hoffe  Florenz,  nach  dem  schon  sichtbaren  herrlichen  Anfang  des 
Werkes,  einen  Tempel  zu  erhalten,  der  ehrwürdiger  und  herrliche]  sei,  als 
irgend  einer  sonst  in  Toscana.  .Man  verstand  sich  zu  einer  Abgabe  vom  Ver- 
kehr, zu  einer  alljährlichen  Kopfsteuer  und  anderen  Lasten;  Guasti,  a. 
!>.  XL  ss.  Bei  der  Wiederaufnahme  des  Baues  nach  längerer  Unterbrechung, 
in  dem  Glücksjahr  1331,  wurde  zu  der  Steuer  eine  Quote  von  '\<-\\  verpachteten 
Zöllen  und  Steuern  hinzugefügt  und  in  jeder  Bude  ein  Kästchen  für  „das  Gottes- 
geld"  aufgestellt;  »du    Villani  X.  cap.  194. 

Weil  der  Dom  ~--it  vielen  Generationen  als  Höchstes  galt,  konnte  und 
musste  -i'-.'i  das  mächtige  Verlangen  und  Vermögen  zu  seiner  Vollendung  in 
einem  Florentiner  konzentrieren:  in  Brunellesco.  „Zwei  grosse  Dinge  trug  ei 
von  Anfang  an  in  sich:  die  Wiedererweckung  der  guten  Baukunst  und  den 
Kuppelbau  von  S.  Maria  del  Fiore."     Vasari  II.  p.  ■'<■'<'    Le  M.  III.  p.  2 

itos  Ernennung  zum  Dom- und  Stadtbaumeistei  1334  mit  feuriger  An- 
erkennung desselben  als  ersten  Künstlers  der  damaligen  Welt;  Gayi 
p.    181  :  Guasti,  a.  a.  I  >.  p.    i:;. 

Dass  '-in  bisheriges  Gebäude  durch  Unschönheil  eine  Schmach  im-  dir 
Stadl  sei,  '-in  künftiges  ihr  zur  Ehrt-  und  Zierde  gereichen  solle,  wird  gesagt  u.  a. 
bei  Aula--  des  Neubaues  von  Orsanmichele   1336;    Gaye,  carteggio  I.  p.  U 

i.  Villani  XI,  cap.  67  und  93.  Die  Nischen  der  einzelnen  Pfeiler  wurden  den 
Zünften  auszuschmücken  übergeben.  Ihr  Gold-  und  Silbermünzen,  dir  man  in 
den  Grundstein  legte,  hatten  dir  Inschrift:  ut  magnificentia  populi  florent.  artium 
et  artificum  ostendatur. 

Der   Neubau   einer  Ordenskirche    wird   durch   einen    besonders   verehrten 

I'  i-tri||.lrdlL:r|      dr||    Y  (  I  l'll  r  ||  1 1 1  r  1 1    1 1 1 1  d    Kri'hrll     deS     I  "'  I  I  r  |1  r  ndr  1 1     Sl .  ld  I  ( |  Hart  l.T>     ill- 

Gewissen  geschoben.    Antonio  Manetti,  vita  di  Brunellesco,  ed.  Holtzing« 
bei  Anlass   von  S.  Spirito,   l  1-28.      Wir  zitieren  diese  noch  ofl  zu  erwähnende 
Quellenschrift  unter  dem  durch  Milanesis  Forschungen  eingebürgerten  Namen  des 
Manetti,  wenn  des  letzteren   Autorschaft  neuerdings  auch  in  l  stellt  ist. 

In  welchen  Händen  auch  der  Staal  sich  befinden  mochte,  immer  blieb 
die  höchste  Ambition  die  Seele  des  öffentlichen  Bauwesens,  nur  dass  mit 
der  Zeit  weniger  Worte  davon  gemacht  werden,  weil  sich  die  Sache  von 
selbsl  verstand. 

Der  ilurriiiinisrhe  Theoretiker  Leon  Battista  Alberti  um   1  i  r>*  • 

und   Macht    des    alten    Rom    -  ils    von    dessen    Bauten    I  i  i 


I.  Kapitel.     Der  monumentale  Sinn  der  italienischen  Architektur. 

Thucydides,    welcher  die  Athener  mit  Rech!  darob  rühme,  dass  sie  durch  Be- 
stigungen  viel  mächtiger  schienen,    als  sie  waren.     Arte  edificatoria ,    Introd. 
Igari,  vol.  IV.  p.   l,|v> 
Antonie  Manetti .   der  nach   1171   seines  Landsmannes  Brunellesco  Leben 
schrieb,  meinte,  im  Altertum  sei  man  an  die  Errichtung  von  Prachtbauten  ge- 
gen, um  Ruhm  zu  erwerben,  Glanz  zu  entfalten  und  Bewunderung  zu  er- 
ben,  daneben  auch,  um  bequem  und  sieher  zu  wohnen  und  seine  Sehätze 
zu   behüten.      Diese    praktischen    Zwecke   sind   charakteristisch  jenen   ersteren 
nachgestellt;  Manetti.  a.  a.  < '.  p.  l}<>. 

Qie  gr en  Medici,  als  sie  ihre  Personen  der  Staatsgewalt  substituierten. 

ästen,  dass  sie  damit  eine  allgemeine  Baupflichi  übernahmen.  Cosimo  (st.  I  t64) 
wollte  vielen  Leuten  zu  verdienen  gehen,  zahlte  genau  und  reichlich,  freute 
sich,  dass  das  Geld  in  der  Stadt  blieb,  und  bereute  nur,  dass  er  nicht  10  Jahre 
früher  zu  hauen  angefangen.    Sein  gesamter  Aufwand  an  Bauten,  Almosen  und 

:       i du   Goldgulden,    laut    der   authentischen    Rechnung   hei   Fabroni, 

ent.    Med.    magnif.    vita,    Adnot.    2.    u.    25.      Höhere,    aber    übertriebene 

Schätzungen  in  Campani  vita  Pii  II,  bei  Murat.  111.  II,  Gol.  976,  und  hei  Vespa- 

siano  Fiorentino,  p.  332  bis  338;  hier  auch  Gosimos  Weissagung :  in  50  Jahren 

werde  von  Besitz  und  Herrlichkeil  dv<  Hauses  Medici  nur  übrig  sein,    was   er 

aut  habe.    Vgl.  auch  Jovian.  Pontan.  de  magnificentia.  --  Das  Wort  seines 

Pietro  über  die  Badia   von  Fiesole:   so  viel  Geld  wir  hier  verhauen,  isl 

extra  petulantiam  ludumque  fortunae  gesichert;  vgl.  Matteo  Bossi,  hei  Roscoe, 

vita  di  Lorenzo  d.  M.  vol.  IV.  Beilage  5.    Die  Gesamt  kosten  der  Badia  beliefen 

sich  auf  70000  Goldgulden  (=  etwa  'A\-  Millionen  Lire:  Fabriczy,  Fil.  Brunel- 

i.  S.  274     —  Lorenzo  magnifico,  Pietros  Sohn,  freute  sich  beim  Überschlag 

der  gewaltigen  Kosten,  dass  das  Geld  so  gut  ausgegeben  sei:    vgl.  Kultur  der 

Renaissance,  III.  Ami.  I,  S.  78  u.  139;  IV.  Aufl.  1,  S.  7!»  s.    Dass  die  drei  Genann- 

die  Bauten  von  Kirchen  und  Klöstern  vielleicht  auch  für  ein  politisch  sichreres 

Kapital   denn  Geld    gehalten,   deutet  Alessandro   de'  Pazzi  an,   Archiv,  stör.  I. 

p.  422.    Der  Ruhm  der  mediceischen   Hauten  unter  Lorenzo.  Matteo  Bossi,  1.  c. 

Di'-  Venezianer  wussten  wohl,  weshalb  sie  dem  hei  ihnen  im  Exil  (1433) 

weilenden  Cosimo   verboten,    die    Fassade  von  S.  Giorgio  maggiore   zu   hauen. 

-  asovino,  Venezia,  fol.  Hl. 

In    welchen   Ausdrücken   sich    der   Qorentinische   Staat    auch    für   andere 
i    Künstler,  /.  B.  für  einen  Bildhauer  im  .1.   1461   nach  aussen  verwendet. 
-.  j,o  I.  p.   196. 

§  3. 

I  •  i  '•  Ba  ii  g  e  s  i  ii  n  n  ii  g  'I  e  r  S  i  e  n  e  s  en. 

Der    Bau-Ehrgeiz   Sienas   nimm!    in    den    offiziellen  Äusserungen   oft 
eine   wahre  Heftigkeil    an    und    blickl    unruhig  Dach  aussen.     Kino  eigene 
ihönerungsbehörde   wacht    namentlich   über  den  Strassenkorrektionen. 
Petitionen  von  Bürgern  in  Bau-  und  Kunstsachen  sind  nichts  Seltenes. 

Milanesi,  documenti  per  i.i  storia  dell'  arte  Senese,  bes.  I,  p.  1(51  —  164, 
]--    193.     II    S.  39,   183,  301,  :'>:'>/,  339,  345,  :r>:{.     III,  S.  100  u.  f.. 
■    273    275    _'-  i    310  u.  ...  a.  0.     Allegretto,  Diari  Sanesi,  bei  Murat.  XXIII, 
"7  i  äs. 


§   l.     Baugesinnung  and<        -     Ite,  ;, 

Das  Stiilestehen  des  Dombaues  heissl  eine  Schande;  1298  Weiterbau 
aus  städtischen  Mitteln;  —  der  sog.  neue  Dom  1321  wird  dek 
pulcra,  magna  et  magnifica.  —  Die  bisherige  Domsakristei,  .  i 
kirche"  passend  wird  1407  für  eine  Schmach  der  Stadt  erklärt.  -Bürg  tition 
von  1389  um  Vollendung  des  Domes  und  Beifügung  eines  Campo  santo  in  der 
Art  des  pisanischen,  welches  eine  der  vornehmsten  geweihten  Bauten  der  ganzen 
Christenheil  sei. 

Schon  1286  verlangen  dir  Minoriten  fasl  trotzig  - 1 : t < 1 1 i - . •  f i . -  Üciliilt-  für  eine 
Passade,  weil  es  der  Gemeinde  von  Siena  nicht  zur  Ehre  gereiche,  wenn  vornehme 
fremde  Geistliche  und  Städteboten  kämen  und  die  provisorische,  „das  Ding  von 
Backstein  und  Mörtel",  sähen.  Im  Jahre  1329  >taatdiriiraLr  an  die  Karmeliter 
für  eine  Tafel  des  Lorenzetti,    welcher  'lal.fi  urkundlich  gerühmt  wird. 

Der  Staat  befiehlt  1288  der  Dombaubehörde,  dem  Sculptor  Ramo  'li  Pa- 
ganello  «'inen  grossen  und  schönen  Auftrag  zu  geben,  woran  er  könne  suum 
magisterium  ostendere  et  industrium  suum  opus.  —  Nach  1527  braucht  die 
eifrige  Bürgerpetition  um  Anstellung  des  von  dem  verwüsteten  Rom  hergeflüch- 
teten Baidassar  Peruzzi  u.  a.   den  Ausdruck:   'las-  Ehre   und  \. ■  der  Stadt 

dadurch  in  andern  Städten  zunehmen  würden;  ausserdem  hofft  man.  dass  Siena 
durch  ihn  eine  Kunstschule  werde. 

Die  Ufficiali  dell'  Ornato  begutachten  u.  a.  1  169  eine  Expropriation  zur 
Bildung  eines  Platzes  mit  der  Erwägung:  Platz  und  Stadt  müssten  davon  solche 
Würde  gewinnen,  dass  jeder  Bürger  täglich  mehr  davon  erbaut  sein  werde. 

Einer  Landstadt  des  sienesischen  Gebietes,  Grosseto,  wird  1540  für  den 
Hau  ihrer  Kathedrale  ein  bestimmter  Baumeister  und  ein  approbierter  Plan 
desselben  vorgeschrieben. 

Bürgerbeschwerden  gegen  nur  ungenügende  Freskomadonna  an  Porta 
nuova;  gegen    das    Feueranmachen    in    dem    neu    und    herrlich    gemalten 

--.•n  Saal    im  Pal.  de)  Podestä  .    zum  Teil   au-   betonter  Rücksicht    auf  die 
Fremden    1316  . 

Im.-  \ er2ögerte  Vollendung  der  Fönte  gaja  heissl  1419  amtlich  eine  Schande 
der  Stadt :  Gaye,  i  arteggio  I.  p.  '"i. 

Tili  Beiträge  zum  Ausbau  des  Oratoriums  dei  Ortsheiligen  Katharina 
wird  1469  der  Staat  angegangen  im  Hinblick  auf  die  Ehre  der  Stadt,  auf  die 
Meinung  der  andächtigen  Fremden,  auf  dir  Verdienste  der  Patronin,  auf  den 
Ruhm  Sirnas  durch  sie,  auf  die  gegenwärtige  Friedenszeit,  endlich  „weil  wir 
eine  dei  wenigen  Städte  der  Welt  sind,  welche  noch  dir  Himmelsgabe  der 
3sen  Freiheit  gemessen". 

Ein  wahrer  [nbegrifl  des  sienesichen  Pathos  i-t  dir  schöne  Beschreibung 
der  Zeremonie,  mit  welcher  Duccios  Altarwerk  1310  in  den  I >« >m  geführt  wurde. 
Milanesi  I.  p.   168 

Baugi  -  i  ii  ii  n  ii  g  a  n  '1  -•  re  r  S  t  ••  <\  i  <-. 

Auch  in  halbfreien  und  fürstlichen  Städten,  sobald  sie  eigene  städtische 
Bauentschlüsse  fassen  können,  äussert  sich  ein  ähnliches  Gefühl  in  kl 
Worten.    Venedig  schweigt  beinahe  völlig;  wo  es  spricht,  tönen  seine  w 
am  stolzesten. 


1.  Kapitel.    Der  monumentale  sinn  der  italienischen  Architektur. 

Orvieto    nennt    1420   seinen   Dom   eine   herrliche   Kirche  ohngleichen  in 
Welt;         1380  die  Ambition,  die  grösste  Orgel  der  Weli  bauen  zu  lassen: 
Hella  Valle.  storia  del  Duomo  di  Orvieto,  p.   118  und  docum.  50  und  63. 

In  Perugia   ist    es    1426   der  päpstliche  Governator,   welcher   die  Bürger 
let,  eine  so  vornehme  Stadt  brauche  einen  viel  mächtigeren  und  schöneren 
i  als  der  bisherige  sei;  die  Kosten  zwischen  Papst,  Bürgerschaft  und  Dom- 
kapitel  geteilt.   -     Einem    Neubau    von    S.  Domenico    zuliebe   wurde   eine  Ver- 
kehrssteuer  beschlossen;    Graziani,   cronaca,    im  Archiv,  stör.  XVI,    I.    p.  318, 
118    """     620 

\  .:  dem  herabgekommenen  Piacenza  lastete  aus  besseren  Zeiten,  seit 
200  Jahren,  das  Gelübde,  eine  Madonnenkirche  zu  bauen:  die  merkwürdige 
Bei  1     mit  besorglicher  Einrede,  der  Herzog  Galeazzo  Sforza  möchte 

Stadt  plagen,  wenn  sie  Geldmittel  sehen  lasse;  che  Ausführung  hauptsächlich 
durch    Kollekte    mit     Hilfe    eines    grossen   Predigers    Fra    Giovanni    da    Lugo, 
Reitet    von    Wundem    und    Zeichen;    Annales    Piacentini,    bei    Murat.    XX. 
Gol.  921,  ss. 

In  Venedig  bekam  Sanmicheli  (gegen  1540)  den  Auftrag  zum  Bau  der 
prächtigen  Wasserfeste  S.  Andrea  am  Lido  mit  der  Bemerkung:  da  er  in 
weil  die  Festungen  der  Republik  (auf  Korfu,  Kandia,  Gypern)  neu  ge- 

baut habe,  möge  er  nunmehr  wohl  erwägen,  was  seine  neue  grosse  Ver- 
pflichtung  mit  sich  bringe  bei  einem  Bau,  welcher  ewig  vor  den  Augen  des 
Senates  und  so  vieler  Herren  dastehen  müsse.  Vasari  VI,  p.  347  (Le  M.  XI. 
p.    1  15),   v.  di  Sanmicheli. 

§  5. 

Denkweise  der  G  e  w  a  1  th  e  r  r  sehe  r. 

Die  Herrscher,  fast  alle  illegitim  und  gewaltsam,  waren  kraft  psycho- 
v  i    Notwendigkeit    meist    so   baulustig   als   ihre  Mittel   es  zuliessen. 
Bauten  waren  ein  dauerndes  Sinnbild  der  Macht   und  konnten  für  die  Fort- 
dauer einer  hvnastie  und  für  ihre  Wiederkehr,   wenn  sie  vertrieben  war. 
von  hohem  Worte  sein. 

Über  das  Verhältnis   des   usurpierten    Fürstentums  zum   Ruhm   und   zur 

/g     Kultur  d.  Renaiss.,    IIb  Aufl.,    I,   S.  s,    Kit  u.  f.;    IV.  Aufl.  I, 

S.   8    !  13    i.  i  .  das  Verhältnis  zur  Kunst,  bes.  zum  Bauwesen,  umfasste  beides. 

Vgl.   d.    Verf.   Zeit   Konstantins  d.  Gr.,   S.   164;    II.  Aufl.   S.  113.  —  Die  Bau- 

politik  dei    Medi<  i  -.  i  2. 

Gleich  der  Anfang  der  ital.  Tyrannis  ist  bezeichnet  durch  den  Baugeisl 
schrecklichen  Ezzelino  da  Romano  (st.  1259),  der  Paläste  über  Paläste 
baute,  um  nie  dann  zu  wohnen,  und  Bergschlösser  und  Stadtburgen,  als  er- 
wartete  er  täglich  eine  Belagerung;  alles  um  Schrecken  und  Bewunderung  ein- 
zuflössen  und  den  Ruhm  seines  Namens  jedem  Gemüt  so  einzuprägen,  dass  für 
ihn  k<-iii'-  Vergessenheit  mehr  möglich  wäre:  Monachus  Paduanus,  in  fine  L 
II.  u.  .i.  in  der  Sammlung  des   Urstisius; 

Bald  nehmen  die  Herrscher  von  .Mailand,  die  Visconti  wie  die  Sforza, 
mit   Bewnsstsein  die  erste  Stelle  unter  den  bauenden   bürsten  ein. 

Giangaleazzo  Visconti  st.  1402  .  mit  seinem  spezifischen  Sinn  für  das 
Kol  let    „das    wunderbarste   aller   Klösicr-.   die   Certosa   bei  Pavia, 


§  6.     Roinagna,  Mark  and  Umbrien.  7 

und  „die  grösste  und  prächtigste  Kirche  dei  Christenheit",  den  l1  ■  1  Mailand, 

„der  gegen   das  ganze  Altertum    in   die   Schranken    treten   kann"     l  rkunde  v. 
1490,    bei  Milanesi  II.    p.   138),    und    baute    weiter  an   dem   schon 
Oheim  Bernabo  begonnenen  Kastell  von  Pavia    §21  .  der  herrliche 
der   damaligen  Welt.  —  Fiüppo  .Maria  Visconti     -t.  Iii7     baute    Lust* 
und  richtete  das  Kastell  von  Mailand  zu  einer  prachtvollen  Wohnung  ein. 

Von  den  Sforza  i-i  zunächst  Francesco  zu  erwähnen,  der  ebensoviel  That- 
kraft  als  künstlerisches  Verständnis  bewies  durch  die  Gründung  und  energische 
Förderung  des  Riesenunternehmens,  alle  Spitäler  Mailands  in  einem  gewaltigen 
Neubau  zu  vereinen,  der  da-  denkbar  schönste  Spital  repräsentiere.  Sodann 
i-t  besonders  wichtig  Lodovico  Moro  gestürzl  1500),  beraten  von  Bramante 
und  Lionardo.  Grosse  Korrektionen  von  Mailand  und  Pavia;  Neubau  von 
Vigevano  mit  Gärten,  Aquädukten  und  zierlicher  Piazza.  Cagnola,  im  Archiv. 
stör.  III,  p.  188;  über  Vigevano  auch  Decembrio  vgl.  §.  1  l»-i  Muratori  XX, 
Col.  !>!»*.  hei  Moro  ernannte  li'"1  Milanesi  II.  p.  i'.l  s.)  die  Meister  für  Er- 
richtung einer  Domkuppel,  „welche  schön,  würdig  und  ewig  sein  -"II.  wenn  sich 
auf  dieser  Well  etwas  Ewiges  hervorbringen  lässt". 

Auch  dir  Gonzagen  von  Mantua  geben  ihren  Baugeisl  deutlich  kund. 
ausserdem  etwa  noch  »du  geldreicher  Condottiere. 

Für  Mantua   besonders  wichtig  erst  die  Regierung  des  Hei     _•-  Federigo; 
Umbau    von    ganzen    Quartieren   1526  bis   1546,    Hau    des    Pal.  de  Te  u. 
Vasari  \'.  p,  535  ss.  (Le  M.  X.  p.   109  ss.),  v.  di  Giulio  Romano. 

Bei  Gaye,  carteggio  II.  p.  326  ss.  <U>-  merkwürdigen  Aktenstücke  über 
dm  Hau  eines  neuen  Domes  zu  Mantua  1545  .  welcher  von  der  Herrscher- 
familie wesentlich  als  weltliche  Ehrensache  betrieben  und  den  Unterthanen  am' 
höchsl  glimpfliche  Weise  zu  einer  uur  massigen  Beihilfe  empfohlen  wird. 

Der  Feldherr  Colleoni  -t.  1475),  im  Bewusstsein,  da--  ihn  die  Republik 
Venedig  erben  werde,  baute  drei  Kirchen  nebsl  seiner  prachtvollen  Grabkapelle 
in  Bergamo    §  80    und   da-   schöne  Landschloss  Malpaga;    Paul.  Jovii  elogia, 

sub    Bartol.  Coli i".        Vgl.    Kultur  d.  Renaiss.    Hl.  Aufl.    I.    S.   126,   oben; 

IV.  Aufl.  I.  S.  23. 

§  6. 

i;  i>  in  ;i  «r  11  a  .  M  a  r  k  u  ml  U  m  b  r  i  e  11. 

Südlich  vom  Po  in  der  Romagna  und  Mark  Ancona  und  weiter  in 
Umbrien  entwickelte  sich  in  der  relativ  langen  Friedenszeil  von  146fi  bis 
nach  1480  der  fürstliche  und  zugleich  der  städtische  Bausinn  vorzüglich 
stark,  offenbar  durch  Wetteifei . 

Um  diese  /aal  mögen  in  Oberitalien  die  Riegelwände  verschwunden  sein, 
von  welchen  Lomazzo    trattato  dell'  arte,  ed.  Milan.   1585,  p.  649)  als 
dort  früher  allgemeinen  Bauweise  spricht. 

In  Faenza  baute  nach  Kräften  Fürs!  Carlo  Manfreddi,  in  Ravenna  dir  \ 
zianische  Regierung,  in  F01  Li  Fürs!  Pino  Ordelaffo,  der  auch  den  bauend«  n  Pi 
Leuten  mit  Hufe,  Ral  und  Gunsl  beistand  und  sein  neues  Palatium  :  17-J  dun  1 
feierlichen  Ritterschlag  einweihte;  \\\u.  Foroliviens.  b<  1  M  irat.  XXII,  1 

In  Bologna     Annalen   des   Mönches   Bursellis,    bei    M   rat,   XXIII 
damals,    besonders    3eil    1460,    um  die  Wette   die  Geisthchen,    der    p 


1.  Kapitel.    Der  monumentale  Sinn  der  italienischen  Äjchitektur. 

.-.    das  halbfürstliche  Haus  der  Bentivogli,    die  Stadtbehörde,    die  Zünfte, 
die  Privatleute   und   namentlich   die   reichen  Professoren;    Privatpaläste  ..eines 
Fürsten  würdig";  der  Palast  der  Bentivogli  ^königlich";  die  grossen  und  teuern 
ktionen  s.  §   1 12. 
In  Pesaro  tli.it  Fürsl  Costanzo  Sforza  (Vetter  des  Moro)  das  Mögliche  für 
K.  rrektion  und  Ausbau  der  Stadt    und    schuf   die   zierliche  Veste  daselbst  per 
fantasia. 
Der    Ruhmsinn    verbunden    mit    einer   entsetzlichen    Gemütsart   in   Sigis- 
mondo  Malatesta,    Fürsten  von   Uiniini   ist.  L467),    dem  Zerstörer   dessen,    was 
andere  gebaut,  um  das  Material  neu  zu  vernutzen  und  kein  Andenken  als  das 
.eben  zu  lassen.     Für  sein  S.  Francesco  (seil  L447),  das  er  eigent- 
lich   sich   seihst    und    der    schönen    [sotta    zu   Ehren    haute,    wurde   der   Hafen 
und  viele  andere  Gebäude,  Grabmäler,  ein  Stiftshaus  und  ein  Glockenturm  zu 
Rimini  zerstört  und  zu  Ravenna  der  Marmor  aus  drei  alten  Kirchen  (S.  Severo, 
-     ^pollinare  in  Glasse  und  Galla  Placidia)  geraubt.    Vasari  II,  p.  540,  Nota  4 
1.     M.    IV,    p.  56,    Nota),    v.  di  Alberti.     Vgl.  Kultur  d.  Renaiss.    III.   Auil.  I, 
S.  271;  IV.  Aufl.  1.  S.  255.         tuten  §  63. 

Auch  die  Kleinsten  strengten  sich  an.  Shnonetto  Baglione,  der  das 
tchen  Diruta  verwaltete,  liess  wenigstens  die  Piazza  pflastern  und  wollte 
auf  kühnem  I.o^en  von  Fels  zu  Fels  Wasser  herleiten,  lauter  Dinge  ,.zu  ewigem 
Andenken",  als  ihn  (1500)  sein  Schicksal  ereilte.  Matarazzo,  cronaca,  archiv. 
stör.  XVI.  II.  p.  107.  Vgl.  Kultur  d.  Renaiss.  III.  Aufl.  I,  S.  30;  IV.  Aufl.  I. 
S.  30. 

Bei  den  Herzogen  vom  Haus  Este  zu  Ferrara,  Borso  (st.  1471)  und 
Ercole  I.  (st.  1505)  sind  die  eigenen  Bauten  zahlreich,  massig  und  zweck- 
mässig, da-  letzte  Ziel  weniger  monumental  als  politisch:  eine  reiche,  feste, 
starkbevölkerte  grosse  Stadt  zu  schaffen.  Sie  bauten  gerade  so  viel  selbst 
und  regierten  dabei  so.  dass  andere,  auch  eingewanderte  Fremde,  veran- 
tssl  und  wohl  auch  genötigt)  wurden,  ebenfalls  und  zwar  nach  der  vor- 
geschriebenen  Richtung  zu  hauen. 

Diario  Ferrarese,   bei  Murat.  XXIV,  und  Annales  Estenses,  bei  Murat.  XX, 

Einmal  schau!   bei  Borso  eine  babylonische  Denkart  hervor,    als  er 

fronweise  in  seiner  Po-Ebene  den  grossen  künstlichen  Monte  santo  aufschütten 

Die  Korrektionen  und  Quartieranlagen  §   112.     -  Um  den  herzoglichen 

-  bifanoja   berum  entstand  ein  Palastquartier  u.  a.  durch  eingewanderte 

florentinische  Verbannte.    Für  bestimmte  Zwecke  wurde  bisweilen  a  furia,  über 

Hals  und   Kopf  gebaul   und  die  Expropriation  sehr  teuer  bezahlt. 

Der  grosse  Eederigo  von  Montefeltro,  Herzog  von  Urbino  (st.  1482), 
Kenner  der  Architektur,  haute  ausser  vielen  Festungen  seinen  berühmten 
Palast,  welcher  als  einer  der  vollkommensten  seiner  Zeit  galt. 

isiano    fiorentino,    p.    121    s.,    p.  146;    weitere   Aussagen    von  Zeit- 
bei   3chmarsow,    Melozzo  da  Forli,  S.  350  ff.     Vgl.  Kultur 
3S.   III.  Aufl.   I.  S.   lö.  269;   [V.  Aufl.  I.  S.    U>,  253.     -  An  dem  Palast 
Leichl  selbei   das  Meiste  gethan  haben. 


§  (.     Monumentaler  Sinn  Papsl   Sicolaus'  V.  m 

§  T. 
monumentaler  sinn  Papsl   Nicolaus'  V. 

Jn  dem  zerrütteten  Rom  erhoben  sich  die  ersten  Päpste  nach  dein 
Schisma  kaum  über  Reparaturen.  In  NJcolaus  V.  (4447  L455)  aber  war 
Hauen  und  Bücher  sammeln  zu  Einer  übermächtigen  Leidenschaft  gediehen, 
zu  deren  Gunsten  der  Papsl  selber  erhabene  sowohl  als  praktisch.-  Gesichts- 
punkte geltend  machte.  An  Universalität  der  künstlerischen  [nten 
hat  es  ihm  keiner  auf  dein  Stuhle  Petri  gleich  gethan,  an  Grossartigkeil 
baulicher  Intentionen  komml  er  Julius  II.  nahe. 

Hin  Nachfolger  von  ähnlicher  Hoheit  künstlerischen  Sinn.'-.  Pius  II..  urteilte 
aber  ihn:    ..er  hal   Rom  mil  mächtigen  Bauten  in  grosser  Zahl   wunderbai   g 
schmückt;    hätte  er  alle  seine  Projekte  ausführen  können,    so    wäre    er   hinter 
keinem  der  alten  Kaiser  zurückgeblieben;"  Europa,  cap.  58. 

Über  'lie  zunächst  auf  Wiederherstellung  äusserer  Ordnung  und  ge- 
sicherter Zustände  gerichtete  Thätigkeit  Martins  Y.  (1417  31)  s.  K.  Müntz, 
Les  art-  ä  la  cour  des  papes.  I.  s.  I  ff.;  [nfessura  bei  Muratori,  Scriptores  IM. 
2,  p.  11l'2;  seine  Bulle  von  1425  s.  in  Bullarum  amphssima  collectio  III.  2, 
p.  ir.L'.  hei  Theiner,  Codex  diplomaticus  III.  p.  290,  hei  Müntz,  ...  a.  • ».  p.  335  ff. 
Nicht  umsonst  forderte  Martin  seine  Prälaten  zu  thätiger  Mitwirkung  auf 
[Muratori  III.  2,  p.  s*>7.  858,  s.  bei  Müntz.  a.  a.  Ü.  p.  2  ;  seine  eigene  Thätig- 
keit durfte  der  Papst  hoch  genug  schätzen,    um    sie   durch  eine  Medaille  dem 

Gedächtnis   der  Nachwelt    einzuprägen   (Venuti,    Nuniismata  romanorum  | ti- 

licuin.  p.   1:  Müntz,  a.  a.  0.  p.  3).  —  Auf  «ler  gleichen  Bahn  des  Restaurieren^ 
schritt  Eugen  IV.  (1431      17   fort  (Müntz*  nouvelles  recherches,  1884,  p.  33  ss. 
einen  für  Neuschöpfungen  vorbereiteten  Boden    fand    erst   Nicolaus  V.    1117 
bis  1455    vor.     -■  Über  seine  Werke  und  Projekt. •  s.  Vitae  Paparum,  bei  Mura- 
tori III.   2,    Col.  925  it..    besonders  949     Testament);    beide  Quellen   auch   bei 
Müntz,  a.a.O.  I.  p.  337  ff.;  Piatina,  in  vita  Nicol.  V.;  Müntz,  a.a.O.  p.  68  ff. 
über  Albertis  mutmasslichen  Anteil   an  den  IM. .neu  des  Papstes    vgl.  Dehio  im 
Repertor.  f.  Kunstwissenschaft   III.  p.  241  ff.        Aussei   vielen  Bauten  in  Land- 
städten die  fünf  grossen,   nur   geringstenteils  ausgeführten  Projekte  für  Koni 
Herstellung    der  Stadtmauern    und    der    \0  Stationskirchen,    Umbau  des   B 
zur  Wohnung    für   die  gesamte  Kurie.    Neuhau  des  Vatikans   und  der  Peters- 
kirche; dazu  Korrektionen  der  Strassen  und  Plätze  und  Verbindung  dei  l<  tzteren 
durch  schattige  Kolonnaden,    wie    sie  die  antike   und  frühchristliche  Zeil   nach 
dem  Vorbild  hellenistische]   Städte  geliebt  hatte.       Vgl.  auch  Müntz,  nouvelles 
rei  herches,   1889,  p.   i1'  ss. 

Die    Motive    nach   den    Biographen:    Ehre    und   Glanz    des    apostolischen 
stuhle-.  Förderung    der  Devotion   der  Christenheit    und  Sorge   füi   den  eig 
Kuhin  durch  unvergängliche  Kaulen. 

Laut    der   eigenen    Rede   des   Papstes    an    die    um    sein  Sterbebette 
sammelten  Kardinäle:   das  monumentale  Bedürfnis  der  Kirche,  nicht  in  b« 
der  Gelehrten,    welche  Entwicklung  und  Notwendigkeil    der  Kirche   auch 
Kauleu  verständen,  wohl  aber  gegenüber   den   turbae   populorum,    wel 
durch  Grösse  dessen,  was  sie  sähen,  in  ihrem  schwachen  und  bedrohten  < 


l,i  l.  Kapitel.    Der  monumentale  sinn  der  italienischen  Architektur, 

bestärkt  werden  könnten.     Dazu  dienten  besonders  ewige  Denkmäler,    die  von 

■  seihst  erbaut  schienen.    Die  Festungen  im  ganzen  Staat  habe  er  errichtet 

i  Feinde  von  aussen  und  gefährliche  Neuerer  im   Innern.     (Vgl.  Kultur  d. 

dss.   1.  S.  99,  227,  234;    l\.   \utl.   I.  S.  h >:>.  204,  213.)    „Hätten  Wir  alles, 

-Kirchen  und  andere  Hauten,  vollenden  können,    wahrlich.  Unsere  Nachfolger 

„würden  mil  er  Verehrung   aller  Christenvölker   angebetet    werden   und 

..sicherer    vor   innern    und    äussern  Feinden   in   Rom    wohnen.     Also   nicht   aus 

„Ehrgeiz,   aus  Prachtliebe,   aus   leerer  Ruhmsucht  und  Begier   Unsern  Namen 

„zu    verewigen,    haben    Wir   dieses   grosse  Ganze    von  Gebäuden   angefangen, 

-    i  lern  zur  Erhöhung  des  Ansehens  des  apostolischen  Stuhles  bei  der  ganzen 

„Christenheit,    und  damit  künftig  die  Päpste  nicht   mein-  vertrieben,    gefangen 

tommen,    belagert    und    sonst   bedrängt   weiden  möchten."     Die  letzte  (ver- 

iche    Hitte  an  die  Kardinäle,  man  möge  fortfahren  und  vollenden,  prosequi, 

perficere,  absolvere ' 

Nur  das  unermüdliche  Streben  nach  gewaltigen  Neuschöpfungen  erklärt 
bei  diesem  Papste  die  sonst  unbegreifliche  Geringschätzung  der  antiken  Trümmer, 
die  er  ohne  Skrupel  preisgab,  wenn  es  galt,  aus  ihnen  Baumaterial  für  die 
neuen  Werke  zu  gewinnen.  Forum,  Kolosseum  und  Gircus  maximus  wurden 
unter  seinem  Pontifikat  besonders  geplündert.  Wie  wenig  dieser  Vandalismus 
dem  Sinne  einsichtsvoller  Zeitgenossen  eidsprach,  bezeugen  die  Aussagen  eines 
Manuel  Chrysolaras,  Alberto  Averardi  (der  zudem  die  cose  moderne  als  molto 
tristi  bezeichnet),  Flavio  Biondo  u.  a.  Vgl.  des  Letztern  Roma  instaurata  I, 
cap.  l(>i:  III.  cap.  s.  und  anilere  Stellen,  zum  Teil  bei  Müntz,  Les  arts  ä  la 
,   des  papes,  I.  p.   106;    Urlichs,   Codex  topograph.  p.  234  f.  —  Vgl.  §  26. 

§  8. 
Die  übrigen  1 '  ii  p  s  t  e  b  i  s  auf  J  u  1  i u s  II. 

Von  den  nächstfolgenden  Päpsten  Calixt  III.  (bis  1458),  Pius  II.  (bis 
.  Faul  II.  (bis  1471),  Sixtus  IV.  (bis  1484),  Innocenz  VIEL  (bis  1492) 
und  Alexander  VI.  (bis  1503)  verrät  keiner  mehr  diesen  hohen  Eifer  für 
allgemeine.  Wohl  aber  offenbart  sich  der  Prachtsinn  weltlicher  Fürsten 
und  die  Rücksicht  auf  Rom  als  Residenz.  Seit  Pius  II.  beginnen  die 
reicheren  Kardinäle  tun  die  Wette  Paläste  zu  bauen,  und  sixtus  [V.  fordert 
sie  sogar  dazu  auf;  auch  ihre  Titularkirchen  zu  schmücken  wird  für  sie 
Ehrensache. 

P  ,-  II.  hatte  Bausinn  und  edeln  Geschmack,  aber  nicht  so  sehr  für  Rom, 

als    flu    seinen  Geburtsort   Gorsignano,    den    er    zur   Stadt,    zum   Bischofssitz, 

Amtsort    und    Festori    erhob    und    nach    seinem    Namen    Pientia    nannte,    wie 

(ander,    die  Diadochen    und    die  Imperatoren  so  manche  Städte  nach  ihrem 

Samen  benannl  hatten. 

Paul  II..  dei  hon  als  Kardinal  (Barbo)  durch  den  Bau  des  ersten 

laissancepalastea  in  Rom    Palazzo  di  Venezia,    begonnen  vor  1455)  hervor- 

gethan,  unternahm  die  Fortführung  des  Neubaues  von  St.  Peter  und  erweiterte 

vatikanischen  Palast;    vgl.  die  Dokumente  bei  Müntz,  a.  a.  0.  Bd.  II,  und 

Grimaldi,  Cod.  Barberin.    XXXIV,    50.     -  Auf  den   Palast   bei  S.  Marco  hatte 

Faul   bereits   als    Kardinal    15000  Golddukaten  aufgewendet   und   den   Bau   so 


;   -      Die  übrigen  Päpste  bis  auf  Julias  II.  11 

gefördert,   dass   er  ihn    im  Beginn    seines  Pontifikata   ei  ihnen 

konnte;  Muratori  [II,  2,  p.  1140.   Mit  diesem  Neubau  ging  die  Res  l  der 

Basilika  S.  Marco  Hand  in  Hand. 

Sixtus    IV.    mit    vorherrschend    profanem    Bausinn    errichtete 
schwer  entbehrte  mittlere  Tiberbrücke,  den  Ponte  Sisto  mit  der  naiven  Inschrift, 
und  gewann  die  Aqua  virgo   (Acqua  di  Trevi     wieder    für  Rom.     Doch  stellte 
er,  zumal  bei  Anlass  des  Jubiläums  1 17r>.  auch  mehrere  Kirchen  her. 

(her  die  Hauten  der  Päpste  und  Kardinäle:  Müntz,  Les  arts  etc.  I  III. 
Pii  11.  Comment.  I.  VIII,  p.  366,  vgl.  L.  VI,  p.  308.  Vitae  Papar.  bei  Murat. 
III.  II.  Col.   mis.    1031,    1034  ss.,    1046,    1064   >..   1098.    Ferner  Platinae  conti- 

nuator  (Onuphr.  Panvinius),    passim.   Albertini,   de   mirabilibus  R ae,    im  III. 

Buch  fol.  83  85:  Herstellungen  und  Neuhauten  der  römischen  Kirchen  von 
sixtus  IV.  bis  auf  Julius  II.  fol.  99  die  Hauten  des  Julius  insbesondere, 
schon  seit  er  Kardinal  war.  auch  ausserhalb  von  Rom.  fol.  ss  91:  die 
Paläste,  Häuser,  Gärten  und  Vignen  von  Kardinälen,  Prälaten  und  Weltlichen. 
alles  sich  kaum  über  die  blosse  Aufzählung  erhebend).  Die  Kardinäle  und 
Prälaten  hauten  wohl  auch  vgl.  §  95  weil  sie  wussten,  die  Kurie  winde  ihre 
bewegliche  Habe  gewaltsam  erben.  Mit  ihren  Prachtgräbern  §  139  verhält  es 
sich  grösstenteils  wohl  ebenso. 

Der  gewaltige  Julius  II.  (1503  bis  L513),  schon  als  Kardinal  bau- 
lustig bis  zur  höchsten  Anstrengung  seiner  Kräfte,  unternahm  den  Neubau 
von  St.  Peter  (§66)  und  dem  Vatikan  in  einem  freien  und  grossen  Sinne, 
wie  ihn  kaum  je  ein   Bauherr  gehabl   hat. 

Onuphrius  Panvinius,  de  vaticana  basilica,  hei  Mai.  spicileg.  romanum, 
Tom.   IX.   p.   365   SS       Vgl.    Hauke.   Päpste,   I.  S.  tu».      Folgend.-  der   Inhalt: 

Hohen  Mutes,  in  Kampf  und  Krieg  gegen  die  Feinde  der  Kirche  uner- 
schütterlich und  hartnäckig,  pflegte  Julius  von  allen  Dingen,  die  ihn  einmal 
ergriffen,  dergestalt  entflammt  zu  werden  dass  ei  das  kaum  Erdachte  auch 
gleich  durchgeführt  zu  sehen  erwartete.     Unter   andern   grossen  (iahen    •• 

iuch  eine  wunderbare  Begeisterung  des  Bauens,  mochte  sie  auch  die  Schuld 
sein  an  mehr  als  einem  Unterbau,  der  nicht  weitergeführt  wurde.  Anspielung 
auf  da-  angefangene  Gerichtsgebäude  an  der  Via  Giulia.  Überdies  hatte  er 
Männer  um  sich  wie  Bramante,  Rafael,  Baidassar  Peruzzi,  Antonio  da  Sangallo, 
Michelangelo  und  andere.  Bramante,  damals  als  der  grösste  von  allen  geltend, 
hatte  endlich  an  ihm  .inen  Papst  gefunden,  wie  er  ihn  wünschte;  beredt  wie 
er  war,  gewann  ei  ihn  für  einen  Neubau  von  St.  Peter,  welchi 
des  päpstlichen  Namens  und  der  Majestät  des  Apostels  würdig  w  lies? 

den  Papst  bald  Ansichten,    bald   andere   Zeichnungen    für  die   künftige  Kirche 
-.•Inn.    kam  immer  von  neuem  darauf  zurück,    und   schwur  dem  Papst, 
dieser  Hau  ihm  «inen  ewigen  Ruhm  sichern  werde.   Julius  II.  in  seinem  hohen 
und  weiten  Sinn,  wo  für  kleine  Dinge  keine  Stelle  war.  stets  aut 
gerichtet        magnarum  semper  molium  avidus        liess   sich    von  dem  M 
gewinnen  und  beschloss  die  Zerstörung    der   alten    und   den  Authau   einei 
waltigen  neuen  Peterskirche.     Dabei   halte   er   gegen   sich  die  Leute  I 

Stände,    zumal  die  Kardinäle,  welche  auch  gen ine  prachtvoll. 

habt  hatten,   aber  den  l  ntergang  der  alten,    für   den   ganzen  ' 
würdigen  Basilika    mit    ihrer  Menge  von    Heiligengräbern    un 


1.  Kapitel.    Per  monumentale  Sinn  der  italienischen  Architektur. 

ingen  bejammerten.     Der  Papsl    aber   blieb   beharrlich,    warf  die  Hälfte   der 

alten  Kirche  nieder  und  legte  die  Fundamente  der  neuen  1 18.  April   1506). 

Mit  diesem  Bau,  so  schwankend  dessen  Schicksale  einstweilen  waren, 

stellte  sich  das  Papsttum  auf  lange  Zeit  an  die  Spitze  alles  Monumentalen 

im  ganzen  Abendlande.     Zur   Zeit    der  Gegenreformation   hatte  dies  nicht 

bloss  formale,  sondern  auch  weltgeschichtliche  Folgen. 

Wogegen  kaum  in  Betracht  kommt,   dass  unter  Leo  X.  der  Bau  einiges 
im  Ausbruch  der  Reformation  mit  beigetragen  hatte. 

Alt-St.   Peter   war   schon  um   1450    fast    (i  Fuss   aus    dem  Lot  gewichen 
l    hielt    schon   nur   noch    durch    die  Verankerungen    des  Daches    zusammen; 
Alberti,    arte   edificatoria ,    L.  I    (opere  volgari,    vol.  IV,  p.  242).     Das  nächste 
Erdbeben  hätte  die  Kirche  umgeworfen;  ib.  L.  X.  cap.  17.  p.  :*!H  s.,  ed.  Ticozzi 
ch  bei  Munt/.,   nein,  recherches   III.    p.  52  s.),   ein    Vorschlag  zur  Wieder- 
stellung. 

§  9. 

Gesinnn  ng  des  Prival  b  a  ue  s. 

Audi   bei    Privatleuten   zeigt  sich   in  Italien   frühe   eine   begeisterte 

Besinnung.    Schöne  und  grosse  Bauwerke  sind  eine  natürliche  Äusserung 

des  veredelten  italienischen  Lehens,  bei  einigen  Bauherrn  wohl  auch  eine 

Vorstufe  zur  fürstlichen  Macht.    Venedig  ist  wiederum  schweigsam,  Florenz 

beinahe  gesprächig. 

Der  Venezianer,  welcher  Ambition  an  den  Tag  legte,  war  ein  solcher, 
der  lv>'in  gutes  Ende  nahm  (1457),  der  Doge  Francesco  Foscari.  Auf  den  Palast, 
der  fortan  seinen  Namen  trug,  haute  er  das  obere  Stockwerk,  damit  man 
denselben  nicht  mehr  wie  früher  Gasa  Giustiniana  nenne;  Sansovino,  Venezia, 
toi.  149. 

Für  Florenz  ein  frühes,  lautes  Bekenntnis  in  den  Briefen  des  Niccolö 
ajuoU,  «1er  aus  einem  Kaufmann  Grossseneschal  von  Neapel  geworden  und 
der  Kerne  seinen  Bruder  mit  dem  Bau  der  mächtigen  Kartause  bei  Florenz 
iftragt,  im  J.   1356.    Gaye,  carteggio,  I,  p.  61,  64.     Vgl.  Matteo  Villani  III, 

Was    mir  Gott    sonst    Lie^ehen.   geht  an  nieine  Nachkommen  über 

„und  ich  weiss  nicht  an  wen,    nur  dieses  Kloster  mit  seinem  Schmuck  gehört 

„mein  auf  alle  Zeiten    und    wird    meinen  Namen    in    der    Heimat    grünen    und 

„dauern  machen.     Lud   wenn    die   Seele    unsterblich    ist,    wie  Monsignor  der 

ji    so  wird  meine  Seele,  wohin  ihr  auch   befohlen  werde  zu  gehen, 

-  ■  ;i  dieses  Baues  freuen." 

Der  Name  des  in  Kai-er  Sigismunds  Dienst  als  l!;il   und  Feldherr  gegen 

die  Türken  viel  geltenden  Filippo  Scolari  oder  Pippo  Spano.  der  in  Ungarn  etc. 

jebüch   180  Kapellen  baute,   und  den  man  für  den  Stifter  der  Polygonkirche 

Maria  degli  Angeli    in    Florenz   ansah,    ist    aus   diesem    Zusammenhang    zu 

itdem  sich   urkundlich   heraos^estellt   hat,  dass  Scolari  nur  die  Erh- 

aft  eines  Bi  iders   und  eines  Vetters  kurze  Zeit  verwaltet  hat.  welche  später 

zum  Bau  jenes,  von  Brunellesco  entworfenen,  aber  unvollendet  gebliebenen 

:-  verwendet  wui 

Die  höchste  Ambition,    die   der  Privatbau  auf  Erden  an  den  Tag  gelegt 

hat:  Palazzo  Pitti,  füi   Luca  Pitti  gebaut. 


;  10.     1  '!••  '  reg  ition.  1  a 

Über  Palazzo  Strozzi,  gegründet  1  i^'1  von  Filippo  Strozzi,  i  glän- 

zenden Gestalten  des  damaligen  Florenz,  eine  zum  Teil  apokryphe     zui 
aber  sehr  bezeichnende  Erzählung,  Gaye,  carteggio  I.  p.  354   3.    Vgl.] 
Strozzi,  bauverständig  und  mehr  auf  Ruhm  als  auf  Besitz  gerichtet  hdem 

ei    für   die  Seinen    reichlich   gesorgt,   will   durch   einen  B  einem 

Geschlechl    einen  Namen    machen  auch  über  Italien  hinaus.     I>.-r  thats.o  hliche 
Staatsherrscher,  Lorenzo  magnifico,  der  ein  gar  zu  majestätisches   '•  n  der 

grossen  Geschlechter  nicht  liebte,  aber  doch  ein  prachtvolles  Florenz  haben 
wollte,  liess  sich  die  Pläne  vorlegen,  nötigte  jenen  angeblich  zu  einer  -allzu- 
vornehmen-' Rustikafassade  und  verbot  ihm  die  Buden  im  Erdgeschoss.  Sl 
hätte  dem  Lorenzo  gar  nie  glaubhaft  machen  können,  dasa  er  die  Rustika  fürchte, 
per  nun  esser  cosa  civile,  während  so  viele  andere  Florentinei  sie  anwandten, 
und  voll. -nil-  nicht,  dass  er  unten  Buden  anbringen  wolle.  Der  Bau  sollte  ohne 
Eingriff  in  das  Kapital,  aus  den  blossen  Einkünften  bestritten  werden,  was  auch, 
trotz  anderer  Bauten  und  Überteurung  beim  Platzankauf,  gelungen  wäre,  wenn 
nicht  Strozzis  Tod  I  UM  ••in.-  Stockung  herbeigeführt  hätte.  Sein  Testament 
verpflichtete  die  Sühne  zum  Ausbau,  unter  Bedrohung,  dass  sonst  der  Palast 
an  Lorenzo  magnifico  und  eventuell  an  die  Zunft  der  Kaufleute  oder  an  das 
Spital  S.  Maria  nuova  fallen  sollt-.  Sie  dessen  es  sich  gesagt  sein,  und  der 
berühmte  Filippo  strozzi  der  Jüngere  (Varchi,  stör,  ßorent.  L.  IV,  p.  321)  voll- 
endet».' ilen   Bau    I. ">;;. 

An  einem  anmutigen  Privatbau  zu  Mailand  ( !asa  Frigerio  bei  San  Sepolcro) 
steht  geschrieben:  elegantiae  publicae,  commoditati  privatae. 

Die  Sinnesweise  des  vornehmen  Privatbaues  wird  gegen  1500  auch 
theoretisch  besprochen  und  auf  bestimmte  Grundlagen  und  Ziele  zurück- 
geführt. 

Die  Schrift  des  Neapolitaners  Jovianus  Pontanus  „de  magnificentia"  definiert 
den  Prachthebenden,  den  magnificus  besonders  auch  in  Bezug  aut  das  Hauen. 
mit  Belegen  ans  Neapel  und  Sizilien.  Vier  Sachen  bedingen  die  höhere  Würde 
.-ine-  Baues:  der  Schmink,  den  man  ehei  übertreiben,  G  se,  in  der  man 
sich  eher  massigen  soll,  die  Trefflichkeit  des  Materials  als  Beweis,  dass  keine 
Kosten  gescheut  worden,  und  die  ewige  Dauer,  welche  allein  den  von  . 
■  Iniien  unvergänglichen  Ruhm  sichert.  Anekdote  von  einem  Catam 
welcher   sich    an   enormen  Fundamenten   arm   haute   und    sich   damit    tröstete, 

seh laraus  werde  wenigstens   die  Nachwelt    schliessen,   dass  er  ein    gl 

Ih-ii   gewesen.       Das  Geld  muss  nicht  bloss  thatsächlich  ausgegeben,    sondern 
sichtbarlich  gerne   und   mit    der  wahren  Verachtung   ausgegeben    woi 
Nur  von  vollkommenen  Gebäuden  geht  die  Bewunderung  auch  auf  die  l 
über,  man  kommt  aus  fernen  Ländern,  um  sie  zu  bestaunen,  und  Dichter  und 
Geschichtsschreiber  müssen  deren  Ruhm  verbreiten. 

Die  Gegenrel  tion. 

Dein  Kirchenbau  komml  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  als  neue 
Triebkraft  die  Gegenreformation  zu  statten,   welche  nicht   viel   w 
sich  macht,  aber  gleich  mit  bedeutenden  Hauten  auftritt. 


14  [L  Kapitel.     Kauherrn.  Dilettanten  und  Baumeister. 

Noch  kurz  vorher    um  1540)  die  Klage  des  Serlio  über  das  Erlöschen  des 
kirchlichen  Baueifers,  im  V.  Buche. 

Ein   besonders   auffallendes   Steigen   desselben   seil   1563,   d.  h.   seit   der 

Publikation  der  Beschlüsse  des  tridentinischen  Konzils ;  Armenini,  de'  veri  pre- 

:  della  pittura,   Ravenna    1587,  p.    1":  in  der  ganzen  Christenheit  wetteifere 

man  seither  im  Bau  von  schönen  und  kostbaren  Tempeln,   Kapellen  und  Klöstern, 

ei  nichts  zu  wünschen  übrig  bleibe   als  eine   ebenso  grosse  und  lebendige 

Malerei    und   Skulptur:    d.    h.    die    Schwesterkünste    unter   der    Herrschaft    des 

3  bienen  der  Baukunst  nicht  ebenbürtig. 


II.  Kapitel. 
Bauherrn,  Dilettanten  und  Baumeister. 

§  ii. 

Kunstgelehrte  B a u h e r r n  des  X V.  J ah r h u n <l e r t s. 

Bei  dem  so  ganz  persönlichen  Verhältnis  vieler  Bauherrn  zu  ihren 
Bauten,  welche  bisweilen  als  Hauptlebenszwecke  und  als  Garantieen  des 
Nachruhms  behandelt  werden,  musste  sich  eine  eigene  Kennerschaft  oder 
ein  Dilettantismus  entwickeln,  welcher  hie  und  da  die  wahre  Urheberschaft 
zweifelhaft  macht.     Der  Bauherr  wird  stellenweise  zum  Baumeister. 

Nicolaus  V.    ^  7)  wird  beim  projektierten  Neubau  von  St.  Peter  geradezu 
-'  dei  An  hitekt  genannt  und  deshalb  nicht  mit  Salomo,  sondern  mit  Hiram 
Abif  verglichen,   als  wäre  Bernardo  Rossellino   nur   sein  Exekutant   gewesen; 
Vitae  Papar.,  bei  Mund.  III,  II.  Col.  938. 

Pius  II.    verrät    bei   der  Schilderung   seiner  Bauten   in  Pienza  (§  8)   eine 
Ikenntnis,    dass  anzunehmen  ist,    es   möchte  manches   daran  nicht 
B    imeister  Bernardus,  sondern  vom  Papste  selbst  angegeben  sein;  Pii  II. 
'..  besonders  L.  IX.  p.  425  ss.;  über  Bernardo  (wohl  Rossellino)  p.  432. 
K'         s         in  Urbino    §6    erschien,  wenn  man  ihn   borte,  als  Baumeister 
von  Hause  aus,  und  nicht   nur  kein  anderer  Fürst,    sondern  auch  kein  Privat- 
mann war  ihm  si  U.    Nicht  nur  für  seine  Festungen,  sondern  auch  für 
_      •:    lie  Maasse  und  alles  (übrige)  an";  Vespasiano  fiorent.  p.  121. 
Dagegen    äpricht    er  in   der  Urkunde  von  1468  bei  Gaye,  carteggio,  I,  p.  214 
zwar  als   Verehrei    und  stolzer  Kennei   der  Architektur,    ernennt  aber  doch  für 
i  zu  »einem  altei   ego  den   Luciano  da   Laurana,  einen  Illyrier,  da 
er  i                 ■   der  Quelle  der  Architekten,  keinen  geeigneten  Mann  gefunden  habe. 
Wii               aag  der  Anteil  des  Chorherm  Timoteo  MafFei  an  der  Badia  zu 
esen    sein,    «reiche    Cosimo   durch    Hrnneilesco   bauen  Hess?    Nach 
Veg                          265        i     die  Hauptsache  von  Timoteo  gewesen.    Die  Aussage 
irdine  dell'  architettura  e  della  composizione   fu  tutta  sua"  möchte 
Brunellesco,  p.  268    30  verstehen,   dass   nur  für  Disposition  und  Stil 


§  12.     Baudilettanteu  des  XVI.  Jabrhnndi  i;, 

die  Wünsche  des  Timoteo  massgebend  _•••■. 

als  praktischer  Architekt  keine  Nachrichten  vorliegen. 

Lorenzo  magnifico  (st.  L492    mischte  sich  in  das  ganze  Qorentini 
wesen  (§  9),    führte  so   scharfe  Urteile  über  die  Architekten  von 
Federigo    -••in  Brief  an  den  Kronprinzen  Alfonso   von  V  ye  I.  p. 

verschaffte   denselben   dann    wieder  Aufträge   in    der   I  • 
präsidierte    und    entschied    die    Beratung    über    eine    neue    Don  i  l'U 

Vasari  IV.  p.  299  ss.,  Le  M.  VII,  p.  238  ss.,  im  Comment.  zur  v.  di  Giuliano 
da  Sangallo  .  ja,  er  soll  sogai  dem  Giuhano  da  Majano  das  „Modello     «1.  h.  wohl 
die  Zeichnung)    für  * l i •  *  Villa  Poggio  reale,    welche  Herzog  Alfons   bi 
erbauen  liess,  eigenhändig  entworfen  haben;  Luca  Pacioli,   divina  proportione, 
ed.  <:.  Winlerberg,  p.    18;  vgl.  §   II*.      Doch  isi  es  bedenklich,  die  Wort» 
Vasari,  \'.  p.  25    Le  M.  VIII,  p.  267],  \.  di  A.  del  Sarto,  in  betrefl  der  Schein- 
fassade des  Domes  beim  Einzug  Leos  X.  1515,  auf  eine  hinterlasse       /       tiung 
Lort-tiztis  zu  beziehen.      ha--   er   es   sehr   hebte  und   beförderte,    wenn 
Adlige  Kunst  Kunstdilettanten  wurden,  kam  wohl  schwerhch  daher,  dass 

dem   edeln   Geblüt    ••in.-   höhere   Begabung  zutraute  (Vasari  IV.  p.  jr»7  [Le 
M.  VII,  p.  203  s.],  \.  <li  Torrigiano  ;  eher  mochte  er  wünschen,  dass  dii    \ 
den  Einfluss  im  Staat  vergässen,  die  Stadt  verschönerten  und  sich  gelegentlich 
dabei  verbluteten. 

In  Siena    beweisen  mehrere,   schon  einer  frühen  Zi-it  angehörende,   auf- 
fallend genaue  Kontrakte  für  Palastbauten   eine  genaue  Kennerschaft   dei    Be- 
treffenden; Milanesi  I.  p.  -2'>-2  (für  Pal.  Sansedoni,  schon   1339  ,  II. 
(für  Pal.  Marsigli,   1  i" 

Für  Arezzo  ebenda  I.  p.  200  der  Kontrakt  zum  Hau  der  Pieve   ! 

Für  Pistoja  ebenda  I.  p.229  der  Kontrakt  zum  Bau  des  Baptisteriums  I 

I-  ranj  •■-•  -  Sforza  bemühte  sich  auf  das  eifrigste  für  das   von    ihm   I 
gründete  grosse  Spital  zu  Mailand.     Filarete   wurde  an  Giovanni  de'  M 
empfohlen,    um    Aufnahmen   eines    Florentiner  Spitals   anzufertigen,    das   man 
viril, •ich!    noch    irgendwie   verbessern   könne,    um   den    bestmöglichen    Bau   zu 
ilten;    vgl.    Sforzas    Brief   bei    Corio    im    Poütecnico,    anno  XXI.    und    hei 
v.  <  »ettingen,  Antonio  Averlino,  S 

g  12. 
Ba  adilettanl  en  d  e  -  XVI.  J  a  h  rh  d  ad  erl  s. 

Im  XVI.  Jahrhunderl    wird   die   Baukunst    von    manchen   vo 
Dilettanten  fortwährend  mit  Ernst  und  Eifer  betrieben.    Publikationen 
Abbildungen  erleichtem  bald  auch  Unberufenen  die  Teilnahme.    1  ntei 
weltlichen   Fürsten  zeigt  Cosimo  I.  (1537  bis  1574),  Herzog,  dann  G 
herzog  \"n  Toscana,  am  meisten  Absicht  and  Verständnis,  wenn  auch  ein- 
seitiges;  bei   den  Päpsten    isi    viel  Baugeist,   eigene]   Dilettantismus 
wohl  nur  bei  Julius  1 1 1. 

Luigi  Gornaro,  der  Verfasser  der  vita  sobria  (Kultur  «1 

S.  335,  vgl.  319     l\ .  Aufl.  I.   -    272    M    -    55  ff.),  nah' 

liehen  Studien  teil,  hatte  den  berühmten  Falconetto  ! 

Jahre  bis  zu  dessen  Tode  bei  sich  im  Hause   und   nahm    ihi 


11.  Kapitel.     Bauherrn,  Dilettanten  und  Baumeister. 

mit.  Die  Frucht  hievon  waren  die  beiden  Ziergebäude  im  Hof  des  jetzigen 
Pal.  Giustiniani  beim  Santo  zu  Padua,  datiert  L524.  Vasari  V.  p.  321,  325 
M.  1\.  p.  205,  208),  \.  di  Fra  Giocondo;  -  Marcantonio  Michiel  (der  ..Ano- 
nimo  di  Moielli"  .  Notizie  d'opere  di  disegno,  ed.  Frimmel,  p.  10;  —  vgl.  auch 
die  Dedication  zum  vierten  Buche  des  Serlio  (1544),  wo  dem  Gornaro  an  seiner 
-  dtwohnung  sowohl  als  an  seinen  Villen  ein  eigener  Anteil  vindiziert  wird. 
Patriarch  Giovanni  Grimani  von  Venedig  hess  seinen  Palast  hei  S.  Maria 
Formosa  durch  Sanmicheli  hauen,  half  aber  ..als  trefflicher  Architekt-  durch 
..Anw     -  Vionimo  di  Morelli. 

Francesco  Zeno  machte  seihst  das  „Modello"  für  den  Palasl  seiner  Familie; 
Anonimo  di  Mor.,  und:  Sansovino,  Venezia,  fol.  143. 

Der  Dichter  Trissino,  Verfasser  der  Italia  liberata  da"  Goti  (Kultur  d.  Renaiss., 
I.  Aufl.,  S.  323  und  306,  Anm.;  [V.  Aufl.  II,  S.  t3)  baute  seine  Villa  zu  Gricoli(§  119) 
er.    Seine  Studienzeii   in  Mailand    muss  mit  dem  Aufenthalt  Bramantes  und 
Lionardos  zusammengefallen  sein.     Roscoe,  Leone  X,  ed.  Bossi,  VII,  p.  341. 
Fr  sowohl  als  Gornaro  schrieben  auch  über  die  Architektur. 
-  rlios  Werk  (seit  1540):  veramente  ha  fatto  piü  mazzacani  architetti  che 
nun  haveva  egli  peli  in  barba,  sagt  Lomazzo,  trattato  dell'  arte,   p.  407,  vgl. 
•  10.    Auch  die  sich  rasch  drängenden  Ausgaben  des  Vitruv  (s.  untern  weckten 
ohne  Zweifel  den  Dilettantismus.   Als  ein  Opfer  desselben  erscheint  jener  ferra- 
Krämer,  welcher  sich  in  Rücher  von  Bausachen  vertiefte,  zu  pfuschen 
anfing  und  sich  als  den  nächsten,  den  ..Dritten-  nach  Bramante  und  Ant.  Sangallo 
betrachtete;  man  nannte  ihn  daher  Messer  Terzo;  —  vgl.  Benv.  Cellini.  Trattato 
-  blusskapitel. 
Michelangelos    Huhn     gegen     einen    vornehmen     römischen    Dilettanten. 
Vasari  VII.  p.  280    Le  M.   XII.  p.  280),  v.  di  Michelangelo. 

Von  den  Vitruvianern  ist  weiter  unten  die  Rede,    ehenso  vom  Kunstsinn 
des  I  [erzogs  <  losimo  1. 

Die  Baugrillen  .Julius'  111.,  der   bei  Anlass    seiner  Villa    täglich   die    Fnt- 
schlüsse  wechselte,   Vasari  VII,  p.  694  (Le  M.  I,  p.  i-»»)  in  seinem  eigenen  Lehen, 
sserdem  in  der  vita  di  Taddeo  Zucchero. 

Palladio,    welcher  zwar  verlangt,    dass   der  Architekt    vor   allem  auf  die 

rfnisse  des  Bauherrn  Rücksicht   nehme  und  haue,  wie  es  für  diesen  passe, 

nicht  wie  seine  Mittel  es  allenfalls  erlauben    würden,    klagt   doch,    dass   leider 

häufig     •:  Baumeister  sich  mehr  nach  dem  Willen  des  Bauherrn,  als  nach  seinen 

.••  :   Regeln  ruhten  müsse;  i  quattro  lihri  dell'  architettura,  II,  cap.   1. 

§  13. 
Berat  u  n  g  e  n  n  n  d  Beh  ö  rd  e  n. 

Unsere  Kunde  von  der  Sinnesweise  der  damaligen  Architektur  wird 

auch  vermehrt  durch  Beratungen  und  Abstimmungen  von  Behörden  sowohl 

als  von  Versammlungen  der  B'achleute,  von  welchen  eine  mehr  oder  weniger 

le  Rechenschaft  auf  uns  gekommen  ist.  während  im  Norden  ähnliche 

Aufzeichnungen  fehlen. 

Dei    Kongress  der  fremden  Architekten  wegen  der  Domkuppel  in  Florenz 
M.    so   wie   ihn  Vasari,    v.  di  Brunellesco  II.  p.  343  ss.  (Fe  M.  III.  p.  206  ss.i 


§  14.     Vielseitigkeit  der  Architekten.  17 

nach   ungenauen    Berichten   des   Manetti     vgl.    §  2)    schildert,    ni 
Allegorie  vom  Siege  des  Genius  über  die  Besserwiss 

Beratungen   i.linr  nähere  Angabe   der   Behörden:    Vasari  l\  .   p.   155  (Le 
M.  VII.  p.  130),  v.  di  Bramante :  resoluzione,  consiglio,  deliber; 
der  Gancelleria  in  Rom  und  zweier  Kirchen. 

Abstimmungen  der  Fachleute  über  Baufragen,  nach  der  Kopfzahl,  u. 
Florenz  i486,  Gaye,  carteggio  II.  p.  1-50,  bei  Anlass  der  Bestimmun 
zahl  in  der  Fassade  von  S.  Spirito,  über  die  man  bereits  viei  Jahre  la 
-  Protokolle  von  Sitzungen   und  Beschlüssen   verschiedener   Art    bei  Mi 
Ein  besonders  instruktives  über  einen  Konkurs  zu  einer  neuen   Domfi 
Florenz   1490,  Vasari  IV,  p.  299  ss.    Le  M.  VII,  p.  243  s.)    im   Kommentar  zu 
v.  di  Giul.  Sangallo ;  unter  den   Mi  Konkurrenten,  fasl  lauter  Florentiner,  linden 
sich  Main-.  Goldschmiede,  Holzschnitzer,  Schmiede,  ein  Herold  und  ein  Stadtpfeifer. 

§  14. 
Vielseitigkeit  '1  >•  r  A  rc  hitekl  e  n. 

Die  Vielseitigkeil    der   meisten   damaligen   Künstler,    welche   uns 
Jahrhundert    der   Arbeitsteilung   wie   ein    Rätsel    vorkommt,    war   für  die 
Baukunst  von  besonderm  Werte. 

Ghiberti  sag!  bei  Aula--  Giottos    Komment  p.  Will):  quando  la  nal 
vuole  concedere  aleuna  cosa,  la  concede  senza  veruna  avarizia. 

Die  schön  frische  Erscheinung  der  Renaissancebauten  hängl  wesentlich 
davon  ab,  dass  die  Meister  nicht  bloss  die  Reissfeder  führten,  sondern  als  Bild- 
hauer, Maler  und  Holzarbeiter  jeden  Stofl  und  jede  Ari  von  Formen  in  ihrer 
Wirkung    kannten.     Sir    vermochten    einen    ganzen    Hau    und    d(  nzen 

Schmuck  zusammen  zu  empfinden  und  zu  berechnen. 

Im  Mittelalter  wai  die  Vielseitigkeil  um  so  viel  leichter  zu  erreichen  als 
die  Aufgaben  in  allen  Künsten  homogener  und  einfacher,  und  besonders  in 
Skulptur  und  Malerei  konventionelle  Ausdrucksweisen  herrschend   waren. 

serordentliche  beginnt,  sobald  ein  Meister  mehrere  in  gewaltigen  \  I  wung 
begriffene,  auf  neue  Probleme  gerichtete  Künste  umfasst,  d.  h.  mit  den  be- 
rühmten Toscanern  des  XIV.  Jahrhunderts,    welche  eine  neue  Well    der  male- 

,■■11  Darstellung,  eine  Skulptur  von  zartester  Vollendung,  einen  gan 
Stil  des  grossartigsten  Kirchenbaues  und  dann  noch  eine  bisher  unerl 
wicklung  des  Nutzbaues,   der    Hydraulik    und    Mechanik    in    ihrer    I' 
einigten.     Dies  gill  mein-  oder  weniger   von  Giotto,    von  Agostin 
\ .'a-ari  I,  p.    I  17         Le  M.  II    p.  8,    Taddeo  Gaddi    Vasari  I.  p.  5   7  M.  II. 

113  -      Maestro  Land,.  (Milanesi  I,  p.  228  bis  232).    Mit  dem   XV.  Jahrhui 
tritt  dann  ein  Brunellesco  auf,    zuerst  als  Goldschmied,   dann   als   Med  miker, 
Bildhauer,  Architekt,  Perspektiviker,  Meister  kolossaler  Kriegsbauti 
ausleger.      Er   rechnete   dem    Dichter   die    Räume   seines  Je 

nach.      Neben  ihm  L< Battista  Alberti,    vgl.  Kultur   d.    Renaiss.  III    Aufl.  I, 

S.    168     IV.  Aufl.  I.  s.   151,  und  bald   darauf  Bartolommeo  R 
gen.  Aristoteles,  aus  l  •  schon  unter  \ 

Gualandi  in  den  Atti  <•  memorie  della   R.   I  ne    di  sl 

provincie  di  Romagna,   1870  . 

Hu  rc  k  li  .1  rdl  4    Vuil. 


]v  11.  Kapitel.     Bauherrn,  Dilettanten  und  Baumeister. 

Merkwürdig  bleibt,  dass  noch  spät  sich  niemand  von  Anfang  an  speziell 

Baukunst  widmete.     Vasari   sagt    von   seiner   eigenen  Zeil  (V,  p.  349  [Le 

M.  IX.  p.  223],  v.  di  Baccio  d'Agnolo  :  meisl   von  der  Bildhauerei,  Malerei  oder. 

-  e    lange  man  jetzt  zur  Architektur,  und  zwar  löblicher  als  gewisse 

frühere  Künstler,  welche  vom  Ornamentmeissein  «'der  von  der  Perspektivik  aus 

zu  Architekten  wurden.      Dies  im  ganzen  der  Sinn.) 

Giulio  Romano   bildete   sich   zum  Architekten    über   der  Ausführung   der 

t    Hintergründe   in    Rafaels   vatikanischen    Fresken.     Vasari  V,  p.  525 

Le  M.  \.  p.  s"  .  v.  di  Giulio.   -      Über   die   gewaltige    Lücke,   welche   durch 

Giulios  Tod    1546  im  mantuanischen  Kunstleben  entstand,  s.  den  schönen  Brief 

linals  Kreole  Gonzaga,   bei  Gaye.  earteggio  II,  p.  501.         hau  ganz  be- 

-   glänzendes  Beispiel  von  Vielseitigkeit   bietet  bei  Vasari  VI,  p.  315  ss. 

Le  M.  XI,   i'.  86  ss.  .  das  Leben  des  Giml.  Genga  dar,  welcher  von  der  Malerei 

nend,  sich  aller  wesentlichen  Zweige  der  Kunst  bemächtigte. 

ss  Bildhauer,  „müde  von  den  Schwierigkeiten  ihrer  Kunst-,   oft  Bau- 
ster  wurden,  saut  Doni,  Disegno,    fol.    14,  vgl.  fol.  34,  wahrscheinlich  nicht 
3   ott.    Vielleicht  zogen  die  Bildhauer,  wenn  sie  älter  wurden,  einfach  das 
•    Geschäft  vor.  wie  z.  B.  Tribolo. 

Besonders  nahe  war  die  Verwandtschaft  des  Architekten  mit  dem  legnaiuolo 

den  beiden  Bedeutungen  dieses  Namens;  Zinnnermeister  sowohl,  als:  Holz- 

nitzer   und  Meister   in    eingelegter  Arbeit  (Intarsia);    beides   letztere   konnte 

auch  wieder  in  einer  Person  vereinigt  sein.    Die  beiden  da  Majano  z.  B.  begannen 

als  Holzdekoratoren,  Vasari  II.  p.  t68  (Le  M.  IV,  p.  1)  und  IM.  p.  333  (Le  M.  V, 

p.  128).    Eb-    -     l  ronaca;  Vasari  IV.  p.  442  (Le  M.  VIII,  p.  116),  v.  diCronaca; 

und  Gio.  de'  Dolci  aus  Florenz,  unter  Nicolaus  V.  in  Rom  als  maestro  di  legname 

bäftigt,    später    Erbauer  der  sixtinischen   Kapelle.     Baccio  Pontelli    unter- 

:;ii'-t    sich    1  isl    in    seinem  Brief   an    Lorenzo  de'  Medici   als   lignaiolo  und 

des   Francione;  Gaye,  Garteggio  I,  p.  275. 

Ein  trefflicher  dorischer  Klosterhof  bei  S.  Pietro  in  Gremona  ist  oder  war  von 

Intarsiator  Filippo  dal  Sa  reo  erbaut;  Marcant.  Michiel.  Notizie  d'opere  di  disegno 

m.  di  Morellii.  ed.  Frimmel,  p.  12.  Ks  gab  jedoch  auch  Unberufene  dieser  Art. 

Eine  ganze   Anzahl   von    berühmten  Meistern  jedes  Faches  (vgl.  §  180t 

-  Goldschmiede,  z.  B.  Brunellesco. 
In  Vi  -ich  oft  um  kostbare,  schwer  zu  bearbeitende  Stein- 

elte,    blieb  während   des  ganzen  XV.  Jahrb.    der   Name  Steinhauer, 
ipiera     tagliapietra      genügend    ehrenvoll    für    die    Architekten;    Malipiero, 
annali  veneti,  arch.  stör.  VII,  II.  p.  »>74,  689. 

lieli  empfahlen  sieb  die  Architekten  den  Mächtigen  oft  vorzüglich  als 
ind  Ingenieure  (§   108  ff.),  mehr  denn  als  Künstler. 
Bei  Rafael  und  Michelangelo  war  die  Baukunst  das  Späteste;  Lionardo  (§  198) 
•a.u    von  Anfang  an  ein  Tausendkünstler  und  seine  Bestimmung  mag  ihm 
Rätsel  geblieben  sein.  —  In  auffallendem  Gegensatz:  Tizian  und  Gor- 
u   Maler. 
Während  die  Macht  des  künstlerischen  Individuums  seit  Niccolö  Pisano 
und  schon  vor  ihm  alle  Schranken  zwischen  den  Künsten  niederreisst,  hält 
die  zünftische  Einrichtung  sie  auf  ihre  Weise  wieder  aufrecht,  doch  nicht 
ohne  Zugeständnis 


§  15.     Leben  der  Arckitekl  I . , 

Bei  Milanesi  I.  p.   L22  das  merkwürdige  Abkommen  zu  - 
sischen  Architekten   und  Holzarbeitern   1447,    worin   sie   einand« 
Eingriffe  erlauben. 

§  15. 

1. 1  ben  de  r  A  rc  hitekt  e  d. 

Örtlich.'  Schranken  hatte  es  für  die  Architektur  ni  >en;    lom- 

bardische  Maurer,  zumal  Com asken,  wanderten  seil  unvordenklichen  Zeiten 
durch   ganz  Italien   und   verwandelten   sich   später   ofl    in   berühmte 
meister;  die  grossen  Florentiner  des  XV.  Jahrhunderts,  die  unentbehrlichen 
•  •r  des  ueuen  Stiles,  arbeiteten  in  ganz  [talien  und  sandten  auch  Zeich- 
nungen in  die  Ferne. 

Antonio  Manetti  vita  di  Brunellesco,  ed.  Holtzinger,  p.  22  sagt:  die 
Architekten  wandern  und  lassen  sich  rufen  dahin,  wo  Reichtum  und  Machl  i-t 
und  wo  man  etwas  ausgeben  mag. 

Da-  Glück,  generöse  Bauherren  gefunden  zu  haben,  wird  beredl  geschildert 
von  Palladio  1  libri  dell1  archit.  II.  cap.  3):  Ich  werde  ein  glückliche]  Mensch 
heissen,  da  ich  edle  Leute  von  nobler  und  generöser  Gesinnung  und  vortreff- 
lichem Urteil  gefunden  habe,  die  meinen  Vorstellungen  Glauben  schenken, 
er  könne  Gotl  nicht  genug  danken  für  die  Gunst,  jetzt  vieles  von  dem  praktisch 
verwerten  zu  können,  was  er  untei  -       Mühen  auf  weiten  Reisen  gearbeitet 

und  mit  gr — em  Fleiss  erlernt  habe. 

Michelozzo  arbeitete  u.  a.  in  Mailand  und  übersandte  Zeichnungen  zu 
Kirchenfenstern  nach  Rom,  Vasari  II.  p.  143  Li  M.  III.  p.  281  ;  Filarete  in 
Mailand;  Alberti  in  Rimini;  Agostino  di  Duccio  in  Perugia;  die  drei  Sangallo 
in  Rom;  Giuliano  da  Majano  in  Neapel;  Mormandi  ebenda;  um  nur  einige  der 
bekanntesten  Beispiele  zu  wählen. 

Die  Gomasken  und  Tessiner  treten  im  XVI.  Jahrhundert  in  den  Vorder- 
grund und  herrschen  vollends  zur  Zeit  des  Barockstiles. 

Mit  den  wärmsten  Ausdrücken  der  Anerkennung  und  Bewunderung    • 
pfählen  einandei    Regierungen  und  Behörden  einzelne  Architekten;  Milanesi  II. 
1-30,    131,    i-!'1.  443,  bei  Aula--  des  Francesco  di  Giorgio. 

I  bei   die  Besoldung  der  Architekten  am   päpstlichen  Hofe   im  W.  Jahr- 
hundert vgl.  die  zahlreichen  Rechnungsurkunden  bei  Muni/.  Les  arts  ä  la 
des  papes,  I    -III.    Vielfach  erfolgte  tägliche  Auszahlung  des  Lohnes,  entwi 
direkt  aus  der  Kasse  des  Bauherrn,    oder  es   unterstand  >\.\-  Ganze  in  Bausch 
und    Bogen    einem    Unternehmer.  Der   Gomaske  Beltramo   di    Martino 

Varese,    einer  der  Hauptbauführer  unter  Nicolaus  V.,   gebot    über   eine  ga 
Armee  von  Arbeitern  und  Ziegeleien  und  Kalköfen  in  R 

-••in. ■  jährliche  Forderung  an  die  päpstliche  Kasse    betrug   gegen   30000  G 
dukaten  ;  Müntz,  a.  a.  <  >.  I.  p.   i"i  -. 

Manchem    vielbeschäftigten    Meiste]    war   es   unmöglich,   die  Ausführt! 
aller  Aufträge  persönlich  zu  überwachen;  doch  hal  auch  mai 

druss  vom  unbefugten  Selbständigkeitstrieb  und  der  Verl rungssucht 

Werkmeister  gehabt.     So  verdarb  dem  Brunellesco  Antonio  Manetti    nichl 
seinem  Biographen  gleichen  Namens  zu  verwechseln    die  I 
degli  Innocenti  u.  a.  m.;  vgl.  bei  Manetti,  v.  di  Brunelles 


11.  Kapitel.     Bauherrn,  Dilettanten  und  Baumeister. 

Pilarete  berechnet  in  seinem  Traktat,  dass  auf  je  s:>  Mauerleute  ein  Auf- 
seher   soprastante    kommen  müsse,  und  in  dem  Idealentwurf  zur  Erbauung  der 

Sforzinda  schlägt  er  das  Engagement  von  103200  Arbeitern  vor;  Trattato 
dell'  architettura,  Cod.  Palat.  372  der  Bibl.  Magliab.  zu  Florenz:  Müntz,  a.  a.  0.  I. 

-1.   n.   3. 

Us  liebenswürdigste  Ergänzung  zu  dein  kosmopolitischen  Leben  der 
Baumeister  mögen  die  Häuser  gelten,  welche  sie  in  spätem  Jahren  für 
sich  selbst  in  der  Heimat  bauen. 

Es  würde  der  .Mühe  lohnen,  alle  Reste  und  Nachrichten  von  sämtlichen 
Künstlerhäusern  in  Italien  überhaupt  zu  sammeln. 

Vasari  III.  p.    107    Le  M.  V,  p.   167,  Nota  und  179,  Nota),  v.  di  Mantegna, 
--    .  von  ihm    selbst    gebautes   und    ausu-enialtes  Maus  zu  Mantua    und 
über  seine  Kapelle. 

Vasari  IV.  p.  521  (Le  M.  VIII,  p.  17b.  v.  di  Andrea  Sansnvino,  welcher 
in  seinem  Alter  zu  Monte  Sansovino  sein  eigenes  Haus  haute  und  den  Lands- 
leuten -"ii-t  gefällig  war. 

Vasari  VII,  p.  685  (Le  M.  I.  p.  33)  in  seinem  eigenen  Leben:  sein  ziemlich 
wohl  erhaltenes  II. ms  zu  Arezzo,  jetzt  Casa  Montauti;  der  Saal  mit  reichem 
Kamin  enthält  mythologische  und  allegorische  Gemälde;  in  andern  Zimmern 
üi  Porträts  der  mit  ihm  bekannten  Künstler,  auch  weibliche  Genre- 
figuren,  welche  besser  sind  als  alle  idealen,  die  V.  malte.  Ferner:  II,  p.  558  s. 
Le  M.  IV.  p.  71  s.  ,  v.  di  Lazzaro  Vasari:  die  Familienkapelle  und  das 
Familiengrab. 

Das  noch  vorhandene  Haus  des  Giulio  Romano  in  Mantua,  Vasari  V.  p.  .Vi!» 
!.•■  M.   \.   p.    109),  v.  di  Giulio.     Aussen    und    innen   stuckiert  und  bemalt  und 
lemals)  voll  von    Altertümern. 

D  -  II  i  is  des  Bildhauers  Leone  Leoni  in  Mailand,  von  ihm  erbaut,  aussen 
mit  Hermen  den  sog.  Omenoni),  innen  damals  mit  schön  angeordneten  Abgüssen 
nach  Antiken;  Vasari  VII,  p.  540  s.  (Le  M.  XIII,  p.  115). 

Antonio  da  Sangallos  von  ihm  selbst  erbautes  Maus  in  Rom,  später  Pal. 
chetti;  Vasari  V,  p.  i'iii.  v.  di  A.  da  Sangallo  giov.  Die  Skizzen  dazu  unter 
Handzeichnungen  der  Uffizien  No.  920,  928,  "sl  u.  a. :  vgl.  Vasari  V.  p.  i89  s. 


III.  Kapitel. 
Die  Protorenaissance  und  das  Gothische. 

§  16. 
Protorenaissance  in  T  o  s  c  a  n  ;i  an  d  R  om. 

Die  italienischen  Städte,  welche  sich  im  XII.  Jahrhundert  beinahe 
als  Republiken  fühlen,  sind  frühe  überschattet  von  dem  Rüde  des  alten 
Rom.  Hu  stark  geweckter  Ortsstolz  sucht  nach  monumentaler  Äusserung. 
Allein  zur  sofortigen  Nachbildung  der  römischen  Formenwelt   war  in   den 


-   16.     Die  Protorenaissam  ••  i  und  Rom. 


1*1 


meisten  Gegenden  [taliens   teils  die  eben   überwundene  B  -h  zu 

nah-',  teils  der  eigene  Formentrieb  zu  stark. 

Oberitalien  ist  ein  Hauptland  des   mitteleuropäischen   roraan 
und    ihm    verdankt    man    vielleicht    die   Schöpfung    des    geglied 


Fig 

Frühestes,   obwohl  bestrittenes  Beispiel,   vom  Ende   des  IX.  Jahrhunde 
der  Halle  des  Atriums   von  S.    Vmbrogio  zu  Mailand). 
Italien  halten  noch  wesentlich  am  byzantinischen  Stil  fest. 

Vereinzelte  Nachahmungen   antiker  Gebäude   kommen   hie   und   d 
S.  Fe  tele  in  Como  /.  B.  wäre  nicht  denkbar  ohi     - 


111.  Kapitel.     Die  Protorenaissance  nnd  das  Gothische. 


In  Rom  und  in  Toscana  dagegen  zeigen  sich  denkwürdige  frühe  Ver- 
suche zur  Wiedererweckung  der  Bauformen  des  alten  Rom,  nur  immer  mit 
derjenigen  Selbständigkeit,  welche  dem  modernen  italienischen  Geiste  dann 
seinem  Bündnis  mit  dem  Altertum  stets  eigen  geblieben  ist. 

Das  Wort  rinascita   vielleicht   zum   erstenmal    bei  Nasan  (I,   p.  243:  Le 
M.  111.  p.  10    im  Proemio  des  zweiten  Teiles,  und  zwar  in  einem  chronologisch 
zu  bestimmenden  Sinne  und  zufällig  nur  bei  Anlass  der  Skulptur;  doch 
,:..    Zweifel  die  grosse  Kunstbewegung  seit  dein  XII.  Jahrhundert   im  all- 
gemeinen darunter  verstanden. 


iadi    'les  Domes  ron  Civitä  Castellana. 


Der  Ausdruck  i-l   seither  über  alle  Gebiete  des  Lebens  ausgedehnt  worden. 

bleib!  aber  in  - i < •  1 1  einseitig,  weil  er  nur  die  eine  Hälfte  der  Thatsache  betont. 

Di«    freie  Originalität,  womit  das  wiedergewonnene  Altertum  aufgenommen  und 

rbeitel   wird,  die  Fülle  ganz  eigentümlichen  modernen  Geistes,   welche  bei 

der    j  sich  mit  offenbart.   Iminmen   dabei  nicht  zu  ihrem  [{echte. 

Rom    und    Toscana    bleiben    zunächsl    der  altchristlichen    llarhgedeckten 

enkirche,  dei    Basilika,  treu     sie  vernutzen  viel  mehr  antike  Bauteile  oder 

-••ii  dieselben,  wo  sie  fehlen,  genauer  nachbilden.     So  stirbt    besonders  die 

i  ing   für  5    de   nie   aus;   die  Fassaden  der   toscanischen  Kirchen 

■    ken  sich  mit  m<  Lulenreihen    übereinander   oder  mit  deren  Nach- 

BUndgalerien    von  Halbsäulen  (Fig.   1).     Am  Thurm   von  Pisa  die 

-■•■  Verklärung,    deren    seine    cylindrische  Form    fähig  war:   sechs  lichte 

nhallen  übereinander. 


§  16.     Die  Protorenaissance  in  Toscana  and  B  23 

Die  römischen  Basiliken  des  XII.  Jahrhunderts  nehmen  statt  des 
IJ.^tMis  wieder  das  gerade  Gebälk  au:  andere  Bauten  und  kleinere  Zier- 
arbeiten zeigen  »■in«'  wahre  Renaissance  bis  ins  Einzelnst 


Fie.  8      Fasa  <■!■    ■.  on  - 


Die  Kirchen:  S.  Maria  in  Tri  S.  Crisogono,   das  m       I 

von  s.  Lorenzo  fuori. 

An  den  Bauten  dei   Cosmaten  um   1200:   den  Klosterhöfen  beim  Lateran 
und  bei  St.  Paul  und  der  Vorhalle  des  Domes  von  Civitä  Castellana  >V\.    2 
Detail  teilweise  ganz  getreu  nach  dem  Altertum,  anderes  stark  abwei<  hend. 
Hof  v^ii  st.  Paul  der  anmutigste  Zusammenklang  von  Streng«     u  I  P 

Der  kannelierte  korinthische  Pilaster  .tl-  Absch 
an   der  Vorhalle   des  Domes   von  Givita  Castellana. 
einer  Kai  hon  in  manchen  Bogenlaibungei 


24  111-  Kapitel.    Die  Protorenaissance  und  das  G-othische. 

§  17. 

S  a  i!  Min ial  o  und  das  ü  a  p  t  i  >  r  e  r  i  u  m. 

Für  die  Florentiner,  welche  sich  hätten  der  allgemeinen  romanischen 
Formenwelt  anschliessen  können,  war  es  Sache  eines  sehr  bewussten,  von 
einem  geschichtlichen  Vorurteil  getragenen  Entschlusses,  als  sie  sieh  den 
altrömischen  Formeo  zuwandten. 

glaubten    sich  als    ehemalige    stets    getreue  Kolonie   dem   alten  Rom 

-  ^pflichtet.     Vgl  Kultur  d.  Renaiss.  III.  Aufl.  I,  S.  327.  IV.  Aufl.  I, 
-    1 

betreffenden  Denkmäler  sind  : 

Die  Säulenstellungen  und  Bogen  in  Ss.  Apostoli,  wohl  aus  dem  XI.  Jahr- 
nderl  die  attischen  Basen  and  Archivoltenprofile  abgebildet  in  Lübkes  Reise- 
bericht in  den  Mitteilungen  der  Zentr.-Komm.   1860,  S.   170); 

Die  Fassade  der  Badia  bei  Fiesole; 

Die  Kirche  S.  Miniato  (Fig.  3),  wo  die  Form  der  Basilika  eine  letzte  und 
Weihe  erhall  durch  melodische  Raumeinteilung  und  Proportionen;  die  mit 
Mass  angewandten  antiken  Einzelformen  geben  sich  wie  von  selbst  zur  Ausdeu- 
tung -  schönen  Baues  her.  Für  die  Entstehungszeit  dieser  Bauten  kommt 
der  allein  mit  einer  inschriftlichen  Datierung  versehene,  ähnlich  behandelte  untere 
Teil  der  Kathedrale  von  Empoli,  von  I093j  in  Betracht.  Das  Datum  1207  im 
Paviment  von  S.  MJnjato  bezieht  sich  nur  auf  die  Bodenausschmückung,  und 
die  Erwähnung  eines  Neubaues  im  Jahre  loi:i  in  einer  Urkunde  des  Bischofs 
Hildebrand  zielt  noch  nicht  auf  die  jetzige  Gestalt  der  Kirche,  geschweige  die 
Fassade,  ab;  vgl.  Genni  storico-artistici  di  S.  Miniato  al  monte.    Firenze  1850. 

Das  Baptisterium  s.  Giovanni,  dem  Dom  gegenüber1),  erbauten  sie, 
wohl  um  y_50,  formell  abhängig,  konstruktiv  unabhängig  vom  Pantheon 
zu  Rom.  In  der  Entwickelungsreihe  der  grossen  Kuppeln  mit  doppelter 
Schale,  welche  im  Florentiner  Dom  konstruktiv  ihren  Höhepunkt,  in  St. 
dann  auch  formell  ihren  Glanzpunkt  erreicht,  bildet  S.  Giovanni, 
,;  heute  der  Denkmälervorrat  erkennen  lässt,  die  erste  und  gleich 
bedeutende  Stufe. 

Der  Bau,    nach  Art    der  mittelalterlichen  Taufkirchen   als   Achteck   auf- 
i  mit  einem  innern  Durchmesser  von  25,5  Metern  alle  Kuppelbauten 
ächstvergangenen  Jahrhunderte  weit  hinter  sich.     Acht   Eckpfeiler  fangen 
hub  des  Gewölbes  auf,  während  ..l<i  Sporen  oder  Zungen,  die  mit 
ihn-n  Überwölbui  steigenden  Tonnengewölben)  zugleich  das   äussere  Dach 

bilden  und  das  marmorne  Deckmaterial  tragen,  das  (Jcwölho  mit  der  Umfassungs- 
mauer zu  einem  festen  Körper  \  erbinden".  I  )urm,  die  I  >omkuppel  von  Florenz  etc., 
ratabdruck  aus  der  Zeitschrift   für  Bauwesen  1887).    Die  Wölbungs- 
linii  ihr  Spitzbogen  beträgt  reichlich  ein  Fünftel  des  zugehörigen  Kreis- 

uml  .  die  ähnliche  Konstruktion  der  (angeblich  etwas  spätem)  Kuppel 

zu  weil  führen,  die  nach  langem  streit  noch  heute  nicht  abgeschlossene 
I»i-kn-  Alter  dieses  and  der  im  vorhergehenden  genannten  Bauten  zu  erörtern, 

iiur  ■:  •  Ihnt,   dasa  S.  Giovanni    sicherlich   nur  als  Baptisterium   der  ecclesia 

-  I        rata,  ber  selbst  als  Kathedrale  erbaul  ist. 


§  17.    San  Miuiato  and  d.i~  Baptisteriura. 


des  Baptisteriums  von  Cremona.  Die  Mauermasse  untei  lei  K  el  konnte 
leicht  durch  untere  und  obere  Galerien  verringert  werden.  Letztere  sind  wesentlich 
nur  für  das  Auge  da,  ein  Zugeständnis  an  den  schönen  - 


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nur   dei    spätantike   und   der   moderne   Stil    kennen.      Die   Trifolien    noi 
gothischer  Kirchen  haben  ihre  praktische  Bedeutung.      (1 

Später,   als   man   das    wahre  Datum  di< 
doch  das  Weiterleben   der   antiken  Formen   daran    i 
Ansicht:  das  Baptisterium  sei  ein  antiker  Tempel    S'asari  I,  M.  I. 


111.  Kapitel.    Die  Protorenaissance  und  das  Gothische. 

_  6  ss      P      mio;  --  ib.  p.  332  [Le  M.  p.  282],  v.  di  Tafi)  und  sogar  einsi 

i   offen  gewesen   wie   das  Pantheon  (Gio.  Villani  l.  60);   Ss.  Apostoli  habe 

Karl  dei  der  mythische  Neugründer  von  Florenz  erbaut:  Manetti,   vita 

,li  Bruni  ed.  Holtzinger,  p.  23  meint:  als  Karl  Italien  reinigte  von   den 

Langobarden   und   von   den  Kollegien    d.  h.   wohl   den  Zünften  lombardischer 

irer      nd  sieh  mit  den  Päpsten  und  dem  liest  römischer  Republik  ins  Ein- 


Fig.  5.     Baptisterium  zu  Florenz.    Inneres. 


vernehmen  setzte,  habe  er  Architekten  von  Rom  mitgebracht,  welche  zwar  keine 
abei   .in  den  antiken  Formen  gebildet  gewesen,  und  daher  sehe 
man  einen  Abglanz  des  edlen  Rom  an  Ss.  Apostoli  und  (dem  seither  zerstörten) 
-.  P  j:m.  Das  Gegenteil  war  der  Fall:  Papsl  Eladrian  I.  wandte 

sich  Rom   Bauleute   zu    finden,    mit    der  Bitte   um   magistri 

d.  h.  wohl  Comacini]  an  Karl  den  Grossen). 


§   18.     Eindringen  und  Mach!  27 

g   18. 
Bindringen  and  Mach  tum  fang 

Mit  dem XIII.  Jahrhundert  drang  der  neue,  in  Frankreich  entsl 
Baustil,  welchen  man  den  gothischen  nennt,  auch  in  [talien  ein.    Sein  Er- 
folg beruhte  nirgends  and  auch  hier  nicht  auf  den  Vorzügen  leko- 
rativen  Erscheinung;  er  siegte  als  gewaltigste  Form  des  gewölbten   H 
baues  mit  möglichst  wenig  Material. 

Das  Dekorative  war  Einfangs  in  Frankreich  selbst  wenig  entwickelt,  un  I 
frühesten  Boten   brachten  nicht  einmal  dies  Wenige  nach  dem  Ausland. 
die  Kathedrale   von  Ghartres   und  die  ältesten  gothischen  Teile  des  Freil 
Münsters,  mit  beinahe  irar  keinem  oder  noch  romanischem  Detail.)    Italien  hätte 
für  die  blosse  Pracht    ohnehin   schon  Mosaiken    und  Marmor   voraus   gehabt. 

Ob   zuerst    ein    Deuts»  1er   und   nicht    an   andern  Orten    ziemlich    gl 
zeitig  auch  Franzosen  das  Gothische  nach  Italien  gebracht,  ist  nicht  mehr  zu 
entscheiden. 

Die  Herrschaft  des  Gothischen  in  Italien  traf  zusammen  mit  dei 
höchsten  monumentalen  Begeisterung,  als  nicht  nur  Kathedralen,  sondern 
auch  Bettelordenskirchen  im  Begritf  waren,  den  grössten  Massstab  anzu- 
nehmen; da  aber  jede  Stadt  und  jeder  Architekt  etwas  Besonderes,  Eigen- 
tümliches wollte  und  niemand  sich  prinzipiell  an  den  neuen  Stil  gebunden 
fühlte,  so  nahm  derselbe  hier  viele  einzelne  Gestalten  an,  welche  allen 
Zusammenhang  mit  der  ebenfalls  aus  dem  NTorden  überlieferten  Sprache 
der  Detailformen  verloren.  Es  wird  eine  gärende,  nirgends  ganz  har- 
monische Übergangsepoche. 

St.  Kranz  und  St.  Dominicus  hatten  es  noch  erlebt,  dass  trotz  i 
tes  ihre  Orden  von  dem  allgemeinen  Bausinn  mit.  wurden.    Hierübei 

die  fast  neidische  Klage  eines  Benediktiners,  Matth.  Paris  ad  a.    1: 

Jetzt  erst  beginnt  in  Italien  die  Zeit  di  ;  man  nimmt 

den    Meistern    von    S.   Frances  o   in    ^ssisi     seil    1228     und    den    übrigen    di- 
■  n  konstruktiven  Prinzipien  aus  den  Händen,  um  etu  lamit 

ifangen. 
Das    gothische  Detail    wird   ohm    Respek      ro     seinem   eigentlichen  Sinn 
:it  oder  weggelassen;    es  muss  sieb  mit  seinem  Todfeind,   der   In- 
krustation, vertragen.     Die  ergötzliche  Geschichte,  wie  die  P  bei  einei 
Fehde  1335  den  Aretinern   die    für   deren  Dom    fertig   liegenden  Inkrustations- 
platten raubten  und  auf  festlich  geschmückten  Wagen  mit  nach  II 

lieselben   angeblich    für  die  Inkrustation    ihre-  eigenen  Domes  verwai 
Vrchiv.  stör.  Wl.  I.  p.  618  Mariotti,    lettere   pittoriche   perugin« 

Nota).     Was   von    gothischem  Detail    in  Italien   schön    ist     V>  -  und 

ignas    ist  es  aus  andern  Gründen  als  im  Norden.    Die  Aüsdi 
selbe   sind   italienisch   oder   lal  höchstens  mit   Ausnahme    von  a  u 

d.  h.  gargouilles,  Wa  r,  bei  Milanesi  I.  p.  20fl    Urk. 

Terminologie  /.  B.  ebenda  p.  U,  p.  - 

Niccolö  Pisano   und    Arnolfo   hauten   nach    Beheben    im 
neuen  Stil.     Wenn    es    die    Vrchiti  hielten, 


III.  Kapitel.     Die  Protorenaissance  and  das  Gothische. 

volleiids  unsicher  in  ihrem  Urteil;  die  Kapelle  am  Pal.  pubblico  zu  Siena  wurde 

viermal  nied  q,    bis   sie    1 : > 7" * i  befriedigend   ausfiel;    Milanesi  I,  p.  268. 

i  Andringen   der  Renaissance   verlauten   dann    wahrhaft   komische  Klagen, 

.-■  bei  An]  ss  gai         itergeordneter  Hauten;  Milanesi  II,  p.  105,  vom  ,1.  1421: 

die  initiatur  et  til  uua  opera,  et  alio   die  destruitur,  et  quolibet  die  datur 

aova  forma  .  .  .  quod  quis  eorum  vellel  sequi  uno  modo,   alter  alia  forma,  et 

im   concordiam  habent    ...   et    etiam   cives   variis   modis   loquantur  .  .  .; 

schliesslich  wird  eine  Bürgerkommission    von    1."«  Mann   ad  hoc   vorgeschlagen. 

g  19. 
t  harakter  der  italienischen  Gothik. 

(»hin-  genauer  scheiden  zu  wollen,  was  durch  das  Gothische  und  was 

trotz  desselben   in   die  Kunst  hineiukam,   darf  demselben   doch   wohl   der 

neue  Sieg   des   Longitudinalbaues   an   den  Kirchen   zugeschrieben  werden. 

Kr  erneuerte  jenes  Abkommen  mit  dem  Zentralhau.  welches  schon  beim 

schlössen   worden  war:  die  Kuppel  über  der  Vierung. 

Im  Longitudinalbau  aber  wird  das  eben  übernommene  konstruktive 
.nun  soforl  nach  allen  Seiten  hin  verändert,  ja  völlig  gesprengt,  und 
weite  Spannungen,  geringe  Zahl  der  stützen,  oblonge  Einteilung  der  Neben- 
schiffe,  geringe  Eöhe  der  Obermauern  des  Mittelschiffes  treten  an  die  Stelle 
obedingten  Eochbaues,  der  Vielheil  der  Stützen.  tU^  hohen  Mittel- 
schiffes und  der  quadratischen  Einteilung  der  Nebenschiffe.  Statt  der  Ent- 
wicklung der  Form  nach  oben  wird  die  Schönheit  der  Räume,  Flächen 
und  Massen  das  Ziel  der  italienischen  Gothik  und  dann  der  italienischen 
Architektur  überhaupt. 

I  las  sichtbare  <  lerüstwesen  der  nordischen  Gothik,  Strebepfeiler  und  Strebe- 
wird kaum  angedeutet,  ja  eher  versleckt  und  damit  ein  Hauptanlass 
ir  Entwicklung  des  Details  abgeschnitten,    l'ber  den  breiten  Mauerteilen  hätten 
bei,  über  den  kaum  vortretenden  Strebepfeilern  die  Pyramiden  keinen 
i    mehr;    statt    ersterer   starke    horizontale    Kranzgesimse,    statt    letzterer 
auch    Tiere.     Auf  den    Dom  von  Florenz   sollten   gigantische  Heilige 
zu  stehen  kommen    s.  die  Urkunden  <ia\e.    c.arteggio,    II.    \k   15t  s.,   466  und 
•   Domes  in  der  Cappella  degli  Spagnuoli,  Fresko  der  rechten 
die  Ecken  des  Signorenpalastes  kamen  vergoldete  Löwen,  (Vasari  1, 
i  10;  Le  M.  II.  p.  135,  v.  di  Orcagna).    Freilich  auch  auf  Spitz thürmchen  an 
äch-gothischen  Bauten,  z.  B.  am  Dom  von  Mailand,  war  man 
stall  der  Kreuzblumen  gewohnt.     Im  Innern    wurde   der  nordische 
i   und  das  j.<\,v  Gurtwesen  der  Gewölbe  völlig  umgestaltet. 

Der  Kuppelbau  als  stärkster  Ausdruck  politisch-monumentalen  Hoch- 
gefühls   versuchte   sich    in    riesigen   Dimensionen    und   machte   eine  grosse 

hüb-  durch,  allerdings  jetzt  in  Verbindung  mit  dem  Langschiff,  nicht 
für  sich  allein.  Als  höchste  Potenz,  welche  die  Architektur  kennt,  machte 
er  die  Mitherrschaft  des  Thurmbaues  unmöglich,  so  dass  die  Fassaden  frei 
und  für  jede  Art  von  Schmuck  zur  Verfügung  blieben. 


0.     Verhältnis  zu  den  andern  Kuh-  jm 

Über  den  Ausbau  der  Kuppel  des  neuen  I1 
Arnolf'o  sich  genaue  Rechenschaft    durch  ein  Modell 
spätem,  nach  Erweiterung  des  Grundrisses    1367   von  Benci 
di   Fioravante   entworfenen   hat    dann   Brunellesco   1420    das   ' 
arbeitet,  mit  dessen  Hilfe  er  die  Riesenaufgabe  löste;  vgl.  §   17  und 

Der   Thurm    bleib!    getrennt    oder   wird   bloss   an    die   Kirche  angelehnt. 
Eine  so  ernste  Konkurrenz    wie  am  Florentiner  Dom  wird  ihm   sonst   nii 
mehr  gegönnt. 

Die  Fassade,  wegen  hoher  Ansprüche  Siena,  Orvieto)  nur  zu  häufig  im 
Rohbau  gelassen,  hat  wie  in  der  vorhergehenden  Epoche  den  Charakter  einer 
vorgesetzten  Prachtdekoration. 

§  20. 

V  e  r  li  ä  Itnia  /.  u  'I  e  d  a  n  'I  e  r  n  K  ü  nste  d. 

Die   italienische  Gothik    wird    von  Anfang   an   genötigt,   den   beiden 
Schwesterkünsten  eine  viel  freiere  und  g  Mitwirkung  zu  gestatten 

als  die  nordische,  weniger  wegen  eines  höheren  Stilwertes  der  italienischen 
Malerei  lind  Skulptur,  als  weil  deren  Sachinhall  deutlich  und  bequem  zu 
Worte  kommen  sollte. 

Vgl.  die  Skulpturen  und  Mosaiken  der  Fassaden.     Dass  das  lnn< 
jetzt  wieder  der  historischen  und  sinnbildlichen  Wandmalerei  gehören  solle,  ent- 
schied sich  vielleicht  wesentlich  bei  Anlass  von  S.  Francesco  zu  Assisi    seit  I 
auch   der  neue  Dom    von  Florenz    war   ohne  Zweifel   auf  Fresken  von  Anfang 
an  berechnet.    Auf  mühsam  erzählende  Glasgemälde  wollte  man  sich  dun 
nicht  verlassen.     Die  Zugabe    von    Kapellenreihen    neben   dem    Langhaus,    mit 
dem  strengen  nordisch-gotischen  System  unverträglich,  wird  hier  zu  einer  w 
baulichen  Schönheil   (z.  B.  an  S.  Petronio  in  Bologna     und   zugleich   zu 
Heimatstätte  für  Skulptur  und  Malerei. 

Au.h  .in  kleineren  dekorativen  Bauten,  Grabmälern,  Altären,  Kanzeln 
darf  in  Italien  das  Architektonische  sich  nicht  so  einseitig  geltend  machen  und 
das  Bildliche  auf  einen  Notteil  beschränken  wie  im  Norden. 

§  21. 
Der  italienisch-gothische  Pro  fa  n  b  a  u. 

Dem  gothischen  Profanbau  in  Italien  fehlt  das  liebliche  phantasti 
Formenspiel  einiger  Gordischen   Bauten. 

Den    Dachzieraten,    Erkern,    Wendeltreppen   etc.   deutscher   und   ni< 
ländischer  Rathäuser  und  französische)    :  >er   wird    mau  kaum  I  • 

etwas  entgegenzustellen  haben,  wie  etwa  die  Porta  della  l  I 

\ •  ni  Venedig     l  i  ;-     i-i  von  Giovanni  und  Bartolommeo  Buon),  wo  der  in 
duften  begriffene  Stil    seine   volle  Freiheit    und   weltliche  Munlerkeil 

Dafür   ist    er  auch   frei  von  >\<r  partiellen   Einschleppung  kirchlicher 
Formen    und   stehl    im  vollen  Gegensatz  zum  Norden   durch   die  rati« 
Anlage.      \m  italienischen   Palast    entwickeln    sich   am    frühest 
mit  der  Regelmässigkeit  die  Schönheit  und  Bequemlichkeit.    Vgl- 


111.  Kapitel.    Die  Protorenaissance  und  das  Gothische. 


Das  XIII.  und  XI\".  Jahrhundert    bereits   eine  Zeit    der   herrlichsten  Stadt- 
1281    mitten  in  den  Parteifehden,  und  zugleich  sehr  ansehn- 


Palazzo  vecchio  in  Floi  i  nz 


lieber   fürstlicher    und    Privatpaläste.     Schlösser   Friedrichs  II.   in  Unteritalien 

ieto. 
Arno:!',  empfand  es  schmerzlich,    dass  er  den  Signorenpalast  in  Florenz 

metrisch  anlegen  konnte  wie  das  von  seinem  Vater  irich- 


§  22.     Der  spätere  Bass  gegen  das  G  •  ;;i 

tiger:  Kollegen    Lapo  erbaute  Schloss  der  Grafen  von  Poppi 
(Le  M.  1.  p.  25  i  .  v.  di  Ai  nolfo. 

In  Florenz   der    äussere  Charakter   trotzig    und   bui 
Gemächer  als  leitendes  Prinzip  zugestanden  von  Acciajuoli    ;  9)  in  beti 
eigenen  Wohnung  in  dei  Gertosa:  „die  Gewölbe  können  nicht  hoch  un    . 
genug  sein,    denn   «'ins   der   herrlichsten  Dinge  im  Bauwesen  isl 
Stockwerke". 

In   dem   vor   Überfall   und    Bürgerzwisl    gesicherten    Venedig    di 
Häuserfassaden  im  höhern  Sinn,  mit   wohlgefällige]    Abstufung  der  Stockx 
und   schöner  Gruppierung   der   bohen   Rosettenfenster,    in   der   Mitte 
Loggia,   auf  den  Flanken  einzeln  oder  zu  zweien.     (Dass  in  den  Li 
Säule  statt  eines  Intervalls  auf  dir  Mitte  kommt,    wird  dann  noch  sp 

incezeil  von  Daniele  Barbaro,   ad  Vitruv.  IV.  2,   als  vulg 
tadelt.)     Vgl.  g    i-_\    1 3    94. 

Das  Kastell  der  Visconti  zu  Pavia,  begonnen  1360  i  5),  nie  vollendet 
und  übel  entstellt,  eine  völlig  symmetrische  Anlage  von  gleichmässiger,  nicht 
ilbergrosser  Pracht ;  domus  cui  nulla  in  Italia  par  est,  sag!  Decembrio  (vgl.  §  1 

bei  Murat.  XX,  Col.   I i;  il  primo  delT  universo,   sag!  Corio,    fol.  ->7.     Und 

doch  -"11  Francesco  Sforza  das  Schloss  Ezzelins  in  Padua    vgl.  §  5    noch  vor- 
igen haben;    Savonarola,    bei    Murat.  XXIV,    •  ol.   1171  nda   Col.   l!7i 
eine  weitläufige  Beschreibung  der  Residenz  der  Fürstenfamilii 

Dif    viscontinische    Residenz    in   Mailand    bei  S.  Giovanni    in  Conca,   mit 
weiten  Hallenhöfen   zu  Turnieren,    isl    nicht   mehr  vorhanden.     Corio 
Die  Säulen  bestanden  zum   Teil    aus   schwarzen  und  weissen  Marmorschichten, 
Decembrio    vgl.  §   1 1  Col. 

Den  Palast  der  avignonesischen  Päpste  zu  Montefiascone  rühml  Pius  II. 
(comment.  I  .  IV,  p.  _" »i 

Auch   Bauten  des  öffentlichen  Nutzens   erhalten  in  [talien  frühe  eine 
rationelle  Anlage. 

Der  erste  Kasernenbau  in  Florenz    1394,    nachdem    bisher   das    \ 
in  den  Kirchen  einquartiert  worden  war:  Gaye,  io  I.  p. 

Unter   den    Spitälern    galt    das   von   Siena    als    unvergleichlich:    reisi 
rsten  besuchten  es,  und  Kaiser  Sigismund  erbat  sich  eine  genaue  Vul 
Uberti,    U    Dittamondo     L.  III,   c.  B;        Gaye,  I.    p.  92  Milanesi  II.  , 

Diari  sanesi  bei  Murat.  Will.   Col.  7''-  Das    Spital    von    Fabriano 

d'Agincourt,  Archit.,  Taf.  72. 

()h    bereits   am    ital.    gothischen  Zivilbau  der  Symmetri« 
Fenster  und  Thüren   vorkommen?    Da     fi  Ihste  mir  bekannt« 

i    aus   der   Zeit    der   Renaissance,    um    1460.     Vgl.  Pii  II.    comment.  L.  IX, 

p.   136. 

■ 

Der  sp ät ere  H  i  G 

Das  spätere  Bewnsstsein  der  Italiener  von  diesei  ihrei  gothis 
Bauperiode  wurde  vod  allen  Seiten  verwirrt  und  getrübt,  und  die  mai 
hafte  historische  Kenntnis   des   wahren   Herganges    verband   sich   mit 

-tat ksten   Voi urteilen. 


111.  Kapitel.    Die  Protorenaissance  und  das  Gothische. 

\  ■  h    Aeneas   Sylvius    spricht    liii     bewundernd    von   der    Baukunsl    in 

Deutschland     \     i    e  Sylvii  opera,    ed.  Basil.   1551,   p.  740,   vgl.   p.  718;    ein 

:  des  Fra  Ambrogio   über  den  Palast  von  (Heu,    p.  8:50),   und   rühmt   das 

und    neue   Ansehen    der    deutsehen   Städte    (Apol.  ad   Marlinuni  Mayer. 

Das  deutsehe  Element  an  der  Kirche  von  Pienza,  §  77. 

-  nst  war  es  dei    Renaissance  ein  lästiger  Gedanke,  dass  dieser  Stil  aus 

I    gekommen    sei,    sie    kehrte    daher   an  den  gothisehen   Bauten  der 
en  Landsleute  immer  die  Seiten  hervor,   welche  sieh  der  „guten",  nämlich 
der  antiken  Architektur  genähert  hätten.    Vgl.  Vasari  I,  p.  448  (Le  M.  11,  p.  16), 
v.   di   Stefano,   u.   a.   a.   <  >. 

Am  Hau  und  an  der  Ausschmückung  des  Domes  von  Orvieto  (Della  Valle, 

a  del  duomo  di  Orv.  p.   lis  ss.,    Documm.  54,  .">.").  .">!>.  61)  waren  noch  zu 

Anfang  des   X\     Jahrh.    eine  Anzahl  Deutseher    beschäftigt,    und   es   ergingen 

noch  Briefe  durch  das  ganze  Abendland,  dass  treffliche  Künstler  sich  hier  für 

Arbeit  melden  könnten.     Nach  dem  Siege   des   neuen   Stiles  dagegen  heisst  es 

70,  71 1    hei    dei'  Anstellung   eines  Franzosen    bereits:    ..es  fehle  an 

Inländern  nicht",  und  ein  zu  Ausbesserungen  verurteilter  Glasmaler,    Gasparre 

da  Volterra,    appelliert    schon   nur  noch   ad  quemeunque  magistrum  ytalicum 

expertum  in  dieta  art  Ein  Deutscher    in   der   zweiten  Generation  wie  Vito 

di  Marco  Tedesco,  Milanesi   II.   p.  271,    t29,    mochte  schon  als  Italiener  gelten. 

Um   1460  in  Filaretes  Baulehre    die    feierliche  Verwünschung:  „Verflucht 

hese  Pfuscherei  (pratieuccia)  erfand!  Ich  glaube,  nur  Barharenvolk  konnte 

lach  Italien  bringen."    Gaye,  carteggio  I,  p.  204.  —  S.  jedoch  unten  §  li. 

Umständliche  Erörterungen,  auf  sehr  wunderliche  Ansichten  gebaut,  doch 

noch  immer  unter  der  Voraussetzung,    dass    man    es  mit  einem  deutschen  Stil 

zu  thnn  habe,  finden  sich  in  Manettis  vita  di  Brunellesco  (ed.  Holtzinger,  p.  23  s.) 

und    in    dem    berühmten  Briefe   (angeblich  und  wahrscheinlich)   von  Rafael   an 

V    abgedruckt  u.  a.  bei  (Juatremere,  storia  di  Raffaello,  trad.  Longhena, 

531    ss.;   vgl.   ?i  27.     In   Mailand,    wo    wegen    des    Dombaues    seil     1386   ein 

kehr  deutscher  Meister  stattfand,  bekam  der  „Anonymus  des  Morelli1-, 

Marcantonio  Michiel,    dir  in  ?;  23  zu  erwähnenden  Notizen;    ein  feiner  Kenner, 

.  nordischen  und  italienischen  Spitzbogenstil  unterscheidet  und  ersteren 

ponentino  nennt.     (Bei   Anlass  des   Hintergrundes  eines  Ilandrischen  Madonnen- 

bil  3       Gesamturteil  über  den  Stil  des  Mailänder  Domes :  „Er  wurde 

all.i  begonnen,    weshalb    er    viele    Irrtümer    enthält"    (von    denen    dann 

zähl!    werden  . 

Die   Konfusion    stieg  auf  das  höchste,  als  auf  einem  weitem  Gebiet, 

dem  der  Kultur  überhaupt,  sich  dm-  Ausdruck  „gothisch"  festsetzte  und  von 

da  aus  auch  in  die  Baugeschichte  eindrang. 

-  hon  Blondus  meinte,  die  Zerstörungen  wenigstens  in  Rom  seien  erfolgt 
h  das  Altei  und  durch  die  <  rrausamkeil  der  Goten ;  und  Laurentius  Valla  legt 

Verachtung  an  den  Tag,  indem  er  „Codices  gothice  scriptos"  anführt  und  damit 

iit.    (Vgl.  Paul  Hoflfmann,  Studien  zu  L.B.  Alberti,  S.  33  s.) 

Umständlich*  rl   sich  dann  Hector  Boelhius.  Scot.orum  Historia  Mie 

.Kation  d, diert   I526j,  fol.  382:  .  .  .  meliores  literae  quae  Gothorum  immani- 

iiuul  cum  romano  imperio   perierant,    per   totum    paene   terrarum   orbem 

culo  XV.  ml. 


§  2  I.     Das  ( rothische  zur  Zeit  der  Re 

I  üe  Gothen   als  Zerstörer   der  edeln  L 
Unglücks:  Rabelais,  Pantagruel  II.  c.  s  und  im   ! 
dieselbe  Ansicht   masslos  erweitert    um   1550   b< 
antiquitate,  in  Graevii  thesaur.  VI,  III.  p.  259,  295;  —  unverzeihl 
erwägt,  dass  schon   r>"':'-  Gassiodors  Briefsammlung   2 
man  den  irrossi'ii  '  ».-1  i_r< ■)  m ■  -i  1  Tlieodorich  anders  kennen  lernen  koi 

Das  Entscheidende  für  Übertragung  des  Ausdr 
ilia!    dann  Vasari   in   den   heftigen  Stellen  I.    p.   136  ss.     Le  M.  I.   p.   121   ?.), 
p    229    201),  232  -       203  ss.),    Proemio  und  Introduzione,   und  II.  p.  328    Le 
M.  lll.    |i.   194  .    v.  di  Brunellesco.     Nach    einer   langen    und    höhnisch 
derung   des  Stiles    des  XIV.  Jahrhunderts   heisst    es     D  ier  wurde 

den  Gothen  erfunden  etc. 

-     ,  Hass  v.  -  -  hlimmste  was  er  von   Bauten  gewisse]  Zeit- 

genossen   sagt,    ist:     „schlechter    als    die    I  en".       Womit    zu    vergl.    V, 

p.    in?    \.  p.   17),  v.  di  Ant.  Sangallo,    wo   d( — n   Modell    von  S  kri- 

tisiert wird. 

Wie  Vasari  schon  frühe    1544    mit  einem  spitzbogigen  Klosterrefektorium 
umging,  -    \  II.  p.  674   (Le  M.  I.  p.  23    in  sei 

Ihm  redete  nacl  Sans  Fol.   140,    .  gl.  fol.  17. 

lii.  der  das  Eindringen  des  vermeintlichen  Gothenstiles  in  Venedig  bejammert 
und  nur  zaghaft   entschuldigt. 

Mit  der  Z--il  bestärkte  dann  einer  den  and. tu   in  iI<t  Erbith 
die  gestürzt« 

§  23. 
1 1  is  Gothische  zur  Zeit  der  R  enaiss  a  a 

Der  gothische  Stil  arbeitete  eine  Zeitlang  in  gewissen  Gegendei 
neben  der  Renaissance  freiwillig  weiter,  obwohl  müde  und  im  ganzen  ohne 
die  heitere  dekorative  Ausartung  der  späten  nordischen  Gothik.  (Vgl.  §  130.) 
In  Venedig    1  r>7   der  Chorbau    von   S.  Zaccaria;         in  Loreto    1468 
Dom  von  dem  Dalmatiner  Marino  di  Marco  begonnen,    l  i7M     -■  dann 

da  Sangallo  weitergeführt,    dreischiffige  Hallenkirche    mit  dreischiffip 
haus  und  Vierungskuppel;    letztere    1500   von    Giuliano  d     -  ndet; 

—  in  Bologna    lii11  S.  Giovanni  in  monte  neu  gebaut   ..nach  dem  Vorbild  \«>n 

-  Petr<      <  .    vgl.  Bursellis,    ann.   B n.    bei    Murat.    Will.  Col.  8 

Annunziata  ebenda,  nach   1480,  vielleicht  ste  freiwillig   . 

Italiens;         m  Mailand  :  S.  Maria  <  1  von  den  Dominik 

1  ji,:»     ^j   erbaut  ;    ferner   die    ln<  8  tut;  - 

Siena   1459  zwischen  den  herrlichen  Palästen  dei 

neu  verdungen,    vielleicht    durch  Wunderlichkeit  des  Bauherrn  Nanni  M 

der   eine  Fassade   mit   Details  haben  wollte    genau    wi< 

altern  Gebäude;  Milanesi  I!.  p  in  Citta  I  L82  - 

Maggiore,  dreis<  uiffig,  die  I  letails   I 

ausserdem  wind.-  unfreiwillig  gothisch  weitergebaut  an  unvollen 
Kirchen,  und  Architekten  ersten  Ranges  versetzten  sich  so  ohj< 
es  vermochten,  in  einen  für  sie  widrigen  Stil  zurück. 


111.  Kapitel.     Die  Protorenaissance  und  das  Gothische. 

In  Frankreich,  welches  von  den  gothischen  Durchschnittstypen  einen  ge- 
wall -       \    rrat  besass,  war  es   L601   1ms  1790  viel  leichter,  die  Kathedrale  von 
bisch  zu  bauen  (Kugler,  Gesch.  d.  Baukunst   III.  S.  1 1  i  ff.),  da  man 
nicht  innerhalb  des  Gothischen  selbsl  anarchisch  herumgeworfen  wurde,  wie  in 
Italien. 

Für  S.  Petronio  zu  Bologna  verzichtete  mau  zwar  auf  die  riesige  Anlage 
von  Querschiflf,  Kuppel  und  Chor,  allein  die  gothisch  angefangene  Fassade  war 
ein  Gegenstand  täglicher  Parteiung.  Der  hart  angegriffene  IJaumeister  Ariguzzi 
klagt  151  te  von  jeder  Art,  Priester,  Mönche,  Handwerker,  Bauern,  Schul- 

meister, Weibel,  Geschirrmacher,  Spindelmacher,  Facchine  und  seihst  Wasser- 
thun  >i'h  als  Baukünstler  auf  und  sagen    ihre  Meinung  .  .  .  Aber  noch 
i-t  keiner  auf  den  Kampfplatz  getreten  mit  Modellen  oder  Zeichnungen,  deren 
i  mit  Sehnsucht  gewärtig   bin."     Gaye,  carteggio  II,   p.  140  s.     (Vgl.  §  ls. 
über  Siena. 

In   der   Folge    blieb   die  Fassade   unvollendet,    vielleicht   weniger   wegen 
ler  Mittel,    als    weil    man  /.wischen  einer  wachsenden  Menge  von  Ent- 
würfen    allmählich    bei   30,  jet/.l  im  Bauarchiv  der  Kirche)  in  der  That  nicht 
mehr  zu  einem  Entschluss  kommen  konnte  ,    darunter  zwei  gothische  Projekte 
von  Baidassar  Peruzzi   der  auch  uoch  Zeichnungen  für  den  Kuppelausbau  lieferte) 
Giulio  Romano.    Vgl.  Gaye,  carteggio  II,  p.  152;  Milanesi  III,  p.  311; 
ri   IV,  p.  597  (he  M.  VIII,  p.  225,  Nota.   \.  di  Peruzzi.    Peruzzis  Entwurf 
h  in  der  Sakristei  bewahrt .    s.  J.  (i.  Müller,    Memoria  sul  compimento  del 
duomo    di    Firenze,    1847     uach    dem    Urteil   des    Dombaumeisters   Seccadinari 
"    prächtig  gezeichnet,    schön   und  gross,   aber   im  Widerspruch   mit    den 
Grundformen  des  Baues ;  vgl.  Springer,  Bilder  aus  der  neueren  Kunstgeschichte, 
S     !•"'''.    -  •    Laut  Vasari  IV,  p.  597   (Le  M.  Will.  p.  225)    schuf  Peruzzi   sogar 
:  Entwürfe  in  verschiedenen  Stilen,  uno  alla  moderna  ed  un  altro  alla  tedesca. 
hie    wichtigste  Leistung  dieser  Art  ist  die  Kuppel  des  Domes  von 
Mailand,    ein  Weihegeschenk  des  Renaissance-Humors   am  Grabe  der  ver- 
blichenen Gothik,    welche   einer   solchen  Lösung-  von  sich  aus  kaum  fähig 
_.     esen  war-. 

:i    vielen    vergeblichen   Entwürfen,    und  nach  Bauanfängen,    die   man 

musste,  erbaut  im  Beginne  des  XVI.  Jahrhunderts  von  Omodeo 

und  Dolcebuono,  vielleicht  nach  dem  1490  entworfenen  Plane  des  eigens  nach 

Mailand    berufenen    Francesco  di  Giorgio   (Gaye,   carteggio  I,   p.  289;   Lettere 

-i  IIb  p.  H."i :  Milanesi  II.  p.   129  bis   t39;    Girol.  Calvi,    Notizie  de'  profes- 

di  belle  ,ii  ti  eh.-   fiorivano  in  Milano    sotto    il  governo  de'  Visconti  e  degli 

parte  II.  p.   159  s.).     Vielleicht  ist  auch  die  geistreiche   und  prächtige 

rönung    der    Kuppel    in    der  Folge   nach    Francescos  Entwurf  aus- 

ihrt.     Marcantonio  Michiel  (der  „Anonymus  des  Morelliu,  £  22)   sah  sie  um 

1525  ooeh  unvollendet,  als  sie  sogar  von  einer  Umgestaltung  im  modernen  Stil 

roht    war:    der    „Deutsche"    aber,    dem    man   wunderlicherweise  das  schon 

fertigte  Modell  übergab,  „verlor'    dasselbe  (zum  Glück).    An  den  obern 

Teil«  m  interes  Detail,  /..  B.  Genien,  welche  an  dein  gothischen  Masswerk 

hnlich  wie  .in  der  Porta  della  Garta  (§  21). 

ie  höchst  wahrscheinlich  i-i  ,  das  von  Mongeri  publizierte,    etwa 

rebene  Gutachten  von  Bramante  herrührt,    gibt   es   einen 


§  _' l.     Allgemeiner  I  harakter  der 

interessanten  Beleg  dafür,  wie  tief  dieser  Meister  in 
gedrungen;    s.  Archiv,  stör,  lombardo  \.    1877,   und  II.     , 
sprünglichen  Entwürfe  für  St.  Peter,  S.   11".  vgl.  ebenda    : 

die  von  ihm  an  Filaretes  Ospedale  maggion  thrten  9  B 

fenster   im    ersten   Stockwerk,    zwischen   dem  Bau    des  Richini   und 
gen  Mittelloggia. 
An  der  Fassade  des  Domes   sind   dir  Renaissancebestandteile   von  !'• 
grino  Tibaldi  (Pellegrini    das  Älteste   und  alles  Gothisch« 
im  Palazzo  Litta  beweist,  wo  die  I  lIs  Rohbau  bloss  mit  den  A   I 

von  Pellegrinos  Prachtbekleidung  dargestelH   ist. 

Gothisches  M  3werk  um  1500  in  eigentümlich  genialer  Verwildei 
goldfarbig  auf  Dunkelblau  gemalt,  am  Gewölbe  vom  Monastero  magg  ■ 
Mailand  (von  Dolcebuono,  vgl.  i    t8,  76). 


IV.  Kapitel. 
Studium  der  antiken  Bauten  und  des  Vitruv. 

;  24. 
Allgemeiner  Charakter  der  Neuerung. 

In  Italien  gehl  die  Kultur  der  bildenden  Kunsl  zeitlich  voran,    i 
tere  besinnt  um!  rüstet  sich  lange,  ehe  sie  dasjenige  /um  Ausdruck  bringt, 
was  Bildung  und   Poesie  schon  vorher  auf  ihre  Weise  an-  Licht   .• 
So  war  auch  das  Altertum  längst  ein  [deal   alles  Daseins,    bevor   man  ••> 
in  der  Baukunst  ernstlich  und  durchgreifend  ergründete  uml  reprodu; 
Vgl.  Kultur  d.  Renaiss.  III.  Ami..  I.  s.  224  ff.;  IV.  Ami.  I.  s.  20t 
einer  blossen  Bewunderung  der  antiken  Bauten   (woran   es   nie  gefehlt   hatte), 
vor   einer  bloss  ästhetischen  Opposition  wäre  überdies  der  gothische  Stil   nicht 
gewichen;  es  bedurfte  dazu  einer  ausserordentlichen  Stadt  und  ein 
Menschen,  welche  >\.\<  Neue  thatsächlich  einführten. 

Zu   Florenz,  in  einer  Z<it  hohen  Gedeihens,  wird  zuerst  das  Gefühl 
lebendig,   dass   die   grosse  Kunst    des    XIII.    und  XIV.  Jahrhunderts   ihre 
Lebenskräfte  aufgebraucht    habe   und    dass   etwas  Neues  kommen   musste. 
Florenz  am  Anfang  d.  XV.  Jahrh.,  Macchiavelli,    storie   fiorent.,  l 
des  IV.  Buches;         Poggius,  lli-t.  (lor.  populi,  I..  V.  a<\  a    142 

Jenes  Gefühl  Bebr  deutlich   1435  ausgesprochen  bei  L<    i    Bat! 
geb.   1404)  in  der  Schrift  della  pittura    opi  i 

sei  ihm  früher  vorgekommen,    ,als  "I'  die  Natur  alt   und 
war-'  mal  keine  grossen  Geister  wie  k<        I       en  mehi  hervorbrii 

i  aus  langer  Verbanni    :  Florenz  zurückgekehi 

in  Brunellesco,  dem  er  diese  Schrift  widmet,  in  Doi 
Robbia,  Masac»  io  eine  neue  Kraft  zu  finden,  die  den  • 


IV.  Kapitel.     Studium  der  antiken  Bauten  und  des  Vitniv. 

nichts   nachgebe.    -     (Um   1460,   als   der   Stil   der   Renaissance    «las   Gothische 
-  seinen  letzten  Zufluchtsorten  vertrieb,  durfte  Filarete  sagen:   wenn 
unser  Stil  nicht  schöner  und  zweckmässiger  wäre,  so  winde  man  ihn  in  Florenz 
nicht  brauchen,  a  Firenze  non  s'usaria.) 

ueui    Kunsl   tritt  grleicli  auf  mit  «lern  Bewusstsein ,   dass  sie  mit 
:  radition  breche  und  dass  au>ser  der  Freiheil  die  höchste  Anspannung 
aller  Kräfte,  aber  auch  der  höchste  Ruhm  ihre  Bestimmung  sei. 

Alberti  fahrt  an  obiger  Stelle  fort:  „Ich  sehe  nun  auch,  dass  alles  Grosse 

nicht  bh>>-  Gabe  der  Natur  und  der  Zeiten  ist,    sondern  von    unserm  Streben, 

inserei  Unermüdlichkeit  abhängt.    Mir  Allen  hallen  es  leichter,  gross  zu  werden, 

Schultradition  sie  erzog  zu  jenen  höchsten  Künsten,    die   uns  jetzt  so 

Mühe  kosten,    aber  um  so  viel  grösser  soll    auch    unser  Name   werden, 

wir  ohne  Lehrer,  ohne  Vorbild  Künste  und  Wissenschaften  finden,  von  denen 

lan  früher  nichts  gehör!  noch  gesehen  hatte."        Über  die  Vielseitigkeit  s.  §  14. 

Die   Entscheidung  zu  Gunsten  des  Neuen  konnte  nur  kommen  durch 

eine  grosse  Thal  eines  ausserordentlichen  Mannes,  welcher  mit  dieser  That 

auch  für  sein  und  seiner  Genossen  sonstiges  Stichen  die  Bahn  öffnete. 

Filippo  Brunellesco  von  Florenz  1 1-377  bis  1446)  und  die  Domkuppel,  seine 

von  Jugend  auf  erkannte  Aufgabe  (§  2).     Mit  dieser    wesentlich   konstruktiven 

Leistung  und  mit  seiner  sonstigen  Meisterschaft  in  aller  Mechanik  siegt  zugleich 

formale,  stilistische  Neuerung,  zu  welcher  ihn  die  wohl  schon    lü>:i 

in  Rom  begonnenen  Studien  befähigten.     Dazu  noch  sein  Ruhm  als  Bildhauer 

und    Dekorator.  Schon    eines    seiner    frühesten    Werke,    die    Sakristei    von 

S.  Lorenzo    zwischen   1419  und   1428)  „setzte  alle  Leute  in  der  Stadt  und  aus 

Fremde  in  Erstaunen  durch  seine  neue  und   schöne  Art-  (Manetti,   vita  di 

Brun.,  ed.  Holtzinger,  p.   is>.    Hier  sogleich  überraschte  der  Meister  durch  die 

.Musik  der  Verhältnisse",  durch  neue  Motive  und  neue  Details.     Dann  folgten 

h  Cappella  Paz/.i  und  die  anderen  Werke. 

§  25. 
Vernachlässigung  der  griechischen  Baureste. 

Griechenland  existierte  im  XV.  Jahrhundert  nur  für  Sammler,  nicht 
für  di--  Architekten.  Auffallender  erscheint  es,  dass  auch  die  griechischen 
Tempel  auf  italischem   Boden,  in  Pästum,  Selinunt,  Agrigent  etc.  ignoriert 

Wllldeli. 

Unter  den  Sammlern  rag!  Cyriacus  von  Ancona    1390  bis  um  1457)  hervor, 

etagebüchern  Architeki   Iren   kopiert    hat;    s.  Giuliano 

/'  nach  irrierliisrheii  Bauten  und  t\cr  Sophienkirche  in 

Skizzenbuch  auf  der  Biblioteca  Barberini  (Cod.  XLIX,  33)  in  Rom;  die 

Vpollotempels  in  Athen"  isl   Phantasie;  vgl.  E.  Heisch  in  den  Mit- 

i    des    kaiserl.    deutsch,  archäolog.    Instituts,   athen.  Abteilung,  Bd.  14 

-    217  ff.    ■-  Originalzeichnungen    <\<^  Cyriacus   befinden   sich    in   den 

Petrus   Donatus    in    der   Hamilton- Sammlung  des  Berliner 

Kupferstichkabinetts;  vgl.  darüber  Mommsen  in  den  Jahrbb.  der  preuss.  Kunst- 

;    73  ff.  und  Mi'  laelis  in  der  Archäol.  Zeitung  Bd.  40  1 1882;, 


§  25.     Vernachlässigung  dei   griechischen  B  37 

S.  368  11.   I  ber  Cyriacus  überhaupl  besonders  De  Rossi,  [i  - 

i.Dii.  II.  p.  356  ss.,  und  im  Archivio  della  R.  Societä  Romana  di  sl  \ 

p.   16  s. 

Der  paduanische  Maler  Squarcione  brachte  von 
viel  Merkwürdiges  tum  mente,  tum  chartis  mit,  aber  wahrscheinlich  our  Skulptur- 
•     :  Si  irdeonius,  ap.  Graev.  thes.  VI,  III.  p.    W  <  >h  Polifilo    i  32    in 

1  rriechenland  zeichnete? 

Später  schickte  Rafael,  lau!  Vasari  IV.  p.  361   (Le  M.  VIII,  p.    il  .  v.  di 
Rafaelle,  Zeichner  hi>  nach  Griechenland,  mit  welchem  Erfolg,  wird  nichl  ge 

Der  Hundertsäulenbau  „aus  Griechenland"  im  III.  Buche  des  S 
isl    wohl  reine  Fabel.         Eine  ägyptische    Pyramide  und  eine  palästinensi; 
Grotte,  nach  Aufnahmen  des  Patriarchen  Grimani,  ibid.    Pol.  93  -.  . 

Ob  die  Renaissance  etwas  mit  den  echten  dorischen  Formen  Gl  en- 

Lands,  wo  ja  kein  Gewölbe  vorkam,  hätte  anfangen  können?    Immerhin  « 
die  Griechenbauten,  wenn  sie  schon  kein  Gewölbe  lehrten,  des  Studiums  würdig 
gewesen,    so  gul  wie  Vitruv,   der  es   auch   oichl  lehrt.     Die  Vernachlässigung 
derselben  kam  aber  überhaupl  nicht  von  einem  ästhetischen  Bedenken  her. 

Das    viel    stärkere  Vorurteil   redete   zu   Gunsten    von    Rom,   als 
schichtlicher  .Macht,   als   alter  .Mutt.T  der  italischen  Städte,   als    _■   sster 
Erinnerung  der  Nation,  welche  mau  durch  die  Kunsf  erneuern  musste. 
Auch  diesseits  der  Alpen    wurde   «las    wahrt-  Verhältnis  der  griechisi 
Kunst  und  Kultur  zur  römischen  ersl  seil   Winckelmann  erkannt. 

Merkwürdigerweise  war  doch  Serlio  Architettura,  ed.  Venez.  1584,  p.  <;:• 
um  r>i"  durch  einen  blossen  historischen  Schluss  zu  der  Annahm'-  gelangt, 
dass  die  Griechenbauten  die  römischen  weil  übertreffen  haben  müssten.  — 
Dagegen  urteilte  Manetti  vita  di  Brunellescö,  ed.  Holtzinger,  p.  22  s.)  noch 
naiv.  dass  das  alte  Rom,  weil  es  Griechenland  an  Macht  und  Reichtum 
troffen  habe,  auch  der  Architektur  zu  höherer  Blüte  als  dieses  müsse  ver- 
holfen  haben. 

Rom,  welches  selber  kaum  Einen  grossen   Künstler  liefert,  wird  seil 
XV.  Jahrhunderts  von  allen  namhaften  Architekten  einstweilen 
des  Studiums  wegen  besucht;  unter  den   Päpsten  von  Xicolaus  V.  an 
wird  es  dann  eine  Hauptstätte  der  ausübenden   Baukunst. 

Dass  Rom  auf  allen  geistigen  Gebieten  beinahe  keil inheimischei   Z 

täten   aufzuweisen    hat,    lieg!    zum  Teil   an   der   Malaria    und   an   dei 
wankungen  dei  Bevölkerung  gerade  in  den  entscheidenden  Kunstzeiten 
issten  Teile  aber  an  dem  von  Jugend   auf  gewohnten  Anblick  des    hil 
Parvenierens  durch  Protektion.    Florenz  hatte  eine  gesunde,  nicht  einschläft 
Lufl    und   eine   grosse   Stetigkeil    gerade   in   denjenigen   Familien,    welch* 
grossen    Künstler   erzeugten;    auch    war   man   von   Jugend   auf    gewohnt, 
Genius  und  die  Willenskraft  siegen  zu  sehen. 

ausserdem    kommt,    wenn    man   billig   sein   will, 
kräftige  XTV.  Jahrh.,  welches  im  übrigen  Italien  den  Grund  zu  d< 
herigen  Kultur  legte,  für  Rom  nicht  vorhanden  war.    Ohne 

Exil  winde  H lamals   ein  öden    Stelle   im  •  • 

eingenommen  haben,  und  zwar  dauernd.     Von  Urban  IV.  bis 


5 


IV.  Kapitel.    Studium  der  antiken  Bauten  and  des  Vitruv. 


war   in   Rom   eine   sehr   bedeutende   künstlerische  Thätigkeil    gewesen;    merk- 
würdig rweisi        ssen   dann   auch   die  avignonesischen   Päpste,   obwohl  Fran- 
.    italienische    Künstler   und   Kunstwerke    kommen;    Vasari    1.    p.   604   s. 
(Le  M.  II.  p.   131  ,  v.  di  ( Ircagna,  n.  a.  a.  '  >. 

§  26. 
ätndi  -  XV.  Jahrhunderts  nach  den  römischen  Bauresten. 

Gleichzeitig  mit  den  gelehrten  Antiquaren  Poggio,  Blondus,  Aeneas 
Sylvius  u.  a.  und  wohl  nicht  ohne  Berührung  mit  denselben  beginnen  die 
Aufnahmen  der  Architekten  in  Rom  und  der  Umgegend. 

Dei       g<  meine  Ruinenkultus,  vgl.  Kultur  d.  Renaiss.,  111.  Aufl.  I,  S.  224  ff. 
IV.  Aufl.  I.  S.  200  ff. 

Brunelli  messungen,  anfangs  in  Gesellschaft  Donatellos,  wohl  schon 

1403,  wobei  sie  als  Schatzgräber  galten  und  als  Goldschmiede  sich  durch- 
bra  Sein  Studium  sowohl  die  römische  Bautechnik,  der  struktive  Organis- 

mus, zumal  der  Gewölbe,  als  auch  „die  musikalischen  Proportionen'-  der  antiken 
ten  und.  wie  der  Erfolg  zeigt,  die  ganze  Formensprache,  die  er  gross  und 
iffasste. 

I..  11.  Albertis  Aufenthalt  in  Rom,  schon  vor  1434,  dann  besonders  in  den 

vierziger  Jahren.    Auch  er  grub  bis  zu  den  Fundamenten  hinab;  de  re  aeditica- 

toria.  L.  VI,  c.   1  :  ausserhalb  Roms  hat  er  u.  a.  Antium  und  etrurische  Ruinen 

i.  0.  L.  IV,  c.  3. 

Filarete   in  Rom   unter  Eugen  IV.  (1431   bis   1447);    seine  Baulehre   (vgl. 

1»gio  I.  p.  200  bis  206)    möchte   in   ihren  Abbildungen   ausser   den 
.    aen  Phantasien  auch  Aufnahmen  enthalten. 
Nicolaus  V.  beschäftigte  vorzüglich  den  Bernardo  Rossellino,  dessen  Thätig- 
keit  ohne  Aufnahmen  nicht  zu  denken  ist. 

Francesco  di  Giorgio  rühmt  sieh  bereits,  die  meisten  antiken  Reste  in 
[tauen  untersuchl  und  mit  Vitruv  verglichen  zu  haben.  Bei  Della  Valle, 
lettere  sanesi,  III,  p.  108. 

Domenico  Ghirlandajo  (geb.   1449)  zeichnete  in  Koni  nur  von  Auge,  aber 
btig,  dass  beim  Nachmessen   nichts    fehlte;  Vasari  III,  p.  271  (Le  M.  V, 
p.  81        Treffliche  bauliche  Hintergründe  in  seinen  Gemälden. 

b.  1  i">7    in. iss  genau  und  kehrte  nach  Florenz  heim  als  lebendige 
„Chronik"  der  Wunder  von  Rom;  Vasari  IV,  p.   S42  (Le  M.  VIII,  p.   116). 

liano  da  Sangallo  begann   1465  sein  Skizzenbuch  (jetzt  in  der  Bibliot. 
Barberini,  vgl.  §  25    „con  molti  disegni  misurati  e  tratti  dallo  anticho",  wie  der 
bändige    Titel    9agt.     Es    enthäll    eigene   Aufnahmen   antiker   Hauten   aus 
Italien  und  Südfrankreich    letztere  teilweise  willkürlich  restauriert,   vgl.  Müntz 
riere  in  den  Memoires  de  la  societe  nat.  <]>'>  antiqu.  de  France,  t.  XLV  . 
er  mittelalterliche  Denkmäler  (Dom    und   Haptistcriuni    von  Florenz,    Torre 
Asinelli  zi  Bologna),  Kopien  nach  Cyriäcus'  von  Ancona  griechischen  Skizzen 
endlich  Skizzen   zeitgenössischer  Werke     Bi  unellescos  Polygon   der 
Bramantes   Tempietto  .    von  eigenen  Werken  dagegen   nur   einen  Ent- 
wurf zum  Königspalast  in  Neapel  und  einen  plan    für  St.  Peter.     Ein  anderer 
Siena,    enthält    gleichfalls    sowohl    Skizzen    eigener    und 


§  26.    Studien  des  XV.  Jahrhum 

fremder  Entwürfe    aufgezählt  von  Jahn  in  v.  Zahns  Jahrbb. 
Ml   V.  s.   172  ff.),   als   auch  Aufnahmen    nach   der  Antik» 
Müntz  in  den  Memoires  etc.    s.  oben   . 

Bramantino   Bartol.  Suardi  aus  Mailand)  vermass  und  zei 
Roms,  aber  daneben  auch  romanische  Bauten  aus  Mailand  und  Pavia.    Si 
Vasari  erwähntes  Skizzenbuch  isl  neuerdings  publizier!  von  Mongeri  Mailand 

Venezianische  Miniatoren   machten   aus   solchen    frühen  Aufnahmen,   die 
ihnen  in  die  füi   alles  geübten  Hände  gerieten,  zierliche  Zeichnungen  in  Silber- 
stift.    Sammlungen    solcher  in  venez.  Kabinetten,    s.  Marcantonio  Michiel    den 
„Anonymus  des  Morelli",  bei  Aula--  des  Kabinetts  Vendramin  (Notizie  d' 
di  disegno,  ed.  Frimmel,  p.   H|s  . 

Im  übrigen  [talien  bilden  besonders  die  Ruinen  von  Verona  eine   \n 
von  Schule  um  sich  her. 

Die  Reste  von  Verona,  Theater,  Amphitheater,  Prachtthore  etc.  zwar  her- 
sgegeben von  Giov.  Carotto   Holzschnittwerk  von  1540  i    I   I        -     tinas,  vgl. 
Vasari  V,  p.  lm">   Le  M.  IV  p.  179,  Nota],  v.  di  Giocondo  .  aber  uach  den  '/. 
nungen  des  berühmten  Gio.  Mana  Falconetto  geb.  1458,  starb  1534   vgl.\    - 

!  I    203,  206,   207   .     Dieser  hatte  ausserdem  die  Reste  von  Pol 
uommen  und  zuerst  das  Prinzip  der  römischen  Schaubauten  ergründet;  er  hatte 
12  Jahre  lang  in  Rom  die  Altertümer  studiert,    indem  er  je  die   halbe  w 
bei  Malern  arbeitete,  um  seinen  Unterhalt  zu  gewinnen;   auch   «li.-  Campa{ 
das  Neapolitanische  und  Qmbrien    hatte  er  durchsucht.     Ihm   zu< 
überzeugende  Restaurationen.     Später  besuchte  er  R  .  oft,  auch  ii 

sellschafl  Gornaros    §   12).    Seine  Praxis  betraf  nur  kleinere  Bauten,  i 
sich  alier  Luft  durch  das  Entwerfen  kolossaler  Phantasiepläne,   welche    seinen 
römischen  Bindrücken  entsprachen. 

IV. i  Giocondo  von  Verona    geb.   1435    ging   ebenfalls    von   den   dortigen 
Resten  zu  denjenigen  von  Rom  über.    Sein  Jammer  über  die  hier  noch  immer 
fortlaufende  Zerstörung,  selbst  zum  Behuf  des  Kalkbrennens,  in  einem  I 
Lorenzo  magnifico;  Fabroni,  Laur.  Med.  vita.  Adnot.   1  ip 

ist  anbegreiflich  erscheint  der  Vandalisinns,  den  die  kunst-  und  alter  tumsfr 
liehen  Päpste  von  .Martin  V.  bis  anl   Leo  \.   in   der  Bereitwilligkeit   offenbaren,   n 
sie  die  antiken  Banten  ihres  Marmors  and  Travertins  berauben  lassen,  um  Bausteine  und 
K.ilk   zu   gewinnen.     L.  B.  Albertis  Klage   darüber:   de  re  aedificat.  L    VI.,  c.  1;  I..  V. 
c  1.  —  VgL  Kultur  der  Renaissance,  III.  Aufl.  I.  -  _"-•»  ff.;  !\.  Aufl.  I    - 
rovius,  Geschichte  Roms  im  Mittelalter,  VII.  S.  557:   E.  Munt/.   Les  monni 
de  Rome  an  I5m<    siecle,  in  der  Revue     i  1876  ff.  und  1884  ff.  .    i 

auch  kirchliche  Bauten,  welche  in  der  Zeit  des  Exils  verfallen  waren,  i 
um  Material   für   ein    oeues  Pavimenl    im  Lateran   zu   gewinnen;    s,  das  Bi 
bei   Reumoni     Gesch.    der  Stadt  R Hl.  l     -  Vgl 

•■-.  welche  Unverletzlichkeit  dei   antiken   Banten  vorschrieben,  wie  da.'  ins' II. 

von  1462  (Müntz,    Les    irte   I         852  s     Theiner,   Cod.  diplomat  III 
hii-r   nicht   helfen.     Pins  II.  klagte:    Impia    ter  centnm    si  tinllum 

indicinm   oobilitatis   erit    (Mabillon  I.  1.   p.  \ 

■  -  später  Sixtns  V.,  der  das  8  -.  and  Panl  \ .. 

m  . 


4n  IV.   Kapitel.     Studium   der  antiken   Hauten  und   des   \  itruv. 


Studien  des  XVI.  J  ahrhunderl 


Mit  dem  XVI.  Jahrhundert  steigt  der  Eifer  auf  das  höchste;  es  ge- 
scliieht  ein  Versuch  zur  vollständigen  idealen  Restauration  des  alten  Rom, 
rindung  mit  Aufnahmen  in  allen  Gegenden.  Die  Abnahme  dieses 
Strebens  trifft  zusammen  mit  dem  neuen  aktiven  Bautrieb  der  Gegen- 
ition  (§  LO).  Keinem  Architekten  war  das  eigene  Messen  erspart, 
was  auf  ihre  Kunstübung  den  grössten  Einfluss  hatte:  spät  und  unvoll- 
ständig melden  sich  die  Abbildungswerke. 

Braniante  in  Rom  (vgl.  §  t9)  unter  Alexander  VI.  (seit  Ende  1499),  schon 
ihrt,    ..einsam    und   gedankenvoll";    Vasari  IV,  p.   L55  i^Le  M.  VII,  p.   129), 
\.  di  Braniante;  in  Florenz  Aufnahmen    von    ihm,    einiges   mit   genauer  Mass- 
\         Lomazzo,  tratt.  dell'  arte.  p.    HO    wies    er   besonders   die   ver- 
schiedenen Behandlungsweisen  an   den    römischen  Gebäuden,   d.  h.   die   wahre 
leit  innerhalb  des  Normalen  durch  genaue  Vermessung  nach,  und  der  ihm 
lürtige  Peruzzi   teilte   dies   Streben.  --  Vgl.    vor   allem   die   grundlegende 
grraphie   des   Meisters    in    II.  v.  Geymüllers  Text    zu   den    „Ursprüngl.   Ent- 
würfen  für  St.  Peter",  Wien.   1875. 

Auch  Rafael  erweist   sich  als  wahren  Mensehen   der  Renaissance,    indem 

on  der  kostbaren  Zeit  seiner  letzten  Jahre  einen  Teil  dem  alten  Rom  widmet. 

Leider  stehen  uns  über  diesen  Punkt   nur  wenige  sicher   datierte  Aussagen   zu 

ote.    Zunächst  sind  in  heu-  \.  Breve  vom  27.  August  1515  (Bottari  VI,  25; 

Pass         '     Raphael,  I,  S.  537)  noch  keine  auf  die  graphische  Restauration  der 

intiken  Stadt  abzielenden  Gesichtspunkte    ins  Auge   gefasst,   sondern   nur   die 

antik. *n  Marmortrümmer  der  Aufsicht  Rafaels  unterstellt,  um  sie  entweder  zum 

St.  Peter  zu  verwenden  oder,  soweit  sie  Inschriften  und  „monumenta" 

,1.  enthielten,   „ad  cultum  Literarum  romanique  sermonis  elegantiam 

im"  aufzubewahren.   Erst  Gelio  Galcagnini  spricht  lölii  in  einem  Brief 

an  Jakob  Ziegler  (Goelii  Galcagnini    opera,    ed.  Basil.   1544,  p.   101;   ühersetzt 

savant,  Raphael.  1,  S.  244  ff.;    über   die   Abfassungszeit   s.   Passavant 

0.  -    _'ir>   und  Tiraboschi,   Storia   della   letteratura   ital.  VI,   p.  67)   von 

umfassenden  Ausgrabungen   und  restaurierter  Darstellung  des  antiken  Rom,  wie 

•  1    unter  Benutzung    der   alten  Autoren    und    unter  Beihilfe   des    Fabio 

i    von  Ravenna    ausführe.     Über   das   innige    Verhältnis   des   Künstlers   zu 

di. -ein    wahren  Humanisten    giebt    der  Brief  wertvollen  Aufschluss;   vgl.  auch 

Kultur   der    Renaissance,    III.  Aufl.  I,   S.  318;   IV.  Aufl.  I,  S.  308.     Jedenfalls 

tzt  Calvi,  dei    füi  Rafael  den  Vitruv  übersetzte,  grössere  Ansprüche,  als  sein 

Ratgeber  in  archäologn*  len  Kraben  zu  selten,  als  Andreas  Kuh  ins,  wenn  dieser 

in    der    Vorrede    3einer   l.">iJ7    erschienenen    Anü< juitates    urbis    behauptet, 

Zeil  im  ingsstifl  geleitet  zu  hahen  ;  s.  dir  Siehe  hei  l'assavant  S.  306,  Nota. 

Dass  Rafael  mitten  im   Vermessen  und  Restaurieren  starh  (1520),  meldet 

Giovio  (Eli  Raphaehs,    hei  Tiraboschi,  Stör,   äellä    letteratura.  ital., 

1796    Tom.  VII,  parte  IV,  p.   Kit:',:  auch  hei  Passavant  I.  S.  553  f. 

und  -    ringet     Rafael  und  Michelangelo,  II.  Aufl.  I,  S.  302)  und  Marcantonio 

Michiel  m  seinem  Brief  vom   11.  April   1520  (im  „Anonimo  di  Morelli",  p.  210). 


Studieu  des  XVI.  Jahrhun 


II 


Vgl.  dazu  Gajus  Silvanus  Germanicus,  in  statuam  Leonia  \  1524: 

von  dei  Aufgabe,  das  alte  Rom  bis  zu  den  Fundamenten  I 
zuzeichnen,  sei  Rafael  „in  limine  primo"  durcb  den  Tod 
Ob   die   1532    beabsichtigte  Publikation    einer  Ansicht    des   alten  R 
fael     und    wohl    vollende!    von   seinen   Schülern),    von    welche] 
„bellissinia   cosa  e  tnolto  copiosa"  der  Gesandte  Peregrino  an  den  Herzog  von 
Mantua    berichtet,    wirkUch   ausgeführt   wurde?    Einen   andern   1532 
lichten  Plan    von  Rom    „secondo    che    antichamente    era    edificata    a  temj 
l'antichi  romani"  erwähn!  der  gleiche  Gewährsmann   in  einem  kurz  vor  jenem 
ersten  abgefassten  Briefe;  Archivio  storico  dell'  arte,  II.  p.  251.   Ob  dieser  letz- 
tere Plan  identisch  ist  mit  dem  1532  publizierten  „Simulachrum  antiquae  urbis 
Romae   cum    regionibus"    des  Fabio  Calvi:     Vgl.    ilbei    letzteres    Werk  Munt/. 
Raphael,  p.  <H  \. 

Der  berühmte,  bald  Gastiglione,  bald  Rafael  zugeschrieben!  Berichl  an 
den  Papsi  ist,  auch  wenn  er  Rafael  nicht  angehören  sollte,  für  die  archäologis 
Richtung  und  Methode  jener  Zeil  von  bedeutendem  Wert.  Er  beklagl  die  Zer- 
störungen, schreib!  sie  nicht  bloss  den  Barbaren  sondern  auch  den  Päpsten  zu, 
beschwör!  Leu  um  Schutz  füi  das  noch  Vorhandene,  mahn!  ihn  zu  eigenen, 
römerwürdigen  Bauten,  und  stell!  dann  als  Ziel  die  Restauration  auf  „nach  den 
Resten,  die  man  heute  noch  sieht,  mi!  den  Gebäuden,  von  welchen  noch  so  viel 
erhalten  ist,  dass  man  sie  infallibilmente  so  restaurieren  kann,  wi< 
-«■in  müssen".  Es  folg!  eine  Andeutung  über  einen  hiefür  angeblich  wichtigen 
Autor,   den  Publius  Victor;   endlich    wird   die   Methode   des   Aufnehm« 

eil!  und  zum  erstenmal  Plan,  Aufriss  und  Durchschnitl  gesondert  verlangt. 

Über  die  Frage  nach  dem  Autoi   nur  so  viel,  dass,  falls  das  vielleicht  von 

tiglione  in  der  Form  redigierte  Schriftstück  dem  Inhalte  nach  Rafael  ange- 
hört, dieser  es  ers!  kurz  vor  seinem  Ende  verfassl  haben  kann,   da  er  seinen 
nthall  in  Rom   als  bereits   zwölfjährig    (nach  der  Vatikan.  Handschrifl  elf- 
jährig   bezeichnet     Für    Rafael    i-t    besonders  E.  Muni/    Rapl  ael  ( 
mit  vielfach  überzeugender  Wärme  eingetreten. 

Rafael  schickte  Zeichner  durch  ganz  Italien,    Winckelmann   Anmerkungen 
üb.  d.  Baukunsl  d.  Allen,  s.  35  i.    kannte  Aufnahmen  des  Tempels  von  < 
die  er  'lern  R.  selber  zuschrieb  und  wusste    von   einem  Band  ähnliche)   /• 
nungen   bei  Lord  Leicester.     Wahrscheinlich   waren   auch   die  Aufnahi 
Rom,  Neapel,  Pozzuoli  und  der  Campagna,    welche  Giulio  Romano  1544  dem 
Vasari  (V,  p.  552  [Le  M.  X,  p.  112],  v.  di  Giulio)  in  Mantua  vorwies,  ii 
Auftrag   „von  Giulio  und  andern*'  gemach!  worden;  die  Zeichner  werden  sich  in 
die  Aufgabe  geteilt  und  dann  Kopien  unter  einander  ausgetauscht  haben. 
Mit  Serlios  Werk    beginnen    um    l">i"   Publikationen    von   dauernde' 
deutung;  in  der  Widmung  des  III.  Buches  behält    er  sich   auch   die  \ 
lichung  der  ihm  noch  unbekannten  I  berreste  in  Südfrankreich  vor. 

In  «Ich  Aufnahmen  des  jungem  Ant.  da  Sangallo,    die   sich   noch  in 
Qorentinischen  Sammlung    vorfinden,    bemerkt    man   bereits  P 
besserung  einzelner  Fehler  der    Uten,    z    B. 
Pantheon  i\  asari  \  .  p.    i'1-'    Le  M.  \  .  p.    k3  .  im  Komn 
da  Sangallo).    Das  zu  Durchschnittsregeln  durchgedrungene  Studiu 
Kritik  an  den  I  Denkmälern  seil 


_^.)  iv.  Kapitel.    Studium  der  antiken  Bauten  and  des  Vitruv. 

die  Mitte   des  Jahrhunderts   wandten   namhafte  Architekten   noch 
immer   eine    Reihe   von  Jahren   auf  die   römischen  Ruinen,    so    Uartol.   Umga 
Vasari  VI,  p.  326    Le  M.  XI,  p.  96],  \.  di  Genga)  und  Andrea  Palladio. 

g  28. 
Einfluss  lies  V  i  t  ruv. 

Mit  dem  XVI.  Jahrhunderl  erreichl  auch  der  Einfluss  des  Baulehrers 

o-oldenen   augusteischen  /.'it.    M.  Vitruvius  Pollio  seinen  Höhepunkt. 

tan  glaubte  mau  vor  allem  das  Altertum  nach  seinen  eigenen  Aussagen 

richten  zu  können;  Vitruv  nahm  in  der  Baukunst  bald  eine  ähnliche  stelle 

ein  wie  schon  vorher  Cicero  in  der  Latinität,  und  es  bildete  sich  eine  höchst 

eifrige   Partei  in  seinem   Namen. 

Vitruv  war  nie  ganz  vergessen,  aber  zur  Zeit  der  Frührenaissance  schadete 
ihm  vor  der  Hand  die  schlechte  Beschaffenheil  des  Textes,  die  schwierige  Aus- 
ng  und  die  innere  Mangelhaftigkeit,  da  er  z.  B.  keine  Lehre  vom  Gewölbe- 
bau oder  nur  vom  falschen,  VII,  :5>  enthält.  Alberti,  de  re  aedificatoria  benutzt 
ihn  ohne  ihm  irgend  eine  Ehre  anzuthun  und  überbietet  ihn  sehr  an  Vielseitigkeit. 
Francesco  di  Giorgio,  der  zuerst  die  Ruinen  mit  Vitruv  verglich  (§  26) 
und  in  seinem  Traktat  die  Säulenordnungen  nach  Vitruv  behandelte,  fügte  doch 
.•in  Wort  hei,  welches  für  die  ganze  Renaissance  gilt:  seine  Regeln  seien  müh- 
san  Alten  gezogen,   die  Kompositionen  aber,  welche  er  mitteilt,  sein 

Eigentum.     I >ie  Renaissance  hat  das  Altertum  nie  anders  denn  als  Ausdrucks- 
mittel  für  ihre  eigenen  Bauideen  behandelt. 

Antonio  Manetti  (vita  di  Brunellesco,  ed.  Holtzinger,  p.   18)  meint,  wenn 

wie   zu  seiner  Zeit  Alberti,    so  im  Altertum  „aleuno  autore"  Regeln  für 

die  Baukunst  aufgestelll   habe,  so  könnten  sich  diese  doch  immer  nur  auf  das 

ine    beziehen;    nur   indem    man  den  Resten  des  Altertums  selbst  nach- 

rkenne  mau  die  „invenzioni",  die  jedes  Künstlers  Eigentum  seien,  eine 

Natu]   oder  der  Lohn  des  Fleisses. 
tncesco  und  sein  damaliger  Herr,    Federigo  von   Urbino,    berieten  alle 
■  ii  über  die  Erklärung  Vitruvs. 

Die  erste  Ausgabe   1511   die  d^>  Fra  Giocondo,  welcher  damit   bis  in  sein 

hohe  gewartet  hatte;  Vasari  V,  p.  265,  Nota  1  (LeM.IX,  p.  158  s.  und  Nota), 

v.  di  Giocondo,  wo  auch  seine  übrigen  archäologischen  Arbeiten  verzeichnet  sind. 

eb  151  i  oder  1515  in  einem  unbezweifelten  Briefe:  ..Ich  möchte 

honen  Können  der  antiken  Gebäude  wieder  finden,  weiss  aber  nicht, 

nein  Flug  nicht  ein  Icarus-Flug  sein   wird:   Vitruv  gibt  mir  viel  Licht,  aber 

wäre."     Lettere  pittoriche  I.  52;  II,  5. 

i  i   letzten  Zeil  hatte  er  eine  freie  Ansicht  gewonnen  und  verteidigte 

,,,,,:  _■..  den  Vitruv  mit  Gründen,  im  liebenswürdigsten  Eifer.    Coel.  Cal- 

s  1544,  p.  101. 

jar  Peruzzi    entwarf  den    Dom    von  Garpi    „nach  Vitruvs    liebeln- 

h    1527  fortlaufende  Illustrationen  zu  diesem  Autor.  Vasari  IV, 

(504  (Le  M.  VIII,  p.  226,  vgl.  231 1,  v.  di  Peruzzi. 

Höchst  fanatisch  redel  Serlio  in  seiner  Architettura  (ed.  Venez.  in  L,  1584, 

►9,   112,   lö'ib.  wozu  aus  der  venez.  Folioausgabe  lö'ii  die,  stelle  S.  155 


D   Yitruvi.  .  j;; 

nachzutragen   ist).     I».i-    hochheilige  und  unanb 
auch  gegen  Römerbauten;    diese  sind  nach  Vitru\   zu  I 
widerhandelnden  sind  Ketzer  etc.     Am  Schluss  des  III.  B 
aller  eifrigen  Vitruvianer. 

Di(    sich  allgemach  ansammelnde  Vitruvliteratur  musste  sich  dei 
lienischen  Sprache   bedienen,    weil   lateinische  Erklärungen   die  Sache  nui 
noch  mehr  erschwert  hätten. 

Übersetzungen   des  Vitruv   mit  Erklärungen    und    mi  •  >bil- 

dungen : 

Eine  handschriftlich  in  der  Biblioti  hiana  zu  Floi  ihrte 

Übersetzung  ist  nach  Milanesi    Note  zu  Vasari  III.  p.  "•_'    „zweifellos-  von  i 
i  di  Giorgio  geschrieben  und  vielleicht  auch  von  ihm  angefertigt. 
Pabio  Galvi,  Manuskript  in  München,  Vasari  IV.  p.  :*7''.  Nota  2    Le  M.  VIII, 
p.  '->*'<.  Nota  :  angefertigt  für  Rafael,  vgl.  §  27. 

äariani   1521,   Vasari  IV.  p.   150     Le  M.  VII,  p.   126),    v.  inte, 

mit  der  stark  berichtigenden  Nota; 

porali   153  ri  III.  p.  598,  Nota    I.     M.  VI,  p.  .~>7  Nota,  58  N 

v.  <li  Perugino;  ebenda  p.  694    p.   145    Nota,  v.  di  Signorelli; 

Daniel. •  Barbaro  1567,  unter  den  spätem  die  li.Tiiliiiit.--t.-;  manche  ricl 
und  geistreiche  Idee  findet  sich  hier  zuerst,  vgl.  ad.  Vitr.  III,  2  und  IV,  _\  wo 
•    -  !i\\.-lhiii!_r  und  von  den  Konsolen  in  den  Giebelschi 
l'ht'i'  einzeln.-  schwierige  Partien  schrieb  Gio.  Batt.  Bertano  15;  -  -ich 

h   /    H.    um  die  Theorie  der  ionischen  Volute  bemühte;    Vasari  VI,  ] 
Nota  3    l.e  M.  XI.  p.  248,  Nota),  v.  di  Garofalo. 

Battista  da  Sangallo,  Bruder  des  im  ?:  _'7  genannten,  hinterliess 
rungen,    deren  Herausgabe   unterblieb;    Manuskript    in   der   Bibliot.  Corsini   zu 
Rom:  Vasari  V,  p.  iTi'.  Nota  I     Le  M.  X,  p.  21  .  v.  di  Ant. 
die  Bemühungen   'I.--   Qorent.   Chorherrn   »ü".  Norchiati    -.  \  isari  VII.   p.  227 
•J  (L.  M.  XII.  p.  234,  Nota  .  v.  di  Michelangelo. 

1 1  i  ■  a  Vitra  vi  an 

Im  Jahre   1542  trat   in  Rom  die  vitruvianische    Akademie   zusammen, 
welch.-  es  indes  nicht   weit  über  ein  kolossales  Programm  hinaus  brachte. 
hie  in  dieser  Richtung  eifrigsten  Bauherrn  waren  damals  reiche  Venei 
Zu  der  Abnahme  dieses  Fanatismus  trugen  die  Werke  und  auch  die  W 
Michelangelos  nicht   Weniges  hei. 

Der  Verein  und  das  Programm:  Lettere  di  Claudio  Tolomei 
fol.   l" 3  --  Lettere    pittoriche   II .    I    samt    Bot! 

Kardinal  Marcello  Gervini,  s|  llus  II.  ein  Hauptmitj 

Ranke,  Päpste  I.  S.  281,  5  tri  VII,  p.   106    Le  M    XII 

Zucchero,  und  Y.  p.  518  (Le  M.  X    p.  81),  im  Komi 

gallo,  welcher  ein  Bad  im  antiken  Stil  für  den  Kardinal 
Den    besten  Gewinn 
dei   im  I  >ienst  der  Akadi  mie 


^4  IV.  Kapitel.    Stadium  der  antiken  Bauten  und  des  Vitrav. 

In  Yen.  seitigte  Jacopo  Sansovino   die  Frührenaissance   als   angeb- 

licher Vertreter  der  strengern  vitruvischen  Richtung;  diese  wurde  gerühml  so- 
wohl  an   seinen  Privatpalästen   als  an  seiner  Biblioteca.     Bei  Anlass  der  Ecke. 
_.    g  53    der  untern  dorischen  Ordnung  der  Letztern  geriet  aber 
mtiquarische    [tahen    in    Bewegung;    Kardinal    Bembo   schickte   die 
-     _    :    verschiedener  Baukenner   ein,    und  auch  Tolomei,   der  Sekretär  der 
vitruvianischen  Akademie,    gab    im  Namen    derselben    eine  Meinung  ab;    allein 
-     5       >,,  hatte  schon  eine  Lösung  bereit,  durch  welche  er  alles  zufrieden  stellte. 
-,,   VII,  p.  502    Le  M.  XIII,  p.  84   .    \.  di  Jac.  Sansovino;    —    Franc.  San- 
ä  Meisters  .   Nene/.,  fol.  44  und   113,    wo   die  Geschichte   nicht 
ohne  Übertreibung  erzählt  wird. 

Michelangelos  Bestreben,  die  „Ketten  und  Schlingen  wieder  zu  zerreissen", 
che   die  Baukunst  sieh  anlegen  Hess:    man  wurde  Lnne,   dass  er  sich  über- 
.. weder  auf  ein  antikes  noch  auf  ein  modernes  architektonisches  Gesetz 
verpflichtet    halte".      Bei   Anlass   seines   schönsten    Entwurfes    von   fünfen    für 
S   Giovanni  de'  Fiorentini  in  Rom  sagte  er  selbst:   ..Weder  Römer  noch  Griechen 
aben  in  ihren  Tempeln  etwas  Ahnliches  erreicht."    Vasari  VII,  p.  193,  23:5,  263 
Le  M.  XII.  p.  205,  239,  265),  v.  di  Michelangelo;  sein  Hohn  über  einen  vor- 
nehmen Vitruvianer  i  p.  280). 

Er  befreite  die  Kunst  mehr  als  gut  war.     Sie  hatte  vielleicht    keine   ein- 

wahrhafl    grosse  Kombination   eingebüssl    gehabt   aus   Rücksicht  auf  ein 

Buch,  das  keinen  Bogen  wölben  lehrte  und  seihst   für  das  im  XVI.  Jahrhundert 

Alltägliche    keine  Vorschrift    enthielt,    wohl  aher  \or  Verwilderung  der  Einzel- 

formen  warnt. . 

Ein  verspätetes  Bedauern,  dass  nicht  auch  für  die  Malerei  ein  solches 
antikes  Regelbuch  erhalten  geblieben,  bei  Armenini.  de'  veri  precelli  della  pit- 
tura.    p.  22. 


V.  Kapitel. 
Die  Theoretiker. 

§  30. 
Leon  Battista  Alberti. 

Da  nach  einem  allgemeinen  Gesetz  jener  Zeiten  die  Bildung  der  Kunst 

vorangehl  (§  24),  so  befremdel  es  nicht,  wenn  ihre  Botin,  die  literarische 

Stellung,   auch    -'hon   an  der  Wiege  der  neugeborenen  Architektur  zu 

linden   ist.    Schon  erhebl   sie  sich   von  der  Beobachtung  zur  Regel  und  zur 

Theorie  bei  dem  grossen   Leon   Battista  Alberti. 

:■    ind:  Kultur  d.  Renaiss.,  [IL  Aufl.  I,  S.  L68;  IV.  Aufl.  I,  S.  151. 

»endschrifl   über  die  Malerei  folgte  sein  Hauptwerk  über  das  Bau- 

D  ■     •  i'j'-nhüiidi'j    \orhandene    ilal.   Bearbeitung,    arte    edilicatoria 

(in  den  opei  i    di  L.  B.  Alberti,    ed.  Bonucci,  Tom.  IV)   reicht    his   ins 


30.     I 


III.  Buch,   und   so  weit    glaube  ich  diese  zitien 
den   ebenfalls  von   ihm  redigierten  latein.  Texl  de  i 
scheine   nach    isl  das  Werk  zwischen   1450    ind   1452 
zeiten  (t  1172    aber  wohl  nur  einem  kleinen  Kreis 
bekannt    gegeben  und  uoch  oichl   in  Abschriften  verbreitet 

•  Mattia  Palmieri  (Opus  de  temporibus  suis,  in  Rer.  il.il.  script 
I.  p.  l'ü  .  dass  Alberti  sein  Buch  dem  Papsl  Nikolaus  \ 
dit),   i-t  nicht  von  ei  itlichen  Überreichung  Widmung 

stehen;    vgl.  Paul  Hoffmann,   Studien  zu  I..  I;.    \ 

.     h  dem  Tode  Albertis  hat  «-in  Vett<  i    \ 
das  Manuskripl    kopiert  und  diese  Abschrift  mit  einem  Empfehl 
zianos   (den  Tiraboschi  in    das  Jahr  1480  setzt    Lorenzo  de'   '': 
Diese    Kopie    i-!    wohl   mit    dem    Exemplar   dei   Biblipt.  Laurenziana  IAWIY 
I  13,  identisch.    Eine  andere  Abschrift  von   1  t83  befindet  sich  im  der  Bibl. 
Vaticana,  in  die  Urbino  gelangte;   vgl.  Mancini,  Yit.i  di  1..  B.  Alberti. 

p.  392,  Not  -  ■■  Druck  1  t85  in  Florenz.    Die  italienischen 

Au-:_riil"'ii  seit  dem  \\  I.  Jahrhundert  sind  ing       Späl 

Die   betreffenden    Hauptstellen:    arte   edificatoria ,  !38,  2 

I.  Buche)  und  de  re  aedificatoria,  I..  VI,  cap.  2  und  5,  I..  I\  .1  .">. 

Die  gothische  Baukunsl  war  lauter  Rhythmus  der  Bewegung,  di< 
I» fii;ii>>aii<-«-   ist   Rhythmus  der  Massen;   dort  sprach  sich  der  Kunstgehalt 
im  Organismus   au-.    Iiit-i    liegt    er   wesentlich   in   den   geometrischen   und 
kubischen   Verhältnissen.     Alberti  beruft  sich  daher  nichl  auf  Triebk 
die  im  einzelnen  ausgedrückt  sein  müssten,  sondern  auf  4a-  Bild,  welches 
der  Bau  gewährt,  und  auf  das  Auge,  da-  dieses  Bild  betrachtet  und 
In  der  genannten  Jugendschrift  della  pittura   op.  volgari  IV.  p.  il 
on  einer  präexistierenden  Malerei  ab:  der  Baume  - 
von  dem  Maler  -        -    den  und  Gebälke  gelernt;       di< 
tiir  den  malerischen  Standpunkt  der  Frührenaiss 

Im  Hauptwerk:  da-  Gesetz  der    ^bw<  anmutig« 

in  Verbindung  mit  der  Symmetri  tä  und  parilitä  delle  <     • 

achl  der  Abwechselung  geht  ei  sehr  weit,  vielleicht  im  llinl>li<k  an:  i 
Kaiserthermen,  Paläste  etc.    I — »11  z.  B.  nicht  Eine  Linie 
da  gewisse  Teile  schi  einen,  wenn  - 

bildet  sind,  die  einen,  wenn  sie  in  geraden,  di.'  andern,  wenn 

Linien  laufen,  u.  s.  w.    Von  der  Schönheit     er  S  A.  w 

Tl etiker         B.  Serlio,   p.  '•-  zum    lauten  Enthus 

Die  Hauptschilderung  trefflichen  Komposition    im  \l    B 

wiegend  eher  negativ ;  am  1 
quanda,  was  \  erschiedene  I  >eul 
Festsetzung  der  kubis 

\  ersui  b  eim  i    i  lästhetik  im  l\.  ; 

Einmischung   all.  h    in.  ht    nnw 

dru«  innitas,  d.  h.  wohl  das  völlig  Harmonie 

<\a-  Schlussurteil  lu  .    will 

•in  unergründlii  i  • 


V.  Kapitel.     Die  Theoretiker. 

requiro.    Doch  hatte  er  sich    VI,  c.  i>  sehr  gegen  die  Ignoranten  verwahrt,  die 

da  meinten,  »las  Urteil  über  Bauschönheil  beruhe  nur  auf  einer  soluta  et  vaga 

10  und  die  Bauformen  seien  gesetzlos  und  wandelbar,  wie  es  jedem  beliebe. 

§  31. 

Die  N  .1  ■■  li  i'  o  1  g  e  r  Ms  auf  S  e  r  1  i  o. 

Die  Dächsten  Theoretiker  nach  Albert i  scheinen,  soweit  sich  urteilen 
sst,  ihn  benutzt  zuhaben.    Aufzeichnungen  über  Mechanik  und  Konstruk- 
tion, über  Wasserbauten  und  den  mathematischen  Teil  der  Kunst  überhaupt 
mehren   sich   gegen  Ende   des  XV.  Jahrhunderts.     Später  absorbiert  eine 
Zeitlang  die  Bearbeitung  des  Vitiuv  (§  28)  diese  Kräfte,  worauf  wiederum 
leue  Sammelwerke  sowohl  als  Bauencyklopädien  entstehen. 
Das  reichillustrierte  Manuskript  der  Baulehre  des  Antonio  Averulino,  ge- 
nannt Filarete,  begonnen   1460,   beendet  Anfang   l'Ki'r.    in  der  Bibliot.  Maglia- 
chiana  zu  Florenz    Cod.    130,  Klasse  XVII);  eine  für  Matthias  Corvinus  be- 
rufe Kopie  auf  der  Markusbibliothek  zu  Venedig;  die  Textproben  bei  Gaye, 
o  I.  i».  200     206  enthalten  ausser  jenem  Fluch  über  das  Gothische  (§  ±J) 
einen  S  gensspruch  über  die  Renaissance,  sodann  ein  merkwürdiges  Verzeichnis 
•  damaligen  berühmten  Künstler  der  neuen  Richtung-.     Vgl.  §  91.    -  -    Ein- 
Charakteristik und  Inhaltsangabe  des  Werkes  in  der  Abhandlung  von 
me:  Filaretes  Traktat  etc.  (Jahrbuch  der  Kgl.  preuss.  Kunstsammlungen  I, 
S.  225  ff.,    und    hei    W.    von    Oettingen .    Antonio  Averlino,    genannt   Filarete. 
Leipzig   l^s.     Dazu   die  Publikation   durch  W.  von  Oettingen   in  den  Wiener 
lenschriften  zur  Kunstgeschichte,   1890. 

Der  um  1  is' »  verfasste  Trattato  d'  architettura  civile  e  militare  des  Francesco 

riorgio    i -^    isl  nach  dein  Turiner  Kodex  (andere  Handschriften  in  der  Bibl. 

iabecchiana  zu  Florenz  und  in  Siena)  publiziert  von  Carlo  Promis  Turin  1841; 

Della  Valle,  Lettere  sanesi,  III,  p.  108;  die  etwas  vorgerücktere  Zeit 

erkennbar  durch  das  seitherige  Erwachen  verschiedener  Richtung,  wovon  nur  das 

Wenigste  die  Billigung  des  Autors  hat :  er  findet  lauter  „Irrtümer,  schlechte  Pro- 

I >i  rtionen  und  Fehler  gegen  die  Symmetrie".  —  Ein  anderer  Kodex  mit  Skizzen 

•  •!  Kriegshaukunst  und  Kriegsmaschinen  beiludet   sich  gleichfalls  in 

Bibl.   Magliabecchiana,  ein  weiterer  in  Siena:  vgl.  auch  Ant.  Pantanelli,  Di 

G    rgio  Martini   pittore,  scultore  e  architetto  senese.    Siena.  Gati,  1870. 

In  Lionardos  Papieren  vieles  über  Mechanik;  sein  Mühlenbuch  etc.;   vgl. 

Pubükation  von  J.  P.  Richter,  The  literary  works  of  L.  da  Vinci. 

:  Im  Giocondo,  seinen  Wasser-  und  Brückenbau  und  seine  theo- 
retische und  allseitige  Gelehrsamkeil  vgl.  Vasari  V,  p.  262,  266  ss.,  273.  (Le 
M.  IX,  p.   156,   160,   162,   165),  v.  di  Fra  Giocondo,  Text  und  Noten. 

Pi  ichteten    an    der   Baukunst    überhaupt    mehr   die  mathe- 

ätlerische  Seite.    Federigo  von  Urbino  (§  11)  schreibt  1468: 

Architektur   i-l   gegründet  auf  Arithmetik  und  (Jeoinetrie,    welche  zu  den 

untei    den  äieben  freien  Künsten  gehören,    weil  sie  den  höchsten 

heil    in    3ich    haben-     (htye,   earle^-io    i.    p.   Uli,   vgl.   276). 

Serlio   von  Bologna    und    sein  Sammelwerk   dell'   architettura 

mit  lenen  Titeln   der   einzelnen  Bücher);    die  erste  Ausgabe  in  Folio, 


§  32.     Polifilo.  ]T 

Venedig  seil    1540;  wir  zitieren  die  verbreiteten 

Nicht  in  theoretischer,  sondern  mehr  in  zufälliger  Ordnui 

Altertum  und  eine  grosse  Anzahl  von  Bauten  und  Kntv. 

Teil  von  der  Erfindung  des  Autors,  zum  Teil  nach  Zeichnui 

Peruzzi,  den  er  mehrmals  dankbar  nennt.     Die  Wirkung 

ungünstigen  Seite  §   12. 

Polifilo. 

Neben  der  Theorie  and  der  mathematischen  Begründung  hat  auch  dei 
enpol,  die  bauliche  Phantastik,  in  der  Literatur  ein  Denkmal  hinter! 

Der  architektonisi  h-allegorische  Roman  Hypnerotomachia  des  Polifilo,  d.  h. 

des  im  Orient  gereisten  Dominikaners  Fra  l  ma  von  Vem 

boren  um   [4  torben  ersl    1527.     Die  Abfassung  des  Werkes  nach   1485 

der  erste  Druck   1499;  seither  mehrere  Ausgaben,  mit  den  Originalholzstöcken 
gedruckt,  ohne  Seitenzahlen;  Auszüge  bei  Temanza,  vita  de'  piü  celebri  archi- 
tetti  e  scultori  veneziani.    Vgl.  Kultur  d.  Renaiss.,  [II.  Aufl.  S.  233;  IV.  Aufl.  I. 
S   _'ll  f.  und  A.  Ilg,  Über  den  kunsthistor.  Wert  der  Hypner.  Polifili.  Wien  187:2 
ist    eine  Liebesgeschichte    in    mythologischem   und  märchenhaftem  Kostüm, 
welche   wesentlich   als   Aula—   dient   zur  Beschreibung   und  Abbildung 
laude  und  Räumlichkeiten.     Vgl.  §  25,  64     Fig.  7. 
Indes   werden    weder  Theoretiker  noch   Poeten    so   klar,   als   wii 
wünschen  möchten,  von  dem  grossen  l  bergang  reden,  der  sich  unter  ihren 
Augen    and   zum  Teil   durch   sie   selber  vollzieht.     Teils  sind  sie  sich  der 
Ding-'   nicht   bewusst,   teils  verstehen  sich  diese  für  sie  von  selbst.     Eine 
spätere  Zeit  erst  könnt.'  die  Renaissance  als  den  Stil  der  Verhältnisse  in 
Raum  und   Flächen  im  Gegensatz  zu  allem  früheren  erkennen. 

Dei  Raumstil,  der  das  neue  Weltalter  in  der  Baukunst  mit  sich  führt, 
i-t  ein  exkludierender  Gegensatz  der  organischen  Stile,  was  ihn  nicht  hindert, 
die  von  diesen  hervorgebrachten  Formen  auf  seine  Weisi  chen. 

Die  organischen  Stile  haben  immer  nur  Einen  Haupttypus,  der  griechis 
den  oblongen  rechtwinkligen  Peripteraltempel,    der  gothische   die  mehrschil 
Kathedrale  mit  Fronttürmen.    Sobald  sie  zur  abgeleiteten  Anwendung,  nament- 
lich zu  kombinierten  Grundplänen  übergehen,  bereiten  sie  sich  vor,        Raum- 
stile   umzuschlagen.     Der   spätrömische   Stil    i-t    schon   nahe  an   diesem  I 

g    und    entwickelt  eine  bedeutende  Raumschönheit,    <li<-  dann  im  byzantini- 
schen, romanischen  und  italienisch-gotbischen  Stil    i   19)  in  ungleichem  G 
weiter  lebt,  in  dei    Ri  laissance  aber  ihre  volle  Höhe  erreicht. 

I » i  i-  Baulichkeiten  in  >1  en  <;  e  m  äl d< 

Eine  weitere  Kunde  des  Baugeistes  der  Renaissance  in  ihren  jeweili 
Wandlungen  isl  zu  gewinnen  aus  den  in  der  Malerei  dargestellten    \ 

'i  I'ni  für  die  l     ■ 
Buches  vertraut  sind,  eil 
vermeiden,  wurde  dieser  neue  §  m 


V.  Kapitel.     Die  Theoretiker. 


tekturen,  indem  dieselben  ungehemmt  auch  solche  Gedanken  verwirklichen, 

welchen  die  Ausführung  versagl   war. 

spekth  ische  Idealansichten  sei  Brunellesco,  welcher  laul  \  asan  (II  p.  ■»•>- 

Le  M    in    ,     197    vita  di  Brunellesco)   zunächst  vorhandene  Gebäudegruppen, 

,'i;  die  Umgebung  des  Baptisteriums  und  des  Signorenpalastes  vollkommen 

üniemichtig   aufnahm,   daneben   aber   den   [ntarsiatoren   (§   151.   152)   die  Ihn- 


Kuppel  au,  Polifilo. 


uden  beibrachte,  und  diese  waren  and  blieben  p,Tsprkt;ivisch 
,  lealbauten.    Verzeichnis  bis  ins  XVI.  Jahrhundert  a.  a.  0. ;  vgl.  Abbildung 

152. 

In  ürbino  (Belle  arti)  das  Tafelbild  eines  fasl  symmetrischen    menschen- 
»latzes   mit  Prachtbauten,    von  Piero   della   Francesca   oder  Luciano  da 
wahrscheinlich  zur  Staffierung  mit  einer  Historie  bestimmt. 


Unvermeidlichkeit  des  rörni 

In:  ganzen  X\ .  Jahrhunderl  reichlicher  Gebraui 
ersonnenen  Bauhchkeiten  in  Fresken  und  auf  Tafelbi 

hen .  teils  als  Räumlichkeil  für  den  dai 
eine    sehr    wesenthche    Ergänzung    des   wirklich  ihrten.      I 

Cicerone,  \  III.  Aufl.  S.   109  ss. 

Mit  dem  XVI.  Jahrhunderl  soforl  bei  Rafael  die  berühmte  R 
der  Schule  von  Athen,  nach  einer  Skizze  des  Bramante;  bei  sei  • 
die  der  Taufe  Konstantins,  der  Schenkung  von  Rom. 

Zugleich  an  Wänden  von  Sälen  gemalte  Hallenpi 
rangen  des  Raumes,  ja  mit  der  Absicht   auf  Täuschung.      Bald  i/./.i 

im   ersten   ohern  Saal    der  Farnesina;    schon    bei    ihm   dieselbe   Kunsl    in 
saramenhang    mit    der   SzenenmaleTei    für   die   Theatei  .   §    193 
welche  zwar  der  Sitte  des  Behängens  der  Wandflächen  mit  gewirkt«      ' 
nachstehen  musste  und  bisweilen  in  geringe  Hände  geriet    §  lG9i,  dennoch 
sich  bis  in  die  Spätzeil  des  Barocco  behauptete,  teils  bloss  mit   baulichen  und 
dekorativen    Formen,    teils    belebt    mit   Figuren    und    etwa    auch    mit   Historien. 
Durch    den    fortdauernden   Zusammenhang   mit    der  allmählich   sehr   wichl 
Theatermalerei  blieb  auch  der  Prospekt   in  Fresk        ch  immer  in  einei 
Höhe    und  ergänzt  nun  für  die  geschichtliche  Betrachtung  das  alk 


VI.  Kapitel. 
Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 

U  n  v  e  r  in  eidlichkeit  des  r  ö  mischen  D<  tail  s. 

Die  Komposition  nach  Verhältnissen  und  für  das  Auge,  welche  die  !? 
der  Renaissance  (§  30,  32)  ist,  hatte  schon  im  XII.  Jahrhundert  und  dann  in 
der  gothischen  Zeil  sich  geregt.    vm  wurde  damals  ganz  besonders  liarl  be- 
troffen durch  das  gothische  Detail,  welches  einer  entgegengesetzten  Gedanken- 
welt entstammte;  dagegen  hätte  sie  sich  von  der  Forineusprache  d 
schon  deshalb  angezogen  finden  müssen,  weil  diese  ihr  Detail  bereits  als  I 
dekoratives  Gewand  gehandhabt  hatten.    Mit  aller  Anstrengung  suchte  man 
sich    nun  \  ml   jenem  schweren  formalen   Widerspruch  zu  befreien. 
Dazu  kam  aber  noch  das  stärkste  allgemeine  Vorurteil  I 

Es  ist  ganz  unnütz,  zu  fragen,  ob  die  Italiener  ein 

hätten  schaffen  sollen  oder  können.     I  B    lung,  di 

Kunst,    drängte    längs!    aul    den  allgemein! 

war  im  Grossen  völlig  entschieden  laukunsl  irgend  um 

Stimmung  f] 

1    Mittelitalien  handelte  es  sich  zugleich  um  i 

den  Stoff:   eine    bunt<  M 

r.      i  .. 


VI.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 

an   den   wichtigsten  Kirchenfassaden   Qiusste   weichen    vor   der  ernsten  Plastik 
-  ■      is     en  Details,  mochte  auch  letzteres  thatsächlich  ebenfalls  nur  äusser- 
lich   einem  Kernbau   aus  anderem  Stoffe  angefügt   werden,    wie  schon  hei  den 
i  Römern  selbst. 

Ausserdem  adoptierte  man  nach  Kräften  auch  die  Gesetze  der  römi- 
schen Konstruktion.  Dabei  wusste  man  jedoch  nichts  Anderes,  als  dass 
Anlage,  Hauptformen  und  Verhältnisse  gemäss  dem  jedesmaligen  Zweck 
und  der  Schönheit  erfunden  werden  müssten. 

Die  Renaissance  kennt  beinahe  gar  keine  Nachahmungen  bestimmter 
einzelner  Römerbauten.  Sie  hat  /..  1>.  trotz  aller  Bewunderung  keinen  einzigen 
!  repetiert  und  überhaupt  das  Antike  nur  im  Sinn  der  freisten  Kom- 
bination verwertet.  Vgl.  §  28  das  Wort  des  Franc,  di  Giorgio.  Die  Proportionen 
sind  vollends  ohne  Ausnahme  frei  gewählt  und  der  Einfluss  der  antiken  Ord- 
nungen auf  sie  nur  ein  scheinbarer.  In  Thal  und  Wahrheit  hängt  die  Behand- 
lung der  Ordnungen  eher  von  den  Proportionen  ab. 

84 
Das  Verhältnis  /.\\  den  Zierformen. 

Anfangs  schied  man  nicht,  was  der  guten  oder  der  gesunkenen  Römer- 
zeit, s  Gebäuden  höchsten  Ranges  oder  blossen  Verkehrsbauten  etc.  an- 
gehörte; auch  vergrösserte  und  verkleinerte  man  nach  Belieben  das  für 
••inen  bestimmten  Massstab  Geschaffene. 

Ein  in  Fiesole  gefundenes  wunderliches  ionisches  Kapital  wird  von  Giu- 
liani da  Sangallo  zum  durchgehenden  Muster  genommen  für  die  Kolonnade  des 
Hofes  S.  M.  Ma. Malen;,  de'  I'azzi  in  Florenz;  Vasari  IV,  p.  270  (Le  M.  VII, 

p.  Uli  .  v.  di  Giul.  da   Sangallo.     Vieles  dergleichen  namentlich  in  den  Kranz- 
inten.    Formen  des  römischen  Dekprationsstiles,  von  Altären,  Sarko- 
phagen, Kandelabern  etc.  wurden  anfangs  in  die  Architektur  verschleppt. 

Eine    grössere  Gefahr   lag   in   der  plötzlichen  und  sehr  hohen  Wert- 
ssischen  Zierformen  überhaupt.    Dass  dieselben  nicht  die 
Architektur   überwucherten,    verdankt   man   einzig   den  grossartigen  Bau- 
absichten und  der  hohen  Mässigung  der  Florentiner. 

Man    erwäge   die   allgemeine  Zierlust    und  Prachtliebe   des  XV.  Jahrhun- 

isch  wachsende  Zahl   behender  Dekoratoren  und  die  Hingebung  der 

elbst  an  die  Dekoration,  sobald  es  ihnen  die  strenge  Kunst 

ibte. 

Michelozzo  meisselte  selber  Kapitale,  wenn  ihn  der  Eifer  ergriff;  so  z.  B. 

Thür  im  Signorenpalast  zu  Florenz;   Vasari  II.  p.  i'->7  (Le  M.  III,  p.  275), 

li  Micheloz;         -  hön    gearbeitete  Kapitale   führten    bisweilen   zu   grösseren 

Aut  -  insovino  bekam  darauf  hin  die  Durchgangshalle  zwischen 

tei    und    Kirche   in    S.  Spirito  zu  bauen;    Vasari  IV.  p.   iis  fhe  M.  VIII, 

p.   121),  v.  di  i  ■    und  p.  511     162),  \.  di  A.  Sansovino. 

In  rie  weist  /..  li.  um  150  >  der  Neapolitaner  Gioviario  Pontano  (§  9) 

rste  Stelle  an  und  gestattet  selbst  dessen  Übertreibung:  et 

in  ornatu  quidem,  cum  hie  maxime  opus  commendet,  modum  excessisse  etiam 


^  35      Die  Säule,  der  Bogen  and  das  gerad  ;,] 

laudabi] t;  der  Florentiner  Alberti   dage  Bauten 

liebte,    weist    ihm   doch    in   seinem  Lehrbuch  schon  50  Jahr»  nur 

sekundären  Rang   an.     !..  VI,  c.  2:    Die  Schönheil  liege  in  .-in.' 

monie  aller  Teile,  die  bei  jedem  Hinzufügen  oder  VV( 

weil  «•>  aber  thatsächlich  noch  immei  scheine,  als  müsse  etwas  In 

weggelassen  werden,    und  doch  das  Vollkommenere  schwer  anzugi 

habe  man  die  Zierformen  eingeführt,  als  eine  subsidiaria  lux,  als  complementum 

der  Schönheit.     Lct/driv   müsse   dem  Ganzen    eingeboren    sein    und    i 

strömen    während  das  Ornamenl  die  Natur  von  etwas  äusserlich  Angehefl 

behalte.     L.  IX,    c.  B  s,    nochmalige   Ermahnung,   den   Schmuck    zu 

und  weise  abzustufen. 

§  35. 

Die  Sä  ule,  d  e  r  B  o  ge  n  d  nd  d  i]  k. 

Die  Säule   war   in   [tauen    niemals   ernstlich    durch   den  gegliederten 
Pfeiler   verdrängt   worden;  jetzt   wind»'   sie    ihrer   echten   Bildung  zurück- 
ben  und  wieder  mir  ihrer  alten  Zubehör  von   Basen  und  Gebälken  in 
Vei  bindung  gebracht. 

Die  Begeisterung  für  die  Säule  als  solche  §30.    Von  den  Gesetzen  ihrei 
optischen  Erscheinung   weiss  Alberti    u.  a.:    Dass  Säulen,    wenn    -i--   siel 
der  Lufl    abheben,    schlanker  erscheinen  als  vor  einer  Wand,    und  di 
deshalb   die  Ecksäule   entweder   dicker  gebildet  werden  oder  mehr  Kaunelüren 
erhalten  müsse,  was  optisch  denselben  Dienst  thue.     Letzteresaus  Vitruv  IV.  I. 
aber  in  neuer  Anwendung. 

Gegen  das  Kannelieren  überhaupt  zeigt  die  Frührenaissance  eher  Wider- 
willen  (§    l'ü  .     Kntselii'idendcs  Beispiel  :    die  vier  glatten  Portalsäulen  an  der 

Lchtigen  Fassade   der  Certosa    bei    Pavia.     Am    ehesten   kannelierte   ma 
Venedig   (obere  Hallen    der  alten  Prokurazien;    Säulenordnung  am  Mit 
werk  von  Pal.  Vendramin-Calergi).    Auch  i-t  kannelliert  der  zierliche  Pi 
S.  Giacomo  maggiore  zu  Bologna,   1477     81,  von  einem  Meister,  welchem 
auch  die  ähnlich  behandelte  Hofhalle  des  Pal.   Bevilacqua  angehört.     Di« 
dische  Renaissance  dagegen  kannelierte  später  gerne  ihre  Säulen  und  Pila 
Brunellesi  o  hat,  wo  er  den  Säulen  Pilaster  entsprechen  liess  (Im  eres 
S.  Lorenzo  in  Florenz,  Vorhalle  der  Cappella  Pazzi),  d  •  kanneliert,  um  die 

Belebung  der  Wand  zu  steigern,  die  ersteren  dagegen  glatt  _• 
die  als  Träger  grosser  Obermauern  ihre  lediglich  struktive  Bedi  itung 

dekoratn  wirkenden  Pilastern  gegenüber  bei n  sollen,  tragkräftigi 

Mil   Anspielung  auf  ein  Motto  des  I  S  ildete  Bi  in 

den  Schaft  einzelner  Säulen  in  dei  Ci nica  von  S.  Ambrogio  zu  Mailand 

Art  von  Baumstämmen  mit  hart  am  Stamm  abgeschnittene     \  I 
müller,  ursprüngliche  Entwürfe  für  St.  Pelei    S.   i">  i. 

Glücklicherweise  liess  sich  rtalien  seine  Bogen  aul  Säulen  nicht 
nehmen,  obwohl  es  an  Einwendungen  dagegen  nicht   fehlte.     \m  I'    i 
der  Kirchen   sowohl  als  an  der  fortlaufenden  Halle  des  Klosterhofes 
des   städtischen    Platzes,   wird   dei    Bogen   ohne  Vergleich   ha 
wandt  als  das  gerade  <  Gebälk. 


Vi.  Kapitel.     Die  Fornienbehandhrog  der  Frührenaissance. 


S  ioh  Brunellesco  gab  bekanntlich  dem  Bogen  seine  antike  Archivolte 
wieder,  glaubte  sieh  indes  doch  an  feierlichem  Bauten  (S.  Lorenzo,  S.  Spirito 
in  F  zu   einer  Art    von  Gebälkstück  zwischen  Kapital  und  Bogenansatz 

Qichtet     Es    sollte   »lein  Eindruck   begegnel    weiden,    als  könnten  die  \ ei- 
len starken  Glieder  der  zwei  auf  demselben  Kapital   zusammentreffenden 
i  sich  verschieben  und  einen  verschieden  starken  Druck  ausüben,  es  galt, 
_,lei.  lenartigen  Teilen  erst  eine  gemeinsame  Teste  Unterlage  zu  geben, 

von  der  tragenden  Säule  antuen. Hinnen  werden"  (Bühlmann,  die  Archi- 
tektur de-  kla-<.  Altertums  u.  der  Renaiss.,  S.  30).     Man  erreichte  hiermit  zu- 
h  noch  etwas  Weiteres:  dir  schlankere  Erscheinung  der  Bogen.  —  Alberti 
ngi  um  der  letztern  willen  eine  Überhöhung  der  Bogen  bis  zu  '     des  Radius, 
:  .  weil  für  dir  Untensichl  durch  den  Kämpfer  etwas  verloren  gehe. 
Vgl.  das  Gebälkstück  über  Säulen,  welche 
die    spätrömische   Zeit    den   die    Gewölbe 
tragenden  Pfeilern  vorsetzte  (Konstantins- 
basilika,   Diokletiansthermen    und    sonst), 
sowie    die    „Kämpfer"    der    altchristlichen 
Architektur  (Rom,   Ravenna  etc.)  und  noch 
in    der    gothischen    Zeil,    hier   recht    zum 
Zwecke   der  Überhöhung   der    Bogen,    die 
Aufsätze  über  den  Pfeilerkapitellen,   z.  B. 
in  der  Loggia  de'   Lanzi  zu  Florenz :    ähn- 
lich im  XV.  Jahrhundert  im  gothischen  In- 
nenbau  >\i'<  Domes  von  Pienza  (Abbildung 
in  §  77).     In  Florenz    selbst    bot   ein  Vor- 
bild ans  der  Zeit  der  Protorenaissance  der 
Kapitälaufsatz    in    ilcn    Blendarkaden    am 
Äussern  des  Baptisteriums  (Fig.  i).  früher 
noch  an  der  Fassade  der  Badia  bei  Fiesole. 
Brunellescos  Anwendung  des  Gebälk- 
stückes   bat    nur   vereinzelte  Nachahmung 
gefunden:    an    der   Vorhalle  von  S.  Maria 
Arezzo  (Fig.  8),    nach   Vasari    von  Benedetto    da  Majaiio:    in  den  Servi  zu 

;  ig.  13  .  an  Dom  von  Gortona,  an  der  Vorhalle  der  A mziata  zu  Florenz 

B  _■•  n  von  Ant.  da  Sangallo,  die  seitlichen  erst   1601  lt.  von  Gac- 
;    in    richtiger   Erkenntnis,    dass   man    so    den  Arkaden  dieser  Vorhalle  am 
ine  aini.il,'  ei  he  S<  heitelhöhe    wie   denen  der  stufenerhöhten 

twinkelig  anstossenden  Loggia  degli  [nnocenti  dos  Brunellesco  liehen  konnte. 
.  Abbildg.    in  §   1"7  .  ferner  in  Giuliano  da  Majanos  Dom  von  Faenza,   Ü7'i  : 
3.   Abbildung  in  v.  Lützows  Zeitschr.   f.  bild.  Kunst.  XXIV,  S.  167),  in  S.  Maria 
Camerino  m 
Allein   L.  VI,  c.    15  verlangl  Alberti   für  die  Säule  immer  das  gerade  Ge- 
bälk,   indem   der  Bogen    nui    auf  Pfeiler   passe.     Auch   das  Einschieben   eines 
lern  Säulenkapitäl    versöhnt  den  Mann  nicht,    welcher  im 
italienische  Hexameter  und  Pentameter  zu  konstruieren.    Von  seinen 
ten  haben  die  Halle  am  Pal.  Stiozzi  und  die  Kapelle  <\c^  hl.  Grabes 
zio  es  Gi  Seine    schlaue  Insinuation    L.  IX,    c.  4:    für 


-    tfa i  Arezzo. 


§  35.     1  »ie  3  iule,  der  Bogen  and 


Loggien  sehr  vornehmer  Bürger    §   UM    gezieme  si< 
von  mittelmässigen  Familien  Bogen. 

Es    half   Dichts;    Bogen   auf  Säulen   sind   bei    richtig 
kommen  entsündigt  und  werden  herrschen  bis  ans  Ende  dei 
die  Halle   wölbte   (wie  Alberti  a.  a.  0.  doch  auch  verlang!  .    hat! 
Gebälk  keinen  Wert  mehr;  es  machte  das  Gewölbe  uur  dunkel  und 
riichl  tragfähig.    Denn  auf  die  Weite  der  Intervalle  könnt. •  man  doch 
zieht. ml     Es  blieb  beschränk!  auf  oberste  Stockwerke  von  Hallen,  wo  es  dann 
meisl  von  Holz  konstruier!  wurde  und  eine  hölzerne  Flachdecke  trug 

Die  Unterbrechung  einer  horizontal  gedeckten  Säulenhalle  durch  einen 
Bogen   in   der  Mitte,    welcher  einer  Hauptpforte  entspricht,   schon    in  der 

j  ^_L-_, 


l'i_-   g      Hol  ■  Florenz 


Antike  (Spalato  etc.)  und  in  der  altchristlichen  und  mittelalterlichen  Archi- 
tektur vorkommend,  wird  nunmehr  öfter  zu  einem  Element  der  Schönheit. 
Edles  frühes  Beispiel:  die  Vorhalle  der  Kathedrale  von  Civil 
ein  Werk  <\r-  Kosmatenstils,  etwa  vom    \n\  JC1II.  Jahrhunderts 

Brunellesco  unterbrich!  an  der  \  orhalle  der  Cappella  de'  Pazzi  bei  - 
in  Florenz  (Fig.  1«'.  Giuliano  da  Sangallo  am  Klosterhol  von  S.  M  i      M 
lena  de'  Pazzi    höchsl    wirkungs  -    g  rade  Gebälk  durch  t 

Bogen  in  der  Mitte. 

Dekorativ    is!   dies  Motiv  lossenen  I 

bälk    und  Archivolte    wiederhol!   an  der  Madonna  di  P 
um  1450,  von  Brunellescos  Scli    ei     Adoptivsohn  und  Ei         N 
< :.iv, il,  .inli    s.  Abbildung  bei  l  die  Kir 

Italien,  Fig.  58 


54 


VI.  Kapitel.    Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 


S  r  im  Grossen  und  majestätisch  wirksam:  an  Vasaris  Uffizien  das  Ver- 
des  Bogens  auf  den  hintern  Durchgang    s.  Abbildung  in  §  56). 

Bramantes  (nicht  ausgeführtes  drittes  Stockwerk  um  den  grossen  vati- 
kanischen Hof,  eine  offene  Säulenhalle  mit  geradem  Gebälk  und  oblongen  Mauer- 
flächen darüber,  als  Kontrast  gedacht  zu  den  Bogen  und  Pfeilermassen  der  zwei 
unteren  Stockwerke.     d'Agincourt,   Archit.  T.  57. 

In  kleinen  Dimensionen,  wo  die  antiken  Intervalle  leicht  zu  behaupten 
waren,  tindet  sieh  bisweilen  eine  anmutige  und  strenge  Anwendung  des  geraden 


I     i     i1      l'.tz/i  zu  Florenz.     (J.  Stadler.! 


Ikes;  Hof  des  Pal.  Massimi  in  Rom,  von  Peruzzi;  das  Tonnengewölbe  er- 
helll  durch  Öffnungen,  welche  nach  der  Lichtseite  durchgebrochen  sind  (s.  Ab- 
bildung in  i 

Dass   halbrunde  Hallen    ein    gerades  Gebälk  forderten,    versteht  sich  von 
selbst,  vgl.  den  Hol  der  Vigna  di  Papa  Giulio  (s.  Abbildung  in  §  120). 

Michelangelos  Konservatorenpalast  auf  dem  Ivipilol :  die  Hallen  mit  geradem 
Pfeilern,  welche  zur  Versüssung  des  Eindruckes  Säulen  hart  neben 
sich  haben;  ein  wunderliches  Kompromiss  verschiedener  Elemente. 

le  II  m-'Ii.iii  ,|c-  (/Luiden  Gebälkes  in  der  Schule  Palladios.    Man  ver- 

bis  nach   1585  in  Rom  noch  das  Septizonium  des  Severus  vor- 

'If-i  offene  Hallen  übereinander,  alle  korinthisch  und  mit  geradem 

älk.     Palladios  Pal.  Ghieregati  in  Vicenza  (s.  §   I"""  i~l  sichtbar  d;ivon  in- 


S  36.     Die  antiken  Ordnungen  im  XV.  Jahrhundert. 


spiriert.        Unter  den  Werken  der  Nachfolger  das  i 
Höfe  des  Gollegio  elvetico    jetziger  Palazzo  de!  - 
von  Fabio  Mangone. 

Schöne   neue  Motive  des  XVI.  Jahrhunderts:    Zu 
auf  Säulen  ruhend,   nehmen  einen  Bogen  in  die  Mitte  (schon  in  - 
Zeit.  Spalato  etc.:  —  dann  von  Bramante  angewandt  in 


|^pfc|j#, 


■ 

Fig.  11.     Basilica  zu  Vicenza. 

st.  Peter,    von  Rafael   an  S.  Ehgio   degh  Orefici   in  Rom  und  schon   1303  von 
Dolcebuono   in    der   oberen  Halle   des  Innern  vom   Monastero  M;il_  Mai- 

land  (s.  Abbildung   in  §  76  ;    später   als  Hauptmotiv   an  Palladios  Basi 
Vicenza  (Fig.  11);  —  oder:  gerade  Gebälkstücke  auf  zwei  Säulen  wechseln  mit 
Bogen  ab    Lieblingsform  des  Galeazzo  Alessi  und  seiner  Schule;  iibei 
bälkstücken  verzierte  runde  und  ovale  Vertiefungen  mit  Büsten,  Fig.   !•_'  . 


Die  antiken  Ordnungen  im  XV.  Jahrhundert. 

Unter  den  Säulenordnungen  der  Römer  nahm  die  häufigste,   in 
Art  freiste  und  reichste,  die  korinthische,  auch  jetzt  die  erste  Stelle  ein. 
Doch  wurde  sie  nur  ausnahmsweise  den  feierlichem  Mustern  nachgebildet. 
Seltener  erscheinl  einstweilen  die  ionische  und  die  Komposita  <  Fig.  13  u. 
ersl    im    XVI.  Jahrhundert    wird   die  dorische  ernstlich  angewandt,    unter 
beständiger  Konkurrenz  einer  vermeintlichen  toskanischen. 

Alberti  in  seinem  Hauptwerk,  de  re  aediticatoria  L.  VII,  und  IV 

kenn!    das   dorische,   ionische,    korinthische   und 

kapital.   —    Über   die   n  >  i    Ansicht    aus   in  ihm 

sprechende,  ersl  in  uns«  rm  Jahrh 

tettonici    einzige  Handschrift  in  V 


VI.  Kapitel.     Die  Formeubehandlung  der  Frührenaissance. 


Bonucci  in  den  opere  volgari  di  Alberti,  Tora.  IV,  und  von  Janitschek  in 
Albertis  kleinen  Schriften,  S.  l'i'7  ff.  .  vgl.  I'.  Hoffmann,  Studien  zu  Alberti, 
5.  5:2  n  Verfasser  aus  Serlios  Zeil  vermutel   wird. 

Alberti   gibt,   unabhängig   von  Vitruv,    das  Resultat  selbständiger  Vermes: 

»enen    Nachdenkens.     Der   dorische  Echinus    ist    ihm    eine   lanx 

:   die   ionische  Volute   erschein!    ihm   wie   eine    Rolle    von  Baumbast, 


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Li  zu  Genua.    Nach  Gauthiel  gez.  v.  Baidinger. 


iber  eine  solche  lanx  herabhängt.     (Gewiss  dem  wahren  Ursprung  ge- 
ile Vitruvs  bung  mit  Weiberlocken.)    Das  Stylobat  oder  Piedeshd 
--'  bei  ihm    /.  B.  I..  IX.  c.    I    .mihi.  Altärchen;  ein  falsches  Bild,  das  sich 
wohl  formal,    durch  falsche  Ausbildung  des  betreffenden  Stück. ss  rächen 
ind  doch  hätte  jede  andere  Ableitung  vielleicht   noch  mehr  irre  geführt. 
Beim  ionischen  Kapital  mit  kanneliertem  Hypotrachelion  schmiegi  sich  häufig 
von  den  Voluten  aus  ein  Blatt  eng  .im  Hai-  herunter.    So  schon  hei  Brunellescos 
Cd.  Pazzi  Quaratesi  an  den  Teilungssäulen  il-v  Fenster;  Hof  bei  S.Croce 


§  36.     Die  antiken  Ordnungen  im  XV.  Jahrhundert. 


■ 


I  Fig.  9  :  im  Hof  und  der  Gartenloggia  der  Badia  bei  F 

und  Benedetto  di  BenedeUi  ;ms  der  Schule  i 

Beispiele:  Dom  von  Pienza;  Dom  zu  Faenza;  S.Maria  M 

Florenz;  Certosa  bei  Florenz;  Servi  zu  Siena  (Fig.  13  ;  S.  Pii   i 

Die   Komposita    zuerst    bei  Michelozzo   im  Hof  von  Pal.  Medici         I 
und  etwas  früher  schon  (nach  1427    an  dem  von  Michelozzo  in  I'.- 
Grabmal   Brancacci    für  S.  Angelo   in  Nilo   zu  Neapel    ($   141).     Dann    in 


'"■'■     -    -   - 

Fig    13.     Details  aus  den  S 

Gondi.     Albert i  nennl  sie  die  italische,    „damit  wir  nicht  gar  all 
von  aussen  gelten  lassen". 

Die  schönsten  korinthischen  Kapitale  sind  in  der  Regel  die  floreniinis 
einblättrigen,  mit  Delphinen  u.  a.  Phantasieformen  Fig.  15,  aus  dem  Hol 
Pal.  Pazzi  . 

in  den  Hallenhöfen  wird  durchaus  nicht  immer  a 
dieselbe  Ordnung  durch  zwei,  drei  Stockwerke  beibehalten. 


Fig.  14      D 


Karyatiden  sind  nur  erst  aus  dem  W  I.  Jahrhundert  bekannt 
Giulio  Romano  entworfenen  Grabmal  des  Pietro  Strozzi  (■}■   152!)    in  S    \ 
zu  Mantua.    Es  sind  \  iei ,  wel<  he 
phag    mit    der  Statue    folgt  den  Sims  mil 

gestellt   in  eigentümlich  schräger  Verschiebui  ite,  mit  • 

tektur  zusammenhängende    Ulanten  seit  dem  XVI.  Jahrhundert    in  i 
nicht  selten;    Michelang  am  Juliusdenkmal 

hierher,  weil  sie  nicht  ein  i  n.) 


- 


VI.  Kapitel.     Die  Formenbehandlnog  der  Frührenaissance. 


§  87 
Die  Halbsänlen  und  vortretenden  Säulen. 

Halbsäulenordnungeu  auf  Stylobaten,  als  Einfassung  von  Pfeilern  mit 
i.  hauptsächlich  in  grössern  Palasthöfen,  auch  im  Innern  von  Kirchen, 
hatten  ihr  Vorbild  an  den  untern  Stockwerken  der  römischen  Schaubauten, 
hauptsächlich  des  Kolosseums  und  des  Marcellustheaters.  Vortretende  Säulen, 
mit  vorgekröpften  Gebälken,  wie  man  sie  an  den  Triumphbogen  vorfand, 
wurden  vorderhand  nur  an  Portalen  angebracht. 

Eine  der  frühesten  Halbsäulenordnungen  diejenige  an  Albertis  Fassade 
von  S.  Francesco  zu  Rimini  (1447  Abbildung  in  sj  <>!*':  das  Motiv  des  drei- 
thorigen  Triumphbogens   war  hier  das  Vorbild;    da  aber  zu  Seiten  des  Portals 

keine  Nebeneingänge  angebracht  sind, 
die  Bogen  vielmehr  nur  Mauernischen 
umrahmen,  so  konnten  die  Halbsäulen 
hier  auf  ein  forllaufendes  Basament  statt 
auf  isolierte  Postamente  gestellt  werden, 
gleichwie  z.  B.  am  Titushogen  in  Rom 
die  Halbsäulen  auf  einer  Bank  ruhen;  — 
dann  die  ziemlich  schlanke  im  Hofe  des 
Pal.  di  Venezia  zu  Rom  (seit  1455);  in 
missverständlicher  Nachbildung  der  Ver- 
knüpfungen an  den  Attiken  des  Kolos- 
seums sind  hier  auch  den  Halbsäulen 
der  untern  Halle  Piedestale  gegeben; 
dagegen  fehlen  diese  an  der  gleichzeitigen 
Vorhalle  von  S.  Marco  (s.  Abbildung  in 
>,  7(i>  und  in  der  ehemaligen  Bene- 
diktionsloggia  hei  St.  Peter  (1463).  - 
Das  berühmteste  Beispiel:  Pal.  Farnese, 
s.  unten. 

Von  römischen  Kirchen :  S.Maria 
de!  Popolo,  das  Innere  (1472 — 77;  und 
S.  Agostino  (1479     83  von  Giacomo  da  Pietrasanta). 

Selten  wurde  die  Halbsäulenordnung  auch  für  Palastfassaden  angewendet ; 
rst   mit  Bramante   und  Rafael    und    dann    besonders  um  1550  mit  Alessi  und 
Palladio  mehren  sich  die  Beispiele.     Vgl.  §  54. 

Die  erste  Kirchenfassade  mit  frei  vortretenden  Säulen  wäre  (erst  1514)  die- 

S.  Lorenzo  in  Florenz  nach  dem  Plane  Michelangelos  geworden;  die 

ehi  weil  gediehenen  Vorbereitungen  dazu  Vasari  I .  p.  119  (Le  M.  I,  p.  106), 

Die    vortretenden  Säulen   neben  oberitalischen  Kirchenportalen 

cht,  weil  sie  nur  Umdeutung  eines  mittelalterlichen  Motives  sind  und 

1  »rdnung  bilden. 


•   Kapital     '-i    Stadler.) 


§  38.     Der  Pilaster  and  das  Kram 

Dei    Pilaster  und  das  Kranzgesi  in  s. 

Wie  für  die  Pfeilerhöfe  die  untern  Stockwerke  der 
bauten,  so  wurde  für  die  Fassaden  das  oberste  Stockwerk  jener  zum 
flussreichen    Vorbild.      Vom    Obergeschoss   des    Kolosseums    hauptsächlich 
stammen  die  Pilasterordnungen. 

Der  römische  Pilaster,    eine    in  Flachdarstellung  iibertr; 
die  griechische  Ante  nicht  war),  hatte  vortretende  Säulen  akkompagnii  n 
sich  zu  jedem  Mauerabschluss,  zur  Ecke  hergegeben,  auch  wohl  die  Hall 

oder  vortretende  Säule  schlechthin  ersetz!    z.  !'..  an  Prachtth n  .    Reihet 

hatten  ihn  die  Römer  an  jenen  Schaubauten  angewandt,    um.    nach  Abschluss 
der  untern  Hallenstockwerke  mit  Halbsäulen,   das  Auge  über  die  geschlos 
Wandmasse   des   obersten  Stockwerkes   aufwärts   zu    leiten    und    letzterer  ihre 
Schwere  zu  benehmen. 

Amphitheater  in  der  Provinz  (Pola,  Nimes)  hatten  auch  wohl  bloss  Pilastei 
von  unten  auf. 

Ausser  dem  Kolosseum  kommt  auch  das  Amphitheatrum  castrense  in  Be- 
tracht,  dessen   obere  Ordnung   damals   laut    alten  Abbildungen   viel 
halten   war. 

Endlich  halte  auch  das  Mittelalter   und  nicht  bloss  in  Italien  die  Gewöhnung 
an  jede  Art  vertikaler  Wandgliederung  durch  Mauerstreifen  wach  erhalten. 

Die  Renaissance  verwandle    nun  den   Pilaster  im   Innern   wie  an. 
der  Gebäude  ohne  alle-  Bedenken  und  massenhaft;    -w  schätzte  ihn  schon  als 
Repräsentanten  ihrer  geliebten  Säule.  —  (Wenn  Palladio  bisweilen  auch  Schwellung 
und  Verjüngung  von  der  Säule  auf  den  Pilaster  übertrug,  so  gab  es  auch 
Vorbilder;  Propyläen  von  Baalbek  etc.) 

Der  Pilastei'  wird  der  Ausdruck  de-  Strebenden  und  Überleitenden.    S 
Einfluss  auf  die  Stockwerkhöhen  i-t  viel  geringer  als    ler  der  letztern  auf  ihn. 
Über  Kirchen- und  Palastfassaden  wird  er  bald  einzeln,  bald  zu  zweien 
verteilt,    und   diese   können   sich  naher  oder  ferner  stehen.         Alberti  erwähn! 
(L.  VI,  c.  1l''  den  Pilaster,  aber  nicht  die  Pilasterordnung,  die  er  doch  anv 
Der  Pilaster   tritt    in    verschiedene  Verhältnisse  zu  dm-  toskanischen 
Rustika,  der  venezianischen   Inkrustation  und  dem  oberitalienischen  Back- 
steinbau,  sowohl    an   Kirchen-    als   an   Palastfassaden.     In   jeder   dei 
Richtungen  verlangl  dann  insbesondere  die  BYage  der  Gesimse,  / 
obersten  Kranzgesimses,  eine  i  igene  Lösung. 

Es  ist  eine  Sache  des  feinsten  Taktes,  die  G  he  sich  • 

Flachdarstellung   umsetzen    lassen,    wie   die  zum    Pilaster   umgedeutet 
richtig  zu  den  Pilastern  und  zugleich  zum  Ganzen  zu  -tun: 

Für   die  Kranzgesimse  tritt  die  Frage  <-u\-   oh   es  mehi   • 
obersten  Stockwerkes  oder  des  I  ■ 

gemeine  Voraussetzung    in  Betracht,   welche   wahrend   d< 
periode    herrschte:   dass    i  >imse   eins    sein  müssi     iml  k 

brechung    vertrage.     Piinzipielle     •  lv 

und  zwar  mit  Berufu 


60 


VI.  Kapitel.     Die  Foraienbehandlung  der  Frührenaissance. 


[j  zu  Florenz     (Herdtle  gez.) 


lem  verlangen  in  die  allgemeine  Harmonie  verschmolzen  zu  werden:  die 

Wucht  des  Sockels,  dieMassigki  il  di     Erdgeschosses,  die  Nuancierung  der  Fenster 

31     kwerken  u.a.m.;  namentlich  bedingen  sich  Fenster  und  Pilasterin  hohem 


-      Der  Pilastei    , 


'•-1 


Grade-   Aus  diesen  und  andern  Element 

^tail  aus  dem  Altertum  entlehnt,  in  der^ 


Architektin  der  Proportionen  b<  werdend 

Zeit,  welche  das  Individuell.  hste  ent«     . 

eme  freie  Vielgestaltig^  ■  i,.  l,.-.  Voi 

1  ber  ''"■  Formei 


62 


VI.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 


39. 
Die  Rustikafassade  von  Florenz  und  sie  na. 

Der  florentinische  Burgenbau  aus  Quadern  wird  von  jeher  die  Vorder- 
seite der  letztern  in  der  Regel  roh  gelassen  haben;  es  genügte  die  genaue 
und  scharfe  Arbeit  an  den  Kanten.  Als  die  Burgen  zu  Palästen  wurden, 
behielt  man  diese  sog.  Rustika  bei,  und  das  Gebäude  war  damit  als  ein 
adliges  oder  öffentliches  bezeichnet  (Fig.  L6).  Mit  der  Zeit  gesellte  sich 
biezu  Absicht  und  künstlerisches  Bewusstsein ,   und  so  wurde  der  florenti- 


-    ,  iö£3 


Palazzo  Strozzi  zu  Florenz.    (Nach  Lübke.) 


nische    Palast    ein   gewaltiges  Steinhaus,   dessen    Eindruck    auf  Wenigkeit 
und  Mächtigkeit  der  einzelnen  Kiemente  beruht. 

Die  stolze  Festierkeil  dieser  Fassaden  und  ihre  Wirkung  auf  die  Phantasie. 
Ihr«-  Vornehmheit:  non  es  ei   cosa  civile,  vgl.  §  9,  bei  Anlas-  des  Pal.  Strozzi. 
Nach  einei    Rechtfertigung  aus  unfertigen,  irrig  für  vollendet  gehaltenen 
Porta   maggiore  in  Rom,  Amphitheater  von  Pola   und  Verona  etc.) 
-i.  i,  erst  das  XVI.  Jahrh.  um;  die  Frührenaissance  behandelte  die  Rustika 
ohne  all«-  kümmerliche  Rücksicht  auf  Rom  als  Hauptausdrucksmittel  des  mäch- 
tigsten   monumentalen    Willens    und    machte   damit    ersl    recht    einen  wahrhaft 
Eindruck. 


Die  Rustikal 


Echte  Rustika  gewährten  übrigens  schon  römisi 
nicht    bloss  Sockelbauten,   Stadtmauern   und  dgl.:   an  d< 
stdien  hier  und  da  zwei,  drei  scheinbare  Rustikaqua 
dass  die  ästhetische  Absicht  offenbar  ist.    Vgl.  D 
und  Römer,  S.   128  ff. 

Die  wichtigsten    florentinischen    und    sienesischen    Paläste    sind 

jenigen    mit    Rustika   ohne    l'ihister.     Di«'   l.nstika    in    ihren 
Abstufungen,  je  nach  den  Stockwerken  und  auf  andere  Weise,  ist  bier  ein 
freies,    nach  Beliehen    verwendbares  Element    der  Kunst    geworden.     Den 


'  %'A,  4Ä »  a  A 


Fig    19     Pal.  Spannoc«  hi  zu  S 


einzigen  grossen  Gegensatz  bildet  das  Kranzgesimse,  neben  welchem  ji 
ein  weil   vortretendes  Sparrendach  sich  noch  lange  behauptet.    Vgl.  ; 

Ein  Verzeichnis   von    30   zwischen   1450  und   117^  erbauten  P 
Varchi  III.  p.  I'1".  worauf  noch  ein  Nachtrag  folgt,  beweis!  die  allgem 
breitung  des  B  iugi     tes. 

Von  Brunellesco:  Pal.  Pitti,  anfangs   nach  einer  wohl  um  II'1' 
Ansicht  von  Florenz,  deren  i  nplar    I  lolzsi  In  :': 

liner  Kupferstichkabinett,  1  anderen  Zeugnissen,  s.  Conti, 

mit    nur    siebenfenstrigei    I  auch   nach   seiner    l-'.rw 

völlig   regelmässige    Vnlagi 

Ausdehnung  des  obersten  Stockwerkes  ist;  höchst  n 

Bild   der  höchsten  Willens  rzichtung 

\  on    Michelozzo  :   Dei  Riccardi  il 

mit  Abstufung  der  Rustik 
weniger  markant.  md  prachtvol 


Vi.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  der  Frühreiiaissance. 


Benedetto  da  Majano  undGronaca:  Pal.  Strozzi  (begonnen  lisiii.  leichter 
und  schwungvoller  mit  schönstem  Verhältnis  der  Stockwerke  und  einem  glatten 
Fries  unter  dem  berühmten  Kranzgesimse  (Fig.   ls>. 


i  .  zzi    Quai  atesi    zu  Florenz. 


Giuliano  da  Sangallo:  Pal.  Gondi  und  vielleicht   Pal.  Antinori  u.  a.  rh. 

a:  Pal.  Nerucci,  entworfen  von  Bern.  Rossellino,   ausgeführl  von 
Ant.  Federighi;  vielleichl  nach  einem  Plane  Rossellinos  Pal.  Piccolomini;  ferner 
i         19). 


S  39.     I"ie  Rustikal 


mmmmtmmfi 


Siena  hatte  bis  jetzt  sehr  am  Backsti 
ersten  grossen  Steinpaläste.    Anderes,  wii 
lomini   und   die  kleinen    Kirchen   diese]   Zeit,   zeigl  .1 
Gliederungen. 

Die  Steinschichthöhen   sind   anfangs  dun  I 
Quadern  von  beliebiger  Länge,  so  dass  die  Stossfugen  nichl  iib<  n 
reycliniissii:-   sind    letztere   /..   B.    schon    am    Pal.    Piccolomini   zu  P 
>.  unten  . 

Nuancen  der  Rustika:    Das  Weglassen    der  vertikalen  Fugen;  das  Glatt- 
bleiben  des   obersten  Stockwerkes   oder  auch    Beschränkung   der    Rustika 
das    Erdgeschoss     schon    an    Brunellescos    Pal.    Pazzi     Quaratesi     zu    l 
(Fig.  20);  Cronaca  gib!  gerne  bloss 
den    Ecken    die   volle    Rustika,    den      8  ^  Fl  fH  D  J  | 
Flächen  aber  eine  gedämpfte,    "der 
überhaupt  nur  Rustika  an  den  Ecken 
-.  g  Quaderketten,   /..  B.    am  Pal. 
Guadagni  zu   Fl  >i  enz). 

Das  florentinische  Krai 
simse  halle  /.Hin  Vorgänger  gehabt 
einen  Zinnenkranz  über  weit  vor- 
ragenden Konsolen  (s.  Fig.  6;  so 
noch  im  XV.  Jahrh.  am  Pal.di  Venezia 
zu  Rom.  Fig.  -1  :  daher  war  das  Auge 
schon  an  «'im'  mächtige  Bildung  und 
starke  Schattenwirkung  gewöhnt. 
Vollendet  und  unübertrefflich  das- 
jenige an  Pal.Strozzi ;  <  Ironaca  ahmte 
■  ■in  in  Moni  hetindliches  Gesimsstück 
in  richtiger  \  ergrösserung  nach;  Va- 
sari  IV.  p.  i  I  I  Le  M.  VIII,  p.  117  s.), 
v.  di  ( Ironaca,  wo  er  deshalb  auf  das 
Ihm  hste  gerühmt.  Baccio  d'  Agnolo 
aber  wegen  seines  kranziresimses  an 
Pal.  Bartolini  bitter  eehidell  wird: 
letzteres  war  ebenfalls  aus  Rom,  aber 
in  unrichtiger  Proportion  entlehnt. 
Vgl.  §  57. 

Neben  diesen  vorherrschend  korinthischen,  sehr  kostspie 
behauptet    sieb   das   vorragende    Dach  auf  hölzernen,   oft    reich  und  s 
bildeten  Sparren.    Dieselben  setzen  fast  unmittelbar  über  dem  M 
etwa  über  einem  Eierstab  an  (Pal,  1  i,  Antinori  etc.  .    Merkv 

Wirkung  in  Stein:  Die  Vorhalle  von  S.  Maria  delli  Gl 
hängenden  verzierten  Steinplatten,  die  drei  Braccien  weit 
p.  343    Le  M.  V,  p.   136  M 

Durch  diesen  Zwiespalt  kam  in  die  Bildung  allei  h 
ein  starkes  Schwanken.     D 
fehlen   die    Teile    von    Zahns  hnitl    und  Eierstab 
Burekh  ardt .  ttalii  ■  ''I- 


rr 

TL 


Fig    21 


- 


\  1.  Kapitel.    Die  Fonuenbehandlung  der  Frührenaissauce. 


•  '•nie  plötzlich  andere  Details  verlangte  als  die,  welche  der  Meister, 
stino  von  Florenz,  wollte:    Mariotti    Lettere  pittoriche  perugine,  p.  98. 

§  40. 
Die  Rustika  mit   Pilasterordnungeu. 

Von  Florenz  ging  dann  auch  der  erste  Versuch  aus.  die  Rustika- 
•  ss  de  durch  Pilasterordnungen ,  und  /.war  mehrere  übereinander,  samt 
ihren  Gesimsen  und  Sockeln,  auf  neue  Weise  zu  beleben.  Zu  völliger  Reife 
eredieh  das  Motiv  erst   gegen   Ende  des  Jahrhunderts. 


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Fig.  22.     Pal.  Rucellai  zu  Florenz 


ob  dies  die  frühsten  Pilasterordnungen  überhaupt  sind,  oder  ob  es  etwa 
frühere  .1:1  Palästen  mil  glatten  Mauern  gab? 

Bi  mellesco  ging  auch  hier  bahnbrechend  voran;  er  versah  in  den  zwan- 
ziger Jahren  am  Pal.  di  Parte  Guelfa  in  Florenz  das  Ilanpluesrhoss  (mit  re^el- 
s     glattem    Quaderwerk)    mit    breiten,    unkannelierten   PiJastern,    die    mit 
attischen  Basen   von    einem    vollständigen  Gebälk,    statt   von  blossen  schmalen 
<  rurtgesimsen  aufsteigen. 

L.  U.    Alberti:    Pal.    Rucellai   zu    Florenz   (Fig.    22),   angeblich    bis    11-")! 

unter  Bernado  Rossellinos  Leitung  ausgeführt;  die  Rustika  sehr  gemässigt,  um 

•  laster  nicht  zu  übertönen. 

Bernardo  Rossellino    in  den  Urkunden,  z.  B.  Pii  II.  commentar.,  meist  nur 

tinus  genannt  :  Palast  Pins'  II.  Piccolomini,  in  Pienza,  gegen  1462 

Vgl.   die  Publikation    von  K.  Mayreder   und  K.   Pender,  mit  Text 

II.  Holtzinger,  in  der  Wiener  Allgem.  Bauzeitung    1882. 

beiden    ebei  ten   Palästen    stehen  die  Pilaster  der  oberen  Ge- 

direkt   auf  dem  Gebälk  der  untern  Ordnung,    welches  so  zugleich  die 
rtreten    muss;    das    gleiche   ist    heim  obersten  Geschoss  des 


§   11.     Die  Rustika  ausserhalb  Tos 


Pal.  Vendramin-Calergi    §   i:i    der  Fall,  während  Braman 
vermieden  hat. 

Bramante,  von  seiner  oberitalischen  Zeil  her  sehr  an  di 
Pilaster  gewöhnt,  gab  in  Rom  an   den  Fassaden  der  Gancelleri 
Pal.  Giraud  (Torlonia     Fig.  25)  das  Vollendet« 
an  den  Obergeschossen  die  Pilaster  zu  zweien  gruppier!    und  zur  Rustika  und 


Fig.  23.     Palazzo  Piccolomini  zu   I  Nach  ülayn 

zu  den  Fenstern  auf  das  Feinste  gestimmt;  das  Kranzgesimse  das  uzen 

Gebäudes,  und  doch  mit  den  Pilastern  des  obersten  Geschosses  in  völliger  Hai 
monie;  ein  Problem,  zu  dessen  Lösung  einstweilen  nur  Bramante  hefähigl  v. 


Die  R  ustik  a  a  us  s  e  r  li  a  1  b  T  o  -  ca  ua  s. 

Im  XV.  Jahrhunderl    tritt   die  Rustika  ausserhalb  Toscanas  unsicher 
and  nur  wie  eine  florentinische  Mode  auf  und  mischt  sich  gerne  mit 
artigen  Elementen. 

Neapel:  Pal.  Golobrano    jetzt  Santangelo)   1466,  mit  zaghafter  Ziel 
des  Gebälkes    und   des   Porta  Pal.   Gomo     jetzt    Museo    i 


i  Betreffs  des  Fortschrittes,  welchen  Pal.  Giraud  nun   151  • 
leria  (die  Passade  inschriftlich  von  1  195)  hinsichtlich  des  schönem  u 
der  besseren  Verhältnisse  aufweist,  uau<    Interpretation 

Die  Architektur  des    klass.    Mtertuins  und 

arsprüngl.    Entwürfe   für  St.  Peter,  S.  52    i    70  I  1  eine  km 

mautes   in    Rom    1493    inzunehmen,   in  welchem 
Lodovico  Moro  in  Florenz  und  ' 
zusprechen    Gnoli  im  Arch.  stör.  ■■•  II' 


= 


VI.  Kapitel.     Die  Fornienbehandhvng  der  Frührenaissance. 


di     i>i   Cancelleria.    (Nach  Letarouilly.) 


bis  1488,  im  Hauptgescho  igte  Rustika  und  Fenster  ähnlich  deneri  im 

Pal.  <li  Venezia  zu  Rom;  -.  Abbildung  im  Archivio  storico  dell'  arte,  II.  p.  294; 
-  Pal.  Gravina  Post).   1513  begonnen,  von  dem  Neapolitaner  Gabriele 

•:    Agnolo :  Rustika  mir  im  Erdgi  5choss. 


§  41.     Die  Rustika  aassei    i 


Bologna  :  Erdgeschoss  des  Pal.  del  Po  lestä    i  [So 
in    modum    rosarum    und   Halbsäulen   dazwischen;  Bursellis,    bei  Murat.  Will. 
Col.  906,     -  Pal.  Bevilacqua,  mit  diamantierter  Rustika 

Ferrara:  aoch  preziöser,  Pal.  de'  Diamanti  (jetzt  Ateneo    14! 
Rossetti,  die  einzelnen  Quader  gespitzt,  an  den  Ecken  dei 
widersinnigen]   Reichtum  von  Arabesken. 


•J5.    Palazzo  Qiraud-Torlonia  zu  R>u 


[mola:    Pal.   Sforza,    Bau    der   Caterina  Riario,  \"i    1500,   jel 
popolare,    unten  streng  florentinisch    in  Quadern  beginnend,  obrti  ii    B 
und  in  zierlichen  bolognesischen  Formen  ausgehend. 

Cremona:  Pal.  Trecchi,  von  sehr  willkürlicher  Rustika. 

Rom:  einzelne  gute  und  auch  schon  mit   Pilastern  versel rbr« 

tinische  Bauten  wie  /.  B.  Einiges  an  der  via  del  hio. 

Venedig:    die   unglücklü  de  \>>n  S.  Michele,    seil    i. 

geschoss  des  edlen  Palazzo 


70 


\  1.  Kapitel.     Die  Foruaenbehandlung  dei'  Frühreuaissance. 


g  42. 

V  e  ii<' '1  ig  u ad  die  inkrustatio  u. 

S     wir  Florenz  die  Stadt  der  Rustika,  ^>>  ist  das  sichere  und  ruhige, 
am  enge  Pracht  und  daher  auf  kostbares  Material  angewiesene,  selbsl  an 
-  ik  gewöhnte  Venedig  dir  Stadt  der  Inkrustation. 


Pal    Be\  ilacqua  zu  Bologna 


sich  der  Kirchenbau  derselben  lange  Zeit  massig  und  der  Pro- 
fit   Ausnahme    d<-    niarjiif.riif n   'l'cjipieliiMiistors  am   Do.iCfiipalast  i   nur 
ent,  sondern  den  Backstein  gezeigl  hatte,  brachen  mit  einer  letzter 
and  höchsten  St(  _  -  s  Luxus   alle  Schleusen  der  Stoffverschwendung  auf. 

'J'i  II.   comment.   L.   III.  p.   148,  etwa   1460:   Urbs  tota  latericia  pulcher- 
edifieiis  exornata;  verum  -i  stabil  iraperiura,  brevi  marmorea  fiet ;  etiam 
ium  patriciorura  aedes  marmore  undique  incrustatae  plurimo  fulgenl  auro. 


§    !'_'.     \     ledie  an  l  di         .:    - 


71 


""".  7"  '""'"'"T^T^TW-ETTT""^.'""**  *"""•'''' 


—  Die  Vergoldung    des  Helmes    am  Markusthurm    h  tl 
Dukaten  gekostet. 

Sabellicos  Besuch  in  der  Bauhütti 
wahrscheinlich  für  die  Fassade  fertig  lagen,  um  1490:  li 
aus  verschiedenen  li  ml  in  i  am  Fuss  der  Alpen,  wetteifernd  rai 
synnadischen,  thasischen,  Dumidischen,  augua 

Sabellicus,  de  situ  venetae  urbis,  L.  III.  fol.  92    ed.  Venez.  1502).     i 
Namen,   deren   richtige   Anwendung   der  Autor   verantworten  m  _  Ottfr. 

Müller.   Archäologie,    §  268.     Ausserdem    aber    bezog  man  noch   imm< 
Marmor  von  Paros  und  Steine  verschiedener  Ali  von  andern  Inseln  des  An  hi| 
Sabellicus,  1.  c.  fol.  86,  -7:  San- 
sovino,  Venezia,  fol.   141.  _--.-*■-- 

Auch  Lieferungen  von  In- 
krustationen für  andere  Städte 
gingen  über  Venedig;  so  Gaye, 
carteggio.  I,  p.  166  für  S.  Pe- 
tronio  in  Bologna  im  Jahre  1  156. 

Es  bildete  sich  bei  den  vor- 
nehmen Venezianern  eine  Stein- 
kennerschaft aus.  Die  sonst  so 
kunstsinnigen  venezianischen  Ge- 
sandten bei  Hadrian  VI.  1523) 
kommen  doch  in  die  grösste  Ek- 
stase beim  Anblick  von  Porphyr, 
Serpentin  u.  a.  römischen  Pracht- 
steinen; Tommaso  Gar,  relazioni 
etc.  I.  p.   104  s. 

An  Kenner  dieser  Art  dachte 
vielleicht  Serlio  bei  seinem  Pro- 
jekt einer  mit  bunten  Inkru- 
stationsfragmenten  zu  verzieren- 
den Loggia:   L.   VII.   \k  KKi. 

Im  damaügen  Rom  isl  die 
Inkrustation  an  Bauten,  zumal  profanen ,  schon  eine  fasi  unerhörte  An-:. 
und   nur   1  »ei  einem  nahen  päpstlichen  Verwandten  möglich;    Lettere  pittoi 
I.  33  über  einen  inkrustierten  Palasthof  des  Lorenzo  Medici.     I1 
von  Porphyr,  Serpentin,  Giallo  etto,  Breccia  etc.  aus  den  R 

sonst    bereits    für   den    Schmuck    von  Altären  u.  dgl. 
brauchte   1532  eine  Spezialerlaubnis,  um  nur  4  Saumtierlasten  \' 
nach    Siena    bringen    zu    dürfen,    für   d  III, 

p.   114. 

Florenz  hatte  die  Inkrustation  gehabt  und  sie  überwundi 
eher  L.  VI,  c.   1".  vgl.  c.  5,  die  Technik  angibt,  li.it I • 
S.  Maria    novella  angewandt,  nur  weil  schon  das  XIII.  Jahr! 
gönnen  hatte. 

In  Vene  lig   wollti    - 
gebraucht,   auch   der  I'  ss 


Fig.  27 


12  VI.  Kapitel.    Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 

-    Sabellicus,  1.  c.  L.  11.  fol.  90.    Gomines  fand   1494  am  Dogenpalasi  wenig- 
stens  den   Rand   der  stome   zollbreit    vergolde!     L.    VII,  chap.   15,   oder  n.  a. 
Zählung  Charles  VIII,  chap.  21).    Vgl.  §   162.  --  Flüchtige  Vergoldung  einzelner 
iteile  bei  Festen  kommt  auch  sonsl  vor.    z.  B.    an  Fenstern.    Konsolen  und 
rs     wellen  bei  einer  fürstlichen  Hochzeit  zu  Bologna.  Ende  des  XV.  Jahrh. ; 
ddi  orationes  fol.  -J7.  Nuptiae  Bentivolorum ;  an  Säulen,  Simsen  und  Pforten 
-   p       Mi  lici  in  Florenz   1536  beim  Empfang  Karls  V.;  Keltere  pittoriche  III. 
12.      Das  schönste  Privathaus  von  Ferrara  war  1452  tutta  mettuda,  d.  h.  messa 
ro  di  ducato,  doch  wohl  nur  im  Innern.     Diario  ferrar.,  bei  Mural.  XXIV, 

An   und   für  sich  war  manche  Inkrustation  so  teuer  als  eine  ganz  solide 
»oldung,  und  'las  Verbot  der  letztern  hatte  wohl  nur  den  Zweck,  den  Neid 
lig  nicht  zu  steigern. 

§   13. 

\  erhältnis  der  Inkrustation  zu  den  Formen. 

Die  Inkrustation  neigt  sich  unvermeidlich  dem  Dekorativen  zu  auf 
Kosten  dos  Architektonischen.  Der  Stil  der  Frührenaissance  in  Venedig 
verdient  sogar  kaum  noch  den  Namen  eines  Baustiles. 

Es  fehlte  an  eigentlichen  Architekten,  oder  wenn  sie  vorhanden  waren,  so 
konnten  sie  nicht  aufkommen.   Auch  hei  der  höchsten  Stoffpracht  hätte  man  edler 
und  kräftiger  komponieren  können.    Die  Architekturen  auf  den  Bildern  Manteg- 
nas  und  seiner  Schule,  auch  auf  den  Kegendenbildchen,  welche  man  jetzt  in  der 
Pinacoteca  von  Perugia  dem  Benedetto  Bonfigli  zuschreibt,  hie  und  da  auch  in 
Miniaturen,   stellen  öfter  Inkrustationsbauten  dar,  wie  sie  Venedig  nicht  hat. 
Die  richtige  Anwendung  der  Inkrustation  an  der  Gertosa  bei  Pavia,  £  71. 
Alles  geht  aus  von  der  schönen,  polierten  Erscheinung-  der  einzelnen 
Platte  von  Marmor  irgend  einer  Farbe,  von  Phorphyr,  Serpentin  etc.    Sie 
werden    symmetrisch   gruppiert   und   mit  Streifen  kontrastierender  Farben 
umgeben.   Der  Pilaster  als  Ordnung  fände  liier  keine  Gunst;  er  dient  nur 
als  Abschluss   der   verzierten  Massen,  als  Ecke,   und  wenn  man  die  hori- 
zontalen  Gesimse   und   Sockel   dazurechnet,   als  Einrahmung-.     Die  pracht- 
vollen   Arabesken,    womit    man    ihn    häutig   anfüllt,    sind   deshalb  auch  oft 
identisch  mit  denjenigen  der  Friese,  das  vertikale  Ziermotiv  mit  dem  hori- 
zontalen.    Immer   erhält  der  Pilaster  ein  eigenes  Rahmenprofil  und  oft  in 
seinei    Mitte  eine  runde  Scheibe  aus  irgend  einem    farbigen  Steine,   deren 
Stelle  auch  wohl  ein  Relief  einnimmt. 

Der   Ruhm    der  Gebäude    hängl    mehr    von   diesen  Arabesken    ab  als  von 
lulichen    Gehalt;    ihre    Urheber   werden  gerne  genannt,  z.  B.  Sansovino, 
Venezia,  fol.  86  bei  Anlass  der  Pforte  von  S.  Michele,  deren  Zieraten  von  Am- 
brogio  da  Urbino  herrührten. 

Tullio  Lombardo  seine  Friese  (für  welchen  Bau  wird  nicht  gesagt)  in 
endel    hatte,    wurden    sie    im    Triumph    durch    die   Stadt   geführt; 
Iptura,  bei  Jac.  Gronov.  thesaur.  graecc.  anti*j*j.  Tom. 
IX.  Col.  77.;. 


§  44.     <  Iberitalien  and  i 


Der  Stil   dieser  Arabesken   i-i    von  dei    D    . 
lehnt.  Oft  geht  unter  dem  Fries  Doch  ein  z 

Die  eigentliche  Gesimsbildung  bleibt  vei 
zur  Pracht  gehört.    Zwischen  Pilasti  rer  und  unten     - 

Unterschied. 

Die   einzelnen    Gebäude:    S.    Zaccaria    (Fig.  28       S.    M 
Fig.  29),  s.  Giovanni  Crisostomo  ü.  a.  Kirchen   dess 

Trevisan,  Malipiero,  Manzoni-Angarani,  Dario,  Corner-Spinelli  nani 

.i  San  Polo  u.  a. ;   die   altern   Scuole.     l>i<-  Paläste 

Schönheil  des  aus  der  gothischen  Zeit  ererbten  Kompositionsmotives    5;  21 
Wo   dieses   nicht  vorhält,   wie  z.  I!.    im  Hof  des  Dogen] 
Prachtsinn  in  seiner  vollen  Ratlosigkeit.    Dei 
einzige   Palast   mit    ernsterer  Durchführung 
der  antiken  Ordnungen,  und  zwar  zum  Teil 
in  Halbsäulen,  lässl  bei  allem  Luxus  und  G 
schmack   die  florentinische  Schule  schmerz- 
lich entbehren:  Pal.  Vendramin-i  I  181 
von  Pietro  Lombardo  (Fig.  30). 

An  den  Fronten  der  Kirchen  S.  /. 
caria)  und  der  Scuole  bes.Scuola  diS. Marco, 
Fig.  31)  wird  unbedenklich  der  ganze  Vorral 
von  Inkrustationen,  Pilastern  u.  a.  Zierformen 
im  Dienst  von  kindlich  spielenden  Kompo- 
sitionen aufgebraucht;  halbrunde  oder  sonsl 
geschwungene  Mauerahschlüsse,  bisweilen 
prächtig  durchbrochen  als  Freibogen.  An  der 
Scuola  di  S.  Rocco  (1517  wurde  das  neue 
Motiv  frei  vortretender  Säulen  aufgegriffen 
§  37)  und  dieselben  gleich  mit  Blumen  um- 
wunden.    (Vgl.  Abbildung  zu  §  87.) 

Wo    wäre    die   moderne  Baukunst   g 
blieben,  wenn   sie   dem    venezianischen    Kunstschreinergeist    und   Juwi 
dauernd  in  die  Hände  gefallen  wäre?    Wie  sehr  wind''  man  in   Venedig  - 
die   Bauten  des  Florentiners  Jacopo  Sansovino   und   seiner    Schule   v< 
durch  welche  ersl  die  ausgebildete  llMrlnni.ii--.iiP'-  sich  hier  Bahn  bi 


^ 


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Fi  g    _ 


g    II 


Ob  eritalien  u  n  'I  4  e  r  B  ackatei n  ba  u. 


Der  Backstein    hal   seil    Anbeginn   aller  Kunsl    wohl  Die  selbst« 
seine  eigenen  Formen  geschaffen.  Seil   Ägypten  für  Steinbalken  ü 
pfeilern  eine  bestimmte  Ausdrui  -     hervorbracht» 

im  Ganzen  iiberhaupl  die   Formen  an.     Der  Backstein,  durch 
Präzedentien    befangen   und  Jahrtausende  hindurch 
Meines  gebraucht  und  nach  hehlt,  sprii 

römischen  Beispielen,  wo  ei  :  itt 


74 


vi.  Kapitel.    Die  Fonnenbehandluiig  der  Frührenaissance. 


Rom  wendet    den  Backstein   bei    seinen  riesigsten  Bauten  wie  bei  seinen 

Privathäusern     Pompeji)   an,   aber   dort    mit    einer   marmornen,    hier  mit  einei 

co-Hülle.     Monumental    behandelt    und   offen   zugestanden   findet    man    ihn 

fast  nur  am  Amphitheatrum  Castrense    §  38),  an  dem  Denkmal  beim  Tavolato, 


s    Maria  de'  Miracoli   in  Vem  dig 


Tempio  del  Dio  redicolo,  an  der  sog.  Sedia  de!  diavolo  und  ähnlichen 
lälern  in  der  Campagna.     Hier  sind  die  reichern  klassischen  Formen  auf 
spielige  Weise  hei  cht,  dass  man  annehmen  darf,  der  Back- 

en worden,  nur  um  künftige  Grabschänder  durch  Unwert  des 
bzuhalten.     Die  bei  Vitruv  und  Pausanias  erwähnten  Backsteinbauten 


§  44.    <  iberitalien  und  di 


waren    teils   erweislich,    teils   wahrscheinlich   mit    M   . 
bedeckt;    am    Philippeion    zu    Olympia,    das    Pausanias 
schildert,   waren,    wie   die   Ausgrabungen    erwies 
Innern   unmittelbar   aus   den   Wandquadern     Porös    her; 
und  Sima  aber  aus  Marmor. 

Vielleicht  den  höchsten  Grad  von  relativer  Unabhängigkeit  • 
zur  gothischen  Zeil  der  Backsteinbau  in  Oberitalien,   sowohl  südlich  vom 
Po  i  Via  Aemilia  von  Piacenza  bis  Ajicoiia),  als  auch  im  Mailändischen  und 
Venezianischen,  obwohl  hier  mit  stärkerer  Zuthal  steinerner  Gliederungen. 


d    n 


SF 


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. 


^r^pjti3^^r 


1 


lr     4 


-i — I — I 1 — 1 — I — I — 1 — (- 


Fig.  30.     Pal    Vendramin-Calergi  /  Nach  Bühlmann.) 


Man    begann    wohl   anfänglich    mit  Backstein,  weil   der  S 
fuhr   aber   dann   mit    eigener  Lust    und   in  hoher  Vollendung  der    rechnik 
Der  Verpflichtung  auf  Spitzthürmchen,  Giebel  und  Strebebogen  so 
gestaltete   man    Fenster,   Gesimse   und    Portale   im   Geist   des    - 
Prachtvollste  um.     Der  Sl 
hau    so  einige  I  letalis  an  dei   Mai  des  D 

Das   stolze    Vorurteil    für  diese  Prachtform 
Eindringen  der  Renaissam  i  ern  und  selbsl 

trotz   >. dm mii  Fluch    üb(  am  <  >spi 

spitzbogigen  Fni-i.M'n  zu  i 
seinem  geschmackvollen  !.'■ 


VI    Kapitel.     Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 


-    M  \ 


nannter  Nachfolger  an  einem  höchst  zierlichen 
Privatpalast  (Marliani),  der  im  XVIII.  Jahr- 
hundert demoliert  wurde,  aber  in  einer  Ab-' 
bildung  bei  Verri,  Storia  di  Milano,  weilerlebt. 
\  h  bei  Müntz,  La  Renaissance  en  ltalie 
etc.,  p.  239.) 

§  45. 

Die  Backstein  fa  s  b  b  d  e. 

Allein   auch    die  Renaissance    wird  in 
diesen  Gegenden   und   in  diesem  Stoffe  mit 
einem  freien  Sinn  auf  höchsl  eigentümliche 
Weise   gehandhabt .   so  dass  das  Auge  von 
dem,    was    sie    hier  nicht  gibt,   nichts  ver- 
misst.     Dem   grossen  Reicht  um  an  Kompo- 
sitionsgedanken   entspricht   ein    feiner   und 
heiterer  Schönheitssinn  im  einzelnen. 
Man  muss  sich  hier  immer  von  Neuem  sagen,  dass  ohne  die  •»rossen  Floren- 
tiner auch   die  Bolognesen  und  Lombarden   doch  nicht  aus  ihrer  zwar  reichen, 
hon  zweifelhaft  gewordenen  Gothik  herausgekommen  wären. 
An  den  Palastfassaden  war  eine 
Einschränkung  der  antiken   Formen 
schon  vorgeschrieben  durch  die  not- 
wendig zarte,  aus  kleinen  Teilen  be- 
stehende i  resimsbildung.  AufPilaster, 
deren  <  Jrösse  sich  doch  hätte  nach  der 
Höhe  der  Stückwerke  richten  müssen, 
verzichtete  man  gerne  l  Fig.  32). 

l  iberhaupt  wäre  jede  strengere 
I  larische  Logik  hier  vom  I  "bei  ge- 
sen. 

Bei    den  Palästen   von  Bologna 
,,.  Erdgeschosse  zu  den  fort- 
enden   Strassenhallen ;     für    ihre 
^steinernen  Säulen  mil  den  reichen, 
fröhlichen   Sandsteinkapitälen    irgend 
Limmte   dorische   oder  korin- 
: tion  zu  vei langen,  wäre 
schon  das  Auge  würde  bei 
jse   dei    Intervalle  durch  eine 
inke  Bildung  nur  beunruhigt 
len. 

Man     musste    ohnehin    solche 
insäulen  später  oft  zu  Pfeilern 

Stärken;    SerliO    L.    VII,    p.    156    be-         Fig.:«     I'al.  Kava  in  Bologna,  Fassade.    Wohl.) 


-rrrrrrnrrrrrrrrrrnnnnnnnr; 

I    -  (MV    • 


§  4»'..     Backsteinhöfe  und  Kirchen! 

S(  iii.-il.t    das  Verfahren.     Wo   die  Mittel  reit  lue 

im  Laufe  der  Zeil  durch  Marmorsäulen,  so  1  t95  in  einem    . 

Diario  ferrar.  bei  Murat.  XXIV,  I  ol.  31 

hie  Archivolten   der  Bogen  sind  reich,  abei   nie! 
lierl    Fig.  33  ;    über  einem  Sims   folgen  die    im  Backstein  s< 
rundbogigen  Prachtfenster  mit  ihrem  Palmettenschmuck  oben  und  a 
über  einem  zweiten  Sims  in  der  Regel  ein  Fries  mit  kleinen  Fenstern  und 
das  Kranzgesimse  aus  lauter  kleinen  und  dichtstehenden  K 


Mm 


Fig.  33     Palast  /;i   i'.  Nohl.) 

So   ist   über  eine   meist    glücklich    eingeteilte  l  an  den  _■ 

Stellen  und  mit  weiser  Ökonomie   ein   gleich. irtiirer  lieichtum    von   Zierformen 
m-uebreitet,  alles  innerhalb  Eines  liebevoll  behandelten  monumentalen  Sl 

Pilasterordnungen   würden    hier   einen  unerträglichen  Zwiespalt 
den  untern  Hallen  und  dem  Kranzgesims  hervorgerufen  haben.    W<    -        inter 
besondern  rnistanden.  doch  vorkommen,  da  mein!  der  Stadtchronisl  zum  Jahre 
1496  'Murat.  Will.  Gol.  913),  da-  sei  more  romano  gebaut. 

Graziös    und   reich,    aber  -ein-  unharmonisch   durch  Pilaster  ui 
Schmuck:   Pal.    Roverella    in  Ferrara,    l">i|v:.  mit  einem  vorgekragten  Erk< 
der  Mitte  de-  obern  Stockwerkes    wie  ei    sonsl  in  Italien  kaum  vorkommt. 


B  .i  -■  k  - 1  e  inhüfi    a  a  <1  K  i  rc  h  <■  n  t  ;i  - 

In  den   Muten  der  I  und  Klöster  sind  die  Formen  m( 

tektonisch    reicher,   auch    wohl  mit  eigentlicher  Dekoratioi    .    inis 
s-iiileii  fasl   iiiiiner  von  Stein. 

Die   zwei   berühmten  der  C( 

Medaillen-  und  vortretende]    -  tid  kräftigst  titum 


VI.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 


Diese  Höfe  sind  älter  als  die  Marmorfassade,  so  dass  diese  Gertosa  die 
Frührenaissance  in  zweierlei  Stoffen  und  Stilnuancen,  beidemal  durch  Arbeiten 
ersten  Ranges,  repräsentiert. 

In  Mailand  nicht  sowohl  die  Höfe  der  öffentlichen  Gebäude  (Broletto, 
altere  Höfe  des  Ospedal  rnaggiore)  und  der  Klöster  des  XV.  Jahrhunderts  wichtig 
als  vielmehr  diejenigen  einiger  Privatpaläste,  /..  1!.  Gasa  Friij-erio  Ihm  S.  Sepolcro: 

über    »Km-    Säulenhalle    die   Backstein- 


•\ 


^^  i 


bogen  mit  Medaillons  dazwischen;  die 
Fenster,  obwohl  Backstein,  doch  bis- 
weilen schon  geradlinig  geschlossen; 
Simse  und  Kranzgesimse  sehr  schön 
zum  Ganzen  komponiert. 

Ausserdem  im  Kastell  von  Mai- 
land die  erhaltenen  Reste  zweier 
Hallenhöfe  aus  der  Zeit  des  Fran- 
cesco Sforza.  (Beltrami,  11  Castello 
di  Milano.) 

In  Pavia:  ein  herrlicher,  nur 
teilweise  erhaltener  Palasthof  gegen- 
über vom  Garmine. 

In  Bologna :  über  der  I  [ofhalle 
stall  des  geschlossenen  Stockwerkes 
gerne  eine  Oberhalle  von  doppelter 
Säulenzahl,     i  Fig.  35  u.  36.) 

Das  edelste  und  zierlichste  Bei- 
spiel: der  Hof  von  Pal.  Bevilacqua, 
nach  1484  (Fig.  36),  vom  Meister  der 
Malle  bei  S.  Giacomo  (1477— 81),  wo 
das  Motiv  des  Erdgeschosses  fast  ge- 
nau wiederholt  ist.  Von  Klosterhöfen : 
der  bei  S.  Martino  niaggiore. 

In  Ferrara  :  Fragment  des  Hof- 
baues am  Pal.  della  Scrofa,  1502,  von 
Biagio  Rossetti  (Fig.  37.) 
Die  Pilasterordnungen  wurden  einstweilen    für  die  Kirchen  verspart, 
hier  aber  nicht  selten  von  stein  aufgesetzt. 

Über  die  Komposition  der  Kirchenl'assaden  i-  70.     ISraniente    in    den  ihm 

riebenen    mailändischen    Hauten    schwankt:   am    Äussern   der  Kirche  S. 

Satiro  die  schöne  und    ziemlich    strenge  korinth.  l'ilasternrdnun^  rein  in  Back- 

.uii  Chorbau  alle  Grazie  (Fig.  38)  sind  Pilaster,  Wandkandelaber,  Ge- 

nd    M  »n  Stein    aufgesetzt.     Am   Vorhof  von  S.  Maria  presso 

einer  klassisch  reinen  Backsteinhalle,  die  Halbsäulen  doch  von  Stein. 

ihre  Kapitale  von  Erz    1514,  von  einem  unbekannten  Meister). 

rebgeführte    ganze    Kirchenbauten    in    reichern    Backsteinformen:    die 
Karthause  S.  Cristoforo  zu  Ferrara,   I  t98— 1553,  die  phantastisch  zierliche  Rund- 
-    Maria  della  Croce  bei  Crema  (Fig.  39    von  Giov.  Battagio,   1493,  die 
•i    Pietro  in  Modena  etc. 


i  [ofe  der  <  Sertosa  bei  Pavia. 


§   t6  a      1  >ie  Fenster  and  Thüren 


§  46a. 
Die  Fenster  und  Thüren  der  Friihrenaissance. 

In  der  Bildung  der  Fenster  und  Thüren  schwankl  das  W 
bei  kirchlichen  wie  bei  profanen  Bauten  zwischen  der  rechtwink 
der  rundbogigen  Form;  dazu  i  ritl  für 
bestimmte  Fenster  im  Kirchenbau  die 
volle  Kreisform. 

liier  die  \  erhältnisse  dei  I  i  ri- 
ster nach  Albei  tis  I  .ehre  vgl.  §  89. 

BrUlleilesco  u;ih  meinen  K  t  f*  1 H  1 1- 

bauten  (mii  Ausnahme  der  Badia  bei 
Fiesole)  stets  ein  langgestrecktes  Rund- 
bogenfenster. Vereinzelt  herrschl  dii  se 
Form  bis  gegen  Ende  des  Jahrhunderts. 

Die  Laibungen  wurden  mit 
Flechtwerk  und  Girlanden  verziert  (be- 
sonders reich  in  der  Cappella  Pazzi  ; 
nach  aussen  umziehl  das  Fenster  viel- 
fach ein  profiliertes  Rahmenwerk,  zu 
dem  heim  Backsteinbau  noch  Pal- 
metten treten. 

Ähnlich  wurden  in  der  Palast- 
architektur die  Fenster  in  glatl  ver- 
putzten Fassaden  behandelt,  während 
bei  der  Rustika  eine  einlach  kräftige 
Umrahmung-  am  Platze  war.  Die 
mittelalterliche  Teihmgssäule  wurde 
fast  ausnahmslos  beibehalten  (beim 
Pal.  Pitti  war  sie  beabsichtigt);  an 
den  Fenstergewänden  entsprechen  ihr 

meist  Pilaster  oder  Halbsäulen.  Unter  die  beiden  Halbkreisbögen,  welche  diese 
vertikalen  Stützen  verbinden,  schieben  Alberti  Pal.  Rucellai  und  Bernard 
sellino  (Pal.  Piccolomini  in  Pienza  und  Siena  noch  ein 
Gehalk.  wie  es  schon  lirunellesco  am  Pal.  Pitti  offenbar 
projektiert  hatte,  da  die  Pilaster  der  Laibungen  hier  nur 
bis  an  die  letzte  Qua  srschichi  unter  den  Bogenkämpfern 
reichen  (vgl.  Fabriczy,  Fil.  Brunelle     •    S. 

Das  rechtwinkelige  Fenster  i-l   bisweilen  von  ge- 
drückter Form  und  mil   -~chwereiiiSleinki.il/  versehen; 
so   am   Pal.    di  Venezia    Fig.  21  i  und  an  einem  1 1  i 
bei  S.  Gesareo  in  Koni,  am  Pal.  vescovile,  Pal.  Newton 
u.  a.  in  Pienza,  am  Pal.  dei  Tribunali  in  Perugia  etc. 

( »line  Teilungspfosten  tritt  '  '■  nsterforn 

gegen  das  Ende  dieser  Periode  vereinzelt  auf ;  30 
I  iso  im  Hof  des   Pal  1  Urbino,  desgleichen 

Pal.  Strozzi,  <  iondi  et<  , 


II. ■!   im    Pal.    ! 


= 


VI.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 


Häufiger  verstand  sich  zur  Aufnahme  des  ungeteilten  Oblongfensters  de] 

Kirchenbau.    Es  hatte  hier  die  Protorenaissance  mit  Erfolg  vorgearbeitet  (Fassade 

von  S.  Miniato,  Baptisterium  von  Florenz  etc.  .  ja  sie  hatte  auch  die  ganze  herrliche 

antikisierende  Umrahmung  mit  Halbsäulen  resp.  Pilastern  und  Giebel  schon  vor- 

sl  die  freilich  oft  spielend  wirkenden  Konsolen  unter  der  Fensterbank. 

S  Aediculae   an  Fenstern   sind    dann   für  die  Praxis  des  \IY.  Jahr- 

hunderts durch  die  Wiedergabe  aut  Gemälden  zur  Genüge  hezeugl ,  /..  I>.  von 
Taddeo  Gaddi  in  der  Capp.  Baroncelli  in  S.  Groce  (zwischen   L352  und  56)  und 


i1   *  des  Palazzo  Scrofa  in  Ferrara. 


Am  Dom  von  Pienza    um   1460;  Abbild,  im  §70)  sind  Aediculae  als 
Nischenumrahmung  verwendet,  desgl.  an  der  Gonfraternitä  in  Arezzo. 

Den  Giebel    über   dem  Sturz    zeigen  die  Fenster  des  Spedale  degli  Inno- 
und  des  Altarraumes  der  Gapp.  Pazzi  von  Brunellesco,  der  Madonna  delle 
Prato     1485    -91    von  Giuliano  da  Sangallo),  der  Sakristei  von  S.  Spi- 
rito  in  Florenj  ich  von  Giuliano  da  Sangallo  entworfen  und  von  Cronaca 

1496  ausgeführt,    3.  Abbildung  in  §  64)  und  an  Cronacas  S.  Francesco 
I    monte,    hier   abwechselnd    dreiseitige  und  segmentförmige  Giebel  (s.  Abbil- 
dung in  ;  75).     Letztere,    auf  Säulen  ruhend,  auch  in  der  Baulehre  <\^.s  Fila- 
einem  Palastbau    -.  Abbildung  bei  Müntz,  La  renaissance  I.  p.  485) 
und  bei  Mantegna,   Triumphzug  des  Cäsar. 


§  46  a.    Die  Fenster  uml  Thüren  der  Frührenaiss 


81 


Eine  lombardische,  durch  die  Gomaski  l  (s.  §  15 
lität   sind   die  gekuppelten  Rundbogenfenster  mit  gemein 
Umrahmung;  schon  im  XIV.  Jahrhunderl    mil   Rund-  m 
Vitellescln  zu  ( lorneto,  dann  am  Pal.  <  lapranica  zu  Rom,  Pal.  Pozzi  ni  ; 

Obenan  stehen  unter  ihnen  die  vier  höchsl  pracht\ 
sade  der  Certosa  von  Pavia;  eigentlich  als  Pforten  gedacht;  ohne  Pfosten  und 
Oberschwelk'ii  antiken  Tliüivinfassun^ni  iia<li-i-l  dl.  I.t  :    über  dem  reichen  I 


Fig.  88     S    M.ii  ia  delle  I  Mailand. 


und  Gesims  die  Giebel  in  Gestall  von  Voluten  mil  Figuren  und  anderem  Schni 
innerhalb   der  Pfosten,   als  Stützen   der   eingesetzten  je 
rühmten  marmornen  Kandelabei      .  Abbildung  in  §   138). 

Etwas  früher  und  im  Einzelnen  bescheidener  die  vier  Fenster 
condos  Pal.   del  Consiglio   zu  Verona;   über   den  Friesen  Stichbog 
mit  Relieffüllung  (s.  Abbildung  in  §   102 

Ähnliche  lombardische  Fenstei   z.  B.  in  S.  Mari 
land,  in  Bergamo,  an  Biagi     R«  ;sel       Loggia  del  Consig 
bildung  in  §  102  ;  weiter  3il   v.  | ;.  in  Perug 

nali),  in  Sulmona  (Pal.  della  Nunzial  inst. 

Burck  h  a  rd  i .  Etalii  '  ■''• 


V 


VT.  Kapitel.    Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance, 


Das   Rundfenster   endlich   herrsch!    im  Tambour   der  Kuppeln   (so   schon 

am  Florentiner  Dom   nach  dem  Model]  von   1367  .    im  obern  Teil  der  Kirchen- 

S.  Maria  Novella  zu  Florenz.  Dom  von  Pienza,  S.  Pietro  in  Montorio 

zu  Rom    etc.,   sowie   in   den  Seitenschiffen  über  den  Kapelleneingängen  (z.  B. 

S.   Lorenzo  in  Florenz.  Penn  von  Gortona  etc.). 


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Hinsichtlich  der  Thüren  gill  im  Ganzen   Folgendes: 

Di(  in  Rustikafassaden  werden  meisl   mit  einlach  kräftiger  Gliede- 

.    umsäumt,  den  rundbogigen  Absch'luss  biMen  Keilsleim:  mit  boL!onl'onni<mm 

die  nach  dem  Scheitel  hin  sich  massig   verlängern  (Pal.  Pazzi-Quara- 

■l,i  etc.  .     Am  Pal.  Gondi    sind   diese  Bogensteine   mil    vertikalen 

.•ii    und   horizontalen  Lagerfugen    in   das  Rustikamauerwerk  eingefügt. 


§  46  a.     Die  Fenster  und  Thüren  der  Frührenai 


Bei   glatten  Mauern   und   im  Innern  der  l;  5ura 

mindesten   mit    einem  Rahmen    umzogen,   dessen  Profil« 
gerne  uach  innen  hin  verkröpfen,  so  dass  eine  Arl   B 
steht,  wir  vielfach  auch  bei  den  Fenstern;  letzteren  sind  auch   li 
der  Thürlaibungen  nachgebildet;    besonders  reich  u.  a.  an  dei   i 
am  Thürsturz  hier  das  von  geflügelten  Putten  gehaltene  Wappenschild 
ters,  wohl  in  Nachbildung  der 
Medaillonporträts  mit  <  renien 
.in   römischen  Sarkophagen, 
wie  /..  I!.  an  dem  von  Bru- 
nellesci)   so   bewunderten   in 
S.  I  >omenico  zu  Gortona. 

Bald  wurden  dann  die 
wichtigern  Thüren  an  Kirchen 
und  weltlichen  Gebäuden, 
nach  innen  sowohl  als  nach 
aussen,  an  ihren  Pfosten  regel- 
mässig mit  Pilastern  beklei- 
det ,  welchen  man  reiche 
Füllungen  mit  Arabesken, 
auch  wohl  sehr  sorgfältige 
Kanneluren  und  bisweilen  ein 
kostbares  Material  (Paona- 
zetto  und  dergleichen)  gönnte. 

Über  die  Ordnungen 
solcher  Pilaster:  Alberti,  de 
arte  aedif.,  L.  IX..  c.  3:  fene- 
stras  ornabis  opere  corinthio, 
primarium  ostium  ionico,  fo- 
res  fcricliniorum  ei  cellarum 
ei  eiusmodi  dorico,  was  im 
XV.  Jahrhundert  nur  von 
Pilastern  zu  verstehen  ist. 
Nach  der  Vorschrift  richtete 
sieh  kaum  jemand. 

Die  si'hi'insli'ii  diimali- 
gen  Pforten  von  Rom :  an  der 

Kirche  S.  Maren  beim  Pal.  di  Venezia,  und  vor  allem  am  Hospital  S.  Spirito,  mit 
kannelierten  Pilastern. 

(Die    frei  und  ziemlich  weil  vortretenden  Säulen  neben  dem  II. u.; 
der  Gertosa,  neben  demjenigen  von  S.  Maria  delle  Gl  nd,  an  S. 

menico  zu  Urbino  (Fig.  K)    etc.  sind  eine  oberitalienische  Tradition  di 
alters,  §  37. 

Über  der  ( (berschwelle  der  Thür  folgte  die  altgewohnt! 
aus  dem  Entlastungsbogen  si  lion  seil   Römerzeiten  entwickell  hatte 
durch  Skulptur  oder  Malerei;  bereits  nichl  immei 
gedrückt,  mit   Palmetten  an  und  über  dei   Mit! 


bino. 


84 


VI.  Kapitel.    Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 


Die  Lombarden  umrahmen   diese  Lünette   gern   noch   nül   einer  zweiten, 

obern  Pilasterstellung  nebst  Gebälk  und  Giebel;  so  überall  auch  südwärts,  wo 

tarden  resp.  Comasken  thätig  waren:  unter  ihrem  Einfluss  auch  das  Portal 

von  s.  Domenico  in  Urbino  (Fig.  K)  :  hier  das  Ornamentale  von  Maso  tli  Bar- 

mmeo  aus  Florenz,  «1er  Lünettenschmuck  von  Luca  della  Robbia,  1 1  ü'  i  Fig.  10  . 

Indem  man  dann 
dem  gothischen  Spitz- 
giebel eilig  den  Abschied 
gab,  trat  an  Kirchen  und 
andern  geistlichen  Ge- 
bäuden des  XV.  Jahrhun- 
derts auch  schon  der  nied- 
riLie  antike  Giebel  an  die 
Stelle  der  Lünette.  Als 
frühster  Thürgiebel  der 
Renaissance  gilt  derjenige 
am  Eingange  zum  Novi- 
ziat von  8.  Croce  in  Flo- 
renz (rechtes  Querschiff  : 
Vasari  11.  p.  442  (Le  M. 
III.  |>.  279),  v.  di  Miche- 
lozzo  (Fig.  41 ). 

§  47. 

Die  Formen  des 
I  ii  nern. 

Voii  dem  Innern 
antiker  Gebäude  war, 
als  die  Studien  der  Flo- 
rentint'rb<'uannen,zwar 
sehr  viel  mehr  als  jetzt, 
doch  ausser  dem  Pan- 
theon kaum  mehr  ein 
unverletztes  Beispiel 
erhalten ,  und  ohnehin 
war  die  antike  Iniien- 
baukunst  wesentlich 
eine  nach  innen  ge- 
wandte Aussenbaukunsl  gewesen.  Den  einzigen  sehr  wesentlichen  Einfluss 
hui— reu    jetzt    die    antiken    Gewölbe  üben. 

Vgl  Kultur  dei    Renaiss.,  III.  Aufl.  I.  S.  225  u.  236;  IV.  Aufl.  I.  S.  201  f. 
■   die  Erhaltung  der  Thermen. 

sims-  und  Pilasterbildung  des  Innern,  für  Wandeinteilung  u.  dergl. 
p    (theon  in  seinem  d.mi.iliuen  liestande  hei  weitem  die  Haupturkunde. 


41.    Thiir  in  S.  Croce  zu  Florenz. 


§   IT      Di(    Formen  des  [nnern. 


85 


Für  die  Tonnengewölbe  kam  die  bessere  Erhaltung  des  Venus-  und  Roraatem] 

in  Betracht. 

Die  grösste  konstruktive  Aufgabe  nimmt  Brunellesco  mit  seiner  flor<  ntinischen 
Domkuppel  deich  vorweg;  ueben  di(  inl  alles  andere  leicht  und  komml 

als  teurer»'  oder  wohlfeilere,  dauerhaftere  oder  fluchtigere  Praxis  in  I 

Nachdem   schon   seil    1405  Brunellesco9  Rat  zu  verschiedenen  M 
geholt  und  der  junge  Meister  sogar  eine  Zeitlang  als  consiliarius  operis  ständig 


Fig.  -»_'.     Der  Dom   « i  n 


besoldel  worden,  beginni  seine  Hauptthätigkeil    1420,  als  man,  getreu  nach  dem 

1367  von  Benci  <li  Cione  und  Neri  di  Fioravante  entworfenen  Modell,  <!<•■ 

bour  vollendel  hatte.     Brunellesco  trug  mit  seinem  Gerüstmodell   zum  Ku| 

bau.   welches  er  in  einem  ausführlichen  (noch  vorhandenen    l 

den  Sieg  über  alle  Konkurrenten  davon  und  vollendete  sein«    Vufg-al»     . 

sechzehn  Jahren,   anfangs    untei   Mitarbeiterschaft    des  «iliilirrti    u  di 

Banco.  -     Über  die  Details  der  Konstruktion  und  den  vom 

weilen   abweichenden  Gang   der  Arbeil    vgl.    die  eingehend« 

Dünn  in  Erbkams  Zeitschrift   für  Bauwesen   l^s7.  sowie  di 

Dokumente  bei  Guasti,  S,   M 

chivio   stori(  i    ital.   1*^7  und  im 

(vita  di  Brunell.    schöpft  wesi  ntlii  li 


VI.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  der  Frührenaissance. 

Frühste  schriftliche  Theorie  des  Wölbens  bei  L.  B.  Alberti,  de  re  aedifica- 
toria  L.  111.  c.  14,  vgl.  V.  c.  18  und  VII,  c.  11.  nach  «Ion  Kategorien:  fomix 
Tonnen-'  a  camera   (Kreuzgewölbe     und   recta   sphaerica,    seil,    testudo 

(Kuppel  :    er   verlangt    das  Wölben    für   die   Kirchen    wegen   der  dignitas   und 
Dauer  und  auch  für  die  Erdgeschosse  der  Paläste. 

^   18. 
Die  Gewölbe  «1er  Frührenaissance. 

ha-  Erste  und  Bezeichnendste  isl  der  Widerwille  der  Eenaissance  gegen 
-    [renzgewölbe,  dessen  wesentlichster  Vorteil  jetzt  allerdings  wegfiel,  da 
-Idoiiuv  Räume,  für  deren  harmonische  Bedeckung  es  so  wesentlich  ist,  ent- 
weder  nicht  mehr  gebildet  «'der  mit  andern  Gewölben  bedeckt  wurden. 

l>,is  Gothische   des  Nordens  hatte  seine  eigentümlichste  Schönheit  in  oh- 
»ngen  Raumeinteilungen  entwickelt.     Vielleicht    isl   das  oblonge  Kreuzgewölbe 
an  sich  schöner  als  das  quadratische. 

Nun  brauchl  man  das  Kreuzgewölbe  fortwährend,  aber  verhehlt.  Wo  man  es. 

wie  in  einzelnen  römischen  Kirchen  (§§  7»i.  77),  offen  anwendet,  gerät  man  damit  in 

teil  gegen  die  Gothik,  schon  weil  man  das  kräftig  sprechende  Gurtwerk  entbehrt. 

Der  Letzte,  welcher  mit  Gurtwerk  und  mit  uhlongen,  quer  üher  ein  Kirchen- 

:  laufenden  Kreuzgewölben  eine  leichte  und  edle  Wirkung  erzielt,  ist  Dolce- 

buono,  im  Monastero  maggiore  zu  Mailand.   1503,  vgl.  §§  2:3.  70. 

te  Kreuzgewölbe  derselben  Zeit  (?)  auch  noch  im  Appartamento  Borgia, 
Vatikan. 

Der  eigentliche  Lebensausdruck  des  gothischen  Gewölbes  waren  die 
aus  den  Pfeilern  emporsteigenden  Gurte  und  Kippen,  zwischen  welchen  die 
Kappen  nm  als  leichte  Füllungen  eingespannt  wurden.  Für  die  Renaissance 
gegen,  welche  über  den  Stützen  ein  antikes  Gebälk  herrschen  lässt  und 
Oberhaupt  alle  schwebenden  Teile  in  der  Regel  durch  starke  Horizontalen  von 
ihren  Trägern  trennt,  ist  das  Gewölbe  eine  deckende  Masse.  Der  strengere 
ilausdruck  derselben  ist  die  römische  Kassette ;  den  reichern  Ausdruck 
übernimmt  eine  rasch  und  hoch  entwickelte  dekorative  Kunst  (§  171). 

Letztere  i-t  eine  besondere  Todfeindin  des  Kreuzgewölbes  in  seiner  stren- 
Form;  d.tLi'-Lr'-n  kann  sie  sich  in  das  verhehlte,  in  der  Mitte  zur  sphärischen 

bildete,  sehr  Lrul  schicken. 
Die  frühesten  mir  bekannten  Ka-setten  der  neuern  Zeit  schon  in  den  Lai- 
bungen    des  Klosterhofes   von  S.  Paolo  fuori  le  mura  hei  Rom   (zwischen  ll!»"» 
und  1241  ;        dann  an  ••nein  gothischen  Gebäude:  S.  Maria  maggiore  in  Ber- 
....  Laibung  des  Portals  der  Nordseite :  es  sind  ohlomre  l!ai den  mit  Rosetten, 
•  •lirl  weiss,  braunrol  und  schwarz. 
In-  Kassetten  jedei  Art,  auch  die  -ich  konzentrisch  verjüngenden,  rechnete 
Alberti  l.  c.  L.  VII,  c.  ll   auf  dem  Papier  aus,  selbsl  für  sechsseitige  und  achtseitige 
rne,  und  ermittelte  deren  Ausführung  in  Ziegeln  und  Stucco.  —  Vgl.  §  173. 
inten    Kassetten    in   der  Bogenlaibung  der  Thür  von   S.  Maria 
—   Die  Darstellung  der  Kassetten  in  Sluce«.  scheint  dann  liramimte  he- 
illkommnet  zu  haben;  Vasari  IV.  p.  162,  165   !->•  M.  VII.  p.  136,  139 


S  48.     I  >ie  der  Frührenaiss 


-7 


v.  di  Bramai  Statl  aller  Gurten  und  Rippen  jetzt  bald  n 

abgestumpft  und  mit   Festons  bemalt. 

Indes  hat  die  Frührenaissance,  die  Kreuzgewölbe  abgerechnet,  »och 
durchgängig  die   konstruktive  [Torrn   des  Gewölbes  zu  Tage  treten   ' 

Vorherrschende  Formen:    Das  Tonnengewölbe  von   halbrundem 
ptischem  Durchschnitt,   hie   und   da    bereits   mit    einschneidenden  Kappen    von 
beiden  Seiten ; 

Das  kuppelichte,  sogen,  böhmische  Gewölbe,  ebenfalls  oft  mit  einschneiden- 
den Kappen; 

Die   Reihenfolge    von    flachern   oder   böhern    Kuppeln    oder    kuppelichten 
Gewölben ; 

Das  Tonnengewölbe,  in  seiner  Mitte  durch  Eine  Kuppel  unterbrochen;  un- 
gemein schön  im  Kleinen,  /.  ß.  (Fig.  \S    an  den  Vorhallen  der  Gapp.  de'  Pazzi 
in   Florenz   (Brunellesco)    und 
der  Umiltä  in  Pistpja  (Vitoni  ; 
grösser  imHauptschiff  einzelner 
oberitalischer  Kirchen   (§  74). 

(Das  Tonnengewölbe  in 
Oberitalien  schon  zur  romani- 
schen Zeit  heimisch :  S.  Babila, 
S.  Gelso,  d.  h.  die  alte  Kirche, 
S.  Sepolcro,  sämtlich  zu  Mai- 
land, anderes  a.  a.  < >.  i 

Kupoletten  verschiedener 
Art,  auch  backofenförmige 
KlostergeM  ölbe. 

Eigentümlich     eine     \i 
zahl     kleinerer    Kuppeln    des 
XV.  Jahrhunderts   in   der    \if 

stark  aufgewehter  Regenschirm ler  an  die  Muschelgewölbe  gothischei  I 

erinnernd,  mit  kleinen  Rundfenstern  ringsum,  sogen.  „Kuppeln  mit  Rippen  und 
Segeln''  (Munetti,   vita  di  Brunellesco,  p.  29  .   von  Brunellesco  angewendet  in 
einer  (später  umgebauten)  Kapelle  in  S.  Jacopo  zu  Florenz,  in  der  alten  Sakristei 
von  S.  Lorenzo  und  in  der  I  iapp.  Pazzi ;  bei  Späteren  öfter  « iederholt 
in  §  63  und  80.  —  Antike  Vorbilder:  Darstellung  einer  Ruine  heim  P 
(Templum  Matidiae?)  in  einem  Stich  des  Giovannoli,   1619  vgl.  Lanciani    R 
and  excavations  of  ancient  Rome,  p.  505  ;  Tor' de' Schiavi   Ganina  VI.  tav.  107 
Kutschuk  Aja  Sophia  (Ss.  Sergius  und  Bacchus)  in  Konstantinopel,  u.  s.  w 

Die  wesentlichen  Detailformen  des  modernen  Kuppelbaus    I 
Profile  der  Hauptbogen,  Pendentifs,  Kranzgesimse  über  den  Hauptbo 
teilung  oder  Güederung    des  Cylinders,    oberes  Gesimse  desselben,   Gliederung 
der  Kuppeli   schon  jetzt    bei   den  Toscanern   ausgebildet,    vgl.    Madonna 
Garceri  in  Prato;  für  die  Lanterna  war  bereits  auf  der  Domkuppel  von  l 
im  XV.  Jahrhundert  ein  Vorbild  aufgestellt. 

Dagegen   bleiben    «lii  \  issenformen   der  Kuppi 

konstant,  vgl.  §  63     65 


Vorhalle  -\<t  < !appella  Pazzi  t     i 

i 


g8  \11.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 

VII.   Kapitel. 
Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 

g  49. 
V  e  r e  i  11 1  a  c  h  u ng  dos  Detail  s. 

.Mit  dem  Eintritt  des  XVI.  Jahrhunderts  vereinfacht  und  verstärkt 
sich  das  bauliche  Detail.  Ks  war  ein  neuer  Sieg  des  florentinischen  Kunst- 
_  istes  über  das  übrige   Italien. 

Das  auss  irtoscanische  Italien  der  Frührenaissance  war  mehr  von  den  orna- 
mentalen Arbeiten   der  Florentiner   als    von  der  einfachen  Grösse  ihrer  Bauten 
berührl  worden;  jetzl  ersi  sieg!  nichl  die  Einzelform,  sondern  der  Geist  eines 
Pal.  Pitti,  Pal.  Gondi,  Pal.  Strozzi  (§  39)  überall.    Bramante  (1444—1514),  von 
welchem  nun  das  Meiste  abhing,    war  allerdings  ein  Urbinate,  und  die  grosse 
Veränderung,    die   um   1500   in  ihm  vorging,   wird  hei  Vasari  mit  seinen  Ver- 
ssungen  in  Rom  (§  27)  u.  a.  a.  0.  in  Verbindung  gebracht,  allein  dies  schliesst 
die  unvermeidliche  Einwirkung  der  florentinischen  Bauten  auf  ihn  nicht  aus. 
Das  gesteigerte  Stadium  des  Vitruv  (§  28)  ist  von  dieser  neuen  Richtung 
teils  Wirkung,  teils   Ursache,  je  nach  dem  einzelnen  Fall. 

Die  Vereinfachung  der  Form  wurde  teils  aus  bestimmten  Römer- 
bauten, teils  aus  allgemeinen  Gesichtspunkten  gerechtfertigt.  Damit  war 
untrennbar  verbunden  ein  stärkeres  plastisches  Hervortreten,  um  sich  an 
den  zum  Teil  gewaltigen  neuen  Bauten  vernehmbar  zu  machen,  vermöge 
des  starkem  Schattenschlages. 

Serlio,  architettura,  L.  III,  fol.  104,  vgl.  L.  VII,  fol.  120,  126.  Er  beruft 
sich  auf  das  Colosseum,  auf  den  Bogen  von  Ancona  und  selbst  auf  das  Pan- 
theon,  dessen  korinthische  Ordnung  nur  sehr  weniges,  aber  wohlverteiltes  Detail 
habe,  und  polemisierl  gegen  die  „dem  Geschmack  der  Menge  huldigenden"  Bau- 
bie  die  ornamentalen  Glieder  vollständig  nach  den  reichern  Bei- 
••II  gäben.  Durch  das  viele  „Gemeisselte"  (intagli)  würden  die  Fassaden 
nur  verwirr!  und  affektiert. 

In  dei    Thal   gab  man   die  vegetabilische  Ausdeutung,  welche  die  reichere 
antike  Baukunsl  ihren  Profilen  verliehen  (Blattreihen,  Perlstab  etc.)  und  welche 
rj  die  Früh  reu,  üssancf  nur  -ehr  ungleich  (und  vielleicht  nur  am  Triumphbogen 
Ufona  im  Castello  quovo  zu  Neapel,  §  103,  vollständig)  angewandt  hatte,  jetzt 
völlig  preis  und  beschränkte  auch  die  Kapitälformen  auf  das  Notwendige.    (Das 
neueren,   vgl.  i  ■  '>■<.     Ja  man  fand  den  Heichlum,  auch  wo  man  ihn  ausdrück- 
suchte  hauptsächlich  im  Innern.i,  doch  nichl  in  den  reichern  römischen  For- 
idern  in  g(  malten  Füllungen,  stuckierten  Pilastern,  am  Äussern  in  Guir- 
landen,  Masken,  Bandwerk  u.  dergl.  an  Fenstern  und  Thüren.    Seihst  an  kleinern 
rarbeiten  (Grabmälern,    Altären)  mochte  man  dann  nichl  mehr  auf  die  ent- 
henden  vollständigen  römischen  Prachtbauten  zurückgehen.    Her  Barockstil 
fand  endlich  jenen  Rückwi  ds  nichl   mehr  und  vervielfachte  lieher  seine 

ngen,    als    dass  ei   sie  in  ji    ei   ganz  erlaubten  Weise  bereichert  hätte. 


§  50.    Detailproben  and  Einwirkung  der  Pestdekoration. 

§  50. 
Detailproben  und  Einwirkung  der  Pestdekoration. 

Auf  jede  Weise   suchte   man  sich   des  wahrhaft   Wirksamen  zu 
sichern.    Ausser  den  Probemodellen  einzelner  Bauteile  in  wirklicher 
nicht  viel  geringerer  Grösse  war  auch  die  bauliche  Dekoration  bei  I 
jetzt  eine  sehr  wichtige  Quelle  der  Belehrung. 

Michelangelos  sechs  Braccien  hohes  Modell  einer  Ecke  des  Ki 
für  Pal.  Farnese;  Vasari  VII,  p.  223  (Le  M.  XII,  p.  231),    \.    di  Michelai 
Auch  Fenster,  Säulen,  Bogen  etc.  modellierte  er  seinen  Bauführern  und  Stein- 
metzen gerne  aus  Thon  vor,  ohne  Zweifel  in  einige]  Gl Lettere  pittoriche  I.  15, 

Ben\-.  Cellini  al  Varchi   1546.    Seine  Gebäude  scheinen  dieses  Verfahren  durch 
eigenen  Formenausdruck  zu  verraten. 

Dir  wichtigste  Seite  der  Festdekoration  lag  darin,  dass  man  sich  in  Holz, 
Gips  und  Karton  rasche  Rechenschaft  von  dem  gab,  was  auch  in  Stein  und  in 
demselhen  Massstab  wirken  könne.     Vgl.  i;    189. 

Sichthar  ist  aus  derselhen  in  die  Architektur  herübergenommen  u.  a.  der 
sogen.  Cartoocio,  ein  versteinertes,  geschwundenes,  auch  wohl  verschlungenes 
Band  oder  Blatt  von  Karton.  Vgl.  Serlio.  L.  VII,  p.  78,  s.  und  Lamozzo,  lr.it- 
tato  dell'  arte,  L.  VI.  p.  421,  wo  die  namhaften  Arbeiter  des  XVI.  Jahrhunderts 
für  Cartocci,  Guirlanden,  Masken  etc.  aufgezähll  sind. 

Mit  dem  Werl  der  Festdekoration  als  Bauprobe  hängt  dann  auch  zu- 
sammen, dass  man  sie  bald  mit  mehr  als  gebührlicher  Strenge  architektonisierte 
und  ihre  Freiheit  nicht  auf  die  wahre  Weise  achtete,  vgl.  i;  r>t;  und   190. 

§  51. 
Vera  i  ;'i  r k u n g  d e r  F nrme n. 

Zu  den    neuen    Wirkungsmitteln   i\<-^   XVI.  Jahrhunderts   gehört    die 
Nische  an  den  Fassaden  sowohl  als  an  Pfeilern  und  Mauermassen  des  [nnern, 
und  die  kräftigere  Einfassung  von  Fenstern  und  Thüren  mit  Pilastern,  Halb- 
säulen, vortretenden  Säulen  and  Giebeln,  letztere  im  stumpfen  Winkel 
im  Kreissegment. 

Hier  ist  nicht  von  der  Nische  al-  wesentlichem  Teil  eines  Grundplans  die 
Rede,  also  nicht  von  Apsiden,  auch  nicht  von  jenen  Nischen-  oder  Kapellen- 
reihen, in  welche  bisweilen  die  ganze  Langwand  einer  Küche  aufgelös  wird 
ii;  74,  ~ii'.   -Mildern  von  der  Nische  für  das  Auge.     Sie  wechseil   fortan  ^erne 

an  Palastfassaden  mit  den  Fenstern  ah.   gleichviel  oh  ihr  «'ine  Statue  geg t 

sei   oder  nicht.     Wie  die  stärkere  Plastik  der  vortretenden  Teile,    so  wii 
zurücktretend;  ihr  Schalten  i-t  wie  der  aller  Rundflächen  dei 

Schon   das   t  iolhi-ciie   hatte   in    Italien   hie   und   da    eine   echte,    I 
hervorgebracht  (die  Tabernakel  für  die  berühmten  Statuen  an  Orsann 
Florenz  ;  allein  an  den  Kirchenfassaden  der  Frührenaiss 
plastischen  Schmuck  erhielten,  stehen  die  Statuen 
dachen  Nischen  (I  lertosa    von   Pa>   i,    ;  71 
die  durch  Balda<  hin  ■  eh  ch  immer  vom  l lalbrui 


VII.  Kapitel.    Die  Formenbehandlung  des  Wl.  Jahrhunderts. 


sind    S.  Bernardino  zu  Perugia,  Fig.    14;     -  etwas  tiefer  die  zwei  Nischen  am 
ss  der  Misericordia  zu    \  Ers1  das  XVI.  Jahrhundert  schaff! 

die  vollständige  halbzylindrische  Nische. 

Im  Innern   der  Kirchen,   an   geraden  wie   an  zylindrischen  Mauerflächen, 

b  sich  die  Anlage  von  Nischen  von  selbst,  um  der  Erweiterung  des  Raumes 

und  der  Materialersparnis  willen,  wie  zur  Aufnahme  von  Statuen  und  Altären. 


Fig.  41     S.  Bernardino  zu  Perugia.    (Nohl.) 


Pfeilei  des  Schiffes  mit  zwei  Pilastern  bekleidel  werden,  kommen  zwischen 

ine  oder  auch  zwei  Nischen  übereinander.    Die  frühste  vollständige 

hführung   des    Nischenwesens  bei   Bramante  (Tempietto    von  S.  Pietro   in 

rio,  Entwürfe  für  St.  Peter)  und  bei  Rafael  (Villa  Madama). 

Da;  Konkurrenzentwürfe   Giuliano  da  Sanirallos   und  Mirhfdangelos 

:  assade  von  S.  Lorenzo  in  Florenz  und.  ebendort,  das  einzige  dort  aus- 

piel:  die  Fassadi   des  Pal.  Bartolini  von  Baccio  d'  Agnolo  (Fig.  J5). 


§  51.    Verstärkung  der  ! 


'.'1 


Dem  in  §  16a  über  Fenster  und  Thüren  Gesagten  gegenüber  sind  Fol- 
gendes die  Neuerungen  der  Hochrenaissance: 

Das  Rundbogenfenster  weichl  im  Ganzen  dem  rechtwinkligen,  und  w 
sich  behauptet,  erhält  es  doch  eine  rechtwinklig«    Einfassung     Bramante: 
celleria  s.  Fig  24,  hier  in  Nachbildung  der  Porta  de1  Borsari  zu  Verona). 
Aus  dem  rechtwinkligen  Fenster  verschwindel  das  Steinkreuz ;  unter 
kenntlichen  Einfluss  der  Altartabernakel  im  Innern  des  Pantheon  wird  das  Fenster 
zu   einer  ernsten,    mächtigen    Erscheinung;    die    Pfosten   erhalten    regeli 
Pilaster  oder  Halbsäulen,  ja  vortretende  Säulen;  jetzl  ersl  wird  auch  di< 


Fig.  45.     Pal.  Bartolini  zu  I- 1 


bank  ausgebildet;   in  den  Fensterfriesen  behaupten  sich  die  (schon  früh« 
gekommenen)  Inschriften. 

An  den  Thürpfosten  der  Kirchen  --wühl  als  der  Paläste  weichl  dii 
Dekoration   einer  Ausdrucksweise,    welche   auf  das  Einfach-M 
ist;  stati  der  Zieraten  sind  jetzl  die  Profile  das  Sprechende,  häufig  vortrel 
Säulen   oder  Halbsäulen   namentlich  dorischer  Ordnung;   als  '. 
Beispiele:  Vasari  IV,  p.  521   (Le  M.  VIII,  p.   171  .  v.  di    \.  - 
p.  596  (p.  224),    v.  di  Peruzzi;        V,  p.  322    I..  M.  IX.  p  -  "  di  Fn 

«■und.).     Der  angeblich    Bramai  Entwurf    für 

bei  Letarouillj  III.  Tab.  351,  isl  die  Reproduktion  einer  Z 


.,.) 


VII.  Kapitel.     Die  Formenhehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 


'TTTTTJ1 


da  Sangallo   in  den  Offizien;   s.  11.  \.  Geymüller,  Ursprüngliche  Entwürfe  für 
St  Peter,  S.  72. 

S  muh  wird  jetzt  der  Giebel  nicht  mehr  «Ion  geistlichen  Gebäuden  vor- 
behalten, sondern  auch  auf  Fenstern  und  Thüren  der  Paläste  angebracht.  Als 
Haitis  >!'  Agnolo  dies  in  Florenz  an  Pal.  Bartolini  (Fig.  tö)  einführte  (nach 
Milanesi,  im  Prosp.  cronol.  zu  Vasari,  \.  di  B.  d1  A..  V,  p.  365,  angbj.  L520), 
gab  es  Spottsonette  und  man  hängte  Laubgewinde  daran  wie  an  Kirchenpforten 
bei  hohen  Festen:  Vasari  V,  p.  351  (Le  M.  IX,  |>.  liiiö).  v.  di  Baccio  d'  Agnolo. 
Bald  aber  wurde  es  allgemeine  Sitte,  wobei  man  zwischen  dem  stumpfen  Winkel 

und  dem  Kreissegmente  abwech- 
selte, wie  schon  auf  einer  Zeich- 
nimg Bramantes  (bei  H.  v.  Gey- 
müller, Raffaello  Sanzio  studiato 
come  architetto,  p.  50).  Auf  das 
mit  fiele  Fenster  von  dreien  oder 
fünfen  komm!  bald  der  stumpfe 
Winkel,  bald  das  Kreissegment; 
für  beides  stehen  sich  die  Autori- 
täten ziemlich  gleich. 

Die  Aediculae  der  Fenster 
sind  dabei,  wie  z.  B.  auch  an  Ra- 
faels  Pal.  Pandolfini  und  ehedem 
am  Pal.  Branconio  d'  Aqnila  (§  !Mi), 
unter  sich  und  mit  den  Pilaster- 
lisenen  an  den  Ecken  durch  flache 
I  Sander  verbunden.  „Hierdurch  ent- 
steht Ruhe  und  Einheit,  indem 
die  Aediculae  nicht  auf  die  Mauer- 
fläche aufgesetzt,  sondern  mit  der- 
selben verwachsen  erscheinen" 
i  Bühlmann,  Architektur  des  klassi- 
schen Altertums  und  der  Renais- 
sance. S.  38).  So  auch  schon  am 
antiken  Vorbild,  den  Aediculae  im 
Pantheon. 
§  52. 

ln<-  dorische  und  falschetruskieche  Ordnung. 

.Mit    der  jetzl    herrschenden  Neigung  zur  Vereinfachung  der  Formen 
endlich    auch   die   dorische  Ordnung  zu   ihrem  Rechte,   allerdings  in 
nachteiliger  Vermischung    sowohl  als   Konkurrenz  mit   einer  vermeintlichen 
tischen. 

Die  echte  griechisch-dorische  kannte  man  nicht  und  hätte  sie  schwerlich 
zu  brauchen  verstanden,  §  25. 

die    Römer   hatten   eine  Umgestaltung    derselben    nicht   entbehren 
können,  zumal  als  sie  das  Dorische  als  Bekleidungsordnung  ihrer  grossen  Bogen- 
hten.     Hauptbeispiel :  das  Erdgeschoss  des  Mairelliistheaters. 


,  S.  Pietro  in  Montorio 

/  i   Rom. 


§  53.     Das  Dorische  bei  Bramante  and  Sau  gg 

Ganz  besonders  kommt  in  Betrachi  ein  damals  noch  erhall 
scheinlich  der  Basilica    ^.emilia  am  Forum,  welcher  durch  die  Behandlung  von 
Halbsäulen,  Pilastern  und  Gebälk  erweislich  auf  beide  ältere  -  i  auf 

Bramante    Einfluss    geübl    hat.      Nach   alten   Zeichnungen    heraus  und 

restituiert  von  Christian  Hülsen,  Annali  deü"  Instituto  archeolog.,   18g 

Schon  den  Römern  war  dabei  auch  das  Vorhandensein  einer  etruskischen 
Ordnung  verhängnisvoll  geworden,  welche  einsl  wohl  unter  Einfluss  tiisch- 

dorischen  entstanden  war,  und  nun  die  römisch-dorische  mit  ihrem  unschönen 
Gebälk  und  Säulenhals,  unkanneliertem  Schaf!  und  eigenei  Basis  gleichsam  an- 
steckte, daneben  auch  selber  noch  für  sakrale  Zwecke  fortdauerte. 

Das  XVI.  Jahrhundert  nahm  nicht  nur  die  römisch-dorische  wird.  1 
sondern  restaurierte  auch  (z.  B.  Serlio)  nach  dem  Rezept  Vitruvs  IV.  7  die 
etruskische  als  online  toscano,  was  den  Florentinern  angenehm  klingen  mochte. 
Das  hölzerne  Gebälk  mit  seinen  peinlichen  primitiven  Formen  blieb  w.-  ;  viel- 
mehr  sieht  der  ordine  toscano  dem  römisch-dorischen  ähnlich;  nur  schv 
und  ohne  Triglyphen,  Metopen  und  Mutuli;  beliebt  an  rustizierten  Erd-  und 
Sockelgeschossen,  Festungsbauten  u.  dgl.;  im  Bewusstsein  der  Künstler  selbst 
nie  rein  Mim  Dorischen  ausgeschieden. 

§  53. 

Das  Doris'-he  liei   I!  r  a  m  an  t  e  und  Sansovino. 

Vereinzelte  frühere  Anwendungen  abgerechnet,  hat  vor  allen  Bra- 
mante die  dorische  Ordnung  als  Werkzeug  der  hohen  Strenge  seiner  letzten 
Jahre  mit  Vorliebe  gebraucht  und  die  grössten  seiner  Kunstgenüssen  mit 
sich  gezogen. 

Die   dorische  Pilasterordnung  am  Erdgeschoss  des  Pal.  Rucellai  zu  Flo- 
renz,  1451,  und  des  Pal.   Piccolomini  zu  Pienza,  um    1460,  s,    1" 

Giuhano  \\\u\  der  aller. •  Antonio  da  Sangallo,  welchen  Vasari  l\'.  j>.  *_"'"- 
(Le  M.  VII,  p.  228)  besondere  Verdienste  um  die  dorische  <  Irdnung  zusi  hreibt, 
mögen  bei  ihren  Festungsbäuten  sich  damit  befreundet  haben.    Antonios  Kirche 
zu  Montepulciano  aber,  mit  sehr  eigentümlicher  Behandlung  des  h-m-.  !.■  . 
erst  15ls  begonnen,  ibid.  p.  288,  Nota  3    226    Nota).      Abb.  in  S 

Bramante:  die  dorischen  Pilaster  des  Erdgesch — -  im  grossen  \. 
sehen  Hauptbau    seit    1503 

die  beiden  untern  Säulenordnungen  um  den  Hof  der  Cancellerii 
darüber  ein  geschlossenes  Obergeschoss  mit  korinthischen  Pilastern;  — 

der   runde    Tempietto   bei  S.  Pietro   in  Montorio  (§  66  .    dei 
Zierbau  ohne  ein   Laub  von  Vegetation,  die  Rosetten  in  den  Kassetten  des  Ui 
gangs  ausgenommen    Fig.  \ß  ;         ''in  Ted  der  unteren  Halle  des  Pal. 
am  Domplatz  zu  Loreto    acht  Arkaden). 

In  der  ( '.uiisolaziiine  zu  Todi  (vgl.  über  Bramantes  eventuellen  \ 
sind  die  vier  mächtigen  Hauptpfeiler  unter  der  Kuppel  als  d 
staltet,    als  Ausdruck   der  Stärke,    wahrscheinlich   aber    noch  mehr, 
mante   zuerst   die  Unschönheit    ionischer  und  korinthiscl 
betreffenden  grossen  Massstal  tilte.     Man  vergl 

S.  Maria    di  •  iarignano    in  Genua  »01    das  P 


VII.  Kapitel.    Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 

fläche  durchlöchert  gleichsam  jede  Komposition.  Oder  ahnte  er  sogar,  dass 
bei  einer  gewissen  Grösse  jede  ursprüngliche  Verpflichtung  des  Pilasters  auf 
stimmte  Ordnungen  erlischt?  war  er  auf  dem  Wege  zu  einer  echten,  und 
.war  auf  den  Gewölbebau  berechneten  Ante-  Jedenfalls  wird  durch  ihn  das 
Dorische  am  längere  /eil  die  Pilasterordnung  im  vorzugsweisen  Sinne. 

Rafaels  (nach  anderer  Ansieht  Peruzzis)  dorische  Pilaster  1509  an  beiden 

rken  der  Farnesina.      Vgl.  £   119. 
Giulio  Romano  bringt  über  einem  Hauptstockwerk  mit  dorischen  Pilastern 
-    ein  i>1hm_  .    welches    in  einfach  umrahmte  i|uadralisehe  Flächen 

teilt  i-t. 

Bei  dei  5  ">l  erwähnten  Ausstattung  der  Portale  wurde  die  dorische  Ord- 
nung jetzt  mit  Vorliebe  angewandt. 

Seil  1536  erbaute  Jacopo  Saüsovino  zu  Venedig  die  Biblioteca,  das 
prächtigste  profane  Werk  des  modernen  Europa  (Fig.  47),  als  wahre  Ex- 
hibitiou  der  ionischeu  und  besonders  der  dorischen  Ordnung. 

Das  M<>ti\  i-t  bekanntlich  eine  Doppelhalle  von  Rogenpfeilern  mit  llalb- 
säulen;  in  der  obern  Halle  ruht  der  Bogen  auf  einer  besondem  kleinern  kanne- 
lierten ionischen  Ordnung.  Die  Venezianer  wollten  sieh  endlieh  an  der  echten 
römischen  Formenbildung  ersättigen,  nachdem  sie  bis  dahin  eine  Renaissance 
mehr  auf  Hörensagen  gehabt. 

Die  Wirkung    ist  so  schön,    >las>  Sansovino  auch  für  gewisse  Freiheiten 
Recht  behält,  z.  11.  für  dir  Vergrösserung  der  Metopen  auf  Kosten  des  Durch- 
?sers    lei   Triglyphen  und  des  Architravs. 

Dei   berühmte  Streu  über  die  Ecke  £  29.    Sansovino  traf  das  einzig  Rich- 
tige.    Die  feirnrn  Freiheiten  des  echten  Griechisch-Dorischen      -   gleichviel  oh 
optischen  oder  konstruktiven  Ursprunges  seien         wozu  auch  das  Vorrücken 
etzten  Triglyphe  auf  die  Ecke  gehört,  finden  auf  eine  blosse  Bekleidungs- 
ordnung,  die  ihrer  Pfeilerhalle  gehorchen  mnss.  gar  keine  Anwendung;  hier  ge- 
hört    die  Triglyphe  auf  die  Mitte  ihrer  Stütze,   ob  sie  die  letzte  sei  oder  nicht 
und  ob  Vitruv  etwas  von  Halbmetopen  berichte  oder  nicht.    Sansovino  brauchte 
mindestens  den   Raum  einer  halhen  Metope.  wegen  der  unvermeidlichen  Stärke 
s  mit   Pilastern  bekleideten   Ei  kpfeilers,  und  hog  also  seine  Metope  in  der 
Mitte  um  dr  Vitruv  hatte  wohl  mit   -einen  Semimetopia  nur  irgend  ein 

-  ;  eiit  einer  Metope  überhaupt  gemeint,  die  fanatischen  Vitruvianer  aber, 
weli  -  sovino  umringten,  gaben  sich  glücklicherweise  mit  seiner  buchstäb- 
lichen Deutung  zufrieden. 

g  54. 

V  e  r  in  eli  111  ng  <1  '■  r  K  0  n  1  r  a  s  t  e. 

In  diesei  Periode  geschieht  es  häufiger,  dass  man  statt  der  Pilaster- 
ordnungen  Halbsäulen,  and  zwar  stark  vortretend,  ja  verdoppelt  anwendet, 
und  zwar  über  einem  Erdgeschoss  in   Rustika. 

Rom:  Bramantes  Pal.  Caprini    seit   1ÖI7  Rafaels  Haus,  gegen  1580  stark 

rt,  jetzt  Pal.  de'  Gonvertendi  an  Piazza Scossacavalli).  Rafaels  l'al.  Vidoni 

Abbild,  in  §  96  ;  in  Florenz  Pal.  Uguccioni,  von  Mariotto  di  Zanobi  Kolli 

-.    Vgl.  Michelangelos  Entwurf  für  die  Fassade  von  S.  Lorenzo,  §  37.) 


§  54.     Vermehrung  der  Konti 


Fig.  47.     Ecke  der  Bil 


VII.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts 


An  einigen  Palastfronten  wird  schon  eine  ganze  Fülle  von  Kontrasten 
um  des  höhern  Reizes  willen  zusammengestellt.  Die  dazwischen  befindlichen 
Flächen  beginnen  der  einfachen  Ühermörtelung  anheimzufallen  (§  56). 

ten§96  bei  Anlass  der  Paläste.  Schon  Bramante  gib!  zu  den  kräftigsten 

Fensterformen   ^  51    und  den  doppelten  Halbsäulen  gerne  das  eben  erwähnte  Erd- 

ss  von  derber  Rustika,  Rafael  lässl  dann  auch  schon  Fenster  mit  Nischen 

§51)  und  mit  eigentümlich  eingerahmten  quadratischen  Feldern  abwechseln,  u.  s.  \v. 


Fig.  48.     Pal.  Uguccioni  zu  Florenz. 


Die  Rustika  jetzl  überhaupl  mit  sehr  geschärftem  Bewusstsein  ihrer  Wir- 
kung angewandt,  häufig  vermisch!  not  den  Formen  der  dorischen  und  der  tos- 
canischen  <  Ordnung. 

Vorzügüch  in  Rom  wird  mil   der  Rustika  an  Frdge.-M  hossen,  welche  Kauf- 
laden  enthalten  und  daher  des  eigentlichen  Schmuckes  ledig  sein  sollten,  mein 
als  lau*-  Neuerung  versucht;  quadratische  Fenster,  horizontale  Keilsteinwölbung, 
lene  Nuancierung  der  Rustika  u.  s.  w.,  alles  aus  Travertinblöcken  (bis- 
weilen freilich  nur  scheinbaren,  au-  Mörtel  nachgeahmtem. 

Anderswo:  Beschränkung  der  Rustika  auf  die  Ecken,  Weglassung  der 
Vertikalfugen  etc. 

'      Verständnis,  das  sich  an  den  Namen  hängte,  brauchte  man 
irtenarchitekturen    §  125  .  wo  das  Zierlichste  und  Schmuckreichste  eher 
•  hätte.     Serlio,  F.  IV. 


§  54.     Vermehrung  der  Kontraste. 


'.'7 


Die  Rustika  des  Palazzo  de]  Te  in  Mantua    §119  _i1(|, 

nur  als  Stuterei  des  Herzogs  Fi  •  ;,.,„! 

für  Verbreitung  der  Rustika   überhaupt,    für  ihi 
bäuden  und  für  ihre  Falschdarstellung  (in  Ziegelbrocken  mil   M 
Kernbau).     Doch   hat    Giulio    Romano    wenigstens   die    Halbsäulenordn 
Mauern  glatt  gelassen  und  nur  die  Flächen,  Pforten  und  Fenster  rustiz 

Berechtigte  Anwendung  an  den  Festungsarchitekturen  (§    108,  f.    und  an 
Bauten  ernsten  Charakters  überhaupt,  z.  B.  an  Sansovinos  Zec<       M 
in   Venedig  (Fig.  49  .    wo   die  Rustika    beinahe  et*  war;   Vasari  VII, 

p.  504  s.  (Le  M.  XIII.  p.  86),    v.   di  Jacopo   Sansovino;  Frai       -       »vinoi 

Venezia,  fol.  115.     Der  Gegensatz  von  rustica  ist  (ebenda    gentile. 


";"~;P^F'T 


Fig.  49.    Zecca 


Auch  Vignola  behandelt  die  Rustika  meist  noch  sehr  besonnen;  Sei 
gegen  zieht  in  einem  späteren,  besonders  herausgegebenen  Hefte  alle  Sc 
der  Willkür   und  dei   Spielerei  auf,    wobei  er  sich  seiner  Neuerungen 
Weise  rühmt:  Sei).  Serlii  extra  ordinem  liber:    portarura  triginta  quae 
appellantur  descriptio  (lateinische  I  ing  Venedig  1568).    r    sind  PI 

für  Paläste.  Gärten  (?),  Festungen,  einige  auch  als  Triumphbögen  zun.:-1 
in  den  verschiedensten  Kombinationen  der  Rustika  mit  Säulenordnungen,  l 
Hermen,    Füllungen    und    oberen    Aufsätzen.     Der    \ntai. . 
Sammlungen  von  sog.  Portoni,    welche  dann  die  ganze  Kui 
begleitet  haben. 

Der  Mörtel  tritt  an  wichtigen  Bauten  des  XV.  Jahrhunderts  wohl  nur  n 
dekorativer  Bemalung   auf.     Im  XVI.  Jahrhundert   dagi  . 
oft  alles,  was  Fläche  bleibt  (§  96),  ohne  ihn  zu  bemalen. 

Burckliarilt.   Italien.  R<  Lufl. 


\  11.  Kapitel.     Hie  Foraenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 

§  55. 
Die  Gewöl  b  e  de  r  Ho  c  li  r  e  uaissa  n  c  e. 

l»as  schöne,  von  Brunellesco  in  der  Vorhalle  der  Cappella  Pazzi  (§48) 
_  -  laffene  Motiv  der  Unterbrechung  des  Tonnengewölbes  durch  eine  Kuppel 
i>i  nur  von  Bramante  aufgenommen  und  weiter  entwickell  werden. 

Zwei  Tonnengewölbe  nehmen  eine  Flachkuppe]  zwischen  sich :  S.  Lorenzo 
in  Damaso  zu  Rom  ehemals,  s.  Abbildung  in  §  77),  oder  ein  Kreuzgewölbe:  Chor 
von  S.  Maria  de!  I  'opolo  ;  vgl.  einzelne  Skizzen  zu  St.  Peter.  Ueymüller  TU.  20  u.  22. 

Die  vielleicht  grösste  Neuerung,  welche  das  Detail  des  Innern  erleidet. 
liegt    in   den   schönen  Scheinformen    der   Gewölbe,    welche  mit   Hilfe  der 
Stnekatur  und  zum  Zweck  derselben  sowie  der  Bemalung  eingeführt  werden. 
lissance   gibl   jetzt  das  Gewölbe  rein  in  den  Dienst  des  Schönen. 
ha-  Nähere  s.  unten  bei  Anlass  der  Dekoration.  -     Erst  mit  der  Vervoll- 
kommnung des  Stucco  §   17  i)  werden  die  grossen,  reich  kassettierten  Gewölbe 
mit  voller  altrömischer  Pracht  der  Profilierung  möglich. 

Das  Tonnengewölbe  mit  vollem  Radius,  ja  überhöht  (§48),  wird  zugestanden 
und  als  solches  dekoriert  besonders  in  Mittelschiffen  von  Langkirchen  (§  76, 77). 
Das  niedrigere,  halbelliptische  dagegen,  wie  es  zumal  in  Sälen  und  Galerien 
vorkommt,  wird  jetzt  oft  einer  Scheinform  unterthan:  es  erhält  in  der  Mitte  eine 
Fläche  i  Specchio  i  oder  eine  Aufeinanderfolge  von  Flachen;  die  Enden  der  von 
allen  vier  Seiten  her  einschneidenden  Kappen  berühren  den  Rahmen  derselben. 
In  der  Sixtinischen  Kapelle,  einem  Hau  des  XV.  Jahrhunderts,  ist  die  kon- 
struktiv.- Form  des  Tonnengewölbes  noch  völlig  sichtbar,  und  die  scheinbaren 
Specchi  gehören  wie  die  ganze  übrige  Einteilung  dem  Maler  (Michelangelo)  an. 
Ebendies   gilt    von   der  berühmten   Halle   im  Erdgeschoss   der  Farnesina 
1509)   mit   den   Malereien   Hahu-ls   und  seiner  Schule. 

Mit  der  Zeil  aber  wird  der  Specchio  gerne  zur  Fläche  ausgeebnet,  während 
seine  Ränder  sowohl  als  die  der  Kappen  durch  Stuckatur  ein  (oft  sehr  starkes) 
Relief  erhalten. 

Am    schönsten    wirkt  der  Specchio  natürlich  als  Mitte  des  Gewölbes  von 
Raum. -ii  gleichseitigen  Quadrates,  wo  er  zugleich  den  Abschluss  einer  gemalten 
stuckierten  Dekoration  bildet  (Rafaels  Loggien). 
i  ber  die  Formen  des  [nnern  der  Kuppeln  s.   §  65  u.  ff. 
Ausserdem   aber   beginnen    bereits    verschalte  Gewölbe,   deren   Kon- 
struktion   überhaupt    nur  Schein    ist    und    über    welchen   eine  Balkendecke 
hingeht.     Sie    kommen    vor   entweder  in   breiten   Räumen,    in  welchen  die 
Ansätze  echter  Gewölbe  zu  weit   hatten  herabgerückl  werden  müssen,  oder 
wenn  Ökonomie  und  Bequemlichkeit  es  vorschrieben,  oder  wenn  eine  grosse 
mittlere  Flach.-  verlangl   wurde,  um  welche  die  Gewölbeansätze  dann  nur 
als  Zierde  herumgehen. 

Diese  Ansätze  sind  in  Holz  konstruiert  und  mit  aufgenageltem  Rohr  zum 
Halt  :  rsehen.   Serlio  (L.  VII,  p.  98    rühmt  sie  bereits;  VasariVII, 

Le  M.  I.  p.  il    in   -einem  eigenen  Leben    entschuldig!  sie  noch.    Ähn- 
-   -    lon    bei  Vitruv  VII    3. 


§  55.     Die  l  rewölbe  der 


ihaua  der  I 


VII.  Kapital.     Die  Formeubehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 

Manche  dieser  Gewölbe  sind  schwor  von  den  echten  zu  unterscheiden,  s. 
Decken  in  Pal.  Doria  zu  Genua,   von  Perino  de]  Vaga   und  seiner  Schule, 
meist  nur  verschalt. 

Endlich  wird  jetzt  ersl  im  Innern  der  Paläste  das  System  der  IMlaster 
und  Gesimse  vollständiger  durchgeführt. 

Das  XV.  Jahrhundert    hatte   sich    noch  gerne  mil  blossen  Wandkonselen 
egnügt,   auf  welchen   die  Gewölbekappen    ruhten.     Jetzt   erhalten  namentlich 
Korridore  und  Treppen  eine  strengere  Gliederung  durch  Pilaster.    Prachtbeispiel: 
Loggien. 

§  56 

Die  V  o  r  m  e  n  de  r  N  ;i  ch  l>  1  ii  t  e. 

Das  Detail  der  Zeil  von  1540  bis  1580  ist  im  ganzen  wieder  um 
einen  merklichen  Grad  derber,  aber  schon  ohne  Liehe,  wesentlich  nur  auf 
die  Wirkung  im  Grossen  hin  gebildet. 

Michelangelos  verhängnisvolle  Freiheiten,  worunter  das  Vorrücken  der 
Mauermassen  zwischen  den  Säulen  in  der  Vorhalle  der  Laurenziana  zu  Florenz, 
so  dass  die  Saiden,  zu  zweien  gruppiert,  in  Kasten  zu  stehen  scheinen;  ein 
offener  Hohn  gegen  die  Formen  (Fig.  50).  -  Vasari  meint  von  M.s  neuerfun- 
denen Formen  freilich,  sie  seien  nicht  nur  schön,  sondern  maravigliose ;  I,  p.  L'i<> 
Le  M.  I.  i'.   120),  tntroduzione.     Vgl.  s,  29. 

Da-  bekannte  Werk  des  Vignola  verhreitete  überall  diejenige  Redaktion 
der  antiken  Ordnungen,  welche  fortan  die  konventionelle  wurde;  daneben  Palladio 
und  später  Scamozzi  u.  a. 

Späte  vereinzelte  Eiferer  für  die  echten  Formen  des  tonischen:  Gio. 
Battista  Bertano,  Vasari  VI,  p.  488  (Le  M.  XI.  p.  248),  v.  di  Garofalo,  --  und 
Giuseppe  Porta,  Vasari  VII,  p.  47,  Nota  1  (Le  M.  XII,  p.  83,  Nota),  v.  di  Sal- 
\iati.     Die  spätem  Vitruvianer  s,  28. 

Die  Allgemeinheil  und  (Heichgültigkeit  der  Formen  stand  im  Zusammen- 
hang mit  der  Notwendigkeit,  rasch,  viel  und  monumental  mit  beschränkten 
Mitteln  zu  hauen. 

Einfache  Formen  bei  guten  Proportionen  können  noch  spät  eine  sehr  edle 
Wirkung  erreichen.  Ammanatis  Hallenhof  des  Colle.^io  romano;  ferner  die  schöne 
ältere  Benediktionshalle  am  Lateran  (gegen  die  Obelisken  hin),  unten  mit  dorischen, 
i  ii, it  korinthischen  Pilastern,  datiert  aus  der  Zeit  Sixtus'  V,  und  doch  schwer- 
lich von  dessen   Haupt. u-chileklen  Domenico  Fontana,  welcher  im  Hallenhof  des 
ans!  —  enden  Palastes  und  in  der  Fron!  der  nahen  Scala  santa  viel  lebloser  ist. 
Der  Baek-teiu.   noch  in  Bramantes  spätem  Bauten  herrlich  wirkend  auch 
wo  die  Gliederungen  von  Stein  sind  (Seitenfront  der  Gancelleria,  ursprüngliche 
hosses    um    den   vatikanischen  Giardino   della  Pigna)  und 
noch    in  Bald. i--. n    Peruzzis    kleinern  Bauten   zu  Siena,    wird  jetzt  als 
meintücb  unedlere]  Stofl  in  der  Regel  übermörtelt.    Palladio  fugt  sich  sogar 
in    I  '•  te   Backsteinsäulen.      Anderswo    in  Oberitalien    aber    lässl  man  den 

kstein  Doch  bis  ins  X YIL.Iahrhunderl  an  einigen  trefflichen  Bauten  offen  sehen.) 
Vasari  darf  in  äeinei  Introduktion,  wo  er  das  Baumaterial  bespricht,  den 
kstein  schon  völlig  beschweigen. 


rmen  der  Nachblute. 


Der  Charakter  freudloser  Grossartigkeit,  welcher  d  izeil  im 

gleich  mit  der  frühem  eigen  ist,  kam  zum  Teil  auch  voi 
zelner  Fürster 

Der   Herzog     spätere   Gl  i  osimo   I.    (1537  bis   1574 

dorische  Ordnung  vor.    „weil   sie  sicherer  und  feste]  die  andei 


Fie    51 


(nrlitt. 


halb  Vasari  sie  an  den  Uffizien  (loüO)  anwenden   mussti  Vi 

aber  bekam  die  dreiseitige  dreistockige  Hofhalle  des  Pal.  Pitti  i   it  lautei  R 
Ordnungen  zu  verzieren    Fig.  52). 

Gosimos  Einmischung  in 
und  zahlreiche  andere  Ausj  ts   rrespondenzen. 


\  11.  Kapitel,     l'ie  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 


-  in  sinn  für  Regelmässigkeil  §  83.  Selbsl  die  Girandola  entsagte  unter 
ihm  den  phantastischen  Spielformen  and  Lernte  einen  klassischen  achteckigen 
Tempel  in  Feuerwerk  darstellen;  Vasari  VI,  p.  93  (Le  M.  X.  p.  275),  v.  df 
Tribolo.     Vgl.  §   L95. 

Rustika  galt  jetzt  als  Ausdruck  des  höhern  Ernstes  überhaupt.    Ver- 
suche, ihr  ein  freies,  sprechendes  eigenes  Detail  zu  schaffen,   im  Hof  des  erz- 
-  höflichen  Palastes  zu  Mailand,  von  Pellegrini;  zaghafter  an  den  Prigioni  zu 
Venedig. 

Die    schönen    neuen    Motive    des   Säulenbaues    durch   Abwechselung  von 
2  '.hin  Gebälken,  §  35. 


=M 


t  " 


Gartenseite  des  Pal.  I'itti  zu  Florenz.    (Nach  Gurlitt.) 


Fernei    jetzl    häufiger  die  Kuppelung  (enge  Zusammenstellung)  von  zwei 
Säulen,  sobald  Verstärkung    etwa  wegen  Weite  der  Bogen)  nötig  und  doch  der 
Pfeiler  nichl    erwünschi    ist.     So   zumal  in  der  genuesischen  Schule,     duneres 
-    Siro  und  Madonna  delle  Vigne  in  Genua.     (Fig.  53.) 


§  57. 
Die  Ve  rh  ä  Itnise  e. 

.Mit  Anwendung  der  bisher  betrachteten  Formen  samt  den  eigentlichen 
Zierformen  komponierl  die  Renaissance  ihre  Bauten  nach  einem  besondem 
/.  dem  der  Verhältnisse  (§  30,  33,  ■>  ). 

Man  wird  zwar  auf  rein  mathematischem  Wege  nie  zu  durchgreifenden  Regeln 
i  ausser  den  Proportionen  auch  die  stärkere  oder  schwächere  Plastik 


§57.     Die    ■  •-• :    li 


\   iL' Im 


der  Formen,  ja  auch  der  Wechsel  der  Farbe  die  Wirkung  entscheiden  hilft,  s< 
bei  denselben  Verhältnissen  i  n  Bau  schlanker  oder  schwei   i  nn." 

Doch    isi    es  m  neuester  Zeil  gelungen,  ein  Proportii 
welches  sich  unter  sehr  verschiedenartigen  Bedingungen    bewährt.     D< 
i    i 
hältnisse  (worunti  t  man  _  e  ähnlich  bloss  II 
zugleich  amfa8ste. 


]  i  >4  VII.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 

dem   wir  die  Auffindung   dieses  Gesetzes  verdanken.   Augusl  Thiersch,  hat  in 
liebenswürdigster  Zuvorkommenheil    gestattet,  aus    seinen    Forschungen1)   den 
auf  die  Renaissance  bezüglichen  Passus  in  dieses  Buch  herüberzunehmen.    Ihm 
iren  die  folgenden  Ausführungen  bis  Seite   113  an. 

Es  ist  zur  Auffindung  des  oben  bezeichneten  Gesetzes  ein  erster 
Schritt  durch  A.  Zeising  (Neue  Lehre  von  den  Proportionen  des  mensch- 
lichen Körpers  etc.)  getlian,  weit  hei' auf  den  goldenen  Schnitt  hinwies, 
jene  stetige  Proportion,  die  Euklid  finden  leint,  bei  welcher  der  kleinere 
-  Iinitt  einer  Geraden  sich  zum  grösseren  verhält,  wie  dieser  zum  Ganzen. 
Wir  heissen  dies  willkommen  und  gehen  noch  einen  Schritt  weiter. 

Es  isl  die  stetige  Proportion  überhaupt  und  die  Ähnlichkeit 

Figuren,  wie  sie  Euklid  im  VJ.  Buch  seiner  Elemente  behandelt. 
Wir  finden  durch  Betrachtim«;  der  gelungensten  Werke  aller  Zeiten,  dass 
in  jedem  Bauwerk  eine  Grundform  sich  wiederholt,  dass  die  einzelnen  Teile 
durch   ihre  Anordnung  und  Form   stets  einander  ähnliche  Figuren  bilden. 

;>t  unendlich  viele  verschiedene  Figuren,  die  an  und  für  sich  weder 
schön  noch  hässlich  genannt  werden  können.  Das  Harmonische  entstellt 
erst  durch  Wiederholung-  der  Eauptfigur  des  Werkes  in  seinen  Unter- 
abteilungen. 

Diese  innige  Beziehung  der  einzelnen  Glieder  zum  Ganzen  ist  be- 
sonders  bei  den  Werken  der  klassischen  Architektur  beobachtet,  und  auf 
ihr  beruht  ihre  einheitliche  und  harmonische  Erscheinung. 

Wie  jenes  Grundgesetz  der  architektonischen  Verhältnisse  zunächst 
in  den  griechischen  und  römischen  Bauten  zur  Erscheinung  kam,  so  lebte 
es  im  Beginn  der  Renaissance  auch  mit  diesen  wieder  auf  und  kam  zu 
neuer  Geltung. 

Ob  zuerst  in  der  Praxis,  dann  in  der  Theorie  oder  umgekehrt,  ob 
überhaupt  mit  klarem  Bewusstsein  die  Baumeister  dasselbe  befolgten,  mag 
fürs  erste  dahingestellt  bleiben.  Dass  sie  es  innehielten,  ist  gewiss;  denn 
es  1»  mlitet  aus  den  schönsten  Monumenten  der  italienischen  Renaissance 
hervor.  Dieselben  schönen  Verhältnisse,  wie  im  Altertum,  tauchen  wieder 
auf,  indem  die  Übereinstimmung  nicht  mehr  von  ungefähr,  sondern  im 
geometrischen  strengen  sinne  zu  AVege  gebracht  wird;  ja  in  ihrer  reichen 
Entfaltung  gewahrt  die  Baukunst  der  Renaissance  eine  noch  grössere  Fülle 
von  Beispielen  und  Belegen,  als  die  Beste  des  Altertums.  Die  Beispiele 
sich,  auf  jedem  Schritte  dar,  den  man  an  der  Hand  eines  Führers 
wie  Bühlmann2)  tut. 

Im  Kirchenbau  führt  Brunellesco  das  gleiche  Verhältnis  von  Breite 
zu  Höhe  für  Mittel-  und  Seitenschiffe  ein  (San  Lorenzo  und  Santo  Spirito 
in  Florenz);  Florentiner  Meister  bringen  diese  Übereinstimmung  auch  an 
den  Kirchenfassaden  in  Rom  zum  Ausdruck  und  dehnen  sie  auf  die  Thüren 

l)  Im  Bandbuch  der  Architektur,  IV.  Teil,  1.  Halbband,  S.  38—77. 

■  ar  des  klassischen  Altertum-  uml  m-r  l,vmii--.im-i-.  Stuttgart  1872—77. 


D 


H'.'i 


derselben  aus.  Bei  einschiffigen  Kirchen,  für  welche  Albert]  in  Sant'  \jidrea 
zu  Mantua  das  Muster  gab,  wiederholen  die  Kapellen  des  Widerlagers  die 
Figur  des  Querschiffes   and   verhalten   sich   zu  diesem,    wie  die  kleii 


Fig.  54.    Bramantes  Plan  für  S.  Peter  in  Rom.      Nach 


Nischen  zu  den  Kapellen  selbst.    Noch  entschiedener  ist  dies  bei  der  Kirche 
Santa  Maria  de'  Monti  in  Rom  der  Fall  (s.  Abb.  in  §  76). 

Die  Einteilung-  der  römischen  Triumphbogen  (Aufbau  der  Seitenteile 
analog  dem  Mittelteile)  kehrt  wieder  am  Grabmal  des  Dogen  Vendramin 
in  Venedig,  sowie  in  den 
Prälatengräbern  in  Santa 
Maria  del  Popolo  in  Rom 
(Abb.  in  §  141  ).  Am  ein- 
fachsten ist  diese  Unterord- 
nung der  Seitenbogen  unter 
den  Hauptbogen  am  i}\wv- 
schnitt  der  Kirche  San  Sal- 
vatore  in  Venedig  l  Abb.  in 
i;  77 1:  sie  wiederholt  sich 
an  den  Allaren  und  Wand- 
gräbern der  Kirche. 

Bei  den  Zentralkirchen 
folgen  die  Nebenkuppeln  im 
Grundriss  und  Aufriss  der 
Hauptkuppe]  (vergl.  Bra- 
mantes Plan  zur  Peterskirche 
in  Köm.  Fig.  54).  Ferner 
bildet  sich  der  Tambour  unter 
der  Kuppel  zu  einem  oberen 
Stockwerk  aus  und  erhält  im 
Ausseren  dasselbe  \  ernaltnis 


106 


VII.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 


von  Bfeite   zu  Höhe,   wie   der   ganze   darunter   liegende  Hau  der  Kirche. 

Beispiele  sind  San  Pietro  in  Montorio  zu  Rom  (Fig.  55),  die  Consolazione 

,di     sodann   die  Peterskirche  in  Rom  in  der  von   Michelangelo  beab- 


;:.   Rom  nach  Michelangelos  Entwurf.      Nach  A..  Thiersch  im  Handb.  d.  Archil  i 

sichtigten   Form  (Fig.  56).     Es   ist   nicht    das  geringst.'  Verdienst  Michel- 
angelos,  dass   es   ihm   gelang,  beim  Hau  der  Peterskirche  diese  Überein- 


,   bei  Vicenza.      Nach  A    Thiersch  im   Handb.  d.  Archit.) 


stimmnng  zu  retten,   indem  er  das  Äussere  der  Kirche  mit  einer  einzigen 

äsen   Pilasterordnung   versah   und  das  Verhältnis  dieser  zur  Attika  bei 

:  lulenordnung  des  Tambours  wiederholte.    (Vergl.  die  Analogie  im  Auf- 

bau   des  oberen   und    unteren  Stockwerkes  der  römischen  Triumphbogen.) 


107 


Wenden  wir  uns  zu  den  vielgestaltigen  Privatbautew,  t  uns 

dasselbe  Gesetz   in  allen  ihren  Teilen,   im  Grossen  wie  auch  im  Kleinen. 

Ein  dem  Bauptkörper  aufgesetzter  sowie  ein  ihm  vorjs 
bäudeteil  muss  mit  jenem  in  den  Proportionen  übereinstim- 
men. Das  Obergeschoss  des  Palastes  Pitti  in  Florenz  ent- 
spricht dem  ganzen  unteren  Bau  (ist  halb  so  lang,  weil 
halb  >u  hoch);  die  vorspringenden  Hallen  der  Villa  rotonda 
i  Kiir.  :.;  i  wiederholen  die  Figur  des  Hauses  etc. 

Für  die  Gliederung  der  Fassade  bildet  sich  zuerst  in 
Florenz  die  Regel:  Was  das  Gurtgesims  für  das  einzelne 
Stockwerk,  ist  das  Hauptgesims  für  den  gesamten  Palast. 
Am  Palast  Strozzi  (Fig.  58)  wurde  dieser  Grundsatz  zuerst, 
und  zwar  mit  grossem  Erfolg,  durchgeführt. 

Die  Gesamthöhe  zerfällt  in  drei  fast  gleich  hohe  Teile. 
Jedes  '1er  beiden  unteren  Stockwerke  schliesst  mit  einem  Gurt- 
gesimse  ah.  das  mit  der  darunter  liegenden  Quaderschichl  den 
achten  Teil  der  Stockwerkshöhe  ausmacht.  Dem  ents 
hat  das  Kranzgesims  als  Bekrönung  für  alle  drei  Stockwerke  die 
dreifache  Höhe  eines  Gurtgesimses  erhalten  und  geht  mit  sei- 
nem Fries  ebenfalls  achtmal  in  die  Gesamthöhe  auf. 

Dasselhe  gilt  für  den  Palast  Piccolomini  in  Siena.  Am 
Palast  Gondi  in  Florenz  i>t  das  Erdgeschoss  durch  kräftigere 
Rustika  als  Unterbau  abgesondert  und  das  Hauptgesims 
hall»  nur  zu  den  beiden  oberen  Stockwerken  ins  Verhältnis  u--- 
bracht,  indem  es  die  doppelte  Höhe  des  Gurtgesimses  erhielt. 
Dies    ist    auch    dir    Gliederung    di  ten    römischen 

Paläste.     Das  (;<>iiii<.  welches  das  Erdgeschoss  krönt  und  als 
Unterbau   abtrennt,    verhält    sich   zu   diesem,    wie  das  Ki 
gesims  zu  dem  übrigen  Teil  der  Fassade    beim  Palast   Negroni 
wie  1  :  12).    Es  fehlt  jedoch  diesen  Fassaden  die  Einfachheil  und  Entschieden 
lieit .    welche   die   florentinischen  auszeichnet.     Pala 
wieder  Effekt,  weil  er  der  einfachen  Teilung  des 
Palastes  Strozzi  folgt  und  mit  einem  Kranzgesimse 
und  einem  Friese  abschliesst,  die  sich  zum  Ganzen 
verhalten,  wie  die  Gurtgesimse  mit  ihren  Friesen 
zu  den  einzelnen  Stockwerken,    Das  Hauptgesims 
hat    hier    wieder   die    dreifache    Mole-   des   Gurt- 
gesimses, wenn  man    oicht  die  lotrechten  Höhen 
miteinander  vergleicht,  sondern  die  wirklichen  Ab- 
stände von  I  nler-  und  ( Iberkante,  alsoj<  ne  Dimen- 
sionen, dir  bei  der  perspekti  hl  sieh 
am  wenigsten  verkürzen. 

Für  die  Fenster-  und  Thürumrahmungen  bilden  sich  Regeln, 
die  Antike   zurückzuführen   sind.     Sobald   eine  Fensterötfnunj 
höher  als  breit  ist,  hat  ein  in  gleicher  Breite  herumgeführte]  Rann 


Vom  r. 


irnese  macht   • 


\ 


108 


V 1 1.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  des  XVI,  Jahrhunderts. 


m  Pal.  Bartolini  zu  Florenz. 
im  Handb.  d.  Archit 


Unbefriedigendes.  \Hr>r  l  ngereimtheit 
isl  bei  breiten  Umrahmungen  sowie  bei 
schlanken  Öffnungen  fühlbarer  als  1mm 
schmalen  Rahmen  und  gedrückten  Ott- 
nungen.  Der  Rahmen  stehender  Figuren 
fordert  oben  oder  unten  oder  an  beiden 
Stellen  zugleich  einen  Zusatz,  welcher 
den  äusseren  l'mriss  dem  inneren  ähn- 
lich macht.  Bei  Offnungen,  die  ein  lie- 
gendes Rechteck  bilden,  ist  hingegen 
eine  Verstärkung  des  Rahmens  an  den 
Seiten  am  Platz  (Fig.  59).  Wie  die 
Cella  des  antiken  Tempels  von  den 
Säulen  und  ihren  Gebälken  so  umgeben 
wird,  dass  der  äussere  l'mriss  dem  in- 
neren ähnlich  wird,  so  ist  es  auch  bei 
den  Fenstern  und  Portalen  der  Renais- 


sance. 
Wo  ein  einfacher  Fensterrahmen  sich  unmittelbar  auf  ein  Gurtgesims 
stützt,  nimmt  dieses  Anteil  au  der  Bildung  der  Einfassung,  und  es  besteht 


lolfini  zu  Fl   i    nz.    (Nach  A.  Thiersch  im  Eandb.  «ler  Archit.) 


in    de  Konformität    zwischen    dem    inneren    und    äusseren    l'mriss 

(Fenster  vom   Palasl   A.  Massimi  in  Rom). 

röhnlich   sind  Breite   und  Höhe  der  Einfassung  einfach  nach  den 


:  57.     Dil    Verhall 


L09 


ThQrnmrahmung. 


Diagonalen  der  Öfihung  geordnet.    Dies  ist  ferner  der  Fall,  wenn  zu  dem 
gleichmässigen    Rahmen   noch   Pilaster  oder  Halbsäulen  hinzutreten,    wie 
am   Palasl    Farnese,    Bartolini   (Fig.  60),    Pandolfini  l  Fig.  61  ,   etc.   nach 
dem    Vorbild    der   Aediculae   des    Pantheon. 
Bei  diesen   Beispielen  ist  darauf  Rück- 
sicht genommen,  dass  ein  Teil  der  Fenster- 
öffnung  durch   die  Brüstung   verdeckt  wird. 
(Man  vergleiche  damit  auch  die  Beispiele  in 
Bühlmanns  Architektur  des  klassischen  Alter- 
tums  und  der  Renaissance.     II.  Abt.  Stutt- 
gart  1875.  Tat'.  41.i 

Peruzzi  und  Vignola  bedienten  sich  der 
Diagonalen  hauptsächlich  für  die  Thüreinfas- 
sungen ,  obwohl  hier  ein  Untersatz,  wie  bei 
den  Fenstern,  unpraktikabel  war. 

Geht  zum  Beispiel  die  Breite  der  Thür- 
einfassung  dreimal  in  die  Weite  auf,  so  misst 
auch  der  Sturz  mit  seiner  Krönung  ein  Drittel 
der  lichten  Thürhöhe  l  Fig.  62 1.  I  »der  wenn  die 
Thüröfihung  doppelt  so  hoch  als  weit  ist.  hat 
der  Sturz  die  doppelte  Breite  des  Gewändes 

Von  besonderer  Wichtigkeit  isl  ferner  das  Verhältnis  dereine  Mauer- 
öffhung  umgebenden  Wandflächen.  Florenz  geht  hier  \\  iedermit  mustergültigen 
Beispielen  voran.  Die  Verhältnisse  stellen  sich  am  einfachsten  dar.  wenn  man 
die  rundbogigen  Fensteröffnungen  zu  Recht- 
ecken ergänzt  und  die  Diagonalen  zieht.   Als- 
dann ergibt  sich  entweder,  dass  die  I  diagonalen 
zweier  Nachbarfenster  unter  der  oberen  Be- 
grenzungslinie der  Wandfläche  zusammenstos- 
sen  (Fig.  63),  oder  dass  die  verlängerte  Di; 
nale  einer  unteren«  iffhung  mit  der  einer  obei  en 
zusammenfallt  (Fig.  64).    Cm  ersten  Fall  wird 
das  Wandfeld  durch  die  Pfeilerachsen  so  ge- 
teilt, dass  es  der  Fensteröffnung  zur  verhältnis- 
mässig gleichen  Umrahmung  dient ;  im  anderen 
Fall  umgibt  die  gesamte  Mauermasse  die  Öff- 
nung in  verhältnismässig  gleicher  starke. 

Den  ersten  Modus  befolgen  der  Palasl  Pitti  in  Flon  tebr 

oder   weniger  genau  die  meisten  römischen  Paläste  mil  >Vand- 

flächen,    dann   hauptsächlich   die  Bartolini    und    Pandolfini   in  Fl 

(Fig.  60  u.  <il).     Der  zweite  Modus  dei   l  bereinstimmung  isl   b< 
Riccardi,   Strozzi,    Gondi   und   Gu  eingehalten.     Sind 

gleich  den  Fensterweiten.  -  ch  die  Obermauerungshöhi 

höhe    (oberstes   ( res  5ti  ozzi    in    i 


110 


Vll.  Kapitel.    Die  Formenbehandlung  des  W  1.  Jahrhunderts. 


• 


schmäler  als  die  Öffnungen,  wie  am  Palast  Guadagni  (Fig.  67),  so  sind  auch 
die  Mauerhöhen  über  den  Bogenscheiteln  in  demselben  Verhältnis  niedriger  als 
die  Fenster.  Bei  diesem  Beispiel  ist  gleichzeitig  auch  die  eiste  Art  der  Über- 
einstimmung erfüllt. 

Die  Beobachtung,  dass  die  glatte  Wandfläche  zwischen  den  Fenstern  und 
oberhalb  derselben  gleiche  Breite  haben  muss,   ist  auf 
,   -  den   ersten  Fall   der  Übereinstimmung   zurückzuführen 

und  gill  unter  der  Voraussetzung,  dass  die  Fensterhöhe 
das  Doppelte  der  Weite  beträgt  (Paläste  Pitti,  Bartolini, 
Pandolfini). 

Bei  der  Gliederung  der  Fassaden  durch  Pilaster- 
ordnungen  sind  dieselben  Rücksichten  befolgt.  Das 
Pilastergestell  steht  zu  dem  Fenstergestell,  welches 
\ . »ii  ihm  umschlossen  wird,  in  engster  Beziehung.  Ent- 
weder bilden  beide  einander  ähnliche  Figuren,  oder 
die  Pilasterordnung  umgibt  das  Fenster  an  den  Seiten 
und  oben  nach  Massgabe  seiner  Diagonalen  in  ver- 
hältnismässig gleichem  Abstand,  nimmt  also  teil  an 
der  Umrahmung.  Beispiele  der  ersten  Art  geben  das 
untere  Geschoss  der  Farnesina  (Fig.  68),  die  Paläste  Stoppani  und  l'guc- 
cioni,   sowie  der  Palast   Porto  in  Vicenza;  Beispiele  der  anderen  Art  das 

obere  Stockwerk  der  Farnesina,  die  Hof- 
fassade des  Palastes  Massimi  und  das  Haupt- 
geschoss  des  Palastes  Ossoli,  sämtlich  von 
Peruzzi.  Die  Übereinstimmung  der  Fenster 
und  Pilastergestelle  im  Sinne  geometrischer 
Ähnlichkeit  ist  ferner  von  Michelangelo  (Sena- 
torenpalast), Galeazzo  Alessi,  Sansovino  und 
Palladio,  wo  nur  irgend  möglich,  durchgeführt 
winden  und  dabei  der  Grundsatz  befolgt,  dass 
die  Stützenpaare  sonst  möglichst  verschieden 
gebildet  sind.  Profilierten  Fenstergewänden 
sieben  glatte  Pilaster  gegenüber;  diese  kon- 
trastieren wieder  mit  Halbsäulen  oder  Hermen 
oder  Rustika-Säulen. 

Auch  die  venezianische  Friihrenaissance 
gibt  schöne  Beispiele  (Scuola  di  San  Marco). 
Dieselben  Verhältnisse  sind  auch  mass- 
gebend  für  die  Pilaster-  und  Säulenordnun- 
gen, die  siel]   mit    Arkaden   verbinden.     Wie 
am  Theater  des  fllarcellus  und  an  den  römi- 
schen Triumphthoren    sollte   das  Säulen-   oder  Pilasterpaar  dieselbe  Figur 
einschliessen,  wie  das  Pfeilerpaar  (Bogenstellungen  von   Peruzzi,   Palladio 
(Fig.  69)  etc.).    Dieser  Übereinstimmung  verdankl  Palladios  Basilica   trotz 


' 

. 



d.  Archit.) 


§  57.     Die    ■  •  rhältnisse. 


11  1 


der  ungünstigen  Gespreiztheil  der  Stellung  ihre   harmonische  nung 

(Fig.  70);   die   kleinen   Säulen    haben   hier  eine  Fussbildung,    welch« 
Analogon  zu  den    Postamenten  der  grossen  Ordnung  abgibt. 

Die    Einteilung    «In-   Wandflächen    forderl    ebenfalls    Beachtung 
Gesetzes,  dass  die  Teile  der  Figur  des  Ganzen  entsprechen  sollen. 
gilt  vor  allem  für  das  durch  Grösse  oder  Dekoration  hervorgehobene  Haupt- 
feld  der    Wandfläche.      .Man    bemerkl    diese    Übereinstimmung   häufig    an 
pompejanischen  Wandmalereien;  sie  Lässl  sich  durch  die  Renaissance  ver- 
folgen und  gelangt  im  Rokoko-Stil  zu  allgemeiner  Anwendung.     Beispiele 


_JL-^UJE^J_^ 


Fig.  66.    Vom  Pal.  Strozzi 
zu  Floren/.    (Nach  A.  Thierscb 

im   Hainlli.  d.  Archit. 


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\    >:    I '       G    tda 
\    Tili,  rech,  Handb. 


zeigen  der  Eauptsaal  des  Palastes  Massimi  (Fig.  71),  die  Säle  im   P 
Caprarola    und    der   Sitzungssaal    des    grossen    Rates   im    Dogenpalasl    zu 
Venedig.     Sehr  gewöhnlich  ist  die  Anordnung,   dass  die  Thür  einer  S 
wand  nahe  der  Ecke  steht  und  verhältnismässig  ebensoviel  von  dei  I 
der  Wand  wegnimmt,  als  die  Lamperie  von  der  Höhe. 

Für  Fassaden  gill  dasselbe,  wenn  die  Fenster  in  Gruppen  zusammen- 
rücken eilcr  Anschnitte  von  verschiedener  Breite  entstehen. 

Am  Palast    de!  consiglio   in  Padua  (Abb.  in  §   !  die  miti 

Fenstergruppe   des   oberen  Stockwerkes   dem  Hauptfeld   und   dei 
fassade  ähnlich,  an  der  Sapienza  in  Neapel  die   I 
der  K.ddeiviiiteilmi-'  der  Thürflügel  werden  solche  Fijruren  bevorzugt,  vvi  I 


L12 


VII.  Kapitel.     Die  Formenbehandlung  des  XVI.  Jahrhunderts. 


• 

- 

IV; 

(ganzen  Thtir  entsprechen,  und  mit  Profilen  umgeben,  welche  die  Gliede- 
rung des  Thürrahniens  Dachahmen  (Thüren  des  Vatikan  etc.).  So  besonders 
in  der  Rokokozeit. 

Bndlich  i>t  auch  die  Detailgliederung  dem  Gesetz  der  Analogie  unter- 
q.  Fensterumrahmungen  mi1  Verdachungen  bilden  schon  ihrer  Struktur 
nach  Analoga  des  Bauses.   Die  Fensterbekrönungen  entsprechen  dem  llaupt- 
-  mse;  ihre  Ausladung  und  Höhe  ist  durch  dieses  vorgezeichnet. 

Auch  die  Profilierung  selbsj 
lässt  das  Streben  erkennen,  die  klei- 
neren Teile  mit  den  grossen  in  Ein- 
klang zu  bringen.  Die  Kranzgesims- 
platte,  die  sie  st  ritzenden  und  tinter 
ihrem  Schatten  liegenden  Glieder, 
sowie  der  glatte  Streiten  (Fries)  da- 
runter bilden  eine  Gruppe*,  die  sich 
in  der  Profilierung  des  Architravs 
(im  oberen  Teil  derselben  oder  in 
der  ganzen)  wiederholt.  Peruzzi  und 
Vignola  befolgen  diese  Teilung  mit 
Vorliebe  und  ordnen  die  Absätze  des 
Rahmens  nach  einer  stetig  abnehmen- 
den Reihe  (Fig.  72). 

Auch  die  in  der  Antike  be- 
folgte Übereinstimmung  zwischen  den 
Profilen  von  Kapital  und  Gebälk 
wird  wieder  aufgenommen.  Höhe  und 
Ausladung  der  J Matten  sind  einan- 
der proportional,  die  Halsverzierung 
des  Pilasterkapitäls  analog  dem  Fries- 
ornament.  Rosetten  am  Säulenhals 
entsprechen  der  intermittierenden  De- 
koration des  Triglyphenfrieses,  das 
Blattwerk  des  Kapitals  einem  Lanb- 
i'ries.  Schöne  Beispiele  bietet  die 
venezianische  Frührenaissance  und 
die  Ordnungen  von  Alberti,  Bramante  etc. 

Bis  auf  die  Gliederung  des  Ornaments  erstreckt  sich  das  wohl  be- 
kannt.- Gesetz.  Das  Akanthusblatt  teilt  sich  in  einzelne  Partien,  und  diese 
ihrerseits  in  ähnlich  geformte  Blattzacken.  Das  arabische  Flächenornament 
wiederholt  die  durchgehenden  Hauptiörinen  in  den  eingewebten  zarten  Ele- 
menten etc. 

Überblicken  wir  noch  einmal  das  Gebiel  <\*'r  Renaissance,  so  erneut 
sich  die  Frage,  ob  nicht  die  Baumeister  jener  Zeit  das  Gesetz,  das  sie  so 


.:.  dei    I   ii  11  asina  in  Born. 

im   Handb.  d.  Arcb.it.) 


§57.     Die     ei 


113 


treu  in  der  Praxis  befolgten,  auch  in  der  Theorie  deutlich  i  iisgesprochen 
haben?     Wie   nun   für  das  Altertum  Vitruv,   so   tritt    für   das   XV.  Jahr- 


Fig.  69.    Bogenstellung  von  PaUadio. 
(Nach  A.  Thiersch  im  Handb.  d.  Archit. 


Fig.  70,     Vonfder  Basilica  in  V ii 
\.  Thiersch  im  Handh 


hundert  L.  B.  Alberti  als  Gewährsmann  ein.    Er  spricht  den  Leitenden  Ge- 
danken in  einer  anderen  Wendung,  doch  verständlich  genug  aus. 


Fig.  71.    Hauptsaal  des  Pal    U  .-- 
Nach  A.  Thiersch  im  Handb.  d.   ii 


I 


Den  Eingang  seines  W<  De  ]  au  bilde!  ein  Kapitel 

die  „lineamenta".    Durch  diese  3oll  bewirkl  wei  I 
in  Winkeln  und  Linien  sieb  entsprechen 

Burckhar«!  t .  Italien.  Renaissance.    4    Aufl. 


114  VIII.  Kapitt-1.     Pas  Baumodell. 

que  lineis  .  Dies  solJ  erreichl  werden  durch  Feststellen  von  Winkeln  und  Linien 
von  bestimmter  Richtung  und  mit  bestimmter  Verknüpfung  (adnotando  et  prae- 
finiendo  angulos  ei  lineas  certa  directione  ei  certa  connexione).  Im  IV.  Buch 
5  wird  eine  Beschreibung  einer  guten  Komposition  gegeben,  welche  mit  den 
Werten  schli  Omnia  ad  certos  angulos  paribus  lineis  adaequanda."    (Man 

vgl.  ferner  die  oben    §  30)  zitierten  Stellen  L.  VI,  cap.  l};  L.  IX.  cap.  -'5  u.  5.) 

Die  von  vornherein  gezogenen  Linien  und  Winkel  sind  also  «las  Hilfs- 
mittel, um  proportionierte  Figuren  zu  gewinnen. 

AJberti   hat    dann    bei  Anlass  seiner  Fassade  an  S.  Francesco  zu  Bimini 

für  tue  geheimnisvolle  Harmonie  der  Teile  zum  Ganzen  bereits  das  Wort  „tutta 

Li  musica"  gebraucht.      Lettera  sulla  cupola  etc.,  opere  volgari,  Tom.  [V.) 

Die  „musikalischen  Proportionen"  (§  26)  auch  hei  dem  Biographen  Brunellescos, 

mio  Manetti    ed.  Holtzinger  }>.  16). 

bältnisangaben    für    bestimmte  ein/eine   Lalle  teilt  z.   IL  Serlio  häufig 
mit.  lässt  sieh  aber  auf  keine  prinzipiellen  Erörterungen  ein. 

Scbon  damals  fehlte  es  nichi  an  Leuten,  welche  der  Sache  auf  spekula- 
tivem Wege  beizukommen  suchten.  Dem  Jac.  Sansovino  korrigierte  1534  ein 
Moni  ii  Franc  esco  Giorgi  die  Proportionen  seiner  Kirche  S.  Francesco  della  Vigna 
zu  Venedig  nach  einer  platonischen  Zahlentheorie,  wovon  ein  kleines  Muster 
Vasari  VII,  p.  504,   Nota    l     Le  M.  XIII.  p.  85,  Nota),  \.  di  Jac.  Sansovino. 

Die  Verhältnisse  in  ihrer  Beziehung  zu  den  Formen  und  diese  zu  jenen 
bleiben  Sache  des  höchsten  und  feinsten  künstlerischen  Vermögens.  Es  handeil 
sich  um  einen  Stil,  bei  welchem  das  wirkliche  Lehen  nicht  in  der  (wenn  auch 
an  sich  sehr  schönen)  Einzelbildung  der  Formen,  sondern  in  ihrer  Proportionalität 
zum  Ganzen  liegt.  Wer  diese-  Gesetz  nicht  wenigstens  nachempfinden  kann, 
der  wende  sich  vom  Stil  der  Renaissance  ab  und  suche  sein  Ergötzen  anderswo. 


VIII.  Kapitel. 
Das   Baumodell. 

§  58. 
Die  Modelle  der  gothischen  Zeit. 

Während  im  übrigen  Europa  der  Bauriss  (off  in  kühner  Abwechse- 
lung von  rein  geometrischer  und  perspektivischer  Darstellung)  genügt,  tritt 
in  der  italienischen   Baukunsl  das  Modell  in  den  Vordergrund. 

Im  Altertum    müssen    komplizierte  Anlagen   wie  /.  B.  die  Thermen  wohl 

M         en  Anlass    gegeben    haben.    —    Die   silbernen  Tempelchen  der 

epl  en  Artemis?  vgl.  Acta  Apost.  XIX.  v.  24  ss.         Im  Mittelalter  häutig 

flüchtige   .Modell    einer  Kirche   in    der   linken  Hand    der  Statue   eines  Stif- 

äilberne  Modell  einei   ganzen  Stadl  als  Votivstück,  ohne  Zweifel 

mit  deutlicher  Angabe  der  Hauptgebäude :  Parma  1248  |  Raumer,  Hohenstaufen,  IV, 

S.   182  :  Fen  1441     Diario  ferrarese,  bei  Mural.  XXIV,  Loh   161). 


§  58.     Die  Modelle  der  gothischen  Zeit  li;, 

Modello   bedeutel    freilich  ofl  auch  Zeichnung,    mid  wir  dürfen  nur    \ 
sagen  benüt/.cn.  welche  deutlich  in  anderem  Sinn.-  gemein!   sind  rseits 

kann   disegno   auch   wohl   ein   wahres  Modell    bedeuten,    wie  /..  B.  Milanesi  II. 
p.  272  disegno  de  la  cera,  für  einen  Prachtaltar,  womil  doch  wohl  ein  \\ 
modeil  gemeinl   ist. 

Der  nordisch-gothische  Aufriss  auf  Pergamenl  gibt  «li--  Entwicklung 
in  die  Höhe,  und  auch  dn  dazu  gehörende  Grundriss  zeig!  stenographisch 
zusammengedrängt,  wie  sich  lud  wachsender  Höhe  die  einzelnen  Teile  vom 
Kern  ablösen  werden.  Das  Modell  der  Italiener  dagegen  zeigt  kubisch,  wie 
die  Räume  sich  innen  und  aussen  gestalten,  teilen  und  folgen  sollen  und  wel- 
ches ihre  grosse  plastische  Gesamterscheinung  in  Luft   und  Licht  sein  wird. 

Es  ist  eine  llerhensrhall,  die  der  Künstler  ni<  ht  si<  h  selber,  sondern  den, 
Hauherrn  gibt,  um  der  Phantasie  desselben  oachzuhelfen  in  einer  Zeit,  da 
bei  jedem  grossen  Kau  nach  dem  Originellen,  Abweichenden  und  selbst  nach 
dem  Ungeheuern  gesln-bi  wird;  unentbehrlich  zumal  bei  Kuppelbauten  und  beim 
Zentralbau  überhaupt. 

In  Italien  zur  gothischen  Zeil  genügt  für  einfachere  Kirchen  und  für  Paläst« 
einstweilen  die  blosse  Zeichnung;  Milanesi  I.  p.  227  -..  232,  246,  und  selbst 
z.  B.  beim  neuen  Dem  von  Siena  werden  mir  Pergamentzeichnungen  erwähnt. 

Für  den  florentinischen  Domkuppelbau  dagegen  war  nur  durch  ein  Modell 
die  nötige  Überzeugung  und  Begeisterung  hervorzubringen,    l  bei  Arnolfos  M 
und  die  davon  vorhandenen   Reste  Vasari  I.  p.  292,   Nota  2     Le  M.  I.    p.  267 
Nota.  v.  di  Arnolfo         Nachdem   1367  definitiv   das  Modell  des  Benci  di  t 
und  Neri   di  Fioravante   acceptiert    wurden  war,    beschloss  nun.   alle  früheren 
Modelle  (omne  aliud  designum  factum  et  muratum  et  laboratum  in  dicla  • 
sia)  zu  zerstören;    vereinzelt   tauchten  gleichwohl  noch  später    1379  und 
ältere  Modelle  auf;  vgl.  Guasti,  S.  Maria  del  Fiore,  p.  248  u.  2l  Dil    \ 

bildung  in   dem  Freske   der   rechten  Wand  in  der  Capp.  degli  Spagnuoü,   bei 
S.   Maria   novella,    stellt    vielleichl    einen    der  Bauanschläge    um    die  Mitt< 
\l\'.  Jahrhunderts  oder  das  Projekt  des  Arnolfo  dar. 

Ausser   aller  Linie   steht,    was    in  Bologna    um   1390  für  S.  Petron 
schab,    weil   man    sich    der  Ausführbarkeil    und  ektes  vorher  versichern 

wollte;    im   Palasl    des  Giacoino  Fepuli  wurde  ein  Med. -II   m   '  .  ■  der  « 
Grösse,  also  53  Fuss  lang,  aus  stein  und  Gips  errichtet  und  dieses   1406  wie- 
der abgebrochen,  nachdem  ein  ander.-  von   l11  Fuss  aus  Holz  und  Papiei 
fertigt  worden  war:  erst  auf  letzteres,  welches  ebenfalls  zugrunde  gi 

1514    das  jetzt    ü    im   Bauarchh     §  23     vorhandene,    von    ^rduino    \i 

(Fig.  73).     Vgl.  (Bianconi)  Guida  per  la  cittä  di  Bologna   1845,  p.  91,   II 

Ganz  spät,  zu  Anfang  des  XVI.  Jahrb.,  gibt  es  auch  im  Norden  hie  und 
da  Modelle,  wie  z.  B.  im  Stadthaus  zu  Löwen  dasjenige  für  den  Turmbau  von 
St.   Pierre. 

Die  Modelle  de  r  F  r  ü  li  r  e  aais 

Im  XV.  Jahrhundert  gleich  mit  Brunellesco  wird  das  Modell  zur  i 
genieinen   Regel,   weil  der  neue  Stil  seine  ungewohnt 


L16 


\  '111.  Kapitel.     Das  Baumodell. 


fertigen  muss  und   kratt    seiner  innera  Gesetze  sich  zu  einer  Darstellung 
ä  i  Art  vorzugsweise  eignet.   Es  kam  hinzu,  dass  viele  Architekten  (§  14) 
als  Eolzdekoratoren   begonnen  hatten  und  leicht   Modelle  arbeiteten.     Für 
Pestungsbauten  wurden  wohl  von  jeher  Miodelle  verlangt. 

Brunellesco  modellier!  beständig  im  Grossen  wie  im  Kleinen  und  schneidet 
seinen  Steinmetzen  die  Muster  für  die  schwierig  zu  messenden  Quader  der  Dom- 
kuppel  nötigenfalls  aus  Rüben  zurecht. 

Für  die  ganze  Domkuppel  machte  er  mehrere  Modelle,  von  dem  kleinen, 
das    er    unter    dein  Mantel    trauen    konnte,    his    zu    dem   grüssten   in   Backstein, 


Fig.  T:i.    Modell  von  S.  Petronio  in  Bologna. 


und  Reste  von  verschiedenen  sind  noch  erhalten;  Vasari  II,  vita  di  Brun.,  pas- 
im:    A.  Manetti,    vita  di  Brun.,  p.  24  ss.;   Guasti,  La  cupola  di  S.  Maria  del 
passim. 

Bei  S.  Lorenzo  genügten  3eine  Aufsichl  und  seine  Zeichnungen;  dagegen 

i  Modelle  für  die  Gapp.  de' Pazzi,  für  S.  Spirito,  für  das  Polygon  bei 

Angeli,    für   de-,   l'.da-t    d>--   <.<>-imo  Medici     welches   er   selbst    in   Stücke 

;   •  I  urchl   voi   dem  Bürgerneid,  von  dem  Bau  abstand); 

Entwürfe  in  Thon  and  Holz  für  Festungsbauten.     Manetti,  vita 

di  Brunell.,  p.    il.    o,  -  .     57;   Vasari  II,  \>.  :;m;  ,...  ::7I    -.  -I,r  M.  III.  \>.  221, 

v.  di  Brunell.    Füi   die  Halle  bei  den  Innocenli  machte  er  laut  Manetti 

Modell,    nur  eine  genaue  Zeichnung  mil  Massangaben;   dasjenige, 

welche  i    sah,  mochte  die  Arbeit  eine-  Spätem   sein. 


•'.*.     Modelle  d>  r  Frührenai<sanee.  1  ]  j 

Seine  Modelle  gaben  alles  Wesentliche,  aber  keine  Zierformen  an,  „damit 
ihm  Unberufene  dieselben  nicht  vorwegnähmen-,  eher  wohl,  um  nicht  durch 
die  Niedlichkeit,  die  man  solchen  Arbeiten  geben  kann.  die  Augen  zu  i  ■ 

So  dachte   wenigstens  Alberti    arte   edificatoria  I..  II,   opere  l\". 

p.  261),    welcher  jedermann   vor  MM.l--ii.-ii  warnt,    welche  mit   Malerei,  Flitter- 
gold und  andern  Zierlichkeiten  aufgeputzt  seien,  eine  Sache  eitli  i 
Ignoranten,  welche  auf  andere  Ignoranten  rechneten;   nur  modelli  midi  e   - 
plici  gäben  den  Beweis  \<>n  dem  Genius  des  Erfinders.    Auch  bei  I 
nungen  verbitte!  ei    sich  alles  Malen  und  sogar  das  Schattieren,  indem  si< 
Architekt  durch  den  Grundplan  auszuweisen  habe. 

Wenn  hiemit  Unwürd  n  werden  sollten,  so  luch 

Milche  Dekoratoren,   welche   grosse,    wenigstens   geachtete  Baumeister  wurden 
und  dann  ihre  Modellfertigkeit  nach  Kräften  anwandten. 

Giuliano   da  Sangallos   Modelle   für   die  Villa    Pogg  ijano,    für   ein 

Prachtschloss  des  Kronprinzen  von  Neapel,  für  einen  Palasl  des  Lodo\ 
für  den  Anbau  an  S.  Pietro  in  vincoli  zu  Rom  und  für  einen  Palasl  in  Savona; 
letzteres,  in  reich  ornamentierter  Ausarbeitung,  tnusste  er  in  Person  nach  Lyon 
zu  Karl  VI11.   bringen,    dem   es   der  Besteller    Kardinal  Giuliano  della   R 
später  Julius  II.    g<  schenkt  hatte:  auch  nach  Neapel  und  Mailand  hatte  er  jene 
Modelle  selber  begleitet.       Antonio  da  Sangallos  d.  \.  Modelle  für  die  Madonnen- 
kirche in  Cortona  (nicht  ausgeführt)  und  in  Montepulciano.    Vasari  IV.   p.  288  - 
Le  M.  VII,  p.  209  ss.  .  v.  di  Giuliano  da  Sangallo. 

Filarete  müsste,  als  er  für  den  Umbau  der  Kathedrale  von  Bergamo  1457 
Pläne  entworfen,  auch  noch  ein  Holzmodell  anfertigen,  bevor  ihm  die  Ausfüh- 
rung des  Baues  übertragen  wurde:  v.  Oettingen,  Antonio  Averlino,  S.  34,  und 
die  dort  verzeichneten  Dokumente. 

Vecchietta  nahm  1460  ein  hölzernes  Modell  für  die  Loggia  del  Papa  von 
Siena  nach  Rom  mit.  erhielt  aber  die  Bestellung  nicht:  Milanesi  II.  p. 

Francione.  „lignarius",  Architekt  und  Lehrer  des  Baccio  PonteUi,  li'  I 
beim  Konkurs  von  1491  für  eine  neue  Domfassade  in  Florenz  §  7"  .  wo  alle 
i">  andern  nur  Zeichnungen  brachten,  ein  Modell;  ebenso  tili-  die  Kuppel  der 
Sakristei  bei  S.  Spirito  1493,  welche  jedoch  einfiel,  als  mau  die  Baustützen 
wegnahm;  Gaye,  carteggio  I.  p.  276;  Vasari  IV.  p.  117.  Nota  3  (Le  M.  VIII, 
p.  121,  Nota),  v.  'li  Cronaca.  -  Ein  Kirchenmodell  Pontellis,  Vasari  II,  ; 
Le  M.  IV.  p.   136),  v.  di  Paolo  Romano. 

Für   die   Domkuppel    in   Mailand     §2  ten    um    1490    vi        M 

Modelle   ein,    Milanesi  II.    p.    t30,    und    auch  l'i  di  Giorgio   wird  kaum 

ohne   ein   solches   aufgetreten   sein.     Er  hatte    bereits   i  IM  bei  dei   Madonnen- 
kirche zu  Cortona  mit  einem  Modell  gesiegt;  Lettere  sanesi  III,  p.  Bfi 

Im  Dom  von  Pavia  das  wohl  erhaltene  und  restauriert« 
Modell  diesei   Kirche,  wahrscheinlich  von  Cristoforo  Rocchi   11-'.    I 

Über  ein  Holzmodell  Bramantes  für  das  Kloster  S.  Ambi  qM 

vgl.  v.  Geymüller,  die  urspr.  Entwürfe  für  St.  Pel       S.  54. 


L18 


VIII.    Kapitel.      Pas    Baumodell. 


§  60. 

Die  Moil  die  der  Hochrenaissance. 

Im  XVI.  Jahrhundert    scheint    sich   das  Modellieren  mehr  auf  grosse 

und  komplizierte  Bauten,  auf  wichtige  Neuerungen  und  Konkurse  beschränkt 

zu  haben,  indem  für  die  gewöhnlichen  Durchschnittsformen  der  Renaissance 

jetzt   schon  die  Zeichnungen  genügten.     Festungsbauten  wurden,   wie  ge- 

t,  immer  modelliert. 

Julius  11..  der  Sage  nach  umdrängt  von  Holzarbeitern  mit  lauter  Modellen 
für  St.  Peter,  die  wie  Scheunen  anzusehen  waren,  antwortet  Lachend:  Wir 
habend  nit  mehr  dann  ein  Kirchen  zu  bawen,  darzu  ist  l'ns  ein  Model  genug- 
sam, ein  sollichen  habend  wir  zum 
volkomnesten,  was  wolt  ihr  dann 
inii  disen  ewern  ! [üttlexi  machen ? 
(So  die  alle  Übersetzung  von  Ber- 
nardini  Ochini  Apologen,  Buch  I. 
Apol.  23;  «las  italienische  Original 
ist  kaum  mehr  aufzufinden.) 

Auf  das  unvollendete  Mo- 
dell für  St.  Peter,  welches  Bra- 
mante  hinlerliess,  folgten  diejeni- 
gen des  Rafael,  Peruzzi,  Ant.  da 
Sangallo  d.  J.  und  Michelangelo; 
Vasari  V,  p.  1(57  ss.  (Le  M.  X, 
|i.  17  ss.i.  v.  di  Ant.  Sangallo; 
VII,  p.  218,  249  (Le  M.  XII,  p.  227, 
252),  v.  di  Michelangelo. 

Bramante    hatte    auch     fin- 
den   vatikanischen  Hauptbau   ein 
..wnnderhaivs'- Modell  geliefert;  Va- 
sari IV.  p.  158  (LeM.  VII,  p.  133), 
v.  di    Bramante;   Panvinio   1.  c.    §  8),   p.  365  s.  Rafaels    hölzernes   Modell 

für  den  Hof  der  Loggien;  Vasari  IV,  p.  362  (LeM.  VIII,  p.  11  s  v.  di  Raffaello. 
Vitonis  Holzmodell    für  die  Kirche  dell'  t'milta,   womit  er  die  Pistojesen 

ir.'üi  :  V.i-.im  IV.  |>.   n;r>  i Le  M.  VII,  p.   139),  v.  di  Bramante. 
Unter  Leo  X.  konkurrierten  die  Künstler  für  die  Fassaden  '\^^  Domes  und 
der  Kirche  S.  Lorenzo  in  Florenz  mit  Modellen  und  Zeichnungen;    Vasari  VII, 
-     Le  M.  XII,    p.  201),    v.  di  Michelangelo;    VII,    p.   i95  s.   (Le  M.  XIII, 
p.  77  b.  .  v.  di  Jacopo  Sanso^  ino. 

Michelangelos    beständiges  Modellieren    §  50.     Das    Modell    des   reichsten 

!   fünf  Entwürfe  für  S.  Giovanni  de' Fiorentini  in  Rom  hinnen  zehn  Tagen 

von    Tih.  Calcagni   unter  Aufsieht   des  *."> jährigen  Meisters  in  Thon   modelliert; 

verf  il  <i'-v  Holzkopie  danach  und  den  übrigen  Entwürfen;   Vasari  VII, 

I  3    Le  M.  XII,  p.  265     \.  di  Michelangelo. 

Modell  dei  Treppe  für  die  Laurenziana  1559  kam  „in  einem  Schäch- 
telchen"  von  Rom  nach  Floren/:  Gaye,  carteggio  III.  p.  I-J.  Vgl.  Fig.  50. 
Sein  Entwurf  bedurfte  in  der  Thal  einer  solchen  Verdeutlichung. 


Dom-ModeU  zu  Pavia.    1 1. 


§  61.    Mangel  eines  besondern  kirchlichen  Formt  MQ 

Vasari  musste  ein  hölzernes  Modell  seiner  Umbauten   am  Signorenpalasl 

auf  Befehl  des  präzisen  Llosimo  I.  nach  Rom  mil  sich  nehmen,   damil  Michel- 
angelo  darüber  1 1 r t •  ■  i I « - 1 1  konnte;    Vasari   VII,   p.  698  -      Le  M.   I.   p.    14),    sein 
eigenes  Leben:    II.    p.    i:;:t   (Le  M.  IM.   p.  277  .  v.  di  Michelozzo;    VII,  p 
(Le  M.  XII,  p.  261  .  v.  di  Michelangelo. 

Die  Festungsmodelle  des  Sanmicheli;  Vasari  VI,  p.  :'>».l    Le  M.  XI,  p.  I 
v.  di  Sanmicheli. 

Das  grosse  Korkmodell  von  ganz  Florenz,  vielleicht  'las  frühste  in  seiner 
Art;   Varchi,   stör.   fior.    III.    p.   :>'.    ss;    Vasari    VI,    p.  '._'     Le  M.  \     p.    \ 
v.  di  Tribolo. 


IX.  Kapitel. 
Die  Komposition  der  Kirchen. 

§  61. 
Mangel  eines  besondern  kirchlichen  Formensystems. 

Die  Renaissance  konnte  keinen  eigenen  organischen  and  auch  keinen 
eigenen  sakralen  Stil  ausbilden  im  Sinne  des  griechischen  Tempelstils  und 
des  nordisch-gothisrlieii  Kirchenstils.    Sit-  wendet  im  Kirchenbau  die  antiken 
Formen  and  Anlagen  an  aus  Bewunderung,  weil  sie  dieselben  für  das  Voll- 
kommenste hält,  braucht  sie  dann  aber  ohne  Bedenken  auch  im  Profanbau. 
Die  Schöpfung   eines   organischen    Stiles    häng!    von   In. Ihm-   Anlage   und 
hohem  Glück  ah,  namentlich  von  einem  bestimmten  Grade  unbefangener  Naivität 
und  frischer  Naturnähe,  und  es  hat  seine  Gründe,  dass  das  Phänomen  nui 
mal  in  der  Kunstgeschichte  vorgekommen  ist. 

Kinen  blossen  sakralen  Baustil  aber  haben  auch  die  rohem  Urvölker,  und 
es  ist  ein  Aberglaube,  dass  ein  solcher  einem  Volke  oder  einer  Kulturepoche 
grössere  Khre  bringe  als  ein  abgeleiteter  Stil,  welcher  ja  im  Dienst  einer  nicht 
minder  starken  religiösen  Absicht  stehen  und  in  entlehnten  Einzelforrai 
und  neue  Gesamtgedanken  ausdrücken  kann.  So  hatte  die  altchristliche 
kunst  nicht  bloss  die  Einzelformen,  sondern  sogar  die  Baustücke  von  profanen 
wie  von  heiligen  Römerbauten  entlehnt  und  damit  ihi  Neu  .den. 

Nun    hat    alier   der  abgeleitete  SM!  seine  eigenen  und  grossen    \xx\    iben, 
welche   ein   organischer  Stil    gar   nicht    würde    innerhalb   seiner   I 
können. 

Er  hat  zunächst  als  I!  a  umstil  Recht    aut 

der   vor    ihm    daevwe-eii'ii    organischen    u.  a.  Stile    und    soll    sie    na<  h 
innern  Bedürfnis   aufbrauchen,    wobei    ihn  sein  l  führen  wird.     Er  kann 

vielleicht    einzelne   dieser  Formen   noch  für  h  sakral  halten,    und  auch 

die  Renaissance    hat    einige  !•  ind  Thürformen   anfangs   wirk!; 

angesehen,    bis   der  Pala  Kirchenbau    diese  Formen   und  sog 

Palladio    den  Frontgi  '  ■  i      rakter  in 


I ->,  |  i\.  Kapitel.    Pie  Komposition  der  Kirchen. 

liier  nur  in  der  Gesamtform  ausgedrückt;  das  Detail  ist  dem  Heiligen  und  dem 
Profanen  gemeinsam. 

Sehr  bedenklich  aber  ist  es,  sich  auf  die  geringere  Religiosität  des  da- 
maligen Italiens  im  Vergleich  mit  der  gothischen  Blülhezeit  des  Nordens  zu 
berufen,  ganz  als  ob  man  Religiosität  und  kirchliche  Rechtgläubigkeit  unserer 
nordischen  Baumeister  des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts  genau  messen  könnte. 
Auf  der  andern  Seite  haben  auch  die  sehr  frommen  Italiener  der  Renaissance 
nicht  heiliger  gebaut  als  ihre  Zeit-  und  Kunstgenossen. 

Im  Süden  ist  das  Grosse  und  Schöne  von  selber  heilig.  Jeder  mag  ent- 
eiden,  ob  dabei  der  Begriff  des  Heiligen  niedrig  oder  der  der  Kunst  hoch 
•  mnien  sei.  (Vgl.  das  Wort  Michelangelos  in  der  Relation  des  Francesco 
d'  Olanda   r>  rnski,  les   arts  en  Portugal,  p.   14:  ..Die  wahre  Malerei 

ist  edel  und  fromm  von  seihst,  denn  schon  das  Ringen  uach  der  Vollkommen- 
heit erhebt  die  Seele  zur  Andacht,  indem  es  sieh  Gott  nähert  und  vereinigt-'  — 
im  Sinn.'  des  Sprechenden  gewiss  für  die  Kunst  überhaupt  geltend.' 

Wenn  dann  irgend  etwas  die  religiöse  Unsicherheit  unserer  Zeit  heweist. 
s  die  ungemeine  Empfindlichkeit  gegen  angeblich  nicht  heilige  Formen. 

§  62. 
W  e  s  e n  des  Z e ntr  a lb  a  u  e  s. 

Wohl  aber  hat  die  Renaissance  die  höchste,  allem  Gothischen  wesent- 
lich überlegene  kirchliche  Bauform,  den  Zentralbau,  bis  nahe  an  die  ab- 
solute  Vollendung  ausgebildet  und  einer  künftigen  Religiosität  zum  Ver- 
mächtnis hinterlassen. 

Der  Zentralbau  ist  das  Letzte  im  Reich  der  absoluten  Bauformen  wie  der 
bische  Tempel    das  Erste.     Seine  Möglichkeiten  sind  noch  lange  nicht  er- 
ipft;  •■-  ma!_r  Zwischenperioden  geben  wie  den  grösseren  Teil  des  XIX.  Jahr- 
hunderts, welches  das  Pensum  des  XIII.  noch  einmal  aufsahen  musste  —  immer 
von    neuem    wird  jene    grosse   Aufgabe   auftauchen,    wobei   die   Versuche   der 
-  ince    als    unentbehrliche    Vorstufen    glänzend    in    ihr    Recht    eintreten 
werden. 

Im  Norden  schuf  die  spätromanische  Phantasie  in  denselben  Jahren  (bald 

nach   1200     das  Zehneck    von  St.  Gereon  zu  Köln  und  das  Idealbild  des  Gral- 

tempels,    und    bald    folgte  der  fast  einzige  grossartige  gothische  Versuch,    die 

Frauenkirche  z  i   Trier.   --   Ein  reines,  mächtig  grosses  Achteck  mit  Stern- 

Hbe,  die  Karlshof  er  Kirche  zu   l'rau.    s.   bei   Lülike,  Gesch.  d.  Architektur, 

VI.  Aufl.,   II.  S.    141. 

Für  Italien  ist  wichtig  di<-  Bewunderung  und  der  mythische  Ruhm,  welche 

Pantheon  genoss    s.  die  Mirabilia  Romae  in  den  verschiedenen  Redaktionen) 

und  noch  mehr  die  hohe  Stellung,  welche  man  S.  Lorenzo  in  Mailand  anwies. 

Uba  im  XI.  Jahrh.  3agt    ad  Heinr.  IV.  ap.  Pertz  XIII.  p.  680)  von 

.  im  Verfall  begriffenen  (Jrbau:  numquid  est   in  toto  mundo  aula  tarn  mira- 

-   Arnulf  von  Mailand    (gesta  archiepp.  Med.  III.  24,  ap.  Pertz  X)  bei 

Ani  Brandes:   templum  cui  nulluni  in  mundo  simile.    —    Fazio 

_.;  Uberti,  um   1360    Dittamondo,  L.  III.  e.   i),  glaubt  sich  in  dem  „grossen 

Bau"  nach  Rom  versetzt.    Auch  der  wahrste  Beweis  der  Bewunde- 


§  62.     Wesen  des  Zentralba  !«.>] 

rung,  die  Nachahmung,  fehlt  nicht  (§  16).    Der  Eindruck  beruhte  auf  der  geist- 
vollen  und    imposanten  Anordnung   des   obern    und   untern  Umga 
Kuppelraum.     (S.  Lorenz...  zwis.  ben   1573  und   1591   umfassend  restauriei 
scheint  uns,  trotz  entgegenstehender,  vor  allem  von  Hübsch  nichl  ohne  Willkür 
verfochtener  Ansicht,  im  Grundriss  durchaus  ausserkirchüchen  U\  .  ein 

ursprünglich.!'  Palast-     idei   Thermensaal   aus   dem  Beginn   oder  vielleichl 
zweiten   Hälfte    des    [V.  Jahrhunderts;    vgl.    neuerdings   vor   allem   die   Unter- 
suchungen   Dehios    und    von    Bezolds,    Kirchliche   Baukunst    des    Abendlandes, 
S.   19— 57,  sowie  die  Forschungen  von  J.  Kohte  [Zeitschr.  f.  Bauwesen,    :  ■■ 
welcher  den  Urbau  der  Kirche  erst  in  die  Zeil    oach  Mitte  des  VI.  Jahrhui 
verlegt,   da   nach   dem   Sturz   der   Ostgothen    Narses   die    im   Krieg   zerstörten 
Städte,  zumal  Mailand,  herstellte.) 

Die  Baptisterien,  zum  Teil  mil  Umgängen,  hielten  die  Übung  des  Zentral- 
baues wach.  Vgl.  den  „alten  Dom"  zu  Brescia.  Ersl  das  Gothische  l-.i1>  dem 
Langbau  wieder  das  Übergewicht- 

Im  Zentralhau  herrscht  der  Mittelraum,    womöglich  in  Gestalt   einei 
hohen  Kuppel,  gleichmässig  über  alles  übrige,  mögen  es  vier  gleiche  Kreuz- 
anne oder  ein  Kranz  von  Kapellen  oder  von  Umgängen  sein.    Er  soll  innen 
schön  ober  dem  lichten  Unterbau  schweben,  aussen  mächtig  darüber  ragen. 
Bei  der  Anordnung  von  vier  gleichen  Kreuzarmen,   welche  mit  der  Zeit 
die  vorherrschende  wurde.    Bei  auch  jedes  Bedenken  weg  in  betreff  des  Hoch- 
altars,  dem  man  auf  diese  Weise  einen  verschliessbaren,  besonders  geweihten 
Raum  ersten  Hanges,   den  hintern  Kreuzarm  geben  konnte.     In  der  Mitte  des 
Baues   wollte   man   ihn   nämlich    niemals   anbringen    und    eine  Stelle  innerhalb 
eines   blossen  Umganges   von  Hallen   u.   dgl.    war   nicht  ehrenvoll  genug.     Bei 
achteckigen  Kirchen  widmete  man  ihm  daher  einen  besondern  Ausbau,  opferte 
aber   die  Einheit   des  Planes,   die  man  beim  griechischen  Kreuz  retten  konnte. 

Mit   dem   Zentralbau    Ist    das  Wölben    wesentlich    und   unvermeidlich 
verbunden. 

Alle  runden  und  polygonen  Räume  verlangen  einen  obern  Abschluss,  der 
ihrem  Grundplan  analog  ist.  Die  oft  überaus  zusammengesetzten  Zentralbauten 
enthalten  bisweilen  alle  möglichen  echten  und  gemischten  Wölbungsarten,  welche 
in  der  Hauptkuppel  gleichsam  ihre  Herrin  finden.    Doch  erhält  dii  äpäl 

den  hohen,  lichtbringenden  Zylinder  und  im  Äussern  die  Kalottenform. 

Diese  Bauweise  in  ihrer  Vollkommenheit   verwirklicht  alle  Ideale  der 
Renaissance:  absolute  Einheit   und  Symmetrie,  vollendet  schöne  Gliederung 
und  Steigerung  dr>   Raumes,   harmonische    Durchbildung  im    Innern   und 
Äussern  ohne  müssige  Passaden,  und  die  herrlichste  Anordnung  des  Lichtes. 
Wir  nehmen   bei    unserer  Betrachtung  auch   solche  Hauten  mit,    wel 
zwar  den  Chorbau  einer  Langkirche  bilden,   aber  offenbar  eher  im  Sinne  von 
Zentralanlagen  und  mit  dem  Wunsche  danach  komponiert  sind.    Letzere  waren 
und   blieben   die  höchste  Angelegenheit  diese]   grossen  Bauepoch«      welche  alle 
ihre  Kräfte  dafür  aufwandte,   sobald  sie  irgend  durfte.     Ihre 
beginnen    erst    ^\^  ■    wo   ihr  dies  hohe  Ziel 


122 


1\.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


Die  frühesten  Zentralbauten  der  Renaissam 


JI 


^  ♦  •* 


.    .     •         •     •     • 

-i  zu  Florenz. 
N'ach  Paulus.) 


Anereli  in  Florenz.   1434,  S  9. 


1  >ie  Phantasie  des  W.  Jalirhunderts  war  schon  mit  Rund-  und  Polygon- 
bauten erfüllt,  als  Brunellesco  an  zwei  nur  untergeordneten  Kirchen  den 
Zentralbau  in  ganz  neuer  Gestalt  zur  Erscheinung  brachte. 

Bauten  dieser  Art  auf  Hintergründen  der  Altar- 
gemälde und  Reliefs:  Vasari  II.  p.  241  (Le  M.  III. 
p.  117  .  \.  di  Ghiberti;  II.  p.  676  (Le  M.  IV,  p.  1 17  . 
v.  di  Gastagno.  Mann  besonders  in  peruginischen  Bil- 
dern,  in  Intarsien  an  Ghorstühlen  (§   161)  etc. 

Oft  wiederkehrend  zumal  ein  achteckiger  Kuppel- 
bau,  einfache  Reminiszenz  der  schüchteren  Baptisterien 
des   Mittelalters. 

Ein    solcher   wirklich   im   XV.  Jahrhundert   aus- 
geführt:   S.  Giacomo   in  Yicovaro  oberhalb  Tivoli,  mit 
dem  bekannten,  noch  überwiegend   gotbischen  Pracht- 
portal (um  1450,  von  Domenico  da  Gapodistria).    (Vgl. 
Vasari  II.  p.  385,  n.  i  u.  5  (Le  M.  III.  p.  241  u.  Nota), 
vita  di  Brunellesco.) 
Dann  die  neuen  .Motive:   Brunellescos  nur  angefangenes  Polygon  bei  den 
Manetti,  vita  di  Brunell.,  p.  W>:  Vasari  II,  p.  .'572 
(Le  M.  III.  p.  229  s.,  242),  v.  di  Brunellesco.  — 
Eine    flüchtige   Skizze    des  Durchschnitts    in 
Giuliano    da  Sangallos  Skizzenbuch   auf  der 
Biblioteca   Barberini   in  Rom;    Vasari  besass 
Brunellescos  Originalskizzen;    —    über   eine 
von    d'Agincourt,    Archit.    T.    r>0,    entstellt 
wiedergegebene  Zeichnung  aus  dem  Besitze 
des    Klosters    selbst    (später    beim    Marchese 
G.  Pucci)  s.  Vasari,    a.  a.  0.,  p.  :572,   n.  6, 
und  über  andere  Skizzen  der  Renaissancezeit 
vgl.  Fabriczy,  Brunellesco,  S.  241,  Anm.  1.  - 
Es  ist  ein  achlseitiger  Kuppelraum  mit  ebenso 
vielen  hochgeöffneten  Kapellen,  wovon  sechs 
der    Verehrung    der    zwölf   Apostel   geweiht 
sein  sollten;  reines  Oberlicht  durch  acht  Fen- 
ster; in  den  Mauerdicken  die  ersten  Nischen 
der  modernen   Baukunst,  gewiss  nicht  bloss 
zur  Stoffersparnis,  sondern  damit  das  Prinzip 
d»-s  Kuppelbaues  auch  im  einzelnen  ausklinge. 
In    der  Sakristei    von   S.    Lorenzo   bildete 
Brunellesco    als    Krsb-r    segineiitlVirmiire    Ni- 
hm    hierin   u.   a.  Bramante,    in   S.  Maria   presso  S.  Satiro 
/i   Mailand,    im  Chor    von  S.  Maria    de!   Popolo   zu   Bom    und    in   mehreren  Ent- 
würfen für  St.  Peter;  vgl.  bei  v.  Geymüller. 


■   i]       Pazz 

Itt.    rN'olil.i 


Die  frühesten  Zentralbauten  der  R 


123 


1 


Fig. 


Capp.  l 


Wirklich  ausgeführt  :  die 
Cappella  de'  Pazzi  im  i 
Klosterhof  bei  S.  <  !roce  i  früh«  - 
stens  1 4-2i>,  wahrscheinlich  erst 
nach  1  &30  begonnen),  wo  eine 
leichte,  niedrige  Kuppel  auf 
zwei  Seitenbogen  ruht.  Fig.  7."« 
bis  77.)    Die  Vorhalle  vgl.  §  35. 

Auch  die  alte  Sakristei, 
von  S.  Lorenzo  (spätesh  us  I  129 
im  Bau  vollendel )  darf  als  un- 
mittelbare Vorstufe  der  Capp. 
Pazzi  hier  genannt  werden  i  Ab- 
bildung im  §  80). 

Alberti  förderl  die  wahre 

Aufgabe     einer    über    lichtem 

rnterbau  schwebenden  Kuppel 

nicht;  seine  zwei  Kuppeln,  we- 
sentlich   als   Denkmäler    eines 

Gewaltherrschers  und  eines  Con- 

dottiere   entworfen,   sollten  in 

römischer  Weise  auf  heruntergehenden  Stockmauern  ruhen. 

Die  für  S.  Francesco  in  Rimini    1447),  den  Hau  des  Sigismondo  Malal 
§  6),  ist  nur  aus  einer  Denkmünze   bei  d'Agincourt,  T.  51)  und  aus  der  Lettera 
sulla  cupola  (opere  volgari,  Tom.  IV)  be- 
kannt, aber  nicht  ausgeführt.     A.  muss 
einen  Vorderbau,    und   /.war  .•inen  gothi- 
schen   mit  Kapellen    beibehalten  und  neu 
dekorieren;   auf  diesen  wäre   eine  Kuppel 
von   den  Proportionen  des  Pantheon  oder 
der    Thermenrundsäle    gefolgt;     umsonst 
stellte  A.s  Bauführer  Manetti  die  Theorie 
auf,  eine  Kuppel  sollte  doppell  so  hoch  al- 
breit sein. 

Der  Kuppelhau  an  de)  Vnnunziata 
zu  Floren/,  gestiftet  1451  von  dem  Feld- 
herrn des  Staates,  Lodovico  Gonzaga  von 
Mantua,  welcher  darin  Beute,  Waffen  und 
Fahnen  seiner  Kriegszüge  anbringen  wollte; 
eine  Nische  oder  Kapelle  sehte  wahrschein- 
lich sein  Grab  enthalten.  Es  ist  i  N^  ich- 
bildung  des  Thermenraumes  dei     M    ei  va 

medica-    zu    Rom,    rings   oben    mil    Fenstern,    unten   tnil  Nischen,    gegen  die 
Kirche  mit  einem  gro  !:        ''■'•  innei 

Vasari  II,  p.  544,  Nota    Le  M.  IV,  p.  •"•',.  Nota),  v.  di  Alberti.    und  G 
teggio  1.  p.  225  ss.     Der  \       Wunderlichkeiten  nicht   fr< 


" 


124 


l\.  Kapitel.    Die  Komposition  der  Kirchen. 


während  der  Ausführung  heftigen  Widerspruch;  vgl.  Braghirolli  im  Repertor. 
für  Kunstw.  11.  S.  59  ff.  Im  Nachlass  Manettis,  welcher  auch  hier  Bauführer 
war.  kommt  das  Modell  eines  „Rundtempels"  vor,  Gaye,  1.  c.  I.  p.  171.  ohne 
Zweifel  von  einem  dieser  beiden  Bauten.  Auch  im  Lehrbuch  de  re  aedi- 
oria  1..  VII.  c  10,  vgl.  \'\  übergeht  Alberti  den  wahren  Zentralbau;  höch- 
stens dass  er  von  runden  Basiliken,  d.  h.  Bauten  wie  S.  Stefano  rotondo  redet. 
Kr  vermischt  absichtlich  christliche  und  heidnische  Rundbauten  und  gibt  die 
Proportionen  der  Höhe  zum  Durchmesser  nach  seinen  Vermessungen  an. 

Auch    das    griechische  Kreuz    wurde    von  Alberti    einem    Kirchenbau    zu- 
_:  gi  eg\     s.  Sebastiano  in  Mantua,   1460  begonnen,  unvollendet. 


§  64. 
Spätere  Zentral  1)  a  n  t  e  n  d  e  s  X Y.  .'  a  h  r  h  u  n  d er  1  s. 

In  der  /.weiten  Hälfte  des  \V.  Jahrhunderts  kommen  Versuche,  Nach- 
richten und  Edealpläne,  doch  auch  bedeutende  noch  vorhandene  Lösungen 
s   Problems  vor. 

Bei  Polifilo  (§  32)  der  Durchschnitt  eines  runden,  innen  auf  einem  Kreis 

von    Pfeilern    mit    vortretenden    Säulen    ruhenden    Kuppelbaues    mit   Umgang; 

d   Pfeiler  mit   Halbsäulen   und  von  diesen  gegen  die  Kuppel  hinauf  reiche 

Strebebögen.  S.  oben 
S.  48,  Fig.  7.  —  Eine 
zweite  Beschreibung  gilt 
einer  Ruine  in  der  Art 
der  Minerva  medica. 

Was  ist  aus  der 
herülnnten  Kotunde  Man- 
tegnas  geworden  ?  Va- 
sari  III,  p.  452  (Le  M.  V, 
p.  231),  im  Kommentar 
zur  v.  di  Mantegna. 

Auf  Bildern  Man- 
tegnas  öfter  ein  Bundhau 
mit  Pilasterbekleidung 
und  eingezogenen  oberen 
Stockwerken;  so  in  der 
Camera  degli  sposi  im 
Gastello  di  Corte  zu  Man- 
tua  (als  Oberbau  einer 
Art  Mausoleum)  und  im 
Triumphzug   des   Cäsar. 

Francesco  di  Gior- 
gio in  seinem  Traktat 
(g  ::]  i.  Keltere  sanesi  III, 
p.  117:  „Es  gibt  drei 
Hauptgestalten  der  Kir- 
Yrj  79     •'.  le  i    i  eri  z    Prato    (J  Stadler.)  chen,    auf   welche    man 


>j  64.    Spätere  Zentralbauten  des  XV.  Jahrhunderts. 


1  LT. 


die  unzählig  vielen  vorhandenen  zurückführen  kann:  Die  vollkommenste  ist  die 
runde,  die  zweite  ist  die  viereckige  oder  mit  einzelnen  Passaden,  die  dritl 
aus   beiden   zusammengesetzt."     Jedenfalls   gilt    der  Zentralb 
das  Höchste. 

Höchst  eigenartig  im  XV.  Jahrhundert:  Filaretes  Entwurf  eine)  Zentral- 
kirche mit  oktogonem.    ungleichseitigem  Mittelraum  und  vier  oblongen, 
vier  polygonen,  diagonal  um  das  Zentrum  gruppierten  Nebenräumen;  dazu  vier 
schlanke   Thürme   am  Mittelraum;    vgl.   die  Grundrissskizze,    reproduziert   von 
Dohme,  im  Jahrb.  der  preuss.  Kunstsamml.,   III.  S.    121. 
Das   ältere   Brü- 
derpaar Sangallo  reicht 
in  der  Form  des  grie- 
chischen   Kreuzes    hei 
kleinerem      Massstabe 
bereits     nahe    an     die 
Vollkommenheit. 

Madonna  delle 
carceri  zu  Prato  (Fig. 
79) ,  1485  begonnen, 
1491  vollendet,  von 
Giuliano;  über  den  kur- 
zen Kreuzarmen  mit 
geraden  Abschlüssen 
schwebt  auf  niedrigem 
Gylinder  die  leichte 
Kuppel  mit  12  kleinen 
Rundt'enstern:  böchster 
Zauber  des  Raumes 
und  edelgemassiLite 
Dekoration. 

Madonna  di  San 
Biagio  zu  Montepul- 
ciano  (Fig.  80—81), 
1518  erbaut  von  An- 
tonio, ein  ähnliche] 
Grundplan,  aber  stark 

in  die  Hübe  getrieben  und  mit  der  derben  Plastik  des  XVI.  Jahrhunderts.  \ 
Ein    schöner  Zentralbau    über    griechischem  Kien/    in  Siena      K  i 
Innocenti.   angeblich    l-"><>7    von   Girolamo   di    Domenico  Ponsi;    die  Kreuzarme 
apsidal  erweitert  und  mil  Kreuzgewölben  bedeckt,  über  der  Vierung  eine  fei 
lose,  ummantelte  Kuppel. 

Auch  die  den  Baptisterien  nachgebildete  Form  des  Oktogons,  welche 
bei  den  Zentralbauten  der  Lombardei  so  stark  bevorzug!  wurde  (vgl.  g 
hat  gegen  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  in  Toscana   Eingang  gefunden. 
Beispiele:    Sakristei  von  S.  Spirito  in  Florenz  und   M 
in  Pistoja. 


Madonna  di   S  d  Hontep   I 

.  h  Laspi  j  i 


Grundrisi 


126 


IX.  Kapitel.    Die  Komposition  der  Kirchen, 


Wenn,    wie  neuerlich  ohne  urkundliche  Beweise  behaupte!  wird  (Vasari- 

silV,  p.  274,  Nota),  wirklich  Giuliano  da  Sangallo    1489  im  Auftrage  des 

';■■'  Medici  das  Modell  zur  genannten  Sakristei  entworfen  hat,  so  wäre 

es  nicht  unmöglich,  dass  er  zur  Aufnahme  der  bis  dahin  in  Florenz  bei  Sakri- 

Tgl   diejenigen   an   S.    Lorenzo,    S.  Marco,    S.  Felicitä)   und   auch    bei 

ipp.    Pazzi.    Medici   an    S.    Croce,   die   des   A.    Pollajuolo   an 

s.  Miniato  etc.    nicht  üblichen  oktogonen  Form  inspiriert  worden  sei  durch  den 

Anblick  der  im  Entstehen  begriffenen  lombardischen  Oktogonbauten  (Sakristei 

von  s.  Satiro  in  Mailand, 
Incoronata  zu  Lodi),  falls 
seine  Reise  nach  Mailand, 
wohin  er  im  Auftrage  des 
Lorenzo  de'  Medici  ein  Pa- 
lastmodell  überbrachte, 
1489  oder  früher  fiel.  An- 
dererseits mag  ihm  leicht 
selbständig  durch  das 
Florentiner  Baptisterium 
der  Gedanke  an  eine 
achtseitige  Grundform 
gekommen  sein,  wie  ja 
auch  die  zwischen  Pila- 
stern  leer  bleibenden 
Ecken,  die  Kuppelbildung 
mit  Lünetten,  der  An- 
schluss  der  kleinen  Ka- 
pelle mit  kuppelichtem 
Gewölbe  gerade  auf  Flo- 
rentiner Vorbilder  (Bap- 
tisterium, Brunellescos 
Angeli  und  Gapp.  Pazzi 
etc.  hinweisen.  —  Nähe- 
res über  den  1496  durch 
Gronaca  vollendeten  Bau 
Vgl.  in  der  Publikation 
vonMavreder  und  Holt zin- 
ger  in  der  Allgemeinen 
l: .   /■•  ;   !,.    l--:..  Vgl.  Abbildungen    in    §   80. 

unter   dem    Einfiusa   diesei   Sakristei,    und   nichl    unter  demjenigen  Bra- 
manti  .    entstand  Ventura   Vitonis   Madonna   delT  Umiltä   zu  Pistoja 

Vorhalle  und  Chol   waren  seit    1494  im  Lau,  mit  dem  etwas  be- 
Mittelbau wurd<    1509  begonnen  (die  Kuppel,  der  man  die  Unlust  an- 
tri  ausgebaut  .    Die  Vorhalle  mit  ihrem  unvergleichlichen 
[nnei  i  app.  Pazzi.     Im  Oktogon  die  oben  gerügte 

■  n. 
alle  Weise  misslungen:  das  Oktogon  in  S.  Maria  della  Pace  zu  Rom, 
von  einem  unbekannten  Meister. 


Madonna  di  S.  Biagio  zu  Montepulciano    Aufriss. 
(Nach   Laspeyres.) 


§  64.    Spätere  Zentralbauten  des  KV.  Jahrhunderts. 


12 


Venedig  hilft  wenigstens  die  Erinnerung  an  den  lichtbringenden  Cylinder 
und  an  die  Kalottenform  der  Kuppel  wach  halten,  bis  sich  dii  Bau- 

bewegung dieses  byzantinischen   Elementes  bemächtigt. 
Es  sind  die  vielen  kleinen  Kirchen  quadratischer 
Anlage   mit    einer  Kuppel    über   den  viei   Mittelpfeilern 
gemeint.     Für   die   Anlage   das  Hauptbeispiel:    - 
vanni   Crisostomo   (1497,    von   Moro  Coducci  ,    Fig 
und  S5:  doch   fehl!   hier  im  Aufbau  der  Cylinder.  wel- 
cher an  den  späteren  Kirchen  dieser  Gattung  vorhanden 
ist.     Für  die   konstruktiven  Fragen  eines  grossen  zen- 
tralen  Hochbaues    war   hier    nichts   zu    lernen  und  für 
die    formalen   nicht   viel,   aber  das  einzige   Vermacht 
des  Byzantinismus   an   die  Renaissance,    welches   über 
Venedig  kommt,  isl   an  sich  höchsl   wichtig. 

Von  einem  der  betreffenden  venezianischen  Bau- 
meister (Pietro  Lombardo?  oderScarpagnino?  rührt  auch 
das  tolle  Prachtstück  s.  Maria  de'  Miracoli  zu  Brescia 
her  (ausgeführt   von  Giovanni  da  Verona  36—87,    welches  man  scherz- 

weise einen  Zentrifugalbau  nennen  könnte,  indem  die  Kuppeln    zwei  unter  sich 


U  ,  dell' 

I    i:.. 


i 


«=,-, 


Fig.  83.    Madonna  deU1  (Jmiltä  z 


ungleiche  grössere  und  zwei  b  ler  Mitte 

Im   Geiste   der   byzantinischen  Vorbilder   sei  i     Baccio  Pontelli   14-92   die 
tetrastyle  Anlage  der  S.  Maria  Maggiore  zu  Orciano  hei  Sinigaglia    l 
die  Kirchen  dei    Renaissance  in  Miltelitalien,  Fig.   15U     15 


- 


l\.   Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


§  65. 

B r a  in  a  n  t  e  u  n  .1  sei  n  e  er  s  1  e  n  /.  e  n  tr  al  b  a  n  t en. 

Für  Bramante  wird  der  Zentralbau  schon  in  seiner  frühem  Zeit  die 
wesentlichste  Lebensaufgabe,  Er  hatte  das  erhabene  Glück,  die  höchste 
Bauidee  seinerzeit  zuersl  (in  Oberitalien)  in  reichen  und  heiteren  Formen 
und  später  in  majestätischer  Würde  und  Grösse  zu  verwirklichen.1) 

Während  seiner  Mailänder 
Zeil  war  Bramante  die  volle  Aus- 
führung nur  bei  zwei  Zentral- 
bauten vergönnt,  der  Sakristei  von 
S.  Maria  presso  S.  Satire  und 
dem  Ghorbau  von  S.  Maria  delle 
Grazie;  zu  anderen  aber  hat  er 
der  Tradition  nach  (die  ihn  zu 
einem  G  attungsbegriff  macht)  seine 
neuen  Ideen  hergeliehen  (Incoro- 
nata  zu  Lodi,  Canepanova  zu 
Pavia,  S.Maria  zu  Busto  Arsizio  und  andere).8) 

Di»-  Anregung    kam  Bramante  beim  Chor  von  S.  Maria  delle  Grazie  mit 
seinem   Quadral    und    halbrund   geschlossenen  Kreuzarmen   (die   zum  Teil   des 


S    Giovanni  Crisostomo  in  Venedig 


Nach  Herdtle.) 


jen  kurz  gehalten  werden  mussten)  durch  Hauten  wie  S.  Fedele 


aufnahmen  der  meisten  hier  genannten  Bauten  bei  ff.  Strack,  Zentral- 
iin<]  Kuppelkirchen  d  i  Renaiss.  in  [tauen.    Berlin  lv*2  (aus  d.  Zeitschr.  f.  Bauw.  1877  ff.). 

Oktogon  der  Madonna  del  riscatto  vov  Urhania  am  Metaurus 
(1464)  ist  nicht  al-  Werk  Bi  /  ngt 


Bramante  mi'l  seine  ersten  Zentralbauten. 


129 


Fi 


M 


j.  89.   Canepanova 
zu  l  ',i  \ da.    (L.) 


in  Gomo    und    dessen  Abkömmlinge,    bei  S.  Salm,   durch    die  Baptisl 

Mittelalters  (Novara,  Cremona  und  ähnliche). 

Der  Chor  von  S.  Maria  delle  Grazie  isl  aussen  von  originell  schönen 

bau  und  reicher,  leider  nichl  ganz  vollständig 

_______  hohem   Zauber   des  Raumes.     Nur   der  Unterbau 

wurde    noch    unter   Bramantes  Leitung   l  1-92 

_w  ausgeführt;    die   obere  Hälfte   isl   ihm  von  Nach- 

folgern   in  Einzelheiten  und  in  den  Verhältnissi 
verdorben. 

I >ie  Sakristei  \ on  S.  Satiro  und  die  anderen 
Oktogonbauten  jener  Zeil  im  Mailändischen,  im 
Unterbau  teilweise  zum  Quadral  ergänzt,  zeigen 
eine    Reihe   gemeinsamer   Charakteristika:    die 
ausgesparten,  gern  abwechselnd  halbkreisförmigen  und  recht- 
winkeligen  Nischen;    einen  obern  Umgang,   der  sich   in  Ar- 
kaden  nach    dem   Innern   öffnel    (vgl.    unter  den  mittelalter- 
lichen   Baptisterien   /..    B.   S.   Giovanni   zu    Florenz,    Fig   5, 
S.  26;  an  Stelle  dieses  Umganges  bisweilen  eine  Reihe  kleiner 
Nischen  zur  Aufnahme  von  Statuen;  die  polygone  Kuppel  (das 
Klostergewölbe),  später  die  Halbkugel,  im   äussern  meisl  roh, 
mit  Zeltdach;        lauter  Reminiszenzen    an   die  älteren  Taufkirchen.      \ui 
eine  alte  Zeil  (S.  Lorenzo  in  Mailand,  vgl.  §62)  weisen  endlich  auch  die 
Thürme  hin:   zu  vieren  in  Tabernakel- 
gestalt  schon   bei    Michelozzos   Kapelle 
an  S.Eustorgio;  dann  an  der  <  !anepanova 
(vgl.  auch  §64  über  Filaretes  Entwurf); 
oder  zu  zweien:   [ncoronata  zu  Lodi. 

Über  S.  Satiro  vgl.  Näheres  im  §  80. 
[ncoronata  zu  Lodi,  l  i-88  angeblich 
nach  Bramantes  Plänen  ausgeführl  von 
Giov.  Battagio  Batacchio),  der  i  i^7  bei 
S.  Satiro  in  Mailand  beschäftig!  war; 
fortgeführt  von  Dolcebuono;  Achteck  mit 
eigentümlich  schräg  vertieften  Nischen 
und  oberm  Umgang,  prächtig  dek 
( ihor  und  Vorhalle  als  besondi  re  Vn 
bauten. 

Die  Kirche  Ganepanova  zu  Pavia 
(Fig.  89  u.  90),  fasl  dasselbe  Motiv,  ver- 
edelt uml  gereinigt  ;  angeblich  seil  l  i'1- 
nach   Bramantes  Entwurf. 

S.  Maria  in  Piazza  zu  Busto 
unweit    Mailand,    <  iktogon    mit  Kuppel,   aussen    im  I 
o-estaltet,  während  im  Innern  Nischen  in  di<  ~!: 

Bramantes  Plänen  von   Lonati. 

Hu  vc  k  h  a  r.l  t .  [talii  N  "!- 


IX.  Kapitel.     I >ie  Komposition  der  Kirchen. 


Dieselbe  Form  grösser  und  entwickelter:  S.  Magno  in  Legnano. 
Die   genannten   Hauten   zum  Teil    klein   und    versteckt;    wo   das  Äussere 
»gebildet  i<t :   ein  Zeltdach  über  einer  offenen  polygonen  Malle,  aus  welcher 
durch  Rundfenster  Lieht  in  die  Kuppel  dringt. 

Diese  polygone  Halle  mit  Zeltdach    wurde   dann   auch   auf  Kuppeln  von 

Langkirchen  angewandt,  /..  B. 
an  S.  Maria  presso  S.  Gelso, 
von  I  »olcebuono  i£  77),  und  an 
der  Kirche  von  Saronno,  einem 
in  seinen  älteren  Teilen  wert- 
vollen Hau,  zum  Teil  aus 
Hackst,. in. 

An  der  Kuppel  der  Cer: 
tosa  bei  Pa\  ia  eine  Abstufung 
von  drei  (ialerien.  Dagegen 
nirgends  eine  Kalotte. 

Gleichzeitig  mil  Bra- 
nianle  i  I  isu  der  Beginn  von 
S.  Maria  della  Groce  bei  Crema, 
innen  achteckig,  aussen  rund 
mil  Ausbauten  in  sehr  wirk- 
samen Backsteinformen,  von 
Giov.  Hall.  Battagio  Fig.  -VK 
S.  82). 

Hübsche  achteckige  Ka- 

pelle(zu  Ehren  des  Gristo  risorto) 

neben  dem  Portal  von  S.  Luca 

zu  Cremona,  innen  zweistöckig,  aussen  dreistöckig,  indem  die  oberste  äussere 

dem  Gewölbe  ents]  rieht.    Fasl  ganz  Backstein,  in  strengen  Formen. 

1503. 

Di  Pobygontempel  auf  Rafaels  Sposalizio  i  1504)  ist  hier  wenigstens 

>vähnen. 

§  66. 
B  r  a  m  a  ii  t  i-   ii  n  il   St.    Pel  i'  r   in    I.'  0  in. 

.Mit  dem  Weckst  1  des  Jahrhunderts  offenbarte  Bramante  in  Rom  nichl 

mr  ein.-  Wandlung  seines  Stiles  (§  27,  49),  sondern  er  thal  auch  in  dm' 

Aula-.-  seiner  Kirchen  die  grossen  Schritte,   deren   tTolgen  sich  bis  in  die 

Zukunft    der   Kunsl    erstrecken    werden.     Vom    Achteck   gehl    er 

zu  der  Kuppel  mit  Cylinder,  über  griechischem  Kreuz  mit  halbrunden 

blüssen. 

Heim  Achteck  mil  Nischen  und  Umgängen  geräl  die  Kuppel  bald  -ehr  breil 

nd  i-f  dabei  unmöglich  hoch  in  die  Lufl  zu  bringen.    Schon  die  Kuppel  delle 

.  Mailand  ruhl  thatsächlich  auf  vier  Bogen. 

Dei   Tempietto  bei  s.  Pietro  in  Montorio  zu  Rom  (§  53)  saml  der  (nicht 

bei  d'A  a.a.O.  nach  Serlio  L.  III  abgebildeten)  Hof- 


l-'ig   92.    £  tes  erster  Gl    ndriss 


Braraante  and  St,  Peter  Ln 


i:il 


halle  d'iu.  91  ,  alles  in 
Rundformen;  die  Mauer- 
■  ■    durchgängig  mit 
Nischen     helebl .     deren 
Einschneiden  in  die 
sern  cylindris«  hen  Wand- 
en « 1  *  - 1 1 1  IJ.  gar  keine 
machte.  Dei 
II-  s.  i  ig.    !'•    S.  92. 
Der    Bau    \ 
\     -         Neuere 
Literatur: 

•  rrosse  Publikation 
von  II.  \ .  Gej  müller:  Die 
ursprünglichen  Entwürfe 
für  St.  Peter  in  Rom, 
und  Paris,  ls7"> 
1880.  I  .  A.  Jo- 
vanovits:     Forsch 

i    den    Bau    der   St. 
Peterskirche    zu     Rom, 

Wien,   1877.       Mehrere  Aufsätze  von  R.  Redtenbacher.        Letarouillj  et  Simil: 
Li    Vatican  ei  St.  Pierre.   —  Über  Michelangelos  Aul  Garnier,    in  dem 

aux 
arts   1874. 

Bei  der  Unmöglichkeit,  eine  sehr 
schwierig  und  streitig  gewordene  1 
suchung    ;  i  nur  im  kürzesten 

ii  wir 
uns  mit   i  lern: 

lern  Zweifel  steht,  dass 

Zentralb  i 
der  hen  liehe  Grundriss 
u,    T.    i    und    hier    Fig 
Werk  isl  :   I  >ie  v  ier  Arme  d 

mit       \| 

i  Abschlü 
is  lautei   ! 
end,  mit   Nischen  durch 


'i   Einen    Entwurf   in    der    l    i 

inante    anch    i 
and   I 

blongo  qaadratuni  fecit".     Dil 


1-C 

X. 

VC 

X 

X 

W 

X 


X 


132 


1\.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


und  durch  belebt;  die  vier  Ecken  mit  mächtigen  Kapellen  und  Thürmen   aus- 
sen Entwurf  stellt  auch  eine  Schaumünze  Julius  II.  (mit  der  lui- 
rift:  Ternpli  Petri  Instauracio,  samt  ihren  Repetitionen  abgebildet  bei  Geym. 
_    -  er  möchte  demnach  wenigstens  einige  Zeil  als  der  angenom- 

»olten    liaben.         Mann    rührt    ebenfalls    von  Bramante   derjenige  um- 
'lan   her,    welcher  die  vier  Kreuzarme  abgerundet   und  von  mäch- 
ten   umgeben   darstellt,    ohne  Zweifel   mit  Erd-  und  Obergeschoss 
:i.  T.   12  :  vielleicht  eine  Erinnerung  an  s.  Lorenzo  in  Mailand,  vielleicht 
Iwendig  erkannte  Verstärkung  der  vier  grossen  Kuppelpfeile] 
und  ihn-  Für  diesen  Entwurf  erfand  Bramante  diejenige  Gestalt  der 

Kuppel .  welche  Serlio  (L.  III  mit- 
teilt :  der  » lylinder  aussen  mit  einer 
prachh ollen  freien  Säulenhalle  um- 
geben. Bei  dem  ersten  Entwurf 
Fig.  92)  schliesst  die  Form  der 
Kuppelpfeiler  einen  Säulenumlauf 
um  den  Tambour  aus  Geymüller 
S.   167). 

Mine  I  marbeitung  dieses  Ent- 
wurfes stellt  dann  ein  von  Serlio 
lali.  III.  danach  hier  Fig.  "•'!)  mit- 
geteilter Grundriss  von  der  Hand 
Peruzzis,  der  seil  1505  in  Bramantes 
Bureau  zeichnete,  dar;  die  halb- 
runden Abschlüsse  mit  Umgängen 
sind  hier  ebenso  \\  i<'  auf  dem  angeb- 
lich Rafaelischen  Grundriss  (Fig.  94 
verstümmelt ;  vgl.  <  teymüller  S.  229. 
Wirklich  ausgeführt  wurden  noch 
von  Bramante  selbst  die  vier  Kuppel- 
pfeiler und  die  sie  verbindenden 
Bogen,  welche  noch  jetzt  wenig 
modifiziert   \  orhanden  sind.  ' 

l)a<s  sieh  Michelangelo  später 
Bramantes  Plan  nannte    Vasari  l\.  p.  162  [Le  M.  VII,  p.  137], 
v.  di  Bramanl  eht  sieh  am  ungezwungensten  auf  die  Zentralanlage,  die 

ihm  mit   Bramante  gemeinsam  war. 

I;  ■  ir.ii    die  Oberleitung  de-  Baues  erhielt,    entschied  siedi 

;    beeinfl  I  ir   den  Aushau    der  Kirche  /.um  lateinischen 

/  mit  ein. -m  Lang  ledeutender  Länge  mit   mächtigen  Pfeilern  und 

mit  Nischen ;  endlich  eine  Vorhalle  mit  drei- 

-i  3chein1    du-  Anlage   de-  <  ranzen   sehr  ver- 

mit   Pilastern    würden    dasselbe   (mit  Aus- 


•  •    •  • 


Kig   '•  '•]  ichelangelos  Grundriss. 


:   Bernardo  Etossellino   begonnenen  Chor   ba1   Bramante 
benutzt,  teilweise  zu  einem  nur  scheinbar  defini- 
eitigl  wurde. 


§  66.     Bramante  und  St.  Peter  in  Rom. 


133 


nähme  der  drei  Ap- 
siden) abgeschlos- 
senhaben. —  LeoX. 
in  seinem  Ernen- 
nungsbreve  an  Ra- 
ta. '1  vom  1.  August 
1514  (bei  Ouatre- 
mere,  ed.  Longhena, 
p.  529,  —  s.  auch 
Lettere  pittoriche 
VI,  2  appelliert: 
alla  propria  stima 
e  al  vostro  buon 
nome  .  .  .  e  final- 
mente  alla  dignitä  e 
alla  fama  di  questc 
tempio.  Vgl.  die 
Ende  151  toder  1  r>  l  r. 
abgefasste  Denk- 
schrifl  des  Auf.  da 
Sangallo;  erläu- 
tert bei  Geymüller 
S.  293  ff. 

Hinsichtlich  der 
verschiedenen  Mög- 
lichkeiten,  Rafaels 
Idee  in  ein  Verhält- 
nis zu  den  erhal- 
tenen Plänen  Giu- 
liani* da  Sangallos 
zu  setzen .  verwei- 
sen wir  auf  die  ein- 
gehenden Ausfüh- 
i  mgen  bei  Geymül- 
ler s.  318  ff. 

Der  angebliche 
Plan   des   Fra  <  H 
condo  Geym.T.  i  l  i, 

welcher  uns  früher  als  ein  Hohn  des  jüngeren  Antonio  da  Sangallo,  als  Kari- 
katur oberitalienischer  Eigentümlichkeiten,  welche  dem  Frate  ankleben  mochten, 
erschienen  ist,  i-i  vielleicht  schon  1505  in  der  von  Geymüller  Raffaello  studiato 
come  architetto,  p.  \S  angenommenen  Weise  entworfen,  welche  einige  Schwie- 
rigkeiten beseitigen  würde. 

Nach  Rafaels  Tode  waltete  über  dem  Bau  Antonio  da  Sangallo  *)  (bis  1546 


Kuppel  von  St.  Peter  in  Rom.    (Nach  Bühlmann  i 


')  Pernzzi  li.n  unter  ihm  zumeist  mir  als  Gehilfe  gearbeitet    und    ist    ihm   erst    im 
letzten  Jahre  seines  Lebens  L:iei<-harestellt. 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


welcher  die  Kirche  nach  vom  mit  einem  enormen  Prunkbau  verlängern  wollte. 
Fast  die  Hälfte  des  Raumes  wäre  nun  mit  völlig  abgetrennten  Vor-  und  Neben- 
räumen vergeudet  wurden,  wo  sieh,  wie  Michelangelo    Lettere  pittoriche  VI,  9) 
r  Falschmünzer  hatten  festsetzen  können.    Das  erhaltene  hölzerne 
II  und  ein  grosser  Kupferstich  der  Vorderansichl   beweisen  ausserdem  eine 
ebe   für  Einteilung    in   viele   kleine  Teile   und    für   ein   hie   und  da   schon 
s    Detail.     Nur  Weniges   ist    von    Antonio  ausgeführt. 

Endlich  über- 
nahm   Michelangelo 
1547   in   seinem  72. 
Lebensjahre  denBau, 
weil   ihn  Gott    dazu 
bestell!    halte    (Let- 
tere  pittor.  VI,   10), 
aus     Liehe    zu    Gott 
und     Andacht     zum 
Fürsten  der  Apostel 
Breve  Pauls  III.)  und 
behiell  denselben  bis 
au  sein  Ende  i  L564), 
damit     niclil     durch 
seinen  Rücktritt  eini- 
gen   Schurken     ein 
Gefallen     geschehe, 
ja     der     Bau     völlig 
liegen    bleibe  (Lett. 
pittor.  I,  6).    Nur  ein 
hereils      errungener 
höchster    und    alter 
Ruhm    dies  Meisters 
machte   es  möglich, 
dass    Paul    III.    ihm 
eine    absolute    Voll- 
macht gab  und  dass 
^enden  Päpste  bei  Michelangelos  Lebzeiten  sowohl  als  nach  seinem  Tode 
95    schützten  und  weiterführten,  bis  Sixtus  V.  1590  die  Kuppel 
Die  Anlage  des  Ganzen  zeig!  die  schönste  und  wirkungsvollste 
hung  der  Zentralpläne  desBramante  undPeruzzi;  die  Kassade  mil  pracht- 
-    ilenstellung  winde  sieh  der  Kuppel  völlig  untergeordnel   haben, 
gebildet,  so  wie  sie  werden  sollte,  u.  a.  auf  den  Kupferstichen  des  Jubiläums 
1600.      I1  Bi        düng  der  ganzen  übrigen  Kirche  nicht  durchaus 

is  .letzt    auch  dadurch  beeinträchtigt,    dass  die  so  wesentlich 
•    Balustrade   nur  an  wenigen  stellen  ausgeführt 
•    i  Allem    ragt    die    in    ihrer   nunmehrigen  Gestalt   dem  Meister 
alleii  Kuppe),    n,   den  Grundgedanken    de]    Konstruktion  (Tambour, 

doppelte  :  auf  byzantinische  und  florentiner  Vorbilder  zurück- 

"■      ~      inübert reff" bar  in  formaler  Hinsicht,  vor  allem  in  der 


Fig.  ''7  un'l  98.    Consolazione  zu  Todi. 


§  67.     Ä.ndere  Zentralbauten  des  XVI.  Jahrhunderts. 


L35 


I    .    99.    Madonna  di  Campagna  zu  Piacenza.    (L.) 


wunderbar  feinen  Zeichnung  des  Um- 
risses Fig.  96).  Über  'las  Konstruk- 
tive vgl.  Dm  in  in  der  Zeitschrift  für 
Bauwesen,  1887  Zwei  Grosskonstruk- 
tionen der  Renaissance). 

Die  Ausführung  der  Kuppel, 
„welche  -»'hon  mehreren  Päpsten  zu 
denken  gegeben  hatte",  erfolgte  unter 
dem  unerbittlichen  Sixtus  V.  (1585  bis 
1590)  durch  Giacomo  della  Porta.  Ba- 
glione,  vite  de'  pittori,  p.  33  u.  7<>;  an 
letztererstelle  auch  die  Sagen  über  die 
Konstruktion.) 

Die  welthistorische  Stellung  Mi- 
chelangelos  beruh!  auf  den  verschie- 
densten Thätigkeiten ,  sein  Grösstes 
aber  isl  doch  wohl,  dass  er  die  Sehn- 
sucht der  ganzen  Renaissance  erfüllte 
durch  den  Bau  lieser  vollendet  herr- 
lichen Riesenkuppel  mit  dem  licht- 
strömenden <  '.\  linder. 

So  war  dmvh  den  Genius  und  die  Willenskraft  der  grössten  Meister  die 
Kirche  als  Zentralbau  nahezu  vollendet  und  wirkte  als  solcher  vierzig  Jahre 
lang  auf  das  Abendland.  Erst  Paul  V.  lies-  seil  1606  das  jetzige  unglückliche 
Langhaus  davor  hauen. 

§  67. 

Andere  Zentralbauten  des  XVI.  Jahrhunderts. 

Während  dieses  Baues  entstanden  überall  in  Italien  vorherrschend 
zentrale  Kirchenanlagen  im  grössten  wie  im  kleinsten  Massstabe,  einige  in 
ihrer  An  sehr  vollkommen,  andere  merkwürdig  als  Zeugnisse  einer  starken 
künstlerischen  I  rährung. 

Die  Madonna  della  Consolazione  zu  Todi  (Fig.  97  u.  98),  1508  begonnen, 
beruht  im  Entwurf  auf  Bramanteschen  Ideen  (wenn  Bramante  nicht  etwa  selbsl 
ein  Modell  gelieferl  hat);  ausführende  Meister  waren  Cola  da  Gaprarola  u.  a.; 
vgl.  die  von  A.  Rossi  publizierten  Dokumente  im  Giornale  di  Erudiz.  artist.  I  III. 
und  von  Geymüller,  Entwürfe  für  St.  Peter,  S.  96  ff.  I  her  den  vier  Haupt- 
bogen ein  bedeutender  lichtbringender  Gylinder  und  eine  echte  Galottenkuppel 
mit  Lanterna,  auch  die  hier  noch  polygonen  Kreuzarme  mil  halbkuppelartiger 
Bedeckung;  innen  von  grossartigster  Wirkung  durch  Höhe,  Einheit  des  Raumes 
und  Oberlicht;  unten  rings  Nischen  für  Altäre.  Fassaden  bedarf  diese  Kirche 
keine.     Vgl.  §  53, 

Auch  der  Plan  zur  Madonna  di  Macereto  bei  Visso  schein!  Bramante  ent- 
lehnt: ausgeführt  von  Battista  Lucano  u.  A.;  vgl.  Laspeyres,  die  Kirchen  der 
Renaissance  in  Mittelitalien,  Fig.   H's  ff.;  v.  Geymüller,  Entwürfe,  S.  98 

Rafael,  der  sich  seil  L508  unter  Bramante  zum  Architekten  ausgebildet, 
begann   1509,    nach    einer   den  Plänen    seines  Lehrer-  für  St.  Peter  entlehnten 


l\.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


\    100 
IVllesrini  in 
ernardino 
zu  Verona. 


S.  Eligio  degli  orefici  zu  Rom,  ein  griechisches  Kreuz  mit  kurzen  Armen 
und  Kuppel;  vgl.  v.  Geymüller,   Raffaello  studiato  come  architetto,   p.   1!'    24. 
iz/.i  ein  Entwurf  mit  Anlehnung  an  S.  Vitale  in  Ravenna  und  ein 
inter  dem  Einfluss  von  S.  Lorenzo  in  Mailand;  beide  bei  Redtenbacher, 
Bald.  Peruzzi   und   seine  Werke.     Tfl.  III.    Fig.   I   und  2. 
Ebendaselbst    ein  Versuch  Peruzzis,    das  Pantheon   zu  über- 
bieten, ein    Rundbau   von    fast   u  Meter   mehr   lichter  Weite, 
-    las  Vorbild     1-2  Meter)  aufweist;  ausser  dem  Opäon  auch 
Tambourfenster  oberhalb  der  Wandnischen ;  aussen  ein  Säulen- 
umlauf. 

Auch  beschäftigte  Peruzzis  Phantasie  ein  (jetzt  ver- 
schwundenes Oktogon  neben  dem  lateranensischen  Bapti- 
sterium,  das  auch  andere  Meister,  /..  15.  Giul.  da  Sangallo  und 
.l.i.  .  Sansovino  skizzierten. 

Antonio  da  Sangallos  des  Alteren  Madonna  di  S.  Biagio 
bei  Montepulciano  s.  §  64. 
Dei    üngere  Ant.  da  Sangallo  pflegte  bei  -einen  zahlreichen  Kirchenbauten 
die   zentrale   Form:    S.  .Maria    di  Loreto   in  Rom   (schon  1506   begonnen) 

als  Achteck,  der  Unterbau  im  Äussern 
Quadrat,  die  beiden  Tempietti  im  Bolsener 
See  (nur  einer  erhalten,  Oktogon  mit  Ni- 
schen i,  zwei  I  'rojekte  für  S.  Giacomo  degli 
Incurabili  zu  Rom,  Kirchen  in  Foligno 
und  Montefiascone .  ein  Entwurf  für  S. 
Giovanni  de'  Fiorenlini  zu  Itmn,  ein  llund- 
bau  mit  16  Kapellen,  jede  mit  Kuppel  etc. ; 
Vasari  V,  p.  1-50,  t55  s.,  t84,  191,  506, 
507  (Le  M.  X,  ]».  3,  7.  35,  ii,  64,  66), 
v.  di  Ant.  da  Sangallo,  samt  Kommentar: 
dazu  die  mit  Reproduktionen  der  Studien- 
blätter versehene  Abhandlung  von  Redten- 
bacher in  der  Alle.   Bauzeitung  1883. 

Jacopo  Sansovino,  der  60  Kirchen- 
entwürfe fertig  liegen  hatte,  konnte  'loch 
nur    eine    ovale    und   eine   quadratische 
Kirche  (S.  Martino  in  Venedig)  mit  zen- 
traler   Anlage    ausführen;    Vasari    VII, 
p.  7)117    Le  M.  XIII.  p.  88),  v.  di  Jacopo 
SansoA  ino;       Francesco  Sansovino,  Vene- 
zia,  fol.  "7.    Sem  Plan  für  S.  Giovanni 
de'  Fiorentini  zu  Rom,  mit  einer  grossen 
Mittelkuppel  und  vier  halben  (oder  gan- 
zen?) Kuppeln  auf  den  Armen  des  grie- 
o  \.  ausdrücklich   um  dieser  Form  willen  den 
zogen,  aber  nicht  ausgeführt ;   Vasari  1.  c,  p.  t98 
•  ihrten  Kin  hen  äind  sonst  lauter  Langbauten.     (Von  den 
*elo    für  die  «-hen  gern te  Kirche  entwarf  [vgl. 


-rini  in  S.  Bernardino 


S  CT.    Andere  Zentralbauteu  des  XVI.  Jahrhunderts. 


137 


§  60],  glaubt  Letarouilly,  edifices  de  Rome  moderne,  Texte  p.  541,  einen  er- 
mittelt zu  haben,  und  zwar  «•inen  grossen  Kuppelbau.) 

Bernardino  Zaccagni  1521:  la  Steccata  in  Parma,  griechisches  Kreuz  mit 
runden  Abschlüssen,  Kuppel  und  niedrigen  Eckkapellen,  als  Masse  von  schöner 
Wirkung. 

Rocco  da  Vicenza,  1524  ff.:  Madonna  zu  Mongiovino,  tetrastyle  Anlage 
mit  Kuppel  über  dem  Mittelquadrat,  kurze  Arme  mit  Tonnengewölbe,  über  den 
Eckquadraten  kleine  Kuppeln;  der  Chor  springt  heraus. 

Angeblich  um  1522  begonnen:  Madonna  di  Gampagnazu  Piacenza  (Fig. 99), 
niil  achteckiger  Kuppel  über  griechischem  Kreuz,  über  den  vier  Eckräumen 
kleinere  achteckige  Kuppeln. 

Sanmicheli:   die   runde   Cappella    Pellegrini  an  S.  Bernardino   zu  Vei 


Fig.  102. 

Madonna  di  Campagna 

bei  Verona,     i  L.) 


Fig.  103.    Madonna 

di  Campagna   bei 

Verona.     (L.) 


Fig.  104. 


S.  Maria  della  Passione 
zu  Mailand. 


Fig.  loii  u.  im  .  innen  die  antiken  Formen  geistvoll  und  prächtig  durchgeführt 
bis  in  die  Kassetten  der  sphärischen  Kuppel;  — 

Madonna  di  Campagna,  vor  Verona  gelegen  Fi-.  H>2  und  103),  ersl  nach 
Sanmichelis  Tode  1559  und  ungenau  ausgeführt,  grosse  Rundkirche  von  sehr 
eigentümlicher  Anordnung;  Vasari  VI,  p.  354  s.  (Le  M.  XI.  p.  121),  v.  di  San- 
micheli. Vgl.  p.  357,  Nota  1    p.  123,  Nota  .  die  achteckige  Hauskapelle  einer  Villa. 

Cristoforo  Solari,  gen.  il  Gobbo:  S.  Maria  della  Passione  zu  Mailand  1530, 
-ewalii-r>  <  »kto^on  nhl  unteren  Ausbauten  und  Zeltdachkuppel,  bis  1692  reiner 
Zentralbau  (Fig.  L04);  die  unteren  Teile  so  edel  und  einfach,  dass  sie  einem 
früheren  Bauanfang  von   lis-'!  angehören  könnten;  — 

von  demselben  Solari  mach  anderer  Ansicht  von  Pellegrini)  der  zierliche 
achteckige  Hochbau  bei  Riva  Tessin),  aussen  unvollendet  Fig.  105  und  106),  im 
Grundriss  mil  der  Ganepanova  zu  Pavia    s.  Fig.  89    verwandt,  wie  auf  die  In- 


• 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


i.tt.i  zu  Lodi    s.  ebendas.)  die  Inviolata  bei  Riva  am  Gardasee  zurückgeht; 

»lieh   1601      i-  Strack,  Zentral-  und  Kuppelkirchen,  Taf.  30,  Fig.  15. 

In  der  einfacheren,  auf  die  Taufkirchen  zurückgehenden  Form  (s.  S.  Il'üi: 

sa  della  Manna  d'  oro  zu  Spoleto,  aussen  Quadrat,  innen  Oktogon,  in  den 

i,  begonnen  angeblich  \7r27.  verändert    laut  Inschrift)  lusi  ;  Strack 

\      -      S.  Maria  di  Carignano  zu  Genua    1552,  von  hoher  Raum- 


Fig.  105  und  106.    S.  <  Iroee  bei  Riva. 


iheit    des  Innern;    das  Motn    von  St.  Peter  in  völlig   freier  und  neuer  An- 
I  ig.    107  und   108  . 
Eine  Vereinfachung  des  Motives  von  St.  Peter    griechisches  Kreuz,  in  dm 
en  Kapellen,  über  der  Vierung   Kuppel  projektiert):  S.  Maria  di  Loreto  bei 
blieb  -'-il    1572. 


Gü  ri    höchlich   gerühmter    Bau   S.  Giovanni    Battista  in 

543  laut  [nschrifl  begonnen)  gehört,  wie  sein  Vorbild,  S.  Bernardino  bei  Orbino 

■r  vom  Ende  dea  XV.  Jahrhunderts,  in  einzelnen  Details  dem  Bofe  des  Palastes  von 

Urbim  «rar  in  die  Reihe  der  einschiffigen  Langhausbanten,  verdient  aber  seinei 

(Oktogon    mit    [ehemals]   'Ina  Apsiden  and  Klostergewölbe, 
mit  sphärischer  Knppel,  aebsl  den  Apsiden)  hier  Erwähnung. 


§  67.    Andere  Zentralbauten  des  \V1.   rahrhunderts. 


139 


Im  V.  Buche  des  Serlio  13  Idealpläne  von  Kirchen,  darunter  11  Zentral- 
bauten, meisl  weihelose  Phantasien  seiner  Reissfeder  und  seines  Zirkels,  profan 
und  wunderlich,  z.B.  ein  Fünfeck  und  zwei  Ovale. *)  Der  Cylinder  gering  oder 
ganz  weggelassen,  doch  fasl  lauter  Oberlicht,  das  Serlio  auch  sonst  (z.  I).  I..  111. 
fol.  50)  hoch  zu  schätzen  wusste;  du-  Kuppelhöhe  kaum  gleich  dem  Halbdurch- 
messer, wie  fasl  überall  vor  der  wundervollen,  mehr  parabolischen  St.  Peters- 
kuppel. —  Serlios  Klage  über  die  unfromme  Zeit,  um  1540  (§  1<>  :  er  selber 
war  andächtig;  Gaye,  carteggio  II.  p.   170.2 


Fig.  107  und  i"8.    Madonna  <li  Carignano  in  G 


Campanella,  gegen  Ende  des  Jahrhunderts,  beschreib!   in  seiner  Sonnen- 
stadl    einen    prächtigen,   auf  Säulen    ruhenden  Rundtempel;   der   einzige  Altar, 

niil   Kid-  und  Himmelsglobus,  sieht   in  dei    Mitte. 


M  Schon  l»i  Peruzzi  'las  Projekl  einer  ovalen  Kirche  für  das  Spital  der  [ncurabili 
-"i  Rom;  bei  Redtenbacher,  B.  Peruzzi  und  seine  Werke,  TM.  \lll.  Fig.  1. 

'-)  Die  Ovale  des  Serlio  sind  oichl  etwa  rechtwinklige  Tonnengewölbe  mit  halbrunden 
Abschlüssen,  - lern  wirkliche  Ellipsen. 


14i» 


1\.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


1>.  stil  hielt  nicht  nur  das  griechische  Kreuz,  oft  mit  Eckkapellen, 

lern   auch   die  Rundkirche   mit  Nischen,    leider   auch   die  Ovalkirche  durch 
ilich  häufige  Anwendung  am  Lehen,  und  noch  aus  seinen  spätesten  Zentral- 
hauten würde  sich  manches  lernen  lassen,  wenn  mau  lernen  wollte, 

Erst  dei  Barockstil  drang  hier  zu  übereinkömmlichen  Durchschnittsformen 

lurch,   wobei   nur   die   grösseren  oder  geringeren  Baumittel  über  das  Einzelne 

-  hieden.       Äussere    und    innere   Ausstattung    des   Cylinders    mit    Pilastern, 

Saiden  etc.;    Überhöhung   durch    eine  Attika;    Vorzug   der  Rundform    vor   dem 

der    Kalotte   vor   dem   Zeltdach;   geistvolle   Behandlung   der   unteren 


Fi».  109.     S.  Francesco  zu  Rimini. 


en,  zumal  in  Gestalt   von  Schrägpfeilern  mit  Pilastern  oder  vortreten- 
Ganze    womöglich   ein  Hochbau   auf   relatü    geringer  Grund- 
nil reinem  Oberlicht  aus  Kuppel,  Kreuzarmen  und  Fenstern  des  Ghor- 
Reihe    von    kühnen  Kombinationen  des  Zentralbaues  beim  Pater 
irini  im  XVII.  Jahrh. 

i  g  b  aues  zu  Gunsl  e  n  d  e  r  !•'  a  s  s  a  'I  e  n. 

Die  Macht  der  Gewohnheit  seit  dem  Mittelalter  und  der  Wunsch,  im 
Anbau  von  Kapellen  und  Nebenräumen  nichl  genierl  zu  sein,  sicherten,  trotz 
aller  Sehnsucht  der  wahren  Kunst,  dem  Langbau  doch  das  Übergewicht 
über  den  Zentralbau,  dessen  äusseres  gegen  jede  Störung  höchst  empfindlich 
Man  benützte  fortwährend  das  System  des  Zentralbaues  für  Chorbau 
und  Kuppel,  befreite  aber  die  Fassade  von  jeder  Rücksicht  auf  das  Ganze. 

ei    als   es    beim  ersten  Anblick  scheint.     Im  Be- 
eine  Harmonie  zwischen  einem  solchen  Chorbau  und  der  Fas- 


Fig.  110.     Vorhalle  von  S.  Andrea  in  Mantua. 


]_••>  l\.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 

unmöglich   sei,    grab   man   die  Durchbildung   des  Äusseren   am  Langhaus 
rhaupt  preis:  Kunst  und  Mittel  konzentrieren  sich  auf  zwei  voneinander  ent- 
Stücke, Kuppel  und  Fassade.    Der  Zentralbau  hatte  entweder 
:.   Zu   entbehren    (durch   halbrunde   Abschlüsse)   oder   vermöge   der 
Kuppel  die  sämtlichen  Krönten  so  zu  beherrschen  gewusst,  dass  deren  fassaden- 

selbsl  ergab  und  von  aller  müssigen  Formenschau- 
und  isolierten  Verherrlichung  frei  blieb. 

§  69. 

-  a  de  n  (1  es  I..  B.  &  1 1><  >  i  . 

Wie  in  der  gothischen  Zeit,  so  blieben  auch  im  \\.  Jahrhundert  die 
Fassaden  der  wichtigsten  Kirchen  vor  lauter  grossen  Absichten  provisori- 
scher Rohbau. 

Mit  Ausnahme  Venedigs,  dessen  Fassaden  (§  1-3)  nichl  massgebend  sind. 
1_,  tende   ausgeführte    Fassade   von  Brunellesco,   Michelozzo, 

Rossellino,  beiden  alleren  Sangallo, 

t  Ironaca  etc.       Dass  die  Fassade, 

w  esentlich  jetzl   nur  eine  I  fmdeu- 

,.,'t  ^^<  tung  der  mittelalterlichen,  so  wenig 

wie  diese  dem  wirkhchen  Durch- 
schnitt des  Langhauses  entsprach, 
sondern  beüebig  über  die  1  lächei 
empoi  ragte,  versteh!  sich  von  selbst. 

Durch  L.  B.  Alberti  stelll 
sich  der  Typus  im  allgemeinen 
fesl :  eine  oder  zwei  Ordnungen, 
in  Halbsäulen  oder  Pilastern,  da- 
zu ischen  die  Thüren  und  Ebenster; 
bisweilen  ein  < riebe]  nach  antikem 

-    Blaria  Novella  zu  Florenz.  Tempel  Vorhild  :      die      Vermittlung 

des  schmälern  oberen  Stockwerkes 
mit  dem  unteren  öfter  durch  grosse  Seitenvoluten  statt  durch  einfachen 
Ansatz  der  Pultdächer. 

Alberti  fassl  a.  a.  0.    ;  57    bei  Anlass  von  S.  Francesco  (1447)  die  Fas- 
-   ■  -ii  prinzipiell  als  besonderes,  maskierendes  Prachtstück  (Fig.  109);  wer 
_...n   etwas  ändern  wollte     winde  tutta  quella  musica  ver- 
stimmen.    Ausgeführt    isl   jene  Fassade    nut    bis   etwas   über  das  Erdgeschoss. 
prächtige  korinthische  Halbsäulen Ordnung ,  dem  nahen  Augustus- 
I.  enthält.    Auch  die  Medaillons  in  den  /wickeln  sind  diesem 
entlehnt. 

HO),  erstes  Beispiel  einer  erzwungenen  schein- 
i  .  ,   Pilastei    fassen    eine   mächtige  Thüröffnung  und  aui 

i    und  kleinere  Nischen  ein;   darüber  ein  Giebel. 
Gii  bei:    de    re   aedificatoria   L.  VII .    c.   11.)   - 


§  70.    Andere  Fassaden  der  Frührenaiss 


14:; 


Die  Fassade  saml  Vorhalle  niedriger  als  der  Hauptbau,  welcher  mil  einer  grossen 

Lii^-iit.  die  das  grosse  Rundfenster  enthält,  darüber  hinausragt. 

An  S.  Maria  Novella  in  Florenz  (Fig.   111     inkrustierte  Alberti  über  dem 
mittelalterhchen  Erdgeschoss   den   oberen  Teil   der  Kassade  und  gab  das  erste 
Beispiel   der   vielleicht    nur   im  Stil    der  Inkrustation  erlaubten  Seitenvoluti 
Unten  ist  die  schöne  Einfassung  der  Hauptthüre  (vgl.  §   t8    von  ihm. 


Fig.  112.     I idin  von  I'ifii/.a.     Fassade     (Nach  M; 


Eine  Vorschrift,  welcher  A.  selber  nie  oachgelebl  hat:  de  re  aedif,  L.  VII, 
c  i.  wo  er  einen  vor  der  ganzen  Fronte  hinlaufenden  Portikus  mit  einem  grössern 
und  irgendwie  auszuzeichnenden  mittlem  Intervall  verlangt.      Vgl.  §  7»'. 


>'  7<>. 
Andere  Fassaden  der  Frührenaissance. 

Die   Gesamtbehandlung   dieser    Fassaden   des   XV.  Jahrhunderts   hat 
meist  etwas  Zaghaftes  und  Spielendes,  da  man  sich  noch  auf  den  vermeint- 


bleiben. 


'    Wie  weil  hier  der  Bauführer  Giovanni   Bettini  beteilig!    ist,   muss   dahingi 


144 


1\.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


liehen  absoluten  Wert  der  antiken  Einzelformen  verliess  und  sie  aoeh  nicht 
aui  <lie  Wirkung  hin  gestaltete  und  kombinierte.  Die  kleinsten  sind  in 
ler  Regel  die  besten. 

sweilen  hilft  der  Stoff  und  das  schöne  Detail.     In  Rom  hat  der  ernste 

Travertin  immer  Würde;    S.  Maria  del  Popolo,  die  Fassade   Ii77    die  Voluten 

später  .  von  einem  unbekannten  Meister;  S.  Agostino,   1479     83,  von  Giacomo 

isanta,    berüchtigt   durch   die  Hässlichkeit  der  Voluten,    die  auch  Meo 

del  Caprinas  Kathedrale  von  Turin     1492     98    verunzieren. 


Fig.  LI  a  di  ( ralliera  in   Bologna.     '  Noh]  i 


ries  von   Pienza,    um    1460  von  dem  Florentiner  Ber- 
I; ..  einem   Langhaus  von  drei  gleich  hohen  Schiffen  ent- 

Formen   kräftig   gegliedert;    hier  zum  erstenmal 
i   durch   den  Giebel   zwei  Pilaster  hindurch,    welche  eine  Furtsetzung  der 
pilastei   sind.      Fig.   112.) 
■  :i  Mittelaltei   durch  zahlreiche  Beispiele  zumal  in  Mittel-  und  l'nter- 
efert:  eine  quadratische  Wand,  in  zwei  oder  drei  Geschossen,  meist 
»rizontalem  Abschluss,    doch    auch    mil  flachem  Giebel;    Portale,  Rosen- 
ind    anderer  Schmuck   oft    in  reicher  Einzelbildung  über 
teilt. 


8  70.     Andere  Fassaden  der  Frührenaissam  e> 


145 


In  Frührenaissance  umgesetzt:  Madonna  tli  Galliera  in  Bologna  (Fig.  113). 
—  An  Madonna  della  Quercia  bei  Viterbo  die  Fassade  völlig  in  Rustika;  im 
Giebel  dekorative  Skulpturen. 

Aus  dem  XVI.  Jahrhundert:    Fassade  von  S.  Maria  dell'  Anima    zu  Rom 


(1514  :    der  Urheber   streitig;    mit    feiner    und    edler  Einzelbildung  der  Pforten 
und  der  drei  Pilasterordnungen,  doch  in  der  Wirkung  etwas  mag 

Mit  voller  Plastik  der  Formen,  in  Quadern  ausgeführt,  mit  dorischen, 
jonischen  und  korinthischen  Halbsäulensystemen  und  Nischen:  die  Fronte  von 
S.  Bernardino  in  Aquila,  vielleicht  das  mächtigste  Beispiel  des  Typus.  (Eben- 
dort  noch  mehrere  iiiLnhaii-rlie  Fassaden  .ms  dem   Mittelalter. 

Burckhardt,  [tauen.   Renaissance.    4.  Aull.  1*1 


U-; 


l\.  Kapitel,     Die  Komposition  der  Kirchen. 


Für   einschiffige  Kirchen    im    XV.  Jahrhundert    vielfach   massgebend    die 
-einfache  Fassade   der  Madonna   del  Calcinajo  bei  Cortona,    von  Francesco 
di  Giorgio    1485  begonnen  .    -.  Abbildung  in  §  76.  Vgl  u.  a.  S.  Pietro  in 

Montorio  zu  Rom     1472  ss.),    eine  schlichte  Travertinmauer  mit  Giebel,  Gurt- 
ilastern; dazu  nur  eine  Thür  und  tun  Rundfenster.  Ähn- 
I  i"                              da  Lugano    S.  Maria  de'  Miracoli  in  Castel  Rigone; 
Portal  und  Rundfenster  hier   131:2  von   hörnernen  Hort ini  aus  Sctti^mino. 

In  \  en  Inkrustation   und   verzierte  Friese  und  Pilaster  immer 

festiva  et  hilaris  facies;  vgl.  Sabellicus,  de  situ  ven.  urbis,  fol.  84,  S7;  selbst 
ireth  heisst  es  fol.  92:  usus  tristis,  sed  frons  loci  laetissima. 

In  den  Backsteingegen- 
den (§  I  i  1. 1  bald  mehr  ori- 
ginelle  und  freie  Umdeutung 
der  klassischen  Können  (S. 
Fietro  in  Modena,  Madonna 
diGalliera  in  Bologna  Fig.  1 13, 
117(1.  mit  lombardischer  Be- 
handlung der  Ecken  und  des 
Portals  von  Donato  da  C.er- 
nohhio.  1510-  IS.  bald  liebe- 
volle und  solide  Übertragung 
derselben  i  Fassade  von  S.  Sa- 
tire, in  Mailand.  §   HS). 

Kleine  Fassaden  wer- 
den geradezu  zu  Prachtpfor- 
ten:  die  originelle  Miseri- 
cordia  zu  Arezzo  (die  untere 
Hälfte  noch  gothisch,  1375, 
die  obere  von  Bernardo  Itos- 
sellino);  die  Confraternitä  di 
s.  Bernardino  zu  Perugia, 
lau!  Inschrift  1 1<>1  von  Ago- 
stinodiDuccio(Fig.44,S.90); 
S.  Spirito   in  Bologna. 

Anspruchslos  anmutig: 

zwei     kleine     Fassaden     zu 

S    i     terina,   1  i '  • »     '■'>.  von  Antonio  Federighi  und  Corso  di  Basliano,  «las 

.i  Mariano  di  Tingo,  und  S.  Maria  delle  m\  i.  von  1171  i  Fig.  1 1  1  und  1 15). 

In  Perugia  noch:  Madonna  della  Luce,  laut  Inschrift  von  1519,  und  in  der 

Lombardei  die  Kirche  von  Conigo  bei   Binasca,   1505  (Paravicini  Tafel  24). 

e  Fassaden  haben  immer  etwas  Mageres  und  Schwächliches,  z.B. 

;  ii  Kirche  ener  Zeil  in  Neapel,   Ferrara  etc.,  selbst  an  S.  Maria  delT 

Anim  a  (1514,  nicht   von  Giuliano  da  Sangalln...  obgleich  hier  die  Back- 

die    steinernen  Pilaster   und   andere  Gliederungen   und  die  schöne 

ai  zusammen  gestimmt  sind. 
g  Konkurs    1491)  für  eine  neue  Domfassade  in  Florenz  (§59)  ist 
»koll   erhalten;  Vasari  IV.  p.  299  - -.    Le  M.   VII,  |».  238  ss.),  im 


6  Tu.     Andere  Fassaden  der  Frührenaissance. 


147 


Kommentar  zur  v.  di  Giul.  da  Sangallo.  Florenz  biell  es  mit  diesem  Hau  wie 
mit  seinen  Verfassungen;  im  XIV.  Jahrhunderl  hatte  Arnolfo's  Entwurf  wegen 
zu  grosser  Einfachheit  der  Fassade  des  Giotto  weichen  müssen:  jetzt,  zu  Ende 
des  XV.  Jahrhunderts,  hiess  letztere  ..regelwidrig",  sine  aliqua  ratione  aut  iure 
architecturae,  doeh  riss  man,  was  davon  vollendel  war.  noch  nicht  ah,  wie  dies 
1586  bei  einem  ähnlichen  Konkurs  geschah. 

Teils  das  Vorbild  altchristlicher  Basiliken,  teils  wohl  eigene  Ratlosig- 
keit,  teils  Alberti's  Vorschrift  (§  69)  mag  gewisse  Architekten  vermocht 


Fig.  117.     Von  der  Vorhalle  iles  Domes  zu  Spoleto.    (Nach  Bühlmann  i 


haben,  Vorhallen  vor  die  Kirchen  zu  legen.  Doch  benehmen  dieselben, 
zumal  wenn  sie  ein  ( »hergeselmss  erhalten,  dem  ( Jobäude  leicht  den  kirch- 
lichen  Charakter. 

In  Rom:  S.  Marco  (Fig.  L16  ,  die  untere  Vorhalle  mich  li").  die  obere 
nach  L466;  biermil  ist  zu  vergleichen  die  L463  von  Giacomo  da  Pietrasanta 
erbaute,  unter  Julius  II.  abgetragene  dreigeschossige  Benediktionsloggia  am 
Vatikan  (Abbildung  mich  einer  alten  Skizze  hei  Müntz,  les  arts  ä  la  cour  des 
papes,  Uli.  —  S.  Pietro  in  vincoli  und  Ss.  Apostoli,  beide  aus  dem  letzten  Viertel 
<\r<  XV.  Jahrhunderts,  von  unbekannten  Meistern;  für  Ss.  Apostoli  vermute! 
Janitschek  Repertor.  für  Kunstw.  1881,  S.  214  die  Autorschaft  des  Gia 
da   Pietrasanta. 

In  Bologna:  S.  Bartolommeo  a  Porta  ravegnana,  von  Formigine 


9 


IV  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen 


An  der  kleinen  Carmeliterkirche  S.  Maria  bei  Arezzo  tritt  die  Vorhalle, 
ein  schöner  Bau  des  Benedetto  da  Majano  (?),  auf  beiden  Seiten  zwei  Boiren 
weit  über  die  Passade  vor  s.  oben  Fig.  s  aut  S.  :>l>  .  desgleichen  an  der  Chiesa 
del  t  -        -      in  Marciano  bei  Monte  Sansovino. 

Bei  Verdoppelung  der  Halle  wird  die  Fassade  leicht  zur  profanen  Loggia, 
was  das  Mittelalter  (an  S.  Ambrogio  zu  Mailand  und  später  sogar  der  Barock- 
stil a  S  Maria  Maggiore  und  an  S.  Maria  in  via  lata  zu  Rom)  recht  wohl  zu 
vermeiden  wussten,  während  die  Doppelhalle  am  Querbau  des  Laterans,  sonst 
ein  schöner  Hau  des  beginnenden  Barockstiles,  von  Domenico  Fontana,  gegen 
-Ken  hin,  etwas  Profaneres  hat. 


Vorhalle  der  Xavicella  zu  Rom.    (Nach  Letarouilly.) 


Kirchen    erhielten  überhaupt  jetzt  neue  Vorhallen:  der  Dom 

Narni   1497    der  Dom  von  Spoleto  (diese  \ sdler  Pracht,  erbaut  seit  1491 

d'Antonio  a  is  Mailand  und  Pippo  d'Antonio  aus  Florenz  iFig.  117), 
S    Maria  in  riavicella  zu  Rom  (Fig.   118,  einfach  schön,  dem 
ohne    urkundliche    aussage,    bloss  um  ihres  Wobilautes 
ö  . 

i  die  laut  Inschrift   1477    1497  ?)  begonnene  und  wohl 

richtete  Fassade  von  S.  Maria   in  Abbiate  Grasso 

Hauptmotiv   eine    rundbogige  Flachnische    von    der  llr.be  des 

n  dei   Seitenmauern  je  zwei  gekuppelte  Säulen  über- 

e    AM    Vorstufe    zur    grandiosen    Schlussnische    des 

m   Vatika 


§  71.     Die  Fassade  der  Certosa  l»ei  Pavia. 


141» 


§  71. 
Die  Fassade  der  Certosa  bei  Pavia. 

Ausser  aller  Analogie  .steht  die  Kassade  derCertosa  von  Pavia  |  Fig.  1 19), 
weltberühmt  durch  ihren  überreichen  Schmuck  (§51  und  §  136),  und  abgesehen 
von  demselben  vielleicht  die  bestgedachte  des  XV.  Jahrhunderts.    Ihr  Motiv, 


unabhängig  von  den  antiken  Ordnungen,  isl  das  der  romanisch-lombardi- 
schen,  abgestuften  Kirchenfronten  mit  vortretenden  Pfeilern  und  querdurch- 
laufenden Bogengalerien ;  innerhalb  dieser  festgeschlossenen  Formen  beher- 
bergt sie  allen  erdenklichen  Reichtum  in  weiser  Abstufung  des  Ausdruckes. 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


Kathedrali    von  Lugan< 


Annahme  gaU  als  Urheber  der  Maler  Ambrogio 

:        D  i\     ■  i   Bau  wirklich  begonnen,  vielleichl  nach  einem 

i  -i   i  i'M   durch  Giovanni  Antonio  ( »modeo,  fortgeführl 


§  12.     Fassaden  der  Hochrenaissance.  151 

mittlere  Galerie)  1500  -1507  von  Benedetto  da  Briosco  u.  a.  und  beendet  von 
Cristoforo  Solari.  Die  Pfeiler  lösen  sich  wie  schon  in  der  lombardischen  Gothik 
z.  B.  am  Dom  von  Gomo,  in  lauter  Nischen  mit  Statuen  §  51)  auf.  Die  Ab- 
stufung des  Schmuckes  ist  folgende:  am  Erdgeschoss,  dem  Auge  am  nächsten, 
Skulptur  und  gemeisselte  Dekoration  in  weissem  Marmor;  im  mittlem  ijetzt  ober- 
sten) Stockwerk  Flächen  und  Einfassungen  mit  Marmor  verschiedener  Farben 
inkrustiert,  hier  ganz  am  rechten  Orte;  ein  oberster  Aufsatz  sollte  konsequenter 
Weise  ein  grosses  Mosaikbild  enthalten.  Eine  alte  Zeichnung  zeigt  wenigstens 
als  obern  Abschluss  ein  reich  gefasstes,  ins  Halbrund  ausgehendes  Mauerfeld, 
welches  man  sich  nur  mit  Malerei  ausgefülll  denken  kann:  ein  späterer  Entwurf 
(Palazzi  diversi  neh'  alma  cittä  di  Roma,  ed  Giov.  Batt.  de1  ßossi,  X>tir>>  gib! 
dort  wirklich  ein  Gemälde,  aber  in  einer  derbem,  giebelgekrönten  Einfassui  _ 
In  ähnlichem  Prachtsinn,  aber  viel  massiger  in  Mitteln  und  Massstab:  die 
quadratische  (vgl.  §  70)  Marmorfassade  der  Kathedrale  von  Lugano  Fig.  120), 
wahrscheinlich  von  Tommaso  Rodari. 

§  72. 

Fassaden  der  Hochrenaissance. 

Im  XVI.  Jahrhundert  ist  die  Kirchenfassade  ein  Hauptgegenstand  der 
verstärkten,  wirksam  gemachten  Formensprache  (§  49).  Nur  wurden  die 
besten  Kräfte  zunächst  wiederum  ausgegeben  an  Entwürfe,  welche  nicht 
zu  Stande  kamen  und  an  Dekorationsfassaden  hei  Festen  (§  50  . 

Konkurs  v.  1514  im  Auftrage  Kens  X.  für  die  Fassade  von  S.  Lorenzo 
in  Florenz;  unter  den  Entwürfen  des  Rafael,  des  einen  Sangallo,  der  beiden 
Sansovino  und  des  Michelangelo  muss  der  des  letztern  einige  Zeit  sieher  als 
der  auszuführende  gegolten  haben:  die  früheste  Fassade  mit  vortretenden  Säulen 
wenigstens  im  Erdgeschoss  ii;:;7.  vgl.  i-'l  und  mit  bisher  unerhört  starker  Mit- 
wirkung von  Reliefs  und  Statuen  (laui  der  unvollständigen  Skizze  im  Palast 
Buonarroti).  Vgl.  Vasari  VII,  p.  188,  Nota  1  (Le  M.  XII,  p.  201,  Nota  .  v.  di 
Michelangelo;  VII,  p.  1-95  s.  Le  M.  XIII,  p.  77  s.),  v.  di  Jac.  Sansovino.  -  Beide 
Motive,  vortretende  Säulen  und  Zuthal  von  Skulpturen,  längsl  vorbereitet  /..  1!. 
in  den  Architekturen  paduanischer  und  ferraresischer  Gemälde  und  in  den  Fest- 
bauten, zumal  Triumphbogen. 

Wichtig  die  durch  Redtenhacher  \ilgemeine  liauzeitung  1^7üi  veröffent- 
lichten sechs  Ent würte  des  greisen  Giuliano  da  Sangallo,  deren  letzter  und 
schönster  demjenigen  des  Michelangelo  in  der  Mitwirkung  der  Skulptur  gleich- 
steht und  Um  in  der  Gesamterscheinung  wohl  würde  übertroffen  baben. 

Eine  analoge,  noch  viel  grössere  Pracht  muss  gewaltet  baben  in  der  Dekora- 
tionsfassade am  Dom,  bei  demselben  Besuch  LeosX.  1514,  einem  riesigen  Triumph- 
bogen mit  einer  Masse  von  Scheinreliefs  und  Statuen. 

Ms  die  herrlichste  Arbeit  diesei  Zeh  bezeichnet  Vasari  anderswo  den  nicht 
ausgeführten  Entwurf  de-  Girol.  Genga   für  den  Dom  von  Mantua    VI,  p.  321 
Le  M.  XI.  p.  91  .  \.  di  Genga;   vgl.  oben  §  .">.  67). 

Über  die  Fassaden,  welche  die  verschiedenen  Meister  für  St.  Peter  in  Rom 
ausgedacht   hatten,  i-t  auf  das  Werk  \.  Geymüllers  zu  verweisen. 


1\.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 

S  rlios   damalige  Theorie   über  die  Ordnungen  an  Fassaden  (L.  IV):    die 

dorische   für  Kirchen   heldenmütiger  und  ritterlicher  Heiligen,    die  korinthische 

für  Kirchen  der  Madonna  und  heiliger  Jungfrauen,  die  ionische  für  Heilige  fra 

busto  et  il  teuer.-.  . .  I>.  für  heil.  Matronen. 

Seid"  gibt  den  Gliederungen  gerne  ein  starkes  Relief,  wie  /..  B.  der  Auf- 

riss  L.  VII,  p.    11"   mit  Dreiviertelsäulen  und  vorije  kröpften  Gebalken  beweist. 

Die  Obelisken,   Kandelaber,  Statuen  u.  s.  w.,  welche  Ecken  und  Mitte  der 

.  krönen  und  gleichsam  eine  überschüssige  Kraft  derselben  in  die  Luft 

.  werden  besonders  reichlich  in  dieser  /eil  angewandt;  s.  die 

mit  Obelisken  beladene  Fassade  von  S.  Maria  dell'  Orto  zu  Koni  (Giuüo  Romano ?) 

und  des  jüngeren  Sangallo  Projekt  für  St.  Peter,  wo  man  freilich  in  den  vielen 

iglie"  «in  gothisches  Giemen!  erkannte;  Vasari  Y.  p.    M37  (Le  M.  X.,  p.  17), 

v.  d    \     .  S     gallo.  In  der  That  hatte  schon  die  Frührenaissance  solchen  Schmuck, 

zum  Teil  als  Erbstück  aus  dem  Gothischen,  hie  und  da  gebraucht  (§  19). 

§  73. 
K  assa  '1  e  □  '1  e  r  X  a  c  li  b  1  ü  i  e. 

In  der  Periode  von  1540  bis  1580  (vgl.  §  56)  stellt  sieh  hauptsäch- 
lich in  Rom  derjenige  Durchschnittstypus  der  Fassaden  fest,  welcher  dann 
auf  den  Flügeln  der  Gegenreformation  in  alle  Well  getragen  wurde.  In  all 
seinen  verschiedenen  Srliattiermiuvn  strebt  derselbe  jedesmal  nach  einer 
konventionellen  Harmonie,  welche  für  jene  Zeit  eine  vollkommene  Wirk- 
lichkeil  hatte. 

Die  wi  e  der  Renaissance,  der  Zentralbau,  konnte,  wie  hier 

.  ritlich  wiederholt  werden  muss,    entweder  die  Fassaden  entbehren  oder  er 
lern  Ganzen,  zumal  der  Kuppel,  unter.     Die  einseitige  Ausbildung 
hievon  emanzipierten  Fassade  war  ein  Unglück.    Allein  sie  bildet  nun  ein- 
wie  Alberti  ominöserweise  schon   1447  gesagl  hatte,  eine  musica,  und  man 
nst  wieder  von  ihr  lernen,  wenn  gewisse  Täuschungen  aus  der  Archi- 
tekt ihrhunderts  geschwunden  sein  werden. 

Kiner  Ordnung,    wie  si<   .jetzt   besonders  Palladio  liebte,   ist 

der  Bauwahrheil    um    einen  Schritt  weiter   entfernt  als  die  von  zwei  Ord- 

.1    -:••   auf  den    Breitenunterschied    von  Oberbau    (Mittelschiff)   und 

L'nti  ler  Kapellenreihen)  keine  Rücksicht  nimmt;    dazu    ist 

hw-T'-n  Disharmonien  des  Einzelnen  unterworfen.    Palladio  selber  leistete 

lies    darin:    Fassade    von   S.  Giorgio  Maggiore    und    besonders 

\  enedig. 

n  Elemente  der  Fassade  von  zwei  Ordnungen,  wie  sie  sich 
jtsetzen  und  bis  tief  in  die  Barockzeit  behaupten,  sind  folgende: 

unten    meist  korinthisch  oder  dorisch,    oben  Gomposita, 

veise  in  blossen  Pilastern,  seltener  in  Halb- oder  Drei- 

ulen  mit  Begleitung  von  Pilastern;        ihre  Grup- 

enl  daz  zu  gliedern;         Friese  und  Architrave  schmuck- 

-  Vortreten  des  mittleren  Teiles  der  Fassadenfläche  und  folgerichtig 

Bildung  der  Hauptpforte,  etwa  mit  vortretenden 


§  l'A.     Fassaden  der  Nachblute. 


153 


Säulen,  wenn  sonst  die  Wandordnungen  nur  aus  Pilastern  bestehen;  Nischen; 
—  vertiefte  quadratische  Felder,  welche  als  Andeutung  von  Reliefs  gelten 
mögen;  —  mächtige  Bildung  des  Hauptfensters;  —  Schmuck  von  Laubwerk 
und  Kartuschen,  etwa  von  Kapital  zu  Kapital  gehend :  -  -  hie  und  da  der  Dach- 
rand  mit  Balustraden,  Statuen  und  Akroterien  geschmückt:  --  die  Voluten  derb 
gebildet;  —  dies  alles  proportional  zusammengestimmt  sowohl  in  Beziehung  auf 
die  Grösse  als  auf  die  stärkere  oder  massigere  Plastik  der  sämtlichen  Teile. 

Besonders  einflussreich:  die  Fassaden  von  S.  Spirito  in  Rom  (von  Masche- 
rini):   — 

S.  Gaterina  de'  Funari 
und  S.  .Maria  de'  Monti 
(Fig.  121.  von  Giacomo  della 
Porta,  der  unter  Michelange- 
los Einfluss  stand) ;  - 

S.  Maria  traspontina 
von  Salustio  Peruzzi,  dem 
Sohn  des  Baidassar  ;  -  lauter 
mittlere  und  seihst  kleine 
Bauten,  und  desto  brauch- 
barer als  Vorbilder. 

I  läufig  hat.  zumal  an 
kleineren  Kirchen,  das  Ober- 
geschoss  der  Fassa.de  die 
volle  Breite  des  unteren,  so 
dass  grosse  Teile  davon  in 
der  Luft  stehen.  Es  ist  die 
nunmehrige  Neu-estall  der 
quadratischen  Wand  §  70). 
Hiefür  wirkte  wohl  vor- 
bildlich jenes  Projekt  Michel- 
angelos für  S.  Lorenzo  in 
Florenz  §  72);  eine  der  be- 
kanntesten  Fassaden  dieser 
Art :  S.  Luigi  de'  Francesi 
in  Rom. 

Das  XVII.  Jahrhunderl   vervielfachte  dann  die  Glieder, 
und  begann  sie  endlich  zu  brechen  und  zu  schwingen. 


Fig.   1-1.     S.  Maria  de'  Monti.     (Nach  Letarouillv.i 


betonte  sie  stärker 


§   7  1. 
Innere  Anlage  der  Langkirchen;   Basiliken. 

Unter  den  longitudinalen  A.nlagen  schien  zu  A.nfang  der  Renaissance 
die  Basilika  oder  flachgedeckte  Säulenkirche  die  erste  Stelle  einnehmen  zu 
wollen,  sie  trat  indes  bald  zurück,  weil  sie  sich  nur  schwer  an  einen 
Chorbau  mit   Kuppel,  die  begünstigte  Form,  anschliessen  liess. 

Italien  besass  damals  noch  die  gewaltigen  Basiliken   der  christlichen   I  r- 
zeit,  alt  st.  Peter  und  st.  Paul  in   Rom,  den  Dum  von  Ravenna  etc.    Man  er- 


154 


IX.  Kapitel.     l>ie  Komposition  der  Kirchen. 


kannte   auch   den  Wort    di  -      Bauweise  wohl.     Die  venezianischen  Gesandten 
523     i    \-     nennen  S.  Maria  Maggiore    in  Rom   die   schönste   der   sieben 
Patriarchalkirchen,  chiesa  molto  allegra.    Julius  II..  der  als  Kardinal  die  Kirche 
SS    \     -•  Rom  herstellte,  fand  einen  Stolz  darin,  die  Tribuna  riesig  gross 

neu  z  :  Vitae  Papar.,  bei  Mural   111.  II.  Gol.   1064. 

Alte  Basiliken  erhielten  jetzt  bisweilen  herrliche  kassetleudecken.  so  S.  Marco 

: 'in    durch  Marco  de' Dolci,   1467     71),  S.  Maria  Maggiore  (1493     98,  durch 

n  unbekannten  Meister).     Vgl.  §   15S. 

Auf  Brunellesco  sollen     Vasari  1.  p.  332,  v.  di  Andrea  Tafi)   die   floren- 

tinischen  Basiliken  der  Protorenaissance  (§  17    grossen  Eindruck  gemacht  haben. 

ibar   hielt    er   die  Basilika    für   die  angemessenste  Gestall  der  Langkirche. 


azo  zu  Florenz.    Grundriss.  Fig.  L23.    S.  Spirito  zu  Florenz.    Grundriss. 


Der   bei  S.  Lorenzo    Fig.  122,  12k   12.")!  überraschende  Gisterziensertypus 

bildung,  wie  ihn  de-  Bettelordenkirchen  besonders  eingebürgert  hatten, 

war  hier  bereits,  bevor  Brunellesco  den  Hau  übernahm,  seil    Min  nach  einem 

•  des  Kanonikers  Dolphini  in  der  Ausführung  begriffen  und  isl   wohl  nicht, 

M     etti    vita  di  Brunell.,  ed.  Holtzinger,  p.    i7i  meint  .   wieder  ahiMdrairen. 

!'     ksichi  auf  die  damals  beschränkten  Mittel  von  Brunellesco  bei- 

Fabriczy,  Brunellesco,  S.   159).     Das  Langhaus   entwarf 

doch    wurden    dieselben   auf  seine  Antraue  bei 

Medici    n<  n    Beginn   <\>-^  Baues  beschlossen.     In  der  Ausfüh- 

ilmi   der  Bauführer  A.  Manetti  Ciacheri  die  Kapellenanlage  und 

. 


§   74.     [nnere  Anlage  der  Langkirchen;  Basiliken. 


1 55 


In  S.  Spirito  nach  Brunellescos  L435  gefertigten  Modell,  L445  im  Bau 
schon  ziemlich  vorgeschritten,  später  mit  einzelnen  Abweichungen  gebaut)  ist 
die  Säulenhalle  um  Querschiff  und  Chor  herumgeführt,  mit  reichem  Durchblick, 
aber  profan  wirkenden  zweiteiligen  Abschlüssen;  die  sämtlichen  Wände  hier 
in  halbrunde  Nischen  aufgelöst,  die  erst  später  aussen  geradlinig  abgi  -<  h  • 
wurden.  Die  Aufstellung  des  in  seiner  jetzigen  Gestalt  späteren)  Hochaltars 
inmitten  der  Vierung  mildert  den  Eindruck  der  zweiteiligen  Abschlüsse  der 
Kreuzarme  und  bekundet  in  Verbindung  mit  der  nach  Brunellescos  Modell  er- 
richteten Kuppel  über  der  Vierung  die  Tendenz,  den  Langhausbau  hier  mit 
einer  zentralisierenden  Anlage  der  Ghorpartie  zu  verschmelzen    Fig.   123  . 

Vorzüglich  an  S.  Lorenzo  entwickelt  Brunelleseo  die  ganze  Macht  und 
Bedeutung  seines  Säulenbaues  mit  I>ne.en  i  .'>.">  und  die  volle  Reife  des  Raum- 
gefühls. (Das  Intervall  von  Säule  zu  Säule  dem  von  der  Säule  zum  ent- 
sprechenden Wandpfeiler   und    —    der    Hallte    <\>-~   Mittelschiffes.      Aussen    hat 


Fig.  1-4.    S.  Lorenzo  zu  Florenz.    Längenschnitt. 


S.  Lorenzo   römisches  Gebälk   mit  Konsolen  über  der  glatten  Mauer   (s.  Abbil- 
dung in  §  81);  sonst   heide  Kirchen  ganz  schlicht,  die  Fassaden   Rohbau. 

In  Toscana  sonsl  aus  dem  KV.  Jahrh.  nur  noch:  der  Dom  von  Cörtona 
mit  i falschem  oder  echtem?)  Tonnengewölbe,  angeblich  von  Ant.  da  Sangallo 
dem  Alteren. 

Alberti  L.  VII),  der  auch  hier  Heidnisches  und  Christliches  vermengt, 
rühmt  doch  deutlich  an  der  Basilika  gegenüber  der  gewölbten  Bauweise  die 
bessere  Akustik,  gestattet  gegen  sein  sonstiges  Vorurteil  (§  35  hier  Bogen 
über  den  Säulen,  redel  sogar  von  Basiliken  mit  Obergeschoss  und  g] 
Fenstern  in  der  Mauer  darüber,  verlangt  für  letztere  metallenes  Gitterwerk  und 
beschreib!  Profilierung  und  Zierat  der  Deckenkassetten  und  deren  wohlthätige 
Abwechselung  mit  Rundfeldern.  Doch  zieht  er  das  Wölben  voi  wegen  gross 
dignitas  und  Sicherheit  gegen  Brände. 

[n  Oberitalien  gibl  es  eine  bedeutende  Menge  von  Säulenkirchen  mit 

Tonnengewölben,  welche  von  niedrigen  Kuppeln  unterbrochen  werden  oder 

damit  beginnen  und  schliessen. 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


Vgl.  hierüber  Lübke,  Gesch.  der  Architektur,  VI.  Aufl.,  Bd.  II.  S.  299  ff. 
S.  Francesco  in  Ferrara,   lH'l.  von  Biagio  Rossetti; 
S    Benedetto  ebenda,  begonnen   1496  von  Girolanm  da  Mroscia,  vollendet 
1550  von  Battista  und  Alberto  Tristani;  — 
S  Sisto  in  Piacenza,  1499—1511,  vermutlich  von  Bern.  Zaccagni.  (Vgl.§80.) 
litt»-,  mit   lauter  Kupoletten  bedeckt,  olt'nen  sich  i^e^en  Keilien 
en  Kapellen;  reiche  Rundschlüsse  des  Chores  und  der  Querarme,  üppige 
ttion,  aber  t .t-t  gänzlicher  Mangel  an  Oberlicht. 

Einfachere  Basiliken  mit  Tonnengewölbe:  S.Maria  in  Organo  zu  Verona, 
M^l.  —  und  s.  Bartolommeo  a  Porta  ravegnana  zu  Bologna. 


Fig    I-        ä     I.       azo  zu  Floren/..     Inneres. 


>lich  '-in  bedeutsamer  Ausläufer  der  Florentiner  Schule:  der  Dom 

,/„i  von  Giuliano  da   Majano.  begonnen   1474,  dreischiffige  Basilika  mit 

chirT  und  mittelalterlicher  Ghorbildung     Ghorquadrat  mil 

'.    snahme  der  kuppelüberdeckten  Vierung  alle  Räume  mil  kuppe- 

lichti      G  wobei   als  Stützen    derjenigen    im  Mittelschiff  je  die  zweite 

Pfeiler  ersetz!  wird:  über  den  Arkaden  ein  fortlaufendes  Ge- 

m   den  Schildbögen    dai  osse  Rundfenster.     (Vgl.  die  Publikation 

..  Lutz         Zeitschrifl   f.  bild.  Kunst.   1889,  S.  64  ff. 

Basiliken:   -    Maria   in  Vado  zu  Ferrara,   1495  von  Biagio 
rristani,  Michele  zu  Venedig,   1469  von  Moro  Goducci 

Paolo  ..öl   Murano,   1509. 
/  in  Venedig,   I  156  von  Martino  Lombardo  (oder  Ant.  di  Marco?) 


§  75.     Flachgedeckte  einschiffige  Kirchen. 


15" 


(Fig.  126),  noch  halbgothisch, 
mit  weiten  Spannungen ,  wel- 
chen zwei  Kreuzgewölbe  und 
eine  Kuppel  entsprechen:  der 
Chor  mit  Umgang  in  zwei  Ge- 
schossen. 

Servi  (oder  Concezione) 
in  Siena  (Fig.  127  und  128), 
Säulenkirche  mit  Kreuzgewöl- 
ben, in  den  Seitenschiffen  so- 
gar noch  spitzbogig  (nicht  von 
Peruzzi),  das  Querschiff  mit 
den  polygonen  Abschlüssen  von 
einem  Oberitaliener,  Domenico 
di  Pietro  (vgl.  Milanesi  bei  Pan- 
tanelli,  Fr.  di  Giorgio  e  l'arte 
in  Siena,  p.  74).  Zu  den  Details 
des  Langhauses  vgl.  Fig.  13, 
S.  57. 

Später  nahm  sich  (in 
Genua  und  Neapel)  der  begin- 
nende Barockstil  wieder  der 
Basilika  an.  Die  in  ihrer  Art 
grossartige  Annunziata  zu  Ge- 
nua, von  Giacomo  della  Porta; 
S.  Filippo  in  Neapel  etc. 


Fig.  126.     S.  Zaccaria  in  Venedig.    (Nohl.) 


§    75. 


F  1  a ,c  h  g  e  d  e  c  k  t  e  einschiffige  Kirchen. 

Viel  häufiger  tritt  die  flachgedeckte  einschiffige  Kirche  mit  Kapellen- 
reihen  zu  beiden  Seiten  auf.    Es  wird  dies  die  wesentliche  Form  dw  meisten 


. 


Fig.  127.    Servi  zu  Siena.    Grundriss.  Fig.  128.    Servi  zu  Sil  schnitt.    (L.) 


158 


IN..  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


.  nskirchen,  welche  in  Italien  von  jeher  einschiffig  und  anfangs  wie  es 
der  Zufall  brachte,  in  der  Folge  aber  symmetrisch  mit  angebauten  Seiten- 
kapellen versehen  wurden. 

So  s.  Francesco  und  S.  Domenico   in  Siena  etc.     Jetzt    öffnete  man  die 
Mauer   reg         ssig  in  lauter  Kapellen,   verstärkte  aber  die  ['feiler  dazwischen 


Fig.  ';     te  bei  Florenz.    (Nach  Schill  gez.  von  Etiess.) 


aufenden  Mauern,    welche   die  Balkendreiecke  des  Daches 
.    Man  erreichte  dabei  ein  Hauptziel  der  Renaissance:  die 
Mittelschiffes,  und  gewöhnte  das  Auge   so  daran,  dass  es  die- 
:,n  auch  in  d<  rcl  en  verlangte. 

■    Problem  lii  i  ntlich  in  dem  Verhältnis  der  Breite 

und    in    der  <  restall    der  Kapellenem-rui^e. 


§  7.").     Flachgedeckte  einschiffige  Kirchen. 


159 


Albertis  Annahmen  de  re  aedific.  L.  VII.  c.  i.  die  Kapellen  müssten  in  un- 
gerader Zahl  und  von  dieser  und  jener  bestimmten  Öffnungsweite  sein,  sind 
ganz  willkürlich.'  Letztere  von  einfachster  Pilasterordnung  bis  zu  triumph- 
bogenartigem Reichtum.  Die  Kapellen  seihst  können  kleiner  und  zahlreich.] 
oder  grösser  und  weniger  sein,  —  grössere  oder  geringere  Tiefe  besitzen; 
der  Altar  kann  jedesmal  an  der  Ostwand  stehen  und  dann  das  volle  Lieht  eines 
Seitenfensters  gemessen,  —  oder  die  Mitte  der  Kapelle,  sei  es  eine  Dache  Hinter- 
wand oder  eine  halbrunde  Nische  einnehmen,  wobei  er  kein  eigen.--  Lii  hl  oder 
das  von  zwei  Seitenfenstern  hat.  Die  Kapellen  sind  bisweilen  Schatzkammern 
der  Malerei  und  Skulptur,  während  sieb 
hier  die  Baukunst  auf  ein  Notteil  beschrankt, 
wenn  ihr  nicht  besondere  Ausbauten,  Kapel- 
len mit  eigenen  Kuppeln  und  dergleichen 
bewilligt  werden. 

Die  Obermauern  erhalten  eine  zweite 
Pilasterordnung  oder  dekorative  Malereien. 
Der  Eingang  zum  Chor  geschieht  gerne 
durch  einen  grossen  Bogen.  Den  l-'.i—ad.n 
i-t  diese  Anlage  günstiger  als  die  Basilika, 
wegen  Breite  des  Mittelschiffes. 

Einige  grosse  Baumeister  haben  auch 
diesem  bescheidenen  Typus  einen  unver- 
gänglichen Wert  verliehen. 

Giul.  da  Sangallo:  S.  Maria  Maddalena 
de'  Pazzi  in  Florenz,  etwa   147<) — 1480. 

Gronaca  nach  1489:  S.  Francesco  al 
monte  ebenda,  „la  bella  villanella"  Fig.  129). 
—  Heisst  auch  S.  Salvatore  del  monte. 

Im  Langhaussystem  sehr  ähnlich  der 
Dom  von  Cittä  di  Castello,    1  182  begonnen. 
1540  vollendet;  Baumeister  (oder  Bauführer? 
war  Elia  di  Bartolommeo  Lombardo. 

Jacopo  Sansovino:  S.  Marcello  in  Rom 
1519)    und    spater,     vielleicht     unter    dem 
Einfluss   eines   Pedanten     §  57),    S.  Francesco   della  Vigna    in  Venedig,    1534. 

Ant.  da  Sangallo  d.  J.:  S.  Spirito  in  Kein    §  73  . 

[n  Neapel  ist  dies  die  vorherrschende  Kirchenform  der  guten  Zeit :  Kirche 
M'Hiteoliveto  etc.:  —  in  S.  Maria  delle  Grazie  (1517  i'i  triumphbogenartige 
Kapelleneingänge.  In  Neapel  die  Kassetten  der  Flachdecke  durchgängig  durch 
grössere  Felder  mit  Malereien  auf  Tuchflächen  verdrängt. 


Fis 


mtua. 


§  76. 
E  inschi  t'i  i  ge  G  e  w  ö  1 1>  e  k  i  r  c  li  e  d. 

Einschlüge  Gewölbekirchen  mit  Kapellenreiherj  eiTeichen  im  XV.  Jahr- 
hundert selten  eine  genügende  Ausbildung,  werden  ahn-  um  die  Mitte  des 


1\.  Kapitel.    Die  Komposition  der  Kirchen. 


XVI.  Jahrhunderts  in  einer  glücklichen  Umgestaltung  zum  vorherrschenden 
und  bald  in  der  ganzen  katholischen  Well  gültigen  Typus. 

Alles  hing  hier  von  den  Schicksalen  des  Gewölbes  ab.  Das  reine  Tonnen- 
gewölbe, welches  eigentlich  nur  dann  schön  ist.  wenn  es  als  dunkler  Durch- 
gang zwischen  zwei  liebten  Räumen  wirkt  (s.  die  Halle  in  Rafaels  Schule  von 
Athen),  bleibt  entweder  zu  dunkel  oder  es  erhall  ein  fatales  Unterlicht.  Bru- 
nelles  -  Badia  bei  Fiesole,  mit  Tonnengewölbe  über  Haupt-  und  Querschiff 
und  kuppelichtem  Gewölbe  über  der  Kreuzung,  gibt  als  Bau  der  höchsten  Ein- 
fachheit keinen  Massstab;  selbst  die  Kapellen  öffnen  sieh  einzeln  gegen  das 
Schiff",  ohne  einfassende  Ordnimg.     Vgl.  §81. 


Madonna  del  Calcinajo  bei  Cortona.    (Nach  Gnauth.) 


Langha  S    Andrea  in  Mantua  (Fig.  130),  d'Agincourt,  T.  52, 

mit   kassi  Tonnengewölbe   von   53  Fuss    Diametei    und   95  Fuss  Höhe, 

über  ächiedenen  Kapellen,  die  durch  reiche  Pilaster 

t   sind;  dei   ursprünglichen  Dekoration  gehören  an:  die  gemalte  Kasset- 
-   Hauptgesimse  und  die  Gesimse  der  Nebenkapellen. 
-t    mächtig    und  von  sichtbarer  Einwirkung  auf  das  Motiv  der 
-     P  i  ■  m.    I  >as  Langhaus  nui   mil   l  Interlichl  durch  die 

i    dei    Kapellen    und    klein.-  Rundfenster  über  den  letzteren;    um 
■   wirkt  dei    Lichteinfall   durch  die  (neuere)  Kuppel. 
In  ..mit  i-t  Francesco  di  Giorgios  Madonna  de!  Gal- 

en   1485,  die  Kuppel     1514)  von  Pietro  di  Dianenico 
Fig.   131      133. 


i(i.     Einschiffige  Gewölbekirchen. 


l.il 


S.  Giorgio  in  Verona,  von  Sanmicheli.  Das  schmucklose  Tonnengewölbe 
über  je  vier,  zu  zweien  gruppierten  Kapellen;  der  lichtbringende  Kuppelraum 
ohne  Querarme;  die  Formengebung  einfach  elegant. 

Kreuzgewölbe,  welche  Oberfenster  gestatteten  §  18),  in  S.  Pietro  in  Mon- 
torio  zu  Rom,  wo  auf  je  eine  Abteilung  derselben  unten  je  zwei  Rundnischen 
hinaustreten,  —  im  Langhaus  von  s.  .Marin  della  Pace  nur  je  eine. 

Der  geistreichste  Bau:  Monastero  maggiore  zu  Mailand  (Fig.  134  .  von 
Dolcebuono ,  1503—19  §  23,  i8),  für  lauter  Fresken  und  Dekoration  gebaut 
und  doch  schon  ohne  Rücksicht  darauf  schön.  Über  den  Nischen  des  Erd- 
geschosses läufl  ein  oberer  Gang  ringsum,  der  nach  aussen  durch  die  Fenster- 
wand, nach  innen  durch  eine 
graziöse  Säulenstellung  einge- 
fassl  ist :  darüber  die  leicht. 
gespannten,  oblongen,  bemal- 
ten (§  23)  Kreuzgewölbe.  Ähn- 
liche Kreuzgewölbe  mit  reichem 
Arabeskenschmuck,  angeblich 
von  Borgognone,  in  der  Sakri- 
stei von  S.  Maria  della  passione 
in  .Mailand;  in  den  Lünetten 
Halbfiguren  von  Heiligen. 

Der  Umbau  von  S.  Gia- 
como  maggiore  zu  Bologna 
1493 — 1  öl  II»:  zwischen  die  nach 
innen  vortretenden  Wandpfei- 
ler wurden  je  drei  zierliche 
Kapellennischen  gelegt  und  das 
Schiff  mit  einer  Folge  von  kup- 
pelichten Gewölben  bedeckt. 

Zwei  Entwürfe  Peruzzis 
für  S.  Domenico  zu  Siena ; 
im  einen  Langhaus  und  Quer- 
schiff, im  anderen  nur  ersteres 
mit  drei  Kuppeln;  die  Pfeiler 
nach     innen    eineezOffen     und      ' '^  '  U'  ^- Maurizio  (monastero  maggiore)  zu  Mailand.    Lasius.) 

wie  dir  Mauern,   mit   Nischen 

versehen;   -.  bei    Redtenbacher,    11.  Peruzzi    und   sein.'  Werke    Tafel  9  u.   10. 

Der  wesentlichste  Schritt  zu  einer  Normalform  war,  d;is>  man  zwar 

das  Tonnengewölbe  wieder  vorzog,  dasselbe  aber  mil  Fenstern  durchschnitl 

und  die  so  entstehenden  irrationellen  Formen  durch  reiche  Stukkaturen  in 

Harmonie  brachte. 

Noch  .m-  dem  XV.  Jahrhundert:  il  Garmine  zu  Padua,  Tonnengewölbe 
mit   Reihen  von  Stichkappen  und  Halbrundfenstern     Fig.   135  u.   136). 

Mit  dem  Beginn  der  Gegenreformation  vollende!  sich  jener  höchsl  ein- 
flussreiche Bautypus,  welcher  ein  nur  massig  langes,  ahn'  möglichst  breites  und 
hohes  Mittelschiff  (erhelll  durch  Fenster  im  Tonnengewölbe,  begleite!  von  gros 

Hurckhar.lt.  Italien.  Renaissance.     1.  Aufl.  11 


1\.  Kapitel.    Die  Komposition  der  Kirchen. 


nicht  tiefen  Kapellen  in  die  innigste  Verbindung  setzt  mit  derjenigen  Kuppel- 
anlage, welche  oben    §67)  als  die  des  Zentralbaues  der  Barockzeit  geschildert 

e     ist     l1     K        arme  treten  im  Grundriss  kaum  oder  gar  nicht  über  die 
Kapellen  des  Hauptschiffs  vor. 

Dei   entscheidende  Bau  als  Vorbild  für  grössere  Kirchen :  il  Gesü  in  Rom, 

Kirchen:   S.  Maria   de'  Monti  (Fig.   138  u.   139),    von  Giac. 
«lella  Porta,  mit  bes  schön  stucchiertem  Tonnengewölbe. 

Einschnitte  der  Fenster  bilden  auf  der  cylindrischen  Fläche  des  Ge- 
-  -  Audi  die  Halbkuppe]  des  Chores  erhalt  jetzt  gerne  Fenster. 


rmine.    (L.) 


Fig.  L36.    Padua.    Garmine.    (L.) 


Samt  '  rewölbe  jetzt   nur  noch  selten  rein  konstruiert  und  gleichartig  kasset- 

tiert,  vielmehr  einer  freieren  Konstruktion  und  Dekoration  anheimgegeben. 

Palladio:    II  Hedentore   zu  Venedig,   mit  glatt   und  weiss  gelassenen  Ge- 
wölben,   durch  Anlage,   Raumverhältnisse  und  Gliederung  (mit  Halbsäulen  und 
der   höchsten  Meisterwerke   der  Spätrenaissance;   die  Fassade 
vielleicht  dii  ichste  von  Einer  Ordnung. 

n   dauern   auch  in  einzelnen  einschiffigen  Kirchen  die  Reihen  von 
kuppelichten  Gewölben  fort;  S.  Fedele  zu  Mailand,  von  Pellegrini,  und  dessen 

-   von  s.  Gaudenzio  zu  Novara. 


§  77. 
Drei si  bif fige  Gewölbeki  rc  li  e  n. 


I»j(-   dreischiffigen   gewölbten  Kirchen  zeigen  alle  möglichen  Formen, 
Ausschmückung*-   und    Beleuchtungsweisen.     Die   schönsten   darunter  sind 


S   t  (■ 


Dreischiffige  Gewölbekirchen. 


163 


solche,  die  aus  relativ  wenigen,  den  Formen  des  Zentralbaues  sich  nähernden 

Teilen  bestellen. 

Der  Neubau  von  St.  Peter,  wie  ihn  Nikolaus  V.  haben  wollte  (um  1450), 
wäre  eine  riesige  drei-,  oder  mil  den  Kapellenreihen  fünfschiffige  Kirche  ge- 
worden, mit  Kreuzgewölben  und  Rundfenstern  an  den  Obermauern.  Vitae  Papar., 
bei  Mund.  III.  II.  Gol.  933  ss. 

Unter  dem  gewiss  nicht  glückliche»  Eindruck  dieses  Entwurfes  -eheint 
Giacomo  da  Pietrasanta  1479  S.  Agostino  in  Rom  und  ein  anderer  Meister  I  i 7J 
S.  Maria  del  Popolo  komponier!  zu  haben:  Kreuzgewölbe;  Oberlicht;  die  Pfeiler 


Fig.  137.     II  Gesü  in  Rom.    (Nach  Gurlitt.) 


Fig.  138.    S.  Maria  de'   Sfonti. 
\  ich  Letarouilh  .1 


mit  Halbsäulen.    Vgl.  £  48.    Ausserdem  Einwirkung  der  Konstantinsbasilika  ? 
Von  Serlios  Entwürfen  im  V.Buch  gehört  der  11.  hieher.  der  12.  zum  vorigen 
Paragraphen. 

Der  mächtigste  Hau  dieser  Art,  der  1  i-si;  von  Cristotbm  Rocchi,  wohl 
unter  Mithilfe  des  Bramante  (vgl.  Milanesi  II.  t35  und  v.  Geymüller,  Ursprüng- 
liche Entwürfe,  S.  36)  entworfene  Dom  von  Pavia  (Fig.  140  u.  141),  dreischiffig 
mit  Kreuzgewölben  und  einem  achteckigen  Kuppelraum  muh  Durchmesser  de- 
ganzen Langhauses,  blieb  Fragment  und  ist  in  seiner  Vollständigkeil  nur  durch 
das  erhaltene  Modell    §  59)   bekannt. 

S.  Giovanni  in  Parma  iKi<j-.  t  \~2  lii  .  dreischiftig  mit  Kreuzgewölben, 
von  Bernardino  Zaccagni  1510),  mil  polygonen  Kapellen  am  Langhaus;  reiche 
Bemalung  der  Bauglieder. 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


Drei  Schiffe   von   gleicher  Höhe   mit  Kreuzgewölben   gab  Pius  II.   seiner 
Kirche  zu  Pienza,    weil   er   diese  Anordnung   in   einei    österreichischen    Kirche 
len   und   schöner   und   der  Beleuchtung  günstiger  gefunden    halle:    l'ii  II. 
Coninient.,  L.  IX,  p.  430.     Vgl.  §  8,  22 

Damals  war  auch  der  gothische  Dom  von  Perugia  noch  im  Bau?) 
S    Maria   «1.11'  Aniina    zu   Rom    1500,    «las  Innere    von    einem    nordischen 
Baumeister;  auch   hier  gleiche  Schiffhöhen,  Kreuzgewölbe        und  hohe,  miss- 
Vandnischen. 


Fig.  139     S    Maria  de'  Monti.    (Nach   Letarouillj  I 


iche  Schiffhöhen   amh  hei  der  inil   Kreuzgewölben  versehenen  Fonte- 

1484)  I  hei  S.  Maria  Aiiiinn/iala  zu  Camerino,  wo  in  einen 

h    1  i ' •  'i    korinthische  Säulen    mit  Gebälkstücken  und 

jetzt  äind. 

Kirchen    mil    Tonnengewölben    isl    die  Annunziata    zu  Arezzo 

3chön;    <-i   wagte  es,    zwischen   die  Pfeiler- 

!.<■   eine  Mauer   mit   Fenstern    zu    setzen.     Dazu   die 

■.'.II  angeordnete  Vorhalle,  die  zierliche,  niedrige  Kuppel,  die  Eleganz  und 

es  S  Fig.   I  i<;  u.   I  17. 


77.     Dreischiffige  Gewölbekirchen 


L65 


Dagegen  verliert  jedes  Tonnengewölbe,  das  bloss  aus  den  Nebenschiffen 

Lieh!  empfängt,  die  kirchliche  Weihe,  so  edel  die  Formen  gebildet  sein  mögen : 
S.  Maria  presso  S.  Gelso   zu  Mailand,   von  Dolcelmono,    1490  begonnen 

(vgl.  Dokumente    bei  Galvi  Notizie  II.    180;   die  Fassade   von  Gal.  Alessi,   der 

Vorhof  1514  von  einem  unbekannten  Meiste]   :  — 

auch  llal'ael  mit  seinem  Tonnengewölbe  über  dem  Mittelschiff  von  St.  Peter 

(§  66)  würde  diesem  Übelstand  nicht  entgangen  sein:  der  jüngere  Ant.  da  San- 

gallo  kritisierte  dies  Schiff 

als  lang,   eng,  hoch  und 

überaus  dunkel:  Vasari  Y. 

p.   177  (Le  M.  X,   p.  25), 

im    Comment.    zu    v.    di 

Ant.  da  Sangallo.     Auch 

würden  Rafaels Pfeiler,  als 

Stützen    eines    so    hohen 

Tonnengewölbes,     schon 

ziemlich  tiefe  Kulissen  ge- 
bildet .    d.   h.   kaum  mehr 

einen    Schrägeinblick    in 

die  Seitenschiffe  gestattet 

haben. 

Die  glücklichen  Lö- 
sungen beginnen  da,  wo 
dieLongitudinalbewegung 
des  Gewölbes  (die  Auf- 
gabe des  ( rothischen  i  im 
wesentlichen  aufgegeben 
wird  und  das  Langhaus 
sich  in  lauter  ein/eine  kup- 
pelartige Räume  gliedert. 
Zuerst  ein  Unikum 

des  Bramante:  die  in  seine 

Cancelleria   y.n  Rom    ein- 
geschlossene Kirche  S.  Lo- 

renzoinDamaso  Fig.  I  18  ; 

ein  länglicher  Mittelraum, 

an  beiden  Enden  mit  Ton- 
nengewölben, in  dei  Mille 

mit  einer  runden  Flachkuppe]    bedeckt,    welcher   links   das   einzige  Hauptlicht 
grosses    Halbrundfenster)   entspricht;    unten    auf  drei    Seilen  Mallen:    der 

Schluss  eine  Apsis.     (Seil    der   neuesten  Restauration  ha!  der  Mittelraum   eine 

Flachdecke. 

S.  Giustina  in  Padua,   1521      1532  von  AI.  Leopardi  und  Andrea  Moroni. 

vollendet  von  Andrea  Riccio  (Fig.  I  ü»  u.  150  ;  Vasari  II.  p.  609  (Le  M.  IV.  p.  11:;. 

Nota),  v.  di  Vellano.    Das  Langhaus:  die  von  Kapellenreihen  begleiteten  Seiten- 
schiffe tragen  quer  gestellte  Tonnengewölbe,  diese  ahn   die  drei  Flachkuppeln 


1 1  im  zu   l'.iv  i  i 


IX.  Kapitel.    Die  Komposition  der  Kirchen. 


—  Mittelschiff  Querbau  und  Chor:  in  reichster  Anordnung,  mii  runden 

ilüssen    aller    Räume    und   viei    Hochkuppeln.     Grossartigste    Raum-    und 

Lichtwirkung.      Die  Kapitale  §  53.)     Über   die    Ähnlichkeit    mii  Fra  Giocondos 

"    entworfenem  Plane  zur  Peterskirche  s.  des  Verf.  Cicerone  VIII.  Aufl.  II.   I. 

-    S    vatore   zu  Venedig   von   Giorgio   Spavento,    1506   entworfen,    voll- 
endet  1534    Fig.   151   u.   152  .  ausserordentlich  schön,  ohne  eine  solche  pomp- 
hafte Chorpartie;  das  Motiv  von  S.  Marco,  die  Kuppeln  (hier  drei  nacheinander) 
je   vier   breiten    Bogen   ruhend,    die    Eckräume   als    freie  Durchgänge   auf 
schlanken  Pfeilern;  die  Kuppeln  mii  selbständigem  Lichl  durch  Laternen. 


i 


Fig.  142.    S.  Giovanni  in  Parma.    (L.) 


Dasselbe  Hauptmotiv,  aber  mit  drei  Kreuzgewölben  stall  Kuppeln,  schon 
um  1500  an  S.  Fantino  zu  Venedig.) 

Ähnlich  an  S.  Sepolcro  zu  Piacenza,   liss.i 

Das  [nnere  des  Domes  von  Mantua  von  Giulio  Romano,  ein  originelles  und 
hes  Werk,  entstanden  unter  hemmenden  Bedingungen  verschiedener  Art. 
Dei   Dom  von  Padua,   1551     77  von  Righetto  und  della  Valle,  beruhl  auf 
Inspirationen  von  diesen  Gebäuden,  von  den  §  74  genannten  oberitalischen  Säulen- 
kirchen und  von  Michelangelo  her. 

hiffige    Benediktinerkirchen    von    verschiedener  Anlage   dieser   und 

Zeit:  s.  Benedetto  zu  Mantua,       S.  Giorgio  maggiore  zu  Venedig, 

Palladio,  —  ta  Badia  de'  Cassinensi  zu  Arezzo,  von  Vasari,  eine  originelle, 


§  78.     Der  GHockenthurm  der  Frührenaissance. 


IGT 


\i-  kolossaler  Wallfahrtsdom  für  die  wieder  katholisch  werdende  Welt: 
Madonna  degli  Angeli  bei  Assisi,  dreischiffig  mit  Tonnengewölbe  und  mit  mäch- 
tiger Kuppel  über  der  Steinhütte  des  hl.  Franz:  von  Galeazzo  Alessi  unter  Mit- 
wirkung des  Vignola?).  Auf  das  gewaltige  dunkle  Tonnengewölbe  folgt  der 
Lichtstrom  dieser  Kuppel.) 

§  78. 
Der  Glock enthur m  der  Fr ü li r en ai ss an e e. 

Der  Glockenthurm,  im  Mittelalter  meist  getrennt  von  der  Kirche,  aber 
bisweilen  als  mächtiges  Prachtstück  behandelt,  ist  für  die  Renaissance  im 
Ganzen  nur  ein  notwendiges  ('bei. 


k 


Fig.  14'!  und  144.    S.  Giovanni  in  Parma.    Quer-  und  Längenschnitt.    (L.) 


Giottos  Gampanile  zu  Florenz  und  der  Thurm  von  Pisa  genossen  dauern- 
der Bewunderung.  —  Der  in  mythischer  Zeil  begonnene  Torrazzo  von  Gremona, 
der  höchste  Thurm  Italiens;  auf  einer  oberen  Galerie  waren  im  XVI.  Jahrhunderl 
Linien  angegeben,  welche  nach  allen  Ortschaften  in  der  Runde  zielten  (Anonimo 
di  Morelli). 

Der    1902   zusammengestürzte   Markusthurm   zu    Venedig,    last    formlos, 

kostete    1498   schon    über   .">< 0  Dukaten  (Malipiero).     Sein    vergoldeter  Helm 

strahlte   dem    heimkehrenden  Venezianer   viele  Meilen  weit   über  'las  Meer  ent- 
gegen \elut  -aluherrinnun  sidus;  Sabellicus,  de  situ  Ven.  urbis,  fol.  89. 

hoch  gab  es  Fälle,  wo  der  kiivhthurm  zugleich  als  Stadtthurm  eine 
edlere  Gestall  verlangte,  und  jedenfalls  durfte  er  mit  der  Kirche  nicht  in 
allzuarosser   Disharmonie   stehen.     Die    Renaissance   suchte   auch   ihn   mit 


- 


IX.  Kapitel.    Die  Komposition  der  Kirchen. 


antiken  Ordnungen,  und  zwar  mit  mehreren  übereinander  zu  bekleiden,  be- 
-  aber  grosse  Ratlosigkeit,  zumal  in  Betrefl  des  oberen  Abschlusses. 
Hier  erschein!  das  nordisch  Gothische,  dessen  Thurm  lauter  organisches 
en  und  das  Vorbild  der  ganzen  Formenwell   ist,  im  unvergleichlichen  Vor- 
teil.    Die   antiken  Ordnungen,   schön  abgestuft  und  mit  wirksamer  Abwechse- 
lung \<<u  Pilastern,  Halbsäulen  und  Freisäulen,  können  zwar  einen  relativ  schönen 
Thurm  hervorbringen  helfen,  obwohl  man  immer  fühlen  wird,  dass  der  Thurm- 
cht  auf  diese  Weise  entstanden  ist.    Aber  auch  dieses  massige  Ziel  wurde 
kaum  erreicht. 

Albertis  Thurmtheorie ,    de  re  aedificatoria ,    L.  VIII,   c.  5,   ein  neutrales 

lukt  seiner  Phantasie:  viereckige  Thürme  sollen  ü,  runde  4  Diameter  Höhe 

mindestens  4.  diese  3;    der  schönste  Thurm  aber  (turris  de- 

centissima     ist   aus  beiden  Formen  so  zu  mischen,    dass  über  einem  quadrati- 

S  »ekel  und  Erdgeschoss  ■">  Rundgeschosse,  dann  ein  Quadrat  von  i  lichten 

und   endlich   ein  runder  Monopteros  mil  sphärischem  Kuppelchen  folgt; 

für  alles  werden  Proportionen 
und  Details  angegeben. 

Natürlich  folgte  ihm  nie- 
mand. 1  )ie  runden  oder  poly- 
gonen  Formen  kamen  höchstens 
am  oberen  Abschluss  vor,  so 
an  zwei  profanen  Thürmen  zu 
Bologna  :  liinsellis.  anal,  lionon. 
bei  Mmat.  Will.  Gol.  909,  911. 

I'.Im  in  l.i.  (  !ol.  888,  die  Nachricht. 

wie  1 155  ein  Kirchthurm  vier 
Klafter  von  der  stelle  gerückl 
wurde,  i 

Phantasieformen     thurm- 
Prachtbauten    in    '}en    Fresken    des    Benozzo  (Gampo   Santo    von    Pisa) 
.  in. 

Der    !»•  attete  Thurm    des  XV.  Jahrh.  (Halbsäulenordnungen   mit 

.  kräftige  Eckpilaster,  alles  Marmor  von  Schichten  verschiedener  Farbe) 
Dom  von  Ferrara  1 1  151  —93  . 
z   armsi  nigen  Thürme,    welche    nur   magere  Eckpilaster  zur 

rahm  iverke  haben.     Einer  der  bessern  derjenige  neben  Madonna 

zu  V'iterl 
Das  Beste  v  i  man  die  Pilaster  entweder  ganz  aufgab  und  Wand- 

•    Verpflichtung   auf  anderswoher  gebotene  Proportionen  anwandle. 
Thürmen   von  Venedig    (deren  lotrechte  Stellung  Sabellico, 
1  '■■   L.  II.  fol.  zu  früh  rühml  ; 

lan  die  Pilastei  frei  behandelte,  ie  z.  B.  zweien  Stock- 

■  ine  mächtigere  Bildung  erhalten. 
B    :ksteinthurm    von  S.  Spirito    in    Rom,    welcher   in    seiner 
Einfachheit    vielleicht    der    edelste    Thurm    der   Frührenaissance    ist 
1"..;. 


•.  inunziata  zu  Arezzo.    Grundriss.      6 


§  79.    Der  Glockenturm  des  KVT.  Jahrhunderts. 


169 


§  79. 
Der  Grloi  benthurm  des  XVI.  Jahrhunderts. 
Das  XVI.  Jahrhundert   gab   den  Thürmen   seine   kräftigere   Formen- 
sprache  und   nahm   sie  bisweilen   zu   zweien   oder  zu  vieren  in  die  Kom- 


P~-V  'l*^f- -J**^w  ■ 


Fig    L46.    A.nnunziata  zu  Arezzo.    Inneres.    (Loesti  nach  Onauth.) 


Position  des  Kirchenbaues  auf,  mit  dessen  Ordnungen  nunmehr  die  ihrigen 
in  strengerer  Harmonie  stehen. 

Einzelne  damals  bewunderte  Thürme:  Vasari  V,  p.  353,  Nota  l    Le  M.  IX. 

p.  226,  Nota  .  v.  di  Baccio  d'  Agnolo;  —  VI,  p.  356,  Nota  I    Le  M.  XI,  p.  122  s.  . 

v.  di  Sanmicheli. 


j-q  IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 

eilen  scheute  man  sich  doch  vor  den  Thürmen,  die  man  in  die  Kom- 


sition  aufnahm,   wie  vor  fremden  Gästen.     An  der  Kirche  zu  Montepulciano 


1  Li — 1 1  1 1 — \W\ 

'    "       ~-~Xr  '"-.■.,■            :, 

•l 

Fig.  147.     Rom.    S.  Lorenzo  in  Damaso.    (Nohl.J 


;   •  io   sie   in   den    vorderen  Ecken   des   griechischen  Kreuzes '  stehen  und 

den    Ordnungen    des    Hauptbaues    völlig    gehorchen,    bleiben    sie    doch    durch 
-  hen  von  demselben  getrennt.   (Nur  der  eine  isl  ausgeführt,  s.  oben  S.  L25f.; 
Fig.  80  und  81. 


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',    J-  _     .     _  I.     I  ' , 


tina  /  .  Padua.    M.  ) 


§  80.     Einzelne  Kapellen  und  Sakristeien. 


171 


Bei  Geymüller,  T.  \-.  der  Entwurf  einer  Fassade  für  St.  Peter  (jetzt  in 
der  Albertina  zu  Wien),  angeblich  von  Rafael,  eher  von  Perin  de)  Vaga;  die 
Thürme  würden  zu  den  geistreichern  der  Renaissance  gehören. 

Dagegen  der  Entwurf  des  jungem  Ant.  da  Sangallo  §  66  für  St.  Peter 
im  speculum  romanae  magnificentiae)  mit  Thürmen,  an  welchen  Säulen,  Halb- 
säulen und  <  »belisken  auf  das  Thörichteste  gehäufi   sind. 

Von  Serlios  Kirchenplänen  im  V.  Buche  gehören  hierher  der   11.  und   12. 
Vgl.  §  67. 

Der  obere  Abschluss  gehörl  bisweilen  einer  ganz  anarchischen  Phantasie 
an.  welche  sich  auch  jeder  Beschreibung  entzieht.  Ist  aber  das  oberste  Stock- 
werk viereckig,  so  folgt  doch  meist  nur  ein  vierseitiges,  ziemlich  tladie>  Dach, 
wie  auf  den  Thürmen  römischer  Basiliken;  und  so  auch  an  S.  Spirito,  ii  78,  — 
oder  ein  Spitzhelm  von  Stein  oder  von  Zimmerwerk  mit  bleierner  Bedachung. 
Dan.  Barbaro,  der  seinen  Markusthurm  vor  Augen  hatte,  verlang!  (ad  Vitruv. 
L.  IV.  c.  8)  für  die  Hohe  solcher  Helme  das  Anderthalbfache  der  Basis. 


Fig.  14V«.     S.  Giustina  zu  Padua.    (L.) 

Wie  an  der  Fassade  so  weiss  dann  auch  am  Tliurm  der  Barockstil  seine 
guten  und  schlechten  Mittel  viel  wirksamer  zu  brauchen.  Mächtige  Fenster, 
Rustika  an  den  Ecken,  derbe  Konsolen  unter  den  Gängen,  starke  plastische  Zu- 
thaten  (Guirlanden,  Löwenköpfe  etc.),  gebrochene  und  geschmückte  <nebel. 
Abwechselung  von  Stein  und  Backstein  etc. 

Der  unvollendete,  einfach  tüchtige  Thurm  neben  S.  Ghiara  in  Neapel, 
früher  als  Werk  des  XIV.  Jahrh.  für  die  Priorität  Neapels  in  der  Renaissance 
geltend  gemacht,  ist  notorisch  ersi  nach   1600  erbaut.     D'Agincourl   T.  54. 


Einzelne  Kapellen  and  Sakristeien. 

Die  einzelnen  an  Kirchen  angebauten  Kapellen  und  Sakristeien  ge- 
hören zum  Teil  zu  den  besten  Leistungen  der  Renaissance,  schon  weil  die- 
selbe hier  innerhalb  ihres  wahrsten  Elementes  arbeitet,  indem  es  nämlich 
grösstenteils    zentrale    Anlagen    sind.      Im    XV.   Jahrhundert    herrscht    be- 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


Fig.  150.     S.  Salvatore  zu  Venedig. 


sonders  ein  von  Florenz  ausgehender  Typus:  ein  grösserer  viereckiger  Raum 
mir   Kuppel,   dahinter  ein   kleinerer   mit  Kupolette;   daneben  komml  auch 
Vchteck  vor. 


I      S.  Salv:  tore  zu  Venedk 


§  80.     Einzelne  Kapellen  und  Sakristi  ,--. 

Die  Sakristei  isl  thatsächlich  zugleich  Kapelle  durch  ihren  Altar. 

Von  berühmtem  Kapellen  isl  nur  die  des  hl.  Antonius  im  Santo  zu  Padua 
ein  Langbau,  und  zwar  an  der  einen  Langseite  geöffnet. 

,,''1    Aorentinische   Typus   am   einfachsten    in   Michelozzos   Sakristei   von 
S.  Marco   1437,    wo   der  Hauptraum  sogar  nur  ein  Kreuzgewölbe,   und  in 
selben  Gapp.  Medici  am  Novizial  von  s.  Croce;  — 


Fig.  152.     Thurm  an  S.  Spirito. 


Fi--1;-    AI'  ron  S.  Lorenzo  zu  Florenz.    (Becker.) 


reicher  und  grossartiger,  mit  eigentlicher,  sogar  lichtbringender  Kuppel- 

in  Brunellescos  alter  Sakristei  bei  S.  Lorenzo   Fig.  153  ;  auf  dem  Plan    Fig    122) 

,|"1'   hinterste  Raum    links,    während   der   entsprechende  Raum   rechts  ersl  das 

Werk   des  Michelangelo  isl    §  80    und  dessen  mediceische  Gräber  enthält;   - 

Brunellescos  Cappella  de'  Pazzi  bei  S.  Croce    §  63  ;  - 

Michelozzos  Schlusskapelle  hinter  S.  Eustorgio  zu  Mailand    laut  Inschrift 

onnen   1462;  vgl.  §65),  wo  der  kleinere  Ausbau  mit  Cupolette  den  Pracht- 


174 


IN..  Kapitel.     Die  Komposition  <ler  Kirchen. 


Kapelle  an  S.  Eustorgio  zu  Mailand.      Nach  Paravicini. 


-   Pietro  martire  enthält;  das  Äussere  ein  beachtenswerter  Backstein- 
5  i  . 
radation  di  rdem  üblichsten  Formen:  viereckige  Kapelle  mit  hin- 

kten Wandnischen    und    kuppelichtem  Gewölbe   (so   die   des  Kardinals 


§  80.     Einzelne  Kapellen  und  Saki 


IT.-» 


.Kl q sie 


von  Portugal  an  S.  Miniato  bei  Florenz,   1461     66  erbaui  von  Antonio  Ros 
lino,  geschmückt  von  den  Robbia  und  Aul.  Pollajuolo); 

ähnüch   die    Sakristei    von   S.  Felicitä,    1470,   zierliche  Pilaster   und 
simse;  — 

desgleichen  zwei  Kapellen  an  S.  Pietro  dei  Gassinensi  zu  Perugia  mit 
reicher  Wandgliederung;  wahrscheinlich  von  dem  Florentiner  Francesi  <»  di  Guido, 
um  1500  (Laspeyres,  Fig.  207  u.  208);  — 

oder  mit  einer  Qachen  Kuppel;  - 

oder  derselbe  Raum  mit  einem  lichtbringenden  Ausbau,  welcher  dann  ein 
Kuppelchen  trägt  (so  einige  Kapellen  an  bolognesischen  Kirchen; 

oder  man  vermag  dem  Hauptraum  selber  halbrunde,  sogen.  Lünetten- 
fenster  zu  geben;  — 

oder  der  Kuppel  d^-selben  einen  Kreis  kleiner  Rundfenster; 

oder  sogar  einen  Zylin- 
der mit  Fenstern  i-o  die  Cap- 
pella S.  Biagio  in  SS.  Nazaro 
e  Gelso  zu  Verona  ; 

oder  es  entsteht,  in- 
dem man  dir  Wunde  hinaus- 
rückt,  ein  griechisches  Kreuz; 
so  ruht  in  der  graziösen 
Johanneskapelle  des  Domes 
von  Genua  der  C\  linder  auf 
3  Tonnengewölben  und  einem 
vordem,  triumphbogenähn- 
lichen, noch  halbgothischen 
Eingang. 

Das  Zierlirliste  inVene- 
dig: der  Chorbau  von  S. 
Maria  de'  Miracoli,  1480—89 

von  Pietro  Lombardo :  —  die  Kapellchen  des  Guglielmo  Bergamasco,  sowohl 
das  viereckige  mit  Ecksäulen  und  Kuppel  an  SS.  Apostoli,  als  das  sechseckige 
bei  S.  Michele   1527     34,  ein  geistlicher  Pavillon. 

Die  Capp.  Colleoni  zu  Bergamo  (_§  5  aussen  reich  inkrustiert,  innen  stark 
verändert. 

In   den   zwei  Ehiirangskapellen    in  S.  Sistu    zu  Piacenza    (§  7i     i-t    eine 
grosse  Zentralkoni})osition  auf  einem  Raum  zusammengepresst,  der  mindi 
dreimal  so  gross  sein  müsste. 

Achtecke:  die  Sakristei  Cronacas  §  '<\  Fig.  155  u.  r>*i>.  —  und  die  des 
Bramante  bei  S.  Satiro  zu  Mailand  (Fig.  157),  auf  engem,  rings  eingeschlossenem 
Raum,  mit  Nischen  unten,  einem  herrlichen  Fries  in  der  Mitte,  einem  zierlichen 

obern  Umgang  und  dem  schönsten  Oberlicht.    „E  perche  veniva  ad  esse scura, 

come  quella  che  era  triplicata,  escogitö  luminarla  d'alto."    Anonimo  di  Morelli 
§   136), 

Im  X\"i.  Jahrhundert  wird  das  griechische  Kreuz  oder  wenigstens  «'in 
System  von  vier  l>oyen  mit  I  lochkuppe]  die  beliebteste  Form  für  Prachtkapellen. 
Rafael  gab  ihr  die  höchste  Vollendung  in  der  Capp.  Chigi    Fig.  r>s>  an  S.  Maria 


Fig.  I.V. 


Sakristei  von  S.  Sjiirito  in  Florenz.    Grundriss. 
(Nach  Mayreder.) 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 


del  popolo  zu  Rom  (die  schräglaufenden  Pfeiler  mit  ihren  Nischen  und  den  tra- 
-  hen  Pendentifs  sind  bereits  ein  st.  Peter  im  Kleinen).    Auch  der  Barock- 
stil offenbart  an  solchen  Bauten  seinen  besten  Schönheitssinn:  Kapellen  SixtusV. 
und  Pauls  Y.  an  S.  Maria  Maggiore,  L.app.  Corsini  .im  Lateran. 

Iielangelos  Sagrestia  nuova    oder  inediceische  Kapelle)  an  s.  Lorenzo 
in  Floren  159    schliessi  sich  dagegen  in  der  Anlage  wieder  an  das  Moth 


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10  ;•',!-,• 
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S.  Spirito  in  Florenz.    Durchschnitt.    (Nach  Mayreder.) 


und  Michelozzos  an.  erreich!  aber  in  den  kubischen  Verhältnissen 

und  in  di  n  Wirkung    trotz  schwerer  Willkür  des  Details)  die  aller- 

iheit.     Architektur    und  Skulptur   sind    -•-    /.iisaininennedarht .    als 

m  und  demselben  Thon  Sarkophage,  Statuen,  Pilaster, 

n,  Thüren  und  Fenster  vormodelliert.    Höchste  Einheil  von  II. nun. 

'    und  Formen.      Doch    sind  eine  ganze  An/ald   von   Nischen,    für  Statuen 

Vasari  VII,  p.  203,  Nut.!  _'    I,-  M.  XII.  p.  214,  Nota], 

M  id  du-  Madonna  und  du'  beiden  Heiligen  waren  Ursprung- 


§  81.     Das  Ä.ussere  der  Langkirchen.  -[-- 

lieh  für  eine  andere  Stelle  bestimmt.  Und  sogar  für  die  Sarkophag'  isl  durch 
H.  Grimm  eine  ursprünglich  andere  Form  und  Anordnung  wahrscheinlich  ge- 
macht; doch  möchte  Michelangelo  auch  die  jetzige  wohl  selber  vorgezeichnet 
oder  wenigstens  gutgeheissen  haben.) 

Ausserdem    kommen    auch    einige    Rundkapellen    aus    dem    Anfang 
XVI.  Jahrh.  vor:  Capp.  S.  Giovanni  im  Dom  von  Siena  (Fig.  160),  Capp.  Carac- 


Fig.  157.     Sakristei  von  S.  Satixo 
zu  Kailand.      I.asius.) 


Fig.  158.     Cap.  l'higi  in  S.  Maria  del  Popolo. 
(Nohl.) 


cioli  in  S.  Gio.  a  Garbonara  zu  Neapel  (1516,  sehr  hübsch);  dann  die  schon 
genannte  Kapelle  Sanmichelis  an  S.  Bernardino  zu  Verona,  da-  Meisterwerk 
dieser  Art.  vgl.  §  "i7,   Fig.   100  u.   101. 


§  81. 

Das    Ussere  d  e  r  L  a  n  gk  i  rc  li  e  n. 

Die  Durchbildung  il^s  äussern  an  den  Langkirchen,  abgesehen  von 
der  Fassade  und  vom  Chor-  und  Kuppelbau,  der  vom  Zentralbau  entlehnt 
wird,  blieb  im  Ganzen  ziemlich  vernachlässigt. 

Burckliar.lt.  Italien.  Renaissance,     i    Autl.  12 


1\    Kapitel.     I»u-  Komposition  der  Kirchen. 


—  ,  . 


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^ 


".  Kapelle  b<i  S.  Loi  enz  i 


§  81.     Das  Äussere  der  Langkirchen. 


IT'.» 


Neben  dem  in  §  68  erwähnten  Grunde  kam  sehr  in  Betracht:  die  häufige 
Durchbrechung  der  Langseiten  durch  Anbau  von  Kapellen;  auch  wirkte  das 
Nicht  vollenden  der  Vassaden  ühel  auf  die  Langseiten  zurück. 

Brunellesco  gab  der  Basilika  S.  Lorenzo  Fig.  161  eine  einfach  schöne 
Bekleidung  von  Pilastern  (an  den  Kapellenreihen  .  Wandbändern  und  Konsolen, 
letztere  vielleicht  auf  Anregung  von  S.  Frediano  in  Lucca  hin;  ähnlich  an  der 
Badia  bei  Fiesole. 

S.iust  i<t  die  Bekleidung  mit  Pilasterordnungen  an  den  Mauern  der  Neben- 
schiffe und  auch  wohl  noch  des  Oberbaues  nur  in  sehr  wenigen  Beispielen  des 
XV.  Jahrhunderts  vorhanden:  S.  Severino  zu  Neapel  (von  Mormandi,  1490), 
das  Kirchlein  des  Pontanus  ebenda  (1492),  einige  oberitalienische  Backstein- 
kirchen u.  s.  w.  Seihst  in  Venedig  hat  nur  S.  .Maria  de'  miracoli  auch  an  den 
Seiten  die  volle  Prachtinkrustation  mit  Pilastern. 

Von  hohem  und  einzigem  Werte :  die  we 
marmorne  Kathedrale  von  (Intim.  Die  musterhaft 
vollständige  Inschrift  am  äussern  Chorende:  Cum 
hoc  templum  vetustate  confectum  esset,  a  populo 
Gomensi  renovari  coeplum  est  MGCGLXXXXVI. 
Huius  vero  posterioris  partis  iaeta  sunt  fundamenta 
MDXIII,  XXII.  Decembris,  frontis  et  laterum  iam 
opere  perfecto.  Thomas  de  Rodariis  faciebat. 
Gothisch  begonnen  und  langsam  von  der  Fassade 
her  gebaut,  bleibt  das  Langhaus  im  Innern 
gothisch,  doch  so.  dass  die  anfangs  engen  Inter- 
valle weiter  und  schönräumiger  werden:  aussen 
Umdeutung  in  einen  prachtvollen  Renaissancebau, 
teilweise  uach  Angabe  Bramantes  Südportal, 
datiert  1491,  drei  benachbarte  Fenster  und  Ge- 
simse!, vgl.  v.  Geymüller.  Entwürfe,  S.  39ff.  Die 
vortretender  Streben  erhalten  Sockel  und  Kranz- 
gesimse m  freier  antiker  Bildung,  darüber  statt 
der  Spitzthürmchen  kandelaberartige  Prachtzierden 

von   sehr   viel    sehe rer  Form   als  alle  ähnlichen  französischen  Übersetzungen 

aus  dem  Gothischen;  die  Wandflächen  mit  Rahmenprofilen  umfasst.  Querbau 
und  Clmr.  der  Bau  Rodaris  seil  1513,  mit  polygonen  Abschlüssen,  eines  der 
schönsten  Bauwerke  Italiens,  aussen  mit  den  Formen  des  Langhauses  in 
gereinigter    und    veredelter    Gestalt    (die    Kuppel    modern).  Vgl.  v.  Bezold, 

Deutsche  Bauzeitung    1885. 

Im  Verlauf  '\r<  XVI.  Jahrhunderts  wird  die  Pilasterbekleidung  der  Lang- 
seiten zwar  zur  Regel,  aber  meist  in  kalter  und  gleichgültiger  Form.  Seil 
Michelangelos  korinthischer  « »rdnung  und  oberer  Attika  am  Äussern  von  St.  Peter 
feinem  Motiv  von  streitigem  Werte)  halle  der  Barockstil  ein  Vorbild  für  Eine 
Pilasterordnung,  sowie  seit  S.  Fedele  in  Mailand  (von  Pellegrini)  für  zwei  Halb- 
säulen- oder  Pilasterordnungen  übereinander. 

Häufig  jetzt    statt    dei    Pilastei    etwas   vortretende   Streben,   auf  welche 
dann    vom    Oberschiff    ähnliche    Voluten    niederrollen    wie    die    der    Fass 
(§  69,  70). 


: 


IX.  Kapitel.    Die  Komposition  der  Kirchen. 


Einzelne  besonders  reiche  Anlagen  halten  am  Dachrand  eine  durchgehende 
Balustrade.  An  St.  Peter  war  eine  solche  schon  von  Michelangelo  beabsichtigt, 
und  die  wenigen  Stellen,  wo  sie  wirklich  ausgeführt  ist,  zeigen,  wie  sehr  auf  ihre 
Wirkung  net  war  (§  66  . 

§  82. 
Allgemeine  Ansicht  vom  Kirchenbau. 

1  >ir  Renaissance   verlässt   sich   beim  Kirchenbau  darauf,   dass  durch 
Hoheit  und  Schönheit  des  architektonischen  Eindruckes  ein  wahres  Gefühl 

«■«pro  -        --    --;      :ill<-     Höchsten     hei  \  nr/.uhl'illlZ'cll     sei.       Sie     be- 

darf    keines    sakralen    Stiles    (§  61,   62);    ihr 
souveränes  Werk  zumal,  der  Zentralbau,  wäre 
ein   Heiligtum   in  ihrem  Sinne  auch  abgesehen 
\Mii   allem  /weck    und    auch    ohne    kiivhweihc 
Alberti,   de  re  aedificatoria  L.  VII,  c.  3,  5, 
10,   12.   13,   15,  gibl  dies  Gefühl  stärker  heidnisch 
gefärbt    als    ein    anderer.     In    den  Tempel  steigt 
das  Göttliche    (superi)    nieder,    um    unsere  Opfer 
und  Gebete  in  Empfang  zu  nehmen.    Sollte  aber 
auch    das  Göttliche    sich    um    der  Menschen    hin- 
fälliges   Bauwesen    nicht    kümmern,    so    tragt    es 
doch    viel    (üv    die    Frömmigkeit    aus,    dass    die 
Tempel  Etwas    an    sich    haben,    was   das  Gemüt 
erfreut  und  durch  Bewunderung  fesselt.    Der  Ein- 
tretende  soll   vnii  Erstaunen  und  Schauer  hinge- 
i  n  -ein.  da-s  er  laut  ausrufen  möchte:  Dieser 
<  »rt  ist  Gottes  würdig!  --  Die  Wirkung  soll  eine 
solche  sein,   dass   man   ungewiss  bleibe,   ob  die 
Kunsl  oder  «1er  Verewigungssinn  grösser  gewesen. 
-  Die  Lage  verlangt  er  isoliert,  in  der  Mitte  eines 
Platzes  oder  breiter  Strassen,   auf  hohem  Unter- 
halt.    Im    Innern    redet    er    dem  Einen  Altar    das 
Wort  .    -internal    das  Sakrament   von  den   Liebes- 
mahlen  der  ersten  Christen    abstamme   und   erst 
die  spätere  Zeit  ..Alles  mit  Altären  vollgepfropft" 
habe.     Auch     seine    Lobrede    auf    nächtliche    Be- 
leuchtung    ist  vielleicht  eine  iirchrislliche  lieniinis- 
obgleich    er   dabei    von    den  Alten    redet,    welche   ..in  den  Schalen   ihrer 
Kandelaber  grosse  wohlduftende  Flammen  anzündeten". 

Höi    st    bezeichnend    für   die  Herrschaft    der  Bauform    ist   seine  Polemik 
Fresken,  welche  höchstens  in  die  Vorhalle  gehören;  statt  derselben  ver- 
Tafelbilder und  noch  lieber  Statuen  für  das  Innere.    Zweimal  empfiehlt 
■  Inkrustation ,   vielleicht  nur,    um  den  Fresken  zu  entgehen  (vgl.  §  265). 
I      ster  verlangt  er  m  Lssig  gross  und  in  der  Höhe,  so  dass  man  durch 
elben   nur  den  Himmel    erblicke.     Ja   dei   Schauer  eines  gewissen  Dunkels 
die  Andacht.     (Vgl.  Thom.  Monis,  Utopia,   ed.  Basil.   L563,  p.  146.) 


-    i.  renzo  in  Florenz 
Theilaufriss  «1er  Lang*' 
h  Bühlmaiin. 


§  83.     Die  Symmetrie  des  Anblickes. 


181 


Gleichzeitig,  gegen  1450,  sprichl  M.  Savonarola  sogar  von  einem  Ver- 
hältnis der  dunkeln  Gassenhallen  zur  andächtigen  Stimmung,  und  zwar  bei  An- 
lass  von  Padua;  bei  Mural.  XXIV,  Gol.  1179.  Dagegen  rühmt  Pius  II..  Com- 
ment.  L.  IX.  p.    i:ü.  an  -einer  Kirche  zu  Pienza  die  Helligkeit.) 


S   33. 


Die  Symmetrie  des  Anblickes. 

Zu  dem  beabsichtigten  Eindruck  gehört  vor  Allein,  dass  die  Symmetrie 
des  Anblickes  (§  30)  wenigstens  im  Innern  nicht  gestörl  werde.    Das  XV.  und 


Fig.  i'        -    M     it  della  Pace.      Nach  Letarouillv.) 


XVI.  Jahrhundert  bringen  derselben  sowohl  in  schon  bestehenden  Kirchen 

als  auch  in  Neubauten   sehr  namhafte  Opfer.     Die  Schwesterkünste  sollen 

sich  zwar  einfinden,  aber  der  architektonischen  Gesamtwirkung  unterordnen. 

Die  bisherigen  Kirchen  waren  voller  Einbauten,  /..  B.  vortretender  Grab- 

mäler  und  Altäre;  man  „repurgierte"  sie  und  stellte  für  die  Neubauten  sti 

l  resetze  auf. 


IX.  Kapitel.     Die  Komposition  der  Kirchen. 

Schon  1391  wurde  im  Dom  von  Florenz  die  Errichtung  eines  Prachtaltars 
am  zweiten  Pfeiler  rechts  nur  gestattet,  wenn  der  Altar  nicht  breiter  werde 
als  der  Pfeiler  und  keine  Wappen  daneben  aufgehängt  winden:  Gaye,  car- 
I 

Im  XV.  Jahrh.  sind  namentlich  die  Päpste  streng  hierin.  Nikolaus  V. 
1447     1455    verl  q  Voraus  für  seinen  Neubau  von  St.  Peter,  dass  keine 

•er.  auch  nicht  von  Päpsten  und  Prälaten,  diesen  Tempel  beflecken  sollten; 
Vitae  Papar.,  hei  Murat.  111.  II.  Gol.  935. 

Pius  II.  1458  li»>h  liess  /war  den  alten  Bau  stehen,  demolierte  aber 
sehr  ungleichen  Kapellen  und  haute  sie  nach  der  Schnur  um,  wodurch  der 
Anblick  des  Innern  augustior  et  patentior  wurde.  Als  er  für  den  Schädel  des 
hl.  Andreas  eine  »rosse  Kapelle  anhaute,  mussle  rings  Alles  weichen,  auch 
Papst-  und  Kardinalsgräber,  welche  dm  Raum  der  Kirche  „willkürlich  in  Be- 
schlag genommen  hatten";  Piatina,  de  vitis  pontiff.,  p.  312;  Vitae  Papar., 
1.       i      .  985. 

In  der  Kirche  seiner  neuen  Stadl  Pienza  (§  8)  sollte  man  gleich  heim 
Eintritt  den  ganzen  dreischiffigen  Bau  (§  77)  mit  allen  Kapellen  und  Altären, 
wohl  beleuchtet  und  trefflich  ausgestattet,  wie  er  war,  überblicken;  Alles,  mit 
\  snahme  dei  bunten  Gewölbe,  hatte  entweder  die  Steinfarbe  oder  einen  ganz 
hellen  Ton:  auch  hier  waren  die  Fresken  ausgeschlossen  (vgl.  si  82)  und  die 
Malerei  a  il  die  Tafeln  der  Altäre,  Werke  sienesischer  Meister  beschränkt,  und 
dabei  hatten  die  ziemlich  grossen  Fenster  mir  weisses  Glas.  In  Pienza  selbsl 
erliess  Pius  1  i.  September  L462  eine  Bulle  im  Zwölftafelstil:  Niemand  solle 
hier,  abgesehen  von  der  Kapitelsgruft,  einen  Todten  begraben,  Niemand  die  helle 
Farbe  "er  Wände  und  Pfeiler  verletzen,  Malereien  anbringen,  Tatein  aufhängen, 
Kapellen  anbauen  oder  mein-  Altäre  errichten  als  die.  welche  da  seien  etc.  Vgl. 
uhiLre  Stellen  und:   l'ii  II.  Gomment.   L.   IX.  p.   i-30  ss. 

Sixtus  IV.  1171  1  \S4  „reinigte"  nochmals  St.  Peter  und  den  Lateran 
nnd  macht.«  st.  Peter  heller  durch  Erneuerung  der  Fenster  aus  dünnen  Marmor- 
platten und  <das:  Vitae  Papar.,  I.  c.  Col.   1064. 

1  >h  si  '    der  Regelmässigkeil   wurde   namentlich  in  Toscana  zur 

Zeil    des  Herzogs  Cosimo  I.   und   zum  Teil   durch  ihn  vielen  alten   Kunst- 
werken verderblich  i  ?;  56). 

Dei    I '"in    von  Pisa,    bis    1540    voll    alter  Altarwerke    verschiedener  Her- 
kunft und  <>  etzl   lautei   Altäre  von  gleichmässiger  Marmoreinfas- 
_.    m    deren  Gemälden     von    meist    untergeordneten   Leuten)    nur   dieselben 
Hei    :             zukommen  brauchten  wie  auf  den  entsprechenden  frühern  Bildern: 
tri  V.  p.   1l'7    Le  M.  IX.  p.    !">>.  \.  di  Sogliani. 

Befehl    mussten  auch  die  neuen  Altäre  in  S.  Maria  novella 
len  Pfeilerintervallen    entsprechen.     Kr  liess  den  Dom  austünchen. 
.    ii7    I..-  M.  I.  p.  .Vi     in  seinem  eigenen  Lehen:  VI,  p.   I  i  1 

M.  X.  p.  299),  v.  di  Bandinelli. 

ireformation  war  der  „Purifikation"  der  Kirchen 

sein  fand  in  -einem  Erzbistum  .Mailand  manche  Kirche 

pomphafte  Denkmäler  ragten  hoch  empoi  über  den  Altären, 

den    Häuptern    der  Andächtigen    (auf  Konsolen   oder 


Die  Symmetrie  des    \ii> 


1-:; 


untergestützten  Säulen);  dazu  die  Masse  der  aufgehängten  Waffen  und  Fahnen; 
dies  Alles  wurde  entfernt,  damit  die  Kirchen  nur  noch  dem  Gottesdienst  ge- 
hörten.    Ripamonti,  bei  Graevius,  Thesaurus  Ital.  II.  II.  Gol.  892. 

Bei  diesem  Aula—  i-t  noch  der  schon  früh  vorkommenden  Scheinerweite- 
rung des  Raumes  durch  perspektivisch  einwärts  vertiefte  Verzierung  der  Wand 
zu  gedenken.  Bramante  ging  dieser  Grille  zweimal  nach,  in  der  Scheinhalle 
über  «lern  Hochaltar  in  S.  Satiro  zu  .Mailand  und  in  den  Nischen  der  Incoronata 
zu  Lodi,  wenn  er  hier  an  dem  Entwürfe  des  Battagio  beteiligt   war    vgl.  S  65  . 


X.  Kapitel. 
Klöster  und  Bruderschaftsgebäude. 

^  84. 
I'ie  Klöster  im  Norden  und  im  Süden. 

In  den  Klosteranlagen  hatte  schon  das  Mittelalter  eine  ziemlich  hohe 
Vollkommenheit  erreicht.  Auch  haben  dieselben  im  Norden  nicht  selten 
eine  grössere  monumentale  Ausbildung  aufzuweisen  als  irgendwo  in  hauen 
vor  der  Renaissance. 

Die  bekannte  Gesamtheit  von  Räumen:  Kapitelhaus,  Dormitorium,  Re- 
fektorium, Scriptorium,  Wohnung  des  Abtes  oder  Priors,  Kreuzgänge,  Vorrats- 
gebäude, Krankenwohnung,  Gastwohnung,  Ställe  u.  s.  w.,  —  im  Klosterplan 
von  St.  Gallen    820    noch  über  ein  grosses  Quadral   hin  verzettelt;  — 

sehen    eine  mein-  geschlossene,    von  römischen  Villen  i  te    Anlage 

hatten  vielleicht  im  IX.  Jahrhundert  die  stattlichsten  Klöster  Italiens :  Farfa  und 
Nonantula;   Historia   Farfens.,  bei  Pertz,  Monum.  XIII,  p.  530,  533,  546; 

im  XII.  Jahrhundert  dagegen  war  bereits  der  Norden  im  Vorsprung  für 
die  Grösse  der  Anlage  sowohl  als  für  die  monumentale  Durchführung.  Vgl.  i 
moiit.  Abecedaire  und  die  Publikationen  des  Gomite  historique  des  arts  et  monu- 
ments.  Eine  belgische  Abtei  hatte  z.  B.  schon  bleiche  Scheitelhöhen  für  den 
ganzen  Hauptbau;  Gesta  abbatum  Trudonens.,  bei  Pertz,  Monum.  XII,  heim 
Umbau  seit    1 160. 

In  Italien  wird  aus  dem  XII.  bis  XIV.  Jahrhundert  kaum  ein  Klosterbau 
vom  Rang  der  reichern  nordischen  Abteien  nachzuweisen  sein.  Eine  catonische 
Stimme  für  Einfachheil  der  Klöster  und  selbsl  ihrer  Kirchen  Matteo  Villani 
L.  VIII,  c   10. 

Indes  besass  <lcv  italienische  Klosterbau  ein  Element,  welches  ihm 
mit  der  Zeit   jede  grosse  und  freie  Kombination  sehr  erleichterte,  nämlich 

die  Säulenhalle   statt    des   geschl neu.   bloss   mit   Fenstern  und  Thüren 

nach  aussen  geöffneten   Kreuzganj 

Audi    bei    geschlossenen   Gängen    mit    Brustwehrmauern,    wie   /.   B. 
Klosterhöfen    am  Lateran    und    an  St.  Paul  (§   16),    und  sogar  bi  ichen 


\.  Kapitel.     Klöster  und  Bruderschaftsgebäude. 


Mauern  mit  Fenstern,  /..  B.  dem  Camposanto  zu  Pisa  hleihl  der  Einfall  von 
Licht  und  Luft  beträchtlich  stärker  als  im  Norden. 

Weit  ilas  häutigste  aber  siiul  seil  der  Römerzeit  die  offenen  Bogenhallen ; 
mit  antiken  Säulen  z.  B.  die  prächtigen  Atrien  der  Dome  von  Gapua  und  Salerno, 
welche   wir   wohl   hier   mit  anführen  »hüten  (XL  Jahrh.  .     In  Klosterhöfen  von 

sind  hie  und  da  antike  Säulen  vernutzt;  so  bei  Araceli. 

Der  Charakter  der  offenen  Halle,  von  Säulen  oder  Pfeilern,  häufig  in  zwei, 
^werken,  liegt  hier  wesentlich  darin,  dass  sie,  wie  die  Hof  halle  eines 
weltlieh--     G  les,    als    lebendig    geöffnete   Gestalt    des    Klosterbaues,    sich 

gleichsam  von  selber  verstand, 

während  der  nordische  Kreuzgang  (stets  nur  Erdgeschloss  mit  keinem 
:  .-in. -in  bescheidenen,  geschlossenen  Obergeschoss  einen  besonderen,  abge- 
schlo — nen  Raum  bildete; 


Fig.  163.     Hof  i  della   Pace.    (Nach  Letarouilly.) 

dass  sie  ferner  bei  geringerem  Aufwand  eine  sehr  viel   grössere  Freiheit 

Anordnung,    namentlich  der  Intervalle  gestattete,    und  dass  iler  Inhalt  der 

Fresken,  Grabmäler)  auch  vom  Hofe  aus  sichtbar  war. 

Während  ferner  das  nordische  Kloster  bloss  Einen  Kreuzgang  hat,   wird 

in  Italien    die  Halle    um   alle  Höfe  herumgeführt   und  dient  als  Ausdruck  auch 

für   einzelne   G  in    allen    Teilen    und   Stockwerken   des   Klosters.     Haupt- 

beispiele   der   gothischen    Zeit:    die   Höfe   <U'*  Santo   zu  Padua;   die  Höfe    und 

ien  etc.  an  S.  Francesco  zu  Assisi.        Alla  Quercia  zu  Viterbo  über 

»thischen  Erdgeschoss  cum-  schöne  obere  jonische  Halle  von  Danese  di 

-  Viterbo    um   15l H  >  . 


i   bi  r sieht  <1  e  a  Klosl  e  r  b  am  - 


Die  Renaissance   bekam    in  Italien    wieder   grössere   und  prächtigere 
Klöster  zu  bauen  als  die  nordischen  des  XV.  Jahrhunderts  sind.    Die  treff- 
rationelle Anlage  und  die  Schönheil  und  Vielgestaltigkeil  ihres  Hallen- 


;  85.     Übersicht  des  Klosterbaues. 


185 


baues  geben   denselben   eine   lmhe  Bedeutung.     Einzelne  Haupträunie  des 
Innern   erreichten   hie   und  da  eine  Ausbildung,    welche  schon  damals  als 

klassisch  galt. 

Die  damalige  Zerrüttung  des  Benediktinerordens  im  Norden  ist  bekannt.  - 
Für  Italien  kommen  ausser  den  grossen  Garthausen,  Camaldulenser-  und  l 
nenserklöstern   wahrscheinlich    auch    in    künstlen-der  Beziehung    \  allombrosa 
und  Alla  Vernia  in  Betracht,  die  dem  Verf.  nicht   bekannt  sind. 

Der  Hallenbau,  auf  Siiulen  oder  Pfeilern,  schallt  aus  dem  Kontrast  der 
Stockwerke  —  mag  das  <  »bergeschoss  eine  Mauer  mit  Fenstern  oder  wiedei 
eine  Halle  sein  — .  aus  dem  Längen-  und  Breitenverhältnis  zur  Höhe,  aus  den 
dichten  oder  weiten  Intervallen,  aus  der  Behandlung  der  Bogen.  Simse  und 
Füllungsmedaillons    mit    beständig  neuer  Begeisterung  ein  edles  und  zierliches 


Fig.  l'U.     Entwurf  zu  einem   Ki  >stei     yon  B.  Peruzzi.    (Nach   ELedtenbacher.) 


Werk  nach  dem  andern.  —  Viele  einzelne  Klosterhöfe  aufgezählt  in  des  Verf. 
Cicerone,  a.  m.  0.  Eine  niedrige  Brustwehrmauer  wurde  oft  noch  beibehalten, 
etwa    um  das  Eindringen  der  Nässe  vom  Hofe  oder  Garten  her  zu  verhindern. 

Besondere  Motive:  §  35  (Giul.  da  Sangallo  .  §  M5  Certosa  von  Pavia). 
Für  ländliche  Chorherrnresidenzen  war  Brunellescos  Badia  bei  Fiesole  ein  un- 
übertreffliches Muster ;  für  Dominikanerklöster  dasjenige  von  S.  Marc,  zu 
renz.  1437—1443  erbaut  von  Michelozzo ;  Vasari  II.  p.  t39  ss.  Le  M.  III,  p.  277 
und  i27'.i.  Nota),  v.  di  Michelozzo  „das  am  besten  entworfene,  schönste  und  be- 
quemste Kloster  in  Italien-;  die  Lobsprüche  sind  relativ,  als  von  einem  Mendi- 
kantenkloster  zu  verstehen,  denn  die  höhern  Orden  bauten  viel  prächtiger). 

Unter  Brunellescos  Säulenhöfen  der  schönste:  der  zweite  in  S.  Groce. 

Von  Pfeilerhöfen  sind  unübertrefflich  schön  und  dabei  sehr  einfach:  das 
Atrium  von  S.  Maria  presso  S.  Gelso  in  Mailand  (§  16),  von  einem  unbekannten 
Meister,   1514;         ferner  der  Hof  des  Bramante  im  Chorhermstifl  bei  S.Maria 


: 


X.  Kapitel.     Klöster  and  Brnderschaftsgebäude. 


della  i  Rom    Fig.   Itii'  u.   IG3  ;  zwischen  die  viel  niedrigem  Pfeiler  dos 

»es  sses  iomml  je  eine  Säule,  also  über  die  Mitte  des  untern  Bogens 
wie  in  einigen  bolognesischen  Palästen,  §  t-6)  Pedanten  verurteilten  das  rei- 
Motiv,  und  Serlio,  L.  IV,  fol.  176,  bring!  es  nur  mit  schüchternen  Ent- 
schuldigungen wieder  vor.  Vielleicht  von  einem  nahen  Vorgänger  Bramantes 
der  ehemalige  Klosterhof  der  Humiliaten  in  Cremona,  jetzl  Pfarrwohnung:  bei- 
nahe dieselbe  schöne  Anlage,  nur  als  Säulenhof,  und  vorherrschend  in  Backstein). 
\      -      en    früheren  Säulenhöfen,    wenigstens   an   zweien    Ihm  s.  Ambrogio   zu 

Mailand  (jetzl  Militärhospital),  hatte 
Bramante  dem  obern,  geschlossenen 
Stockwerk  eine  Pilasterordnung  ge- 
geben,  wo  ebenfalls  zwei  Intervalle  auf 
eines  der  untern  Säulenhalle  kommen. 
Von  achtseitigen  Hallenhöfen 
(Fig.  Hü'  ist  wirklich  ausgeführt  der- 
jenige in  S.  Michele  in  Bosch  hei 
Bologna,  noch  aus  der  guten  Zeil  des 
XVI.  Jahrh. ;  in  den  Ecken  Pfeiler 
mit  umgebrochenen  korinthischen  Pi- 
lastern;  in  den  Intervallen  tragen  je 
zwei  Säulen  in  der  Mitte  einen  Bogen, 
auf  den  Seilen  gerade  Gebälke.  (Rings 
halb  erloschene  Fresken  dn-  Schule 
der  t  laracci. 

Schöne  I  tofzisternen:  der  Pozzo 
von  S.  Pietro  in  Vincoli  zu  Rom,  1512; 
ehemals  auch  der  des  Jesuatenklostei  s 
bei  Florenz. 

Berühmte  Bibliothekräume:  die 
von  <  losimo  im  Exil  gestiftete  Biblio- 
thek in  S.  <  riorgio  maggiore  zu  Venedig 
I  1-33  und  <lie  gewölbte  dreischiffige 
von  S.  Marco  in  Florenz  (I  i-37  1  i  i  I  i, 
beide  von  Michelozzo  (letztere  unver- 
ändert \  orhanden  . 

Vgl.  den   Einblick    in   die   vati- 
kanische Bibliothek,  und  zwar  den  unter  Sixtus  IV.  ausgeführten  Bau  als  Hinter- 
ekannten  Fresko  von  Melozzo  da  Forli  in  der  vatikanischen  Gemälde- 
sammlung, wo  Piatina  knieend  vor  dem  Papste  dargestelH  ist. 

Ein  berühmtes  Refektorium:  <\.<^  von  Eugen  IV.   1442  in  S.  Salvatore  zu 
il  reichskulpiertem Kreuzgang ;  Sansovino,  Venezia,  fol.  is. 
zl  nicht  mehr  vorhanden  ? 

I  Dieser  merkwürdige  Ban,  ein  grosser  dreischiffiger  Saal,  das  Mittelschiff  mit  einem 

Übe,  die  (1  ischiffe  mit  Kreuzgewölben  bedeckt,  findet  sich  bald  dar- 

ziemfich  genau,   nur  mit  einer  andern  Säulenordnung  wiederholt  in  der  Biblio- 

ftung  eine-   Mal  o  Etimrni.    Die  Anlage  könnte  für  Biblio- 

ein  und  sich  auch  anderswo  h  iederfinden  ? 


Sapir-: 

(Nach  Gurlitt. 


( rrundriss. 


§  86.    Bischofshöfe  und  Universitäten. 


187 


Klöster  höheren  Ranges,  zumal  auf  dem  Lande  oder  in  bequemen 
Städten  gelegene,  erhielten  bisweilen  eine  gewaltige  bauliche  Ausdehnung 
aebsl  weiten  Gartenanlagen. 

S.  Giustina  in  Padua,  mit  seinen  fünf  Höfen,  hatte  einst  mil  seinen  Gärten, 
Wiesen   und   Fischereien    eine  Miglie  Umfang;    ganz    von  Mauern    und  \\ 
umgeben,  mein-  castrum  als  claustrum  zu  nennen.     M.  Savonarola,  bei  Mural. 

xxiv.  Gol.  n  i.;. 

Gewaltig    gross:    S.    Severino    zu    Neapel;    S.    Ambrogio    zu    Mailand: 
Monte  Gassino  (mit  imposantem  Atrium)  etc. 

Sehr  vollständig:  die  Certosen  bei 
i'.ivia  und  bei  Florenz,  letztere  mit  Aus- 
nahme der  Kirche  fasl  ganz  Renaissance; 
der  Grundriss  bei  Grandjean  und  Famin, 
archit.  toscane,  willkürlich  verändert. 
Die  Diokletiansthermen  von  Rom,  S.  Maria 
degli  Angeli,  umgebaut  zur  Gertosa  von 
Michelangelo,  mil  seinem  (jetzt  zum  Museum 
eingerichteten)  I  [undertsäulenhof. 

Von  den  1529  zerstörten  Klöstern 
bei  Florenz  begeisterte  Schilderungen  bei 
Vasari  111.  p.  570  ss.  (Le  M.  VI,  p.  33  ss.), 
v.  di  Perugino  das  Kloster  der  kunstlieben- 
den Jesuaten,  mit  einem  Durchblick  durch 
alle  Hallen  bis  in  den  Garten),  und  bei 
Varchi,  stör,  fiorent.  III.  p.  s'i  Kloster  S. 
Gallo). 

Bibliotheken.  Refektorien  und  Haupt- 
treppen sind  nicht  selten  im  XVII.  Jahr- 
hundert dem  Kolossalgeschmack  des  Barock- 
stils zu  Liebe  umgebaut  worden. 

Unter  den  KntwürlVn  I'eruzzis  in  den 
Uffizien  drei  schöne  Projekte  grosser  Kloster- 
anlauen,    welche    u.    a.    enthalten    sollten: 
Kirche,  Sakristei.    Beichtraum,   Oratorium, 
Kapitelsaal,  Parlatorium,  Refektorien,  Kreuz- 
gänge mit  Brunnen,  Krankenhaus,  Herberge, 
Bibliothek.    Wohnung    des   Wirtschaftsver- 
walters,   Küchen.    Speisekammern,    Bäckerei,    Korn-    und    Ölspeicher,  Wasch- 
küche etc.,  sowie  grosse  Gärten  und  Hallen  für  Sommer- und  Winteraufenthalt; 
vgl.  Fig.  I'ü  mich  der  Reproduktion  von  Redtenbacher,  Bald.  Peruzzi  und 
Werke,  T.  13. 

i;  i  seh  o  fsh  ö  fe  n  ad  Uni  v  e  rsil  ä  t  e  n. 

Von  bischöflichen  Residenzen,  die  sich  wohl  einigermassen  den  klöster- 
lichen Anlagen  nähern  mochten,  isl  aus  dem  XV.  Jahrhundert  wenig,  aus 
dem  XVI.  einiges  Treffliche  erhalten. 


Qza  zu  Rom. 
Ansicht,    i  Nol 


188 


X.  Kapitel.     Klöster  und  Bruderschaftsgebäude. 


lhe  von  Padua,  1445  vom  Bischof  Pietro  Donato  erbaut,  übertraf  sogar 
die  damaligen  päpstlichen  Wohnungen ;  sie  enthieli  zwei  sehr  grosse  Säle,  zwei 
Kapellen,  eine  Menge  reicher  Zimmer,  grosse  Vorratsräume,  Ställe  für  50  Pferde, 
einen  prächtigen  Garten;  Savonarola,  1.  c.  Gol.   1171. 

I1  i  Bischofshof  zu  Pienza  vielleicht  normal  für  jene  Zeit?  (Vgl.  den 
Grundriss  in  §  !'l   und  dazu  Allg.  Bauzeitung    1882. 

Im   erzbischöflichen  Palast    zu  Pisa  die  Hofhalle  in  der  Art  von  Brunel- 

-     s  Klosterhallen,  nur  in  grössern  Verhältnissen  und  weissem  Marmor.    (Ende 

XV.  Jahrh.    Am  Vescovato  zu  Vicenza  im  Hof  eine  zierliehe  Halle  vom  Jahre  1 t94. 

Aus  der  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  das  einfach  gute  Vescovato 

via. 

Aus  der  Zeil  von  1540  1580  die  Arcivescovati  zu  Mailand  und  Bologna. 
Pellegrini,  --  und  zu  Florenz,  von  Gio.  Ant.  Dosio;   ersteres  düster,    im- 


~.    Hof  der  Universität  zu  Genua. 


posanl    §56),  in  letzterem  der  bescheidene  Hof,  nur  mit  sieben  Säulen  und  ein 

abei   geistreich  und  anmutig.     (Vgl.  Sprüche  Salom.  9,  l.) 

Von  den  weltlichen  Palästen  unterscheid. -n  sirh  snklu:  (iehliude  auch  aussen 

ch  eine  kenntliche,  abei    schwer  zu  bestimmende  Nuance.    Die  Bureaux  um 

Hof  herum  geben  ihnen  zum  Teil  einen  Charakter  von  Verwaltungsgebäuden. 

1.  >enso  nähern  sich  dem  Kloster  die  Baulichkeiten   von  Schulen  und 

Universitäten,  indem  sowohl  Konvikte  als  Komplexe  von   Hörsälen  sich  am 

•  a  um  einen  Hallenhof  gruppierten. 

im  W.  Jahrhundert  der  Hof  der  Universitäl   Pisa,  den  Klosterhöfen 
Brun  tiend.  Vom  Gollegio  de)  Gardinale  zu  Padua  eine  un- 

klare Beschreibung  bei  Savonarola,  I.  c.  Col.   1182.     Spanien  und  England  he- 
:  res. 


Bischofshöfe  und  Universitäten. 


189 


Aus  dem  XVI.  Jahrhundert  Sansovinos  schöner  jetziger  II<>t'  der  Universität 
zu  Padua  1552,  Doppelhalle  mit  geradem  Gebälk:     -  und  der  maj»  Hof 

der   Sapienza   zu  Rom   (Fig.   165  u.   166),    vielleicht   nach   einem  Entwurf  des 


Fig.  L68.     Hof  bei  S.  Caterina  in  Siena.      Loesti  nach  Gnauth.J 


Miehelangelo;   nach    der  Strasse   zu    ist   «las  Gebäude  charakterisier!  durch  die 
geschlossene  fensterlose  Mauer  des  Erdgeschosses. 

In  den  Jesuitenkollegien,  und  zwar  schon  in  den  frühesten,  sind  die  Höfe 
wahre  Schulhöfe,  und  ihre  hohen  Hallen  führen  deutlich  in  Klassen,  nicht  in 
Mönchszellen. 


X.  Kapitel.     Klöster  und  Bruderschaftsgebäude. 


■  und  1  ro.     Si  uo]  i  di  S    Roi  co  zu  Vi  nii  i  i 


!>■  im  Gollegio  romano,  von  Ammanati;  die  schönsten 

XVII.  Jahrhunderts  die  der  Brera  in  Mailand  und  der  Universität  zu  Genua 
107  .  beides  ehern  itenkollegien. 


§  87.     Bauten  der  geistlichen  Bruderschaften.  191 

§  87. 
Bauten  der  geistlichen  Bruderschaften. 

Die  Konfraternitäten  oder  Scuole,  gestiftel  für  zünftische  Gemein- 
schaft, für  Pflege  der  Landsmannschaft  in  einer  fremden  Stadt,  für  ge- 
meinsame menschenfreundliche  Thätigkeit  oder  für  Zwecke  der  Andacht, 
oft  sehr  reich  durch  regelmässige  Beiträge  wie  durch  Vermächtnisse,  zeigten 
sich  nicht  nur  in  prächtigen  Aufzügen,  sondern  auch  in  monumentaler  Ge- 
staltung ihrer  Vereinsgebäude. 

.Man    bedurfte  irgend  einen  grossen  Hauptraum         sei  es   geschlossen  oder 
als  Hof       zur  Versammlung,  Beratung,  Aufstellung  von  Prozessionen  u.  s.  w., 
einen  Altar  in  diesem  Raum  oder  in  einer  angebauten  Kapelle,         eine  I 
robe  für  Gewänder  und  Gonfaloni  (Fahnen),   —   bei  grösserem  Reichtum  auch 
Schreibstuben,  Kassenstuben  u.  s.  w. 

Unter  den  Kunstformen  für  diese  Requisite  sind  zu  nennen: 
Kine   blosse  Kapelle,   die   zugleich   als    Versammlungsraum   dient;    über- 
schüssige Mittel  z.  B.  auf  eine  edelprächtige  Fassade  verwendel  an  der  Miseri- 
cordia  zu  Arezzo,  an  der  Gonfrat.  di  S.  Bernardino  zu  Perugia    §  70),  vgl.  §  51 
und  Fig.  44,  S.  90). 

Oder  zwei  Oratorien  übereinander,  in  reicher  Ausstattung;  so  S.  Bernar- 
dino und  S.  Gaterina  inSiena;  --  daneben  kleine  oder  auch  mittelgrosse  Hallen- 
höfe; so  Peruzzis  einfach  schönes  Höfchen  bei  S.  Caterina  (Fig.   168). 

Durchschnittsform  für  Mittelitalien:  ein  Oratorium  und  ein  Säulenhof;  recht 
schön  in  S.  Giovanni  decollato  zu  Rom  und  in  mehreren  Konfraternitäten  zu 
Florenz,  besonders  lo  Scalzo,  wo  ausser  A.  del  Sartos  Fresken  auch  die  geist- 
reiche Anordnung  des  kleinen  Saulenhofes  Beachtung  verdient:  -  oder  der 
Verein  haut  seine  Kapelle  an  einen  schon  vorhandenen  Klosterhof,  z.  B.  die 
Gapp.  de'  Pittori  im  Kloster  der  Annunziata  daselbst. 

In  Venedig  früher  nur  einfache  grosse  Säle,  angefüllt  mit  den  Tafelbildern 
der  altvenezian.  Schule;  Sabellicus,  de  situ  venetae  urbis,  L.  1.  fol.  84;  L.  II. 
fol.  87.  Später  wird  A(M  Hau  zum  geschlossenen  Palast,  der.  abgesehen  von 
Nebenräumen  und  Treppe,  aus  einer  grossen  unteren  Halle  und  einem  ebenso 
grossen  oberen  Saal  mit  Altar  besteht:  Scuola  di  S.  Maren  I  1-85,  unten  Säulen- 
halle mit  Holzdecke;  -  Scuola  di  S.  Rocco  seil  1517  Fig.  169  u.  170),  unten 
ein  mächtiger  Saal  wie  oben,  höchste  Pracht  der  Dekoration,  mit  einer  Fülle 
von  Tuchbildern  auch  an  den  Decken;  bei  S.Giovanni  Evangelista  ei 
licher  Vorhof  von  1481;  die  übrigen  Scuole  fast  alle  erst  aus  der  Ilareckzeit. 
In  Scuola  di  s.  Rocco  die  schönste  Treppe. 

Die  korporative  Einrichtung  und  Bedeutung  der  venez.  Scuole:  Sansovino, 
Venezia,  fol.  99  ss.,  eine  Hauptstelle,  die  wir  ungern  übergehen.  Vgl.  fol.  ~>7 
die  Konfraternität  der  Lucchesen,  welche  ihr  Lokal  schon  im  X.1V.  Jahrhunderl 
bestmöglich  ausgestattet  hatte. 

Ausserdem  stifteten  die  Scuole  noch  oft  Kunstwerke  aller  Art  in  die  Stadt- 
kirchen,   ganz   wie   die  Zünfte;    etwa    ein    heiliges  Grab    in    den  Dom   der  be- 
treffenden Stadt    Diario  ferrarese,  bei  Murat.  XXIV,  Col.  390,  zum  Jahre  1500 
oder   ein  Gemälde  oder  Relief,    aul   welchem  die  oft  zahlreichen  Vorsteher  der 


\1.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 

rschaft  knieen  unter  dera  von  Engeln  ausgespannten  Mantel  der  Gnaden- 

mutter  (Vasari  1.  p.  682    Le  M.  II.  p.  l^'1  .  v.  di  Spinello;  V.  p.  L65  (Le  M.  IX, 

di   Rosso  .    oder   vor   einer   thronenden  .Madonna  mit  Schutzheiligen, 

zu   beiden  Seiten  eines  leidenden  Christus  (Fresko  des  Luini  in  der  Am- 

siana  zu  Mailand  . 


.  Kapitel. 
Die  Komposition  des  Palastbaues. 

§  88. 
Rückblick  aui  den  früheren  Palastbau  Italiens. 

hie  Zivilbaukunsl  der  Renaissance,  welche  bis  heute  diejenige  aller 
nichtbarbarischen  Völker   thatsächlich   beherrscht,   besass   ihre   wichtigste 
ischaft,   die  regelmässige  Anlage,   als  Erbschaft    aus   der  italienisch- 
gothischen  Zeil  i  §  i'l  |. 

-  heutige  Bauen  regelmässiger  Häuser  und  Paläste  mit  nordisch- 
gothischem  Detail  ist  reiner  Undank  ge^en  die  italienische  Baukunst,  ohne 
welche  es  gar  keine  symmetrische  Anlage  gäbe. 

Verpflanzl  man  aber  schon  venezianische  Gothik  nach  dem  Norden,  welche 
mit  der  Regelmässigkeil  allerdings  in  Harmonie  steht,  so  bleibt  man  damit 
nicht  deutsch-nationaler  als  wenn  man  die  reifere  Gestaltung  derselben  Trieb- 
kraft, die  Renaissance,  wieder  adoptierte. 

In    nordisch-gothischen   Formen    möge  man  unsymmetrisch  hauen,    wozu 

wir  (ilück.  Geld  und  den  wahren  Humor  wünschen,    sowie   gänzliche  Freiheit 

von    englisch -gothischem    Detail,    da    auf  dem    Kontinent    die   anmutigere   und 

Lusdrucksweise    für  dieselhen  (ledanken  an  manchen  spätgothischen 

Zivilbauten,  freilich  zerstreut,  zu  linden  i-t. 

Der  italienisch-gothische  Palastbau    hatte  von  vornherein   mit  dem  Berg- 
schloss  und  seinem  meist  unvermeidlich  unreuehnässigen  (Jrundplan  nichts   zu 
thun  gehabt,  da  seit  dem  XI.  Jahrh.  die  Hauptwohnungen  des  Adels  immer  in 
-    dten  gewesen  waren. 

Er    zuersl    halle    die    Fronten    gerade    gezogen    und    nicht    beliebig   ge- 
hen; hatte    für   alle  Räume   eines  Geschosses  dasselbe  Niveau  fest- 
38    man   nicht    aus   einem   Zimmer   iiher  halshrechen.de   Stufen    in 
indere   gelangen  musste;         er  hatte  regelmässige  Korridore  an  den  Ge- 
.    herumgeführt    und   sieh    nicht   aui  3chmale,  winklige  Gänge  und  auf 
Aushelfen    mit  Wendeltreppen    verlassen.     Bereits  war  die  Einheil 
l  des   Grundplans  die  Mutier  aller  andern  Minheil,  und  Uaulo^ik. 
den    vornehmen  Privatbau    galt    bereits   ein    gewisses  Mass   höherer 
.  und  Ausstattung  als  unerlässlich ,    wenn  auch  im  XIV.  Jahrh.  der  Name 
iz  den  fürstlichen  und  öffentlichen  Gebäuden  vorbehalten  ist. 
tun  fester,    füi   ganz  Italien  gültiger  Sprachgebrauch  existierte  auch  im 
XV.  Jahrh.  und  später  nicht,  wohl  aber  für  ein/eine  Städte.     Im  Diario  ferra- 


§  89.    Entstehung  gesetzmässiger  kubischer  Proportionen. 


193 


rese,  bei  Murat.  XXIV.,  lies.  Gol.  220,  337,  390  wird  durchgängig  scharf  unter- 
schieden zwischen  palazzi,  palazzotti  und  case.  In  Venedig  hiess  offiziell  alles, 
mit  Ausnahme  des  Dogenpalastes,  mir  casa,  thatsächlich  aber  nannte  man  sehr 
viele  Privatgebäude  palazzi;  Sansovino,  Venezia,  fol.   139 

§  89. 
E  n  t  s  t  e  h  u  n  g  gesetzmässiger  kubischer  l'roportio  n  e  n. 

Der  Theoretiker  Alberti  gibt  statt  des  ästhetischen  Gesetzes  für  den 
Palastbau  nur  ein  Programm  für  den  Inhalt  desselben.  Ausserdem  aber 
stellt  er  nach  eigenen  Beobachtungen  die  eisten  Gesetze  für  die  kubischen 
Verhältnisse  der  einzelnen  Binnen- 
räume auf. 

Das  Gemeingut  der  Palast- 
anlage, das  sich  schon  seit  dem 
XIV.  Jahrh.  von  selbsl  verstand, 
mochte  ihm  nicht  des  Milteilens  wert 
erscheinen.  Er  selber  baute  wenig- 
stens Pal.  Ruccellai.  Vgl.  §  30,  M). 
Die  Hauptstellen :  de  re  aedific. 
L.  V.  c  2,  3,  18;  L.  IX.  c.  2,  3,  i. 
Es  scheint  mehr  ein  Bauherr  als  ein 
Baumeister  zu  sprechen.  (Vgl.  Kul- 
tur «1er  Renaiss.  S.  135,  140,  398 
u.  Anm.i  Er  verlangt  mancherlei, 
sowohl  Zweckmässiges  als  Schick- 
liches, aber  er  gibt  keine  Lösung 
und  mi'iclde  am  Heilsten  alle-  zu 
ebener  Erde  bauen,  da  die  Treppen 
die  Gebäude  nur  störten,  scalas  esse 
aedificiorum  perturbatrices.  Gegen- 
über der  tlorenf mischen  Sitte  und  Notwendigkeil  des  Hochbaues  blieben  dies 
natürlich  blosse  Wünsche. 

Die  kubischen  Raumgesetze  besprich!  er  nicht  hei  Anlass  des  Palästi  s, 
sondern  bei  der  Vorstadtvilla  (IX,  3 1,  was  für  unsere  Betrachtung  keinen  Unter- 
schied macht.  Wenn  auch  er  und  andere  sich  thatsächlich  kaum  daran  banden, 
ja  wenn  es  sich  um  ein  blosses  Postulal  oder  Gedankenbild  handeln  sollte,  so 
wird  sich  doch  hier  die  Renaissance  zum  erstenmal  ganz  deutlich  bewusst  als 
die  Architektur  des  Raumes  und  der  Massen.  Aus  einer  Menge  von  Angaben 
mögen  einige  Proben  folgen.  Alberti  gibl  die  Proportionen  litiziert.  je  nach- 
dem die  Räume  rund  oder  quadratisch,  flachgedeckl  oder  gewölbl  sind.  Grössere 
oblonge,  rechtwinklige  Räume  erhalten,  wenn  gewölbt,  i  Diam.  Höhe,  wenn 
flachgedeckt,  Diam.  Höhe  beide  Male  unter  Voraussetzung,  dass  die  Bi 
zur  Länge  sei  wie  I  zu  2,  denn  bei  I  zu  •">  träten  wieder  andere  Verhältnisse 
ein.  Bei  grossen  Dimensionen  gelten  überdies  andere  Proportionen  als  bei  kleinen. 
weil  der  Gesichtswinkel  ein  anderer  ist.  Höfe  sollen  höchstens  doppelt  Milane 
als    breit    -ein.     Zimmer   am    besten          schmaler  als  lang.     Proportionen  wie 

Burckhardt,  [talien.  Renaissance.    4.  Aufl. 


Fiff.  lil.     Pal.  Biccardj  zu  Florenz.    Gruntin ss. 


194 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


3  oder  \  zu  1  geben  schon  nur  noch  Hallen  (porticus    und  auch  da  werde  man 
das  Verhältnis   von   6  zu   1    kaum   überschreiten   dürfen.     An   die  Schmalseite 
-    Hamm-   gehör!   Ein  Fenster,   welches   entweder   entschieden    breiter   als 
hoch  oder  entschieden  höher  als  breit  sein  ums.-.    (In  der  Thal  blieb  das  gleich- 
seitig kige  Fenster  aus  den  Hauptstockwerken  verbann!  und  wurde  nur 
-  Luke   im  Fries   oder   als  Gitterfenster  eines  absichtlich  sehr  strengen  Erd- 
it  Rustika    angewandt.      Ist    das  Fenster  höher  als  breit,   so  soll 
Öffnung  V  .■  mal  so  hoch  als  brei!  sein  und  nicht  über  '  i  und  nicht  unter 
1  i  der  ganzen  innern  Wandfläche  betragen;  sie  soll  beginnen  zwischen  '•.•und 
Ziramerhöhe  über  dem  Hoden.    Isl  das  Fenster  breiter  als  hoch  und  also 
auf  zwei  Säulchen   gestüzt,    so    muss    seine  Öffnung  zwischen   '  •  und  a/a  der 
Breite  der  Wand  betragen.    An  die  Langwand  gehör!   womöglich  eine  ungerade 
Zahl  von  Fenstern,   etwa  •".  wie  bei  den  Alten,  man  teile  die  Wand  in  5  oder 


Fig.  172.     I'al.   Riccardi  zu  Florenz.     Durchschnitt. 


7  Teile  und  setze  in  '■>  derselben  die  Fenster,  deren  Hohe  7/*  oder'',  der  Breite 
u.  s.  w. 
Verglichen  mit  den  dürft  igt-n  ähnlichen  Angaben  hei  Vitruv  iL.  VI,  c.  i  bis  6), 
■;   Gewölbe  noch  Fenster  mit  in  Rechnung  zieht,  zeig!  sich  hier  ein  un- 
■  itt. 

g  90. 
Wesen  nnd  Anfang  des  Palastes  der  Renaissance. 

Die  ideale,  allgemeine  Aufgabe  des  Zivilbaues   spricht  sich   weniger 
klar  lenzen  und  öffentlichen  Gebäuden  aus,  welche  ihre  besondern 

and  verschiedenartigen  Zwecke  zu  verwirklichen  haben,  als  an  den  Privat- 
sten, welche  die  Einheil  des  Willens  und  des  Zweckes  an  der  Stirne 
i  und  durch  ihre  Gleichartigkeit   untereinander  bestimmte  Stilgruppen 
bilden   können 

Dei    Palazzo  in  diesem  bestimmten  Sinuc  isl  ein  monumentaler  Bau,  an 
-tcii-  die  Hauptfronte  nur  Einen  Gedanken,  diesen  aber 
mit  der  vollsten  Krafl  ausspricht,  und  dessen  Grundplan  in  einer  regelmässigen 
|  ..im  beschlossen  ist. 


§  90.    Wesen  und  Anfang  des  Palastes  der  Renaissance. 


195 


Die.-ci  Ginheil  fügen  sich  auch  die  einzelnen  Zweckej  die  unter  Einem 
Dache  erreicht  werden  sollen,  mindestens  ebenso  gul  als  einer  verzettelten  An- 
lage: auch  lohnte  es  bei  der  Gleichartigkeil  der  Aufgabe  der  .Mühe,  die  günsti- 
gem Arten  der  innern  Anordnung  immer  zweckmässiger  und  schöner  auszu- 
bilden und  zum  Gemeingui  zu  machen. 

Einen  Organismus  im  strengern  Sinne  kann  mau  von  dem  Palazzo  nicht 
verlangen,  da  das  Viele  und  Verschiedene,  das  er  umt'asst,  sich  eben  nicht  als 


Fig.  173.     Dom  und  Paläste  in  Pienza.    Grundriss.    (Nach  Mayi 


Vieles,   als  Kongregal    ausdrücken   darf,    sondern   einer  grossen  künstlerischen 
Fiktion  unterthan  wird. 

Bald  nach  Anfang  des  XV.  Jahrhunderts,  oocli  unabhängig  von  dem 
Formalen  der  Renaissance,  zeigt   sich  eine  Bewegung  im  Palastbau,  welche 
wesentlich  auf  einen  Fortschritt  im  Zweckmässigen  und  Bequemen  hinstrebte. 
Vgl.  bei  Milanesi  II.  p.  144  den  wichtigen  Brief  des  in  Bologna  weilen- 
den Jacopo  della  Quercia    L428  an  die  Behörden    seiner  Heimat  Siena,    welche 
sich  bedeutender  Bauten  halber  um  einen   Meiste]    erkundigte:  der  Betreffende, 
Giovanni  da  Siena,  sei  heim  Marchese  (Nicolö)  von  Este  in  Fei  rara  mit  300  Dukaten 
jährlich  und  freie]   Station  für  N  Personen  zum  Bau  ein  n  und  sti 

Schlosses    in   der  Stadt    angestellt,    ..kein  Meister   mil    der  Kelle    in  der  Hand, 
sondern  ein  chonponit ■  giengiero,   d.  h.  Ingenieur";    in  Bologna  selbs 


1% 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


der  treffliche  Fioravante,  der  den  zierlichen  Palasl  des  Legaten  und  in  Perugia 
3  Si  ss  -  Braccio  da  Montone  gebaul  habe;  in  der  Form  neige  er  sich 
mehr  als  der  andere  dem  pelegrino  zu,  d.  h.  dem  damals  Fremden.  Neuen,  der 
Renaissance  wie  es  auch  gebraucht  wird  von  Manetti.  vita  di  Brunellesco,  ed. 
Holtzinger,  p.  13  ;  auch  er  -rede  weder  Kelle  noch  eine  andere  Handarbeil  an. 
S  ir  namhafte  Paläste  dieser  Zeit:  derjenige  der  Golonnesen  in  Gennaz- 
zano;  vgl.  Pii  11.  Gomment.  L.  VI.  p.  308,  und  besonders  der  des  Patriarchen 
Vitelleschi    st.  1440         I    »]  etzt  Pal.  Soderini),  als  Absteurquartier  grosser 


Fie.  174. 


';tl    ( iondi  zu 


Herren,  auch  der  Päpste,  errichtet,  mit  dichl  schattigen  und  wasserreichen  Gärten ; 

Paul.  Jovii  ib  Jo.  Vitellio,         Jac.  Volaterran.,  bei  .Mural.  Will.  I  lol.  152. 

Es  kommt  für  die  Geschichte  der  Frührenaissance  sehr  in  Betracht,  dass 

Könige  verschwunden,   die  der  Päpste  und  der 

.„ml  und  alle  übrigen  Reste  der  damaligen  Fürstenbauten,  mit  Aus- 

nahi  rbino  und  Mantua,  noch  nicht  im  Zusammenhang  untersucht  sind. 


§  91. 
Der  toscani  sehe  Ty  pus. 

Unter  den  entschiedener  ausgebildeten  Palasttypen  nimmt  der  floren- 
tinisch-sienesische ,   der  früheste,  zugleich  für  lange  Zeit   den  ersten  Rang 
.du    und  wiid   für  ganz  Italien  zugleich  mit  der  von   Florenz  ausgehenden 
•  •!i   Formensprache  das  wesentlich  Massgebende. 


§  91.     Der  toscanische  Typus.  1Q7 

Die  Ausbildung  der  Fassaden  vgl.  §  39,  tO,  wo  die  Hauptbauten  auf- 
gezählt sind. 

Der  bestimmende  Bau  war  der  wohl  ersl  um  1440  und  nach  dem  schon 
angefangenen  Pal.  Pitti  begonnene  Palasl  des  Gosimo  Medici  später  Pal. 
Riccardi,  jetzt  Präfektur)  an  der  Via  larga  Gavour)  zu  Florenz,  von 
Michelozzo  (Fig.  171  u.  172);  später  innen  stark  umgebaul  und  zugleich  ver- 
grössert,  doch  sind  u.  a.  noch  vorhanden  die  wohlangelegten  Treppen  neben 
dem  Hallenhof. 

(Francesco  Sforza  hatte  dem  Gosimo  einen  Palasl  in  Mailand  ---.henkt: 
dieser  sandte  Michelozzo  hin  und  liess  einen  neuen  Bau,  bloss  Erdgeschoss  und 
Obergeschoss  errichten,  der  an  geschickter  Aufeinanderfolge,  richtiger  Anlage 
und  Schmuck  der  Räume  als  ein  Wunder  galt.  Umständliche,  aber  nicht  an- 
schauliche Beschreibung  aus  dem  XXI.  Buch  des  Filarete  (§  31),  abgedruckl 
in  den  Beilagen  zum  Anonimo  di  Morelli.  Jetzl  Gasa  Vismara  in  Via  de'  Bossi; 
erhalten  isl  nur  das  Portal  mit  der  spielenden  Prachl  seiner  Skulpturen  (jetzt 
übertragen  nach  dem  Museo  archeologico  im  Kastell,  Corte  ducale)  und  die 
untere  Halle  des  ersten  Hofes,  Rundbogen  auf  achteckigen  Pfeilern. 

Das  Lebensprinzip  der  toscanischen  Fassade  ist  die  völlig  gleichmässige 
Behandlung,  das  Verschmähen  jeder  besondern  Charakteristik  der  Mittel- 
partie oder  der  Ecken,  des  sogen.  Gruppierens. 

Beweis  einer  hohen  Anlage  der  florentinischen  Kunst,  die  in  einem  schmuck- 
liebenden Zeitalter  auf  alles,  was  irgend  die  Aufmerksamkeit  teilen  konnte,  auch 
auf  Prachtpforten  verzichtete,  und  die  Mittel  gleichmassio-  auf  das  Eine  Ganze 
verwandte. 

Seihst  wo  etwa  die  Fenster  prächtiger  gestaltet  sind,  wie  z.  11.  am  Palasl 
Pius  II.  zu  Pienza,  sind  sie  doch  inner  sich  gleich. 

Von  der  Anlage  des  Innern  und  den  dabei  waltenden  Absichten  gibt 
Pius  IL  bei  Anlass  seines  Palastes  zu  Pienza  (Fig.  173)  die  wichtigste 
Rechenschaft. 

I'ii   II.  C lent.  L.  IX,  p.    t25  ss.    Andere  Stellen  über  Pienza   II.   p.  7^ 

IV.  p.  -Jon.  VIII,  p.  377,  394.  IX.  p.  396.  Vgl.  §8,  11.  K);  dazu  die  Publi- 
kation von  Mayreder,  Bender  und  Holtzinger  in  der  Allgem.  Bauzeitung  1882 
Säle  jeder  Bestimmung,  darunter  Speisesäle  für  drei  verschiedene  Jahres- 
zeiten, hegen  bequem  um  den  Hallenhof,  teils  in  dem  gewölbten  Erdgeschoss, 
teils  darüber.  -  ■  Rechts  an  der  Halle  liegl  wie  im  Pal.  Medici'  die  sachte 
Haupttreppe;  20  breite  Stufen,  jede  aus  Einem  Stein  von  9  Fuss  Länge,  führen 
zu  einem  Absatz  mit  eigenem  Fensler.  und  l'd  von  da  rückwärts  in  den 
Korridor;  dasselbe  -ill  auch  von  der  Treppe  des  zweiten  Geschosses.  Wendel- 
treppen, damals  ein  Hauptanlass  zur  Pracht  in  nordischen  Königsburgen,  -allen 
den  Toscanern  nur  noch  für  erlaub!  in  den  Diensträumen,  wie  jene  Schilderung 
von  Gasa  Vismara  andeutet,  und  als  geheime  Hilfstreppen.)  Der  erste  Stock 
hat  nach  dem  Hof  zu  keine  Halle  mehr,  sondern  einen  geschlossenen  Korridor 
mit  viereckigen  Fenstern  und  Qacher  Kassettendecke;  von  ihm  aus  führen Thüren 
rechts  in  einen  Saal,  zu  welchem  zwei  Zimmer  und  ein  Kabinetl  gehören,  links 
in  den  Sommerspeisesaal,  an  welchen  die  Kapelle  stösst.  An  der  hintern  Seite 
welche  nach  aussen  der  schönen  Aussicht  zu  Liebe  in  drei  Hallen  übereinander 


e 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


st,    findet    sich  jener   grosse  Saal   mit   mehreren  (hier  sechs)   sym- 
metrischen Thüren,    welcher   seither   in   den  italienischen  Palästen  gewöhnlich 
als  Wartosaal.    festlich    mit    Teppichen    geschmückt    aber   als   Zeremoniensaal 
dient:    die  Thüren    der  Schmalseiten    führten  hier  in  zwei  Prunkzimmer.     Das 
5t<  G  -       5s  Matte  dieselbe  Anlage  wie  das  initiiere,  nur  in  weniger  reichen 
Formen.     Der  Bau    voller  Lieht    und  Bequemlichkeit   (nur   für   die  Küchen   ein 
erei    Ausbau   hinten);   überall  Gleichheit    des  Niveaus  und  nirgends  eine 
■   zu   steigen.     Der    Blick   der   Hauptaxe  gehl    durch  Vestibül,    Hallenhof, 
Hinterbau  und  Aussenhalle  bis  aus  Ende  des  Gartens.     (Vgl.  §  97. 

In  den  Höfen  büeb  die  toscanische  Schule  im  Ganzen  der  Säule   getreu, 

bis  tief  in  die  Zeiten  des  Barockstyles ;  ein  l'rbild  besonnener  Kleganz  /..  1!.  der 

von    Pal.  Gondi    in  Florenz     von  Giul.    da  Sangallo).     Der   Charakter    des 

Steines,  pietra  serena,  passte 
trefflich    zu    der    einfachen 
Zierlichkeit  sämtlicher  For- 
men solcher  Höfe  (Fig.  L74). 
Wohl  einzig  in  seiner 
Art    ist   ein    um    1  i!»<)   ent- 
worfenes   Projekt    Giuliano 
da  Sangallos  zu  einem  Medi- 
ceerpalast   an  Via   Laura  in 
Florenz     (Skizze     in     den 
Offizien,    reproduziert    von 
Redtenbacher  in  der  Allgem. 
Bauzeitung  1879,  S.  2  .  ein 
Lau  halb  Stadtpalast,   halb 
Villa,  frei  inmitten  von  Gär- 
Ifii  gelegen,  dreiseitig  einen 
I  Inf  mit  amphitheatralischen 
Sitzreihen      umschliessend, 
durch   Risalite   und  Flügel- 
bauten mächtig  gegliedert; 
im    Einzelnen    alles    streng 
symmetrisch.       Line  Vorstudie  hierzu  scheinl  der  I  t88  datierte  Plan  im  Skizzen- 
buch   des  Giuliano   auf  dei    Biblioteca  Barberini  in  Rom.  —   Ob  nicht  der  aus 
flüchtigen  Skizze  des  Serlio  wenigstens   in  den  Grundzügen  bekannte 
zum  Palast   von  Poggio    reale    bei  Neapel,   den  Lorenzo  de'  Medici   dem 
Giuliano  da  Majano   entworfen    haben   soll  (§   118),    auf  dieser  neuen  Idee   de< 

3St? 


Sa 


Pal.  Serristori  zu  Floren/.    (Nohl.) 


i)  Diese  Öffnung  eines  Palastes  nach  der  Gartenseite  hin  ist  noch  bis  in  die  neuere 

i   italienischen  Palästen   nicht    selten  gewesen,   nur  hal  man  hie  and  da  das  schon 

gemauert,  um  :  ene  Räume  zu  gewinnen.    Am  Pal.  Farnese  in 

B  ei   Gartenseite   grosse  offene  Ballen,   allein  die  des 

rt,  als  die  Galeria  des  ^.nnibale  Caracci  an  dieser  Stelle 
hönes  Beispiel:  die  Gartenseite  des  Pal.  di  Firenze  in  Rom. 
■  . 


S  92.     Einfluss  des  toscanischen  Palastbaues. 


199 


§  92. 
Einfluss  des  toscanischen  Palastbai  • 

Es  bildete  sich  eine  allgemeine  Voraussetzung  zu  Gunsten  toscanischer 
Palastbaumeister.  Gegen  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  erhielt  auch  das 
florentinische  Hans  durch  Bacci<>  d'Agnolo  diejenige  Weihe  der  Form,  welche 
Grösse  und  Pracht  des  Palastes  vergessen  lässt. 

Die  Verbreitung  der  toscanischen  Meister  und  der  Rustika  durch  Italien 
§  lö  und  §  i<>.  Die  LJngenügsamkeit  des  Federigo  von  Urbino  und  Lorenzo 
magnifico  §  11.  Giuliano  da  Sangallos  vielseitige  Thätigkeil  §  59.  Offenbar 
verlangte  man  weniger  die  toscanische  Fassade  als  vielmehr  dir  treffliche  An- 
ordnung des  Innern. 

Wer  in  Franc.  Maria  Grapaldus,  de  partibus  aedium,  über  die  Kunstform 
des  Hauses  Belehrunir  erwartet,  wird  sich  getäuscht  finden. 

Über  Baccio  d'Agnolo  (1460  l">i">  .  den  Vater  zweier  nicht  unwürdiger 
Söhne,  s.  Vasari  Y.  p.  351,  354  (Le  M.  IX.  p.  225,  227 1  und  s,    102.    ("'her  seine 


Fig.  176.     Palast  von  (Jrbino.    Grundriss. 

seither  zum  Namen  Palazzi  emporgedrungenen  Häuser:  Bartohni  Fig.  i">  S.  91  . 
Serristori  (Fig.  17ö),  Levi,  Roselli  etc.  vgl.  den  Cicerone  d.  Verf.  II.  S.  287. 
In  Siena  eine  besonders  edle  Hausfassade:  Pal.  della  Giaja  (jetzt  Constantini) 
ebenda  II  S.  1  iiT>.  -  Im  Ganzen  isl  wohl  das  Wegbleiben  der  Rustika 
für  das  Haus  im  Gegensatze  zum  Palazzo  bezeichnend,  doch  durchaus  nicht 
immer.  Die  Beschränkung  des  Umfanges  und  der  Formen  zugleich  war  und 
blieb  in  jedem  einzelnen  Falle  Sache  des  feinem  künstlerischen  Gefühls. 


§  93. 
Der  Palasl  von  ürbiuo  and  die  Bauten  der  Ro  magna. 

Neben  Palazzo  Ätedici  gall  im  XV.  Jahrhunderl  besonders  der  Palast 
von  Urbino  als  in  seine]-  An  klassisch;  später  gesellte  sich  als  dritter 
hinzu  der  gewaltige  Backsteinpalasl  der  Bentivogli  zu  Bologna. 


\1.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


Über  den  Palast  von  Urbino  s.  Vasari  II.  p.  661   s.,  im  Kommentar  zur 

vit.  di  Baccio  Pontelli,  und  III.  p.  70,  Nota    I    Le  M.  IV.  p.  205,  Nota),  v.  di 

Francesco  di  Giorgio;  dazu  Antonio  di  Francesco  da  Mercatello  (1480),  im  Cod. 

Vat.  Urb.  lat.  785    i  scerpierl  bei  Schmarsow,  Melozzo  da  Forli,  S.  353  11'..  sowie 

»He  weitere  dort  zitierte  Literatur  und  die  Analyse  des  Baues  und  endlich   »las 

Prachtwerk  von  Arnold,  der  herzogl.  Palast  von  Urbino,   1857.  --  Der  grosse 

son  Montefeltro  baute  und  schmückte  an  dem  Palast    seil    1447;   seil 

ist    Luciano   da  Lauranas  Thätigkeit    am  Baue   nachweisbar;   ein  Patent 

.    s  von   1468  bestätigt  ihn  offiziell  als  Oberleiter  des  Baues,   den  er   in 

allen  wesentlichen  Teilen  zu  Ende  geführt  hat  (Fig.   176);  von  ihm,  nicht  von 

Baccio  Pontelli,  rührt  nach  Mer- 
catello der  herrliche  Hallenhot' 
her  (Fig.  177),  sowie  die  Biblio- 
thek, das  Studio  und  die  Prunk- 
säle. An  der  inneren  Aus- 
schmückung nahm  (doch  nicht 
vor  1 179;  vgl. Vasari  II,  p.669ss.; 
Müntz,  Les  arts  ä  la  cour  des 
papes  III.  p.  75  s.)  Baccio  Pon- 
telli als  lignaiolo  Teil,  der  auch 
dein  Lorenzo  magnifico  auf  ein 
ihm  durch  Giuliano  da  Majano 
überbrachtes  Ersuchen  eine  ge- 
naue Aufnahme  des  Palastes 
1481  übersandte;  Gaye,  car- 
teggio  I.  p.  274.  Überhaupt 
genoss  der  Palast .  obwohl 
auf  schroffem  und  ungleichem 
Grund  gelegen  und  daher  aussen 
unregelmässig,  den  höchsten 
Ruhm  durch  seine  vollkommen 
zweckmässige  Anlage  und  fürst- 
liche Pracht.  Die  Haupttreppe, 
laut  Vasari  die  trefflichste,  die 

es  Ins  damals  galt,   ist  doch  auf 

;i>-  noch  sehr  das  in  Treppen  bescheidene  XV.  Jahrhundert  bezeich- 

Von  Laurana  rührt  wohl  auch  der  schöne  Hallenhof 

in   dem   kleinen    herzoglichen    Palast    zu   Gubbio   her   (1474     80),    ..einem   der 

,.   die   man  gehen  könne",    wie  die  in  §   i-  erwähnten  venezianischen 

n    urteilten.     (Vgl.   die    Publikation    von    Laspeyres    in    der  Zeitschrift 

Neben  dem   P  m  Urbino  und  dem  Pal.  di  Venezia  zu   Rom   rühmt 

Filippo  de  Lignamine  (sehr.   1474,  abgedr.  bei   Eccard,  scriptores  I.  Gol.   1312) 

( trafen  Tagliacozzo   in  Bracciano   und   <\t^ 
von  Trani,    in  Vicovaro,   welche  an  Pracht,  Gartenanlagen, 
•;        ,   und  Grösse  der  Säle  miteinander  welteiferten. 
Dei  Pa  igna,  -'hon   1506  zerstört,  nicht   Vorbild, 


Hof  im  Palast  zu  Urbino. 


§  94.     Der  venezianische  Typus. 


201 


aber  vermutlich  höchste  Blüte  des  romagnolischen  Backsteinbaues;  Paul  Jovii 
elogia,  sub  Jo.  Bentivolo;  vgl.  Kultur  der  Renaiss.  S.  509.  —  Mehrere  Mit  - 
glieder  dieses  halbfürstlichen  Hauses  hatten  noch  ihre  besondern  Paläste. 

Über  Bologna  und  die  Romagna  überhaupt  §  6,  1-5.  Die  bolognesischen 
Fassaden  bilden  in  ihrer  Längenrichtung  keine  geschlossenen  Kompositionen, 
da  ihre  Erdgeschosse  den  fortlaufenden  Strassenhallen  gehören.  In  Ermange- 
lung einer  bestimmten  Mitte  kann  dann  auch  die  Pforte,  ohnehin  im  Schatten 
der  Halle  und  >l.t I i«t  kein  Gegenstand  des  Schmuckes,  angebracht  werden,  wie 
es  bequem  ist.  Höfe  und  Treppen,  auch  abgesehen  von  der  oft  grossen  Schön- 
heit der  Formen,  meist  glücklich  auf  nicht  grossem  Raum  angeordnet,  und  zwar 
bis  spät  in  die  Barockzeit  hinein,    i Die  Höfe  vgl.  §    t6,  Fig.   17s.   17!»  u.    180. 

In  Ferrara  der  unvollendete  und  halb  verfallene  Pal.  Scrofa ,  von   l>i 
l.ussetti,  1502,  mit  prachtvollem  Hallenhof,  an  welchem  nach  dem  Garten  eine 
Säulenloggia  und  ein  quadratischer,   mit   trefflichen  Fresken  ausgemalter  Saal 
stösst  (Fig.   181;  vgl.  Fig.  37  S.  80). 


§  94. 
Der  venezianische  Typus. 


Venedig,  welches  in  Betreff  der  Palast- 
koniposition eine  fertige  gothische  Erbschaft 
antrat,  ist  die  Heimat  des  Gruppierens  und 
auch  in  diesem  Sinne  Gegensatz  und  Er- 
gänzung von  Florenz. 

Für  das  Folgende  Sansovino,  Venezia, 
fol.  139  ss.  und  Serlio,  L.  III,  fol.  7ü.  auch  L.  IV. 
passim.  Sabellico  ist  nur  für  die  Dekoration, 
nicht  für  die  Anlage  ergiebig,  l'her  die  gothi- 
schen  Paläste  §  21,  über  die  Inkrustation  der 
Sequenzen  §   t2,    \->. 

Ein  grosse]  Raum  mit  zwei  Reihen  von  Nebenräumen  geht  durch  die  üb- 
lichen drei  Stockwerke  hindurch  und  öffnet  sich  ziemlich  gleichartig  nach  einer 
Kanalseite  und  einer  Gassen-  oder  Platzseite.  Im  Erdgeschoss  eine  Thür,  resp. 
Wusserpforte  und  kleinere  Fenster;  die  Nebenräume  zum  Teil  als  Keller  dienend. 
In  den  zwei  obern  Geschossen  ist  der  Hauptraum  ein  durchgehender  Said  mit 
jenen  grossen  Loggien  oder  Fenstergruppen  an  beiden  Enden  und  symmetri- 
schen Thüren  zu  beiden  Seiten;  daneben  auf  beiden  Seiten  Zimmer  mit  je 
zwei  Fenstern. 

Die  Fenster  haben  meist  Balkone.  (Die  strengere  Architektur  verwarf 
die  auf  Konsolen  schwebenden  Balkone,  vgl.  §  102,  und  Serlio  gib!  im  IV.  Buch 
deshalb  eine  schöne  venezianisch.-  Fassade,  an  welcher  die  Balkone  durch  das 
Zurücktreten  der  obern  Mauer  ganz  sicher  und  fest  auf  die  Mauer  de-  Erd- 
geschosses zu  ruhen  kommen.)  (So  schon  am  Pal.  de!  Podesta  zu  Bologna, 
1  1,92  3S. 

Die  Treppen,  meist  in  den  Nebenräumen,  bedeuten  hier  nicht  viel,  um 
-i'    mehr    wurden   einige   nicht  in  Privatpalästen  befindliche  bewundert:   die  in 


Fi:,'.  17s.     Maus  zu  Bologna 
(neben  Pal.  Pepoli.     X.i 


Fassaden    und    deren    Kon- 


2 


XI.  Kapitel,     l'ie  Komposition  des  Palastbaues. 


i  s.  Mar.,,  und  die  glücklich  angelegte  und  würdevoll  verzierte  in 
Scuola  di  S.  R<       i  ^  87),  sowie  die  Scala  d'oro  im  Dogenpalast. 
Höf(     a     sie  vorhanden  sind,  gewinnen  lange  Zeil  keine  selbständige  Be- 
deutung und  dienen  nur  dazu,   einiges  Lieh!  zu  schaffen  für  «las  Gebäude  so- 

____________  wohl  als  für  die  Zisterne, 

deren  Wasser  nur  dann 
für  gesund  gilt,  wenn  ladt 
und  Luid  Zutritt  haben. 
Zu  Anfang  des  XVI. 
Jahrhunderts,  seit  der 
letzten  grossen  Steigerung 
des  Bauaufwandes  <i;  12 1, 
wurde  auch  der  kostbare 
Raum  weniger  gespart, 
und  Sansovino  und  San- 
micheli  durften  Höfe  mit 
Pfeilerhallen  anlegen  und 
auch  am  Äusseren  die 
klassischen  Können  im 
grössten  Massstab  auf  das 
gegebene  Kompositions- 
motiv anwenden. 

I  »iese  Höfe  hiessen 
alla  romana  gebaut.— Jac. 
Sansovino     baute     „nach 
den  Regeln  Vit ruvs-  Pal. 
Deltino,  Pal.  Cornaro  etc. 
Sanmicheli,     noch 
freier,  öffnete  am  Palazzo 
( rrimani  diet  Ibergeschosse 
zu  Riesenfenstern   gleich 
Triumphbogen.    Auch  an 
seinem  Palast  lie\  ilacqua 
zu  Verona  i  Fig.  L82)  gab 
erdemObergeschöss,  über 
einemRustikaerdgeschoss, 
den  <  lharakter  hoher  Fest- 
lichkeit ;  am  Palast.  I'om- 
pei  ebenda  den  ( lharakter 
ernster  Pracht  (Fig.  183). 
Mailand  hat  bei  einer  Fülle  trefflicher  Bauten  doch  keinen  besondern 
Palasttypus,    und  Genua   erhalt  den  seinigen  erst  später.     Neapel  ist  auf- 
fallend arm  an   Palästen  der  guten  Zeit, 
mailändisi  hen   Backsteinhöfe  etc. 


Fig.  179.     Pal.  Pizzardi  zu  Bologna.    (L.) 


■  -    /     I 


S   i(i.     Über  Genua   S   105. 


In 


im  W.  Jahrhundert   die  Vorliebe  für  grosse  Einfahrten  be- 


§  95.     Rom  and  s.ine  Bauherren. 


203 


merklich;   das  einzig  wahrhaft  klassische  Gebäude,  Pal.  Gravina  von  Gabriele 
d'Agnolo,    ist    so    umgebaut,    dass    es    besser    nicht    mehr    vorhanden    wäre. 

Rom  und  seine  Bauherren. 

Rom,    welches  sich  die  Kräfte  von  ganz  Italien  aneignet.    ha1    nichl 
nur  wegen  verschiedener  Herkunft  der  Künstler,  sondern  wegen  sehr  ver- 


Fig.  181      Pal    Scrofa  zu  Ferrara.    (L.) 


schiedener  Absichten  der  BauheiTen  anfangs  keinen  herrschenden  Palast- 
typus. Es  ist  in  den  Jahren  1500  1540  die  Stadl  des  stets  Neuen  und 
Abweichenden,  der  grösste  Tauschplatz  architektonischer  [deen. 

Letarouilly,  6difices  de  Rome  moderne,  III  T s. 

Die  Bauherren :  die  vornehmen  Häuser,  welche  sich  früher  mit  dem  I 
wesen  von  Landbaronen  begnüg!  hatten;  ihr  Massstab  steig!  seil  l  i7<».  da  z.  I!. 
ein  Orsini  den  Palasl  zu  Bracciano  baute  non  tarn  ad  frugalitatem  romani  pro- 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


Pal    In  \  Llacqua  zu  Verona,    i  Baidinger.) 


qUam   ad    roraanor.   pontificum  dignitatem;   Jac.  Volaterran.  bei 
Will.  Gol.   147. 

ehern  Kardinäle  und  ihr  wachsender  Bauluxus  seil  Pius  II.  vgl.  §  8. 

-.,,    verschwenderischer  Nepol  Kardinal  Pietro  Riario; 

bei    einem    fürstlichen  Empfang  in  dessen  Palasl  die  früheste  bekannte  Venti- 


§  95.     Rom  and  seine  Bauherren. 


205 


lation,  freilich  nur  als  Vorrichtung  des  Augenblicks,  mit  Blasebälgen  '117.;. 
vgl.  Corio,  storia  di  Milano.  fol.    i\7  ss.       Vyl.   unten  §   1^8.) 

Gegen  res]«,  seit  1  .">< » ) :  Palazzo  della  Gancelleria,  erbaul  füi  Kardinal 
Rafael  Riario  (vgl.  S.  (17.  Anm.),  —  Pal.  Giraud-Torlonia  (für  Kardinal  Hadrian 
von  Gorneto),  —  dann  Pal.  Farnese  (für  Paul  111.  als  Kardinal),  u.  a.  m. 

Von  Prälaten  jeden  Ranges,  Schreibern  der  päpstlichen  Kurie  u.  -.  \\. 
sind  mehrere  der  wichtigsten  kleinern  Paläste  und  Häuser  gebaut.  Zum  Teil 
wohl,  weil  es  keine  sichere  Anlage  des  Yerni("«v.en<  u;d«  und  weil  man  keine 
Leibeserben  hatte.  Dazu  die  Baulusl  und  die  Sorge  für  Unvergänglichkeil  des 
Namens,  den  man  -eine  in  allen   Friesen  wiederholte. 


Fig.  183.     Pal.  Porapei  zu  Verona. 


Der  Bauwetteifer  welllicher  Familien  sucht  einen  bestimmten  Rang  gleich- 
artig auszudrücken:  derjenige  geistlicher  Neuen  isl  frei  der  Originalität  hin- 
gegeben. 

Auch  wer  sein  Erdgeschoss  zu  Buden  vermietete,  wollte  doch  einen  Palasi 
haben,  so  dass  die  Miete  den  grössern  Bauaufwand  decken  half.  So  an  Bra 
mantes  Pal.  Caprini  (später  Rafaels  Haus),  an  Pal.  Vidoni-Caflfarelli  und  am 
Hause  des  Branconio  d'Aquila  (Rafael,  s.  unten),  an  Pal.  Maccarani  und  Ciccia- 
porci  iGiulio  Romano),  an  Pal.  Niccolini  (Jacopo  Sansovino  ;  meisl  Prälaten- 
bauten. 

Die  bedeutenden  Palastbauten  der  Päpste  wirkten  natürlich  in  manchen 
Punkten  auch  auf  den  Stil  der  Privatpaläste  ein. 


Die  r  ö  in  isch  »•  n  F  assa  d  e  n  t  y  p  e  o. 

Rom   besitzl  zunächst  die  edelsten   Rustikafassaden  mit   Pilastem  an 
Palästen  Bramantes. 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues, 


Pal.  Giraud-Torlonia    und   die   Gancelleria,    §   U),  ö»;.  !>,">:  Fig.  24  u.  25, 
3    •  B  Die  vorbramantesken  Fassaden  §   II. 

Den  geraden  Gegensatz  hiezu  bilden  eine  Anzahl  Kassaden  mit  kon- 
sequenter Scheidung  von  Stein  und  Mauerwerk,  so  dass  Sockel,  Fenster, 
Thüren,  Simse  und  Ecken,  sämtlich  aus  Stein  in  kräftigster  plastischer  Bil- 
dung (§54),  aus  einer  Mörtelfläche  vortreten,  die  Ordnungen  von  Pilastern 
und  PTalbsäulen  aber  wegbleiben. 

Wenn  man  von  einem  römischen  Palasttypus  sprechen  will,  so  ist  es  am 
<  -tri)  dieser. 

-  früheste  Beispiel  grosser  Mörtelflächen,  aus  welchen  nur  Simse,  Fenster 

und  Portale  vortreten    noch  ohne  Rustika  an  den  Ecken  :  die  West-  und  Nord- 

om  Hauptbau  des  Palazzo  di  Venezia  (unter  Paul  IL,  1464 — 1471),  al> 

Bekrönung  noch  ein  Zinnengang  über  Konsolen  (Fig.  21,  S.  65). 

Dann  die  völlige  Ausbildung  des  Typus:  Pal.  di  Sora,  mit   Unrecht  dem 

uante  zugeschrieben. 

Das  vorzüglichste  Beispiel  nicht  in  Rom  selbst,  sondern  in  Fluren/.:  Pal. 


I 


■■■■  -!-. 


;: 


Fig.  ISJ      Pal.  Pandolfini  zu  Floren/..    (Nach  Bühlmann.) 


Pandolfini,   1516     L530  Dach   Rafaels  Plänen  von  Francesco  da  San^allo  erbaut 
_     184),  mit  schönster  Krafl  des  Detail-  und  edlen  Verhältnissen. 

Dagegen  das  »rösste  und  einflussreichste  Beispiel:  Pal.  Farnese  in  Rom, 
■._■■  :••!!  Antonio  da  Sangallo  begonnen  vor  1534  (Fig.   185). 

Pal.  Sciarra     Fig.   186  ;  Pal.  Ruspoli  u.  a.  m. 
Als  man  den  Fenstern  kräftige  Einfassungen  und  selbsl  vortretende  Säulen 
51),  konnte  das  Auge  die  Pilasterordnungen  sehr  wohl  entbehren. 
Neben  diesem  Typus,  welcher  dann  lange  der  herrschende  blieb,  wai 
Doch  eine  andere,  ruhmvolle  Gruppe  von  Gebäuden  entstanden,  deren 
Hauptcharakter,  bei  grossen  Unterschieden,  in  einem  sehr  starken  Gegen- 
den   Erdgeschoss    und  Oberbau    lag.     Seitdem   l'.ramante   eine   starke 
plastische  Ausdrucksweise  vertritt,  fügl  er  gern  Ealbsäulenordnungen,  sogar 
verdoppelte,  sein  Schüler  Rafael  dann  auch  noch  Nischen  hinzu;  das  Erd- 
gescl  •   -t   in  mächtiger  Rustika  (bisweilen  freilich  nur  aus  Gussmauer- 

werk); die  übrig  bleibenden   Flächen  oft  als  quadratische  Maueifelder  ein- 
gerahmt. 


§  96.     I'ie  römischen  Fassadentypen. 


207 


Hf 


Die  massgebenden  Bauten  waren  Bramantes  Pal.  di  S.  Biagio  an  Via 
Giulia  (das  von  Julius  II.  projektierte  Justizgebäude)  und  Pal.  Caprini  (jetzt 
Pal.  de'  Gonvertendi  au  Piazza  Scossacavalli).  Der  erstere  Bau,  nur  im  Erd- 
geschoss  ausgeführt,  war  mit 
einer  Fassadenlänge  von  reich- 
lich !»7  Metern  entworfen,  über 
der  Mitte  und  an  den  vier 
Ecken  sollten  sich  Thürme 
erheben;  Pal.  Caprini,  1517 
von Rafael  erworben,  i-t  gegen 
löso  im  Äussern  gänzlich  ver- 
ändert; vgl.  den  Stich  des 
Lafrerio  Fig.  ls7)  und  dazu 
Gnoli  im  Archivio  stör,  dell' 
arte,  II,  p.   145   - 

Von  Rafael:  Pal.  Vidoni- 
<  iaffarelli  in  Rom,  später  teil- 
weiseverbaut andvergrössert  ' 
(Fig.  188  .  Ohne  Rustikaerd- 
geschoss  und  Halbsäulen,  aber 
ebenfalls  majestätisch  kräftig 
in  der  Bildung  der  Fenster, 
Ecken .  Simse  etc. :  l'ai.  Pan- 
dolfini  in  Florenz.  1516  30 
nach  Rafaels  Plänen  von  Fr. 
da  Sangallo  erbaul  (s.  oben). 

Kiu  Inbegriff  aller  For- 
men, welche  Rafael  nach  den 
Gesetzen  des  Schönen  in  Eine 
Fassade  zusammenzudrä  ngen 
sich  getraute:  das  im  Jahr  1667 
zerstörte,  durch  einen  Kupfei  - 
stich  und  durch  ein  Aquarell 
des  Parmigianino  in  den  Uf- 
tizien)  bekannte  1  laus  des  Bran- 
coniod'Aquila,  eines  päpstlichen 
Camerlengo.  sonsl  fälschlich 
als  llafaels  eigenes  Hau-  be- 
zeichnet -  Fig.  189  :  Vasari  IV. 
p.  364,  Nota  2  (Le  M.  Uli 
p.  i:'».  Nota),  v.  di  Raffaello. 
Unten,  in  fünf  grossen  Bogen 

mit  dorischen  Halbsäulen,    die  linden    nebst    den  Fenstern   eines  kleinen  Halb- 
stockwerkes darüber;  im   Mittelstockwerk    fünf   Fenster   mit    kräftigen    Giebeln 


Fie.  185.     Pal.  l-'.e 


l)  Pal.  Qguccioni  in  Florenz,   mil  doppeltem  Obi  früher 

i  zugeschrieben,  isl  gegen  1550  von  Mariotto  >li  Zanohi  Folfi  erbaut. 


208 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


und  Halbsäulen,  dazwischen  Nischen  für  Statuen:  über  den  Giebeln  liefen 
prächtige  Stuccoguirlanden  hin,  zwischen  welchen  sich  die  Luken  eines  zweiten 
Halbstockwerkes  befanden;  endlich  die  fünf  Fenster  des  Obergeschosses  mit 
oblongen,  besonders  eingerahmten  Mauerfeldern  dazwischen. 


: 


Fig.  187.     Pal.  <  laprini  in  Rom, 


Füi  dies  Gebäude  und  die  sonstigen  Paläste  Rafaels  vgl.  hei  v.  Gey- 
müller,    Rafl  izio   studiato   come   architetto,    den    wichtigen   Abschnitt 

p.  .".1     59. 

Die  ade  des  Pal.  Spada    Vasari  VII,  p.  70    Le  .M.  XII.  p.  102), 

v.  di  Dan.  da  Volterra  .  von  Mazzoni  ("Fig.  190),  isl  trotz  ihrem  Effekt  nur  eine 
Nachahmung  des  Palastes  d'Aquila;  doch  die  Hoffassade  be- 
trächtlich . 


§  96.     I  'i'-  römischen  Fassadentypen. 


209 


Im  Gegensatz  zu  diesem  Allem  zeigen  die  in  §  95  genannten  Fassaden 
des  Giulio  und  Sansovino  eine  kräftige  und  angenehme  Wirkung  durch  die  ein- 
fachsten Mittel;  oben  meisl  eingerahmte  Mauerfelder. 

Die    möglichste  Einheil    des  Kranzgesimses   (§  38)    wird   in   Rom  an 
den  verschiedensten   Fassaden  aach  Kräften  behauptet. 


Fig.  Iss.     Ehemaliger  r       I  inio  d'Aquila  in   E)  tnüller. 


Au   der   hinteren  Fronte   des  Pal.  Farnese   nimml    die   grosse  dreiboj 
Loggia  i\<--  Giacomo  della  Porta  die  Mitte  ein,  ohne  vor-  oder  zurückzutreten; 
sie   erhiell  ein  besonderes,    leichteres  Kranzgesimse,    dessen  oberster  Rand  je- 
doch  mit    dem    des   ganzes  Palastes   (von  Michelangelo,    §  50)   in  Einer   Linie 
fortläuft. 

Der  Barockstil   h.it  erst  um  die  Mitte  des  WM.  Jahrhunderts  diese  Sitte 
völlig  sprengen  können. 


Burckhardt,  Ualie      B 


II 


210 


XI.  Kapitel.     l>ie  Komposition  des  Palastbaues 


g  97. 
B  ömische  Palas  thö i  e. 

Die  Palasthöfe  Roms  umfassen  alle  innerhalb  dieses  Stiles  denkbaren 
Kombinationen,  den  erhabensten  Pfeilerbau  mit  Halbsäulen,  die  schönsten 
Säulenhallen,  die  geistvollsten  Fiktionen,  welche  grosse  Motive  in  einen 
kleinen  Raum  zaubern,  endlich  die  genialsten  Hilfsmittel,  um  mit  wenigem 
Stoff  und  Kaum  einen  noch  immer  monumentalen  Eindruck  hervorzubringen. 
Es  sind  zum  Teil  Triumphe  des  Proportional-Wohlthuenden  und  des  Optisch- 
Schönen. 

Pfeilerhallen  mii  Halbsäulen:  Das  wichtigste  Beispiel  aus  dem  XV.  Jahr- 
hundert: die  nur  teilweise  ausgeführte  Halle  im  grössern  Hole  des  Palazzo  di 
Ven  §    37);    dann    aus   dem    XVI,   Jahrhundert    und    höchst    vollkommen: 


■"im  3mI  . ÄiiÖi 


;.«.-. 


Fig.  189.    J'al  Vidoni-Caffarelli  in  Rom.    Nach  Geymüller. 


der  Hof  von  Pal.  Farnese  (Fig.  191)  von  Antonio  da  Sangallo  d.  J.,  wohl  nicht 

ohne  Einfluss    des   Bramanteschen  Entwurfes    für   das  Gerichlsgchäude    an   der 

Via   Giulia     §  96  ;    die   zwei    untern  Stockwerke  in   nahem  Anschluss   an   das 

ellustlit-af'-r.  d.i-  oht-rste  (von  Michelangelo    geschlossen,  mit  Fenstern. 

Dei   Säulenhol   dei   Cancelleria  (Fig.  192) ,    von   den  besten  Verhältnissen 

■  I    Breite    und   Hohe,    mit   zwei  Bogenhallen  auf  dorischen  Säulen 

ringsum;    darüber  ein  geschlossenes  Obergeschoss  mit  korinthischen  Pilastern; 

die  Säulen   wahrscheinlich  aus  der  anstossenden  Kirche  S.  Lorenzo  in  Damaso, 

welche  dafür  Pfeiler  und  eine  neue  Gestalt  erhiell  (§  77). 

Der  achteckige  Pfeiler,  welcher  um  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  öfter 
(Fig.    \'.):>).   hatte,  seil  Bramante  sich  nirgendwo  mehr  blicken 

■  ■ !  I . 

A>  Säulenhöfe   der  goldenen  Zeit:    in  Pal.  della  Valle,   in  Pal. 

LS  der  Spätrenaissance :  Pal.  Lancelotti. 


§  '.!,.     Römische  Palasthöfe. 


211 


In  mehreren  Höfen,  zum  Teil  von  kaum  bekannten  Architekten,  ist  die 
Pfeilerhalle  zwar  bloss  auf  einer  oder  zwei  Seiten  wirklich  geöffnet .  auf  den 
andern  Seiten  aber  als  Abbild  wiederholt  und  mit  Wänden  ausgefüllt,  welche 
Fenster  (zum  Teil  nur  falsche) 
enthalten ;  auch  das  obere  Stock- 
werk wird  auf  dieselbe  Weise 
ringsum  geführt;  erst  durch 
diese  schönste  und  erlaubteste 
aller  Täuschungen  kommt  eine 
strengere  Harmonie  in  die  «.ranze 
Anlage.  Vielleicht  das  früheste 
Beispiel  Pal.  Linotte  Regis)  in 
Rom  (Fig.  L94),  dem  Ant.  da 
Sangallo  d.  J.  oder  dem  Peruzzi 
zugeschrieben;  begonn  sn  1523 
für  einen  französischen  Prälaten. 

Auch  in  ganz  kleinen  Di- 
mensionen wird  bereits  in  dieser 
Zeit  durch  weise  Benützung 
eines  Durchblickes  und  Licht- 
einfalles, mit  Hilfe  weniger 
Säulen,  eines  Brunnens  oder 
Garteneinganges  ein  höherer 
Eindruck  hervorgebracht. 

(Wie  vieles  hievon  beim 
jetzigen  Umbau  von  Rom  erhal- 
ten bleiben  wird,    steht  dahin.) 

Grosse,  wenigstens  be- 
absichtigte Perspektive :  Laut 
Mi«  helangelo  sollte  man  im  Pal. 
Farnese  durch  die  Einfahrts- 
halle mit  ihren  dorischen  Säulen. 
durch  den  Hof  und  die  hintere 
Halle  den  farnesischen  Stier  als 
Brunnengruppe  erblicken ;  in  der- 
selben Achse  sollte  eine  Brücke 
über  die  Tiber  in  die  Gärten 
der  Farnesina  führen;  Vasari 
VII.  p.224s.(Le  M.  XII,  p.232), 
v.  di  Michelangelo.  \>A.  >•  !M 
den  Palast   von  Pienza. 

Ausser  aller  Linie  stellen 
die  beiden  I  taupthöfe  des  Vati- 
kan:  Cortile  di  S.  Damaso    \,m  Hramante   und  Rafael  (Hof  der  Loggien,    vgl. 
§  60),    und   der  ungeheure  Haupthof  (§  35,    begonnen   1503),    leider  nie  ganz 
zur  Ausführung  -relangt;   ein  unterer  Hof  und  ein  oberer  Ziergarten,  Giardino 
della   pigna .   durch   gewaltige  doppelte  Rampentreppen  (§   117,   126,   Fig.   195) 


Fig.  190,   Pal.  Spada  zu  Born.  (Baidinger,  nach  Letarouilly.) 


XI.  Kapitel.     I  >ie  Komposition  des  Palastbaues. 


inander  verbunden,  an  deren  Stelle  sich  jetzt  Biblioteca,  Braccio  nuovo  etc. 

welcher  den  Giardino  della 
pigna  umgibt,  bildel  eine 
kolossale  Apsis,  bekrönt 
von  einem  halbkreisförmigen 
Säulengang. 


den  letzten  Abschluss   des  Hallenbaues 


§  98. 

Die  n  n  re g e  1  ra  ässige  o 

Gm  n  dpi  an  e;  die  Zw  i  sehr  n- 

stock w c  rk c 

Rom     ist     feiner     die 
Stätte,   wo  die  Architekten 
aui     engem     und     unregel- 
mässigem<  rrundplan  edel  und 
monumental   bauen   lernten. 
Florenz   hatte  von   je- 
her zu  viele  gerade  Strassen, 
als    dass    wertvolle    Bauten 
sich    hätten    in  hoffnungslos 
schiefe    und    krumme    Bau- 
plätze schicken  müssen.     In 
leim      drängte     sich     unter 
Julius  11.    und    Leo  X.    alles 
auf  das  Marsfeld,  Via  Giulia, 
Umgegend  des  Pantheon,  der 
Piazza  navonaetc,  mit  einem 
Worte,  in  das  Strassengewirr 
i\*'<     verkümmerten     mittel- 
alterlichen Roms. 

Baidassar  Peruzzi  wandte 
alle  Schätze  des  reifsten 
Studiums  auf  den  in  krum- 
mer und  (bis  1888)  enger 
Strasse  gelegenen  Pal.  Mas- 
simi  (alle  colonne,  seit  1535), 
gab  die  Fassade  als  Ganzes 
preis,  erhob  aber  deren  Krüm- 
„„„._  Motiv   des   höchsten    Reizes    in   dei    Halle   des  Erdgeschosses 

rreppen,    Säle   und   einen    nur   kleinen,   aber   einzig 

Hol    §  35    auf  den    unregelmässigen  Grundplan  in  bewundernswerter 

.    Einzelformen  sind  von,  Besten  der  goldenen  Zeit. 

[n  Fig.   194)    hat    Ant.  da    Sangallo   d.  J.  (?)   auf   ge- 

,,  nichl  unregelmässige]   Grundfläche  einen  höchst  edeln  Bau 

,|,.-  Höfchens  und  der  Treppe  errichtet  (§  97). 
L.  vil,  p.  128    die  früheste  Anweisung,  wie  man  sich  bei  un- 


•  (rkaden. 
(Nach  Bühln 


§  98.     Die  unregelmässigen  Grandpläne;  die  Zwis  :werke. 


213 


regelmässig!       Grundplan  überhaupt  zu  helfen  habe,  wahrscheinlich  nach 
spielen  ans  Rom. 

In  Rom  kommen  um  diese  Zeit  die  Zwischenstockwerke  oder  Mezza- 
nine mehr  in  Gebrauch,  ohne  doch  bei  den  bessern  Architekten  nach  a 
den  Charakter  eines  wirklichen  Stockwerkes  zu  erhalten. 


Fig.  192.     Der  Säulenl,  i  elleria. 


Kleiner  Pal.  •  1  i  Vem 
II, .r.    (Nohl  i 


Oberste  kleinere  Geschosse  für  die  Dienerschaft,  mit  kleinen  Fenstern, 
welche  dann  gerne  den  obersten  Fries  einnehmen,  sind  längs!  und  überall  vor- 
handen. 

Die  römische  Neuerung  besteht  darin,  dass  auch  «li'1  Herrschaft  in  der 
Mitte  des  Hauses  niedrigere  Räume  verlangt,  und  zwar  für  leichtere  Heizbar- 
keit im  Winter,  wie  Serlio  ausdrücklich  bez< 

Wenn    ferner   irgend   ein  Stockwerk  grosse  und  kleine  Räume  i 
ander  enthielt,  so  musste  in  letzteren,  oft  weit  unter  der  wahrei    D 
falsche  eingesetzt  werden  und  es  entstand  ein  leerei    Raum   (ein  sogen.   \  i 


14 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


den  man  sonst  häufig  den  Mäusen  und  dem  Dunkel   iiberliess,   nunmehr  abei 
■  zu  Zwischenwohnungen  benützte.     Serlio,  L.  VII,  p.  28:  Tutti  li  luoghi 
rnediocri  et  piccoli  si  ammezzaranno  per  piu  commodita,  d.  h.  sobald  ein  Raum 
zu  klein  ist  für  die  allgemeine  Stockwerkhöhe,  halbier!  man  ihn. 


Fie-.  1!'4.    Pal.  Linotte  zu  Rom 


Einstweilen  aber  werden  die  betreffenden  Fenster  nach  aussen  immer  nur 

in  einem  Fries,  oder  im  Sockel  der  nächstobern  Qrdnung, 

innerhalb  derselben  Fläche  mit  dem  darunter  befindlichen  Hauptfenster  (so 

in   di  i    von    Bramantes  Gancelleria  (Fig.  24)   und  Pal.  Giraud 

Fig    21  r   in   der  Füllung   eines  Bogens.     Seil    L540  proklamiert   sich   das 

Mezzanin  nach  au  besonderes  Stockwerk,  nichl  zum  Vorteil  der  Kom- 

he  in  der  guten  Zeil  möglichst  wenige  und  grosse  Abteilungen  liebte. 


s,  (.U).     I'ie  römischen  Treppen. 


215 


Au  Sanmichelis  Palästen  zu  Venedig  und  Verona,  §  94,  kommen  sehr 
kühne  Einteilungen  vor:  doch  hat  er  das  Mezzanin  einstweilen  nur  im  Hof  des 
Pal.  Ganossa  zu  Verona  als  besonderes  Zwischengeschoss  gegebi 

§  99. 
Die  r  ö  m  isch  e  n  T  r  e  p  p  e  n. 

Auch  die  Treppen  (vgl.  §  91)  verdanken  Rom  einen  bedeutenden 
Fortschritt  in  das  Bequeme  und  Emposante,  wie  dies  in  der  Stadt  der 
Zeremonien  nicht  anders  sein  konnte. 


i 


» 


Fig.  195.     Querdurchschnitl  durch  den  grossen  Eof  des  Vatikans  in  seinem  arsprüngUchen  /- ■ 

oben  der  Giardino  della  Pigna. 


Alle  Treppen  des  XV.  Jahrhunderts  kamen  dem  XVI.  Jahrhundert  steil 
vor;  z.  B.  auch  noch  die  des  Gronaca  im  Pal.  Strozzi  und  im  Signorenpalast 
zu  Florenz;    Vasari  IV.  p.    ii7.   i r>  1   (Le  M.  VIII,  p.   1:2<>.   124),    \.  di  Cronaca. 

Bramante  in  verschiedenen  (jetzt  meist  veränderten  Räumen  seines  vati- 
kanischen Baues  soll  sich  mit  Stiegen  jeder  Art  recht  wühl  zu  helfen  gewusst 
haben:  Vasari  IV.  p.  148  Le  M.  VII,  p.  133  .  v.  di  Bramante,  und  doch  sind 
die  Treppen  der  Gancelleria  noch  relativ  steil,  ebenso  die  der  Farnesina  von 
Peruzzi    oder  Rafael  ?  . 

Die  erste  ganz  bequeme,  breite  und  mit  durchgeführter  Pilasterbekleidung 
versehene  Treppe  ist  die  des  Pal.  Farnese,  vom  jungem    \nt.  da  Sangallo. 

Von  da  an  wird  keine  tadelhafte  Treppe  mehr  gebaut,  sobald  nur  irgend 
die  Mittel  reichen. 

Auch  die  für  die  Bedienung,  den  Transport  u.  s.  w.  bestimmten  Wendel- 
treppen, bisweilen  ohne  Stufen,  für  Maultiere  gangbar,  erhielten  jetzt  eine  monu- 


XI.  Kapitel.     IMc  Komposition  <lt>>  Palastbaues. 


tuent        A   sstattung;  so  die  des  Bramante  im  Vatikan  (d'Agincourt,  T.  57),  mit 

iselnden  l  i  i  der  Säulen  des  innern  Randes.  Andere  berühmte  Wendel- 

die   des  Giulio   im  Palast    von  Mantua,    die   des  Genga  in  Monte  I m- 

periale  :  ;  Vasari  V,  p.  544    Le  M.  X,  p.  106),  v.  di  Giulio;  VI,  p.  319 

M.  XI.    p.  90  .    v.  di  Genga;  nicht    viel    später:    die    des  Vignola    in 

irola. 

In  I  ■   Entwurf  zur  Villa  Belcaro    bei  Sieiia    finde!    sich    eine  scala 


Fie    19 !.     II  >t  des   Pal.  Massimi  zu   Rom 


equitabilis  mil  breiten  Stufen;  ebenso  in  drei  Skizzen  zum  Pal.  Ricci  in  Monte- 

iano;  vgl.  Redtenbacher ,  B.  Peruzzi  und  seine  Werke  Taf.   15  u.   17—19. 

Mi(  _     is    in   Rom    komponierte  Treppe    für  die  Vorhalle  zur  Biblio- 

!     renz       el  he  30  \  iel  Aufsehen  machte,  ist   v\  ie  die  Vor- 

legreiflicher  Scherz   des   grossen  Meisters  (Fig.  50, 

ii  VI,  p.  92   (Le  M.  X.  p.  27:;.  \.  di  Tribolo);    VII, 

Le  M.  XII,  p.  242).  v.  di  Michelangelo ;         Gaye,  carteggio  III,  p.  12; 

e  I,  5;  en  §  60. 


§   LOO.     Die  Paläste  bei  Serlio. 


21 


-ZT- 


§  100. 

I>  i  .•  Paläst  e  be  i  Serli  o. 

Neben  ilt'ii  ausgeführten  Hauten  kommt  vorzüglich  Serlios  Sammel- 
werk (§  31)  in  Betracht,  welches  nicht  sowohl  eine  vielseitige  Rechenschaft 
über  den  ganzen  damaligen  Palastbau,  als  vielmehr  zahlreiche  teils  eigene, 
teils  von  Baidassar  Peruzzi  erhaltene  Zeichnungen,  oft  von  sehr  hohem 
Werte,  enthält. 

Hauptsächlich  zu  Ende  des  III..  sowie  im  IV.  und  VII.  Buche.    Die  Wir- 
kung dieser  Publikation  §   li'.  31.     Wir  citieren  nach  der  Quartausgabe. 

Serlio   wendet    bereits  jene   stärkern  Ausdrucksmittel  an,    welche  haupt- 
sächlich  seit   Rafael  in  Gebrauch' gekommen,    §  51,  54,  96.     Von  Mezzaninen 
machl    er   reichlichen    Gebrauch,   doch 
ohne  sie  je   aussen  als  eigenes  Stock- 
werk anzuerkennen. 

Einige  Idealfassaden  des  VII.  Bu- 
ches S.  I20ff.  sollen  insbesondere  den 
Unterschied  lehren  zwischen:  im'  archi- 
tettura  soda,  semplice,  schietta,  dolce  e 
morbida,  und:  una  debole,  gracile, 
delicata,  affetiata,  cruda,  anzi  oscura  e 
confusa. 

Sehr  schön  und  zum  Teil  wahr- 
haft endgültige  Lösungen:  die  Hallen- 
fassaden etwa  in  bolognesischer  Weise 
Fig.  197  oder  für  die  Umgebung  von 
grossen  Plätzen  L.  1\  ;  Säulen  mit 
geradem  Gebälk  (Fig.  198  -  je  zwei 
Säulen  mit  geradem  Gebälk,  dir  Dogen 
tragend  Fig.  199  ;  einfache  Pfeiler  mit 
Bogen:  Uo^eiipfeilei'  mit  rinn  Halb- 
säulenordnung    (Fig.  200)  Pfeiler- 

massen mit  je  zwei  Halbsäulen  und 
einer  Nische  dazwischen;  ja  Gebäude, 
die   zu   seinen  vorhandenen  allzukurzen 

o  ler  allzuschlanken  Säulen  eigens   erfunden   sind.     Zu    all    diesem    komp 
er  den  Oberbau  jedesmal  neu.  teils  wiederum  als  (wahre  oder  scheinbare   Halle. 
teils  als  geschlossenen  Bau  mit  '"Irr  ohne  Ordnungen.  Auch  im  VII.  B 

einige  Hallenfassaden. 

Unter    den    Fassaden    venezianischer    Art     L.    IV     sind    ebenfalls    einige 
treffliche. 

Im  VII.  Buche  ferne]   Aufgaben  auf  unregelmässigem  Grundplan   S. 
Palastbau  an  Abhängen  (S.  160,  so  ziemlich  das  genuesische  Prinzip:  der  P 
vorn,    an   der  Strasse,    der  Hof  gegen  den  Abhang,    der  hier  eine  Mauerwand 
bildet;    über   dieser   der    Wasserbehälter).  Wie   ungleiche    Fensterini 

durch   symmetrische  Wiederholung   das  Störende    verlieren    können   gleicl 


Fie.  197 


:.  Serlii 


21! 


\l.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


rdia  concordante  eines  mehrstimmigen  Gesanges,  lehrt  er  S.  L68  ff.  — 
Leider  ist  bei  der  Besprechung  des  Innern  seine  Definition  von  Sala,  Salotto 
und  Saletta    S.   l  18)  durch  Druckfehler  unrettbar  entstellt. 

3    neu  französischen  Patronen  zu  Ehren  rede!  er  auch  von  grossen  präch- 
.  Dachschlöten  und  Dachfenstern,  dergleichen  die  französische  Renaissance, 
d.  h.   die  mil  nceformen  bekleidete  Gothik,   aus  dem  Mittelalter  über- 

nommen  hatte.     In  Italien   hatte    man   allenfalls   die    flüchtig   verzierten  vene- 
zianischen Schlote  oder  solche  in  GestaH  von  bemalten  Zinnenthürmchen ,   wie 
auf  »lern  Palast  von  Pienza,    aber  ohne  dass  irgend  ein  Gewicht  darauf 
_t  worden  wäre.    Ein  Anblick  wie  Chambord,  wo  die  wichtigsten  charakte- 


wrrniPig 


i — nr 


—  -  -^=p^f — ^ 


5   I 


Fassade  nach  Serlio. 


Fig.  199.     Fassade  nach  Serlio. 


ristischen  Bauformen  auf  das  Dach  verlegt  sind,  hatte  in  Italien  durchaus  nur 
Heiterkeil  erregt. 

Alherti,  de  re  aedificatoria ,  L.  VI,  c.  11:  L.  IX,  c.  i  lässl  als  einzig 
wünschenswert"  I  lach/.ii-nlen  Ohelisken.  Laubakroterien  und  Statuen  gelten,  und 
auch  dazu  isl  es  im  XV.  Jahrhundert  an  weltlichen  Gebäuden  fast  nie  und  im 
XVI.  nur  selten  gekommen,  zum  Teil  aus  Ehrfurchl  vor  der  Herrschaft  des 
Kra 

§  101. 
Öffentl  [che  Paläste;  i  h  re  Sä  1  e. 

Paläste  für  öffentliche  Zwecke  weiden  besonders  charakterisiert  durch 
Säle  und  hallenmässige  Öffnung  nach  aussen.     Das  Mittelalter  mit 
seinem    wirklichen    politischen   Leöen    hatte   die  Gestalten  solcher  "Bauten 
eits  im  <  Crossen  festgestelll   l  §  21 ). 

Wir  abstrahieren  hier  von  den  verschiedenen  Namen  und  Bestimmungen: 

Palazzo  del  comune,  --  della  ragione,        de!  consiglio,        de'  tribunali,     -  de] 

de!  prefetto  etc.    Die  Bestimmungen  haben  ohnehin  oft  gewechselt. 


5   lul.     Öffentliche  Palast.-:  ihre  Säle. 


219 


Von    den    grossen  Sälen    ist    kaum    einer   mehr  in  o  Gestalt  er- 

halten, welche  ihm  <lie  goldene  Zeit  gab:  auch  die  Sala  de]  gran  consiglio  im 
Dogenpalast  und  der  obere  Saal  der  Seuola  di  S.  Rocco  zu  Venedig  sind  he- 
herrscht  von  spät-venezianischen  Malereien ;  dei  3aal  im  Signorenpalast 

zu  Florenz   war.    so    wie    man    ihn    las   in    unsere  Zeiten  sah.    erst  das  Werk 
Vasaris,  der  ihm  indes  doch  einen  reichen  hinteren  Abschluss  zu  geben  wusste. 
Von   demjenigen    im  Pal.  comunale  zu      _____ — ^— — _ 
Brescia,  sowie  von  dem  im  Innern  des 
Pal.    del    Podestä    zu    Bologna    befind- 
lichen   (170    auf   74  Fuss,    einst    zum 
Konklave  Johanns  Will.,    später   zum 
Theater   und  zuletzt   zum   Ballspiel  ge- 
braucht) weiss  Verfasser  nichts  in  Be- 
treff   des    Innern    anzugehen.    —    Die 
Decken,  innen  kassettiert  oder  bemalt, 
hängen  am  Dachgerüste. 

Den  Salone  in  Padua  erreicht 
keines  dieser  Gebäude  an  Umfang.  1  >as 
Verhältnis  der  Grösse  zur  Höhe  und  die 
Beleuchtung  ist  kaum  irgendwo  ange- 
nehm, so  dass  solche  Säle  neben  den 
grossen  Sälen  namhafterer  Privatpaläste 
(§  91),  sowie  neben  grossartigen  Kloster- 
refektorien und  Kapitelhäusern  mit  <  »hel- 
licht, zumal  gewölbten,  zurückstehen 
müssen . 

Der  schönste  grosse  Saal  der 
Renaissance,  freilich  schon  auf  der  Neige  des  Stile.-,  ist  nach  meinem  Dafür- 
halten die  Sala  regia  des  Vatikans  mit  ihrem  von  Perino  und  Daniele  da 
Volterra  mach  Ant.  da  Sangallo,  herrlich  stucchierten  Tonnengewölbe  (§  177  . 
ihren  fünf  Pforten  und  ihrem  einzigen,  mächtigen,  in  der  Höhe  angebrachten 
Fenster. 

Vasari  zähll  die  grossen  Säle  auf  bei  Anlass  des  florentinischen ,  den  er 
selber  umhaute.  IV,  p.  151  iLe  M.  VIII,  p.  123  .  v.  di  Gronaca:  einer  im  Pal. 
di  Venezia  zu  Rom  (?),  ein  von  I 'ins  II.  und  Innocenz  VIII.  erbauter  im  Vatikan 
verhaut),  einer  im  Gasteil  (nuovo  zu  Neapel  ?  .  dann  die  Säle  des  Pa 
von  Mailand  (jedenfalls  verbaut),  der  Pal.  von  Urbino  wo  sich  kein  besonders 
grosser  Saal  befindet  .  nebst  den  bekannten  von  Venedig  und  Padua. 


Fi».  200.     Fassade  nach  Serlio. 


§  102. 
Der  Eallenbau  öffentlicher  Paläste. 

Der  offene  Hallenbau  ist  der  sprechende  Ausdruck  dafür,  dass  das  betref- 
ende  Gebäude  das  Eigentum  Aller  sei.  Nichl  nur  wurde  ihm  das  Erdgeschoss 
fortwährend  fasl  ganz  oder  zum  grosseu  Teile  überlassen,  sondern  auch  das 
Obergeschoss  nahm,  wenigstens  dem  Scheine  nach,  die  Formen  desselben  an. 


220 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbnues. 


-    an  schon  vorhandene  Amtsgebäude  wurde  wohl  eine  Halle  hinge- 

.  Annale-  Piacentini,  bei  Mural.  \V  Col.  '''s.  960,  zum  Jahre   L479. 

Schon   im  Mittelalter    bildel  an  den  Palazzi  pubblici,    Pal.  della  Ragione 

{d.  h.  Gerichtsgebäude^,  Broletti  etc.  von  Oberitalien  das  Erdgeschoss  unter  dem 

lezu  einen  öffentlichen  Durchgang.         Idealbild  eines  solchen 

-    -  in  den  Fresken  des  Benozzo,  Gampo  saute  von  l'isa.  Geschichte  Josephs. 

her  Pal.  -tä.  früher  unten  geschlossen    Florenz,  Pistoja),  erhall  nun 

hie  und  da  ebenfalls  eine  offene  Halle:  seine  allgemeinen  Requisite  bei  M.  Savo- 

uarola,   ap.  Mural.  XXIV.  Col.   1174:  Säle,  Kapelle,  Kanzlei.  Räume  aller  Art, 

.  ingen  der  Beamten,  Ställe  etc.         Die  wichtigeren  Gebäude  sind  folgende: 


' 


!1IIE 


il.     Pal.  Comunale  zu  Brescia.    (Nohl.) 


uunale  zu  Brescia  (Fig.  201),  erhaul  1  ü>2     1508  von  Fornienlnne 
mit  mächtiger  unterer  Halle,  innen  auf  Säulen,   aussen  auf  Pfeilern,  und  mit 
dekoriertem  Äussern.     (Das  Dachgeschoss  später.) 

Der  zierliche  Pal.   de!  Gonsiglio   zu   Verona  (Fig.  202  .    erbau!  seit   1476 
I     i  G    condo,  luden  wenigstens  nach  vorn  völlig  eilen,  mit  einer  Balustrade 
und  zwei  kleinen  Treppen. 

Die  Doch  schöner  komponierte  Loggia  del  Gonsiglio  zu  Padua  (Fi#.  20:$i. 

ssetti;  im  Erdgeschoss  sieben  Säulenintervalle,  deren  drei  mittlere 

l  reppe  öffnen. 

Dei  Pal.  del  Podesta  zu  Bologna,   1492    94  umgebaut,  wahrscheinlich  von 

.niii  di  Pietro  da  Brensa  und  Francesco  Fossi  da  Dozza;  das  Erdgeschoss 

■  tig<   Pfeilerhalle  mil  geblümter  Rustika  ii  21  i  und  llalhsäulenurdnunjj  : 

I,  mil  Pilasterordnung  tu\>\  mächtig  grossen 


§  lii2.     Der  llallciil.au  öffentlicher  Paläste. 


221 


Fenstern  oder  Pforten,  welche  zusammen  dem  Anblick  einer  offenen  Halle  nahe 

kommen.      I  fber  den  Saal  vgl.  §   101. 

Der  Pal.  Prefettizio  zu  Pesaro,    vor  1465  begonnen  von   Luciano  da   Lau- 

rana;  unten  eine  Pfeilerhalle  von  sechs  Ai  ;  darüber  ein  0  -  mit 

fünf  grossen  Fenstern. 

Pal.  del  Pretorio  zu  Lucca,  mit  geschlossenem  oberem  Stockwerk  i  Fig.  204 
Pal.  del  Pretorio  zu  Pienza,  um  1460   Fig.  205),  ebenfalls  oben  geschlo* 

mit  charaktervollem  Zinnenthurm. 


Fig.  202    Loggia  del  Consiglio  zu  Verona      Baidinger  nach  Phot.) 


Das  Zurücktreten  der  oberen  Stockwerke  an  mehreren  dieser  Gebäude 
lial  seinen  sehr  guten  Grund  darin,  dass  man  sich  uichl  auf  schwebende  Bal- 
kone  über  Konsolen  verlassen  wollte,  wenn  die  Behörden  bei  feierlichem  Anlass 
sich  oben  zeigen  mussten.  Vgl.  §  94.  Auffallendes  Zurücktreten  des  Ober- 
Geschosses  ohne  solchen  Grund  .in  Rafaels  Pal.  Pandolfini,  ü  96;  desglei 
um  Pal.  Uguccioni  Fig.  tö,  S.  96  ;  auf  einer  Skizze  dieses  Palastes  Samm- 
lung der  Offizien)  bemerkl  Giorgio  Vasari  'I.  .1.  zu  dieser  baulichen  Ei  •  itüm- 
lichkeit:  fa  bellissimo  vedere  '■!  un  grandissimo  comodo.) 


\1.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


Am  Dogenpalast  zu  Venedig  gehör!  noch  das  ganze  Äussere  und  die  An- 
[iberhaupt  der  gothischen  Zeil  an,  der  Hof  aber,  soweit  er  vollendel  wurde, 
in   den   reichsten  Formen  der  Renaissance  und  in  weissem  Marmor  ausgeführt 
(von  Breg        S  °  dno,  Guglielmo  Bergamasco)  ist  für  den  Charakter  eines 

itlichen  Gebäudes  von  diesem  Range  nicht  bezeichnend  gestaltet   und   sein 
•   liegt  mehr  in  den  glänzenden  Einzelheiten  (Riesentreppe,  Hallen,  Fenster- 
gruppen;   im    Innern   die  Scala    d'oro   und   einige  wenige  Räume,  welche  noch 
ihre   Ausstattung   aus   dein    XV.    und    beginnenden  XVI.  Jahrhundert    erhalten 
en). 

Die  alten  Prokurazien  in  Venedig,  für  lauter  Bureaux  und  Amtswohnungen, 

2  -  den,  nach  der  Platzseite  ein  fortlaufender  Bau  offener  Hallen 

(unten  Pf  zwei  oberen  Ordnungen  Säulen),  wahrscheinlich  weil  die  fest- 


Fig    2)   I     Loggia  del  Consiglio  zu  Padua.     (Nach  Bühlmann.) 


iiche  Bedeutung  d.-<  Markusplatzes  keine  geschlossenen  Fassaden  geduldet  hätte. 
neuen  Prokurazien  wiederholen  dann  das  Motiv  der  Biblioteca,  §  103,  mit 
/  chosses.  —  Vgl.  auch  §  114.) 

h  die  Börsen,  loggie  de'  mercanti,  nebst  den  Zunftgebäuden,  schliessen 

ich  in  kleinerem  Massstab,  dem  Motiv  der  Stadtpaläste  an,  indem 

hier  eine  untere  Halle  mit  Treppe,  und   Xehenraunien  und  ein  oberer  Saal 

Versammlungen  vorgeschrieben  waren.    Vgl.  das  Projekt  bei  Serlio,  L.  VII, 

p.   116,  und  aus  der  gothischen  Zeit  die  Loggia  de'  mercanti  zu  Bologna.    Bis- 

■ii  gehörte  auch  eine  Kapelle  dazu,  wo  jeden  Morgen  ad  devotionem  et  com- 

modum  mercatorum  eine  Mes  e  gelesen  winde.    So  im  Palazzo  della  Mercanzia 

i  rkunde  v.   1416  bei  Milanesi  II,   p.  82, 
vgl.  p.  93  die  Piazza  hin   schaut;    auf  der  Rückseite  gegen   eine  höher 


§  103.     Sansovino  uml  Palladio,  Hallenbauten. 


223 


liegende  Strasse  wurde  diejenige  Loggia  angebaut,  welche  sino  degb'  Uniti 

(früher  de'  Nobili     ist    >.  §    104 

§   103. 

Sansovino  und  Palladio,  Hallenbauten. 

Wie   schon   in   einigen    der  genannten   Paläste  das  Längenverhältnis 
und  die  Zahl  der  Ballenbogen  willkürlich  ist,  so  wurde  an  zwei  ganz  ex- 


Fie.  204.     Palazzo  de]  Pretorio  zu  Lucca. 


ceptionellen  Gebäuden,  an  Jacopo  Sansovinos  Biblioteca  zu  Venedig  und 
an  Andn-a  Palladios  Basilika  zu  Vicenza  dn  Doppelhalle  als  solcher, 
freilich  in  ihrer  höchsten  monumentalen  Ausbildung,  die  Herrschaft  völlig 
überlassen. 

Die   Biblioteca    §   53     Fig.   17.     Es    war   eine   ungerechte    Kritik,   wenn 
man  dem  Gebäude  vorwarf,  es  sei  zu  niedrig  für  seine  Länge,  da  das* 


\1.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbai    - 


.i'h. m   keine   bestimmte   Länge   haben   will.     Der    \.rchiteki    aber  gab   bei 
r  Verantwortung   statt    dieses   wahren  G  Scheingründe  an,    voraus- 

\  eichnung  des  Sohnes  (Franc.  Sansovino,  Venezia,  fol.  L15) 
-  vom  Vatei  Vorgebrachte  genau  wiedergebe.  Derselbe  gab  z.  B.  ohne  Not 
ss  sei  B  ua  Vergleich  mit  dem  Dogenpalasl  niedrig,  aber  ohne  Rück- 
sicht auf  denselben  entworfen 
sei :  denn  der  I  >ogenpalast,  wel- 
cher die  Majestäl  der  Republik 
darstellte,  verlangte  eine  solche 
Rücksicht  allerdings,  und  zwar 
in  Gestall  einer  Unterordnung 
der  Biblioteca.  Dass  die  ge- 
ringe Höhe  durch  die  geringe 
Tiefe  entschuldigt  wird,  ist 
ebenfalls  eine  Ausrede;  die  ge- 
ringe Tiefe  hätte  einen  mächtig 
gruppierten  Hochbau  nichi  aus- 
geschlossen .  und  die  Schmal- 
seite gegen  die  Riva  hätte  sich 

^:  ;.  r\.  ,i  schon  maskieren  lassen.   Vene- 

^■''j!  :  ;-=;     r"\'"    •;.':-  dig  wollte  ein  Meisterwerk  nichl 

;:7q  der  Komposition  .   sondern  der 

—  ~  :'f- — -—;■-;---.  =r^  Durchführung. 

'■"-  Während  des  Baues  pub- 

liziei  te  15 1  I  Serlio  i L.  IV.  fol. 
L54  oder  L55) .  angeblich  nur 
für  ein  raumsparendes  vene- 
zianisches Wohnhaus  mit  Bu- 
den in  der  unteren  Halle,  einen 
Knlw  urf,  der  Sans<>\  in<»s  Idee 
sehr  schön  in  das  Einfache, 
Schlankere  und  Edlere  um- 
deutet.     Vgl.  Fig.  200. 

Palladio      umhaute      seil 

1549   den   alten  Palazzo   della 

Ragione    seiner  Vaterstadt  Vi- 

cenza,    ein   nichl    ganz   regel- 

mässiges  <  iblongum,  rings  mit 

en  und  eine)-  oberen  ionischen  Halle    Fig.   II,   Seite  55); 

Male    ist    zwischen    den    Halbsäulen    der   Hauptordnung   ein   Bogen   auf 

nden    klei  len    derselben  Ordnung  eingesetzt.     So  entstand  die 

lika",   d  tliche  Gebäude    als   solches,   wie   man    es  in  ganz  Italien 

_   habl  hätte,  ganz  in  Hallen  aufgelöst,  gleich  'lern  Marmorthurm  von  Pisa. 

die  I  nerleichheiten  auf  das  Geschickteste  verdeckt. 


'al.  del  Preiorio  zu  Pienza.    (Nach  Mayreder. 


§  104.     Die  Familienloggien. 


225 


§  104. 
Die  Familienloggien. 

Endlich   musste  das  XV.  Jahrhunderl  einer  eigentümlichen  Sitte  ge- 
nügen, dem  Bau  dreibogiger  offener  Loggien,  wo  sich  bei  feierlichen  An- 
lässen Korporationen    oder   bestimmte    Familien   versammelten    öder  Auf- 
wartung annahmen. 
l'ni    L450    er- 
wähnt   M.   Savona- 
rola  (1.  c.  col.  1179) 
zu  Padua  die  präch- 
tige, verzierte,  auf 
vier    Marmorsäulen 
gestützte       „Lodia, 
welche  der  Sitz  der 
Rektoren    und    der 
Adlichen  ist-. 

SclmndasXVI. 
Jahrhundert  ver- 
stand den  Brauch 
offenbar  nichtmehr; 
Vasari  XIII,  p.  249 
Le  M.X1.  p.306),  \. 
di  l'dine:  „die  Log- 
gia Medici  sei  er- 
baut zur  Bequem- 
lichkeil undziii  \  er- 
sammlung  der  Bür- 
ger, wie  es  die  vor- 
nehmsten Bürger 
damals  zu  halten 
pflegten".  Laul  Let- 
tere  s.mesi  III.  p.  7.~> 
baute  Fius  II.  die 
seinige.  damit  die 
Piccolomini  sich  da- 
selbst versammeln 
könnten,  ..per  eser- 
eizi  pubblici  di  let- 
tere  di  alfari".  La- 
teinisch heissl  sie  urkundlich  theatrum;  Milanesi  II,  p.  322.  Laul  Vitae  Papar., 
Murat.  III.  II.  Col.  985  hülle  uoch  ein  Palasl  daran  gebaul  werden  sollen. 

Florenz  hatte  l  17^  schon  21  solcher  Familienloggien,  wobei  noch  ein  halbes 
Dutzend  vergessen  -ein  sollen;  Varchi  III,  p.   107  ss. 

Als    formales  Urbild    mochte   die   gewaltige  Loggia   de'  Lanzi   in  Florenz 
gelten,  wo  die  feierlichster  Akte  der  Republik  vollzogen  wurden:  erbau!    1376 

Burckhardt,  Italien.  Renaissance.     *.  Autl.  1  5 


Fig.  206.     Loggia  degli  I  niii  zu  Siena. 


1'lV, 


\1.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


von  » >rcagna,  nach- 
dem man  noch  1356 
gemeini  halte,  dass. 
eine  Loggia  sieh 
für  einen  Tyrannen 
und  niehl  für  einen 
Freistaal  schicke 
Matleo  Villani,  L. 
VII,  c.   iL 

Doch  mussten 
die  Familienloggien 
des  KV.  Jahrhun- 
derts, meist  gegen- 
über dem  Palast 
deshetrefl'endenlie- 

schlechtes,  sich  mit 
dem  Charakter  eines 
artigen  Zierbaues 
begnügen. 

Erhalten :  die 
Loggia  der  Rucellai 
in  Fluren/,  bei  deren 
Palast,  erbaut  1468 
von  Guidotti,  wohl 
kaum  nach  einem 
Entwurf  des  Alberti. 

In  Siena:  die 
Loggia  de'  Nobili 
jetzt  degli  Inilii 
als  Rückseite  des 
Pal.  della  Mercanzia 
(§  L02),  auf  vier  Pfei- 
lern! 1 1 17,  derOber- 
bau  später),  einfach 
zierlich   (Fig.  206); 

ferner  die  ehen 
erwähnte  ho<^iadel 
Papa,  1460  von 
Antonio  Federighi 
erhaut.  inil  dünnen 
weitgespannten  Bo- 
gen auf  Säulen, 
mit  der  Inschrift  : 
Pins  II.  (hm  Mit- 
gliedern seines  Ge- 
schlechtes, 'len  Pic- 
colomini. 


I'al    Porto  Barbarano  /.u  V; 


§  105.     Palastbau  der  Kachblüte;  'las  Äussere.  ■>■>- 

Manches  Hallenfragmenl  in  italienischen  Städten  mag  eine  solche  I. 
gewesen  sein,  die  ihren  Charakter  eingebüssl  hat. 


§  105. 

Palastbau  d  e  r 

N  ;i  c  li  li  1  ü  te;   <1  a  s 
Ausser  e. 

Seine  defini- 
tive Ausbildung  er- 
hielt der  Palastbau 
erst  durch  die  Mei- 
ster der  Zeit  von 
L540  80,  in  einer 
Zeit  der  stillge- 
stellten Politik, 
der  Gegenrefor- 
mation und  der  zu- 
nehmenden Vor- 
nehmheit auf  spa- 
nische Weise. 

Die  Meister: 
Giulio  Romano; 
Giacomo  Barozzi, 
genannl  Vignola; 
Giorgio  Vasari; 
Bartolommeo  Am- 
manati ;  Galeazzo 
Vlessi;  Pellegrino 
Til)aldi,.u-tm.  IVIle- 
grini;  Andrea  Pal- 
ladio  ii.  a.  m. 

Florenz  unter 
Gosimo  [.,  Genua 
seil  Andrea  Doria 
künstlich  in  Ruhe 
gehalten  und  we- 
sentlich der  spani- 
schen Politik  un- 
terthan  ;  \  enedig 
durchaus  auf 

kluge  Heliaiipliin«: 
des  Erworbener 
angewiesen. 

Cosimo  I.  be- 
förderte systema- 


l'.il.  Valmarana  zu  V 


- 


\1.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 


tisch  den  Müssiggang  der  Reichen,  und  auch  dem  (»eist  der  Gegenreformation 

war  es  angenehm,   wenn  bisher  thätige  Klassen  sich   in   eine  vornehme  Ruhe 

_i)>en.    In  Rom  vollendete  sich  diese  Lebensweise,  indem  die  älteren  Häuser 

und  die  sieli  beständig  neu  bildenden  Nepotenfamilien  darin  förmlich  wetteiferten. 

1  >ie  nächste  bauliche  Folge  der  Vornehmheil  ist  der  zunehmende  Weit- 
ind  Hochbau,  mit  noch  weiterer  Vereinfachung  sowohl  als  Derbheil  des  Details, 
jetzt  oft  sehen  bis  ins  Flüchtige  und  Rohe. 

Galeazzo  Alessi  hält  am  längsten  eine  reiche  und  gediegene  Einzeldurch- 
führung 

Vom  den  Fassadentypen  gewinnl  der  römische  im  engem  sinne  (§  96), 
wesentlich  abgeleitel  von  Pal.  Farnese,  jetzt  eine  sehr  grosse  Ausdehnung. 

Hieher  gehört  die  Masse  der  spätem  römischen  Paläste;  etwa  von  Amma- 
natis Pal.  Ruspoli  an. 

Diese    freieste  Form   musste   die   beliebteste   werden    für  <\vn  Barockstil, 
welcher  Fenster,  Thüren,  Ecken  und  Simse  ganz   nach  Belieben    phantastisch 


?;.ffpj! 


|  m       m 


— t—       ,      — t— 

Kijr.  Ju'.i     pal.  Chieresrati  zu   Yii-cn/a. 


:  ilden  konnte,  sie  ist  und  bleibt  jedoch  noch  sehr  empfindlich  in  Betreff 
der  Verhältnisse.  Vignolas  riesiger  farnesischer  Palast  zu  Piacenza,  fast  ohne 
Details,  bloss  durch  die  Proportionen  existierend.) 

I>i>-   quadratischen    Fenster   der  Mezzanine    werden    ohne  Scheu    ziemlich 
Fenstern  des  betreffenden  Hauptstockwerkes  angebracht    sodass 
das  Mezzanin  formal  schon  als  Zwischenstockwerk  wirkt. 

I  >er  T;.  ji  i-  ist  lei  iszubilden,  dass  <t  der  mürrisclien.  ahgeschlossenen 

<  rrandezza  z  isagt. 

Auch  das  Motiv  einer  oder  zweier  Halbsäulenordnungen  (seltener 
Pilaster),  aber  einem  Kid-  oder  Sockelgeschoss  in  Rustika,  kommt  mehr- 
fach vor,  alier  nur  selten  in  ganz  sorgfältiger  und  edler  Ausführung. 

Von  Bramante  (%  96    ging  dii  3ei  Typus  auf  Rafael  und  Giulio  Romano  und 

!  Palladio  über,  welche  -ah  aber  auch  für  Halbsäulen  und  Säulen  meist 

mit  stucchierti  elbau  begnügen  mussten.    (Pal.  del  Te  zu  Mantua,  §  119.) 

Eine  völlig  gediegene  und  reiche  Durchführung  in  gehauenem  Stein  wird 


§  105.     Palastbau  der  Nachblüte;  das  Äussere. 


229 


man    auch    hiefür   hauptsächlich  bei  Galeazzo  Alessi  und  seinen  mailändischen 
Nachfolgern    suchen    müssen.     (Pal.    .Mann"   zu   Mailand,  jetzt   Municipio,    mit 
Hernien  am  ( »ber^esdioss.    einer  damals  nicht  seltenen   Form;    vgl.    'ii.-  sog 
Omenoni,  d.  h.  Riesen,  am  Hause  des  Bildhauers  Lioni  in  Mailand.) 

Über  den  Einfluss,  welchen  Bramantes  Fassadenmotiv  am  Pal.  Caprini 
auf  Palladio  übte  s.  dessen  Skizze  in  Chiswick-Castle  .  vgl.  von  Geymüller, 
Raffaello  studiato  com«  architetto,  p.  99.  Palladio  verwendete  dies  Motiv  des 
rusticierten  Erdgeschosses  und  der  Halbsäulenordnung  (bei  ihm  öfter  Pilaster  im 
Obergeschoss  am  Pal.  Marcantonio  Tiene  (einem  seiner  frühesten  Bauten,  be- 
gonnen 1556  .  au  Pal.  Trissini  dal  Vello  d'oro, 
Pal.  l  »la/.io  Porto  und  Pal.  Schio-Franceschini. 
—  An  andern  Palästen  gib!  er  auch  dem  Erd- 

ucschdss.'ine  Halbsäulen- 
ordnung, so  am  Pal.  Poi  to- 

Barbarano  i  Fig.  207)  und 

Adrian    Tiene.      Endlich 

setzt  er  der  Fassade  eine 

einzige  mächtigeOrdnung 

auf   hohen    Postamenten 

vor   am   Pal.  Valmarana 

(Fig.208),Giulio  Porto  und 

del  Capitano.  Ein  Mezza- 

ningeschoss    wird   dabei 

gerne  alsAttika  ausgebil- 
det.— Mit  dem  Ernst  dieser 

Grundmolive  kontrastiei  I 

l'i-w  eilen  seltsam  die  Auf- 
lösung der  Wandflächen 

in  lauter  I  h  namentskulp- 

tur  i  Pal.  de!  Capitano  um 

I  'orto-Barbarano  . 

Einige  reichere  Paläste  von  Venedig  behaupten  auch  noch  die  Öffnung 
der  Fassade,  jetzt  in  Gestalt  von  grossartigen   Hallen. 

Pal.  1 1< «ii la rin i.  von  Scamozzi;  wozu  aus  'hau  \\  II.  Jahrhunderl  Longhenas 
l'rai-bll);iut.en  Pal.  I'esaro  und  Pal.  Rezzonico. 

Palladio  gab  seinem  Meisterwerk  im  Privatbau,  dem  Pal.  Chieregati 
§  :;.")     zu  Vicenza  (Fig.  209  .    sogar   unten  und  oben  fast  lauter  offene  Hallen 
nhl  geradem  Gebälke. 

In  dem  Engbau  Genuas  werden  die  Proportionen  der  Fassaden  im 
Ulgemeinen  preisgegeben  und  die  letztere  irgend  einer  gefälligen  Dekoration 
überlassen. 

LrlztiTe  Lieht  von  i li-r  1,'u-lika  (auch  in  phantastische!  Anwendung  bis 
zu  der  durchgeführten  Bemalung.  Mehrere  Fassaden  Alessis  verzichten  indes 
durchaus  nichl  auf  die  Schönheil  der  Proportionen. 

In  Bologna  fügl  sich  der  dort  heimische  Hallenbau  ebenfalls  in  die  Formen 
der  florentinisch-römischen  Schule.    So  an  Pal.  Malvezzi-Mediei  von  Bart.  Tria- 


Fig.210.    Pal.  Mahe/zi- 
M."lici  zu  Bologna.    (Nohl 


(|    Fig.  211.  Pal.  Fantuzzizu  Bologna.  (N 


XI.  Kapitel.     1*1*-  Komposition  des  Palastbaues. 


chini,  von  vortrefflicher  Wirkung  und  tüchtigen  Verhältnissen  (Fig.  210).     Mit 
-    rker  Hinneigung  zum  Barockstil  Pal.  Fantuzzi  von  Formigine  (Fig.  211). 

Qtliche  Gebäude  mit   Hallen  im  Krdgeschoss  gelingen  auch  dieser 
Zeit  bisweilen  noch  auf  'las  Herrlichste. 

Palladios  Basilika  1549,  5  103:     -  mit  einfachen  Mitteln  höchsl  wirksam: 
Vasaris  1  ffi   ien,  §  35;  reich  und  edel  das  Collegio  de'  Nobili  und  andere 


Fig.  212.     Hof  des  Palazzo  Valmarana.    Vicen/.a. 


Bauten  um  Piazza  de'  Mercanti  zu  Mailand,  von  Vinc.  Seregno,  nach  dem  Motiv 
:    Höfe  des  Alessi,  i  35,   106. 

§  106. 

Palastbau  <1  e  r  N  a  c h  b  1  ü  t e ;  >1  a  8  I  u  n  <■  r e. 

Im  [nnern  gewinnl   vor  allem  das  Vestibül,  jetzt   für  eine  zahlreiche 
wartende  Dienerschaft  der  Besuchenden,  eine  grosse  Ausdehnung. 

Schon   die  Pforte  jetzt    als  Einfahrl  gross  und  weit.     Das  Vestibül,   bei 

•  in  und  noch  bei  Bramante  selten  mehr  als  ein  Gang  mit  Tonnen- 

e,  wird  ein  grosser,  hoher,  gewölbter  Raum,  meist  mit  einschneidenden 


§  106.     Palastbau  der  Nachblüte;  das  Innere. 


23] 


Lünetten.     -  Die  Einfahrtshalle  von  Palazzo  Famese,  mit  ihrem  Tonnengewölbe 
über  dorischen  Kolonnaden  wurde  freilich  nicht  wieder  erreicht. 

Das  Vestibül  gedeiht  zu  einer  der  höchsten  Aufgaben,  indem  der 
Treppenbau  (§  99),  bisher  nur  ersl  stattlich  und  bequem,  nunmehr  als 
Elemenl  der  Schönheil  dem  Auge  und  der  Phantasie  absichtlich  dargeboten 
und  an  das  Vestibül  unmittelbar  angeschlossen  wird. 

Hauptneuerung:  die  Verdoppelung  der  Treppen  um  der  Symmetrie  willen. 

nachdem    man    sich    in  Gärten  und  Höfen  sc] seil   Bramante  daran  gewöhnt 

hatte    §  126,  vgl.  Fig.  195).    Entweder  begann  man  gleich  unten  mit.  zwei 
schiedenen  Treppen  oder  Hess  Eine  Treppe  sich  vom  ersten  Absatz  an  in  zwei 
teilen:  Absätze    Podeste  .  Geländer,  Säulenstellungen ,  Überwölbungen  et 
hielten  jetzt  erst  ihr  besonderes  ästhetisch«  -  Gesetz;  dazu  die  Poesie  des  Lichtes 
und  der  Durchblicke,  welche  nicht  ruhte,  bis  sie  aller  ihrer  Mittel  sicher  war. 


Fig.  213.    Ehemaliger  Hot'  von  Pal.  Sauli  in  ' 


Ein   begeistertes   und   gewiss  einflussreiches  Programm  dieses  veredelten 
Treppenbaues:  Vasari  I.  p.   147  (Le  M.  I.  p.   130  .  Introduzione.  Im.  i 

quattro  libri  dell'  archit.,  I.  cap.  28:  Auf  die  Anlage  der  Treppen  isl  ■_: 
Sorgfalt  zu  verwenden,  denn  es  isl  durchaus  nicht  leicht,  einen  passenden  Platz 
für  dieselben  zu  finden,  ohne  das  übrige  Gebäude  zu  behindern;  ihnen  g  bührt 
vor  allem  ein  eigener  Raum;  sie  bedürfen  dreier  Öffnungen:  einer  dem  das 
Hans  Betretenden  möglichst  sichtbaren  Eingangsthür ,  grosser  Fenster  in  der 
Mitte  und  der  Ausgangsthür  am  obern  Ende.  Gute  Treppen  sollen  hell,  wenigstens 
vier  Fuss  breit  und  bequem  zu  ersteigen  sein,  so  dass  sie  gleichsam  zum  Hin- 
aufsteigen  einladen.  Die  Stufen  sollen  nicht  über  einen  halben  Fuss  hoch  sein, 
bei  hohen  Treppen  niedriger,  aber  nicht  unter  vier  Zoll.  Die  Breite  betrage 
mindestens  einen  Fuss,  höchstens  aha-  I  .  Nach  II  oder  13  Stufen  die  un- 
gleiche Zahl,  um  mit  dem  rechten  Fuss  den  Aufstieg  zu  beginnen  und  zu  be- 
enden) ist  ein  Podest  (requie,  Ruhe,  genannt  einzuschalten.  Gerade  Treppen 
sind  in  zwei  oder  vier  Armen  anzulegen;  in  letzterem  Fall  dient  ein  qua« 


XI.  Kapitel.     Die  Komposition  des  Palastbaues. 

Zwischenraum  als  Lichtschacht.  Wendeltreppen  sind  im  Gruhdriss  bald  kreis- 
rund, bald  oval,  bisweilen  mit  einer  Säule  in  der  Mille. 

Das  vorzüglichste  Verdienst  hat  indes  die  steile  Treppenstadt  Genua,  wo 
man  von  jeher  darauf  halte  denken  müssen,  dem  vielen  Steigen  eine  gute  und 
Seite   abzugewinnen;   die  Treppe  im  dortigen  Dogenpalasl  (nach  1550) 
und  in  allen  folgenden   Palästen. 

Die   Höfe  haben  liichl  mehr  die  feine   Eleganz  der  besten  unter  den 
frühem,  dafür  aber  bisweilen  eine  ernste  Grösse  "der  eine  geistvolle  Pracht. 
Der  Ernst  der  Pfeiler-  und  Säulenhallen  Ammanatis  und  Palladios. 
Letzterer  wechselt,  wie  an  seinen  Fassaden,  mit  einer  und  zwei  Ordnungen, 
die  er,  nach  dem  Vorbild  der  antiken  gesäulteri   korinthischen)  Atrien,  auf  allen 
3    len  herumführt  oder  nur  an  der  Vorder- und  Rückseite  anbringt.    Zur  letztern 
Art  gehört  der  H>>t  des  Pal.  Valmarana  (Fig.  212);  für  den  von  den  Säulen  ge- 
lang ist  hier  die  ivtuitiiuiil.il  dadurch  hergestellt,  dass  er  an 
Seiten  auf  einem  breiten  Gesimse  entlang  läuft.       Im  Pal.  Marc- 
rnio  Tiene  ist  der  Hof  im  Anklang-  an  die  Fassade  mit   Rustikaarkaden  im 
Erdg  ind  Pfeilerarkaden   mit  Pilastern    im  Hauptgeschoss  ausgestattet. 

Pfeilerhallen  mit  Halbsäulen,  nach  römischem  Vorbilde  (§97),  zeigt  der  (leider 
unvollendete  /.weite  Hof  im  Kloster  della  Caritä  jetzige  Accademia)  in  Venedig, 
wo  für  den  vordem  Hof  an  zwei  Seiten  eine  mächtige,  zwei  Stockwerke  hohe 
-  ilenstellung  projektiert  war;  eine  solche  wirklich  ausgeführt  am  Pal.  Orazio 
Porto  zu  Vicenza. 

Der   originelle    und   prächtige  Hof  in  Alessis  Pal.  Marino  (Municipio)  zu 
Mailand:    sein    schönster  Hof  ehemals   der  in  Pal.  Sauli  zu  Genua  (Fig.  213); 
-   Motiv   §  35. 

Geistvoll  angeordnete  Säulenhöfe  namentlich  auch  in   liolognn  (£!>:{:  aus 

spätem  Zeit  u.  a.  Pal.  Zucchini),    —    in  Florenz   (Pal.    non  tinito.    von 

1    _  oli);    —    in  Genua;    die    meisten   Paläste   des   sinkenden  XVI.  Jahrhunderts, 

vorz  e  mit  gekuppelten  Säulen  an  Höfen  und  Treppen.    (Vgl.  §  56,  Ende.) 

Von  Pfeilerhöfen  der  Paläste  ist  viel  weniger  Gutes  zu  sagen;  der  kolos- 

Hoi   des  Pal.  Pitti  in  Florenz  mit   seiner  Rustikahalle  in  drei  Stockwerken, 

Ammanati    Fig.  52,  S.  102),  reicht  als  Kunstwerk  hei  weitem  nicht  an  Pelle- 

grinis  erzbischöflichen  Palast  in  Mailand. 

Mit  dei  Zeit  aber  werden  die  Höfe  gleichgültiger  behandelt  und  der  Auf- 
wand überhaupt  mehr  auf  grosse  Dimensionen  als  auf  feinere  künstlerische 
Durchbildun  II. 

Die  Korridore,  jetzt  hoch,  weit  und  durchgängig  gewölbt,  behaupten 
ihre  meist  einfachen  Pilasterordnungen.  —  Im  Innern  bleibt  wesentlich  die 
frühere  Disposition  herrschend,  nur  dem  grössern  Massstab  angepasst. 

Einige  Veränderung    brachte   der  Hoch-  und  Weitbau    des  Vestibüls  mit 
Von   den    neuen  Räumen    ist    nur  etwa  die  „Galeria"  zu  erwähnen,   ein 
nd  verhi  hmaler  Saal,  nach  Scamozzis  Aussage  aus  dem 

Norden  importiert. 


§  li)7.    Spitäler,  Gasthöfe  and  Vergnügungsbauten.  23' 


XII.  Kapitel. 
Spitäler,  Festungsbauten  und  Brücken. 

§  107. 
Spitäler,  Gasl  b  ö  fe  au  d  Vergn  ü  gu  u  gs  ba  u  t  e  u. 

Spitäler  und  andere  Bauten  öffentlicher  Mildthätigkeit,  welches  auch 
ihre  innere  Einrichtung  sei,  öffnen  sich  nach  aussen  in  einer  grossen  Halle, 
als  Sinnbild  des  einladenden  Empfanges  und  als  Warteort,  mit  einem  ge- 
schlossenen <  dierbau. 

Alberti  de  re  .  i  -  •  - 1  i  l  i . .  L.  Y. .  c.  s  -iht  nur  die  umständlichen  Requisite, 
aher  nicht  die  Kunstform  der  Spitäler. 

Brunellescos  schöne  Halle  der  Innocenti  in  Florenz,  welche  auch  die  Kirche 
de-  Findelhauses  verdeckl    Fig.  214  . 

Die  Spitalhalle  auf  Piazza  S.  Maria  novella    isl    ersl    1489—96   erbaut.) 

Ospedale  del  Geppo  zu  Pistoja,  mit  dem  Friese  farbige]  Reliefs  über  der 
Halli    (Fig.  215). 

Ospedale  vecchio  zu  Foligno;  erhalten  ist  die  Fronte  mit  oberer  und 
unterer  Halle:  in  ersterer  kommen  zwei  Intervalle  auf  eines  der  letzteren: 
zwischen  beiden  ein  niedriges  Zwischenstockwerk  inil  kleinen  Baldachinfenstern; 
XV.  Jahrhundert. 

Portikus  der  Putte  di  Baracano  zu  Bologna. 

Bei  den  Bädern  von  Viterbo  liess  Nikolaus  \.  1447 — L455  mehrere  Kur- 
gebäude aufführen,  von  „fürstlicher"  Bequemlichkeit  und  Schönheit.  Yikte  Pa- 
parum, bei  Mural.  III.  II.  Gol.  929.     Von  der  Form  wird  nichts  gemeldet. 

Sehr    bedeutend    und    noch    in    grossen    Partien    erhalten:    das    Hospital 
S,  Spirito   zu    Rom,    der   Hauptbau   aus   der  Zeil   Sixtus'  IV.     begonnen   1471, 
vollendei    1482),  mil  ehemals  offener,  ersl   in  neuern  Zeiten  geschlossener  Fa« 
sadenhalle;  Kuppel  in  der  Mitte  der  zwei  langen  Hauptsäle,  zwei  von  den  vier 
1  föfen  ursprünglich. 

Ospedale  maggiore  zu  .Mailand  hat  eine  geschlossene,  freilich  nach  Nord- 
westen ^ele^ene  Prachttassade.   duch  war  es  von  Filarete  mil  offenen  uni 
Hallen  projektiert,  ;  14.    Innen  nur  die  Nebenhöfe  alt;  der  berühmte  Haupthut' 
ersl    von  Richini.    -      Über  den  Entwurf  zur  inneren  Einrichtung  vgl.  Filai 
Traktat,  Buch  XI. 

Für  S.  Giacomo   degli    ineurabili   in  Rom    zeichnete  Peruzzi   zw 
mentierl  erhaltene)  Projekte ;  beim  einen  ein  Pfeilerhof,  Gartenhalle  etc. ;  andere 
Entwürfe  von  Aul.  da  Sangallo  d.  J.   (anscheinend  unter  Einwirkung  der  erst- 
genannten .  reproduziert  von  Redtenbacher,  Peruzzi,  Taf.  s  und  Allg 
zeitung   1883,  S.  52  t. 

Einzelne  Gasthöfe  und  Wirtshäuser  waren  schön  genug,  um  begeisterte 
Erwähnung  zu  veranlassen. 


Ml.  Kapitel.    Spitäler.  Festimgsbauten  nntl  Brücken. 


G  sthof  zum  Ochsen  in  Padua  um  1450)  mit  Hof,  Sälen,  zahllosen 
Kammern  und  Ställen  für  200  Pferde,  vollkommen  „herrenmässig".  Savona- 
rola,  bei  Murat.  XXIV,  Col.   1  175. 


"       . 


Die  schönste  und  grössti  Osterie  vor  Porta  S.  Gallo  zu  Florenz,  für  die 
Gewerbsleute,  zerstört    1529.     Varchi,  ed.  Milan.  III,  p.  st;. 

Ein  eigener  Kreis  von  Malereien,  <!<-r  sich  in  und  an  solchen  Gebäuden 
entwickelte,  teils  lustiger  und  leichtfertiger  Art,  teils  Wappen  von  Fürsten. 
Lomazzo,  h.iit.itd  dell'  arte,  p.  349. 


§  108.     Der  Festiins 


235 


Gebäude  zu  Zwecken  des  öffentlichen  Vergnügens  hatten  nach  a 
wahrscheinlich    noch    keine  ausgeprägte  Kunstform,   oder  es  waren  I 
Bauten  des  Augenblickes,  oder  sie  sind,  wenn  sie  schön  waren,  sonsl  unter- 
;   gangen. 

Über   das   ganze   Bau-   und  Dekorationswesen   des  Theaters   dei    I; 
sance  s.  unten  §   192  ff. 

Herzog  Galeazzo  Maria  Sforza  von  Mailand    1466—76     ii 

spiel  „weite,  grosse  Säle  bauen  und  ebenso  für 
die  Musik-,  i  lorio,  storia  di  Milano,  fol.  1-26. 
Falconetto  (vgl.  §  26  baute  in  Padua 
eine  Rotunde  für  Musikaufführungen,  „klein, 
aber  hübsch".  Eine  Nachahmung  dl 
mehr  vorhandenen  Gebäudes  glaubl  Milizia  me- 
morie  degli  archit.  I .  p.  269  zu  erkennen  in 
Palladios  Rotonda  (eigentlich  Villa  Capra,  bei 
Vicenza  i. 

In  dem    Hause  des  musikliebenden  Luigi 
Cornaro  zu  Padua  (jetzt   Pal.  Giustiniani),  wel- 
cher  den    Falconetto   viele  Jahre   hindurch    bei 
sich  hatte,  enthält  der  zierliche  Anbau  im  Hofe  rechts  ein  Achteck  mit  Nischen, 
welches  ebenfalls  zu  solchem  Zweck  gedient   haben  soll.    Willkürlich  veränderl 
bei  Serlio,  L.  VII,  p.  218,  223.     Vgl.  §  119. 


Fig.  Jlö.    Ospedale  zu  Pistoja.    (Nohl. 


Per  Festuugs  b  u  u. 

In  einer  Zeit,  da  selbst  der  Krieg  oft  eine  Sache  der  Kunst  und  der 
Eleganz  wurde,  musste  auch  der  Festungsbau,  so  viel  als  möglich  war.  in 
den  Kreis  des  Schönen  gezogen  werden.  l>azu  kam.  dass  einzelne  Fürsten 
und  ganze  Dynastien,  auf  langes  Wohnen  in  testen  Schlössern  angewiesen, 
für  dieselben  Bequemlichkeit  und  Schönheit  verlangten,  hie  Zinnen  des 
.Mittelalters  fallen  weg:  derbe  «Jesimse,  bisweilen  mit  Konsolen,  Rustika 
an  den  Flächen  oder  wenigstens  an  den  Kanten  werden  die  durchgehende 
Ausdrucksweise  sowohl  für  die  Mauern  der  Bastionen  und  Schanzen  als  für 
die  Tlnirnie  und  andere  Freibauten,  sobald  die  Mittel  ausreichen. 

Die  italienische  Zinne,  oben  eingezackt,  gibt  zum  letztenmal  die  durch- 
gehende Beklemm^;  aii  an  den  prachtvoll  malerischen  Festungsbauten  von  Bellin- 
zona,  dem  Werk  des  letzten  Visconti  (lili'     i7  . 

Statt  der  ..hohen-  Festungen  führte  Federigo  von  Urbino  §  *<.  II  die 
..niederen-  ein.  welchen  da-  Geschütz  weniger  anhaben  konnte.  Vespasiano 
fiorent.,  p.  121. 

Die  Bustika  in  zugespitzte!    diamantiertei    Gestalt  an  den  zwei    ries 
vorderen  Thürmen    des  Kastells    von  Mailand;      ■    mit   aufgemeisselten  Kugeln 
als  medieeischem  Emblem  an  der  Fortezza  da  basso  zu  Florenz. 

Grosse,  ueben  dem  kriegerischen  Zweck  auf  den  höchsten  Phantasie- 
eindruck berechnete  Festungsbauten  der  guten  Zeit:  die  Burg  von  <'.i\ilä  C 


XI 1.  Kapitel.    Spitäler,  Festungsbauten  und  Brücken. 


.puana  zu 


lana,  von  Antonio 
.1,1  Sangallo  d.  A.. 
das]  [afenkastell  von 
Givitä  Vecchia,  von 
Bramante  1508  be- 
gonnen, von  Michel- 
angelo vollendet. 

Francesco  Sfor- 
za durfte  den  Wie- 
deraufbau des  zer- 
störten Kastells  der 
\  i-.  ..hü  in  Mailand 
nur  wagen  .  nach- 
dem er  versprochen, 
der  Stadt  durch  das- 
selbe nicht  nur  Si- 
cherung gegenFein- 
de,  sondern  auch 
i-inc  haulichc  Zierde 
zu  schaffen;  vgl. 
Beltrami,  il  Gastello 
di  Milano  und  v. 
i  lettingen,Ant.  Fila- 
rete,  S.    17. 

I  »asKastellvon 
Palo  i  nicht,  wie  frü- 
her angenommen 
wurde,  von  Bra- 
mante). Schöneein- 
zelne Festungspar- 
tien in  Nepi  I  I&9, 
von  Antonio  da  San- 
gallo d.  Ä..  und 
Grotta  ferrata  mach 
!  iSi,. 

Fasl  alle  nam- 
haften Architekten 
warm  zugleich  Ke- 
slun^shaumeister 
und  Ingenieure  und 
empfahlen  sich  der 
Grossen  als  solche 
oft  mehr  denn  durch 
ihre  Kunst  im  en- 
ge] ii  Sinn(s.  dieBio- 
graphien  der  drei 
Sangallo,  des  San- 


§  109.     I'ie  Thore  der  Renaissance. 


23' 


micheli  u.  a.  bei  Vasari,  und  über  Franc,  di  Giorgio  sowohl  Vasari  als  Mila- 
nesi  II.  p.  il(i  bis  Ende,  sowie  G.  Promis  und  A.  Pantanelli  in  den  §  31  er- 
wähnten Schriften).  Der  berühmte  Brief,  mit  welchem  sich  Lionardo  da  Vinci 
bei  Lodovico  Moro  einführt,  zeigt 
dies  klar.  Lottere  pittoriche  I. 
Append.  1 ;  —  Facsimile  und 
umständliche  Erläuterung  bei 
Müller-Walde,  Leonardo  da  Vinci, 
S.  158  ff.  —  Doch  machte  Giro- 
1. Uno  Genga  (147(5 — 1551)  kein 
Hehl  daraus,  dass  ihm  die 
Festungsbaukunst,  in  der  er 
Meister  war,  „ziemtich  wert- 
und  würdelos-  erscheine.  Va- 
sari VI,  p.319  (Le  M.  XI,  p.  90), 
v.  di  Genga. 

Die  Festungsbauten  der 
Papste  des  XV.  Jahrhunderts: 
Vitae  Paparum .  Murat.  111.  11. 
Gol.  929  (Nikolaus  V.),  985 
(Pius  IL),  1018  (Paul  IL)  etc.  - 
Müntz,  Les  arts  ä  l.i  cour  des 
papes,  1  — 111. 

Über  das  Kastellvon  l  Istia, 
I  183—86  von  Baccio  Pontelli, 
vgl.  den  Gicerone  des  Verfas- 
sers, IL  1.  S.   134. 


§  109. 
Die  T  li  o  re  d  e  r  R  enaiss  anc  e. 

Pas  Prachtstück  des  Fe- 
stungsbaues ist  dasThoran  Aus- 
senwerken  sowohl  als  im  Innern. 
Das XV.  Jahrhundert  hatte  noch 
bisweilen  den  vollen  Reichtum 
der  korinthischen  und  Kompo- 
sita-<  Ordnung  an  den  Pilastem 
und  andern»  rliederungen  dessel- 
ben walten  lassen.  Das  nahe- 
liegende Vorbild,  der  römische 
Triumphbogen,  winde  doch  nir- 
gends ängstlich  nachgeahmt. 


17.    Triumphbogen  des  Alfoni  zu 


Porta  Gapuana    in  Neapel,    seil    lis.>.    von    dem  Florentiner  Giuliano   da 
Majano;  zwischen  zwei  Thürmen  dei  Bogen  mit  Komposita-Pilastern  eingel 
mit  hohem  Fries,  die  Attika   neuei  \   fsatz  modern    Fig.  216). 


j 


XII.  Kapitel.    Spitäler,  Festuugsbauten  and  Brücken. 


Vorzüglich  schön:  Porta  S,  Pietro  zu  Perugia,  schon  1448  begonnen,  aber 
117.">  ueu  verdungen  an  Agostino  di  Duccio  von  Florenz,  1  i*l  unterbrochen 
;    >'    und  daher  ohne  Krai  se.    Mariotti,  lettere  pittoriche  perugine,  p.  98. 

Graziani,  cronaca  di  Perugia,  archiv.  stör.  XVI,  I.  p.  605  und  Matarazzo,  ib.  XVI, 
11.  p.  8,  Nota.  Zu  den  Seiten  des  Thores  vortretende  Flügel  mil  Nischen; 
alle  Ecken  mit  korinthischen  Pilastern. 

Ein  Hau   von   völlig  einziger  Art    isl    der  prächtige  marmorne  Triumph- 
des  Alfons,   ein  weisser  Hochbau  zwischen  zwei  dunkeln  Thürmen  des 
ello  nuovo  in  Neapel  (Fig.  217),  von  dem  Mailänder  Pietro  di  Martino,  an- 
der plastische  Schmuck   1456     71.     Es  isl   fasl  das  einzige  Ge- 
bäude    der   Renaissance,    welches    die    antiken  Ordnungen    im    vollen  Reichtum 
ihrer  Formen    prangen   lässt.     Von  den  beiden  Thürmen  isl  der  eine  neuerlich 
mriert.    Vgl.  Miniero  Riccio,  Gli  artisti  ed  arteiiei  ehe  lavorarono  in  Gastel- 
tempo di  Alfonso  I  e  Ferrante  1.     Napoli  ls7<;. 


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Fig.  218.    Porta  S.  Zeno  zu  Verona. 


Im  XVI.  Jahrhunderl   wird  dem  Thor  eine  strengere,  selbst  düstere 
Haltung  gegeben  und  die  dorische  und  toscanische  Ordnung  in  ihrer  oben 
§*52)   angedeuteten   Verbindung  mit  <\n  Rustika  angewandt.     Sanmicheli 
<!!-(     1559)   vollendet    die   konventionelle    Formensprache   des  Festungs- 
baues.    Der  Thorthurm  des  Mittelalters  verschwindel  gänzlich. 

I  >ie  Thore  von  Padua    1015  u.  f.)  bilden  den  l  Ibergang  von  <\n  zierlicheren 

in  di«-  strengere  Art :  von  (higlielnin  lierii.nna^eo  nnueblieh  Porta  Portello,   1518; 

I  ■         rad  Porta  S.  Giovanni  (1528,  Qach  dem  Motiv  eines  einthorigen 

■ii  mil  Halbsäulen,  innen  mil  rohgelassenen  Pilastern)  und 

Poi  i.i  Savonarola     1 531 1 

Sanmicheli,  als  Festungsbaumeister  der  Republik  Venedig,  errichtete  dorl 
das   Fori  S.  Andrea  di  Lido  mil  der  schönen  Wasserpforte  (vgl.  §   'e.    und    in 


S  109.     Die  Thore  der  i 


Verona  die  Pinta  nuova,  Porta  8 
Zeno  I  Fig.  218)  und  Porta  stuppa  odei 
del  Palio.  l»i<'  Komposition  jedesmal 
»entümlich,  die  Ausdrucksweise  mit 
grosser  Energie  dazu  gestimmt.  Die 
Halbsäulen  und  Pilaster  bisweilen  in 
ecl  all .  meisl  aber  nach  dem  I 

unrichtig  verstandenen  Vorbilde  un-  i 
fertiger  Römerbauten  rusticiert,  wäh- 
rend Kapital  und  Fuss  saml  dein  Ge- 
l>alke  regelrecht  gebildet  sind.  Ein- 
mischung kräftiger  plastischer  Ele- 
mente, Masken,  Löwenköpfe  etc.,  zu- 
mal an  den  Schlusssteinen;  mächtige 
Bildung  der  einzelnen  Keilsteine  der 
Bogen:  hie  und  da  horizontal  ge- 
wölbte <  Iberschwellen.  Es  ist  diejenige 
Ausdrucksweise  des  monumentalen 
Festungsbaues,  welche  seither  auf  das 
_  mze  Abendland  mehr  oder  weni- 
eingewirkt  und  als  klassisch  ge- 
golten hat. 

Eigentliche  Missformen  erst  im 
IV.  Buche  des  Serlio,  z.  1!.  Säulen, 
an  welchen  glatte  und  rusticierte  Teile 
abwechseln.  Dann  später  sein  Pfor- 
tenbuch, §  54.) 

—  Thor  am  Molo  vecchio 
zu  Genua  auf  der  Stadtseite  mit  mas- 
sigen Pilastern,  nach  aussen  höchst 
derb.  Du-  späteren  Hafenthore  vol- 
lends in  übertriebener  Rustika. 

Bisweilen  wird  dem  Thor  eine 
1  »ekoration    vorgesetzl .    welche   mit 
diesem  Festungsstil  nichts  gemein  hat. 
Porta   S.  Spirito   zu    Rom,    im 
Grundriss  ein  Kreissegment    <h\<  frü- 
heste  Beispiel    dii —    spätei    so   viel 
i  mchten  Reizmittels  .  mit  \  ier  vor- 
setzten Hälbsäulen .    vom  jüngi 
Aul.  <\.i  Sangallo,  unvollendet;  Porta 
del    Popolo,    angeblich    von    Vignola, 
triumphbogenartig;  —  Porta  Pia.  von 
Michelangelo,  der  um   1559  Entwürfe 
für   viele  andere  Thore  von  Rom  machte  (Vasari  XII. 
der  Absicht,   die   plastisch  höchst  wirksam  durchgeführte  Thoröffnung     durch 


^t 


240  XIII.  Kapitel.     Korrektionen  und  neue  Stadtanlagen. 

mg    mit    kleinen   Nebenfenstern,  Scheinzinnen    etc.  möglichst    gewaltig 
•inen   zu   lassen.     Die  Bildung   der  Formen  an  sich  völlig  willkürlich  und 
nur  Zwecke  unterthan. 

§  110. 
Die  Brü  c  k  e  n. 

Brücken   von  anabhängiger  künstlerischer  Bedeutung  hat  erst  die 
Zeit  von   1540     x"  geschaffen. 

Aus   tlt-iii   XV.  Jahrh.:    Ponte  Sisto  zu  Koni,   bereits  mil  Aneignung  der 
Formen  antiker  Brücken. 

Palladios  prachtvolle  Entwürfe  für  eine  dreibogige  Rialtobrücke  zu  Venedig. 

Ammanatis  Ponte  della  Trinitä  zu  Florenz;  die  Formen  der  drei  Bogen  mit 

freiest- r  Genialität    dem  Ansteigen   gegen   die  Mitte   zu   anbequemt:   statt   dei 

Stichbogen  Halbellipsen  für  das  Auge;    die  Brücke  bildet  Ein  belebtes  Ganzes 

Fig.  219  . 

Bedeckte  Brücken  werden  im  XV.  Jahrh.  wenigstens  verlangt  von  Alberti 
edif.  L.  VIII,  c.  6  .  der  auch  über  die  Engelsbrücke  zu  Rom  im  Auf- 
Nikolaus  V.  wirklich  ein  Dach  soll  erbaut  haben.     (Vasari  II.  p.  546  (Le 
M.  IV,  p.  61),  v.  di  Alberti).  --  Eine  stattliche,  ziemlich  frühe  Bedachung  hat 
»ehwärtig  noch  die  Brücke  des  Ticino  zu  Pavia. 


XIII.  Kapitel. 

Korrektionen  und  neue  Stadtanlagen. 

§  in. 

Nivellierung  und  Pflasterung. 

Die  Renaissance  ist  die  Zeil  der  Korrektionen  im  weitesten  sinne 
schon  weil  ihre  ganze  Richtung  auf  das  Regelmässige  geht,  sodann  weil 
ihre  monumentale  Architektur  ein  bestimmtes  .Mass  freien  Raumes  und 
einiLr''  Harmonie  mit  den  umgebenden  Baulichkeiten  verlangt. 

Die   nordische  Gothik   in  Städten,   deren  Verteidigungsfähigkeil    mit  der 

mersparnis  stieg,   stellte  auf  enge,  «rationelle  Plätze  selbst   Kirchen  ersten 

deren   organische  Vollkommenheit    sich    um    die  I  mgebung  gar  nicht 

kümmern  scheint.     Die  italienische  Theorie    /..  B.  Serlio,  L  VII  ei  passim) 

mgt  dagegen  vor  jedei    Fassade  womöglich  einen  Platz,  dessen  vier  Seiten 

Länge  derselben  entsprechen. 

Da  jede  symmetrisch  angelegte  Fronte  auch  einen  ebenen  Raum  vor 
sich  voraussetzt,  und  da  bereits  im  XIV.  Jahrhunderl  in  Italien  nicht  bloss 
Paläste,  sondern  mich  Häuser  eine  regelmässige  Gestall  annehmen,  so  mussten 
die  besseren  Strassen  nivelliert   weiden.    Die  Behauptung  des  Niveaus  ahoi- 


§  111.    Nivellierung  und  Pflasterung.  241 

ist  nur  zu  erreichen  durch  die  Pflasterung,  welche  ausserdem  oichl  bloss 
dem  Reinlichkeitsinn  der  damaligen  Italiener,  sondern  womöglich  durch 
Stoff  und  Anordnung  auch  ihrem   Kunstsinn  entsprach. 

Zahlreiche   Aussagen    in    allen   Stadt-   und   Fürstengeschicht  -      iare 

oder  salegare  das  Besetzen  mil   Flusskieseln,   ammattonare  mil  s  Zie- 

geln; lastricare  das  Belegen  mil  Steinplatten.  Florenz  war  am  frühesten  durch- 
«jängiir  mit  stehenden  Ziegeln  und  an  allen  bevorzugten  Stellen  mil  Platt« 
pflastert.  Sein  Pflaster  lial  sogai  eine  mythische  l  rgeschichte:  Gio.  Villani  I.  :is. 
Das  Belegen  mit  Platten  schon  vor  L250  in  Strassen,  wo  man  früher  bi 
Ziegel  gebraucht.  Vasari  1.  p.  249,  v.  di  Arnolfo.  eine  ziemlich  übertriebene 
Aussage.  Der  Platz,  am  Baptisterium  mit  Ziegeln,  Via  nuova  mit  Platten  1289, 
Gaye,  carteggio  I.  p.  ils  s.  Den  Mönchen  von  S.  Spirito  wird  L297  gegen  «'in 
Geschenk  ein  Plattenweg  längs  ihrer  Kirche  auferlegt,  p.  i-'Si.  Plattenwege  um 
alle  öffentlichen  Gebäude  und  Thore  beschlossen  [3'3'.i.  [>.  17s.  Der  Platz  am 
Baptisterium  1339  mit  Platten  belegl  (Della  Tosa,  Annali.  bei  Guasti,  S.  Maria 
del  Fiore,  p.  53).  Der  Signorenplatz  doch  erst  1.551  ganz  gepflastert,  und  zwai 
mit  Ziegeln.  Gaye,  1.  c,  p.  502,  mit  urkundlicher  Angabe  derZwecke:  Schön- 
heit, Verhütung  des  Schlammes  und  des  Staubes.  Die  Mönche  von  S.  Annun- 
ziata  bitten  1421  um  einen  Beitrag  zur  Pflasterung  des  Platzes  vor  der  Kirche, 
damit  der  Kirchenbesuch  sich  steigere,  p.  549;  1437  Pflasterung  der  Sti  - 
von  S.  Maria  Novella  bis  zum  Dom.  p.  553;  1449  Pflasterung  des  Lungarno 
von  Ponte  della  Trinila  bis  Ponte  Garraja,  L460  desgleichen  auf  Piazza  S.  Apol- 
linare,  ih.  p.  558  s. ,  564  etc.  —  In  Siena  erhielt  der  halbrunde,  mit  Ziegeln 
gepflasterte  Platz  1513  die  konzentrisch  zusammenlaufenden  Linien  von  Tra- 
vertinplatten ,  Lettere  sanesi  III.  p.  12.  -  -  In  Piacenza  winde  die  Piazza  1469 
gepflastert  mit  Marmor  und  Ziegeln  in  einer  Zeichnung  von  Vierecken,  Annal. 
Piacent,  ab  Mural.  XX.  Gol.  927.  ■  Die  Pflasterung  von  Rom  begann  untei 
Eugen  IV.  1431  17  auf  dem  Marsfeld ;  Flaminio  Vacca  bei  Fea,  Miscellanea  I, 
p.  70;  fortgeführt  unter  Xikolaus  V.,  Piatina,  vitae  Pontiff.,  p.  i,(|V:  gründ- 
licher durchgeführt,  und  zwar  mit  Ziegeln,  unter  Sixtus  l\ ..  [nfessura,  bei  Ei 
scriptores  II,  Col.  18U7:  Gorio,  fol.  146;  Julius  II.  liess  viele  Strassen  mit  Zie- 
gelnpflastern, Albertini,  L.  III,  fol.  95  (ed.  Schmarsow,  p.  1-2  ss.).  In  Venedig 
erhielt  der  Markusplatz  erst  1382  oder  1394  ein  Ziegelpflaster;  das  jetzige 
Marmorpflaster  jedenfalls  nicht  vor  dem  Kode  <\r-.  XVI.  Jahrhunderts;  Sanso- 
vino,  Venezia,  fol.  105;  die  Strassen  waren  lange  nicht  gepflastert  und  sehr 
schmutzig,  fol.  172.  Mailand  bekam  sein  Pflaster  seit  Uli'.  Decembi 
Mural.  XX.  Gol.  998,  und  wiederum  seit  1469,  Gorio  Historia  di  Milano,  fol.  ili. 
Lodovico  Moro  liess  ganz  Vigevano  pflastern,  Cagnola,  archiv.  stör.  III.  p.   lvvv 

—  Die  Gremonesen  Hessen  die  Pflasterung  ihres  Domplatzes  1454  durch  Fila- 
rete  besorgen,  Colin  im  Politecnico  XXI  und  W.  v.  Oettingen,   Filarete,  S.  20. 

—  In  Ferrara  begann  man  1117  mit  <\<'v  Piazza,  welche,  wie  in  der  Folge  die 
Strassen,  ein  Kieselpflaster  erhielt,  Diario  ferrarese,  ap.  Murat.  XXIV,  Gol.  183, 
■Juli,  i2iT>  s.  Ebenso  Bologna  bei  der  grossen  Korrektion  von  1470.  wo  nur  be- 
vorzugte Stellen  Ziegelpflaster  bekamen,  Bursellis  ap.  Murat.  Will.  G.  897. 

In   Perugia   wurde   seit    1425  Ziegelpflaster   gelegt,    Graziani    cronaca,    archiv. 
stör.  XVI,  I.  p.  M8.  --  In  Assisi  pflasterte  man  im  Auftrage  Gosimos  de' Medici 
die  Landstrasse  bis  zur  S.  Maria  degli  Angeli  hinaus.  Vasari  II,  p.    Mi.  v.  di 
Burokhardt,  Italien.  Renaissance-     '    Aufl. 


242  Xlll.  Kapitel.     Korrektionen  and  neue  Stadtanlagen. 

Michel-.  In  Neapel  führte  erst  der  Vizekönig  l'ietro  di  Toledo  seit   1032  die 

Pflasterung,  und  zwar  mit  Ziegeln,  durch,  vgl.  dessen  Lehen,  arch.  stör.  IX.  p.  22. 

§  112. 
1»  i .-  Strass  e  n  k  o  r  re  ktio  n. 

Schon  vor  dem  Eintritt  der  Renaissance  und  Doch  mehr  seither  werden 
sse  Strassenkorrektionen,  oft  mit  bedeutenden  Opfern  durchgeführt,  teils 
um    der  Zweckmässigkeit,    teils    zugestandenermassen    um   der  Schönheit 
willen,  als  deren  Vorbedingung  bereits  die  Geradlinigkeit  betont  wird. 

-  hr  auffallende  Ausnahme:  L.  I!.  Alherti.  de  re  aedificatoria  L.  IV,  c.  5, 
und  L.  VIII,  c.  ti.  wo  zwar  für  Hauptstrassen  die  Geradlinigkeit  mit  Häusern 
von  gleicher  Hohe  und  gleichen  Portiken  verlangt,  sonst  aber  aus  ästhetischen 
wie  aus  praktischen  eirunden  der  Schlangenwindung  der  Vorzug  zuerkannt  wird. 
Stadt  werde  grösser  scheinen,  die  Häuser  sich  allmählich  und  abwechselnd 
dem  Auge  darbieten,  der  Schatten  nie  ganz  fehlen,  der  Wind  gebrochen,  die 
teidigung  gegen   Feindr  leichter  sein.) 

In  Florenz  wird  1339  auf  Anregung  der  Dombaubehörde  beschlossen, 
einzelne  Strassen  am  Dum  und  Baptisterium  tiefer  zu  legen,  um  den  schönen 
Anblick  dieser  Hauten  zu  erhöhen  (Dokumente  bei  Guasti,  S.  Maria  del  Fiore, 
p.  51),  und  1349  wird  S.  Romolo  demoliert,  damit  ein  freier  Platz  entstehe,  für 
welchen  gerade  Fronten  einbedungen  werden.  Gaye,  carteggio  I,  p.  1!»!». 
Schon  1319  teure  Häuser  zum  Abbruch  wegen  Vergrösserung  des  Signoren- 
palastes  angekauft,  ib.  p.    156. 

Vorzüglich  im  XV.  Jahrhunderl  wetteifern  die  wichtigeren  Städte,  ihre 
engen  und  krummen  Strassen  breit  und  gerade  zu  machen.  Hemmende 
Vorbauten,  Erker,  Holzgerüste  für  das  beliebte  Arbeiten  im  Freien  werden 
beinahe  durchgängig  abgeschafft. 

In    Siena   eine   eigene  Verschönerungsbehörde,   die   ufficiali   delT   ornato, 
lie    betreffenden  Korrektionen  und  Expropriationen  begutachten.    Mila- 
nesi  II.  p.  337  s.,  :ü:..     Vgl.  353. 

In  Bologna  li-2S  die  Erweiterung  und  Verschönerung  der  Piazza,  1470  die 
Wegräumung  der  hölzernen  Vorbauten;  1  i - »f i  wird  eine  Hauptstrasse,  die  der 
„Rompilg  auch   in  andern  Städten.    /..   II.  in  Piacenza  gab), 

mit  grossen  Demolitionen  gerade  gelegt;  1407  eine  andere  ebenso,  Bursellis, 
ann.  Bonon.  ap.  Murat.  XXIII,  zu  den  betreffenden  Jahren.  Die  Ode  des  Codrus 
Urceus    Opera,  p.  303)  de  renovatione  Bononiae. 

In  Ferrara  etwa  1480     90  gerade  Strassen  vomPalasI  zum  alten  Kastell  etc. 

■  ^gebrochen,  Tito  Strozza,  Aeolosticha,  p.  188,  191).    In  den  neuen  Teilen  eine 

Meng  5  _■!.  eine  schon  mit  Pappeln  auf  beiden  Seiten  1457, 

ap.  Murat.  XXIV,  Gol.  202. 

Wegnahme  aller  Vorbauten  in  Perugia   1426;  in  Mailand    und  Pavia 

unl  ico  Moro  i  um    i  190,  vgl.  §   163). 

Fü]    -  G  errscher    wird    dieselbe    als   unvermeidlich  darge- 

stellt von  Alberti,   de  re  aedificatoria  L.  V,  c.   1,   weh  von  Erkern  u.  dgl.  aus 
!  die  Soldaten  zu  leicht,  wäre.         Hippias  der  Pisistratide 


§   L13.     Schicksal  der  Gassenhalle.  243 

nahm  zwar  den  Athenern  die  Vorbauten  weg,  aber  um  ihnen  dieselben  wieder 
teuer  zu  verkaufen. 

Der  Umbau  von  ganzen  Quartieren  in  Mantua    1526—1546  unter  Leitung 
des   mit    grösster  Vollmacht   ausgerüsteten  Giulio  Romano,    Vasari  VI,   1 
(Le  M.  X.  p.   109  s.  .  v.  di  Giulio. 

Beiläufig:  ein  frühes  florentinisches  Staatsverbol  gegen  Strohdächer  in 
einem  Landstädtchen   1367;  Gaye,  carteggio  I.  p.  518. 

§  113. 
S  c  h  icksal  d  er  Gas  s  e  d  h  al  1  e. 

Den  Gewaltherrschern,  die  in  den  Strassen  bisweilen  Kämpfe  liefern 
mussten  oder  wenigstens  häufig  ihre  Soldaten  durchmarschieren  Hessen, 
waren  ausser  den  Vorbauten  aller  Art  besonders  die  Strassenhallen  zu- 
wider, welche  früher  in  mehreren  Städten  vorgeherrscht  haben  müssen, 
wo  sie  jetzt  nicht  mehr  sind.  Rom  und  Neapel  haben  aus  politischem 
Grunde  keinen  Hallenbau. 

Als  König  Ferrante  von  Neapel  1475  Sixtus  IV.  besuchte,  machte  er  dem 
Papst  begreiflich,  er  könne  sich  nie  wahrhaft  als  Herrn  von  Rom  fühlen,  so- 
lange die  engen  Strassen,  die  Erker  und  die  Portiken  vorhanden  seien.  Indes 
hatte  der  Papst  schon  kurz  zuvor,  am  Neujahrstage  1  i7.">.  ans  eigener  Initiative 
eine  auf  die  instauratio  der  Stadt  bezügliche  Bulle  erlassen.  Die  Demolition 
der  Maeniana  und  anderer  Vorbauten  begann  1480,  nicht,  wie  Infessura  (bei 
Eccard,  scriptores  II,  Gol.  1897,  1900)  meint,  unter  dem  Vorwand  der  Pflaste- 
rung, sondern  laut  der  Bulle  (bei  Müntz,  les  arts  etc.,  III.  p.  182  ss.  mit  der 
Begründung,  dass  jene  Ilauten  dem  Verkehre,  besonders  bei  Jubiläen,  hinder- 
lich seien.  Wie  sich  die  Befriedigung  der  Römer  über  diese  Arbeiten  aussprach, 
zeigt  ein  Epigramm  des  Bandolini,  bei  Müntz  III.  p.  189;  daselbsl  auch  Lob- 
gesänge auf  die  einzelnen  Strassenkorrektionen. 

Sixtus  widmete  der  Sache  den  grössten  persönlichen  Eifer  und  sparte  auch 
die  Gewalttaten  nicht.    Jac.  Volaterran.  bei  Mural.  XXIV,  Gol.  166,  185.    S 
rega,  bei  Murat.  XXIV. 

Allgemeine  Aussage:  Albertini,  fol.  s_' :  Sixtus  IV.  zuerst  zerstörte  die 
dunkeln  Portiken,  erweiterte  die  Strassen  und  Plätze  der  Stadl  und  Liess  sie 
mit  Ziegeln  pflastern;  viele  baufällige  Kuchen  haute  er  von  Grund  auf  neu 
nach  der  alten  Form.  Worin  ihm  die  seitherigen  Päpste  aachgefolgl  seien. 
Verzeichnis  der  betreffenden  Strassen  und  Platze  von  Sixtus  bis  Julius  IL. 
fol.  94. 

Frühere  Korrektionen  von  Rom  unter  Nikolaus  V.,  der  u.  a.  durch  De - 

litionen  den  Platz  an  ^In  Engelsbrücke  schuf,  nachdem  beim  Jubiläum  von  l  iö'1 
Hunderte  von  Menschen  darauf  erdrück!  worden  waren.  Sixtus  IV.  baute  Ponte 
Sisto  u.  a.,  um  bei  Jubiläen  den  Rückstrom  der  Pilger  auf  diesen  Weg  zu 
leiten.  Vitae  Paparum,  hei  Mural.  III.  II.  Gol.  924,  1064;  Müntz,  1.  c.  Pius  II. 
benützte  in  Viterbo  1  t62  den  Anlass  seiner  prächtigen  Fronleichnam  1^7  . 

um  in  der  Hauptstrasse  alle  Vorbauten  und  Erker  zu  zerstören,  ...lern  öffent- 
lichen Besitz,  was  ihm  entzogen  war.  zurückzuerstatten". 


044  XIII.  Kapitel.     Korrektionen  und  neue  Stadtanlagen. 

Alexander  VI.  liess  l  1'1".  in  Erwartung  des  Pilgerzuges  im  folgenden 
Jubiläumsjahr,  parallel  dem  Borgo  (vecchio  die  Via  Alessandrina  Borgo  nuovo) 
anlegen,  in  »1er  die  Häuser  nicht  unter  7  canne  Höhe  besitzen  durften ;  D.  Gnoli 
in  ■       N       a  Antologia   1887. 

5    iter  korrigierte  Clemens  VII.  in  Rom  sehr  rücksichtslos  und  ohne  Ver- 
gütung an  die  Beeinträchtigten;  Varchi,  stör,  fiorent.  1.  p.    H>.    Paul.  Jovii  vita 
ilumnae. 
In  Neapel  waren  auch  nach  Ferrante  noch  manche  Portiken  übrig,  dar- 
r  antike,  grottenähnliche,   wo  sich  Räuber  und  Mörder  aufhielten.     Dieses 
Alles,  samt  den  noch  vorhandenen,  ebenfalls  polizeilich  gefährlichen  Vorbauten 
Vizekönig  Toledo  seil  1532  zerstören.    S.  dessen  Leben,  archiv.  stör.  IX, 
p,   is.  _  Wie  zur  Schadloshaltung  thürml  der  neapolitanische  Philosoph  Cam- 
panella in  seiner  „Sonnenstadt"   Hallen  auf  Hallen. 

Landstädte  mochten  ihre  Portiken  behaupten,  während  Residenzen  sie  ver- 
loren.    Und  Bologna    mit    seinen  Hallen   i-I   noch  heute  in  gewissem  Sinne  die 
nste  St.nit   von  Italien. 

§   114. 

Der  Platz  im  monumentalen  Sinne. 

Von  grösseren  neuen  Gesamtanlagen  oder  umbauten  kommen  zunächst 
Piazze  in  Betracht,  welche  vielleicht  seit  dem  Altertum  die  Stelle  des 
Forums  der  betreffenden  Stadt  eingenommen  und  sowohl  durch  ihre  Hallen 
al>  durch  die  anstossende  Kirche  (oder  Hauptkirche)  an  dessen  Portiken 
und  Tempel  erinnert  hatten.  Auch  für  Plätze  /weiten  Ranges  und  für 
Märkte  wind.'  eim-  schöne  und  regelmässige  Ausstattung  wenigstens  er- 
strebt. Das  Vermieten  der  Lokale  hinter  den  Hallen  galt  auch  für  den 
Staat,  wenn  er  Eigentümer  war,  nicht  als  etwas  unehrenhaftes. 

In  Venedig   hatte   der  Markusplatz   um    1490   gegenüber   den   alten  Pro- 

kurazien    ein  ähnliches  Hallengebäude,    und  in  beiden  waren  die  Erdgeschosse 

als  Buden  vermietet.    An  der  Piazzetta  ging,  dem  Dogenpalast  gegenüber,  eben- 

falis  ein,' Halle  hin.  welche  das  Erdgeschoss  von  Buden  und  Gasthöfen  bildete. 

:    y.n    entschuldigen    ist,    dass   auch  die  obere  Halle  <]>■*  Dugenpalastes 

..  Kram  überlassen  war:  Sabellicus,  die  situ  venetae  urbis,  fol.  89  s.    Selbst 

um   dir  beiden  Säulen  herum  hatten  sich  Buden  und  Ärgeres  angenistet;    erst 

1529  wurde  dies  Alle-  entfeml   und  der  Blick  gegen  das  Wasser  frei  gemacht. 

ri  VII,  p.  501     Le  M.  XIII,  p.  83),  v.  di  Jac.  Sansovino;  Sansovino,  Venezia, 

116. 

Projekt    eine-    prachtvollen  Hallenplatzea   als  Zentrum   des  grossen, 

tisch  neu  anzulegender  Handelsquartiers  am  Rialto,  Vasari  V,  p.  269  ss. 

Le  M.  IX.   162  .  di  Fra  Giocondo;  statt   seines  Plans  später  die  einfachem 

rpagnino  und  Sansovino. 

Wie   sehr  die  Piazza  als  Verkaufsorl  aufgefassl  wird,   zeigt  Savonarola, 

bei  . Mural.  XXIV,  Col.  117!».  welcher  die  Plätze  von  Padua  nach  der  Zahl  ihrer 

-lli/.iert. 

In   I  h    dei   Annunziatenplatz   ersi    im  Lauf  der  Zeit 

indem  zu  Brunellescos   Halle  der  Innneenli  ein  Gegenstück  durch 


§  115.    Neue  Städte  und  Quartiere.  245 

Antonio  da  Sangallo  d.  Ä.  erbaut  wurde;  die  äussere  Vorhalle  der  Kirche  selbst, 
welche  die  Hauptfronte  des  Platzes  bildet,  ist  ersl  seil  1601  hinzugefügt.  Die 
Breite  der  einmündenden  Strassen  nötigte  hier  zur  Errichtung  von  lauter  einzelnen 
Hallen  (Fig.  214). 

Anders  mag  Michelangelo  gedacht  haben,  als  er  Gosimo  1.  anriet,  das 
riesige  Motiv  der  Loggia  de'  Lanzi  um  <\i'n  ganzen  Signorenplatz  herumzu- 
führen. Vasari  I,  p.  603,  Nota  1  (Le  M.  II,  130,  Nota  .  v.  di  0  Man 
hatte  damit  alle  Strassenzugänge  ebenfalls  überwölbt. 

Die  Anlage  eines  Platzes  zu  Gunsten  des  Anblickes  eines  Gebäudes  wurde 
in  Florenz  wenigstens  frühe  erstrebt;  Vasari  II.  p.  381     Le  M.  III.   p.  237),  v.  di 

Brunellesco,    welcher   zwischen   dem  Chor  von  S.  Spirito  und  dem  An inen 

Platz  verlangte.  (Ähnliches  vgl.  bei  Milanesi  II.  p.  225  für  eine  Kapelle  zu 
Siena  1444.) 

Der  Florentiner  Alberti  nimmt  iL.  VIII,  c.  <>  das  liezept  zu  seinem  Forum 
aus  Vitruv  und  verlangt  für  dessen  Eingänge  Triumphbogen. 

Die  von  Nikolaus  Y.  1451  durch  Bernardo  Rossellino  schön  umgebaute 
Piazza  von  Fabriano,  Vitae  Papar.,  bei  Murat.  III.  II,  Gol.  929.  -  Die  Piazza 
von  Pienza,  Fig.  173,  S.  195.  liier,  wie  später  aucb  bei  Michelangelos  Ent- 
wurf des  Kapitolplatzes  und  ähnlich  bei  Berninis  Platz  vor  St.  Peter,  diver- 
gieren die  Plätze  gegen  den  Dom  hin,  ein  Kunstgriff  des  liaumeisters,  um  dem 
kleinen  Platz  für  das  Auge  eine  genügende  Tiefe  zu  geben;  zugleich  wird  hier 
dadurch  zu  Seiten  des  Domes  der  Blick  in  die  herrliche  Landschaft  frei. 

Die  Piazza  von  Parma,  wo  in  bürgerlichen  Unruhen  derjenige  als  Sil 
galt,  welcher  sie  inne  hatte,  wird  deshalb   1478  von  dem  mailändischen  Gouver- 
neur  von   Neuem   mit  Mauern,  Thoren    und  Wachen    versehen.     Diarium  Par- 
mense,  bei  Murat.  XXII,  Gol.  282,  296. 

In  Siena  wollte  man  1508  die  halbrunde  Piazza  mit  einer  ringsum  lau- 
fenden Halle  versehen,  Gaye  II,  p.  4-82.     Milanesi  III,  p.  307. 

Unter  den  Bauten  des  Lodovico  moro  wird  die  bella  et  ornata  piazza  zu 
Vigevano  gerühmt.  Gagnola,  archiv.  stör.  III,  p.  lss.  Der  sehr  grosse  Platz 
hat  noch  heute  seine  vollständigen  Säulenhallen  mit  Buden  und  an  einer  Seit- 
die  Fassade  der  Hauptkirche. 

Merkwürdige  und  in  ihrer  Art  schöne  Versuche,  einen  gleichmässigen 
Hallenbad  mit  meist  geschlossenem  Obergeschoss  für  Verkaufsbuden,  Geschäfts- 
bureaux  und  auch  Amtslokale  au  einem  Platze,  wenigstens  auf  einer  Seite  hin- 
zuführen: in  Bologna  der  Portico  delle  Fioraje  von  Vignola  hei  s.  Petronio; 
-  inBrescia:  der  betreffende  Bau  an  Piazza  vecchia;  -  in  Faenza:  la  Loggia 
del  Gomune.  —  Am  Hau  Vignolas  in  Bologna  ist  sogar  ein  kleines  Mezzanin- 
stockwerk ühei-  den  Pfeilerhallen  eingeschaltet. 

§  115. 
\  e  n  e  S  tädt  e  un  d  Qua  r  t  i  .■  re. 

Neue  Anlagen  von  Städten  kamen  zwar  selten  vor    beschäftigten  abei 
doch  als  Gedankenbilder  die  berühmtesten  Theoretiker. 

Alberti.  he-,  de  re  aedificatoria,  I..  IV.  c.  5  ss.,  I..  VIII,  —  Fran- 

cesco di  Giorgio.  Trattato,  ed.  Promis,  und  im  Auszug  bei  Della   \  alle,  lettere 


XIII.  Kapitel.     Korrektionen  und  neue  Stadtanlagen. 


sanesi  111.  p.  11:2:  Idealbild  einer  neu  zu  gründenden  Stadt  (Sforzinda)  bei  Ant. 

Filarete,  Trattato;    vgl.  bei  v.  Oettingen,  Filarete,  S.   11   ff.    —    Das  sehr   ge- 

Phantasiebild  einer  Stadt:    Fresken  des  Benozzö  im  Gampo  santo  zu 

Thurmbau  zu  Babel. 

Das   durcb   Pius  11.    1458     62   zur  Stadl    Pienza    umgebaute  Gorsignano 

-t  als  wesentlichste  Errungenschafl  dieser  kurzen  Blütezeil  die  von 

Palästen   und  Dom   begrenzte  Piazza;    weitet.'  Paläste  in  der  Nähe  am  Corso; 

die  Stadt,   schmal   auf  einem  Hügelrücken  hingestreckt,    in  einer  Ausdehnung 

von  etwa  350  Metern,  bedeck!  einen  Flächenraum  von  nur  670  Ar:   vgl.  Mav- 

. .  Bender  und  Holtzinger  in  der  AUg.  Bauzeitung   1882. 

Der  Neubau  von  Ostia  durch  Kardinal  Estouteville  unter  Sixtus  [V.,  ..mit 
neuen  Strassen  und  Häusern  zu  Zier  und  Nutzen",  vitae  Papar.,  I.  c.  Gol.   1064. 

In  den  sehr  bedeutenden  neuen  Quartieren  von  Ferrara  (§  112),  welche 
unter  Herzog  Ercole  I.  st.  1505)  entstanden,  herrscht,  der  geradlinige  Bau,  wo 
möglich   mit  Schneidungen    in    rechten  Winkeln.     Zum  Jahre   1 497  wird  ange- 


Kig.  220.     Plan  von  Pienza.    (Nach  Mayreder.) 


meikt.  dass  die  Bauten  hinler  dem  Anwachsen  der  Bevölkerung  zurückblieben, 
dass  keine  Häuser  mehr  zu  vermieten  waren. 

Die  bedeutendste  Gesamtanlage  von  künstlerischem  Werl  im  XVI.  Jahr- 
hundert war  die  Feste  Castro,  welche  der  Sohn  Pauls  III..  Pierluigi  Farnese, 
durch  Ant.  da  Sangallo  d.  .J.  (st.  1546)  ausführen  Hess.  Bei  der  Demolition 
Ortes  1649  ging  zwar  Alles  zu  Grunde,  allein  die  Zeichnungen  des  Meisters 
sind  noch  in  Florenz  vorhanden.  Deren  Verzeichnis:  Vasari  V,  p.  500  ss.  (Le 
M.  X.  p.  55  -.  .  v.  di  Sangallo,  commentario;  eine  herzogliche  Behausung  losteria), 
Wohnungen  und  Paläste  für  Gefolge  und  Hauptleute,  wie  es  scheint,  meisl,  mil 
Hallen;  eine  Kirche  mit  Kloster;   ein  Münzgebäude  etc.  <  >h  von  damaligen 

ngen  irgendwo  die  ganze  Anlage  kenntlich  erhalten?         1'a.hna  nuova,  ein 
völlig         metrisches  Achteck,  isl  ersl  von   1593. 

Von  dem  gewaltigen  Plan  Nikolaus'  \ '..  welcher  in  Rom  den  ganzen  Borgo 
von  d*-r  Engelsbrücke  an  saml  St.  Peter  und  dem  Vatikan  völlig  neu  hauen 
wollte       7     :-'   nui   eine  gleichzeitige  Beschreibung  erhalten:  Vitae  Papar.,  bei 


§  in;.     Gattungen  der  Villen.  iM", 

Mural.  III.  II.  Gol.  931  ss.  (Leben  des  Nikolaus,  von  Giannozzo  Mannetti),  wo- 
von  Vasari  IM.  p.  100  ss.  Le  M.  IV.  p.  222  s.),  v.  *  1  i  Rossellino,  nur  ein  Aus- 
zug ist.  Der  neue  Borgo.  als  Wohnung  aller  derer,  welche  irgend  zur  Kurie 
gehörten,  sollte  aus  drei  parallelen  Hallengassen  bestehen,  sämtlich  auf  einen 
-rossen  Platz  vor  Sl.  IYU  r  ausmündend:  die  mittlere  sollte  auf  die  Hauptpforte 
der  Kirche  gerichtet  sein,  diejenige  links  auf  die  Gegend  des  'damals  noch  seit- 
wärts  stehenden)  Obelisken,  diejenige  rechts  auf  die  Porta  palatina  des  Vatikan. 
Letzterer,  sowie  die  Vorhauten  von  St.  Peter  verraten  eine  -ich  steigernde  Pracht, 
von  welcher  hier  Rechenschaft  zu  gehen  unmöglich  ist.  Für  einen  Architekten 
von  Phantasie  ein  lohnendes  Thema  zum  Restaurieren.  (Theatrum  bedeutel 
liiir  eine  Loggia  oder  offene  Halle,  coenaculum  einen  Saal  überhaupt. 
einer  andern  Ansicht  sollte  der  Obelisk  bereits  auf  die  Hauptachse  von  St.  Petei 
versetzt   werden.) 


XIV.  Kapitel. 
Die  Villen. 

§  116. 
Gattungen  der  V  i  1 1  en. 

Die  Villen  haben  in  Italien  eine  frühere  und  stets  grössere  Bedeu- 
tung gehabt  als  im  übrigen  Europa,  und  Klormiz  neht  wiederum  dem  ganzen 
übrigen  Italien  voran. 

Vgl.  Kultur  d.  Renaiss.  S.  399.  —  Giov.  Villani  XI,  c.  93  zum  Jahre  I 
auf  dem  Lande  haute,  wer  es  irgend  vermochte,  die  Villen  auf  einmal  reicher 
und  schöner  als  selbsl  die  Wohnungen  in  der  Stadt,  so  dass  Fremde  schon  drei 
Miglien  vorher  glaubten,  sie  seien  in  Florenz  angelangt.  Man  hiell  allerdings 
solche  Verschwender  einstweilen  „für  thörichte  Leute".  I  regen  Ende  de-  \\ .  Jahr- 
hunderts hatten  auch  die  Peruginer  schönere  Villen  als  Stadtwohnungen,  Mata- 
razzo,  arch.  stör.  XVI,  II,  p.  8. 

Frühe  werden  unterschieden  das  eigentliche  Landhaus  zum  langem 
Aufenthalt  und  zur  Ökonomie,  und  die  villa  suburbana,  das  Lusthaus 
vor  der  Stadt  oder  in  der  Vorstadt,  zu  flüchtigerem  Aufenthalt,  doch  in 
der  Kegel  mich  zum  Übernachten  eingerichtet,  über  beide  äusserl  sieh  die 
Theorie.  Wenn  aber  auch  ihre  Requisite  verschieden  waren,  so  m 
sie  sich  doch  in  den  Kunstformeu  mannigfach  begegnen. 

Leon  Battista  Alberti,  vielleicht  der  wahre  Verfasse]  jenes  Traktates  vom 
Hauswesen,  welcher  unter  Pandolfinis  Namen  u.  a.  das  Landleben  so  -ehr  preist, 
gibt  de  re  aedificatoria  L.  V,  c.  15  17  das  Bild  der  Villa  und  L  l\ 
das  der  villa  suburbana.  Für  erstere  bleib!  es  indes  heim  blossen  Programm, 
hei  der  Aufzählung  der  Räume,  die  sieh  um  einen  allgemeinen  sinus  oder  Mittel- 
raum   herumgruppieren  sollen.     Da  auf  dem  Lande  kein  Grund  für  den  Hoch- 


\1Y    Kapitel.     Die  Villen. 

bau  vorhanden,    so  ist  Alles  als  Ein  Erdgeschoss  gedacht.     Das  Einzelne  zum 

.  nach  Vitruv  und  den  scriptores  rei  rusticae. 

Das  vorstädtische  Lusthaus,  dessen  wesentlicher  Wert  nur  auf  der  Kunst; 
tonn  beruhen  kann,  soll  laut  Alberti  heiter  und  einladend  gestaltel  und  auf 
sanftem  Abhang  gelegen  sein;  Durchsichtigkeit,  Alles  voll  Lieht  und  Luft;  arri- 

::t  omnia:  Abwechselung  von  quadratischen  Räumen  mit  runden  und  wiederum 
mit  eckigen  und  mit  gemischten  aus  runden  und  geraden  Linien;  eine  innere 
Verbindungshalle,  sinus  interior,  um  welche  Alles  herumgruppierl  zu  denken 
ist,  Alles  mit  Einem  Niveau,  bloss  Erdgeschoss;  conclavia  =  Zimmer,  coena- 
cula  =  Säle.  Als  malerischer  Wandschmuck  werden  Landschaften  mit  buko- 
lischer oder  Genrestaffage  empfohlen. 

Die  Abwechselung  der  Räume  auch  bei  Sannazar.  eleg.  L.  III,  3,  de  ex- 
struenda  domo  (1496 — 1501  :  Jungantur  longis  quadrata,  obliqua  rotundis.  Den 
mittlem  sinus  denkt  er  sieh  bereits  oval  oder  auch  rund: 

Aedibus  in  mediis  parvi  sinus  amphitheatri 
Visendas  regum  praebeat  historias.1) 

Die  Villenprojekte  im  VII.  Buche  de-  Serlio,  soweit  sie  als  villae  subur- 
banae  zu  fassen  sind,  zeigen  lauter  abgeschlossene  Einzelräume,  deren  Ver- 
bindung  last  nur  durch  diesen  mittlem  Sinus  oder  Saal  geschieht ;  dieser  rund, 
oval,  achteckig  oder  viereckig,  bereits  mit  einer  Lanternina  auf  der  Mitte.  Ist 
der  Saal  oblong,  so  stehen  sich  an  den  beiden  Langseiten  in  der  Mitte  Büffet 
und  Kamin  gegenüber.  Was  zur  Bedienung  gehört,  im  Kellergeschoss ;  Vorräte 
etwa  in  einem  verhehlten  Obergeschoss  mit  Luken;  die  Einstöckigkeit  dem 
3  ine  nach  immer  noch  streng  durchgeführt,  thatsächlich  die  kleinern  Räume 
häufig  halbiert.  I iisweilen  die  einzelnen  Teile  sehr  absichtlich  voneinander  iso- 
liert und  selbst   mit   dem  mittlem  Saal  nur  durch  (iänge  etc.  zusammenhängend. 

Noch  Palladio  und  Scamozzi  (architettura,  L.  Uli  halten  den  grossen  Mittel- 
raura  fesl  und  charakterisieren  ihn  nach  aussen  bisweilen  als  Kuppel;  Steige- 
rung  der  Aufgabe  durch  Zweistöckigkeit  und  Treppen.  Dagegen  die  römischen 
Baumeister  der  besten  sowohl  als  der  sinkenden  Zeit  komponieren  den  Bau 
ohne  Mittelsaal.  etwa  in  zwei  parallel  laufenden  Hauptsälen  oder  Hallen,  mit 
oräumen  an  beiden  Planken  und  einem  Obergeschoss.  welches  dem  Erd- 
?choss  völlig  oder  nur  teilweise  in  leichterem  Aufbau  entspricht. 

§    117. 
VV eit e  r  e  Theorie  des  V i  1 1  e  n  b aues, 

[m  Ganzen  wird  besonders  die  villa  suburbana  als  wesentlicher  Phan- 
tasiebau die  verschiedensten  Formen  annehmen.    Ihr*'  Räume  haben  nur  den 
i; .   ein?   angenehme   oder   hohe  Stimmung  zu  erregen;   unvermeidlich 


Villa,   welche  Sannazaro  dann  wirklich  am   iv-ilippo  baute,   wurde  während 

Spaniern  unter  Philibert  von  Oranien  verwüstet.   Sannazar, 

darob  rkrankt,  hatte  1530  noch  die  Kreml.- .  zu  vernehmen,  dasa  Philibert  nmge- 

i,    und    erklärte,    dass   er  nunmehr  gerne  sterbe,    da  der  den   Musen  feindliche 

Barbar  seinen  Lohn  erhalten  habe.     Paul  Jov.  Elogia,  sub  Sannazario. 


1 17.     Wi'itt-re  Theorie  des  Villenl 


249 


wird    sich    sowohl    beim  Bauherrn  als  beim  Architekten  neben  dem  Origi- 
nellen auch  das  Grillenhafte  und  Extravagante  einfinden. 

Im  VII.  Buche  des  Serlio  p.  28   der  berüchtigte  Plan    einer  Villa  in  Ge- 
stalt einer  Windmühle;  p.   12  das  Geständnis,  man  müsse  sich  vor  dem  allge- 
meinen Brauch  durch  neue  Erfindungen  zu  retten  suchen;  runde,  ovale 
Villenhöfe   mit  Pfeilerhallen    p.  27,  250.     (Vgl.    §   120   die  Caprarola.      Andere 
Thorheiten  p.  38  etc.    Die  Überzeugung,  dass  auf  dem  Lande  überhaupl  Licenzen 
gestattet  seien,  die  man  sich  in  luogo  civile  e  nobile  nichl  erlauben  würde,  p.  16. 
Den   äussern  Anblick   charakterisiert    vorzüglich,    im   Gegensatz   zur 
Stadtwohnung,  die  Öffnung  nach  aussen  in  Gestall  von   Hallen,  als  sicht- 
barer Ausdruck  der  Liehe  zum  Freien,  des  Einladenden  und  Luftigen;  zu- 
gleich der  stärkste  Gegensatz  zu  nordischen   Landsitzen. 


*m 


Vi".  221.     Villa  Pia  im  vatikanischen  Garten. 


Serlio  VII,  p.  i<i:  „Auf  dem  Lande  sind  Hallen  sein-  viel  schöner  anzu- 
sehen als  (geschlossene)  Fassaden:  es  li<  stärkerer  Reiz  (piü  diletto 
..darin,  das  Auge  in  das  Dunkel  zwischen  den  Bogen  eindringen  zu  lassen,  als 
..eine  Wand  zu  bewundern,  wo  der  Blick  nicht  weiter  kann." 

Den  stärksten  Eindruck  des  Einladenden  erreich!  die  Architektur  auch 
mit  einem  ohne  Zweifel  von  Thermen  entlehnten  Motiv:  der  grossen  einwärts- 
tretenden halbrunden  Nische.  Bramante  allem  gebrauchte  dasselbe,  und  zwai 
nicht  an  einer  Villa,  sondern  als  hintere  Schlussform  -eine-  grossen  vatikani- 
schen Hofes  und  Gartens  Giardino  della  Pigna).  Aber  Pietro  da  Cortona  ent- 
lehnte dasselbe  mil  vidier  Absicht  anderthalb  Jahrhunderte  später  für  di< 
sade  seiner  Villa  Sacchetti,  genannt  il  Pigneto. 

Von  seihst  fällt  nun  amh  die  Einheil  des  Motives  hinweg,  welche  an 
den  Stadtpalästen  wenigstens  der  altern  toscanischen  Schule  das  höchste 
Gesetz  ist.     Selbst  die  Symmetrie  wird  bisweilen  preisgegeben. 


XIV.  Kapitel.     Die  Villen. 


Die  Villa  hat  keine  eigentliche  Hauptlassade,  da  sie  frei  zu  stehen  zen- 
ist ;  an  jeder  ihrer  Seiten  oder  an  irgend  einer  derselben  wird  die  Halle 
entweder  die  Mitte  zwischen  zwei  vortretenden  Flanken  einnehmen,  oder  sogar 
anter  Aufhebung  der  Symmetrie  mit  verschiedenen  Baukörpern  zusammen- 
rt  sein.  Sehr  frühe  muss  schon  der  Thurm,  als  Überbleibsel  des  Schloss- 
baues und  seiner  Zwecke,  sich  an  der  Villa  festgesetzt  haben;  er  bleibt  ein 
irrationelle-  Element,  wenn  man  ihn  nicht   verdoppeil   oder  vervierfacht. 

[ndes  hat  dir  Renaissance  niemals  mit  dem  Unsymmetrischen  als  mit 
einem  malerischen  Element  kokettiert  .  sondern  dessen  immer  nur  so  viel 
mitgegeben,  als  unvermeidlich  war. 

Weshalb  es  denn  auch  immer  richtig  wirkt.    Den  höchsten  Entscheid  hier- 

:   gibt  nieht  die  Theorie,  welche  in  diesen  Dingen  gänzlich  schweigt,  sondern 

ein  Denkmal  der  höchsten  Zierlichkeit  wie  die  Villa  Pia  (von  Pirro  Ligorio,  im 


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IIa  Madarna  zu   Rum:  Durchschnitt  des  Gebäudes  und  des  halbrunden  hintern  Hofes 


vatikanischen  Garten).    Diesem  sonst  streng  symmetrischen  Bau  ist  der  Thurm 
hinten    link-  ben,    als  hätte  es  mir  noch  eines  letzten  Klanges  bedurft, 

um   den  Eindruck  holder  Zufälligkeit  über  das  Ganze  zu  verbreiten  (Fig.  221). 
Rechts  ein  besonderer  Anbau  für  die  Treppe,  dom  Auge  heinahe  entzogen. 

Bisweilen    werden    die    hesondern    liediiiLnm^en    der    Lage    auch    die    l'n- 
symmetrie  zur  Fo  ibt   haben.     Vgl.  die  unklare,    aher  vielversprechende 

Beschreibung  der  in  den  Gomersee  hin  ausgebauten  (jetzt  unseres  Wissens  ver- 
Villa   des  Giovio,    Paul.  Jov.  Elogia    literaria,    Musei   descriptio. 
Hauptsaal,  mit  Oberlicht  von  allen  Seiten,  enthielt  seine  berühmte  Porträt- 
-.1111111111111-. 

§  118. 

Villen  'I  •■  r  V  r  ü  li  re  n  a  i  -  b  a  d  i  e. 

Wie   zeitlich,   so  werden   auch  im  Stil  die  Florentiner  allen  übrigen 
Erbauern  von   Villen  vorangegangen  sein. 


g  118.     Villen  der  Frührenaiss 


LT.  1 


Die  freiwilligen  Demolitionen  von   l  r>ii; » .    vor  der  spanischen  Belagerung, 
haben   in    weitem  Umkreis   das  Beste   zernichtet.     Vielleicht    ergeben    die  bau- 
lichen Hintergründe   der  Fresken    des  Benozzo  Gozzoli    (Campo  santo  zu  Pisa 
einige  ergänzende  Ideen,  hie  und  da  auch  die  Intarsien  dei  Chorstühle,  welche 
so  viele  Ansichten  von  Phantasiegebäuden  enthalten. 

Das  Wenige  aus  dem  X\'.  Jahrhundert  noch  Vorhandene  tnehi  odei 
umgebaut;    Villa  Michelozzi   oder  Bellosguardo    ba1    noch  die  untere  Halle  und 
den  Thurni;    über   andere  Bauten  Michelozzos,    Villa  Mozzi,    Villa  Ricasoli   zu 
Fiesole,   sowie   über   die   medieeischen  Villen   GafTaggiuoli    (noch    schlossartig), 
Trebbio  und  Gareggi,  vgl.  Vasari  11.  p.  142  (Le  M.  III,  p.  280,  Note  .  v.  di  Mi 
lozzo,  und  VI,  p.  281   (Le  M.  XI,  p.  60),  v.  di  Puntormo  und  den  Cicerom 


Fig.  223.     Villa  Madama  zu  Rom:  clor  Garten,  links  sich  an  das  Gebäude  anschliessend 


Verl'.  II,  1.  S.  116  u.  118.  Villa  Mozzi,  an  steilem  Abhang,  enthielt  unten  tue 
Ökonomieräume,  oben  die  Säle,  Wohngemächer  und  besondere  Räume  für  Bücher 
und  Musik. 

In  grösserm  und  freierm  Stil,    für  Lorenzo  magnifico:    Poggio  a  Gajano, 
von  Giuliano  da  Sangallo,  mil  einem  grossen  Saal,  dessen  Tonnengewölbi 
dann   gestattet  wurde,   als  der  Architekt   in   seinem  eigenen  Hause  zu  Florenz 
ein  ähnliches  errichtet   halte.     Vasari  IV,  p.  270  s.     Le  M.  VII,  p.  212  .    v.  di 
G-iul.  da  Sangallo. 

Das  einfach  schöne,  für  Alfonso,  Kronprinzen  von  Neapel,   l  iv7  von  Giu- 
liano  da  Majano1     erbaute  Lustschloss  Poggio  reale,    welches  besonders  auch 

l)  Vasari  II.  p    ITC  iL-  M.  IV.  p    3]    and  IX.   p.  2S6;   auch  Luca  Pacioli  (Divina 
proporziime.  eil.  f.  Winterberg,  p     11"»  sprichl  von  einem  Modell,  das  Lorenzo  magnifico 


XIV.  Kapitel.     Die  Villen. 

durch    die    Vexierwasser    im    Hof   berühmt    war.    ist   jetzt    von    der   Erde   ver- 
sehwunden und  nur  noch  durch  die  fluchtige  Abbildung  bei  Serlio,  L.  111,  p.  121 
nach  Berichten  des  Marcantonio  Michiel    bekannt,  wo  Grundriss,  Durchschnitt 
und  Aufriss  nicht  ganz  stimmen  und  die  Aussenhallen  hinzugedichtei  sind.    Das 
-fand   bloss    aus  zwei  Stockwerken  von  Hallen  um  einen  quadrati- 
d  \\o(  und  aus  ~2\  kleinen  Zimmern,  welche  an  den  Ecken,  je  3  oben  und 
3  unten,  angebracht  waren:  ein  sehr  durchsichtiges,  auf  Schatten  und  Zugluft 
tes  G 

V"ii  Villen  nichtflorentinischer  Baumeister  dos  XV.  und  beginnenden 
W  1.  Jahrhunderts  ist  das  Meiste  untergegangen  oder  schwer  entstellt. 

Die  Mediana  bei  Rom,  schon  unter  Sixtus  IV.  vorhanden,  von Innocenz VIII. 
gebaut  und  ausgeschmückt,  Infessura.  hei  Eccard.  scriptores  II,  (lol.  11)48, 
2007,  2010.  Es  war  das  gewöhnliche  Ziel  der  Landpartien  des  Innocenz.  — 
Derselbe  Hess  Belvedere  am  Vatikan  als  einen  Erholungsort  mit  Aufwand  von 
60000  Dukaten  bauen  (ib.  Gol.  2007);  Müntz,  les  arts  etc.,  III,  p.  74  (wo  als 
Architekt  Giacomo  da  Pietrasanta  vermutet  wird  .  Die  Villa  ist  später  stark 
verändert,  sowohl  die  jetzige  Galleria  delle  statu»1  'ehemals  voller  Fresken  des 
Mantegna  und  Pinturicchio)  und  die  östlichen  Zimmer,  als  auch  besonders  der 
Hof,  der  anfangs  vierseitig  und  von  einfachen  hohen  Mauern  umgrenzt  war. 
Julius  II.  liess  hier  Bäume  pflanzen  und  die  Ecken  mit  Nischen  schmücken, 
welche  die  Hauptschätze  des  neu  gegründeten  vatikanischen  Museums  auf- 
nahmen. Clemens  XIV.  gab  dann  dem  Hof  eine  achtseitige  Säulenhalle,  deren 
Ecken  ls(>-~  in  geschlossene  Gemächer  umgewandelt  wurden.  Vgl.  A.  Michaelis 
im  Jahrb.  des  kaiserl.  deutsch,  archäolog.  Instituts.  V,   1890,  S.  5 — 72. 

In  Ferrara  scheint  schon  Herzog  Borso  (1450  71 1  mehrere  kleine  Land- 
häuser gebaut  zu  haben,  deren  Abbildung  in  den  Fresken  des  Pal.  Schifanoja 
zu  erkennen  sein  dürfte.  Alfonso  I.  (1505  :U  haute  auf  einer  Insel  des  Po 
Belvedere  mit  dichtschattigem  Park  und  Gehegen  fremder  Tiere,  und  auf  der 
andi  Si  der  Stadt,  an  die  mit  mächtigen  Bäumen  besetzten  Wälle  gelehnt, 
tana  mit  Malereien  und  springenden  Wassern,  beides  medioeria  aedificia, 
die  hei  jedem  Krieg  aufgeopfert  werden  konnten. 

Der  Palazzino  della  Viola  in  Bologna,  mit  Loggien,  erbaut  von  Giovanni  II. 
Bentivoglio  um  1  197,  später  von  Innocenzo  da  Imola  mit  mythologischen  Fresken 
Bchmückt    jetzt  landwirtschaftliche  Schule). 

§  119. 
V  i  1 1  en  der  Hochrenaissance. 

Im  XVI.  Jahrhundert  wird  vorzüglich  die  Villa  suburbana  ein  Ge- 
genstand  dei  en  und   edelsten   künstlerischen   Anstrengung;   es   ent- 


dem  Giul.  da  Hajano   für   den  degno  palazzo  detto  dogliuolo  (doch  wohl  korrumpiert  aus 

le)   alla   citta    di  Napoli   entworfen  habe  (vgl.  §11).     Vgl.  auch  §  91.   —   Die 

:idi  (um  1585)  zurückgehende  Notiz,  die  Villa  stamme  von  Luciano  da  Laurana,  ist 

lediglich  Hypoth«  Lie  Urteilslosigkeit  in  architektonischen  Dingen  kennzeichnet  sich 

dureb  seine  Vermutung,  am  Palasl  von  Urbino  habe  Bruneüesco  mitgewirkt! 


§  1 L9.     Villen  der  Eochi 


253 


stehl    eine    Reihe   von   Denkmälern    voll   der   anmutigsten   Phantasie   ohne 
Phantastik. 

Für  die  Vignen  der  Kardinäle  um  1500,  gewiss    i 
Kunsl    massgebend   wurden,    haben  wir   nicht  viel    mehr  als  rflächliche 


Fig.  224.     Villa  bei  Florenz.     (J.  Stadler. 


Aufzählung   hei  Alhertini  (de  mirabilibus  urbis  Romae,    L.  III.  fol.  B9  -    .    wo 
sie  mit  den  Palästen  zusammengeworfen  sind. 

Die  Farnesina  (1509  für  Agostino  Ghigi  erbaut),    non  murato,    ma   ■ 


■ 

Fig.  225.     Villa  bei  Fl  Stadli  t 


; 


mente  nato;  Vasari  IV.  p.  593  (Le  M.  VIII,  p.  22  v.  di  Peruzzi.  Noch  ohne 
Rafaels  Fresken  in  einer  Schrift  vom  Januar  1512  gepriesen:  Suburbanum 
Augustini  Clusü.  p.-r  Blosium  Palladium,  citiert  in  den  Anecdota  literaria  II. 
p.  172.    Die  einfachste  Anlage,  unten  vorherrschend  Hallen  verschiedenen  Cha- 


XIV.  Kapitel.     Die  Villen. 


rakters,  oben  Säle;   das  Äussert'  auf  einfarbige  Bemalung  berechnel  und  auch 
ohne  dieselbe  vollkommen.      Dass  nichl   Peruzzi,    sondern  Rafael  den  Hau  ent- 
fen  habe,  wird  wahrscheinlich  gemacht  durch  v.  Geymüller,  Raffaello  Sanzio 
studiato  come  architetto,  p.  24      rJ 

Villa  Madama   am  Fuss   des  Monte  Mario   bei  Rom,    eigentlich    la  vigna 

Me  222  u.  223  .  entworfen  von  Rafael  in  seinen  letzten  Jahren  für 

Kardinal  Giulio  Medici    spätei    Papsl   Clemens  VII.),  fragmentarisch  ausgeführl 

von  Giulio  Romano;  die  echte  Fassade  samt  Grundriss  bei  Serlio,  L.  III.  fol.  120, 

:  •;.  131,  dem  ausgeführten  Bau  unendlich  überlegen  (unten  neben  der  drei- 

I  lalle  nur  noch  eine  Nische  auf  jeder  Seite ;  ein  Obergeschoss  von  drei 

ätern  und  zwei  Nischen:   du-  Pilaster  unten  ionisch,   oben  korinthisch).     In 

■  lein  jetzt    vorhandenen  Bau    das  Innere    der  Halle,    seihst    abgesehen  von  den 

.rationell,    von  wunderbar   reichem  Anblick  durch  grosse  .Nischen  und  Ab- 

weehselung  aller  Gewölbegattungen;  auf  der  Rückseite  eines  sonderbaren  runden 

-     die  Restauration  des  Ganzen  zweifelhaft. 


Fig.  236.     Villa  Cavacchia  bei  Castollo.     i.l.  Stadler.) 


Die    ganze    reiche  Vorgeschichte   des  jetzigen   Baues   sowohl    als  der  be- 
htigten  Gartenanlagen  jetzt  bei  v.  Geymüller,  Raffaello  etc.,  p.  59  ss.,  !>1  ss., 
Gl  indrissen  der  Zeichner  Rafaela  auch  die  vermutlichen  Aufrisse 
und  Durchschnitte  entwickell  sind;  ein  reicher  Wechsel  von  Entschlüssen. 

Nah«-  mit  dem  echter  Fassadenentwurf  dieser  Villa  verwandt:  Falconettos 
iit   Saal    darüber,    im   Hof  des   Pal.   <  Üiistiniani   zu  Padua,    erbaut 
für  Luigi  Cornaro,    zu  dem  ?   107  erwähnten  Hau  im  rechten  Winkel  stehend 
datierl    1524  .     Unten  fünf  offene  Bogen,  oben   fünf  Fenster,  das  Äussere  wie 
reiche  Dekoration  des  Innern  (§   176)  durchaus  edel. 
In  Florenz,  Via  Gualfonda  83,  das  Lusthaus  Stiozzi-Ridolfi,  jetzt  Giuntini, 
io  d'Agnolo,  dem  Meister  der  edlern  Häuser-Baukunsl  (§  92),  absicht- 
lich unregelmässig,  mit  Säulenhof,  Nebenhof,  Gartenhalle  und  Thurm. 

In  ig«    and  damil  grossen  malerischen  Reiz  haben 

denn  auch  die  kleinen  Vignen  und  Bauernhäuser  bei  Florenz  i  Fig.  224,  225  u.  22h). 


§  119.     Villen  der  Eochrenais: 


255 


Eine  nach  Süden  schauende  Loggia,   die  zum  Trocknen  der  Früchte  bestimmt 
ist :  ein  als  Taubenhaus  dienender  Thurm,  von  welchem  man  zugleich  die  Ai 
beiten  am   dem  Felde  übersehen  kann,  in  Verbindung  mit  wei 
Wohnräumen  sind  die  Elemente  dieser  oft  durch  die  Anmut  der  Lage  und  die 
naive  Benutzung  des  Terrains  anziehenden  Gebäude. 


»J» 


Fig.  227.     Loggia  im  Pal  del  Te  eu  ttantua.    (Nach  Gurlitt. 


Villa  Lante  in  Rom,  aul  einem  Vorsprung  des  Janiculus,  von  Giulio  Ro- 
mano vor  1524  .  gegenwärtig  unzugänglich  und  durch  Abbildungen  nur  un- 
genügend bekannt.     Vasari  V,   p.  5  \A    Le  M    \.  p.  97  .  v.  di  t 


XIV.  Kapitel,     l'ie  Villen. 


Pal.   del  Te   in  Mantua,    begonnen    von   demselben  vor   1527   für  Herzog 

.  welcher  zuerst  nur  ein  Absteigequartier  in  der  Nähe  seiner 

hmten  Stuterei  verlangte;  nur  ein  Erdgeschoss  mit  Mezzanin,  mil  dorischer 

Ordnung   und    starker  Anwendung   von  Rustika  (§  54),    wodurch  ohne  Zweifel 

der  Zusammenhang  mit  dem  landwirtschaftlichen  Institut  charakterisiert  werden 
qs  in  Ermanglung  di  i    Steine  Alles  Backsteinbau  mit   Bewurf.    In 

Folge  winde  der  Herzog 
bewogen,  das  ( rebäude  vierseitig 
uni  einen  I  tof  herumführen  zu 
lassen;  gegen  diesen  Hof  hin 
eine  offene  Lo^ia  auf  gekup- 
pelten Säulen .  zum  Schönsten 
der  ganzen  Renaissance  ge- 
hörend  Fig.  227) ;  in  den  übri- 
gen Räumen,  von  der  verschie- 
densten  Grösse  und  Bestim- 
mung, reich  durchgeführter 
Schmuck  von  Fresken  und  Stuk- 
katuren  (§  17<;  .  Verhängnisvoll 
als  erster  ninnumenlaler  Hau  in 
unechtem  Stoff,  während  der 
reine  Backstein  zu  Gebote  ge- 
standen hätte,  -  und  als  Bei- 
spiel der  Anwendung  der  Ru- 
stika als  vermeintlichen  Aus- 
druckes (U-^  Ländlichen. 

Marmirolo,  welches  Giulio 
ebenfalls  baute ,  nachdem  be- 
reits 1523  ein  Plan  von  Michel- 
angelo eingereicht  worden  war 
(Vasari  VII,  p.  364  (Le  M.  XII, 
j).  361)  im  Kommentar  zu  v.  di 
Michelangelo,  und  Gaye,  car- 
teggio  II,  p.  154)  ,  ist  von  der 
Erde  verschwunden.  Man  rühmte 
die  Menge  von  Räumen,  um 
grosse     fürstliche    Gefolge    zu 

logieren,  dann  die  vielen  Vexierwasser,  die  prachtvollen  Gärten  und  die  reichen 
nge   an  Pfeilern.    Leandro  Alberti,  Descrizione  di  tutta  l'Italia,  ed. 

ir,77.  fol. 

Ebenso   die       -  Sanmichele,    unweit    < '.a>lell'ranco,    welche   da- 

vollkommenste  Villa   weit    und  breit  galt.     Vasari  V,  p.  -!!»1  (Le 
M.  XI.  p.   12»;  .  v.  di  Sanmicheü. 

In  den  Offizien  der  Entwurf  einer /um  Badeaufenthall  eingerichteten  Villa 
Kardinals   von  S.  Croce  auf  dem  Monte  Amiata,  von  Aul.  da  Sangallo  d.  J., 
Redtenbacher,  Allg.  Bauzeitung    1883,  S.  58. 
Villa  Monte  Imperiale  bei  I  Fig.  228    231),  erbaut  von  Girol.  Genga 


■ 


K 


I.  .  .  .1   I 

If  V  ¥  w  V  4 


Kig.  228.     Monte  Imperiale  bei  Pesaro. 


§  1 19.     Villen  der  Hoch] 


257 


(wohl   1529  oder   1530)    für  Herzog   Francesco  Maria    de  rbino. 

Nie  vollendet,  aber  noch  in  dem  jetzigen  ruinösen  Zustand  von  m         a      Wir- 
kung;   das  Gebäude  folg!  dem  steilen  Abhang  in  dreifacher  Absl  il  ing;    unten 
ein  bedeutendes  Hallengeschoss  mit  einer  geschlossenen  Pilasb 
„Piena  di  camere,  ili  colonnati  e  di  cortili,  di  I  fontane  e  di  arai 

simi  giardini",  ehemals  von  allen 
reisenden  Fürsten  besucht.  Va- 
sari  VI,  p.  319  (Le  M.  XI.  p.  90), 
v.  di  Genga. 

Zu  Cricoli  bei  Vicenza  die 
Villa  des  1  langes  Trissino ,  nach 
dem  Plan  des  Gründers  Giov. 
Giorgio  Trissino  (§  12);  eine  Fas- 
sade wiederum  (wie  die  Garten- 
halle Gornaros  zu  Padua)  ganz 
ähnlich  der  erbten  von  Villa  Ma- 
dama,  aber  zwischen  zwei  vor- 
tretende lällere?  Thürme  ein- 
geschlossen, dl  forestiere  istruito 
etc.  di  Vicenza,  Tav.  33. 

In  Pauli  Jovii  Elogia  lite- 
raria  als  Einleitung  die  lateinisch 
verfasste  Beschreibung  »1er  von 
Giovio  nahe  bei  Gomo  in  den 
See  hinausgebauten  jetzt  nicht, 
mehr  vorhandenen)  Villa,  ausser- 
ordentlich anziehend,  aber  kaum 
deutlich  genug  für  eine  hypothe- 
tische Rekonstruktion. 

Das  ästhetische  Gesetz  der 
Villenbaukunst  der  goldenen  Zeit 
wird  sich  erst  dann  vollständig 
erkennen  lassen,  wenn  die  be- 
treffenden Reste  in  ganz  Italien 
aufgesucht  nnd  im  Zusammen- 
hang studiert  sein  werden.  Eine 
Aufnahme  /.  15.  der  um  Siena 
zerstreuten  Villen,  welche  ganz 
oder  teilweise  von  Peruzzi  herrühren,  fehlt  unsere 
Gartenfassade  der  Villa  Colomba     bei  Schätz 


Fi, 


[mperiali 


Wissens  noch.       I  de  schöne 
Bl.   103    kaum  von  Peruzzi. 

Hin  Plan  der  Villa  lielcam  von  [Vruzzis  Hand  in  den  Offizien    repi  von 

Redtenbacher,  Peruzzi  nnd  -eine  Werke,  Taf.   15). 


Bure  k  h  a  nl  t .   Italien.  Renaissance.    4.  Aufl. 


17 


\1\.  Kapitel.     Die  Villen. 

§  LS 

V  i  1 1  e  n  (1  e  r  N  a  c  h  b  1  ii  t  e. 

Unter  den  Villen  der  Zeit  von  L540     80  sind  die  namhaftesten  eigent- 
liche Landsitze  und  daher  für  zahlreiche  Dienerschaft  eingerichtet.    Schon 


Fig.  230.     Monte  Imperiale  bei  Pesaro. 


Imperiale  Lei  Pesaro.    (Fig.  228    230  aus  dem    Archiv  des    Munieipio  von  Pesaro, 
•  durch  II.  Kerdtle 

Zeigi  sich  hie  und  da  öde  Weitläufigkeil  oder  auch  der  Stil  von  Stadt- 
palästen  statt  freier  ländlicher  Anmut.  Einzelne  kleinere  Kasinos  gehören 
jedoch  noch  zum   Besten. 


§  120.     Villen  der  Nachblute. 


259 


Das  riesige  Fünfeck  Gaprarola,  die  Burg  Stunden  nörd- 

lich von  Rom,  von  Vignola,  der  sich  hier  einer  Form  dei  modernen  Fortifikation 


fügte.    Mächtige  Rampentreppen,  Grähen,  fünf  Basteien,  darüber  der  H 
von   zwei  Ordnungen    mit  gewaltig  i    Pfeiler]  I  der  eii 


XIV7.  Kapitel.     Die  Villen. 


Innen  ein  s     -      runder  Hof  mit  Pfeilerhallen,  eine  der  imposantesten  Schöp- 

»anzen  Profanbaukunst.    Vasari  VII,  p.  107  (Le  M.  Ml.  p.  133).  v.  di 

T.  Zucchero.     Fig.  232  Ein  älteres  Projekl  von  Peruzzi,  für  Ser  Silvestro 


trola,  mit  fünfseitigem  Pfeilerhof,  3.  bei  Redtenbacher,  a.  a.  0.  Taf.  16.) 
Wohlerhalten:    Villa  Lante  alla  Bagnaja    bei  Viterbo,    von  Vignola,   von 
istei  Abstufung  bei  massigen  Mitteln,  die  Hauptachse  durch  Brunnen  und 
penwerk  vorzüglich  charakterisiert. 


8  120.     Villen  der  Nachblüte. 


IV.I 


Demselben  Vignola  wird  die  bedeutendste  erhaltene  Villa  suburbana,  die 
Vigna  di  Papa  Giulio  (III.)  bei  Rom    jetzt  Museum  .   um   1550,   zugeschrie 
Anteil  Vasaris,  Michelangelos,  Ammanatis  und  des  Papsl 
der  Vorderbau    wertlos;    die   halbrunde  Hofhalle    Fig.  233)    von   zweifelha 
Effekt :  die  jenseits  des  1  [ofes  folgende  zweite  Halle  und  der  das  I  i 
vertiefte  Brunnenhof  mit   uoch  tieferem  Grottenbau  von  zierlicher,  m 
Wirkung,    doch    schon    mit    gesuchter  Abwechslung    der  Motive.      Der   hintere 
Abschluss  nicht  völlig  ausgeführt.) 

An  Villa  d'Este  zu  Tivob'  1549  der  Palast  gross,  abei  unbedeutend  und 
spätei   (Fig.  234  . 

Von  den  Villen  des  Herzogs  Gosimo  I.  Medici  die  von  Gastello  Im  i  Flo- 
renz laut  allgemeinem  Urteil  uoch  jetzl  bedeutend  (von  Tribolo) ;  Pratolino  im 
Apennin  hauptsächlich  durch  Gärten  und  Wasser  berühmt. 


Fig.  234      Villa  d'Est<   bei  Tivoli. 


In  und  hin  Genua  i-i  oder  war  dss  Beste  \ ■  >i i  Galeazzo  Alessi  (1512     7_' 
dei    abscheulich    umgebaute  Pal.  Sauli  (Fig.  213)    war   eine   Art   vorstädtischei 
Villa  mit  dem  schönsten  Hallenhofe  davor    und   in  dieser  Anlage  an  den  fran- 
zösischen Typus  entre  cour  et  jardin  erinnernd  ;       <V\<-  übrigen  Villen  (alle  be- 
wohn!   und    nicht    leicht    zugänglich)    sind    vierseitige  Paläste   (mit  oberer  und 

unterer  Ordnung   von  Pilaster ler  Halbsäulen  .    deren    ländlicher  Charakter 

aber  durch  Hallenöffnung  de-  Erdgeschosses  oder  des  ( »bergeschosses  sich  aus- 
spricht   und  deren  Formengebung  immer  noch  zum  Besten  dieser  Zeit  gehört 
Villa  Pallavicini    delle   peschier»  Villa  Gambiaso     mit    sehr  edler  Halle  im 

Erdgeschoss  Villa  Scassi    jetzt  in  den  Rangierbahnhof  von  Sampierdarena 

hineingeraten  ;   von  einem  Späteren:  Villa  Podenas,  i.r''ii.  il  Paradiso,  wo  eine 
durchgehende  grosse  Säulenhalle  das  ganze  mittlere  Stockwerk  nach  vorn  ein- 


XIV.  Kapitel.     Die  Villen. 


nimmt,  u.a.m.         Andere  Villen  dieser  Zeit  verfallen  oder  umgebaut.         Von 
\    ssi  auch  das  Schloss  Gastiglione  im  See  von  Perugia. 

Von  den  Villen  Palladios  ist  eine  villa  suburbana   die  berühmte  Rotonda 
Capra  bei  Vicenza  (vgl.  §  1  Iti.  Fig.  235);  die  meisten  übrigen  sind  grosse,  regel- 
ssige  Landsitze,  in  der  Mitte  ihrer  Ökonomiebauten  emporragend  und  off  von 
sehr  schöner  Anlage,  überall  mit  grossem  Mittelsaal;  nur  darin  verkannte  Pal- 
i  'He  wahre  Kunstform  der  Villa,   da<s  er  nicht  immer  die  Fassade   selbst 
Is   Loggia  öffnete,  sondern  vor  die  geschlossene  Mauer  einen  Tempelportikus. 
■   mit  Giebel,  treten  liess;  und  auch  wo  die  Fassade  selbsl  sich  öffnet,  ent- 
steht   statt    einer   echten  Loggienform    meist    durch  Bekleidung  mit   Halbsäulen 
wieder  eine  Tempelhalle,  sogar  zweistöckig  mit  Giebel. 

Von  den  Gasinos  dieser  Zeit  hat  die  Palazzina  in  Ferrara  (1559)  noch 
einen  Schimmer  der  ehemaligen  Grazie,  dagegen  ist  die  Villa  Pia  (§  117.  Fig.  221  i 
im   grossen  vatikanischen  Garten,  von  Pirro  Ligorio  um   1560,    vollständig  er- 


-    • 


Fig.  233.     La   Rotonda  bei  Vicenza. 

halten:    an    einei    ovalen   Terrasse   hinten   das  Gebäude    seihst,    vorn    ein   Vor- 
pavillon   mit   Unterbau,  an    den  beiden   Rundenden  kleine  Eingangshallen:    das 
•  ■  berechnel  auf  Stukkaturen,  Brunnen  und  bestimmte  vegetabilische  Um- 
ing;  letztere  allein  jetzl   ungenügend. 

§  121. 
Villen  'I  fr  I;  a  ro  ckzeit. 

In  der  Barockzeil  von  1580  an  wurde  Rom  und  Umgebung  die  wich- 
tigste Stätte  t'iii-  die  weitere  Ausbildung  der  Landvilla  sowohl  als  der  Villa 
suburbana.  Die  erstere  fugt  sich  im  Detail  den  mürrischen  Formen  des 
iligen  Stadtpalastes,  leitet  sich  jedoch  die  Loggia  als  Eauptmotiv 
(Fig.  234).  I  he  letztere,  im  Grundplan  jetzt  oft  vorzüglich  schön  und  als 
iigensaufenthalt  mit  luftigen  Hallen  und  bequemen  Treppen  muster 
lt i "i  1  t i ^r .  dringt  doch  ebenfalls  nirgends  mehr  zu  einem  reinen  Ausdruck  in 
den  Formen  durch.    Rustika   und  gleichgültige  Mauere  in  i'assun  gen  aller  Art 


§   122.     Bäder. 


263 


kontrastieren  mir  den  eingesetzten  antiken  Reliefs,  dem  speziellen  Luxus 
von  Rom.  —  Grossem  Villen  entsprechen  jetzt  besondere  kleine  Kasinos 
auf  anderm  Niveau,  aber  derselben  Achse. 

Einflussreiche  Landvillen:    V.  Aldobrandini    und  V.  Mondragone    bei  Fra- 
scati.    Für  die  Villa  suburbana:  V.  Montalto-Negroni    seit  Sixtus  V.    mit  Haupt- 
bau und  Kasiiu».  letzteres  von  Domenichino ;    V.  Borghese,    V.  Mattei  u.  s.  w.; 
vielleicht  das  Wirkungsvollste  die  Gartenseite  der  Villa  Medici  auf  Monte  I 
(Fig.  236). 

§  122. 

B  ä  d  e  r. 

In  den  Villen  gewannen  auch  die  Vorrichtungen  zum   Baden  hie  und 
da  eine  künstlerische  Gestalt. 

Dahin  gehört  wohl  die  stufa  in  der  Villa  Lante  zu  Rom,  Vasari  \.  p.  ■■'•! 
(Le  ML  X.  p.  97),  v.  di  Giulio  Romano,  mit  den  Fresken  der  Liebschaften  der 


■  li      Villa  M( 


Götter.  Der  jüngere  Sangallo  entwarf  für  Kardinal  Marcello  Cervini,  spätem 
Papst  Marcellus  II.  §  29)  einen  Plan  tür  ein  Bad  antiker  Art,  mit  frigidarium, 
tepidarium,  calidarium,  welches  in  einer  Villa  zu  Vivo  errichtet  werden  sollte. 
Vasari  Y.  p.  r>|s    |.,.  \f.  \.  p,  s|     mi  Kommentar  zu  \.  di  Ant.  Sangallo. 

In    der  Villa  Grimaldi    zu   Bissagno    bei  Genua    baute   Alessi    ein    rundes 
Badgemach    mit   Kuppel,   dessen  Becken   das    beisse  Wasser  aus  den    R 
von  Meerwundern,    das    kalte   aus  Froschmäulern   empfing;    ringsum  ein  < 
mit    acht  Nischen,    wovon    vier   durch    besondere  Badewannen    und    vier  durch 
Fenster  und  Thüren  in  Anspruch  genommen  waren:  dazwisi  hen  Hermen 
das  Kranzeesimse  trueren     vom  Gewölbe  hin--  ein  sinnreicher  Leuchte]    ni 


\  v.  Kapitel.     Die  Gärten. 

-  Iiale  das  Firmament  darstellte;  die  Vorräume  und  Nebenräume 
nfalls    auf  das  Zierlicliste   durchgeführt.     Vasari  VIII,   p.  544    (Le  M.  XIII, 
p.   1l'"  .  \ .  di  Leoni. 

Über  die  „Stufetta**  des  Kardinals  Bibiena  (das  sog.  Bagno  di  Giulio  II. 
11  Vatikan  isl  auf  die  Briefe  Bembos  vom  Jahr   1516  (Lettere  pittor.  V,  57,  58 
zu  verweisen,  woraus  nur  so  viel  erhellt,  dass  Rafael  die  Sujets  zu  den  Wand- 
malereien von  Bibiena  erhielt,  für  eine  kleine,  marmorne  Venusstatue  aber  keine 
Stelle  wusste. 


XV.  Kapitel. 
Die    Gärten. 

§  123. 
Gärten  anter  der  Herrschafl  des  Botanischen. 

Die  Gärten  der  Paläste  und  besonders  der  Villen  waren  ohne  Zweifel 
frühe   in   regelmässigen  Linien,   vielleicht  in  strengem  Bezug  auf  das  be- 
ide Gebäude  angeordnet.    Wenn  ihrer  künstlerischen  Behandlung  an- 
_~  etwas  im  Wege  stand,  so  war  es  das  botanische  Interesse  oder  die 
Absicht  auf  Nutzbarkeit. 

Vgl    Kultur  der  Renaissance.  S.  287.    Der  Garten  der  mediceischen  Villa 
zur  Zeit  des  Lorenzo  magnifico  als  Sammlung  zahlloser  einzelner  Gat- 
tungen von   B    sn  und  Sträuchern  geschildert. 

Der  prächtige  Garten  von  Poggio  reale  bei  Neapel,  vom  Kronprinzen  Alfons 
;    118    angelegt,  der   1495  noch  als  fliehender  König  der  Botanik  huldigte,  in- 
dem er  nach  seinem  Asyl    Sizilien    „toutes  sortes  de  graines  pour  faire  jardins" 
mitnahm,  Comines,  l>.  VII,  eh.  11  oder  Charles  VIII,  eh.  17.    Die  Hauptschilde- 
em  Vergier   d'honneur,    wörtlich   bei  Roscoe ,  Leone  X,   ed.  Bossi, 
i.  IV.  p.  J2»i  s.  und  bei  Müntz,  La  renaissance,  p.  435.    Aussen'  dem  Palast 
Menge  kleinerer  Zierbauten,  kleine  Wiesen,  Quellen,  Bäche,  antike  Statuen; 
:    Park    mit    allen  Fruchtbäumen,    die  das  Klima  erlaubt,    mit 
Lorl  Blumen  und  endlosen  Rosenpflanzungen ;  dann  ein  besonderes  Wild- 

Ställe    Meiereien,  Weinpflanz un neu  mit  lieben  aller  Sorten  und  riesigen 
Kellern.     Offenbar  überwog  die  Ökonomie  für  den  Bedarf  des  Hofes 
und  für  den  Blumenverbrauch  bei  Festen  nebst  der  botanischen  Liebhaberei  das 
bei   Weilen,. 
b  im  Vorgarten  des   vatikanischen   Palastes,  wie  ihn  Nikolaus  V.  um 
liön  haben  wollte,  sollten  herbae  ei  fruetus  aller  Art  nebst  Wasserwerken  ihren 
tz  linden:   Vitae  Papar.  b«  i  Murat.  III,  II.  Col.  932. 

Im  Palastgarten  zu  Ferrara,    welchen  Ercole  I.  (st.   1505)  wahrscheinlich 

den    1480er  Jahren    eilig    anlegen   liess,    fehlte  zwischen  den  regelmässigen 

len  Weinlauben  auf  Marmorsäulen,  den  gemallen  und  vergoldeten 

i ,  ;  Mündungen  doch  kein  schöner  und  kein 


§   124.     Eindringen  des  Architektonischen.  265 

fruchtbarer  Baum,    so   dass   sich   auch    hier  der  Nutzgarten  zu  erkennen  gibt. 
Titi  Strozzae  Aeolostichon  L.  II.  p.  209 

Ein  anderer  Lustgarten  in  der  Stadt,  mil  einem  Absteigequartier    1497), 
enthiell    u.    a.    einen    Fischteich    mil    Brücken    darüber.      Diario    ferra 
Murat.  XXIV,  Gol.  346.     Über  Belvedere  und  Montana  s.  §   118. 

Die  grossen  Parke  mil  Wildgehegen  wird  man  vollends  kaum  zu  den 
Gärten  rechnen  dürfen. 

Ein  Park  für  die  fremden  Tiere,  welche  eine  Liebhaberei  jene]  Zeil  waren 
(Kultur  der  Renaissance,  S.  28s..  von  [Irr/o»  Krcule  1 4-7 1  unmittelbar  vor  der 
Stadl  mil  teuren  Expropriationen  angelegt,  Diario,  I.e.,  Col.  236.  Auch  Poggio 
reale  enthiell  eine  Menagerie.  Für  Palermo  erwähnt  schon  Otto  de  S.  Blasio 
ad  a.  1194:  hortum  regalem  amplissimum  ...  omni  bestiarum  gen  ere  delei 
liter  refertum. 

§  124. 

Eindringen  des  Architektonischen. 

Indes  wird  frühe  auch  die  Erzielung  eines  hohem  Phantasieeindruckes 
sich  geltend  gemachl  haben,  wie  schon  aus  der  Begeisterung  zu  schliessen 
ist,  mit  welcher  von  Gärten  überhaupt  geredet  wird.  Dieser  Eindruck 
kann  ebensogut  auf  architektonischer  Strenge  der  Anlage  als  auf  besonders 
schönen  Einzelheiten  beruhen.  Die  Wasserwerke  darf  man  sieh  jedoch  n«»cii 
bis  tief  ins  X\  I.  Jahrhundert  relativ  gering  vorstellen,  da  der  grosse  römische 
Wasserluxus,  Vorbild  des  europäischen,  erst  mit  Sixtus  V.  beginnt. 

Frühe  unbestimmte  Erwähnungen  ausgezeichneter  Gärten  hie  und  da, 
z.  B.  Matteo  Villani  IV.  c.  ii  ein  famoso  giardino  beim  Pal.  Gambacorti  in 
Pisa,  wo  Kaisei'  Karl  IV..   selber  ein  grosser  Gartenfreund,   1354  abstieg. 

Phantasiebilder,  zum  Teil  von  anregender  Schönheit,    bei    ineas  Sylvius 

Epistola  ins.  p.  tili'  der  Garten  der  Fortuna)  und  bei  Polifilo   ll\| rotomachia, 

vgl.  §  ■'>2.  im  Auszug  bei  Temanza,  p.  ^s.  die  Insel  Cythera). 

Einiges  in  den  Fresken  des  Benozzo  Gozzoli  (Gamposanto  zu  Pisa  und 
auf  Tafelbildern  des  XV.  Jahrhunderts. 

Einfluss  der  Gartenbeschreibungen  in  Jeu  Briefen  des  Plinius,  oder  w 
diese  noch  nicht  bekannt  waren,  in  andern  Schriften  des  Altertums:  der  Hippo- 
dromus  in  den  Gärten  des  Kastells  von  Mailand  vor  1  i  17.  vita  Phil.  Mariae  Vici  - 
comitis.  auet.  Decembrio,  bei  Murat.  XX,  Gol.  1008.  Vgl.  Plin.  L.  V,  Ep.  6. 
Leon  Battista  Alberti  1450  stellt  zuerst  einige  derjenigen  Züg<  fest, 
welche  seither  für  den  italienischen  Prachtgarten  bezeichend  gewordi  n  sind,  de 
re  aedificatoria ,  !..  I\.  c.  i:  Grotten  von  Tuffstein,  welche  man  bereits  dem 
Altertum  nachahmte,  wobei  ungeduldige  Besitzer  das  moosige  Grün  durch  grünes 
Wachs  ersetzten;  eine  Quellgrotte  mit  Muscheln  ausgelegt;  ein  Gartenportikus, 
wo  man  je  nach  Jahres-  und  Tageszeit  Sonne  oder  Schallen  sucht;  ein  freier 
Platz  (area  ;  Vexierwasser;  immergrüne  Alleen  von  Bux,  Myrthen  und  Lorbeer; 
die  Gypressen  mit  Epheu  bekleidet ;  die  einzelnen  Felder  des  Gartens  rund,  halb- 
rund und  überhaupt  in  solchen  Umrissen,  welche  auch  einen  Bauplan 
schön  machen  i?  cycli  et  hemicycli,  '-t  quae  descriptiones  in  areis  ae- 
dificiorum  probentur),  eingefasst  von  dichten  Hecken;  aus  dem  Altertum  werden 


\\ .  Kapitel.     Die  Gärten. 

hinzugenommen:  die  korinthischen  Säulen  als  Stützen  der  Weinlauben,  die  In- 
schriften  in    Buxbeeten,    das   Pflanzen   der  Baumreihen    in    der  Quincunx;    für 
Hecken   werden   besonders  Rosen   empfohlen;    von    den  Eichen    heissl  es  noch, 
gehörten  eher  in  Nutzvillen  als  in  Gärten.    Schon  damals  kamen  komische 
tuen  in  Gärten  vor,  Alberti  erlaubl  sie,  sobald  sie  nicht  obscön  seien. 
Von   altern  Brunnen   kaum   einer   erhalten.     Die  ganze  KunstgestaU    dei 
Brunnen,  Anordnung  wie  Skulptur,  bleibt  für  das  \\.  und  selbsl   für  den  An- 
fang   di  -    Wl.  Jahrhunderts   trotz   zahlreicher   Nachrichten    so   viel   als   hypo- 
S    :-t  bei  der  besten  Ausführung  unterliegen  stein.  Kill   und  Metall- 
verbindung endlich  der  Feuchtigkeit;   auch    hatten  diese  frühem  Werke  einem 
viel  sparsameren  Wasseraufwand  entsprochen  und  konnten  wertlos  erscheinen, 
als  der  Wasserluxus  eintrat.         Villa  d'Este  zu  Tivoli,  seit  etwa  1550  nach  An- 
gabt Pirro  Ligorio   angelegt,    mit    freier  Verfügung    über  die  Wasser  des 
Ulfbau  in  Terrassen,  und  mit  Rücksichi  auf  die  umgebende  Land- 
;t    vgl.  Fig.  234   S.  261).     Genaue  Schilderung  und  ästhetische  Würdigung 
von  E.  Paulus,  Allg.  Bauzeitung,   1863,  mi1   Aufnahmen  von  E.  Gnauth. 

^  125. 

A  n  t  i  k  e  S  k  u  1  p  t  u  r  e  n  u  ml  Etui  n  e  n. 

her  italienische  Garten  schloss  frühe  ein  doppeltes  Bündnis  mit  den 
römischen  Altertümern:  Skulpturfragmente  und  Inschriften,  welche  für  das 
Innere  von  Gebäuden  nicht  als  Schmuck  gelten  konnten,  machten  an  Garten- 
mauern zwischen  dem  Grün  eine  grosse  und.  (wie  man  wohl  bald  gefühlt 
i  wird,  elegische  Wirkung;  auch  an  den  Gartenfronten  der  Villen- 
gebäude wurden  römische  Reliefs  ofl  in  Menge  angebracht.  Sodann  ge- 
wann man  den  baulichen  Ruinen  nicht  nur  ihre  poetische  Schönheil  ah. 
-indem  ahmte  sie  in  Gärten  nach.  Ohne  Zweifel  gaben  hiezu  römische 
Gärten  den  Anlass,  welche  in  echten   Ruinen  angelegl   waren. 

Poggio   im  Dialog   de   nobilitate,    den   er  vor  1440  verlegl  (Poggii  opera 
Argentin.  Pol.  25)  lässl  sich  noch  damit  ausspotten,   dass   er  .-ein  Gärtlein 
Terranuova    bei  Florenz)    mit    kleinen    und   fragmentarischen  Marmorresten 
-   hmückt  halie.  uin  durch  dieNeuheil  der  Sache  einigen  Ruhm  hei  der 
hwell    zu   gewinnen.    -       De]    kleine,    mit  Antiken    damals    ganz  angefüllte 
G  Pal.    Medici    (Riccardi),    die   Stätte   der  Studien   des  Michelangelo, 

iri  [V,  ji.  256    Le  M.  VII,  p.  203),  v.  di  Torrigiano. 

Anwendung  im  Grossen:  an  der  Gartenseite  des  Pal.  della  Valle  zu   Rom, 

_■.::;/•  J'.i - -- . i <  1  •  •  Miller  Reliefs  und  himt  zusammengesetzter  Skulplurfragmente, 

uch  Statuen  in  Nischen,  Vasari  IV.  p.  579  (Le  M.  VIII,  p.  213),  v.  di  Lorenzetto, 

zui   /  eis.        Eben  damals  in  Rom  das  giardinetto  des  Erzbischofs  von 

Statuen  u.  a.  Altertümern",  darunter  ein  Bacchus,  Vasari  V, 

597    Le  M.  X.  p.   145  .    v.  di  Perino,    welcher   an   den  Wänden    bacchische 

;    §   128.   -     Giulio  Romano   brachte    -eine  Antiken    lieber  im 

Ha  ti,  Vasari  V,  p.  549  (Le  M.  X,  p.   109),  v.  di  Giulio. 

wurden  auch  in  besondern  Lauben  aufgestellt,  welchen  man  die 
Form    von    Tempeln   etc.   gab.     Als   glücklicher   Erfinder   der   für   das    empor- 


§  125.    Antike  Skulpturen  and  Ruinen.  267 

wachsende  Grün   besonders   geeigneten  Holzgerüste   war  gegen   1550  Girolamo 
da  Garpi  berühmt,    der  den  quirinalischen  Garten  des  Kardinals  von  Este    zu- 
gleich Gründers   der  Villa  d'Este   zu  Tivoü)   damil  versah.     Vasari  VI,  p.    177 
Le  .M.  XI.  p.  238  ,  v.  di  Garofalo. 

Über  die  Ruinensentimentalitäl  vgl.  Kultur  der  Renaissance  [V.  Aufl.  I. 
S.  211.  Die  erste  ideale  Ruinenansichl  mit  Beschreibung  bei  PolifUo,  im 
zug  aber  ohne  das  Bild  bei  Teraanza  p.  12;  Trümmer  mächtiger  Gewölbe  und 
Kolonnaden,  durchwachsen  von  alten  Platanen,  Lorbeeren  und  Z}'pressen 
wildem  Buschwerk.  \ul.  dir  Palastruinen  in  den  Bildern  des  XV.  Jahrh.  von 
der  Anbetung  dv^  Ghristuskindes.  Blosse  Landschaften  mit  Ruinen,  Vasari  VI, 
p.  551     Le  M.  XI,  p.  31  .  \ .  di  Gio.  da  Udine. 

Die   erste    bedeutende   künstliche  Ruine  im  Park  (barchetto    bei  dei    R< 
sidenz   zu  Pesaro:   ein  Haus,    welches   eine  Ruine  sehr  schön  vorstellte,   darin 
eine  treffliche  Wendeltreppe  ähnlich  der  vatikanischen   de-  Bramante);  Vasari  VI, 
p.  319  (Le  M.  XI,  p.  90),  v.  «li  Genga  (um   L530). 

Der  Ausdruck  schwankt  bisweilen  zwischen  dem  Ruinenhaften,  dem 
Gro.ttenhaften  und  der  anderweitig  längsl  ausgebildeten   Rustika. 

Ein  Bild  dieser  Konfusion  in  dem  Briefe  des  Annihale  Garo  1538,  Lettere 
pittoriche  V,  91,  wo  wahrscheinlich  von  den  farnesichen  Gärten  auf  dem  Palatin 
die  Rede  ist,  bevor  Vignola  denselben  ihre  spätere  Gestall  gab.  Am  Abschluss 
eines  grossen  Laubenganges  erhebt  sich  eine  .Mauer  von  dunkelm  porösem  Tuff 
in  absichtlich  unordentlichen  Blöcken  mit  beliebigen  Erhöhungen  und  Ver- 
tiefungen, in  welchen  letztern  sich  Pflanzen  ansetzen  sollen;  das  Ganze  stellt 
vor  un  pezzo  d'anticaglia  rosa  (d.h.  verwittert)  e  scantonata;  in  der  Mitte  eine 
Thür,  zu  den  Seiten  mit  rohen  Blöcken,  oben  mit  hängenden  Steinmassen  wie 
ein  Höhleneingang;  rechts  und  links  in  ruhen  Rustika-Nischen  Brunnen  mit 
Sarkophagen  als  Trögen  und  mit  Statuen  liegender  Wassergötter  darüber;  die 
Laube  mit  Epheu  und  Jasmin  an  den  Seitenmauern,  oben  mit  Weinlaul 
Pfeilern  bedeckt:  der  Charaktei   des   Ganzen:  ritirato,  venerando. 

Eigentliche  künstliche  Ruinen  blieben  doch  selten;  im  Ganzen  herrsch! 
teils  vollständige  Architektur  und  /.war.  /..  I!.  in  den  einzelnen  Triumphbogen, 
Quelllassaden  etc.  der  Villa  d'Este  in  ziemlich  reichen  Formen,  anderswo  ver- 
meintlich ländliche  Rustika),  teils  blosser  Tuffsteinbau  ohne  Prätension,  teils 
Belegung  mit  Muscheln,  wie  sie  die  Alten  Liebten.  Schon  Alberti  a. 
spricht   davon. 

§    VI'': 

\  olle  Herrsch a  t't  <\  >■  r   \  rc  h  i  i  e  b  t  u  r. 

Im  XVI.  Jahrhundert  wird  die  Herrschaft  der  Architektur  über  die 
Gartenkunst  nicht  bloss  thatsächlich  durch  Überlassung  der  letztem  an 
die  Baumeister,  sondern  auch  prinzipiell  ausgesprochen. 

Bandinelli  an  Guidi   1551,  Lettere  pittoriche  I.  .;-  murano, 

debbono  essere  guida  e  superiori  a  quelle  ehe  sj  piantano. 

Serlios  Pläne  von  Gartenbeeten,  Ende  des  IV.  Buches,  ..welche  auch  per 
altre   cose   dienen    könnten",    sind   in  der  Thal  angelegl  wie  ein  regelmäs 
architektonisches  <  >rnamentenfeld. 


W.  Kapitel.     Die  Gärten. 

Bei  wechselndem  Niveau,  sobald  die  Abstufung  in  ihr  Rechl  trat,  ge- 
wannen ohnehin  streng  symmetrische  Anlagen  von  Terrassen,  Balustraden 
und  Treppen  die  » überhand. 

Entscheidend  wirkten  vielleicht  die  prächtigen  Rampentreppen,  welche  in 
liminair  n  vatikanischen  Hauptbau  (§  97,  1 17.  Fig.  195)  aus  dem  untern 

Hof  in  den  obern  Garten   giardino  della  pigna)  führten,  dessen  letzten  Abschluss 
Nische  mit  oberer  Säulenhalle  bildet.    Dei   obere  Garten  enthiell 
pratelli  e  fontane,    welche  Bandinelli  (ibid.)  als  Muster  auf- 
Dass  die  Rampen  wirklich  ausgeführt  waren,  beweisen  alte  Abbildungen 
im  Speculum  romanae  magnificentiae.     An  ihre  stelle  traten   später  Zeughaus. 
Bibliothek  und  Braccio  nuovo,  so  dass  die  majestätische  Längenperspektive  des 
es  und  Gartens  verloren  gegangen  ist.    Bandinelli  erwähnt   weiter  Anlagen, 
tie  Rafael  für  Leo  X.  und  für  Clemens  VII.  gemach]  habe;  letzteres  indem 
el  in  Villa  Madama  für  den  Kardinal  Giulio  Medici,  spätem  Papst  Clemens, 
aucl  i    irten  angelegt  hätte;  ausser  dem  Vorhandenen  die  wechselnden  Ent- 

schlüsse viel   ;       -      i    Anlagenj  §   1  19. 

Die  Treppe,  welche  bald  auch  in  den  Palästen  um  des  symmetrischen 
Anblickes  willen  sich  zur  Doppeltreppe  ausbildel  (§  L06),  wird  in  Gärten 
höheren  Stiles  schon  früher  verdoppelt.  Die  mittlem  Absätze,  womöglich 
in  der  Hauptachse  der  ganzen  Villa  liegend,  verlangen  nun  eine  besondere 
Ausstattung,  hauptsächlich  durch  Grotten  mit  Brunnen. 

Zwei  Doppelrampen  übereinander,  mit  einer  Art  von  Grotten,  in  dem  eben 

innten  grossen  Hof  Bramantes. 

Früher  symmetrischer  Treppenbau  mit  Marmorbalustraden  und  sogar  mit 

Hallen   im   untern  Garten  des  Pal.  Doria  zu  Genua,    von  Montorsoli  seit   1529. 

Hauptbeispiel  auch  hiefür:  Villa  d'Kste  zu  Tivoli  (§   120,   124),  wo  indes 

die  Doppeltreppen    und    deren    mittlere  Nischen  etc.   schwerlich  alle  der  ersten 

Anlage  von   1549  angehören  mögen. 

Von  Alessis  Villen:    V.  Pallavicini;   diese    Partien   der   Anlage   nach   alt, 
aber  erneuert. 

Die  kleinern.  mehr  zierlichen   Kleineiite.   wie   Bliinienheete,  Orangen- 
pflanzungen, Statuen,  kleinere,  schmuckreiche  Fontänen,  früher  durch  den 
ganzen  Garten  zerstreut,  werden  gegen  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  aus- 
ieden  zu  einem  sog.  Prunkgarten  (auch  giardinetto) ,   d.  h.  zu  einem 


Es    is1    ansicher,   ob   auch   von  diesem  Garten  oder  nur  von  dem  belvederischen 
mischen   Gesandten    des  Jahres   1523    reden  (bei  Tommaso  Gar,  relazione 
della   corte   di  Roma,    p.  in  s.).     Damals   war  «lie   eine  Hälfte  des  Gartens   (der  jetzige 
Giardino   della   pigna?)   mil   Rosen,  Lorbeeren,  Maulbeeren  und  Cypressen   bepflanzt,  die 
andere  (der  Hol  des  Belvedere)  mil  Backsteinplatten  gepflastert,  zwischen  welchen,  regel- 
schönsten Orangenbäume  emporstiegen;   in  der  Mitte  Lagen,   ein- 
nüber,   Tiber   und  Nil    mil   Brunnen   verbunden;   in  Nischen  stunden  der  Apoll 
und   der  Laokoon,    in   der  Nähe  des  letztern  die  vatikanische  Venus;   an  einer  Halle  war 
•.".  welche  die  Pflanzen  des  Gartens  tränkte.    Vgl.  A.Michaelis,  <lrv  Statuerihof 
re,  im  Jahrb.  d.  archäol.  Instituts,   1890.  S.  :>  \)'.        Ihiter  Julius 
und  Leo  war  die  eugänglich;  Hadrian  VI.  beschloss  schon  in  Spanien,  Alles  zn 

tte  ■•  di  prineipi   I 


§  127.     Mitwirkung  der  mächtigen]  Vegetation. 

besonders   regelmässigen   Parterre   in    der  Nahe   des  betreffenden  Palastes 
oder  Villengebäudes.    Die  Lage  isl   womöglich  vertieft,  windstill  und  g 
Süden,  die  Wege  sind  mil  Steinplatten  belegt.    Der  Stil  ist  nahe  verwandt, 
ja  fast  identisch  mit  dem  der  Gärten  in  Palasthöfen. 

Bereits  vorhanden  in  dem  grossen  Garten  hinter  dem  Vatikan,  offenbar 
als  sonniger  Spazierort  in  den  kältern  Jahreszeiten.  Später  allgemeines  Requisit 
der  grössern  Villen.  Ob  dieser  äussere  vatikanische  Garten,  welcher  u.  a.  die 
Villa  Pia.  §  117.  120  enthält,  eine  Anlage  des  jungem  Aul.  da  Sangallo  sein 
mag?  Ein  Plan  „per  la  vignia  del  Papa"  ist  noch  von  ihm  vorhanden,  Vasari  V, 
\S2  I  e  M.  V  p.  -!1  .  Komment,  zu  der  v.  di  Sangallo.  Der  oben  genannte 
innere  vatikanische  Garten  (Bramantes)  wahrscheinliches  Vorbild. 


§  127. 
M  i t wirk  u  u  g  «1  e  r  m  ;i «■  li  t  i  g  e  rn  Vegetatio  q. 

Wie  frühe  die  mächtigern  Bäume  als  Massen  geordnet  in  die  Kom- 
position aufgenommen  wurden,  ist  nicht  auszumitteln ;  einzeln  und  in  Alleen 
und  kleinern  Gruppen  hatten  sie  nie  gefehlt;  aber  ihr  ernstes  und  gl 
Zusammenwirken  mit  Terrassen,  Treppen  u.  s.  w.  kann  erst  eingetreten 
sein,  als  die  Gärten  überhaupt  gross  und  die  architektonischen  Prinzipien 
ihrer  Anlage  völlig  ausgebildet   waren. 

Leider  sind  die  hiefür  entscheidenden  Anlagen  entweder  nie  ganz  aus- 
geführt oder  wieder  zernichtet  worden;  Giulios  "der  Rafaels  Garten  bei  Villa 
Madama  Vaäari,  V,  p.  526  Le  M.  X .  p.  90),  v.  di  Giulio  .  Vigna  di  Papa 
Giulio  111.  und  Orti  farnesiani  von  Vignola;  Michelangelos  Entwurf  für  Mar- 
mirolo  (§  119),  und  zwar  „sowohl  für  den  Garten  als  für  die  Wohnung  darin" 
(1553),  musste  wahrscheinlich  zurückgelegt  werden,  weil  die  Hofkasse  von 
Mantua  durch  eine  prächtige  Theatervorstellung  in  Anspruch  genommen  war. 
-  Auf  Sangallos  Plan  für  A^w  hintern  vatikanischen  Garten  ist  u.a.  bezeichnet 
ein  „Ort  für  Tannen  und  Kastanien".  In  Gastello  bei  Florenz  wird  als  Ab- 
schluss  de-  Fruchtgartens  ein  Tannendickicht  angelegt,  welches  die  Wohnungen 
der  Arbeiter  und  Gärtner  maskiert,  in  der  Mitte  des  Hauptgartens  aber  ein 
Dickicht  salvatico  von  hohen  Gypressen,  Lorbeeren  und  Strauchwerk,  mit  Laby- 
rinth und  Fontäne  in  der  Mitte,  anderswo  ein  dritte-  Dickicht  von  Cypn 
Tannen,  Lorbeeren  und  Steineichen  mit  einem  Becken  in  der  Mitte,  Vasari  VI, 
p.  7:>  ss.  Le  M.  X.  p.  258  ss.  .  v.  di  Tribolo.  (In  Villa  Madama  führte  eine 
besondere  Pforte  in  ein  solches  salvatico;  sie  war  flankiert  von  zwei  Giganten 
Bandinellis ;    Vasari  VI,    p.   lii    (Le  M.  V    p.  302      v.  di  Bandinelli.  Die 

grossen  Eiche assen  aber  lassen  noch  einige  Zeit  auf  sich  warten.  istello 

a.  a.  0  beschrieben  nicht  sowohl  wie  es  war  und  ist,    sondern  wie  es  Tribolo 
entwarf    seit    1540?).     Ausser   >\<lu  Wasserwerken   (s.  unten     auch   Scherze   in 
der  Gartenanlage  selbst,  /..  l'>.  mehrere  Labyrinthe.     Eines  winde  damals 
zu  Gareggi    in   einem    runden  Hof  angelegt,    Vasari  VI,    p.  ''x"  s.     Le  M.  XI. 
p,  60),   v.  di  Puntormo.     Die  hier   gewiss   uralt    und   in  Schloss-  und  Kl 
gärten  von  jeher  bekannt. 


27l '  XV.  Kapitel.     Die  Gärten. 

g  L28 

n  V  e  n  e  '1  i  l:- 

In  Venedig,    wo  Enge  und  Meerluft  die  Anlage  grosser  Pflanzungen 
!.    Brunnen   nur   durch  Pumpen  möglich   waren  und  Treppen   wegen 
Einheit  des  Niveaus  nichl  vorkamen,  entschädigte  man  sich  durch  Zierlich- 
keit und  durch  Zuthat  von  Malereien  und  Skulpturen.    Der  Sinn  gereister 
Kaufleute  blieb  auch  dem  botanischen  Sammeln  hier  länger  getreu. 

Sansovino,  Venezia,  fol.   137,  wo  alle  wichtigern  Gärten  aufgezählt  sind. 
Ii  solche  mit  Brunnen.  -     Dei  Garten  Tizians,  in  allgemeinen  Ausdrücken  ge- 
rühmt in  einem  Briefe  des  Priscianese  bei  Ticozzi,  vite  de'  pittori  Vecelli,  p.  so. 
<  »hu»'  Zweifel  wirkte  dieser  venezianische  Gartenstil  auf  manchen  giardi- 
netto  im  übrigen  Italien  ein.    Wo  ein  kleinei  Hof  im  Innern  eines  Palastes  zum 
iltet  wurde,  mochte  bisweilen  die  Vegetation  der  geringere  Teil  sein 
u  dem  übrigen  Schmuck.     Da  sehr  Weniges  dieser  Art  erhalten  ist,  muss 
\       bildung,  den  kleinen  Hofgarten  in  der  Residenz  zu  München,  ver- 
werden. 

künstlerische  Ausbildung  des  Holzgerüstes  der  Lauben,   die  be- 
■  auch  in  kleinern  Gärten  vorkamen,  vgl.  §   li'ö. 

Über  die  Malereien  an  <\vw  Mauere.  Ln^men.  Ilruunennischen  ete.  solcher 
kleinen  Gärten  einige  späte  Notizen  bei  Armenini,  de'  veri  preeelli  della  pittura, 
p.  197  ss.  Er  verlangl  besonders  Landschaften  mit  reicher  Staffage  und  Mässi- 
gung  des  Tones  und  nennt  von  den  damals  erhaltenen  Gartenmalereien :  die  im 

•Im  des  Hauses  Pozzo  zu  Piacenza,  von  Porde te,         und  die  schon  ij  in.") 

geführten   des  Perino   de]  Vaga    im  Garten   des  Erzbischofs    von  Gypern   zu 

:     WO  die  Fresken  (bacchischen  Inhalts)  auf  die  daselbst  aufgestellten  Statuen 

1   waren.  Einfarbige  mythologische  Malereien  Vasari  VI,   p.  237  s. 

I.'-  M.  XI.   p.  ■_'_!  .  v.  di  Gherardi.  Übrigens  redet  schon  L.  1>.  Alberti,  de 

edific.  I..  IX,    c.   i-  auch    von  Gartenmalereien:   amoenitates   regionum,   et 

port       3       ifen),  et  piscationes,  el  venationes,  ei  natationes,  ei  agrestium  ludos, 

et  florida  <-\   frondosa. 

§  129. 

Gärl  e  n  <1  e  r  B  a  r  oc  K  z  e  i  t. 

Mit  den  frühsten  grossen  Villen  der  Barockzeit  (§  L20,  L 21)  erst  voll- 
endet sich  der  italienische  Gartenstil,  nicht  ohne  bestimmenden  Einfluss 
von  '  astello  u.  a.  medieeischen  Villen,  sowie  von  Villa  d'Este. 

heidung  des   Botanischen;  die  Fruchtbäume  und  Spaliere 

ädern,  verborgenen  Abteilungen;  das  Nutzbare  überhaupt  dem  Auge  nach 

ften  entzogen,  doch  ki  verabsäumt  ;  hinter  den  dichten  Lorbeer-  und 

Inden  der  Alleen  vermietbare  Gemüsefelder  u.  dgl.;  Ausbildung  der 

Wasserkünste    ins  Grossartige,    die  Scherze    mein    und  mein'  beseitigt;   grosse, 

rchitektonische  Komposition;  alle  Absätze  arehiteklunisiert ;  die  Bäume, 

wirkend;  die  Treppen  und  Balustraden  als  sehr 

••ntlich    behandelt:   der  Prunkgarten    in    scharfem  Gegensatz   zum  Übrigen; 

bei  Prospekte  auf  Brunnen,  Grotten,  Gruppen  etc. 


Zweites  Buch. 

Dekorati  o  n. 

I.  Kapitel. 
Wesen  der  Dekoration  der  Renaissance. 

§  130. 
V  e  rh  ältnis  zu  m  A  Ltert  um  u  n  d  z  u  r  gothis  ch  e  n  Dek oratio  n. 

Die  Renaissance  wurde  von  den  dekorativen  Arbeiten  des  römischen 
Altertunis  nicht  viel  weniger  angezogen  als  von  dessen  Bauten.  Auf  jenen 
beruht  die  Welt  von  Zierformen,  welche  sie  teils  an  monumentalen,  teils 
an  beweglichen  Geräten,  teils  an  den  Gebäuden  selbst  zu  entwickeln 
begann. 

Bei   dem    hohen   und    kräftigen  Sinn    der  neuen  Kunst  schadete  es  nicht 
viel,   dass    man   die  Werke  der  guten  und  der  gesunkenen  rörais  .1  an- 

fangs  wenig  unterschied.     Die  Hauptvorbilder  waren  anfangs  eschränkte 

Anzahl  prächtiger  Thüreinfassungen,  dann  Altäre,  dreifüssige  Unti  .  Kande- 

laber, Vasen,  Sarkophage  u.  s.  w.    Erst  spät  kamen  die  Stuccaturen  und 
reien  der  Titusthermen  hinzu. 

Die  Architektur,  mehr  als  einmal  von  der  Obei  herrschaf!  eines  1  »ekora- 
tionsstiles    bedroht,   behauptete   durch    das  Verdienst    der  grossen   Floren- 
tiner den  Pfad  ihrer  hohen  Bestimmung  (vgl.  §  34).    Eher  konnte  sich  im 
XV.  Jahrhundert  die  Skulptur  beschweren,  dass  ihr  die  Dekoration  ■ 
Teil  ihrer  Aufgabe  \  irwegnehme. 

Pompon.  Gauricus,  De  sculptura  liber  (vor  1505),  bei  Jac.  Gronov. 
graecar.  antiquitatum,  Toni.  I\.  Gol.  738,  in  dei    \  von  Brockhaus  S.  llN 

die  Hauptaufgabe  des  Skulptors  sei  dei   Mensch,  ut  hominem  ponat,  quo  tan- 
quam  ad  scopum  tota  eius  et  mens  et  manus  dirigenda,  quanquam  - 
hydris,  chimaeris,  monstris  denique,  quae  nusquam  unquam  viderint,  fingendis 
(es   sind   die   figürlichen  Bestandteile   der  Arabesken   und   diese  Uberhaup 

meint}  ita   pn ccupantur,  ut  nihil  praeterea  reliquum  esse  videatur.    D 

que  omnes!    neminem  unum  esse  qui,  <|""  sihi  proficiscendum  -il.  videat!  <|in 
ad  finem  respiciat !  et<  . 


212  11-  Buch.    '•  Kapitel.    Wesen  der  Dekoration  der  Renaissance. 

Von  der  starken  Übertreibung  abgesehen,  hat  in  der  Thal  das  einfassende, 
einrahmende  Element  einen  Grad  der  Entwicklung  erreicht  und  Mittel  in  An- 
spruch genommen,  \vi''  in  keiner  andern  Kunstepoche,  und  doch  nichl  so,  dass 
man  dir-;  ungeschehen  wünschen  möchte;  das  Verhältnis  zu  dein  Eingefassten, 
mag  es  Skulptur  oder  Malerei  betreffen,  i-t  ein  konsequentes  und  in  sich  har- 
- 

Auf  keinem  andern  Gebiete  der  Kunst  und  der  Kultur  überhaupt  zeigt 
sich   die  Renaissance   dem   römischen  Altertum   so   völlig   geistesverwandt 
als   hier.     Sie  bildet    an   dem  Überlieferten   ganz  unbefangen  weiter,   als 
-•v  ihr  Eigentum,  kombiniert  es  immer  von  Neuem  und  erreicht  stellen- 
die  höchste  Schönheit. 
Schon  die  Gosmaten    §  16    sind  in  ihren  Dekorationsarbeiten  wahre  Vor- 
läufer der  Renaissan«  e. 

Das  gothische  Detail  muss  die  Italiener  des  XIV.  Jahrhunderts  in  der 
Dekoration  noch  mehr  unglücklich  gemacht  Indien  als  in  der  Architektur;  um- 
st  hatten  sie  es  mit  römischen  Horizontalen  und  Gesimsen,  mit  antikem 
ibwerk  u.  -.  w.  versetzt,  wodurch  es  nur  noch  irrationeller  wurde.  Ihre 
-  .-ueiii  nach  etwas  Anderm  muss  auf  <\;\<  Höchste  gestiegen  sein  schon 
hundert  Jahre  bevor  im  Norden  «las  Gothische  seinen  letzten  prachtvoll  leben- 
digen Sprössling,  den  Dekorationsstil  des  sinkenden  KV.  Jahrhunderts  trieb. 
Während  nun  in  der  italienischen  Baukunst  sich  das  Gothische  noch  neben  der 
Renaissance  behauptete  i  23),  erlosch  es  in  der  Dekoration  sogleich  und  last 
vollständig,  als  dir  ersten  Arbeiten  des  neuen  Stiles  da  waren.  (Die  sehr  wenigen 
Ausnahmen  in  Venedig,  s.  Cicerone  II.  S.  1*1  und  in  Genua,  S.  159,  bestätigen 
nur  die  Regel. 

Der  höchste  Aufwand  wird  jetzt  der  neuen  Dekoration  sofort  gegönnt,  in 
_    stigei   wie  in  materieller  Beziehung. 

§  131. 
Das  tekt  oni  sehe  Element  and  die  Flächen  Verzierung. 

Indes    war    die    Dekoration  der   Renaissance   durch    unsichtbar   mit- 
wirkende Präzedentien  verhindert,   einen  rein  von  der  Architektur  ausge- 
schiedenen, prinzipiell  in  sich  abgeschlossener  Stil  zu  entwickeln,  wie  die 
Utertum9  dies  vermocht  hatte. 

Die    wichtigsten  Aufgaben,    Grabmäler   und  Altäre,    seit    dem  Mittelalter 
sentlich  als  Architekturen  gestaltet,  blieben  es  auch  jetzt  bis  zu  einem  hohen 
i     ei    behauptet    sich  schon  die  architektonische  (iehälk-  und  Sockel- 
bildung  statl  dei    verzierten  Wellenprofile  des  dekorativen  römischen  Stiles;  so- 
dann der  Pilaster  mit  seinem  Kapital.    Auch  bei  bewegtem  Kennen,  wie  /..  I». 
.in  Kandelabern  und  Weihbecken,   erreichte  man  dann  die  antike  Freiheit  und 
Flüssigkeit  nicht    völlig;    es    fehlt   der  Blätterumschlag  der  obern  Ränder,   die 
irtigkeil  der  vegetabilischen  Simse,  sowie  der  Hohlkehlen.    Allerdings  wäre 
man    bei   der  Absicht  auf  Ungeheuern  Reichtum  nicht  wohl  zum  Ziele  gelangt 
ohne  ein  stärkeres  architektonisches   Element. 


g  132.     Übersicht  der  lusdrucksweisen.  273 

Anders  im  nordisch  Gothischen,  dessen  Dekorationsstil  geradezu  eil 
erleichterte  und  belebte  Architektur  ist. 

Gegenüber  vom  Altertum  Ist  es  etwas  wesentlich  Nrn.-.  dass  die 
Renaissancedekoration  Flächen  jeder  Art  mit  Zierformen  auf  das  Wohl- 
gefälligste auszufüllen  verstand. 

Das  Altertum  schmückte  die  Flächen  oder  Felder  mit  figürlicher  Darstel- 
lung Reliefs  oder  einzelne  Relieffiguren  an  Altären,  an  den  Seiten  der  Kande- 
laber, an  Grabcippen  etc.,  Wandmalereien)  oder  es  überliess  sie  (an  den  Mauer- 
wänden) der  Inkrustation,  d.  h.  es  liess  den  Stoff  sprechen.  Neutrale  ! 
formen  kannte  nur  die  Teppichwirkerei  mit  ihren  Dessins,  d.  h.  sich  wieder- 
holenden Motiven. 

Ausserdem  mussten  die  deckenden  Teile  von  jeher  durch  Schmuck  nach 
dem  Ausdruck  der  Leichtigkeit  streben.  Die  Römer  gingen  hierin  ohne  Zweifel 
noch  weiter,  als  wir  es  aus  den  vorhandenen  Resten  Soffitten  zwischen  Tempel- 
säulen, Kassetten  an  Flachdecken  und  Gewölben)  nachweisen  können;  ihre  sprich- 
wörtlich gewordenen  Lacunaris  waren  gewiss  ofl  mit  Prachl  überladen.  Allein 
es  war  hei   Weitem   nicht   genug  davon  erhalten  oder  bek  n  die   I.'' 

sance  für  die  Flächenverzierung  im  Allgemeinen  zu  fördern. 

Im  Mittelalter  begnügte  sich  der  romanische  sowohl  als  der  gothische  Stil. 
wo  sie  die  Flüchen  nichl  den  Figuren  überliessen,  mit  aufgemalten  Teppichmotiven. 

Die  Gothik  zerschneidet  ohnehin  ihre  Flächen  mit  den  von  den  Fenstern 
entlehnten  Formen  ihres  Mass-  und  Stahwerkes. 

Die  Dekoration  des  Islam-,  gemalt,  glasiert  oder  mosaiziert,  ist  lauter  fort- 
laufender Teppichstoff  ohne  Rücksicht  auf  eine  bestimmte,  begrenzte  Fläche. 
Das  Ungenügende   des  Prinzips    wird    besonders  an  den  ii<  sichtbar. 

Von  der  byzantinischen   Flächenverzierung  gilt   heinahe  dasselbe. 

Das  einzige  Präcedens  für  das,  was  die  Renaissance  zu  leisten  sich  an- 
schickte, waren  spätrömische  Pilaster  zumal  aus  diokletianischer  /eh.  w 
Arabesken,  von  einem  Rahmenprofil  umgeben,  enthalten.  (Pilaster  .im  Arco 
de'  Leoni  und  andere  Pforten  zu  Verona;  -  am  Bogen  der  Goldschmiede  zu 
Rom  enthalten  die  Pilaster  nur  reich  geschmückte  Feldzeichen.  Ferner  einzelne 
erhaltene  Soffitten,  d.  h.  verzierte  rechteckige  Felder  an  der  Untensichl  von 
Architraven  (Rom,  Tempel  des  Gastor  und  Pollux). 

Die  Renaissance  zuerst  respektierte  und  verherrlichte  eine  bestimmte  Fläche 
als  solche.  Die  Verteilung  oder  Spannung  des  Ziermotives  im  Kaum.  -ein.  Be- 
ziehung zum  umgebenden  Rahmen  "der  Kand.  dei  Grad  seines  Reliefs  oder 
seiner  Farhe.  die  richtige  Behandlung  jedes  Stoffes  schaffen  zusammen  ofl  ein 
in  seiner  Art   Vollkommenes. 

Da.ss   man  jedoch  im  Ganzen  die  Allen  nicht  erreicht   habe,    i-l   <\.i~ 
fühl  Vasaris;  VI.  p.  -J!»7    l.e  M.  XI,  p.  74),  v.  di  Mosca. 

Übersichl  '1  e  r   Vus  '1  r  acks  w  eise  n. 

Die  Formensprache  der  Renaissancedekoration  ist  ungeheuer  reich  und 
redet  fast  an  jedem  einzelnen  Wmk  aus  verschiedenen  Tönen  zu  gleicher 

Burckta  ardt,  [talien.  K  '•  ul. 


274  11-  Bu°h.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

Zeit.  Das  Hauptelemenl  ist  ein  ideal-vegetabilisches*  auf  allen  Stufen  von 
dem  beinahe  Wirklichen  bis  zur  traumhafl  spielenden  Verflüchtigung  und 
andererseits  bis  nahe  an  die  mathematische  Versteinerung.  Dazu  kommen 
figürliche  Darstellungen,  welchen  die  Dekoration  nur  als  Einfassung  dient: 
dann  figürliche  Zuthaten  innerhalb  der  Dekoration  selbst,  sowohl  Manschen 
und  Tiere  als  leblose  Gegenstände;  endlich  Übergänge  aus  dem  Vegeta- 
bilischen in  das  Menschliche  und  Tierische.  Dies  Alles  kann  im  flachsten 
wie  im  stärksten  Relief,  ja  in  blosser  Linearzeichnung,  einfach  oder  viel- 
farbig, mit  idealer  oder  fasl  wirklichkeitsgemässer  Bemalung  dargestellt 
sein,  ja  in  einzelnen  Stuccaturwerken  können  sich  fast  alle  denkbaren  Aus- 
drucksweisen  miteinander  vereinigen. 

Die  mehr  als  hundertjährige  Blüte  dieser  grossen  und  komplizierten  Kunst- 
gattung verdankt  man  wesentlich  dem  Umstände,  dass  die  grössten  Baumeister, 
Bildhauer   und  Main-   sieh  derselben  unaufhörlich  annahmen  und  ihr  <>i'l  einen 
ssen  Teil    ihres  Lebens   widmeten.     Vgl.   §   1  i.     Die  Bildhauer   behandelten 
lange   Zeil    förmlich   das    Dekorative   und   das    Figürliche    als    gleichberechtigt 
-    130),  <\[<-  Maler  wurden  bei  Anlass  des  Gewölbemalens  unvermeidlich  in  die 
;oration    hineingezogen;    die   grossen  Baumeister   aber   liebten    fast    alle  die 
ornamentalen  Arbeiten,   und   wenn  sie  ihre  Bauten  dennoch  einfach  und  gross 
komponierten,  so  isl   ihnen  die-,  und  /.war  von  Brunellesco  an.  desto  höher  an- 
zurechnen. 

l>a-  Zusammenmünden    fast    sämtlicher  dekorativer  Ausdrucksweisen  er- 
_;    dann   in  Rafaels  Loggien.     Der  Anstoss,    welchen   die  Titusthermen  und 
andere  gemalte  und  stucchierte  Räume  des  Altertums  gegeben  haben  mochten, 
i<t  hier  in  jeder  Beziehung  gewaltig  überboten. 


II.   Kapitel. 
Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

§  133. 
Bedeutung  des  weissen  Marmors. 

Obgleich  jedem  Stoff  seine  wahren  Bedingungen  abgesehen  und  keine 
Surrogate  gestattel  winden,  war  es  doch  von  Wichtigkeit,  dass  in  dem 
tonangebenden  Lande,  Toscana,  der  weisse  Marino]'  das  Hauptmaterial  der 
Dekoratoren  war  und  blieb. 

hon  in  der  ganzen  pisanischen  Skulptorenschule.  Nur  der  weisse 
oor  fordert  zu  beständiger  Veredlung  der  Formen  auf,  nur  er  konnte  mit 
antiken  Marmorsachen  in  Wetteifei   treten. 


8   134.     Die  Arabeske. 


275 


Andere  Steingattungen,   gebrannter  Thon  (auch  mit  Glasierung 
Erz,    edle  Metalle,  Holz   und   selbst    dekorative  Malerei    empfanden    nur   wohl- 
thätige  Folgen  von   der  Führerschaft 
dies«-  unvergleichlichen  Stoffes. 

Im  stärksten  Gegensatz  hiezu  isl 
der  spätgothische  Dekorationsstil  des 
Nordens  wesentlich  Holzschnitzerei, 
auch  wenn  die  Ausführung  in  Stein 
hiehl  und  wenn  die  Formen  alle 
ursprünglich  vom  Stein  abgeleitet  sind. 

Die  A  ra  b e  -  k  e. 

Wenn  auch  jede  Gattung  ihr 
eigenes  <  resetz  hat  and  wenn  selbst 
jedes  einzelne  \\  erk  von  höherer  Be- 
deutung rincn  besondern  Massstab 
des  Urteils  verlangt,  so  wird  doch 
die  Erkenntnis  der  Geschichte  des 
t  Irnamentes  sich  speziell  an  das  in 
Stein,  zumal  in  Marmor  Gemeisselte 
halten  müssen,  und  innerhalb  des- 
selben vorzüglich  an  die  Arabeske. 
Rabeschi  im  engern  Sinne  sind 

nur  die  aufsteigenden  Füllungszieraten 

der  Pilastei .  wie  aus  dem  Zusammen- 
hang bei  Lomazzo,  trattato  dell'  arte, 

p.  iJl    \  gl.  §  137   hervorgeht,  wo  sie 

vun  den  Friesen    fregi    unterschieden 

werden.     Doch    bezeichnen  schon  die 

Italiener  damit  jede  Art  von  aus! 

dem,  zusammenhängendem  Zierat,  \  on 

Vei  herrlichung  der  Fläche. 

Die    Aufgabe    war:    die    mehr 

idealen    oder    mehr    realen    Pflanzen 

-"wohl   in  Betreff  der  Blätter  als  <\r\ 

\  erschlingungen  und  Windungen  edel 

zu   bilden,    sie    mit    belebten   sowohl 

als   leblosen  Gegenständen  richtig  zu 

vermischen,    oder   wenn   das   Grund- 

moti\    statt    einer  Pflanze   mehr  eine 

Trophäe  ist,  dieselbe  aus  schönen  und  unter  sich  anmutig  zusammenhängenden 
«ständen  zu  komponieren. 
Die  Pflanzen,    die   idealen    meist  dem  Akanthus  und  dem  Weinlaub  sich 

nähernd   (Fig.  237),   die   realistischen   allen    möglichen   Blättern    und   Früchten 


Marmor-Oma  hedrale 

KU    l.i'. 


11.  Bn  ':..     U.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


ginnen  unten  gerne  mit  einem  Kandelaberfuss  oder  Gefäss,  ja 

bildet   der  Kandelaber   mit  Zwischenschalen  und  andern  reichen  Ab- 

-     beu   den   stamm,   um   welchen   die  Blätter   spielen.     An  Kirchen- 

rklärt  sich  das  Gefäss  als  ideales  Nachbild  der  Wassereimer,  in  welchen 

n   au   die  Thürpfosten   gelehnten  Baumzweige  zu  stehen  pflegen. 

\  äl  und  pickende  Vögel  beleben  oft  das  Ganze.     (Benv.  Cellini  I.  31    be- 

i  der  lombardischen  Dekoration  Epheu  und  Zaunrübe,  in  der  tos- 

Lind  römischen  der  Bärenklau,  «I.  h.  der  Akanthus  herrsche.) 

ir  trophäenartigen  Arabesken  bestehen  zum  Teil  aus  Waffen,  die 

stigl   sind   (so  vorherrschend  an  den  Thürpfosten  im  Pal. 

.ui-   einer   originellen  Mischung   aller   möglichen    be- 


-    Maria  de!  Popolo  zu  Rom.    CSues  gez.) 


■  1    toten  Gegenstände.     Auch   an    heiligster  Stätte,    in  den  Arabesken 

war  m. in  über  das  Sachliche  ganz  unbedenklich;  es  kommen 

Cherubim  u.dgl.  vor,  aber  meisl  ganz  Profanes  und 

•  Wiederum  verwanden  sich  der  Träger  des  Ganzen  in  einen 

Gliedern  zusammengesetzten  Prachtkörper,   an  welchem 

Löpfe,    menschliche  Gestalten,   ja    kleine  Gruppen   als 

Wappenschilde,  Waffen,  Bänder,  Kränze  mit 

I   illhorner  und  andere  anmutige  Sachen  angebrachl    sind.   —   Das 

i  batl  siner  Übung  in  Trophäenfriesen  aus.  auch  wohl  einmal 

rzierung  gebracht,  wie  /..  15.  an  zwei  Pfeilern 

misslungen  genug   -md:  es  hatte  auch  wohl 

:   lii  '.en    in    seine  Pilaster   aufgenommen;   —   allein   von   der  Viel- 


8  135.    Siena  und  Florenz. 


277 


artigkeil  des  Reichtums  und  \<>u  der  sichern  Behandlung',  welche  die  aufsteigende 
Verzierung  jetzl  erreichte,  rinden  sich  im  Altertum  kaum  die  ersten  Anklänge. 
—  Wesentlich  hängt  damit  zusammen,  dass  die  Renaissance  das  Kannelieren 
von  Anfang  an  verschmähte  (ij  35). 

Im  XV.  Jahrhundert  ist  die  Arabeske  meisl  symmetrisch,  d.h.  die  Tiere 
und  Gegenstände  sind  entweder  verdoppelt  oder  gerade  vorwärts  gerichtet  dar- 
gestellt; im  XVI.  Jahrhundert  findet  man  sie  malerisch  verschoben,  in  Schräg- 
ansicht, oft  ziemlich  unruhig  in  der  Wirkung. 

Ausserdem   leistet   die   Marmorskulptur   das  Höchste   und  Zierlichste 
auch   in   Friesen,  in   leichten,  schwungvollen   Aufsätzen   und    Bekrönungen, 


Fig.  239.     Grab  der  tlaria  del  Carretto  im  Dom  zu  Lucca. 

in  Füllungen  aller  Art.  wozu  dann  noch  die  Formen  der  Sarkophage,  Urnen, 
und  anderer  monumentaler  Geräte  kommen. 

Neben  und  zwischen  dem  leichten  Phantasieornament,  wie  es  in  der  .V 

beske    herrscht,    tritt  ein  stärker  plastisches,  auch  der  Wirklichkeit  -ich  mehr 

näherndes   Ornamenl    auf   in    Gestall    von    Fruchtschnüren   (Fig.  238),  Voluten. 

Masken,  Tieren.  Tierfüssen,  Tierköpfen,  Muscheln  u.  s.  \\\.    nebsl   menschlichen 

Gestalten   in  höherm  Relief  ode]    Freiskulptur. 


g  135. 

S  i  <■  ii  ;i   U  u  il    V  I  0  i'e  n  z. 

Florenz  und  Siena  sind  von  Anfang  an  die  wichtigsten  Werkstätten, 
von   wo   aus  der  neue  Dekorationsstil  des  Marmors  sich  über  Italien  ver- 


11.  Buch.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


breitet     Rom,   welches   die   grösste  Menge   von  ausgezeichneten  Arbeiten 

t,  ist  darin  ganz  von  den  Toscanern  abhängig. 

Siena  hat  die  Priorität  mit  Jacopo  della  Quercia,    welcher  «las  Grab  der 

Ilaria  del  Carretlo  im  Dom  von  Lucca   1406  fertigte,  'las  frühste  Werk  der  ent- 

edenen  Renais  mit  Genien   und  Festons;    Vasari  II,    p.   II  —  -    Nota   I 

M.  111.  p.  21,  Nota  .  v.  di  Quercia  (Fig.  239). 

■    Wichtigkeit,  welche  siena  den  Marmorarbeiten  beilegte,  wobei 

.  sich  durchaus  nicht  an  Stadtkinder,  wie    .  B.  Vecchietta  (1412    80),  band, 

s    len  genauen  Kontrakten  mit  dem  Florentiner  Bern.  Rossellino  über 

p  :.  Pubblico   1446    Milanesi  II.  p.  235),   sodann  mit   Urbano  da 

einen  Prachtaltar  im  Dom    ibid.  p.  271)  u.  s.  w.     Der  Mailänder 


-  ,■,:-  fljffif 

Bai  istrade  am  Casino  de'   Nobili  zu  Siena 


ete   1481     x">  den  grossen  Wandaltar  des  Kardinals  Picco- 

n     ibid.   p.  376,    vgl.  §   lii.    Michelangelo   schuf  für  denselben 

seit    1501  Benedetto   da  Majano   meisselte   das  herr- 

iiniii  \'i\y  den  Hochaltar  in  S.  Doincnico.    lud  uv^cn  Kndc 

■  mnderts    1"-  Siena  in  Lorenzo  Marinna  einen  der  grössten  Meister 

-  und  einen  sehr  bedeutenden  Bildhauer.    Ihm  gehört  die  Marmor- 

-  Eingangs    zur  Libreria    im   Dom  muh   1497)    und  der  Hochaltar 

1509     19),    dag  vielleicht  allerschönste  Werk  der  ganzen  Gat- 

iirlichen  als  de.«    Dekorativen.    (Vasari  III,  p.  "»17 

M.  V,    |.    j-  i  di    Pinturicchio ;    Milanesi  III.    p.  7<;  -.      Bald.    Peruzzi 

schönen  Marmorsitz  vor,  den  er  für  die  Halle  am 

Fig    240)  arbeitete;   ibid.  p.    137. 


§  135.    Siena  and  Florenz. 


279 


Eine  ununterbrochene  Übung  dieses  Zweiges  aus  eigenen  Kräften  hal  je- 
doch nur  Florenz,  wo  im  Jahr  1478  sich  54  Werkstätten  befanden  „für  Arbeiten 
in  Marmor  und  Sandstein,  in  Relief,  Halbrelief  und  Laubwerk";  Fabroni  Laurent. 
Med.  Magnif.  vita,  Adnot.  200.     Ohne  Zweifel  wurde  Vieles  auswärts  versandt. 

Schön  und  sehr  gemässigt  die  Zierarbeiten  in  der  Badia  zu  Fiesole:  die 
Lesekanzel  im  Refektorium  von  Piero  di  Cecco;  der  Brunnen  in  dessen  Vor- 
raum  von  Francesco  di  Sim i  Ferrucci;    beide  aus  der  Schul.'  des  Desiderio 

da  SettiiiiiaiK»  nun  11-60).         Der  Sakristeibrunnen  in  S.  Lorenzo,  ein  Werk  von 


-ryrT— 


Fig.  241.    Teil  des  Sarkophages  am  Grabmal  Uarzuppini  in  S.  Croce  zu  Floren/ 


einfach  genialer  Erfindung,  von  Verocchio  drüber  dein  Antonio  Itossellinu  oder 
auch  Donatello  zugeschrieben;  Vasari  II.  p.  H4  (Le  M.  III.  p.  259,  v.  di  Dona- 
tello).  Die  sonstigen  Arbeiten  des  letztern,  nicht  frei  von  Wunderlichkeiten. 
haben  wenig   Einfluss  auf  die  Gattung  als  solche  gehabt;  schon  mehr  die- 

jenigen des  Michelozzo,    <\<i  sich   (Gaye  I.  p.    1 1  ~    als  Dunahdlos   ..C.ompagno" 
zur   arte   dell'    intaglio   bekennt,    nämlich   die  Dekoration   der  Kapelle   im  Pal. 
Medici  (Riccardi),  seine  Altartabernakel  in  S.  Miniato  und  der  Annunziata 
vgl.  ^.">i:  —  wiederum  weniger  die  des  Bern.  Rossellino   Grabmal  des  Lionardo 
Aretino  in  S.  <  Iroce). 


- 


II.  Buch.     U.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


;'\ 


Der  vollendete  Reichtum  und  Geschmack  in  der  Anordnung  und  Abstufung: 

da  Settignano    Grabmal  des  Carlo  Marzuppini  in  S.  Groce,  Fig.  241, 

Wandtabernakel  im  Querschiff  von  S.  Loren  Sein  Schüler  Mino  da  Fie- 

von  hoher  Bedeutung  als  Dekorator  überhaupt  und  insbesondere  als  der, 

welcher  die  vollendete  Marmordekoration  nach  Rom  brachte;  Vasari  III,  p.   L16 

,li  Mino,  mit  einer  unbilligen  Polemik  gegen  denselben; 

-  en  erhaltenen  Werke  die  Grabmäler  in  der  Badia  zu  Florenz;   in  Rom 

einigen  Originalarbeiten  die  Nachwirkung  Minos  sichtbar  an  .Ion  sehr 

ddreichen    \  Pi    latengräbern    und  Sakramentbehältern   etc.,    zumal    in 

Ein  g  rwerkvon  schönster  Harmonie:  die  Kanzel  in  s.  Croce 

zu  Florenz,  von  Bened.  da 
Majano  (Fig.  242).  Den 
Gipfelpunkt  bilden  dann  die 
zwei  berühmten  Prälaten- 
gräber im  Chor  von  S.  Maria 
del  Popolo  zu  Rom.  Werke 
dos  Florentiners  Andrea  San- 
sovino  (§   1  i  1 ). 

Viele  römische  Arbeit 
isl  namenlos;  der  Einfluss 
der  andauernden  Thätigkeit 
des  Mino  da  Fiesole  und 
anderer  Fremder  war  hier 
entscheidend.  Einen  Cristo- 
l'oio  da  Roma  rühmt  der 
Anoiiinio  di  Morelli  wegen 
seines  zarten  Laubwerkes, 
bei  Anlass  von  S.  Yincenzo 
in  Gremona.  (Vgl.§  136.)  Im 
Jahr  1506  lioissen  (Lettere 
pittoriche  III.  196)  Giovan 
Angelo  Romano  und  Michel 
Gristofano  aus  Florenz  i 
primi  scultori  di  Roma. 

Die  spätesten  Floren- 

tiner,  welche  noch  berühmte 

I  lecoratoren    und  Bildhauer 

!  iesole    Vasari  IV.  p.  t75  ss.    !><•  M.  VIII,  p.  137  ss.) 

to  da  Rovezzano  (ibid.  p.  ~>lüi  ss.  (Le  M.  p.  L76ss.), 

beitete  z.  B.  Kamine,    Handbecken,  Wappen  mit 

und  <-in  Heiligengrab,  welches  jetzt  stückweise 

-.•na-  Arabeske  ist  schon  derber  als  dir  der  Vor- 

ibernakel   in  der  Pinacoteca  zu  Spoleto. 

Maso  Boscoli  und  Silvio  Cosini  (beide  von 
X  .!   Executant   bei  Michelangelo  \uu\  dann 
caturen. 


<]■ 


NohL) 


§  136.     Das  übrige  [tauen. 


281 


In  den  glasierten  Thonarbeiten  der  Schule  der  Robbia  ist  die  Arabeske, 
im  Bewusstsein  des  weniger  feinen  Stoffes,  bescheidener  als  in  .Marmor,  allein 
die  k  ruft  ine  Komposition  drs  (ianzen,  die  herrlichen  Fruchtschnüre  und  die  weisi 
Abwechslung  von  bloss  Plastischem,  farbig  Plastischem  und  bloss  Gemaltem 
gehen  diesen  Sachen  einen  sehr  hohen  Wert.  (Altäre,  Heiligennischen ;  dei 
Sakristeibrunnen  in  S.  Maria  novella  zu  Florenz  etc.)  Ihre  Farben  bloss  gelb, 
grün,  blau,  violett  und  weis-  (Fig.  243). 


SHflWMHfiMi^fir^^^^^ 


Fig.  243     sdmle  der  Robbia;  Relief  im  Museo  nazionale  (Bargello)  zu  Florenz.    (Herdtle.) 


§  136. 

1 1 a s   übrige    Italic d. 

Die  Decoration  des  Palastes  von  ürbino  erscheint  als  eine  zwischen 
toscanischer  und  obei-italienischcr  Einwirkung  geteilte.  Neapel  und  Genua 
besitzen  wenig  Einheimisches  von  höherm  Werte.  Oberitalien  bildel  ein 
Gebiet  für  sich. 

Im    Palasl    von    Urbino    prachtvolle    Thüreinfassungen   (§    134),    Kamine 
Fig.  244),  Simse  u.  s.  w.,  zum  Teil  an  Bolognesisches  erinnernd.    Einiges  mit 
Gold  und  Blau  bemalt. 

Neapel  zehrt  im  KV.  Jahrhundert  vuii  Florenz  (irahmäler  von  Rossellino 
Donatello  etc.)  und  erhall  ersl  3pä1  im  XVI.  Jahrhundert  mil  Giovanni  da  Nola. 
Girolamo  Santacroce,  Domenico  di  Auria  eine  selbständige  Schule  von  Decoratoren- 
Sculptoren,  als  im  übrigen  Italien  die  Gattungen  sich  bereits  schieden.  (Grab- 
mäler  in  vielen   Kirchen.   Brunnen  des  Auria   bei  S.   Lucia. 

Genua  nimmt  im  XV.  Jahrhunderl  wesentlich  am  oberitalienischen  Stil 
Teil;    das  Beste    eine  Anzahl  Thüreinfassungen,    worunter   die  prachtvoll- 


- 


II.  Buch.    II.  Kapitel.    Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


\  entlehnte  in   einem    Hause   aul    Pia     8    Fossatello.  Eine   der 

>.  Pforten  gegenwärtig  im  South  Kensington  Museum  zu 

Ion.  —  Im  XVI.  Jahrhundert  die  Arbeiten  des  Montorsoli  und  mehr  klassi- 

kel  der  Johanneskapelle   im  Dom    ü  80),  von  Giac.  della 

In    .  war  die  Inkrustation    £    i_.    i"-    eine  Rivalin  der  Dekoration; 

itlich   auf   möglichst    reiche   Ausfüllung   der  Pilaster,    Friese, 


Kamin  im  F  i  bino. 


den  beschränkt  (S.  Maria  de'  Miracoli,  aussen  und 

■  di  S.  Marco,  hintere  Teile  des  Dogenpalastes),  während  die  Altäre 

Gebrauch  davon    machen    und    vom  Anfang  des 

VI.  Jahrhui  zlich  darauf  verzichten,  um  sich  rein  in  figürlich 

i     Pormen   zu    bewegen.     So    ist   hier   durch- 

ativer    und    die    Dekoration    architektonisi  her 

einigen  phantastisch  reichen  Kaminen  im 


§  136.     Das  übrige  Italien. 


283 


Dogenpalast  s.  unten)  die  Arbeiten  des  Alessandro  Leopardo  wahre  Wunder 
des  von  den  herrschenden  Manieren  unbeirrten  Schönheitssinnes:  die  Basis  der 
Reiterstatue  des  Golleoni   L495,  das  Grabmal  des  Dogen  Vendramin  in  S.  Gio- 


In   der  venezianischen  Arabeske 
ungemein  viel  bessere  Bildunff, 


hat 

als 


vanni  e  Paolo  etc.  (s.  unten  §  141). 
alles  sich  schlängelnde  Rankenwerk 
die  senkrecht  aufspriessenden  vege- 
tabilischen Motive  und  vollends  die 
trophäenartigen. 

Im  übrigen  Oberitalien  scheiden 
sich  ein  .Marmorstil  und  ein  Stil  in 
Backstein,  Stucco  u.  a.  weniger  edlem 
Material.  Der  letztere  hat  seinen 
Hauptanhalt  an  Bologna:  hier  das 
Beste  dieser  Art  von  Formigine  und 
Properzia  de'  Rossi:  vom  Ersteren  die 
ganze  Anordnung  und  Verzierung  der 
ersten  Kapelle  rechts  in  S.  Martine 
(Die  daneben  vorhandenen  Marmor- 
sachen, ( rräber  etc.  sind  weniger  eigen- 
tümlich und  hängen  direkt  von  Florenz 
ab;  es  wird  jedoch  auch  ein  Marmor- 
arbeiter, Jacopo  Duca,  um  seines 
Laubwerks  willen  besonders  gerühmt; 
Vasari  III,  p.  146  (Le  M.  IV.  p.  251), 
v.  di  Ercole  Ferrarese.)  Sein  origi- 
nell das  prächtige  Stuccograbmal  Goz- 
zadini  (f  1536),  in  der  Servitenkirche, 
von  t  !io.  Zacchi  als  Triumphbogen  mit 
Nischen  und  Statuen  um  das  Innere 
einer  Pforte  herumgeführt.  —  Die 
bedeutendste  Backsteindekoration  ist 
wohl  diejenige  an  der  Fassade  des  (  >-- 
pedale  maggiore  zu  Mailand  (5:  i  i.  L07, 
Fig.  245)  und  an  den  Hofhallen  der 
Certosa  von  P&via  ;j  46).  Im  ganzen 
ist  das  Dekorative  in  diesen  unedlem 
Stoffen  bei  aller  Kraft  und  Fülle  weni- 
ger fein  empfunden  und  wird  bi 
ders  im  Stucco  mit  der  Zeit  ziemlich 
schwülstig.1) 

Der  Marmorstil  hat  -eine  w  ich- 
tigste  Stätte  an  der  Fassade  der  Certosa  von  Pavia    §  71),   wo  sehr  namhafte 


Fig.  245.    <K]ie<l;ile  maggiore  zu  Mailand. 


l)  Dem  Verfasser  nur  aus  einer  Teilphotographie  bekannt:  der  köstliche  Backstein- 
hol des  jetzigen  Monte  <  1 1  Pietä  inCremona;  die  Halle  des  Erdgeschosses  (ehemals)  offen, 
das  Obergeschoss  geschlossen  mit  einer  Ordnung  von  Bogen  ober  Halbsäulen  in  Kand< 
form  und  zierlichen  Fenstern;  Friese  mil  reichen  Historien  in  kleinerem  Massstab. 


II.  Bach.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  stein. 


ition  als  Bildwerke  übernahmen:  Gio.  Ant.  Omodeo,  Bene- 

Üristoforo  da  Roma  (§  135),  Andrea  Bregno  (§  135),  Gristoforo 

genannt  il  Gobb     ^  67     \_.'-tnu>  Busti,  genannl  lo  Zarabaja  (Zarabaglia, 

-  ri  IV.  p.  542,  \.'i,i  l'i  u.  a.  in.    Von   einziger  Prachl 

und  Schönheii  sind 
besonders  die  Kande- 
laber als  Fenster- 
stützen und  die  Aus- 
stattung  der  Fenster 
überhaupt  (von  Omo- 
deo) (Fig.  246). 

Da/u  kommt  noch 
manches  von  der  De- 
koration  des  Innern: 
—  ferner  eine  Anzahl 
von  Altären  und  Grab- 
mälern  in  mailändi- 
schen  Kirchen  (S.Maria 
delle  Grazie  etc.),  Ar- 
beiten  im  und  am  Dom 
von  Gomo,  an  der 
Kassade  von  Lugano, 
die  Kapelle  Golleoni 
zu  Bergamo,  Altarein- 
fassungen in  den  Kir- 
chen vonVicenza,  aucb 
zu  Verona;  ferner 
ehemals  in  Cremona 
(jetzt  im  Louvre)  das 
iiIm  rreiche  Portal  vom 
Palast  Sansecondn, 
mit  kandelaberartigen 
Halbsäulen;  in  Pia- 
cenza  das  Portal  des 
ehemaligen  Pala/./.o 
Landi,  jetzt  Tribunali, 
ebenfalls  auf  das 
reichste  mit  Schmuck 
beladen,  oben  mit 
I  Joppelvoluten  als  Gie- 
II")  mit  sehr  anmutigen  Resten  in  Backstein); 
anto  zu  Padua  die  Dekoration  der  Pfeilerhalle,  welche 
;apelle  bildet,  der  linke  Eckpilaster  von  Girol.  Pironi, 
und  Tommaso  Allio  aus  Mailand  rechts  ein  Gegen- 
■i  Pironi  und  den  Giovanni  von  Vicenza, 
eitel  haben,  Vasari  VII,  p.  526  s.   (Le  M.  XIII, 


I  '.!  \    I    , 


136.     Das  übrige  Italien. 


285 


Da.s  Gemeinsame  dieses  oberitalischen  Marmorstiles.  ^e^enübt-r  dem  lloren- 
tinischen,  liegl  in  seiner  reichen,  unbedenklichen  Fülle,  welche  sich  auch  auf 
die  Umdeutung  gothischer  Formen  einlässt.  Die  Pyramiden  des  Domes  zu  Gomo 
£  81 ;  die  vortretenden 
Portalsäulen  §37,  51, 
jetzt  bisweilen  zu 
prachtvollen,  selbst  mit 
Figuren  reich  besetz- 
ten Kandelabern  um- 
gestaltet, z.  B.  am 
Seitenportal  des  Domes 
zu  Gomo  (sog.  Porta 
delle  Sirene,  Fig.  247), 
an  jenem  Portal  aus 
i  Iremona  (im  Louvre), 
und  an  der  oben  er- 
wähnten Tliiir  auf 
Piazza  Fossatello  zu 
Genua.  Das  Relief  der 
Zierformen  ist  stärker, 
die  Grundfläche  mehr 
angefüllt,  ja  mit  Sachen 
überfüllt  (vgl.  Fig.  2 18  , 
Der  Stil  des  Einzelnen 
aber  ist  in  den  bessern 
Werken  so  edel,  fein 
und  ideal,  als  an  den 
bessern  tlorentinischen. 

Die  unedlem  Stoffe 
gerieten  eben  durch 
Mitmachen  dieses  vol- 
len Reichtums  in  Nach- 
teil; ihre  Schönheit 
würde  viel  eher  in  einer 
gewissen  Strenge,  na- 
mentlich in  massiger 
Anwendung  der  unbe- 
leliten  Gegenstände  zu 
linden  gewesen  sein, 
wie  das  wundervolle 
Ranken  werk  der  l'i- 
laster  in  der  Sakristei 
von  S.  Satiro  zu  Mai- 
land iFig.  249  u.  250) 

deutlich  zeigt.  (Wahrscheinlich  mit  dem  Gebäude  von  Bramante,  vgl.  §  v". 
Hier  vermissl  man  den  weissen  Marmoi  nicht,  so  wenig  als  bei  den  Robbia 
S   135  . 


Fig.  247.     Portal  am  Dom  von  Como.    (Nach  Paravicini.) 


II.  Buch.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


r  die  Anfange  dieses  ganzen  oberitalischen  Dekorationsstiles  müsste 
-  in  das  noch  von  Lomazzo  trattato  dell'  arte,  p.  1-23)  zitierte  inhalts- 
Grotteskenbuclr  des  Troso  von  Monza,  eines  Malers  um   1  VöQ. 


§  137. 
Dekorativ  I    des    XVI.  J  a  h  rh  im  de  rl  s. 

n  beinahe  vom  Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts  an  absorbierl  an 
Grabinälern  und  Altären  die  zum  Lebensgrossen  und  Halbkolossalen  fort- 
3  irittene  Skulptur  die  Mittel  und  die  Aufmerksamkeit.  Das  architek- 
tonische Gerüste  verliert  mehr  und  mein  die  Arabesken  und  andern  Zier- 
den und  wird  wieder  zur  blossen  Architektur.  Die  Dekoration  verwendet 
bald  ihre  wesentlichsten  Kräfte  auf  die  Gewölbe. 

Michelangelo^  Feindschaft  gegen  die 

Arabeske  an  Skulpturwerken:  gli  intagli . . . 

se  heue  arrichiscono  hopere,  confondono  Le 

^SSES^5^2S;' ■iBSr^       liirure:  Vasari  VI.   p.  -ios  (Le  M.  XI.  p.  *:{,. 

v.  di  Mosca.  (Von  seinem  Mörser  und  dem 
Salzfass  für  den  Herzog  von  LJrbino  ist 
leider  jede  Spur  verloren;  Vasari  VII,  p.  282, 
Nota  2,  p.  383  (Le  M.  XII.  p.  282,  Nota, 
p.  385  .  Gomment.,  v.  di  Michelangelo.  Vgl. 
g  177.,  Die  Arbeiten  Mosca's  selbst  bei 
aller  Geschicklichkeit,  welche  Vasari  a.  a.  0. 
so  sehr  überschätzt,  stehen  im  Stil  den 
frühern  hessein  Sachen  weit  nach  und  ge- 
winnen durch  die  starken  Unterhöhlungen 
einen  Schattenschlag,  welcher  der  wirk- 
_  ler  Arabeske  zuwider  ist.  Bekleidung  einer  Kapelle  in 
S.Maria  Rom  etc.)    Ahnliches  gilt   von  den  Leistungen  des  Stagi 

Vortrefflich   sind  Arbeiten  dieser  Zeit   am   ehesten   an   den- 
ine  mehr  wirklichkeitsgemässe  Behandlung  am  Platze  ist. 
rlanden,    Teilen    von  Tieren,    Stierschädeln   (Bandinellis   Basis  bei 
i]  •  uz  .   auch   in   Wappen     §    168). 

Sinnesweise  der  Zeit   zeigt  sich  sehr  deutlich  an  der  Santa 

m   Loreto,    deren    bauliches  Gerüste  (von  Bramante,  der 

1510         M  twarl    eine  Menge  Teile  architektonisierl  zeigt,  welche  einige 

iher  durchaus  der  Dekoration  anheimgefallen  wären.   (Inkrustation 

Kannelierung  der  Säulen,  3trengere  Antikisierung  aller  Formen.  > 

■■in  schönen  Festons. 

enannte  <  !oro  unter  der  Kuppel  im  Dom  von  Florenz, 

blich  nach  dem  Vorbild  >\i^  hölzernen,  von  Brunel- 

_■•  v.i-,-   im  XV.  Jahrhundert  viel  schmuck- 

VI,  p.  17»:  (Le  M    \.  p  328  3.),  v.  di  Bandinelli. 

All  fnis  nacl  ern  Formen  ächlug  dann  doch  wieder  durch, 

Da  wo  die  echte  Renaissance   noch  eigene  Zier- 


Brescia. 


§  137.     Dekorativer  Geisl  dea  XVI.  Jahrhunderts 


287 


formen  angewandl  hatte,  brauchte  der 
Barockstil  nun  zwar  Bauformen,  aber 
in  widersinniger  Verkleinerung,  Häu- 
fung und  Brechung.  Der  theoretische 
Ausdruck  hiefür  in  Axmenini's  Schil- 
derung eines  isolierten  Hochaltars  il>e" 
veri  precetti  della  pittura,  Ravenna 
1587,  p.  Hü  :  derselbe  muss  rund 
oder  achteckig  sein,  um  von  allen 
Seiten  einen  gleich  günstigen  Anblick 
zu  gewähren,  mit  tribune,  mensole, 
partimenti,  nicchie,  risalti,  rompimenti 
di  cornice,  con  diversi  ordini  variati, 
cosi  finestre,  figurine  et  maschere  di 
rilievo,  festoni,  balaustri,  piramidi  etc., 
alles  Womöglich  mit  bunten  Steinen 
eingelegt,  mil  Gold  eingefassl  u.s.w. 
—  Ein  noch  gemässigtes  Beispiel  der 
materiell  so  kostbare  Hochaltar  in  S. 
Spirito  zu  Florenz,  von  Giov.  Gaccini 
(1600     L604  . 

Die  namhaften  Dekoratoren  etwa 
der  Zeit  von  lö^ö  bis  1Ö50  zählt 
Lomazzo  auf,  leider  ohne  irgend  die 
Gattungen  zu  scheiden,  und  ohne  weil 
über  die  Lombardei  hinaus  zu  blicken; 
Trattato  Meli'  arte,  p.  iiil  :  In  den 
Friesen  der  Kapellengewölbe  (also 
Stucco  und  .Malerei i  und  der  Fassaden 
(Stein),  mit  Kinderfiguren  und  Masken, 
zeichneten  sich  zu  unsern  Zeiten  he- 
sonders  aus  Ferrari  (ohne  Zweifel 
Gaudenzioi,  Pernio  idel  Vaga  .  liosso, 
(Giulio)  Romano,  der  Fattore  Permi  . 
Parmigiano,  <  lorreggio,  (Gio.  da)  Udine, 
Pordenone:  —  in  sonderhareu  Masken 
und    in    Laubwerk:    Soncino;  in 

Laubwerk  allein:  Niccolö  Picinino  und 
Vincenzn  da  Ihvscia  (diese  letztem 
wahrst  heinlich  Stuccatoren);  —  und 
der  das  Laubwerk  am  trefflichsten, 
ausser  dem  Altertum  meisselte,  isl 
Marco  Antonio  (?)  gewesen.  Das  Bis- 
herige bezieh!  sich  alles  auf  die  Friese 
oder  horizontalen  Glieder.)  -  In  Be- 
treff der  Arabesken  (§  134)  wäre  viel 
ohne  Zweifel  der  ausgezeichnetste  war, 


Fig.  249.    Pilaster  von  S.  Satiro  /u  Mailand.   1 1 

ZU    sagen;    wenn    auch    Stefano    Scotto 
so  hat  ihn  doch  hierin  Gaudenzio  über- 


loch.     II.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


..   sein  erster  Schüler  und  zugleich  dei   des  Lovino  (Bern.  Luini) 

_    Nun  kommt  er  nochmals  auf  die  Friese  zurück,  insofern  dieselben  in 

trteten  Weise  gemalte  Historien,  eingefassi  von  stucchierten 


s   Satiro  in  Mailand 


.    Ki  n  M.    Schilden,    Masken,  Fruchtschnüren, 

ten,  on  diesen  einfassenden  Zuthaten:)  Hierin 

^entliehen  Grotteskenverfertigern ,    besonders  er- 


§  137.     Dekorativer  Geist  des  XVI.   fahrhunderts. 


289 


Fig.  251.     Römisches  Prälatengrab  in  s.  Maria  ilel  Popolo. 


findungsreich  Gio.  Batt.  Berga und  Evangelista  Lovini,    Bruder  des  Aurelio, 

welcher  (letztere?)  in  dieser  und  in  andern  Beziehungen  ausgezeichnet  ist,  ferner 
Lazaro   und   Pantaleo   Calvi,    Ottavio   Semino,    Bruder   des   Andrea,  Vincenzo 


Burckliar.lt.  [talien.  Renaissance.    4.  Aufl. 


1!» 


11.  Buch.     11.   Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

.    und   im   Altertum     aus  Plin.    II.  V  WM.  :i7»  Serapion.  Sp.if or 

wird  Silvio  Cosini  nur  beiläufig  genannt. 

Der  Abschnitt  über  Lampen,  Kandelaber,  Brunnen  etc.,  p.  i_(i.  behandell 

mir  die  spate  Zeit,    in  welcher  I..  schrieb;    der  für  seme  Gefässe,   Geräte 

und  Wagen  berühmte  Ambrogio  Maggiore  z.  I>.  gehörl   in  die  Zeit  des  Buches 

§   138. 
1 1  a  v    Grab  m  a  1    uu  d    <\  e r    R  u  h  m. 

ha-  Prachtgrab  der  Renaissance,  ohne  Vergleich  die  wichtigste  Auf- 

mit    der  Skulptur  verschmolzenen   dekorativen   Kunst,   entsteht 

Dtlich  unter  Einwirkung  des  Ruhmsinnes.    Die  Sehnsuchl  des  Einzelnen 

nach   l"n\  2    chkeil    seines    Namens,    und   der  Kiter   einer   Stadt,   oder 

oii   im    die  Ehre   eines  berühmten  Angehörigen   bedürfen   gleich- 
es e   der  Kunst. 

Das  Heiligengrab,  im  XIII.  und   XIV.  Jahrhundert   eine  besondere  Gatt  um; 

Skulptur,  nimmt   im  XV.  Jahrhundert    nur   eine    untergeordnete  Stelle  ein. 

der   Beschreibung  zu  urteilen,  ist  nur  das  Grab  des  heiligen  Savinus  im 

nza,  von  Benedetto  da  Majano,  ein  Werk  hohem  Ranges;  Vasari  III. 

p.  :;.;7  -     Le  M.  V,  p.    132  und  Nota  .  v.  di  Ben.  da  Maji Ein  hübsches 

Werk  i-t  die  Area  di  S.  Apollonia  im  Dom  von  Brescia,  ein  Sarkophag  mit  drei 
•  :,   Reüefs,  darüber  ein  Tabernakel  im!  Figuren  und  einer  Madonna 
in  Lunette.  —  In   der  Krypta   de-  Domes   (ehemals  S.  Tommaso)  zu  Gremona 
indet  sich  das  Grab  des  S.  Pietro  e  Marcellino,  angeblich  von  Ben.  Briosco, 
1507,     -   and  in  S.  Lorenzo  ebenda  dasjenige  des  s.  Mauro  (richtiger  SS.  Mario 
.•  Marta  .    li^ii.  von  dem   berühmten  (de.  Ant.  Omodeo  ($  136),  —  beide  von 
nimo   di    Morelli   gerühmt.     (Die    Reliefs    von   dem    letztern   Grabe   in 
i,  di"  beiden  Kanzeln  des  Domes  versetzt.)         I>as  Gemeinsame 
aller  arbeiten    sind   die    vom    mittelalterlichen    Heiligengrab    her    über- 

erzählenden Reliefs,    in  welchen  das  XV.  Jahrhundert  sehr  redselig 
andern  Grabmälern    unterscheiden    sie   sich   auch   durch   Abwesenheit 
tue,    indem  der  Heilige  viel  eher  stehend  oder  thronend  über 
largestelll    -ein    wird.   --   An    der  Area    i\r^    hl.   Donünikus  in 
ist   der  obere  Aufsatz  eigentlich  nur  die  Umdeutung 
Ziermoti  Aus  dem  beginnenden  XVI.  Jahrhundert  (um 

I.  Johannes  Gualbertus,  von  Rovezzano,  der  Absichl   nach 
von  dem  was  vollendet  wurde,  sind  nur  einige  Reliefs 
Ltet;  Vasari  IV,  p.  ■"•:;-!  (Le  M.  VIII,   p.  177),  v.  di  Rovez- 
D      i  iel  im  Dom  von  Pisa,  unbedeutend.  --  Das  mittel- 

Mol  -      :ophag    durch    Statuen    tragen   zu  lassen,  kommt  an 

mehi    Mir. 
di«-  Stelle  der  Heiligkeil  waren  andere  Ideale  des  Lebens  getreten, 
Verherrlichung   verlangten.     Theologische    und  praktische  Be- 
das  Begraben  in  Kirchen  blieben  ohne  Folgen, 
im  XIV.    !  Grab  zur  Verherrlichung  der  poli- 

n  Ruhmes  gedient.    Abgesehen  von  den  Gräbern 


\  STuRi 


Fig.  252.    Grabmal  des  Kardinals  von  Portugal  in  S.  U  Florenz. 


11.  Bach.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


\  as  Grabmal   des  lido    Tarlati    im  Dum    von 

verk;  Vasari  I.  p.  395  (Le  M.  I.  p.  330), 

Le  M.  Ii.  p.  ö\  v.  <li  Agostino  e  Agnolo;        dann  die 


'         ilella  Pai  e  zu  Rom.    i  Letarouilly.) 


thischen  Tabernakeln    mit  den  Gräbern 

Familie  d<  Verona.        Giangaleazzo  Visconti  (st.  1402) 

ronend    über   sieben  Stufen  dargestellt   sein, 


§  138.     Das  Grabmal  and  <ler  Ruin 


Fig.  254 


mal  iles  Dogen  A.  Vendramin  im  Chor  v. 

><  nach  PI: 


s.  Giovanni  e  Paolo  zu  Venedig. 


II.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

ersten  Frau  mit  ihren  Kindern,  links  eines  der  zweiten 
Der  Typus  der  Gl  i  iihmter    furisten,    irzte, 

im  \l\.  .Ialirlmiitl.il  heissl  monumento  rilevato,  sepultura 
Villani,  vite,  p.  19,  -  is1  der  frei  auf  untergestützten 

t  schwebende  Sarkophag  gemeint. 
.1  einen  wahren  Kultus  der  Gräber  berühmter  Mitbürgei 
i   den  Tag   (Kult.  d.  Renaiss.,  111.  Aufl.  S.   173  ff.),  und 
wo    der   Staal    grosse    Denkmäler    wenigstens    zu 
Im  Jahr   13%  der  Beschluss,  im  Dom  für  Accorso,  haute. 
id  Zanobi  della  Strada  „hohe  und  prächtige,  mit  Marmor- 
ier Zier  geschmückte  Grabmäler"  zu  errichten,  und  zwar, 
nicht    zu    erhalten  wären,   auch    als   blosse  Kenotaphien. 
i  i  10  wurde  dei  Beschluss  für  Dante  und  Petrarca 
•  und  bli(  ii  j*en;  *  raye,  carteggio  I.  p.    123. 

von  Anwartschaft,  indem  man  ein  Prachlgrab  wenigstens 
einfarbig  an  die  Wand  malen  liess,  so  die  noch  sit  hl  hären  des  Theologen 
nd  des  Kardinals  Corsini  nach  1405)  bereits  im  Stil  der  Renaissance, 
:         5i      Le  M.  II.  p.  231  ;  v.  di  Bicci. 

igentümlich  verfuhr  man  mit  den  Gondottieren.    Für  den  schreck- 

i   Ilawkw 1  wurde    1393,  als  er  noch   lebte,  ein  marmornes   l'rachl- 

wo  ''i  begraben  werden  solle  quando  morietur;  Gaye,  carteg- 

.  p.  536;  man  begnügte  sich  aber  später  doch  damit,  ihn  im  Dom  durch 

_■ —   zu  Pferde  in  Ghiaroscuro   an  die  Wand  malen  zu  lassen, 

i  ondottiere    Piero    Farnese;    Vasari  II,    p.  211    und  Nota 

M.  III.  p.  Mi  und  Nota  .  \.  di  Uccello.    Wahrscheinlich  musste  dieser  Far- 

1455     •:    _■ n   gemalten  Reiterfigur   des   Nie.  da  Tolentino  (st.   1434) 

etzl  das  Gegenstück   zu   der   des  Hawkwood   ausmächt;   der 
.ml    sich   dabei  etwas  kühl   -einer  Gewohnheil    gegen  verdiente  Sold- 

:   aliquid    sie    ad  eorum  I orem   et  gloriam  retribuere;  Gaye,  1.  c. 

Lbroni,    magni  Gosmi    vita,    Adnot.    52    hätte   zu   dem   Fresko 

faches  Marmorgrab  unten  in  der  K in  he  e-vliüren  -ollen,  welches 

gemalten  Reiterdenkmals  in  Siena,  Vasari  II,  p.  110, 

I    III.  p.  20,  Nota),  v.  di  Quercia;   —  desgleichen  auf  der  Piazza 

bei  Anlass  der  Picinino;         ja  König  Matthias 

i  war  zu  Rom  als  Reiterbild  in  Fresko  gemalt  am  Gampo 

fortwährend  darauf,  dass  Gelebritäten  im  Dom  be- 

.    B   Bi      ellesco,  obschon  dessen  Familiengruft  in  S.  Marco 

.  (Le  M.  III.  p.  239  Ulein  sein  und  einiger  anderer 

Gräbei   der  beiden  Staatssekretäre  in  S.  Groce 

larzuppini  i  Fig.  241  i. 

bestimmte    Kategorien    *\*'>    Denkmalsetzens 

[<  m    Reiterbild    für   3eine    <  londottieren    wirklich 

Zeno    in  S.  Marco    sind   der  Dank   des 

es  Kardini  Batt.  Zeno;  Sansovino, 

beb  ug   lau!  Malipiero  200,000  I  »ukaten. 


Das  Grabmal  und  der  Huhn, 


295 


Fig.  255.    Grab  des  Dogen  Mocenigo 


r        i  KM.-ss  Dach  Pbo 
.    Paolo  /u  Venedig.    tRiess 


11.  Buch.     11    Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

rtwährend  blieb   in  Italien   das  Denkmal   die   sichtbare  Gestall    irgend 

\.  R  ihm;  zahlreiche  Gräber  von  Dichtern,  Gelehrten,  grossen  Beamten 

und  Juristen,  namhaften  Soldaten  etc.     Selbsl  das  Prachtgrab  einer  berühmten 

12    Le  M.  X.  p    166),  \.  di  Perino.) 

I>.  chen  Verbote  der  Gräber  in  Kirchen  vgl.  £  83.  Aus  sittlichen 

nd  thi  in  Gründen  ereiferte  sich  ein  spanischer  Bischof  dagegen,  Ves- 

entino,  ms   sanitarischen  Alberti,   de   re  aedific.    1>.  VIII, 

i-  dem  Leichenverbrennen  das  Worl  redet. 


§  I 
abmäler   der    Reichen   und    Vornehmen. 

-     :   frühe  nehmeD  auch  Reichtum  und  Rang  die  Kunst  in  Anspruch, 
um   an  geweihter  Städte   dem  Ruhme   gleichzustehen.     Namentlich  drängt 
zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  der  steigende  Prachtsinn  auf 
_     $se  Verallgemeinerung  des  Gräberluxus  hin. 

Peb   i.i  klag!   um  1350,  dass  der  Reichtum  den  Ruhm  verdränge; 

liis  utriusque  fortunae,  p.  39:  fuere  aliquando  statuae  insignia  virtutum, 

nunc   sunt    illecebrae   oculorum;    ponebantur   his  quae   magna   gessissent,   aut 

mortem  pro  republica  obiissenl  .  .  .  ponebantur  ingeniosis  ac  doctis  viris  .  .  . 

nuntur  divitibus,  magno  pretio  marmora  peregrina  mercantibus. 

In  Padua  und  in  Bologna  scheinen  die  gothischen  Professorengräber,  auf 

'.  "hl  auch  gesticheil  -«'in  könnte,  in  der  Regel  durch  testamentarisi  he 

_    [es  Betreffenden  und  kaum  je  durch  Staatsbeschluss  entstanden  zu 

Aufzählungen   bei  Mich.  Savonarola,    Mural.  XXIV,   Col.  1151    ss. ,    bes. 

.  1  165  da-  prächtige  Grab  eines  Arztes,  an  welchem  seine  Ahnen,  eine  ganze 

denfamilie,  mit  verewigt  wurden;  -     und  bei  Bursellis,  annal.  Bonon.. 

it.  XXIII,  passim.    Letzterer  sagl  es  mehrmals  (z.  B.  Col.  877)  ausdrücklich 

\\.  Jahrhunderts.    -      Von  den    adligen  Gräbern    versteht  es 

■;.  dass  sie  Sache  der  Familie  waren.  —  Wohl  aber  war  das  Grab- 

Mariano  Socino  (wovon  die  Iironzestatue,  ein  Werk 

/i    im  liargello   zu   Florenz  befindet)    eine  Stiftung  seiner 

\    -Mi  III.  p.  79,  Nota  (Le  M.  IV,  p.  212,  Nota),  v.  di  Franc. 

Mi*  /    I   wurde  es  Standessache  und  von  Seiten  der  Erben  oder  der 

etc.  Sache  der  Pflicht,  dei  Ergebenheit,  der  Höflichkeit, 

D  etzen;  mancher  sorgte  testamentarisch  für  sich,  und 

illte,    liess   da.-   (irabnial    bei    Lebzeiten  anfertigen   und 

I  e  Prälat,  an  dessen  < trabe  man  liest: 
lli  est,  m  i]  -   i  erta ;  incerta  sequentum 
tumulum,  qui  sapit,  ante  sibi. 

Pra  htgi  ab  vi  ie  der  Palastbau  (§  8) 
ein  Mi  _  Teil  ihres   Erbes  dei  Konfiskation  zu  entziehen.  - 

jegen   1500  hin  auf  besonders  ängstliche 

I  lharon :    „man    sei    mehr   um  da  -  ( Irab  als 

lio    Epigrammata,  de  Vetustino)  spottet 


Ü  14<>.     Die  wichtigsten  Gräbertyj  297 

eines  solchen,  der  das  kümmerlichste  Leiten  führt,  alter  für  seine  Grabkapelle 
spart,  früh  morgens  schon  mit  Architekten  und  Marmorarbeitern  bei  allen  an- 
tiken Ruinen  herumzieht,  sie  ersl  nachmittags  todmüde  entlässt,  und  nun  über 
Gesimse,  Friese,  Säulen  etc.  schimpft  und  beständig  ändert.  „Lass  doch  die 
Leute  ruhig  essen,  und  wenn  du  durchaus  mit  deinem  Begräbnis  dich  abgeben 
willst,  so  lass  dich  an  den  gemonischen  Stufen  begraben." 

Ein  Glückssoldat,  Ramazzotto,  der  sich  um  1526  durch  Alfonsö  Lombardi 
sein  Grabmal  in  S.  Michele  in  Bosco  bei  Bologna  errichten  Hess,  aber  viel 
später  anderswo  arm  und  versessen  starb:  Vasari  V,  p.  85  und  Nota  I  (Le 
M.  IX.  p.  10  und  Nota),  v.  di  A.  Lombardi.  Vgl.  §  256.  (Über  dem  Sarg  die 
schlafend  lehnende,  geharnischte  Gestalt;  dahinter  steig!  ein  Pfeiler  empor  mit 
einer  Madonna  in  kleinerem  Massstab.) 

§   14i). 
Die   wichtigsten   Grab  er  typen. 

Die  Gräbertypen  des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts  wurden  grössten- 
teils aufgegeben  und  die  übrig  bleibenden  im  sinne  der  Renaissance  auf 
das  Schönste  umgestaltet. 

Sie  hatten  bei  einer  off  grossen  Schönheil  der  Ausführung  meist  bedeutende 
Übelstände  gehabt : 

Der  auf  Konsolen  an  einer  Wand  angebrachte  Sarkophag  'las  sepolcro 
in  aria;  Sansovino,  Venezia,  fol.  5,  6  etc.,  auch  sepultura  rilevata)  hatte  zwar 
den  Vorzug,  die  Kommunikation  nicht  zu  hemmen,  allein  die  darauf  liegende 
Statue  blieb  entweder  unsichtbar  oder  musste,  schräg  vorwärts  gelehnt,  einen 
sonderbaren  Effekt   machen. 

Varietäten:  die  bolognesische.  mit  Statuetten  neben  und  über  der  Porträt- 
statue, auch  wohl  an  Avn  Ecken  des  mit  Relief-  geschmückten  Sarkophages 
selbst.  — 

Die  paduanisch-veronesische ,  mit  einem  ebenfalls  aus  der  Wand  vor- 
tretenden, auf  Konsolen  ruhenden  Spitzbogen,  welcher  über  dem  Sarkophag 
schwebt,   mit    Malereien. 

hie  christliche  Demut  hoher  Geistlichen  verlangte  wenigstens,  dass  die 
Leiche  in  die  Erde  zu  liegen  komme,  so  dass  der  oben  dargestellte  Sarkophag 
ein  blosser  Scheinsarg  wurde;  Benedikt  XL,  st.  L304  zu  Perugia,  wird  in 
s.  Domenico  begraben  sub  terra,  sicut  ipse  mandavit  dum  adhuc  viveret,  ne 
in  alto  poneretur,  sed  sub  terra,  ex  magna  humilitate  quam  habebat.  Brevis 
hist.  ord.  praedic.  ap.  Martene,  coli,  ampliss.  VI,  Gol.  373. 

In  Neapel  war  der  Typus  des  Heiligengrabes,  nämlich  der  von  drei  oder 
vier  Statuen  getragene  Sarkophag  auch  für  grosse  und  fürstliche  Personen 
üblich  geworden :  über  demselben  eine  Nische  mit  Baldachin  und  mit  Vorhängen, 
welche  von  Engeln  weggezogen  werden. 

Ganz  erlöschen  in  der  Renaissance  auch  diese  Typen  nicht:  sogar  der 
letztgenannte  kommt  vor. 

Den  ersten  Rang  aber  nimmt  nunmehr  derjenige  Typus  ein,  bei  welchem 
der  Sarkophag  mit  der  liegenden  Statue  in  massiger  Höhe  in  eine  mehr  oder 


II.  Buch.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

.    nur  wenig    vertiefte  Nische   zu   stehen   kommt;    sehr  schön 

ern   aus  der  Schule  der  Gosmaten  um   1300  (Grabmal 

S    Maria  mag  Grabmal  Durantis  in  S.  Marin  sopra  Minerva), 

;  Häupten   und  Füssen  des  Verstorbenen   das  Leichentuch   halten; 

\  -  he  mit   M  lälden  ausgefüllt. 

i    zunächst   dem  Sarkophag   eine  freier  bewegte  Ge- 
ll Anmut  und  Pracht,  mit  dem  schönsten  Pflanzenschmuck;  sie  er- 
\om  Hoden;  sie  stellt  über  denselben  eine  besondere 
mit  Teppich,    auf  welcher   der  Verstorbene    liegt.     In   der  portalartigen 
>nt\veder  ein  Rundrelief  oder  ''in  Lunettenrelief  mit  der  1  lullt- 
begleitel    von    Schutzheiligen    und    Engeln,    an- 
\\ .  Jahrhundert  behauptet  sieh  auch  der  Vorhang,  welchen 
tzenden  oder  stehenden  Engel  (jetzt  als  nackte  Kinder- 
oder ziehen;  die  Pfosten  der  Nische  erhalten  bisweilen 
-    Heiligen;  bisweilen  bleibt  auch  die  Nische  übei 
tinl  das  Madonnenrelief  kommt  erst  in  einen  obern  Auf- 
er überdies  mit  Kandelabern  oder  Figuren  gekrönt  wird. 
Dies  ist  diejenige  Gräberform,  welche  vielleicht  am  meisten  zu  der  langen 
-    aus  Dekoration    und   Skulptur   gemischten   Stile-    beigetragen    bat. 
immenklang  freier  und  bloss  halberhabener  Gestalten  des  verschiedensten 
it  einer  edelprächtigen  Nische  und  den  schönsten  Einzelformen  der 
-  .    .      ai    '-in  Ziel  würdig  *\w  höchsten  Anslren^iimr.     Kein   früherer  Stil 

fgabe  von  diesem   Weile  aufzuweisen. 
Dies  dei    vorherrschende  Typus   der   römischen    Prachtgräber   vom  Ende 
XV.  Jahrhunderts,  zumal  derjenigen  in  S.  Maria  de]  l'opnlo  iFig.  251 1.    Sie 
im-   die  Stelle  der  mit  All  St.  Peter   untergegangenen   (Panvinio,  vgl. 
,  287  3s.,  361   ss.    vertreten. 

Berühmte  Vorbilder:   das  Grabmal  des  Kardinals  von  Portugal,  von  An- 
rio,  in    S.  Miniato   bei   Florenz    (Fig.  2.~>_!  ;  (sogleich  eine  Wieder- 
bestellt;   Vasari  III.  p.  95    Le  M.  IV.    p.  218  s.),  \-  di  Ant. 
Sarkophag    in    beiden    Exemplaren   ausnahmsweise   nicht    ein 
-Mildem   Nachbildung    eines   strengen  Porphyrsarko- 
Piazza  della   Rotonda  zu  Rom ;  — 

-    Lionardo  Aretino    und    Carlo   Marzuppini   (letzteres    von 
Settignano)  in  S.  i  roce,  ?;   135  (vgl.  Fig.  241   S.  279);  — 
i  da   Fiesole  m  der  Itadia  zu  Florenz. 

§  141. 
b  e  n  t  y  p  e  n    <1  er   '  i  r  a  b  m  ä  i  er. 

Auch  einfachere  Grabanlagen  enthalten  oft  Herrliches,  während  grosse 

eiten    bisweilen    nur    einen    gothischen    Gedanken    wiedergeben. 

■   muh    selten,   bilden  keinen  eigenen  Typus. 

hÖ]  I      der     Vielleicht      \,,|l     SilllOlIC     (di     <UH\,ll|lll 

ii.  hl  als  Portal,  sondern  nur  als  halbrunde, 
rtiefung  gegeben  ist,    in  welcher  der  Sarko- 


141.     Nebentypen  der  Grabmäler, 


299 


phag  steht;  Gräber  des  Giannozzo  Pandolfino    st.  1  i.">7    in  der  Badia  zu  Florenz, 
in  s.  Trinitä  ebenda  (von  Giul.  da  Sangallo?)  u.  s.  w. 

Sehr  häufig  kommen  auch  blosse  Grabtafeln  sog.  Memorien)  mit  Relief 
und  [nschrifl  vor,  und  manches  dieser  Art,  wie  /..  B.  die  Grabmäler  Ponzetti 
(1505  und  1509)  in  S.  .Marin  della  Pace  zu  Rom  Fig.  253),  auch  einiges  in 
Mailand,  gehörl  zum  Besten  dieser  Zeit. 

[n  Venedig  behaupten  sich  mehrere  Klemente  »los  mit tflalt«  rlirhen  Grabes 
in  den  Formen  des  neuen 
Stiles;  derSarkophag  bleib! 
ein  rechtwinkliges  Oblon- 
gum  mil  Statuetten  an 
»len  Ecken  oder  an  der 
Vorderseite  I  rrab  \  endra- 
min  in  S.  Gio.  e  Paolo 
Fig.  254  .  I  rrab  Zeno  in  S. 
Marco);  er  ruht  auf  Statuen 
von  ,  Helden  (Dogengrab 
Mocenigo  1  t~ii  in  S.  Gio 
e  Paolo,  von  den  Loni- 
bardi,  mit  reichen  Zuthaten, 
Fig.  255 .  u.  a.  m.  i ;  bei 
der  meist  hohen  Lage 
desselben  wird  statt  der 
liegenden  Statue  öfter 
eine  stehende,  von  kriege- 
rischen Pagen  oder  Tu- 
genden begleitet,  darauf 
angebracht.  —  Vgl.  A.  G. 
Meyer  im  Jahrbuch  der 
preussischen  Kunstsamm- 
lungen  1889. 

Auch  der  auf  Kon- 
solen schwellende  Sarko- 
phag behauptet  sich  hier 
wie  in  <  ilieritalien  ühei 
haupt.  i  Mailand  :  schöne 
Beispiele  in  S.  Maria  delle 
Grazie,  das  I  rrabmal  Brivio 
in  S.  Eustorgio  etc.) 

Über  solchen  Sarko- 
phagen   in    Venedig    mehrmals    die   hölzernen    Reiterstatuen    von    Condottieren. 

In  Neapel  isl  das  Grab  des  Kardinal  Brancacci  (in  S.  Angelo  a  Nilo  von 
Michelozzo  und  üonatello  noch  eine  fasl  vollständige  l  bertragung  aus  »lern 
dortigen  gothischen  Typus  (§  140)  in  den  neuen  Stil.  Sonst  finden  sich  die 
verschiedensten  Kombinationen  an  den  Gräbern  von  Kriegern,  Staatsmännern 
und  Adligen,  welche  hier  über  die  Prälatengräber  das  I  bergewichl  haben. 

Das  Höchste,    was  durch  das  Bündnis  von  Dekoration  und  Skulptur  zu- 


Fig.  256.     Grabmal  in  S.  Maria  de!  Popolo  zu   Rom.      x- 


11.  Buch.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

amen  ist,  bleiben  immer  die  beiden  Gräber  im  Chor  von  S.  Maria 

.   Rom    Fig.  256  ,    von  Andrea  Sansovino,    begonnen   1505;    Um- 

deutung  der  Nis     e  zu  einer  Triumphbogenarchitektur  mit  den  schönsten  Friesen 

und  n   und   mit    unvergleichlichen  Grabstatuen   und    Nebenskulpturen. 

1>  kommt  in  Italien  nur  in  einzelnen  Beispielen  vor;  das- 

Martins    V.    im  Lateran    mit    Simone    (di  Giovanni   Ghini?)  Bronzefigur 

lief;  -     das  des  Kardinal  Zeno  in  S.  Marc.»  zu  Wmi.m1i-. 

mit  Statuetten  am  Sarkophag  etc.;  —  endlich  das  vom  Motiv 

«gehende  prachtvolle  eherne  Grabmal  Sixtus  IV.  in  St.  Peter 

Das  Grabmal  Turriani  in  S.  Fermo  zu  Verona  ist  nur  noch  als  Fragment 
eherne  Sphinxe,  welche  den  Sarkophag  trugen,  von  Andrea  Riccio). 
Ein  let:  -  s  Werk  im  Geist  der  Frührenaissance,  wenngleich  ersl 

XVI.  Jahrhundert;   das  Grabmal    des    1512   gefallenen    französischen 
Gaston    de    Foix.      Von    verschiedenen    phantastisch    prächtigen    Ur 
länen   sind   nur  Zeichnungen   erhalten;  nach   einem    bereits   reduzierten  Plan 
.       •      .  i     -ti.   genannt  Zarabaja,  wurde  (offenbar  von  ihm  und  Gehilfen) 
»mal  in  S.  Maria  zu  Mailand  ausgeführt,    dessen  /.erstreute  Reste  sich 
h    in  Mailand     Museo  arcl  i   im   Kastell),  teils    in  Turin  und  im 

v    -   igton-Museum  befinden;  darunter,  in  zartester  Marmorarbeit,  unter- 
höhlt skulpierte  Trophäen  und  ganze  Historien. 


§  142. 

Cr  r  a  b  in  ä  1  e  r  d  e  s  XVI.  .1  a  h  r  h  u  u  <1  e  r  t  s. 

Bald  nach  Beginn  de>  XVI.  Jahrhunderts  beginnt  die  oben  (§  137) 
bezeichnete  Absorption  der  Dekoration  auch  an  den  Grabmälern,  wenngleich 
nur  allmählich. 

Mi.  »i  os  Stellung  zur  Dekoration  a.  a.  < >.     Von  seinen  gewiss  sehr 

i    Grabmäler-Ideen    für    Dante    -  1  ~>  1  * > >    und    für    das    Wunderkind 
ino  Bracci  (1544    isl  nicht-  erhalten:  das  Grab  des  Marchese  di  Marignano 
Mailand,  seine  letzte  Komposition  dieser  Art  (1560),  ist  eine  gleich- 
sten Skulpturen  des  Leone  Leoni.   (Vasari  VII,  p.  257, 
18     Le  M.   XII,    p.  260,    357,  391,    W>1   .    v.  di  Michelangelo  samt 

Her    Linie   stand   freilich   die   grosse  Phantasieaufgabe,   die  das 

hätte   weiden    sollen,    das  Grab  Julius  II.  Vgl.   darüber 

im   Jahrb.    der   preuss.  Kunstsammlungen    V,  S.  63     77.    — -    Über 

i  bei  S.  Lorenzo  in  Florenz,  s.  ölten  §  80. 

hi  i    wirkten  bald  als  Vorbilder,  sowohl  in  Betreff 

Bedeutung    der  Gestalten   als    ihres  Lehnens  aul 

l'i,  Glementi,    welcher  zwei  klagende  Figuren 

oder    Denkmals    äitzend   zu    bilden   plle^te. 

1 1  ii  ies  zu  Parma  .    und  besonders  das  ein- 

ea  -i  in  S.  Andrea  zu  Mantua ;  hier  die 


§  142.     Grabmäler  des  XVI.  Jahrhuuderts. 


;oi 


beiden  Allegorien  sitzend  aeben  einer  Ära,  welche  die  später   so  beliebte  Urne 
.■  I   i iinl  an  ihrer  Vorderseite  die  Büste  des  Verstorbenen  in  runder  Vertiefung 
enthält:  am  Untersatz  ein  eherner  Schwan.) 

Die  mit  Rafaels  „maravigliosa  sepultura"  des  Agostino  Ghigi  in  S.  Maria 
de!  Popolo  zu  Köm  s.  Fig.  158,  S.  177)  inaugurierte  Pyramidenform  des  Grab- 
mals verdank!  ihre  Entstehung  lediglich  dem  antiquarischen  Zuge  der  Zeit.  - 
Der  Nachweis,  dass  der  Entwurf  dieses  Grabmals  auf  Rafael.  die  Ausführung, 
abzüglich  weniger  Änderungen  unter  Alexander  VII.,  auf  Lorenzetto  zurück 
ist  kürzlich  überzeugend  geführl  worden  von  D.  Gnoli  im  Archivio  stör,  deh" 
arte  II,  p.  317  ss.  Daselbst  auch  der  Hinweis  auf  die  Vorliebe  der  Zeit  für 
die  Pyramide,  die  auf  Hintergründen  der  Gemälde  sowie  in  Ant.  da  Sangallos, 
Peruzzis  u.  a.  iiekunstrnktionen  der  Gräber  des  Mausolus,  Porsena  etc.  erscheint. 
Schon  L.  B.  Alberti  hatte  unter  seinen 
durchaus  nur  dem  Altertum  entlehnten 
Gräberformen  auch  die  Pyramide  aufge- 
führt, de  re  aedific.  VIII,  c.  '■'•>. 

An  den  zum  Teil  riesigen  Gräbern 
des  Jac.  Sansovino  und  -einer  Schule  in 
Venedig  und  Padua  hat  die  Architektur 
weniger  dekoratives  Detail  als  /..  li.  selbsi 
an  seiner  Biblioteca.  Er  teilte  ohne  Zweifel 
die  Ansicht  Michelangelos. 

Unter  dem  Einfluss  nordischer  Fürsten- 
gräber mit  symmetrisch  knienden  Figuren 
oben  entstand  das  künstlerisch  unbedeu- 
tende Prunkgrab  des  Pietro  di  Toledo  in 
S.  Giacomo  degli  Spagnuoli  zu  Neapel, 
von  Gio.  da  Nola. 

Die  grössten  Typen  der  Zeit  von 
1540—1580,  zum  Teil  auch  der  folgenden 
Barockzeit:  der  Sarkophag  mit  grossen 
darauf,  daran,  daneben  sitzenden,  lehnen- 
den oder  stehenden  Statuen  in  einer  jetzt 
tiefen,  womöglich  halbrunden  Nische: 
und  die  mit  Reliefs  überzogene  Wand- 
architektur   mit     der    sitzenden    oder    stehenden    Porträtstatue    in    der    Mitte. 

Auch   für   die  Grabmäler  werden   nicht    bloss   Zeichnungen,   sondern 
wie  für  die  Bauten  Modelle  verlangt,  meist  aus  Holz  und  Wachs. 

[Herüber  zahlreiche  Aussagen;  eine  Konkurrenz  von  Modellen,  Vasari  111. 
p.  .')»■!>.    N'ota    I     l.e  M.  V.    p.    lü'.    Nota  .    \.    di  Verrocchio;  andere    Er- 

wähnungen: VI,  p.  <i"  (Le  M.  X.  p.  246),  v.  di  Tribolo;  ib.  p.   125  cNi  .  v.  di 
Pierino;  ib.   I  ii.   L64,   165    302,  318,  319  .  v.  di  Bandinelli. 

Von  profanen  Denkmälern  kommen  Statuen  von  Fürsten,  Reiterstatuen 
von  Feldherrn  auf  öffentlichen   Platzen  vor. 

Kür  die  Dekoration  sind  schon  erwähnt:  die  Basis  des  Leopardo    §   136) 
und  die  de-  Bandinelli  (§  KS7    letztere  bestimm!  für  eine  Statue  des  Giovanni, 


Fig.  257.    Altar  Zeno  in  S.  Marco  zu  Venedig 


11.  Buch.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

org  i  osimo    I.      -    Bei  der   französischen  Invasion   1797  unter- 
.  ._.        lie  statueu  der  Fürsten  des  Hauses  Este  zu  Ferrara,  die  der  Doria 
I  iei 

Charakteristisch  für  den  Geis!  der  Renaissance  ist,    dass  die  Bolognesert 

'.    ihre   neuberichtigte  Grenze  gegen    das  Ferraresische  hin   nichl    nach  der 

[ters  niil  einem  Kreuz  oder  Kapellchen  bezeichneten,  sondern  mit 

P  lie  ihr  Wappen  trug.    Bursellis,  anri.  Bonon.,  bei  Murat.  XXIII, 

§  1  13. 
\  1 1  ;t  r   und   die   an   die   Wand   angelehnte  idicula. 

Y<>n  Jen  reichern  Altarformen  des  Mittelalters  hat  die  Renaissance  mehr- 

oder  angelehnte  Ädicula  auf  Säulen  schön  wiedergegeben, 

in   den   erhaltenen   Beispielen  selten  mit   vollem  Aufwand  der  Mittel. 

Vorbilder  aus  der  frühern  Zeit:  in  den  altern  Basiliken;  -     aus  dei 

Zeit:   in  St.  Paul  und  im   Lateran  zu   Kein. 

idicula   in  der  Annunziata   zu  Florenz,    für  das  Gnadenbild 

rhür,  von  unsicherm  Reichtum  (ausgeführt  von  Pagno  di  Lapo  1448  bis 

einfacher  und  schöner  diejenige  über  dem  vordem  Altar  in  S.  Minialu. 

g   ein  nach  vorn  geöffnetes  Tonnengewölbe,    innen  mit  glasierten 

: 

Die  ehr    prächtigen   Allan'    dieser  Art   (1460    -1500)    in  Alt-St. 

•    Panvinius  (§  8)  aufzählt,    sind  alle  untergegangen.     Ebenso  die 
bei  Albertini    (de  mirabilibus    urbis  1!..    L.  III.    fol.  86  s.)   aufgezählten.     Vgl. 
Skizzen   in  Grimaldis  Codex    auf  der  Bibliot.  Barberini  in  Rom.     Der 
.'._.    Hauptaltar  v.  S.  Maria  maggiore  (1483)  hypothetisch  hergestellt  bei 
ly  III.  Tab.  311. 
Der  Hochaltar   im  Dom  von  Spello,    einfach  gut  in  der  Anlage,   zierlich 
:•  !   Ausführung. 
Adicula  von  Erz,   als  Bedachung  einer  Bronzegruppe:  Kapelle  Zeno 
-    "  -  i   Venedig  i  Fig.  257  . 

mi  Prachthumoi  .   dessen  die  Renaissance  fähig  war    und  der  sich 
dich  in  den  Aufsätzen  hätte  zeigen  müssen,  gibl  kaum  ein  vorhandenes 
Begriff,  auch  der  Tempietto  mit  dem  Volto  santo  im  Dom  von 
I  ler  isolierte  I  »arockaltar  §   137. 

§144. 
Der    Wandaltar. 

die  Wand    gelehnten  Altären  Latte,    was  Italien  betrifft, 

ithischen   Zeil    die  Malerei   das  Übergewicht    und   behauptete 

i  «-Hiebt   sich  auch  der  aus  Marmor  und  andern  plastischen 

Wandaltar  zu  einer  der  höchsten  Aufgaben  der  verbündeten 

Skulptur.     Die    Einfassung    sowohl    der  gemalten   als  der 

skulpierten  \  sichern  Beispielen  gerne,  aber  mit  genialer 

ild  antiker  Prachtthore  und  Triumphbogen. 


§144.     Der  Wandaltar. 


303 


Der  Norden  hielt  bekanntlieh  den  Schrein  mit  geschnitzten  Figuren  lange 
fesl  und  wies  der  Malerei  dann  bloss  die  Flügel  zu.  während  sie  in  Italien  das 
Hauptbild  liefern  durfte. 

Dass  in  Italien  neben  den  gemalten  Altarblättern  eine  eigene  Gattung 
plastischer  Altäre  aufkommen  konnte,  mau  wesentlich  einer  ästhetischen  Über- 
zeugung von  der  besonders  hohen  Würde  der  Skulptur  seil  den  Leistungen 
der  pisanischen  Schule  zu- 
zuschreiben sein. 

Die  ersten  bedeu- 
tenden plastischen  Wand- 
altäre der  Renaissance 
sind  wohl  die  glasierten 
Thonrehefs  des  Luca  della 
Ilohhia  und  seiner  Schule, 
im  Dom  von  Arezzo  und 
in  mehrern  Qorentinischen 
Kirchen  'S.  Groce,  SS. 
\[  ostoli  eic.i.  meist  mit 
bescheidener  dekorativer 
Einfassung. 

Dann  weiden  bis- 
weilen grosse  aus  Malerei 
und  bemaltemStucco,  auch 
wohl  gebrannter  Erde  ge- 
mischte Wandtabernakel 
versucht,  z.  B.  derjenige 
in  S.  Domenico  zu  Peru- 
gia, 1459  von  dem  Floren- 
tiner Agostino  di  I  Miccio. 
-  Zu  Padua  in  der  Ere- 
mitanerkirche  zwei  solche, 
zwar  ohne  Altartische, 
aber  sicher  dafür  bestimmt, 
151  l.  Bei  der  Entschlos- 
senheil dieser  Kunstepoche 
in  farbiger  Skulptur  und 
( rewölbestuccatur  liesse 
sich  wohl  eine  häufige  ;An 
wendung  dieser  Zierweise 
auf   die   Altäre    erwarten. 


Fig.  258.     Hauptaltar  in   Fontegiusta  zu  Siena. 


Der  Marmorwandaltar,  oft  mit  den  herrlichsten  Arabesken  in  - 
dekorativen  Teilen,  nimmt  die  verschiedensten  <  restalten  an,  von  dem  blossen 
umrahmten  Relief  bis  zur  Triumphbogenform,  wobei  das  mittlere  Feld  einem 
besonders  verehrten  Eeiligtura  (Sakramenthäuschen,  Madonnenbild),  oder 
einer  Relieffigur,  oder  einer  Statue  gewidmel  -ein  kann.  Eine  obere  Lunette 
enthält  bisweilen  ein   Relief  von   höchstem  Werte. 


ich.     11.  Kapitel      Dekorative  Skulptur  in  stein. 

VI  r    sole  und  seiner  Schule,   in  der  Badia  zu  Florenz, 

S    M.uia  del  Popolo  zu  Rom  tu  s.  w. 
Im  XV.  Jahrhundert    ist    die  Skulptur,  zumal   der  Seitenfiguren,    in    der 
.  B.    auch  Freiskulptur   au  Givitalis  St.  Regulusaltaf 

Mamma  in  Fontegiusta  zu  Siena  (Fig.  258),  §  135. 
\      :  Pii     ilomini,    1485,  von  Andrea  Bregno  aus  Mailand; 
.:  Skulpturen  ringsum,  in  deren  Tiefe  sich  dei   eigentliche 
Prachtaufsatz  befindet. 
M.l  da  die  Unart  eines  kleinern  Sacellums  innerhalb  eines 
no  in  un  altro  scatolino",  vielleicht   nachdem  Vorbild  von 
mnkenen  Zeit,   wie  Porta  de'  Borsari    in  Verona   (Fenster 
Auch  in  der  italienischen  Gothik  findet  sich  dies  Einschachteln 
inrahmuugsform  in    eine  ähnliche  grössere,    /.  1>.    an  mehreren  Pracht- 
i    in   den  Kirchen   von  Neapel   sowie   in    S.  Domenico  zu 
lern  Grabmal  Benedikts  XI.    f   1304  .    welches  irrig  dem  Giovanni 
.  wird, 
del    und   mit  den  schönsten  Engeln    in  den  Füllungen  neben 
mittlem  Bogen:  der  Altar  des  Kardinal   Borgia,  spätem  Alexanders  VI.  in 
-    .n-tei  von  S.  Maria  del  Popolo  zu   Rom. 
Im    Dom   von   Gomo    Rodari's  Marmoraltar    1492),    und   ein    prachtvoller 
itzaltar,  farbig  und  vergoldet. 

Vnzahl  von  reichdekorierten  Marmoraltären  zu  Neapel,  besonders  in 

i  u.  a.  die  durch  ihre  Skulpturen  berühmten,  aber  auch  in  der 

lekorativen  Einfassung  vorzüglichen  Altäre  der  Florentiner 

— lliuo  und  Benedetto  da  Majano;  dann  die  späteren  des  Giovanni 

lere  prachtvolle  Altäre  und  Gräber  in  der  marmorreichen  Kirche 

-     G  onara.     Vgl.  Vasari    V,    p.    93     Le   M.    IX.    p.    19),   v.  di 

da  Siena,    wo  es  von  Neapel  heisst:    quella  cittä,   duve  molto  si 

cappelle  e  le  tavole  di  marmo  .  .  . 

In    Palermo    die  Werke    dei    Luganesen    Antonio    und   Domenico   Gagini, 

-   zierlichsten  lombardischen  Stiles   im  Geist  der  Gertosa  von 

\itar   in   s.  Gita;         eine  Nische   mit  Madonnenstatue  im 

rdentlich  reiche-   Weihbecken   im  Dom  u.  a.  in. 

um  Gemälde,  besonders  in  Venedig,  bisweilen  reich  und 

berechnete  Fortsetzung   der   im    Bilde   dargestellten 

II.  s.   182. 

§    14... 

\  \  I.   Ja  b  r  h  u  n  '1  -  i  t  -. 

[.Jahrhundert  vereinfacht  sich  auch  in  den  Altären  die  Deko- 
•    d  zur  blossen  architektonischen  Einfassung,  sei  es  Hir  eine  jetzt  lebens- 

oder  für  ein   Altargemälde,   letzteres  schon 

-  ••■IIa  im  Pantheon  vorbildlich  zu  wirken. 


§   II."..     Der  Altar  des  XVI.  Jahrhunderts. 


305 


In  Venedig  behaupteten  mil  Jacopo  Sansovino  und  seiner  Schule  ;die 
lebensgrossen  Statuen,  einzeln  oderzu  mehrern  an  eine  ziemlich  kalte  Architektur 
verteilt,  .las  Feld  neben  den  ruhmvollsten  Gemälden  Tizians. 

Vielleichl    die  letzten  ganz   reich   ornamentierten  Altäre:    die   I" 
Mosca  im  Dom  von  Orvieto. 

Burekhar.lt,  Italien    Renaissance.    4.  Aufl.  20 


11.  Buch.    II.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


Die  Altar.-  in  Neu-S.  Peter  zu  Rom,  laut  Panvinius  (§8),  p.  '■'■<' i:  altarium 
tvmpana   Giebel  maximis  columnis  et  capitulis  corinthiis  pulcherrimis  fulciuntur; 

•  1  die  ersten  gan  rein  baulichen  Einfassungen  für  Gemälde. 

Dem  Vasari  VI.  p.  345,  363  l  M.  \l.  p.  121,  129),  v.  di  Sanmicheli) 
kommt  ein  Altar  wie  der  von  S.  Giorgio  in  Verona,  wo  Sims  und  Giebel  sich 
mit  "  noch  als  etwa-  Ausserordentliches  vor  (es  ist  derjenige 

mit   dem  Gemälde   des  Paolo  :    dem    Barockstil    wurden   gebogene  Grundpläne 

Andere  versuchten  statt  dieser  Säulenstellungen  barocke  und  reiche,  auch 

_.u  von  Stucco,  seihst  mit  Hermen  u.  dergl.;  Vasari  Yll,  p.  W2 

M.  XII,  i'.  s7>.  \.  di  Daniele  da  Volterra  (welcher  seine  Kreuzabnahme  so 

-     !.•■  M.  XIII.  p.   12  .    opere  di  Primaticcio,   in  Betreff*  der 

Einrahmungen    des   Pellegrino 

Tilialdi. 

I  >as  erste  ganz  kolossale 
Altarungetüm,    und    zwar    als 
Idee  Pius'  V.  15G7,   vasari  VII, 
p.  7i».-)  s.   (Le  M.  1,   p.  50)   in 
seinem    eigenen    Leben.     Pius 
bestellte  bei  ihm  für  das  Kloster 
seines  Heimatortes Bosco  „nicht 
ein  Bild  wie  gewöhnlich,   son- 
dern eine  gewaltige  machina  in 
der  Art  eines  Triumphbogens, 
mit    zwei   grossen  Bildern  auf 
der  vordem  und  auf  der  Rück- 
seite und  mit  etwa  30  üguren- 
reiehen    Historien    in    kleinern 
AM  eilungen".  Bald  folgen  dann 
die  riesigen  Jesuitenaltäre  mit 
mehreren  Bildern  übereinander. 
il  Altaren,  ohne  alle  weitere  Einfassung:  Vasari  VI,  p.  178 
di  Bandinelli,  dessen  Gruppen  im  Dom,  inS.  Groce 
nd  in  der  Annunziata  zu  Florenz.    Die  Gruppen  Andrea  Sansovinos  (in  S.  Ago- 
und  Michelangelos  (in  St.  Beter'  haben  ihre  ursprüngliche  Um- 
oichl   mehr. 

res   ist    in    der  guten  Zeit   entweder   einlach   verziert 
Skulptur  überlassen;  Bronzewerke  Donatellos  im  Santo  zu 
!.!.  Zenobius    im  Dom    zu    Florenz    als  Altartisch, 
i  in   -  rio  zu    Rom,  alle-   mit   erzählenden  Beliefs. 


r.mke  aus  S.  Petronio  zu  Bologna. 


■  If, 

i  .  \\  e  i  h  li  ec  k  e  n  ,  K  a  m  ine  e1  c. 

Aus  bern  und  Altären  wurden  Altarschranken,  Lettner,  Pulte, 

kristeibrunnen ,   Weihbecken    und    in  weltlichen  Gebäuden   die 

Kami  rativen  Kunst  womöglich  in  weissem  Marmor  behandelt. 


§   1  16.     Lettner.   Kanzeln.  Weihbecken,  Kamine  etc. 


3CT 


In  manchen  dieser  Werke  scheint  die  schönste  denkbare  Darstellung  der 

Aufgabe  erreicht. 

Der  herrliche  Gesanglettner  der  sixtinischen  Kapelle  im  Vatikan  (Fig.  259); 

—  mehrere   Kapellenschranken   (Fig.  260)    in  S.  Petronio   zu  Bologna:  die 
eine  Steinbank  der  Loggia  de'  Nobili  zu  Siena,  §   b'5ö. 

Die  Kanzeln,  jetzt  in  der  Kegel  nicht  mehr  auf  mehreren  Säulen  ruhend, 
sondern  auf  einer  Stütze,  oder  hängend  an  einem  Pfeiler  oder  an  einer  Wand 
der  Kirche,  werden  bisweilen  zu  einer  Prachterscheinung  höchsten  Ranges. 
Einfach  und  schön  die  Lesekanzel  im  Refektorium  der  Pädia  bei  Fiesole,  von 
Piero  di  Cecco,  um  1460;  —  das 
Höchste  die  Kanzel  in  S.  Croce  zu 
Florenz,  von  Benedetto  da  Majano, 
mit  den  berühmten  Reliefs  (§  L35, 
Fig.  242.  S.  280);  —  beträchtlich  ge- 
ringer diejenige  in  S.  Maria  Qovella, 
von  Lazzaro  d' Andrea  —  noch  recht 
schön  diejenige  im  Dom  zu  Lucca, 
von  Matteo  Civitali  1  i-'.»s.  Dona- 
tellos eherne  Kanzeln  in  S.  Lorenzo 
sind  wesentlich  um  der  Reliefs 
willen  da.) 

Aussenkanzeln ,  gegen  die 
Plätze  vor  den  Kirchen:  am  Dom 
von  Prato,  mit  energischer  Dekora- 
tion und  Donatellos  Reliefs:  —  die 
beiden  am  Dom  von  Spoleto  von 
Ambrogio  aus  Mailand  und  Pippo 
d'Antonio  aus  Florenz  (Fig.  117. 
S.  147,  §  70);  —  diejenige  am  Dom 
von  Perugia  14:5!»,  auf  welcher 
schon  1441  S.  Bernardino  predigte: 
Graziani,  archiv.stor.  XVI,  I.  p.  142 
(Fig.  261).  —  Die  Predigten,  für 
welche  solche  Kanzeln  überhaupt 
«heilten,  s.  Kult.  d.  Itenaiss.,  S.  ji;7  II. 

—  Dieselben    haben    Decke]    oder 
Schattendächer,  die  des  Innern  da- 
gegen nicht.     Die  Aussenkanzeln  gegen  grosse  Plätze    hin  dienten    nicht  bloss 
der  Predigt,  sondern  auch  dem  Vorzeigen  wichtiger  Heiligtümer,  die  von  Prato 
z.  B.  der  Ausstellung  des  (iiirtels  der  hl.  Jungfrau.    Vasari  (Le  ML    III.  p.  255, 
v.  di  Donato.     Dabei'  wühl  der  .Jubel  der  Putten  am   Friese. 

Die  Brunnen  der  Sakristeien  und  Refektorien,  deren  Wasser  nicht  sprang, 
sondern  nur  durch  Drehen  eines  Hahnes  herausfloss,  stellten  meist  nur  verzierte 
Nischen  vor;  derjenige  des  Verrocchio  in  S.  Lorenzo;  —  das  Meisterwerk  der 
Robbia  in  S.  Maria  novella  (§  135);  —  andere  in  der  Gertosa  bei  Florenz,  in 
der  Badia  bei  Fiesole  von  Francesco  di  Simone  Ferucci  um  1460),  im  Palasl 
von  1'rbino.  u.  a.  a.  0. 


Fig.  261.     Kanzel  am  Dom  zu  Perugia. 


II.  Buch.     11.  Kapitel.    Dekorative  Skulptur  in  Stein. 


Endlich  die  Weihbecken,  die  freiste  Phantasieaufgabe  der  Dekoration  und 

frühe  und  mit  Genialit.it  als  solche  aufgefasst  in  den  Becken  von  Siena  (1462 
vonAntoni  i  Fe  lerighi)  und  (einige  Jahre  frühe]  Orvieto  §  135  (Fig.  262  und  263), 
las  Hauptmotiv  aller  antiken  Dekoration,  der  Dreifuss,  schön  und  eigen- 
tümlich wieder  belebt  auftritt:  andere  mit  rund  oder  polygon  gebildeter 
Stütze,  ol't  \  äsem  Werte,  namentlich  in  den  toscanischen  Kirchen,  im 
i     .  Pisa  u.  a.  a.  •  >. 

l>.-r  marmorne  Kandelaber,  welchen  Alberti  (de  re  aedific.  L.  VII,  c.  13) 

b  und  noch  da/u  irrig,  nämlich  aus  \  äsen  konstruiert,  scheint  nur  als 

flüchtiger    Dachzieral    vorzukommen;    ausserdem  wenigstens  einmal  (Fig.  246) 

mit   höchstem  Prachtgeschmack   als  Fensterstütze ;    ferner  (§  136)   als  Pracht- 

-    den  an  Kirchenportalen.  —  Noch  die  gothische  Zeit  hatte 

die  Osterkerzensäule  in  Marmor  gebildet;  jetzt  wird  diese 

Aufgabe  «lern  Erz  zugewiesen. 

Bei  den  Kaminen,  welche  die  monumentale  Stelle 
jedes  ansehnlichen  Wohnraumes  sind,  liegt  der  Accent 
bald  auf  dir  spielend  phantastischen  Gesamtkomposition 
(ältere  Gemächer  des  Dogenpalastes  in  Venedig,  Fig.  264), 
bald  auf  dem  schönen  Einklang  des  Friesreliefs  und  der 
Stützen  ^mehrere  im  P;ihisl  \  mi  Urbino  (Fig.  244,  S.  282); 
dann  Palasl  Gondi  in  Florenz.  Kamin  des  Giul.  daSangallo; 
Palast  Roselli,  Kamin  des  Rovezzano;  Palast  Massimi  in 
Rom,  Kamin  des  Peruzzi?).  Prachtvolle  grosse  Kamine 
im  Palasl  Doria  zu  Genua.  —  Serlios  Kamine  (L.  IV)  sind 
schon  ziemlich  barock  und  von  französischem  Einfluss 
abhängig.  — 

Die  Kaminaufsätze,  in  der  französischen  Ilenaissance 

•'.  .ihbecken  im  Dom    und  dann   zur  Barockzeit    in  Italien   sehr  umständlich  imit 

Büsten,  Statuen,  ja  ganzen  Architekturen),  fehlen  in  der 

guten  Zeil  noch,  oder  beschränken  sich  auf  ein  anspruchs- 

I      äkobild.    Vgl.  §  169.        Husten  auf  Kaminen,  anfangs  wohl 

estellt  als  an  den  sichersten  und  besten  Orl  des  Zinnners,  Vasari  III, 

p.  373    Li    M.   V,  p.   152  .  v.  di  Verrocchio. 


1  L6a. 
Die    Brunne  n  \  e  rz  i  e  r  a  n  g. 

Die  Verbindung  des  belebten  Wassers  mit  den  Kunstformen  der  Archi- 

and  Skulptur,  ohne  Zweifel  schon  sehr  frühe  beiden  verschiedenen 

Völkern  des  Altertums  erreichl    und  als   eine  der  erfreulichsten  Aufgaben 

atzt,    hat    verhältnismässig   in  Denkmälern   und  Aufzeichnungen 

iiui-  --dir  wenige  Erinnerungen  hinterlassen. 

Aller  Brunnenschmuck   ist  hinfällig,    schon  weil    selbsl  hei  sorgfältigster 
?  j  t  i  lt  k  *  i  t    die    Verbindung   dir   Steine    im    Laufe   der   Zeil 
'.'.  i        mfwand  wandelbar  ist;    den  bildlichen   Zuthaten 
h  Geschmackswechsel  verderblich  werden. 


§  146a.     Die  Brunnenverzierung'. 


309 


Die  Ruhe  des  römischen  Reiches  gewährte  einst  der  Hauptstadt  einen 
sonst  wohl  nirgends  mehr  erhörten  Wasserluxus,  und  auch  die  Provinzialstädte 
konnten  ihre  Mittel  dafür  reichlich  aufwenden.  Die  Renaissance  hatte  eine 
mahnende  Krinnerung  daran  vor  Augen  in  Gestalt  von  Ruinen  der  Aquädukte 
und  Thermen.  Wie  weit  sie  auch  Brunnen  der  byzantinischen  Welt  und  der 
islamitischen  Paläste   und  Moscheen   gekannt   haben   mag,  bleibt  dahingestellt. 

Dauernd  aus  der  christlichen  Kaiserzeit  überliefert  der  Cantharus ,  d.  h. 
der  fliessende  oder  sogar  springende  Quell  im  Vorhof  oder  am  Eingang  einer 
Kirche,  bisweilen  mit  einem  Dach 
auf  Säulen  (die  hervorragendsten 
Beispiele  bei  Holtzinger,  die  alt- 
christliche  Architektur  in  syste- 
matischer Darstellung,  S.  14  ff.).  — 
Vermutliches  frühes  Verdienst  der 
Kloster  im  ganzen  Abendlande, 
durch  gegenseitige  Mitteilung  so- 
wohl  dessen,  was  die  fortlebende 
Praxis  der  Hydraulik  als  was  den 
etwaigen  Schmuck  betraf.  Neben 
dem  Hauptbrunnen  im  Haupthofe 
kommt  der  in  der  Nähe  des  Re- 
fektoriums zum  Händewaschen  vor. 
dm  Kloster  Lobbes  an  der  Sambre 
war  gegen  Ende  des  N.  Jahrhun- 
derts das  Vorgemach  des  Refek- 
toriums durch  unterirdische  Leitung 
mit  einem  Brunnen  verschon,  wel- 
cher springend  emporquoll  über 
einer  obern  Schah'  und  dann  durch 
vier  Öffnungen  derselben  in  eine 
untere  Schale  abfloss ;  Pertz,  Monu- 
menta,  Scriptores,  Tom.  VI,  Gesta 
abbatum  Lobiensium,  cap.  29). 
Anderswo  musste  für  denselben 
Zweck  ein  blosses  Giessfass  mit 
einigen  Mündungen  genügen,  deren 
jede  ihren  schliessbaren  Hahn, 
obex,  hatte.  (So  im  Kloster  Gorze 
bei  Metz;  Pertz,  a.  a.  0. ,  vita 
Johannis    Gorziensis,    cap.   63,    ebenfalls    im    X.   Jahrhundert. 

Die  Becken  der  Taufkirchen,  nicht  durch  einen  Quell,  sondern  durch 
hineingeschüttetes  Wassei  gefüllt,  konnten  durch  ornamentalen  oder  auch  figür- 
lichen Schmuck  vorbildlich  wirken. 

Kinf'achste  Gestalt  der  I {ecken:  der  steinerne  Pozzo  oder  Sodbrunnen, 
noch  heute  in  vielen  Städten  von  Italien  als  Hausbrunnen  allgebräuehlieh  und 
in  Venedig  'las  einzige.  Sein,,  reichere  Kunstform  im  spätem  Mittelalter  die 
eines   grossen  korinthisierenden  Kapitals,   auch  wohl  mit  figürlichen  Zuthaten. 


Fig.  263.     Weihbecken  im  Dom  zu  Urvieto. 
Baidinger  nach  Ph-  ; 


11.  Buch.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

Überbau,   zum  Tragen  der  Rolle  für  die  Eimerkette,  von  Schmiedeeisen, 
hes    Beispiel   der   letztern   Art    laut    Photographie   im  Palazzo   Saracco  in 
Ferrara.) 

Der  wichtigst  —        Brunnentypus  des  Spätmittelalters  in  Italien 

i>t  der  Stadtbrunnen,  dessen  \\  asser  meist  mit  grossen  Opfern  erkauft  wurde 
und  ersl  wenn  die  Stadl  das  betreffende  Quellgebiel  in  Besitz  hatte.  An- 
sehnliche Städte  haben  bis  heute  nur  Einen  dieser  An.  welcher  bei  Tag 
und  Nacht  als  eil  -  iites  Trinkwasser  heimgesucht  wird;  künstlerisch 
meist  nur  massig  ausgestattet. 

Im  Norden  der  gothische  Brunnslock  mit  Röhren,  von  seihst  auf  die  Formen 
und  auf  den  bildlichen  Schmuck  einer  Kirchenfiale  angewiesen;  später  ofl  aus- 
nd  in  eine  grössere  Heiligenstatue.    Ausnahme:  der  1408  in  Zinn  gegossene 
nnen  heim  Rathaus  in  Braunschweig;  drei  Schalen  übereinander,  mit  viel- 
einung  d<  -   V\  assers. 
In  Italien   besitz!    noch  Viterbo  (hei  Äneas  Sylvius   als  brunnenreich  ge- 
rühmt     zwei    Brunnstöcke    aus    gothischer   Zeit:     Fontana   Pianoscarana    und 
Fontana  grande,    letztere    bereits   mit  zwei  oberen  Schalen,   welche  besondere 
las   Figürliche  beschränkt  auf  Löwenköpfe. 
-  ena  hat    tiefliegende  grosse  Hecken,    von  welchen   nur  Fönte  gaja  des 
-     •    S(  hmuckes  wegen  zu  erwähnen  sein  wird.  (Über  das  sienesischeWasser- 
n  überhaupt:    Milanesi,  Documenti .  I.  p.  ii 1 7 :    II.  p.  44—52;   7G— 80;  96 
7:   III.  p.  278,  306.    Die  Stadt  war  sehr  stolz  darauf  und  hatte 
ich!  gerne,  wenn  die  Brunnen  hei  Anwesenheit  angesehener  Fremden  dürftiges 
Wasser    hatten.      Von    den    mittelalterlichen   Brunnen    von    Florenz   fehlen   die 
Kunden.  (Das  Hauptquellgebiet,  der  Monte  Murello,  ist  nicht  wasserreich.) 
In  Perugia  die  berühmte  Fontana  grande  (1274      1280)  mit  drei  Becken; 
S  iiimick.  von  pisanischen  und  florentinischen  Meistern,    ausser 
em    Kunstwert    wichtig    als   reichster   Beleg    dessen,    was   damals   Phantasie, 
Wissen  und  Religion  mit  einem  Stadtbrunnen  zu  verbinden  wagten. 

Mit  dem  Eintritt  der  Renaissance  geht  die  reichere  Anwendung  des 
Brunnenwesens  nein-  auf  die  Wohnungen  und  Gärten  der  Fürsten  und 
Mächtigen  über.  Als  Träger  der  jetzt  vorgeschrittenen  Hydraulik  sowohl 
als  der  künstlerischen  Ausstattung  treten  vorzüglich  Florentiner  auf.  Die 
Auffindung  antiker  Schalen,  zumal  reich  gebildeter  in  Marmor,  sowie  die 
frühe  Prachtanwenduhg  des  neuen  Stiles  in  den  oben  (§  146)  erwähnten 
Weihbecken  mögen  die  Zierformen  stark  beeinflussl  haben.  Wassergötter 
und  andere  Wasserwesen  des  Altertums,  jetzt  in  die  ganze  neue  Dekoration 
ohnehin  aufgenommen,  waren  der  Brunnensymbolik  besonders  günstig,  sowie 
auch   die    lebendigere  Tierbildung.     Der   sehr   frei   aufgefasste  sogenannte 

in  winde  ein  Symbol  alles  Wasserlebens,  und  ans  dem  Menschenleben 
hinzn  der  von  der  Renaissance  neu  geschaffene  Putto,  das  nackte  Kind. 

Einstweilen  im  ein  Brunnen  des  \\ .  Jahrhunderts  in  seinem 

volle    /  iahen  und  der  Nachweis  von  Abbildungen  ausAndachts- 

bihi-  jken  und  Miniaturen  I  hi   erwünscht. 


§   146a.     Die  Brunneuverzien 


311 


i      Kamin  im  Dogenpalast  zu  Venedig.    (Bald 


inger  nach   P 


Für  die  Hydraulik  zahlreiche  Angaben  und  Vorschriften  im  zehnten  Buche 
d6S  L-B- Albert  de  arte  aedificatoria.     Er  verlang   auf  einmal  sehr  viel  Zier- 


11.  Buch.     IL  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

-  schon  im  neunten  Buche  für  die  Gärten  „an  vielen  Orten  und 
unerwartet  springende  Wasserlein,  praerumpant  aquulae"  (womil  wohl  bereits 
die  sog.  Vexierwasser  gemeint  sind  .  Als  Bauratgeber  des  Papstes  Nikolaus  V. 
neben  Bernardo  vermutlich  B.  Rossellino  bei  dem  grossen  geplanten  vatika- 
nischen Neubau  §  ll.v  mag  er  auch  das  reichliche  Wasserprogramm  für  einen 
ten  und  zwei  Höfe  verantworten,  ..zum  Brauch  und  zur  Schau-,  wie  es  die 
umgebenden  „Höhen"    vertes  montis)  schwerlich  würden  geliefert  haben. 

Der  erste    im  Geisl  des   W.  Jahrh.    geschmückte    Brunnen  (1409—1419) 
war  die  I  Siena,  noch  ein  Stadtbrunnen,  schon  1 .5  i:>  als  Tiefbecken 

erhielt    i  n  Mauerrand  aus  Marmor  mit  heiligen  und  alle- 

an  den  Innenseiten;    auJ  der  Brustwehr  in  Freiskulptur  zwei 
Müttermitje       ■    Kindern,  sowie  auch  Löwen  und  wasserspeiende 
finnen    das  Wahrzeichen  der  Stadt),   auf  welchen  Putten   ritten;    wichtige 
.  des  Jacopo  della  Quercia  (Vasari  [Le  M.]  III,  p.  26,  27  und  Noten, 
Die   Reste  jetzt   im  Museum:    moderne  Wiederholung  nur  der 
d  Ort  und  Stelle. 
Für  Cosimo  Medici    führte    dann   Michelozzo    Feitungen   nacli   den  Fand- 
sitz«  ggiuolo   und   Gareggi  und  in   Assisi   diejenige   von   der  Hohe   nach 

\nevli    hin,    wo    sich    eine    ..schöne  und  reiche"    Brunnenhalle 
F.  M.    QI,  p.  280,  281,  v.  di  Michelozzo).    In  solcher  Umgebung 
dii   enige    figürüche  Ausstattung   entstanden    sein,    welche   auf  das 
übrige  Italien  Eindruck  machte.  -     Wahrscheinlich   von  Donatello  das  meister- 
behandelte  Marmorbecken  der  Sakristei  von  S.  Forenzo  in  Florenz;  für 
arbeitete   er  ein    bewundertes  Granitgefäss  mit  Wasserstrahl,  und 
der  Ait    für   den  Garten  der  Pazzi,    welches  noch  vorhanden  sein 
em    aber    ist    in   neuerer  Zeit    (durch   Bode)  seine  eherne  Gruppe 
Judith    und    Holofernes     Loggia    de'  Lanzi)    als    ehemalige   Brunnengruppe 
Medici  erkannt  worden;    das  Wasser  quoll  aus  den  Ecken  des  Wein- 
en Masken  am  dreiseitigen  Sitz,  dessen  Reliefs  spielender 
Trunk  und  Trunkenheit   parodieren.     (Wahrscheinlich   bald  nach  1440.) 
vorhanden:  der  als  zierliches  Werk  gerühmte  Marmorbrunnen 
Rossellino  im  zweiten  Hof  des  Pal.  Medici,  mit  Putten  (offenbar  in 
Delphinen    den   Rachen    zum  Speien   aufsperrten  (Vasari 
Le  M.    IX.  p.  217,  v.  di  Aul.  Rossellino). 

.-  florentinisch  und  von  bester  Arbeit:  im  Southkensington-Museum 
che  Terrakottagruppe    zweier  Füllen   mit    einem  Delphin,   Modell    für 
hrauck. 

jinliir,   bei  Verrochio  für  einen  Brunnen  in  Careggi  be- 
renz  in  den  Hof  des  Signorenpalastes  gesetzt:  der 
tto  mit  i  Delphin,  in  Erz  (Vasari  [Le  M.]  V,  p.  1 1  i. 

■ 

dei  I  ei  ne  :  l  riuliano  da  Majano  (laut   nicht 
I     \i.    |\ .  |>.  346    baut  in  Neapel  das  könig- 
liche mit  den  schönen  Brunnen  und  Leitungen,  welche 

in   die  Stadt  und  für  die  Häuser  der  Edelleute 
nungen  zu  vielen  Brunnen,  mit  schönen  und 
•  •    Erfindungen." 


§  146a.     Die  Brunnenverziermig.  313 

Auf  Bestellung  des  Königs  Matthias  von  Ungarn  (■]-  1490  ein  Brunnen 
in   Florenz  gearbeitet;  laut  Poliziano: 

Tusca  manus,  Tuscum  marmor,  Rex  Ungarus  auctor, 
Aureus  hoc  Ister  surgere  fönte  velit. 

Zu  Ferrara  im  Palastgarten  des  Herzogs  Ercole  I.  ein  Brunnen  (von 
Florentiner  Arbeit?),  oben  eine  Hydra  mit  sieben,  reichliches  Wasser  spendenden 
Köpfen,  unten  eine  reich  skulpierte  Marmorschale.  —  Auf  der  Piazza  daselbst 
ein  Marmorbrunnen,  dessen  Leitung  wenigstens  vielen  Aufwand  und  Änderungen 
Qötig  machte  (1481—1492). 

Relativer  Stillstand  im  ganzen  mediceischen  Bauwesen  seit  der  ersten  Ver- 
treibung des  Hauses  1494  bis  auf  die  gesicherte  Regierungszeit  des  1537  empor- 
gekommenen Herzogs  Cosimo  I.  Doch  arbeitete  noch  1515  Giov.  Francesco 
Rustici  als  Brunnenfigur  wiederum  für  einen  Hof  des  Palazzo  Medici  einen 
kleinen  ehernen  Merkur,  welcher  dem  späteren,  berühmten  des  Giov.  Bologna 
sehr  ähnlich  gewesen  sein  mag,  schwebend  über  einer  Kugel;  die  Wasserleitung, 
welche  durch  die  Figur  aufwärts  ging,  brachte  dann,  sei  es  diese  selbst,  sei 
es  nur  ein  Werkzeug  in  ihrer  Hand  zu  einer  drehenden  Bewegung.  (Worüber 
unklar  Vasari  [Le  M.|  XII.  p.  •'!.  v.  di  Rustici.  Vermutlich  war  auch  die  pag.  8 
erwähnte  eherne  ,.Grazie-,  welche  sich  die  Brust  drückte,    eine  Brunnenfigur.) 

In  Rom  beginnt  der  thatsächliche  grössere  Wasseraufwand  mit  Sixtus  IV. 
<  1  1-7:2 — 1484)  durch  stärkere  Speisung  und  Reinigung  der  antiken  Aqua  Virgo, 
nachdem  schon  Nikolaus  V.  .durch  die  Florentiner  L.  B.  Alberti  und  Bernardo? 
damit  einen  Anfang  gemacht  und  auf  Piazza  di  Trevi  einen  Marmorbrunnen  mit 
dem  massigen  Schmuck  eines  päpstlichen  und  eines  Stadtwappens  errichtet  hatte. 

Vor  St.  Peter  entstand  spätestens  unter  Innozenz  VIII.  ein  grosser  sprin- 
gender Brunnen  von  zwei  Schalen,  mit  Bildwerk  flapidibus  marmoreis  figuratis, 
Infessura,  bei  Eccard,  scriptores  II,  Col.  1993),  verbessert  oder  vollendet  unter 
Alexander  VI.,  ..ein  Brunnen,  wie  man  ihn  in  ganz  Italien  nicht  mehr  finde"; 
er  war  im  Atrium  hinter  dem  durch  Abbildungen  bekannten  Cantharus  mit 
dem  grossen  ehernen  Pinienapfe]  aufgestellt. 

Unter  Alexander  VI.  durch  Kardinal  Lopez  auch  ein  berühmter  Brunnen 
bei  S.  Maria  in  Trastevere,  bereits  unter  Teilnahme  des  Bramante. 

Wer  an  der  Kurie  Einfluss  hatte,  scheint  schon  damals  sich  für  Garten 
oder  Vigne  Wasser  verschafft  zu  haben.  Bei  jener  Verstärkung  der  Acquä  di 
Trevi  errichtete  ein  Guriale  Dossi  in  seinem  anstossenden  Garten  einen  Marmor- 
brunnen, an  welchem  wenigstens  Sprüche  alter  Weisen  eingemeisselt  waren. 
Ein  späteres  allgemeines  I'rleil  hei  Doni.  Disegno  (ed.  Venez.  L549,  Fol.  12), 
nach  Erwähnung  von  Fontänen  mit  menschlichen  und  Tierfiguren,  Wasser- 
wesen etc.:  et  chi  vuol  vedere  fontane  mirabili,  guardi  ne'  palazzi  delle  \ 
(sie)  de'  prelati  in  Roma. 

Bei  diesen  Besitzern  hauptsächlich  wird  man  die  vielartigen  Weisen,  einen 
massigen  Vorrat  /.nr  Geltung  zu  bringen,  voraussetzen  dürfen,  wovon  in  den 
1 '»liefen  des  Annibale  Garo  L538  und  des  Claudio  Tolomei  1543  die  Rede 
ist.  (Lettere  pittoriche,  V,  p.  29  und  p.  91,  vgl.  §  L25.  Das  Wasser  wird  ge- 
braucht strömend,  träufelnd,  seufzend,  in  versteckte  Thongefässe  uiederdröhnend, 
steigend  und  fallend:  ein  und  dasselbe  Wasser  muss  schäumend  stürzen,  rieseln. 
aus  Röhren  spritzen,    als  liegen    niederfallen    und  doch  auch  in  der  Mitte  des 


314  ^-  Buch.     11.  Kapitel.    Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

kens  emporbrodeln;  anderes  zittert   furchtsam,  und  zwischen  hinein  melden 

sie':  rstrahlen;   mit  der  Zeit  werde  man  auch  das  Schwitzen,  Tauen   und 

oachahmen  lernen.       Da/u  teils  au-  eigener  Erfindung,  teils  aus  antiken 

tnmern  und  Aussagen  an  und  in  den  Grotten:   Rustica  in  Tuff,  Tropfstein, 

antike    Fragmente,    Muscheln,    Korallen,    Schnecken    und    eine    ganze,    dazu 

Vegetation.  Für   die   beginnende    Barockzeil    in   solchen    Dingen 

.    -  uri  I.  i'.   125,  Introduzione. 

Julius  11.  1503 — 1513)  verstärkte  nochmals  (1509)  die  Aqua  Virgo  und 
führte,  auch  nach  dem  Neubau  des  Vatikans  zwei  Miglien  weit  Wasser  her,  angeb- 
lich nur  t  Brunnen  im  Belvedere,  eher  aber  ihr  den  Neuhau  überhaupt, 
auch  wohl  für  d>'\\  grossen  hintern  Garten.  Über  die  Verbindung  berühmter 
vatikanischer  Antiken  mit  fliessendem  Wasser  vgl.  £  126  samt  Anmerkung:.  — 
Knhte  all  dies  im  Belvedere  und  im  obern  Teil  des  grossen  neuen 
Hofes  (dem  spätem  Giardino  della  Pigna)  gebrauchte  Wasser  noch  einmal  im 
intern  Teil  zu  einem  sehr  schönen  Brunnen  .zu  sammeln".  Vasari  (Le  M.) 
VII,  p.  132,  v.  di  Bramante;  der  jetzige  viel  neuer. 

Mi<  helangelos    Absicht    in    Betreff  der   Gruppe   des   farnesischen   Stieres 
Benützung  antiker,    auf  Urnen  lehnender  Wussergötter;  Nil  und 
r   auf  dem  Kapitol,   an   der  von   Michelangelo  angegebenen  äusseren  Doppel- 
■  !•■-  Palazzo  di     3     atore.  —  Auch  schon  moderne  Nachahmung  hievon: 
ri    Le  M.)  N.  p.  l'*7.  v.  di  Pierino  da  Vinci;  bald  sehr  häufig  überall. 
Für  den  Brunnenschmuck   der  ral'aelischen  Zeit    müssen   besonders   aus- 
gewesen sein  die  Gartenanlagen  der  grossen  Villa  des  Kardinals  Giulio 
Medici  (§   119),    seither  Villa  Madama,    und   zwar  weniger  in  dem  Ausge- 
führt. •]!.  als  in  den  oft  und  stark  wechselnden  Kntwürfen,  mitgeteilt  bei  v.  Gey- 
müller,  Rafaello  etc.   studiato    come  architetto.     Über  den  Anteil  des  Giovanni 
I    line     :  I7ÖI  vgl.  Vasari  (Le  M.)  XI,  p.  306,  v.  di  Udine;  derselbe  soll  hier 
i    kurz    vorher    in  Rom  entdeckten  antiken  Raum  mit  lauter  Meereswesen 
und  Meeressymbolik,    drn   man  für  ein  Heiligtum  Neptuns  nahm,    stark  nach- 
imt    und    doch    reichlich    überboten    haben:    ferner  ist   die  Rede  von  einem 
äserspeienden  Elephanlenkopf.  sowie  von  einem  Baum- und  Fels- 
kicht  mit  Wassern,  welche    aus  Stalaktiten   etc.  flössen,    alles   bekrönt   von 
•  ii  Löwenhaupt,  umzogen   von  Frauenhaar  und  anderen  bezüglichen 

/.eil. 

•  •ii  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  hin  erhoben  sich  dekorative 
Baukunst   and  Skulptur,  meist  schon  dem  beginnenden  Manierismus  zuge- 
wendet,  zu  grossen   Brunnengebilden    sowohl    auf  öffentlichen  J'lätzen  als 
in  Gärten,   auch  wenn  das  verfügbare  Wasser   kaum   dazu  im  Verhältnis 
Von    der    modernen   konventionellen    Wasserwelt  mythologischen, 
allegorischen  and  heraldischen  Inhalts  sind  eist  hier  die  vollständigen  Dar- 
stellungen al.-  erhalten  nachzuweisen:  göttliche,  menschliche  und  tierische 
de,  oft  ausgehend  in   r?ischschweife.    Das  Eandhaben  von  Urnen  und 
die  Verbindung  mit  den  Speitieren  gewährl  lebendige  Motive  und  die  mehr 
dekorative  Ausführung  ersparl  der  Kunst  anspruchsvolle  Zierlichkeiten,  in 
welchen  sie  damals  sonst  nicht   immer  glücklich  war.     Aufbau  und  Profil 
/•■n.  Aufeinanderfolge,   Schmuck  und  Grösse  der  oberen  Schalen  und 


§  146a.    Die  Brnnnenverzierung.  ;;i;, 

des  untern  Beckens,  auch  vermittelt  durch  Stützfiguren,  werden  öfter  mit 
grossem  Schönheitssinn  behandelt :  das  Wasserspeien  wird  jetzt  in  einer 
Menge  von  Erfindungen  den  verschiedensten  Wesen  anvertraut.  Ai>  ein- 
fachere Aufgaben  stellen  sich  ein:  der  Wandbrunnen  und  die  Nische;  in 
Palästen  und  Gärten  jetzt  erhaltene  Grotten  mit  Stalaktiten,  Stuccaturen 
und  Skulpturen  aller  Art. 

Der  bevorzugte  Meister  Giov.  Agnolo  Montorsoli  (geb.  bei  Florenz  nach 
1500,  st.  1563,  Vasari  [Le  M.]  XII.  p.  20,  55  .  im  Stil,  wie  alle  folgenden. 
von  Michelangelo  abhängig;  Hauptwerke  die  beiden  grossen  Stadtbrunnen  in 
Messina,  an  der  Marina  und  heim  Dom:  dieser  ein  dreischaliger  Aufhau  mit 
vier  Flussgöttern,  acht  Meerwundern,  Delphinen,  Masken,  Reliefs,  oben  die  Statue 
des  Orion,  alles  in  carrarischem  Marmor. 

Allerdings  vermass  sieh  Bandinelli  (Brief  an  Herzog  Gosimo  1550,  Lettere 
pittoriche  I,  37)  einen  Brunnen  zu  schaffen,  der  nicht  nur  diesen,  sondern  alle. 
welche  die  Erde  trage  und  welche  einst  Römer  und  Griechen  hervorgebracht, 
übertreffen  solle. 

In  Genua  war  Montorsoli,  als  Baumeister  auch  für  Brunnen,  durch  das 
Haus  Doria  beschäftigt.  Ein  Seeungetüm.  für  dieses  Haus  gearbeitet,  ging 
bereits  nach  Spanien  an  Kardinal  Granvella.  (Der  Neptun  mit  Wagen  und 
Seepferden  in  dem  von  Adlern  umgebenen  Becken,  im  grossen  Garten  zunächst 
hinter  dem  Palast,  soll  jedoch  nicht  von  Montorsoli .  sondern  von  Taddeo  Car- 
lone  sein.) 

Villa  d'  Este  (§  124)  zu  Tivoli,  um  1550  unter  Pirro  Ligorio  angelegt,  durch 
unbeschränkte  Verfügung  über  den  Teverone  ein  Vorbild  aller  Wasserpracht; 
alle  jetzige  Einfassung  und  Skulptur  der  Brunnen  und  Grotten  erst  im  Barock- 
stil geschaffen  oder  überarbeitet;  die  vielen  antiken  Statuen,  die  in  der  Villa 
(auch  wohl  in  Verbindung  mit  den  Wassern i  standen,  im  XVIII.  Jahrhundert 
in  den  Vatikan  übertragen. 

In  der  Vigna  di  Papa  Giulio  IM  1550-  1555),  vor  Porta  del  Popolo  zu 
Rom,  hauptsächlich  von  Vignola,  die  Wasserwerke  nie  völlig  ausgeführt;  auch 
in  dem  tiefliegenden  hintern  Hof.  einem  Asyl  alles  Kühlen,  nur  das  Nympheum 
in  der  Mitte  vollständig. 

Ausserdem  von  Vignola  im  wesentlichen  herstammend :  die  Brunnen  und 
Terrassenaufstiege   der   Villa  Lante  alla  Bagnaja  vor  Viterbo,    —    die  W 
der  Caprarola,  —  sowie  in  Rom    der  Aufstieg  zu  den  Orti  Farnesiani  von  der 
grossen  Pforte  am   Forum  her.  mit   Treppen  und  Grotten  in  Absätzen. 

In  anderm  Sinne  einflussreich  winden  damals  die  Brunnenskulpturen  der 
herzoglichen  Villa  Gastello  bei  Firnen/  so  benannl  nach  einem  antiken  Wasser- 
Gastelhmi'.  welche  seil  1546  durch  Nie.  Pericoli,  genannt  Tribolo,  und  dessen 
Gehilfen  entstanden;  hier  sah  man  (und  sieht  man  zum  Teil  noch)  Kinder- 
figuren, u.  a.  dem  antiken  Kinde  im!  der  Gans  nachgebildet,  weibliche  Ge- 
stalten, die  sich  das  Wasser  aus  dem  Haar  wanden.  Seewidder  und  andere 
Meerwunder,  den  von  Herkules  erdrückten  Antäus  als  Speifigur,  Kolosse  von 
Berggöttern  mit  triefendem  Bart,  auch  die  schon  sonst  üblichen  Flussgötter 
mit  Urnen,  Vexierwasser  aller  Art,  träufelnde  »hotten  und  auch  wahre  Spiele- 
reien.    Vasari    Le  M.    X.  p.  256  ss.,  v.  di  Tribolo.    Ibid.  p.   283  ss.,  v.    di   Pie- 


11.  Buch.     11.  Kapitel.     Dekorative  Skulptur  in  Stein. 

rino   da  Vinci    Ibid.    Le  M.    Ml.   p.  29,    v.  * l i  Montorsoli.    (Von  Tropfsteinen, 

tarteri,   schaffte   Antonio   da   Sangallo   dem    Herzog   als  Probe   eine  Saumlast; 

sein  Begleitbrief  Gay e,  Carteggio,   II.  p.  344,  zeigt,  d.iss  die  Stalaktiten  damals 

in  Rom    schon    sehr    in  Übung    waren    und    dass    man    dabei  bestimmte  antike 

Hainen    als    Vorbilder    nannte.    —  Gegenüber    der   oben    aufgezählten  Gesamt- 

anlag  inzelideen    mal   auch   die   blossen  Einfälle  das  Über- 

;.  ht.    Wie  weil    dies  auch  von  dem  Brunnenwesen  «ha-  übrigen  Villen  des 

mo  und  seiner  nächsten  Nachfolger  gilt,  wissen  wir  nicht  näher  anzugeben. 

Für  Schalen  sah  man  sich  bereits  nach  ungeheuren  Monolithen  um;  eine 

lale  v.ui  zwölf  Braccien  aus  Elba    für  den  Garten  Boboli;    Vasari  (Le 

M.    X.  p.  278,  v.  di  Tribolo. 

In  griff  der  mächtigste  Meister  der  nachmiehelangelesken  Plastik, 

es  nie  vergessen  darf,  dass  er  ein  Niederländer  war,  Giovan  Bologna 

(1529     1608)    auch    in    die  Brunnenskulptur   mit  Hauptwerken   ein. 

rühmter  schwebender  Merkur  (Florenz,   Museo  nazionale)   stand    einst 

ai    sprudelnden  Becken    in   der  Mitte   der   Erdgeschosshalle   der  Villa 

Rom;    in  Bologna    vereinig!    der  Neptunsbrunnen   der  Piazza   (1564) 

rzügüche  Ausführung   mit    dem  schönsten,    elastischen  Aufbau  in  aus- 

Ihlten  Motiven;    im    Giardino    Boboli   zu  Florenz   ragt    über    dem  Brunnen 

1576    der  Pfeiler  mit  den  drei  grossen  Stromgöttern,  gekrönt  durch 

den  Oceanus,  einfach  majestätisch  wie  kein  anderes  Brunnengebilde  von  Italien 

und  ganz  Abendland. 

:   dem  Siuinneiiiil.it/..    mit  vielem  Aufwand  von  Erz  und  Marmor  und 
nur  von  geringer  Wirkung,  der  Neptunsbrunnen  des  Ammanati.    In  Rom 
i-t    von    damaliger    florentinischer   Kunst,   die   höchst   anmutige   Fontana   delle 
Tartarughe,  ein  Werk  des  Taddeo  Landini  (1585). 

.Mit  dem  Eintritt  des  eigentlichen  Barocco  (um  1580)  trifft  eine  noch- 

irtige  Steigerung  (\i^  römischen  Wasseraufwandes  zusammen. 

Sixtus  V.  (1585-    90)  fiihrl   di''  Aqua   Marcia,  jetzt  nach  ihm  Acqua  Feiice 

ant,   in  die  Stadt;    unter  Paul  Y.  (1605     1621)  folgt,   zum  Teil  vom 

di   Bracciano  gespeist,   die  Acqua   Paula,     .letzt  erst  vollendet  Eom 

ii  neuen  Bautypus,  und  der  Barocco,  in  seiner  nunmehrigen  Verbrei- 

vnii  hie]-  aus  über  die  Welt,  wird  in  hohem  Grade  eine  Kombination 

•  nehmen  Architektur  mir  belebtem   Wasser. 


III.  Kapiti 
Dekoration  in  Erz. 

■  IT. 
im  i  k   u  ii  d    'I  i  e   g  i"  ö  Baten   Gü 

Die  Dekoration  in  Erz  isl   von  ehernen  antiken  Vorbildern  fast  gänz- 
lich  anabhängig,   vielmehr  'ine  freie  Äusserung  des  Schönheitssinnes  und 


§  147.    Die  Technik  und  die  grössten  I 


317 


echten  Luxus  der  Renaissance,  teilweise  auch  eine  geistreiche  ömdeutung 
der  im  Marmor  herrschenden  Formen. 

Antike  Bronzegegenstände  müssen  damals  noch  sehr  selten  gewesen  und 
kaum  je  nachgeahmt  worden  sein.   Abgesehen  von  ehernen  Pforten,  wie  dii 
Pantheon,  ist  mir  nur  Eine  hieher  zu  heziehende  Aussage  bekannt:  Verrochio 
vollendet  1469  einen  ehernen  Leuchter  a  similitudine  di  certo  vaso  (Gaye,  car- 
teggio  I,  p.  5613  s.),    worunter  doch  nur 
mit  Wahrscheinlichkeit  ein  antikes  Bronze- 
gerät zu  verstehen  sein  mag. 

Die  Technik  des  Gusses  war  schon 
längst  eine  vollendete,  die  Gewöhnung 
durch  das  Glockengiessen  und  Kanonen- 
giessen  ununterbrochen:  der  allgemeine 
Luxus  des  XV.  Jahrhunderts,  zumal  in 
reichen  Städten  Oberitaliens,  that  das 
Übrige.  In  der  Gap.  Zeno  zu  S.  Marco 
in  Venedig  Altar  und  Grab  von  Erz; 
Bronzereliefs  und  ganze  bronzene  Wand- 
gräber etc.  in  Padua,  von  Donatello, 
Vellano,  Riccio;  vgl.  auch  §  141.  Der 
ohne  Zweifel  wichtigste  eherne  Altar  in 
Italien,  der  grosse  Hochaltar  des  Santo 
in  Padua,  ein  Werk  des  Donatello  und 
seiner  Gehilfen,  wurde  später  ausein- 
andergenommen und  neuerdings ,  aber 
wohl  schwerlich  richtig,  wieder  aufge- 
baut. —  Die  Beschreibung  eines  grossen 
bronzenen,  vergoldeten  Prachtaltars  mit 
silbernen  Figuren,  1521 — 26,  in  S.  Maria 
della  Misericordia  zu  Bergamo,  im  Ano- 
nimo  di  Morelli  (jetzt  verschwunden; 
laut  Vasari  IV,  p.  151,  Nota  1  (Le  M.  VII, 
p.  127,  Nota),  v.  di  Bramante,  hätte  man 
das  leuchtende  Metall  gewählt,  weil  der 
betreffende  Chor  dunkel  war).  In  Rom 
sind  einige  Papstgräber  aus  Erz:  das- 
jenige Martins  V.  von  Simone  di  I  riovanni 
Ghini'?),  Sixtus  IV.  und  Innozenz  VIII. 
von  Ant.  Pollajuolo  (S.  441  , 

Doch  sind  Werke  dieser  Art  ,  wo  das  Erz  wesentlich  den  Formen  der 
Marmordekoration  folgen  muss.  bei  aller  Zierlichkeit  nicht  das  Entscheidende. 
Am  Grabe  Sixtus'  IV.  von  prachtvoller  Wirkung  die  abwärts  laufenden  Voluten 
des  Paradebettes. 


Fig.  265.    Von  (ilühertis  /.weiter  Thur  in  Florenz. 


: 


11.  Buch.     111.  Kapitel.     Dekoration  in  Ei  :. 


§  11S- 
T  fort  e  u   n  n  '1    Gitl  e  r. 

Dem  Erz  ursprünglich  eigen   sind  feierliche  Pforten  und  Gitter.     In 
ff  der  erstem  folgte  die  Renaissance  nur  einem  Brauch,  welchen  das 
ganze  Mittelalter  festgehalten  hatte. 

An   den    beiden    berühmt  ten    Ghibertis     S.    Giovanni    in   Florenz) 

durchaus,    \\.t>   die  Thürflügel    betrifft,    dir  Skulptur.     Dagegen    sind 
^ussenseil  Pfosten  und  der  Oberschwellen  an  denselben,  sowie  auch 

air  der  dritten  Pforte     mit    den  Flügeln    von  Andrea   Pisano,    die  er  ebenfalls 
durch  »Ute    hochwichtig  als  vielleicht  frühste  Beispiele  der  mehr 

naturalistischen  Arabeske,  des  Laubgewindes  (§   134).    Und 
zwar  ist  es  hier  speziell  eine  verklärte  Darstellung  der  bei 
Kirchenfesten  um  die  Pforten  uelegten,   unten  in  Gefässen 
stehenden  Stangen,  an  welche  Laub,  Blumen  und  Früchte 
unden  werden  (Fig.  265).     An   der  dritten  Thür  geht 
Naturalismus  schon  beinahe  über  die  erlaubten  Grenzen. 
Die  Thürflügel  von  St.  Peter,  gegossen  1433 — 45  von 
Filarete,  sind  in  ihren  dekorativen  Bestandteilen  noch  ziem- 
lich unfrei;  die  Rahmen  um  die  Reliefflächen  durch  Ranken- 
werk   in    Spiralen    mit    zahlreichen    kleinen    Figurinen   da- 
zwischen  ausgefüllt.   --  Donatellos  kleine  Thürflügel  in  der 
Sakristei  von  S.  Lorenzo    in  Florenz   sind   nur   durch   ihre 
höchst  lebendigen  Heiligenfiguren  bedeutend. 

Auch  an  den  ehernen  Thüren  des  Jacopo  Sansovino 
im  Chor  von  S.  Marco  zu  Venedig  und  des  Guglielmo  Monaco 
am  Triumphbogen  des  Alfons  im  Gastello  nuovo  zu  Neapel 
herrscht  durchaus  das  Relief  über  die  Dekoration  vor.  - 
Anfang  des  Barockstils  an  den  Pforten  des  Domes  zu  Pisa, 
von  Gio.  da  Bologna.  —  Alter,  aber  nicht  bedeutend,  die 
ehernen  Thüren  der  Krypta  de^  Domes  von  Neapel,  von 
Tommaso  Malvito,  zwischen   1497  und   ir>07. 

Die   auffallend    geringe  Zahl   solcher  Pforten   erklärt 

sich  n.  a.  durch  die  Seltenheit  vollendeter  Fassaden,  §  <>!». 

Umsonsl  entwarf  Donatello  eine  Thür  für  das  Baptisterium 

.i  II.  p.  il  i  3.    Le  M.  III,  p.  259  s.i,  v.  di  Donatello;  Milanesi  II, 

Thüren  übergehen  wir.  —  Laut  Malipiero  (Archiv. 

VII,  I,  |  hm  Karl  \  III.    1  1-95  eherne  Thüren  aus  dem  Kastell  von 

nd  sandt«  s    »eszeichen   uach  Frankreich.    Das  schönste  eherne 

p.  della  Cintola  ,    von    dem  Florentiner  Bruno  di 

itigei  LJmdeutung  gothischer  Motive;  zierliches  Ranken- 

i  Palmetten  und  Kandelaber  (1461  von  Pas- 

Iciano  .         I  ber  das  bronzene  Strickgeflecht  ober- 

irkophages  in  S.  Lorenzo  zu  Florenz  eine  echt   uatura- 

eiVaf    ri  III.  p.  362  (Le  M.  V,  p.  1  13),  v.  di  Verrocchio.  - 

Antonio  Ormanni  am  Einsrang  der  Libreria 


r 
Xohl.j 


S  148.     Pforten  und  Gitter. 


319 


und  an  der  Durchsicht  in  die  Unterkirche  im  Dom  von  Siena,  sowie  in  S. 
A^ostino.  Milaiiesi  II.  p.  458;  Vasari  III.  p.  518  Le  M.  V.  p.  285),  im  Gomment. 
zu  v.  di  Pinturicchio ,  und  III.  p.  688,  Nota  1  (Le  M.  VI,  p.  141,  Nota),  v.  di 
Signorelli.  —  Über  das  Gitter  und  die  Kandelaber  an  Sansovinos  Altar  in  S. 
Spirito  zu  Florenz,  Vasari  IV.  p.  512  (Le  M.  VIII,  p.  164),  v.  di  Andrea  San- 
sovino.  —  Die  Gitter  für  die  Antoniuskapelle  im  Santo  zu  Padua,  bereits  ge- 
formt von  'Irin  vortrefflichen  Dekorator  Tiziano  Minio,  blieben  durch  dessen  Tod 


Fie.  267.    Kandelaber  zu  Venedif 


Fig.  268.     Fahnenhalter  zu  Venedij 


(1552)  unausgeführt  Scardeonius,  ap.  Graev.  thesaur.  VI,  III.  Col.  ii-'s.  Die 
Stuccaturen  derselben   Kapelle  s.  ?i  177. 

Hin  gleiehmiissi^'  «reitendes  ästhetisches  Gesetz  wird  sieh  in  diesen  Arbeiten 
kaum  nachweisen  lassen,  indem  die  einen  mehr  herb  architektonisch,  die  andern 
mehr  spielend  dekorativ  verfahren.  Massenweise  sind  eherne  Gitter,  Schranken  etc. 
erst  aus  der  Barockzefl  vorhanden. 

Die  Gitter  ans  geschmiedetem  Eisen,  in  der  gothischen  Zeit  bisweilen 
trefflich  und  in  ihrer  Weise  vollkommen  das  beste  vielleicht  in  der  Sakristei 
von  S.  Croce  in  Florenz;  ein  anderes  berühmtes  im  Dom  von  Orvieto  1337, 
vgl.  Della  Valle,   storia    de!    duomo   di  Orvieto,    p.   111    und   Doc.  35;    an 


II.  Buch.     111.  Kapitel.     Dekoration  in  Erz. 


ihnt  bei  Milanesi  1.  p.  309,  11.  p.  13,  II.  163  wollen  zu  der  Formenwell 
der  Renaissance  ungleich  weniger  passen.  In  der  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts war  für  Eisenzierrath  ein  gew.  Gio.  Batt.  Gerabalia  berühmt  (Lomazzo, 
p.  423),  ob  insbesondere  für  Gitter,  wird  aichl  gesagt. 

Zu  :  -  \\ .  Jahrhunderts  war  in  Florenz  Niccolö  Grosso,   genannt 

.ira,   ein«    -        ilitäl  für  die  eisernen  Fahnen-   und  Fackelhalter   am  Erd- 


Wahlurne  zu  Padua.    iUerdtle.) 


Fig.  270.    Ciborium  des  Domes 
[zu  Siena. 


von    ihm    sind  auch    die   berühmten    Laternen   am    Pal. 

66),  sjnifico    wollte   sogar  Arbeiten   des  Grosso   als 

chenki  A  bicken.    Vasari  [V,  p.   145  --.    he  M.  VIII,  p.  118  ss.), 

v.  di  I  D  lein  und  zugleich  derben  Zierstücke  gehören 

.   Rusticapalast. 


^   i4v*.     Leuchter  und  verschiedene  Oegenstämle. 


321 


§  149. 
Leuchter  und  verschiedene  Gegenstände. 

Der  bronzene  Stehleuchter  der  Eenaissance  ist  von  dem  antiken  sowohl 
als  von  dem  mittelalterlichen  unabhängig-:  sein  sinn  ist  eher  der  eines  in 
die  Bedingungen  des  Erzes  übertragenen  antiken  Marniorkandelabers. 

Seitdem  die  Bronzeleuchter  zumal  aus  Pompeji  massenweise  vorhanden 
sind,  kann  hierüber  kein  Zweifel  herrschen.  Es  fehlt  ihnen  durchaus  die  vasen- 
artige Ausbauchung  und  Einziehung,  mit  Einem  Wort  das  Gewichtige,  dessen 
der  Altarleuchter  schon  als  Träger  einer  schweren  Kerze  (nicht  bloss  einer 
Lampe)  bedarf. 

Auf  den  Marmorkandelaber  (§  146 )  als  Vorbild  weist  auch  das  bisweilen 
üppige  Laubwerk    und  die  Ausfüllung  solcher  Teile  hin  ,    welche  beim  antiken 


Fig.  272.     Thürklopfer  von 
Bologna.     (Nohl.i 


Fig.  271.    Fahnen-  oder  Fackelhalter  zu  Siena. 


Bronzekandelaber  ollen  und  durchsichtig  bleiben,  z.  B.  der  Raum  zwischen  den 
hier  äusserst  kräftig  gebildeten  Tierfüssen. 

Die  vorzüglichsten  Leuchter  sowohl  für  Altarkerzen  als  für  grössere: 
mehrere  in  der  Gertosa  bei  Pavia,  auch  in  einigen  venezianischen  Kirchen. 
z.  B.  alla  Salute.  Sodann  der  grosse  Osterkerzenleuchter  des  Andrea  Riccio 
im  Santo  zu  Padua,  l^'T  1516,  von  ausserordentlichem  Reichtum  an  Reliefs. 
Eckfiguren  und  Zierat  jeder  Art,  und  von  schönstem  Geschmack  in  allen  De- 
tails; nur  hat  das  Ganze  zu  viele  Teile  im  Verhältnis  zur  Grösse,  was  auch  von 
dem  <  osterkerzenleuchter  >\r>  Bresciano  in  der  Salute  zu  Venedig  gilt  i  Fig.  2 
Verzierte  Leuchter.  Lichtstöcke,  Mörser,  Behälter  etc.  in  South- Kensington-Museum. 

Burckhanlt.  Italien.  Renaissance.    4.  Aufl.  -1 


11.  Buch.     III.  Kapitel.     Dekoration  in  Erz. 

s.  unten  bei  Anlass  der  Goldschmiedekunst. 
Der  allgemein  verbreitete  monumentale  Prachtsinn  wies  dem  Erzguss 
viele  stände  zu.  welche  sonst  aus  stein  oder  Eisen  und  in  weniger. 

In  Formen  wären  gebildet  weiden. 

Die    bronzene    reichverzierte  Basis    einer    antiken    ehernen  Statue  in  den 
Offizien,  wahrscheinlich  von  Desiderio  da  Setliirnano  (§  135). 

Die  Halter  für  die  Fahnenmasten  auf  dem  Markusplatz  zu  Venedig,  von 
rdo    i    13  leicht  die  schönste  «lenkbare  Lösung  der  be- 

Fig.  : 
Wahlurne  in  Padua    Fig.  269  . 
lanken,   originell -prächtigen    Altartabernakel    im   Dom   zu   Siena 
bietta  und  in  der  Kirche  Fontegiusta  von  Lorenzo  Marinna 
-    27 

twas  frühern  Arbeiten  des  Gio.  di  Turino  in  Siena  (st.  um  1454), 

Thürchen  ilustrade,  ein  Weihbecken,  ein  Tabernakel  etc.    Vasari  III, 

i    V,  p.    1  im  Gomment.  zu  v.  di  Ant.  Pollajuolo.    Vgl.  §  181. 

Michelangelos  Ciborium  für  S.  Maria  degli  Angeli  zu  Rom,  zu  Yasaris  Zeit 

rtig,  schein!  nicht  mehr  vorhanden  zu  sein. 

:   die  Leuchter  und  den  Tabernakel  des  Girol.  Lombardi  müssen  wir 

■    -   ii   VI,  p.    180,    Nota  3     he  M.   XI.    p.  241    und  Nota),    v.  di  Garofalo 

■ 

Die  ehernen  Thürringe  und  Haken  am  Pal.  del  Magnificozu  Siena  (Fig.  271), 
von  I  i  reih    um    1500),  der  auch  schöne  Konsolen  für  Engelfiguren 

im  1  3;    Milanesi  III.  p.  28.    —    Etwas  später  arbeitete  daselbst  in  ähn- 

lich« ständen  Carlo  d' Andrea  und  dessen  Sohn  Giovanni,  ibid.  p.  68.  — 

Weihbecken  in  Fontegiusta,  von  Giovanni  delle  Hombarde,    I  i-S(), 
und  im  l1          Sakristei),  von  Gio.  di  Turino,  letzteres  emailliert  und  auf  einen 
-  Die  Thürklopfer  in  Bologna  sind  fast  alle  spätem  Ursprungs 
;     .. 

rnen  (und  vollends,  bei  Paul  II.,  silbernem  Kühlvasen,  Kohlen- 

m.    von  welchen  besonders  Benvenuto  Gellini  spricht,   ist 

s  Erhi  erhalten.   -       Wo  die  am  schönsten  verzierten  Glocken   und 

ist  dem  Verfasser  nicht  bekannt. 

mit   oini_"-le<_4er  Arbeit,  all'  azimina,  in  venezianischen  Häu- 

ino,  Venezia,  Pol.   1  12. 

ternenmündungen    im  Hof  des  Dogenpalastes 
rs    die    eine   mil   üppigem  figürlichem  Schmuck 
!.    :  enutos  untergegangenen  Arbeiten  geben. 


§  150.     Abnahme  der  Bemalung  seit  dem  XIV.  Jahrhundert; 


:;■'• 


IV.  Kapitel. 
Arbeiten  in  Holz. 

§  150. 

Ali  nah  nie  der  Bemal  um;-  seit  dem  XIV.  Jahrhundert. 

Die  Verzierung  hölzerner  "Wandbekleiduimeii.  sitze  und  Geräte  hatte 
im  Mittelalter  hauptsächlich  in  Bemalung  und  Vergoldung  bestanden.  Ein 
höherer  dekorativer  Stil  konnte  erst  beginnen,  als  sich  auch  die  Holzarbeit 
rein  auf  die  plastische  Form  und  daneben  auf 
das  Einlegen  von  Zeichnungen  mit  Hölzern  ver- 
schiedener Farbe  (Intarsia)  verliess. 

Wenn  selbst  die  Marmorskulptur  der  pisa- 
nischen  Schule  noch  bisweilen  polychromatisch 
war.  und  wenn  im  Norden  der  hölzerne  geschnitzte 
Schrein  bis  spät  in  reichen  Farben  prangte,  so 
darf  es  nicht  befremden,  dass  z.  B.  in  Siena  noch 
1370  ein  Holzleuchter,  1375  ein  Stimmzettelkaslt-n. 
1380  ein  Reliquienschrein  und  1412  ein  Sakristei- 
schrank, sowie  ein  ganzes  grosses  Chorstuhlwerk 
(s.  unten)  mit  Bemalung  vorkommen;  Milanesi  I, 
p.  29,  31,  4(>.  Giotto  hatte  ja  die  Sakristeischränke 
von  S.  Croce  in  Florenz  mit  seinen  berühmten 
Täfelchen  Leben  Christi  und  des  hl.  Franz)  ge- 
schmückt. —  Auch  der  Archivschrank,  den  die 
Florentiner  1354  mit  22  Goldgulden  bezahlten. 
war  wohl  ein  farbiges  Prachtwerk:  Gave,  car- 
teggio  I,  p.  507. 

Die  rein  plastische  Ausbildung  des  einrah- 
menden Elementes  konnte  sich  ersl  vollziehen,  als 
vor  allem  die  Flachen  nicht  mehr  der  Malerei, 
sondern  dem  gedämpftem  Vortrag  der  Intarsia 
gehörten,  mit  welchem  nun  die  geschnitzten  Teile 
ein  harmonisches  Ganzes  ausmachen  sollten. 

Die  letzte  Werkstall,  aus  welcher  bemalte 
Holzarbeit  jeder  Gattung   in  grosser  Menge  her- 
vorging, die  des  Neri  de'  Bicci.  vgl.  Vasari  II   p.  85 
(Le  M.  II,  p.  256),  Comment.  zu  v.  di  kor.  Bicci. 
Die   Intarsia  ist  eine  jüngere  Schwester 
des  Mosaiks  und   der  Glasmalerei.     Sie   setzt. 

wie  alles  absichtliche  Verzichten  auf  reichere  Darstellungsmittel,  schon  eine 
hohe  Verfeinerung  des  künstlerischen  Vermögens  voran-. 

Eine  frühe  stille  derselben  war  in  Orvieto ,    dessen  Mosaikfassade  auch 
dem  Holzmosaik  rufen  mochte.     Die   frühsten  bekannten  Arbeiter  aber,  welche 


'.'■ 

'am.. 

■ 


Ei*.  273. 


Chorstuhl  von  t  Irvieto. 
Hohl.) 


11.  Buch.    IV.  Kapitel.    Arbeiten  in  Holz. 

.  is  Sl  ihlwerk  des  Chores  mit  eingelegter  Arbeit  ans  Ebenholz,  Bux,  Xuss- 
holz    und  Albuccio  vorsahen,    waren  fasl  lanter  Sienesen,    und  ebenso  der  da- 
malige Dombaumeister  Giov.  Ammanati,  welcher  die  Vorzeichnung  angab;  (.Delhi 
Valle  storia  del  duomo  di  Orvieto,  p.  109  und  Doc.  31.    Vgl.  Milanesi  I.  p.  L99.  - 
wischen  kommen  jedoch  wieder  bemalte  Arbeiten,  und  zwar  in  Siena  selbst, 
wo  da-  bereits  berühmte  Stuhlwerk  des  Domchors  von  1259  (1.  c.  p.  139)  einem 
seither   ebenfalls  verschwundenen   spätem.   1363—1397,    weichen  musste  d.  e. 
28  — .  .    Dasselbe  war  reich  figurier!   und  noch  grössernteils  oder  ganz  be- 
malt,  auch    vergoldet;    von  Intarsia  wird  nichts  gemeldet.     Es  mag  das  letzte 
Sl  ihlwerk   höhern  R  gewesen  sein.   —   Auf  der  Schwelle  zum 

neuern  Stil  steht  dann  das  jetzige  Stuhlwerk  im  Demi  von  Orvieto,  von  dem 
Pietro  di  Minsila   in  Arbeil  vor  1  133  .  mit  sehr  vollkommen  behandelter 
Intarsia  im  Figürlichen  sowohl  als  im  Ornament  (Fig.  27::  . 

\  .  h    um   die  Zeil    des  Anfanges    der  Renaissance   finden  sich  in  Einem 
sienesischen   Meister,    Domenico   di  Niccolö,   die   drei   verwandten  Künste  bei- 
men:  Intarsia.  Glasmalerei  (oder  wenigstens  Glaserei)  und  figuriertes  Boden- 
rik :  Milanesi  II,  p.  238  -. 

§  151. 
Stellung  der  Intarsia. 

Im  XV.  Jahrhundert  ist  die  Intarsia  namentlich  der  Stahlwerke  an- 
erkannt der  wichtigste  Teil  der  Dekoration  in  Holz  und  bestimmt  den 
Ruhm  des  Bolzarbeiters.  Aussei-  heiligen  Gestalten  und  Geschichten  ver- 
traut ihr  die  Renaissance  zwei  ihrer  wesentlichsten  Aufgaben  an:  die  In- 
tarsien  stellen  teils  inöglichsl  schöne  freie  Ornamente  dar,  teils  Ansichten 
Phantasiegebäuden,  welche  als  unerfüllte  Programme  des  damaligen 
Baugeistes  (§  63)  betrachtet  werden  müssen.  Als  eigentliches  Gewerbe 
trotz  hoher  Preise  niemals  gewinnbringend,  fiel  diese  Kunstgattung  mit  der 
X-it  besonders  Ordensleuten  anheim. 

i  im  allgemeinen  und  über  die  farbige  Beizung  der  Hölzer 
Vasari  1.  p.  202  (Le  M.  I,  p.   178),  Introduzione,  wo  jedoch  schon 
:  -  ii.it zii:  davon  geredet  wird. 

ihmtesten  Meister  im  XV.  Jahrhundert:  Domenico  di  Niccolö  von 
iah. um  und  Benedetto  da  Majano,  Francione,  Giuliano  da  Sangallo  u.  a. 
hatte   1  17^  nicht   weniger  als  84  Werkstätten  von  Intarsiatoren  u.  a. 
Fabroni,  vgl.  §   1  '■'>'>  . 
Dann  um  1500  und  später:  diu.  und  Ant.  Barili,  Baccio  d'  Agnolo,   die 
1   imilie  Ta  -  in  Oberitalien  die  Lendenara,  eigentl.  Ganozzi 

1  anozzi  o  Genesini  Lendinaresi,  im  Rolitecnico  XIX);  Fra  Gio- 
na   vgl.  Franco,  di  fra  Giov.  da  Ver.  e  delle  sue  opere,  Verona  1863); 
da  li'.'.  hüler  eines  schiavonischen  Mönches  in  Venedig; 

da   Ven  le  da  Brescia. 

In  dei  /'-it  der  I  Ausartung:  Baccio  d'Agnolos  Söhne  Giuliano 

und  D  ;  Bartol.  lannt  Riccio  (über  welchen  Näheres  Vasari  VI, 

p,   Hl  '■].  XI.  p.   171  .  im  Gomment.  zu  v.  di  Sodoma). 


§   151.     Stellung  der  Intarsia. 


325 


In  Siena  gab  seit  1  \2\  der 
genannte  Domenico  di  Xiccolö 
Lehrlingen  Unterricht  in  dieser 
Kunst  mit  Auftrag  und  Unter- 
stützung des  Staates;  Milanesi  II, 
p.  103 :  aber  1  i  i'i  klagt  er,  die- 
selbe trage  wenig  ein  und  fast 
niemand  habe  dabei  aushalten 
wollen,  ib.  p.  237  (und  Gaye  I, 
p.  155);  zwei  andere  Meister  kla- 
gen 1453,  sie  seien  alt  und  arm 
darob  geworden,  Mil.  II,  p.  287. 
(Supplik  eines  andern  armen  alten 
Ili>lzdekorators  vom  Jabr  1521, 
ib.  III.  p.  7.").) 

Die  Intarsia  konnte  in  der 
That  am  besten  von  Mönchen 
mit  völlig  gesicherter  Existenz  be- 
trieben werden,  und  zwar  waren 
es  vorzüglich  Olivetaner. 

In  Florenz  haben  zwei  Stadt- 
pfeifer ihre  viele  Müsse  auf  diese 
Kunst  gewandt;  Vasari  III,  p.344s. 
(Le  M.  V,  p.  138),  v.  di  Ben.  da 
Majano. 

Da  es  sich  wesentlich  um 
den  Grad  der  Feinheit  in  der 
Ausführung  handelte.  Hessen  die 
Besteller  sich  von  den  Meistern 
Proben  einsenden;  so  1444  die 
Orvietaner;  Della  Valle,  duomo 
di  Orv.,  Doc.  67. 

Für  figürliche  Darstellun- 
gen befolgten  die  Intarsiatoren 
nicht  selten  Gompositionen  von 
andern;  so  der  in  seiner  Art  grosse 
Pia  Damiano  die  Zeichnungen 
des  Bernardo  Zenale,  des  Troso 
von  Monza.  des  Bramantino  u.  a. 
für  die  Ghorstühle  von  S.  Dome- 
nico in  Bergamo  'Annniiun  di 
Morelli  (jetzt  in  S.  Bartolommeo  ; 
auch  von  seinem  berühmten  Stuhl- 
werk in  S.  Domenico  zu  Bologna 
mit  dem  unendlichen  Reichtum 
von  Historien  wiid  man  ihnliches 
voraussetzen  dürfen.   Erarbeitete 


Fig.  .274.    Chorstuhl  aus  S.  Maria  in  Organo  zu  Verona. 
(<  Mine  die  Decke.) 


_ 


II.  Buch.     IV.  Kapitel.     Arbeiten  in  Holz. 


h  Zeichnungen  des  Salviati    Nasan  VII,  p.  lii  (Le  M.  XII, 

md  des  Vignola    ibid.  105,   131  s.),  v.  di  T.  Zucchero  .     Zwei 

i   produzierten  am  Stuhlwerk  von  S.  Maria  maggiore  in  Bergamo 

sitionen  des  Lorenzo  Lotto    Anonimo  di  Morelli).        Für  S.  Agostino  in 

.   -  dem  Baccio  d'Agnolo  das  Stuhlwerk  überhaupl  vorgezeich- 

'.    -  ri  111.  p.  605    Le  M.  VI,  p.  62),  Gomment.  zu  v.  di  Perugino 

§  152. 
.t  na  ch  G  eg  ensl  ä  ad  e  a. 

Us  Frühstes   gelten,   obwohl   nur  rail  beschränktem  Rechte,   solche 
Intarsien  an  Stuhlwerkea  und  Kirchenschränken,  welche  bauliche  Ansichten 

stellen. 

Le  M.  I,  p.  179  .  introduz.  Er  meint,  die  Perspek- 
Gebäuden  seien  das  Frühste  gewesen,  weil  sie  vermöge  der  vor- 
gehenden Geradlinigkeil  am  leichtesten  in  Holz  dar- 
zustellen seien.  Allein  die  Kunst  beginnt  überhaupl  nichl 
immer  mit  dem  technisch  Leichtesten,  und  das  Stuhlwerk 
von  Orvieto  mit  seinen  sehr  schön  ausgeführten  Halb- 
figuren widerlegt  ihn.  Wahr  ist  nur,  dass  die  nichtfigu- 
rierten  Intarsien  im  KV.  Jahrhundert  im  ganzen  das  Über- 
gewichl  haben  und  dass  die  ganz  grossen  Unternehmungen 
von  reichfigurierten  erst  um  1500  beginnen. 

Mann  soll  Brunellesco,  der  Gründer  der  Perspektivik, 
die  tntarsiatoren  ganz  besonders  auf  bauliche  Ansichten 
hingewiesen  haben;  II,  p.  333  (Le  M.  111.  p.  197),  v.  di  Bru- 
nellesco und  oben  i;  :i:';i.  Der  dicke  Holzarbeiter,  der  in 
der  bekannten  Novelle  sein  Opfer  wird,  hiess  Manetto 
Ammanatini. 

Die  wichtigsten  erhaltenen  Arbeiten  ganz  oder  über- 
üi  im  Dom   wiegend  perspektivischer  Art  sind  die  Intarsien  der  Stuhl- 
werke   im    Dom    von    Siena     1503,   von  Fra  Giovanni    da 
'»na),  —  an  den  Thüren  der  von  IIa  l'ael  gemalten  Zimmer 
Fra  Giovanni,   die  geschnitzten  Teile  von  Gian  Barilej,  —  in 
Marco   zu  Venedig  (1520  u.  f.  von  Antonio  und  Paolo  da 
da  Verona  u.  a..  wo  die  Wunder  des  hl.  Markus  wesent- 
stadtansichten  dienen),  -     in  der  Gap.  S.  Prosdocimo 
in  s.  Maria  in  Organo  zu  Verona  (1499,  von  Fra 
274  und   ganz    besonders   in    S.  Giovanni   zu  Parma   (von 

uch   in   einer  Kapelle    von  S.  Petronio   zu  Bologna,   aus 
'.-ii  Fra  Raffaele  da  Brescia  1521);  —  ebenso 
I  a  (15 1  7     l'  1 ,  von  Paolo  Sacca). 

d  Antoni  -  mgallo  (s.  deren  Lehen  Vasari  IV,  p.  268 

295  --.:  [Le  M.  VII,  p.  _!«>:•  s.  und  Nota,  nebst 

ne  Intarsien  mein   erhalten.  --  Die  Camera 

j    im  unter  den  Fresken  ein  Getäfel  mit,  per- 

ii  u  ie  die  Thüren  ;   Vasari  IV,  p.  :;:;7  s. 


§  152.     Die  Intarsia  nach  Gegenständen. 


127 


Le  M.  VIII.  p.  20),  v.  di  Raffaello:  V.,  p.  622  s.    Le  M.  X.   166  s.  .  v.  di  Perino. 
Über  diesen  Meister  überhaupt:  V..  p.  310  ss.    Le  M.  IX.  p.   196  ss.  und  Note), 
v.  di  Fra  Giocondo.  —  Ebenfalls  untergegangen:  die  ganze  reiche  Ausstattung 
von  S.  Elena  zu  Venedig,  die  Sakristeischränke  und  die  Chorstühle,  deren  In- 
tarsien   von  Fra  Sebastiano   da  Rovigno    um    liso,    nicht   weniger   als  :ii   An- 
sichten berühmter  Städte  enthielten:  Sansovino,   Venezia,  fol.  76.   --  Auch  das 
berühmte  Stuhlwerk  im  Chor  des  Santo  zu  Padua,  von  den  Brüdern  Lendenara, 
über  welches  schon  im  KV.  Jahrhundert  eigene  Schriften  erschienen,  ist  nicht  mehr 
vorhanden ;  vgl.  Selvaticos  Note  zuVasari  III. 
p.  404  (Le  M.  V,  p.  175  .  v.  di  Mantegna. 
Am  nächsten  hängen  hiemit  zusam- 
men   die   Innenansichten   von  Schränken 
mit  leblosen  Gegenständen,  gottesdienst- 
lichen  Geräten.    Büchern,    Musikinstru- 
menten u.  s.  w. 

Sie  kommen  nicht  bloss  an  Schrank- 
thüren  vor,  sondern  auch  an  Ghorstühlen, 
zumal  am  untern  Teil  der  Rücklehnen. 
Es  sind  vielleicht  die  frühsten  Stilllehen 
der  modernen  Kunst,  oft  mit  Verlangen 
nach  Illusion  und  doch  noch  von  einer  ge- 
wissen Idealität  des  Stiles. 

Sodann  werden  bisweilen  die  Haupt- 
felder mit  dem  allerschönsten ,  auf  das 
Wohlgefälligste  im  Raum  verteilten  Ara- 
beskenwerk geschmückt. 

Das  Beste  in  Florenz:  das  Getäfel 
der  Sakristei  von  S.  Croce,  und  zwar  hier 
nicht  die  Mittelfelder,  sondern  die  einlassen- 
den Teile;  —  sodann  das  Ghorstuhlwerk 
in  S.  Maria  uovella  in  seinen  obern  Teilen, 
ein  frühes  und  ausgezeichnetes  Werk  von 
Baccio  d'Agnolo  §92  ;  —  zu  Venedig  das 
Getäfel  im  Chor  von  S.  Marco;  --  zu 
Verona  die  untern  Teile  der  Rücklehnen 
in  S.  Maria  in  Organo  (vgl.  Fig.  274); 
zu  .Mail. im!  die  Chorstühle  in  S.  Maria 
delle   Grazie,    1470    vgl.  Anh.  stör.  delT  arte  VI,  p.  236). 

Endlich  genossen  natürlich  die  figurierten  Intarsien,  bisweilen  ganze 
grosse  Reihen  von  Historien  und  rings  um  den  ganzen  Chor  laufende  Friese, 
den  grössten  Ruhm  (§    if.l  i. 

Im  Figürlichen  zeichnete  sich    von    den  Meistern    der  Renaissance  z 
Domenico  di  Niccolö    in   hohem  Grade   aus   mit    -einen  Intarsien    in   der  obern 
Kapelle   de>   Pal.  pubblico   zu   Siena.    —   Dann   die    Florentiner   Giuliano   und 
Benedetto   da  Majano;    Giuliano-  Priesterstuhl,  d.  h.  der  ehemalige,   nicht  der 


Fig.  276.    Chorstühle  aus  S.  Giovanni 
in  Parma.    (Nohl. 


- 


II.  Bach.     IV.  Kapitel.    Arbeiten  in  Holz. 


jetzige,  neben  dem  Hochaltar  des  Domes  von  Pisa;         seine  Thür  im  Audienz- 
-  Pal.  vecchio  zu  Florenz,  wobei  ihm  sein  Bruder  Benedetto  und  Fran- 

c   59     halfen,    mit    den  Bildnissen   Dantes   und  Petrarcas.    —    lienedetlo 

machte  Truhen  mit   Intarsia  für  König  Matthias  Corvinus  von   Ungarn,  welche 

■-den  übrige  i  Holzarbeiten  untergegangen  sind.    Vasari  II.  p.  1-68  s. 

(LeM.  IV,  p.  2  ss.),  v.diGiu- 
lianoda  Majano,  III,  p.334ss. 
Le  M.  V,  p.  128  ss.),  v.  di 
Benedetto  da  M.  —  Mehrere 
[ntarsiatoren  machten  da- 
mals  ihr  Geschäft  in  Ungarn. 
Figurierte  Intarsien  am 
Ghorstuhlwerk  der  Kirche 
zu  Pienza  rühnrl  Pius  II. 
» lomment.  L.  I\.  p.  1451).  — 
Antonio  Barile  von  Siena, 
derdasjetzl  untergegangene 
Stuhl  werk  der  Gertosa  von 
Maggiano  teils  mit  Perspek- 
tiven, teils  mit  Figuren 
schmückte,  durfte  sich  ir- 
gendwo in  einer  Intarsia 
selber  porträtieren  und  sei- 
nen Namen  und  die  Worte 
beifügen:  caelo,  non  peni- 
cillo  excussi  1502,  indem 
seine  Arbeit  wie  gemalt  aus- 
sah.  Sein  Neffe  Giovanni 
Barile,  der  ihm  in  Maggiano 
half,  ist  dagegen  mehr  durch 
die  iieschnitzlen  Teile  be- 
rühml ;  Milanesi  II.  p.  398, 
III.  p.  52,  74  und  Vasari  IV, 
p.  415  (Le  M.  VIII,  p.  93  s.) 
in  den  Nachträgen  zu  v.  di 
Raffaello,  wo  die  Arbeiten 
beider  Barili  verzeichnet  sind. 
Sodann  die  berühmte- 
sten Arbeiten  in  Oberitalien: 
Fra  I  Damianos  Stuhlwerk  in 
1528  50),  mit  zahllosen  Historien  und  mit  einem 
161  von  Kinderfiguren  umspielt  ist; — ■  und  das 
.  in  S.  M  Bergamo   vgl.  §  1">1  ;  die  Historien  nicht  an 

:77  |  Geringe]     ind:  die  figürlichen  Teile  der 

Marco  zu  Venedig,    diejenigen   im  Dom  von 
iierl  der  Bischofsthron  im  Dom  von  Pisa,  von 
•  ei   elliera  i   1  r> :  5  *  i . 


zu  Bergamo.    |  Lasius.) 


§  153.     Das  Sohnitzwerk  der  Chorstühle. 


329 


§  153. 
Das   Schnitzwerb   der   Chorstühle. 

Die  geschnitzten,  einfassenden  Teile  der  Chorstühle  stellen  auf  ihre 
Weise  eine  ideale  Architektur  dar,  wie  die  Einfassungen  der  marmornen 
Altäre  und  Gräber.  Der  Stoff  gestattet  an  den  Zwischenstützen  und  an 
den  obern  Aufsätzen  die  reichste  durchbrochen»-  Arbeit  (Fig.  275  und  276). 

Die  dekorativen  oder  figürlichen 
Zierden  über  dem  obern  Rand,  mit 
welchen  das  Leben  des  Ganzen  so 
leicht  und  schön  abschliesst,  sind 
etwas  zerbrechlicher  Art  und  mögen 
bei  Erneuerungen,  zumal  wenn  sich 
der  Geschmack  geändert  hatte,  oft 
aufgeopfert  worden  sein. 

Das  Geschnitzte  sehr  schön  am 
Stuhlwerk  im  Dom  von  Genua  und 
in  S.  Maria  maggiore  zu  Bergamo 
Fig.  277).  Aus  späterer  Zeit  und 
noch  vom  Trefflichsten:  der  Bischofs- 
thron samt  den  nächsten  Reihen  im 
Dom  von  Siena.  1569  von  Bartol. 
Negroni,  genannt  Riccio:  im  Plasti- 
schen (Putten,  Meerwunder  etc.)  vor- 
züglich edel  und  reich,  das  Ganze 
von  der  prächtigsten  Wirkung.  — 
Andere  ebenfalls  sehr  reiche  Ghor- 
stühle  dieser  spätem  Zeit  in  S.  Mar- 
tino  hei  Palermo  (Fig.  278).  —  in 
S.  Severino  zu  Neapel. 

Von  Sitzen  weltlicher  Behörden 
die  allerschönsten  im  Gambio  zu  Peru- 
gia; —  auch  das  sog.  Scanno  ü 
del  Gomune  in  Pistoja  vorzüglich. 
Im  Museum  zu  Siena  Pilaster  von 
einer  Wandbekleidung  des  Ant.  I  tarile, 
reicli  und  sehr  zierli 

Die  schönsten  relietierten  Sitzrücken  hat  dann  das  berühmte  Stuhlwerk 
in  S.  Pietro  zu  Perugia,  von  Stefano  da  Bergamo  um  1535,  unter  Einfluss  der 
Dekoration  von  Rafaels  Loggien.  —  Geschnitzte  Reliefhistorien  kommen  erst 
in  der  sinkenden  Zeil   vor. 

Für  freistehende  mehrseitige  Mittelpulte,  deren  unterer  Teil  zugleich  als 
Bücherschrank  gelten  kann,  mochte  das  von  Paul  II.  nach  Araceli  in  Rom  ge- 
stiftete  Vitae  Papar.,  Mural.  III.  II.  Gol.  L009)  als  Vorbild  dienen:  von  den 
erhaltenen  die  trefflichsten  in  der  Badia  zu  Florenz  und  in  S.  Maria  in  <  Irgano 
zu  Verona,   wo   auch    die  geschnitzten  Teile  des  Stuhlwerkes   von  besonderer 


Fi« 


Chorstuhl  aus  S.  Martin"  '■ 
\  »hl.) 


11.  Buch.     IV.  Kapitel.     Arbeiten  in  Holz. 

ebenda   dei   grosse   hölzerne  Stehleuchter  des  Fra  Giovanni. 
v  Stiles  «las  Chorpult  in  S.  Pietro  zu  Perugia. 

Von  hölzernen  Lettnern,   zumal  für  Orgeln,   finden  sich  wohl  die  besten 
.:  .1er  des  Ant.  und  Gio.  Barile     1511)  im  Dom  über  der  Sakristeithür, 
nd   der   prachtvoll   i  le   in   der  Kirche  della  Scala,   dem  Bald.  Peruzzi 

vielleicht  mit  Unrecht  rieben    I        279),    —    Ein  reich  und  elegant  be- 

handelt ?anz  vergoldet,  in  der  Minerva  zu  Rom  (Fig.  280). 

r  Lettner  und  Stuhlwerk  in  dem  untergegangenen  [dealkloster  der  Jesuaten 
!  §85      \    -  iri  111.    p.  ."»71     Le  M.  VI,  p.  34),    v.  di  Perugino.    — 

rden  Lettner  auch  noch  bemalt  und  vergoldet ;  Milanesi  III.  p.  187  s. 
An  den  frühsten  Stuhlwerken  der  Renaissance,  /..  I'».  Milanesi  II,  2H».  2S(i. 
um   111".  kommen  n<  lle  (d.  h.  gargolle,  vgl.  §   18,  Speitiere)  vor,  ein 

..  welches  bekanntUch  aus  der  gothischen  Architektur  auch  in  die  Dekora- 
tion o  war.  Wahrscheinlich  aber  waren  sie  hier  schon  zu  Meer- 
wundern. Delphinen  etc.  umgedeutet  und  nicht  mehr  vorspringend  gebildet. 

§  154. 

11  ö  1  /.  e  r n  e  Pforte  n  u n  d  W  a n  d  1>  e  1<  1  •  -  i  <1  a  n  g  e n. 

Die  hölzernen   Pforten    des  XV.  Jahrhunderts   haben  meist  einfaches 

Rahmenwerk  und  reichverzierte  Spiegel,  an  geschützter  Stelle  mit  Intarsien 

nach   aussen   mit  geschnitzten  Ornamenten.     Später  bleiben  die 

_•  1  öfter  unverziert  oder  erhalten   Wappen,  während  dann  gerade  das 

Rahmenwerk  eine  prachtvolle  Profilieiung  und  geschnitztes  Laubwerk  und 

eichen  gewinnt. 

Für  Kirchenpforten    des  XV.  Jahrhunderts   die    allgemeine  Vorschrift  bei 
mi.  L.  VII,  c.  15:  sie  von  Cypressen-  oder  Gedernholz  mit  ver- 
.   Knöpfen,    mehr  solid  als  zierlich  zu  arbeiten,    und  ihren  Ornamenten 
_•-   Relief,   nicht   Intarsia  zu  geben. 

Arbeiten  des  XV.  Jahrhunderts:  in  S.  Croce  zu  Florenz  an  der 
Sakristei  und  Cap.  de'  Pazzi,  am  Dom  von  Lucca,  an  mehrern  Palästen  und 
Kirchen  in  Neapel,  am  Dom  von  Parma  etc.,  sowie  die  §  152  erwähnte  Thiii 
im  zu   Florenz. 

i  schöne  Verbindung  des  Geschnitzten  (von  Gio.  Barile) 
mit  den  Intarsien  von  Fra  Giovanni)  an  den  Zwischenthüren  der  Stanzen  Rafaels 
im  Vatikan,  1514  21,  vgl.  i  152.  -  Eine  treffliche  geschnitzte  Thür  mit  dem 
Wappen  Julius1  II..    ehemals  im  Pal.  Apostolico  zu  Bologna.     (Jetzt  im  Museo 

.leicht   '1.  te    in    dieser   Gattung   die   geschnitzten  Thüren   der 

.   mit    dem  Wappen  Clemens'  VII.    und  grossen   Löwen- 
Mitte. 

Wert   in   den    I  'llizien  zu   Floren/. 
io  im  [\  *ibl  nur  die  damals  geltende  Einteilung  der  Spiegel, 

imuck  des  Einzelnen. 

erzierte  Wandbekleidungen  aus   der  besten  Zeit  sind   kaum 
erhalten    als  in  Klosterrefektorien  und  in  Sakristeien,    wo  auch 


§  154.     Eölzerne  Pforten  and  Wandbekleidungen. 


jnmnniTTTP.inMMiip.; 


irnrmrrr 


die  blossen  Wände  eine  mir  den  Wandschränken  harmonisch  fortlaufende 
Holzbekleidung  verlangten.  In  weltlichen  Gebäuden  wird  kaum  mehr  eine 
Boiserie  von  höherm 
Werte    vorkommen. 

l'nter  den  er- 
haltenen Boiserien 
i-i  der  Verfasser 
jetzt  nicht  LmStande 
das  Beste  anzu- 
geben. -  Von  den 
florentinischen  Stu- 
bengetäfeln ist  viel- 
leicht kein  einziges 
erhalten ;  man  zer- 
störte sie,  teils  weil 
die  Mode  wechselte, 
z.  B.  wenn  man 
Arazzen  an  deren 
Stelle  setzen  wollte, 
teils  auch,  um  die 
in  das  Getäfel  ein- 
gelassenen, oft  nii- 
niaturartig  zierli- 
chen und  wertvollen 
Malereien  herauszu- 
nehmen: Vasari  II. 
p.  L48  s.  (Le  M.  III. 
p.  17.  is.v.diDello. 

Diese,  welche 
eine  Art  von  Fries 
in  der  Boiserie  aus- 
machen mochten, 
sind  für  die  erzäh- 
lende Komposition 
im  Breitformat  und 
für  die  mythologi- 
sche, allegorische 
und  profan-histori- 
sche Malerei  im  all- 
gemeinen von  nicht 
geringer  Bedeutung 
gewesen.  Sandro 
Botticelli  malle  für 
einen  solchen  Zweck 

z.  B.  vier  Scenen  aus  rinn'  Novelle  des  Boccaccio,  Vasari  III.  p.  313    Le  M.  V, 
p.  L13),  \.  di  Sandm:  auch  die  im  Gommentar  p.  328  i  124    erwähnten  vier  Bild- 


Fit 


lettner  aus  S    Maria  deUa  Scala  e 


_ 


II.  Bach.     IN'.  Kapitel.    Arbeiten  in  Holz. 


mit  den  Tri  könnten  wohl  eine  ähnliche  Bestimmung  gehabt 

::.  —  Vasari  IV,  p.  l  ;''  Le  M.  VII,  p.  1 1'1  .  v.  di  Pier  di  Cosimo,  dessen  „storie 

di  favole"  in  einem  Stubengetäfel,  ebenso  p.  141    121)  „storie  baccanarie",  reiche 

hanale.  Auch   die   vier  Bilder   mit   kleinen  Figuren,   welche  Vasari  V, 

p.   196    Le  M.  IX.  p.   102  .    v.  di  Franciabigio  erwähnt,   hatten  vielleicht  eine 

solche  Bestimmung.         Die  Übernehmer  der  Holzarbeil  verfügten  bisweilen  je 

nach  Gunst   und  Ungunst   über   die  Wahl   des  betreffenden  Malers,    Vasari  V, 

I      M.  VIII,  p.  •_",1  .  v.  di  A.  de!  Said'.  In  dem  Prachtzimmer  des 

/aerini   hätte   man   bei   der  Belagerung  von   1529   gerne  die  Wandbildchen 

Andreas,  ibid.  p.  26  268  enommen,  um  sie  nach  Frankreich  zu  verkaufen ; 

en  nur.  weil  man  das  ganze  Getäfel  hätte  zerstören  müssen. 

Über  diese  ganze  Frage  vgl.  bei  Kinkel, 
Mosaik  zur  Kunstgeschichte,  den  wichtigen 
Abschnitt:  „Anfänge  weltlicher  Malerei  in 
Italien  auf  Möbeln". 

Ausserdem  mochte  am  ehesten  die  Thür 
mit  einem  Gemälde  geschmückl  werden.  Der 
Anonimo  di  Morelli  erwähnt  in  Venedig  zwei 
solcher  Thüren  von  Palma  Vecchio,  mit  einer 
Ceres  und  einer  Nymphe;  ferner  Thüren. 
welche  von  einem  Schüler  Tizians,  Stefano, 
bemall  waren,  in  einem  Zimmer  des  Hauses 
Odoni;  Truhen  und  Bettstatt  waren  von  der- 
selben Hand  mit  Malereien  geschmückt. 

Tizians  Oisto  della  inonela  (Dresdens 
befand  sieh  einst  an  einer  Schrankthür  im 
Selilos-  von  Ferrara,  wie  es  scheint  in  dem- 
selben Gamerino,  welches  mil  den  ruhm- 
vollen mythologischen  Malereien  des  Dosso, 
ini   und   Tizi;  ei    ausgefülll    war;  Vasari   (Le  M.)   XIII,   p.  24,  v.  di 

§  155. 
Alta  re  i  n  f  a  s  sunge  n. 

Das    Altarwerk    (Ancona)   des  XIV.   Jahrhunderts   hatte   aus   einem 

an  und  kleinem  Tafeln  bestanden,  zusammengefassl  durch 

ein    gothisches    Sacellum    von    vergoldeten)    Holz.      I)as   XV.   Jahrhundert, 

sich   allmählich    für   die  Einheit   des  Bildes   entschied,   verlangte 

nun   auch    für  dieses  eine  architektonische  Einfassung,   deren   I Yacht  dem 

nun   und  selbst    der   Buntheil    der   Darstellung  entsprechen  musste. 

Einige   der   schönsten   dekorativen    Ideen   der  Renaissance  linden  sich   in 

d   Bilderrahmen,   für   welche    bisweilen   der   grösste  Aufwand  in  Be- 

tzl    wurde. 

liell  sich  bei  Fra  Angelico  da  Fiesole  bis  um  die 

XV.  Jahrhunderts      nd   bei  den  Venezianern  noch  später;    bisweilen 

:   in   den   Stil    dei    Renaissance    übertragen,   zumal    in  Oberitalien,   wo 


- 


n  iler  Minerva  z 
hl.) 


§  155.     Altareinfassungen. 


333 


die  Anconen  bis   ins  KVI.  Jahrhunderl  dauern.  Von  den  prächtigen  gothi- 

schen  Rahmen    der   Muranesenbilder   kennl    man   einen   Verfertiger  Gristoforo 
Ferrarese  1446;  Sansovino,  Venezia,  Pol.  91. 


11.  Bach.     IV.  Kapitel.    Arbeiten  in  Holz. 

den  Rahmen  der  Renaissance  wurden  die  (wenigen)  weissmarmornen 
:.:  ;  §144.    Man  bedurfte  doch  zu  sehr  der  Farbigkeit;  die  hölzernen  meist 
blau  mit  Gold,   doch  auch  die  Holzfarbe  mit  nur  wenigem  Gold.     In  seltenen, 
t'rühen  Beispielen  kommen  auch  Intarsien  vor:   Milanesi   II.  p.  257. 

Die  Altarstaffel  (Predella)  oft  mit  kleinen  Gemälden,  doch  auch  als  ver- 
-  ekel.  Als  Seiteneinfassung   dienen    zwei  Pilaster   mit  Arabesken; 

diese   tragen   ein  Gebälk  mit  reichem  Fries  und  bisweilen  darüber  eine  durch- 
2  schnitzte  Bekrönung. 

-svalil   bieten  die  Altäre  in  S.  Maria  Maddalena  de'  Pazzi 
and  in  Chor  und  Querschiff  von  S.  Spirito  zu  Florenz,  wo  die  Bildfläche  sieh 
sl  dem  Quadrat  nähert;  Filippino  Lippi,  von  welchem  vielleicht  mebrere  der 
len  Bilder  herrühren,  pflegte  auch  die  Rahmen  anzugeben;  Vasari  111, 
j,.    in    |.,-  M.  V,  i>.  252),    \.  di  Filippo  Lippi;   andere  Male   besorgten  es  An- 
tonio da  Sangallo  d.  Ä.    und  Baccio  d'Agnolo    für    ihn;    die  hohen  Preise,    die 
tere    für   seine  Rahmen    erhielt,    Vasari  V.  p.  351,  Nota  2   iLe  M.  IX. 
ji.  .  \ .  di  Bac« 

In  Perugia  akkordierten  die  Augustiner  149.~>  mit  Matlia  di  Tommaso  von 

im  einen  Rahmen  für  ihr  (von  Perugino  gemaltes)  Hochaltarwerk  „con 

11-.  archi,  serafini,  rosoni  e  diverse  fantasie,  sowohl  auf  der  vordem  als  auf 

te",  und  zwar  auf  110  (bilden  (zu  40  Bologninen) ;  Mariotti,  lettere 

pittoriche  perugine,  p.  165.    (Nichl  mehr  vorhanden.)    Für  einen  andern  Rahmen 

wurde  mit  Perugino   selbsl    auf  60  Golddukaten    akkordiert;  Vasari  III,  p.  588, 

_    Le  M.  VI,  p.  48,  Nota),  v.  di  Perugino.    Noch  spät  hier  ein  berühmter 

aenmacher  Eusebio  Battoni,    um   lriö:};   ibid.   p.  624  (83),   im  Kommentar. 

Fra   Bartolommeo    vermied   die  Prachtrahmen   und  malte  dafür  gerne  im 

Bilde  eine  architektonische  Einfassung  um  die  Figuren;  Vasari  IV,  p.  188  (Le 

M.  VII,  p.   162  .  v.  di  Fra  Bartol.  In  der  bv-rl  Valien   wohl  die  Maler  die 

Hauptsache  an  und  zeichneten  den  Rahmen  vor,  selbst  wenn  es  sich  um  grosse 

Sacella    mit   vortretenden  Säulen   handelte;    Vasari  IV,   p.  245   (Le 

M.  VII,  p.  199),  v.  di  Raff.  del.  Garbo,  Gomment.     -  Ein  Bild  desselben  Meisters 

nfalla  mit  einer  Einfassung  von  vortretenden,  reichvergoldeten  Säulen,  ibid. 

192).     Es  war  die  reichste  Form  und  damals  nicht  selten,  die  meisten 

i    des   starken  Schattenwurfes  wegen  nicht  lieben. 

Weil  de  en   Ruhm   hatten  in  diesem  Fache  die  beiden  Barile :  An- 

tonio,    der   seinen    Namen    in    seine  Bilderrahmen   setzte,    auch    in   solche    um 

lonnenbi]  i    die   Hausandacht;      -   Giovanni,    der  den  Rahmen 

i  ition  schuf  (jetzt  längst  nicht  mehr  vorhanden)  ;  Vasari  IV, 

•  !_'    Le  M.   VIII,  p.  90),  im  Comment.  zu  v.  di  Raffaello. 

In  war   nach    1470    ein   gew.    Moranzone   namhaft;    Sansovino, 

:  »1.  57    .  j     59.  -      Der  schönste  erhaltene  Rahmen  hier  derjenige  um 

der  Sakristei  der  Frari,  blau  und  gold,  oben  Sirenen 

mste    in   l'adua    um    das   Bild  Romaninos   in    der 

nun  bei  S.  Giustina    jetzl   im  städtischen  Museum). 

Venezianische  Porträts,  an  welchen  auch  der  Rahmen  berühmt  war :  eines 

k  in  <\''i  Sammlung  Vendramin  (Anonimo  di  Morelli);  — 

•  in  Tizian-  Porträl   Franz'  I.  (Aretinos  Satire  an  Franz,  1539; 

I,"  mento  singulare  quel  serio  Sebastiano  architettore). 


§   156.     Die  Möbeln.  ■;■;;, 

In  den  Rahmen  kündigt  sieh  dann  mit  der  Zeit  das  Nahen  des  Barock- 
stiles früh  und  empfindlich  an.  Der  .Manierismus  und  Naturalismus  der  Maler 
dispensiert  die  Dekoration  vollends  von  allem  Masshalten. 

§  156. 
Die  31  ö  1)  e  1  n. 

In  Betreff  der  hölzernen  Geräte  der  Paläste  und  reichern  Häuser 
sind  Beschreibungen  erhalten,  welche  ahnen  lassen,  wie  jene  mit  dem 
ganzen  übrigen  Schmuck  zu  einem  für  unser  Urteil  überwiegend  ernsten 
Eindruck  zusammenstimmten. 

In  Venedig,  wo  seihst  der  perfekte  SchifFskapitän  seine  Kajüte  intagliata, 
soffitata  e  dorata,  d.  h.  mit  Schnitzwerk,  Vergoldung  und  reicher  Decke  ver- 
langte (Malipiero,  arm.  veneti,  archiv.  stör.  VII,  II.  p.  714,  ad.  a.  1498:  die 
Staatsharken:  Gomines  VII  .  15  .  war  der  Luxus  wohl  am  gleichartigsten  aus- 
gebildet und  am  meisten  über  die  verschiedenen  Klassen  verbreitet. 

Schon  Sabellico  (§42)  sagt  um  1490:  nulla  ferme  est  recens  domus  quae 
non  aurata  habeat  cubicula   (fol.  90). 

Zur  Zeit  des  Francesco  Sansovino  um  löso  Venezia  fol.  142)  war  der  Be- 
stand folgender:  zahllose  Gebäude  hatten  sowohl  in  den  Zimmern  als  in  den 
übrigen  Räumen  Holzdecken  mit  Vergoldung  und  mit  gemalten  Darstellungen: 
fast  überall  waren  die  Wände  bezogen  mit  gewirkten  Teppichen,  mit  Seiden- 
zeug, mit  vergoldetem  Leder,  mit  reicher  Holzbekleidung  ...  In  den  Wohn- 
zimmern zierliche  Bettstellen  und  Truhen  mit  Vergoldung  und  Bemalung,  zu- 
mal mit  vergoldeten  Simsen  .  .  .  Die  Büffets  mit  Geschirren  ohne  Zahl  von 
Silber,  Porzellan,  Zinn  und  Erz  mit  eingelegter  Arbeit  ...  In  den  Sälen  der 
Grossen  die  Waffengestelle  mit  den  Schilden  und  Fahnen  derjenigen  Vorfahren, 
welche  zu  Land  oder  Meer  befehligt  haben  .  .  .  Ähnliches  gilt  im  Verhältnis 
von  den  mittlem  und  untern  Klassen;  .  .  .  auch  bei  den  Geringsten  Truhen  und 
Bettstellen  von  Nussbaumholz,  grüne  Bezüge,  Bodenteppiche,  Zinn- und  Kupfer- 
geschirr, goldene  Halskettchen,  silberne  Gabeln  und  Ringe. 

Anderswo  kam  dasselbe,  nur  mehr  vereinzelt  vor.  Bandello  Parte  I, 
Nov.  3  die  Schilderung  eines  Schlafzimmers:  das  Bette  mit  vier  Baumw 
m.itratzen,  die  mit  feinen,  seide-  und  goldgestickten  Leintüchern  bedeckt  sind: 
die  Decke  von  Karmesinatlas,  mit  Goldfäden  gestickt  und  mit  Fransen  um- 
geben, die  aus  Goldfäden  und  Karmesinseide  gemischt  sind;  vier  prächtig  ge- 
arbeitete Kissen;  ringsum  Vorhänge  aus  Flur  (tocca  von  Gold  und  Karmesin 
gestreift  (hier  die  Lesart  zweifelhaft  :  an  den  Wänden  statt  gewirkter  Tep- 
piche lauter  Karmesinsamml  mit  herrliehen  Stickereien;  in  der  Mitte  des  Zimmers 
ein  Tisch  mit  alexandrinischem  Seidenteppich;  rings  an  den  Wänden  acht  reich- 
geschnitzte Truhen  und  vier  Stühle  mit  Karmesinsammt ;  einige  Gemälde  von 
berühmter  Hand  etc. 

Parte  III,  Nov.  42  die  Wohnung,  welche  ein  reicher  Herr  der  berühmten 
römischen  Buhlerin  Imperia  herrichten  liess:  u.  a.  eine  Sala,  eine  Camera  und 
ein  Gamerino  mit  lauter  Sammet  und  Brokat  und  den  feinsten  Bodenteppichen; 
im  Gamerino.    wo  sie  nur  die  vornehmsten  Leute  empfing,    waren   die  Wände 


11.  Bach.     EV.  Kapitel.    Arbeiten  in  Bolz. 

mit  lauter  Goldstofl  (faconniertem  oder  gesticktem)  bezogen;    auf  einer  kunst- 
en  Etagere   (cornice    mit  Vergoldung  und  Ultramarin  befanden  sich  herr- 
lich« aus  Alabaster,    Porphyr,    Serpentin  und  vielen  andern  kostbaren 
-    ffen.     Ringsum    standen   viele   reichgeschnitzte  Truhen   (coffani    e    forzieri), 
itlich  von  hohem  Wert     In  der  Mitte  war  ein  kleiner  Tisch,   der  schönste; 
den  man  sehen  konnte,    mit  grünem  Sammet   bedeckt  ;    daran!'  lag  immer  eine 
Laute    oder    Zither   u.   dgl.    nebst    Musikbüchern    und    einigen    reichverzierten 
kleinen  Bänden,  welche  lateinische  und  italienische  Dichter  enthielten. 
Part«    IV,  Nov.  25  noch  eine  zierliche  Schilderung  dieser  Art. 
Gio.   della    Casa   überliess    während    einer  Abwesenheit    1544  dem  Card, 
römische  Wohnung  u.  a.  con  im  bellissimo  camerino  ac- 
suoi  panni  molto  ricchi  e  molto  belli,   e  con  un  letto  di  velluto,   e 
alquante  statue  antiche  e  altre  belle  pitture,    darunter  ein  Porträt  von  Tizian. 
Die  Echtheit  aller  Stoffe,  die  wahrscheinliche  Symmetrie  der  Anordnung, 
meinen  Bequemlichkeit  mussten  solchen  Räumen  (im  Ver- 
h  mit  unserm  Jahrhundert  der  Surrogate  etc.)  einen  ernsten  Charakter  ver- 
leihen. 

Die  Ledertapeten    mit  eingepressten  Golddessins,    hauptsächlich  Blumen- 
arabesken,  welche   zu  Venedig   im  XVI.  Jahrhundert  schon  so  sehr  verbreitet 
galten  noch  1462  als  ein  fremder,  und  zwar  aus  Andalusien  gekommener 
ick;   l'n  II.  Gomment.  L.  VIII,  p.  384  (ungefähr).    Auch  ihre  Wirkung  ist 
überwiegend    ernste.       -    Das   Teppichwesen   überhaupt   sollte   womöglich 
Wandt-  und  Fussboden    dem  Auge  völlig  entziehen.     Ariost,  Orl.  für.  XII,   10. 
In  Florenz   mag   sich  diesem  gegenüber  doch  die  Boiserie  mit  Malereien 
länger  gehalten  haben?  —  Vgl.  §  154. 

§  157. 

I  >  u  s  P  räch  t  he  1 1  e  und  die  Truhe. 

Am  meisten  monumental  von  allen  Möbeln  war  das  Prachtbette   ge- 
staltet,  welches  oichl  eine   Kcke,  sondern  die  Mitte  einer  Wand  einnahm; 
Mi    die  Truhen,    auf   welche   die  Kunst   bisweilen   ihre   besten  Kräfte 
wend 

fwartung    venezianischer   Gesandten   (§  42)   bei   den  Herzoginnen   von 
Urbino  in  P<  la  camera  era  nuova,  fatta  a  volta,  la  maggior  parte  di 

i  profilata  d'  uro  e  arazzata  dall'  allo  in  basso,    con  una  lettiera  in  mezzo, 
lo  un  padiglione,  coperta  di  seta. 

Erhalten  -ind  wohl   kaum  irgendwo  solche  Bettstellen  aus  der  besten  Zeit. 

Schilderung  (Milanesi  111,  p.  245)  ist  erst  aus  der  Zeit  des 

iden  Barockstils     1574):  die  Füsse  mit   Harpyien,  Festons  etc.,  die  vier 

positaordnung ,  mit  Laubwerk  umwunden;  die  Friese  teils  mit 

Km  .  und  Tieren,  teils  mit   Laubwerk;  das  Kopfende  mit  vier  Hermen 

und  dem    dazwischen,    über   welchen   (offenbar   noch  unter  dem  Bett- 

himi  Giebel  mit  meinem  skulpierten  Figuren  angebracht  war. 

Von  den  Truhen   -ml  ebenfalls  nur  noch  wenige  vorhanden,  doch  genug, 
um  einen  B<  .  u  den  schwungvollen,  edeln  und  reichen  Formen, 


§  157.    Das  Prachtbette  and  die  Truhe. 


33' 


die  dabei  erreicht  wurden.  Von  denjenigen  des  Baccio  d'Agnolo,  mit  Kinder- 
figuren in  Reliet'.  sagl  schon  nach  etwa  io  Jahren  Vasari  V,  p.  352  Le  M.  IX, 
p.  226).  man  könnte  sie  zu  seiner  Zeit  nicht  mehr  so  vollkommen  zustande 
bringen.     (Eine    i  schöne  Truhe  im  Kunstgewerbemuseum   zu  Berlin, 

Fig.  281  :  mehrere  im  South  Kensington-Museum.) 

Neben  der  reinen  Schnitzerei  dauerte  indes  doch  eine  aus  Schnitzwerk 
und  reicher,  selbsl  miniaturartiger  Malerei  gemischte  Gattung  noch  lange  fort, 
im  Zusammenhang:  mit  den  Malereien  im  Wandgetäfel;  vgl.  §  154  und  den 
dort  zitierten  Abschnitt  bei  Kinkel, 
Mosaik  zur  Kunstgeschichte. 

Gemälde  an  Bettstellen,  ob  an 
den  vier  Seiten  oder  im  Betthimmel. 
ist  oft  nicht  zu  ermitteln:  Vasari  II, 
p.  213  s.  Le  M.  III.  p.  96,  v.  di  Qc- 
cello),  der  selbst  hier  seine  perspek- 
tivischen Ansichten  anbrachte;  — V, 
p.  286  (Le  M.  IX.  p.  176),  v.  di  Fra 
Giocondo:  Carottos  Herkules  am 
Scheidewege,  als  Kopfende  (testiera) 
eines  l!«ttes  gemalt:  —  ib.  p.  342  s. 
(220),  v.  di  Granacci,  die  Geschichten 
Josephs  in  Ägypten,  sopra  im  lettuccio, 
in  dem  Prachtzimmer  des  Borgherini 
§  154,  woauch  dieTrühenmalereienetc. 
von  Pontormo,  ib. VI,  p.  261  (Le  M.  XI, 
p.  13),  v.  di  Pontormo,  dasselbe  Thema 
behandelten.  Es  wird  öfter  vorgekom- 
men sein,  dass  nicht  nur  Bett  und 
Truhen,  sondern  auch  Teile  des  Ge- 
-  und  wenigstens  die  Thür  Male- 
reien von  derselben  Hand  erhielten: 
Anonimo  di  Mmvlli.  ed.  Frizzoni, 
p.  160  von  Stefano,  einem  Schüler 
Tizians,  im  Hause  des  Andrea  Odoni 
zu  Venedig  . 

Gemälde  an  Truhen:  Hauptstelle 
Vasari  II.  p.  I  18s.    Le  M.  III.  p.  17 
v.  di  Dello;  der  Inhal!  war  aus  i  >vids 

Metamorphosen,  aus  der  römischen  und  griechischen  Geschichte,  oder  es 
\\;iien  Jagden,  Turniere,  Nfovellenscenen.  „Die  trefflichsten  Maler  schämten 
sich  solcher  Arbeiten  nicht,  wie  heute  viele  thun  würden.-  -  [b.  II.  p.  ~)'<i'< 
{Le  M.  IV.  p.  69),  v.  di  Lazzaro  Vasari;  ib.  III,  p.  36  Le  M.  IV.  p.  181), 
v.  di  Pesello.  Turnierbilder;  -  ib.  VI,  p.  i.~>:>  (Le  M.  XI.  p.  219),  v.  di  Ari- 
stotile,   die  Arbeiten   des   Bacchiacci :  Milanesi  II.  p.  355,    Kontrakte   von 

ll~r>  n.  f.  Mit  der  Zeit  mögen  die  Truhen  am  frühesten  ganz  plastisch  ge- 
worden sein. 

Gemälde   an   Schränken,    runden  rlolzscheiben     ?  rotelle)    u.  a.   Geräten, 

Burckhardt,  Italien.  Rei  -    4.  Aufl.  '2'2 


Entwurf  zu  einer  Harfe  in  den   I  I 
zu  Florenz.    (Herdtle.) 


- 


11.  Buch.     IV.  Kapitel.    Arbeiten  in  Ho  z. 


utlich  mythologischen  Inhaltes,  von  Giorgione,  Vasari  1\'.  p.  104  (Le  M.  VII. 
im  Comment.  zu  v.  ili  Giorgione. 
./lieli  untergegangene  Gattungen  dürfen  wir  hier  bloss  nennen:  Male- 
reien an  Pferdegeschirr,  mil  Tierfiguren,  oder  mil  einem  brennenden  Wald,  aus 
hem  Tiere  bervorstürzten  etc.;  Vasari  II.   p  555    Le  M.  IV.  p.  68),   v.  di 


bl>-    iü    ■ 


Mlllllll  i  i  i  i  ii  ,  i  ii  i  i 


Decke  aus  I'al.  Mas3imi  zu  E( 


-r///-  '■  '■  P-  "i7    !•'•  M.  VI,  p.  11),  v.  di  Francia;  IV.  p.  498  (Le  M. 

VI"    P-   ,:,i  ■  v.  di  San  Gimignano;  VI,  p.  316  (Le  M.  XI,  p.  87),  v.  di  Genga. 

in   die  bemalten  Wagen  bei  dem  jährlichen  florentinischen  Staatsfest, 

--1   (Le  M.  VIII,  ,,.  264),  v.  d.  A.  de!  Sarto;  VI.  p.  256  (Le  M. 

'■'  Pontormo.        IM r  Karnevalswagen  nichl  zu  gedenken.    In 

F"rr  '"         n  bemaltei  und  vergoldeter  Hofwagen  (der  Lucrezia  Borgia) 


§   158.     I'ie  geschnitzte  Flach) 


:;:;«* 


und  1508  eine  vergoldete  Wiege  erwähnt.     Arch.  stör,  dell'  arte,   1894,  p.  301 
und  306. 

Gemälde  an  Musikinstrumenten:  höchsl  vorzüglich  die  Innenseite  eines 
Klavierdeckels  mit  der  Geschichte  des  Apoll  und  Marsyas,  angeblich  von  Gor- 
reggio,  eher  von  Bacchiacca,  ehemals  im  Pal.  Litta  zu  .Mailand.  Laut  Vasari  VI, 
p.  27'i  (Le  M.  XI,  [).  56),  v.  di  Pontormo,  malte  Bronzino  für  den  Herzog  von 
Urhino  ein  Klavier  aus.  —  Lomazzo  schlägt  vor  (Trattato,  p.  :U7  .  an  den  In- 
strumenten die  Bildnisse  der  grössten  Virtuosen,  je  zu  dreien,  anzubringen.  — 
Eine  Prachtharfe  in  einer  Zeichnung  der  Offizien  (Fig.  282  . 


Fig.  284.    Decke  nach  Serlio. 


§  158. 
Die  g  e  schnitzte  F 1  a  c  li  il  e  c  k  e. 

Die  hölzernen  Flachdecken  (palchi)  in  Kirchen  und  Palasträumen 
haben  im  XV.  Jahrhunderl  meisl  eine  nur  einfache  Konfiguration,  aber  eine 
glänzende  Bemalung  und  Vergoldung.  Gegen  L500  werden  damit  die  edlem 
und  feinern  Formen  des  antiken  Kassettenwerkes  in  Verbindung  gesetzt ;  im 
XVI.  Jahrhunderl  bleiben  einige  der  herrlichsten  Decken  fasl  oder  ganz 
farblos  und  werden  eine  Hauptaufgabe  der  Dekoration  in  Holz;  daneben 
aber  beginnl  sehen  das  Ausfüllen  der  Deckenfelder  mit  eigentlichen  Ge- 
mälden. Die  Wirkung  ist  überall  auf  farbige,  in  den  Palästen  auf  teppich- 
bedeckte Wände  berechnet. 


11.  Buch.     IV.  Kapitel.     Arbeiten  in  Holz. 

Palchi  des  XV.  Jahrhunderts  mehr  in  regelm  issigen  Kassetten:  in  s.  Marco 
iss  und  blau,    von  Marco  de'  Dolci    1  liw     71  :         dann  im 
chio  zu  Florenz  die  Decken   der  Sala  dell'  Udienza   und  der  Sala  de' 
tere  mit  sechseckigen  Kassetten,  beide  von  Meistern  aus  der  Familie 
sari  111.  p.  342,  Nota    Le  M.  V.  p.  Mi.  Nota),  v.  di  Bened.  da  Majano; 
vgl.  ;.    .1'.    l_'7  .  :   denjenigen  des  Michelozzo,    Vasari  II.  p.    i°>7  (Le 

M.  111.  ;     275     scheint    nichts    mehr  erhalten:    ebenso  hat  die  gewiss  wichtige 
S  aales  daselbst,  vom  Jahr   1497,  Vasari  V,  p.  351,  Nota    1 
M.  !\.  p.  224,  Nota  .  v.  di  Baccio  d'Agnolo,  später  derjenigen  des  Vasari 
weichen   müssen.  Die  hohen  Rechnungen  für  die  Decken  in  diesem 

:     -  ■  ggio  I.    p.  252  s.  .  In  Venedig  an  einigen  prächtigen 

-  \V.  Jahrhunderts  im  Dogenpalast  und  in  der  Akademie  verschwinde! 
I  sette,  die  Einfassung  vor  dem  Inhalt ;  Letzterer  als  Blume, 
Schild  u.    Igl.  aus  Holz  oder  Stucco,  meist  gold  und  blau;  auch  ein  ganz  ver- 
eti  :   mit  Cherubim.       -    Die  Decken    in    ^n   reichern  Privatwohnungen  zu 
oiines  VII,   15  wenigstens  in  zwei  Zimmern  in  der  Regel  ver- 
let,  vgl.  §  156;  Armenini  (de'  veri  precetti  della  pittura,  ]».  r>s    höhnt  später 
feurige  Rot,  das  man  ausser  der  Vergoldung  daran  bemerke  und 
-  jenen  „Magnifici",  d.  h.  den  Nobili  von  Venedig  über  die  Massen  gefalle.  — 
Mailand  ehemals  in  Pal.  Vismara  (§  91)  die  Decken  meist    blau   und  Gold, 
mit  den  Wappen  der  Sforza  und  der  Visconti.         laue  reich  kassettierte  Decke 
ind  Farben  im  Palast  von  Urbino. 
Decken  um  1500,  edler  architektonisiert  und  mit  gewähltem  Ornamenten : 
S.  Maria  maggiore  zu  Rom    1  i'1"-     98),    weiss  und  Gold,    von  einem  unbe- 
kannten Meister,  mit  dem  Wappen  Alexanders  VI.:  —  in  S.  Bernardio  zu  Siena, 
mngen  1496  an  Ventura  di  Ser  Giuliano,  vorherrschend  hlau  und  Gold,  die 
:  ibim  der  einzeln  tten  hier  nicht  mehr  geschnitzt,  sondern  aus  einer 

Masse  (carta  pesta    vielleicht  gepresst;    Milanesi  11.  p.   t56;      -   diejenigen  des 
Ant.  Barile  im  Hause  Ghigi  zu  Siena.  gewiss  vorzüglich,  schwerlich  mehr  er- 
halten?    Vgl.  Milanesi  III.  p.  30.  -     Ein  Verding  von   1526,  ehenda,  p.  85.  — 
von  reicher  Schönheit :  sämtliche  Flachdecken  in  Pal.  Massimi 
;,  ;    .     ..  -  -    Eine  Menge  von  florentinischen  Palchi,  wahrscheinlich 

geschnitzt,    waren  das  Werk  des  Andrea  Feltrini;    Vasari   V, 
p.  208    Le  M.  IX.  p.   112),  v.  di  Morto  da  Feltre. 

Dann  die  farblosen  Decken,    wo  Reichtum  und  Pracht  der  Schnitzarbeit 

klich  die  Farbe  verschmähen.  —  Das  Hauptbeispiel :  die  der  Biblio- 

ziana  in  Florenz  mach   L529?)    sehr  schön  und  frei  entworfen  von 

Mich  führt  von  Carola   und  Tasso;  das  Motiv  wiederholt  in  dem 

von    Tribolo  lirten    Ziegehnosaik    des    Fussbodens;    Vasari   VII,    p.  203 

I.-  M.  XII.    p.  214),    v.  di  Michelangelo    (vgl.  §   160).    -      Sodann   der   grosse 

im  Pal.  Farnese  zu  Rom;     -  und  dann  zahlreiche  Decken  des 

Barockstiles,  der  nach  solchen  Mustern  oft  Treifliches  leistete. 

zu   Ende   des  IV.  Buches:    im  Ganzen    gehöre  die  Farbe 

die  Einfarbigkeit  der  Flachdecke ;  dem  kostspieligen  Schnitzwerk 

-.hl  eine  täuschende  Malerei  in  Chiaroscuro  substituiert;  je  niedriger 

kleiner   die  Deckeneinteilungen;    für   die  Rosetten   wird   die 

a.     Wichtiger    ;ils    dieses   alles    ist   das   wunder- 


§  159.    Die  Flachdeck.'  mit  Malerei. 


341 


schöne  Muster  der  Decke  eines  grossen  Saales,  welches  er  mitteilt,  sowohl  in 
Betreff  der  charakteristischen  Profilierung  und  Ausschmückung  der  Balkenlag  n 
verschiedenen  Ranges  als  in  Betreff'  der  zierlichen  Füllungen;  auch  die  folgen- 
den kleinem  Muster  gehören  zu  den  hesten  und  zierlichsten  (Fig.  2*t-  u.  285  . 
Die  Ausartung  der  geschnitzten  Decke  beginnt  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVI.  Jahrhunderts  damit,  dass  die  natürliche  Balkenlage  nicht  mehr  respektiert 
wird.  Ein  mittleres  grösseres  Feld  mit  runder  oder  ovaler  Einfassung  (für 
Wappen  oder  figürliche  Dekoration)  hatte  man  längst  zugegehen;  nun  aber  be- 
ginnen die  Balken  der  ganzen  Decke  in  widersinnigen  geschwungenen  oder 
auch   zackigen  Linien    zu   lauten,    welche  das  Gefühl  der  Tragkraft  aufheben. 


Fig.   285.     Decke  nach  Serlio. 


Domenichino  liess  1617  das  Deckenmotiv  des  Hauptschiffes  von  S.  Maris  in 
Trastevere  in  verschiedenen  Zacken  lauten,  weil  Kardinal  Aldobrandini,  dei 
Stifter,  Sterne  in  seinem  Wappen  führte    Passeri,  vite  de'  pittori,  p.  22  . 


§  L59. 

Die  Fla  c  li  'I  e  C  k  e  m  i  I    M  a  1  e  r  ei. 

Schon  frühe  im  XVI.  Jahrhundert  beginnt  auch  dir  Ausfüllung  der 
einzelnen  Deckenfelder  mit  Gemälden,  wobei  die  [Jntensichl  der  Gestalten 
bald  mehr,  bald  weniger  beobachtet  wurde    Bald  meldet  sich  daneben  eine 

litigierte  Perspektive  als  Scheinerweiterung  <\r<  Raumes  nach  oben. 


11.  Buch.     IV.  Kapitel.     Arbeiten  in  Holz. 

Bemalung  setz!  natürlich  grössere  und  freiere  Einteilungen  oder  Fel- 
der  voraus   als   die  blosse  Dekoration.     Auch  wird  schon  zur  Vermeidung  des 

-  attenwurfes  der  Begriff  des  Balkens  preisgegeben  und  eine  freie,  oft  prächtig 
liierte  und   verzierte  Einfassung    vorgezogen.     -    Ehr  Beginn   hauptsächlich 

in  V(  aber  merkwürdigerweise  meist  durch  Nichtvenezianer ;  —  die  (ehe- 

malig    i  l   Saht    de'  Pregadi    im  Dogenpalasl    mit    zwölf  Tugenden   in 

Untensicht;  Vasari  V,  p.  116,  Nota  5  Le  M.  IX.  p.  37  und  Nota),  \.  di  Porde- 
•  :  —  Decken  im  Pal.  des  Patriarchen  Grimani;  Vasari  VI,  p.  ;>:2;>  s.  (Le 
M.  \l.  p.  94),  v.  di  Genga,  und  VII,  p.  ls  Le  M.  XII,  p.  58),  v.  di  Salviati;  — 
in  einem  Pal.  Gornaro,  ibid.  VI,  p.  358  s.  (Le  M.  XI,  p.  125),  v.  di  Sanmicheli 
kenbilder  Vasaris    selbsl  ;      -    in    einem  Refektorium   und   noch    in    einem 

les  Dogenpi  stes  ibid.  VII,  p.  t6  (Le  M.  XII,  i>.  82),  v.  di  Salviati  (Bil- 
der von  Giuseppe  Po 

Erst  mit  Paolo  Veronese    Vasari  VI.  p.  369  s.  (Le  M.  XI.  p.  135  s.),  v.  di 

-  rnicheli)  und  mit  Tintoretto  nehmen  sich  die  Venezianer  selbst  eifriger  des 

ttenmalens  an;  Tizian-  Deckenbilder  (jetzt)  in  der  Sakristei  der  Salute  sollen 
:  lings  laut  Sansovino,  Venezia,  fol.  *:>  ..in  der  ersten  Kraft  seiner  Jugend" 
,.t    sein,    gehören  aber,   wie  mir  scheint,    zu  den  Arbeiten  seiner  mittlem 
-    ,i,iii  Zeit.     Noch  ein  Soffitto  von  ihm,   ib.  fol.   100.     -  Dann  seit  den 
ihren  die  Soffitti  der  Haupträume  des  Dogenpalastes,   besonders  Sala 
del  gran  consiglio,  von  Tintoretto,  lJaolo  Veronese  u.  a.;  grosse  Malereien  ver- 
schiedene]  Formate,    eingefassl    von   überaus  reichen  und  vielartigen,   für  den 
inenden  Barocco  vorbildlich  wichtigen  Goldrahmen.     In  den  Darstellungen 
•  .  Paolo  keine  absolute  Untensicht,  sondern  Schrägsicht. 

Vasaris  last«  ude  erzählende  Deckenbilder  im  grossen  Saal  des  Pal.  Vecchio 
zu  Florenz,   auf  Befehl  Gosimo  1..    Vasari  VII,   p.  700  s.  (Le  M.  1,  p.  46)   in 
m  Leben.         Die  Flachdecken  aller  Kirchen  von  Neapel   mit  Ge- 
mälden bedeckt. 

Von  der  gemalten  Flachdecke  in  S.  Maria  dell'  Orto  zu  Venedig,  welche 
vielleicht  die  frühste  mit   fingierter,  und  zwar  sehr  täuschender  Prachthalle  war, 
nbar  mit  gedoppelten  gewundenen  Säulen,  ist  nur  noch  die  überschweng- 
Beschreibung  bei  Sansovino,  Venezia,  fol.  59  und  bei  Vasari  VI,  p.  509  s. 
Le  M.  XI.  p.  267),  v.  di  Garofalo,    vorhanden.     Dieselben  Meister,  Cristoforo 
■  ii  Brescia,  malten  noch  Mehreres  der  Art.  --  Natürlich  boten  ge- 
wölbte Decken  diesem  Kunstzweig  einen  ganz  andern  Spielraum  dar.  Vgl. 
ihallen,  §  83.  —  Als  Ersatz  und  späte  Nachwirkung  der  Decke 
S   Maria  dell'  '  »rto  etwa  die  Decke  von  S.  Pantaleone,  ein  Werk  des  Fumiani 
7                        ind  Glorie   des  Heiligen  in  einer  grossen  Prachthalle,   auf 
ta.11  and  aufgenagelt. 


§  160.     Her  Fussbodeii  in  harten  Steinen,  Marmor  und  Backstein.  343 

V.  Kapitel. 
Fussböden,  Kalligraphie. 

§  160. 
Der  Fussböden  in  harten  Steinen.  Marmor  and  Backstein. 

Die  monumentale  Behandlung  der  Fussböden,  hauptsächlich  in  Kirchen, 
eignet  sich  die  Mittel  des  Altertums  und  des  Mittelalters  auf  originelle  und 
neue  Weise  an. 

In  der  Nähe  der  Päpste  und  in  einzelnen  besonders  prächtigen  Kapellen 
dauert  dasjenige  rein  lineare  Mosaik  aus  harten  Steinen,  besonder.-  weissem 
Mariner.  Porphyr  und  Serpentin  fort,  welches  schon  aus  der  urchristlichen  Zeit 
auf  die  Cosmaten  übergegangen  war.  Mosaik  Martins  V.  (nach  141!»  1  im  Mittel- 
schiff des  Laterans,  eine  der  ersten  Arbeiten  des  vom  Schisma  befreiten  Papst- 
tums; Vitae  Papar.,  Murat.  III,  II.  Gol.  858;  --  Nikolaus  V.  seil  1447)  wollte 
für  seinen  Neubau  von  St.  Peter  ganz  dasselbe;  ibid.  Gol.  935.  —  Boden  der 
sixtiniscben  Kapelle,  der  vatikanischen  Stanzen,  der  Grabkapelle  des  Kardinals 
von  Portugal  in  S.  Miniato  bei  Florenz,  der  Kapelle  im  Pal.  Medici  (Riccardi) 
ebenda. 

Alherti,  de  re  aedificatoria  L.  VII.  c.  1<>  verlang!  im  pavimentum  am 
ehesten  „Linien  und  Figuren,  welche  sich  auf  .Musik  und  Geometrie  beziehen". 
Kiirurierte,  und  zwar  erzäblende  Mosaiken,  aus  Marmor  von  verschiedenen 
Tönen,  bat  beinahe  nur  der  Dom  von  Siena,  dieser  aber  in  grösster  Masse  und 
aus  zwei  Jabrlnmderten,  1369  und  bis  um  1550  (Fig.  286).  Über  dieses  Unicum 
vgl.  Milanesi  I,  p.  17H  s..  II.  p.  111  s.,  265  s.,  :\11.  437  etc.  Vasari  I.  p.  199  s. 
(Le  M.  1.  p.  17(i),  Introduzione;  V,  p.  i;i.">  -.  Le  M.  X,  p.  186  ss.  .  v.  di 
Beccafumi. 

Die  ästbetische  Frage,  wie  ein  Marmorboden  von  einfacher  Gonfiguration 
aus  Platten    von   zwei   oder   drei  Farben   in  Harmonie    mit  einem  grossen  Bau 

zu  komponieren  sei.  wurde  bes lers  durch  denjenigen  des  Domes  von  Florenz 

beantwori  Vasari  IV.  p.    iö^  ss.    Le  M.  VIII,  p.   128  ss.  .  Gomment.  zu 

v.  di  Gronaca,  welcher  seil  L499  hauptsächlich  mit  den  Chorkapellen,  und  zwar 
hier  mit  einem  reicher  bewegten  Motiv  begann;  —  Y.  p.  354  (Le  M.  IX.  p.  227), 
v.  di  Baccio  d'Agnolo,  welcher  dann  die  Hauptsache  gethan  zu  haben  scheint. 
Das  Entscheidende  war,  dass  man  sieh  fortan  von  .dien  Teppichmotiven  emanci- 
pierte,  die  noch  in  jenen  römischen  Mosaiken  kenntlich  sind;  es  handell  sich 
jetzt  nur  noch  um  Linien,  welche  das  Auge  richtig  leiten,  und  um  Massen, 
welche  den  einzelnen  Teilen  de-  Raumes  richtig  entsprechen. 

Dass  das  Bodendessin,  wenn  eine  reicher  verzierte  Flachdecke  vorhanden 
i-t .  dmi  Deckendessin  resp.  Gewölbedessin  entsprechen  müsse,  wird  seil  der 
Laurenziana  (§  158)  als  etwas  sich  von  selbst  Verstehendes  angenommen,  z.B. 
bei  Armenini,  de*  veri  precetti  etc.,  p.  159.  Laut  Vasari  VI,  p.  !»l'  Le  M.  X. 
p.  274  .  v.  di  Tribolo,  könnte  aen,  als  oh  die  Idee  letzterem  angehörl 


11.  Buch.    V.  Kapitel.    Fnasbödeu,  Kalligraphie. 


hatte,  allein  wenn  Michelangelo  die  D  itwarf,  so  sorgte  er  wahrscheinlich 

auch  für  den         -      len. 

Dei   letztere  besteht  aus  einer  Zeichnung  in  weissem  und  rotem  Backstein, 

welche  damals  und  später  in  nichtkirchlichen  Gebäuden  häufig  vorkam  und  eine 

ne  Wirkung  gestattet.     Vasari  1.   p.  200   (Le  M.  I.   p.   177.   Introduzione. 


l„  isierten    thönernen  Bodenplättchen    hatte   das   Mittelalter   schon 

.  eistet.    Die  wenigen  erhaltenen  Beispiele  aus  der  Renaissance, 

r  bekannt  sind,  zu  Bologna,   in  S.  Giacomo  maggiore  (Capp. 

in  s.  Petronio  (1487    (5.  Cap.  links);   ausserdem  (nach  Moh- 

enne   au  XVe  siecle)   in  S.  Giovanni  a  Carbonara   zu 

-    Paolo  zu  Parma,  S.  Maria  del  Popolo  zu  Rom;    ferner 


§  161.     Die  [nscriptionen  and  die  Schöllschreiber.  345 

(nach  archiv.  stör.  delh  arte  II.  p.  1  < iii ■  in  S.  Elisabetta  zu  Viterbo,  im  Vesco- 
vado  zu  Padua  1491  von  Giov.  Antonio  und  Franscesco  d'Urbino)  etc.  (s.  den 
Cicerone  de>  Verfassers,  8.  Aufl.  II,  p.  209). 

Im  XV.  Jahrhundert  ist  das  Dessin  meist  noch  etwas  reliefiert;  so  war 
es  in  der  (nicht  mehr  vorhandenen)  Sakristei  von  S.  Elena  zu  Venedig  1  17'.». 
\\"  dir  Länglich  sechseckigen,  weiss  und  blauen  Plättchen  abwechselnd  einen 
schwarzen  Adler  und  einen  Zettel  mit  dem  Namen  der  Stifter,  Giustiniani,  ent- 
hielten; zu  den  prächtigen  Intarsien  der  Wandschränke  gewiss  die  zierlichste 
Ergänzung;  Sansovino,  Venezia  t'ol.  7(j.  —  Ein  Verding  solcher  Platten  zu 
Siena  1488,  Vasari  III,  p.  688,  Nota  1  (Le  M.  VI.  p.  141,  Nota  v.  di  - 
relli.  -  -  Die  jetzt  ganz  ausgetretenen  in  den  vatikanischen  Loggien,  welche 
Rafael  bei  den  Rohbia  in  Florenz  bestellte,  Vasari  IV.  p.  .'!'>.'•>  Le  M.  VIII,  p.  i_!  . 
v.  di  Raffaellu,  waren  glatt.  —  Diejenigen  im  unzugänglichen  obersten  Stock- 
werk der  Loggien,  aus  der  Zeit  Pius'  IV..  sind  nicht  mehr  erhalten.  —  Das 
I'aviment  der  Gapp.  Lando  in  S.  Sebastiano  zu  Venedig,  1510,  das  Familien- 
wappen von  Blumen,  Blättern,  Watten  und  Tieren  umgeben:  vielleicht  Arbeit  aus 
Faenza;  vgl.  Archiv,  stör,  dell'  arte  II.  p.  389, 

§  161. 
Die  Inscriptionen  und  die  Schönschreiber. 

I >ie  Eilschriften,  als  integrierender  Teil  von  Kunstwerken,  wurden  in 
diesem  Zeitalter  den  römischen  Inscriptionen  der  besten  Zeit  nachgebildet. 
Da  der  Buchstabe  für  schön  gilt  an  sich,  so  wird  er  bisweilen  in  riesigei 
Grösse  angewandt,  wie  eine  andere  Kunstform. 

Die  Inschrift  an  der  Fassade  von  S.  Maria  novella  in  Florenz,  von  L.  B. 
Alherti  (vgl.  S.  137),  in  Porphyr  inkrustiert:  Vasari  1.  p.  110  (Le  M.  I.  p.  98), 
Introduzione. 

Die  riesige  Inschrift  aussen  am  vatikanischen  Palast  (<  Istseite  nach  eigener 
Angabe  Julius' IL,  der  den  Bramante  wegen  seiner  beabsichtigten  Hieroglyphen 
oder  Rebus  auslachte:   Vasari  IV.  p.   158  (Le  M.   VII,  p.   133),   v.  di  Bramante. 

Um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  lebte  in  Padua  der  Priester  Fran- 
cesco Pociviano,  genannt  Mauro.  welcher  im  Malen  und  Schreiben  alle  Kalli- 
graphen und  im  Meissein  von  Buchstaben  alle  Skulptoren  übertraf,  und  Bembos 
Grabschrift  im  Santo  meisseln  durfte:  auch  für  Inschriften  in  Fresken  liess 
man  ihn  kommen;  Scardeonius,  in  Graev.  thesaur.  IV.  111.  d.i.  t29,  wo  noch 
ein  anderer  dortiger  Schönschreiber  Fortebraccio  erwähnt  wird. 

Über  den  Zusammenhang  mit  der  Kpigraphik  als  Literaturzweig  s.  Kultur 
der  Renaissance.  III.  Aufl.,  S.  310.  --  Ein  ganzer  Kreuzgang,  der  von  s.  Maria 
sopra  Minerva  in  Rom,  unter  Paul  II.  „pulcherrimis  epigrammatibus  historiisque" 
geschmückt:  Vitae  Papar.,  ap.  Murat.  III.  II.  Gol.  1034.  Inschriften  in  Schlaf- 
zimmern, Ang.  Politiani  carmina. 

Die  sehr  grosse  Inschrift  im  obern  Friese  von  Pal.  Pandolfini  in  Florenz.  - 
Häufig  in  Fensterfriesen  seit  Pal.  di  Venezia  zu  Rom  Motti  oder  Namen  in  viel- 
facher Wiederholung. 

Bei  Festdekorationen  die  bekannten  hängenden  Inschrifttafeln,  welche  das 
jetzige  Italien  nur  noch  als  Theateraffichen  anwendet;  z.  B.  bei  dem  Pos 


11.  Buch.    VI.  Kapitel.     Die  Fassadenmalerei. 

s  inders  VI.  1492:  una  travola  al  modo  antico  pendente,  Gorio  stör,  di  Milano, 
fol.  451  ss.,  wo  auch  koloss  Le,  \  n  Schnörkeln  reich  umgebene  Ghiffern  in  dem 
3     attentuch  über  der  Strasse  gerühmt  werden. 

Ein  heil  gensatz  zu  der  Strenge  der  grossen  römischen  Uncialen 

wird  bisweilen  darin  gefunden,  dass  Kinderfiguren  dieselben  umspielen. 

Vielleicht   am    frühsten   in   einer   Friesmalerei   des    Pordenone   an   einem 
Privathaus  in  Mantua,  Vasari  V,  p.  113    Le  M.  IX.,  p.  34),  v.  di  Pordenone  und 
aenini,   1.  c.  p.  _'(  "  Dann  an  dem  Friese  des  Ghorstuhlwerkes  des  Fra 

miano  in  S    D     lenico  zu  Bologna,  §  152. 

Kalligraphie,  in  der  italienischen  Schrift  des  XV.  Jahrhunderts 
auf  höchste  Einfachheit  und  Schönheit  gerichtet,  überlebte  auch  das  Ein- 
dringen des  Bücherdruckes  trotz  «1er  vorherrschenden  Eleganz  desselben 
noch  lai ... 

Da-  Bedürfnis  nach  Miniaturen  hielt  sie  am  Leben.  Der  Kalligraph  des 
Miniators  Clovio,  Monterchi,  wird  erwähn!  Vasari  VII,  p.  560  (Le  M.  XIII,  p.  132), 
v.  di  Clovio.     Die  Kalligraphen  nennen  sich  in  der  Regel  seihst. 

•  i   die  vielleicht  auf  Linardo  zurückgehenden  Versuche  zur  Reform  der 

i.  a.  bei  Luca  Pacioli,  Divina  proportione  (ed.  Winterberg) 

hervortreten,    vgl.  Dehio  im  Repertorium  für  Kunstwissenschaft  IV,  S.  269  ff. 


VI.  Kapitel. 
Die  Fassadenmalerei. 

§  162. 

U  r  s  p  r  u  n  g  u  n  d  An  s  d e  h  n  u  n  g. 

:■  malten  Dekoration  ist  ein  Hauptzweig,  die  Fassadenmalerei, 

nur  durch   verhältnismässig   wenige   und   für  die  Herstellung  des  Ganzen 

unzureichende  Reste  vertreten,  nachdem  sie  einst  die  Physiognomie  ganzer 

•  sentlich  hatte  bestimmen  helfen. 

Ihr  Ursprung  i-t  in  den  Madonnen  u.  a.  heiligen  Darstellungen  zu  suchen, 

mit  man    im  Süden   von  jeher  die  Mauern    geschmückt   haben   wird. 

Perugia  etc.;    einzelnes  aus  dem  XIV.  Jahrhundert,   wie 

/..  M  mil   Heiligen  und  hlumenbringenden  Engeln,    von  Stefano 

/  Resl  >\<-r  Fassade  schmückte  man  etwa  mit  einem 

Im  XV.  Jahrhundert  ueben  wachsender  Fertigkeil  im  soliden  Frescomalen 

ektivik  regl   sich  die  Lusl  an  den  Zierformen  des  neuen  Bau- 

-«•i ade  dann   gemalt    im   vollen  Reichtum  an 

■  n,  wenn  die  Mittel  uicht  ausreichten  für  Rustika 

he  Ausbildung  der  Bauformen  überhaupt, 

Symmetrie  und  deren  Proportionen  nichl  verfügen  konnte. 


§   163.     Die  Bes1  347 

Selbst  der  geringsten  Mauer  vermochte  man  jetzt  einen  hohen  Wert  zu  geben. 
Dazu  die  Sinnesweise  der  Besteller,  welche  die  bunte  Fassade  so  wenig  scheuten 
als  die  bunte  Kleidung;  beim  Gedanken  an  die  Vergänglichkeit  verliess  sich 
jene  kräftige  Kunstzeit  ohne  Zweifel  darauf,  dass  die  Nachkommen  ebenso  Treff- 
liches würden  hinmalen  lassen,  und  urteilte,  dass  man  geniessen  müsse,  was 
der  Genius  der  Zeit  biete. 

Die  Künstler  aber,  darunter  einige  der  grössten,  ergriffen  ohne  allen  Rück- 
halt den  Anlass,  monumental,  mit  grosser  Freiheit  in  der  Wahl  und  Autfassung 
der  Gegenstände,  für  den  täglichen  Anblick  einer  ganzen  Bevölkerung  malen 
zu  dürfen.  Was  sie  Treffliches  schufen,  war  lauterer,  stets  gegenwärtiger  Ruhm. 
Dieser  Kunstzweig  schwang  sich  empor  zu  einer  ernsthaften  Konkurrenz  mit 
der  reinen  Architektur,  nachdem  er  anfangs  wohl  nur  als  ökonomisches  Sur- 
rogat derselben  gegolten  hatte.  In  Venedig  wird  es  um  1550  zugestanden: 
molto  piü  dilettano  [a]  gli  occhi  altrui  le  facciate  delle  case  et  de'  palagi  di- 
pinte  per  mano  di  buon  maestro  che  con  la  incrostatura  di  bianchi  marmi,  di 
porfidi  et  di  serpentini  fregiati  d'oro  (§  42).  Lodov.  Dolce,  Dialogo  della  pit- 
tura,  p.   146,  ed.  fiorent. 

Von  dem  prachtvollen  Anblick,  welchen  solche  Fassaden,  oft  gassenwei-\ 
gewähren  mussten,  giebt  jetzt  keine  Stadt  mehr  auch  nur  einen  entfernten  Be- 
griff. Von  dem  wenigen  Erhaltenen  ist  das  Wichtigste  verzeichnet  Cicerone  II, 
I,  S.  203  ff". 

Im  XVI.  Jahrhundert  galten  als  besonders  reich  an  farbigen  Fassaden: 
Venedig,  Genua,  Pesaro  und  Mantua;  Armenini,  de'  veri  precetti  etc..  p.  205. 

§  163. 
Die  Besteller. 

Es  kamen  Beispiele  vor,  da  entweder  auf  Anregung  von  Fürsten  oder 
auf  freiwillige  Abrede  hin  ganze  Gebäudereihen  oder  Gassen  einen  fort- 
laufenden genialten  Schmuck  erhielten. 

Eine  gleichartig  fortlaufende,  wenigstens  dekorative  Malerei  ist  voraus- 
zusetzen in  Ferrara  1472  unter  Ercole  I.,  Diario  ferrarese,  bei  Murat.  XXIV, 
Gol.  213:  im  Dezember  fing  man  an,  die  Hallen  der  Geldwechsler  vo] 
Thurm  Rigobello  zu  hauen  und  die  Paläste  der  Signori  und  die  Buden  der  Leder- 
händler de  banche  de  li  calgari?  zu  malen.  Nachher.  Gol.  247,  heissl  es:  den 
Palast  der  Lederbuden  mit  Paladinen,  d.  h.  wohl  mit  den  Helden  Karls  d.  Gr. 
Lodovico  Moro  liess  in  Mailand  und  Pavia  die  Vorbauten  (?;  1 1 12  in  den 
Gassen  wegräumen  und  die  Fassaden  !  e)  er  malen,  schmücken  und  ver- 

schönern: Gagnola,  arch.  stör.  III,  p.   188. 

In  Brescia  am  Gurso  del  teatro  Gontrada  del  Gambero  sind  muh  fort- 
laufende mythologische  Malereien  des  Lattanzio  Gambara  erhalten. 

Weit  häufiger  jedoch  sind  der  Natur  der  Sache  nach  die  von  jedem 
Eigentümer  nach  eigenem  Geschmack  bestellten  Fassadenmalereien. 

Scheu  ihr  Ausgang  von  dem  Andachtsbilde,  §  162,  weist  daraufhin;  sie 
waren  gewiss  oft  der  Stolz  <les  Besitzers  und  das  Kennzeichen  seines  Hauses,  in 
einer  Zeit,  da  man  sich  unterscheiden  wollte  und  da-  Auffallende  noch  nicht  mied. 


11.  Bach.     VI.  Kapitel.     Die  Fassadenmalerei. 


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de  zu  Florenz 


ffentlichen  en  hie  und  da  sehr  früh  K;i-v-adenmalereien, 

geraeinsamen  Idee  oder  Erinnerung:  so  war  zu 

im   XIV.  Jahrhundert  d<,-r  Pal.  del  Comune  (1324)  von  allen  Seiten  mit 


§  163.     I'ie  Besteller. 


349 


■y.y  -ai«  giaig  ggg  jag  ^g  ^flg  g«g  g«^  äse  gBB.  «asc  sag,  aac  aae 


Malereien,  ohne  Zweifel  politischen  [nhaltes,  bedeckt;  am  frequentesten  Orf  der 
Stadt,  den  Portiken  des  Rialto,  war  ein  Seesieg  über  König  Pipin  (Sohn  Karls 
d.  Gr..'  und  eine  Weltkarte  gemalt.  Sansovino,  Venezia,  fol.  133,  L34.  -  Ähn- 
liche Malereien  an  einigen  damaligen  Tyrannenbauten,  ■/..  \>.  am  Palastthurm  der 


11.  Buch.    VI.  Kapitel.    Die  Fassadenmalerei. 

carraresischen  Residenz  in  Padua,  M.  Savonarola,  bei  Murat.  XXIV,  Gol.  1171; 

o  Palast   des  Braccio  Baglione   zu  Perugia    heisst  es  um  1500:   e  era  tutta 

quella  casa  penta  (dipinta    dentro  e  de  fora,   de  la  cima  insino  a  terra,   saml 

beiden  Thürmen.       Selbst  die  grossen  allegorischen  Tendenzbilder,  durch  welche 

nzi   bei    seinem    ersten  Auftreten    1347    die   Römer   aufregte,    möchten 

•  die  Mauer  gemalt  gewesen  sein. 


§  I 
Darstellungsweisen  d  a  den  mal« 

Mauermalerei  stellt  meist  eine  mehr  oder  weniger  reiche,  deko- 
uingedeutete,  fingierte  Architektur  dar,  welche  durch  figürliche  Zuthaten 
denkbaren  Art  belebt  wird.    Ohne  Zweifel  stand  auch  sie  in  Wechsel- 
wirkung mit  der  Festdekoration. 

Die  schriftlichen  Nachrichten,  zumal  bei  Vasari,  sind  darin  einseitig,  dass 
nur  das  figürliche  Element  erwidmen  und  den  grossen  dekorativen  Zu- 
imenhang  kaum  andeuten. 

Eine   einzige  Gattung    blieb,    wie   es  scheint,    Hans  Holbein  d.  J.  vorbe- 
halten:   die   illusionäre  Darstellung   eines   wirklichen  Gebäudes   in  perspektivi- 
•    LJntenansicht,  an  dessen  Fenstern,  Gängen  etc.  menschliche  Gestalten  in 
Zeittrachl  auftreten.    (Zeichnungen  seiner  untergegangenen  Fassadenmale- 
d  in  der  öffentlichen  Sammlung  zu  Basel.)    Pompeji  enthält  Ähnliches,  nur 
ohne  das  Streben  nach  Illusion. 

Kih  Bauptunterschied  liegt  in  den  Darstellungsmitteln,  indem 

Vollfarbigkeit,  teilweise  Farbigkeit,  Einfarbigkeil   und  Sgraffito  teils  sich 

5s  hliessend,  teils  nebeneinander  (bisweilen  im  allerschönsten  Kontraste) 

.\aiidt   werden,  je  nachdem  man   den  Schein  der  Architektur  und  der 

dekorierenden  Skulptur  mehr  oder  weniger  beibehalten  will.     Später  kam 

■   noch  reliefierter  Stucco  hinzu. 

Alle  Vereinfachungen    in   der  Farbe  haben  den  Vorteil,   dass  das  Altern 

od  Verbleichen  weniger  schnell  sichtbar  und  die  Restauration  leichter  ist  als 

Vollfarbigkeit. 

Das  Sgraffito  wird  sogar  ohne  eigentliches  Malen  dadurch  hervorgebracht, 

e  Mauer  erst   schwarz,  dann  weiss  überzogen  wird  und  hierauf  die  Zeich- 

2    lurch  teilweises  Wegschaben  entsteht  i  Fig.  287,  288  u.  289).    Der  Ilaupt- 

_■!   darin,  dass  sich  der  Staub  daran  festsetzt.      -  Vgl.  Vasari  I,  p.  192 

M.  1.  p.  1'.:»  .  mtroduzione ;    -      V,  p.  206  s.  (Le  M.  IX.  p.   L10  s.),    v.  di 

da   Feltre     wo   die  Erfindung   dem  Andrea  Feltrini   zugeschrieben   wird. 

iss  viel  älter  i-t  I. 

Die  Vollfarbigkeil    scheint   von   Anfang   an    für   die  Fassaden   von  Ober- 

sächlich  Venedig    gegolten   zu    haben;    Verona    besitzt  bis  heute 

■in   andei  len    da9    vielleichl    wichtigste  Werk   dieser  Art: 

früher  dem  Mantegna  zugeschrieben,  goldfarbige  Pilaster  mit  Ara- 

historisch     Darstellungen   mit  blauem  (bunde;    Fries 

mit   Festons  und  Putten  • 


§  164.    Darstelluiigsweisen  dei    Fassadenmaler. 


351 


Daneben  ein  grosser  Reichtum  von  Abstufungen  und  oft  ganz  herrlich 
wirkenden  Kombinationen:  Farbigkeit  der  Einzelfiguren  und  der  historischen 
Scenen,  oder  letzterer  allein:  dazu  das  Dekorative  in  zweierlei  Steinfarbe,  so 
dass  z.  B.  die  tingierte  Architektur  rötlich,  die  fingierte  Skulptur  weiss  darge- 
stellt ist;  oder  erstere  weissgrau,  letztere,  zumal  Statuen,  Gefässe  und  Trophäen, 
gold-  oder  erzfarbig;  höchst  unbefangene  Behandlung  der  Festons,  bald  mehr  ideal 


Fig.  289.    Sgraffitofassade  an  Via  s.  Lucia  in  R  (Nach  Letarouüly.) 


und  steinfarbig,  bald  realistisch  und  naturfarbig  in  Laub  und  Früchten.        Sehr 
gute  farbige  Fassaden  an  zwei  kleinen  Häusern  auf  Piazza  delle  Erbe  zu  Verona. 

Sodann  Abwechselung  vollfarbiger  und  steinfarbiger  Partien    ■  nach  Stock- 
werken oder  je  nach  der  Bedeutung  der  betreffenden  Mau 

Endlich  die  einfarbige  Malerei,  Ghiaroscuro,  pitture  di  terretta,   in  I 
einer  beliebigen  Farbe:   ausser   mau    kommen   auch  grün,   rot,    violett,   gold- 


11.  Buch.     VI.  Kapitel.     Die  Fassadenmalerei. 

sweilen  nach  Stockwerken  und  nach  einzelnen  Teilen  derselben 
wechselnd.   —  Zuletzt  das  Sgraffito,  s.  obe 

Rafael  und  seine  Schule,  zumal  die  grossen  Fassadendekoratoren  Polidoro 
da  l  gio  und  Maturino  verliehen  der  Farblosigkeil  das  Übergewicht    und 

vollendeten   denjenigen  Stil   der   figürlichen  Darstellung,   welcher  eine  gemalte 
-tik  darstellt,  ohne  sich  doch  knechtisch  ^U-n  strengern  Voraussetzungen  der 
letztern  zu  fügen    Fig.  290).      ■    Victorien,  Abundaritien  etc.  an  der  Tiberseite 
der  Farnesina.  grau  in  grau,  von  rafaelischer  Erfindung;     -  Fries  mit  der  Ge- 
\  i  einem  llau-r  in  Rom,   von  Polidoro,   grau  in  grau  mit 

\   -  en  ( iötterbildes  in  der  Mitte. 

§  l»;:.. 
Au ss  a  g  e  n  il  e  r  Schrif  t stell  e  r. 

In  den  '  Inden  hielt  sieh   die  Fassadenmalerei  die  ganze  gute 

hindurch  sehr  frei  von  aller  sachlichen  Knechtschaft,  indem  dieselben 

Kim::  _     ss<  i  dekorativen  Eindruck  in  reicher  Gliederung  hervorzubringen, 

nicht  philosophische  oder  poetische  Gesammtgedanken  zu  verwirklichen  hatten. 

Lei  omml   früh  genug  mit  Anbruch  der  schlechten  Zeit,   wo   sieh 

dann  Vasari  mächtig  wundert  über  die  Tendenzlosigkeit  eines  Giorgione,   dem 

rlaubl   hatte.   lauter  Schönheit   und  Lehen  auf  die  Mauer  zu  malen,   Dinge, 

niemand  mehr  zu  erklaren  wusste.     Vasari  glaubte  es  hesser  zu  verstehen 

und  pfropfte  in  eine  Fassade  das  ganze  menschliche  Leben  (VI,  p.  230  s.  (Le 

M.  XI.  p.   16),  v.  di  Gherardi,  in  einei   Masse  von  Allegorien. 

wichtigern  Stellen  bei  Vasari  sind  folgende: 

III.  p.  _'•_'!     Le  M.  V,  p.  ."»l  s.  .  v.  di  Don  Bartolommeo;  —  ib.  p.  221  (Le 
M.  V.  p.  lii  .  v.  di  Verrocchio;  --  p.  392,  395,    W6,    107  (166,   168,   178,   179). 

M   Qtegna;         111.  p.  510  (V,  p.  278»,  v.  di  Pinturicchio. 

IV.  .,  95  ss.    Le  M.  VII.  p.  83  ss.  .   v.  di  Giorgione;   -     p.  120  (Le  M.  VIII, 
18  -   .  \.  di  Marcilla;  --  IV.  p.  t90    VIII,  p.  147),  v.  di  San  Gimignano;  — 

IV.  2     61  I   All!,  p.  222     237),  \.  di  Peruzzi. 

V.  ,,   ;i.  39  (VIII,  p.  275,  295),  v.  di  A.  de!  Sarto;        p.  98  (IX,  p.  22), 
li  Alf.  Lombardi;         p.  111     117. IX,  33     3*).  v.  di  Pordenone:  -     p.  135  s. 

IX.  p.  51  s.  .  v.  di  Girol.  da  Treviso;         p.   141      154  (IX,  p.  56     65),  v.  di 

e  Maturino;         p.   179  s.  (p.  *s'.  v.  di  Bagnacavallo ;  -     p.  206  (IX, 

.  v.  di  Morto  da  F«  Itre  p.  292,  297,  308,  314,  315,  319,  320  (IX,  p.  181, 

L93,   198,   199,  203,  204),  v.  di  Fra  Giocondo;   -      p.   i-">3  (X,  p.  5),  \.  di 

iv.;         p.  596  ss.  (X,  p.  144  ss.),  v.  di  Perino;     -  p.  634  s. 

X.  p.   177  s.),  v.  di  Beci  afumi. 

VI.  p.   18     X.    p.    210),    v.  di   Soggi,    p.  230     237     XI,    IT,  -22),   v.   di 

p.  256    XI,  p.  39),  v.  di  Puntormo;        p.  366  ss.  (XI,  p.  132  ss.), 

p.  384    -.    XI.  p.    I'di),  v.  di  Sodoma;  --  p.  450  ss.  (XI, 

di  Aristotile;        p.  I£6,   17:..  507,  513,  520  (XI,  p.  228,  237,  265, 

falo;         p.  542  'XI,  p.  294),  v.  di  Lid.  Ghirlandajo. 

VII.  •.  '.:.  (XII.   p.  81   s.),  v.  di  Salviati;     -  p.  7t;    ss  (XII,  p.  106—117), 

Z  VII,    p.    117    (XIII,  p.    11),    v.    di  Primaticcio; 

t62  'XIII,  p.  _><>     1-2  u.  48  s.  .   \.  Mi   Tiziano. 


§   L65.    Aussag»  o  der  Schriftsteller. 


353 


Ausserdem  zerstreute  Notizen  bei  Gaye,  carteggio  I.  p.  334  über  die  man- 
tuanischen  Fassadenmaler  Polidoro  und  Guerzo  1495  und  II,  p.  137  Giorgiones 
Fresken  ;  im  Anonimo  di  Morelli  (bei  Anlass  der  Gasa  Gornaro  in  Padua  und 
des  Pal.  de!  Podestä  in  Bergamo,  sowie  der  dortigen  Porta  pinta;  Lomazzo, 
trattato  dell'  arte.    p.  227  s.,  264,  271  (zusammenhä  Stellen  über  lom- 

bardische   Passadenmaler  :   p.    i-l.'S    über   Dosso    Dossi  ;    Milanesi  III.    p.  65 
(Sodomas  mil  einem  Pferd  bezahlte  Fassade). 

Sansovino,  Venezia,  ergiebt  ausser  dem  sonsl  Bekannten  wenig,  z.  Ii. 
fol.   143    eine  Fassade    de<   Battista  Moru:  i'ol.   135   über   den  Fondaco   de' 


Fig.  290.     Bemalte  Fassade  an  Via  Giulia  in  Rom.     (Nach  Letarouilly.) 


Tedeschi.     Die  Fresken  Tizians   an   diesem  Fondaco  beschreib!  in  Kürze  auch 
Ridolfi   (bei  Ticozzi,    vite  de'  pittori  Vecelli,  p.  22),    und  zwar  ohne   nur 
Deutung  zu  versuchen,  die  sich  auch  in  der  Thai  unmöglich  geben  liess. 

Serlio,  architettura,  fol.  Ü'-'.  im  IV.  Buche,  wichtige  Stelle,  hauptsächlich 
das  Loh  des  Ghiaroscuro. 

Eine  von  Albrecht  Dürer  in  Venedig  gemalte  Fassade  wird  unter  den 
grossen  Sehenswürdigkeiten  Italiens  aufgezählt.  Leitete  pittoriche  III.  166,  in 
einem   Briefe  des   Duni  an   (larneserehi. 

Armenini.  S.  202  ff.,  spricht  schon  dem  Vasari  nach. 


Bure  k  h a nl t .  Italien.  Renaissance,     f.  Aufl. 


11.  Buch.     VI.  Kapitel      Die  Fassadenmalerei. 

Einer  last  ganz  untergegangenen  Kunstgattung  dürfen  wir  hier  nicht  mit 
umständlich  ergänzenden  Hypothesen  nachgehen,  zumal  da  die  Nachrichten,  wie 
lerkt,  die  dekorativen  Teile  kaum  erwähnen.    Eine  rasche  Übersichl  des  In- 
halt genügen. 

5  166. 
^eitstände  d  e  r  F  a  s  s  a  il  e  n  m  a  I  e  r  e  i. 

Zunächst  gehören  viele  einzelne  Figuren  dem  Gebiete  neutraler  Schön- 
heit an  und  wirken  wesentlich  als  symmetrisch  füllend,  sind  auch  wohl  mit 
dem  fingierten  baulichen  Gerüste  wesentlich  verbunden. 

Attitüden,   nackte   Gestalten  jeder   Art    und  Farbe,    bisweilen   als  Trag- 

ren,  ja  als  Hermen;  —  ferner  Genien,  besonders  Kinder  (Putten)  in  Menge; 

on   Tritonen   und  Nereiden   als  Friese;         auch  Tritone   und 

•.den  zu  z\\\d. -M.  Medaillons  haltend:         einzeln  und  scheinbar  oft  in  Nischen: 

Helden  und  Philosophen,  ohne  Namen  und  bestimmte  Beziehung. 

Das  Religiöse  nimmt  bald  nur  ein  Bauptbild  nach  alter  Art,  bald  die 
ganze  Fassade  in  Anspruch. 

Hauptbilder:  Crucifixus  mit  Heiligen,  Madonna  mit  Heiligen;  Paradies  oder 
-  idenfall;  —  alles  mit  Genrescenen  derber  Art  verträglich,  wie  eine  Fassade 
in  Verona  beweist. 

Gehört  die  ganze  Fassade  dem  christlichen  Bilderkreise  an,  so  erscheinen 
noch  andere  biblische  Geschichten ;  als  Füllfiguren  Propheten,  christliche  Tugen- 
als  Friese:  die  Völker,  welche  der  Roma-Fides  ihren  Tribul  bringen, 
Türkensiege,  Thaten  Simsons  u.  dgl. 

Allegorien  kommen  in  der  guten  Zeit  wenige  und  offenbar  mehr  um 
der  Schönheit  des  Motives  willen  gewählte  vor. 

-     am  Fondaco  de'  Tedeschi  zu  Venedig  (seit  1504,  mit  den  herrlichsten 

.  des  Giorgione,    Tizian  u.  a.  ringsum,    wovon  jetzt    kaum   mehr  ein 

immer  sichtbar    die  berühmte  Figur  Tizians,    welche  bald  als  Judith,  bald 

galt;  anderswo  Venezia  als  Löwenreiterin.         Dann  die  eben  ge- 

••■  Roma  mit  den  Attributen  der  Fides. 

Zeremonien  und  Autzüge  finden  sich  hauptsächlich  in  Friesen;  an 
Triumphzüge  jeder  Art  waren  Poesie  und  Malerei  längst  gewöhnt. 

rriumphe  vgl.  Kultur  der  Renaissance,  S.   i  1  ~>  ff.;  IV.  Aufl.  II, 

on  KieiM-in.  <  irfangenen,  Senatoren,  Trägern,  welche 

imal  kostbare  Gefässe,  auch  Tribute  überwundener  Völker  bringen  u.s.  w.; 

tiki  Spiele,  Wi  nen,  dann  als  heiter«  Parodie  Triumphe  von  Kinder- 

ter  Kinder;  endlich  Züge  von  Pilgern. 

Das  Profan-Erzählende  beginnt  mit  mythologischen  Scenen  bisweilen. 

ohne  genau  bestimmte  Beziehung;  dann  folgt  die  Urgeschichte  der  betreffen- 

endlich  römische  und  auch  wohl  idealisierte  gleichzeitige  Geschichte. 

des  Herkules     Sturz  der  Giganten,   Geschichte  der  Niobe  (Poli- 

Schmiede  Vulkans  (Rafael),  Mars  und  Venus, 

i    \  ei  l  ürzung  :  dei   schwebende  Merkur. 


§  166.    Gegenstände  der  Kassadeumalerei.  ;;;,;, 

Urmythen  von  Rom  (an  Fassaden  aus  Polidoros  Zeit  .  von  Gortona  etc.;  - 
Geschichten  Alexanders  d.  Gr.,  Gäsars  etc.;       als  Verkürzungsprobe:  der  Sprung 
des  M;  <  lurtius  (auch  bei  I  [olbein  . 

Von  Zeitereignissen:  Karls  V.  Einnahme  von  Goletta. 
Das  Genre   ist    teils   durch  antike,   teils  durch  völlig  naturalistische 
Scenen  vertreten,  welche  sich  harmlos  auch  zum  Eeiligen  gesellen. 

Antike  Ringkämpfe  und  andere  Spiele  und  besonders  Darstellungen  von  ( Ipfern. 

Eine  Bauernhochzeit,  ein  Tanz  von  Buckligen,  eine  Wasserfahrl  u.  dgl.  m. 

Von  Amico  Aspertini  (Vasari  [Le  M.]  IX.  p.  88,  v.  di  Bagnacavallo)  Possen 

und  Fratzen  an  Häuserfassaden  und  selbst  an  kirchlichen  Gebäuden:  in  somma 

non  e  chiesa  ne  strada  in  Bologna,    che   non    abbia  qualche  imbratto  di  mano 

di  costui  (wovon  jedoch  nichts  erhalten  ist). 

Tiere  und  leblose  Gegenstände  werden  bisweilen  mit  der  grössten 
Meisterschaft  an  Fassaden  dargestellt.  Medaillonsköpfe  in  Steinfarbe  kommen 
reihenweise  vor. 

Friese  mit  Tierkämpfen;  -     Trophäen  und  Vasen  als  Beutestücke  gedacht 
(sehr  schön,  laut  Stichen,  bei  Polidoro);  -     Festons  jeder  Art,  Masken  u.  s.  \v. 
Medaillons  mit  den  Kopien  der  zwölf  ersten  Kaiser;   -      mit  Köpfen  von 
Kardinälen  etc. 

Die  Fresken  an  Gartenmauern  £  128. 

g  167. 

Ausgang  der  F  a  s  s  a  d  e  n  in  a  1  e  r  e  i. 

Die  Fassadenmalerei  fiel  schon  geraume  Zeit  vor  der  Mitte  des  XVI 
Jahrhunderts  einem  schnellen  und  gewissenlosen  Betrieb  anheim,  doch  gibj 
die  Verwertung  der  Motive  der  guten  Zeit  auch  spätem  Leistungen  einen 
bedeutenden  Wert,  wo  die  Urbilder  nicht  mehr  vorhanden  sind. 

Armenini  1.  c.  p.  205:  nach  dem  Tode  Polidoros  und  Maturinos  habe  sich 
der  Verfall  zunächst  im  Wiederaufkommen  der  (in  Oberitalien  nie  aufgegebenem 
Vollfarbigkeit  geoffenbart. 

Aus  der  Zeit  seit  1530  weil  das  Meiste  dieser  AM  in  Genua  (älter  i-t 
etwa  eine  vortreffliche  kleine  Passade  auf  Piazza  delP  Agnelloi:  durchschnitt- 
lich von  geringer  Bedeutung,  zumal  im  dekorativen  Teil;  in  Florenz  einiges 
Mute  aus  ganz  später  Zeit;  in  Verona,  wo  sich  die  Einfarbigkeil  jetzt  erst 
recht  durchsetzt,  manches  Treffliche  venezianischer  Schule  Lombard 

Landhäuser   aus  dieser  Zeit,    bisweilen  völlig  bemalt,    /..  B.  eine  Villa  zu  Bis- 
succio,  unweit  Varese. 

Fassaden  aus  Malerei  und  Stucco  gemischt  sind  fasl  nur  noch  aus  der 
Barockzeit    vorhanden   und   eher   an    kleinen  Kirchen  als  .im   Häusern;  von 

genuesischen  Fassaden  dieser  Art:  Palazzo  Pessagno,  Saüta  S.  Gaterina,  schon 
in  reichem  Barocco. 

(Die  bloss  stucchierten  Passaden  vgl.  §  96. 

Auch  an  den  geringern  Arbeiten  dieser  spätem  Zeil  wird  man  Wirkungs- 
mittel entdecken,  welche  darauf  hindeuten,  was  für  Kräfte  der  besten  Epoche 
sich  dieser  Gattung  einst  mussten  gewidmel   haben. 


il.  Buch.     VI.  Kapitel.     Die  Fassadenmalerei. 


ss  idenmalerei,  heute  eine  unverstandene  Ruine  und  von  den 
senden  und  Künstlern  wenig  beachtet,    tnüsste  im  Aultrau  einer  Regierung 
in  guten  Aufnahmen  gerettei  werden. 

Näher  verwandt  mit  der  Fassadenmalerei,  als  man  es  denken  sollte:  die~ 

rative    Einfassung   mancher   Miniaturen   und   namentlich    die  Verzierungen 

vieler  Büchertitel  in  Holzschnitt.    Letztere  stellen  gewiss  häufig  nichts  Anderes 

dar.   als   was  man   in  den  Malereien  um  Fenster  und  Thüren  herum  zu  sehen 

lud  war.  und  /war  in  den  Büchern  von  etwa   li*»1     1550  ganz  besonders 

charakteris  nach  dem  Jahrzehnt. 


§  168. 
Skulptur   und  Malerei    der  Wappen. 


Die  Wappen .  von  dem  strengern  Stil 
nordischer  Heraldik  völlig  losgesprochen  und 
als  freie  Prachtaufgabe  behandelt,  bilden 
einen  nicht  unwichtigen  Bestandteil  der  Kas- 
sadenmalerej  sowohl  als  der  dekorativen 
Skulptur. 

Italien    hatte    am    wahren    heraldischen 
System  so  wenig  Anteil  als  an  dem  ernst  liehen 
Rittertum    und   vermischte   unaufhörlich    Em- 
bleme und  eigentliche  Wappen.    Für  diese  (hier 
nicht  weiter  zu  verfolgende)  Kontusion  eine  be- 
lehrende Hauptstelle  bei  Decembrius,  Vita  Phil. 
Mariae  Vicecomitis,    Mural.  XX,  Gol.  996. 
Auch  was  Serlio  Ende  <{<■>  tV.  Buches  vorbringt, 
zeigt,    dass   er   keine  Ahnung   von   der  Sache 
hat.         Knischeidend  für  die  Kunst  war,  dass 
man  sieh  weder  in  der  Form  der  Schilde,  noch 
in  den  Helmzierden   an   irgend  eine  Tradition 
band  und  vollends  in  Hetrellder  Wappenhalter 
durchaus  nur  dem  Gesetz  der  Schönheit  folgte. 
meisselte   Wappenschilde   schräg  an    den    Ecken    von   Rustikapalästen 
XV.  und  XVI.  Jahrhunderts    Fit,'.  291);  dann   1537  die  kolossalen  Wappen 
V.  und  des  Herzogs  Ale.ssa.ndro  Medici  an  der  Fortezza  da  basso  zu  Flo- 
äteres    mit    ■/.■■  kten    lebensgrossen   Viktorien,    letzteres   mit  zwei 

Vasari  IV,  p.  544    Le  M.  VIII,  p.   \^'<  .    v.  di  Baccio  e  Raff, 
ein  Wappen  Clemens'  VII.,  jetzl  untergegangen;  VI,  p.  301 
Le  M.  XI,  p.  77),  v.  di  Mos»  Veränderung  eine-  gemeisselten  Papstwappens 

neuen  Pontifikat,  ibid.  303    Le  M.  XI,  p.  79);         kolossale  Wappen 
-  III.  in  Perugia,  wobei  /um  erstenmal  die  Wirkung  der  kräftig  vortreten- 
.  und  dei  ten  Schlüssel,  in  Verbindung  mit  Festons  und  Masken 

wird.    ibid.  306  (Le  M.  XI,  p.   32  Das   Wappen    über   dem 

P  in  Rom,  Vasari  VII,  p.  223  s.    Le  M.  XII,  p.  231), 

v.  di  Michelangelo. 


Fig.  2  ...  hea  Wappen  am  Pal 

.leria. 


§  L68.    Skulptur  and  Malerei  der  Wappen.  357 

Weit  häufiger  waren  die  gemalten  Wappen,  deren  schon  früh  sein-  präch- 
tige mit  allen  irgend  passlichen  Zuthaten  versehene  vorgekommen  sein  müssen, 
wie  z.B.  das  des  Giangaleazzo  Visconti,  welches  die  Stadt  Siena  1393  an  Porta 
Camollia  malen  liess  für  20  Goldgulden;  Milanesi  I.  p.  :$■>.  Kine  besonders 

reiche  Wappengruppe  war  die  bei  Anlass  des  Empfanges  der  Lucrezia  Borgia 
1502  am  Palast  zu  Ferrara  gemalte:  „die  Wappen  des  Papstes,  des  Königs 
von  Frankreich  und  des  erlauchten  Hauses  Este,  mit  Engeln,  Hydren  und  andern 
schönen  Zieraten-:  Diario  ferrar.,  Murat.  XXIV,  Gol.   i'H.  Von  Baldass 

Peruzzi  gab  es  an  der  Strasse  der  Banchi  zu  Rom  ein  Freskowappen  Leos  V 
mit  drei  Putten,  che  di  tenerissima  carne  e  vivi  parevano.  Vasari  Le  M.  VIII, 
p.  225.  —  Beccal'iimis  Fassade  mit  dem  Wappen  Julius'  11.  im  Borgo  zu  Rom, 
Vasari  V,  p.  634  (Le  M.  X.  p.  177).  -  Rosso  Fiorentino  begann  seine  Lauf- 
bahn mit  dergleichen:  Vasari  V.  p.  156  (Le  .M.  IX.  p.  68  s.),  v.  di  Rosso.  - 
Der  grösste  aber  in  diesem  Fache  muss  Jacopo  Puntormo,  und  zwar  von  früh 
an   gewesen  sein;    Vasari  VI.  p.  247,  250,  258  s.,  261   (Le  M.  XI.  1».  31 

41,  43),  v.  di  Puntormo.     Sein  Ruhm  stellte  sich  schon   1514  fest,   als   I X. 

nach  Florenz  kam  und  dessen  ganzer  Anhang  lauter  mediceische  Wappen  in 
pietre,  in  marmi.  in  tele  ed  in  fresco  machen  liess;  Puntormos  Einfassung  eines 
dieser  Wappen  an  der  Annunziata,  bestehend  aus  Tugenden.  Kinderfiguren  etc., 
entlockte   selbst   dem    Michelangelo    einen    Ausruf   des  Entzückens;  an 

Wappen  von  ihm  im  Kastell,  an  Gasa  Lanfredini,  in  Gasa  Spina  zu  Florenz; 
alles  wohl  längst  nicht  mein-  vorhanden,  aber  ohne  Zweifel  nachklingend  in 
allen  bessern  Wappenmalereien  des  XVI.  Jahrhunderts ;  vielleicht  schon  in  dem 
ebenfalls  untergegangenen  Wappen  Pauls  III.  von  Francesco  Salviati  an  einem 
Palast  in  Rom,  „mit  einigen  grossen  und  nackten  Figuren,  welche  den  grössten 
Beifall  fanden".  Vasari  VII,   p.   15  (Le  M.   XII.   p.  5:11.  v.  di  Salviati. 

In  einem  später  umgebauten  Teil  des  Vatikans  scheint  sieh  ein  von  Genien 
begleitetes  Wappen  Julius'  II.  befunden  zu  haben,  von  Rafaels  Hand  oder  unter 
seiner  Leitung  gemalt.  Laut  Dehios  sehr  einleuchtender  Ansicht  (Jahrbuch  der 
königl.  preuss.  Kunstsammlungen  I)  wäre  der  bekannte  Putto  al  fresco  in  der 
Accademia  di  S.  Luca  ein  ausgesägter  Res!  dieser  Malerei.  Ein  Schüler  Ral 
vielleicht  Giulio,  hätte  dann  den  als  Rafael  geltenden  Jesaias  in  s.  Agostino 
gemalt  und  für  dessen  Begleiter  die  beiden  Putten  des  Wappens  entlehnt:  der 
eine  davon  wäre  also  die  Wiederholung  desjenigen  von  S.  Luca,  im!  welchem 
er  zusammenstimmt. 

Von  den  Wappen,  welche  die  Regierungen  in  allen  Ortschaften  ihres  Ge- 
bietes malen  liessen  (Milanesi  II,  p.  397,  zum  Jahr  L482),  und  vollends  von  den 
fürstlichen  Wappen  und  Devisen,  mit  welchen  Gastwirte  ihre  Lokale  s<  hmückten 
(Lomazzo,  p.  .'ü!'  mit  komischer  Entrüstung  gegen  solchen  Missbrauch),  ist 
hier  nicht  uötig  zu  reden.  Auch  von  Wappen,  welche  ueugewählte  Beamte 
in  den  betreffenden  Gebäuden  malen  oder  meisseln  liessen  Pal.  de'  Tribunali 
zu  Pistoja.  Pal.  del  Podestä  zu  Florenz)  ist  keine  in  künstlerischer  Beziehung 
nennenswerte  Reibe  vorhanden. 


11.  Bach.    VII.  Kapitel.    Malerei  und  Stucchierung  des  [nnern. 

VII.  Kapitel. 
Malerei  und  Stucchierung  des  Innern. 

§  169. 
Priese  and  Wanddekorationen. 

Vod  der  dekorierenden  Malerei  des  [nnern  sind  zunächst  zu  erwähnen 
iese  flachgedeckter  Säle  und  Zimmer,  welche  als  Mittelglied  zwischen 
der  kassettierten  und  bemalten  Decke  und  den  mit  Teppichen  behangenen 
oder  sonst  \       erten   Wänden  meist   vollfarbig  ausgeführt  wurden. 

aus    dem  XV.  Jahrhundert    und    aus    der   besten  Zeit   des   folgenden 

etwas  Wichtiges  von  dieser  Art  »Thalien  ist?     -  Der  Fries  konnte   fortlaufend 

oder  mit  Unterbrechung  durch  wirkliche  oder  gemalte  Tragfiguren  gemalt  sein ; 

Inhalt  genreartig,  mythologisch  oder  historisch;  zur  Zeit  des  Barockstiles 

S(   .lachten  u.  a.  Scenen  aus  der  römischen  Geschichte,  seltener  Land- 

i  ten    und  Ansichten    von  Gebäuden,     i  Letzteres   in   der  obersten  Halle  der 

vatikanischen  Loggien.) 

Von  namhaften  Meistern  werden  angeführt:  Gio.  da  Udine,  Fries  von  Kin- 
Löwen,   Wappen  etc.  über  einer  als  Scheininkrustation  gegebenen  Wand- 
bemalung,  nicht  mehr  vorhanden,  Vasari  VI,  p.  544  ss.  (Le  M.  XI,  p.  305),  v. 
di  Udine;    Pordenones  Fries  von  Kindern  mit  einer  Barke,   im  Pal.  Doria  (zu 
a?  :         Battista  del  Moro,  Friese  mit  Schlachten  in  Pal.  Ganossa  zu  Verona, 
Vasari  V,  p.  297  (Le  M.  IX.  p.   185),  v.  di  Fra  Giocondo;     -  Perin  del  Yaga, 
Fries   mit  weiblichen  Figuren   bei  Gianettino  Doria  zu  Genua,   ibid.  V,  p.  616 
Le  M.  X.   p.   161),  v.  di  Perino;  -     Dan.  da  Volterras  Friese  im  Pal.  Farnese 
zu  Rom,  ibid.  VII,  p.  r><;  (Le  M.  XII.  p.  90),  v.  di  Ricciarelli.  --  Zu  Schnell- 
produkten    werden    solche  Friese  dann  mit  Taddeo  Zucchero,   ibid.  VII,  p.  76, 
90    Le  M.   XII,  p.    107,    112,   118),  v.  di  T.  Zucchero. 
Erst   aus   noch   späterer  Zeit  (1587)  die  Theorie  dieser  Friese  bei  Arme- 
nini, de'  veri  precetti  etc.,  p.  185:  ihre  Höhe  solle  zwischen  ','.-,  und  '/'•  des  Ge- 
Architrav  und  Sims  eingerechnet;  der  Inhalt  pedantisch  vor- 
hrieben  etc.    Die  Wand  unter  ihm  Friesen,  eigentlich  für  Arazzen  bestimmt, 
erhielt   doch    Genua   ausgenommen,   wo   sie  bis  auf  den  marmorierten  Sockel 
38  blieb)  eine  Art   von  Dekoration,  jedoch  z.  B.  in  der  Lombardei  nur  eine 
erflächlich  gemalte  Scheinan  hitektur  von  Säulen,  Inkrustationen  und  grünen 
Fest  Ibid.  p.   197  über  die  Friese  in  Gartensalons. 

emalte  man  die  Wunde  mit  Scheinteppichen,  a  damaschi,  wie 

ind   wie  Julius  II.  (Gaye  II,  p.  488)  es  anzuordnen 

drol  ihm  seine  Maler  in  den  vatikanischen  Sälen  nicht  Genüge  leisten 

ich  in   30lche  Scheinteppiche  wurden  bisweilen  wieder  Historien 

hineingemalt;  Lomazzo,  1.  c.  p.  317. 

Sb  ;  z.   B.    der   aus   Waffen  und  Trophäen  bestehende 

im    P  tzt    nicht    mehr   .in    Ort    und    Stelle,    sondern    besonders 


Friese  and  Wanddekorationen. 


359 


aufgestellt),  blieben  natürlich  eine  seltene  Aus- 
nahme; Vasari  111.  p.  7l\  Nota  1  (Le  M.  IV. 
p.  206  und  Nota),  v.  di  Franc,  di  Giorgio;  - 
noch  ein  Beispiel:  im  Pal.  del  Te  zu  Mantua 
ein  Fries  aus  Stucco  mit  römischen  Soldaten- 
scenen  nach  der  Trajanssäule,  Armenini,  p.  185. 

Die  Malereien  über  den  Kaminen  §  146) 
haben  öfter  irgend  eine  ungezwungene  Be- 
ziehung auf  das  Feuer,  z.  I!.  die  Werkstatt 
des  Vulkan  mit  Venus,  Vasari  V,  p.  586  iLe 
M.  X,  p.  107),  v.  di  Giulio  Romano,  --  die 
Friedensgöttin.  Wallen  verbrennend,  ibid. 
p.  598  X,  L46),  v.  di  Perino,  —  „cose  ignee", 
wie  Armenini.  1.  c.  p.  201,  wünscht.  -  Auch 
bezuglose  Ölgemälde,  denen  man  einen  Ehren- 
platz gönnte,  kamen  wohl  über  das  Kamin  zu 
stehen;  Vasari  VI,  p.  467  (Le  M.  XI,  p.  229), 
v.  di  Garofalo.  -  Kaminfresken  in  Frank- 
reich, ibid.  VII.  p.  34  (Le  M.  XII.  p.  72),  v.  di 
Salviati. 

Neben  jenen  flüchtig  gemalten  Schein- 
architekturen, von  welchen  Lomazzu  spricht, 
gab  es  doch  schon  seit  Anfang  lies  XVI.  Jahr- 
hunderts bessere,  von  Meistern,  welche  im 
Stande  waren,  eine  gewisse  Illusion  in  reichen 
Bauformen  hervorzubringen  Pmspektmalerei : 
vgl.  §  32a  .  Was  von  Peruzzi  in  dieser  Weise 
Gemaltes  noch  vorhanden  ist,  weiss  ich  nicht 
anzugeben. 

Ein  oberer  Saal  der  Farnesina  soll  noch 
an  den  Wänden,  wenn  auch  modernisiert, 
seine  gemalte  Säulenperspektive  enthalten, 
welche  mit  ihren  Durchblicken  den  Raum 
grösser  erscheinen  lässt,  wie  Vasari  Le  M.  VIII, 
p.  223)  sagt. 

Im  Speisesaal  von  Giovios  Villa  Faul 
Jov.  Musei  descriptio)  war  eine  Scheinhalle 
sehr  täuschend  gemalt.  Für  die  /eil  um  die 
Mitte  des  X\  [.Jahrhunderts  Vasari  VII,  p.  108 
i  Le  M.  XII,  p.  134  i,  v.  di  Zucchero.  Wie 
schon  Bramante  sogar  eine  wirkliche  Ver- 
tiefung  zu  Hilfe  nahm,  um  einen  HallenefTekl 
hervorzubringen,  s.  §  s^. 

Endlich  wurden,  wie  sich  von  selbsl 
versteht,  viele  Wände  der  grossen  idealen 
Freskomalerei  gewidmet,  wovon  hier  nicht  zu 
handeln  wäre,    wenn    sich    nicht    hie  und  da 


■ 

zu  M 


Monastero 


maggiore 


11.  Bach.    VII.  Kapitel.     Malerei  und  Stucchierung  des  Innern. 

eine  umständliche  Vernutzung  der  Gestalten  und  Historien  in  dekorativem  Sinne 

gestellt  hätte.     Das  Erzählende  in  Massstab  und  Ton  geschieden,  als 

_   -  S      :elbild,   als   grösseres  Wandbild,   als   metallfarbiges  Medaillon; 

gebliche   Tugenden   und   andere   Idealfiguren    lehnend    zu    zweien   über   den 

:<  Ibildern,  sitzend  über  den  Thüroberschwellen  u.  s.  w.,  alles  in  grösserem 

tmetrischen  Zusammenklang   Hauptsaal  der  Engelsburg,  von  Perin  de]  Vaga). 

§170 
Dekorative  Bemalung  von  Bauteilen. 

malte  Pilaster,  Bogenfüllungen  und  Friese,  welche  als  Einfassungen 
von  Fresken  des  XV.  Jahrhunderts  häufig  vorkommen,  erhalten  eine  Aus- 
füllung mit  Zierformen,  welche  wesentlich  von  der  in  der  Marmordekoration 
aimenden  abgeleitel  ist. 
Z     den  bedeutenden  Verlusten  der  Kunst  und  ihrer  Tradition  könnten  die 
dekorativen  Malereien  aller  Art  gehören,  welche  in  den  vielen  römischen  Kirchen 
-    I       letzten  Viertel  des  XV.  Jahrhunderts  ohne  Zweifel  vorhanden  waren  und 
t  den  Umbauten  und  Zierweisen  des  Barocco  weichen  mussten,  nachdem  sie 
:h  vielleicht  auf  Nähe  und  leine  stark  gewirkt  hatten.   Vgl.  bei  Albertini,  fol.  83 
-  gi  — e  Verzeichnis  der  in  den  Zeilen  von  Sixtus  bis  Julius  von  Päpsten, 
Titularkardinälen  und  fremden  Nationen  erbauten  oder  hergestellten  Kirchen. 
Eine  Aufzählung  solcher  einrahmenden  Malereien  zumal  der  peruginischen 
le  -.  i  icerone,  S.  277  ff.;  V.  Aufl.  !!.  S.  ls^.         Von  den  Florentinern  soll 
li  Cosimo   und    besonders  Filippino  Lippi    das  grösste  Verdienst    dabei 
ibt  habe]     Vasari  III.  p.  189    Le  M.  V,  p.  32),  v.  di  Cosimo  Rosselli;  ibid. 
p.   it;i   s.,    i~:J    V,  p.  242,  250  .   v.  di  Filippino  Lippi.     -  Bei  den  Paduanern, 
schon    in    ihren  Bildern    selbst    so    viele   reichornamentierte  Architektur 
stellen,  mag  Squarcione  mit   -einer  Sammlung    £  Sn  den  Hauptanstoss  ge- 
ii  baben,  doch  malte  um    1453  «'in  Donatello  bewunderte  Dekorationen  im 
fshof  zu  Treviso  (Memorie  Irevigiane  I.  p.  97  und  111),  und  dies  könnte 
wohl   der   berühmte  Florentinei  äen  sein;    über  dessen  damaligen  Aufent- 

halt im  östlichen  Oberitalien,  Vasari  II.  p.  Hl,  Nota  (Le  M.  III,  p.  257,  Nota), 
v.  di  Do 

-    ion  die  Steinfarbe,  hie  und  da  mit  etwa.-  Gold,  bringt  eine  nahe  Ver- 
haft    zur   gemeisselten  Dekoration   mit   sieb.     Sein-   schön   in   den  Ein- 
jen von  Mantegnas  Fresken    Eremitani,  Padua)  der  Kontrasl  des  Stein- 
farbigen  mit  den  l    stons,  an  welchen  Putten  klettern. 

Wichtiger  isl  die  Dekoration  der  wirklichen  Pilaster,  Friese  etc. 
zumal  in  den  oberitalienischen  Kirchen,  wo  die  Konstruktion  aus  Back- 
stein nur  Mörtel  keinen  bessern  Ersatz  für  den  mangelnden  Adel  des  Stoffes 
zu   finden  wusste   als   eine  oft  sehr  reich  figurierte,  vollfarbige  Bemalung. 

! ;■  dehung   band  man  sich  dabei  nur  oberfläch- 
lich '.i    :    die    tausendfach    vorkommenden    Fulten    oft 
kindlieh  mutwillig:   ein  Nereidenzug  als   Fries  in  der  Gupolette  der  von   Falco- 
emalten  Kapelle  in  S.  Nazario  e  Gelso  zu  Verona.    Gute,  bloss 
I  dunklen,  Grunde  an  den  Pfeilern  dieser  Kirche,  so- 


§171.    Gewölbemalerei  der  Fröhrenaissance.  ;;rP] 

wie   in   der  Incoronata  zu  Lodi  (Battagio;  vgl.  §  8  vorherrschend  orna- 

mentale vielleicht   von  Alessandro  Araldi  (st.  1528    am  altern  Teil  der  Pilaster 
von  S.  Giovanni  zu  Parma;         Ähnliches  in  S.  Sisto  zu  Piacenza;  und 

reich  die  Pfeilerbemalung  in  Monastero  maggiore  zu  Mailand    Fig.  292),  d 
hintere  Hälfte  ein  fast  völlig  rein  erhaltenes  Beispiel  lombardischer  Dekmatiun 
ist.     -   Endlich  gehören  hieher  die  aus  je  drei  farbigen  Pilasterflächen  bestehen- 
den Wandpfeiler  der  Libreria  im  Dom  von  Siena. 

Unter  den  vorherrschend  figurierten  Dekorationen,  meist  spielende  Putten, 
zum  Teil  aus  Gorreggios  Schule,  sind  zu  nennen:  der  Fries  in  S.  Giovanni  zu 
Parma    und   derjenige  (mit  lauter  Genien)  in  S.  Benedetto  zu  Ferrara.     Schon 
später  und  schwülstiger:  die  Sachen  in  der  Steccata  zu  Parma,  in  S.  Fra 
zu  Ferrara  (von  Girolamo  da  Carpi)  u.  a.  m. 

Ein  Unikum  sind  die  ausgedehnten  Malereien,  welche  Luca  Signorelli  an 
den  Wänden  unterhalb  seiner  berühmten  Weltgerichtsfresken  im  Dom  von  Or- 
vieto  anbrachte;  grau  in  grau  gemalt,  ahmen  sie  Steinskulpturen  nach,  wie  sie 
s.  gerne  in  seinen  Bildern  darstellte,  und  zwar  reiche  Arabesken  sowohl  als 
Figürliches,  letzteres  mit  einer  Menge  von  Beziehungen  auf  die  Hauptbilder; 
in  der  Mitte  der  Felder  vollfarbig  und  teils  rund,  teils  quadratisch  eingefasst, 
die  Halbfiguren  der  Dichter  des  Jenseits. 

§  171. 
( i  i'  w  i'i  1  b  e  in  a  l  er  ei  der  V  r  ii  h  r  e  n  a  i  s  s  a  n  c  e. 

hie  Gewülbemalerei.  während  des  ganzen  Mittelalters  in  d<n  ita- 
lienischen Kirchen  heimisch,  hatte  hie  und  da  etwas  von  demjenigen  deko- 
rativen Charakter,  den  sie  einst  hei  (hm   Römern  gezeigt  hatte. 

Es  ist  hiemit  hauptsächlich  die  Dekoration  von  Cimabue  in  der  Ober- 
kirche S.  Francesco  zu  Assisi  gemeint  (drittes  Kreuzgewölbe  des  Langhauses, 
vom  Portal  an  gezählt):  Medaillons  mit  Brustbildern,  Festons,  aus  Vasen  1 1 . ■  r - 
vorsnriessend ,  welche  von  Genien  auf  dem  Haupt  getragen  werden,  u.  s.  w. 
Eine  deutliche  Nachwirkung  altchristlicher  Gewölbemalereien. 

Sonst  aber  herrschen,  zumal  in  der  Schule  Giottos,  an  den  Gewölben 
heilige  Gestalten  un<l  selbst  Historien  (Incoronata  zu  Neapel  auf  blauem  Grunde 
vor.  und  auch  die  Renaissance  -in-  häufig  darauf  ein.  hie  Halbkuppeln  der 
Chornischen  erhielten  grosse  Freskudarstelluniren  der  himmlischen  Herrlichkeit, 
mit  der  Himmelfahrt  Christi  oder  Krönung  Maria  Filippo  Lippi,  Borgognone, 
Melozzo  :  auch  behauptete  die  Gewölbemalerei  im  eigentüchen  Sinne,  wovon 
unten,  einen  sehr  hohen   R 

Eine  reichere  Blüthe  dekorativer  Gewölbemalerei  ergab  sich  dann  im 
XV.  Jahrhundert,  zugleich  mit  der  zunehmenden  Befreiung  vom  Kreuz- 
gewölbe (welches  kein  Mittelbild  duldet)  und  von  den  Rippen  and  Gurten 
(£  ist.  Dieselbe  Fähigkeit,  gegebene  Flächen  in  denkbar  schönster  Weise 
auszufüllen,  welche  sieh  im  Marmor  (§  131,  134)  und  in  der  Holzdekoration 
f§  151)  ff.)  offenbart,  äussert  sich  hier  im  Gewände  der  Farbe  mit  schranken- 
loser Fülle  und  Freiheit,  in  weltlichen  Gebäuden  wie  in  Kirchen.  Die 
Urheber  sind  zugleich  grosse  Historienmaler. 


II.  Buch.     VII.  Kapitel.     Malerei  und  Stucchierung  des  Innern. 

Zu   den   frühsten,   vielleicht    noch   halbgothischen  Arbeiten   mochten  die 

•neu  Tiere   auf  blauem  Grund   an   den   gewölbten  Decken  im  Kastell  von 

gehören,  welche  die  Ergänzung  zu  den  berühmten  Wandfresken  bildeten 

ihno  Morelli  .  Der  blaue  Grund  schon  in  den  schönsten  dekorativen  Mosaiken 

-  V.  Jahrhunderts. 

Das  -        -  •    gemalte  gothische  Masswerk,  gold  auf  blau,  §  i2:>. 

näcl  sl    musste   dann  die  Renaissance  schon  vorhandene  gothische  Ge- 

wölbe   dekorieren;  herrliche  Malereien    in  der  Ghormuschel  von  Mantegnas 

Kapelle   in   den  Eremit ani  zu  Padua,    grüne  Festons  mit  weissen  Bändern  auf 

blauem  Grund,   dazwischen  Figuren  und  Medaillons;  ferner   die  des  Girol. 

:ola  an  den  oblongen  Kreuzgewölben  im  Hauptschiff  des  Domes  von  Parma, 

farbi  Ileus  mit  Brustbildern.   Putten.  Kestons  de. :  die  Hippen  zweifarbig 

gerahmt.       Endlich  enthäll  eines  der  allein  Zimmer  des  Appartamento  Borgia 

im  Vatikan,   mit  Fresken,   angeblich  von  Pinturicchio ,   an  den  Kappen  seiner 

nocl  thi-ehen  Kreuzgewölbe  prächtige  Arabesken  mit  farbigen  Figuren 

und  goldenen  Architekturmotiven  auf  dunkelblauem  Grunde,   /um  Teil   bereits 

Stucco  reliefiert   (wahrscheinlich  vor   1  i ' »."> :  vielleicht  mit  Beihilfe  des  Torri- 

ri  IV.  p.  260  [Le  M.  VII,  p.  206],  v.  di  Torrigiano). 

Im  Einklang  mit  den  freiem  Gewölbeformen  der  l'rührenaissance  und  nach 

völliger  BeseitiLrun-    der  Hippen   sind   dann  namentlich  eine  Anzahl  prächtiger 

Dekorationen  in  Überitalien   komponiert:    diejenigen  im  Querschiff  der  Certosa 

Pavia    und    der  Vorhalle    des  Hofes    daselbst,    letztere   höchst  zierlich  und 

.mell  in  der  Anordnung,  vielleicht  von  Bernardino  Luini. 

Im  Hause  des  Condottiere  Golleoni  in  der  Oberstadt  von  Bergamo  ein 
Zimmer  mit  der  erhaltenen  Volta  a  specchio,  wo  sowohl  das  Mittelfeld  als  die 
Lünetten  und  die  Kappen  mit  lauter  Bundbildern  (Halbfiguren  von  Heiligen, 
Porträts,  Wappen  etc.  geschmückt  sind,  in  guter  Anordnung,  von  Meistern  der 
mailändischen  Schule  um  1 170.  Die  Rundbilder  der  Kappen  werden  von  stein- 
rbigen  Kinderfiguren  getragen. 

Die  Kapelle  Falconettos  (§  170)  zu  Verona;  das  Dekorative  vorherrschend 
•   Figuren  vollfarbig;  offenbar  mit  eifrigem  Streben,  sich  den  an- 
tiken Zierformen  mein-  zu  nähern. 

Von  seinem  Mitarbeiter  Franc.  Morone  das  freier  und  leichter  komponierte 

-    kristei   bei  S.  Maria  in  Organo  zu  Verona. 
Am  Gewölbe  eines  Gemaches  neben  dem  Pavillon  < '«orreggios  im  Kloster 
zu    Parma    ausgezeichnet    schöne,    massig   figurierte   Arabesken   auf 
dunkelblauem  Grunde,  von  Ale--.  Araldi. 

h   da-   prächtige   Gewölbemosaik    in   der   Sakristei    von  S.  Maren   zu 
Venedig,  freischwebendes  Rankenwerk  mit  Medaillons,  mag  hier  wenigstens  er- 
lern , 
Endlich    ist    lii<-i    dei     venigen  erhaltenen  kleinen  Gewölbe  mit  elegantem 

der  Werkstatt  der  Robbia  zu    gedenken:    über 
Allars  im  Schiff  von  S.  Miniato  bei  Florenz;  in  der  Vor- 
haie p.  de"  Pazzi   bei  S.  Groce  ebenda,  in  der  Vorhalle  des  Domes  von 
Das    Hauptwerk,    nämlich   das   Gewölbe   in    dem    Prachtstübchen 
d.   Ä.   mit   reicher   figürlicher   Zuthat,    ist   untergegangen;   Vasari  H, 
p.   171    Le  M.  III.  p.  65  .  v.  di  Robbia. 


§  172.     (iewiillemalerei  der  peruginischen  Schale. 


363 


§  172. 
Gewölbemalerei  der  peruginischen  Schule. 

Die  peruginische  Schule  fasste  l>t-i  ihren  zahlreichen  Gewölbemalereien 
ihre  Aufgabe  ziemlich  unfrei  so  auf,  als  hätte  der  dekorative  Teil  vor  allem 
ein  Steingerüst  zu  ver- 
gegenwärtigen. 

Nachdem  man  die 
wirklichen  Rippen  los  ge- 
worden, führt  sie  ein  ge- 
maltes Rippenwerk  wieder 
ein  und  macht  gar  keinen 
(iehrauch  von  der  schon 
bei  Mantegna  vorkommen- 
den Umdeutung  dir  Kan- 
ten in  Fruchtschnüre. 

Ausfüllung  der  ein- 
zelnen Abteilungen  durch 
farbige  Gestalten  oder 
Rundbilder  und  teils  far- 
bige, teils  steint'arbene 
Nebenbilder,  Nachahmun- 
gen von  Reliefs  u.  dgl. 

(Ein  älterer  perugi- 
nischer  Maler,  Benedetto 
Bonfigli,  malte  laut  Ma- 
riotti ,  lettere  pittoriche 
perugine,  p.  225,  Nota, 
in  Rom  für  Innocenz  VIII. 
„schöne  und  zierliche  Grot- 
tesken". Kr  stand  indes 
ausserhalb  der  Schule 
Pietros,  mit  welcher  wir 
es  hier  zu  thun  haben.) 

Zum  Besten  gehören 
die  von  Pietros  Schülern  -  >  ■- 
malten  Gewölbe  im  < lambio 
zu  Perugia;  und  das  von 
ihm  selbst  herrührende  in 
der  Stanza  dell'  Incendio 
(Vatikan  .  welches  Rafael 
als  Werk  -eines  hehrer- 
schonte,  obwohl  es  sich 
nehen  dem  grossen  und 
freien  Stil  seiner  eigenen 
Kompositionen  sehr  ängst- 
lich  ausnimmt.  p-lg  si  \ 


11.  Buch.     VII.  Kapitel.    Malerei  und  Stucchierung  « 1  <  -  -  Innern. 

In  der  Camera  della  Segnatura  hat  Rafael  zwar  die  Einteilung  und  mehrere 
kleinere  einzelne  Darstellungen,  von  Sodoma,  beibehalten,  die  1  tauptfelder  des  Ge- 
gernalt.    Da  diese  vatikanischen  Räume,  und  zwar  ziemlich  sorg- 
-    ind  ungenau,  mit  Kreuzgewölben  gedeckt  sind,  so  können  die  genannten  De- 
itionen  nicht  eigentlich  als  massgebend  für  die  Renaissance  gelten,  Fig.  293.) 
Pinturicchio   §  17h  ist  in  der  Anordnung  seines  Chorgewölbes  in  S.  Maria 
dei  Popolo  zu  Rom  ganz  besonders  herb  und  steinern,  obwohl  das  Detail  schöne 
rtien   und   das  Ganze    mit  Maria  Krönung   und  den  Kirchenvätern,  Evange- 
listen und  Sibyllen    eine  ernste  Wirkung  hat. 

Die  von  ihm  ausgemalte  Kapelle  in  Araceli  und  die  Sakristei  von  S.  Cecilia 

nd  im  Gewölbeschmuck  wenigstens  beachtenswert. 
Ein   guter  Entwurf  in  Federzeichnung,    dem  Pinturicchio  zugeschrieben, 
!'.  il   l;     aix,  les  styles,  p.   104,    für  ein  quadratisches  Gewölbe  mit  zwölf 
schneidenden  Kappen. 

Ein  irtschritt  in  der  Kenntnis  der  Farbenwirkung,  in  der  Frei- 

heit   der  Einteilung   und  in  der  Fülle  und  Auswahl  der  Zierformen  zeigt  dann 
Gev  volta  a  specchio,  ^  .">    in  der  Libreria  des  Domes  zu  Siena. 

Der   sehr   liberale,    nur  auf  möglichste  Schönheit  dringende  Abschnitt  des  mit 
im    1"'  nen    Kontrakts   (§   174)   hei  Vasari  III,   p.  519   (Le  M.  V, 

Comment.  zu  v.  di  Pinturicchio  und  bei  Milanesi  III.  !>.    Schon  verrät 
ii  der  Abwechselung  dei    Farbenflächen  ein  Einfluss  antiker  Malereien  in 
der  Art  der  Titusthermen.    (P.s  Malereien  in  der  Engelsburg  sind  untergegangen.) 
Eher   auf  dei    herbern  Tradition    der    peruanischen  Schule  beruhen  die 
oalereien  Garofalos  in  zwei  Räumen  des  erzbischöflichen  Seminars  zu 
Ferrara    1519);  doch  gemildert  durch  eine  gewisse  Anmut  des  Details  und  ge- 
rtigt durch  die  Strenge  des  bloss  zweifarbigen  Vortrages  in  den  dekora- 
tiven Teilen.  -  -  Ernst  und  vortrefflich:  die  ganze  Gewölbedekoration  in  S.  Bene- 
detto  zu  Fei  rara    §170). 

In   der  Farnesina    zu  Rom    bewunderte   man   am  Gewölbe   der  Halle  der 
ii  frühe  die  völlig  täuschende  Wirkung  des  gemalten  Steingerüstes ; 
sari  IV,  p.  593  (Le  M.  VIII,  p.  223),  v.  di  Peruzzi. 

■  h  Michelangelo  wühlte  für  seine  hochernsten  Gewölbemalereien  in  der 

len  Kapelle  ein  strenges  Steingerüste  zur  Einlassung,  allein  er  belebte 

durch    und    durch    mit    den  herrlichsten   Füllfiguren  jedes  Grades  und 

Vortrages   und    verschiedener    Farbe,   abgesehen    von   den  Hauptgestalten    und 

Historien. 

§  17:'». 

Di<    ersten  Stuccatnre n. 

Neben  der  Malerei  und  bald  auch    in  Verbindung  mit  ihr  hatte  sich 

an  d*-ii  Gewölben  schon  um  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  eine  plastische 

Dekoration  aus  Gips  oder  Stucco  eingefunden,  Anfangs  wohl  zur  Darstellung 

setten,  später  zu  stärkerer  Betonung  der  Formen  jeder  Art. 

I..    B.    Alberti,    der    sich   der    Berechnung    und    Ausbildung    der   Stucco- 

..    Art   von  Gewölben  ausdrücklich   rühmt     i    1- .  meldet  de  re 

■  .im  L.  VI,  e.  9:  id   äigilla  (d.  h.  wohl  verzierte  Quadrate  und 


§  173.     Die  ersten  Stuccaturen. 


365 


einzelne  Fi_mu.mii  von  (ups  in  Formen  gegossen  und  durch  einen  Firnis  un- 
guentumi  dem  Anschein  des  Marmors  genähert,  seien  in  zwei  Arien  üblich:  in 
Relief  prominens)  und  in  Vertiefung  castigatum  ei  retunsum),  erstere  mehr 
für  Wände  passend,  Letztere  mehr  für  Gewölbe,  da  hängende  reüefierte  Teile 
leicht  ahlielen.     (Um    I  i.>u 

In  farblosem  Stucco  sind  in  der  Thal  Donatellos  Reliefs  und  Ornamente 
am  Gewölbe  der  Sagrestia  vecchia  bei  S.  Lorenzo  in  Florenz  gearbeitet.  Es 
ist  die  erste  vollständige  Emancipation  vom  Gewölbeschmuck  des  Mittelalters, 
wahrscheinlich  be- 
reits beruhend  auf 
Studien  nach  (da- 
mals hesser  als 
jetzt  erhaltenen' 
römischen  Gewöl- 
ben. Über  diese 
undandereStucco- 
sachen  Vasari  II, 
p.  396,  i'7.  .15 
Le  M.  111.  244, 
253,  260  .  \.  di 
Donatello. 

Sodann  hell- 
ten es  mehrere  .Ma- 
ler des  XV.  Jahr- 
hunderts, in  ihren 
Fresken  und  so- 
gar in  Tafelbildern 
(Carlo  Crivelh"  ge- 
wisse Partien,  na- 
mentlich Waffen, 
Attribute  und  Ar- 
chitekturen erha- 
ben aus  Stucco 
aufzusetzen,    wie 

z.  B.  in  den  Fresken  der  Legende  der  hl.  Katharina  im  Appartamento  Borgia 
(vielleicht  von  Pinturicchio) ,  wo  die  Prachtbauten,  Triumphbogen  etc.  erhöhl 
und  vergoldet  hervortreten;  Ahnliehe-  in  den  Gewölbedekorationen  ein 
Säle.  §  171.  ist  dann  schon  eigentliches  vergoldetes  Stuccoornament.  Man 
wünschte  ausser  der  Farbe  noch  ein  stärker  wirkendes  Element,  wenigstens 
für  einzelne  Teile  der  Dekoration. 

Ausserdem  war  man  im  XV.  Jahrhunderi  des  Gipses  und  anderer  giess- 
baren  und  modellierten  Stolle  gewöhnt  von  der  Festdekoration  her,  wo  der- 
gleichen für  den  Augenblick  massenweise  verbrauch!  wurde. 

Doch  bleibt  die  Gewölbeverzierung  (abgesehen  von  eigentlichen  Malereien 
noch  das   ganze  Jahrhunderi   hindurch  wesentlich  eine  möglichst  wohlgefällige 
Ausfüllung  der  einzelnen  Gewölbeteile  mit  bloss  gemaltem  Rankenwerk,  Rund- 
bildchen, Putten.  Guirlanden  u.  s.  w. 


Fig.  294.     Loggien  im  Vatikan  zu  Rom. 


11.  Buch.     VII.  Kapitel.     Malerei  und  Stucchierung  des  [nnern. 

§   171. 
E i  d  w  i  r  k  ii  n  g  d  er  antiken  Gro tt eske  n. 

Kiiu'  allgemeine  Veränderung  ging  in  der  ganzen  Dekoration  der 
Mauern  und  besonders  der  Gewölbe  vor  sich  seit  der  Kntdeekuug  (oder 
nähern  Prüfung)  der  sogenannten  Grotten,  d.  h.  verzierter  Bäume  von 
Thermen  und  Palästen  des  Altertums.  Die  Verhältnisse  von  Stucco  und 
Farbe,  sowie  die  Formen,  Einteilungen  und  Gegenstände,  welche  man  hier 
vorfand,  machten  den  stärksten  Eindruck  auf  die  beginnende  Bochrenais- 
sance  und  winden  teils  mehr  unmittelbar  nachgeahmt,  teils  mit  dem  bis- 
herigen System  verschmolzen.  Die  Nachwirkung  dehnte  sich  auch  auf  alle 
übrigen  Gattungen  der  Dekoration  aus. 

Der  Name  Grottesken,  durch  spätem  Verfall  der  Gattung  zu  einer  schiefen 
leutung    herabgekommen,    bezeichnete   damals   die  von  den  antiken  Grotten 
leitete  Dekoration.    Der  frühste  offizielle  Gebrauch  in  dem  §  172  erwähnten 
Kontrakt  mit  Pinturicchio   1502:    er  sei  verpflichtet,   das  Gewölbe  der  Libreria 
schmücken   mit    solchen  Phantasien,  Farben  und  Einteilungen,   die  er  für 
-  Zierlichste,  Schönste  und  Wirksamste  (vistosa)  halte,  in  guten,  feinen  und 
laftenden  Farben,  nach  derjenigen  Art  (forgia,  lies  foggia?)  und  Zeichnung, 
wekli'-  man  jetzt  grottesche  heisst,  mit  abwechselndem  Schmuck  der  einzelnen 
con  li  campi  variati    so  schön  und  zierlich  als  möglich. 
Der  Anfang  des  Studiums  der  „Grotten"  soll  geschehen  sein  durch  einen 
Morto  da  Feltre,  von  wiehern  nur  Vasari  V,  p.  201  ss.  (Le  M.  IX,  p.  106  s.), 
v.  di  Morto  etwas  weiss.     Derselbe  kam  jung  nach  Rom  zu  der  Zeit,  als  Pin- 
turicchio   im  Appart.  Bor^ia    und    in    der  Hngelshur^  für  Alexander  VI.  malte, 
also   1493     98.     Er  zeichnete  nicht  bloss,  was  er  in  Rom  ,. Unterirdisches"  er- 
reichen konnte   (ohne  Zweifel  besonders  die  Titusthermen) ,   sondern  auch  was 
in  der  Villa  Adriana  bei  Tivoli  und  in  Pozzuoli,  Bajä   und  Fmgegend  noch  vor- 
handen war.    Hierauf  soll  er  nach  einem  kurzen  Aufenthalt  in  Rom  sich  nach 
Florenz  und  später  nach  Venedig  begehen  haben.    Von  seinen  dekorativen  Ar- 
beiten  in  beiden  Städten  ist  nichts  mehr  erhalten,    und  ebensowenig  von  den- 
j.-ii    seines  florentinischen  Schülers  Andrea  Feltrini,    eines  sehr  vielseitigen 
Dekoratora   auch    für  Fassaden,    Zimmerdecken,    Prachtfahnen,   Laubwerk    für 
kostbar  gewirkte  Stoffe  u.  s.  w.        Vgl.  über  ^\an  Beginn  der  Grottesken  auch 
im  Jahrbuch  der  preuss.  Kunstsamml.  III. 
/.  machst  musste  ein  dauerhafterer  Stucco  wieder  erfunden  werden,   der 
nicht  mehr  stückweise  abfiel  (§   173).     Das  Rezept  Vasaris  I.  p.   139  (Le  M.  I, 
]..  124),  [ntroduz.,  c.  i  Hauptstelle  Vasari  VI,  p.  552  (Le  M.  XI,  p.  302  s.), 

:,  Udine;         statl  >l<--  Marmorstaubes  auch  pulverisierte  Kiesel,  VI,  p.  219 
M.  XI.  i».  •;  .  v.  di  Gherardi.    .letzt  erst  konnten  auch  grosse  reich  kasset- 
Ibe  mit  Leichtigkeit  hervorgebracht  weiden. 
Hauptbedeutung  des  Stucco  war  aber.  <\.i^^  er  erst  das  Gewölbe  zu 
er   freien  Prachtform   (§  •",:.    erheben   half,   dass  er  den  Einteilungen  Kraft 
und  Leichtigb  und    in    der  Darstellung    von   Formen  jeder  Art   mit  der 

elte  und   wetteiferte,  dann  wieder  mit  ihr  gesetzlich  teilte,  auch 


§  17.">.     Rafael  and  Giovanni  da  Udine.  ;;r,7 

leicht  in  eigentliche  Skulptur  überging  und  alle  denkbaren  Ziermotive  auf  jeder 
Stufe  des  Idealen  oder  Wirklichen  farbig,  weiss  oder  golden  herzauberte. 

Rechnet  man  hinzu,  dass  gleichzeitig  die  dekorative  Malerei  bald  in,  bald 
ausser  Verbindung  mit  dem  Sture,  ihr  Höchstes  leistete,  und  das-  diese  ganze 
Dekoration  bald  mehr  für  sich,  bald  mehr  für  die  wichtigsten  Fresken  existiert, 
welchen  sie  zur  Einfassung  dient,  dass  die  grössten  Meister  sich  ihrer  annahmen, 
und  dass  jede  Schule,  jede  Stadt  das  Problem  anders  auffasste,  so  ergiebl  sich 
ein  enormer  Reichtum  an  Motiven,  der  das  aus  dem  Altertum  Erhaltene  un- 
endlich überbietet.  Letzterm  verdankt  man  aber  den  entscheidenden  Ans 
ohne  welchen  diese  grosse  Bewegung  doch  nicht  zu  denken  ist. 

§  IT:.. 
Rafael  und  Giovanni  da  Udine. 

Es  war  entscheidend  für  den  neu  aufblühenden  Kunstzweig,  dass  Rafael 
sich  in  hohem  Grade  an  demselben  beteiligte,  ihn  durch  eigene  Werke  auf 
die  volle  Höhe  hob  und  seine  wichtigsten  Schüler  dafür  gewann. 

Das  erste  bedeutende  Werk,  welches  den  Einfluss  der  ..Grotten-  zeigt, 
Pinturicchios  Gewölbe  der  Libreria  im  Dom  zu  Siena  (§  172),  muss  bereits  dem 
Rafael  bekannt  gewesen  sein,  wenn  er  (nach  Vasaris  Meinung!  dem  Pintu- 
ricchio  Kompositionen  zu  den  dortigen  Fresken  lieferte  oder  auch  nur.  was 
wahrscheinlicher,  sich  an  der  Ausführung  der  letztern  beteiligte. 

In  Rom.  noch  nicht  unter  Julius  II..  wohl  aber  unter  Leo  X.  beginnt, 
offenbar  im  Zusammenhang  mit  seinen  Altertumsstudien  (§27),  seine  grosse  de- 
korative Thätigkeit.  hauptsächlich  mit  Hilfe  des  Giovanni  da  Udine,  welcher  aus 
Giorgiones  Schule  zu  ihm  gekommen  war  und  auch  in  Ilat'aels  Gemälden  hie 
und  da  für  die  Nebensachen  gebraucht  wurde.  Vasari  VI,  p.  549  ss.  Le  M.  XI. 
p.  300  ss.),  v.  di  Udine.  Ausser  den  Titusthermen  dienten  auch  die  damals 
noch  erhaltenen  Reste  in  den  Diokletiansthermen  und  im  Kolosseum  als  Muster. 
Facsimile  von  Udines  Studien  nach  letztern  in  dem  Sammelwerke  von  Hasan. 

Loggien  des  Gortile  di  S.  Damaso  im  Vatikan:  im  untern  Gang  die 
wölbe  von  Udine.  wahrscheinlich  bloss  nach  allgemeiner  Anweisung  Ilat'aels 
ausgemalt  mit  scheinbaren  Kassettierungen  oder  mit  Rebenlauben,  welche  mit 
anderem  Laubwerk  durchzogen  und  von  allerlei  Tieren  belebt  sind:  unabhängig 
von  antiken  Mustern,  ein  Werk  der  besondern  Meisterschaft  des  Udine  in 
solchen  Gegenständen. 

Der  weltberühmte  mittlere  Gang  Fig.  294  .  l  i  Arkaden  mit  quadratischen 
Gewölben  a  specchio,  von  Rafael  erbaut  und  ohne  Zweite!  für  die  betrefft 
Ausschmückung  so  entworfen;  letztere  soll  er  i Vasari  IV.  p.  :;•>_!  Le  M.  VIII, 
p.  il],  v.  di  Raffaello)  vollständig  selber  vorgezeichnet  haben;  die  Ausführung 
von  Udine  und  dessen  Gehilfen,  zum  Teil  auch  von  Perin  de!  Vaga  Vasari  V, 
p.  593  [Le  M.  X.  p.  142],  v.  di  Perino  ;  die  biblischen  Kompositionen,  vier  in 
jedem  Gewölbe,  sind  von  andern  Schülern  ausgeführt.  Die  Dekoration,  mit 
grösstei  Freiheil  zwischen  Stucco  und  Malerei  wechselnd,  folgl  den  antiken 
Mustern  nur  in  einzelnen  Motiven  der  Gewölbe,  in  den  Laibungen  der  Bogen 
und   in   denjenigen  Teilen    der  Pfeiler,    welche  aus  eingerahmten  Einzelbildern 


3 


11.  Buch.    Yll.  Kapitel.    Malerei  und  Stucchierung  des  Innern. 


MMMMMMMMIWMHMi 


bestehen;  weil  das  Meiste  is1  volle  Er- 
findung Rafaels,  namentlich  die  auf- 
steigenden, aus  Figuren,  allerlei  Zierrat 
und  Laubwerk  jedesmal  neu  gemischten 
Füllungen  der  Hauptpilaster.  Schönste 
und  klarste  Gliederung  und  Abstufung 
des  Schmuckes;  unermesslicher  Reich- 
tum an  künstlerischen  Ideen  jeder  Art. 
Die  Fenster,  welche  aus  dem  Gang  in 
das  fnnei  e  des  Palastes  schauen,  liehen 
sieli  ab  von  einem  himmelblauen  Grunde 
und  sind  umhängt  mit  vollfarbigen 
Fruchtschnüren,  welche  zu  den  besten 
Sachen  des  I  dine  gehören.  Die  zahl- 
losen einzelnen  Bildchen,  gemalte  und 
stucchierte  (zum  Teil  wie  Kameen),  so- 
wie aller  figürliche  Schmuck  überhaupt 
(absichtlich  ohne  Bezu<j-  auf  die  bibli- 
schen Darstellungen,  hie  und  da  direkt 
aus   dem   Altertum   entlehnt  (Fig.  295). 

I  Schon  um  1550  wurden  die  Loggien 

B^vl  vollständig    für   einen   Handelsgenossen 

der  Fuggei  in  Antwerpen  und  noch  ein- 
mal für  Spanien  kopiert,  wobei  man 
selbst  den  glasierten  Fussboden  (§  160) 
als  etwas  t'fir  die  Wirkung  Wesentliches 
nicht  vergass.     Armenini,  p.  180. 

Mit  <\^n  genannten  Hauptpilastem 
nahe  verwandt:  die  drei  erhaltenen 
Seitenrandbilder  an  Rafaels  Tapeten, 
herrlich  im  Raum  gedacht;  das  Yorzüg- 
lichste  mit  den  drei  Parzen. 

Von  den  bloss  mit  Dekoration  ge- 
schmückten  Tapeten,  welche  Ucline  ent- 
warf, ist   nichts  erhalten. 

Von  Qdine  allein  sollen  die  Stucca- 
turen  und  Malereien  in  der  untern  Halle 
der  Villa  Madama  bei  Rom  herrühren; 
schon  als  Bauwerk  durch  die  Abwechse- 
lung der  Gewölbeformen  für  den  viel- 
seitigsten Reichtum  der  Dekoration  und 
durch  ihre  Nischen  für  die  Aufnahme 
von  Statuen  bestimmt,  gewährt  die  Halle 
uoch  in  ihrem  jetzigen  Ruin  eine  un- 
3  inzung  zu  den  Loggien.  Vasari  V,  p.  526  fLe  M.  X,  p.  90), 
v.  di  Giulio. 

Hauptwerk,  da     gemalte  Gewölbe  des  grossen  vordem  Saales 


Vatikans  in  Rom. 


§  17.').    Kafael  und  Giovanni  da  [Jdine. 


369 


des  Appartamento  Borgia  im  Vatikan,  mii  den  Bildchen  der  Planetengottheiten 
und  dem  Mittelbilde  von  vier  schwebenden  Viktorien  um  ein  päpstliches  Wappen 
vielleicht  als  Ganzes  am  meisten  antik:  die  Formen  und  Farben  und  ihre  Ver- 
,rllim-    ""  Verhältnis   zu    den  Proportionen   des  grossen    und  dabei  nichl  sehr 
hohen  Saales  vollkommen.    (Von  Udine  und  Perin  del  Vega,  ersi  nach  Ral 
Tod.-;  auf  Wandfresken  berechnet. 


Fig.  296.     Halle  in  der  Farnesina  zu  Rom. 

'"  der  Farnesina  sind  u.  a.  von  Udine  die  schönen  Fruchtschnüre,  womit 
die  abgerundeten  Kanten    der  Gewölbe   in  der  vordem  Halle     mit   Rafaels 
schichten  der  Psyche)  bemalt  sind    Fig.  296). 

Vieles  von  dem,  was  Vasari  sonst  anführt,  ist  untergegangen;  in  Venedig 
lst  noch  '»'  Pal.  Grimani  eine  prachtvoll,.  Decke  von  Vögeln  belebte  dichte 
Laube)  und  in  Udine  eine  Decke  im  Pal.  Arcivescovile  erhalten.  -  die 

dekorativen  Glasmalereien   in   einem  Gange   des   dritten  Hofes    in    der  i  ertosa 
bei  Florenz  dem  Udine  angehören,  ist   kaum  wahrscheinlich,  doch  sind  von  ihm 

Bure  kli  a  rdt,  Italien    R<  l.  Aufl.  ■_>) 


11.  Buch.     \  11.  Kapitel.     Malerei  and  Stucchierung  des  Innern. 

vielleicht   die   Fenster   der    Biblioteca  Laurenziana:  jedesmal   ein    mediceisches 
Wappen,  umgeben  von  Arabesken  und  Zierfiguren  von  glücklicher  Anordnung; 

die  Farben  nur  sparsam  angewandt,  um  das  Lieht   nicht  zu  verringern, 

§  176. 
Giulio  Kenia no  und  Perin  del  Vaga. 

Von  Rafaels  SchülerD  war  Giulio  Romano  am  meisten  in  die  Alter- 
tumsstudien (§27  und  auch  in  die  Kenntnis  dieser  reichen  antiken  Deko- 
ration eingeweiht,  und  winde  dafür  wahrend  seiner  spätem  Laufbahn  zu 
Mantua  besonders  bei  der  Ausschmückung  des  Palazzo  de!  Te  in  Anspruch 
genommen.  Perin  de!  Vaga,  im  1  Dienste  des  Andrea  I  >oria  zu  Genua,  schmückte 
seit  1529  in  dessen  Palasl  die  Decken  und  Gewölbe  mit  ausgesuchten  Motiven 
der  verschiedensten  Art. 

ans  Fertigkeil    im  Stucco    überhaupt    und  seine  Vorliebe  dafür  zeigte 
sich  auch  an  seinem  eigenen  Hause  zu  Mantua,  innen  und  aussen;    Vasari  Y, 
[  \Q  (Le  M.   \.  p.   109  .  \.  di  Giulio.  Noch  in  Rom  von  ihm  einige  Ge- 

wölbe in   Villa    Laute. 

Der  Palazzo  del  Te  vor  Mantua,  von  Giulio  Romano  (§54,  11!)),  das  voll- 
;te  erhaltene  Ganze  von  vielen  dekorierten  Ihiumen  verschiedener  Grösse, 
Hohe,  baulicher  Gestalt  und  Bestimmung,  die  Dekoration  vorherrschend  als  Be- 
ing   von  Bildercyklen ;   diese   in   den  verschiedensten  Formen   und  Anord- 
nungen    vorgetragen,   sogar   ausser  dem  Fresko  auch  in  Öl.     Farbe  und  Zier- 
motive  gestimmt  je  nach   Massstab  und  Bestimmung   des  Raumes;    Abwechse- 
lung  von  Gemaltem    und    weissem   oder  farbigem  Stucco.     Ausser  dem  Palast 
Anbau    des  Casino    della   grotta   mit   zierlichen,   kleinen  Räumen   um    ein 
rtchen  herum.     Nicht  Alles  glücklich  gedacht,  Manches  jedoch  vom  Besten. 
In  der  Stadt  Mantua:  Palazzo  ducale  oder  Pal.  di  Corte,  die  alte  Herzogs- 
resi  he  Auswahl  dekorierter  Säle  und  Zimmer  aus  verschiedenen  Zeiten, 

aerino  der  Isabella  Gonzaga  bis  /um  XVII.  Jahrhundert,  und  einigen 
i.    Von  Giulio  Romano  hier  die  schöne,  geistvoll  angeordnete 
i  de'  marnii     ehemals   mit  den  antiken  Statuen  des  Hauses  Gonzaga),    die 
Giovi  in. 

Perinos  Arbeiten    im  Pal.  Doria   zu  Genua:   die   untere  Halle  mit  eigen- 
tümlich eingeteiltem  und  geschmücktem  Softitto  (Historien)  und  ringsum  laufen- 
I    iwölbezwickeln,  an  welchen  sitzende  Gottheiten  sehr  glücklich  angebracht 
die  Galeria  mit  den  Wandfresken  der  Helden  des  Ihmses  Doria  und 
mit  G  der  allerhöchsten  Pracht,    welches  alle  möglichen  flachen 

■    ibenen,    einfarbigen    und    vielfarbigen    Darstellungsweisen    auf    relativ 
kleinem  Räume  in  sich  vereinigt;     -  ein  Saal  mildem  Deckenbild  des  Giganten- 
Rahmen    oder  ringsumlaufender  Gewölbeansatz  ebenso  schön 
btvoll  ist  (hiezu  Fig.  297,  aus  Gauthier,    Gdifices  de  G&nes,   leider  nur 
,.t   :  mehrere  Zimmer  mit  Mittelbildern  an  der  Decke 

und  jeder  Art  rten  und  dekorativen  Schmuckes  an  den  Zwickeln,  innern 

Kappen    und    Lünetten    dei    Gewölbeansichten    ringsum.  (Einige    Zimmer, 

meisl  ert,  3ind  von  etwas  neuerem  Stil.)    Vgl.  Vasari  V,  p.  613  ss. 


§  176.    Giulio  Romano  and  Perin  de!  Vaga. 


371 


WFS^m^tW'.  .  ESI 

UvA-M."" _ E3EE  '*'  ;■■'  ^.!;.'-VJ,- 


Fig.  297.    Aus  Pal.  Doria  zu  Genua.    (Nach  Oauthier.) 


i Le  M.  X,   p.   159  ss.),  v.  di  Perino.   —    Seine   sonstigen   äusserst  zahlreichen 
Arbeiten  diese- im' 1  verwandter  Zweige,  etwa  mit  Ausnahme  derjenigen1)  in  der 


l)  Ein  vorzüglich  ausgemalter  und  dekorierter  >aal  der  Engelsburg,  jetzt  wahrschein- 
lich zugänglich,  [st  dein  Verfasser  nur  aus  Photographien  bekannt.  Es  isl  der  zu  Ende 
§  169  beiläufig  erwähnte. 


II.  Buch.    vu.  Kapitel.    Malerei  und  Stucchierung  des  Innern. 

-  irg  (ibid.  p.  628  p.  17:2  .  sind  meist  untergegangen,  und  ebenso  die 
Kapellen  in  römischen  Kirchen,  welche  er  zuerst  mit  „Grottesken-'  in  diesem 
neuem  Sinne  geschmückt  zu  haben  schein!  (ibid.  621,  626  (p.  1ö7>.  170).  Doch 
manche-  erhalten  sein,  was  seinen  Namen  nicht  trägt,  da  er  in  seinen 
spätem  römischen  Zeiten  Entwürfe  für  alle  möglichen  Dekoialionssachen  lieferte 
und  die  Bestellungen  zu  geringen  Preisen  an  sich  riss. 

Eine   nahe,   obwohl    nicht    genau   zu  ermittelnde  Verwandtschaft  mit  der 

rafaelischen  Schule  verrät  auch  die  ungemein  schöne  gewölbte  Decke  im  hintern 

Gartenhaus  des  Pal.  Giustiniani,   ehemals  Haus  des  Luigi  Gornaro  (§  119),   zu 

Die  stelle  über  dieses  Haus  beim  Anonimo  di  Morelli,  wo  von  Rafael 

die  Rede  ist,  bezieht  sieh  jedoch  nicht  auf  diesen  Nebenhau.      -   Kabriczy  (Zeit- 

ift  für  bild.  Kunst  NNII1.  s.   108  ff.)  vermutet  in  dem  Erbauer  Falconetto, 

[524  in  Rom  war.  auch  den  Schöpfer  der  Dekorationen. 

§   177. 

Der  weisse  v  I  u  c  c  o. 

N«  Ih'Ii    dem    farbigen    Stucco   bildet    sich    eine    besondere  Übung   des 
ssen,  höchstens  mit  Gold  massig  geschmückten  aus,  für  Räume  und  Ge- 
welchen    man    einen    ernsten  feierlich  plastischen  Charakter  geben 
wollte,  sowie  auch  für  solche,  welche  der  Witterung  ausgesetzt  waren. 

Unvergleichlich  schön  und  von  den  „Grotten"  ganz  unabhängig  die  weisse 
und  goldene  (iewölbeverzierung  der  Antoniuskapelle  im  Santo  zu  Padua,  aus- 
t ii t  von  Tizian  .Minin.  entworfen  von  Jacopo  Sansovino:  Vasari  V,  p.  325, 
NTota  1  Le  M.  IN.  p.  20s  und  Notai,  v.  di  Fra  Giocondo.  —  Falconettos 
egersohn,  Bartol.  Ridolfi  von  Verona,  galt  in  der  Folge  als  der  treff- 
lichst-- Stuccodekoratoi  dieser  Gegenden.  Die  Stelle  aus  Lomazzo  über  andere 
oberital.  Dekoratoren  §   137. 

Das    mächtige    kassettierte  Tonnengewölbe   der  Sala  regia   des  Vatikans 

(§   101     mit  Wappen  und  Genien  beinahe  in  Freiskulptur;   ein  für  diese  Stelle 

und   für   'Ii'-   sich    schon   ueigende  Kunstzeit    sehr   schön   gedachtes  Werk  des 

ind  des  Daniele  da  Volterra  (dessen  sonstige  dekorative  Arbeiten,  Vasari 

VII,  p.  50     58    Le  M.  Nil.  p.  85     92],  wohl  alle  zu  Grunde  gegangen  sind).  — 

enbar   in   naher  Verwandtschaft   hiemit:    die  letzte  Kapelle  im  linken  Quer- 

ifl  von  s.  Maria  de!  popolo. 

Für  die  Villa  des  Kardinal  Trivulzio  (Gasale  Salone  an  der  Via  Tiburtina 
v..r   R  Station   Lm  -i-lmf  Kahonello  zusammen  mit  Daniele  da  Vol- 

rra   1521   und   1524  reichen  Grotteskenschmuck. 

■  inzelne   sehi    sc) •  Motive  in  farblosem  stucco,   von  Baldassare 

r  Verfasser  keine  nähere  Auskunft  zu  geben.    (Titelblatt  von 

I  »ecorationa  eti  . 

Vorzüglich    -  ibwohl    nicht    mein'    ganz    rein    im  Stil,    die   weissen 

m  der  hintern  untern   Halle  und  am  Troppenhause  des  Konserva- 

Kapitol.    Sie  entstanden  vermutlich  noch  unter  Aufsicht 

i.  Peter  das   Hauptmotiv  der  vergoldeten  Ge- 

wölbekassettierung  m  *eben  haben,  obwohl  er  sonst  das  Detail  der  Zier- 


§177.     I  >er  weisse  stucco. 


373 


U! 

n 


. 

1 

Fig   _.'-      \  ia  der  Kapelle  der  Cancelleria.      Nohl  l 

formen  nichl  liebte  (§  137    und  seine  Gewölbemalerei  in  der  sixtinischen  Kapelle 
davon  frei  hielt. 

Ein  vorzügliches  Ensemble  die  Kapelle  der  Gancelleria  zu  Rom;    an   den 
Wänden    unten   geringe  Malereien   in    schön   geghederten  Rahmen;   dann   über 


11.  Buch.     VII.  Kapitel.    Malerei  und  Stucchierung  des  Innern. 

einem  reichen  Konsolengesuns  grosse  Halbkreisbilder  in  zierlichen  Rahmen; 
endlich  die  elegante,  reichgeteilte  Gewölbedecke  mit  weissen  Stuccofiguren  auf 
Goldgrund,  dazwischen  vier  kleine  Bilder,  Wappen  und  Embleme,  mit  spar- 
samer Anwendung  weniger  Farbentöne  (Fig.  298  und  299). 


§  L78. 
irr.1  Dekorationsmalerei  u  nd  Sl  u  c  c  a  t  u  r. 

Als  eine  Aufgabe  des  feinsten  Taktes  and  einer  eigentümlich  glück- 
lichen Phantasie  musste  diese  Dekorationsweise  merklich  leiden,  sobald  sie 

bloss   Gegenstand  des  Luxus 
Hl      und     Sache     von     Kunstlern 
winde,  welche  nicht  mehr  das 
zum  Ort  und  zur  Gestalt  des 
Baues  Passende  zu   erfinden 
vermochten,  schnell  arbeiteten 
und    dem    Geschmack    pomp- 
süchtiger Besteller  dienten. 
Im  Dogenpalast  zu  Vene- 
dig die  Scala  d'oro,  hauptsäch- 
lich von  Battista  Franco  unter 
Leitung    des    Jac.    Sansovino 
1538,    peinlich    prächtig   und 
ganz  ohne  den  freien  Schwung 
der  rafaelischen  Sachen,   mit 
augenscheinlichem       Missver- 
hältnis   des  Gemalten   zu   der 
derben Stuccatur;  —  von  Franco 
auch  eine  Kapelle  in  S.  Fran- 
cesco  della  Vigna,   mit  klein- 
lich artig  ausgemalten  Kasset- 
ten, „alla  romana",  wie  Franc. 
Sansovino    (Venezia,    fol.   14) 
meint.    Vgl.  Vasari  VT,  p.  579, 
584,  585  s.  (LeM.  XI,  p.  324, 
328,  330),  v.  di   Batt.  Franco. 
Im  öffentlichen  Palast  zu 
Siena.  Sala  de)  Goncistoro,  das 
reich    mit    Dekorationen    und 
römischen  Historien    bemalte  Gewölbe  von  Beccafumi   1535,    welcher  vorher  in 
jt  Perino  gearbeitet  hatte;  sehr  umständlich  bei  Vasari  \     p.  640  (Le 
M.  X.  p.  182  B  .mi.  --   Über  Pastorinos   1552  vollendete  Dekoration 

in  d  I    titi,  auch  Casino  de'  Nobili)  muss  ich  auf 

...    LeM.  VIII,  p.  111),  Kommentar  zu  v.  di  Marcillä  verweisen. 
eich  ist   bei  Vasari   VI,  p.  213  ss.  (Le  M.  XI,  zu  Anfang), 
Gherardi;    die  Dekoration  in  Stucco  und  Farben   er- 


•       •  a.LLLi  LLi.LCLUl(.LU.f, 

.  V  V  -v  k  <. 


CanceUeria     Details.      Noh]  i 


§  179.    Verfall  der  i  rattung.  375 

scheint  hier  bereits  tun  1540  im  Dienste  des  schnellen  Extemporierens,  in  ver- 
hängnisvoller Komplizitäl  mit  der  Festdekoration  (die  das  Auge  an  Vergröberung 
aller  Effekte  und  an  Blendung  gewöhnen  musste)  und  in  allzu  naher  Verwandt- 
schaft mit  massenhafter  Fassadenmalerei.  Erhalten  von  Gherardi:  u.  a.  ein 
Gewölbe  und  eine  Flachdecke  im  Palazzo  Vitelli  (a  Porta  S.  Egidio)  zu  Gittä 
di  Gastello;  an  der  letztem  sind  die  Kassetten  ganz  Dekoration,  während  die 
erzählenden  mythologischen  Bilder  wundei  licherweise  an  die  Balkenlage  ver- 
teilt sind.  —  Später  der  fruchtbare  und  oberflächliche  Federigo  Zuccaro  1543 
bis  1609),  welcher  u.a.  alle  wichtigen  Räume  der  Gaprarola  und  einen  gro 
vordem  Saal  der  Vigna  di  Papa  Giulio  III.  etc.  etc.  mit  erzählenden  und  alle- 
gorischen Malereien,  mit  Dekoration,  auch  mi1  Stuccatur  versah;  hie  und  da 
vorzüglich  wirksam,  wo  er  überlieferte  Motive  schöner  Einteilung  und  Behand- 
lung wiedergiebt. 

Über  das  Gewölbe  einer  Kapelle  in  der  Kirche  zu  Loreto,  von  Franc.  Men- 
zocchi  muss  auf  Vasari  VI,  p.  :'»L'i  Le  M.  XI.  p.  94  .  v.  di  Genga  verwiesen 
werden,  —  und  über  die  Arbeiten  des  Forbicini  auf  VI,  p.  368  -.  (Le  M.  XI, 
p.  134),  v.  di  Sanmicheli;  —  über  Vasaris  Hauptstuccator,  den  brichst  resoluten 
(terribile)  Marco  da  Faenza  auf  VII,  [>.  L22  (Le  M.  XIII,  p.  15  s.  .  v.  di  Prima- 
ticcio;  —  über  die  Arbeiten  des  Pellegrino  Tibaldi  ebenda,  p.  117  s.  1  p.  11  s.); 
es  sind  Gewölbestuccaturen  und  Altareinfassungen  seines  frühern  Stiles,  nach 
1550;  deutlich  verraten  die  von  ihm  herrührenden  Teile  der  Domt'assade  von 
Mailand  seihst  im  Marmor  den  kühnen  Stuccator.  Von  Tibaldi  die  gewölbte 
Decke  der  Loggia  de'  mercanti  zu  Ancona  völlig  ausgemalt,  in  vorzüglicher 
Anordnung;  das  Beste  die  auf  Simsen  sitzenden  Figuren  in  Untensicht  welche 
auch  in  dem  von  Tibaldi  gemalten  untern  Saal  der  Universitäl  von  Bologna 
vorzüglich  sind. 

Nach  1550  von  unbekannter  Hand  die  graziösen  gemalten  Arabesken  am 
Gewölbe  der  Palazzina  zu  Ferra ra. 

In  Neapel  glaubte  Vasari  selbsl  ersl  die  dekorativen  Stucchi  eingeführt  zu 
haben,  als  er  jenes  gothisebe  Refektorium  eines  Klosters  (§  22)  modern  umge- 
staltete und  sich  dabei  in  ..viereckigen,  ovalen  und  achteckigen"  Einteilungen 
nach  (iefallen  ergehen  konnte.     Vasari  (Le  M.)  I.  p.  _'•'>.  24   vita  propria. 


§  17lt. 
Ve  i'  fa  11  der  1 1  .1  I  1  u  11  g. 

In  der  zweiten  Hälft 0  des  XVI.  Jahrhunderts  erlischl  der  von  den 
antiken  Thermen  und  Palasträumen  ausgegangene  Antrieb  mehr  und  mehi  ; 
die  beginnende  Gegenreformation  dringt  dem  Gewölbe  und  dem  Wandzier- 
rat eine  Menge  erzählender  I  >arstellungen  und  sachlicher  Beziehungen  auf, 
welche  nicht  so  frei  in  Schönheit  sich  auflösen  lassen,  wie  einsl  das  Figür- 
liche in  den  Loggien ;  die  naturalistische  Auffassung  komm!  hin/u.  um  diesen 
Scenen  das  schöne  leichte  Dasein  im  dekorierten  Raum  und  den  Zusammen- 
klang mit  demselben  unmöglich  zu  machen.  Dagegen  wird  ersl  jetzt  der 
Stucco  mit  der  vollen  Pracht,  Freiheil  und  Energie  als  einfassendes  elastisch 


11.  Bach.     vil.  Kapitel.    Malerei  and  Stucchierung  des  Innern. 

spannendes  and  tragendes  Element  in  den  Gewölben  gehandhabt.  Audi  die 
willkürlichste  Einfassungsforni,  der  Cartoccio  (§50)  wird  massenweise  ge- 
braucht 

Die   gemalten  Deckenarabesken    im  ersten  Gang  der  LJffizien  zu  Florenz 
1581,  von  Poccetti;    --    diejenigen  in  der  vatikanischen  Bibliothek  und  in  der 
.  ducale  des  Vatikans,   heiter  und  reich,    aber  schon  sehr  unrein;  die- 

jenigen der  Galeria  geografica  ebenda,    mil   kirdiengeschichtlicheii  Seenen   von 
Ant  Tempesta  überladen. 

Poccettis  sonstige  Arbeiten,   immer  v Besten  dieser  Zeit:  das  initiiere 

in  der  Vorhalle  der  Innocenti  zu  Florenz,  dann  au-  Stucco  und  Malerei 
_•  ischt:  das  Gewölbe  der  S.  Antoniuskapelle  in  S.Marco  und  die  kleine  Hof- 
halle link>  in  Pal.  l'itti.  Ebenfalls  relati\  trefflich:  ein  von  den  beiden 
Alberti  gemaltes  Kapellengewölbe  in  S.  Mana  sopra  Minerva  zu  Rom,  und 
einiges  in  den  Gupoletten  <\<-<  rechten  Seitenschiffes  in  S.  Maria  presso  S.  c.rlsn 
zu  Mailand.  \<m  Cerano-Grespi,  Campi  etc. 

Von  den  vorherrschend  stucchierten  Gewölben,  unter  welchen  die  bloss  ein- 
farbigen, etwa  mit  Gold,  den  Vorzug  haben,  ist  wahrscheinlich  dasjenige  von 
-    Maria   a'   monti   zu  Rom   (von  Giac.   della  Porta?)   das   einflussreichste  ge- 
worden,    wie  es  denn  wohl  das  schönste  dieser  späten  Zeil  sein  mag-.     Nächsl 
»hl  ersl  aus  dem  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts,  «las  Gewölbe  der 
die   von  St.   Peter,   von   <  iarlo  Maderua. 

Menge  von  einzelnen  Prachtkapellen,  zumal  in  Rom,  seit  etwa  1560;  die 
•  um  so  viel  derber  und  bunter  als  der  Stil  der  Altar- und  Wandgemälde 
ihr  vorherrschender  Ton  dunkler  wird. 
Um    L587  war  ein  Raisonnement  möglich  wie  das  des  Armenini  (de'  veri 
etti  della  pittura,  p.   193):  die  Alten  seien  auf  die  Idee  der  Grottesken  ge- 
kommen  durch   den  Anbück    zufälliger  Mauerflecke,    daher  sei   diese  Gattung 
ohne   alle  Regel    und   voll  von  jeglicher  Freiheit;    allerdings  (p.   195)  seien  sie 
:l  uach  kurzer  Blüte  rasch  heruntergekommen,  weil  man  den  Ignoranten  ge- 
fallen wolle,    percioche   le  si  dipingono  crude,    confuse  et  piene  di  sciocchi  in- 
venzioni,    per  li  molti  campi  troppo  carichi  di  bei  colori  che  sono  fuor  di  mi- 
:i   aber  Mass    und  Schönheil    kommen,    wenn    man  einen 
rsprung  zugiebl  und  nicht  ahnt,  dass  die  antiken  Dekorationen 
von  verzierten  Bauformen  abgeleitet  sind?    Schon  aus  Vitruv  VII,  5  wäre  etwas 
eres  zu  lerni  en.) 

In  Venedig    und   Neapel    siegten    inzwischen    vollständig   die  Flachdecken 
mit  Einteilungen  für  Gemälde  (§  !•">!)  . 


§  L80.    Allgemeine  Stellung  dieser  Kunst.  ;;77 

VIII.  Kapitel. 
Goldschmiedearbeit  und  Gefässe. 

§  180. 
Allgemeine  Stellung  dieser  Kunst. 

Die  Goldschmiedekunst   der  Renaissance  aus  den  vielen  Nachrichten 
und  wenigen  und  unzugänglichen  Überresten  für  die  Betrachtung  einiger- 

massen  vollständig  herzustellen,  ist  uns  unmöglich.  Die  Aufgaben  bleiben 
meist  dieselben,  wir  zur  gothischen  Zeit,  in  den  Nachrichten  aber  wird  auf 
die  grosse  Stilveränderung  kaum  hingewiesen. 

Giebt  es  aus  Italien  überhaupt  tnventare  und  vollends  Abbildungsinventare 
von  weltlichen  und  kirchlichen  Schätzen  wie  im  Norden  die  der  Heiltümer  von 
Wittenberg  und  Halle?  oder  wie  die  einzelner  fürstlicher  sog.  Kunstkammern? 
Bei  letzteren  ist  auch  noch  ein  Inventar  wie  dasjenige  Kurfürst  Maximilians  I. 
von  Bayern  aus  der  Zeit  nach  1623  hinzuzunehmen  (bei  v.  Reber:  Kurfürst 
Max  I.  v.  B.  als  Gemäldesammler,  Festrede,  1892),  weil  hier  mitverzeichnet  ist, 
was  die  Goldschmiedekunst  des  XVI.  Jahrhunderts  aufgehäuft   halte. 

Was  für  die  Welt  verloren  gegangen  durch  spätem  Raub  und  durch  Ein- 
schmelzung  (vgl.  z.  B.  Varchi,  stör.  fior.  IV.  89  ,  lässl  sich  ahnen,  wenn  man  er- 
wägt, dass  Brunellesco,  Ghiberti,  L.  della  Robbia,  Masolino,  Pallajuolo,  Ver- 
rocchio,  Finiguerra,  Domenico  Ghirlandajo,  Sandro  Botticelli.  I  i  i  -co  Francia, 
Andrea  del  Sarto  u.  a.  teils  als  Goldschmiede  begannen,  teils  es  blieben.  Die 
Goldschmiede  waren  in  den  wichtigern  Kunstorten  ein  grosses  Gewerbe  von 
erstem  Rang.  Die  Statuten  derjenigen  von  Siena  1361  bei  Milanesi  1.  p.  57 
und  hei  Gaye,  carteggio  I .  p.  1  zeigen  dies  deutlich.  Florenz  hatte  um  das 
Jahr  1478  zwar  nur  ii  botteghe  d'orefici,  argentieri,  gioiellieri  Fabroni,  Lau- 
rent, niiiun.  Adnot.  2()<>i,  aher  es  waren  darunter  meiner,-  der  angesehensten 
Künstler  der  Stadt.  —  Bei  Franco  Sacchetti,  Nov.  215,  die  Prahlerei  eines  floren- 
tinischen  Goldschmiedes,  dass  schon  der  Kehricht  seiner  Bude  jährlich  800  Gul- 
den wert  sei. 

Das  XIV.  Jahrhundert  hatte  so  viel  in  dieser  Kunst  gearbeitet  und  Email 
und  Edelsteine  schon  mit  solchem  Raffinement  angewandt,  dass  technische  Fort- 
schritte kaum  mehr  möglich  waren.  Da-  Einzige,  was  die  spätere  Zeit  in  dieser 
Beziehung  hinzuthal ,  mai:  die  leichtere  Bearbeitung  kostbarer  Steinarten  zu 
Prachtgefässen  gewesen  sein,  auch  wohl  die  Bereicherung  des  Emails  mit  ein- 
zelnen neuen  Farben. 

Antike  Goldsachen  waren  so  gut  wie  gar  Dicht  vorhanden,  so  dass  die 
Meister  der  Frührenaissance  aus  ihrem  allgemeinen  neuen  Stil  auch  den  der 
Goldarbeit  entwickeln  mussten.  Die  Skulptur  der  neuen  /eh.  resolut  und  viel- 
seitig, wie  sie  war.  kam  ihnen  auf  wesentlich  andere  Weise  zu  Hüte,  als  'lies 
in  frühern  Jahrhunderten  geschehen  v. 


11.  Buch.    Vlll.  Kapitel.    Goldschmiedearbeil  und  Gefässe. 

Wie  sie  die  Flächen  einteilten,  das  Relief  behandelten,  Laubwerk.  Tier- 
köpfe.  Tierfüsse,  Masken   etc.    bildeten,    Gold,    Silber   und   Email   in  Kontrast 
Isteine  und  Gemmen   einlegten   u.  >.  \\ . .   nuiss   sich  die  Phantasie 
eder  einzelnen  Aufgabe  vorzustellen  suchen,  so  gut  sie  kann.    Im  \Y.  Jahr- 
hundert   war   sowohl    der    edlere  Prachtsinn    als    die  Lust    am   höchsten  Prunk 
und  Putz  gewaltig  gestiegen  und  ein.'  flüchtige  Übersieh!  der  wichtigern  Nach- 
richten, nach  Gegenständen  geordnet,  wird  zeigen,  welch  ein  Feld  dieser  Kunst 
fen  war. 

§  181. 
Kirchliche  Arbeiten  der  Frührenaissance. 

Wahrend  ganze  silberne  Statuen  noch  immer  und  bisweilen  in  bedeu- 
tender  Grösse  verfertigt  wurden,  hörte  die  Verfertigung  silberner  Altar- 
schreine auf.  höchstens  beschränkte  man  sich  auf  weitere  Ausschmückung 
und  Vollendung  schon  früher  angefangener. 

I  ber   silberne  Heiligenfiguren    verlierl   Vasari   kaum  irgendwo  ein  Wort; 

wahrscheinlich    war    das    Meiste    davon,    als    er   schrieb,    schon   wieder   einge- 

oolzen.     Ellenhohe  Heilige,   Engel  u.  s.  w. .    teilweise  emailliert,   auch  eine 

silberne  Cruppe  von  Maria   Himmelfahrt  mit  Engeln,   auf  einem  Untersatz  mit 

emaillierten  Historien,  Werke  des  diu.  Turini  (§  149)  aus  den  Jahren  1414 — 44, 

im  Kommentar  zu  v.  di  Pollajuolo.  Vasari  III.  |>.  .'504  ss.  (Le  M.  V,  p.  105  ss.). 

Siena,  um  welches  es  sich  hier  handelt,  besonders  die  Sakristei  des  Domes, 

war  reich  an  solchen  Arbeiten;    Milanesi  II,  p.  184,  220  s.,  27s,  2!)1  ss..  328, 

50  s.,  wo  zum  Teil  die  Werke  Turinis  ebenfalls  erwähnt  sind.  -      Ein  silberner 

Christus,  eine  Elle  hoch  (vom  Jahre  1474),  bei  Sansovino,  Venezia,  fol.  97. 

Köpfe    von    Silberblech    oder    vergoldetem  Erz    für  Schädel    von  Heiligen 
einen  um  diese  Zeil  ausser  Gebrauch  gekommen  zu  sein,    doch  Hessen  die 
i    noch    1466   das    Haupt    ihrer   Ortspatronin  S.  Caterina   so    einfassen, 
Milanesi  II.  p.  332. 

Line  Ausnahme  durch  Gewicht  und  Grösse  mag  die  silberne  Statue  ge- 
bildet haben,  welche  der  frevelhafte  Kardinal  Pietro  Riario  kurz  vor  seinem 
Ende  1  173  in  den  Santo  nach  Pudua  schenkte;  Vitae  Papar. ,  ap.  Murat.  III, 
II.  Gol.    1060.  Auch  die  silbernen  Apostel  der  päpstlichen  Kapelle,    wovon 

Verrocchio  einige  verfertigte     Vasari  III.  p.  :'>.">!)  [Le  M.  V,  p.   140],    v.  di  Ver- 
i)  mögen  von  besonderer  Grösse  gewesen  sein. 

Für  silberne  und  goldene  Altarschreine  besass  namentlich   Venedig   noch 

Vorbilder  in  Gestalt  seiner  byzantinischen  „pale";  Sansovino,  Venezia, 

fol.  63,  74,  u.  a.  a.  0.;   Sabellicus,  de  situ  venetae  urbis,  fol.  85,  90.     Doch 

Gattung  jetzt    völlig   ein;    höchstens  wurde    an    den  berühmten  sil- 

einen  des  Baptisteriums  von  Florenz  und  der  Kathedrale  von  Pistoja 

Vasari  I.  p.  ii_'.    143  und  Nota  [Le  M.  II.  p.  11,   12  und  Nota],  v.  di  Agostino 

e  Ag  och  hie  und  da  etwas  gearbeitet.     (Vasari  III.  p.  287  s.  [Le  M.  V, 

•  •    di   Pollajuolo.)  Die    Krönung    .Maria  mit    Engeln,    ir>0  Pfund   an 

Silber,  welche  Julius  II.  nach  S.   Maria  de!   Popolo  stiftete  (Alberlini,  de  mira- 

bilibus  urbis  Romae  L.  III.  toi.  86),  mag  eher  eine  Freigruppe  gewesen  sein. 

Die  Herrlichkeit  der  Marmoraltäre    >'   lii     lies-  die  silbernen  völlig  vergessen. 


§  181.     Kirchliche  Arbeiten  <ler  Frührenaissance. 


379 


Ein  Bronzealtar  §147.  •  Die  Florentiner  sollen  1498  aus  Geldnot  die  pala 
ihres  Domes  und  alle  Silbersachen  der  Annunziata  eingeschmolzen  haben;  Mali- 
piero  arch.  stur.   VII,  1.  p.  526. 

Auch  von  Monstranzen  ist  kaum  die  Rede,  etwas  häufiger  7on  silbernen 
Leuchtern  und  Reliquienbehältern. 

Ob  auch  nur  eine  einzige  bedeutende  Monstranz  der  Frührenaissanci 
der  italienischen  Renaissance   überhaupt    vorhanden  ist?     Das  dekorative   Ver- 
mögen der  Zeit  müsste   sich   daran   auf  entscheidende 
Weise  zeigen.     Ein  Kontrakt  für  eine  Monstranz   1449, 
Milanesi  II.  p.  259. 

Von  den  Hängelampen  der  Annunziata  in  Florenz 
(Vasari  III,  p.  25  i  (Le  M.  V..  p.  66),  v.  di  Ghirlandajo) 
und  von  den  ge\vis>  ausserordentlich  schönen,  drei  KUen 
hohen  Leuchtern  des  Ant.  Pollajuolo  (ib.  p.  288 
v.  di  Pollajuolo)  ist  nichts  mehr  erhalten.  Dagegen  in 
S.Marco  zu  Venedig  eine  eleganl  geschmückte  Hänge- 
lampe (Fig.  300).  Ein  Kontrakt  für  einen  silbernen 
Prachtkandelaber  in  Siena  1410  bei  Milanesi  II.  193.  — 
Zwei  Leuchter  von  Jaspis,  zu  dem  oben  erwähnten 
silbernen  Christus  gehörend,  mit  dem  Wappen  des 
Dogen  Marcello   1  171. 

An  den  sogen.  Paci  des  Tommaso  Finiguerra  sind 
besonders  die  Niellozeichnungen  bedeutend,  doch  auch 
die  Einfassung  zierlich:  Vasari  III,  p.  2*7  und  Nota 
iLe  M.  V,  p.  92  und  Nota),  v.  di  Pollajuolo. 

Silberne  und  selbst  goldene  Votivgegenstände  wei- 
den mit  der  Zeit  unvermeidlich,  und  zwar  von  den 
Kirchenbehürden  selbst,  eingeschmolzen. 

Reliquiarien  aus  Gold  und  Silber  müssen  noch 
immer  und  bisweilen  in  schönster  Kunstform  gebildet 
wurden  sein;  man  erwäge,  dass  ein  Filippo  Maria  Vis-  r{  '- 
conti,  dass  der  Staat  von  Venedig  und  die  Päpste  Re-  A 
liquien  sammelten,  und  dass  wenigstens  einzelne  bronzene 
Reliquiarien  der  edelsten  Kunst  angehören  (Ghiberti, 
Cassa  di  S.  Giacinto,  Offizien  .  Erhalten  ist  indes  .in- 
dem XV.  Jahrhundert  sein-  wenig;  z.  U.  die  silberne 
cassetta  für  das  Gewand  S.  Bernardinos,  letzte  Arbeit 
des  Gio.  Turini  (141-Sj  mit  Zuthaten  eines  gev* .  Francesco  ^ 

d'Antonio  (1460),    welche   Doch   in   der  Osservanza   zu   Fig. 300.  Ampel 
Siena  vorhanden  ist;  Vasari  III,  p.  306  (Le  M.V.,  p.  108  inV( 

im  Gomment.  zu  v.  di  Pollajuolo ;  Milanesi  II.  p.  314. 

(Beiläufig  mag  ein  artiges  Motn  aus  dem  vorhergehenden  Jahrhundert,  silberne 
Ki-uivn  von  Heiligen,  welche  Kästchen  mit  den  Reliquien  derselben  in  den 
Händen  tragen,  ibid.  I.  p.  _s!>.  zum  Jahr   1381,  erwähnl   werden.) 


■ 


l)  Vgl.  die  nur  flüchtig  abgebildete  Riesenmonstranz  in  dem  Prachtanfzug  Karle  V. 
und  Clemens'  VII.  durch  Bologna,  l.r>30.  bei  Eoghenberg  (Hirth,  Kulturgeschichtl. 
bueb,  Nr.  534). 


11.  Buch.    VIII.  Kapitel.    Goldschmiedearbeit  und  Gefässe. 

Über   ■:.  hiedenen   päpstlichen   Tiaren  Vitae  Papar.   ap.  Mural.  III, 

II.  C  l.  887  u.  1009:  die  berühmte  Paul-  II..  von  dem  römischen  Goldschmied 
Paolo  Giordano;  Jac.  Volaterran.  ap.  Mural.  Will.  Goi.  195:  diejenige  Six- 
tus'  IV..  durch  ihre  Juwelen  höchst  ausgezeichnet.  —  Vasari  III.  p.  358  (Le 
M.  V..  ]'.  140),  v.  di  Verrocchio:  dessen  (nicht  mehr  vorhandene i  Agrall'en  für 
bischöfliche   Messgewänder.  Die   Schätze   der    päpstlichen  Sakristei,   unter 

Julius  II.  noch  durch  eine  neue  Reihe  von  silbervergoldeten  Aposteln  bereichert, 

■  rflächlich  verzeichnet  bei  Alberti,  de  mirabilibus  urbis  Romae,  L.  111,  fol.  86. 
Vgl.  einzelne  Dokumente  hei  Müntz,  les  arts  ä  la  cour  des  papes,  1 — 111,  passim. 

>  L82. 
Weltli  c  li  e  A  r  beil  e  d  der  F  rii  h  r  enaiss  ;>  □  c  e. 

Unter  den  weltlichen  Aufgaben  der  Goldschmiedekunst  dv*  XV.  Jahr- 
hunderts mögen  einzelne  Becken  und  Schalen  zum  Gebrauch  bei  Abstim- 
mungen verschiedener  Art.  midi  Hecken  /um  I  lande  waschen  in  öffentlichen 
Palästen  einen  hohen  Rang  eingenommen  haben. 

Pollajuolos    gro silbernes   Becken  für  die  Signoria  von  Florenz   1473; 

•  lung  Gaye,  carteggio  I.  p.  Ö7I  ;     -  eine  silbervergoldete  Glocke  ebenda. 
Das  Handwaschbecken  für  den  Staatspalast  zu  Siena  1487,  mit  vier  Email- 
wappen,  dir  Bestellung  Milanesi  II,  p.   17i:   --   die  Schale  (zum  Trinken?)  für 
die  Gesellschaft    der  Mercanzia    117.").    mit   Laubwerk    und   kannelierten  Vertie- 
fen,   ibid.    p.  '■>"<■  Vielleicht    gehörten   hieher   auch  die   zwei   schönen, 
äsen  Schalen  Verrocchios,    dir    eine   mit   Tieren  und  Laubwerk,    die  andere 
mit  tanzenden  Kindern,  Vasari  III.  p.  358  s.  (Le  M.  V,  p.  140),  v.  di  Verrocchio. 
-  Die  ganz  grossen  silbervergoldeten  Vasen,  welche  Paul  IL  u.  a.  für  „feier- 
liche Gastmähler"  machen  liess  und  deren  zwei  (zusammen?)  118  Pfund  wogen, 
iinis-.-ii  Kühlgeschirre  gewesen  sein;    Vitae  Papar.  ap.  Mur.  III,  II,  Gol.  1009. 
In  Perugia    gab   es    für  die  solennen  Gastmähler  des  Magistrats  eine  sil- 
welche  entweder  als  Tischaufsatz  oder  als  rollbarer  Weinhehälter 
zu  denken  ist.    Schon   liü»  wurde  eine  Nave  bestellt,  1489  eine  (vielleicht  eben 
•    an  einen  Nepoten  Alexanders  VI.  geschenkt,  und  1512  eine  neue,    nach 
Pei    ginos  pr:             er  Zeichnung   bei   dem  Goldschmied  Mariotto  Anastagi   be- 
t:  mit    i-  Uad'-rii.  2  Pferden  oder  Seepferden?)  und    19  Figuren,  worunter 
Fortuna          :     elhalterin,   ein  Steuermann,   der  Stadtpatron  S.  Ercolano 
und  viele  P                  ihnt  werden.         Archiv,  stör.  XVI,  I,  p.  <i:21 ,  —  dessen 
Appendice  IX.  p.  615    mit  den  Annali  decemvirali);  --  Mariotti,  lettere  pittor. 
igine,  p.  171.         (Ein  silbernes  Schill'  von  nordischer  Arbeit   des  XVI.  Jahr- 
hunderts, abgebildet  bei  Rouaix,  les  styles,  p.  124.] 

Ganze   fürstliche    Büffets,    wo   die  Gefässe    von  Silber  und  von  Gold 
je   zu   einem  Dutzend  vorhanden  waren,   mögen  zwar  nur  als  stets 
zur   Ausmünzung    bereil    liegender    Schatz    gegolten,    dennoch    aber   edle 
Kunstformen  gehabt  haben. 

Wie    für   den  Norden    die  Inventare   bei  De  Laborde,   les  ducs  de  Bour- 

ü.  B    füi  Maüand  das  Inventar  des  Schatzes  zu  bemerken,  welcher 

i    Valentine  Visconti    al-    Li, ml    de-  Herzogs  von  Orleans  nach  Frank- 


§  182.    Weltliche  Arbeiten  der  Frührenaissance.  ;;^] 

reich  mitgegeben  wurde,  bei  Corio,  stör,  di  Mil.,  fol.  266;  es  sind  Tischaufsätze, 
Becken,  Konfektschalen,  Tischleuchter,  Bestecke,  letztere  zu  vielen  Dutzenden, 
bis  auf  den  silbernen  Nachüichthalter ,  da-  meiste  mit  Email,  zusammen  an 
Silber   1667  Mark. 

Das  Geschirr  des  1476  ermordeten  Galeazzo  Maria  Sturz.!  Diarium  Par- 
mense  bei  Mural.  XXII,  Gol.  359),  welches  veräusserl  wurde,  um  die  Feld- 
hauptleute zu  bezahlen,  enthielt  u.  a.  ein  ganz  goldenes  wovon  jedes 
Stück  zwölffach  vorhanden  war.  —  Lodovico  Moro  dann  doch  w 
eine  Sammlung  kostbarer  Gefässe,  die  er  1489  bei  einem  fürstlichen  Empfang 
feierlich  vorwies,  Gaye,  carteggio  I,  p.  ill.  Moros  Medaillen  vgl.  Malipiero, 
Archiv,  stör.   VII,  1.   p.  347. 

DasBuffet  des Borso  von Ferrara nur  erwähnl  Diario  ferrar.  bei  Murat.XXIV, 
Col.  216. 

Bei  festlichen  Anlässen  stellte  man  etwa  zwei  improvisierte  Statuen  wil- 
der Männer  als  Hüter  neben  das  Büffet;  Phil.  Beroaldi  orationes,  nuptiae  Benti- 
volorum. 

Für  das  zum  Anblick  aufgestellte  Büffel  verlang!  Jovian.  Pontan.,  de 
splendore,  Abwechselung  der  einzelnen  Stücke  an  Stoff  und  Form,  auch  wenn 
sie,  z.  B.  Trinkgeschirre,  einem  und  demselben  Gebrauche  dienten:  aliae  atque 
aliae  formae,  calices,  item  crateres,  gutti,  paterae,  carchesia,  scyphi  etc. 

Ausser  den  Büffets  ornamenti  da  camera)  hielten  die  Fürsten  für  ihren 
Palastgottesdienst  ornamenti  della  capella,  Leuchter,  Kelche,  Patenen  u.  s.  w. 
Den  grössten  Luxus  legte  147:>  Kardinal  Pietro  Riario  an  den  Tag,  als 
er  die  Lionora  von  Aragon  auf  ihrer  Durchreise  ils  Braul  des  Herzogs  \  on 
Ferrara  in  seinem  Palaste  zu  Rom  auf  Piazza  SS.  Apostoli  beherbergte;  die 
vier  Leuchter  der  Cappella,  nebst  zwei  Engelfiguren  von  Gold,  der  Betstuhl  mit 
Löwenfüssen,  ganz  von  Silber  und  vergoldet;  ein  vollständiges  Kamingerät, 
ganz  von  Silber;  ein  silberner  Nachtstuhl  mit  goldenem  Get'äss  darin  etc.  Im 
Speisesaal  ein  grosses  Bullet  von  12  Stuten,  voll  goldener  und  silbern. 
fasse  mit  Edelsteinen;  ausserdem  das  Tafelgeschirr  lauter  Silber  und  nach  jeder 
Speise  gewechselt. 

Als  Sammler  von  Edelsteinen  werden  besonder-  Alfons  der  Gross« 
Neapel  und  Paul  II.  genannt;  Jovian.  Pontan.  de  splendore;  —  [nfessuj 
Eccard,  scriptores  11.  Col.    lsüi.    I * » i r».         Dazu  Müntz,  les  arts  etc.,   II. 

\'oii    prachtvollen  Watten    i>i    üt'ter  die  Rede,   doch  möchte  aus  dem 
XV.  Jahrhundert   kaum  etwas  Namhaftes  davon  erhalteD  sein. 

Silberne  Helme  als  Geschenk  von  Regierungen  an  ihre  ( loudoitieren;  Siena 
an  Tartaglia  1414,  Florenz  an  Federigo  von  Urbino  1472,  letzter«-  Werk  von 
Pollajuolo:  Vasari  III.  p.  298,  Nota  Le  M.  V,  p.  100,  Nota  und  p.  304  p.  105 
im  Kommentar  zu  v.  di  Pollajuolo.  -  Die  Waffen  und  Geräte  Karls  VIII.,  er- 
beutet li!i.">  in  der  Schlachl  am  Taro  Malipiero,  ann.  veneti,  archiv.  stör.  VII, 
I.  p.  :57h.  gehörten  ohne  Zweifel  nordischer  Kunst  an:  der  goldene,  gek 
Schuppenhelm  mit  Email,  der  Degen,  das  Siegelkistchen,  das  goldene  Triptychon, 
angeblich  von  Karl  d.  Gr.  stammend. 


11.  Bach.    \lll.  Kapitel.    Goldschiniedearbeil  und  Gefässe. 

§  t8 

.  >1  s  c  li  m  i  e >1  e  k u  a  s  t  der  II  o  c  li  r  e  d  ai s  s  a  u c  e. 

Die  Goldschmiedekunst  des  XVI.  Jahrhunderts  wird  sich  im  Verhältnis 
zu  derjenigen  der  Frührenaissance  durch  grössere  [Treiben  und  Flüssigkeit 
alles  Dekorativen,  durch  erhöhte  Kenntnis  des  Wirkenden  ausgezeichnet  haben. 
Wir  müssen  hypothetisch  sprechen,  da  uns  eine  genügende  Übersicht  der 
-    \\.  Jahrhunderts  gänzlich  und  derjenigen  des  folgenden  grossen 
:1t.  -     Französische,  deutsche  etc.  Arbeiten,  anter  starker  Einwirkung 
der   itahenischen    Goldschmiedekunst    seit    Anfang   des    XVI.  Jahrhunderts   ent- 
galten früher  leicht  für  itaüenisch.    Von  einer  vielleicht  nur  flüchtigen 
ntnis  Oberitaliens  aus  gelangte  Hans  Holbein  d.  J.  zu  derjenigen  freien  und 
vungvollen  Schönheit,   welche    in  seinen  Vorzeichnungen  für  Goldschmiede 
Museum  von  Basel,  British  Museum,  auch  Stiche  W.  Hollars)  Staunen  erregt. 
Grosser  Reichtum  an  Nachrichten   in  der  Selbstbiographie  des  Florentiners 
ito  Cellini     1500—72  .    zumal    in    der   ersten   Hälfte;    seine  Arbeiten   in 
m  Zweige    dieser  Kunst:    Kelch,   Agraffe    für   das  päpstliche  Pallium,  Re- 
liquienbehälter ,  Deckel  eines  Horenbuches,  Siegel,  Trinkgefässe,  grosse  Kühl- 
silberne Gefässe  jeder  Art .  Salzfässer,  wovon  eines  hochberühmt   und 
noch  (in  Wien)  erhalten.  Leuchter  (wovon  einige  noch  im  Schatz  von  St.  Peter 
vorhanden  sein  sollen),   Kleinodien,  weiblicher  Schmuck,  Ringe,  Gürtelschnallen, 
Idamascierung   von  Stahlklingen    etc.,    der  Statuen,   Reliefs  und  Medaillen 
nicht  zu  gedenken.    Seine  beiden  Trattati  sind  besonders  für  letztere  Gattungen 
belehrend.      Tratt.  1.  cap.  5:    über  die  kleinen  goldenen  Kruzifixe,   welche  bei 
den  Kardinälen  um   1530  Mode  wurden,  hauptsächlich  Arbeiten  Caradossos.)  In 

-  omlungen  wird  vieles  dem   Uenvenuto  zugeschrieben,  jedoch  fast  nichts  mit 

-  herheit,    und    für   die   in  der  Selbstbiographie  erwähnten  Arbeiten  bleibt  es 
für  uns  bei  blossen  Gedankenbüdern.  wenige  allbekannte  ausgenommen. 

Im  Ganzen  scheint  für  ihn  charakteristisch  die  bewegte,  quellende,   von 
hitekturformen  endlich  völüg  emancipierte  Bildung  der  Gefässe  und  Ge- 
räte: ihi  ing  in  lauter  Laubwerk,   Kartuschen,  .Masken  u.  dgl.,  und  da- 
zwischen kleine  Felder  mit  den  zierlichsten  Reliefs  u.  s.  w. 

Andere  berühmte  Namen  werden  wenigstens  genannt  als  Vorzeichner  von 

ir  Metallarbeiter ;  Rafael  lieferte  1510  die  Zeichnung  zu  einer  grossen 

mit  erhabenen  Ornamenten,  welche  ein  gewisser  Gesarino  für 

Ghigi  ausführte;  Quatremere,  vita  di  Raf.  ed.  Longhena,  p.  327,  N.; 

Michelang  noch    1537  die  Zeichnung  zu  einem  silbernen  Salzfass  für 

it  Tieren,   Festons,  Masken  und  einer  Figur  auf  dem 

Deckel;   Vasari  VII,  p.  383    Le  M.  XII.  p.  385),  im  Gomment.  zu  v.  di  Michel- 

Peruginos  Nave,  §   182  Die  gerühmten  Entwürfe  des  Girolamo 

erieten    nicht   weiter   als    bis   zum    Wachsmodell; 

120    Le  M.  M.  p.  90),  v.  di  Genga. 

Die  ganz  metall  sowohl  Schalen  und  Schüsseln  als  Vasen 

am  kl. ii-  Wollen  und  Können  der  Renaissance  wieder 

möglichst    vollständige    und    schön    verteilte   Ausfüllung   der 

e    rlichem  Schmuck  und  mit  dem  Zierrat  des  neuen  Jahrhunderts. 


§184.     I  refässe  aus  3t(  in  und  Kristall. 


383 


Die  oft  gedrängl  figurenreiche  Erzählung  (auf  der  Schale  im  Kreis,  an  der 
Vase  als  ringsumlaufender  Fries    giebl  Utertum  wi 

ganz  besonders  aber  Geschichten  und  Liebschaften  der  Wassergöttei  .  _  Lo- 
mazzo,  p.  345),  wobei  der  Komponisl  in  der  That  am  leichtesten  der  Phantasie- 
form jedes  Gefässes  folgte  und  am  freiesten  über  die  Linien  gebot.  Wird  die 
Erzählung  in  einzelne  Felder  zerlegt,  so  meldet  sich  als  Format  schon 
das  Oval  und  die  -ehr  frei  ausgeschwungene  Kartusche  jeder  Art.  Daneben 
Laubwerk,  Masken,  Putten,  Delphine  u.  a.  m. 

§  184. 
Gefässe  aus  Stein  und   Kristall. 

Als  ein  wesentlich    neues  Thema   erscheinen 
die  Gefässe  aus  harten   und    kostbaren  Steinen1) 
und  geschliffenem  Kristall,   deren    Fuss,    Henkel, 
Rand,  Deckelgriff  usw.  die  zierlichsten  Phantasie- 
formen aus  Gold,  Email  und  Edelsteinen  erhielten. 
Wie   früh   man    überhaupt    die   harten    Agate, 
Jaspen,  Lapislazuli  etc.  in  beliebige  Formen  schliff, 
wird  schwer  zu  sagen  sein;  jedenfalls  stand  das  Mittel- 
aller   hierin  weit  hinter  dem  Altertum    zurück,    und 
wiederum  in  Italien  die  Frührenaissance   hinter   der 
Hochrenaissance. 

Statt  des  Büffets  der  Fürsten  und  Grossen  tritt 
nun  das  Kabinett  des  reichen  Liebhabers  in  den 
Vordergrund,  wo  die  Vasen  aus  harten  Steinen  mit 
kostbarer  Fassung  die  erste  Stelle  einnehmen. 

Der  Zusammenklang  der  geschwungenen  For- 
men und  der  Farbe  des  Steines  mit  der  Einfassung  ist    i  i 
nun  eines  der  höchsten  Ziele  der  dekorativen  Kunst. 
In   der   Einfassung    selbst    wechseln    zweierlei 
Darstellungsweisen,    Qaches    Email    auf  Gold    oder   Silber    und    reliefierte   und 
emaillierte  Zierformen   um    die  Edelsteine.     An  Fuss    und  Henkel   menschliche 
und    tierische  Masken.    Drachen,    Meerwunder,    auch    menschliche   Figuren   ver- 
schiedener Art. 

In   der   Farbenzusammenstellung   ist   die    Buntheit    des   Mittelalters   jetzt 
völlig  gewichen,  der  ganze  Schmuck  wird  sorgfältig  zu  der  Farbe  des  Gel 
gestimmt.    Die  Ökonomie  der  Kontraste  zwischen  Email  und   R<  Email  und 

Metall.  Glänzend  und  Mail   ist  schon  eine  vollkommene. 

An   den  Kristallgefässen    mit    eingeschliffenen  Ornamenten  und  Hist 
ist  die  Einfassung  auffallend  zart  und  zierlich. 


gefäss     .   S 
Itle.) 


l)  In  neuerer  Zeit  hat  Brunn  (Sitzungsberichte  der  Onigl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  München,  1875,  Bd.  I.  Befl  3)  mit  sehr  starken  Gründen  sowohl  das  Onyx- 
gefäss  von  Braunschweig   als   auch   die  farnesische  Onyxschali  n\u<  von  Neapel 

der  Kunst  der  Renaissance  zugewiesen. 


II.  Buch.    VIII.  Kapitel.    Goldschmiedearbeil  und  Gefässe. 


Die  wichtigste  Sammlung  soll   noch    immer  der  Tesoro  im  Pal.  Pitti  zu 

enz    mit  echten  Arbeiten  Benvenutos    sein,    welcher  dem  Verfasser  unzu- 

»lich  geblieben  ist.    Anderes  in  den  Uffizien,  wo  sich  das  berühmte  Kästchen 

Clemens'  VII.  mit  den  in  Kristall  geschliffenen  Historien  des  Valerio  Vicentino 

befindet.  zu  Neapel  (Fig.  301  i. 

Im  XVI.  Jahrhundert  waren  die  venezianischen  Privatkabinette  reich   an 
Sachen.     Aufzählung  beim  Anonimo  di  Morelli,  bei  Anlass  der  Samm- 
lungen Odoni,   Antonio  Foscarini,    Franc.  Zio,  Mich.  Gontarini.     Eine  Kristall- 
-    :  int'   Stücken    in    silbervergoldeter    Fassung,    mit    eingoschliffenen 
Historien  des  Alten  Testamentes,  war  von  Gristoforo  Romano;  —  eine  grössere 
dreihenklige  Porphyrschale  von  Piermaria  da  Pescia,  welcher   1  i '  *  i   beim  Einzug 

der  Franzosen  in  Rom  dies 
\\  erk  unter  dir  Erde  ver- 
grub :  nachher  wurde  das- 
selhe  mehrmals  für  antik 
verkauft.  (Somit  wäre  we- 
nigstens die  reichere  Arbeit 
in  Porphyr  schon  unter 
Alexander  VI.  zu  Rom  er- 
reicht gewesen.)  —  Ausser 
den  Vasen  ans  kostbaren 
Stoffen  besassen  dieselben 
Sammler  auch  andere  von 
damascenischer  Erzarbeit, 
von  Porzellan,  Glas  u.  s.  w. 
Dagegen  noch  keine  skal- 
pierten Elfenbeingefässe. 

Der  Nautilus  mit  Trag- 
figur  und   Zuthaten   jeden- 
falls  schon    sehr   schön  im 
XVI.      Jahrhundert,      doch 
■i     i  ,     s  hale.  schwer   näher   zu    datieren. 


§  L85. 
i  in  u  c  k  ,  W a  f  f  en  und  Siegel. 

Die  weibliche  Festtrachl  war  bisweilen  sehr  reich  an  Schmuck  aller 
Ait  mir  Gemmen;  das  übliche  Prachtstück  der  Männertracht  war  die  Me- 
daille am  Barett. 

Über  die  Medaillen  als  besondere  Kunstgattung   ist  hier   nicht   die  Stelle 
ind  emaillierten,  deren  Figuren  oft  fasl  ganz  frei  vor- 
tr.i-  .  hauptsächlich  als  Zierde  der  Barette  gedient;  der  grösste  Meister 

darin  wai   Garadosso;  Ben.  Cellini,  trattato  I.  c.  5. 

Bei    einem    römischen  Kirchenfesl    zu  Rafaels  Zeit    (1519,  s.  Gaye,   car- 

len  einige  auf  einer  Kslrade  anwesende  Damen,  zum  Teil 

wahrscheinlich  Buhlerinnen,  beschrieben:  Lucia  Bufolina,  Kleid  von  Silberbrokat, 


§  185.    Schmuck,  Waffen  and   - 


385 


Gürtel  von  gesponnenem  Gold  mit  vier  emaillierten  Kaiserköj  -  Sofonisba 

Cavaliera,  Gürtel  mit  antiken  Goldmünzen,  -  Faustina  degli  All. tu,  goldener 
Stirnreif  mit    den   12  emaillierten  Zeichen  des  Tierkreises,  Imperia  Colon- 

nese  (etwa  die  §  156  erwähnte),  Gürtel  von  goldenen  Knöpfen  (vgl.  Rafaels 
Johanna  von  Aragonien)  und  eine  emaillierte  palla  (?  .  worauf  alle  Elemente 
abgebildet  waren,  —  Sabina  Mattuzza,  Gürtel  von  kunstreich  verbundenen  Gold- 
münzen, Karniolen  und  Jaspen. 

Diese  einzige  Aussage  gestattet  weitere  Schlüsse  als  alle  wirklich  erhal- 
tenen Überreste  dieser  Art. 

Ferner    ist    das    XVI.    Jahrhunderl     dasjenige    der    prachtvollsten 

Watten,  mochten  dieselben  auch  zum  Teil  seltene  oder  gar  keine  wirk- 
lich«' Anwendung  linden. 
Letzteres  gilt  be- 
sonders von  den  silbernen 
Schilden,  welche  gewiss 
nicht  einmal  bei  solchen 
Anlässen  wirklich  gel  la- 
gen wurden,  bei  welchen 
die  prächtigsten  Helme 
und  Harnische  zum  Vor- 
schein kamen. 

Die  jetzt  meist  im 
Ausland  (Madrid,  Wien. 
Paris,  London,  St.  Peters- 
burg) zerstreuten  Rüstun- 
gen und  Helme  italieni- 
scher Arbeit  ersten  Ranges 
haben  auf  dem  Stahl  da- 
mascierte  oder  von  Gold 
und  Sil  her  eingelegte  or- 
namentale und  figurierte 
Zeichnungen.  (Vasari  VII, 
p.  43  ILe  M.  XII.  p.  80], 
v.  di  Salviati,  bei  Anlass 

des  Franc,  dal  Prato.)    Bisweilen  ist  der  Schmuck  auch  reliefiert,  wii 
Helm  und  Schild  Franz'  I.  in  den  Uffizien,  angeblich  von  Benvenuto. 
Schild  in  der  Armeria  von  Turin  ihm  zugeschrieben. 

Prachtvolle    Dolchscheiden,    originell    aus    Figuren    und    Laubwerk 
binierte  Degengriffe   linden   sich   hie   und   da.     Die    weite   Zerstreuung 
Schätze  ist  ihrer  kunstgeschichtlichen  Betrachtung  nicht  günstig. 

Zu   den   feierlichem  Geräten   des   vornehmen  Lebei  rten   auch   die 

meist   silbernen   Siegel.     Zunächst    vertauschte    Paul    II.    den    barbarisch 
würdigen  Typus  <{<■*  I.ullensie-els  mit  einem  schönern,  artil  sculptura; 

Vitae  Papar.,  Mural.  III.  II.  Gol.   1011.     Viel  prächtiger  waren  aber  von 
tausend  andere  Siegel.    AI-   3ehen  von  ihrem  (i.  ;  |;.  bei  den  mandel- 

förmigen Kardinalssiegeln    schon    im  XV.  Jahrhunderl    ofl   sehr  reich  war   und 

Burckhanlt,  [taliei     R  l.   Aufl. 


IIa     lika 


z.  B.  am 

Am  ii  ein 


kom- 


11.  Buch.    Ylll.  Kapitel.    Goldschmiedearbeit  and  Gefässe. 

die  Heiligen  ihrer  Titularkirchen ,  ja  Ereignisse  aus  deren  Legenden  darstellte, 

war  bisweilen  der  Griff  höchst  elegant.    Schon  Ghiberti  (Gomment.,  p.  XXXIII) 

>te  eine  antike  Gemme  als  Siegel  so,  dass  der  goldene  Griff  einen  Drachen 

in  Epheulaub   darstellte,    und  auch  Benvenuto  gestaltete  den  Griff  des  Siegels 

ler  als  Figurine,  z.  B.  am  goldenen  Siege)  des  Kardinals  Kreole 

.1  als  sitzenden  Herkules;  Benv.  Gellini,  trattato  1.  c.  <i. 

\  Ielleicht  die  bedeutendste  vorherrschend  dekorative  Arheil  dieses  ganzen 
Stiles,  die  jetzt  noch  in  Italien  vorhanden  ist:  das  farnesische  Käslehen,  von 
Gio.  :  '  Bernardi,  im  Museum  von  Neapel;  von  Metall  mit  Eckfiguren,  Reliefs 
und  sechs  ovalen  Glasschliffen;  der  Deekel  mit  der  Figurine  eines  ruhenden 
Herkules  zwischen  den  Hälften  eines  gebrochenen  Giebels. 

§  186. 
Majoliken  und  andere  irdene  Gefässe. 

Die  künstlerische  Behandlung  der  Gefässe  aus  Erde  und  Glas  hat  seit 
dem  Altertum  nie  und  nicht  wieder  so  hoch  gestanden  als  zur  Zeit  der 
Renaissance.  Die  erste  Stelle  nehmen  die  Majoliken  ein  mit  ihrer  Glasur 
in  einer  beschränkten  Anzahl  von   Karben. 

Ein  echtes  Porzellan  in  unserm  Sinuc,  durchscheinend  oder  auch  nur  von 
völlig  weissem  Korn,  besass  man  noch  nicht,  und  die  vielen  Porzellane  zumal 
in  den  venezianischen  Sammlungen  sind  als  Majoliken  zu  verstehen,    d.  h.  als 
icrte  irdene  Geschirre. 
Diese   wann    schon    im  Mittelalter   oft   durch    ihre   reiche   geschwungene 
Form   und   durch   Farben    und  Gold    bis   an  die  Grenze  der  Kunst  vorgerückt; 
im  XV.  Jahrhunderl    muss   ihnen   die  Vervollkommnung   der  Glasur  durch  die 
Werkstatt  der  Robbia  zu  statten  gekommen  sein;  aber  erst  im  XVI.  wurde  die 
volle  Freiheit  des  dekorativen  Modellierens  und  Flachdekorierens  darauf  ange- 
wandt.    Dies    ist    es.    was    ihren  Wert   ausmacht,    mehr  als  die  mühselig  auf- 
talten  Historien,  auch   wenn    hei   diesen   rafaelische   und   andere   berühmte 
Motive  benützt  sind. 

Die  Hauptaussage:  Vasari  VI,  p.  581  s.  (Le  M.  XI,  p.  326),  v.  di  Batt. 

vgl.  VII,  p.  90    Le  M.  XII,  p.  IIS»,  v.  di  Tadd.  Zucchero;  --  Benv. 

U        -  Ouatremere,  vita  di  Raffaelle,  ed.  Longhena,  p.  290,  Nota. 

Zwar  gab  es  schon   1526  Liebhaber,  welche  Porzellane  zu  000  Ducati  zu 

hatten,  wie  z   ü.  (iiherti,  Sekretär  Clemens' VII.,  bei  Anlass  der  ersten 

lesischen)  Erstürmung  Roms;  Lettere  di  principi  I.   106,  Negri  a  Micheli. 

Gleichwohl  wird  angenommen,  dass  wenigstens  die  Majolikawerkstätten  von 

Pesaro  und  Castel   Durante  ersl   um    17)30  den  Höhepunkt   erreicht,  hätten,  oder 

1540,  al-  der  Herzog  Guidobaldo  II.  von  Urbino  den  Battista  Franco  (§  178) 

Vorzeichner  anstellte;  :  usserdem  hatte  der  Herzog  eine  Menge  Skizzen  von 

Giulio  Romano  und  ihren  Schülern  zu  Vorlagen  erworben.    Kl  was  später 

/..  I;.  Taddeo  Zucchero  die  Zeichnungen  zu  einem  ganzen  Service,  welches 

in  Castel   Durante  für  Philipp  II.  gehrannt  wurde. 

An  Gescl   rren    von   Kaenza    war   das   gemalte  Figürliche   gemässigt 

und  nui   die  Mitte  oder  den  Hand  ein  (wenn  wir  Vasari  recht 


§  L87.     Feste  and  Festküastler.  ;>7 

verstehen  ;    vgl.  Malagola,  Memorie  storiche  sulle  majoliche  di  Faenza,  und  F. 

Argnani,   le  ceramiche  e  majoliche  faentine  dalla  lor igine  fino  al  principio 

del  secolo  X\'l :  appunti  storici.     Faenza    18$ 

Die  wenigen  Töne,  meist  nur  blau,  violett,  grün,  gelb,  weiss  und  schwarz, 
genügten  nicht  sowohl,  tun  grosse  Kompositionen  glücklich  wiedei  ..  als 

vielmehr,  um  alle  Formen  und  Profile  des  Gefässes  sowohl  als  die  dazwischen 
liegenden  Flüchen  schön  und  charakteristisch  zu  schmücken.  Bisweilen  sind 
Tiere,  Laubwerk  und  andere  Zierraten  zugleich  reliefiert  und  bemalt. 

Das  Beste  sind  grosse  flache  Schüsseln  Fig.  302  u.  303),  Konfektteller, 
Salzbüchsen,  Schreibzeuge  u.  dgl. :  zumal  solche  ohne  gemalte  Figuren,  mit  zier- 
lichen und  sparsamen  Arabesken,  wonach  selbige  etwa  der  Fabrik  von  Faenza 
angehören  möchten.  Schon  die  Grundform  des  Gefässes  oder  Gerätes  i-t  in 
der  Regel  vortrefflich  und  eigens  für  den  Zweck  gedacht,    nicht  Reminiscenz. 

Schon  zu  Vasaris  Zeit  hatte  sich  übrigens  dieser  Kunstzweig  über  ganz 
Italien  verbreitet. 

Von  den  Nachahmungen  griechischer  Vasen  (in  roi  und  schwarz),  welche 
Vasaris  Grossvater  Giorgio  im  XV.  Jahrhundert  zu  Arezzo  versucht  hatte,  ist 
nichts  auf  unsere  Zeit  gekommen:  Vasari  II,  p.  öö7  Le  M.  IV.  p.  70  .  v.  di 
Lazzaro  Vasari. 

Auch  von  der  Fabrik  in  Modena,  deren  Thongeschirr  im  XV.  Jahrhunderl 
Godrus  Urceus  in  einem  Gedichte  feierte  (dessen  opera .  p.  384,  ad  Lucam 
Ripam).  ist  nichts  weiter  bekannt;  er  selber  besass  eine  ausserordentlich  schöne 
Thonlampe. 

Für  Glassachen  aller  Art  waren  längst  die  Fabriken  von  Murano  bei 
Venedig  berühmt,  welche  nicht  nur  alle  Farben  besassen  und  alle  Edelsteine 
nachahmten,  sondern  auch  jedenfalls  schon  im  XV.  Jahrhundert  Mülefiori  ver- 
fertigten; Sabellicus,  de  situ  ven.  urbis,  F.  III.  fol.  !'_' :  brevi  pila  includere 
florum  omnia  genera. 


IX.  Kapitel. 
Dekorationen  des  Augenblickes. 

§  187. 
Feste  und  Festkünstl  e  r, 

Dekorationen  des  Augenblickes,  hei  kirchlichen  und  weltlichen  I 
und  Zeremonien,  hatten  im  XV.  Jahrhundert  den  Charakter  heiterer  Fracht, 
wobei  das  reiche  Formenspiel  der  damaligen  baulichen  Dekoration  sich  mit 
den  buntesten  Zuthaten  aller  Art   vertrug. 

l'ber  die  Feste  im  Allgemeinen  vgl.  Kultur  der  Renaissance,  S.    i"I    ff.; 
IV.  Aufl.  II.  S.  132  ff. 


11.  Bach.     1\.  Kapitel.    Dekorationen  des  Augenblickes. 

Die  wichtigsten  Schilderungen: 

Die  Beschreibung  des  triumphalen  Einzuges  Alfons'  d.  Gr.  von  Aragon  in 

Neapel  l  •  i  ickt  als  Beilage  zu  den  Dicta  ei  facta  Alphonsi  von  Ant.  Parnor- 

mita,  ist  nur  für  den  Zug,  nicht  für  die  vermutlichen  Dekorationen  ergiebig). 

l'ü  11.  comment.  1..  VIII,  p.  382  ss..  seine  Feier  des  Fronleichnamfestes 

in  Viterbo  1 162;  — 

Gorio,  storia  di  Milano,  toi.  117  ss.,  der  Empfang  der  Lionora  von  Aragon 
I  ..:      Pietro  Riario  in  Rom   117;.  vgl.  §  ls-_»;  — 
Ibid.    toi.   l.")i   ss..  Krönung  und  1'  d.  Ii.  7a\^  vom  Vatikan  nach 

dem  Lateran)  Alexanders  VI.   1492;  — 

Phil.  Beroaldi  orationes  fol.  27,  Nuptiae  Bentivolorum,  d.  h.  die  Hochzeit 
-  Annibale  Bentivoglio  mit  Lucrezia  von  Este  (um   L490?). 

Die  Kunst  der  Festdekoration  ging  wie  das  Meiste  der  neuen  Kulturepoche 

hauptsächlich  von  Florenz  aus:  schon  im  XIV.  Jahrhundert  reisten  Qorentinische 

iuoli  in  Italien  herum    Gio.   Villani  VIII,   70),    welche  damals  und  auch  in 

lern  Zeiten  gewiss  nicht  bloss  die  Aufführung,   sondern  auch  die  dazu  ge- 

iden  Dekorationen  angaben,  in  welchen  ja,   soweit  sie  Baulichkeiten  vor- 

llten,    die  Qorentinische  Kunst,  ohnehin  dem  übrigen  Italien  voraus  war.   - 

-•■!'  Florenz   mu<>   namentlich  Pistoja  hierin  etwas  bedeutet  haben,   da  für 

-  Fronleichnamsfest  zu  Viterbo  der  Kardinal  Niccolö  Fortiguerra,    der  von 

ja   gebürtig   war.    für  seinen  (sehr  prächtigen)  Anteil  an  der  Ausstattung 

ludorum  artifices  von  dort  kommen  liess. 

Ausser  den  grossen  Festen  bot  das  kirchliche  sowohl  als  das  bürgerliche 
-     ndige  Anlässe   für  Dekorationen   dar;   -  -   Apparati  bei  Hochzeiten 
und  Beerdigungen,    für   welche    um   1500  in  Florenz  Andrea  Feltrini  einen  be- 
lern  Namen  hatte:    Vasari  Y.  p.  :2<)8  s.  (Le  M.  [X,  p.   112  s.),  v.  di  Morto 
da  Feltro:  -     Fahnen  aller  Art,   wovon  unten;  -     Katafalke  (cataletti)  für  Kon- 
fraternitäten,  deren  es  sehr  schöne  von  grossen  .Meislern  gab,  z.  B.  von  Becca- 
fumi  und  Sodoma,    Milanesi  III,  p.    I(i(i,   167,    185;    wie  denn  auch  Baldassare 
Peruzzi   einen    solchen    und    ausserdem    eine  ..bewundernswürdige'-   Totenbahre 
-.!■:    Vasari  IV,    p.  596    und  Nota  2    (Le  M.  VIII,  p.  22.")   und  Nota),   v.   di 
Peruzzi.     (Die   Bahre  an  Marmorgräbern,  herrliches  Vorbild  hiefür,  §  140.)  - 
r   bei  Verbrennung  von  Luxussachen  verlangte  die  andächtige  Stimmung, 
■  i  auf  einem  „talamo",  d.  h.  einem  irgendwie  stilisierten  Scheiter- 
haufen gruppiert  wurden;    [nfessura,  bei  Eccard  scriptores  II,  Gol.  1874,  vgl. 
u   d.  Ren.,  S.    181. 

§  188. 

■  '1  e  b  or  ati  o  n  <1  e  r  F  r  ii  h  r  e  n  a  i  s  s  a  n  c  e. 

Charakteristisch  für  die  Frührenaissance  ist  die  überreiche  Verwendung 
Grüns,  zumal  in  Gestall  von  Guirlanden;  die  freie  phantastische  Um- 
iltung  des  Triumphbogens  zu  einem  farbenreichen  Prachtbau;  die  an 
Bändern  hängenden  Tafeln;  die  Anwendung  lebendiger,  mit  reichen  Ge- 
wändern und  Attributen  ausgestatteter  Personen  als  Statuen.  Das  Schatten- 
tuch,  oft  über  lange  Strassen  und  weite  Plätze  sich  ausbreitend,  war  wo- 
möglich zu  glänzenden  Di  geordnet. 


§  188.    Festdekoration  der  Frührenaisf 

Dass  jedes  einzelne  Haus  die  aus  den  Fenstern  zu  bangenden  Teppiche 
vorrätig  besass  und,  zumal  in  einer  Hallenstadt  wie  Bologna,  den  wundervollen 
Kontrast  von  Guirlanden  und  Bogen  benützte,  versteht  sied  -       -t :    tlüch- 

tige  Vergoldung  einzelner  Bauteile  kam  wenigstens  vor,  §  i_\  Die  Guirlanden, 
nach  den  Abbildungen  zu  urteilen,  bisweilen  von  eigentümlich  massiger,  pomp- 
hafter Bildung. 

Dann    die    noch  heute  üblichen  Dessins  von   Wappen,  Nami  etc. 

aus  lauter  Grün  und  Blumen  an  Wänden  und  auf  dem  Fussboden.    So  war  Fer- 

rara  heim  Einzug  Pius1  II.  1  159  se natu  d'herbe,  Diario  Ferr.  ap.  Murat.  XXIV, 

Gol.  204,   gewiss   sehr   kunstreich.      -    e  piantati  Mai  (Maggi,  Maibäume 
Mäste)   per  tutto.   ohne  Zweifel  um  die  vorher  erwähnten  Guirlanden  und  das 
wollene  Schattentuch  zu  tragen. 

Ganz  besonders  rühmt  Pius  II.  die  Wirkung  des  von  der  Sonne  durch- 
glühten bunten  Tuches  bei  Anlass  des  Prachtzeltes,  von  welchem  sein  Fron- 
leichnamszug in  Viterbo  ausging;  unterwegs  gab  es  Decktuch  mit  dem  Dessin 
einer  roten  Wolke,  dann  himmelblaues  mit  goldnen  Sternen,  dann  blau  und 
weisses,  braunrotes  von  englischer  Wolle  etc. 

Ein  Fest  wie  dieses,  wo  nicht  nur  die  ] iphaftesten  Altäre,  sondern  ganze 

Bühnen  sowohl  mit  unbelebten  Gruppen  als  mit  lebenden,  redenden,  singenden 
Dekorationsfiguren  vorkamen,  wo  Brunnen  mit  Wein  sprangen,  wo  18  grüne 
Bogenpfeiler  jeder  einen  singenden  Engelknaben  trugen,  wo  die  Auferstehung 
Christi  und  die  Himmelfahrt  der  Maria  vollständig  dramatisch  dargestellt  wur- 
den, war  natürlich  eine  seltene  Ausnahme. 

Die  bauliche  Hauptform  zur  Verherrlichung  aller  Ein-  und  Aufzüge  war 
selbstverständlich  jetzt  der  römische  Triumphbogen,  allein,  auch  wenn  es  aus- 
drücklich heisst  al  rito  romano  etc.  (z.  B.  bei  Gorio,  fol.  490,  zum  Jahr  1  iC|7 
keineswegs  in  strenger,  sondern  nur  in  flüchtiger  Nachahmung.  So  war  heim 
Possesso  Papst  Alexanders  1492  der  grösste  Bogen  angeblich  „dem  Octavians- 
bogen  heim  Golosseunr  nachgeahmt,  aber  mit  einem  ganz  freien,  prächtigen 
Gesimse  von  Füllhörnern  und  Guirlanden,  mit  goldfarbigen  Reliefs  (?  und  der 
buntesten  Bemalung  geschmückt,  und  im  Bogen  hing  eine  [nschrifttafel.  Ein 
zweiter   Triumphbogen    halte    innen   eh  Idete    Kassettierung    mit    einem 

mittlem  Zierrat  in  Muschelform;    in  zwölf  Nischen  standen  lebendige  sinkende 
Madchen,  welche  Oriens,  Occidens,  Liberalitas,   Roma,  Justitia,  Pudicitia, 
rentia,  Caritas,  Aeternitas.  Victoria,  Europa  und  Religio  vorstellten,    Einfa* 
Bögen  mit  Trophäen,  Meerwundern  u.  s.  w.  hatten  meisl   Blau  mit  Gold.     Ein 
blaues  Schattentuch   mit  goldgelber,    reich  umschnörkelter  Inschrift  wurde 
sonders  gerühmt. 

Bei  einem  Einzug  Julius'  II.  wurde  so^ai  ein  echter  antiker  Triumph- 
bogen, der  des  Domitian  auf  dem  Marsfeld,  mit  Statuen  und  Malereien  verziert; 
Allieitini.  de  mirabilibus  urbis  Romae,  L.  II.  fol.  78. 

Bei  einem  Feste  des  Lodovico  Moro  scheint  A,\-  Modell  Lionar  I  !  iter- 

statue   des  Francesco  Sforza    unter   einem  Triumphbogen    gestanden  zu  haben. 

Hier   ist    auch   des    kolossalen    hölzernen  Rosses  von  Donatello   (jetzt  im 
Salone   zu  Padua)   zu   gedenken,   welches   einen   Jupiter   getragen   haben 
und   bei   einem    Turnierfesl    auf  einer   Basis   mit    Hollen    odei    Rädern    daher- 
4?eschoben  wurde. 


II.  Buch.     IX.  Kapitel.     Dekorationen  des  Augenblickes. 

Im  ganzen  Abendland,  besonders  aber  in  [talien,  wurden  im  XV.  Jahr- 
hundert die  gewirkteu  Teppiche  für  die  Verherrlichung  der  Feste  gebraucht, 
und  zwar  ohne  besondere  Rücksicht  auf  die  Zusammengehörigkeit  und  den 
Inhalt  ihrer  Darstellungen. 

Für  jenes  Fronleichnamsfest  halten  die  Kardinäle  ihr  ganzes,  zum  Teil 
berühmtes  Teppichzeug  nach  Viterbo  kommen  lassen. 

Für  den  Empfang  der  Lionora  beim  Kardinal  Riario  (vgl.  §  95)  mussten 
offenbar  die  Sakristeien  das  Allerwertvollste  hergeben,  z.  B.  den  Teppich  Niko- 
laus" V.  mit  den  Geschichten  der  Weltschöpfung,  il  piü  hello  ehe  sia  tra1 
stiani;  sodann  noch  einen  andern  besonders  herrlichen  mit  der  Himmelfahrt. 
Unter  andern  Thorheiten  kam  auch  ein  ganz  vergoldetes  lebendiges  Kind  vor, 
welches  auf  einer  Säule  stand  und  aus  einem  Brunnen  Wasser  nach  allen 
Seiten  spritzte.) 

An  Kirchenfesten  wird  noch  heule,  wo  Teppiche  religiösen  Inhaltes  nicht 
-reichen,  mit  mythologischen  und  seihst  mit  Jagdscenen  nachgeholfen. 

Im  Ganzen  sind  Teppiche  und  Guirlanden  im  XV.  Jahrhundert  noch  das 
immende. 

§  189. 
Feste  des  XVI.  Jahrhunderts. 

Im  XVI.  Jahrhundert   wird  zunächst   ein   ausserordentliches  Steigen 
;  -  Aufwandes  in  der  Festdekoration  bemerklich.    Es  ist  die  Zeit,  da  Bau- 
meister, Bildhauer  und  Maler  sich  bei  dieser  Beschäftigung  auf  die  Effekte 
im  Grossen  einübten  und  Proben  für  die  monumentale  Kunst  machten  (§  50 
und  60),  freilich  aber  auch  sich  an  alles  Flüchtige  und  Grelle  gewöhnten. 
Der  Possesso  Leos  X.  in  Rom  1513,  Relation  des  Giac.  Penni,  bei  Roscoe, 
Leone  X,  ed.  Bossi  V,  p.  205  ss.  --  Hauptthema  der  Allegorien  musste,  da  man 
den  neuen  Papst  kannte,  das  zu  erwartende  Mäcenat  sein;    an  dem  Triumph- 
bogen  des   Agostino  Ghigi   hiess   es   mit   Bezug   auf  das   sittenlose   Pontilikat 
Inder-    VI.  und  das  kriegerische  Julius'  IL: 

i  »lim  habuil  Cyprie  sua  tempora,  tempora  Mavors 
Olim  habnit,  sua  nunc  tempora  Pallas  habet. 

Leo-  X.  Kiuzug  in  Florenz  30.  Novbr.  1515;  zwei  Relationen  bei  Roscoe, 
I.  c.  VI,  p.  280  98  -  ferner  Vasari  V,  p.  24  s.  (Le  M.  VIII,  p.  266  s.),  v.  di 
A.  de!  Sarto;  V.  p.  341  Le  M.  IX.  p.  219),  v.  di  Granacci,  VT,  p.  141  (Le  M.  X, 
p.  299),  v.  di  Bandinelli;  VI.  p.  255  (Le  M.  XI,  p.  38),  v.  di  Pontormo.  --  Da- 
mals die  berühmte  Scheinfassade  des  Domes,  s.  §  190. 

Kaib  V.  Empfang  nach  dem  ersten  afrikanischen  Feldzug  1536  in  Rom, 
Vasari  IV.  p.  545  -  Le  M.  VIII,  p.  185  s.),  v.  di  Montelupo;  V,  p.  4(>4  s.  (Le 
M.  X,  p.  14),  v.  di  Ant.  Sangallo;  VI,  p.  571  s.  (Le  M.  XI,  p.  317),  v.  di  Batt. 
Frai  in  Siena,  ib.  V,  p.  <ii4  s.  (Le  M.  X,  p.  185  s.),  v.  di  Beccafumi; 

II.  p.  245;  Milanesi  III.  p.   167,   185;      -   in  Florenz,  Lettere 
pittoriche  III.   12;  Vasari  VI,  p.  67  (Le  M.  \.  p.  253),  v.  di  Tribolo;  VI,  p.  637 
Le  M.  XII.  p.  27  .  v.  di  Montorsoli  (vgl.  auch  p.  26);  -      in  Bologna,  ib.  VII, 
p.  »i5j  (Le  M.  I    p.  4),  in  Vasaris  eigenem  Leben. 


§  19<».     Der  Triumphbogen.  391 

Die  Hochzeit  Cosimos  I.  153!);  Vasari  VI,  p.  86  Le  M.  X.  p.  269),  v.  <li 
Tribolo;  VI,  p.  576  (Le  M.  XI.  |».  :J21  .  v.  <li  Iiatl.  Kran.,,. 

Die  Eauptbestandteüe  der  frühem  Dekoration,  das  Grün,  die  Teppiche 
und  die  lebenden  Statuen  nehmen  bald  völlig  ihren  Abschied,     Das  Klas- 
sisch-Architektonische bekommt  das  Übergewicht  über  das  Freiphantastische. 
Das  war  spate  aber  für  das  ganze  XVI.  Jahrhunderi   bezeichnende  Gut- 
achten Borghinis   1565,   Lettere  pittoriche  I.  56:    „Das  einzig  Wahre    isl   Holz 
und  gemalte  Leinwand   in  Gestalt    von   Bogen,   Fassaden   und  andern  Baulich- 
keiten;  das  Grün   und   die  Teppiche  mögen  allenfalls  passen  bei  scherzhaften 
Anlässen  oder  auch  an  Kirchenfesten;  die  lebenden,  als  Tugenden  u.  s.  w.  I. 
mierten  Figuren  sind  eine  inagra  invenzione;   das  Wünschbarste  wäre   freilich, 
etwas  Dauerndes    aus   Stein    bauen   zu    können    etc."    —    d.    h.    die    überhand- 
nehmende Grandezza  kann  den  fröhlichen  Kirmessstil  nichl  mehr  vertragi 

§  190. 
Der  Tri  u  in  p  li  b  0  ge  11. 

Die  Triumphbogen,  jetzt  fast  nur  in  Steinfarbe,  schliessen  sich,  wenn 
nicht  bestimmten  römischen  Mustern,  doch  genau  der  antiken  Bildung  der 
Einzelformen  an.    Eine  baldige  Konsequenz  hievon  ist  die  Steinfarbe  auch 

an  den  Statuen  und  das  Chiaroscuro  an  den  Malereien,  welche  jetzt  durch- 
aus das  Relief  nachahmen. 

Die  vorgesetzten  Säulen  mit  Statuen  darüber,  schon  beim  Possesso  Alexan- 
ders VI.  erwähnt,  werden  jetzt  zur  Hegel.  Versilberte  Säulen  mit  vergoldeten 
Kapitalen  kommen  wohl  noch  vor,  doch  herrscht  schon  die  Steinfarbe.  Bei 
Leos  X.  Possesso,  wo  sich  der  frühere  und  der  spätere  Stil  mischten,  kamen 
noch  an  einzelnen  Bogen  lebende  Figuren  vor,  z.  B.  sogar  mitten  im  kas- 
settierten  Gewölbe  eines  Bogens,  in  einer  sich  plötzlich  öffnenden  Kugel  ein 
Kind,  welches  zwei  Distichen  hersagte;  sonst  sind  alle  Statuen  von  Stucco,  ja 
an  einem  Bogen  hatte  man  echte  antike  Statuen  und  Lüsten  angebracht. 

Die  Bogen  bei  Leos  Empfang   in  Florenz   hatten    ohne  Zweifel    sämtlich 
streng  architektonische  Formen;   auf  dem  Signorenplatz   war   ein    vierseitiger, 
vielleicht  nach  dem  Motiv  des  Janusbogens,    wie  denn  an  Verschiedenheit   der 
Kombinationen  gewiss  das  Mögliche  versucht  war.    Einer  schien  wie  aus 
Porphyr. 

Die  Bogen  bei  spätem  Anlässen  (ein  sehe  prächtiger  bei  einem  Qoren- 
tinischen  Fest  1525,  Vasari  VI,  p.  1-52  (Le  M.  XI,  p.  216),  v.  di  Aristotile  sind 
bisweilen  so  „herrlich  und  proportioniert",  d.  h.  in  Vasaris  sinn  so  sehr  der 
strengen  Architektur  irenidiert,  dass  man  nur  ihre  Ausführung  in  Marmor  wünschte, 
um  sie  unter  die  Wunder  der  Well  zahlen  zu  können.  Cagnolas  Simplonl 
in  Mailand  ist  bekanntlich  das  marmorne  Nachbild  eines  Festbogens,  welcher 
das  grösste  Wohlgefallen  erreg!  hatte.  Auch  Serlios  Vorschrift  und  Vorbild 
iL.  IV,  p.   180)  ist  streng  klassisch. 

Das  tiefste  Missverständnis  der  Aufgabe,  d.  h.  die  weiteste  Abwendung 
von  Heiterkeil  und  Freibeil  zeigte  sich  ir>r>i;  in  Venedig  bei  Anlass  der  Ein- 
führung einer  Do<raressa  an  einem  Triumphbogen  der  M      jei  jilde,  dessen  Säulen 


II.  Buch.     IX.  Kapitel.     Dekorationen  des  Augenblickes. 

lauter  Rustika  hatten:  Sansovino,  Venezia,  Pol.   tr>i.     Rubens  hat 
ter   diese-  Motiv   aufgegriffen    für  einige  seiner  Dekorationen  in  Antwerpen 
.  Empfang  des  Kardinal-Infanten,  allein  er  halt'  sieh  mit  einer  glücklichen 
barocken  Freiheit  durch. 

Dass    fast    alle  Malereien   der  Bogen  jetzt  nur  noch  Hellet-  nachahmten, 

d.  h.  in  Ghiaroscuro  ausgeführt  waren,  machte  sieh  dann  in  der  ganzen  Fest- 

.  iration  überhaupt  geltend,  auch  wo  farbige  Darstellungen  passend  gewesen 

wären;   z.  B.  Vasari  VII,  p.  s7   »he  M.  XII.  p.   116),    v.   di  Taddeo  Zucchero. 

Die  Gewöhnung  vom  Passadenmalen  her  mag  mitgewirkt  haben. 

Ausser  den  Bogen  gab  es  zahlreiche  andere  Scheinarchitekturen,  Pracht- 
—    len,  Dekorationen  unvollendeter  Kirchenfronten,  endlich  frei  stehende 
Zierbauten. 

Bei  jenem  Einzug  Julius'  II..  i;   L88  (nach   1506),  gingen  ganze  Strassen 
entlang  hölzerne   Hallen  mit   goldgesclunückten   Bugen  auf  versilberten  Säulen; 
rtini,  fol.  78 

Die  Exhibition  einer  grossen  Menge  antiker  Statuen  am  Hause  des  Evan- 
sta   l!"--i    beim  l\>-sesso  Leos  X.    muss    man    sieh    wohl   an    einer  grossen 
dekorierten  Nischenwand  denken. 

\.-  ein  Wunde!   von  Schönheit  galt  dann  bei  Leos  Einzug  in  Florenz  die 
ä«    le  des  Domes,  mit   scheinbar  verwittertem  Tone,  von  -lacopo  Sanso- 
vino  und  A.  del  Sarin. 

sserdem  hatte  man  damals  einige  römische  Denkmäler  in  Florenz  nach- 
geabmt:  dir  Trajanssäule,  einen  Obelisken,  dir  Meta  Sudans  etc.,     -  eine  Hu- 
nde Scheinthür  an  der  Badia,    weil  die  wahre  nicht  genau  auf  der  Achse 
lag,        '-in  Rundtempel  mit  halbrunder  Eingangshalle  u.  s.  w. 
Kandelaber,    scheinbar    von    Marmor,    wahrscheinlich    kolossal,    kamen 
wenigstens  bei  Leos  Possesso  vor.  vielleicht  zum  erstenmal. 

§    UM. 
Die  Fe  st  skulptur. 

Auch  die  Skulptur  warf  sieh  jetzt  mit  der  vollen  Kntschlosseiiheit  ihres 
Modellierens  auf  dir  Dekoration  von  Festen  und  rief  öfter  in  weitwirkenden 
diejenigen  [deen  ins  Leben,  deren  Ausführung  in  dauerndem  Stoffe 
ihr  nie  oder  nur  selten  vergönnl  war. 

Beim  Possesso   Leos    handeil    es    3ich,   abgesehen    \ len    Statuen   der 

_--ii.  mehr  um  kleinere,  zierliche  Brunnenfiguren:  eine  Venus,   aus 
i,  rin  Dornauszieher,  aus  dessen  Winnie  Wasser  sprang. 
Dagegen  empfingen  den  Papsl  seine  Landsleute  in  Florenz   löiö  mit.  zum 
•  II  Skulpturen,  welche  mit  den  Dekorationen  abwechselten;  ein  Her- 
kules Bandinellis  ien  hoch,  aber  misslungen;  ein  Rossebändiger  in  der 
quirinalischen ;   ein  vergoldetes   Reiterbild  in  der  Arl  des  Marc  Aurel. 
wurde  dann  modellier!  für  den  Empfang  Karls  V.:  da  musste 
Montelupo   von   den  kaum  vollendeten   M  grossen  Statuen  für  dir 
«reg   eilends  dem  Kaiser  voran  nach  Florenz  reisen,    um  dort 

jen    zwei    Flussgötter    zu     extemporieren;    ausserdem     prangten 


§  191.     Die  Festskulptur. 


:;«.»:; 


Montorsolis  Hilaritas  and  Jason,  Tribolos  Friedensgöttin,  Herkules  und  ver- 
goldetes Reiterbild  Karls,  drei  weitere  Flussgötter  der  beiden  letztgenannten 
Skulptoren,  eine  Viktoria  von  einem  gewissen  Cesare,  Prudentia  und  Justitia 
von  Franc  Sangallo,  alles  kulu-~.il  und  mehreres  „ausserordentlich  gro 

In  Siena  arbeitete  Beccafumi  aus  Papiermasse  über  einem  eisernen 
rippe  das  höchsl  kolossale  Reiterbild  des  Kaisers  in  antikem  Kostüm,  über  drei 
Gestalten  von  besiegten  Provinzen  dahinsprengend ,  nächst  Lionardo  eins  der 
ersten  sprengenden  Pferde  der  modernen  Kunst.  Nach  andern  statt  der  Pro- 
vinzen drei  Flussgötter,  aus  deren  Urnen  Wasser  strömte.)  i  Sodoma 
muss  damals  an  einem  Pferd  gearbeitel   hal 

Die  Reiterstatue,  und  zwar  sprengend,  kam  später  auch  bei  Cosimos  I. 
Hochzeit  vor,  wo  dessen  Vater  Giovanni  dalle  Bande  nere  durch  Tribolo  auf 
diese  Weise,  und  zwar  riesengross,  dargestellt,  wurde. 

Man  überbot  sich  dann 
im  Kolossalen;  beim  ersten 
Einzug  Alfonsos  II.  von  Fer- 
rara  in  Reggio  1558  stand 
auf  der  Piazza  in  Palmen 
hoch  der  Gründer  der  Stadt, 
M.  Lepidus,  aus  Stucco  ver- 
fertigt von  Glementi;  Lettere 
pittoriche  1,  Append.  .']'.»: 
späterer  Kolosse,  z.  B.  in 
Vasaris  Beschreibung  der 
Hochzeit  des  Prinzen  Fran- 
cesco Medici  1505  nicht  zu 
gedenken. 

Zu  all  diesem  gehörte 
eine  Behendigkeit  wie  die 
des  Montorsoli,  der  hinnen 
24  Stunden  eine  Fides  und 
eine  Caritas  in  Lebensgrösse 

modellierte,  als  Schmuck  eines  improvisierten  Brunnens,  welcher  während  des 
Generalkapitels  des  Servitenordens  Qoss:  Vasari  VI,  p.  636    Le  M.  XII,  p. 
v.  di  Montorsoli. 

Die  Künstler  kamen  bei  solchen  pressanten  Arbeiten  in  eine  Art  von 
Taumel  hinein,  und  wenn  dann  mit  gutem  Wem  nachgeholfen  wurde,  meldeten 
sich  Ideen,  die  wenigstens  während  des  Festjubels  als  das  Brillanteste  von  der 
der  Welt  galten;  Vasari  VI,  p.  573  (Le  M.  XI,  p.  319),  v.  di  Halt.  Fra 
Und  wenn  einer  todmüde  auf  ein  Bündel  Laub  sank,  konnte  es  ihm  begegnen, 
auf  die   schmeichelhafteste  Weise    geweckt   zu  werden,    wie        |,.  \ 

selbst,  Lettere  pittoriche  III,    12. 

Beim  Volk  gelangte  man  durch  solche  Arbeiten  inem 

ungemeinen  Ruhm;   Armenini,  p.  71. 


Palladios  Teatro  olimpico  zu  ' 
b  Gurlitt.) 


Grundrisa 


II.  Buch.     IX.  Kapitel.     Dekorationen  des  Augenblickes. 

§  L92. 

I1  <•  !•  Th  ea  te  rba  u. 

Dramatische  Aufführungen,  lange  nur  bei  festlichen  Anlässen  üblich, 
fanden  in  Höfen  und  Sälen  der  Grossen  und  Prälaten,  auch  wohl  auf  öffent- 
lichen Plätzen  statt.  Ersl  späl  beginnen  stehende  Theater  und  diese,  bringen 
i  s    iaiin  noch  lange  zu  keiner  äussern  Kunstform. 

Über  das  Theaterwesen  vgl.  Kultur  der  Renaissance  S.  i2T>( ),  277.  314,  401; 
IV.  Aufl.  1.  s.  285,  310  f.;  IL  S.  34,   133. 

Die  Toscaner  gelten  auch  hier  noch  lange  als  die  Wissenden,  wie  in  allem 
Festwesen.     Für   Feststellung   eines    Bühnenapparates    musste    noch    1542   die 
ipagnia   della  Galza   in  Venedig  heule   aus  Toscana  kommen  lassen.     Vgl. 
Growe-Cavalcaselle,  Tizian.  Bd.  II.  S.   121. 

Die  Tragödie  blieb  eine  Sache  des  hohem  momentanen  Luxus ;  die  ersten 
Tleater.  welche  wenigstens  eine  beträchtlichere  Zeit  hindurch  als  solche  ein- 
chtet  hhehen.  dienten  nur  für  Komödien;  Vasari  VI,  p.  44G  s.  (Le  M.  XI, 
p.  212),  v.  di  Aristotile  (in  einem  Saal  des  Kardinals  Farnese  zu  Rom);  — 
VI,  p.  583  s.  (Le  M.  XI,  p.  328),  v.  di  Batt.  Franco  (in  einem  Gebäude  an  der 
Via  Giuüa  .  Schon  früher,  im  Jahr  1515,  muss  das  Lokal  des  Giuliano  Medici, 
Bruder  Leos  X..  wenigstens  einige  Zeit  in  voller  Ausstattung  dagestanden  haben, 
da  dessen  Neffe  Lorenzo  in  dessen  Abwesenheit  dort  ein  Stück  des  Plautus 
aufführen  liess;  Fettere  di  prineipi  I,  13.  --  Palladio  errichtete  in  Venedig  be- 
reits ein  halbrundes  Theater,  welches  nach  aussen  die  antiken  Formen,  ..nach 
Art  des  Kolosseums",  allerdings  nur  in  Holz,  scheint  gehabt  zu  haben;  das- 
selbe wurde  erbaut  für  eine  einzige  Tragödie  während  eines  Karnevals;  Vasari  VII, 
p.  100  (Le  M.  XII.  p.  127  .  v.  di  Tadd.  Zucchero;  dagegen  ist  Palladios  er- 
haltene- teatro  olimpico  Fiir.  ."io4)  zu  Vicenza  (1584)  aussen  ganz  formlos ;  das 
Auditorium  queroval,  üben  mit  einer  Halle.  Während  letzteres  notorisch  für 
Komödien  sowohl  als  für  Tragödien  diente,  waren  die  zwei  „sehr  schönen,  mit 
ästem  Aufwand  erhauten"  stabilen  Theater  in  Venedig,  das  ovale  und  das 
runde,  welch'-  Francesco  Sansovino,  Venezia,  fol.  75  anführt  (um  1580),  nur 
für  Aufführungen  von  Komödien  im  Karneval  bestimmt.  Sie  fassten  eine  grosse 
Mei  -  •  enmenge.    Der  Verf.  sagt  nicht,  dass  sie  Werke  seines  Vaters  Jacopo  S. 

Eine  Zeichnung  im  Louvre  (salles  <\r<  dessins,  premiere  vitrine  tournante), 

•  •  allerdings  mit  dem  Namen  Sansovinos,  giebt  den  Längnidurchsclmitt  eines 

welches  bereits  wie  dasjenige  im  Palasl  von  Parma  (1619,  von  Aleotti) 

dem  Auditorium  obere  Hallenordnungen  in  der  Art  von  Sansovinos  Biblio- 

hat;  dann,  bevor  die  Scena  beginnt,  eine  grosse  Eingangspforte  mit  Fenster 

Allem  die  einzelnen  Nischenverzierungen  etc.  sind  für  Sansovino  schon 

zu  baro»  k. 

(Im  Theater  zu  Parma  ist  die  Scena  bereits  ein  Tiefbau,  auf Verwandlun- 

berechnet,    mit  einem  Vorhang  verschliessbar,  welcher  die  Mitte  eines 

höchst  prachtvollen  Frontbaues  mit  reicher  korinthischer  Ordnung  und  Statuen 

in  Nischen  einnimmt;  dann  folgen  nach  vorn  die  Seitenpforten  rechts  und  links 

:   weiter  das  Auditorium  mit  den  (hölzernen    l)o]i|>elliallen  oben  ringsum. ) 


§  192.     Der  Theaterbaii. 


:;«.»:> 


i  ig     "•.    Schema«eines  Theaters  Dach  Serlio.    Grundriss. 


Die  Anordnung  der  Sitzreihen  mag  anfangs  dem  jedesmaligen  Zufall  über- 
lassen gewesen  sein.     Mil  der  Zeil  jedoch  ermittelte  man  sowohl    ihre  ricl 
Lage  zur  Bühne  als  mich  ihre  möglichst  zweckmässige  Einrichtung  zum  Sehen 


II.  Bach.    IX.  Kapitel.    Dekorationen  des  Augenblickes. 


und  Hören.  Welches  dabei  das  spezielle  Ver- 
diensl  des  Lionardo  gewesen,  der  bei  Giovio 
deliciarum  theatralium  mirificus  inventor  heisst, 
ist  nicht  mehr  auszumitteln. 

Aristotile  da  Sangallo  suchte  bei  einer 
Aufführung  im  hintern  Hof  des  Pal.  Medici  zu 
Florenz  (1539)  den  Zuschauerraum  wenigstens 
möglichsl  schmuckreich  zu  gestalten;  ein  Tuch 
überspannte  die  Arena  und  an  den  Wänden 
waren  Bilder  zeitgeschichtlichen  Inhaltes  an- 
gebracht; Vasari  VI,  p.  ill  (Le  M.  XI,  p.  203s.) 
v.  di  Aristotile.  ähnlich  bei  Vasaris  in  Vene- 
dig für  die  Compagnia  della  Calza  errichtetem 
Hau.  mit  Nischen  zwischen  den  Wandbildern; 
Vasari  VI,  p.  223  ss.  (Le  M.  XI,  p.  9  ss.),  v.  di 
Gherardi.  -  Battista  Franco  führte  für  Kar- 
dinäle und  Prälaten,  die  sich  vor  dem  übrigen 
Publikum  nicht  zeigen  mochten,  Logen  (stanze) 
mit  Vorhängen  (Jalousien)  ein;  Vasari  VI, 
p.  583  s.  (Le  M.  XI.  p.  328),  v.  di  Batt.  Franco. 

Serlios  Anweisung  für  die  Konstruktion 
des  Zuschauerraumes  und  der  Huhne  ist  aus 
Fig.  305  und  306  ersichtlich.  Die  Bühne  (hier 
noch  verschliessbar  soll  gegen  den  Hintergrund 
um  ein  Neuntel  ihrer  LiiiiLie  ansteigen:  hei  der 
Bühne  in  Vicenza  war  der  vordere  Teil,  bei 
einer  Tiefe  von  12  und  einer  Breite  von  60  Fuss, 
eben,  ans  Rücksichl  auf  das  Ballett,  bei  dem 
auch  Elephanten  zu  erscheinen  hatten.  Auf 
dieser  Vorderbühne  wurden  die  Gebäude  nicht 
perspektivisch  verkürzt. 

Den  Horizont  verlegte  Serlio  nicht,  wie 
andere  damals,  an  die  Basis  des  Hintergrundes, 
-nudeln  lim  das  Mass  der  Tiefe  des  ansteigen- 
den Teiles  der  Bühne  über  den  Hintergrund 
hinaus    s.  dm  Funkt  0  in  Fig.  306). 

Palladio  hat.  der  antiken  Tradition  und 
zeitgenössischer  Gewohnheit  (vgl.  Serlio)  ent- 
gegen,  der  Orchestra  und  Scena  das  gleiche 
Niveau  gegel 


L93. 

I>i  -   S  ce  na. 

Nachdem   früher   die  Scena    auch   hei  Mysterien  nur  eine  allgemeine 
dekorative  Ausstattung  gehabl  hatte,   begann  mit  dem  XVI.  Jahrhundert 


§  in:;.     Di 


397 


eine   bestimmte  Bezeirliiiun<r  der  ( »ltlichkeiten,    teils  mehr  in  idealisieren- 
dem sinu,  teils  mehr  wirklichkeitsgemäss. 

Theoretische   und    praktische  Darstellung  der  ganzen  Theatereinrichtung 
um   1540  bei  Serlio,  im  II.  Buche,   t'ol.    17  --. 

Die  Scena  tnuss  zunächsi  häufig  einen  symmetrischen,  idealen  Bau  dar- 
gestellt haben,  mit  Ausgängen  in  der  Mitte  und  zu  den  Seiten,  und  mit  ■ 
Meiie.e   viin    Bildern,   welche  zusammen   einen   ohern    Fries   ausmachen   mochten; 


Fig.  307.    Scena  einer  Komödie.     Entwurf  von  Serlio. 

der  ganze  Baum  sich  stark  perspektivisch  verengend;  die  Gesimse,  Kapitale  u 
geschnitzt   vortretend. 

So  die  Scenen  halbgeistlicher  Aufführungen    Vasari  VI,  p.  1-38  s.  (Le  M. 
XI,  p.  205),  v.  di  Aristotile,  ..voller  Säulenhallen,  Nischen,  Tabernakel  und  S 
tuen,  wie  man  es  früher  bei  solchen  Aufführungen  nicht  gesehen",     um  LS 

So  der  „königliche  Saal  mit  zwei  Nebengemächern,  aus  welchen  die  Re- 
citanten  hervortreten",  in  der  ersten  bei  Vasari  V,  p.  519  (Le  M.  V  p.  82  im 
Kommentar  zu  v.  di  Ant.  ^\.i  Sangallo  erwähnten  Scenei 

Auch  die  Aufführung  des  „Königs  Hyrcanus  von  Jerusalem",  in  dem 
erwähnten  Halbrund  Ball. ein-,  wird  eine  solche  Scena  gehabt  hal 

In  ihren  einfachsten  Elementen  ist  diese  Art   von  Scenen  "Her  ii 
reichen  erzählenden  Qorentinischen  Breitbüdern  um   1500  dargestellt. 


3 


II.  Buch.    IX.  Kapitel.    Dekorationen  des  Augenblickes. 


•  andere  Art  von  Scenen,  diejenige,  auf  welche  sich  Serlio  bezieht, 

enthielt  verschiedene  kulissenartig  vortretende  Gebäude  (wie  an  einer  nicht  sehr 

breiten  Strasse  in  der  mittlem  Achse),  „die  kleinem  vorn,  die  grossem  weiter 

inten";   SO  dass   man   etwa  durch  die   Hallen   des   einen  das  andere  sah;    nehsl 

einem  Schlussbau ;  ebenfalls  stark  ansteigend  und  sich  verjüngend.  Für  Komödien 

7)    wählte  mau  grössere  und  kleinere  Häuser    Wirtshaus,  Bordell  etc.) 

mit  ehern  Gängen,  Erkern  oder  Fenstern;  für  Tragödien  (Fig.  308),  fürstliche 

Prachthallen  mit  Statuen,  auch  mit  einem  Triumphbogen  in  der  Mitte  u.  s.  w. ; 

Serlio  giebl  auch  noch  für  ein  vermeintliches  „satyrisches"  Drama  (Fig.  309) 

eine  landliche  Dekoration  mit  Bäumen  und  Hütten. 


Scena  einer  Tragödie.    Entwurf  von  Serlio. 


Eine  Komödienscena  dieser  mehr  wirklichkeitsgemässen  Art  war  1515  die 

von  Baldassare  Peruzzi  angegebene,  als  die  Shell   Rom  die  Erhebung  des  Giu- 

liano  Medici,  Bruder  Leos  X.,  zum  Feldherrn  der  Kirche  feierte;  man  bewun- 

derte   daran  die  reiche  und  bunte  Krlindung  der  Häuser,  Hallen,  Fenster  etc., 

Vasari  IV.  p.  :>'.C>  s.  (Le   M.   VIII.   p.  224),  v.  di  Peruzzi.    Auch  die  Dekoration 

für   Bibienas    Komödie  Calandra,    welche   vor  Leo  X.   aufgeführt   wurde,   war 

voll  von    „täuschend"  gegebenen  Einzelgebäuden,    ib.  p.  600   (p.  227  s.),   vgl. 

610    237;,  Nota.     Wenn  eine  noch   vorhandene  Zeichnung  Peruzzis  diese  Scena 

nthiell  der  Hu  ind  eine  Anzahl  von  Gebäuden  des  alten  Roms. 

[V.  Buches,   rühmt,  dass  Peruzzis  Scenen  hei  aller  Schönheit 

istel  hätten  als  alles  Ähnliche  vor  ihm  und  nach  ihm.) 


§  L93.     Di 


399 


Ähnliche  Scenen  wird  man.  wo  nichts  Besonderes  bemerkl  wird,  bei 
Komödien  in  der  Hegel  und  auch  wohl  bei  Tragödien  vorauszusetzen  haben. 
So  Vasari  III.  p.  682  (Le  M.  VI.  p.  135),  v.  di  [ndaco:  -  V.  p.  195  I..-  M.  I\. 
p.  101),  v.  di  Francia  Bigio;    -      ib.  341   (p.  219),  v.  di  Granaci  .  :,l:i 

(Le  M.  \.  p.  si>..  dir  /.weile  im  Kuinmentai  zu  v.  di  Ant.  da  Sangallo  erwähnte 
Scenenskizze,  wo  den  einzelnen  Häusern  die  Namen  beigeschrieben  sind;  VI 
p.  12  (Le  M.  X.  p.  204  s.),  v.  di  Lappoli;  -  ib.  p.  316,  317,  330  (Le  M.  XI. 
p.  87  s.,  99),  \.  di  (ienga;  —  ib.  p.  436      145    he  M.  XI,  p<  203     12),    v.  di 


Fig.  309.    Scena  eines  „satyrischen  Dramas".    Entwarf  \ 


Aristotile,  abgesehen  von  den  oben  erwähnten  Ausnahmen;  —  ih.  p.  .">ll  (Le 
M.  XI.  i».  293),   v.  di  Ridolfo  Ghirlandajo;  ih.  p.  583    he  M.   XI.  p. 

v.  di  Math  Franco  obwohl  man  hier  der  gemalten  Historien  und  Statuen  wegen 
auch  an  einen  einheitlichen  idealen  Hau  denken  könnte  ;  VII.  p  15,  27  Le 
M.  XII,  p.  56,  66),  v.  di  Salviati. 

Die  Scena   von  Palladios    Teatro  olimpico   vereinig!    dann    beides:    den 
symmetrischen   Prachtbau    und     durch   fünf  Pforten  gesehen     die  enden 

Gassen  mit  verschiedenen  und  unsymmetrischen  Einzelgebäuden    Fi   .  310). 


11.  Buch.     IX.  Kapitel.     Dekorationen  des  Augenblickes. 

ss    Ansichten  wirklicher  Gebäude,   ja  ganzer  Stadt.'  vorkamen,  erhellt 
aus  den  Stellen  überPeruzzi;  in  einer  Dekoration  des  Aristotile  war  Pisa  ganz 
kenntlich   dargestellt.     Dass   man    aber   solche  Aussagen    doch   rüchl  zu  buch- 
lich nehmen  dürfe,    lehrt    der  Prolog  von  Ariostos  Negromante:    die  Slii.lt 
stelle  Gremona  dar; 

So  che  alcnni  diranno  ch'ella  h  simile 
E  ferse  ancora  ch'ella  e  La  medesima 

in  detta  Ferrara,  recitandosi 
La  Lena 
andere  Komödie  des  Dichters  .  aber  es  sei  eben  Karneval,  wo  auch  Gre- 
mona in  der  Maske  auftreten  dürfe,  die  einsl   Ferrara  trug. 

g   194. 

K  ü  n  s  1 1  c  r  i  >  c  h  e  A  b  a  ich t  .1  e r  S  c  e  n  a. 

Das    Höchste,   was   die   Scenenkünstler  erstrebten,   war  indes  noch 

ids  die  Täuschung   in    iinserm  heutigen  Sinne,  sondern  eine  festliche 

Pracht  des  Anblickes,  hinreissend  genug-  für  jene  Zeit,  um  die  Poesie  darob 

zu  lassen. 

-     lios  u.  A.  Angaben,  wie  man  den  Mond  steigen  lasse,  Blitz  und  Donner 

hervorbringe,  behebige  Gegenstände  brennen  lasse,  Flugmaschinen  in  Bewegung 

e  u.  s.  w. :  die  Sonne  wurde  durch  eine  von  hinten  beleuchtete  Kristallkugel 

dargestellt  (und  zwar  beweglich)  u.  s.  w. 

./.  kindlich  um!  unserm  Begriff  von  Illusion  geradezu  entgegengesetzt 
-  ic-inen  jene  sogen.  Edelsteine,  womit  die  Friese  der  Gebäude  auf  der  Scena 
»es  hmückl  waren:  es  waren  facettiert  gegossene  Gefässe,  entweder  mit  ge- 
färbten  Flüssigkeiten  oder  aus  farbigem  (das,  von  hinten  beleuchtet,  an  den 
i  verkürzten  Flächen  der  Gebäude,  heisst  es,  müsse  man  sie  natür- 
lich "ebenfalls  verkürzt  darstellen,  auch  sie  wohl  befestigen,  damit  sie  nicht  von 
der  Erschütterung  der  Ballette  herunterfielen. 

AUch  di  a     mit  farbigem  Glas.  Papier  oder  Tuch  geschlossen,  wur- 

den beleuchtet,  wie  etwa  jetzt  auf  Kindertheatern. 

Eine  ländliche  Scena,  eingerichtet  von  Genua   für  den  Herzog  von  Urbino, 

hatte  lauter  Baumlaub  und  anderes  Grün  und  Blumen  von  Seide;   an  den  Ge- 

staden  des  Wassers  wimmelte  es  von  echten  Seemuscheln  und  Korallen,  wozu 

die  Prachtkostüme  der  Hirten  und  Nymphen,  die  goldenen  Fischernetze  und  die 

.  ippten  Menschen  komponierten  Meerwunder  trefflich  zu  passen  schienen. 

-     r  richtig  verlangt  Serlio  für  die  Bühne  reines  Oberlicht   durch  Kron- 

hter,  -t.it t  des  zweifelhaft  wirkenden  Rampenlichtes  der  modernen  Theater. 

Vor   bloss  gemalten  Personen  warnt  er,   giebt  aber  doch  Intermezzi  von 

nittenen  1.  deren  unterer  Rand  in  einem  Falz  des  Bühnen- 

■ 

L95. 

e  r  werk  u  n  d  T  i  b  c  h  a  u  I 's  ä  tze. 
Auch  das  Kunstfeuerwerk  war  in  Italien  gegen   Ende  des  XV.  Jahr- 
hunderts so  ausgebildet,  dass  es  den  Festlichkeiten  einen  höhern  Charakter 
leihen  konnte. 


§  195.     Feuerwerk  und  'I 


In] 


(Au<*  wohl  in  Spanien,  vgl.  das  Feuerwerk  in  Barcelona 
Leodius,  de  vita   Friderici  II.  Palatini,  I..  II. 

Auch  hier  sind  Florentiner  unentbehrlich.     Phil.  B  1-7 

am  letzten  Abend  des  F  sl  f  dem  Platz 

Burck  hard  t ,  Italien.  Reu 


11.  Buch.     IV  Kapitel.     Dekorationen  des  Augenblickes. 

und  ungewohntes  Schauspiel,  bei  den  Leuten  Girandola,  d.  h.  Flammenkreis, 
geheissen,  von  einem  Oorentinischen  Machinator.  Es  schein!  misslungen  zu  sein. 
aber  trotz  Schreckens  und  verbrannter  Kleider  gefiel  es  um  der  Neuheil  willen.) 
Das  theoretische  Werk  des  Vannuccio  Biringucci  von  Siena,  Pirotechnia 
erst<  \  -_  Venedig  1540)  steh!  uns  nichl  zu  Gebote.  Über  den  Autor  vgl. 
Milanesi  111.  p.   124. 

In  Florenz  knüpfte  sich  eine  wahrscheinlich  schon  alte  Ausübung  an  »las 
-    st.     Dil    Hauptschilderung  der  Girandola    in  den  ersten  Jahrzehnten 
ä    Ml.  Jahrhunderts   ziemlich    dunkel,    bei  Vasari  VI,    p.  92   s.    (Le   RI.    \. 
j>.  27  i  .  v.  di  Triobolo,  welcher  letztere  dann  auf  Befehl  Cosimos  I.  (vgl.  §  56) 
.  Feuerwerk  die  phantastischen  Elemente  benahm  und  einen  klassischen  acht- 
eckigen Tempel  an  deren  Stelle  leuchten  liess.        Vgl.  VI,  p.  r>.',:>  (Le  M.  XI. 
288     \.  di  lud.  Ghirlandajo,  dessen  Gehilfe  Nunziata  in  diesem  Fache  sehr 
:  ahmt   wird. 

,  dem  Feuerwerk  sind  wir  auch  dem  Zuckerwerk  und  den  Tafel- 
aufsätzen eine  Notiz  schuldig,  insofern  diese  Dinge  bisweilen  mit  grossen 
dekorativen  und  plastischen  Ansprüchen  auttraten. 

bisweilen  alle  speisen  überhaupt  in  Phantasieformen.     Ein  kolossales 
spiel  Gorio,  stör,  di  Milano,  fol.  239  s.  bei  Anlass  der  Hochzeil  einer  Visconti 
mit  einem  englischen  Prinzen    1368. 

Beim  Empfang  der  Lionora  durch  Kardia. d  Pietro  Riario  (§  187),  Gorio, 
fol.  417  --. .  vergoldete  Speisen,  travestierte  Gerichte,  z.  B.  ein  Kalbskopf  als 
Einhorn,  dann  allmählich  lebensgrosse  mythologische  Figuren  und  Gruppen, 
Kastelle,  * t i  1  •  —  essbar  oder  mit  Delikatessen  angefüllt,  Schiffe.  Wagen  mit  Tieren, 
ms  welchem  ein  lebendiger  Mensch  herausstieg,  um  Verse  zu  re- 
citieren.  —  Massiger  ging  es  dann  am  Hufe  von  Ferrara  hei  den  festen  zu 
Ehren  derselben  Prinzessin  zu.  Diario  ferrar.,  hei  Murat.  XXIV.,  «loh  249;  die 
in  allen  möglischen  Formen  modellierten  Zuckersachen  wurden  dann  dem  Volk 
zum  Raub  überlassen. 

Beroaldus  a.  a.  0.  u   187    lässl  eine  schon  etwas  veredelte  Stufe  dieses 

erkennen;    hei    der  von  ihm  geschilderten  Hochzeit,  kam  zwar  am 

Hauptgastmahl   noch    manche   Spielerei    vor,    z.    II.    die    Tiere   noch    scheinbar 

_.   Rehe,  die  noch  hüpften.  Stachelschweine,  die  noch  ihre  Stacheln  .ml 

richteten  "le.:  da-  eigentliche  Kunst  zeigte  sich  aber  zwei  Tage  später  hei  einem 

Kr<  ise,  und  zwar  mit  den  niedlichsten  Figuren  und  Gruppen, 

wahrscheinlich    aus   Dragant,    welche,  dann  den  einzelnen  Gästen  als  Geschenk 

mitgegeben  w  urden. 

Als  ^  .iL'nette  dieses  Abschnittes  möge  die  Erwähnung  einer  gewiss 

oll  angeordneten  Trophäe  aus  lauter  Wildprel  dienen,  womit  ein 
Abi  von  Farfa  1476  den  nach  Rom  reisenden  König  Ferrante  von  Neapel  em- 
pfing;  Jovian.  Pontan.  de  conviventia. 


Künstler -Verzeichnis 


A. 

d'Agnolo,  Harri,,  .;;,.  90,  92,  199,  254,  324, 
326,  327,  334,  337 

d'Agnolo,  Domeni«'«»  324. 

d'Agnolo,  Gabriele  68,  203. 

d'Agnolo,  <  riuliano  .424. 

Agostino  di  Dnccio  19,  66,  II»;.  238,  302. 

Alberti,  L.  B.  3,  9,  17.  L9,  35,  38,  39, 
42.  44.  r.l  (2),  52  (2),  55,  56,  57,  58, 
59,  66,  71,  79  (2),  .  105,  112. 

113,  114.  117.  123,  124.  142.  117.  152, 
155.  159,  160,  168,  180,  193,  218,  226, 
233,  24n.  242.  245  (2),  247.  265,  270, 
301,  308,  311,  330,  343,  345,  364. 

Aleotti  :m. 

Alessi,  Gal.  53,  58,  110,  138,  167,  227.  228, 
229  (2),  232,  261,  262,  263,  268. 

Ambrogio  d'Antonio  1 18. 

Ambrogio  Maggiore  290. 

Ambrogio  da  Milano  307. 

Ambrogio  da  Drbino  72. 

Ammanati  100,  101,  190,  227.  228,  232,  240. 

Ammanati,  Gio.    316,  324- 

Ammanatini  :i26. 

Anastagi  380. 

Andrea  di  Cosimo  360. 

Andrea  da  Fiesole  280. 

d' Andrea,  i  larlo  322. 

d' Andrea,  Gio.  322. 

Angelico,  fra,  s.  Fiesole. 

d'Antonio,  Francesco  379. 

Antonio  da  Mantova  326. 

Antonio,  Marco  287. 

d'Antonio  Pippo  14s.  307. 

Araldi  361,  362 

A  rignzzi  34,  1 15. 

Arnolfo  2,  27,  29,  30,  115,  117 

Aspeitini  355. 

d'Auria.  Donn-nico  2*1. 

Averlino  -.  Filarete. 

IJ. 

Bacchiacca  339. 

Bambaja  284. 

Banco,  Xanni  di  85. 

Bandinelli  267,  286  (2),  301,  306,  315,  392. 

Barile,  Antonio  324,  328,  329,  330 

Barile,  Gio.  324,  326,  328,    130 

Barozzi  s.  Vignola. 

Bartolommeo,  fra  334. 

Bastiano,  » lorso  di,  1 16. 

Battagio,  Gio.  Batt.  78,  129,  130 

Battoni,  Eus.  334. 

Beccafuiui  357,  374,  384.  393. 

Bellini,  Gio.  334. 


Beltramo  di  Martino  19. 
Benci  di  Cione  27,  85,  1 1">. 
Benedetto  de'  B(  i  edetti  57 
Beneden.,  da   Briosi  o   151, 
Benedetto  da  !; 
Benozzo  i  rozzoli  168,  220, 
Benvennto  i  lellini  s.  Cellini. 
Bergamasco  175,  222, 

Berga fra  Damiano  da 

Bergamo,  lii.'.   Bau.  2*'.». 
mo,  Stefano  da  329. 
Bernini  245. 

100. 

Bertini,  1 tenico  146. 

Bettini,  <  rio.  1 13 
Bicci,  V-ri  de'  323 

j ii...  Gio.  da  316,  -'Ms. 
irde,  » ii...  delle  322 
lim^-oo-none   l."iii,  361. 
Boscoli,  Maso  280 
Botticelli  331,  :>77 
Bramante  11.  16  »2),  34.  40,  49,  51,  54,  55, 

58,  59,  67,  7-.  86,  88,  90,  91,  92,  9 

'.H.  '.ii;.    100,    105,    112,    117.    118,   122. 

I28ff.,  131  ff.,  148,  163,  165,  175, 

183,  205,  206,  211,  215,216,229.2 

249,  268,  285,  286,  313,  31  I 
Bramantino  39,  325. 
Bregno  222.  278.  284,  304. 
Brescia,  fra   Raff,  da,  324,  326. 

i  da  342 
Brescia,  Vinc.  da  287 

i  hl.  321. 
Briosco  290. 
Bronzino  I 
Brun<      •  14,  17,  18,  19,  29, 

18,  51,  52,  53,  56    6 

83,  -  98,  104,    117.    12  t,  154. 

160,   173,   171».  185,   188,  233,  24ö 

326,  ::77 
Bruno  di  Lapo 
Bruosco  57. 

Hu.. n.  Giov.  u.  Bart.  29. 
Buonarroti  s.  Micbe 
Busti,  Agost.  284. 

(. 

ii  52,  287. 
Calvi,  Laz 
Calvi,   Tantal. 
»  ani].i    376. 

('.in,, z/i    (Li 

Caparra,  \ 

Caprina,  Meo  del  144. 


Künstler-Verzeichnis. 


il' Andrea 

2  >7    361. 
-   I 

279,  307. 
ti  18J 

184,  386. 

• 

"7. 

la  <    prai 

da  249. 
rbano  da  278. 
Andrea  di 
Cosini  280, 

la  Roma  280,  284,  384 

i,  126,  159,  175. 
215, 

I). 

g    qo  324,  325,  328,  346. 
Danii  rra. 

Settig  nano  57,   279,  -!v|».  298, 

-       129,    130,  150, 
161,  165. 

18. 
I  »oraenichino  2^'.',.  341. 

oico  •  1  i  Capodistria  122. 

124  (2),  325,  327. 
aico  « i  i  Pietro    157. 

307,  312,  317, 

bbia   146. 

rino. 
Dncci  na  5. 

E. 


F. 


'    372. 
righi,   Antonio  64,  1  16,  226,  31 
Ft;-ltrini.  Andrea  330,  350. 

'.    _  ■ 

Mino. 

■  ,  75, 
117,  12:..  I  318. 


1  .ml.      \.  iri    di   20,   85,    1  15. 

Folfi,  Mariotto  di  Zanobi  94. 
Forbicini  375. 
Formentone  220. 
Formigine  1 17.  230,  283. 
Francesco  d' Antonio  379. 
Francesco  Fossi  220. 
Francesco  Francia  ^77. 

esco  di  Guido  17.Y 
Francesco  di  Simone  279,  307. 
Francesco  da  Urbino  345. 
Francione  1 17.  324,  328. 
Franco,  Batt.  374,  384,  396. 
Fumiani  :U'J. 

G. 

Gaddi,  Taddeo  17.  80. 

Gagini  304. 

Gambara  :>47. 

Garofalo  362. 

Genga,  Girol.  18,  42,  138,  151,  216,  237,  256, 

:;:  2. 
I  rberardi  374. 

Ghiberti  17.  35,  85,  306,  318,  377,  379,  386. 
Ghirlandajo  38,  377. 
Giocondo,  Fra  32,  39,  42,  46,  81,  133,  166, 

22<  I. 
Giorgio,  Franc  di  19,  34,  38,  42  (2),  43,  Im 

117.  124,  146,  160,  237,  245. 
1  riorgione  353,  354. 
Giotto  3,  17.  147,  167,  323,  361. 
Giovanni  Angelo  Romano  280. 
Giovanni  da  Nola  281,  30  !. 
i  riovanni  di  Pietro  220. 
Giovanni  da  Siena   195. 
Giovanni  da   Udine  s.  [Jdine. 
Giovanni,  Fra,  da  Verona  127,  324,  326  (3), 

331. 
Girolamo  da  Carpi  267,  361. 
Giulio  Romano  s.  Romano. 
i  robbo  s.  Solari. 
Gozzoli  s.  Benozzo. 
1 .  rosso  8    l  laparra. 
1  hierzo  353. 
Guidotti  226. 

I. 

[mola,  [nnocenzo  da  252. 

L. 

Landini  :5K;. 
Lapo  31. 

1. .rni.m.i.  Luc.  da,  14,  2110,  221. 
•Lazzaro  de'  (  avalcanti  ">m 
Lendenara  1  <  ianozzi  1  324,  327. 
Li  oni  20,  300. 

Leopardo,  Aless.  165,  285,  301. 
Ligorio  249,  262,  266,  315. 
Lionardo  da  Vinci   16,  18,   16,  237,  346,  385. 
Lippi,  Filippo  361. 
Lippi,  Filippino  334,  360. 
Lombardo,  '  rirol.  322. 


Künstler -Verzeichnis. 


405 


Lombarde-,  Martine  156. 
Lombardo,  Pietro  127,   175 
Lombarde-,  Tullio  72 
Lonati   129. 
Longhena  229. 
etto  301. 
Lotto 

Lovini,  Atirelio  289. 
Lovini.  Evang.  289. 

qo,  Franc,  da   1+ii. 
Luini  288,  362. 

M. 

Maderna  376. 

Majano,  Bened.  da  18,  52,  64,  148,278,  280, 

290,  304,  307,  324,  327. 
Majano,  Ginl.  da   15,  18,  19,  52,   156,  227, 

251,  312,  324,  327. 
Malvito  318. 

Manetti  19,  123,  124,  154. 
Manetti.  Antonio  di  Tuccio  4,  19,  26,  32,  37, 

42,  114. 
Mangone  55. 

Mantegna  20,  80,  124,  360,  362. 
Marco  de'  Dolci   154,  340. 
Marco  da  Faenza  375. 
Marinna  278,  304,  322. 
Marino  di  Marco  33. 
Martin...  Pietro  di  238. 
Masaccio  35. 
Mascheroni   153. 
Maso  <li  Bartolommeo  84. 
Masolino  377. 
Mattia  di  Tommaso  334. 
Matmille  :>.V2 
Mazzola  262. 
Mazzoni  208. 
Melozzo   186,  361. 
Menzocchi  375. 
Mi. -h.-i  Cristofano  280. 
Michelangelo  11,  16,  18,   13,   II.  57,  58,  89, 

90,  94,  98,  100,  106,  110,  118  (3),  119, 

120,    132  ff.,    151,   153,    166,    17::.    176, 

179,  180,  187,  189,  209,  21«'.  211,  236, 
■    245  (2),   256,  269,  27s.  286,  300, 

306,  314,  322,  340,  344,  364,  382. 
Michelozzo  50,  57,  63,    129,    173,    185,    186, 

1D7.  250,  271).  21)1).  302,  312,  330. 
Minella.  Pietro  di  324. 
Minie.  Tiziano  319,  372. 
Mine  da  Fiesole  280,  304. 
Moietta  290. 
Monaco,  Gugl.  318. 
Monterchi 

Montorsoli  268,  282,  315  (2),  3 
Moranzone  334. 
Mormandi   19,   179. 
äloro,  Batt.  de!  358. 
M  '"ii. •  362. 
Morto  da   Kein.   366. 
Mosca  286  (2), 


N. 


Xanni  di    B 


:;  '  Riccio) 
•ii  Fiora  15 

N'iccolo,  Domenico  di 
Mola,  Gio    da  ..- 
Niui/.iata    W)2. 

0. 

Omo  ;  -i.  290. 

226. 
1  Irmanni,  Antonio  318. 

I». 

Palladio  16,  19,  42, 

152,    162,    166,  222.  221.   227 

231,  235,  21".  24S 

399. 
Palma  vecchio  332. 
Paolo  da  Mantova  326. 
Parmigiano  287. 
Pastorino  M74-. 
Pellegrini  (Tibaldi)  35,    102,  137,   162, 

188,  227.  375. 
Penni  (ii   Fattore)  287. 
I'. rine  >.    \ 
Perugino 
Peruzzi,  Baldassare   5,    11,  I,  -<i. 

71.  l»l.   100,   109,   110,  112.  118,  ! 

139,   Dil.   187,   UM.  211.  212.  215,  216, 

233,  254,  2:.7.  260,  27-.  301 

357,  372,  384 
Peruzzi,  Salustio  i" 
Pesi  ia.  Piermaria  da  384. 
Picinino  2-7. 

Pietrasanta,  Giac.da  58,   1  II.  1  17 
Pietro  di  Domenico  160. 
Pinturicchio  362,  364  (2 
Pironi,  Girol.  2-1. 
Pisano,  Andrea  318. 
Pisano,  Niccolö  19,  27. 
Pocetti  376. 

Polidoro  da  Caravaggio  3 
Polifilo  37,   17.   124.  265,  267. 
Pollajuolo  17."..  300,  31.7,  377, 
Ponsi,  Gir.  125. 
Pontelli   18,  117  (2),  127.  200 
Pontormo  337,  357. 
Pordenone  270,  287,  346, 
Porl  157,    162, 

376. 

Ginseppe  1".. 


opo  della  278. 

R. 

liafael  18,  U),  41,  42,   •  I 

151,  165,   17^. 

221. 


Künstler-Verzeichnis. 


- 
Ramo  di  Paganello  5 

321,  324. 
Richini  •_' 

172. 

84,  175,  28  15,  362. 

.  Luca  della  ... 

;ii  117.  16 

i  Vicenza  137. 
.ri   151,   17V».  304. 

18,  20,   34,    11.  57,  94.  97, 
16,  227,  229,  254,  255, 

in...  Antonio  175,  298,  304,  312. 
;:.  .  Bernardo   14.  38,  64,  66  (2),  79, 
144,  146,  245,  ^7v  279 

-    81,   156,  201,  -2-2<k 
äsi,  1 

rentino  287,  ■'■>">7. 

iened.  da  280,  290,  308. 
da  :;J7. 
Rnstici  313. 

s. 

iti  ::•_!''.. 

Antonio  d.  ä.  da  11.  in.  91,  93  (2), 
117.  125,  I.V..    164,   235,   236  i2i.  244, 

Antonio  d.  j.  da    19,   20,   11,  1 18, 

152,  1.".'.».  165,   171.  206,  210, 

211,  215,  233,  236,  239,  246,  263,  269. 
Aristotüe  da  396. 
13. 
llo,  Francesco  'In  206, 
allo,  Giuliano  da  19,  33,  36,  38,  50,  •">•'>. 

-'.  90,  93  (2  .    116,    123,    125,  126, 

151,  IV.  184,  236,  250,  299,  308, 

:  ii.-li  6,    16,    119,    137  (2),    IM.    1  ,7. 
202,  215,  236,  238,  256. 

Irea  20,  50,   151,  285,  300. 
- 

...  7:;.   '.»1.  97,  110,  114. 
151,   IV.   189,  202,  205,  222,  301, 

374,  391,  394. 
.  >  rirol.  IUI. 
de!  377, 
zzi  100,  229,  232,  248. 
!•■  TJ7.  222. 
287. 

»27. 
- 

Semino,  Ai 
- 

290. 

;i.    12,   1»;.  59,  71.  88,  93,  97. 

171.    212,  213, 

•    JIM.  248,  249, 

391,  396.  397, 

•        322. 


Simone  298,  300. 
ma  364,  384. 
Solari  137,  150. 
Soncino  'Js7. 
Spavento  li>t>. 
Sqnarcione  .'^7.  360. 
Stagi  286. 
Stefano  332,  337. 
Stefano  da  Bergamo  :>'j;t. 
Stefano  da   Brescia  342. 
Stefano  da  Zevio  346. 

T. 

Tasso  324,  340  (2). 

Tempesta  376. 

Testa  326. 

Tibaldi  s.  Pellegrini. 

Tingo,  Mariano  di  1 16 

Tintoretto  342. 

Tizian  332,  334,  353,  354. 

rorrigiano  362. 

Triachini  229. 

Tribolo  18,  261,  269,  315,  343,  392,  402. 

Trist ani,  Alberto  156. 

Tristani,   Hart.   156. 

Troso  da  Monza  286,  325. 

Turini  :<±2  (2),  378,  379. 


u. 


üdine,  Gio.da  287,  314,  358,  367,  368,  369. 
ürbano  da  Cortona  278. 


V. 


Vaga,  Perin  de)  100,  171.  270,  287,  358,  360, 

367,  369,  370,  372,  374. 
Valle,  della  166. 
Vasari    33,  54,    98,    UM»  (2),    101,  119,  123, 

126,  166,  219,  227,  230,  231,  326,  342, 

366,  396. 
Vecchietta  117,  278,  322. 
Vellann  317. 

Ventura  <li  S.  Giitliano  330. 
Veronese,  Paolo  342. 
Verrocchio  279,  307,  312,  377,  378,  380. 
Vignola    13,  97,  100,  109,  112,  162,  167,  216, 

227,  228,  239,  245,  259,  260,  261,315(2), 

326. 
Vincenzo  da   Brescia  207. 
Vincenzo  da  Verona  324,  326. 
Vito  <ü  Marco  Tedesco  32. 
\  it.  ni  87,   118,   126. 

rra,  Daniele  da  219,  358,  372. 

Z. 

Zäccagni   137,  156,  163. 
Zacchio,  Gio.    ! 
Zarabaja  284. 
Zenale  325. 

Stef,  da  346 
Zucchero  358,  375,  384. 
Zucchi  326. 


Orts -Verzeichnis 


A. 

A  b  b  i  a  t  e  G  r  a  s  s  o. 
S    Maria. 

Fassade  1 18. 
Anc  ona. 

Loggia  de'  mercanti  375. 
A  q ui  1  a. 

S.  Bernardino 
Arezzo. 

S     Annunziata. 

Inneres   164. 
Badia  di  asi  166. 

Coufraternita   - 
Dom. 

Baukosten  2. 

"i  ibmal  Tarlati  292. 
S.  Maria  delle  Grazie. 

Vorhalle  52,  65,  L48. 
Misericordia  90,  146,  191. 
I'ieve. 

Baukontrakt   15. 
A  scol  i. 

S.  Pietro. 

Säulen  .">7. 
A  s  s  i  s  i . 
S.   I 

Erbauer  -J7. 

Inneres  29. 

Hiiiv  184. 

Malereien  361. 
S.  Maria  degli  Angeli  167,  312. 
Pflasterung  241. 

15. 

Bellinzon  a. 

ingswerke  :!•';.">. 
B  e  rga  na  o. 

Cappella  Colleoni. 

Gründang  7. 

Anlage  17.~>. 

Dekoration  284. 

thedrale  117. 
S.  Domenico. 

Chorstühle  325. 
S.  Maria   Maggiore. 

Gewölbe  86. 

Chorstühle  326,  328,  329. 
8    Maria  della   Miserii  ordia. 

Altar  317. 
Haus  des  Colleoni  362. 


Bissagno. 

Villa  Grimald 
B  iss  u  c  c  i  <>. 

Villa  355. 
Bologn  a. 

5.  Annunziata 

s.  Bartolommeo  l  17.  156 

v.  Domenico. 

Grab  des  Dominicus  291). 

Porticus  51,  78. 

Inneres  161. 

Fussboden  :-;44. 
v.  I  riovanni  in  Moi 

Intarsien  326. 
Madonna  <li  Galliera. 

Fassade  1  15,  146. 
S.   Martino   Maggiore. 

Bof  78. 

Kapelle  283. 
v.  Michele  in  I 

i  rrabmal  -J^»7. 
v.  Petronio. 

Kapellen  29. 
[  e  34 

Modell  11.".. 

Kapellenschranken  :;i», . 

Intarsien  326. 

Fussboden  344. 
■  i. 

Grabmal  . 
irito  Mi',. 
\i-'  i\.  si  "\  ad 
Pal.  apostolico. 

Thür  330. 
Pal.   Bentivogli  8,  19! 
Pal.  Bevilacqua. 

Hofhalle  51,  70. 

Fassade  69. 
Pal.  Fantuzzi 
Pal.   • 

Pal.  des    Legati  n 
Pal.    U 
Pal.  del  P 
Pal 
Pal.  Zucchiui 

PHas  M. 

Porti 

Putte  di   ! 


- 


Orts -Verzeichnis. 


- 
dien  -244 

Universität  31 

- 

I  D  0. 

Pal.  Orsini  2< 

200. 

AI'-  121. 

-     ipollonia  290 
Miracoli   I 
itro 
Waudm  17. 

Pal.  ■  220. 

Hallen  245. 
\  r  s  i  /.  i  0. 
iria  in  Piazza  128, 

c. 

■  .  ao. 
Annunziata. 

- 

lull 

I 

-  in.  216,  259,  315,375. 

i'iin  184. 

'  P  •• 
Dom  42. 

ne. 
de'  Miracoli   1 

Vill  '15. 

-  ■     2 
- 

Citl  L 1  o. 

M 
.  Vitelli  375. 
Civil 

\ 
Hafenkastell  i 

'.  ■>  1 . 
Kii 


Cora. 

Tempel  41. 
Cor  n  e  i  o. 

Pal.  Vitelleschi  81,  196. 
C  o  r  i  o  n  a. 
Dom. 
Inneres  155. 

iulen  52. 
Fenster  82. 
Mail    del  Calcinajo. 
\!  dell  117  (2). 

ade  1 16. 
Anlage  160. 
Cr« 

-    Maria  della  Croce   78,  130. 
i    rem  uim. 

Baptisterium  25. 
1  fora. 
Kanzelreliefs  290. 
Grabmal  S.  Pietro  Man-.  290. 
S.  Lorenzo. 

Grabmal  S.  Mauro  290. 
s.  Luca. 

Cup.  de)  <  Iristo  risorto  130. 
S.  Vincenzo. 

Dekoration  280. 
Monte  di   Pietä  283. 
Pal.  Trecchi  69. 
Pflasterung  241. 
Torrazzo  167. 
Ci  icoli. 

Villa  Trissino  1»;.  257. 


I). 


D  irul  a. 

Piazza  8. 
Wasserleitung  8. 


E  in  p  '1 1  i. 

Kathedrale. 

ade  24. 


!:. 


F. 


Fabria  no. 
Piazza  245. 
al  29. 

.1  /,  a. 

I  'Olli. 

Erbauer  156 

Säulen  52,  57. 

Inneres   156. 

Grab  des  Savinus  290. 
Loggia  de!  •  omum 
fa. 

Kloster   183. 
I  er  r a  r.i. 

I  »Hill. 

Thurm  2,  168. 
S.  Benedetto  156. 

i  rewölbemalerei  364 

i  ristoforo  78. 
3,   l  156. 

Fries  361. 


IIII>-\ 


Ferrara  i  Fortsetzung). 
S.  Maria  in  Vado   ' 
Erzbischöfl.  Semin 

( .••«  ölbemalerei  :;64. 
Klosterhof  TT. 
Palazzina  262. 

•  rewölbemalerei  375. 
Pal.  de'  Diamanti  69. 
Pal.  Roverella. 

Fassade  TT. 
Pal.  Saracco  310. 
Pal.  Schifanoja  252. 
I'al.  della  Scrofa. 

Eof  Tn.  201. 

Brunnen  313. 
Palastgärten  264. 
Pflasterung  241. 
Privathaus  72. 
Stadtanlage  246. 
-   idtmodel]  114. 
Strassenkorrektion  242. 
Villa  Belvedere  252. 
Villa  Montana  252. 
Fiesole. 
ßadia. 

Erbauung  4.  14. 

Passade  24,  52. 

Säulen  'ü. 

Fenster  79. 

Gewölbe  160. 

Aeusseres  IT'.'. 

Kloster  185.  _ 

Lesekanzel  279,  :><»T. 

Brunnen  279,  307. 
Villa  Ricasoli  250. 
Florenz. 

S.     \!ü!>1'  ! 

Wandaltäre  304. 
Ss.  Annunziata. 

Chorban  123. 

Vorhalle  .">•_' 

'  app.  de'  pittori  191. 

Aedicula  302. 

Gruppen  auf  Altären  •">"<;. 

Tabernakel  2T9. 
Lpostoli. 

Säulen  and  Bogen  24. 

Bauzeil  26. 

Wandaltäre  304. 
Badia. 

Grabmäler  280,  298,  299. 

Pull  329. 

\\  andaltäre  304. 
Baptisterium  (S.  Giovanni). 

Aula---  21   ff.,  38,  52,   126. 

Pforten  318. 

Fenstei 

Gründung  12. 
Inneres  31,  187. 
;   ttlen  57. 
Brunnen  :;"T. 
i  rlasmalereien 

Unf  ;>T.   185. 


118,    146, 

82,    85,    87 


F 1  o  r  i 

Thür  /.in; 
Medici 

Marzuppino  2 

Kai,  107. 

Altargru] 

19. 

Saki 

[ntarsien 

Thüi 
Cappella   Pazzi. 

Stil  :«;. 

Vorhalle  .".1. 

Fenster  79,  80 

Thür 

Kuppel  87. 

Modell  116. 

Anlage  122.  IT:;. 
Dom. 

Baugelder  :;. 

ide  15,  IT.  117 

Kuppel  11 
116. 
ehfiguren  i 

Campanile  2'.».  167. 

[nneres  29,  182. 

Aufnahini 

Wandbilder  294- 

Grabmal  des  Brunnellesco  294. 

Altargruppen 

Area  ili  S.  Zenobio  306 

Fussboden  343. 
3    Felicitä. 

126,  175. 
3.  Frances       tl  monte. 

[nneres  159. 

-    i.j   ranni  s.  Baptisterium. 

Jesu 

im;. 
Kloster  187. 
S.  Lorenzo. 
Sakristei  36,  87,   122.   12:;.   l 
318 
d  51,  52. 
Fassadenentwüi 

r  82. 
Verhältnisse  104. 

[nneres  151  t. 
aeusseres  IT'.'. 
p.  Medici  lT'i. 

Lettm  i 

S.   M 
KL  - 


I  Irts -Verzeichnis. 


mg). 

Bibliothek 

-    Antonio 
S.  Maria  degli  Angeli. 
Gründung  12. 

Lei]  116. 
Anlage  122. 

-  Maria  Maddalena  dei  Pazzi. 
Hof  50,  53,  .''7. 

Inneres  159. 
Altäre  354. 
Maria  aovella. 

82,  143,  345. 
Porl 
Inneres  182. 

ibrunnen  281,  307. 
Kanzel  307. 
Intal  - 

ritt  345. 

-  Miniato. 
Anlage  24. 

80. 
Capelied.  Card.v.PortugaJ  1  75,298,343 
Altartabernakel  279,  362. 
lila    302. 
-an   Micchele. 
Xeubau  .'>. 

3.  Pancrazio. 

H.    »Tal»   52. 

S.  Piero  -  26. 

UM. 

-  -  •  irito. 
Neubau  '.\. 
Thüren  17. 

-     ristei  50,  80,  117.  125,  175. 

en  52. 
Verhältnisse  104. 
Modell  116,  155. 
Im.' 

Bronzegitter  319 
Air  ,|. 

Grabmal  ; 

s.  Pal.  del  Pod 
Biblioteca  Laurenziana  100,  118. 
i40. 
F..-  10,  343. 

'A . 

Wappen  356. 
KorkmodelJ  der  Stadl   119. 

[nnocenti  d.  I. 

.••'  Lanzi  245,  312. 

•  Hai  -_;2<'.. 

254. 

■V.',. 


l'l  o  re  nz  (Fortsetzung). 
I'al    Bartolini. 

i li  Min-.'  65. 

Fassade  90,  199. 

Fenster  109  (2),  HO. 

'niiir  92. 
Tal.  Gondi. 

Säulen  57. 

Fassade  63. 

Fenster  7;».  109. 

Portal  82. 

Stil  ss. 

Hof  198. 

Kamin  308- 
l'al.  Guadagni. 

Fassade  65,  L09,  110. 
Tal.  Levi  199. 
l'al.  Medici  (Riccardi). 

Säulen  57. 

Fassade  63,  72,  109. 

Modell  L16. 

Anlage  197. 

Garlru  266. 

Kapelle  343. 

Brunnen  312,  .'Uli. 
l'al.  non  rinito. 

Huf  232. 
l'al.  Pandolfini. 

Fenster  92,  109  (2),  110. 

Fassade  -in:;.  207,  221,  345. 
l'al.  di   Parte  Guelfa  66. 
l'al.  I'itti. 

Erbauung  12. 

Fassade  63,  107. 

Fenster  7'.).   in'.).   110. 

Stil  ss. 

Huf  K»l.  232,  316. 

Hofhalle  376. 
l'al.  del  Podestä  (Bargello)  220,  357. 

Museum  290,  316. 
l'al.  Quaratesi  (Pazzi). 

Fenster  56. 

Fassade  65. 

I  »ach  65. 

Portal  82. 

Säule  .">7. 

Brunnen  312. 
l'al.  Etoselli  199. 

Kamin  308. 
l'al.  Etucellai. 

Kassaile   (ili.   '.).'). 

Fenster  79. 

Anlage  193. 
l'al.  Serristori    199. 
Pal.  Strozzi. 

Erbi ig   13. 

Stil  ss. 

Fassade  »12.  64. 

Gi    imsi    64,  65,  107. 

Fi  aster  7'.».   L09  (2). 

Treppe  215. 

Laternen  325. 
Tal.  I  guccioni  94,   110,  221. 
l'al.  Vecchio  (della  Signoria). 

Dachschmucls   28. 


1  »rts  -Verzeichnis. 


Florenz  (Fortsetzung). 

Pal.  Vecchio  (della  Signoria) 
Anlage  28,  119. 
Thiir  50, 
I  reppe  215. 
Saal  219. 
Decken  340,  342. 
Brunnen  .'Hl*. 
Pflasterung  241. 
Piazza  delT  Annunziata  244. 
Piazza  della  Signoria  245. 
Ponte  della  Trinita  240. 
Postament  bei  S.  Lorenzo  _- 
Spedale  degli  Inno«  enti. 
Vorhalle  19,  52,  80,  223,  244,  376 
Zeichnung  1 16. 
Spiral  auf  l'i.  S.  .Maria  Novella  233 
Strassenkorrektion  242. 
I'ftizien. 
Hof  54,  101,  230. 
Ufa  i  reien  376. 
_  Thiir  3 

Villa  CafFaggiuolo  250. 
Villa  (areiroi  -_>;,u.  ^-.4. 
Villa  Michelozzi  250. 
Villa  Mozzi  250. 
Villa  Poggio  a  Cajano  250 
Villa  Trehbio  250. 
F  0  1  i  «•  n  0. 

'  »spedale  233. 
Frascati. 

Villa  Aldobrandini  263. 
Villa  Mondragone  263. 

G. 

G  e  n  11  a  z  z  a  n  0. 

Pal.  Colonna  196. 
Gen  11  a. 

S.    Winunziata    157. 
Dom. 
Chorstühle  328,  329. 
Tabernakel  282. 
Madonna  delle  vigne  102. 
S.  Maria  di  Carignano  93,  138 
S.  Siro  102. 
Pal.  Doria   100,  268. 
Kamin   308 
Malereien  370. 
Pal.  ducale. 

Treppe  232. 
Pal.  Pessagno  355. 
Pal-  Sauli  232,  261. 
Piazza  delT  Agnello. 
Fassademalerei  355. 
Piazza  Fossatello. 

Privathaus  281,  285. 
Thor  am  Moli  239. 

Universität. 
Hof  190. 
Villa  Cambiaso  261. 
Villa  Pallavicini  268. 
Villa  Paradiso  261. 
Villa  Scassi  261. 
Grossei  0. 

Kathedrale  5. 


111 


ta. 

Gubl 

Pal.  ducale  -Jim. 

I. 

I  in  0  I  a. 

Banca  p<  : 

L. 

1  no. 
S.  M  ig 

L  0  d  i. 

ta  126,   1    - 
Fresken  361. 

. 

Dom  :;:;.  375. 

Pal.  apostoli 
Luc 

I  »om. 

Grab  der  Ilaria  del  Carretto  -J7s 

Kanzel  307. 

Regulusaltar  :in4. 

Tempietto  302 

Thür 
S.  Frediano. 

Aeusseres  17;». 
Pal.  del  Pretorio  221. 

11  0. 
Kathedrale. 

Marmorfassade   151,  284. 

tf. 

M  a  gg  i  an  0. 
'   sa. 
Stuhlwerk  328. 
M  ail  an  d. 
v.  Ambn 
Canonica  51,  1 17. 
Vorhalle  21,  1 18. 
Höfe  186. 
Kloster  187. 
bila  87. 
3.  1  lelso  87. 
Dom. 
1  rriindung  7. 
Kuppel  7.  34,  117. 
Dachschmuck  28. 
Baumeister  32. 

•  7.Y 
Grabmal  Marignan 
v.  Eustorg 
Kapelle   M 
ibmal  Bri 
-    Fi 
Inneres  162. 

• 

21,  120. 

S      Mali.,    d 

Port  1 


41? 


ichnis. 


Mail .1  d  d  (Forts 
$.  Maria  di 

orstühle  327 
S.  Maria  delli         -  137,  161. 

-    Maria  pr(  sso  S.  Cels 
Atrium  78.  164,  18 

Ku: 

Inneres   1*14- 
■eien  376. 

S.  Maurizio). 
Ibemalerei  35. 
Innert-  55,  161. 
I  i  '>  1 . 
Pfeilerdekoration  i 
s.   -  ttiro. 

-  78,  14i'>. 
Btei  126,  128,  129,  175.  285. 

en  \--. 
3.  Sepol 

102,  188. 

Hof  190. 

78. 

13. 
Boi 

20,  229 
Vismara  197,  340. 
-.1  7.  7n.  235,  236,  265. 
v  bili  230. 

Pal.  del  Senato)  .">.">. 
i    - 
75. 

Pal.  Marin-  229,  232. 
.  Marliani 
- 
ag  241. 

-  :onti  31. 
tion  242. 
M  a 

--  7. 

■ 

'A2. 

20. 


M  a  n  t  u  a  (Fortsetzung). 

Pal.  de  Te  7.  97,  256. 
Malereien  370. 

Strassenkorrektion  243. 
M  a  rc  i  a  n  0. 

Chiesa  del  Crocifisso  1 18. 
Mi  ssin a. 

Brunnen  315. 
M  o  il  e  n  a. 

S.  Pietro. 

Fassade  7s.  in;. 
M  o  n  g  iovi  n  o. 

Madonnenkirche  137. 

M  0  n  I  e   A  in  i  a  I  a. 

Villenentwurf  256. 
M  onte  Cassi  d  o. 

Kloster  187. 
Montef  iasco  n  e. 

Päpstlicher  Palasl  31. 
M  o  n  i  e  S  a  ii  so  vi  n  o. 

Haus  des  A.  Sansovino  20. 
M  i  nte  i'  m  Lcia  n  o. 

Madonna  di  S.  Biagio  93,  117.  125,  170. 

Pal.  Ricci. 
Treppe  216. 
M  onz  a. 

I  >. -ii  i 
Passadendetails  75. 
l\i  u  ra  Du. 

Ss.  Piero  e  Paolo  156. 

N. 

N  a  rn  i. 

Dom   14s. 
\  .'  a  |i  e  l. 

s.  A.ngelo  a  Nilo. 

•  rrabmal  Braucacci  57,  299. 
S.  Chiara. 

Thurm  171. 
Dom. 

Thüren  'In-  Crypta  318. 
S.  Filippo   157. 
S.  i  riacomo  degli  Spagnuoli. 

Grab  des  Pietro  <li  Toledo  301. 
S.  I  .io>,  .min  a  Carbonara. 

i  Jap.  •  ai  racciolo  177. 

Fussboden  34  1. 

Altäre  304. 
[ncoronata. 

Malereien  361. 

di  IL    i  rrazie  159. 
Monte  ( Uiveto  159. 

Allan-  304. 
Kit  I  ontanua  1 19. 

3.  Severino  179. 

Kloster  187. 

Stahlwerk  329. 
Brunnen  bei  S.  Lucia  281. 
tel  duovo. 

i  211. 

Triumphbogen  des  Alton-  88,  237,  318. 
Huseo  nazionale. 

( »n \  184- 

Pal.  Como  67. 

..     i  lolobrano  67. 


ichnis. 


415 


Neapel  (Fortsetzung). 
Pal.  Gravina  (Post) 
..  Poggio  reale  15,117,198,251,264,265, 
312. 
Porta  t  'apuana  231 . 
Pflasterung  24 1 . 
Sapienza   111. 

orrektion  242. 
Villa  Poggio  reale  3.  Pal.  P.  r. 
N  e  p  i. 

Festungsv 
N  i  in  e  s. 

Amphitheater  59. 
Non  a  ntula. 
Kloster  183. 
■  r  a. 
S.  Gaudenzio  162. 

0. 

Oly  in  p  i  a. 

Philippeion  74. 
Orc  ia  n  o. 

S.  Maria  Maggiore  127. 
0  r  v  i  e  t  o. 

Dom  6,  32. 
Weihbecken  ! 
Altäre  305. 
Eisengitter  319. 
Stuhlwerk  324. 
!  lorelli's  Malereien 
Palast  :50. 
Ostia. 

Stadl  (Neuhau)  246. 
Kastell  237. 

P. 

Padua. 

-    Antonio  lil  Santo). 

Kapelle  des  h.  Antonius  173,  284. 

Bronzegitter  319. 

Altar  306,  :J>17. 

Böte  IM. 

Leuchter  231. 
scaturen  372. 

Stuhlwerk  327. 
Carn 

■  ölbe  161. 
Dom  166. 
Eremitani. 

Fresken  360,  362. 

Wandtabernakel  302. 
S.  I  riustin  i  9  ;.  165. 

Kloster  187. 

ip.  S.  Prosdocimo. 

[ntarsien  326. 
Mm rivico. 

Bilderrahmen  334. 

Bthof  zum  <  Ichsen  23 1. 
Loggia  del  I  lonsiglio  81,  111,  220. 

I    des  Ezzelin  31. 
Giustiniani. 

rtenhäuser  16,  2  172. 

Porta  S.  <  riovanni  S 
Savonarola  2  18 


19. 

Wahlurne 
Paler  in  o. 

Dom 
S.  Mai 

Museo  304. 

Talma   um 

,   246. 

11  236. 
Par  im  a. 
I  >om. 
Thür  330. 

Denkmal  Prati 
5.  I  riovanni. 
Imi. 

Maler«  i< 
[ntarsien 
Fries  361. 

i  362. 
Fussb 
La  Steccata   137. 
Malereien  361. 

Piazza   245. 

Stadtraodell  114. 
Kastell  7.  28. 
P  a  v  i  a. 

indnng  6. 
Portalsäulen  .".1 

-'.'.    1  18,  283. 
Höfe  79. 

,.  308. 
Kuppel  I 
Kloster  185,  187. 

Grabni 

hter  321. 
ilbeinaler«  i 
ke  240. 
Canepanova  128,  12 
Dom  117,  163. 
Kaste 

Pal.  beim  Carmine. 
Hol  78 

3.  A 
Stuhl 

Dom  6,  27,   11 

s.  1 1 

Wandtabernaki 


414 


i  »rts  -Verzeichnis. 


Perugi  a  (Fortsetzung). 

Grabmal  304. 
Madonna  della  laue  146. 

-  ahlwerk  32 
Kapellen 
ibio. 

•  maierei  ':i 
Stahlwerk 
Pal.  de'  Tribunali. 

Pflasterung  "J41. 
Porta  S.  Pietro  65, 

!    da  Moutone  196. 
Lorrektion  -J4-J. 

Battista  138. 
ätnng  8. 

221. 
lenz. 

267. 
Vill  Imperiale  256. 

Treppe  "-!K>. 

Madonna  di  Piazza  53. 

/.  a. 
S.  Maria  di  Campagna  137. 

166. 
-    -  ■ 
Kapellen  175. 
reien  361. 
Pal.  Farnese  228. 
Pal.  Tribnnali  284. 

270. 
Pfl  ;    241. 

Dom. 
Anlage  32,  164. 
57. 
i,  82. 
144. 
lim  L80,  182. 

iler  52- 

328. 
.iiii. 

197. 
Fenster  7'.». 

197,  211. 
-  217 

■  rio  221. 

Anl 

ton. 
Fenster   . 
z     245. 

Itbau  10,  1  1.  246. 
Pi  $ 

I    '   i    im   2 

i  ■■  aozzi    168,   220, 
250, 

:    167. 


246. 


Pisa  i  Fortsetzimg). 
Dom  28,  182. 

Dekorationen  des  Stagi  286. 

Grab  des  Gamaliel  290. 

Weihbecken  303. 
iren  318. 

Priesterstuhl  328. 

Bischofsthron  328. 
Arci\ es<  "\ ato   188. 
Pal.  Gambacorti. 

i  .allen   265. 

Uni\  ersität. 

Bof  188 
P ist  oja. 

Baptisterium. 

Baukontrakl   15. 
Kathedrale. 

Malereien  362. 
S.  Maria  delP  Uiniltä. 

Vorhalle  87. 

Modell  118. 

Anlage  125,  126. 
Ospedale  «lel  Ceppo  233. 
Pal.  de!  Podestä  220. 
Pal.  dei  Tribunali  357. 
„     del  Comune. 

Scanne  :v_>'.». 
Pola. 

Amphitheater  39,  59,  62. 
Prato. 
I  >om. 

Aussenkanzel  :i()7. 

Eherne  Gitter  318. 
Mad.  delle  Carceri  80,  87,  125. 
Pratoli  no. 
Villa  201. 

11. 

Ravenn  a. 

S.  Apollinare  in  ('lasse  8. 

I i  153. 

Mausol.  der  Galla  Placidia  8. 

-  Severo  8. 
S.  Vitale  136. 

I:  i  in  i  n  i. 

S.  Francesco. 

Baumaterial  8. 

I  assade  58,  114,  142. 

Kuppel  123. 
Riva  (Tessin). 

-  i  roce  137. 
Ri  v  a  (Gardasee). 

[nviolata   138. 
Rom. 

-  k.gostino. 
Inneres  58,  162. 
Fassade  144. 
Altargruppe  306. 
Je  aias  340. 

\  i  M  ,  S  t  o  1  i . 

!  a    ade  1 17- 
i  Ihor  154. 

aterina  de'  Funari. 
I  issade  153. 


ichnis. 


41. 


Rom  (Fortsetzung). 
i  ilia. 
1  ri  ivölbemalerei  364. 
S.  Crisogono  23. 
S.   Kli-i,.  ,|,-|i  OrehVi  55,    I 
il  Gi 

Inneres  162. 
S    Gi  icomo  degli  [ncurabili  136, 
tal  233. 
liovanni  decollato  191. 
iov.  de'  Fiorentini. 

Aula-'.-    41. 

Modell  118. 
Entwürfe  136 
S.  i  rregorio. 
Altar  306. 
Lateran. 
Paviment  343. 
Vorhalle  l  is. 
Inneres  182. 
1  !ap.  Corsini  176. 
Klosterhöfe  23,  183. 
Benedictii  um. 

Grab  Martins  V.  300,  317. 
Lorenz*,  in   Damaso  98,   165,  210. 
Lorenzo  faori  •_!:,. 
Luigi  dei  Francesi. 
Fassade  153. 
Marcello  159. 
M  trco. 

Restauration  1 1 
Vorhalle  58,  147. 
Portal  83. 
I'.  eke  154,  340. 
S.  Maria  degli  A.ngeli. 
Säulenhof  187. 
Kloster  187. 
-    Maria  delT  Anima  145,  146,  164. 
S.    Maria  in   Araceli    IM. 
Gewölbemalereien  364. 
S.  .Maria  di   Loreto  136. 
S.  Maria  maggiore. 
Vorhalle  i  18. 
Inneres  154. 
Kap.  Sixtus'  V.  ITC». 
Kap.  Pauls  \  .  176. 
Decke  154,  340. 
•  trabmal  Consalvo  298 
S    Mafia  sopra  Minerva. 
Inschriften  345. 
Grabmal  Durantis  298 
Gewölbemalereien  : ; T • ". 
Orgel  330. 
S.  Maria  dei  Monti   in;,,  i;,:;.   ],;■_• 
v.  Maria  in  Navicella. 

Vorhalle  1 18. 
S.  Mai   i    li  11'  *  irto. 

Passade  152. 
S.  Maria  della  Face. 
Oktogon   126. 
Langhaus  161. 
Grabmal  Ponzetti 
Pfeilei     •    l- 
Kapellenbekleidung 
S.    Maria    dei    Popolo. 


■     ' 
3.  Maria  dei  1 

162. 
'  22. 

:  M. 

'  bigi   17.".. 
mal  Cbigi 
3    M  ri  i    I  raspontina. 

S.   Maria  in  Tra 
-     Maria   in   via   La 
fuori. 
Klosterhof  23 
Basilika  153. 
-.  Peter. 
Neubau  9,  10,  11.  14.   | 
Entwürfe  55.  98,   in;,,  ni,  12 

152,   163.   165,   166,   17! 
Benediktinosloggia  58 
Aeusseres  im;.  179, 
Alt-St.  Peter  I 
Sixtus'  l\ 

Grab  Innocenz'  VIII. 

Tbürflügel 

Vorhalle  376. 

tro  in   Montorio. 

Fass  i  le  82.  146. 

Inneres  161. 

Tempietto  38,  90,  93,  Kl 
S.   Pietro  in  vincoli. 

Vorhalle  147. 

Palast  117. 

Cisterne  186. 
S.  Spirito. 

de  153. 

Inneres  159. 

Thurm  168,  171. 

Acqua  Trevi  11. 
Amphitheatrum  Castrens 
des  Titus  ;,->. 
9,  in.  ii.  244, 
Caecilia  Metella 
<  'ancelleria. 

Entwürfe  17. 

Fassade  67,  100, 
91,  214. 

Portal  '.M. 

Hof  ;»:;.  210. 

Inlag. 

Treppen  215. 

Kapelli 
Collegio  roinano. 

II,, !    100, 


I  irts -Verzeichnis, 


- 

Campagna  71. 
- 

-    92,  110,  210. 
Minerva  med 

-    oi  267. 
Pal-Branconio  d'  Aequila  92,  205,  315. 
aprauica. 
-    r  81. 
priui  9-1,  205,  207, 

..    dei  Convertendi  s.  Caprini. 
..    Farm  - 

211. 

L07 . 
228. 
L09. 

•■    L98,  209. 
Anlage  205. 
Treppe  215. 
Einfahrt  231. 
140. 

I.  di  Firenze  1 

riraud-Torlonia  67,  205,  21  t. 
..     Laucelotti  210. 
..     1. 

210. 
..     Linotte  211,  212. 
.,     Jlaccarani  205. 
Massimi. 
Bof  54,  110,  211. 
108. 
111. 
Fassade  211. 
[nneres  21  1 . 
;en  340. 

Kamin   308. 

Negroni  107. 
..     Nicc  »Uni  205. 

HD. 
..     :'  ispoli  206,  228. 
21 1. 
207,  210. 
.. 

L10,  314. 
.. 

..     Spada 

..     di  210,  266. 

Pal.  <li  Venezia. 
Gründung  10,  n. 
Hu  58,  210. 
Zinnenkranz  65,  206. 

Am 

206. 
Pal.  Vidoni-Caffarelli  94,  11".  205. 
Pantheon   11.  91,  '.'2.  93,    109,    120. 

l'il    •  241. 

240. 

.. 

de]  Popol 


l;  om  (Fortsetzung). 

Porta  S.  Spirito  239. 
Sapienza. 

Hof  im». 

Septizonium  39,  54. 

Spedale  S.  Spirito  83,  2:^i. 

Thermen  des  Titus  271,  274,  364,  366. 

des  Diokletian  L(  J,  367. 
Vatikan. 

Neuhan  9,  L0,  11. 
Appartamento  Borgia  sc.  365,  369. 
Bibliothek  Im;.  211,  376. 
Braccio  uuovo  211. 
Cap.  Sistina  98,  307,  31 
Cortile  S.  Damaso  21 1. 

<li  Belvedere  54,  93,  L00,  L18, 
211. 
Fusshöden  343,  345. 
Giardino  della   pigna    Um»,    l  18,  249, 

268,  314. 
Galleria  geografica  376. 
i  rartenentvi  urf  264. 
i  rarten,  äusserer  269. 
Inschrift  345. 

Loggien  98, 100, 118, 274. 330, 345,367. 
Sala  regia  211),  372. 
Stanza  dell'  fncendio  363. 

di  IIa  Segnatura  326,  364. 
Stufetta  264. 
Thüren  112,  330. 
Treppen  215,  216,  268. 
Villa  Belvedere  251. 
Vigna  di  Papa  <  riulio   16,  375. 

Hof  54,  261,  315. 
Villa  Borghese  263. 
..      Farnesina  94,  98,  L10  (2), 215, 253. 

Malereien   !';>.  359,  364,  369. 
„     Lante  255,  263. 
..     Madama90,  254,  268,  269  '2',  314, 
368. 
Magliana  251. 
..      Mattei  263. 
..     Medici  263. 

Montalto-Negroni  263. 
..      Pia  249,  262. 
..     Sacchetti  249. 
Strassenkorrektion  212. 


3ale  i'  ii  o. 

I  lom. 

Atrium  L84. 
S  a  I  o  n  e  (bei  Rom) 
Sa  ro  nno. 

Kirche  Hin. 

-  a  V  (>  II  a. 

Palasl   117. 
Sien 

S.  Bernardino 
Decken  340. 
3.  I  ati  rina. 
<  rründung  5. 
ide  146 
Anlage  191. 
Hof  191. 


s. 


372. 


IUI. 


1  irts  -Verzeichnis. 


417 


Siena  (Fortsetzung 
Dom  5j  29. 
Altar  Piccolomini  278,  304. 
Libreria. 

Pfeilerdekoration  361. 
1  lewölbemalerei  364,  367. 
Eingang  27s.  318. 
Bischofsthron  329. 
1  irgellettner  330. 
Cap.  S.  Giovanni  177. 
Bodenmosaik  343. 
Stuhlwerk  324,  326. 
Tabernackel  322. 
Weihbecken  308. 
Prachtaltar  278. 
S.  Domenico  158,  161. 

Ciborium  278. 
Fönte  gaja  5,  Ml 2. 
Fonteginsta. 
Altar  278,  304. 
Tabernakel  322. 
Weihbecken  322. 
Inneres  164. 
S.  Francesco  158. 
Innocenti  125. 
S.  .Maria  delle  nevi  146. 
.,       .,      della  Scala. 

Orgel  330. 
5  !  vi. 
Säulen  52,  57. 
Inneres  157. 
Brunnen  310. 
Loggia  del  Papa  117.  225,  226. 
Loggia   degli    Uniti   <  >C . » > j i  1  i  >  222,   226, 

278,  307,  374. 
Osservanza. 

Kassette  379. 
Pal.  Bandini-Piccolomini. 

Fassade  65. 

Tal.  Hella  Ciaja   199. 

.,     del  Magnifico. 

Thürringe  322. 
.,    Marsigli. 

Kontract  1.'). 
Stil  33. 
..     della  Mercanzia  222,  22*;. 
.     Nerucci. 

Fassade  64. 
.,     Piccolomini. 

Fassade  64,  107. 
Fenster  79. 
..     pubblico. 

I  Dekoration  M74. 
Kapelle  8. 
[ntarsien  327. 
Thür  278. 
.,    Spannocchi. 

Fassade  64. 
Portal  82. 
Pflasterung  241. 
Piazza  2 15. 
Porta  nuova  .">. 
Spital  31. 
Strassenkorrektion  242. 

Burckha  rd  t,  It.ili.  i    Aufl. 


s  i  ena 

Villa  Belcaro  257. 
Villa  Belcaro  257. 

Treppe  216. 
Villa  Colomb 
S  )"•  1 1  o. 
Dom. 
Hochaltai 
Sp  o  li 
I »"in. 
Vorhalle  1  ls. 
Aussenkanzel  307 
Manna  d'oro  | 
Maria  di   I 
Pinacoti 

rnakel  280. 
S  u  Imo  ii  .i. 

Pal.  della  Nunziata. 
Fenster  .vi. 

T. 

Tivoli. 

Villa  d'Este  261,  266,  267,268,270,  315 
Todi. 

.Mad.  della  Consolazion 

T  re  \  i  s  <>- 

Vescovato. 
Malereien  360. 
Turi  n. 

Kathedrale  144. 

ü. 

Udine. 

Arcivescovado  369. 
i    1'  b  .i  u  i  a. 

S.  Maria  del  riscatto  128. 
ürbin  ■>. 

Pal.  ducale  8,  11. 
Fenster  79. 
Anlage  199,  200. 
Thürp! 

Dekoration  281. 
Kamin  281,  388. 
Simse  281. 
Brunnen  307. 
Decke  340. 
Fries 
S.   Bernardino  138. 
s.  Domenii 
Portal  83,  84. 

V\ 

Vall  i'  in  1'  r 
Kli'-: 

dig. 
-     Andrea  71. 
Lpostoli. 
Kapelle  17.">. 

s.  Fantino 

-.  igno  1 1  I 


3 


I  »rts -Verzeichnis. 


lig  (Fol 
S.  Giorgi 

152. 
Im:- 
Bibliothek 

73,  127. 
•  ■  Paolo, 
mal  Vendramin  105,  283,  299. 
299 
5.  M 
Thurra   ll 
Thurmhelm    71. 
Capp.  /•:.  10,  302,  317. 

rthüren  318. 
Intarsien  326,  327, 
Hängelan 
S    M  Frari. 

Altarbüd  Bellinis 

kj  • 
Bankollekte  2. 
Aeuss  179. 

Inneres  175. 
koration  282. 
S    Maria  dell' 
142. 

-  Maria  delle  Salute. 
1  leckenbilder  342. 
Leuchter  321   (2). 

-  Martin«'  136. 
3.   '•'. 

Fass 
Pfon 

Inneres  156. 
S.  Pantali 

.-!,  342. 
R( 

Fassade  152. 
Inneres  162 
3.  3:  :  •   '  re  105,  166. 
Refektorium  und  Kreuzgang  186 
lista  191. 
-    Marco  HO,  191. 
2  32. 
Inkrustation  73. 
201. 

-  lola  S.  Rocco  7:;.  191,  219. 
Treppe  191.  201. 

-  3        tiano. 

-  Zaccaria. 

Inneres  156. 
Akademie. 

Hol  l 

Decken  340. 
Bibli  •  94,  222  f. 

jchi. 

..     i 

73. 

..     I 


V  ened  i  g  (Fortsetzung). 
Pal.  Ducale. 

Porta  della  carta  29, 
70,  72,  22S 


34. 


Aeussere; 
Hof  222. 
Saal  des  grossen  Rathes  111,  219. 
S<  ala  d'oro  202. 
Dekoration  282,  :>74. 
Kamin  282,  308. 
i  üsternen  322. 
Decken  340,  342. 
..     Foscari   12. 
..     Griraani. 

Baumeister  16,  7:;. 
Anlage  202. 
Decke  342. 
Malereien  369. 
Malipiero  73. 
Manzoni-Angarani  7:>. 
..     Pesaro  -221). 

Rezzonico  229. 
.,     Trevisan  73. 

Vendramin-Calergi  51,  67,  73. 
..     Xeno. 

M  ..Uli    16- 
Pflasterung  241. 
Piazzetta  244. 
Prigioni  102. 

Procurazien  51,  222,  .244. 
Rialtobrücke  240,  244. 
Statue  des  Colleoni  283. 
Wasserfort  am  Lido  6,  283. 
Zecca  (.i7. 

V  e  r  n  i  a. 

Kloster  185. 

V  e  ro  n  a. 

Amphitheater  39,  62. 
s.  Bernardino. 

Cap.  Pelligrini   137,  177. 
S.  Fermo. 

Grabmal  Turiani  300. 
S.  Giorgio. 

Anlage  161. 

Altar  306. 
Mad.  di  Campagna  1.'57. 
S.  Maria  in  <  »rgano  156. 

( lewölbemalerei  362. 

Intarsien  326,  327- 

Leuchter  330. 

Pult  329. 

Stuhlwerk  329. 
S.  Nazzaro  e  Celso. 

i  ap.  S.  Biagio  167,  360,  362. 
i  Borella. 

Wandmalereien  350. 
Loggia  dell  Consiglio  220. 

Fenster  81. 
Scaligergräber  292. 
Pal.  Bevilacq.ua  2*12. 

.,     1  anossa  215. 
Fries  358. 

.,     Pompei  202. 
Pozzoni. 
Fenster     l. 
Porta  auova  239. 


iclinis. 


II'.' 


Verona  (Fortsetzt! 
Porta  Stripp  i 
..      S.  Zeno  2 
..     de'  Borsari  91,  304 
Vi cen/.  ;i. 

Basili.a  ;,;».  HO,  222,  230. 
Pal.  Cliieregati  :»4.  Jl".'. 
..     Marcantonio  Tiene  229 
Eof  232. 
Tri8sini  dal  velln  d'oro  229. 
..     Orazio  Porto  229. 

Hof  232. 
..     Schio-Franceschini  229. 
..     Porto-Barbarano  229  (2). 
..     Adrian  Tiene  229. 
..     Trissino  229. 
..     Valmarana  229,  •_':;•_'. 
..     Giulio  Porto  229. 
..     de!  l  apitano  'J'j'.i    2  . 


Villa  Capra    R 
itro  olimpi 

.    Orsini  _'i>u 

i  DO. 

Piazza  245. 

V  i  -  - 

Madonna  di  M 

i  b  o. 
S    Elisa 

Brunnen  310. 
Madonna  della  Qaercia  145, 
Villa  Laut.    260,  315. 
\'  i  v  o. 

Villa  Cervini  i 


B1— 

G  e  i 

ali 

P. 


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