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Full text of "Geschichte der scḧönen redekünste Persiens"

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ſchoͤnen Redekünfte Perfiens, 
Blüthenleie 


zwephundert perſfiſchen Dichtern. 


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Joſeph von Hammer,-tun,. un 


Mitten des St. Annen⸗Ordens zweyter, und Des Danebrogs dritter Elafle, wirklichem 2.9. Hofrathe und Hofde Umetſche an 

Der gebeimen Hof» und Staatskanzelley, wirklichem Mitgliede der Alademien zu Göttingen und München, correſpondirendem 

Mitgliede der Akademie der Infchriften und der (dönen Wilfenfchaften zu Paris, und des Inſtituts zu Aumſterdam, Ehren⸗ 
Mitgliede der aſßatilchen Geſellſchaft su Calcutia, und der su Bombay. 


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Mit dem Porträt des Verfaffers, einem Notenblatte und einem Sahhregiſter. 





Mien, 1818. 
Bey Heubner und Volke, Buchhändler. 


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1321 


Freyherrn Sylbeſter de Sach, 


Offizier der. Ehrenlegion, Mitgliede des Ausſchuſſes des öffentlichen Unterrichts, ber Akademie der Inſchriften 

und [hönen Wiſſenſchaften zu Paris, ber Akademien von Göttingen, Münden, Berlin, Coppenhagen, Am⸗ 

ſterdam und London, Ehrenmitgliede des Muſeums von Frankfurt, Correſpondenten der wetteifernden Geſell⸗ 
ſchaft von Cambrai und Abbeville, Profeſſor der arabiſchen Sprache an ber k. Bibliothek zu Paris; 


dem großen Orientaliſten, 
dem ſcharffinnigen Entzifferer altperſiſcher Inſchriften, 
dem klaren Geſetzgeber arabiſcher Sprachlehre | 
dem gelehbrten Herausgeber philologifcher Mufterwerke ; 


dem freundichaftlich gefinnten Befoͤrderer 
orientalifcher Litteratur in allen Zweigen und Ländern, 


mittelft deſſen Eifer allein, unter Napoleon’s Herrſchaft, die Zurückgabe von mehr 
als hundert koſtbaren morgenländiſchen Handſchriften, ohne Waffen und ohne Gold, 
durch den Berfafier bewirkt ward, 


widmet derſelbe biefes Werk als öffentliche Suldigung 
der Verehrung und Freundichaft. 


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Borrede 





Raven der Verfeffer die Geſchichte der ſonen Litteratur der Dürken, alo eine Ab⸗ 

theilung der Litteraturgeſchichte Herrn Hofrathes Eichhornm bearbeitete, und die ge⸗ 
ſchichtliche, allen Drientaliften bekannte Wahrheit, daß die türkiſche Litteratur (nur 
eine Nachahmung arabifcher und-perfifcher Meifterwerke) fih aus den Schägen bey: 
der bereichert habe, mit jedem Schritte durch eigene Meberzengung belebt fand, ent- 
ftand in ihm der ſehr natürliche Wunſch, dem Blüthengeruche aller orientaliſchen 


Dichtkunſt, bis in den Frühlingsgarten derfelben, das ift bis. zum Urfprunge perfl- . . 


fher Poefie nachzugehen, und Diefelbe in allen ihren Rofen- und Fruchtgärten, 
Cedern- nd Palmenhainen, Laubhütten und Shattengängen zu durch⸗ 
wandern. . > ' 
Die arabifhe Poeſie hat zwar faſt drey ganze Jahrhunderte/ nämlich die drey er⸗ 
ſten des Islamismus, vor der perſichen vorans, und ‚ift in fo weit die älteſte der 
drey Litteraturen, der arabiſchen, perſiſchen und türkiſchen naͤmlich, welche die dreyfache 
Tiare vorderaſiatiſcher Gelehrſamkeit bilden; aber wenn gleich Die perſiſche Dichtkunſt 
fich ſelbſt in der Folge vielfältig aus der arabiſchen bereichert, und ſogar das Verſemaß 
von derſelben angenommen hat, ſo iſt ſie doch eine auf eigenem Boden gewachſene, die 
ſich länger in ihrer urſprünglichen Reinheit, und für immer den Reitz ihrer eigenen 
Anmnth erhielt, was bey der türkiſchen Litteratin (dem öftlihen Zweig derfelben, Die 
- Hchagataifhe, ausgenommen) gar nicht der Fall iſt. Gie ift die Blume aller Poefien . 
des Morgenlandes, und wenn ihr die indifche Durch Blüthen wie Sakontala den 
Kang an Zartheit abgewinnen möchte, fo kann ſie ſich an Pracht und Glanz, an Fülle 
und Gediegenheit, an Eörnigtem Gehalte und geregeltem Reichthume, derfelben nicht. 
vergleihen. Was uns von jener aus dem Mahabarat ud Ramajiana durch 
eberfegungen bekannt iſt, ſtehet weit ‚hinter den fo beftimmt gezeichneten und bellge- 
färdten Dichtungen des perfifchen Heldenbuches, des Schahname, zurück, und dem 
Kalidas ſtehet mehr als ein perſiſcher Dichter gleicher Größe gegenüber. Vorzüg⸗ 
lich wurzelte die Blumenflor der Dichtkunſt, Die Lyrik, in Perſien auf heimiſchem Bo⸗ 
ben, der von allen Seiten unter Den zritten feiner Bewohner harmoniſch widertönt. 


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JOSEPH von HAMMER 


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ſchoͤnen Redekünfte Perfiens, 
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zweyphundert perfifgen Dichtern. 


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Von 


Joſeph von Hammerrtns 


Mitten des St. Annens Ordens Hoenter, und des Danebrogs dritter Claſſe, wirklichem . P. Hofrathe und Hofde Umetſche an 

der geheimen Hof» und Staatskanzelley, wirkliche Mitgliede der Akademien zu Göttingen und Münden, conrefpondirendem 

Mitgliede der Akademie der Inſchriften und der ſchonen Wiſſenſchaften zu Paris, und des Imfituts w Amſterdam, Ebren⸗ 
Mitgliede der aßatiſchen Geſellſchaft su Calcutia, und der u Bombay. 


- 


Mit dem Porträt des Verfaſſers, einen Notenblatte und einem Sadrsgifter. 





Ben Benbner und Volke, Buchhändler. 





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Dritter Zeitraum. 


Myſtiſches und moraliſhes Zeitalter. 


Dſchelaleddin Rumi'und Saadi. | 


Seite 137. 


ZLVL Zeridedbin Uttar - © 0 oo. + Beite 140 
XLVIL, gardari 0 0... ea. 157 
XLVIII. Echerefeddin Seferdeh ‚ ber Dichters 
| re eh 
XLIX. Seid Sulfafar Shirwani. . - . 
L. Dſchemaleddin Mohammed Abdorrifaf aus 
Ißfahan . - EEE 
LI. Kemal Ismail aus Ißfahan 
"LIE, Said auf Heat » Pe 0 
LIIT. Reſieddin Lobnani . - 2 2... 
LIV. Eßireddin Dmani - 2 2 2 2 2 0. 


eo e 0 24 


1111157 


LV. Scheich Saad aus Hama.... Seite ı68 


LVI. Haſſan Motekellim, (d.i. der Redner) . — 163 
LVU. Mewlana Dfcelaleddin Rum. - 2. = 168 
LVIIT. Ewhadi aus Meragda . © 2 22 — 199 
LIX. Rokneddin Kobali - - - 2 2 2 oe 2 — 20 
LX, Serideddin Ahwal (d. i. der Schielende) . — 20a 


LXI. Medſchdeddin Semeki, der Dichterkönig. 


Vierter Zeitraum. 


Seife ber lyriſchen Digtunf, Hoͤchſter Floͤr perſi ſcher Poeſie und Mhetonif, 


LXVI. Pur Beha Dſchami.....⸗Seite 221 
. LXVO. Dſchelaleddin Dſchaafer Ben Farchari, — 132 


LXVIII. Eeid Nimetollah aus Kuhiflan. . « — 223 
LXIX. Nefari aus Kubilan.- 2 oo. .. — 223 
LXX. Lutfollah aus Nifhabur . - 2 0 0. — 224 
- LXXL Scemfedbdin Tabfi. - - » se 15 
LXXII. JS 2 on 
LXXIII. Seid Hoffen © «oe oe. — 28 
LXXIV. Emir Ehosry aus Deflia = oo . 229 
LXXV. Emir Haffan aus Debli . - . . + — a32 
LXXVL Mewlana Haflan aus Kafdan - . . — 23a 
LXXVIL Mewlana Dicbelaleddin, der At „ —y 2333 
LXXVIIL Mewlana NRaflir Budardi . - —_ 1334 
LXMIX. Emir Zemineddin Tograji Serjumendi .. — 234 


LXXX. Emir Mahmud Ben Jemin Zeriumendi . — 234 
LXXXL Mewlana Mofaffer Herwi ..-.. — 239 
LXXXII. Ibn Hoſſam en. — 1240 


203 
. LXIL, Abdolkadir Nie 2 2 02 0 2 202 
LXIII. Imami aus Herat oe 2 2 00 = 20 
LKXIV. Ehodfha Hemameddin a 2.» — 20% 
LXV, Saadi . 8 0 8 8 8 0 2.0. — 104 
Hafıf und Waßa'f. 
Seite 219. . _ 
LXXXIV. Sachredbin Binafiti. - « „ + Geltea4r 
LXXXV. Saflzalah Rafhıdsededin. - 2. — 243 
LXXXVI. Chodſcha Abdollah Waßaf - . « — 243 .: 
. LXXXVIOL Chodſchu Kermani. « - 0.0 — 148 8 
LXXXvuI. Mit Kermali. oo oem U. 
LXXXIX. DreidSalanie - 2 00 — 249 YAM 
IC, Biabanki (Ahmed Ben Mohammed Ben 

Hm) © 0 02 0 0 net 3, 

XCI. Gedſchedſch Tebrfi - - oo yo. — 251 

SCH, Ton Rofub- » 2 02 0 0a aba 

XCIII. Scerifi (font auch Sahib Baldi) .. — 352 

XCIV. Abdol⸗ melek Samarkandi . . „0. — 253 

XCV. Amad Ralib . © «0 ee 453 
XCVI. Mohammed Ben-Ahmed Attar ih 
XCVII. Kemal Chodfhendi. - » 2: 01. — 55 
XCVIII. Dſchelaleddin Adhad „ » » a 0 — 259 
XCIX. Selman Sawedfhi . - = 2... — 160 

— 361 


LXXXIII. Moineddin Al-dſchuwaini... — 240 


Fünfter Zeitraum. - 


C. Schemfeddin Mohammed Hafif - . - - 


Stillſtand der perffgen Poefie, begränzt durch Dſchami, ‚ben legten Dichter erfier Größe. 
Seite 273. 


Cl. Buffati 04 Seite 276 
CI Ißmet aus Buchara .... — 177 
LI. Thiali aus Bodara. - a 0 2 0 0 0 = 279 
CV. Berunduk. 2 000° 


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0 — 280 


CV. Roſtem Chorjani Er Seiteabı 
CVI. Kiatibii. 2 281 
CVII. Bedr Schirwani . 0 0 eine a 264 
CVIII. Mewlana Derwend aus Aftrabad. 


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Freyherrn Spivefter de Sach, 


Offizier der. Ehrenlegion, Mitgliebe des Ausfchufles des öffentlichen Unterrichts, ber Alabemie ber Inſchriften 

und ſchoͤnen Wiſſenſchaften zu Paris, der Akademien von Göttingen, Münden, Berlin, Eoppenbagen, Aıne " 

ferbam und London, Ehrenmitgliede bes Muſeums von Frankfurt, Correſpondenten der wetteifernden Geſell⸗ 
{daft von Cambrai.und Abbevile, Profeflor der arabiſchen Sprache an ber k. Bibliothek zu Paris; 


dem großen Orientaliſten 
dem ſcharfſinnigen Entzifferer altperſiſcher Inſchriften, 
| dem Haren Geſetzgeber arabifher Sprachlehre, | 
dem gelehrten Herausgeber philologiſcher Mufterwerke ; 
2 dem freundſchaftlich gefinnten Befoͤrderer 


orientalifcher Litteratur in allen Zweig en und Ländern, 


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mittelſt deflen Eifer allein, unter Napoleon’ Herrſchaft, die Zurückgabe von mehr 
als hundert koſtbaren morgenländiſchen Handſchriften, ohne Waffen und ohne Gold, 
durch den Verfaſſer bewirkt ward, | 


widmet derfelbe diefes Werk als öffentliche Suldigung 
der Verehrung und Freundſchaft. 


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CLXXXXIN. Kemal Ion Gajaß . . - . Geite388 CLXXXXVII. Mewlara ia . . - . Seite 391 
CLIXXXIV. Molla Wahſchi 388 CLXXXXVIIL Sb. - 2: 2 — 393 
CLXXXXV. Mewlana Nıfam aus Afrabad. „ — 391 CLXXXXIX. Abul:Safl.. .- 2 2 2 2. — ögb 
CLXXXXVI. Baba Figani aus Schiraf. “ — 891 CU. Feiſt. nenne — koo 


Siebenter Zeitraum. 


Verfall der Dichtkunſt und Geſchichte in Perſien und’ in Indien. Flor der Brieffchreibefunft und 
. Heifebefchreibung. Seite 411. * 


Sachregiſter er re re —4 Seite 417 











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ſchoͤnen Redekünfte Perfiens. 











Allgemeine Weberfidt. 





Erſte Abtheilung. 


Bon dem Beginne perfifcher Cultur bis zum Umfturze des perfifchen 
Reichs durch die Araber. 
Ede wir die Geſchichte der ſchoͤnen Redekuͤnſte bey ben neuen Perſern feis ber Zeitrechnung ber Hed⸗ 
fhira beginnen, wollen wir mit wenig Worten ber älteften Monumente perfifher Literatur, von der 
Gründung des großen Reichs an, „erwähnen. Wir Fennen diefelben zwar entweber gar nicht mehr, oder 
nur dem Nahmen nach, oder in ſpaͤteren Umarbeitungen, wie bie Senbbüder; aber was bie Zeit 
"und die Gefchichte aufbewahrt hat, zeigt eine frühe und hohe Cultur der Wiffenfchaften und ber 
" Künfte, vor deren Flor die Weberlieferungen alter Seifteswerfe, wie die Denkmahle von Perfepolisg, 


jeugen. Das ditefte Buch des ganzen Morgenlanded war zweifeldohne das dem Huſcheng, dem ers . 


ften Könige Perſiens, zugefchriebene berühmte Werk, unter dem Titel Dſchavidaniſchired, ober 
die ewige Weisheit, wenn daſſelbe wirklid vom alten Könige oder zu feiner Zeit zufammen- 
getragen worden. Haffan Ben Sehl, ber Weir Mamuns, üÜberfegte es ins Arabifhe, und 
ein Auszug davon findet (1) fih in ber Einfeitung der Sitten ber Araber und Perfer, vom 
Sheih Ali Ben Maskuje, bis jegt in Europa noch unbekannt. 

Hom (Dmanes), -der erfte Räuterer des Sabäismus unter Dſchemſchid, und als Religions: 


verbefferer- der Worfahrer Serduſchts oder Soroafters, hinterließ wahrfcheinlich gefhriebene - 


Werke, weldhe den fpäteren Sendaweſta zum Mufter dienten. Diefes Werk umfaßte in ein und 
zwanzig Nosk oder Büchern nicht. nur die Liturgie des Parfen -Eultus, fondern auch Geſchichte, Ster⸗ 
nen= und Arzneykunde, Gefege und Hymnen (2). 

Serduſchts Zeitgenoße, Freund und Beſchutzer, war ber weiſe Weſir Dſchamasp, welcher 
ſchon aſtronomiſche Tagebücher verfertigte, und deſſen Nahme durch Weisheit und Wiſſenſchaft nicht 
minder berühmt geworden, als der Aſſaf's bes Weſirs Salomons. Serduſcht entwickelte zu 
dieſer Zeit das Lehrgebaͤude des garten = Cultut, „ welches durh Anquetil's Meberfegung juerft in Eu⸗ 





G) Hadſchi Ehalfa encpelopaͤdiſches Wörterbuch unter Dſchavidani cirede 
(2) ©. den Inhalt deſſelben in Kleuker's Sendaweſta, II. Theil. Aus dem Worte Nosk iſt unſtreitig 
das Wort Neschi, welches Die neuere arabiſche Schrift bedeutet, entſtanden. Einem Theile der Send⸗ 
bücher fcheinen die indifhe Wedas, und anderen die Puranas, sum Vorbilde gedient zu haben. Die 
Eintdeilung der Puranas in fünf Theile (fiehe Cofebroofe in den Asiatic researches VII. 201.) 
ſcheint auch zu der Eintheilung der perfifhen Chamfa oder Fünfe f, d. i. die Sammlung fünf großer Ges 
dichte von Einem Verfaffer, Anlaß gegeben zu haben, und Die 120,000 Verſe des Schahn ame antworten 
den 120,000 Verſen Sorodaſters, deren Hermippus erwähnt, 


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ropa befannt geworben, und nicht nur als altes Geſetzbuch und hiſtoriſche Urkunde, ſondern auch als 
die Quelle, woraus der Koran und die neue perfifhe Mythologie fehr vieles gefchäpft und beybehal⸗ 
ten haben, vom Forſcher der Geſchichte der perſiſchen Redekünſte ganz beſonders ins Auge genommen 
zu werden verdient. Das Paradies und bie Hoͤlle Ddu ſach und Gorotmany), die Quelle des Pa⸗ 
radieſes (Arduiß ur bey den Parfen, Kewßer bey den Perfern), bie Scheibungsbrüde (Taſchin e⸗ 
wad bey den Parfen, Sir ath bey den Perfern), der Führer zum ewigen Leben (Kebar bey ben 
Parfen, .Chifr bey den Perfern), find aus der Meligionslehre Serduſchts in bie bes Jslams 
übergegangen. So in bie poetifhe Mythologie die Dime und die Peris, der Berg Kaf und ber 
Vogel Simurg, die Rautenfpielerinn Sohre oder Anahid im Abendftern, und die gefallenen En- 


‚gel Harut und Marut, deren Vaterland aber noch höher in Indien zu fugen, wo bie Dejutas 


(Dime) ald Gottheiten in den Tempeln, ber Vogel Garuda (1) (Simu?g) auf dem Kaufafus, 
Schukru GSohre) als Genius des Abendſternes, Marut, der Genius der Winde in den Luf⸗ 
ten, und Harut (Varuna), ber Genius der Waſſer in den Wogen wohnt, Selbft die Helden 
Sam und Salfer feinen indifhen Urfprunges (2). 

Der Mittelpunct ber Cultur war damahls Bamian, von wo indifhe Weieheit und Kunſt in 
das benachbarte Balch (Baktrien) ausging, und unter Kuſchtasp's Regierung, durch Serduſchts 
und Dſchamasp's gemeinſchaftliche Bemühungen, im höchſten Flore ſtand. In Bamian erhoben 
fih Pagoden und Coloſſen; in Bald, das nur zwey Tagreiſen davon entfernt liegt, der berühmte 


. Seuertempel Behar, von den Schulen ber Magier umgeben, , Noch erregen bie ungeheueren Coloſ⸗ 


fen von Bamian (3), verfhont von der Zeit, und nur durch Kanonenkugeln vorüberziehender isla= 
mitifcher Eroberer verftümmelt (4), die Bewunderung aller Reifenden; noch ſieht man zu Balch bie 
Spuren des berühmten Feuertempels und feiner Akademien, welde unter Kuſchtasp's Regierung 


von Ardfhasp, bem Kern Turans, zerftört, fich bald wieder aus ihrem Schutte erhoben. An 


biefem Zempel waren bie Vorfahren der Barmegibden-Priefter (5), und in ihrem den Wiſſenſchaften 
und Künften fo günftigen Geſchlechte, Leuchtete die dur den Islam in Schutt und Blut erläfchte 


 Zlamme bumaner perfifcher Bildung, fpäter noch einmahl im fhönften Lichte auf. Als Denkmahle 


baftrifcher Kunft beftehen noch heute die Nuinen von Iſtach ar oder Perfepolis (6), wohin die Ko⸗ 
nige, nachdem Bald durch Ardſchasp's Einfall verheert war, ihre Nefidenz übertrugen. Nun blübte 
in Perfepolis, Sufa und Babylon, wo die Könige abmwechfelnd ihren Hof auffchlugen, wiffens 
ſchaftliche Cultur, wie vormahle zu Bald. In Baftrien. aber und dem benachbarten Trans⸗ 
orana wurden bie Wiffenfchaften und Künfte niemahls Fremdlinge, und von der diteften ‚Zeit bie 
auf die neuefle, waren die Länder biesfeitd und jenfeit des Drug ein Lieblingsaufenthalt der Wiſ⸗ 
ſenſchaften und ihrer Verehrer,— 

Hier in den großen Städten Bamian, Balch, Merv und Bochara, als eben fo vielen Ver⸗ 








. (1) Garuda the eagle upon whom Vishnu and Jupiter are represented riding is the Simurg of persian 
‚romances. Asiatie researches VI. 455. j 
(3) Shama and his disciple Sarasala. Asiatic sesearches. VI. 527. 
(3) Serdengi.fbunril. ©. 151. . 
(4) Asiatic researches. 


E 65) Dfdihbannuma, ©. 3:6. 


(6) Siehe Heeren’s Ideen; (wiewohl wir dieſe battriſhe Kunſt keineswegs für eine griechiſche halten). 





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einigungspuncten ber Cultur, bildete ſich das Parſi, oder der reinſte perfi fhe Dialect, zur Hofſprache 
aus, von welcher derfelbe nach dem Thore.des Zürften (das im Drientalifhen gleiche Bedeutung mit 
unferem Hof hat) Deri, d.i. die Thor- ober bie Hofſprache genannt ward, und fi) als ſolche, 
unvermiſcht mit dem Xrabifchen, bis in die erften Zeiten des Islams erhielt. Das erfte Verdienft um 
diefe Sprachreinigung hatte Behmen, der Sohn JIsfendiars, welder aus allen damahls in Per: 
fien herrſchenden Munburten, das Parfi zur Hoffpracdhe beftimmte; doch theilte es bie Herrſchaft noch 
immer mit Pehlewi, das in den nordweſtlichen Provinzen des Reichs geſprochen ward, bis Behram— 
gur (gleichzeitig mit dem jüngeren Theodoſius im fünften Jahrhunderte der chriſtlichen Zeitrechnung) die 
Sprachreinigung vollendete und dem reinen Parft, unter dem Rahmen Deri, die bleibende Herr: 
ſchaft über alle andere Dialecte ſicherte (ı). 

Mit ihm beginnt eigentlich die Cultur des Neuperfifchen. Chos ru Nuſchirwan, deſſen Nah⸗ 
men durch Gerechtigkeitsliebe im Occidente wie im Oriente verherrlicht worden, war nicht minder ein 
Freund der Wiſſenſchaften und Künſte, als der Gerechtigkeit. Unterſtützt von ſeinem Weſire, dem gelehr⸗ 
ten und weifen Biſürbſchimihr, verherrlichte er feine Regierung durch Denkmahle der Wiſſenſchaf⸗ 
ten und Künſte. Gr ließ den gelehrten Arzt Barfuje nah Indien reifen, um das Schahſpiel 
und die Kabeln Bidpai’d, als die größten Schäge, welche der perfifche Kaifer dem indifchen neidete, 
auf perfifchen Boden zu verpflanzen. Mit einem Neifegelde von einer halben Million Silberſtücke aus« 
geitattet, ging Barfuje nah Indien, und brachte das Spiel und das Buch der Könige zurüd, 
das Nuſchirwan um diefen Preis nicht für zu theuer erfauft hielt. Die Bewunderung des Orients 
und des Occidents, dem das Schahbret und das Fabelbuch zur bleibenden Belehrung und Unterhaltung 
ward, haben dieſe Summe unſterblich verzinſet. Barfuie, der gelehrte Arzt, ber Ueberbringer der 
Apologen Bidpai's, ward zugleich der erſte Ueberſetzer derſelben ins Perſiſche, und Biſürdſchimihr, 
der Begunſtiger der Reiſe, ſorgte für die reichliche Belohnung des Finders und Ueberſetzers. 

In die Fußſtapfen Biſürdſchimihr's trat der Weſir Biſurgomid (jener Nahme heißt Groß—⸗ 
liebe, dieſer Großhoffnung) unter ber Regierung Chosru’s Parmis, ber durch Glanz und 
Prachtliebe feine Worgänger, die großen Könige weit hinter fi) zuruͤckließ. Zwar ſchweigt die Ger 
ſchichte von wiffenfhaftlihen Monumenten feiner Zeit, aber perſiſche Kunft erflieg damahls den hoͤchſten 
Sipfel ihrer Vollendung. Mahlerey und Bildhauerey, Baufunft und Muſik flritten in die Wette 





(1) Ferhengi Sıuuri I. Blatt, 432; auh Ferhengi Dſchihangiri. S. die Abhandlung über die 
alter Sprachen Perſiens, Sendaweſta von Kleufer I. Thl. ©. 92. Serbengi Schuuri fagt 
ausdrüdlih, daß Deri dasfelde mit dem heutigen Parfi it, welches auch die in griechiſchen Schriftſtel⸗ 
fern häufig vorkommenden perfifhen Wörter, die fich alle aus Parfi erklären laffen, beftätigen. Der Un⸗ 
terſchied, den einige europäifche Philologen zwiſchen Parfi ımb Farſi machen, ift ganz unnüg, und der 
Unterfied greifen dem alten Deri und dem neuen Parfi befteht blos darin, daß jenes noch unvermiſcht 
mit arabifchen Worten war, während es in den neueren perfifhen Dichtern überall mit dem Arabifchen vers 
mifeht if. Am wenigſten iR es in den Alteften neuperſiſchen Dichtern, in Rudegi und Firduſſi, wiewohl 
fih auch ſchon hier einige arabifche Worte eingefchlihen haben. Neun Mundarten Perfiens waren außer dem 
Pehlewi und Parfi, die von Herat, Sogd, Sag, Samwuliftan, die von Thaberiftan (mo: 
von die Geſchichte Thaberiftans Proben von Rejani enthält), endlid die von Dilem, Cho— 
wareſm, Aſtrabad, Gurdſchiſtan und Kafwin, wovon der Gerbengi ſchuuri BBenfpiele 
gibt» Hadſchi Ehalfa ermähns noch der Drundarten von Chuſiſtan und der affprifden. (©. En« 
epclepädifche Meberficht der Wiſſenſchaften des Orients, ©. 117.) 
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den Sie und. Aufenthalt feines Hofes zu verfhönern; Sänger und Erzähler füllten die Säle feines 
Pallaſtes. Große Werke der Baukunft und ber Sculptur. beftanden ſchon feit Jahrhunderten in ben 
Feuertempeln, in ben Gräbern ber Könige, und in dem Pallaſte von Perfepolis, aus der Zeit der 
Pifhtadier und ber Kejaniden. Diefen eiferte ſchon Chostu Nufgirman, nod mehr aber 
Chosru Parmwis, mit erfolgreihem Eifer nad. Jener führte den Reichspallaſt Tak Chosru (1) 
auf, deſſen maͤchtiges, kühnes Gewoͤlbe ber Zerſtörung von einem Jahrtauſende getrotzt, und beffen Rieſen⸗ 
mauern noch heute die Welle bes Ti gris waͤſcht, und den Audienzſaal von Kermanſ baban, hun⸗ 
dert Ellen ‘im Gevierten, zum Empfange ‚der Bothſchafter der Kaifer von China, bes Chans der 
Tataren , be# indifchen und griechischen Kaiſers. Als Seitenftüd führte Chosru Parwis für feine 
geliebte Gemahlinn Schirin den Palaft Muſchgu auf, der fih blos dem Nahmen nach in der Ge: 
fhichte erhalten. Sefteren Baues war Kaßr Schirin (a), noch heute heißt der Ort fo, wo Ruinen 
die alten mächtigen Anlagen der Palläfte und Gärten und bes fogenannten Milch-Canals bezeugen. 
Außer diefen Gärten Schirin’s war no das Paradies oder der Thierparf Chosru's berühmt, for 
wohl wegen ber Schönheit. der Anlage, als der ungebeueren Ausdehriung (3). 

Das größte und beftaunenswerthefle Werk aber aus diefer, oder einer noch früheren Epode, find 
die behauenen Zelfenwände bes Berges Bifutun, in der Nähe von Kermanfhahan, wo in Grot⸗ 
ten, Jagden und Flußfahrten in halberhobener Arbeit vorgeſtellt, Figuren im Bade und Pferde ganz 
aus Stein gehauen ſind (4). Die perſiſchen Geſchichtſchreiber nennen zwar einſtimmig als den Bildhauer 
Ferhad, den unglücklichen Liebbaber Schirin's, welcher von Chosru hieher verbannt, durch 
große Werde feinen Nahmen und feine Leidenſchaft verewigen wollte; aber aus den vom Freyherrn Gil: 
veftre de Sacy mit außerordentlichem Scharfiinne entzifferten Inſchriften ift klar, daß menigftens 

ein Theil diefer Sculpturen in die Zeit der erfien Saffaniden gehöre (5). An diefelbe Zeit fallen 
auch, laut den entzifferten Infchriften, die Sculpturen von Schapur und Nakſchi Roftem, wel 
chen die perſiſche Sage ein höheres Alter anmeifet. Ob bier Roſtem oder Arbefhir Babegan, 
ob am Berge Bifutun Schirin im Babe, und Schebdis ber Rappe Chosru’s Parwis, ob 
gu Schapur der herrlihe Triumph über den römiſchen Kaifer Valerian, oder andere Gegenftände 
vorgeftellt worden, kann hier gleihgilfäig feyn. Genug, die Arbeit felbft fällt in die Dynaftie der 
Saffaniden, welche auch zuerft Münzen mit der Schrift des Landes prägten, wahrend die Munzen 
der Arſaciden, ihrer Vorfahren, griechiſche Inſchriften führen, ‘ 

Mit der Bildhauerkunft wetteiferre die Mahlerey, und Schabur ber Hof mahler ſoll das Bild⸗ 
niß Schirin's in Farben, wie Ferhad in Stein, nachgebildet haben. Berühmter als Schabur, 
nicht nur als Mahler fondern auch als Neligionsftifter, it Mani oder Manes, ber ebenfalls in 
die erfte Zeit der Saffaniden fällt, und in der Gefchichte der Kunft wie in ber Keßergefchichte eine 
ausgezeichnete Stelle verbient. Sein Pinfel wetteiferte mit Sina’s Gemählden, damahls und bis zum 








(1) ©. Ives Travels. Voyages Otter. Schahname. 

(2) Schabname und die andern perfifchen Befchichten nach demfelben, 

(3) Dſchihannuma ©. 302. 

(4) Siehe die Befchreibung Bifutuns indem Dfichiha nnuma, überfet in ber Note zur Vorrede der dente 
(den Schirin. (Leipzig bev Fleiſcher, 1809). 


(5) Memoires sur quelques antiquites de la Perse par Monsieur Silvestre de Sacy. 





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Aufbluͤhen perfifcher Kumft, bie berühmteften bes ganzen Drients. Ueberzeugt, daß alle große Wirkung ber 


- Runft nur dem Goͤttlichen, das fich durch dieſelbe offenbart, zugefchrieben werden müffe, legte er es dar⸗ 


auf an, durch die Werke feines Genius eine himmliſche Sendung zu beurfunden. Vor und nad ihm erho- 
ben fi Dichter, wie Salomon und Mohammed, dur die Kraft ber Begeifterung und durch Mei- 
fierwerke des Wortes zur Prophetenwürde. Es bünfte ihm gleichviel zu feyn, ob das Göttliche fi in 
Worten oder in Farben ausſpraͤche, immer buldfgen die Menſchen demfelben. So dienten ihm feine 
Gemaͤhlde zum Propheten = Diplom, und Pinfel umb Palete ſtatt Wort und Schrift. Er ift unfers 
Wiffens der einzige Mahler, der burch feine Kunft zum Volks- und Neligionslebrer geworden , ein Um⸗ 
ſtand, den bie erientalifhen Geſchichten fehr umſtaͤndlich erzählen, wovon. aber in der Keberhifterie ber 
Manichaͤer von Beauſobre freyfich nichts vorfömmt. Die Sammlung feiner Gemaͤhlde, deren An: 
blick ale Herzen an fih zog und alle Geifter zu feiner Lehre befehrte, hieß Erteng oder Enger 
fion (Evayıyskıor), und war alfo im eigentlihen Verſtande eine Bilderbibel, auf welche in allen 
perſiſchen Dichtern häufige Anſpielungen vorkommen (1). 

Auch die Muſik erreichte unter Chosru Parwis einen hohen Grad der Vollkommenheit, und 
die Perſer find immer ſeitdem in dieſer Kunſt von anderen Völkern des Orients unerreicht geblieben. 
Nigiffan und Barbub hießen die berühmteften Tonkünſtler feines Hofes, von denen ber letzte der 
Erfinder der Raute und von dreyßig (2) verſchiedenen Tonweifen feyn fol. Vermuthlich Tehrte er die 
Perſer das griehifhe Barbyton und griechiſche Gefänge kennen; denn der Eriegerifhe oder frieblide 
Derkehr der Chosroen von Medain, und ber Kaifer von Byzanz durch, Heere und Gefandten, 
hatte auch den mechfelfeitigen Austaufch ven wiffenfchaftlichen und Kunftfenntniffen zur Folge. Schon un- 
ter Chosru Nufhirwan waren mit dem Gefandten Areobindus fieben Philoſophen nad Perfien 
gezogen (3), und in einem befondern Artifel bes Friedens - Tractats war für fie bebungen worden, 
daß es ihnen frey ftehen follte, nach Kaufe zu ziehen, und daß Feiner gezwungen werben würde anders 
zu lehren, als er daͤchte. In ihrer Geſellſchaft befand ſich auch Uranios, ein fprifcher Arzt (4), der 
fo an den Thoren ber Palläfte, als in ben Buchlaͤden zu fißen, und mit ben Vorübergehenden über 


theologifhe Spisfindigkeiten zu bdisputiren pflegte. Die Philofophen gefielem ſich zwar nicht lange in 


Perſien, und Eebrten bald wieder zurüd; allein die Geifter hatten ſich wechfelfeitig angeftoßen und ges 
trieben, und griechifhe Kunft war in Mebain bald’ eben fo wenig ein Fremdling, als perfifcher. Qurus 
in Byzanz. Um diefe Zeit ſcheinen altperfifhe und altgriedhifche Ton⸗ und Baufunft ſich vermähfet 


und bie Zwitter ber foracenifhen Architektur und ber neugriehifhen Muſik erzeugt zu haben. - 


Freylich erhielten beyde ihre Ausbildung erft weit fpäter,- und* bie erften und aus der Geſchichte bes 


Eannten großen Monumente. faracenifher Baukunſt fallen ein Jahrhundert fpäter in die Zeiten ber er⸗ 


ften Ehalifen aus dem Haufe Dmmia; aber bie erfte Vermiſchung diefer beyden urfprünglidh von zin- 











(1) Ingiliun oder Indſchiliun, if augenfcheinfich nichts als das griechiſche Evangelion, dad eigentlich 
verfifhe Wort aber fümmt in den Wörterbüchern mit vielfältigen Abweichungen, als: Erteng, Er: 
fdeng, Ewrend, Ergeng, Erheng, Erfeng vor. Die Gallerie des Dimes Ardfhenf, von 


der Herbelot unter dem Artikel Soliman nah dem Tabmuraßname Ermähnung macht, if vers 
muthlich diefem Bilderbuche Mani’s nachgebifder worden. 


(3) Siehe unter dem Worte Lahn den Serbeng ſchuuri. 
(II Suidas unter dem Worte resofus, 


- (d Suidas unter Oveayıog. 


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ander verfchiebenen Architekturen, ber perſiſchen naͤhmlich und der griedifchen, hatte gewiß ſchon weit 
früher Statt. Ueberhaupt blühte die Baufunft von den erſten Zeiten des Reichs an, wo der Palo 
von Perfepolis von baftrifhen Baumeiftern erbaut worden zu ſeyn ſcheint. Den Nahmen der Bau- 
meifter, weile ten Taki Chosru mwölbten und die Palläfte Chosru’s und Schirin’s aufführten, 
hat und die Geſchichte zwar nicht aufbehalten, wohl aber den zweyer früheren Baumeifter, eines arabi- 
fhen und eines perfifhen, aus der Zeit Behramgur's. Für ihn, als Kind, hatte Naaman die bey: 
den Palläfte Sedir und Chawernak (1) erbauen, und den Arditeften Senamar zum Lohne da- 
für von den Zinnen des Testen berabftürzen Taffen; woher der Lohn Senamars noch heute den 
ſchwaͤrzeſten Undank bezeichnet. Für ihn, als Herrſcher vom Throne, erbaute der Perſer Schida ei⸗ 
nen Pallaſt, der aus ſieben Pavillonen beſtand, für ſieben Schönheiten ſeines Harems (2). 

Die Regierungen Behranigur’s und Parwis, ihre Liebesabentheuer und ihre praͤchtigen Hofe” 
haltungen, gaben (wie in Europa die Befhichten Karls des Großen und Könige Arthurs) fpa- 
seren perfifhen Dichten Etoff zu romantifchen Gedichten, wie Ehosru und Schirin, Behram- 
gur, ober die fieben Seftalten, von Nifamt. In Aleranders Eroberungen und fabelhafte 
Züge theiften fi die Poeten des Drients und des Occidents gemeinfhaftlid. Die Perjer waren über 
haupt von jeher große Liebhaber von fabelhaften Geſchichten und Mähren, und Mohammed, wei: 
. her den Hang des neugierigen und müßigen Beduinen zu Mähren und fabelhaften Sagen Fannte, 
verboth feinem Wolfe ausdrücklich die perfifhen Mähren, aus Furcht, daß fie aus Vorliebe dafür 
fein Geſetz verlaffen, oder die in dem Koran enthaltenen biblifchen Geſchichten mit diefen Maͤhrchen ver- 
mengen möchten. Dan kann alfe mit gutem Grunde annehmen, daß ſchon um diefe Zeit die bes 
rühmteſten perfifhen Maͤhrchen, wie die Sefdhichte von Sindbad, die Geſchichte der gehen Wefire, 
und die Tauſend und eine Nacht (welde die vorigen und andere fpätere in fidy aufgenommen), bereits 
im Munde des Volkes waren, fey es ale Ueberfegungen ober Nahbildungen aus dem Sndifchen; ſey 
es als perfifhe Originalwerke, deren die meiften unter Mamun ins Arabifche überjegt worden find. 
Sn die Regierung der Saffaniden fallen auch verfchiedene Werke in Pehlemwi gefchrieben, wie 
das Zfhengradbfhname, Wirafname, Serdbufhtname (3), welche von gelehrten Mobeden 


— 








() Sedir heißt eigentlich die drey Pavillonen; daß das deutſche Wort Schabernak, vermuthlich von dem 
arabifhen Ehawernaf dur Anipielung auf den Zohn Senhmar’s entflanden fep, bat ſchon der geheime 
Herr Legationsratb Beigl, in den Sprachſtrahlen fcharffinnig angedeutet. 

(3) Die Geſchichte der fieben Schönheiten , welche diefe fieben Parillone bewohnten, gab den Eiof und den 
Titel zu einem ber ſchönſten romantiſchen Gedichte Nifami’s, unter dem Nahmen Heftpẽiger. Es 
enthält die Geſchichte Behramgur's und feiner Beſuche bey dieſen fieben Prinzeſſinnen. Es iR daber ir: 
rig, wenn irgendwo gefagt wird, daß es die Geſchichte mehrerer alter perfiiher Monarchen und der ſechs 
vor Behram enthiefte. Auch heißt Heftpäiger bier die fieben Geſtalten und nit die fieben 
Quellen, mie Herbelot irrig überfegt. Die alte Zahl fieben, ald Babl bed Harems, welche 
Mohammed auf vier gefegmäffige Srauen befchränkte, lebt demnach in der Zahl der Gemahlinnen der 
osmaniſchen Sultane fort, welche fieben gefegmäffige Frauen (Kadin) haben. Auf dem in dem V. Bande 
der Fund grub'en geſtochenen und erklärten Gemaͤhlde der perfifden Schachtel Sr. Durdl. des Herm 
Sürften v. Metternich, find am Hofe Salomons fieben halbnadte Schönheiten, als die Repräfen- 
tantinnen der fiebenhundert Sclavinnen jenes Harems zu fehen. 

8) Siehe Altes und Neues, Border: und Mittel : Aften , nah Anquetil du Perron. 





⸗ 7 nun y 
beylaͤufig im. vierten Jahrhundert nach Chriftus- verfaßt, fpäter aber ins Perfifhe überfegt worben find. 
Endlidy die. verſchiedenen Schahname, nahmentlih die unter Jesdidſchird III. unter dem Titel 
Bafitanname zufammengetragene Reichsgeſchichte, die Quellen, aus denen in der Solge Abu Man- 
fur. Omri, der Wefir Manßur L, das Schahname in Proſa, und Fir duſſi auf Befehl Mah⸗ 
muds in Verſen befehrieben (1). 

Die Geſchichtſchreibung fowohl als die ganze wiſſenſchaftliche Cultur ſcheint vorzuͤglich in den 
Haͤnden der Mobeden oder Magenprieſter geweſen zu ſeyn, welche (wie in der Folge in islami⸗ 
tiſchen Staaten die Schriftgelehrten, die Molas, Ulema) eine angeſehené und zuweilen den Regen⸗ 
ten fürchterliche Innung ausmachten. Ihre Zabl ſcheint nah hiſtoriſchen Berechnungen ſich über hun⸗ 
derttauſend belaufen zu haben; denn als Ardſchir Babegan, der Stifter des Saſſanidenreichs, das 
alte Geſetz aus dem Tempelſchutte, worin es ſeit Alexanders Eroberung begraben war, wieder her⸗ 
vorziehen wollte, und die zerſtreuten Mobeden verſammelte, fanden ſich deren vierzigtauſend vor dem 
Thore des Feuertempels Barpa ein. Bald aber gelangten ſie zur alten fürchterlichen Macht, die ſelbſt 
dem Throne Chosru's Parwis, ber ſich den alten Reichsgeſetzen zum Trotze mit Schirin, einer 
Chriftinn, vermählt hatte, den Umfturg drohte. In einem Aufruhre, den fie wider ihn erhoben hatten, 
fielen ſechs und dreyßigtauſend durch das, Schwert (2), die Übrigen verliefien bie heiligen Feuerſtaätten 
"und wanderten nad Kerman aus, ald Saad Ibn Ebi Wakaß nad ber Schlacht von Kadeffia den ' 
Thron und die Altäre Perſiens umftürgte. Dieß war die zwente große traurige Epoche, welche den Wiſſen⸗ 
ſchaften gaͤnzlichen Untergang drohte; denn wenn durch Alexander die Mobeden zerſtreut wurden, und 
viele ihrer Werke verloren gingen, fo mußten fie jetzt gänzlich das Land räumen, und als Ebi Wa— 
kaß bey Omar um die Erfaubniß gebeten, die Bücher zu retten und. überfegen zu dürfen, befaßl er 
ihm ousdrüdlih, diefelben ins Waffer oder ins Feuer werfen zu Taffen. .Der Auftrag 
- ward vollzogen, und foy feßt der philofophifche Geſchichtſchreiber Son Chaledun hinzu, fo gin- 
gen die Wiffenfhaften Perfieng zu Qrunde (3). 


[0 





.(1) Siehe Notice sur le Chahname de Fer dussi, und die Berichtigung de dort überfegten Vorbe⸗ 
richts des Scahname in der Recenſion der allgemeinen Haliſchen £itteratur 3 Zeitung, vom Jahre 1811. 
Nr. 239, F 
(a) Lari. | 
(3) Eneyclopädifche Ueberſicht der Wiſſenſchaften des Orients ©. 391. 





| Zweyte Abtheilung. | 
Bon ber Eroberung Perfiens durch bie Araber bis auf die Heutige Zeit. 


Dreyhundert Jahre Fang, gerade die drey erſten Jahrhunderte der Hedſchira, während denen des 
Islams Geiſt mit fanatifher Wuth über die Nuinen der Altäre und des alten Thrones daher fuhr, 
lagen darunter die Keime alter wiffenfchaftlichen Cultur und ferneren Ausbildung perfifher Sprache er- 
ſtickt. Nur in den Ländern jenfeits des Oxus, wohin fi) der legte Chosru, als er durch die Schlacht 
von Kadeffia ben Thron verloren, nah Fergana geflüchtet hatte, glimmte der Funke des heiligen 
Feuers der Eultur unter dem Schutte ber Seuertempel noch fort, und in Baktrien, bemfelben Lande, 
wo perfifhe Wiſſenſchaften und Künfte ſchon von ber früheften Zeit an im hödften Flore geftanden, 
ſollten perfifhe Dicht- und Redekunſt mit neuem Glanze wieder aufblühen. Zwar hatten bie Wiſſen⸗ 
ſchaften ein ganzes Jahrhundert fruͤher unter Harun Raſchid's Regierung am Throne des Chafis 
fats das Haupt emporgehoben; allein dieß war eigentlich arabifhe Eultur, welche wohl in der Folge 
auf die Kortbifdung ber neuperfifhen Sprache maͤchtig einwirkte, beren Epochen aber mit ben Epochen 
der Gefchichte perfifher Poefie und Rhetorik nichts gemein haben. Die alte Landesſprache Eonnte erft 
dann wieder zu der Ehre wiffenfchaftliher Bildung kommen, als Zürften aus perfifhen Geſchlechtern 
als "Statthalter der Chalifen ihr Volk beherrſchten; und fo erfcheint Rudegi, der aͤlteſte neuper⸗ 
ſiſche Dichter, erft unter der für die Wiffenfhaften wohlthätigen Negierung Maßr, bes Sohnes Ahr 
meds ded Samaniden, mit dem Beginne bes vierten Jahrhunderts der Hedſchira. Früher fhon hats 
ten Perſer die größten Verdienfte um das Wiederaufblühen ber Wiffenfchaften unter dem Chalifate, 
Perfer waren bie erften Wiederherſteller desfelben; felbft die erften großen arabifchen Grammatiker, Si⸗ 
buje und Sedſchadſch, waren Perfer von Geburt; allein da fie arabiſch fihrieben, unb mit er: 
nadläffigung ihrer Mutterfprache die arabifche ausßileten, gehören ihre Verdienſte nicht in die Geſchichte 
der perfifchen ſchoͤnen Litteratur. 

Nur in fo weit erwähnen wir ihrer, als bie in ber Gefchichte mehr als einmahl wieberhehfte 
Thatfache, daß die Beſiegten durch geiftige Bildung die Wohlthäter und Beherrſcher der Sieger wurben, 
hier bey den Perfern und Arabern, wie fpäter bey den Sinefen und Tataren eintraf. Hadſchi 
Chalfa erörtert die Urfache diefer hiftorifch merkwürdigen Erfeheinung in einem befondern Abſchnitte (7). 
Als Haupturfache führt er die Worfiebe des Arabers zum Momadenleben an, während ber Perfer von " 
jeher die Ruhe des Stadtlebens vorzog. Hiezu Fam: das Andenken an große wiſſenſchaftliche Werdienfte 
ber Vorfahren, und der Keim hoher Bildung, welcher in der durch Jahrtaufende aus allen aſiatiſchen 
Reichen am meiften ausgebildeten perſiſchen großen Monarchie lag, und nur günftige Umſtaͤnde be» 
durfte, um wieder zu fproßen und Früchte zu tragen, während ber Geiſt des Arabers feit Jahrtau: 
..fenden brach gelegen, wie die Wüften woher er gefommen. Indeß, da er Sieger und Herrſcher war, 


In 


61) DViertes Hauptſtück %. 3. der enchelopädiſchen Ueberſicht der Wiſſenſchaften des Orients S. 152, unter dem 
Titel: Anſicht des beſonderen Umſtandes, daß die größten Gelehrten der jötamite 
fden Wiffenfchaften Verſer waren. 





XX 9 XXX 

ward auch ſeine Sprache zur dereſchenden, ſo weit er die Fahne ſeiner Eroberungen trug, und als die 
perſiſche Sprache wieder bebaut ward, erhielt ſie ſich nicht lange in ihrer urſpruünglichen Reinheit, ſon⸗ 
dern huldigte durch vielfältige Aufnahme arabiſcher Woͤrter der Herrfcherinn beyläufig fo, wie ihre Schwe⸗ 
fier die deutſche ſich aus den romanifchen Sprachen bereichert hat, obne deßwegen ihrer urſpruͤnglichen 
Eigenthämtichkeit an Biegung und Umlaut etwas zu vergeben. "Die Betrachtung über ‘bie Achnlichkeit 
und Verſchiedenheit der Bildungs⸗ Epochen zweyer ſo nahe ſtammverwandten Sprachen als die perfiſche und 
deutſche iſt fruchtbar an lehrreichen Nefultaten, die in eine beſondere Geſchichte der perſiſchen oder deut⸗ 
ſchen Sprache gehören. 

Unter der Regierung ber Samaniden und über ein Jahrhundert erhielt ſich das Perſiſche faſt 
noch ganz unvermiſcht mit dem Arabiſchen, ſo wie wir es im Schahname und den gleichzeitigen 
Dichtern finden. Die aͤlteſten Dichter dieſer Zeit, wie Rudegi, Effedi, Dakiki, Abulfaradſch 
u. ſ. w. nahmen den Nahmen Uſtad oder Meiſter an, und koͤnnen in lyriſcher Hinſicht als Meifter- 
fän.ger der perſiſchen Poeſie betrachtet werden, weiche nicht, wie bey den Deutſchen, den Minneſaͤngern 
folgten, fondern denfelben vorhergingen; denn die eigentlichen perfifhen. Minnefänger, die garteften, - 
lieblichften Dichter der Liebe, blühten ein paar Sahıhunderte fpäter.” Weberhaupt findet fih in den-Bil« 
dungs =» Epochen der perjifchen Poefie mehr als eine fonderbare Erſcheinung , die ſonderbarſte und größte 
von allen ift das Schahname, wodurd fie in der Wiege ſchon fi) als Coloß erhob, zu dem die epie. 
ſchen Werke der folgenden Jahrhunderte eben fo wenig emporreichen, als die griechifchen Werke cnklifcher 
Dichter zur Ilias. Das Werdienft Sultan Mahmupd's, des großen Herrfchers von Gaſna, aus der 
Familie Seboftegin, ben Sänger des Schahname dazu aufgemuntert zu haben, wirb zwar durch 
die Unzufriedenheit Fir duſſiſs mit der Belohnung verdunkelt; allein ungeachtet der Satyren Firduſ⸗ 
fi8, wird Mahmud doch fläts als Liebhaber und Weförberer der DichtEunft, als Unterftüßer der 
Gelehrten, von der Gefhichte mit Recht gepriefen werben. An feinem Hofe ſtroͤmten Poeten von allen 
©eiten zufammen, und er errichtete das Amt eines Dichterkoͤnigs ober Bürften der Poeten, welchem 
alle übrige dem bürgerlichen Anſehen nad) untergeorbnet waren, und der als eine Art von Minifter die 
Bildungsanftaften, die Gefchäfte der Penfionen der Gelehrten beforgte, dem Sultan ihre Werke bar: 
brachte, und die Belohnungen vorfhlug (1). 

Der zweyte Zeitraum perfifcher Poefie begann unter den Seldſchugiden, beren große Fuͤrſten, 
Melekſchah, Sulten Sanbfhar und Toghrufbeg, nit minder große Beſchützer der Wiffenfchaf- 
ten und.Gelehrten waren, als dir Sultane Mohammed, Meffud und Behramſchah aus ber Ka: 
milie der Gaſnewiden. In diefer Epoche entwidelte Reſchideddin Watwat die Gefege ber per 
fiihen Verſekunſt, oder richtiger zu ſprechen, er wandte bie Regeln ber arabifhen Profodie und Me: 
trit auf das Perfifhe an, und fein Lehrgebäude blieb Geſetz. Die Inrifche Dichtkunft begahn mit dem 
Lobe der Fürſten, und die Panegprifer Enweri, Chafani und Farjabi flogen auf den Fittigen 
des Fühnften, an bie Apotheofe reihenden Bürftenlobs , zu einer von ihren Nachfolgern unerreichten 
Hoͤhe. Senali kleidete ber Erſte moralifche Wahrheiten und myſtiſche Offenbarungen in poetifches 








‚G): Solme Dichterkönige wie Anhari bey Mahmud, maren in der Folge mehrere der ausgezeihhnerken Poe⸗ 
ten, wie Moaſi bey Meleffhah; Abulola und Feleki bey Schirvanſchah; Karran Edſcheli 
und Amik von Bochora bey Sandfhar; Schahidi bey Sultan Jakub; Bedactſchi bey Ulus 
beg; Scherefeddin Seferdeh und Imami zur Zeit Abakchan's; Bedreddin Dſchadſcher⸗ 
mi zur Seit Bedreddins, des Herrfchers von Ißfahan, gleichzeitig mit Saadi. 

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Gewand, und Nifami trat als ber erfie große romantifhe Dichter auf; dem eigentlichen orientaliſchen 
Roman, die mit, Kabeln untermifchte Erzählung, bob der Dichter Eſraki, der neue Bearbeiter der Reis 
fen Sindbad's und der fotadifhen Erzählung Elfie und Schelfie Cr verkertigte die. Ießte für 
Thoganſchah, ben Kürftender Seldſchugiden, während ſchon früher Behramſchah, ber letzte große 
‚Bürk der Gafnewiden, eine neue profaifge Ueberfegung ber Fabeln Bidpai's nah der arabifcen 
Kelile ve demne betitelten, hatte verfertigen laſſen. Es ſchied ſich in’ diefer Epoche Geſchichte und 
Poeſie, und die verſchiedenen Arten derſelben, welche früher im Schahname ſich alle vereint fin- 
den. Die Regeln der Verskunſt wurden genau beſtimmt, und die Proſa fing an rhetoriſche Bildung 
zu gewinnen. Doch ſchrieben bie vorzuͤglichſten rhetoriſchen Schriftſteller dieſer Epoche, wie der große 
Imam Gaſali und Raghib von Ißfahan (1) blos arabifd. - 

Der folgende dritte Zeitraum iſt das myſtiſche Zeitalter der perſiſchen Poeſie, an beſſen Ein: un 
Ausgang Ferideddin Attar und Dfehelgledbin Rumi flehen, die beyden größten Myſtiker des 
Orients. Die myſtiſche Lehre: ber Sofis hatte zwar ſchon in.dem britten Jahrhunderte der Hedſchira 
eine große Zahl von Anhängern gewonnen, fie.mar bereits mehr als einmahl von Freygeiſtern und unruhi⸗ 
gen Köpfen als Maske des Unglaubens und herrſchſüchtiger Zwecke mißbraucht worden; aber erſt zu dieſer 
Beit, im fiebenten Jahrhunderte ber Hebfdirg, wo ganz Aflen von dem Hufſchlag der Mongolen und von 
bem Einfturze des alten Throns der Chalifen erzitterte, mo ale Bande bisheriger Ordnung zerriffen, und 
die Reihe ſchwacher und uneiniger Fürften in dem großen Völforbrande Dſchengiſ Chan’s aufflamm: 
ten, kehrte fi ber philoſophiſche Beift und ver Genius ber Poefie, denen die aͤußere Welt nur ein wildes 
Chaos von Eroberungsgräuel und Sclavenloos darboth, noch mehr in fi felber, und fuchte im myſti⸗ 
fhen Genuffe des beſchaulichen Lebens Erfag für die Ungenießbarkeit des wirklichen Treibens. Die Scheide 
der Soft fanden nie in größerem Anfeben ; geehrt an ben Höfen ber meilten Dynaſtieen, waren fie. es 
pielleicht nisgend mehr, als an dem Hofe ber Seldfhugiden Jkonium's, wo fie mit Ehren empfangen 
und mit Geſchenken überhäuft wurden. Dort Iebte Dſchelaleddin von Bald, Al rumi genannt, 
weil er fih in dem aftatifhen Rum (Rleinafien) -aufbielt, und ben daher die tärfifhen Dichter unter die 
Ihrigen zählten, während er ſowohl durch Geburt als durch Sprache ber perfifchen Titteratur angehört. 
Er war der größte mpflifche Dichter, der Verfafler des Mesnemwi und der Stifter der Mewlewi, eines 
Derwifhorbens, beren Ordenspflicht in Betrachtungen, und deren Chor in einem die Bewegung bes Ereifen- 
ben Himmels nachabmenden Tanze beſteht, nad bem Zone der Flöte, welche abgefungene Stellen aus 
bem Mesnewi, ober aus bem Diwane Dſchelaleddins, dem eigentlihen Brepiere ber, Sofis, 
Begleitet. So beruhrten ſich in demſelben Jahrhunderte die beyden aͤußerſten Puncte der. übenſi icznlichſten 
myſtiſchen Poeſie ie und der zerruͤttetſten Proſa des wirklichen Lebeng. 

Indeſſen gab es doch Staatsmänner die Gelehrte waren, und Gelehrte welche auf bas Spiefat der 
Staaten mächtig einwirkten;. zu den erften gehören bie Gebrüder Dſchowaini, wovon ber eine "als We⸗ 
fir, der andere als Geſchichtſchreiber Dſchengiſ Chan’s, feinen Nahmen unfterblih gemacht. Unter den 
letzten verbient vorzügliche ‚Erwähnung ber große Mathematiker und Aftronom Naßireddin von Zus, 
beffen Kopf beffer als fein Herz war. Bon dem Chalifen, dem er eines feiner Werke dargebracht unbe⸗ 
lohnt abgefertiget , brütete er Rache, und in ber Hoffnung dieſelbe durch die Aſſaſſinen zu befriedigen, 
trat er in ihre Dienſte ats erfter Minifter ihres legten Oroßmeifters, Us er aber Sa, ’ Ba fi e der ‚Mat 


? 





(1) Nicht zu verwechfeln mit den Derfaffer der großen arabiſchen Anthologie Asant; dieſee —2 im Jahre 
356, jener im Jahre 506 der Hedſchira. — ee Er EEE ⸗ 





aan 21 44 


Hulagu's nicht zu widerſtehen vermochten, verrieth er- feinen neuen Herrn und lieferte ben legten Gpröß- 

-Jing:des regierenden Haufes der Ismaili dem Eroberer aus ‚ donernunnah Bagdad führte, um dert 
in dem Sturze bes Chafifen und im Blute feines Weſirs den Durft der. Rache zu löfhen (1); denuod 
ſchrieb er ein fehr geſchätztes morafifches. Werk unter dem Titel: Achlaki Naßiri, die Bitten, für 
Naßireddin Abdorabim von Kubiften, welches, als das erfte perfifche gefchriebene Werk’ diefer 
Art, großen Ruhm erwarb, und fofort behauptete. Seine Verdienfte um Mathematid und Afteonomie 
"durch feine Werke und durch bie Gründung der berühmten Sternwarte, melde Hulagu auf-feine Veran⸗ 
loffung zu Meragba erbaute, gehören nicht in bie Geſchichte der ſchoͤnen Litteratur. In dieſer myſtiſch⸗ 
moraliſchen Periode der perſiſchen Poeſie lebte noch Saadi, die Krone derſelben, ein ganzes Jahrhundert 
hindurch, das wir gerne das Jahrhundert Sagadi's nennen möchten, wenn nicht Dſchelaleddin 
Rumi als eben fo großer Dichter in einem anderen Sache darauf: Anfpruh machte. Saadi verherr- 
lichte bie Negierung des Atabegen Saab Ben Sengi, eines großen Beſchützers ber Wiffenfchaften, 
an deffen Hofe er lebte, wie Dfbelaleddin am Hofe der Setdfehugiden Rum's. Attar, Dfhela- 
leddin und Saadi, fangen alle drey-Bafelen oder Dden, die aber meiftens philofophifchen. oder myſti⸗ 
fihen, und felten rein erotifhen Inhaltes find. Dennoch erkennen manche Kunftrichter dem weifen Saadi 
auch den Kranz des Gaſel's zu." Nach unferem Urtheile gebührt derfelbe aber dem folgenden vierten Zeit- 
raume und dem in biefem lebenden größten Iyrifchen Dichter des Drients, dem Schirafer Hafif, nad 
welchem diefes Jahrhundert das Jahrhundert Hafifen’s genannt zu werden- verdient. 

Diefer vierte Zeitranm if die des höchſten Glanzes perfifher Poefie, welche, nachdem ſie in den 
Fächern ber Dichtkunſt die größten Männer hervorgebracht, den Nachfolgerin nur den minder ausge . 
zeichneten Erfolg glücdliher Nahahmung übrig ließ. Yirduffi im hiſtoriſchen Epos, Nifami im ro: 
mantiſchen Gedichte, Enweri als panegyrifher, Dſchelaleddin als myſtiſcher, Saadi als morali- 
. fer, und Hafif als erotifcher Dichter. Später fland zwar noh Dſchami auf, der mit allen biefen 
(den erften ausgenommen) in- die Wette gelaufen, und deßhalb, wenn auch in Feiner ©attung ber erfte, 
doch als überall der zweyte, ben ‚größten perfifchen Dichtern beygezaͤhlt, mit ihnen am Heptaklinion des 
poetifhen Himmeldgelages den Nektar der Unfterblicgkeit trinkt. Hafiſ ſteht alſo im Sonnenwenbepuncte 
. der perfifchen Poeſie, umflrahlt von allen großen. und Eleinen lyriſchen Lichtern, welche das ſeinige weit 

verdunkelt. Sein Jahrhundert mag eigentlich das lyriſche oder das ber. perſiſchen Minnefänger genannt 
werben; denn gleichzeitig mit ihm blühten die größten Lyriker und erotiſchen Dichter der Perſer, die bey: 
den Kemal, ber von Chodſchend und ber von Ißfahan, die beyden Emire Haffan und Chosru 
aus Debli, Amad Kakih-von Schiraf, und Selman von Bagdad. Aflen litt: zwar überall 
an der Erfchütterung der Tataren unter Timur, wie früher dur ‚die Ueberſchwemmung der Mongolen 
unter Dſdensiſ doch war Timur, der x Verheerer von Samarkand und Boch ara, den Wiſſen⸗ 








G) Dieſe bisher den europäifchen Geſchichtſchreibern fan ganz unbefannte Thatſache, wird von mehreren oriene 
talifhen Geſchichtſchreibern, am umfandlichften aber vom türfifchen Geſchichtſchreiber Wali erzählt, in feinem. 
Merfe: Abſchnitte des Löfens und Bindens und Srundfäge der Ausgabe und Ein- 
nahme; ein kleines Werk, aber mit vieler Kritik gefchrieben, welches Betrachtungen über die Urfachen der 
Gründung und des Sturzes der Reiche enthält. Es befindet ſich auf der kaiſerl Bibliothek zu Wien Mr. 125, 
Auch der Geſchichtfchreiber Rifvan erzählt diefe Begebenbeit- mit denfelben Umftänden. Herbelot, 

“und nah ihm Herr U, Jourdain, der Berfaffer des gehaltreihen- Memoire sur Fobservatoire de Ne- 
» Fagah , beiweifeln Die Zuſammenkuntt Naßireddin’s mit dem Ehalifen. E 
3 


nr 12 nn 


haften und ben Gelehrten nicht perſoͤnlich feind. Selbſt Verfaſſer feiner Geſetze, feiner politiſchen; und 
militärifchen Einrichtungen, wußte er die Gelehrten zu fchägen und zu benügen. Hafif warb von ibm 
vorgerufen, genehmiget und beſchenkt. Im Lande jenfeits bes Oxus litten die Wiffenfchaften zwar ei- 
nen beträchtlichen Verluſt durch pen Ruin der bepden alten Wohnfige wiffenfchaftliher Cult, Samar- 
Fand und Bochara, aber fie blühten ungeftört an den Ufern des Tigris und bes Rofnabad 6, 
indem die herrſchenden Dpnaftieen von Bagdad und Schiraf, die Familie Oweis und die Familie 
Mofaffer, in ber Belohnung ber Gelehrten und Errichtung ber Schulen wetteiferten. Scheich Ha ſ⸗ 
fan und fein Sohn DO weis wurden durch Selman's Gefänge verberrlicht, wie Schah Man ßur und 
Schedſchaa durch die Sefänge Hafifens. 

Sultane und Wefire erwarben fi wohlverbienten Ruhm, durch die Weförderung die fie ben 
Wiffenfhaften und ben Gelehrten angebeiben Tießen, meiftens als bloße Gönner, zuweilen ſelbſt als 
Schriftfteller. Unter diefe gehört der Wefir Raſchideddin, der zu Anfange Biefer Periode ftarb, und 
nur ein paar Jahre vor feinem Tode, auf Befehl bes Sultans Chodabende aus ber Samilie Dfehen- 
gif, bie Geſchichte diefes Eroberers und feiner Nachkommen, unter dem Titel: Sammler ber Ge— 
ſchichten, fehr ausführlich beſchrieb. Mehr als ein großer perfifher Gefchichtfchreiber blühte in dieſem 
Jahrhunderte, wo jedoch rhetorifhe und poetifhe Ausfhmädung des Styls überhand nabm , und in 
der Folge zum Nachtheil des wahren biftorifhen Style als Mufter galte Das berüähmtefte Merk bdie- 
fer Art, die Geſchicht Waßaf’s, warb zu gleicher Zeit mit dem vorigen verfaßt, und umfaßt denfel: 
ben Zeitraum. Einfacher ſchrieb Binakiti (gleichzeitig mit Waßaf am Hofe. Abufaid’s) feine Uni« 
verfalgefehichte, Abborrifak, den Aufgang zweyer Gluͤcksgeſtirne, die Geſchichte Abufaid’s 
und ber gleichzeitigen Fuͤrſten, und Mohammed Ben Mestufi aus Kaſwin ſeine ause r⸗ 
wählte Geſchichte, vortreffliche hiſtoriſche Werke, europaͤiſchen Geſchichtſchreibern noch gänzlich uns 
befannt, bis auf Shaffari, den Herbelot größten Theils benugte. In der Moral und Ascetit 
führte Seid Ali Ben Hamadan ben Heigen. Er ift der Merfafler des Mundvorraths für 


Könige, eines überaus gefhägten und von Sururi ins Türfifche überſetzten ethifhen Werks, umd der - 


sehn DOrdensregeln ber Sofis. Endlich eiferten auch bie Perfer in der Naturgefchichte und Geo» 
grapbie den Arabern nah, undbas Nufhetolfulub, Erbeiterung ber Herzen, von Mobam- 
med Ben Mestufi aus Kaſwin, dem Gefchichtfchreiber, aus ben beften natur» und erdebeſchrei⸗ 
benden arabifhen Werfen zufammen getragen, füllte auch diefe Luͤcke der befopreidenden Wiſſenſch aften 
aus. So vereinigten ſich Dichter und Redner, Geſchichtſchreiber und Sittenlehrer, dieſe Periode zur 


glaͤnzendſten der ganzen perfifchen Litteratur zu erheben, nad deren Verlauf fie einige Zeit ſtill ſtand, 


bis ſie dann allmaͤhlich immer mehr in Vorfall gerieth. 

Sn dem fünften Zeitraume des Stillftandes. gab es Schriftfteller, die es denen der vorigen per 
rioden wohl an Wielfeitigkeit der Bildung zuvorthaten, aber einzeln ihren innereg Gehalt nicht zu 
erreichen vermodten. So war Ewhadi Mestufi (mit Mohammed Ben Mestufi aus Kaſ— 
win nicht zu verwechſeln) Aſtronom, Arzt, Brieffleler, Gefchichtfchreiber, Philoſoph, Rechtsgelehrter 
und Dichter, und ſchrieb mehr als hundert Bände. Unter den Dichtern verdienen kaum Scheich 
Aſeri und Fettahi von Niſchabur ausgezeichnet zu werden; der letzte weniger ſeiner Gedichte 
als feines, alfegorifchen Romans willen: bie Schönheit und das Herz Aber Dſchami, groß 
in jeglichem Sache der Dichtkunſt worinn er fich verfuchte (und er verfuchte fih in allen, ausgenom- 
men im Epiſchhiſtoriſchen), ſteht an dem Schluße diefer Periode auf dem legten Stodwerfe bes 
Heptazonion großer perfilher Dichter. Die Söhne und Enkel Timurs, faft alle Freunde der Gelehr- 











* 


ten, und bie Gelehrten ſelbſt, waren bemüht, ben Sqaden, den die Eroberungen Timur's im Ge⸗ 
biete der Wiſſenſchaften angerichtet, wieder gut zu machen. Die Prinzen Emir anfhah und 
Schahroch, der Sohn des letzten Baiſangur, und beſonders Ulugbeg, waren humane und gebil⸗ 
dete Fuͤrſten. Ulugbeg bat ſich ſelbſt als Aſtronom verunſterblicht, und Abuſaid, ber Timu⸗ 
ride (nicht zu verwechfeln mit Abufaid, dem Dfchengifiden, der ein Jahrhundert früher lebte) 
durch die Verehrung, mit ber er feinen gelehrten Weſir Mir Alifchir behandelte. Mir Alte 
ſchir, viel gepriefen von Dſchami und Dewletſchah, veranlaßte den letzten feine Biographien 
perfifder Dichter zu ſchreiben. Diefes Eoftbare Werk (ohne welches das gegenwärtige nicht beſtehen 
wuͤrde), die Geſchichte Timur's, von Scherefeddin Ali aus Jeſd, und die große hiſtoriſche Anek⸗ 
dotenſammlung unter dem Titel: Sammler der Erzählungen von Dſchemaleddin Moham- 
med Al:- auni, find die Hauptwerke biftorifcher Kunſt in dieſer Epoche, nebſt welchen das Sche⸗ 
biftan Chiial oder das Nachtgemach der Phantaſie von Mewlana Jahja Ibad aus Ni— 
ſchabur, feines mannigfaltigen ethiſchen und aͤſtethiſchen Gehaltes willen, vorzuͤglich genannt werben muß. 

Von hier beginnt der Werfalt perſiſcher Dicht: und Redekunſt. Wiewohl das folgende Jahrhun⸗ 
dert, oder der fechfte Zeitraum, noch Dichter wie Hilali, Hatifi, Aarifi, die fih in romantifchen 
- Gedichten den großen Meiftern Nifami, Dſchami und Chosru von Dehli nachzueifern beftrebten, 
bervorbrachte, fo verdient body Eeiner derfelben den Nahmen eines wahrhaft großen Dichters. Dafür ſtieg 
die Zahl der Dichterlinge ins Unendliche. Der Prinz Sam Mirfa, welcher Biographieen der Dichter als 
Fortfegung derer Deweletſchah's geſchrieben, führt deren eine weit größere Menge binnen einem Jahr⸗ 
Bundert auf, als Dewletſchah in den fieben vorhergehenden. Doc find die meiften berfelben ganz un- 
bekannt geblieben, den Dichterfönig Schahidi mit einbegriffen. Die Wiederberftellung diefer Würde 
durh Sultan Jakub, und das Werk des Prinzen Sam zeigt, daß es den Prinzen der Turkomanen, 
welche unter den Nahmen vom weißen und ſchwarzen Schöpfe über einen Theil Perfiens herrfchten, 
fo wie den Schahen aus der Familie Sefi, nicht an gutem Willen die Wiſſenſchaften zu begünſtigen 
fehlte; allein das Schahname Mirſa Kaffims Gunabadi, welcher die Geſchichte Ismails 
des Gründers der Dynaſtie Sefi ſehr proſaiſch beſang, verdient nicht mehr geleſen zu werden als die 
myſtiſchen Rhapſodien Taher Wahid's. Dafür ſtanden aber noch große Geſchichtſchreiber auf, und zwar 
Mirchond und Chondemir, Vater und Sohn, die groͤßten Geſchichtſchreiber Perſiens; Ghaffari 
(nicht zu verwechſeln mit dem früheren Verfaſſer des hiſtoriſchen Bilderſaals), der Verfaſſer einer Geſchichte 
des Schah Tahmas, betitelt Dſchihanara oder Weltenſchmuck, und Lari, der Schreiber einer 
vortrefflichen Univerſalgeſchichte. Beſonders aber ward für Ethik und Politik in dieſem Zeitraume unend⸗ 
lich mehr gewirkt als in allen vorhergehenden, durch das ſehr geſchaͤtte Werk Achlaki Mohſeni, die 
Sitten von Hoſſein Ben Ali, dem Prediger, welcher auch die Fabeln Bidpai's unter den Nah⸗ 
men die Lichter des Soheil (Kanopus), zu Ehren des Fürſten Soheil's, von neuem ins Perſiſche 
Uberſetzte, und endlich durch bie hiſtoriſch-ſtatiſtiſchen Werke des gelehrten indiſchen Weſirs Abulfaft, 

"Aiini afberi und Akbername. Sein Bruder Feiſi, der indifche.perfifhe Dichter, wenn er gleich 
nicht unter bie großen Dichter Perfiens gerechnet wird, erfcheint doch dem Europder als phaofophifcher 
Dichter vor vielen andern merkwürdig. · 

Mit dem Verfall der Dynaftie der Sefi, neigte fih aud die perfifche Litteratur zum Verfalle, 
und feit den Unruhen, welche bas Reich feit Nadirſchahs Tode zerriffen, ging diefelbe faſt vollends zu 
Grunde. Außer der Geſchichte Nadirſchahs, einigen myſtiſchen Poeſien, und Bruchſtücken indiſcher 
Geſchichte, iſt faſt nichts erwaͤhnenswerth. Dafür blühte in dieſem fiebenten. Zeitraume das Studium 


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perfifcher Dit: und Redekunſt in demfefben Maße, als ber Flor berfelben. in ı.Hfen, fant,- in Europa 
auf. Deutſche und Engländer, ber alten Verwandtſchaft ihrer Mutterſprache mit; ber. perfifchen endlich 
gewahr, ſuchten bie fang vernachläfigte und fpät erfannte Schweſter mit Liebe auf, und ftatteten ihre im⸗ 
mer jungen Reize in der Tracht engliſcher und deutſcher Rede aus. ' Der große Sprach- und Rechtsge⸗ 
lehrte Sir Wiliam Jones, gleichzeitig mit Frenberrn von Revitzky, dem gelehrten Unger (wel: 
‚Ser klaſſiſch fammelte und dichtete), feßten zuerft das Licht Hafifeng auf, den Leuchter Tateinifcher 
Ueberfegung. Gladwin und Dufely traten in die Zußftapfen ihres großen. Landsmannes als Ueberfe- 
feger perſiſcher Geſchichtſchreiber und Dichter in Bruchſtücken, wie unter den Deutſchen Milben -und 
Wahl. Auch blieben die franzöfifhen Gelehrten sicht zurück, indem Silvefire de Sacy die In- 
ſchriften der Saffaniden entzifferte, und bie Geſchichte derſelben aus Mirdond, wie Zour- 
dain bie der Affaffinen, und Chezy das vomantifhe Gedicht Dſchami's, Leila und Medſchnun 
uͤberſetzte. Dſchami und Dſchelaleddin Rumi fanden zu Wien (in den Fundgruben des Orients) 
auch Ueberſetzer an Huſſard und Roſenzweig, zwey Zöglingen der orientaliſchen Akademie, aus wel⸗ 
cher auch Jeniſch, der Ueberſetzer eines Bruchſtücks Mirdond’s, und Stürmer, der vorzuͤglichſte 
Arbeiter an der perfifhen Anthologie, Dombai, Verfafler einer 'perfifhen Sprachlehre, und 
Wallenburg, den ber Tod an der Herausgabe deg Sichahname unterbrach- ſammt dem Schrei⸗ 
ber dieſer Geſchichte, hervorgegangen ſind. 

Nach dieſer Ueberſicht zerfaͤllt alſo die Geſchichte der neueren perſiſchen Litteratur in fieben Zeit 
räume, wovon der erfte und legte jeder ungefähr zwey Jahrhunderte, die anderen fünf aber faſt jeder 
ein ganzes Jahrhundert umfchließt, folgendermaßen : 0 

Erfter Zeitraum: Die perfifche Poefie in urſprünglicher Reinheit. Epifcyes Zeitalter. Firduſſi. 
Vom vierten Jahrhundert der. Hedſchira foſt bis zum Ende des ‚fünften, 300 bis 500. 
(913 bis 1106). 
Zweyter Zeitraum: Vermifhung mit dem Keabifgen, Panegyrifche und romantiſche Poefie. En> 
weri und Nifami, von 500 big 600. (1106 bis 1203). 
Dritter Zeitraum: Dſchelaleddin Rumi und Saadi. Myftifhes und moraliſches Zeitalter. 
600 bis 700. (1203 bis 1300). 
Vierter Zeitraum: Das Zeitalter der Minnefänger, hoͤchſter Flor der (geifehen Poeſie und Rhe⸗ 
tori. Hafiſ. 700 bis Boo. (1300 bis 1397). 
Sünfter Zeitraum: Stillſtand der perſiſchen Poeſie, begraͤnzt durch den letzten großen Dichter 
Dſchami, Boo bis 900. (1397 bis 1494). 
Schfier Zeitraum: Allmähliges Sinken der Poefie, während die Hiftorie und Eriftofngrappif ſich 
erhebt in Perſien und Indien, 900 bis 1000. (1494 bis 1591). 
Siebenter Zeitraum: Verfall der Dichtkunſt und der Hiſtorie, ſowohl in Perſien als in In: 
dien, durch die politifche Verwirrung der Reiche, bis auf unſere Zeit. 1000 his 1232, 
(1591 bis 1816.) . 














4 


m. 15 XXXX 


Dritte Abtheilunge: 
Sagen und Bilderlehre der perfifgen Dichter. 


Eine dem Forſcher perfifher Poefle- und Gefchichte unerwartete Erſcheinung ift bie Beſchraͤnktheit der 
eigentlihen Mythologie diefes Volkes von der aͤlteſten Zeit ber. Auf dem unermeflenen Selbe bfü« 
hender Einbildungsfraft ftößt er überall auf die Marffteine vernünftiger, refigidfer und biftorifcher 
Traditionen, welde das Gebieth. der eigentlichen Mythologie auf vinen weit engeren Raum befhränten, . 
als bey den Indern und Aegypten, ja felbft bey den Griechen und Nömern. Diefen Vortbeil einer 
geregelten Einbifdungskraft, die des Zügels um fo mehr bedarf, je mehr fie durch ihre Lebhaftigkeit ine 
Vielgeftaltige hingeriffen. zu werben Gefahr läuft, dankt der Perfer nicht wie der Araber erft der Ein⸗ 
führung der Lehre Mohammed's, fondern fhon feinen äftelten Neligionsiehren von Hom und Ser- 
dufhe (Omanes und Soroäfter).. InHedfhaf und in Jemen triumphirte ber Islam erft über- 
die Vielgdtterey, und dreyhundert Idole wurben erſt bey der Eroberung Mekkals von der Kaaba nie⸗ 
dergeſtuͤrzt. In Perſien wurde ſchon faſt zweytauſend Jahre früher nur Ormuſd, unter dem erha⸗ 
benen Sinnbilde des Himmels, auf Bergen angebethet, und in den Feuertempeln kein Goͤtzenbild, ſon⸗ 
dern nur die heilige Flamme als das‘ Symbol ewiger Reinheit und lebendiger Kraft verehrt. Ahri— 
man, der Urgrund alles Boͤſen, ſammt ben Herrſchaaren feines Gefolges, wurde vom reinen Diener 
Ormuſd's verflucht, und. auf Perfiens Gebirgen erhoben fi Feine Altaͤre boͤsartiger Daͤmonen, wie- 
in Indiens Pagoden dem Zerflörer Mahadew, mie in Merito’d Tempeln dem Menſchenblut dür⸗ 
ſtenden Vistli-Wustli, oder Pflegeanftalten für bösartige nur dem Typhon geheiligte Thiere, wie’ 
an den Ufern bes Nils. Nur gute Benien, die Amf chaspande, die fieben Thronhalter des Ewigen, 
die Iſede oder Genien der Monathstage, wurden verehrt, aber nicht unter menfchlicher Geſtalt, Mith⸗ 
ras und Anaitis, die lenkenden Führer des Tages und der Nacht ausgenommen. 

Die Naphtafelder Aſerbeidſchan's, von ve die Verehrung des durch die Slamme fpmbolifch vor⸗ 
geſtellten alllebenden Wortes des ewigen Amwefta ausgegangen war, flammten als ewiger Opferherd der 
Natur Eeinem Moloch, fondern der alldurchdringenden, allbelebenden, allteinigenden Kraft bes Schda 
pferd; die Domeder Pyraͤen, die ich auf Bergen über das von Prieflerbänden immerfort unterbaltene 
heitige Feuer mwölbten, bezeichneten ben Umkreis des Himmels ;. ſelbſt an den Wänden des Taufendfäufigen 
Reichspallaſtes zu Iß fahan und an den Vorderfeiten der Gräber ber Könige erfheinen Feine Goͤtzenbilder, 
fondern nur Sculpturen der Könige oder Prieſter, welche im Angeſichte ihres Ferwer's dem heiligen 
Feuer opfern. Seit der vielgoͤtterige aͤlteſte Sabdismus im Feuerdienſte Hom's verzehrt, und die Flamme 
deſſelben durch Serduſcht gereinigt worden war, flüchteten ſich die Ungeſtalten der Dämonen nach Ma⸗ 
ſenderan, mo fie bloß der Sage nach in unwirthbaren Wuͤſten hauſeten, und oͤſtlich ſtanden bie Co- 
foffen von Bamian, Surchbut und Chunkbut (das rothe und graue ZdoT) an der Pforte 
Indiens, als. talismaniſche Hüther, welche dem reineren und einfacheren Gottesdienſte ben Cingang 
vermehrten. Denn wenn glei an den Ufern. des Ganges und Indus ber Feuerdienſt feit eben fo 
lange ,; oder wohl noch feit länger her beſtand, als 'an den Ufern bes Arares und Choaspes; fo 
entfeffelte fich Indien doch nie von den Ketten des Polytheismus, wie Perfien, wo der Mohammebdis- 
mus bie Anhänger der alten Religion zwar mit blutiger Verfolgung aus dem Lande gejagt, im Grunde 
aber doch weit weniger verändert hat, als es bem erften Anblicke nach ſcheint, weil er ſelbſt bie Einwir⸗ 


16 nn 


kungen der diteren Lehre vielfältig erfußr, und bie Grundlage beffelben, den Dualismus, eines Guten 
und eines untergeorbneten böfen Prinzips, im Satan (Scheithan), wie die hriftliche Religion im 
Zeufel, felbft urfprünglich anerkennt, 

Diefem gelduterten Gottesdienſte aus der dlteften Zeit, und der damit eng verbundenen pofitifchen 
Geſetzgebung, verdankt Perfien die höhere Verſtandes⸗- Cultur, woburd es fi in ber alten und neuen 
Geſchichte von allen Wölfern des Orients fo vortheilhaft auszeichnet, und woburd feine Poefie unter den 
Poefien aller anderen orientalifhen Wölker als die nächfte Verwandte der occidentalifchen erfcheint. Der 
Einbildungskraft blieb es zwar, auch nah Einführung des Islamismus, unbenommen, fid in den Des 
gionen des Wunberbaren und Abentheuerlihen durd Erzählungen und Mährchen, wodurch die Perfer 
{don vor Mohammed berühmt waren , zu erfuftigen; aber die Dichtungen diefer Sagen machen eben 
. fo wenig eine National: Mythologie aus, als Geſpenſter⸗ und Koboltgefhichten in ber Fitteratur irgend 
einer chriſtlichen Nation. Auch die Legende der neueren Zeit (nach dem Stifter der berrfchenden Religion 
nähmlich), wie fabelhaft fie auch fonft feyn möge, Eann fih nie zur Würde eine? National: Mythos er- 
. heben, und die mohammebanifche noch weniger als die katholiſche, weil jene ungeachtet des heifferen Him⸗ 
meld und der lebhaftern Phantafie, dennoch aͤrmer ift an Wundern und außerordentlichen Erjcheinungen 
als dieſe. Ein Lehrgebäude von heiligen Diytben in dem Sınne der Inder und Aegypter, der Grie 
hen und Zsländer, kann nur in dem Grunde der Religion felbft wurzeln, und mit ben Zweigen der- 
felben innigft verfchlungen, als Wölkerglaube gebeihen und fich erhalten. Alle andere Sagen, welche 
nicht durch heilige Schrift und religiöfe Ueberlieferung verbürgt find, gehören in die fabelhafte Epoche 
der Geſchichte eder in die Fictionen der Dichtkunſt, und koͤnnen zu keinem größeren Anfehen gelangen, 
als ihnen Poeſie und Hiftorie einräumt, 

Die eigentliche religisfe Mythologie der Perfer alfo, und aller anderen gebildeten mohammedani⸗ 
fen Nationen, wie der Araber und Zürfen, beruht einzig und allein auf dem Worte Allah’s 
und des Propheten, das ift: auf dem Koran, ber von Mohammed im Nahmen des Himmels 
. niedergefchriebenen Offenbärung, der heiligen Schriftdes Islams, und auf der Sunna, ber, 
ſpaͤter ſchriftlich aufgezeichneten, mündlichen Ueberlieferung des Propheten. Da die Grundlehre des Islams 
die Einheit Gottes ift, und reiner Theismus als Wernunftreligion alle Mythologie ausfchließt; fo be- 
fhränkt fich der ganze Mythos des Islams nur auf den geringen Zufag von Wundern und biblifhen Ge: 
fhichten, womit Mohammed den Koran ausgefhmüdt, und denen bie erften Imame ober, Kirchenvaͤter 
des Islams höheren Sinn und ullegorifhe Bedeutung untergelegt haben. Die neue perfifhe Poefie 
würde verarmt ſeyn, wenn ihr Feine andern Hülfsquellen zu Gebothe geftanden hätten. Sie entihädigte 
ſich für diefe Armuth durch den Neichthum der diteften fabelhaften Geſchichte und uralter Dichtung, wel- 
he todte Weſen der Schöpfung vorzugsweife.vor anderen mit "Seele und Sprache, oder andere in der 
Matur gar nicht beſtehende, hervorgebracht hat. Diefen Schag bewahrten die alten Sefchichten des Reichs, 
und nachdem diefelben untergegangen ber Auszug derfelben, das Schahname, Fir duſſi's unfterbit- 
des Meiſterwerk. Die Quellen alfo des religisfen und hiſtoriſchen Mythos Perfiens fowohl, als des 
ganzen mohammedaniſchen Afiens, find der Koran und das Schahname (1), nad denen wir hier nur 
einen kurzen Umriß der vornehmften, in allen Dichtern häufig vorfommenden heiligen und geſchicht⸗ 
Fichen Sagen aufftellen, und denfelben mit den ebenfalls allgemein angenommenen poeti fben Alle 
gorien befchlieffen wollen. 








(1) Das Tahmuraffname, Suleimanname mw. f.w., find dem Schahname nahgebdilder. 





anna 17 Ann 


Die Schöpfungsgefdigte ſowohl als die anderen aus ver Bibel entlehnten Geſchichten ber Propheten 
find häufig mit ganz eigenthämlichen Zügen und befonteren Anekdoten vermifcht, welde durch die erften 
Imame erläutert und erweitert, neue, von unferer bibliſchen Geſchichte ganz verſchiedene, Hiſtorien bilden, 
deren Kenntniß aber zur Verſtaͤndlichkeit der immer wiederkehrenden Anſpielungen ſowohl in Gedichten als 
Geſchichten, dem europaͤiſchen Leſer unerlaͤßlich iſt (1). Dieſe Abweichung beginnt mit ber Erſchaffung ber 
Welt und geht die Geſchichte von vier und zwanzig Propheten herunter bis Mohammed, das Siegel 
: des Prophetenthums. Schon beym Balle Adams fpielt der Pfau, welcher den Satan unter feiner 
Zunge ins Paradies trägt, eine eben fo große Rolle als die Schlange, und die Frucht ber Erfenntnif 
ift nicht der Apfel, fondern das Korn, das die Menfchen feitbem im Schweiße ihres Angefichts bauen. 
Daher das Korn nit nur als Nahrungsquell, fondern auch im allegorifhen und myſtiſchen Sinne zu 
großen Ehren gefommen. Die Erbfünde aller Begierde und Leidenfchaft trägt der Menſch als ſch wa r⸗ 
zes Korn in feiner Bruſt, das bort beftändig Eeimt und wuchert, und das nur dem Propheten vom Engel 
Gabriel entnommen wird. Im myſtiſchen Sinne ift das Korn die Wiſſenſchaft der & ofis, die um dies 
ſes von.ihnen fogenannte grüne Korn alle Giüter der Welt für gering achten. Der Hüther bes Para« 
diefes ift Rifwan, das Urbifd himmlifher Schönheit, die fich feit Adams Fall nur im dgyptifhen Jo— 
fepb auf Erben geoffenbaret hat. Der Lieblingsbaum des Parabiefes ift nicht wie bey ung bie Ceder, 
fondern der Tuba oder Cotosbaum; Milch und Wafler firdmt aus den Quellen Kemper und 
Selfebil, rein wie Kryſtall und Perlen , duftend nach Mofhus und Ambra. 

Die Huris, Mädchen von blendend weiſſer Gefichtsfarbe, mit funkelnden ſchwarzen Augen und 
von unverwüſtbarer Jungfraͤulichkeit, find die Geſpielinnen der Seligen, die mit ihnen auf goldenen 
Polſtern, in herrlichen Köſchken, ober. auf grünen Matten im Schatten der Palmen, und beym 
Gemurmel unterirdifher Ströme und Waflerfälle ewiger Sreuden genießen. Diefe Huris, bie aus den 
Horen ober Eharitinnen. entfianden zu feyn fiheinen, urfpränglich aber den Apfaras der Inder 
nachgebildet worden, find Feineswegs zu vermengen mit ben Peris oder den weiblichen Genien der al: 
ten perfifchen Religionslehre, deren der Koran nicht erwähnt, indem er die Huri an ihre Stelle ge- 
feßt, die aber dennoch von den Dichtern als Tuftige zarte Schönheiten, welche die Regionen der Luft 
vbevoͤlkern, bey Ehren gehalten worben find, und defto mehr verdienen, baß wir ihrer noch einmahl 
weiter unten erwähnen, weil fie als Fairios ober Keen nah Europa eingewandert find. ben fo 
wenig vermenge man bie acht Paradiefe (die acht chriſtlichen Seligkeiten) mit den neun aftronomifchen 
Himmeln, ober den fieben planetarifchen Sphaͤren, wo die Geſtirne gleichſam nur ein Leuchtender Ab- 
druck der ewigen Schrift find, welche im hoͤchſten Himmel die ewige Geber, auf der ewigen 
Tafel des Verhängniffes, für alle Zeiten und Welten niedergefchrieben; ber geflirnte Himmel ift der 
Thron Gottes, den Engel tragen und bewachen, und bie Dämonen, welche mandhesmahl bis an bie Zin- 
nen der Himmelsburg emporflimmen, mit ihren Lanzen aurüdfiöleubern, fo daß fie fihtber als Sternen: 
ſchnuppen den Streif ihres Falles bezeichnen (2). 








(+) Die Schöpfungsgefchichte nach morgenländifchen Sagen findet fi ſowohl in Herbelot als beym Edel 
Senfis und Mouradgea dOhſſon; am umfändlichken aber mit allen anderen von den Arabern, Per 
fern und Türfen aufgenommenen und entſtellten biblifhen Sagen im Rofenöhl » Bändchen. (Eotta 1813). 

(2) Ramep, d. i. Arcturus, mit dem Speere in der Hand, ift der Wächter des Himmeld. Haris-ef- 

ſema, der bimmlifde Speerfhmwinger, defien Waffe, der Speer, dem Morgenländer im nächken 
Bezuge mit ber-Hehre (Sunbüle) der himmlifchen Jungfrau erſcheint. Bepde heißen Ef=femekein, 
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NY IV Vz ı8 XXC 


Außer ben vier Engeln, Traͤgern des Throns (Mokarribin, Cherubim), welche Thiergeſichter 
haben wie beym Propheten, find die vornehmſten der Engel Gabriel, Michael, Israfel und Is— 
rael. Der erfte, ber Bothe göttliher Offenbarungen an die Propheten, heißt auch der heilige Geiſt, 
der bimmliſche Pfau, der höoͤchſte der Engel, Der letzte iſt de Würge- oder Todesengel, 
der jedem Menſchen feine Seele abfordert und am Tage der Auferftehung in die Pofaune ſtoͤßt. Die 
Engel der Winde, der Ströme, ber Berge, des. Feuers, bevoͤlkern Himmel und Erde, fie lob⸗ 
preifen immerwährend Gott ftehend und fliegenb und figend und Enieend; im hoͤchſten Himmel aber hal⸗ 
ten fie täglich fiebenmahligen Umgang um bas Zelt Gottes, das aus einem einzigen Rubine ges 
formt, dem heiligen Haufe der Kaaba zu Mekka zum Mufter gedient bat (1). Zur Kaaba wen- 
den ſich die Geſichter ber Rechtgläubigen beym Gebethe, und um diefelbe halten die Pilger fiebenmahligen 
Umgang, wie bie Engel im Simmel um das Allerheiligfte des Bern. Alle Himmel durchflog Moham⸗ 
med der Prophet in feiner nächtlichen Himmelfahrt auf dem Stanzroffe (Alborrak), das die Schwin- 
gen vom Vogel und bas Gefiht vom Menſchen hat (3). Er begann feinen Ritt im Tempel zu Ye: 
rufalen, und wiewohl er in jedem Himmel fih mit den Propheten feinen Vorfahren beſprach, voll⸗ 
endete er ihn dennoch fo ſchnell, daß, als er in fein Bett zurückkam, das Waſſer der Kanne bie er 
im Auffluge umgeftoffen hatte, noch nicht ausgeronnen war. Diefe Himmelfahrt, bie ollenfalls als eine 
Erfcheinung im Traume ausgelegt werben Fann, wird von den Meiften, befonders aber von den Dich- 
tern, buchftäblicdy genommen, und bie Beſchreibung oder ber Preis derfelben macht beym Lobe des Pros 
pheten, das unter die bey jebem größeren Dichterwerf unerlaͤßlichen Prologomena gehört, einen Haupt⸗ 
beftanbtheil aus. 

Diefe Himmelfahrt ift, wenn fie buchftählich genommen wird, auch bas eingige Wunder Mo- 
hammed's, deflen er felbit im Koran erwähnt, indem er fonft mehr als einmahl darin im Nahmen 
Sottes ausfpricht, baß es zur Beglaubigung feiner bimmlifhen Sendung Feines andern Zeichens, als 
ber Verſe des Korans, diefer wahren Wunderzeihen des Wortes, bebürfe. — aus eben diefem 
Grunde vernünftige Ausleger des Korans auch die Himmelfahrt als bloße Erfheinufig deuten, fo balz 
sen fih die Dichter doch um fo fefter daran, des poetifhen Stoffes willen , und fie macht einen we- 
fentlichen Theil der Anrufung des Propheten, des Siegels aller vorhergehenden. Unter biefen Pro⸗ 
pbeten find mehrere, die nur ben Arabern und nicht ben Hebraͤern befannt waren, felbft die bekannten 
aber werden mit Anfpielungen und Beziehungen, die wir in unferer biblifhen Gefchichte nicht Eennen, 
erwähnt. An der Spige ber erſten fiehen Hud und Saleh, zwey alte arabifche Propheten, wovon 
jener dem Stamme Aad, biefer den Stamme Themud den wahren Glauben predigte, ohne ande: 
ren Erfolg, als den eines vertilgenden Zorngerihtd. Das Haupt bes Stammes Aad war Schedad 
(Sat ol amad), ſtolz auf feine Säulen, bi. auf die Zahl feiner Zelten, ber ein irdiſches Pa⸗ 





d.i. die beyden Höhen des Himmels, und die himmliſche Sünbüle des Morgenländers erſcheint im 
Alterthum als Spbille, wie der vollkommene Lehrjungling Kamil in dem Dienſte der großen Götter als 
Samillos auftritt. 

(1) Diefer fiebenmahlige Herumgang ift auch im indifhen Sottesdienfte der höchſte Grad der Verehrung, wo⸗ 
durch das Staunen, momit ‚man eine göttlihe Erfheinung betrachtet, ausgedrüdt wird. ©. Moore's 
-Pantbeon. 

4a) Der Ulborraf missdem Dienfchengefichte fcheint ganz den Wundertpieren auf den Sculpturen bep Per: 
fepolis nachgebildet au ſeyn, von denen ber Magrıyoeag menfchliches Untlig hat. 











19 XXC) 


radies in "den Garten von Irem anlegte, und hiedurch der vom Propheten verheiflenen himmliſchen 
Sreuden fpotten wollte. Die Hand bes Todesengels berührte ihn che noch fein Fuß dasſelbe betrat, 
und: es warb mit allen feinen Schägen von dem Sande der Wüſte begraben. Anfpielungen auf bie 

Shäge und Freuden dieſes irdiſchen Paradieſes find haufig in allen Dichtern und Geſchichtſchreibern 
- des Morgenlandes. 

Saleh predigte dem Stamme Them ud am öftlichen Elippigen Ufer des rothen Meeres auf der 
Straße nah Mekka. Sie tbdteten fein Kameel, daß er aus dem Felſen hervorgerufen, und ber 
Samum tödtete alles Leben weit umber.. Noch zeigt man die Selfengrotten an dieſem Gebirge als 
die Wohnſitze des Stammes Themud; noch beſchleunigen die Pilgerkarawanen, wenn ſie hier durch 
nach Mekka ziehen, ihren Schritt unter lautem Geſchrey ‚ um das fürdhterliche Geſchrey des unſchuldig 
erfchlagenen Prophetenfameels, das in diefem wüften Thale die Wanderer erfchredit, zu übertönen, und 
noch ift diefe feltfame merkwürdige Gegend durch taufend Hinderniſſe und Gefahren allen europdifchen 
Reiſenden, felbft dem unermüdeten Seetzen, der doch zweymahl in Mekka geweſen, unzugänglich 
geblieben. Beyde dieſer Phropheten fcheinen bald nad der Sünbfluth gelebt zu haben, bie nad) dem, 
Koran ıhren Urfprung aus einen Feuerherde nahm, woraus das Waſſer unaufbörlih zuftrömte, bie 
es die ganze Erbe überſchwemmte. Mach der Süntfluth begann der Sternendienft der Chaldäer, 
und Abraham, der demfelben göttliche Ehre zu erweifen und das Feuer anzubethen fi) weigerte, ward 
auf Nim rod's Befehl in einen ungeheueren Holzftoß geworfen, wo mitten im Feuer Nofen blühten 
und Quellen riefelten, und er den Herren lobpries (mie die drey Knaben im Feuerofen). Häufig wird 
er genannt als Erbauer der Kaaba, als Zeuge der Einheit Gottes; aber öfter noch Jakob, mwiewohl 
nicht fo viel in Beziehung auf fich ſelbſt, ald auf feinen Sohn Joſeph oder Zuffuf, deſſen Ge: 
f&hichte eines der fchönften Kapitel des Korans, naͤhmlich das XI, einnimmt, und ganz gewiß, wie 
der Koran fie felbft nennt, die ſchönſte der Geſchichten zu heißen verdient. Da diefer Stoff von 
den erften romantifchen Dichtern des Morgenlandes um die Wette behandelt worden, ſo wird an ſeinem 
Orte umſtaͤndlicher hievon zu reden ſich Gelegenheit darbiethen. Hier ſey es genug darauf aufmerkſam 
zu machen, daß Juſſuf als das Ideal männlicher Schönheit und Vollkommenheit im ganzen Mor: 
‚genlande gilt, und feine Liebesgefhichte mit Suleicha von den Myſtikern burchaus allegorifch gedeutet 
wirb auf die Liebe der hoͤchſten Schönheit, der hoͤchſten Wahrheit, des höchften Gutes, welde ber 
finnfigen Liebe der Menſchen unerreihbar, denfelben nur dann erſt zu Xheil wird, wenn fie wie 
Suleicha befehrt und weiſe, durch göttlihe Gnade wieber neugeboren find, Nach diefer Anficht oder 
durch die andern aus ber biblifchen Geſchichte bekannten Begebenbeiten feines Lebens, ift Juſſuf den 
Morgenländern der ſchönſte Jüngling, der. Eeufchefte Liebhaber, der befte Erzähler, der fharffinnigfte 
Ausleger, der vollfommenfte Dollmetſch, der weiſeſte Statthalter, der wahrhaftigſte Prophet, und 
heißt daher vorzugsweiſe Eſſidik oder de Wahrhaftige (Zum). 

Moſes und Jeſus erſcheinen beylaͤufig auf derſelben Stufe der Würde, beyde als Geſetzgeber 
und Religionsſtifter, beyde als wunderthaͤtige Propheten. Die wunderthaͤtige weiße Hand des Mo⸗ 
ſes, der damit die Blendwerke der Gaukler und die Macht des Draͤngers vernichtete, der wunder: 
wirkende Hauch des Herren Jeſus, der damit Tobte zum Leben erweckte, und aus Thon geform- 
ten Vögeln das Leben einhauchte, der aber nady der Ausfage bes Korand nicht wirklich gefreuziget, fon- 
dern vor ber Kreuzigung in den Himmel aufgenommen ward, Eommen alle Augenblide vor, Den lege 
ten, ber im britten Himmel wohnt, Iäßt Hafif fogar nad der Weife feiner Lieder mit Sohre, dem 
weiblichen Genius des Abendſterns, den Reigen tanzen. Gleichzeitig mit Mof es lebte der Prophet E hi- 

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XXXX 30 ww. 


fer (1), von dem Einige behaupten, daß es derfelbe mit Elias gewefen, Andere ihm aber gänzlich 
davon unterfheiden. Er ift eine der Hauptperſonen der orientaliſchen Mythologie, der hilfreiche Genius 
der Unterbräsften, ber Genius des Fruͤhlings, der Wermittler (mie der Mithras der alten Perſer), 
ter Retter in Gefahr, der Ermahner ber Zürften, ber Raͤcher des Unrechts, der Wegweiſer durch -die 
Wuſten des Lebens, und endlich der ewig junge Hüther bes Quells bes Lebens. Als folder verjüngt 
er Menfhen und Xhiere und Pflanzen, ertheilt verlorene Schönheit wieder, unb beffeibet im Fruͤh⸗ 
linge bie erftorbene Erde mit friihem Grün. Grün ift feine Lıeblingsfarbe, in fteablendes. Grün ift er 
gekleidet, und im Lande der Finfterniß, wo ber Quell des Lebens pulfend rauſcht, verkündet benfelben 
grünes Licht, das ihn umgibt, den Suchenden. Ewige Schönheit, Jugend und Weisheit ſpendet feine 
Quelle den Xrinfenden ; was Wunder wenn. benfelben alle Sterblichen mit-brennender Begierde ver⸗ 
folgen, wiewohl ihn noch Feiner, felbft nit Alerander der Welteroberer, welcher deßhalb einen Zug ins 
Land der Finfternif unternahm, gefunden. Auf verſchiedenen Wegen firhen ihn die Menfchen ale 
das hoͤchſte Ziel ihrer Wünfhe, bald in Gold, bald in. Ehren, bald in Liebesgenuß, und unbefriediget. . 
verfplittern fie das Leben, ohne zum wahren Quell desfelben zu gelangen, worunter nah den Philoſo⸗ 
phen von ber aͤußeren Lehre, bie praftifhe Jugend, nad den Sofis aber, ober ben Philoſophen des 
inneren Sinns, die reine Liebe Gottes, als das fiherfte Gut unb ale der wahre Auell, .verflanben 
wird, woraus ber-alte Menfch, verjüngt und wiebergeboren, zu einem neuen Leben auffieht. Ein weit 
höherer Sinn als der gewöhnliche erotifcher Dichter, welche den Lebensquell im Munde des Geliebten 
und das ihn umgebende zarte Grün in den weichen Flaumen des jungen Bartes fuchen. 

Wie Chifer der geheimnißvollſte Prophet in der Welt der Erfheinungen, fo tritt Sa⸗ 
lomon, als der Maͤchtigſte derfelben in der wirklichen Welt auf. Prophet, Weifer und König, 
beherrſchte er nicht nur die Menſchen, ſondern alle Reiche der Natur, Fiſche, Voͤgel und vierfüßige 
Thiere, und felbft die Dämonen, die ibm als Handlanger zu den großen Gebäuden die er in Jer u— 
falem, Tadmor und Perfepalis aufführte, und deren ungeheuere Ruinen die Welt noch heute 
anftaunt, dienen mußten. Der Oftwind war fein Heitpferd, und der Wid hopf fein Wegweifer im 
Wuͤſten, fein Bothe im Briefwechfel mit Balkis der weifen Königinn von Saba. Das Zeichen fei- 
ner Herrfhaft und Begewaltigung über Menfchen, Thiere und Damonen war ba8 Siegel Salomon, 
der Zaubesring, vor deſſen Kräften die Erde und die Hölle erzitterte. Als Repraͤſentant der Menſchen 
an feinem Hofe fchfichtete die Geſchaͤfte derfelden Aß af ber Dichter und Großwefir, deſſen Nahmen 
feitdem das böchfte Lob aller regierenden Wefire geblieben; 3 als Repräfentanten unter den Vögeln. feb 
man bort das letztemahl unter ben Menfhen Simurg oder Anka, ben weifen Vogelgreis, der ſich 
feitdem ins Gebirge Kaf zurückgezogen, wo er als Staatsmann in der Einſamkeit lebt. Der Koran 
erwähnt desſelben zwar nicht, aber deſto umſtaͤndlicher das Schahname, wo alſo auch ſchicklicher 
von ihm ein Wort geſagt werden ſoll. Salomon war ſchon todt, als die Daͤmonen, die ſich ſeines 
Rings bemaͤchtiget hatten, noch vierzig Tage fortregierten, waͤhrend denen ſie ſeinen Nahmen mißbrauch⸗ 
gen, um magiſche Bücher unter das Volk zu bringen, und dasfelbe auf folde Art zu verführen. Erft 
am vierzigßen Tage, als ein Holzwurm den Stab, worauf geftüßt fie Salomon täglih dem Wolfe 
als auf dem: Throne ftehend zeigten, burchfreffen, und berfelbe mit dem Leichnam zuſammenſiel, ward 
ber Betrug offenbar. 


4 








(3) Chiſer der Allbegrünende, IR nichts als die Weberfegung der gewöhnlichen Benennung des Mithras 
Zußalıog, welches auf perfiſch E ebſ) auch der Allblegrunende beißt. 


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Alles bisher aus dem Koran’ angeführte Fabelhafte gilt, als auf Gottes Wort gegründet, über 
ollen Zweifet erbaben. Won minderem Anfehen in religiöfer Hinficht, wiewohl vom allergrößten in 
hiftorifcher, find die Fabeln des Schahnah me. Es ift aber bier nöthig voraus zu. warnen, daß man 
fi hüthe nah Herbelot's Angabe allen von ihm ‚aus türkifhen ſowohl als perfifhen Manuferipten 
zufammengeraften Fabeln gleihen Grad von Anfehen und poetifher Glaubwürdigkeit beyzumeffen. Her- 
belot fchöpfte diefeßben nit allein aus dem Schahname, fondern auch aus den Nachahmungen bes: 
felben, aus den türkifhen profaifhen Werfen: Suleimanname, Kahrimanname, Iskender—⸗ 
name, Sabumraßname, Huſchengname, Kuſchtaspname, Kurſchaspname, u.ſ.w. 


welche aber, bie beyden erſten ausgenommen, eben fo unbekannt und ohne Credit find, als das 
Schahname berühmt und angefehen. Jeder der Verfaſſer diefer meiftens unaushaltbar Tangweiligen 


türfifhen Heldenromane fabelte auf feine Zauft, ohne daß deßhalb feine Fictionen auf den geringften 
Grad irgend eines bifterifchen = mythologifhen Anfehens Anfpruh machen bürfen. Eben fowohl, und 
mit noch größerem Rechte, hätte Herbelot auch den Stoff der Mährchen ber-taufend unb einen 
Naht, oder bie des Adfhaibol-mahlufat, vonden Wundern der Gefhöpfe, als all: 
gemeine poetifhe Sagen aufnehmen und mit den Geſchichten des Shahname vermengen können. Glück⸗ 
licherweife gibt er von biefen Sagen faft überall die Quelle an, woraus er gefhöpft, und nach diefer aus: 
gehöängten Warnungstafel wird man weniger Gefahr laufen, die allgemein als hiſtoriſch gültig ange: 
nommene Sage des Schahname mit ben fpätern Kictionen und Einfallen perfifher und befonders 
türkifcher Romanfchreiber zu vermengen. Wir berühren bier nur im Fluge die Anficht der erften. 

Bor Adam berrfchten auf Erden Dſchan Ben Dſchan, bie Sefhlechter der Dſchinnen (Ge: 
nien), beren ſchon der Koran als aus einem Feuerfunken gefhaffen. erwähnt. Ihre Herrfcher hießen 
Salomonen und waren Herren der Welt; als Nathgeber ftand ihnen bey Simurg oder Anka, der 
weiſe Vogelgreis, ber ſeitdem noch am Hofe des Tehten Weltmonarden, am Hofe Salomon’s des 
Sohns David's, ſichtbar geweſen, ſeitdem ſich aber in das Gebirge Kaf zuruͤckgezogen, welches die 
Erde als einen Ring einſchließt, und hinter dem Dſchinniſt an oder das Land der Feeerey Tiegt. 
Hieher wurden die Gefchlechter der Dſchinnen verbannt, nachdem Gott der Herr den Engel Gara- 
ſel (fonft. Iblis, und nach feinem Falle Satan genannt) gefendet hatte, ihrem Unweſen auf Er— 
den ein Ende zu machen. Iblis, der fi in der Folge mit einem Anhange von Engeln empörte, 
ward in die Hölle geſtürzt, wo Malek der Hüther der Hölle (wie Riſwan, der Hüther des Para. 
diefes) und neunzehn Folterengeln (wie im Paradies bie Cherubim und Erzengel) feinen Hof 
ausmahen. Man fieht hieraus den Unterſchied zwifchen Df binnen oder Diwen, bie nur ein ges 
fallenes Rieſengeſchlecht, und zwifhen Teufeln, bie ein Geflecht gefalener Engel find. Der Auf: 
enthalt der erften it Dfhinniftan, im Umkreiſe des Berges Kaf, an den Enden ‘der Erbe; ber 
Wohnfig der zweyten iſt im Mittelpuncte ber Erde, in der Hölle, wo fieben Höllen mit wachfenden 
Grade des. Feuers und der Peinen, den Verbrechen der Verdammten angemeffen find. Ueber berfelben :- 
geht die Brucke Sir ath weg, fein wie ein Haar und ſcharf wie ein Schwert, worüber die Menſchen 
nad dem jüngiten Gerichte gehen müffen. Leicht und behende gehen die Gerechten hinüber ins Paradies, 
aber die Verdammten ftärzen hinunter ins hoͤlliſche Feuer. Alles dieſes gründet ſich auch auf den Koran. 

Wie die GBeifter in Engel des Himmels und der Mölle getheilt werden, fo die Genien der Erde 
in gute und böfe; die Iegten heißen Dfhinnen oder Diwe, bie erſten Peris (Fairies, Keen), 
weibliche Iuftige Geſchoͤpfe, zart wie die Lichtſtrahlen, fhön wie die Morgenröthe, Freundinnen der 
Blumen und Düfte, aus denen ihr ganzes Weſen aufgehaucht ift. Beftändig von den Dimen bebränge 


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BAR 33 ID USE 


und verfolgt , Ieben fie mit ihnen im immerwährenden Kriege, befhägen die Menſchen und pflegen oft 
mit denfelben vertraufidher Gemeinſchaft. So war Balki’s, bie Kbniginn von Saba, berähmt durch 
ihren durchdringenden Verſtand, der felbft den weifen Salomon in Verlegenheit ſetzte, die Tochter 
eines arabifhen Könige und einer Peri. So ſchoͤn, zart und Tieblih die Peris, eben fo höflich 
böfe und widerlih find die Dſchinnen oder Diwe. Ungeheuer mit Dracdenhäuptern, die euer 
fveyen, mit Ziegenfüßen und Schweifen, mit Bärentagen und Geyerkrallen, die von Dfhinniftan 
aus oft die Erbe unfiher machen, aber auch darum nur in Sandwüſten und unwirthbaren Klüften 
haufen. Im Beginne der Menſchenherrſchaft, als Kajumerß, der erſte Monarch deſſen die morgen- 
laͤndiſche Geſchichte erwähnt, den Thron der voradamitifhen Salomonen einnahm, hatte er noch 
viele und mädtige Kämpfe zu beftehen mit den Diwen, bie damahls noch kaum ins Dſchinniſt an 
gebannt, maͤchtig andrangen, um die verlorne Herrſchaft der Erbe wieder zu erobern, und ihm fogar 
feinen Sohn tödteten. Tahmuraß, der zweyte feiner Nachfolger, erhickt den Nahmen Diwbend 
ober der Diwbändiger. Der Schauplatz diefer Kämpfe waren bie .unmwirthbaren Gegenden von 
Mafenderan, kalt, öde, fumpfiht am Meer, und waldigt am Gebirge, ganz zum Aufenthalte der 
- Dive gefchaffen. 

Mehrere Kämpfe beftand mit denfelben Roftem, ber Herkules ber perfifhen Geſchichte, der Be⸗ 
freyer des Reichs, der Held in den befländigen Kriegen wider Zuran, der Abfömmling eines Helden⸗ 
ſtammes, er felbft Water eines jungen Helden. Roſtem Daftan, oder der Starkhandige, 
Sohn Salt des Sohnes Sam’s des Sohnes Neriman's des Sohnes Keren's. Schon feine 
Ahnen wirkten under der Zapferkeit, fömoht durch fich felhft als dur den Beyſtand Simurg’s, 
der fih fon der Erziehung Sal’s, des Waters von Roſtem, angenommen hatte. Einfam und alt- 
Hug wohnt diefer Wogelwefir der Salemonen am Berge Kaf (1), viel gerühmt, nie gefeben von 
tem lebenden Menfchengefhlechte. Einzig in feiner Art, und ſtolz auf die Würden, die er ad We 
ſir fo vieler Weltmonarchen bekleidete, flieht er bie Geſellſchaft der Menfchen, ift jedech Rittern und 
Helden, welche ihre Abentheuer bis zu feınem Nefte am Berge Kaf verfolgen, immer zu gutem 
Rathe erböthig, Den Helden des Schahname's, die er in feinen befondern Schug nahm, gab er 
zwey feiner Federn, die fie auf den Kopf ſteckten als eineh Talisman wider alle Gefahren, als Unter- 
ſcheidungs zeichen feiner Gunft und ihres Heldenmuthed. Seitdem es Feine Simurgfedern mehr gibt, 
find Neigerbüfche oder fogenannte Tſchelenk, als Eriegerifhe Unterſcheidungszeichen und Belohnun⸗ 
gen, on. ihre Stelle getreten. Durch Simurg begünftiget vollführte Ro fte m Wunder ber Tapferkeit 


wider Diwe und turanifche Helden, befonders im Zuge der fieben Abentheuer; body ereilte . 


auch ihn das Unglüd, indem er feinen Sohn Sohrab, der ihn, ohne ihn zu Tennen , herousgefordert 
batte, nach einem langwierigen Zweykampf toͤdtete. 

Hoftem’s Pferd und Schwert waren nicht minder gefeyet als fein Federbuſch aus den Federn 
Sim urg's, welcher zuerſt Tahmuraß dem Diwebaͤndiger einen ähnlichen verliehen hatte. Roland's 
Durindana und Afulf’$ Hipogryphe find dem Schwerte und Pferde Ro ſtem's durch Ueber: 
Jieferung nachgeahmt worden. Berühmter noch als Roftems gefeyete Rüftung und Mähre, als Fer i⸗ 

—, a — — — — — — —— — — 
(2) In der Erzäplung Sam's und SaPs (ſ. Fundgr. des Orients III. Band), nennt das Shahnam e danz 
ausdrüflih den Bipfel Alburs, d. i. den höchſten Gipfel des Kaukaſus, den die alte perſiſche Mytho⸗ 
logie wuter dem Nahmen Kaf überall ald einen umfchlingenden Ring bis and Ende der Erde binausrädfte. 








XXX 23 IR 


Bun’s. Stier und Keule, und Kawe's Schurzfell, um das fih dje Völker Perfiend zum Sturze bes Tyr- 
sannen Sohak fammelten, und das dann bis zum Ende bes perfifchen Thrones die Reichsfahne blieb, 
find in den orientalifhen Fabelgeſchichten die drey berühmten Talismane der. brey größten Monarchen 
der Welt, Salomon’s des Univerfalmonarchen, Dfbemfch its des größten Königs der Könige, und 
Alerander’s des Welterobererd. Des Siegel Salomon’s iſt bereits gedacht worden und feine 
Tugenden find, Dank den europdifhen Feen⸗ und. Zauberromanen, und der Tauſend und einen Wacht, 
berühmt genug, um Fein Wort weiter darüber verlieren zu bürfen. Minder bekannt find der myſtiſche 


—Becher Dfyemf Kid 6, (über den Herder in feinen perfepolitanifhen Briefen und Kreuger in fei- 


ner Mythologie viel Vortreffliches fagt.. und der Weltenſpiegel Alexander's. Der erſte, der auch 
das weltenzwingende Glas heißt, war ein Becher durch fieben Linien ſie benfach abgetheilt. Je nad: 
dem er bis auf die eine oder die andere dieſer Linien vollgefällt war, zeigte er die Geheimniſſe biefes- 
oder jenes Erdgürteld an, und Dſchemſchid burfte nur bineinfhouen, um biefelben zu erfahren. Ge 
jeigte auch der Weltenfpiegel Alerander's auf einen Blick die ganze Ueberſicht der Erbe mit allen Laͤn⸗ 
bern und Völkern. Die Sage des erften ift wahrfcheintih aus dem Opferkelche der Perfer, und die Fa⸗ 
bei des zweyten aus einer verberbten Ueberlieferung vom Alerandrinifden Pharus entflanden, denn zu 
Alerandria am Borde ded Meeres war diefer Weltenfpiegel aufgerihte. So fcheint auch der Zug 
Aleranders nah dem Ammonstempel in die Inbifhe Wüfte zu bem fabelhaften Zuge ins Rand ber 
Sinfterniß, wo ber Quell bes Lebens firömt, Anlaß gegeben zu haben, 

Nah Alerander verfhwinden bie Fabeln immer mehr und mehr aus ber Geſchichte, die auf biefe 
Art der_Poefie mehr und mehr fremb wird.. Doch ift noch unmittelbar ‘vor Mohammed, Chosru 
Parmwif, der legte große Kaifer der Perfer, mit einer leuchtenden Glorie poetifher Fiction umgeben. 
Seine Größe und Prachtliebe, die herrlichen Gebäude bie unter feiner Negierung aufgeführt wurden, 
die Künftler die er an feinem Hofe vereinte, feine Liebesgefhichte mit Schirin der Ehriftinn, alles trug 
dazu bey, der Geſchichte feiner. Regierung den Anſtrich des Sabelhaften und Wunderbaren zu geben. Das 
Hiſtoriſche derfelben gehört nicht hieher und ift ſchon anderswo erwähnt werben. Poetiſche Sagen, die 
fi) daraus erhalten haben, und auf welche häufige Anfpielungen vorkommen , find: Das weihe Han d⸗ 
gold, das er in feinen Händen nach beliebiger Form drückte; das Schahſpiel, deſſen Figuren die Be: 
wegungen des Feindes anzeigten; der Thron, über den künſtliche Vögel flogen, und das ganze Ster⸗ 


nenſyſtem in regelmäßiger Ordnung auf» und unterging; bie ſieben Schaͤtze, je einer unglaublich rei⸗ 


cher als ber andere; der Kanal, um in ben Pallaſt Schirin's friſche Milch hinzuleiten, und endlich 
bie ſchoͤne Mythe von dem Urfprung des Sranatapfels ausdem Blute Ferhed's entfprungen, ins 
dem das Beil mit dem er ſich getoͤdtet, im Sturze auf der Erde ſtecken blieb, wurzelte und Früchte trug 
mit gefpaltenem Bufen und blutigen Herzen. Die um Hamadan wachfenden Granatäpfel heißen noch 
beute die Oranatäpfel Ferhad's, wie eine andere Pflanze das Blut von Sijawuſch heißt, zum An- 
denken bes unfchuldig vergoffenen Blutes diefes Prinzen, deſſen Geſchichte mit feiner Stiefimutter, einer 
anderen Phädra , einen der fehönften Gefänge des Schahname ausmacht. Mit Mohammed verſchwindet 
die Fabel und beginnt erft bie wahre arabiſche und perfifche Geſchichte, und in fü weit ifk der Ausdruck 
der Araber ganz richtig, welche das Zeitalter vor ihm, das Zeitalter der Unwiffenheit nennen. 

- Wie fir die Zeiten aufhellten, und die Wiſſenſchaften an arabifhen und perfifhen Höfen blühten, 
war die Herrfchaft der Babel zu Ende, und ihr Neich erhielt wenigftene weiter Feine allgemeine gültige 
Vergrößerung. Die Sagen bes Koran’s und des Schahname bfieben ber unverfiegbare Quell bes 
Mythos, der nicht mehr ab⸗ und zunohm, und der noch heute in allen Gedichten des Morgenlandes 





VON 24 — 


lebendig fortſtrͤmt. Die anderen allgemein gültigen Fictionen, bie ſich weder auf ben Koran noch auf 
das Schahname gründen, find fehr wenige, fcheinen jeboch aber aus ber graueften Zeit von dem dite- 
flen Perfien auf das neueſte berübergefommen zu ſeyn. An der Spitze berfelben fieben die aftronomifchen 
Sagen, die augenſcheinlich mit Spuren indifcher, dgpptifcher und griechiſcher Mythologie verwebt find ; die 
Sternenbilder feben und weben als wirkliche Perfonen oder Thiere in der Welt morgenländifcyer Didytung, 
wie dieß an einem andern Orte (1) umftändlicher auseinander gefeßt worden. Eine genaue Bekanntſchaft 
mit diefer Sternbilberfehre ik zur Verftandlichkeit aller rhetorifchen und poetifchen Kunftwerke des Orients 
unumgänglich nothwendig, fo häufig kommen Anfpielungen darauf vor (2), beſonders auf die zwölf Thier⸗ 
jeihen, die Stationen des Mondes, die Firfterne erfter Größe, und die fieben Planeten. Diefe legten 
erſcheinen als eben fo viele Genien, welche bie Herrſchaft des Himmels unter ſich theilen. Jupiter als 
der Richter und Herr, Saturnns als ber alte Gauner auf feinem Raubfhloß, Mars als blutbärftiger 
Krieger, dee Mond der Schenke des Himmeld, Merkur als der Schreiber bes Himmeld, der Gründer " 
der Wiflenfhaften, der den Kopf auf das Knie geftügt in tiefe Betrachtungen verfenkt if. Venus endlich, 
welde Sohre (Aducyrıs) oder Anahid (Avurrıs) heißt, als der weiblihe Genius des Morgen» unb 
Abendſterns, der mit Tyragetön den Neigen ter Eterne anführt. Diefe Dichtung, eine der Tieblichften 
und intereflanteften , verdient ausführlichere Erwähnung. 

Harut und Marut, zwey Engel welche das Roos der Menfchen beneideten, bie nach kurzem Er⸗ 
denleben mit ihnen die himmliſchen Freuden theilten, erhielten vom Herrn des Himmels die Erlaubniß, 
auf Erben zu wandeln, jedoch in ſterblichen Leibern und allen Begierden und Gebrechen ber Menſchen un: 
terworfen, um felbft zu erproben, ob das Verdienſt des Menfchen, rein durchs Ervenleben zu geben, fo 
gering fey. Er Iehrte fie das heilige Wort, Eraft beffen fie vom Himmel niederzufteigen und wieber auf- 
. zufleigen vermochten. Sie famen zu Sohre oder Anahid, einer fhönen Frau, dig fie zu verführen 
fuchten, indem fie ſich ihr als Engel zu erkennen gaben, bie ihnen aber nur unter der Bedingung zu 
„willen zu werden verſprach, wenn fie ihr das Einlaßwort des Himmels fagten. Sie fagten ihrs, vergaf: 
fen es aber im Augenblide, da fie davon Mißbrauch gemacht; Anahid ſprach es aus und flieg unter 
die Sterne empor, wo fie zum Lohne ihrer Tugend auf ben Morgenftern verfegt ward, auf dem fie mit 
ihrer Lyra den Ton ber Muſik der Sphaͤren angibt. Cine eben fo ſchoͤne als zarte Idee, auf welche per: 
fifche Dichter häufig anfpielen, aber unſers Wiſſens Eeiner zarter und glücklicher als Hatifi in feinen 
Hymnen auf Gott, wo er ben Herrn preifet: der bie Lyra des Abendſterns mit ben Strahlen 
der Sonne befaiter hat, Nahid ift die Alitta und. Mylitta Merodot’s, die von Arme: 
niern und Perſern bald al Venus, bald als Diana, bald als Pallas, und bald als Obttinnder 
Nacht verehrt warb, vieleicht dieſelbe mit der dgnptifchen N eight, deren aͤgyptiſcher und perſiſcher Nah⸗ 
me ſich im engliſchen Night und im deutſchen Nacht, nur mit Aenderung des Hauchlautes, erhal⸗ 

ten hat. Diefe Apotheofe des Morgenfterns, der mit der Otrohlenleyer die Harmenie der Sphaͤren an⸗ 








(1) Ueber Die Sternbilder der Araber. (Fundgruben des Orients I.) 

(2) 8.8. auf Die mit Henna rothgefärbte Hand Dfceufa’s (Eaffiopeja's); auf die bepden Höhen (Ef 
femefein) d.i. Arcturns und Spica; auf die bepden Bilder (A: Sarcadain), die zwep höchkten 
Sterne im Seinen Bären; anf die Benaten⸗naaſch, die Töchter der Bohre, oder Klagefrauen, Die 
drey Sterne im Heermagen, deflen Viereck den Morgenländern als eine Bahre erfcheint; der Perlenfnoten 
ber Plejaden, der Treiber derſelben (Hadi on nedfhm) Aldebaran, das einzeln weidende Kameei 
am GSüdpol (Kanopus) um. —_ 





aan 25 —XE 
führt, ift eine der ſchoͤnſten Dichtungen des Drients. Die Entwärbigung des Tempeldienſtes MyrTit- 
ta's zu Babylon, wo fih Srauen und Mädchen öffentlich den Fremden preisgaben (1), ift vielleicht der 
gefallene Morgenftern ber. Schrift. 

Von den Sternen, den Blumen bes Himmels, fenfet der Dichter den Flug zu den Blumen, den 
Sternen der Erde, unter denen die Roſe, wie dort Nahid, den Reigen anführt, Die Dichtung der Liebe 
der Naqchtigall zur Roſe iſt eine der aͤlteſten und zarteſten Mythen perſiſcher Poeſie, ſo alt und zart wie 
die Roſenhaine ven Perſis, wo die Nachtigall ſchon vor Firduſſi Pehlemwi oder altperſi ſch ſprach, wie 
er fo ſchoͤn fagt 

Sei‘ auf am Morgen, blick auf, und dicht”, 
Hör" wie die Nachtigall altperſiſch ſpricht. 


Die Roſe, die bundertblättrige (Sadberg), ift bie Königinn der Schönen, die Nachtigall, die 
taufendflimmige (Hefardaffitan), der König der Sänger, beyde die Gefährten des Frühlings, 
der fchönften Zeit der Jugend und der Luſt. Immer prangt heilglängend und lacht frohlockend die Roſe, 
während die Nachtigall flehend und wimmernd die Schmerzen ihrer Liebe der Nacht klagt, daher fie auch 
der Sänger der Nacht beißt. Wo Roſen entblühen, Eofen auch Nachtigallen, welde nie auf: 
bören, unter taufenb wechfelnden Sormen des Wohltauts , der Nofe ihre Liebe zu erflären, während biefe, 
darüber unbekümmert, ſich nur des Lebens freut, obne fih die melancholiſchen Klagen der Nachtigall fehr zu 
Herzen zu nehmen Unabläßig fingt diefe von Liebe, und wiewohl nicht immer zufrieden mit der Gegenliebe 
der Nofe, muntert fie doch als Mufter treuer Liebe den Wanderer zur Liebe auf; fo fagt Saadi ſehr ſchön 

Weißt was die Nachtigall Dort ſinget im Geſträuß? 
Was für ein Menſch biſt du! Der nichts von Liebe weiß? 

Daher ift fie die eigentliche und einzige Mufe orientalifher Dichter, welche fie nicht nur im Anfange 

ihres Gedichtes, fondern auch beym Anfange einzelner Gelänge anrufen , wie der Berfaffer ber deutſchen | 
Schirin fein Werk beginnt: 
D Sängerinn des Zrüpfinge und der Liche w.f.w. Echirin 1. @etang.) 

Defters redet aber der Dichter auch flatt ber Nachtigall feine Seele oder fein Merz, befonders bey 
erbabenen Gegenftänden, und manchmahl die Slöte an, wie Horaz fine Lyra. &o beginnt das große 
Gedicht Dſchelaleddin Rumi’s mit den Derfen: 

Hör’ wie die Flöte traurend Fagt, Was ſie von Ihrer Trennung fast, u. f. w· 
und der zweyte Theil der deutſchen Schirin nach perſiſchen Vorbildern: 


Komm wieder Sängerinn des Frühlings und der Roſen, 
Komm, Nachtigall! aud Fluren von Schiras, 
Mit meiner Flöte in dem weichen Gras 
Wie mit der Königinn des Blumenſtaats au Eofen. 
Außer der Perfonificirung der Floͤte Eömmt auch öfters bie der Laute und der Halbtro m met 
vor, aber nicht als Anrufung im Anfange der Gedichte, fondern in Erzählungen, wo bey Gelegenheit 
eines Geſanges, den Laute und Halbtrommel begleiten, fie mit einem Gefpräche über ihre eigenen Schick⸗ 








(1) Spuren dieſes alten Tempeldienſtes der. perſiſchen Anaitis und der ſpriſchen Mylit ta haben fi) noch 
im ſpriſchen Dorfe Marta ban, deſſen Einwohner den Fremden ihre Weiber und Töchter feilbiethen, er⸗ 
halten. Eine weitere Ausführung dieſes Mpthos, welcher den perſiſchen Thesmopherien im Tempel der Mi« 
nerva gu Perfepole zum Grunde gelegen zu haben fcheint, finder fi im Morgenblatte diefes Jahres. 

: D 


ar aa 26 
⁊ 


ſale präfudiren ; fo daß nach dieſer eben fo artigen als ſinnreichen Dichtung, das Vorſpiel ber geſangbe⸗ 


gleitenden Inſtrumente nichts als eine Reflexion des Inſtruments über ſich ſelbſt iſt. So erzaͤhlt die 
Floͤte, wie es ihr ging, da fie noch als Rohr ein Spiel des Windes war, während jetzt der Hauch des 
Mundes auf ıhr fpielt; die Halbtrommel klagt, wie fie Unfägliches habe erleiden müffen, ehe fie ald Haut 
gegerbt, und dann in den Reif gefpannt worden. Die Laute erinnert fih, wie fie noch. als. grünender 
Baum im Walde fland, wo die Lüfte des Himmels durch ihre Blätter, wie jegt die Singer. durch: ihre 
Saiten ſchwirrten ſie erzaͤhlt wie das Eiſen angelegt, der Baum gefällt und ſie dann zur Laute gewölbs 
ward u. ſ. w. Dieſe drey Inſtrumente find gleichſam bie fi ſprechenden Repraͤſentanten aller Blas:, Sai⸗ 
ten⸗ und Schlaginſtrumente. 

Nebſt der ſchönen Allegorie der Liebe der Nachtigall und der Noſe, welche ungeachtet der Klagen 
der Nachtigall und bes Teichten Sinnes der Nofe, dennoch im Ganzen eine glückliche und genußreiche Liebe iſt, 


Eennen perfifche Dichter noch zwey andere Allegorien unglüclicher Liebe, welche auf diefe Weife den mythi⸗ 


ſchen ˖ Cyklus der Liebe gleihfam erſchöpfen. Diefe find die Liebe Bed Ballens und des Schlägels, 
und dann die Liebe bes Schmetterlinge zur Flamme bes Lichts, Beyde ein Sinnbild unglücklicher 
Liebe, jedoch mit dem Unterfchiede, daß in dem erften von Seiten der Liebenden mehr Enechtifche. Unter- 
würfigkeit, in dem zweyten eine vollere und größere Selbflaufopferung zu gemwahren-ift, daß bort die Ger 
liebte (der SchlägeT) zwar härter, aber dennoch nicht unerbittlich, ſich mit dem Liebenden fpielend ab⸗ 
gibt, während hier die Geliebte (die Flamme) fih dem Liebenden von felbft auch nicht im geringften 
annäbert, und ihn, wenn er fich ihr opfert, grauſam vernichtet, Der Balfen ift immet bereit, fi (im 
Mailleſpiel) nach Belieben des Schlaͤgels fchlägeln und herumkugeln zu laſſen, und ift herzlich froh, wenn 
fich diefer nur würdigt, ihm Streiche auf den Kopf zu geben. Der Schmetterling hingegen fliegt immer 
um das Licht, das bald lacht, bald weint, je nachdem die Flamme aufflackert oder das Wachs ſchmilzt, 
und in beffen Gluthen er ſich enblid-- verzehrt. Der Schmetterling ift. alfo dem Morgenländer nicht wie 
dem Abdendländer ein Sinnbild der Unbeftändigkeit und des Slatterfinnes, fondern vielmehr ein Sinnbilb 
ber treueften, bingebendften, fich felbft vergeßenden und aufepfernden Liebe, und die entgegengefegte 
Polarität des Oftens und Weſtens, die ſich überall auch in den geringſten “Kleinigkeiten bewährt, ſpringt 
bier auf eine auffallende Weiſe ins Auge: Abend = und Morgenlänber ſtehen von. einander ab, wie der 
Dccident vom Drient. | a 
Außer der Nofe dienen zwar wohl auch alle anbere ſchonen Blumen und Baume dem Dichter , dar: 

aus einen ‘Kranz zum Lobe feiner Geliebten zu Beten, und wir werden unter biefer Beziehung weiter 
unten ihrer erwähnen; aber mythologiſchen Sinh haben bey perfifhen Dichtern’unfers Wiffens nur zwey, 
nähmlich die Lifie unter den Blumen, und die Eupref fe unter ben Baͤumen, und zwar jebe derfelben 
unter zwey verfchiebenen Beziehungen, von denen ihnen eine gemein if. Die Lilie, deren Blätter 
fonft insgemein mit Degen, Wimpern u. f. w. 'verglichen werden, bat zehn Zungen, und ift dennoch 
ſtumm, fie lehrt die Weisheit des Schweigens trotz aller polyglottiſchen Gelehrſamkeit; die Cypreſſe, 
in deren ſchwankender Bewegung der Riebende nur den anmuthsvollen Bang und ben Wuchs feiner Ge⸗ 
lebten fiebt,- ſchattet auf Gräbern als Denkmahl der Abgefchiedenen. Beyde aber, fo die Lilie als die 
Enpreffe, find Symbole der Freyheit; die Lilie ift die Blume, und bie Cypreſſe der Baum 
der Srepbeit. Europäifche Lefer werden nicht wenig ftaunen, die Freyb eit in Ajien neben der Wiege 
des Despotismus anzutreffen, und’ fogar einem Freyheitsbaume zu begegnen, der in Europa ver: 
dienter weife in fo üblen Auf gekommen. Aber von. wie verfchiedenen Seiten erfcheint auch wieder dem 
Aſiaten und Europäer die Freyheit und ihr Symbol! — Die Lilie ifk ihm frey, weil fie weiß, von. 








mn 37, mem 

aller Madel, von aller irdischen Befleckung, von aller ſinnlichen Anhaͤnglichkeit an Farben, rein iſt. Die 
Cypreſſe iſt's, weil fie keinen ihrer Zweige zum Boden -fenkt, fondern ale himmelmwärts kehrt, und 
gar nicht wie andere Bäume einen in viele Zweige auslaufenden, fondern einen einzigen Eegelförmigen 
Stamm darſtellt. Neinigkeit alfo von finnlichen Begierden, und Verzicht Auf irdiſche Gegenſtände find 
die Beftandtheile der wahren Freyheit, die in ihrer ganzen Vollfommenheit freylih nur im Grabe gefun: 
den werden kann, worauf heiteren und tiefen Sinnes die Lilie blüht und die Cypreſſe ſchattet. 

Unendlich ift das Gebieth der Natur und die Herrfchaft der Einbildungskraft, welche aus demfelben 
ihre Wergleihungen hernimmt. Wer: vermag die Graͤnzen ber einen oder der ondern bem Genius ber 
Dichtkunſt abzufteden! . Indeffen hat derfelbe jedoch von jeher bey verſchiedenen Völkern nah Maßgabe 
der verfihiedenen Himmelsftrihe, der Naturfcenen, der Erziehung, ber Gefeßgebung und ber Religion, 
gewiffe Kormen vor andern liebgewonnen und fih daran feftgehalten. Dieß ift befonderd ber Fall bey 
Metaphern und Gleichniſſen, welche das große Karben = und Bildermagazin der Poefle find. - Ausnahmen 
großer origineller Geifter, welche ſich über die vor ihnen beftandenen Schranken erhoben, und durch die 
Ercentrität ihres Hippogryphenfluges die Freyheit der Einbildungskraft beurkunden, und gleihfam von 
Zeit zu Zeit wieder gebähren, gehören nicht bieber. So haben wir Deutfche einen Sean Paul, deffen 
Mufe fi aus dem Orient nach dem Dccident verirrt, und um als Fremdlinginn unerkannt zu bleiben, 
die Larve des Witzes und der-Laune vorgenommen zu haben ſcheint, deſſen Phantaſie deutſcher Poeſie 
wohl als Kronjuwele, aber deutſcher Cultur und Bildung nicht als Gemeingut angehört. 

Nur von dem letzten, in ſo weit es das allgemein gang und gaͤbe Eigenthum der Volksbichter, 
in fo weit Bild⸗ und Gleichniß nicht ein oder zweymahl, ſondern vielmahl gebraucht, zu einem bekannten 
Vereinigungs⸗Symbole perfifcher Poeten geworben, ſey hier die Rde. Sururi, ein grpßer türkifcher 
Gelehrter und berühmter Commentator perſiſcher Dichter, hat nach dem Eniſſol-uſchak oder Freund 
ber Verliebten in feiner Poetik Bahral- maarifoder das Meer der Kenytniffe betitelt, 
die Echönheitsbefhreibenden Mergleihungen in Rubriken gebracht, und mit. Beyſpielen aus perfifhen 
Dichtern belegt, deren vollftändige Ueberfegung in eine perfifhe Poetif gehört, und nicht inner den 
Graͤnzen dieſes Werkes liegt. Wir begnügen und daher blos mit der Anzeige der Bilder felbft. 


1. Bon ber Schönheit überhaupt. 


Man ſagt Perſiſch: Der Himmel, die Sonne, der Mond, / das Meer, das Feuer, die Hofe, 
der Ballen, die Springquelle ’ der Löwe, das Blut, das Haar, ber Speider, das Roſenbeet ber 
Schönheit. 
Arabifh: Der Koran, das Blatt, der Drient,. die Mufchel, der Gipfel, der Blitz, ber 
Frühling, die Welt,. der Bau, die Rennbahn, das Schahfpiel, der Rins, der Pfau, die Braut, 
der Papagey ‚der Wein, die Kerze der Schonheit. 


2. Die Liebe 


Arabifh: Der Koransvers, das Licht, das Geſetz, die Pfalter, die Kibla, der Prediger, bie 
Dergamentrolle, (Defter, dapdeca), die Schule, der Ring, die Fahne, die Trommel, bie Paude, 
dor Wechsler, der Vogt, der Türke, der Doih, der Königsgeyer, ber Adler, ber Kalle, das Meer, 
ver Teppich, die Perle, die Taffe, die Würfel, die Wüfte, das Thal, der Kaf, der Garten, die 
Welt, die. Kühe, das Aloeholz, das Glas, der Bein ‚ die Pet, das juͤngſte Gericht, das Feld, das 
Elixir der Liebe. 

Da 





XXX 28 II USE 


Perſiſch: Der Pfad, ber Reiter, das Schwert, das Beil, bie Halfter, ber Ballen, die Stabt, 
der Markt, der gedeckte Tifh, das Kleid, der Spiegel, die Schenke, der Schmelztigel, der Keller , der 
Wein, das Meer, das Schiff, die Taube, der Simurg, das Ne, bie Alhymie ber Liebe. 


3. Die koden. " 


Arabifh: Die Stride, die Ketten, das Kreuz, die Wolke, ber Knoten, ber Söleyer ‚ ber Zelt- 
ſtrick, der Betrüger, der Adler, der Rabe, der Scorpion, die Schlange, bie Narde (Spica Nard i), die 
Lilien, der Gürtel, der Tocht, die Feder, die Rolle, das Rineal, bas Diplom, der Moschus, bie 
Melle, die Würze, bie Ambra, die Geifterwelt, ber Würgengel, die Ballifte, ber Harut und Marut, 
das Unglüd, der Teppich, die Leila, das Ebenholz, bie ſchwarze Schminke, das Hufeifen, das Band, 
bie Sahne, das Bollwerk, das Leben, der Saum 2 der Runbfchafter, das Halsband, ber Kalfe, ber 
Pfau, die. Hyacinthe, ber Neumond, das Netz, der Salomon, der Abraham, ber Ismail der Lock en, 
auch von ben Buchftaben: das Dſchim 7. das Nun Gh/ das Kiaf Sf bas Dal), das Lam J und 
bas Lamelif I der Locken. BE 

Perfifh: Der Blumenſtrauß, ber Moschus, bie Scheuer, die Ambra, die Nacht, das Nacht⸗ 
gemach, der Rappe, der Roſenkranz, die Naht (Kabdr), der Abend, das fihmarze Kleid, die Laute (von 
der krummen Korn), das Harem, ber Götzentempel, der Bilderfaal, das Indoftan, das China, Das 
Zanquebar, das Tatarland, ber Dieb, ber Räuber, der Schacht, der Paß, die Schlägef, ber Ballen, 
der Schwindel, das Netz, der Faden, ber Strid, die Violen, die Hyacinthe, das Gras, ber Wuchs: 
baum, b.rHaden, der Sonnenanbether , ber Trunkenbold, der blutdürftige Tyrannn, der Ungldäubige, ber 
Dränger, der Aufrührer , die Angel, der Panzer, der Pfauenfittig, die Gabrielsfhwinge-, das Raben⸗ 
neſt, die Nabenflügel, ber Paradiesvögelſchatten, der Drache, der Ahriman, die Zauberinn, das Schat- 
‚ tenzeft, die Geber, das lange Leben, die Moschusfaramane, die Schönheitsleiter, bie Wage, das ſchwarze 
Zelt der Nachtwaͤchter, die Geißel, die Traube, das Moshuswindenblatt, die Herzensnahrung, der 
Pfeilſchütz, der Biber, der Aermel der Locken. 


4. Die Stirne 


Arabiſch: Die Sonne, ber Vollmond, der Jupiter, die Venus, die Hand der Kaſſiopeja, das 
Licht, die Schickſalstafel, bie Tilie, die NRofe der Stirne. 
Perſiſch: Das Mofenbeet, die Silbertafel, die Sonnenfeibe b ber Stirne, 


5, Das Ohr. 


Arabifh: Die weiffe Nofe, die Muſchel des Obr&, 
perſiſ: Die aufgebfühte Nofe des Ohrs. 


6. Die Ungenbrauen 


Arabifh: Der Neumond, das Gewölbe, die Kibla, die Raabe, ber Mihrab oder Hochaltar 
(von der Bogenform ber Niſche), der Bogen, ber Regenbogen, der Kämmerer, das Dipfom, das Loos, 
der Arzt,. die Zauberinn, die Wagfchale ber. Brauen. 

Perfifh: Der Bethort, das ſchwarze Zelt, das Bogenhaus, bie Pfeiffpige, ber Zauberer, bie 
Schelmen, das Tughra (der verfhlungene Zug), der (aus Andacht gefrümmte) fromme Mann, ber Blut 
pergießer, ber Schlägel, das Schiff, der Zirkel, die Brüde, bes Lala oder Hofmeifter der Brauen. 

















BU 29 BIER 


1. Das Uuge. 
Arabiſch: Der Trunkenbold, der Harut, der Aufrührer, ber Kranke, der Henker, ber Shliä- 
ter, der Mars, Jupiter, Sirius, Kanopus, ber Vogt, 
Perſiſch: Der Beraufhte, ber Halbberauſchte, der Weinhaͤndler, ber Blutduͤrſtige, ber Un⸗ 
gläubige, der Seelenräuber, ber Menfchenfreffer, der Seelenjäger, der Zauberer, ber Hirſch, der Gaͤrt⸗ 
ner, ber Löwenfänger, der Fuchs, der Inder, der Aethiopier, ber Babelsbrunnen, u. f. w. 


8. Die Wimpern 


Arabifh: Die Pfeile, bie Langen, die Diamanten, ber Dolch „die Nägel. 
Perſiſch: Die Schwerter, die Stacheln, die Lanzetten, die Nadeln, die Spigen, die Haar⸗ 
fpalter ‚ die beyden Schlachtreihen der Inder. 


9. Der verſtohlene Blick. (SHamfe) 


Arabif bh: Das Himmelsungläf, bie Waffen, der Unrubftifter, ber Schelm, der Henker, 
der Schlaͤchter, der Jaͤger. 

Perſiſch: Der Trinker, der Halbtrunkene, ber Bothe, der Pfeil, das Schwert, die Lanzette, die 
Nadel, ber Herzensnaͤher, der Zurkoman, die Hechſe, ber Kranke, der Mars, der Merkur, ber Saturn, 


‚ı0. Das Geſicht und die Mangen. 


Arabifh: Der Koran, Niſwan der Hüther des Paradieſes, der Garten, die Anemone, das 
Baſilikon, die Lilie, ber Campher, der Mond, bas ‚göttliche Geheimniß, bes Geiſtes Ebenbild, Chatai, 
Bagdad, der Titel, die Schoͤnheitsinſchrift, die Sura Fatiha (d. i. die Eröffnerinn), der Morgen, ber 
Juffaf, der Abgott, der Sultan, das Feſt, der Yufgang, der Vollmond , der Jupiter, bie Venus, 
die Fackel, die Kerze, der Glaube, der Islam. 

Perſiſch: Das Paradies, ber Frühling, der Apfel, die Roſe, die Roſenfarbe, bie Roſen⸗ 
ftreuerinn , die Rofenmandel, ber Roſenbuſch, das Nofenfeuer, die Tulpe, bas Tulpenblatt, ber Jasmin, 
die Syringe, das Lilienblatt, die Sonne, ber Mond, der Monbenfhein , das Seuerwerk, bas Schön: 
heitswafler, ber Weltbrand, der Räuber, der Früblingsgarten, die Seele, die Schminke, das Schön: 
heitstughra, die Dimanstafel, das Glas Dſchemſchid's, der Spiegel Alerander’s, die Mondenſcheibe, 
der Sonnenquell, der ©eelenfpiegel, der finefifhe Spiegef , die Elfenbeintafel, die Silberbahn, bie 
Rofendahn, das Schönheitseden, das Paradiesthor,, die Perlen ewiger Huld, ber Schönheitsforan, 
- der Anmuthöplag, das Anmuthsmeer, der Seidenftoff, Turkiſtan, Rum, Aferbeidfehan, China, Ta: 
tarland, der Bilderfaal, der Schönheitstifh, der Seelennehmer, bie Fruͤhlingszeit, ber Zauberplag, 
das Augenlicht, ber Welten Auge, Lichtquelle, Vollkommenheitsſchild, Shönpeitstempel, Himmelskreis, 
Repphuhn. 


| a 1. Die Nafe 
Sururi bemerfe, daß ber-Verfaffer des Eniffol-wfhaf ober des Veertrauten der Ver 
Tiebten, nur ein einziges Bild und nur einen Vers aufgeführt, daß er aber auch für dieſes Kapitel, fe 
wie für die Übrigen, arabiſche und perſiſche Vergleichungen aufgefunden babe, bie er, wie. bie andern, 
mit Verfen aus befannten Dichtern belegt, als: 
Axkrabiſch: Das Schwert, der Sattelhals, das Lilienblatt. 


— 


ara 30 anna. 


n 


Perſiſch: Der Degen, ber Prophetenfinger,. die Saͤule / bie Sitberbarre der Buchſtabe Elif 
Gahmuqh ein ſenkrechter Strich 'h. 


.» 


ı2. Der Bartfiaum. 


Arabif bh: Die Wiolen das Baſilikon, die Lotosblume, die Hyacinthe, die Lilie ı der Rabe, 
das Ambraſchwarz, bie ſchwarze Schminke, ‚ die Zitelfchrift, dev Schoͤnheitsvers, das Schönheitsdiplom, 
der Schönheiteförper, der Mondhof, ber Zirkel, ber Megenbogen, die Nacht, das Piſtaziengrün, der 
Mondenfhmelz, der Smaragbenflaum, der Rau, das Kleid Chifers des Hüthers der Lebensquelle 
C(gruͤn), das Unglüf, das Amulet, die Schrift Neshi, Suluß, der Buchftabe Lam J der. Staub, 
die Kette, das Raͤthſel, das Ketwa, der Freyheitsbrief, der. Talisman, das Zauberwort, das Moll: 
Eoimmenheitsverzeichniß, der Nedeanfang, bas Kleid der Familie Abbas (ſchwarz), bie Freudenquelle, 
der Brief, die Neger-Reiterey, der Schönheitsneumond , die Moschusblafe , die Schoͤnheitsnacht, 
Hindoſtan, das Papagengefieder, die Pfauenfhwinge, die Inder und Ungldäubigen, der Heerſchreiber, 
die Meger -Amme, der Grünfpan, ber Rauch, die Ameifen, die Schlangen bes Mondes, der Tiches- 
‚ brief, das Rettungsfcreiben, die Himmelfahrtsnacht, das Brandmahl, das Tughra, der Münzſtempel, 
das Faiferlide Diplom , die Yarbenfchrift, der Frühling, die Weilden, der Thau, ber Dorn, des 
Schahbrets Vollendung, die junge Wieſe, Beni Aßfar oder die gelbe Nation (die Mongolen, von denen 
in den früheften Zeiten bes Islams bie Prophezeihung beſtand, daß fie das Reich der Islams zer⸗ 
ſtören würden, wie fie denn auch dem Chalifate ein Ende machten; das Reich des —5 iſt weiß, 
‚bier das weiße Geſicht des Schoͤnen, deſſen ſich der ſchwarze Bart bemaͤchtiget). 


13. Das ſchwarze Mahl. 


Ar abiſch: Der Punkt, der Tintentropfe, die Aloe, Ambra, der Tropfe ſchwarzer Schminke, 
das Pfefferkorn, der Neger, die Linſe, der Raabe, der Schoͤnheitsknabe, ber verfinſterte Stern, der 
ſchwarze Stein (im heiligen Hauſe der Kaaba), der Gaſellenjaͤger, ber Bauer (im Schahſpiel), das 
ſchwarze Korn der Begier, Harut, das göttliche Geheimniß, der Pechtropfe. 

Perſiſch: Der Inder, das Brandmahl, der Hügel des Unglaubens, die Fliege, der Neger⸗ 
fürft in Chata (deſſen Einwohner durch ihre Weiße berühmt find),. das Augenlicht, der Augapfel, 
der Ambraſchenke, der Dränger, das Moschusſiegel, ber Liebling, die Koralle, der Ballen, das Korn, 
«der Apfelkern, das Zeichen des Auges, der Saame des. Lebens, der Wächter, der Waſſertropfe, ber 
Moschusnagel die Tiebliche Waldraute, das verbrannte Herz, das Veilchen, das Herzensmohl⸗ die Tulpe, 
die ſchwarze Silbermunze, der Gaͤrtner, der Hüther. 


14. Die gippem 


Arabiſch: Der Geiſt Gottes, der Meſſias, das verkoͤrperte Leben ‚ber Lebensgeiſt, der Arzt, 
der Selſebil oder Kewßer (Paradieſesquellen), das reine Waſſer, der reinſte Wein, der Schoͤnheitsbecher, 
die Rubinenfundgrube, die Rubinen, die Latwerge, das Pflafter, der Teriak, der weiche Onyr, die 
friihen Pflanzen, der Sorbet, das Zuderwerf, das Anmuthsdiſtichon, ber Zucherrondel, das: Monden⸗ 
| morgenvoth, Kanopus, der Neumond, das Hufeifen. 

" Perfifh: Der rothe Papagey, ber Roſenzucker, ber Zuckerbogen, das Schonheitsſuͤße ‚das 
“ Honig, die Datteln, Zucker und Milch, das Roſenwaſſer, die Maflertropfen,. die : Sealenndhrer , bie 
Seelenftärfe, die füße Arzeney, das Heiligungshaus, die Seelenquelle, bag Shenvaflat „ı ber Jugend: 


7 








XX 3 1 i 


quell, bie ſuͤße Seele, bie Herzenſchmeichler, bie Seelenraͤuber, das Juwelenkaͤſtchen, das Granaten⸗ 
büchschen ‚- Dex lachende Granatapfel, die lachende Roſe, die Zulpenblätter, bie Nofenblätter,, die Roſen⸗ 
Enospen, das Salzfaß, die Pfirſiche, bie Weinverehrer, ber Ring, bad Salomonsſiegel, die Taſchen⸗ 
fpieler, die Blutigen, das Taubenblut, das Herzensblut, die Blutvergießenden, d die Blutduͤrſtigen, die 
Purpurfäden. 
| .ıd. Die Zähne 
Arabiſch: Die Perlen, die Diamanten, bie Korallen, die Pleiaden, Kanopus. 
Perſiſch: Die Sterne, bie Traube der Plejaden, die Thauperlen. 


16. Der Mund. 


Arabif ch: -Der | ingebibete Punkt, das Nichte der Einb: Toung, die Juwele Satomens, bad 
Geheimniß der DVerborgenheit, das Näthfel. 

Perſiſch: Das Rubinenkaͤſtchen, das Zuckerbecken, das Zudierwerf, ber Herr Jeſus, das Atom, 
das Beſtehende und Nichtbeſtehende, die Quelle ber Säßigfeit, der Strom ber Schönheitspflangen, bie’ 
Seele, das Wahrzeichen, das verfhloflene Geheimniß, die Haarfpige, das Nichts, das Nichtaͤ und das 
Seyn, das ſüße Gefhäft, der Herzendieb, der Ring, das finefifche Gemählde, das Salzfaß, die fine u 
ſiſche Mocchusblaſe, das Schminkbuchschen, die Roſenknospe, bie lachende Rofe ‚ der rothe Punkt. 


17. Die zunge. 


Yrabif ch: Die Pippe der Kanne, die rothe Koralle, der Papageyenſchnabel. 
Perf 9 Der Korallenſchah, das. Rofenblatt, der Purpurpapagey, das Schwert. 


18. Das Kinn. 


Arabiſch: Der Apfel, bie Orange, der Jasmin, der Jupiter, bie Venus. 
Perfifd:. Die Traube, der Mebenzuder, bie filberne Kugel, die Frucht, das Lebenswaſſer, 


der ſilberne Schlaͤgel, der Swonheitsballen, das keyſtaliſ rte Waſſer „ ber Geiſt, bie Seele, dar. Kinn⸗ 
grübchen ‚..der Brunnen Vebeit. | 


19. Der als. 


Arabif * Die Bahskırze, der Schenkel des Himmels, bas Elfenbein. 

Perſiſch: Der Kryftallene, ber Samphberbaum, bie Silberruthe. 

20. Die. Bruft. 

Arabif 6: Der Jasmin, der Nesrin (eine Art weißer Roſe), bie Lilie, der Hermelin, bie weißefte 
Merle, der Vers der Anmuth. . 

Perfifh: Das Nesrinblate, ber. weiße, Seibenftoff ; die Bruftwarzen beißen: die Orangen - die 
Blafen, bie elfenbeinernen Schlägel, bie Tropfen des Getraͤnkes Golan (einer Art Sorbets) , ‚ bie Gras 
natäpfel, bie Flaſchen. 

21. D er Ar m. 
Arab iſch: Das Elfenbein , bie Litie, die Moschushand, ber Kryſtallenſchacht, das Silber. 
Perſiſch: Die Syringenſtulpen, die Sosminteduße, die Roſenblaͤtter. 


., D . Fl 


nr 32 XX 


22. Die Finger. 
Arabiſch: Die Feder, der Neumond (wenn fie gekrümmt ſind), bie Piſtazien und Haſelnuſſe (vom 
‚Ende der Finger). 
Perſiſch: Die Hermelinſchweife, die Silberroͤhren, die Blumen. 


23. Der Wuchs. 


Arabiſch: Der Buchſtabe Elif, naͤhmlich ein gerader ſenkrechter Strich |, der Pfeil, die 
Lanze, die Feder, die Fahne, ber Zauberer, der Geift, der himmliſche Lotosbaum, ber Aequatar (im 
Arabifchen wirklich die Linie der Gleichheit), die Pinie, der Ahornbaum, die Palme, die Eypreffe- 

Perfifh: Der Buhsbaum, die Ceder, die Weide, der Zweig bes Aloebaums , das lange Leben, 
das Unglück, die lange Sehnſucht, die Tebendige Seele, das fließende Waffer, der Schmeicheleyenbaum, 
die Huld Gottes, die Säule, der Glaube (der wahre gerade naͤhmlich, wegen Gerabheit des Wuchfes). 


3. Die Mitte des Leibe. 


Arabifh: Das Geheimniß der Verborgenbeit, die Anekdote (Mukte), d.i. das Unaufgefepfef 
fene ‚, das Nichts. 

Perſiſch: Das Gebeimniß, der Zungenfofe, der feine Gedanke, das Haar, ‘der Strohhalm der 
Sundenfaden, u. ſ. w. Alle dieſe Bilder find (mie viele des Mundes) bloße Uebertreibungen, die Tein— 
heit des Wuchſes und die Kleinheit des Mundes zu bezeichnen, weil ein kleiner Mund und ein feiner Wuchs 
dem Morgenländer bie größten Schönheiten dünken; der Zweifel alfo, ob die Mitte des Leibes oder ber 
Mund wirklich. exiſtire oder nicht, bezeichnet nur die höckfte Keinheit und Kteinhett, die den Sifinen 
verborgen bleibt, und von der nur manchesmahl, wie von einem tief verborgenen Geheimniſſe, etwas als 
An ekdote verlautet. 


25. Der Schenkel. 


Arabifh: Die Zubeben, das Braſilienholz (in Bezug auf die rothliche Farbe; weit haͤufiger 


aber heißen dieſelben in Bezug auf die weiße Farbe) die Mandeln, die Kryſtallen, (in Hinſicht auf die 
Form) die Bananen u.f. w. 
Perſiſch: Die Schenkel des Himmels , die Fiſche des Lebensquells die Silberanker, u. ſ. w. 


26 Der Leib überhaupt. 
Arabifh: Die Seide, der Geiſt, die Perle, der Hermelin, u.f.w. 
P erſ iſh: Die Roſe, die Tulpe, Milch und Rofenwafler ‚ Wein und Roſenblatt. | | 
=. Die Beliebte u rn B 


Arabitſch:: Die Kaaba, wohin ſich alle Gläubigen beym Gebethe wenden; medieb, oder die 
in: den Moscheen Die Stelle des Hochaltars vertretende Miſche, der Morgen, der ers de⸗ Lichts aus 
em Koran der Geift, die Huri, der Vogel des Paradieſes, der Simurg, die Gaſele,“ das Baſilikon, 


das Schmerzenpflaſter, der Talisman, der Juffuf, der Rubin, der Zuckergarten ‚ ber Srühling u. f. w. 


Auch mit Gegenſtaͤnden die nicht in die Dinn⸗ fellen ‚ das Leben, bie‘ Seit, die Besitri ' bie at, bie 
Schönheit und die Anmuth. loan, 
Perfifh: Die Lampe, die Sonne, ber Lebensquen das feat, das Sdonheittpetadieh, 








bie Sonnenquelle, ber Tag, die Schönheitsrofe, der Jasminenzweig , der Eilienflengel, der Pinienwuchs, 
die Slur, bie füße Granate , die Orange, ber Falle, ber Paradiefesbaum, ver Schatten des Paradies: 
vogels, der Schönheitsfhag, ber Seelenſtrick, der Herzenswinkel, der Geiſterernahrer, der Arzt, das 
Herzensmahl, der Spiegel, das Zuckerland u. ſ. w. 


28. D a 5 W O r t. 
Arabiſch: Die Perlen, die Diamanten, Zaubereyen, Silber, u. ſ. w. 
Perſiſch: Weltenſpiegel, Roſenwaſſer, Mandelmark, Götzentempel, Lebensfrucht, Yundert⸗ 
blaͤttrige Roſe, tauſendſtimmige Nachtigall u. ſ. w. 





Mehrere dieſer Gleichniſſe bedürften für europäifche Leſer freylich eines beſonderen Commentars, 
der aber zu dem Geſetzbuche und nicht zur Geſchichte der perſiſchen Poeſie gehoͤrt. Hier ſey es genug nur in 
Kurzem zu erwaͤhnen, daß die Hauptſchönheit nicht auf dem Gebrauche einzelner Bilder und Metaphern, 
ſondern auf der Unterſtuͤtzung derſelben durch Bilder verwandter und auch gerade entgegengeſetzter Be⸗ 
griffe beruhe, wodurch die einfache Metapher zur ausgebildeten Allegorie erwaͤchſt. So ſoll nie von 
Roſen, Perlen (Zähnen) und Schoͤnheit die Rede ſeyn, ohne daß der Nachtigallen, der Rus 
binen (Lippen) und der Liebe Erwähnung gefchehen. Wenn die Loden dem Schläge! oder den . 
Wolfen verglihen werden, fo ftellt das Kinn natlirliher Weife den Ballen und das Geficht den 
Mond vor. Eind die Augen Narciffen, fo find die Stirnloden, welde biefelben befhatten, Hy a⸗ 
cinthen, oder entgegengefeßte Begriffe, wie 5. B. Kaaba und Gdgentempel, Morgen und 
Abend. Iſt das Geſicht der Tag, fo verdedt ihn die Nacht der Loden; find die Wangen die Raaba, 
fo find die fchwarzen Haare finftere Götzentempel u. ſ. w. So gefuht und gekünftelt manche die- 
fer Vergleihungen feyn mögen , fo verdienen fie doch noch weit weniger Tadel, als die Wort: und Buch: 
Rabenfünfteleyen, welchen auch in Lehrbüchern ber perfifhen Poetif ihre Stelle angewiefen ift, und 
in welchen die Orientalen alle Afroftihens und Anagrammenfchmiede bes Dccidents bey weitem übertreffen. 
Verſe die aus lauter Buchftaben mit oder obne Puncten defteben, die alle mit demfelben Buchſtaben 
anfangen oder enden, bie ſymmetriſch mit gleicher Buchftabenzahl ins Viereck, in die Munde, oder in 
andere Figuren gefchrieben werben Fönnen , bie fi vorwärts und zurüd, hinauf und herab, und in 
Kreuz und Quere leſen Taflen, gehören unter die Kunſtſtücke der perfifchen Poefie, welche gereinigter 
Geſchmack mit Recht verdammt, von benen aber doh in Lehrbüchern perfifcher Poetik Negeln und 
Benfpiele vorkommen. 

Minder tadeinswerth find bie Chron ograpben, die Räthfel und Logogryphen, die 
fi) auch im Occidente noch am Leben erhalten haben, aber hier nie zu ſolchem Anfehen gelangt find, als 
im Oriente, weshalb fie eines ausführlicheren Wortes. bedürfen. Das Chronograph in den orien- 
taliſchen Sprachen iſt ungemein ſchwerer als in den oceidentalifchen, weil dort alle Buchftaben Zahl⸗ 

werth haben, und hier nur einige; weil es in biefen nur erfordert wird, daß kein Woͤrt mit ganz ges 
haltlofen Buchftaben vorkomme, dort aber kein einziger überflüßiger Buchſtab geduldet wird. Dies 
fer Schwierigkeit verdanft das Chronegraph auch die Wichtigkeit, womit es ſich dey Arabern, 
Perfern und Türken fowohl in die Geſchichte als in die Poefie eingedrängt bat. Da dasfelbe Wort 
(Tarih) (Zeitbeftimmung) fomohl dem Chronograph als der Hiftorie gemein ift, fo wurde 
das eine mit dem andern verwechfelt, und in den beften Gefchichtfchreibern finden fich bey den vworzüg- ' 
E 


⸗ 


lichſten Begebenheiten Chronographe eingefchalte. Auf der andern Seite warb es Mobe , dem 
Verfe, welcher das Chronograph ausmacht, eine beliebige Zahl von anderen Verſen vorauszufchicken, 
von denen das Chronograph den Schluß macht, bie aber zufammen QTarich genannt werden. So 
ward es allmählich zu einer befonderen Dichtungsart und fand in der Poefie wie in der Hiftorie einen 
ehrenvollen Plag, den es auch noch heut zu Tage fo in Perfien als Arabien, aber nirgends mehr als 
in der Türken, mit leerem Prunk und unerträglihem Wortſchwall behauptet. Es vertritt die Stelle al- 
ler Gelegenheitsgedichte und oͤffentlichen Inſchriften, bey denen die mit ber Jahrszahl übereinftim- 
mende drithmetiſche Buchſtabenzahl bes letzten Verſes eben fo unerlaͤßlich iſt, als die Nennung des 
Nahmens des Dichters in allen lyriſchen Gedichten. Sie ſind der eigentliche Lapidarſtyl des Orients. 
Die Raͤthſel aghſ) unterſcheiden ſich in nichts von den unfrigen, wohl aber die Logogryphen 
(Mima), welche die unſrigen an Schwierigkeit bey weitem übertreffen. Es iſt nicht genug an der Merfe: 
gung der Buchftaben, um mittelft derfelben ein oder mehrere Wörter zu errathen, fondern mit den Buch⸗ 
ftaben felbft müffen allerhand Künfte der Punctirung und Nichtpunctirung, ber Umkehrung und Ver— 
wandlung vorgenommen werben, bie das Wort, welches der Logogryphenſchmied im. Sinne hatte , ber- 
aus gefunden wird. Wir befennen, daß bie meiften diefer Rogogryphen, die wir mit oder ohne Er; 
Jäuterung angetroffen, uns meiftens unverſtändlich geblieben find, und legen diefes offene Bekenntniß mit 
‘fo weniger Scheu ab, als ſelbſt Dewletſ hab, ber Biograph der perfifchen Dichter, von biefen Künfte- 
leyen nichts zu verſtehen ganz offenbergig bekennt. Sndeffen haben doch mehrere berühmte perfifche 
Dichter mit ganzen Binden ſelcher Buchftabenfünfteleyen, Zeit und Mühe verloren. Die Nätbfel und 
Logogryphenkunde macht einen eigenen Zweig des dreyhundertarmigen Baums der orientaliſchen Encyh⸗ 
klopaͤdie bey Hadſchi Chalfa aus, und ſowohl Watwat der perſiſche, als Sururi der tuͤrkiſche 
Boileau, führen dieſelben in ihrer Poetik auf (1). 

Nach dieſer als Einleitung genügenden Kunde von dem Weſen in der Dilderlehre der herſiſchen 
Dichtkunſt, beginnen wir nun die Geſchichte derſelben nach der oben bezeichneten Eintheilung in ſieben 


Zeitraͤumen. 
9 
(1) Noch unlaͤngſt erſchienen Sfhami’s Wort: und Buchſtabenſpiele, unter dem Titel! Resemblances linear 
and verbal a philological poem by Jami, edited by the Rev. J.H. Hindley ı2mo. Ueber die Wort: 


und Buchftabenfünftelepen der Sprer s iede Eichhorn's gelehrte Einleitung gu Jones. Poss. Asiat, Com- 
ment. p- XXIII. 





— 





Erfter Zeitraum. 


Die perfifche Poeſi ie in urſprünglicher Reinheit, Epifches Zeitalter, 
oder das Zeitalter Fir duſ ſ i's. 


As die aͤlteſten Denkmahle perfifher Poeſie führen die Geſchichtſchreiber derſelben -einzelne Verſe 
Behramgurs, des großen Fürſten ber Saſſaniden an, welche ber Erſte in gebundener Rede gefpro- 
chen haben ſoll. Die Veranlaſſung hiezu ſoll Dilaram, ſeine geliebte Sclavinn, geweſen ſeyn, welche 
aus gleichgeſtimmter liebender Geſinnung die Rede ihres Kaiſers und Geliebten mit gleichgemeſſenen 


"und am Ende gleichtoͤnenden Worten wiederhohlt habe. So ſeyen die erſten Verſe entſtanden, doch 


habe ſich das Gebieth der Redekunſt nicht über die Graͤnzen einzelner Diſtichen erſtreckt. Unter Chosru 
Nuſchirwan aber erhob ſich mit dem Dome feines Pallaſtes auch der Dom perſiſcher Litteratur; von 
jenem beſtehen noch heute die feſten Grundmauern, während auch die Ruinen der Monumente perſiſcher 
Litteratur aus jener Zeit zu Orunde gegangen. Auf Omar's Befehl wurden bie Bücher und Schriften 
der Magben in den Tigris geworfen, der noch heute die Grundfeften des Domgewölbes von Taf: 
Chosru befpüfet. So find bie Werke bes gelehrten Weſirs Biſurd ſchimihr und bes Arztes Ba r- 


-fuje, die erfte Ueberfeßung der Fabeln Bidpai's, und das erfle perſiſche romantifche Gebiht, Wamik 


und Afra, zu Grunde gegangen. Bon biefem batte fi) noch eine Abfchrift bis in die Zeiten Emir 
Abdollahb Ben Taher’s, des Statthalters der Familie Abbas, in Choraffan erhalten. Man 
brachte fie ihm. Er ſprach: Wir lefen den Koran und nidhts als den Koran, und die 


- Meberlieferung des Propheten; diefes Bud ift ein Werk der Magben und folg⸗ 


lich verworfen. Er ließ es ins Waſſer werfen und gab ſogleich ben allgemeinen Befehl, alle 
Bücher der Maghen zu verbrennen. &o hatte fih der Geift Omar’s, ber Aegyptens und Per: 
fiens Weisheit in Slammen und Fluthen zu vernichten befahl, bis ins dritte Jahrhundert ber Hedfchira 
in einigen feiner Nachfolger erhalten (1). 

Kein Wunder alfo, wenn der Keim perjifher Litteratur breyhundert Jahre lang unter dem Tempel⸗ 
und Thronſchutte der alten Lehre und des alten Reichs begraben lag, bis er, als die Herrſchaft einzel⸗ 
ner Laͤnder theilweiſe an einheimiſche Fürſtenfamilien kam, mit der alten Sorache in dem Sonnenlichte 
junger vaterlaͤndiſcher Herrſchaft wieder in freye Luft emporſtrebte. So ſoll die Dichtkunſt auf eine aͤhn⸗ 
liche Weiſe, als die Sage ſie ſchon unter Behramgur entſtehen laͤßt, unter Jakub dem Sohne 
Leiß, aus der Familie Soffar, wieder geboren worden ſeyn. Eines feiner Kinder ſoll beym Nüſſe⸗ 
werfen, einem perſiſchen Kinderſpiele, einen Vers improviſirt haben, welchen die Gelehrten des Hofes 
nach den (damahls ſchon feſtgeſetzten) Regeln der arabiſchen Proſodie zergliederten, und hiervon Anlaß 
nahmen die Regeln derſelben auf die perſiſche Sprache anzuwenden. Daß dieſe unter dem Drucke 
fremder Eroberer, in den erſten drey Jahrhunderten der Hedſchira ihr Haupt nicht erheben konnte, iſt 
um fo weniger zu wundern, als fie auf Befehl des Chalifen aus dem Verkehr der öffentlichen Ge« 





G) Bibbon und Wirte haben fi umfonft bemüht, die Ehre DO mar’d.zu retten, welchen Dewletſchah 
and Ihn. Ehaledun als den Urheber allgemeiner Büchervernichtung brandmarfen. 
& a 





fhäfte verbannt und die arabifhe Sprache allein die herrfchende war. Die Chalifen verböthen nähm- 
ih, fo in Perfien wie in Syrien, die Öffentlichen Negifter in der Landesfprache zu führen, und ſchrie— 
ben überall die arablfhe vor, welche auf diefe Weife in ganz Aſien gar bald zu jener ausgedehnten Herr⸗ 
fhaft gelangte, fo in unfern Tagen in Europa bie franzgöfifhe Sprache behauptet; Erſt als perftifche 
und tatarifhe Fürſten wieder in den entfernteften XTheilen des Chalifenreihs mit unumſchraͤnkter Mache 
zu herrſchen begannen, und bie Einridtungen der Eroberer ungeftraft umftürzen durften, verbannten 
ſie die eingebrängte Fremdlinginn aus den Öffentlichen Geſchäften, und fegten die Mutterfprache wieder 
in ihre alten Rechte ein. 

©&o: bradte Mahmud ber große Hderrſcher von Öafna, bie perfiihe Sprache in dem Kabi⸗ 
nete und in der Diplomatik wieder zu Ehren, denn vor ihm hätten es ſich die Schreiber zu Schanden 
gerechnet, Kanzley: Erpeditionen anders als arabifh auszufertigen. So hatte AmidolsmeleE Abu‘ 
Naßr Aenderi, der Weſir Alparslan Ben Dſchaferbeg's des Seldfehugiden, das Verdienft um " 
bie perfifhe Sprache, fih über die ‚bisherige Gewohnheit hinauszufeßen, und bie Ausfertigung perfifcher 
Kanzienfhreiben und Diplome anzubefehlen. Die einheimifhe Sprache mußte wieber zuvor in ihre 
urſpruͤnglichen Rechte eingeſetzt worden ſeyn, ehe fie es wagen konnte, an gelehrter und ſchoͤner Bildung 
mit der fremden Nebenbuhlerinn, durch welche fie aus dem vaͤterlichen Erbe verdrängt worden war; 
in die Schranken. zu treten. Emire und Wefire (Fürſten und Minijter) mußten die vaterländifche Aus: 
bildung der Mutterfprache begünftigen, mußten Dichter reichlich befohnen, ehe die Meifterwerke ber Poe: 
fie zu Stande kamen, durch welche die Nahmen der Gönner mit denen der Verfaſſer zur Unfterbfich- 
Teit gelangten. 

Die erften perfi ſchen Fuͤrſten, weiche fihb auf diefe Art unfterblihe Verdienſte um die Wiederge⸗ 
burt perſiſcher Sprache und Litteratur erwarben, waren die Fürſten aus der Familie Saman, beſon⸗ 
ders Ahmed Ben Naßr, der durch die erſten dreyßig Jahre des vierten Jahrhunderts der Hedſchira 
in Choraſſan regierte. Unter ihm ſtand Meiſter Rudegi (Rüdiger) auf, der Vater der neuen 
perſi iſchen Poeſie, der älteſte und reichſte Minneſaͤnger, deſſen Werke, Sclaven und Kameele in gedop⸗ 
peltem geometriſchen Verhältniſſe aufſtiegen, indem er hundert Bände von Gedichten verfaßte, zwey⸗ 

hundert Sclaven und, vierhundert Kameele beſaß. Er verfertigte eine metriſche Ueberſetzung der Fa— 
bein Bidpai's, wovon gleichzeitig mit ihm Balami eine proſaiſche Ueberſetzung verfertigot hatte. 
Balami, der gelehrte Welir Ahmed Ben Naßrs, trug dem Dichter Dakiki auf, bie alte per: 
f ſiſche Geſchichte in Verſe zu bringen, allein der Tod unterbrach das fehon begonnene Werk. Balamı 
ſelbſt überfegte die Geſchichte Thaberi's ins Perfifche. 

Sein Nahfolger, Emir Abumanßur Abdur-rifak, der fi nicht minderes Verdienſt um die 
Wiſſenſchaften erwerben wollte, als Abu Naßtr durch bie veranſtaltete Ueberſetzung der Fabeln Bid⸗ 
pai's, befahl ſeinem gelehrten Weſir Abu Manßur Alomri, bie beſten alten perſiſchen Werke, wel: 
che ſich aus den Flammen und Fluthen der islamitiſchen Zerſtoͤrerwuth gerettet hatten, zu ſammeln, 
und daraus eine allgemeine Reichsgeſchichte zu verfertigen. Alomri verfaßte dieſe Reichsgeſchichte in 
Proſa aus den alten hiſtoriſchen Werken von Jeſdandad Sohn Schapur's, Mahevi Chorſchid 
Sohn Behram's, Schadan Sohn Perſin's, und von Schahtadſch Sohn Choraſſari's, im 
Jahre der Hedſchira 360 (970). Diefe Quellen und auch andere (1) benugte Zırduffi, der periihe 


⸗ 


mn 5, 





(1) Die genannten Werfe waren perſiſche; es gab aber auch arabiſche Werke dieſer Art, welche aus alten per⸗ 
fiſchen zuſammen getragen worden waren. Die Vorrede des Schahname und Hadſchi Chalfa nen⸗ 


Homer, welder von Sultan Mahmud, dem großen Zürften ber Gaſnewiden, deſſen Herrſchaft 


fih aus dem Schutte des Reichs der Samaniden erhob, ben Auftrag erhielt, die Gefhichte des perſi⸗ 


fchen Reichs in Werfen zu befchreiben. Er vollendete in Verſen was Alomri in Profa ausgeführt, 


und Dafiki ebenfalls in Werfen Faum angefangen, was Effedi fein Lehrer in bet Dichtkunſt (wel⸗ 


chem vor ihm derfelbe Auftrag gegeben worden war) nicht einmapl begonnen hatte. Dennoch foll die: 
fer den Sänger des Schahname überlebt, "und als Firduſſi auf dem Todbette Tag, die legte Hand 
an fein noch unvollegdetes Werk gelegt und binnen vier und zwanzig Stunden einige taufend Verfe davon 
verfertiget haben. Wenn auh, fo trägt doch immer. das aus einmahl hundert und mehreren taufend 
Werfen beftebende Shahname, als der bunderttaufendfäulige Reichspallaſt der perſiſchen Poeſie, den 
Nahmen Firduſſi's feines Baumeiſters in die Unſterblichkeit empor. 

Mahmud der Sohn Sebogtegin's, des Gründers der Dynaſtie der Gaſnewiden, der 
größte Fuͤrſt derſelben, war gleich eifrig das Gebieth feines Reichs und «das der Wiffenfchaften ju ers 
weitern, und wenn et bie Bahnen feiner Eroberungen bis nah Indien trug, fo trägt feinen Nahmen 
auch der Mund der Dichter bis an bie dußerftien Gränzen ber Nachwelt. Sein Hof war der Sam: 
melplag der Gelehrten und befonders ber Dichter, denen er einen eigenen -Worfteher unter dem Nah— 
men eines Dichterkönigs ſetzte. Anßari begleitete diefe Würde zuerſt, deren Nahmen zwar neu war, 
die aber dem Weſen nach ſchon unter den Chalifen Harun und Mamun beſtand, bey denen Aß— 
mai ber Hofdichter;, der Vorſteher der Poeten, und der Mährchenerzähler war, weiche regelmäßig bey 
Tag und Naht in den Worfälen des Chalifen fi einfinden mußten. Mahmud's Ruhm warb zwar 
eben durch Firduſſi, der ihn bis an die Sterne getragen”, einigermaßen verdunfelt, weil der Dis 


ter, erzürnt durch zu geringe Belohnung des Schahs, fein Lob. durch Satyren vergiftete; aber dem une 


geachtet bleibt ihm und feinem Wefire Maimendi, dem Freunde und Gönner Sirbuff 8, das Ver⸗ 
dienft, in allen Geiftern. den Funken der Poeſie zur hellen: Slamme angefadht zu haben. Hätte dieß 
Zeitalter da3 Schahname Firduſſi's allein hervorgebracht, es wäre genug zum bleibenden Ruhme 
des Dichters und des Zürften, der zu diefem großen Unternehmen die Dichter feines Hofes aufforberse. 
Diefe, welche ihre Schultern biefem Rieſenwerke nicht gewachfen fühlten, binterließen andere ſchaͤtzbare 


Gedichte, und faft alle einen Diman oder eine zahlreihe Sammlung: mehrerer Hunderte von Gafelen : 


pder Oden.“ Anßari, der Dichterkönig, frifchte die fhon unter Nuſchirwan befungene Riebesge- 
fhichte von Wamik und Afra auf, und Nifami Arufi (ber Vorfahrer Niſami's von Kendſche 


im romantiſchen Gedichte), befang die Liebesgeſchichte Weiffe's und Ramin’s, eines Sclaven Jefded- 


f chirds. Außerdem dichtete er ein moraliſches Gedicht genannt die vier Bücher, wie Naßir Ebostu 
das Buch der Reiſen, ein hodegetiſches Gedicht. 

Gleichzeitig mit Mahmud, dem Gruͤnder der Gafnewiden, herrſchte in Dilem Kabus 
Schemſol maali, das iſt, die Sonne der Erhabenheit, ein großer Zürft, Freund der Dichter 
“ und Gelehrten, er ſelbſt ein Gelehrter und Dichter, der eine Sammlung von Gedichten und Briefen 
arabiſch und perſiſch, und eine Rhetorik unter dem Titel: Kemalol belaghat (1), Vollkommen— 





nen das Seirolmoluk von Abdollah Ben Mokaffa, die Werke von Mohammed OſGebem 
‚tem Barmegiden, von Hefham Ben Alkaffim, von. Bebram Ben Merfanfhah, von Behr 
ram Ben Mehrans, und von Behram aus Herat, dem Magier. S. Effamii Kutub von Had— 
ibi Ehalfa-und Notice sur le Chahname de Ferdoussi. Vienne 1810. 


(1) FSaßahat if die Naturgade, Belaghat die erlernte Kunft fhön zu reden. Die erſte Wohlre 


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heit der Beredſamkeit, verfaßte. Auch ber Dichter Ferruchi, der am Hofe Eultan Mabmubs 
lebte, ſchrieb ein ahaliches Werk unter dem Titel: Terdſchimanol-belaghat, der Dollmerfch 
der Beredfamkgit, fo daf die Redekunft, gleichzeitig mit ber Dichtkunſt, Geſetze und Beyſpiele er- 
hielt. Wenn fie fih in Perſien aber fo wenig als irgendwo im Orient zur Höhe der Poefie emporge- 
ſchwungen, fo ift die Urſache einzig und allein in ben despotifchen Werfaffungen ter Reiche zu fuchen. 
Der Despotismus duldet höchſtens panegyriſche Reden, die gewoͤhnlich aus dem Gebiethe der Rhetorik 
in das der Poeſie hinüberſtreifen; die Schmeicheley kleidet ſich noch immer beſſer in Poeſie als in 
Proſa, deren Nüchternheit der Trunkenheit des Schmeichlers und des Geſchmeichelten widerſpricht. Die 
Proſa ſchämt ſich oder ſollte ſich wenigſtens der Formeln der Apotheoſe fhamen, womit Sklavenſinn 
den Despotismus vergoöttert, und kriechende Geſinnung, die in ſchlichter Rede nicht aufrecht einherzu—⸗ 
ſchreiten vermag, fliegt mit den waͤchſernen Flügeln des poetiſchen Bombaſts. Wozu Despotendruck 
und Sklavenſinn, Wiederhohlung und Uebertreibung die Dichter vermochte, wird in dem ‚ folgenden 
Zeitalter Elarer erfcheinen. Diefe Bemerkung fol blos als Worbereitung dazu dienen. 

In der zweyten Hälfte diefes Zeitraums, das ift im fünften Jahrhundert der Hebfhira, erho⸗ 
ben fih die Seldſchugiden, welche zuletzt dieder Gafnewiden und andere herrfchende Dynafktieen 
verſchlangen. Wiewohl die meiften der unter ihnen herrfchenden blühenden Dichter eigentlich dem nächften 
Zeitalter angehören , fo muß doch in’tiefem des größten ihrer Fuͤrſten, Sultan Melekſchahs und 
feines großen Wefirs Niſamol⸗mulk, des eigentlichen Gründers der Macht der Seldfhugiden, 
als zwey ber vornehmften Beſchützer und Befoͤrderer ber Wiſſenſchaften, ‚gedacht werben. Beyde, ſelbſt 
Schriftſteller im politiſchen und hiſtoriſchen Fache, zeigten der Nachwelt durch ihre Thaten und Werke, 
daß fie eben fo wohl zu ſchreiben, als zu regieren, "die Thaten ber Ahnen und bie Werke der Zeitges 
noßen zu würdigen verftanden. Nifamol:muff ift vieleicht der größte Weſir, deffen dıe neuere Ges 
{dichte des. Orients erwähnt, wenigftens ber größte in ber Geſchichte der Wiffenfchaften, um die er 
ſich durch Unterftügung der Gelehrten und Gründung von Schulen unfterblihe Verdienſte erwarb. 
Weſir unter drey Zürften der Selpfhugiden, unter Alpartlan, Melekſchah und Mobammeb, 
Vater, Sohn und Enkel, hatte er fon dem Großahn bes letzten David gedient, ihre Herrſchaft 
gegründet, und das Gebieth der Wilfenfchaften unter ihrer Regierung erweitert. Er baute die Jahr: 
bunterte lang unter feinem Nahmen berühmte Akademie zu Bagdad und Ahnlihe Schulen oder Col: 
legien zu Baßra, Ißfahan, Nifhabur, Bald, Herat, Moßul, Amed, die er mit-reid" 
lichen Stiftungen begabte. In früher Jugend war er mit Haffan Sfabagh, dem Stifter ber 
Affe ffinen, und mit Omar Ehiam, einem freygeifterifchen Dichter, eng verbunden. Omar 

Chiam that Verzicht auf die Laufbahn der Gefchäfte und überließ fih dem Mohlleben, der Boͤſewicht 
Haſſan Sfabagh fuhte den Weir Nifamol-mulf zu flürgen, um feinen Platz zu erhalten, und ale 
ihm dieß nicht gelungen war, opferte er ibn ſpaͤter ſeiner Rache durch den Dolch des Meuchelmordes. 








denbeit, die zmepte Beredſamkeit, alfo nerade das Gegentheil von dem, was Herr v. Diez in dem 
Buche des Kabus ©. gg. bemerket, denn nah Golius heißt: 
Fass aha. Perspicuus sermone, fluida oratone fuit. 
Belagha. Studio et diligentia usus ſuit. 
Eben fo falſch als Herr von Diez, definirt Herr Langles in feinen Noten zu Chardin, Almolsfaßa:- 
hat, Yart d’etre eloquent avec prolixite ‚ und Ilmol-belaghat, Nart d’etre Eloquent avec con- 


eision! — 





Melekſchah erhielt an feinem Hofe die Würde eines Dichterkoͤnigs, welche Sultan Mahmud 
ber Gaſnewide eingefegt hatte, und welche fid unter verfchiedenen Geftaltungen bis in unfere Zeiten 
im Poete laureate ober engliſchen Hofpoeten fortgepflanzt hat. Aber nicht immer begleiteten grofie 
Didter, wie Anfari bey Mahmud und Moaſi bey Melekfhah, diefen Poften, und viele Fho- 
mas Pye find ungenannt vergeßen. Dafür nennen wir zwey große Gelehrte, welche in diefem Zeit- 
raume lebten, und welche, wiewohl weder Dichter noch Nebner, unter die größten Gelehrten bes 3 8- 
Lams, worauf Perfien ftolz feyn darf, gehören. Es ifk der große Arzt und Philofoph Abu Ali 
Son Sina, im IToßen Jahre der Hedſchira geboren, der an verfhiedenen perfifhen Höfen herum: 
wanderte, und der große Theologe und Sittenlehrer Imam Gafali, der zwar meiftens arabiſch 
aber doch auch perfifch ſchrieb, und deffen ethiſch-gehaltvolle Werke, den Schmuck vhetorifher Kunſt 
verſchmähend, in einer reinen Elaren Profa gefchrieben find. Er ift der Erfte der perfi ſchen Sittenleh⸗ 
rer, deren wir bey Gelegenheit der Proſa noch öfters gedenken werden (1), 


J. 
Rudegi Abul-baffen), | 


der dftefte, Fruchtbarfte und reichite ber neueren perfifhen Dichter, hochgeehrt und reich belohnt am 
Hofe Nafr's des Sohnes Ahmed's, bes dritten Emirs der. Dynaſtie Saman, unter deren Re: 
gierung das Blüthenalter der neuen perfifhen Poefie fällt. Sein Beynahme foll nach Einigen vom 
Drte Rudegin einem Diſtrikte Boch ara's, nad Anderen von dem Worte Rud (Melodie) hergenoms 
men fenn, weil er, nicht minder großer Tonkünſtler als Dichter, feine Verſe mit Gefang und Saiten: 
fpiel zu begleiten pflegte, und dadurch unglaublihe Wirkungen hervorbrachte. Go erzählt Hamdol⸗ 
lah, der Verfaſſer des Tarihi gufide, das ift ber auserwählten Geſchichte, daß, als 
EmirNaßr nah der Eroberung Choraffan’s den Aufenthalt ber Stadt Herat liebgewann, 
und zur großen Unzufriedenheit der Großen Boch ara's, biefe feine bisherige -Nefidenz auf immer zu 
verlaffen drohte, Rudegi dur Bitten und Geſchenke der Grofen bewogen, bey einer Trinkgeſell⸗ 
Thaft des Schaßs, wo von ben Worzügen und der herrlichen Luft Bochara's die. Nede war, 
die folgenden Verſe fang: 


Es fommt der Duft vom Strome her, Erinn'rung von dem Freund kommt her. 
Bochara freue dich, leb' froh! Als Gaſt kommt nun der Schah daher. 





(1) Die vorzüglichften ethifch = pofitifchen Werfe Imam Gaſali's find: 

Naßihatol-moluk, Rath für Könige, perfifch, öfter ins Arabifche und ins Türfifche aberſeht. 

Minhadſchol-abidin, die Wege der Andächtigen, in ſieben Stationen eingetheilt, bomiletiſch, 
überfegt ind Turkiſche; auf der kaiſerl. Bibliothek zu Wien Nro. CLXIX. u 

Kimiai Seadet, die Alchpmie der Glückſeligkeit, perfifch, au wiederhohltenmahlen ins Türki⸗ 
ſche überſeht. 

Ihiagaol-ulum, die Wiederaufweckung der Biffenfhaften, das größte aus allen, eine ganze 

ethiſche Encyclopädie, vonder man -zu fagen pflegt, daß, wenn der ganze Islam zu runde ginge 

bis auf Diefes Werk, dasfelbe genug wäre, denfelben zu erhalten und zu begründen. Es handelt in viers 
sig Büchern von allen vollfommenen und unvollfommeneu Pflich ten des Jslam's, vielfältig erläutert und 
überſedt don Perſern und Türken. 


— 





, \ AR 40 RAR j < 


/ . 
‘ 
Der Sand des Ofus und fein Kies, Rollt ˖unterm Yuß wie Beide der, 
Der Schah der Mond, Bochara Himmel; ' Der Mond kommt zu dem Himmel her. 


Der Schah die Ceder, Bochara Garten; Die Ceder kommt sum Garten ber. 


So einfach dieſe Verſe find, fo wirkten fie jedoch, von Muſik begleitet, ſo maͤchtig, daß der 
Fürſt auf der Stelle in Pantoffeln zu Pferde ſtieg, und ſo die erſte Station auf der Straße nach 
Bochara zurücklegte. Keinem feiner Zeitgenoßen und Nachfolger ſtroͤmte die Goldader der Poeſie 

und des Reichthums fo ergiebig, als ibm. Seine Gedichte ſollen in hundert Buchern geſammelt 
worden fen, und bie Zahl der Verſe berfelben nad) dem Kommentator des Jemini, eine. Million 
„_und breyhundert Diftihen betragen haben. Sein Aufwand war fürflih. Zwenyhundert Knaben tra- 

ten ihm als Sclaven vor und vierhundert Kameele folgten ihın reich beladen. Er war's, der auf Emir 
Naßr's Befehl bie profaifche perfifche Ueberfegung der Fabeln Bidpai’s in perſiſche Verfe brachte, wel: 

he fammt dem größten Theile feiner Kafide und boppeltgereimten Gebichte nerloren gegangen _ 

iſt. Als Proben derfelben haben uns Dſchami und Dewletfhah die foßgenden Bruchſtücke aufs 


2 








behalten. 
Zum Lobe des Weins. 
Der Onyx und der rothe Wein, j Sind beyde gleich ein Edelſtein. 
Den Unterfchieb man nicht gewahrt, - Der ift gefchmolzen, jener hart. 
Butter Rath. 
€ gibt dem Menſchen guten Rath die Zeit, Sie felber wohl der Lehren befte ift- 
Kürg nicht durch Wunſch der Andern Lebensfrifk, Weit viele Andre auch dein Tod erfreuf. 
O mwehe! meh! mich trich das harte Loos, : Zur Karawane nadt und rũſtungblos: 
Es zeigte mir das Glück und gab mir Gram, D Wunder daß es ſolche Wendung nahm! 


Naßr der Sohn Ahmed's, der Goͤnner Rudegi's, warb nach einer dreyßigjaͤhrigen ruͤhmlichen 
Regierung, die er mit dem vierten Jahrhunderte der Hedſchira angetreten, im 330ſten Jahre desſelben 
(Chr. 941) von feinem &Elaven ermordet. Der Dichter Anß ari pries die vornehmften Fürſten biefer 
Dpnaftie in den folgenden Verſen: Ä 


! x 


Neun Fürften vom Geſchlecht Saman , | Regierten groß in Choraſſan; 
Ahmed, Mahmud, Ismail und Haſſan, Abu Thaleb, Abdolmelek, Manßur (1). 
I. 
— | Ymmar, 


einer der aAlteſten perſiſchen Dichter aus der Zeit der Dynaſtie der Samaniden. Seine Gedichte ath⸗ 
men Anmuth und Lieblichkeit. Berühmt find die. folgenden Bruchſtücke: _ 


Mit Silber war die Welt bis jeht bedeckt vom Schnee, Da kam Smaragd und nahm des Gilbers Stelle ein, 
Ws haben nun die Weberſtuͤhle von Kaſchmir, Entfaltet auf der Flur der Schahle Zarbenfchein. 











(2) Es find Hier nur fieben, weil es zwey Abdolmelek und zwey Manßur gab. - 











XXX 41 RASSE 


Sey nicht ſtolz wenn vielleicht bie Welt in Ehren dich Halter, 
Viele ehrte fie fehen, die fie verachtet geſchwind, 

Eine Schlang' ift die Welt, und wer fie fuchet der Zänger; 
Doch von der Schlange wird öfters der Zänger ereilt. 


An ten Malamatlı) Shih Ebu Saib’s, des großen Scheichs, wird erzählt, daß eines Ta⸗ 
ges ein Sänger in feiner Geſellſchaft folgenden fhönen Doppelvers Ammar's abfang: 


Könner ich verbergen mich doc in meine eigene Verſe, 
Dir zu Eüffen den Mund, wenn fie den Lippen entflich'n! 


Der Scheich, dem biefer Vers außerordentlich gefiel, fragte, welchem Dichter er e angeböre, und 


als man Ammar-nannte, ſprach er: Laßt und denfelben .befuchen ! unb erhob fih mit allen feinen 
Züngern, um ihm einen Beſuch abzuftatten. 


2. | II. | | 
Kabus Ben Weſchmgir Schemſ⸗ol⸗Maali, 


Der große Sürfk der Dynaſtie ber Dilemiten, ber Herrfcher von Dſchordſchan, Taberiſtan und Glan, 


— 


ein gerechter und gelehrter Fürſt, ein großer Gönner ber Dichter, der ſelbſt viele arabiſche und perſiſche 


Gedichte hinterließ, welche Ieotogifgen Inhaltes gewefen zu feyn fcheinen, nad bem Verſe Senaji's 
zu urtheilen: 


Befing' das Recht, doch wohn' nicht immer in der Hölle, Und in dem Abgrund, wie Rabus der Sohn Weſchmgir Fa 
Bon feinen Werken hat fih das Kemalzol:belaghat, d.i. bie Vollfommenheit der Ber 


redſamkeit, ein rbetorifches Lehrbuch, erhalten; von feinen Gedichten aber fäprt weber Dewletſchah 


noch irgend eine andere uns bekannte Blumenleſe Proben an. 

Sein heftiger Charaktar führte feinen gewaltſamen Tod herbey. Er wurde von ſeinen Untertha⸗ 
nen in den Kerker geworfen, und im Jahre d. H. 403 (1012) getoͤdtet. Er erwies Gelehrten und Der⸗ 
wifchen viele Wohlthaten, worauf er-fogar das Silbergeſchirr feiner Tafel verwandte. Der mit ihm gleich« 
jeitige Dberrichter von Choraffan, der IZmam Abu Sohail Saaluki, verfertigte mehrere Kaßides zu 
feinem Lobe, wodurch fein Nahme aber weit weniger berühmt ward, als durch das von feinem Enkel 
unter dem Nahmen Kabusname verfertigte große ethifche Werk, bas im ganzen Driente als eine Art 
von Fürftenfpiegel bekannt ift (2). 

Gleichzeitig mit ihm Iebte der große Arzt Ibn Ali Sing (Avicenna), ber in Chowareſm 


Profeſſor war, dann nad Bagdad ging, und endlich bey Amad-ed-dewlet dem Dilemiten Wefir warb; 


und im Alter von 54 Jahren, im Jahre der Hedſchira 428 (1036), ſtarb. 





(ı) Makamat heißen redneriſche Unterhaltungen, unter welchem Titel mehrere arabiſche Meiſterwerke des Styls 
bekannt geworden. Die berähmteften find: Ibn Boſt am's, Emir Kelals, Bedrebdin Rafiis, Has 
riris, Hamadanis, Sejutis, Ibnal-afifs, Schemſeddin Ben Sanirs, Ibn Saikal 


Al⸗dſcheſirrs, Sarakoſtis, Samahſcharis, Waiſ Ermenaki's, Neffefiis. Wie arabiſch. 


Die einzigen perſiſchen, welche Hadſchi Chalfa anführt, ſind die Ebubekr Al— Mahmudis, ge 
ſtorben im Jahre d. H. 552 (1163), 


(2) Buch des Kabus, u. ſ. w., Überfegt von Herrn v. Dieir Berlin, 1811. 
NN 


nn PR 0 
IV. 
Dſchordſchani Faßih, (das ift der Wohlberedte), 


ein Dichter aus bem Gefolge des Keikawus bed Sohnes Isken ders bes Sohnes Kabus, bes 
Verfaſſers des nah feinem Großvater das Bud des Kabus genannten Fürftenfpiegels. Dſchord⸗ 
fhani bearbeitete von neuem bie ſchon von Anßari gebichtete Liebesgefhihte Wamik und Afra’s; 
doch auch dieſe neue Umarbeitung ift wie die fpätere verloren gegangen, und Dewletſchah fab nur 
einige Verſe davon, bie ben Verluſt des Ganzen bedauern ließen. Keikawus, der Verfaffer bes 
Kabusname, bradte fieben Jahre am Hofe Sultan Mewbud Ben Meffud Ben Mahmud's 
su, und gab auf einem Feldzuge nad) Georgien den Geift auf. Als er ſich verwunbet fühlte, ſprach 
er aus dem Stegreife: 


Bereite KReilawus, bereite dich Sum Tode, ber [chen von dem Dad Kerfömmt, 
Verrichte nun das Ichte Taggebeth, Das nachſtemabl Bricht ſchon Die Nacht herein. 


v. 
Meſſud Ben Saad Suleiman, = 


ein Georgier, beffen Diwan im perſiſchem Irak und Zaberiftan viel gelefen wird. Er lebte unter ber 
Regierung Menutfdehrs des Sohnes Kabus des Herriherd von Dilem, als Lobredner besfelben. 
Gegen bas Ende feines Lebens vertaufchte er panegyrifche Dichtung mit frommer, und fang Hymnen 
zum Preife der Einheit Gottes: Der Dichter Feleki von Schirwan preift feine Gedichte wirbig e eis 
nes Sasd und Selman. Das folgende Bruchftäd ift eine, Probe berfelben.‘ 


Tschun bididem bedidei tahkık. 


.Seit ih mit wahrem Uug’ Heleben, . Daß diefe Welt verberbt iſt nun (1), 
Daß Männer von dem beften Schein; Verſchleyert find mit Böfem nun, 
Daß ungerecht Der Himmel if, Boll Höfer Li und Lodung nun, 
Bin in Gedanken ich verſenkt, Da Alles wieder grünet nun; 

Dein kranker Sinn anf weihem Bett’ Verlangt nad Gottes Zuder nun, 

Verlangt vom Edelſtein der Buß’ (+) ' Deu Trank der Arjeneyen nun, 

Die Zunge von dem Weltpallaft, Sie Iobt den Herrn der Welten num, 

Mein Meines Horn (3) ik Nachtigall, Vom Hain ded Auserwählten nun, 

Durdy Kleid und Mohr (4) Bin ich erhöht, Doc der. Verfiand wird minder nun; 

Der Kopf ik ſtill, der Leib iſt frey, Baummol’ und Seide bin ih nun, - ‘ 
Ich fang awar einſtens Lobgediche‘, — Doc thu' dafür ih Buße nun. 





(1) Das perfiihe Eknun, meldes im Driginale die Verſe, wie bier das deutſche Nun ſchließt, iſt augen⸗ 
ſcheinlich ſo dem Laute als der Bedeutung nach ganz dasſelbe Wort. 

(2) Wörtlih: Von den Onyxgefäßen des Haufes der Buße, weil die Dermifche manchmahl köſtliche Seife die: 
fer Art unter ihrem Geſchirre befigen. 

(3) Mebdſche, der kleine Mond, ift hier vermuthlich für ein Eleines Horn oder anderes mondförmiges muſi⸗ 
kaliſches Inſtrument gebraucht, welches als Nachtigall des Gartens des Auserwählten uſtaſa), b.i. 
des Propheten, ſingt. 

(4 Dfdame, das Ordenskleid, und Kaßb, das Rohr der Stöte, find Die Spmbole der Würde eines Scheich⸗ 
ber Derwiſche, 








. v1. 
Pindar aus Nei in Kuhiſtan, 


der Hofdichter Medſchd⸗ed-dewlet Abutalib Sohn Fachr-ed-dewlet's, aus ber Dynaſtie dev 
Dilemiten. Er dichtete in drey Sprachen, per ſiſch, arabi ſch und in dilemiſcher Mundart. J's⸗ 
mail Ben Jbab, einer ber großmüthigften Menfchen, beren die neuere perfifhe Geſchichte Erwähnung 
-thut, und ber Dichter Sahir Farjabi, waren feine größten Verehrer. Eine feiner berühmteften zwey⸗ 
zeiligen Strophen iſt die folgende: 

Umſonſt fliehſt an zwey Tagen dar den Tod, Wo ihn beſtimmt, und nicht beſtimmet Gott. 

Am erſten rettet dir kein Arzt das Leben, Am zweyten kannſt du nicht den Geiſt aufgeben, 

Welch tiefer Sinn, und wie ſchoͤn ausgedrädt, zur Beruhigung wider alle Todesfurcht in jedem 
Augenblide des Lebens! Wenn. feine Gedichte mehrere ſolche erhabene Gedanken enthalten, darf er beym 
europdifchen Lefer die Erinnerung an feinen Nahmensgenopen ben Griechen nicht f ſcheuen. Pindar 
heißt der Verſtaͤndige, Kluge, Weiſe. | 


vo. 
Naßir Chosru aus Ißfahan, 


aus der Zeit Sultan Mahmud's von Gaſna, ein Zeitgenoße Ibn Sina's, geſtorben im Jahre der Hed⸗ 
ſchira 4312 (1039), vielfältig berühmt nicht nur als Dichter ſondern auch als Philoſoph. Ueber die 
Grundſaͤtze die er als ſolcher bekannte, find die Meinungen jedoch fehr gerheilt, indem er in Krhiſtan, 
- wo fein Andenken vorzüglich Iebt, von Einigen für einen Heiligen, von Anderen für einen welcher ber 

Lehre des Materialismus und der Seelenwanderung zugethan, gehalten wird. Er ging zuerft von Ir 
- faban na Gilan und Noftemdar, und von da nad Choraſſan, wo er ſich mit dem berähmten Scheich 
Abulhaſſan Chirkani, der feine Ankunft feinen Jüngern vorausgefagt, und dem Dichter die Verfe 
feines letzten, vorige Nacht verfertigten Gedichts vorgefagt haben foll, in polemifche Unterrevungen eins 
fieß und feiner Heiligkeit huldigte. Nicht fo leicht Eonnte er fih die Gunſt der andern Schriftgelehr: - 
ten Choraffan’s erwerben, die ihn verfolgten, und ihn erft von Nifchabur nad) Balch, und hernach gar nady 
Kuhiſtan und Bedachſchan zu geben zwangen. Geinen Unmuth gegen bie Bewohner Choraffan’s ließ er 
in einer Kaßide aus. Daß feine Orthodorie nicht im beften Geruche geftanden, beweifen unter ander 
die * folgenden aus dieſer Kaßide genommenen Verfe, die fein Glaubensbefenntniß enthalten, 


Du weißt, o Höchfler! was ich Kite, In Ehoraflan von Groß und Klein. * 
Was that ih, daß fie mich verfolgten ? So Zreund’ als Iremde, Alt und Jung; 
Der ich beienn’ Propheten: Sendung, Und nie etwas dagegen fprach- - 

Du fendeft Vothſchaft deinem Volke Durch den Verheißer Mohammed. 

Es bracht den Koran dem Propheten . Dein Heil'ger Engel Gabriel; 

Ich glaube an den jüngften Tag, Und weiß awstwendig den Koran. 


Die übrigen Verfe, die Dewletſchah daraus anführt, find ein bitterer Ausfoll wider ſeine Zeit⸗ 
genoßen, die er der Lauigkeit und Heucheley beſchuldiget. 
Seine Gedichtſammlung iſt dreyßigtauſend Verſe ſtark, meiſtens moraliſchen und belehrenden In⸗ 
haltes. Außer derſelben ſchrieb er die Werke: Ruſchenajiname, Buch ber Aufklaͤrung⸗ Durıss 
5 2 





RRIRRIE 44 RAU 


naſmi kenſol⸗hakaik, d. i. gereibte Perlen des MWahrbeitfchages, in Verſen, und gehn Bü- 
her in Profa; zu feinen poetifhen Werken gehört auch das von Dfeyami erwähnte Sefer name oder 
Buch der Reifen, worin er bie Nefultate feiner vieljährigen Wanderungen nieberlegte, und woraus Df dh a⸗ 
mi nach dem Subdet-ol⸗hakaik, das iſt Blüthen der er Wahrheiten, die folgenden Verſe anführt: 


Mein Unglüuck rͤmmt von den Bulgaren (1), . Ich muß dasſelbe fläts gewahren. 
Bulgaren haben nicht die Schuld, ı , Ich fan’ es, Höre mit Geduld. 

D Bott, das Unglück kömmt won die! Doch Niemand kann's beweifen mir. 
Bulgaren Hagen Türken an, “ Deß was fie Männern angethan. 

Es follte fie mit ſüßen Gaben , . ' Gott nicht fo ſchoͤn erſchaffen Haben. 
Denn wer die Zähne fieht, die Lippen, - Beißt fih die Zähne in dis Lippen (»). 


Das vielbefuchte Grab des Dichters ift in Derei Jemkan, im Diftrifte Bedachſchan's, und bie 


Bewohner Kupiftan’s, die ihn bald Schah, bald Sultan, bald Seid nennen, erzaͤhlen ſich von 


ki viele Sagen, 
Aſdſchedi aus Merw, 


einer ber Dichter Sultan Mahmud's, auf bdeffen Zug er eine Kaßide verfertigte, die ſo beginnt: 
Es zieht der Schah nach Sumenat, Stedctt auf die Fahn der Wunderthat. 


Aufeine Melone N 


Barbe, Geſchmack und Geruch, Smaragden, Zuder und Moschus, 
Ambra für die Zung', farbiger Stoff für dad Aug'. 
Wenn du in Spalten ihn cheilſt, gibt jegliche Spalte den Neumond; 
Wenn du ganz ipnläßt, fellet den Vollmond ‚er dat. 





Man pricht von froher Trinkgelage Reue, WVon ſchoͤner Gotzenditderllebe Reue. 
In Sünde brennt das Hera, ber Mund ſpricht Neue, Nicht felten it's, Daß ſolche Neue reue. 
Diefe in verſchiedenen Sammlungen zerſtreute Proben laſſen den Verluſt des ganzen Diwans, ber 
nicht mehr erifirt, bedauern, 


IX. 
Afairi aus Rei, 


wie ber vorige ein Dichter aus der Zeit Sultan Mahmud's, zu beifen Lob er eine bekannte Kaßide 


dichtete, wofür er fieben Beutel Goldes mit vierzehntgufend Silberſtücken gefullt erhielt. Die Verſe 


die dem Sultan ſo ungemein wohlgefielen, waren die folgenden: 


Wohl gut that Gott daran, der Höchſte!: _ Daß beyde Welten Er nicht offenbart. | 
Denn Hätt’ auf einmahl Wende Er gegeben, So hätt‘ aus Hoffnung Niemand Ihm gedient. 





(1) Es if merkwürdig, daß in Anfange des eilften Jahrhunderte ein perfifcher Dichter im öſtlichen Aften ber Bulga⸗ 
ren in derfelben Beziehung erwähnt, aus welcher nah Gib bon das Wort B**** hergeleitet worden ſeyn fol. 


(2) Diefen Gedanken hat Mirfa Abu Thalib, in Europa befamt durch ſeine in Calcutta und Paris engliſch 


. und franzoſiſch überfegte Reiſebeſchreibung, in einer von ihm zum Lobe der Londoner- Schönheiten gedichteten 
Gaſele, ftatt eines eigenen angebracht, F 


* 





Fu . BAAR 45 rn 
‘ 


x. 
Abulfaradſch aus Siſtan, 


⸗ 


* 


der Robrebner. der Familie Sendſchur, welche vor den Samaniden in Choraſſan regierten, ber Lehe 
ver Anßariſs, deſſen Sürfprahe bey Sultan Mahmud er es ‚verbankte, daß 'biefer ihm die Lodge: 
dichte verzieh, worin er ben alten Abel .der Sendſchuriden gepriefen. Seine Gedichte find verforen ge: 
gangen bis auf das folgende Bruchſtück: 


Wie Anta iſt die Zreude felten, 0 ‚Bam "Leiden if der Meute geboren. 
So viel wir kamen auf die Welt, Wir kamen hülßos, ſchmerzenvoll. 
Ein jeder Hat fein eig'nes Leid, und feinem ward ein Freyheitsbrief. 


Wiewohl feine Blüthenzeit eigentlih vor Mahmud dem Herrſcher Gaſna's fänt, fo gehört er 
doch um ſo mehr der Regierung dieſes großen Fuͤrſten an, als er die größten Dieter feines Hofes, 
nehmlich Außari und Menutſbebr, bildete. 


XI. 
En Menutſchehr ſißad kelle, 


geboren zu Balch, hielt er ſich in Gafna auf ‚ und erbielt den Beynahmen fißad Eelle, d. i. von Joe 
Schaafkoͤpfen, wegen feines Reihthums an Herden; Kine feiner berühmteften noch heute in Perfien vielgele- 
fenen Kaßides if die der Kerze, zum Lob Anßari's gedichtet, woraus die folgenden Verſe: 


Kerze die immer fi trennt von ihrer eigenen Seele, 
Du belebeſt Das Aug’, und dich belebet der Leis. 
Denn du Stern niche biſt, warum erfcheinft Du Bey Nacht nur? 
- " Darum weinft du ſtäts, wenn du verliebet nicht biſt? 
Breylich Stern biſt du, erglängend ame Simmel des Leuchters, 
Freylich biſt du verliebt, HI in den Tocht ja gebrannt. ‘ ” 
Unter dem Leib’ erägſt du das Hemd, wie andere auf ſelbem, 
Was auf dem Leibe du trägft, wird von dem Hemde verdeckt. 
Wenn du geſtorben biſt erwedt dich das Feuer zum Leben, 
Biſt du krank, ſo ˖ heilt dich der gekürzete Kopf. 
Wie du doch immer lachſt und weinſt! und was zu verwundern, 
Biſt ia verliebt und gellebt ſelber in einer Perſon: 
Obne Frühling entblühſt du, reifſt auch ohne das Spätiahr; 
Weineft ohne Aug’, laͤcheſt dann ohne Geſicht. 
Da gleichſt ir fo ganz, und wieder gleich' ich fo ganz dir , 
-_ Beyd' uns felber Feind, doch den Gefelligen freund, 
Beyde verzehren wir uns nur unferen Freunden gu Liebe, 
Unfere Freunde ruh'n, während in Pein wir vergeht. . 
Beyde gelben Geſichts und Beyde zerſchmolzen in Gluthen, 
Beyde brennen wir, beyde vereinzelt, geprüft, 
Gluth im Herzen genährt, du trägft auf dervMyie zur Schau fie, 
Was auf dem Kopfe du trägft, er ofen im Herzen bey mir. 
Dein Geſicht, es brennt wie Die Purpurrofe im Frühroth, 
Und das meine brennt unaufgefnospet im Hain. 
Schmachtend nach deinem Licht, ward ich zum Zeinde der Sonne, 
Und aus Gehnfucht darnach werd’ ich gepeinigt bey Nacht. 
Alle Hab’ ich geprüft, die innigften Zreunde, die fernfien, 
Bmwey find Nirgends getreu, Nirgends iſt @äner der liebt. et 


. 


* 


Der Ahorn Meet fünf Finger aus wie Menſchen, Der Nofen rothes Weinglas zu ergreifen. 


Bielfarbig iſt die Blur, der AR vielfarbig, Das Waſſer trägt, die. Wolke reanes. Perlen. 
Du glaubſt mit Recht, daß die gefärbten Maale Den Sans entichnen von des Kaiſers Maalen. 
Dur Raifermable iR jetzt froh die Welt, Bon deren jetzt der Tag verdunkelt wird. 
Du fhaueft Grün auf Grün wie Dom auf Dom, Und Zeit auf Zeit fhauft du wie Schloß auf Schloß. 
An jedem Zelte ein verlichtes Paar, Auf jedem Grün ein Freund des Freunds genießen, 
Das Grün ertönt von Suuten und von Gängen, Das Zelt erſchallt von Schenken und von Trinfern. 
Liebfofend liegen Liebende am Buſen, Die Sänger ruh'n in Melodieen trunken. 

Aun Seltedthor des fiegbegfüdten Fürſten Erfcheint das WBrandmaalfeuer twie die Sonne, 
Es überzieht die Flur mie Goldſtoffſchein, Wie Jünglingsliebe warm, und gelb wie Gold. 
Die Maale ſcheinen wie Rubinenftrauße, Eins an dem ahdern wie Granatenförner. 
G©talliungen , die nicht ſchlafen Schaar an Schaar, Und ungebrannte Pferde Reih'n an Reip'n, 
Aus Eifer unruhvoll wie fhöne Lasten, ' Und feft dabey wie jahrerproßte Freunde. 
AUbutmofaffer der gerechte Fürſt, Der Gtädtbeswinger und der Gtädterhalter, 
Gein Nahe glänzet am Geſicht und Schenket Deß der in feinen Banden ward gefangen. 
Auf diefee Seite brennt, auf jener heilt er, Regierend fo mit Zügel, wie mit Zaum. 


Kafhid Watwat, ter große metrifihe Gefeßgeber und Kunſtrichter, findet daß Sartudi der 
perſiſche Motenebbi fey, und daß er, wie diefer, ben einfadhften Dingen durch die Kunft der Rede 
poetifhen Werth zu geben wifle. Die Sammlung feiner Gedichte iſt vorzüglich jenfeits des Orus in 
großem Anſehen, in ben Ländern dießſeits besfelben aber kaum bekannt. Farruchi verdient aber 
nit allein ald Dichter fondern aud als Proſaiker ausgezeichnet zu werden. Er trug der Erfte - bie 
Regeln der Metrit und Poetif zufammen in feinem Werke Dollmetfh der Wohlredenheit bes 
sitelt, deſſen Ausſprüche von den Gelehrten als entſcheidend angeführt werden. 


‚XIV. 
Dariti, 


“ 


einer der Älteften neuperfifhen Dichter, deflen Dewletſchah gar Keine Erwäßnung thut, der aber um 
fo weniger mit Stillſchweigen zu übergehen ift, weil er, wie Dſchami von ihm im Behariftan erzählt, 
das Schahbname begonnen und die erflen taufend Verſe verfertiget, die dann Firduffi-fortgefege 
bat. Er lebte alfo gleichzeitig mit diefem und war einer der Dichter Muhmud’s, die das Rieſenwerk 


des Heldenbuchs verfuchten, das weder Anßari noch Effedi auszuführen Muth und Kraft hatten, 


wiewohl diefer die legten viertaufend Verſe, wie Dakiki die erſten tauſend Verſe, davon dichtete. Von 
ihm ſind die folgenden: 





Ich waͤhlte einen freygebornen Zreund, Der meinen Auge als Peri erſcheint. 
| — — — 
Das Heer zog ab, doch nicht ber Gotz der Heere ſchlägt, AO D gebe Feiner ie fein Herz den Heeresführern. 
— 8R 
Jeh blieb zu lang, drum Din ich nicht geachtet, Der Größte wird, wenn lang er bleibe, verachtet, 


Denn Wafler Beben bleibt im Teich, Seo fängt es an gu faulen gleich. 


xv. 
Eſſedi aus Tus, nt 


zwar nicht der Dichterfönig aber doch der erfte ber Dichter am Hofe Sultan Mahmud's von Gafna, 
bis er von feinem Schüler Firduffi übertroffen ward. Sultan Mahınud verlangte von ibm zu wie: 
derhohltenmahlen, daß er die Geſchichten der Könige in ein Ganzes orbne, allein er entfhufdigte ſich 
mit der Größe des Werkes und feinem Alter, und flug an feiner Statt feinen Schüler Firduſſi 
vor, der den Erwartungen des Meifters durch fein unfterbfiches Werk entſprach. Als Firduſſi nady 
feiner Entfernung von Gaſna nah Tus, .von bier nah Roſtemdar und Thalkan, und endlich 
wieder in ſeine Vaterſtadt Tus zuruͤckgekehrt war, fühlte er das nahente Ende feines Lebens ehe er 
noch das Schahname ganz vollendet hatte, Er theilte feinem noch lebenden Lehrer Effedi die Beſorg⸗ 
niß mit, daß, wenn er vor Vollendung feines Werkes ftürbe, niemand dasfelbe in feinem Geifte enden 
werde. Eſſedi tröftete ihn mit dem Verfprechen, daß, wenn er ihn überlebte, er ed auf fih nehmen 
wolle. Firduſſi ſagte: »Meiſter du biſt ſehr alt, und ſchwer wirft du dieſes ausführen koͤnnen.« »Wills 
Gott!« antwortete Eſſedi, vich werde es vollenden.n Mit biefen Worten verließ er ihn , und bichtete 
diefe Macht und den Folgenden Tag binnen vier und zwanzig Stunden viertaufend Verſe, die letzten 
des Schahname's, worin ber Einbruch der Araber und die Geſandtſchaft Moghaira’s des Sohns 
Schaaba's und die Schlacht von Saad Ben Wakaß erzählt wird, und Firduſſi hatte den Troſt, 
diefelben noch vor feinem Tode niedergefchrieben zu ſehen. Wenn man erwägt , daß Kirdufli dreyßig 
Jahre lang an feinem Werke arbeitete, und baß, als er es begann, fi Effedi ſchon mit feinem 
Alter entſchuldigte, fo muß dieſer, ats er nach feines Schuͤlers Tode das Schahname vollendete, über 
Jundert Jahre alt gemefen feyn. Welch ein herrliches, kraftvolles Alter, bem es nach verlebten drey 
Menfcyengefchlechtern gegönnt ift, ein Werk hervorzubringen das noch durch alle folgenden lebt. Bon 
den andern Gedichten Effedi’s haben fi vorzüglich mehrere feiner Munaſarat ober poetiſchen 
Gegenreden erhalten wie die folgende: 


Gegenrede des Tages und der Nacht. 


Hör’ vom Geſpraͤch des Tags, Ber Nacht, Was alle Herzen fröhlich macht⸗ 

GSie firitten fi um ihren Adel, - Mit vielem Lob’ und vielem Tadet. 

ie ſprach: dad Net iſt mein fürwahr, Weil ich von Anbeginn her war. \ 
Das Taggebeth hat feinen Werth, ' Das nächtliche wird nur erhört. 

Bey Nacht gab Moſes Andachtsfeyer, Bey Nacht ward Loch gerächt durch deuer. 
Bey Nacht ſchnitt Mohammed den Mond, Und fah wie Gott im Himmel thront. 
Der Mond Hat dreyßig Tage, doch Die Heilige Nacht (v) ik beffer noch. 
Der Tag verräth,, Die Nacht dedt an, Der Tag hat Schmerz, die Nacht bat Ruß. 
Gebethlos wird der Tag vollbracht, Die Heil'gen bothen in der Nacht. 

Mein Siegeltraͤger iM der Himmel, Mir dienen Mond und Sterngewimmel. 
Den Himmel färbeſt du nur blau, Ich flatt’ ihn glängend aus ur Schau. 
Man mißt nad memem Mond das Jahr, ’ Mir ſchattet Gabriel's Schwingenpaar. 1 
Dem Diondenangeficht Nichts fehle, Bon Madeln iR die Sonn’ entſtellt. 


Die Sonne liebt Einfoͤrmigkeit, - Der Mond die Mannigfaltigteit. 








(1) Die Naht Kader, worin Der Koran zus Welt gefendet ward. 
ð & 


Der Tag ſprach, als er dieß gehört, Hör’ auf, du fprichft Ba ganz verkehet. 


Schmãh nicht den Tag, es ſchickt der Herr j Des Himmels vor der Nacht ihn der. 

Den Tas harrt man im Faſten aus, Im Pilgern um das heilige Haus. 

Am Tas wir alle Zee finden, Wenn du die Wahrheit willſt ergründen 

Die Welt ik aus am jüngfien Tag, und fie begann am Gchöpfnngstag. 

Berliehten Go, ſchredſt bu die Kinder, Biſt Kranken feind, begünflio Günter. 

Seſpenſter, Racpteuf’ , Fledermaus Und Diebe bringe bu in das Haus. - 

34 ſtamm' vom Himmel, du vom Staube, Mid) krönt das Licht, dich Köhlerhaube. 

Ich heit're auf, du trüb die Welt, Dur mich wird jedes Aug’ erhellt. 

Ein Moflim ih and bu ein Bauer, Ich weiß geleibst, du in Trauer. ° ' 

Was prahik Du Negerangeſicht Dip fo vor meiner Wangen Licht? 

Bas fiheu’ ih deiner Sterne Heer! Die Sonn’ erfcheint, fie find nicht mehr, 

Der Tod war vor dem Leben ned, Biel beſſer ik das Leben doc. 
Na Monden zählt der Araber zwar, Der Perfer nah dem Gonneniahr, 

Die Sonn’ it gsih , der Mend if bleich, IR Eilber wohl dem Golde gleich? 

Der Mond das Licht der Sonn’ entnimmt, Und ſteht zu ihrem Dienſt gekrümmt. 

Der Mond geht leicht, wie ein Trabant, Der vor dem Schah die Wege bahut. 

Bey Tag dreymahliges Gebetb, Dey Rat man zweymaßl nur auffcht. 

Wenn du mis mir biſt niche zufrieden, So merbe unfer Streit entſchieden 

Bow Heren des Rechts, der Billigkeit, - Bon Raßr Ahmed, dem Herrn Der Zeit, 

XVI. 


Firduſſi aus Tus, 


der Dichter des Schahname, ber größte Dichter nicht nur Perſiens, ſondern des ganzen Morgen⸗ 
landes, deſſen Nahme nun bald ein Jahrtauſend auf dem Throne der Dichtkunſt glänzt, und von 
feinem andern verdunkelt, glänzen wırd, fo lang perfifhe Sprache und perfifher Heldengeiſt fortlebt 

in dem Munde des Volles und in ber. Geſchichte. Poeſie und Hiſtorie find die unerfehütterlichen Pfei- 
Ver feines ewigen Ruhms, die Herkufesfäulen in die fein Genius das Nicht mehr weiter für bie 
faunende Nachwelt gegraben. Sein Buch hat die alte Sage und die alte Sprache Perfiens Iebendig 
erhalten, und nachkommenden Dichtergefchlecdhtern die Kraft ertheilt, in feinem Nahmen Wunder des 
Wortes zu wirken. Wunder des Wortes, das von dem Himmel zur Erde flieg, um den Menſchen vor 
den Zhieren zu adeln, und das, wie ein perfifher Dichter eben fo fchön als wahr fagt, Fir duſ ſi auf 
den Schwingen der Dichtkunſt wieder zu feinem himmliſchen Vaterlande emporbob: 

Wie Finduffi ans Tus dad Wort gepräget hat, Ungläubig will ich fepn, wenn Giuer es fo het. 

Bew Throne Gottes ſtieg dad Wort zur Erde nieder, Er hob's empor und ſetzt es in den Himmel wieder. 

Weniger gerecht, weil er weniger ausſchließlich auszeichnet, ift der folgende in dem Munde aller 
gebilbeten Morgenlaͤnder gang und gäbe Ausſpruch perſiſcher Kritik: 


Unfßerblichteit if dreyen Dichtern unbensmmten , Nach denen Eeine anderen Propheten kommen (1). 
3m Heldceufang, im Lied und in der Elegie, Die Herxſcher ſind: Saadi, Firdafſſfi, Enweri. 


Dewletſchah bemerkt über dieſen Ausſpruch Aſiſi's, daß Chakaniſs Kaßide (bald Lobgedichte 
bald Elegieen) ſich mit denen Enweri’s meſſen, und Chosru's von Dehli Gaſelen mit den Ga⸗ 
ſelen Saadi's wetteifern dürfen, daß aber im Heldengedichte dem Sänger von Tus Niemand, 








(1) Sa nebi baadi, es if fein Prophet nach mir, faste Mohammed; dieſer Spruch wird bier 
auf die drey größten Dichter, als die Propheten der Dichtkunſt im ihrer Gattung, angewendet. . 














xXX 51 XXXXXDE 


ſeſoſt nicht einmahl Nifami, ber romantiſche Dichter, ben Siegeskranz ſtreitig machen köͤnne. Cine 
Bemerkung, die ſehr wahr und nur zu enge iſt, indem in der Kaßide mit Chakani und Enweri 
Hauch Sahir Farjabi das Triumvirat bilden, und im Gaſele ſowohl Chosru als Saadi von 
Hafiſ weit übertroffen worden find. Die Gattung, in der Saadi den erſten Platz errungen, iſt 
gar nicht das Gaſel, fondern das eigentlihe moralifche didaktifche Gedicht, das bier eben ſowohl 
als das myſtiſche, deſſen Palmen um die Stirne des großen Dichters Dſchelaleddin Rumi wer 
ben, Teer ausgeht. Endlih kann Nifami eben fo wenig mit Firduſſi, als Arioft mit Homer 
verglichen werden. Niſami's Nebenbuhler um ben Preis des romantifchen Gebichtes it Dſchami, 
der nicht nur darin, fondern au in allen übrigen der erwähnten Gattungen (jene Firduſſi's aus- 
genommen) als großer Dichter aufgetreten und fi als folder bewährt bat. Wenn alfo Hafif im 
erotifhen und. badhantifhen, Saadi im moralifhen, Dſchelaleddin im myſtiſchen, Enweri im 
elegifhen und enfomifhen, Nifami und Dfhami im romantifhen Gedichte die Erften find, fo 
sagt Fir duſſi, der epifche Sänger der Meldenfage, einzig und unerreicht über Alle empor, indem Keis 
ner vor ihm und aud nicht Einer nad) ihm, fi) an foldyes Miefenwerf gewagt, unb er firablt als ber 
beüfte und größte Stern des Heerwagens yerfifher Dichtkunft. 

Unfers Dichters eigentliher Nahme iſt IShak Sohn Schereffhah's von Tus, den Veynah⸗ 
men Firduſſi oder der Paradieſiſche, fol er nach Einigen von ber Beſitzung Suri's Ben 
Moaf, bey dem fein Water als Gärtner diente, und ber in ber Vorſtadt von Tus einen Kanal und 
vier Gärten befaß, erhalten haben; wenn auch, fd verdiente er ihn weit mehr noch durch die himmli⸗ 
ſche Macht der Dichtkunft, bie irdifhe Gärten in Paradiefe umzaubert. Zu einer Reife nach Gafna 
durch eine Klage Über den Statthalter von Tus veranlaßt, brachte er feine Zeit in dunkler Verborgens- 
heit zu, ohne zu Anß ari dem Sürften der Dichter, durch den die Gnade des: Sultans den Poeten 
zuſtroͤmten, Zutritt erhalten zu Eönnen. Doc gelang es ihm eines Tages durch Lift, fih in Anßari's 
Geſellſchaft zu ftehlen, bey dem fich eben feine beyben Schüler, die Dichter Afpfchedi und Ferruchi, 
befanden. 

Sobald Anpari in Firduſſi einen baͤueriſch gekleideten Mann erblickte, rief er ihm ſcherzend zu: 
»Bruder! in die Geſellſchaft der Dichter haben nur Dichter Zutritt.« Firduſſi entgegnete: »Auch ich 
bin ein Dichter !« und ſogleich ſagte Anßari aus dem Stegreif ben folgenden Vers: 


Wie deine Wange if der Mond nicht hell und ſchön. 


Aſdſchedi fuhr fort: | 
Im Roſenbeet die Roſen nicht fo Hehlich fich’n. 


Ferruchi feste hinzu: | _ . 
Der Wimpern Pfeile durch die ſtaͤrrſten Panzer geh'n. 


Da fiel Zirduffi auf der Stelle ein: 
Wie Pfeile Kim’s am Tag des Kampfes won velden. 

Diefer glückliche Reim wurde mit fo größerem Beyfall aufgenommen, als er eine genaue Kennt⸗ 
niß in der alten’ perfifchen Geſchichte vorausfepte, und Anfari fragte ihn fogleih, ob er dieſelbe geles 
fen. Firduſſi antwortete, daß er fie beftändig bey fi trage. Anßari verfuchte ihn hierauf in einigen 
ſchweren Verfen, und als er die Prüfung rühmlich beftanden, ſprach er: »Bruder! verzeibe mir, ich 
kannte zuvor deine Trefflichkeit nicht,« und nahm ihn fogleich in den Kreis feiner Gefellfchaft auf. 

Sultan Mahmud befhäftigte ſich eben mit dem Gedanfen, das ſchon unter des. Samaniden 
Manßur J. Regierung angefangene Shahname zu vollenden. Diefer hatte naͤhmlich dem Dichter 

G 2 - 


mn 53 u 


Da kiki ben Auftrag ertheilt, die von feinem Weſire Ab u Manßur Omri nah dem Bafkanname 
(die unter Jeſdedſchir d dem legten Könige. der Saſſaniden zufammengetragene Reichsgeſchichte) ber 
fpriebene Geſchichte der alten perſiſchen Könige in Neime zu bringen. Dakiki brachte nicht mehr als 
bepläufig taufend Verſe zu Stande. Zwanzig Jahre fpäter, unter ber Regierung Sultan Mahmud's 
wurde das Original des Baſtanname wieder aufgefunden, und der Sultan gab aus derfelben fie 
ben einzelne Bruchſtücke chen fo vielen Dichten zum bearbeiten, um ihre Sähigkeiten zu verſuchen. 
Anßari, welcher die anziehendfte Epifode, naͤhmlich die Geſchichte Sohrab’s bearbeitete, erhielt die 
Palme mit der Würde eines. Diterfürften und den Auftrag, das ganze Schahname in Verfe zu 
bringen. Er war aber zu bequem und zu Hug, um fein Wohlteben und feinen Ruhm burd eine fo weis 
ausfehende und gewagte Unternehmung auf das Spiel zu fegen, nachdem er in Firduſſi höheren Unz 
teenehmungsgeift und Genius entdeckt hatte. Diefer, welcher ebenfalls eine Abſchrift bes Baftans 
name aufgefunden und basfelbe ſtudiert hatte, verfuchte ſich an ber Beſchreibung des Krieges zwiſchen 
Noftem und Ysfenbiar, und brachte feinen Werfuh dem Sultan, dar, ber darüber fo entzückt war, 
daß er ihm den Auftrag gab, das ganze Schahname zu vollenden, mit einem Befehle an feinem 
Schatz, ipm.für jedes Diſtichon einen Dukaten zu verehren. 

Dewletſchah erzählt, daß Firduſſi, von Anfari gefragt, ob er fih dem unternehmen des Schah⸗ 
name gewachſen fuͤhle: »Wills Gott!« geantwortet, und Anßari, ſehr erfreut darüber, ſogleich dem 
Sultan Bericht gegeben habe, daß er einen jungen Mann' von liebenswürdigen Sitten und großen Ta: 
Ienten aus Choraffan gefunden, ber das Buch der Könige zu liefern verſpreche. Mahmud trug 
ihm einige Verſe zu feinem Lobe auf, und Firduſſi machte aus dem Stegreif folgenden Doppelvers: 


Das Kind, das au der Bruſt die Mutter tragt," Sobald es ſpricht: »Mahmud« zum erſten lagt. 


Mahmud, ſehr damit zufrieden, befahl dem Dichter fogleich an das Schahname Hand anzu⸗ 
legen. Er wies ihm ein Gemach an im Innern des Pallaſtes „ und eine Penſion, und Alles was zu 
feiner Unterkunft und Auskommen nöthig war. Vier Jahre lang arbeitete er in Gafna und vier ans 
dere Jahre in Tus, worauf er dem Sultan vier Dank oder Gefänge des Schahname derbeecht 
die derſelbe ſehr gnaͤdig aufnahm. 

Fieduffi's Gönner war der Weſir Chodſcha Ahmed Ben Haſſan Meimendi, ein ger 
Tehrter, verbienftvoller Diann, den der Dichter in Lobgedichten pries. Dagegen verbarb er es aber mit 
Ajaf dem Antinous des Sultans, der ihn bey bemfelben als einen heimlichen Keger und Frepgeift ver« 
ſchwaͤrzte. Sultan Mahmud, ein erklärter Feind aller die Neligion und den Staat angreifenden Secten, 
ließ ihn rufen, ſchalt ihn einen Karmaten und drohte, ihn als abſchreckendes Beyfpiel von feinen Eier 
phanten zertreten zu laſſen. Firduſſi fiel zu Mahmud’s Füßen, betheuerte daß er Fein Karmate, fon= 
dern ein guter Sun ni, und verſchwaͤrzt worden ſey. Mahmub ermieberte, daß Tus von jeher der Ger 
burtsort der größten Freygeiſter gewefen, verſprach ihmaber, daß Alles verziehen feyn follte, wenn er ſich 
aufrichtig befehrte. Won diefer Zeit an war das. gute Verſtaͤndniß zwifhen dem Sultan und dem 
Dichter unterbrochen. Diefer vollendete unterbeffen das Schahname, und brachte es dar in der Hoffe 
nung, dafür ein Gut und ben Zutritt zu der innigften Gefelfchaft des Sultans zu erhalten. Mahr 
mud, ſchon wider ihn eingenommen, ſandte ihm fedhzigtaufend Silber dücke für fechzigtaufend Doppels 
verſe, eine Velohnungy bie dem Dichter um fo geringer bünfte, als er für die erften taufend Verſe 
eben jo viele Goldſtücke erhalten, und jetzt, nachdem er dreyßig volle Jahre auf die Arbeit verwendet 
Bosse, micht minder belohnt zu werben hoffte. Da er fih eben im Bade befand als man ihm die 


60,000 Silberſtũcke brachte, To verfheilte .er fie auf, ber Stelle, indem er 20,00» dem Inhaber des 
Bades, 20,000 dem Verkäufer des Fukaa (Sorbetes), und 20,000 dem Ueberbringer als Bothen- 
‘Sohn gab. Dann verbarg er fih zu Sana, und fehrieb in das Exemplar bes Schahname, das er 
aus ber Bibliothek des Sultans zu entwenben Gelegenheit gefunden, fatyrifche Verſe wider ben Sul⸗ 
tan, worunter ſich die folgenden befanden: 


Dreyßig Jahre ſchrieb ich, daß zum Lohne Mir ver Schah verehre Pape und Krone.. 

Wenn ein Schah des Schahes Vater wäre, Hätt' er mir erwiefen goldne Ehre. 

Aber nicht aus edlem Blut 'entfproßen , j IR er würdig nicht des Ruhms der Großen. 

Shah Mabmud! dem Länder zu Geboth, Fürchteſt du mich nicht, fo fürchte Gott. 

Einen Baum von bitteren Natur, .. Magſt ihn pflansen bin auf Edens Flur, 
Magſt ihn von des Paradiefes Alüßen, u Magſt mit Mit und Honig ihn begießen, 

Seinem Wefen von er nicht entfagen, Wird zuletzt doch bittere Früchte tragen. 


Firduſſi blieb vier Monath in Gaſna verborgen und begab ſich dann nah Herat, wo er ſich 
bey dem Buchbinder Abumaali einige Zeit aufhielt, bis Abgeordnete bes Sultans ankamen die ihn 
aufſuchten. Er entfloh mit Mühe nah Tus, und da er fih.audh da nicht ſicher ſah, trennte er ſich 
von feiner Familie und feinen Verwandten und flüchtete. nah Roſtem dar, wo Ißfehed Dfhord- 
ſchani im Nahmen Minotfhehrs bed Sohns Kabus Statthalter war. Diefer nahm ben Dichter. 
gütig auf und verfpradh ihm 160 Miskale Gold ‚ wenn er ‚die Satpre auf Sultan Mahmud aus dem 
Schahname wegftreichen wollte. Firduſſi ging den Handel ein und kehrte dann rad zus jurüd, wo 
er im Stillen fortlebte. 

Sultan Mahmud hatte unterbeffen ben Zug nad Indien unternommen. Ad er eben einen 
Brief an den König von Dehli gefchrieben, wanbte er fich gegen feinen Weſir Ahmed Ben Haſ— 
fan Meimendi wit ber Brage, was zu thun, wenn bie Antwort nicht feinem Wunſche gemäß auge 
falle. Der Weſir antwortete mit dieſen Verſen des Schahname: 


Wird Antwort wider Wunfch dir zu Theile, Efrasiab! taſſ' dann Schlachtfeld und Keule. 


Mahmud erinnerte fi Firduſſis und fragte wie es ihm gebe: Der Wefir ergriff diefe Ges _ 
-Iegenheit zu Gunften des Dichterd und fagte, daß er alt und verborgen in feiner Vaterſtadt Tus lebe. 
Mahmud ließ zwölf Pferde‘ mit Indigo beladen, und fandte fie als ein Geſchenk für Firbuffi, aber 
als diefe Karawane bey einem Thor ber Stadt Tus einzog, ging bey dem andern Firduſſi's Leichen- 
zug heraus. Man bradıte das Geſchenk feiner Schweſter, die es aber nicht annahm, fagend: »Daß 
fie die Geſchenke der Könige nicht bedürfen Er ward in der Vegräßnißftätte Abbaffia nahe bey 
Zus. begtaben. Der Scheih Abulkaſſem Korkani weigerte fi über feinen Leichnam das ge- 
wöhnliche Grabgebeth zu verridten, weil er das Lob ber Magier gefungen habe. Die folgende Nacht 
aber ſah er den Dichter in der höchiten Glorie des Paradiefes, der auf die Frage, wie er einen fol: 
hen Grab himmlifchet Seligkeit verdient habe, ihm die folgenden Verſe anführte, weiche den erhaben⸗ 
flen Preis der Einpeit Gottes enthalten! . - 


Das Hoͤchſte in der Welt, das Tiefſte, biſt du, Ich weiß nicht was du biſt, was iſt, das biſt du. 


Dſchami erzählt die Antwort, die Dewletſchah der Schweſter Si i in den Mund Tegt 
von feiner Tochter, und ſetzt die folgende Bemerkung in Werfen hinzu: 


Groß ift der Schah, dem Weltenherrſchaft warb zu Theile, Doch ſchnellt auf ihn zuletzt das Schickſal feine Pfeile. 
Hin iſt der Glanz Mahzmud's, es dlieb von feinen. Schäten Nichts als der Ruf Den Dichter wußt er nicht zu ſchätzen. 


N 


Kerze du Bifk mein Freund und meines Gecheimniffes Träger, 
Deines Grames Genoß, Beyde mitſammen vereint, 
GSlaͤnzend biſt du von Licht, wie ich erglänze von Liebe, . 
In. dem Kreif' Haffan’s jegliche Nacht bis zum Tag. " 
Meifter der Meifter-der Seit, Anßaxi, Meifter der Dichter, 
Deſſen Siauben und Herz mackellos, Iauter und rein. 
Ungejtvungen und groß find feine Gaben und Verſe, 
Beyde fhön und zart, firömend aus eigenem Quell. 
Eines willen Gelehrte fonft nur , Doch Mehreres weiß er, 
Und der Dichter prahlt wenn er mit ibm fich vergleicht. 
Wenn das unedele Pferd als Füllen gleich wiehert wie edle, 
Hält mit ſelben doch nimmer ed aus den Vergleich. 
Seine Verſe find fäts dem Zuckerrohr gu vergleichen. 
Und Jasminenduft feige von denfelben empor. 


oo XII. 
Anßari, der König der Dichter, 


mit deffen Lob das Kerjengebicht endigt, war, wenn nicht ber größte, doch gewiß der mächtigfle Dichter, 
deffen die perfifche Sefchidhte erwähnt. Er fland an der Spige von vierhundert Dichtern, welche Sul⸗ 
tan Mahmud's Negierung verberrlihten, und erhielt_ von demſelben eim Dipfom als König der 
Dichter, dem alle-Äbrigen untergeordnet, und an ihn angewiefen waren, ihm ihre Werke zur Ein⸗ 
‚ fiht und Beurtheilung vorzulegen, ehe fie dem Sultan dargebracht werben burften. Diefe anerfannte 
Oberherrſchaft ift in den Sahrbüdern ber Dichtkunſt einzig, und wenn den Lobeserhebungen, womit 
ale Werke gleichzeitiger Dichter angefüllt find, zu trauen iſt, Eonnte biefelbe keinen würdigeren Haͤn⸗ 
den anvertraut werben. Außer den Lobfprühen Menutfchehrs, die man fo eben gelefen, erwähnt 
feiner au Sirduffi im Schahname mit bem größten Lobe. Während diefer am Schahname ar- 
beitete, dem ſich Feiner der gleichzeitigen Dichter, felbft nicht Effedi und Anßari, gewachſen fühlte, 
Befang diefer die Liebesgeſchicht Wamik und Aſra's, das ditefte perſiſche romantifhe Gedicht, das 
ſchon früher noch unter den Saffaniden in Pohlewi erfchienen war, bas aber feitbem verloren 
gegangen , fo daß nur noch die Nahmen der Hauptperfonen , aber nit das Gedicht felbft auf und ge- 
kommen. "Zugleich befang er die Siege Sultan Mahmud's, der ihm mit folder Macht vor allen Dich⸗ 
tern alter und neuer "Zeit ausgezeichnet, in einer langen Kaßide von hundert und achtzig Diſtichen, 
aus denen Dſchami die folgenden aufbehalten: 


Du Fift der Schah, Für den im Oſt und We, Der Jude, Parfe, Mufulman und Ehrik, 
Mit Pſalin und Send und Halleluia bethen: O Herr! daß lobenswerth ſein Ende ſey! 


Sein Diwan enthält in drepßigtaufend Diftichen, alle Arten von Gedichten, einfach und doppef- 
gereimte, ganze und Bruchſtuͤcke. Er ftarb im Jahre 431 (1039) ‚, unter der Regierung Meif ubs bes 


Sohnes Mahmud’s. 
Zum Lobe Emir Naßr Ben. Beboftegin, des Bruders Sultan Mahmud's, dichtete 


Anßari die folgende Kaßide: 


Auf alle Worte die ich geftern fragte, \ Mein Lichting mie Beſcheid und Antwort fagte. 

Ich Syrah: »Du folift Dich bey der Nahe umſchaun, Er ſprach: »Bey Nahe ſtrahlt Mondenfhimmer kaum. 
Ich ſprach: »Die Sonn’ verſchleyert ſich vor bir, Er ſprach: »Und dich verbirgt der Schlaf sor mie. 

Ich Sprach: »Mach du aus Binflerniß nicht Tag. Er ſprach: »Mah du nicht Finſterniß aus Tag. 


Sa ſprach: »@6 duften deine Locken ſuß, Er ſprach: »Rach Ambra duften fie gewiß. 


Ich ſprach: »Von Deinen Banden Manımet Gluetz Er ſprach: Worau bein. Gerz ſich bratet aut, 


Ich ſprach: »Ich wend' von dir Fein Auge ch, Er ſprach: »Wer wendet vom Altar ſich ab? 

Ich ſprach: »Ach lieg' in deinen Peinen zahm, Er ſprach: »Wer wahrhaft liebet leidet Sram. 

Ich ſprach: »Wie ift fo ruhig mein Geſicht! Er ſprach: Es grämet fich das Alter nicht. 

Ich ſprach: »Ich ſtehe ſtäts in Deinem Dienſt, Er ſprach: »Woraus Du Gutes nur gewinnſt. 

Ich ſprach: »Es iſt Raßir des Glaubens König, Er ſprach: »Dem alle Herzen unterthänig. 

Ich ſprach? »Genügſam iſt er, heb und zart, Er ſprach: »O ibm genügt die Lebensart, 

Ich ſprach: »Kennſt feine Gaben alzumapi? Er ſprach: »Sie überſteigen alle Zahl. 

Ich ſprach: »Wer iſt fein Both' im Schlachtgetümmer? Er ſprach: »Von fern, von nah das Pfeilgewimmet. 

Ich forach: »Wir Haben nöthig feiner Tugend Er ſprach: »Mehr als des Sebens und der Jugend, 

36 ſprach: »Iſt einer fon wie Er gewefen? Er ſprach: »Ich Habe nie davon gelefen. 

Ich ſprach: »Er trägt die Berge auf der Hand, Er ſprach: »Ihm iſt Dad Meer ein Dunf im Sau. 

Ich fprah: »Er Höret an der Bettler Wort, Er ſprach: »Vekleidet ſchicket er fie fort. 

Ich ſprach: »Wie lohnet er den freyen Rittern ? Er ſprach: »Mit Ehren und mit großen Gütern. 

Ich ſprach: Was fagft bu mir von feinem Pfeil? Er ſprach: »Er fliege wie der Donnerkeit. 

Sa ſprach: »Was iſt fein Schwert und was der Feind? Er ſprach: »Quedſilber er im Feuer ſcheint. 

Ich ſprach: »Wer iſt's der nicht gehorſam iſt? Er ſprach: »Wer trunken und verloren iſt. 

Ich ſprach: »Die Feinde geh'n mie Liſten um Er ſprach: »Wie lügnerifges Heidenthum. 

3a ſprach: »Ich gab für ihn den Himmel nicht, Er ſprach: »Wer gäb’ für Blindheit das Geſicht. 

Ich ſprach: »Die Großmuth wird duch ihn geſchmückt Er ſprach: »Wie ſchoͤne Kleider die geſtickt. 

Ich ſprach: »Er iſt dee Gröſite unſſrer Zeit, Er ſprach: »Die göttliche Gerechtigkeit. 

Ich ſprach: »Wo Halt im Reich er alle Dinge? Er ſprach: »Im GSteigebügel und im Ninge- 

Ich ſprach: »Ich werde feines Löbe nicht fatt, Gr fprah: »So machen's Edle in der That. 

Ich ſprach: »Was wünſche ich von Gott für ipn? Er ſprach: »Glũck, Leben, Jugend immerhin! 
XIIL u 


FKarradii, 
ein Schüler Anßari’s, und einer ber erften Dichter des Hofes Sultan Mahmud's von Gaſna. Er 
war der Lobrebner des Sürften Abulzmofaffer Naßr Ben Nafiredbin, der im Nahmen Mah⸗ 
mud's als Statthalter zu Walch herrſchte. Auf einer Neife nah Samerkand warb er nahe bey bdiefer 


Stadt von Straßenräubern ausgezogen, fo baß er fi gar nicht zeigen Eonnte, fondern nachdem er ſich 
einige Tage verborgen gehalten, wieder zurückehren mußte. Hierüber verfertigte er die folgenden Verſe: 


Ich fat den Reichthum Samerkands, Su Eine und Hain und Thal und Garten. 
Doch weit mein Sad vom Gelbe leer, Mußt' Freudenhoffnung ich aufgeben. 

In jeder Stadt find große Männer, Abt Paradiefe, ein Rewer. 

Ich ſah von Beyden Taufende, Deoch kehrt' ich wieder durſtig um. 
Schaut' ohne Geld das Aug das But, Iſt's todtes Haupt auf gold'ner Schüſſel. 


Eine feiner berühmteſten Kaßide iſt die folgende zum Lobe eines Brandmahllagers Emir's Abu⸗ 
mofaffer gedichtet. Im Fruͤhling naͤhmlich, wo die Pferde auf die friſchen Wieſen getrieben werden 
(was nody heut zu Tage für den kaiſerl. Marftall in Konftantinopel mit befonderer Feyerlichkeit gefchieht), 
werden auch den noch nicht gezeichneten Pferden, Kameelen und Maulthieren die Zeichen ihrer Befiger 
eingebrannt, wobey in Perfien eine Art von Luftfager Statt hat: 


Die Sluren Pleidet blauer Blumen Schleyer, Die Berge fiebenfärb'ger Seidenſtoff. 

Die Erde hauchet Duft der Moschusblaſen, Die Weiden tragen Papagey'n wie Blätter. 

Es kam um Mitternadht des Frühlings Wehin, - Willkommen Nordwind! Heil euch Zrühlingsdüfte! 
S Du meinft Der Wind teäge Moschus in dem Aermel, Und Spiele Tiegen in des Gartens Armen. 


Die weiße Rofe trägt im Halöband Perien, Rubinen find Syringen Ohrgehänge. 


x 
x 


- 


Der Ahorn rede fünf Zinger aus wie Menſchen, Der Rofen rothes Weinglas gu ergreifen... 


‚  Bielfarbig iſt die Hlur, der AR vielfarbig, Das Waller trägt, die. Wolfe regnet. Perleu. 
Du glaubt mit Recht, daß die gefärbten Manle Den Stanz enticehnen von des Kaiſers Maalen. 
Durch Kaiſermable if icht froh die Welt, . Bon denen ieht der Tag verdunkelt wird. 
Du ſchaueſt Grün auf Grün wie Dom auf Dom, Und Zeit auf Zeit fhauft du wie Schloß auf Schloß. 
An jedem Zelte ein verlichtes Paar, Auf jedem Grün ein Zreund des Freunds genießend, 
Das Erün ertönt von Lauten und von Sängern, Das Zelt erfhallt von Schenken und von Trinkern. 
Liebkoſend liegen Liebende am Buſen, Die Sänger ruh'n in Melodieen trunken. 

- Am Zeltesthor des ſiegbeglückten Fürſten Erſcheint das Brandmaalfeuer wie die Sonne, 
Es ũberzieht die Flur mit Goldſtoffſcheig. Wie Jünglingsliebe warm, und gelb wie Gold. 
Die Maale fcheinen wie Rubinenftrauße, Eins an dem ahdern wie Granatenkoͤrner. 
Gtalliungen,, die nicht ſchlafen Schaar an Schaar, Und ungebrannte Pferde Reih'n an Reip'n, 
Aus Eifer unruhvoll wie ſchoͤne Lasten, ' Und feſt Dabey wie jahrerproßte Freunde. 
Abulmofaffer der gerechte Fürſt, Der Gtädtbesiwinger und der Städterhafter, 
Sein Nahe glänzet am’ Geſicht und Schenket Deß der in ſeinen Banden ward gefangen. 
Auf dieſer Seite brennt, auf jener heilt er, Negierend fo mit Zügel, wie mit Zaum. 


Kafhid Watwat, ter große metriſche Gefeßgeber und Kunftrichter , findet daß Sarrudi der 
perſiſhe Motenebbi fey, und baß er, wie diefer, ben einfachften Dingen durch bie Kunft ber Rebe 
poetifchen Werth zu geben wife. Die Sammlung feiner Gebichte ift vorzüglich jenfeits bed Orus in 
großem Anfehen, in ben Ländern dießſeits desfelben aber Faum bekannt. Farruchi verdient aber 
nit allein als Dichter fondern auch als Profailer ausgezeichnet zu werden. Er trug ber Erſte - bie 
Regeln der Metrik und Poetik zufammen in feinem Werke Dollmetſch ber Wohlredenheit bes 
titelt, deſſen Ausſprüche von den Gelehrten als entſcheidend angeführt werben. 


D a fifi, 


einer der Äfteften neuperfifchen Dieter, deffen Dewletſchah gar Feine Erwähnung thut ‚ber aber um 


fs weniger mit Stillſchweigen zu übergehen ift, weil er, wie Dſchami von ihm im Beharifta n erzähle, 
das Schahname begonnen und die erſten tauſend Verfe verfertiget, die dann Firduſſi fortgeſetzt 
bat. Er lebte alfo gleichzeitig mit diefem und war einer der Dichter Muhmud’s, die das Niefenwerf 


des Heldenbuchs verfuchten, das weder Anßari noch Effedi auszuführen Muth und Kraft hatten, 
> wiewohl diefer die Teßten viertaufend Derfe , wie Dakiki die erften taufend Verſe, bavon bichtete. Won 


ihm ſi nd die folgenden: 
Ich wählte einen freygebornen Zreund, Der meinen Auge ald Peri erſcheint. 





ö— — 
Das Heer zog ab, doch nicht ber Goh der Heere ſchlägt, AO gebe keiner je fein Herz den Heeresführern. 
Il. . 
Ich blieb au lang, drum bin ich nicht geachtet, Der Größte wird, wenn lang er bleibt, verachtet, 
Wenn Wafler Beben bleibt im Teich, So fäͤngt ed.an au faulen gleich. 


T 


Eſſedi aus ins, nt 


zwar nicht der. Dichterfönig aber doch der erfte der Dichter am Hofe Sultan Mahmud's von Bafna, 
bis er von feinem Schüler Firduſſi übertroffen ward. Sultan Mahmud verlangte von ihm zu wie: 
derhohltenmahlen, daß er die Geſchichten der Könige in ein Ganzes orbne, allein er entſchuldigte fidy 
mit der Größe des Werkes und feinem Alter, und ſchlug an feiner &tatt feinen Schüler Firduſſi 
vor, der ben Erwartungen des Meifters durch fein unfterbliches Werk entſprach. Als Firduſſi nady 
feiner Entfernung von Gaſna nah Tus, von bier nah Roftemdar und Thalfan, und endlich 
wieder in feine Vaterſtadt Aus zurüdigefehrt war, fühlte er das nahende Ende feines Lebens ehe er 
noch das Schahname ganz vollendet hatte, Er theilte feinem noch Iebenden Lehrer Effedi die Beſorg⸗ 
niß mit, daß, wenn er vor Vollendung feines Werkes ftürbe, niemand basfelbe in feinem Geifte enden 
werte. Eſſedi tröftete ihn mit dem Verſprechen, daß, wenn er ibn überlebte, er ed auf fih nehmen 
wolle. Firduſſi fagte: »Meifter du biſt ſehr alt, und ſchwer wirft bu biefes ausführen koͤnnen.« »Wills 
Gott!« antwortete Eſſedi, »ich werde es vollenden. Mit biefen Morten verließ er ihn ‚ und dichtete 
diefe Nacht und den folgenden Tag binnen vier und zwanzig Stunden viertaufend Verſe, die letzten 
des Schahname's, worin der Einbruch der Araber und die Geſandtſchaft Moghaira's des Sohns 
Schaaba's und die Schlacht von Saad Ben Wakaß erzaͤhlt wird, und Firduſſi hatte den Troſt, 
dieſelben noch vor feinem Tode niedergeſchrieben zu ſehen. Wenn man erwägt , daß Firduſſi dreyßig 
Sabre, fang an feinem Werke arbeitete, und daß, als er es begann, fih Effedi ſchon mit feinem 
Alter entfhufdigte, fo muß biefer, als er nad) feines Schllers Tode das Schahname vollendete, über 
hundert Jahre alt gemefen feyn. Welch ein herrliches, kraftvolles Alter, dem es nach verlebten brey 
Menſchengeſchlechtern gegönnt ift, ein Werk hervorzubringen das noch durch alle folgenden lebt. Bon - 
den andern Gedichten Eſſedi's haben fi vorzigfih mehrere feiner Munaſarat ober yoetifhen 
Gegenreden erpaften ; wie die folgende: 


x 


Gegenrede des Tages und der Nacht. 


Hör’ vom Geſpräch des Tags, der Nacht, Was alle Herzen fröhlich macht⸗ 

Sie ſtritton ſich um ihren Adel, Mite vielem Lob' und vielem Tadel. 

GSie ſprach: das Recht iſt mein fürwahn, Weil ich von Anbeginn her war. b 

Das Taggebeth hat Feinen Werth, Das nächtliche wird nur erhört. 
Bey Nacht ab Mofes Andachtsfeyer, Bey Nacht ward Loth gerächt durch Feuer. 
Bey. Nacht ſchnitt Mohammed den Mond, Und fah wie Gott im Himmel thront. 
Der Mond Hat dreyßig Tage, doch 7 Die peil’ge Nacht (v) if beſſer noch. 
Der Tag verräth,, die Nacht dect an, Der Tag hat Schmerz, die Nacht hat Ruf. 
Gebethlos wird ver Tag vollbracht, Die Heil’gen bethen in der Nacht. 
Mein Eiegeiträger IM der Himmel, Mir dienen. Mond und Sterngewimmel. 
Den Himmer färbeft du nur Blau, Ich ſtatt' ihn glänzend aus ur Schau. 
Man mifit nah meinem Mond das Jahr, . Mir ſchattet Gabriel's Schwingenpaar. 1 
Dem Mondenangeficht Nichts fehle, Bon Madeln ik die Sonn’ entſtellt. 


Die Sonne licht Einfoͤrmigkeit, - Der Mond vie Mannigfaltigteit. 








(1) Die Naht Kader, worin der Koran zus Welt gefendet ward. | 
6 , . . . & 


Eohrab fräst ums gelbe Florgezelt Wovwor Die Heerfahn mit Glanz Fülkt das Zeib. 


- — — ——ü⏑ —— — an — 


BGar mannigkarb roth und goldgelb und blau, ind viel Fähnlein dort aufgeſtekt zur Schau. 
Zi Hauptpanier ſtrahlt ein wildes Schwein, Die Zahn’ lang und krumm wie Mondſilb erſchein. 
eg: was ihm Kampfhelden für Rahmen reichen, Sag: was kennſt Du wohl von ihm für ein Zeichen, 
Hedſchir ſpricht: Sein Nahm' ik Guraf in der That, In Lõwenſchlacht er nicht ſeines Gleichen hat. 
Sin hochverſtändig Haupt aus Giu's Geſchlecht, Bey Unglüd in jedem Standpunct gerecht. 
Er fragt dem Vater nad, erfährt ibn doch nicht, Aoſtem's Nachricht Pam vor ihm nicht and Licht. 

.. Was machſt bu mit der Welt? fie ik fchon gemacht; Es hat der Herr der Schöpfung aU dieß bedacht. 

Das Loos fchrieh: Was nühel Die andere Weife? Wie ed Dir vorgeht, erfolgt Deine Reife; 
Sobald das Hera liegt im Weltforgenpalak, So hat es vor Gift und Gelbfipein nit Ref. 





Eine der vorzüglichſten Geſchichten des Schahname ift der Zug 3 öfendia v6 bes Sohnes 
Kufdtasp, bed vierten Herrſchers aus der Dynaſtie Kei (1) wider Ardfhasp den Herrſcher von 
Zuran. Diefer Zug iſt unter dem Nahmen Heftchuan, d. i. die fieben Abentheuer, vorzüge 





lich feiner dichteriſchen Behandlung willen berühmt, indem Firduſſi barın faſt das ganze Maſchi⸗ " 
nenwerk perfifcher Dichtung und Volksſage aufgewendet hat, um den Eindrud des Fuürchtetlichen, Gro⸗ 

Sen und Erhabenen bervorzubringen. Drake und Zauberinn, Wolf und Greif, alle Schreden der Wülte 

und alle Gefahren des ehernen Schloßes, flelen fih dem Helden Jsfendiar entgegen, wel: 

cher dieſelben glücklich, befiege, und nachdem er burh ben Zob Ardſchasp's bes Herrſchers von Tu- | 
ran (23) den Tod feines Großvaterd Lohrasp gerät, im Triumphe nach Iran zurückkehrt. Um 
das Intereffe der. mit den Gefdichten des Schahname's unbekannten Leſer für ben Helden des Zuge, 
Asfendiar, zu beleben, find einige Worte aus feiner früheren Gefhichte hier nothwendig als Vor. 
bereitung zum Inhalte des folgenden Gebichtes, dag mit der ſchönen Einleitung und Schlußrede bes 
Dichters ein abgefondertes Ganzes bildet. 

Serdufht oder Serdehuſcht, db. i. Soroaſter, ber Prophet der gereinigten Religion - 
ber Parfen, der biefelbe jenfeits des Oxus verbreiten wollte, war die Urfade bes neuen Friedensbruchs 
zwiſchen den Herrſchern von Turan und Iran, d. i. zwiſchen Ardſchas p und Kuſchtasp. Die: 
fer hatte von Serduſcht außer dem lebendigen Worte (Send) und ber heiligen Cypreffe zu 
Bald noch eine ftählerne Kette (die dltefte Collana) erhalten, wodurch er wider alle Gefahren 
gefeyet ſeyn follte. Zutrauensvoll ayf die Lehre Sexduſcht's und bie Tapferkeit feiner drey Söhne 
Kerefhwerd, Bifhuten und Isfendiar, begann Kuſchtasp den Krieg, ungeachtet ber 
Warnungen feines weifen Wefired Dſchamasp, und des vom Reichshelden Ro flem verweigerten Beyſtan⸗ 
des. Der Feldzug wurde dennoch, Dank der Tapferkeit Isfendiar's, glüͤcklich beendigt, und diefer bfieb 
als Statthalter zu Bald. Bald hierauf burd Hanke bes Hofs bey feinem Vater verläumbet, ward 
er in’s Gefängniß geworfen. Arbfhasp,. der Chafan von Turan, benügte biefe Ungnade, um in 
Kram einzufallen, und bie Stade Bald mit allen ihren Beuertempefn und Pallditen zu verbeeren. 








(1) Kei oder Kai if dad uralte Stammwort des Kaifertitels, der freplich zunächk vom Caf ar herſtammt, 
aber deßhalb nicht minder im alten Perſiſchen vorhanden war. 

(3) Turam das Land der Türken im Gegenſatze von Jram oder Perfien, vermuthlich das Stammwort des 
griechifhen Tveurvog , Inden die Herrfcher von TZuran befändig ald Tyranmen gefchildert werben, dm 
Kampfe mit den gerechten perſiſchen Keijan oder Kaiſern. nn - 


Er würgte unter ben Mauern ber Stadt den Befehlshaber Serasp und ben alten Schah Lohrasp 
den Water Kufchtasp’s; er entführte das Neichspanier, die Fahne Kiawe's genannt, und die bey 
den Töchter Kuſchtasp's, bie Prinzeffinnen Humai und Bihaferid. Kuſchtasp, der zur Huͤlfe 
herbeyeilte, ſchlug zwar Kohrem ben Sohn bes Chafan’s, verlor aber gegen biefen durch eine 
Schlacht die Hälfte feines Heeres und 40 Prinzen von Föniglihem Geblüte, worunter fein Sohn %e- 
zefhwerd. Da erkannte Kuſchtasp das an feinem Sohne Ysfenbiar verüßte Unrecht, und rief 
ihn aus dem Kerker an bie Spige des Heeres. Don feinem Bruder Bifhuten und einem gefans 
genen feindlichen Heerführer, dem mißgünftigen Kurkeſſar begleitet, unternahm Ssfendiar nad 
der Hauptfeftung Turan’s Ruiinfer, d.i. dem ebernen Schhloffe, den Feldzug, deſſen Abentheuer 
der Stoff der folgenden Epiſode find. " 


- 


' Die fieben Abentheuer Isfendiar's. 


Am Himmtelsplan als die Sonne fich zeigt, She glanzvoll Geſicht der Erde zuneige, 

als fie dad Haupt des Widders krönt, Daß fich freue der Hrient und Occident, 

Mit Donner füllt fi des Berges Mund, mit Tulpen, Narciſſen der Ufergrund. 

Die Tulpen prangen, Narciffen blüh'n, Hyacinthen ſchmachten, und Rofen glüh'n , 

Im Wolkenbder; Gluth, im Aug’ Negenflush, Rund um Geſang, Luft und fröhlicher Muth. 
Beyn Aufwachen ſchauft du auf der Flur Bon Mani’s finefifchen Bild die Spur, 

Und da die Sonne die Wels nun beftrahlte, Die Narciſſ' 05 Tulpen mis Ihränen (ch mahlt. 
Mit Lachen fie ſpricht: O ſchmachtendes Aug’, Ich wein’ aus Lieb’ nur, nicht ſchmerzt mir dad Aug’. 
Die Erde lacht, daß nicht weine die Luft, Der Kaiſerhand gleich erſcheinet Die Luft, 
Wiewohl jene nur im Zrühling regnet Und diefe immer die Völker fegnet. 

Des Schahs Hand fläts wie die Sonne glanzt, . Die Strahlenhaub' auf die Erb’ aufpflanzt. 
Wenn ihm zu Ehren die Erde Gold, Das Meer die Fluth, die Blaſe Moschus zollt, 
So Hält er dem Freunde nichts zurüd, Erpöht der Derwifchen Loos über Fürſtenglück, 
So iſt des Schahs Hand im Spenden allgemein, Vertheilet Gnaden befländig rein, 

Berfaget feinen der Wünfche nicht, Und ruhet den ganzen Tag hindurch nicht, 

Wenn Krieg ift, gu Schlachten fie ſich bewege _ Und Zürfenhäupter auf Langen trägt. 

Der Herr der Erde Nahmud immer fey! Dur ihn Großmuth und Gerechtigkeit fäts ſey. 
Bom chernen Schloß was die Kunden bewahren Erzähl nun, o Alter, viel erfahren; 

So erzählet denn der weiſe Mayer (ı) \ Die Sage genannt: Die fieben Abenthener, 
Vom ehernen Schloß und von Isfendiar, Bon Weggefahren und von Kurkeſſar. 


Anfang der Erzaͤhlung ber ſieben Abentheuer. 


Ein goſd'nes lad er zu Händen nahm, Die Kede ſogleich auf Kuſchtaſspen Fan, 

Er ſprach: als dieſer nah Balch gekommen, Mit bittern Worten, bie keinem frommen⸗ 

Is ſendiar um Vater ſich hintrug, . Und rüftete fih zum Türfenzug. 

Begab fid) vor ihm hinaus in das Feld Und ſchlug fogleich an der Heerflraße Zeit; 

Befahl ein feſtlich Gelag zu bereiten, Mit Wein und Sang, niit Bechern und Saifen. 
Es ſammelte ſich dad Heer allzumabl Rund um den Tiſch in des Schahs Saal, 
Worauf nach Befehl Kurkeſſar Ganz blutig erſchien wor Jofendiar. 

Als fie num brachten den Kurkeſſar herbey, Zu Im Angeſicht des Schahs hoch und freg, 

Befahl er fogleich su reichen dar 2... Bier goldne Becher dem Kurkeſſar, 





(1) Firduſſi ſpricht gewöhnsich von fich in der Dritten Perfon , indem er ſich den alten Pächter oder vieler⸗ 
fohrnen Bauer nennt; wiewohl nun das Wort Dihkan gewöhnlich diefe Bedeutung bat, fo- bedeutet es 
‚nah Ferhengi ſchuuri doch auch insgemein einen weilen, erfabrnen Mann. 


23 


IR NE 60 


Und ſprach: Dit, der du das Glaͤck Haft verſchlafen 
Und was ich ſage geziemet ſich ſehr, 

Das Land mo Türken und Sineſer wohnen, 
Behalt' ich deiner Herrfchaft vor . 
Ich will demen Söhnen Frümmen fein Haar, 
Doc wollte Du umgarnen mi mit Trug, 

Ic würde dich mie. dem Doch entzwey hau'n. 
Und alfo antwortet ihm Kurkeſſar: 

Bon mir wirft durch Worte niche getäuſcht, 

Wo ift, fprach er, das eprrne Schloß, wo iſts 7? fag au. 
Wie viel ſind Weg’ und wie viel find Meilen? 
Und wie viel find Reiter wohl darin? j 
Worauf fo antwortet ihm Kurkeſſar: 

Drey Wege man nad diefem Drte Fennt, 

Der eine drey, der andre zwey in Der-Länge, 
Der eine voll Waſſer und Weiden und Städten 
Am andern, der zwey Monathe Fann dauern, 
Bwar hat er wohl Waller und Weid und Haid, 
Der dritte nur dauert fieben Tag, 

Er iſt voll von Löwen, Wölf’ und Draden, 

Die Zauberinnen,, Die Woͤlf' und die Leuen, 

Der Weg wendet einerfeits fih zum Meer 

Die Wüft, der reif und Froſt zu tragen Faum, 
Worauf ſich dann erhebt dad eherne Schloß, 
Die Sinnen hoch über Wolken empor fich raffen, ' 
Bon unten mit Strom und Felſen umgeben, 

Der Raifer kam einmahl gu Schiff dort vorbey 
Beſatzung kann hundert Jahre drifin ruh'n, 

Im Schloß ſelbſt Fruchtbringendes Feld und Wald 
Es ſprach der Schah: Dieſe Straße ſey erwählt, 
Es fprad dann zum Schahe Kurfeflar: . 
Und wer darein fih will begeben, 

Der Kaifer ſprach: Stark Hin ich wie Ahriman, 
Und was zuerft fi ſtellet vor den Fuß, 

Hierauf antwortete fo Kurkeſſar:? 

Ein Wötfeheer kommet auf deinen Wegen 

So ſtark, daß felbft mit wilden Leuen 

Mit Zähnen die wie Elephantenzähne hau'n, 

um folch ritterfich ‚Abensheuer gu wagen, 


+ 


‘ 


(1) Durug, dad. deutfge Wors Trug, Betrug. 


a 7 


Die will ich Kron' und Thron verfchaffen , 

Du weißt ich fage nicht minder und nicht mehr, - 
Mit allen Schäken, Thron’ und Kronen, 

und Gebe dich bis zur Sonn’ empor. 

Und feinem der bir gefällig war; 

So würde dir nicht nügen bey mir Betrug (1), - 
Das Herz; der Verſammlung befiel ein Braun, 
Berügmter Held, großer Zefendiar! 

Du thu' was das Kalſerthum erheiſcht. 

Es liegt gar weit von der Marl (2) Iran. 


Wo iſt mit, wo ohne Furcht gu verweilen? 


Was du davon weifit, das fag an, beginn. 

D großer Hefe, guter Jsfondiar! u 
Den man das Schlachtfeld Ardſſchas p's genennt. 
Zuletzt wird der Mundvorrath die gu enge, , " 
Den große Herren von Turan betreten. 

Der Reiter im Felde ſtäts muß lauern, 4 

Doch Unterkunft keine weit und breit. 

Am achten sum eh'rnen Schloß man kommen mag. 
Bon deren Kampf fich Niemand frey Fann machen. 
Sie fommen daher gerennt von öregen. - 
Und anderfeifs durch bie Wuſten wafferleer, -' 

Wenn fich hebt der Wind zerreißt er deh Waum. 
Desgleichen nie war gefehn von Klein und Groß. 
Und Niemand Hat noch gezäßlt die Reiter und Waffen 
Bey deffen Anblick Die Kühnſten erbeben. ” 

Als er zur Jagd ging in die Wüſteney. 

Vom Zeld aus kann Niemand ihr etwas thun. 


Und Wiefen, und eme Mühle die mahlt (3). 


Der kürzeſte Weg if der befte in der Weit; 
Man kann’ keinen zwingen zu forcher Gefabr, 
Muß auf das Spiel fehen: fein Leben. 


"Sag mir alfo die Gefahren immer an. 


Womit unvermeidlich ich Fänpfen muß. 

Bon Zürften abſtammender Isfendiar! 

Wie Elephanten gewaltig dir erftgegen. " 

Sie fih des Zweykampfs nur erfreuen, 

Start von Wuchs, fchlanf um den Leib zu ſchau'n. 


Befahl aleich der Schah die Zelte zu ſchlagen. 





J X 


(2) Von der Graͤnze Irans; Das deutſche Mark, iſt das perſiſche Marſ. > 
(3) Inner den Mauern waren WBiefengrund und Fruchthain, wie auf der ſteyermaͤrkiſchen Riegersburg und 
der indiſchen Feſtung Gwalior, die wie die Riegersburg ſieben Thore dat. S. Maltebruns Geo- 


grapbie,. IV. Thbeil Seite 60. 
Siehe! 


inner des Walls decken die Weichen des 


Berges Reben und Saat, Gaben der Goͤttinnen, 


Ohne denen ſo Venus 


Als ihr Buhle Gradivus ſtarrt. 
Die Belagerungszeit zählt man nach Ernten zier, ' j 
Während Hufen der Zeind Müh' und Geduld verlernt, 
Reift von Innen das Kornfeld, .. on \ - 
Wird gefeltert der Traubehfaft. 


a chin für Geographie, Hiſtorie, Staats⸗ und Kriegskunſt, L 


€ 


7196. 





U U I, 61 XXXXRV 
Erſtes Abentheuer. 
Als num ſchon am Himmel bie Sonne ſteht und Morgenwind über Felder weht, 
Vom Palaft Her die Pauf' erſchallt . Und ehern Erd’ und Himmer mieberhaltt, 
Begann der Feldzug nach Turan’s Abentheuer, Das Heer frohlodte wie bey Feſtesfener, 
Und als nun zur Station fie ankamen Sie aus dem Heer einen Tapfern nabmen, 
Biſchuten, einen waedern Mann, Der das Heer vom’ Feinde wohl bewahren Fan, 
Zu ihm ſprach der Fürſt? Das Herr wohl beivahe" Denn mich macht beforget Kurkeflar. 
3 bin Heerführer, ſoll Böfes über mich ergehen, " Soll diefen Kleinen nichts gefchehen, 
Gr legte nun an des Panzers Gewalt, Die man ibm am Rüden sufammenfchnallt; 
Der Fürſt am zum Wolfen an die Mare Was Wolf! ein Elephant groß und ſtark. 
Als die Woͤlf' die Rüſtung fchimmern fahn, ° - - Die große Keute mit der er angeihan, 
Sie alfogleih dem Felde zurannten, Wie zwey kampfluſtige Elephanten. 
Der tapfere Held den Bogen fsannte — Und brülfend mie ein Löw’ im Stroit entbrannte. ' 
Die Böfen Pfeilregen nun ergriff (1), j Ihr Lauf den Weg zum Lager hin ergriff. 
Bon Stachelfpigen waren fie serbaut, und Feiner Fam davon mit heiter Haut. 
Es fah der ſtahlherzige Isfendiar, Das für beyde Hände vollauf zu thun war. 
Mit einer zog er das giftige Schwert, Indeß die andre in die Zügel fährt, 
Zerhieb wit dem Schwerte Bauch und Schlund j Und färbt mit ihrem Blut den Grund. 
: Der Schab erniedrigt ſich dann mit Demuth, Ohnmächtig fih bekennend vor Gott mit Wehmuth. 
Es wuſch Leib und Waffen Isfendiar Bis er durchaus gereinigt war. 
Dann wandte ſich der Held zur Sonne, ' Das Herz voll von ſchmerzlicher Wonne. 
Er fpradh: D Herr der Gnaden und der Mach, Du Haft vor andern mith ſtark und groß gemacht. 
Du fhufft des Elephanten Leib aus Berg und Flüßen, Du Ichr das Gute und genießen. - 
As Biſchuten, der auf der Wache ſtehe, Sag den Herren begriffen im Gebeth, 
- Hierob Bewunderung Ihn ergriff, - Bewunderung das ganze Heer ergriff. 
„Obs Wolf, ob's Elephant geweſen fey, 0 „Genug fol Schwert, fol eine Hand verewigt ey! 
„Des Konigthum's Glanz fen nicht ohne dich! „Nicht Groͤß' und Herrſchaft ie ohne dich! 8 
Nun gingen fie all wit frohen Herzen, mit weiten‘, ' um über fein Haupt Zeltdach zu bereiten. 
Es grämte fich allein nur noch Kurkeſſar Ob des Wolfekampf's und ob Isfendiar. 
Bereitet ward nuͤn ein goldener Tiſch, * J Gegeben und dann Wein getrunfen frifch. 
Der Schah befahl vorzuführen den Helden gebunden. - Er zitterte, Schweißitropfen ihm auf der GStien’ Funden, 
Und alfo ſprach sum Kaifer Aurkeſſar: Gekroͤnter, mächtiger Zefendiar! 
Wir kommen num zu einem Löwen „Bor dem Krofodile felber entflöhen, 
Und Adler die auch noch fo tabfer wären, ' Sie würden fih im Streit’ nicht bewähren. 
Deß lacht heilen Herzens Isfendiar, Und ſprach: O Türf", deß Wort und That nicht wahr, 
Siedſt du nicht was Beflien wiederfägrt, nn. Bon eined tapfern Mannes Schwert? 


[4 


Zweytes Abentheuer. 
Der Schab herrſcht, als finſter ward bie Racht. u "Bon hier weg zu bringen die Heeresmacht, 
Und als nun die Sonne pflanzte auf Am Belt von Lafur den gofdnen Knauf, 


Der Feldherr sum Drt der Tapferen Fa, Zum Schlachtfeld der Löwen er Fam. 

Dem Bifchuten befahl er voraus zu gch’n | Und gab ihm Ra:h über mas voraus zu ſeh'n. 

Gr ſprach: Dieb Heer empfehl’ ich dir an, . Denn ich gehe abermahl voran. 

Und als er nabe dem’ Löwen Fam, ee Ins Loͤwenherz ÜWeltverfinfterung Fan. 

Ein Löw' und eine Löwinn, ihrer zwey, .. Mit Muth zum Kampf’ eilten herbey. 

Den Leuen mit einem Schmwertfchlag er garbt, So daß er Des Geſichts Farbe verfärbt. 
Die Loͤwinn bebt ats fie ſchaut wie der Een , Geſpalten ward vom Kopf bis in, die Mitt’ entzwer. 





(1) Girift, das deutſche ergriff, (don vom Tochſen benent im Anhange zu Heerems vortrefflichen 
Ideen über den Handel der Alten. 





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⁊ 


Und als zum Kampf fie fich entgegenflelle, ” Verſetzt ihr eind auf dad Haupt der Herb. 


Das Haupt roller nieder auf Einen Streich, Ihm Schwert, Hand, Bruft färbend mit Blut zugkeich. 
Er waſcht Kopf und Leib fogleich in der Aluth-, Gereinigt ſeyn vor dem Herrn ifiö erfie Sur (1). 

Er ſprach: O Herr, der Gerechtes ſchafft, Zum Löwenkampf gabeſt du mir Kraft. 

Zugleich das Heer auf dieſen Plah kam, Und Biſchuten vom Löwen Augenſchein nahm. 

Den Jsfendiar er herrlich pries, Und ihn einen großen Fürſten hieß. 

Bon da ging der Weg nun allzumahl Bum Lager und zum Hettbededten Saat. 

Man dedite ſtattliche Tafeln auf, Die Truchſeßen feßten Speiſen darauf. 

Er befahl zu Bringen den Kurkeſſar, Er kam ſo fchlecht gefinnt wie er war. 

Er gab ihm drey Becher roth wie Rubin, Und ald der Wein erhellt des Böfen Sim (=), 

Da fprad er zu ihm: O nichtswürbiger Mann, Was folgt nun morgen, das fag’ mir a. . 

Er ſprach: O Schah voll Verfiand, Das Böfe ſoll immer ſteh'n mie zur Hand. 

Da mie Geuerfiammen du geeilt, Haft.du diefe Gefahren zertheilt. . 
Ich weiß nicht mas kommen Mag Horgen , und bitte dich für den Thron zu forgen. 

Denn wenn du kommſt morgen an beflimmten Dee, Ermartet ſicher dich was Bäfes dort. 

Ein Drach' Harrt dein mis wüthigem Geiſt, Dei Hauch Fifh’ aus dem Meere reißt, 

Durd feinen Blick ee Zeuersbrunft antachte Und fein Gebein wie Harte Zelfen Fracht. 

Weit beffer iſt du kehreſt zurücke, | Mir ziemt’s aber , daß ich dich hinſchicke. ” 
Du wii dich ſelbſt Beineswegs fchonen. | " Dieb Wort trübte den Geil der Legionen. - 
Der Schah ſprach: Du ſchlechter Maun, Auf deinen Rath Heb’ ich den Zug an. 

Du folk ſeh'n, daß mit dem Drachen Die Schwert den Kampf nicht lang fol machen. 

Der Schah befahl Tifchter au Bringen, Geſchickte Zimmerleute gu bringen. 

Er ließ verfertigen einen hölzernen Kaſten, Den ſcharfe Schwerter rund herum einfaßsen- 

An diefen Streitwagen fpanne ber fürfliche Mann (37 Zwey Pferde von größtem Werthe an. 

Der Schah ſetzt fich feiber in den Kaſten, . Und treibt an das Geſpann ohne Naften. 

Mit Panzerhemd und Dolch aus Kabul (A), Am Kopf die Haube vom Heldenſtuhl. 

So ging an das Abentheuer des Drachen, Dem der Herr der Welt ein Ende wollte machen . 


Die Welt war ſchwarz wie im Geſicht sin Mohr, Der Mond fah aus dem Wibber hervor G) 


» 


Drittes Ybenthbeuer. 


Biſchuten kam zum KRönigsfike - An der Großen des Reichs Spitze, 

Der Schah anlegte den Kaftan, Und empfahl Das Heer dem Biſchuten am. 

Es rüdt vor der Löwenkaßen üb, Worin der tapfere König faß; 

Zwey flattliche Pferde daran geſpannt, Kamen gegen den Drachen gerannt. 

Der Drach als er von ferne fah den Wagen, Die Roße, die Gh baumend einhertragen , 
Bewegt fi wie ein Berg mit Getümmel, Derfinftert fihien der Mond und der Himmel . 
Dad Augenpaar wie ein Blutquell floß, . Und Zeuer aus dem Schlunde fi) ergoß. 
Und als er umherbrülfte wie ein Vnlkau, .. Da aufft ihn Die Shpierwwelt erſchrocken an. 


Pa \ 








(2) Die Reinigung von Blut und allen Sieden Ahriman's, war die erfte Pflicht der Barfen, ſolche Reini⸗ 
gungen haben die äfteften Religionen der Welt zur unablaͤßlichen Pflicht gemacht, an den Ufern des Rils 
wie an denen des Ganges. Sabder und Hebräer rbaren dazu verpflihte. Mohammed hat Die 
felben nicht eingeführt, fondern nur fanctionirt, und in der chriftfichen Religion Baden fich die Spuren dar 
ron von der Taufe bis zum Weihwaſſer. : 

(s) mi Driginale Ahriman, der Eomittent für den Repräfentanten. i j " 

8) Dihimdſchui, der Diademfuhende. Ungeachter der griechiſchen Ableitung des Diadems, —* 
die wahre Abſtammung desſelben wohl im perſiſchen Dihim zu ſuchen ſeyn. 

6) Kabul war berühmt durch die Gute ˖ der dort verjertigten Dolche; Eabulifhe Dolde, indifse 
Schwerter, jemenifche Langen, “m. 

©) Es war eine Mondnacht im Srühling, 


bo. 


BET LIL 


Die Pferde wollten vor ihnt ſich üchten, 
Danieder rollt’ fo Pferd ald Wagen, 
Als aber die Schwerter drangen in den Sqlund, 


MÆr konnt' von den Schwertern ſich nicht los machen, 


Der Wagen und Schwerter ihn ſehr graͤmten, 
Der Held aus dem Kaften fährt, 

Er brach ihm die Hirnſchal mit einem Stoß, 
‚Vom Schmerz fiel der Drache obnmächtig nieder, 
Bifchuten Fam eben gu dieſer Zeit 

Gr fürchlet ihm fey Uebles wiederfahren, 

Die Reiter erhoben af’ ein Geſchrey, 

Bifhuten daberkoͤmmt mit aller Hafk, 

Als dee Weltfürf die Augen auffching, 

Der gitt’ge Dunft hat mich gu Boden gefchlagen, 
GEr ſteht auf und ſchwankend gegen den Fluß geht, 
Begehrt vom Schahmeifter ein Kleid auf der Stell’ 
Daun hob er auf su Gottes Thron fich wieder , 
Er ſprach: Dem fand der Herr bey mit Kraft, 
Bor dir Allein, o Herr, beſteh' ich mie Furcht, 
Die Neiter ferien: Daß Er gepriefen werke! 

Es aramt fich deffen gar fehr Kurkeſſar, 

Der Schah ſchlug am Waller auf das Zelt, 
Man trug Wein und Speifen auf, 

Es wollte Hierauf Isfendiar, 

Er gab ihm drey Becher herrlichen Wein, 

Er ſprach: D du ohne Werth und Macht! 

Was wird mir auf närhfter Station vorkommen, 
Kurkeſſar ſprach: Schah von hohem Muth, 

Auf der Station wo Du morgen wirft halten, .. 
Und wer fie noch immer ſchaute an, 

Sie iR im Stand zu verwandeln Wülten in Meere, 
Shut Heißen fie die Zürften alle. 

Du ſollſt, Schab, von diefem Weg surüdichren, 
Der Weltfürfk ſprach: Unfeliger Mann, 

Ich will's dem saub’rifhen Weib’ machen, 

Und mit Gottes Hülf’ der Kräfte mir gab, 


63 


RIESE 


Er ſchlag fie mit beim Schweif zu nidhten. 

Der Kaften ward in Trümmer zerfchlagen. 

Ergoß ſich Blut wie Milch aus dem Mund; 
Denfelben dient zur Schneide fein Rachen. 

Und alle feine Kräfte laͤhmten. 

Wie ein Löw’ in der Hand das Schwert. 

Daß alles Gift auf die Erde floß. 

Er fiel hirnlos und Fraftlos darnieder. 

Zum Herren def Welt dienftbereit, 

Ihm biutet das Herz, Schweiß entfioh den Haareu. 
Sie faßen ab und gingen Ne Pferde vorbey. 
Den Kopf ihm mie Rofenwaſſer benaßt. 

Rief er den Tapferen vom Zug: 

Denn die Wunden haben nichts au fagen. 

Wie einer ber taumelnd vom Schlaf aufficht, 
Kind wäſcht fih Kopf und Körper hell. 

Und warf bethend in den Staub ficy nieder. 

Der diefen Lindwurm aus dem Wes hat gefchafft 
Bor keinem Hab’ ich als vor die nur Furcht. 

And warfen mit Dem Kopf fih all zur Erde, 
Denn lebend, nicht todt, iR Isfendiar. 

Daß um und um von- Reiten ward umſtellt. 
Dem Bürften zu Ehren fand alles auf. - 

Den Schmers lindern dem Kurkeſſar. 

Und Lachte fo oft ihm der Drache fiel ein. 

Der Kampf mit dem Drachen ift zu Ende gebracht, 
Und welcher Schmer; mir noch entgegenfommen ? 
Die Geſtirne feyen dir immer guet! 

Gefcheint eine Zauberinn vielfarbiger Schalten. 
Dem bat fie auch Etwas angethan. 


Und daß fie die Höhen in TIhäler verkehre. 


Bey deiner Jugend! geh, ihr nicht ihn die Falle. 
Um deinen Nahmen rein gu bewähren. 

Was du von mir ſahſt, fag’ morgen an. . 
Wie ich ed gemacht mis dem Drachen, 

Schlag id) der Hexe den Kopf wohl ab. 


Viertes Mbentheuer. 


Als der Tag fein gold'nes Hemd legt an, 

Da bricht das Hcer auf in Reiben 

Und als die Sonn‘ die goldne Haub' verfaßt, 
Der Sonn’ Rubin trat nun in ben Widder, 
Das Heer ſoll dem Bifchuten empfohlen feyn, 
Er befahl, dab man Kriegesmufit niacht', 
Bor ihm lagen Paradieſes auen, 

Die Sonn’ durchdrang nicht der Bäume 
Als abgefliegen vom Pferd er and, . 
Ein goldnes Glas er nahm zur Hand, 
‚Er ſchlug die Hand, und fchlug die Laute, _ 
Zu feinem Südsftern fprach Isfendiar: 
Wer nichts fieht ald Löwen und Drachen, 
- Er Hat vol diefer Welt Eeinen Gewinn, 
Daß Sort mir doch Meinen Wunſch befchere, 


Sproßen 


“ 


Und flammend sicht gegen Mittag heran, 
Und flieht Sort mög’ Gutes verleihen! 


. Der Shah fein Herr sufammenfaßt. 


Die Erde Tachte von Neuem wieder. 

So füra er, ihm erinkend zu ein Glas Wein, 
Als ob anfinge wor ihm die Schlacht ; 

Die Welt ein Tuipenbeet zu ſchauen; 

und durchaus Quellen wie Roſenwaſſer Hoffen. 
Erwählt er fogleih eines Quelle Rand, 

Und über den Stüdsftern flaunend ſtand. 
Weil nach Herzenswunſch er fich erbaute ; 


"Mer nie fieht Weingelag und Trinferfchaar, 


Bon Unheilsklauen fih nie frey kann machen, 
Der Helden Antlig erfreut nicht feinen Sinn. 
Una Herserleichterung mir hier geiwährs! 


ART 


Cyprefſenwuchs, Sounenantlik fey mein Genuß, 
‚ Als Die Bauberinn hörs Isfendiar'd Gekoſe 

©ie fpricht: Der Lim’ ind Netze ging! 

. Sie war anzuſchauen ein Graͤul und raus, 
Wie eine junge Türfinn fie fhön war, 

Sie Fam nun daher au Iöfendiar 

Der Weltfürft als er ihr Angefiche erblickte 

Er ſprach: D Herr mein Gott! verleih mir Gnade, 
Ich ſuch' eben jeßt eine Bee, 

Der Schöpfer gab mir bier zum Gewinn 
Er gab ihr ein moshusgefarbtes Glas mit Wein, 
Er Hatt’ eine Kette von feinem Stahl, 

Einf trug fie am Arm Serdehuſcht 

Mit diefer Kette ſcheute Isfendiar _ 
Er warf die Kest’ um den Hate ihr, . 
Die Her’, als Löwinn daberfährt, 

©ie ſprach: Du ſchadeſt mie nicht 

Es fprach zu ihr Isfendiar vol Gewalt: 

Gür deine gefchminften Wangen, 

An der Kette macht er ihr die Hölfe Hei, 

Gr führt einen indiſchen Säbelſtreich, 

Die Her’ farb, der Himmel verfinftert ward, N 
Ein ſchwarzer, heulender Wirbelwind 

Der Weltfürſt zeigt ſich als ein Mann frey, 

Biſchuten kam mit den Reitern nach, 

Nicht Wunder Fönnen dich aufhalten, 

Ein Feuer fuhr aus dem Haupt Kurkeſſar's 

Der Erdenfürft mit demüthiger Gebärde 

In diefer Au fchlug man das Belt 

Und vor die Zeltthür befahl Isfendiar 

Eie brachten ihn ber vor Iskendiar 

Gab er ibm drey Becher Kaiferwein 

Gr ſprach: D Greis vol von böfem Traum, 

Du ſprachſt, fie sög’ ein Heer vom Meer hervor, 

Den näcften Ort will ih fehen mit Staunen 

Zur Antwort ihm gab Kurbeſſar: ” 

Die nächte Station ift hart und ſchwer, 

Du fiehft einen Berg mit dem Haupt bis sum Mond, 

Die Helden nennen das Ungeheuer Simurg, 

Gefangen liegt in feinen Klau'n der Elephant, 

- Bezwingen läßt er fich nicht mie Lift und Ränfen, 

wen Junge Hat er, wie er hoch, Ä 

Wenn er fich hebt und ſchwingt Übers Land, 

Biel beſſer dir daß du zurückekehrſt, 

Es fprach der eh’rne Held: Fürwahr! 

Ich ſchlag' mit indiſchem Schwert den Ref ihm «6 


7 


Die Sonn’ ats fie ih jeigte in vollem Glanz r 
Der Ritter Herr die Neiter mit fi nahm, 

Die Naht dindurch geleitet er den Bug, 

Das Weltlicht die Erde beleuchtet, 

Ewpfahl er Pfesde, Wagen, Kaften und weiten 


64 


DU NT 7, 


Mit Moschußpaar vom Kopfe Bid aum Buß. . — 
Btüht fie wie am Zrühling eine Nöfe, 

Worauf fle die ſchoͤnſten Kleider umbing. - 
Doc putzt fie ſich wie ein Paradied heraus. 


Mit Goldſtoff unihullt und mit Moschushaar. U 


Mit Roſenanltitz und mit Rof’ im Haar. 

Sort den Wein und die Muſik ſchikte. 

Durch Serg’ und Wüften zeigft du die Pfade. 
Berühmt durch Reis’ wie der Mond in der Höh', 
Ein reines Hers, ein Glas, und froben Sinn. 
Daf vom Geficht glänzt’ Rubinenfchein. 

Die hielt er der Zauberinn verftede allzumahl. 

Der dem Kuſchtasp fie bracht’ von Erdehuſch:. 


In dieſer Welt keine Gefahr; 


Fünftes — | — 


So daß fie den Leib hinunterfiel ihr. 
Da griff der Weltfürſt fogleich nach dem Schwert. 

Wenn du Häufft auf mich Erzgebirgegewicht, 

D Häßliche Here, verfault und alt, 

Kannft du vom Schwerte Antwort empfangen. 
Koblſchwarz vom Geſicht von Haaren ſchneeweiß. 

Womit er fie fpaltes vom Kopf bis um Buſen gleich. 
Daß das Aug’ von Dunkelheit ſtarrt. 

Verfinftert Sonn’ und Mond geſchwind. 

Wie Donnergepolter that er einen Schrey.“ 

Er fprady: O Hochglorwürd'ger Schah, .* 

Nicht Löw’, Wolf, Pardels und Zaubergeſtalten. 

Ob foichen Kampf Isfendiar's. 

Eich niederwarf vor den Echöpfer der Erde. 

Und dedte den Tiſch wie's ziemt und aetant. 

Bu binden den böfen Aurkeſſar. 

Und als er ſah wie trüb ſein Anblick war, 

Bu machen fein Herz froh und rein. 

Eich wie die Here dort hängt am Baum, 

Nun trage fie wohl Das Haupt zur Pleias empor. 

Ich Eenn’ keine That würd'ger auszupofaunen. 
&lephantenbänd'ger! farf in Gefahr, 

Sey wachſam' auf deiner Huch mehr und mehr. . * 
Worauf der gewalt’ge Bogelheerfcher thront ; 

Ein Vogel, groß wie ein Berg und ſtark wie eine Burg. 
Er raubt das Arokodill dem Meer, den Löwen dem Land, 
Du magft als Wolf, als Here ihn dir denken. 

Die fteh'n ibm su Befehle noch; 

Berliert der Himmel feinen Stanz und die Erde den Berfiand. 
Als dag du des Simurg's Berglaſt erfährft. 
IH will im Kampf wagen die Gefahr, 
Und zieh ihn aus der euft ind Grab. 


Mit Licht aberſtrsmte den Simmel ganz. 

Und immerfort auf Simurg gu ſprechen Fam. 
Als vom Berg empor die Sonnenflamme flug, 
Und Wüften mit dem Lichtquell befeuchtet, 
Empfahl dem Heerführer die Schaar der Reiter. 





x 


Und als wie ein Orkan er daherzeg, 

Der Schatten verhüllt die Wagen und Die Reiterey 
Als Simurg nun fchaut in der Nähe den Kaften 
Entfiegt er wie Wolfen dem Berg mo er thront, 

und fchlagt die Alan'n ein in den Wagen 

Das Schwert Haut Flügel und Zuß in die Quer', \ 
Mit Klau'n und Schnabel er fo viel fie, 

Als den Simurg ſah der Zungen Brut 

ats fie nos die Mutter ſah'n, 

Sie flogen fo viel’ heram, empor, 

a3 Simurg fih fühlt vom Schwert getroffen, N 
Entfpringe dem Kaſten Jsfendiar | 
Ein Panzerhemd trug er, ein indifched Schwert, 

Er ſchlug mie dem Schwerte Hieb auf Dich, 

Er kehrt' zum Heren ih, Der Sonn’ und Mend erſchaft, 
Er ſprach: O Herr! gerecht, und heilig ganz, 

Die Zauberinn ſchlug ich durch deine Gnade, 

Es erſcholl nun von Zinkenſchall das Feld, 

Der Schah geb ihm den Schild von gewalt’ger Lange, 
Es konnte Niemand das Geld eripäh'n,. 

Mit Zedern Berg und Thal bededer- ganz. 

Als gefärbt mit Blut fie ſah'n den Schah, 

Aus’jeden Mund laut Lobpreis erſchallt, 

Als durch ſolchen Laut verſtand Kurkeſſar, 

Begann er zu yittern und ſich zu verfärben, 

Der junge Zürfk ſchlug auf das Gezelt, 

Sie bereiteten aus ein goldgeſticktes Tun, 

Hierauf befahl Isfendiar , \ 
Er gab ihm drey Becher voll mit Wein, 

Er ſprach: D du verwirrt in ſchlechtem Plan, 

An deren Schimmer die Welt ich mag laben, 
Simurg', Wölfe und Leuen, 

Nicht Zauberinn, noch Sturm noch Ungewitter, 

Ich finde gewiß auf jeder Haide 

Ihm entgegnete hierauf Kurkeſſar: 

Dir tft ein gütiger Gott Hold, 

Dir ficht bevor am morgigen Tas 

Wo Nichts Hilfe Keut' und Bogen und Schwert vietserfucht 
Es wirb dir morgen tiefer Schnee au Theit, 

Du Isfendiar, und Die ganze Armee, 

Kehr' zurück es fol feinen wundern viel, 

Des Heeres Blut fließt alfbereit 

Ich weiß gewiß, dag vor Sturm und Orkan 

Hernach Echredenswüften auf. dich Tauern, 

. Und wie du weiter in der Wüſte gehſt, 

Erſt Sand, dann Moorgrund mit Schmutz verfänglich, 
Du fiehft feinen Tropfen Waller im Land, 

Geſtattet ift dort nicht den Löwen freyer Zug, 

Sm Sand wächſt Fein Hälmchen Grad, 

So ziehſt du vierzig Meilen durch das Land, 

Bon Hier kommt man zum ehernen Schloß, 

Von der Erde man fich dort Nichts erbittet, 

Von Augen ift für's Vieh Fein Weidgenuß, 

Und fämen von Iran und von Turan, 

Sie Händen ſchanend Hundert Jahre emper 


ara 
. ' v 

Erblickt er was Schwarzes, das in Der Luft og. 

Und gab ihnen zu denken mancheriey. 

Und hört Heertritt, Pauckenſchall ohne Raften, 

Verfinftert die Sonne, verfinftert den Mond, 

Wie Pantherthiere Die nach Hirfchen jagen. 

Daß damit ih brüften er vermag nimmermehr. 

Daß zulest zur Erd’ er fih niederließ. 

Im Streit Hegriffen,, beflede mit Blut, 

Bereint fie kamen gezogen heran. 

Daß das Yug’ verwirrt den Weg verlor. 


Als Pferd’ und Wagen .vom Blute troffen, 


Verſeh'n mit der Rüſtung far Schlachtgefahr. 

Das gewaltfam über den Vogel daherfährt. ’ 
So daß dem Vogel nicht Rettung übrig dlieb- 

Der allem Thier verleihet sum Kampfe Kraft. 

D Herr, mein Gott! voll Licht und Glanz, 

Du Haft mir gezeigt sum Guten die Pfade- 


Biſchuten brachte‘ herbey das Zelt; 


Den Großen des Reichs die Kron' und dad Wehrschänge. 
Man Eonnte Nichts als biutiges Kämpfen ſeh'n. 


. Die Federn lieh'n ven Wüften Glanz. 


Dem an Glanz der Mond nichts gibt nach, 

Der von Neitern und Bußgängern zurüdehallt., 

Der Weltfürft fey min außer Gefahr, 

Einher ſchwankt er, dad Her; vor Sram möchte flerben, 
Herum waren Die Tapfern des Neichd geſtellt, 
Und an ber Tafel war Wein, nur Bein das Geſuch 
Ihm verzuführen Kurkeffar. \ 

Und als darin blinkt der Roſenſchein, 

Die Weltenbezwingende That fchau an, 

Sie it über allen Verdacht erhaben. 

Den großen Dradyen Darf ich nicht ſcheuen. 

Nicht Berg, noch Wüſten, noch Teufelsrisser. 
Sowohl frifched Waller ats friſche Weide. 

D Löwe flarf am Tage der Gefahr! 

Der Herrſchaft Baum dir [höne Früchte zeit. 

Ein Abentheuer das Prin Held erwarten mag, 

Und fein Rettungsmitsel übrig bleibt als die Flucht. 
Du ſuchſt in des Winters Grimm dein Heil. 

Apr bleibt insgeſammt fteden im Schnee. 

Durſollſt feßen deinem Glück Maß und Ziel. 

Auf ſchlechtem Pfad in diefer Schmerzenszeit. 

Auf diefer Mars Fein Bäumchen wurzein Tann. 

Die wobl Über dreyßig Meilen dauern, 

Du immer ein neues Abentbeuer beſtehſt. 

Dem Vogel und ter Ameiſ' unzugänglich. 

Die Erde fiedet von der Sonn' wmitbrannt. 

Den Länmergeyern nicht durch babe Luft der Flug. 
Die Erde beweglicher Sand, glänsend wie Spießgias. 
Zür Roß und Mann ift nirgend’s Unterſtand. 

Wo du fhauft eine Sehe hehe und groß. 

Der Feſtungswall iſt mie Ste gekittet; 

Kein Reiter kann dort faffen feften Suß, 

Auch Hundertsaufend mit Doichen angethan, 

Und fahen dennoch nie das Thor; ' 


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So hoch als beimlich, daß Niemand es weiß, 

Als die Iranier hoͤrten was ſprach Kurkeſſar, 

Sie ſprachen: Herr im freyen Männerbund: 

Das Wort, welches geſprochen Kurkeſſar, 

Hieher ſind wir zum Tod gekommen, 

Du haſt bisher ſo ſchweren Weg gemacht, 

‚Kein Fuürſt in alten und neuen Tagen 

Als du in dieſen fieben Abentbeuern, 

Wenn von bier aus bu Pehrft um, 

Wenn du willſt den andern Weg betreten, 

Nachdem was wir gehört von Kurkeſſar, 

D waſch' dich nicht in deines Heeres Blut, — 
Genug wie find jeßt froh von Einn, 

Als Isfendiar vernabm Worte foihergeflalt 

So antwortet der Herrſcher im Land: 

Wozu, fagt, feyd ihr aus Iran gefommen? 

Gedenkt ihr nicht der Ebrenkleider und Kaiferfpangen , 
Wie bleibt von Rath und Schwur ihre fo fern, 

Wo find nun euere Schwür’ zu ben Yabneri„ 

Ihr möge Fehren frob und frey zurück, 

Es gab euch allein dieſer Teufel 

Ich brauch' euch Perfer nicht zum Zug, 

Der Herr der Welt begünftigt mein Verlangen, 
Ich brauche einen an meiner Seite, 
‚Dem Zeind geig’ ich was Tapferfeit.vermag, ’ 
Und zweifelsohne wird der hohe Werth, 

Durch Thaten ausgeführt mie Gewalt 

Als die Perfer nun das Ang’ zu ihm gewandt, 

Sie kamen fi entfhuldigend zum Schah, 

Geopfert fey dir Leib und Seel unfer, 

Wir baden ung um des Schabs Wohl gefränft 

So lang von uns etwas beſteht in dor Zeit, 

ls der Heerführer diefe Worte vernapm, 

Gr pries die Perfer laut und fprah: 

Wenn mir will der Sieg gelingen, 

Do vergafs er nicht Leid und Jammer, 
Rathſchlagend weile er bis es Abend ward, 

Vom Herrſcherzelt ging aus Slöten= und Zintenfhaß 
Rund um beilaufflammenbe Wachfeuer, 


Gehe Ude 


Als der Abend nun hinter Bergen verſchwand, 
Die Sonn' ihr Glanzgeſicht verbarg den Blicken 
Gelangt zur Station die ſchwere Reiterey, 

Es war ein gar herrlicher Brühlingsabend , 

Es ward aufgelpannt fo Zelt ald Saal 

Auf einmapl ſtürmt ein. Orkan daher, 

Es ward finfter ais wollten Raben niften, 

Aus finfieren Wolfen regnet Schnee, 

Es ſchneit drey Tag’.und Nächt' ohn' Unterlaß, 
Die Luft war von Schnee wie Bluͤthen weiß, 
Er fprach msgeheim gu Biſchuten: 

Durch Tapferkeit erlegt' ich den Drachen, 


Umzingelt von feindlicher Schädel Kreis, 
Erfhredten fie al’ der großen Gefahr. 

Entfern‘ dich wenn du Fannft von diefem Abgrund. 
Berhält fich fo wie offenbar. 

Und niche die Türfen zu ſchlagen gefommen. 

Haft Beflien und Fallſtricke verlacht, 

Hat ſolch unzaͤhlige Beſchwerden ertragen ‚- 
Wofür du wolf mıt Lob den Heren feyern. 
Gmpfangt dich der Vater mit frobem Sinn’ und Ruhm, 
Werden Iran's Stadt‘ ale für dich bethen. 

Eind wir bedrohte mit mächtiger Gefahr. 

Die alte Welt ihr Spiel erneuern thut. _ 

Man opfre fi für leeren Wind nicht Hin! 


Ward fein frifches Geſicht wie runzlicht und alt. ' 
‚Ihr Helden und Ritter von Muth und Stand, 


Seyd ihr nicht Ruhms willen bicher gekommen? 

Der Sürtel und Mützen, die gofden prangen? 

Bon euerm Wort und von euerm Gtüdsftern! 

Wenn ihr euch gerfirent wider mein Mahnen ? 

Zur mich gibts außer der Schlacht Fein Geſchick, 

Bon Unglüd und Gefahren den Zweifel. - 
Mein Sohn und Bruder find mir genug. 

Den Stüdsftern Halt’ ich in meinen Armen umfangen. 
Wenn ich Seelen raub’ und geb’ im Streite. 

Ausharrende Tapferkeit kommt alddann an Tag, 

Die Weltherrfchaft , herrlich verflärt, 

Im Nahmen bed Herrn dem Sonn’ und Baturnus ſtrahlt. 
Erblickten fie ihn im Born entbrannt, . 

Denn die Schuld verzeiht huſdvoll der Schah. 

So halten twir Wort und Derfprecgen unfer. 

Und nie des Kriege Gefahr bedenke. 

Verlaſſen wir den Schah nicht Koͤrpersbreit. 

Bergaß er darob den alten Bram. 

Das Werk ſchlaft nicht geheim, fondern ift Eund und wach, 
Wird diefer Schmerz Ichöne Früchte bringen. 

Bewabrend es in des Bufens Schagfammer. 

Wo Fühler Wind über den Berg daherfahrt. 

Die Reiter lagerten fi, ein lebendiger Wall, 

Das Nachtzebeth beginnend mit Feyer. N 


nthbeuer. 


Die Nacht ihr härenes Zelt auflpannt, 

Und noch der Himmel ſtrahle ide im Rüden, 

Mit Keul' und Pfeil bewaffnet in Glied und Reih. 
So Herz als Welt mit Roſengluth labend; 

Und Wein kredenzt zum Zeflesmahl. 

Woron ganz erftaunt bleibt der Feldherr. 

Es unterfhied Nieniand mehr Gärten und KBüften.. 
Bedeckend Feld und Wald und That und Höh, 

Der Sturm bielt weder Ziel noch Maß. 

Der Feldherr fich nicht miehe zu Helfen weiß. * 

Ih fürchte dag wir hier zu Grunde geh'n; 

Mas foll ich Hier mit Kraft und Tapferkeit machen? 


IN t 


Er fing an zum Keren zu fich’n 

D Herr, wende diefes Unglüäd von uns ab, 
Auch Biſchuten Nebt.iet zum Herren, 

Da kam ein guter Fruͤhlingswind 

Als den Perfeen nun der Muth Fehrte wieder, 
Es waren durchgenäßt aU die Zelte} 

Sie blieben Hier noch drey Tane Tang, 

Da rief der Feldherr die Häupter zuſammen, 
Er ſprach: Das Gepäde hier urüdelafit 

Es follen Lie größten von den Dfficieren, 
Nur mit fünfzig Proviant faffen 

Die Überflüßige Lafk bleibe Hier zurück, 

Wer verzweifelte an Sort dem Herren 

Durch Gottes Arm will ich befidgen 

Er wird Euch Kraft und Muth auffseichern 
As nun die Nacht ihr dunkles Zelt entfaltet, 
Berfammelten ſich im Lager die Großen 


und Ihn mit Lobpreis gu erhöh'n: 

Daß wir niche unmärnlich ſinken ins rap!  ' 
Der die Wege weiſet zum Guten gern. 
Aufflärend_die Brauen der Luft geſchwind. 

Bor Bott fie fogleich ſich warfen nieder. 

Und Hand und Zuß konnte Feiner bewegen vor Kälte, 
Am vierten aber ben Sonnenaufgang , 

Mit guten Worten fie su entflammen. 

Und außer Waffen nebmet Feine Laft, 

Die bis Hundert Waffenträger mit ich führen, 
Und alles andere zurücke Iaffen. 

Das Schlachithor öffnet uns das Geſchick. 

Dem twird er Feine Zreube netwähren, 


" Die Böfen , die vor Abgöttern anbethend fiegen, 


Und euch mit reinen Schätzen Gereichern. 
Mit Sternen wie Blumenſchmelz geflaltet, 
und gingen sum Zefdheren, dem Waffengenoßen. 


. Siebentes Ubenthbeuer. 


Als nun eine Weir geleuchtet der Sterne Gewimmel, 
Beſtürzt über den Schall ließ Isfendiar 

Er ſprach: Du ſagteſt, daß bien Fein Waſſer wäre, 

Ich Hört’ nun einen Schlag von einem Hammer, 

Er antwortet: Du findeft allhier nur 

Ein andrer Quell iſt ſcharf wie Gift, 

Es ſprach der Schah: Mich hat Kurkeſſar 

Hierauf ordnet er den Heerzug an 

Als verfloffen war ein Theil der Nacht 

Da athmete der Schah wieder frey, 

Und als er vor ihr zog her 

Die Lafllameele der Karawane, 

Sie gingen im Wafler größten Theit, 

Gr ſuchte ſchnell gu entfliehn dem Koth, 

Befahl vorzuführen den Kurkeſſar 

Er ſprach: Feind, Gefangener von Is fendiar, ‚ 

Du fagteft wir werden hier nicht Waſſer finden , 


O Böſewicht! warum Haft du Quell in Sand verwandelt 


Er antwortet: Den Tod deiner Reiter 

Ich' wünſche dich zu ſchauen gefangen, 

Der Feldherr lacht indem er das Aug' aufmacht, 

Er ſprach: O kurzſichtiger Aurkeſſar, 

So mach' vom ehernen Schloß ich dich zum Hern, 
Die Herrfchaft Laff’ ich Dir ganz und ger, 
Alddann deinem Sohn Fein Leid mwiederfährt 

Als ſolch Wort vernabm Kurfeflar, . 

Auf diefes, Mort wirds ihm gar wunderlich, 

Der Echab ſprach: Mas vorben ift, if vorbey, 
Wo kann man diefen See paflıren ? 

Er ſprach: Ich will hindurch dich bringen 

Der Held hierob blieb berwundert in der That . 
Durch's Waſſer aing Kurkeſſar ald wars Land, 

Der Schah befahl in den See hinein 

Mit Ztügelfchritt giug er durch den Stu, 


Bernabm der Schap einen Hammerfchlag vom Himmel. 


Sogleich zu ſich rufen den Kurkeſſar. 


Sch find’ aber, daß man der Ruf’ Hier entbehre; 
Droht uns des Waffermangels Jammer? 
Verfaultes Waffer auf diefer Zlur. 

Unheilfam Vögeln und Thieren der Teift. 

Geführt den Weg des Grolls fürwahr, 

Und man pries Alles als wohlgetban. 

Und Ber Hahn Thon wieder war aufgewacht, 
Verſammelnd um fi die Reiterey, 

Erreichten fie einen Eee, grofi wie das Meer; 
Die dabersogen unter des Anführers Fahne, 
Weshalb Isfendiar fortfeßt den Zug mie Eil'. 

Er fürchtet’ zu gerathen in neue Roth, " 
Gebundenen Zußes wie er war. 

Der du dem Staub angehörft ganz und zar, 

Die Sonne wuͤrde und verjehren in diefen Gründen, 
Und zum Untergang des Heers gehandelt? 

Was könnt‘ ich fonft wohl wünſchen weiter ! 

Kann ich wohl Anders als bein Unheil verlangen? 
Er fonnte ſich nicht mehr flellen aufgebracht, 
Sobald mit Sieg' ich befanden die Gefahr , 

Dir ſchaden su wollen fen von mir fern! 

Wofern in Worten du bleibeft wahr: 

Und Keinem der dir angehört. n 

Da ward er guter Hoffnung vol von Iöfendier; 
Er küßt die Erd’ und entſchuldigt fich. 

Der See wird nun nicht mehr zur Wüftensy. 

Den wahren Pfad ſollſt du und führen. 
Wie einen Pfeil mit Federſchwingen. . - 
Und frägt no) länger ihn um Rath. 

Dad Kameel führend in der Hand. 

Wohlriechendes Wafler su gießen im Mondenfchein. 
Die Reiteren ihm folgt mit leichtem Buß. 


J2 


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Und ald nun dDurdpaffiet mit trodnem Züget 

So nahten fie fih nun dem eberneu Schloß, 
Der Feldherr faß nieder zu Tiſch' 

Er befahl Panzer, Helm und Schwert 

Befeplige ward alsdann Kurkeſſar 

Er ſprach: Ich bin das Schlimmſte nun vorüber, 
Vom Rumpf’ trennend den Kopf dei Ardſchasp, 
Da ih dur Muth unb Sonnenblut gefärbt, 
Und da in meiner Giege Tagen 

Will ihre Köpfe ich dem Großahn bringen, 

Ich will ihre Grab zur Lömengrube «sachen 

Der Zeinde Herz will ich nähen mit Pfeilen, 
Dig will id noch erfreu’n ald König, 

Dem Kurkeſſar der Groll das Hera abfrißt, 

Er fneah: Was du bir bildeſt ein, 


1 


Dein Unglücksſtern fall auf dich zurück, -. 


Durch dieſes Wort entbranne Isfendiar, 
Verſetzt ihm einen Schwertſtreich, 

Gr warf ind Meer ihn zur felbigen Zeit, 
Als nun das Lager gefchlagen war, 

Da flieg hinauf felbander der Schab- N 
Drey Meilen hoch und vierzig weit, 

Es konnten auf bes Walles Breiten 

As Isfendiar dieß ganz erſtaunt ſah, 
Er ſprach: Ich hatt’ ihn nicht tödten ſollen mit Gewalt, 
Indem fein Blick durch die Wüſte fährt 

Vor ihnen vier Hunde, womit Gaſellen 
Sogleich ſtürzt herab Isfendiar, 

Mit dem Speer er fie aus dem Sattel hob 
Gr fragt fie: Wie Heißt dieß herrlicht Schleſi? 
Bie fprahen von Ardſchasp gar mancherley 
»So groß iR es, fo hoch ragt ed empor, 
«Befapung liegt darin wohl hundertsaufend, 
. „Ardfhaspen find fie alle untertban, 

„Wenn der Schah es ſchlöß' hundert Jahr' ein, 
»Berlangt man Hülf’ vom finefifihen Land, 
„Man braucht feinem mit Bitten zu fommen, 
Sie ſprachen's, und er mit dem indiſchen Gäbel 
Hierauf begibt er fich in das Belt, 
Es naht fich ihm der einzige Biſchuten, 

Er ſprach: Zu fol ungeheurem Feldzug 

Wenn ich nicht. mich ſelbß opfre auf, 

So Tag als Nacht wachfam ſollſt au bewahren 
Dem wachſamen Muth folgt des Sieges Lohn, 
Ein großer Zeind if uns geflestt zum Biel, 

In offnem Kampf fowobl ats in Lift 

Kam ich als Kaufmann Hinein, wit Buten, 

Ich will Alles verfuchen in der Noth, 

Du foUft leiten der Wachen Lauf ’ 
Der Wächter haut Hell Hinein in des Tages Senne, 
So wifit, dieß ift num mein Beginnen, 
Mrun für" du das Heer an, 

Pflani' meine Sahne auf vor deinem Zeit, 
Binder geh’ mit Pfeil und der Gtierkeule , 
Statt dich als Raramanenführer- gu zeigen, 


Sowohl der rechte aid der linke Zuuget, 
Entfernt nur eine Strede sehn Meilen groß- 
Mit Wein bedient von Knaben zart und friſch. 
Bor fih hinzulegen auf die Erd'. 

Zu fommen vor den tapfern Ysfendiar. 

So fprih nun Du Die Wahrheit lieber, 
Will ich erhellen die Seele von Lohrasp. 
Des Heeres Herz in Blut gegärbt, 

Doch acht und dreyßig Tapfre unterlagen, 
Wie Scheidefunft in alle Wefen deingen , 
Und alfo allen Perfern recht es machen. 


Die Weiber und Kinder als Gefangne unter uns theilen. 


Sag was du weißt, ſey's viel oder wenig: 
Beficht und Zunge warca voll von Lift. 
SoU durch den Heren der Welt nie wahr ſeyn! 
Fin Dolch im Leih' fey endlich dein Geſchick. 
Verwirrt durch den enghersigen Kurkeſſar, 
Vom Kopf zur Miet' ihn zerhauend gleich. 
Den Fiſchen zur Nahrung allbereit. 
Umringt den Schab des Tapferen Schaar. 
Wo er einen dunkeln Eiſenwall ſah, 

Kein Waſſer und. keine Erde weit und breit. 
Vier Reiter ganz boquem reiten, 

Entfuhe feiner Bruft ein eiskaltes Up! 

Nun wird Böfes mit Böſem bezahlt. 


Erblickt er zwey Türken gu Pferd’, 


Die Jäger pflegen nachzuſtellen. 

Ergreifend die Rüſtung der Gefahr. 
Und zu Fuß ihre Kraft in Nichts zerſtob. 

Wie viel iſt wohl darin von Mann und Roß? 
Und gaben an die Zahl der Reiterey. 

„Nach Iram und na Gina. führe ein Thor. 
„Die Reiter ſchlacht⸗ und Rurmbraufend. 
nSehorchend genau feinem Ferman. 

»So würde doch Proyiant genug da feyn. 

So find Hunderttaufend Reiter gur Hand. 
»Proviant und Hüffsheer fo viel mag frommen.« 
Zerfpaltet Beyden auf der Stelle die Nädel. 
Wo er einfam fich perfchloffen Hält. , 

Sich beratgend wie die Gefahr au befkehn- 
Sind auch mehrere Jahre nicht genug, 

Zu unterbrechen des Böfen Lauf. 

Das Heer vor des Beindes Gefahren. 

Erhab'ne Herrſchaft und der Thron. 

Ein Panther vom Berg, vom Meer ein Krokodill, 
Er gleich gewandt und thätig iſt. 

So würde in mir Niemand ben Ritter vermuthen. 
Ein jegliches Mittel das mir ftebe su Geboth. 
Und nun all deine Wiſſenſchaft bieten auf, 

Des Nachts dient Feuer ihm ſtatt ber Sonne. 
Nicht nur muß man auf Schlachten ſinnen. 
Mit Panzer und mit Helm angethan. 

Das im Mittelpunct des Heer's ſey geſtellt, 

Als wärft du Isfendiar alldieweile. 

Laß das Beer vor dir Die Rule beugen. 





. Kamm - 69 
Ich nehm. bunden votphaarige Kanteele in Neiben, - 
Zehn Kameele mit Gold beladen, 
Zünf andere mit Verlen und Geßein, 
Sogleich Hrachte man fiebzig Kiften , + 
Auch hundert ſechzig Mann wohl erfahren... 


. 
[4 


Den ſchönſten Farbenſtoff, die beſten Spezereyen, 
Fünf andere mit ſineſiſchen Seidenfaden, 

Auf einem ſoll Thron und Krone ſeyn. 

Die wohl angefüllt waren mis Liſten, 

Die ‚ tseu seprobt, Geheimniß bewahren. 


Is fendisrs Reife zu Ardſchasp. 


Er won Pr Vorfichen der Kara wan 

Es waren darunter dreymahl zwanzig Helden, 

Und nach dem Schloß führt er an den Reigen, 

So oft erſcholl der Laut der Karaman', . N 
Am Zuß Sandal, den Leib bededt mit Rosen, 

Der Heerführer [haus und eilt voran, 

So zog mit dem Helden die Karawan' 

Die Kaufleute zogen bin und bes 

Sie fragten nah dem Ravamanenwirtd, 

Gr antwortete zum erſtenmahl: 

Daß ich dem Heren mich offenbar , 

Entladen ward das Kameel und er ging voraus ’ 

Mit Fofkbaren Perlen füllt er ein Glas 

Cr ſchürzt ih Arm und Aermel auf, 
Bedeckt Die Kleider mit Seide vor der Luft, 

Derjiere Alles mit Stoff und Farbe ſchön au fehn 

Als er ihn erblidt warf er aus das Gold und ſprach: 
D Shah‘, ein Mann bin ich zur Kaufmannſchaft ertobeen, 
Bon Iran nach Turam ih Waaren bringe, 

Es trägt die Karawan' Kameele wohlgepaart, 

Ah perien, Kronen, Sarb' und Wohlgeruch, 

Bon ferne komm' ich in dein Land, 

Erlaubt der Schah, daß Diefe Karawane 

So bin von Uebel ich gefichert glich . ' 

Ihm antwortet’ der Köriig mit frohem Sinn: 

In Zuran fol dich Niemand verliehen, P 
Er befabl in.des PVallafked weiten Räumen 

Dem Zug nad dem eh'rnen Schloß Freyheit zu geben, 
Der Marft ward. eröffnet im Winkel vom Schloß 
"Sie bringen Kiſten auf dem Rüden, in der Hand, 

Da fragt ein Mann von verfländigen Sinn, 
Der Führer antwortet mit gefundem Derfand: . 
Ein Magazin errichtet ſich Iefendiar , 

Bon alten Seiten ber Käufer Samen . 

Die Nacht blieb er hier; morgens fobalb er ward won 
Mit eıner Ladung von Moschus und Gold, 

Er kam un» küßt' vor Ardſchasp deu Boden, 

Er ſprach: Diefe Laſt und diefe Karawane 

Es ſind darunter Schmuck und Kronen 
Befehlt dem Schatzmeiſter daß ˖umhber er blicket 

Und mas ihm bäucht, daß es des Schatzes würdig ſey, 
Es nehm' gnädig an der Beherrſcher der Welt 
Ardfchasp lacht, und ſchmeichelt ihm ſehr, 

Wie Heißt du? — Ich heiſie Chirdad, 

Er ſprach‘ Chirdad, du wohlpabender Mann, 
Erlaubniß brauchts nicht von Trabanten, 


Diefe würdigen Helden führen al. 

Deren Dotche niemahls fehlten, 

um feine Hershaftigkeit zu zeigen. - 

So oft Kellt er als Führer fich voran. 

Die Ladungen von Edelftein und Gold und Silber Rroken. 
Er fee den Marſch wie Kaufleut’ an. ' 

Mit Schäten ſchwer von Gold lobeſau. 

Zu Kauf und Berfauf mit Beukeln ſchwer. 
Was er für Warren mit fich führe, 

Sch muß zuerſt in den Kaiſerſaal, 

Befiehlt er's, wird’s Auge mit Thränen Far. 
Sich ſchnell zurück zu zieh'n in ein Haus, 


"Und nahm Goldſtücke fle auszuwerfen auf der Straf‘, 


Cr nimme ein Pferd legt zehn Kleider drauf, _ 
Bon Hufen Seide, von Innen Mpschus und Ambraduft, 
und ſtellt fi vor Ardfchasp mit Bettlerfichn, 

Dem Zürften folgt fo das Gold der Weisheit nach. 
Mein Vater ein Türk, die Mutter frey geboren ,' 
Alsdann andere zurück den Tupfern bringe, 

Von Kleidern viele mannigfaltiger Art, 
Befriedigend eines Käufers Geſuch. 

Ich dacht' die Welt ſteh' in deiner Hand. 

Vor ſeinem Thor aufſtecke die Fahne, 

Und werde unter deinem Schatten reich. 


Daß Schaden nie dir vermindre den Gewinn! 


Du magſt deinen Weg nach Sina fortſetzen. 

Ihm einen Köoſchk einzuräumen, 

Die Laſt von den Händen auf, das Haupt zu Heben. 
Wo gollfommener Sicherheit ee genoß. 

Der Rameele Reiben führend am Halfterband. 
Was ift wohl in den Kiften darin? 

Ich fpeculice Damit auf meine Hank. 

Worin er niederlegt die Waar'. 

Die das Mag atin in Anſpruch nahmen. 

Verfügt' er fih vom Magazin gu dem Sa 


. Die dem Weltbeherrſcher er zollt. 
BSobſprechend ibm vielmahl in einem- Odem. 


Ich führt fie au unter meiner Fahne, 
Geziemend Beſitzern hoher Thronen. 

In meinem Gewölbe, reich geſchmücket, 

Das nehm er weg ohne Bedenken und, Scheu; 
Von Kaufleuten was ihm gefällt. 


- Er Hält ihn werth noch geößerer Eher’, 
O großer Sürk von Huld und vol Gnad'! 


Entſchuidigungen (aß ungethan, 


: Du Bonn au mir als einem Bekannten, 


XXXX 


Dann.frägt er ihn von Weggefahren, 
Er ſprach: Ich habe durch ein halbes Jahr 
Er ſprach: Erzähle nun vom Isfendiar, 
Hierauf antwortet der tapfere Held: 
Der Eine fagt, daß Isfendiar 
Ein and’rer, daß er vom Schloß Kunbedan 
Daß fämpfend er ſtürzt auf türkifche Erde, 
Arfchasp lachend alfo zu fprechen begann: 
Wer fi wagt gu beſteh'n die fieben Abentheuer, 
Sobald er dieß vernahm Füßt er den Grund, 
Er ging hinein ins Waarenhaus, . 
Verkauf und Kauf warb häufig abgethan, 
Er nahm nicht Geld fondern Handelt im Pauſch, 
Er war ein junger, artiger Mann, 
Als die Sonne anfging am Himmel, 
Da kam das Schweſternpaar vom Pallaſt, 
Sie kamen mm Jofendiar herbey, 
Als Isfendiar ſah der Schweſtern Schrecken, 
Er fürchtet' ſich vor ihrem Zuſtand' ſehr, 
Es gingen wohl zu ihm hin Beyde, 
Die Armen mwünfihten ihm Gegen an, 
Die größre ſprach: D Ieitender Mann (1), 
So Nacht ald Tag dir glüdlich (en! 
Bon Iran , Kufchtadp und Zefendiar, ° - 
Wie zwey Brinzeffinnen s Schweflern weinen, 
Wir fragen Waffer baarfuß in Mägdetracht. — 
Dir laufen nackt herum hier zum Veſuch, 
Wenn von unfſ'rer Stadt du Nachricht weißt, 
Hierauf unterm ˖Schleyer erſcholl ein Ton, 
Asfendiar fe ſteht auf ſeinen Grunde, 
Sagt: »Rufchtasp, dieſer ungerechte Mann, 
„Er ſehe nicht daß ſeinethalb ih Kaufmann bin, 
Als Farruch Humai ihn geböret [o, 
. Und als die Schweftern der Stimme Laut eutdeckt, 
Es war ihm ein Maal gebrannt ind Herz, 
Berriffenen Kleid's, die Füß' voU Staub und Spren, 
Es wußte der Held vol reinen Gaben, 
Er öffnet feicht fein Auge mit Thränen befeuchtet, 
Erſtaunt mas Unrecht ihm dad Loos gethan, 
Er fprach su ihnen nad einiger Zeit: 
Sch kam nicht hieher unrühmlich zu ſterben, 
Den Schah, deß Tochter Waffer herbeyſchafft, 
Den kann ich nicht Ioben mit freudiger Gebaͤrde, 
Er ſprachs, und im Herzen entzweyt, 
Dann fland er auf mit Juͤnglingsſinn, 
Er ſprach: O Schah, dir der Himmel ſtäts Greuden gebe! 
Es ift ein tiefed Meer vol Klipp” und Ri, - 
Vom Meer ein Sturmwind mit Wüthen blies, 
Im Schiff hörte man nur Weinen umd Stehen, 
Ich that Darauf ein Gelübd' zu Bott, 


zo 


I II 


Bon Iran, Turan und von ben Heeresſchaaren. 
Gekaͤmpft mit gar mancherley Sefahr: - 

Gib Kund' von Iran und von Aurfeffar, 
Ein jeder fpriht anders, je nachdem's ihm gefällt; - 
Vom Bater beleidigt worden ganz und gar. 

Mit Nittern den Weg der fieben Abentheuer begann, 
Daß dur Muth des Vaters Groll verföhnet werde. 
Das Wort fagte fürmapr Fein erfahrner Mann, 

Der Heißt nicht Menſch fondern Ahriman im Feuer. 

Und kehrt' vom Pallaft mit freudigem Mund. 

Wo er den Maͤrkt mit Heiler Stimm' rief aus. 

Und jeder ſchaute bebächtig ifm an. 

Das Eine mit Andrem umfegend im Tauſch, 

So ging das Geſchaft einige Zeit an. 

Erneute fi der Käufer SGetümmer.! 

Mit Weinen und Klagen fonder Raft; 

Mit blut'gem Herz und Jammergeſchrey. 

Wollt er ihnen ſeines Inneren Hölle verſteden. 

Und dedt einen Flor übers Goficht her. 
Den Augen entaquoll ein Strom von-Hfut'genr Leibe. 
©ie fprachen: Preis dir berühmter dandelömauh. 
Woher bringft du die Karawan'7 

Der größte Here dein Diener ſey! 

Was beingft du uns für Zeitung wahr ? 

Als Sklavinnen vor diefen Unreinen, 

Indeß der Vater ruhig ſchlaͤft Tag und Nache. 

O fellg wer uns gäb' ein Leichentuch? 

Verwandelſt du Gift in Lebensgeiſt. 

Daß beyde Schweſtern zitterten davon. N 
Wiewohl ihn nichts erfreut zu diefer Stunde, 
»Verdient nicht Köntgsgärtel und Zurbanz'' 
»Und feinethalb Hicher geflüchtet Kin.« 
Erfannten fie ihn und wurden im Herzen froß, 
Er fi ihnen weiter nicht mehr verfkedt. 

Bom Ange Hofen- tim Ströme voll Schmerg. 
Die Seele vor Ardſchasp vol Furcht und Scheu. 
Daf die Schweftern ihn ſogkeich erfännt haben. 
Wort fein Her; wie die Sonne keuchtet. 

Und biß ſich die Lippen mit dem Zahn. 

Ertragt hochſinnig ded Schickſals Ungerechtigkeit „ 
Ich kam mir Rahmen und Rudıh zu erwerben. 
Dei Sohn gekränft, während er auf dem Thron‘ ſchtaft, 
Mir fen Bater der Himmel, und Mutter die erde! 
Bedacht er die Mittel zum Streit; nt 
Und Fam zu Arbfehasp gelaufen hin. 

Erob're die Welt, und ewig Teber - 

Wovon Kaufleute nicht haben Begriff; 

Wie die älteſten Schiffer nicht gedenken Meß. 

Bor Schmerz wolli unſer Herz vergehen. 

Daß wenn ich entränne dieſer Noth, 


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(?) Saraman iſt das perfifche Wort, des den Anführer einer Raramang bedeuset, womit es fih im Perſiſchen 
rehnt ; vord das kawſiſche sarahaade in Giropa eingebürgert.. . ..... ren 


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Ich für mein- gefriftetes Leben, . F An jedem Land ein Zreudenfeft will geben. 





Daß ich der Bettler mi will erbarmen, Almoſen fpendend an die Armen. 
Nun will der Shah mir die Gnad' gewähren, - Und dieſe Bitte Heut erhören ; 

Er geſtatt' daß ich den Haäuptern der Armen, Deren der Schah in der Nah’ ſich will erbarmen, 

Gin gaſtfreundliches Freudenmahl gebe, Und fo meinem Wunſche gemäß lebe. _ 

——- Als Ardſchasp dieß Hort’, erireus” er ſich wie ein Kind, Des thörichten Mannes Kopf ward vol mit Wind. 

Er ſprach: Das iſt ein freygebiger Mann, Der’s meinen Großen zuvorthuen kann. 

Ihr kommet als Gäſte zum Pallaſt herein, Der Wein iſt guet, deß koͤnnt ihr ſicher ſeyn. 

Er ſprach: O großer Schah, voll Verſtand, Weltfuürſt und Oberprieſter im Land! 

Das Luſthaus fiche hoch beym Magazin, Wir wollen und verfammeln darin, 

Sept im Mond Tirmah Zeuer machen, . Das tapf’re Herz mit Wein froh machen. 

&r fprah: Du wirft thun nach deinem Belichen, Und na Wunſch Gaftrecht Hier üben, 

Es fammelten ſich die Zapfern nach und nah, - . Man bracht unendlich viel Holz auf's Dach. 

Die Pferde brachten die Reiter in Mafle, - Mit fih Hinauf auf die Terraffe. 
Bon Brennhol, wird fo viel aufgeführt, ' Daß vom Rauch ganz Dunfel die Luft wird, . 
Man brachte Wein, und nachdem Jeder gegeflen, Wurde der Wein reichlich zugemeffen. 

Die Helden verloren vom Wein’ al den Verſtand, Sie hielten betrunfen Narciſſenzweig' in der Hand (1), 
Die Nacht Fam, da brannt’ ein Zeuer folcher Art, Daf durch die Luft der Himmel entflammt ward. 
Dem Auge, welches fchaut in die Flammen, J So Tag als Nacht in eins lief zuſammen. 

Als Luft Hoch Über die Gefellfchaft zog, | Einer ſchnell wie der Wind davon og, . 

Und als er nun kam gu Biſchuten, . Eagt er was er von Rauch und Flammen geſeh'n. 
Er ſprach: Mit Elephanten und Leyen, Mag fich des Helden Muth wohl reihen. _ 

Das böfe Aug' ſtäts von ibm ferne ſey, Die Welt für ihn Gewinn fläts fey! 

Nun ſcholl Zinken⸗ und Pauckenſchall, Daß den Weitſtier aufſchredt der Wiederhall. 

Es zogen sum eh'rnen Schloß die Reiter vom Land, So daß unterm Staub die Sonne verſchwand, 

Im Waffenkleid mit Heldenmuth, Im Herzen ſott ihnen das Blut. 

Als zum Schloß ankam des Heeres Zug, W Ward' ſchwarz die Welt von Reitern in einem Zug. 
Das Schloß von Is fendiars Nahmen erſcholl, Der Unglücksbaum von Koloquinten war voll. 
Ardſchasp legt ſogleich den Panzer an, In voller Rüſtung angethan, 

Er befahl, daß man hervorbracht' in Eile Das Heer der Paucken und Schwerker und Pfene. 
Zum Tarchan ſprach er: O Heſd,. Du eile ſchnell mit dem Heer in's Feld. 

Nimm, Tapferer, zweymahl fünftaufend Verſuchte Ritter, mit Dolchen ſaufend. 

Wer diefe Krieger ſeyen erſpäh geſchwind, Und warum ſie mit ſolcher Macht gerommen find ? 

Es ging Tarhan, der erhabene Mann, Sogleich dahin mit einem Serdſchiman (»). 

Er fab Reiteren , ſchwer von Küraß und Hellebard, Die Fahne ſchwarz, worin ein Leopard. 

Bıldyuren. mit Mutherfülltem Sinn . Füührt die Reiterey sum blut'gen Kampfe hin; 

In der Hand Isfendiar's Keule, ſtark und groß, . ©» ritt er einher auf herrlichem Roh. 

Man hielt ihn allgeme für Isfendiar, Und einer zweifelte, das es der Schah war. 

Er 309 das Heer zur Rechten und zur Linken auf, Daß die Ebene verfhwand unter feinem Lauf. 

Bon Wunden diamaunt'ner Lanzen, Die bluͤt'gen Tropfen wie Regen glanzen. 

Als nun aufzog das Heer von beyden Geiten, Und die Tapfern begannen zu flreiten, °. 

Nahm Nufhad der Held das Schwert beym Grif⸗ Und das ganze Heer des Kampfes Wuth ergriff. 
Tarchan naht ſich ihm bis zur Bruſt, Den Kopf ihm abzuſchlagen wär' ſeine Luſt. 

As Nuſchad ihn ſieht auf der Haide, 9 ur Leget er Hand an's Schwers und zieht es ans der Side, 
Er hieb entzwey den Gürtel des Tarchan, Und füllte ſein Herz mit Furcht und Schrecken an. 

Er kürze’ fo tapfer ind Herz des Heer's hinein, Daß Alles eins ihm war Groß oder Klein, 
(1) Diefe Stelle erinnert an das Skolion von. Kaliftratos: en - 


Mit Myrthentweig will das Schwert ich tragen, wie Armodios uud Yriflogiton. 
Das Rituel. der Lirurgie Sorvafterd, mo der Dpfernde ein Bündel Myrthen oder Zamariclenmwelge in 
der Hand Hält, ging auf die perfifchen Trinfgelage , und von diefen vermuthlich auf die griechiſchen über. 
(2) Das urfpränglih arabijche Wort, woraus Aearyopuvog , Dragoman, d. i. Dollmeiſch, entſtanden i 


1 


J rn 72 


und hieb. die Reiter ſo zuſammen mit Luft, 

Kothrem der Prinz gegen das Schloß flog, 

Kohrem zum Vater alfo ſprach: Zu 

Aus Iran kommt dieß Heer von,sapf'rer Art, 

Er if} wie Isfendiar groß und hehr, . 
Aud ik er mit Rüftung angethan, 


" Bon Sram ganı voU ward Arſchasp's Herz, 


Er Hersiht den Türken: Kommt heraus, 

Erfcheint mit ded ganzen Heeres Macht, 

Es Hleib' von Euch Keiner aühier, 

Der Herr ſetzt vom Schloß fib gleih in Bewegung, 
Als ed Nacht war auch Isfendiar 

Er macht auf die verſchloß'nen Kiſten, 

Um Wein und Braten fi Alles regt, 

Nach dem Brod bracht‘ man drey Glaſer Wein, 

Er ſprach: Heut' Nacht iſt Unglück allbereit! 

So zeigt als Männer Euch in Kampfesnoth, 

Dann: sheift in drey Theil er die Schaar, 

Die erſte derfeiben ſol mitten im Schloß ' 
Die andre fol am Thor den Haufen fließen, 

Die dritte fo in diefen Nevieren 

Die noch nom geftrigen Wein betrunfen And, 

Er ſelbſt nahm tapfre Männer zweymahl zehn, 

Zur Burg Ardſchasp's ging er in Eiſen gehüllt, 


Als er im Schloß hört das Hahnengeſchrey, 


Mit ihrer Schweſter ſchön und gut, - 

As in das Gemach Fam Isfendiar, 

Es fpriche zu den Schweſtern der Löwenmann: 
Der Ort allhier if der Marktplatz mein, 


Erwartet nun, daß ich in dieſem Kampf zum Lohne, 


So ging einher er mit indiſchem Schwert in der Hand, 

So macht er den Hof rein gar bald, 

Sie lagen rund um in Stücke zerhau'n, 

Als Ardfhasp endlih vom Schlaf’ erwacht, 

Er fpringt auf vom Bett‘ und legt an . 
Ergreift mit der Zauft den glänzenden Dolch, 

Aöfendiar forang aur Thüre herein, 


Ardfchasp erſchlagen 


Er ſprach zu ihm: Nim ſchauſt du den Handelsmann 

Er bringt dir ein Geſchenk von Lohrasp, 

Es Bingen fi aneinander Ardihasp und Is fendiar, 
Sie führten Schlag auf Schlag mit Dolch und Schwert, 
Und an Ardfchadp von Menge der Wunden, 

Wie ein Elephant er gefallen war, 

Als Ardſchasp nun. darnieder lag, 

So ift nun einmabl der Lauf der Belt, 

Wenn ein Herz du bindefk an dieſen Pallaſt, 

Als Ardſchasp von Isfendiar getödter worden „ \ 
Er befaht Fackeln anzufteden P j 
Das Harem übergad er einem Verſchnittnen ganz, 
Verfiegelte das Geld und den Edab, 

Bing dann sum Stall und fegt' fi nieder,  — ' 


V 

Daß ihre Köpf’ ihm formten einen Wall vor der Bruf. 
Und das Heer Hinter ihm nachzog. \ 

O Gonnenbeglängter, berühmter Schap ! 

Mit einem Zeldherrn wie ein Leopard. . 

Und gewiß naht fih dem Echloß Niemand ald Er. 

Die bu geſeh'n im Schloß Runbedan. - ° 

Gr trank nun noch einmahl den alten Schmerz. 

Vom Schloß auf's Feld eilet hinaus! - 


Bewegt euch wie Löwen der Schladht! 


Und Keiner nenn’ Iran's Nahmen mir. 

Mit wundem Herz und eritbrannter Regung. 
Anlegt das Kteid der Schlachtgefahr. 

Gedenkend derer die drinn’ verborgen niften. 

Da ward die Rüftung angelegt; 
"Die tranten fie Jeder mit Zreuden Hinein, 
Wenn ihe Eures Ruhmes würdig ſeyd, 

Und flüchtet vor Unheil Euch zu Gott! 

Die beſtehen will foldhes Kampfes Gefahr; 
Belämpfen ven feindlichen Troß; 

Unermüdet im Blutvergiefien; 

Auffuchen Alle die ſich einzeln verlieren. 

Erſtecht mit Euren Dolchen geſchwind. 

Die ſollten mit ihm andern Strauß befteh’n. 
Ein tapfrer Helv, der wie Löwen brüllt. 

Begab er fi zu der Treygelaffnen Prinzeffinn Humai, 
Die Wimpern träufend von Gchmersensdiut. 
Erblickte er wie Den Lens dns verfehlegerte "Paar. 
Entfernet Euch, dern Hier fängt der Kampf an. 
Das über, das Gold, der Weg ift mein. 


- Den Kopf anfopfre oder erobre die Krone. 


Todtfchlagend wen immer von den Großen er fand; 
Kein von Großen jeglicher Geſtalt. 

Das ganze Schlofi war ein Meer voll Srau'n. ' 
War’s in feinem Kopf finfter wie die Nacht. 

Den perfifchen Helm, den Eifenkaftan, 

Den Geifer im Mund, im Herien den Mol. 


In der Hand den Dold von filbernem Schein. 


durch Isfendtar. 


Mit weltbezwingendem Schwert angethan, 

Geſchmückt mit Korallen von Kuſhtasp. 

Und über alle Maßen wüthend der Kanıpf war. 

Das bald über’! Haupt, bald gen die Mitte fährt,  - 
Sah man Feinen Fleck, nähmiich keinen gefunden. 

Da trennt ihm das Haupt vom Leib’ Isfendiar. 
Erſchallt Getöf’ vom Weibergemad. 


. Daß fie ung bald Bent bald Gift vorhäft. 


Betrüb' Dich nicht, weil du hier nicht Bleibens Huß- 
Entſtand im Pullaſt ein allgemeines Morden; 

Den Palaft anzuzünden an allen Eden. 

Und raubt' ihm allen Schimmer und Glanz, 

Und Eeine Seel blieb auf ihrem Platz, 
an in bie” Hand emen indiſchen ˖ Säbel wieder. 





—XXX 
Befabl das edelſte Pferd, woran er fand @efallen, - 
Es Famen hundert und ſechzig Mann, 
GSie fenten die Prinzeffinnen auf die Roſſe, 
Nur wenige berühmte Männer aus Iran, - 
Er ſprach: Wenn ih verlaß dieß ch’rne Haus, 
Die Tuͤrken Binder iin Schloß mit Macht, 
Keiner mir vertraus gute Dinge, 
Nun follen die Wächter erheben Freudengefchrey, 
Bon Reitern Fömmt eine große Macht, 
Nachdem ihr ausgeftellt im Palafl die Wachen, 
Den Kopf des Türkenſchahs werft beym Thor 
Bom Schloß Hundert und ſechzig Männer kamen, 
Dann befahl er dem Führer vom Troß, 
Es ging nun hervor der glückliche Isfendiar, 
An Staub geworfen lag Ardſchasp, 
Die Tapfern eilten hinaus auf’s Zeid, 


Als Bifchuten Hört der Helden Geſchrey, 


Die Reiter waren erſtaunt und verwirrt, 

Als der Mond nun am Himmel golden lacht, 

Er ſcholl des Heeres Siegesgeſchrey: 

Es bluͤh' immer Isfendiar vol Muth, 

Er hat was, an Lohrasp Ardſchasp, ſchlecht gehandelt, 
Die Wächter ſchrieen zuſammen allzumahl, 

Als die Türfen dieß Getoſ vernahmen, 

Kohrem ward verwirrt durch dieſes Geſchrey, 

Als er’s gehört, er fprach sum Enderiman: 
Eag’ was werben bie Nacht hindurch wir machen? 
Denn was fol Ich mit geſchlagner Macht, 

Wir müffen Leut' ausſchicken, vaß allen, 

Es bedeutet biefer Lärmen nichts Gutes! 

Bon überall Fam Geſchrey witb und toll, 

Der Reiter fpriht: Was für ein Getöſ' if das? 
Nun jagt den Zeind sum Schloß hinaus, 

Kohrem fiel Über diefe Worte in Nachdenken, 

Er fpriche zum Heer: Es fchläft der König, 

Nun werden wir gurüdfehren müffen, 

Die Großen haben den Rüden. gewendet, 

Run kam Isfendiar daher mit Eile, 

Als Kohrem heranfam zum Schloß, 

Er ſprach ald er ed ward gewahr: 

Kun sieht all' die Schwerter aus den Scheiden, 

Als die Echlacht nun gericth im Brand, 
Die zwey Heere geriethen in Rlammen, 
Bid daß der erſte Morgen, graut, 

Es war auf dem Wal Isfendiar, 

Das abgefimnittne Haupt von Ardſchasp, 
Ward geworfen den Reltern hinab, 
Turan's Reiteren empört fih sur Stund', 
Die zwey Söhn' Ardſchasp's weinten ungetröftet, 
Das Heer mufite nicht wer dieß gemacht, 

Eie ſchrieen: D Herr fo ſtark als out, FE 
Wer hat im Geld den alten Groll geleert, " 
Wer führe Binführe an des Heeres Lauf, 

Da im Mittelpunkt der Schab nicht mehr Fann Reben, ‚ 
Die Reiterey rief an den 2, 


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Ausjufhmäden mit Sattel und Saum, Herrlich vor Allen, 
Die am Lag der Schlacht ſtaͤts boktan, 

Und eilten fort von Ardſchasp's Hof mie beim Troffe. 
Sie hatten die Heldentdar gethan. 

Begeb' ich mich zur Schlacht auf’s Feld hinaus. 
Derweil das Stud uns ietzt anlacht. 

Den ich nicht in den Kreis der Reinigkeit bringe. 
Denn Kuktſchasp's Kron' und Thron find wieder neu! 
Geſchlagen und flüchtig her von der Schlacht. 

Sollt ihr Gott dem Herrn Dankfagung niachen. 
Hinaus unfern tapferen Reitern vor. 

Die all' von Glutthen des Kampfes flammen. 

Den Wagen Herab au bringen vom Schloß, 


Als des Türkenfchahe Haupt abgefchnitten war. 


Verperrlicht ward der Ruhm von Kufchtasp. 

Und fchlugen todt Jeden der ſich ihnen entgegen ſtelle. 
So flimmer er diefen Tapfern preifend bey. 

Das ein junger Dann folche That ausgeführt. 


Drey Wochen ſchon verKoßen waren von der Nacht, 


Mit Ardſchasp's Kron’ und Thron iſt's vorben! 

Der Mond, das Süd, der Himmel fey ihm gut! 

An feinem Haupt durch Rach' in Glanz verwandelt. 
Kuſchtaspſchah Nike im Siegerſaal. 

Da legten fie das Ohr gegen den Wind allzufammen. 
und im Herzen ward ihm ganz finfler dabey. 

Was if der Schall, der durch die Nacht dringet heran? 


"Wir werden müffen Über Mährchen lachen. 


Am Potfter diefes Throns fuchen diefe Nacht! 

Die lärmen die Köpfe vor die Züffe fallen. 

Das Herz Kohrems mar voll Franken Muthes. 

Das Ohr der Streiter warb damit voll. 

Die Wächter überſchreiten ale Maß. 

und mache diefem Groll einmahl Saraus. 

Sein Antlit war entſtellt von Runzeln und Ränfen. 
Darob betrübt ſich mein Herz nicht wenig; 

Ich weiß nicht was wir Fünftig thun werden müflen. 
Und die Naht im Kampf verſchwendet. 

Gepanzert ganz, umd mit der Stierkenle. 

Erblidt er darauf iran’fchen Troß. 
Was ift nun zu thun als gu fehlagen ſich mit Isfendlar. 
Verſendet mis Dolchen Kunde ber Leiden. 

Da batten die Helden fhweren Stand. 

Und ſchlugen ſich die Köpfe zuſammen. 

Ward wader gefchlagen und schaun. 

Umgeben von feiner tapfern Schaar. 

Der vergoffen das Blut von Lohrasp, 

Die dann alfogleiy Ticheh vom Kampf’ ab 

Sie riffen fih von dem Haubte den Bund. 

©ie waren wie Pfeil’ am Zeuer geröftet. - 


Und wohin gu flüchten von biefer Schlacht. 


Anführer groß, vol Löwenmuch 
Durch Zauberey hier Alles umgekehrt ? 
Und weſſen Sahne pflanzen wir nun auf? 


So iſt's um Zahnen und um Reiter geſchehen. 


Es drang durch Mark und Bein diefe Noth. 
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@ie Kärnten in ben Tob ſich wild', 

Es erſcholl das Feſd vom Schlachtgetümmel, 

Nur Aberall Haufen von Aſch' und Leichen, 

Am Schloßthor das Blut in Wogen fand, 

Als an die Stelle kam Iefendiar , 

Da wurd ein feltener Zweykampf aufgetiſcht, 

Der Held hoch gegürtet den Kohrem ergriff. 

Ihn aufbob, dann niederſtürzt' zur Erde. 

Eie handen die Hand’ ipm und teugen ihn fort, 
Bon Keulen Schlag auf Schlag es hagelt und kieſelt, 
Das Schwert regnete Köpf’ wie Blätter vom Baum, 
Das Blut fchlug auf dem Schlachtfeld’ Wogen, 

Es wußt' Keiner was nun geſchah in der Welt 

Ein jeder feine Kraft verſucht, 

Man hört Türfen und Ginefer rufen, 

Dre Helm, der Panzer vom Leibe floß, 

Die Tapfern Pamen su Zsfendise 

Der Feldherr vergoß Blut ohne Barmherzigkeit, 

Der Helden Keiner gab Gnad' und Wahl, 
Bon Einefern blieb Fein berühmter Mann, 
@ie hoben vom Grund das Lager auf, 

So ward das Schloß ganz umgekehrt, 
Swey Salgen errichtet man vor dem Schloß 
Enderiman’s Kopf ward aufgehangen - 
Es firömt von allen Seiten Reiterey 

Nun befahl er Zeuer anzufegen 

In keinem Drt ein Held mehr blieb, 

Es ſchien als ob aus der Wolfen finfteru Schah 
Der Held, als er fah wozu ed gefommen fey, 
Durch Gott des Höchften Hülf' und Macs, 


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Wegwerfend von ſich fo Helm als Schild. 
Bon ſchwarzen Wolken war bededt der Himmel, 
Der Sand war blutroch dem Roſenbeet gu vergleidgen- 
Niemand wußt' wo die rechte, wo die fine Hand. 
Begann zu wanken Kohrem vor der Gefahr. 
Man meint fie Hatten ſich mitſam vermiſcht. 
Mit Niefenkraft ibn beym Rüden ergriff 
Das Heer rief: Daß er geprieſen werde? 
Das Heer zerfireute ſich alerort. 
Die Luft vol Stau, am Grund' Tod im Blute riefele, 
Der verlor Blut, und der Sattel und Zaum. 
" Die Köpf unter den Huf und über Die Hauben flogen. 
Und wie ed um fen eignes Heil fey beſtellt. 
Dis fie zuletzt ergriffen die Flucht. 
Wer immer no übrig blieb ward gerufen, 
Das Blut in Strömen fich ergof. u 
Wie der Lenz, voll Blut das Hug und das Haar. 
Worüber ih die Reiterey erfreut. 
Sie ſchlugen todt Feinde ohne Zahl. 
Es war kein Zürft mehr in Turan. 
Nur um Leichen zu häufen Darauf; 
Bis ſich Gutes und Böſes aufgefärt, 
Mit Stricken daran fehr dick und groß, 
Und fein Bruder, den man lebend gefangen, 
Auf das gegebene Zeichen herbey, 
Und Turans Städt‘ in Aſche zu Legen. 
Bon Turan und Gina fein Ritter blieb. 
Es Feuer geregnet hätt’ auf dieſen Pink, 
Sob auf den Kopf und athmet’ frey. 
Satt’ er fih Das ganze Land unserthänig gemacht. 


Isfendiar ſchreibt an feinen Vater. 


Er rief su fi einen verfländigen Gecretär , 

Am Thron fegt fidy nieder der Schreiber mit Zier, 
Sobald er der Feder Spitze fhwars gefpigt 

Des Herrn des Sieges und des Ruhms, 

Des Seren der Sonn’ und ihrer Trabanten, 

Des Heren der Welt, der fie durch Mash regiert, 
Er fo begünftigen ſtets Kuſchtasp 


Nachdem der Lobpreis des hoͤchſten Herrn vorbey, 


Von Siegeszeichen, die er davon getragen, 

Er ſchrieb: O Schab! den Ruhm ſoll ewig ſeyn, 
Dem Schah ſey hiemit vor Augen gelegt 

Wenn ich mich wolle" bey jedem Wort aufhalten, 

34 Fam nah Turan auf meinen Reifen, 

Grlaubt es mir der Schah vol Macht, 

Werd' an feinem Antli mid ergoͤtzen 

Denn Alles dieß Hab’ ich unternommen, 

Vom eh'rnen Schloß blieb übrig heut zu Tage 

Und Keinem wollt’ ich das Leben friften, ° 

Die Leu’n und Wolf' näprten ſich von Nenfchenmurf, 
Der Himmel fey erhellt durch die Krone Rufchtasp’s, 
Nachdem den Brief gefiegeit Iefendiar, 


Mit dent er fprad von dieſem Krieg bin und Her, 
Begehrt eürkifches Rohr, und ſineſiſch Seidenpapier. 
Begann er des Herrn Lob der Über den Himmeln fit, 
Des Herren der Kron’, und des Kaiſerthums, 

Des Herrn der Ameif” und des Elephanten, 

Des Herrn der Gutes ſchenkt und Dazu führt: 

Und Heben sum Himmel empor Lohrasp. 

Begann der Brief wit verfländigem Sinn manderley 
Bon Beindesföpfen,, die er abgefchlagen. 

Bor weichem auch die Groͤßten find Fein! 

Wie ich die Straße zurückgelegt. 

Würd ich erneuern den Bram den altem, 

Die ich keinem Andern möcht' anpreifen, 

Will ich ihm beſchreiben die Schlacht. 

Und ohne Groll in freudige Stimmung ibn verſetzen; 
Daß e8 mir bey ihm zur Verföhnung fol frommen. 
Nur Sram und Schwmerz, und Trauer und Klage, 
Der's nicht ſelbſt rertete in den Wüſten. 

An Herten kraß der Leopard ſich groß und ſtark. 
Das Paradies ſey der ewige Wohnſitz Lohrasp's 
Ward aufgefuht als Both’ ein ſchneler Dromedar, 








u 2 7 7, 


Der auswirft die Züß, vor dem der Löw’ erfhridt, 
Er wartet auf die Antwort nun, 
Die Antwort blieb nicht fange aus, 
Anm Anfang der Autwort war gefchrieben: 
Bernunftig handelte der Gett'sfürdtige Hıld, 
3 fiehe zum alleinigen Gott, 
Ich pflanzt' einen Baum im Paradies, 
Die Srüchte glüh'n als funfelnde Rubinen, 
Es bluͤh' dieſer Baum für ewige Zeit 
Ich Hab’ empfangen das Schreiben dein, 
Worin erzählt iſt Alles was vorgefallen‘; 
Zuerſt was du fprichfi vom alten Haß, 
Sey nur auf deiner Huth vor der Hand 
Was weiter du fagft, du habe viel Blut vergoßen 
So wiſſe, Zürften ziemt huldvoll zu ſeyn, 
Was du endlich drittens ſprichſt vom Leben, 
So ſey dein Herz vielmehr fAnftmürbig, 
Seſn nicht ſtäts zum Blutvergieſſen bereit 
Du fouf Bars froher Dinge leben 
Sch wünfdhe fehe zu fehen dein Angeſichte, 
So bald dem Brief du geleſen, bri auf, 
Der Dromedar begann gurüd ch num zu trollen, 
Als den Wrief gelefen Isfendiar, 
Und als er Ardſchaspens Schatz verthan, 
Das Heer mädtig durd feine Gaben 
Es waren Pferd und Kameel ohne Zahl 
Schntaufend Dromedare die weit und breit, 
Gr öffnete den Schatz von Urdichaöpend Haus 
Beſchwert mit Gold taufend Kameel· einhbertreten, 
Mit Moschus und Ambra und Perlen hundert, 
Sineſiſche Kleider trugen dreyhundert zur La 
In einer Senfte mit Goldſtoff bedeckt 
Wie der Lenz blühend, wie die Eupreffe ſchlank, 
‚Den Schweſtern Is fendiars als Geleite 
Und fünf von Ardſchasp's verſchleverten Frauen, 
Die Murter, zwey Töchter, Schweſtern zwey, 
Das eherne Schloß braunten fie ganz zuſammen, 
- Die eiſernen Wälle Rörgten nieder, ' 
Als Zührer ſtellt er auf drey junge Leute, 
Beginnt den Weg der Wüfte nun mit Wonne 
Verletzt einer auf dem Weg’ Gerechtigkeit, 
Ich geh’ den Weg der ſieben Abentbeuer, 
Ich führe’ ver Erſte an den Reigen 


nd 


Du 2 9 77 


Der ward vom Beldhersn nach ran geſchickt 


Die feinen Wünfchen genug ſoll thun. 

Es war der Echlüßel bes Raths au Haus. 

Geſegnet feyen die, das Gute Lieben! 

Des Guten Preis von Gott ihm nun zufälle. 

Daß er euch Leiser fey in jeder Roth. 

Die Frucht Feriduns war ninmer fo füß. * 


Die Blätter voll des berrlichſten Ruhmes grünen. 


Mit Hellem Herz in des Gläckes Geleit! 
Wodurch erhellt ward die finftre Ecele mein. 
Die Heldentpaten, fo mir febr wohl gefallen, 
Damwider läßt fih ſchon Mittel finden und Maß; 
Und nähr’ die Seel mit geſundem Verſtand. 
Und niedergemads die Zeinde unverdroßen ; 
Denn der Ruhm komme nie vom Krieg allein. 
Daß aus Taufenden du Keinem haft gegeben, 
Verſchämt die Seel’ und die Lippen gütig. 

Und ansuhängen dich in Kampf und Streit. ' 
Und die Bernunft dir gute Lchren geben, 

um das dıe Tugend Ehrenkränze flicht. 

Und Hieher mit den Tapfern richt’ Deinen Lauf. 
Und Irans Städt’ von Siegesruf erfchollen. 
Vertheilt er Gold unter der Tapfern Schaar. 
Du griff er feinen eigenen au. 

Zeug den Kopf über ale Maß erhaben, 
GSebrannt mit des turanifchen Herrn Maal. 


"Auf Bergen und in Thälern waren zerfireut. 


Und theilte Sp den Tapfern aus. 

Drephundert mit Goldſtoff und Thrensapeten. 

Mit Thron’ und Kronen andere hundert. . 

Bon Taft, Atlas und Damaf (ı)- 

Zeugen zwey Pferde eine ſineſiſche Sklavinn verßedt, 
Bon Gaſellenleib und Repphuhnsgang. 

Gingen hundert Mondgeſichter zur Seite, 

Voll Schmerz und Gram und Grauen. 

Denen aud Schmerz war die Bruſt entzwey: 

Es fRiegen zum Himmel empor die Flammen. 

Nun wohnen dort nur Eulen wieder, 

Er empfahl ihnen bes Heers Geleite; 

Und tragt empor bie Langen sur Gonne⸗ . 
So ſchneidet den Kopf ihm ab allbereit. Fa , 
Ihr findet denfelbeu nun geheuer , 

Und will den Weg dem Heere seigen- 


 Asfendiars Nüdtehr nach Sram. 


Den Weg ver fleben Aben ebener betrat nunmehr 
Als er Bam zum Ort wo des Drachen Thron, 
Hier hatt’ er feinen Wunſch erreicht, 


Setendiar mit dem tapfewren Loͤwenheer. 
Gab er noch die Ueberbleibſel davon, 
Den Sternen Danf,, die's ihm machten leicht. 


. R . 


G) Woͤrtlich ſowohl von Seide als von Pernijan, d. i. geſtickten Seidenſtoff. Daß hier dafür Taft, Atlas 


und Damaft gefegt worden, läßt ſich um fo leichter sechtfertigen , ald alle drey Zeuge morgenlaͤndiſch, \ 


und der Nahmen des erfien rein perfiſch ib. 


Zu K2 





% XXXXXX 


Daun näher den Stadeen Ioan's u Sam 


wen Wohn lung mit Panthorn und Falten 09 sicht einher 


Gr hatte die Drag Göhn’, den Vater in Augen, 
Als dem Vater nun naht’ dev Gebr, 

Ihr feyd wohl weite Soraßen gezogen 

Die drey Tüngfiuge ſogloich Die Erde Füßten, 
Die Zreud* ergriff nun gang Iran, 


Iran's Seädte wurden al geſchmückt, ⸗ | 


Bon Mauern hingen Tapeten in der Luft, 

Die Luft vom Geſang der Lonbünfiter tönt, 
Kuſchtasp hört die Mufit mis Berguügen 

Gr befahl dafs Jeglicher im Heer . 

Bor feinem Thor kamon auf allen Wegen 

es waren froh der vernünftigen Rede 
Es kam zum Zürften mit Dem Geſicht dem ſchoͤnen 
Es war im Herism froh der junge Schaf 
- Er fpornt an feinen Dunkeln Gau 

Cr kam und fiel dem Bater an die Beuf, 

Er fagt ihm taufend Lobpreid ins Geſicht: 

Bon hier ging der Zug in den Pallaſt, 

Kuſchtasp halte gelhmüdt den Saal, den Thron, 
Dee Tiſch war gededt an des Thrones Stufen, — 
‚Bon allen Seiten kamen Weggenogen 

Der Raiferwein in den Keyſtallen 

Es freute fih mer befreundet und vefannt, 

Auſchtasp fragt nun die Asentgeuer die fie ben: 
Es antwortet ihm Jsfendiar: 

Ich werde fieralle einzeln erzählen 

Sch werde ihm die Worte der Lippen weihen, 
Umſtaändlich fouR Du morgen Alles hören 
Sie gingen; det Wein umnebell’ den Verſtand, 
Geendige iſt nun der Sieg der fieben XAbonthaues, 
Dem Herrn der über Gutes und Böoſes ſchaltet, 

Wenn der Schah herauf wirft einen Blick, 

Nun heiſch' ih Wein zum Vollgenuß, 


4 


Sirdurffes 


Bon Lärmen tönt die Luft, erdröhnt das Land, 
Geld, Zuderwert, Weiber, Wein duf dem Zilk, 
Wenn dir’s wie mir Vergnügen macht, 

Die Gärten gtüh’n von Roſentinten, 

Im Baine Mage die Nachtigall, 

Aus Wolfen ſeh' ih Thau und Regen fließen, 

Die Nachtigall gibt lachend Zreudenfunde 

Ich weiß nicht ob Liebende der Roſe fliegen vom Himmel 
Sie hat zerriffen das Knospenkieid, 

Die Erde dient der Liebe zur Luft zum Zeugen, 
Wer weiß mas ſtäts Die Nachtigallen koſen? 
GSteh auf am Morgen, bli! auf und dir‘, | 
Dem Tod Isfendiacs wi fie Klagen ſchenken, 


- 


„6 wur 


Zum Eis der Tapfern und Läwen er Fam. 

Die Strafe fien ihm fo fang und ſchwer; 

Der lange Weg konnt' ihrer Ungeduld nicht etigeit. 
Da lacht Jedem entgegen ber Serrfcher vom Ihren. 
Und Habt feit Langen des Leibs nicht gepflegen. 

Es gibt Feinen Kaifer wie du „ Daß wir wüßten. 


‘ 


Den Tapfern ward Der Schat aufgethan. . 


Der Wein und die Mufif Bad Bold entshel. 
Es mifche ih Modus wir Ambraduft. 
Vom Lanzengetöf’ der Reiter bie Erb’ enänöhmf.- 
Und trinkt Wein in vollen Zügen, 

Sich groß follt’ zeigen webr und Mehr. 
Die Großen des Heers ide entgegen. 
Die SGrofien,; der Wehr und bis Mobede (er), 


Die ganze Stadt ſprechend von dielem um jenem. 


"Als er des Basera froheh Geſicht fab, 
Der im euer Der Schtacht nicht faul, 
Der Vater won außer fick vor Zufl. 
Dhne dich beſteht Zeit un® Erde nicht? 
Die Volksfreude Wie. Melt nie fafit- 
Sein Hera war wufoieden mit feinem Sohn. 
Durch ben Trucfeß ließ, ar die Großen rufen, 
In die Nähe des Kaiſers ned roßen. 
Er glänget wie bee Gonna Otrablen · 
Der Böfen Herz war vom Jeuer verbrannt, 
Erzählt mir eins nach. dem audern ihr Lichen! 
Beym Seſt eriun’re mich nicht der: Gefabr; 
Und dem Verſtand des Schah's nichts verbebien.. 
Die alten Sagen wieder erneuen. . 
Und mit Triumph Geraechtigkeit verBlären. 
Ein jeder führe «in Mondgeſtcht au der Hand- 
Ersähi fie dem’ höshften Gott zur Beyer, 
Der im Sonnenlichẽ und im Mondengkanz walten, 
Erhebt zum Himmel ſich mein gutes Glack 
Bei Mein den Moscdyus bringe in ZIug, 


Ermahnung. 


O ſelig wer frohen Herzens iſt und bey Verſtand! 
Mit. einem Schafstopf gebraten frifch, 

So ſey der Armın au bedachet. 

Die Berg’ voll Tulpen und Hyacinthen. 

Die Rofe feufzt von ihrem Widerhall. 

Ich weiß niche mad verwirrt macht die Narciffen. 
Wie auf der Rofe fie fist mit offnem Munde. 
Indem ich ſeh' in der Luft der Wolfen Gewimmel. 
Berfaufe um Gluth und blut'ges Herzeleid. 
Deßhalb wii fie fi gegen bie Sonne neigen- 
Was fläre fie fuchen unter den Rofen ? 

Du börft wie Die Nachtigall altperſiſch ſpricht, 
In Klagen beftcht ihr Angedenken. 


e 


- 


¶ i) Die Parſenprieſter. 





..» 


mn 7 
IVI. | 19 
-Saffen Al⸗Kaſchi, 


ein Lobdichter Arie, welcher aller MWahrfcheintichfeit nach. in diefen Zeitraum gehört ‚ wiewohl Dew: 
letſchah fein Sterbejahr nicht anzugeben weiß. Es feheint, baf die Fobgedicjte‘ des Propheten. die 
Mufter waren, nad welden die Panegyrifer bes folgenden Zeitraums das Lob der Fürſten fangen. 


Haſſan heißt Al-Kaſchi, von Kofhan, bem Wohnorte ſeiner Familie, wiewobl er zu Am ul 


geboren warb ‚ wie biefed aus feinen eigenen Werfen erhellt: 
Der arme Kalchi iſt zwar zu 4 mul geberen, urſpruͤnglich aber Banmet er von Raf San ab. 
Nach vollbrachter Wallfahrt zu den beiligen Stäbten Mekka und Med ina, und zu den heili⸗ 
‚gen Grahſtaͤtten Alis und Hoffein’s zu Kerbela und Meſchhed, hatte ex eine Erſcheinung bes 


Proppeten, die ihm nah Baßra zu gehen, und einem borfigen Kaufmanne zu fagen befahl, daß ihm 


der Prophet eine Anweifung von taufend Dufaten gegeben, weit er fein durch Schiffbruch verunglück⸗ 
tes Schiff wunderbar aus den Fluthen gerettet habe. Der Kaufmann machte Eeinen Anftand, dieſe 
Anweifung einer Traumerſcheinung zu bezabfen, und Kaſchi Hebte fofors in großem Anfeben, bloß 
das Lob des Propheten und des Imane befingend, und jenes ber. Könige und Weſire verſchmaͤhend. 
Amul, die Vaterſtadt des Dichters, war die Reſidenz der alten perfifchen Könige von den Zeiten 


Feridun's bis auf die Behramgur's, und noch heute zeigt man vier-gemölbte Gebäude, worin , 


Feridun fammt feinen.drey Söhnen Zredfh, Salem und Tur begraben feyn follen (1). 


XVII. 
Emir Moafi, Diehterfönig. 


4 


Ein großer Dichter erſt ein gemeiner Sipahi im Heere Melekſchahs, des großen Fuͤrſten der 


Seldſchugiden, dann zum Emir erhoben, und endlich an feinem Hofe mit der Würde eines Dichter: 
£8nig6 bekleidet. Der Dichter Nifami Arufi von Samarkand, der Verfaſſer des Werkes Tich e: 
bar Mafdle, oder bie vier Bücher, fagt: daß Emir Mmafi alle großen und verdienftvollen 
Männer, die er gefannt, an Verſtand, Urtheilskraft, großem und zartem Sinne übertroffen babe. 
Seine Gedichtſammlung ift häufig gelefen. Chakani ftellte ſich denfelden zum Muſter vor, wiewohl 


Watwat ſein Verdienft nicht gehörig würbigte. “Eine feiner berühmteften Kaßide ift bie fogenannte ' 


boppeltgereimte , bie mehr als hundert Dichter nachzuahmen gefucht, ohne daß ihn ein einziger übertrofs 
fen, fo daß er fefter aufgetreten al Anßari. 


Als Sultan Melekſchah eines Abends mit den Großen feines Hofes auf der Terraffe des Palla⸗ 


fles den neuen Mond fuchte, und denſelben der Erfte fand, befahl.er aus Freude feinem Hofdichter 


aus dem GStegreifehierüber etwas zu dichten, Moaſi antwortete in vier Werfen mit einer vierfa« 
fahen Vergleichung des Mondes: j — 


O Mond Sir du des Schahes Bogen? Biſt du vielleicht der Schönen Brau'n? 
Biſt du der gomhe Huf des Himmels? Vitt du viellelcht fein Dörgehänge? 





———— — — — 


(1) Vergleiche hiemit die Beyträge jun Topographie und Geſchiqhte Parthiens in den Gundgruben Des. Drients 
IL. ©, 336, 


[4 


Moafi flieg immer mehr in Gunft bey Melekſchah, fo daß er ihn gar als Geſandten nad 
Konftantinopel fehicfte ; wo er mit einer Karawane von vier mit reihen Stoffen beladenen Kameelreiben 
nach Jsfahan zuruͤckgekehrt ſeyn ſoll. Als ein Monath nach dem Tode des großen und gelehrten We: 
fire Nifamulmuflf, ber kurze Zeit vorher in die Ungnabe des Schahs gefallen war, biefer. ſelbſt 
ſtarb im Jahre 472 (1079), fang Moaſi: 


Ach der Wefir ging in das Paradies! . Nach einem Monde folgt der PR iftm nad. 
Wehklaget um den Schah' um den Wehr, Seht Gottes Strafe und der Zürften Lobn. 


Da der Nahme Moafiin mehreren Exemplaren Dewletſchehs aus Schuͤld der Abſchreiber An 
Mogrebi verſtümmelt, und unter diefem Nahmen uns Fein perfifher Dichter befannt ift, ‘fo gehö⸗ 
ven bie Gaſelen, welde in der dem Herrn Grafen von Rzewusky gehörigen Sammlung mehrerer 
perfifhen Dichter unter dem Nahmen Mogrebis ſtehen, vermuthlich Niemanden als Moaſi an, 
und in dieſer Vorausſetzung ſind die folgenden Gaſelen überſetzt. Sie gehören unter bie befferen Früchte 
des Myſticismus, der auf dem fruchtbaren Felde perfifcher Poeſie üppig gewuchert ; aber nibt immer 
in ſo geiſtig genießbares Korn ausgewachſen iſt. 


Du aalem tschist naksch u gureti dost. 


Was find die Heyden Welten, At Freundesbild und Form. 
- Was fag ich Bild und Abglanı, Sie felder find dir fremd. 
Ein Fluß der von dem Pierre, In Sluthen hergeſtrömt. 
Er kann ein Fluß nicht heißen, Er ſelber iſt das Meer. 
Uns emem Saamenkorne, Wenn es dem Grund entfeigt, 
Entfprießen Blätter, Früchte, Und Rinde, Marf und Gpfnt. 
Gewiß du wirft. nicht fehlen, Wenn du deßhalben fag'ft: 
Die alles was fich zeiget Sey nur ein einzig Korn. 
Wenn fi vor Hundert Spiegel SHinftelet ein Geſicht, 
Wenn's Hundertfach fi fpiegelt, Iſt's doch nur Fir Geſicht. 
Was du für Züge ſchaueſt . Bon diefem Angeſicht'. 
Es Hat fie nur Ein Mahler Vortrefflich ausgemahlt. 
Die Brauen und die Augen . Die du hienieden ſchauft, 
D wiffe Aug und Brauen Sind anders Nichts als Er. 
O blicke auf die Schönen, Blick' wieder auf fie hin 
An ihnen ſiich Erklärung, Der Schoͤnheit deines Freund's. 
Die Schönen find von jcher Der Blicke Gegenſtand, 
Moafi in dem Anſchau'n Verſenkt iſt ganı und gar. 


Sı tscheschmi mesti saki men charabem 


” Vom frunfnen Schelmenaug verftört, Und durd) dad Weinglas auſſer mir, 
Bin ich, ſeitdem ih Ihn erblickt, - Wied Haar gekräuſels Tag und Nacht, 
Ich babe weder Ruh noch Schlaf, Sein Auge raubt mir Ruh und Schlaf. 
Bald flöhne ich wie's Waſſerrad (1), Bald treib ich mich wie Mühlen um, 
Statt Thränen weint mein Auge Blur, . Dom Herz verfchwand des Waflers lang (=). 








(3) Im Perſiſchen Dolab, auf arabiſch Naura, das ſich noch fomoh! dem Nahmen ald der Sache nad, fo in 
Yegopten ald in Spanien (Nora) erhalten hat. Man muß mirklih diefem eintönigen nicht unangenehmen 
und zur Melancholie einladendem Geſtöhne Rundenlang mit einem fchwermüthigen Vergnügen zugehört dar 
ben (wie Der Ueberſetzer), um den ganzen Ausdruck diefes Verſes zu fühlen. 

(2) Der Waſſerglanz des Herzens und des Gefichts, metapborifch für Freude und Ehse. . 





Duech Lich ich’ ganz verloren bin, Ich ſuch' und finde mich nicht mehr. 
Vernichtet hat Die Liebe mich, Sch Tegte mich felbft auf die Gluth; 
Dann gab die Liebe Dauer mir, So dafı ih ohne fie nicht bin. n 
Moafi that auf ſich Verzicht (1), o. Im Dften fah er Sonnenlicht. 


Ei Husni tu. der ainei suret u maana. 


O Scqchonheit in des Worts, des Sinnes Spiegel, Erglanzeſt du dem Wi der Sehenden. 

Dein Aug’ erfreut der Anblick ſchoͤner Wangen, Das Aug’ Medſchnun's auf Leila’s Wangen ruht 

Es iſt Niemand als du im Rei der Schönheit, Zeit ift ed, das du fanft: Das Reich iſt mein. 

Beym Anblid deiner Formen, deines Wuchſes, Verlangt das Her; nicht Paradieſesluſt (2). 
Wenn deines Lichtes Abglanz fällt aufs Feuer, Verwandelt er die Hön’ ind Paradies. 

Bon Himmel und von Hölle iſt befreyet, Wer von den beyden Welten Nichts erfährt. 

Bor dem Verklärungslicht auf Sin«t - Eind Zaufende wie Mofes hier gefallen. 
Dein Antlitz liegt zwar offen, doch wie kann Ich deſſen Glanz mit blinden Augen ſeben! 


Es Yat Moafi ſich in dDisisr Schule Zwey Linien auf die Tafel nur gegeidinet (9), 
XL. 
Raſi (Abul— mefachir), 


lebte zur Zeit des Sultans Gafaßeddin Mohammed Sohn Melekſchah's, ein großer Gelehrter 
und Dichter, der zuerſt die Dichtungsart der Raͤthſeln in Schwung brachte, und- eine Kaßide zum 


Lobe Abul Haffan’s Ali Ben Muffa’s verfertigte, deren Verſe alle gekuͤnſtelt und myftifch ſind 
wie der folgende Doppelvers: 


Seine Fittige hat der Segel des geises verbrennet, 
Juſſuf's Hemde die Roſ' weine ad Suleicha's Aus (). 


Der Vetfaſſer ber Geſchichte der Familie Seldſchuk erzählt, daß Sultan Meſſud der Sohn | 
Melekſchah's, als feine Neiterey die Felder um Rei verwiüftete, auf die folgenden Verſe, die ihm 
Abul-mefachir ſandte, den Verwüſtungen feiner Truppen Einhalt gethan habe: 


D Herr! deß Hohe Herrſchermacht Weit Höher ald Saturnus fiht, 


Du , deffen Huld den Staub abwilhe, Der auf dem Blatt’ der Welten -fibt, 

Du bift der Herr auf Rei’s Thron, Auf den fih Sina's Kaifer ſtützt. 

Die Reiter find Heuſchreck und Ameif', Die auf dem Korn des Bauers ſitzt. - 
Stedm’ aus den Regen deines Rechts, r Auf den fo fang die Hoffnung fpist. 


"Die Dichter, welche glekcbzeitig mit Abul-mefadhir an dem Hofe Sultan Mohammed's lebten, 
waren Abul⸗maali Nahhas, Abulzmehfahir Heidſchek und Schübled-dewlet. ul: 
tan Mohammed machte fihb um den Islam vorzüglich durch feine Bemühungen, bie Schloͤſſer der 
Aſſaſſinen, und dadurch die Macht dieſes Meuchlerordens, zu brechen, ‚verbient. 


— 








(1) Der Dichter bat den alten Menfchen ausgezogen, nachdem er ſich in dem aldoniſcen proceſſe men 
Liebe vernichtet und wieder hergeſtellt hat. 


(2) Bon Wort zu Wort. Im feiner Schule hat fi Moaſi, der ABC - Tafeln verkaufte, von der 
Zeihnung bepder Welten das Elif und Das Ja (das ift das « und @) aufgefchrieben. 
G) Er verlangt weder nach dem Garten Edens noch nach dem Tuba, dem bimmlifhen Lotosbaume. 


(4) Das heißt: Die Roſe ftellt das blutige Hemde Juffufs' vor, welche ſtatt Juſſuf, Tränen um feine Ges 
liebte Suleicha weint, naͤhmlich die Tropfen des Thaues. 


n 


Dmär Chiam,- 


d 


einer der merkwurdigſten perfiſchen Dichter, einzig durch ben irreligioͤſen Inhalt feiner Gedichte, fo daß 


unſeres Wiſſens in ber ganzen Weſchichte perſiſcher Dichtkunſt kein zweyter ſich findet. Er iſt der Dichter 
der Freygeiſter und Religionsſpoͤtter, und darf in dieſer Hinſicht füglich de Voltaire perſiſcher Dicht⸗ 
kunſt geheißen werden. Es iſt merkwürdig daß wie”überall”fo auch in Perſien, die Freygeiſterey die 
Vorlaͤuferinn der Myſtik war, und daß das Zeitalter von dem tiefſten Unglauben zu dem boͤchſten 
Aberglauben überging. 

Omar Chiam, zu Niſchabur geboren, war einer der groͤßten Aſtronomen ſeiner Zeit, der 
den Ruhm Naßireddin’s und Ulugbeg's teilt. Die Aftronomie leitete ihn flatt zur Erkenntniß des 
hoͤchſten Wefens zur Laͤugnung beffelden, und das Nefultat feiner ungläubigen Betrachtungen legte er 
in vierzeiligen Strophen nieder, welche unter dem Titel Rubajat Omar Ehiam berühmt find. 
In feiner Zugend war er Schulgefährte mit Niſamol-Mulk, dem. nachmahligen großen Großwefire . 
Melekſchah's, und mit Haffan Sabbah, dem Stifter des Meushlerordens der Affaffinen, wel— 
der die Lehre des Unglaubens, ben Omar Ehiam in feinen Verfen verfündigte, durch die blutigen . 
Satzungen feines Ordens beſiegelte, und als Großmeiſter desſelben feinen alten Schulgefährten, den Groß⸗ 
weſir, weil er den Pfad des Rechts und der Tugend verfolgte, ſeiner Rache opferte Omar Chiam, als 
Freund Haſſan Sabbah's, half ihm vermuthlich zur Begruͤnbung ſeiner teufliſchen Lehre und Geſellſchaft. 

Die Verſpottung des Myſticismus, welche durch alle ſeine Gedichte laͤuft, ſcheint vorzüglich gegen bie 
muftifhen Gebihte Mo a ſi's des Dichterfönigs feiner Zeit gerichtet zu ſeyn, welcher aber nichts weniger 
als die Krone der myſtiſchen Dichtkunſt errang, inbem biefe ben fpäteren Dichten Senaji, Attar 
und Dſchelaleddin Rumi vorbehalten blieb. Es ift aber auch feine Spötterey nicht immer als reine 


Freygeiſterey zu verdammen, ‚indem biefelbe meiftens nur dem über alle ſinnliche Faſſungskraft hinauslie⸗ 


genden Myſticismus durchgeißelt, und in dieſer Hinſicht ſowohl für den Leſer als Ueberſetzer eine freu« 


dige Erſcheinung iſt, als eine ungewöhnliche Kraftaͤußerung eines beſonnenen Genius, der die Berfeln 
des Fanatismus und Myſticismus mit der Gerte der Ironie zu jerhauen verſuchte. 
Dmar Chiam lacht in feiner freyen Satyre des Dünkels der Ulemas, d. i. ber Theolns 
gen, und des Wahnd der Sofis, d. i. der Theurgen, wovon die erfien durch übertriebene Strenge 
die unfchuldigften Genüſſe verbothen, biefe durch die Vereinigungslehre bes Gefchöpfes mit dem Schb⸗ 
pfer ihr Ich mit der Gottheit felbft vermifchten. Um bas Beißende ber Stropben Omar Chiam's 
ganz zu fühlen, wird freylich eine vollſtändige Bekanntſchaft mit allen ben myſtiſchen Terminelogien 
der Sofis erfordert: von dem Theil und von dem Ganzen, vom Seyn und Nichtſeyn, von der 
Entmenſchung und Gottvereinigung, vom Falle und Wiederaufſteigen der Menſch- 
heit, kurz von der ganzen Myſtagogie, die ſich im Orient ganz fo erhalten hat, wie fie ſchon in ber 
äiteften Zeit in Indien und Aegypten gelehrt ward, und wie wir fie aus Samblihus und 
Porphyrius Eennen. "Omar Ehiam verfpottete die Myftifer, welche in Ermangelung überjinn- 


‚ Kicher Begriffs-Ausdrücke, fih mit den Worten finnficher Leidenſchaft bebelfen, indem er unter Wein 


und Liebe den wirflihen Rauſch des Genufles, und nicht den der göttlichen Wereinigung verfieht. Wir 
bedauern, daß die "Grenzen dieſes Werkes nicht geftatten, alle dreyhundert in. unterm Dranuferipte befinb: 
liche Strophen zu überfegen, indem diefelben faſt durchaus von-bemfelben: Werthe find, als die folgenden: 


— 




















Du wünſcheſt, daß zu Theil die werde Licht: 
Den?’ an den Tod, und an die Rahrung nicht, 


Thu' auf das Thor! denn’ der Eröffnende bil Du, 


Ich lege meme Hand iu Feines! Führers Hand, 


Sn dieſer Hand das Glas, in jener den Koran, 
Ich Hin im Weiltendom, von Türfis hochgewölbt, 


Bereit bin ich den Kopfbund zn verfaufen, 
" Den Rofentrang der hundert Nahmen Gottet 


Im Weinhaus do mein Liebchen giübend fieht, 
Wer ſich mie Liebeswein gereinigt hat, j 


Bin ich von Lieb’ und Wein berauſcht, fo Hin ic’3 ; 
Die Leute ſprechen Vieles Über mich: no 


Ich ſchaute geftern einem Töpfer zu, ' 
Da fprach der Lehm mit feinem eignen Wort: 


Ich bin an's Rofenantlig don Natur gebunden, 


Sn jedem Theil en wird ein Antheil mie erfunden; 


Am Zrühfing, wenn mir ein Hurisgefiche 
(E09 ſchändlich dieß auch daucht gemeinem Wicht) 


Die Nacht verjaget ſchon des Morgens Heer, 
Schließ anf bie ſchlummertrunkenen Narciſſen, 


Chi am! biſt trunken du, biſt du verliebt, ſey froh: 


Wie lange wirft du dich noch kümmern ob ich bin, 


- 


Ich ſprach: mein Herz ſoll Wiſſenſchaft verſtehen, 
Doch wenn ich's ſchaue reiferen Geſicht's: 


Ich trinke Wein, doch ſiehſt din mich berauſchet nicht, 


Warum ich Wein anbethe? weißt du das? 


Ich bin num eingefperrt im Käflchte des Daſeyns, 


Bi 


Ich will dem Nichts gern Hunderte Dankesopfer bringen, 


Da Nice nach unferm Wunſche geht im Leben, 
Ich ſitz gedaukenvoll Darob in Wehen, 





(1) Im Driginal: Bin ich ſclechter als ein Hund. 


(3) Wörtlih: Damis ich nicht mein Ib anbethe. 


Den Et für Slötentöne zu verkaufen, 


Der ſchlug auf friſchen Lehm gewaltig zu. 


RUN 


tZuerſt ehu’ deinem Mächten Böſes nicht, 
Denn Bendes Fümmt von ferbft als Endsgericht. 


Zeig’ mir den Weg! denn der Wegtvcifende vr Du. - 
Weit fie vergänglich find, der Ewige bi Du. 


Bin ic ein frommer Bald, und bald ein ſchlechter ann. 
Kein ganzer Siauer, und fein ganzer Mufulmen. 


2 


Fur einen Becher Weines zu verkaufen. 


Verrichte ich mie ibm mein. Gtofigebeiß. 
Berrichte vor dem Liedchen Tein Gebet. 


Bin id unglãudig Gotzen hold, fo bin icha; u 
Ich Hin derfelbe der ih bin, ſo bin ich's. 


-, 


.. 2 


Schlag' mid nicht fo; bin ich denn nicht was du? 


Und meine Hand ift an den Becher Wein's gebunden, 
Doch an das Ganzee find die Theilchen al gebunden. 


Die Kanne Weines ſchãumend reicht alt Schenke, 
Bin ih ein Hund, wenn ih and Paradies gedenke (1). 


Steh auf geſchwind, gib Wein der Mashen ber, 
Steh auf, zu lang liegſt du zu meinen Füßen. 


Haft ein’ Paar Tage du den Wein vereprt, fen froß! 
Da du nicht diſt, wie wohl du viſt, ſo lebe fra! ' 


Und wenig war, was ich nicht eingeſehen: 
Das Leben iſt vorbey — und ich weiß Nichts. 


Ich ſtrecke aus die Hand nach einem Glas; 
Damit ich nicht wie du anbethe mein Geſicht (2). 


Und wittre Duft des Nichts im Farbenlicht des‘ Daſeyns, 


„Wenn es den Nahmen rettet mir vom Schimpf des Daſeyns. 


Das nüsen MüH’, Gedanfen und Beftreben! 
Daß ich feit langem kam, und ſchnell muß gehen. 





' 


. 72 


Und dieb. die Neiter ſo zuſammen mit Luſt, 


Koßrem der Prinz gegen das Schloß flog, 
Kohrem zum Water alfo ſprach: Zu 
Aus Iran kommt dieß Heer von,tapf'rer Art, 
Er if} wis Isfendiar groß und hehr, 

Auch iſt er mie Rüftung angethan, 


' Bon Gram ganz voU ward Arſchasp's Herz, 


Er Herrfcht den Türken: Komme heraus, 

Erfcheint mit des ganzen Heeres Macht, 

Es bleib’ von Euch Keiner allhier, 

Der Herr ſetzt vom Schloß fih gleih in Bewegung, 
Als ed Nacht war auch Jofendiar 

Er macht auf die verſchloß'nen Kiſten, 

Um Wein und Braten ſich Alles regt, 

Nach dem Brod Drache‘ man drey Stäfer Wein, 

Er fprach: Heut’ Nacht iR Unglück allbereit! 

So zeigt «ld Männer Euch in Kampfesnoth, 

Dann- theilt in drey Theif er die Schaar, | 
Die erſte derfeiben fol mitten im Schloß ’ 
Die andere fol am Thor den Haufen ſchließen, 

Die dritte ſoll in dieſen Revieren 

Die noch vom geſtrigen Wein betrunken And, 

Er ſelbſt nahm tapfre Männer zweymahl zehn, 

Sur Burg Ardſchasp's ging er in Eiſen gehüllt, 


.Als er im Schloß hört das Hahnengeſchrey, 


Mit ihrer Schweſter ſchöͤn und gut, - 

Als in das Gemach kam Isfendiar, 

Es ſpricht su den Schweſtern der Löwenmann: 

Der Ort allpier if der Marktplatz mein, 

@rwartet nun, daß ich in diefem Kampf zum Lohne, 
So ging einder er mit indifchem Gchwert in der Hand, 
So macht er den Hof rein gar bald, 

©ie lagen rund um in Stüde zerhau'n, 

Als Ardfchasp endlich vom Schlaf’ erwacht, 

Er fpringe auf vom Bett’ und legt an ' 
Ergreift mit der Zaufl den niängenden Dolch, 
Adfendier forang zur Thüre herein, 


Ardſchasp erfchlagen 


Er ſprach zu igm: Nm ſchauſt du den Handelsmann 

Er bringt dir ein Geſchenk von Lohrasp, 

Es hingen fidy aneinander Ardſchasp und Isfendlar, 

Sie führten Schlag auf Schlag mit Dolch und Schwert > 
Und an Ardſchasp von Dienge der Wunden, 

Wie ein Elephant er gefallen war, 

Als Ardſchasp nun. darnieder lag, 

So if nun einmabl der Lauf der Welt, 

Wenn iein Herz du bindeft an dieſen Pallaſt, 

Als Ardfchasp von Isfendiar getödter würden, 4 
Er befahl Baden anzufteden, j 
Das Harem übergad er einem Verſchnittnen ganz, 
Berfiegeite das Geld und den Schatz, 

Ging dann sum Seal und feßt’ ſich nieder, 


XXC 

Daß ihre Köpf’ ihm formten einen Wall vor der Brut. 
Und dad Heer Hinter ihm nachgog. 

O Gonnenbeglängter, berühmter Schah ! 

Mit einem Zeidherrn wie ein Leopard. . 

Und gewiß naht fih dem Echloß Niemand als Gr. 
Die du gefeh'n im Schloß Kunbedan. 

Er trank nun noch einmahl den alten Schmeri. 
Bom Schloß auf's Feld eilet Hinaust - 

Bervegt euch wie Löwen der Schlacht! 

Und Keiner nenn’ Iran's Nahmen mir. 

Mit wundem Her; und eritbrannter Regung. 
Antegt das Kteib der Schlachtgefahr. 

Gedenkend derer die drinn’ verborgen niften. 

Da ward die Rüſtung angelegt; 


"Die tranken fie Jeder mit Freuden Hinein, 


Wenn ihr Eures Nuhmes würdig feyd, 

Und Küchtet vor Unheil Euch gu Sort! 

Die befteben will ſolches Kampfes Gefahr; 
Bekämpfen ven feindlichen Troß; 

Unermüdet im Blutvergießen; 

Auffuchen Alle die ſich einzeln verfieren. 

Erſtecht mie Euren Dolchen geſchwind. 

Die ſollten mit ihm andern Strauß beftch’n. 

Ein tapfrer Held, der wie Löwen brüllt. 

Begab er fi) zu der Freygelaffnen Prinzeffinn Humai, 
Die Wimpern teäufend von Schmerzensblut. 
Erblickte er wie den Lenz das verfchleyerte Paar. 
Entfernet Euch, dern Hier fängt der Kampf an. 

Das Silber, das Gold, der Weg ift mein. 


- Den Kopf aufopfee oder erobre die Krone. 


Todtfchlagend wen immer von Den Großen er fand; 
Kein von Großen jeglicher Geſtalt. 

Das ganze Schloß war en Meer vol Grau'n. ' 
War’s in feinem Kopf finfter wie die Nacht. 

Den perfifhen Helm, den Eiſenkaftan, 

Den Geifer im Mund, im Herien den Mol. 

Sn der Hand den Dolch von filbernem Schein. 


durch Isfendrar. 


Mie weltbezwingendem Schwert angethan, 

Geſchmückt mit Korallen von Kuſchtasp. 

Und über alle Maßen wüthend der Kampf war. 

Das bald üßer’s Haupt, bald gen die Mitte fährt,  - 
Sah man feinen tet, nähmii keinen gefunden. 

Da trennt ihm das Haupt vom Leib’ Isfendiar. 
Erſchallt Getöf’ vom Weibergemach. 


Daß ſie uns bald Honig bald Gift vorhäft. 
"Betrüß’ dich nicht, weil du hier nicht Bleibens Huß- 


Entſtand im Pullaſt ein allgemeines Morden; 
Den Pallaft anzuzünden an allen Eden. 

und raubt' ihm allen Schimmer und Glanz, 
Und Feine Seel blieb auf ihrem Platz, 


Nahm in die’ Hand Ehen indifhen-Säbel wieder. 


Zweyter Zeitraum. 


“ Einfluß des Arabien Lyriſche Panegyriker und romantiſche Dichter. 
Enweri und Niſami. | 


Syn zu Ende des vorigen Zeitraums verlor ſich allgemad die urfprüngliche Reinheit bes Deri oder 
der alten perſiſchen Hofſprache durch Bereicherung aus dem Arabifhen. Ohne in ihrem Grundbau et⸗ 
was zu verändern, nahm die perfifhe Sprache bloß die Wörter, die ihr mongelten, ala eingebürgerte 
Bremblinge auf, und verfah diefelben mit perſiſchen Biegungsfplben. Auch bierin ift die Perferinn ihrer 
Schwefter der Deutſchen ähnlich, welche fi ans den romanifchen Sprachen bereichert, die Vermengung 
aber mit andern, wie z. B. mit ber flavifchen, von jeher forgfältig vermieden bat. Diefe vom Vers 
faffer der vortrefflihen Geſchichte der f[Hönen Kedefünfte, in feiner Einleitung zur Geſchichte 
der deutfchen Dichtfunft, von der deutſchen Sprache gemachte Bemerkung, laͤßt fih vollfommen auf die 
perfifhe anwenden, welche zwar immer arabifhe Wörter willig aufnahm , andere aber, wie tatarifche 
und mongofifche, immer verſchmaͤhte; oder wenn ihr biefelben durch die Uebermacht tatarifher und’ mon 
golifcher Eroberer in hiſtoriſchen Schriften aufgebrängt wurden , diefelben meiftens burch beugefeßte Er⸗ 
Härung als Sremblinge bezeichnete. So finden ſich im perfifchen Wörterbuche Ferhengi Schuuri 
einige indifche und mongoTifcpe, und mehrere tſchagataiſche oder tatarifche Wörter, aber der 
bey weitem größte Theil. folder Eingewanderten find arabifche, deren Bürgerrecht fih aus dieſem 
Zeitraunte herſchreibt, und. die dasfelbe weniger der Herrſchaft bes Chalifats (denn jetzt faßen ſchon faſt 
überall Perfer und Türken auf perſiſchen Sürftenftählen), als der Herrfchaft bes Islams und dem durch“ 
aus arabifch betriebenen Sprach⸗ und Geſetzwifſſenſchaften zu ‚danken hatten, Die in Perſien regieren⸗ 
den Dpnaftieen, Zürken uud Perfer, buldigten noch dem Schatten des Chalifats und ber wirklichen 
Gewalt des Islams. 

Die großen Beyſpiele, welche die Fuͤrſten der Gaſnewiden und Seldſchugiden in Beim vorigen Zeite 
raume als Beſchützer der Wiffenfohaften und Künfte gegeben , blieben in biefem nicht ohne Erfolg und 
Nachahmer. Sandſchar, der Nachfolger Sultan Melekſchah'sin: Choraſſan, einer dor geprieſen⸗ 
ſten Fuͤrſten des Orients, verherrlichte ſeine Regierung durch Ehren und Belohnungen, die er an Ge⸗ 
lehrte unb Dichter vertheilte. Derſelbe Geiſt beſeelte auch ſeinen Neffen Behramſchah und ſeine 
Nachfolger bis auf den letzten, Meſſud dem Seldfſchugiden, der hierin mit Meffud dem früheren 
Safnewiden westeiferte,. und Toghbanfhah dem Neffen Togrulbeg's, mit dem biefe Linie der Sel⸗ 
dſchugiden erloſch, ‘wie fie mit Togrulbeg (dem Taryıyeonı& der Byſantiner) begonnen, Als ihre 
Herrſchaft erloſch, traten die Atabegen, welde fi derſelben als Mairos de palais bomaͤcht iget hat» 
ten, in ihre Fußſtapfen als Freunde der Wiſſenſchaften und der Gelehrten. Ildi giſ der erſte derſel⸗ 
ben und feine Söhne, Atabeg Pehliwan Mohammmed und Atabeg Kiſilarslan; waren 
große Dichterfreunde. Auch auf den Thronen von Shiswan und Chowareſm ſaßen gebildete Fuͤrſten, 
Gönner der Gelehrten, und als, nad dem Sturze ber Familie Chowareſmſchas, Jhars ban ben Ihrem, 
beftieg, belohnte er bie Dichter nicht minder großmüthig als feine Worfahren, In Hinſicht der Beloh⸗ 
nungen mar dieſer Zeitraum der glaͤnzendſte für die perfifchen Dichter ‚ wenn gleich nicht der ruůhm⸗ 
Hchfke für dieſelben, weil bie meiſten nun. ‚befoldete Lobredner ber Sürften waren, deren vu. viele 

f ds 


x 


Weihrauch abgeftumpfter Geruchſinn immer neuen Wohlgeruch des Lobes mit vielem Golde nit zu _ 
theuer zu erkaufen waͤhnte. So warb durch bie Eitelkeit der Fuͤrſten und bie Niedertraͤchtigkeit der 
Panegyriker die Poeſie zur ſchmeichelnden Folgemagd des Despotismus efniedriget. 
Es könnte dieſe Periode füglich die panegyriſche genannt werden, weil Sürftentob das höchſte Ziel der 
Poeſie fhien, und meil bie berühmteften Panegyriker, Enweri, Chafani, Sahir Farjabi und 

Acheſtegi, alle in diefem Zeitraume lebten. Bey ber mächtigen Aufmunterung eitler Sürften, und 
dem zahlreichen Zufammenlaufe feiler Poeten, bey ber Vefchränftheit bes gegebenen Gegenftandes und 
‚der Sprache, bey der Unerfättlichfeit der Preisgeber und Preiswerber, wurden gar Bald die Schranken 
gemäßigten Lobes durchbrochen, und die Hyperbel blieb. die einzige Figur, an ber fi bie Zuletztgekom⸗ 
menen noch mit einigem Glücke verfuchen Eonnten. So entſtanden bie berühmten Lobgedichte (wovon 
wir unten einige Beyſpiele anführen werden), in denen die Einbildungskraft die Schranken alles menſch⸗ 

fihen Lobes überfliegend , mit ihren Helden wahre Abgötteren treibt. Es iſt eine merkwürdige Erfcheis 
- nung,' daß unter ber Herrſchaft des Islams, ber jede Wergbtterung hoch verdammt, rechtgläubige 
Moeten es wagen durften ſolche Apotheofen ans Licht zu bringen. Zwar eiferten firenge Moraliſten und 
Ascetiker viefftftig dawider, allein Rob und Goldgier festen. ſich über alle Gefege der Kritik und des 
Geſchmacks hinaus, und da ihnen die Sinnenwelt nicht genug Farben mehr Both. zum Bilde ihrer 
Helden, griffen. fie diefelben "aus den Regionen der Geiſterwelt, und verirrten fi auf ihren Hippogry⸗ 
phenflügen ins Gebieth des transcendentalſten Unfinns. Bey einer genauen Analyſe ſolches Fürſtenlobes 
finder ſich, daß es eine wahre Vergoͤtterung iſt, indem alle Kräfte der Natur, von dem Willen des Ge⸗ 
priefenen: abhängig gemacht, von ihm allein Gefeß und Richtung empfangen. Sonnen und Monden 
fepreibt er den Lauf vor, Vernunft und Willen ſtehen ihn zu Geboth, und ſelbſt das Verhaͤngniß ift 
nur ein Sklave ſeines Winkos. Die Einbildungskraft des Dichters üderflügelt das Univerſum und 
fich ſabſt. on 

Wiewohl zu -diefor Zeit. te Stimmen üben den Rang diefer Panegyriker getbeilt waren, fo bat 

die Nachwelt doch einſtimmig für Enweri entfdieden, dem an ftellenweifer Erhabenheit und tönendem 

Wortflang Keiner der Uebrigen gleichkommt. Er lebte am Hofe Sandſchar's im gleichen Zeitalter 
mit Chakani, einem feiner vorzüglichſten Nebenbuhler im panegprifchen Gedichte. Diefer aber be: 
gab fig dann an den Hof Minotſche hr's des Fürſten von Shirwan, ben er durch feine Gedichte 
zum Himmel erhob: Die Fürſten wehteifersen mit einander in der Belohnung der Dichter, wie die Dich⸗ 
ter ins Lobe der Fuͤrſten. So waren Sahir Fariabi und Acheſtegi, weiche den. erften Platz dem 
Enweri und anter fi ſelbſt flreitig machten. „ die Lobredner von 3 ldigiſ. Außer dieſen freyen Lob⸗ 
“ sebnern. beftand- noch das: Amt eines Tihtkönigs, weiches am Hofe der Fuͤrſten von Schirwan bie 
Dichter Abulola und Felsfi', in dem Höfe der Atabegen der Dichter Sefer deh, und am 
Hofe des Selbfehugiden Togh an fMahes den. Dichter Eſraki begleitete. Diefer - würdigte nicht nur 
wie bie Übrigen feine Verſe zu unvermünftigem be, fondern auch feine Profe zu unfittlibem Sinnen- 
Eigel' herab. eine. fotabifhen Erzählungen traten’ an die Stelle der am abgelebten Sultane ˖ ver- 
brauthten Roigwitiel, und wirkten mehr: als bisfelben. Er ik der MWerfaffer mehrerer anderer beliebten 
und auch in Europa bekannten Erzdhfungen, wie die Reifen von Sindbad und Hindbad, und 
trat als Erzähler in die Fußſtapfen bes Dichters Naſtiſs, (dev unter Sultan Mahm: ud dem Seß 
newiden lebte,) bei Verfaſſert der Ta uſend Muhrchen (1). 












0) Notios sur le Gliahname. p. 52. Diefe Taufend Mähren ſcheinen nichts anderes als die Taufend 


— 














⁊ 


85 mn 


Die Proſe ſowohl als die Verskunſt erhielt in dieſem Zeitraume ihren foͤrmlichen Geſcoheber 
in’ Radfhid Wathwath, dem Hofdichter von Itſiſ Chowareſmſchah. Unter dem Nah⸗ 
men Hadaikeſeſihr oder Zaubergärten, verfaßte or eine Metrik umd Poetik, bie fih bie in bie 
neuefte Zeit in ungeſchwaͤchtem Anſehen erhalten, und eine Sammlung von Briefen, worin ihm Ka⸗ 
bus Schemfol:maali im vorigen Zeitraume als Beyſpiel vorausgegangen war (1). 

Neben der panegyriſchen Lyrik entknospte auch die myſtiſche, welche aber erſt im folgenden Jeit⸗ 
raume im hoͤchſten Flore ſtand, und nicht wohl im ſelben üppigen Boden mit ber vorigen zugleich ges. 
deihen konnte. Senaji der Worgänger Attars und Dſchelaleddin Rumi's, der mit denfelben 
das myſtiſche Kleeblatt ausmacht, wie Enweri, Chakani und Sahir Farjabi das Kleeblatt der 
Panegyriker, lebte in dieſem Zeitraume. Er verfaßte das Hadika oder den Ziergarsen, das Mu—⸗ 
ſterbild ſeiner Nachfolger, ein ascetiſches Werk vom erſten Range, womit er die Bahn der moraliſchen 
und myſtiſchen Poeſie brach. Die Srepmüthigfeit eines Derwifches , welcher die Schmeichekey ber Pas. 
negyriker laut tabelte, riß ihn aus bem Strome ber ‘Zeit, mit dem er ſchon fortzufhwimmen begonnen, zw 
ven myftifchen Inſeln der Seligen hin. Senaji, der erſte feſt auftretende myſtiſche Dichter, ward von ſei⸗ 
nen Nagtotgern At t ar und Dſchelaleddin üÜbertroffen. Nifami, der erſte große romantiſche Dichter, 





um 


und eine Nacht zu ſeyn. Meſfudi fagt ausdrücklich, daß die unter dem Nahmen der Tauſend 
und einen Nacht bekannten Maͤhrchen, nichts als die arabiſche Ueberſetzung der perfifhen Tauſend 
Mährchen ſeyen. Da aber Meſſudi ein Jahrhundert vor Raſti lebte, ſo iſt dieſe Stelle entweder 
unterſchoben, oder Raſti war nur der neue Bearbeiter des älteren perſiſchen Werkes, das unter Harun 


oder Mamun ind Arabiſche, und, jedem vietfaluia vermehrt, von Galland aus dem YArabifchen ins Fran⸗ 
söfifche überfegt worden iſt. 


(1) Die vorzäglichften rhetoriſchen und epiftolographifchen Werte der Derfer find : 


Terdfhiman-ol-befaghät, der Dollmetſch der Beredſamkeit, von Farruchi. 

Kemal-ol⸗-belaghat, die Vollkommenheit ber Beredſamkeit, von Kabus. 

Kenſ-ol⸗belaghat, der Schatz der Beredſamkeit, von Ahmed Ali Ben Ahmed. 

„Dakaik-eſch-ſchür, die Feinheiten ber Poefie, von Ali Ben Mohammed, nachgeahmt dem Zaubergerten 
Wathwath's. 


Dakaik-ol-hakaik, die geindeiten der Wahrdeiten/ eine perſſche Sononinit, von Kemalpaſchaſade, ge⸗ 
ſtorben 490. 
N 
—Duſtur⸗ol⸗Kiatib fi talim⸗it meratib, Richtſchn des Sdreiber⸗ in Beſtimmung der Stufen, von 
Mobammed Ben Hinduſchah, vorzäglih aus der Briefſammlung Wathwath's gezogen, dem Sultan 
Oweis Ben Behadir dem Dſchengiſiden zugeeignet. 


Samaideorsreffail, die Regeln der Briefe in vier Theilen, von- Seen Ben: Abdoimumin Almoſafferi 
eine vollkommene Epiſtolographik. 

Etteweſſul ilat-terreſſul, Anweiſung zum Briefſchreiben von Moh ammed Ben Almojed von Bagdad. 
Menafir:ol:infha, Unfihten der Vrieffehreibetunft, von Mohammed Ben Scheib Mohammed ‚aus 
Gilan, berügmt unter dem Nahmen von Ehodfha Dſchihan, das iſt des: Lehrere der Welt, eines der 
gelehrteſten, reichften und frepgebigften Wefire feiner Zeit. Er Rarb nah Hadſchi Chalfa im Fahre der 
Hedſchira 886 , (Ehr. 1481). Eine fehr ansfuͤhrliche und vor allen übrigen gefchägte Epiftolographif. 

Humajunname, eine perfifche Brieffammlurg-, von Mohammed Ben Ali: Ben Dſchemali, 

RiſſaleiNifchaburi, der Tractat Niſchaburi's, von Schahfur. 

Die Briefſammlungen Dſchamis, Saib's und anderer Dichter. 


86 nen 


dlied auch der größte derfelfen, unerreiht von feinen fpäteren Nachfolgern, von Chosru aus Dehli 
und von Dſchami. Die Gattung ſelbſt war zwar aus ber aͤlteſten Zeit ber bekannt. Aeltere Dich⸗ 
ter hatten bie Liebesgefhichte von Wamik und Afra, von Ramin und Weiffe, und in diefer. 
Epoche hatte Amik von Bochara die Gefhichte des aͤgyptiſchen Juſſuf mit Suleiha, and Ras 
ſchid aus Samarland eine andere Riebesgefchichte unter dem Titel: Mihr und Wefa, di. Liebe 


- und Treue, befungen. Aber fo feine Vorgänger als feine Nachfolger übertrifft bey weiten Nifami 


von Gendf ch, nicht zu verwechfeln mit dem dlteren Nifami Arufi, ber größte romantifche Dich: 
ter der Perſer, deffen fünf vorzüglichſte Gedichte nach feinem Tode gefammelt, unter dem Nahmen 
EChamffe oder des Fünfers berühmt, das Mufter aller fpäteren großen romantifchen Dichter wur⸗ 
den, welche meiftens denjelben Stoff bebandelnd, mit dem Fünfer Niſami's wetteiferten (1). 

Auch die Satyre, wovon der Water der perfifchen Dichtkunft Firduffe in feiner Erbitterung 
wider Sultan Mahmud Proben gegeben, erbielt einen befonderen Bearbeiter. in Suſeni, doch fcei- 
nen feine Werke mehr Pasquillen ald Satyren gewefen zu ſeyn, weil fo Dewletſchah als Dſchami es 
"für unſchicklich gehalten, von bdenfelben Etwas in ihre Werke aufzunehmen. In dem Maße, wie fick 








(1) Die berühmtehen Fünfer oder fünfgetheilte Sammlungen perſi (der romantiſcher Gedichte find bie fol⸗ 
genden fünf: ' 

Der Zünfer Nifami's, der Fünfer Chosru's aus Dehli, der Fünfer Didam’s, der Sünfer amp, 
der Zünfer Hatils. Die von ibnen und anderen romantiſchen perfifhen Dichtern befungenen Liebesge⸗ 
ſchichten find: Die Liebe Auffufs und Suleicha 8, choerus und Schirin's, Leila's und Medſchnuns, und 
die Züge Alexanders, naͤhmlich: 

Juſſuf und Suleicha, von Amik, von Raſchidi, von Dſchami, von Meſſud aus Kun, von Moham⸗ 
medbeg Salim und von Firduſſi. 

Edosru und Schirin, von Niſami, Chosru aus Debli, Hatifi und Kaſſim. 

Leila und Medſchnun, von Aſun, Oſchami, Chosru, Hatiñ und Kaſſim. 

Das Buch Alexanders, von Niſami, Dſchami und Ehosru. 

Heftpeiger, d.i. die Beben Geſtalten, von Nifemi; Heftmanfar, di. die fieben Anſichten, von Harif. 

Nuh fiper, d. i. die neun Schilde, von Mir Ehosru; Nuh manfar, d.i. die neun Unfichten. 

Der Schah und der Derwiſch, von Aarifi und Hilali. 

Der Ballen und der Schlägel, von Warifi, von Dſchadſchermi und Kaſſim. 

Mihr und Muſchteri, d. i. Sol und Jupiter, von Scheich Mohammed dem Sohne Attaro. 

Midr und Wefa, d.i. Liebe und Treue, von Raſchidi aus Samarkand. 

Oſchami und Dſchem, d.i. der Bechg und Didem, vom Scheich Ewhadi aus Ißfahan. 

Behram und Gulendam, d.i. Mars und Roſenſtengel, von Katib aus Nifchabur. 

Behram und Anapid, d. i. Mars und Venus, von Hajani. 

Suleiman und Ballkis, Di. Salomon und die Königinn von Saba, von Rifamt and Aftrabab und: son geiſt 

Humali und Humajun, von Chodfcha German Mohammed Ben At Murfhidi. 5 

ul u Hormus, d.i. die Rofe und Hermus, vom Scheich Attar- 

Sul uNRevrus, d.i. die Roſe und das Neujahrsfeſt, von Mewlana Dfcelntedvin. 

Gchem u permane, di. das Lit und der Schmetterling, von Samiri aus Hamadan, von. Eli. und vor 
Emreddin aus Menſilabad. | 

Huffu iſchk, d.i die Schönpeis und die Liebe, von Kiatibi. 

Nafiru Manfur, di. der Anſchauende und der Angeſchaute, von Wahſchi. 

Salman u Abſal, von Dſchami. Wamik u Afra, von Anßari, von Zalfii, Dſchordſchani und Samiri· 

Weiffe u Ramin, von Niſami, ungewiß ob vom erſten Aruſi, oder vom zweyten aus Gendſch. 








bie Sprache, fo in 'gebunbener als ungebundener Rede, durch Bereicherung aus dem Arabifchen ausbil- 
bete, veralteten bie fräßeren Ueberfegungen fremder Elaffifcher Werke, und das erfte berfelben, die Fa— 
beln Bidpais, welhes Abunafr der Samanide dur feinen Weſir Balaami-in Profa, und 
duch Rudegi in Verfen :hatte überfogen Taflen, wurde num abermahl aus dem Arabifden in pers 
fifche Profa überfegt von Hamdeddin Naßrollah (1) auf Befehl Sultan Behramſchahs 
‚bes Bofnewiden, bem diefelbe Ueberfeßung ſowohl, als das muftifhe Werd Senaji's, der Ziergar: 
ten, ‚geeignet if. Unter den großen perfifhen Gelehrten biefes Zeitraumes, welche aber Arabifch 
ſchrieben, haben Raghib von Ißfahan und Zacharias von Kafwin erflaunenswerthe Werke gelier 
fert, die in ihrer Art alle folgende Jahrhunderte hindurch unübertroffen geblieben find. Der erfte ift 
der Verfoffer bes großen Mohaferat, einer Anthologie in Proſa und Werfen, die ſich am beiten 
mit den Eklogen des StobAus vergleihen laͤßt; der zweyte, ber Naturbeſchreiber, ber Ariſtoteles 
und Plato der Araber, hinterließ ein Eosmographifches naturbiftorifches Werk, worauf die Auspige yon 
-Heren Chezy in Herrn Silveſtre be Sacy's Ehreftomathie und durch Herrn Ideler's gelehrte 
Arbeiten neuerdings bie Aufmerkſamkeit europdiſcher Gelehrten hingelenkt haben. Aber früher noch als 
Sekeriſa (Zacharias) dieſen Gegenſtand arabiſch behandelte, hatte Mohammed Ben Ahmed aus 
Tus (der im Jahre 565 der Hedſchira verftorben) Die Maturgefhichte befchrieben. So hielten bie - 
naturbeſchreibenden Wiſſenſchaften gleihen Schritt mit dem Fortgange ber ſchoͤnen Litteratur. . 


XI. 
Amik aus Buchara, 


ein großer Dichter aus der Zeit Sultan Sandſchar's, der Verfaffer-.eines romantiſchen Gedich!es 
über die Geſchichte des aͤgyptiſchen Juſſuf mit Suleicha, ber Gemahlinn Putifars, von Watmwat, 
in feiner Poetik Hakaikef-fihr, bas ift Zaubergärten, oft als Authorität angeführt. Vorzüg⸗ 
lich ſchoͤn find feine Trauergedichte. Ad Mahmelek, die Tochter Sultan Sandſchar's ftarb, und 
ihr Vater fi über ihren Tod ungemein betrübte, verfangte er ein Trauergedicht von Ami, der blind, 
alt und ſchwach um Entſchijldigung bath, Feine fange Elegie liefern zu koͤnnen, aber die folgenden 
Derfe verfaßte. (Es war eben Frühling.) 

Sur Zeit wo Kofen Blüpen auf dem Feld, In Staus die neuentblüßte Rofe fällt, 

Zur Zeit wo Blumen feuchtet Morgenthau , Veztrocknet die Narciſſe auf der Au. 

Sultan Sandfihar, einer ber größten und gerechteften Fürften, deren die Geſchichte erwähnt, 
regierte bo Jahre lang, zwanzig als Stellvertreter feines Waters und vierzig in feinem eigenen Nah: 
men. Ein großer Befhäger der Dichter, von denen mehrere ber berähmtelten an feinem Hofe lebten, 
wie Edib Sabir, Watwat, Abdolwaffi, Ferid Katib, Enweri, Chakani, Melek 
Amad, Suſeni, Seid Haſſan von Gaſna, Weheſti. Dieſer letzte, ein beſonderer Liebling 
des Sultans, machte eines Tages da es ſchneite die folgenden Verſe: 


DO Schab! der Himmel ſchmuͤckt des Gluckes Pferd, 


(Fr dich vor allen Zürſten preist und ehrt. 
Mit Silber uberzieht er Roſenbeete, 


Damit dein Pferd auf weiſſe Roſen krete. 





(1) Derſelbe mit Ebilmaali Naßrollah Ben Mohammed Ben Avdolbanud Meftufi, deſſen perſiſche ueberſe⸗ 
gung Herr von Diez für eine arabifche gehalten. ©. Diez aber das eonigliae Bud. 


- 


Der Sultan war fo wohl bamit zufrieden, daß er den Dichter in ſeine innigſte Geſellſchaft auf⸗ 
nahm. Auf den im Jahre 551 (1156) erfolgten Tod Sultan Sandſchars erſchienen folgende Merfe: . 


it Giegespfeil und mit Erobrerfunde Bejzwang die Welt Ich unter meinem Tritt, ' 
Es fielen Feſtungen dem Wine, in @ile, Die Reib'n der Schlacht durch einen Schritt. 
Doch nügte Nichts als eilig kam der Tod: | Die Dauer. und die Herrſchaft find bey Gott... 


gatran Emir Ben Manßur, 


der Meiſter vieler Dichter; beſonders Enweriſs deſſen Ruhm den bes Lehrers übertraf. Er wär in Ter⸗ 
med geboren, hielt fih aber in Bald auf. Er widmete ein Werk über die Pferde, Beresname, dem 
Emir Ahmed Komadſch, dem Statthalter Balch's unter der Negierung Sultan Sandſchar's. Die meiften 
Dichter Balch's und der Ränder jenfeits des Oxus, wie Raſchid ven Samarkand, Rubi, Schems 
fimkeſch, Adnani und ber Sohn Dſchem dſchem's waren Katran’s Schüler: Zuletzt hielt er ſich 
in Irak auf. Watwat ſchaͤtzt ihn beſonders als einen großen Verſekünſtler, der in ſeinen Gedichten 
haͤufig vorkommenden poetiſchen Kuͤnſteleyen willen, als Refrain's, doppelte oder reiche Reime u. |. w. 

Eines feiner beften Gedichte mit Schlußfall und Doppelreimen ift das folgende: 


Das Merr ſchmückt fih mit Perlen Laſt auf Laſt Und Wolfen regnen Perlen Laft auf Laſt, 
Und während deſſen fi die Erde freut, Grrvblickt fie fi in Perlen Laſt auf Lafl. 
Die Wett ift nun bedeckt mit Rof auf Noöfen, Hachtwöger jest in Vers und Profe fofen. 
Der Wind fchenft Hyacinthen Ambraduft, . Der Regen aus den Tulpen Gluthen ruft, 
Die Blumen kraͤuſelt Zrühlingswind gefchwind, Der Garten ſchmeichelt ſeinem Kind gelind: 
Die Rofe zeiget fih) am Fluß, am Buß, Ruft Liebende zu dem Genuß, Gerufß. 
Die Anemonen ſtahlen fih Korallen, ' Die Bänger flahlen von den Nachtigallen, 
Der Tulpe Farb' if vom Rubin Gewinn, Des Eampherd Duft fährt durch die Sinne Hin. 
In Wüſten if jetzt Rofenhauch Gebrauch, Der Schönen Lodenhaud ift Mosſschushauch. 
Die Lirbe mich zum Sklaven macht mit Macht, . Das Hersblut tritt ind Aug’ von Nacht zu Nacht. 
O D du der Schönen von Kaſchmir Emir, Du wurdeſt zum Verraͤther bier an mir. 
Geſicht und Haar find Nacht und Dich Hey Naht, - Das Haar die Rat, Yeficht der Dieb bey Nacht; 
- Die Tuipe farbe im Frühlingsroth fich roth, Für fie den Wangen Glanz aufboth Geboth. 
" Die Blide fehren ſich ind Herz mit Schuterä Wie Pfeil auf Pfeil mit Schmerz ins Herz. 
Es gab Chalit Trergebigkeit Der Zeit, Es iR dem Stern Dſchafers (1) die Zeit geweiht. 
° ⸗ 
| XXIH. 
U Ewhadeddin Enweri, 


der größte Dichter Perfi ens in der Kafide oder dem panegprifchen Gedichte, und zugleich einer der 
gelehrteſten, wie es denn Überhaupt unmöglich wäre, ſich in der Einförmigkeit des Gegenſtandes nicht 
zu erfhöpfen ohne Zuflucht zu gelehrten Beziehungen. In ber Safele die bios Wein und Liche, 








. 
— = 





—88 chafet, der Freygebigſte der Barmegiden 











nn 89 —— 


ſinnliche oder überfinntidhe beſingt, greift der Sänger aus feinem eigenen Buſen ben unerſchöpflichen 
Schatz von immer frifchen Bildern und immer neuen Ausdruck berfelben Empfindung; aber in der pas. 
negyrifhen Kaßide, die immer und ewig nur bie Macht ber Sultane und die Weisheit der Weſire 
preifet ‚ würbe der Dichter bald verſtummen, wenn ihm nicht die reiche Vorrathskommer hiſtoriſcher Kennt⸗ 
niſſe und mythologiſcher Anſpielungen zu Gebothe ſtaͤnde. 

Enweri iſt in dem Diſtrikte Abiurd in dem Dorfe Bedna nahe bey Mehna geboren. Dieſe 
Gegend heißt das Feld Chaweran, und Enweri hieß zuerſt Chawerani; den Beynahmen En— 
weri legte ibm erſt fein Meiſter, der Dichter Amar, bey. Er ſtudierte an dem Collegium Manßur's 
zu Sus, und faß eben am Thore desfelben, als Sultan Sandſchar feinen Einzug hielt. Da zog ein 
ftattliher Mann mit vielen Pferden und Sclaven vorbey, und als Enweri fragte wer er ſey, erhielt 
er zur Antwort, es fen einer der Dichter des Hofs. »Gott ſey Lob!« rief Enweri aus, »Wiffenfchaft 
und Kunft iſt fo hoch geehrt, während ich hier im Staube fiße; von heute an will auch ich Dichter feyn !« 
und er war's. Noch dieſelbe Macht verfertigte er die berühmte Kehide sum Lobe Sultan Sandſchar s, 


die ſo anfaͤngt: | 
Herz und Hand find Meer und Schacht, 


Am Morgen brachte er ſie dem Sultan, der poetiſches Verdienſt zu ſchaͤtzen wußte, und ihn ſogleich in 
fein Gefolge mit den gewöhnlichen Dichterehren und Vortheilen aufnahm. Er verfertigte nun nach⸗ 
einander einige feiner beften Kaßide, unter andern die: 
Die Welt if wieder jung und ſchoͤn, 
eine der ſchwerſten bie vor andern eines Commentars bedarf. Enweri verlegte ſich auch auf die Aftros 
logie und fehrieb einige Abhandlungen, in feinen Vorherfagungen war er aber nit glücklich. So fagte 
er, als die fieben Planeten im Zeichen der Wage zufammentrafen, einen ungeheueren Sturm vor. Ale 
aber in derfelben Nacht Jemand mit einem Licht ohne Laterne auf das Minare flieg, fo blies ihm der 
‚ Wind nit einmahl das Ticht aus, und in demfelben Jahre war nicht einmahl Windes genug, das Getreide 
rein zu würfeln. _ Enweri, der ſich hiedurch Tächerlich gemacht, ging nad Balch, wo es ihm aber nicht 
beffer ging. Die Einwohner wollten ihn zwingen die Stadt zu verlaffen, und würden es durchgefeßt 
haben, wenn nicht der Richter Hamideddin Melwapdfchi, ale fein Beſchüuͤtzer, ſich feiner angenommen 
und fi für ihn mit einem Schwure verbürgt hätte. Da dichtete Enweri das Schwurgedicht, das. 


fo anfängt: 
M osteminen wehe! Wie der Weltruf kreiſ't, u. n w. 


Er ſtarb zu Bald im Jahre 547 (1152), und liegt dort begraben neben ber Begraͤbnißſtaͤtte Sultan 
Ahmed Chosruje's. Enweri ift einer der vier großen Männer, weldhe das Land Chamwerian ver: 
berrlicht haben, die drey anderen find Chodſcha Ali, der Wefir Togrulbegs des Sohns Michaels bes 
Seldſchugiden, dem. der große Niſamolmulk als Weſir Alparslan’s nachfolgte, der. Meifter Eſſaad 
Mehne, einer der größten Schriftgelehrten, der vor Bultan Melekſchab mit dem groben Gaſali 
disputirte, und Ebu Said, der große Scheich der Sofi's (1). 


Yuf die Abweſenheit Firuſſchahs von Bald. 


Als Ahmed der Sefandte des Heren von Mekka entfloben, 
Bar mit ihm auf Iang Hoffnung den Brüdern entfloh'n; 








() Bon Enweris anfehnficher Gedichtfammfung befinden ſich in Wien zwey Eremplare, das eine in der Biblio⸗ 
thek der k. k. Oriental. Akademie, das andere in der des Hrn. Grafen von Rzewuski, woraus die Proben, 
oo. M “ " 


x 





(1) Helfer des Emirolmomenin war der Titel, den die Sultanen aus der Familie Seldſchukf führten. 


LT 90 RXXX 


Aber als nun mit Sieg die Schaar des Prodbeten zurũckkam, 
Blüht’ wie Rofenſtrauch friſch an dem Morgen fie auf. 
So als von Balch war entfloh'n Ahmed Biruf der Gebietber, 
Biel gufammen die Stadt wie in dem Herbie. das Laub; 
Uber ais er fie nun mit hohem Schatten beglüdte, . 
Wurde fie wieder belebt wie von dem Oſte der Aft, 
Bott dem Herren fey Dank! weil bis zum Tag des Berichts nun 
Jene bes Islams Dom, diefer die Kaaba vor ſtellt. 


"An Sultan Melekſchah. 
'Schad basch ei Chosru Aadil Ammadi hakki din. 


Freu' dich Choeru, du gerechte Stuͤtze der Waprpeit des Glaubens, 
Lebe lang, o Emir! Helfer des ßür ſtlichen Hofst (ı)' 


Groͤßter der Könige Du! 0 Herr der Erde, Melstfhab: 


. .. Du biſt Darius der Seit, du bill. Darius des Raums, 
Du bift der Herr und deinem Befehle geborchen die Ritter (=), 
Unterthänig fchwört Sonne Gehorſam dir zu! 
Du mit dem goldenen Glus, ſchenkſt Tage des Lebens der Sonne, 
Himmel verspeidigen du, indifhes Schwert in der Hand. 
Mond und Sonne, fie tragen im Munde das Bufbigungsfiegel, ’ 
Eingebrennet It Erden und- Waſſern das Maal. 
Deine Billigkeit halt die ganze Schöpfung in Ordnung, 
Und in Ewigkeit preiſen die Shöpfungen dic. 


Preis ſeines eigenen hohen Muthes. 


Segi chischm u ehari schehwet ki sebun girinist, 


"Hunde des Zorn’s und Efel der Wolluft, mächtige Schaaren, 
Beißen die. alte Welt arimmig mit fletſchendem Bahn. 


Meine Seele, ver Here in meiner Perfönlichkeit Reiche , 


Hat mit der Strafe des Worts beyde gebändiget nun. 
Türen und Tatarn , ihr ſeyd feibhaftige Eſel und Hunde, 

Denn ihe wiffet von Nichts aufier dem Fraß und Genuß. 
Sag’ was immer du willſt von meinem erhab’nen Muthe, .. 

Wenn du zu dem Dienft foicher Gebiether mich ruf'ſt. 


® 





Deinen Zeinden ergeh's, vier Stüden des Zeltenbehoöͤrs gleich, 
Dann magft immer du lieblicher Rube dich freu’n. , 

Seyen fie fäts wie Spänne gefpalten! wie Lappen Jerriffen ! 
Wie die Nägel geklopft! und wie die Pfähle geſteckt 


Auf das Bolh. 


Mächtiger Himmel, der du am Finger erhabenen Muthes 
Sonnengoldring trägft , Zeichen des edelften Stammes, 
Sich! Freygebige wie Chatem erleichtern das Leben, 
Aus den Wern ziehn Elende mühſam dag Gold, 


(2) Die Peblimanen , oder Kämpen Altperſien's. 








RUE 9: unvn 


Senen fol von Lob wie Fackeln die Wange. fläts glänsen, 

Die feyen Wünfegetrennt wie von dem Honig das m - 
Jene ſollten nie aus Eden wandern mit Adam, 

Dieſe mit Karun () ſtürzen aus Erde herab. 


Klage über das Zeitalter. oo. 
win Fuchs lief voll von Seelengram, Ein andrer Fuchs zu felbem kam; 
Er ſprach: Was Fünden bu mir an? „Nach Eſeln jagt Heut der Sultan. 
Er ſprach: Du biſt ein Eſel nicht — »Ja wohl! allein ein Pur; Geſtcht 
»Das unterfcheider nicht genau, »D5 Efel oder. Fuchs es ſchau'. 
„Deum furcht' ih, Bruder, mich mit Reqht, »Daß mir's ergeh' als Eſel ſchleche; 
„Im eſelhaften Menſchenreich Hält man die Züchfe Eſetn glr’ „.« 


An den Dichter Schedfihaai. 


Schedschai ei chatt u schiri tu dami u danei akl. 


Dem Vernünftigen find Lodfpeife Schedeſcha aid Gedichte, 
Hundert Vögel mie ich fliegen begierig darauf. 
Seh mein Gedicht und Lüß’ vor dem Herrn die Erde und ſag' ihm: 
Du, bie Tugend Der Zeit, Tugendepocde bifk du! 
Hundert Iaprhundert geh'n vorbey ehe einmahl das Weltall 
Einen Liebling gebiert, einzig gelichet wie du! 
©rinem Saume naht fich jetzo die Erd’ als eih Weibchen, 
Wie ein Härchen dem Kamm gählings entführee vom Wind 
Wenn ich gegwungnerweife die Schultern sum Dienfte befaftet, 
Iſt's für deinen Dienft , daß ih dem Baufe entfloh. 
Als Simurg haft über die Zeiten den Zittig verfpreitet, 
Zliegen siomt dein Neſt nicht sur Behauſung des Schlafs. 
Deiner Würde Gewicht gibt Sternen beſtandige Schwerkraft ), 
Und im Gleichgewicht hält es den Himmel empor. 1 
Deine Würde hält mich von deinem Dienſte surüde, i 
Mir genügt dein Brunn, nimmer ergründlich dem Aug. 
Aber dem Manne des Auges, ihm wirft du's, Hoff’ ich, gewähren, 
Daß er vor Deiner Thür’ fige gebeuger zum Dienſt. 


Sich ſelbſt zum Rathe. Fa 
Enweri schir u birs danı \schist. 
Weißt Enweri was Vers und dad Begier ? Da eine iR ein Rind, bie andere Amme. . 
Es ſtehen Ehren deinen Wünfchen fern, So lang du nicht den Fuß aufhebſt zum Reifen, 
Du trägt von Wilfenfchaft wie Bahnen Krone, Mas wii du denn wie Hühner Eyer legen. 
Dem Ohr, dem Hals der Männerfeele ziemt Kein Schmuck fo aut als Unternehmungsgeifl. 
Dein Leben ift ein koͤſtliches Geſtein, Du biſt ein Dichter , deffen Ruhm weit fiyattet. 


Gib nicht wie bürres Gras die Berfe weg, 2DDie köoͤſtlichen, du koͤſtlich Schattender! 
2 _ L._ + _ — — BEE 


(1) Karun, der Kora der Schrift, mit feinen Schägen von der Erde verſchlungen. 
(2) Diefer Ders, fange zuvor von einem perfifhen Dichter gefungen, ehe Rewton über die Schwerkraft der Hl 
melskörper nachdachte, iſt In dieſer Hinficht ‚äußerR merkwürdig; wir führen ihn daher wörtlich au: 
Es diſchahbi tur Hemi Fi abteran girane kunend. 
Ex dignitate tua est semper quod sidera gravitent. 
Ber afuman fi muvafleri afumanei en. 
In evelo per sequilibrium teeti tui. 


Ma 





nu 923 a, \ 


Philoſophiſche Lehre. 


Soffara naksch mikerdend nakaschani tschie, 


In Eins mahlten Mahler einen Saal (ı), O Hör! Nichts Beßres HörK du alljumant. - 
Die eine Hälfte mahlt ein Mahler gany, Die andre mahlt er auch mit Mani’s any, 
So, baf was du auf einer Hälfte ſiehſt, Genau du wieder auf der andern ſiehſt. 
Du den, daß fih der Baal in dir befindet, So hoch erhaben und fo feft gegeündet, 
und iſt Die eine Hälfte nicht gemahlt, Befleiß' Did daß mit Glanz die audee ſtrahlt. 
Rath. 
D Mann der Zeit, Vernünft'ger oder Thor, Drey Dinge [ehe dir vor Andren var; 
Wenn du dich Hoffeft su befreg'n aus Ketten, So kannſt du dich nur mit den Dreyen retten, 
Und die Vernunft gibt Keinem das Geleite, Dem diefe Drey nicht wurden erſt zur Beute, 
Bu welcher Gecte dich bekennen magſt, Durch diefe Drey den Leiden du entſagſt. 
Millſt du fie willen, fe vernimm fie heut: Geradheit, Urspeit und Verträglichtele. 


Ermahnung. 


Auf Wiſſenſchaft und Kunſt verleg dich nicht, Sonſt bettelſt du dich durch als armer Wiche 
Verleg dich auf Muſik und Poſſenreißen, Daß Groſ' und Kleine dich willkommen heißen, 
Glaub' nicht ein Buch, ein abgelegner Plab, . Sey für die Weifen beffer als ein Shah. 
Kenn Thoren diefes Glückes Werth nicht kennen, "Go müffen fie Bernunft wohl anerfennen. 
Deun Pharao verdammt ſitzt auf dem Thron] Dem Mofes ward ein Birtenflab sum Lohn.‘ 
Ueber die Zufriebenheit und das Anfihhalten. 
Es ſprach gu mir ein Freund: woher? woher? Warum Taßt du dich denn nicht ſehen mehr? 
Ich ſprach Hierauf gu Ähm ganz ohne Echeu: Mein Greund, ich liebe nicht Befanntfchaft nem, 
Er (prach: Du kannſt endlichen Yier der Laf, Wo du niche Dienft und nur Belohnung haſt. 
Ich ſorach mis einem Verſe Amadis, Was fagte ich ihm Denn? Ich ſagte dieß: 
Der Schmer; iR minder nom gebrochnen Beim, BH6 Miedrigen um Mumia (») Iäftig ſeyn. 


Koßide, zum Lobe Sultan Moafebdin Schah Sandfihar's. 
Eine ber berühmteften des Dichters, und bie erfte womit er als Lobredner Sandſchar's aufırat. 
Ger dil u dest bahr u kian basched. 


Gera und Hand find Meer und Schacht, Ser und Hand gehört dem. Seren, 
Som, dem Weltenfürſt, defien Wort - Wie das Loos, Die Welt regiert. 
Schah Sanudſchar, deß Iehter Sclave König auf der Erde if. 

Menſchen und Dämoren siert Seines Machtgebothes Maal, 
Seinem Shape zollt als Pflicht Alles Schaͤtze, Schacht und Meer 
Wenn der Erde gilt fen Zorn, Ss im Himmel ſicher nicht, 
Blickt cr an die Welt mie Macht, Gehet Leben in ipr auf. 


G—— — —— — — — — — ————— —————— — 


41) Soffa heißt nicht nur das, was man unter dieſem aus dem Morgenlande zu uns gekommenen Worte ges 

wöhnlich nerfiebt; fondern auch ein Saal, wo ringsumher ein Soffa läuft. Enweri fcheint bier unter den 
zwey Hälften Leib und Geiſt zu verftehen, und empfiehlt Diefe Hälfte zu fhmüden, wenn jene von Ratur 
ungeſchmücket bfieb. Daß Soffa ein orientalifhes Wort fey, it befannt, weniger aber, daß auch das Ca⸗ 
napee aus dem Morgenlande fömmt, perſiſch Chanabe. 

(2) Mumia, ein Bergharz, womit Wunderfuren an Beinbruüchen gefcheben. . 





RAR re 


Wo fein Rabe wirb genannt „ 
We fein Rahme wird geprägt, 
Gebt, der Tod aus Furcht vor ihm 
Welche Macht, vor der vergeht 
Deine Fahnen find ein Bers 
Gag I glei, daß außer Gott 
©as ih, daß fo Tag als Nat 
Das Geheimniß, tief verſteckt, 
Unrup wird durch Dich geſtille, 
Deine Rede iR das Weſen, 


Wenn dein Greimm auf Erden fallt, - 


DNahrungszweig bat keinen Lauf, 
Nimmer ſtehet dieſe Welt, 

In der Welt, und mehr als fie, 
Heil dir! weil nach deinem Wert 
An den Schlachten trägt fein Gprer 
Und in Wüſten ſtelle fein Hauch 
Zöm’ des Himmels iſt ein Bild 
Hoffnung führet leichten Baum, 
Kanuen die Der Tod zerbricht, 
Binterpalt des Schickſals liegt 
Auf dem Panzer fließt ein Strom 
Wenn fein Bügel fich bewegt, 
Dem dein Ueberfall beſtimmt, 
Und des Heiligen Heißes Geiſt 
Niemand Halt ih eine Zeit ' 
Jede Schlacht, die zweifelhaft, 

. Hundert Welteroberer ſchlage 
Herr! gib diefen Sclaven Sol} 
JR er nicht von deinem Kreis, 
Kauf’ ihn eh’ du ihn no Fenufl, 
Einmahl alle geben Zahr' 

Rab ihr einen einz'gen Tag 

Du’ in deinen Ländern 54a 
Aber in dem Lobgediche 

Bis er, ale wie Feindesglück, 
Bis des Lebens halber Herb 
Immer blühe dir der Gens, 
©täts, fo lang die Zunge ſpricht, 
Btäts fo lang es Gold noch gibt, 
Dein bedürfe Räte die Zeit, - 
Stats fo lang man gibt und nimm, 
Ewig bereiche in der Welt, - 


- Eine andere nicht minder berühmte Kaßide ift bie unter dem Zitel: Eab 
Wunder des Horifonts, bekannte, aus dem Buchſtaben Ra, deren Zert in. bem erſten Bande 
ber Zundgruben des Orients, ſammt einer beutfhen Paraphrafe ber Frau von Chezp, nad 
einer franzoͤſiſchen Ueberfegung ihres. Gemahls, des verdienten Orientaliften,, abgedrudt iſt. 





93 mm 


ER die Soldier unbekannt. 

Dort verſtummet niedres Wort. 
Klappert trockenen Gebeins. 

Alle Macht des hoͤchſten Bergs! 
Deſſen Tommentar der Sieg (ed). 
Riemand dab Verborgne weiß, 
Deinem Win? gehorcht die Belt, 
Wird von deinem Sinn entbedt, . 
Unrup, Die nicht Gränzen kennt. 
Und dein Zeib lebend'ge Form. 
Werden Wolfe zahm im Wald. 
Wenn nit bu Die Hand verbürgk. 
Wenn dein Zuß fle feß nicht halt. 
Big du Sinn in Harmonie, 

Sich die Schöpfung richtet Räte! 
taub ald Kleid des Rauchts empor, 
Sleihgewicht der Lüfte hir. 

Bon dem Löwen feiner Zah’. 
Schwere Bügel füpes der Tod. 
Breden an dem Lanzenbruun (s). 
Alter hinter feinem Pfeil; 
Thraänen, wie der Milchſtraß Fuß. 
SE Die Zeit des jängfen Tags. 
Dem ift Leben nicht beſtimmt, 

AR nicge ſicher feiner Zeit. 

BR am Bügel, als der Sieg. 
Wird entſchieden durch dein Schwert. 
Dir der Himmel tedt sum Gaſtrecht. 
Diefes iſt fein eins’ger Wunſch. 
Steh' er doch an deiner Thür. 
Denn fogleich fleige er im Werth. 
Laſſe ihn sum Handkuß gut 
©teigen in des Vorhofs Ning, 
Emen Dichter roh und grob; 

SR er feiner als ein Haar, 

ung an deinem Hofe bleibt, 
Gold auf Zur umd Haine gießt. 
Dhue daß ihm folg’ der Herbſt. 
Schall dein Nahmen im Gebeth! 
Deinsm Nahmen ſey's gepkägt! 
Wie der Raum der Zeit bedarf. 
Nimm und ſchenke Herrſchaft du! 
So wird Herrſchaft ewig ſeyn. 





(1) Seine ahnen find ein Koransvers, den die Sura Feth, das IR Die Eroberung, commentirt. Sie ik 
bie XLVIIL. des Korans uud beginnt mit den Worten: 


Wir Haben Die eröffnee eine ffenbare Eroberung. 


(a) Die Lanıen ind «in Brunnen, zu dem ber Krug Des Lebens der Geinde fo} lange vn bis er dam vom 
Tode zerbrochen wird, 


os 





ubetol-afat, 


IE SIE 94 XXCXD 


Kaßide, zum Lobe der Reſidenz des Weſirs. 


Ja rebb im bargahi düstur est. 


D Herr! iſt dieß Weftrpatiaft? 
Iſt Hier der Himmel und der Mond? 
Iſt's Eden und der Quel Kewßer? 
Iſt es vielleigt das Zirmament, 
Das Maradies, mo Jahr und Tag 
Bom Schall der Sängersarmonien 
"Und von der Dichter hohem Kied 
Die Luft iſt Hier gemäfigt mild 
Wie follen Todte hier aufflch'n ,. 
Wie Hätte Hier Derktärung Statt, 
Es dehnt ſich dichter Schatten aus, 
Wenn fich der Morgen fchnelf verbirgt, 
Es glänzet das Geſchirr bey Nacht 
Durchs Morgenliche des Ewigen 
Und der Beſitzer iſt der Ruhm 

Des Islams und des Reiches Zier! 
Es ordnet ſich durch feinen Mich, 
Er, deffen Fahnen überall, 
Er, deffen Sanftmuth, deffen Hufd, 
Der tweinet über -Geiß und Gier, 
Er, deffen Zeder, deſſen Schwert, 
So lang im Fruͤhlingsbeautgemach 
Soll immer feine Herrſchaft bIäh'n 


Iſts Hinensfifches Gezeit? (3) 

Iſt's Kniſer⸗ und Zagtur'ipallal ? (1) 
Das goldne Glas? der Nebenfaft? - 
Mo Pond und Gonne trunfen gehn? 
Die Engel trinten mis Huri’s? 

Scheine ew'ge Hochzeit bier zu ſeyn, 

IR Perlenſchatz ein jedes Ohr. 

Und kennt des Jahres Wechſel nicht. 
Wenn man nicht hört Poſaunenton? 


-Mo,m dem Feld Fein Sinai eher... 


Bor weichem fi der Tag verbirgt. 
Zr Sonnenfunfe Seit entſchuldigt. 
Im Mitten Schatten als ein Liche. 


. IR Hand der Unglüdsnache Hier fern. 


Der Welt, der fie mit Weisheit baut, 
Der Erfte in dem weiten Reich! 

Was längft beflinimet hat das Loos. 
Wo fie ſich zeigen, tragen Sieg, 

Auf Erden und in Lüften Herrfcht , 
Der Beutel leert, der Becher fü, 
Vertheidigt und regiert das Weich. 
Die Sonne leiftet guten Dienft, 

So Tang die Sonne macht den Tag. 


Kaßide, sum Lobe Amadeddin Firuſſchahs. 


Die Seit, o Schab, iſt Diener deines Zhrons! 
J Siruſ, gerechter und beſtaͤnd'ger Schah, 
Der Himmel iſt der Staub vom Fuß des Throns, 
Ein jeder Vers von den Halsfkärrtgen 
Die Sterne fliehen nicht in ihrem Haus, 
Der Krieger dankt den Sieg nicht feiner Kraft, 

Es fprach dein Sinn: Was iſt ded Mondes Glanz? 
Was ift der neunte Himmel ?cfprach die Macht. 
Ehosru! Vermitteler der Zeit, fo lang 
Der Himmel ſchlägt mit dir den Zapfenftreich (8), 
Im Staube deines Throns ſiegt Enweri. j 

: 9» Warum hat das Loos von dir entfernt ?, 
Ih ſprach: Du if "des Drus Stuth. Er fprach: 





Mekka, das nach deſſen Muſter erbaut iſt. 


Icqh frag: ee wre et fra; Hide w?r9 





—. nn  Schaba semane bendei dergah u dschabi tust. . 


Der Islam ſteht in deiner mädcht’gen Sur. 
Des Rechtes Beuge , das dein Beuge ifl. 


. Die Sonn’ ift Widerfhein des Kronenfltine- 


SR wider deine Feinde 'guter Wunſch. 
Sie fiehen auf.den: Zimmer des Pallaſto, 
Er danket ihn nur deiner Zahnen Licht. 
Es ſprach das Loss: Der Schatten deines Bette. 

Als Reiſig deines Reichs gab er ſich an. 
Noch Jahr und Tag beſteh'n, beſteh'n fie dir, 

Und Mond und Sonne pfeifen ſeufzend drein. 

Ich ſprach: Ein Schuld'ger lebt ed nur durch dich. 


Er ſprach: Dieß.Enmweri it deine Schuld. 


Laß dieß, die Welt iſt Nichta als luth und Soren. u 
ei en nur deines > Sie ve Traumt 


ee . u . 





(1) Das Gerelt im: hoͤchſten Simmel, wo die Engel: Umgang — *2 * 'Bie Pilger ait’dar beltige Haus ih . 


(3) Sagfur, der Nahme :des finefikben Kaifers bey den Arabern, Derfern und Türen , fo mie Tapfur der 
Nahme der byfantinifchen Kaifer, dag legte verberbt aus Nikfepbor. + J 

8 Nobet heißt die Heermuſik, welche ehmadhls fünfmahl des Tages, heut zu Tage aber blos einmahl ‚und 
das zwar · gewöͤhnlich: vor Sonnenuntergang , in den-Lagern und Am der 'Pförte der ‚Saftanen‘, zum Zeichen 
der Herrſchaft ertönt; Zapfenſtreich, fo unedel es klingt, iſt Doch immer noch bis junächſt eitfprecpenbe 





Menn du nicht uffuf biſt und nlcht Pifchen G Sprach Ih: So biſt dee Schah von Balch im Brunn. 

Allein von alle dem erwart' ich Nichts, O Maieſtaͤt: der: Himmel iſt dein Thron. 

Ich glaube, wäre ich der Tag, Die Naht, . 3. mäße dann die Zeit nach deiner ab. 

Ich ſprach: Dich trübt die Sorge beines fie. Er ſprach: © laß dieß, du biſt In der Hürde. 

Dem Bernſtein feibf, warn er nach ſich giebt Stroh, Sagt die Gerechtigkeit, das iſt nicht dein. 
Biruffey Schah! rief ih. Es rief die Zeit: Siruf Shah Ebußerr if dein Shah! 
- Kaßide, zum Lobe Togrultegin’s. 

Toarurftegin durchs Schwert der Welt die Ordnung gibt; Was Srößeren er nimmt, den Kleineren er gibt. 
Sein fiegend Herr nimmt Zoll von Sina und Chata, Gein Wort Behand den Syrern und Aegyptern gibt, 
Er bricht mit ſtarkem Dolch die Ungerechtigkeit, Durch ſtrenges Strafgeſen er Ruh dem Reiche gibt. 
Wenn in der Schlacht fein Ohr vernimmt Allah Ekber(e), Iſt's Zeichen, daß den Feinden Heil und Rettung gibt. 
Des Schwertes Funkenſchein glänzt in dem Feuer ab, Ein Stäubchen feines Lichtd der Sonne Schimmer gibt. 
Mit Unterthänigteit geborchen Könige i - In allem was er ihnen zu verrichten gibt. 
So oft das 2008 dern Damm der Gicherheit zerreißt, Dem Riffe Dur fein Schwert er wieder Heilung gibt. 
Weil, auf dem Zeit, der Himmel fah dei neuen Mond, Geſchiehts, daß er einnähtigem Mond Glasform gibt (3). 
Den Grofien und den Kleinen gibt er Unterhalt, Dem Adel und.dem Volt er neues Leben gibt. 
D Herr! gib ew'ges Glück und ew'ge Herrfhaft Ihm! Wie er der Eicherheit deſtändig Dauer gibt. 
D Sänger finge du Fein andres Lied als dieß‘: Tolgrultegin durch's Schwert der Welt Die Ordnung gibt. 


Kaßide, zum Lobe einer Sultaninn. 
Merhaba mevkibi chatuni edschell._ 


Geuß der flattlihften der Zrauen! , Glaubensreinheit! Reichesader! 


ie das End’ gum Anfang bringet, Und den Anfang gu dem Ende (4). 

©ie an Macht und Würde höher — Als der Himmel und Gatırenus; 

. Die liebkoſend Heile die Welten, - Zurnend Leu'n in Schafe wandelt: (6). 

@piegel der Bolltommenbeiten! . Auer Tugend Mufterfarte! 

Dir Bann Nichts die Welt vergleichen, Dich der Himmel mie erfehen. . 

Wo du bir iſt alles Ziehen, ” Widerſprechen überfüffig. on 
Deinem’ Kiel entfleömen Perken Und dein Wort ift Offenbarung, .. 
Dir find Himmel nur ein Tropfen, . Dir find Erden nur ein Benfiwen.' 











Wort dafür. Einen fehr Bedeutungsvollen Sinn dat diefes Wort in dem ſchönen verſiſchen Verfe, ‚ den Mor 
bammed u. recitirte, als er in die verwuſteten Hallen des byſantiniſchen Kaſſerpallaſtes einzog: 
Perdedari miraned ber Kaffri Raiffar anfebut 
Bumi nober .mifened ber Rundedi Gfrafiad. i 
Es zieht in Kaiſerburgen an dem Thor, Die Spinn' als Kämmerer den Vorhang vor, - 
Und in Efrafiabens Königshallen, Hört man die Heermufit der Eule ſchallen. 
(1) Eine Unfpielung auf die Gedichten des Korans und des Schahname, nad denen Juſſuf der Pro: 
pher und Pifchen der Held, in einem Brunnen gefangen ſaßen⸗ 
(3) Allab Ekber, Bott ik groß, Sdlachtgeſchrey; bey den Türken Jegdür allap, Einer if Bott 
(3) Weil auf den Knöpfen des Zeltes bereits der Neumond in der Geftalt glänzt, nie denſelben die Augen der 
Menſchen am Himmel erblicken, fo beſchloß der Himmel aus Eiferfucht darüber, dem einnaͤchtigen Neumonde 
eine andere als dieſe Form zu geben. Er gab ihm die des dünnen Randes eines Trinkglafes, in welcher 
Form er aber in der erfien und zweyten Nacht noch nicht fihtbar if. ' 
(4) Eine fonderbare Wendung , die auch zum Schluße wieder vorkommt, und die bier fo viel beißt, als: fie die 
vollendet mus fie angefangen und ausführt mas fie begonnen; unten aber beißt ed ſo viel 2 als: es wolle kein 
Ende nehmen. 


(5) Woͤrtlich: wenn fie zürnet, verfehrt fie den Löwen am Himmel in das Akten des Widders. 


) 4‘ ® 


mann 96 
Deine Hand, wenn fie ed wünfdet, 
Mars, er buldige deinem Worte, 
Ueber die gibt's Beinen Herrn, 
Edieren Geblüuts ald Adam, 
Kommt dein Selave nicht sum Dienfle , 
Ihm geſchah in diefem Jahre 
Ketten trug er ohne Schulden, 
Heute hat er Markt in Beinen, 
Noch kein Monath iſt verfloßen, 
Denn das End’ kam nicht zum Anfang, 
Deine Tag’ und Nächte ſeven 
Bift fey deiner Zeinde Gorbet, 
Buß des Himmels, Haud des Schickſals, 


Halter fern Die Hand des Todes. 

Und der Kiel loͤſt Himmelsknoten. 

Ats den höchſten Heren der Welten: 
Wohnſt du In des Himmels Dome, - 
Komme ihm LTrägheit nicht zu fehulden. 
Bieled, das du nicht fouR fragen. 
Abgeſetzet ohn’ Vergeben, 

Geſtern war die Haut wie Sichel. 


Dasß ich frey Bin ſolcher Wehen. 


Und der Anfang nicht zum Ende. 
End’ und Anfang gleich in Bitte. 
Deiner Freunde Träne Honig, 
Geyen lahm um Die zu fchaden! 


Kaßide zum Lobe Naßireddin Taher's, und Beſchreibung des Frühlings. 


x 


Die Sonne tritt vom Zifche in den Widder, 
Der Berg iſt buch den Thau und durch den Regen 
Die Hände ſchlägt das Grün am Zeld zuſammen, 
Der Sluren Bräute find an Arm und Schenkel 
Den Dornen leuchtet Rofenblig entgegen, 
Den Mondhof Hat der Mond zum Schild genommen , 
Damit niche Blut verderbe, Haben Weiden 
Im Garten geht der Wind nun über’ö Waſſer, 
um Tulpen fpieit der Widerglanz des Zeuers, 
Ber geſtern von Geſchaäften ich entfernet, 
Die Flur iſt nun der Himmel, und die Wolken 
Die Pflanzen beyderley Geſchlechtes (a) Rreben, 
Es pranges ſtäts ein neuer Regenbogen . 
Dieb Alles nach dem Inhalt bes Diplomes (3) 
Des Glaubens und des Reichs, der Zeiten deifer, 
Er deſſen Rath das Licht gibt den Planeten, 

Sr deffen Wort gerecht, und lautre Wahrheit, 

- Bon dem entfernet iR Ball und Verfelung, 
Natur bringe ohne ihn Fein Werk zu Stande, 
Sn feiner Bruſt ergeht des Schickſſals Rathſchluß, 
Bon’ feinem Zügst gehen aus die Winde, 
Es hinkt vor feinem Kiel Dad Wort ats lahm, 
In That und Wiffenfhaft der Erſt und Leute, 
D du, das Mufterbild von allem Adel! 
Im Spiegel ſchaut dein Glanz nur Teined Gleichen, 
Du bit nicht Gott und ſpendeſt aus die Nahrung, 
Es jene ſich Alles was zum Lob' ich finge, 





Dschürimi chorschid tschu es hut der ajed behaml. 


Und dheller Tag erleuchtet finfire Yacht, 
Bon Allen Seiten koͤſtlich ausgeſchmückt. 
Die Tulpen und die Roſen ſteh'n verſchränke. 
Mit goldnem Reif und Gpangen ausgejiert. 


- Daß ste nicht sanken fi im Hinterhalt. 


Mit Graſe hat der Hügel fih verſchanzt. 

Die Blätter zu Lanzetten zugeſpitzt. 

Daß er des Teiches Wangen feilend nlätte, 
Das nicht mehr im Kamin und Heerde ſpielt. 
Den feste die Begier in Tpätigfeit. 

ind männlidyes und weibliches Kameel (1). 
Die einen auf die andern niederwärts. 

Als ein Gewölbe zum Saturn geſpannt. 

Des Höchften des Weſire in der Welt, 

Des Sieges Vater, der das Reich beglüdt; 
Deß' Kiel Begebenheiten Formen gibt. 

Und richtig wie arabifche Syntar; 

Wie von Prophetenwunderwerfen Trug. 
Bernunft ertennt das Mehr und Minder nice. 
Die ero’ge Offenbarung ift darin. 
Bor feinem Bügel ſteht in Ruh der Berg, 
Und der Verſtand er fpielt vor feinem Blick. 
Sey mir gegrüßt! fo fpra au ihm Natur (4). 
und in der Welt der Tugenden Model. 

Sm Traum und im Gedanken Aechnlichkeit. 
Biſt nicht Prophet und fprichft neheimen Sinn. 
Was sieme dir niche? als Gottes höchſtes Lob. 





(3) Bezieht fih auf Die Sternenbilder der männlichen und weiblichen Kameele am, Himmel. _ 
(2) Die Knaben und die Mädchen ; gewöhnlich find die Pflanzen fäugende Rinder, deren Ammen die Wolken. 
0) Die Wendung, mit der Enmeri hier von der Beſchreibung des Frühlings auf das Lob des Weſirs übergeht, 


iR eben fo unerwartet ald kühn; alles dieß fproßt und blüht auf den Befehl des Weſirs. 


Vielleicht liegt 


bierin auch noch eine Anſpielung auf Die gemahlten Blumen und goldenen Schnörkeln orientaliſcher Dipfome, 


welchen bier die Pracht Des Frühlings verglichen wird. 


4 Wörlid; Un feinem Gedurtsfeſte ſprachen zu ihm Die drey Reihe der Natur: Sey wir gegrüßt, u. ſ. w. 


®. 
“ 


7 0 5 .97 NRIIE 


Wenn du ein Lob vermißte war’ es Tadel, 
Der erfien Würde Leerheit fuͤllt den Polfter , 
In dir liegt aller Grund, nicht in ben Dingenz 
Ich kann dich eine andre Belt nicht nennen, 
Der Dichtkunſt höchſter Adel ift Verklärung 
So lang du bi bedarf es Feiner Bitten; 
Wenn du den Bernſtein der Branen runzeiſt, 
So weit erfirediet fih Gerechtigkeit, 
Du wechſelſt dur Geradheit Deiner Blicke 
Dein Sig allhier gite mehr ats fieben Himmel, 
Dich faßet nicht des Weltalls Geil dur Schluße, 
Noch Haft du nicht den Vers des Zorns gefprochen, 
Und wenn er durch Betrug ein Süd erfchleidht, 
Zuletzt ſtürzt auf den Kopf der Saul Des Truges, 
So hat das Süd von deinem Zeind nicht Dauer, 
Großmuth if ohne Beine Hand nur eitel, 
Du wach'ſt, damit das Jahr im Scladendienfte 
Wenn nicht, fo würde es der Himmel quälen, 
Bam ſchwingeſt du den Speer auf um Arfturus, 
Es zeigt die Zeit aus Sram, fo Freund als Zeinden, 
Das Dhr vernimmt, was nie ein Ohr gehört, 
Dein Süd iſt wach, es wecket die da fehlafen 
Gelobt fey Gott, daß bis sum jüngften Tage 
Dein Stan; füllt alle Beine vol mit Marke, 
Bis daſi einft alle Dinge dir auffleben, 
An deiner Pforte fammeln fi die Großen, 

?_ Gefehmüder find durch dich gefell'ge Kreife, 
Des Stüdes Zuß fey lahm für deine Zeinde, - 
Gefegnet wie das Feſt ſey'n deine Tage, 
&o lang im Höhen wirft der erſte Wirfer, 

, en minder Räts bein Beind als Iehte Wirkung) 


Verweigerter Gehorſam ware Aufruhr. 
Und ohne dich wär” eitel höochſte Macht. 
Bon die koͤmmt Hflfe und nicht von dem Himmel. 
Weil du der Inbegriff der Welten bift. 

Und das Geſetz beſiegelt ein Prophet⸗ 

Gerechtigfeit verbirgt die Sicherheit, 

Gergißit er feiner eigenen Natur (1); 

Daß, wenn du ivillſt, der Tod gehorfam iſt. 

Die Belt, wie nach des Maßſtabs Linien. 

@ie find zufammen dir kein Senfkorn werth. 

Und nirgends ſicher ift vor.dir dein Feind; 

So legt er dir fein Reich su Fuß in Qual, 

Es ein Paar Tage lang bewahrt mit Ei; 

Bälle wie ein Gſel auf einmahl in Koth. 
Kothkäfer tödtet der Geruch der Roſen. 
Und ohne deinen Kiel die Sprache wüſt'. 

"gu wenig Schmerz nicht leide, nicht au viel; —. 
Wie Sluth und Gluth den Zuder und das Wachs. 
Bald ſchleuderſt du ihn zu Der Achre nieder. 

Ein Angeſicht wie Nofen roth vor Schaam. 
Verſtand wird irr' von ungefragtem Gram. 

Qu vochter Zeit aus ihrem Trägheitsſchlaf. 

Du Nahrungsfavatvaner nicht bedarf. 

KBiewohf noch geſtern leere Zwiebelhaut. 

Haft Über Allen Du den erfien Platz. 

In deinem Kreis erfchallet Lob und Lied, 

Die Soffa's und die Kißen in dem Baal; 

Des Ungrüds Hand für die wohl wünſchen bir. 
Dem Schickſal [ey der erſte Grund verfperrt. 

Im Tiefen legte Wirfung fühle Natur: 
Und mehr als er ſtes Wirken beinter Macht. 


Mokataat, Bruchſtuück Enweri's, zum Lobe des Dichters Schedſcheal's. 


Ei betu machssuss aadschasi. suchan. 


.„ 8 du, dem Wunderfraft der Rede, 
Dein hoher Muth erflimme die Himmel, 
Ns iR Vouenderinn die Beit, . 
Ich ein Leib Brot, ein Zifch im Teich, 
Ein Sperling ih, und du Simurg. 
Verglichen deinem Versgewebe, 
Denn dieſer iſt nur eine Mühle, 
Bemuh' den Sinn zur Antwort nicht, 
Di ſchützt der Herr , der nimmer ſchläft, 


Auf bie Zähne Naßirebdin Taher's. 


Mepts Beffres gibt's ats deine Zähne: 
In deines Muthes Schaale ein, 
Weil er umſonſt die Zähne weht. 


G du, dem ward der Zahn 'ded Reichs, 
Der Himmel fest den Zahn des Grolls 
u Der Himmel ſetzt ih nie zum Tiſch, 


Und hoher Schwung des Sinnes eigen, 
Der Plan des Weltalls Tiege dir offen! 
Gie macht aus Diauibeerblättern Atlaß. 
Die Sonnenſcheibe Fiſch am Himmel, 
Mit ſtarkem Arm die Welt beherrſchend. 
Iſt Spinnenweb mein eigner Vers; 
Und deiner iſt Das Weltenrad. 

Das Echmeigen it mas Bir geziemt. 
Und uns der Herr, der nimmer flirbe- 





(1) Es (weint unglaublich, daß ein Dichtertalent vom folder Stärke wie Enmweri, fein ganzes Zeden und feine 
ganze Kraft auf Nichts als ſolche Lohgedichte vermendet Habe, und daß dem Sultanen und Weſiren diefer 
Weihrauch fo ſuß duftete, daß fie den Dichter reichlich belohnten, um ihn und Ady noch ſchwindeliger zu. machen 


N 


xXX 90 RAN 


Aber ald nun mit Sieg bie Schaar des Propheten zurũckkam, 
Blüht’ wie Rofenſtrauch friſch an dem Morgen fie auf. 
So als von Batch war entfloh'n Ahmed Firuf der Gebiether, 
. Biel zuſammen die Stadt wie in dem Herbfle das Laub; 
j Uber als er fie nun mit hohem Schatten beglüdte, 
Wurde fie wieder belebt wie von dem. Dfte der Aſt. 
Bott dem Herren fey Dant ! weit His sum Tag des Berichts nun 
Zene des Islams Dom, diefer bie Kaaba vorfellt. 


"An Sulten Melekſchah. oo . 
'Schad basch ei Chosru Aadil Ammadi hakki din; 


Freu’ dich Chodru, du gerechte Stltze der Wahrheit des Glaubens, 

Lebe lang, o @miri. Helfer des fürftiden Hofsiclıy 

BGroͤßter der Könige Du! o Herr der Erde, Metetfhap! 
un Du bit Darius der Seit, du biſt Darius.des Raums, u 
Du bift der Here und deinem Befehle gehorchen die Ritter (=), 
- Unterthänig fehwört Sonne Gehorſam dir zu! 

.Du mit dem goldenen Sad, ſchenkſt Tage des Lebens der Sonne, 

Himmel vertheidigent du, indifches :Schiwert in der Hand. 
Mond und Sonne, fie tragen im Munde das Sufdigungsfiegel, ’ 

Eingebrennet It Erden und Waſſern das Maat. 
Deine Billigfeit hält die ganze Schöpfung in Ordnung , 2. 

und in Ewigkeit preifen die Schöpfungen dich. ’ 


Preis feines eigenen hohen Muthes. 


>. Segi chischm u ehari schehwet ki sebun girinist, 


Hunde des Zorn’s und Efel der Wolluft, mächtige Schaaren , 
Beißen die, alte Welt grimmig mit fletfchendem Zahn. 
Meine Seele, ver Herr in meiner Perfönlichleit Reiche, 
Hat mit der Strafe des Worts beyde gebändiget nun. 
Türken und Tatarn, , ihr ſeyd leibhaftige Eſel und Hunde, 
Denn ihre twiffet von Nichts aufier dem Fraß und Genuß. 
Sag’ was Immer du willſt von meinem erhab'nen Muthe, .. 
Wenn du zu dem Dienft foicher Gebiether mich ruf'ſt. 





Deinen Zeinden ergeh's, vier Stücken des Zeltenbehörd gleich, 
Dann magft immer du lieblicher Rube dich freu'n., 

Seyen fie Fäts wie Spänne gefpalten! wie Lappen Jerriffen! 
Wie die Nägel gektopft‘ und wie die Pfähble geſteckt: 


Yufdas Bold. 
Mãchtiger Himmel ‚ dee du am Finger erhabenen Muthes | 
Sonnengotdring trägft , Zeichen des edelften Stamm, 
Sich! Freygebige wie Chatem erleichtern das Leben, 
Aus den Adern ziehn Elende mühfam dag Gold, ” 


—— — — — — — — — — — — — — ——— D — — 


d 


(0) Helfer des Emirolmomenin war der Titel, den die Sultanen aus der Samilie Seldſchuk raprım. 
(2) Die Peblimanen , oder Kämpen Altperſien's. 




















Senen fol von Lob wie Fackein die Wange. fläts glänzen, ' 

Die feven Wünfcpegetrennt wie von dem Honig das man. . 
Irne ſollten nie aus Eden wandern mis Adam 

Diefe mit Karın ) ſtürzen aus Erde herab. 


Klage über das Zeitalter. 
Ein Fuchs lief voll von Seelengram, GSin andrer Zuchs zu ſelbem kam; 
Er ſprach: Was kündeſt du mir an? »Nach Eſeln jagt Heut der Gultan. 
Er ſprach: Du biſt ein Eſel nicht — »Ja wohl! allein ein kurz Geſtcht 
»Das unterſcheidet nicht genau, vOb Eſel oder Fuchs es ſchau'. 
"Drum Aurcht' ich, Bruder, mich mit Rest, »Daß mir's ergeh' als Eſel ſchlech; 
»Im eſelhaften Menſchenreich Hält man’ die Züchfe Eſeln glei ;.« 


An den Dichter Schedſchaai. 


Schedschai ei chatt u schiri tu dami u danei akl. 


. Dem Bernünftigen find Lodfpeife Sqched. CK aid Gedichte, 
Hundert Bögel wie ich fliegen begierig darauf. 
Seh mein Gedicht und Lüß’ vor dem Herrn die Erde und fag’ ihm: 
Du, die Tugend der Zeit, Tugendepoche bif du! 
Hundert Jahrhundert geh'n vorbey che einmahl das Weltall 
Einen Liebling gebiert, einzig geliebet. wie du! 
Seinem Saume naht fich jetzo die Erd' als ein Weibchen, 
Wie ein Härchen dem Kamm gählingd entführer vom Wind 
Wenn ich gesiwungnerweife die Schultern sum Dienfte belaſtet, 
Iſt's für deinen Dienſt, daß ih dem Hauſe entfloß. 
Als Simurg haft über die Zeiten den Fittig verfpreitet, 
Stiegen ziemt dein Neft nicht sur Behauſunged ‚des Schlafs. 
Deiner Würde Gewicht gibt Sternen bekändige Girvertzaft.(2), s 
‚Und im Gleichgewicht halt es den Himmel empor. 1 
Deine Würde hält mich von deinem Dienfte zurücke, . 
Mir genügt dein Brunn, nimmer ergründlich dem Aug. 
Aber dem Manne des Auges, ihm wirft du's, Hoff’ ich, gewähren, 
Daß er vor Deiner Thür’ fige gebeuger zum Dienfl. 


“ 


Sich felöft sum Rathe. nt 
Enweri schir u hirs danı Ischist. 
Weißt Enweri was Vers und was Begier? Der eine iR ein Rind, die audre Amme. 
Es ſtehen Ehren deinen Wünſchen fern, So lang du nicht den Fuß aufhebſt zum Reiſen. 
Du trägft von Wilfenfhaft wie Hahnen Krone, Was wit du denn wie Hühner Eyer legen. 
Dem Dhr, dem Hals der Männerfeele ziemt Kein Schmuck fo aut als Unternehmungsgeift. 
Dein Leben ift ein Pöfkfiched Geſtein, Du biſt ein Dichter , deſſen Ruhm weit fiyattet. 


Gib nicht wie dürres Oras-die Berfe weg, 2Die koͤſtlichen, du Föhtich Scattender· 
22* 2 1 > ‘ 


(6) Karun, der Kora der Särift, mit feinen Schägen von der Erde verſchlungen. 

(2) Dieſer Ders, lange zuvor von einem perſiſchen Dichter gefungen, ehe Newton über die Schwerkraft der Hin 
nelsförper nachdachte, ift in diefer Hinficht ‚äußerft merkwürdig; wir führen ihn Daher wörtlich an: : ' 

Es dſchahi uf Hemi Fi abteran girane kunend. 

Ex dignitate tua est semper quod sidera gravitent. 

Ber afuman fi muvafeei afumanel en. 

In eselo per sequilibrium teeti tui. 


Ma 


rw 92. DRITT 


Philoſophiſche Lehre, 


Soffara naksch mikerdend nakaschani tschis, 


- [4 
In Sina mahlten Mahler einen Saal (ı), D Hari Nichts Beßres Hör du allzumahl. - 
Die eine Hälfte mahle’ ein Mahler ganz, Die andre mahlt er au mit Mani’s any, - 
So, daß was bu auf einer Hälfte fiehft, Genau du wieder auf der andern fiehfl. 
Du dent", daß fi der Baal in dir befindet, So body erhaben und fo feft gegeündet, 
Und if die eine Hälfte wicht gemabt, Befleiß' Did dag mis Glanz die audre ſtrahlt. 
Rath. 

O Dann der Zeit, Vernünft'ger oder Thor, Drey Dinge ſetze dir vor Andren vor; 

Wenn du dich hoffeſt zu befrey'n aus Ketten, So kannſt du did nur mit den Dreyen retten, _ 

Und die Vernunft gibt Keinen das Geleite, Dem diefe Drey nicht wurden erſt zur Beute. 

Zu welcher Gecte dich befennen magfl, Durch diefe Drey den Leiden du entfagft. 

Milſt du fie willen, fo vernimm fie heut: Beradbeit/ Urtbeil und Verträglichkelt. 


Ermahnunng. 


Auf Wiſſenſchaft und Kunſt verleg dich nicht, Sonſt bettelſt du dich durch als armer Wiche. 
Verleg dich auf Muſik und Poſſenreißen, Daß Sroß’ und Kleine dich willkommen heißen, 
Glaub' nicht ein Buch, ein abgelegner Plaz, Sey für die Weiſen beſſer als ein Schaz. 
Kenn Thoren dieſes Glückes Werth nicht kennen, So müſſen fie Vernunft wohl anerkennen. 
Denn Pharao verdammt ſitzt auf dem Thren,] Dem Mofes ward ein Hirtenſtab zum Sohn. 
Ueber bie Zufriedenheit und das Anfichhalten. 
Es ſprach zu mir ein Freund: woher? woher? Warum Taßt du dich denn nicht feben mehr? 
3a fprach Hierauf zu ihm ganz ohne Scheu: Mein Zreund, ich liebe nicht Bekanntſchaft nem, 
Ge ſprach? Du Tann endlichen Hier der Luft, Wo du nie Dienſt und nur Belohnung ball. 
Ich ſprach mit einem Verſe Amadis, Was ſagte ich ihm denn? Ich ſagte dieß: 
Der Schmer; iſt minder vom gebrocdnen Bein, acis Miedrigen um Mumia (⸗) läftig ſeyn. 


Kaßide, zum Lobe Sultan Moafebdin Schah Sandſchar's. 
Eine der beruhmteſten des Dichters, und die erfte womit er als Lobredner Sendſchers auftrat. 


Ger dil u dest bahr u Lian basched. 
erz und Hand find Meer und Schade, Ser; und Hand gehört dem Seren, 


Som, dem Weltenfürft,, deffen Wort - Wie das 2008, Die Welt regiert. 
Schah Gandfhar, deß Iehter Gelane König auf der Erde if. 

Menſchen und Dämosten siert , Seines Mactgebothes Maal, 
Seinem Schatze sollt als Pflicht — Alles Schaͤze, Schacht und Meex. 
Wenn der Erde gilt fen Zorn, Ss im Himmel ficher nicht, 
Blickt er an die Welt mit Macht, Gehet Leben in ipr auf. 





|———— — — — — —— —rr — — 


42) Soffa beißt nicht nur das, was man unter dieſem aus dem Morgenlande zu uns gekommenen Worte ges 

wödbnlich verſteht; fondern auch ein Saal, wo ringsumher ein Soffa läuft. Enweri ſcheint bier unter den 
zwey Hälften Leib und Geiſt zu verftehen, und empfiehlt Diefe Hälfte zu fchmüden, wenn jene von Natur 
ungeſchmücket blieb. Daß Soffa ein orientalifhes Wort fep, ift bekannt, weniger aber, daß auch Dad Ca⸗ 
napee aus dem Morgenlande Eömmt, perſiſch Chanabe. 

&2) munia, ein Bergharz, womit Wunderkuren an Beinbrüchen geſchehen. 











RAR ur 


Wo fein Rahme wird genannt „ 
Wo fein Rahme wird geprägk, 
Geht, der Tod aus Furcht vor ihm 
Welche Macht, vor der vergeht 
Deine Fahnen find ein Vers, 
Bag ich aleich, daß außer Gott 
Gag ich, daß fo Tag als Racht 
Das Geheimniß, tief verſteckt 
Unruh wird durch dich geſtille, 
Deine Rede iR das Weſen, 


Kenn dein Brimm auf Erden fallt, - 


Dabrsungssweig bat Peinen Lauf; 
Wimmer ſtehbet diefe Welt, - 

In der Weile, und mehr ats fie, 
Heil dir! weil nach deinem Wert 
An den Schlachten trägt fein Speer 
Und in Wüſten ſtellt fein Hauch 
LZöw' des Himmels iſt ein Bild 
Hoffnung führer leichten Baum, 
Kannen die Der Tod zerbricht, 
Sinterhalt Des Schickſals liege 
Auf dem Panzer fließt ein Strom 
Wenn fein Bügel fich bewegt, 

Wem dein Ueberfall beſtimmt, 
Und des Heiligen Geiſtes Geiſt 

Niemand Hält fi eine Zeit ' 

eve Schlacht, die zweifelhaft, 

. Hundert Welteroberer fchlage 

Herr! gib diefen Sclaven Gold! 

JR er nicht von deinem Kreis, 

Kauf’ ihm eh’ du ihn noch kenuſt, 
Einmahl alle zehen Jahr' 

Raß ihn einen einz'gen Tag 

Du’ in deinen Ländern 449 

Aber in dem Lobgedicht 

Bis er, alt wie Geindesglüd, 
Bis des Lebens halber Herbſt 

Immer blühe. die der Gens, 

-.. &tätsd, fo -Iang die Zunge ſpricht, 
Stẽttäãts lo lang es Gold noch gibt, 

Dein bedürfe ſtäto die Zeit, - 

Gtäts [o fang man gibt und nimm, 

Ewig berefshe in der Welt, — 


- Eine andere nit minder berühmte Kaßide ift die unter dem Titel: Ead 
Wunder bes Horifonts, bekannte, aus dem Buchſtaben Ra, deren Zert in, bem erflen Bande 
der Fundgruben des Orients, ſamme einer deutfchen Parapprafe der Frau von Chezy nad 
einer franzoͤſiſchen Ueberfegung ihres. Gemahls, bes verdienten Orientaliſten, abgedruckt iſt. 





93 mm 


HR die Goldgier unbekannt. . 
Dopt verfiummer niedres Wort. 
Kiappert teodenen Gebeins. 

Alle Macht des Höchkken Berge! 
Deſſen Tommentar der Sieg (v). 
Riemand das Verborgne weiß, 
Deinem Wink gehorcht die Welt, 
Wird von deinem Gin entdeckt. 
Unrup, Die nicht Grängen kennt. 
Und dein Leib Icbend’ge Form. 
erden Wölfe zahm im Wald. 
Wenn nit du die Hand verbürgk. 
Wenn dein Zuß fie fe nicht häle. 
Biſt du Sinn in Harmonie, 

Sich die Schöpfung richtet ſtäts! 
©taub als Kleid des Rauchs empor, 
Gleichgewicht der Lüfte Her. 

Bon dem Löwen feiner Zahn’. 
Schwere Bügel führt der Tod, 
Brechen an dem Lanzenbrunn (1). 
Aller binter feinem Pfeil; 
Tpränen, wie der Milchſtraß Blu. 
IE Die Zeit des jüngften Tags. 
Dem ift Leben nicht beſtimmt, 

A nicht ficher feiner Zeit. 

Bet am Bügel, als der Giep. 
Wird entihieden durch dein Schivers, 
Dir der Himmel tobt sum Gaſtrecht. 
Diefes iſt fein einsg’ger Wunſch. 
Steh' er doch an deiner Thür. 
Denn fogleich ſteigt er im Wert 
Laſſe ipn sum Handkuß gu! 
Steigen in des Vorhofs Ring, 
Emen Dichter roh und grobz 
SR er feiner als ein Haar, 

Jung an deinem Hofe bleibt, 
Gold auf Zlur und Huine gießt. 
Dbue daß ihm folg’ der Herbfl. 
Schal dein Rahmen im. Gebeth 
Deinem Nahmen ſey's geprägt! 
Wie der Raum der Zeit bedarf. 
Nimm und fchenfe Herrſchaft du! 
So wird Herrſchaft ewig ſeyn. 





(1) Seine Fahnen find ein Kosanövers, den die Sura Beth, das IR Die Eroberung, conmentirt, Sie iſt 
bie XLVIII. des Korans uud beginnt mit den Worten: 


Wir Haben bir eröffnet eine ffenbare Eroberung. 


N 


6 Die Lanzen find ein Brunnen, zu dem der er Fu bes Lebens der Feinde fol Tange vn vis er daun vom 
Tode serbroden wird, 


® 


udetol=-afat, 


. N 


IE SIE 94 XXCXId 


Kaßide, zum Lobe der Reſidenz des Weſirs. 


Ja rebb im 


D Here if r Wehrpaut? 

ft Hier der Himmel und der Mond? 
Iſt's Eden und bee Quell Kewßer? 
Iſt es vieleicht das Zirmament, 
Das Paradies, wo Jahr und Tag 
Vom Schall der Sängerharmonien 
“Und von der Dichter hohem Lied 

Die Luft iſt Hier gemäßigt mild 

Wie. follen Todte hier aufſteh'n, 

Wie Hätte Hier Verklärung takt, 
Es dehnt fich Dichter Schatten aus, 
Wenn fi der Morgen fchnell verbirgt, 
Es glänget das Geſchirr bey Nat 
Durchs Morgenlicht des Ewigen 

Und der Beſitzer iſt der Ruhm 

Des Islams und des Reiches Zier! 
Es ordnet ſich Durch feinen Kiel, ‘ 
Gr, deffen Fabnen überall‘, 

Er, deffen Sanftmuth, deffen Hu, 
Der tweinet über Geitz und Bier, 
Er, deffen Zeder, deflen Schwert, 
So lang im ZFruͤhlingsbeautgemach 
Soll immer feine Herrſchaft BIüh'n 


x 


bargahi düstur et 


» 


ses himmliſches Gezelt? (1) 

Iſt's Kniſer⸗ und Fagfur'ſpallaſt? (2) | 
Das goldne Glas? der Rebenfaft? - | 
Wo Mond und Sonne trunfen gehn? 
Die Engel trinten mis Huri’s? 
Scheint ew'ge Hochzeit Hier zu ſeyn, 
MR Perlenſchatz ein jedes Ohr. 

Und Feunt des Jahres Wechſel nicht. 
Wenn man nice Hört Pofaunenton? 


Mom dem Feld fein Sınal eher! 


Bor welchem ſich der Tag verbirgt. 
3 Sonnenfunte Seit entfchuldigt. 
Im Mitten Schatten als ein "Licht. 


. IR Hand der Unglücksnacht bier fern. 


Der Welt, der fie mit Weisheit baut, 
Der Erſte in dem weiten Reich! 

Was langſt beſtimmet hat das Loos. 
Wo fie ſich geigen, tragen Sieg, 

Auf Erden und in Lüften herrſcht, 
Der Beutel leert, der Becher füllt, 
Vertheidigt und regiert dad Reich. 
Die Sonne leiſtet guten Dienft, 

So Tang die Sonne macht den Tag. 


Kaßide, sum Lobe Amadeddin Firuffhahs. | 


Die Seit, o Shah, iſt Diener deines Threnst 
⸗ Siruſ, gerechter und beftänd’ger Schah, 
Der Himmel if der Staub vom Fuß des Throns, 
Ein ieder Vers von den Halsſtärrigen 
Die Sterne fliehen nicht in ihrem Haus, 
Der Krieger dankt den Sieg nicht feiner Kraft, 
Es ſprach dein Sinn: Was iff des Mondes Glanz? 
Was iſt der neunte Himmel ?cfprach die Macht. 
Chosru! Vermitteler der Zeit, ſo lang 
Der Himmel ſchlägt mit dir den Zapfenſtreich (3), 
Im Staube deines Throns fiege Enweri. 


. Darum Hat Das Loos von dir entfernf?, - . N 
Ich ſprach: Di ift des Osus Fluch. Er forad: FB 
3 fprai :' Rdn nn 


Lbos in doe· « ſorach: Micht (d; 


‘ . 
. 





Mekka, das nach deffen Muſter erbaut ift. 





t 


Schaba semane bendei dergah u dschahi tust. . 


Der Islam ‚flcht in Deiner maͤcht'gen Huth. 
Des Rechtes Beuge , das dein Zeuge iſt. 


. Die Sonn’ ift Widerfchein des Kronenſctins. 


SR wider deine: Feinde guter Wunſch. — 
Sie ſtehen auf den. Zimen des’ Pallaſts, 
Er danket ihn nur deiner Fahnen Licht. 
Es ſprach das Loos: Der Schatten deines gelts. 

Als Reiſig deines Reichs gab er ſich an. 
Noch Jahr und Tag veſteh'n, beſteh'n fie dir, 

und Mond und Gonne pfelfen ſeufzend drein. 

Ich ſprach: Bin Schuld'ger lebt TE nur durch dich. 


SEr ſprach: Dieß.Enmweri ik deine Schuld. 


Laß dieß, die Welt iſt Niched als 
e in nur deines viener otie Daum 


lutb und ‚Spien, ng 


(1) Das Gejelt im: hoͤchſten Simmel, wo die Enger: Umgang sahen mie ‘die Pilger —XE Bee Haus in 


(3) Fagfur, der Nahme ˖des ſineſiſchen Kaiſers bey den Arabern, Perſein und Türen, fo wie za or ur ber . 
Nahme der bpfantinifhen Kaifer, dag legte verderbt aus Nifepbor. * 

® Nobet beißt die Heermuſik, welche ehmahls fünfntab! des Tages, beut zu Tage aber blos einmahl und 
dae zwar gewöhnlich: vor Sonnenuntergang , in den Lagern und an der Pforte ber ‚Suftanen‘, zum Zeichen 
der Herrfgaft y ertönt; Zapfenftreich, fo unedel es klingt, ift Doch immer noch’ das zunachſt "entfprechende 


DL, 5 


Menn du nicht Suffut biſt und nicht Pifchen or 

Allein von alle dem erwart' ich Nichts, 

Ih glaube, wäre ich ber Tag, die Nacht, 

Ich ſprach: Dich trübt die Sorge deines Glücks. 
Dem Bernftein ſelbſt, wann er nad ſich sieht Stroh, 

Giruffen Schah! rief ich. Es rief die Zeit: 


95 mm 


Sorach Ih So Hift dee Schah von Bald im Brunn. 
O Maieftär! der Himmel iſt dein Thron. 
. 3 mäße dann Die Beit nach deiner ab. 
Er ſpyach: © laß dieß, du Bift in der Hürde. 
Sagt die Gerechtigkeit, das iſt nicht dein. 
Biruf Shah Ebubekr if dein Schuh! 


. Rafide ‚zum vobe Togrultegin's. 


rear uftegin durcht Schwert der Welt die Ordnung gibt; 
Sein fiegend Herr nimmt Zoll von Gina und Chata, 

Er bricht mit ſtarkem Dolch die Ungerechtigkeit, 

Wenn in der Schlacht fein Ohr vernimmt Allah Erber(e), 
Des Schwertes Funkenſchein glänzt in dem Zeuer ab, 

Mit Unterthaänigkeit geborchen Koͤnige 

So oft das Loos den Damm der Sicherheit zerreißt, 
Weil, auf dem Zelt, der Himmel ſah den neuen Mond, 
Den Grofien und den Kleinen gibt er Unterhalt, 

D Herr! gib ew'ged Gluͤck und ew'ge Herrſchaft Ihm! 

D Ginger finge du fein andres Lied als dieß? 


Was Groͤßeren er nimme, den Kfeineren er gibt. 

Bein Wort Beftand den Syrern und Aegyptern gibt, 

Durch firenges Strafgefeh er Ruh den Reiche gibt. 

Iſt's Zeichen, daß den Zeinden Beil und Rettung gibt. 

Ein Stäubchen feines Lichtd der Sonne Schimmer gibt. 

An allem 1043 er ihnen zu. verrichten gibt. 

Dem Riffe Dur fein Schwert er wieder Heilung gibt. 
Geſchiehts, daß er einnächtigem Mond Glasform gibt (3). 
Dem Adel und. dem Volk er neues Leben gibt. 

Wie er der Sicherheit beſtändig Dauer gibt. 
Tolgrultegin durch's Schwert der Welt die Ordnung gibt. 


Kafide, zum Robe einer Sultaninn. 


Merbaba mevkibi chatuni edschell.. 


Gruß der ſtattlichſten der Frauen! 
©ie das End’ zum Anfang bringet, 
©ie an Macht und Würde höher 
Die liebkoſend heilt die Welten, - 
@piegel der Bolltonntenheiten! 
Dir Bann Nichts die Welt vergleichen, 
Wo du viſt ift alles Ziehen, “ 
Deinem’ Kiel entflrömen Perfen 
Dir find Himmel nur ein Tropfen, 


Glaubensreinheit! Reichesadet! 

Und den Anfang zu dem Ende (4). 

Als der Himmel und Satuenus; 

Zürnend Leu'n in Schafe wandelt: (6). 

Alter Tugend Mufterfarte! - 

Dich der Himmel wicht erfehen. ” 
Wlderſprechen überfäffig. 1 
Und dein Wort if Offenbarung. .. 
Die find Erden nur ein Benfien.' | 











Wort dafür. Einen fehr bedeutungsvollen' Sinn bat diefes Wort in dem ſchönen verfifchen Verfe, ‚den Mos 
bammed I. recit re, als er in die verwuſteten Hallen des byſantiniſchen Kalferpallaftes einzog: 


vVerdedari mitaned ber Kaffri KRaiffar anfehut 


Bumi nobet miſened ber Kunbedi Efrafiad. 


Es zieht in Kaiſerburgen an dem Thor, 
Und in Efrafiabens Königshallen, 


1 ut 1 * 9 


Die Gpinn’ ald Kämmerer den Vorhang vor, . u 
Hört man die Heermufit der Eule fohallen. 


(1) Eine Unfpielung auf die Geſchichten des Korams und des Shapname, nad denen Juffuf der Vro⸗ 
phet und Piſchen der Held, in einem Brunnen gefangen ſaßen⸗ 

(3) Allah Ekber, Bott ik groß, Schlachtgeſchrey; bey den Türken Jegdür altes, Einer iR Beth 

(3) Weil auf den Knöpfen des Zeltes bereits der Neumond in der Gefalt glänzt, mie denfelben die Augen der 


Menſchen am Himmel erbliden, fö beſchloß der Himmel aus Eiferfucht darüber, dem einnächtigen Neumonde 
“eine andere als diefe Form zugeben. Er gab ihm die des dünnen Randes eines Trinfglafes, in welcher 


’ 


Form er aber in der erſten und zweyten Nacht noch nicht ſi chibar iſt. 
(4) Eine fonderbare Wendung, die auch zum Sdcluße wieder vorfommt, und die Hier fo viel beißt, als: fie die 
vollendet mas fie angefangen und ausführt was fie begonnen; unten aber beißt ed ſo viel , ale: es wolle kein 


Ende nehmen. 


W) Woͤrtlich: wenn fie zürnet, wart fie den Löwen am Himmel in das denen des MWidders. 


mm 96 


Deine Hand, wenn fie ed wünfder, 
Mars, er huldigt deinem Worte, 
Ueber dir gibt's Leinen Deren, 
Edieren Geblüts ald Adam, 

Kommt dein Sclave nicht sum Dienfle , 
Ihm gefhah in diefem Jahre 

Ketten trug er ohne Schulden, 

Heute Hat ee Mark in Beinen, 

Noch fein Monath ift verfloßen, 

Denn dad End’ kam nicht zum Anfang, 
Deine Tag’ und Nächte ſeven 

Bift fey deiner Zeinde Gorbet, 

Buß des Himmels, Hand des Schickſals, 


- 


‘ 


Halter fern die Hand des Todes. 

und der Kiel 1888 Himmelsknoten. 

Als den Höcften Herrn der Welten: 
Wohnſt du ‚In des Himmels Dome. - 
Komme ihm Tragheit nicht zu ſchulden. 
Bieled, das du nicht foUR fragen. . 
Abgeſetzet ohn’ Vergeben, 

Geſtern war Die Haut wie Zwiebel. 


"Daß ich frey Hin folcher Wehen. 


Und der Anfang nicht zum Ende. 
End’ und Anfang glei in Sitte. 
Deiner Freunde Tränfe Honig. 
Seven lahm um bis zu ſchaden! 


Kafibe sum Lobe Naßireddin Taher's, und Beſchreibung des Fruhlings 


x 


Die Sonne tritt vom Fiſche in den Widder, 

Der Berg iſt durch den Thau und durch den Regen 
Die Hände ſchlägt das Grün am Feld zuſammen, 
Der Sluren Bräute find an Arm und Schenkel 

Den Dornen leuchtet Roſenblitz entgegen, 

Den Mondhof hat der Diond zum Schild genommen, 
Damit nicht Blut verderbe,, Haben Weiden 

Am Garten geht der Wind nun über's Waſſer, 

um Tulpen fpielt der Widerglanz des Zeuers, 

Ber gefern von Geſchäften fich entfernet, 

Die Flur i® nun der Himmels, und die Wolfen 

Die Pflanzen beyderley Geſchlechtes (2) ſtreben, 

Es pranges fläts ein neuer Regenbogen 

Dieß Alles nach dem Inhalt des Diplomes (3) 

Des Glaubens und des Reichs, der Zeiten deifer, 
Er deffen Kath das Licht gibt den Planeten, 

Gr deffen Wort gerecht, und lautre Wahrheit, 

- Bon dem entfernet iR Ball und Verellung, 
Natur bringe ohne ihn fein Wert zu Stande, 

In feiner Bruf ergeht des Schidfals Rathſchluß, 
Bon feinem Zügst geben aus die Winde, 

Es hinkt vor feinem Kiel das Wort als lahm, 

In That und Wiffenfchaft der Erfl! und Leute, 

D du, das Mufterbilb von allem Adel) 

Im Spiegel ſchaut dein Slarız nur feines Gleichen, 
Du bift nicht Gott und ſpendeſt aus Die Nahrung, 
Es memt ſich Alles was zum Lob' ich finge, 





Dsehürimi chborschid tschu es hut der ajed behaml. 


Und Heller Tag erleuchtet finflee Mache, 
Bon Allen Seiten koſtlich ausgefhmüdt. 
Die Tulpen und die Roſen ſteh'n verſchränkt. 
Mit goldnem Reif und Spangen ausgeziert. 


Daß ſte nicht zanken ſich im Hinterhalt. 


Mir Graſe Hat Der Hügel ich verſchanzt. 

Die Blätter zu Lanzetten zugefpist. 

Daß er des Teiches Wangen feilend nlätte, 
Das nicht mebe im Kamin und Heerde fpiele 
Den fette die Begier in Thätigkeit. 

ind männlicdhes und weibliche Kameel (1). 
Die einen auf die andern niederwärts. 

Als ein Gewoͤlbe zum Gaturn gefpannt. 

Des Höcften des Weſire in der Welt, 

Des Gieges Vater, der das Reich beglüdt; 
Dei’ Kiel Begebenheiten Formen gibt. 

Und richtig wie arabiſche Syntar; 

Wie von Prophetenwunderwerken Trug. 
Bernunft erkennt das Mehr und Minder nice. 
Die ew'ge Offenbarung ift darin. | 
Bor feinem Bügel fleht in Ruh der Berg, 
Und der Verſtand er fpielt vor feinem Blick. 
Sey mir gegrüfit! fo ſprach zu ihm Natur (4). 
und in ber Welt der Tugenden Model. 

Sm Traum und im Gedanken Wehnlichkeit. 
Biſt niche Prophet und ſprichſt geheimen Sinn. 
Was ziemt Dir nicht? als Gottes höchſtes Lob. 














6) Bericht Fr auf Die Sternenbilder der männlichen und weiblichen gzameele am Himmel. 

(2) Die Knaben und die Mädchen ; gewöhnlich find die Pflanzen fäugende Kinder, deren Ammen die Wolken. 

3) Die Wendung, mit der Enweri hier von der Beſchreibung des Frühlings auf das Lob des Weſirs übergeht, 
iR eben fo unerwartet ald kühn; alles dieß fproßt und blüht auf den Befehl des Wefire. Vielleicht liegt 
bierin auch noch eine Anfpielung auf Die gemapften Blumen und goldenen Schnörkeln orientalifcher Dipfome, 
welchen bier die Pracht Des Frühlings verglichen wird. 

(4) Wörtlid; An feinem Geburtsfeſte ſprachen zu ihm bie drey Reiche der Natur: Sep wir gegrüßt, u. ſ. w. 





77 9 5 97 XX 
y 


Wenn du ein 206 vermißten war es Tadel, Verweigerter Gehorſam wäre Aufruhr. 


Der erſten Würde Leerheit füllt den Polſter, Und ohne dich wär” eitel höchſte Macht. ’ 

In dir liegt aller Grund, nicht in den Dingen; Bon dir koͤmmt Hüffe und nicht von dem Himmel. 

Ich kann dich sine andre Welt nicht nennen, ' Weil du der Inbeartff der Welten bift. 

Der Dichtkunſt höchſter Adel ik Verklaͤrung Und das Geſetz befiegelt ein Prophet» 

So lang du biſt Hedarf es Feiner Bitten, . Gerechtigreit verbürgt die Sicherheit, 

Wenn du den Bernſtein der Branen runzelſt, Vorgißt er feiner eigenen Natur (1); 

So weit erſtrecket ſich Gerechtigkeit, Daß, wenn du willſt, der Tod gehorfam iſt. 

Du wechfelſt durch Geradheit deiner Blicke Die Welt, wie nach des Maßſtabs Linien. 

Dein Sig alipier gitt mehr als ſieben Himmel, Sie find zuſammen die fein Genfforn werth. 

Die faßer nicht des Weltalls Geiſt dur Schlüße, Und nirgends ficher iſt vor.bir dein Zeind; 

Noch Haft du nicht den Vers des Zorns gefprochen „ So legt er dir fein Reich su Fuß in Qual, 

Und wenn er durch Berrug ein Süd erſchleicht, Es ein Paar Tage lang bewahrt mit Lift; 

Zuletzt ſtürzt auf den Kopf der Saul bes Truges, Bälle wie ein Eſel auf einmahl in Roth. 

So bat das Süd von deinen Zeind nicht Dauer, Kothkäfer tödtet der Geruch der Nofen. 

Großmuth iſt ohne deine Hand nur eitel, . " Und ohne Deinen Kiel die Sprache wül’. 

Du wach'ſt, damit das Jahr im Sclavendienſte gu wenig Schmerz nicht leide, nicht gu viel; 

Wenn nicht, fo würde es der Himmel quälen, Wie Zluth und Gluth den Zuder und das Wachs. 

Bald ſchwingeſt du ben Speer auf sum Arkturus, Bald fchleuderft Tu ihn zu der Aehre nieder: 

Es zeigt die Zeit aus Sram, fo Zreund als Feinden, @in Angeſicht wie Roſen roth vor Schaam. 

Das Ohr vernimmt, was nie ein Ohr gebört, Berfſtand wird irr' von ungefragtem Gram. 

Dein Gluͤd iſt wach, ed weckeet die da ſchlafen Zu rechter Zeit aus ihrem Trägheitsfchlaf. 

Gelobt fen Bott, daß bis zum jüngften Tage Du Nahrungskarawanen nicht bedarfft. 

" Dein Glanz füllt alle Beine vol mit Marke, Wiewoht noch geſtern leere Zwiebelhaut. 

Bis daf einſt alle Dinge dir aufſtehen, Haft Über Allen Du den erfien Plaß. ax 

An deiner Pforte fammeln ſich die Großen, In deinem Kreis erfchallet Lob und Lied, 
Beſchmücket find durch dich geſell ge Kreiſe, Die Soffa's und Die Kißen in dem Saal; 

Des Sıüdes Zub fey lahm für deine Feinde, - Des Ungfüds Hand für die wohl wünſchen bir. 

©efegnet wie das Bet ſey'n beine Tage, Dem Echidfat [ey der erffe Grund verfperre, 

So lang im Hoͤchſt en wirft ber erſte Wirker, Im Tiefſten legte Wirfung fühlt Natur: 

Sey minder Käts dein Beind als Leute Wirkung) Und mehr ald erfles Wirten deiner Macht. 


Rolataet, Bruchſtuͤck Enweri’s, zum Lobe des Diäters Sqhedſchaars. 


Ei betu machssuss aadschasi. suchan. 


. 5 du, dem Wunderfraft der Rede, " Und hoher Schwung des Sinnes eigen, 
„Dein hoher Muth erklimmt die Simmel, - Der Plan des Weltalls liegt dir offen! 
7 IE Voßlenderinn die Zeit, , Sie macht aus Maulbeerblättern Atlaß. 
Ich ein Leib Brot, ein Fiſch im Teich, Die Sonnenfceibe Fiſch am Himmel, 
Ein Sperling ih, und du Gımurg. Mit ſtarkem Arm die Welt beherrſchend. 
Verglichen deinem Versgewebe, Iſt Spinnenweb mein eigner Vers; 
Denn diefer ift nlır eine Mühle, Und deiner ift Dad Weltenrad. 
Bemüh’ den Einn zur Antwort nicht, Das Schmeigen iſt was bir gejiemt. 
Di ſchutzt der Herr „ der nimmer fchläft, - . . Und: uns der Herr, der nimmer ſtirbt. 
Auf die Zaͤhne Naßireddin Taher's. 

O du, dem ward der Zahn des Reichs, MNichts Beſſres gibt's als deine Zähne: 
Der Himmel ſetzt den Zahn bes Grolls In deines Muthes Schaale ein, 

u Der Himmel ſetzt fi) nie zum Tifch Weil er umfonft die Zähne weht. 





(1) Es (weint unglaublich, daß ein Dichtertalent vom folder Stärfe wie Enmweri, fein ganzes Leben und feine 
ganze Kraft auf Nichts ald folche Lohgedichte vermendet habe, und dag den Sultanen und Weſiren dieſer 
Weihrauch fo füß duftete, daß fie den: Dichter reichlich belohnten, um ihn und ſich noch ſchwindeliger zu. machen. 


Die Spitze deines Zahn's Im Wein % Grfdeint wie Perlen Har von Waſſer. 
Der Himmel zeigt niche (einen Bahn, Bis da der Gram die Hand abzicht, . 
Das Schickſal bloͤckt Die Zaͤhne weiß, Es fpricht: Weh reichlicher Natur? 
Ein Zähnewaſſer brachteſt du, Daß mancher lang umſonſt gefucht. 

Ich fage nicht, daß mit dem Zahn Du von der Rache dich befreuft. 

Mac" ſcharf die Zähne, fey bereit, Geit Langen iſt's der Himmes ſchon: 
Indem er Dir den Rücken firsichelt, Bricht dir der Himmel ein paar Zähne (ı). 


Auf den Tod des Leyerfpielers Kemalfeman. 


O slaube nicht Remalfeman fey todt, 
Des Himmels Chöre, fo feit Ewigkeit 
Bis kamen bittend zu Remalſeman, 
Und fpraden: Abgedanket ik Sohre, 


Er war blos Beil und nur ein Körper flirbe. 
Sohre (die längſtens alt geworden) führt, 
Der Einzig war su feiner Zeit ald Künſtler, 
D Seelenſehnſucht Fomm, nimm ihren Plab- 


_ | Lob des Dichterfönigs Nafchidebbin. 


Raſchideddin, du weißt nicht. was ich geftern 
Ich weiß nicht wie die Verſe du genährt; 
Stand gleih mein Glaube feft an dein Gemüth, 
©eit bu beſtimmet Haft mas ein Gedicht, 
Es Huldiget mein Rahmen deinen Berfen, 


Aus einer Hand für Lebensäther eranf, 

Das weiß ich, daß fie mir den Geiſt genährt. 

Geis geftern Hab’ ih dennoch neuen Glauben; “ 
Halt’ ich für Stüdwert meine Worte nur. 

D großer Nahmen welchem meiner Huldigt! 





Les extr&mes se touchent. Lob und Schimpf firömen aus einer Quelle, biefer übertrieben wie 
jener. Enmweri war eben fo ſehr zum fatyrifhen ald zum Todenden Hofdichter geboren. Wo er eine - 
Gelegenheit findet, laͤßt er ſeiner Galle freyen Lauf; aber Efüger ald Kirduffi unter den aͤlteſten und 
Binaji unter den neueften perſiſchen Dichtern, die fich beyde ihr Glück verdarben, weil fie den Schah 
und den Wefir angriffen, ſchießt Enweri die Pfeile feines poetifhen Unmuths wider die allgemeine 
Zielſcheibe menfohlicher Klagen, wider dag Schidfal, die Zeit, den Himmel und die Sterne ab, 
von deren Rachſucht Dichter weit weniger zu befürdten haben, als von der. gefränkten Eigenliebe ber 
Sultanen und Wefire. So ſchimpft er in dem folgenden Bruchftüden einen Schwerfälligen, die Sterne, 
bie Weiber, die Zeit, den Himmel, den Mondfchein und fich ſelbſt. 


Tu mera eger -piade em meniguh; 


Bin Ih zu Fuß’ fo ſchmaͤh mid) nicht, Weit ich mich nicht darob berlage. 

Der Himmel gehe mit eigner Kraft, Er braucht nicht Saum: und Sattelroß. 
Auf Neiterey fey du nicht ſtolz, Weil du hiezu niche Urſach Haft. 

Du biſt ein Berg, dei ſchwere Laſt Erdbeben in Bewegung ſetzt. 


| Niguhischi Sitaregan, Schmähung der Sterne. 


Wie fann von Venus und von Jupiter 
Der eine ift der Welt ganz abgeflorben, 
Die andere ift eine Buhlerinn, 


Bernünft’ger Mann begedren wohl fein Süd? 
Und miſchet fi in die Sefchäfte nicht z 
Die Nächte Iaug den Herrn beleidige Hat. 











(1) Es gehört Doch wahrlich ein fo emſchiedenes Lobdichtertafent ale das Enweri's dazu, um ſogar auf ein Paar 
Zähne, die Nabireddin Taher, Bott weiß durch welchen Zufall verloren, ein Lobgedicht zu verfertigen. 
In ſpaͤterer Zeit ift dieſe Soeichelleckerey von Belegenbeitägedichten an "orientalifhen Höfen, bey den Dis 
sern, ipren Söldlingen, in die Wuth der Ehronograpbe übergegangen. 


IR UI 99 XXX 


Brag weiter um des Unheils urfach nicht. Wenn Einer diefen Beyden fich empfobfen, _ 


. Was hat von ihnen man wohl zu erwarten, Als Daß die Zeit vergeht mit ihrem Lauf. 
Im ganzen Himmelögarten it Fein Ak, Der andere als bäfe Zrüchte trüge. 
Ein Efel fee Hörner auf dem Mann (1) Der Etwas Gutes fih Davon erwartet. 
Auf die Zeit. 
Aus Großmuth nicht eröffnet dir Die Zeit, Aus blindem Muttertriebe nur, die Welt, 
Und trägt fie das Geſchenkte wieder fort, So ſageſt du: es Hand ben uns als Pfand, 
Wenn heut mich Einer fragt: Wo if der Schatz ‚. Den Mutter Beit dir nach und nach gefchen?t? 
” Antwort ich ihm: Was man surüdhegehrt War aus Freygebigkeit nicht bergefchenft. 
Der Himmel nimmt Dad Ucherlüß'ge weg: Ungtüdiih wer in feine Hände fälle! 
| Auf den Himmel, 
Der Himmel ift ein ſchlechter Geilhals, Der ausgibt fletö das Schlechteſte; 
Iß Brod und Waffer von ihm nicht, Zu Fannft die Seele nicht befrey’n. 
Die Erde it um Bieles beſſer, Denn wer ein Korn ihr anvertraut, 
Bon dem nimmt fie’s mit Großmuth an, Und gibt ihm's zwanzigfältig twieder. 
j Auf die Weiber. 
Das Weib it Wolfe, Mond der Man, Gewoͤlk verfinkert Mondenlicht. 
Am beſten iR’3 aber d dem Mann, Wenn er bedarf Des Weibes nicht. 
| Auf den Mondſchein. 
Zwey Eigenſchaften hat der Moydſchein, Wodurch er alles loͤſſt und bindet: 
Er loͤſt die Seele auf in Gram Er bindet die Vernunft als Narr'n. 
Vom Mondfchein fließet Mondfchein aus, - D Trefflichkeit der Trefflichkeiten ! 
._ Er loͤſchet aus die Schmähungen, . Und wiſcht Hinweg Verfprechungen, 
, Er mehrt das Hirn der Freyen nicht, | Den Treuen mehret er den Schnuppen, 
Dem Meere ſchenkt er nicht die Zluth, . Bis daß es nicht fein Lob erhebt, 
Und auf die Ebbe dringt er dann, So daß er Rofenflur nicht ſchont. 
Weißt du wie ſolcher Mondſchein wohl Bon dir nad Werth zu fchägen fey ? 
Im Rechnungsplan des Seyns und Nichtſeyns Gebührt ihm ſechs und ſieben noch (a), 
Dei Schickſals Ele meße ihm j Bon gäh damit den Untergang. 
‚Satyre auf fi feldft. 
Ein Dieter ſprach au mir: Ging ein Safer! Ich ſprach: Ich that Bersiht auf Lob und Schimpf, 
„ Sch machte Lie b⸗ und oh: und Spott⸗ Gedicht, Beil ih wollüſtig, geizig, zornig war. 
Er ſprach: Wie fo? Ich fprach: Dieß ik vorbey, Und was vorüber, kommt nicht mehr gurüd. 





(1) Im verſſchen ſehr indecent: 
Riri. char der Kuffi feni ante. 
Penis asini in vulva mulieris illius viri sit. | 
(3) Was der Dichter hier eigentlich meine, ift dem Ueberſetzer, der ihm bier, 'mie überall mo der Sinn dunkler if, 
wörtlich gefolgt , ſelbſt nicht klar. Der Genius feines anderen’ verfifchen Dichters ift dem Genius des Abends 
landes fremder als der Enmeri’s, der Daher (einige mpftifche Dichter ausgenommen) weit fchwerer zu verftes 
ben und zu überfegen ift, als die meiften übrigen. Die Sieben, die fonfi gewöhnlich von den fieben Sphä⸗ 
ren oder Planeten verftanden wird, bezieht fick bier vielleicht auf Die fieben Tage des Mondsviertels, und Die 
Sechs ſcheint ſich auf Etwas anders als auf die ſechs Seiten des begränzten Raums oben, uns en, 
sorn, hinten, rechte, und Tine, zu besieben. 
N 3 


- . * 
mw 100 nn - - 
. . \ . f 
2% fann fon manche fange Nacht voll Sram, . Um: mit dem Zuder Lippen zu vergleichen, 
Und wieder ſann ih manchen Tag beſorgt, Bon we, von wo mir Famen fünf Dirbems, 
Und wieher war ich dann ein biß'ger Hund, Der Mübdere una Schwäch're anfällt. 
Da Gott, der Herr der Hungrigen, drey Hunde, Don meinem Kopf abtrieb aus ew’ger Auf, j 
Behüt er mich von Lieb und Lob und Spott, Genug Hat Seele und Vernunft geitrt. 
O Enweri! dem Mann ziemt Prablen nit,  « Auf deinen Vorfah nun Heharre, 
Steig in den Winkel auf den Pfad des Dei, Nur ein Paar Augenblicke noch find dein, 


Kein näiveres Bekenntniß von ben unebfen Triebfedern ſo vieler Gedichte hat vielleicht kein Dips 
ter abgelegt, als hier Enweri, und Poeten die aus keinem höheren Zwede gefungen, mögen fuͤglich 
über ihre Werke, als über wahre Sünden, por Gott und ber Welt Buße thun⸗ 


ya‘ 
1 ’ 
XIV. Be 


Ä U Ferid Katib, 


ein Sqeler Enweris, lebte am Hofe Sultan Sandſchars; ; von ibm find die folgenden Gragen! und 
Antworten : 


Ich fprah: Dein Angefiht I wie die Sonn’ erhellt. Fr ſprach: Viel beſſer noch, wenn es dir nur gefällt. 


Ich ſprach: Du biſt wie Mond von vierzehn Tagen ſchön. Er ſprach: Trabanten taufende zur Seite geh'n. 
Ich ſprach: Ich ſag' es laut, daß ich dein Diener bin. Er ſprach: Genug wenn du mir dienſt mit treuem Sinn. 


Der Verfaſſer der Makamat Naßiri erzählt, daß, als Sultan Sandſchar an der Grenze 
Paimurg's von Feinden umringt ward, und ſich mit Mühe über den Oxus flüchtete, Ferid Katib, 
ber fih in feinem Geleite befand, ihm die folgenden Verſe zurief:- 


° 


D Shah! durch Lanzen machteſt du die Welt gerad, Durch vierzig Jahre nahm bein Sqhwert son Zeinden Rache 
Zraf di sin böſes Aug‘, fo iſt es nichts als Zufall, And über Zufall iR erhaben nur der Herr. 


Seift aus Niſchabur, 


ein Schuͤler Ze aatibſs, Verfaſſer mehrerer kuͤnſtlicher Gedichte, wie z. B. der Silber⸗ und Stein⸗ 
Kaßide: 


. D Schönheit, mit dem Her; von Stein, Und mit dem Silberwangenſchein! 
Die Liebe Hat fich in mein Herz Geſetzt, wie Silber in den Stein. 
- Wie in das Silber und den Stein - . IR Lieb’ in mich gegraben ein, 
j Beſtäaͤndig bin ich wie ein Stein, Du flieb'ſt wie Silber aus dem Stein. 
Du biſt mie Silber, ich dir Stein, Seden!” dry Stein und Silber mein. 


Außer biefem Seifi gibt es noch mehrere andere Dieter dieſes Nahmens, als: Emir Hadſ bi 
Seifebdin ‚ einer der Großen Timurs, Verfaſſer türkiſcher und perſiſcher Gedichte; Seifi aus 
Bochara, und Seifi'Isfrengi. Der von Niſchabur war der Hofdichter Tekeſch Chan, 
welcher Toghruf den Sonn Arslan's in der Schlacht bey Rei gefangen nahm. 


Sufeni aus Samarfand, 


ſoll feinen Beynahmen (fpigig. wie eine Nabel) von einer Liebihaft mit dem Jungen eines Nadelma> 
chers erbaften haben; da aber feine vorzuͤglichſte Stärke in der Satyre war, fo Fönnte er ihm wohl 
"auch deßhalb beygelegt worden feyn. Dewletfhah, ein abgefagter Feind von Satyren, verweifet diefelben 
aus feinen Biographien, und nimmt dafür eine lange moralifhe Kaßide auf, dergleichen Sufeni in 
feinem Alter gedichtet. Dſchami fuͤhrt zwar auch Feine Satyren, aber wenigſtens mehrere Stellen feiner 
Werke an, in denen er fi über fein fatyrifhes Talent entfhuldiget, wie zum Beyſpiel: 


Wie lange wirft der glaͤſerne Himmel mit Stein | Dite Fenſter meiner unterthäntgen Hütte ein? 
Mein Thun iR aud die Safer mit Stein zu serfchlagen, Die Schuld die mag der gläferne Himmel tragen. 


Der Dichter Sain verfertigte ein Seitenſtück zu diefer Kaßide, wofür ihm Schah Abu Ishak 
fieben Beutel Goldes reihen ließ. Suſeni flarb im Jahre 569 (1173) und liegt in der Nähe, des 
Imam Abu Manfur Almateribdi begraben. . Seine Schüler waren Lamii, Dſchemali, Schems 
Gule, Shatrandfdis 


' v XXVIL — 
Abdolwaſſi aus Ghardſchiſtan, 
von wo er nach Herat und von da nach Gaſna ging an den Hof Behramſchah's, des Sohns 


Meſſud's aus der Familie Seboktegin. Als Sultan Sandſchar der Seldſchugide ſeinen Neffen Behram⸗ 


ſchah (er war feiner Schweſter Sopn) mit einem Heere zu Hulfe eilte, fang Abdolwaſ ſi zu ſeinem 
Lobe: 


Durch des Schah's Gerechtigkeie Sind in ſeiner Herrſchaft Tagen, 

Ameis, Repphuhn und Fafanen Selbſt vor ihren Zeinden fiher. 

Herr der Welt, Sultan Sandſchar, Deſſen viergetdeilten Fahnen - n 

Sid fo Indien als Sina . Mit verhüllten Kopfe neigen. ' 
Glanz des Slüdes! Herr der Bölter! Schmud der Welten! Sieg des Glaubens! \ 

Gnaden fpenden feine Zinger, ' Wunden fchlagen feine Lanıen, 

In dem Kreife rapie fein Schimmer, Auf der Rennbapn feine Sahne, 

Er vertheilt Die Nahrungszweige, Zordert Körpern Geelen ab; 

Gr legt an das Glück auf Sınfen, Und er führt des Sieg's Beweis, 

Keicho ſfrew fein erſter Nahme, Iskender fein 4weyter Titel, 

Afridun ſein drittes Beywort, das vierte Muſchirwan. 

Jener ſchwindet Hin in Nichts, Dieſer nimmt an Glanze ab, 

Jener wird durch Ion erſetzt, Diefen ſtellt Er vor die. Augen. 


Behramf hab trat auch in der Liebe und dem Schutze der Gelehrten auf dad ruͤhmlichſte in die 
Fußſtapfen feines großen Ahnen. Mahmud und M effud. Er ließ die Fabeln Bidpai’s aus der arabis 
fhen Kelele ve dimne betitelten Ueberfegung durh Hamideddin Naßrollah aus dem Arabifchen 
ins Perfiihe überfegen,, und der Scheih Senaji eignete ihm fein berühmtes Werk den Ziergarten 
Gadika) zu, ber mit dem Rofengarten {Suliftan) und Fruchtgarten (Boſtan) Saa⸗ 
di's nicht zu verwechſeln iſt. Er ſtarb im Jahre 543 (1148). An feinen Hofe lebten, außer Abdol⸗ 


J 


XECX 1032 27V 


waſſi, die Dichter Sqheich Schahi von Geſna/ Seid Haſſan, Osman Muͤchtari, Ali 
Fethi, und Mahmud Verat. 


J 


XXVIN. 
Seid Saſſan Alhofſeini aus Gafua, 


ein heiliger Mann, Verfaſſer der berühmten Kaßide Fachrije, die verſchieden e Dichter nachzuahmen 
gefucht, wie Bilkani, Kemaleddin Ismail, und unter den Neueren der Scheich Aſeri, der 
Eommentator Chakani's. Scheich Haſſan predigte zu Gaſna unter dem Zulaufe von mehr als fiebzig- 


taufend Zuhörern; dieß mißfiel dem Sultan Behramſchah, der ihm andeufen ließ, die Stadt zu ver- 


laſſen. Er begab fich fehr gefränkt auf den Weg nah Mekka und Medina, wo er ein beruhmtes Ter⸗ 
dſchii fang mit dem Schlußreime: 

Herr! dieß bin ich, und dieß iſt u Des Propheten Heil’ge Gtätte. 

Here! dieß bin ich, und dieß ift Maftafa’s geweihte · Erde. 

Die Sage, welche ſelbſt Hamdollah Meftufi, der Verfaſſer der gewählten Geſchichten, 
unter ſeine Dichter-Notizen aufgenommen, erzählt: daß, als der Scheich dieſe Verſe zu Medina vor dem 
Grabe des Propheten abgeſungen, dieſer ihm dafür ein Ehrenkleid herausgeſendet habe. Wenigſtens trug 
dieſe Sage nicht wenig bey, den Dichter nach ſeiner Rückkehr in den Ruf der Heiligkeit zu bringen. 


Damahls regierte in Bagdad unter dem Chalifen Raſchid Sultan Meſſud, der Sohn Melekſchah's, der 


den Dichter mit Ehren überhäufte und ihn ruhig nach Gaſna zurückkehren ließ. Als er aber nach 
Dſchewain gekommen, ſtarb er plötziich im Dorfe Aſar Dewar, wo noch heute feine Grabſtaͤtte be- 
ſucht wird, im Jahre 565 (2169). Aſar Dewar, berühmt als Sterbeort dieſes großen Dichters, 
ward es bald hernach noch weit mehr und mit größerem Rechte, als der Geburtsort der beyden Brüder 
Schemſeddin Mohammed des Weſirs, und Alaeddin Atalmulk des Verfaffers der Geſchichte 
Dſchihankuſchai (Welteroberer). Jener ein großer Staatsmann, und biefer ein großer ©elehrter, 
die ein Jahrhundert fpäter in der ‚ Gehihte des Staats und der Wiſſenſcheften ſich einen unſterblichen 
Nahmen erwarben. 


xXIX. 
-Senajt, 


der ditefte wahrhaft große myſtiſche Dichter der Perfer, ber Vorgänger Attar's und Dſchelaleddin's, welche 
das Triumviras der heiligen Poefie der Sofi's bilden ; ; der Legte, wiewohl er die Beyden erften ‚weit übers 
traf, fagt dennoch beſcheiden: 

Attar der Geiſt, Sen aii deffen Augen; == Ich kam erſt nah Abkar und nah Senafi. 


Die Verſezahl feiner myſtiſchen Gedichte überſteigt 30,000 Diſtichen; das Hauptwerk aber, daß fei- 


‚nen Ruhm begründet, und ihn zu einem der Ordensdichter der Sofi's erhoben bat, ift das Hadika oder 


der Biergarten, ein durchaus myſtiſches Werk über die Einheit Gottes, die Selbftverldugnung , 
"und Erfenntniß ewiger Wahrheiten. Es it das Mufter, nach dem fpäter Attar fein Dſhewhereſ⸗ſat 
oder Subftan; des Wefens, und Dfehelaleddin fein Mesnewi gedichtet bat. Heute find die bey: 





RUN 03 run. 


ben erftien durch das Teste faft gänzlich verbeängt worden, und da wir es ‚nicht zu Geſicht befommer 
haben, fo müffen wir und begnügen, einige Verſe daraus nach Dewletſchah anzufuͤhren: 


Der weiſe Lodınan manchmahl ſich erbaute Mit grader Flote und mit krummer Laute. 
Ein, feerer Schwätzer zu ibm trat und ſprach: Was machſt du mit ſechs Schwingen und drey Züben!cı 
&r ſprach mit feuchtem a. und falterm Ach: Gar viel ift es für die, fo erben müſſen! 


Diefes Werk fand zuerft einige Gegner unter den Shriftgelehrten von Gaſna, war aber von denen 
in Bagdad. durch ein beſonderes Fetwa durchaus als orthodox anerkannt. Senaji hatte feine Lauf: 
bahn als Lobredner Sultan Ibrahim's des Gaſnewiden begonnen, und ein ſonderbarer Zufall be⸗ 
wirkte die Veränderung feines ganzen Lebens. Als Ibrahimſchah den Zug nach Indien beſchloſſen, und 
Senaji ihn in einem Lobgedichte deßhalb geprielen, gefhah es, daß der Dichter eines Abends an einer | 
Schenke in Gaſna worüberging, wo er einen bekannten Stabtnarren Nahmens Alaichor fand, der-vom 
Schenken“ ein Glas Wein forderte, um es, fo fagte er, auf die Blindheit Sultan Ibrahim's zu trin⸗ 
ten. Der Schenke ermahnte ihn, daß er unrecht babe einem fo gerechten Fürſten Böfes zu wünfden: 
Der Narr entgegnete, er Eönne mit einem Fuͤrſten nicht zufrieden feyn, ber jegt Gaſna bloß verließe 
um in wärmere Länder zu sieben, und deſſen Eroberungsſucht Eeine Grenzen kenne. Hierauf begehrte. 
er ein zweytes Glas auf die Blindheit des Dichter Senaji. Der Schenke ermahnte ihn, einen fo 
weifen und großen Mann nicht zu fhmähen. »Du irrft dich,« fagte der Narr, ver ift ein Thor ımb ein 
Schmwäger ber Worte auf Worte bäuft, und fein Reben darüber verfplittert, Was wird er wohl ant⸗ 
worten, wenn der ewige Richter einſt Rechenſchaft von ſeinen Handlungen fordern wird ?« Dieſe Worte 
drangen tief in das Gemüt Senaji’s, der von biefem Augenblide alles Fuͤrſtenlob aufgab und ſich 
ganz dem befchaulichen Leben weihte, worin er e8 fo weit gebradt, daß er unbefümmert um Lob ober 
Tadel feiner Freunde fogar den Antrag Sultan Behramſchah's, der ihm feine Schwefter zur rau geben 
wollte, ausfhlug. Hierauf bezieht fih im Ziergarten die Stelle zum Lobe Behramſchah's: 


Ich Bin Fein Dann für Thronen und für Kronen, Und ich verlang fie nicht fürwahr die Kronen! 
Willſt du den Haupsfhmud der Sofi’s (2) mir geben, So nehm’ ich nicht dafür die Kron' der Kronen. 


Als Senaji von Gaſna nad) Choraſſan Fam, war er ein Schüler bes großen Scheichs Abu Juſſuf 
von KHamadan ‚Neffen Klofter damahls die Kaaba Choraffan’s hieß, der eben ſowohl als der große 
Smam Gafali ein Jünger des Scheich's Abu Ali von Farmid war. Bon Choraffan Fehrte er wieber 
nah Gaſna zurück, wo er bis zum Ende feines Lebens fih bloß mit Hymnen auf die Einheit Gottes 
befchöftigte. Zu mehreren folhen Kaßiden haben mehrere Dichter Seitenſtücke zu liefern verfucht, wie 
Ewhadeddin von Kerman, Fachreddin aus Irak, und Andere. Aus einer ber berühmteften folcher 
myſtiſchen Kaßide ſind die folgenden Verſe: — 


Wunſch Verliebter, die leicht wandeln! Euſt der Schönen, die füß handem! 


. Du auf Erden! ich entfagend ! Du im Glaſe! ich nicht trunken! 


Stehe auf, daß meine Thränen Diefen Aſchenhügel neben. 





(1) Die gerade Flöte als Stab, " der britte zu, die ſechs Schwingen find vermuthfich die ſechs Sajten der 
Laute, 

(2) Ein Spiel mit dem Worte Tadfch, daß ſowohl wine Krone als den Kopfbund Dr, welcher das Un⸗ 

terſcheidungszeichen der. Scheiche der Sept iſt. 


% 
nr 10, j nis 
\ A 


Daß ip mit der Wimpern Beſen Sterne kege von dem SGliumen, 
Daß er von fich felber höre, Wer der Herr. der Rächer fc 
Du, def Lüfte Luft erweden! H Deffen Götter Bott beleid’gen! 


Sennii ftarb zu Gaſna im Jahre der Hedſchira 576 (1 180), und feine Grabſteti⸗ iſt heute ein 
Wahlfahrtsort. Gleichzeitig mit ihm lebten die Dichte Seid Haffan aus Gaſna, Osman Much⸗ 
tari, Amad Hekim, Suſeni, Enbaſi aus Termed, Medſqhibeddin Derkani u. a. 


- 
2 


axx. | 
Osman Mudtari aus Gaſna, 


ein Zeitgenoße Scheich Senaji's unter ber Regierung Sultan Ibrahim's Sohn Melfu f ud's bes Sel⸗ 
dſchugiden. Scheich Senaji verfaßte mehrere Kaßides zum Lobe Os man Mu Harte, unter andern 
eine fehr berühmte, die mit dem Verſe beginnt: 

Swen Sonnen und zwey Monde geben Feine Straflen. Wo Mucdıtari’s Eingebungen fich glänzend mablen. 

Mukhtariantwortete darauf durch eine Kapide zum Lobe Sultan Ibrahim's. In der Folge ward 
dieje Kaßide fehr berühmt durd die Bemühungen. der größten Dichter, in demfelben Sylbenmaße und 
Reime ein Seitenſtück dazır zu verfaßen. So verfaßte Chakani die Kaßide die mit dem Merfe beginnt: 

Ein alter Meifter ik das Herz, ih bin fein Schüler £ Gehorſam lege ich den Kopf auf's Knie in feinee Schule. 

Auch die beyden großen Dichter, Emit Chosru aus Dehli, und Df dam; i, verſuchten ähnliche 

Ceitenftäde, j 


* 


XXX]. 


Niſami Aruſt aus Samarkand, 


en Schüler Moaf rs und ein trefflicher Dihter, der aber keineswegs mit dem großen ſpaͤteren roman⸗ 
tiſchen Dichter dieſes Nahmens zu vermiſchen iſt. Zum Anterſchiede heißt der erſte Aruſi, das iſt: 
der Metriſche, und der zweyte Gendſchewi, das iſt: ber von Gendſch. Außer der Gemeinſchaft des 
Nahmens Eönnte auch noch diefelbe Gattung, in der Beyde dichteten, eine Verwechfelung veranfaffen ; 
denn auch Nifami Arufi verfuchte fi im vomantifchen Gedichte, worin Nifami aus Gendſch 
den Siegeskranz errang. Arufi.befang die Gefchichte von Weiffe und Ramin, die heute eben ſo⸗ 
wohl als die nch aͤltere Anßari's und Dſchordſchani's, Wamif und Afra, verloren zu fenn 
ſcheint. Dewletſchah "führt einen einzigen Ders bed Metrums willen und um eine geographifdy merk- 
würdige Bemerkung anzubringen an; ber Vers iſt: 

-Und Areſch warb deßhalb der Bogenſchütz genannt, Weil er den ienl son Merv nach Amul fho$. 

Dewletſchah bemerkt, an der Fabel der alten perſiſchen Geſchichte von der Graͤnzbeſtimmung Iran's 
und Turan's, durch einen mehrere hundert Meilen weiten Pfeilſchuß, ſey fa viel wahr, daß Areſch, 
der Neffe von Tahmuras, bie Ländek durch eine Mauer geſchieden, deren Spuren noch zu feiner 
Zeit ſichtbar waren in der Richtung von Amul, Abjurd, erv, bis an die Graͤnzen von Ferghana und 
Chodſchend. — 

Außer dem romantiſchen Gedichte von Beif fe und Ralmın N nif ami Keufi i auch der Ver: 


4 





XXXX 105 rw 


fafler eines berühmten moraliſch⸗ didaktiſchen ˖ Werkes: Tſchehar Makale, die vier Bäder, über 

Gegenſtaͤnde praftifher Philofophie, das’ Betragen in Gefellfhaft, im Dienfte der Könige u. ſ. w., 

sin, wia der Verfaffer fagt, nothwendiges Handbuch für Koͤnige, Secretaire, Dichter und Aſtronomen. 
1. Pr 4 " . . . 


. | XXI. 
| Nifami aus Gendſch. 


Abu Mohammed Ben Juffuf Scheich Nifameddin, auch Motarafi genannt, von ſei⸗ 
nem Bruder dem Scheiche dieſes Nahmens, aus Gendſche gebärtig, im beſchaulichen Leben ein Singer, 
Adi Faradſch Sendſchanis, einer der groͤßten perſiſchen Dichter, unerreicht in der Gaktung des 
romantiſch⸗ epiſchen Gedichtes. Vier Gedichte dieſer Art: Chosru und Schirin, Teile und Mes 
dfhnun, die fieden Schönheiten, das Buch Alerander’s, und ein Gedicht moralifden 
Inhaltes, das Magazin ber Geheimniſſe, wurden nad) feinem Tode unter dem Titel Penbſch 
Kendſch, das iſt: die fünf Schaätze, auch ſchlechtweg Chamſe, der Fünfer, geſammelt. Dieſe 
Zahl ward in der Folge durch fein Beyſpiel die Vorſchrift für alle fpäter gefommene romantische per⸗ 
ſiſche Dichter, die wie die chkliſchen des Alterthums, das Leben und die Thaten derſelben Helden von 
ber Geburt bis zum Grabe durchführend, fidy audy‘ zur Hervorbringung eines Fünfers verpflichtet . 
hielten, um mit Nifami würbig zu wetteifern. Auf diefe Art hat Niſami's fünffahe Gedichtſamm⸗ 
fung die Mir Chorus von Dehli und Dſchami's hervorgebracht, wie in der neueren italieniſchen 
Liferatur ber Decamerone des Boccacio den der Königinn von Navarra, und andere Werfe diefer 
Art. Der fhönfte Edelſtein dieſes fuͤnffach ſtrahlenden Dichterkronſchmuckes iſt Chosru und Schi rin , 
welches er auf die Bitte des Seldſchugiden Kifilarſlan verfaßte, und dafür mit vierzehn Grund 
flüden belohnt wurde. Fruͤher als den Fünfer ſoll er die dem Sultan Mohammed Ben Meh am⸗ 
med Ben Malekſchah dem Seldſchugiden zugeeignete Geſchichte Weiſſe und Ramin "gefüngen 
haben, welche einige dem Dichter Nifami Arufi zufchreiben, deren Verfafler aber der große Nifami 
gewefen zu feyn fcheint. Außer diefen romantifchen Gedichten hinterließ er einen Divan von beyfäufig 
20,000 Verſen, aus dem Dewletſchah die unten überfeste Gafele anführt. Niſami ſtarb unter der 
Regierung Trogrul's bed Sohns Arflan's im Jahre 576 (1180), fein Grabmahl ift im feiner Be: 
burtsftadt Gendfhe. Er flebt am Schluße der Regierung der Seldſchugiden, einer-Dynaftie an beren 
Anfang und Ende Nahmen wie Malekſchah und Sandſchar, Arflan und Easrulfgahr uns 
ter denen ber vorzüglichflen Beſchützer ber Wiſſenſchaften und Dichtkunſt glaͤnzten. 


S aſel e 
Die Welt-ME finfter, ſchwer ber Weg, gie⸗ aͤn den Bügel; 
Lrag' Trinfgeräth zur Ginfamfeit Den Seelen Hin. ' 
More dub im Hain der Menſchlichkeit » Die Raben ver Natur; © 
und niehe in’ Erfährungsnes — Des.Städes Voget. * 
Biſt du zum Innerſten gelangt, Triet' as der Form, 
Thu tauſendfachen Trunk des Sinn'd Auf Einen Zug. 
Beym Luſtgelage leichter Geiſter Sey nicht fhwerfällig. 
Wenn ſich der Schenk' erhitzt Trink leicht dicß Maß. 
Sch ohne Spur, den Pfaͤd betracht Der Schoͤrheit ohne Augen. 
Vehhimm die Kunde aupgento® , Una miidtos trinfe, 


D 


Was für Geheimniß offenbarſt Du, Niſami? 
Das Keiner faßt. Halt ein die. Zunge! Halt ein die unge! 


In dieſem Gafel ſcheint myſtiſcher Sinn zu, liegen, wovon bie romantiſchen Gedichte biefes: Dice 
'ters, und felbft fein moralifhes, ungeachtet bes bebeutfamen Titel! Magazin ber Geheimniffe, 
Eeine Spur verrathen. Wenn fpätere Myſtiker (wie Herbelot unter dem Artikel Zuffuf bemerkt) 
die Liebe Leila’s und Medſchnun's, wie die Zuffufs und Suleicha's, als eine bifdliche Dars 
ſtellung ber göttlichen Liebe ausgelegt haben; fo iſt dieſer Gedanke ganz gewiß nit in den Sinn bes 
Dichters gefommen, aus dem fiy nirgends eine ſolche bildliche Abſi ht ohne Zwang .berausfommentiren 
laͤßt. Gr hatte Feine andere, als die vorzüglichſten Stoffe romantifch = epifcher Dichtungen der Reihe 
nach zu ‚behandeln. Disfe find die ſchon früher erwähnten: Wamik und Aſra, Weiffe und Nar 
min, bie. Geſchichte Leilo’s und Medfhnuns, Suffufs und Suleicha's, Chasru's und 
Stirins, und bie Thaten Aleranders, An ber Stelle ber Geſchichte Juſſuf's bearbeitete 
er sinen Stoff feiner Erfindung, die f ieben Schönhriten, in beren Zußflapfen [päter ber geift- 
‚und geſchmackloſe Verfafler der neun Geftalten getreten, bie wahrhaftig die Mühe der franzoͤſiſchen 
Ueberfegung nicht belohnte. Wir fhreiten nun zu einer genaneren de Anzeige ber einzelnen 
heile des sone der Fünfers Niſami's, 


Machſenol⸗ efrar, 


das Magazin ber Geheimniffe, ift das erfte ber fünf Gedichte, aus denen der Pendſch 
Kenpdfh ober fünffache Schatz Nifami’s beſteht. Unmittelbar auf das Bismile oder die Ans 
rufung des Nahmens Gottes, womit jedes Werk beginnt, folgen die M ungd ſchat oder die Anfle⸗ 
hungen Gottes, und nach denſelben die Naat oder Lobpreiſungen des Propheten, ſammt der Beſchrei⸗ 
bung ſeiner Himmelfahrt. Die Verant aff ung bes Werkes und ber Preis des Vortes. Von dien 


fern beißt 8: | 
‚Der erſte Strich der ew'gen Feder, Es war des Wortes erſter Buchſtaß, oe 


Der erfie Schleyer war dad Wort, Der erſte Abglanz war das Work, 
Bis nicht das Wort erflang im Herzen, Verband fih Leib und Seele nicht. 
R "Det ew'gen deder erſter Bug Schloß mit dem Worte auf die Welt, u. f. w. 


ab banı L folgenden Abfchnitte von bem gemeſſenen und gereimten Worte oder ben Verfen: 


Kid ‚80 lang das Worg nicht iſt geweſſen, Fehlt die Juwel dem Zuweler. 
Du Auf Beinheit Habe Acht, ertenn Den wabren Werth gewognen Worts. 
rer rt Erich nach ſich der Welten Schaͤtze Die Reime, die das Wort ausfpinnen. 
Der Schläffel zu bes Schahes Schloß Ruht auf der Wortabwieger Zunge. 
Wer Wag’ und Maß bed Wortö erfand Erhob zuerft es auf den Thron, 
Des Himmeld Rachtigallen find Die Wohtberedeten allein ; 
Wenn fie entbrennen in Gedanken, Vermiſchen fie mit Engeln fi. 
Der Schleyer, den das Wort ernährt IR Schatten vom, Prophetenichlener.- 
Bor ihm, nad Ihm Fkch'n die Gewalten, Propheten vorn und Dichter hinten 
Befreundet find fie Dur) zwey Blide, Die einen Mark, die andern Haut. 
Ein ieder Bißen biefer.Zafel, ,. : Ein jedes Wort ein. Stüd. ber Seele. 
So wie Merkur das Bold nicht frißt, Sf reines Gold von Eiſen fern. - - 
Des Wortes Honig will’ sy ſchaͤtzen, Geb’ Sliegen uldt Das Honig vor. 
Biſt du nicht im Geſetz erfahren, Beſtimme dich der Dichtlunf nicht, 
Durch das Geſet wird dein Gedicht Grhoben zum Drisnsgürtsl, 
Es wird ein Paradieſeslotes Des Rathes füße Früchte geben, 


Es wird dis Bürfenwürds aeben: Die Digter find, des Wortes Fürken! 


XX 107 XEX 


Hierauf folgen ein Paar Aureden an ſein eigenes Herz, das Lob des Frühlings und wohlduf⸗ 
tender Pflanzen, und endlich ein Paar Kabinetsſtuͤcke (Chalwet), die Beſchreibungen von Abend⸗ 
peſelſſchaften. "As Probe einer ſolchen Beſchreibung geben wir hier den Anfang des zweyten Chalwes: 


Ein Herr, gefel’gem Kreife hold, . Erhohlte fich mit ein Paar Freunden „ 
In einer Nacht, ſchoön wie der Morgen, Wo jeder Wunſch erfüler war. 
Geſellſchaft alänzte wie der Frühling, Die Luft war files als am Tag. 
Dur Wohlgerüche warb verftändtich Die Sage von dem Hemd Juſj uf 
Es hat die Nacht auf Tagessuder Ameifenflügel pingeßreut, . 
Mit Liedern und mit treuer Liche Bergebt Verfchleyerten die Zeit: 
Kanopus (1) giebt von Saffianmatten Rubinen nieder auf die Perjen, j 
Die Herien Aammten Wachs und Zuder, “ Wie Kerzenſtammen brannten Herzen, 
' Es Srannte auf dem Nauchfaß heil Der Suder und die Aloe. 
Es perlete das Roſenwaſſer Und Kerzen trugen gold'nen Bund. 
Nah Zuderwert und Küfjewein, . Entfioß dem Aug’, dem Munde Waffer. 
Der Zuder und die Diandeln Eof'ten, Wie Denus und wie Mars, von Liebe; 
Verſprechen Hogen um Das Ohr - Und füßes Lächeln um den Mund. 
"Man machte Zefle aus den Schleyern, - Aus Moschushlafen Löwenfetten. 
&8 sicht der Wind an Saum und Kragen, Und tanzend fireut der Aermel Perlen. 
Wie Schenken trägt die Kerze Zaflen, - Die Schmetterlinge find berauſcht, u. ſ. w. 


Der Inhalt des Werks ſelbſt iſt ganz moraliſch, in zwanzig Hauptſtuͤcken unter folgenden Titeln, 
mit eingemiſchten Geſchichten als Nutzanwendungen: 1) Won den Eigenſchaften des Menſchen übers 
haupt. 2) Von der Beobachtung der Gerechtigkeit. 3) Won den Begebenheiten der Welt und den 
Ummwälzungen der Dinge. 4) und 5) Bon der Schonung des Fürſten für feine Unterthanen. 6) Won 
dem Glauben an die wirkliche Eriflen, der Dinge. 7) Von der Größe des Menſchen. 8) Won der 
Erfhaffung der Vernunft. 9) Won der Erlenntniß eigener Würde. 10) Won den Zeichen des jüng- 
fien Tages. 11) Won dem Streben nad höherer Vervolllommnung in einer andern Welt, 13) Von _ 
ber Abgezogenbeit. 33) und 14) Von ber Gerabheit und bem guten Betragen. ı5) Xeon den Ges 
brechen des Menſchen. 16) Won dem fihnellen Blide. 17) Bon der Einfamfeit ımb Enthaltfamkeit. 
18) Won der Scheinheiligkeit. 19) Won den Klagen derer, die mit Forderungen an bie Zeit auftreten. 
20) Beſchluß des Buchs. — Jeder biefer Abſchnitte enthält eine Fleine Geſchichte, fo zum Beyſpiel 
die bekannte von Wefir dem Sultan verbollmetfchte Unterrebung ber Nachteulen, bie Addifon ſchon 
im Spectator verbreitet hat; und im zofen die hier folgende Erzählung von ber Nachtigall und vom 
Ballen: . 


Erzahiung von der Nachtigall und vom Falken. 


An auf der Flur die Roſen blabten ’ Die Nachtigall zum Falken ſprach: 
Warum ſchweigſt dan auß’allen Vogeln Und: läßt den Freund von dir nicht Hören? 
Berſchloßnen Mundes ſageſt du Kein Sterbenswörtchen einem Menſchen; 
Doch wohnſt du anf der Band der Züeſten, Du nähreft dich mit Repphuhms Beuſt, 
und ab, der Hundert Edelſteine An einem einz gen Ton verfpende, 
Warum ernãhr ich mh von Wurmern? Warum find Dornen meine Wohnung ? 


Es Tora ver Balle: Bey ganz Der, .  _ Du fiehft ich ſchweige, ſchweig auch bu. 











6) Kanopus foll durch fein rörpliches Licht Rubinen und anderen Edelfejnen | die rothe Farbe einſtrahlen; 
bier beißt es ſo viel, als: Kanopus ſtrahlet von den blauen Mary des imuele rbellicee Licht nieder auf 
den Perlenknoten Ber Pleiaden. —DB Se Te 

8 z 





X 108 mem 


J 





qh/ der erfahrein in Geſchãften, Geh’ hundert Ding und ſag' nicht eins; 
Dich aber ſchätzet nicht die Welt, Weil du Nichts thuſt und Taufend ſagſt. 
Nir, der beſtimmet bin zur Jagd, Reicht Repphuhns Bruſt des Fürſten Handy 
Indeß ein Plauderer wie du In Dornen Würmer friſſt. Leb wobl! 
Ruft man den Nahmen Fer idun's, So braucht es Beines Trommellãärmens. 
Des Hahns Geſchrey genügt dem Morgen, Er lächelt — und mehr braucht es nicht. 
Im Gtillen rollt das Rad des Himmels, Vor ſeinem Neid iſt Niemand ſicher. 
Darum erbebe nit Geſang . Bis du, wie Nifamt, nicht herrſcheſt. 
a. Gchiäte des sehnten Kapitels. Die Erzählung vom Seren Jefus. 
Herr Jeſus, der die Welt durchwandert, Ging einff an. einem Markt verbey; 
Ein todter Hund lag auf dem Wege, Geſchleppet wor des Hauſes Thor, 
Es Rand ein Haufe um dad Ans, Raubvögeln gleich die Aeſer freien. 
Der eine ſprach: Es wird das Hirn Bon dem Geflant- ganz audgelöfcht. 
"Der andie ſprach: Was Braucht es die, Der Gräber Auswurf bringe nur Unglüd. 
So (ang ein Jeder feine XBeife, Des todten Hundes Leib su Ichmaͤhen. 
Als nun an Jeſus kam die Reih, Sprach ohne Schmäh’'n er guten Sinus, 
Gr fprady aus gütiger Natur: Die Zähne find wie Perlen weiß. 
Dieb Wort macht den Umſtehenden, Berbrannten Muſcheln ähnlich, Heiß. 
Sieh nicht beſtändig fremde Behler, Auf deimen Kragen fen?’ den Blick; 
Wenn die ein Spiegel kommt zur Hand, Berbrech' ihn eh" du Dich anbetheſt. 
Schmück wie der Brügling dic nicht ſelbſt, Damit der Herbft dich nicht entblättre. 
Der eignen Fehler Kieid iſt eng , - Darum hül bu Gich in neun Schleyer. 
Wie fol der Reif zum Ringe taugen, Wenn er kein Schild sum Siegel bat. 
Der Pleias Halsband ift für Hunde Und des Meſſias Lat für Eſeln. 
Was iſt das Reich, dad voll von Motten? Was it die Welt vol Diebesfrucht? 
Die ganze Welt fo alt ad neun, Sie tauget nicht der Körner zwey, 
Hier iß nicht von der Welt, fied aufl . Den Antheil Nifami’s verſchutte: 
Seſchichte des dritten ofen, Erzaͤhlung vom Salomon und bem Samanne. 
An einem ruhevollen Tag, Wo Salomonis Herrſchaft Blänste, . 
Zog mit Gepäck er auf das Feld, Schlug unterm Himmel auf den Thron. 
- Da flelfte feinen Augen fich Ein Sämanmn in der Wüſte dar. 
Er warf das Korn aus feiner Fauſt, Er warf ed aus dem Korngefäß,. 
Er warf nah allen Seiten Saamen, Don allen Sattungen ein Korn. 
Und während er fd Saamen fireute, ' Sprach Salomon Des Spracenfund'ge: - 
D alter Mann, ſey wieder jung, um folche Arbeit su beſteh'n, \ 
Spaun’ Nee, ſtreu' nicht Saamen aus, Und glaub’ es mie dem Vögelkund'gen: 
Was nüger dir allhier Die Saat, ° Die weder Snund noch Waller bat? 
Ich, der auf gutem Grund gebaut, as hab’ für Fruͤchte ich geſchaut? 
Daher wird diefes trockne Feld Gewiß umfonk von dir beſtellt. 
Es geb ur Antwort ihm der Greis: Mir machet Grund. und Thau nicht Heiß, 
Odb fseucht, oh nicht, iſt nichte gelegen , Daus Korn von mir, von Gote der Gegen, 
Mein Waller if des Ritdens Schweiß, Men Grund die Muͤh' mie der ich reiße, 
Mid Fümmert nit der Herrſchaft Flug, Das Kom iſt lebenslang genug: 
Zuletzt fommt mir als Freudenkunde Von einem Korne ſiebenhundert. 
Du fäe nicht mit Teufelskünſten, Daß fi fiebenpundert eines trage. 
Ein einzig Körnlein pflany’ zuerſt, Dasß reichlich die die Aernte trage, 
und jeder Blick, den drauf man wirft " - äpt dir das Kleib am’ Leib sufanimen. - 


_Micpt jeber Eſel träge den Heiland, Nicht iedes Daups-ziert dns Krone, 


» - 





ars 109 RR 


Die Elepbanten freſſen Rtöße, 2: Mo ameiſ wuirgt ein Arnchen Sat. 
Mit Hundert Gtrönen ruht dad Neer, Im Strome fauf't ein eins'ger Tropfen, J 
Im Kreiſe des laſurnen Himmels Iſt Unterſchied von Mann zu Mann. 
Ein großer Mann Hängt ab vom Glück,e Damit die Laſt ihn nicht erdrücke. 
Es Hat nicht jeder Faltenmasen, Nicht Jeder kann Geheimnig tragen. 
So will ich ed von Neuem fagen: . Mur Nifani kann Laften tragen. 


a. Chosru und Schirin, | on 


iſt die Rrone aller perſiſchen romantifcgen Gedichte, ſowohl des althiftorifchen Stoffes willen, der aus 
dem Schahname entiehnt ift, als auch ber vorzüglichen Liebe wegen mit. der Niſami bdiefes Suͤjet 
vor allen andern behandelt hat. Der Bearbeiter der deutfhen Schirin bat dasſelbe affo- mit Nee 
vorzugsweife vor allen andern romantiſchen Stoffen auserwählt, um europäifcen Leſern bie. Blüthe der 
romantifchen Dichtkunſt des Orients barzubringen. „Da er. aber von allen das. Köftlichfte in fein Werk, 
"wie in eine Mufivarbeit, vereinigen wollte, fo wurden hiedurch natuͤrlich ſowohl in der Anlage bes 
Ganzen, als in der Ausführung des Einzelnen, viele Abänderungen nothwendig, wodurch bie deutfche 
Schirin nicht mehr die Schirin Nifami’s geblieben, fondern aus berfelben, und aus ben Bearbei⸗ 
kungen fpäterer, befonbers türfifcher Dichter, neugeboren beroorgegangen. Er hat feiner Umarbeitung 
die beyden vorzüglichiten Tiebesgefchirhten, die nah Schirin die erſte Stelle einnehmen. nähmlich die 
Suffufs und Suleiha’s und die Medſchnum's und Leila’s fo einverleibt, daß die Befchreibung 
der intereffanteften Ecenen der Gefhichte Juſſuf's als Commentar zu Gemählben .vorfömmt, Med⸗ 
ſchnun's, des Lieberafenden, Eharafter aber auf Berhaden übertragen, fo daß diefer auf foldhe Art zum . 
Medſchnun gefteigert wird. Die Hauptoeraͤnderung, die er fih erlaubte, befteht in ber Theilung ber 
Handlung, indem jeder der beyden Theile feines Werkes einen. befonderen Roman, der .erfte. die gluͤck⸗ 
he Liebe Shirin’s und Chosru's, die zweyte die unglüdlihe Biebe-Schirin’s mit Ferhad 
enthält. Dieß war wohl wicht anders möglich , fobald Ferhad die Raſerey Medſchnun's in fi aufneh⸗ 
men und dasfelbe Intereffe erregen follte, das. er in. den tirfifhen Gedichten, Ferhadname betitelt, 
erwecket. Je mehr er fich wefentliche Abweichungen von Nifami. erlaubt hat, defto umſtaͤndlicher glau⸗ 
ben wir hier den Plan dieſes Gedichte, wie bemfelben Brand entworfen und aucgefubrt/ den keſern u 
vorlegen zu müffen. 

Chosru verliebt fi bey Niſami (wie in der deutſchen Bearbeitung) in Säirin auf bloßet 
Hborenſagen, auf die Beſchreibung ihrer Schönheit von Schabur, ben er als feinen Vertrauten zu 
ihr geſendet. Sch abur ‚entflammt die Phantafie Schirin’s durch bas ihr vom Baume erfcpeinende 
Bild Chosrus, und zu ihr geführbidurd ihre Sclavinnen, entlediget er fidh feines Auftrags. Chosru, 
ber aus Ungeduld fih felbft auf den Weg nach Armenien begibt, fieht Schirin im Bade am Quell 
Sartfhesme, und fest feine Neife fort an den Hof Mehinbann's, der Mutter Schirin’s, 
um von ihr die Hand ihrer Tochter zu begehren, bie indeß ihrerfeits nach Perfien gefommen war, wo 
man für fie Kaßr Schirin erbaute. — Bis hieher geht die deutſche Schirin mit der perfifchen den⸗ 
ſelben Gang, in dieſe miſchen ſich aber politiſche Begebenheiten ein, die mit dem Faden der Geſchichte 
gar Nichts gemein haben. Hormuſ, ber Vater Chosru's, ſtirbt, und dieſer kommt erſt jetzt zur 
Regierung, die ibm Behram Tſchobin ſtreitig macht, fo daß er gezwungen iſt bie Flucht zu ergreifen. 
Auf der Jagd begegnet er ſich das erſtemahl mit Schirin, die ihn am Hofe ihrer Mutter, wohin ſie 
Schabur zurädgeführt hatte, mit Feſten empfängt. Hier erlegt Chosru den Loͤwen, ber Schirin's Leben 
bedrohte. Er lebt mit ihr in großer Junigkeit, weil fie ihm aber den größten und letzten Beweis derſel⸗ 


- 


!» 


Geſchichte des zehnten Kapitels. 


Seſchichte des dritten bſchiis. 





Sa, der erfahren in Geſchãften, 
Dich aber ſchätzet nithe die Belt, 
Mir , der beftimmer bin gue Jagd, 
Indeß ein Plauderer wie du 


un 108 — 


Geh’ Hundert Ding‘ und fag’ nicht eins; 
Weil du Nichts thuſt und Taufend ſagſt. 
Reicht Repphuhns Bruft des Zürften Handy 
In Dornen Würmer frißt, Leb wohl! 





Ruft man den Nahmen Feriduns, 
Des Habns Geſchrey genügt dem Morgen. 
Im Stillen rollt das Rad des Himmels, 
Darum erbebe nicht Geſang 


Here Zefus, der die Welt durchwandert, 
Gin todter Hund lag auf dem Wege. 
Es Rand ein Baufe um dad Ant, 

er eine ſprach: Es wird das Hirn 
‚Der andre ſprach: Was braucht es diel, 
So fan 19 ein Zeder feine Weife, 
Als nun an Jeſus kam die Keih’, 
Gr ſprach aus gütiger Natur: 
Dieb Wort macht den Umſtehenden, 


Sieh nicht beſtändig fremde Sehler, 
Wenn dir ein Spiegel fomme "ur Hand, 
Schmück wie der Brühling dich nicht ſelbſt, 
Der eignen Fehler Kleid iR eng, 

Wie ſoll der Reif zum Ringe taugen, 

Der Pleias Halsband iſt für Hunde 
Was if das Reich, dad vol von Motten? 
Die ganze Weit fo alt als nen, 

Hier iß nicht von der Welt, fieh auf! 


An einem rubevollen Tag, 

Zog mit Gepäd er auf das Feld, 

- Da ftellte feinen Augen fich 

Er warf das Korn aus feiner Zauß, 

Er warf nach allen Seiten Saamen, 
Und während er fd Saamen ſtreute, 

D alter Mann, fey wieder jung, 
Spann' Nee, freu’ nicht Saamen aus, 
Bas nüget die alipier Die Saat, 

Ich, der auf gutem Grund gebaut, 
Daher wird biefes trockne Feid 

Es geb ur Antwort ihm der Greis: 

Ob foucht, ob nicht, IE michte gelegen , 
Mein Wafler iſt des Ruckens Schweiß, 
Mich kümmert nicht der Herefchaft Zug, 
Zuletzt Sommt mie als Sreudentunde 
Du fie nicht mit Teufelsfünften,, 

Ein einzig Koͤrnlein pflanz' zuerſt, 

Und jeder Blick, den drauf man wirft 
MNicht jeder Eſel träge den Heiland, 


So braucht es Leines Trommellarmens. 


Er lächelt — und mehr braucht es niche. 
Bor feinem Reich IR Niemand ſicher. 
Bis Du, wie Nifami, nicht Herrfcheft. 


Die Erzaͤhlung vom Herrn Jeſus. 


Ging einſt an. einem Markt verbey; 
Geſchleppet vor des Haufet Thor, 
Raubvögeln gleich die Aeſer freſſen. 

Bon dem Geſtank ganz ausgeloͤſcht. 

Der Gräber Auswurf beinge nur Unglück. 
Des todten Hundes Leib su Ichmahen. 
Spread ohne Schmäh’n er guten Sinne, 
Die Zähne find wie Perlen weiß. 
Berbrannten Mufcheln ähnlich, Heiß. 


Auf deimen Rragen fen?’ den Bid; 
Berbrech’ ihn eh’ du dich anbetheſt. 
Damit der Herbft Dich wicht entblättre. 
Darum huͤllſt Du dich in neun Schlever. 
Denn er Fein Schild sum Siegel bat. 


Und des Meſſias Laſt für Eſeln. 


Was it die Welt voll Diebesfrucht? 
Sie taunet nicht der Körner weg, 
Den Anteil Rifami’s verpüt, 


Wo Salemonis Herrſchaft Blänzte, . 
Schlug unterm Himmel auf den Thron. 
Ein Sämann in der Wäſte dar. 

Er warf es aus dem KRorngefäß,. 

Don allen Battungen ein Korn. 

Sorach Salomon des Sprachenkund'ge: 
um folge Arbeit zu beſteh'n, \ 

Und glaub” es mir dem Vögelkund’gen : 
Die weber Grund no Waſſer hat? 
Was Hab’ Für Fruͤchte ich geſchaut? 
Gewiß umfonk von bir beRelle, 
Mir machcet Grund. und Thau nicht‘ Heiß, 
Dart Korn von mir, von Gott der Gegen, 
Meın Grund die Müp’ mit ber ich zcih’. 
Das Kom ift Iebendlang genug: 

Don einem Korne fiebenhundert.. 

Daß ſi ſiebenhundert eines trage. 

Daß reichlich dir die“ Uernte trage, 


Naäht dir das Kleid am’ Leib’ sufanttnen. - 


Nicht jedes Haupe Here And Kreuc. 


Erzählung vom Salomon und dem Saãmanne. 


UELI 111 XXXE 


a5 Er Hatte abgemahlt das Bir Und ausgchreitet das Papiet. ı. - » 
i - Die Sehmeichlerjnnen kamen au ie, Nofen auf Die grüne Su 
. ‚Si lachen wie das Buderrope, Eie lachen wie der volle Mond; " " 
’ Anfangs ein wenig Iufig num, ' Dodh immee luſt'get nach Kad nad, 
77 nd als gu ſpielen fle begannen, :.,.. DM ſieſte fELOR Die alte Beit,: 

Schirin, iege das Aug’ eröffnend, Erblick fogleich das geiftige. Bitd; 
Der Seele Vogel hatte Schwingen, @ie fentte fchiweigend ihre Zunge. ’ 
Den Trunknen ifb der Schlaf genug, Das Wafler den betbauten Rofen. 

_ Dann fehrie fie auf: Die iſt ummögtig EM Jorthum iſt es! eil Phantom! 

Sogleich befahl fie einer Schlanken: Bring dieſes Bild wir her geſchwind. 

Gie ging, allein das BVild verfchwand, Die Sonne ſelber kann verſchwinden. 

Sie ſprach: Das thaten dir perrßDergleichen thun ſie mancherlet 

©le packten alſogleich juſammen, Die grüne Flur von Roſen leerend. 

Sie zahten aus auf and'rer Wieſe, Die Becher füllend Matd mit Wem, 
Bis auf den Abend, wo die Sonne \ as Anka ſenkt Rubinenflügel, u. ſ. w. 
Nifemi wibmete fein Gedicht dem Togrulſchah, den er ſo anredet: 

Thronenſchmuck des Reichs! des Sinnes Welteroberer des Lebenst 

Kaiſerzuflucht! Schab Togeuft. - Herr der Welt, gerechter Zürft! 

Du Hi alles Daſeyns Herrfcher,, "  Weltenfoan’ und Großmuthsmeer. 

Kron⸗ und Speongefhmüdter Sultan, Du, Nachfolger von Arsian! 

Dielen Schatz hab’ ich geöffnet, Dielen Bau ich aufgeführt, 

Glücklich fen er dein mit Segen, Schah des Himmels, er ſey glüdticht u. f. m. 


worauf af Anwänfgungen für Melek Schemfeddin Mohammed den Atabeg folgen, zwey Abfchnitte 
über das Küffen der Erde (vor dem Throne), die Veranlaffung bes Buchs, und endlich die Geſchichte ſelbſt. 


3. Leila und Medſchnun. 


Leila iſt eine Schönheit ‚ver Wuͤſte, welche uns durch bie bis zum Wahnſinn geſtiegene Leidenſchaft 
Medſch nun's Intereſſe einfloͤßt, fuͤr ſi ch ſelbſt aber wenig vorzubringen bat. Medſchnun, der Liebes 
raſende, die Hauptperfon des Romans, ift der Orlando Furioso des Drientd, wenn gleich die Raferey 
beym abgezehrten, verſchmachteten, duldenden Bebuinen fi) dur ganz andere Symptome äußert, als 
beym Eraftvollen, kampf⸗ und [uftbegierigen Paladin; fo bürfte der erſte Lichtſtrahl davon dennod durch 
Erzählungen der Kreuzfahrer mıt fo vielem anderen fpäter bearbeiteten Stoffe romantifcher Dichtungen zus 
erft aus dem Orient gelommen, und durch das Mittel ritterliher Denk: und Sinnart durdgeführt, erft 
zur Zaubergeflaft geworden feyn, bie fih uns im Orlando Furioso barftellt. Andere Geſinnungen, ans - 
dere Verirrungen, andere Ausbrüche der Leidenſchaft treten im wahnfinnigen Bewohner der Wülte hervor, 
als im raſenden Ritter. Mehrere der vorzüglichften perſiſchen Dichter haben dieſen Gegenftand eben fo oft bes 
handelt, als die Liebe Zuffufs und Suleich a's, oder Chosru’s und Schirin’s, und wiewoht fi 
ihre Gedichte durch die Folge und Anordnung der Vegebenheiten von einander unterfcheiden, fo bleibt der 
Charakter ihres Helden doch immer derfelbe, der erfte und der legte find fi ganz aus dem Geſichte ger 
f&nitten, und Hatifis Medſchnun ift mit wenigen Verfeinerungen der Medſchnun Nifami’s. Ni: 
ſami ift vielleicht von feinen Nahfolgern an Zartheit in ber Behandlung, aber ganz gewiß nicht in der 
vollftändigen Anlage des Plans und der zufammenhängenden Ausführung der einzelnen Theile übertroffen 
- worden. Ueberall geregelte Fälle und wohlgeordneter Reihthum, doch weniger üppigem Auswuchſe des Ueber⸗ 
fluffes als den Luͤcken der Dürftigkeit feind. Dieſe Eigenfchaften find das unterfeidende Merkmahl ſei⸗ 
ner Leila und Medſchnun von denen Dſchami's und Hatifis, die neben ihm genannt zu werben 
verdienen, und wovon an feinem Plabe die Rede feyn wird. Die Liobe erfhöpfender Vollkommenheit Eüns 


. —XX 112 AI 


det fi ſchon in der Einfeltung an, wo dem Lobe Gottes, dem Preis bes Propheten und feiner Himmel 
fahrt, noch ein Abſatz über bie Schöpfung und die Entftehung ber Welt‘; dem Lobe des Sultans Dfch es 
Taledin Abulmaßßaffers Schirwanſchah's das ſeiner Prinzen⸗ und dem Kapitel ber Veranlaſ⸗ 
fung eine Anrede des Dichters an ſich ſelbſt und an ſeinen Sohn, angehängt wird; die erſte dieſer beyden 
Anreden beginnt folgendermaßen: : 


Wall auf mein Herz, bier iſt ber ort, 
Des Worces NRennbahn iſt heut mein, 
Warum ſoll mich der Gram verzehren, 
Dusch meines Wortes Baubarey 

Und Zauberen die-fo erlaubt 

Ich bin darin fshe wohl erfahren ,,. 

Ich wirke durch bed Mortes Schwert Die Wunder: weiche Jeſus chat. 

Es dringet ein mein Wort fo tief, Das ſtumm die andern Bungen fd, 

Und meine Vorſicht glänzt fr Hell, * Daß fie verbrennet was ihr naht. 

Die Digttunf trinkt aus meiner Fluth Und wird berühme in meiner Seit, u. f. m. 


Darm find wWWeltenredner Rum? - x 
Wer redet beffer Heut als ich? - 
Wenn id mit meinen Schatz mich brüfte? 
Beſchame ich die firben Sieben k«), 

Iſt es unmöglich. zu deſtreiten. 

Men Nabm' iß cin. Seheimuißfpiegel. - 


0 Guter Rath an feinen Sohn. 


Deß ia nun is die em dange, 

Staͤndſt du wie Rofen auf der Blur. 

Erbebſt uu wie Eypreflen dich. u 
Verdienſtes⸗ und Ausseihnungsseit. " 
Damit du täglich befiee werdeſt. 

Geburt von geoßem Stamm If eitet 

Wo es ankoͤmmt auf wahre Größe, u. eo 


O viergehniähriger Augentroſt, 

Als du ale warſt se ſieben Jahre/ 
Jetzt da du zweymahl ſteben bi, 
Ei iſt jetzt nicht. die Zeit Des Spiels, 
Sud’ Wiſſenſchaft und lerne Größe, 
Der Nahme folget der Vernunfts 

Und nügt dir dorten Nichts, mein Sohn, 


Endlich noch ein Abſatz zum Lobe des Weins und der Trinkgelage. 


. Schenk“, ich bethe an den Wein, fo lange Als der Becher in den Händen reift. 
‚Don dent Weine, klar wie Thränen, 366 Verliebten Recht su trinken. 
Spielen wi ich auf ber. Saute, - Aufzubeiteen eig'nes Herz. 

Löwen fisen auf dem Wege, Zu vermeiden wünfch’ icy fie. - 


U 
L 


* Vormahts lehrt' ich Luſt und Freude, 
F Geht auch dieſes noch vorüber, 
Gchente, terag Rubinenwein, 
Wein der Schwierigkeiten. köfet, 


Der in Worte Gluthen wirft , 


Bin nicht heute der ih war. 
Din ich ſchwaͤcher als ich Bin, 


Der mit Geiftern wirkt als Geiſt, m. f w. 


Dann beginnt erſt die Geſchichte mit der Kinderliebe Leila’s und Medfhnun’ 8 von der Säule 
her. Mepdſchnun dichtet Lieder auf fie in den "Bebirgen von Nedfchd, und wird, ale ihn fein Water zur 
Rebe ſtellt unbrermahnt, nurnoch mehr verliebt. Nun wird Leila's Liebe und gelegentlich der Frühling 
hefehrieben. Ibn Selam erfcheint als Werber, Kais aber (fpäter erft feines Wahnfinns willen Me d= 
ſchnun, Di. ber Raſende „genannt) findet einen Freund an Maufil, der ſich feines Zuſtandes erbarmt 
und feinethalben zwepmahl den Stamm Leila's mit Krieg überzieht, wiewohl ohne glücklichen Erfolg. 
Medſchnun macht ihm darüber Vorwürfe, und da er alle Hoffnung,aufgibt, je-die Einwilligung ber Ael⸗ 
sern Leila's zu erlangen; fo begibt er fih in die Wuͤſte. Hier beginnt eigentlich. fein Wahnfinn (der 
mehr melancholiſcher als wild rafender Art it) mit den ſchönen Gafellenfcenen , wo er naͤhmlich Gofellen 
vom Söger kosfauft, und eine andere vom Netze losmacht, bloß weil fie ihm das Bild Leila's darftellen, 














{1) Heftder Heft, Sieben in fieben, der Indegriff der weiblichen Schmuckwelt bey den Morgenläntern, 
| ©. eine umſtandliche Beſchreibung davon im Wiener Moden⸗Journale, erſter Jahrgang. | 


J 





. 


EN 113 run 


und weil er mit ihnen den Schmerj der Trennung von ihrer Liebe theilt. Ein altes Weib führt ihn, wie 
einen Walbmenfhen, an einen Strick gebunden vor das Zelt Leila's, bie fi Faum ihrer Freude zu über- 
laſſen vermeint, als ihr Water fie benachrichtiget,. dab Naufil alle weiteren Einfprüde aufgegeben habe, 
und daß Alles zur Hochzeit mit Ibn Selam bereitet fey. Sie heirathet ihn, und bie Nachricht davon 


verboppelt den, Wahnſinn⸗Medſchnun's, ben. fein. Water umfonft zur Vernunft zuruͤckzuführen ſich beftrebt, 


und bald aus Gram hierüber ſtirbt. Medfchnun beſucht das Grab feines Waters, beweint feinen Top, 
und Eehrt wieder in die Wüſte zurüd. Gr empfängt einen Brief von Leila, den er beantwortet. Der 
Oheim und die Mutter Medfchnun’s befuchen ihn wie vormahls der Water. Ihre Ermahnungen find eben 
fo fruchtlos, und fie fterben beyde vor Sram. Leila entzieht ſich ihren Wächtern und befucht ihren Gelieb- 
ten in der Wüfte. Auch zwey andere neue Freunde, Selam aus Bagdad und ein gewiller Seid ‚ be> 


-fuchen ihn auf den Ruf feines beflagenswerthen Zuftandes. Diefer Selam ift ein anderer als ber Ges 


mahl Lrila’s, der bald hernach ſtirbt, fo daß Lella frey if. Seid bringt bievon dem Medfehnun die 
Nachricht und vermittelt die erfte Zufammenfunft der beyden Liebenden, die beym erften Anblicke in Ohn⸗ 
macht fallen, und fange wie todt liegen bleiben. Sie überlaffen fi dem leidenſchaftlichſten Ausbruche 
lang getrennter Liebe. Bald aber hernach ſtirbt Lei la, und Medſchnun weheklagt wieder ganz von Sin⸗ 
nen. Selam von Bagdad beſucht ihn zum zweytenmahle. Medfhnun fingt ihm eine Gaſele und gibt auf 
dem Grabe Leila’s den Geift auf. Seid, der andere Freund, fieht in einem Traumgeſichte Leiga mit 
Medſchnun im Parädiefe vereint; worauf das Werk wieder mit dem Lobe Schi irwanſ habs, dem es 
augeeignet iſt, eribet. Cine ber zarteften Stellen bes gangen Werks ift "die oben erwähnte, wo Medſhnun 
ein gefangenes Reh aus dem Netze befreyt. 


Nachdem ihm der Jaͤger auf ſein Flehen das gefangene Reh freygegeben: 


Eile er zu feiner Tleben Beute, Wie zu dem Sohn der Vater hin, 
Er ſtreichelt ed mit feinen Händen . Und legt Derbaud der Quetſchiing auf, om 
Bon Kopf zu Füßen es liebkoſend, Benetzt er es mit Teinen Thränen. f » „tr 
Er ſprach: Du, ferne vom Gefährten, "Bi auch wie ich vom Zreund getrennt, 
Du Blügelmann der Belbbereiter, Bewohner von dem grünen Berg! 
Dein Duft ift meiner Freundinn Duft, Dein Auge if der Freundinn Auge; 
Du ſollſt ſo fort im Schatten ruhen Und ſtäts entfeſſelt ſey dein Fuß! 
Dir ſchade nicht des Grolles Wunde, Entfernet ſey der Zürſten Halle 
VDie Zaͤhne ſtehn in Lppenmuſchein Weit beſſer ats in Gold gefaßt. ot 
— Die Haus, die in bad Neb gefallen, Sie Fehr am veſten dir als Kleid, m Se 
u Die" Augen find zwar Theriaf, ‚Dad beſſer fo, ald Gegengift. De . 
D vffne Bruſt mit hohem Hals,  Eröffne den verbrannten Bufen. . 
Ich wäßin.diefem freyen Schloß, - 7: Jap Kunde du. von jenem Mond ;' 
Mac dich, indeffen du Hier weideſt, Bekannt mis meiries Herzens Zuſtand. 
D du, in einer Zeinde Made, . Auch ich bin's mehr als du verlangſt, 
Du fern von mir, ich fern von dir, Gekranket ich und du gefränft. \ 
Er Mg Alter ſet vom Mitieffhlg, . Getz' ein Geſchoß, das kommt ans Biel. 
; Den Wind, der deinen Woblgeruch Nicht bringet, will ich nimmer nennen, 0 
na, Der Wind, der Über beine Spuren ., Richt ging, ſoll nimmer mi anwehen.. 
A 3) et 50 ſprach er ein und taufendmahl | 3 Zuſtand feines Herzens aus. dee ein 
Pe er 75 ger auf des Rees Fefſel, 3Außt Wwin das Aug und macht es fe. hr 
.. sen ———— — 
- De Abſchnitt vom Kode Leila's beginnt mit der fofgenden Befhreibung des Herbſiec 
ru ei ee Beringung Med; daß im Herb ' Die Blätter von den Bäumen fallen, , 
Das Blut, ‚bisher im Aſt verborgen, eg Aledann and allen Ritzen ſchwitzt. FE Pa 
ur et Bi Werth); gefline auf Wigiieny‘ Veraube fie ihres Wangenfamudt, \ 
P - 


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N 


Die dünnen Aeſte gehn zu Srund; Eig ſuchen Son ‚und finden Staub. 

” Narciſſen weichen Sycomoren, Der Buchsſbaum fenft sum Grund das Haupt, 
Jasminenwuchs iſt ganz zerſtoͤret, Die Roſen ſchreiben Trauerbriefe, 
Es ringet ſich der Koth in Gürtein Auf Wieſen: wie Sohakens Schlaugen. - 
Wann widrige Orkane wũthen, J Kein Wunder daß bie Blätter fallen, 


Und fo noch einige und zwanzig Verſe durch eine Beſchreibung voll lebendiger Phantaſie und Noetur⸗ 
poeſie, deren Staͤmpel den Werfen Niſami's durchaus die Meiſterſchaft aufdrückt; kein perſiſches Dich⸗ 
terwerk von ſolchem Umfange hat weniger matte und proſaiſche Stellen als Riſemis Fünf facer 
Sei überall u ſhlast die Wanſchelruthe auf echtes poetiſches Gold an. 


oo. u. Heft peiger, u on 
| die fieben. Geſtalten oder Shöngeiten; on Erfindung und Mannigfoltigkeit der darin vorfom- 
menden Begebenheiten, da3 fruchtbarſte romantiſche Gedicht der perſiſchen Litteratur, enthaͤlt eigentlich 
die Geſchichte B eb ramgur's, in welche aber ſieben andere, von fieben. Prinzefiinnen erzählte Geſchichten 
verwebt find, zwar nicht mit vieler Kunft oder wechſelndem Abfprung im Gefchmade Arioſto's; fondern 
ganz einfad an fü eben. Tagen der Woche erzäßlt, Der Stof biefer fieben Geſchichten iſt feisdem vielfältig ' 
ſowohl in türkiſchen profaiſchen Erzaͤhlungen, als aud in europdifghen Sprachen (sum Beyſpiele die Erzaͤh⸗ 
‚ Tung v om. Korbe) behandelt worden, und in biefer Hinſicht Fönnte. biefes Buch des Fünf ers Niſa⸗ 
imi’$ mit eben fo vielem Nechte das Magazinder Erzahlungen, als das erſte das Magazin de x 
Geh eimmiffe betitelt werden. | 
| Behram, der perfifhe Kronprinz, wird von feinem Vater Jeſd edf hird feinem Statthalter im 
"arabifchen Irak, dem Vicelönige Munfer, übergeben, der ihn mit feinem Sohne Naaman erzieht. 
Er laͤßt Für ihn den herrlichen Pallaſt Chawernak bauen, als aber nad Vollendung desſelben der Bau— 
meiſter Senamar verfichert, daß er noch einen viel herrlicheren hätte bauen können, ſtuͤrzte er ihn zum 
Schabernak von Chawérnak (das erſte Wort wird vom zweyten hergeleitet) herab. Behram 
hatte einen wilben Eſel (Gur), den er ungemein liebte, und woher er auch den Nahmen Behramgur 
erhielt, und den er aus ben Rachen von Löwen und Draden rettete. Eines Tages ließ er fih im Pallaſte 
ein verfehloflenes Kabinet Öffnen, worin er die Bilder fieben weltberühmter Schönheiten fand, naͤhmlich: 
Forek die indifhe, Nimetnaf:die tatarifche „Nesr imbus die. ſlaviſche, Iriun die mauritaniſche, 
Humai bie griechiſche Prinzeſſinn, Naſgeri bie Tochter bes Fuürſten von Choraffan, und Duruſch 
die perſiſche Prinzeſſinn aus dem Stamme von Keikawus. Er verliebte ſich in alle ſieben zugleich, hatte 
aber nicht Zeit dieß Abentheuer zu verfolgen, weil ihm ein Abentheurer den Thron. flreitig machte. Er zeigt 
ſich desſelben würdig, indem er bie von zwey Loͤwen bewachte Reichskrone ihren Klauen entreißt, und fid 
auf den Kopf fegt. "Auf einer Jagd, mo ibn eine feiner Lieblingsſclavinnen, Nahmens Biene oder Un: ' 
ruhe, begleitete, hatte’ diefe den Lebermuth ihn aufzufordern,, einem. wilden Set im Raufe den Huf zu 
durchſchießen. Behram ſpannte den Bogen, und ſchoß fo glücklich, daß er im ſchnellſten Laufe, als dag 
Thier ben Hinterfuß bis zu den Ohren auswarf, den Huf und das Ohr mit demſelben Pfeile durchſchoß, 
und gleichſam aufeinander nagelte. Dieſe Anekbote (wenigſtens was den Huf betrifft) HE hiſtoriſch, und 
Behramgur trug ben in Gold. gefaßten Huf des- auf dieſe Art erlegten wilden Eſels als Ohrgehange, und 
als den Ehrenorben feines Jaͤgertalentes. " 
Fitne wurde wegen ber Unverſchaͤmtheit ihrer Aufgabe zum Zobe berurtpeift. Durch Flehen bewog 
ſie den Mann, dem ihre Hiurichtung auteen oten war, ihres Rehau iy Mon: ‚und: ‚309 ſich irgenbwe 


[4 


7 N 7 7 115 RN 


aufs Sand zurück, wo fie in der Einfamfeit ſich mit nichts Befferem zu unterhalten wußte, als daß fie taͤg⸗ 
lich ein Kalb auf den Schultern über eine Stiege zu einem Pavillon trug. Wie das Kalb zum Stiere 
heranwuchs, wuchs auch ihre Kraft durch die Uebung, und fo trug fie nach ſechs Jahren, den fechsiähris 
gen Stier mit eben fo großer Leichtigkeit, als ehemahls bas fehstägige Kalb. Ad Behramgur eines 
Tages in diefe Gegend jagen Fam, und von dieſer Seltenheit gehört hatte, wollte er das Maddchen ſehen, 
erkannte in ihr feine liebe Unruh, heirathete fie, und ber Efelsjäger verzieh ber Stiertraͤgerinn. Nachdem 
ee den eiñnen der Mitiverber um den Thron gedemüthiget batte, mußte er auch bie dufere Sicherheit, 
welche der Chan der Zataren mit feinen’ Heeren bedrohte, wieder herftellen.- Nach glücklich geendigten 
Kriege und im Glanze feines Glückes hatte er nun Zeit and Werben zu denken. Er ſchickte Werbebothſchaf⸗ 
ter an die Kaiſer und Könige, Väter der fieben Prinzeffinnen, und erhielt fie alle fieben mit vielen 
Gefchenken. An einem fehr prächtig befchriebenen Winterfefte trug fich ein berühmter Baumeifter Nahmens 
Schida an, einen Pallaft für die fieben Prinzeffinnen zu bauen mit fieben Domen, eingerichtet nad 
Erforderniß der fieben Himmelsſtriche, woraus die Prinzeffinnen gebürtig, nach dem Einfluffe der fie- 
ben Planeten, für die fieben Tage der Woche, mit fiebenley Farben drappirt und ſiebenley 
Evelfteinen ausgeſchmückt. Das Anerbiethen ward angenommen und Schida baute diefen Pallaft ber 
sette camerelle. Als er fertig war, ging Behram Sonnabends Abends In den ſchwarzen, dem 
Saturnus geweihten, von der indifhen Prinzeffinn bewohnten Palaft; Sonntags in den gel: 
ben, der Sonne gewidmeten, wo bie griechiſche Prinzeffinn fi aufhielt; Montags in den grünen, 
des Mondes, für die tatariſche Prinzeſſinn beſtimmt; Dienſtags in den rothen des Mars, wel—⸗ 
cher der Slavinn gehörte; Mittwochs in den blauen des Merkur, dem Aufenthalte der Prinzeſ— 
finn aus Choraffanz Donnerſtags in den fandelfärbigen Jupiters, ber für bie finefifdge 
Prinzeffinn eingerichtet war; Freytags in den meiffen der Venus, dem Wohnſitze ber Stieginn.. 
Behram hatte die Aufmerkſamkeit, ſich jeden Tag in die angezeigte Lieblingsfarbe der genannten Schön: 
heiten zu Heiden, beven jede, um ihn zw unterhalten, “ihn mit einer Erzählung bewirthete ‚, und zu Ende 
derfelben mit dem Lobe ihrer Farbe ſchloß; fo zum Beyfpiel: Schwarz ſind Haare und Bart der Schoͤ⸗ 
nen, der Mödchus; der Kopf ber Fiſche; wäre die Nacht nicht ſchwarz, wäre fie nicht bie Wiege des jun⸗ 
gen Tages, u. ſ. w. Gelb das Gold, der Saffran, der Morgen, das Zucketwerk, die Kuh des Moſes. 
Grün die Fittige ber Engel, die Gürtel der Huri, das Kleid Chiſ er's, des Huthers des Lebens⸗ 
quells, die Propheten, und die Fluren. Roth das Blut, das Prachtkleid der Herrſcher, die Hofe, 
die Wangen der Schönheit. Blau ber Himmel, das Kleid der Sofi's, ber Indige, Die ſchoͤnſte Farbe 


"fiir Meublen,, Inder find blaue Blumen, melde bie Sonne anbethben,'u.f.w. Sandelfärb ig ift das 


Sandelholz und die Erde. Weiß ber Tag, das Wafler, der Jasmin, die Huri's, und das Papier. 
Die erfte Gefhihte, von der inbifchen Prinzeffinn erzähft, ift die befahnte Erzählung von dem 
Korbe, die vom Grafen Caylus (nad bem türfifchen Qamii’s vermuthlich) franzoͤſiſch bearbeitet, „und 
feitbem im Diſchin ni ſtan Deutſch gegeben wyrben. Die zweyte von einer Stlavinn/ von welcher der 
Sclavenhändfer dem Könige im voraus erflärte‘, daß fie fo grauſam fey, daß fie alle ihre Anbether durch 
ihre Härte tößte, weßhalb fie ihm bisher von allen Käufern fey zurückgefendet worden ; gegen den König, ber 
die Probe beftehen wollte, äußerte fie ſich, daß fie fterben müffe, wenn fie nicht das ganze Herz eines Man: 
nes befäffe, und befhuldigte ihn bed Flatterſinns. Der König antwortete bierauf mit eiher Diairibe ge: 
gen die Weiber, und hier kommt die aus dem Rofenshl bekannte Anekdöte von Salomon und-Bal« 
kis vor, welche durch ihre Wahrhaftigkeit ihrem Sohne Hände und Süße verfehaffte ‚indem er als ein 
erbaͤrmlicher Klumpen auf die Welt gekommen war, und bem- Hände und Fuße vrft hervorwuchſen, als 
—Pasa 


rn vun 116 m ws 


+ 


feine Mutter ein wahres Wort geſprochen. Der König hatte. lange Geduld, als er aber auf dem 
Puncte war, feine Liebe durch ben Genuß belohnt zu ſehen, fand er ſich zu ohnmaͤchtig die Gelegenheit 
zu benugen ; daran war die Zauberey eines Weibes, das ber König der Sclavinn wegen verfaffen hatte, 
ſchuld; allein auch diefer Zauber warb durch die Offenherzigkeit. des Geſtaͤndniſſes, das der König hier⸗ 
über ablegte, gehoben, weil Gerabheit und Wahrhaftigkeit der beſte Talisman iſt. Die dritte Er- 
sählung ift unbedsutend. Ein frommer Mann Beſcher fieht ein. verſchleyertes Weib, nach dem ihm 
geluͤſtet. Er zaͤhmt ſeine Begierde und geht auf Reiſen. Unterwegs macht er Bekanntſchaft mit einem 
gewiſſen Melicha, der ihm die Geheimniſſe der Natur erklärt, und zuletzt verſchwindet. Er gibt ihm. 
ein golbenes Kleid, weiſet ihn in ein Haus, wo. er ein fhönes Weib findet, in die er ſich verliebt, und 
die ibm erklärt, daß fie Die Merfchleyerte gewefen fey, und die unterbeflen.auch gereifet war: Die vierte 
Erzählung von br Schönen des Schloffes ift anziehenber. Die Ruflifhe.Prinzefinn, die bier . 
fen Nahmen trug, war in einem mit Talismanen unzugänglic) gemachten Schloſſe eingefperrt, und jeder 
Werber mußte, vier Dinge leiſten: 1) Ein redlicher Mann ſeyn; 2) die bezauberten Huther beſiegen; 3) 
den ſchlangenfoͤrmigen Talisman wegnehmen; ; 4) vom Vater. die Einwilligung erhalten, Miele. hatten 
ihr Süd umfonft verfucht ‚ Ahre Köpfe wurden auf ‚die Zinnen bes Schloffes geſteckt. Ein junger Prinz 
ließ fih dur den Wall von Schädeln ungfücficher Werber nicht abſchrecken, und fragte. den weifen Vo— 
gel Simurg zuvor um asp. Die drey Bebingniffe waren erfüllt, allein der Water wollte die Eins. 
willigung nicht geben, bis der Prinz nicht die Näthfel feiner Tochter aufgelöst haben würde. Man fieht, 
daß dieß ganz bas Mähren ber Prinzeffinn Zurandot ift, die ihren fhönften Schmud zwar Gozzi 
und Scillern, ihre Geburt aber und ihren Rahmen (Turan docht, die Tochter Turang im Gegen« 
fage von Zran) dem Oriente verdankt. Die Prinzeſſinn ſchickt dem Prinzen zwey Perlen aus ihrem Ohr: 
gehaͤnge. Der Pruy verfteht ſogleich bie Lehre: Das Leben gleicht zwey Waffertrgpfien, Er: 
ſchickte das Dhrgehänge mit drey Diamanten zuriick y das. heißt: Freude (Glauben, Hoffnung und diebe) 
kann es verl aͤngern. Die Prinzeſſinn legte .diefe. Zuwelen .in eine, Zuckerſchachtel miß Zucker. Der 
Prinz fand ſogleich den tiefen Sinn: Das Leben iſt vermiſcht mit ſüſſer Begierde ber Sin— 
sen. Er goß Mid darauf, die den Zucker auffraß „um dadurch zu fagen: Wie den Zuder ein Tro⸗. 
pfen Milch verzehrt, wird die ſinnliche Begierde von wahrer Liebe perzehrn Die, 
Prinzeſſinn aß die Milch, um ihm zu verſtehen zu geben, daß fie mit ihm Milch eſſen und 
durd Liebe glücklich ſeyn möcdte,. ja fie, fandte ihm fogar ihren Karfunfelring als das Sym⸗ 
bol der Ehe. Er nahm benfelben in bie Hand, was nichts als ein Kompliment war: fold einen 
Karfunkel gibt es nur einen. in der Welt, bie Prinzeffinn nähmiih. Sie band den Ring mit. 
dem Ohrgehaͤnge sufammen, um zu fagen: Ich bin fofort deine Gemahlinn. Ex band eine. 
Glaskoralle dazu, um, ihr zu antworten: Der Neid mirb diefes Glück verkleinern. Cie hing 
den Shmud um ben Hals, die Koralle an. bie Bruſt, das iſt; Umſonſt vepkleinert der Neid, 
er kann ‚meiner Zaͤrtlichkeit, die ih in der Bruſt trag, nichts anhaben, und 
Stolz uf den Schmud eines ſolchen Ritters, fleift mir. den Nacken. Hierauf wurbe 
die Hochzeit gefeyert. Die fünfte Erzählung enthält nichts als Abentheuer mit Diwen, die ein. - 
Kaufmann Nahmens Mahan befleht,. und von benen ihn endlich der Prophet Chifer befreyt. Die: 
Kämpfe nit den Diwen, bie. der Verfaſſer der deutſchen Schirin in dem Zuge Ferhads ins Dſchinni⸗ 
ſtan verfiochten, ſind aus dieſem Schachte gehohlt. Die ſechſte Erzählung von einem treuloſen 
Heifegefährten Spers, ber feinem Sreunde. Chair erſt ſeines Vorraths an Waſſer, dann ſeiner Au⸗ 
gen beraubte, und, mißbandelt liegen ließ, bis ihn ein ſchoͤnes kurdiſches Maͤdchen fand, pflegte und 


run 117 re 


heifte. Der Juͤngling heilt die Tochter des Weſirs und Sultans, und laͤßt ſichs wohl gefcheben, bis er 
eines Zages feinen alten Gefährten begegnet, dem er verzeibt, ben aber ein Kurde täbtet. Die fie 
bente Erzählung iſt die uͤppigſte und reichfle an Gemaͤhlden gluͤhender Phantaſie, wiewohl fie nichts 
als bie einfache Beſchreibung eines Liebesabentheuers eines Gaͤrtners mit einem ſchoͤnen Mädchen enthaͤlt. 
Mehr als einmahl auf dem Puncte glüdlid zu ſeyn, wird er immer geftört, und der Apfel den. er anzu⸗ 
beiffen gedenkt, entflieht feinen Tippen, bis er endlich den günfligen Augenblick findet, und die Schäfer: 
ftunde feyert. Auch hievon hat der Verfaſſer der. deutſchen Schirin in dem fiebenten Gefange des erften 
Theild, welcher die Brauticene enthält, das Meifte benutzt. Auf biefe Geſchichten faͤhrt die Erzaͤhlung 
von der Regierung Behram's fort, wie er Gerechtigkeit. bandhabte, böfe Minifter firafte, das Reich 
in for brachte, und endlich eines Tags auf ber Jagd in eine Höhle, die noch heute bie Höhle 
Behramgurs heißt, fi hineinbegab, aus der er nicht wieberkehrte. 


5. Iskendername (d. i. das Buch Aerander’s). 


Nach dem Lobe Gottes, und dem Preiſe des Propheten und feiner Himmelfahe 
erzͤhit Nifami die Veranlaſſung bes Buchs folgendermaßen: 


In einer Nacht, bel wie des Morgens Schimmer Bon dem Gebetbe derer , die Nachts auffich'n, 
Die Welt war von des Mondes Schein umfloßen, Und auf der Erbe Modus audgegoßen, 

Stiu war es auf den Markt und in den Doden, und in die Ohren tönten Feine Glocken, 

Die Wächter lagen all’ in Schlaf verſenket, Der Morgen lag im Waffer noch ertränfet, 

Da wies ich die Geſchäfte fort, in Schranfen Mic; feffeinb mis tieffinnigen Gedanken, 

Mit offnem Herzen und gefchloffnen Augen GErmwartend was dem innern Sinn will taugen, 
Weit mir in fo verhängnifvollen Tagen Beftimme’ift eine Beute zu eriagen, 

Gings ſchwindelnd mir im Kopfe auf'und ab, As wäre erh Kiffen: auf dem Grab. 

Sch legt’ ihn unters Knie mit finniger Gebärde, Trat untern Zufi den Himmel und die Erde; 
Ich hatt’ nicht Ruh', es tangten meine Glieder, Der Ropf Hieg auf den Fuß aͤls Schämel nieder. 
Es wälsten ſich Betrachtungen der. Weifen Bon Bruſt zu Bruſt heran in Kreif’ und Streifen. 
An einen Winfel war der Leib gebannt, j Auf Seelenfeldern fuchend Proviant, 

In Tafeln bald ‚-diei durch Srempeln fichern, Und bald in alten ungelef'new Büchern. _ 

Wie Kerzen fiel.das Zeuer in den Garten, Es war ein Brandmaal nun:der Fenergarten. 
Ich war wie an der Sonne Wachs zerfloſſen, ‚Und meine Augen von dem Schlaf’ gefchloffen ; 
Es Fönnten lernen Zauberer fürwahr Den Schlaf Herbeyzuführen durch ein Haar. 

Auf diefen Pfaden tief und Sangbefonnen, - War aus dem Koyfe das Gehirn geronnen. - u 
Es ſtellte fi ein Traum mir bar zur Schau, Sn dieſem Traume ſah ich eine Au 

Mit Früchten, deren friſcher Reitz gefallt, Mit Menfchen und mit Thieren mannigfa It. 

Bor Süßigfeit hatt’ ich zu dieſer Stunde Im Hiene Such, und Waller in dem Munde. 
Es rief vom Thurm der Nufer zum Gebeth: 205 Gott dem Ewigen, der nie vergepe! 
3 ſtoͤhnte auf mit Efeliungeptärr, AIch war. gedankenvoll, doch in mir leer; 

Doch als mit Glück der Morgen nun anbrach, Da ward ich wie des Morgens Odem wach. 

Die Kerze, ausgeloſcht, bob’ ich empor, — Und leuchtete ſelbſt mit Gedanken vor, 

Mein Herz erzab ſich wohlberedten Zungen Wie Harut mit Nahiden (1) einſt geſungen. 
So unbeſchäftigt figen iſt nicht gut, .IFch faſſe nun zu neuer Arbeit Muth, 
Auf wunderbare Weiſe will ich ſingen, Die Seelen aW in Oarmonie zu bringen. 


Ich will den Schmetterling ind Licht verkehren, Das Saamenkorn zum Baume groß ernähren, 


v 








(4) Napid, die Anaitis- der Griechen, melde nach der morgenländifchen Sage die bepden Engel Harut 
und Marut umfonft zu verſühren fi bemühten, und die zur Belohnung. ihrer Reinigkeit ir in den Morgen⸗ 
ern verfegt war, wo fie mit Lepergetön den Reigen der Sterne anführt,. - 


' —ꝰt 


30; der erfadren In Geſchaften, 

Die aber ſchaͤtet nicht die Weit, 
Mir , der beftimmes bin zur Jagd, 
Indeß ein Plauderer wie du 


208 mm 


Seh! Hunbert Ding’ und fag’ aiat eins 1 
Weit du Nichts thuſt und Taufend ſagſt. 
Reicht Reppbußns Bruf des durſten Hand 
In Dornen Würmer frißt. Sch wobl! 





Ruft man den Nabmen Beridbun's, 
Des Habnd Gefchtey genügt dem Morgen, 
Im Stillen rollt das Rad des Himmels, 
Darum erhebe nicht Geſang 


Herr Jeſus, der die Welt Durpiandert, 
in todter Hund Tag auf dem Wege, 
4 Rand ein Haufe um das Aas, 

eine ſprach: Es wird das Him 
Der andre fprad: Was Braucht es del, 
So fang ein Jeder feine Weile, 
Ais nun an Jefus fam die Reibe, 
Gr ſprach aus gütiger Natur: 
Died Wort macht den Umfeheuden, 


Geſchichte des sehnten Kapitels. Die 


So Braucht es keines Trommellärtens. 


Er tãchelt — und mehr braucht es mit. — 
Bor feinem Neiy IR Niemand ſicher. 
Bis du, wie Nifami, nice herrſcheſt. 


Erzaͤhlung vom Herrn Jefus. 


Sing einf! an. einem Markt verbey; 
Gefchleppet wor des bauſes Thor, 
Naubvögeln aleich die Aeſer freffen. 

Bon dem Geftant- ganz ausgeldſcht. 

Der Gräber Audtwurf bringe nur Ungläd. 
Des todten Hundes Leib zu Ichmaben. 
Sorach ohne Gchmäh'n er guten Ginus, 
Die Zähne ind wie Perfen weiß. 
Berbrannten Muſcheln aͤhnlich, Heiß. 





Eich nicht BeRändig fremde Bchler, 
Wenn die ein Gpiegel fomme dur Hand, 
Samũck wie der Brüpling dich nicht ſelbſt, 
Der eignen dehler Kleid iR eng , 

Wie fol der Reif zum Ringe taugen , 
Der Pleias Halsband iR für Yunde 

Was if das Rei, dab von von Motten? 
Die ganze Welt fo alt ais neu, 
Hier ĩs nit von der Weit, Reh auft . 


An einem rubenolln Tag, 
Bog mit Gepäd er auf das Feld, 


- Da fette feinen Augen Ab 


Gr warf das Korn aus feiner Zauſt, 

Er warf nad) allen Beiten Saamen, 
Und während er ſo Saamen freute, 

D alter Mann, fey wieder jung, 
Soaun' Nege, ſtreu' niht Saamen aus, 
Wat nüget dir eier die Saat, 

34 ‚ der auf gutem Grund gebaut, 
Dader wird diefes trodne Bed 

Es 06 zur Autwort ihm der Greis: 

09 font, ob nide, IM aita gelegen, 
Mein Waffet iR des Rüdens Saweih 
Mic kümmert nicht der Herefhaft Flug, 
Bufeßt rommt mir als Sreudentunde " 
Du fäe nicht mit Teufelstünßen, 

Ein eingig Körntein pfany’ zuerk, 

Und jeder Dirt, den dragf man wirft 
Wigt jeder Gel träge den Heiland, 


Auf deinen Xeagen ſent' den Blid; 
Berbtech ihu eh" du dich anbetheſt. 
Damit der Herbft dich wicht enthlättre. 
Darum HÜUR du dich in neun Schleder. 
Wenn er kein Schild zum Siegel hat. 
Und des Meſſias La für Cfein. 

Was if die Welt vou Diebesfrugt? 
Sie tauget nit der Körner ıweg, 

Den Antheil Rifami's verſchutt 


Gecſchichte des dritten Abſchnitts. Erzaͤhlung vom Salomon und bem Sämanne. 


Wo Galomopis Herrſchaft Blänite,, 
Schlug unterm Himmel auf den Thron. 
Ein Gämann in der Wühe dar. 

Er warf es aus dem RKorngefäß,. 

Bon allen Gattungen ein Korn. 

Sorach Salomon des Opranenfund'ge: 
um ſolche Arbeit zu Befleh'n, _ 

Und glaub’ es mie dem Vögelkund'gen: 
Die weder Geund noch Weiler bat? 
Was Hab’ für Erücte. ich seihemt?" 
Gaviß umfonß von dir beReht. 

Mir machet Grund und Thau nicht heiß, 
Dak Korn von mir, von Gott der Gegen, 
Men Grund die Müß’ mit ber.i zeiß, 
Das Korn if lebenslang genug: 

Bon einem Korne ſiebendundert. 

Das fiebenhundert eines trage. 

Daß reichlich dir die Aernte trage, 





- Mäht dir dad Kieid am’ Leid" zuſannnen. 


Richt jedes Haups ziert int Arne. 





\ 


“ 


RETTET 219 


Mehinban u, bie Mutter Shirins. Alerander, ber. fi ihr tinerfannt naben .und fie kennen 
lernen will, erſcheint in der Rolle feines Gefandten; wird aber von Nufchabe erkannt, und da er 
noch Idugnet, durch Vorhaltung feined genau getroffenen Porträts, das ſich Nufhabe zu verſchaf⸗ 
fen gewußt, zum Schweigen gebracht, voll Verwunderung über bie Weisheit der Koͤniginn. Alexander 
gelangt zur Reſiden; Keich os rew's, und fhaut in den Weltenfpieg el, ben er Fünftlich aus meb-. 
teren Metallen hatte verfertigen Iaffen, haͤlt dann Kriegsrath und beginnt den Zug nah Indien, und 
dann nah Sina, wo ein Kunftwettflreit zwifchen ben griechiſchen und fnef ſchen Mahlern/ ‚su Gun⸗ 
ſten der erſten, entſchieden wird. 
Waͤhrend daß Alexander an den Graͤnzen Aſien's mit der Eroberung Sina’s beſhäftigt iſt, ver⸗ 
nimmt er, daß die Ruſſen ne Alirte, die Königinn von. Berdaa, mit Krieg überzogen und ibre 
Mefidenz vorwüſtet haben. Es ift hiſtoriſch merkwürdig, baf ein perfifcher Dichter bes fehften Jahrhun⸗ 
derts der Hedſchira, d. i. des zwölften der chräftfichen Zeitrechnung, der Rufen fo umftändviih und 
mit fo großer Wichtigkeit erwähnt. Denn während Alerander ben aͤgyptiſchen, perfif den, ar: 
menifhen (u Berbaa), indifhen und finefifhen Krieg in einem Feldzuge beendet bat, unter: 
nimmt ‚er deren zwei gegen die Ruſſen, deren König Kaithal zulegt gefangen in feine Hände fällt. 
So wird Nuſtchabe befreyt, und in ihr Land zurücgefendet. Alerander unterhäft ſich mit ſineſiſchen 
Sclavinnen; und ‚hört bey einem Feſtgelage, wo mehrere von außerordentlichen Dingen ſprechen, zu- 
erft von ber Quelle bes Lebens im Lande der. Finfterniß, von dem Propheten Chifer bewacht. So⸗ 
gleich wird der Zug dahin befchtoffen, der, als ber fi ebente Zug, aud ber Beſchluß der bis hieher ge- 
‚führten Geſchichte Alexander's ift, welcher .aber nichts weniger als beendet ift, fondern nur bepkiufig 
bis auf bie Hälfte fortgeführt worden ; denn nachdem Aleranber in das Land der. Finſterniß gegen 
Norden vorgedrungen, und bort den Quell des Leben?, den ihm. Chiſer ‘verweigerte, nicht gefunden, 
Eehrt er -wieder zur bewohnten Erde zurück, und beſtrebt ſ 9 ‚ ‚die Könige, feine- Statthalter/ ſich durch 
Wobitheten au verbinden (1). FL 


% . 


Rafgiı Watwat ©. i. die Schwalbe). aus Bald, 


einer ber gefeßrteften und wohlberebteften Männer feiner Zeit, der Boilean ber verfifhen Dichtkunſt 
ald Gefeßgeber berfelben in feinem Werke Hadaikef⸗ ſihr (Zaubergärten), das eine Metrik 
und Poetik enthält, deren Anfehen feitbem immer als underbrücliches Geſetz gegolten. Außer derſel⸗ 
ben verfaßte er auch eine ſehr geſchaͤtzte Ueberfegung der hundert Worte Ali's, und:eme Sammlung 
von Briefen. Seinen Beynahmen erhielt er feiner kleinen Statur unb ſchnellen Zunge wegen. Er 
war- ſchon bey feinen Lebzeiten das Orakel allex Dichter, und ftand in größem, Aufehen . bey Atfif 





41) Hier endet) wie bie Handföhrift fagt, der erſte Band'der Thaten!Alerander’s mit: einem Kobe -Naßie : 
reddim’s, und da ſich in keinem der drey ſchönen Eremplare der Sammlung romantifcher Gedichte Ni⸗ 
fami’s, die fih zu Wien in der .Eaiferlich = öniglichen, in der Graf Rewuskp'ſchen und Probſt Höd’ichen 
Bibliothek ‚befinden, mehr als der erfte- Band anzutreffen; fo ſcheint ed ausgemacht, daß Niſami entweder 
bier durch den Tod unterbrochen worden for ober aber den: ‚Sehen fe wieder anenüpfen keine beſon⸗ 
dore Cuſt mehe bitter, : -- - a N tan 


Chowarefmfhah, beflen Hofbichter er war, Diefer lernte ihn zuerft bey einer Öffentlichen Dispu⸗ 
tation kennen, wo er ein Tintenfaß vor fih.flehen hatte. Ehomwarefmfhah, der die kleine Figur mit 
fo: viel Beredſamkeit deklamiren hörte, befahl aus Scherz das Tintenfaß wegzunehmen, hamit;er ken, 
Redner ſehen könne. Diefer ſtand fogfeih auf und citirte das Sprichwort:: Das Kleinfte am 
Menfhen iſt fein. Herz und feine Zunge. Chomwarefmfchah überhäufte ihn in der Folge mit 
Gnaden, und Watwat ihn mit Lobeserhebungen, wie zum Beyſpiel in der folgenden Kaßide: 


D Shah, Saturn gu deinem Zuß nicht reicht?! Bu deinem Feld des Himmels Dom nicht reicht! 
Du haft erlanget ſolche Groß' und Mat, Die menfchlicher Gedanke nicht. erveicht. 
Nur deinem Wort gehorcht der Oſt und Weſt, Nur dein Befehl das Dort, die Burg erreicht. 
Es if kein Zleckchen in der ganzen Welt, Das der Befehl des Thrones nicht erreicht. 
O weh der Welt, indem die Weiſen drauf Nur Täufgung und nur Uhgemah erreicht. 2* 
Der Diener ſitzt auf Polſtern, vor dem Thor Dem Weiſen der Portier die Hand nicht reicht. 
Es (weist Unmiffenpeit,, indeß Berdienſt Mit taufend Mühen dech fein Brod erreicht. 
Es dränget fih des Voltes Gchaar um Geld, Indeß durch Prahleren es Nichts erreicht, 
D webe daß das Leben if zu End’, Gh’ daß der Geit der Wuſte Sand erreicht. 
Gottlob! daß Hier, In deinem Zufluctsort, Berbängniß Hers und Seele nicht erreicht. 
enn it exgreife deiner Größe Saum, . Des Ungtäds Hand den Maden nicht erreicht. 
Keim Tag, wo nicht mit taufendfacher Saat Mich deine Gnade, deine Hufd erreicht. In 
Beſteige id) den Gaul beredten Worts, So tummelt feiner ihn gewandt wie ich. : - 
In Eporaflan find Schäge meines Lie, Wenn and mein Zuß dasfelde nicht erreicht. 
So lang Vallkommenheit ber Menſchheit Ziel, Wird Wiſſenſchaft nur durch Beweis erreicht. 
Den Zaſtenmond bring’ in Gehorſam zu, Juden dein Zeind das Zeſt dann nicht erreicht. 


Schon in biefen Verſen beurkundet fi) Anlage zur philofophifhen Satyre, noch mehr aber zei« 
yen die folgenden un einen Weflr gerichteten, daß Watwai auch von bdiefer Seite mit dem Geſetz⸗ 
sehe des franzöfifhen Parnaſſes verglihen werben kiͤnnte. oo. | 

Du diſt Weſte, ich lobe Di, - Du aber laſſeſt unbelohnet nid; 
| Ich ſey Wefir, du Sobe mich, Damis du fiebft, wie ich belohne dich. 

Als nah dem Tode Chorwarefmfhap's fein Sohn den Dichter, der fon fehr alt und ſchwach 

war, zu fehen verlangte, und ungeachtet aller Bitten Watwat's, biefes Beſuchs enthoben zu feyn, 


barauf beſtand, grüßte er den Schah mit dieſen Verſen: 


Es wuſch dein Avn die Zeit » Bon Ungebesiigteit, . .. W 
und deines Vaters Macht “Hat Krummes grad gemacht; 
Du nun, mit dem Kaftan . Der Herrſchaft angethan, 
Das thateſt du derley, u Das an dich tam die Reis? 
Eine probe feiner - erotiſchen Manier ſind die folgenden Verfe: 
er ya apart Für dich auf diefe Weit Verzihh.. und du, geliebter Mond, du weißt es nicht; 
Gntfagend Allem, will ich nicht mehr wandern, Borbey mit dir, iſt's auch vorbey mit andern. 
Im Auge wohnet bie Geflalt der Sremndinn, . ... Dem Aug’ iR wohl, wenn bie Geſtalt darinnen. 


Ich unterfgeide nicht das Aug ber Zreundinn, — Es weitt auf ihr das Aug’, und fie darinnen. 


So verfühte er ſich in ofen Sattungen, überall vortrefflih aber nirgends unerreidydarer als in 
den Mureffiaa, oder durchaus ſo gereimten Gedichten, das jedes Wort einer Zeile auf jedes Wort 
ber anderen veimt, worin es ihm Feiner gleich getban, mie 4. B. 

.._u münewer be tu nudschumi dschelal‘, Wei mukarrer be tu rusumi kemel. ' . 


Man hegreift‘ die Unmoglichkeit, ein ſeiches Gedicht im Deutſchen, oder einer anderen europai⸗ 
chen Sprache durchaus fo zu überfegen, und es ſcheint faſt unglauhlich, daß fi fo; smwas in ‚ügend 


EV VUN 1231 RR UI 


einer Eprade ausfäßren Iaffen Eönne, dennoch bat dieſe fo reichgereimte Kaßide ſiebzig Difichen. Sein 
Diwan enthält mehr als fuͤnfzehntauſend Verſe. 

Nah der Eroberung Heſarasp's hatte Sultan Sandſchar, um benfelben für einen mit fatyrifchen 
Verfen hberausgefchoffenen Pfeil zu flrafen, geſchworen, ihn in fieben Stüce zerreiffen zu laffen. Es rettete 
ihn der Scherz des Wefirs, der den Sultan bat, ihn nur halbiren zu laſſen, weil er zu Elein fey, um 
fieben Srüde daraus zu bekommen. Er flarb in einem Alter von 97 Jahren in Chowarefm im Jahre 578 
(1182) und liegt in: Dſchordſchania begraben. 


Schehabedbin Edib Sabir aus Termed, 


ein trefflicher Schriftgelehrter und Dichter zur Zeit Sultan Sandſchar's, zwar jenſeits des Oxus geboren; 
aber dießſeits desſelben in Choraſſan erzogen. Er lebte in großer Feindſchaft mit Watwat, und die bey⸗ 
den Dichter griffen ſich mit Satyren an, die vermuthlich in Pasquille ausarteten, weil Dewletſchah die⸗ 
ſelben aus Achtung für ihr Andenken unterdrückt. Die beyden großen Dichter Chakani und Enweri 
ergriffen beyde die Parthey Sabir's wider Watwat, und Enweri, ber gewiß nicht ſparſam mit Dich⸗ 
terſelbſtlob, ſich in feinen Gedichten über alle anderen Dichter hinausſetzt, huldiget keinem als dem Sa⸗ 
bir. »Ich bin nicht,« ſagt er, »wie Sabir.« Dſchami, der dieſe Schlußverfe anführt, hat auch 
bie folgenden aufbewahrt: 


Du, deilen Antlis Eden iſt, Und deffen Lippen Selſebit; 

Der Selſebil und Eden ift . Der Seelen und der Herjen Ziel. 

Es kam deßhalben in mein Hers Die Luft, gehorſam dir su ſeyn. 

Weil durch Gehorſam man verdient - Das Paradies, den Seiſebil. 

Wenn du am Himmel fleigft empor, Wie kann erglängen wohl Nahid? 

Wie kann die Sonn’ in deinem Dienſt Dit ihrer Schönheit prahlen viel? " . 
An Schönheit kann fi nur Bagdad, Aegunten nur, vergleichen dir, 

Diein Aug’ ik Tigris gu Bagdad, Und in Aegypten iſt's der Nil. 


Als Arfı f Chowareſmſchah fi wider Sultan Sandfhar empörte, fandte diefer dem Sabir als 
Kundſchafter heimlich nach Chwareſm. Es gelang ihm einen Meuchelmoͤrder auszuſpüren, welchen Atftſ 
mit dem Auftrage, den Sultan eines Freytags .in der Moschee zu ermorden, abſandte, und er bezeichnete 
ihn fo genau, daß man ihn in Merw auffuchte, fand, und binrichtete. Als Arfif erfuhr, daß Sa⸗ 
bir Edib den Anſchlag ausgekundſchaftet und dem Sultan hievon Nachricht gegeben habe, Tueß er 
ihn mit abgefchnittenen Händen und Füßen in dem Orus ertränfen, im Jahre der Hedſchira 546 (1153), 


Dihemheri Sergeri, 
das heißt: Juwelenhaͤndler oder Goldſchmid, ein Schüler Edib Sabir's und Zeitgenoffe 
Acheſtegi's, aus Buchara gebürtig, der ſich aber gewöhnlich zu Jüfahan aufhielt, wo. er. Dichtern 


mittelft feines großen Reichthums manihe Dienfte erwies. Den Reichthum ſcheint er dem Handel und 
der Kunft, die feine beyden Nahmen anzeigen, verdankt zu haben, wiewohl fonft perſiſche Dichter über 
| A - | 


⸗ vr 123 nun 


baupt gerne ıhre Verſe mit Juwelen und Goldklumpen vergleihen. Won ihm sit die folgende Kaßid⸗ 


uum Lobe bes Weins: 


Wenn die Fahn' aufſteckt der Norgen, Stecket auf der Freude Fahnen. 


Seht, die Sonne bringet Wein, Purpurfarben, roſenduft'gen. 
Mondenſchimmer! Sonnenglanz“ Nacht und Tag zeigt Mond und Sonne, 
Schlaf, Arzney und Wangenſchimmer! Schmerzensmittel, Seelennahrung! 
Großmuthsquelle! Schoͤnheitsweſen! Demuthsauge! Anmuchskörper ! 
Sramvertreiber ! Zreubengeber ! Körperfärfe! Herzenstraft! 
Seine Farbe leidet Prüfung, Sein Geruch beſteht die Probe, 
Onyr⸗ und rubinenfarbig, Moschus, Ambradifte bauchend. 
Seine Kraft beſeelt den Himmel, und fein Wefen flärft bie Zeiten. 
“Mond und Mars, Drionsfirahlen, Sreifenwürde, Jünglingsfeuer, 
Auch von ferne färbt fein Abglanz Roth das Mark in den Gedeinen. 
Schwachen KNötpern gibt er Kräfte Und exfreuet trübe Herzen. 
Soll die Gluth mit Waſſer perlen, Miſcht Granatenſaft mit Moschus, 
Wer vom Himmel Schaden litt, Sindet in dent Trunk Gewinn. 
Wangen werden gelb vom Weine, Und die Herzen blũh'n wie Saffran. 
Wer in Hain und Garten gehet, j Ohne Wein genießk er Nies. 
Mofen wollen frifchen Wein, Segel wollen friſchen Wind. 
In dem Zrübling ift er Greis, Und ein Züngling in dem Herbfl, 
Keiner Seift und Helle Kerze, Licht und Feuer ohne Rau. 
Mein begehre und fen froh Gott verhieß und Paradiele. 
Böfen ift der Wein verbothen, Säftefhivermuth krübt den Wirt. 
Reihe Wein, vertrink den Schlaf Jetzt wo Sonnenſchwerter ſtrahlen. 
Dſchewheri der Goldſchmid trinket Auf das Wohl des Herrn des Feſts! 


Dſchewheri pries den Sultan Suleimanſchah, Sohn Mohammed Ben Malekſchahs, und ſoll ber 
Werfaffer des Gedichts Emir Amed und Meheſti feyn, dad Andere dem Nifami zufchreiben. 


XXXVI. 
Eßireddin Acheſtegi, 


- 


„ein großer Dichter, den Manche dem Enweri und Chakani an'die Seite fegen; er it vielleicht ber 


gelehrtefte, Enweri der ſüßeſte, und Chakani der reift?” an Wortgepränge. Indeſſen bat Enweri's 
Ruhm, ben diefer beyden Dichter ſowohl als den Farjabi's im Taufe der Zeit überftrahlet. Zu Acheſte 
in Sergana geboren, fam er nah Irak und Aferbeidfhan, wo er eine Zeitlang beym Statthalter 
von Chalchal firh aufhielt, und fih in feinen fpäteren Rebenstagen an ben Hof des Atabegen Jldigif 
begab, wo er mit Medfhir BilEani in Streitigkeiten gerieth, wie er früher fhon mit Chafani 
ebenfalls aus Dichternebenbuhlerfchaft in Streitigkeiten gerathen war. Diefem fchrieb er auf feine bes 


‚Eannten- Verfe: Am Hungeriahr bes Worts bin ich, Juffuf, zur Antwort: 


Vernunft, was nüße dein Dolch dem Reiter, Der über diefer Erde Brüde fpringt hinaus! - 
Du, flecht’ nicht aus ded Auges Adern Gtrid", Du, leg’ nicht den Merkur (1) als Pfeil auf Bogen, 
Zum Lob⸗ Kill Arslan’s verfertigte er die folgende Kafide: 
J Anra ki tschar köschéi uslet mujesser est. | " 
Wer, da einfam in vler Winkeln, SR der Herr von fieben Ländern? * 
Reißt das Herz dem Geiz die Zung’ aus, SR die Magerkeit gedeihfich. 





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(1) Wortfpiet wit Tir, das fowopl Pfeil ala Merkur beit. .. - . 


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Setz' hinaus dich Über Welten, 
Gecht’s dir nicht nah Wunſch, fo find nicht 
An die Welt kamſt du als Thon, 
Dutt, der dir fo liebli duͤnket; 
Blau if der Ungläub’gen Zeichen, 
Riech' ein wenig gu dem Himmel, 
Wirf Zufälliges von dir, 

Shranen find das reinfte Silber, 
Schlechtes Kleid gib nicht für gutes, 
Echranf' des Körpers Umfang ein, 
Dit den Engeln fpeift der Heiland, 
Sitz' im Schiffe deiner Thränen, 
Siftig läßt die Welt zur Ader, 


. 2ege did mit Thränen fchlafen, 


Mond und Sonne ſtehn im Rufe, 

Run’ iſt unfruchtbare Mutter, 

Wort ift Unglück, Schweigen Rettung, 
Nebſt den Lilien und Enprdffen 

Fur durch Ihn gewährt im Meere 

Mit den Rüden auf dem Throne 

Mit dem Antlitz in der Schlacht 

Er führt auf den Bau des Rechtes, 

Eine blaue Wolt' fein Schwert, 

Was ſagt die Vernunft zum Baume, 
Text zum Lobe fehlet nicht, - 

Geiſter flieh'n vor Hahnenruf, * 
Aus Gedanken fiſcht man Perlen, 

Kräh' und Rabe fliegen nicht 

Sn dem Hain, wo Nofen thronen, . 
Glephanten beugen Wälder, . 
Ha, ic ſchwör'! dein Schwert iR Wafler, 
Ban; unmöglich ift zu denfen 

Weich find deines Hofes Prügel, 

Ecneide mir die Zunge ab, 

Golderkauft von meinem Bruder 

Sorg', daß wenn mid Neider fehen, 
Hundert Oden und Gefdichten 

Lech’ fo fang als Buch und Siegel 

Jeder Tag vom Loos geſchenket, 


4 
Höher als der Himmel grün de. 
Stern und Elemente Schuld, 

Welcher Eeine Zrüchte trägt. 
Täuſcht nur Hirnenlofe Köpfe. 
Doch am Duft erkennt man Ambra. 
Diefer loſen Wafferfrucht. 
Um zu ſchwimmen mußt du nackt ſeyn. 
Gelbe Wangen reinſtes Gotd. 
Männer kleidet ſchwarz am beften. 
um fo leichter dann zu ſterben. - 
Nur die Eſel freßen viel, 
Schwer it Durchgang durch das Gluthmeer. 
Zreu’ dich, wenn du ihr entflichefl. , 


„Denn das Morgenroth weint biutigs 


Als zwey Leibe Brot zur Nahrung. 
Breude ein verfchleyert Mädchen, 
Wählt’ aus Beyden was bu willſt. 
ind nur frey des Schahes Diener; 
Muſchel Perien, Angel Fiſche. 

Iſt fein Antlitz Heil des Reiches; 
Schirmet er des Heeres Rüden. 


Zucker ift fein Nature, 


Der das rotbe.Dieer entträuft, - 
Deſſen Zrüdte Löwen find. - 
Don Auslegungsfunde fehlt. 

Wie vor feinem Ruf die Zeinde. 

Mas ich denfe ift ein Meer. 

Mit der Schnelligfeit des Falken. , 
Fragt der. Kofosbaum die Kronen, 
Denfihenträft it nit Drfan. 

euer fpiegelt fih darinnen. 
Ungehorfam gegen dich. . 
Deines Thrones Staub iſt Polfter, 
Wenn nicht Zung’ und Her; im Einklang‘! 
Bin ich feiner Augen Ziel, 

Sie nicht fagen: Wer ift Feiner? 
Liegen in dem Sinn der Berfe: 

Treu die Schrift und Rechnung hüthen, 
Sol dir neue Zreuden ſchenken! 


Einige ziehen die Gedichte Eßired din's denen Chafani’s und Enmwerits vor, doch bat je⸗ 
der diefer drey Dichter feine eigenthümlichen Vorzüge. Eßireddin ift der Gelehrteſte, Enweri 
der Fließendſte, und Chakani ber Höchfliegendfte. | 


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| XXXVIT. 
Seifeddin Isfrengi. 


Isfreng iſt ein Ort in dem Lande jenſeits des Orus. Sein Diwan iſt ſehr bekannt, und 
wurde befonders in der Geſellſchaft Ulugbeg's haͤufig geleſen, wo man ihm ſogar ben Vorzug vor 
Acheſtegi gab; den er nicht verdient. Er Fam zur Zeit: Chorwarefmfhah’s aus Buchara, und warb 
son Zlarslan gütig aufgenommen und behandelt, der ihm auftrug, zu einer befannten Kaßide Chas 

Qa 


— 


mn 14 um 


Die dünnen Aeſte gehn zu Grund; _ Eit ſuchen Sen und finden Sau. 

Narciffen weichen Sycomoren, Der Buchsbaum fenft sum Grund das Haupt, 
Jasminenwuchs iſt ganz zerflörer, - Die Roſen ſchreiben Trauerbriefe, 

Es ringett ſich der Koth in Gürtein Auf Wieſen mie Sohakens Schlangen. 0. 
Bann wibrige Drfane wüthen, .\ Kein Wunder daß die Blätter fallen, 


Und fo noch einige und zwanzig Verſe durch eine Beſchreibung von lebendiger Phantaſie und Nalur⸗ | 


poeſie, deren Stämpel den Werken Nifami’s durchaus die Meifterfchaft aufbrädt ; kein perfifches Dich⸗ 
terwerf von ſolchem Umfange hat weniger matte und proſaiſche Stellen als Niſami⸗ fuͤnffacher 
es überall 1 ſhlast bie Wanſchelruche auf ethies poetiſches Gold a an. 


— ck: Heft peigery . 


x er nt‘ 


die fieben, Geſtalten oder Sqhönheiten; an Erfindung und Mannigfaltigkeit der darin vorkom⸗ 


| menden Begebenpeiten, da3 fruchtbarſte romantiſche Gedicht der perſiſchen Litteratur, enthaͤlt eigentlich 
die Geſchichte Bebramgurs ‚in welche aber fieben andere, von fieben. Pringeffinnen erzählte Geſchichten 
verwebt find, zwar nicht mit vieler Kunft oder wechfelndem Abſprung im Geſchmacke Arioſto's; ſondern 


ganz einfach an ſi eben Tagen der Woche erzaͤhlt. Der Stoff dieſer ſi ehen Geſchichten iſt ſeitdem vielfaͤltig 


ſowohl in türkiſchen proſaiſchen Erzaͤhlungen, als auch in europaiſchen Sprachen (zum Beyſpiele die Erzäh- 
‚ Tung vom Korbe) behandelt worden, und in biefer Hinſicht Fönnte. dieſes Buch des Sünfers Niſa⸗ 


mis mit eben ſo vielem Rechte das Magazin der Ersäßtungen, als bas erite das Magazin dex 


Sch eimniffe betitelt werben. 

Behram, der perfifhe Kronprinz, wirb von feinem Vater Jeſdedſchird feinem Statthalter im 
arabiſchen Irak, bem Vicekönige Munfer, übergeben, ver ihn mit feinem Sohne Naaman erzieht. 
Er läßt für ihn den herrlichen Pallaſt Chawernak bauen, als aber nah Vollendung desſelben der Baus 
‚meifter Senamar verfichert,. daß er noch einen viel herrlicheren hätte bauen koönnen, ſtürzte er ihn zum 
Schabernak von Chawérnak (das erfte Wort wird vom zweyten hergeleitet) herab. Behram 
hatte einen wilden Efel (Sur), den er ungemein liebte, und woher er auch den Nabmen Behra mgur 
erhielt, und den er aus den Rachen von Löwen und Draden rettete. Eines Tages ließ er fih im Pallafte 
ein verſchloſſenes Kabinet öffnen, worin er die Bilder fieben weltberühmter Schönheiten fand, naͤhmlich: 

Forek die indifhe, Mimeenaf:die tatarifhe, Nesrim b us die ſlaviſche, Iriun die mauritaniſche, 
Humait die griechiſche Prinzeſſinn, Naſgeri bie Tochter des Fürſten von ‚Choraffan, und Duruſch 
die perfifche Prinzeffinn aus dem Stämme von Keikawus. Er’ verliebte fi in alle fieben zugleich, batte 
aber nicht Zeit dieß Abentheuer zu verfolgen, weil ihm ein Abentheurer den Thron. ftreitig machte. Er zeigt 
fi desfelben würdig, indem er bie von ‚wen Löwen bewachte Reichskrone ihren Klauen entreißt, und fig 


auf den Kopf ſetzt. Auf einer Jagd, mo ibn eine feiner Lieblingsſclavinnen, Nahmens Fitne oder Un: " 


ruhe, begleitete, batte'biefe den Mebermuth ihn aufzufordern, einem wilden Eſel im Laufe den Huf zu 
durchſchießen. Behram ſpannte den Bogen, und ſchoß fo glücklich, daß er im ſchnellſten Laufe, als das 
Thier ben Hinterfuß bis gu den Ohren auswarf, den Huf und das Ohr mit demfelben Pfeile durchſchoß, 
und gleichſam aufeinander nagelte. . Diefe Anekbote (wenigftens wag den Huf betrifft) iſt hiſtoriſch, und 
Behramgur trug den in Gold. gefaßten Huf bes- auf biefe Art erlegten wilden Eſels ats Dprgehänge, und 
als den Ehrenorden feines Jaͤgertalentes. 

Fitne wurbe wegen der Unverfhämtheit Ihrer Aufgabe zum Tode verurtheilt. Durch Flehen bewog 
ſie den Mann, dem ihre Hinrichtung aufgetragen war, ihres Lebens Pr "bonen, and;; Zog fih irgendwo 


* 


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aufs Sand zuruͤck, wo fie in der Einfamfeit ſich mit nichts Befferem zu unterhalten wußte, als daß fie tig» 
lich ein Kalb auf den Schultern über eine Stiege zu einem Pavilion trug. Wie das Kalb’ zum tiere 
heranwuchs , wuchs auch ihre Kraft durch die Uebung, und fo trug fie nach ſechs Jahren, den ſechsjaͤhri⸗ 
gen Stier mit eben fo großer Leichtigkeit, als ehemahls das fechstägige Kalb. Als Behramgur eines 
Tages in diefe Gegend jagen Fam, unb von biefer Seltenheit gehört hatte, wollte er das Mädchen feben, 
erkannte in ihr feine Tiebe Unruh, beirathete fie, und der Efelsjäger verzieh der Stierträgerinn, Nachdem 
ee den einen der Mitiverber um den Thron gedemüthiget hatte, mußte er auch die aͤußere Sicherheit, 
welche der Chan der Tataren mit feinen‘ Heeren bebrohte, wieder herftellen.- Nach glücklich geendigtehr 
Kriege und im Glanze feines Glückes hatte er nun Zeit and Werben zu denken. Er ſchickte Werbebothſchaf⸗ 
ter an die Kaiſer und Könige, Wäter der fieben Prinzeffinnen, und erhielt fie ale fieben mit vielen 
Geſchenken. An einem fehr prächtig befchriebenen Winterfefte trug fich eim berühmter Baumeifter Nahmens 
Schida an, einen Pallaſt für die fieben Prinzeffinnen zu bauen mit fieben Domen, eingerichtet nad) 
Erforberniß der fieben Himmelsſtriche, woraus die Prinzefinnen gebürtig, nach dem Einfluffe ber fie: 
ben Planeten, für die ſieben Tage der Woche, mit fiebenley Karben drappirt und fiebenley 
Evelfteinen ausgeſchmückt. Das Anerbiethen ward angenommen und Schida baute dieſen Pallaſt der 


sette camerelle. Als ex fertig war, ging Behram Sonnabends Abends In den ſchwarzen, dem 


Saturnus geweihten, von der indifchen Prinzeffinn bewohnten Pallaſt; Sonntags in den gel: 
ben, der Sonne gewidmeten, wo bie griechifche Prinzefiinn fi aufhielt; Montags inden grünen, 
des Mondes, für die tatarifche Prinzeffinn beftimmt; Dienſtags in den rothen des Mars, wels 
her der Sla vinn gehörte; Mittw hs in den blauen des Merkur, dem Aufenthalte der Prinzef: 
finn aus Choraffanz Donnerftagsinten fandelfärbigen Supiters, der für die finefifde 
Prinzeffinn‘ eingerichtet war; Freytags in den weiffen der Venus, dem Wohnſitze der Srieginn, .. 
Behram hatte’ die Aufmerkſamkeit, fi jeden Tag in die angezeigte Tieblingsfarbe der genannten Schön: 
beiten zu Heiden, deren jede, um ihn zu unterhalten ‚ihn mit einer Erzählung bemwirthete ‚, und zu Ende 
derfelben mit dem Lobe ihrer Farbe ſchloß; fo zum Beyſpiel: Schwarz find Haare und Bart der Schoͤ— 
nen, ber Modchus, der Kopf ber Fiſche; wäre bie Nacht nicht ſchwarz, wäre fie nicht die Wiege des jun⸗ 
gen Tages, u. ſ. w. Gelb das Gold, der Saffran, der Morgen, das Zucketwerk / die Kuh des Mofes. 

Grün die Fittige ber Engel, die Guͤrtel der Huri, bad Kleid’ Chiſer's, des Huthers des Lebens: 
quells, die Propheten, und die Fluren. Roth das Blut, das Prachtkleid ber Herrſcher, die Hofe, 


= die Wangen der Schönheit. Blau ber Himmel, das Kleid ber Sof’ ‚ der Indige, die ſchoͤnſte Farbe 
“für Meublen, Inder find blaue Blumen, welche die Sonne anbetben,u.f.w. Sandelfä rbig ift das 


Sandelholz und die Erde. W eiß ber Tag, das Wafler, der Jasmin, bie Huri's, und das Papier. 
Die erfte Geſchichte, von der inbifhen Prinzeffinn erzähle, ift bie befannte Erzdhfung von dem 
Korbe, die vom Grafen Caylus (nach dem türfifchen Lamii's vermuthlich) Franzäfifch bearbeite, „und 
feitbem im Diſch in ni ſt an Deutſch gegeben wyrben. Die zweyte von einer Stlavinn, von welcher der 
Scla venhaͤndler dem Könige im voraus erklaͤrtee, baß ſie ſo grauſam ſey, daß ſie alle ihre Anbether durch‘ 
ihre Härte tößte, weſhalb fie ihm bisher von allen Käufern fey zurückgefendet worben ; gegen den König, der 
die Probe beftehen wollte , äußerte fie ſich, daß fie fterben muͤſſe, wenn fie nicht das ganze Herz eines Man- 
nes befäffe, und beſchuldigte ihn des Flatterſinns. Der König antwortete hierauf mit eiher Diairibe ge: 
gen die Weiber, und hier kommt bie aus dem Roſenoͤhl befannte Anefvote von Salomeon-un- Bale 
kis vor, welche durch ihre Wahrhaftigkeit ihrem Sohne Hände und Süße verſchaffte, iindem er als win 
erbaͤrmlicher Klumpen auf die Welt gefommen war, und dem Hände -und Fuße vrft hervorwuchſen, als 
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feine Mutter ein wahres Wort gefprochen, Der König. hatte. lange Sun, alg er aber auf dem 
Puncte war, feine Liebe durch den Genuß belohnt zu ſehen, fand er ſich zu ohnmaͤchtig die Gelegenheit 
zu benugen ; daran. war die Zauberey eines Weihes, bad ber König der Sclavinn wegen verlaffen hatte, 
ſchuld; allein auch dieſer Zauber ward durch die Offenherzigkeit des Geftändniffes, das ber König hier⸗ 
über ablegte, gehoben, weil Geradheit und Mahrhaftigkeit der befte Zalisman ifl. Die dritte Er- 
sählung ift unbedeutend. Ein frommer Mann Beſcher fieht ein berſchleyertes Weib, nach dem ihm 
geluͤſtet. Er zaͤhmt ſeine Begierde und geht auf Reiſen. Unterwegs macht er Bekanntſchaft mit einem 
gewiſſen Melicha, der ihm bie Geheimniſſe der Natur erklärt, und zuletzt verſchwindet. Er gibt ihm 
ein goldenes Kleid, weiſet ihn in ein Haus, wo. er ein ſchoͤnes Weib findet, in die er fih verliebt, und 
die ihm erklärt, daß fie die Verfchleperte gewefen fey, und bie unterbeffen auch gereifet war: Die vierte 
Erzählung von ber Schönen des Schloffes ift anziehender. Die Ruſſiſche Prinzefinn, bie bier | 
fen Nahmen trug, war in einem mit Zalismanen unzugänglid) gemachten Schloſſe eingefperrt, und jeder 
Werber mußte. vier Dinge leiſten: 1) Ein reblicher Mann feyn; 2) die bezauberten Huther befiegen ;- 3) 
den ſchlangenfoͤrmigen Talisman wegnehmen; 4) vom Water, die Einwilligung erhalten. Viele hatten 
ihr Glück umſonſt verſucht, ihre Koͤpfe wurden auf die Zinnen bes. Schloſſes geſteckt. Ein junger Prinz 
ließ fih dur den Wall von Schädeln ungfüdficher Werber nicht abſchrecken, und fragte den weiſen Vo— 
gel Simurg zuvor um Rath. Die drey Bedingniſſe waren erfüllt, allein der Water. wollte die Ein⸗ 
willigung nicht geben, bis der Prinz nicht bie Näthfel feiner Tochter aufgelöst haben würde. Yan fieht, 
daß dieß ganz das Mährchen der Prinzefinn Turandot ift, die ihren (hönften Schmud zwar Gozzi 
und Schiller'n, ihre. Geburt aber. und ihren Nahmen (Turanbodt,, die Tochter Turans im Öegenz 
fage von J ran) dem. Driente verdankt. Die Prinzeflina (hit dem Prinzen zwey Perlen aus ihrem Ohr⸗ 
gebänge. Der Prinz verſteht fogleich die Lehre: ‚Das Leben gleiht zwey Woffertrgpfen. En 
ſchickte das Ohrgehaͤnge mit. drey Diamanten zurück, das heißt: Freude (Ölauben, Hoffnung und, Siebe). 
kann eg verlängern. Die Prinzeffinn legte .diefe. Juwelen. in eine, Zuckerſchachtel mit Zucker. Der 
Prinz fand ſogleich den tiefen Sinn: Das Leben iſt vermiſcht mit füffer Begierde der Sin—⸗ 
nen. Er goß Mil darauf, die den Zuder auffraß um dadurch zu fagen: Wieden Zucher ein Tr.o⸗. 
pfen Mitch verzehrt, wird die ſinnliche Begierde von wahrer Liebe perzehrt. Die 
Prinzeflinn aß bie Milch, um— ihm zu verſtehen zu geben, daß ſie mit ihm Milch eſſen und 
durch Liebe glüdtiqh ſeyn möhte,. ja. fie, fondte ihm fogar ihren Karfunfelring als das Spm⸗ 
bol der Ehe. Er nahm denfelben in bie Hand, mas nichts als ein Kompliment war: fold einen 

Karfunkel gibs ed nur. einen. in der Welt, die Prinzeffinn naͤhmlich. Sie band den Ring mit. 
dem Ohrgehaͤnge sufammen, um zu. fagen: Ih bin fofort beine Semahlinn. Er band eine. 
Glaskoralle dazu, um ihr zu antworten: Der Neid mich dieſes Glück verkleinern. Sie hing 
den Schmuck um, ben Hals, die Koralle an die Bruf.,. das iſt; Umſonſt verEleinert ber Neid, 
er kann ‚meiner Zärtlichkeit, die ih in der Bruſt trage, nichts anhaben, und 
Stolz suf ben Shmud. eines folden Nitters, fleift mir den Naden. Hierauf wurde 
die Hochzeit gefeyert. Die Fünfte Erzählung enthält nichts als Abentheuer mit Diwen, bie ein. - 
Kaufmann Nahmens Mahan befteht,. und von benen ihn endlich der Prophet Chifer befreyt. Die 
Kämpfe mit ben Diwen, bie. ber Verfaſſer der deutſchen Schirin in dem. Zuge Ferhads ins Dſchinni⸗ 
ftan verfiochten, find: aus dieſem Schachte gehohlt. Die ſechſte Erzählung von einem treuloſen 
Reiſegefährten Sſcberr, der ſeinem Freunde Chair erſt ſeines Vorraths an Waſſer, dann ſeiner Au⸗ 
gen beraubte, und, mißbandelt liegen ließ, bis ihn ein ſchoͤnes kurdiſches Münden fand, pflegte und. 


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heifte. Der Juͤngling heilt bie Tochter des Weſirs und Sultans, und Laßt ſichs wohl gefchehen, bis er 
eines Tages feinem alten Gefährten begegnet, bem er verzeibt, ben aber ein Kurde tödtet. Die fie: 
bente Erzählung iſt die Uppigfke und reichſte an Gemaͤhlden glüpenber Bhantafie, wiewohl fie nichts 
als die einfache Beſchreibung eines Liebesabentheuers eines Gaͤrtners mit einem ſchönen Mädchen enthäft. 
Mehr als einmahl auf dem Puncte glüklid zu ſeyn, wird er immer geftört, und ber. Apfel den. er anzu= 
beiffen gedenkt, entflieht feinen Lippen, bis er endlich ben günfligen Augenblick findet, und die Schäfer: 
flunde feyert. Auch hievon hat ber Verfaffer der. deutſchen Schirin in dem fiebenten Gefange bes erften 
Theils, welcher die Brautſcene enthaͤlt, das Meiſte benutzt. Auf dieſe Geſchichten fährt die Erzählung 
von ber Regierung Behram's fort, wie er Gerechtigkeit handhabte, boͤſe Miniſter ſtrafte, das Reich 
in Flor brachte, und endlich eines Tags auf der Jagd in eine Hoͤhle, die noch heute die Höhle 
"Behramgurs heißt, ſich hineindegab, aus der er nicht wiederkehrte. 


5. Iskendername 0. i. das Bud Alexander's) 


Nah dem Lobe Gottes, und dem Preife des Propheten und feiner Himmelfahr 
erzähle Nifami die Veranlaffung des Bude folgendermaßen: 


In einer Nacht, Hell wie des Morgens Schimmer Bon dem Gebethe derer , die Nachts auffich'n , 
Die Welt war von des Mondes Schein umfloßen , Und auf der Erde Moschus ausgegofien, 

Still war es auf den Markt und in den Doden, Und in die Ohren toͤnten Feine Glocken, 

Die Wächter lager al’ in Schlaf verfenfet, Der Morgen lag im Waffer noch ertränfet, 

Da wies ich die Gefchäfte fort, in Schranfen Mid) feffeind mit tieffinnigen Gedanken, 

Mit offnem Herzen und gefchloffnen Augen Erwartend was dem innern Sinn will taugen. 
Weil mir in fo verhangnifivollen Tagen Beſtimmt tft eine Beute zu eriagen, 

Gings ſchwindelnd mir im Kopfe auf und ab, A185 wäre er ih Kiffen auf dem Grab. 

Ich legt’ ihn unters Knie mit finniger Gebärde, Zeat untern Zuß den Himmel und die Erde; 
Ich hatt' nicht Ruh', es tanıten meine Slieder, Der Kopf Hieg auf den Fuß aͤls Schämel nieder, 
Es wälsten fih Betrachtungen der. Weifen Bon Bruft su Bruſt heran in Kreif’ und Kreifen. 
In einen Winkel war der Leib gebannt, ü Auf Seelenfeldern fuchend Proviant, 

In Tafeln bald ‚die: durch‘ Exempeln ſichern, ' Und Halb in alten ungelef'nem Büchern. _ 

Wie Kerzen fiel das Zeuer in den Garten, Es war ein Brandmaal nun der Teuergarten. 
Ich war wie an der Sonne Wachs zerfloſſen, Und meine Augen von dem Schlaf’ gefchloffen ; 
Es konnten lernen Zauberer fürwahr Den Schlaf herbeyzuführen durch ein Haar. 

Auf diefen Pfaden tief und SangSefonnen, ZZ War aus dem Koyfe das Gehirn geronnen. - 
Es ſtellte fi ein Traum mir bar zur Schau, In dieſem Traume ſah ich eine Au 

Mit Früchten, deren friſcher Weib gefallt, Mit Menſchen und mit Thieren mannigfalt. 

Bor Süßigkeit hatt’ ich au dieſer Stunde Inm Hirne Gluth, und Waller in dem Wunde. 
Es rief vom Thurm der Mufer sum Gebeth: 806 Gott dem Etwigen, ber nie vergeht! 
Zu ſtoͤhnte auf mie Efelinngeplärr, Ich war. gedankenvoll, doc in mir leer; 

Doch als mit Glück der Morgen nun anbrach 8— Da ward ich wie des Morgens Odem wach. 
Die Kerze, ausgelöfcht, hob' ich empor, Und feuchtete ſelbſt mit Gedanken vor. 

Mein Herz erzab ſich wohlberedten Zungen Wie Harut mit Nabiden (1) einſt geſungen. 
So unbeſchaͤftigt figen iſt nicht gut, 2.708 faſſe nun gu neuer Arbeit Muth, 

Auf wunderbare Weife will ich fingen, Die Seelen all' in Harmonie zu bringen. 

Ich will den Schmetterling ins Licht verkehren, Das Saamenkorn zum Baume groß ernähren, 








(4) Nahid, die Anaitis-der Griechen, welche nach der morgenländiſchen Gage die beyden Engel Harut 
und Marut umſonſt zu verführen ſich bemühten, und die zur Belohnung. ihrer Reinigkeit ir in den Morgen« 
‚ Kern verfegt war, wo fie mit Lepergetön ben Reigen der Sterne anführt. — 


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nun 118 wur 


Daß ieder, der die Fruͤchte wird erproben, 0,77 Den Gärtner der den Baum gepflanzt ſoll toben. 
Das Haupt der heutigen Verſtandesläufer, Der Marktmonarch, der Edelfteinverkäufer 
Bin ich! der Herr von Zeldern und von Gauen, ' - Wo andre Aehren Iefen, und erfi Bauen; 
Beginn ich Die Zabrik num anzulegen, er AIch bin nicht immer ficher auf den Wegen. 

Auf diefem Markte find die Buben al’ Durchſichtiger Geſtalt, niit Löchern ohne Bahr. 
Ich bin das Meer, was Fümmre ich mich um Tropfen, Wenn Wolken in die Hand die Zluch einpfropfen, 
Und glänz’ ich wie der helle Mond zumahl, So if die Sonne nur ein Feuermaal. 


Nach dem Lobe Naßireddin’s und der Hervorſtreichung aller Vorzüge der Geſchichte Alerander’s, 
als eines Welterobererd und Propheten, vor anderen, folgt bas Lob des Frählings und ber Blumen, 
das wie das Lob der Rede und die Veranlaffung des Werkes, ſammt dem vierfachen Lobe Got: 


‚tes, des Propheten, des Königs und des Wefirs, zu ben fieben Theilen einer volftändigen. 


Einleitung eines perfifhen Werkes gehört. 


\ Gärtner komm, erneu’ die Breude, PUR, für die Rof den Garten, 

Niſami kommt in den Garten, Shmüde ihn mit Zeftestränzen. ’ 
Windend ‚Fräufein fi Biolen, ' .. Trnunken (&lafen die Narciſſen, 
Reſenllppen, milchgewürzet., Sind von Ambra durchgeduftet. 

Die Cypreſſen geben Kunde Turteltauben von der Grüne, 
und die Nachtigall erzählet Von der Schenke Roſenwiegen. 
Wolken waſchen grüne Triften, Blau gewaſchen iſt der Tag. 
Tulpenberzen werfen Blut aus Und veſtreuen es mit Staub. 
Weiß gehaart find die Jasminen, Weidenfhatten athmet Moschus. 
Zeucht' mit Wein Drangenlippen, Uekcbergold' die Flur mit Veikben, 
Sarbe mit Saffran Jasſsminen, Leit! ind Nofenbeet das Waſſer. 
Siehe auf der Wiefen Kinder, Biehe Linien auf dem Plan. 
Sebe allen Pfanzen Runde Bon der Zrifche der Verliebten. 
Milde weht die Luft vom Garten, Lieblich ift der Herzen Luft, 
Bäume blüpen in Dem. Haine, Roſen glühen wie die Lampen. a 
Stummen Vögeln ſchenke Töne, Und gefangne Tafle frey, 
Wecke auf der Laute Eeufier, Bring das enge Her; sum Tanz. 


Die Erzählung beginnt nun mit der Kindheit Alerander's und feinem erften Unterrichte in- allen 
Faͤchern ber Wiflenfhaft. Sein erfter Zug ift Feineswegs wider die Perfer, fondern wider die Aethioper 


gerichtet, über deren Streifereyen bie Aegypter ſich beklagen. Alerander fchlägt fie, und baut Aferanz 
drien. Der perfifche Feldzug, ald ber zweyte, nimmt nicht viel größeren Plaß ein, als der aͤghptiſche. 


"Die bekannte Fabel ber perfifhen Sefandten, die flatt der Bothſchaft einen Sad Hirfe ausgoßen, zu 
* fagen: »&o zahlreich find die Heere des großen Königs,« und von der bildlichen Antwort Aferander’s, ber 
die Hirfe durch Hahnen auffreffen Tieß; die Zabel von dem Tribute der Golbeyer (Besurn d’or), 
und der Briefiwechfel Alerander’s mit Darius, nehmen viele Blätter ein. Endlich erfolgt die Schlacht, 
nach deren für Darius unglücklichen Ausgang er von zweyen feiner Generale, Mahiar und Dſchanu— 
ſiar, meuhelmdrderifch umgebracht ward. Alerander findet ihn noch in den leßten Zügen, wo ihm ber 
unglückliche Fürſt fein Reich, die Beſtrafung feiner "Mörder und beſonders feine Tochter Ruſcheng 


(Roxelane) empfiehlt. Alexander erfüllt den Sinn dieſes Teſtamentes durch die Hinrichtung der 


Verräther, und durch das feyerliche Beylager mit Ruſcheng. Die Beſchreibung desſelben gibt die 
Hochzeitsſcene, die ſonſt gewöhnlich zu Ende des Gedichts, hier aber in die Mitte desſelben fällt. 
Alexander refidirt in Iſtochr (Perſepolis) und ſchickt Ruſcheng nach Griechenland. Er ſelbſt 
zieht nach Berdaa, deſſen paradieſiſcher Himmel ſchon in Chosru und Schirin angeprieſen wird. 
Damahls gehorchte dieſe Stadt mit der ſchoͤnen herumliegenden Gegend dem Scepter der Koͤniginn 
Nuſchabe, nicht minder berühmt durch ihre, Schönheit, und Weisheit als ihre ſpaͤtere Nachfolgerinn 


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Mebinbanu, bie Mutter Schirin's. Alerander, ber. fi ihr tnerfannt nahen. und fie kennen 
lernen will, erfheint in ber Rolle. feittes Gefandten; wird aber von Nuſchabe erkannt, und ba er 
noch Idugnet, durch Vorhaltung feined genau getroffenen Porträts, das fih Nuſchabe zu verſchaf⸗ 
fen gewußt, zum Schweigen gebracht, voll Werwunderung über die Weisheit der Königinn. Xlerander 
gelangt zur Reſidenz Keichosrew's, und haut in den Weltenfpieg el, den er Eünftich aus meh⸗ 
reren Metallen hatte verfertigen Taflen, hält dann Kriegsrath und beginnt den Zug nah Indien, und 
dann nah Sina, wo ein Kunftwettflreit zwifchen ben griechiſchen und fach (hen Mahlern, ‚su Gun: 
flen ber eriten, entfchieben wird. 

Während daß Alerander an den Graͤnzen Aſien's mit der Eroberung Sina’s beſchäftigt iſt, ver⸗ 
nimmt er, daß bie Ruſſen feine Allirte, die Königinn von. Berdaa, mit Krieg überzogen und ihre 
Mefidenz verwüſtet haben. Es iſt hiſtoriſch merkwürdig, baf ein perfifcher Dichter des fechften Jahrhun⸗ 
bert3 ber Hedſchira, d. i. des zwölften der chriftlihen Zeitrechnung, ber Nuffen fo umftändfih und 
mit fo großer Wichtigkeit erwähnt. Denn während Alerander den aͤgyptiſchen, perfif hen, ar: 
menifhen (zu Berbaa), indifchen und finefifchen Arieg in einem Feldzuge beendet bat, unter: 
nimmt er deren zwey gegen die Ruffen, deren König Kaithal zuletzt gefangen in feine Hände fällt. 
So wird Nuf habe befreyt, und in ihr Land zurücgefendet. Alerander unterhätt ſich mit ſineſiſchen 
Sclavirmen; und ‚hört bey einem Feſtgelage, wo mehrere von außerordentlichen Dingen ſprechen, zu⸗ 
erft von der Quelle des Lebens im Lande der. Finfterniß, von dem Propheten Chiſer bewadht. So: . 
gleich wird der Zug dahin befchinffen, "der, als ber fiebente Zug, aud der Beſchluß der bis hieher ge= 
‚führten Geſchichte Alexander's ift, welcher aber nichts weniger als beendet ift, fonderu nur bepläufig 
bis auf bie Hälfte forigeführt ‚worden ; denn nachdem Alerander in das Land der. Finflerniß gegen 
Morden vorgedrungen, und bort den Quell des Leben?, den ibm Chiſer ‘verweigerte, nicht gefunden, 
ehrt er wieder zur bewohnten Erde zuruck, und beſtrebt ſi 9 ' bie Könige, feine- Statthalter/ ſich durch 
Wohlthaten au verbinden (1). . 


38* 0 
v 


Rafgiı Batwat @. i. bie Schwalbe) aus Balch, 


einer der gelehrteſten und wohlberedteſten Maͤnner ſeiner Zeit, der Boilean der. perſiſchen Dichtkunſt 
als Geſetzgeber derſelben in feinem Werke Hadaikef-ſihr (Zaubergärten), das eine Metrik 
und Poetik enthaͤlt, deren Anſehen ſeitdem immer als unverbrüchliches Geſetz gegolten. Außer: derſel⸗ 
ben verfaßte er auch eine ſehr geſchaͤtzte Ueberſetzung der hundert Worte Aliſs, und eine Sammlung 
von Briefen. Seinen. Beynahmen erhielt er feiner Fleinen Statur und ſchnellen Zunge wegen. Er 
war ſchon hey feinen Lebzeiten ‚das Orakel aller Dichter, und fland in. ‚großem, Aufehen | bey Atfif 


“ 





(1) Hier endet) wie bie Handfchrift fagt, der erſte Band' der Thaten Alexander's mit. einen Lobe Maßi⸗ 
reddin’s, und da fih in feinem der drey ſchönen Eremplare der Sammlung romantifcher "Gedichte Ni⸗ 
ſami's, die ſich zu Wien in der Eniferlich königlichen, in der Graf Rzewuskp'ſchen und Probſt Höck'ſchen 
Bibliothek ‚befinden, mehr als der erſte Band anzutreffen; fo fcheint es ausgemacht v daß Nifami entweder 
“ bier Durch den Tod unterbrochen worden fd, ober aber den. n Gaden fer wieder  anpnehöpfen feine beſon⸗ 
dore uſt mehr bttee. | | | 


Chowarefm (dab, deffen Hofdichter er war. Diefer lernte ihn zuerft bey einer Öffentlichen Dispu⸗ 


tation kennen, wo er ein Tintenfaß vor ſich ſtehen hatte. Chowareſmſchah, der die Beine Figur mit 


fo: viel Beredſamkeit deklamiren hörte, befabl-aus Scherz das Tintenfaß wegzunehmen, damit;er den 
Redner fehen koͤnne. Diefer ſtand fogleih auf und citirte das Sprichwort: Das Kleinfie am 
Menfhen if fein Herz und feine Zunge. Chowareſmſchah überhäufte ihn in ber Folge mit 
Gnaden, und Watwat ihn mit Lobeserhebungen, wie zum Beyſpiel in der folgenden Kaßide: 


D Shah, Saturn zu deinem Fuß nicht reiche?! Bu deinem Feld des Himmels Dom nicht reiche ! 
Du haft erlanget folche Groͤß' und Macht, Die menſchlicher Gedanke nicht erreicht. 
Nur deinem Wort gehorcht der Oſt und Wet, Nur dein Befehl das Dorf, die Burg erreicht. 
Es ifi kein Fleckchen in der ganzen Welt, Das ber Befehl des Thrones nicht erreicht. 
D weh der Welt, indem die Weiſen drauf Nur Täufhung und nur uhgemae erreicht. . 
Der Diener fist auf Polſtern, vor dem Thor Dem Weifen der Portier die Hand nicht reicht. 
Es fawelgt Unwiſſen heit, indeß Verdienſt Mit tauſend Mühen doch Fein Brod erreicht. 
Es dränget ſich des Volkes Schaar um Geld, Indeß durch Prahlerey es Nichts erreicht. 
DO wehe daß das Leben if zu End’, CH’ daß der Geitz der Wüſte Sand erreicht. 
Gottlob! daß hier, in Deinem Bufuchtöort, Berhängniß Her) und Seele nicht erreicht. 
"+ Wenn ich .ergreife deiner Größe Saum, „ Des Unslüds Hand ben Naden nicht erreicht. 
Kein Lay, wo nicht mit taufendfacher Saat Mic deine Gnade, deine Huld erreicht. 
Beſteige id den Saul beredten Worts, "60 tummelt Feiner ihn gewandt wie ich. 
Sn Choraſſan find Schätze meines Lid; Wenn au mein Zuß basfelbe nicht erreicht. 
> Go land Vallkommenhzeit ber Menſchheit Biel, 2. Bird Wilfenfchaft nur durch Beweis erreicht. 
Den daßenmond being’ in Gehorſam iu, Indem dein Zeind das Feſt dann ‚nicht erreicht. 


Schon in dieſen Verſen beurkundet ſich Anlage zur philofophifchen Satyre, noch mehr aber zei⸗ 
yen die folgenden un einen Weſir gerichteten, daß Watwai ud von biefer Seite mit bem Geſetz⸗ 
sehen des franzöfifhen Parnaſſes verglichen werben koͤnnte. 


Du DIR Welle, ich lobe Di, Du aber laſſeſt unbelohner ni; 
| Ich ſey Weſir, du lobe mich, Damit du ſiehſt, wie ich belohne dich. 


Als nach dem Tode Chorwareſmſchah's ſein Sohn den Dichter, der ſchon ſehr alt und ſchwach 


war, zu ſehen verlangte, und ungeachtet aller Bitten Watwat's, dieſes Beſuchs enthoben zu ſeyn, 
darauf beſtand, grüßte er den Schah mit dieſen Verſen: 


. tu wufch dein Abn die Zeit » Ben Ungdechtigleit;; # * 

Und deines Vaters Macht Hat Krummes grad gemacht; 

Du nun, mit dem Kaftan . Der Hersfhaft.angethan , 
Das chateß bu derley, Das an dich kam die Rein’? 

Eine probe feiner crotiſchen Manier ſind die kolbenden Verſe: 
Ich Wat Tür dich auf dieſe We Verzicha, on Und du , gefiebter Mond, du weißt es nicht ; 
Gntfagend Allen, , will ich nicht mehr wandern, BSorb ey mit dir, iſt's auch vorbey mit andern. 
Im Auge wohnet die Geſtalt der Freundinin Dem Aug’ iſt wohl, wenn die Geſtalt darinnen. 

34 unterſcheibe nicht dab Aug der Freundinn, — Es weilt auf ihr das Aug’, und fie darinnen. 


So verfuchte er ſich in allen Gattungen, überall vortrefflih aber nirgends unerreidybarer als in 
den Muraſſqaa, oder durchaus fo gereimten Gedichten, das jedes Wort einer Zeile auf iebes Wort 
der anderen reimt, worin es ihm Feiner gleich gethban, mie 4. B. 

9° % £ münewer be tu nudschumi dschelal, - Wei mukarrer be tu rusumi kemel. - 


WMan begreift die uUnmoͤglichkeit, ein ſolches Gedicht im Deutſchen, oder einer anderen europaͤi⸗ 
chen Sprache durchaus fo zu Überſetzen, und es ſcheint faſt unglauhlich, daß ſich fo was .in. irgend 


- 


fa 


121 DR II 


einer Sprache ausfäßren laſſen Eönne, dennoch hat diefe fo reichgereimte Kaßide ſiebzig Difichen. Sein 
Diwan enthaͤlt mehr als fuͤnfzehntauſend Verſe. 

Nach der Eroberung Heſarasp's hatte Sultan Sandſchar, um denſelben fuͤr einen mit ſatyriſchen 
Verſen herausgeſchoſſenen Pfeil zu ſtrafen, geſchworen, ihn in ſieben Stucke zerreiſſen zu laſſen. Es rettete 
ihn der Scherz des Weſirs, der den Sultan bat, ihn nur halbiren zu laſſen, weil er zu klein ſey, um 
ſieben Stücke daraus zu bekommen. Er ſtarb in einem Alter von 97 Jahren in Chowareſm im Jahre 578 
(1182) und liegt in Dſchordſchania begraben. 


Schehabeddin Edib Sabir aus Termed, 


ein trefflicher Schriftgelehrter und Dichter zur Zeit Sultan Sandſchar's, zwar jenſeits des Oxus geboren; 
aber dießſeits desſelben in Choraffan erzogen. Er lebte in großer Feindſchaft mit Watwat, und die bey⸗ 
den Dichter griffen fih mit Satyren an, die vermuthlich in Pasquilfe ausarteten, weil Dewletſchah die- 
felben aus Achtung für ihr Andenken unserdrüdt. Die beyden großen Dichter Chakani und Enweri 
ergriffen beyde die Parthey Sabir’s wider Watwat, und Enmweri, der gewiß nicht ſparſam mit Dich⸗ 
terjelbftlob, fi in feinen Gedichten über alle anderen Dichter hinausſetzt, huldiget feinem als dem Sa⸗ 
bir. »Ich bin nicht,« ſagt er/ »wie Sabir.« Dſchami, der dieſe Schlußverſe anführt, hat auch 
die folgenden aufbewahrt: 


Du, deſſen Antlitz Eden iſt, Und deſſen Lippen Selſebit; 

Der Eelfebil und Eden iſt . Der Seelen und der Herzen Biel. 

Es kam deßhalben in mein Her Die Luft, gehorſam dir zu ſeyn. 

Weil Durch Gehorſam man verdient - "Das Paradied, den! Gelfebif. 

Wenn du am Himmel fleigft empor, Wie fann erglänzen wohl - Rapid? 

Wie kann die Sonn’ in deinem Dienſt Mit ihrer Schönheit prahlen viel? \ * 
An Schoͤnheit kann ſich nur Bagdad, Aegypten nur, vergleichen dir, 

Mein Aug’ iſt Tigris zu Bagdad, Und in Aegypten iR’s der Nil. 


Als Atſiſ Chowareſmſchah fi wider Sultan Sandfhar empörte, fandte biefer ben Sabir als 
Kundfhafter heimlich nach Chwareſm. Es gelang ihm einen Meuchelmdrder auszufpüren, welchen Atfif 
mit dem Auftrage, den Sultan eines Freytags in ber Moschee zu ermorden, abfandte, und er bezeichnete 
ihn fo genau, daß man ihn in Merw auffuchte, fand, und hinrichtete. Als Atſiſ erfuhr, daß Gar 
bir Edib den Anfchlag ausgekundfchaftet und dem Sultan hievon Nachricht gegeben habe, ließ er 
ihn mit abgefchnittenen Händen und Büßen in dem Oxus ertraͤnken, im Jahre ber Hebfchira 546 (1151). ' 


xXXXV. 
Dſchewheri Sergeri, 
das heißt: Juwelenhaͤndler oder Goldſchmid, ein Schüler Edib Sabir's und Zeitgenoffe 
Adeftegis, aus Buchara gebürtig, der ſich aber gewöhnlich zu Iüfahan aufpielt, wo. er. Dichtern 


mittelft feines großen Reichthums manche Dienfte erwies. Den Reichthum ſcheint er dem Handel und 
der Kunft, die feine beyden Nahmen anzeigen, verdankt zu haben, wiewohl fonft perfifhe Dichter über⸗ 
A j 


4‘ wu. 123 u 


haupt gerne ıhre Verſe mit Juwelen und GolbElumpen vergleichen. Won ihm iſt die folgende Kaßid⸗ 


zum Laebe bes Weins: 


Wenn die Fahn' aufſteckt dee Morgen, . Stedes auf der Freude Bahnen. ‘ 


Seht, die Sonne bringet Wein, Purpurfarben, zofenduft’gen. 
Mondenfihimmer! GSonnenglan! ° Nacht und Tag zeigt Mond und Sonne, 
Schlaf, Arzney und Wangenfhimmer! Schmerzensmittel, GSeelennahrung ! 

BGroßmuthsquelle! Schönheitswefen! Demuthsauge! Anmuthskörper ! 
Gramvertreiber! Zreudengeber ! Körperftärke! Herzenskraft! 
©eine Barbe leidet Prüfung, Sein Gerud Geflecht die Probe, 
Dnpr » und rubinenfärbig, Moshus, Umbradüfte hauchend. 
Seine Kraft beſeelt den Himmel, Und fein Weſen flärft die Zeiten. 

‘ Mond und Mars, Drionsftrahlen, Greiſenwürde, Sünglingsfeuer , 
Auch von ferne färbt fein Abglanz Roth das Mark in den Gebeinen, 
Schwachen Kötpern gibt er Kräfte nd exfreuet trübe Herzen. 
&08 die Gluth mit Waffer yerien, Mifcht Branatenfaft mit Moschus, 
Wer vom Himmel Schaden litt, Binder in den Trunf Gewinn. 
Wangen werden gelb von Weine, Und die Herzen blüh'n wie Saffran. 

. Wer in Hain und Garten gehet, Odne Wein gemeßk er Nies. 
Roſen wollen frifhen Wein, Segel wollen frifchen Wind. 

In dem Frühling ift er Greis, Unb ein Züngling in dem Herbſt, 
Keiner Geiſt und Helle Kerze, Licht und Teuer ohne Rau. 
ein begehre umd fen froh« Gott verbieß uns Paradiefe,. 
Böfen if der Wein verbothen, Gãſteſchwermuth trübt den Wirth. 

Reiche Wein, vertrink den Schlaf Gebt mo Sonnenſchwerter ſtrahlen. 

Dſchewheri der Goldſchmid trinket Auf das Wohl des Herrn des Feſts! 


Dſchewheri pries den Sultan Suleimanſchah, Sohn Mohammed Ben Malekſchahs, und ſoll der 
Verfaſſer des Gedichts Emir Amed und Meheſti ſeyn, das Andere dem Niſami zuſchreiben. 


| ZXXVI. 
Epireddin Adeftegi, 


- 


„ein großer Dichter, den Manche dem Enweri und Chafani an‘die Seite fegen; er ift vielleicht der 


gelebrtefte, Enweri der füßefle, und Chakani der reichfte” an Wortgepränge. Indeſſen bat Enweri's 
NRuhm, den diefer beyden Dichter fowohl als den Farjabi's im Laufe der Zeit überſtrahlet. Zu Acheſte 
in Sergana geboren, Fam er nah Irak und Aferbeibfhon, wo er eine Zeitlang beym Gtatthalter 
von Chalchal ſich aufhielt, und fih in feinen fpäteren Lebenstagen an den Hof des Atabegen Ildigiſ 
begab, wo er mit Medfhir Bilkani in Streitigkeiten gerieth, wie er früher fhon mit Chafani 
ebenfalls aus Dichternebenhuhlerfhaft in Streitigkeiten gerathen war. Dieſem fchrieb er auf feine bes 


‘ Eannten- Verfe: Im Hungeriahr des Wortes bin id, Juffuf, zur Antwort: 


Bernunft, was nüßt dein Dolch dem Reiter, Der über diefer Erde Brücke fpringt hinaus! 
Du, flecht’ nicht aus des Auges Adern Strick, Du, leg’ nicht den Merkur (1) ald Pfeil auf Bogen, 
Zum Lobe⸗ Kill Arslan’s verfertigte er die folgende Kaßide: 
| Anra ki tschar kösch@i uslet mujesser st. — 
Wer, da einfam in vier Winkeln, Iſt der Here von fieben Ländern? . 
Reißt das Herz dem Geis Die Zung’ aus, SR die Magerkeit Aedeihlich. 





(1) Wortfpiet wir Tir, das ſowohl Pfeil ale Merkur beißt. ..- . 0. J 








AUS 123 XX | . \ 


R | 
Setz' hinaus dich über Wetten, Höher als der Himmel grünk du. 
Geht’s dir nicht nah Wunſch, fo find niche Stern und Elemente Schuld. 
In die Welt kamſt du als Thon, Welcher eine Früchte trägt. 
Duft, der dir fo lieblich duͤnker/ . Zäufcdhe nur Hirnenlofe Köpfe. x 
Blau ik der Ungläub’gen Zeichen, Doch am Duft erkennt man Ambra. 

Riech' ein wenig zu dem Himmel, Diefer loſen Wafferfrucht. 

- Wirf Zufälliges von dir, um au ſchwimmen mußt du nadı ſeyn. 
Shränen find das reinfte Silber, Gelbe Wangen reinftes Gold, 
Schlechtes Kleid gib nicht für gutes, Männer Heidet ſchwarz am beften. 
Echränf’ des Körpers Umfang ein, | um fo leichter dann zu flerden. - 
Mit den Engeln fpeift der Heiland, Nur die Efel freßen viel. j 
Eis’ im Schiffe deiner Thränen, Schwer it Durdgang durch das Gluthmeer. 
Giftig laßt die Welt zur Ader, Sreu' dich, wenn du ihr entflichefl. , 

_ . 2ege did mit Thränen ſchlafen, ‚Denn das Morgenroth weint blutig; 
Mond und Sonne ſtehn im Rufe, Als zwey Leibe Brot zur Nahrung. 
Rus’ iſt unfruchtbare Mutter, Sreude ein verfchleyert Mädchen, 
Wort ift Unglück, Schweigen Rettung, Wähl' aus Beyden mas du willſt. 

‚ Nebft den Lilien und Cypreſſen 7 Sind nur frey des Schahes Diener; 
Mur dur Ihn gewährt im Meere Muſchel Perlen, Angel Zifche. 
Mit dem Rüden auf dem Throne If fein Untlig Heil des Reiches; 
Mit dem Antlis in der Schlacht ‘ Schirmet er des Heeres Rüden. 
Er führt auf den Bau des Rechtes, Zucker ift fein Naturell, 
Eine blaue wol fein Schwert, Der das rotbe Meer entträuft. 
Was ſagt die Vernunft zum Baume, Deſſen Früchte Loͤwen find. 
Texrt zum Lobe fehlet nicht, Doch Auslegungskunde fehlt. 
Geiſter flieh'n vor Hahnenruf, - Wie vor feinem Ruf die Zeinde. 
Aus Gedanken filht man Perien, Bas ich denke iſt ein Meer. 
Kräh' und Rabe fliegen nicht Dit der Schnelligfeit des Falken. . 
An dem Hain, wo Rofen ehronen, . Trägt der. Kofosbaum die Kronen, 
Elephanten beugen Wälder, . — Menſchenkraft iſt nicht Orkan. 
Ha, ich ſchwör'! dein Schwert iſt Waſſer, Zeuer ſpiegelt ſich darinnen. 

Ganz unmöglich iſt zu denken Ungehorſam gegen dich. 
Weich ſind deines Hofes Prügel, Deines Thrones Staub iſt poiſter. 
Echneide mir die Zunge ab, Wenn nicht Zung’ und Hert im Einktang'! 
Golderkauft von meinem Bruder Bin ich feiner Augen Ziel, 
org’, daß wenn mid Neider fehen, Sie nicht fagen: Wer ift Feiner? 
Hundert Dden und Gefchichten Liegen in dem Sinn der Verſe: 
Leb' fo lang als Buch und Siegel Treu die Schrift und Rechnung hüthen, 
Jeder Tag vom Loos geſchenket, Soll dir neue Freuden ſchenken! 


Einige ziehen die Gedichte Eßired din's denen Chakani's und Enweris vor, doch bat je⸗ 
der dieſer drey Dichter feine eigenthümlichen Vorzüge. Eßireddin iſt der Gelehrteſte, Enweri 
der Fließendſte, und Chakani der Hochfliegendſte. 


Seifeddin Isfrengi. 


Isfreng iſt ein Ort in dem Lande jenſeits bes Oxus. Sein Diwan iſt ſehr bekannt, und 
wurde beſonders in der Geſellſchaft Ulugbeg's haͤufig geleſen, wo man ihm ſogar den Vorzug vor 
Acheſtegi gab; den er nicht verdient. Er Fam zur Zeit: Chorwareſmſchah's aus Buchara, und warb 
von Jlars han gütig aufgenommen und behandelt, der ihm auftrug, zu einer befannten Kapide Chas 

. Da 


S. 


XXXC 124 XXXXX 


kani 6 ein Seitenſtuͤck zu verfertigen. Er befchäftigte ſich überhaupt gern mit Verſuchen, Seitenftäde 
zu berühmten Gedichten anderer Dichter zu verfertigen, wie z. B. zu der "Sahir Fariabis, die mit 
dem Verſe beginnt: 


Dein Gram, der Seelenluſt Geſchmack erſt gibt, Die £ippen Zucker erſt dem Munde gibt. 


Die Kaßide Isfrengi's beginnt mit demſelben Reime: U 
Wenn deine Wimper ſtatt des Todes Gnade gibt, Iſt's Blutgeld, das die Seele auf dein Wohl ausgibt. 
Sein Diwan hat ı2,000 Verſe. Seine Schüler waren der Sohn Attar's von Bochara, bekannt 
unter dem Nahmen Alai Attar und Adnani, Slorlasfan, den Seifebdin in feinen Gedichten 
lobte, beflieg ben Thron der Familie Chowareſmſchah nah Atſiſ. Er war ein Freund der Gelehr- 
ten, und ihm eignete ber große Gelehrte Seid Ismail Dſchoroſchani fein Wert Agras u Chafi zu, 
eines der näslichiten Werke, ein Auszug aus dem Sachire Chowareſmſchah's. Harslan farb im 
Sjahre 558 (1162). Nah feinem Tode flritten fih feine Söhne Sultan Shah und Tekeſch Chan 


um die Herrſchaft Choraſſan's zum großen Ruine des Landes. Bey dieſer Gelegenheit ſchickte Sultan⸗ 


ſchah ſeinem Bruder dieſe Verſe: 


Als Narrheit hat uns dieſer Schmerz ergriffen, 
Dis daß das Schwert mit Bluse fi gefärbt, 


. 


Und weder Dich noch mi Hat diefe Sag’ ergriffen ; 
Und bis Das Glück das Höchfte Hat ergriffen. 


Als in der Schlacht bey Sarchos Tefefh Chan Sieger blieb „floh Sultan Schah nach Chowareſm, 


blieb auch da nicht, und irrte bis zu ſeinem Tode im Jahre 569 (1173) unſtaͤtt umher. 
| XXXVUL 
Abul-ola Gendſchewi, ber Dichterfönig, 


au der Meifter ber Dichter genannt, febte zur Zeit Schirwanſchah's; bie Dichter Feleki von 


Schirwan und Chakani waren feine Schüler. Dem legten gab er feine Tochter zur Frau, und. 


als Feleki, der ebenfalls gerne fein Tochtermann geworben wäre, fü ch deßhalb gekraͤnkt fühlte, und zu 
reifen beſchloß, gab er ibm 20,000 Silberdrahmen auf die Reife, mit ben Worten: »Dieß, mein Sohn, 
ift der Preis von fünfzig türkifchen Sclavinnen-, die befler find als bie Tochter Abdul: ola’s.a Als 
Chafani’s Ruf emporflieg, und diefer feinen Schwiegervater und Meifter mit Geringſchaͤtzung behan⸗ 
delte, ſchrieb Abul-ola wider ihn eine Satyre, aus der Dewtetf hab das folgende Bruchſtuͤck 
aufbehalten hat; 


Safileddin, wenn du mic frägft, 
Wenn du Herühme bi in Schirwan, - 


Bey deiner Geel! du freuft mich nicht. 
So dankſt du deinen Nahmen mir; 


Als Pelinedi⸗ dieſer Satyre ſchrieb er ſpaͤter: 


Ich that des Guten dir ſo viel, 
Warum zollſt Du mir Achtung nicht? 
Du ſprichſt vom Wort, das du geſagt, 
Ich fage, fage, fage, lag’ 


Betrunken ſchimpft' ich eine Nacht 

Den Gürften, uufren Ehakani, 

So fehlt’ ich im der Trunkenheit 

Seit meine Mutter mi) gebar, 

Gremd und gebrechlich, nur ein Dichter, 


Gab Tochter, Ruf und Nahmen dir. 


" Mir, deinem Vater, deinem Meifter. 


Doch ich erinnere mich nicht. 
Ich achte, achte , acht’ es nicht, 


Auf Ihn, den Dichter unfrer Zeit, 
Deß Erde fi und Himmel freut, 
Wie ein vom Wein Betrunkner fepit. 
Steh’ ich als Meifter in der Welt. 
Mat’ ich mich nicht Der Herrſchaft an. 


unwwm: 225 num 


Bon ſechzig Yahren meines Lebens Verbracht' Ich ſechzehn in Schirwau; 
. Da du als Schüler zu mir kamſt, That meine Güte ſich Die fund. - 
Ich Ichrte Dich mie Vaterhuld, Ich that dir auf den Dichtermund, 
Bey Gott! ich ſchimpfte nicht auf dic, Und wenn ich's that, fo weiß ich's nicht, 
Ich fag’ ed gern zweyhundertmahl: Ich ſchimpfte, ſchimpfte, ſchimpfte nicht! 


Gleichzeitig mit Abul-ola an dem Hofe Schirwanſ hab's, der feinen Stamm von dem al: 
ten .perfifhen Könige Behram Tfhobin ableitete, lebten bie Pine Sulfakar, Schahfur, 
Feleki und Chakani. 


Feleki aus Schirwan, der Dichterkönig, 


der Zeitgenoße Chafani's und wie er ein Schäfer Abul-ola's, dem er in der Würde eines Did: 
terEönigs by Schirwanſchah nachfolgte. Zum Lobe feines Schahs verfaßte er eine berühmte 
Kaßide, zu.der Chodfha Ißmet von Bochara ein GSeitenftüc verfertigte. Folgende Verfe find baraus: 


Tugendpimmel , Kreis des Weltalls! Welt der Großmuth, Licht der Menfchen! 
Herr der Sterne! achtes Licht! u . Zweyter Dſchem, o größter Herrfcher! 
Wie Saturn und Nilchſtraß hoch! Nord und Oſt in Reih und Glauben! 
Groß wie Areſch und Bebmen, Stark und tapfer wie Roſtem. 


Ulugbegh ; der gelehrte Fuͤrſt aus der Familie Timur's, dem man den Diwan get eEi’s ge: 
bracht hatte, biätterte ihn durch und dußerte fein Wohlgefallen hierüber ; meinte aber, daß ber Dich- 
ter feinen Beynahmen Feleki, das iſt der Himmlifche, eben nicht glücklich gewählet habe. 


XL 
Chakani Hakaiki. 


Sein eigentlicher Nahme iſt Efſaleddin Hakaiki, den Nahmen Chakani legte ihm ſein 
Lehrer und Schwiegervater Abul-ola bey, weil er bey Chakan Minotſchehr, dem Furſten 
Schirwan’s, in großen Gnaden ſtand. Da er aber ohne deſſen Erlaubniß vom Hofe floh, um ſich in 
die Einſamkeit zu begeben, ließ ihn der Chakan verfolgen und ſieben Monathe lang in der Feſtung 
Schabran einſperren, wo er mit Chriſten vielen Umgang gepflogen zu haben ſcheint, und eine Kaßide 
dichtete, deren Verſe faſt durchaus Bezug auf die Griftlihe Neligion haben. Der Scheih Aferi (ı) 
erläuterte biefelben in’ feinem Buche Dfigewapirot- efrar, Jumelen ber Geheimniffe, und 

die folgenden find ‚daraus: 


Der Simmel ift mie ſchief wie Chriſtenlinien, Er leget mich wie einen Moͤnch in Kutten, 


Genug vom Koranspreis, von fieben Männern, Bon Offenbarung und von fieben Sefern, 


Genug von Wallfahrt und vom Pilgerfland, Bon Opfern und Gebetheftätten. 








(1) Wir bedauern, den Commentar Aferi’s nicht zu befigen, um daraus zu fernen, was unter ben krummen 


‚Linien der Ehriften gemeinet, und Mas für ein Heiliger der Weiſe Dſchaßlik fen. Die fieben ed 6 ge: 
ben den Koran an. 





VEN 126 ar ar , 


Gejziemt zu meinen Füßen mir daB -Rreup 
Und Fünftighin die Glocke küßen; 

Ich wii den Sendaweſt erweden, 

Weit ich den ungel uid gen Prieſter fürchte. 


Nachden ich lang gekebet im Islam , | 

Nun will ih binden um den Leib-den Gürtel 

Ich will an Soroaſt er's Lehre denken, 

Ich Halt mich an des Herren Jeſus Eſel, 

Machdem er feines Gefängniffes entlaffen, wallfabrtete er mit dem Scheich Dſchemaleddin von 

Moßul nah Mekka, und dichtete auf dieſer Reiſe eine Kaßide, worin er die Beſchwerlichkeiten der 
Wuͤſte beſchreibt, und die fo anfängt: 

Hier ift die Wüſte, Seele! fich dich um, 


Sie fließt mit dem Lobe feines Weggefährten, des Scheich, von dem er fagt: 
Ich Heiße Herzensfulten ihn, Ich nenn’ ibn aud Chalife; 
Dean Vater heißt der Sultan Ihn, Und Bruder der Chatife. 

Chafani begehrte einft vom Chafan einen Luchs oder einen Korb Bienen durch einen Zettel. Der 
Fuͤrſt, ergrinmt darüber, daß er ſeiner Freygebigkeit ein oder zumuthe, und nicht Beydes zugleich 
begehrte, ſandte ihm den Todesbefehl. Der Dichter, um ſich zu entſchuldigen, ſandte eine in Honig 
getauchte Fliege als den Mißethaͤter, welche unter das Wort Ba einen Punct hingeſchmitzt haͤtte, wo⸗ 
durch aus [8 (ba) mit L (je) oder geworden wäre, denn er habe einen Luchs mit einem Korb 
Bienen begehrt. 

Dewletſchah bemerkt bey biefer Gelegenheit, weld ein. Unterfchieb doch ſey unter ben Fürften feis 
ner und der damahligen Zeitz ber Chafan habe dem Dichter gezürnet, weil er feiner Großmuth einen 
Wechſelfall geftellt habe, und heut zu Tage ergrimmten die Fürften über die Beldfligung der Poeten, 
wenn dieſe auch nur eine Eſelsladung Rüben begehrten. Eßireddin Acheſtegi der Dichter, ein 
Zeitgenoße Chakani's, bewog ihn, nachdem er beym Chafan von Schirwan in Ungnade gefallen war, 
den Hof besfelben mit dem Hofe Arslan’s des Sohns Toghrul's zu vertauſchen, an dem damahls mehrere 
Dichter, wie Sahir Farijabi, Medſchir von Bilkan, Kemaleddin von Nachdſchivan, Scha- 
bur von Niſchabur lebten. Chakani und Acheſtegi, beyde Meiſter der Rede, wechſelten viele Ger 
dichte, in welchen ſie gegenſeitig den Preis der Dehthunſ zu behaupten ſuchten. So ſchrieb Cha: 
kani on Adheftegi: > 


Durchduft den Geift mit Theriar aus Gamum. _ 


Mit meiner Zeder [dreibet die Vernunft, 

Die Sprache und die Zeit in der wir Sehen, 

Am Hungeriahe des Worts bin ih Juſſuf, 

In DR und Welten Hat man von mir Runde, 
Ich fürchte Dumme nicht die Heu befhnüfeln, 
Mir ward der Sinn der Dichter offenbart, 
-Du teintft aus meinem Glas, und wenn einmabl 
Nur meine Feder löf’t des Worted Krauſe, 

Der Reumond krümmet fich vor mir ganz gelb, 
Mein Aermel ift mit Perlen voll, wie's Meer, 
Ich bin der Herrfcher der Genügſamkeit, 

Der Schah Schirwan's fpannt meinen Bogen nicht, 
Ber it mir Hleih! Nur chöricht iſt's au ſprechen, 
Berſtand verieibe ich der Zeit, dem Raum, 

Und tritt die Zeit auch mie Verdienen auf, 


1) 


Und meine Worte fammere das Gemuͤthz. 

Iſt meine Sprache, und ift meine Zeit. 

Die Hungrigen find Säfte meiner Seit. 
Die Tauben find die Bothen meines Ruhms. 
In Nichts verfinfet, wer mit mir ſich mißt. 

Ich Hin es, der des Wortes Wunder wirft. 

Du ſelbſt erfcheinft,, fo dankſt du's meinem Adel. 
Und mein Semüth ik Seelenſchatzbewahrer. 
Denn meine Zeder ift aus Gabriels Schwingen. 
Sür die um Ehın an meiner Thüre betteln. 
Denn Shan und Kaifer und die Welt find mein. 
Mertur if ſelbſt ein Pfeil den er gefchoffen. 
In Nichts verſinket, wer mit mir ſich miſit. 

Es kann nicht anders feyn, mein if die Zeit; 
Vernunft bezeigt, daß mein fey das Verdienſt. 


Chakani ſtarb zu Tebrif im Jahre 582 (1186), und ruht zwiſchen -zwey andern großen 
Dichtern feiner Zeit, nämlich Saphir Gariabi und Schabur Ben Moehammed Eſchberi, 


dem Digterfönige. 


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Bon Chakani's Gedichten hat Scheich Aferi zwar in feinem Werke Dfhewahirol efrar, die 
Perlen der Geheimniffe, einige erldutert; aber einen vollfiändigen perfifhen Commentar ber 
fhwerften feiner Gaſelen verfertigte Abdolwahab Ben Mohammed Alboffein Albaffani 
Elmamuri Ganaii, ein ſehr Eoftbares Manuscript von 250 Folioblättern, im Beſitze des Vers 
faſſers diefer Gefchichte, ungemein nüglih, nicht bloß um Chakani fondern perfifche Dichter übers 
haupt verſtehen zu lernen, indem barin bie bunkelften Anfpielungen auf Mythologie und Gefchichte, 
auf aftrofogifhe und myſtiſche Terminologien ausführlich erläutert find (. Chakani war ein fehr 
gelehrter Dichter, vielleicht ber gelehrtefte unter allen Lyrikern, welcher, wie bie Alerandriner bey, den 
.Griechen, das was ihnen an Fülle, eigner Kraft und erhabener Maturbegeifterung fehlte, aus dem 
Schatze der Gelehrſambeit zu erſetzen beflißen war. 


Myſtiſche Kabibe (**), im Sylbenmaße Hescdsch museddes achrab. 


— — v v pa 
Mefulu Mefailun faulun 
Subhest Kemankeschi achteranra 


Auf Steme der Morgen fpannt den Bogen » Und euer veriagt die Schaar der Waffer (1). 
Früh Morgens die Sterne zittern alle, Als wären von Zauberhaud fie blaß nun (a). 
Zwey Schaͤtze für einen Weln erwirb die, Trotz jenen, die Rats umfonk au Markt gehn (3). 
ZU’ an mir bas Glas zur Linie Afrak, . Durchſtreiche des Schmetterlinges Tugend (4). 


— — — —— — — — —— a U — 
© Ein Auszug daraus, der die überall :an den Rand herausgefchriebenen Ausdrüde und poetifhen Anfpieluns 
gen in alphabetifcher Ordnung nach dem Terte kurz erläuterte, würde ein Den Liebhabern orientalifcher 
Poefie fehr willkommenes Gloſſarium geben, das noch allenfalls mit den längeren Urtifeln des Ferhengi 
Schuuri und dem Verzeichniſſe der von ihm gegebenen metaphorifchen Redensarten vervollftändiget werden 
dürfte, Ein ſolches Handbuch würde den Weberfegern orientalifher Gedichte‘ die Mühe erſparen, Die zur 
Verſtaͤndlichkeit derfelben nöthigen Noten zu vervielfältigen, und biedurdh jeden fortlaufenden Commentar, 

- . über was immer für einen perfifben Dichter, über die epifhen ſowohl als lyriſchen, über die Kaßi⸗ 

‚ des der Panegprifer ſowohl, als über die Gaſelen der Myſtiker überflüffig. machen. Da ber Commenta⸗ 

“tor den erſten Vers der Gaſele und dann nur die ſchwerſten Stellen derſelben erläutert bat, fo. fehlen in den 
meiften Gaſelen mehrere Diſtichon. Die aur Probe gewählte Kaßide fcheint uns jedoch zu den vollſtandigſten 
zu gehören. 

— — Die Leſer würden den myſtiſchen Sinn dieſer Kaßide mohl eben fo wenig verſtehen als der Ueberſetzer, wenn 
ihnen Bepden nicht glücklicher Weiſe bier der Commentar zu Hülfe kaäme, der am beſten Profane belehren 
kann, ſich von voreiligem Urtheile über ſolche Tiefen der Moſtik zu enthalten. Wir commentiren Ders: fir 
Vers nah Abdolwahab Ganaji. 

(1) Der Morgen ift die äußere Welt, die Welt der Erſcheinungen, welche der Wacht, der inneren oder der 
der Dffenbarungen , entgegen gefegt, und mit ihr im Kampfe begriffen ifl. Die Sterne find hier Jünger 
des befchaulichen Lebens, weiche ihrer Klarheit und Reinigkeit willen auch mit dem Waſfer verglichen wer⸗ 
den, und welche das Feuer der wirklichen Welt verjagt. 

(3) Das Zittern der Sterne im Morgenlicht ſtellt das Zittern der Menfchen in der kühlen Morgenluf vor; ſie 

ittern, weil fie bes Lichts beraubt werden. i 

(3) Die zwey Schäge find Seele und Herz; die gu Markte gehen umſonſt einzukaufen find die Anpänder der 

Außern Andacht. Der Wein iſt die göttliche Liebe. 

(4) Die Linie Afraf mar die oberfie des berühmten Bechers Dſchemdſchid's, der durch 7 Linien untergetheilt 
war; dieſe 7 Linien hießen: Afrak, Bagdad, Dſchur, Kaſegit, Baßra, Mahur, Merudünz 
da Wfraf bie oberfte war, fo ‚beißt das hier fo viel als Fill a humper. 





- M 1 28 N NV v5 
Aus Slathenfilger, aus Weingold, Mad’ für die Geliebten ſchöne Mundfeif” (5). 
Eich doch wie von dem AR des Buchsbaums Mundfelfi Weg fand zu dem Gilberfinn der Schönen (6). 
Tonkünſtier, um richtig Talt zu halten, Macht Schenkel mit Hand wie Veilchen Blau (7), 
KRubinen und Gold find Weinfubfanzen Und Theriat ift ihnen beygemifchet 18) ; 
Rubinen and Bol erheitern Herzen , Arzney für den Seelenſchmerz bereit daraus (9). 
Schenk Wein und dann leg geſchwind den Gpund vor, Sechs loͤchrigem Weinfaß grauſam rinnend (10). 
Gib Jeglichem muntern Sinns den Recher, Trenn' von den Verbrannten, Unverbrannte (11), 
Herjlofen nie einen Tropfen Wein gib, Und Meere des Weins gib den Beherzten (12). 
Weinhefen und Gab zeziemt Banfrotten, j Den Mächtigen. ziemt des reinen. Weins Zlurh (13). 
Sunf Bilder und Sechs empfangen Beflre, Ein einziges Bild, erhalten Schlechtre (14). 
Wenn Hefen des Himmels küßt die Erde, Iſt's Helen von Großen ausgefchüttet (15). 
Sein Degen ertheilt Hülfe dem Himmel um Zeftungen au erobern damıt (16). 
Aufdtasp von dem eigenen Sohne Hülf’ ſucht, Damit er die Töchter ihm bezwänge (17)- 
In jeglicher Roth ergeht ein lingrüd Den Herrfchern der ſie ben Erbengürtel (18). 
Daß einfiens befiegen werden Hengſte Dieide ihnen die Hoffnung ded Derfhneidens (19). 


Lobrebner die preifen di , in fieben Erdgürteln erfcheint dein Lob als Sechs All (20). 





(5) Deſtartſche heißt zwar eigentlich ein kleiner Kopfbund, aber bier wird ganz mas anderes, nähmlich eine 
Handfeife, Hand und Mund damit zu waſchen, verftanden. Die Flaſche bedeutet das Her. Halte 
Hand. und Mund rein, eine der vornehmen Marimen phufifder und moralifcher Reinigfeit. 

(6) Hier it die Mundfeife ſchon wieder ganz mas anders als im vprigen Verſe; nähmlich der Slaum des jun» 
gen Darts, der mit weichem Bras und jartem Grün des Buchébaums verglichen wird ; das Grün des Buchs⸗ 
baums pflanzte fih alſo am Kinne ſchöner Jünglinge als hunger Sart en. © babghab beißt eigentlich eim 
volles, auch Doppelfinn. 

(7) Die Sänger f&lagen den Takt fo ſtark mit der Sand auf den Schenkel, daß derſelde von blauen Sieden 
ganz veilbenblau wird. 

(8) (9) Farbe, Kraft und Werth des Weine. 

(10) Das Weinfaß mit ſechs Löchern iR der Menfh. Die zwey Augen, die zwey Ohren, die Nafe und der 
Mund find die Deffnungen, wodurch die Seele entfliebt. Verſpunte daher Liefelben mit Bein. 

(11) (13) (13) Diefe Verfe können fowohl im eigentlihen Sinne als im allegoriichen Verſtande genommen werden. 

(14) Hier wird die Austheilung der Rahrungsloofe von Ewigkeit her gemeint. Die Belleren erhalten das Def 
fere, und die Schlechteren das Schlechtere, nad Maß des Glücks und Verdienſes. Unter dem Bilde wird 
das was ſich jeder wünſcht und vorbildet verſtanden. 

(15) Anſpielung auf die Gewohnheit der Großen, bey Gelagen den im Slafe übrig gebliebenen Wein auf die 
Erde auszufchätten. \ 

(16) Hier erfeint zum erfienmahl die dritte Perfon Des M emdüh oder Belobte n, an den diefe Kaßide als 
ein Lobgedicht gerichtet if, was ohne diefe ausdrückliche Verſicherung des Commentars wohl auch ſchwerlich 
Jemand errathen hätte. 

(17) Der Himmel ruft Hülfe an, wie Kufſchtasp feinen Sohn, um mit feiner Hülfe feine Toͤchter zu. Paaren zu 
treiben. 

(18) Vom Schwerte des Gelobten nähmlich ſtroͤmt jede Woche Verderben aus Über die Bederrſcher der 

Erdguürtel, die alfo, wenn fie feine Feinde find, nie fehr fange Zeit zu leben haben. 

(19) Die Pferde freuen ſich, daß fie beſchnitten werden, Damit ihnen das Glück zu Theil werde, vom Gelob⸗ 
ten geritten zu werden, weil dieſer vermutblich nichts als Wallachen ritt. Der Eommentator fagt, fc 
würde diefer Vers gemeiniglich verftanden; das ſey aber fein großes Lob für dein Gelebten, weil dadurch 
feine Shwäde an Tag fäme, die fi. nicht Hengſte zu befteigen getraut. Er meint alfo, unter den Heng⸗ 
fien feven tapfere Ritter und Helden zu verfteben, und dann gebe ed einen für den Belobten ſedt edren⸗ 
vollen Sinn. 

(40) Scheſch charbe if ein Def ch (rafle) im WWürfelfpiele , ein gewinnender, befiegender Wurf. Die lobens⸗ 





XXX 129 nn 
‘Non his eycomiastis werden bie Lefer ausrufen, die fi ſchwerlich mehr als biefe Probe ver: 
fangen vom panegyrifhen Talente Chakaniſs, des Pindars des Morgenlandes, dem er mwenig- 


-ftend an Dunkelheit und unergeihbarem Gedankenſchwung nicht nur gleihfommt, fondern weit zuvoreilt. 


Eine verbienftvolle Arbeit würde es unftreitig ſeyn, die ſchwerſten Kaßide diefes Dichters mit diefem 
Commentare- in ber Hand zu Überfegen und zu erläutern, .ob aber auch eine dankbare, ift fehr zu bes 
zweifeln. Nützlicher wäre in jedem Balle der vorgefchlagene Auszug des Commentars, ohne die min- 
defte Rückſicht anf den oft myſtiſch transcendentalen Text. 


XLI. 
Efrafi aus Herat, 


der Hofdichter Thoghanſchah's, eines der aufgeffärteften Fürften. der Seldſchugiden, bes Neffen 


Toghrulbeg’s, für den er mehrere feiner Werke ſowohl in Werfen. als in Profa verfaßte. Durch 
die fegten erwarb er ſich einen größeren Nahmen als durch die erften. Zwey derfelben verdienen um 
fo mehr erwähnt zu werden, als das erfte, naͤhmlich die Geſchichten Sind bad's und Hindbad's, 
aus der Zaufend und einen Macht europäifchen Lefern' bereitd allgemein bekannt find, unb als dag 
zweyte, ungeachtet vielfältig darnach angeftellter Nachforfhungen , bisher europäufchen Liebhabern unzus 
gänglich- geblieben. Es heißt Effie und Schelfie, und enthält die Liebesgefhichten eines Weibes 
mit tauſend Liebhabern, ganz fotadifhen Inhaltes. Eſraki verfaßte es, um ben in feinen beſten Jah⸗ 
ren zum Genuß des Harems untaugfich gewordenen Sultan wieder dafür empfänglich zu machen, und 
mit Hülfe von Gemählden und mimifcher Aufführung bdesfelben in Gegenwart bes Sultans , fol dag - 
Wer, wie Dewietfhah, Dſchami und Hadſchi Chalfe esählen, feinen Zweck nicht ver- 
fehlet haben. Daraus ſind dieſe Verſe zum Lobe des Weins: 


Schenke, gid mir vom Rubine, Deſſen Glanz die Roſ' entzündet. 
Wenn Peris ſich fo verkleiden Konnen ſie ſich nicht verbergen. 
Ambraduftend, onvrfaͤrbig, Sternenhelle , ſeelenrem. 


Toghanſchah refidirte in Nifchabur, wo er einen Park und einen Pallaſt anlegte, unter dem 
Nahmen Nigariſt an oder Bildergallerie. Die Ruinen dieſes Gebaͤudes hießen zu Dewletſchah's Zeit 
Zell Toghanſchah, d. i. Toghanſchah's Hügel. Im feiner Jugend ſchlug er ſich mit Ibrahim 
Ben Nial, ward von ihm gefangen genommen und geblendet, worauf er ſelbſt dieſes Diſtichon verfahte: 
Geſchrey erhebt die junge Welt, Seitdem das Schickſal mich geblendet. 


LU. | 
Medfhireddin Bilkani oder Bailekani, 


ber Zeitgenoße und Nebenbuhler Sahir Farzjabiſs am Hofe des Atabegen Ildigiſ, bey dem er 





werthen Eigenfchaften des Gelobten find meit größer als die Wohlred.nheit des Lotenden, der immer das 
Kürzere zieht, weil das Verdienſt feines Helden gleihfam Paſch auf Paſch in dieſem langen Puf wirft, 
ohne daß der Dichter einen Wurf hat, fo daß das gob mit dem Verdienſte des Helden gar nicht aufkom⸗ 
men kann. 
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fehr in Gunſten fland. Da ihn der Neid deßhalb zu Ißfahan verfolgte, machte er dieſe Verſe auf 
Iofahan: 

In Ißfaban iſt Geelenpürf' , Hab’ ich gedacht, Sreygebigkeit iſt ein Rubin aus dieſem Schacht. 

Wie konnt' ich denken mir, daß die Bewohner blind Trotz ihrer Helen Augenſchminke find! 

Die Großen Jsfahan's, hierüber aufgebracht, wandten ſich an ben Dichter Scherefeddin Scha⸗ 
gruch, der auf Medſchireddin eine Satyre verfertigen mußte, welche Dewletſchah aus Humanitaͤt und 
Achtung für. die beyden Dichter nit aufgenommen. Als Gegenſtück aber zu ben obigen vier Verſen 
verfertigte Scherefebbin die folgenden, ald Antwort der Einwohner Ißfahan's auf die Anrede Bilkani's: 


Mas ſchmaͤhſt du durch Satyren eine Stadt, Die in der Welt nicht ihres Gleichens hat? 
Was nützt Surme (1) die Augen dir zu ſchmücken, Die, Katt zu fehen, nur geblendee blicken! 


Die folgende Kaßide dichtete Bilkani zum Lobe des Atabegen Ildigiſ. Sie iſt ein beliebtes Get. 
tenftüc zur Kaßide Farjabi's, indem hier befländig die Kerze vorfömmt, nur nicht im Neime, wie 
bort die Perlen: 


Es raubt das Loos den Schimmer meines Lebens; 
Zu meinen Züßen ſchmilzt mein Gut wie Kerzen, 


Und meines Herzens Lampe ift vertöfät. 
Der Himmel Tender Pfeile auf das Haupt. . 





Die Luftgenogen lachen mir am Morgen, 
Verlochſen ift des Herzens Lchendflamme, _ 
Unfhuldig hing die Welt mich auf wie Kerzen, 
Da ich nicht fliehen kann aus Diefer Welt, 
Ich werde wie die Kerze nun lebendig, 
Des Sultans Majeftät, der oft wie Kerzen 
Die Kerze Haltet Wache Tag und Nacht, 
Und naht fie ſich, fo theilet fie fein Schwert, 


Wie Kerzen Zinfterniß verfheuchen „ Wunder ! _ 


Aus Eiferfuche entbrennt Merkur wie Kerzen, 


Daß ih wie Kergen nicht die Nacht durchwache. 


Wie Kerzen ausgelöfdhet in der Afche. 


Verkauft fie mich, iſt's recht; wenn nicht, If recht, 


Eeucht ich wie Kerzen su dem Abentbeuer. 


Weit Diefes Wort der Herr der Welt anbort, 
Geweinet über dieſe wüſte Welt. 

Daß ſich die Zwietracht nicht dem Hofe nahe, 
Wie Tocht dee Kerzen brennend auseinander. 
Verſcheuchet er die Ungerechtigkeit. 

Wenn er die Züge-beines Nahmens ſieht, 


Wie Kerzen reift Medſchir am Weg der Liebe, 
Denn Gluth ift fein. Gemüth, wiewohl er fpottet Wie Kerzeu die im Teuer Waffer ſprühn. 
So lang ald Kerzensftachtvertraute find, Sey dir Geheimniß Gottes offenbar! 

Il di giſ war der Atabege oder Hausmayer Sultan Mef ſud's des Sohn Melekſchahs des Seid: 
ihugiden, ber nad) feinem Tode unumfchränkt regierte. Er baute in der Stadt Hamadan eine große 
. Akademie, die aber zu Dewletſchah's Zeiten verfallen war, in deren Nähe er und feine Gemahlinn, 
die Mutter Arslan’s bes Sohns. Toghrul’s, begraben Tiegt. Er und feine Söhne, Atabeg Pehliman Mo: 
bammeb und Atabeg Kifilarsian, waren große Freunde der Dichter. EBirebdin Acheſtegi, Ni— 
fami von Gendfh, Kawami Motarrafi, Juſſuf Faſhui lebten an ihrem Hofe, wie Mab- 
hir Bilkani uıd Sahir Farjabi. 


Aus Herzensgluthen gibt er Lebenswaſſer; 


XLIII. 
Sahir Farjabi, 
einer der groͤßten perſiſchen Dichter, deſſen Ruhm in der Kaßid e lange dem Enweri den erſten Platz ſtrei⸗ 


tig machte, fo daß man endlich die Entſcheidung des Streites dem Ausſpruch des großen Dichters Cho d⸗ 
[ha Medſchdeddin (Senaji) unterwarf, welcher denfelden zu Gunſten Enweri's entfchied, der auch 











2 


G) Surme, auf Arabiſch Kohol, die ſchwarze Augenſchminke. 


nun 131 NV Lv © 


ſeitdem den Ehrenpreis unangefodhten behauptete. Sahireddin Farjabi, fo zugenannt von feinem 
Geburtsorte Fariab, kam unter der Regierung bes Atabegen Kifilarslan, Sohn des Atabegen 
Stdigif, nach Irak und Aferbeibfehan, und war der Dichter feines Hofs. Sein Meifter war Raſchidi 
von Samarkand, der Werfaffer des Gedichtes Mihr und Wefa, d.i. Liebe und Treue, 
Zur Zeit, als Sahir von Farjab nah Nifhabur Fam, regierte dort Toghanſchah II., ber mit dem 
Erften desfelben Mahmens und aus derfelben Samilie, den Eſraki befang und. für das Harem reftau: 
rirte, nicht zu verwechfeln ift. Diefer beflieg den Thron nah Sandſchar, und unterlag Yulegt ber 
Dynaftie oon Chowareſmſchah. Als er eines Tages die Türfisminen bey Nifhabur befuchte, und Kar- 
jabi ihn ‚begleitete, fang diefer die folgende auf biefe Gelegenheit paflende Kaßide: 


Im Munbeubin verſchließeſt du die Perlen, Warum verbarsſt du im Rubine Perlen? 

Wenn fi. der Mundrubin zum Lächeln öffnet, So werden ſaffrangeld aus Schaam die Verien. 
Selb find die Wargen, und aus meinen Augen Vergieß' aus Sehnſucht des Rubins ich Perlen. 
Verſtreu' mich nicht im Wind, wiewohl ih Staub Bin, Im finſtern Staube glänzen helle Perlen, 

Nicht Gold und Silber hab’ ich, nur die Perle Der Seele, die mehr werth als taufend Perlen, 
ein Umgang kann fürwahr dich nie entehren, Der.Saden kann die Perlen. nicht entehren. 

Ich Hab’ in deinem Aug’ fo wenig Werth als an dem Zeft im Aug’ die grofien Perlen. 

Ich gleiche von Natur dem Diamant Wie Koͤnigsdolch gefafit in Gold und Perfen. 
Toghanſchah, Er, der Zürften Größter, iſt's, Des Großmuth auf der Welt verfireut die Perlen. 
Bon Feindesblut, verfirömt am Tag der Schlacht . Entfarben fih mit Gelb im Meer die Perlen. 
Wenn er mit gutem Gtüd die Beder nımme _ Zur Hand, fo fallen von der Spitze Perlen. 

Der Himmel if fein Wirth , nur die Bernunft Hat nie gefunden feines leihen, Perlen. 
Geöffnete dann nicht das Haus die Großmuth, ©» fände man in Feiner Muſchel Perien. 

Eeit deiner Herrfhhaft Hahn die Welt erfreut, Die Hennen flatt der Eyer legen Perlen. 

€), ey! die Seit, Die nad) To viel Beſchwerden Mir in den Mund legt deines Lobes Perlen. 

6 fräntet mich dad Schiaſel nicht umfonft, Denu Niemand wirft umfonft hinweg die Perfen, 
Und wenn das Mecr aud Iahrlang Wogen ſchlägt, So wirft es doc) ans Ufer nie die Perlen. 

Die Kaßide, zu deinem Bob gefungen, IR ein Verſuch des Waſſers meiner Perlen. 

In diefem Meere find gar viele Dichter, . Die deinem Licht entlehnen Glanz der Perlen, 
Es ziemet fi der Doppelreim mit Perlen, Es fichet fhön die Doppelreih' der Perlen. 

So lange als im Zrüpfinge die Wolfen _ Auf Garten und auf Hain’ verfireu'n die Perfen, 
Soll div der Sternenhinmel fireuen Perlen, So ungezählt’ ald unfchägbare Perlen. 


Von Niſchabur begab er ſich nah Ißfahan, und von Ißfahan nach Aſerbeidſchan, wo ber Ata— 
beg Moſafereddin Mohammed Ben Ildigiſ ihm alle möglihe Aufmerkfamkeit bewies; er bfieb zehn 
Jahre an ſeinem Hofe, und ſagt daher in ſeinem Gedichte, wo er ſich über den Atabeg beklagt: 

Nach zehen Jahren, die ich in Irak gedient, Muß in Mafenderan mein Brod ich fuchen, 


Nah dem Tode ded Atabegen Mohammed Fam bie Herrſchaft Irak's und Aferbeidfchan’s auf den _ 


Atabegen Kifllarslan, den Sohn Ildigiſ „ der ben Dichter bey ſich behielt. Als aber auch der Atabege 


Nußretedbin Ebubekr Ben Mohammed Ildigif ihn bey ſich zu haben wünfchte, fo floh Saphir heimlich vom 
Hofe Kiſilarslan's, der ihm zum Trotze hernach den Dichter Bilkani mit Gnaden überhäufte, fo daß 
er ihm jede Woche ein Ehrenkleid don Damaft, und eines von Atlaß ſchenkte. Zu Ende ſeines Lebens 
zog ſich Farijabi vom Hofe in die Einſamkeit zurück nad Tebriſ, wo er im Jahre 598 (1201) farb, 
und in Surchab begraben liegt, an ber Seite Chakani's und Bilkanı's, feiner Mebenbubler in 
ber Dichtkunſt. Ihm gleichzeitig lebten die Dichter Kemaleddin von Nachdſchiwan, Scherefeb- 
bin Shagruh, Mohammed Ben Ali Kermadſch von Ißfahan, und Dſchewheri, d. i. 
der Goldſchmid. Farjabi, zu Ende des fechften Jahrhunderts der Hedſchira geftorben, ftebt am. 
Ausgange diefes Zeitraumes der Dritte der panegprifhen Dichter, wie Enweri am Eingange, und 
Chakani in der Mitte; fo daß fie ſich ſowohl chronologiſch als nad) der Stufe ihres Dichterrangs folgen. 
. R 2 


133 “ 


. Dusch avase der efkend nessimi sahari. 


Geſtern rief der Diorgenwind : 

Als Verſtand es hörte, ſprach er, 
Zrübling Hat die Welt von Neuem . 
Roſen blühen unter Kräutern, 

Hör’ die. Zurteltaube girren, 

Ze bereite , weil bie Mahler 

Die Sasminen und die Weiden 
Sprech’ ich nicht, fo fagt die Lilie, 
Und der Himmel, ſprach, ich hört es, 
Was ſprichſt du von Lilienfreyheit, 
Des gerechten Abubeter’s (3), 
Ron, vor deflen Maieſtät 

Dedt der Staub von feinen Reitern 
Herr, die Lilien und die Veilchen 
Neu gefhmüdes ift die Erde 
Wolken fahen deine Perlen, 
Bränzentos iſt feine Großmuth, 
Undre Schäbe Hat der Himmel, 
Deffen grämten ſich gar Biele, 
Deine Höhe zu erſchauen 

Di erreichen will Gedanke, 

Du biſt's, wider deſſen Zeinde, 
Sieg verneiget ſich vor bir, 

Gott gab dir den Ring ber Herrfchaft, 
Seit die Welt. beftept if nimmer 
Doch fo lange ſollſt du herrſchen, 
Bis dein Glück dahin gelanget, 


Wiefenbraute ſtehn im Schmuck! 


- Qute Runde, Morgenwind! 


Ausgefhmüdt, dag du fie fchaueft. . 
Trinke Wein und den?’ nicht weitert 
Und gedenke nicht des Weltlaufs! 
Roſenblätter aufgefriſcht. 

Liegen aufeinander trunken, 

Glaube nicht es ſey ein Fehler (1), 
Sorſche nicht nach dem Geheimniß. 
Kennſt du nicht den Dienſt des Schahes ar 
Der die Welt, das Leben ſchmücket, 

Wind auf Nofen Spreu nicht ſtreut. 
Sluren, find nicht blind Narciffen- 

Werden neu in deinen Tagen! 

Dur den Glückſsſtaub deiner Huſd; 
Warfen fi) zur Erde ſchneu. 

Was vertrint Du drob die Grillen! 

Graäme dich nicht ohne Grund; 

Stärker bi du als das Loos, 

Hat Verſtand ein Furz Geſicht, 

Eitel iſt es, ſagt Verſtand. 

Roſen Schild und Dornen tragen; 

Nein du ſelber biſt der Siegt 

Diwe und Peris gehorchen. 

Sie vom Untergange ficher. 

Daß es Feiner mag aus meſſen; 

Daß der Himmel nur dein Schemmel. 





Guftari telch es an lebi schirin ne durr chosehter est. 


Merten find beifer nicht als Süßlippichter bittere Worte, 
Lieblich made das Wort, lieblich fey es und ſchön. 
Defne die Lippen zu fragen ein Wort, wiewohl man gefagt hat, 
Daß den Perlenſchatz fchließt das rubinene Schloß. - 
Seit daß deine Hand das Haupt der Liebenden aufgreift, j 
Hängen an deiner Hand überall Köpf’ in der Luft. 
Herzen, die nicht geglaubt an die Zaubereyen des Himmels, 
Sind bezaubert nun von dem gedoppelten Haar. 
Sich’ dein Haar, es wirft auf lange Strecken den Strid aus, 
Wiſſe, daß es zuletzt Reife des Scheitels ergreift.‘ 
Wahrlich ich glaub' es iſt das letzte Gericht ſchon gekommen, 
Dein Geſicht Paradies, Lippen der ewige Quell. 
Deine Augen vertreten den Brunn der Zaub'rer von Babel, 
Deine Locken find ſchwarz wie das Schloß von Chaibar (O. 


* 





ö—— 


(1) Glaube nicht, es ſey aus Unkunde des Worts oder aus Untugend. 

(2) Man bemerfe hier den Uebergang vom Lobe des Frühlings auf Das Lob des Schahs; wie iſt's möglich von 
Lilienfreyheit zu foreden, während Alles dem Schabe dient. 

63) Abufbekr der Arabege Aferbeidfchans, der Sohn ifi larslan's, deffen Lobredner Sa bi r Sarjabi war. 

44) Chaibar, das Schloß der ungläubigen Juden in Hedſchaſ. 


/ 





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u —RX 133 um 3° 
. Wenn im Parabied Ungläub'ge und Yaub’rer nicht haufen, 
Stellt dein tieferer Sinn Allee dieß bildlich fich vor. — 
Loden und Wimpern find bey Dir edenifhe Lauben, 
Dennoch wohnen dort Zauf’rer uud Gauern beyſamm. 
. Schwärzliher Flaum umfaßt die glänzenden VBeeten der Wangen; 
Gonderbar genug! Tulpen mit Ambra befät. - 
immer werden vom Baum die Wangen der Anmutb beraubet, 
Denn der Schönheit Neich ift die auf ewig beſtimmt. 
Deiner Brauen Tugra (1) In ſchön gefchlungenen Zügen 
geist am beſten, die Schrift fey ein verfälfchender Trug. 
Seit der Lippen Preis auf meine Zunge gefommen, 
SR in meinem Mund füßer ald Zuder das Wort. 
Seit ed mir gelang den Gürtel zu löfen und binden, . 
.. I der Sinn haarfein, zart wie die Mitte des Leibs. 
Nicht viel kümmert es mich, fo fprach ich, gu ſchauen den Zeftplaß, 
Schöner ald der Pla find ia die Wangen gefhmüdt. 
Du Haft die Welt mir zum Troß mit deinen. Wimpern verwirret, 
Dieb ift nicht Tag des Feſts, fondern der Tag des Gerichte. 
Dein Geficht verdirbt dem Mond und der Gonne den Marktpreis, 
Andacht und Buße find mager aus Liebe zw die, 
Wo du immer gehft, dort find die Spuren der Züfe 
Bon den Thränen des Volks golden und perienbeffdeut. - 
° Siehe die Welt durchduftet fi das Gehirne vom Haarduft, 
j Berge find ein Staub von dem Gefolge des Schahs. 
Konigspol', Aushülfe Des Glaubens, vor deffen Gebothen 
Himmel niederſinkt fiebengegürtet sum Grund, 
Großer Atabeg, dei wahrheitlichende Seele 
Glauben und Geſetz wieder erbauet vom Grund, 
Abubekr genant, Döman durch Sitte und Sanftmuth , 
Auch Dmar und Ali, Sillig entſcheidend wie fie. 
Shap, deß Maieſtät von allen Seiten die Himmel 
Siebenfach in ſechs dir su geborfamen zwingt, 
Nimmer Hat das himmliſche Auge gefeben, noch wird fehn 
Üler Thaten Areis, welche vollführet fein Slüd. 
Geder Sieg, den der Himmel beſtimmt sum Ende der Thaten, 
Iſt VBorlaufer des Siegs, wenn du betrachteft es recht. 
Mächtiger Herr! iung if dein Glück, da die alternde Welt ſelbſt 
. An der Schwelle des Thers deinen ‚Befehlen gehorcht. 
Deiner Gerechtigkeit Glanz hat Erdenantlik geſchmücket, 
. Und des Himmels, Hien duftet von Billigkeitsduft. 
. .Wen du wohl aufnahm, und wem du gnädig gewogen, 
_ Jede Hand beſchützt dich mit gezücketem -Dolch. 
Deinem Sturme vermag su widerfichen der Feind nicht, 
Widerſeht fih wohl grimmigen Löwen der Zuchs? 
Rechts⸗ und Glaubensgebaäu Haft du Baumeifter erneuert, 
, . Ueber des Himmels Dad reichen fie beyde hinauf, 
Ohne deine Hum wär’ jede Stätte ein Grab nur, 
Statt des Galgens und Sargs ſtehen jetzt Kanzel und Thron. 
Im Vergleiche mit Dem, was von Dir der Himmel erwartet, 
Wird, mas du erzeicht, nur fehr geringe nefchäßt. 
Ging Rofe Hat ſich aus Hunderten lieblich entknospet, 
Roſenſtrauch des Glücks wird nun auf einmahl eneblühn. 


(1) Tugra, dad Monogram der Suftanen, das nachzumachen verbothen iſt. 


Ara 134 ann 

Du verbanfeh das Reich nicht deinen Heeren und Giegen , 

Denn als Loos ward dir's längſtens beſtimmt von Geburt. 
Wem Du zu Hülfe eilſt mit Rath und mächtigen Thaten, 

Himmel fleh'n ihm Hey, führen die Heere ihm an. 
Sehe fo lang’ ald Elemente und als die Geſtirne 

Stoff und Grund der Welt, Wirfung, DBeranlaffung find. 
Ewig leb'! weil deine Ratur und deine Verbindung 

Hoc erhaben find Über Geſtirne und Stoff! - 


Hesar tobe schikestest sulf ber schikenesch. 


- Berwühltes Haar Hat meine Reu zerwũhlt, Wie kann ein Auge die Zerftörung fehn! _ 
Wenn fich eröffnet das zerwühlte Haar, . So iR mein armes Herz auch ganz zerſtoͤrt. 
Wenn meine Seel' auf Lockenſpitzen liegt, SR fie verfammelt wie am jüngften Tag. 

Wie fol mein Herz vom Kinnbrunn ſich befrey’n, Wenn ich kann faßen nicht den Ambraftrid. 

Bon meinen Augen fließet Thränenfirom, Die Wangen au erfrifhen wie Jasſsminen. 

Im Strome find wie Lotosblum' verfenft Des Wuchſes Buchsbaum und der Wangen Lifie. 
Am Kreiſe jaget mich herum der Schmerz, - Wert die Vernunft des Mundes Punkt nicht faßt. 
Noch minder faßet fie su ieder Zeit Den Shah der Welt, Erd fhirden Sohn Hafflan's. 
Den mächt’gen. Seren, der ew'ges Glück verlich'n . Der Erde, die er an dem Lestfeil führe. 
Kanopus, hielt’ er nicht von ihm Diplom, So müßt er Zebent wie die Aehre geben. 

Und hätten Sternenſchnuppen nicht Erlaubniß, Eie würden mitten auf dem Weg gefrieren. 

Und wehte wider fein Geheiß der Wind, Wie könne’ er mit dem Graſe fpottend fpielen! 
D glänzendes Difkork,, vor deffien Macht — ‘ Die Kniffe und die Lifte all verſchwinden. 

Dis an den jüngften Tag verliſcht es nicht, Es brenner deine Macht als ew'ge Lampe. 

Wenn ihm ein Stern Gehorſam weigerte, &o würd’ er von dem Himmel gleich gebannt. 
Wer nicht mit feinem Kleid kommt auf die Welt, Dem harrt Fein andre als das Leichentuch. 
Wenn jahlreich, wie das Schilf, dein Feind herkommt, So ſpalt' ihm, wie dem Rohr, den Leib entzwey, 
Und wenn der Lotosbaum dir nicht gehorcht, So .reiffe mit Gewalt ihn aus den Wurzeln. 

Der Himmel zieht nicht an des Morgens Roth, Wenn du der Nacht zu weichen nicht befahlft. 

Es fucht der Zeind vor deinem Grimme Rettung, Aus Sram entfliept die Seele feinem Körper. 
Der Baum der Macht trägt fo viel Zweig’ und Fruͤchte, Daß nur des Himmels Zur fie faſſen kann; 
Wenn einen Zweig du in die Erde pflanzeſt, - 7.0 fendet ipm den Regen Gottes Huld. 

In diefer Welt lebt Feine Seele froh u Die nicht erfährt des Schickſals Prüfungen ; 
Dein Lehen aber ſey auf ewig glüdlich, Mit Frohſinn ungetrübt von Traurigkeit! 

Es fpielt der Schein des Schwertd im Aug des Tages, 6 daß die Zeit nicht ſchwingen kann Die Lanze, 


Man fieht, daß die Grundidee eines jeden diefer Lobgedichte eine Apotheofe ift, welche, menſchli⸗ 
der Natur übermenfchliche Kraft und göttliche Allmacht zufchreibt, und den ſchwachen Sohn der Trde 
vergöttert. In Ermanglung von Göttern und Halbgoͤttern, welche den Griechen, und vorzüglih den 
römifchen Lobdichtern zu Gebothe Kanden, werden Maturkräfte in Perfonen umgewandelt, welche dem 
Herrn des Reiche gehorchen müffen, wie dem Herrn des Weltalld, und die Sternenbilder treten an 
die Stelle der Heroen ber griechiſchen Mythologie. Ohnmaͤchtige Aufflüge in die Region des Erhabenen, » 
welche fih im Wolfengebiethe des dichteften Schwulftes und riefenbafter Dunſtbilder verlieren. 


XLIV. 
Amad Katib Rumi, 


erft ein Schüler Haſſan's aus Gaſna in ber Dichtkunſt, und in feinen veiferen Jahren ein Sünger - 
des großen IJmam Gafalt, auf dem Wege bes befchaufichen Lebens. Als er das erftemahl nad Zus 


anna 135 ER 


kam, und nicht ganz unbefannt und unangemeldet vor Gaſali erſcheinen wollte, ſandte er ihm dieſe 
e: 
Verſ⸗ .Ich fragte den Verſtand, wann wird die Welt Bon den Verſuchungen des Teufels frey? 
Gr ſprach: Ich wundre mich, daß du noch fragſt; Zur Zeit Gaſali's, u Gaſali's Zeit. 

Der Imam, dem dieſe Verſe einen gebildeten Geiſt verriethen, empfing ihn mit einer Lehre, daß 
er, waͤhrend er ſeinen Geiſt ausgebildet, ſo wenig darauf gedacht habe, ſeine Seele zu vervollkomm⸗ 
nen. Er bewog ihn der Dichtkunſt zu entſagen und ſich einem frommen Leben zu weihen. Amad 
Katib ſtarb nach Hadſchi Chalfa zu Ende des ſechſten Jahrhunderts der Hedſchira im Jahre 597 (1200). 


XLV. 
Schahfur us Niſchabur, 
ein Schüler Sahireddin Sarjabi’s, ein angenehmer Dichter, und Staatsſekretaͤr unter der Regie⸗ 


rung Sultan Mohammed’ Ben Tekeſch. Man bat von ihm eine, unter ders Nahmen Riffa- 
lei Nifhaburi berühmte, Abhandlung, unb eine andere über. die Briefftellerfunft Das fol- 


gende Gaſel ift von ihm: 
Die Seit, mein Thun, dein Haar, Was iſt verworsner ? 
Das Pünktchen deines Munde, mein Hex, Welches ift Feiner? 
. Die Pracht, dein Maal, mein Sinn, Welches ift finfirer? _ 
Die Pleias , Perlen, deine Zähne, Welches ifk lichter ? 
. Das Honig, Lippen, meine Berfe, Welches ift füßer? 

Genuß der Speif, Genuß der Sinne, . Welches ift ſtarker ? 
Die Trennung oder meine Geufjer, Welches if Heißer? 
Der Mond, die Sonne, dein Geſicht Welches iſt heller? 
Der Himmel oder dein Benehmen, Welches it bunter? 
Die Brauen oder dein Verſprechen, Welches ift krummer ? 
Der Wind, dein Wort, mein Glaube, Welches Ift Leichter ? 
Geduld und Treue, oder Schaan, _ Welches tft minder? 
Die Schönheit oder meine Pein, _ Welches iſt größer? 
Die Welt, dein Aug, des Schahes Schwert, Welches biutdürfiger? 
Die Wimpern ober Lanzenſpitzen, Weiche find fchärfer? 


Schahfur flarb zu Tebris, wo er an der Seite Chakani's und Saphir Farjabi's begraben liegt 
im Sabre 600 (1200). 





- Beym Schluße bes zweyten Zeitraums führen. wir den Lefern die durch die Lefung ber Werke ber 
großen Dichter diefer Epoche neuerdings beftätigte Bemerkung vor, daß der Stoff der vorzüglichften ros 
mantifchen Gedichte unferes Mittelalters aus dem Morgenlande gefommen, und auf ber einen Seite durch 
die Kreuzfahrer über Syrien, auf der andern burch die Mauren über Afrika aus Perfien eingewanbdert 
fey. Aber die wiſſenſchaftliche Cultur der Araber, von denen das europäifche Mittelalter die feinige 
erhielt, war nicht aus den Wüften Arabiens hervorgegangen , fondern der Beduine, als er erobernd bie 
Melt durchzog, eignete ſich die Cultur des befiegten Griechen und Perfers an, fo, daß er von dem 
erſten bie ernften Wiffenfhaften (mit gänzlıcher Verfhmähung griehifher Poefie), von dem zweyten 
aber die Gebilde der Dichtung, die Rittergeſchichten, Romane und Mährchen, (vor denen fon Mo—⸗ 


—XXXX 136 Lv, Y'\y 7 v0) 


bammed fein Volk im Koran gewarnet) entlehnte. Die Araber find alfo nur das Mittel, durch welches 


die Lichtſtrahlen griechiſcher Wiſſenſchaft, und perſiſcher Redekunſt, durch ben Wüſtendunſt mannigfaltig 


gebrochen, den dichten nordiſchen Nebel, der auf Europa verbreitet lag, aufzuhellen begannen. Der 
Deutſche, der an der Quelle ſchoͤpfen will, ſuche die heiligen Fluthen der griechiſchen Weisheit und den 
lebendigen Born perſiſcher Dichtkunſt in ihrem Vaterlande in voller Reinheit auf, und er allein vor 
allen anderen Europdern kann durch den Adelsbrief feiner Sprache, feine naͤchſte. Verwandtſchaft zum 
älteren Bruder, dem Perſer, erweifen. Ihn fprechen baher die Refultate perfifcher Kunſtgeſchichte mit fo 
größerer Sreude an, wenn er in den ihm vorgeführten Geftalten liebe alte Bekannte erblickt y wenn .er 
z3. ©. Schiller’ 8 Zurandot in der Tur andocht Nifami’s wieder findet (1). 
— — — — — — — 
(1) Merkwurdiger für den Ruſſen als für den Deutſchen bleibt ed, daß Riſamis Turandocht eine ruffifche 
Prinzeffinn il. Da nad Sansovino und anderen europäiſchen Gefchichtfchreibern der osmanifchen Ge- 
ſchichte auch die Gemaplinn Suleiman's des Großen (Mutter feiner vier Söhne Mohammed, Bajafıd, 
S elim und Didihangir), welche die Franzoſen ald Rorelane in Anſpruch nehmen, eine Ruffınn 
war (Rossa donna d’acutissimo ingegno, e laquale il Re amava, piu che Ja vita sua, fügt San- 
sovino); fo fpielen zwey Ruſſinnen zwey der-glänzendften Rollen in der romantifchen nverfi i (den 
und wirkligen tartiſo en Geſchichte als Turand ot und Rorelane. 





—xXXX 1837 —XRX 


| Dritter Zeitraum. 
off und moraliſches Zeitalter. Dſchelaleddin Rumi und Saati. 


5, diefer Periode erfhien Dfhengifhan, vor deffen Nahmen Aſen und Europa emitterten , * 
deſſen Raͤuberzüge dem. Reiche der Wiſſenſchaften nicht minder gefaͤhrlich waren, als dem Reiche des 
Islam's. Die Mongolen drohten die Cultur der Araber zu vernichten, wie die arabiſchen Eroberer der 
Cultur der Perſer Zerftörung gedroht hatten. Die erſte Wuth. ihres Anfalls fiel auf die Laͤnder jen⸗ 
feits des Orus, der ditefle Sitz der Eultur, wohin fih bie Wiffenfchaften bey dem Einfalle der 
Perſer geflüchtet hatten, und von wo dreyhundert Jahre fpäter die neue perfifche Cultur wieder ausge 
gangen war. Samarkand und Bochara waren jeßt, wie in der graueften Zeit Balch und Bar 
mian, bie Bereinigungspuncte der Bildung, ‚ber Sammelplaß ber Gelehrten, die Niederlage ber Bücher. 
Akademien und Bibliotheken, wodurch Samarkand und Bohara im ganzen Oriente weit berühmt 
- waren, gingen in ber Verheerung diefer Städte zu Grunde; die Gelehrten fielen unter dem Schwerte der 
Eroberer, ober zerftreuten fi in alle Winde. EChomwarefm, das vor Alters Dſchermania (Ber 
mania). hieß (2), bluͤhte noch zu Anfang diefes Zeitalters unter der Megierung ber Familie &ais 
die, deren ſchon im vorigen Zeitraume unter dem Nahmen Chowarefmfhahan, ober ber Für⸗ 
fen von Ehowarefm, Erwähnung gefihehen. Der Dichter Diyemaleddin Mohammed Ab: 
dorrifat von Ißfahan und fein Sohn Kemal von Ißfahan, waren die Lobredner tiefer Familie, 
und Scherefeddin Seferdeſch begleitete an ihrem Hofe die Würde eines Dichterkoͤnigs, nach dem 
Beyſpiele der Gaſnewiden und Geldfihugiden. Unter dem Schutte ihres Throns warb auch die Cul⸗ 
tur begraben, und Bochara deflen Nahmen in ber alten Sprache ber Maghen Sammelplag der 
Wiffenfhaften:(2) hieß, ging mit feinen Alademien und Bibliotheken in Brand auf. 
Bey feinem Einzuge in Bodhara ritt Dſchengiſchan in die große Moschee (wie zweyhun⸗ 
dert Jahre fpäter Mohammed II. in Aiafofla zum Altare hinritt), umb ließ ben Koran unter die . 
Hufe der Pferde werfen, wie Mohammed IL. die heiligen’ Bücher der Chriften. Ohne Religion und ohne 
- Bildung, war er:ein geborner Keind der. Geſetzgelehrten und der Schönredner. Einen feiner Sekretaͤre, der 
an Bedreddin Lulu,.den Herrn von Moßul, ein zu zierlidhes Schreiben abgefaßt, ließ er deßhalb 
binzichten. Unter ſolchen Umſtaͤnden mußten Liebe und Luft zu Wiſſenſchaften vollends erſtickt werden⸗ 
In den Geſetzen, die er ſeinem Volke unter dem Nahmen af fa gegeben, und die Petit de la 
Cross befannt gemacht, if der Geſetzgelehrten und Wiſſenſchaften auch mit keinem Wortz gedacht. 
Er war bloß Eroberer im uͤnmenſchlichſten Sinne bes Worts. Dieſes Jafſa ift aber dennod nicht 
nur feines Inhalts wegen, als Altenfküd feiner: Zeitgefdhichte, fondern auch als das erſte Muſter aller 
Kanunname oder Reichsgrundgefepe merkwuͤrdig, wodurch tatariſche und perſiſche Fuͤrſten die Ver⸗ 


(1) Durch diefe aus Mirch ond genommene Notiz iſt alſo die Wohnfätte der German endes alten perſiſchen 
Voͤlkerſtammes, welchen Herodot unter den drey ackerbauenden aufführt, und hiedurch us wahrſchein⸗ 
lich das erſte Vaterland der Deutſchen angegeben. 

- (e) Bochara belughatimoghan medſchma; iſm, d. i. Boch ar a heißt in ve⸗ Eprabe de Maghen, 
Ber Sammelplatz der Wiffenfhaften 


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rn. 38 XXX 


faſſung ihrer Reiche gründeten oder befefligten, wie das Geſetzbuch Ti mur's, Schah Baber's, Schah 
Akbar's, bis herunter auf die Konunname ber” osmanifchen Sultane. Vermuthlich ift diefes Gefeg- 
buch nicht fein eigenes Werk, fondern das Werk’ feined gelehrten Weſirs Jlitfhutfai, aus dem 
Stamme der Kaiſer von Chatoi, welcher unter Dſchengiſchan, und Ogtai feinem Nachfolger, die Warde 
des erjten Miniſters bekleidete, und unabläßig an der Bildung feiner Herren und ihrer rohen Horden 
arbeitete. Er entwarf zuerft für die Mongolen mit Hülfe perfifher und arabifher Mathematiker einen 
Kalender, baute Schuien, ließ Gefhihte und Geogrophie, Mathemati und Aſtronomie lehren, berief 
gelehrte Araber und Uiguren zu fi, und rettete bey der Eroberung Sine's vielen Zaufenden ſineſtſchen 
Gelehrten das Leben (1). 

Wiewohl, der großen Entfernung wegen, Perſien der wohlthätigen Wirkungen feines Einfluffes ſich 
weniger und nit unmitselbor, zu erfreuen hatte, fo war doch wenigſtens fein Beyſpiel für die Wefre 
ber Nachfolger Dſchengiſchans eine Tehrreihe Erſcheinung. Glücklicherweiſe für die Wiffenfchaften und 
für die Eultur, blieb 26 nicht undefolgt, und gerade in dieſem Jahrbunderte der Zerfiärung und gros 
Sen Umwälzungen, wo der Thron der Chalifen unter bem Schwerte der Mongolen fiel, wo der Koran 
unter dem Hufe⸗ ihrer Pferde zertreten ward, wo bie Bibliotheken Bachera's in Brand aufgingen; fan 
den zur Seite der Eroberer und Verheerer große und gelehrte Weſire, welche zum Theil noch größere 
Graͤuel der Zerſtoͤrung verhüsheten, zum Theil aber durch Stiftungen und gelehrte Einrichtungen, mitten 
_ unter den Werwüftungen des Gturmes, das Heilige Feuer bewahrten. Solche waren die: Brüder 
Shemfeddin und Alaebbin Dſchowaini, der Erfie Brsßwefr, der Zweyte Statthalter von 
Abaka, und Nasireddin von Zus, der große Aftronom und Mathematiber , erſt der Weſir ber 
Affoffinen, dann Hulaguchan's, welchem ungeachtet einiger gerechten Worwürfe das Berdienft bleibt, 
ſowohl durch eigene Werke als öffentliche Einrichtungen aud wohlthaͤtig für dis Wiſſerſchaften gewirkt 

zu haben. Alarddin Dſchowaini iſt ber große Geſchichtſchreiber dieſes - Zatraums. Seine Wor⸗ 
* iſt noch jüngft mit Recht gepriefen worden (2). 

Alaeddin Dfgomwaini erhieft.na ber Eroberung ven Alamut, ber Reſidenz bed Großmei⸗ 
ſters ‚ber Aſſaſſinen, von Hulag u die Erlaubniß, die Bibliothek dieſer alten Burg zu durchſuchen, und 
die der Aufbewahrung werthen Bücher auszuleſen. Wirklich legte er den Koran und .andere koſtbare 


Bücher bey Seite, die mathematifhen und aſtronomiſchen Inſtrumente aber, ſammt nllen Archiven der 


geheimen Lehre der Ze maili’s, übergab er den Flammen, Ein für die Geſchichte der Aſſaſſinen un⸗ 
erfeglicher Verluſt, und eine Miordbrennerey, die Durch die Graͤuel, ‚weiche die mit Dalchen : verbreitete 
Lehre der Alfaflinen in ganz Afien angerichtet, wohl entfhuldiget aber nicht gerechtfertiget werben "ann. 
— Zum Stöde erhiele uns Alaeddin in feiner Geſchichte Aufflärungen , die- er in ‚den Archiven. gefunden, 
und eine hiſtoriſche Denkſchrift über das Lehen Haſſan Sahahs Homail, hes Stifters dieſes in ber 
Weltgefhichte einzigen Moͤrderſtaats. Naßired din von Zus, der graße Mathemotiker, hatte ſich iu 
Die Dienſte des letzten Fürſten derſelben begeben, um ſich am Chelifen Moteaßsm, ber eines feiner 
Werke verſchmaͤht hatte, zu raͤchen; als er aber bie Uebermacht Hulagu's gewahrte, lieferte er ihm das 
Blut feiner Herren ‚and, und führte ihn nach Bagdad, um im Blute bes Chalifen und des Weſßirs 











.@) :Deguignes,, Histoire generale. des Huns. L. XV. 

3) Siehe Memeire historique sur la vie et les puvrages dMa- eddin Ata-melik Djbuaini , par "Mr. 
‚Quatremire, Professour & Koum. (Mines de TOrlont, „.$ 0) Notioos ‚ol ex iraito des Mänuscrits 
du Boi. L IV. 


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mn. 139 RX W 7 


Ben Alkamis den. Durſt feiner: Rache zu-Mfchen, Die Verheerung Bagdad's, bie Zerſtoͤrung ber 

Schulen, die Vernichtung der. koſtbarſten Werke, welche von den Mongolen in den Ziger geworfen murben, 
Iaftet auf dem Andenken Naßireddin’s von Zus als, ſchwere Schuld, wovon ihn die fpdtere Stiftung der 
Sternwarte zu Maragha nicht frey fpricht. Die Zerflörung der Meuchlergrube der Affaffinen und die Er- 
richtung der Sternwarte bleibt ein Verdienſt um bie Menfchheit und um die Wiflenfchaft, das Naßireddin 
durch den Arm Hulagu's bewirkte. Leider, daß der Weg nah Alamut dur die Schlangenpfade der 
Verraͤtherey, und der Weg nad) Maragba über ben Schutt von Bagdad führte! 

Alaedin Dſchowaini verfihert, daß in der Hälfte diefed Zeitraums (im Jahre 651) Sa⸗—⸗ 
markand und- Bayıra fi) wieder erhohlt, und einen Xheil ihres vorigen Glanzes erhalten haben. 
Allein, die Gelehrten, welde bey dem. Einfople Dſchengiſchan's ermordet murden, ober ausgewandert 
waren, kamen nicht mehr zurück, und die Cultur der Wiſſenſchaften flüchtete ſich vor dem zerſtoͤrenden 
Hufſchlag der Mongolen von Bochara und Bagdad in die füdlihen und weftlichen Länder, nach 
Schiraſ und Ikonium zu den Atabegen Farſiſtan's und zu den Seldſchugiden Rumi’s. 
Der Hof diefer beyden Sürftenhäufer war in .diefem ‚ftürmifchen Zeitraume bie friebfiche Srepftätte der 
Wiſſenſchaften und ber Gelehrten, die dort um fo lieber ihre Heimath aufſchlugen ‚ale: manche bdiefer 
Fürften ſelbſt den Wiſſenſchaften nicht ohne Erfolg oblagen. Ein ſolcher war Saad Ben Senghi 
der Atabege, ein gelehrter Fürſt, der ſelbſt arabiſche und perſi ſche Gedichte verfaßte, und der Nahme 
feines. Nachfolgess Moſaffereddin Ebubekr Ben Saad wird ewig leben, weil Saadi ihm 
mehrere ſeiner Werke, unter andern den Roſengarten, zugeeignet hat. — So leuchtet Sultan 
Alaeddin Keikobad Sohn Gajaßeddin Keichoſrew's, als der groͤßte aller Fürſten ſeiner 
Familie hervor; unter ihm war Konia ber Sammelplatz der Gelehrten aller Nationen Aſiens, bie ſich 
bier an der weftlihen Gränze dieſes Erdtheifs, wo nur das Meer ihrer weiteren Flucht Grenzen fekte, 
vor den Mongolen am-fiherften glaubten. Alaeddin baute oder erneuerte neunzehn Städte, viele Mofcheen, 
Siöfter und. Collegien. Den Tag widmete er den Negierungdforgen, den größten Theil‘ der Nacht feinen 
Studien, wie vor ibm Mahmud der Gafnewide und Kabus der Dilemite. Seine Lieblingslectüre war 

"die Alhymieder Gfüdfeligfeit Gaſali's. Er nahm mit Freuden Dſchelaleddin von Bald, 
den größten myſtiſchen Dichter der Perſer, bey fi ch auf. Diefer. und Attar, welche beyde in dieſem Zeit⸗ 
raume lebten, ſind die eigentlichen Gründer der myſtiſchen Poeſie, wovon in der vorigen Periode die 
Ziergärten Senaii's das erſte Muſter gegeben; Dſchelaleddin Rumi iſt unſtreitig der Groͤßte 
aus Allen, und der hiſtoriſch merkwürdigſte als „Stifter des Ordens der Memwlewi, der noch heute 
im ganzen türfifhen Reiche Kiöfter und Stiftungen’ und feinen Mittelpunct zu Konia hat, der vielbe- 
ſuchten Grabflätte des Stifters. Diefen rechnen türkifche Geſchichtſchreiber unter die Dichter ihres Volkes, 
dem er aber eben fo wenig angehört, als Rouffeau der Odendichter, weil er fange Zeit in Deutfh: - 
land. gelebt, in der Gefchichte deutfher Poefie aufgeführt zu werben verdient. Mewlana Dfhel.a- 
leddin befchloß fein Leben als ein Ausgewanderter ferne von feinem Baterlande; der weife Saa di bins Ä 
gegen, der ein, Jahrhundert durchlebt, und ein Drittheil desſelben auf Reifen in der Fremde zuͤebracht, J 
beſchloß ſeine Tage im gluͤcklichen Schiraſ. In dieſen beyden großen Dichtern ſpiegelt ſich der durch die 
großen Begebenheiten begründete Charakter ihres Zeitalters, wiewohl unter verfahiedener Strahlenbrechung, 
freu und vollkommen ab. In Dſchelaleddin die innere Zurückgezogenheit des Geiſtes, der unter 
dem äußeren Schwalle der Mongolenſündfluth erliegend, ſich in die Tiefen des inneren beſchaulichen Lebens 
zu retten ſucht, und in Sashdi, ‚ber in den. Krenzzügen für den Glauben der Vaͤter wider die 
Franken veſtritten/ und Keys ihnen gefangen geweſen war, der erſte Anſtoß europäifgger Bildung auf Ä 

eh lei. ii, . BR ...». 


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Die Eute kam als wie von Binnen, Ih lebe, Tpra fie, in Ruinen, 

Nur in Ruinen ik mein Geyn; . Gepreßt wird dort mein Sreudenwein. 

Vor allen Deten die hebaut Es mir wie vor der Wuſte araut. 

Wer ſich Geſellſchaft milk vexdienen, Er wandle ficher in Ruinen. 

In Schutt und Trümmern iſt mein Platz, Im Schutt verborgen liegt der Shah. 

Der Schatz der Liebe liege im Moder, - Der Weg dazu führt durch den Meder. 

Verborgen ift mein Sram der Welt,]. Der Shah mir ohne Zauber fällt. 

Es findet, wer nah Schaätzen wühlt, Mein Herz, das fih wahnfinnig fühlt. 

Die Liebe hält Simurg für Zabel, Nicht jedem Narren ziemts zu lieben; 

Ich Halte männtid darin aus, Ich lieb’ den Schatz Im wuſten Haus. 
Endlih kam auch der Stagr. ' 

Er kam ganz ſchwach und garter Seele, Bom Kopf sum Zuße ohne Halt. 

Gr ſprach: Ich Bin erſtaunt, entnervt, Hab keine Nahrung, Feine Kraft. 

Zein wie ein Haar vom Angeficht, Bab’ ich die Kraft der Ameif’ nicht. 

Wie, ohne Zügel, ohne Fuß, Selang ih su Simurg's Genuß? 

Die fol ih Schwädling dahin kommen ? Wie kann der Staar Eimurgen frommen? 


Er vergleicht ſich zulegt mit dem in den Brunnen gefallenen Juffuf, und ber Widhopf nimmt 
diefe Vergleihung in feine Antwort auf, um dieſelbe wider ihn geltend zu machen. 
. Nachdem die genannten Wortführer der Vögel einzeln vom Widhopf eines Beſſeren Sefebrt wor⸗ 
den, erheben ſie noch einmahl ihre Stimmen, um ſich bey ihm Raths zu erhohlen: 


Die Voͤgel, als fie dieß gehört, Befragten no eiumahl Hud hud: 
Du, der uns auf dem Wege führſt, Der Brößre und der Beßre bifk, 
ie find fo ſchwach, fo Iendentos, Am Leib, au Zlügeln fehle es uns. 
Wie follen zu Simurg wie kommen ? Kommt Einer hin fo ift'3 ein Wunder! 
©ag', wie verhält ſich er zu uns? Wie feben Blinde übern Ztuß? 
Denn er für und geeignet-wäre, So fehnte Jeder ih nach ihm, 
Er Salomon., und wir die Ameif’, Betrachte diefen Abſtand nur-! 
Die Ameis in dem Haufen grabend, Wie ſchwingt fie su Simurg fih auf? 
Bo ift der winz'ge Bettler, wo? Und wo der mächt'ge Herrfcher, mo? 
Hudbud ſprach: D ihr armen Wichte! Ein böfes Herz kann nicht gut lieben. 
Ihr Bettler, die ihr nichts erwerbt, Kein böſes Herz ſchickt ſich sur Liebe, 
Wer offnen Auges Sieben wii —Setzzt vor den Fuß, und fegt die Seele. 
Wenn aus dem Gchleyer, wie die Sonne, Simurg fein Antlig offenbart, 
So wirft er taufendfältge Schatten, Wirft einen reinen Blick darauf; 
Sein Schatten freifee um die Welt, Und er erfcheinet dann ale Vogel, 
- Die Vögel find nichts als fein Schatten, Diefi lernet, o Unkundige! 
Und wißt, ch’ ihr was anders wißt, Daß Alles fih auf ihn besicht. 
Wenn ihr die wißt, fo ſeht mas iſt, Entheiligt das Geheimniß nicht, 
Und jenen dor darin »erfinft Den haltet deßhalb nicht für Gott. 
Bir du es Selb, Du biſt nie Gott, Allein verfentt biſt Du in Gott. 
Wie weit flieht folch ein Gottes mann WVom übermülh'gen Sprecher ab! — 
Weifit du weß Schatten bu nun biſt? Verzicht" auf Menſchheit und auf Leben! 
Hätt’ fih Simurg nie offeubart, So hätt’ er Schatten nie geivorfen, 
Und wir Simurg verborgen blichen,, So gäß es in der Welt nicht Schatten. 
Wo immer Schatten ietzt entſteht, Dort Hat er ſich geoffenbart; j 
Und fähe nicht das Aug Simurg's, So glärzte nicht dein Herz wie Spiegel. ’ 
Kein Auge gibts für dieſe Schönheit, Unmöglich wird bey ihe Geduld. - ‘ 
Die Liebe kann damit nicht fpielen,. Sie fpiegelt ſich aus Huld in fich. 


Der Spiegel if Dad Herz, du ſchau In's Ders, fein Antlig drin gu fehns 


Nachdem Hudhud feine Lehren noch mit ein paar Geſchichtchen anſchaulicher gemacht, faßen end⸗ 
“ die Vögel den einflimmigen Eutſchluß, ſich ſeiner Leitung zu überlaffen, und auf ‚dem Wege zum 





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RAUS 149 XECO 


Simurg ſich zu begeben. Sie fragen ihn nun um Rath, den er ihnen als Reiſedirector auf der 
Straße der Vollkommenheit ertheilt. 

Er beginnt zuerſt das Weſen und die. Eigenſchaften wahrer Liebe auseinander zu ſetzen, und er- 
zählt ihnen zu diefem -Ende fehr umftändfidh die Gefchichte des Scheich Sanaan, der, nachdem er bis 
in fein hohes Alter Bott dem Herrn als ein frommer Mann gedient, endlih aus Liebe zu einem 
Chriftenmädchen alle Andacht aufgab und feine Religion verläugnete, bann bie folgende Erzählung: 


Es ging einft Bajafıd der Scheich Des Nachts hinaus in tiefer Stile. 

Der Mond erhelite ringe die Welt, Die Naht war glänzend wie der Tag, 
Der Himmel prangte voll von Sternen, Sefäet einer an den andern. 

Der Scheich ging fange durch die Zelder Und keine Seele fand er dort. 

Da fings ihn heimlich an zu grau, Er ſprach: Herr! mid befällt ein Zweifel, 
An folhem Hof, fo Hoch erhaben, Warum ift alles denn fo öde! 

Grftaunter ! ſprach die inn're Stimme, Nicht Jedem iſt der Weg gewährt. 

Es heiſcht es unfre hödfte Ehre, Bon uns die Bettler zu entfernen. 

Wenn aufbricht der Harem des Lichts, Entfernet man die Zögernden; 

Es warten Jahre lang die Pilger, Bis Einer Fömmt aus Tauſenden. 


Die Vögel, die fih nun vor den Befchwerlichkeiten des Weges und den Gefahren der Wuſte zu 
fürchten anfangen , tbeilen einer nady dem. andern ihre Unruhe und Zweifel dem Widhopf mit, ber fie 
durch die Stimme höherer Weisheit beruhigt. So ſpricht gleich der erfte: 


D du, der unfee Schaar anführk, Wie ward die dieſes Vorrecht denn? 
Du bift wie wir, und wir wie du, Woher nun zwifchen uns der Abſtand? 
Was fündigte den Seel’ und Leib, Daß du fo-zein und wir fo trübe? 
Untwort des Hudbhud. 
Sr ſprach: D Vögel! Salomon Erblickt' mich ungefähr vom Thron. 
Nicht Gold und Silber, nur ein Blick Verſchaffte mır dieß hoͤh're Glück. 
Wer zum Gehorſam ſich gewöhnt Wird. von dem Satan gleich verhöhnt. 
Verfluchet ſey er, denn er ſpricht: »Gehorſam ziemet Dienern nicht!« 
Gehorfam werde nie verletzt, Setz' nicht herab, was du geſchätt. 
In dem Gehorſam ſuch' dein Glück, So wird dir Salomonis Blick. 
Vin andrer ſprach: D Schotz der Reiter, Mir fchroindelt vor dem weiten Weg, 
Ich bin zu ſchwach und kräftelas, .  Zür mic iſt diefer Weg au lang. 
Das Thal iR weit, und ſchwer der Pfab, Ich ſterbe auf der erſten Poſe. 
Die Berge ſpeyen Feuer aus, . Dieß iſt nicht Jedermanns Beginnen. 
Gier rollen tauſend Köpf' als Ballen, Erntgegen flließt das Blut in Strömen. 
Wahnſinnig wurden Tauſende Und wer's nicht ward, verlor den Kopf 
Auf diefem Weg, wo wad’re Männer Aus Schaam das Haupt verbüllet haben. 
| Was kommt bey mir heraus? nur Staub, Und wenn ich fortgeb., ſterb ich weinend. 
Hudhut heruhigt ihn, wie den. ‚vorigen z mit Weisheitslehren und Nuganwendungen. 
Ein andrer Tprady : 3% bin von Eünden, Rann id damit unrecht mich finden ? 
Wenn auf die Ameis fällt die Straf, . Wie Fommt fie un Simurg am Kaf? 
er fi) wegkehrt in Günd befahn, Wie kann er fid) dem Herren nabn? 
Der Wid bopf ſprach: Verziweifte nicht, Vertrau' der ew'gen Gnade Licht! 
Unfund’ger! will’, ein iedes Ding - Wird ſchwer was du nicht bältfk gering. 
Wenn Reue nicht wird angenommen, Was ſollten Sendungen dann frommen! 
Haß du gefündigt, ehue Buß, So wird dir höherer Yenuß; 


Kommſt du aufcichtig nur heran, So wird Eröffnung dir getbam _ 


20 150° 1 


(Hier folgen Feine Erzählungen wie oben.) 


Ein andrer ſprach: Ich. ein Phantaſt, Ich hüpfe ſtäts von Aft su Aſt, 

Dam fromm, bald gottlos von Geſicht, Bald bin ich’, und bald Bin ich's nicge: 

Bald finder man mich in Bordellen, ' und bethend batb in Klausnerzellen, 

Bald ſteht der Teufel mir zur Seite, _ Bald geben Engel mir Geleite. 

©: unfätt treibt mich dag WVerhängniß- Vom Lehenöbrunnen ins Gefänaniß.- . 
Hudhud's Untwort. 

Er ſprach: &o geht ed andren auch, Denn Eeiner hat nur einen Brauch. 

Wenn Alle rein geboren wären, Was (often denn Propheten lehren? 

Das Herz, worin Gehorſam wadh,. Komme ſchon zu rechte nach und nach; 

Wenn nichs als Berg das Leben fleigt, Der Leib ſich nie zur Ruhe neigt. 

Sitz eine Weil am. faulen Herd, Was du dir wünfcheeft wird beſchert. 

Die Thränen find des Herzens Troft, Wohlleben if des Herzens Roſt. 

Wenn du dich weich genflogen haft, Derlierft dus Deinen Wersh, Phantafl! (1), 

Ein andrer ſprach: Ich Hab’ zum Zeinde Mein eignes Herz ald Gtraffenräuber ; 

Es will ſich mir nicht unterwerfen, Ich weiß niche meine Seel’ au retten, 

Der Wolf des Feld's iſt mir bekannt, Befannt wie diefer treue Hund, 

©e bin: in- Staunen ich verloren, Wie ich su der Bekanntſchaft kamme 


Wie diefer beklagt fih ein anderer über den Teufel des Hochmuths, der ihm auf der Straße der 
Vollkommenheit in ben Weg tritt, und ein anderer Über den Teufel. bes Geitzes; dem dritten geht es 
im eigentlichſten Verſtande zu gut. Er ſagt:. 


Sn Gluthen iſt mein Herz befangen, Weil Alles mir geht nach Verlangen. 
Ich wohn’ auf goldener Altaenn Wo mich die Leute ſtaunen an. 

Die Wels ift mir fo hell und grün, Wie ſoll ich ihr mein Herz entziehn! 
Ich bin der Vögelfürft su Hauſ', Was fol ich In das Thal hinaus? 
Verzicht auf meine Herrſchaft fun. Und nicht In meinem Eden zuh’nt. 
Noch Fein Vernünftiger verlich Der Reife halb ein Paradies. 


Subhurs Untwort. 


Der Widhopf fra: Du Optimift,. Bewachſt als Hund FKätd deinen IF. 

- Die Weir ık wahrlich Nichts als Miſt, j Worauf dein Sitz erbaben if; 
Du bilde dir Nichts ewig ein, Dear Tod verlöfcht den leeren Schein, 
Wenn dich der Tod davon nicht triebe, Wars weeth daß dieſes Haus dir bllebe. 


Den: Folgenden plagt die Liebe, und als ein Beyſpiel bes hohen Muths oder Unternehmungsgeiftes- 
erzählt er die Anekdote von dem alten zabnfofen aͤgyptiſchen Weibe, das bey der Verſteigerung des 


agyptiſchen Joſephs, hohen Muth genug hatte, denſelben um einen Dreyer kaufen zu wollen. Einen 


Andern peinigt die Furcht des Todes. Diefen. erzähle Hudhud die Folgende: Parabel vom. Herrn. Sem : 


Der Herr Jefus eine Gerſtenſuppe aß ,. Die war füßer ats des Julep's Naß. 
Er füllt damit einen Topf, und ging, Aß den Topf ſchnell aus, und ging: 
Kun ward ihm der Mund bitter wie Lehmen Bas ihn gar fehr that Wunder nehmen. 


Er ſprach: Es IR dieſelbe Suppe die dorten war; O Herr! mir dieß Geheimniß offenbar’. 








(1) Das Wort, das hier im erſten und letzten Verſe des Reimswillen mit Phontaſt Aberſett iſt, heißt eigentlich 
Hermaphrodite, der Feines von Bepden, weder recht tugendhaft, noch recht laſterhaft iſt. 





V 251 


Die Suppe in diefem Topf iſt bitter für gewiß 
Da fing der Topf su ſprechen an. 

Ich ward auf diefer irdenen Welt 

Und mim’ ich tauſendmahl auf des Töpfers ‚Zur, 
In icder Form bin ich ein herber Ritter, 


Hierauf glei die folgende Erzählung: ' 


ats in den letzten Zügen lag Gippofrat, 

Wenn ich dich Meifter werde getwafchen haben, 
Er fprah.: Wenn dir. darum su thun ift, Rabe, 
Ich habe gelebt viel Jahre lang, 

Und wenn ih von binnen gebe num einmahl fchon, 


RI UI 


Und dörten war fie wie Honig TAB. 
Er ſprach: Herr Iefus ich Hin ein alter Hamm, 


Als Schüſſel, ald Kanne, ald Topf, ſchon mannigkaltig zerſchellt⸗ 


So blieb’ ich doch immer bitt'rer Natur, 


Debwegen mach’ ih auch die Suppe bitter. 


Ein Schüler mit diefen Worten gu ihm trat: 

Wohin foll ich dann den Leib begraben? 

Mid wohin du nur iminer will hegrabes 

Doch um mein Begräbniß ward mir niemahls bang. 
So weiß auch gewiß Eein Haar am Leib’ was davon. 


Nachdem Hudhud wieder einige LIehrreihe Geſchichten dieſer Art erzählt hat, 


Sprach einer: Das ˖iſt recht uud gut, 
Ich bin 4war ſchivächlich von Geſtalt, 
Kann ih mich nicht Gehorſams rühmen, 
Da iſprach der ew'gen Lieb’ Magnet: 
Wer Hohen Muth legt an den Tag, 

Ber Muthes hat ein Sonnenſtaäͤubchen, 
Den Weltenvoget frägt Der Muth, 


Hier koͤmmt ed an anf hoben Muth. 

Doch Hoher Muth ompor mich Halt. 

Will HoHer Much wir Helfer genen, 
Was if, durch Hohen Muth .beftchts 

Was er fich wünfchet auch vermag. 

Dem düntt die Sonne nur ein Stäubchen, 
Der Seele Zittig iſt der Mutb. 


| . Erzählung 


Ein Kaiſer ſprach einft auf der Jagd 
Es war ein abgelernter Hund, 
in goldnes Halsband, vol von Steinen, 
Am Fuße trug er goldne Ringe 
Der Shah wolle ſelbſt den Hund antreiben 
Kr felbſt lief Hinter ihm einher; 
x Saobald er’s fah fiel er darauf, 
Der Schad entbrannt’ fogleicy in Eifer, 
Iſts möglich, fprac er, daß vor mie 
Zerriß die Schnur und ſprach: Sofort 
Die Bruft mie Naden ihm gu ſtechen 
‚Der Wärter ſprach: Er ift geſchmückt 
Er ward, wiewohl vom Felde, wild, 
Der Raifer ſprach: Entbloͤß' ihn gang, 
Damit, wenn er in ſich gegangen, 
Dafi er begreife, weſſen Thor 
O du, der Freundſchaft die erwarbſt 
Seh vor den Zuß wahrhafter Liebe, 
Nur fie beſtehn im Kampfe Heiß, 
. Es fchauer dort der tapfre Mann 
Verliebte, wenn auch noch ſo viel, 


Zum Jaͤger: Schnell bring her den Hund. 

Gekleidet in den feinſten Atlas. 

Verlieb dem Halſe Glanz und Ruhm. 

Und hing an einer ſeidnen Schnur. 

Und nahm die Schnur in feine Hand, 

Da lag ein Bein ihm über quer. 

Der Schah ſah, daß er Hielt ſich aufs 

Und fieß am Hund denfelden aus. 

Er Etwas andres fehen kann! 

Laßt Taufen diefen Unverfhämten; 

Biemt beſſer ats ein ſolches Halsband, 

Wie es für Kaifershand ſich ſchickt. 

Sn Gold und Seide eingehülft.r 

Nimm ihm des Golds und Silbers Glanz. 
Er einfeh" was da vorgegangen, 

Und weilen Suppe er verlor. — 

Und durch Nachlaͤtigkeit verlohrſt, 

Sein? mit dem Drachen aus das Glasz— 

Wo der Berliebten Blut der Preis, 

Die Drachen nur für Müden an, N 

Selangen nur durch Blut zum Ziel. 


Auf diefe Weile laufen die Vogelgeſpraͤche mit untermifchten Geſchichten, durch bie andere Hälfte 
des Buchs bis and Ende fort; wo von dem ganzen Heere der Vögel nur brey fo glücklich find, endlich 
zu Simurg zu kommen. Nachdem bas Heer nähmlich fange Zeit Wüften und Berge mit ‚taufend 
Schwierigkeiten durchwandert ift, 


Da ſoricht ein rein gefinnter Vogel: | Der Weg dehnt fih von Mond su Monden. 
Wir Haben, war die Antwort , fieben Meere Don Licht und Zeuer zu beſtehen; 
Und find wir endlich durchgekommen Berfchlinget uns «in Zifh auf einmapt, 


Ein Ziſch, der durch ein Athempopien. Die Bors und Naͤchzeit in ſich ſchlingt 


% 
. 


152 


Er hat nicht Kopf und hat nicht Fuß, 
Verſchlingt auf Einen Odemzug 


Als dieſes Wort die Vögel hoͤrten 


Sie hieltens alle für zu ſchwer 

Der Unbeſtand ergriff die Seele, 

Die andren machten ſich verwirrt 
Durch Jahre lang hinauf, Hinad, 
Unmöglich wär” es zu beidreiben 
Gehſt felber du einmahl den Weg, 
Dann wirft du wiffen was fie thaten, 
Zuletzt gelangt von fo viel Nittern 
Es kamen von fo vielen Bögen 

Den einen fraß des Meeres Schlund, 
Auf Hoher Bergen gaben diefe 

Und jene wurden von der Sonne 

Die einen wurden von ben Löwen 
Die andern blieben, bloß aus Zurche 
Es farben Ein’ge in der Wäfe 

Und Ginige verbrannten fick 

So blieben manche unterwegs, 

Und mandye gaben auf der Gtelle 
So kamen dann von fo viel Taufend 
Die ganze Welt von Vögeln veifte 
Deep , ohne Zittig, ohne Zfügel, 
Sie fah'n Die höchſte Maieflät 

Durch einen Blitz verzehret fie 

Was find wohl bunderttaufend Sonnen 
Verſenket fieh'n fie in Erflaunen 

Eie ſprachen: Geht die Sonne ik 
Wie follen wie zu ihr gelangen ? 
Zum Ganzen ſchwangen wir und auf, 
Hiee find die Himmel nur ein GStäubchen, 
So fiel den Vögeln aller Mutp . 

Sie waren ſchon in Nichts verfunfen 
Da tam ein hoher Himmelsbothe 

Er fab drey Vögel, gan verwirrt, 
Vom Fuß sun Kopf ganz in Erſtaunen, 
Er ſprach: O Volk, woher ſeyd ihr? 
Unglückliche, wle heißet ihr? 

Was iſt euch in der Welt begegnet? 
Sie ſprachen: Wir ſind hergekommen 
Dir find Verirrte feines Hofs, 

Wir wandeln ihn ſchon Tange Zeit, 
Wir kamen in der Hoffnung her 
Wenn unfer Leiden ihm gefiel, 

Der Botbe ſprach: Verflörte Pilger ,. 
Nit Huld erbarmer er fih Euer, 


Ich wandle, Herr ! auf deinen Wegen 
Ich weiß nicht weſſen Kind ih bin? 
Mir fehlet Leib und Loos und Süd, 
Das Leben ward in Blue erfäuft, 
umfonft iſt Alles was ich that, 


So fährt der Dichter nun in eigener Perſon fort, in dem Geiſte der. brey müben Pilger zu 
hen, welhe am Buß des Ziele, dennoch an der Möglichkeit es zu erreichen, verzweifeln wollen. 


IE ARE 


Und ſchwebet mitten auf dem Meer, 
Die beyden Welten und- die Menſchen. 
Stieg ihnen Herzensblut zum Kopf, 
Und Über ihrer Kräfte Maß. 

Und viete farben Hier mie Fleh'n. 
Nach allen Seiten auf den Weg, 
Verfplittereen ihr Lchen fie; 

Mas innen auf dem Weg begegnet. 
Dann wirft du. die Gefahren fchauen, 
Und wie viet Blutes fie gefreffen. 
Nur eine Heine Zahk ans. Ziel; 

Bon Taufenden nur einige. 

Die anderır gingen fo su Grund, 


Aus lauter Durft die Seele auf; 


Verbrannt su einem Herzensſbraten. 
Und Leoparden abgeſchreckt, 

Bor den Gefahren unterwegs. 

Bor Müdigfeit mit trodnnen Keblen, 
Wie Schmetterlinge an dem Licht. 
Weil Die Belchwerlichkeit su bart, 
Beym erſten Blick den Vorſatz auf. 
Nur wen'ge zum gewünſchten Ziel. 
Und endlich kamen drey nur an, 
Gebrochnen Herzens, kranker Seele. 
Erhaben über die Vernunft; 

Mit einem Blicke hundert Welten. 
Und hunderttauſend Monde noch. 
Wie Sonnenſtaͤubchen fußgeſchlagen. 
Vor dieſer Maieſtät ein Etäubchen. 
Ach, web! umſonſt iſt unſer Weg. 
Erreichten nicht was wir verhofften. 
Was liegt uns hier an Seyn und Nichtfſeynt 
Als tären fie fhon halb erwürgt. 
Und lagen fo geraume Zeit. 

gu ihnen, wie von ungefähr. 

An Zlügeln und am Leib befchädigt , 
Der Schwingen und der Kraft beraubt. 
Und weßhalb ſeyd ihr Hergefommen? 
Wie lange fuche ihr Ruhe ſchon? 
Und wie erfagen eure Arätter 

Daß unfer König fey Gimurg. 
Berirrte Pilger feines Weges; 

Aus Laufenden find wir nur drey. 
Bon Angefiht ihn anzuſchauen. . 
So würdigt er und eines Blickes. 
Im Herzensblut wie Thon. geknetet, 
Und eilt herbey gu Eurer Hulfe. 


Wie eine lahme Ameid Her. 

Woher ich bin, und wer ich bin? 
Beftändigkeit und Much und Herz. 
So daß davon Fein Theil mir ward, 
Die Seele fie mir auf den Lippen. 


fpres 


RR ı53 RI UI 


‚Endlich erfcheimen fie vor bem Throne Simturg's ſelbſt, und biefe Stelle, bie (ungeachtet einiger 


noch .binten folgenden Geſchichtchen und Nutzanwendungen) den eigentlichen Schluß des Werkes. aus⸗ 


‘eo 


macht, ift durch ihren hoben Mpfticismus von Vermenſchung und Entgötterung,, von Entmenfhung und 
Vergdtterung , und durch die dunklen Anfpielungen.auf die Dreyeinigleit, in bem Munde eines mphams 
medaniſchen Dichters, gewiß Außerft merkwürdig. 


Der Bögel Seele war deſchäme, 
Sie Hatten ſich getrennt vom Staube, 
Sie Hatten eine neue Seele, 
Was war, und nicht war, dad Vergangne 
Dei Nahens Sonne ſtrahlte ihnen 
Der Abglanz des Simurges Aradıt 
©ie wiffen nicht, erſtaunt, ob fie 
©ie ſchauen fi ganz ale Simurg, 
Wenn zum Simurg hinauf fie blickten, 
Und wenn fie auf fih ſelber ſchauten, 
Ein einz'ger Blick dermengte Beyde, 
In dieſem jenes, dieß in jenem, 
So blieben fie verſenkt in Staunen 
Und ihrer ſelbſt gar nicht bewußt. 
Bu offenbaren dieß Gebeimniß 
Da kam die Antwort ohne Jungen: 
Wer gu ihm kommt ſchaut ſich darinnen, 
Da ihr zu dem Simarg gekommen, 
‚ Und wäret fünfjig ihr gekoimmen, 
Den Keiner Hat ums noch geſchaut, 
Kann wohl die Müde mit den Zähnen 
Was ihr gefchen, iſt Er wicht ; . 
Die Thaͤler, Die ihe durchgewandert, 
Eie liegen unter unferm Handeln, 
Ihr, ald drey Vögel, ſeyd erfiaunt, 
Weit über euch bin ich erhaben, 
Sie köfhen aus mein Höcdfked Werfen 
Auf ewig Söfchen fie ih aus, 
Sie gingen fort. — Das Wort iſt aus, 
Deßwegen breche ich ed ad. 


Ihr Leib war gan) und gar vernichtet, 

Und waren von dem Liche beſeelt. '' 

Und waren einer andern Gattung. 

War ausgeldſcht in ihrer Bruſt, 

Den Helitien Schimmer in die Seele. 

Als Eins surüäd von allen Dreyen. ; 
Run diefer oder jener find. 

Sich ſelbſt im ewigen Simurg. 

Erblidsen fie Ihn unter fi,  ° 

Go fhauten fie fib im Simurg. 


-Simurg entkand, Gimurg verfhwand, 


Bas nie die Welt noch hat erhört. 
Gedantentos im tiefften Denfen, 


- Berfiummend flehten fie den Höchſten, 


Und aufjulöfen Du und Wir. 

Der Höcfte it ein Gonnenfpiegel, 

Schaut Leib und Seel’, und Seel' und Leib. 
Seyd drey darinnen ihr erfchienuen. 

So hättet ihr euch fo gefehen. j 4 
Ameifen ſchau'n Pleiaden nicht! " . 
Des Elephanten Leib ergreifen? 

Was ihr gehöre, iſt Er nicht. 

Die Thaten , Die ihr ausgeübt, 

Und unter unfern GEigenfchaften. 

Geduldlos, Herslos und verwirrt. - 

Denn ich- bin in der That Simurg. 

um fi an meinem Thron zu finden, 

Wie Schatten in der Sonn’. Sabre wohl! 


Hier bat es weiter feinen Grund, 


SH su dem Weg, er Hegt dir offen. j 


Diefe Stelle iſt unferem Urtheife nach die erhabenſte der uns bekannten myſtiſchen Werke des 
Orients. Mit der hoͤchſten Staͤtigkeit zeichnet Attar, als Sofi und Dichter, auf dem dunklen 
Grunde überfinnlicher Anſchauung die Graͤnzlinie aller menſchlichen Erkenntniß des hoͤchſten Weſens mit 
den hellſten Farben der Poeſie, und mit ſo feſten Umriſſen, als der ſchwebende Wolkengrund zwiſchen 
Himmel und Erbe nur immer geſtatten will. Der Schleyer vom Heiligthume ber Sofi's. ift gelüftet, 
und Blige auf Blige züden dem irdifhen Auge.entgegen , vor dem fi der Ewige wieder in die Nacht 
bes Wolfenzeltes hüllt. Nah jahrelangem Pilgern durch die Wuͤſten des befchaulichen Lebens, wo Karas 
wanen von Reifenden, und ganze Menfchenalter untergegangen , erreicht Keiner oder Einer ben Grad 
der hoͤchſten Vollkommenheit, wo er ben Ewigen zu fehen vermeint von Angeficht zu Angefiht. Erfhöpft, 
entnerot, entmenfcht, gelangt er endlich zu dem Ziele ber Seher, und ba ſchaut er bie Gottheit im 
offenen Simmel feines eigenen Gemüthes — Gott in fih, und fi ſelbſt in Gott — wähnt er zu 
(hauen. Taͤuſchung! Alles ift Taͤuſchung und Nichts als Täufhung! — Nicht das ewige Licht, deffen 
Abglanz der Geift und deſſen Schatten die Materie ii, hat er mit feinen Maulwurfsaugen gefehen, 

⸗ u 


neu id ⸗ 


fonbern fi felbft im ewigen Weltenfpiegel, ber dem Sinnlichen, der fih für überſinnlich gehaften, nu, 
Sinnliches zuruͤckſtrahlt. Indem er in fih bas Srdifhe zu vernichten und das Sinnliche zu zerftären 
wähnte, bat. er die göttliche Flamme ausgelöfchet, um ſich biind und fnfter an das E90 der Himmels: 
burg zw ftellen, wo er ald Schatten in der Sonne verſchwindet. 

Zurüd ihr Seher, in der Sinnenwelt befangen! zurück vom Heiligſten ber Gottheit, das Eu 
ewig verfchloffen bleibt! fo ruft Euch Attar der Dichter der wor 8, und ber Sofi der Dichter in gött- 
licher Begeifterung zu. 





Nach den Vogelgeſpraächen Attar's iſt ſein Werk Dſqhewabirelſ-fat, d. i. bie Eſſenzen 
der Subſtanz, das berühmtefte unter den Sofi's, die es nicht minder hoch ſchaͤtzen als das vorige, 
während ber poetifche Kunftrichter denfelden hierin unmöglich) beyſtimmen Fann. Es ift unglaublid, 
daß berfelhe Dichter, der im Buche bes Raths fo gedrängt, und in ben Wogelgefpräden fo 
Elar und beutlich ſich ausdrüdt, eine folde Sündfluth von ſchleppenden Tantofogien und myſtiſchem 
Unfinne fi) ‚habe zu Schulden kommen laſſen, als biefe aus zwey Bänden befteheride Werk’ in nicht 
weniger als 50,000 Verſen enthält, Wir würden es, wie die andern zahlreichen Werke diefes frucht⸗ 
baren Dichters mit Stillſchweigen übergehen, wenn es nicht dem fpäteren und größeren myſtiſchen Dich⸗ 
ter, Dſchelaleddin Rumi, zum Worbilde feines Mesnewi gedient hätte, das, wie dasfelbe eine 
planlos auf einander folgende Reihe von erläuterten Zerten und Ueberlieferungen mit eingemifchten 
Geſchichten enthält, dad uber fein Mufter weit hinter ſich zurüdläßt. Ze myſtiſcher und vielverfpre= 
Gender die Ueberfchriften der Kapitel find, deſto weniger befriediget der rhapfodifhe Anhalt derfelben, 
wo der Anfang bdesfelben Werfes fehr bequem oft über zwanzig Zeileu hindurch wiederhohlt wird. Solche 
Ueberſchriften ſind: 

Anrede an das Herz, und Ergrändung der Geheimniſſe des Sinns; Erklaͤrung 
der Texte: Wer ſich erkennt, erkennet feinen Herrn, und ih ſah Michts, worin ig 
Bott nit fah. Dffenbarung der Allmaht, Verzicht aufs Ganze. Won der eiges 


nen Vernidhtung Bon der Täftung des Schleyerd und der Vereingelung. Ans 


ſhauung der Wahrheit des Ganzen. Bom Untergange der Sorm im Meere der 
Einheit; Sinn dus Textes: Gott ſchuf den Menſchen nah feinem Ebenbilde. Eigen- 
{haften der Seele, Einheit des Ganzen. Von den Schleyern und Geheimniffen. 


Bon den Beheimniffen'der Seele. Bon dem Abglanz des ewigen Lichtes, unb 


dem Verſchwinden der Dinge „Bon dem Anſchauen der Wahrheit, dem Weſen des 
Stids, und dem Erkennen bes Wegs. Von der Stimme der inneren Offenba— 
rung, u. ſ. w. 

Die "folgenden Proben von der Behandlung ı werben zwar die Geduld des Leſers nicht minder 
als die des Ueberſetzers ermuͤden, find aber als Belege des gefällten Urtheils nothwendig. Das ſehr 
ſchön geſchriebene, auf der kaiſerlichen Bibliothek zu Wien beſindliche, um 3b Ducaten erkaufte Manu⸗ 
ſcript, woraus fie überſetzt find, befand ſich urſprünglich in dem Schatze Schahroch's, und dann ei⸗ 
nes osmaniſchen Sultans, deren Siegel mehreren Blättern aufgedrückt ſind. 


Aus dem erben Sheile 


Aus dem Kapitel wo Adam der Eva räth das Korn nicht zu eflen. — 


Sey wie ein Spiegel rein, und ſieh im Spiegel allen Abglanz, 
Sep scan wie Adam es geweint, - Ge wir du reiner Seele ſeon. 


4 


nur 155 
Sey rein in den Bebrängniffen , 

©ey rein dem Waflerfpiegel gleich, 
©ey rein dem Zeuerfunfen gleich, 
Sey rein der weiffen Erde gleich, 
Sey rein wie reine Winde wehn, 
Gey rein wie Sonnenſtaͤubchen find, 
©ey rein wie Sonnenſtrahlen find, 
Sey rein wie monderhellte Augen , 
©ey rein wie es die Himmel find, 
Sey rein wie ausgeſchmüchte Seelen, 
Sey rein, ſtreu Geelenroſen, 

Huth' dich im Paradies vor. Satan, 
Du ſey ein reiner Edelſtein 


TA AI ‘ 


So trägf du Kummer nicht Bay 
Doch eife nicht, o Freund, wie's Waller. 
Verbrenne Alles Irdiſche in dir. 

Die rein annimmt die Form des Töpfers. 
Wodurch befrudhtet wird bie Schopfung. 
Genieß der Weſenheit im Anſchaun. 

So wird dein Licht auf ewig leuchten. 
Und bring der Seelenſenne reinen Wein. 
So zeug du Seuer, Wind und Erde. 
So fiehft du hell In dem Scheimnig. 
Betrachte des Geliebten Licht. 

Thu’ auf Naturen ſchnell Verzicht. 
Berzehr' die eigene Natur, u. ſ. w. 


Geſpraͤch eines Dermwifches mit ben Sternen. 


Er fah die Sterne in der Nacht, 
Es dien die Sterne gingen auf 
Als ſprachen fie: Erwacht, ihr Trägen, 
as ſeyd ihr fo im Schlaf befangen, 
- Ein Derwiſch blickte auf sum Himmel, 
Der. Himmel ging in ſtillen Kreiſen. 
D Herr iſt dieß das Dach des Kerkers7? 
Ich weiß nicht ob dieß fey dein Kerker, 
Im Rofendeete ſtrahlt Geheimniß, 
Ich ſeh? das Licht der Weſenheit 
Es iſt das Licht von deiner Schoönheit, 
Wie ſoll ich nicht verwirret ſeyn 
Du biſt gang Luft, du biſt ganz Ruß, 
Du bi mie nah in meiner Mitte 
j Die Himmel find dein Widerfchein, 


Sie war erhellet gleich dem Tag. 
Geſpraͤch zu halten mit den Menſchen, 
Und bleibet wach in diefer Nacht! 

Als fchlieft ihre His am Jünaften Tag? 
Die Sterne glänzten ihm ind Aug. 
Da ſprach er wie die Nachtigall: 

Die Berge fich'n wie Gallerien. 

Er ſcheint ein Garten mir zu ſeyn. 
Und in den Roſen liegts verborgen. 
Geſchrieben wie die Berl’ im Buch‘. 
Ich bin verwirrt durch dieſe Schönheit. 
Aus Seelen⸗ und aus Herzensſehnſucht. 
Du bi entfernet und doch nah. 

Und zeigt im Gpiegel mir die Wege. 
Die Eigenfchaften widerfirahlend. 


« 


Bon den Gioentäafen bes Herzenſpiegels und der Enthuͤllung goͤttlicher Geheimniſſe 


in demſelben. 


Sn dieſem Spiegel kaͤnnſt du ſeh'n 
Darinnen feint Schoͤnheit feh’n 

Des Zreundes Wange kannt du drinn _ 
Was ift, zeige fich in Diefem Spiegel, 
Die Sonne finde du Darinnen, 

und fhauf die Sonne du darinnen, 
Du findeR Mond und Jupiter 

Ein dieſem Spiegel reift Ber Himmel 
GSeheimniffe find micht darinnen, 

Sm Spiegel ind’ du einen Freund, 
Genießen fann du drin EHosen 
Begriffen in beRänd'gem Streit, 

Darin find Wunder Über Wunder, 
Doch dieß Gebeimniß fah noch Feiner 
Wenn fi Manßur Hier offenbart ° 
Er ſpricht und er iſt ſelbſt darin, 

Er felber ſpricht, erfcheinet ſelbſt, 
Spricht Gr von ſich und von der Sonne, 


Das Angefichtsdes Liebenden, 


In möglicher -Bollltommenpeit. 


Allein im Rabinete ſeh'n. 

Was heimlich iR, was offenbar. 

Die Niemand fon darftellen kann. 
Kann du Napiden’s Aufgang finden. 
In Wirktichfeie in diefem Spiegel. 

Mit Mond und Sonne Immer fort. 


Doch End’ und Anfang it darinnen.. 


Der immer dankbar die erſcheint. 

Und Herrli glänzt Schirin darin, 
Hält diefer Spiegel mit ſich Rechnung. 
us offenbar was heimlich iſt. tt 
Und feiner hat es noch gehört, 


‚ Berfchlagen Liebende den Mann, 


Er ſelbſt Relit die Verwirrung an. 

Und wirft den Schleyer von dem Ganzen. 

So ſchallt das Wort: Ich Bin Die Wahrheis! 
Va — 


In US ı56 rue ” 


Der Wahrheit Weg , ver Wahrheit Stimme, 
Wenn du den Spiegel haft alter, 
Dem Spiegel fage dein Gedeimmiß, 


Nur Wahrheit ſchaue im Merkur. 
So füan in diefen Spiegel Dich. 
St’ dus Verborgne Yard) ven Bü, u. ſ. w 


Bon dem Lichte der Seele und ber Anſchauung ber Weſenheit der Dinge. 


Durch dieſes Licht wird fund das Herz, 
Daurch dieſes Licht Die Weſenheit 
Dur deeſes Licht des Auges Weſen 
Darcq deefes Eiht der Dinge Seva 
Daurch diefes Licht erglämzt die Seune, 
Durch diefes Licht beſtrahlt der Mond 
Dur dieſes Licht wird in dem Menſchen 
Dur diefed Bucht wird er fürwahr 
Dur Vieles Licht zeigt in am Throne 
Dur dieſes Lit erhlidet man 
Durch dieſes Lit verzehrt das Zener 
Dur dieſes Licht geht aus der Wind, 
Dur Visfes Eiche entguillt das Waller. 
Durs Disfes Licht entfieht Dis Erde 


% 


Und aller Herzen Wunhqch erreicht, 
Der Serie erfi recht aufgertirt- 
Dem Mann von Herzen aufgeben. 
Bis ind Berborgenfle Sefaunt. 

Der Jupiter und die Rapid. . 


‚Die Monbgeihter der Sefettſchaft. u 


Der höhe Himmel offenbar. 

Mit weientihem Licht bekannt. 
Der Gottheit uns der heilge Seh. 
Das Paradies erß in der Räpe. 
Hienieden die Halskäarrigen. 

Der alle Weſen fruchtbar mad. 
Dei in das Welltall füucH Kiufrömt, 
Und alle Saaten dis Darauf. 


Aus bem Abſchnitte: Gott iſt da⸗ Licht ber Himmel und ber Erde, femmt ber Ausle⸗ 


Ich blies den Geiſft in dieſen Körper, 
IJch Bliss den Geil iu das Geheimniß, 
34 bliied den Gei ein in die Ginue, 
Ich bũes den Geil der Wahrheit ein, 
34 Slied den Sci der Reinheit ein, 
. 34 blaes den Geil ganı Öffentlich, 
34 Nie den Grit des Wefens em, 
Yu Yiies den Geil ein des Genußss, 
Ich bBGes den Geil des Aufhauns sin, 
u bes den Geil, da Andre im 
Ich blies den Geil, was it gu ham, 
34 bes den Geil in alle Dinge, 
Zn Vlies den Geil ein in die Gonme, 
34 bis den Geil ein m den Mond, 
Ich bles den Geil ein in den Himmel, 
I Mes deu Ger ein in das Beuer, 
34 biies Den Geil ein in den Wind, 
Ich bũes den Gi cin m das Waſſer, 
Di büied deu Ger ein im den Eehmen, 
Die Schönheit Über ae Mahn 
Die Ghönheit, über Zeit un) Raum 
Ben Temer Schoͤrheit Fick der Giapıy 
Bea demer Schöccheit He unenbiidy 
Dur deine Schörhert wurd der Disab 
Dart dene Schachet wird Die Weit, 


Und fo durch fuͤnfzigtauſend Werfe hiadurch, deren Durdlefung unter bie Rärkiien Proben gehört, 
wsdurd die GSetuld eines entſchiedenen Leſers aller perfiigen Dichter geprüft wir. 


gung bes Tertes: Ich blies meinen Geiſt in ihn. 


Mir iß der Nabme uur sachlichen. 
Da war dem Aug’ das Teltall Mar, 
De nannte Bu die Gele ihn. 
Grgrände du nun das Gcheimuiß- 
Erkenne draus was offenbar. 

Gr ik in bir, du weißt es midht. 
Wie er in Sonnenſtãubchen haucht. 
Worin verfali du in Beforgniß. 
Dey Dir if des Geheiunig nen. 
Un» eile nun su dieſem Hauch. 

Du fich# nun alle Sonnenſtãubchen. 
Sie werden in Vir offenbar, 

Du fie nit im ew’gen Schatten. 
Es preifet dich fein Ei, 0 Shah! 
Er wirft fein Lit nun auf Die Erbe. 
Deßhalben Jeiben fie dich an. 
Worin es gut IE u verbrennen. - 
Das nun fein Licht auf dich geworfen. 
De ſchau Dariuuen deine E@önheit , 
Betrachte du in Vielen German, 
Exheben, ſteſet ih dir ber. 

Uuf deeſe Eee im WBieberfipelnz 
De Geau um) Huld erab; 
WBeahehaftig ſchoner Rats und fhöner. 
Die Geune un) der NMend erprfimn. 








III 457 RRX 
ILVM. 
— Farchar'ii, 


von feinem Geburtsorte Farch ar. So heißt ein Ort der zwiſchen Chatai und Kaſchghar gelegen. Ein 
anderes Farchar liegt aber auch in Turkiſtan; dieſes iſt ſchoͤner Knaben wegen beruühmt, und Chodſcha 
Selman ſagt: 


Die Bösen Bargard ſah ich niot ſo ſchoͤn; Die Tuͤrken Sina's nicht fo reitzend. 


Es it ungewiß, welches von bieſen beyden Farchar der Gebuetbort des Dichters ſey Die folgen⸗ 
> deu Werſe auf ein Pferd find von ihm: 


Ich hab’ ein Pferd, und nimmermehr Erſchafft ein beffeed Bott dee Herr, 

So lang des Tages Maiefkät Beym Mond um Gerſte betteln geht. 

Iſt es nicht prächtig qufgeſchirrt, Es mit dem Zahn am Zaume klirrt. 

Mit Reiterhaube neh Wuͤrnſcht drauf au ſchwingen ſich der Maun. 
XLVIM. 


- Scherefedbin Seferdeh, der Dichterkönig, 


ward unter der Regierung des Attabegen Schirgir mit dem Ehrentitel eines Dichterkoͤnigs beehrt, wie 
in älterer Zeit Anß ari und Moaſi. Fertig in Gegenreden, ſchrieb er auch Stachelgedichte, nahmentlich 

. wider Modſchired-din Bilkani. Später, d. i. im Anfange des ſiebenten Jahrhunderts ber Hed⸗ 
ſchira und dieſes Zeitraums, ſtand er dann ebenfalls in der Eigenſchaft eines Dihterfönigs am 
Hofe der Dynaftie Saidije, gemermiglich die Schahe von Chowareſm genannt. Die folgende Kaßide 
Datte er in früherer Zeit Togrufs, zum Lobe bes Sohns Arslan's, des leuten Seldſchugiden in Irak, 
feines erften Gönners, gedichtet: 


D du, vor dem Gultane knien, Die Menſchen, Dſchinnen, Diwe und Perien, 

TZogrut, ders Kron und Thron, und Ring und Stab, Bon fiebzehn Ahnen glänzend Fam herab. 

Dein Sänger, Schreiber und dein Koch, Sie ſtehn wie Mond, Merkur und Sonne Hoc. 

Luft, Wafler, Beuer, Erde geben bier Als Rammerer , Trabant , Soldat, Courier. 

In deinem Zufluchtsorte lebt beyfamm ’ Das Repphuhn und der Falke, Wolf und Lamm. 

In deiner treuen Diener Hände glaͤnzen Die Schwerter und die Stäbe „ die Federn und die Lanzen, 
Es kehrt der Wind ald Haudtncht deine Bahnen, , _ Alis Zeiten find. gefpanınt des Gieges Fahnen, " 
Als Säfte ſetzen ſich bey dır zu Tifch Mitfammen bin Kameel, Stier, Pferd und Bild. 

Der Schacht, das Meer, legt dir Tribut zu Süßen, An Gold und Silber, Perlen und Türfißen. 

Es mufiziren Glos nach deinem Ton. Biol’ und Flot', und Laut' und Barbiton. 

In deinen Gärten find auf Luft verfeßen — Drangen, Buchsbaum, Roſen und Eypreffen. 

Tür deine Saiten find freywill'ge Babe Der Igel und der Story, der Weihe und der Rabe. 
Dir zu gefalen fingen in den Lauben Die Nachtigallen und die Turteltauben. 

In deinem Garten find mit Pracht zu fhauen Die Spechte, Papageyen und die Pfauen. 

Die Zürften muͤſſen deines Pferds Hufeifen Als Halsband und als Dhrgehänge preifen. 

Auf Yeindes Leib gerfpringe vor deinem Blicke Der Panzer, Helm und Schild in taufend Stüde 

Es Rech’ dir wider "Feinde bey die Keule, . Steeitpanmer , Art, der Bogen und die dfeile. 


& seiten dir auf hunderttaufend Gaaten Drangen, Pfirſiche, Aepfel un» Vrenaten 


- nv ı58 ru 


Te 0 
Seid Sulfatar. Shirwani, 


. unter der Negierung Sultan Mohammed Ben Tekeſch Choewareſmſchah's, gleichzeitig mit dem 
Vorigen und mit den Dichten Mohammed Abdor-riſak aus Ißfahan und feinem Sohne Ke- 
maleddbin Ismail, und mit den großen Imam Mobammed BeßoOmer Er-raſi, im An: 
fange des fiebenten Jahrhunderts ber Hedſchira. Beine Kaßide find hauptſächlich durch metriſche Kün- 
ſteleyen berühmt, an denen er bis auf die Zeit des Dichters Selman Sawedſchi von Keinem über: 
tsoffen ward. Er hatte fih in Irak dem Sultan Mohammed Chowarefmfhah beygefellt, der 
ihn mit Auszeichnung behandelte, und unter dem er Geſchichten verfaßte.. Aus einer feiner künſtlichen 
Kapide, wo mit Auslaffung des dritten Verfes immer ein neues Versmaß entſteht, ſ nd die folgenden: 


Gleich Schönen iſt bie diur aefchmückt 
Im Roſenbeete hat der Wind 

Es ſchmiegt der Zweig fich" wie im Tarp 
Die Turteltaube girrt im Hain 

Das Paradies ift auf der Flur 

Es flieht der Herbſt wenn Frühlingswind 


it hundertblätteigen Roſen, 
Mit Düften ſich durchwürzt. 
Der hohe Wuchs der Schoͤnen. 
Wie Menſchen ohne Herzen. 
Wie Seelen ausgewandert. 
Hier wehet in dem Garten. 


Oſchemaleddin Mohammed Abdorrifat aus Ißfahan, 


der Vater Kemaleddin Ismail's, bende fehr beliebte Dichter. Ulugbeg gab dem Sohne den 
“ Vorzug vor dem Mater, und Dewletſchah achtet dieſes Urtheil ald ein fürftliches, ohne in dasfelbe 
einftimmen zu wollen. Abdor-riſak lebte zur Zeit Dſchelaleddin Chowareſmſchah's ald Lob: 
sedner der Kamilie Saidije. Die folgende Kaßide auf die legten Dinge ift von ihm: 


Der Schöpfung aufgegogen wird, 

Der Elemente Dach einflürst, 

Und wur die fieben Kleider bleiben, 

Der Morgen nit im Duft fidy kleidet, 
und den haldftärrigen Gaul bezähmt, 

Der Mond als Sphärenduft verſchwebt; 

und Keiner vom. Berderben flieht, 

Wie Jonas aus dem Wallfiſch kommt; 

Des Dafennd-leeren Streit beendigt, 


Wenn einſt der fliberfarbe Vorhang 
Die Welt aus ihren Angela gebt, 

Des Himmels Schönen ſich entfchleyern 
Der Abend nicht in Moschusfeide , 
Das Nichts ergreift der Sonnen Zügel 
Der Himmel fi) des Seyns enthebt, 
Wenn jedes Ding vergeht in Nichts 
Die Eonne aus des Weſtens Bauche 
Wenn Höhere Gewalt am Markt 


Wenn fi der Strom des Nichts ergießt, 
Der Tag nicht mehr den weißen Bund, 
Wenn die vier Mütter (2) unfruchtbar, 
Menn von dem Himmel Sterne fallen, 
Wenn fo vertrodnet iſt das Wafler, , 
Wenn Gott der Herrfchaft Blatt zerſchneidet, 





(1) Die vier Elemente. 0 . 
(2) Die ſiehen Sphäsen der Planeten, 





Daß Himmel deinen Wagen fchlagen, 
Die Nacht nicht mehr den: Zlor anzieht; . 
Der ſieben (3) Bäter Lenden blutig, 
Huf Erden wie der Schatz Karun's, 

Daß in des Drus Quell nur Sund, 

Der AUmacht Fuß die Himmel tritt, 


— — — — — — — 


XXV 159 
* 
Bun Die vier Zofen Cı), die drey Knaben (⸗2), 
Der Mittelpunct zum Nichts hinſchweret, 
Wenn Staub und Himmel nicht mehr ſind , 
Wenn der Poſaunenſtoß erſchallt 
Wenn alles untergeht, als Gott, 
Wenn Weltenhereſchaft einſt su Ende 
Wenn ohne alles Dpium 
Wenn nun Gebeine , Halb vermorfcht , 
Wenn alles eilt zum Mittelpunct, 
Zu Adern Adern, Bein sum Bein, 
Ein jedes nach beſtimmtem Maß , 
Wenn Geifterfchaaren ruft die Stode ° 
Wenn man zurüdbringet GSeifterfenften 
Alsdann fo Lohn. als traf’ ergeht, 
Der Eine gebt ins Paradies, 
Ber diefes glaube und diefes weiß, 


- LI. 


Kemal Ismail aus 


ein Sohn des Worbergehenden, und wie fein Water ein Lobredner ber Familie Saidiie, ein Tieblicher 
Dichter, wie ſchon aus den folgenden Werfen abzunehmen ift: 


Wenn du sum Staube deiner Füße, 
Den ſchwarzen Auffag meiner Verſe 
So wird’ der Sinn von meinen Werken 
Und Zreunde glauben daß der Spiegel 


RAR US 


Sich Hurdg Nüchten vor bem Nichts ”_ 
Des Himmels Dom ſich nich mehr dreht⸗ 
Kein Heil’ger und fein böfer Geiſt, f 


‚Und alle Berg’ und Thäfer tanzen, 
Dee. Ewige, Lebendige! 


Und neue Drdnung nur regiert, 
Der ſchwere Todesſchlaf fich ſchlaͤft, 


Dem Nichts, das fie verbarg, entſpringen, 


Ein jedes Theilchen zu dem ſeinen, 

gu Augen Augen, Brau'n zu Brau'n, 
Und ohne daß ein eins’ges fehlt; 

Und ſie wie Bienen zahlreich ſchwärmen, 
Und alte Formen neu bewohnt: 


Und jedem wird nach feinen Thaten. 
* —- Der Andre in bit Hölle ein. 


Iſt Ariſtoteles und Plate. 


Ißfahan, — 


Woraus des Lebens Waſſer träuft, 


Vergleichungsweis' hinlegen willſt, 
Durch deiner Füße Staub verdunkelt, 
Hiedurch verdunkelt wird. 


| Kemal Ismail von Ißfahan iſt nicht zu verwechſeln mit gem al von Chodſchend, dem 
nicht minder beliebten erotiſchen Dichter. Der erſte pflegte in Ißfahan Handel zu treiben und auf Pfaͤn⸗ 
der zu leihen, und als dieſes ihm die Einwohner Ißfahan's nicht geſtatten wolten, ftrafte er fie nit 

den folgenden Verſen: 
Großer Sort, du Herr der fieben Sphären, 


So in Wülten Stadt und Feld verkehren, 
Auch die Zahl der Menfchen fol fich mehren 
. \ , 1 


Gen®’ Ungläuß’ge, fende fie in 1 Heeen, 
Und das Blut ergieße fi in Meeren! - 
Hundertfach zerſtückt Durch Feindeswehren. 


_ 4 


Bald darauf Famen die Mongolen unter Ogtai und richteten in Ißfahan ein ungebeures Blut⸗ 
bad an, worin auh Kemal fiel. Er wohnte außer der Stadt in einer Zelle, wo er in einem Brun⸗ 
nen viele Habe, das ihm bie Einwohner Ißfahan's zum Geſchenke gemacht, verborgen hatte. Einige 
mongolifhe Knaben fehoßen in der Nähe nad Wögeln; der Spannring deB Vogens war. burh Zufall. 
in diefen Brunnen gerollt, und als fie hinunter fliegen denſelben zu Bohlen, fanden fie das verheim- 
lichte Gut. Nun legten fie Kemal auf die Folter, daß er ihnen noch andere verſteckte Schaͤtze ent- 





I) Die vier Elemente. 
(2) Geiſt, Seele und Henn, oder auch die drey Hauptfräfte des menſchlichen Geiſtes, die Bewahrende, 
das Gedachtniß; Die Darfielfende, die Einbildungskraft, und die Entſcheidende, die Urtheildfraft. 


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nunn 160 mm 


- .. 


decken möge. Er gab feinen Geift unter derſelben auf, und ſchrieb unmittelbar vor jomen Zobe mit 
feinem Blute dieſe vıer Werfe: 


Mein Herz iR Blut, dieß if Gefeh der Seelenſchmetzung; 
Ich wandte mich deßhalb an meinen Zreund, er ſprach: 


Dieß ereignete fi) im Jahre der Hedſchira 635 (1237). 


Bor Gottes Molenat vſt dieß ein kleines nic. 
Tür sreue Diener if dieß lautere Liebkeſung. 


0 2m. | 
Said aus Serat, 


der Lobredner Chodfcha Aſeddin Tahers, des Weſirs in Choraſſan zur Zeit Dſchengiſchan's, der 
aber unter Hulagu duürch Zuthun Emir Arghun's abgeſetzt ward, zu deſſen Lobe er die folgende 


Kaßide verfertigte: 

Es raubt ihr Angeficht dem Mond den Glanz, 
Des Kinnes Ballen und der Lippen Spiel 
Bär voll der Platßz von Silberbuſigten, 
D Morgenwind, geb vor der Schönen her, 
Willſt du, daß Nofen fich vor dir entblättern, 
Und winft du, Daß Eupreffen fih entfernen, 
Zur Zeit ald diefed ich dem Oſtwind fegte, 
Als ich die Eruingebognen Zoden ſah, 
Ich ſprach: Willſt du mir geben einen Kuß? 


Ich ſprach: 6 hat dein Haar mir’s Herz geraubt. 


Ich ſprach: D zarte Huldinn, bi du gleich 
34 bins , von dem Jemand Das Wort gefagt, 
3% bin der Dichter einer auf der Erde, 
So bilderreich als myſtiſch, fernabfehend, 
Da ich der Wangen Rofe ſtäts umflattre, 
Der geſtern bey dem Richter Klag' einreichte, 
Und ſteht er vom Prodzeß nicht ab, fo ſagt: 
Beglüdet wer in der Dolltemmenbeit 
Die Welt der Billigfeit, ed iR Taher, 
Er feßte feine Hoh' hoch Über alle Dinge, 
Des Himmels Löwen machen das Geſtetz, 
Beklagte das Meer fi über feine Großmuth, 
Wenn er von Herrlichkeit fo viel erwirbt, 
Verkaufet man den Staub von feiner Schwelle 
Wer Die Gebothe nicht genau befolget 
Verkandessufiucht ausermählter Schaaren, 
©Stößt in der Welt ein ſchönes Wort dir auf, 
Betrachte ſelbſt den Zußand deines Wunſches, 


Die Lode treibt mein Herz wie Schlagel Ballen, 
Verdunkeln den Rubin, den Lebensquell- 
Gebührte Ihr vor allen Doch der Pla. 
Ersähl.die Hergendieiden , Lindrung ſuchend. 


So fag’ eim einz'ges Wort von ihrer Schönheit, 


Beſchreid' den Reis von ihrem Rofenbeete. 
Kam die Sefchwägige ur Thür Herein. _ 


Ziel gu den Züßen hin mein Kopf als Ballen. 


Sie ſprach: Ich wit, doch Blinder fag’ es heimlich. 
Sie ſprach: D welch ein vichherfireutes Männchen! 
Der Welten Seele , fage Doch ein Wort! 

Daß ich durchs Wort ganz Choraffan befiege. 


»Der meines Gleichen an Beredſamkeit befiegt. 


Anmutbig, Fünftlid und doch Teiche zugleich. 
Nenn’ mich nicht Dichter „ fondeen Nachtigall. 
Wie bringt er folhe Verſe um Beweiſe. 

So Fannft du Hunderttaufen® Dichter loben. 

Sem Weſen von den Menfden frey gemacht, 

Der mit der Jugend Schläget ſchlägt die Ballen. 
Saturn und Thierkreis find ihm Ballen Schlägel. 
Daß Echlägel in Gewalt. des Ballen if. 

So mache mit der Augen Sluth beſchaämt die Worten. 
So Übertreiber er Die Möglıchfeit. 

Als Schmud für Seelen, o fo Halte für wohlfeil. 
Wird vom Berhängniffe gefräntt, verachtet. 

D geh aus Huld den Weg der Billigkeit. 

Bag meinem Angeſicht aus Liebe Gottes, 


Sag ihm vom Ehrenkleid die Rund’ ind Ohr. 


Refieddin Lobnani, 


geboren in Lobnan, einem ſchon gelegenen Dorfe im Diſtrikte Ißfahan's, gleichzeitig mit Abdor⸗ | 
rifaf von Ißfahan, Said von Herat und Eßireddin Oman.i,. der ihn häufig in feinen Ge: 
dichten preifet. Der Diwan Lobnanis und Omani's if in Irak fehr häufig, in Choraſſan und 





ur XXX ı6ı MARI 


jenfeits des Oxus faft gar nicht geleſen. Lobnani ſtarb jung. Die folgende Kaßide iſt zum Lobe 
Fachreddin Seid Ben Haffan Alhoffeinis. gedichtet: 


Wie foll der Liebe Kunde zu dir kommen, Und des’ Genußes Süd, wann, su mie Fommen? 
Wer bin ich, daß ich nach dir, Reinem, geibe? Ich bins, zu dem der Trennung Schmerz wird kommen. 
Dein Pfortenftaub, er ziemt nicht meinen Augen, Wie fol gu Solchem wohl ein Solcher Fommen? 
Was mir geſchah, gefchah mir aus Begier, N Aa von Begier muß.alles Unglück kommen! 
Mein Rüden it geboppelt, krumm, und doch Kann meine Hand zum Doppelhaar nicht kommen. 
Zerbräche man mein Her; in hundert Stücke, Aus jedem würde deine Liche kommen. 
Wo taufend Zrembde find, ein einz'ger Sreund, Wird doch dein Pfeil sum einz'gen Zreunde kommen. 
Mein Angefiht it Bernftein, und deffenthalb Rubinenthränen zu dem Bernftein fommen. 
Dein Schmerz ik Gnade, Völker warten drauf, Es if dad Glück, zu wen wird es nun fommen? 
Hör’ meine Kunde , denn gar viele Sagen Eind von den Armen vor den Thron gekommen. 
‚Sieh ab die Hand des Grams, bedenke nur, "Daß Treue und Betrübniß ſchnell mag kommen. 
- Du fhämft dich, fürchte ich, wenn das Gerede Bon deinem Schmerz su Seid Edſchell wird fommen. 
Heil, Fachreddin Seid Ben Haffan! Heäldir! Sin Hoffnungsgruß wird meinem Ohr zukommen. 
Der Oſtwind hebt den Saum von Rofen auf, Wenn der Geruch ded Freund's zu ihm wird kommen. 
Die Eonne wird den Kopf geborfam neigen So oft fie ftrahfend zum Zenith wird fommen. 

Der Sterne Augen helft du’ auf mit Licht, Wenn Staub ald Echmint’ dem Himmelszoll zukommet. 
In einer Reih', Großmüth’ger! wie bu Bil, Wohin mag wohl mein Hoher Muth noch Fommen ? 
Hör’ wie Buͤlbũl zum Lob der Rofe fingt, u Wenn Kron’ und Thren im Frühling ihre gefommen. 
Sey ſtätt, damit von Nof’ und Nachtigallen Dem Aug' und Ohre Gutes mög’ zukommen. 

LIV. | . 


Eßireddin Omani, 


Verfaſſer eines ſehr bekannten Diwans, Schuͤler des großen Naßired din von- Zus, aus Hamadan 
gebürtig, dichtete arabiſch und perſiſch, ein gelehrter Dichter. Die folgende Kafide, die eine Beſchrei⸗ 
"bung bed Winters enthält, fang er sum Lobe des Atabegen Usbeg Mohammed. ' 


Es mache der Herbft ſich Vorrath für den Frühling, Violen häufen auf Jasminenblätter, ' 

Die Wolten duften Ambrarauch, o Wunder! Mit Campher iſt der Ambrarauch geſchwangert. 
Die Waffer find gededt mit Silberpanzern, Wie fol das Schwert der Sonne dringen duch 7 
Betracht’ das Waffer, den? an alte Herrſcher, Es blieb für Sal die Feſſel von Behmen (1). 
Mit weißen Zäden weben nun die Wolken, Und nirgends blinkt der Sonne Nadelſpitze. 

Die Welt war nadt, da Fam ber Wolkenfchneider Und warf ein weißes Hemd ihr um den Leib. 
Wär nicht die Zinfterniß, der Lebensquell, Wie kan aus finflern Wolfen Quell des Lichts? 
Bon Waffer fpricht man, das auf Klingen fpiegelt (2), Wie mancher Dolch ik Waffer Hier und Stahl. 
Siegreicher König! Here der Welt, Usbeg! ‘ Du bift der Geiſt der unteriodten Welt. 

O Zeitbeherrſcher höre an mein Wort Von Anßari, der war des Wortes Meiſter: 
Das Schwert das aus der Wolken Schleyer lodert, Zeigt daß die Welt ſich dir geopfert hat. 
Verloſchen iſt des Tages Licht, begehr” Das Licht des Weins, denn ſinſter iſt's im Leib. 
Bring hellen Wein, wiewohl die Luft iſt finſter, Denn wie der Becher iſt mein Aug erhellt 
Stahlſchnäbel haben deiner Wimpern Vögel, Womit fie Korn der Feindesherzen picken. 

D Herr! des Zeinds Verderben fey dein Schwert, Es lafte ihm Verderben auf dein Hals 











(3) Anſpielung auf die Geſchichten des Echahname von Sal und Behmen. 

(3) Das Waffer einer Klinge, im Arabiſchen, Perfifden und Türkiſchen, mie im Scanzöfifhen und Deutfchen 
«au d’une pierre, das Wafler eines Steine. Hier erfcheinen alfo die Eiszapfen als fo viele Dolchklingen, 

bie Eifen und Waſſer zugleich find. 

’ X 


RE UI 1 63 IE SE 


Was Wunder , wenn, verliehet in dein Glück, 

D Tugendauflucht! ed fey Har dein Adel 

D Ruhm bed Reihe, der Großen von Irar, 

Warſt du zur Zeit Dſchemſchid's Weſir gemefen, 
Der Saul der Zeiten foU Dir zahm gehorchen, 


"Die Zeit gerreißt den Saum In taufend Eräde. 
Als Sonne über allen großen Häuptern. 

“ Der du füe Ordnung, und für Schönheit forgft, 
Das Siegel raubte Ahriman ihm nicht. 
Wiewohl fonft diefer Gaul die Reiter abwirft, 


LV. 
Scheich Saad aus Hama, 


Er hinterließ bloß viergeifige Strophen, wie Omar Chiam. Sie befinden fih in ber mehr- 
mahl angeführten Sammlung perfifcher Dichter des Herrn Grafen von Rzewuski, und find die 
meiften myſtiſchen Sinnes. Wir tragen minderes Bedenken mehrere davon zu überfegen, als wenn es 
ganze Gaſele wären, weil die Strophen meiftens nur einen Gedanken umſchließen, der, wiewohl oft 
dunkel und unverfländlig, doch auf keinen Zufammenbang mit irgend einem vorbergehenden oder nach» 
folgenden Diftihon Anſpruch macht; was vor den Augen der Kritif weit Teichter zu rechtfertigen, als 
die meiften Gafelen, in bie es auch mit Yusfüllung der Fühnften Ellipſen ſchwer iſt, verninftigen 


Zufammenhang bineinzubringen. 
Ich bin die Mufchet, fo die Weltvernunft umſchließt, 


Was Zeit und Raum bat und nicht Hat mach’ ich lebendig, 


Ein kaltes Ah! mir gab entfioben wer, 
Verzicht auf Die und das, auf Zeit uud Drt, 


ich , ein Dermifch ift mehr als mehr, und minder als minder, 
Wohnſitz der Gottheit und Lichter des Herzens find wahre Dermifche. 


Das Wie und dad Warum wird vom Verſtand durchfchaut, 


Die Schmeicheley'n Berlichter bleiben nicht verborgen, 


Des Menſchen Leben iR ein einziger Sauhd, 
Und haͤuchſt du einmahl nur, begreift du auch 


Der Körper Fam vom Staub , der Geiſt vom Himmel, 
Das fol ich vor dem Ton mid fürchten auch, 


Wenn Geber, Jude, oder Muſulman du bi, 
Seh immerhin gerades Weges wie des Pfeil, 


Vernunft ik meine Amm', Ih bin ein altes Kind, 
Die Schöpfung und Vernichtung iſt mein ew'ger Wille; 


Begnüge mit Gegebnem dich, und fröhlich. Tebet 
Sieh nicht Darauf, was bey ben Andern beſſer if, 


Die Dinge, die da alt find oder neu, _ 
Di ſchlechte Welt bleibt keinem ewig treu, 


Die beyden Welten find ein Winkel meines Dachs. 
Ich bin der Weltengeift, die Welt ift nicht Die. Seele. 


Des Schmerzes Süßigkeit ward mir nun klar. 
So fommft du zu dem Einz'gen Weien dort. 


Jedes an feinem Dre ik er, wenn du es beſchau'ſt; 
Dice der Derwiſch iſt der Herr, aber der Herr it Derwiſch. 


Die Liebe iſt's die Alles in der Gottheit fhaut. 
Denn Alles wird vom Aug’ der Liebenden durchſchaut. 


hervorgebracht duch einen einz'gen Hauch. 
Daß alles Leben nur ein einz'ger Hauch. 


Der erfte dichter Stoff, und der ein Hau. 
Wo Staub zum Staub und Geiſt zum Geiſte komme. 


Entfag’ dir felbft, bis daß dein Leib ganı Seele if; 
Gonft wirft du mie des Bogens Hol dem Brand zu Tdeil. 


Und mir gehören alle Weſen, die da find; 
Ich Hin der' Kern der Welt, fie ift nur meine Hülle. 


Seh’ in Verhältnifbanden nicht, in Freyheit Lebe! 
Sich was bey andeen ſchlimmer ift, und fröhlich lebe! 


Sie Taufen immer fort und bleiben immer ſtehen. 
Sie geht und kommt; wie kommen und wir gehen. 


- ” N N N 1 63 PER 
Nicht dein Berdienſt IR was du Qutes schuf, Nicht deine Schuld IR was du Böfes thuſt. 
Vrgebe dich im Gert und Ich in Ruß’, Das Bute und das Böfe lenkfſt nit du. 


. Sgeich Saad farb im Jahre der Hedſchira 650 (1252). 
LVI. 
Saſſan Motekellim, (d. i. der Redner), 


ein Schuler Mewlana Moſaffer's aus Niſchabur, verfaßte ein Lehrbuch über die Dichtkunſt für 
Gajaßeddin Kurt, dem Nachfolger Moafebbin Hoſſein's zu Heras und Ghur. Bon ihm 
iſt die folgende Bafele: 


Sag' nicht, dab ich ferne von dir genieße der Ruhe, 
Wenn das betrübte Herz einfam das Leben erträgt; 

Staub’ nit, daß wenn mir der Genuß der Wangen verwehrt if, 
Mir die Nahrung des Brot! Leben zu friflen vermag. 

Glaub' nicht, daß wenn du entfernet bift von dem Auge 
Sehtraft wohn’ im Aug’ ohne dein helles Geſicht. 

Ohne Kraft bin’i, vom Schmerze der Liebe gefchwächet , 
Daß du nicht glaubeſt ich fen leidend am Leibe noch fkark. 

Nenne mich herzlos, ſchmäh' mich, wie es dir immer gefalle, 
Wie du immer mich fhmabft, Halt’ ich geduldig es aus. 

Sagſt du Gutes von mir, fo will ich immer es läugnen, 

. Tugend und Lafter iſt, wie’s dir belichet in mir. 
- Huf der weiten Welt vermaß fi) noch Keiner zu fagen, 

Dab ein Verliebter fey wild und zerfiöret wie ich. 

Sina, Tſchigil uhd Choten kann Keiner mit Wahrheit mehr greifen , 
Dem ein Liebchen ward, lieblich und zaubrifch wie du. 


Gleichzeitig mit Haffan dem Redner lebte am Hofe Gajaßeddin's auch ber berühmte Mole 
Taibari, welcher ben Sultan mit ben folgenden vier Derfen zur Gerechtigkeit aufmahnte: 


Es geht das Reid Berg auf Berg ab, O tbu' es nicht! 
Es fürchtet dich ein jedes Herz, O thu' es nicht! 
Das Bolt Haft Ungerechtigkeit, O thu' es nice 
Bon Allem gif du Rechenſchaft, O thu' es nicht! 


Dieſe gutgemeinte Warnung verfing nicht, und die vom Dichter vorhergeſagte Rache blieb nicht 
lange aus, indem Timur der Herrſchaft der Familie Kurt im Jahre der Hedſchira 781 (1371) ein 
Ende madıte. 


> 


LVIt. 
Memwlana Dſchelaleddin Rumi. 


Sein eigentliher Nahme it Mohammed der Sohn Mohammed's von Balch, ber fein Ge: 
{diebt von Mohammed dem Sohne Amam’s ableitet. Der größte myſtiſche Dichter des Orients, 
das Orakel der Sofi's, die Nachtigall des befchaulichen Lebens, der Werfaffer des Mesnemwi (eines 
berühmten doppelgereimten ascetifchen Gedichtes) und der Eitifter der Mewlewi (des berühmteften Or⸗ 
dens mpflifher Derwiſche). Als Stifter derfelben, als Befeßgeber des befhaulichen Lebens, als ber 

x 23 


_ 


III ı 6 XXXC 


Dollmetſch himmliſcher Geheimniſſe im ganzen Orient hochverehrt, iſt er nach einem ganz anderen Maß⸗ 
ſtabe zu wuͤrdigen, als ſolche Dichter, deren Begeiſterung ſich nicht wie die ſeinige zu der Anſchauung 


goͤttlicher Dinge, ‚zu dem Urquelle ber Liebe und des Lichts aufgeſchwungen bat. Er kann weder mit 


Sirduffi dem Größten der epifhen, no mit Nifami dem Größten der romantifhen, weder mit 
Saadi dem Erften der moralifch : dibaktifhen, noch mit Hafif dem Erften der erotifch Iyrifhen Dich⸗ 


„ter verglichen werden. Alle diefe errangen in ganz verfchiedenen Gattungen die Palmen der Dichtkunft. 


Die beyden einzigen großen Dichter feiner Gattung, mit denen eine Vergleihung Statt finden kann, 
find Senaji der Verfaffer des myflifhen Ziergartens, und Attar der Verfaffer der my ſti— 
(den Vögelgefprähe. Beyde diefer" Werke ftehen an poetifhem Verdienſte weit hinter dem 
Mesnewi, das von den Ufern des Ganges bis zu denen bes VBosphorus das Handbuch aller Sofs 
if. Noch Höheren Werth Hat für biefe die Sammlung feiner Igrifhen Gedichte, welche das eigentliche 
Geſetzbuch und Ritual. aller Moftiker find. Diefe Ausbrüche der höchſten Wegeifterung verdienen in dies 
fer Geſchichte um fo nähere Rüdfiht, als aus denfelben das eigentlihe Wefen bes orientalifhen My⸗ 
ſticismus, der wahren Alleinslehre, und Anweifung zu dem höchſten Ziele der Vollfommenpeit auf dem 
befchaufihen Wege göttliher Liebe, mit hellem Sonnenglanze hervorbricht. Auf den Flügeln der höch⸗ 
ften religiöfen Begeiſterung, melde hoch erhaben über alle äußere Formen pofitiver Religionen, das 
ewige Wefen in der vollfommenften Abgezogenheit von allem Sinnlichen und Irdifchen als den reinften 
Quell des ewigen Lıdhtes anbethet, fhwingt ſih Mewlana nicht wie andere Iprifche Dichter, und 
ſelbſt Hafif, bloß über Sonnen und Monden, fondern über Zeit und Raum, über die Schöpfung 


und das Loos, Über den Urvertrag der Vorberbeftimmung, und über den Spruch des Weltengerichts in. 


die Unendfichfeit hinaus, wo er mit dem swigen Weſen ald ewig Anbethender,, und mit der unenbli- 
hen Liebe als unendlich Liebender, in Eines verfhmilzt, immer, ſich felbit vergeffend, nur das große 


AU im Auge hat, und fiatt wie andere Dichter den Schluß jeder Gafele auf fih ſelbſt zu‘ beziehen, | 


immer feinen moftifhen Lehrer und Meifter Schems Tebrifi zum Schlußfleine des diamantenen Ges 


wölbes feiner Richtgafelen mad. 


Mit Recht fagt von ibm Dewletſchah: »Sein eines Merz ift ein Magazin göttlicher Geheim⸗ 
sniffe, und fein ausitrömendes Gemüth der Abfteigeort des unenblichen Lichts. Seine Anſchauungs⸗ 


yweiſe führt die Durſtigen im Thale bes betrachtenden Rebens zum labenden Quell der Erkenntniß, und 


feine Leitung führt die in der Wüfte ber Unmilfenheit Verirrten in die Gärten des wahren Wiffens. 


Er erklärt die Gebeimniffe der Pilger Des Weges ber (Einheit, und enthuut die Moſterien des Pfa⸗ 


»des der ewigen Wahrheit: 


\ 


„Wenn das ſchaumende Meer hoch aufdeeigt Wogen an Bogen, »Wirft es auf's Geſtad Perlen an Perlen heraus.« 


Sein Vater Behaeddin ſtand zur Zeit Sultan Chowareſmſchah's im höchſten Anſehen, und 
die Einwohner Balch's ſetzten unbegraͤnztes Zutrauen in ihn. Beym Sultan durch Neider verlaͤumdet, 
und von ihm gekraͤnkt, verließ er Balch mit feinen Söhnen und Jüngern, und ſchwur, fo lange Mo- 
banımebfchah Herrfhen würde, nicht nach Bald zurüczufehren. Auf dem Wege nah Mekka kam er nad 
Nifhabur, wo ihnScheich Attar befuchte, und feinem Sohne Dſchelaleddin das Bud der Ges 
beimniffe gab, weil er voraus ſah, daß diefer Anabe bald viele andere mit dem euer göttlicher 
Liebe entflammen würde. Weberall, wo Behaeddin durdfam, wurde er. mit ben größten Ehren em⸗ 
pfangen umd uber ©egenftände dußerer und innerer Erkenntng um Rath gefragt. Won Mekka reiſte 
er nah Syrien, die Grabſtatte ber Propheten zu befuchen, und von da nah Rum (Kleinafien). Gein 





EV V TV y° 1 65 RUN 


Reiſegefaͤhrte war ber beruͤhmte Scheich Borhaneddin Termedi, der ihm zur Reiſe nad Rum 
gerathen hatte und auf dem Wege ſtarb. Behaeddin ging nach Konia, wo damahls Alaeddin 
der Seldſchugide, ein großer Freund frommer und gelehrter Männer, herrſchte, der ihn mit der groͤß⸗ 
ten Auszeichnung empfing. Dort lehrte er einige Jahre bie zu feinem Tode, der ihm Jahre 621 (1233) 
erfolgte ‚ worauf fein Sohn Mewlana Dſchelaleddin als fen Nachfolger im Lehramte in feine 
Bußitapfen trat, Er hatte ungemein mehr Zulauf als fein Vater, und zählte bis 400 Schüler. 

Doch weniger befriediget mit den Reſultaten dußerer Wiſſenſchaft, ſchlug er den Weg ber inneren 
Erkenntniß ein. Es lebten damahls zu Jkonium mehrere berühmte Scheiche der Sofi's, wie Sa⸗ 
laheddin Serkub, Scheich Siaeddin Abu nedſchib und Sheih Hoſſameddin, ben er fi 
erft zum Mufter wählte, und auf beffen Aufmunterung er das Mesnemwi verfaßte, Einige Zeit aber 
hierauf fam Scheich Schemſeddin Tebriſi nah Konia, ber ein Sohn Chuand Alaeddin's, 
des Fuͤrſten der Aſſaſſinen, geweſen ſeyn ſoll. Als dieſer die Bücher ſeiner Vorfahren verbrannte, ſandte 
er feinen Sohn Schemſeddin nad, Tebriſ, wo er ſich als Jünger des Scheicss Rokneddin Sed—⸗ 
fhaffi’s dem beſchaulichen Leben weihte. Dewletſchah führt Hier die Ueberlieferung der Lehren die: 
ſes Scheich's von Scheich zu Scheich bis auf Ali und den Propheten ſelbſt zurück. Cine Ableitung, 
mit der es wohl, wie mit fo mander anderen Genealogie den Nahen nad feine Nichtigfeit hat‘, die 
aber eben fo wenig die Reinheit und die Uebereinflimmung der Lehre der Scheihe mit den Geifte der 
eriten Lehrer des Islamismus beweiſet, ald ein Stammbaum die Reinigkeit und Treue der Frauen des 
edelſten Gefchlechtes verbürgt. Genug, Schemſeddin von Tebriſ, eben fo ſchön als fromm, kam 
nah Konia, wo er fihb an Mewlana Dſchelaleddin mit ber Frage wandte: Was er fih bey 
feinen wiffenfhaftlihen Bemühungen für einen Zweck vorgefteft habe? Mewlana antwortete: Die 
Beobachtung des Sinnes und des Geſetzes. — Schemfeddin erwieberte: Alles diefes habe auf das 
Aeußere Bezug, und citirte ihm den Vers Senaji's: | 


Viel beſſer iſt unwiſſenheit dem Nann, Als Wiſſenſchaft die man ihm rauben kann. 


Mewlana, dem hiedurch ein neues Licht angezündet war, unterbrach ſeine Collegien und hielt 
ſich ausſchließlich an Schemſeddin, zum Aerger des Volfes und anderer Studierenden, die über die- 
fen Neuerer, als einen Verführer, Zetter fhrien. Hierdurch ward er gezwungen Konia zu verlaffen 
und- fih nah Tebrif zu begeben, wohin ihm Mewlana folgte, und mit ihm dann wieder nad 
Konia zurückkehrte. Von hier ging-er nad Syrien, und während einer Abwefenheit von zwey Jah⸗ 
ven bichtete Mewlana die fhönften an Schemſeddin Tebrifi gerichteten. Gaſelen feines Diwans, 
die er im Feuer feiner Begeifterung auf eine Säule geftügt improyifirte, während feine Schüler dieſel⸗ 
ben auffchrieben. Alles diefes findet ſih im Weledname, einem bekannten Gedichte, worin der Sohn 
Mewlana's die Geſchichte feines Vaters und Großvaters erzählt, umftändlich befchrieben. Mewlana 
ftarb 661 (1262) und liegt fammt feinem Water, Sohne und feinem geliebten Lehrer Schemſeddin 
Tebrifi, der ihn überlebte, in Konia begraben, wo ihre Grabftätten der Gegenftand ber Andacht 
der Mewlewi’s und der öffentlichen Woplrhätigfeit osmanifher Sultanen noch heute ein berühmter 
Gnaden = und Wallfahrtsort find. 

Dſchelaleddi's Mesnewi, oder boppelgereimtes Gedicht, iſt nach dem Schahname un. 
fteeitig das im "ganzen Drient berühmteſte. Da der Verfaſſer demfelben vermuthlid aus Beſcheidenheit 
feinen anderen Titel gegeben als den von der Versart bergenommenen, den es mıt allen andern unzäbe 
digen in biefer Reimfolge gefchriebenen guten und ſchlechten Gedichte gemein bat; fo blieb ihm im ber 


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Folge gerade biefer Titel des doppelgereimten Gedichtes vorzugsweife vor allen anderen eigen, 
was bisher ſelbſt bey Orientaliſten in Europa zu manchen Irrungen Anlaß gegeben. Es iſt durchaus 
moraliſchen und ascetiſchen, allegoriſchen und myſtiſchen Inhaltes, ſo daß Lehren und Betrachtungen 
mit Koranslegenden und anderen Geſchichten abwechſeln. 

Scheich Attar, der große Vorgaͤnger Dſchelaleddin's als Dichter und Sofi, und Verfaſſer 
ſehr zahlreicher Werke, ſprach die vorzüglichſte Tendenz derſelben in den drey berühmteſten, naͤhmlich im 
Pendname, Mantiket⸗tair, und Dfhemahiref:fat, doch von einander getrennt und beſon⸗ 
ders jo aus, daß das Buch des Raths vorzüglich moraliſchen, die Vsgelgeſpraͤche myflis 
fhen und die Subflanzen der Eſſenz ascetiſchen Inhaltes if. Dſchelaleddin, der 
fib diefe dren Werke zum Mufter feines Mesne wi vorftedte, aber diefelben weit hinter fich zurüdz 
ließ, verſchmilzt in bemfelben ihren dreyfachen Gehalt mit dem Zauber einer durch den Flötenton götts 
licher Eingebung emporgetragenen , doch ſtaͤts Elar befonnenen Sprade. In ſechs Büchern behandelt er“ 
bie wichtigſten Gegenftände des beſchaulichen Lebens rhapfodifh, mit ftätem Abfprung von Anſchauung 
zur Anwendung und von Thatfahen zu Betrachtungen. In jüngerer Zeit gab zwar Sofi dede, ein 
berühmter Scheich der Mewlewi's in Konftantinopel, das fiebente Bud, des Mesnewi heraus, das feit 
dem Tode Dſchelaleddin's verborgen geblieben feyn follte, worüber ſich ein berühmter Streit zwifchen ſei⸗ 
nen Anhängern und Gegnern erhob, der, da er nie mit vollfommener Klarheit gefchlichtet worden, 
über die Aechtheit dieſes ſiebenten Buches, das ſich in Keinem der uns bekannten Exemplaren des Mes 
newi befindet, ſehr gegründete Zweifel übrig läßt. 


Erftes Bud. 


Nach einer Anrufung an die Floͤte, deren Hauch die göttliche Eingebung. vorftellt, beginnt die Ges 
fhichte eines Königs und feiner Eranfen Sclavinn; hierauf die einer Chriften: Verfölgung unter einem 
jüdifhen Zürften, beffen Wefir verfchiedene Gründe anführt, Gefchichthen und Kabeln erzählt. Auf die 

Sabeln folgen Anekdoten aus den Zeiten der erften Chalifen, die Geſchichte eines Kaufmanns und fei: 
nes Papagey, die Auslegungen verfhiedener Ueberlieferungsfprüche , Korangftellen und Koransgeſchich⸗ 
ten, als vom Gegen Balaam's über die Kinder Iſraels, der Geſchichte Harut's und Marut's 
oder der gefallenen Engel. Gefpräh des Propheten mit Seid, den er fragte: wie befindeft du dich, 
und wie haft du gefchlafen? und der ihm antwortete: ich erwachte als Gläubiger. Verſchiedene andere 
Antworten von Omar u. f. w., die nur nebenher eingeftreut find, während bie Gefchichte wieder zum 
Hauptfaden, wie hier z. B. zum Geſpräche Mohammed's mit Seid, zurückkehrt. 


. 3Zweytes Bud. 


Jeſus erweckt einen Tobten zum Leben; Gott beratbfchlagt fih mit den Engeln über bie Erſchaf⸗ 
fung des Menſchen. Ein Schah ſetzt zwey gekaufte Sclaven auf die Probe. Geſchichte des Durſtigen 
der von der Mauer einen Eimer herabläßt, im Fluße Waſſer zu ſchöpfen. Fremde kommen in das 
Spital ſich um die Geſundheit des Scheich Sanaa zu erkundigen. Lockman's Scharfſinn. Salomon's 
Bothſchaft an die Königinn von Saba durch Hudhud. Moſes Zank mit dem Herrn wegen des vom 
Reiter am Wege unſchuldig erſchlagenen Knabens, und Offenbarung hierüber. Anbethung des Kalbes. 
Ueber das Wort des Scheich Bajaſid: Ich bin die Kaaba. Satans Geſpraͤche mit Moawia, den 
er bald einſchlaͤfert, bald erwecket. Alles zu verſuchen, um das Gute-und Boſe zu erkennen. Klage 


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⸗ 


des Kranken an ſeinen Arzt. Geſchichte des vor ber Leiche feines Vaters wehffagenden Knaben. Ibra⸗ 
bime Edhems Wunderwerf am Meeresfirande. Schoaib (Jethro) befehrt Einen der fagt, Gott habe 
ihn niche mit Sünden erfhaffen. Kabel der Maus, welche die Halfter des Kameels ergriffen. Ein 
Sofi als Schwäger von anderen Sofi's vor dem Scheide getabelt. Johannes verehrt im Mutterleibe 
die Mutter Jeſus. Streit von vier Perfonen über eine Taube, deren jede biefelben unter einem an⸗ 
deren Nahmen gekannt, u. f. w. 


Drittes Bud. 


Geſchichte des Elephanten und feiner Zungen. Geſchichte der Einwohner Saba's. Der Kalle 
ladet die Gans zu fih auf das Land ein. Medſchnun Tiebkofet dem Hunde aus dem Dorfe Leila’s; 
Pharao, der Gott zu feyn behauptet, von einer Mucke rafend gemachte. Abermahl bie Gefchichte Ha⸗ 
rut's und Marut’d. Moſes rettet die Kinder Israels aus Aegypten. Der Stern des Mofes erfcheint 
am Himmel ungeachtet aller getroffenen Vorkehrungen, daß in biefer von den Aftrofogen bezeichneten 
Nacht, kein Mann fein Weib beſchlafe. Moſes von ſeiner Mutter auf goͤttlichen Befehl ins Waſſer 
geworfen und gerettet. Erzählung vom Schlangenfaͤnger, der die erfrorne Schlange für todt hielt. 
Die Begebenheiten Mofes und Pharao, nach den Koran, der fie der Bibel nad) erzähle hat, mit un- 
termifchten Anekdoten von Scheiben, Propheten, u. ſ. w. Dann eine bierogiyphifche Deutung der Bei: 


> figen Zahl fieben, naͤhmlich: Erſcheinung von fieben Lichtern am Geftade, die in Ein Licht zufam«- 


menflieffen; dieſes Licht verwandelt fi in fieben Männer und dann in fieben Bäume, die vor 
den Augen der Menfchen verfchwinden, fih in Einen Baum und dann wieber in fieben Männer 
verwandeln. Erzählungen von David, Noe und anderen Propheten,’ u. f. w.- 


Bierte5 Bud. 


Erzählung zweyer Liebenden und der Wache die fie verfolgt, wieder mannigfaltig unterbrochen nad . 
ber Manier Arioſt's, ſo daß nach langem Umſchweife der Dichter wieder zum erſten Faden ſeiner Ge⸗ 
ſchichte zurückkehrt und denfelben fo lang feft hält als moͤglich. Die Welt ein Afchenherd, bie Tugend 
ein Bad. Erzählung des Gebers der unter den Spezereyhändlern von Sinnen Eommt. Erzählung 
vom Bau ded Tempels Salomon’s. Der Menſch ift eine Welt im Kleinen. Geſchenke der Königinn 
von Saba an Salomon. Wunder des Scheih Abdollah Mogrebi. Ibrahim Edhem entflieht dem 
Türken Choraffan’s. Anekdoten aus des Propheten Kindheit von feinem Großvater Abdolmothaleb 
und feiner Amme Halima, worauf erft nah manden Umfchweifen die Gefchichte vom Tempelbau Sa⸗ 
femon’s endet. Abel’! Grab. Auslegung verfchiedener Koransftellen und Ueberlieferungsfprühe. Sas - 
lomon reitet auf dem Winde. Mohammed und die Söhne Hobdeil. Kabeln und moralifche Betrachtun⸗ 
gen. Nach dem Abflande eines ganzen Buches geht hier wieder die Gefchichte des Moſes mit Pharao 
und den Zauberern fort, mit mannigfaftigen Unterbrechungen bis un das Ende des Bude. 


Fünftes Bud. 


Auslegung der Ueberlieferung: Der Ungläubige frißt mit fieben Mägen und ber 
Gläubige mit einem einzigen. Erzählung Mohammed's mit einem Araber ber fein Gaſt ift. 
Das Licht ift die Nahrung der Heiligen. Wergleih der Vernunft mit der Tafel des Schidfals; ber 
Leidenfhaften mit den Wogen und Strömen bes Meeres. Kein böfes Auge ſchadet dem Menfchen fo 


— 


= 


nun ı68 —XE 


ſehr, als das des Selbſtwohlgefallens. Die Reinigkeit der Seele wird von irdiſchen Gedanken getrübt, 
wie der Spiegel vom Staube. Auslegung der Ueberlieferung: Im Islam gibt es Fein Mönd- 
thum. Wie Vernunft und Geiſt im Waſſer und Erde eingekerkert ſind. Wie außer Gott Alles frißt 
und gefreſſen wrd. Warum Abraham den Raben getödtet. Erzählung vom gefangenen Rehe. Von 
Chowareſmſchah und Ebubekr. Auslegung der ſieben fetten Kühe Warum Abraham den Hahn um: 
gebracht. Auslegung des Sprudes: Wir ſchufen den Menfchen in der f[hönften Form. Von 
den Hunden die der Weife im Mutterleibe bellen hörte. Geſchichte der Schöpfung des Menſchen, aus 
Erde und der Dfdhınnen aus Feuer. Auslegung verfchiedener Sprüdhe: Alles was Bott will 
gefhieht; die Feder ift gefpalten nah den Dingen. Befpreibung eines alten und ſchwa⸗ 


den Sofi, u. ſ. w. 


x Sechſtes Bud. 


Erzählung vom ſchlauen Jäger, der fi mit Gras und Blumen einhüllt, daß ihn die Wögel nicht 
erfennen follten, und vom noch ſchlaueren Wogel ber ihn erfannte. Gefpräch des Vogels mit dem Id: 
ger. Erzählung vom Liebenden ber bie Geliebte fhlafend fand. Auslegung "der Ueberlieferung: Ihr 
follt abfterben ehe ihr ſterbt. Erzählungen von Belal dem Ausrufer des Gebeths. Won einem 
Derwifche. Bon Sultan Mohammed und einem indifhen Sclaven. Vom Richter und Sofi. Ausles 
gung des Tertes: Ich will fegen auf Erden einen Nachfolger. Die Erzählung des Sche- 
‚ Bes ber drey Reifenden , eines Moslims, Juden und Ehriften. Der Diebe, in deren Hände Sultan Mah⸗ 

mud fiel. Vom Karfunkeiftiere. erlangen bes Weifen nad dem Quelle des Lebens. Auslegung ver 
ſchiedener Ueberlieferungen. Zeftament des Könige ! ber ‚fin Habe dem nachläßigſten feiner drey Söhne 
vermadhte, u. f. w. 

Diefe ausgehobenen Titel der vorzüglichſten Haupeſtüce und Abſchnitte genügen zur ſynoptiſchen 
Notitz des rhapſodiſchen Inhalts des Ganzen. Als Probe das Einzelnen folget hier aus der ſchon durch 
bie Sundgruben des Orients befannten Ueberfegung des Mesnewi, mit der fi der Kaiferlich : Defterrei- 
chiſche Dollmetſch, Herr v. Auffar, in Konftantinopel befchäftiget, das folgende Bruchſtück: 


Erzählung vom Gewürzfrämer und dem Papagey , welcher das Dehl im Gewölbe 


verſchüttet. 

Es war ein Krämer, und ein Papagey, Beredſam, füßen Tons, von grüner Farbe, 

An dem Gewölbe ſaß ald Wächter er, Stäts plaudernd mit Vorübergehenden. 

Der Menſchen Sprade war ihm wohl befanıt,  - An Papagengefofe wohl gelbe. ‘ 

Als einft der Krämer ging na feinem Haufe, Lieb er zurüd den Papagey ald Wächter; 

Da fprang von gäh' in das Gewölbe eine Katze Zur Mäufeiagd ; allein der Papagen 
 ©prang auf vol Furcht um fih zu flüchten, Und brach die Blafche mit dem Nofenößt. 

Sein Herr kam aus dem Haufe nun jurüd, Gemächlich in der Bude auszuruh'n: 

Er fah die Bude und die Kleider al’ befleckt. Er flug des Vogels Kopf, daß er warb Fahl 

Und hörte auf zu fprechen viele Tage. Die Neue preßt' dem Krämer Seufzer aus, 

Er fireift den Bart, und ruft: »D web! o weh! »Die Sonne meiner Wohlthat ift verdunfelt. 

»D wäre meine Hand damahls gebrochen »Als ich des Wohlberedten Kopf berührt !« 

Er gab Geſchenke jeglihem Derwiſch, Daß nur des Vogels Stimme wiederkehre. 

Drey Tage und drey Nächte ganz beftürzt Saß er im Laden ohne alle Hoffnung , 

Und alle Schmeicheleyen wand’ er an, Daß er den Papagen zur Rede brächte. 

Da sing ganz nah’ vorüber ein Derwiſch, Mit kablem Kopf wie eine Taffe. 


"Der Papagey fing nun zu reden an, Und fprad zu dem Derwiſch: »O Unbekannter, 





RAIN RI 


„Wie miſcheſt dur ein Kahler, dich mit Kablen, 

Dus Volt belachte feinen Finfall laut, 

Beurtheil' nicht die Neinen nach dir ſelbſt, 

Die ganze Welt gebt deshalb re, 

Man hebet auf den Kopf zu dem Propheten, 

Blei ihnen, fage man , find wir Sterbliche, 

Die Blindheit macht, daß men fie nicht erkennt, 

Zwey Bienen faugen an derfeiben Blume, 

wen Rebe freßen fo Gras als Weller, 

Zwey Röhre trinten auß demfelben Teiche, 

So gibt es hunderttaufend Gleichniſſe 

Der ißt, und feine Speiſe wird nur Unrath, 

Der ißt und kochet NiAn⸗a als Neid und Geitz, 
Der iſt ein reines GErdreich, der ein Gtechted, 

Obwohl fich benderiey Geftalten gleichen ; 

Der Kenner nur weiß diefen Unterfchied, 

Wer Zauberen mit Wunderwerk vermengt, 

Die Zauberer, um Mofen zn verfpotten, 

Doch unterfhieden ſich die beyden Stäbe 

Berfluchet ift Hey Gott das Werk ber gaub rer, 

So gleichen die Ungläubigen den Affen 

Der Affe ahmt auch wohl den Menſchen na, 

Und wähnet, daß er. alles gleich ihm mache, 

Der handelt durch Befebl, und der aus Trug, 

Der Heuchler bethet mit dem Auderwählten, 

Am Zaften, Wallfahrt und Almofengeben 

Der Släub’ge wird am End’ gewiß gewinnen, 

Dbfchon fie Beyde fpielen nur Ein Spiel, 

Ein jeglicher geht feinen eignen Wen, ' 

Der ift erfreut, wenn man ihn gläubig nennt, 

Des Zrommen Nahme it durch ſich ſchon lieblich, 

Der Buchſtab gibt den Worten nicht den Adel, 

Mennft du ihn Heuchler,, o fo wird dieß Wort 

Wenn diefer Nahme von der Welt nicht abſtammt, 

Der Laut hat doch nichts Schändliches an füch, 

Der Buchſtab If Geſchirr, der Sinn das Waller, 

Das bitt’re und das füße Meer find beyde, 

Bon Einem Urquell firömen beyde aus, 

Das gute Gold wird von dem Zlittergolde 

Wenn Gott den Probeftein der Seele leiht , 

Wenn Spreu kommt in den Mund des Thiers, 

Die Spreu mengt unter taufend Biffen fich, 

Der Sinn der Welt ift diefer Erde Treppe, 

Ob iener Sinn gefund , forfch’ von dem Arzte, 

Geſundheit diefes Sinns gibt Wohl tem Körper, 

Wenn gleich der Seele Weg den Leit zerflört, 

Wohl jener Seele die am Weg’ der Liebe 

Das Haus gerfört fie um den Schatz zu finden, 

Sie nimmt das Wafler , reiniget das Beet, 

Zerreißt die Haut den Dorn herauszuziehn, 

Das Schloß zerflört fie, treibt Ungläub’ge aus, 

Wer kann den Unerforfchlichen ergründen ? 





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„Du haft gewiß auch Roſenöbl verfhütter?« 
Weit mit ſich feiber den Derwiſch er maß. 

Es iR ein Unterſchied im Worte Schir (1); 
Weil Wen’ge Fennen wahre Gottesdiener. 

Und richtet Heilige nach eignem Maß. 

Gleich uns verlangen fie nach Edjlaf und Epeife, 
Es hereſcht ein großer, hoher Unterfchied. 

Die cine fauget @ift, die andre Honig. 


"Bey einem wird ed Roth, beym andern Moschus, 


Das eine leer, das andre voll yon Zuder. 
Wohl fiebzig Jahre Weges unterfchieden. 
Der andre wandelt fie in Gottes Licht. 
Der andre mehret des Allein’sen Liebe. 
Der if ein reiner Engel, der ein Diwe. 
Rar it Das Tühe und das bittre Waſſer, 
Das Bittre von dem Guben nusstcheidend. 
Hält beydes auf Betrügeren gegründet. 
Ergriffen einen Stab dem feinen gleich; 
Bon jenem Wert, su diefem Hoher Abſtand. 
Geſegnet ik die Handlung des Propheten. 
Und Uebel häufen fi auf ihrer Bruft. 


Er ahmet nad) was er zu fehn gewöhnet iſt, 


Wie kennet wohl den Unterfchied Das Vieh! 

So ſey dann Staub auf des Nachahmers Haupt! 
Allein der Heudeley wird feine Gnade. 

Spielt Gläubiger und Heuchler nur Ein Spiel. 

Der Böfe wird in. Ewigkeit Schahmatt. | 
Verſchieden wie die Städte Merm und Rei. 

Ein jeder firebt nach feinem Eigendünfet ; 

Und der entbrennt aus Wuth beym Nahmen Heuchler. 
Doch haßlich Plingt des andern böfer Nahme. 
Das Wort, der Gläubige, macht es nicht aus. 
Sein Inn'res Georpionen gleich durchwühlen. 
Darum ergreift ihn denn ihr Vorgeſchmack? 
Meerwaſſer wird nicht Bitter Durchs Geſchirr. 
Das Meer des Ginnes ift im Heil'genbuch. 
Durch großen, großen Zwiſchenraum getrennt. 
Umgehe fie und firebe nach dein Quell. 

Nur unterfhieden durch den Probeftein. 

So wird die Wahrheit fie vom Zweifel kennen 3 
Bemüht es ſich dieſelbe auszumerfen , 

Doch der Geſchmack des Thieres wirft fie ans. 
Es if des Glaubens Sinn des Himmeld Treppe; 
Ob diefer fey gefund, yon dem Allmächt'gen. 
Des andren Sinns Geſundheit ſchadet ihm. 

So fleht derſelbe aus dem Schutte auf. 
Aufopfert Güter und Befigungen ; 

Doch Ihöner wird das Haus nun aufgebaut; 
Und leitet in den Rinnſal neue Fluth, 

Und bringes eine friſche Haut hervor. 

Umgibt es dann mit hundert Feſten Wällen⸗ 

Nur eitle Mühe wäre meine Rede. 


() Sir beißt ſowodl Löwe als Milch. Daher Schirin, milchicht oder fü 





\ anna 1 70 
Bald zeigt er dieß und bald das Gegentheil, 
Nicht daß der Staunende den Rüden kehre, 
So fleht der Eine nur dem Freund zur Geile, 
Du ſchaue Beyden in das Angeſicht 

Da’ viele Teufel Menſchenantlitz Haben, 

Der Jäger Hötet nur im füßen Ton, 

Es Hört der Vogel feines Gleichen Stimme, 
So borgt der Böfe oft des Frominen Rahmen”, 
Die Zrommen find erleuchtet und erwärmt, 
Die woll'nen Löwen find nur Betteley, 

Abu Moslema bleiber fätd ein Lügner, 
©» iſt der Wein mit Gottes Ambratiegel 


XXXC? 


Nur Staunen bleibt dem Goeterfurchtig gen über, 
Nein, daß er ganz verſenket fey in Liebe. 

Dem Andren ſtrahlt er ganz ins Angeficht. 

Und wähle dann den Dienſt beym wahren Zrommen. 
So reihe Deine Hand nicht Jedem dar. 
Damit er ſchlau die Vögel überlifte; 

Er naht, und fällt betrogen in das Neb; 
Daß er Ginfältige mit Liſt Betrüge. 

Die Böfen unverfhäamter Ränfe voll; 

Abu Moslema nennen fie Ahmed. 

Und Mohammed Die Zufucht reiner Deren. 
Nicht gleihd Dem Weine der verborfen iR. 


Erzählung vom Judenkoͤnige, welcher die Chriſten aus Partheygeiſt tödtete. 


Ein Judenkoͤnig war vom Bunte, 
An efua Irss segierte er im Land. 


"Der König fhielte auf dem Wege Gottes 

So ſprach einft zu dem Schielenden der Meifter s 
Der Schieler fagte: Welche von den beyden _ 

° Der Meifter ſprach: Es gibt nicht mehr als Eine; 
Er rief: O Meifter! ſchelte mich nicht aus. 

Als er fie brach, da ſchwanden beyde Hin. 

Statt Einer Flaſche fah er immer zwey, 

Es fchielt dee Mann auch aus Begier und Zorn, 
Wenn NMachſucht naht, verfchleyert fi die Tugend, 
Und wenn der Richter auf Beſtechung baut - 

So tödtste der Jud' aus Chriſtenhaß 

Er flug wohl Hunderttaufen® Gläub'ge todt 


Ein Zeind von Jefus, und die Chriſten drüdend. 
Die Seele Moſes, Mofes feine Seele. 

Und trennte beyde Auserwählte Gottes, 

&eh’ bringe mir Die Flaſche aus dem Haus, 
Sol id dir bringen? zeige ed mir an! 


Geb, Schiefender , und fieh nicht Doppelt wieder s 


Der Meifter ſprach: Go brich von beyden eine! 


Aus Gier und Rache fehielet auch der Menfch. 
Als er fie brach, war Feine andre da. 

Und anders den geraden, offnen Sinn, 

Und Schande übersichet Herz und Aug’, 


Kennt er den Dränger vom Bedrängten nicht ; 


Bar viele fchielend , Gott erbarme fidy! 


Und hielt fih für der Juden Stütze. 


Der MWefir lehrt dem Koͤnige eine Liſt. 


Auch ſein Weſir war uig' gen Truges voll, 
Er ſprach: »Die Chriſten wollen ſich befreyn, 

»Hör’ auf zu morden, ohne Nutzen iſt's, 

»In hundert Hüllen birgt ſich das Geheimniß, 

Da ſprach der Koͤnig: »Sage mir ein Mittel 

»Daß aus ber Welt das Chriſtenthum verſchwinde, 
Er ſprach: »O König! ſchneid' mir Hand und Ohr ab, 
„Dann laß mich füpren unterm Salgen hin, 
nDie That [ey fund dur Öffentlichen Ausruf 
"Berweife mich in ein entlegnes Land, 


s 


So daß er knüpfen konnt' ein Band aus Waller. 
»Darum verbergen fie ſich vor dem König. 


„Der Staube duftet niche wie Moschus, Ambra. 


„Dem äußeren Echeine widerfpriche das Inneres 


»Zür diefe liſtige Betrügerey, 


»So öffentlidy als im Berborgenen.« 
»Und fpalte Lipp’ und Nafe mir im Grimme, 


Dog fo, daß mich des Vorworts Ruf befreye, 


»Uuf freyer Strafie, auf dem großen Markt; 
»Daß mein Berrath fie treffe in dem Uebel. 


Verſtellung des Mefirs unter den Chriften. 


Dann fag; ich: »Heimlich bin auch ich ein Chriſt, 
„Dem König ward mein Glaube bald befannt, 

»Ich wollte meinen Glauben ihm verbergen, 

mUllein der König merkte mein Geheimniß, 

»Die Nadel ‚u ſprach er: »birgft du in das Brod, 
"us diefem Senfter ſeh' ich deinen Zuftand „ 

»Wenn Jefus meine Seele nicht beſchirmte, 
Geweiht fen, Jeſus, meine Seele dir, 

"Entfernt iſt meine Geelesnicht von ibm, 

Und fürchte, daß der heilige, reine Glaube, > 


»Allwiſſender, du Fenneft mich gewiß! 
o„Partheyiſch firebe‘ er meinem Leben nad. 
„Und fcheinbar nich dem feinen beygeſellen. 
»Verdacht erregten meine Reden ihn. 

„Bon meinem Herzen geht in dein's ein Zenſter. 
«Ich ſehe ihn und glaube nicht dein Wort. 
»So hätte dieſer jüdifh mich zerſtückt. 

»Mich überſtröme deiner Gnaden Fülle. 
„Ich kenne wohl die göttlichen Geſetze. 

n3a der Unwiſſenheit gu Grunde gebe. 


DL 0 0 zu 


„Dem großen Bott und Jeſu ſeh's gedankt, 
Bon Juden und vom Judenthume frey 

»O Menſchen! nun ift des Meffias Zeit! 
Die Lift, die der Weſir dem König vortrug, 
Was er gefage ward alſobald vollbracht, 

Zu Chriſten bin verwies er den Weſir, 


171 


Ann 


„Daß Ich den Weg zu diefem Glauben lehre. 
»Wand ic) den &ürtel meinen Lenden um. 
„Hört feine Lehre an von ganzer Seele!« 
Berbannt aus feiner Seele jeden Kummer. 
Das Bolt erflaunte über dieß Verfahren; 
Der feine Sendung alfobald begann. 


Die Chriſten geben in bie Sale des Weſirs. 


Wohl hunderttauſende der Chriſtenmenſchen 
und heimlich Deutese er ihnen an 

Dem Scheine nah war er des Volkes Lebrer. 
So wurden ein'ge Jünger des Propheten 
»Was miſcht er ſich zu und aus Rache! 

Sie fragten nicht nach Tugend und Gehorſam, 


Sie unterſchieden Haar auf Haar die Seelen, 


Die ämfig Forfchenden, Grwählten hörten 


Derfammelten fib nach und nad um ihn, 
Des Evangeliums Geheimniß und die-Lehre. 
Am Innern fodt er nur zum Ne heran, 
Umgarnet von dem Truge der Dämonen, 
»Zu unf’rer Andacht, unf'rer Reinigkfeit.« 
Nur nach den Zehlern, die am Tage liegen. 
Wie man die Roſe von dem Epheu kennt, 
Die Echre ded Propheten fleifig an. 


Die Chriſten gehorchen dem Weſir. „ 


Die Ehriften gaben ibm das Herz dahin, 

An iprem Bufen pflanzten fie die Liebe 

Mit einem Auge, ihn, den Antichrift. 

D Gott! viel find der Körner, viel der Nebe, 
Wir fallen alle Augenblick in's Netz, 

gwar du befrenft uns alle Augenblide, . 
Wir Faufen immer Korn in unfrer Scheuer, 
Doch Kann ed nimmer der Verfland ergründen, 
Die Maus grabt immer fort in unfrer Scheuer, 
Wend’ ab zuerft, o Seele, diefe Maus! 

Hör an, das Wort ded einzigen Propheten: 
Wenn keine Maus in unfrer Scheuer wäre, 
Barum wird nah und nad der Faſte Werth 

Es fpringt der Zeuerfunte aus dem Stahl, 
Allein der Dieb, der in der Zinfter Iauert, 

Und tilgt die Zunfen einen nad dem andren, 
Wenn taufend Nege um den Zuß ſich fdhlängen, 
Es waltet deine Gnade über uns, 

In jeder Nacht entfefleif du die Geiſter 

Vom Käficht find die Geifter frey bey Nacht, 
Der Eingekerkerte weiß nichts vom Kerker, 

Die Sorgen von Gewinn und Schaden ſchwinden, 
Die if der Werfen Zuſtand wenn fie wachen. 
»So Tag ald Nacht das Thun der Welt verfchafend« 
Wer in dem Schriftzug diefe Hand nicht ſieht, 
Gin VBorgefhmad Hievon ift jener Weifen Zuſtand, 
Die Seelen wandeln in den Feldern Gottes, 
Mit Lodgefang sicht du uns in das Neb, 

Wenn ſich die Morgenröthe glänzend naht, 

Der Morgen Schöpfer gleih dem Esrafil 
Entfaltet in dem Körper er den Geiſt, 

Entfattelt ehe der Seele Renner da, 

Allein fobald der junge Morgen graut, 

Daß er am Tage ihn zurückzieh' von dem Felde 
O dafi er diefen Geiſt wie Siebenſchläfer, 

Daß von der Sündfluth des Verſtands erwachend 


> 


D was vermag die Kraft das Volk zu äffen! 

Und Hielten ihn für Jeſus Stellvertreter, 

Allmächt'ger, Hülfe! Beſter aller Helfer! . 
Wir find die Vögel, vol von Zraßbegier. 

Und jeder dünkt fi Zalfe und Simurg. 

Doch immer eiten wir dem Zanftrid zu. 

Es mehrer fi und mindert fi dann wieder, 

Daß uns die Lift der Maus den Schaden bringt; 

Und ihre Lift verwüſtet fie bald ganı. 

Dann fehe deinen Eifer in dad Sammeln. 
»Berfammelt muß der Geiſt beym Bethen ſeyn. 
Wo wäre wohl das Korn fo vieler Jahre? 

Nicht angebäuft in unfrem Körnerboden? 


Unud alsbald zieht der Zunder ihn an ſich; . 


Streckt raſch den Zinger nad) dem Funken hin, 
Damit vom Himmel Feine Zadel Teuchte. 

So flieht der Sram, bift du mit uns vereint; 
Was follen wir verruchte Diebe fürchten ? 

Am Schafe von der Körper fhmwerer Hülle, . 
Sie ruh'n, fein Herrfcher, Fein Beherrſcher bleibt. 
Der König ſelbbſt vergifit fein Königreich. 

Die Phantafie von diefem und von Genen. 

Gott ſprach: »Sie find es welche fchlafen, 

Gleicht er der Feder in der Allmacht Hand. 

Der wähnet, daß der Feder Werk es ſey. 

Dem Volke nur raubt allen Sinn der Schlaf. 
Und ruhig ſind die Geiſter und die Körper. 

Und alles lenkſt du nach Gerechtigkeit. 
Des Tages Vogel ausſpaunt fein Gefieder, 


"Den Dingen ihre Zormen wieder gibt, 


Und macht damit gleichfam die Körper ſchwanger. 
Des Todes Bruder, beißt es, iſt der Schlaf. 
Legt er dem Zuß die Banden wieder an, 

Und von der Wiefe unter feine Laſt. 

D daß er ihn, wie Noah’ Schiff beivahrte! 
Befreyet wäre Heri und Aug’ und Ohr. 


92 " 


XXC.Xx 
° . 
Wis viele Siebenfchtäfer wandern nicht 
Der Freund, die Hölle ift, mis ihnen ſtäts. 


. 


Bi du es, ſprach zu Leila der Shalife, - 

Du biſt niche reißender ald andre Schönen. 

Der Wachende, er lieget oft im Schlafe, 

Wenn unfre Seele nicht mit Gott ertwacht, 

Den ganzen Tag bie Seel' vol Phantafien, 

Sie hat nicht Freud' und hat nicht Troſt und Glanz, 
Der iſt in Sclafe, fo die Phantafie 

Zür die Huri nimmt er im Schlaf den Diw, 
Den Saamen des Geſchlechts gießt er in Unrath, 
Schwach fühlt er feinen Kopf, befledt den Körper, 
Der Vogel fdyläge den Zittig, und fein Schatten 
Der blöde Jäger iagt dem Schatten nad, 

Er weiß nicht, daß es nur ein Schein des Vogels, 
Den Pfeil ſchießt er nach diefem Schatten ab, 
Des Lebens Köcher leeret ſich, es ſchwindet 

D wäre Gottes Schatten doch fein Leiter, 

Die Diener Gottes find nur Gotted Schatten, 
Ergreif’ drum ihres Kleided Saum bebende , 
Der Schatten firedt fih wie Der Srommen Bid, 
Durchwalle ohne Führer niche dieß That, 

Seh’ aus dem Schatten, finde auf die Sonne, 
Und weißt du nicht den Weg zur Hochzeitfeyer, 
Und wenn der Neid dich würget auf den: Wege, 
Et raubt aus bloßem Neid des Nenſchen Ruhm, 
Nichts Steileres kann auf dem Weg fi finden, 
Des Neides Haus, erfenn’ es, ift der Körper, 
Wiewohl ber Körper ift des Neides Haus, 

Der Reinheit Spruch ift: Neinige dein Haus! 
Sobald als du Neidiofe mit Neid plagft, 

D werde Staub, leg Frommen dich zu Züßen, 


BI IR 


In diefer Welt, vor dir und Hinter die. 
Dos Siegel iſt auf deinem Aug und Dir. 


Geſchichte wie ber Chalife Leila ſah. 


Die den Mebfchnun verwirret Hat? 

O ſchweige, ſprach fie, du biſt nicht Medſchnun! 
Dieß Waren iſt weit übler als der Schlaf. 

So ſetzt das Wachen einen Damm entgegen. 

Von Schaden und Gewinn, von Furcht und Elend, 
Hat keinen Weg mehr zu dem Himmelreich. 

In Hoffnung wandelt, und darauf fi ſtutzet. 

Er wohnt ihm bey mit Tüfterner Begier, 

Er koͤmmt gu ſich, und die Erſcheinung flieht. 

Am! alles dieß für's eitle Gauckelbild. 

Eilt auf der Erde gleich eim andrer Vogel. 

Doch bringe Ihin diefe Eile keinen Ruben. 

Er weiß nicht, mo des Schattens Urfprung ift. 

Und leert den Köder, jagend nach dem Bild, 

Im Eilen, in der Hitze diefer Jagd. 

So mär’ er von der Phantafie befreyt. 

Todt find fie für die Welt, Ihm leben fie. 

Daß du dadurch zur Seligkeit gelangft. 

Se tft der Leitflern zu dem Lichte Gottes. . 
Sprich mit Chalit: Ih Haff die untergehm. 
Ergreif' den Saum des Echeich’d von Tehrif, 


So frag’ Hoffampgddin, den Lichtfirahl Gottes. 


So wiſſe, daß im Neid der Satan dich beſtürmt; 
Und mit der Seligkeit Friegt er aus Neid. 

D Südlicher! den nie der Neid begleitet, 
Zamilien find ganz vom Neid befleft; ‘ 
So reiniget doch Gott zuleht die Haus. 

Der Schatz ift Luft, der Talisman iſt Staub! 

Werd' dein Gewiſſen von dem Neide ſchwarz (1) 
Und fireu’ , wie ih, Staub auf den Kopf des Neides. 


Die lyriſchen Gedichte Mewlana's. 


Eben ſo viel geleſen, und viel geſungen im Morgenlande, als wenig geſehen und bekannt im Abend⸗ 
lande, war der Diwan Mewlana Dſchelaledddin Rumi's bisher in Europa ein wahrer Phö⸗— 
nix, von dem der Araber ſagt: »Dem Wort nah genannt; ber That nach unbekannt.« 
Ein (ehr glücklicher Zufall fegte und, trog der Schwierigkeit zu diefem Diwane zu gelangen, in den 
Kal, zwey flatt Einen zu benügen, nicht zwey Abjchriften desfelben Diwans, fonbern zwey dem Inhalte 
nach großen Theils verfchiedene , beyde unbezweifelt von Dfhelaledbin Rumi. Der eine (600 
und einige Gaſele enthaltend), von Herrn Dollmetfch » Sekretär v. Huffar eigenhändig auf das Zier- 
fichfte abgefihrieben, und der Eaiferlihen Bibliothek zu Wien jüngft zum Geſchenke dargebracht: der an: 
dere (über 800 Gaſele ftarf), ın der Sammlung des Herrn Grafen von Rzewusky, fhon im Jahre 
der Hedfhira 737 (1336), alſo nur 77 Jahre nad dem Tode des Dichters geſchrieben, ein dicker 
Folioband von großer, leſerlicher Schrift, und für das hohe Alter von bald einem halben Jahrtaufend 
fehr gut erhalten. Diefes Manufeript hat noch vor anderen Sammlungen Iprifher Gedichte den feltenen 








40) Hier endet die Probe der Ueberſetzung des Herrn v. Huſſar. 


XXX 1 73 ru 


Vorzug, daß die Safele nicht nach den Endbuch ſtaben ber Reime in alphabetifcher Orbnung, ſondern 
nad) den verfchiedenen Sylbenmaßen in fünf Abtheilungen zufammengeftellt find. Die Aechtheit bes aus 
Konftantinopel eingefandten, und nad den Handfchriften der dortigen Mewlewi's zufammengetrages 
nen Diwan’s ift wohl begründet, und wider die des 500 Jahre alten Manuferipts Fann um fo wenis 
ger ein gründlicher Einwurf erhoben werden, ald außerdem, daß bie meiften Gafele in beyden Dimwa- 
nen biefelben find, bie anderen von demfelben Geift befeelt, diefelbe Gluth und dasfelbe Leben athmen, 
und faft immer: mit ber Anrufunn Shems Tebrifi’s fchliefen. Sollte aber. wider die Aechtheit 
einiger bderfelben ein Zweifel geltend gemacht werden Eönnen; fo könnte derſelbe nur die in der 500 
Fahre fpäteren Sammlung eingefchalteten, und in der früheren fehlenden, Gaſelen treffen. Bey 
manden Stüden derfelben, wie 3. ®. bey den dem bdoppelgereimten Bruchſtuͤcke Senaji’s, und 
den mit türkifhen Werfen untermifchten Gaſelen, ift diefe Einſchaltung offenbar am Tage. Es folgen 
hier zahlreiche Proben aus beyden Diwanen, aus dem erften folde, die ſich im zweyten nice 
finden, nach der Ordnung der Sylbenmaße, und einem Verſuche, , diefelben ın der deut fchen Ueberſe⸗ 
gung nachzuahmen. Wenn ber Weberfegungs » Verfuh aus dem erften Diwan, wegen der Armuth ber 
deutfchen Sprache, die Mühe der Nachbildung nicht dankbar lohnt, fo hoffen wir doch, daß die zahl: 
reihen Proben aus dem zweyten durch ibren Gehalt (das wahre Alkohol der orientaliſchen Myſtik) 
ben Beyfall der Leſer verdienend, die Arbeit der Ueberſetzung belohnen werben. 


Aus dem erſten Diwane Dſchelaleddirs. 
ı. Bahr Redſcheſ. 


— ⸗ DU U] m a — - 


Mostafikum Mostafilun Mostafilun Mostafilun. 


Ei aaschikan Ei aaschikan imrusi ma imu schuma. 


D Liebende! o Liebende! anheute find fo wir als ihr 
Hinabgeſtürzt in tiefen Abgrund! wer erkennt uns ferner noch? 
Wenn Weltenftrom Hochfiutpend wogt, gehn Wogen den Kaıneelen gleich. 
Meervögel quält dann Sorge nicht was leiden mag manch' Kind der Luft. . 
Mein Angefichs.ift Hoch entflammt, ich Penne Meer und Waffertvogen, 
So wie der Zifh neu achmet auf in Meereöflurm und Gündenfluth. 
O Scheich, gib mir Schürze! D Meerfluth , verſchling' im Abgrund mich! 
O Moſes, Amran’s Sohn, erfhein mir auf dem Meer, flag mit dem Stab! 
Stäts bringe mir in Kopf der Wein ſtäts neue Lu, und andren Wunſch. — 
Doch Schenkenluſt bleibe immer gleich in meinem wie in eurem Kopf. 
Edgeſtern nahm noch diefer Weinfhenf trunfnem Mann Schlafhaub’ vom Kopf, 
Heut gibt er Wein auf Wein, damit ausziehen mög’ er ihm das Kleid. 
D Eiferfucht von Mond und Zeus , Perien gleich vor uns verſteckt! 
Stäts bleibeſt du mein Augenlicht, ſtäts bleibeft du mit mir vereint. 
Willſt du, fo ziehſt bu mich ind Dafeun Hin, und wenn du wıllfE ind Nichte. 
Berg Einai ift uns die Welt, wir fehnen uns wie Mofes bin. ‘ 
. Aufſtrahlt Verklärung uns von dort für ſtäts, es reißt entzwey der Berg. 
. . Ein Stüdden Srün, Ein Stückchen Stroh, das wird geſchwind zu einer Blume. 
O du, wenn du Juwelen ſchauen willſt, ſchaue fie im Berge bier. 
34 tein® nicht Wein, ich ward beraufcht hinlänglich fhon vom bloßen Schalt. 
Weingärtner 0! Weingärtner 0! warum bift du auf mich fo bös. 
Nur Trauben trug ich dir davon, du trugft den Kopfbund mir davon. 





7 27 7 zu | 7A XXXX 


Chosch mi girisi her tarâf es halkai mani meliun. 


Grob fliebeſt du gi’ Orten Hin aus unfrem Kreif’ ‚„-Iäugn’ es nicht. . 

Du ſtrahlſt ald Tag lichkofend ſtäts, wir find die Nacht gleich Hintendrein. 
Un jedem Ort, wo bu nur bit, wir Eommen bin, o Täugn’ es nicht. 

D Zrüplingsfonn’, du Haf die Flur mie Prachtgefchmeid’ neu bededt, 

Und ohne dich noch wären wir im Froſt verfenft, o Täugn’ ed nicht. . 

D Sonne du, du biſt im Haus Näahrmutter uns im Schatten noch; 

Denn ohne dih, Nährmutter, find wie ganz allein, o laͤugn' es nicht. 


2. Bahr Reml moffemen. 


⸗ 


Failatun failatun failatun failun. 


Ischk ender fasl u ilm u defter u evrak nist. 


Lieb' iſt nicht in Schrift und Buchkram, Lieb' iſt nicht im Tugendſchatz; 
Was das Volk auch fabeln mag, dieß Alles iſt doch Siebe nicht. 
Nur im ew'gem Grün gedeiht Fruchtaſt der Lich’ mit Segnungen. 
Diefer Baum Füge fih auf Pleias, Himmel und Miihftraßen niche. 
Abgeſetzt bleibe ung Vernunft, und nur Begier gibt uns Geſetz. 
Solche HH’ ziemt nice Vernunft , dir ſolche Eigenfhaften nicht. 
So lang’ du bift Liebender, fo lange wohnt die Sehnſucht bey. 
Umgefchrt wenn bu geliebt biſt, ift auch Sehnſucht weiter nicht. 
Schiffer flehn voll Sorgen, fo lana’ Bretter Zuflucht ihnen find, 
Uber wenn Schiffmann nicht iſt, iſt Untergang weiter nicht. 
Schems Tenrifi' Ha! das Meer biſt du, die Perte auch bift du. 
Dürchaus daper blos Geheimniß iſt in dir und Andres nicht. 


Chuischra tschun chari didem sui gül bi girichtem. 


Als ih Dorn mich fah , zum Roſenbuſch ich Zuflucht nahm in Gile, 

Als ich fauer mich ſah, mit Kandelguder ſchnell ich mid vermifcht”. 

Als ih Topf vol Gift mich ſah, ſchnell zum Teriak daher ich Fan. . 
Als ih Weinſchenk Hefen fah, Unſterblichkeitsquell darein ich g0ß- P\ 

Als ih blind am Aug’ mich fab, an Jeſus Hand anlegt‘ ich ſchnell. .. 
Als ich ganz unreif mich ſah, an reife Frucht hielt ich nich feft. 

Liehesftaub ward Augenſchminke mir für Geiſt und Seele gleich. 
Haare riß ih aus, es that Surme (1) das Haar ausreifiend Dienf's \ 
Wind bin ih, du Zeuer; Wind Hat Teuer lichtloh angefacht- ‘ 


Newbehara dschani maji dschihanra' tase kun. 


Sreüpling biſt du Seele mein , du erneu’ nun diefe Welt, 

Wiefen frifch’ nun wieder auf, Luſthaine mach' mit Roſen nem. - 
Roſen find vol Schönpeit und der Vogel weiß nun Lieder fchön. ‚ 
Ohne Oſtwind ift die Luft todt, mach’ den Oſtwind wieder neu. . 

Die Cypreß und Lilie firedt nun voll von Freyheit aus die Zunge. 
Hyacinth mie Tulpen oft nun, Treue map’ du wieder neu. 

Die Platan' ſchlägt Pauden und die Pinie ſchlägt mit Händen Taft. 
Turteltaub' girrt füßes Lied, mach' At tar's Gedichte mir wieder neu. 


—— ——— — — — —— ——— — — 
G) Surme heißt die Augenſchminke ſowohl, als das Mittel, deſſen man ſich in Bädern bedient, die Haare 
wegzubeigen. Ä . 





un 175 AREA 2 


Eich wie Rofenfteäuche aufſtehn und wie Veilchenbuſch fich neigt. " 
-Mebenlaub fällt ganz zur Erde, mach’ Gebeth num wieder neu (1). 
. Roſe wünfche ſich Nichts als Ruhſtand; ſchlecht geſinnt wuͤnſcht Dorn nur Krieg. 
. Stehe auf, Amik! und Afra’s Zeiten mach' Du wieder neu. N 

Donnerwort fallt, Wolken giefien Moschus auf Die Erde aus. 

Rofenhain waſch' dirs Geſicht, wald” Fuß und Kopf, mad’ Alles neu. 

Heimlich kommt Narciß sum Bülbül, ſendet heimlich füßen Blid. 

Maſtix mad’ durch ausgepichte Flöten Lieb’ und Tonkunſt neui 2. 

Gruͤne Flur, Cheiſer's Kleid, fie ſpricht laut: Stehe früh im Frühling aufı 

Blumen gleich mach’ jetzt der Heiligen Geheimniß wieder neu. 

Disfes Dreyblatt, diefe Lilie, und Jasmin fie ſprechen al: j \ 
Sieh im Stillſeyn Alchymie, mach” Alchymie nun wieder nei. 


3. Bahr Heſedſch Achrab. 


m — U Du. — — 9 va 


Mefailu Mefailun mefulu mefailun. 


Ein einziges Wort Hör" von mie wenn du Schmahungen entgehen wilß. 
Ich bin Dpiunfad, hüth dich, mich gu eröffnen hüth' dich. j 
Wirf Teuer auf mid, wirf's au! Ha, Feuer! was kanns mir hun, 
Der hundertley Gluth dem Weltbau hundertley Lift zuwarf? 

Wäre Himmel nur Kopf und Erde Fuß, beyde nur Kopf und Zuß, 
So würde ich ſiegreich beyder , Diefer und jenes Herr fgyn. 

O reines Getrank, Wein, ganz rein im reinen Gefäß des Herrn! 

Trink, trinf als Arzney, denn bey und gehet der Raufch. vor. 


8 L} 


. Bügüsescht mehi ruse iid amed u iid amced. 


Saſtmond iſt vorbey, Feſt ift, der Faſtmond iſt vorbey, Feſt if. 

Fluchtnacht iſt vorbey, Der Vielgeliebte gekommen iſt. 

Iſt Morgen getreu wird deine Afra, zum Wamit gleich, 

Und dein Geliebter Liebende und der Jünger Scheich. 

—Sie zanket, ich feh’ mit Liebesblick, für das Gift dank" ich, ’ 

. Sieh aus beflecktem Leil’ rein entflohn die-Seel’ ifk mein. 

Hoch, rein wie die Sonne, if iedesmapt fie dem Leib entflohn. 

Durch füßen. Genuß aus dem af find Herzen die unterthan. 

Die Seelen fobatd fie'd in Erfahrung gebracht, Läuft gu. 
Viel Buße, die ziemt, gerfprang au deinem Geſtein entzwey. 
Biel Fromme, fie kommen su und Klausner gerriffenen Kleids. 
Drey Monde Hindurch Fam auf entweihete Sur Fein Hauch, ’ ‚ 
Da kam aus geheimen Drt, dein Zräbling mie Blüthenhauch. 


* 


Imam ber kafri tu ei schah tschi kes basched, 


‚Was iſt Religion, was iſt vor die Unglauben,, Schah ? 
Simurg, der die Welt durchmißt, iſt Zliege vor deinem Aug’. 
Lebendige Fluth des Glaubens und des Unglaubens Staub 
Sind beyde vor der Gluth was Neifig im Zeuer if. 
Die Seele Hat Glauben’, der Diem der Seele ifis. 
. 3m Stauben verſenkt ift Das Herz , was braucht es die Geer’ allhier! 


— — — — —e —— — ————— — 








⁊ 


(1) Die Roſen machen Kiam, die Veilchen Ruſkaat, die Weinblätter Sud ſchud; das ſind die drey Akte 
des Sitehlens, Verbeugens und Niederwerfens bey jedesmahligem Gebethe. | 


unun 176 mem 


Unglauben ik Nacht, der Glauben Lampe wenn Genn’ aufgeht 

Spriche Stauben zum Ungiauben beyde verfchtwinden wir. 

Der Glauben if Religionspferd und die Seele Wefir (1). 

Wenn aber der Shah kömmt, was brauchts Pferd und Weſir alsdam? 
Sonſt immer voraus ging Glauben, hintennach Unglauben. 

Iſt Kerze des Leibs Seele dir, brauchts vorn und hinten nicht. 

O Schemfetstebrifi! deßhalb biſt fo erhaben du. 

Weil, wer nicht wie ich ſteht rc am Grunde, zu dir nicht kommt. 


‚ Ei chaki kehi pajet riscki feleki budi, 


‚ . Du, deflen befaubten Fuß der- Himmel anblidt mit Ned, 
Urfprunglich it meine Seel’ und Deinige Eines nur. 
In finefifhen Mablers Haus fah ein Gemälde ich 
Das Menfchengefihtern und Engeln Seelen gekeßet und Blut. 
Biel Worte der Wahrheit rup'n im Herzen verborgen Nachts, 
Biel Lichter der Wahrheit glanzten Zweifelsgefichtern auf. 

. Ich ſprach zu Hiaf, bi endlich Zreyer Mahmud's geworben: 

Wer hat mit den Schah dieß angefangen? O Zbi ki! 
D Hund, der mit Siebenſchläfern gina in die Höhle ein, 
Wirk endlich zum Löwen Gortes , warf doch ein Hündlein nur? 
O Fiſch in der Sluth, fu’ dich zum XBafler su tragen bin. 
Am Anfang’ der Welt zupt’ au unter ven Waflern ein Fiſch. 
Schemſet⸗tebriſſi, gleich gefärbt mit dir ſteh' ich auf, 
Ein Todter ih zwar, doch du falziges Meer ringsum. 


A. Bahr Kemt. 


- - Ir - - 17 - —- 
. Failatun failatun failatun failatu.' 


Murgban ki kenun es kafesi chuisch dschudajid (2). _ 


Ihr Vögel, die ibr Heut’'gen Tags vom KRafıcht getrennt ſeyd, 
D zeigt das Seficht , faget wo feyd ihr? Wo ihr num ſeyd, 

- An die ſem Gewäſſer find eure Schiffe zerbrochen. 

Komme, Fiſchen vergleichbar aus den Meerfiutben hervor icht. 
Entweder die Zorm ik nun in Gtüden zerbrochen, 
Oder es emtwifchte ber Hand mit dem Metz auch die Beute. 
Heut’ ſeyd ihr das Holz eigener GSluth, ſeyd es für heute. 
Oder es iſt Licht Gottes erſtorbener Zeuerzeug heute, 
Veſtilenziſcher Wind ging, der gefroren Euch Alle, 
Dder it Lenzodem erkanden wo immer ihr geher ? 

In jeglichen Worte von Euch liegt frifde Veriüngung, 

Wiewohl ihr den Mund zu eröffnen nicht Noth habt. 
Was für Perlenſchaz ward im Beitmörfer geſtoßen? 
Ha dieles ik Augenſchminke, o reiht fie ein, reibet fie Reißig! 
D ihr, wenn des Todes Stunde mit Qual Euch Fb genaht, 
Wird euch die Erlaubniß zum zweytenmahle au Theile. 
Ob Inder, ob Türfen lafig Euch waren, das wird Har, 


= 





(1) Anfpielung auf das Schahfpiel; dad Pferd und der Wefir beifen bey uns Reiter und Königinn. 
(3) So wie im erſten Verſe, iR durchaus der Pprrichius, derden Ders im-Schema anhebt, abgefchnitten, umd nicht 
ein Ders (im Originale eben fo wenig ald in der Heberfegung) dem gegebenen Schema vollfommen getreu. 





ET V TV RT 09 1 m DV UV 


Am Tage wo aufdecken ihr werdet den Schlener der Wangen. 
D Schemfetetebrifi! was gebührt Andres dir wohl? 
Bey Sort ed gebührten Dir auszeichnende Ehren. 


Mehtab ber amed kelekes gur ber amed. 


Mondnnachte find wieder gefommen, aus Gräborn bie Gurken, 
Und aus dunkelem Sand iſt Geile des Bibers gekommen. 
Von ihm, deſſen Pinſel gemahlet den Jeſus, und den Moſes gemahlet, 
Iſt Pofauneugetön Durch wunderthätigem Odem gekommen. 
Sn dem Mörfer des Glücks iſt die Gnadenperle geſtoßen, 
Eich Hundert der SGottedaugen bier aus Herzensgrabern gekommen. 
Staubherz, was für Nachricht von Wärme des Frühlings haft du? 
Keil Karawanen von Ameifen aus Ichwargem Staub find gekommen. 
Bom Meere des Honigs was hat wohl diefe Biene gefeben ? 
gu dem Moschus des Honig find Die Bienen in Heerden gekommen. 
Ein ſchwaches Gewürm, wie ba du zum Magasin Wege gefunden, 
Wo Seide gefponnen und roh in Menge gelommen? 
Wie Haben die Muſcheln, ohne Seficht, ohne Gehör, Nahrung gefunden, 
Daß Perieufhäse darin endlich zum Borfchein getommen? 
Wie, ohne den Anſtrich bat die Roſe die Farbe gefunden, 
Womit fie bedeckt unter dem Schlever erglänset? . 
Wie hat Stein zu dem Lichte-die Straße gefunden, 
Dat ad Eifen er nun und als Juwele verfender die Strahlen? - 
Welch rofiged Bett Lächelt aus lehmichtem runde? 
Aus perſiſcher Schminke was ift für ein Campher gekommen? 
SGlucksſtern des gerechthandelnden, fiegreichen Gebiethers, 
Was iſt uns durch dich vom geſchlagenen Heer für ein Sieger gekommen? 
Ein einziger Apfel der Schönheitsflur fiel mir in die Augen, 
Aus jedem gefpaltenen Apfel find Huris zum Vorfchein gekommen. 
Huris, wie fie Famen , da lacht’ in dem Herzen der Upfer, 
Dom Lächeln iR Gramnoth am Ende berausgefommen. 
Die Drangen und fein Raufdy und des Trunknen Benchmen 
Iſt nicht vom Wein, nein! aus Dem Herzen der Rebe gekommen. 
Als Shemfetstebrifi die Empörung aufgereget. 

AR aus dem Aufgand der Seel’ diefer Mond Hergefommen. 


5. Bahrol munfarid. 


— TU — v- U’ - - I - vv - ti - 
Mufteilun Mefailun mufteilun mefaitun. 


Ei nev tschu mahi aiman mah gudscha ve tu gudscha, 


Suntelndes Licht mie Neumond, ſag' mo IfE der Mond unb wo bift bu? 
Mondesgeficht Hat folhen Stanz, ſolchen verklärten Schimmer nicht. 
Alles verliebt fiid in den Mond , aber der Mond it Selave dir, 
Geufjend aus ram, auffiöhnend laut, liebeverwirrt, o Bott! o Gott! 
Sonne und Mond, fie bethen an Schimmer der Wangen als Gluth 
Jeglichesmahl, wenn dein Phantom Sonne und Mond vorübergeht. 
Did zu verehren kam der Diond geftern daher anbethungsweiſe, 
Liebende @iferfucht erſcholl halenden Rufs: D geb und komm! 
Wandle umher auf Erden, daß Seelen entblühen lieblich bier , 

Engel den Kopf vom Himmelsdach neigen zur Erde aus Begier. 

Wenn vom Geficht ein einziger Biitz fpringee hervor ald Himmelslicht, 
Leget das Herz die Hand auf Aug’, es zu bewahren vor Unheil. 


3 


p WW vs 176 TUT 


Alter Seru der Hergensfiur , alle Schalt dei Zrühlingsmends, 

AUes verſchwandſeit geſtern, wo du did getrennt haft von mir. 

Gelb if die Zlur vom Trennungsſcherz, gelb wie im HehR vom Our. 
Wie fommt der Lenz zu uns nun ber, daß wir erbliden deine Wangen? 
Aechzend von Echmerzen lag mein Herz geftern am Thor von Deinem Gau, 
Eiche da ging dein Bild vorben, fah es in viefem Zufand dort. 

Gage: So ſprachs zu ihm, woher fol ein Geſchick befallen di? 
Heimlich entwilcht ed dann und geht wegen der Enge bes Auges fort. 
Sprach es, und ging davon; allein Suße des !Borts beilte num 

Gaãnzlich mein Herz. D Herr, o Herr! wolle vergelten es dem Arg. 


. 


dar mera tschu uschturan bas mehar mikesched. 


Wie das Kameel zicht mid dee Freimd wieder beym Gtrid zu fi. zurück. 
Zrunfnes Kameel, au welchem Strick ziebet er dich zum ſich jurüd? 

Seele und Leis And beyde bin, denn es zerbrach die Flafche er, 

Band mir den Hals und brachte gu Handlungen mich, zu welchen, ach! 
Angelnd er ging, und Siſchern gleich zog er ins Trodne mich heraus. 
Segen den Herrn der Jagden zog er des Hergend Rebe hin, 

Gr, der die Wollen ald Kamerlrcihen des Himmels orduet an, 

Der als der Schenke Wüfteney'n, Quellen und Teiche ſchenfet ein. . 
Hört wie der Donner Paucke ſchlagt. Sanzes und Theil find lebendig, 
Seibſt in Das Mark des Aſtes dringe Rofengeruch und Früblingsduft. 

Gr, der ins Korn den Keim sur Frucht heimlichertweil” gelegt hat 

Biehet den Baum der Herzgebeimmniffe empor ans Licht. " 
Srühlingsgeivand vermindert im rauſchigen Dunf der Gartenfinr;, 

Wenn glei der Bram noch gefkern hin zum Dienſte des Weins gezogen hat. 


Hari mera tschu o kuned kari diger tschira kunem, 


Wenn das Geſchäft für mid er macht, anderer Gefchäft, was fo ih machen? 
Hab’ ih von feine Munde Zuder gekoſtet, Brauchts uicht andern. 

Sol ich, von Roſen entfernt, was in den Dornenhecken machen? 

GoU ih, wie Nachtigallen, Dann wegen der Nacht den Diorgen meiden? 

Erinfe ih Wein, fo Koh deßhalb doc, der Verſtand nicht aus dem Kopfe. - 
Soll id das lintre denn wie Edensgefilb zu ober machen? . 

Da ich mid folhem Mopdgelichte geweiht mit Saum und Gürtel, 

Soll ic für jedes Gternenbild anderen Entſchluß Ber Liebe machen? 

Soll ich der Erde Ruhm bis zum fiebenten Himmel tragen ? 

Engel beneiden mich! was fol Erbsnerinnerung mir daun wachen? 


Aus dem zweyten Diwane Dſchelaleddin Rumis. 


> Aus dem Buchſtaben Elif. (A). 
Pisch türa pisch türa Abul-wefe, 


Bor allem, treuer Bruder , thu’ ' Bersiht auf Ich und Wir, und fomm: 
Auf Wir und I versichte du, Daß du nit Du ſeyſt und nicht Wir. 
Hor’ auf-zu fagen: Gott iſt groß! ‚Und Halt an unf’re Größe dich. 

Es fprady das Loos; du ſagteſt: Ja, j Der Dank des Ja it Unglüd nun. 

Des Ja Geheimniß bin ich ſelbſt, Der in der Jemuth mid bewege. 
Verlaß den Ort, verlaß ihn nicht, Wo if der Ort, Dir (Enge, wo? 

Sey rein von Einn und werde Staub, Daß deinem Staub’ entfproße Gras. 


BifE du dann Heu, verbrenn’ dich ſelbſt, Daß Seiner Giuth entſtrahle Glanzz 





XX 1790 manum 


und SIR du damn verbrannter Staub, SR deine Afh’ der Weiſen Stein, 
r Schau die verborgne Alchymie, . Die ih aus bloſſem Staub enfchuf, 
Die mit der See das Land geſchmückt Und mit dem fehwarzen Rauch die Luft, 
Die Gtelen nähert durdr Ein Stüd Brot, Dur Einen Hauch den Leib belebt: 
Gib deinen Geiſt für folhes Grad, Zur Großmuth wird die Armuth fe 
Die Seel’ ift voll von Seiner Maht, Entführe ſelbſt die Seele dir! j 
\ Genug des Wort s, num ſchweig' ih ſtil, Denn mehr ald Wort iſt Schweigen werth. 


Isehk ber dil minihed bünjadra. 


Die Liebe gründete auf’ Her; den Bau, Weil fie zuletzt die Seele nur verlangt. 

Auf diefe Weile werden Gclaven freu ; Denn durch die Liebe werden Gclaven frey. 
Ehofru, Shirin, genießen höchſtes Sid; Die Seufzer, Gram und Schmerz find für Ferhadv. 
Das Beil Ferhad's am Berge Bifutun, Zerfſpaltet Beifen, hart wie feiner Stapf. 

D Hätte meine Mutter nie geboren mich, Wenn folches Loos beſchert mir ward allhier. 

Ob deinem Saar, woraus der Moschus haucht, Hab’ ich den Bur des Kammes liebgewonnen. 

Lich’ Seelen und verfireu’ die eigene, Ich ichre di, daß dir Vergeltung wird. 

Das Lied von Schem feddin Tebrifi Hat Aegypten, Syrien und Irak erobert. 


Ei Chodseha nemi bini in rusi kiametra. 


O Chodſcha! ſiehſt du niche den Tag der Auferſtehung, Und diefen Zuffuf, fehön gebaut, mit jartem Wuchſe? 
D Scheich! ſiehſt du nicht das Kleinod unfres Scheiches, Dieb Strablenlicht, und diefe Hohe Maieftät? 
Und ſiehſt du nicht, o Zürf! dieß Königreich der Seelen, Und diefen Herrfchaftsgarten , diefen Zlor des Glücs7? 
Wer von und Beyden ift ein Rare? O Lebensfroher! Belcheere mir das Glas, und inge fort den Sram. 
Zu was der Sand, wenn Fluth da ift zum Wafchen? Sobald das Feſt aefommen, höre das Zaften auf. 
Wenn du den Rohen und den Widerfpenfl’gen ſchmeichelſt, Bir du belohnt durch Schönheit für dein gutes Wort, 
D Wahrpeitsfonn' Tebriſi! du, der Seelen Oſt, Bon deinen Strahlen wird erwärmet unfre Sonne. 


Aus dem Buchladen Ba. (B). 


‘ Merd Choda mest bud bi scherab. 

5 - «in Bottesmann if trunfen ohne Wein, Ein Sottesmann IE oßne Braten fatt, 

! Ein Gottes mann iſt ſtets erflaunt und ırr’, Gin Gottesmann braucht Schlaf und Elfen nicht, 
Sin Gottesmann iſt nicht aus Wind und Staub, Ein Sortedmann iſt nicht aus Fluth und Gluth, 
Ein Gottesmann ift in der Kutte Zürf; Ein Sottesmann I8 in der Wüſte Schatz, 
Ein Sortesmann ift des Gehorſams Tempel, Ein Sottedmann I guter Werte Vürge, 
Ein Sottesmann ift im Ungalauden gläubig,, Ein Gotteſsmann kennt Fehler, Tugend nicht, 
Ein Sottesmann ift feibft gelehrt in Sort, Ein Gottes mann ift nicht ein Schriftgelchrter , 
Ein Sotteömann it unbegränztes Meer, Ein Gottesmann iſt Regen ohne Wolke, 
Ein Gottesmann ift tief verfledt. Mein Sohn! Den Gottesmann find’ durch Grengsbigfeit. 


Mechassib @i jar mihmandar im scheb. 


Schlaf nie, Gafttreund dieſe Nacht, Du biſt Geiſt, und wir find krank, Diele Race, 


Gag’ den Schlaf aus deinem Auge, . Das Seheimmiß werde Far, Diefe Nacht. 
Du bift Impiter am Himmel, ‚ Keeifend an dem Hochgemwölb‘, Diefe Nacıt. 
Jagſt den Adler in der Höhe, . Wie bie Seele von Dſchafer, Diele Nacht. 
Von der Wahrheit wirft geglättet, Aus dem Blau wird endlich Grünfpen , Diele Nacht. 
Sort fey Dank! fie ſchlafen Alte, Ich und Bott nur find allein, Diefe Nacht. 
Wei Serimme! Grück iſt wach, Und die Wahrheit iſt beſtändig, ‘ Diefe Nacht. 
Schlief das Auge bis am Morgen,  - - Würd’ ich meinem Auge jürnen, Diele Nacht. 
Kenn der Marktplatz Teer iſt, ſchau . Auf zum Marft der Sternenftrafle, Diefe Nacht. 
Uafre Nacht in hell von. Sternon Die uns in das Auge feuchten, Diefe Naht. 
Löw’ und Stier und Widder firahlen, Und 68 trägt Merfur den Turban, Dieſe Rat. 


33 





II IED 


einen Groll verbirgt Geturuuß, 
Schweigend band ich meine Zunge, 


Zupiter wirft Gengäf ans, 
Doch ich rede ohne Zunge, 


80 run. 


" Dicke Ra. 
Diele Rage. 


Si hei mewdschud dschawidan Ali Ibn Ebi taleb, 


Ero’ger Weisheit Erſterzeugter? 

Du! der Milde, Wohzlberedte, 

Erſter! Letzter! Innrer! Heußrer! 
Weifer! Richter! Hörer! Seher! 

Durch dich iſt die Erde froh, 
Immerwaͤhrend ſtehß du aufrecht 

Willſ du Reteung bier und dort, 

Ali mäpret, Ali berrfchet, 

Alt kennt und preiſſt nur Ati, 
Mewiana liebt Schems Tehrifi (1) 


Welden Menſch und Geifler ehren, 
Du vor Andern hochgeehrt, 
Difenbarer und Berborgner! 

Du Bewahrer aller Gaue! 

Und die Welt durch Dich erfreut, 
Auf der Bahn von Geiſt nnd Seele, 
Auf’ bey Tage und ben Racht, 

Ali fügnet, Ali yedfet, 

Ueber alles Willen iR 

So wie Schems Tebrifi liebet 


Al Sohn von Ebi taleh! 
au Echn von Ebi taich! 
au Sohn von Ehi talch! 
Ali Sohn von Ebi taich! 
au Sohn non Ebi taleb! 
au Sohn von Ebi talch! 
au Sohn von Ebi taleß 
au Sohn von Ebi taleß 
Ali Sohn von Ebi kaleh ! 
Au Sohn von Ebi taleb 


Aus dem Buchſtaben Ta. (T). 


Dschihan jabim we ghairi ma chialest. 


Ich fand die Welt, der Reft iſt nichts, 
Es führe Gehorfam außer deut, 
Verſteckt und finfter iR der Pfad, 
Nichts kann die innre Welt umfaffen, 
Die welt iſt Gottes reiner Abglanz, 
Du biſt der Schleyer Gottes hier, 


Dur Rarrheit und Bernunft gehe Liebe, 


Dom Wahn befreyt if dich Vernunft, 
Guch' in dir felbft Den eignen Zwed, 


Nur dieß iR Luk, und andres Günde; 

Bey überzeugt, nur zum Berderben. 

Und Außen Tiege Genuß und Trennung. 

In der ſelbſt Fehler Tugend find. 

Allein dein Aug’ verwirrt die Bilder, 

Und ohne dich die Welt verſtedt. 

Und Hier verfhmwinden die Vernünft'gen. 

Unmögfichkeie iR unfre Lage. " .. 
So iR der lange Streit geendet. 


Dila berchis we taat kün ki taat bib si her karest. 


Gteh’ auf, o Herz! gehorch; Gehorſam iſt das Beſte, 
Haft du Religion, o Freund! fo wach' am Morgen, 
Die Hahnen ſchreyen in der Zrüh: Steh’ auf, o Zauler! 


Dein Herz fagt: Stehe auf! Die Faulheit: Nur ein Weilchen? 


D armer Wicht, © Eclave niedriger Begier! 
Weit beſſer iſt's, du ſteheſt auf mit feuchten Augen 
Denn du aufRehe mit Zebrifi und der Gonne, 


Es lãächelt dem das Süd, der an dem Morgen wachet. 
34 weiß gewiß, daß Fu das Paradies verkicnekt. 
Betrunken weißt du nicht, was nur Bernünft'ge wiffen. 
Bezwing die Faulheit, denn die Zeit gehört Bezwingern. 
Bedenfe nur, das Sterben nicht willführlich if! 

und flichek die Unwiffenheit , die hart dich drängt. 
Was Wunder wenn zur Wahrheit du alsdann gelangſt. 


Aus dem Buchſtaben Dal. (D). 


Ei es iklimi adem amede der mülki wudschud. 


D du, der aus dem Niches ins Dafeyn famft, 
Es ſchickte dich der Schah als Teinen Diener, 


Du Si füßrwahr ein Raufmayn von dem Marfte, 


Dein KRapıtal if} dieſes Lebens Summe 
Statt dab du müſſig fitzeſt, thue Gutes. 


Am iüngflen Tage wird der Herr dein Bu eröffnen, 





Du weißt nicht wie du in dad Daſeyn kamſt. 
Dat du Di felber, dab du Ihn erienneh. 


- Der vom Harem sur Stadt des Dafeons kam; 
* Die du verwenden ſolleſt mit Gewinn; 


Henn dur die guten Werke ſteigt dein Werth. 
Und rechnen uber das, was du gethan. 


(1) Unter ‚vielen Dden, melde bloß das Lob Wli’a enthalten, iR dieſe eine der einfachſten. Außer der Ber: 
wandtſchaft mit dem Propheten, bat Ali in den Augen der Sofr's noch das Verdienß, der en. Myſtiker 
und Stifter affer religiöſen Brüderſchaften geweſen zu fepn. 


— 


— 181 


Sey, wachſam, denn es Tauern Teufel auf dem Wege 
Nimm diefen Nach, er iſt das Wort Mewlana's, 


PIE UIIS 


Zu überfallen dort den Gottvergeßnen. 
Das er erhielt vom Munde Shems Teprifik- 


Her ki ruchsari tu bined begülistan Berewed. 


Wer deine ‚Wangen fieht, in's Roſenbeet nicht gebt, 

Wer einen Augenblick mit dir im Kabinet, 

Wenn Shiſer den Rubin des Zuckermundes findet, 

Mein Wunſch if zwar, daß mich der Liebe Gram erfchlüge , 
Es ziemet nicht dem Mann den Blick vom Schwert zu wenden, 
Darf man nicht hoffen dich im Paradies zu finden, 

Von ewig brannte mir die Liebe ein dein Maal, 

Ich fang, o Schems Tebrifi! Dieb n mit deinen Worten, 


Wer Beine arankheit hat, nach Arzeney nicht geht. 


Die Tulpen und Baſilicon zu ſchau'n nicht geht. 

Er weiter nad dem Quell des Lebens nicht mehr geht. 
Ich bin zu ſchwach, als daß es ſo sum Opfer geht, 

Sonft ift es beſſer, daß er nicht auf's Schlachtfeld gebt. 
Kein Liebender alsdann nad Eden's Garten geht. 

Das nun in Ewigkeit aus Seel und Herz nicht geht. 

Der Liebende iſt ire’ Der nicht zum Liebſten geht. FB 


Men an rus hudem ki asuman nebud. 


IL — 3% war ald noch fein Himmel war, 
Als nur die Lode meines Zreund’s, 
Die Nahmen gingen Yon mir Aus 
Ich bethete ald.noch im Schoof’ 

SH fuchte Kreuz; und Chriſten auf , 
Ich ging zum Tempel, in's Kouvent, 
Zur Kaaba zog ich endlich hin, 

Ich ging nah Herw und Kandahar 
Ich wallte nach dem Berge Kaf, 

Die ſieben Himmel ging ich durch, 
Beym Looſe (1) fuchte ich den Freund, 
Mit Gottesſeherblick ſah ich 

Zuletzt ſahd ich inv eigene Herz, 

Ich war To ſehr erſtaunt, fürwahr! 
Daß außer Schems Tebriſi rein, 


Vom Daſeyn keine Spur noch war, 
Und Gott der Allerhöchſte war. 

Zür Zeit als Ih und Wir nicht war. 
Maria’s Fein Meſſias war. 

Doch was ich ſucht' am Kreuz' nicht war. 
Wo nirgends Stoff und Farbe war. 

Wo aud Fein Knab' und Jüngling war. 
Und ſucht' was nicht zu finden war. 

Wo Anfa nicht zu fehen war. 

Auf fieben Erden Er nit war. 

Es hieß, daß er nicht dorten war, 

Was in der Welfenheit nicht war. 

Wo Er allein zu finden war. 

Daß fein Atom zu ſehen war, 

Kein Trunfener zu finden war. 


Adscheb an dilber güdscha siba schüd. 


Der Schöne, fag’, wo ifl.er? Der hohe Cedernbaum, Wo iſt er? 
Jetzt, wo die Kerze leuchtet, Bo ift er ohne und? —Wo iſt er? 
Am Wege frag’ die Hüther: Wo der Beliebte if? Do ift er? 
Im Weinberg’ frag’ die Wächter: Wbvoo ift der Schönen Fürſt? wWoo iſt er? 
Ich ſtrich durch alle Felder, Wo iſt mein Lieblingspirfch ? Wo ift er? 
Um Mitternacht erzittr ih, Wo er allein verweilt? Wo ift er? 
Die Augen ſind nun Gtröme, Die Perle welches Meer's (3) 2 Wo ift er? 
Ich frage Mond und Sterne: Wo ift er ohne mi? Wo iſt er? 
Nun iſt er bey den And'ren, Und iſt er nicht mit mir, Wo iſt er? 
O ſage, Saems Tebriſi! Als Sonne (3) weißt du es, Wo if er? 


* 


Anan ki beser der talebi kaabe devidend, 


Die eifrig Hin zur Kaaba pilgern, 
©ie feh’n ein Hohes Haus von Stein 
» EEB8 ie gingen bin um Gott gu ſeb'n, 


—⸗— 


Wenn fie an’s Ziel gekommen find, 
In einem Thale phne Saat. 
©ie fuchten, fanden Ihn doch nicht. - 





Co) Wörtfih : Ich fragte die Tafel und die Feder des Schickſals um meinen Freund. 
(3) Meine zwey Augen find zum Oxus gemorden und. meinen aus Gram, indem fie nicht wife, in welchem 


. Meereiich Diefe: Perle befinde. 


(3) Wortfpiel mit dem Nahmen Schems Kebrifrs, indem Schems die Sonne beißt, ‘ 





RI 182 RI 


Nachdem fie Lang das Haus umfreift, . Scholl eine Stimme fo daran: . 
2Was bethet Ihr die Steine an? „Bucht nicht’ das wahre —9 
»Das Haus des Herzens, Haus der Wahrheit! »Woyl dem, der eingeht in dieß Haus 14 
9 Wohl denen, die wie Schems Tebriſi, Die Wüften meidend,, And zu Hauf’! 


Id amed id amed we an bachti said amed. 


> "Das Geh iR gefommien, bas Zefk iſt gefommen, das Süd if gekommen! 
Du nehme die Trommel und fchlage diefelbe, der Mond iſt gefommen ! 
Das Feſt if gelommen, o Höre, Berlichter , den Lärmen der Sphären! 
Vom oberften Throne des Himmels if nun der Vertraute gefommen ! 
Dad Zeh ift gekommen, ihr Sucher des Weges! ihr Sänger! ihr Tänzer! 
Das Luſthaus der Schönen iſt nun aus dem ewigen Luſthaus gekommen. 

Wohl Hundert der Weifen fie find nun auf einmahl su Narren geworden ’ 

Weil ſolche Geſtalt, Die noch Keiner gefehn und gehöret, gekommen, . 
Durch zaub’rifche Kräfte beraufht Er Propheten als wären fie. trunten, — 
Den Stahl und das Eifen verkehrt Er in Wachs wie zur Hand es gekommen⸗ 
Erbeb dich! und geh’ auf den Platz in die Kreiſe lebend'ger Geſichter 
Entgegen dem lieblichen Gaſte, der weiteſten Weg's iſt gekomimen. 

Nun freue dich fröhlichen Herzens und heiteren freyeren Muthes! 

Ein einziges Körnlein gefäet, ed brachse wohl hundertmahl Frucht dir. 
Run fchließe die Lippen, und fdhlage den Körper, und ſchweige wie Lilien! 
D ſchweige geduldig! das Schloß ver Geduld iſt vom Himmel gekommen. 


Ger tura haehti jar chuahed bud. 


BIN das Gtüd dir günfig feyn , Wird der Freund geneigt dir ſeyn. 


Leben ohne Liebe wird Immer außer Rechnung feyn. 
- Ber einhergeht obne Liche Wird vor Gott beſchämet ſeyn. 
j Was im Leben leicht dir dänft Wird im Grabe Laft Dir feyn- 
Wenn du liebeſt, wird auch Lafl Was der Vater trägt die ſeyn. 
Armuth, fo dir hier zum Schimpf, Wird dir dore zum Ruhme feyn. 
Anfangs Bitter IR Geduld, Süß wird ſie am Ende fron. 
Wenn der Löwe hier entflicht, Wird er unter Vögeln feyn (1). 
Wer vom Eſel dieſes Leib's Abſteige, wird zu Pferde ſeyn. 
Breite auf den Saum des Kleides Wenn die Engel Gold ausfireu'n. 
Dom Verborg'nen kamſt Heraus, Was verborgen , Far wird ſeyn. 
Wer fich ſelbſt gering nicht ſchätzt Wird geſtürzt ein Pharao feyn. ’ 
Wer aus Gluth das Waffer ſcheu't, Wird im Zeuer Reiſig ſeyn. 
Nimrod, weil er Gott gefloh'n, Wird ald Thier zur Beute feyn. 
Wer zur Zeit nicht warten will, Wird ſtets in Erwartung feyn. — 
Wen die Liebe ſich erwäͤhlt, Wird Heraufcht und wahllos ſeyn. j 
) Wer den Rauſch der Liebe flieht, Wird ein Hefen ewig feyn. 
” Ber nicht ſchafft ein Ideal . Wird ſtets ohne Achtung feyn. 
Wer nicht folget dem Kameel, Er wird ohne‘ Salfter ſeyn. 
Wo Tebrifi feſt fich ſetzt, Wird Beſtand im Herz nicht ſeyn. 


ö—⸗— — — — 





6) Dieſer und der folgende Doppelvers ſprechen von den Banden der Sinne, welche den frepen Geiſt feſſeln. 
Wvoͤrtlich: Wenn der Löwe des Weges (die Seele) aus dieſem Kaſten (dem Käficht des Leibes) befrens if, 
wird er in jenem DVogelbauer (der anderen Welt) feyn; und nachdem der Schah des Herzens (der Geiſt) 
von dem Efel des Leichnams (des Koͤrpers) abgeſtiegen iſt, wird er der Für der Reuer (in ewigen Le⸗ 
ben) ſeorhn. oo vo | J 


w 
v 





AARAU 


4 


ı83 mn 


Messalöi chob u nik bad amed. 


Ein gutes, Ihönes Beyſpiel ik gefommen, 
Hör’ die Geſchichte, fie iſt Fein Gedicht , 
Haft du gehört, daß man im Syrerland 
«Bor Unmuth fing ed an voll Zorn zu ſchnaufen 
Und in der Wüfte lief das trunkno Thier 
Der Mann fah auf dem Wege einen Bronnen 
Sobald ald dad Kameel zum Brunnen kam, 
Gar ſchauerlich wolle’ es ihm dort bedünken, 
Er klammerte ſich feſt an mit der Hand, 
Auf einmahl ſah er dorten einen Drachen, 
Er zeigte ihm ein fürchterlich Gebiß, 
Von oben das Kameel, der Drach im Bronnen, 
Auf einmahl ſchaute er ein Mäuſepaar, 
Eich’ es gefiel der ſchwarzen und der weißen 
Sie gruben nad und nach die Sträuche aus, 
Mit vieler Mühe machten die zwey Mäufe 
Er drängte fich durch dieſen Schutt und Graus 
Nun war Kameel und Drach und Mäuſ' verlaufen, 
Er war gerettek dießmahl wie er ſah, 
Auf einmahl fah er daß von einem Zweige _ 
Don Dianna Brad er ab ein Stück, nice faul, 
Und ob der Süßigkent von dieſem Eſſen 
Dernimm die Lehr’: Der Mann bifl du, © Zreund, 
Du bift der Mann, die Welt des Brunnens Tiefen. 
Es felet vor der Drach im Brunnengrund 
Und was ift das Kameel das oben fichet 
Und was die beyden Diäufe ſchwarz und weiß, 
Und was bebeutet, daß die beyden Mäufs 
Das Leben iſt's Das untergraben wird. 
Es wird dir vorgeftellt Dusch dieſes Eſſen 
‚Mit fo viel Seinden und in.folher Noth 
Du wiſſ', fo lang der Himmel dedt bie Erbe, 


Aus dem Buchſtaben Aa. (BR). 


Es wird dir, Freund, wenn du es höre, frommen, 
D Mann der Welt, Dem fehlet das Geſicht. 

Einf führte ein Kameel am Halfterband. 

Und in die Wüſte dann hinaus gu laufen ; 

Auf einen Mann los ihn zu tödten ſchier. 

Den er als Zufluchtsort für fid gewonnen. 

Der Mann hinunter feine Rettung nahm. 

Nur Dornen zu der Rechten und zur Linken; 
Indeß fein Fuß in einer Spalte ſtand. 

Der gegen ihn auffperrse feinen Rachen, 

Und Heiß ward ed dem Wanne für gewiß. 

Dem ZJüngling war das Blut su Lid gerennen. 
Die eine fywars und weiß die andre war. 

Mit ihrem Zahn die Dornen zu serzeiffen. 

Und füllten fo den Brunn mit Schutt und Graus. 


Dem Draden einen Weg auf diefe Weiſe; 


Mit vieler Düne aus dem Brunn’ hinaus. . 


"Und freyer mochte nun der Züngling fchnaufen. 


Doc trieb ibm nun der Hunger aus. cın kaltes 49° 
Sich Manna füß,getornet nıgderbeuge, 

Erfriſchend fi Damit das öde Maut, 

War alle Zucht im Augenblid pergeßen. 

Dem dauerhaft der Neig der Welt erfcheint. 

Bas die vier Thiere, fo von dannen liefen? 

Der Hölle aufgefperrten Flammenſchlund. 

Wohl als der Tod, der aus nach Beute gehet; 

Als Tag und Nacht. Weh' dem, der es nicht weiß! 
Den Dornenfiraud enswurzelten ganz leife? 

Und weißt Du melden Sinn die. Manna fühkt? 

Die Sinnenluſt, fo Ules macht vergefien., 
Suchſt du die Luft! wirft du aus Scham nicht koch ? 
Dub Sen auni nicht wicher kommen werde. 


: ämed behar chandid u churrem dili ruskar. - 


-, Urgh und lachend kommt der Frühling. 
. geis Der Wolluſt, Zeit der Freude, 
Grün die Erde, Tage glänzend, 
Heute wacht wer geftern ſchlief, 
Erde (lief den Winterrauſch, 
Gras und Blätter find betrunken, ' 
Licht wie Eden find die Ziuren, 
Lieblinge und Bräute find 
Ohne Geſdbuß, ohne Stufe,  - 
Freudetrunken find die Zweige | 
Lilien sieben Degen aus, 
Roſen reiten ol; auf Stengeln, 
Veilchen tragen Trauerkleider, 
Ueber Spuren und Nichtſpuren 
Auf der Zunge ſitze das Wort, 


Kräuter ſchuingen ih um Dornen, ' > 


+ 


Auf in Garten! nun iſts geist 

Bert Der Luſt, der Wangenflur! 
Schau des Echöpfers Wunderwerf! 
@ebend find die waren tobt. 
Shmüdt fid nun mit Blumen aus. 
Kannen trägt ein leder Aſt. 

und die Wüſten Paradies. 
Trunken, unbefändig, ir’, 
Streu'n fie Silber aus und Gold, 
Der Cypreſſe nad des Ahorns. 


. Um den Zroft hintan zu halten. 


Und Jasminen gehn zu Fuß. 

Weil von Rofen fie getrennt. 

Sf das Herz gedankenvoll. . 
Doc) die Scham halt ed zurüd, 

Um su [augen Roſenwaſſer. . 





POTT 


Lotosblumen find erblaßet 

Dieſe Eiferfucht ſey Beyſpiel 

Gegen die Narciſſe wandte 

Srag' nicht, ſprach ſie, mich um Kunde, 
Auch von Trauben frag' nicht Kundſchaft, 
Zeuernelken, Anemonen 

Stoͤrche bringen Vögeln Bothſchaft, 
Erd’ und Himmel, Thier und Engel, 
Warum girren Turteltauben ? 
Widhopf brachte eine Botbihaft 
Zaufendfältig klagend figen 
Mundrubinen, Onprwein, 

Bo find Rofen, deren Banden 
Zauben fliegen bin und tuieder 

Weil der Schah zurüdgefommen 
Bapagenen ſuchen Zuder 

©eltene Geheimniſſe 

Nachtigall und Turteltaube 

Heut ſtirbt diefer, morgen jener; 

" Denn jetzt ifk der Augenblick 

Gebe nun auf Flur und Gärten! 
Lebe froh zur Zeit der Wolluft, 
Werde froh ver fehönen Tage 

Gottes Huld Hat viele Schaͤtze 
Sammie di, zerfireu’ dich wieder, 
Saat des Guten und des Böen 
Einem ift ein Win? genug, 
Bom VBerborgnen kam der Frühling 
Unfre Datteln, unfre Zeigen, 

Bald verkehrt in Herbſt ſich Frühling, 
Gib das Herz der Welt nicht Hin, ° 
Jetzt fo lang die Luft dir lächelt, 

- Dieb it Ruth der Liebenden, 


184 ann 


Weil den Rofen Dornen nahen. 
Dir, der eiferfüchtig liebſt. 
Sich mit Fragen Hyazinth. 


‚Denn von Einnen bin ich ganz. 


©ie find trunten Tag und Nacht. 
Stehn auf Zluren und an Ufern. 
Preifend Gott den Herrn des Lichts. 
Ale Du, und Du ihr Helfer, - 
Weil den Zreund Der Schleyer deckt. 
Bon dem Heren der andren Belt. 
Nachtigallen auf dem Aſt'. 

Srifcher Liebling, neue Braut: 
Nimmer ich entflieden mag? 

Blos aus Hoffnung von Genuß, 
Sagt der Halte Repphuhn wieder, 


- Süßen Lippen blos zu Liebe. 


Hör, Verſtand, in taufend Tönen, 
Singen: Welt ift nicht beſtändig. 

Froh benütz' Gelegenheit; 

Auf der Erde gut zu handeln. 
Warum meideſt du den Frühling? 
Nimm das Glas, den? nicht des Rauſches, 
Auf den Bergen auf dem Zelde, 

An der Welt nun aufgetban. 

Denn Geheimniffe find Fund. 

Wird erſtehn am jüngſten Tag. 

Der für Taufend nicht genügt. 

Wie vom Saamenforn die Brut. 
Unfre Apritofen if. 

Nimm dir nun des Lebens Theil, 

Sie ift treulos, unbefändig. 

Sein® und fohlaf’ und rüß’, genieße ! 
Nimm von Her; und Seel’ ihn an. 
Das Geheimniß Fund der Lenz. 


Schweige ſtill, denn ſchweigend thut bir 


Aus dem Buchſtaben Sching (Sch). 


Geh saf budem gelii ghisch (1) an:nis chosch! we.in. nis chosch, 


Diefed und jenes if gut. 
Dieſes und jenes ift gut. 


Bald Bin ich rein, bald bin ich trüb (a), 
Ich bin die Sonn’, ih bin Simurg, 


Bald bin ich weiß, bald Hin ich ſchwarz, 
Ich bin das Siegel Salomon’, 


- 








. (1) Gbiſch oder Gheſch, das deutſche Giſcht ober Geſcht. 
(2) Hier iſt der ſchicklichſte Ort, eine merkwürdige Zuſammenſtellung, die, rt bey aufmerkſamem Studium dieſer 
myſtiſchen Gedichte mehr als einmahl von ſeibſt aufdriñgt, den Leſern vorzulegen. 

Simurg, der perſiſche Greif, welcher aus dem indiſchen Garuda des Wiſcqcmu entſtanden, iſt nicht 
bloß, wie man bisher geglaubt, ein fabelhaftes Weſen perſiſcher Romane, fondern ein Symbol des älteften 
perſiſchen Mythos, der hier ganz mit dem altägpptifchen übereinfommt. 
Sperber oder Habicht, Feeud, bald die Sonne und bald das höchſte Werfen felbit bedeuter, fo 
auch der Simurg, der hier in myſtiſcher Bedeutung für die Sonne-genommen wird, und in Artars 
Vögelgefprächen das Symbol des höchſten Wefens ſelbſt it Die. Gedern des. heiligen Geper's waren der 
Hauptſchmuck der ägpptifgen Priefer, ‚wie in dem Schabname: bie Gedern Simurgs der. Hauptſchmuck 


Wie in den Hieroglppben der 


Staub und Wind, und Sluth und Stuth, Bald bin ich gut und dald nicht gut, Diefes und jenes if gut. 


Bald bin ich licht und finfter (1) bald, Bald bin ich Hart, bald weich wie Wachs, Diefes "= jenes iſt aut. 
Das Jahr, der Mond, der Tag, das Beft, Die Kerze, fo erhellt die Seelen, Diet" " ijienes iſt gut. 
©tät6 andrer Farb’ und andren Orts, Bin ich ein Andrer jede Stund’, Diefes und jenes iſt gut. 
Die FZahn' und Trommel (s), mein Geleit', Schlag’ ich im Himmel auf mein Zeit, Diefet und jenes iſt gut. 
Des Menſch iſt mir ein todtes Thier, So Dim ald Engel find mir Thier, . Diefes und jenes ik gut. x 
Huris, Peris geboren mir _ Und werden von mir’ ausgejanft, Diefed und jenes ift que, 
Es gibt euch Runde was da if, Ich bin es, der den Herren fucht, Diefes und jenes iſt gut. 
Ich fagte dieß im Sonnenglanze, Erhellet bald, verfinftert bald, Diefes und jenes iR gut, 

Mabi heftüm astimanem &i püsser bidar basch. 

Ich bin der Mond des fiebenten Himmels, Sc bin das Licht des höchſten Throns, Sey wachſam Tüngling! 
Im Leib' ſind Herz und Seel' verbotgen, In Leib und Seel! iſt meine Sud, Sey wahfam Züngling! 
Ich geh’ und bleibe, wie Rubinen, In Ruhe, in Bewegung bald, Sey wachſam Jüngfing! 
Ich bin der Seele Strom, und ſpiegle Biel’ Bilder ohne Spur zurück, Sey wahfam Jüngling! 
Es fey die Welt mir immer Zeind, Mid fhüst vor ihr der Liebe Huth, Sey wachſam Züngling! 
Sie ſchließt das Herz, bewahrt die Seele, Ich bin der Dollmetſch dieſes Monvs, Sey wachſam Züngling! 
Sein Angeſicht iſt mein Altar, Und ſein Geruch mein Roſenbeet, Sey wachſam Juͤngling! 
Es ſprach das Kind dir ohne Zunge: Ich bin wie Mond und Sonne klar, Sey wachſam Züngling' 

Seri ber ar ki ma barewim ber seri ischk, 
Erheb' den Kopf, wir gehen auf dem Kopf’ der Liebe, Wir gehen Eurge Zeit’ ganz feelenrein in Liebe. 
Bom Tode hörte ich die Nachricht ew'ger Liebe, Bom Weine Gottes, der den Tod erträntt in Liebe. 
Des Daſeyns Nabel riß ich nur durch Kraft der Liebe, Am Tag des Feſts gebar als Mutter mich bie Liebe. 
D frag’ die Liebe: Wie entgehet man der Liebe? Ein Ring’ ohn Anfang ohne Ende IR die Liebe. 
Es mahlen fi Geſtalten auf dem Bor Der Liebe, Bon ihrem Widerfchein erglängt ber Flor der Liebe. 
Gib deinen Leib wie Gold dem Schmerz nicht mur der Liebe! Denn taub if So, das nicht verwendet wird auf Liche, - 
Ich fage dir warum das Meer die Wogen ſchlaget: Es tanzt im Stan; des Lichts des Edeiſteins der Liebe. 
Ich fage dir warum aus Thon Huris geformt find: Weit er durchduftet ward vom Ambrahaud der Liebe, 
Ich ſage dir warum der Himmel immer kreiſet: Weil er beweget wird vom Sternenglanz der Liebe. 
Ich fage die warum der Wind blaft Stoß anf Stoß: Daß er die Fluth in Blätter trenne für die Liebe. 
Ich fage dir warum die Nacht umbängt den Schleyer: Weil fie damit bedeckt das Brautgezelt der Liebe. 


Ich fag’ von vier und fünf und fieben (3) das Geheimniß, Denn ich verlor mein Spiel im Damenbrett der Liebe. 


Aus dem Buchſtaben Yin. (Aa). J 


Bia bia ki tuji dschani dschani simaa (4). 


D fomme, eomm ! du biſt Die Seele GeeP des eigens, O komm! du biñ der Cederſtamm im Hain des Reigens. 
O fomm! denn Keiner war wie du und wird nicht ſeyn, O komm! denn Gleichen fah Noch nie das Ang’ des Reigens. 











der perfifhen Helden, die hiedurch wider alle Gefahren talismanifcd gefevet find. Diefelben Federn, welche 

in den Hieroglyphen fo häufig nicht nur als Kopfpug, fondern auch in den Händen der Dpfernden und 

Bethenden vorfommen, bießen aller MWahrfcheinlichkeit nah Lobpreis und Ruhm, und. in‘ diefem Sinne 

baben fih die Schwingen Des Lobes und der Fittich des Ruhms (das in allen diefen myftifchen Ges . 

dichten häufig wiederkehrende Per u bal) nicht nur im Perſiſchen, fondern auch in abendfändifhen Spra⸗ 

den erhalten. — Penna metuente solvi aget illum Fama duperstes. Horasz. 

(1) Am Tert Rebe noch bald Türke und bald Araber, wie in dem erſten Diſtichon, bald Araber und bald 
Aethiopier, in Bezug auf die weiße und ſchwarze, belle und dunkle Befichtäfarbe. 

(2) Die Dberen der Derwiſche führen Sahne und Trommel, welche ſich auch in den Gräbern Ihrer Heiligen befinden. 

(3) Das Geheimniß der vier Elemente, der fünf Planeten, und der fieben Sphären. 

(4) Simaa ift das Wort für den religidfen Reigen der Derwifche, während Rakß den genätnigen Tanz 

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Seid Sulfakar Shirmwani, 


. unter der Negierung Sultan Mohammed Ben Tekeſch Chowareſmſchah's, gleichzeitig mit dem 
Vorigen und mit den Didtern Mohammed Abdor-rifak aus Ißfahan und feinem Sohne Ke- 
maleddin Ismail, und mit dem großen Imam Mohammed Be Omer Er:rafi, im An: 
fange des fiebenten Jahrhunderts der Hedſchira. Seine Kaßide find hauptſächlich durch metrifhe Kün- 
ſteleyen berühmt, an denen er bis auf die Zeit des Dichters Selman Sawepdfhi von Keinem über: 
tsoffen ward. Er hatte fih in Srak.dem Sultan Mohammed EChowarefmfhah beygefellt, der 
ihn mit Auszeihnung behandelte, und unter dem er Gefchichten verfaßte.. Aus einer feiner kuͤnſtlichen 
Kapide, wo mit Auslaffung des dritten Verfes immer ein neues Versmaß entfteht, find bie folgenden: 


Mit Hunbertblättrigen Rofen , 
Mit Düften ih durchwüͤrzt. 
Der hohe Wuchs der Schoͤnen. 
Wie Menſchen ohne Herzen. 
Wie Seelen ausgewandert. 
Hier wehet in dem Garten. 


Gleich Schönen iſt die Flur geſchmückt 
Im Roſenbeete hat der Wind 

Es ſchmiegt der Zweig ſich wie im Tanz 
Die Zurgeltaube girrt im Hain 

Das Paradies ift auf der Flur 

Es Nicht des Herbſt wenn Frühlingswind 


Dſchemaleddin Mohammed Abdorriſak aus Ißfahan, 


der Vater Kemaleddin Ismail's, beyde ſehr beliebte Dichter. Ulugbe g gab dem Sohne den 
Vorzug vor dem Vater, und Dewletſchah achtet dieſes Urtheil als ein fürſtliches, ohne in dasſelbe 
einftimmen zu wollen. Abdor-rifa lebte zur Zeit Dfhelalebdin Chowareſmſchah's als Lob⸗ 
sedner der Familie Saidije. Die folgende Kaßide auf bie legten Dinge ift von ihm: 


Wenn einft der filberfarbe Vorhang 

Die Welt aus ihren Angeln gebt, 

Des Himmels Schönen ſich entſchleyern 
Der Abend nicht in Moschusfeide , 

Das Nichts ergreift der Sonnen Zügel 
Der Himmel fi des Seyns enthebt, 
Kenn jedes Ding vergeht in Nichts 

Die Sonne aus des Weſtens Bauche 
Wenn höhere Gewalt am Markt 

Wenn fih der Strom bed Nichts ergieht, 
Der Tag nicht mehr den weißen Bund, 
Wenn die vier Mütter (1) unfruchtbar,, 
Wenn von dem Himmel Sterne fallen, 
Wenn fo vertrodnet ift das Waſſer, . 
Wenn Gott der Herrfchaft Blatt zerſchneidet, 





(1) Die vier Elemente. ' . 
(3) Die ſiehen Sphären ber Planeten, 





Der Schöpfung aufgesogen wird, 


Der Elemente Dad einflürst, 


Und nur die fieden Kleider bleiben, 
Der Morgen nicht im Duft ſich Felder, 
Und den haföflärrigen Gaul bezähmt, 
Der Mond ald Sphärenduft verfchwebt; 
Und Keiner vom Verderben flieht, 

Wie Jonas aus dem Wallſtſch kommt ; 
Des Dafenns leeren Streit beendigt, 
Daß Himmel deinen Wagen fchlagen , 
Die Nacht nicht mehr den Flor ansicht t 
Der fieben (3) Bäter Eenden blutig, 
Auf Erden wie der Schatz Karun's, 
Daß in des Drus Queſl nur Sand, 
Der AUmacht Buß die Himmel sritt, 





Ara 187 XE 


Proßhetenſchweiß (1) ſteht auf der Rof’ in Perlen, Aus Nenmonden ein Vollmond if} die Rofe a). 


Gin neues Leben wird den Geiſt beſchwingen, So oft er riecht den fühlen Duft der Rofe. 
Wie Abraham durch Hauch belebte Vögel (3) Erftchet auf des Frühlings Hauch die Roſe. 
Sey ſtill und ſchließ den Mund wie Roſenknospen, Verſtoblnes Lächeln ſtreue, wie die Rofe, 


Tschi karıstan ki dari ender in dil. 


Welch eine Werkſtatt Haft im Herzen? Welch einen Abgott trägft im Herzen? 
Es kam der Lenz, die Zeit der Saaten, Mer weiß, was du gelierf im Herzen? 
Der Allmachtſchleyer, der das Aeußere Verhüllt, iſt aufgededt im Herzen; 
Der Fuß des Suchers weilt im Echlamme, Allein fein Kopf ift frey im Herzen. 
Wenn's Hery wicht höher wär’ «ld Himmel, So flände nicht der Mond, im Herzen, 
Und wär’ das Herz nicht eine Hauptſtadt, So thronte nicht der Herr im Herzen. 
Es iR ein wunderbar" Gchöle, Denn Königsiagd 'ergebt im Herjen. 
Des. Herzens Meer fchlägt taufend Wogen, Die Perlen findeft du im Herzen. 

Ich ſchweig', es faßer nicht Bedanfe Des Herzens Bild in meinem Herzen. 


Ta nesed afıtab chaimäi nuri dschelal. 


So lang die Sonne nicht auffchlägt das Lichtzelt, Eind alle Tagesvögel noch verwirret. 
Ein Sonnenblick ruft nun hervor die Tulpen, Verderben ift es ieh? su Haus zu fißen. 
Das Sonnenſchwert vergieht das Blut Aurorend, Mit Recht das Blut von taufend Morgenrötben. 
Berliebter! [hau mit offnem Aug sum Himmel, . Den Vollmond ſiehſt du dort, in mir den Neumond. 

- Der Schenke reicht das Glas der ew'gen Dauer, Ich blähe mich durch feine Huld wie Zlafchen. 

Das Aug vol Schlaf ſprach ih : Es ift nun Nacht. Gr ſprach: Bor meinem Angeficht unmöglich. 

So lang es graut, ift zweifelhaft der Morgen; Doch Mittags zweifelt Niemand mehr am Tage. 
O ſchaue fchnell der Seelenſonn' in’s Antlig, Schau' weg von mir, daß du die Schönheit ſchaueſt. 


Die Eonnenfcheibr zeigt dir Schems Tebrifi (4) Sn vollem Glanz; o gute Borbedeutung! 


Aus dem Buchfiaben Mim. (M). 
Murghi harimi hasretem bakrabaku hemi senem. 


Ich bin der Vogel der Gottheit, erommiend: Bakrabaku (5), Berauſcht vom Weine der Einheit, trommmtend : Bafrabafı, 


Das Glas des Weines, der Zuder bin ih, Braten bin ich, SH bin die Laute, die Beige, trommiend: Bakrabaku. 
Sch bin der Weg von Hedfhaf, Gebeth und Pfalter bin ich, Bertraut mit allem SGeheimniß , teommiend: Bafrabafu. 
Ich bin dad ewige Loos, die trunfne Nachtigall ich, Ich bin der Ring an dem Zinger, trommlend: Batrabafu. 
Wiewohl von Menſchen erzeugt, bin ich von Ewigkeit her Der Gegenſtand des Gebeths, trommiend: Bakrabaku. 


Ich bin die Krankheit , das Mittel, bin Aß af und Safa (6), Ich preife eigenen Werth an, trommlend : Bakrabaku. 
Ich bin der Quell der Erſchaffung, bin der Weiſer des Weg's, Ich bin die Kette der Narrheit, trommlend: Bakrabaku. 
Ich bin die Kaaba und Mina, Safa bin ih und Merw’ (7), Ich bin ein Stäubchen der Sonne, trommiend: Bakrabaku— 


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(4) Wörtlih: Der Anmuthsſchweiß Muftafa’s, d. i. Mobammed's. 

(3) Jedes Roſenblatt ift ein Neumond , die ganze Rofe der Vollmond. 

8) Eine Anfpielung auf die morgenländifhe Sage von Abraham, der bier im 1 Texte Chalil, di. der 
Beliebte Gottes, heißt. Er formte vier Vögel aus Thon, und befeelte diefelven mit feinem Haude, 
fo daß fie in die vier Weltgegenden davonflogen ; wie der Thon durch den Hauch Abraham's belebt 

ward, fo durch die Wiederkehr des Frühlings die Rofe. 

(4) Du fieht in der Sonne das Angeſicht Schems Tebriſi's. 

(5) Bakrabaku iſt der onomatopaeifche Ausdrud des Getöns der Halbtrommel, womit die Derwiſche ihren 
Reigen begleiten; fie fpricht in dieſer Hpmne ſich als göttliche Liebe, und als wahre Alleinslehre aus. 

(6) Aßaf der Weir Salomons; Safa der Beynahme Simeon’d Petrus (Simeon Cephas). 

(0) Mina, Safa und Merma, die Nahmen der drep um die Kaabe gelegenen Berge. 

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decken möge. Er gab feinen Geiſt unter dexfelben auf, und ſchrꝛeb unmittelbar vor Vom Zobe mit 


feinem Blute diefe vier Verſe: J 


Mein Herz iſt Blut, dieß If Geſeh der Seelenſchmelzung; 
Ich wandte mich deßhalb an meinen Freund, er fonad: 


Vor Gottes Maiefätift Dieb cin kleines Cpikk. 
Für treue Diener iſt dieß lautere Liebkoſung. 


Dieß ereignete ſich im Jahre der Hedſchira 635 (1237). 


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Said aus Serat, 


der Lobredner Chodſcha Aſeddin Taher's, des Wefirs in Choraffan zur Zeit Dſchengiſchams, der 
aber unter Hulagu durch Zuthun Emir Arghun’s abgefegt warb, zu deſſen Lobe er die folgende 


Kaßide verfertigte: 
Es raubt ihr Angeſicht dem Mond den Glanz, 
Des Kinnes Ballen und der Lippen Spiel 
Bär voll der Platz von Silberbuſigten, 
O Morgenwind, geb vor der Schönen Her, 
WINE du, daß Nofen fich vor die entblättern, 
Und willſt du, daß Enpreffen fih entfernen, 
Zur Zeit als dieſes ih dem Oſtwind fagte, 
As ich die krumgebognen Loden ſah, 
Ich ſprach: Willſt du mir geben einen Kuß? 
Ich ſprach: Eb Hat dein Haar mir's Herz geraubt. 
Ich ſprach: D zarte Huldinn, bi dur gleich 
Ich bins, von dem Jemand das Wort gefagt, 
Ich bin der Dichter einer auf der Erde, 
©» bilderreich als myſtiſch, fernabſehend, 
Da ich der Wangen Rofe ſtäts umflattre, 
Der geftern bey dem Richter Klag' einreichte, 
Und flieht er vom Prozeß nicht ab, fo ſagt: 
Beglüdet wer in der Volllommenhbeit 
Die Welt der Billigkeit, ed iR Taher, 
Er ſetzte feine Höh' hoch Über alle Dinge, 
Des Himmels Löwen machen das Geſetz, 
Beklagt das Meer fich über feine Großmuth, 
Wenn er von Herrlichkeit fo viel erwirbt, 
DBerfaufet man den Staub von feiner Schwelle 
Wer die Gebothe nicht genau befolget 
Verkkandessufiucht auserwählter Schaaren, 
Stößt in der Welt ein fihöned Wort dir auf, 
Betrachte ſelbſt Den Zußand deines Wunſches, 


LIM. 
NKefieddin 2 


Die Lode treibt mein Herz wie Schlägel Ballen, 
Verdunkeln den Rubin, den Lebensquellr 
Gebührte Ihr vor allen doch der Plap. 

Exaahi. die Herzensleiden, Lindrung fuchend, 


So fag' ein einz'ges Wort von ihrer Schönheit, 


Befchreib’ den Rein von ihrem Nofenbeete. 

Kam vie Geſchwätzige zur Thür herein. _ 

Ziel su den Züßen bin mein Kopf als Ballen. 
Sie ſprach: Ich will, doch Binder ſag' es heimlich. 
Sie ſprach: O welch ein vickserfireutes Männchen! 
Der Welten Seele, ſage doch ein Wort! 

Daß ich durchs Wort gang Choraſſan befiege. 


»Der meines Gleichen an Beredſamkeit befiegt. 


Anmutbig,, künſtlich und doch leicht zugleich, 
Nenn’ mi nicht Dichter „ fondern Nachtigall. 
Wie bringt er ſolche Verſe zum Beweiſe. 

So kannſt du bunderttaufend Dichter Toben. 

Sem Wellen von den Merſchen frey gemacht, 

Der mit der Jugend Gchläget fhlägt die Ballen. 
Saturn und Tpierfreis find ihm Ballen Schlägel. 
Daß Schlaͤgel in Gewalt. des Ballen if. 

So mache mit der Augen Fluth beihämt die Wollen. 
So Übertreibet er Die Möglıchfeit. 

Als Shmud für Seelen, o fo halte für wohlfeil. 
Wird vom Werhängniffe gefränte, verachtet. 

O geh aus Huld den Weg der Billigkeit. 

Gag meinens Angeficht aus Liebe Gotted, - 

Sag ihm vom Ehrenkleid die Rund’ ins Ohr 


obnani, 


geboren in gobnan, einem fihän gelegenen Dorfe im Diſtrikte Ißfahan's, gleichzeitig mit Abdor- | 
rifaE von Ißfahan, Said von Herat und Eßireddin Omani, der ihn häufig in feinen Ge: 
dichten preifes. Der Diwan Lobnanis und Omani's ik in Irak fehr häufig, in Choraſſan und 


. 


Ein Sünder und ein Gott, ein Freyer und berauſcht; 
D Schems Tebrifit du haſft endlich obgeflegt, 


2 


J - 
Ich bin dor Herr des Diban's, und bin es auch wicht. 
Ich ſchane endlich Gott, umd ich erkenne Gott. 


J 


Ma dil ender nahi dschanan bachtim. 


Ich fpielt’ das Her, am Liebespfad’ 
Die Kette, Roſenkranz und Teppich 
Ich warf in’s Herz der Weinenden 

e Ich ſchoß den Pfeil der Wiſſenſchake 
Ich nahm von dem Koran das Matt, 
Das Gut der Welt iſt nur-ein Ads, 
Das Korn, die Fahne, den Zurban, 
Es bat Tesriſi ſchön seſaat: 


Hu senem ber kudsian her scheb si dil hu senem. 


um Himmel ſchrey' ih iede Nacht von Hergen Hu! 

Mit jedem Morgen tanzen Sonn’ und Mond im Herzen, 
Bon jedem Baum’ erglänzt das Licht der Wahrheit Gottes, 
Wenn Gott im Herz’ , ik Sort bey wir, und ich bey Gott; 
"Ih ward mit Allem Alles und fab Gott in Allen. 

Bon Sottesnahmen ward men Herz geprägt wie Gold, 

Es folge Schems Tebrifi wie der Mond der Sonne, 


Und warf Verwirrung in Ne Welt, 

Warf ich in das Bordell der Maghen. 

Und Liebenden Huth und Berwirrung. 

Bom Armuthsbogen in das Ziel, 

Und warf die Haut dem Pobel vor. , 

Ich warf das Aas dem Schinder vor. 
Und allen Streit warf ich in's Waſſer. 

Ich warf auf Mewlana den Blick. 


Der Schoͤnheit Gottes voll ſchrey ih: Ja Hu! Men Hu! 
Sen Mond und Sonne f[hreye ih: Jahu, jap ul 

Ich giere auf dem Baum’ wie Zurfeltauß': Gugu! 

Zu Gott gelang' ih, wenn ich mid; begeb' zur Ruh'. 

Sag’: Gott if Eins, fein Rahmen iſt Jahu! Menpu! 
Su bin nun Gottes Geld, und rufe laut: Zah u! 

Es wird der Raum durch fie erhellt, Iahu! Jahu! 


Tschi tedbir &i Musulmanan kı men chodra nemidanem. 


Was ift au thum ihr Moslimin Ci), ich kenn' mich nicht! 
Bom Oſt und Weſten nicht, vom Land’ und Meere nit, 
Zus Sind und Sina nicht, nicht aus der Bulgarey, 


Ich bin nicht Waſſer, und nicht Staub, nicht Wind, nicht Feuer, - 


Bon beyden Welten nice, kein Sohn von dam, 

Gr ift der Erſte, Lepte, Aeußre, Innere, 

Ich fihaute auf, und fah die.bepden Welten Eines, 

Mein Ort iſt ohne Raum, mein Zeichen ohne Spur, 

Wenn ohne Dich ich einen einzgen Tag verlebte, 

Wenn eines Tags der Freund die Hand mir einſam reichet, 
O Schems Tebriſi! fo Hin ich berauſcht allhier, 


Ei aaschikan öi aaschikan 


O Riebende! O Liebende , ich liebe lang. 

Es war die Welt und Adam nicht, da war ih ſchon, 
Man formte mich durch fi fiebenhunderttaufend Jahre , 
als einft das Licht der Liebe durch die Welten ging , 
Als Pharas verſchlungen warb vom rothen Meer, 
Mit Noe war ich in der Arch’, im Brunn’ mit Juffuf,' 
Am Tag’ des Loofed wo die Gerlen riefen: Ja! 

Der Zromme in der Zei, der Sauer in dem Tempel, 
Ich lebte mit Ali, ich lebt' mit Abubekr, 

as Mohammed durch alle Hoͤh'n der Simmel fupr, 
Ihr Cherubim! die Ihr des Thrones Träger feyd, 
Seh’! lag' dem Vogt, es fey die Maieflät gekommen , 
Ich bin dem Mufti gram, ich bin den Richtern feind, 








Ich bin nicht hriſt, nicht Jud, nicht Gebr, nicht Mostim. 
"Nicht aus den Reihen der Natur, vom Himmel nicht. 

Nicht aus Irak, noch aus den Städten Choraffan’'s. 
Dom Höchften und vom Tiefſten nicht, vom Seyn und Werde, 
Bon Holl und Himmel nicht, und nicht vom Paradies. 

Ich Eenne nichts als Ihn: Jahu! Jahu! Menpul 

Nur Eines ſeh' ih, Eines fuch’ ih, Eines weiß ich. 

Es iſt nicht Seel’, nicht Leib, ich bin der Seelen Seele. 

So reuet mid die Leben einer einz'gen Stunde. 

Tret' ich die Welten unterm Fuß, thu' auf die Hände. 

Daß außer Truntenpeit Fein Mittel übrig bleibe. 


men aaschiki dirine em. 


. 


Aufrichtige! Aufrichtige! ich liebe fand. . 

Die Zeit war nicht, da war ich ſchon, ich liebe Tang. 
So ward id) nach und nach geformt, ich liebe lang. 

Da war noch Niemand außer mir, ich liebe lang. 

Da ftand ich kämpfend Mofen dey, ich liebe lang. 

3 war von Jeſus Zeitgenoß', ich Tiche Lang. 

War ih als erfier Zeuge de, ich liche lang. 

Sie tragen gleiche Zarb' für mich, ich liebe Tang. 

Mit beyden war ich wohl vertraut, ich liebe lang. 

Da wohnte ih im fiebenten, ich liebe lang. 

Erhebt denfelden Höher " %, ih liebe Tang. 

Daß ich ven Naden ihm zerſchlag', ich liebe lang. 

Weit ungerecht fie Ausſpruch thun, ich Tiebe fang, 





(1) Die aradifche Form Moslim ftatt der perfifchen Mufulman (m Plural Roslimin und Rufe 


anan) if hier des Verſes Willen vorgezogen. 


4 


XX 1 90 XECE 


Ich bin des Ordens Scheich, ich bin des Kloſters Probſt, Ich bin der Wahrheit auf ber Spur, ich liebe lang. 

Bier Mütter haben mich erzeuget mit neun Vätern; Ich bin von ſechs und ſteben frey, ich liebe lang. 
Dem Schems Tebriſit fag’ der Grieche ſey gekommen, Es ſaget Mewlana ſofort: Ic liebe lang. 

O Liebende! ⸗ Liebende! wer iſt wohl Schems Tebriſi? Er iſt das Licht yon Muftafe, ich liebe lang. 


Amed behar &i dostan mensil sui bostan künim. 


Der Zrüpling {ft de, in den Garten begebt eu, o Zreunbes 

Ihr Fremde der Fluren empor! und beginnet zu vollen. 

Bir wollen heut’ Riegen wie Bienen von Rofe su Roſe, 

Und wollen uns bauen fechsediges Haus wie die Bienen. 

Die Kund' iſt gefommen: Run trommiet nicht mehr im Verborgnen! 
Bir wollen die Trommel der Liebe durch Trommlen zerbrechen. 

D höret den Reigen der Simmel! Wahnfınnige ſteh't auf! 3 
Ich bringe die Seele zum Opfer den Liebenden heute. 

Zerbrechet die Ketten! Ein jeder von uns iſt en Schmid, 

Wir fohlagen die Effe in Mitte des Rofenbeets auf; 

Wir fachen mit Blasbalg die Gluthen des Herzen su Flammen, 

Und brauchen Grfahr'ne der Herzen als Jungen zum Dienfte. 

Wir fehen die Erde in Feuer und fchlagen den Himmel zufammen, 
Wir treten danieder Berrmunft wie die eigenen Koͤpfe. 

Wir Haben nicht Hand und nicht Fuß wie die Ballen der Laufbahn, _ 
und ferbft nicht gehorchend, wir thuen bald dieſes bald jenes. 

Bir find nur die Ballen in Händen des ewigen Schahes, 

Wir ſchlagen nun hundert der Ballen zum Fuße des Schah's hin. 

N Wir ſchweigen, und Schweigen ift einzige Summe der Narrheit, 

Vernunft iſt's zu bergen Die Gluth die im Inneren brennet. 


Ischka türa kasi herem ki eschk sichem hemtschu sanem, 


O eb’ ich zeuge dir's: Ich weine ſchwarz wie Gößen, Mich rufet Niemand auf; ich bin nur Zeug nicht Bürge. 

Du bift der Richter du Vergangenheit und Zukunft, Bald aufgebracht und bald ergeben zeigſt du dich. . 
D Liebe höchſter Schmuck! ich bin Du und du Ic, Du bift der Strom, Die Scheuer, du die Luft, der Schmerz. 
Du biſt die Süßigkeit, du bift die Trunkenheit, Du biſt das Meer voll Perlen und der Schacht vol Gold. 
Du biſt Heredter Wunſch, und fchmeigende Vegier, Einſicht und Unerſtand, Unglauben und die Leitung. 

O Schad der Schahe, der auf Geiſt und Seelen thront, Du fpurenios mit Hundert Spuren, AU im Nichts. 

Die Schönen und die Götzen Hufdigen dir alle, Denn du befreneh fie von Krankheit und von Tod. 

In mannigfaltiger Geftait, bad Mil, bald Zuder, Gin mannigfalt'ges Bild von einem einz’gen Pinfel. 

Wer ſich die naher, gibt die Seele auf bey dir, Bald fagt dein Eifer: Sch! doch, bleibe! fagt die Huld. 
Buvor kömmt deine Huld anziehend bie Verliebten, Zuvor eilt auch dein Grimm das Lafer su Deftrafen., 

Wab lebt zehorchet Dir, Ginbildungen bey Seite, Sie ziehen unter Dir gefchaart mit Fahnen auf. 

Du trageſt das Panier der ew'gen Herrſchaft vor, Und nimmft die Welt gefangen, Here des Reichs der Heere. 
Mit jedem Augenblide Fömmt ein neu Phantom, Bor dem die Geele zittert wie die Meinen Kinder. 


Nun laß und ſchweigen, daß die Weit fih nicht erhebe, ‚Ein andermadl will ich nicht mehr, nicht minder fagen. 


Ma tadschi serifrasi heme chalki chudaim. 


Wir find die Chrenfrone des Dolls Gottes, Wir find die Fürſten von der ganzen Belt, 

Mas Licht, worin das Teuer ſefſſt verbrennet, . Die Lebensfluth im Quell der Reinigkeit. 

Wir find’s, ſind's nicht, und find nicht, was wir find, Wir fen, ſeyn nicht, und feyn nicht, was wir ſeyn. 

Wir find die Suchenden, und auch das Ziel, Wir find die Reifenden, der Weg, die Herberg. 

Wir ruben in der Welt, und herrſchen au, Das Daſeyn if uns Nichts, wir dau'ren doch. 

Wir find beraufcht wie Schemſeddin Tebrifi, . Wir find Sultan der Welt uud auch Derwiſch. 

Ja rebb tschi jar darem schiri schikar darem. * 

O Herr: welch einen Freund, weſch einen Löwen hab’ ich! Ich trage feinethalb im Bufen taufend Vögel. 


Als ich von ihm entfloh durch Liebe hart bedrängt, Sprach er: Wohin flieh'ſt du? ich Hab’ mit dir Geſchãtt. 


XXXCID 192 XXXX 


Ich fragke geſtern Nachts den Mond um meinen Mond; Er fprach: Bor ihm verhüll' ih mich in Woltenflaub; 


Die Sonne kgm, ich fragte fie: Warum fo geib? Sie ſprach: Ich fhäme mich vor feinem Angeficht, 

Zum Wafler fagt’ ih: Warum läuff du fo herum? Es ſprach: Nich gwinget feine Zauberen dazu. 

Zum Teuer fprach ih; Flammenfürſt, mas flackerſt dur Es ſprach: Sein Wangenglayı macht mich fo unbeftändig, 
Ich ſprach zum Winde: Weltenbeth', was rennſt du fo? Er ſprach: Er brennet mir das Herz, wenn ich verweile. 
Was kümmern Elemente mich! Gott if} mein Helfer! Im Kopfe iſt der Rauſch, und in der Hand das Glas. 

Es kommet nach dem Schlaf’ zurück die Trunkenheit, O gebt mit beyden Handen Wein, fo lang es geht. 


Gey fi, o Her! ih ſpreche ohne Zunge. Ich will es fchreiben „ (prach das Herz. Ich ſchämte mich. 


‘Imrus feda dschanem bergeschtöi dschananem. 


Ich bin ein Seelenopfer heut” Durch Lich’ verkehrt, erftaunt, 
Verlenket in der Einheit Welt, Bott in der That, der Form nach Menſch. 
Ich bin die Kaaba, das Gonvent, Der Schacht, das Gold, das Süd, der Himmel. 
Wie Jakob feufse ih, wie Job, Ich bin Zuffuf und Ranaan. 
Ich leb' in Schenken und in Kirchen, Sch bin der Nöthen Hochaltar, 
Ich bin der Herr, und Er if Ich, Die Seel’ it Er, das Herz der Leib. 
Ich kin die Nachtigall, die Roſe, Zerſpaltet lache ich wie Rofen. 
3% bin Sofi und bin Derwiſch, 3% bin der Irrthum und die Wahrheit. 
- Sch bin Geheimniß, Weltenfeele, Ich bin befannt und doch verborgen. 
Ich bin der Seele Zorm und Spiegel, Und bin vertraut mit Tod und Teufel 
O Schems Tebrifi mas Du mifcheft Iſt Herzensblut, ich weiß es wohl. 


Der dschiban gisi aaschiki mest &i Musulmanan menem. 


Mostimen! Tiebeteunfen in der Welt Bin ich. Ungläubiger und Gläubiger, betrunfner Mönch, 

Die Scheide: Baiafid und Shubli, Dfhuneid, Abu Hanife, Schafii und Hanbeli, bin ich. 

Des Himmels Thron und Zeit vom Staube bis zur Pleiad, Was du nur fiehft in Trennung und Genuß, bin ic. 
Ich bin die Weite zweyer Bogen um den Thron (ı), Das Evangelium, der Pfalter, der Koran, 

Ich bin Ufa und Lat, dad Kreuz, der Baalund Dagon (2), Die Kaaba und der Ort, mo man die Dpfer ſchlachtet. 
In zwey und fiebzig Secten iſt die Welt getheilt . Dod nur Ein Gott, der Gläub’ge, der Ihn glaubt, Bin ich. 
Du weißt was geuer, Wafler, Luft, und Erds find; . Das Teuer, Wafler, Luft, und Erde, all’, bin ich. 
Die Lüge, Wahrheit, Gutes, Böfes, Hartes, Leichtes, Die Wiſſenſchaft, die Einſamkeit, die Tugend, Glaube, 
Der tieffte Hoͤllengrund, Die größte Qual der Flammen, Das höchſte Paradies, Huri, Riſwan, bin ic. 

Die Erde und der Himmel und was iſt darinnen Die Engel und die Teufel, Geift und Menſch, bin ic. 
Was ift der Rede Ziel? o fag ed, Schems Zebrifi! Des Sinnes Ziel if dieß: die Werltenfeel’, bin ich. 


Yus dem Buchladen Nun. (N). 


Dani simaä tschi bud saut beli schüniden., 


Weißt was der Reigen iſt? zu fagen 3a, (3) j Sich felbft vernichten, zum Genuß gelangen. 
Weißt was der Reigen if? im Nichtöfeyn Senn, In dem Vergänglichen dad Ewige. 





(i) Rab Famffein, d. i. die Entfernung zweyer Bogenfhüfle, in welcher ſich Mohammed auf feiner Himmel: 
fahrt dem Throne Des Allerhöchſten nahen durfte. 

(2) Diefe Dde ift eine der erhabenften und merfwürdigften, weil fie mit Flaren Worten die höhere Stuffe, von 
welcher der Sofi auf die äußeren Formen aller pofitiven Religionen gleichgültig berabfieht, amd alles Außere- 
Zufällige unter die Süße tritt, ausfpricht. Nachdem fich der Dichter in dem zweyten Doppelverfe mit.den 

. großen Scheiben und Imamen des Islam's als Einen und Denfelben erklärt, fährt er in den folgenden mit 
der Auseinanderfegung ‚feiner Alleinslehre fort. In diefem bier faßt er alle Gottesdienfte zufanımen. Ufa und 
Lat, die zwey arabiſchen Idole, deren im Koran Ermähnung geſchieht, (der Aovouess und die AAAırra 
Herodot's) ſtellen das arabiſche Heidentbum, Baal und Dagon das ſpriſche vor, wie das Kreuz das 
Chriſtenthum, und die Kaaba den Islam. 

(3) Dieſes Ta hat auf den Urvertrag der ewigen Vorherbeſtimmung Bezug, indem nach der ueberlieferung der 


DU a) 0.7 


Weißt was der Reigen if? auf Bahn der Liebe 
Weißt was der Reiger. iR? der Kampf der Seele, 
Weißt was der Reigen iſt? Pad Mittel Jakob's, 
Weißt was der Reigen iR? der Stab von Mofes, 
Weißt was der Reigen iR? ein SGottgeheimniß , 
Weißt was der Reigen if! wie Scheme Tebrifſi 


192 


Morgen ie! ſtehe geſchwind auf, o Jüngling! 


Siehe! fie gebt ſchon, indeſſen du ſchlafeſt, 
Bringe das Leben in Qualen nicht hin, 
Wenn du die Seele getödtet, die böſe, 

Henn dir das Bethen, das Zaſten gefallet, 
Reinige dich als ein Gtäubchen der Thür, 
Wenn du den Reigen der Liebenden ſchmäheſt, 


BIR du von Schemfetstebrifi ein Diener, 


IE IIND 
x 


Den Kopf au werfen vor den Gchlägel Hin. 
Die wie ein Bogel Ach im Blute wätzt. 

Dem ein Gerud vom Hemde TnfTurs wird. 
Der Pharaonds Sauberey’n vernichtet. 
Wodurch man ohne Mittel Fömmme zu Ihm. 
Mit Seelenagugen ſeh'n das Paradies.‘ 


Subuhdem schüd berchis &i dschowan. 


Pade sufammen, Fomm zur Karawane. 

Dir nur zum Schaden, und bir nur zu Leide. 
Daß ein beRändiger Züngling du biübef. 

BR Yu ein Rampe, ein Kämpe, ein Kämpe! 
Een’ in den fiebenten Himmel den Tuß. 

Sey nice fo ſtolz bey der Liebenden Reigen. 
Sammleſt du über dad Haupt das Bericht. 
Schlage die Pande und lobe den Herrn. 


Bas amedem: bas amedem hasa dschununol- aaschikin. 


Ich Fam zurück, ich Fam zurüd; 

34 Fam von Gott zurück, surüd; 
Ich kaͤm zurück mit Zuß und Kopf, 
Dem Herrn sunächft, erfennend Ihn; 
Ich Sam zurück, ich Hatte Gott 

Ich bin es nie, ed iR nur Gotty 
Die Goͤttlichkeit ward Menſchlichkeit, 
Ich bin der Held, Das Brot des Herrn; 
Ich fey nun Türke oder Griech, 
Ich bin Nachteul' und Falk zugleich 
Ich kam zurück, und wegen Euch 
a danke für die Unbild noch; 


L 2 


Denn Schemfeddin zum Narren wird, 


Iſt'd, weil er Seen iB und verliebt; 


Diefes it Narrheit der Liebenden. 


Dieſes iR Narrheit der Liebenden, 


Suchend die Wahrheit, die ewige. 


Dieſes iR Narrheit der Liebenden. 
Gelber empfangen von Gottes Hand (1) 
Dieſes it Narrheit der Lichenben. 


Menſchlichkeit wurde sur Böttfichkeit., 


Dieſes TR Narrheit der Liebenden. 
Dder man neune mid Araber. 
Dieles iR Narrheit der Liebenden. 
Kam ich ganz mürrifch in eure Stade. 
Diefes iR Rarrheit der Liebenden. 
Während er wohnet der Liche bey, 


Dieſes iſt Wahrheit der Liebenden. 


Aus dem Buchſtaben Wamw. (U). 


Eı dschihan berhem sede sewdai tu, 


Du, deſſen Luft die Welt verkehrt, 
Mein Schoos if voll von Edelſteinen, 
Die Seelen der Berliebten wälzen 

O Seelenwein der Liebenden! 

Als eine Perl erblicktt' ich Did, 

Als ih Di anſah, wurd ich gelb 
Verzeih! daß ich Dich nannte Mond, 
Es faget Schems Tebriſi fo: 


3 


Moslimen, Gott noch vor Erſchaffung der Welt alle Seelen, welche dieſelbe einſt bevblfern ſollten, verſam⸗ 
melte, und zu ihnen ſprach: & Tin bi rebbiküm, d. i. Bin ih nicht euer Herr? worauf die Seelen 
alle Belli, d. i. Ta antworteren. Diefes Ta gilt für den Urvertrag des ewigen Gehorſams der Befchöpfe 


‚gegen den Schöpfer. 


(1) Diefes it, wie ed durch die weiter unten folgenden Derfe Flar wird, eine Anfpielung auf das Saframent 





De’ Zuder mir verfüßt das Leben, 

um fie au fireu'n vor deine Züße. 

Wie Ströme ficy gu deinem Meere. 

Das Heut wird wüßte duch dein Morgen, 
Der Mond it deine Zauberey. 

Vom Wiederfcheine deiner Galle. 

Er kann fi nicht vergleichen Dir. 

Die Stadt ift voll von deinem Aufruhr. 


der Cuchariſtie, wopon Mewlana unterrichtet gewefen zu ſeyn ſcheint. 


d 








Ei schüde gburre der dsehilhan dur meschew dur meschew. 


D Anbesinn der Welt, fen nah’! ſey na) . 
Ich bin das Boll, das Haus, das Netz, das Komm, 
Bin Eden und Huri, bin Gluth und Licht, 

Ich bin der Greis, ih bin der Zürß, der Sclave, 
Ich bin der Schah, der Freye, uno Gefang'ne, 
Ich bin der Turban, und ich bin die Kutte, 

Der Zuſtand bin ich und das Alphabet, 

Ich bin der Oſt, der Weſt, din oben, unten, 

Ich bin lebendig, todt, ich wein' und lache, 

Ich bin der Tag, dad Brot, der Duell, die Kanne, 
Ich finge Preis bey Tag, und va früh auf, - 


193 mn 


um Bufen ruht der Breund , fey nah’! fey nah'! 
VBernünftig und ein Nare, fey na! fen nah’! 

Ich bin Das Paradies, fen nah’! fey nah’! 

Ich bin der Leitung Herr, fey nad’! fen nah’! 
Erfreuet und betrübt, fey nah’! fey nah’! 

Des Zeuergürtels Herr , fen nah’! ſey na’! 

Ich bin der Stamm , der Bweig, fen nah’! ſey nah‘! 
Ich bin der Rubm ber Weit, fen nah’! ſey nah’! 


Ich ſchweige und ich fing’, fen nah’! fen nah’! 


Ich bin der Jagdhund auch, fey nap’! ‘ey nag'! 


Ich preife Schemfeddin, fey von te naf’! 


Ei Sofi ehli safa es dschan bügu Allah hu. 


Keiner Soſi, ſag von Herzen Allah Hu! 
Sey ganı Seele für den Zreund, 1 
Suchſt du noch von Sau su Bau 
Seelen opfireft du im Stillen, 
Heil'ge und Propbesen dienen 
LAG das Geld und fuch’ den Glauben, 
Denkſt auf Sort, und läßt das Wort, 
Licht der Wahrheit, Schemſeddin, 

“ 


Treuverliebter, fag von Seele, Allab Hu! 
Was du ſeyn wi, fey auch ganz, Allah Hu! 
Deinen Freund ˖von Haar zu Haar, Allah Hu! 
Ich bin’ Gelave deines Dufts, Allan Hut 
. Dir wie ih ald Bettler gern, Altab Hu! 
Sag’ nicht ienes , fag’ nicht dieß, Allab Hu! 
Machſt Du alles Schwere Teiche, Allah Hu! 
Wler Welten Wefenpeit , Allaͤh sw 


Aus dem Buchftaben He. (E). 


Ischk bin ba aaschikan amichte. 


Lieb' mit Liebenden gemiſcht, 

Hörteft du von Spur und Nichtſpur? 
Hörte du von beyden Welten? 

Herz iR Schah, und Bunge Dollmetſch, 
Diele Erde mit dem Himmel 

Waſſer, Geuer, Luft una Erde 
Wolf und Lamm, und Löw’ und Hirſche 
Schau den ESchah , Durch. deffen Hub 
Schau die Einheie überall 

- Arummes flreeitet.mit Seradem, 
Schweige nun, in deinem Munde 
Schems Tebriſi glänzt.im Herzen, 


Gein mit Staubgefäß gemiſcht. 


Nichtſpur ſchau mit Spur gemiſcht. 
Beyde Welten ſchau gemiſcht. 
Dollmetſch ſchau mit Schah gemiſcht. 
Iſt bloß unſ'rethalb gemiſcht. 

Sind als Freund und Zeind gemiſcht. 
Sind aus Furcht vor Ihm gemiſcht. 


Sluth fich dem Gefaß vermiſcht. 


Lenz⸗ und Winterfeſt vermiſcht. 
Pfeil und Bogen find vermiſcht. 

AR mie Zuder Rath vermiſcht. 

Keiner iR Ihm fo vermiſcht. 


Dila ger talibi jari birew es chisch merdane. 


O Herz, fuchft du den dreund, verdiß dich als ein Mann. 


Sur Kerz' und Schmetterling bring’ Seet' und Leib zum Opfer, 
Euaft du das Ewige, vergiß dich ſelbſt, fey Gott. 
Ein Knabe ohne Brot, fuch es ben Zreund und Fremden. 
Auf Gott vertrau, und ſprich von Nichts, als von der Liche, 
Umſchung den Narren, wenn er ift ein. Narr, wie wir. . 
Wenn du die Einheit haſt gefunden in der Welt, 
Und Einen, der fo denkt wie du, geb in die Schenke; 
Wie Kalendere trinke Wein, genieß des Schönen, 
Und achte nicht des Maͤhrchens von Unglaub’ und Glaube, 


» 


Sb 


Ami 


Lokosblumen find erblaßet 

Dieſe Eiferfucht ſey Beyſpiel 

Gegen die Narciſſe wandte 

Brug’ nicht, ſprach ſie, mich um Kunde, 
Auch von Trauben frag' nicht Kundſchaft, 
Zeuernelken, Anemonen 

Stoͤrche bringen Vögeln Bothſchaft, 
Erd’ und Himmel, Thier und Engel, 
Warum girren Turteltauben ? 
Widhopf brachte eine Bothſchaft 
Taufendfältig klagend ſitzen 
Mundrubinen, Onyrwein, 

Wo ſind Roſen, deren Banden 
Tauben fliegen hin und wieder 

Weil der Schab zurüdgefommen 
Bapagenyen ſuchen Zuder 

Geltene Geheimniſſe 

Nachtigall und Turteltaube 

Hent ſtirbt dieſer, morgen jener; 
Denn letzt iſt der Augenblick 

Gehe nun auf Flur und Gärten! 
Lebe froh zur Zeit der Wolluſt, 
Werde froh der ſchönen Tage 

Gottes Huld hat viele Schaͤtze 
Sammle dich, zerſtreu' Dich wieder, 
Saat des Guten und des Böfen 
Einem iſt ein Wink genug, 
Vom Berborgnen kam der Frühling 
Unfre Datteln, unfre Zeigen, 

Bald verfehrt in Herbſt fih Frühling, 
Gib das Herz der Welt nicht Hin, 
Jetzt fo lang die Luft Dir lächelt, 
Dieß iſt Ruth der Liebenden, 


184 mm 


Weil den Roſen Dornen nahen- 
Dir, der eiferfüchtig liebſt. 
Sich mit Fragen Hyazinth. 


‚Denn von Eınnen bin ich ganı. 


©ie find trunken Tag und Nat. 
Stehn auf Zluren und an Ufern. 
Preifend Sort den Herrn des Lichts. 
Ale Du, und Du ihr Helfen, - 
Weil den Zreund der Echleyer deckt. 
Bon dem Heren der andren Welt. 
Nachtigalien auf dem A’. 

Friſcher Liebling, neue Braut! - 
Nimmer ich entfliehen mag? 

Blos aus Hoffnung von Genuß. 
Jagt der Zalfe- Repphuhn wieder, 


- Süßen Lippen blos zu Liebe. 


Hör’, Verſtand, in taufend Tönen. . 
Eingen: Welt ift nicht beſtändig. 

Froh benüsg" Gelegenheit; 

Auf der Erde gut zu handeln. ' "= 
Warum meiden du den Frühling? 

Nimm das Glas, denk nicht des Rauſches, 
Anf den Bergen auf dem Zelde, 

In der Welt nun aufgetban. 

Denn Seheimniffe find Fund. 

Wird erſtehn am jüngſten Tag. 

Der für Taufend nicht genügt. 


Wie vom Saamenforn die Frucht. 


Unſee Apritofen iß. 

Nimm dir nun des Lebens Theil,‘ 
Sie ift treulos, unbeftändig.' 

Srin® und fehlaf’ und rüß', geniehe ! 
Nimm von Hery und Seel’ ihn an. 
Das Geheimniß Fund der Lens. 


Schweige fill, denn ſchweigend thut dir 


Aus dem Buchflaben. Shin. (Sch). 
Geh saf budem gelii ghisch (1) an! nis choschi we in. nis chesch, 


Diefes und jenes iſt gut. 
Diefes und jenes ift gut. 


Bald Hin ich weiß, bald bin tax ſchwanrz, 
Sch bin das Siegel Salomon's, 


Bald bin ich rein, bald bin ich trüb (a), 
Ich bin die Sonn’, ih bin Simurg, 


- 





. (1) Ghiſch oder Gheſch, das deutfdie Giſcht oder Geſcht. n 

(2) Hier iſt der ſchicklichſte Ort, eine merkwürdige Zuſammenſtellung, die. fich ven. aufmerkfamem | Studium diefer 

myſtiſchen Gedichte mehr als einmahl von ſeibſt aufdringt, den LZefern vorzulegen. Br 
Simurg, ber perfiide Greif, welcher aus dem indifhen Garuda des Wiſqch nu entfianden, ift nicht 
bloß, mie man biöper geglaubt, ein fabelhaftes Weſen perfifher Romane, fondern ein Spmbol des älteſten 
perfifchen Mythos, der bier ganz mit dem altägyptiſchen übereinfommt. 
Sperber oder Habicht, Fseud, bald die Sonne und bald das höchſte Werfen felbft bedeutet, fo 
auch der Simurg, der hier in myſtiſcher Bedeutung für die Sonne-genommen wird, und in Artar’s 
Vögelgefprähen das Symbol des höchſten Wefens felbft it Die. Federn des heiligen Bener’d waren Der 
Hauptſchmuck der ägpptifhen Priefter, wie in dem Schabname- die Federn Simurg’s der. Hauptihmud 


Wie in den Hierogipphen der 





RAR RAN 


Staub und Wind, und FSluth und Gluth, 
Bald bin ich Licht und finfter (1) bald, 
Das Jahr, der Mond, der Tag, das Heft, 
Stäts andrer Farb’ und andren Orts, 
Die Zahn' und Trommel (3), mein Geleit', 
Der Menfch iſt mir ein todtes hier, 
Huris, Peris geboren mir 

Es gibt euch Kunde was da if, 

Ich fagte dieß im Sonnenglanze, 


N 


Ich bin der Mond des fiebenten Himmels, 
Im Leib’ find Herz und Seel’ verborgen, 
Ich geb’ und bleibe, wie Rubinen, 

34 bin der Seele Strom, und fpiegle 

Es fey die Welt mir immer Zeind, 

Sie fchließt das Herz, bewahrt die Seele, 
Sein Angeſicht ift mein Altar, 
Es ſprach das Kind Dir obne Zunge: 


Mahi heftüm asümanem &i püsser bidar basch. 


185 - 


Bald bin ich aut und dald nicht gut, 


Bald bin ich hart, bald weih wie Wachs, 


Die Kerze, fo erhellt die Seelen, 

Bin ih ein Andrer jede Stund’, 
Schlag’ ich im Himmel auf mein Zeit, 
©o Dim als Engel find mir Thier, . 
Und werden von mir ausgezanft, 

Ich din es, der den Herren fucht, 
Erhellet bald, verfinftert bald, 


Sk bin das Licht des höchſten Throng, 


In Leib und Seel’ iR meine Huld, 


In Ruhe, in Bewegung bald, 

Biel’ Bilder ohne Spur zurüd, 

Mich ſchützt vor ihre der Liebe Huth, 
Ich bin der Dolimerfch diefes Monds, 
und fein Geruch mein Roſenbeet, 
Sg bin wie Mond und Sonne Far, 


Dieſes md jenes if gut. 
Diefes = jenes ift que. 
Die"  d jenes, ift gut. 
Diefes und jenes ift gut. 
Diefet und jenes ift gut. 
Diefes und ienes if gut. 


Dieſes und jenes ift que. 


Diefes und jenes if gut. 
Diefes und jenes iR gut. 


Sey wachſam Jüngling! 
Sey wachſam Jüngling! 
Sey wachſam Jüngfing! 
Sey wachſam Jüngling! 
Sey wachſam Jüngling! 


Seny wachſam Jüuͤngling! 


Sey wachſam Züngling! 


Sey wachſam Süngling' 


Seri ber ar kı ma barewim ber seri ischk, 


Erheb' den Kopf, wir gehen auf dem Kopf’ der Liebe, Wir gehen Eurge Zeit’ ganz feelenrein In Liebe. 

Vom Tode Hörte ich die Nachricht ew’ger Liebe, Bom Weine Gottes, der den Tod ertränkt in Liebe. 
Des Dafenns Nabel riß ich nur Durch Kraft der Liebe, Am Tag des Feſts gebar ald Mutter mich die Liebe, 
D frag’ die Liebe: Wie entgehee man der Liebe? Ein Ring’ ohn' Anfang opme Ende if die Liebe. 

Es mublen fi Seftalten auf dem Bor der Liebe, Bon ihrem Widerfchein erglänzt der Flor der Liebe. 
Gib deinen Leib wie Gold dem Schmerz nicht nur der Liebe! Denn Gtaub if Gold, das nicht verwendet wird auf Liebe, 
Ich fage dir warum das Meer bie Wogen ſchlaget: Es tanzt im Glanz des Lichts des Edeiſteins der Liebe, 
Ich fage dir warum aus Thon Huris geformt And: Weil er durchduftet ward vom Ambrabaud) der Liebe, 
Ich fang dir warum der Himmel immer Ereifet: Weil er beweget wird vom Sternenglanz der Liebe. 
Ich fage dir warum der Wind blaſet Stoß auf Stoß: Daß er die Fluth in Blätter trenne für die Liebe. 

Ich fage dir warum die Naht umbängt den Gchleyer: Weil fie damit bedeckt das Brautgezelt der Liebe. 

Ich fag’ von nier und fünf und fieben (3) das Geheimniß, Denn ich verlor mein Spiel im Damenbrett ber Liebe. 


Aus dem Buchſtaben Win. (Aa). 5 
Bia bia ki tuji dschani dschani simäa (4). 


O fomm! du biſt ber Sederſtamm im Haln des Reigens. 
O komm! denn Gleichen fah noch nie das Aug’ des Reigens. 


D fomme, Eomm! du bift die Seele EceP des eigens, 
O fomm! denn Keiner war twie du und wird nicht ſeyn, 








der perfifhen Helden, die biedurdy wider alle Gefahren talismaniſch gefever find. Diefelden Federn, melde 
in den Hierogippben fo häufig nicht nur als Kopfpug, fondern auch in den Händen der Dpfernden und 
Bethenden vorkommen, bießen aller Wahrfcheinlichkeit nah Lobpreis und Ruhm, und in’ diefem Sinne 
haben fih die Schwingen Des Lobes und der Fittich des Ruhms (das in allen diefen myftifhen Ger . 
dichten häufig wiederkehrende Per u bal) nicht nur im Perſiſchen, fondern auch in abendländifchen Spra⸗ 
chen erhalten. — Penna metuente solvi aget illum Fama duperstes. Horaz. 
(1) Am Tert ſteht noch bald Türke und bald Araber, wie in dem erſten Dikichon, bald Araber und bald 
Aethiopier, in Bezug auf die weiße und fchwarze , helle und dunkle Geſichtsfarbe. 
(2) Die Dberen der Dermifche führen Sahne und Trommel, welche fih auch in den Gräbern ihrer Heifigen befinden. 
(3) Das Geheimniß der vier Elemente, der fünf Planeten, und der fieben Sphären. 
(4) Simaa ift das Wort für den religiöfen Reigen der Dermifhe, während Raff den genötnlige Tanz 
ve | 


‘ 





RIRIE TI LE 


O fomm! es Aleßt der Sonnenquell in deinem Schatten, 
Mit Hundert Rednerzungen preiſet dich der Reigen, 

Du trittſt aus beyden Welten tretend in den Reigen, 

Zwar iſt wohl hoch das Dach des ſiebenten der Himmel, 
Was ſoll ich thun wenn mich ergreift Die Lieb’ beym Nacken, 
Das Sonnenſtäubchen, wenn erfüllt vom Stans’ der Sonne, 
D fomm! dieß ift ein Biſd der Liche, Schems Tebriſi! 


106 E 


Und tauſend Morgenſterne tanzen dir den Reigen. 

Ih will nur ein Paar Worte fagen von dem Reigen: 
Denn über beyde Welten ift die Welt des Reigen. 
Darüber reicht Hinaus die Leiter von dem Neigen, 
Wie den Gefährten ich ergreife in dem Reigen. 
Beginnt zu tanzen dann mit Schweigen feinen Reigen, 
Zurüd bleibt in der Liobe, wer nicht tanzt den Reigen. 


us dem Buchſtaben Kaf. (H). 


Jekdemi ghawass budem ber lebi derjai ischk, 


% tauchte einen Augenblick in's Meer dee Liebe, 

Ich ſchaute gaͤh mit einem Blick des Allmachtauges 

Als Chifer fand ich dieſe Nacht den Quell des Lebens, 

Die Mofes ſprach ich: Herr! o zeige mir Dich, Herri 

Die Jeſus wei’ ih nun die Todten auf sum Leben. 

Du firebe nit wie Salomon nach Thron und Siegel, 

Sry’ auf geradem Weg den Fuß wie Mohammed, 

Beh: prahle nicht wie Mewlana mit dem Geheimniß, 
N 


Und taufend Perlen fah ich in dem Meer der Liebe. 
Und ſah die Welt verwirrt von der Begier der Liebe, 
So dafı mir ew'ges Leben ward vom Quell der Liebe. 


„Mich feben Hunderttaufend nicht!« fo ſprach ber Herr ber Liebe. 


Dies Rathfel kannſt bu dir erklären nur durch Liebe. 

Sonft bleibeſt du verwirrt und ſchwach im Feld' der Liche, 
Daß du die Kanzel nur betreteſt mit dem Fuß der Liche, 
Wenn ſich das Meer empört, wird Blut das Meer der Lichs, 


Aus dem Buchflaben Kiaf. (Gi). 


Her ki derd nist es in ischk reng. 


Wer von Lieb’ nicht Farbe Hat, 

. Liebe lockt aus Steinen Waller, 
Gauern kriegriſch, Glaäubege friedlich; 
Liebe thut des Herzens Mund auf 
Wie ein Löwe iſt die Liebe, 

Nur die Liebe Hilft der Seele 
Lie ift- Unfangd nur Verwirrung, 
Dey Tebrifi ik mein der, 


Aus bem Bußfabe Lam. (L). 


Imrus rusi schadist imsal sali gül. 


Heut’ iſt Her Tag der Luſt, das Jahr der Nofe, 
Der Rofe Half das Rofenbeet des Freundes, 
Es lacht der Hain, Narciflen find betrunken 
Dee Lilie Zunge fage in's Ohr Cypreſſen 

Die Rofe Hält in unſrem Haus den Becher 

Die Welt umfaßet nicht das Bild der Rofe, . 
Die Rofe ift eın Worth’ vom Geelengarten, 








Iſt Hey. Gott nur Stod und Stein. 
Liebe glättet Spiegel rein. 

Krieg und Zriede weicht der Lich 
Und verfhlinger beyde Welten (1). 
Iſt bald Fuchs, bald Leopard. 
Aus des Körpers finfleem Kerker, 
Seele und Bernunft find irr. 
Dftwind! grüß ihn unverweilt. . % 


+ 


Es geht und wohl, und wohl ergeh’s der Roſet 
Damit man fehe nit den Untergang der Rofe, 
Vom Schoͤnheitsaufruhr und vom Glanz der Rofe. 
Geheimniffe der Nachtigall und Rofe (2). 
Durchwürzet vom Genuß des Dufts der Roſe. 
Die Phantaſie umfaßes nicht Die Rofe. 

Und ein Diplom der Schönheit ift die Roſe. 





bedeutet. Das Zugehör des Meigens find die Flöte und die Trommel , wovon jene den Gefang heiliger 
Hymnen (Ilahi) begleiter, Diefe aber durch ihre Echläge den Rythmus des Reigens hält. In das 
. Weinen der Zlöte und in das Lachen der Trommel tönt dann noch das -rafende Geſchrey des Hu! d.i. des 


Rahmens Gottes (Jebova's). 


(1) Wörtlih: Die Liebe öffnet den Mund im Meere des Herzens, und frißt beyde Welten mie ein Krokodill. 
3) Wörst:h: Die Geheimniſſe der Ziebe der. Nachtigall und ber Schönheit der Roſe. 


XXXXRK 


Prophetenſchweiß (1) ſteht auf der Rof’ in Perlen, 
Ein neues Leben wird den Geiſt beſchwingen, 

Wie Abraham durch Hauch belebte Vögel (3) 
Sey ſtill und fehlieb den Mund wie Nofenfnospen, 


187 07 


Aus Neumonden ein Vollmond iß die Nofe (a). 
So oft er riecht den füßen Duft der Roſe. 
Erſtehet auf des Frühlings Hauch die Rafe. 
Verfiopines Lächeln freue, wie die Rofe, 


Tschi karistan ki darı ender in dil, 


Welch eine Werkſtatt haſt im Herzen? 

Es fam der Lenz, die Zeit der Saaten, 
Dee AUmachtſichleyer, der das Aeußere 
Der Buß des Suchers weilt im Schlamme, 
Wenn's Her; wicht höher wär ald Himmel, 
Und wär’ das Herz nicht eine Hauptfiadt, 
Es if ein wunderbar Gehölze, 

Des Herzens Meer Tchlags taufend Wogen, 
Ich ſchweig', es faßes nicht Gedanke 


Welch einen Abgokt trägft im Herzen? 
Mer weiß, was du gelierf im Herzen? 
Verhüllt, ift aufgededt im Herzen; 
Allein fein Kopf iR frey im Herzen. 
So flände nicht der Mond. im Herzen, 
So thronte nicht der Herr im Herzen. 
Denn Königsiagd ergebe im Herzen. 
Die Perien findefl du im Herjen. 

Des Herzens Bild in meinem Herzen. 


Ta nesed afıtab chaimäi nuri dschelal. 


So lang die Sonne nicht auffchlägt das Lichtzelt, 
Ein Sonnenblick zuft nun hervor die Tulpen, 
Das Sonnenſchwert vergießt dad Blut Aurorens, 
Berliebter! ſchau mit offnem Aug sum Himmel, 

- Der Schenke reicht das Glas der ew'gen Dauer, 

" Das Aug voll Schlaf fprach ich : E6 iſt nun Nacht. 

©» lang e3 graut, ift zweifelhaft der Morgen; 
D fchaue fihnell der Seelenſonn' in's Antlig, 
Die Sonnenſcheibe zeigt dir Schems Tehrifi (4) 


Eind alle Tagesvögel noch verwirret. 

Verderben ift es ich? su Haus zu ſitzen. 

Mit Recht das Blut von taufend Morgenröthen. 
Den Bollmond fiehft du dort, in mir den Neumond. 
Ich Hlähe mich durch feine Huld wie Flaſchen. 

Er ſprach: Bor meinem Angeficht unmöglich. ° 

Doc Mittags zweifelt Niemand mehr am Tage. 
Schau’ weg von mir, daß du die Schönheit fchauefk. 
In vollem Glanz; 9 gute Borbedeutung! 


Aus dem Buchftaben Mim. (M). 


Sch bin der Bogel der Gottheit, trommiend: Bafrabafu (6), 
Das Glas des Weines, der Zuder bin ih, Braten bin ich, 
Ich bin der Weg von Hedfhaf, Gebeth und Pfalter bin ich, 
Ich bin das ewige 8003, die trunkne Nachtigall ich, 

Wiewohl von Mienfchen erzeugt, bin ich von Ewigkeit her 


Ich bin die Krankheit, dad Mittel, bin Aß af und Safe (6), 


Ich Bin der Quell der Erfchaffung, bin der Weifer des Weg’s, 
Ich bin die Raaba und Mina, Safa bin ib und Merw’ (7), 


N 
U << 





Murghi harimi hasretem bakrabaku hemi senem. 


Berauſcht vom Weine der Einheit, trommlend: Bakrabaku. 
Ich bin die Laute, Die Geige, trommlend: Bakrabaku. 
Vertraut mit allem Geheimniß, trommiend: Bakrabaku. 


- 3 bin der Ring an dem Zinger, trommlend: Batrabaku. 


Der Gegenfland des Gebeths, trommiend: Bakrabatu, 
Ich preife eigenen Werth an, trommiend: Bakrabaku. 
Ich bin die Kette der Narrheit, trommiend: Bafrabafu. 


‚SH bin ein Stäubchen der Sonne, trommiend: Batrabafu. 


‘ 





7 


GG) Wörtlih: Der Anmuthsſchweiß Muftafa's, d. i. Mohammed's. 

(3) jedes Roſenblatt it ein Neumond, die ganze Nofe der Vollmond. 

8) Eine Anfpielung auf die morgenländifhe Sage von Abraham, der bier im Zene Chalil, d.i. der 
Geliebte Gottes, heißt. Er formte vier Vögel aus Thon, und befeelte diefelven mit feinem Haude, 
fo daß fie in die vier Weltgegenden davonflogen ; wie der Thon durch den Hauch Abraham's belebt 

. ward, fo dur die Wiederkehr des Frühlings die Roſe— 

(4) Du ſiehſt in der Sonne das Angeſicht Schems Tebrifis. 

(5) Bakrabaku ift der onomatopaeifche Ausdrud des Getöns der Halbtrommel, womit die Derwiſche ihren 
Reigen begleiten; fie fpricht in diefer Hymne fi als göttliche Liebe, und als mahre Alleindlehre aus. 

(6) Aßaf der Wer Sa lomons; Safa der Beynahme Simeons Perrus (Simeon Cephas). 

(DV Mina, Safa und Merwa, die Nahmen der drep um die Kaabe gelegenen Berge. 

—Aaꝛ2 


DIDI 


Ich Bin nicht Ich, In dem eignen Leibe Bin ich nicht Ich; 


3% bin der Schah und der Bettler, Mond und Himmel Bin ich, 


Ich bin der Papagey und ber Baum des Lebens zugleich, 
Ich bin Der feeifende Himmel, Licht und Schimmer bin ıch, 
Ich bin die Sonne des Glaubens, bin Gewißheit fürwahr! 


Sr iſt in Wahrheit der Körper, trommlend: Barrıs atu. 
Ic) bin der Weg und das Ziel ich, trommlend: Batrabaku. 
Ich bin die Flamme dor Lampe, trommiend: Barrabatu. 
Ich bin der Morgen und Abend, trommiend: Bakrabaku. 
Unglaube bin ich und Glaube, trommlend: Bakrabaktu. 


Ei aaschikan &i aaschikan es aalem hi dschan amedem. 


Liebende! Lebende! Ich kam von der Seelenwelt 
Verfiändige, Berfländige! wo iſt der Verſtand? we ich? 
Wiffende! Wiflende! die ihr das Geheimniß wißt, 
Suchende! Suchende! im Suchen des eignen Ziels 
Zäuternde! Läuternds! die Läyterung machte mich 


Weinſchenkende! Schenkende! den Wein von mir wendet weg, 


Napende! Nahende! der Nächte der Diener ic 
Boltomm'ne! Vollkommene! Ih bin in der Seelen Oft 


Seele! verneige Dich, ich ſuch deu Geliebten Hier. 
Fraget mich nicht Darum, weil ich nicht mit Willen Fam. 
Wiſſend bin ich, weit ich bekannt bin den Wilfenden. 
Fallend und ſtehend auf, veſchwerlich und Teiche kam ich, 
Die ein Atom fo leicht, fo Fam ich zum Herzensfreund. 
Weil ich wie Nachtigall verlicht in die Rofe Fin. 

Bin iy der Lichling Des Sultanes geworden nun. . 
Glänzend gefliegen auf, der Sonne des Slaubens gleich, 


* 


Dusch ber dergahi iset kussi sultani sedem, ‘ 


Seftern fchlug ich noch der Herrſchaft Paucke, 
Tkank im Himmel reinen Wein der Einheit 
So betrunken, daß von Trennungsgluthen 


Hs mie Wein und Glas und Schenke Eins war, 


Wieder war ich trunfen und von Ginnen, 
Ich beſchritt wie Er des Oſtwind's Zlügel, 
Dieſes Gluͤck kam mir von Schems Tebrifi, 


J 


Schlug das Zelt auf an dem höchſten Thron, 

Gottes, aus der Hand des Herzgellebten. 

Ich der reinen Geifter Zei’ anftedte; 
Trat id Bauern und Mostimen nieder, 
‚Salomonen. gleich das Her; beberrichend. 

Mate mir die Weltenherrfihaft an. — 
Balte deßhalb ſinnenlos su Boden. 


Men bendöäi Sultanem Sultani dschihanbanem. 


Ich big des Gultans Anecht, ich bin der Welt Sultan, 
3% ee wie sin Papagey und wie Simurg, 
Ich bin des Geiſt, ich bin die Ruh' und Gottes Knecht, 
Ich bin dad Paradies, und die Huris zugleich, 
Das Dbre, Untere, Höchſte, und das Niederfie (1), _ 
Sch Fin das Licht und Tag und Nacht und Finſterniß, 
Ich Hin der Mond, die Sonne , Rof’ und Rofenbeet, 
3 bin der Kaifer Eiche und Gottes Liehender, 
Ich Hin der Geiß der Hülf’, ich bin der Zweifel OR, 
Ich bin fo Licht als Gluth, und frage Zeuergürtel, 
Ich bin sur Wahrpeit und zur Ginigfeit gelangt, 
Bin einfam und befucht,. erfennend und befannt, 
Unwiſſend und gekehrt, fo thätig als in Ruh’, 
Ich war ein Zeitgenoß von Roe, ihm vertraut, 
Ich din die Lieb’, der Liebende, berauſcht, erſtaunt, 
Ich widerfpreche und ergebe wich zugleich, 


Bin Maghe und Derwiſch, bin Wunde und das Pflaſter, 


Bin in der Frommen Kreis und doch auch im Bordell, 
Ich bin die Kerze und der Schmetterling im Kreiſ', 


Seit ih den Glanz geſehn, bin ich erflaunt und irr. 

Ich Bin das Edelſte von Menfchen und von Thier. 

3% bin der Sonne Schußgenoß, der Sohn DI chem ſchid's. 
Ein Staub der Gottheit, und ein Theil der Menſchheit au. 
Den Himmel ſetzt' ih und Die Elemente ein. 

Der Inn’re und der Aeußre bin ich, der und der. 

Bin Jupiter und Matt, Saturn und Abendflern, 
Ich ſuche feinen Thron, ich Hab’ Ihn fchon erfannt. 

Ich bin Berfland und Geiſt, die Seele und der Leib. 

3% bin ungläubig, gläubig, Sauer und Moslim. 


.- Bin Eins und mehrfach, bin verſammlet und gerfireut, 


Abweſend, gegenwärtig, verdedet und enthüllt; 
So Pilger ‚als Wegweiſer, Diw und Salomon. 


Ich regnete und war felbfk in der großen Fluth. 


Ich bin Zuffuf, und Kanaan, Shofru, Sharan, 
Ich bin der Feind von Pharao und Mofes aud, 
Bin Stachel und Arzney, Hin Kranfpeit und das Mittel, 
Ach trage des Gehorſams Zoch, und bin empört, 

Ich bin das Netz, das Korn, der Schatz, die Wüfteney, 


(1) Diefe Stelle iſt ganz die lelbe ‚ wie die berühmte auf ber [maragdenen Tafel des He rmes by Sandy 


siaton nah Eufebius: 


Ovpzvo 7472) oveuvs AUT 
Areu um uspa Xura 
Ilayu uw navy rouro Rurm, 


. 4 


Gin Sünder und ein Gott, ein Freyer und berauſcht; 
O Schems Tebrifit du Hap endlich obgeflegt, 


Ich fpielt’ das Herz; am Llebespfad' 
Die Kette, Roſenkranz und Teppich 
Ich warf in’s Herz der Weinenden 
Ich ſchoß den Pfeil der Wiſſenſchaft 
Ich nahm von dem Koran das Marf, 
Das Gut der Welt ift nur -ein Ads, 
Das Korn, die Fahne, den Turban, 
Es hat Tesrifi ſchoͤn gefant: 


Hu senem ber kudsian her scheb si dil hu senern. 


Zum Himmel ſchrey' ich iede Nacht von Herzen Hu! 

Mit jedem Morgen tanıen Sonn’ und Mom im Heren, 
Bon jedem Baum’ erglänzt das Licht Der Wahrheit Gottes, 
Wenn Gott im Hers’ , ik Sort bey wir, und ich bey Gott; 
3% ward mit Allem Alles und fab Sort in Alles. 

Bon Sottesnahmen ward men Herz geprägt wie old, 

Es folge Shems Tebrifi wie der Mond der Gonne, 


Ich bin der Herr des Diwan’s, und bin es auf wicht, 
Sch ſchaue endlich Gott, umd ich erkenne Gott. 


J 


Ma dil ender rahi dschanan bachtim. 


Und warf Verwirrung in die Welt, 
Warf ich in das Bordell der Mag hen. 
Und Liebenden Giuth und Berwirrung. 
Bom Armuchöbogen in das Ziel, 

And warf die Haut dem Pöbel vor. 

Ich warf dad Aas Dem Gchinder vor. 
und allen Streit warf ich in’s Waller. 
Ich warf auf Mew lana den Blid. 


— 


Der Schoͤnheit Gottes voll ſchrey ih: Ja Hu! Men Hu! 
Gen Mond und Sonne fihreye ih: Jahu, jap ul 

Ich giere auf dem Baum’ wie Turleltaub':: Gugu! 

Zu Gott gelang' id, wenn ich mich begeh’ zur Ruf’. 
Sag’: Sort if Eins, fein Nahmen iſt Jahu! Menpu! 
Ich bin nun Gottes Geld, und rufe laut: Jah u! 

Es wird der Raum durch fie erhellt, Iahu! Jahuı 


Tschi tedbir &i Musulmanan kı men chodra ncmidanem. 


Was iſt au thun ihr Moslimin (ı), ich kenn' mich nicht! 
Vom Oſt und Weſten nicht, vom Land’ und Meere nicht, 
Aus Hind und Sina nicht, nicht aus der Bulgarey, 


Ich bin nicht Waſſer, und nicht Staub, nicht Wind, nicht deuer, 


Bon beyden Welten nicht, Fein Sohn von Adam, 

Gr iſt der Erſte, Lezte, Aeußre, Innere, 

Ich ſchaute auf, und ſah die beyden Welten Eines, 

Mein Ort iſt ohne Raum, mein Zeichen ohne Spur, 

Wenn ohne Dich ich einen einz'gen Tag verlebte, 

Denn eined Tags der Freund die Hand mir einfam reichet, 
O Schems Tebrifi! fo Hin ich berauſcht allhier, 


Ich bin nihe SH rift, nie Jud, niht Gebr, nit Mostim. 
Nicht aus den Reihen der Natur, vom Himmel nicht. 

Nicht aus Irak, noch aus den Städten Choraffan’s. 
Dom Höchften und vom Tiefen nicht, vom GSeyn und Werde, 
Bon HöF und Himmel nicht, und nicht vom Paradies. 

Ich Eenne nichts als Ihn: Jahu! Jahu! Menhul 

Fur Eines feh’ ih, Eines fuch’ ich, Eines weiß ich. 

Es ift nicht Seel’, nicht Leib, ich bin der Seelen Seele. 

So reuet mid dieß Leben einer einz'gen Stunde. 

Tret' ich die Welten unterm Fuß, thu’ auf die Hände. 

Daß außer Trunkenheit Fein Mittel übrig bleibe. 


Ei aaschikan öi aaschikan men aaschiki dirioe em. 


O Riebende! O Liebende , ich Liebe Lang. 

Es war die Welt und Adam nicht, da war ich ſchon, 
Man formte mich Durch fiebenhunderttaufend Zahre , 
als einft das Licht der Siehe durch die Welten ging , 
Als Pharao verfhlungen ward vom rothen Meer, 
Miet Noſe war ich in der Ar’, im Brunn’ mit Juſſuf, 
Am Tag’ des Loofes wo die Seelen riefen: Ja! 

Der Sromme in der Zell, der Sauer in dem Tempel, 
3a lebte mit Ali, ich Iche’ mit Abubefr, 

As Mohammed durch alle Höh’n ber Himmel fuhr, 
Ihr Cherubim! die Ihr des Thrones Träger ſeyd, 
Sch’! (ag’ dem Vogt, es ſey die Maieſtät gekommen, 
Ich bin dem Mufti gram, ich bin den Richtern feind, 








Aufrichtige! Aufrichtige! ich liebe lang. 

Die Zeit war nicht, da war ich ſchon, ich liebe lang. 
So ward ich nach und nach geformt, ich liebe lang. 
Da war noch Niemand außer mir, ich liebe lang. 
Da fand ich fampfend Mofen bey, ich liebe lang. 
Ich war von Jeſus Zeitgenoß', ich ließe lang. 
War ich als erſter Zeuge da, ich liebe lang. 

Sie tragen gleiche Farb' für mich, ich liebe lang. 
Mit beyden war ich wohl vertraut, ich liebe fang. 
Da wohnte ich im ſiebenten, Ich liebe Fang. | 
Erhebt denfelden Höher " Ar ich liebe Tang. 

Daß ich den Nacken ihm zerſchlag', ich liebe lang. 
Weit ungerecht fie Ausfpruch thun , ich Tiebe Iang. 





(1) Die arabifche sorm Mos lim ftatt der perfifchen Mufulman (m Plural Roslimin und Ruf 


anan) ift hier des Werkes Willen vorgejogen. 


- 4 


XXCDd 1 90 “RAR 


Ich Gin des Drdens Scheich, ih bin des Kloſters Probſt, Ich bin der Wahrheit auf der Epur, ich tieße fang. ‘ 


Bier Mütter haben mi erzeuget mit neum Vätern, Ich Bin von ſechs und fieben frey, ich Tiebe lang. 8 
Dem Schems Tebrifi fag' der Grieche fen gekommen, Es faget Mewlana fofort: Ich liebe lang. 
D Liehende! 9 Liebende! wer ift wohl Schems Tebriſi? Er if das Licht von Muftafe, ich Tiebe lang. 


24 


Amed bebar &i dostan mensil sui bostan künim., 


Der Brühling iſt da, in den Garten begebt euch, o Zreundes 

Ihr Fremde der Zluren empor! und beginnet gu rollen. 

Bir wollen heut’ Riegen wie Bienen von Rofe zu Rofe, 

Und wollen uns bauen fedhsediges Haus wie die Bienen, 

Die Kund’ iR gefommen: Run trommiet nicht mehr im Verborgnen! 
Wir wollen die Trommel der Liebe durch Trommlen gerbredhen. 

O höret den Reigen der Himmel! Wahnfinnige ſteh't auf! ® 
Ich bringe die Seele sum Opfer den Liebenden heute. 

Zerbrechet die Ketten! Gin jeder von uns iſt ein Schmid, 

Wir fchlagen die Effe in Mitte des Rofenbeets auf; 

Mir fahen mit Blasbalg die Gluthen des Herzen zu Flammen, 

Und brauchen Erfahr'ne der Herzen ald Zungen zum Dienfte. 

Wir fegen die Erde in Zeuer und fhlagen den Himmel zuſammen, 
Wir treten danieder Berrmunft wie die eigenen Köpfe. 

Wir haben nit Hand und nie Fuß wie die Ballen der Laufbahn, . 
und ferbft nicht gehorchend,, wir thuen bald Diefes bald jenes. 

Wir find nur die Ballen in Händen des ewigen Schahes, 

Wir fchlagen nun hundert der Ballen zum Zuße des Schah's Hin. 

Wir ſchweigen, und Schweigen iſt einzige Summe der Narrheit, 
Vernunft iſt's gu bergen die Gluth die im Inneren brennet. 


Ischka türa kasi berem ki eschk sichem hemtschu sanem, 


O eh’ ich zeuge dir's: Ich meine ſchwarz wie Goͤtzen, Mich rufe Niemand auf; ich bin nur Zeug nicht Bürge. 

Du biſt der Richter du Vergangenheit und Zukunft, Bald aufgebracht und bald ergeben zeigſt bu Dich. . 
D Liebe höchſter Schmuck! ih bin Du und du Id, Du bift der Strom, bie Scheuer, du die Luft, der Schmerz. 
Du biſt die Süßigfeit, du bift die Trunfenbeit, Du biſt das Meer voU Perlen und der Schacht voll Gold. 
Du biſt beredter Wunſch, und ſchweigende Vegier, Einſicht und Unverſtand, Unglauben und die Leitung. 

D Schab der Schahe, der auf Geiſt und Seelen thront, Du fpurentos mit Hundert Spuren, AU im Nichte. 

Die Schönen und die Götzen huldigen dir alle, Denn du befreyeſt fie von Krankheit und von Tod. 

In mannigfaltiger Geſtalt, bald Mil, bald Zuder, Gin mannigfalt'ges Bild von einem einz'gen Pinfel. 

Wer fich dir nahet, gibt die Seele auf bey dir, Batd fagt dein Eifer: Seh! doch, bleibe! fagt die Huf. 
Zuvor kommt deine Huld ansiehend die Verliebten, Zuvor eilt auch dein Grimm das Lafter gu beftrafen. , 

Wab lebt gehorchet Dir, Einbildungen bey Seite, Eie ziehen unter Div gefchaart mit Fahnen auf. 

Du trageft dad Panier der ew'gen Herrfchaft vor, Und nimmft die Welt gefangen, Herr des Reichs der Heere. 
Mit jedem Augenblicke köͤmmt ein neu Phantom, Bor dem die Seele zittert twie die kleinen Kinder. 


Nun laß und ſchweigen, daß die Weit fig nicht erhebe, Ein andermahl will ich nicht mehr, nicht minder fagen. 


Wir find die Ehrenfrone des Volis Gottes, 


Ma tadschi serifrasi heme chalki chudaim. 


Wir find die Gürften von der ganzen Welt, 


Das Licht, worin das Zeuer ſefſſt verbrennet, Die Lebensfluth im Quell der Reinigkeit. 
Wir ſind's, ſind's nicht, und ſind nicht, was wir ſind, Wir ſeyn, ſeyn nicht, und ſeyn nicht, was wir ſeyn. 


Wir ſind die Suchenden, und auch das Ziel, 
Wir ruhen in der Welt, und herrſchen auch, 


Wir ſind die Reiſenden, der Weg, die Herberg. 
Das Daſeyn iſt uns Nichts, wir dau'ren doch. 


Wir ſind berauſcht wie Schemſeddin Tebrifi, . Wir find Sultan der Welt und auch Derwifch. 
Ja rebb tschi jar darem schiri schikar darem. ’ 
D Herr: welch einen Freund, weſich einen Löwen Hab’ ich! Ich trage feinethalb im Bufen taufend. Vögel. 


als ich von ihm entfloh durch Liebe hart bedrangt, Sprach er: Wohin lieh’ du? ih Hab’ mit dir Geſchaft. 


XXCT 193 V 


Ich fragke geſtern Nachts den Mond um meinen Mond; Er ſprache Vor ihm verhüull' ich Mich in Woltenftaub: 
Die Sonne kgm, ich fragte fie: Warum fo gelb? Sie ſprach: Ich ſchäme mich por feinem. Angeficht, 

Zum Waflee fagt’ ih: Warum läuff du fo herum? Es fprach: Mich zwinget feine Zauberen dazu. 

Zum euer fprach ich; Flammenfürſt, was flackerſt du? Es ſprach: Sein Wangenglayz macht mich fo unbeftändig. 
Ich fprah zum Winde: Weltenboth', was renhft du fo? Er ſprach: Er brennet mir das Herz, wenn ich verweile. 
Was Fümmern Elemente mi! Gott if} mein Helfer! Im Kopfe ifk der Rauſch, mund in der Hand das Gas. 

Es Fommer nach dem Schlaf’ zurüd die Trunfenheit, D gebt mit benden Händen Wein, fo lang es gebt. 

Sey ſtill, o Herz! ich ſpreche ohne Zunge. Ich will es ſchreiben, fprach das Herz. Ich ſchämte mich. 


Imrus feda dschanem bergeschtöi dschananem. 


Ich bin ein Seelenopfer heut’ Durch Lich’ verkehrt, erftaunt, 
Berlenket in der Einheit Welt, Gott in der That, der Form nah Menſch. 
Ich bin die Kaaba, das Gonvent, Der Schacht, das Gold, das Glück, der Himmel. 
Wie Jakob feufse ih, wie Job, Ich bin Juſſuf und Ranaan. 
Ich leb' in Schenfen und in Kirchen, Sch bin der Nöthen Hochaltar. 
Ih bin der Herr, und Er iß Ich, Die Seel ift Er, das Herz der Leib. 
Ich bin die Nachtigall, die Roſe, Berfpaftet lache ih wie Rofen. 
Ich bin Sofi und bin Derwiſch, Ich bin der Irrthum und Die Wahrßeit, 
. SH bin Geheimniß, Weltenfeele, Ich bin befannt und Doch verborgen. 
Ich bin der Seele Form und Spiegel, Und bin vertraut mit Tod und Teufel. 
O Schems Tebrifi mas Du milcheft Iſt Herzensblut, ich weiß es wohl. 


Der dschihan gisi aaschiki mest &i Musulmanan menem.. 


Mostimen! Tiebetrunfen in der Welt Kin ich. Ungläubiger und Gläubiger, betrunfner Mönch, 

Die Scheihe: Baiafid und Schubli, Dſchuneid, Abu Hanife, Schafii und Hanbeli, bin id. 

Des Himmels Thron und Zelt vom Staube bis zur Pleiad, Was du nur fiehft in Trennung und Genuß, bin id. 

Ich bin die Weite zweyer Bogen um den Thron (1), Das Evangelium, der Pfalter, der Koran, 

Ich bin Ufa und Lat, das Kreuz, der Baal und Dagon (2), Die Kaaba und der Ort, mo man die Dpfer fchlachtet. 

Sn zwey und fiebzig Secten iſt die Welt getheilt, Doch nur Ein Gott, der Gläub'ge, der Ihn glaubt, bin ich. 
Du weißt was Feuer, Waffer, Luft, und Erde find; , Das Zeuer, Waffer, Luft, und Erde, all', bin ich. 

Die Lüge, Wahrheit, Gutes, Böfes, Hartes, Leichtes, Die Wiffenfhaft, die Cinfamfeit, die Tugend, Glaube, 
Der tieffte Hölfengrund , die größte Qual ber Slammen, Das hoͤchſte Paradies, Huri, Riſwan, bin ich. 

Die Erde und der Himmel und was iſt darinnen Die Engel und die Teufel, Geiſt und Menſch, bin ich. 


Was iſt der Rede Ziel? o fag ed, Schems Tebriſi! Des Sinnes Ziel ift dieß: die Weltenfeel’, bin ich.- 


Aus dem Buchſtaben Nun. (N). 


Danı simaä tschi bud saut beli schüniden, 


Weißt was der Reigen ift? su fasen 3a, (3) . Sich felbft vernichten, zum Genuß gelangen. 
Weißt was der Reigen ift? im Nichtsſeyn Senn, In dem Vergänglichen dad Ewige. 





(1) Kab famffein, d. i. die Entfernung zweper Bogenfchüfle, in welcher fih Mohammed auf feiner Himmel: 
fahrt dem Throne des Alferhöchlten nahen durfte. 

(2) Diefe Ode ift eine der erbabenften und merfwürdigften, mweil fie mit Flaren Worten die höhere Stuffe, von 
welcher der Sofi auf die äußeren Formen aller pofitiven Religionen gleichgültig berabfieht, und alles Äußere: 
Zufällige unter die Füße tritt, ausſpricht. Nachdem fich der Dichter in dem zweyten Doppelverfe mit. den 

. großen Scheihen und Imamen des Islam's als Einen und Denfelben erklärt, fährt er in den folgenden mit 
der Auseinanderfegung .feiner Alleinslehre fort. In diefem bier faßt er alle Gottesdienſte zuſammen. Ufa und 
Lat, die zwey arabifhen Idole, deren im Koran Erwähnung gefhieht, (der Aovauess und die Addurra 
Herodot's) ſtellen das arabifhe Heidentbum, Baal und Dagon das ſpriſche vor, wie das Kreuz das 
Chriſtenthum, und die Kaaba den Islam. 

(3) Diefes Ja hat auf den Urvertrag der ewigen Vorberbeftimmung Bezug, indem nach der ueberlieferung der 


II EUTIN 


Weißt was der Reigen if? auf Bahn der Liebe 
Weißt was der Neiger it? der Kampf der Seele, 
Weißt mas der Reigen it? Pas Mittel Jakob’, 
Weißt was der Reigen ift? der Stab von Mofes, 
Weißt was der Reigen it? ein Sottgeheimniß, 
Weißt was der Reigen ift? wie Schems Tebriſi 


192 ' 


Den Kopf au werfen vor den Schlägel Hin. 
Die wie ein Vogel ſich im Blute wätzt. 

Dem ein Gerud vom Hemde Inſſuf's wird. 
Der Pharaonfs Zauberey'n vernichtet. ' 
Wodurch man ohne Mittel: kömmt zu Ihm. 
Mit Seelenaugen ſeh'n das Paradies. 


Subuhdem schüd berchis €&i dschowan. 


Morgen iſt 31 ehe heſchwind auf, o Jüngling! 
Siehe! fie geht ſchon, indeſſen du ſchlafeſt, 
Bringe das Leben in Qualen nicht hin, 

Wenn du die Seele getödtet, die böſe, 

Wenn dir das Bethen, das Zaften gefallet, 
Reinige dich als ein Stäubchen der Thür, 
Wenn du den Reigen der Lliebenden ſchmäheſt, 
Bil du von Schemfetstehrifi ein Diener, 


Packe cuſammen, Fomm zur Karawane. 

Die nur zum Schaden, und dir nur zu Leide, 
Dat ein beffändiger Jüngling du blüheſt. 

Biſt du ein Kämpe, ein Kämpe, ein Rampe! 
Setz' in den fiebenten Himmel den Buß. 

Sey nice fo ſtolz bey der Liebenden Reigen. 
Summieft du Über das Haupt das Gericht. 
Schlage die Pande und Iobe den Herrn. 


Bas amedem: bas amedem hasa dschununol- aaschikin. 


Ich Fam zurück, ich fam zurück; 

Ich kam von Bott zurück, surüd; 

Sa kam zurüd mit Suß und Kopf, 

Dem Herrn zunädft, erfennend Ihn; 

Ich kam surüd, ich hatte Gott 

Ich bin es nit, ed ift nur Gotty 

Die Söttlichfeit ward Menfchlichkeit, 

Ich bin der Kelch, Das Brot des Herenz 

Ich fey nun Türfe oder Griech, 

Ich bin Nachteul' und Falk zugleich 

Ich kam zurück, und wegen Euch 

Ach danke für die Unbild noch; 

N Wenn Schemfeddin zum Narren wird, 
Iſt's, weil er Geer if und verliebt; 


Diefes ift Narrbeit der Liebenden. 


Diefes it Narrheit der Liebenden. 


Suchend die Wahrpeit, die ewige. 


Dieſes it Narrheit der Liebenden. 
Gelber empfangen von Gottes Hand (1) 
Dieſes iſt Narrheit der Liebenden. | 
Menfchlichleit wurde sur Goͤttlichkeit. 

v Diefes IR Narcheit der Liebenden. 
Oder man nenne mich Araber. 


Diefes ift Narrheit der Liebenden. 


Kam ich ganz mürriſch in eure Stadt. 


Diefes it Narrheit der Liebenden. 


Während er wohnet der Liebe Dep, 


Diefes it Wahrheit der Liebenden, 


Aus dem Buchflaben Wa w. (U). 


Ei dschihan berhem sede sewdai tu, 


Du deſſen Luft die Welt verkehrt, 
7 Mein Echoos iſt voll von Edelſteinen, 

Die Seelen der Berlichten wälzen 

O Seelenwein der Liebenden! 

Als eine Pers erblidt ich Die, 

Als ich Di anfah, ward ich gelb 

Verzeih! daß ich dich nannte Mond, 

Es faget Schems Tebriſi fo: 


—8 


gegen den Schöpfer. 


(1) Dieſes iſt, wie es durch die weiter unten folgenden Derfe Elar wird, eine Anfpielung auf das Saframent 





Deß' Zuder mir verfüßt das Leben, 

um fie.zu ffreu'n vor deine Füße. 

Wie Ströme fi zu deinem Meere. 

Dad Heut wird wüfle durch dein Morgen, 
Der Mond ift deine Zauberey. 

Vom Wiederfcheine deiner Galle. 


. Er ann fi nidye vergleihen Dir. 


Die Stadt if vol von deinew Aufrubr. 


Moslimen, Sort noch vor Erfhaffung der Welt alle Seelen, welche dieſelbe einſt beyblkern ſollten, verſam⸗ 
melte, und zu ihnen ſprach: E fir bi rebbifäm, d. i. Bin ich nicht euer Herr? worauf Die Seelen 
alte Belli, d. i. Ja antworteten. Diefes Ja sit für den Urvertrag des ewigen Gehorfamd der Geſchöpfe 


der Eucarifie, wovon Mewlana unterrichtet geweſen zu ſeyn ſcheint. 


a 





wird 


Ei schüde gburre der dschilan dur meschew dur meschew: 


D Aubeainn der Welt, fey nah’! fen na‘! , 
Ich bin das Bolt, das Haus, das Netz, das Kom, 
Bin Eden und Huri, bin Gluth und Licht, 

Ich bin der Greis, ich bin der Zürf, der Sclave, 
Ich bin der Schah, der Freye, uno Sefang'ne, 
Ich bin der Turban, und ich bin die Kutte, 

‚Der Zuſtand bin ich und das Alphabet, 

Ich bin der Of, der Wer, Din oben, unten, 

Sch bin lebendig, todt, ich wein’ und lache, 

Ich bin der Tag, das Brot, der Quell; die Kanne, 
Ich finge Preis Hey Tag, und fieh’ früh auf, - 


EI II 


x 
am Bufen ruht der Breund , fey nah’! fey nah’! 
Bernünftig und ein Rare, fey nabP! fey nah’! 

Ich Hin Das Paradies, fen nah’! fey nah’! 

Ich bin der Leitung Herr, fen nah’! fen nah’! 
Erfreuet und betrübe, ſey nah’! fey nah’! 

Des Geuergürteld Herr, fey nah’! fen nah’! 

34 bin der Stamm der Zweig, fen nah’! fey nah’! 
Ich bin der Ruhm der Welt, fen nah’! fen nah’! 


Ich ſchweige und ich fing’, fey nah’! fen nah’! 


Ah bin der Jagdhund au, fey nah’! fey nah’! 
Ich preife Shemfeddin, fey nah’! fey nah’! 


Ei Sofi ehli safa es dschan bügu Allah hu. 


Keiner Soft, ſag von Herien Allah Hu! 
Sey gang Seele für den Freund, 1 
Suchſt du noch von Sau su Bau 
Seelen opf’reft du im Stillen, 
Heil’ge und Propheten dienen 
Laß das Geld und fuch’ den Glauben, 
Denkſt auf Sort, und läßt dus Wort, 
Licht der Wahrheit, Shemfeddin, 

© 


Treuverliebter, fag von Seele, Alla Hu! 
Bas du ſeyn willſt, fey auch ganz, Allah Hu! 
Deinen Ereund-von Haar zu Haar, Allah bu! 

. Ich bin Gelave deines Dufts, Allah Hut 
. Dir mie ich als Bettler gern, Allah Hu! 
Sag’ nicht jenes, Tag’ nicht dieß, . Alldh hu! 
Mahft Du alles Schwere leicht, Allah Hu! 
Aller Welten Wefenpeit , Ulla pw! 


. Aus dem Buchflaben He. (E). 


Ischk bin ba aaschıkan amichte. 


Lieb' mie Liebenden gemiſcht, 
Hörtefl du von Spur und Nichtfpus ? 
Hörte du von beyden Welten? 
Herz iſt Schaf , und Bunge Dolimerfch , 
Diele Erde mit dem Himmel 
Waller, Geuer, Luft und Erde 
Wolf und Lamm, und Löw’ und Hirſche 
Schau den Schad, , durch. deſſen Huld 
Schau die Einheit Übrrald ” 
Krummes flreitet.mit Geradem, 
·Schweige nun, in deinem Munde 
Schems Teprifi glänzt im Herien, 


Geiſt mit Staubgefaͤß gemifche. 


Nichtſpur fhau mie Epur gemifcht. 
Beyde Welten ſchau gemifcht. 
Dolimerfh fchau mit Schah aemifche. 
Iſt bloß unſ'rethalb gemiſcht. 

Sind als Freund und Zeind gemiſche. 
Sind aus Furcht vor Ihm gemiſcht. 


Sluth fi dem Gefaͤß vermifcht. 


Lenz⸗ und Winterfeh vermifcht. Er 
Pfeil und Bogen find vermifcht. 

Iſt mie Zuder Rath vermifcht, 

Keiner iR Ihm fo vermiſcht. 


Dila ger talibi jari birew es chisch merdane. 


D Herz, fuchft du den Freund, verdiß dich als ein Mann. 
Gür Kerz' und Sehmetterling bring’ Seel’ und Leib sum Opfer, 
Suchſt du das Ewige, vergiß dich ſelbſt, ſey Gott. 
Ein Knabe ohne Brot, ſuch es ben Freund und Fremden. 
Auf Sott vertrau, und fprich von Nichts, ala von der Liebe, 
Umſchung den Narren, wenn er iſt ein, Narr, wie wir. . 
Wenn du die Einheit haſt gefunden in der Welt, a 
Und Einen, der fo denkt wie du, geh in die Schenke; 
Wie Kalendere trinfe Wein, genieß des Gchönen, 
Und achte nicht des Mäprchend von Unglaub' und Glaude. 


5 


O komm! es Nießt der Sonnenquell in deinem Schatten, Und taufend Morgenfterne tanzen dir den Reigen. 
Mit Hundert Rednerzungen preifet dich der Reigen, Ich will nur ein Paar Worte fagen von dem Reigen: 
Du trittſt aus beyden Welten tretend in den Reigen, Denn über beyde Welten ift die Welt des Reigen. 
Zwar ift wohl Hoch das Dach des fiebenten der Himmel, Darüber reihe hinaus die Leiter von dem Reigen, 
Was foll ich’ thun wenn mich ergreift die Lieb’ beym Naden, Wie den Gefährten ich ergreife in dem Reigen. 

Das Sonnenſtäubchen, wenn erfüllt vom Glanz der Sonne, Beginnt zu tanzen dann mit Schweigen feinen Reigen, 
D komm! dieß if ein Bild der Liebe, Schems Tebriſi! Zurüd bleibe in der Liobe, mer nicht tanzt den Reigen. 


us dem Buchflaben Kaf. (K), 


Jekdemi ghawass budem ber lebi derjai ischk, 


Ich tauchte einen Augenblick in's Meer dee Liebe, Und taufend Perlen ſah ich in dem Meer der Liebe. 

Ich ſchaute gäh mit einem Blick des Allmachtauges Und ſah die Welt verwirrt von der Begier der Liebe. 

Als Shifer fand ich dieſe Nacht den Quell des Lebens, So daß mir ew'ges Leben ward vom Quell der Liebe. 

Wie Mofes fprad ich: Herr! o zeige mir di, Herri „Mic ſeben Hunderttaufend nicht!« fo fprach der Herr ber Liebe. 
Wie Zefus we’ ich nun die Todten auf sum Leben.- Die Räthſel kannſt du dir erklären nur durch Liebe. 

Du firebe nicht wie Salomon nad Thron und Sieger, Sonft bleibeft du verwirrt und fchiwach int Zeld' der Liebe, 
Se auf geradem Weg den Zuf wie Mohammed, Das du Die Kanzel nur bet reteſt mit dem Zuß ber Liebe, 


Beh! prahle niht wie Mewlana mit dem Geheimniß, Wenn fi das Meer empört, wird Blut das Meer der Lichs, 
N . 


Aus dem Buchladen Kiaf. (Gi). 


Her ki derd nist es in ischk reng, 


Wer von Lich’ nicht Farbe Hat, Iſt bey. Gott nur Stock und Stein. 
. 2iebe lot aus Steinen Waller, Liebe glättet Spiegel rein. 
Sauern krieg'riſch, Gläubege friedlich ; Krieg und Friede weicht der Liebe. - - 
Liebe thus des Herzens Mund auf Und verfchlinget beyde Welten (1), 
Wie ein Löwe ift die Liebe, Iſt bald Fuchs, bald Leopard. _ 
Nur die Biebe Hilfe Der Seele Aus des Körpers finfisem Kerken, 
Lieb’ ift- Anfangs nur Vertolerung, Seele und Vernunft find ier. 
Bey Tebrifi if mein der, , Oſtwind! grüß ibn unvermeilt. . % 


Aus dem wutſoben Lam. (L). 


Imrus rusi schadist imsal sali guſ. 


Heut’ ift der Tag der Luft, das Jahr der Rofe, Es geht ung wohl, und wohl ergeh’s der Mofel 


Der Rofe Half das Xofenbeet des Freundes, Damit man fehe nicht den Untergang der Rofe. 
Es lacht der Hain, Nareciflen find betrunfen Vom Shönpeit3aufrupr und vom Glanz der Rofe. 
Der Litie Zunge lage in’s Ohr Enpreffen Geheimniſſe der Nachtigall und Rofe (2). _ 
Die Rofe Halt in unfrem Haus den Becher Durchwürzet vom Genuß des Dufts der Roſe. 
Die Welt umfaßet nicht das Bild der Roſe, Die Phantaſie umfaßet nicht Die Rofe. 


Die Rofe iſt ein Both' vom Geelengarten, Und ein Diplom der Schönheit ift die Roſe. 





—— 








bedeutet. Das Zugehör des Meigens find die Flöte und die Trommel, wovon jene ‚den Gefang Heiliger 
Hymnen (Ilahi) begleiter, dieſe aber durch ihre Schläge den Rythmus Des Reigens hält. In das 
. Weinen der Flöte und in das Kachen der Trommel tönt dann noch das -rafende Geſchrey des Hu! d. i. des 
Nahmens Gottes (Zebova's). 
(1) Wörtlih: Die Liebe öffnet den Mund im Meere des Herzens, und frißt beyde Welten mie ein Krokedill. 
43) Börst:h: Die Geheinmiffe der Liebe der Nachtigall und ber Schönheit der Roſe. 


— 165 


III. 


n 


Ger schems u kamer chuahıi inek schems u kamer bar, 


Wenn du Mond und Sonne wii, 
Wenn du Frub und Abend will, . 
O du Juſfuf Kanaans! 

Wenn du: Kron' und Gürtel willſt, 
D du Hamfa(ı) jedes Kampfs! 


Wenn du Schin und Degen wii, 
Rachtigall, die umherſtreift, 


Wenn du gudertandel willſt, 
Zeind der Weisheit und Vernunft, 


ZIINE du Alles umgekehrt, ' s 
Seele, die Bertlärung fuht . 5 + 


Menn du Ohr und Auge will, 
O du sänfevoller Diw, 
Senn du böfe Unruh willſt, 
Schweig und zede nicht fo viel, 
Willſt du einen Reifefreund, 


Sohn der Wahrheit, Shemfeddin,. 


. 


Sich da Mond und Soune. 


Sich da Frũuh und Abend, 
Seele Salomenis ! 

Sieh da Kron’ und Gürtel. 
O Ruftem der Schlachten ! 
Sich da Schild und Degen. 
Papagey, „ der koſet. 

Sieh da Zuckerkandel. 

Der Verliebte tödtet, 


GSieh da Alled umgekehrt. 


Wie am Berge Mofes. 
Sich da Dir und Auge. 
D du alter Hafer! 

Sieh da böfe. Unruh. 


. ehe auf die Reife! 


Sieh ipn da der reifet. 
Wenn für deine Schoͤnheit 


"Eine kranke Get du willſe, 
L 1, ‚ . 3 1. N 
Hemrengi dschemaat schen ta leseti dschan bini. 


ud da kranke Seele. ww 


D satt dich zur Gemein’! (9), Voß. Seelenluſt du ſchaueft; . In Sohenken komm, daß du der Trumf’nen guttand ſchauet, 
Leer aus das Glas, daß du dich rein von Schmähung waſcheſt Und mit verbundnem Auge dag Geheimſte ſchaueſt. 

Thu' deine Hände auf, die Schminke zu empfangen, gerbrich das Bild aus Staub, dafi du die Götter ſchaueſt. 
Was mühf du dich fo fehr ein altes Weib zu freyen, Wozu die Waffen, daß ein wenig Brot du. ſchaueſt. 

Den Schenken ſieh' im Kreis, von dem du fern dich halteſt, D fe’ dich in den Kreis, daß du den Reigen ſchaueſt. 

Ein guter Tauſch! gib sehen Seelen und nimm hundert, Acht' nicht des Wolfs, des Hunde, dag du den Hirten ſchaueſt. 
Iß nit in dieſer Nacht, too Dich der’ Freund geſchoiten, Verſchließ den Mund, daß du die Gier des Mundes ſchaueſt. 
Gedentte nur, auf Gott, den Schöpfer aller Dinge, Zeit heffer iſt's, als daß du Brotgedanken ſchaueſt. 

Klqs' nicht es fen ‚bie weite Erde ein Gefängniß, Denk' nicht fo viel daran, daß du ein Eden ſchaueſt. 

Nun ſchweis⸗ Bil, und merke dir die eing ge Lehre: Verzicht’ auf Weltenfeerl, daß Seel’ und Welt du ſchaueſt. 


Egeret murad basched ki nemiri we bimani. 


Wemmn du nit ſterben, fondern bleiben willſt, 
.5Verzicht auf-Leib’ und Sdel' und Her; und bau’ wit, 
. Verzicht· auf Glaub’, Imglauben, Lich" und Haß, 
Bericht! auf Liebe ſelbſt und auf das Dafeyn, 

Dir Rofe Saamẽ werin er firde im Grund, 
Es ſproße das Koen smpor In Sala und Freud - '. 
Biſt Du Zatir, des Greiſes wahres Jünger, 


So mache von der Welt di Ted mit Müß’. 

Aldvann gelangſt an Gottes Migenfchaften. 

Verzichte auf die Zeit, du biſt dig Zeit. 

Weil du nur fo gelangf zum ew'gen Dafenn. 
"Steht taufendfättig wieder auf von Richts. 
Und Feige vom Abgrund zu dem Himmel auf. 

Und Herefche du im Land, biſt ſpurlos doch. 


Brevier der Derwifche. 


Aus; tem Diw ane .Dfchelaledtin’s und ans feinem Mesnewi fi td groͤßtentheils die heiligen. 
Hymnen ’ genommen, melde bey .den Meligionsäßungen. der Derwifhe Mewlewi (deren Stifter 
Mewion “Dfhetaledtin Raums iR) “unter. Begleitung. . bir Store „abgefungen werden. Die 


(1) Hamfa ift der Held des Jlams, wie Ruſtem der Held der alten perfikhen Geſchichte vor dem 


Istam. 
(a) Woͤrtlich: Nimm die Farbe der Gemeinde „an, in Dem Sinne dee diteinſchen Qui se segregat a eoımmu- 
‘“ nitate se segregaf a gratia, ... 


x. gs 


II WII 


3% Sin nicht I, In dem eignen Leibe Sin ich nicht Ich; 


Ich bin der Schah und Der Bettler, Mond und Himmel Sin ich, 


34 bin der Papagen und der Baum des Lebens zugleich, 
Ich bin der kreiſende Himmel, Licht und Schimmer bin ıch, 
Ich bin die Sonne des Glaubens, bin Gewißheit fürwahr! 


188 um 


Er if in Wahrheit der Körper, trommlend: Sarı abafu. 
Ich vın der Weg und das Siel ich, teommiend: B afrabatı. 
Ich bin die Flamme dor Lampe, trommiend: Bakrabaku—. 
Ich bin der Morgen.und Abend, trommlend: Bakrabaku. 
Unglaube bin ıch und Glaube, trommiend: Bakrabaku. 


Ei aaschikan &i aaschikan es aalem bi dschan amedem. 


Liebende! Liebende! Ich kam von der Seelenwelt 
Verſtändige, VBerftändige! wo ift der Verſtand? we ich? 
Wiſſende! Wiſſende! die ihr das Geheimniß wißt, 

GSuchende! Suchende! im Buchen des eignen Ziels 
Zäuternde! Läuternde! die Läyterung machte mich 
Weinſchenkende! GSchenfende! den Wein von mie wendet weg, 
Nahende! NRahende! der Nächſte der Diener ich 

Boltomm'ne! Vollkommene! ich bin in der Seelen Oft 


Seele! verueige dich, ich ſuch Deu Geliebten bier. 
Fraget mich nicht Darum, weil ich nicht mit Willen Fant. 
Wiſſend bin ich, weil ich bekannt bin den Willenden. 
Batiend und flehend auf, veſchwerlich und leicht kam ich. 
Wie ein Atom fo Teiche, fo Fam ich zum Herzensfreund. 
Weil ig wie Nachtigall verliebt in die Roſe Bin. 
Bin ich der Liebling Des Sultanes geworden nun. 
Glaͤnzend geftiegen auf, der Sonne des Glaubens gleich. 


> 


Dusch ber dergahi iset kussi sultani sedem, * 


Geſtern flug ich noch der Herrſchaft Paudde, - 
Tkank im Himmel reinen Wein der Einheit 
So berrunfen, daß von Trennungsgiutben 


As mie Wein und Glas und Schenfe Eins war, 


Wieder war ich trunfen und von Ginnen, 
Ich befchritt wie Er des Oſtwind's Zlügel, 
Diefed Städ kam mir von Schems Tebrifi, 


J 


Schlug das Zelt auf an dem höchſten Thron, 

Gottes, aus der Hand des Hersgelichten. 

Ich der reinen Geiſter Bell’ anftedte; u 
Seat ih Bauern und Mostimen nieder, 
Salomonen. gleich das Herz beherrſchend. 

Mafite mis die Weltenherrfihaft an. ' - 
Balle deßhalb ſinnenlos su Boden. 


Men bendäi Sultanem Sultani dschihanbanem. 


Ich big des Gultand Knecht, ich bin der Welt Sultan, 
Ich koſe wie ein Papagey und wie Simurg, 

Ich bin der Geiſt, ich bin die Rup' und Gottes Kneche, 
Ich bin das Paradies, und die Huris zugleich, 

Das Obre, Untre, Hoͤchſte, und dad Niederfte (1), 
Ich Fin das Lichte und Tag und Nacht und Zinfernig, 
Ich Hin der Mond, die Sonne , Rof’ und Rofenbeet, 
ZAch Hin der Kaifer Licht und Gottes Liebender, 

Ich Hin der Geiß der Hülf’, ih bin der Zweifel OR, 
Jch bin fo Licht als Gluth, und trage Feuergürtel, 
Ich bin zur Wahrheit und zur Einigkeit gelangt, 

Bin einfam und befucht, erfennend und bekannt, 
Upwiſſend und gefehrt, fo thätig als in Ruß’, 

Ich war ein Zeitgenoß von Noe, ibm vertraut, 

Ich bin die Lieb’, der Liebende, berauſcht, erſtaunt, 
Ich widerſpreche und ergebe mich zugleich, 


Bin Naghe und Derwiſch, bin Wunde und dad Pflafler, 


Bin in der Frommen Kreis und doch auch im Bordell, 
Ich bin die Kerze und der Schmetterling im Kreiſ', 


Seit ih den Stanz geſehn, bin ich erflaunt und irr. 

Ich Bin das Edelſte von Menfchen und von Thier. 

3% bin der Sonne Schutzgenoß, der Sohn Dſchemſchi d's. 
Ein Staub der Gottheit, und ein Theil der Menſchheit auch. 
Den Himmel ſetzt' ich und Die Elemente ein. 

Der Inn're und der Aeußre Bin id, der und der. 

Bin Jupiter und Mars, Saturn und Abendflern. 
Ich fuche feinen Thron, ich Hab’ Ihn fchon erfannt. 

Ich bin Berfland und Geiſt, die Seele und der Leib. 

3% bin ungläubig, gläubig, Sauer und Mostim. 


- Bin Eins und mehrfach, bin verſammlet umd zerſtreut, 


Abweſend, gegenwärtig, verdedet und enthüllt ; 
So Pilger, als Wegweifer, Diw und Salomon, 


Ich vegnete und war felbf in der großen Zluth. 


Ich bin Zuffuf, und Sanaan, Choſru, Shafan, 
Ich bin dee Zeind von Pharao und Mofes auch, 
Bin Stachel und Arıney, bin’ Krankheit und dad Mittel, 
Ich trage des Sehorfams Joch, und bin empört, 

Ich bin dad Nep, das Korn, der Schatz, die Wüfleney, 


’ 
— — — — — — — ——— —— — — — — — —— — — — 
= * 


40) Dieſe Stelle it ganz dieſelbe, wie die berühmte auf ber [maragdenen Tafel des De mes by Sandy 


npiaton nah Euſebius: 


Oue ævo uw oveuvs xcr 
Areu uym area xurw 


ayu rw Ta 


rouro RUT. " 


vun” 197 IRXX 


— Proben aus dem Breviere der Derwiſche. 
| Men bendöi Sultanem. - R 


Ich bin der Sclavr des hoöchſten Herrn, 
Und ſeit fein Antlitz ich geſehen, 

Denn ich ward Er, und Er ward Ich, 
Nun ich verbunden bin mit Ihm, 


Bin feiber Höchfter Herr der Wen, 

Bin in Erfkaunen ich verſenkt. 

und Seel’ und Herz find Leid geworden; 
MWeßhalben Mag’ und feufse. ich! 


Men schahbasi kudgem, 


Ich bin der Falk der Geiſterwelt, 
Der aus Begierde nach der Jagd 
Dom Berge Kaf bin ih Simurg, 
Vom Paradies Hin ich der Pfau, 


Dem hoͤchſten Himmelsthron entfloh'n, 
Gekallen ik in ird'ſche Form, 

Den Netz des Seyns gefangen Hält: 
Der feinem Neſt entſlohen if. 


Dusch ber dergahi iset kussi Sultani sedem. - 


Geſtern fchlug ich noch der Hereſchaft Paucke, 
Tranf, kredenzt von dem Gelichten, 


Schlug das Zeit auf an dem Hödften Throu'. 
Wein der Einheit aus dem Allmachtsbecher. 


Schaha si kerem ber men derwisch niger, - 


D Herr! aus Huld auf mich Derwifchen blide, 
Wiewohl ich würdig nicht bin deiner Gnaden, 


Und auf den Stand des wunden Herzens $tide; . 
Bid doch aus Husd auf mich mit dinem Blicke. 


- Es kenari chuisch jabem her demi bui jar. 


Mit dem eig’nen Gaume ftreif' ich 
Wenn den Saum ich faſſe, greif’ ich 
GBluth find Liebe, Wein und Wangen, 
Don den Gluthen ganz umfangen 


Immer an des Breundes Duft; 


Ihn, der mid mit Liebe ruft. 


Weil ſie alle feurig glühn, 


Ruf’ A) ſeufzend: Tlucht, wohnt 


Her ki es uschak girisan schwed. 


Wer da fliehet die fo Tieben , 
Doc wer trinkt aus diefer Kanne, 


‚ Den wird Neu’ zuleßt Getrüben; 


Herrſcht als Herrſcher ber Bultane. 


"Ei kaum refte behadseh güdschaid güdschaid. | . 


© Pilgernote, wo ſeyd ibr, wor 
Was fol der Freund, wenn nicht demüthig, 
-Wenn er day Haar Füße, zürne nicht, 


Bischindw tu si nö tschiha techiha migujed. 


Höre was für Sachen mir die Floͤte klagt, 

Düne Bunge, gelber Wange, vol von’ Wind, 
tuimer laßt, Geliebter! mir der Zweifel Aup': 

Ich bin nie Ih, Du nie Dis, und Du nit Ich, 


Mein Sreund iR Hier, komme her, komutt bar! 


Wenn Nächte lang nicht kommt der Freund. 
Was [oU der Narr, der Ketten ſcheut. 


es fie vom Geheimniſſe der Sokttheit fagt ! 


Aedet fie in einem fort von Gott geſchwind. 
Ob Du 3 ſeyſt, oder ob Ich feye Du. 
Doch bin Ich Id, Du DE Du, uud Du bif Ich. 


Bischinew es möhci tschun hikajet miküned. 


Höre was die Zldte Mage, 
Sie ſpritzt Blut auf ipten Pfaden 


Was fie von der Trennung ſagt: 
Bon Medſchnunen und Srrhadem 


DRAN 


198 wm" 


Bischinewid es naaldi banki rübab. 


Höret vom Getön der Laute 
.. " Weinend ruft fie in der Noth: 
Lieb’ erweckte das Getummel 
Miſchte Dafeyn, Welteuin, 


Alter Drten Liebeslaute, 
‚@ott! o Gott! 0 Herr und Gott! 


Auf der Erde, in dem Himmel, 
um su offenbaren Ihn. 


Chis imrus dshihani an mast. 


Steh’ auf! denn diefe Welt gehört heut uns. 


Der Mond, die Morgenflerne fchlagen Laute, 


Die Weltenſeel' iR Schenk und unfer Gaſt; 


Der. Seele Nachtigall iſt roſentrunken. 


Bas es an kuhi kaf amed ankai ischk. 


Dee Anle kam vom Kaf zuruck, 
Mit ſtillem Kofen rief fie laut: 


Die Liche kam in's Her) suräd 
Wer iſt's der auf zur Liebe ſchaut? 


Simaa arami dschanr aaschikanest. 


Der Reigen ifl die Seelemrup? Verliebter, 

Es drehen ib die Walzenden im Kreife, 

Dieb iſt vollfommm'ne Liebe, dieß Dolendung, 

Dieb iſt der Schönheit Bid, ia Schönheit felber ; 
Wenn dich der Sclas nicht fennt, 9 &cdhaht fo fende 
Thatſt Du auf Die) und Andere Verzicht, 


Def weiß nur, wer beſeelet ik von Seele; 
und in der Mitte ſtehet ihre Raabe. 
Bernunft it Schattenbild,, ia Schattenbild. 
Die Lichtgenuß, ia höchſter der Genüße; 

Des Blides Piel wohin du immer willſt. 

So fig’ allein, und flag’ des Himmels Yaude.. 


Bia bia ki tui dschani dschani simaa. " J 


Komm Du biſt der Geiſt des Reigen, 
Sonnen ruh'n in deinem Sgaiten 


Ceder in dem Hain des Reigen, 
Sterne tanzen deinen Reigen. 


.. 


Hussn jegi jar jegi suchan jegi. 


Eins iſt die Schonheit, eins der Freund, das Wort; 
Eins iſt das Herz, der Schatz, das Zeuer eins; 
.Eins iſt das Willen, die Erklärung eins; 


Eins Lich’ und Sram, der Schmerz, bie Seitung eins; 


"Eins iſt der Leib, der Geiſt, der Freund, das Wert; 
Eins Lich’ und Glauben,’ eins der Freund, das Wortz 
Eins Herz und Zunge, eind der Zreund, das Wort; 
Eins die Aufgeit'vung, eins Der Freund, dad Wort; 


Saltani meni Sultani meni. 


Du bift mein Herr! Du biſt mein Here! 


D Liebende! o Lebende! 
Mein Bielgeliehter! Wohlbewaͤhrter? 


Mein Glauben biſt in Sen und Seele! 
O Wiflende!: o Wiſſende! 
Hein Heißerſehnter! Längſtbegehrter! 


Die beyden folgenden Bruchſtücke find zwar arabiſch, aber aus dem Diwane Mewlana 
Df chelaleddin' 6. Sie zeichnen ſich vor allen übrigen, das erſte durch erhabenen Schwung, das 
zweyte durch brennende Gluth der Liebe aus. Da dieſelben den vorhergehenden häufig als Refrain 
angehängt werden, fo ſtehen dieſelben hier zu Ende dieſer Proben ſowohl in- der Ausſorache als in 


der Ueberſetzung. 


Kad efchreket ehdünie min nur hamaina 
Elbedr gyades = fali wel: as füreinn 
Ef: fafwerimanjelchaletboflami 

. Wels mahfher nudurani wel⸗wird muSaiene 


Ah mineisifht we halatihi 

Ahraka tatbi bi hararatipi 

Maunfur et⸗ain itla ghairikim 
Keßam billahi we aiatihr 


Am Ofen tagt's von unſres Zeuereif ers eichte Ne 


Die Pleias halt der Mond als Schenk uns aufzuwarten. 
‚ Mein Staub’ iſt Reinigkeit, die Einſamteit mein Garten, 


Zum Leden weder mid Gebeth am Weltgerichte. 


Acht die Liebe und ibe Schmerz, 

Mir verbrannten fie das Herz. 

Alles and're muß ihr weichen, ‘ 

Ich ſchwör's bey Gott, umd feinen Beiden. 








XXXCCI 199 
| LVIH. 
Ewhadi aus Meragha, 


ein Schüler des Scheih Ewhadeddin Kermani, nach dem er ſich benannte, ein gelehrter umb 

frommer Mann, Verfaſſer des Buches Dſchami Dſchem, b. i. bes Bechers Dſchems, das nach 
dem, was Dewletſchah davon ſagt, myſtiſchen Inhaltes, aber ſchon zu Dewletſchah's Zeit völlig in Ver⸗ 
geßenheit gerathen zu ſeyn ſcheint. Aus dem einzigen Verſe ben Depletſchah daraus anfuͤhrt, erhellt, 
daß Ewhabi ſechzig Jahre alt war, als er es verfaßte. Er ſchrieb es in Ißfahan mit ſolchem Er⸗ 
folge, daß in dem erſten Monathe vierhundert Abſchriften davon gemacht, und ungeachtet des kleinen 
Umfangs theuer verkauft wurden; ſeine Gedichtſammlung iſt zehntauſend Verſe ſtark, wovon ſehr viele 

bloß die Einheit Gottes beſingen. Er verfertigte ein ſehr ſchönes und zartes Zueignungsgedicht, Deh⸗ 
name, an Siaeddin Juſſuf Ben Chodſcha Aßileddin Ben Chodſcha Naßireddin 
El-tuſſi, das iſt, für den Enkel diefes berühmten Aſtronomen. (Er lebte unter ber Regierung Ar g⸗ 
huns, und ſtarb zu Ißfahan zur Zeit Sultan Mahmud Gaſan Chan's im Jahre 697 (1297). 
Seine Grabſtaͤtte zu Ißfahan ift ein vielbefuchter Wallfahrtsort. Gaſan Chan war der erſte Moslim 
aus der Dynaftie Dihingifhan, welcher den Islam unter ben mongolifchen Heeren verbreitete. Er ward 
biezu durh Emir. Newrus befehrt, der ihm den Sieg wider Badu verheifien hatte, wenn er den wahr 
ren Glauben ännehmen wollte. Gaſan verſprachs wenn er fiegte, und hielt Wort im Jahre 6gı (1291). 
Das Gefhäft, ihn und fein Volk zu unterweifen, übernahm Sadreddin Ibrahim, der Sohn des 


berühmten Scheih8 von Hama. Embabdi ift ver Verfafler der folgenden Kaßide: 
Der Himmel der ſich ſternvoll dreht, was ift’& ? Und diefes grollende⸗Geſtirn, Was ist 
D Weifer, antwort’ nun auf was ich frage, Damit ich ſeh' in dem Gewirr, Was if? 
Der Seelen nähret braucht es nicht zu teiffen, Die Seele und der, fo fie nährt, _ Was iſt's? 
Der Sphären und der Elemente Wirtwarr , Werkſtätte, fieben und die vier (1), Was iſt's? 
Woher entfprang die Feindſchaft Abudſchehl's (a)? Die Innigfeit des Höhlenfreund's (3), Was iſt's7 
Die Zliege trinke vom Honig und vom Gifte, Wie fommen Schlang' und Schatz zuſammen? Was iſt's7 
Durch die Entfernung, durch die Näh' des Lichtt; Wie können Herbſt und Lens entſtehn? Was iſt's 7 
Ein Weg, ein Gang, und eine Station, Woher denn fo viel Trennungen? Was iſt's? 
Empor ſich Heben und dann nieder ſinken, Der Nahrungsforge, Nahrungsdank, Was is? 
Was find der letzte Tag, die finftre Nacht, Die Erde ſteht, der Himmel nicht, Das ihy? 
Woper die Engel, und woher Perist _ Des Menfhen Adel und fein Stamm, ' Was iſt's? 
Barum ik unter diefem Himmels dache Des Unbeftandes Taufendiey ? Was in’st 
Das Reich if Sein, da es die Zürften wiſſen, Der Stolz, der Hochmuth und der Groll, Was iſt's7 
Sag' wie der Stoff und wie die Form ſich binden? Der Bilder Schmuck, des Willens serm, Was iſt's? 
Warum ſind ſchöne Wangen, fromme Kinder, Dem Negerleibe zugethan? Was iſts? 
Wie lang gehſt du zur Rechten und zur Linken? Was iſt dir rechts und links beRimmer . Was ipor 








G) Die Sieben und vier bejiehen fih auf Die Sphären und Elemente im vorhergehenden Berfe, und find 
den Sofs die Grundzahlen der Sinnenwelt. Dieſe und ähnliche Stellen parodirt der freygeiſteriſche Omar 
Chiam, wenn er ſagt: 
DU, der dich viel geplagt mit Bier und Sieben, Bon Sieben und von Vier viel haft gefchrieben, 
Tein® Wein, ich fag dir tauſendmahl und immer, ‚Wer fort if, der ift fort, und kommet nimmer. 
(3) Abudſchehl, der größte Feind Mohammed's unter feinen Zeitgenoßen. 
8) Ebubekr Effadit, d. i. der mahrhaftige Sreund, auh der Freund der Höhle, weil er mit Mo⸗ 
bammed, als fie von ihren Feinden bep dem Auszuge aus Mekka verfolgt wurden, ſich in eine Hoͤhle rettete. 


° XXXXX 200 ars 


Du prabfefl gegen uns did taufendfah, O Prahler! Eins von Laufenden, Bas war 


Wenn du erfennet haft den Tag der Ankunft, Am Tag des Scheidens ſolch Geſtöhn, Was if’? 
Wir gehn im Finſtern um des Himmels Feſtung, Und .wiffen nicht was wohl darin, Was it's? 
Speich nicht wie Ewhadi vom Höllenfeuer, In ſolcher Hand ein Aſchenſtoß, Was iſt37 


Ewhadi geht den Mittelweg zwiſchen den bloß myſtiſchen und bloß ſinnlichen Dichtern, ſo daß 
feine Gaſele bald rein allegoriſch, bald rein buchſtaͤblich ſind. Won beyden folgen hier ein paar Bey⸗ 
ſpiele. Das zweyte Diſtichon des zweyten myſtiſchen Gaſeles: 

Wer ohne Herz auf einen Fleck hinſchaut, Wird einen Blick in Gottes Schöpfung thun, 
verraͤth ganz offen das Geheimniß der betrachtenden Sofi und Fakire, die Stunden fang auf ei⸗ 
nen Fleck hinſchauend, das ewige Licht zu ſehen waͤhnen, wie eine Secte ſolcher Myſtiker zur Zeit der 
Paleologen das ewige Licht an der Spige ihres Nabels zu erblicken vermeinten. 


Sabri kunim ta Atemi o tschi küned. 


Geduld! was wird er uns für Unrecht thun? Was wird er dem zerbrochnen Herzen thun? 


Sin jedes brauchet Arzeney dem Hera, ' Wir harren fehtweigend was er uns wird thun. ’ 
Da uns nicht ward der freyen Wilführ Zügel, Erwarten wir was es und werde thun. 
D Stül! mit meiner Hand miß feinen Saum, Sieh was der Kopf auf feinem Pfad wird thun. 
Stel einmahl feinen Nahmen mir vor Augen Und fich was meine Thränen werden thun. _ 
Mein Freund hat Iefus Hauch, koͤdt mich vorhin! Und fiche was aldbald fein Hauch wird thun. 
Da diele Schwelle nie betritt die Sonne, Was foll der Wind in dem Hareme thun? 
Erſtaunet Bin ich über Liebanmaßung, . Was fol ich mit der Liebe Siegel thun? 
Es fagte von dem Fremden Ewhadi: Mas fol „geruios und getrennt er thun? 


- Ger kessi der ischk ahi mi küned, 


Wird Einer einen giebesfeufger tpun ’ So ich er was für Günde er wird. thun. oo. 
Ber ohne Her; auf einen Zled hinſchaut Wird einen Blick in Gottes Schöpfung thun. 
Du fpiele mit dem Hauch Beherzter nicht, Ein folcher Hauch kann Heeresmunder thun. 
Mer einen Stein und leget in den Weg, -. Wird feiber fi) In einen Brunnen thun. 
4 Entſchuldige den Knaben welcher äch;zt, u . Er leidet Schmerz, muß laute Eeufjer thum. 
Henn ſich die Liebe rüftee mit Vernunft, WIU fie den Berg mit einem Stroh weg thun. 
Vergeßen kann ich Feinen Augenblick Den, der an mich Erinnerung will thun. 
Ich klagte viel, fo daß er endlich ſprach: . Dieß Demuthsflehn wird noch Vergeltung thum— 
Verſchleyert iſt zwar Ew hadi von Gram, Doch wird zur Hoffnung er noch Zuflucht thun. 


> 


Eiareb u es adschemet miss! nesade. 


J — 

O du, dem nichts gleich geboren In Arab’ und Perſerland, 

‚ Yerfis und Arabien . Ballen deiner Schönpeit heim. 
Hundert Pfeile ſchoß dein Auge Sn ded Perfers Angeſicht, 
Hundert Quellen ſchlägt die Lippe Aus dem Aug’ des Arabers. 
Sieb Arabiens Schönen laufen Vor dem: Kopfe deines Gauls, 
Und die Schuhe Perfiens - Gehen vor dir der zu Zuß. 

Ha! Arabiens Medfhnune Macht betzunten erſt dein Aug, _ 
Den Schirinen Perfiens Leiht erfi Süße dein Rubin. 
Meines Grames Maale brennet Sich der Araber ins Bel, , 
Und der Abglarnz deiner Wangen Leuchtet in des Perſers Here - 

, Dein Geſicht erreger Lärmen Arn dem Gef des Urabers, 

Deine Lode bringt Verwirrung In des Perfers alte Lehr. 
Dur Beſchreibung deiner Wangen ' Sat in Verſien Ewbadi - 


N Mis Arabiens Wohlberedten Aufgenommen kühn dad Kork 





of 
ARE 20 ARE 


Ber Gül si anber kemendj beste, 


um Kofen aus Ambra die Schlinge gebunden, um Mendig aus Moschus die Bänder. gebunden (3). 


In Eippenenbinen und feurigen Munden, " Der Zuder entfeffelt,, der Kandel gebunden. 
Mit Epigen der Locken, die Seelen verwunden, Sind Züße und Hände der Armen gebunden. 
um Leute au bafchen in jeglichen Stunden, Sind ſchelmiſche Pferde gefattelt gebunden. 
Wie Fann mir die Frucht des Genußes wohl munden, Sie ift viel zu hoch auf dem Afte gebunden. 
Was Wunder wenn ich nicht vom Brand Fann gefunden, - Du haft ia das euer zum Reifig gebunden. 
Bis du mid, o Züngling, der Laften entbunden, Verbleibet mein Herz au den Zelfen gebunden. 
. LIX. 


Rokneddin Kobaji, 


der Schüler Eßired din Omani’s und ber Echter Purbebai Dſch amis, welcher von dem großen 
Dichter Dſchami zu unterſcheiden iſt. Rokneddin war, wie fein Lehrer, aus Turkiſtan gebürtig, 
und bat feinen Beynahmen von Kobad, einer ehemahls ſchönen Stadt, die an der aͤußerſten Gränze 
Zurkiftan’s gelegen, ſchon zu Dewletſchah's Zeiten in Schutt Tag. Naßireddin von Zus, der große 
Aftronome , erzählt in feinem Werte EChilafetnamei Jlahi, daß, als Mahmud Soboktegin 
Samarkand und die Länder jenfeits des Oxus erobert hatte, in Kobad damahls fünf Prinzen, die 
Söhne Peigu's Ben Toghan's, die Regierung unter fich getpeilt batten. Diefe fchickten dem Sul⸗ 
tan das folgende Manifeſt in Verſen: 


Wir find fünf Brũder su Kobad, Bon Hoden Sinn und weifem Rath, 
Die Erde ift und unterthan, Was Euch beliebet ſaget an. 
Wenn Glückeslauf und nicht gefällt, Zieh'n wir herab den Reif der Welt. 


Mahmud, um ihre Großfprecherey zu beſtrafen, ließ ihnen durch ſeinen Hofdichter Anßari 


antworten: 
Es ſprach einſt Nimrod zu Afer: Ich bin auf Erden Sort und Herr, 
.Er unterlag der Müde Waffen, - Sie mußte feinen Hochmuth ſtrafen. 


Zugleich befahl er feinem Beldherrn Arslan Haffib, fie zu Paaren zu treiben. - Nachdem Re fih 
auf das Aeußerfte geängftiget ſahen, fchrieben fie wieder: " | 


Bir find fünf Bruder zu Kobad, Die, ausgehungert, Heh'n um Gnad'; 
O Schab! du biſt Ju ſſuf von Huld, Bir feine Brüder, voll von Schuld. 
Es dringet unfer Nothaebeth Verſchämt zu deiner Majekät: 
Verzeihe unfre große Schul, Aus deiner Großmuth, deiner Huld. 


Mahmud war zufrieden fie. gedemuͤthiget zu ſehen; er zog fein Heer zurück und überließ ihnen 
wie vormahls das Land. Sein Feldherr Arslan Haſſib baute ein Karawanſerai auf dem Puncte, 
wo ſich die beyden Straßen ſo von Niſchabur nach Merw und von Tus nach Herat führen, 
kreüzen, wo er begraben liegt unter der ſchoͤnen arabiſchen Inſchrift: 





(a) Dieſes werzehngeilige Gaſel iſt eines der wenigen, wo der Ueberfeßer dem Perfifchen far treuer geblieben, 
als es der mit demfelben verwandte Genius Teutona’s geftatten will. Daher die Dunkelheit in den erſten 
zwey Diſtichen, mo die im Perfifhen mangelnden Mittelbegriffe auch im Dentſchen nicht ausgedrüdt find, 
Der Dichter verfiebt unter der Umbrafchlinge die um Roſen, und unter dem Moschusbande das um den 
Mond gebunden ik, den dunkeln Bartflaum ſchöner Gefichter; in den ae ik der SeiR des Zuders 
Hüßig oder frey, und im Zuckerkandel des Mundes chemiſch gebunden. 

Ge 


XXX 


194 wu 


Weln iſt ver Quell, woraus der Herr ein tränkt Die Weinen (ı),. 
Er iſt der Erſte, Letzte, iſt das Glas, der Schenke, 

Bein Hochgenuß bey Nacht IE mehr als ew'ges Leben. 

Das Wort vom Schems Tebrifi ik in Wüſten Schatz. 


3 


J | Aus dem Buchſtaben Sa. (M. 


> Bas dschun gül sui gülschen mirewi. 


Die Rofe wiederkehrt in’s Roſendeet, du gehſt, 

Nit Hundert Zungen ſprechen Lilien dein Lob; 

Du theeileſt aus den Weinrubin an Trunk'ne, 

Wie Sterne find verfammelt in dem Haus die Saonen, 
Weil du geſonnen biſt Paläfte zu verbrennen, 

O meine Sonn’! ih tans’ vor die wie Gonnenfläubchen, 
Damit dich Schemfebdin als Augenſchminke nehme, 


Ei behar sebs u 


O Lenz bi geün nud frifch und froh gekommen ! 
Haſt Aufruhr in den Geelen angefadht, 
Du wirfſt in das Gehirn don Mann und Weis 
Des Bufens Silber machte mid goldgelb, 
O ſetz' den Zuß im Finſt'ren auf die Sonne, 
Es fagt’ nun der Rubin: Aus deinem Schacht 
Bon deinem Antlis if, o Schems Tebriſi, 


3% bin bey dir und wenn and oͤhne nich du gehſt. 
Schoͤn iſt's, mein Roſenflor, daß dus zu Lilien gehſt. 
Schoͤn iſt es, daß du Wein zu fpenden fröhlich gehſt. 
Indeß du wie der Mond In ihrer Mitte gehſt. 

Mit einem Herzen Hart wie Stein und Stahl du gehſt. 
So oft du memethalben an das Fenſter gepfl. 

Du gern, o Hera, hin su des Mörfers Keule geht. 


ter » schad amcdi. 


8 Silberbuſigter HIR froh gefonmen! 


O Seelenleben du biſt froh gefommen! 

Biel taufend Schelmerey'n, biſt froh gefommmen! 
Als Solds und Silberunheil bifk gefonmmen ! j 
Als Mond und Sonne biſt du froh gefommen! 
Biſt du zu Berg und Flur num frob gekommen! 
Beraufcht die Welt, weil du fo froß gekommen ! 


Tu nakschi nakschbendanra tschi dani. 


Bas weiße vom Mahler du, Gemähld', 
Du börteft von Wahrfageren, 

Du Bennefl den Unglauben nit, 

Eis, nicht mit Deren in dem Fuß, 
Den Regen ſchätzt der grüne Baum, 

Du fprahefk zwar von Dem und Dem, . 
Welch wunderfeltene Geſtalt! 


Wie Raben Klegft du auf Dem Markt, 
Das Daſeyn gab ein Tropfe dir, -- 
Ein Wächter iſt geſetzt dem Thier, 


und von der Seele Form? 
Doch vom Geheimniſſe, 
Bon wahrer Slaubenstlehr’, 
Don grünem GBartenflor , 
Bom Regen, Trodener, 
Dod vom Bergangenen, 
Bon ihrer Eigenſchaft, 
Berfenft in Seelengruben ſchweig, * Bom SGrübchen jenes Kinns, 
" Vom Belte ded Sultan's, 
Vom Weltenmond, o Tropf! 
Bon deinem Wächter, Thier! 


Mas weißt du? 
Was weißt du? 
Was weißt du? 
Was weißt du? 
Mas weißt du ? 
Was weißt du? 
Mas weißt du? 
Was weißt du? 
Was weißt du? 
Was weißt du ? 
Bar weiße du? 


® 


Bidscheh si dschihan ta schehi dschiban baschi. 


Bersichte auf die Belt, daß Herr der Welt du feyeR, 


©pring’ wie ein Sternenfunfe, der vom Himmels fat ‚ 


Seht Noe in die Arch', fo ſey die Arche du 
Daß du, wie Jefus, bald der Arit der Seelen ſeyeſt, 
um di zu kochen, ÄR das Feuer tief verſteckt, 


"Du fliehſt vom Zeuer zwar und wirft Dennoch gekocht, 


Es fuchen dich alsdann die Brüder all’ mie Brot, 
Wiewobl ein Schacht des Grams fey Mittel der Serum, 
Ich fagte die, da Lam vom Himmel mir ein Ruf: 

Der Mund ward dir gegeben um dad Lob zu fingen, 


Gib auf dns Zuderwert, dag Zuckerwert bu ſeyeſt. 


Svring Über Sterne weg, daß XBeltenpol du fegefl. 


Bey Jeſus Himmelfahrt, daß du die Leiter ſeyeſt. 
Daß du wie Mofes bald der Hirt der Seelen ſeyeſt. 


Wenn du es fichft, gi Acht, daß dann du roh nicht ſeyeſt. 


Daß du als dann wie Brot der Herr des Tiſches ſeyeſt. 
Daß du wie Brot der Geelen Hülf’ umd Mittel fegeft. 
Daß du, wie wohl gebrechlich, auserwaͤhlet ſeyeſt. 
Wenn du ein ſolcher biſt, daß du ein And'rer ſeyeſt. 
Nicht dag du leichten Sinns ein Weiberredner ſeyeſt. 








ze — —ñ— — — — — — — e — — —— — 


@) Eine Verſpottung des Koranstertes, der als infchrift-auf gontainen haus: verfönmt: Der Herr fbenft 
ihnen reines Getränfein. 


RIILRIIU 


105 vn 


- 


Ger schems u kamer chuahi inek schems u kamer bari, 


De Wenn du Mond und Senne willſt, 
Wenn du Zrüb und Abend will, . 


D du Iuffuf Ranaans! 


D du Harfe (1) jedes Kampfes! 


Wenn du Kron’ und Gürtel willſt, 


Wenn du Schild und Degen wii, 


Nachtigall, die umperftreift, 
Wenn du Budertandel willſt, 


Zeind der Weisheit und Vernunft, 


nn .2Willſt du Alles umgekehrt, 
R Seele, die Verklaͤrung fucht 
W Wenn du Ohr und Auge willſt, 


+ D du eänfevoller Dim, 

Wenn bu böfe Unruh wii, 
FR N ESchweig und rede nicht fo viel, 
WINK du einen Reifefreund, 


Sich da Mond und Sonne. - 
Sich da Zrüg und Abend. 
Seele Salomenis ! ” 
Sieh da Kron' und Gürtel. . 
O Ruftem ver Schlachten! 
Eich da Schild und Degen. 
Papagey, der koſet. 
Sieh da Zuckerkandel. 
Der Verliebte tödtet, 
Eich da Alles umgekehrt. 

» Wie am Berge Mofes. 
Sieh da Dhr und Auge. 
D du alter Hafer! 
Sieh da böfe Unruh. 

Gehe auf die Reife! 
Sieh' ihn da der veifet. 


Sohn der Wahrheit, Shemfeddin,. ' Wenn für deine Schönheit 


"Eine franfe Gel! du willſt,⸗ 
u, n ji " ‘ ri: E 


. 
“, ’ 


D part Sich zus Gemein’ (2), v6 Seelenluſt du ſchaueft; 


en da lranke GSeele. 


rt 


u Hemrengi äschemaat schew ta leseti dschan bini. 


In Schenken komm, daß du der Erinnf’nen guttand ſchaueſt, 


Leer aus das Glas, daß du dich rein von Schmähung waſcheñ Und mit verbundnem Auge das Geheimſte ſchaueſt. 


Thu' deine Hände auf, die Schminke zu empfangen, 
Was mühſt du dich fo fehr ein altes Weib au freyen, 


Den Schenken fieh' im Kreis, von dem du fern Dich Haltefl, 


Ein guter Tauſch! gib gehen Seelen und nimm hundert, 
Iß niche in diefer Nacht, wo Dich der Breund geſcholten, 
Gedente nur, auf Gott, den Schöpfer aller Dinge, 
Klag' nicht es fen, die ‚weite Erde ein Gefängniß, 

Run ſchweise Bill, und merke dir die eins 9. Lehre: 


gerbrich das Bid aus Staub, daß du Die Götter ſchaueſt. 

Wozu die Waffen, daß ein wenig Brot du. ſchaueſt. 

O ſetz' dich in den Kreis, daß du den Reigen fchauefl. 

Acht’ nicht des Wolfe, des Hundes, daß du den Hirten ſchaueſt. 

Verſchließ den Mund, daß du die Bier des Mundes ſchaueſt. 

Weit heffer iſt's, als daß du Brotgedanken ſchaueſt. 

Denk' nicht ſo viel daran, daß du einſt Eden ſchaueſt. 

WVerzicht' auf Weltenfeer? , daß Seel’ und Welt du ſchaueſt. 


Egeret murad basched ki nemiri we bimani. 


Wenn du nidyt ſterben, ſondern bleiben willſt, 


Verticht auf Leib' und Sdel' und Her; und ban' wirt, 


WVergicht' auf Glaub', Umglauben, Lieb und Haß, 

u. Bersiht! auf Liebe ſelbſt und auf das Daſeyn, 
Dir Role Saamẽ werin er ſtirbt im rund, 

.Es ſproße das Roem: impor In Halm und ZFrucht 
Biſt du Sakuibr, des Greiſes wahrer Jünger, 


v 


So mache von der Welt di los mit Mäp’. 
Alsdann gelanaft au Gottes Migenfchaften. 
Verzichte auf Die Zeit, du biſt die Beit. 
Weil du nur fo gelangft um ew'gen Dafenn. 
"Steht taufendfättig wieder auf von Nichts. 
 gind- Reige von Abgrund zu dem Himmel auf, 
Und herrſcheſt du Im Land, biſt fpurfos doch, 


2. Brevier der Derwifche. 


Aus dem Diw ane Dſchelalebdin's und aus feinem Mesnewi And größtenteils die heiligen 
Hymnen genommen, welche bey den Religionsübungen der Dermiſche Mewlewi (deren Stifter 
- Mewloua Dibelaleddin Rimi if) ‚unter. Begleitung . dis Floͤte abgeſungen werden. Die 


’ ’ ‘ ’ . . 
j 1° — I" gı . i 1 


(1) Hamſa iſt der Held des Jslams, wie Ruſtem der Held der alten perfiſchen Geſchichte vor dem 


Istam. 


ta) Worttich: Nimm die Farbe der Gemeinde, am, in dem Sinne ba Enteinifien Qui se ’ sogregat a conmm- 


nitate se segregat a gratia, 


I 


hs 


+. nu 196 rw. 


Sammlung biefer Eurzen Bruchſtuͤcke macht das eigentliche Brevier ber Derwiſche aus, das durch einige 
Auszüge näher gekannt zu feyn, fo wie ihre Neligionsübung mit ein Paar. Worten näher beleuchtet zu 
werben verdient. Der Tanz und die Muſik, deren fie fi fammt bem Gefchreye Hu, als Mittel 
religioͤſer Begeiſterung bedienen, haben von jeher unter ben firengen isfamitifchen Gefeßgelehrten viele 
und heftige Widerſacher gefunden, deren Mäctigftem (dem berühmten Kaſiſade) es bald gelungen 
wäre, Tanz und Muſik der Derwiſche aus den Klöftern derſelben im osmanifchen Reiche zu verbannen. 
Aber der Banatismus der Myſtiker war zu tief eingewurzelt, und die Menge hing zu fehr an dem 
feltenen Schaufpiele ihrer ertaftifhen Neligionsübungen, als daß die bezweckte Reformation diefes | 
Choral durchgegangen wäre. So blieben fie denn im Beige der Trommel und der Floͤte, bes heiligen 
Walzers und des rafenden Hu geſchrey's, wodurch fie noch heute Fremden ein fehensiwerthes Schaufpiel 
darbiethen,, das faft von allen Reifebefchreibern (am beften von den neueſten engliſchen Clarke un 
Hobhoufe,) beſchrieben worden iſt. 

Der myſtiſche Wirbel oder Reigen (Simaa), worin die Derwiſche, jeder allein, ſich drebenb 
um ben im Mittelpuncte ruhig fißenden Scheich herum walzen, verfinnficht ben myſtiſchen Tanz der 
Geſtirne, oder die Harmonie der Sphaͤren, während bie begleitende Floͤte den Grundton der Sphären« 
muſik vorftellt, welchen der weibliche Genius des Morgenflernes mit Sonnenftrahlenbefaiteter Lyra 
angibt. Diefer myſtiſche Tanz ftellt ganz gewiß denfelben vor, deſſen ſchon auf ber alten Grabfchrift 
eines in die ſamothrakiſchen Geheimniſſe eingemweihten Junglings Erwähnung geſchieht ‚wo es heißt: 


In zwey Schaaren find aber gefondert die Seelen der Todten; 
Eine die unſtät irret umber auf der Erde; die andre 

Welche den Reigen beginnt mit den leuchtenden Himmelsgeflirnen,- 
Dieſem Heere bin ih geſellt, denn der Gott war mein Führer (1). 


Der Scheich, in der Mitte unbeweglich figend, flelt die Sonne, oder einen nad höheren ‚Mittels 
punct des Weltenſyſtems vor, um den bie Planeten öder niederen Welten reifen. Es ift ganz ber deutſche 
Walzer (nur einzeln ſtatt paarweiſe getanzt), deſſen hohes Alterthum und uralte myſtiſche Bedeutung 
wohl heute von den Wenigſten feiner Liebhaber geahnet werden dürfte. Auch dem Mewlemws ift fein 
Walzer ein Tanz ber Liebe, aber nicht der finnlichen, die dem Deutfchen fo oft zum Vorwurfe 
gereicht, fondern der überfinntihen, moftifhen, welche in ihren Wirbeln die Welten dreht, und Leib 
und Seele, Her; und Geiſt, alle Stoffe und Formen zu dem Urquell alles Seyns mit allmächtiger 
Kraft fortreißt, Die begleitende Mufit ift Feineswegs eine rauſchende und”sraufende, fondern eine - 
fanfte,' traurige ‚\gpelhe durch die Floͤte die Klagen der Trennung bes Geſchoͤpfes vom Schöpfer, des 
Zropfens vom Meere, des Sonnenſtaͤubchens von der Sonne, in herzſchmelzenden Zönen- aushaucht. 
Die dazu geſungenen Verſe find bald arabiſch, bald türkiſch, bald perſiſch. Alle athmen ben Geiſt 
der reinſten Liebe, und der Lehre der Soß's, vermoͤg welcher die Welt Nichts als Erſcheinung, 
die Weſenheit aber Gott allein iſt, der überall und in Allen ſich umenbiich geſtaltend, in ber 
Gluth des Feuers und der Liebe, im Hauche der Bruft und. der Flote, im Wirbel ber Meere und 
‚der Sinnen, im Reigen ber Geſtirne und ber Geiſter ſich offenbarend, das einzige höchſte Gut. und 
Senn iſt, zu dem: der Pilger auf dem Wege ber: Vollkommenheit nur: durch igänzliche Vergeffenbeit’ 
feiner felbft, durch die vollfongmenfte Verldugnung alles irdiſchen Snterefle, vu eine abfolute Gleich⸗ 
gültigkeit gegen alle äußere Form, gelangen Fann. 

——— ——————— ———————— — ——— —— —— — — — 
(1) Siehe Erklärung einer griechiſchen Juſchrift, welche ui bie Ganerhrafifiben Roperien Doms a in 
Münters antiquarifen Abhandlungen. + Zr 


> 





— 
AREA "199 a 0 7 


\ Proben aus dem Breviere der Derwiſche. 


Men bendöi Sultanem. 


Ich Hin der Sclas des Höchften Herrn, 
-Und feit fein Antlitz ip geſehen, 

Denn ih ward Er, und Er ward Ic, 
Run ich verbunden bin mit Ihm, 


Bin feiner Höchfter Herr der Welt, 

Bin in Erflaunen ich verſenkt. 

und Seel’ und Herz find Leib geworden; 
Weßhalben Mag’ und feufze. icht 


‚Men schahbasi kudsem, 


Ich bin der Zatf der Geiſterwelt, 
Der aus ‚Begierde nach der Jagd 
Dom Berge Kaf bin ih Simurg, 
Vom Paradies Hin id Der Pfau, 


Dem hoͤchſten Himmelsthron entfloh'n, 
Gefallen if in ird'ſche Form, 
Den Netz des Seyns gefangen Hält; 


- Der feinem Neft entflohen if. 


Dusch ber dergahi iset kussi Sultani sedem. . 


Beftern ſchlug ich noch der Hereſchaft Paude, 
Trank, kredenzt von dem Gelichten, 


x 


Schlug dad Belt auf an dem höchſten Throu', 
Wein der Einheit aus dem Allmachtsbecher. 


Sehanha si kerem ber men derwisch niger. - 


D Herr! aus Huld auf mich Derwiſchen blicke, 
Wiewohl ich würdig nicht bin deiner Gnaden, 


Und auf den Stand des wunden Hersens Slide; 
Blick dech aus Huld auf mich mit dinen Blide. 


- Es kenari chuisch jabem her demi bui jar. 


Mit dem eig’nen Saume freif’ ich 
Wenn den Saum ich faſſe, greif’ ich 
Bluth find Liebe, Wein und Wangen, 
Bon den Gluthen ganz umfangen 


Immer an des Breundes Duft; 
Son, der mich mit Liebe ruft. 

Weis ſie alle feurig glühn, FL 
Ruf’ ich feufjend: tut, wohin? 


Her ki es uschak girisan schwed. 


Wer da fliebet die fo lieben, 
Doch wer teintt aus diefer Kanne, 


Den wird Reu’ zuletzt betrüben; 
Herrſcht als Herrſcher ber Sultane. 


Ei kaum refte behadseh güdschaid güdschaid. 


8 Pilgernort, mo feyd ige, wo? 
Was fol der Zreund, wenn nicht demüthig, 
‚Wenn er dad Saar Füße, zürne niche, 


Bischinew tu si nd tschihe tschiha migujed. 


Höre was für Sachen mir die Flöte klagt, 
Obne Bunge, gelber Wange, vol von’ Wind, 
Aimmer laßt, Beliebter! ınir der Zweifel Ruh’: 


Ich Bin nie Ih, Du nie Du, und Du nicht Ich, 


Mein Zreund iR Hier, komme her „ kommt ber! 
Wenn Nächte lang nicht kommt der Freund. 
Was fol der Narr, der Ketten ſcheut. 


Was fie vom Geheimmiſſe der Gottheit fagt ! 


Aedet fie in einem fort von Bert geſchwind. 


Ob Du 3 fepft, ober ob Ich ſeye Du. 
Dog bin Ich Ih, Du bit Du, und Du si IM. 


Bischinew es aökci tschun hikajet miküned. _ 


Höre was die Fidte Hay, 
Sie ſpritzt Blut auf ipten Pfaden. _ 


Was fie von der Trenmung fage : 
Bon Medfhuunen und Ferhaden. 


um 108 —XVE 


Bischinewid es naaldi banki rübab. 


Höret vom Getoͤn der Laute 
.,. * Weinend ruft fie in der Noth: 

Lich’ erwedte das Getuũmmel 

Riſchte Daſeyn, Weltruin, 


"Aller Orten Liebeslaute, 
WGott! o Bott! o Herr und Gott! 


Auf der Erde, in dem Himmel, 
um su offenbaren Ihn. 


Chis inırus dshihani an mast. 


Steh’ auf! denn diefe Welt gehöre Heut uns. 
Der Mond, die Morgenfterne fchlagen Laute, 


Bas es An kuhi kaf amed ankai ischk. 


Der Ante kam vom Kaf zurück, 
Mit ſtillem Koſen rief fie laut: 


Die Weltenſeel' iſt Schenf! und unſer Gaſt; 


Der⸗Seele Nachtigall iſt roſentrunken. 


.Die Liebe Fam in's Herz zuruck; 


Wer iſt's der auf sus Liebe ſchaut? 


Simaa arami dschanr aaschikanest. 


Der Reigen iſt die Seelenrug’ Veruedter, 

Es drehen ſich die Watzenden im Kreife, 

Dieß iſt vollfomm'ne Liebe, dieß Vollendung, 

Dieß iſt der Schönheit Blick, ia Schonheit ſelber; 
Wenn dich der GSclav nicht kennt, » Schahl'ſo (ende 
Thatſt Du auf Die und Andere Verzicht, 


Daß weiß nur, wer beſeelet ifE von Seele; 
Und in der Mitte flehet ihre Raabe. 
Vernunft if Schattenbild, ja Schattenbild. - 
Die Lichtgenuß, ja Höchfter der Senüße; 

Des Blides Pfeil wohin du immer willft. 

So ſitz allein, und flag’ des ‚Himmels vauce. 


Bia bia hi tui dschani dschani simaa. " ' . 


Komm Du biſt der Geiſt des Reigen, 
GSonnen ruh'n in deinem Soatten, 


Hussn jegi jar jegi suchan jegi. eva 


Eins ift die Schönheit, eins der Freund, das Wert; 
Eins it das Herz, der Schatz, dad Zeuer eins; 
Eins if das Willen, die Erklärung eins; | 


Eins Lich’ und Sram, der Schmerz, die Heilung eind; 


Ceder in dem Hain ded Reigen, 
Sterne sangen deinen Reigen. 
. nt 


“Eins if der Leib, der Geiſt, der Freund, das Wert; 


Eins Lieb’ und Glauben, eins der Freund, dad Wort; 
Eins Herz und Zunge, eins der Zreund, das Wort; 
Eins die Aufgeit'vung, eins der Freund, Dad Wort; 


Soltani meni Sultani meni. j 


Du bifl mein Herr! Du biſt mein Here! 
O Liebende! o Liebende! 
Mein Bielgeliehter! Wohlbewaͤhrter? 


Mein Stauben biſt in Her; und Seele! 
D Wiffendet o Wiſſende! . 
Mein Heißerfehnter! Längſtbegehrter! 


Die beyden folgenden Bruchſtuͤcke find zwar arabiſch, aber aus dem Diwane Mewlana 
Dſchelaleddin' 6. Sie zeichnen fi vor allen übrigen, das erfte dur erhabenen Schwung, das 
jweyte durch. brennende Gluth der Liebe aus. Da diefelben den vorbergehenden häufig als Refrain 
angehängt werden, fo ftehen dieſelben hier zu Ende dieſer Proben ſowohl in. der Ausſprache als in 


der Ueberſetzung. 


Kad eſchreket edbünia min nuri hamaina 
Elbedr gHadess fall wel⸗kas ſüreing 
Eisfefwer imanjelshalet boſtani 

. Wels mahfher nudurani wel- wird muhaiana. 


Ah minel⸗iſcht we halatihi 

Ahrakaſkalbibihararatihi 

Maunfurel:ain itla ghairikim 
Kran bittahiwe aiatihr. "© 


- 


Im Ofen tagt’d von umfees Zeuereifers giote, , 


Die Pieias Hält der Mond aid Schenk uns aufwarten. 


‚, Dein Glaub' iſt Reinigkeit, Die Einſamkeit mein Garten, 


Zum Leden weder mi Gebeth am Weltgerichte. 


- Kl die Liebe umd ihr Schmerz, 


Mir verbrannten fie dad Herz. 
Alles and’re muß ihr weichen, ' 
3a ſchwor's dep Gott, umd feinen Zeichen. 





Ä | LVID. 
Ewhadi us Meragha, 


ein Schüler des Scheih Ewhadeddin Kermani, nah dem er ſich benannte, ein gelehrter und 
feommer Mann, Verfafler bes Buches Dſchami Dſchem, db. i. bes Bechers Dſchems, das nad 
bem, was Dewletſchah bavon fagt‘, myſtiſchen Inhaltes, aber ſchon zu Dewletſchah's Zeit völlig in Vers 
geßenheit gerathen zu feyn fcheint. Aus dem einzigen Verſe den Dewletſchah daraus anführt, erhellt, 
daß Ewhadi ſechzig Jahre alt war, als er es verfaßte. Er fhrieb es in Ißfahan mit ſolchem Er» 
folge, daß in dem erſten Monathe vierhundert Abfchriften davon gemacht, und ungeachtet des Eleinen 
Umfangs theuer verkauft wurden; feine Gedichtſammlung ift zehntaufend Verſe ſtark, wovon fehr viele 
bloß die Einheit Gottes befingen. Er verfertigte ein fehr fhönes und zartes Zueignungsgediht, De h⸗ 
name, an Siaeddin Juſſuf Ben Chodſcha Aßileddin Ben Chodſcha Maßireddin 
El=-tuffi, das iſt, für den Enkel biefes berühmten Aftronomen. Er lebte unter der Regierung Ar gs» 
buns, und flach zu Ißfahan zur Zeit Sulten Mahmud Gaſan Chan's im Sabre 697 (1297). 
“ Seine Grabftätte zu Ißfahan ift ein vielbefuchter Wallfahrtsort. Gaſan Chan war der erfte Moslim 
aus der Dynaftie Didingifhan, welcher den Islam unter den mongolifchen Heeren verbreitete. Er warb 
hiezu durch Emir Newrus befehrt, der ihm den Sieg wider Babu verheißen hatte, wenn er den wahr 
ren Glauben aͤnnehmen wollte. Gaſan verfpradhs wenn er fiegte, und hielt Wort im Jahre 691 (1291). 
Das Gefchäft, ihn und fein Volk zu unterweifen, übernahm Sadredbin Ibrahim, der Sopn des 
berühmten Scheichs von Hama Ewhadi if der Verfaſſer ber folgenden Kaßide: 


Der Himmel der fich ſternvoll dreht, was iſtes ? Und diefes groffende: Seftien, Mas iſts? 
D Weifer, antwort’ nun auf was ich frage, Damit ich feh" in dem Gewirr, Was in's? 
Der Seelen nähret braucht es nicht zu willen, Die Seele und der, fo fie nähert, _ Was iſt's? 
Der Sphären und der Elemente Wirwarr, Werkſtaͤtte, fieben und die vier (1), Was if’? 
Woher entfprang die Zeindfhaft Abudſchehbl's (a)? Die Innigkeit des Hohlenfreund's (3), Bas iſt's? 
Die Zliege trinkt vom Honig und vom Gifte, | Wie kommen Schlang' und Schab aufatmen? Was iſt's? 
Dur die Entfernung, durch die Rah’ des Lichte, . Wie können Herbſt und Lenz entftehn? Was iſt's 7 
Ein Weg, ein Gang, und eine Station, Woher denn fo viel Trennungen? Was iſt's? 
Empor ſich heben und dann nieder ſinken, Der Nahrungsſorge, Nahrungsdank, Was if's? 
Was find der letzte Tag, die finſtre Nacht, Die Erde fleht , der Himmel nicht, Was iſt 87 
Woher die Engel, und woher Peris? Des Menſchen Adel und fein Stamm, Was iſt's? 
Warum iR unter diefem Himmelsdache Des Unbeflandes Taufendiey ? Was in’sr 
Das Reich if Sein, da ed die Zürften wiſſen, Deer Stolz, der Hochmuth und der Groll, Was iſt's? 
Sag' wie der Stoff und wie die Form ſich binden? Der Bilder Schmuck, des Willens gorm » Bas ist 
Warum find fhöne Wangen, fromme Kinder, Dem Regerleibe zugethan? Was ir ' 
Wie lang gehft du zur Rechten und zur £infen? Was ift die rechts und links Seine? Was iſt's * 


— — 


(1) Die Sieben und vier beziehen ſich auf die Sphaͤren und Elemente im vorhergehenden Berfe, und find 
den Sof die Grundzahlen der Sinnenwelt. Diefe und ähnliche Stellen parodirt der frepgeikerifihe Dmar 
Chiam, wenn er fagt: 


Du, der dich viel geplagt mit Bier und Sieben, Bon Sieden und von Vier viel haft gefchrieben, 
Trinte Wein, ich fag dir kauſendmahl und immer, ‚Wer fort if, der ift fort, und kommet nimmer. 


(2) Abudſchehl, der größte Feind Mohammed's unter feinen Zeitgenoßen. 


. 8) Ebubekr Effadit, d. i. der mwahrhaftige Greund, auch der Freund der Höhle, meil er mit Dos 
hammed, als fie von ihren Feinden bey dem Auszuge aus Mekka verfolgt wurden, ſich in eine Höpfe rettete. 








. ar van 200 wm 


Du prahfefl gegen uns dich faufendfah, D Prahler! Eins von Taufenden, Was mer 


Wenn du erfennet Haft den Tag der Ankunft, Am Tag des Scheidens ſolch Geſtoöhn, Was iſts7 
Wir gehn im Finſtern um des Himmels Feſtung, Und wiſſen nicht was wohl darin, Was it's? 
Sprich nit wie Ewhadi vom Höllenfeuer, Ya foiher Hand ein Aſchenſtoß, Das ifl’s? 


Ewhadi geht den Mittehweg zwifchen den bloß myſtiſchen und bloß finnliden Dichtern, fo daß 
feine Gaſele bald rein allegoriſch, bald vein buchtäblih find. Mon beyden folgen hier ein paar Bey⸗ 
ſpiele. Das zweyte Diſtichon des zweyten myſtiſchen Gafeles: 

Wer ohne Herz auf einen Fleck hinſchaut, Wird einen Blick in Gottes Schöpfung thun, 
verräth ganz offen das Geheimnif der betrachtenden Sofi und Zakire, die Stunden fang auf ei⸗ 
nen Fleck binfhauend‘, das ewige Licht zu fehen wähnen, wie eine Secte ſolcher Myſtiker zur Zeit der 
Paleologen das ewige Licht an der Spike ihres Nabels zu erblicken vermeinten. 


Sabri kunim ta sitemi © tschi küned. 


Geduld! mas wird er und für Unrecht thun? Was wird er beim zerbrochnen Herzen thun? 
„ Ein iedes brauchet Arzenen dem Heri, Wir harren fchtueigend was er uns wirb thun. ’ 
Da uns nicht ward der freyen Wilführ Zügel, Erwarten wir was es uns werde thun. 
D Süd! mit meiner Hand miß feinen Saum, Sich was der Kopf auf feinem Pfad wird thun. 
Stell! einmahl feinen Nabmen mir vor Augen Und fich was meine Thränen werden thun. _ 
Mein Zreind hat Iefus Hauch, töde mich vorhin! Und fiche was alsbald fein Hauch wird thun. 
Da diefe Schwelle nie betritt die Sonne, Was fol der Wind in dem Hareme thun? 
Erſtaunet bin ih Über Liebanmaßung, — Was ſoll ich mit der Liche Siegel thun? 
Es fagte von dem Zremden Ewhadi: Was ſoll gebuldlos und getrennt er thun? 
2 - Ger kessi der isehk ahi mi küned, 
Wird Einer einen Liebesfeufger thun, So feh er was für Glinde er wird thun. oo. 
Wer ohne Her; auf einen Zted hinſchaut Wird einen Bid in Gottes Schöpfung thun. 
Du fpiele mit dem Hauch Beherzter nicht, Ein folder Hauch kann Heereswunder thun. 
Wer einen Stein uns leget in den Weg, -. Wird feiber fich In einen Brunnen thun. 
- Entfdyuldige den Knaben welcher ächit, Er leidet Schmerz, muß laute Seufzer thun. 
Denn fich die Liebe rüfter mit Vernunft, WIR fie den Berg mit einem Stroh weg thun— 
Vergeben kann ich feinen Augenbiid Den, der an mid) Grinnerung wii thun. 
s Sch klagte viel, fo daß ex endlich ſprach: . Dieb Demurdsflehn wird noch Bergeltung thun. 


Verſchleyert I zwar Ewhadi von Sram, Doch wird gur Hoffnung er no Zußucht thun. 


* 


Eiareb u es adschemet missl nesade. 


J v 

O du, dem nichts gleich geboren Sn Arab’ und Perferland, 

perfis und Arabien Gallen deiner Schönpeit heim. 
Hundert Pfeile ſchoß dein Auge In des Perfers Angeficht, 

Hundert Quellen ſchlägt die Lippe Aus dem Aug’ des Arabers. 
Sieb Arabiens Schönen laufen Bor dem- Kopfe deines Gauls, 
Und die Schahe Perfiens J Gehen vor dir her zu Fuß. 

Ha! Arabiens Medfhnune Macht betrunken ex dein Aug, _. 
Den Schirinen Perfiens Leidt erfi Süße dein Rubin. 
Deines Grames Maale brennet Eid der Araber ins Bft, . 
Und der Abglarz deiner Wangen Eeuchtet in des Perfers Sera — 

Dein Geſicht erreget Lärmen > An dem zdeſt des Uraberd, 

Deine Lode bringt Verwirrung In des Perfers alte Lehr. 
Dur Befchreibung deiner Wangen Sat in Perfien Ewbadi 


Mies Arabiens Wohlberedten Aufgenommen kühn das Wort 











0 
XX 202 XZ 


Ber Gül si anber kemendi beste, 


um Rofen aus Ambra die Schlinge Kebunden, um Mondlicht aus Moschus die Bänder gebunden (»). 
Sn Eiypenrubinen und feurigen Munden, Der Zuder entfeflelt, der Kandel gebunden. 

Mit Spigen der Locken, die Seelen verwunden, Eind Züße und Bände der Arien gebunden. 

um Leute zu haſchen in jeglichen Stunden, Sind ſchelmiſche Pferde gefatselt gebunden. 

Wie Tann mir die Frucht des Genußes wohl munden, Sie ift viel zu hoch auf dem Afte gebunden. 

Was Wunder wenn ich nit vom Brand kann gefunden, Du haſt ia das Teuer zum Reifig gebunden. 

Bis du mi, o Jüngling, der Laſten enthunden, Verbleibet mein Herz au den Zelfen gebunden, 

. LIX. 


Rokneddin Kobaji, 


der Schüler Eßireddin Omani's und der Echter Purbebai Dihami’s, welcher von bem großen 
Dichter Dſchami zu unterfheiden if. Rofneddin war, wie fein Lehrer, aus Zurfiftan gebürtig, 
und bat feinen Beynahmen von Kobad, einer ehemahls fehönen Stadt, die an der aͤußerſten Gränze 
Zurkiftan’s gelegen, fhon zu Dewletſchah's Zeiten in Schutt Tag. Naßireddin von Tus, der große 
Aftronome , erzähle in feinem Werke Chilafetnamei Stabi, daß, als Mahmud Soboktegin 
Samarkand und die Länder jenfeits des Drus erobert hatte, in Kobad damahls fünf Prinzen, die 
Söhne Peigu's Ben Toghan’s, die Regierung unter ſich getheilt hatten. Dieſe ſchickten dem Sul⸗ 
tan das > folgende Manifeft in Verfen: | 


j Wir find fünf Brüder u Kobad, - Bon Hodem Sinn und weifem Rath, 
Die Erde if uns untertban, Was Euch beliebet ſaget an. 
Wenn Glüͤckeslauf uns nicht gefällt, Zieh'n wir herab den Reif der Welt. 


Mabmud, um ihre Großſprecherey zu beſtrafen, ließ ihnen durch ſeinen Hofdichter Anßari 
Es ſprach einſt Nimrod zu Aſer: Ich bin auf Erden ort und Herr. 
Er unterlag der Müde Waffen, - ©ie mußte feinen Hochmuth ſtrafen. 


Zugleich befahl er feinem Feldherrn Arslan Haſſib, fie zu Poaren zu treiben. - Nachdem ke ſich 
auf das Aeuerſ⸗ geaͤngſtiget ſahen, ſchrieben ſie wieder: 


Wir find fünf Brüder zu Kobad, Die, auögebungert, fleh'n um Guad'; 
O Schah! du biſt Juſſuf vol Huld, Wir ſeine Brüder, voll von Schuld. 
Es dringet unſer Nothgebeth Verſchämt zu deiner Majeſtät: 
Verzeihe unſre große Schuld, Aus deiner Großmuth, deiner Huld. 


Mahmud war zufrieden fie. gedemuͤthiget zu ſehen; er zog fein Heer zurück und überließ. ihnen 
wie vormahls.das Land. Sein Feldherr Arslan Haffib baute ein Karamanferai auf dem Puncte, 
wo fich die beyden Straßen fo von Nifhabur nah Merm und von zus nah Herat führen, 
Breiten, wo er begraben liegt unter der. ſchoͤnen arabifchen Inſchrift: 





(1) Dieſes verzehnzeilige Gaſel iſt eines der wenigen, wo der Ueberſetzer dem Perſiſchen faſt treuer geblieben, 
als es der mit demſelben verwandte Genius Teutona's geftatten will. Daher die Duukeldeit in Den erſten 
zwep Diftihen, wo die im Perfifhen mangelnden Mittelbegriffe auch im Deuntſchen nicht auagedrüdt find, 
Der Dichter verftebt unter der Ambrafchlinge die um Roſen, und unter dem Moschusbande das um dem 
Mond gebunden if, den dunkeln Bartflaum fchöner Gefichter; in den een ik der Seit Des Zuders 
Küßig oder frey, und im Zuckerkandel des Mundes chemiſch gebunden. 

Ge 


are 208 MR, 


Be Reise gehn zu Grunde, | Auler Mexyſchen harrt bie Stunde. 

Nur allein den Alllebendigen Aann des Todes Nacht nicht bändigen (1). 
Dieſes Karawanſerai, das zu Dewletſchah s Zeit ſchon in Verfall gerietb, ward vom gelehrten und 
großen Weſire Mir Aliſchir mit neuem Glanze hergeſtellt. 


| LX. | 
Ferideddin Ahwal, (db. i. ber Schielende), 


gleihzeitig mit Imami unter ber Familie Saibiie ‚ bekannt durch eine Kaßide auf die Nacht, die 


ſo beginnt: | 
Höret das Adendgebeth: es brauſen die Wogen w Nachtmeers, 


Fort iſt das goldene Schiff, ſieh da die ſilberne Tafſ. 
Auf den. Wogen der Nacht erſcheinen Tanſend ber Sterne, 
Wie Im Decan Schaaren beficderter Brut. , 
Sie endet mit der Befchreibung des Sternenheers, und des Aufgangs der Sonne. 
Auf Befehl Sultan Said Baiſangur's, verfertigte Baba Sewdaii ein Seitenſtuͤck zu die⸗ 
ſer berühmten Kaßide, das alſo beginnt: 


* | KDenn der bimmliſchen Flur Gpringquelien entfirämen von Lichtsen , 
Srite in Hermelin filbern Der König herein, 


| LXI. 
Medſchdeddin Semeki, (der Dicterfönig), 


na ben Parifer Handfihriften von Dewletſchah besfelbe mit Hemker Karfi, Schönfgreiber und- 
Schoͤnredner. Edel von Anftand und Geburt, .erfreute er ſich des vertrauten Umgangs mit Sultanen 
und Kürften, und leitete feinen eigenen Stammbaum bis zu Nufchirwan dem Gerechten hinauf. - Er 
war zu feiner Zeit Dichterfönig in Gars und Irak, hoͤchſter Richter in Sachen des Geſchmacks und 
der Dichtkunſt. Sein Diwan iſt ſehr bekannt. Er lebte beſonders auf vertrautem Fuße mit Atabeg 
Saad Ben Ebubekr Sengi, bem großen Gönner Saadis. | 


LXI. 
Abdolkadir Naini, 


von Rain i im Dißkricte Ißfahan's geburtig— ein Zeitgenoße Saadi's, den er nechzuahmen ſich befliß. 
Die folgende Gaſele iſt von ihm: 








Kein Auge Hat mein Aug’ Bon deinem Augenfterne frob gefehen. 
Kein Auge hat ein Aug‘, Das beffer als dein Auge war, geſeben. 
Wenn deines Anges Bud Riſwan (+), dem Auge Edens, fälle in’s Aug’, 
ee oa end 
(1) Rüttun mülfun feiefut,, "Küllun naffun feiemut. 
Lsiffe Haivrten [ermedem Illa liftefila icmut. 


(3) Rifman, der Hüther, oder das Auge des Paradiefes. 





RAR 203 xXXx 


Da wird von feinem Aug’ Hurtiund Lebens quelle (1) nicht geſehen. 


Ich habe ſolch ein Aug’ . Bon dem die andern Augen nicht fid werben, 
Weil außer deinem Aug’ Mein Huge nie den Quell bes Lichts gefchen. 
’ Aus Sehnſucht deines Aug’s —Iſt Her; und Auge bey mir ungeduldig. 
j Es träufelt Blut mein Aug’, Und hat fon Feine Gartenflur gefchen, . 


Imami aus Herat, 


ein Dichter Chorafſan's, gleichzeitig mit-Scheih Medſchdeddin Hemer Sarfi, und mit dem 
großen Saadi gegen das Ende bes fiebenten Jahrhunderts der Hedſchira. Eines Tages, wo der ge 
kehrte Wefir Abaka Kaan's Chodfha Schemſeddin Mohammed, der Statthalter von Rum 
elek Moinedbdin Perwane, ber Richte Mewlana Schemfeddin, und Melek Ift ich a⸗ 
reddin Kermani, ein Abkoͤmmling der Koͤnige von Schuſen, alle vier ſehr gebildete Maͤnner, ſich 
beyſammen befanden, ſandten ſie an Medſchdeddin Hemker Farſi die folgenden Verſe: 


Das Licht des Glaubens und des Perſerthums, Befraget Peewane, Statthalter Rums, 
Mit dreyen deiner Schüler, die allhie Vereint find im gefelligen Nevier. 
Bor dir, o Meifter! find die Wege Far, Der erſte Sprecher biſt ia du fürwahr! 
Smami, Saadi, Du, von dieſen drey, GSag: Wer im Land der größte Dichter ſey. 
Du, ſprich ed aus, Du bift der Wahrheit Spiegel, Du drüdft fie ana mie in dem Wachs das GSiegel. 
e 
Der Chodſcha antwortete mit den folgenden vier Zeilen: 
Obwohl ich Bin ein Papage» darch püßen Gang, Bin ich die Zliege nur von Saadi’s Zuckermund, 
Und fol ich thun ein allgemeines Urtheil Fund, .. So läuft Imami mir und Saadt 0 den Rang. 


Zu diefem Urtheite, „ das die Zeit Eeineswegs beftätiget hat, mochten ben Dichter yartpepifäe Freund⸗ 
(daft oder Vorliebe für die bfondern Künfteleyen Im ami's verleitet haben. 
Ein anbermahl fhidte ihm Fach rolme le? biefe Anfrage (2): 


Befitzer aller Volks s.und Glaubensſchätze, Was ſprechen aus die Herren der Geſetze, 
Wenn eine Rab’ aus angeflammmter Liſt, Bey, Nacht Repphun und Turteltauben feißt? 


Ob das Geſetz hierin verorbnen tut, Daß man auch hier vergieſſe Blut Für Blut? 


Imami's Untwort. 


Ey, wie der fonderbaren Frage Duft, Dit Wohlgeruch durchwuͤrzt der Seele Luft! 
Durch den Propheten mag Die Rate leben, Er hat Fein fol Vergeltungsrcht gegeben- 
Ein faub’rer Jäger wäre mir die Rabe, Wenn fie einzög’ vor Vögeln ihre Tape. j 
Weit beſſer iſt's den Arm nicht auszuſtrecken, Ails ihn mit Katzenblutezu befleden. 


Mer Turteltauben will Das Leben retten, Der mag im hohen Käficht fie anketten. 





(1) Im Perſiſchen fommt das Wortfpiel noch häufiger vor, der Schallvermanttfchaft willen zwiſchen Tſcheſchm 
(Aug) und Tſcheſchme (Quelle). Im Arabifchen heißt Win das eine und das andere, denn Die Augen 
And die Quellen der Thränen, und die Quellen find die Augen der Erde. 

(3) Diefe Anfrage und die Darauf folgende Antwort ‚ ſind eine Parodie der Fetwa's, oder gerichtlichen Entſchei⸗ 
dungen der Mufsi's. 

Ces- 


— 


XX 104 a 
LXxV. 
Chodſcha Bemameddin, 


ein reicher Mann und aufgeweckter Kopf, ein Freund der Gelehrten, denen fein Haus offen ſtand, wie 
wir in Saadi's Leben fehen werden (1). Als er den Wefir Chodfha Harun Ben Chodſcha 
Schemfebbin in feinem Haufe zu Tebrif bewirthete, wurde bas Effen in vierhundert porzellanenen 
Schuͤſſeln aufgetragen, und er improvifiste bey dieſer Gelegenheit bie folgende Gafele: 


Mein Haus iſt's Paradies, Riſwan it hier. Auf Seele! der Beliebte iſt nun hier. 


34 fch’ am Berg ein wunderlich Gebäu, Iſt's Sinai, fo ift auch Mofes Hier. 

Ber Zuckerwerk begebrt geht nicht zum Markt, Denn Mandelmark iſt in dem Lächeln hier. 
Boeingt Feinen Zucker aus Wegupten mehr! Es find der füßen Lippen Zuderfelder hier. 
Des unbelannten Bettlerd Erker ward Zum Thron erhoben durch den Sultan hier. 
MWaß tinnmert mich die Wache und der Vogt, Chodſcha Harun, ber Großweſir, IR Hier. 
Befümmre dich um Nichts Hinfür Hemam, Denn was die Geele nur verlangt iſt Hier. 


Er wer ein Schüler des berühmten Aſtronomen Chodfha Naßiredin von Tus, ein Zeitges 
noße des großen Gefeßgelehrten Kotbededdin Schirafis. Er ‚farb im Jahre ber Hedſchira 713 
(1313) und liegt zu Tebriſ in dem von ihm geſtifteten Kloſter begraben. 
. DV 
Sıaadi 


Scheich Moßlihbeddin Saadi aus Sqchiraf, der bisher in Europa am meiſten bekannte 


große perſiſche Dichter. Wiewohl er einerſeits dieſen Vorzug einer groͤßeren Berühmtheit in Europa 


dem Zufalle dankt, daß zwey Reiſende wie Olearius und Chardin ihn vor "anbern- perfifchen 
Dichtern, die fie weniger oder gar nicht kannten, ausgezeichnet haben Mund Saadi alſo ſchon lange 
im Abendlande aus feinen Werken gekannt ward, während Firduſſi und Hafif nur dem Nahmen 
nad, Enweri, Nifami, Dſchelaleddin und Dſchami aber auch Faum nad biefem befannt 
waren; fo hätte doch andrerſeits auch hey einer größeren Kenntniß perſiſcher Dichter und umfaflenderem 
Ueberblicke ihrer Verbdieuſte, die Auswahl bar erften Probe, wodurch ſich orientalifhe Phantafie mit 
sccidentalifcher , and perfifche Poeſie mit beutfcher befreunden follte, nicht glücklicher getroffen ‚werben 
Eönnen, als duch den Rofengarten, den Dlearius zuerft ind Deutfhe, Gentius fpäter ins 
Lateiniſche überfegt bat. Won allen großen, perfiihen Dichtern ift Eeiner, beffen Genius dem bes 
Abendlandes weniger fremd, deſſen Einbildungskraft mehr gezügelt, deffen Moral tiefer im praßtifchen _ 
Leben eingewurgelt wire, ald Sara dis, md an dem daher occidentalifher Geſchmack And europäifche 

Lebensphilofophie weit weniger Anftößiges finden mußten, als an den Hypogryphenflügen der Iprifchen 
Poeſie Hafifen’s, oder an den Transfubftantiomen der myſtiſchen Phifofophie Dfhelaleddin’s. 
Der Benfall, mit dem dieſer Perfer in Europa aufgenommen warb, war allgemein, und nur mit 
bem Empfange zu vergleichen, den ber Inder unter ber Thiermaske Bidpais, und der Araber in 








. (1) Da er mit Saadi, welcher diefen Zeitraum fließt, in fo vielfacher Beriehung fand, PR geht er demſelben 
hier unmittelbar voran, wiewohl er erſt zu Anfang des folgenden Zeitraumes ſtarb. 


AR DIE 205 nr 


dem Nachtſchleyer der TAauſend und einen Nacht erfuhren. Der Grund biefer Fälteren Einbil⸗ 
dungsfraft und dieſes geläuterten Geſchmackes, wodurch Saadis Werke dem europdifchen Auge und 
Geſchmacke wopfthätiger und genießbarer vor andern erſchienen, liegt vermuthlih in dem boppelten 
Umftaude, nämlich des hohen ‚Alters worin es fie ſchrieb, und feiner vielen Raiſen, auf denen er ud) 
(als Gefangener der Kreuzfahrer) ins Sranfenland gefommen. So bufdigte durch eine fonderbare 
aber natürliche Werkettung der Dinge, Europa’s Genius zuerft dem Werke perfifcher Dichtkunſt, worauf 
er felbft mittelbaren Einfluß ausgeübt. 

Das Guliſtan und das Boftan, b.i. der Roſenhain- und Fruchtgarten, bie von euros 
paͤiſchen Dichtern fo vielfältig ohne Anzeige der Quellen geplündert worden, find zu bekannt, als daß wir 
nah bem biefem Werke vorgefteckten Plane, nur das Unbelannte und Neue aufzutifhen, uns länger 
dabey aufhalten dürften. Zu bemerken aber ift, daß diefe beyden Werke, welche den Ruhm Saadi's 
im Dccidente begründeten, und auch im Oriente unter die ſchoͤnſten Steine der Krone ber ſchoͤnen Litte⸗ 
ratur gezählet werden, dennoch von dem Perſer keineswegs für bas eigentliche Dichterdiplom gehalten 
werden, wodurch Saadi zu einem Fürften bet Dichter geadelt wird. Dafür gelten (doch nicht mit Recht) 
feine Gaſelen oder lyriſchen Gedichte, bald erotiſchen, bald philoſophiſchen Inhaltes, die bisher wohl 
mit in feinen geſammten Werken zu Calcutta im Originalterte gedruckt erſchienen, aber dem Inhalte 
nad in Europa ganz und gar unbekannt find; dennoch würden biefelben, wenn gan, ober größtentheils 
uͤberſetzt, aud heute (mo ber Würdigung der Cigenbeiten eines fremden Genius in Europa, und 
befonders in Deutſchland, weit weniger Vorurtheife und Hinderniſſe entgegen fleben, als vor einem 
Jahrhunderte) ſchwerlich dasſelbe Glück machen, wie der Nofen- und Fruchtgarten; ſo wenig 
iſt der Occident noch mit dem Geiſte des Orients innig vertraut, und ſo ſehr iſt die neueſte proſaiſche 
Zeit dem lyriſchen Schwunge des Gefühle fremd geworben. Uebrigens iſt Saadi als Lyriker an 
Feuer, Kraft und lebendiger Fuͤlle von Hafiſ weit überflogen worden, und ſteht Vergleichungsweiſe 
mit den übrigen-großen Dichtern, zwar nicht als Lyriker, wohl aber als moralifher Didaktiker 
unübertroffen in feiner Sphäre, wie Birduffi als epifher, Dſchelaleddin als muftifcher, Hafif 
als erotifher, Enweri als panegprifher, Nifami und Df ch ami als romantifche Dichter. Einer 
Ber fieben Ehorageten der himmliſchen Sphären, aus benen die Muſik der perfifchen Dichtkunſt ertönt. 

Scheich Saadi durchlebte faſt das ganze fiebente Jahrhundert der Hedſchira, er felbft länger als 
ein Jahrhundert, indem er in dem glücklichen Alter von hundert und zwey Jahren, im Jahre 691 
(1291) ſtarb. Die erften dreyßig Jahre reiste er ununterbrochen, dreyßig Jahre läuterte er dann feine 
erworbenen theoretifchen Kenntniffe und praftifchen Erfahrungen in der Stille und Abgezogenheit anſchau⸗ 
licher Betrachtung, und erſt in den zwölf letzten Jahren legte er die Reſultate feines ſtudierenden, thaͤ⸗ 
tigen und beſchaulichen Lebens, die Erſtlinge der Jugend, die Fruͤchte des maͤnnlichen, und die Spaͤt⸗ 
linge des Greiſenalters, in der Sammlung der Gaſelen (das Salzfaß der Dichter genannt), . 
im Roſen- und im Fruchtgarten für die Nachwelt nieder. »O des herrlichen Lebens!« ruft Dew⸗ 
letſchah mit Recht aus, »das auf ſolche Weiſe verwendet, und vom Himmel begünftiget, Saaten bes 
Ruhms zur Unfterblichkeit reift! Drey Menfchengefchlechter burchlebte er Ternend, thätig, betrachtend, 
ehe er im vierten als lehrend auftrat mit Tebendigen Worten bes Sinns und bes Gemüths, die in 
dem Munde aller Eommenden Gefchlechter in ewiger Jugend Ieben!« 

Sein Vater war im Dienfte des Atabegen Saab Ben Sengi, daher fein Sohn Moßliheddin 
ben Nahmen Saadi, d.i. des Glücklichen, erhielt, den er, fo weit dem Menfhen Glück gegönnt ift, 
im vollen Maße bewahret hat. Er fludierte zu Bagdad am berühmten Collegium Nifamiie, unter 


dem großen Gelehrten Abulfaradſch Ibnal-dſchuſi, und folgte dann bem großen Scheich 
Abdol kadir Bitani als Jünger, mit dem er bas erſtemahl nah Mekka wallfahrtete. In ber 
Kolge wallfahrtete er noch vierzehnmahl dahin, Fam auf feinen Reifen, und als Krieger bis nad Indien 
und Rum. Daher fagt er von fih im Boflen fo ſchoͤn und wahr: 

Die Tele durchzes id weit und breit, Bereit die Wünfche zu gewähren; 

Benütend die Gelegenheit, Lad ich von allen Zeldern Aehren. 

Diefe Verſe könnten eben fo gluͤcklich als Grabſchrift auf fein Grabmahl, das in bem Garten 
von Schiraſ fi erhebt, angewendet werben, als die folgenden aus dem Güliftan genommenen, und 
darin ſchon als Grabfchrift angeführten: 

Mir Hat, fo oft der Zrühling kam zurüd, Der Zluren Brün des Lebens Lu verfüßet; 
Am Zrühling geh’ vorbey, o Zreund! und biid’ Aufs Grun, das frifh aus meinem Staube fprießer. 

Saadi brachte die legte Zeit feines Lebens in einer Vorſtadt von Schiraf zu, wo er jetzt 
begraben Tiegt, und wo er viele Beſuche von Großen und Frommen empfing, die den berühmten 
Scheich befuchten, und ihm Speiſen und Zuderwer& brachten, die er dann gewöhnlid in einen Korb 
sufammenlegte und armen Holzhauern Preis gab. Chodfda Hemameddin von Zebrif, ein 
gebifveter, Iufliger und reiher Mann, war ein Zeitgenoße Saadi's. Als er ihn eines Tages im Bade 
fand, goß er ihm eine Zafle Wafler über den Kopf. »Woher, Derwiſch ?« fragte der Chodſcha. — 
‚Mom Staube der Stadt Schiraſ! !«_ antwortete Saadi. — »Ich wundere mich,« ſagte Hemam, ⸗daß 
man in Tebriſ auf Schiraſ mehr Werth legt, als auf einem Hund.« — ⸗»Und ich wundere mich ger 
nicht,« entgegnete Saadi, »daß man in Schiraſ einen Hund mehr werth hält als die Stadt Tebriſ.« 


Der Chodſcha ſchwieg verwirrt. Ein ſchoͤner Knabe bediente ihn, wie es in Baͤdern gewoͤhnlich iſt, 


und da er ſich mit ihm beſchäftigte, kam Hemam gerade zwiſchen dem Knaben und Saadi zu ſtehen, 
fo daß biefer jenen nicht fehen Eonnte. Der Chodſcha fragte nun: »Aennt man in Echiraf die 


Gedichte Hemam's däa — Sie find fehr berühmt,“ antwortete Saadi. — ‚Zum Beyſpiele I — Soaadi 


recitirte den Vers Hemam's: | 
j Hemam ſteht zwiſchen mir und dem Geliebten. Zeit is, daß ih den Schleyer von mir werfe. 


Nun fchöpfte der Chodfcha Verdacht, daß dieß wohl Saadi feyn koͤnnte, und ale er ſich zu erkennen 
gegeben, fiel er ihm zu Süßen, und lud ihn in fein Haus, wo er ihn auf das Herrlichſte bewirthete, 
und in der Folge zu mehreren feiner Gaſelen Seitenſtücke verfertigte. 

Ein frommer Mann aus Schiraf fab einft im Traume ven Himmel offen, wo alle Engel in 
Aufruhr Halleluja und Hofanna fangen, und einen Werd fummten, den er nicht verftand. Er fragte 
was fie fängen, und fie fagten: es fey ein Werd Saadi's, den jetzt der ganze Himmel ein ganzes 
Jahr lang fingen würde. Sobald er aufgewacht war, ging er zur Zelle Saadi’s bin, ben er mit 
heiterem Geſichte, einen Ders fummend, fand, worin, der fromme Mann ben Zert des bimmlifchen 
Cobgefangs erkannte. Es war der folgende: 


Auf grünen Baumen fiht der Weilen Sehekraft, Sn jedem Laub ein Buch von Bortes Wiffenſchaft. . 
Saadi verberrlidhte die Negierung der Atabegen Saad Ben Sengi und feines Nachfolgers 


Atabeg Ebubekr Ben Saad, unter bdeffen Regierung er geftorben, fo daß der Nahme der Atar 
begen als Befchüger der Wiffenfchaften und Gönner der Gelehrten nicht minder unſterblich geworben, 


als der ber Semaniden, Oafnewiben, Seldfhugiden, und der Familie Saidie. 


mm 107 mm 
Seide Gedichte wurden nad feinem Tobe buch Ahmed Naſſik Ben Leſun gefammelt. Die 
beyden heiften Sterne: diefes Pleiadenkranges find das Güliſtan und das Boftan, d.i. der Roſen— 
bain und Srudtgarten. Das Erfte biefer beyden vortrefflihen moralifhen Gedichte ift nicht nur 
feinem perſiſchen Nahmen, fondern auch feinem Inhalte nach durch Weberfegungen in faft allen Sprachen 
Europa’s im Abenblande fo gekannt, daß jedes Lob ober jede Probe basfelbe zu bewähren, bier glei 
üderflüßig ift. Minder berühmt und gekannt als der Roſenhain ift ber Fruchtgarten, wiewohl 
Dlearius von beyden eine deutſche Ueberſetzung lieferte, und wiewohl die Früchte des Gartens 
nicht minder geſchmackvoll, als die Blüthen des Nof enhains anlockend find. Beyde find, nad 
demfelben Plane angelegt und ausgeführt, eine reihe Sammlung von moralifhen Geſchichtchen und 
Anekdoten mit Denkfprüden und Sittenlehren in Profa und Derfen vorgetragen, und nad ihrem In⸗ 
bafte unter verfchiedene Hauptſtücke geordnet. Wie in allen Fitteraturen das hervorragende Beyſpiel eis 
nes großen Mannes taufend Nachahmer findet, welche, wenn fie die Form oder auch nur den Titel 
eines Meifterwerkes nachlallen, fi die Kraft feines Inhalte angeeignet zu haben glauben, fo auch in 
ber perfifchen. Diefes Iuftige Sefindel der Nachahmer hinterlaͤßt aber felten eine bleibende Spur, und 
verlarvt fih mit der Erfcheinung eines neuen Genius, um die ſchon alternde Form ihrer nachgebetheten 
Gedanken für die neue umzutaufchen. Die Nahahmer Saadi’s machen aber hierin eine feltene Aus- 
nahme, indem ſich unter denfelben mehrere Schriftfteller vom erften Nange befanden , welche den Titel 
des Reſen⸗- und Fruchtgartens nachgeahmt, und deren Werke fih an der Seite derſelhen mit 
Ruſhm bis auf den heutigen Tag erhalten haben. So ſchrieb Dſchami das Behariſtan, d. i. den 
Grüßlingsgarten; Mehrere betitelten ihre Werke Nigariftan, d.i. Bilderfaal, und in ders 
ſelben Manier find das Nachliſtan, d. i.. der Polmengarten; das Schebiſtan, d. i ber 
Nachtgarten (dad Harem), und andere verfaßt. 

" Außer dem Boftan und Siliften befteht die Sammlung der fimmtlihen Were Saadi's 
aus feinen Bafelen (Oden), Kaßaid (Elegien), Mokataat (Bruchſtlicken), und Rubajat 
(vierzeiligen Strophen), aus einigen proſaiſchen Abhandlungen, theils moraliſchen, theils ſotadiſchen 
Inhaltes, unter folgende Rubriken gebracht: Erſtens. Sechs philoſophiſche Traktate: 1) Einleitung. 
2) Die fünf Verſammlungen. 3) Fragen und Antworten. 4) Bon der Mernunft und der Lıebe, 5) 
Nath für Könige. 6) Lob Gottes, kurze Geſchichten mit Sprühen bed Korans oder der Suuna. 
Gleich in der erften Verfammlung bes zweyten Abfchnittes findet ſich die durch Lafontaine fo berühmt 
gewordene Kabel 1a cigale ayant chante tout l’ete. Die Vergleichung wie benfelben Stoff Saadi 
und Rafontäine behandelt haben, ift gewiß eine der merkfwürdigften, welche die Ritteraturgefchichte 
bes Orients und Occidents barbiethet, und abgefehen davon, daß auch der Stoff vermuthlich Saadi's ˖ 
eigene Erfindung iſt, wie weit ſteht nicht der Franzoſe hinter dem Perſer zuruͤk an Reichthum und 
Anmuth der Imagination, an wahrer poetifher Fülle und Kraft. Die Lefer mögen ſelbſt nad der 
folgenden fuft wörtlich getreuen Weberjegung urtheilen. | Ä 


1 


C rzaͤhlung. 

Eine Nachtigall hatte auf einem Aſte ihr Neft gemadt, worunter eine ſchwache Ameife auf 
wenige Tage ihr Lager auffhlug. Die Nachtigall umflog Tag und Racht das Nofenbeet, und ergoß 
ihr Lied in Herzraubenden Melodien. Die Ameife war Nacht und Tag gefhäftig, und die Nachtigall 
freute fih in Fluren und Gärten ihrer eigenen Zöne Sie Eoste mit ber Roſe von ihren Geheimniffen 


XXC?E 308 nn 
\ . 

und machte ben Oftwind zu ihrem Wertrauten. Die ſchwache Ameife, als fie bie Schmeichefeyen der 
Hofe, und das Zlehen der Nachtigall fah, ſprach zu fich felbft: Was wird aus dieſem Geſchwaͤtze zu 
anderer Zeit wohl herauskommen. Als nun die ſchoͤne Jahrszeit verflogen war, und der Herbſtwind 
daher fuhr, traten Dornen an die Stelle der Nofen, und Raben nahmen den Sitz der Nactigalien 
ein. Es ſtürmten die Herbſtorkane, und beraubten die Bäume ihres Schmuckes, die Blätter wurden 
gelb, und die Luft Falt. Aus den Wolfen fielen Perlen, und in ber Luft flog der Campher des ' 
Schnees. Da fam die Nachtigall auf einmahl in den Garten, in dem nicht mehr Farde der Roſen 
noch Geruch ter Sasminen war. Ihre tauferid Sagen Fundige Zunge verflummte. Da war Feine 
Roſe, deren Bild fie anfchauen, Eein Grün, deffen Schönheit fie betrachten Eonnte. Im entblätterten 
Heine entfank ihr der Muth, und in der allgemeinen Stille erftarb ihr der Ton in der Kehle. Sie 
erinnerte fi, daß in vorigen Tagen eine Ameife an biefem Baume gewohnt, und viele Körner 
gefammelt. Sch will heute zu ihr gehen, dachte fie fih, und vermdg guter Nachbarfchaft etwas von 
ihr begehren. So ging nun die Nachtigall nadt und hungrig zur Thüre der Ameife hin, und ſprach: 
Die Srepgebigkeit ift ein Wahrzeichen deines Gtüdes, und das Kapital meines Wohlftandes. Ich habe 
das Eoflbare Leben fahrlaͤßig durchgebracht, du aber bift fleißig gewefen, und haft Proviant gefammelt. 
Was wirb es denn auch feyn, wenn du mich heute von biefem Unglüde großmüthig rettel! — Die 
Ameife ſprach: Du brachteft die Nacht zu mit verliebtem Rath, und ich mit dmfiger That. - Du warft 
bald mit der Blüthe der Roſen beſchaͤftigt, und bald ſtolz auf den Anblid des Frühlings. Wußteſt bu 
denn nicht, daß auf ben Frühling der Herbft folgt, und baß jede Straße durch Wuſten führt ? 

Sreunde, wendet die Erzählung von der Nachtigall auf eueren eigenen Zuſtand an, und wiffet, 
daß auf alles Leben Tob folgt, und auf jeden Genuß Trennung. Der Trank des Lebens ift nicht ohne 
Hefen, und der Atlaß bes Daſeyns hat Streifen! 





Außer der poetiſchen Behandlung iſt auch in der moraliſchen der Vortheil auf der Seite des 
Perſers. Um wie viel humaner endet bier die Ameiſe als bey Lafontaine. Bey Saadi gibt ſie 
der Nachtigall bloß eine gute Lehre, ohne ihre Bitte abzufchlagen. Sie fol fid nicht umfonft an ihre 
- Sreygebigkeit gewendet haben. Bey Lafontaine fertigt die Ameife fie mit bitterem Spotte ab, indem 
fie dieſelbe nun tanzen heißt, weil fie ehe gefungen. Auch ift Saadi's Moral nah höherem Ziele gerichtet 
als Lafontaine's. Die Lehre des legten bezieht ſich bloß auf nügliche Thätigkeit in biefem Leben, beym - 
erſten auf Erwerb von Verdienften für's andere. Wollte man eine ähnliche Vergleichung ber Behandlung 
derfelben Apologen anftellen, welche die Occidentalen von den Orientalen entlehnt haben, fo würde ſich 
die Wagfchale faft überall, mo es auf Imagination und Moral ankömmt, zu Gunften der erften fenten. 
Hier fey e8 genug, durch biefes Beyſpiel darauf aufmerkfam gemacht zu haben. 

Nach den proſaiſchen moralifhen Zractaten folgen bie -arabifhen Kaß aid, deren Beurtheilung 
nicht in die Geſchichte der perſiſchen Dichtkunſt gehört, und dann die perfif ven wahre Meifterftüce 
der philofophifch = Bidaftifhen Dichtungsart. Man urtheile felbft : 


Behitsch jar mebend chatir u be hitsch dijar. 


Kein Land, Fein Freund ſey deinem Sinn gefeht ats Biel, Denn Meer und Land it weit, und Menſchen gift es vien 
Dem Hunde in der Stadt ik Ruß’ und Fur verfaget, Weil er nicht wie der Hund des Felde nach Beute iaget. 
Nicht Eine Roſe gibts, nit Einen grünen Baum, Die Baum, find ale grün, voll Roſen iſt der Raum. 

WIR du verdammt am Thor wie's Huhn zum Körnerlauben, Warum ſchwingſt Du dich nicht zum Himmel auf wie Tauben ? 


Bon einem Baum aum andern wie BÜLHUS Dich ſeg', Was gehſt dus denn wie wilde Tauben in das Rey? ‘ 











/ RUE 


Sieh, wie fi auf die Erde Ochs und Eſel legen, 

Und ſtellen fi vor dich zehntauſend Reitze hin, 

Mit Dielen gehe um, daß Biel du mögeft lachen, 
Gefallt dik eine Zeit der Atlaß und der Taft, 

Es rennen Reifende wie Roffe nach dem Biele , 

@in einz'ger Menfh legt an dem freyſten Sinn ein Band, 
Wenn du gehorfam biſt, und dienſtbar Menfchenfindern , 
SO glũctlich, wen die Nacht verfhwindet im Senn, 
Wenn du Das Gelayenioch von einen Einz’gen siehe, 
Wenn mir bie füße Frucht frey fallet in die Hand, 


Was nügs es mir, wenn Einer froh, und id nur traure, ' 


"Des feeyen Mannes Hals fey in der Liebe Band 
Sefaͤhrten ſuche ich, Die Alles mit mir wagen, 

Sey Breund de, den bewährt das widzige Geſchich 

Soll ih für den, der mie nicht will Mitleiden fchenten, 

Wenn nur von Treue ſpricht, und graufam iſt der Freund, 

Wenn Einer kriecht vor dir ald Sclabe in beim Staube, 

Der Jager grüßet dich, er durſtet doch nad Blut; 

Vergeud' das Leben nicht aus Glauben auf die Treue, 

Such' ew'ge Plage nicht für Augenblicke Rup’, 

Weit klüger wer zuerſt Betrachtungen ſich weihet, 

.Gehorfam genen Gott, dienſtfertiges Bemüh'n, 

Die Bügel der Vernunft laß nicht der Sinne Händen, . 

Gelarmet babe ich in mehr als einem Stück, 

Dieb ift der grade XBeg der Wahrheit, Har vor Allen, 

Wenn auf den erfien Blick das Herz fich gleich ergibt, 

Sußgänger halten wohl den Bügelſtab dem Reiter, 

Ich ſaß fo eine Nacht bis an des Morgens Zeit, 

Von einer Seite sogen mich Begier und Sinnen, 

Ich konnte nicht den Kopf erhebden von dem Scoof , 

Du haft das Schwere leicht, das Gute dos genommen, 

63 fprach zu mie nunmehr der wahren Freundſchaft Mund: 

Sagt' ich dir's nicht, du würdeft ſchnell die Trew verrathen ; 

Wo ift der Freund, der fi vom Zreunde wendet ab, 

Nur Herzen trennen ſich die Hart wie Riefelftein, 

Wem Liebe In das Hers das Giegel eingedrückt, 

Man Fann nicht leben, obne daß die Leute ſprechen, 

Was liegt an Gold und But, was fiegt an Blut und Land, 

Es fpricht der Zeind gar vieles Hinter deinem Rüden, 

Es iſt gar Manches was der Mund der Neider ſpricht, 

Ich fage nicht, du folle deinen Freund nicht Bränten, 

Gag’ nicht, ich gehe wie die Liebe in's Gericht, 

Es fährt heut aus dem Port von deinen Liebesgnaden 

Ber Her, und Aug’ nicht ſchirmt mitt trener Liebe Schild, 

Du four mich nicht für gut und nicht für wieife Halten. 

Ber fagt: es liebt das Obſt nicht mehr das alte Weib, 

Bivar weit ift die Begier, allein mit leeren Händen 

Die Saudi, der du alt und ferne bit von Geld, 

Ich Habe mich hinqusgeſetzet über's Wort, 


200 7 7 7 7 


Weil fie nicht will fig wie der Himmel regen , 

So gehe d'ran vorbey und Hinde nicht den Sinn. 

Bey Einem Bleibe nicht, er wird dich weinen machen. 
Seh’ auf Den Markt, dort findeſt du fie mufterhaft. 
Dft mit verbundnem Aug’, wie &fel in ber Drühre. 

Ein einz'ger Menſch verſtört den ruhigſten Verſtand. 
Warum willſt du denn felbft den eignen Werth vermindern? 
und wer am Morgen dann vergißt des Liebchens Ruf. 
So if es beine Schuld, daß du fo ſchwer entfliche. 
Warum pflanz’ ich den Sweig, den ich fo Bitter fand ? 
Kenn Einer ruhig ſchläft, und ic auf Träume laure. 


Wie Einer der zu Fuß am Zügel Hält die Hand. 


Nicht Einen Freund, für den ich fol die Lafer tragen. 
Wenn nicht, fo sieh’ auch du fogleich die Hand zurüd. 


Warum folf ich mich denn für feine Leiden kränken? 


Bas für ein Unterfchled if zwiſchen Freund und Zeind? 
Erfreu' dich nicht, du wirft vielleicht ihm noch zum Raube. 
Gebethe fagt der Dieb, er ſtrebt nach deinem ut. 

Daß did Verarmten nit gar bald die Großmuth reue. 
Den Raufd) der Nacht empfind'ſt am wüſten Diorgen bu. 
D handle nicht, es wird die That zu fpät bereuet. 

IR beſſer als am Strick' von einem Goͤtzen zieh'n. 

Weil fi Bernünft'ge nit um Liebestreife menden, 
Wen eine Schlange biß, der fuͤrchtet ſelbſt den Gtrick. 
Allein er will dem Aug’ der Liebe nicht gefallen. 

Gehort Haupt, Aug’ und ers dem Freunde den man tiebts 
Doch wenn der eine fällt, fo läuft der andre weiter. 

Mit meinem eignen Geiſt gedanfenvol im Streit. 
Gemahlde, Wohlgeruch, die Knaben, Buhlerinnen. 

Da brach auf mich der Bund und das Verſprechen los. 
Dafür mag dir die Bitte um Verzeihnng frommen. 

Du Haft gebrochen, ungerecht, den treuen Bund, 

D thu' es niche, dieß find nicht edler Herzen Thaten. 

Der nit den-treuen Bund bewahret Bis ins Grab? 

Wo ift Geduld, die Herzen reißt vom Herzverein! 

Liebe taufendfachen Schmerz den ihm die Liebe ſchick. 
Nicht Rofen ſammeln, ohne daß die Dornen ſtechen. 
Reicht dir der Zreund die Hand, iſt alles andre Tand. 
Daß er den FZreund dir raube; laß dich nicht Beftriden ! 
Sefalle deinem Freund, und forge andres nicht. 

Denn Krankung laßt fid nie vom wahren Zreunde denken. 
Nach dem Geſtandniß keunt der Richter Läugnen nicht. 

Ein Schiff ind offne Meer mit Gütern ſchwer beladen. 
Der it auf weißer Band ein angemahltes Bild, - 

Es trau'n Vernünft’ge nie den Schmerzenloſen, Kalten. 
Der lüge; es wird ihr nicht mehr folder Seitvertreiß. 
Kann fie nicht mebr das Gold dem Freund zu Liebe ſpenden. 
Dir bleibt nichts übrig als Entfagung von der Welt. 

KRof' Saadi, Eofe zu, bring’ pin, und teage fort. 


Diefe Kaßide dürfen die Perfer unftreitig ber beräbinten arabifchen Kaßide Toghrai’s (überfegt von 


Pocockle) an die Seite flellen. Beyde baden einen Theil des Inhaltes gemein, in Beyden wird ber 

Vortheil des Reiſens, durch Bilder aus der Natur, und. von den Weltkörpern hergenomnten, anſchaulich 

dargeſtellt, und es ift auch nirgends in perfifchen, arabifhen, und befonders tuͤrkiſchen Schriftfiellern 
. Dd 


\ - . 





Sn 


. 


. 


vom Reifen und feinen Vortheilen bie Rede, wo nicht das Eme oder das Andere biefer apodemiſchen Ge⸗ 
dichte reichlich ausgefhrieben wäre, zum Bepfpiel ‚ gleich in der erften Erzählung des Humajunname, 
wo bie beyden Tauben ſich über den Vortheil und Nachtheil des Neifens befprechen (1). Die Wendung, wo- 
mit ber Dichter von- der Philofophie ber Meifenden wieder zu der der Liebenden überfpringt, ift ganz unerwar⸗ 
tet, und wiewohl man nicht undeutlich fieht, daß fein Alter, feine Reifen, und fein einfames Leben ber erfien 
als mächtige Verteidiger das Wort fprechen, fo ift er doch genug rein menfchlih, um. ſich felbft hieräber - 
Vorwürfe zu machen, und bem Falten Egoismus ber Vereinzelung, die mit lieblofer Bruſt an. der ganzen 
Welt ungerührt vorbey gebt, die warme Liebe eines mittheilenden Herzens , das in einem einzigen Gegen: 
flande. die ganze Welt umfaßt, vorzuziehen. Er feldft will, daß man feinen Stoizismus erkalteten 
Sinnen, aber nicht einem erfalteten Herzen zufchreibe. 


XXCE 210 


- 


Subhem es maschuk beramed badi nevrusi jemen, 


Morgens am Fruͤhlingsfeſt fprang auf ein Lüften aus Oſten, 
Meine Bernunft war verwirrt über Die Wunder des Herrn. b 
Morgens ging ich über das Feld mit blühenden Knaben, 
” Einer ſprach: Du biſt alt, fehe zu Weifen dich Hin. 
Siehe, fo fpra ich, verſtänd'ger Mann den vermwitterten Berg an, 
Purpurner Safran, Jasmin blüh'n ihm als Kinder im Schooß' 
Weber dem Haupte mwölbt fi der ladhende Himmel sum Dad ibm, 
Früchte hält er verkedt, Senne und Mond bey der Hand, 
Jeden Morgen zerrüstee ner Wind die Blätter der Rofen, 
Bon der Berpeerung ſchwimmt über dem Waſſer dos Blatt. 
Neu bricht Frühling hervor aus dem Dornenhemde der Roſen, 
Moshusweide wirft alternde Blätter pinwen, 
Sf dieß Wind aus Schiraf gelhtwängert mit Düften aus Ep otenm, 
Oder ift’E der Duft Ambrazerütteten Haar's ? 
Morgens bektracht' ihn, wenn Halb fchlafend die Aeuglein er öffnet, 
Willſt du Zauberey feben von Babel und Sin (a), 
Haft du liebenden Muth, fo opfre wie Saadi das Haupt auf,. 
Solchem Geliebten fpielt anders die Liebe nicht mis. 


Ja rebb an ruiest ja bergi semen. 


O Herr! ift dieſes ein Geſicht ? SR es Jaminenzweig ? 


- 





[on 


D Herr! ifk dieſes wohl ein Wuchs7? 
Sah einer hier ein Moschushaar ? 

Bon Sehnſucht bin ich Heiß entbrannt, 
Das Loos behandelt mich gar hart, 
Berlangeft du von mir das Herz, 
Verlangeft du von mir den Kopf, 
Behandelſt du liebkoſend mich, 

Ich bin dein Sclav', hier iſt das Schwert, 
„Wer bin ich, daß wenn mir nach Wunſch 
Mh' ich das Wors nicht faßen kann, 
Vernunft iſt nur ein Schmetterling, 
Du biſt die Kerze in dem Kreis, 


(1) Siehe. Tundgruben des Drients II, Seite 272. 
(2) Don Babylon und Sina 





Iſt's Ceder von der Zur? 
Eind’s Blumen von der Aut? 
O löſche meinen Brand ! 

D lindere mein Loos ! 

Sich Seele hier und Her! 
Gieh Hier mein Sur und Blutl 
Behandel du mich hart. 

Und Kopf und Leichentuch, 


. WBegönnt wird Dein Genuß, 


Was awiſchen mir und die, 
Ein Schmetterling und bliud. 
Und Taufende umher. 


( — — ——— — — nn nenne 


—RX 


Du SIR es, deſſen Vollgenuß 

Du biſt es, deſſen Trennungs ſchmerz 
Die Zeit iſt nun gekommen, wo 
Der Fruͤhlingswind den Lebensquell 
Es iſt zur Morgenſtunde jet 

Die aus Begierde nach Juſſuf, 

Es glänzt in Silbertropfen Thau 
Die Rofe Kelle das Mädchen vor, 
SR dieß der Duft Bafllifon’s , 

Iſt dieſes Erde von Schiraf, 

Du gehe drauf, daß finfter wird 
Du biide drauf, daß trübe wird 
Der feommen Klausner Aufenthalt ı 
Und der Sofis geweihtes Haus 

Die Shönen liegen ſchlafend Hier, 
Verliebte liegen trunfen hier, 
Verlangſt du Abgeſchiedenheit, 

Und wüͤnſcheſt du Empörungsbrand, 
Als mit dem taufendfachen Aug' 
Berlangt er Hundert Zungen fi 

O wehe! was von biefer Zur, 

Des Freundes Lächeln oder Yang, 
Kleid’ gute Art nit mit Betrug, 
Bejaubert bin ich wie Sofis, 

Ich wünfche mir von Groß und Klein 
Sch wünſche mir von Mann und Weib 
O Saadi! wenn du bifk verlicht, 
Verliebter, bift du bankerott, 


—XXXX 


Der Seelen Heilung if. 
Die Bruſt erfüllt mit Gramm. 
Dem Iängft erfiordnen Staub 


Hinein sum Munde gießt. 


Die Luft Suleich«, . 
Das Rofenhemd gerreißt. 


Als Schmuck der ſchoͤnen Welt. 


Den Züngfing der Jasmin. 
Iſt's Eden’! Wohlgeruch? 
Iſt's Moschus von Choten? 
Die Ceder voll von Neid. 
Der Roſen Angeſicht. 

Sey nun fortan zerſtört; 

Es breche nun zuſamm'! 

D fag’ sum Schenken, komm! 
D fag’ sum Sänger, fpief'! 
So sieh den Schleyer vor, 
So fchlag’ den Schleyer auf. 
Der Himmer dich erblickt', 
Zu fagen nur ein Wort. 

Iſt wohl dad Süfiefte , 

Die Lippen oder Mund? 

uud zVohltenn nicht mie gift, 
Bin wie ein Strid befannt. 
Nur Vorwurf und nur Schmach, 
Nur Tadel und nur Schimpf. 
So fihlage mit dem Zuß. 

So fihlage mit der Hand. 


Auf die beyden Abtheilungen ber Kaßaid, nähmlih arabifche und perfifche, folgen die Mo- 
lemaat, d.i. die arabifch und perſiſch gemifchten, wo arabifche Verſe mit perfifhen und umgekehrt 
abwechfeln; dann die Terdſchiat oder Gedichte mit wiederkehkendem Schiußfalle. Die Gafelen find 
ebenfalls in vier Abtheilungen georbnet, wovon die erfle und größte bie gewöhnlichen Gaſelen unter 
dem Titel Taibat (Wohlgerüde); die zweyte die befonders Fünftfien unter dem Nahmen Bes 
daii, die britte die nach bem Mufter alter Dichter zugefchnittenen Gaſelen (Gaſeliat Kadimi), 
und die vierte bie Chavatim oder fogenannten Schlußringſteine enthält. Da die Bafele wie 
ſchon gefagt, ale fein eigentliches Dichterdiplom gilt, ſe glauben wir uns verpflichtet, deren mehr als 


ſonſt gewoͤhnlich zu lberſeten : 


.‚Mobarekter scheb u churremterrin rus. 


Sag der Freude, Nacht voll Segen, 
Schlag' die Paufe! au verkünden 


Iſt's ein Mond, ein Menſch, ein Engel? 


Weißt du nicht, es Tauern Neider, 


Zeind: mir ward Genuß ber Freundinn, 


Wo das Gluͤck uns kommt entgegen, 
Faſte nende, Grühlingsanfang (1). ° 


‚Du bift eö, 0 Weltenfonne! 


Schlechterzognen (=) thatft du Gutes. 
Mäh' das Auge gu vor Gram⸗ 





- 


. (1) Wörtlih: Geflern war die Nacht Kadr, und heute it Newruſ; nun if aber die Nacht Kadr bie 
vorvorleßte des Ramafan’s oder Faftenmondes, und Nemruf die Frühlings Tag» und Nächtgleie, 
a Das perfiſche Be damuſ, d. i. ſOlecht gelernt, iR wörtlih das frangöfifhe mal-appris. . 


oba 


XECE 3123 


Räte lang konnt’ ich nicht rußen 
Solche Naht mußt’ Gaudi leiden, 


XX 


Bor dem beiſſon Schmerz der Trennung, 
Um den Geut'gen Tag au ſchätzen (ı). 


j ; Tscheschmet choschest ve ber essori chuab chosehter est. 


Dein Aug’ ift gut, doch wenn es ſchläft, #6 beſſer. 

/ Dein Mundgeſchmack verglichen mit Syrup, SR beſſer. 

, Gib Acht, gib Acht, wenn bu fd ſüß - Mir lachei, 

So daucht es. mie Batt Blumenlächeln Biel beſſer. 
Anzünden wollte ich ein Licht, An Wangen; 
Es braucht kein Licht, denn Mondiicht iſt Biel beffer. 
Ich fehnte geftern large mich . Nach Schlafe. 
Heut däucht ein Blick in dein Geſicht Nir beſſer. 
Am Bett des Liebchens, mit dem Kopf Am Bufen, 
Düntt Juchten mir als Hermelin Biel beſſer. 
Begehr' ih Huld, ſeh ih ein Meer Bon Elammen. 
Statt in die Fluth, werf ih in uch Mi Kefler, 

- Als grünes Geld, als Tulpenbeet, as Bache. 


.. ©ag’ nit ein Blick der Freunde fey 
Du gib aus Nebenbuplerhand 
Du reich’ es ſelbſt, mir fcheints Julep, 
Nicht mehr sicht Saudi fih zurück 
But If vis Einfamleit: Geſpräch 
Was für ein Blatt in diefem Bud 
Du Saat, mir däucht das Paradies 


Biel beſſee. 
Nie Sift mit. 
Und beffer. 

So einfam, 
Iſt Heffer. 

Du anfdauß, 
Nicht beffer. 


Dschan nedared her ki Dschananisch nist. 


Keine Seele hat, 
Wenig Freude hat, 
Der in feinem Kopf 
AR ein leeces Bi, 
Wenn ein Her, du Haft, 
Wehe, weh dem Land, 
Gelig it das Hers, 
Gellg iR der Kopf, 
Beit und Glück find blind, 
Kennern if ein Fürſt 
. Breifet ihn als Schah, 
Um den Herrn Verſtand 
Hörte daß er nun 
Liebesſchmer; ifk miehe 
Dech als Arzeney | 
Wer mit Mondgeſicht 
Er genieße ein Gluͤck, 
Kerter iR das Haus, 
Wenn, wie Saadi, mau 


— — — — — — — — — — — — 
(1) Eine paraphraſirte Ueberſetzung dieſes Gaſels findet ſich in Ousely’s Oriental Collections J. S. 39. Wer 


Wer keine Freundinn hat. 
Wer keinen Garten Hat, 
Nicht Liebesbilder Hat, 

Das Feine Seele hat. 

&9 gib es deinem Freund. 
Das Feinen Herren hat. 

Das den Geliebten bat, 

Der Feine Unrub hat. nu 
Weil keines Liebe Hat. 

Der ſchmachtende Derwiſch, 
Wenn auch kein Land er hat. 
Hab' ich gefragt die Liebe, 
Nichts zu befehlen Hat. “eo 
Als Rörpers Wohlſeyn werth; 
Geduld nur Wirkung bat. 
Das Her; erfreuen kann, 
Das keine Graͤnzen hat, 

Die Einfämteie gefünt, 

Ein Rofenbeet nicht Hat. 


wird aber z. B. den vierten Doppelpers in dieſer englifden Weberfegung erkennen: 


Tho, Malice strive to blast 


our fame, 


oo. And Envy’s tongue malignant prove, 
| “We’ll cherish still our virtuous flame, 
\ And death alone shall end our love, 


XX 


N 


[0 


213 | 


IIDRIIE 


Didari’jari gbaib deni tschi kerk dured. . 


Der Blick des fernen Freund's er ſchmecket mie. 
Ich kenne dich Geruch, kon wannen Tommi du ? 
Verbothen ik die Liebe durch Vernunft, 
Vielleicht erinnern fie ſich mein aus Huld, 

Den Zuſtand kennen die Berliebten nur, 

Der Zuß, der fih- nicht ſtoößt am Liebesſtein, 
Wer feinen, Freund von ganzer Geele licht, 

D Freund! es führe des Lebens Zeit zu Nichts, 
Sift wird Araney in Ber Freundinn Hand, 


Beißt du warum allein nun Saadi fige? 


Wie Wolkenguß deu ausgebrannten Wüfen. 


Es abnet den Genuß des Zreund’s die Seele; 


Und diefer ſagt Gehorſam auf der Liebe, 

Meun nicht, weich Bothe Brähte von mir Runde! 
Wenn Kenner und wenn Liebende ſich Hagen. 

Er hat Fein Herz und gie nicht auf Die Seele. 
BZudt nicht den Kopf am Tag wo's Pfeile regnet. . 
Wenn nicht der Freund vereint it mit dem Zreunde, 
Das Süße und das Gift thut Herien wohl, 

Weil er von Schönen ſich nicht trennen kann. 


Diracht gondscha ber averd bülbülan mestend. 


Bäume teagen twieber Anospen, 
ung if nun die Welt geworden, 
Unferer Geſellſchaft Liebling 
Ganz beſonders ſeit man ſelben 
Fromme, die zur. Zeit der Faſte 
Hoͤren nun vom Duft der Roſe, 
Auf dem geünen Teppich ſtampfen 
Geht die Weiſen und den Poͤbel, 
Zwey Genoßen ziehet mar 
Erſtens den, der Stunden ſchneidet, 
Aus dem Kloſter gehet nimmer 
Der in, Gegenwart des Vogtes 
In der Mitte anfers Haufe 
Deren Wuchs dei Feld's Cypreſſen 

Haͤtte ich die Welt zum Feinde 
Nimmer frage’ ich, ob fie wären 
Einem Schiff auf Hohen Meeren 

u Ueber Bord wirft man die Laften, 
Einer ſprach ein zur Cypreſſe: 
Ihm zur Autwort gab die Hohe: 

- Gaadit o gar Viele gehen 

Weit unfäpig au verfichen 


Trunken find bie Medtigeiien, 
Sreunde fiben in Dem Kreiſe. 

Hat das Her, mie weggefföhlen , \ 
Ausgeſchmücket hat mit Flittern. * 
pre Laute ganz zerbrachen, 

Und fie brechen ihre Buße. 
Wiederhohlten Schlags die Freunde. 
Wie fie mie einander tanıen. 

Sn Geſellſchaft Allen vor: 

Wieder den der Stunden bindet. 
Ein Vernünftiger Heraus, 


Sagte, die Eofld find trunken. 


Stehet eine Pinie, > 


"Ale zwingt sur Huldigung. 


Dur das Glück des treuen Freundé, 
Dder nicht auf dieſer Welt. 

Iſt Verliebt er Zuſtand glei, 

Retter fo das Lehen fi. 

Keine Früchte bringſt du mie. 

Zreye kommen Nichts in Händen. 

Auf dem Wege der Vernunft, 

Dielen Weg der. Narren Bunft. 


Sinde schewed her ki pischi dost bimired. \ 


Lebendig IE, wer vor dem Sreunde Firbt, 
Wer rein fi) fühlt im Inneren der Bruſt, 
Berllebter mache weich dein Herz tele Wache, 

Gür dich verbrennen Hunderte wie id 
Ein Bild aus Stein, o Saag dit töhtet Dich, 


Geftorbenen Herzens iſt wer ohne Freund. 
Des Heriens Kerje weint vor Schönen nich, 
Denn ſchwarzer Stein nimmt keinen Eindruck amı 
en und die dich fehen liebſt du nicht. 

Und kidig lebt wer fo getoͤdtet wird. ° 


Kistan fitne ki ba ir ı u koman migüsered. 


Welch Unruh r ed, die mit. Pfeil und Bogen 

Und welch ein Pfeit iſtis der Durch Beelengänge 

Mas für sin Menſch if das? Die WeltiR vol 
‚8 Nenſch verlier’ dag Leben nit, das ſchnell 


Du tobeeft offenbar bie Anderen, 


Wenn du nur wüßte was im Vol verborgen 
D Gelsenpelt der Belt, komm boch zulett/ er 


Borübergehe? 
Ins Innre geht? 
Bon Lieb und Lu. 
Borübergept. 

O Mondgefigt! 
Voruͤbergeht. 
Aus großer Huid, 


unun 214 | RAU 


Komm einen Augenblick, weil ſchnell bie Zeit, - Woräßergcht, / 


Die Schoͤnheit deines zarten Angefichts, D. Hergensmund? 
"Wie Die :Befpreibung meines Grams weit Aber Die Srängen gebt. 

Wis twieder auf die Fruͤhlingsflur ’ Der Ofkwind Pont, . 

Will ich das Leben fehn, Das ſchnell wie Blitz Borübergeht: 

Man Hat ein Schmerzensfeuer angezündet Sn Baadi’s Herz3 


Der Rau davon iſt's nur, was auf der Zung’ Borlbergcht. 


Berchis ki mirewed semistän. _ 


Auf! der Winter I vorbey, Deffne Garten im Serai (ı)r 
Beilden lege auf die Schüßel, Kohlenheerd dieibt unter Shtüßel ° 
Schnell hinweg mit diefem Gchleyer, Dat wir mögen athmen freyer. 

Auf! der Oſt der linde weht, Macht die Flur sum Rofenbeet. 
Schweigen muß den Nachtigallen Schwer zur Zeit der Rofen fallen. 

Wer verbirgt der Trommel Töne, Und Verliebter Lufgeföhne? 
Kofenduft und Morgenshall! - Süßer Laut der Nachtigall ! 

Diele Kleider find verſetzet, . Viele Häuſer brandgeſchätzet. 

kiebchens Kopf in meinen Armen! Seindes Kopf fell. drob erwarmen. 

Auch vom Sreund dem Sreund entriſſen, Tropf' an Trepf' in Regengüßen. 
Saudi koſteſt du Die Frucht, . veiche iſt's wenn der Gärtner fuucht. 


Aus dem Buche ber Bedai, oder Redeſeltenheiten. 


Ei ki abi sindegani der dihani tust. 


Mein Lebenswaſſer if} in deinem Munde, Mein Unglüdspfeil, er ruht auf deinem Bogen; 
Kenn du fo große Schönheit nicht verfhlenerf, BiE du für alle Todten Blutgeld ſchᷣutdig. 
‚Die Wangen Fann der Sonn’ ich nicht vergleichen, Sie wird gelobet nur vergfeihungsweife. “ 
Das Volk ſieht täglih Zreunde und Gelichte, Mir if’ genug zu ruhen auf der Schwelle. 
Gelangt die Hand nicht zu der Frucht des Gartens, Iſt dran der Gärtner ſchuld, der ed perhindert. 
Gedanken Famen viel und gingen wieder, . Das Bild, das nicht mehr seht, if dein Sepräge. 
Wenn taufendmapi du Feindfchaft mir erzeigt, So bleibe du Doch ſtätz des Herzens, Gaſtfreund. 
Such? unter deines Gleichen, Saadi, Liebe! Wie ſchiat ſich denn Simpra ins KReſt der Raben? 
Ba 26 
Ischret choach est u 1 ber taraf äschui choschter eſst... en. 
ut iſt Dergnügen, am Ufer des Zlußes noch beffer. — Gut iſt der Wein, doch zum Tone der Nacheigall beſſer. 
Süß if des Schlafes Geſtoͤhne im Beet' der Jasminen, Tlöten am Bufen des duftenden Freundes noch beffer, 
Lieblich iſt Schlaf an dem. Morgen von Dünften des Weines , Aber auf Polftern von Rofengefihtern ned, beſſer. 
Zreundiiche Zeugenfchaft neben. die Beete der Roſen, Doch es beieugen’$ die vofigen Wangen no beſſer. 
Bierlich entfaltet der Wind die Geſtalten der Sluthen, .-_ .,, ber, perwerrene Soden de⸗ Freundee And beſſer. 


Dom paradiefifcgen Duell und, edeniſchen Polſten..  Yredige du..bad,cin.XBinfel al 
Saadil den Werth zu erkennen des Sreundes muß, leiden, ‚„ZDeinvofl nu. „Muufe des Heriens su Eommen ie beffer. 











Er . Da rer 3 Be aa ee Bu a 

(1) Serai, das eigentlich perfifhe Wort, woraus itafienifhe und franzöfifhe Reifende seraglio und serai 
gemacht haben, heißt eigentlich Pallaſſt, womit keineswegs ber Begriff des Frauengemachs verbunden if, 
den man demfelben in europäifhen Sprachen beplegte; dieſes heißt anf arabifd Harem, auf perfiſch 
Schebiftan, und kommt gfeich bier im’ folgenden Diſtichon vor, wo der Dichter den Mangal, oder 
tragbaren Kohlenherd, ins Frauengemach, das immer verſperrt ik, verweifet.. Wiewohl dieſe Frühlingsdithy⸗ 
rambe in der größten, Begeiſterung gefungen if, kömmt darin doch Nichts pom Beine vor, der fpäteren 

. erotifchen und allegoriſchen Dichtern ſo unerläglicb- hönfte,- 


Der ar 00. . .. [ 








XXXX 215 run 


Be hadiss der nejabi ki lebet scheker nerised. 


‘ 


Se oft du ſprichſt, die Lippen Zuder gießen, Die Lotosbäume ihre Rnospen gießen; 

Ein jeder wagt den Kopf, begepreud dich ; Zür dich die Vögel all' die Bebern gießen; - 

"rein Herz muß deinen ram ausfchreyen ſtäts, Die Wimpern müſſen Sehnfuchts waſſer gießen. 

Ich kann die Hand der Liebe nicht ertragen; Sieh' zu, mein Bhut wirft beſſer du vergießen. 
Im Meer des Sinns find Saadis Worte Perlen; Wem fol er, als dem Freunde, Perlen gießen? 


Sermest eger der aji aalem behem ber ajed. 


Kommſt trunken du, verwirret fich die Belt, Des Körpers Staub Riegt auf ald Staub des Nichts. 
Wenn in die Bruſt ein Wangenfpimmer fat, So feufjt der Eremit der Seel’ aus Zreuden. . 
Gib Hofnungsfirauß Verliebten in die Hand, Daß Ihren Zuß der Dorn des Wegs nit ſchmerze. 


Der Wunſch kam nicht, ich fürcht' es flieht der Tag. 
Daß mir fein Saum aus diefem Saamen wächſt. 
Sie fragen mich: woher Begier und Seufzer? Bon Schmerzen Seufzer, und Begier von Liebe. 
Geduld und Heri entſloh, ih Bin allein, Gogar der Sram ob deinem Gram entfloh. 

Es feufjet Saadi, wenn er feufjet, fe Daß Raub des Herzensbrande die Feder ſchwärzet. 


” 


Du ſpreichſt: ich lebe einſt bir gany nach Wunſch; 
Ich ward verliebt, wiewohl ichs wußt' zuvor 


Kes in küned ki il es jar chosch dared. 


Dieß thus Jemand, der mit dem Freund zufrieden, Jemand deß Herz erhärtet ift wie Stein. 

Wer fast, ich weiß mas Lich’ ift in der That, Er Tügt, weit von ſich felber er nad weiß. 

Ber auf zwey Welten fhaut darf nicht aus Luft Huf einen Eing’gen richten nur den Blick. 

In Liebesmüften harret mein Verderben, Wo iſt der Mann, der’s wagt mit mir gu reifen? 
Wenn auf des Schwertes Hieb die Pfeile regnen, Sk, wer Gefahr bedenket, nicht verliebt? 

und mahlt man Liebenden das Paradies , Darf er nur auf den Freund die Augen richten. 

Don Waaren die man Zreunden fegt au Güßen Ward mir ein Sclav', weiß nicht, mit welchem Kopf! 

Mid ſchmäht das Volk ats Lebensiang verlieht, Indeß es Saadi fi zur Tugend rechnet. 

Erlaubt fey's nicht ind Antlitz dir zu ſchauen, Dem, der noch andre kennet aufier dir. 


Woaktanest ki saif ajed u niru birevced. 


geht ift die Zeit mo Sqhwaͤche kommt Und Stärke geht. 
Die Bauberfraft des füßen Worts Bon. binnen gebt. 
Der Herbſtwind komme, und diefer Stanz Und diefes Licht, 
Daß du am dürft'gen Strauch geſehn, Bon hinnen geht. . 
Es fehlet meinem Fuß die Kraft, . Zu weitrem Schritt. 
O glüdtich wer auf feiner Huth Bon hinnen geht. 
Es lieget Saadi's ganze Kraft In ſüßem Wort; 
Bleibt dieß, ſo weiß ich nicht was dann Bon hinnen geht (1). 


Wir übergehen das Bud der Shlußringfeine (Chavatim),. der alten Gaſelen (Bas 
Teliati Kadime), und ber gefellfhaftlihen Bruchſtircke (Sahibie), worn bie Fragr 
mente, welche ſonſt Mokataat heißen, enthalten find, um aus den zwey folgenden Abtheilungen, . 
nämlih den vierzeiligen Strophen (Rubajat) und ben einzelnen Diftiden Mufre 


ba.t) noch einige Beyfpiele anzuführen 


Wo biſt du, Freund, daß du in meinem Arm nicht biſt, uud beute niche wie geſtern Abends bey mir biſt? 
O hoher Cedern uns! o reiner Lebensquell! Den, wenn er auch abweſend iſt, man nie vergißt. 


> . " \ — * 
(1) Wenn dieſe Gaſele, die das solve senescentem des Dichters fo fhön ausdrückt, einer der Töne feines 


Schwanengeſangs mar, fo laͤßt er ſich wirklich mit der muftaliſchen Abſchiedskarte Depot vergleichen; nur 
daß Spuadi Aber hundert Jahre alt- war, - .- 2 J . 


. 


nun . 216 RAR 


Statt Augenfhminte Nadelſpitz im Aug’ su ſehen, Den Butzſtrabl nieder auf die Schenern fallen feben; 
- Sich ſelbſt als Trankenfelav' im Joch belaſtet Sehen, IR beſſer als dem Feind an dreundes Statt zu ſehen. 

Die Treue kann ich keinem Andern geben, Ich And’ Nichts beſſeres als dich, mein Leben, 

3% mi mein Hess bir, einem Trauten, geben - Und nahm" ich es von dir, wem follt ichs gehen? 


Moferredat, einzelne Diffichen. 


Sultanen die zu Bettiern kommen Muß Sitz auf Strohgeflechte frommen. 
Weißt was die Nachtigall frih ſinget Im Gefträuß ; Was für ein Menſch DIR du , der Nihts von Liebe weiß, 
| Berfäume nicht das Leben Heut, Mit Ueberlegen. | 
Denn koſtbar iſt Gelegenheit, Die Zeit ein Degen. 
Kurzfit’gen Rört nur eigner Schmerz bie Kup’, dernſichtigen der fremde auch dazu. “ 
Die Lüge, fo die Ruf’ gibt, iſt mehr werth, Als Wahrheit, welche deine Ruhe Fört. 
Du ſagſt, das Waſſer iſt nicht sein im GHriffenfrug. Ein Judenaas zu wachen iſt ed Fein genug. 
Erfreu' di niet daß dir der Feind geſtorben, Du haft dir nicht Unfterblichfeit_eriworben. 


Auf die Diftihen folgen Miscellen, worunter einige fatyrifhen und faunifchen Inhalts, weßhalb 
vermuthlih das Ganze den Titel Chabißat, oder die Niedrigen führt. Die Weranlaffung "gab 
der Wunſch einiger Freunde, melde Saadi baten, daß er ein Buch von Näthfeln, wie das Sufeni's, 
fpreiben möchte, worauf er die unter diefe Rubrik gebrachten Verſe verfaßte. Indeß iſt die Ungezo⸗ 
genheit hier noch ziemlich verſteckt, worin die Aehnlichkeit mit dem angeführten räthfelhaften Werke 
Suſeni's, deflen Inhalt uns unbekannt ift, beleben mag. Eines von beyden als Beyſpiel bier 
anzuführen ift genug. 


Satyriſchen Inhalts. 


Pe . 
Am Drus ging ein Mann zu Grund Aus Samarkand, fo wie ich glaube. 
Ge frie: o rettet meinen Bund! D rettet, rettet meine Haube! 


Fauniſchen Inhalts. 


Za ſeb' es finfen dir vor Schlaf die müden Augen, D leg’ Di nieder nur; mir will der Schlaf nit taugen. 

Es füllt ich mir von deinem Anfchaun nicht der Magen, Ich brauche andre Koſt, doch Fann ich es nicht fagen. 

Der Schleyer der Anftändigfeit, welcher bier die Ungezogenheiten freyfih nur fehr Tofe verhuͤllt, 
ift in den darauf folgenden drey profaifhen Abſchnitten, welche Hefeliat oder Poſſen üuͤberſchrieben 
find, ganz weggeworfen, und bie darin erzählten Schwänfe wälzen fih in aretinifhem Koth. Diefe 
Poffen follten eigenslih Zotten Überfchrieben feyn, und es ift zu bedauern, daß ber weife Saadi, 


der erfte moralifche Dichter feines Volkes, in einem Alter von mehr als neunzig Jahren, wo er zu 


Khreiben anfing, die Neinheit-der Sitten, die in feinen andern Werken herreſcht, fo ganz außer Acht 
feßen Fonnte. Es würde vielleicht unerklaͤrbar ſeyn, wenn man nicht bedächte, dag im Morgenlande, wo 
geſellſchaftlicher Ton und Sitte ſich des Einfluſſes der Frauen nicht erfreut, ſo Manches im Munde 
des Mannes nicht für unanſtaͤndig gilt, was bey uns feinere Lebensart aus gebildeten Geſpraͤchen 
und Schriften verbannt, und daß dem Orientalen daher Zotten, Nichts als erlaubte Poſſen duͤnken, 
mit denen er ſich wie an den Einfaͤllen eines Schalksnarren gerne erluſtigen mag. Dieſer, durch die 


8 


—XXE 217 —E 


Trennung bet Geſchlechter herbeygeführte Mangel eines feineren Gefuühls für Anſtaͤndigkeit und Sitte 
in foien Dingen, ift ſelbſt heute noch, und beſonders in den Farcen des ſineſiſchen Schattenſpieles, 
auffallend, welche bey den Türken und Perſern die Luckenbuͤßer des Theaters ſind. Es iſt ein Gewebe 
der größten Unfläthigkeiten, Die dennoch nicht nur in den öffentlichen Geſellſchaften der Großen, ſondern 
Auch felhft in den Feten des Harems mit dem größten Wohlgefallen aufgenommen werten. 

Um fih mit Saadi's Poflen, welche dem bunbertjährigen Dichter fo übel gu Gefichte fliehen, zu 
verföhnen, bedarf es nur eines Blickes auf die benden Meifterwerke aller ethifhen Poefie der Mor: 
genländer, vas Boftan und Guüliſtan, aus denen die reinfte Moral, mit der größten practifhen Per 
bensweisheit gepaart, "hervorfeuchtet. Wer kennt nicht das erſte, wenn nicht aus der Alteften Ueberſe⸗ 
kung von Gentius, oder der neueften von Dumoulin, doch zum Theil aus Herder's zerfireus 
ten Blättern? Da das zweyte aber weniger befannt ift, fo mögen die foßgenden Proben zum Be⸗ 
weife dienen, daß es nicht minder als das erfte eine treue und metrifche Ueberfegung verdiene. 


Aus dem Boſtan, oder Fruchtgarten. 


4 
. 


: Du tem perwer &i Schah kischwerküschai. 


Willſt du die Welt erobern, Schah, fo näpre Die Käthe und die Krieger hoch mit Ehre. 

Die Weiſen und die Helden, alle zwey, Sie tragen ju dem Ruhm deö Reiches bey. 

Du ehre hoch bie Feder und dad Schwert, Dur Beyde Heil Geſchäften widerfährt. 

Wer nicht erkennt die Feder und deu Degen, Au deffen Tod iM wahrlich nichts gelegen. 

Du ſchãtze den, der Schwert und Zeder fühet, Den Sänger nicht, aus dem ein Diann nie wird. 
Es iR nie Männlich, während Zeinde eilen, Mit Schenken und mit Lasten zu verweilen (1); 
Wie mancher ſaß im Nichtsthum vor dem Thor, Der in dem Spiele Hof und Reich verlor. 

Die Bösgefinnten ſollſt im Krieg’ nicht fürchten, Sie find vielmehr in Friedenszeit gu fürchten, 
Wie Mancher, der im Frieden ſchlief bey Tag, Ward Nachts gewedt durch Beindes Hufeſchlag. 
Der Mann fchläfe mit dem Harnifch auf dem Leibe, Der weiche Polſter ziemet nur dem Weibe. 

Es ſey geheimnißvoll des Krieges Plan, Denn mit Geheimniß fängt der Zeind ihn am. 
Nur durch Behnthſamkeit gedeig'n die Sachen, Des Heeres Sicherheit if in den LBaden- 


Schünidem ki Toghrul schebi der chisan. 


Ich hörte, daß Toghrut in einer Winternacht - Bu einem Indier Sam, der vor dein Zelte Wacht”. 


Bon Negen und von Schnee und von der Gteöme Gießen Sah er ihn wie Kanopus ganı in Fluth zerflieffen. 
Der Schah erbarmte fi der Wache vor der Thür und (prad : D Reifigert fich’ dieſen Mantel hier, 
Verziehe nur ein wenig noch Hier bey dem Dache, Ya ſchich' Den Mantel dir ſogleich her auf die Wache. 
Er ſpricht's; Der Nordwind nun von allen Geiten rafit, Indeſſen ging der Schah Hinein in den Pallaſt. 

Dort fand er einen Knaben, feinen Lieblingsſchenken, Bu dem fein ganzer Sinn ſich liebend wollte lenken. 
©o wohl gefiel ihm ieht des Knabenst fühe Art, "Das drob der Indier für jet vergeffen ward. 

Der Schab fing an ſich in den Diantel einzuſchlagen, Den fe das böfe Loos riß von des Indiers Kragen. 
Ihn plagte Schnee und Kälte nicht allein, Er fühlte auch betrogener Erwartung Pein. 

Hör’ nun was, während lag der Fürſt im Schlafgemach, Der Indier Halb erfroren au fih ſelber ſprach: 

Am guten Süd, o Zürkt! vergaßeſt du mich Armen, Indeffen dus den Lichling bielte® in den Armen; 








(1) Belonders, wenn derfelbe ein Derfchnittener ik. Das perſiſche Wortſpiel zwiſchen Dideng, der Krieg, 
und Tſchenk, die Laute, läßt fi im Deutfchen nicht wohl ‚wieder geben; der Nahmen der letzten If 
aus dem indifden Tſch ank, d. i. der Trompetenmufchel, welde Wiſchnu in der Hand hält, entſtanden. 

Ee 








U 7 7 7) 


In Buſt umd Freude gehst Die die Racht vorbey, 
Was kümmert ſich die Karawane welche raſtet 

O ſende bald, o Herr! zum Fluß das Reetungsboot, 
Ihr Junglinge! e mäßigt eures Schrittes Weife, 

D du, dem es auf Reifen ſo gemächlich wird, 

O, welde Wüſten! Berge! ungebahnte. Stege! - 


Dich srager das Kameel im leicht beſchwingten Schritte, 
Was willen die, fo ſatt und vollen Bauchs fich blähen, 


s ver. 


218 umumn 


Weißt aber du weid eine Nacht dieß für nk ut . .“ 
DS Wandrers, ber in Büren irrt mit Schmer; belaſtet, 
Es dränget ſchwer die Elenden des Wirbels Noth. 

Denn in der Karawan find abgelebte Greiſe. U 
Daß dein Kamerl der Treiber an der Halfter führt, 
Erkund'ge dich um bie, fo büeben auf dem. Wege. 6 


‚Was fümmern dich der Reiſenden zu Fuße Tritte. 


Don denen die indeß aus Hungersnoth vergeh'm. 





gu Gansa nerkor PP einen Sopn,. 
Rein Züngling iR wie Zuffuf (bön und friſch, 
In dieſem Hain noch Peine Ceder ſtand, 


- Was Wunder, wenn die KRof’ denr Staub entidüht, 
Ich Sprach: Herr! ſtirb vor Schaqm auf mein Gercß, 


Verzweifeind Rieg zum Grabmahl ich hinab, 

Ich irrt' in diefem engen Gchredensort, 

Als ich au mir Bam von dem Schmerzen tief, 
»Wenn dich erfchredt die Dunfelpeit To dicht, 
»Willſt du daß Grabesnacht licht fey wie Tag, 
Der Haufen glaubt, daß gold'ne Ernte ſtebt 
De Saadi weiß, es if die Frucht, die Saat, 


.» 


Wie fag’ dic, wie mein Ropf-werwiret Dayon. 7 
Den nicht zuletzt verzehrt des Grabes Ziſch (4). 

Die nicht entwurzelte des Sturmes Hand. 

Der Über Roſenwangen Brabfior zieht! Ze 
Der ceine Züngling ſtiebt mie fünd’ger Breit, 3 
Und riß den Stein hinweg von feinem Grab. " 
Entflammten Auges, ganı von Sinnen, fort. 

Da ſſchien es mir, daß fo mein Liebling wief: 


.. »@&ey weife, fireb’ Hinaus-an’d Tageslicht. 
„ „Nur gutes Werk allein dich wirken Mag.« 
:Wo Niemand hat den Saamen ausgefät. 


Des Mannes, der gepflanit, gefäet Hat. 


4 * 
— — — — r — ’ v — — —— —— —— — —— 


(1) Wortlich: Den nicht des Grades Liſch, d. die Würmer, wie Jonas, perflingen. 














RI USE 215 XXX 


Vierter Zeitraum. 


Beitalter ber. Iprifehen Dichtkunſt. Höchfter Flor perſiſcher Poeſie and 
Rethorik. Hafiſ und Waßaf. 


V.rhaltnißmaßig traten in diefem Zeitalter weniger wahrhaft große Dichter auf, wie in den beyden 
vorigen, deren jedes ein Paar der größten, wie Enweri und Niſami, Dſchelaleddin Rumi und 
Saadi aufzumeifen bat. Dieſen ſtellt bie gegenwaͤrtige Periode einen Einzigen großen Dichter ent⸗ 
gegen, deffen Nahmen aber audy allein der perfifhen Poeſie genügen könnte. Eine ‚große Anzahl vore 
trefftücher Dichter erhob fi überall in Perfien, von den Ufern. des Oxus Ms an die des Tigris, und 
wenn wir ber Rang ber erften Größe auch nur dem einzigen Hafıf juerfennen, fo beförberte doch 
das gemeinfame Streben ber Webrigen, und der rühmlicye Wetteifen, welcher fie Alle ergriffen, den 
Flor perſiſcher Poefie, welde nun ihren höchſten Gipfel. erreihte. Die Bemähunger der Nachfolger 
Dihengifhans, bie Verwüſtungen ihrer Ahnherren wieder gut zu maden, Eam dem Zuftande der 
Wiſſenſchaften fchon zu Ende des vorigen Zeitalter ungemein zu Statten. Huſaguch an und Ga— 
fan, die beyden Iſchane ober Statthalter des Kaams oder Großchans in Perfien, waren Beyde 
gebildete Fürſten; der Erſte ein großer Freund der Aſtronomie, der Zweyte der Philologie, indem er 
ſelbſt arabiſch, perſiſch, inbifh , kaſchmiriſch und chataiſch (ſineſiſch) fprad. Er bekehrte ſich ber 
Erſte aus der Familie Dſchengiſchan's zum Jslam, und begann hiedurch eine neue den Foertſchrit⸗ 
ten islamitiſcher Wiſſenſchaften guͤnſtige Epoche, welche umter der NMegierimg feines Bruders Oldſcha⸗ 
tin Chodabende mit bem Eintritte diefes Jahrhunderts anfing. 

Der größte Beförderer der Wiſſenſchaften und Künfte aus der Familie Dfcyen gif, war Abe 
faid, der Sohn Chodabende's, der fiebente ımd letzte große Regent aus ber Familie Dſchen—⸗ 
gifhan's in Iran. Die großernatürlichen Anlagen feines Geiftes wurden durch feinen Lehrer Eh ods 
{da Abdollah Sairefi gimftig entwidelt,, und allen Schönrebnern hold, ſchrieb er ſelbſt sine fehr 
fihöne Hand. Won diefer Zeit an verlegte man fidy eifrig auf Kalligraphie, und bie Biographen der 
Dichter nennen mehrere: der vorzüglichſten Schöngeifter auch als vorzüglihe Schoͤnſchreiber. An feinem 
Hofe waren die größten Gefeggelehrten und Gefchichtfchreiber, Dichter und Redner feiner Zeit vereint. 
Selman Sawedſchi, Ehkodfhui Kermani, Mir Kermani, Obeid Sakani, Naßir von 
Bochara, und andere. Indeß, da das Bläthenalter perfifher Panegyrik fchon zwey Jahrhunderte 
zuruͤcklag, und felbft Selman in der Safele Hafifen die Palme überlaffen mußte, fo würbe ſein 
Nahme dur die Werke ber genannten Dichter, welche benfelben an der Stirne tragen, nie die Hs 
ben des Ruhms, über denen er ſchwebt, erflogen haben, hätte er nidyt die Bildung großer Geſchicht⸗ 

föpreiber zu feinem Hauptaugenmerke gemacht. Cr verfehmähte die Apotheofen des poetiſchen Lobes für 

die menſchlicheren Hyperbeln der Geſchichtſchreiber, und ſelbſt um dieſe war ihm weniger zu thun, als 

um Aufzeichnung und Bewahrung der Thaten ſeiner Vorfahren, als ſo vieler Gründer des Gebaͤudes 

feine® eigenen Ruhms. &o- bildete fih in diefem Zeitalter perfifche Gefchicytfchreibung aus, welche in 

dem vorigen an Dſchowaini ben erften großen Vorgänger hatte. In feine Zußftapfen traten 8 i- 

nakiti, bes Werfailer einer Unirerſalgeſchichte, und Chodſcha Abru, der Deſchihhtſche⸗iber Sultans 
€ .: 


L zur 


—XRE 220 


Dweis; ihre Geſchichten find geſchaͤtzte hiſtoriſche Werke, deren Wahrhaftigkeit aber der gelehrte Weſir 
Abufaſl in feinem Werke Ajini Akberi verdaͤchtig macht. 

Die groͤßten Verdienſte um die Geſchichtforſchung wie um die Cultur der Wiſſenſchaften überhaupt 
durch Stiftung von Collegien, erwarb fich der gelehrte Wefir Raf chideddin, welder unter Gaſan 
und feinem Nachfolger Chodabende die. erfte Würde des Reichs bekleidete, unter Abufaid aber 
durch Verlaͤumdung bingerichtet ward, Sein Tod brandmarft die Regierung 'Abufaid’s mit einem 
Sieden, ben Fein Lob -anderer GSefchichtfchreiber verwifht. Raſchiddedin befchrieb in feinem großen 
Werke, ver Sammler der Geſchichten betitelt,, die Geſchichte Dfbengifhan’s und feiner Fa⸗ 
mifie auf das Umfländlichfte ohne Wortprunf, mit vieler, befonders genealogifcher Genauigkeit. Mit 
dem Werdiente ber. Treue verbindet ben höchſten Schmud der Rede Chodſcha Abdollah Ben 
Gaflollah, berühmt unter dem Nahmen Waßaf-ol⸗haſret, Lobredner der Majeftät, oder Fürs 
zer Waßaf, Verfafler der Geſchichte der Nachfolger Dſchengiſchan's bis herunter zu Abuſaid, 
in dem praͤchtigſten und doch gediegenſten Style. Das unerreichte Muſter perſiſcher rhetoriſcher Kunſt. 

Sowohl Hiſtoriker als Geographe endlich war Hamdollah Meftufi (nicht zu verwechſeln mis 
Abulmaali Hamid Meſtufi, dem Ueberſetzer der Fabeln Bidpai's unter Behramſchah), ein 
Shüfer Raſchided din's, des großen und gelehrten Weſirs. Er verfertigte zuerft eine Weltgefchichte 
in hunderttaufend Verfen, fehrieb diefelbe aber hernach in Proſa um, und verfaßte bann als ein Geis 
tenftäd dazu ein fehr geſchätztes geograpbifches Werk. 

Kaum hatten die Wiffenfchaften von dem gewaltigen Unfalle der Verheerung der Mongolen unter 
Dihengif fih erholt, fo. drohte ihnen abermahl neues Unglück durch bie Eroberungen Timurdys 





des Helden dieſes Jahrhundert ; dody würde es ungerecht ſeyn, denſelben ald Geißel der Menfchheit und 


als Wiffenfhaftsftürmer an vie Seite Dſchengiſchan's zu fielen. Wie diefer hatte er zwar die Un⸗ 
teriohung von ganz Alten im Auge, und ging: wie er durch Ströme von Blut and rauchende Trüme 
mer verwüfteter Städte auf das Ziel der Welteroberung los. Der Sturm auf Ißfahan mag immer 
als Seitenftüd gelten zu der Einnahme Samarkand's, und den Schädelppramiden Dfhengifz - 
ch an's fiehen die Thürme gegenüber, welche Ti mur an verfihiedenen Orten ber Stadt aus flebzigtaus 
fend Könfen aufführen ließ. Doc war biefem nicht wie jenem der Brand blübender Städte ein berrs 
liches Schaufpiel; Dſchen giſchan hatte zu Samarfand und Bochara die Schulen verbrennen, und 
die Profefloren niebermeßeln Iaffen; bey der Einnahme Ißfahan's Klieb auf Tim ur's ausdrücklichen 
Befehl, die Straße der Befeggelehrten und das Haus eines großen Predigers von ber Wuth der 
Soldaten verfhont. Tim ur war fogar ein Freund der Gelehrten, mit. denen er fich oft bald in ern- 
ſten Geſpraͤchen, bald im Scherze unterhielt, manche Freyheiten dufdete und fogar befohnte, wie zum 
Bepfpiel die von Hafif und Ahmed aus Kerman (ı). 








(1) Hafiſen fiellte er über den berühmten Vers, worin er Samarkand und Bochara, Die zwey Haupt: 
ſtädte Timur's für das Maal feines Lieblings hingibt, zur Rede, und der Dichter entſchuldigte fi: daß 
das Ende des Verſes nidt Samarfand u buchara, fondern Du Fandi buchara heiße; das if: - 
daß er dafür zwey Zuderbrode (Kaud, Kandel) Bochar a's gebe. Es fey alfo vielmehr ein Lob auf die 
Zuderraffinerien der Refiden). — »Wie viel bin ich wertb ?« fragte Timur den Dichter Ahmed, der 
mit ihn badete. — »Achtzig Silberpfennige, « — »Diefe Poftet ja meine Bndefhürge allein. — »Das ift 
aber — was einigen Wer an dir hat zc antwortete der kühne Poet; »du ſelbſt vi nicht vu vo 
ler wert !« 








un 2U3U wur, 

Diefer befang feine Zuge in einem befonderen Gedichte, und NRıfamebbin von Herat, der ibm 
der Erfte aus den Mauern von Bagdad entgegen gekommen und von ihm ehrenvoll empfangen worben 
war, befchrieb dieſelben in Profa. Deßgleichen thaten Safereddin Bodhflani, ein Gelehrter aus 
Samarfand, und Scheich Mahmud Sengi Sermani; doc ihre Geſchichten wurden über die fpd= 
teren Scherefebdin’s von Jefd und Arabfchah's vergeffen, die in den folgenden Zeitraum ger 
hören. So erlitten alfo die Wiffenfhaften unter Timur's Regierung Eeinen nahmhaften Verluſt, 
wiewohl er zwey der ſchoͤnſten Thronen Perſiens, dert der Familie Oweis und den der Familie Mo⸗ 
ſaffer, beyde von Dichtern vielbeſungen, umgeſtuͤrzt. An dem Hofe des letzten im glücklichen Schi⸗ 
.raf,. unter Roſen und Nachtigallen, fang Hafif unſterbliche Lieder der Liebe, welche erft die ſpaͤtere 
Zeit myſtiſch gedeutet, die aber wohl faſt durchaus nur buchftäblih von Ginnengenuß und forgenfreyer 
Steihgättigkeit zu vertehen find. Schemfebbin Mohammed von Schiraf wurde Hafif, das 
ift der Bewahrer genannt, weil er den Koran auswendig wußte. Diele Taufende haben ſeit der 
Entftehung des Islams den Koran auswendig gewußt, und bieburch eine nicht geringe Probe eines gu⸗ 
ten Gedaͤchtniſſes abgelegt; viele Taufende mögen denfelden noch auswendig Iernen und deßwegen H us 
fiſ heißen: ſo iſt dody nur ein Einziger, der unter dieſem Nahmen die perfifche Eyrif zu den Sternen em⸗ 
portrug, und welcher ber Bewahrer der Dichtkunſt genannt werden mag, wie Arkturus der 
Bewahrer des Himmels. Beine wie Sphärengefang tönende Sprade heißt den Perfern die 
myſtiſche Zunge. Seine Sefänge verdienen (wie er es ſelbſt im Gefühl feines Dichtergenies ausfpricht) 
von ben Engeln auswendig gelernt zu werben. Anahid, bie Süperinn des himmliſchen Reigens auf 
dem Morgenfterne, flimmt darnach ihre Lyra, und Merkur, der Gelehrte des Himmels nad den Begrif⸗ 
fen der orientafifhen Mythologie, ſenkt das Haupt finnig auf die Schönheiten des Diwans Hafis 
fen’s, den er auf den Knieen aufgeſchlagen haͤlt. 


LXVI. 
Pur Beha Dſchami, 


ein Tuͤrke oder Mongole von Geburt, der mongoliſche und perſiſche Gedichte verfertigte, und von dem 
ſchon oben bemerkt worden, daß er mit dem großen Dſchami nicht zu verwechſeln iſt. Seine Familie war 
feit mehreren Geſchlechtern her im Beſitze des Nichteramtes der Stadt Dſcham, die jedoch durch den 
fpäteren großen Dichter weit berühmter geworben als durch den Richter. Er hielt ſich meiftens in Herat 
auf, und war ein Schüler Roknöddin Kobajiſs. Zur Zeit Argun Chans (des Sohns Abaka 
Kaan's) begab er ſich im Gefolge Chodſcha Wedſchiheddin Sengi's, des Sohns Tahers Fer⸗ 
jurdiſs, nach Tebriſ, wo er unter dem Chodſcha Hemamebddın in Gedichten und beſonders im 
ſchweren und kuͤnſtlichen Versmaßen wetteiferte. Das folgende Gaſel iſt von ihm: 


Es will die Racht den Strich durch Sonnenſtrahlen ziehen, Sie will den Mond als Linie der Schoͤnheit ziehen. 
Entferne Di , o Licht, Heut’ Nacht vom Kranken nicht; Sonſt möchte’ohne Herz das Nichts zu fi ihn ziehen. 
O Mabler meines Grams, fey auf der Huth heut’ Nacht, Wenn meine Thränen felbft Die Mauer nad fich :siehen. 


Berlichte ziehn die Laſt, und weinen bittre Thränen: Verliebte nsüffen mit Gewalt die Laften ziehen. 


mn 23035 wann 
LIVE . » 
Dſchelaleddin Dſchaafer Ben Feledani, 


en veiher Landmann. der Dichtern gern biente, weil er felbft Dichter war. Er trat in die Fußſtapfen 
Saadi's, und verfertigte im beyläufig taufend Werfen ein Seitenſtück zum Magazin ber Geheim— 
nıffe Nifami’s. Dewletſchah gibt daraus bie folgende Geſchichte, die zwar aus europdifchen Fabeldich⸗ 
tern. bekannt ift, bie wir aber bier aus dem Perfifchen Überfegen, um bie Ehre ber Erfindung dem Orient 
und bie Einkleidung dem. Dichter Ferchani zu bewahren. 


Ein Landmann Hatte einen Garten, 
Guprefien, Nofen, Olsander, 

Marciſſen taumelten vor Luſt 

Bon allen Achten ſcholl Geſang 

Der Herr des Gartens war lebendig, 
Das Waffen ſtroͤmt' in allen den. 

Er ging vorbey am Brüplingshain, 

Das firedte Schnabel aus und Klauen 
Es rafft zuſammen, friſch umd froh, 
Den Landmann zornig fo auffahrt, 

Er ſpannt das Netz, wirft Korn hinein, 
Der Mann gleich einem Diwe ſprang, 
Warf weg das Mey , und zog die Klinge, 
Das Vögelein ſprach jaͤmmerlich: 

Was treiht Dich. denn zu diefem Werke ? 
Laß ad von diefer blut'gen Shat, 
Zuerſt botümmre du dih nie 
gürs swegte mach’ nicht böſes Blut, 
und drittens rath' ich dir aus Gründen, 
MIR du nicht Leiden geben Plab, 
Der Mann wollt’ jede großmüthig feyn „ 
Es flog aus feiner Hand vergnuͤgt j 
Es ſetzte (ih auf einen Aſt, 

Weißt du. was du verioren haſt, 
Begraben liegt im Magen mein 

Ich ſeh' dir will nicht Das Geſchick. 

Den Mann die Reue nun ankam, 

@r finnt auf neuen Trug und Liſt, 

Er ſyrach zum Vogel: Laß dieß ſeyn, 
Komm, ſey mein Gaſt beym Zeflgelage „ 
Du fol an meinem Herzen ruh'n, 

Es lacht das Vögelein als Sieger, 
Bevor ich dir gerathen gut 
Da du den Rath von mir vernommen, 
Wieth Ich dir nicht aus guten Sründen: 
Was wollteſt du denn meinen Rath, 
Wie bärge denn ein Vögelein 

@in Bogel leget Eyer frey, 

Haſt du bedenket nicht dernach 

und wenn verloren ik das Sur, 
Damit dir's ſe nice mag. ergehen, 


Er pflegte Tulpen dein zu warten, 
Drangen, Aepfel Durcheinander; 
Jasminen finfend an die Bruft. 
Fortführend den Verſtand entlang. - 
Wie Elephanten vielverftändig. 
Den Seelen Labung zu entdecken. 

Da fah er drin ein Bögelein, - 

Nah Allem was es Pounte fchauem. 

Was immer da lag, veif und roh. 

Daß Gluth des Boigt die Welt verzehne. 
Es ging ind Netz das Wögelein: . 


"Werl was er wünfchte ihm getang, 


Dein ketztes Lied, o Vogel, finge ! 
D guter Mann, Gott hüthe dich! - 
Du mebrſt Durch mich nicht Deine Staärke: ’ 
Ich gebe dir dreyfachen Rath: 

Wenn Jemand was nit möglich ſorict 
Wenn ſdu verloren haſt ein Gut, 

Du ſuche nicht was nicht zu finden. 

So ſey dir dieſer Rath ein Schatz 

Er machte frey das Vögelein. 

Dem Pfeil’ gleich, der vom Bogen fliegt; 

Und fprach zum Manne mehlgeiaßt: 

Welt wer gemefen. if dein Gaſt? 

Groß wie ein Ey ein Edelſtein. 

Du hätte font gemacht dein Glück. 

Die Freude war nerbchrt in. Grant. 

Weil er nach. Gold hegierig IP. 

Du bift mehr wert ald Edelſtein, 

Erfrifche meines Lebens Tage. 

Ich will dir ja fein Leid anthum 

Und ſpricht: O thörichter Betrüger! 

War unverweigert dir mein Blut. 

Was folk ich weiter dir noch frommen. 

»Du ſuche nicht was nicht zu finden. 

Wenn er nicht nüßet dir zur That. 

Den energrofen Edelſtein? 

Bas nügt im Wagen ihm das Ey. 

Es iR unmöglih was ih ſprach. 

Bas make du dir Höfes Blut. 


‚Gel vide dem Sinn nad Reichthum Beben 











- anna sa3 TARA 
. . LXVIIL 
0 Beh Nimetollap aus Kuhiſtan, 


ein n großer Shih und ein myſtiſcher Dichter, der, wie Dewtetfä ah ſich ausdruͤckt, ein Meer der 
Erkenntniß, ein Schacht des Wlſſens, ein Sultan im Lande der Vervollkommnung, ein Reiſender im 
ahals ber Wahrheit, ein Jünger des Scheich Ja fii, der auch ben Hauch Gaſali's empfangen. 


‚ | Myfifie ©afele 


So geſtalt Din ig verwirrt. Dafi ich Kopf von Hand nice keune, 
Nicht das Herz; von dem Gelichten, "Becher nicht vom Leine tenne. " 
Michte al mein Thun und Laffen - Nicht nach Ausſpruch des Verſtandes; 
Denn ich bin verwirrt und trunken, Und allein mein Liebchen kenne. 

Vom Geſtadoder Frommen bin ich Su des Sinnes Meer gekommen. 

Mas it Land, und was find Meere, . Da ich nur Zumelen kenne. 

Seine Liebe iſt dad Feuer, ‚Ser und Seele ift das Rauchwert. 

Ha! ich ſiamme wie die Aloe, Doch das Rauchkaß ich nicht kenne. 

Ich bin wiffend und unwiſſend, Stehe nicht und fine wieder. 

Ach! ich meine aus Betrübniß, Weit ih Silber , Word nüpt kenne. 
Wie das Aug’ nach allen Seiten, Wandt' ich mich nach jedem Winkel. 
Weil verwüßet find die Wangen, Ich die Anſicht nicht erkenne. f 


Stage mich aus dem Gedärhtniß, Welches Huuptſtück dir beliebt. 
Wenn ich gleich nicht Titel kenne. 


Ich behalte alle Suren, 
| BGottes Licht ifE num gekommen, Was find Bauern, was Moslimen? 
Ich zwar folge den Recdytgläub'gen, Do Ungläub’ge ich nicht Fenne, 
Ich den Unterfchied der Dinge Wie der Seid gar nicht kenne. 
Was sw fagen, da auf Erden, Finen andern ih nicht kenne. 
j D Berfiehtel o DVertichte! _ Die Erklärung anders ift. 
Tiefe Kenner! tiefe Renner! - Unfer Zeichen anders iſt. 
Nactigalien! Nachtigallen! Unfte Töne’ find belicht, 
Weil der Garten unfrer Früchte Roſenbeet, ein anders iſt. ” 
2 O Chofen von füßen Worten O Juſſuf, mit Roſenhemde. 
Vapagey der Zucker ſchnabelt, Unfre Zunge anders if. 
1 " Wie 1 Tab das Aug’ der Bibe, Mahlte id) fie meiner Seele, 
u oo Deffentlih. und im Verborgnen, , Weil was offen anders ift. 
, . Bonn’ und Mont, und Gphären Besen Un der Schwelle deines Himmels. . 
J Weil die Sonne Ver Verliebten * Eine Sonne anders if. - 
iu ‚Her; und Geele und sein Körper, Sind das Reich, die Gtadt, das Afime. 
Zeit und Raum, der tiefen Kenner, Dhne Sränzen anders if. 
Trunken und in Trinkerſchaalen Schatz der Bellen, der Betracter. 
Sieh’ der Thron von unfrer Herrſchaft "* Und die Pforte anders Mt, 
Beid! mir IR der Geliebte " Rrantheit und auch Heilungsmittel. 
Meine Seele opfr’ üh feiner. Uns die Welt ganz anders ifk, j 
| LAXIX, 


Nefari aus Kuhiſtan, 


ein Landsmann des vorhergehenden, ber aber gerabe im entgegengefegten Sinne dichtete; iener nmyſtiſch 
und ascetiſch, dieſer bachantiſch und freygeiſteriſch; ein aufgeweckter, luſtiger Kopf, Verfaſſer ds 


x 


run 225 ann 
Defturname » bi die Richtſ chnur für die gute’ Lebensart der Geſellſchaft, und mehrerer Gafes 
Ien, welche meiftens nur Wein und Liebe athmen, wiewohl auch einige ernftere Wahrheiten fingen. 
Daher ber Nuf, den er binterlaffen ‚ fehr zweifelhaft, indem ihn einige als einen mpftifhen Sänger 
ber Liebe Gottes anpreifen, andere als. einen Freygeiſt und Wüſtling verſchreyen. Nach der Meinung 
ber erfieren hatte er feinen Beynahmen Nefari, d.i. der Magere, von feinem enthältfameri Leben, 
nad der Meinung ber, legten von.ber Secte der Nefari, eines Zweiges der Jmaili, oder Frey⸗ 
denker, die zuerft in Afrika durch Mehdi, den Stifter der Zatemiten, und dann in Aflen durch Haf- 
fan Sabah, den Stifter der Affaffinen, zur Herrfchaft gelangte. Der großeintifhe Sultan Baber 
Behbadir fragte einft den großen Scheich Rewaſſi, was denn von dieſen freyen Ausdrücken, die 
in den Werken der Dichter haͤufig vorkommen, zu halten ſey. Dieſer antwortete, ſie ſeyen nur nach 


der Perſon des Dichters auszulegen, deſſen Charakter und Sitten den beſten Commentar dazu geben; 


fo ſeyen dieſelben in den Werken Mewlana Dſchelaleddin's, Attar's, Iraki's, Hoſſeini's, 
Ewhadics, bloß allegoriſche Ausdrücke höherer Eingebung und göttliher Wiſſenſchaft; in den Gedichten 
Mertadfch Fuli's, Neſari's aber, und anderer ihres Gelichters, leider buchſtaͤblich, und folglich 
als Verirrung und Freygeiſterey zu verſtehen. Nach Lefung. der folgenden Gaſele wird man der Mei⸗ 
nung bes weiſen Scheichs gerne beypflihten, daß Nefari nichts Moſtiſches und Allegoriſches im 
Sinne ‚gehabt babe. 


68 ift die Zeit der Freude und der Luft, Es fliegt der Fluren Grün als Teppich da. 

Des Himmels Schatzbewahrer hat aufs That | Der Anemonen Scharlach ausgebreitet. 

Der Pred'ger ſchamt ſich nicht auf hölg'ner Kanzel, Er ſchwaͤtzet Narrenspoffen wie ein Staar. 

Mit Schmähung bin vom Pöhel ich zerſchmettert Wie gläfernes Gefäß vom Naftarohre (1). 
Kömmt Leila nicht, fo bieten dem Medfhnun " Wohl Hundert Hypokrate die Arzney. 

Dem Neider weh! der vom Berläumbungsfchneider Den Nefari anmefien läßt ein Kleid. 

Auf zum Gebeth! Härſt du den Morgenruf! Auf Schenke, auf! und gib den Morgentrunk. 
Iſt Tugendhaften Nebenfaft verbothen, So ziemt Verbrechern Brod und Waffer nicht. 
Es haben viele ſchon den Wein befungen, Auch ih will ihm ein Angedenken fchenten. 

Bom Ringer, der die Rebe Heißig Haut, . Sey lebenslang der reine Wein geſchaut! 

Von Haufe gab mir diefes Wort der Wind, Vielleicht Fam’ gar vom Paradiefe ber. 

Ich Hin zufrieden mit der Berftenfuppe, Und wenn ich will, fo bin ich auch ein Schah. 
Berlange, Nefari, nicht nach dem at, Ich bin gar ſchwach, bewahr' mich Gott vom Fall. 


Wan ſieht, daß die ganze Gaſele vom Anfange bis zum Ende die hellſte Perſi iflage der Gebothe bes 
Islams, und ber Lehren der Scheide iſt, und daß er eben fo Über den Prediger und das Sebeth, 
wie über bie Allegorie myſtiſcher Liebe (Leila und Medfhnun), ‚und über die Alleind: Lehre fpottet. 
Dewletfhab, der ihm nicht ſelbſt das Verdammungsurtheil fprechen wollte, führt fehr politiſch 
den Aus ſpruch des Scheichs Rewaſſi i an. | 


LXX. 
Lutfallah aus Nifchabur, 


ein gelehrter und tugendbafter Mann, der aber der Welt und ihrem Thun zugleich entfagt hatte; daher 
mag wohl größtentheil fein entſchieden ungluͤcklicher Stern rühren, über ven er ſich fein Lebelang be⸗ 








(4) Nefarh, das Rohr, woraus die brennende Naphta geſchleudert ward; ; vermuthlich nichts anders als 
das berühmte griechiſche Feuer. 








RAR 225 RL 


klagte, denn bie Welt ift hierin gewöhnlich fehr gerecht, indem fie vollkommenes Vergeltungsrecht übt, und 
denjenigen, von bem fie verlaffen worden, wieber verläßt. Als er eines Tages den Mußlin feines Tur- 
bans gewafchen und zum Trocknen aufgehangen,, führte denfelben der Wind fort, ohne daß er ihn ie 
wieder zu Gefi Ste befommen. Bey dieſer Gelegenheit brach fein Unmuth über fein Unglück in die fol 
genden Berfe aus: 


Mein Unftern will, daß wenn zum Meir ich sche, Ich ſtatt der Wogen feftes. Land nur ſehe. 
Und gehe ich um Zeuer in die Höße, Zind’ ich gewiß nur Eis an ihrer Stelle. 
Begehr’ ich zum Geſchenk mir einen Bein, Er wird unfichtber wie. Juwelen ſeyn. 

Bey alle dem muß danken ich dem Süd, Daß nicht viel arger noch if mein Geſchick. 


Sheih Aferi fagt in feinem Buche Juwelen ber Geheimniſſe, daß ſich zu ben folgen- 


den vier Verfen Lutfallah's ſchwerlich ein Seitenſtuͤck verfertigen lafle, indem in vier Verſen von 
vier Waffen ‚ vier Blumen, vier Edelfteinen und vier Elementen bie Rede ift: | 
Die blaue Rofe gab dem Wind den Türkisſchitd, 
‚Die Tulpe warf zur Erde den Rubinenpanzer, 
Des Himmels Demantdolch gab den JZasminen Waffer, 
Und Dnysfeuer gab der Lotosblume.Lanygen. 

Mewlana Neffimi fiudierte ein ganzes Jahr, ein Seitenſtück dazu zu verfertigen, Eonnte aber 
Nichts zufammenbringen; da machte Lutfallah felbit das folgende, wo an die Stelle der Elemente 
und der Waffen, vier Orte und vier Tage, als bie Beſtimmungen der Zeit und bes Raums, geſetzt find, 
die in den obigen Verſen fehlen: 


Vorgeſtern fhlug u Merw der Tulpe Fererfunken, Die Lotos zog gu Bald fih geſte rn in das Wafſer; 
gu Nifchabur entblüht Die Roſe heut der Erde, Und morgen wird der Wind Hubi's Jasminen reu'n. 


Lutfallah ſang meiſtens Kaßaid zum Lobe der Propheten und der Imame. Er lebte zur Zeit 
Timur's, der ihn hochſchaͤtzte, und ſtarb erſt im Jahre der Hedſchira 816 643) ‚mit einem Zette in der 
Hand, worauf geſchrieben ſtand: 


Ich wat mit reinem Herzen geſtern Nachts, In jener Schenke, die den Geiſt vermehrt; 
Da gab er mir das Glas und [agte: Trint! Ich fagte: Nein! Er ſagte: Mir zu Liebe! 


LXXI. 
Schemſeddin Zabffi, 


Sohn eines Nichters von Tabs, hielt fich gewöhnlich in Herat auf, und if nicht zu verwechfeln mit Me w⸗ 
lana Schemſeddin, dem Schönfchreiber Sultan Baifangur’s, der Durch denfelben den Divan Schem- 
ſeddin's von Tabs abſchreiben ließ. Diefer Teste beißt insgemein Schemſeddin Baifanguri, 
zum Unterfihiede vom Tabſſi. Diefer Iebte gleichzeitig mit dem großen Gefeßgelehrten Sadreſch⸗ 
Theriat, den Schemfeddin in Bochara befuhte, um ihn zu hören. Sadreſch- ſcheriat, 
d. i. Ehrenplatz des Geſetzes, war nicht nur allein Schriftgelehrter ſondern auch Dichter. Diefel- 
ſelbe Nacht, wo Schemſeddin nach Bochara gekommen, hatte er eine Kaßide verfertigt und recitirte 
ſie am naͤchſten Morgen ſeinen Schuͤlern; die folgenden Verſe ſind daraus: 


ESteh' auf! nun Frühling iſt für mich und dich, Es fräht des Morgens Hahn von allen Seiten. 
Steh' auf! der Werber ſteht auf einem Zuß, Und fege wie dab Glas dich auf das Knie. 


5 f 





2, 226 RUE 


mn 


Erin‘ Wein , denn man ergriff die Nacht, den Tag, Verllebt', und Schnitt Daun Beyden, ab das Haatr. 
Teint im Kryſtall gefärbten Wein, und wirf . : Den Stein dem, der Vernunft begehrt bey Flaſchen. ; 
O zarter Hirſch, du biſt des Herzens Jagd! O Haar, , du biſt der Nabel von dem Hirfchen ! 

Ans Sehnfucht na dem Pfirfich deiner Wangen, Schlag ich mit Streichen meine blau wie lauten. 


Sobald Sadreſch⸗ſcheriat geendet batte, ftand Schhemfeddin von Tabs auf, und ant⸗ 
wortete aus bem Stegreife durch eine Kaßide mit demſelben Reime woraus bie folgenden Verſe: 


Weht Dir der Wind das Haar auf eine Seite, So ſchrehet auf die Nacht wit Moſchushaar; 

Es töfte fich wohl ein’s der Lodenringel, . Weil Moschusbuft Herfönme von allen Seiten. 

Befhäme von Deinem Moschusftaume bließ Verbraunten Herzens in dem That der Hirſch. 

Sol nicht der Augen Mufchel Perlen regnen, So zei am Morgen nicht die Spur der Perlen. 

Die Nast der Loden und der Tag ber Wangen u Vermiſchen fih wie Sampher und wie Ambea, 

O Franfes Herz! wie viel ſchleppoſt du Der Zeffeln, Bis du sum hoben Dom der Heilung kommſt. 

Du ſprachſt: Einſt wirft du noch mein Antlitz ſchauen Ja freylich Hof: Ih es, doch ſage wann? 

Ich denke nur, es kommt doch Nichts heraus Aus dieſem Baus, fehsleitig, mit neun Solevern (). 
LXXII. 


Seat 5 


Ibrahim Ben Shebriar aus Hamadan gebürtig,. ein Anger des großen Scheich 
Bhehabeddin Seherwerdi, Verfaſſer mehrerer von ben Sofis fehr gefhägten myſtiſchen Schrifr 
ten; da er fih den Unmwillen feines Meifters, der ihm über das Aergerniß feiner Verbindung mit einerk 
‚Knaben Vorwürfe gemacht, durch eine hitzige Antwort zugezogen, ging er nad Indien um dafür Buße 
zu tun. Dort lebte er zu Multan, und feufzte die Sehnſucht nah dem Vaterlande in rührenden 
Gedichten aus. Er lebte in Gefellfhaft des Scheih Behaeddin Seberia, mit dem er bie Reife 
unternommen, im Rufe ‚großer Froͤmmigkeit bey den Indern. Eines Abends, als der Scheih an 
JIraki's Zelle vorbenging, hörte er ihn laut im Gebethe begriffen; er improvifirte die rolgende Gaſele, 
die der Scheich ſogleich aufſchrieb: 


Der erſte Wein den man ind Glas gethan, Ward von bes Schönen Aug’ Hineingethan; 


Verliebte Seelenvögel zu eriagen, Ward in das Lodenhaar ein Neb getban. 
" Die Welt ik voU mit Ungfüd und mit Schmerzen, Der Liebe Nahmen ward dazu gethan. 
Da fie entfchleyert Haben ihr Geheimniß, Warum ward Iraki in Bann gethan? 


- Als der Scheich dieß gehört, hielt ee ihn zur Ruͤckkehr in's Vaterland, und zu ſeinem Meiſter 
Seherwerdi reif. Dieſer war aber unterdeſſen geftorben, und Iraki ging nah Syrien, wo er 
unter ber Regierung Mobammeb Chodabende's im Jahre 709 (1319) zwey und achtzig Jahre, alf 
verfhied, und zu Salehie begraben ward. Die weitern Proben find aus einem fehr Foftbaren Manufcripte 











43) Alle Zahlen von Eins bie Neun, haben Bezug auf Die Geftaltung des Weltgebäudes und der Schüpfung, 
die fie unter verfhiedenen Beziehungen andeuten: Eind, ift der Schöpfer oder auch das Univerfum nach ber 
myRifhen Lehre Alles in Eins. Zmepy- Die Lehre des Dualismus, bey den alten Perfern Ormufd und 
Ahriman, ale Grundkräfte; bep den Moslimen, melde Diefe Lehre verwerfen, Tag und Nat oder Seele 
und Leib. Drey, die heilige Trias, Geiſt, Herz, Gemüth. Bier, die vier Elemente, nicht Welt: 
gegenden, deren fe ch 3 find nach den Seiten des Würfels, oben, unten, vorne, hinten, rechts, 
links. Fünf, die fünf Sinnen. Sieben, die fieben Planeten und Sphären. Acht, die acht Para: 
dieſe. Neun, die neun aftronomifchen Himmel. 








⸗ 


BITTE 2 27 U N IV Y 


der Sammlung des Herrn Grafen v. Nzewusfy genommen, das einen Auszug von ben Gedichtſamm⸗ 
lungen mehrerer der neueren geſchaͤtzteſten Dichter enthält, nähmlich, außer ihm, von Dſchelal, Eſſad, 

Kiatibi, Kemal, Kaßim, Ewhadi, Moaſi, Buffati, Ehiali, Ißmet, Seadeddin, 
Saad, Wahid, Chiam. 


Tschn afitabi ruchet saije ber dschihan endacht. 


Wenn deiner Wangen Gonn’ auf Welten Schatten wirft, 
Wenn Liebesheer Hervorbricht aus dem Hinterhalt, 
Wo Immer deiner Schönheit Gage kommt in Vorſchein 
Du nahmſi mi auf, dieß fichert mir den Himmel au; 


Die Welt aus Zreub’ die Haube gegen Himmel wirft, 
Die Welt vol Unrub und Verwirrung fih zerwirft. 
Aus Luft ein Jeder der ein Herz hat es wegwirft. 
Wer it ed, der zuletzt mich auf die Schwelle twirfe? 


Der dreund, wenn er den Liederton Irakrs Hört, Sogleich die Seele ſtatt des Aleides von ih wirft. 


. Bia bia ki nessimi behar mikerded. 


Komm, komm, ben Fruͤhling bringe der Wind! 
Komm, es ift Frühling, Sreudenzeit! 
Schwanf einen Augendlid auf's Geld, 

Es bringe mir einen Hauch der Wind ' 
Ich trank noch nicht vom reinen Bein, 
Des Morgens als du mich betrübteſt, 
Dieb fah viel Taufende Verliebter, 

Es drang zum Seelenohr Iraki's 


"Dein Anzeſicht beſchãmt die Rofen! 
O fäume nicht, es Ereift Die Welt. 
Ich will im Lenz die Luft erneu'n. 
Bon deiner Huld, die ern mich mache. 
Nein, nur vom Hefen des Senuffes. 
Beklagte fih mein Herz beym Auge. 
Die ſich beflagten über dich. 
Das Flehn und Weinen deines Gaus. 


Daß folgende aus zehn Strophen, beren jede nad) zehn Diftichen mit demfelben Refrain fließt, 
ift myſtiſchen Inhalts, wie gleich in den drey erften zu ſehen. 


E kuusu telelaet bimudami. 


Sind’s Becher die vom Weine blinken? 
Durch Luft des Weins und Luft des Bechers 
Bald Nichts als Glas und nirgends Wein; 
Die Luft erfüllet Sonnenglan; , 

Es fchloßen Tag und Nacht den Bund, 
Weißt du, was Tag fey und was Nacht, 
Bon den Geheimniſſen der Welt 
Entſchleyerung der Wiſſenſchaft 


GSind's Sonnen die in Wolken rabien? ° 
ind ihre Zarben- ganz vermifcht. 
Bald Nichts als Wein und nirgends Glas. 
Den Wangen ſchwand die Finfterniß. 
Dir m der Drdnung halt die Welt. 
Was wohl der Wein fey und das Glas? 
Begreif’ wie Glas und Wein den Trunf. 
- Stell dir wie Tag und Nacht vor Heitl 
Und wird biedurch die noch niche Flar Der Dinge Anfang und ihr End’, 
Begehr’ ein weltenfpiegelnd Glas, Und ſchau darein mit der Vernunft. 
Er ik, was IR, die Wahrheit offenbar, 
Gelichter , Liebender , und Herz füürwahr. 


Die Sonne glänzt In deinen Wangen, 
Dur einen Blick von deiner Schönheit 
Der Zuder borgt von deinen Lippen, 
Der Morgen träufelte den Than, 
Vom Meere fliegen Dünfte auf, 
Die Eiferfucht Durchdringt die Welt, 
Die Kräfte und die Handlungen 
Wir find ein weltenfpiegelnd Sta, Worin was if wird offenbar; 
Und was bisher mir unbewußt Ward heute mir erfi He und klar. 
Gr ift, mas iſt, die Wahrheit offenbar, 
Geliebter, Liebender, und Herz fürwahr. 


Sf2 


An deiner Seel’ ift klar die Welt. 
Ward dein Geſicht verwirrt und Far. 
Burg’ als er’s fand, fi in das Rohr. 
Die Sonne fah ed und verging. 

©ie fanten wieder in das Meer. 

Sie if daher der Dinge Wefen. 
Erfcheinen als vereint mit uns. 


XXX 230 urn 


% * 


und ein Werk über die Muſik, in der er audgezeichnete theoretiſche und praktiſche Kenntniſſe belaß. 
« Ren Gelegenheit eines Streites mit ꝛinem Tonkunſtlet über ben Vorzug. der Muſik oder der Poefie, 


verfaßte er die folgende Gafeleı - 

Es ſprach ein mufitalifched Genie: .. Die Miufit iſt mehr werth als Poeſie. 
Die eine, leicht, bedarf nicht Federkauen; Die andere muß Papier und Buch verdauen. 
Doch ich entfcheid' fürs Wort, ih wohlerzogen In beyden Künften, die ich abgewogen. 
Drey Bücher habe ich in Keim’ gebracht, - Drey Bücher habe ich Mufik gemacht,  . 0. 
Doc ich entfcheide für bie Poeſie, ; Denn die Berfländigen begünftigt ſie. 
Es bilder fih im Innern das Gedicht, . Bedarf des Gates und des Gängers nit. 
Der Vers läßt fih im Stillen recitircn, Er wird defipalb am Sinne nichts verfieren, 

. Der Sänger , fingt er noch fo fein und hoch, Bedarf zuletzt vornünft’ger. Worte doch — 
Der Vers die Braut, das Brautgeſchmeid die Töne, Auch ohne Schmuck gefällt die Braut, die Shine. 


Chosru ſtarb in einem hohen Alter, im Jahre 215 (1315). Er liegt zu Dehli im Umfange der 
Grabfkätte des Scheihs Nifamol Emwkia begraben. Sein Fünfer ift ung nie zu Geficht gefommen; er 
beftebt nah Hadſchi Chalfa aus folgenden fünf Gedichten: ı)Mataltsolsenvar, b.i Aufgang 
der Lichter; ») Ehosru und Schirin; 3) Leila und  mebfgnun; 4) der Spiegel. Ale 
zanderg; 5) die aht Paradiefe. 

/ Von feinen Gaſelen befigt Herr Sraf v. Rzewus j i zwey Sammlungen, die eine veitfändiger ale 
die andere. Sie athmen durchaus größere Zartheit als die erotifchen Lieder anderer perfifcher Lyriker. 

Von dem Einfluffe des indifhen Himmels begünftigt, ſchließen fih darin feinere Befäble auf, wie ber 

Silberkelch der Lotosblume von den Wogen des Wohllauts gewogen. 


Bafelem . nt, 
. Si in pai edeb nist ki der gui tu ajem, Be 
EGs ſchickt fi nicht für mich in deinen Sau zu kommen, Die beyden Augen find am Weg zu dir zu kommen. 
Du biſt die Sonn’, ich tanze ohne Hand und Fuß, Sobald ich vor dein Strahlenangeſicht kann kommen. 
O Fönnte ih mich ſchnell wie leichter Pfeil beſchwingen, um mie des Windes Hauch an deine Bruſt zu kommen! 


Wenn um den Sram Shosru's du fraͤgt, ſo wiſſe, Daß er geſalznen Worts in deinen Gau gekommen. 


Her scheb menem uftade begirdi serai tu. 


An deiner Thuͤre lieg' ich jede Nacht, Mit Seufzen werden ras⸗ binzebracht. 
Zerbrich mein armes Herz nicht, o mein Leben! Seit ich dich kenn', verfloß ein ganzes Leben; 
Und wär" in Staub zertallen mein Gebein Lebendig würd’ es durch die Liebe leyn. 


Laali lebet betschaselini es engabin bihest, 


— Deines Munde Rubinen fi find Beſſer als der Honig. . 
| ‘ Deimer Wangen Farbe mM. 7.7 Schöner al Jas minen. . oo 
Mas iſt wohl der Unterſchied 3Zwiſchen die und Sonnen? ' . . 
Als dee Himmel dich erblidt,. . . Spray erz Die if beffer. vo, 
Ohne Kerzen fab ih nihe Se ein Haus erhellet. 
Zündet Zeuer, zündet ant Helle ift viel beffer. 
Schelinenauge, feitdem Du In mein Herz' geniſtet. 
Bühl ich, die Entfernung iſt Beſſer mir als Eden. 
©ich! fo ſpracheſt du, das Her - Iſt mie Blut gefärbet, 
Diefe Probe iR, Chosru, Beffer als ein Fingerhut (1). 








G)$ i ngerhut, ald Vermahrungsmittel wider Nadelſtiche und Wunden. 


nun 329 we 
-LXXIV.. 
Emir Chosru aus Dehli, 

ein großer Dichter, und der groͤßte der perſiſchen die in Indien geblüht. Er war aus Turkiſtan ene⸗ 
fprungen, wo fein Water Mahmud Emir von Latfhin war. "Zur Zeit Dfhengifhan’s flüchtete er 
nah Indien, wo er von Mohammed Kotolgfhah auf das Belle empfangen, und mit der 
Würde eines Emirs bekleidet ward, worin ibm fein Sohn Chosru nachfolgte. Gegen das Ende 
feines Lebens zog er fi) aber von Amt und Hof zurüd, als Jünger des Scheihs Nifamzol ewlia, 
und vertilgte aus feinem Diwan mehrere. Gedichte, die nichts als Fürſtenlob enthielten. Nifami und 
Saadi waren feine großen Vorbilder auf ber Bahn des beſchaulichen Lebens und der Dichtfunft, ber 
inneren und ber äußeren Wiſſenſchaft. Sein Diwan ift ungeachtet aller Mühe, welde Sultan 
Saadi Baiffangur Behadir ‚darauf verwendete, nicht vollftändig gefammelt worden. Dennoch 
war es biefem Fürften gelungen, hundertzwanzigtauſend Diftihen lyriſchex Gedichte Chos ru's aufzus ' 
finden , die zuvor gar nicht bekannt waren. Chosru felbft fagt irgendwo, daß die Zahl feiner Diſti⸗ 
hen mehr als viermahl, und weniger als fünfmahlhundertraufend, alfo beyläufig eine Million Verſe 
betragen. Außer einer ungeheuren Menge von Gaſelen ſchrieb er einen Fünfer, wie vor ihm Nifami 
und nah ihm Dſchami. Die Zahl der Difiihen des Fünfers Nifami’s belduft fih auf dreyßig⸗ 
taufend, die des Fünfers Ehofrus auf achtzehntaufend Difticden. Ueber den Vorzug biefer beyben 
" Sammlungen romantiſcher Gedichte iſt vielfältig geftritten worden; befonders zwifchen ben’ beyden gelehr« 
ten Zürften Baiffangur Behadir und Ulugbeg, wovon jener den Inder, diefer dem Perfer 
den Vorzug einräumte. Heute ift Nifami im unbeflrittenem Beſitze bes erften Nanges unter dem 
romantifchen perſiſchen Dichter. Chosru dichtete außerdem auch Vieles im Sinne ber Myſtiker, fe 
ift z. 8. diefer Vers einer der berühmteften: 


Und Zeinen Tropfen Waſſer fhludt das Huhn, Wo es zum Himmel nicht erhebt das Aug. 
und über die Himmelfahrt des Propheten: 
Mit Seufzern fey geträbt der Herzensſpiegel De, der die Himmelfahrt bezweifeln kann. 


Solche Gedanken vol myſtiſchen Sinnes finden ſich eine Menge in ſeinem Fünfer, wie z. 8. 

der folgende Vers: 
Dem Efel ſind drey Körner Gere in dem Magen Weit beſſer als drey Bentner Golds, die er muß tragen. 

Emir Chosru theilte vor feinem Tode die von ibm ſelbſt gefammelten Gedichte in vier Theile, unter 
folgenden vier Titeln: Tohfet⸗0ß⸗ »ßog r (Geſchenk der Minderjaͤhrigkeit); feine Jugendge⸗ 
dichte Waſſatat⸗-ol⸗-hajat (Mitte des Lebens); die Gedichte ſeines angehenden maͤnnlichen Alters, 
und Bakie vu Nakie (ausge fu chte Reſte) die des Greifenalters. Außerdem fchrieb er nod 
einige Abhandlungen, wie Kiranı Saabein (die Bereinigung der beyben glücklichen 
Beftirne) (Jupiter und Venus), dem Sultan Alaeddin von Depli gewidmet; das Lob Indien’s, 
die Geſchichte Dehli's, das Bub der neun Schilde (1), Chiferdan und Dumwelran, 








(1) Dem Näb Siper, oder neun Schilde, find die Nüb Manfar, oder neun Anſichten, nad: 
geabmt, welche Lescallier unter dem Titel: Les neuf Loges, conte, traduit du persan. Genes 
1808, berauögegeben. Ein fer mittelmäßigee Machwert. 


Orame dich nit, Ehosru, wenn er bie mit Schmerzen das Ger Seat, 
O eb braucht gar viel bis dir der Schelmiſche kommt! 


— . Bierzellige Strophe 
Es hussn nefis nist merdüm. 


Die Schönheit machet nie ded Menſchen Werth, Gein Werth twitd durch) fein Inneres erflärt. 
Wo Höfes Herz die Schonheit ſtraft au Lügen, Iſt ſchlechtes Wort gemapit in fhönen Zügen. 


LXXV. 
Emir Saffan aus Dehli, 


ein Sänger des großen Sqeich Nif am-⸗ol— ewlia und ein füßer Dichter, der in’ feinen Gedichten den 


Emir Chosru, feinem Landsmanne, nachahmte, und das Leben: eines. Derwiſches führte, Er ſaß 
eines Tages am Markte, ald eben der Scheih Niſam⸗ol⸗ewlia in Vegleitung des Dichters Emir 
Ehosru’s vorbenging. Diefem fiel die ſchoͤne Geftalt und bie zierlihen Formen Haffan’s auf, und 
er fragte ihn: Wie verlaufft bu dein Brot? — Ich lege, antwortete. er ihm, basfelbe in eine Wag- 
fhaale, und heiße dem Käufer die andere mit Gold füllen, bis fie das Brot überwiegt. — Wenn aber, 
erwiederte Chosru, die Kauflufligen banferots find, wie dann ? — Alsdann legen fie ein Paar Gebethe 
darauf. Chosru machte auf diefe Antwort den Scheich aufmerkfam, der ihn in fein Klofter aufs 
nahm. eine Gedichtſammlung iſt heute noch, beſonders in Indien, ſehr geſchaͤtzt; die folgende Gaſele 


iſt daraus: 


Schenke reiche mir den Wein! Wolken Reigen auf im MWeften weiß. 
Grün if ber Copreſſe Haupt, Hundershlättrig blühen, Rofen weiß. 
Gib aus dem eryſtallnen Glas, Gib mir Schenke, gib den rothen Wein. 
Sum Aubinenmeine ſchickt _ Sich sin zarten Schenke roch und weiß. _ 
Wolfen weinen lichten Thau , Wie um Zuffuf ein Sule icha's Aug ' 
Und der Thau ift wie dat Aug’ \ dakobs von den -Gehnfuchtöthränen weiß. 
Epinnen weben in dem Haus, - Was bedeutet, fragt’ ich, diefer Flor. 
Ich erwarte einen Saft, Sorach sr , deßhalb ward‘ ih Thüren weiß. 
Weiden sfttern vor dem Mond . Wie Berworfne an dem jüngften Tag. 
Wie Gerechte Hält Jasmin Eine Role guter Werke weiß. 
Nebenbuhler, o Haffan, Eind ‚gerade immer von Etaturz 
DR gerad’ ift von Natur, Daß: die Naben nimmer werten weiß. 
Zu diefer Safele haben viele andere, Dichter Seitenſtuͤcke verfertgt J 
24 
IXVI. 


Mewlana Haſſan aus Kaſchan, 


ein geiſtlicher Dichter, der ſich mit Nichts als mit dem Lobe des Propheten und Ali's beſchäftigte. Er 
war zwar in Kaſchan geboren, aber in Amul erzogen. Die Legende erzaͤhlt von ihm, daß, als er nach 
der Wallfahrt von Mekka, nach dem Grabe Ali's in Irak wallfahrtete, er auf dieſer heiligen Staͤtte die 
beruͤhmte Kaßide zum Preiſe desſelben fang, die fo beginnt: | 

Du , vom Anfang der Welt , Vertreter der gläublgen Seelen, Du, de’ tapferen Arm preifet der heilige Geil, 
ihm in der Nacht Hierauf Ali im Traume erfchien und ihn nad Baßra gehen hieß, wo er den Kaufmann 








RUE 333 ame 


Mefud Ben Eflah finden wärbe, der taufend Ducaten verfobt hatte, werm fein Schiff glüdlih aus 
den Stärmen bes Meeres von Oman zurüdtäme, woher es ihm reihe Ladung bringen follte. Haſſan 
that wie ihm befohlen ward, ber Kaufmann empfing ihn mit Sreuden, ſchwur daß_er keinem Menſchen 
dieß Gelübde anvertraut habe, erfannte das Wunder Ali's, und zahlte dem Dichter die tauſend Ducaten. 

Haffan war ſchon von fräßer Jugend auf fehr andädhtig und fromm. eine heifigen Tobgedichte 
find befennt, aber das Jahr feines Todes ift es nicht, wiewohl man weiß, baß er: jur Zeit Sultans 
Mohammed Chodabende lebte. Er Tiegt zu Sultanije in Irak begraben. Die Stabt Amul, wo er: 
erzogen ward, gehört unter bie aͤlteſten Stäbte Perfiens. Sie war die Nefidenz ber Könige von Feridun 
bis auf Behramgur, und Feridun fammt feinen drey Söhnen fol dort begraben liegen. So weit 
Ali Ben Iſſa, der Verfaffer des geographiſchen Werkes Memalik u Meſalit, Laͤnder und 
Straßen, betitelt. 


LXXVIE 
Memlana Dfhelaleddin, der Arzt, 


lebte zur Zeit der Kamilie Mofaffer in Fars; ein Weifer, der zugleich Dichter und Arzt war. Im Sabre 
ber Hedſchira 734 (1333) verfaßte er das Gedicht Sul u Nemwruf,.d.i, die Roſe und das Grühe 
lingsfeſt, deflen Ruhm fi bald fo fehr ausbreitete,, dag der Schönfgreibr Mewlana Schimi von ' 
Niſchabur allein in. einem Monathe zwanzig Abfchriften davon verfertigen mußte. (Er brachte eines ãoses 
dem Schah Schedſchaa ein Herzſtaͤrkungsmittel, das er mit dieſen Verſen begleitete: 


Dſchelal verfertigte dieß Cordial, und bringe es als Geſchenk dem Schab zum Mahl. 
Es ſtärkt den Leib und ſchärft den Sinn zugleich, Macht Zungen flüßig und die Rede weich, 

Und wenn der Schah davon zu Nacht genießt, Gewiß am Morgen er davon auch ißt; 

Das Alter wird verkehrt dadurch in Jugend, Gibt Körpern Geiſt durch feine Kraft und Tugend. 


Schah Schedſchaa belobte den Arzt und Dichter fehr, daß er fo gute Cordiale und fo ſchoͤne 
- Berfe machte, nur, feßte er hinzu , wird ed ein wenig ſchwer halten mit der Verwandlung bed Greifes in 
den Züngling, wo der Campher ſchon an die Stelle des Moschus getreten, und flatt den Springen nur 
Jasminen blühen; aus einem andern Quell ift das Waller ber Jugend, und aus einem anderen n Saff die 
Hefen de des s Alters. 


en Bafere 
Das Sand verlieh idy, das ein gutes war, ; =. Mit Thranen wuſch' Id, wo ein Gtäußden war, 
Wenn ich von deiner Schwelle bin verbannt, , O glaube nicht, daß meine Wahl es war. 
Wenn zum Genuß der Bettler nicht gelangt, Iſt's, weil er faftend ging, unrubig war. 
Bertraue und ertrag' Verachtung, Hers, Weil des Genuſſes Stüd fo flüchtig war. 
Dihelal gebt fore, bad wird es dir bekannt, Was der Serbrochne für ein Zreund bir war; 


Schah Schedſchaa, der Nachfolger Mohammed's aus ber Familie Mofaffer, war ein fehr ges 
lebrter Fuͤrſt, Vetfaffer mehrerer wiſſenſchaftlicher Seiten Ned dem Tode feines Bruders Maps 
mud. dichtete er ſelbſt bie ‚folgenden Verſe: 


27 5 Mahmnud, mein: Emo du, ein toadieer Leu, - 7 Du fltebtet nad dem Thron’ mit Menserep. 
Die Erde heilt‘ id, au erhalten Ruh, 2. Ip Über ihr, und unter ihr bi du. 
Der Sultan Dweis Dfhelair antwortete ihm hierauf: 
O Schab Sche dich aa, der das Geſetz des Neichs erhält, Staub’ nicht es Hab’ die Mah mnd vererbt bie Welt; 
Moenn bu Dach Sage get. ‚ak dieſer Erde weling Mit ihm, du unter ide das Grab bald theüſt. 


89 


PR — 234 XXXE 
IXXVII. 
Mewlana Naſſir Bucharai,— 


ein vielgereiſeter Derwiſch, der viel zum Lobe der Armuth dichtete, und nach dem Sinne ſeiner Gedichte | 
lebte. Die folgenden Verſe find aus einer feinet befannteften Kafide, welche das Lob der Armuth be⸗ 
ſingt, genommen: 

Es iR fürwahr, wem's an Senügfamkeit nicht fehle, Dem Nahmen nach Derwilch’, der Ehat nach Herr der Welt. 


Wenn aus dem Ofen geht hervor der Sonne Leiß , Iſt dem Derwiſch des Tifches Sorge Zeitvertreib. . ’ 
Die Welt wird eined Tages dich mit Gift umfangen, Sie roller fi in einen Ring, wie bunte Schlangen.’ 


Es kümmert ſich der Menfb um Gulden und um Kreuzer, Bedenket nicht, aͤls Burde träge fein eignes Kreuter. 


4 


LXXIX. 
Emir Jemineddin Zograji Serjumendi, 


. ons Turkiſtan. Zur Zeit Sultans Mohammed Chodabende Fam er aus dem -Dorfe Ferju⸗ 
mend, woher fein Beynahme, und-gelangfe'zur oberften Würde in Ehoraffan als Weſit und Siegel 
beisahrer. Er iſt ber Vater Emir Mapmuns, und Alaeddins Mohammeds Beriumendiss 
an ben erften ſchrieb er einft: 


3 


Der ſchlechte Himmel treißet es fo bunt, Gr gibt ſich mir fo niederträchtig Fund, 
Das, Zlaſchen gleich, mein Auge ſchwimmt in Thränen, Und daß, wie Becher, blutig ift der Mund. ‘ 
Der Sohn antwortete bem Water fogleich: 
Mich tränfer allzuſehr das Weltenrund, "Nur blut'ge Seufzer firömen aus dem Mund; 
Mit Schmerz dert ich vom Tage bie zur Nacht, Was hinter die ſem Schleyer wir wird Fund. 


Sehr berähmt find als Muſter des Styles die Briefe und Epiſteln Jomineddin's in Proͤſa und 
Verſen an feinen Sohn Mahmud, aus Rum had Choraffan geſchrieben, und die Antworten des 
Sohnes. Jemineddiun farb im Jahre der Hedſchira 724 (1323) und liegt im Dorfe Ferjumend 
begraben. Der Eine feiner Söhne, Emir M ahm ud, ward als Dichter noch berühmter als der Water; 
der Andere, der Wefir Alaebdin, der feinen Geburt3ort und aud die Stadt Meſchhed mit Gebäuden 
verberrlidgte, weilte nach den Tode Abuffaid’s die Herrſchaft Choraſſans an ſich bringen £ unterlag 
aber ber Uebermacht der Familie Serbedar im Jahre der Hedſchira 797 


IXX. 
Emir Mahmud Ben, Iemin Ferjumendi, 


2 
der Sohn des Vorigen, berühmt durch die mit feinem Vater gewechſelten Briefe, ‚und noch "berüpmiter 
durch die Sammlung feiner Bruchſtücke. Die erſte ift heute Außerft felten‘, während die Sammlung der 
Bruchſtücke fowohl in Perfien als in Indien und in der Türfey häufig gefefen wird.’ Der Juhalt derſel⸗ 
ben iſt faſt durchaus moraliſch, und far niemahls myſtiſch; meiſtens nur-philoſophiſche Betrachtungen 

über bie Verganglichfeit des Lebens. Solcher Bruchſtücke, in denen bes Weines und.der Liebe: weder im 
eigentlichen noch im allegoriſchen Sinne gedacht. wird, find dreyhundert und os ſcheint,⸗ daß J ba⸗ge⸗ 


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III 235 RUN 


min fo durch die Zahl als den Inhalt ſeiner Bruchſtucke ein Seitenſtuͤck zu den dreyhundert vierzeili⸗ 
gen Strophen Omar Chiam's liefern wollte. Der Inhalt von beyden iſt philoſophiſch, nur mit dem 
Unterſchiede, daß by Omar Chiam faſt überall irreligibſer Spott, bey Ibn Jemin aber religiöfe 
Geſinnung vorberrfcht. 


Wir fleuern bier von den dreyhundert Bruchſtucken Ibn Jemin's die folgenden dreybig 
als Zehent bey:- 


hr 
Bisürgwar Chodaja bisus sinäi anan, 
D großer Bott! verbrenn’ die Hergen Ihnen, u Bey denen Deine Weisheit Eingang fand ; 


Gewähr‘ den Proviant der Seele Ihnen, Bey denen ſich des Herzens Vogel findet. 

Gewaͤhr's den Armen obne Kopf und Buß, Bon denen Heil’ge werden überfchienen. 

Sie find die Narren, fo die Keste ziehen (1), Und Liebe iſt Geklirr der Ketten Ihnen. . 
Den Ganz der Jünglinge, die Dein begebren, Spricht Feine Seele aus dur Wort und Mienen, 
Eie find die Schönen , die im Winkel ſitzen, - Und nie noch fah der Bid, was gleich wär Ihnen. 
Den Greifen in der Fremd’ mit naflem Aug’, Und altem Kleid, nur du bift gnädig Ihnen, 
"Die Martgrer der Lich’ in deinem Staube, Der Mörder wurde nicht gefchaut von Ihnen. 

D großer Sort! ich flehe dieß von Dir, Daß Du mic beygefellen möge Ihnen; 

Und wenn das Shift des Leibes zerſchellt in Fluthen, Daß Du mic führeft an das Land gu Ihnen, 


Jegi güft ba men ki chorschid taft, 


Einer ſprach: Schon glänzt die Sonne, Sag’, warum du ſchlafeſt noch? 
Zu ihm ſprach ih: Vielgeliebter! Sagen kann ich nicht warum; 


Viele ſind wie ich und du, Die nichts wiſſen vom Warum. 
Medih dil si dest er ghami hest u chaufi. 


In Furcht und Gram laß nicht das Herz aus deinen Händen, Es gibt ſo manchen Vers, der Freude dir kann ſpenden. 
Es ſprach der Herr, der Ew'ge, den kein Blick erreicht: Mit Leichtem kommt es ſchwer, mit Schwerem kommt es leicht. 


Firach desti es endase mebür birun. 


Du üdertreibe nicht Freygebigkeit, Sonſt wird dein Glück verfinftert vor der Zeit (2). 
Doch feh" auch nicht fo viel auf Hab’ und uf, Daß dir drob finfen mag ber hohe Muth. 
Sn jedem Ding dad Mittelfte erwähl; Das Beſte IR das Mittel, ohne Hecht. 


Ei dil dschiban bekami tu eger nist gu mebasch. 


Sey nit traurig, 0 Herg, lebt die nach Wünfchen die Welt nit; 
Gottes Gnade iſt's, daß fi ſtäts wendet die Welt. 

DWenn nad) deinem Geſchmacdck nicht günſtig kreiſet das Weltrad, 
GSoHft darüber du dich’nicht verfenten in Grant. 

Eind auch Tage und Nächte nicht froh, fo lebe du fröhlich 
Auf die fette Nacht folget Rein anderer Tag! 


Saibi halt Dschihanra es jetzi kerd sual. 


es fraget Einer, was da ſey die Wett? Vom Weifen er zur Antwort dieß erhätt: 
D will, die Welt und ihre Freuden find Nur Traumgebilde oder Wüftenwind. 
Bey Wachen finden Träume Eeing Gunſt, Bernünft'ge trauen nicht dem Düftendunf 


— — — —— — — — — — — — — 


(1) Die Kette ziehen iſt gine uralte theurgiſche Redensart, die ſich ſchon in dem gnoſtiſchen Gebethe:. 
Ziehbe Die Kette der Goͤtter, finder. 


(3) Wörtlih: Damit die Sonne deines Wohlftardes nicht‘ in den Suhr, d. i. den Eleinen Stern in dem 
Heerwagen (das Reiterlein), verkehret werde. 


99-2 


— 


Didem ber in revaki seberdsched ketabeti. 


Sa fah Als Inſchrift diefer hohen Pforte, In dem lazurnent Beld die golanen Worte: 
Ein Heut, wenn Hunderttaufend Jahre alt, Ein iedes Haus m diefee Welt zerfalt. 
Erbau' bir eines außer diefem Alle (1), Damit auf feine Beil’ es biz zerfalle. 


Es köi hajat ta der merg, 


Bon Bau des Lebens gu dem Tode, ZR nur ein halber Diemyus. 
Anf jedem Puncte dieſes Echens, Zolgt jedem Wuuſche Unglück nad. 


Merdi asad der mijani kuruh., 


Ein freyer Maum in Diefen Schaaren, Wenn wohlgefittet, vielerkahren, 
Wird doch alsdann geehrt erſt von der Welt, Wenn unabhängig er nicht braucht ihr Gelb. 
Wer Anderer bedarf koͤmmt nicht gu Ehren, Wenm er beſaße Jon Gina’s Schren. 


- Tscharchi dolabest devri asuman, 


Ein Müpfeed iſt der Weltenkreis, Das Jeden, der demfelben naht, 
Sineingiebt in der Speichen Wirbel, Und in des Wafler untertaucht. 
Der Weife ik ein Edelſtein, Der aber keinen Käufer findet. 
em es nicht fehlet an Isermögen, SR Tugendleſigkeit nie Schande, 
Und ſchaätzt man nicht der Weisheit Perle, SR Mangel an Bermögen Schuld. 
Beil das Gemeine ich verfhmähe, Sind’ ih ins Belle keinen Zreund. 
Wie trefflich Tautet nicht das Wort, Das Trefflichſte von allen Worten: 
Der Weife gleicht den Elephanten, Bon denen es nicht Biele gibt. - 
Er wohnt in Wäldern, wohnt am Hofe, Kaufleute Find fein Umgang nicht. 


[4 


Chalki dschihan bechidmeti dadar mikünend. 


Die Menſchen, die dem Herrn dienen, Sie wandeln alle auf drey Wegen: 
Die Einen dienen 0b der Welt, Kaufmännifch treiben fie den Dienf ; 
Die Andern dienen ihm aus Zurdt, Sie find ed die auf Freyheit pochen; 
Noch Andre trennen fi von beyden, Berwerfen beyder Handlungsart, 
Sie ſetzen ſich sum Nittelpunct, Und drehen ſich um ihre Achſe. 
Das iſt der Weg den dieſe wählen, Beſchaulich Leben fon genannt. 


Ei dil tschu mumkinest ki rusi bescheb bübüri. 


O Herz, wie Hal du es ans die Tage und Nächte zu tragen, 
Wenn Bein einziger Tag Wünfche des Heriens gewährt! 
Dennoch verjweifle nicht und bring' das Leben in Luß Hin, 
Zraurig oder in Suſt, immer das Leben vergeht. - 


> Schünidem ki Issa Aleihes - selam. 


Ich hörte, daß ein der Hert Jefus Mit Biehen fo um Schöpfer ſprach: 
Beig mie, o Herr! geig mir die Welt, So wie du fie erfchaffen daſt. 
Nach ein’gen Tagen die verfoffen, Züpre Durch die Wüſte ihn fein Weg. 
Bon ferne fah er dort ein Weiß, Allein, und ohne Maun und Zreumd. 
Ber biſt du? ſprach zu ihr Here Jeſus, Bon al den Deinigen getrennt! 
Sie ſprach zu ihm: Ich bin das Weib, “ Die du feit langem fhon erwarte. 
Verwundert dieß Herr Jeſus höre, Er ſprach: Was fol mir Weiberwort! 


———t; — —— — — —— — — — — —— —— — — — 


(1) Das Weltau. u u 





RAR 237 
Es ſprach ſogleich das Weis in Haft: 
Zeig’ mir dem Angeficht,, ſprach Jeſus, 
©ie zog den Schleyer von dem Mund’, 
Ein Angeficht, ganz übertändt, 

Die eine Hand in Blut getaucht, 

Was ift das? fragte der Meſſias, 
Sie ſprach: Ich ſchlug mit diefer Hand 
Die And're Halte ich gekrümme 
Gewaltſam ſchafft' ich einen ford, 

Ich wundre mic, daß fogeftatt, 
Verwundert fpra nun der Dieffias , 
Wie kann's dir an Befried'gung fehlen, 
Zur Antwort gab die Abgefeimte: 

Aus allen die nach mis verlangen, 
Denn die mit Rechte Männer heißen 
Menn’s mit den Werbern fo ergeht, 

D Bruder! die Erzählung halte 

Bir du ein Mann, fo bleibe auch 


- 


Weich eine Mühle, fag’ geſchwind, 
Dan Hört fie doch beſtändig gehn, 


WEITE 


Berũhmter Mann ich bin die Weit, 
Mit weichem du die Herzen fangfl. 
Und das VBerborgene ward Fund. 
Bezeichnet mit des Laſters Spuren, 
Die andere In gefrümmter Stellung. 
Sag' mird , unreine Buhferinn! 

So eben meinen Buhler todt. 

um einem anderen zu winfen. 

und ſchmeichelnd locke ich den andern. 
Ich immer einen Buhlen finde. 

O haßliche, unreine Hure! 

Da Hunderttaufend deiner _harrem. 

D Höhres Mufterbild der Zeiten! 

Band ich noch feinen einz'gen Mann; 
Vermeiden meinen Kreis ald Schimpf. 
Rein Wunder daß ich Iedig Bleibe. 
Bon Ibn Jemin ſtäto im Gedächtniß. 
Bon dieſer Buplerinn ſtäts fern, 


Tschist an asiab ki girdischi o. 


Iſt's, die niche Waller treibe noch Wind⸗ 
Solch eine ward noch nicht gefchn. 


Sohbeti nigan bud manendi müschk. 


Umsang mit Suten vergleiche fi dem Moschus, Würze der Seele mit ihrem Geruch; 
Pflanze auf Erden die Zweige der Sitte, Daß du zu Zrüchten der Ehre gelangft. 


Sifeti kimia eger chuahi. 


Sprech ich dir vom Gtein ber Weifen, 
Der ſtäts mehr wird und niche minder. 
Geb' ih an die Hand Bir Mittels 

Daß du feheft den Erfolg, 
So vermehrt fich der Gewinn 
Denn Nacläßigkeit nur mindert, x 


Willſt du lernen Alchymie, 

Denn du faflen kannſt mit Händen, 
Willſt du fammeln Gold und Silber, 
Bau dein Feld und ſey zufrieden, 
Eines traget ſiebenhundert; 
Staͤts, vermehrt durch Gottes Gnaden; 


Her tschend ki ruskiar küned pest mera, 


Se mehr die Welt von Hab’ und Gute nimmt, Se wen'ger siemts Fleinmüthig mir zu ſeyn. 
Die Nahrung ward von Ewigkeit beſtimmt, Wer Nahrung an den Thüren ſucht iſt Flein. 
Du, treibe keln Geſchäft ald was gesiemt, ©» biſt bu frey von allen Betteley'n. 


HKalemra fusun dan beru:set si tig. 


Halte die Feder ſtäts in höherem Werth ald den Degen, 
Wenn fie glei an Kraft fiher die mindere if. 

Wenn im Sinne du führſt, durch Herrfchaft die Menfchen au lenken, 
Zeichne dich der Kiel immer vor anderen aus. 

Siehſt du nicht wie der’ Geder, zur Unterhaltung des Lebens, 

v Groß und Klein bedarf, Männer⸗ und Frauengeſchlecht. 

Taufend rüſtige Männer, das Schwert in ben Händen, fie weichen 

Einem fündigen Mann, weicher die Feder Tegiert. 


'Tschun bad miide pür tefawet nist, 


3 ver Magen wur voll, fo if e6 zuletzt Doch dasſelbe, 
Ob er voll von Korn, ob er mit Gerſte gefüllt. 





an var 238 · 


Myſtiſchen Inhalts ſind auch ſeine vierzeiſigen Strophen, zum Beyſpiel: 


Des Leibes Lebenskraft und Macht biſt du; Die Seel’ und Herz, o Seel' und Her, biſt du. 
Du biſt mein Wefen, du bift immer Ih, In dir verſchwind' ich, deßhals bin ich Du. 
LXKIIT. 


Seid Soffeini, 


der Sehn Haffan Aldhoffeinis aus Herat, im beſchaulichen Leben ein Schüler des Scheich— 
Seherwerdi, wie Jraki und Ewhadeddin. Diefe drey Scheiche, bie zugleich Dichter und 
ascetiſche Schriftſteller waren, hatten noch dieſes gemein, daß ſie viel gereiſet waren, und auch auf 
der Reiſe zum Ziele ihrer Vollkommenheit denſelben Führer, naͤhmlich Scheich Seherwer di erwaͤhlet 
hatten. Einſt als fie in Kerman beym Kloſter Ewhadi's alle drey verſammelt waren, brachten fie zu 
Ende einer vierzigtaͤgigen Abgeſchiedenheit dem Scheich bie Früchte ihrer geiſtigen Neife.: Iraki naͤmlich 
fein Werk, Lemaat (Ausſtrahlungen); Ewhadi fein Terdſchiat, oder Gedichte mit wieder⸗ 
kehrendem Schlußreime, und Hoffeini fein Werl Sad-ol⸗ muffafiren (Mundvorrath der 
Reifenden), moraus die folgende Geſchichte: 


[4 


Hör’ dieß Geſchichtchen: 

Mit feinem ganzen Heere 

Sie famen zu Ruinen. 

Ein Alter, fonnenpelle, 

Er fragte: Wer iſt dieſer, 

Es iſt in. dem Reviere 

Wr ging Hin zu der Hößle, 

Als er das Aug nicht regt 

Er ſprach: Biſt du ein Teufel? 
Darum FAUR du nicht nieder ? 
Du weißt, dag meinen Giegen 
Großherzig, lichten Sinnes, 
Es ſprach der Alte alfo: 

Du bift nicht Herr der Welten, 
Der Himmel dreht ſich Ereifend, 
Ich bin allhier kein Teufel, 
Gedenk' der vor’sen Zeiten 
Nachlaͤßiger! du träumeſt, 
Vergleich dich nicht mit mir, 
Begierden dienen mir, 


Da weinte Alexander, 


Und klagend ſeine Schaam 
Der zeigt ihm an die Pfade, 


Es zog einſt Xlexander 


In voller Pracht daher. 


Ein Alter guckt hervor, 
Erſchien dort Alerandern, 

Der bier zurüde bleibe‘? . 
Umfonft der Greis nicht Hier. 
Der reis bewegt ſich nicht. 
Erzürnt fi Alegander, 

Was fiht du hier am Wege? 
Mein Rahm’ iſt Alerander, 
Die Welten unterliegen, ' 


Trag' ich das Haupt zum Himmel. 


Dieb Alles gilt Bein Strguh! 
Du bit ein Korn des Menſchen. 
Wie du erfbeinen Zaufend. 


Mehr werth als du, kein Zweifel! 


Sey allbereit zur Reife. 

In Stolz die Zeit verfäumef. 
Du bift des Sklaven Sklave, 
Und berrfchen all bey dir. 
Warf weg das Diadem, 

Er su dem Greife kam, 
Verſichert ihn der Gnade. 


Seid Hoffeini ftarb zu Herat im Jahre der Hedſchira 729 (2328), und ift an ber Außenfeite - 


des Grabs bed Seids ber Seide begraben, der im vierten Grabe. von Ali dem Sohn Ebitaleb's 
abftammt. Seid Hoffeini fchrieb ſowohl in Werfen als in Profa drenfig Bücher, worunter die berühm- 
teften Kenfersrumuf (der Shagder Gebeimniffe); Nuſhe-tol⸗-erwah (Ergögung ber 
Geifter); Sadsolmuffefirin (Mundvorrath der Reifenden); Nufbetzol-medfhalis 
(die Erheiterung der Befellfhaften), alle myſtiſchen Inhalts, vorzüglich aber das, welches 
den Titel Ankai Meſchrik (der orientalifhe Phönix) führt. 


XXC 229 un - 
-LXXIV. 
Emir Chosru aus Depli, 


ein großer Dichter, und der größte ber perfifchen die in Indien geblüht. Er war aus Turkiſtan ent 
fprungen, wo fein Vater Mahmud Emir von Latfhin war. "Zur Zeit Dſchengiſchan's flüchtete er 
nah Indien, mo er von Mohammed Kotolgſchah auf das Beſte empfangen, und mit der 
Würde eines Emirs befleidet ward, worin ibm fein Sohn Chosru nahfolgte. Gegen das Ende 
feines Lebens zog er ſich aber von Amt und Hof zurück, als Jünger des Scheibe Nifamzol ewlia, 
und vertilgte aus feinem Diwan mebrere Gedichte, die nichts als Fürftenlob enthielten. Nifami und 
Saadi waren feine großen Vorbilder auf der Bahn des befhaulihen Lebens und der Dichtkunft, der 
inneren unb ber äußeren Wiffenfhofr Sein Diwan ift ungeachtet aller Mühe, welche Sultan 
Saadi Baiffangur Behadir darauf verwendete, nicht vellftäindig gefammelt worden. Dennoch 
war es dieſem Fürften gelungen, hundertzwanzigtauſend Diftihen lyriſchex Gedichte Chosru’s aufzus 
finden, die zuvor gar nicht bekannt waren. Chosru felbft fagt irgendwo, daß die Zahl feiner Diſti⸗ 
hen mehr ald viermahl, und weniger als fünfmahlhunderttaufend, alfo beyläufig eine Million Verſe 
betragen. Außer einer ungeheuren Menge von Gaſelen fchrieb er einen Fünfer, wie vor ihm Nifami 
und nah ihm Dſchami. Die Zahl der Diflihen des Fünfers Nifami’s beläuft fih auf dreyßig⸗ 
taufend, die des Sünfers Ehofru’s auf achtzehntaufend Diftichen. Ueber den Vorzug dieſer beyden 
* Sammlungen romantifher Gedichte iſt vielfältig geftritten worden; ‚befonders zwifchen ben’ beyden gelehr« 
ten Fürften Baiffangur Behadir und Ulugbeg, wovon jener ben Inder, diefer dem Perfer - 
den Vorzug einräumte. Heute ift Niſami im umnbeflrittenem BBefiße des erften Ranges unter den 
romantifchen perfifhen Dichtern. Chos ru dichtete außerdem auch Vieles im Sinne der Myſtiker, fe 
ift z5. 8. dieſer Werd einer der berühmteften: 


und keinen Tropfen Waſſer ſchluckt das Hupn, Wo es sum Himmel nicht erhebt das Aug. 
und über die Himmelfahrt des Propheten: 
Mit Seufzern fen geträbe der Herzensſpiegel Deß, der die Himmelfahrt bezweifeln kan. 


Solche Gedanken voll myſtiſchen Sinnes finden fi eine Menge in feinem Fünfer, wie z. B. 
der folgende Vers: . | | 
Dem Eſel And drey Körner Gere in det Magen Weit beffer als drey Zentner Golds, die er muß tragen. 

Emir Ehosrutheilte vor feinem Tode die von ihm felbft gefammelten Gedichte in vier Theile, unter 
folgenden vier Titeln: Tohfet-oß⸗ßogr (Geſchenk der Minderiährigfeit); feine Jugendge⸗ 
dishte Waffatatsol-haiat (Mitte des Lebens); die Gedichte feines angehenden männlichen Alters, 
und Bakie vu Nakie (ausgeſuchte Refte) die des Greifenalters. Außerdem fehrieb er noch 
einige Abhandlungen, wie Kirani Saabein (die Vereinigung der beyden glüdfliden 
Beftirne) (Jupiter und Venus), dem Sultan Alaeddin von Dohli gewidmet; das Rob Indien’s, 
die Geſchichte Dehli's, das Buh der neun Schilde (1), Chiferdan und Dumelran, 








(1) Dem Nub Siper, oder neun Schilde, find die Nüh Manfar, oder neun Anfidhten, nad: 
geabmt, welche Lescallier unter dem Titel: Les neuf Loges, conte, traduit du persan. Genes 
1808, herausgegeben. Ein fehr mittelmäßiges Maqcwert. 


Graͤme dich nit, Ehosru, wenn er dir mit Scherzen dad Ger Seeunt, 
© eb braudt gar viel bis dir ber Schelmifche komme?! 


- Wierxzeilige Strophe 


Es hussn nefis nist merdüm. 


Die Schoͤnheie machet nicht des Menſchen Werth, Sein Werth wird durch fein Juneres ertiart. 
Wo Höfed Herz die Schonheit ſtraft zu Lügen, IR ſchlechtes Wort gemapit in ſchönen Zügen. 


LXXY. 
Emir Saffan aus Depli, 


ein Sänger des großen Scheih Nifam-ol-ewlia und ein füßer Dichter, der in feinen Gedichten den 
Emir Ehosru, feinem Landsmanne, nadhahmte, und das Leben: eines. Derwiſches führte. Er ſaß 
eines Tages am Markte, als eben der Scheih Nifam:ol-emwlia in Begleitung des Dichters Emir 
Chosru's vorbeyging. Diefem fiel die fchöne Geſtalt und die zierlihen Formen Haffan’s auf, und 
er fragte ihn: Wie verfaufft du dein rot? — Sch Tege, antwortete er ibm, basfelbe in eine Wag⸗ 
fhaale, und heiße dem Käufer die andere mit Gold füllen, bis’ fie das Brot überwiegt. — Wenn aber, 
erwiederte Chosru, die Kauflufligen banferots find, wie dann ? — Alddann legen fie ein Paar Gebethe 
darauf. Chosru machte auf diefe Antwort den Scheich aufmerkfam, der ihn in fein Klofter aufs 
nahm. eine Gedichtſammlung ift heute noch, befonders in Indien, fehr geſchaͤtzt; die folgende Gaſele 


iſt daraus: 
Schenke reiche mir den Wein! Wolken Keigen auf im Weſten weiß. 
&rün iß der Copreſſe Haupt, Hundertblättrig blühen Roſen weiß. 
Gib aus dem erpftallnen Glas, Gibt mir Schenke, gib den rothen Wein. 
Zum Aubinenweine fit Sich ein zarter Schenke roth und weiß. . 
Wolfen weinen lichten Thau, Wie um Juffuf ein Suteiha’s Aug; 
und der Than iſt wie das Aug’ Jakobs von den Sehnſuchtsthranen weiß. 
©pinnen weben in dem Haus, - Was bedeutet, fragt’ ich, dieſer Flor. 
Ich erwarte einen Saft, Sorach er, deßhalb wald ich Thüren weiß. 
Weiden sfttern vor dem Mond Wie Berworfne an dem jängften Tag. 
Wie Gerechte Hält Jasmin Eine Rolle guter Werke weiß. 
Nebenbuhler, o Haſſan, GSind gerade immer von Statuc; 
Do gerad’ ift von Natur, Daß Die Naben nimmer werben weiß. 
Zu diefer Gaſele haben viele andere e Dichter Seitenſtuͤcke verfertit J 
LXXVI. 


Mewlana Saffen aus Kafchan, 


ein geiſtlicher Dichter, der ſich mit Nichts als mit dem Lobe bed Propheten und Ali's beſchäftigte. Er 
war zwar in Kaſchan geboren, aber in Amul erzogen. Die Legende erzaͤhlt von ihm „daß, als er nad 
der Wallfahrt von Mekka, nad dem Grabe Ali's in Irak wallfahrtete, er auf dieſer heiligen Stätte die 
berühmte Kaßide zum Preife desfelben fang, die fo beginnt: 

,». Du, vom Anfang der Welt, Vertreter der gläubigen Seelen, Du, deß' tapferen Arm preifet der heilige Geiſt, 


ihm in der Nacht Hierauf Ali im Traume erfhien und ihn nad Baßra gehen hieß, wo er den Kaufmann 


Mefud Ben Eflah finden wärde, der taufend Ducaten. verlobt hatte, wem fein Schiff gluͤcklich aus 
den Stärmen bes Meeres von Oman zuruckkaͤme, woher es ihm reiche Ladung dringen follte. Haſſan 
that wie ihm befohlen ward, der Kaufmann empfing ihn mit Freuden, ſchwur daß er keinem Menſchen 
dieß Geluͤbde anvertraut habe, erfannte das Wunder Ali's, und zahlte dem Dichter die tauſend Ducaten. 

Hafſan war ſchon von früher Sugend auf fehr andaͤchtig und fromm. Seine heiligen Tobgedichte 
find befannt, aber das Jahr feines Todes ift es nicht, wiewohl man weiß, daß er- ur Zeit Sultans 
Mohammed Chodabende lebte. Er Liegt zu Sultanije in Irak begraben. Die Stabt Amul, wo er 
erzogen warb, gehört unter die Alteften Städte Perfiens. Sie war die Nefidenz der Könige von Feridun 
bis auf Behramgur, und Feridun fammt feinen drey Söhnen foll dort begraben liegen. So weit 
Ali Ben Iſſa, der Verfaffer des geograpbifhen Werkes Memalit u Mefalil, Länder und 
Straßen, betitelt. | 


LXXVIIL: 
Mewlana Dſchelaleddin, der Arzt, 


lebte zur Zeit der Familie Mofaffer in Bars; ein Weiſer, der zugleich Dichter und Arzt war. Im Jahre 
ber Hedſchira 734 (1333) verfaßte er das Gediht Sul u Nemwruf, d.i, bie Roſe und bas Grüße 
lingsfeſt, deflen Ruhm fi bald fo fehr ausbreitete, daß der Schönſchreibe Mewlana Schimi von ' 
Nifhabur allein in. einem Monathe zwanzig Abfchriften davon verfertigen mußte. Er brachte eines Toses 
dem Schah Schedſchaa ein Herzſtaͤrkungsmittel, das er mit dieſen Verſen begleitete: 


Dſch elal verfertigte dieß Cordial, Und bringt ed als Geſchenk dem Schab zum Mahl. 
Es flärft den Leib und fchärft den Sinn zugleich, Macht Zungen flüßig und die Rede weich, 

Und wenn der Schah davon zu Nacht genießt, Gewiß am Morgen er davon auch ißt; 

Das Alter wird verkehrt dadurch in Jugend, Gibt Körpern Geiſt Durch feine Kraft und Tugend. 


Schah Schedſchaa belobte den Arzt und Dichter fehr, daß er fo gute Cordiafe und fo ſchoͤne 
Verſe machte, nur, feßte er hinzu, wird ed ein wenig ſchwer halten mit der Verwandlung des Greifes in 
- den Süngling, wo ber Campher fon an die Stelle des Moschus getreten, und flatt ben Syringen nur 
Jasminen blühen; aus einem andern Quell iſt das Waſſer der Jugend, und aus einem anderen Faſſe die 
Hefen d des Alters. 


oo. ® a f ele. 
Das Sand verlleß ich. das ein aırted war, . Nit Thrähen wuſch' ich, wo ein Stãubchen war. 
Wenn ich von deiner Schwelle bin verbannt, , D glaube nicht, daß meine Wahl es war. 
Wenn sum Genuß der Bettler nicht gelangt , Iſt's, weil er faftend ging ‚ unruhig war. 
Bertraue und ertrag’ Verachtung, Hera, j Beil des Genuſſes Stüd fo flüchtig war. 
Dfchelal geht fort, bad wird es dir bekannt, Was der Zerbrochne für ein Breund die war: 


Shah Schedſchaa, der Nachfolger Mohammed’s aus ber Familie Mofaffer, war ein ſehr ge⸗ 
lebrter Fuͤrſt, Vetfaſſer mehrerer wiſſenſchaͤftlicher Schriften. Mag bem Tode feines Bruders Mah⸗ 
mub. dichtete er ſelbſt die folgenden Verſe: 


"2° 6Mahunud, mein re du, ein wadeer Leu, Du ſtteb teſt nad dem Thron’ mit Mexteren. 
‚Die Erde heilt! ‚ih, au erhalten Ruh’, 2... Ih über ihr, und unter ihr biſt du. 
Der Sultan Dweis Dfbhelair antwortete ihm hierauf: | 
O Schab Schedſchaa, der das Geſetz des Reiche erbatt, Glaub' nicht es Hab’ dir Mab mind vererbt die et; 
Woean du Dich Tage giekh:.auk vieler, Erde wei : Mit ihm, du unter ide das Grab bald theüß. 


99 


—— 234 UI U 
LXXVII. 
Mewianı Naffir Budarai, 


ein "Viefgereifeter Derwiſch, der viel zum Lobe der Armuth dichtete, und nach dem Sinne feinde Gedichte | 
lebte. Die folgenden Berfe find aus einer feinet bekannteſten Kafide, weit das Rob ber Armutb bes 
fingt, genommen: . 

Es if Türwahr , wem's an Genũgſamkeit nicht fehle, Dem Nahmen nah Derwiſch', der Chat nad Herr der Welt. 


Wenn aus dem Offen gebt hervor der Sonne Leib, IR dem Derwifh des Tifches Sorge Zeitvertreib. r 
Die Welt wird eined Tages dich mit Gifte umfangen, Sie rollet fi in einen King, wie Bunte Schlangen. 


Es kümmert fich dee Menſch um Gulden und um Kreuger, Bedenket nicht, ats Burde träge fein eignes Kreut er. 


| LXKIX. 
Emir Seminedbin Zograji Ferjumendi, 
aus Turkiftan. Zur Zeit Sultans Mohbammeds Chodabende Fam er aus dem -Dorfe Ferju⸗ 


mend, woher fen Beynahme, und-gelangfe'zur oberſten Würde in Ehoräffan als Weſir und Siegel: 
bewahrer. Er ift der Vater Emir Mapmuds. ‘und Alaeddins Mopammebs Ferjumendüt 


an den erſten ſchrieb er einſt: J 
Der ſchlechte Himmel treibet es ſo bunt, Er gibt ſich mir fo niederträchtig Fund, 
Dat, Slaſchen gieiy, mein Auge ſchwimmt in Shränen, Und daß, wie Becher, blutig ifl der Mund. . 
Der Sohn antwortete dem Water ſogleich: | 
Mid tränfet allsufehr das Weltenrimd , - Nur blutige Seufzer fleömen aus den Mumd s 
Mit Schmerz; deu® ich vom Tage bie zur Nacht, Way hinter diefem Schleyer wir wind Fund. 


Sehr berühmt find als Mufter des Styfes die Briefe und Epiſteln Jeminebbin's in Pröfa und 
Verſen an feinen Sohn Mahmud, aus Rum nach Choraffan geſchrieben ‚und bie Antworten des 
Sohnes. Jemineddin flarb im Jahre ber Hedſchira 724 (1323) und liegt im Dorfe Ferjumend 
begraben. Der Eine feiner Söhne, Emir M ah mud, ward als Dichter noch berähmter ‚als der Water; 
der Andere, der Wefir Alaeddin, der feinen Geburtöort und aud die Stadt Meſchhed mit Gebaͤuden 
verherrlichte, wollte nach dem Tode Abuſſaiud's die Herrſchaft Choraſſans an ſich bringen E unterlag 
aber der Uebermeht der Familie Serbedar im Jahre der ae 737 11336). ' 


.e.. a 
.r . 


..g:.- 


N 


XXX. 
Emir Mahmud Ben Jemin. gerjumendi,. J 


7.1 


2 FE | 


der Sohn des Worigen, berühmt durch die mit feinem Water gewechſelten Briefe, und noch Werüpmker 
durch die Sammlung feiner Bruchſtücke. Die erſte iſt heute aͤußerſt felten‘, während vie Sanihlung der 
Bruchftücde fowohl in Perfien als in Indien und in der Türkey Häufig gelefen wird.’ Det Juihalt derſel⸗ 
ben iſt faſt durchaus moraliſch, und faſt niemahls myſtiſch; meiſtens nur⸗philoſophiſche Betrachtungen 
über die Vergänglichkeit des Lebens. Solcher Bruchſtücke, in denen des Weines und.der Lebe; weder im 
eigentlichen noch int allegotiſchen Sinne gedecht wird, ſind dreybandert / und os ſcheint⸗/ daß bag e⸗ 


* 





* | 
N 77 v = 235 RUN 


min fo burd bie Zahl als ben Inhalt feiner Bruchſtuͤcke ein Geitenftüd zu ben dreyhundert vierzeifi- 
gen Stroppen Omar Chiam's liefern wollte. Der Inhalt von beyden ift philofophifh, ‚nur mit bem 
Unterfhiede, daß bey Omar Chiam faſt überall irreligiöfer Spott, bey Ibn Jemin aber religiöfe 
Geſinnung vorherrſcht. 


Wir ſteuern hier von den dreyhundert Bruchſtücken Ibn J emin 's die folgenden dre TE 
als Zehent bey: 


—42 
Bisürgwar Chodaja bisus sindi anan, 
D großer Gott! verbrenn’ die Herzen Ihnen, u Bey denen Deine Weisheit Cingang fand ; 
Gewähr‘ den Proviant der Seele Ihnen, Bey denen fi des Herzens Vogel findet. 
Sewähr’d den Armen ohne Kopf und Fuß, _ - Bon denen Heil’ge werden überfchienen. 
Sie find die Narren, fo die Kette ziehen (1), Und Liebe ik Geklirr der Ketten Ihnen. 
Den Glam der Jüngfinge, die Dein begebren, Spricht Feine Seele aus dur Wort und Mienen. 


Sie find die Schönen , Die im Winkel ſitzen, u 
Den Greifen in der Fremd' mit naſſem Aug’, Und altem Kleid, nur du diſt gnadig Ihnen, 
"Die Martyrer der Lieb’ in deinem Gtaube, Der Mörder wurde nicht gefchaut von Ihnen. 
D großer Gott! ich flehe dieß von Dir, Das Du mic beygeſellen möge Ihnen; 

Und wenn dad Schiff des Leibes zerſchellt in Fluthen, Dad Du mich führer an dad Land zu Ihnen, 


Und nie noch ſah der Blick, was gleich wär’ Ihnen. 


Jegi güft ba men ki chorschid taft. 


Einer ſprach: Schon glänzt die Sonne, Gap’, warum du ſchlafeſt noch? 
Zu ihm ſprach ich: Vielgeliebter! Sagen kann ich nicht warum; 
Viele ſind wie ich und du, Die nichts wiſſen vom Warum. 


Medih dil si dest er ghami hest u chaufi. 


Sn Furcht und Gram laß nicht das Her; aus deinen Händen, Es gibt fo-manchen Vers, der Freude dir Fan ſpenden. 


» fprach der Herr, der Ew'ge, den fein Blick erreicht: Mit Leichtem komme eö fchwer, mit Schwerem kommt es leicht. 


Firach desti es endase mebür birun. 


Du Übertreibe nicht Freygebigkeit, Sonſt wird dein Glück verfinftert vor der Zeit (=). 
Doc ſeh' auch nicht fo viel auf Hab’ und But, Da dir drob finfen mag der Hohe Muth. 
In jedem Ding das Mittelſte erwähr; Das Beſte If das Mittel, ohne Hehl. 


Ei dil dschiban bekami tu eger nist gu mebasch. 


Sey nicht traurig, 0 Herz, lebt die nad Wünfchen die Welt nicht; 
Gottes Gnade iſt's, daß fich ſtäts wendet die Welt. 

denn nach deinem Geſchmack nicht günſtig kreiſet das Weltrad, 
Sollſt darüber du dich nicht verſenken in Grant. 

Sind auch Tage und Nächte nicht froh, fo lebe du fröhlich: 
Auf-die ſetzte Nacht folget kein anderer Tag! 


Saibi halt Dachihanra es jegi kerd sual. 


es fenget Einer, was da ſey die Welt? Vom Weiſen er sur Antwort dieß erhalt: 
x D will, die Welt und ipre Zreuden find Nur Traumgebilde oder Wüftenwind. 
Bey Wachen finden Träume Eeing Gunſt, Bernünft'ge trauen nicht dem Düfendunf. 





G) Die Kette ziehen ift eine wralte theurgiſche Redensart, die ſich ſchon in dem gnoſtiſchen Gebothe: 
Ziedbe die Kette der Göoͤtter, finder. 


6) Woͤrtlich: Damit die Sonne deines Wodhlſtanded nicht in den Supr, d. i. den Eleinen tern in dem 
Heerwagen (das Reiterlein), verfehret werde. 


G g-2 


RR II a3 V 


Didem ber in revaki seberdsched ketabeti. - 
Ich ſah Als Inſchrife diefee Hohen Pforte, In dein lazurnem Zeld die goldnen Korte: 
Ein Haug, wenn hunderttauſend Jahre alt, Ein iedes Haus in dieſer Welt serfallt. 
Erbau' dir eined außer diefem Alle (1), Damit auf feine Weil’ es dir zerfalle. 


Es köi hajat ta der merg. i 


Vom Bau des Lebens zu dem Tode, SE nur ein halber Odemzug. 
Auf iedem Puncte dieſes Lebens, Folgte jedem Wunſche Unglüd nad. 


Merdi asad der mijani kuruh. 


Ein freyer Mann in diefen Schaaren, Denn wohlgeſittet, vielerfahren , 


Wird doch alddann geehrt erſt von der Welt, Wenn unabhängig er nicht braucht ihr Gelð. 
Wer Anderer bedarf koͤmmt nicht zu EhrenWenn er beſaße Ibn Sina's Lehren. 


- Tscharchi dolabest devri asuman, 


Ein Mählrad iſt der Weltenkreis, 7. Das Jeden, der demfelben naht, 
Gineingiebt in der Speihen Wirbel, Und in dad Wafler untertaucht. 
Der Weife ift ein Edelftein, Der aber keinen Käufer findet. 
Wem es nicht fehlet an ermögen, Iſt Tugendiofigkeit nicht Schande, 
Und ſchätzt man nicht der Weisheit Perle, Iſt Mangel an Vermögen Schu. 
Beil das Gemeine ich verfhmähe, Kind’ ih im Volke keinen Zreund. 
Wie trefflich lautet nicht das Wort, Das Trefftichfte von allen Worten: 
Der WBeife gleicht den Elephanten, Bon denen es nicht Viele gibt. - 
Er wohnt in Wäldern, wohnt am Hofe, Kaufleute find fein Umgang nicht. 


” Chalki dschihan bechidmeti dadar mikünend. 


Die Menſchen, die dem Herm dienen, "Sie wandeln alle auf drey Wegen: 

Die Einen dienen ob ber Welt, Kaufmanniſch treiben fie den Dienfl; . ze 
Die Andern dienen ihm aus Furcht, Eie find es die auf Freyhbeit pochen; 

Noch Andre trennen. fih von beyden, Verwerfen beuder Handlungsars, 

Sie ſetzen fih sum Mittelpunkt, Und drehen fih um ihre Achſe. 

Das ift der Weg den diefe wählen, Beſchaulich Leben fonft genannt. 


Ei dil tschu mumkinest ki rusi bescheb bübüri, 


O Herz, wie Häftft du ed aus die Tage und Nächte zu tragen, 

Wenn Bein einziger Tag Wünfche des Heriens gewährt! 
Dennoch derzweifle nicht und bring! das Leben in Luſt Hin, 
Zraurig oder in Suſt, immer das Leben vergeht. | . 


” Schünidem ki Issa Aleibes -selam. 


Ich hörte, daß einft der Hert Jeſus Mie Blehen ſo zum Schöpfer ſprach: 
Beig mir, o Herr! zeig mir die Welt, So wie du fie erfhaffen haft. 
Nach ein'gen Tagen die verfoffen, .  Yüßre durch die Wüfte ihn fein Weg. 
Bon ferne fah er dort ein Weib, Allein , und ohne Mann und Zreumd. 
Wer bift du? ſprach gu ihre Herr Jefus, Bon all den Deinigen getrennt! 

Sie ſprach gu ihm: Ich bin das Weib, Die du feit langem fhon erwarte, 
Verwundert dieß Here Jeſus hört, Ge ſprach: Was fol mie Weiberworti 


——— — — — — —— — — 
(1) Das Weltau. a 


RATE 


Es ſprach ſogleich das Weib in Haft: 
Zeig’ mir dein Angeſicht, ſprach Jeſus, 
Sie 109 den Schleyer von dem Mund‘, 
Ein Angeſicht, ganz übertündt, 

Die eine Hand in Blue getaucht, 
Was iſt das? fragte der Meſſias, 

Sie fprach : Ich ſchlug mit diefer Hand 
Die Und’re halte ih gekrümmt 
Gewaltſam ſchafft' ich einen fort, 

Ich wundre mich, dafs fogeftatt , 
Berwundert fprach nun der Meſſias, 
Wie kann’ dir an Befried’gung fehlen, 
Zur Antwort gab die Abgefeimte: 

Aus allen die nach min verlangen, 
Denn die mit Rechte Männer beißen 
Wenn's mit den Werbeen fo ergeht, 
D Bruder! die Erzählung halte 

Biſt du ein Mann, fo bleibe auch 


4 


Bel eine Muͤhle, fag’ geſchwind, 
Dan Hört fie doch beſtändig gehn, 


WIEN 


Berüpmter Mann ich bin die Wege, 
Mit welchem du die Herzen fangſt. 
Und das Verborgene ward Eund. 
Bezeichnet mit des Lafterd Spuren, 
Die andre in gefrümmter Stellung. 
Gag’ mird , unreine Bubhlerinn! 

So eben meinen Buhler tobt. 

um einem anderen zu twinfen, 

und ſchmeichelnd locke ich den andern. 
Ich immer einen Buhlen finde. 

O bäßliche,, unreine Hure! 

Da Hunderttaufend deiner harren. 

O Höhres Mufterbitd der Beiten! 

Band Ich noch Feinen einz'gen Mann; 
DBermeiden meinen Kreis als Schimpf. 
Kein Wunder daß ich ledig Bleibe. 
Bon Ibn Je min ſtäto im Gedächeniß. 
Bon dieſer Buhlerinn flätd fern. 


Tachist an asiab ki girdischi o. 


Iſt's, die niche Waſſer treibt noch Winde⸗ 


Solch eine ward noch nicht gefchn. 


Sohbeti nigan bud manendi müschk. 


Umgang mit Guten vergleicht fi dem Moschus, 


Pflanze auf Erden die Zweige der Gitte, 


Würze der Seele mit ihrem Geruch; 
Daß du zu Früchten der Ehre gelangk. 


Sifeti kimia eger chuahi. 


Willſt du lernen Alchymie, 
Denn du faſſen kannſt mie Händen, 
Willſt du fammeln Gold und Silber, 
Bau dein Feld und fey zufrieden, 
Eines traget fiebenpundert;z 
GStaͤts, vermehrt durch Gottes Baden z 


Sprech ih dir vom Stein der Weifen, 
Der ftäts mehr wird und nicht minder. 
Geh’ ich an die Hand dir Mittel: 


. Daß du ſeheſt den Erfolg, 


&o vermehrt fi der Gewinn 
Denn Nachlaßigkeit nur mindert, N 


Her tschend ki ruskiar küned pest mera. 


Se mehr die Welt von Sab’ und Gute nimmt, 


Die Rahrung ward von Ewigkeit beſtimmt, 
Du, treibe keln Geſchaͤft als was gesiemt, 


Se wen'ger ziemts Fleinmüchig mie gu. ſeyn. 
Wer Nahrung an den Thüren ſucht iſt Fein. 
So biſt du frey von allen Betteley’n. 


Kaleımra fusun dan beruPet si tig. 


Halte die Feder ſtäts in. höherem Werth ald den Degen, 
Wenn fie glei an Kraft fiher die mindere if. 
Wenn im Sinne du führſt, durch Herrfchaft die Menſchen zu Ienfen, 
Beichne dich der Kiel immer vor anderen aus. 
Siehſt du nicht wie der’ Beder, zur Unterhaltung des Lebens, 
* Groß und Klein bedarf, Männer⸗ und Frauengeſchleche. 
- Saufend rüfige Männer, das Schwert in den Händen, fie weichen 
Ginem fündigen Mann, welcher die Feder Tegiert. 


'Tschun bud miide pür tefawet nist, 


3 der Magen nur voll, fo if es zuletzt Doch dasſelbe, 
Ob er vol von Korn, ob er mit Gerſte gefüllt. 








ann 338 XXCT 


AR der Leib nur bedede, fo IP bey Bernunft'gen dasſetse. 
Sey es alt, ſey's neu, immer nur bleibt es das Kleid» 
Son Jewin, vor allen ergreif' den Weg der Ergebung, 
Daß du bleibeſt frey von der Erniedrigung Jod! 


Esberai du dschis dschujid u bes. 


Bloß ob zwey einyz’gen Dingen , und nidyt mehr, Begehret ein vernünft’ger Mann der Welt: 
z Damit er höher fege feinen Freund, Damit er unterörüde feinen Zeind. 
Ber font noch Etwas ſuchet, und- nicht weiß . Was wohl der Zweck von dem Geſuchten fey, 
Der ſucht im Schweiß des Angefichtes Achren, Und opfert dann die ganze Saat den Winden, - 
Was Heißt die undankbare Arbeit anders, Als Seelen haben und Phantome finden ! 


Günehi mikünem kenun pünhan. 


34 fündige und berge meine Sünden, . Es macht der Herr nice offenbar die Schuld. 
So größer ift Hierin des Ew’gen Hu, . Als Er am jüngfien Tage mich wird finden. 


Begüftar eger dürr feschaned kessi. 


Wenn Zemand Perlen freut im Zluß der Worte, Iſt Schweigen beffer noch an feinem Orte. 
Bernünftig if, wer Rumm wie GStiefelu If, Wenn aud fein Inn’res Perlenſchatz verſchließt. 


Uslet u insiva u tenhaji. 


Biſt du zurüdgesogen und allen, Wirſt du von tauſend Unglüd ficher feyn. _ 


Sn einem Winkel und mit einem Buche, Worin vereint poetifche Verſuche, 
Behülft man fih in Einfamteit; allein Man kann nicht fagen, dab man fey allein OL 


Her kı mal mikfüüned sanaat. 


Wer Reichthum treibt ale eine Kunſt, Er fehlet wenn er Nichts ald ſammelt. 
Dieb thun nur Die, die’6 nicht verſtehen, Und Weife werden fie drob ſchmähen. 
Das Sammeln iR noch keine Kunſt, Wenn Hintennah nit Theilung folgt. 
Die wahre Aunft vereint und trennt; So Trennung als Berein find Noth. 
Der Sohn Jemin's fagt was er weiß, Weiß er gleich nicht was euch gefällt. 


Kessi bemedh u senai büraderani asıs, 
Keinem verfiede dad Lob des Zreunds die eigenen Fehler, 
Weil in Zreundes Aug’ Zchler als Tugend erfcheint. 


Dila ‚bari. giran ber kerdeni dschan. ° 


Pd 


D Heez, belade nicht fo ſehr die Seele, Denn diefe Laft iſt nicht des Fragens werth. 

Die füßen Lederfpeifen der Eultanen Eind nicht die Grobheit der Trabanten (2) werth. 
Sitgtz' ruhig in dem Winkel der Geſundheit, Aegypten's Rei Mt keinen Kerker werth. 

Begehre nicht zu viel des Golds und Silbers, Die Grube iſt nicht ſo viel Grabens werth. 

O Sohn Jemins, entflieh' von hier, wo hundert Gelehrte nicht find einen Thoren werth. 





[2 


(1) Das Wortfpiel, das im Deutfchen durch die zwey allein gegeben wird, Tiegt ins Perfifchen in dem Worte 
tenba, das allein und die Leiber oder Perfonen (tenba) bedeutet. _ 

6) Derban, bi. Thorbäsher, aus Der, d.i. Thor, und Ban, d.i. Sander iR das wahre Stamm⸗ 
wort des deutſchen Trabanten. 








XXC 239 XE 
-Merdi asade bibajed neküned meili dü tschis. 


Der freye Mann. fol nie Begehren nad sven Dingen, Bonn er in Eicherheit das Leben win verbringen : : 
Kein Weib, und wenn es auch die Kaiſerinn ſeyn mag, Und Nichts geborgt, und wär's Bis auf den jüngften Eng. 


Her nükte ki es güfteni o hem güsendest. - 


Bepüty ein jedes Wort, daß dir imag Schaden fragen, Bor Freund und Feinden wohl, wie deiner Seele Schaß. | 
Was du noch nicht gefagt, kannſt du noch immer fagen; Was du gefagt, kehrt nicht aurüd an feinen Plas. 


Mera güftend dschanani mihribanan, 


Sreunde die mich traurig ſahn, Gaben dieſen Zert mir an: 
Drop fey , denn im Weltenlauf Baut Verfallenes fi auf! 
.. Seufzend fagte ich ſo fort Ihnen dieſes gotd'ne Wort: 
> Rüget wohl dem todten Fiſch, Wenn die Sluth kehrt wieder frifch ? 
Her kessira tschünanki hest bidan, 5 . 
Ertenn’ zuerſt des Mann's Gewicht, Dann magſt du ihn als Freund behalten;, ; u J 
Sey treu und ſuche Trenung nicht, Zieh' neuen Zreund nicht vor dem alten. 


Wer Handelt wirkt, nicht wer nur ſpricht, Zu ODurchs Wort läßt fih Geſchäft nicht ſchalten. 
BXXXI. 
= Mofaffer Herwi«(Mewlana), 


wird auch der zweyte Chakani genannt, weil’er in feinen Gedichten, wie dieſer große Dichter, mit‘ 
Befonnenpeit und Feſtigkeit auftritt. Er pflegte mit den gleichzeitigen Dichtern. fih zu meſſen, und 
ihr Verdienſt mit dem feinigen zu vergfeihen. So fagte er: »Der Herr von Sawa, b.i. Selman 
Sawedfdi, ift bis an die Sränzen bes Wortes vorgebrungen, bewegt fi aber nicht frey; ber 
Mahler von Lerman, d.i. Chodſcha Kermani, hat von bem Dufte und der Farbe der Rede— 
Eunft Kunde vernommen, ift aber nicht bis ins Heiligthum gelangt. or feinem Tode warf er feine 
Gedichte ins Waſſer, weil, fagte er, Niemand den Werth bderfelben wurdigen oder -verfieben würde. 
Sein Geburtsort ift das Dorf Tſchakardab in der Landfhaft Chawaf, daher er aud in einigen 
Sammlungen Mofaffer Tfhafardabi genannt wird. Er lebte zur Zeit Sultan Moaſeddin's 
Kurt, zu beffen Lobe er mehrere Gedichte verfertigte, aus ‚denen die folgenden Verſe: 


Sultan Moafeddin, von deffen Snadenmeer Die Sonne Perle, und der Himmel Blaſe iſt. 


Er ift. befonders feiner fpielenden Vergleichungen wegen beruhmt, deren die folgende Raside meh» 
rexe ent 


‘,) 
" ®. 


K a 3 ide | 0 u 
ö Ei ber semen cs müschk sede chali. 
D du, der auf der Bruft ein Maaf von Moshus trägft, Bon deinem Maale ift mein armes Herz sermalm’e. - 
Es gibt: in diefer Welt wohl Keinen ſchlimm'ren Zuſtand, Kein Herz das mebr verwirrt von deinem Maal als meines ’ 


F .ın* 
Por Er de a a nn 


Im Wuchs und Mund’, in, deines Haares Lod und Kraufe, Se ich die Züge von dem Schoͤnheits⸗ Atphabet. 


v 


Gin Haarfirich il der Wuchs, und eine Null der und, 
Ich ſprach, du bifk die Eonne, und dieß iſt die Wahrheit; 
Der Mond wird voll, wenn er am fernflen von der Sonne; 
D du, der du entfernet bi von mir. du weißt nicht 

Als in der Nacht gu mir dein Bid Im Zraume fait, 

Ich wachte auf, und als ich Dich nicht fand Im Bilde, 

So manchen Tag dent du ein Jahrlang nicht an mich, 

Ein andermaht wird's mir in Seel' und Herz fo Helle, 

Es fledet fleif als Dolch im Hergen deine Trennung, 
Wahrhaftig, zinen hoch beglüdten Tag vollbringet, 

Bultan Moafedbin, der Herr des Reichs und Glaubens, 
Er, der Erod’rer, dem fein gutes Süd beſtändig 

Er iR es, der in Schlachten nimmt, bey Zeften gibt, 

Es if fein König fo gerecht und weif’ als er, 

Streng wie Saturn, wie Sonne mild, thront er am Himmel, 
Es nimmt die Welt von dir fo ihren Werth ald Glanz, 

O Schah! durch Hülfe deines feflen Worts nefchieht es, 
Wenn Brausgekofe in dem Innern fih entfaltet, 

So lang’ auf Wiel und Zur die Zweige blühend fproffen, 
So lang’ als Tag und Nacht, und Mond und Jahre wechſeln, 


240 


Die Lode iR Ein C, des Haares Krauf' ein D (1). 

Ih ſprach, ih Bin der Mond, doch diefes ift unmöglich. 
Bin id von dir entfernet, bin ich nichts als Neumond. 

Daß ih von Thränen bin zum Strome gung geworden. 
Sorach ih, ift mir vielleicht Genuß von dir gewähret ? 

Da brachte Liebe mir den Traum nicht mehr zurüde. 

Weil ob der Trennung mir der Tag erfcheint als Jahre, _ 
Indem die Stadt erleuchtet iſt durch deine Schönheit. \ 
Es ſproßßt als Blüthenreis der Hain des Hochgenuffed. 
Wem es gegönnet ward dein Angeficht zu fchauen! 

Den fi Bein Anderer der Könige vergleichet, 

Die frohe Kunde neuen Eieg’d und Ruhmes bringet, 

Die Herrigaft nimme er erſt, den Wohlftand gibt er dann. 
Es fey denn Gott, des Himmels und der Erde Herr. 

Der Hand entfieömen Snaden , fammelnd ſich ald Meer, 
Das Neid erlangt durch dich erſt feine Herrlichkeit. 

Daß meine Thräne fih in reine Fluth verwandelt, 

Halt‘ ich den Hergensfpiegel Hin als Tafchenfpieler-. 

Vom Nordhauch angeweht, vom Sternenlicht beſchienen, 
Soll Tag und Nacht, und Mond und Zahr bir günſtig feyn. 


LXXXII. 
Son Soffam, 


gleichzeitig mit Mofaffer von 5 erat, dem er von ſeinen Zeitgenoſſen vorgezogen ward. Er ſtarb unter 
der Regierung des Fürſten von Herat, Schemſeddin Kurt, im Jahre ber Hedſchira 737 (1336). 


at Gaſele. 


Wer wird, des Bettſers Zuſtand ſchilbern? 
Ich Hin des Hofs der Zürften würdig, 

An Scheuern ruht die ſchwarze Schlange, 
Wenn fih der Brunn des Kinnes öffnet, 
Es dient Gewalt und Bold der Liebe, 
Kür di ſchickt ſich Fein anders Kleid 
Mein Lien ſchickt fin au deiner Schönpeit 


Was weiß der DR von Nachtigallen? 

Der mietleidsvoll die Bettler ſchmeichelt. 
Die Türfen fchlafen bey Sineſen. 

Verlieren pundere Juſfuf fi. 

Ich Hab’ es nicht, du Hafk nicht Huld. 

Als das in Pracht die Tulpen kleidet. 

Wie Gaudlerſtab su Mofis Wunder, 


| LXXXI. u 
‚Moineddbin Al-dfhumwaini. 


Er it nicht zu verwechfeln mit Alaebdbin, Ata melik Dſchuwaini, dem Statthalter Abaka 


Kaan's, der nach der Eroberung von Alamut, der Reſidenz des Großmeiſters der Aſſaſſinen, 
von Hulagu abgeſendet ward, die Bipbliothek derſelben zu durchſuchen, deſſen in ber Einleitung 
des vorigen Zeitraums: Erwähnung geſchehen, und welcher der Verfaſſer der ſehr geſchaͤtzten Geſchichte 
Dſchihankuſchai (der Welteneroberer) if. Der Dſchuwaini bdiefes Jeitraums war von 











N) Wörtlib: Dein Wuchs ein Elif 1, bein Mund en Mim (9), (mo der Ring den Mund und die zmey 
GSeitenſtriche den Bart vorfiellen) , deine Lode ein Dfhim __, und deine Kraufe ein Dal co. 


€ 


rn 241 BAR 


JIsferain gebürtig.unb ein Jünger bes Scheihs Al⸗dſchowaini, ber wie jener Statthalter AbaFa 
Kaan’s und deſſen Bruder, der Weſir Schemfeddin Al-Dfhumaini, ihren Beynahmen von 
Dſchuwain, einem Difriete Choraſſan's in der Nähe von Nifhabur, ableiten. Moined— 
din ift der Verfaffer mehrerer Gaſelen und des Nigariftan (1) (Bildergallerie), eines 
moralifchen Werks in Profa mit Werfen untermiſcht, wie Saadi's Boften (Srudtgarten), und 
Büliftan (Rofenhain). Er widmete es. im Jahre der Hedfhira 735 (1334) dem Sultan 
Abuffaid Behadir Chan. Ulugbeg, dem die Scheiche von Bahrabad diefes Buch zum Gefchenke 
brachten, ließ es auf das prächtigfte abfchreiben , und in den Ländern jenfeitd bes Oxus flieht es im größ- 
ten Rufe. Die felgende Erzählung gibt einen Begriff von der Behandlung des Ganzen. 

Der Chalife aus dem Haufe Abbas, zu deſſen Zeit Medſchnun und Leila lebten, ließ biefe 
bringen, und hinter einem Vorhange verfteden, und dann auh Medſchnun boblen, dem er bie 
ſchoͤnſte Sclavinn feines Harems anboth, ſchön wie Peris und der Mond. Medſchnun antwortete: ich 
Fenne nichts Schöneres als Leila. — Wenn man dir aber Schöneres zeigt, willſt du es nicht fehen ? 
fragte der Chalife. — Medſchnun fagte: Blutig fey das Auge, das eine Schönheit außer ber ihrigen 
feben, oder Sonne und Mond na ihr noch anfchauen mag. — "Aber wie kommt bir denn Leila vor? — 
Ich Eenne kein Wie — ih weiß nur, daß wenn fie einen einzigen Blick auf mic) wirft, ich in Liebe 
verfunfen, und außer mir bin. — Wenn du willft, fprach der Chalife, will ich die Verwandten Leila’g 
hohlen laſſen, und ihnen befehlen, dir beine Geliebte zur Frau zu geben. — IH will mich nicht mit 
Eintenliebe befleden ; ohne Schranfen und Mittel ift meine Liebe ren und gerecht. — Willſt du Leila 
ſehen? — Wo fol ich fie fehen? Herr! — In jenem Kabinete! — Einer der Sclaven nahm Medſchnun 
bey der Hand, und führte ihn zur Ihre des Kabinets, wo Leila war, und an beffen Thüre er ſtehen 
blieb. Sobald er fie erblickte, zog er fih einen Shor über die Augen. — Du Narr ſprach der Sclave, 
heute, wo du hundert Augen aufreiffen follteft, ziebft du einen Schleyer über die deinigen. — Mär iſts 
genug, antwortete Medfchnun, daß ich fie von ferne, und burd den Schleyer erblide. — Als man es 
dem -Chalifen hinterbrachte, ließ er Medſchnun wieder vor fih führen, und fagte: Der Ort war fo traus 
ih, der Schleyer gelüftet, bie Begierde entbrannt, warum wollteſt bu nicht einmahl des Anblicks deiner 
Geliebten genießen? — Die Eiferfucht erlaubt nicht, antwortete er, daß die Schönheit der Geliebten 
ins Auge des Liebenden Eomme, und beclamirte diefe Verſe: 

| ie To ich Zeila mit dem Auge ſehen, Worinen hinter ihr die Thränen fiehen,, 
und Tief fort auf das Feld. — Dieſe ganze Erzaͤhlung iſt allegoriſch, von der göttlihen und ewigen 
Liebe zu verſtehen. 


LXXKIV. | 
Fachreddin Binafiti, ' 
ein gelehrter Dichter und Gefchichtfepreiber, der unter der Regierung Sultan Abu Said Chans blühte, 
Mit ihm gleichzeitig Iebten am Hofe biefes großen Fürſten und Goͤnners ber Gelehrten, bie Dichter 





(1) Von den vier perfifhen Werfen, melde den Titel Nigariftan führen, find zwey von perfifden, das 
dritte von einen indiſchen, und das vierte von einem türfifhen Gelehrten gefchrieben worden. Die Perfer 
find Dfpumaini und Ghaffari, der Inder Ali Ben Teifur Boftami, der neuefle aus den vie- 
ren, und der Türe Kemal Paſchaſade, zwey Tahrhunderte fpäter als Dſchuwaini, faft gleichzeitig 
mit Shaffari. 

9 $ 


IE UL 242 v7 79 


Chodſchu Kermani, Mir Kermani, Chodbiha Selman Savedſchi, Oweis Safani, 
Nafir Bochara, ber große Gefeßgelehrte Nifameddin Herwi, bie Scheihe Alaeddewlet, 
Semnani und Abdorriſak Kaſchi, und ber große Geſchichtſchreibe Waßaf. Auch Binakiti 
war Geſchichtſchreiber. Seinen Nahmen traͤgt eine fehr' geſchaͤtzte Univerſalgeſchichte, welche die Genea⸗ 
logien ber chataiſchen und indiſchen Fuͤrſten, die Geſchichte der jüdiſchen Könige und griechiſchen Kaiſer 
umfaßt. Unter feinen Gedichten zeichnen ſich manche Kaßaid und Mokataat aus, und Dewlet⸗ 
ſchah gibt davon die folgende Gafele zur Probe: | 


Barum ſchilt die Geliebte mich? ſagſt du. Ihr Bund und Schwur if eitel Wind, ſagſt du. 

So vieler Schönheit Reis iſt nicht umſonſt, So viel Halsfkärrigfeit, woher? fagft Im. 

80 zarte Wangen, anmuchsuollen Wuchs, Wer Hat diefelben heu’e wohl? ſagſt du. 

Bür Licheöfleber gibt es nicht Arzney. Der Freundinn Schoͤnheit ik Arzney, fagft Du. 

Herzloſen ſchmeicheln ſchickt fi wohl, o Breund! Der Liebenden erbarmt fib Gott, fagf du. 

Am Abend komme der Duft der Loden Her, Sie find vertrauet mit dem Oſt, fagft du. 

Warum gisß du's fo froh, Binakiti? Du Sräum’ umſonſt, ich kenn den Zeind, ſagſt du. 
LIXXV. 


Safl: allah Raſqid— ⸗ed⸗din (1), 


"geboren im Jahre der Hedſchira 645 (1247) zu Hamadan, und nach einer Sage, aus Jüdifchem 
Geſchlechte entfproffen, gelangte gr durch feine Kenntniffe in verſchiedenen Zweigen der Wilfenfchaften, 
und befonders in ber Arzneykunde, unter ber Regierung Ghaſan's (des fiebenten Sürften aus ber 
Familie Dſchengiſchan's) zur Wefirswürde, indem er erfi dem Großweſir Sadreddin als Amts: 
‚ genofle beygegeben ward, und dann unter der Regierung Old ſchaitu's (des Nachfolger Ghafan’s) 
einen Eollegen,, in der Perfon Aliſchah's, erhielt. Der Sohn und Nachfolger Oldſchaitu's, Abuffaid, 
der nur zwölf Jahre alt, ben Thron beftieg, beftätigte Anfangs beyde Wefire in ihrer Würde; aber 
bafd gelang es den Raͤnken ber Parthey Aliſchah's, die Abfegung Nafhidsedsbin’s zu bewirken, 
der ſich nad Tebriſ zurückzog. Seine Entfernung wurde durch bie in der Verwaltung bes Reichs herr⸗ 
fehenbe Unordnung bald fühlbar, und feine Zurächberufung in ber Laufbahn der Gefchäfte wurde be: 
ſchloſſen. Die Bosheit feiner Feinde nahm zur Verlaͤumdung die Zuflucht, und Elagte ihn des Majes 
ſtaͤtsverbrechens an, ben Water Ghaſan's, Dldfhaitu ‚in feiner fegten Krankheit vergiftet su baben. 
Abuffaid, entfeßt über den Gedanken des Verbrechens, und ohne dasfelbe durch Beweiſe erhärtet zu 
baden, befahl den Gerihtsmord Raſchid-ed⸗din's, der im drey und fiebzigften Jahre feines Alters 
mit feinem Sohne Ibrahim, einem hoffnungsvollen Sünglinge von ſechzehn Fahren, Bingerichtet ward. 
Abuffaid erkannte und bereuete bald fein voreiliged Urtheil. Der aͤlteſte der zwölf Söhne, die Ra⸗ 
ſchid-ed⸗dien hinterlaflen, gelangte wie der Vater zur oberfien Würde des Reiche, und bezahlte die- 
feibe wie der Vater mit dem Leben. | 

Rafhidsed-din, in allen Willenfhaften des Orients, und in den vorzüglichften Sprachen 
desfelden (in ber Arabifhen, Perfifhen, Türkiſchen, Mongolifhen und Hebräifhen) bewandert, weihte 








(1) Die folgende Notiz iſt ein Auszug aus dem Mémoire sur la vie et les ouvrages de Raschid-ed- ‚din, 
par Mr. Quatremere, im fünften Bande der Sundgruben des Drients. 


xXXXHW 343 nun b 

jeden Augenblick, den er von den Gefchäften des Meichs und bes Hofs erübrigen Eonnte, ben Studien 
und der Gefchichtfchreibung. Neun Jahre lang arbeitete er unter dor Regierung Ghaſan's an ber 
Geſchichte der Mongolen aus den’ diteften Archiven derſelben, und brachte feine vollendete Arbeit bem 
Chaan Oldſchaitu dar, ber ihm auftrug, feinem biftorifchen Werke durch Hinzufögung eines geogra⸗ 
phiſchen, größere Ausdehnung zu geben. So entftand das große Wert Dfhamiol-tewarid, hi: 
bee Sammler ber Geſchichten in vier großen Bänden, wovon bie brey erften die Gefchichte der 
Mongolen umfaffen, und der vierte die geographifche Beſchreibung der von ihnen bewohnten und be⸗ 
- berrfchten Länder in fi u begreift (2). 


LXXXVI. 
Chodſcha Abdollah Waßaf. 


Sein. ganzer Nahme iſt Chodſcha Abdollah Ben Faflollah, genannt Waßaf⸗ol⸗ 
baſret, d.i. der Lobredner der Majeſtaͤt, weil er ſeine Talente zum Preiſe Sultan Abuſſaid's aus 








(1) Dſchamiol⸗ztewarich (Sammler der Geſchichten in drey großen Bänden, dem Sultan Choda- 
bende gewidmet, der dem Derfaffer biefes unter Sultan Ghaſan begonnene Werf zu “vollenden, und 
mit einer geographiſchen Beſchreibung zw vermehren befahl; zugleich ergingen Befedle an alle Vorſteher 
geduldeter Religionsfecten, ihh aus ihren Quellen mit vollgüftigen Nachrichten zu unterfiügen. So entitand 
diefes Eoftbare Hiftorifhe Werk, welches außer der Geſchichte des Reiche noch eine Kirchengefchichte der ver⸗ 
ſchiedenen Religionen, und eine geographiſche Beſchreibung enthält, in drey Theifen. I. Diefer auf Befehl Suß 
tan Ghaſan's unternommene Theil befteht aus zwey Abtheilungen: 1) Von dem Urfprunge der Türken und 

ihrem Zande. =) Von den Mongolen. IL Der auf Befehl Sultan Chodabende unternommene Theil in 
zwep Abtheilungen: 1) Gefchichte der Propheten „Chalifen, und anderer Dpnaflien; der Könige von Kaſch⸗ 
mir, Indien, der Juden, der Affaffinen und Franken. 2) Die geographifche Befchreibung. Der erfte Band 
diefes koſtbaren Werkes befindet fi in der koͤnigl. Bibliothek zu Paris, in der des Herrn Grafen 
v. Riemusty. 
Die anderen vorzüglichften Geſchichten von diefem Zeitraum find: Tarichi. Binafi ti, die Geſchichte Bir 
. nakiti’s, unterdem Titel: Raufatolalzolbab (Barten der Bornehmften und Beften) von Sad: 
reddin Mobammed Ben Ebi Dawid Suleiman Albinafiti, auf Erfuchen Sultan Abuſſaid's. 

Tarihi Güſide (die ausermählte Geſchichte) von Hamdollahb Ben Hamid Ben Na: 
rol:Mefufi verfaßt, im Jahre 730 (1329), und dem Weſir Gajaſßeddin Mohammed gewidmet, 
in ſechs Huuptftüden, einer Einleitung und einem Andange. Einleitung. Schöpfungsgefbidte: ı) Bon 
den Propheten. 2) Don Den Königen vor dem Islam. 3) Biographie Mohammed's. 4) Don den alten Kö⸗ 
nigen Perfiens, den Ehalifen aus der Familie Omar und Abbas. 5) Don den ſechs Imamen, ben großen 

Geſetzgelehrten und ielamitifchen Scheichen. 6) Einzelne Dynaſtien. 4 nbang. Bandige Genealogie der Pro⸗ 
pheten und Könige. 

Nufhetol⸗kolub (Ergößdung der Herzen) von demſelben Verfaſſer, der viefes geographiſche 
Werk aus den Siverol:efalim, Tebſan, Meſalikol-memalik, Dſchihannüma und anderen 
zuſammentrug, befteht aus einer Einleitung, drey Büchern und einem Undange Einleitung: Don den . 
Himmeln , Elementen und dem bewohnten Erdtheile. ı) Bon den drey Reichen der Natur. 2) Vom Men- 
fhen. 3) Don den Ländern. Anhang: von den Naturmundern. 

Nifamolstevarih (die Ordnung der Geſchichtem perfiſch, vom Richter Nafireddin 
Abdotlab Ibu 8 mar Albeidhawi, geſtorben im Jahre der Hedſchira 699 (3299). 


FIT 


—— 434 V 7) 
LXXVII. 
Mewlana Naſſir Bucharai,— 


ein vialgereiſeter Derwiſch, der viel zum Lobe der Armuth dichtete, und nach dem Sinne feinde Gedichte | 
lebte. Die folgenden Verſe find aus einer ſeiner bekonnteſten Kaßide, welche das Lob der Armuth be⸗ 
ſingt, genommen: 


Es iſt fürwahr, wem's an Genügſamkeit nicht fehle, Dem Nahmen nah Derwiſch', der That nach Here der Welt. 
Wenn aus dem Ofen gebt hervor der Sonne Leib, Iſt dem Dermwifh des Tiſches Sorge Zeitvertreib. r 
Die Welt wird eines Tages dich mie Gift umfangen, Sie rollet fich in einen Ring, wie bunte Schlangen.’ 


Es rämmert fi der Menſch um Butden und um Kremser, Bedenket nicht, ald-Bärde träge fein eignes Kreuzer. 


| L.KKIX. 
Emir Jemineddin Zograji Ferjumendi, 
‚ aus Turfiftan. Zur geit Sultans Mohammeds Chodabende Fam er aus dem Dorfe Keriui 


mend, woher fein Beynahme, unb-gelangfe'zur oberften Würde in Ehoraflan als Weſir und Siegel: 
bewahrer. Er iſt der Vater Emir Mapmudsu und Alaeddins Mobhammeds Geriumendist 


an don erften ſchrieb er einſt: 
Der ſchlechte Himmel treibet es ſo bunt, Er gibt ſich mir fo niederträchtig Fund, ’ 
Das, Zlaſchen gleik), mein Auge ſchwimmt in Tpränen, Und daß, wie Becher, blutig ift der Mund. . 
Der Sohn antwortete bem Water ſogleich: | 
| Mich tränfet allsufehr das Weltenrund, Nur blutige Seufzer firömen aus dei Mund; 
Mit Schwmerz deuP idy vom .Tage big sur Nacht, ° Was hinter diefem Schleyer wir wird Fund. 


Sehr beruͤhmt ſind als Muſter des Styles die Briefe und Epiſteln Jemineddin' s in Proͤſa und 
Verſen an feinen Sohn Mahmud, aus Rum ha Choraffan geſchrieben; ,‚ und die Antworten bed 
Sohnes. Jemineddiñ ftarb im Jahre der Hedſchira 724 (1323) und Tiegt im Dorfe Ferjumend 
begraben. Der Eine feiner Söhne, Emir M ab mud, ward als Dichter noch beräßmter ‚als ber Water; 
der Andere , der Wefir Alaeddin, der feinen Geburtsort und auch die Stadt Mefchheb mit Gebäuden 
verberrlichte , weilte nach dem Tode Abuffaid’s bie Herrfchaft Shoraffane: an ſich bringen £ unterlag 
aber ber Uehermacht der Familie Serbedar im Jahre der Hedſcira 737 re Zn 


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DE 


D7 


LXXX. 
Emir Mahmud Ben Jemin Ferjümendi,.,” 


der Sohn des Vorigen, berühmt durch die mit feinem Water dewechfelten Briefe, und noch berüßinker 
durch die Sammlung feiner Bruchſtücke. Die’erite ift heute äußetft felten, während die Sammlung ber 
Bruchſtücke ſowohl in Perfi ten als in Indien und in der Türfey haufig gefefen wird.’ Det‘ JItihalt derſel⸗ 
ben iſt faſt durchaus moraliſch, und faſt niemahls myſtiſch; meiſtens nur⸗-philoſophiſche Betrachtungen 
über die Vergänglichfeit des Lebens. Solcher Bruchftücfe, in denen bes. Meines und. der Rebe: neben, im 
eigentlihen noch im allegoriſchen Sinne gedacht wird , find dreghandert „und es.ächeinbz Dab u3ä e- 


v 


| 


fen werden, daß ber Fluß ber Nede, und der Schmelz des Sinne, bie Schönheit bes Stoffs und ber 
»Form, ehedem weber im Arabifhen noch im Perfsichen in dieſer Vollkommenheit je, erreicht worden.« 
Ungeachtet alfo aus biefem freyen Bekenntniſſe hervorgeht , daß ed dem Verfafler mehr um die Form 
als um den Stoff zu thun gewefen, fo enthält Waßaf's Geſchichte auch im hiftorifcher Hinficht koſt⸗ 
bare Daten, die aus anderen Geſchichtſchreibern gefchöpft, hier mit aller Pracht perfifcher Rhetorik aus: 
geſchmuͤckt erfcheinen. Als eines der Teichteften Beyſpiele der ungeſchmuͤckteſten Schreibart Waß af's 
folge hier eine wörtfich getreue Weberfegung bes Abfchnittes über die Erbauung der Sternwarte zu 
Meragba. . 


Erwähnung der Sternwarte zu Meragha. 


Nachdem der Tänder erobernde Padiſchah Hulaguchan die Geſchaͤfte Bagdad's „Moßul's und 
Diarbekir's durch den cathegeriſchen Ausſpruch des Schwertes entſchieden, dieſe Diſtricte gereinigt und 
die Graͤnzen romaniſcher Lande mit aͤußerſtem Beſtreben und kaiſerlichem Muthe bewahrt hatte; 


Mit Rath und Schwert umfaßt und ſchuͤzet Er das Land, uUmfaſſende and. Schirmer ſtehn in Gottes Hand (1). 


nachdem er alles Land und jeden Rand furdtbaren Wachtern und firengen Nichtern übergeben, jedes 
Schloß mit Truppen befegt, und fih endlich von biefem Gefchäft gelegt hatte, ftellte der Mewlana ber 
Genauforfhenden, ber Sultan ver Wahrheit: Beſtimmenden, ber Helfer bes Volkes und des Slaubens, 


Mohammed von Tus (Gott woll ihn erhöhen von Gnaden zu Gnaden, und am Tage bed Gerichts feine -- 


Rechenſchaft erledigen in Gnaden) dem Herrſcherthrone (es ſtehen wie der Pol die Saͤulen deſſelben hoch) 
unterthaͤnigſt vor, daß wenn die geheimnißkundige Iſchaniſche Geſinnung für gut befände, fo wolle er 
zur Erneuerung aſtronomiſcher Geſetze und.Berichtigung voriger Beobachtungen eine Sternwarte errichten, 
und Tafeln verfertigen, dem vorberfebenden durchprüfenden Scharffinn Seiner Ilchaniſchen Maieftär 
die Fünftigen Vorfälle ber Monathe und Jahre und allgemeine und insbefondere Ummwandlungen anzeigen, | 
durch das Aufzeichnen der Gonftellationen und ber Eintheilung der Aufgänge die Wendungen der Jahre 
von einander unterfcheiden, und nad) - genommener Einfiht der Gardinalpuncte (Wetepi mail und 
Wetedi far), welde im Verhältniſſe der großen, mittleren und Eleinen Gaben fliehen, nach Erfors 
fung des großen Hauſes, bed Herren, des Adels, der Dreyede, ber Sränzen und Linien, und aller 
Planeten, dem Pabifhah die Befchaffenheit feines Lebens und Geelenzuftandes, die Lage und Dauer. 
des Reichs, die Fortpflanzung des Stammes und Gefchlechtes, wahrhaft eröffnen. 

Diefes Wort gefiel dem Ilch an ungemein wohl. Er übergab.daher die Verwaltung der Stiftungen 
bes ganzen Landes feinem durchdringenden Blicke, und fertigte ihm ein Diplom aus, vermöge deffen ihm 
das zum Bau nöthige Geld, und alle Erforderniffe aus dem Schage, und von den Stewereinnehmern 
abgeliefert werden mußte. Durch beſondere Befehle wurden Mojededdin der Breitenbeſtimmer aus 
Damaskus, der Sekretaͤr Nedſchmeddin, der Verfaſſer der Logkk aus Kaſwin, Fachreddin 
von Meragha, aus Moßul, und Fachred din von Achlath, aus Tiflis einberufen, und die Erbauung 
einer Sternwarte auf dem Hügel nördlid von Meragha anbefoblen im Jahre 657; dort wurden alle 
Seinbeiten der Aftronomie und alle Trefflichleiten der Sphärenfunde, des Medfhifti und Medſch⸗ 
rithi, und planetarifher Beobachtungen in Ausübung gebracht, Figuren der Himmel und Kreife, der 











(1) Arabiſches Diftichon. 


wahren und eingebilbeten Zirkel, die Wiffenfchaft bes Aftrofabs und der Ephenteriben angewendet, die 
Stationen des Mondes und die bes Thierkreifes genau dargeftellt. Jeden Tag mit Sonnenaufgang fiel 
der erite Strahl der Sonne burd eine im Gewölbe ‚angebrachte Deffnung auf die Flaͤche des Bodens ’ 
wornach die Minuten und Secunden ber mittlern Bewegung der Sonne, die Höhe derfelben, die vier 
Sahrözeiten, und das Map der Stunden beflimmt ward. Die Erbfugel war mit einer fehr großen 
Genauigkeit ausgearbeitet, fo daß die Eintheilung bes bewohnten Viertheils berfelben in fieben Gürtel, 
bie Nahmen der Städte, die Figuren ber Inſeln und Meere, Elar bargeftellt waren, als ob ‚man die 
ganze Erdbefchreibung als Randgloffe dazu gefthrieben hätte. 

Naßireddin verfertigte.die nach dem Nahmen des Chans genannten Tafeln, und feßte meh⸗ 
rere Maße in Berechnungen binzu, die fih in anderen diteren Tafeln, wie. in denen Kufdjar's, 
Fachir's, Alaii’s, Schahi's und anderer nicht finden. Allein in dem Anfange' des Jahrs wichen die 
Ilchaniſchen Tafeln von den Berehnungen des Sahresanfangs älterer Tafeln ab. „Die Urfahe davon 
wor, daß die Sonne zu Anfang ber Regierung Jeſdeſdſchird's 74° 314 fand, während heute die 
Zofeln Butani’s und Kufkhiar's 28° 42 zählen, und die Ilchaniſchen Tafeln 28° 2; fo daß fi 
ein Unterfhied von vierzig Minuten ergiebt, der fo zweifelsohne in den Beobachtungen gefunden 
ward: Der Unterfchied der Berechnung bes Zahresanfangs beträgt alfo gegen vier Konftellationen, weil 
die tägliche mittlere Bewegung der Sonne beyläufig einen Grad ausmadt (1). 

Das Bebäude der Sternwarte war noch nicht vollendet, als ber Tod aus ber Warte feines Hin⸗ 
terhaltes hervorfiel, und Hu laguchan im Jahre 113 ſtatt des hoben Throns ein Häufchen Staubes 
zur Vergeltung erhielt. 

Dem Tode Pet! er haͤlt ſich feſt, An dem Pallaſt, hoch eingefaßt. 

Er gehe einher Durch Pfeil und Speer, Und dur das Schwert, das richtend fährt (»).. 
Es wurde nad mongoliſchem Gebrauche eine Grabftätte bereitet, viel Golb und Perlen Bineingeworfen, 
und ihm einige wie Sterne hell ſchimmernde Mädchen mit Schmud und Zierathen zu Benfchläferinnen 
gegeben, damit er vom Grauen der Finfterniß und der Einfamfeit, von dem Bebrängniffe des Grabes 
und dem Verhaängniſſe peinlicher Langeweile verſchont bleibe. 

Chodſcha Maßireddin, deſſen ſich Bott erbarme, verfertigte auf feinen Ted ein perſiſches Chro⸗ 
nograph, welches bedeutet, daß er in ber Nacht des 19. Rebiu⸗ewel im Jahre der Hedſchira 663 geſtorben. 
Wo ift nun jene Vollendung von furchtbarer Herrſchaft, jene Fülle von Herrlichkeit und Macht, jene 
Erobererpracht, und jener Kronenſtolz, der die Himmel verlacht, daß fie abwende das bimmlifche Be⸗ 
drängniß, und ſchirme vor dem göttlichen Verhaͤngniß, daß fie aufopfere fo viele Koftbarkeiten und Schaͤtze, 
und dafür ſich nur einen Augenblick laͤnger an dieſem Leben letze! — 

Mit Welterobrerfhwert und Gtädtbezwingerr Keule, Ward mir die ganze Welt nach meinem Sinn zu heile. 


Wie manches Schloß fiel nicht auf Einen Griff der Hand, Wie manches Heer trat id mit Einem Tritt gu Gand; 
Doch ald der Tod anfler half mir Nichts aus der Neth. Bey Gott it Dauer nur, die Herrfchaft nur bey Gott. 





G) ueber die Erbauung der Sternwarte von Meragha vergleiche man das gehaltreiche Memoire sur V’obser- 
»stoire de Meragha etc. sur quelques Instrumens employes pour y observer, Paris 1810 . vom Herrn 
Jourdan, wo man auc eine biographifche Nächricht feines Lebens, und eine ſchatbare Notiz ſeiner Werke 
finder. 

(3) Arabifpe Verfe. 


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ran | 27 mem 


Man fieht aus diefer Fleihen Probe, daß bie Schwierigfeit Waßaf's nicht bloß in Worten und 
rhetorifhen Floskeln, fondem in der Menge von Sachkenntniſſen beſtehe, bie bey dem Lefer voraus« 
gefegt werben. \ 

Das Mufter, das Waßaf im hiftorifhen Style nachgeahmt, ſcheint die wenig bekannte indiſche 
Geſchichte Niſami's geweſen zu ſeyn, welche er aber weit übertroffen, indem jene durchaus von poe⸗ 


tifchen Befchreibungen aufgedunfen, diefe aber auch hiftorifch, gehaltreich und eben fo gediegen in Sa⸗ 


| hen als in Worten if. Nifami der Gefchichtfchreiber ift Eeiner von den beyden Dichtern diefes Nah⸗ 
mens, verdient aber feiner poetifchen Befchreibungen willen. eber ben Dichtern als den Gefchichtfchreie 


bern bepzezählet zu werden. Sein ganzer Nahme ift Sadreddin Mohammed Ben Haffan, 


Nifami, und fein Merk führt den Titel: Krone geſchichtlicher Denkmahle (1). Es iſt als 


ein Panegyrikus auf Sultan Schehabeddin Abul-moſafer Ben Sam BenHoſſein, des fuͤnf⸗ 


ten Sürften aus ber indifhen Dynaftie der Ghuriden, und des Emir Abdol-hareß gedichte, und 
enthält mehr Werfe als Profa. Die poetifhen Beſchreibungen find immer unter befonderen Titeln, als: 
Befchreibung bes Frühlings, Herbfies, Sommers, Winters, Cöwens, Pferdes, Kams 
pfes u. ſ. w., forgfältig angemerkt. Eine Probe davon find bie beyden folgenden Beſchreibungen ˖ der 
Nacht und des Tages. 

Beſchreibung der Nacht. 


‘ 


Als ber Hecr. der Sterne aus dem Himmelsſaale gegen den weſtlichen Horizont einherſchwankte, 


und die Welt entflammende Schoͤnheit des Tages in dem Schleyer der Dunkelheit verborgen blieb; als 
der Inder der Finſterniß das Heer des Lichtes beſiegt, die veilchenfarbigen Locken mit feuchtem Ambra 
durchduftet, und reinen Moschus auf dem Reibſteine des lotosfarben Himmels gerieben, und wie ein 
Haarkräusler das Haar der Braut der Nacht aufgefraufet hatte; als der bronzfarbe Nabe der Nacht 
über die filbernen Wangen des Tages fein Gefieder gefenkt, und mit dem Schatten der Fittige und 
Schwingen das Gefiht der Luft und ber Erde bebedet hatte; als der Krähe des Occidentes bag Ge: 
fiht mit Pech und Harz befchmiert, und die Tintenflafche des Himmels umgeftürzt war; als die Fla⸗ 
fhen des Himmels und der Erde pechfchwarz ausfahen, und auf dem Nennplag der Welt fi ſchwarze 
Reiter tummelten ; ald Megerheere vom Rüden der Erbkugel den Fuß in den Himmel festen, und die 
Kuppel des Feuertempels mit dem Schleyer des Rauches verhingen; als bie weiße Welt bie ſchwarze 
Kotze über den Kopf zog, und die Zeit ein grobes, ſchwarzes Tuch über die Achſel warf; als in der 
Finſterniß der Odem kaum den Weg aus dem Munde fand: 


Es war die Seit gefärbt mit Pech und Harz, Wie an dem jüngſten Tag das Buch der Sünden, fhwarj. 
Es fand bey Liebenden in, diefer finftern Stunde Der Seufzer nicht den Weg vom Herzen zu dem Munde, 


der weitſehende Verſtand ſchwindelte in dem Thale des Nachdenkens, und der Wahn war in der Wülte 
der Verirrung befangen ; die Einbildung begehrte ihre Formen von ber Wirklichkeit zurüd, und . dem 
Runpfchafter des Himmels war ber Weg von ben Hülfstruppen der Finfterniß abgefgpnitten, u. f. w. 

In dieſem Style geht die Vefchreibung der Nacht noch dur einige Foliofeiten hindurch; die vor⸗ 
züglichfien Sterne und der Mond werben in Profe und Werfen befdprieben, mit vielen Wiederhohlun: 
gen der nähmlichen Bilder, deren einige ſchon in den bier üÜberfegten wenigen Zeilen vorfommen. Hier⸗ 
aus läßt fi abnehmen, mie nichtig ber eigentliche hiſtoriſche Gehalt diefes Werkes fey, wiewohl das 
auf ber Eaiferfichen Bibliothek zu Wien befindliche Eremplar 600 Folioſeiten ftark ift. 

— — — — — — 








(1) Auf der kaiſerl. Bibliothek zu Wien, Nr. 114. 


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aan ae 348 XXC 


Beſchreibung des Tages. 


Als der Silberſtreif der Morgendaͤmmerung auf den finſtern Wogen der Nacht ſichtbar ward, und 
die elfenbeinernen Wogen der Halskrauſe des Orients emporhob; als der dunkle violenfarbe Schleyer 
von dem ſchoͤnen Geſichte der Welt ſich lüftete; der Ueberzug der Finſterniß von allen Seiten aufge- 
boden, und der rauchfarbe Vorhang von dem heilen Geſichte des Univerfums weggezogen warb; als der 
Tag mit Erpftallner Hand die lotosfarbe Nath des Himmels zerriß, und von dem Saume des grünen 
Himmelsgewoͤlbes Profe und Verſe, das ift Korallen und Perlen, ausſtreute; als von dem bfauen Kim: 
melszelte die Zilberpfahle (die Sterne) abgebrochen, und von der Feder des Lichts auf der Tafel des 
Himmels Silberlinien gefchrieben wurben; als der weißglühende Haud der Zeit am finfteren Geſichte 
der Luft Feuer anfacdhte, und den bronzfarben Raben der Naht mit dem Blasbalge des Aethers ver= 
brannte: 


Der Morgen kam in Atlaß von den Bergen Wie Gabriels Hauch vom Schlummer Ahriman's, 

Die Sonne war in Blut getaucht Hoſſein, Die Welt durchs Diamantenfhivert Hafen; 

Die Höhen glänsten er, die Tiefen dann; Auf Bergen, dann in Thäalern, ward es Tag; 
Es netzte Thau das Trauerkleid der Nacht, - Und wulc es glänzend rein von allen Geiten ! 

Es Fam der Morgen aus dem Mund der Nacht, Als wäre er der Lebenshauch der Nacht; 

Er ward, denn als er aus der Nacht entloh’n, Sah man das Angefiht der Nacht nicht mehr; 


der fhimmernde Falke des Morgens fchlttelte fein Gefieder über die Erbe, vor dem weißen verſchwand 
das ſchwarze Scheitelhaar der Nacht; bey Erfcheinung der Fahnen ber weißen Griechen wurden bie 
Heere der Inter gefchlagen, bie Heere Chata’s und Choten's trugen über die Truppen von Aethio- 
pien und Sangquebar ben Sieg davon; der Spiegel des finefiihen Schahs (bie Sonne) hing wie 
eine Lampe von dem KHimmelsgewölbe herunter, u. f. w. 


LXXXVIL. 
Chodbfhu Kermani, 


aus einem edlen Gefchlehte Kerman’s entfproffen, ein Mufter der Wohlrebenheit, deßhalb er insge⸗ 
mein der Palmenzweig der Dichter genannt worben. Er hielt fih wenig in Kerman auf, fon- 
dern reifte die meifte Zeit feines Lebens. Er ift der DVerfafler des Buchs Humai und Humajun, 
das er während feines Aufenthalts zu Bagdad dichtete, woraus die folgenden Verſe: 


Billtommen Ambramorgenmwind! Du über Kerman’s Erde weh. 
Willkommen mir, o Nachtigall! Du in dem Baterlande wohnft. 
Wie kommt's, daß mich das bobe Loos Bon diefem reinen Land verbannt? 
So fang ich bleibe zu Bagdad, ZFaällt mir der Tigris nur ins Aug’. 


Auf feinen Reifen machte er die Bekanntſchaft des großen -Scheihs Alaed din Semnani, dem 
er ſich als Zünger weihte, und fo viele Jahre lang als Sofi lebte; er ſammelte die Gedichte des Scheichs, 
und verfertigte Verfe zu bdeffen Lob. ein eigener Diwan, ber aus Safelen, Kaßaid und Bruchftüden 
befteht, enthält beyläufig zwanzigtaufend Diſtichen. Er ftarb im Jahre der Hedſchira 742 (1341 )- 
Die folgende Hymne‘ auf Gott ift von ihm. 

Den Heren Preis, dem Allfrengebigen! Ihm Preis, der feſt ſteht in Bollfommenpeit! 


Dem Künſtler, deſſen Kunſt für ewig dauert, Dem Mächt'gen, deſſen Made nicht untergeht. 
Saturnus iſt der Hüther ſeines Kloſters, Und Mars iſt der Emir in feiner Feſtung. 


Ben afrikaniſchem (1) Golde nimme der Himmel 

Er sieht wie Sal (3) am Himmel Wolfenbrauen, 
Chodſihu, dir ziemts vor feinem Thron zu fliehen, 
Bor ihm iſt Wind die Herrſchaft Salomon's, 

Er febte, faget man, die Welt auf Waſſer; 
Darum erwähle du hier feine Stätte, 

Gib nicht dein Herz dem alten Weib ber Zelt, 

Es weint der Staub Bagdad's Ehalifenblut, 

Es fällt auf andre ſtäts des Himmels Sunfl, 
Schedad warf in den Hof das Gold wie Staub, 
Der Saum des Berges iſt zwar voll von Tulpen, 
Es kummert · ſich Ehodfchu Nichts um die Welt, 


Auf fein Geboth den Mond ats Ohrachäng’, 

Das Gtrablenfchwert des Sohns gibt er der Sonne. 
Die Gnade kommt vom Herrn, vom Diener Bier. 
Er iſt erhaben über alle Herrſchaft. ’ 
Chodfhu, du fiehft, er feht Fie in die Luft, . 
Denn diefer Bau hat feinen Halt und Grund. 
Denn diefe Braus Hat gar zu viele Freyer, 

Was wäre fonft der breite Strom Bagdad's! 

Kann ich dafür , daß fie fo niederfällt? 
Der Staub’ des Hofs IR nun das Haupt Sched ads. 
Doc fehlt Ferhaden's herzgefärbte Tulpe. 
Es freuet ſich, wer frey iſt von der Welt. 


Die folgenden vier Verſe dichtete er zum Lobe feines Meiſters des Scheichs Alaeddin Semnani. 


Wer in dem Leben nach dem Höhern trachtet, 
Denn Satans Argli wird von ihm verachtet, 


Wie Ehifer nad dem Quell ded Lebens trachtet; 
Denn er wie Se mnani den Heren betrachtet. 


LXXXVII. 


Mir 


Sermani, 
‚wie der vorige aus Kerman entfproffen und fein Zeitgenoße. 


Die folgende Gaſele ift von ihm. 


Ohne die Wangen fo Herzen beruhigen, ruhet das Herz nicht. 
O das arme Her, welches die Ruhe nicht kennt! 
Roſen und Gedern fieh'n gar viele zur Schau auf der Wieſe, 
ofen und Cedern wie du, findet man dorten doch nicht. 
Wahrlich! Keiner Hat vom Quelle des Lebens gekoſtet, 
Wer in feinem Glas Nektar der Liebe nicht Hat: 
> Bon dem Gorbete des Stüd’s ift mir niche füße der Gaumen, 
Bitter ik er mir, keinen Geſchmack hat die Welt. 
Hat nur zu leben Mir, wird bald zum Zweck er. gelangen, 
Aber was kann er thun, bleibe ihm bie Zeit nicht gewiß. 


> 


.LXXXIK. 


dei 


d Sakanui, 


einer der witzigſten und munterſten Dichter, beſonders bekannt durch feine Schnurren und Poffen Ge⸗ | 
feliat, di. Haſelir-Gedichte). In diefer Gattung verfaßte er mehrere Rıffale oder Tractate, von 
denen Dewletſchah in fein Werk nichts aufgenommen, vermuthlich aus Achtung für gute Sitten, indem 
diefe fogenannten Poffen gewoͤhnlich nichts als die unfläthigften Schmutzereyen enthalten. Selbſt der große 
Saadi trug dem berrfchenden Geſchmacke feiner Zeit durch einige Tractate diefer Art den Zoll ab, und 
es würde feinem Ruhme nichts benommen worben feyn, wenn ber Sammler feiner gefammten Were _ 


dierüber wie Dew letſchah gedacht, und diefelben in bie Kulliat nie aufgenommen hätte. 











(1) Gold aus Mogrob, Mauritanien. Mogreb heißt aber eigentlich der Welten, und bezieht ſich bler auf 


den Mond. 


. @ Sal Durch feine dichten Augenbrauen, und fein Sohn Roftem durch fein Schwert berühmt, 


- 


Si 


250 ns Due 


Dbeid febte zu Schiraf unter der Regierung bes Shah Abu Ishak aus der Familie Indſchu, 
die durch die Familie Mofaffer vom Throne geftürzt ward, (Er wollte eines Tags dem Sultan ein 
Werk über die Rhetorik barbringen, als ihm der Zutritt aus dem Grunde verfagt ward, daß ſich jegt 
der Hofnare beym Sultane befinde. Obeid wunderte fih gar fehr, daß Schaffsnarren und Poſſen⸗ 
reiffer den KRammerzutritt hätten, während berfelbe Gelehrten und verdienftvpllen Maͤnnern verfagt würde. 
Er fagte aus dem ‚Stegreife: 


Verleg' dich nicht auf Wilfenfchaft, wieih, Daß nit gering geſchätzt du ſeyſt wie ich, 
Sollſt du geſchätzt feyn von den Zeitgenpifen, Treib’ Narretbey'n, perlege dich auf Poſſen. 


Aſiſi tadelte ihn hierüber dur folgende fatyrifche Verſe: 


Haft Recht, betrachte nur die Wiſſenſchafe 


28 den Beförb'rımgsweg zum Rahrungsfaft. . 
Reit’ Poffen, fchlage Triller zu Guitarren, 


Daß Groß’ und Klein‘ dich halten für den Narren, 

Der berühmte Dichter Selman war anf einer Neife an das Ufer eines Flußes gefommen, we 
fih eben Obeid befand. Woher Bruder? fragte er ihn. — Bon Kafwin. (Sakan ift ein Dorf in 
der Nähe von Kafwin). Weißt du etwas von ben Gedichten Selman’s auswendig? — Ja wohl, ein 
Paar Berfe — Laß hören. — Ddbeid recitirte die folgenden: 


In Schenken und Bordellen wohl befannt, 
Ich sechs, wie der Krug, von Auw zu Arm, 


Bin id) von Liebe und vom Trunfe wart, 
‚Sc gebe, wie Das Glas, von Hand gu Hand. | 
Aber fuhr Obeid fort, da Selman in bem Hufe eines vernünftigen und gelehrten Mannes fteht, 
fo kann id unmögfich glauben, daß dieſe Verfe ihın gehören, fie werden wohl von feinem Weibe ſeyn. 
Selman errieth, daß dieß Obeid fen, und verband ſich mit ihm in Freundſchaft, wiewohl er 
immer vor ſeiner Zunge zitterte. Au den Chodſcha Sekeria ſchrieb er folgende Goeſel⸗ über das 


Schuldenmachen: 


.Ms find Die Menſchen froh, Sch aber ed’ in Schulden. 











Ein jeder freuet fi, 
Gehorſam bit ich Gott, 
Soll üben ich die Pflicht? 


Ich aber ſteck in Schulden. 
Bey Menſchen Hab’ ih Gulden, 
Soll zahlen ih die Schulden? 


Ya Schulden auf dem Land’- 
Und Scufden in der Etabt, 
Mein guter Ruf ift längf 
Seitdem in jedem Haus 
Wenn ſich der ‚gnad’ge Herr 
Wie ſoll der Arme ſich 

Mein Erb theil iſt nichts werth, 
Almoſen nehm’ ih au, 


Und im Quartiere Schulden, 
Und im Pallafte Schulden, 
Wie Bettlercehr" in Schulden, 
Bekannt find meine Schulden. 
Nicht des O beivd erbarmet, 
Befreyen von den Schulden. 
Nichts gelten die Berdienfte. 
Wie fo ich machen Schufden. 


Dewvletſchah fpricht bey diefer Glegenheit mit einer den orientalifchen Schriftftellern nicht frem⸗ 
ven Naivheit von feinen eigenen bedrängten Vermögensumftänden , und den Erecutionen womit ihn feine 
turkomanifchen Gläubiger um fein väterfiches Habe bringen wollten. Er fey, meint er, um viel mehr ju 
beffagen als Obeib, der Bein väterliches Erbe gehabt, und bloß von Poffenreiffen und von den Bro= 
famen gelebt babe; während er aus einem guten und begüterten Hauſe entfprofien, burd bie Zeitums 
Stände dahin gefommen fey, daß bartherzige Stäubiger ihm den letzten Biſſen vom Munde raubten. 


Gaſele Dbeips. 


Der Vollmond gibt von dir der Schönheit Kunde, 
Ru Wimpernpfeilen zielen Sonnenſtrahlen, 


Vom Haaresduft erzaͤhlt der Oſt dem Nordwind. 
55 krümmt der Neumond ſich im Braueuwinkel. 





‘ 


RUN 25 1 


Es ſtießt ded Lebens Aust von deinen Lippen, 

Wer den Rubin der Lippen beißt nach Wunſch, 

Der Of ſteiit deinen Locken nach am Morgen, 

Es ſteht der Mann des Aug's in ſieben Schleyern, 
Obeiden if der Liebe Thor geöffnet; 


REISE 


O glüädlch wer mit deinen Lippen Fofer. 

AR Gegenſtand der’ Liche aller Zungen. - 
Die Hand in Feſſeiln und den Fuß im Walfer 
Erwartend deiner Schönheit Traumgebild. 

Den Dichten if die Bauberen gerecht. 


| XC. 
Biabanki (Ahmed Ben Mohammed Ben Ahmed), 


einer der größten Scheihe der Sofis, Verfaffer einer berühmten myſtiſchen Abhandlung, und Erneuerer 
der Grundſaͤtze der Sofis nach ihrem großen Meiſter, dem Scheiche Dſchüneid. In ſeiner Jugend 


war er im Gefolge Arghun Ehan’s, und verließ ihn, um dem Scheiche Scherefeddin Semnani - 


auf dem Pfade der Heiligkeit zu folgen. Er ging von Rafwin nah Bagdad, wo er ein Schüler des 
Scheich Abdorrahman ward. Er erreichte eine fo hohe Stufe muflifher Vollendung, daß feine 
Heiligkeit (wie dieß bey den Sofis dfters der Fall) für Unglauben gehalten ward. Er redete, als er dieſe 


Beſchuldigung vernahm, in feinem fieben und fiebenzigften Jahre feine Seele demüthig mit den folgenden 


Derfen an: 
Die Seele if fürwahr nur Teufelen, 
Ich that fie taufendmahl fon in den Bann, 


Er flarb im Jahre der Hedſchira 763 (1361). 

Dewletfhah bemerkt, daß das Weſen des Derwiſches und des Sofi im Inneren und nicht im 

Aeußeren beſtehe, und führt folgenden Vers an: 
Das Ordenskleid beſteht in Frommigkeit, 


Denn fie bezeugt ob Sünden Feine Reu'. 
©ie bat wahrhaftig nichts vom Muſulman. 


Nicht in der grünen Kutte hechgeweiht (+). 
XCI. 
Gedſchedſch Tebriſi, 


ein großer Scheich und Mufti von Tebriſ, zur Zeit Sultans Oweis und ſeines Sohnes Saffen; 
der Eroberer Timmr betätigte feine Kinder in dem Beſitze ererbter Worrechte, und ehrte hiedurd das 
Andenken des Waters, deflen Diwan im ganzen Morgenlande als ein Handbuch der Myſtiker im groͤß⸗ 
ten Anſehen ſteht. 

G aſe X e. 


Ma der ghamet beschadi dschan bas nenigerim. - 


Mit Herzensluſt zurück nicht ſehn, 
Auf deine Lich” zurücke ſehn. 

Iſt meiner Liebe wahres Bild, 

Werd' ich doch nicht zurüde ſehn. 

Und über Raum erhaben iſt, 

Auf Zeit und Raum gurüd nicht ſehn. 


I kann auf deine Traurigfeit 
Zar beyde Welten Fann ich richt 
"Wie fhön, wie fhön! der Schmetterling 
Wenn ich die Seele mir verkrenn”, 
Da dein Seheimniß über Zeit. 
Berd’ ih mein ganzes Leben lang 





(1) In Hafif wird die Farbe der Kutte beftändig als dlau angegeben, nnd grün ſcheint hier ſtatt blau zu 
ſteden, nach einer bey den Morgenländern nicht ungewöhnlichen Farbenverwechslung, indem fie auch dem 
« Himmel grün Bots blau nennen. 
ji. 


nun 252 XXXX 


Wenn durch den Bunt nach dir Gewinn In Schaden ſich verkehren fol, 


Werd ich, wenn deiner ich begebre, Auf Schaden und Gewinn' nicht fegn. ‘ 
Da sur Gewißheit ich gelangt, Daß du der Urſprung alles Wahns, 
Will im Beſitze der Gewißheit Ich auf den Wahn zurück nicht ſehn. 
In deinem Gaue renn' ich ſcharf, Als Hätte ih den Kopf verloren; ” 
Auf Pferd und Zügel branch’ ich nie In meinem Lauf zurüd gu fehn. 
Wiewohl Gedſchedſch im Liebesmeer Das Ufer aludlich Hat erreicht, _ 
. Wil er vom Ufer dennoch nie In’s weite Meer zurüde ſehn. 


Dewletſchah erzählt bey Gelegenheit der Biographie diefes Dichters die Geſchichte der Erbauung 
der Stadt Tebrif durch Sobeide, die Gemahlinn Harun Raſchid' 6, und führt zum Lobe dieſer 


Stadt die folgenden Berfe Kemal’s an: | 
Zebrif wird mir an Seelenſtatt ſtets ſeyn, pr Lob wird ſtets auf meinen Tippen ſeyn. 
Bis ich nicht trinke aus der Fluth Did erend’s, Wird ſtets mein Aug’ voll blut'ger Thränen feyn- 


XCIL 
Ibn Nanund, 


von edler perſiſcher Geburt, lebte zur Zeit Sultan Abuſſaid's, und dichtete zehn Buͤcher zum Lobe 
Chodſchaſs Gajaßeddin Mohammed Ben Naſchid bes Weſirs, an den auch die. folgenden Verſe 


gerichtet ſind: — 
Mich Armen haft du zur Gefellſchaft auserwäßlt, : Und in die Reiben der Vertrauten mich geftellt. 


IE ſolches Gluck den Nächſtey deines Thors beſchert; Welch eines wird denn einſt dem Cherubim gewährt ? 


e 
% 


XCIH. . 
Scherifi (ſonſt auch Sahib Balchi), 
nicht allein Dichter, ſondern auch ein gelehrter Tonkünſtler und Arzt, ber zum Lobe der Schahe von 


Bedahfhan und Seide von Termed verfipiebene Kapides bichtete. Eine diefer Kaßide fängt mit dem 


folgenden Doppelverfe an: . 
Wenn der Geelennäprende Mund anfanget su Sächeln 
Geh’ ich in purputner Schnur glänzende Perlen gereiht. 


Gaſel. 


Wassli jari ma si ömr dschawidani choschterest. 


Mehr als ew'ges Leben Iſt Genuß des Freundes Heffer, 

Mehr: als Lebens Waller JE Rubin der Lippen beſſer. 

Da des Zreundes Loden Alles Unheils Quelle find ,. 

IR es für die Wangen Drein fi zu verfteden beſſer. 

Alle Adern regen Sich mit Liebe für ihn auf, 

Ihm mit Lieb’ ſich weihen Iſt für reine Herzen beſſer. 

Lieblich dünkt die Bothſchaft Bon dem Morgenwind den Freunden, ” 
Uber fig gu klagen Dem Geliebten ift noch beffer. j 

Alles diefes treiber Sich herum in meinem Kopfe: 

Wirf es weg, Scherifi! Wirf ed weg! fo ift es beſſer. 


Eine andere feiner Gaſelen beginnt mit dem folgenden Doppelverfe: 
Du DIR das Salz und wir die falgbebedten Küften, Bur Würje machte dich der Herr, und uns su Wü. 


Die alte Samilie der Schahe von Bedachſchan, welche ſelbſt zur Zeit des großen perſiſchen 
Reiches eine Art von Unabhängigkeit behaupteten, und ihren Stamm von Alerander dem Großen ableis 
‚teten, erlagen dem Eroberungsgeifte Abuffaid Chan's im Jahre der Hebfhira 87a (1406). Abuf 
faib genoß nicht Tange feines Triumpbes, und Dewletfhah führt als moralifhe Betrachtung hierüber 
den folgenden Vers an: 


Tpu' Böfes nicht, es harret Dein Bergelt, Und nimmer fchläfe das Auge diefer Welt. 
Es rapie das Bild Pifchen’s zwar im Palak, AIm Kerker Efraffiab's bat es nicht Raſt. 


‚XCIV. 
Abdol: mele? Samarkandi, 


war zur Zeit Timur's Mufti von Samarkand, berühmt durch feine Gedichte und Gelehrſamkeit. Er 
bildete den Dichter Buſ ſati; das folgende Gaſel iſt von ihm: 


Ei merdümi tscheschm es nasarı ma merew achir. 


Augapfel mein ! entflieh’ mir nicht ein andermahl! D Sebensſchatz! entfich’ mir nicht ein andermabl! 
D theure Seel! entferne dich vom Leibe nicht! O Schatten mein! verlaß’ mich nicht ein andermahls 
O fhönes BIN, das Seelen der Geliebten nährt! Verlaß mein ſchwarzes Yuge nicht ein andermapli . 
Bon dir enutfernet bin ich meiner nie bewußt, Nun du es weißt, entfliche nicht ein andermahl! 

” ‘ XCV. 


Amad Fakih, 


einer der größten Gelehrten Kerman's, berühmt als Dichter, lebte zur Zeit der Regierung Sultans M os 
hammed's aus der Zamilie Mofaffer, wo fein Klofter zu Kerman ein vielbefuchter Sammelplag 
der Vornehmen und Gemeinen des Volks war. 

Sscheich Aferi fagt in feinem Werke Dſchewahirol esrar (Derlen der Seheimniffe): 
die Gelehrten behaupten, daß fih in allen Dichtern, fowohl neueren als dlteren, Fehler wider die Richtige 
Beit des Sinns oder der Sprache finden, den Chobſcha Amad Fakih ausgenommen, dem vor allen 
perſiſchen Dichtern das Verdienſt der größten Correctheit fo im Sinne ald im Worte eigen iſt. Er ſtarb 
im Jahre der Hedſchira 793 (1390), und ſein Kloſter iſt noch heute beſucht zu Kerman. 





Der Arme, der von dem Spital des Glaubens Wein bringt den Weiſen die am Wege ſitzen, 
Bekümmert ſich um Leiden auf dem Weg ſo wenig Als wer auf hifer oder Jeſus baut. 

Ich fihrieb in mein Semüth das Wort des Vaters, Deß Grab von Ambra duft‘ am jüngften Tage. 
D Herz! wenn mit Gefallenen du ſprichſt, Sieh' nicht auf fie mit Schelmenaug’ herab. 
Des Glaubens Herren ritten su Schiraf Ameifen glei , Iangfamer noch, vorbey. 
‚Wenn in der Welt durch dich Sein Herz ſich freut, So handle fo, daß ſich Fein Her; betrüßt. 

Es rufe Amad nur Gott um Hülfe an, u D Helfer! di , dich fichen wir um Hülfe. 

Ich dien’ ihm, wenn er mein gedentet oder nicht, " Es find der Arme und der Reiche gleich beraubt. 
Nicht Hier allein iſt man gen Seher ungerecht, Denn überall find irre Liebende gekränkt. 

Such' einen treuen Freund umfonft nicht in der Welt, Bemüp' dich niht, o Herz, die Treue iſt verſchwunden. 
Bor Liebenden kann man nicht von Vernunft'gen ſprechen, Denn dieſes Volk verſtehet dieſe Sagen nicht. 


D Herz, vor allem was sur Liebe ſich nicht ſchicket, Verſchließ das Aug’, denn widerwärtiger Blick iR böfe- 





ber Familie Dſchengiſchan's verwendete. Er beſchrieb die Geſchichte ber Nachkommen diefes großen 
Eroberer herunter bis auf Ghaſan in fünf Büchern. Diefe Geſchichte ift in Hinfiht des Styls im 
Derfifhen was die Makamat Hariri's im Arabifhen, naͤmlich das unübertroffene Mufter shetori- 
ſcher, und nad dem Urtheile der Perfer zugleich biftorifcher Kunſt. Es ift ganz gewiß das für Euro- 
pier am fehwerften verftändliche Werk, indem dazu nicht nur eine gründliche Kenntniß des Perfifchen 
fowohl als des Arabifhen, fondern auch die innigfte Bekanntſchaft mit allen Wiffenfchaften der Mor⸗ 
genländer erfordert wird. Die Sprache bdesfelben ift ein reichgefticktes Gewebe der gefuchteilen Bilder 
und feltenften Allegorien, der mannigfaltigfien aftronomifchen und. mythologiſchen Anfpielungen, der 
Eünftlichften Altitterationen und Wortfpiele. In Betreff der Mahnigfaltigkeit der Sprachen gilt dasſel⸗ 
be auch von mehr als einem türkfifhen Buche, wo perfifche und arabifhe Bruchſtücke eingemengt find; 
aber keines derfelben, am: -wenigften das Humaijunname, welche ſich des Vortheils eines einfachen, 
klaren, oft durchfehnittenen Periodenbaues erfreut, kann an Schwierigkeit dem vielgegliederten Perioden: 
bau, dem häufig mit arabifhen Werfen und ganzen Gafelen durchwirkten ſchillernden Nedeftoff diefes Werkes 
verglichen werden. Die Lefung Waß af's ift in Konftantinopel für gelehrte Türken die Vollendung ihrer 
perfifhen Spracftudien, wie die Leſung Ion Chaledun's die Vollendung ihrer hiſtoriſchen und poli: 
tifhen Bildung. Dennod leſen fie denfelben nur mit Huͤtfe von eigens darüber verfertigten Commen⸗ 
taren und Gloſſarien (1). 

Waßaf vollendete fein Werk im Jahre der Hedſchira 7ıı (1311). Zu Anfang des zweyten Buchs 
erklaͤrt der Verfaſſer ſich in einer auch von Hadfbi Chalfa (2) ausgehobenen Stelle folgenderma⸗ 
Ben über den Zweck und die Beſchaffenheit feiner Geſchichte: 

»Es fen Fund, daß der Zweck der Schwärzung biefer meiffen Blätter nicht nur die Aufbewahrung 
soon Denkmahlen und Runden if; diefe Blätter find in den koͤrnigſten Ausdrücken mit den fhöniten 
„Sprüchen gefhrieben. Das Hauptaugenmerk des Merfaflers ging darauf, daß biefes Buch ein Sam- - 
smelplag aller chetorifhen Künfte, ein Negifter aller Enftfichen Nedefiguren fey. Die Kunden und bie 
»Vefchreibung bed Zuftandes der Wölfer, welche ber eigehtliche Gegenftand der Geſchichte find, findet ſich 
in dieſem Zwede mit enthalten, fo daß gelehrte Kunftsichter mit richtiger und billiger Einficht urtheis 








(3) Die vornebmften derfelben find Die des Reis Efendi Ebubekr Schirwani, und des Kaſiasker Mirfa 
Memlana Naili.e Noch gefhägter find der Eommentar und das Sloffarium Aaſmiſades von Bag: 
. dad, wep befondere Werke von beträchtlichem Umfange; bepde, fammt dem yerfifchen Originale in der 
Sammlung des Herrn. Grafen v. Rzewusky, und in dem Beine des Schreibers diefer Zeilen. Das Dris 
ginal, aͤußerſt theuer, wird für fünfhundert Piaker und darüber verkauft. Der Eommentar und das Gloſſa⸗ 
rium, faft noch feltener, jedes um zwephundert Piafter. Der Schreiber dieſer Note Eaufte wohlfeil ein, indem 
er. ein fehr ſchön gefchriebenes Eremplar des Originale um zwephundert und fünfzig Piafter, Tommentar ‚und 
Gloſſarium um Diefelbe Summe erftand. Diefes Eoftbare Werk befindet fi außer den beyden genannten Samm⸗ 
lungen bes Derfaflers und des Hrn. Grafen von Rzewusky, auch in der k. k. Bibliothek zu Wien. 

(2) Hadſchi Chalfa nennt weder die türkiſche Ueberſezung noch den Commentar ſeines Werks, deren Ver⸗ 
faſſer weit fpäter als er, lebten. Shirmani Ebubekr Efendi, ein geborner Perſer, der unter mehreren 
boben Staatsäntern dreymahl die Würde eines Neis-Efendi zu Konftantinopel begleitete, und gerabe vor einem. 
Jahrhundert lebte, vertertigte den geſchätzteſten Epmmentar und ein Sloffarium zu Waßaf, daß Naili Ah: 
ned Efendi, geftorben 116: (1747), ergäfijte. Das Wert Waßafs, und den Eommentar befißt die Fair 
ferlide Bibliothek von der caligraphifchen Hand des Legationsfekretäre Herrn v. Huffar. Herr Grafv. Ries 
wusty und der Verfaſſer befigen außer dem Werke und dem Eommientare noch das Glofarium Naili’s. 





RAR 288 AIR 


% 


Menn die Beſatzung Steine warf, Berbrachen fle Saturnes Eden, 

Und ob des ſtolzen Baues Schmud, War eiferfüchtig ſelbſt der Himmel. 

Seſt ftand es wie der Pol, die Wachen Umgaben es dem Heerwagen gleich, 

Der ſieben Himmel Höhe ſchwand Bor feiner Höh', ſammt allen Sternen,. 
Getroffen von den Wurfmaſchinen “ 7» Biel Schüs und Adler von dem Himmet. 
Es führt ein Weg Hin Frumm und eng, Wie's Aug’ und wie das Haar der Schönen, 
Sin Strom umgab es, reißſend, wie Der Strom der Thränen Müſcht e ris, 
Bewahrt von einer Eifenpforte , Hart wie das Herj der Geitzigen. 

Und diefes himmelhobe Schloß Bewohnten Räuber Ißfahan's. 

Sie ſaßen hier im Hinderhalt, Den Durchgang ſelbſt dem Oſt vermehren». 
&rflärten Karawanen Krieg, Uud plünderten diefelben rein. 

Es hielten fich von dieſem Schloß Entfernes immer Stein und Gros. 

Anrede Muſchterro an den Oſt. 

Er ſtöhnte Morgens in der Wuüſte, Vorbey als eben zog der DR. 

San leicht gefhürse, wie Seelen sichen, Den Saum’ vom Staube anfaelpürit, 

@r warf lich vor ihm hin wie Staub: Die Seele fen dein Wegeſtaub! - 
Du bil es, du, mein Morgenlicht,, Das Hurtig Über Flammen wandelt, 

Und gehſt du übers blaue Meer " Sr mahf du Fuß und Baum nicht naß. 
Du mwandeift durch die fieben Zonen, Haft feinen Ort, biſt überall. 

Du -fhwelleft iegt die Arche Moab's, Und iebe den Aermel feiner Mutter. 

Bald mahieft du auf Waflernähen, Bald Fehreft du des Sandes Ebnen. 

Aus Suft nah dir, zerriß die Roſe Das Hemd, die Tulpe ſenkt den Ropf. 

Die Grabe ber Liebe. 

Des Weltehkörpers Seel’ ift Siebe, , Dei Weltenballens Schlägel Lebe. 

Die Liebe hat gar manche Wege, Und jeder hat fein eignes Zeichen. 

Die erſte Po it guter Wille, . Wohin das gute Gluͤck geleitet, 

Dann Neigung und Anhänglichkeit, . ©ie führer zu dem Quell der Freundſchaft; 
Hierauf Begier und dann Wohlwollen, Die alle recht die Seele führen, 

Dann Zutrau’n und dann Innigkeit, Die grad’ zur Liebe bringen Hin. 

Dieß it der Weg gu den Pallafte, Worin der Herr der Liebe thront. 

XCVII. 


| Kemal Chodfhendi, 
ein großer Scheich und lyriſcher Dichter, gleichzeitig mit Hafif, ber ihn ungemein hochachtete, und ihn 
fammt Selman als die erften Dichter feiner Zeit nennt. Cr ift geboren zu Chodſchend, das in einer 
ungemein ſchönen und fruchtbaren Gegend gelegen iſt. Auf feiner Ruͤckkehr von der Wallfahrt nad Mecca 
kam er nah Tebriſ, das ihm ungemein wehlgefiel, und wo er fih unter der Regierung der Fürften 
aus der Familie Dfhelair nieberließ. Die verdienftoollften Männer welche damahls zu Tebrif lebten 
woren feine Schüler. Als aber Tokatmiſchchan von Derbend her Tebrif überfiel, war Scheich 
Kemal auf Befehl Manguchan's nad Serai in Kiptfhaf abgeführt, wo er vier Jahre blieb. Auf 
die Ankunft Tokatmiſſchchan's, welder die Emire Weli und Ferbad Aka abſetzte, machte er die 


folgenden Verſe: | . 
Es (prah Ferhad Aka su Mir Weli, Ich wid Kafgidiie von neuem bau'n. 
Es follen nur Tebeifer in der Menge, Bu diefem Baue ıe die Steine führen. 


Die Armen fingen an ben Gtein zu graben, Sie waren gahlseih wie Ameiſenheere. 


nun 3 umum 


Da kam das Beer dei Schahes Tobatmiſch, Und eine Stimme ſcho mit diefen Werten: 
EHofrn if mis Shirin’s Rubin yertrauß, Indeß Ferbad umfonk bie Felſen Hau, 


Der Scheich befand fid zu Serai ſehr wohl; die vornehmſten Einwohner der Stadt waren ſeine 
Juͤnger, dennoch drüdte er feine Sehnſucht nach Tebriſ durch dieſe Verſe aus: 


Tebrif, für mich der Ort der Seelenfreude ſeyn wii. Mein Herz gebunden dort an die Bewohner ſeyn will. 
Bis ich niche meinen Dur aus feinem Ziuße zein Ri’, Zu meinem Aug’ ein Stroms von blut'gen TShränen ſeyn will. 
Hingegen befang er auch die Stadt Serai durch folgende Gaſele: 

Die Stirn, der Mund, ik Gottes Hu und Wunder , Spu’ auf den Mund, und zeige deine Hulſd. 

Zu Srunde gehn die Nachbarn welche ſchauen; Mem Mond, wer hie dich denn aufs Dach su sch’n. 

Im Herzen ik dein Haus, die Augen fließen; FR dieſes Haus voll Wafler, bleibe dir jenes. 

Du tanufl dich hier deu Blicken nicht verbergen, D Mond! man fiber überall den Mond. 

Ein Rofengarten ik Kemal! SGerai, D Nachtigall, du kommeſt nach Gerai. 

Es find fo fehön die Schönen von Serai, Ich thu' Berzicht auf Dieb und dad Gerai (ı). 


Nach vier Zahren wünjhte Kemat nah Tebriſ zurüdzufehren. Sultan Dweis Dſchelair 
baute ihm ein Haus bey Tebrif, und in feinen legten Tagen ſchwor er ganz zu den Fahnen Hafifen’s 
von Schiraf, dem zu Ehren er die folgende Gaſele fang: 


— 


„ Er ſprach: Für andere verhehl den Blick. Ich ſagte: mit dem Auge. 
Und wirf alsdann nur einen Blick auf mid, Ich fagte: mit dem Auge. 
Er ſprach: Wenn du von meinem Andenht Did eine Race nur trennek, 
So zäh’ die Sterne his zur Meorgenszeit. Ich fagte: mit dem Auge. 
Er fprah: Wenn Lippen, die vertrodnet find, Bom Haud der Flammen feufjen, 
Zeucht' fie mit Thränen wie die Kerzen an. Ih fagte: mit dem Ange. 
Ge ſprach: Wenn du an meiner Schwelle willſt Vom Ihränenwafler trinken, 
Bring’ Zreudefunde Durfligen von mir. Ih ſagte: mit dem Auge. 
Er ſprach: Wenn did, Remal, Besier ankömmt Nah meinem Voligenuffe, 
Sso wmefle diefeö Meer von Ropf zu Kopf. Ich fagte: mit dem Auge. 


Bey dem Verfe: Bring’ Freudenkunde Durfligen von mir, ſoll Hafif-ganz begeiſtert 
ausgerufen haben, daß Scheich Kemal alle neueren und aͤlteren Dichter an Reinheit und Süßigkeit des 
Worgs Übertreffe. Kemal fang weder Fürſtenlob in Kaßide, noch verfaßte er Mesnewi; fondern 
nur Gaſele und Bruhftüde Sultan Emiranfhah, der Sohn Timurs, machte ihm ein 
Geſchenk von zehntaufend Ducaten, feine Schulden zu bezahlen. Er flarb im Jahre der Hedſchira 792 
(1389) und liegt zu Tebrif begraben. 

An die Lefer feines Diwans, von bem wir ben unfrigen nur einige Proben mittheilen wollen, rich⸗ 


tete er die folgenden Verſe: . 
Wenn Einer dir Kem al's Gedichte reicht, Bleit nit Darüber weg wie Zedern leicht. 
In jedes Wort ſteig' wie die Tinte tief, Und jede Zeile vol’ zuſamm als Brief. 


Siri nebud cs lebi schirini tu kesra 


Bon füßen Lippen ward noch Niemand fait, Bon Zuder fa die Ameis Niemand ſatt. 
Ich folge ſtoͤhnend dir, denn es erfhoß Der Slodenton der Kaabakarawane (3). 














(1) Auf die bepden Serai's diefer und jener Welt. 
(2) Das Zeichen des Aufbruchs der Karamane wird mit Bloden gegeben; die Kaaba oder der heilige Walls 
fahrtsort iR bier das Ungeficht der Geliebten, welcher die Anbether in Karamanen folgen. 


POT 


Dem Morgen Tas: erichein’ zum Ungtüd nicht, 
Durkh deine Lode, fo die Frommen fchwärit (>), 
Dein Wangenwiaal fällt in mein Auge nicht, 
Ich wandert aus beym Andlick deines Gau's, 


257 BAR 


Hab’ At , denn deb Genuſſes Nadı IR heute. 
Wird ſelbſt der Vogt im Wollenkleide reich (2). 
Auf leere Tiſche fallen Feine Anſen. 
Auf Wiefen Richt die Nachtigal ben Kaͤſicht. 


An serw ki amed ber ma es tschemen kist, 


Die Eoder, die zu uns von Ziuren koͤmmt, wer Ms? 
Die Frucht, die von dem Baum der Paradiefeöfluren 
Der Saum der Rofe it mit Dormen rings befärt; 
Ein Kleid, das du nicht hundertfältig haſt zerflüdt, 
Vem Waller wird am Leib’ ein jedes Kleid durchnäßt; 
Kemal, in deinen Verſen ſtromt bed Lebens Quell, 


Die Knospe, die den Zucker blutig färbte, wer iſts 6(0) 7 
Als Kinnesapfel fiel zum Mund herab, was iſts (4)? 
Welch Hemde gab dir Duft, o Morgenwind, was iſts (617 
Wer Hat von Klausnern es wohl auf dem Leib, wer iſts le? 
Das Waſſer, das Die Kleider nicht durdmäßt, mo iſts? 


Web Verfe Kiefen fo Lebendig hent, wer iſts? 
In isehi serwkadd tschi' ruchsar. 


Welch Cedernwuchs, welch KBangenfler! : 
Welch langes Haar, welch ſinſtre Lodent! 

Welch ein Vertrauter, welch ein Zrennd! 

Welch Fallſtrick, und welch cine Macht! 

Welch Auge, und welch Zückermund: 

Welch Schoͤnheit, welch Bonutommenheit (8 


Weit Zuckermund, welch füße Rede! 
Weib ein Turban , und welche Zeffel (7)! 
Welch Gramgenoß, wel eine Seele! 
Welch raãubriſch Herz, welch ein Betrüger! 
Wei Arzeney, und welch ein Arzt! 
Welch Naͤchtigaß, und welch Gekoſe! 


Chattet sebs u lebe müschk u gwlabest. 


Den Bart IR grün, die Lippen Moschusrofemsaffer , 

Du biſt der Schönheit Schah, und Viele Herzens kammern 
Esa brennt mein Herz vom Mondlicht deines Angeſichts 

In Nächten, wo die Schwelle nicht zum Kißen dient (9), 
Geh’ Ktügling, geh”! und fürchte meine Strafe wit; 

Gott Lob! daß ih an deinem Saume mid nicht Halte, 
Kemat, befeucht” den Staub des Thors mit Deinen Tpränen, 


Dem Mund ein Gonnenkäubchen , dein Geſicht die Senne. 

Sind aus Begier na diefem Schatz verwüflet worden, 
Wie der gebrocdhne Zlachs, gebleicht am Mondenfcheine. 

Was nüsen denn die Polter mir, und was der Schlaf? 

Dein Anblick iſt allein für mich die größte Strafe. 

Wenn meinen Saum die Maale von dem Wein beſteden. 

& Öffnet fich das Thor vieleicht hey dieſem Regen (10). 


Tabi Jauif daned kadri keb a dihanet. 


Nature zart rkennen nur 
Gedanken fein erfaſſen nur 


Den Werth der Lippen und des Mundes. 
Den Faden deines feinen Wuchſes. 





(1) Deine Lecke komärt Beih und Sen; das if, verteirrt dieſelben. 

(3) Der Vogt felbſt zieht noch ein Wollenkleid an; das if, er wird sum Sofi. 

(3) Wem gebört diefer Züdermund, rot wie Kofenfnospen 3 

(4) Und wem ber Paradiefesapfel des Kinns? 

6) Wie konnte der Morgenwind Woblgeruch von dem Hemde ihres Roſenleibs ſtehlen, der um und wm mit 
Dornen bewaffnet iſt. 

(6) Deine Hand zerreißt Die Kleider des frommen und beſchaulichen Lebens in hundert Stuͤcke; das M , Kts 
nichtet alle guten Entſchlüſſe der Reue und Enthaltſamkeit. 

(7) Im Berfifchen ein Wortſpiel wilden DnLsend oder Dilbenb und Bilder. Dilbend, Herzens 
band , lauter faft wie Dufbend, woraus unfer Turban entflanden. Dildar, Herzen haftend oder 
feffelnd. Das lange Saar if ein ſchöͤner Turban, und die Laden fitd Herzensfeſſeln. 

(8) Abermabl ein Wortſpiel mit Kemal, das Vontommendeit heißt, und zugleich der Nahme des Dichters iſt, 
der in dem Schlußverfe genannt werden muß. 

(9) In Nächten, wo ich nicht mein Haupt auf. den Stein der Schwelle hinlegen kann. 

(10) Vielleicht aus Erbarmen über den ©turm, der den ausgefchloffenen Geliebten peitfcht , wie bey Horaz die 
Buarsenden Walder. 


ze 


ETUI 288 XXE 


#15 du einhergingſt auf der Flur, Da ſprach, wis folget,, die Cyprefſe 


Gar herrlich gehſt du fo allein, Die Körper fallen deiner Seele (1), 

Weißt du warum von deinem Chor Der Nesenbubler mic entferne? 

Weil cr gefatten wollte nicht . Daß ih an deiner Schwelle ſihe. 

Denn vor den Pfeilen deines Aug's Das Herz nicht Hält den Schild der Gede, 

. Iſto Hefler, daß es flüchte fi " Bor Brauenbogen in den Winkel. 

Das Hemde der Geduld zerriß Ich Heute tauſendfach in Stũcken, 

Als ich dich wie die Nofe fah, . Bon einer Hand sur andern wandern. 

Ich Hörte von dem Morgenwind ; Sf es die Luft? if es dein Odem? 

Ich fah, und ſab die Blaſe nicht z War’s Nihtdr war es vielleigt dein Mund Wr 

KRemal, der Arme, fiehet ih Erhohet zu ber Gultauswürde, 

Kenn mau ihn anders säflen wid Zu deiner trenen Diener Schaaren⸗ 

e 
Uftad dil es pai ve nedanem si tzchi uftad. 

Mir fiel das Herz, doch weiß ic nicht warum; Dem. Gcheimen web! der Urfach’ ſolcher Wehen! 
Den Dan, .den ich mit Frohlichkeit echopen, Hat deines Grames Strom vom Grund zerftört. 
Vergeßt ihn, ſaget ſie, den Nebenbuhler; Wie fein des Liebenden fie ich erinnert ! (3) 
Was kann Medſchnun wohl wider Leila thun, Wär’ er nie blind, hätt’ er fein Hera bewahret. 
Vom Mund’ Schirin's, o haltet mich nicht ab! Weit fie sulegt den Tod Ferhad's bereu't, 
Serbad durchbohrte nur den Stein, und ig Durchbohre Lichesperiten, fich’ die Kunf (4). 
Remal, na Samarkand ſchick' Diefe Perlen, Des fi) das Volk darinnen wälgen möge (5). 


Tscheschm schochet dili anschil behaves mikerd. 


Dein Schelmenaug' hält mein verliebtes Berk gefangen, Die Bogelfäuger Nastigalien in Dein Kaͤficht! ri 
©» oft als da mit Anmuth Shwanfer Höhne mein Herz, Es ik der Glockenſchall von beiner Karawane. . 
Es wendet gegen uns dein Angefidht die Loden, Was Wunder. wenu fih Feuer gegen Reifig Eehrti 

Der Glanz des Angeſichts verbrannte mid wie Speicher; Der. Scqhoͤnheit Liebesgluth ergreift die ganze Weit. 

Den Lippen fehlt es nicht an füßem Zuderwerf, | Die Biegen fallen in das Glas des Lippenmeins, 

um Morgen feuggse ih nach dir, da ward es belle, Was ſoll ich chun, des Herzens Raud ergriff Die Genie? 
Die Seele opfre du, Aem al, dem Liebften auf, BGlibſt du das Kleid dem Sänger nicht, nimmt es dor Vogt (6); 


Der um acht und fechzig Ducaten gefaufte ‚ und in der kaiſerlichen Bibliothek zu Wien unter 
Nr. 191 befindliche Diwan Kemal's, der, wie aus dem vorne aufgedruckten Tug hra zu ſehen iſt, eines 
Sultans Eigenthum war, gehört unter die ſchönſten und prächtigften Handſchriften die wir je gefehen, 
und ift einzig durch bie‘ berriähen Vigneten, welde zu ‘Ende jedes Gaſels den Sinn des Schlußverſes 
bildlich und allegoriſch darſtellen. Wiewohl dieſe Vigneten, deren immer zwey zu beyden Seiten des 
Schlußverſes, nur die Größe eines Quadratzolled baden, fo tragen die darin befindlichen. Figuren, un- 
geachtet der den perfifhen Mahlern eigenen Zeichnungsfehler, doch einen. ungewöhnlichen Grad treuer 
Charakteriſtik an ih. Der Ausbrud der verfhisdenen ‚Charaktere und. Situationen iſt mit wenigen 
Strichen, aber ſo ſprechend angedeutet daß in dieſer Hinſicht dieſe Vigneten mit den griechiſchen Va⸗ 


— — — ——— 





hg 


6) Ein Wortfpiel mit Tenha, das ſowohl allein, einzig bedeutet, ale auch der Plural von Ten, der 

. Koͤrper, iſt. 

(2) Dein Mund iR zart und klein wie eine Luftblaſe, die man bald flebt, und dald wieder nicht. 

(3) Eine ſehr feine Wendung. Bloß damit fie meinen Nahmen nermt, fagt' fie den Nebenbuhlern: vergeßt ihn. 

(4) Thränen find Perlen der Liebe, von den Spigen der Wimpern, an denen fie hängen, durchbohrt. 

(5) Da der Dichter bier den Perlen das Wort walzen beygefellt, fcheint-ihm faft eine mit dem swbus 
margaritas verwandte dee vorgefhwebt zu haben. 

(6) Der Tod entführt Dir Doch zufegt gemaltfam den Geiſt, wenn Du ihn nicht frepwillig aufgibfl 


oo — — — 


— 











1 


- 


ſengemaͤhlde verglichen werben Eönnten; nur daß hier, ungeachtet der großen Wahrheit, faft alles ine 
Groteske und Carricaturmäßige fällt. 


Ä xcvm. | 
Dihelaleddin Adhad, 


ein Seid aus Jeſd, deſſen Vater, zur Zeit Mohammed's aus der Familie Mofaffer, Weſir war, . 


As Mohammed eines Tages die Schule. befuchte, gewann er den jungen Dſchelaleddin lieb, 
und auf die Verſicherung des Lehrers, daß er aus allen am beſten ſchriebe, verlangte er ſeine Schrift 
au ſehen. Dſchelaleddin ſchrieb aus dem Stegreife: 


N ſich vereint im Stein vier Dinge finden, Entſteht ein Edelſtein in Feifengründen. 
Iſt er nur rein und ächt und zart von Haus, So Bildet ifn der Sonn’ Erziehung us. 
Mir wurden diefe Tugenden verliehen; Du, Weltenfonne, ſollſt mid nun ersichen. 


| 


Mohammmed Mofaffer war über. die Schönheit ber Schrift und des Gedankens erftaunt ; 
er empfahl dem Weftre, feinem Vater, die hoͤchſte Sorgfalt für die Erziehung feines Sohnes, und gab 
ihm ſogleich zehntaufend Ducaten für die nöthigen Meifter. Seid Dſchelal entſprach der Erwartung, 
die er ſo frühe erregt hatte, und belohnte die auf ihn gewandten Erziehungskoſten mit herrlichen Blü⸗ 
then der Dichtkunſt. Eines der berühmteſten und duftendſten iſt das folgende berühmte fiebenfar- 
bige Gedicht mit wiederkehrendem Schlußfalle. 


* 


Fruͤhlingsgedicht. 
. Wie Blumenmaͤrkte find die Tiefen weiß, und von Jasminen find die Wüften weiß. 
Es fpiegeln roth die Tulpen ſich im Thau, Wie Perien und wie Onyr ſchwarz und weiß. 
Der Regen waſcht die dunkeln Ayacinthen Umfonk; den Mohren wafchet man nicht weiß. - 
Eich, Blüthen fallen auf die Hyacinthen, Sie ſtehn wie Indier in Hemden weiß. 
Die alte Welt gießt Waſſer aus den Wolfen, Zu waſchen vor des Gartens Braut ſich weiß. 
Es lachen ihr die Blumen ins Gellt: Seht wie die Alte ſich nun waſchet weiß. 
Wie an dem Zeft der Schah austwirft das Silber, So ift die Flur beſtreut mit Blumen weiß. 


Die Wolten, die den Bergen nah'n im Lauf, 
Sind Schenken, die den Saum fih ſchürzen auf. 


‚Die Ufer find nun dur den Frühling grün, Ja! dur den Frühling find die Ufer grün. 

Die Särsen find verfehrt in fhöne Wangen, Die Rofen find entblüht, die Heden grün. 

Der Papagey greift gleichfam Perlen auf . . Im Tulpentau, die Vögelwelt iſt grün. 

Die Wolfe goß auf Weiden Perientropfen, - Sie funkeln wie der Dolch des Schahes grün. 

Durch ihn, den Augerechten, wird der Hof, Die Kirche, wie die Flur, im Frühling grün. 

Die Braut der Zeit eroberte fein Schwert, Auf deilen Stahl Ameifen dunkelgrün. . 
. Bor feinem Feſtungswall ynd feinen. Gräben Erſcheint des Himmels Schloß als Wieſe grün. 


Violen mit geſenktem Haupte weinen, 
Daß auf der Flur die Roſe moͤg' erſcheinen. 


Narei ſſen find wie deine Feinde gel Im Staub des Wegs geſchleppet, Frank und gelb. 
Es ſtädlt der Morgen ſchon der Sonne Lanze, Wie an dem Tag des Kampfes, fonuengelb. 

Die Erd’ iſt roth vom Blute der Erfchlagnen,, Des Himmels Blau iſt nun verfehrt;in Gelb. 
Bon dem Rubine deines Dolches fcheint j Der Mond, die Sonne und der Himmel gelb. 
Sobald fi deined Schwertes Klinge zeigt, Wird ESonnerlantlig von dem Scheine gelb. 

Am Staub liegt nun des Angefichtes Glanz, Bom Staube merden Rofenwangen gelb. 

In Sohlaqten ſey dein Schwert beſtändig roth, Der Sram verfärbe nie dein Antlitz gelb? 


Es Eräusie dir des Gieges Luft das Haar, 
Geſegnet fey, o Fuͤrſt, dein neues Jahr. 


Kfa 


/ 


IE URIE 250 ae 


Dbeid lebte zu Schiraf unter der Regierung des Shah Abu Ishak aus der Familie Indſchu, 
die durh die Familie Mofaffer vom Throne geflürzt ward. (Er wollte eines Tags dem Sultan ein 
Werk über die Rhetorik darbringen, als ihm der Zutritt aus dem Grunde verfagt ward, daB ſich jegt 
der Hofnare beym Sultane befinde. Obeid wunderte fih gar fehr, daß Schalksnarren und Poſſen⸗ 
zeiffer den Kammerzutritt hätten, während derſelbe Gelehrten und perdienftvollen Männern verfagt würde, 
Er fagte aus beim Stegreife: 


Verleg' dich nicht auf Wiſſenſchaft, wie ich, Daß nicht gering geſchätzt du ſeyſt wie ich, 
Sollft du geſchätzt ſeyn von den Zeitgenoſſen, Treibe Narrethey'n, perlege dich auf Poſſen. 
Ajifi tadelte ihn hierüber durch folgende ſatyriſche Verſe: | 
Haft Recht, betrachte nur die Wifienfchaft As den Befoͤrd'rungsweg zum Nahrungsſaft. . 
Rei’ Poffen, ſchlage Trier zu Guitarren, Daß Groß’ und Klein‘ dich halten für den Narren. 


Der berühmte Dichter Selman war auf einer Reife an das Ufer eines Slußes gefommen, we 
fih eben Obe i befand. Woher Bruder?. fragte er ihn. — Bon Kafwin. (Sakan ift ein Dorf in 
ver Nähe von Kafwin). Weißt du etwas von ben Gedichten Selman’s auswendig? — Ja wohl, eim 
Paar Verſe — Laf bösen. — DObeid recitirte die folgenden: 

In Schenken und Bordellen wohl befannt, Bin ih von Liebe und vom Trunfe warm, 
Ich gehg, wie der Krug, von Aum zu Arm, Ich gehe, wie Das Glas, -uon Hand su Sand. . 

Aber fuhr Obeid fort, da Selman im dem Hufe eines vernünftigen und gelehrten Mannes fteßt, 
fo kann id unmöglich glauben, daß diefe Verfe ihm gehören, fie werben wohl von feinem Weibe ſeyn. 

Selman errietb, daß dieß Obeid fey, und verband fich mit ihm in Freundſchaft, wiewohl er 
immer vor feiner Zunge zitterte. Au den Chodſcha Sekeria ſchrieb er folgende Gofele über das 
Schuldenmachen: 


Es ſind die Menſchen froh, Sch aber ſtedc' in Schulben. 
Ein jeder freuet fi, Id aber ſted' in Schulden, 
Gehorſam bin ih Gott, . Bey Menſchen Hab’ ih Schulden. 
Soll üben id die Pflicht? | Soll zahlen ih die Schulden ? 
Ja Schulden auf deni Land’- Und im Quartiere Schulden. 
And Schulden in der Etadt, und im Pallafte Schulden, 
Mein guter Ruf ift Längf Wie Bettfeeehr' in Schulden, 
Seitdem in icdem Haus Dekannt find meine Schulden. 
Wenn fih’der .gnäd'ge Herr Niche des BHetd erbarmet, 
Wie fol der Arme fi Befreyen von den Schulden. 
Mein Erbtheil ift nichts werth, Nichts gelten die Berdienfte. 
Almofen nehm’ ih an), Wie ſoll ih machen Schutden. 


Dewletſchah fpricht bey diefer Glegenheit mit einer ben orientalifchen Schriftftellern nicht frem⸗ 
ven Naivheit von feinen eigenen bedrängten Vermögensumftänden , unb den Erecutionen womit ibn feine 


turkomaniſchen Glaͤubiger um fein väterliches Habe bringen wollten. Er fey, meint ey, um viel mehr ju 


beflagen ald Obeid, ber Fein väterliches Erbe gehabt, und bloß von Poflenreiffen und von den Bros 
famen gelebt habe; während er aus einem guten und begüterten Hauſe entfproffen, dur die Zeitums 
Hände dahin gefommen fey, daß hartherzige Glaͤubiger ihm ben legten Biſſen vom Munde raubten. 


Bafele Dbeid’s. 


Der Vollmond gibt von dir der Schönheit Kunde, Dom Haaresduft erzähtt der -Dfk dem Norbwind. 
Mu Wimpernpfeilen giefen Gennenflcahlen, 56 krümmt der Neumond fi im Brauenwinkel. 








RUN 25 x 


Es Meß des Lebens Quan von deinen Lippen, 
Ber den Rubin der Lippen beißt na Wunſch, 
Der DR Felle deinen Loden nach am Morgen, 


Es flieht der Mann des Aug’s in fieben Schleyern, 


RI ASS 


O glädixh wer mie deinen Lippen Fofer. 

Iſt Gegenſtand der Liebe aller Zungen. - 
Die Hand in Feſſeln und den Zuß im Waſſer 
Erwartend deiner Schönheit Traumgebild. 


Dbeiden if der Liehe Thor geöffnet; Den Dichtern if die Bauberen gerecht. 


. | xc. | 
Biabanki (Ahmed Ben Mohammed Ben Ahmed), 


einer ber größten Scheiche der Sofis, DVerfaffer einer berühmten myſtiſchen Abhandlung, und Erneuerer 
der Srundfäge der Sofis nad ihrem großen Meifter, dem Sceihe Dſchüneid. In feiner Jugend 


‚war er im ©efolge Arghun Ehan’s, und verließ ihn, un dem Scheide Scherefeddin Semnani— 


auf dem Pfade der Heiligkeit zu folgen. Er ging von Kaſwin nah Bagdad, wo er ein Schüler des 
Scheich Abdorrahman ward. Er erreichte eine fo hohe Stufe muftifcher Vollendung, daß feine 
Heiligkeit (wie dieß bey den Sofis dfterd der Fall) für Unglauben gehalten ward. Er redete, als er dieſe 
VBefchuldigung vernahm, in feinem fieben und fiebenzigften Jahre feine Seele demüthig mit den folgenden 
Deren an: 


Die Seele if fürwahr mur Teufelen, 
Ich that fie tauſendmahl fchon in den Banıt, 


Er farb im Jahre der Hedſchira 763 (1361). 

Dewletſchah bemerkt, daß das Weſen des Derwiſches und des Sofi im Inneren und nicht im 

Aeußeren beſtehe, und führt folgenden Vers an: 
Das Ordenskleid beſteht in Froͤmmigkeit, 


Denn fie bezeugt ob Sunden keino Reu'. 
Sie bat wahrhaftig nichts vom Muſulman. 


ice in der grünen Autte hochgeweiht (+). 
XCI. 
Gedſchedſch Tebriſi, 


ein großer Scheich und Mufti von Tebriſ, zur Zeit Sultans Oweis und ſeines Sohnes Haſſan; 
der Eroberer Timur beſtaͤtigte feine Kinder in dem Beſitze ererbter Vorrechte, und ehrte hiedurch das 
Andenken des Vaters, deſſen Diwan im ganzen Morgenlande als ein Handbuch der Myſtiker im groͤß⸗ 
ten Anſehen ſteht. 

Gaſe X e. 


Ma der ghamet beschadi dschan bas nenigerim. 


Ich kann auf Beine Traurigkeit 
Sür beyde Welten Fann ich nicht 
Wie ſchon, wie fhön! der Schmetterling 
Wenn idy die Seele mir verbrenn”’, 
Da dein Seheimniß über Zeit. 
Werd’ ih mein ganzes Leben lang 


Mit Herzensluſt zurück nicht ſehn, 
Auf deine Lich” zurücke fehn. 

Iſt meiner Liebe wahres Bild, 

Werd' ich doch nicht zurüde ſehn. 

Und über Raum erhaben iſt, 

Auf Beit und Kaum zurüd nicht ſehn. 





(1) Sa Hafif wird die Farbe der Kutte beffändig als bfan angegeben, und grün fcheint hier Matt blau zu 


ſteden, nach einer bey den Morgenländern nicht ungemdhnlichen Sarbenvermechälung, indem fie auch dem 


« Himmel grün Bots blau ‚nennen. 


gi. 


nun . 252 rw 


Wenn durch den Wunſch nach dir Gewinn In Schaden ſich verkehren ſoll, 


‚Bed IQ, wenn beiner ich begeht’ , Auf Schaden und Gewinn' nicht ſehn. ‘ 
Da zur Gewißheit ich gelangt, Daß du der Urfprung alles Wahns, 
Will im Beſitze der Gewißheit Ich auf den Wahn zurück nicht ſehn. E 
In deinem Gaue renn' ich feharf, Als Hätte ich den Kopf verloren ; nn 
Auf Pferd und Zügel branch" ich nie In meinem Lauf’ zurück zu fehn. 
Wiewohl Gedſchedſch im Liebesmeer Das Ufer gluͤclich hat erreicht, _ 
. Will er vom Ufer dennod nie In's weite Meer zurüde fehn. 


Dewletſchah erzählt bey Gelegenheit der Biographie dieſes Dichters bie Geſchichte der Erbauung 
der Stadt Tebriſ durch Sobeide, die Gemahlinn Harun Raſchid' 6, und führt zum Lobe diefer 
Stadt die folgenden Verſe Kemal’s an: 


Tebriſ wird mie an Seelenſtatt fletä ſeyn, I Ihr Lob wird ſtets auf meinen Lippen ſeyn. 
Bis ich nicht trinke aus der Fluth Dfcherend’s, Wird ſtets mein Aug’ vol blut'ger Thränen ſeyn. 


XCI. 
Ibn Naßub, 


von edler perſiſcher Geburt, lebte zur Zeit Sultan Abuſſaid's, und dichtete zehn Buͤcher zum Lobe 
Chodſchaſs Gajaßeddin Mohammed Ben Naſchid bes Weſirs, an den auch die folgenden Verſe 


gerichtet find: . - 
... Mich Armen Haft du zur. Gefellſchaft auserwahlt, Und in die Reiben der Vertrauten mich geſtellt. 


38 ſolches Glück den Nächſtecz deines Thors beſchert; Welch eines wird denn einſt dem Cherubim gewährt?‘ 


⸗ 
‘ 


XCII. J 
Scherifi (onſt auch Sahib Baldi), 
nicht allein Dichter, ſondern auch ein gelehrter Tonkünſtler und Arzt, der zum Lobe der Schahe von 


Bedachſchan und Seide von Termed verfipiebene Kaßides dichtete. Eine dieſer Kaßide faͤngt mit dem 


folgenden Doppelverſe an: 
Wenn der Geelennährende Mund anfanget su lächeln 
Sch ih an purpubner Schnur glänzende Perlen gereibt, 


0 Gafſel. 


Wassli jari ma si ömr dschawidani choschterest, 


’ 


Mehr ald ew'ges Leben Sf Genuß des Freumdes beſſer, 

Mehr: als Lebens Waſſer Iſt Rubin der Lippen beſſer. 

Da des Freundes Locken Alles Unheils Quelle ſind, 

Iſt es für Die Wangen Drein ſich au verfteden beffer. 

Alle dern regen Sich mit Lebe für ihn auf, 

IHm mit Lieb’ ſich weihen Iſt für reine Herzen beffer. 
Lieblih dünke die Bothſchaft Bon dem Morgenmwind den Freunden, * 
Aber ſich zu klagen Dem Geliebten iſt noch beſſer. 

Alles dieſes treibet Sich herum in meinem Kopfe: 

Wirf es weg, Scherifi! Wirf es weg! fo iſt es beſſer. 


Eine andere ſeiner Gaſelen beginnt mit dem folgenden Doppelverſe: 
Du biſt das Sali und wir die ſalebededten Küften, Bur Würse machte dich der Here, und uns su Wüſten. 


Die alte Samilie ber Schahe von Bedachſchan, welche felbft zur Zeit. des großen perfifhen 
Meiches eine Art von Unabhängigkeit behaupteten, und ihren Stamm von Alexander bem Großen ablei« 
teten, erlagen dem Eroberungsgeifte Abuffaid Ehan’s im Jahre der Hebfhira 87a (1466). Abuf 
faid genoß nicht lange feines Triumphes, und Dewletſchah führt als moralifhe Betrachtung hierüber 
den folgenden Vers an: 


hu‘ Boſes nicht, es harret dein Bergelt, 
Es ſtrahlt da5-Wid Pifchen’s zwar im Palaf, 


Und nimmer fchläft das Auge biefer Welt. 
Im Kerter Efrafliah's bat es nie Naf. 


XCIV. 
Abdol⸗ melek Samarkandi, 


war zur Zeit Timur's Mufti von Samarkand, berühmt durch feine Gedichte und Oeieefamei 
bildete den Dichter Buffati; das folgende Gaſel ift von ihm: 


Ei merdümi tscheschm es nasarı ma merew achir. 


Augapfel mein! entflieh’ mir nicht ein andermahl! 
D theure Seel! entferne dich vom Leibe nicht! 
O ſchönes Bid, das Seelen ber Geliebten nährt! 
Von die entfernet bin ich meiner nice bewußt, 


O Sebensſchatz! entflieh’ mir nicht ein andermahl! 


.O Schatten mein! verlaß' mich nicht ein andermahl 
Verlaß mein ſchwarzes Juge nicht ein andermapli 


Nun du ed weiße, entfliehe niche ein andermapf! 


4 


xXccV. 
Amad Fakih, 


einer der groͤßten Gelehrten Kerman's, besühmt als Dichter, lebte zur Zeit der Re gierung Sultans Mor 
banımed’s aus ber Bamilie Mofaffer, wo fein Klofter zu Kerman ein vielbefuhter Sammelplag 
der Wornehmen und Gemeinen bes Volks war. 

Scheich Aferi fagt in feinem Werke Dſchewahirol esrar (Perlen der Geheimniffe): 
bie Gelehrten behaupten, daß fi in allen Dichtern, fowohl neueren als älteren, Fehler wider die Richtig» 
keit des Sinns oder der Sprache finden, dei Chodſcha Amad Fakih ausgenommen, dem vor allen 
‚perfifhen Dichtern das Verdienſt der größten Gorrectheit fo im Sinne ald im Worte eigen iſt. Er ſtarb 
im Jahre der Hedſchira 793 (1390), und ſein Kloſter iſt noch heute beſucht zu Kerman. 

Der Arme, der von dem Spital des Glaubens 

Belümmert fi um Leiden auf dem Weg fo wenig 

Ich fehrieb in mein Semüth das Wort des Vaters, 

D Herz! wenn mit Gefallenen du ſprichſt, 

Des Glaubens Herren ritten zu Shiraf 


‚Wenn in der Welt dur dich Eein Herz fish freut, 
Es rufe Amad nur Gott um Hülfe an, 


” Wein bringt den Weifen die am Wege fiten, 
Als wer auf Shifer oder Jeſus Haut, 
Deß Grab von Ambra duft am jüngften Tage. 
Sieh' nicht auf fie mit Schelmenaug’ herab. 
Ameifen glei , langſamer noch „ vorbey. 
So handle fo, daß fich Fein Her; betrübt. 
D Helter! dich, dich flehen wir um Hülfe. 





Es find der Arme und der Reiche gleich beraube. 
‚Denn äberall find irre Liebende gefräntt. 

Bemüp’ dich nicht, o Herz, die Treue Ift verfchwunden. 
Denn diefes Volk verſtehet diefe Sagen nicht. 
Verſchließ das Aug’, denn widerwärtiger Blick iR Höfe, 


Ich dien' ihm, wenn er mein gedenket oder nicht, 

Richt Hier allein iſt man gen Seher ungerecht, 

Sud’ einen treuen Freund umfonf nicht in der Welt, 
Bor Eiebenden kann man nicht von Bernünft'gen ſprechen, 
D Herz, vor allem was sur Liebe ſich nicht ſchicket, 





Ad ce” 
dmth 


sul 22 
9.C-» I 


—X 254 rn 


Die Marter feined Graͤm's erreicht nicht Höltenpein, Unſchuldig if, wem feines Schmerzene Schwert erſicht. 

Die Menſchen zweifeln an dem Daſeyn ſeines Mundes, Ob er ein Punct wahrhaftig ſey, ob eingebildet. 

Des Mund’s Geheinmiß IR Umaden aufgedeckt, Wiewohl's verborgen iſt den Augen vieler Seher. 
XCVI. 


Mohammed Ben Ahmed Attar, 


das iſt, der Sohn Attar's, des berühmten myſtiſchen Dichters, ſelbſt ein Dichter, verſuchte ſich in der 
Gattung des romantiſchen Gedichtes, und erwarb ſich einen Nahmen unter den romantiſchen Dichtern 
des erſten Ranges durch fein Wert Mihr u Müſchteri, d. i. Sol und > Jupiter. Er verfaßte es 
im Jahre der Hedſchira 78 (1376) in 5:20 Diftihen (1). 


Inhalt von Mihr u its. 


Diefes Werk ift der Roman einer Jünglingsliebe, die aber nicht fo einfach fortläuft, wie fo 
manche andere romantifche Gedichte dieſer Art, wie z. B. der Shah und der Derwiſch, der 
Ballen und der Schlägel, die Kerze und der Schmetterling, die Nadhtigall und 
die Roſe, u. ſ. w., fondern mit vielen Ereigniffen verwebt if. Mihr (Mithras), ber Sohn 
Schaburſchah's, ſchließt in feiner erften Jugend einen Sreundfhaftsbund mit Muͤſchteri (Ju: 
piter) dem ſchoͤnen Juͤngling. Behram (Mars) als fcheelfüchtiger Nebenbuhler, hinterbringt diefe 
Sreundfchaft dem Schah, und Mihr muß auf Reifen geben. Er begibt fih nah Aferbeibfhan, 
wo er am Meeresufer feinen Freund wieder findet, und fammt bemfelben vom Nebenbuhler Behram 
in das Meer geworfen wird. Sie retten ſich. Mibr geht nah Indien, fchläge fih mit Löwen und 
Straßenräubern, und Edmmt dann nah Chowarefm, wo fih Nahid (Wenus), die Tochter bes 
Schah's Keiwan (Saturnus), zuerft in ibn, und fpdter er fih in fie verliebt. Geſandte von 
Sina begehren Nahid für ihren Kaifer, dem fie abgefchlagen wird, und der dafür dem Herrn von 
Chowarefm den Krieg erklärt. Mihr ficht die Schlachten Keiwanſchah's für Nahid, findet 
Muſchteri wieder, und ſtirbt dann mit ihr und mit ihm. Sie waren bloß durch geiſtige Liebe und 
ohne Sinnengenuß mit einander verbunden, wie dieß gleich im Anfange des Werkes geſagt wird. Es 
herrſchet in dieſem Gedichte ein beſonderer Aufwand an Beſchreibungen vom Frühling und Herbſte, von 
Pferden, Loͤwen, Jagden, Schlachten, Waſſerfahrten u. ſ. w., mit beſonderen Anreden (Chitab) 


on bie Sonne, an das Gemählde des Geliebten, an den Oſtwind. Daraus die folgende Probe: 


Mihr und Müfchteri Fommen zum Schloffe der Straßenräuber. 


Muſchteri begab fih wieder auf den Weg, Er ging und feufzte immer fort, 

Erin Seufjen hätte Stahl erweicht, um Weinen Berge felbff gebracht. 

Er [heute Kalt’ und Site nicht, ©ein Her; war voll von Kränfungen- 
ats fie num eines Tags fo gingen. Erbfidten fie von fern ein Schloß, 
Seht wie ein Bundniß Liebender, Und wie das Schloß des Himmels fe. 


Kein Vogel hat es ie gewagt, Die hohen Mauern au erfliegen. 








(1) Eine prädtige Handfchrift davon ift in der kaiferlichen Bibliothek Nr. 208; eime zweyte unter N. 209 ; eine 
dritte in der Bibliothek des Herrn Grafen v. Rzewusky. 


+ 





RAR 255 XXX 


Wenn die Beſatßung Steine warf, Zerbrachen fle Saturnes Eden, 
Und ob des folgen Baues Schmud, War eiferfüchtig felbft der Himmel, 
Seſt fand es wie der Pol, die Baden Umgaben es dem Heerwagen gleich. 
Der fieben Himmel Höhe ſchwand Bor feiner Höh', ſammt allen Sternen. 
Getroffen von den Wurfmaſchinen ı Bl Sch ũt z und Adler von dem Himmel. 
Es führt ein Weg hin krumm und eng, Wie's Aug" und wie das Haar der Schönen, 
Fin Strom umgab es, reifiend, wie Der Strom der Thräuen Müfchteri's, - 
Bewahrt von einer Eifenpforte , Hart wie das Hers der Geitzigen. 
Und diefes himmelhobe Schloß Bewohnten Räuber Ißfahan's. 
Sie faßen hier im Hinterhalt, Den Durdgang felbft dem Df vermehren», 
&rflärten Karawanen Krieg, Uud plünderten diefelben rein, 
Es hielten ſich von diefem Schloß - Entfernet immer Rein und Gres. 
Anrede Muſhterrs an den Oſt. 
Er ſtöhnte Morgens in der Wüſte, Vorbey ald eben zog der DR. 
San leicht geſchürzt, wie Seelen ziehen, Den Saum’ vom Gtaube aufgelhürge, 
@r warf (ich vor ihm Hin wie Staub: Die Seele fey dein Wegeſtaub! u 
Du Hi es, du, mein Morgenlidht , Das hurtig Über Flammen wandelt, 
Und gehfl du Über’s blaue Dieer : Er machſt du Fuß und Saum nicht naß. 
Du wandelſt durch die ſieben Zonen, Haft feinen Ort, biſt überall. 
Du ſchwelleſt jegt die Arche Moab's, Und ietzt den Aermel feiner Mutter. 
Bald mahleft du auf Waſſerflächen, Bald kehreſt du des Sandes Ebnen. 
Aus Suft nach dir, zerriß die Rofe Das Hemd, die Tulpe ſenkt den Kopf. 
Die Grabe der Liebe. 
Des Weltehkörperd Seel’ ift Liebe, , Dei Weltenballens Schlägel Aebe. 
Die Liebe hat gar manche Wege, Und ieder hat fein eignes Zeichen. 
Die erfte Poſt ift guter Wille, . Wohin das gute Gluͤck geleitet, 
Dann Neigung und Anbhänglichkeit, Sie führer gu dem Quell der Freundſchaft; 
Hierauf Begier und dann Wohlwollen, Die alle recht die Seele führen, 
Dann Zutrau’n und damı Innigkeit, Die grad’ zur Liebe Bringen pin, 
Dieb it der Weg gu dem Pallaſte, Worin der Herr der Liebe thront. 
XCVII. 


| Kemal Chodfhendi, 
ein großer Scheich und lyriſcher Dichter, gleichzeitig mit Hafif, der ihn ungemein hochachtete, und ifn 
fommt Selman als bie erflen Dichter feiner Zeit nennt. Er ift geboren zu Chodſchend, das in einer 
ungemein ſchoͤnen und fruchtbaren Gegend gelegen ift. Auf feiner Rückkehr von der Walfaprt nad Mecca 
Fam er nah Tebrif, das ihm ungemein wehlgefiel, und wo er fi unter ber Regierung der Sürften 
aus ber Familie Dfhelair nieberließ. Die verdienftvolliten Männer welde damahls zu Tebrif lebten 
woren feine Schüler. Als aber Tokatmiſchchan von Derbend ber Tebriſ Überfiel, war Scheich 
Kemal auf Befehl Manguchan's nad Serai in Kiptſchak abgeführt, wo er vier Jahre blieb. Auf 
die Ankunft Tokatmiſſchchan's, weldher die Emire Weli und Berhab Aka abfegte, machte er bie 


folgenden Bere: . 
Es ſprach Ferhad Aka zu Mir Weli, Ich wid Rafhidiie von neuem bau'n. 
Es follen nur Tebriſer in der Menge, Bu dieſem Baue je die Steine führen. 


Die Armen fingen an den Gtein zu graben, Sie waren gahlreiy wie Amcilenbeere. 





N u 258 VS Te 


Als du einherginaft auf der Flur, Da ſprach, wie folget, die Eupreffe: 


Sar herrlich gehſt du fo allein, Die Körper fallen deiner Seele (1), 
Weißt du warum von deinem Thor Der Nebenbuhler mich entferne? 
Weil er geflatten wollte hicht . Daß ich an deiner Schwelle fige. 
Wenn vor den Pfeilen deines Aug's Das Herz nicht haͤlt den Schild der Gede, 
. Iſto beffer, daß es flüchte ſich "Bor Brauenbogen in den. Winkel. 
" Das Hemde der Geduld zerriß Ich Heute taufendfach in Stücken, 
Als ich dich wie Die Nofe fab, , Bon einer Hand zur andern wandern. 
Ich hörte son dem Morgenwind; Sf es die Lufe? if es dein Ddem? 
Ich fah, und fah die Blaſe nicht; War's Nicyed 7 war es vielleicht dein Mund Wr 
Kemal, der Arme, fiehet ſich Erhohet zu der Gultanswürde, 
Wenn man ihn anders zäblen will Zu Deiner treuen Diener Schaaren⸗ 


e 
Uftad dil es pai.ve nedanem si tsehbi uftad. 


Mir fiel das Herz, doch weiß ich nicht warum; Dem: Scheimen meb | der Urſach' ſolcher Wehen! 
Den Bau, .den ich mit Froͤblichkeit erhoben, Hat deines Grames Strom vom Grund gerflört. 
Bergeßt ihn, faget fie, den Nebenbubler ; . Wie fein des Liebenden fie fich erinnert! (3) 
Was kann Medfhnun wohl wider Leila thun, Wär’ er nicht blind, hätt’ er fein Herz bewahret. 
Bom Mund’ Schirin's, o haltet mich nicht ab! Weit fie zuletzt den Tod Ferhad's bexeu’s, 
Ferhad durchbohrte nur den Stein, und ich Durchbohre Liebesperlen, fich’ Die Kunſt (4). 
Kemal, nah Samarfand ſchid dieſe Perlen, Das ſich das Volk darinnen wälzen möge (5). 


Tscheschm schochet dili aaschik behaves mikerd. 


‚e 


Dein Scheimenaug' Hält mein verliebtes Berk gefangen, Wie Vogelfäuger Rastigalten in dem Kaͤficht! z 
So oft als du mit Anmuth ſchwankeſt ſtoͤhnt mein Herz, Es if der Glockenſchall von deiner Karawane. .. 
Es wendet gegen uns dein Angefidyt die Loden, Mas Wunder. wenn ſich Zeuer gegen Reiſig kehrt! 

Der Slanı des Angeſichts verbrannte mich wie Speiſcher; Der. Schöupeit Liebesgluth ergreift die ganze Welt. 

Den Lippen fehlt ed nicht an füßemn Zuderwerf, , Die Fliegen fallen in das Glas des Bippenweins. 

Am Morgen feufase ih nach dir, da ward es hellen; Bas fol ich thun, des Herzens Rauch ergriff die Seele? 
Die Seele opfre du, Kemal, dem Liebſten auf, a Si du das Kleid dem Sänger nicht, nimmt es dor Vogt (6): 


Der um acht und ſechzig Ducaten gefaufte ‚und in der Eaiferlichen Bibliothek zu Wien unter 
Nr. 191 befindlide Diman Kemal’s, der, wie aus dem vorne aufgebrucdten Tug hra zu fehen ift, eines 
Sultans Eigenthum war, gehört unter die fhönften und präctigften Handſchriften bie wir je gefeben, 
und ift einzig durch bie hersfähen Vigneten, melde zu ‘Ende jedes Gafeld den Sinn des Schlußverſes 
Hildlih und allegorifeh darftelen. Wiewohl biefe Vigneten, beren immer zwey zu benden Geiten des 
Schlußverſes, nur die Größe eines Quadratzolles haben, fo tragen die darin befinblichen. Ziguren, un: 
geachtet der den perfifhen Mahlern eigenen Zeihnungsfehler , doch einen ungewoͤhnlichen Grad treuer 
Charakteriſtik an ſich. Der Ausdruck der verſchiedenen Charaktere und. Situationen iſt mit wenigen 
Strichen, aber ſo ſprechend angedeutet, daß in dieſer Hinſi icht dieſe Vigneten mit den griechiſchen Va⸗ 


— — — —— 





— i — 


6) Ein Wortſpiel mit Tenda, das ſowodi allein, einzig bedeutet, als auch der Plural von Ten, der 

.. Koͤrper, iſt. 

(a) Dein Mund iR zart und klein wie eine Luftblaſe, die man bald fieht, und Bafd wieder nicht. 

(3) Eine ſehr feine Wendung. Bloß damit fie meinen Nahmen nennt, ſagt fie den Nebenbuhlern vergeßt ibn. 

(4) Thränen find Perlen der Liebe, von den Spigen der Wimpern, an denen fie hängen , Durchbohrt. 

(5) Da der Dichter bier Den Perlen das Wort wälzen beygefellt, ſcheint ihm faft eine mit dem suibus 
“  margaritas verwandte Idee vorgefhmwebt zu haben. 

(6) Der Tod entführt Dir Doch zuletzt gemaltfam den Geiſt, wenn du ihn nicht frepwillig aufgibſt. 


Ann 


Dem Morgen Tas: ericheln’ zum Ungräd nicht, 
Durdy deine Lode, fo die Frommen (dwarıt (2), 
Dein Wangenuaal fallt in mein Auge nicht, 
Ich wandert aus beym Anblid deines Gau's, 


257 nam 


Hab” Acht, denn deb Gemeſſes Nacht IR Heuer, 
Wied ſelbſt der Boat im Wollenkleide reich (2). 
Auf leere Tiſche fallen Feine Linfen. 
Auf Wiefen Kicht die Nachtigall den Kaͤſicht. 


An serw ki amed ber ma es tschemen kist, 


Die Eeder, die zu und von Ziuren koͤmmt, wer iſts? 
Die Zruct, die von dem Baum der Paradiefesfluren 
Der Saum der Rofe ift mie Dosnen rings befäct; 
Ein Kleid, das du nicht hundertfältig haft zerftüdt,, 
Vom Wafler wird am Leib’ ein jedes Kleid durchnäßt; 
Kemal, in deinen Verſen ſtromt bes Lebens Quell, 


Die Anospe, die den Zuder blutig färbt, wer iſts GO) 7* 
Als Rinnesapfel fiel sum Mund herab, was iſts (4)? 
Welch Hemde gab dir Duft, o Morgemwind, was Hs)? 
Ber Hat von Klausnern es wohl auf dem Leib, wer iſts (7 
Das Waller, das Die Kleider nicht durchnäßt, wo is? 
Weß Verfe Hießen fo Ichendig Heut , wer iſts? 


In tachi serwkadd tschi ruchsar. 


Weich Cedernwuchs, wei KBangenflor! 
Wei langes Haar, welch finfire Locken! 
Welch ein Bertrauter, welch ein Zreund! 
Dei Fallſtrick, und welch eine Macht! 
Welt Auge, und weich Sudermand! 
Welch Schoͤnheit, weich Boutemmenheit (81 


Welch Yudermund , wei füße Rede! 
Welch ein Turban, und welche Feſſel (7)! 
Welch Gramgenoß, welch eine Seele! 
Wei rãubriſch Herz, welch ein Betruüger: 
Welch Arzeney, und welch ein Arzt! 
Welch Nachtigals, und weich Gekoſe! 


Chattet sebs u Icher müschk u gwlabest. 


Dein Bart I grün, die Lippen Moschusroſenwaſſer, 

Du biſt der Schoͤndeit Schah, und viele Herzens kammern 
Es brennt mein Herz vom Mondlicht deines Angeſichts 

In Nächten, wo die Schwelle nicht zum Kißen dient (9), 
Geh” Atügling, geb’! und fürchte meine Strafe wicht; 

Gott Lob! daß ich an deinem Saume mid; nicht Halte, 
Kew at, vefeucht den Staub des Thors mie Deinen Thränen, 


Dein Mund ein Sonnenkäubdhen , dein Seſicht die Sonne, 
Sind aus Begier nach diefem Schatz verwüflet worden. 
Wie der gebrochne Flachs, gebleicht am Mondenfceine. 
Bas nähen denn die Polſter mir, und was ber Schlaf? 
Dein Anblidck iſt allein für mich Die größte Strafe. 

Wenn meinen Saum die Maale von dem Wein beſſeden, 
& öffnet fich das Thor vielleicht hey diefem Regen (10). 


Tobi Intif daned kadri tcb a dihanet. 


Naturen jart ertennen nur 
Gedanken fein erfaſſen nur 


Du Werth der Lippen und des Mundes. 
Den Zaden deines feinen Wuchſes. 





. ts. u Zur . . 
(1) Deine Locke ſchwarzt Geiſt und Herz; bad if, verwirrt dieſelben. 
(3) Der Vogt felbſt zieht noch ein Wollenkleid an; das ift, er wird sum Sofl. 
(3) Wem gehört diefer Zudermund, roth wie Sofenfnotpen? 
(4) Und wem der Paradiefesapfel des Kinns? 


(5) Wie konnte der Morgenwind Wohlgeruch von Dem Hemde ihres Kofenleibs ſtehlen, der um und um mit 
Dornen bewaffnet ifl. 


(6) Deine Hand zerreißt die Kleider des frommen und befchaulichen Lebens in hundert ©tüde; das # y Kt: 
nichtet alle guten Entfchlüfle der Reue und Enthaltfamkeit. 

(2) Im Perſiſchen ein Wortſpiel zwiſchen Dulbend oder Dilbenb und Diider. Dilbend, Herzens⸗ 
band , lauter fall wie Dukbend, woraus unſer Turban entſtanden. Dildar, Herzen haftend oder 
feffelnd. Das lange Haar ik ein Tchöner “Zurban, und die Laden flid Herzensfeſſeln. 


(8) Abermahl ein Wortſpiel mit Kemal, das Vollkommenheit beißt, und zugleich der Nahme des Dichters iſt, 
der in dem Schlußverſe genannt werden muß. 

(9) In Nähten, wo ich nicht mein Haupt auf. den Stein der Schwelle hinlegen kann. 

(10) Vielleiht aus Erbarmen über den Sturm, der den ausgefchloffenen Seliebten peitſcht, wie bey Heraz die 
Snarsenden Wälder, 


R ze 


+ 


De Schöpfer, der Die Ref’ gemaßhlet voth, 
Der Garten if ein wahres Goͤtterfeß, 
Gyeingenblütgen fallen auf Rarcifien; 

Dura die Gerechtigkeit und Zeindesblus 

Ein Waller Hatrdein Dolch, das deinen Beind 
Der Wieſengruud, die Au’u, des diußes Ufer 
Narciſſen krũmmen ſich ob fdiaufen Buße, 


Er Hämpelts au deine Säänheit. vol. 
Die Tulpe if ein Becher voll mit Weine resp. 
So wird der blaße Zeind aus Zugrimm roth. 
Ein) Berge grün und Anemonen roth. 

Am Halfe wie mit Rofen tränfet zoth- 

Ein) grün in grün und Nof in rofenrerh. 
und werden, werk Du Geld ausſpendeß, 


Wenn deine Maickät der Goun’ fi zeige, 
Die Sonne vor berfelden roth fi neiset. 


De Särsen end von Bellen violett, 

Rarcifien aud Gyriugen Haben Galle , 

Die Tutpe ſchläft noch im der ungen Ruospe, 
Dein Dot vergieht fo Piel des Zeindeshluts, 

Es färbt dein Schwert das Schlachtfeld veilchenblau, 
Die Zarbe ſelbſt iß deines Schwertes Zarbe 
Merkur und Mars beneiden Schwert und Biel, 


Sie ſtehn wie Bartesflaumen vietest. 
Auf iene fakcn dieſe violett. 

Daß dor Saftan ſich färbet violett. 
Wie Beilchen iſt dein Garten violett. 
Zn deindesbiut getauchet violett. 
Aus Neide find fie ſchwarz umd vielett. 


Wenn Tichenfärb'ger Zeug mein Licd fol kinden (1), 
Aus Scham die fishen Zarben aU’ verſchwinden. 


Der Simmel if von deinem Schwertglanz blau, 
Se trümmt vor die gcherfam feinen Rüden, 
Bo if ex? wo des Thrones Rofenbeet? 

Die Sürfien find vom ſchwarzen Zoos Bebrangt, 


Hei’ mir Dir Hand und Frag’ nicht wie Der Vogel,. 


Dad Gute ſied und ſchau aufs Wöfe niche, 
Sie Beiden und Narciſſen [ey dein Hemd 


und Hart ſchlãgt er die Renſchen alle Bien, 
Und Echt zu deines Dienf mit Züßen Hau. 
Gin Unterſchied wird zwiſchen grün and blau! 
Sie Heiden fh aus Furcht in Trauer blau. 
Gonft werden mie der Finger Rägel blau. 
Es firabiet Hans die Huzenfhminte blau, 
Im Staub begraben, Ader traure bias. 


Ich fdymelse in der Seune goldus Eagen; 
- D Sonne, welch mic im Schatten tragen! 


Du deſſen Kiel den Moub bezeichnet ſchwarz, 
Des Büdes Schminfe ſtrahlt aus allen Augen, 
Sm Kreif’ der Weiber leid’ ich Saglih Anal, 

Da ſah mie Ginsgem Aug’, es find voen Leo 
34 kam in die Gewalt von meinen Feinden, 
Erbarme dich und blick auf mid; wenn micht, 
34 wil Deb Zeindes Lens mit Schwarz beßegeln, 


Wer iR es, deflen Daupt nit wäre fywary! 
Nur sueinen dãucht Die Belt auf immer ſchwarz. 
Bon ter Iowehl die weiß, als Der die ſchwarz. 
Die Tulpen roth von Stien, von Herzen ſchwarz. 


Ede Saufen ſteigernd mi um Kupfer ſchwarz. 


Wird dust) des Berzens Raub die Welt noch ſchwarz. 
Denn aller Farben Hoͤchſtes liegt im Schwarz. 


Ergreif was du im Junern kannf behalten, 
Es deunt, des Eebens Dauer um entfelten, 


CK 


Selman Sawedſchi, 


einer der groͤßten Dichter des achten Jahrhunderts der Hedſchua gleichzeitig mit Hafif, der ihn mehr 
als einmahl in feinen Gedichten preife. Sein Water hieß Chodſcha Alaeddin Mohammed 
Sawedſchi, er felbfk führte deu Nchmen Dſchemaleddin. Der große Scheich Semnan pflegte 
zu fagen: Grenaten von Semnan unb Eieder von Selman man nirgends finden kann. Er war der 
Saͤnger am Hofe der Familie Dweis, die damahls gu Bagdad regierte, wie Hafif am Hofe der 
Familie Mofaffer zu Schiraf. Die Veranlaffung, wodurch er der damahls zu Bagdad an ber Seite 
Scheich Haffau's regierenden großen Fuͤrſtinn Dil ſchadchatun bekannt ward, war ein Compliment 





de) Dibai Heftreng, ein reicher Goldſtoff mit mannigfaftig eingewirkten Sarben, in den koſtbare Manuſcripte 
einge bunden werden. Der Ueberſetzer hefigt ſelbſt die Geſchichte Waß afs auf dieſe Art gebunden. 





— 


XX abı XX 


aus dem Stegreife an den Emir Haffan gerichtet, als ihm ein ſeiniger Sclave, welcher Seaedet 
(di. Glauch Hieß, einen abgeſchoſſenen Pfeil zubrachte: 


Sobald Chofru den Bogen ſpannt, Toͤnt Zreudeneuf im ganzen Land. 


Den Pfeil regiert dein weifer Bid, Und Hinter felbem läuft das Süd. 
Zu deiner Beit Hört man fein Stöhnen, Als von des Bogens ſtrafen Sehnen. 
“ Und ee allein in diefen Tagen Muß harten Drud, Gewalt ertragen. 


Scheich Haſſan und fein Altefter Sohn Sultan Oweis nahmen von Selman Unterricht in der Dicht⸗ 

kunſt, und Selman's Ruhm blühte unter Dilſchad's Regierung im böchften Flore, wie er ſelbſt ſingt: 
Es hat mir dieſe Fuͤrſtinn Gluͤck beſchert, Die Welten Herrſchaft durch der Zunge Schwert. 
Bon Oſten bis sum Weſten pin Berũhmter als die Sonn’ id bin. 

Auf den Wink Sultan Oweis und feiner Mutter Dilſchadchatun verfuchte Selman mit den 
berühmten Dichter Sohair Farjabi zu wetteifern, indem er zu den meiften feiner Kaßide Seitenftüde 
verfertigte. Die folgenden beyben Verſe trugen ihm das Lehn zweyer Dörfer in Rei ein; Dewletſchah 
aber meint, daß, wenn man ihm die ganze Landfchaft Hei geſchenkt hätte, diefelben nicht genug bezahle 
worben ‚wären: . 


Im Lippenonvurfäftchen liegt das Som der See, Ein großer Schaß, verborgen an geheimen Ort. 
Rubinenriegel ſchoſſen deine Lippen vor, Als Siegel ift das Ambramaal darauf gedrüdt. 
Selman farb zurädigezogen vom Hofleben im Jahre der Hedſchira 769 (1367). 
C. | 


Shemfeddin Mohammed Hafif. 


MWiewohl der Diwan diefes Fuͤrſten der perfifhen Lyriker, vom Verfaſſer diefer Geſchichte zum 
erſtenmahl ganz überfeßt (1), fihon feit fünf Sahren den Augen des Publikums vorliegt, und dem größe 
ten Theile deffelben, wenn auch nicht unmittelbar und im ganzen Inhalte, body mittelbar, und wenigftens 
dem Nahmen nah, burh Goethes Proben eines weftöftlihen Diwan's (worin ber Fürft bee 
deutfchen Dichter mit dem der perfifchen, ihn als ſolchen anerfennend, in Buͤndniß tritt) hinfänglich bekannt 
ift ; fo würde doch diefe Geſchichte mangelhaft ſeyn, und dem perfifchen. Dichterkranze des achten Jahrhun⸗ 
derts der Hedſchira die fchönfte und feurigfie Gewärzblume fehlen, wenn wir aus dem Grunde, weil 
fhon die Worrede zur deutichen Weberfegung des Divans das Genügende über feine Lebensunftände, und 
die Würdigung feiner Gedichte enthält, denfelben hier gan, mit Stillſchweigen übergehen wollten. Auch 
Saadi, mit bem das vorhergehende Jahrhundert ſchloß, ift in Europa zum Theile durch die Ueber 
fegung feines Frucht⸗ und Kofengartens, wie Hafif fpäter durch die Proben, welche Jones und Res 
vizky gleichzeitig davon gegeben, vorlängft gekannt und gewurdiget worben, und der Verfaſſer biefer 
Geſchichte darf deßhalb, weil er zugleich der Ueberfeger Hafifen’s ift, ihn um fo weniger mit bloffer 
Verweiſung auf feinen überfegten Diwan abfertigen. Er ift ihm und der Vollftändigfeit diefes. Werkes 
einige Worte über feine Perſon, und einige Proben aus feinem Diwan fhuldig. 

Shemfebdin Mohammed Hafif, d. i. die Ölaubensfonne, der Preismwürbige, ber 
Bewahrend r, und in ſpaͤterer Zeit Liſſanol-ghaib, d. i. die moſtiſche Zunge genannt, ward 





(c). Der Diwan von Mohammed Schemfed:din Hafif. Stuttgart dep Cotta, in zwep Theilen, ı8ır. 


. 40 262. nm 


zu Anfange des achten Jahrhunderts der Hedſchira in dem fhönen Schiraf geboren, und daſelbſt zu Ende 
deſſelben im Jahre der Hedſchira 791 (1389) in der Vorftadt Moßella, an den Ufern des von ihm 
viel befungenen Roknabad, begraben. Cr durchlebte die ganze Negierung der Familie Moſaffer als 
Tobrebner derſelben; feine Geburt und fein Tod fallen mit der Gründung und Erloͤſchung diefer Dynaſtie 
zufommen. Wenn er gleich nit Diheerfonig hieß, und bloß ald Derwifcy lebte, fo hatte er doch 
von der Natur die Beglaubigung zum Throne der Dichtkunft durch das Doppelfchwert der Zunge und 
Feder empfangen, und alle fogenannten DichterEönige ſtehen als huldigende Vaſallen weit binter ihm. 
Er hat von feinen’ vier Nahmen: Schemſeddin, Mohammed, Hafif, Liſſanol-ghaib, wohl 
den Sinn der benden mittleren, nämlich des Nahmens und Beynahmens im vollften Maße bewährt; 
denn er war Preigwürdig als Dichter und freyer Denker, und war Bewahrer nicht fowohl des 
Korans (den er ganz auswendig wußte, und deßhalb fo beygenannt ward) ald des heiligen Feuers auf 
- dem Altare der Dichtkunſt. Defto weniger verdiente er aber feinen Vor⸗ und ben fpäter hinzugekommenen 
Eigenſchaftsnahmen; denn dem Glauben hat er als Sonne ſchlecht vorgeleuchtet, und feine Zunge 
dollmetſchte bloß die Lehren des Sinnengenuſſes, und nicht die Myſterien der goͤttlichen Liebe. Wenn 
in einigen ſeiner Gaſelen myſtiſcher Anſtrich aufgetragen iſt, wenn aus ſeinem Buche des Schenken 
wirklich myſtiſcher Hauch weht; ſo iſt doch die Geſammtheit ſeiner Gedichte nichts, als ein lauter Aufruf 
zu Liebe und Wein, und der höchſte Ausbruch erotiſcher und bachantiſcher Begeiſterung. 

Es war natuͤrlich, daß die Freunde ſeiner Gedichte ſowohl bald nach ſeinem Tode, als ihm ſeiner 
Freygeiſterey willen das ordentliche Begräbniß verweigert ward, als auch in ſpaͤterer Zeit, wo aus der⸗ 
felben Urſache die Leſung ſeines Diwans verbothen werden ſollte, Alles anwendeten, um den unglaͤubigen 
und freygeiſteriſchen Sinn deſſelben unter den Schleyer der Allegorie und der myſtiſchen Terminologie 
zu retten, wos ihnen auch glücklich gelang; denn Hafiſ wurde trotz der wider ihn erhobenen Anklagen 
ehrenvoll begraben, und die Lefung feiner Gedichte dur ein Fetwa des berühinten Mufti Ebu Suud im 
esmanifchen Neiche erlaubt; aber in demfelben Falle wie Hafif, befanden fi (wie wir ſchon in dieſer 
Sefchichte bey Nefari aus Kuhiſtan gefeben) fchon mehrere Dichter vor ihm, über deren Werke ber 
Zweifel obmwaltete, ob diefelben Erzeugniffe der höchſten Andacht, oder des höchften Ungfaubens, des toll: 
ften Einnenraufches, oder der geifligften Liebe wären. Die unbefangenen Lefer Eönnen darüber jeboch 
nicht Tange in Ungewißheit ſchweben, und bie unfrigen, welche aus Attars, Dſchelaleddin's und 
anderer Dichter bier überfeßten mpftifchen Gafelen den wahren Geift derfelben zu erkennen bereits Geles 
genheit gehabt, werben fehr Leicht die weſentliche Verſchiedenheit des überfinnligen myſtiſchen Jahu! 
Jahu! der erfien, und des finnlihen Jo! Io! Hafifen’s fühlen. Alles athmet bey diefem nur 
Wein und Liebe, und Liebe und Wein, vollfommene Gleichgültigkeit gegen alle äußern Religionspflichten, 
und offenen Hohn der Klofterdisciplin,, wiewohl er felbft nicht nur durch Kutte und Stab, fondern auch 
durch Verachtung aller Güter der Welt, und freyen, unabhängigen Sinn, ganz eigentlich Derwiſch war. 
Man urtheile ſelbſt aus ben fofgenden Gaſelen, welche ünter feine berübmteften gehören. Ä 


Aus dem Buchſtaben Elif. (A). 


’ Saba beelutf bügu an ghaseli ranara, 


„Gage Morgenwind mit Schmeicheln Sener Tichlichen Gafelle, 

Anf die Berge, in die Wüſten Hat die Liche mich getrieben. A 
Darum fragt der Zuderhändier, (Herr erhalte ihm das Leben) 

Warum frägt er nicht ums Wohlfepn Seines Zuderpapageyes? 

ai n bu bey dem Lichchen fine, * Dein am feiner Seite seine,  . . 





nn 263 | IA WIE 


D erinnere dich der Freunde, 

Biffe Roſe, dir gesiemt es 

Daß aus Stol, du nach der irren 

Nur mit guter Art und Weile 

Deun es gehen Fuge Voͤgel 

Wer belehrt mich, warum dieſe 

Diefe vollen Mondsgefichter 

Deiner Schöngeit fand’ ich wahrlich 

Als daß indgemein die Schönen 

Zür den Umgang mit den Zreunden, 
" &ey auch eingeden? ber Fremden, 


‚gu dem Lautenfpiele Suhbre's. 


Was, iſt's Wunder wenn im Himmel, 


Die umper glei Winden turen. 
Richt fo ſtolz iu feyn auf Schönheit, 
Nachtigall nicht einmahl Frageft. 
Wirk du den Geliebten fangen, 
Nicht ind Ne und in die Schlinge, . 
Dunfeln Augen, bobe Bormen, 
Mir fo gar nicht Hold feyn wollen! 
Gar nichts andres auszufegen, 
Nichts von Treu’ und Liche wiſſen. 
Tür die Gunſt des Glückes dankbar, 
Die duch Heid’ und Wüſten fEreifen. 
Durch Hafifen’s @hed gewecket, 
Der Meffigd Reigen tanzet? - 


Yus bem. Buchſtaben Ba. Gy). - 


- Midemi subh ve kelle best sahab. 


und Wolfen sieh'n her, Den Wein! den Wein ! ihr Freunde! 
Entglänzet der Than, Den Teunft den Trunk! ihr Freunde! 
Edenifcher Hauch; Berberge nicht Wein den reinen. 
Gmaragdenem Thron, Bring feurige Rubinen. 

Ein anderesmapt, D thut Euch aufihr Pforten! 
Iſt's wunderlich doc So bald das Thor zu fchliehen. 
Des. Mundes ihr Recht Auf die verbrannten Buſen. 
Bekümmere dich nicht, Das 2008 wird ſich entſchlepern. 


Aus dem Buchſtaben Ta. (T). 


Husnet beittiffaki melahat dschihan girift. 


Schon lächelt der Morgen, 
Auf Wangen der Zuipen 
Es wehet von Fluren 
Schon figet die Roſ' auf 
Berfperrt ik die Schenke, 
In Tagen des Frühlings 

Es bleibt den Rubinen 
Hafif du vor Allen 


Deine Schönheit hat die Welt 
Wahrlich nur durchs Ungefähr 
Geht, die Kerze mödte gern 
Ihre Zunge, Dank fey Gott! 
Von der Farbe meines Freunds 
Eiferſũchtig Hat der Oſt 
Von der tief verborgenen Gluth, 
Iſt die Sonne nur ein Funke, 
Ruhig faß ich an dem Rand 
Sieh, da bat ald Mittelpunct 
Dazumahl ward ich verbrannt 
Als des Schenken Wangenfchein 
Bing’ ih in das Haus des Wirths 
- Wär’ ich von den Uebeln frey 
Geht, mit Anemonenblut 
Dervernünftig if, er Hat 
Reich’ mir Wein im goldnen Glas, 
Hat mit goldnem Schwert die Welt 
Da aus deinem Lied, Hafif, 
Bag’ mir: welcher Dunct darin 


Ungefähr ergriffen; 
Werder Welten ergriffen. 
Bom Geheimnis plaudern, 
Haben Flammen ergriffen. 
Wollten Roſen fchtwäpen , 
Seinen Ddem ergriffen. 
Die im Bufen flammet, 
Den ber Himmel ergriffen. 
Wie des Zirkels Umkreis, 
Mich der Wirbel ergriffen. 
Aus Begier des Weines, 


Mich wie euer ergriffen. 


Meine Aernte worfeln , . 
Die zuletzt mich ergriffen, _ 
Steht auf Rofenblättern: 

Rothen Neftar ergriffen.. 
Morgenwein der Trinfer, 

Wie ein Kaiſer ergriffen. 

Anmuthivafler träufele, 

Wird vom Neider ergriffen? 


J Aus dem Buchſtaben The. (Th). 


Derdi mara nist derman alghajals, 


Meine Schmerzen fit Fein Mitter ; Hütter 
Weg iſt's Herz, nun fuchen fie die edle; 


Meine Trennung hat fein Ende; Hülfe! 
Wider die Gewalt der Schönen , Hülfe! - 


s 


ran 264 ann 


Kür den Ruß Segehren fie die Seele; 
Unfer Blut verzehren fie, die Gauern. 
Shäferftunde, fdyaffe Recht den Armen; 
Jeden Augenblid drängt neues Leiden 
Tag und Nacht vergieh' ich Feuerthraͤnen, 


Wider diefe Eeelenräuber, Bütfe! 

O Moslime, wo find Mittel; Hüffer 
Wider der Tyrannen Trennung, Hälfe! 
Wieder Her; und Geeleniofe, Hütte! 

Wie Hafif, verbrannt, ermorder ; Hülfer 


Aus dem Buchſtaben Dfehim. (Dsch). 
Sesed ki es heme dilberan sitani badsch. 


Es ziemt, daß du von allen Schönen Steuer nimmſt, 
Durch deine Augen ift ganı Zurfiften empört, 

Die Weilfe des Geſichts iR Heiler als der Tag, 

Wie fol ich denn von diefer X ° „ie Heilung finden, 
Dein enger Mund verfeibt den. Ale Ehifer’s Dauer, 
Darum zerſchlaͤgſt du meine Seele, fkeinern Herz! 

Wie knüpfſt die Miste du mit einem einz'gen Haar, 

Dein Flaum if Shifer und dein Mund des Lebens Quell, 
Naq einem Schatz, wie du, ſehnt ſich Hafifen’s Herz, 


Indem du in dee Schönen Lande König biſt. 

Und Sin und Hind bringe deinen Fraufen Loden Zell. 

Die Schwaͤrze deines Haars ift ſinſtrer als die Nacht. 

Wenn in mein Herz von dir kein Heilumgsmittel kömmt. 
Aegyptens Zuckerrohr verfiedt fih vor den Lippen. 

Aus Bartheit Gericht mein ſchwaches Hery wie Glas. 

Wie löſeſt du fo ſchön den Leib aus Elfenbein! 

Der Wuchs ein Baum, die Mitt’ ein Haar, der Bufen Wade, 
D war" er nur ein Sclay’ des Staubes deiner Thür. 


Aus dem Buchflaben Ha. (H). 
Bibin hilali moharrem bichuak bekadeh scherab. 


Den Neumond Ichau’ Des Moharsems, 
Sept it der Mond der flillen Kup, 

"Der Bettler sanft nit um die Welt, 
Dem Gchabe fen das gute Sid, 
Erfenn’ die Welt, und Halte hoch 
Sie gleicht an Werth der Wundernadt, 
Den Wein bring’ her, ẽs muß der Tag 
Wo in der Früh ein Morgentrunf 
Welch ein Gehorſam kann fi denn 
Ich unterfcheid’ den Abenbruf 
Mein Her; , du Lift fo ſorgenlos, 

Ein anderer machet auf die Thür, 
Berlängre, wie Hafif, die Nacht 

Daß durch den Alleröffner Hlüf’ 
Sept ifk die Zeit des Schahs Sedſchaa, 
Befleiße dich der Seelenrub, 


Begehr' den Becher voll Weines. 

Jetzt ſind die Tage des Friedens, 

Er achtet klein ihr Vermoͤgen. 

Dem Schahe ſey es gegeben! 

Die theure Zeit des Genuſſes. 

Sie gleicht dem Tage des Sieges. 
Mit Stüd und Wohlſeyn gedeihen, ” 
Den Morgen felber sum Zreund made 
Zür einen Trunfenen fchiden. 

Ja nicht vom Rufe bes Morgens. 

Ich fürchte, wahrlich ih fürchte, 

Weit du den Schlüſſel verliereſt. 

Sum Tag im Wunſch' des Genuſſes, 

Die Rofe deines Geſchickes. 

Die Zeit des Rechts, ber Weisheit, 
Befleiß' Dich Morgens und Abends. 


Aus dem Buchſtaben Cha. (Ch). 


Mein Hers verlangt nach dem Geficht Farr uns, 
Ich nehme aus fein Hindufarbes Haar, 
D dreymahl glüdtich iſt er, dieſer Schwarze, 
Wie Weiden zittert die Cypreß' im Garten, 
@ib mir den fafranfarben Wein, a Schenke, 
Aus Sram bat ſich mein Leib gefrümme zum Bogen, 
Den Moſchus hauch vom Tatarland befchamet, 
Wenn jedes Herz ſich neigt nach einer Seite, 
3% diene gern dem hohen Geiſt von Jene, 


Din men der hawäi rui Farrüch. 


rv 


Es ift verwirret wie das Saar Farruchs, 
Sonſt Niemand naht fich dem Geſicht FZarrı dF, 
Er, ver Begleiter und Gefährt Farruch's, 
Sobald fie fieht den Hohen Wuchs Zarru ds. 
Zum Angedenten der Narciß Farruch's. 
gum Bogen wie die Augenbrau’n Farru ds. 
Der Hau des Anıbradufts vom Haar Farrud's. 
So neiger meines fi ganz zu Farruſch. 
Der, wie Hafif, ſich nennt ein Selav' Zarrud'a 


Aus dem Buchſtaben Dal. (D). 


Der esel pertevi husnet si tedschelli dem sed. 


mrun 


Als in der Ewigkeit deiner Schönheit 
Strahlen entioßenden Wangen; Engel 
Eiche! da bat der Berftand um einen 
Unfere Geheimniſſe su erfahren 
Anderen brachte Das Loos, das ihnen 
Gelbſt der lebende Geiſt der Welten 
Gelbigen Tages , Hafif, verliehen 


Schimmer entglangte, ward die Liche, 
Sad'n es, und blieben unempfindlich; 
Funten, die Leuchte anzuzünden; 
Wunſchte der Neoenbuhler, eine 
Einſtens beſchert ward, Liebe: meinem 
Fiel In das Grübchen deines Kinnes, 
Du das Vergnügen in der Liebe, 


Die mit Flammen die Welten ergriffen. 
Zürnend wandte fie fih zu den Menſchen. 
Eifer ſucht war der bligende Funke. 
Höhere Hand Halt die Bruf ihm verwirret. 
Gramen Herzen nur brachte ed Kummer. 
Zaßte, um ſich gu retten, die Loden. 
Trieb Die Freude aus deinem Gemuͤth aus. 


Aus dem Buchftaben Na. (R). 


Saba es mensili dschanan güser dirigh medar. 


Beym SGeliebten, o Oſtwind, gebe vorbey, 
Lieblich bluͤhſt du, o Roſe dankbar dafür, 

Wie der Kandel find deine Lippen mir MB, 

Dein Berebrer war ich, o wachlender Mond, 
Erdengüter find leicht, und niederen Werths 

Deine Tugenden führt sum Kafe das Lied, 

Wer verherrlicht feyn wii, Höre Dieb Wort: _ 
Sram und Schmerzen vergeh'n, und beſſer wird's eink, 


AMunde Hringe dem Liebenden, 


Einen Duft für Die Nachtigall 
Quder [pende dem Papagey, 
Einen Bid, nun du älter biſt, 
Diele Kleinigkeit, Würdigen 
Reifegehrung dem Liedermund, 
Gold und Silber iſt Liederpreis, 
Deine Ihränen auf jenem Pfad, 


Aus dem Buchſtaben Sa. (@elindes S). 


Ber ne amed es temennai lebet kiamem henos. 


Nach den Lippen bleibt mein Wunſch 


Harrend deinem Glasrubin 

An dem Tag des Looſes ſtahl 

Ach! ich Harre auf bas End’ 
Schenke gib den Hefen mir 

Denn in der Gekochten Kreis 

Ich verglich Dein Haar bey Nacht 
Jedes Haar Richt mich dafür 
Eines Tags entfiel dem Freund 
Geht mein Rahme haucht feitdem 
Deinen Schimmer fab bey mir 
Seitdem geht dem Schatten gleich 
Vom Rubin der Lippen tranf 
Bon dem Hefen dieſes Trunks 
Gib die Seele, Israchft du mir, - 
Sich’ ih gab fie ab dem Schmerz, 
Seit Hafifen’s Beber ſchrieb 
Irauft des ew gen Lebensquell 


Unerfült noch immer. 


Seine’ ich Gram noch Immer. 
Mir dein Haar den Glauben, 


Diefer zif noch immer, 
Diefed Feuerwaſſers, 
Bin ih roh noch immer. 


Einftens mit dem Moschus 
Wie ein Schwert no immer. 


Ungefähr mein Rahme, 
Erelenduft noch inmer. 
Eines Tags Die Sonne, 


Bon der Tpür fie nimmer. 
Ich am Tag’ des Loofes, 


Taumle ich noch immer. 
Daß du rudig ſeyeſt, 
Ruhe fehlt nach immer. 
Vom Rubin der Lippen, 


Aus ver Zeder immer, 


Aus dem Buchſtaben Sin. (Scharfes S). 


- Derdi ischk keschide em ki mepürs. 


Liebeſchmerz dab’ ich erlitten, 
Srennungsgift hab’ ich verkoftet , 


Brage nit. 
Brage. nicht. 


Biel pin ich umber getwandert, Doch zuleht 
Hab' ein Liebchen ich erkohren; Srage nicht, 
Aus Berlangen nach dem Gtaube Apres Shore 
Slſeßen meine Thränen Haufig; Srage nicht. 


gi 


Berweig're mir's nicht! 


”  Berweig’re mir nicht. 


Berweig're mir's nicht! 
Berweig’re mir nicht. 


- Berweig’re fie nicht. 


Verweigere du nicht. 
Verweigert es nicht. 
Verweig're ſie nicht. 


—öRX 266 wu 


Geſtern hab’ aus ihrem Munde Ich gehört 
Sn mein Dhr ein füßes Wöertlein, Brage nicht 

Beißend in die Lippen fagft du: Rede nicht. 

Den Rubin der Lippen biß ich, Frage nicht. 

Ohne dich Hab’ ich in. meinem Kämmerlein 

Welen Schmers und Bram erlitten, Frage nicht. 

Wie Hafif der Fremdling bin ich Eine PR 

Auf der Liebe Weg gefommen, Srage nicht. 


Aus dem Buchſtaben Schin. (Sch). 


.Sofi güli bischin we murakkaa be char bachsch, 


Srommer komm' und pflüde Roſen, Häng' die Kutte an die Dornen, 
Tauſch' das bittere Ordensleben Ein mit lieblich faßem Weine. 
Kloſterbrauch und Moͤnchesſitte Laß beym Ton der Laute fahren, 
Roſenkranz und Stole ſchenke Zür den guten "Wein den Trinkern. 
Schwere Tugend , die der Schenke, Der Geliebte, dir nicht abPauft, 
Gib im Kreis des Zlurenfeftes Zum Geſchenk den Zrühlingswinden. 
Der Rubin beseichnet meinen _ Weg, 0 Herrſcher Der Berlichten, 
Schenke weg mein Blut an’s Grübchen Bon dem Kinne meines Zreundes. 
Freund, der bu den Weg sum Trinkort Deines Wunſches haft gefunden, - 
Schenke an mid Armen einen Tropfen dieſes Wonnemeeres. 
Dankbar, weil dein Auge niemahls "Hat gefehen diefe Goͤtzen, 
Wirft du gerne mein Verliebtſeyn Gottes Gnade überlaffen. 
Schenke! wenn nun dein Gebiether : Seinen Morgenfegen trinket, 
Gag’ ibm: Schild’ den aoldnen Becher "An Hafif, der Nächte wachet. 


Aus dem Buchſtaben Sad. (Das ſchaͤrfeſte 88). 


Nist kesra si kemendi Seri sülfi tu chalass. 


Keiner kann fi aus den Banden Deines Haars befreyen, 


Ohne Furcht vor der Vergeltung Schleppſt du die Verliebten. 
Bis nicht in des Elends Wüften Der Berliebte wandert, 

Kann er in der Seele Innere, Heiligfteß , nicht dringen. 
Deiner Wimpern Spigen würden Selbſt Kuſt em Hefiegen, 
Deiner Brauen Schübe würde Selbſt Waraß befhämen, 
Wie die Kerze brennt die Seele, Heu an Liebesfammen, 

Und mit reinem Ginpe hab’ ich Meinen Leib geopfert. 

Bis du nicht wie Schmetterlinge Aug Begier verbrenneft, 
Kannft du nımmer Rettung finden Bon dem Gram der Liebe. 
Du haft in dee Zlatterhaften Seele Gluth geworfen, - . 
Od fie gleich längft aus Begierde Dit zu ſchauen tanzte. 

Sieh' der Chymiker der Liebe Wird den Staub des Körpers, 
Wenn er noch fo bleyern wäre, Doch in Gold verwandeln. 

D Hafif! kennt wohl der Pobel Großer Perlen Zahimerth ? 


Gib die Fößlichen Juwelen Nur den Eingeweihten. 


Aus dem Buchladen Dhad. (Dh). 


Bia ki mischünüvem bui dschan es an aaridh. 


Komm, dab mir ein Geruch der Seele Bon diefen Wangen bufte, 
Ich fand geprägt in meinem Herzen Den Stempel dıefer Wangen. 
Was durch Huriis, durch Paradiefe Wahrhaft gemeinet werde, 


Laß dir erklären von dem Reise Der Unmuth diefer Mengen. 


4 


RUSS NL 


Es bleibt die ſchwaufende Cypreſſe 
Es bleibt des Roſenbeetes Schoͤnheit 
Es iſt der Körper der Jasminen 

Es durſtet Blut die Purpurblume, 
Der Moschus Sina's hauchet Düfte, 
Das Roſenwaſſer nimmt des Himmels 
Es fange ob deinem Angefichte 

Der neue Mond fängt an gu weinen, 
Es träufele von Hafifen’s Veeſen 
So daß die Seelen felber träufeln 


267 


0 VD 


Vor dieſem Wuchs im Staube, 
Beſchämt von diefen Wangen. 
Beſchamt von dieſem Körper, 
Beneidend diefe Wangen. 
Durhwürse von dieſen Haaren, 
Geruch von diefen Wangen. 
Die Sonne an zu ſchwitzen, 
Aus Neid ob diefen Wangen. 
Beftandig Lebenswafler. 

Bon der Geliebten Wangen. 


Aus dem Buchftaben Thy. (Th). 


Girdi asari jar ta binuwischt der o chat. 


Seit um meines Freundes Wangen 
Iſt der Mond am Himmel feiber 
Aus Begierde nach den Lippen . 
Zließt aus meinen Augen immer 
Bald .geb’ ih das Herz, die Seele, 
Bald löfch’ ich der Liebe Gluthen 
Wenn der Schah in feine Dienfe 
Gerne gab’ ich ihm ein Zeugniß” 

D Hafi’f des Lebens Waffer 
Keiner Hat aus Liebesfehnfucht 


Runde Zeilen find gefchrieben , 

Uus dem Irrthum nicht gekommen. 

Die den Lebensquell beſiegen, 

Waſſer wie des Eufrats Fluthen. 
Hin wie Staub aus Heißer Sehnſucht, 

Aus in meinem Augen Waſſer. 

Mich als Eclaven nehmen wollte, 

Bon dem Gegen feines Dienftes. 

Chämet fi vor deinen Roſen, 

Solche Lieder noch gefungen. 


on Aus dem Buchſtaben Shy. (Gelindes 8). 


Si tscheschmi bed ruchi chobi tura chuda haſs. 


Bor böfem Aug’ bebüt’, o Gott, die ſchönen Wangen, 
D komme! Zried’ und Treu’ find an der Tagesorbnung, 
Es trank dein Herzensblut der biutige Rubin der Lippen, 
Wo Hift du denn , wo ift die Hoffnung des SGenuffes? 
Bind' dich nicht abermahl and Haar, and Her der Schönen, 
O fomm’, und fing’ ein Lied, ein frifches, fchönes, neues, 
D Klausner, mit vem Kield des Truges, geh’ von Binnen, 
Wie Trupkne Hay’ um Seel’ und Herz am Morgen, 


Denn fie vertheilten viel des Guten an Hafif. 
Den Etreit und Zanf mie dir Eennt nicht Hafif. 
Nimm einen Kuß dafür, als Blutgeld, von Hafif. 
Niche jeder Bettler kömmt zu ihrem Saum Hafif. 


‚Wenn diefen Banden du entfprungen bit Hafif. 


Denn Zreude bringt dein Lied‘, veriagt den Sram Hafif! 
Du aber trinfft den Wein ſammt Hefen aus Hafifl 
Verricht ein Stoßgebeth für mih Hafif. 


Aus dem Buchflaben Yin. (Aa). 


Be firri devleti kiti furusi schahi schedschaa. 


Beym Weltenglanz des Schah Schedſchaa! 
Ich zanke Über Rang und Gold . 
Bring’ Wein ſobald die Sonne hier 
Konnnt in Derwifchen Zellen auch 
Das Glas, ein Iuftiger Geſell 
Bermüfung tft das Uebrige, 
Zür folches Mitleid tauſche du, 
Ich bin ein Sclave der gehorcht, 
Die Liebe hat aus der Mooͤchee 
Der Trunkgenoß iſt da! Genoß 
Die Zeiten kaufen Tugend nicht, 
Wohin ſoll ich gu Markte geh'n 
Hafiſen's Eingezogenheit 
Darum, o Sänger, ſing' ein Lieb, 


- 


Der eine Welt entflammt, 
Mit keinem Menſchen ie. i ' 
Die Badel aufgeſteckt, 
Ein Strahl von gutem Süd, 
Genügt mir von der Welt, 
Und oͤdes Kopfweh nur. 
D Frommer, Stäfer ein, 
Kein Herrfcher der gebeut. 
In's Weinhaus mich gefandt, 
Der Reue, Lebe wohl! 
Ich Habe Nichts als dieß. 
Mit Waare, die nicht geht. 
Hat gänzlich mich verſtimmt, 
Daf ich es Hören mag. 
1a 


BERTIE ° 258. IT N zu 


Als du einherginaft auf der Flur, Da ſprach, wie folget , die Enpreffe: 


Gar Herrlich geht du fo allein, Die Körper fallen deiner Seele (1), 
Weißt du warum von deinem Thor Der Rebenbupler mich entfernt? 
Weit er geflatten wollte nicht Daß ich an deiner Schwelle ſitze. 
Wenn vor den Pfeilen deines Aug’s Das Hers nicht Hält den Schitd der Gede, 
. Iſts beſſer, daß es flüchte ſich Vor Brauenbogen in den Winkel. 
Das Hemde der Geduld zerriß Ich beute tauſendfach in Stücken, 
Als ich dich wie Die Roſe ſah, Von einer Hand zur andern wandern. 
Ich hörte von dem Morgenwind; Iſt es die Luft? iſt es dein Odem? 
Ich ſah, und fah die Blaſe nicht; War's Nichts? war es vielleicht dein Mund ar 
Kemal, der Arme, fichet ſich fErbhöpet zu ben GSultanstwürde, 
. Wenn man ihn anders zäblen will Zu deiner treuen Diener Schaaren⸗ 


@ 
Uftad dil es pai; ve nedanem si tschi uftad. 


Mir fiel das Herz, doch weiß ih nicht warum; Dem: Scheimen web! der Urſach' ſolcher Wehen! 
Den Ban, .den ich mit Froͤblichkeit erhopen, Hat deines Grames Strom vom Girund serflört. 
Vergeßt ihn, faget fie, den Nebenbuhler; - Wie fein des Liebenden fie fich erinnert ! (3) 
Was kann Medſchnun wohl wider Leila thun, Wär' er nicht blind, hätt’ er. fein Herz bewahret. 
Vom Mund’ Shirin’s, o haltet mich nicht ab! Weit fie zuletzt den Lob Ferhad's berru't, 
Ferhad durchhohrte nur den Stein, und ich Durchbohre Liebesperlen, fieb’ die Kunſt (4). 


Kemal, nah GSamarfand fie’ die ſe Perlen, Des ſich das Volk darinnen wälzen möge (6). 


Tscheschm schochet dili anschil behaves mikerd. 


Dein Schelmenaug' hält mein verlichtes Berk gefangen, Die Vogelfäuger. Ramsigalen in dem Käflcht! - ‚ 
So oft als du mit Anmuth ſchwankeſt ſtoͤhnt mein Herz, Es iR der Glockenſchall von deiner Karawane. . 
Es wendet gegen uns dein Angeficht die Loden, Mas Wunder, wenn fi Feuer gegen Reiſig Eehrt! 

Der Glanz des Angeſichts verbrannse mich wie Speiſher; Der. Schoͤnheit Liebesgluth ergreift die gange Welt. 

Den Lippen fehlt es nicht an fügem Zuderwerf, , Die liegen fallen in das Gla⸗ des Sippenweins. 

um Morgen feufare ih nach dir, da ward es belle; u Ba fol ich thun, des Herzens Rauch ergriff die Seele? 
Die Seele opfre du, Kemal, dem Liedften auf, Gibſt du das Kleid dem Sänger nicht, nimmt es ber Vogt (6): 


Der um acht und ſechzig Ducaten gekaufte „'und in der kaiſerlichen Bibliothek zu Wien unter 
Nr. 191 befindliche Diwan Kemal's, der, wie aus dem vorne aufgedruckten Tug hra zu ſehen iſt, eines 
Sultans Eigenthum war, gehoͤrt unter die ſchoͤnſten und praͤchtigſten Handſchriften die wir je geſehen, 
und iſt einzig durch die herrluͤhen Vigneten, welche zu ‘Ende jedes Gaſels den Sinn des Schlußverſes 
bildlich und allegorifeh darſtellen. Wiewohl dieſe Vigneten, deren immer zwey zu beyden Geiten des 
Schlußverſes, nur die Größe eines Auadratzolled haben, fo ‚tragen die darin befindlichen. Figuren, un: 
geachtet der ben perfifhen Mahlern eigenen Zeinungsfehler , doch einen ungewöhnlichen Grad treuer 
Charafterıftif an ih. Der Ausdrud ber verfchiedenen ‚Charaktere und. Situationen iſt mit wenigen 
Strichen, ‚aber fo ſprechend angedeutet, daß in dieſer Hinſicht dieſe Vigneten mit den griechiſchen Var 


— — — — — 





— ſ l t fr⸗ 


(0) Ein Wortſpiel mit Tenba, das ſowodi allein, einzig bedeutet, als u ber Plural von Ten, der 

. Körper, if. 

(2) Dein Mund iR zart und Plein wie eine LuftBlafe, die man bald flieht, und Bafd wieder nicht. 

(3) Eine fehr feine Wendung. Bloß damit fie meinen Nahmen nennt, ſagt' fie den Nebenbuhlern: vergeßt ihn. 

(4) Thraͤnen find Perlen der Liebe, von den Spigen der Wimpern, an denen fie hängen, durchbohrt. 

(5) Da der Dichter bier den Perlen das Wort wälzen bengekllt, ſcheint ihm faft eine mit dem suibus 
margaritas verwandte “dee vorgefhweht zu haben. 

(6) Der Tod entführt Dir Doch zufegt gemaltfam den Geiſt, wenn du ihn nicht frepwillig aufgibfl. 





mn 259 sinn, 

. - t \ ° 

ſengemaͤhlde verglichen werben koͤnnten; nur daß hier, ungeachtet der großen Wahrheit, faft alles ine 
Groteske und Carricaturmäßige fällt. 


xcvm 
Dſchelaleddin Adhad, 


ein Seid aus Jeſd, deſſen Vater ‚zur Zeit Mohammed's aus der Familie Mofaffer, Weſir war, 
As Mohammed eines Tages die Schule. beſuchte, gewann er ben jungen Dſchelaleddin lieb, 
und auf die Verſicherung des Lehrers, daß er aus allen am beſten ſchriebe, verlangte er ſeine Schrift 
zu ſehen. Dſchelaleddin ſchrieb aus dem Stegreife: 


Wo ſich vereint im Stein vier Dinge finden, GEntfteht ein @delftein in Felfengründen. 
SR er nur rein und acht und Jart von Haus, So bildet ihn der Sonn’ Erziehung aus. 
Mir wurden Diefe Tugenden verliehen; Du, Weltenfonne, fouR mich nun erziehen. 


A] 


Mohammmed Mofaffer war über. die Schönheit der Schrift und des Gedankens erftaunt ; 
er" empfahl dem Weſire, feinem Mater, die hoͤchſte Sorgfalt für die Erziehung feines Sohnes, und gab 
ihm fogleich zehntaufend Ducaten für die nöthigen Meiftr. Seid Df helal entfprach der Erwartung, 
die er fo frühe erregt hatte, und belohnte die auf ihn gewandten Erziehungskoſten mit herrlichen Blü⸗ 
then der Dichtkunſt. Eines der berühmteſten und duftendſten iſt das folgende berühmte ſiebenfar— 
bige Gedicht mit wiederkehrendem Schlußfalle. 


Frühlingsgedicht. 
. Wie Bliumenmärkte find die Wieſen weiß, Und von Jasminen find die Wuͤſten weiß. 
@8 fpiegein roth die Tulpen fi im Thau, Wie Perien und wie Onyr ſchwarz und weiß. 
Der Regen twäldt die bunfein Hyacinthen Umfonft; den Mohren wafchet man nicht weiß. . 
Eich, Blüthen fallen auf die Hyacinthen, Sie ſtehn wie Inbier in Hemden weiß. 
Die alte Welt giebt Waller aus den Wolfen, Zu waſchen vor des Gartens Braut fich weiß. 
Es lachen ihr die Blumen ins Gefſicht: j Seht wie die Alte fih nun waſchet weiß. 
Wie an dem Feſt der Schah auswirft das Silber, So iſt die Slur beſtreut mit Blumen weiß. 


Die Wolken, die den Bergen nah'n im Lauf, 
Sind Schenken, die den Saum fi ſchürzen auf. 


Die Ufer find nun durd den Zrüpling grün, Ja! dur den Zrüßling find die Ufer grün. 
Die Gärten find verfehrt in fhöne Wangen, Die Rofen find entblüht, die Heden grün. 
Der Papagen greift gleichſam Perlen auf . . Am Tuipentau, die Bögelmele it grün. 
Die Wolfe goß auf Weiden Perlentropfen, Eie funkeln wie der Doich des Schahes grün, ‘ 
Durch ihn, den Allgerechten , wird der Hof, Die Kirche, wie die Flur, im Frühling grün. 
Die Braut der Zeit eroberte fein Schwert, Auf deflen Stabl Ameifen dunkelgrün. . 
. Bor feinem deſtungewali und feinen Gräben Erſcheint des Himmels Schloß als Wieſe grün. 


Violen mit geſenktem Haupte weinen, 
Daß auf der Flur die Roſe mög’ erſcheinen. 
Narciſſen find wie deine Jeinde gei— Im Staub des Wegs geſchleppet, erant und gelb. 


Es ſtahlt der Morgen ſchon der Senne Lanzen, . Wie an dem Tag des Kampfes, ſonvengelb. 
Die Erd’ iſt roth vom Blute der Erflag’nen vs Des Himmels Blau ift nun verkehrt;in Gelb. 
Bon dem NRubine deines Dolches ſcheint Der Mond, die Sonne und der Himmel gelb, 
Sobald fi deines Schwertes Klinge zeigt, Wird ESonnerlantlig von dem Scheine gelb. 
Am Staus liegt nun des Angefichtes Glanz, Vom Staube merden Noſenwangen gelb. 

In Garage fey dein Schwert beſtändig rot, Der Sram verfärbe nie dein Anelitz gelb? 


63 Eräudle dir des Sieges Luft das Haar, 
Geſegnet fey, o Für, dein neues Jahr. 


gta ’ 


⸗ 


um 260 


De Schoͤpfer, der die Ref! gemahlet roth, 
Der Garten if ein wahres Goͤtteefeſt, 
Syringenblüthen fallen auf Narcifſen; 

. Dur die Gerechtigkeit und Beindesblus 
Ein Waſſer Hatrdein Dolch, das deinen Beind 
Der Wiefengruud, die Au'n, des Flußes Ufer 
Narciſſen krummen ſich ob ſchlanken Wuchs, 


⸗ 


IE UT 


Er Rämyerte-ansh deine Schänheit-rofb. 

Die Tulpe iff ein Becher voll mit Weine retb. 

So wird der blaße Feind aus Sngrimm roth. 

Sind Berge grün und Anemonen roth. 

Am Halfe wie mie Roſen traͤnket roth. 

GSind grün in grün und NRof’ in rofenroth. . 
Und werben, wenn du Gold aue enden roch, 


Wenn deine Maieflät der Sonn’ fi zeiget, 
Die Sonne vor besfelben roth fih neiget. 


Ze Särten find von Beiigen violett, 

Narciſſen und Syringen haben Galle , 

Die Tulpe ſchläft noch in ber iungen Knobpe, 

Dein Dot vergießt fo piel des Feindesblutsſs, 

Es färbt dein Schwert das Schlachtfeld verchenbiau, 
Die Sarbe ſelbſt if Deines Schwertes Barbe 
Mertur und Mars beueiden Schwers und Kiel, 


Sie fiehn wie Bartesflaumen viodese. 
Auf iene falien diefe violett. 

Kin Speer von Zeindesblute violett, 
Daß der Safran ſich färbet violett. 


"Wie Veilchen if dein Garten violett. 


In Geindedbiue getauchet violett. 
Aus Neide find fie ſchwarz und violett. 


Wenn fiebenfärb'ger Zeug mein Lied fol hinden (1), 
Aus Scham die ſieben Zarben all' verſchwinden. 


Der Himmel if von deiner Schwertglanz blau, 

Er feümmt wor Dir gchorfam feinen Rücken, 

Wo if er? wo des Thrones Roſenbeet? 
Die Fürſten find vom ſchwarzen 2008 Bebrängt, 
Reich' mir dir Hand und Fraß’ nicht wie der Vogel, 
Das Gute fich und fchau aufs Wölfe nicht, 

Die Veilchen und Naxciſſen fey dein Send 


Und Hart fchlägt er die Menſchen alle Blau, 
Und ſteht su deinem Dienf mit Füßen blau. 
«in Unterfhied wird zwiſchen grün und blau! 
Sie Heiden fih aus Furcht in Trauet blau. 


- Senf werden mie der Ginger Nägel blau. 


Es firahlet Ganz die Auqenſchminke Blau, 
Im Staub begraben, oder traure blau. 


Ich ſchmelze in der Soune goldne Sagen; 
O Sonne, wolleſt mich im Schatten tragen‘! 


Du deſſen Kiel den Nond bezeichnet ſchwarz, 
Des Muũdes Schminke ſtrahlt aus allen Augen, 
gm Kreeif’ der Weiber leid' ich äglich Qual, 

Dam (ab mit blut'gen Yun’, es find vom Loes 
Ich Fam in die Gewalt von meinen Feinden, 
Erbarme dich und blid’ auf mid; wenn nice, 
Ach wi bes Zeindes Boos mit Schwarz Kefiegeln, 


Wer ift es, deffen Haupt nicht wäre ſchwarz! 
Nur meiner Däucht die Welt auf immer ſchwara. 
Don der wohl Sie weiß, ald ber die ſchwarz. 
Die Tulpen roth von Stirn, von Herzen ſchwari. 


ESie Fauften ftelgernd mid um Kupfer ſchwarz. 


Wird durch des Herzens Rauch die Welt noch fdyivazı. 
Denn aller Farben Höcftes liegt im Schwark 


Krgreif’ wes du im Inneren kannſt behalten, 
Es dient, des Lebens Dauer sm entfalten, 


ck 
Selman Sawedfgi, 


einer der größten Dichter des achten Jahrhunderts ber Hebfirg, gleichzeitig mit Hafif, der ihn mehr 
als einmahl in feinen Gedichten preifet. Sein Vater hieß Chopfha Alaebdin Mohammed 
Sawedſchi, er ſelbſt führte den Nahmen Dſchemaleddin. Der große Scheich Semnan pflegte 
zu ſagen: Grenaten von Semnan und Lieder von Selman man nirgends finden kann. Er war der 
Saͤnger am Hofe der Familie Oweis, die damahls gu Bagdad regierte, wie Hafif am Hofe ber 
Familie Mofoffer zu Schiraf. Die Veranlaffung, wodurch er der bamapld zu Bagdad an ber Seite 
Scheich Haffan's regierenden großen Fuͤrſtinn Dilſchadchatun bekannt warb, war ein Compliment 











de). Dibaiheftreng, ein reicher Goldſtoff mit mannigfaltig eingewirkten Farben, in den koſtbare Manuſcripte 
eingebunden werden. Der Ueberfeger befigt ſelbſt die Geſchichte Waß afs auf dieſe Art gebunden. 














RR NA abı NT TV y 


aus ‚dem Stegreife an ben Emir Haffan gerichtet, ais ihm ein ſeiniger Sclave, welcher Seaedet 
(d. i. Glach hieß, einen abgeſchoſſenen Pfeil zubrachte: 


Gobald Chofru den Bogen fpannt, Zönt Zreudenruf im ganıen Land. 


Den Pfeil regiert dein weifer Bd, Und Hinter felbem Läuft das Süd. 
Zu deiner Zeit Hört man fein Stöhnen, Als von des Vogens ſtrafen Sehnen. 
Und er allein in dieſen Tagen Muß harten Druck, Gewalt ertragen. 


Scheich Haſſan und ſein aͤlteſter Sohn Sultan Oweis nahmen von Selman Unterricht in der Dicht⸗ 

kunſt, und Selman's Ruhm blühte unter Dilſchad's Regierung im höchſten Flore, wie er ſelbſt ſingt: 
Es hat mir dieſe Fürſtinn Glück beſchert, Die Welten Hereſchaft durch der Zunge Schwert. 
Bon Oſten bis zum Weſten Hin Berũhmter als die Sonn’ ich bin. 

Auf den Wink Sultan Oweis und ſeiner Mutter Dilſchadchatun verſuchte Selman mit dem 
berühmten Dichter Sohair Farjabi zu wetteifern, indem er zu den meiſten ſeiner Kaßide Seitenſtücke 
verfertigte. Die folgenden beyden Verſe trugen ihm das Lehn zweyer Dörfer in Rei ein; Dewletſchah 
aber meint, daß, wenn man ihm die ganze Landfhaft Mei geſchenkt hätte, diefelben nicht genug bezahlt 
worben ‚wären: . 


Im Lippenonnrfäftchen liegt das Som der Sere, Ein großer Schaßtz, verborgen an geheimen Ort. 
Rubinenriegel ſchoſſen deine Lippen vor, Als Siegel it das Umbramaal darauf gedrüdt. 
Selman ſtarb zurädgezogen vom Hofleben im Jahre ber Hedſchira 769 (1367). 
C. | ; 


Schemfeddbin Mohammed Hafif. 


Wiewohl ber Diwan biefes Fuͤrſten der perfifhen Lyrifer, vom Verfaſſer diefer Geſchichte zum 
erſtenmahl ganz überfegt (1), ſchon feit fünf Jahren den Augen des Publikums vorliegt, und dem größe 
ten Theile deſſelben, wenn aud nit unmittelbar und im ganzen Inhalte, doch mittelbar, und wenigftens 
dem -Nahmen nah, durh Goethe's Proben eines weſtoöſtlichen Diwan’s (worin der Zürft bee 
deutfchen Dichter mit dem der perfifchen, ihn als ſolchen anerkennend, in Buͤndniß tritt) hinlaͤnglich bekannt 
iſt; fo würde doch diefe Geſchichte mangelhaft feyn, und dem perfifchen Dichterfrange bes achten Jahrhun⸗ 
derts ber Hedſchira die fhönfte und feurigfte Gewärzblume fehlen, wenn wir aus dem Grunde, weil 
fhon die Vorrede zur beutfchen LUeberfegung des Diwans das Genügende über feine Lebensumftände, und 
die Würdigung feiner Gedichte enthält, denfelben hier gan, mit Stillſchweigen übergehen wollten: Auch 
Saadi, mit bem das vorhergehende Jahrhundert ſchloß, ift in Europa zum Theile durch die Webers 
fegung feines Frucht⸗ und Rofengartens, wie Hafif fpäter duch die Proben, melde Jones und N es 


vißzky gleichzeitig davon gegeben, vorlängft gefannt und gewürdiget worden, und der Verfaffer biefer 


Geſchichte darf deßhalb, weil er zugleich der Ueberfeßer Hafiſen's iſt, ihn um fo weniger mit bloffer 
Verweifung auf feinen überfegten Diwan abfertigen. Er ift ihm und der Vollftändigfeit dieſes Werkes 
einige Worte über feine Perſon, und einige Proben aus feinem Diwan ſchuldig. 

Shemfedbin Mohammed Hafif, d. i. die Ölaubensfonne, der Preismwürdige, der 
Bewahrend r, und in fpdterer Zeit Eiffanol-ghaib, d.i. bie moſtiſche Zunge genannt, ward 








(vH). Der Diwan von Mobammed Schemſed⸗din Hafiſ. Stuttgart dep Cotta, in zwey Theilen, 181e. 


. RAR ‚362 460 


zu Anfange des achten Jahrhunderts der Hedſchira in dem ſchoͤnen Schiraſ geboren, und daſelbſt zu Ende 
deſſelben im Jahre der Hedſchira 791 (1389) in der Vorſtadt Moßella, an den Ufern des von ihm 
viel beſungenen Roknabad, begraben. Er durchlebte die ganze Regierung der Familie Maſaffer als 
Tobrebner berfelben ; feine Geburt und fein Tod fallen mit der Gründung und Erloͤſchung dieſer Dynaſtie 
zuſammen. Wenn er gleich nicht Dichterkonig hieß, und bloß als Derw iſch lebte, fo hatte er doch 
von der Natur die Beglaubigung zum Throne der Dichtkunſt durch das Doppelſchwert der Zunge und 
Feder empfangen, und alle ſogenannten Dichterkönige ſtehen als huldigende Vaſallen weit hinter ihm. 
Er hat von ſeinen vier Nahmen: Schemſeddin, Mohammed, Hafif, Liſſanol-ghaib, wohl 
den Sinn der beyden mittleren, naͤmlich des Nahmens und Beynahmens im vollſten Maße bewaͤhrt; 
denn er war Preiſswürdig als Dichter und freyer Denker, und war Bewahrer nicht ſowohl des 
Korand (den er ganz auswendig wußte, und deßhalb fo bepgenannt ward.) ald bes heiligen Feuers auf 
dem Altare der Dichtkunſt. Defto weniger verdiente er aber feinen Vor⸗ und den fpäter binzugefommenen j 
Eigenſchaftsnahmen; denn dem Glauben hat er als Sonne ſchlecht vorgeleuchtet, und feine Zunge 
dollmetſchte bloß die Lehren des Sinnengenuſſes, und nicht die Myſterien der goͤttlichen Liebe. Wenn 
in einigen feiner Gaſelen myſtiſcher Anſtrich aufgetragen iſt, wenn aus feinem Buche des Schenken 
wirklich myſtiſcher Hauch weht; ſo iſt doch die Geſammtheit ſeiner Gedichte nichts, als ein lauter Aufruf 
zu Liebe und Wein, und der höchſte Ausbruch erotiſcher und bachantifcher Begeiſterung. 
Es war natürlich, daß die Sreunde feiner Gedichte ſowohl bald nach ſeinem Tode, als ihm ſeiner 
Freygeiſterey willen das ordentliche Begraͤbniß verweigert ward, als auch in fpäterer Zeit, wo aus der⸗ 
felben Urfadye die Lefung feines Diwans verbothen werden follte, Alles anwendeten, um ben ungläubigen 
und frepgeifterifhen Sinn deffelben unter den Schleyer der Allegorie und der myſtiſchen Terminologie 
ju retten, wos ihnen auch glücklich gelang; denn Hofif wurde troß der wiber ihn erhobenen Anklagen 
ebrenvoll begraben, und die Lefung feiner Gedichte durch ein Fetwa des berühmten Mufti Ebu Suud im 
osmaniſchen Reiche erlaubt; aber in demfelben alle wie Hafif, befanden ſich (wie wir ſchon in diefer 
Sefhichte bey Nefari aus Kuhiſtan gefehen) ſchon mehrere Dichter vor ihm, über deren Werfe der 
Zweifel obmwaltete, ob diefelben Erzeugnüffe der höchften Andacht, oder des hoͤchſten Unglaubens, des toll⸗ 
ften Sinnenraufches, oder der geiftigften Liebe wären. Die unbefangenen Lefer Eönnen darüber jedoch 
nicht Tange in Ungewißheit ſchweben, und die unfrigen, welche aus Attars ,Df helaleddins und 
anderer Dichter bier überfegten mpftifchen Gafelen den wahren Geift derfelben zu erkennen bereits Gele: 
genheit gehabt, werben fehr leicht die wejentliche Verſchiedenheit des überſinnlichen myſtiſchen Jahu! 
Jahu! der erſten, und bes ſinnlichen Jo! Io! Hafif en’s fühlen. Alles athmet bey diefem nur 
Wein und Liebe, und Liebe und Wein, vollfommene Gleichgültigkeit gegen alle äußern Religionspflichten, 
und offenen Hohn der Klofterbisciplin, wiewohl er felbft nit nur dur Kutte und Stab, fondern au 
durch Verachtung aller Güter der Welt, und freyen, unabhängigen Sinn, ganz eigentlich Derwifch war. 
Man urtheife felbft aus den folgenden Gaſelen, welche ünter feine berühmteften gehören. Ä 


Aus dem Buchſtaben Elif. (A). 


Saba beelutf bügu an glaseli ranara, 


„Gage Morgenwind mit Schmeicheln Sener liehlichen Gaſelle, 
Auf die Berge, in die Wüften Hat die Liebe mich getrieben. a 
Warum frägt der Zuckerhändler, (Herr erhalte Ihn das Leben) 

Warum fragt er nicht ums Wohlfegn Seines Zuderpapageyes? _ 

KDenn du bey dem Liebchen ſitzeſt, * ‚Dein am feiner Seite trinkeſt, 








nur 263 
D erinnre dich der Freunde, 

Wiſſe Roſe, dir geziemt es 

Def aus Stolz du nach der irren 

Nur mit guter Art und Weile 

Denn e3 geben kluge Vögel 

Wer beichre mich , warum dieſe 

Diele vollen Mondögefichter 

Deiner Schönheit fand’ ich wahrlich 
Als daß insgemein die Schönen 

Tür den Umgang mit den Zreunden, 
Sey auch eingedent ber Fremden, 
Was, iſt's Wunder wenn im Himmel, 
Zu dem Lautenfpiele Subre's 


Die umper gleich Winden teren. 
Richt fo ſtolz iu feyn auf Schönheit, 
Nachtigall nicht einmahl Frageft. 
Wirſt du den Gelichten fangen, 
Nicht Ind Neb und in die Schlinge. 
Dunfeln Augen, Hohe Formen, 
Mir fo gar nicht Hold feyn wollen ! 
Gar nichts andres aussufegen , 
Nichts von Treu’ und Liebe wiſſen. 
Zür die Gunſt des Glückes dankbar, 
Die durh Heid’ und Wüſten fireifen. 
Dur Hafifen’s Eeb gewecket, 
Der Meffigd Neigen tanzet? - 


Aus dem. Buchflaben Ba. ®). 


* Midemi subh ve kelle best sahab.. 


Und Wolfen sieh’n Her, Den Wein! den Wein ! ige Freunde! 
Entglänzet der Thau, Den Trunk! den Trunk! ihr Sreundet 
Edenifher Hauch; Berberge niche Wein den reinen. 
Smaragdenem Thron, Bring feurige Rubinen. 

Ein anderesmaßl, D thus Euch aufihr Pforten! 
Iſt's wunderfich doch So bald das Thor zu Ichließen I 

Des Mundes ihr Recht Auf die verbrannten Buſen. 
Befümmere dich nicht, Das Loos wird ſich entkhienern, 


Schon lächelt der Morgen, 
. Auf Wangen der Tulpen 
Es wehet von Zluren 
Schon figet die Roſ' auf 
Verſperrt ifk die Schenke, 
In Tagen des Zrühlingd 

Es bleibt den Rubinen 
Hafif du vor Allen 


Aus dem Buchſtaben Ta. (T). 


Husnet beittiffaki melahat dschihan girift. 


Deine Schönheit Hat die Welt 
Wahrlich nur durchs Ungefähr 
Geht, die Kerze möchte gern 
Ihre Zunge, Dank fen Gott! 
Von der Farbe meines Freunds 
Eiferſũchtig hat der Oſt 

Bon der tief verborgenen Gluth, 
Iſt die Sonne nur ein Zunfe, 
Ruhig ſaß ich an dem Rand 
Sieh, da hat als Mittelpunct 
Dazumahl ward ich verbrannt 
Als des Schenken Wangenſchein 
Ging' ich in das Haus des Wirths 


Waͤr' ih von den Uebehn frey 


Seht, mit Anemonenblut 
Wervernünftig if, er Hat 
Reich' mie Wein im goldnen Glas, 
Hat mit goldnem Schwert die Welt 
Da aus deinem Lied, Hafif, 
Bag’ mir: welcher Punct darin 


Ungefähr ergriffen; - 
Werden Welten ergriffen. 
Bom Geheimniß plaudern, 
Haben Flammen ergriffen. 
Wollten Nofen fchtoägen , 
Seiten Dvem ergriffen. 
Die im Bufen flammet, 
Den der Himmel ergriffen. 
Wie des Zirfels Umkreis, 
Mich der Wirbel ergriffen. 
Aus Begier des Weines, 


, Mich wie Seuer ergriffen. 


Meine Aernte worfeln, 
Die zuletzt mich ergriffen. — 
Steht auf Rofenblättern: 

Rothen Neftar ergriffen. 
Morgenwein der Trinfer, 

Wie ein Kaifer ergriffen. 

Anmuthwaſſer Lräufelt, 

Wird vom Neider ergriffen? 


J Aus dem Buchſtaben The. (Th). 


Derdi mara nist derman alghajals. 


Meine Schmerzen ſtillt Fein Mittel ; Hilfe! Meine Trennung hat Fein Ende; Hülfe! 
Weg iſt's Ders, nun fuchen fie die Eeele; Wider die Gewalt der Schönen , Dülfe! - 


RAID 


Gür dan Ruß begehren fie die Seele; 
Unfer Blut verjehsen fie, die Gauerm. 
Schãferſtunde, fdafe Recht den Armen; 
Jeden Augeublid drängt neues Leiden 


Tag und Nacht vergieß ich Zeuerthrãnen, 


264 run 


Wider diefe Seelenrãuber, Bülfe! 

O Moslime, wo ud Mittel; Hülfer 
Wider Ver Tyrannen Trennung, Hülfe: 
Wieder Her; und Seelenloſe, Hülfe! 

Die Hafif, verbrannt, ermordet; Hülfer 


Yus dem Buchſtaben Dſchim. (Dach). 
Sesed ki es heme dilberan sitani badsch, 


Es ziemt, daß du von allen Schönen Steuer nimmſt, 


Durch deine Augen if ganz Turkiſtan empört, 
Die Weiſſe des Geſichts iR Heller als der Tag, 
Wie fol ih denn von diefer A 
Dein enger Muub verleiht den. 
Darum serihlägk du meine Seele, Beinern Herz! 
Wie müpffk die Mitte du mie einem einz’gen Haar, 


Dein Flaum iſt Epifer und dein Mund des Lebens Quell, 
Nach einem Schatz, wie bu, ſehnt ſich Hafifen’s Herz, 


- it Heilung finden, 
Sie Shifer’s Dauer, 


Indem du in der Schönen Lande König SIR. 

und Sin und Hind bringe deinen Fraufen Loden Zell. 

Die Schwarze deines Haare iſt uſtrer als die Nacht. 

Wenn in mein Herz von dir kein Heilmmgsmittel kommt. 
Aegyptens Zuckerrohr verſteckt ih vor den Liypen. 

Aus Bartheit Bricht mein ſchwaches Herg wie Glas. 

Wie löſeſt du fo ſchön den Leis aus Eifenbein! 

Der Wuchs ein Baum, die Mitt’ ein Haar, der Bufen Was, 
D wär’ er nur ein Scla⸗ des Staubes deiner Thür. 


Aus dem Buchſtaben Ha. (H). 
Bibin hilali moharrem bichuak bekadeh scherab. 


Den Neumond Ichau’ des Moharrems, 
Jetzt IR der Mond der ſtillen Rud, 

Der Bettler zankt nit um die Welt, 
Dem Schahe fen das gute Gluͤck, 
Erkenn' die Welt, und halte hoch 

@ie gleicht an Werth der Wundernadt, 
Den Wein bring’ ber, ẽs muß der Tag 
Wo in der Zrüf ein Morgentrunf 

Welch ein Gehorſam kamn fi Denn 

Ich unterfcheid’ den Abendruf 

Mein Herz, du biſt fo ſorgenlos, 

Ein anderer machet auf die Thür, 
Berlängre, wie Hafiſ, die Naht 

Daß dur den Alleröffner blühe 
Sept iR die Zeit des Schahs Sedſchaca, 
Befleiße dich der Geelchrup „ 


Begehr' deu Becher vol Weines. 

Jetzt ſind die Tage des Friedens, 

Er achtet Flein ihr Vermoͤgen. 

Dem Schade ſey es gegeben! 

Die theure Zeit des Genuſſes. 

Sie gleiht dem Tage des Sieges. 
Miet Stüd und Wohlſeyn gedeihen, \ 
Den Morgen felber zum Zreund made. 
Zür einen Trunfeuen (diden. 

Ja niche vom Rufe des Morgens. 

3 fürchte, wahrlich ich fürchte, 

Weil Du den Schlüſſel verliereft. 

um Tas im Wunſch' Des Gehuffee, 

Die Rofe deines Geſchickes. 

Die Zeit des Rechts, der Weisheit, 
Befleiß’ dich Morgens und Abends. 


Aus dem Buchflaben Cha. (Ch). 


Dih men der hawäi rui Farrüch. 


- 


Mein Herz verlange nach dem Geficht Barr u, 
4 nehme aus fein Hindufarbes Haar, 

D dreymahl gluͤcklich ifk er, dieſer Schwarze, 

Mie Weiden zittert die Enpreß’ im Garten, 

Gib wir den fafranfarben Dein, o Schenke. 

Aus Bram Hat fih mein Leib gefrümme sum Bogen, 
Den Moſchus hauch von Tatarland beſchämet, 

Wenn jedes Herz ſich neigt nach einer Seite, 

34 diene gern dem haben Geiſt von Jene, 


vr 


Es iſt verwirret wie das Saar Zarrud, 


Sonſt Niemand naht fh dem Geſicht FZarrudr, 
Er, Ber Begleiter und Gefährt Farruch's, 
Sobald fis fiebt den hohen Wuchs BZ arrud’s. 
Zum Angedenfen der Narciß’ Farruch's. 

Zum Bogen wie die Augenbrau'n Farruch's. 

Der Hau des Anıbradufts vom Haar Barrud’s. 
So neiget meines fi ganz zu Barrud. 

Der, wie Hafiſ, By nennt ein Sclav' Zarrnd'a 





Aus dem Buchflaben Dal. (D). 


Der esel pertevi husnet si tedschelli dem sed. 


Ais in der Ewigfeitdeiner Schönheit 
Serahlen entfloßen den Wangen; Engel 
Siehe! da bat der Ver ſtand um einen 
Unſere Geheimniſſe zu erfahren 
Anderen brachte das Loos, das ihnen 
GSelbſt der lebende Geiſt der Welten 
Gelbigen Tages, Hafif, verließeſt 


Schimmer entglanzte „warb die Liebe, 
GSah'n ed, und blieben unempfindlich; 
Zunfen, die Leuchte anzuzunden; 
Wünfchte der Nebenbuhler, eine 
Einſtens befchert ward , Liche: meinem 
Biel in das Grübchen deines Kinnes, 
Du das Vergnügen in der Liebe, 


Die mit Flammen die Welten ergriffen. 
Sürnend wandte fie fih zu den Nenſchen. 
Giferfuchst war der Hligende Funke. 
Höpere Hand Hält die Bruſt ihm verwirret. 
Gramen Herzen nur brachte ed Rummer. 
Baßte, um ſich au retten, die Soden. 
Triebſt Die Sreude aus deinem Gemuth aus. 


Aus dem Buchftaben Ra. (R). 
Saba es mensili dschanan güser dirigh medar. 


Beym Geliebten, o Oſtwind, gehe vorbey, 
Lieblich blühſt du, o Roſe dankbar dafür, 

Wie der Kandel find deine Lippen mir füß, 

Dein Berebrer war ich, o wachlender Mond, 
Erdengüter find leide, und niederen Werths 

Deine Tugenden führt sum Kafe das Lied, 

Ber verberrlicht feyn will, Höre Dieb Wort: _ 
Sram und Schmersen vergeh'n, und beffer wird's einſt, 


. Runde Hringe dem Liebenden, 


@inen Duft für die Nachtigall 
Quder fpende Dem Papagey, 
Einen Blick, nun du älter biſt, 
Diefe Kleinigkeit, Würdigen 
Keifegehrung dem Liedermund, 
Gold und Gliber it Liederpreis, 
Deine Tpränen auf jenem Pfad, 


Aus dem Buchſtaben Sa. (Gelindes S). 


Ber ne amed es temennai lebet kiamem henos. 


Nach den Lippen bleibe mein Wunſch 


Harrend deinem Slasrubin 

An dem Tag des Loofes ſtahl 

Ach! ich harre auf das End’ 
Schenke gib den Hefen mir 

Denn in der Gekochten Kreis 

Ich verglich dein Haar bey Nacht 
Jedes Haar ſticht mich dafür 
Eines Tags entfiel dem Freund 
Geht mein Nahme haucht feitdem 
Deinen Schimmer fab bey mir 
Seitdem geht dem Schatten gleich 
Vom Rubin der Lippen tranf 
Bon dem Hefen dieſes Trunkse 
Gib die Seele, ſprachſt du mie, - 
Eich’ ih gab Re ab dem Schmerz, 
Seit Hafifen’s Beder ſchrieb 
Traͤuft Des ew gen Lebensquell 


Unerfuüllt noch immer. 


Trink' ih Sram noch Immer. 
Mir dein Haar den Glauben, 


Dieſer Lift noch immer, 
Diefes Feuerwaſſers, 
Bin ich roh noch immer. 


Einfens mit dem Moschus 
Wie ein Schwert noch immer. 


Ungefähr mein Nahme, 
Eeelenduft no immer. 
Eined Tags Die Sonne, 


Bon der Thür fie nimmer. 
39 am Tag’ des Loofes, 


Taumle ich noch immer. 
Daß bu ruhig ſeveſt, 
Ruhe fehle nad immer. 
Vom Rubin Der Lippen, 
Aus der Beder immer. 


Aus dem Buchſtaben Sin. (Scharfes S). 


- ' Derdi ischk keschide em ki mepürs. 


Liebeſchmerz hab’ ich erlitten, 
Srennungsgift hab’ ich verkoſtet, 


Brage nice. 
Brage. nicht. 


Biel Hin ich umber gewandert, Doch zuletzt 
Hab’ ein Liebchen ich erkohren; Srage nicht. 
Aus Berlangen nah dem Staube Apres Thor 


Sließen meine Thränen Häufig; Srage nicht. 


21 


Verweig're mir's nicht! 


” BVerweig’re mir nicht. 


Berweig’re mir's nicht! 
Verweig're mir nicht. 
Berweig're fie nicht. 
Berweigere du nicht. 
Verweigert es nicht. 
Verweig're fie nicht. 


Geſtern Hab’ aus ihrem Munde Ich gehört ’ 
Sn mein Ohr ein füßes Wörtlein, Trage nicht 

Beißend in die Lippen fagft du: Rede nice. 

Den Rubin der Lippen biß ich, Frage nicht. 

Düne dich hab’ ich in. meinem Kämmertein 
Beten Schmers und Sram erlitten, Frage nicht. 

ie Hafif der Fremdling bin ich Eine PR 

Auf der Liebe Weg gelommen, Srage nicht. 


Aus dem Buchſtaben Schin. (Sch). 


.Sofi güli bischin we murakkaa be char bachsch. 


Srommer fomm’ und pflüde Roſen, Häng’ die Kutte an die Dornen, 
Tauſch' das bittre Ordensleben Ein mit lieblich füßen Weine. 
Klofterbrauch und Möndesfitte Laß beym Ton der Laute fahren, 
Roſenkranz und Stole ſchenke Zür den guten Wein den Trinkern. 
Schwere Tugend , die der Schenke, Der Geliebte, dir nicht abFauft, 
Gib im Kreis des Flurenfeſtes Zum Gefchent den Frühlingswinden. 
Der Rubin beseichnet meinen Weg, 0 Herrfcher Der Berliebten, 
Schenke weg mein Blut an’s Grübchen Bon dem Kınne meines Freundes. 
Breeund , der du den Weg sum Trinkort Deines Wunfches haft gefunden, - 
Schenke an mi Armen einen Tropfen dieſes Wonnemeeres. 
Dankbar, weil dein Auge nie mahls Hat geſehen dieſe Goͤtzen, 
Wirſt du gerne mein Verliebtſeyn Gottes Gnade überlaffen. 
Schenke! wenn nun bein Gebiether : Geinen Morgenfegen trinket, 
Bag’ ibm: Schick' den goldnen Becher "An Hafif, der Nächte wachet. 


Aus dem Buchſtaben Sad. (Das ſchaͤrfeſte 88). 


Nist kesra si kemendi Seri sülfi tu chalass. 


Keiner Fann fi aus den Banden Deines Haars befreyen, 
Ohne Zutcht vor der Vergeltung Schleppſt du die Derlichten. 
Bis nicht in des Elends Wüſten Der Berliebte wandert, 
Kann er in der Seele Inneres, Heiligſtes, nicht dringen. 
Deiner Wimpern Spitzen würden Selbſt Kuftem befiegen, 
Deiner Brauen Schüße würde Selbſt Warahı befhämen. 
Wie die Kerze brennt die Seele, Hell an Liebesflammen, 

Und mit reinem Ginpe hab’ ich Meinen Leib geopfert. 

Bis du nicht wie Echmetterlinge Aus Begier verbrenneft, 
KRannft du nimmer Rettung finden Bon den Gram der Liebe. 

Du haft in des älatterhaften Seele Gluth geworfen, - y 
Ob fie gleich längft aus Begierde Di u ſchauen tanzte. 

Eich’ der Chymiker der Liebe B Wird den Staub des Körpers, 
Wenn er noch fo bieyern wäre, Doch in Gold verwandeln. 

O Hafif! kennt wohl der Pobel - &ioßer Perlen Zahlwerth ? 


. ib die Föhlihen Juwelen Nur den Eingeweihten. 


Aus dem Buchſiaben Dhad. (Dh). 


Bia ki mischünüvem bui dschan es an aaridb. 


Komm, daß mir ein Geruch der Seele Bon diefen Wangen dufte, 
Ich fand geprägt in meinem Herzen Den Stempel dieſer Wangen. 
Was durch Huriis, durch Paradiefe Wahrhaft gemeinet werde, 


Laß Dir erklären von den Reise Der Anmuth diefer Wangen. 


- 











ann ran 267 —XEE 


Es bleibt die ſchwankende Cypreſſe 
Es bleibt des Roſenbeetes Schonheit 
Es iſt der Körper der Jasminen 
Es durſtet Blut die Purpurblume, 
Der Moschus Sina's bauchet Düfte, 
Das Roſenwaſſer nimmt des Himmels 
Es fängt ob deinem Angeſichte 
Der neue Mond fängt an zu weinen, 

x Es tranfelt von Hafifen’s Berfen 

" So daß die Seelen felber träufeln 


Bor diefem Wuchs im Staube, 

Beſchämt von diefen Wangen. 

Beſchaͤmt von dieſem Körper, 

Beneidend diefe Wangen. 

Duchwürst von dieſen Haaren, 

Geruch von diefen Wangen. 
Die Sonne an zu fhlwigen, ” 
Aus Neid ob diefen Wangen. 
Beſtaͤndig Lebenswaffer., 

Bon der Gelichten Wangen, 


Aus dem Buchflaben Thy. (Th). . 


Girdi asari jar ta binuwischs der o chat. oo. - 


GSeit um meines Freundes Wangen 
Iſt der Mond am Himmel feiber 
Aus Begierde nach den Lippen . 
Zließt aus meinen Augen immer 
Bald geb’ ich das Herz, die Seele, 
Bald Löfch” ich der Liebe Gluthen 
Wenn der Schah in feine Dienfe 
Gerne gab’ ich ihm ein Zeugniſ 
O Hafi’f des Lebens Waller 
Keiner Hat aus Liebesfehnfuche 


Runde Zeilen find gefchrichen , 

Aus dem Irrthum nicht gekommen. 

Die den Ledensquell beſiegen, 

Waſſer wie des Eufrats Fluthen. 
Hin wie Staub aus heißer Sehnſucht, 

Aus in meinem Augen Waller. _ 

Mich als Sclaven nehmen wollte, 

Bon dem Gegen feines Dienftes. 

Schaͤmet fid) vor deinen Rofen, 

Solche Lieder noch gefungen. 


200: Aus dem Buchſtaben Shy. (Gelindes 8). 


Si tscheschmi bed ruchi chobi tura chuda hafıs. 


Bor böfem Aug’ behüt', o Gott, die ſchönen Wangen, 
D fomme! Zried’ und Treu’ find an der Tagesordnung, 
Es trank dein Herzensblut der biutige Rubin der Lippen, 
Wo biſt du denn , wo if die Hoffnung des Genuſſes? 
Bind’ Dich nicht abermahl and Haar, and Hers der Schönen, 
D komm’, und fing’ ein Lied, ein frifches, fchönes, neues, 
O Klausner, mit dem Kleld des Truges, geh’ von Binnen, 
Wie Truntne Mag’ um Geel’ und Her; am Morgen, 


. - 


Denn fie vertheilten viel des Guten an Hafif. 
Den Etreit und Zank mit dir Fennt nicht Hafif. 
Nimm einen Ruß dafür, als Blutgeld, von Hafif. 
Nicht jeder Bettler kömmt zu ihrem Saum Hafif. 


‚Wenn diefen Banden du entfprungen biſt Hafif. 


Denn Zreude bringt dein Lie‘, veriagt den Gram Hafif! 
Du aber trintft den Wein famme Hefen aus Hafifl 
Verricht ein Stoßgebeth für mih Hafif. 


Aus dem Buchſtaben Yin. (Aa). 
Be firri devleti kiti furusi schahi schedschaa. 


Beym Weltenglanz des Schah Schedſchaa! 
Ich zanke Über Rang und Gold j 
Bring’ Wein fobald die Sonne hier 
Kommt in Derwiſchen Zellen auch 
Das Glas, ein luſtiger Geſell 
Verwuftung iſt dad Uebrige, 
Für ſolches Mitleid tauſche du, 
Ich bin ein Sclave der gehorcht, 
Die Liebe hat aus der Moschee 
Der Trunfgenoß iſt da! Genoß 
Die Zeiten kaufen Tugend nicht, 
‚ Wohin fol ich zu Markte geh'n 
Hafifen’s Eingezsogenpeit 
Darum, o Gänger , fing’ ein Lied, 


- 


Der eine Welt entflamme, 
Mit feinem Menfchen ie. ’ ; 
Die Tadel aufgefledt, J 
Ein Strahl von gutem Glüd. ' 
Genügt mir von der Welt, 
Und oͤdes Kopfweh nur. 
D Frommer, Stäfer ein, 
Kein Herrſcher der gebeut. 
In's Weinhaus mich gefande, 
Der Reue, Lebe wohl! - 
Ich Habe Nichts als dieß. 
Mit Waare, die nicht geht. 
Hat gänzlich mid verfimme, 
Daß ich es Hören mag. 
€ 1a 


DIDI 268 Ama 


Aus dem Buchſtaben Ghaun. (Ch). 
"Saher bebui gbulistan heme schudem der bagh. 


- Bow Duft des Roſenbeets geled't, 
um Nachtigallen gleich 
Ich fab mit unverwandten Bd 
Die in der Dämmerung 
©ie war auf ihre Schönheit ſtolz, 
Weil ih das Her Balbül's 
Die liebliche Nareiffe ſchloß 
Die Tulpen brannten fichl 
Die Lilien verlängerten 
Die Anemone fprach 
Bald Hiele ich Flaſchen in der Hand, 
Bald nahm ich wie der Scheu’ 
Benüse die Gelegenheit, 
Hafif braude außer dem 


Sing ich heut’ früh in arten, 
Dein truntues Hirn zu heilen, 
Der Roſe in die Augen, 

Wie eine Lampe ſlammte. 

Und Kol; auf ihre Jugend, 

Ihr ganz ergeben hatte, 

Mit Sehnſucht auf das Auge, 
Aus Neid ein Maal im Bufen. 
Der Zunge Schwert sum Schnupfe, 
Leif’ wie ein Dhrenbläfer. 
Blei wahren Weinverehrern, 
Der Trunfenen den Becher. 
Die Zeit der Luft und Jugend, 
Proppeten keine Bothſchaft. 


Aus dem Buchſtaben Fe. (F). 
Thaly eger meded küned damenesch averem bekef. 


Wenn mein Gtüdsgeflen mir Hülfe gewähree, 

Denn ich zu Handen ihn being’, o weildhe Wonne! 

Diefes Herz vol Hoffnung hoffet von Keinen 

Os ich gleich ũberall Hin mie eignen Worten, 

Ha! wie Lange fol ich Reinerne Herzen 

Diefe verzärtelte Zucht von höfen Kindern 
Dieſer Augenbrauen Kraufe hat meinen 

che mie! Daß ich verlor der fhönften Jahre 

Ad , mann werden einft die Brauen des Zreundes 

Keinem gelang’s noch den Pfeil der Hergbegierde 

In den Winkel zog ich mit Verlangen, 

Wunderlich fcheine mir's daher, Daß aller Drten 

Gremiten find untiffend, o finge 

Suche den Wächter voll Wein, er ift von Sinnen, 


Leg’ ich Die Hand an Ihren Kleidfaum, 
Bringe fie mich um, o weich ein Adel! 
Snädigen Blids erhört gu werden, 

Was ich erlitt, verkündet Habe. _ 
KRofend mit Schmeidhelegen näpren! 
Braget nie viel nad) Ihrem Vater. 
Bitten die Thür" nie aufgemachet. 
Befleren Theil in ſolchen Wünſchen. 
Reihen die Hand uns armen Schwachen! 
Solcher Geſtalt in's Biel zu ſchießen. 
Einſam zu ſeyn, und fromm zu leben, 
Jünglinge Pauck“ und Lauten ſchlagen. 
Luſtigen Ton, und laß den ernſten, 
Bringe nur Wein und fürdte Nichts ſonſt. 


. Schauet nur den frommen Mann aus der Stade al, Isßt er su Nacht nicht Lederbiffen ? 


Heilfam bekomme das Mahl, und die Verdauung 
Wenn Hafif du auf dem Pfade Der Liebe 
Dieue als Zührer Bed Wegs der Wächter 


Dielem mie Heu genäprten Shiere. 
Weiter hinaus gu gehen verlangefl , 
Heiligen Brab'6, Alis u Nedſchef. 


Aus dem Buchladen Kaf. (HK). 


HKesi mebad tschu men 


Reiner ſieche wie I am Langen Webel der Tcennung, 

Fremd und verliebt, und herzenlos, und bürftig und irre, 
Wenn ich die Trennung erwifche , fürwahr! ich will fle ermorden, 
Was ift gu thun? wen Bann ich Die age des Hergens entdeden? 
Ha! ich will sur Strafe die Trennung mit Trennung behaften, 
Wo bin ich, und wo iſt die Trennung , und mo find die Schmerzen ? 
Sag und Nacht wie Hafif vom Mahle der Lıche getrennet, 


chasta mubtelai firak. 


Denn mein Lehen iſt ganı verfioffen im Unglüd der Trennung. 
Leid’ ich die Plagen ber Zeit, die Maale des Brandes der Trennung, 
Und mit Thränen begabt’ ih dann die Vlutſchuſd der Trennung. 
er ? wer ſchaffet mir Recht? und wer? wer ftrafet die Trennung ? 
Blutige Thränen vergieß't alsdann, das weiß ich, die Trennung, 
Hat mich meine Mutter vielleicht geboren zur Trennung ? 

Am Morgen Köt’ ich wie Buͤlbül die Liebes des Trennung, 


Aus dem Buchſtaben Kiaf. (Ki). 
Eger scherab chori dschurai feschan ber chak. 


Trinkſt du Wein, fo ſchütt' die Hefen 
Fürchte nicht Die Sünde welde 


Auf die Erde aus. 
Andern Nutzen bringt. 





24 


— 269 


Düne Ehen genleße alles, 

Denn das Moͤrderſchwert des Schidfals 
Ich beſchwoͤre dich, o Liebchen, 
Komm' an meinem Todestage, 

Ey! was Himmel oder Hoͤlle! 

Die Enthaltſamkeit IR immer 

Unfere Erde bat des Himmels 

So daß weiter aus derſelben 

Auf gar wunderlichen Wegen 

Dieb Gewoͤlb' bleibt unzerſtöret 
Auf dem Weg der Schenke gingſt du 
Frommer Herzen Wunſch begleite 


M 


Alles was du haſt. 


Haut di ohne Echen. 


.. Bey der Züße Staub, 


Romm’ gu meinem &rab. 
Engel oder Nenſch 


Eine Ketzerey. 


Bauherr eingelſchraänkte, 
Keine Straße führt. 
Führet deu Verſtand der Wein, 


Bis zum ilingften Tag. 


Ueber alles weg. 
Stäts dein Herz, Hafif. 


Aus dem Buchſtaben Cam. (L). 


Be sihri tscheschmi tu ei lobet chudscheste chissal. 


Beym Sauber deines Auges 
Beym Niden deines Zlaumes 
Bey deinem Mundrubin 
Bey deinem Schmelz und Duft 
Beym Staube deines Wegs 
Bey deiner Füße Staub, 
Bey deinem Holden Gang, 
Bey deinem Schmeichleraug', 
Bey deinem Woblgeruch 
Bey deiner Loden Wehn. 
Bey dem Rubin, mie flatt 
Beym Edelſtein, der dir 9 
Beym Wangenglanz, wovon 
Beym Stirneplan, dem deld 
Ich ſchwoͤre dir! biſt du 
So bleibt ihm keine Kraft 


Mein Holdes Spiel! 
Mein Stüdsgeftirn I 
Mein Lebensborn ! 
Mein Schoͤnheitslenz? 
Mein Hoffnungszelt! 


"Dem Waller weist! 


Wie Repphuhns Schritt 
Gaſellen glei ! 


Beym Morgenduft! 


Beym Oſtwindhauch! 
Des Zauberrings! 
Die Rede ſchmückt! 
Die Roſe gluͤht 
Der Phantaſie! 
Hafifen gut, 
Für's Leben mehr! 


Aus dem Buchſtaben M im. (M). 


Di scheb seili eschk rehi chuab misedem. 


Geſtern Abends ſchnitt durch Thraͤnen 
Zeichnete in der Erinn rung 

Ber mir ſchwebten deine Brauen, 
Auf des Hochaltersd Geſundheit 

Dein Geſicht fing mit Liebfofung 
und ich warf von fern dem Mondlicht 
Auf dem Schenken tag mein Auge, 
Und fo fiel dem Aug’, dem Ohre, 
Bis der Morgen graute, fchwebte 
Bor dem leeren Zuftgebäube 

As das Lied entfloß den Gaiten, - 
Bon der Leyer floßen Lieder, 

Jeden Bogel der Gedanken, 

Schoß ih mit den Lockenpfeilen 
Zröplich floßen Hin die Stunden, 
GSieh! da warf ih auf das Leben 


SH den Weg des Schlafes ab, 


‚Auf die Thränen hin dein Bild, 


und die Kutte war verbrannt, 


Trank ih. dann den Becher aus. 


Meinem fich su nahen an, 
Deiner Wangen Küße ju. 

Auf der Saute lag mein Ohr, 
Diefesmaht ein gutes Loos. 
Deines Bildes Truggeftalt, 
Meines fchlafelofen Aug's. 

Griff der Schenke um Das Glas, 
Aus dem Safe floß der Wein. 
Der fi wiegte auf dem Aſt, 
Deines fchwarzen Saars herab 
Und zufrieden war Hafif, 

Und der Zreunde Süd Das Loos. 


ALU 270 


Yus dem Buchſtaben Run. (N.) 
Gülbergra es sünbüli müschkin nikab kün, 


Beyil mit Meihusiyacinthen 
Des ı die Wangen mis den Locken; 


Gtrom Schoeiß von beanem Angefichte, 


Wie die Pokale nnſrer Augen, 


Schließ auf die ſchlafende und trunfne 


Das die Rarsifien eiferſũchtig 
" Des Echens Tage gch’n voruber 
D Schente! cl’ die Weinrubinen 


Dia’ dich bekaunt mit Veilchendüften, 


Schau an der Tulpen Flor, begehre 
Eich Yu das Weinglas, o fo rolle 


Und ſchleß and Blaſen auf den Zuſtand 


Seitdem die Liebenden zu morden 
Reichß du den Becher hin den Feinden 


Hafif ging anf dem Weg des Bethens 


D Herr, erböre die Gebethe 


Die Refenblätter, 
Berker die Welten. 
Zul am die Garten, 
Mit Rofenwaffer. 
Narciß Tichkofend, 
Ei ſchlafen Legen. 
Schnell wie die Rofen; 
Herum Ju reichen. 
Schau' au ie Loden, 
Das Sa} um trinfen. 


Deın Aug’ wie Blafen, 
" Des Weltzchaudes. 


Die ward jur Sitte, 


Und ſchmahleſt unfer. 
Nach dem Genuſſe; 


Der kranken Herzen. 


Aus dem Buchſtaben Waw. (U). 
Ei afıtab ainedarı dschemali tu. _ 


Die Sonne if der Spiegelhalter 


Der Moschus ı das ſchwarze Rauchfaß 


Ich habe meiner Augen Hofraum 
Allein, was mützt es, diefer Winkel 
Der ſchwarze Punct des Nugenapfels, 
GR nur das Licht, das wiederfirehlet 
D gib beym Zeche des Genuſſes 
Damit ich su dem Schickſal wieder 
Wann werden Deine Augenbrauen 
Damit ıch felb den Himmel zahle 
Es ſtehet ım Zenith der Anmuth 

D Herr! bis an das End’ der Welten 
Es mahlte der Dipiomenmapler 
Bisher fein ſchoͤneres Gemahlde, 

Es fleigen auf des Zriedens Düfte, 
Du bit für uns mit deinen Wangen 
Wie fell ih wohl vor meinem Herren 
280 fang’ id an bey meinen Bitten? - 
Hafif, der Rärrifhen find Biele 
Laß dir nichts Wildes träͤumen, 


Bon deiner Ehönfeit, 
Bon deinem Maale. 
Zwar rein gewaſchen, 
SR Deiner unwertb. 
Des Lichtes Ausflug, 
Ben deinem Maale. 
Mir Freudenkunde, 


"Mit Menſchen kehre.⸗ 


Mir wieder Idmeicheln ? 
Zu Meinen Gelayen. 
Die Schonheitsſonne! 
Seh’ fie nit unter! 
Ben Moshusbrauen 
Als deine Formen. 

D femme’ zu wir her? 
Der junge Zrüßlıng. 


Mein Leiden Magen! 


Bey deinen Hartau ? 
In diefen Banden , 
Das dir nicht giemet. 


Aus dem Buchſtaben He. (Gelindes H). 
Nagah an perde ber endachtei jani tschih. 


Du warf den Schleyer ſchnell von dir, 


Detrunfen gingfi du aus dem Haus, 
Der Nehenbuhler hat dein Ohr, 
So haft Du alles durchgewirrt, 

Die Bettler lichen dich, du biß 

Du Eennef nicht den eignen Werth, 
Du gabſt die Spitze deines Haars 


. Und die warum? 


Und dieß warum ? 
Dein Haar der DE, 
Und dieß warum? 
Der Schoͤnen Schah, 
Und dich warum? 

Mir in die Hand, 








nn 278 V 


Mann warfft du zu den Füßen mich, Und dieß warum? 
_ Des Herzens Wort verräch dein Mund, Dein Gurt den Wuchs, 
Mit beyden drohte mir dein Schwert, Und dieß warum? 
Ein jeder traumet fich von dir Ä Was anderes, 
Doch übel ſpielſt du Anderh mit, Und dieß warum? 
Hafif! es fehte fi) der Freund Ins erige Ser), 
Doch triebſt du nicht die Fremden aus, Und dieh warum? 
Aus dem Buchflaben Ja. (I). 
. Ketebt kissai schevki ve demi baks. 
Meiner Sehnſucht Trauerlied Schrieb ith auf, die Spränen floßen, 
Komm’ denn, ohne dich bin ic) Ganz entſeelt von Sram und Leiden. 
Sehnfuchtsvoll nad dir entfflammt, - Sprach ich ofe sum blut'gen Auge : 
@tätte meiner Selma fag', Gage, wo ifl deine Selma! 
Aeußerſt wunderlich fürtwahr , Und ein nie gehörtes Ding wär's; 
Wenn der Mörder felbf den Schmerz Des Ermordeten beklagte, 
Darf ſich Einer unterſtehn, Deinen reinen Saum au fchmähen ? 
Kein bift du wie Tropfen Thau's, Die auf Rofenblätteen bangen. 
Bon dem Staube deines Gau’s Gab der Herr der Nof’ und Tulpe 
Blanz, ald Er am Schöpfungstag' Erd’ und Walfer formend miſchte. 
Ambra hauchend ging vorbey Jetzt der Dftwind. Auf! o Schenke! 
Bring’ mir einen Becher Weins, Sauter und Gerüche duftend. 
Sag’ dich von der Trägpeit los, Nütz' die Zeit, ed gebt das Eprüdwert: 
2ıfl und Schlaupeit ſuche vu -Beydem Wandererdes Weges. 
Ohne deine Milde Bleibt Einft von mir fein Denkmaal Über, 
Meinen Thaten kannſt nur du " Leden in die Zufunft geben. 
Sieh, der Roſe Wangenglan und der Züfehaub der Ceder, 
Danten ſolchen Zauberres Nicht dem Waſſer, nicht dem Staube. 
Wie vermöchte won Hafif Deine Schönheit zu befchreiben, 
Da die göttlihe Natur Unfre Hoffnung überfteiges ? 
Aus den boppelgereimten Gedichten. 
‚Her ki deramed dschihani pür schur. 
J un Wer in die Welt tritt vol von Unrup, Gr muß zuletzt hinab ind Grab. 
ed Hier if des andern Lebens Brüde, Ein unbefländ’ger Dre und wüſt. , 
8— Ze . = gäng’ nicht an diefer Schredenshrüde, Brich auf! und hier verbleibe nicht. 
Gefcheiten Leuten dünkt die Erde Ein wüfer Zleden ohne Schatz. 
Die Weifen nennen fle mit Rechte Ein Raramwanferai bloß. 
Niemand Bann dort für flets verbleiben, Und niemand bleibt in dieſer Welt, 
Berlang’ nad Aemtern nicht und Geide; Gold ift ein Drady’, das Amt ein Brunn. 
i Biſt du nicht blind, betrachte’ die Gräber. Sey müßig nicht; ich fagt’ es dir. 
Denn keiner licht von dieſer Stätte, Der Schah, der Bettler, Jung und Alt, 
Gebſt du vorbfh an meinem Grabe, Beth' für Hafif ein Fatiha. 


Aus den vierzeiligen Strophen. 


Ne devleti dünja besitem mi ersed. 


Einer Welt Glück iR für Die Laflen des Kummers gu theuer, Alles Dafeyns Luft wieget die Sqmerzen nicht auf. 
Sie ben tauſend Jahre von taumelnder Freude und Wonne Sind für ſieben Tag’ Rummer zu theuer erkauft. 


XXIä 272 AARAU 


Aus den Bruchftüden. | 


Sakia bade ki eksiri hajatest biar. 


Sqeur⸗ „ bring' mie den Wein, das Elirir der Lebend'gen, Daß ich den Erdenſtaub wandle in ewiges Gold, 

Auf dem Becher rubet dad Aug’, und auf den Lippen die Seele, Bis du mir jenes nicht gift, nehme mir dieſes nicht weg- 
Nimm die Rofe zum Beyſpiel, und Öffne wie Diefe den Gürtel, Weit ich vor deinem Zuß gerne Die Seele verfirew. 
Maple mit deinem Gleichniß mit meinem, o Sänger, das Bild aus Jenes Monds, dem an Reiztz Beiner ſich würdig vergleicht. 





In demfelben Sinne, wie die vorbergebenden Safelen, iſt auch die folgende gedichtet welche in 
den 'meiften Abfchriften feiner Diwane fehlt, weil ihre Aechtheit mit gutem Grunde bezweifelt wird; 
weßhalb ſie auch nicht in die deutſche Ueberſetzung des Diwans aufgenommen worden; da dieſelbe aber 
wenigſtens dem Geiſte nach Hafiſiſch iſt, und beſonders in Indien zur Melodie geſungen wird, nach 
welcher die Bajaderen tanzen, fo folgt fie hier nicht nur in Wort- und Sylbenmaß getreuer Ueber⸗ 
letzung, ſondern auch mit dem Tonſatze, nach der dieſelbe in Indien abgeſungen wird (1). 


—— ——V m —— ⏑ - vv —  - 
Süßer Sängermund, o fing Friſches mit Friſchem, neu und nen, 

Wein, der’s Herz erfreut, being her, frifchen mit feifhen, neu und new, 
Mit dem fchönen Bild zum Gpiel fiße vergnügt in Einſamkeit, 

Raub' ihm Kuß auf Kuß, nah Wunſch, friſchen mie friſchen, neu mis neu, 
Kann bad Leben weht befichn , wenn nicht beſtändig du trinkeſt Wein. 
Bring’ ihr's: Leben fol fie Hoch! Friſches mit Friſchem, neu und nen, 
Schenk' mit Silberfaß, ich bin trunken vom Weine,- bring’, o Knab 
Schnell Her, bringe mie den Wein, frifchen und frifhen, neu und neu, 
Eich” mein Hergensfchöner hat feitene Dinge meinethalb, 

Schönheit, Wohlgeruch, und Farb', friſche mit friſchen, neu und neu, 
Oſtwind, geheſt du vorbey, mo der geliebte Engel (2) wohnt,— 
Gib ihm Kunde von Hafif, friſche und friſche, neu und nen. 











ct) Siehe die Notentafel. | | — 
(2) Im Perfiiden Peri. Diefe Gaſele dat Hindley in feinen zu London im Jahre 1800 erſchienenen Per- 


sian Lyrics in einigen und dreyßig Verſen paraphrafirt, fo, daß auf einen Dort des Driginals nicht we: 
niger ale a drop der englifchen Veberfegung Fommen. 





Zur Seite 272. 





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Fünfter Zeitraum. 


Stillſtand der perſiſchen Poeſie, begräͤnzt durch Dſchami, ben letzten 
Dichter erſter Größe. 


P rſiſche Dicht und Redekunſt hatte mit dem Ende des vorigen Jahrhunderts den hoͤchſten Gipfel der 
durch den Genius der Sprache und den Nationalgeſchmack bedingten Bildung erreicht, worauf ſie ein 
Jahrhundert lang, welches Dſchami, der letzte Dichter erſter Groͤße verherrlicht, ruhig ſtehen geblieben. 
Die politiſchen Stürme, welche feit der Regierung Timur's und unter ſeinen Söͤhnen ganz Perſien 
erſchuͤtterten, waren zwar dem Flore der ſchoͤnen Redekuͤnſte nichts weniger als günſtig; aber die Bemü—⸗ 
hungen ber Fürſten aus der Familie Timur, welche unter ſich durch politiſche Intereſſen getrennt, den⸗ 
noch alle im gemeinſamen Beſtreben für die Befoͤrderung der Wiſſenſchaften und Aufmunterung der Ge⸗ 
lehrten übereinkamen, erhielten noch eine Zeitlang. dieſen glänzenden Zuſtand wiſſenſchaftlicher Cultur. In 
den Söhnen und Enkeln Timur's entfaltete ſich erſt der Geiſt des großen Ahnherrn, in fo weit er Dich⸗ 
tern und Gelehrten hold geweſen. Die Söhne Timur's, Emiranſchah und Schahroch, feine En- 
kel Baikara, Jskender, Baiſſangur, Ibrahim und Ulugbeg, waren alle durch wiſſenſchaft⸗ 
liche Erziehung gebildet. Emiranſchah gab zwar durch die Belohnung eines bombaſtiſchen Diſtichons 
mit tauſend Ducaten eben nicht die beſte Probe ſeines Geſchmackes, aber doch einen Beweis ſeiner ernſt⸗ 
lichen Geſinnung zu Ounſten der Kunſt und der Künſtler. Sultan Schahroch's Nahme (1) würde 
durch die Geſchichte unter den Fürſten, welche die Wiſſenſchaften lieben, und die Gelehrten ſchaͤtzen, auf⸗ 
bewahrt worden ſeyn, wenn auch der Dichte Mewlana Juſſuf Emiri nicht ſein Lobredner ge⸗ 
weſen wäre. Baikara, ber Enkel Timur's, bewies ſich eben fo freygebig als fein Oheim Emira Ne 
dab, indem er dem Poeten Burunduf taufend Ducaten für ein ihm überreichtes Gedicht aus- 
zahlen Tief. Nichtigeres Urtheil bewies er in der Hochſchaͤtzung des gelehrten Weſirs Mir Aliſchir, 
der an feinem Hofe lebte, und am meiften hat ihm bie perfifche Tonkunft als großen Beſchützer zu dan⸗ 
fen. Mirfa sender, der Sohn Omar Scheich Behadir's des Sohnes Timur’s, welcder durch 
Abu Ishak, dem Dichter der perfifhen Gaſtronomie, der an feinem Hofe lebte, verewiget worden, ' 
ſcheint aus bem Inhalte der Gedichte Abu Ishak's einer guten Tafel nicht minder hold gewefen zu 
ſeyn, als Tuftigen Köpfen. Prinz Baiffengur, an deifen Hofe ber große myſtiſche Dichter Kaffi- 
molsenwar, b.i. der Ausfpender der Lichter, lebte, verfertigte felbſt Gedichte, fprad und 
ſchrieb fieben Spraden. Seinem Bruder Mirfa Ibrahim danke die perfifche Literatur eines feiner 
biftorifhen Meeifterwerke, indem er Scherefedbin Ali von Jefd auffprderte, die Geſchichte feines 
großen Ahnen Timur’s zu befchreiben. Aber der größte VBeförderer der Wiſſenſchaften und Goͤnner der 
Gelehrten war Ulu gbeg, nad dem Urtheife orientaliſcher Geſchichtſchreiber der gelehrteſte Fürſt ſeit 
Alexander, in jedem Falle gewiß der gelehrtefte dürſt des Islam's, und einer der größten Aſtro⸗ 


- 








(1) Einen Beweis feiner Bücherliebe geben drey herrliche Manuferipte, welche ibm gewidmet, und mit feinem 
Siegel bezeichnet, aus fenem Schage in die kaiſerliche Bibliothek zu Wien gekommen find, und fi noch 
dort befinden, nämlih: dad Dſchevahireſ-ſat Scheih Attar's Nr. 219, Dad Tadſchol⸗meaſlir 
NifamisNr 114, und das Nafßaifol-moluf Nr. 162, 

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. mu 274 Ar 


nomen. Geometrie und Aftronomie waren feine Lieblingsftudien ; die Sternwarte, norböftlih von Sa— 
marfand, die er im Jahre 823 erbaute, uud .feine pitrononüfchen Thfeln, welche Einige den Tafeln N a« 
Birebdin’s von Tus vorziehen, find fehöne Denkmahle feiner Vorliebe für bie mathematiſchen Wilfene 
fhaften. Mewlana Gajaßeddin Dſchemſchid Kaſchani, Mewlana Alikuſch, und Mews- 
lana Kaſiſade Rumi, die größten Mathematiker ſeiner Zeit, waren ſeine Gehülfen. Seine Tafeln. 
beißen Sidſchi Gurgani, wie die Tafeln Naßireddin's Sidſchi Iſchani. Zu Samarkand baute 
er eine Akademie mit hundert geſtifteten Plaͤtzen, die an Pracht die ſchoͤnſten Stiftungen dieſer Ark 
übertrifft. Seine Regierung und fein Leben wurde zwar durch feinen undankbaren Sohn, ber ſich wider 
ihn empörte und ihn meuchlerifch ermorden ließ, verkürzt, aber im ®ebiete der Geifter wird er immer 
fortherrſchen, und ſein Nahme mit Sternenſchrift am Himmel bes Ruhms flammen:” 

So ſchöne Benfpiele blieben nicht unnadgeahmt unter der Regierung Sultan Abuſ faid’s bes 
Timuriden, der zu Ende diefed Jahrhunderts lebte, wie Sultan Abuffaid der Dſchengiſcha— 
nide zu Anfang bed vorigen. "ende, unſterblich durch ihre Liebe zu den Wiſſenſchaften, und durch 
die Dankbarkeit der Gelehrten. Wie Waßaf der Geſchichtſchreiber des erſten Abuſſaid, war Abdor⸗ 


riſak Geſchichtſchreiber des zweyten, W aßaf en zwar weit nachſtehend an Schinud der Nede, doch nicht. 


4 


an Eörnigtem Gehalt, und der Lobredner Ab u ſſaid's des Zimuri den war Dſchami, ber legte Dich⸗ 
ter erfter Größe ber Perfer , und der vielfeitigfte von allen, in Feinem Fache der Erite, doch in jedem zu⸗ 
naͤchſt an den Erſten. Nebſt Abdorriſak und Dfbami verherrlichte die Regierung Abuſſaid's noch 
ein anderer Geſchichtſchreiber und Dichter, Dewletſchah der Verfaſſer der Biographien der Dichter (bie 
Goldader diefed Werkes) , und die Regierung Baikaraa's erleuchtete der große Weſir Mir Aliſchir, der 
große Gelehrte, ber größte tſchagataiſche Dichter, der fein Andenken durch Bücher und Gebdube, durch wife 
ſenſchaftliche Werke und fromm̃e Stiftungen verunſterblichte, wie vor ihm die großen und gelehrten Weſire: 


Balaami unter Abunaßr dem Samaniden (ber Ueberfeger der Fabeln Bidpais, der Geſchichte Ta be- 5 


sis und des Schahname in Profa); Chodfha Maiméndi unter Sultan Mahmud, der Befhüger 


Kirduffis; Nifamolmulf der große Wefir und politifhe Schriftiteller Melekſchahs bes Seldſchügi⸗ 
den; Ilitſchutſai der Weſir Dſchengiſchan's, der Wohlthaͤter der ſineſiſchen Literatur; der Weſir 


Dſchowaini unter Hulaguchan; Raſchideddin der große Geſchichtſchreiber der Familie Dſch en⸗ 
giſch an's unter dem vorigen Abuſſaid Mir Aliſchir iſt unſtreitig der groͤßte und gelehrteſte dieſer hei⸗ 
ligen Hermandad von gelehrten Weſiren deren wohlthaͤtiger Genius von Dynaſtien zu Dynaſtien durch 
Jahrhunderte unſichtbar fortgewirkt, die Graͤuel der Eroberer gemildert ‚, und das heilige Feuer humaner 
Bildung unter dem Schutte der Altäve und Thronen aufbewahrt hat. Mir Alifhir ud Dſchami 
ftehen als die legten Koloffe vor dem Tempel perfifcher und Efhagataifcher Dichtkunſt. Mir Aliſchir 
fhried wie Dewletſſchah die Biographien ber Dichter feines Volkes, und auch Dfhami. lieferte 
Beytraͤge dazu in feinem Behariſtan. So erſtanden die Geſchichtſchreiber perfi (her Poeſie erft am 
Ende des Stillftandes ihrer glänzendften Periode, und als fie ſich ſchon zum Verfalle zu neigen anfing. 
Es leuchten in diefer Periode verſchiedene Erjheinungen auf, welche auch in der Gefchichte anderer 
Literaturen nur dann sum "Borfchein Eommen, wenn der Flor der fhönen Redekuͤnſte bereits den hoch⸗ 
ſten Gipfel erreicht hat, wenn die erſten Plaͤtze uͤberall beſetzt ſind, und den Nachfolgern nichts mehr 


"übrig bleibt, als ihr Glück auf neuen Wegen, welche die Vorfahren wohl gekannt, aber verſchmaͤht 


haben, zu verfuchen. So erſchien in dieſer Periode ein fogenannter Naturdichter Mewlana Kame 
buri, deren. auch unfer bochgebildetes Zeitälter deutfcher Literatur mehrere mit ober ohne Nahmen 
Bennt; Abu Ishak, ber gaftronomifche Poet, befang die Kochkunſt, und ben Genuß des Baumenfigels ; 


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rn 275 ann 


Kaſſimolo-enwar verlor fi, indem er neue Bahnen in ber Myſtik brechen wollte, ins Leere, unb 
MewlanaMeffimi dichtete, aus Mangel eines befieren Gegenftandes, andädtige Lieder. Auch ftand 
ein Univerfalgenie auf, Ewhadi Meftufi, der weder mit dem früheren Ewhadi, noch mit dem frü« 
beren Meftufi zu verwechfeln ift, und ber hundert Bände mit feinen aftrenomifchen, philoſophiſchen, 
juridifhen, hiſtoriſchen, epiltolographifchen und poetifchen Werfen füllte. Die merfwürbigfte Ericheinung 
aber im Gebiethe der fhönen Literatur war eine neue Gattung profaifdher Gedichte oder allegorifcher Ro: 
mane, worin metaphyſiſche und morafifche Wahrheiten in dem Gewande finnlicher Liebesgefchichten auftre: 
ten. Die berühmteften berfelben find: der zweymahl ins Tuͤrkiſche überfegte Roman Huffn u Dil, di. 
Schönheit und Herz, und das Schebiftan Ehial, oder das Schlafgemach der Einbil—⸗ 
dungskraft, beyde von Mewlana Jahia Ibad Niſchabur, und das zweyte ebenfalls auf 
tuͤrkiſch commentirt von Sururi. Hierdurch erhielt die poetiſche Proſa größere Ausbildung und ſchick⸗ 
lichere Anwendung als bisher, wo ſie bloß in der Hiſtorie den erſten Platz eingenommen hatte. 

An der Geſchichte trugen Abdorriſak und Scherefeddin von Jeſd, die Geſchichtſchreiber 
Schahr ſoch's und Timur's, die Palme davon. In die Fußſtapfen Waßaf's tretend, impften ſie 
‚ allen Schmuck der Rhetorik der Geſchichtſchreibung ein. Außer dieſen Treibfrüchten hiſtoriſcher und rhe⸗ 
torſſcher Kunſt, trug das mannigfaltig bebaute Feld der Geſchichtforſchung noch manche andere von gutem 
Geſchmack und geiſtesnährender Kraft, beſonders ſchaͤtzbare Compendien. Auch erhielt die Legende des Pro⸗ 
pbeten, die ſchon vielfältig im Arabifchen angebaut worden war, mehr als einen perfifhen Wearbeiter. 


Eines der merkwürdigften Werke diefes oder des nächften Zeitalter, und was wir vor anderen näher 


zu Eennen wünfchten, ſcheint das Dabiftan zu feyn, worüber wir uns, da wir es ſelbſt nie geſehen, 
kein Urtheil erlauben koͤnnen, aber dafür das vom unſterblichen Jones darüber gefaͤllte, ohne Bedenken 
nachſchreiben: vdaß es unter die merkwürdigſten ber perſi ſchen Literatur gehoͤrt, indem es die Geſchichte 
»von zwölf verſchiedenen Religionen des Orients, und üÜberdieß viele Bruchſtücke von Gedichten, wigigen 
»Einfällen, viele Gelehrſamkeit und auch viele Zotten enthält (1).« | 

Der erfte profaifche Schriftfteller diefes Zeitraums war Hoffein Waif Kaſchifi, der. Verfaffer 
einer neuen- Ueberfeßung der fogenannten Fabeln Bidpags, unter dem Nahmen Enwari Soheili, 
b.i. Lihter Soheilis, nah dem Nahmen eines Emird am Mofe Abuffaid’s, dem er feine Werke zu⸗ 
eignete. Berühmt durch viele andere wiflenfhaftlihe Werke, befonders durch einen ausführlichen Com⸗ 
mentar deg Korans, ift er ach der Verfaffer des Ahlafi Mopfeni, d.i. der Sitten Mohffe: 
ni’3, eines ethifhen Werkes, verfaßt für den Mirfa Mohffen Ben Hoffein Ben Baikara, 
in cinem zierlihen und leicht faßlihen Style. : Diefes Werk und das frühere Naßireddin's von Tus über 
denfelben Gegenftand, unter dem Titel Achlakan-naßiri, d.i. die Sitten Naßiri's, weil 
ed dem Emir Nafireddin Abdorrahim Almohtefhim jugeeignet war, nehmen in der peıfir 
ſchen Fiteratur dieſelben Stellen ein, wie die Charaktere La Bruyere’s und die Sitten von Duclos 
in der frangdfifhen. Doch enthalten fie Feine Charakterfhilderungen , fondern nur &ittenlehren mit 
Erzählungen, worin biefelben: angewendet erſcheinen. Hoffein Kafhifi,.der im erflen Jahre des 
jehnten Jahrhunderts der Hedſchira gefterben, und folglich feinem Leben. und. Wirken ‚nach meiftens dem 
neunten angehöret, ſchrieb auch über Politik worin ihm. ‚gbenfalls Naßireddin von Tus durch ſein 
Werk Kawaidolimamet, Regeln bes Xmamat’s, die Bahn gebrochen hatte. Größeren Werth 
als diefe von Gefeßgelehrten nad dem Koran und den Ausfprücen ber erſten Imame verfaßiten Werke, 











(') Memoirs ot the life of Sir W illiam Jones by Lord Teignmouth p· 298. 
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"haben die politifchen Gefege Timur "5, bie er ſelbſt nieberfchrieb, und bie zum Muſter dienten, wornach 
indiſche Sultane die ihrigen verfaßten. 
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Bu ffati, 
der Schäfer, und aus dem vorigen Zeitraume, ein rein erotifcher Dichter, übertreibt feine Bilder gewoͤhn⸗ | 


durch allzugroße Beinheit und Spigfindigfeit der Phantafie, wovon fi in jedem der folgenden (aus der 
- Sammlung bes Herrn Grafen v. Rzew us ky genommenen) Gaſelen, mehr als ein Beyſpiel findet. 


Eger demi ne sürischkem inan keschide resid, 


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Bin mit verhaͤngtem Bügel ich davon gekommen, 

Da gan aus Nichts dein enger. Mund erſchaffen if, 
Wenn dein Phantom als Gaſt kommt in das Herz, 
v te ti, laß’ dein Herz nicht auf geheimer Zucht, 


GSo it vom Echelmenaug mir Unheil junefommen! 
Wird den Gelhöpfen Nichts davon zukommen. 
Bivey Thränenbädhe ald Kuriere voraus Fommen. 

Denn fein Genuß wird Zreunden feines Bilds automsnene. 


Der her tschenun ki bi güli, rujet resideim. 


Ueberall mo ohne Roſen 

Deines Cederleibs gedenfend, 
Jahre lang wie Schmetterlinge 
Bis zuletzt der Schmerz der Liebe 
Bufendornen, Herzensfeufzer, 
Sole Ungerechtigkeiten 

Dein getreuer Sclave bin ih, 
Du, der mih um Gold gefaufet, 
Thraͤnenſtrom was eilft du fo 
©ich' id Fomme ja mit dir, 
Deines Bildes wegen haben 

Und wir feiber, wir Buffati, 


Si an chatt ki girdi aarisi 


Aus Schaam des Blaums, der an den Wangen 
Hat ſich die Sonne ganz verſchleyert, 
Das Blut, das mir entlodt die Wange, 
D Here! Nichts Böfes widerfahr" ihm, 
Dev Roſe fiel es Hey zu prahlen, 

Sie blieb fo Tang in diefer Täufchung, 
Auf einmabl wollte ſich dein Bild 

Da haben meine heißen Thränen 

Der fromme Klausner , den es dürftet 
Iſt zu der Ransel Fuß gefommen, 
So lang: das Aug’ fah deine Mitte, 
Ihr wißt, es ſehen Nichts die Augen 
Wenn zu dem Schahe des Genuſſes 

Wie Hat den feine Hand den Hügel 


* 


Dein Mundeubin Belichte if fo füß, 
Auf deinen Lippen ſitzt die Seele füß, 





(*) Du haft Redt, "nicht die Seele —— zu wollen. 


Deines Angeſichts ich ging, 

Ich zu ſeuſhen gleich anfing. 

Hab’'i mich für Did, verbraune, 
Mir ein Mani hat eingebrannt, 

Sn der Leber Schmerzenspfeil, 
Wurden mir gar viel gu Theil. 
Nur dein Staub hat für mich Werth. 
Du, erkenne meinen Werth. 


Hin zu meines Freundes Gau? 


Trag' im Auge mi sur Schaäu. 
Viele Seelen ausgeſpielt, 
Halten uns nun an dein Bild. 


an mah su girift, 


Des Mondes Hat um fi gegriffen, 

Und Hat der Mond dir Bluche.ergriffen, 
Es dient die Zlaumen zu begießen, 
Es bat den Heften Theil ergriffen. 
Sn deiner Gegenwart mit Zartheit; 


= 


Dasßs ſie zulegt Geruch ergriffen. 


Aus meinem Auge wegbegeben, 
Sogleich denſelben Weg ergriffen. 
Nah Bechern voll mit Rebenblute, 
Und hat die Kanne dort ergriffen. 
So hat es wabrlich Nichts geſehen? 
Die ſich In einen Haar vergriffen. 
Buffari nicht die Straße findet, 
Dis Willengauies angegriffen. 


Bierzeilige Strophen. 


Daß durch Gedanken mir der Mund wird füß;- 
Den Kuß verweigerf du mit Recht gewiß (1). 








| 


—RXRX 277 XXI Fan 
Auk Wangen Haft du rabenſchwarzen Flaum gebracht, Gatft taufend Maale in mein krankes Herz gebrache. 
Die Menſchen Bringen Licht gewoͤhnlich in der Nacht; Warum haft umgekehrt die Rache ins Licht gebradyt? 


um Eifkerbufichten bat er gefprochen: 
- Mein Mund fo winzig ift, Hab’ ich gefprochen, 


Warum ift beine Rede fo gebrochen? 
Es käm' fein Wort heraus, wär's nicht gebrochen. 


cn. 
Ißmet aus Buchara, 


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"aus einem ebfen Geſchlechte Buchara's entſproſſen, daß feine Abfen bie zu Dſchafer, dem Sohne Ebi 


Thaleb' 8, zuruͤckführt, Ausgezeichnet in mehreren Gattungen ber Dichtkunſt, in der Kaßide, ber 


Gafele, ben Mokataat (Bruhftüde), und Mesnemwi (doppelgereimtes Gedicht). Er 


fand im größten Flore zur Zeit bes Prinzen Chalil, des Enfeld Timur’s, ben er in ber Dichtkunſt 
unterwies, und auf deſſen Entfernung vom Throne er die folgende Gaſele gedichtet: 


O hätteſt du mich lieber hingerichtet, Als daß du dich derachtet ſahſt vom Feind! 
Dem Gartner Tod, der in dem Roſenbeet Die Hand ausfirede nach Lilien und Eypreffen ! 


Wo ift der Zürft, der Reiter Hingefchivanft, Daß ih mi) vor ihm werfe in den Staub. 
Aus Wangen und aus Adern ſtrömet Blut, Weil jedes Härchen sur ganjette ward, 
JIßmet! wann wird Ehalil’d Regierung neu, Daß ich dad Sökenbild zerfchlagen möge, 


Unter der Regierung Schahroch's waren Ißmet's Gedichte (fehr unverdienterweife) üngemein gex 
priefen ; feitdem find fie weniger gelefen. Dewletſchah felbft, den Eein einziger der größten perfifhen 
Dichter zu einem Lobe in Verfen begeiftert, bricht zu Ißmet's Preife in die folgenden aus, deren Anfang 
durch die gekünftelte, abgefhmadte Wendung, ganz des Geiſtes des Beſungenen würdig erfcheint: 


‚Der Nebetopf Ißmet's iſt ſiedend Übergangen, Verliebten ik die Fluth des Worte ind Herz gegangen. 

Des Himmels grüner Gaul iſt ein Patrouifferoß, Dasß jedem In der Welt nur auf fünf Tage dient. 

Der Papagey verlieh das Nofendeet des Welt, Darüber kſagen laut des Haines Nachtigallen; 

Es find Unzählige auf diefer grünen Hlur, Und Bunderttaufende eriuneren ſich fein, 

Nun ift die Luk Büͤlbürns im Rofenbeet vorbey, Ein anderer Bülbül nimmt feine Stelle ein: - 
Und dieſer, der da figet auf ver Rofen Thron, Er flieget wie die anderen au bald davon. 

Ißmet war der Lobredner des größten und gelehrteften Sürften, ben die perfifche Geſchichte aufzu⸗ 
weifen hat, Ulugbeg's, deſſen aftronomifhe Tafeln auch in Europa befannt find, und an befien Hofe, 
große Dichter blühten, wie Ißmet Buffati, Chiali, Burunbuf, Ro lem Choriani, und 
Taher Abjurdi. Ißmet ſtarb im Jahre der Hedſchira 829 (1425). Eine feiner berühmteſten Ka⸗ 
ßide iſt die folgende auf die Gedichte des Prinzen Chalil, feines Schülers: - 


Wie kann im undegrängten Ocean 


“ 


Der Taucher des VBerfiands die Perlen finden? 


Bon goldnen Blättern widerſcheint der Mond, 


"Huri’s in Eden’s Bärten find, befchame 


Die Eonne it am Himmelspfan die Mange; 

Der Mond, die Nacıt gibt Gold⸗ und ſchwarze Tinte, 
Derfelbe iſt mit ſchivarz und weißen Süden | 

Die rothen Linien sieht die Morgenroͤthe, 

Der goldne Punct erfcheine am Rand der Schrift, 
Schonſchreiber wie Jakut und Ibn Nokla, 

Ein jeder Buchſtab ik ein Schatz des Sinn's, 

Auf den gemahlten Blättern alänzt Taalik 

Es lernet der Verſtand ſich zu bereichern 
Auf wohllinierten Zeilen find Darin 

Selman ſtrahlt aus dem eicht ber Rahairen, 


Die Sonne von den herrlichen Semäblden. 
Bon den Geſtalten diefer Tufpenmwangen. 
Die Blätter feines Buchs damit zu glätten. 
Das Leder zu dem Band der Himmel ber. 


"Des Morgens und des Abends eingebunden. 


Die @ilberkreife jieht der Kreis des Himmels. 
Wie Jupiter im finftern Herz der Nacht. 
Befchreiben Silberſtoff mie Ambrazũgen. 

Nur Wechsler koͤnnen ſchätzen bie Juwelen. 


: In Wellenlinien des Schönpeitszugs. 


Mit Kunftausdrüden die er findet drin. 
Als Fäden Berfeperlen angereibt. 
Und Saadis Geiſt aus geikigen Safelen. 


= 


RAN 


63 lernet Chakani Kunſtausdruck hier, 

Dei Mesnewi erfreu't fih Nifami, 

Die Beder fchweifet an des Randes Stoffen, 

Ih ſprach: Ich will gedankenvoll betracbten 

Ich war erfisunt, da Hört’ ich innre Stimme, 
Es iſt ein Magazin, worin die Meifter 

Sultan Shalil, der auf der Herrfchaft Polftern 
Dſchemſchid, deß Löwenmuth durch Keulenſtreiche 
O bochſter Herr, von deſſen hoher Macht 

Wer's wagen wollte wider dich zu. würfeln, 

Bor deinem Dolche kann der Feind nicht flich'n,, 
Srhcht das Meer die Hand, um Perlen flehend, 
Die Mosſchus blaſe, fo die Welt durchduftet, 
Iß met fchläge mit der Haube an den Himmel, 
©» lang den KHopf er legt auf deine Schwelle, 
Wenn du herab auf Bettlerſcheitel blickeſt, 
Gehalt des Sinus ift über Lob erhaben, 

Dur fieden Erdengürtel läuft die Sonne, 

Set ſollſt du im Zenith der Herrfchaft ſtehn, 


278 | 


- 


und Enmweri wird burch den Sinn Yerdunfelt. 


. Der einzie Vers beſchämet Ibn Jemin. 


Ich ftaune was ihr durch den Kopf mag geben. 
Des Sinns verborgne Schönheit un ergründen, 
Die mir von dem Verfaſſer Kunde gab. 

Der Rede Kunftertrag gefammelt haben. 

Mit feinem Schwert des Aufruhrs Flammen flille, 
Erhabne Himmelskuppeln hohl gefchlagen. 

Neun Himmel nur ein Sonnenſtäubchen ſind, 
Verſenkt fein Spielbrett in die Gluth des Grams. 
Es ſey denn daß der Tod ihn fortgeleite. 
Bereichert ed auf einmapl deine Großmuth. 

Hat Wodhlgeruch von deines Hirnes Duft. 

Werin du dich würdigk ihn. zum Staub zu zählen. 
Weh ihm, wenn andern Zufluchtsort er fucht. 
Befhämen fie Darius und den Gäfar. 

Die Worte koͤnnten nur denfelben trüben. 

um Licht von deinen Strahlen aufzufangen. - 
Und deines Hauptes Polfter fey das Süd! 


Um das Verdienſt diefer Kaßide ganz zu würdigen, wird eine vollfommene Kenntniß ber perfifchen 
Schreibkunſt und Schreibitoffe vorausgefegt, ohne welche diefelbe meiftens unverftändlich ſeyn muß; fie 
„bleibt aber immer ein Produkt verderbten Gefhmades, Ißmet ift einer der gezwungenften umd müb« 
famften Dichter, dem es nit minder Arbeit gefoftet, gewöhnliche Gedanken auf eine ungewöhnliche 
Weiſe auszudrüden, als der Lefer Mühe verwenden muß, benfelben zu verfteben. 


Chamei Kudret tschu schekli an periru mikesched. 


As der Allmacht Zeder die Geſtalt Des Perigefichtes zog, 

War die ganze Schöpfung boch ekflaunt, - Daß fie es fo Herrlich zog. 

An den Herjen der Verliebten legt Er wWie in die Tulpen, Maal, 

Von dem Tag an wo der Moschusflaum Sich um's ſchone Antlig zog. 

Eich , der Allmacht Feder ward ganz ſchwarz Bon der Herzensſeufzer Rauch, 
Als fie fhon von Ewigkeiten ber „ Sorm Des Aug’s der Brauen 409. - 
Wenn ich mitten Im Gebethe bin, Und ibr Bild fährt Dur den Sinn, 
Wend' zur Kibla ich das Angeficht, Während fie das Herz wegzog. 

Als von Angeſicht zu Angefiht Dich Ißmet zu ſchauen wünfde‘, 

Er als Augenſchminke gleich den Staub Deiner Züfie an fih zog. 


zo) 


Ghamsera her dem be rassdi chuni ma berhem mesen. — 


Wirf nicht beſtaͤndig verſtohlenen Blick nach unſerem Blute; 
Wende nicht her das Geſicht; ſetze die Welt nicht in Brand, 
Seelen verbrenn' nicht, die fi) mit dem’ Genuſſe gefchmeichelt, 
Deiner Eiche Haus, reiſſe das Herz nicht zuſamm. 
Hundertfältig ift es gerftüdt, ein wüftes Gelage, 
Mitreid! ſchieße den Pfeil nicht in entheiligtes Herz. 
In der Nacht des Genuſſes entbehr' ich den Schimmer des Tages on 
Bis an den jüngften Tag, morgen entfage ich dir. 
As ein Verliebter, Ißmet, nimm nicht einfiedeinden Schein an, 
Nur im gefelligen Kreis magft du Dich praplen mit Luſt. 


Gül chande si laali schechker efschani tu amucht. 


Das Lächeln Hat vom Mundfpinell, 
Bon dem verwirrten Lockenhaar 
Der Rofenmarft bat ſeinen Schmuck, 


Der Zuder ſtreut, die Roſ' gelerne. 
Sat Hyacınch die Arauf’ gelernet. 
Bon deinem füßen Lächeln nur. 


. 





—XXX 279 RR 


Und allen Liebreih, allen Flor, Dem Knospenmunde afgeterne, 
Die Ceder, die ſich auf der Zur Bor allen Schoͤnen herrlich zeigt, 
Sie dat des Wuchfes firengen Stolz . Nur deinem Schtwanfen abaelernt.. 
am Waller EhHifer’s perlet war Dee ewigen Bergnügung Quell; 
Auch er Hat diefed dem Rubin, . —— Der Worte ſpendet, abgelernt. 
Haarhaltende Schalkhaftigkeit Und feine Sormen hat Iũmet 
Zur Zeit wo du verbergen lachſt, Dem feinen Lächeln abgelerne. 
Aschubi ruch u sulfet eger der tschemen ufted. 
Wenn Wangen: und wenn Lodenfhimmer Bermifcht auf Gliederfluren fallt, 
Iſt's, wie wenn von den Hyacinthen Der Schatten auf Jasminen fällt. 
Obwohl ih Zung' und Feder habe Su. deiner Schönheit höchften Preis, 
‚Doc von dem Lobe deiner Lippen - . Das Zeuer in den Mund mir fallt. 
Es wird bis an den ijüngften Tag Enpröff’ entfproffen meinem Grab, 
Wenn Schatten vom Cypreſſenwuchs Auf meinen Staub einfk niederfällt. 
- Biel Hergen find ob Raferey In Band und Ketten feſt gelegt, ” 
Weil manches Herz aus Liebeswahn In qualenvolle Ketten fällt. 
Indem Zm-ee dein Angeficht . Beſchreibet, iſt's ein Wunder wohl, 
Wenn feirter Leiden Form und Schnitt Lebendig und anmutbig fälle !. 
Ich ſprach: Es ſpricht mein Herz: mein Blut wird dir zu Theil, Ich ſprach: Die Leber ſpricht: Du biſt von mir ein Theil. 
Ich ſprach: Vergieß mein Blut; er aber ſprach: Geh weg, - Denn freh if ſtäts wer ſich verirrt auf meinen Weg. 
CIH. 


Chiali aus Bochara, 
ein Schiler des Dichters Ißmet aus Bochara, ber ein Derwiſchenleben führte. Sein Diwan iſt vor⸗ 
züglich in den Laͤndern jenſeits des Oxus, in Bedachſchan und Turkiſtan, berühmt. | 


Gaſele aus Dewletſchah. 


Wer aus dem Thal sum Sau des Stüds will kommen Kann auf dem Wege nur des Muths hinkommen. 
Der Paudenfhall der Schahe faget aus: An alle Echahe wird die Reihe einft kommen. 

Wir faumen nicht. Gelegenheit su ſprechen, Gey nur getroſt, Gelegenheit wird kommen! 

O du BVerierter in dem Trennungdtbale, Sitz' durftig nicht, das Meer der Huld wird kommen. 
Mit Ehren koömmt Shiali zu der Stelle, Mit Ehren fann man nur zur Stelle kommen. 


Es gibt noch zwey andere Chiali, einen aus Sebſewar, und einen aus Tun, die auch ihren 
Vers machten; bennocd meint Dewletfchah, es fen keine MöglichEeit.ihre Gedichte denen des Chiali 
aus Bochara an bie Seite zu-ftellen. Nach diefer goldenen Mittelmäßigkeit zu urtheilen, müßte ber 
Diwan Chiali's, der fih in der Sammlung des Heren Grafen von Rzewusky befindet, und woraus 
wir ein Paar Proben geben wollen, einem der zwey letzten Dichter angehören , wiewohl die oben nach 
Dewletſchah gegebene Stelle auch eben Feine große Meinung vom Dichtertalente Chiali’s aus Bochara 
erweckt. Wie dem immer fey, fo vermifhe man mwenigftens den vor uns liegenden Chiali nicht mit . 
dem türkifhen Dichter dieſes Nahmens, der unter die vorzüglichiten feines Volkes gehört, und - hinter 
welchem dieſer faft eben fo weit zurückſteht, als der türkifhe Hafif hinter dem perfifhen. Hafiſ der 
Perfer, und Chiali ber Türke, find Firfterne der erften Größe am Himmel der Poefie, während der 
türkiſche Hafif, und unfer perfifher Chiali unter die unbekannten Nebelfterne gehören. Den Nah— 
men ſelbſt, welder der Phantaſiere iche beißt, verdient der türkiſche Dichter mit Recht wegen der 
ganz eigenthümlihen Wendungen und Sprünge feiner Einbildungskraft, während berfelbe dem Perfer, 


N 7 I 7 N 380 RA UI 


deſſen Phantafte ſich Feineswegs auszeichnet, nicht im mindeften paffet. Diefe Vergleichung zwiſchen einem 
perjifchen und tuͤrkiſchen Dichter ift vielleicht die einzige, die zum Vortheile des letzten ausfallen duͤrfte; 

denn im Allgemeinen find diefe nichts als ‚blinde Nachbether und fehlerhafte Nahahmer der Perfer, 
welche die Fehler ihrer Worbilder übertreiben, ohne ihre Schönheiten erreichen zu können. So viel kömmt 
in der Bildung des Nationalgeſchmackes und der Dichtkunſt auf freye Entwickelung glücklicher National⸗ 
anlagen, und den Sqhoͤpferhauch des eigenen Genius, und nicht auf angehaͤufte Muſterwerke und zuſam⸗ 
mengeplünderte Bilderkammern an, deren verworrenen Reichthum die urſprungliche Armuth an Geiſt 
und Geſchmack um deſto augenſcheinlicher darlegt. Ungeachtet der größten Meiſterwerke der perſiſchen 
und arabiſchen Poeſie, ſind die ſpaͤter gekommenen Türken nur Stümper geblieben gegen ihre Mufter, 
und ohne Mufter hat der Genius des Perfers fich durch eigene Kraft auf den Thron der Poefie des "Mor: 
genlandes geſchwungen ‚und fi) "darauf bisher ohne Einfpruch behauptet. 


Betschemen duseh begül bülbül düschwar pesend. 


BÜülsüLl Has geſtern auf der Wieſe, Der Rofe sum Verdruß, 
Mit lautem Schall und hohem Tone Geprieſen deinen Wuchs. 
Weil's Zuckerrohr fi prahlen wollte Gen deinen Mundrubin, 
Ward es zur Strafe von dem Schickſal In Rnoten abgerbeilt, 
Ken Zweifel iſt's, es gibt gar Biele Die ganı verloren find. 
Du ſprichſt: es hindert mich der Schleyer Zu zeigen das Geſicht. 
Die Sünde fomme nur dir au Schulden, Berfglegere dich nicht! 
Zuletzt wird Chiali erleuchtet Nur einzig durch Geduld, 
Weis ihm ein einzig Bild (1) genüger .Vom Adglanz deiner Hui. 


Rui tu taanei ber gül sirab misened. 


Dein Ungeficht verfpottet Rofen, . Und dein Rubin verlacht den Zuder. 
Betrübt ſtehn Wiefenbyacinshen, Auf deine Flaumen eiferſüchtig. 

Es ſchläft die trunkene Narciſſe Des Auges, o wie fhön! auf Rofſen. 
end Chiali dıch nicht vom Thore (=), Es prahlt damit der Mann Der Liebe, 


| CIY. 
u . —Borunduk, 


ein luſtiger, ſatyriſcher Dichter, der ſeines Witzes und ſeiner Laune willen von ſeinen Zeitgenoſſen gefürchtet 
ward, Lobredner des Prinzen Baikara Ben Omar's, der Sohn Omar bes Sohns Timurs. Als Bai⸗ 
kara den Thron.beftieg, befahl er ihm fünfhundert Ducaten (beſch juf altun, auf türkiſch) aus⸗ 
zuzahlen. Da er aus Verſehen des Secretairs nur zweyhundert Ducaten erhielt, ſchrieb er dem Sultan: 


Il 








(1) Wortfpiel mit Chiali, dem Nahmen Ides Dichterel, indem Ehiali ſowodl der Phantaſiereiche als 
auch ein Phantom Heißt, der Doppelten Kraft des dem Worte Chial angehängten Ja millen, das im 
erfien Fall ale Zaisnifbet aus dem Subftantiv ein Adjectiv formt, und im zweyten als Jairm ahdet 
demſelben bloß das Merkmapl der Einheit beplegt. 

(3) Abermahl ein unüberfegbares Wortfpiel mit dem Worte Bab, das Thor, aber auch zugfeih ein Haupt: 
Küf bedeutet. Efin bab LZaffened, im legten Verfe, beißt: Er prahlt fi aus diefem Kapitel, das 
it: Er prahlt damit. Das Wort Laf, das auf perfüfch Prahdlerey beißt, fcheint Dem beutfchen 
Laffen verwandt. 


- 
“ . N « 





DARAN 28 | M⸗ 


= 


Der ah, der Feinde ſchredt und Zeinden ſchmeichett, Der Welterob'rer, der die eilt regiert, 
Sünfbundert Goldrküd’ (denkt er mir aus Huld. Groß iR des Sultans Gnade für den Sclaven? 
Doc geben icht davon dreybundert ab, Denn auf z4weyhundert Iautet nur die Schrift. 
Vielleicht, dab unrecht ich geböret habe; Vieleicht, dab ſich verſchrieben Hat der Schreiber; 
Vielleicht, daß manchmahl in der türt'fchen Sprache Beſch idf attun, zweyhundert Goldſtück Heißt. > 


Der Prinz lachte fehr über den Einfall; er fagte beſch jüfaltun heiße im Türkiſchen tauſend 
Ducaten, und befahl fie ihm auszuzahlen. 


CV. | 
Nofem Chorjani, 


aus Ebori an, einem Dorfe im Diſtricte Boſtam's, ein ſcherzhafter Dichter, und nicht zu verwechſeln 
mit Roſtem aus Samarkand, beffen Gedichte auch gelefen werben, aber nicht fo häufig, als ber 
Diwan dieſes NRoftem’s, welder Kaßaid, Safelen und Mokataat enthält. Er Iebte zur Zeit 
Emirfade Dmar Ben Emiranſchah's, des Enkeld Timur’s, der nad feines Vaters (Emiran- 
ſchah's) Tode in Rei und Firuſe herrfhte, dann aber von Schahroch, wider den er fi) empörte, 
"gefhlagen ward. NRoftem von Ehorjan war ald Verwalter bed Fiscus (Ameldar) angeftellt; da 
er aber feine Schuldigkeit vernachläßigte , und ber Weſir Chodſcha Haf if Raſi i ibm hierüber einen 
Verweis gab, antwortete er ihm: 


Am beften ich verſetz' mein Kleid für Wein, nd waſche dann des Sand’ Regiſter drein. 


Wenn hinter ſich das Kleid nachzieht mein Mond, Steigt Seufzerrauch der Liebenden zu Himmel. 
O feufg’ nit über Sreundes Grauſamkeit, Der Pfeil kehrt zu dem Bogen nicht surüd. 
Beſtändig Feige der Seufzerrauch empor, Ich fürchte, Daß er mir den Zreund verbirgt. 
Wenn mir des Grams Diplom vom Himmel ward, Wie kann ich dem Gebothe nicht gehorchen? 
Erbarme dich Noftem’s, erbarm' Dich feiner, Weil er bereit ift aus der Welt an gehn. 


Koftem war ein Gegner Ißmet's, den er eben fo wenig als andere Dichter in feinen Verfen ſchonte. 
CVE 
Kiatibi, 
ein fruchtbarer und geſchaͤtzter Dichter, Verfaſſer eines Diwans lyriſcher Gedichte, eines Werkes über bie 
Tedſchniſſat oder rhetorifhen Wortfpiele, und mehrerer Werke in Mesnemwi (Doppelrei- 
men), ald des Mepfhmanl-bahrein (Zufammenfluß zweyer Meere), Dih Bab (die 
sehn Hauptſtücke), Husn u Iſchk (Schönheit und Liebe), Naſir u Manfur (ber 
Anfhauende und Angefhaute), Behram u Sülendam (Mars und NRofenftengel), 
und eines angefangenen Fuͤnfers als Seitenftük zum Fünfer Nifami’s, an beffen Vollendung ihn aber 
der. Tod unterbrach. Er fiel, ein Opfer ber großen Peſt im Jahre der Hedſchira 839 (1435), auf die er 
noch dieſe Verſe gemacht hatte: 
Der Zorn des Serren hat den Flor der Pe gelüftet . Auf di, o Aſtrabad, deß Staub wie Moschus düftes; 
Eie font nicht Greis, nicht Kind in ihrem Würgerlauf, in Waldesbrand lammt grünes Holz mit dürrsm auf, 
Er Eam zuerft von Terdſchiſ feinem Geburtorte nah N ifhabur, wo er vom Mewlana 
Sumi, einem befannten Kalligraphen, die Schreibefunft erlernte, und bald ſolche Kortfchritte darin 


machte, daß ihm der Nahme Riasibi,! d. i. der Schreiber, beygelegt ward, den er auch als Dichter 
Nin 


. RI n 83 ö RNIT , 


bebieft; hierdurch machte er den Neid feines Meifters rege, ber ihn Nifhabur zu verfaffen und fih nach 
Herat zu begeben zwang; doch auch von ba’ trieb ihn der Neid weg, ben ihm die Gunſt Sultan Bai⸗ 
fangur’s zuzog. Da machte er auf ſich ſelbſt diefe Verſe: 


So wenig als Simurg bleibt das Verdieuſt verborgen; Man kennt den Falken und Huniai von dem Geyer. 
Biel taufend Verſe ſchrieb ih, wie Kryſtallen lauter, Doch nirgends find’ id) Waſſer als in meinen Augen. 
Biel taufend Perlen goß ich aus dem Saum des Kleids, Andeß mir in den Saum des Kleids Fein Pfennig flet. 


Er reiste nun nad Aftrabad, Gilan und Schirwan, wo ihn Emir Scheich Ibrahim für die 
unten überfegte Kaßaide zehntaufend Siüberftüde gab, die er aber im Karamwanferai zu Scham achi in we: 
niger ald Einem Monathe durchbrachte, indem er fie an Arme und Dichter vertheilte. So hatte er gar bald 
wieder nicht einmahl Geld genug, feine Koſt zu bezahlen, Hierauf fpiefter an: ’ 

Es ſprach der Koh: Wo find’ ih, Mehl zu kaufen, Geld?“ Ich ſprach: Ben dem, der treibt das Mübtenrad der Welt. 

Von Schirwan ging er nach Aferbeidfhan, wo er den Zürften Alerander Ben Karajuffuf 
"in einer Kaßide pries ohne dafiir Etwas zu erhalten. Er machte fih nun von Tebrif auf den Weg nad 
Ißfahan, wo er fich den. Züngern des Scheich Chodſcha Saimeddin sugefellte, und ſich von ber 
Welt zurüdjog. 


\ Nofengebige 





Es remmen “auf die Flur zurück die Roſen, 
Dei Himmels Stlaſche gießt das Rofenwaffer 
Es kleidet fich der Frühling arün und roth, 
Den Winter abzufegen hat der Frühling 
ie ſtehlen Nachtigallen bares Gerd, 

BÜIBUT legt Eyer, wenn er ehe die Roſen, 
Ein jedes Blatt ift Freundes Angeficht, 

O wäre Doch der Sonne Aug verfinftert, 
Bon Türkis Halb, Halb von Rubin gefärbt, 
Auf der Cypreſſe ſang Bülbül noch geftern 


„Du mit dem Kno3penmunb und Roſenwangen! 


»&0 lang du bleibft Hab’ Peine Flügel ich, 


Dein trunfnes Auge fchlug den Wangen Wunden, 


Wenn du wie Roſen auf Zasminen triff, 
Berweh' nicht feiner Hunde Spuren, Oſt! 
Es bHühet durch des Schahs Gerechtigkeit 


Des Glaubens Raaba du, Schah Ibrahbim! 
Kin Dreyblatt Deiner Made find Vie drey Reiche, 


Ein Zauberfpruch aus deinem Munde mache 


Es wınden ſich durch deine Billigkeit und Hutd 


Gebt einen Fuß ins Roſenbeet dein Neider, 


Dem Abendflerne ſchläge der Himmes Wunden, 


3 Und trotz des Himmelsbogens dienen dir 
Der Oſtwind Hlättert fläts den Himmel auf ' 
Schreibt Katibi ein Lied zu deinem Lobe, 
D Herr, su Deinem Lebe weih’ ich Verfe 
Ein Dorn nur, trage ich gefärbte Roſen, 
Mie Rofenftraucdh tragt meine Feder Nofen, 
Wenn fie die färb'gen Worte reiht zum Lieb, 
Betracht' vielfärb'gen Sinn in hohen Berfen, 
Der Berfe Lenz vertritt der Rofeu Stelle, 
Ich bin war , wie Attar, von Niſchabur, 
Es tauget nicht dem Hieſchen Roſenkunde, 
Dein Leben ſoll fo viele Jahre dauern, 


Der Hochgefinnsten Augentuft find Roſen. 
Des Thau’s als Schweiß auf's Angeficht der Rofen. 
Im Laub des Buchsbaums und im Blatt der Roſen. 


Das Machtdiplom gefiegelt mit deu Rofen. 


Geduld und Rup'; Zalfhmünzer find die Rofen!! 
Das Auge der Narciſſe Heilen Rofen. 

O Zreund, du ſollſt verachten nicht Die Roſen! 
Daß fie niche füh’ das blut'ge Maal der Roſen. 
Wie Köfchfe find fo gut als lieblich Nofen. 

Dieb Lied, indeg im Thau fih wuſchen Rofen: 
"NRarcifien find Die Freund und Held die Roſen. 
»Gefeſſelt iſt Bülbül durchs Band der Rofen.e 
Im Trinkergarten blüh'n des Weines Roſen. 
Befürcht' ich, daß Jasmin verletzt die Roſen. 
Sieh unfere Dornen, geh’ vorbey an Roſen,, 
Dis Blur; in Knospen fchließen Sram die Rofen. 
Auf deffen Hauch die Diftel trägen Rofen, 

Die blüh'n die Elemente ald vier ofen. 

Aus Rofen Schlangen, und aus Schlangen Rofen. 
Um Boden Dornen hin, an Mauern Rofen. 

© fliehen ihn Gedanken ſtatt den Rofen. 
Beheilt von deiner Balfenhausen Rofen, - 

Die Dornen und die Anospen wie die Roſen. 

Zu deinem Lobe, wie Bülbül die Rofen. 

Sind Tulpen Tintenfaß , die Rolle Rofen. 

Wie Thauesperlen reiben ſich auf Rofen. 

Kein Wunder wenn der Mond entfleigt den Roſen. 
Ja mehr als Rofenfträuche trägt er Roſen. 

Iſts eine Nachtigall, im Schnabel Roſen. 

So hebt die weiße Farbe noch die Rofen. 


Wie nun auf Zluren färbt die Dornen Roſen. 


Der Dorn ih, und er der Strauß der Rofen. 
Weil fie wie Moschus Kopfweh macht den Roſen. 
Aid isden neuen Brübling ſchmucen Nofen: 








ED |) 07 


x283- 


XXX 


Dsehai mihri tu gudscha her dili napak bad 4») 


Wie kann im Herjen, Das nicht rein, 
Mein Mond mit Sternen im Verein 
Aus meinem Grabe fleiget einft 
Nach meinem Leben, wenn der Leib 
Tritt mir aufs Aug und fürchte nit, 
Denn Dornen, wenn fie nur recht feucht, 
Die Moschuslocke Halt den Hauch 
Wie können ſchwarze Inder denn 
Es Hüchter fich mein ſchwaches Herz 
- Es Mage des Kaälichts Nachtigall 

Biſt du verlicht, o Kiatibı, 

, Nur die, fo reines Blided find, 


Der Liebe. Wohnſitz feyn ? 
Wird in dem Himmel ſeyn. 
Dein Duft wie Rofen rein, 


"Sn Staub verkehrt wird fen. 


Daß Wimpern fpisig ſeyn, 


Geth'n in den Zuß nicht ein. 


Des Duftes vor mir ein; 
So fehr enthaltfam feyn ! 
Bu ſchwächerem Gebein, 
Nach erocknen Wüſteny'n. 
Erhalt' die Blicke rein, 
Bur Liebe gehen ein. 


Merdi bi ischk egertschi inssanest. 


Wenn ohne Lich ein Menſch man if, 
‚Bon beyden Welten fatt ſich ißt, 

Bon Lieb’ find beyde Welten vol, 
Der Eiche Ring in Ameishand 

Sie macht den Storchen sum Simurg; 


So iſt man doch verſtört und wüſt. 
Wer Gaſt der Liebestafel if. 

Wer liebt, weiß was verſchleyert iR. 
Ein Salomeonenfiegel iſt, 

Dieb wahre Vögelfprache if. 


Hadissi es lebesch güftem dihani gondscha be hem schud, 


Rnospenmund ſchrumpft von ber Gage der Lippen zuſammen, 
Wenn ih von Brauen ersähl" bieget der Bogen fi ein. 

Einmapi noch will ih dem Nebenbuhler vom Herzen erzählen, 
Sieh', ich wies ihm den Weg, aber er fehlte ihn Doch. 

Zaufend Rofen entblüũh'n im Garten vom Aaude des Odems, 
Giner Rofe Geruch brachte den Adam sum Fall. 

Durch die Wüfe der Sluth wallfahrt' zur Kibla des Freundes, 


Wandte den Heiligen Kreif , Thränen im Aug find Genffem €). ' 


Wer auf feinem Pfade Verzicht auf Glauben und Welt thut, 
Der, o Kiatibi, bat ſich verfichert die Luf, 
Ankes ki mera gescht be dschevr u sitemi tschend. 


Er, der erwiefen Härte mir, Und Ungebühren einige, 
O! möcht’ er hinter meinen Sara’ - Hergebn der Schritte einige! 





D Morgen! fag’, wo bi Du denn? 

Daß wir uns aus dem Liebesmerr (3); 
AIch freue mich des Maals der Hand, 

Dem Bettler glei, der auf dem Weg 

Bas kümmern mich nunmehr der Gtreis 

Bu Hülfe Eamen mir vom Heer 
: D Kiatibi, die Sehenden . 
) Du, wend mit Witten dich au den _ . 


Gefahrte der Aufricht igkeit! 


Erheben Zeitlang einige, 


Daß mir getregen bat bein Fuß. 
@efunden Heller einige. 

Mir der Geduld und dem VBerkand, 
Der Liebe Bahnen einige, 

Sind allb Feit sur Hu. 

Der Großmuth kennet einige. 


Tscheschmi tu Nerkesist gi si o chuab mitschekid. 


Dein Ang’ it Die Narciß, 
, Dein Antiitz iſt die Gluth, 
Du biſt wie ænosven rein 


Bon welcher Schlummer traͤuft. 
Bon weicher Waſſer träuft. 
Am Saum, 0 GSchönpeitsieng, - 


mi — — — — — 


(1) Uns dem Diwane Kiatibis, in der Sammlung des Herrn Grafen v. Riewnstpy. | 


() Semfem, der heilige Brunnen zu Mekka. 


(3) Im Verfühen ein Wortfpiel, weil dasfelbe Wort Liebe und & onne heißt. 


na 


N 


[4 





Von deinen Lippen Wein, Der reinſte, immer teäuft. 

An taufend Tropfen Blut WPon deinen fhönen Brau'n. 

Bom Auge des Imam's ‚Am Hochaltare träuft. 

An iedom Augenblick Bieifärb'ge Schmeicheley 

Von Wimpern, wie das Blut Vom Dei des Schläaächters traͤuft. 
Die Tpränen Kiatibis um fhöner Goͤtzen Flaum, 

©ind Thau, der in den Schein, — Von heller Mondnacht träuft. 


20 CVoL 


Bedr Schirwani, 


ein Zeitgenoſſe und Nebenbuhler Kiatibi’s, die ſich gegenſeitig mit Verſen befehdeten; ein ganz artiger 
Dichter, deſſen Werke aber ihm nicht überlebt zu haben ſcheinen. 


CVII. 


Mewlana Derwend aus Aſtrabad, 


ein Zeitgenoſſe Kiatibi's, deſſen Diwan vorzuͤglich in den Staͤdten Sari und Amul berühmt im Seine 
Gedichte haben feinen ſonderlichen Werth. Er ſtarb an der großen Peſt 840 (1436). _ 


CIX, 
Scherefeddin Ali von JZefd, 


einer der größten perſiſchen Geſchichtſchreiber, der aber zugleich Dichter war, und verfchiebene poetifche 
Compofitionen, beſonders Näthfel hinterließ. Er galt fehr viel beym Prinzen Ibrahim, dem Sohne 
Schahroch's, der ihn bat, die Geſchichte Timur's zu beſchreiben, er erfüllte diefe Bitte durch die berühmte, 
auch in Europa durd Petit de la Croix’s Ueberfegung bekannte Geſchichte Timur’s, die ben Titel Sa⸗ 
fername, oder Bub des Sieges trägt. Er verwendete vier Jahre darauf, und ſchoͤpfte theils aus 
den Archiven, theild aus’ bem Munde glaubwürdiger Männer, die von den meilten darin erzählten Thaten 
felbft Augenzeugen gewofen waren. Prinz Ibrahäm war ein großer Sreund der Wiffenfhaften, und bes. 
ſonders ein ausgezeichneter Schönfchreiber , fo daß man feine Züge von der Schrift Jakuti's nicht unter: 

fhied. Noch finden fih außerordentlich Hochgefhägte Vorfchriften von feiner Hand. Er ftarb im Jahre 
‚ber Hedſchira 834 (1430). Die folgenden Verfe find S cher efeddin's: 


L 


Bäumf du den Baul der Welt Dir auf, 50 zieht des Himmels Beiter anders, 
Und Bi Du fsoh dn Zreudengärten, Dicht er dich in: das Paradies, 
Die Welt füher wechlelweis das Prerd Der Ehre und Verachtung vor. 
Bald finf du auf des Wunfches Rob, - Bald liegſt du unterm Palanfin, 
Die- Belt IR Wind, betrachte ‚nur Wie er der Roſe Schleyer zieht, 
Und ſie dann mitten auf der Blue > Im Staube ber Verachtung fchleppt. 
Der Zäger ‚gibt dem Vogel Korn, "Um ihn mit Li ind Netz zu bringen. 
Der Eine, bey dem Zeft der Luft, Trinkt Zreudenwein aus Wollufiglas, “ 
Der Andre, in dem Mauerwintel, Trinkt Leidenwein aus Schmerzenshefen. 
Die Hand Des Todes Lühret Beyde Buletzt denſelben Weg der Reife. 
Es fhmüde nicht das Glück das Aug’, Das forgentos die Herzen giendet. 
Vom Neb der Kränkung fey nicht krey Wer über dieſe Welt ſich Eranft. 


Wer in den Schatten der Ergebung \ Sich flüchtet, zieht die Huld der Sonne. 








mnun 0:85 wre 


Wenn du vernünftig hiſt, fey ruhig, Die Thoren Fränfen fi umfonfl. 
Bersicht auf Hoffnung bringet Ehren, Der Flehenden harrt nur Verachtung. 
. Dem Helden Heil, der wie Echeref* ! Ausbarrı mit hohem Sinn und Muth, 
CK. 


Seid Kaffim-ol:enwar, 


ber größte ber neueren Myſtiker, (nad) Dewletſchah's Ausdrüden) der Taucher des Wahrheitsmeers, der 
Falke des uͤberſinnlichen Feldes, der tiefe Kenner ber Geiſterwelt, der Schlüſſel des Geheimnißſchatzes 
u. fe w., geboren gu Tebriſ aus einer anfehnlihen Familie ber Seide oder Nachkommen des Pro: 
pheten. In feiner Jugend weihte er fih unter Anleitung des Scheich Sadreddin Erdebili dem be: 
ſchaulichen Leben und den inneren Studien ber Sofis, reiste dann nach Gilan, wo er ſich bald einen 
großen Auf erwarb, und dann nah Choraffan, wo er in Herat mit fo großem Erfolge und Zufaufe - 
von Großen und Prinzen lehrte, dab Schahroch durch bie Meider bes Seids auf die Gefahr des 
Ueberhandnehmens des beichaulicden Lebens aufmerkfam gemacht, den Befehl ertheilte, ihn aus der Re⸗ 
fidenz zu verweifen. Um das Gehäßige des Befehles zu mindern, nahm Baiffangur, ber Sohn 
Schahrochſs, ein ſebr gelehrter und edler Prinz, ein großer Gönner der Wiſſenſchaften und Gelehrten, 
ber ſelbſt fechferley Schriften ſchrieb, und ftäts vierzig Copiften mit dem Abfchreiben von Manuferipten 
befchäftigte,-es auf ſich, diefen Auftrag dem Seid felbft zu Überbringen, was er auch auf die Humanfte 
MWeife that, indem er ihn befuchte, und ihn im Verlaufe des Gefprähs fragte, warum er nicht ſeine 
eigenen Verſe befolge. Der Seid fragte welche; Baiſſangur recitirte die folgenden: 
Kaſſim! mach' Fury das Wort, ſieh auf und reiſe fort, Dem Papagey fe’ Zuder vor, den Geyern Aas. 

Der Seid dankte ihm, und zog ſogleich nach Balch und Samarband, wo er ſich einige Zeit aufs 
hielt, und dann wieder nach Herat zurückkehrte, wo er, wie ehebem, von Großen und Mädtigen Häufig 
beſucht ward. Sein Leben aber befchloß er im Dorfe Chorbfhard bey Nifchabur, wo ibm feine 
Sünger einen Garten, über den er ein großes Wohlgefallen bezeigt, gekauft hatten. Er flarb im Jahre 
der Hebfhira 835 (1431), und fein Grabmahl ift in demſelben Garten den er bey feinem Leben be- 
wohnte. Mir Alifchir verſah es mit frommen Stiftungen. 

Zum Lobe dss ‚berühmten Mufti Ahmed. Dſcham verfertigte Seid 8 af fei in bie folgenden 
Verſe: 


Des Paradieſes Flur Ahmed von Dſcham, Der Wal des Meers der Diſeuſchate. 

Ein Himmel, voll von Monden und Pkeiaden, Gin Garten, vol von Roſen und von Lilien, 
Auf feine Zreunde komme Gottes Huld! Auf feine Zeinde Gottes Fluch! 

Denn feiner Zeinde Zeind if Bott, Und alle Heiligen im Himmel. 


Proben ans feinem Diwane. 


| Es thut uns Teid ‚ daß wir, aus Mangel’ des Naumes, von der drey bis vierbundert Gaſele ftarfen 

Sanimlung (die fih in der Bibliothek des Herrn Grafen von Rzewuskyh befindet) diefes berühm- 
ten mpftifhen Dichters, nicht mehr als ein Procent nehmen Eönnen. Kaffım har wenigftend das Vers 
dienft, Bein Nachbether zu ſeyn, und hohlt die lautere Fluth feines Myſticismus wirklih aus den Tıes 
fen eines wahrhaft religiöfen Gemüthes herauf. Nur Schade, daß biefe Fluth aud gar zu profaifch 
lauter ift, fo daß biefer Dichter wohl in Hinficht des myftifchen aber nicht bes poetifchen Gehaftes fei- 
nen Beynahmen Kaffimsolsenmwar, b.i. ber AUsſpender der Licht er, verdienen dürfte. Mon 


- 


arm 286 run 


den bier mitgetheilten Gafelen feheint uns die legte die merkwürdigſte, weil fie natürlicher Weife zu einer 
Vergleihung mit Zatk's philofophifcher Ode an das Nichts Anlaß, und fo gleichfam in einen Waſ⸗ 
fertropfen die Lehre ber Sofis abfpiegelnd, mit einem Ueberblicke die Berührungs- und Unterſcheidungs⸗ 
Functe ber Philoſophie der Sofis und der des acht zehnten Jahrhunderts angiebt. 


Chosch chatirem ki jar mera guft merhaba, ... 
Auf, mein Gemüth! der Freund bat mich gegrüßt, Die Breude reifet mit dem Freudeloſen! u 
In Liebe ward dad Glas des Herzens rein, Heil Die, o Hutd, der Seet und Herz ein Opfer | 
D Frommer, fage nicht „ tbu Buß' der Liebe, Das fon das Mittel, wenn ich gerne leide? 
Der Trug fprah Buß’, und Liebe Sprach die Wahrheit; Bon Wanrpeit ward der Trug zuletzt befieget- 
Da außer Gott dem Höchſten Nichts beſtehet, Wuf Alles übrige von dir hinweg. 
Durch Bogen if Die Seele trüb. getwprden, DO zeige mir den Weg der Einigkeit. 
Umfonf gelangt das Herz niche sum Genuſſe, Auf Laften die es trug folge andre Lafl. 
Weich' von dem Pfad der Ginigkeit nicht ab, Denn hier ift aller Anfang und das Ende. 
©elangteh du nicht Hin, fo prahle nicht, ® Ging’ auf deus Pfad vom künftigen Geheininiß. 
ag’ nicht, ich babe Blut Durchs Aug vergoffen, Halt an die Gegenwart, und Lafl' Vergangenes. 
GSoyrich nicht Kaſſim von Slucht, die Seelen Ibmilse, Bleib’ in der Liebe Schatten, laß da⸗ Andere. 
Ei es dschemali rui fa tabende afıtab, 
Die Eonne ſtrahlt von deiner Schönheit Glanz, Sie birgt ſich vor der Gonne deiner Wengen, 
‚Du file mitten auf dem Ghrenpfad, Und aus Begier nach dir Rırbe Alt und Jung. 
So lang die Wels aus Lieb’ zu Dir ſich dreht, Verlangt dein Wafler und dein Korn mein Vogel. 
Du Hift der Schönheit Sonne , wir der Schatten, D Sonne wende dich nicht ab vom Schatten! 
Bon allen Geiten tönt: Bintan! Sintan! oo. Doch Hält von deinem Thor Nichts ab die Seele, 
Berliebten ward, fo fagſt Du, nicht Genuß. Wenn du dich ſelbſt verbirgſt, was fol ich tadefmt. 
Ich ſuche immer deiner Schönheit Kibla, Und ſchoͤn iſt's im Gebethe anzureden. 
Sie ſagen, dieſes ſey der Weq zur Hölle; _ Verliebte ſagen, da iſt feine Rüdkohr. 
Ich bin dein Dientr ohne Furcht und Hoffnung, Wenn du mich ſtrafeſt oder mir vergeibfl, 
Verliebte And das Mark, die Welt ift Tinte, Biſt du verliebt, gedenfe an das Mark, 
3% babe feinen Wein, die Zeit ift guſter, Kafſim, degchr vom Freunde Wen wit Waffer, 
Sitte ejam Güft ve sebi semevat. J — 
Sechs Tag und ſieben Himmel! ſprach er, Und ausgegliden war der Thron. 
Es hat der Herr gar viele Thronen, Ich nenne fie ein Sonnenfläubchen. 
Auf jedem Stäubchen if fein Nabmen, Wenn du es weißt wird die dein Wunſch. 
Ich ſprach: der Weiſe ſagt, ey, ey! Und wenn er fpricht fag ich ey, ey! 
. Wer im Prophetenglafe trinkt Bon Gottes Wein, iſt frey geſprochen. 
Du färme wicht mit Zrunfenpeit, Blind iſt's unwiſſend ſich zu prahfen. 
Raffim von dem Geſpräch des Weifen, Nimm du um. 8 ti ha (ı) die Zuflucht. 
Heme kiar u beri dschiban hitsch nist. 
Das Thun der ganzen Welt iſt Nichts, Und Zeit und Kaum find felder — Nichts. 
Dirie Grühlinge find geün und fhön . Doch tömmt der Herbft if Alled — Nichts. 
Wenn Wind der Rofen Blätter fireut, “ Springenblüfpen, fo iſs — Nichte. 
denn Hundertmahl er ſich umgürtet, Was if’s, was iſt die Mitte? — Nichts. 
Wenn Schöne unfern Schmers nicht achten, Was find die Seufjergluthen — Nies. ' 
Wenn er in diefem Schlachtgetümmel, Kein Leben fchentet , fo iſts — Nichts. 
Es ſah Kafſim gewiß, gang, Daß außer Sort die Welt iſt — Nichts. 





6) Katiha,.die erſte Snra des Korans, das Vaterunſer der Moslimen. 5 


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Baba Sewdaji Abjurdi, . 


ans Abijurd gebürtig, trug anfangs den Nahınen Ehawer, nachdem er aber. einige Jahre als 

| Derwifh nadt in den Wüften herumgeirrt hatte, nahm er ben Nahen Sewdaii an. Er war einer 

jener närrifhen Derswifche, die entweder wirklich Darren find, oder ſich nderifch ftellen, und welche bie 
Türken Abdal, die Reiſebeſchreiber Santon’s nennen, weil fie gewöhnlich im Rufe der Heiligkeit ftehen. 

Diefe Santon’s, die niedrigfte Claffe der herumziehenden Derwiſche, find von den ordentlich bey einem 
“ Kipfter lebenden, zu unterfgeiden; denn wiewohl das Leben eines Derwiſches eigentlih bloß in Bezaͤh⸗ 

mung ſeiner Begierden, und in Entſagung der Welt beſteht, und alſo der Schah eben ſo gut wie der 
Scheich als Dermiſch leben kann; ſo ſetzt dieſe Lebensart noch nicht den halb wahnſinnigen Zuſtand 
dieſer Abdale voraus, welche für Medſchſub, d.is don dem Wirbel göttlicher Liebe Abſorbir te ge⸗ 
halten werben, waͤhrend fie meiſtens nichts als wahre Medſchnun oder Wahnſinnige find. Ein fol- 
cher Medſchub war eine Zeitlang wenigſtens Baba Sewdaii, der ſich im Dorfe Sengan bey Ab⸗ 
jurd aufbielt, und auch dort begraben liegt. Er ſtarb im Jahre der Hedſchira 853 (1449) mehr als 
achtzig Jahre alt. Als Dichter fang.er Lobgedichte auf Ali mit Ermahnung an die Fürſten ſeiner Zeit, 
vermifcht, und Gafele, wie zum Beyſpiel die folgende: 


Das Maal iſt Ambra, Wangen Tulpen, Der Flaum des Barts Bafitifon; 

Der Mund iſt eine Roſenknospe, Korallen deine Lippen find. 

Die Zähne und die Worte Perlen, Die Zunge iſt ein Papagey. 

Das Kinn ein Apfel, Bruſt das Silber, Dein Einger eine Hafeinug. - ’ 
Die Perle, die von deinen Zähnen Gehöret Hatte in dem Meere, 

Ergeiff das Obr, wie die Derwiſche Ergreifen ſtäts die Einſamkeit. 

Es überſchreitet alle Maßen Die Trennung von dem Ungeficht. 

Es iR Geduld mir ausgegangen, _ Den Männern ziemet nun die Huld. 

Die Seele hat bir aufgegeben Gemdaii für den einy’gen Ruß. 

Ich ſprach: Wirft du das Herz nicht geben ? Er ſprach: Das Herz If ein Gultan! 


Die Einwohner Abjurd’s wurden zu feiner Zeit von den. Dſchanikurbani (einer Raͤuber⸗ 
borde) fehr befäftigt, und hatten ſich einigemabl fruchtlos beym Sultan Schahroc über diefelben 
beſchwert, weil ihre Gegner mädtige Befhüger am Hofe hatten. Da fie nun auch das Dorf Sen 
gan, woraus Baba Sewdaii einige Einkünfte bezog, verwüftet hatten, verfaßte er eine Kaßide, 
bie mis dem Lobe Schahroch's anfängt, dann aber in eine Klage wider die Df chanikurbani über 
gebt, worauf Schahroch diefelben zerftreute, und fie theils noch Merw, theils nach Tus abführen 
ließ. Aus dieſer Kaßide ſind die Verſe: 


Verwüſtet wird das Reich von Näubern Am Reichstag Mohammed Torawıs, 

Der Dränger Auge krankt das Volk, Und Diebe ſchweifen durch das Band, 

Wie denfen Nichts als Choraſſan, Sie zetteln nur Empörung an. 

Der Bogt Ik deine linke Hand, O fag’, er führ’ die Reiterey, 

Kaffim if fündig und iſt Flug, Er weiſet ihn den rechten Weg. 

Entferne Schah dieß Mordgeſind Wenn nicht verrilfie Kolat's Burg. 
Zulegt fhließt die Kafide mit einem Wortfpiele und mit dem Wunſche für Schahroch: 

Es bluhe hoch der Freunde Stüd, Die Feinde fegen Disanfurban (1. 











(1) Dfdanfurban, der die Eeele zum Dpfer bringt, hat denfelben Sinn als das arabiſche Kedaji ‚ weldes 
der Nahme der Mordfnechte ‚ber Wffaflinen war. Indeß waren diefe Dſchankurban eine tatariſche 
Horde. Siehe Notices et Extraits des manuscrits de la bib!iotheque du Roi. IV. p. 244. 


r] “ . 


CXII. 
Mewlana Talib Dſchadſchermi, 


ein Gaſelenſaͤnger, und ein Jünger Scheich Aſeri's; er reiſte Anfangs eine Zeit fang, und ließ ſich 
dann zu Schiraſ nieder, wo feine Gedichte bald berühmt wurden, wo er Seitenſtücke zu den Gaſelen 
Saadics, und das. Gedicht Kui u Tſchevkan, d. i. der Ballen und der Schlaͤgel, dem Sul 
tan Abdollah Ben Ibrahim zueignete. Er erhielt dafür ſehr fhöne Geſchenke, die ihm aber nicht 
lange nüßten, indem er gar bald alles wieder mit Knaben und Iuftigen Brüdern durchbrachte. Er flarb 
im Sabre der Hedſchira 854 (1450) und liegt zu Mosella in der Vorſtadt von Schiraſ, an 
Hafiſens Seite begraben. 


‚CXIM. 
Abu Ishak aus Schiraf, u 


ber Dichter der Leckermaͤuler ‚ der nur Sr,ifen und gute Biſſen beſang, und deſſen Werke der Coder 
der perſiſchen Gaſtronomie ſind. Dewletſchah meint, daß, wenn er fi hierdurch bey reichen Lieb— 
habern von guten Biſſen ein weſentliches Verdienſt erworben, er armen Schluckern nur umſonſt das Mauf 
wäflern made, Er Iebte.am Hofe des Prinzen Alerander Ben Dmar Sheih Behadir, ber 
ihn gern an feine Tafel zog. Eines feiner berühmteften Gedichte ift die Disputation des Dattelku⸗ 
hend Dſchengal, eine Parodie der Disputation der Laute und Violine Saadis: 


An einer Tafel wohlbeſetzt, 

Die Säfte fahen um den Tiſch 

Ben Milch das Eingemachte fand, 

Die Euljen fanden vis-A-vis, 

und m der Mitte fland ein Kuchen, 

Es ift kein Zuckerwerk fo füß 

Kein Beinchen iſt in feinen Weiden, 

So warm, fo weich, fo zart gebaut, 

Gin Mann, von Geift und von Geſchmack, 
Er ſprach: aus Datteln, Brod und Butter, 
Bin ich gefnetet auzumahl, 

Als dieß vernahm der Mann mit Heil, 

Da fing zu ſprechen an die Dattel, 

Als ich noch hing am Zweige grün 

Ss nährten mich der Mond, die Sonne, 
Mein Kleid war grün, dann gelb, dann rofh, 
Des Schickſuls Hand fyhnitt mid) entzwey, 
Man warf mich von der Palıne nieder 

Ich mußte fort des Weges wandern, 

Auf Reifen fiedt man mi in Säde 

Bald bin ich in der Mebifpeis Würze! 
Einmahl gefelt man mich zu Nüßen, 

Zum Moft gemifchee geb’ ih Bein], “ 
Man fondert mich in das Eonfect, 

Yun eingefperrtin Dattelkuchen, 
Ich hänge hieran einem Halten, 
Das Wort nahm auf die Butter nun, 

Es war einmahl nein Zeitvertreib 


Wo man hintan die Grillen ſetze, 
Bey Obſt, Geflügel, Mus und Fiſch. 


"Und Brod und Braten Hand in Hand) 


Die Mandeltorten Knie an Knie, 


Des Schilderung ich nicht will verfuchen. 


Bom Kopf um Buße für gewiß, 


.Wo Schmalz den Adern zu vergleichen, 


Geheimnißvollen eng vertraut. 
Befragte ibn: Woher Geback? 


" Bin ih der Süßen Pflegemutter,, 


So ift mein Rahme dann Dſchengal. 
Eprad er: erzähl’ mir's im Detail. 
Gryählend fo ihr title tattle: 

©ab jedes Auge nah mir bin, 

Aus Wind und Wollen fog’ ih Wonne. 
Zuletzt ein dunkeler Kapot, 

Es ſtieß die Seele mir zu Vrey. 

Vom hohen Baum auf niedre Flieden 
Mit dieſem bald, und bald mit andern, 
und ſchüttelt mich mie dem Gepäcke. 
Bald Fleides mich des Brodkeigs Schürze. 
Zu Zeigen, um fie su verfüßen. 

Mit Milch und Reis ift mein Gedeih'n. 
Und flüßig geb’ ich Dattelfeet. 


Kann mid der Greis mit Schimpf verfuchen, 
Ein jeder faun mid ſchmerzlich packen. 


Haarklein erklärend aͤll ihr Thun. 
Zu ſchwelgen in des Schafes Leib, 


‘ 


” nr 389 RAN 
Ich kolgte froh der Kräuter Spur, Und pflüdte Rofen von ber Flur. 
Es fpennte mich Die Amme ad, ' - Und mich in fremde Hände gab. 
, Sie ließ mi in den Kelter tropfen, Da war ih Mildy, und fpäter Topfen. 
Am Butterfaß ward’ ich gefchüttelt Und durch das 2008 zuſammgeruͤttelt. 
Dann ſetzte man mich auf die Gluth, .Bis daß ich rein ward, heil und gut. 
Ich ward in Echläuchen eingebunden, " und friſch mis Schafeshanr ummunden. 
Ich bin Hey Nudeln und bey Sieden, Und bald bey Kuchen und bey Wecken. 
Bu Braten werd’ ich aufgelpart, Und madı das weiche Zwieback Bars. 
Dem Honig werd’ ich beygemiſcht, Wie Nachtthau blindtings aufgetiſcht. 
Bald braucht man mich zum Todtenmaht, Bald prang' ich im Beſchneidungsfaal. 
. Im Pudding halt' ich oͤfters Stand, und gib mich in des Beigels (1) Hand. . 
‚ Nun eingefpertin Dattelfuden, Kann mi der Greis mis Schimpf verſuchen, 
Ich Hänge hieran einem Haken, Ein jeder ann mid ſchmerzlich paden, 
Es ſprach bierauf von fi das Brot, Als Fluger Mann zur Zeit der Noth: 
“on Ich war das Koen auf Edens Flur, Senährt von himmliſcher Natur, 
- Ich fiel herunter auf die Welt, , Wo man im Brunn verſteckt mich Hält, 
\ Man ſchloß mich in die Erde ein, Dort lag ich eine Zeit allein... f 
Da kam ich wieder an das Licht, . Und fah der Sonne Angeficht. 
Aus Stolz ernpsere ich mich num, . Verlegte mich aufs Koftbarthun, . 
Es wehrte hart bes Hunger Wind, Bum Greifen war» ich ſehr geſchwind. 
Der Bauer ſchnitt den Kopf mir ab, Gr mürfelte mich auf und ab. 
Er trat mich wie ein Ungeheuer, Kurz, endlich fam ich in die Scheuer. 
Den Kopf sermalimte mir der Stein, Bom Körper ward die Seele rein, 
und trug’ ih noch au Hülfen Eich’, KBard ich gebeutelt Durch Das Sieb. 
Geknetet litt ih Stoß der Fauſt Bis Zorn als Sauerteig aufbrauſt. \ 
Im Teuer endlich braun gebrannt, Bin ich als Brot gar wohl bekannt , 
Nun eingeflpgertin Datteltuden ’ Kann mich der Breis mit Schämpfverfuchen. 
- Ich Hänge Hier an einem Hafen, Ein jeder kann mich fh merglich paden. 
Du biſt's, o Menſch, der Kuchen beißt, Brot. Dattel , Schmalz, Lejb, Seel und Geiſt. 
Es buck dich ſo der Koch der Himmel, Dich ſucht des Zliegenheers Gewimmel. 
Die Fliegen ſind des Teufeld Zahn, Er packt dich mit Verfuchung an. 
Da Fliegen Räte das Süße ſuchen, Und füßer if fein Dattelkuchen. 
Mit Andacht jagft Du fie geſchwind, Spiel! nicht mit liegen wie ein Kind. 
Auf Erden reif mit Proviant, Nimm Datteltuchen in die Hand. ° 
Wie Abu JIs hak zart und weich, Dem Brote in ders Waffer gleich, 
Die Sinnen find das warıye Brot, Das kalte Waller ift der Tod. 
Man fagt: dad Waller und das Brot Mad Menſchen; beſſer weiß es Gott. 


Man wuͤrde ſich ſehr irren, wenn man die Moral dieſer Apiciusſchule für Ironie naͤhme; dem 
Dichter iſt alles Ernſt dabey, er meint es recht aufrichtig und poetiſch. Er war einmahl an der Tafel 
des Prinzen an gute Biſſen verwöhnt,'und ein zu großer Gourmand, um die Vilder für den Aus⸗ 
druck feiner Gedanken irgendwo anders als in den Speifen und⸗der Küche zu fuhen. &o fand er in 
ben Blumen, den zarteften Gegenftänden des Auges, nur Bilder für die Bentile, des Geſchmackes, 
wie er ſelbſt ſagt: 


Dichter vergleichen das Aug' der Nareiſſe mit Augen der Saonen Sagen: fie haält in der Hand Teller voll Silber und Gold, 
Aber dem Auge Is Hat's Hält fie nicht Silber und Gold vor, Auf einem Zeller Gafran, Semmeln, die filbernen ſechs. 





(1) Beigel, ein ringartiges Gebaͤcke, wie Armipangen, von denen der perfißche Nahme be rendſchen vr 
genommen iſt. 


O⸗ 





. Sn 290 vr 
CXIV. 


Mewlana Simi aus Nifhabur, 


ein gefchiefter und gelehrter Mann, ber fih erft in Nifhabur dann in Meſchhed aufhielt, und 
dort philologifhen Unterricht gab. Er fchrieb fechferley Schriftarten und war gleid gefickt als Kal: 
figraph und Logogryphenſchmid, verftand ſich vortrefflih auf das Papiermachen, Rarbenmifchen und 
Vergolden, und hinterließ hierüber einige Abhandlungen. Auch verfaßte er eine Abhandlung über die Kunft 
Briefe zu fehreiben. Seine Schule war viel beſucht von den angefebeniten Männern, und Mewlana 
Abdolhaji, der berühmte Dimanfchreiber, war fein Schüler. Die folgenden Verfe find Simrs: 

Das arme, fehnfuchtsvolle Herz FR durch der Brauen Liebe bin. | 

Der Hftwind bringe den Rofen Blütben, O Nofe Kirb, wenn du gering fic hältk. 

Er’verfaßte mehrere logogryphiſche Verfe (Mima), deren Buchftaben verfeßt verfchiedene Nahmen 
geben. Dewletſchah will fi aber hierüber Fein Urtheil anmaßen, indem er aufrichtig bekennt, Nichts 
hievon zu ’verftehen. Zur Zeit des Prinzen Alaed dewlet, bes Sohns Baiffangurs, fol Simi 
in einer Nacht dreytaufend Verſe gereimt und aufgefchrieben, und dann unter einem großen Zulaufe 
bes Volkes zu Meſchhed bintereinander an einem Tage neun Gaſtmahle eingenommen und neunmaht 
dazwifchen gefchlafen haben. Diefe dreptaufend Verſe find drey Erzählungen, wovon einige Verſe 
nicht Eunftlos find. Dem perſiſchen Biographen ſcheint dieß ungfaublih, und indem er ausruft: O aufs 
richtiger Appetit! o glückliche Natur! führt er gelegenheitlih die Verſe mit an: 


Wahrhaftig zu beneiden if, Wer fo viel reime und fo viel iger 
Dann die eines indifchen Philoſophen: 
Iſt nur die Welt und nicht der Magen aut, Mas nützet mir Dann al mein Hab und Yut, 
Ein guter Magen If viel beffer uns, Als alle Herrſcherkronen Feri dun's. 


Mewlana Simi war alſo der Freſſer unter den Dichtern, wie Abuishak der Dichter der 
Freſſer, und die Thaten des erſten, wie die Verſe des zweyten, verdienen allerdings eine Stelle im 
Almanac des gourmands. 


Cxv. 
Jahja Niſchaburi Fettahi, 


ein wohlunterrichteter Mann, ber fi unter der Regierung Schabroch's einen Nahmen erwarb als 

Dichter und Schänfchreiber. Er reimte einige Zueignungsfchriften (Dibnmame) und verfaßte das Buch 

Esrari Humar, bie Geheimniſſe ded Rauſches (1). Seine Gedichte find nicht ſonderlich 

berühmt, aber doch von den Dichtern gekannt und vielfältig angeführt. Er flarb im Jahre ber Hedi 

(hira 853 (1448). Die folgenden Verſe find von ihm: 
Sing' wie die Nachtigall die aufflieget Hai und Hui. 

Bogel des Geiſts! wie lang weile du hier noch am Aſt? 


Gage wie nenneft du dich, Anführer der Mondengefichter , 
Biſt du ein Engel, Huri? Biſt du aus Eden, Riſwan? 


7 








(1) Chumar beißt der Weindunft nach auögefchlafenem Rauſche. Esrar fcheint auch der Nahme eines Effers 
zu fepn, nach der Parodie eines befannten Verſes, die Dewletſchah anführt: 


Dad braucht Esrar Saffran, Latiwerge, Zuckerkandel, Mas braucht ein ſchoͤn Geſicht, Geruch und Maal und Schminke! 


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Wenn du ald Enpreß im Garten einderſchwankſt, 
Uecberragt dein Wuchs übera Bäume und Dad. 
Mid) verlanget gar ſehr nach deinen Wangen und Loden, 
Morgens und Abends biſt du Nahrung der Seele vertraut. 
Dfiwind , gehſt du vorbey im Lande das er bewohnet, “ 
Nichte von mir den Gruß, richt’ dem Gelichten ihn aus, 
Nebenbuhler! vom Sau ſollſt du mich zurüde nicht weißen, 
Bettler weiſet man nicht von der Thüre gurüd, 
Freylich iR dein Saum rein, wie in ber Anospe die Roſe. 
‚ Uber mit gutem Ruf haft du zerriffenes Kleid. 
Bettapi ik der Arme, ber Bettler des Thores, 
Dieles zeichner mich rühmlich vor Anderen aus. 


Cr ift der. Verfafler der beyten berühmten Romane Husn u Dil, di. Schönheit und 
Herz, und des Schebiſtani Ebial, b.i. das Schlafgemad der Phantafie; das erſte eine 
“fortlaufende Allegorie ber mächtigen Einwirkung der Schönheit auf das Herz durch bie eiebe, wider 

welche alle Vetheidigungswaffen des Verſtandes nichts vermoͤgen. 


CvVI. 
Emiredbin aus Menſilabad, 


Verfaſſer mehrerer doppelgereimten Gedichte, wie des Schemi u pervane, d.i. Licht und Schmet- 
terling, das au den Nahmen Mißbahol Eolub, Laterne der Herzen führt, bes AI u 
ifhE, d.i. Vernunft und Liebe, font Sil vetit-thaibin, d. i. Ergdögung der Guten 
betitelt, des Fethi Futuh, d. i. die Eroberung ber Eroberungen, und mehrerer anderer. 
Die folgende Gaſele ift von ihm: 


Erblickt Dad Hug’ den Spiegel deines Angefichts, 
Mein Herz IR in dem Lodenhaar verwirrt, 
Mein Leib ersittere wenn ich ſtohne Ach ! 
©enieh ich dein nur einen Augenblid, 


. 


Tropft aus Srflauyen von den Wimpern Waſſer. 
Der Bogel ſchlägt im Neg herum mit Unrub. 
Der Aſt erjittert vor dem Morgenwinde, 

So wird der Geiſt aus meinem Auge fliegen. 


_ CXvI. J 
Derwiſch Kaffimi aus Tun, 

lebte abgezogen und ſtill, lieber in Tun als in Herat, im beſchaulichen Leben. 

Gaſele. 


Mein Salte IR in deinem Haar gefaugen, Der Bogel der Begier In deinem Netze. 


Wenn du entflammſt dir Wangen Rofenfener, 
Brag’ mich Entfernten nit um dein Geſicht, 

Iſt in dem Her; Verſtandesmagazin, 

Den Werth, den Kaffimi fih bat erworben, 


SR an dem Rand der Gluth dein Maal die Kohle; 
Es weiß der Narr Nichts vom wievielten Monde. 


So laffen Ward’rer es am Wege liegen. 


&r danket ibm allein den Werth des Zreundes. 


CXVIH. 
Mewlana Bali Scherifi, 


nicht zu verwechſeln mit dem großen Mewlana Balchi Dſchelaleddin Rumi. Er trieb Arzenep⸗ 
Ton⸗ ud Digchikunß, ſchrieb Lobgedichte auf Seide, Emire, Imame, und den Schah von Be⸗ 
O ſo 2 


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dachſchan. Dewletſchah liefert von ib eine Safele, die mit bem beliebten Schlußreime vb e ſ⸗ 
fere endet. 


CXIX. 
Chodſcha Abumanſſur Karibodſcha, 


ein Gaſelendichter aus der Zeit Schahroch's, ber ſich dem Prinzen Alaeddewlet aneignete und 
durch ihn eine Steuereinnehmerſtelle erhielt. Eine feiner berühmteften Gaſelen ift die folgende: 


Sein ſchoͤnes Aug’ it Unheil allen Menſchen, Im Muge HIER du ſtatt des Augenmen (den (Augapfels). 
Es ſtellet fi der Menſch in deinem Auge, Ais wäre etwas hinter diefem Menfdhen. 
Damit dein Hoher Wuchs fi ſetzen möge, Gntfprang ein Aue in dem Pallaft des Menſchen. 
ur Du tödtef und du rufe in Da6 Erben, Du- Gift zuletzt Doch nicht dee Berk der Menſchen. 
Es ſtarb Manßur aus Sram, er iſt defreyet Bon deiner Härte, und der Qual der Menſchen. 
As Abdolwahab diefe Gafele declamirte, fegte er ironifch ben Werd hinzu: 
O Herr! da wolleſt Herrſchaft mie verleiben, Daß ich belohnen möge diefen Nenſchen; 


ein Vers, ber bald in dem Munde aller Großen war, die ſich über des Dichters Selbſteinbildung ſei⸗ 
nes Werths damit luſtig machten. Cr ſtarb im Jahre der Hedſchira 854 (1450). 


CXX. 
Mewlana Zuffi, 


ein luſtiger Kopf und gemeiner Volksdichter, der noch jur Zeit als Densfetfiha feine Biographien 
fhrieb, am Reben war. Er blühte vorzüglich zur Zeit Babur Sultans, dem er zu Ehren eine be 
Eannte Kaßide fang mit geböppeltem Heime zn Ende jebes anderten Verſes (Redif). Er fang: 


Wer zu dem Mond die Doppelloden bringe, Zuletzt in dieſe Stadt nur Ungtüd bringt. 
Verbrennet if die Welt, und id weiß nicht Woher dieß Licht zu feharfe Zunge bringt. 
f Der Oſtwind IE Gefährte deines Staubs, Er it ez der uns Licht und Helle bringt. 
Das Bild des Hochaltars der Brauen iſt's, Das did Tuffi sum Herzaebethe bringt. 
CXXL BE 


Seid Scherefebdin aus Sebfewar, 


von ſehr edlem Geſchlechte, der unter der Regierung Schahroch's als Praͤfect des Diſtriets von Geb: 
ſewar angeftellt war. Zur Zeit bes Weſirs Gajaßeddin Pir Ahmed war er eine Zeit lang ein- 
gefperrt, und unter Emir Baba Haffan Kotfhin murde er gar unſchuldig hingerichtet, im 
Jahre der Hedſchira 856 (1462). Man hat von ihm eine Auswahl von Gaſelen; ee der bekannte⸗ 
ften ift die Folgende als Seitenſtuück zu einer berühmten Gaſele Ehosru’s gedichtet, die fo beginnt: 
»Leidend bin ih und Arzney nicht kennen« 

Bis ich des Daſeyns Hand und Zuß nicht kenne, Ich weder mich, noch Gott den Herrn kenne. 


Ich kaufte ven Juſſuf für zwey, drey Herzen, Verzeih mir's, daß ich feinen Werth nicht kenne. 
Ich ſterbe ohne daß ich Rettung wäble, Ich brenne ohne daß ich Lind'rung kenne. 
.Ich bin nicht Mufti und nicht Landesrichter, Inden ih Trug und Gleißneren nicht kenne. 


So id als du, find nie von diefer Welt, Gelehrter Maun! den ich fo wie mich kenne. 


° ; 


um \ 293 nn 
CXXIL. | 
HSafif Halwaji, (d.i. der Zuderbäder), 


ein Dichter vom Hofe Schahroch's, deſſen Vornahme durch den’ großen Dichter biefeds Nahmens zu 
berühmt geworden, als daß dieſer Zuderbäder mit demſelben verwechſelt werben Eönnte, 
= CXXIN. . 
% . \) . , . 

Mewlana Tuti aus Terſchifſ, 
ſang zur Zeit Sultans Abulkaſſem Babur Behadir's, und ſtarb im Jahre der Hedſchira 867 
(1462). Er gab ſich meiftens mit Lobgedichten und auch mit Arzneykunſt ab. _ 

®Bafele 


Zeit iſt vom Sinnenband fi au befreyen, Den Papagey des SGeifted zu befreyen. ' ⸗ 
Wie lang noch Nebenbuhler⸗Freundesqualen? Zeit iſt's von Beyden ſich nun zu befreyen. 
Es fam Tuti (1) zum Zuder des Genuſſes, Als Zürf will er von Fliegen ſich befreyem. 


CXXIV. 
Emir Schahi aus Sebſewar. 


Dewletſchah's Partheylichkeit für ſeine Zeitgenoſſen, die er mit unverdienten Lobſprüchen über: 
haͤuft, hat auch dieſem mittelmaͤßigen Dichter die größten Lobſpruͤche zugetheilt. Nach ihm vereint 


* 


Schahi das Feuer Chosru's, die Anmuth Haſſan's aus Dehli, die Zortheit Remars, und 


die durchfichtige Reinheit Hafiſ en’s. 
Ein Rofenbuſch, des Hirnes Arzeney, Iſt mehr werth als fo manche Scheuer Heu. 

Sein eigentliher Nahme ift Aka melek Ben Melek Dſchemaleddin Firuffuhi, und 
ben Beynahmen Schahi hatte ihm Sultan Baiffangur bepgelegt, wie mehreren andern, wiewohl 
kein einziger als er dadurch berühmt geworden. Seine Ahnen gehoͤrten unter die Edelſten der Familie 
Serbedar, nach deren Fall unter Sultan Schahroch er ſich dem Prinzen Baiſſangur aneignete, 
durch deſſen Vermittlung er auch einen Theil ſeines Erbes wieder zuruͤckerhielt. Spaͤter zog er ſich 
vom Hofe zurück, und lebte von einer kleinen Beſitzung zu Sebſewar in der Abgeſchiedenheit von 
der Welt. Er zeichnete fih in mehr als einer Kunft aus; er war nicht nur Dichter fondern auch Schoͤn⸗ 
fchreiber, Mahler und Tonfünftfer, und vereinigte daher in fih alle Talente, welche mittelmäfige Ges 
dichte zwar nicht zu vortrefflihen Aämpeln, aber durch ſchoͤne mit Gemaͤhlden ausgeftattete Abſchrif⸗ 
ten, und durch Begleitung mit Mufil, den Genuß berfelben für Aug und Ohr ungemein zu erhöhen vers 
mögen. Schöne Schrift und Gemählde vertretem im Orient Prachtausgaben mit Kupfern‘, oder wer 
ben vielmehr umgelehrt von denfelben in Europa vertreten. ' 


O großer Schah, es vwird die Welt in taufend Jahren Nicht einen Taufendfünfter der mie gleiche geiwahren. 
Wenn aber much geringes Volk nicht lobt, fo weiß Ich dennoch mein Verdieuft zu ſchätzen und zu loben, 
Dem Dcean vergleicht fi der Geſellſchaft Kreis, Die Perlen ind im Grund, das Reifig ſchwimmet oben. 








(1) Der Dichter fpiele mit feinem Nahmen, der Papagep beißt. 


BAR 294 7 y 7 


Emir Shahi Teb:e über fiebzig Jahre, und flarb zu Aftrabad im Jahre der Hedſchira 857 (1453) 
zur Zeit Sultan Babur Behabers. ein Leib wurbe nad Sebſewar gebracht, und in dem von feis 
nen Ahnen geftifteten Klofter begraben. Scheih Aferi, Ewbardi, Meftufi, Mewiana Jaha 
Sabif, Mewlana Haffan und Seid Selimi waren feine Zeifgenoffen. 


®afelen (ı) 


Saki es ghami tu akl u dschan reft. 
O Schenf'! 08 deinem Bram if Seel’ und Gin vergangen, Nun da ich tobt, iſt alle Forderung vergangen. 


Ich Habe meine Kraft auf diefem Pfad verloren, und gerne ging’ ich, Doch die Kraft iſt mir vergangens 
Sobald dein Angeſicht yon meinem Blicke fern, IM meines Herzens Wunf für mich dahingegangen. 
Indeß' ich fand, hat mir dein Wuchs das Her; geraubet, Auch diefes iſt gu Deiner Schwelle hingegangen. 
Shapi, der Tumpen gleid in Blut verſenkt if, wünfher Er wär’ mis deinem Brandınaal aus der Welt gegangen. 


Abru es men mcetab ki dili derdimendi tust. 


‚Wende nicht von mir die Brauen, Du verurfahkt meinen Schmerz, 
‚ Und der Pfeil der mich verwundet Kam von deinem Bogen, Ach! 
Ich bewohne nur die Länder Die als König du regierft, 
- Und ich bin der Zreygelaffne Bon dem Sclaven der dir dient. 
Wende die verwireten Loden Und die fraufen Brauen ab. 
D des Armen, der die Beut' iR Bon dem Bogen deiner Jagd, 
Prediger, wo iſt die Predigt ? ? .. Und wo ift, wo unler Wort? 
Breche einmahl ab die Tagzeit - Nicht zum Rathen iſt die Zeit, 
. Du befapift , daß an der Thüre Dir als Eclave dien’ Schapit 
Kränfung laß dir nicht gefallen - Wenn er dir gefänig il. 
Chattesch begirdi aris mehwesch ber amedest. 
Der Zlaum umfreift die Wangen wie der Mond, Ya Beildden find zur Rofe bergefomiten; 
Ich fende nun mein Herz aus in den Garten, Zur Tulpe Hyacintben find gekommen, 
Der grüne Flaum am Zlaumenangeficht IR wie das Grün in Abrahams Gluth gekominen. 
Gedenkend deines Haars, find jede Nacht Wohl Hundert Seufjer aus der Bruf gekommen. 
Schahi, trägt in der Narrenwelt den Kopf Seitdem der Schönen Kunde if gefommen. 


Tschu sebsei teret es bergi jasmin bechuast, - 


Als grünes Laub von dem Jasmin auffland, Der Aufruhr aus dem Hinterhalt auffand. 

Als deiner Lippen Bild Fam in das Her, vVor der Vernunft Empörung laut aufftand. „N 
Als aus dem 'geünen Dior die Rofe brach, Von Nachtigallen Wehgeſtöhn aufftand. 

Bon deinem Aug’ erfranfte die Narciß, So daß fie nicht mehr ohne Stab auffland. 

Als diefes Lied Schahi's der Sänger fang, Benfallsgefihrey vom Himmelsplan aufftand. 

Baghra bas meger müschdei gülris amed. - 

Vielleicht I Rofenfunde hier gefommen , Weil Morgenwind von Wieſen ift gekommen. 

Sein Wegeflaub iſt wahre Augenfchminfe, Womit des Oſtes Moschushauch gekommen. 

Bereite nun dad Feſt, denn in den Garten Iſt junges Grün und frifche Roſ' gekommen. 

Die Liebe Hat mich der Geduld beraubt, Des Krankfenns Reihe ift an mich gekommen. 
"Das Glas Schahi's, vol feines Herzensblutes, Veracht' nicht, Freude iſt Daraus gefommen. 

Rui tu rischki meh u afitab schüd her du. 

Dein Angefidit Beneiden Mond und Sonne beyde, Wein! Zuderwert! du laͤcheiſt geiftreich füß Wie Beyde 
Sind Aug’ und Lippen ferne, o fo rauben fie, Dem Herzen und dem Auge Schlaf und Ruhe Beyde. 





— — 











() Aus dem in der Sammlung des Herrn Grafen von Rzewusky befindlichen Diwan dieſes Dichtere. _ 





RAR 205 XXXE 


Geduſd und Heil, mit denen ich mich vormahls ſchmückte, Der Geige und der Laute find fie aufgeopfert Beyde. 
Vom Aug’ zum Herzen ſtürzt von Zeit su Belt ein Strom, O ſieh, wie Herz und Aug’ vermwüftee- wurden VBepbe, 
Die Seele und das ganz gerbrochne Herz Schahi's, Sie ringen in den Fluthen mit dem Tode Beyde. 
| Lebi schirin schekerchand dari. 
Du daft füße Zuderlippen, Alle Schoͤnheit ift dir eigen, 
. D befriedige den Bettler Nur mit einem Schmähetvorte ; 

Wend nicht ab dad Haar vom Herzen, Diele find darin verfkridet. 

Zuckerrohr biſt du fo füße, Wie der Greund um ihn zu retten? 

SR dein Herz, Schapi, gefangen, Nützt es wohl den Rath zu Hören? 


Tschemeni pir sebs schüd saki gül u nerkes behagh amed, 


Grün if die Flur, 0 Schenke! die Rof und Narciß iſt gefommen, . 
Reiche das Glas weil im Hain Augen und Lampen jege findt. i 
Wie die Nachtigall klage und Röhm’ Ich mie blutigen Maate, 
Denn vom Rofenbeet fallet dem Armen nichts au. 
Geh' im Garten der du nicht trageft Dornen im Herien, 
R Blutig Bann, ich nicht kommen zum arten herab. 
Wieder verwirrt if mein Herz vom neu aufgrünenden Flaume, 
In des Narren Hirn kamen Gerüche vom Len;. 
Ruhig vermag. nie Schahi zu leben gelicbet von Schönen, 
Sey nie fiber, denn nie ruder das ſchreyende Aug (1). 


* 


CXXY. . 
Faͤhreddin Ewhadi Meſtufi, 


ein großer Gelehrter in vielen Wiffenfchaften, Aftronom und Arzt, Briefſteller und Geſchichtſchreiber, 
Philoſoph und Rechtsgelehrter, wie auch Dichter. In Hinſicht feiner Vielſeitigkeit und der Fruchtbar⸗ 
keit feiner Feder Eönnte man ihn mit Voltaire vergleichen, indem er wie biefer über die mannigfaltig- 
ſten Segenftände hundert Bände Jufansmenfchrieb. Er erhielt, von allen Geiten reihlihe Geſchenke, 
die er unter feine dürftigen Freunde und geſchickte Koͤpfe vercheilte, ſelbſt aber arm wie ein Derwiſch 
lebte. Der große Gelehrte Gajaßeddin Mohammed, den Dewletſchah den Galenus ſeiner Zeit 
nennt, war ſein Schüler in der Philofoppie , und zeigte fi nach feinem Tode dankbar gegen feine 
Lehre, indem er fein Hatem verforgte.. Der Diwan Ewhadi's (der mit dem früheren Dicht 
dieſes Nahmens nicht zu verwechfeln ift) begreift Kaß id's, Bruchſtücke, Gaſelen, und mehrere 
Lobgedichte auf Imame, wovon Dewletſchah das zum Preife Alis Ben Muffa’s anführt, das wer 
niger den Dichter als den Philofophen verräth. Er flarb in einem Alter von 72 Zahren, im Jahre 
der Hebfchira 86B (1463). Da ihm feine Sreunde darüber, daß er fich nicht verheiratben wollte, Vor⸗ 
würfe gemadt, antwortete er ihnen: 


Es ſprach eiumahl ein Zreund jw@mwbabi: " O du! dem Far der Himmel und die Welt, 

In dem Gebiethe des Verdienſtes Herr, Im Reihe der Beredſamkeit ein Held; / 
Warum haſt Reiner! du, von Weibern fern, Mie der Meſſias Einſamkeit erwähle ? 

Es ſcheint in vollem Glanı das Süd dem Mann, Der fit) mit Weib und Kindeen unterhält. 
Warum verſchließeſt du wie Knospen dich, So lang die Roſe noch den Gau erhellt? 

Id ſprach: o guter Freund, ich weiß gewiß, Daß dir an guter Abſicht es nicht fehlt. 








(1) Das böfe Auge des Feindes, deffen Blick das Gluͤck fo Teicht verſchrepen kann. 


mm . 206° mm 


Ich weiß, daß eheluf'gem Mann ein Weib 
Doch fiele mir mit ihr Geſpraͤch gar ſchwer, 


Die Ruf’ des Geiſtes und des Leibs erhäkt. 
Ich ſpräch' vom Himmelsforn, und fie vom Epelt (1). 


cXVv. Ä 
Mewlana Juſſuf Emiri, 


ein Dichter aus der Zeit Schahroch's und ſein Lobredner; die folgende zum Preiſe dieſet Sultans 


gedichtete Kaßide iſt eine ſeiner berümteſten: 


Der Abgott, der mit Mondesſchimmer glänzt, 
Benimmt den Gdelſteinen ihren Werth, 

Es gebt der Oft als ein Getwürgefrämer ° 
Dom Lippenflaume und von Lippenquelf 

Kein Unterſchied ik zwiſchen dem Geſicht, 
Entfpringe der trunfenen Narciß ein Herz, 
Berwirret iR mein Herz, verflört mein Geiſt, 
Ich bin durch ihn der ganzen Welt Geſpräch, 
Gefangen ift mein Herz von feinem Sram, 
Er, der Bultanen Herr, des Glaubens Fürſt, 
Das Schild der Gnadenſonne, deren Glanz 
Die Eiferfucht auf feines Domes Höh 

Des Himmels Mühle malt in warmer Zeit 
Der Widder läßt fih Braten in dem Lens, 

O Schahb, den Gottes ew’'ge Gnade ſchmückt 
Die Schöpfung kann vergleichen fi dem Aug’ 
Es bringen bir aus Sehnſucht deiner Hand, 
Man könnte die vier Stüßen deines Throns 
O Weltenzuffucht , dir gu Ehren fang 

Burd Kraft des Sinns und. Zlüßigfeit des Worte 
Es wird das fhönfte Dichterehrenkteid (4) 
Der Titel, Die Paraphe deiner Macht 

Es fey dein Reich bis an den jüngften: Tag 


Und deß Rubin das Zuderlächeln ſpendet, 
Und feßt herab die Perlen und Korallen. 


‚ Herum durchduftet von den Ambraloden. - 


Sitzt Ehifer ganz beyfeit’ am Quell des Lebens. 
Und zwiſchen Sonnenglanz im lichten Dften. 

So mwırd ed von ben Loden eingefangen, 

Bon feinem Stirnenhaare ganz jerrüttet. 

Wie fol ich mich vor feinen Lüften hüten (2). 
Vielleicht fann mich der Schah der Erde heilen, 
Dei Wort die Könige der Welt Heberrfcht. 

Die Sonn’ und den Saturnus Hat verfinftert, 
Dat umgefehrt gar oft die fieben Gphären. 

Das Mehl für ihn um Mond und Sonnenbrot (3). 
Der Hoffnung , daß man ihn auf feine Tafel ſetze. 
Und Über dem die Huld des Herren fchattet, 

So lang du bift der Menfchheit edles Auge. 
Schacht Meer und Luft, Juwelen Perlen. 

Gar wohl gebrauchen flatt der Elemente. 

Ich ein Gedicht mis hundert Lobeſprüchen. 

Befieg‘ ich hundertfach die Nebenbuhler. 

Dem, Der zu deinem Lob das Wort zufchneidet, 
Wird immerbin dee Mond die Sonne feyn. 

Bor allem Untergang und Unfall fiher. - 


CKXVI. - | 
Mewlana Haſſan Neſſimi, 


ein gehaltvoller Dichter in ſeiner Gattung, welche in Hymnen auf den Propheten und die Imame 
beftand. Er war aus Tun gebürtig, lebte aber in Sebſewar, wo er eine Oberſteuereinnehmerſtelle 











En 


(1) Dee perfifche MWortfpiel Uffuman, Himmel, und Ri fman, Strid, das im Perfifchen die Ascerifche 
Sedantenfphäre des Mannes, und die Öfononifche des Weibes bezeichnet, ift hier dürch eine Sachbeziehung 
erfegt, die denfelben Abftand nad den Begriffen der Orientalen noch treffender andeutet, denn nach ihren 

.Traditionen ift das Korn die verborhene Frucht des Paradieſes, und fpielt Daher eine große Role in den 
Schriften der Myſtiker. n 

(3) Am Derfifden ein Wortfpiel, zwiſchen Def, Hand (Taſte, Tage) und Daſtan ‚ das ſowohl Betrug 
als Fabel heißt. 

.(3) Der Mond und die Sonne find zwey Brotleibe feiner Tafel. 

(4) Abermapf ein. Wortfpiel, zwifchen dem Zufchnitt des Dimans, nämlid: ber Beide, und dem Sonn 
der Eprenkleider des Diwans, nämlid des Reichöratpes. . 


- ., [% 


un 207 RAR UVS 


(Ameldar), auf den Vorwurf eines alten Weibes, das ſich gekraͤnkt glaubte, eufgab, und fi von der - 
Belt zuruͤckzog. Seine Gedichte find alle frommen Inhalte wie das folgende Bruchſtück: 


O Herr, durch die Verdienſte der fünf Leiber, Durch. den Propheten und durch feinen Seeund, 
Die Söhre und das Srefflichſte der Weiber. Gewähr’ alipier fünffache Bitte mir. 

Quer; du wol dich meiner Roth erbarmen, Du retteſt mich aus ihr, und du genügfl. 

Du wolle Nahrupg geben mir, dem Armen, Daß ich der fremden Gnaden wmicht bedarf. 

Es komme mie im Tod dein Wort u Gtatten, Ich ſollte mich nicht fürchten vor dem Tod, 

Den Körper wolle du zur Erd’ beſtatten, So daß er frey fey von Unreinigkeit. 

Und fünftens, daß wenn fih mein Leib muß ſtellen, j Du ihn den Zünfen mögeft zugeſellen. 


Neſſimi ftarb auf einer Pilgerreife im Jehre der Hedſchira 854 (1450), und Tiegt zu Sehe. 
war begraben, 


0 Boffameddin oder Ibn Haffen, 


mit dem früheren Dichter diefes Nahmens nicht zu verwechfeln, aus Chauf in Kubiftan, ein frommer 
Bauer, deſſen Fach die Heilige Poefie war, wie Neſſimi's. Dewletſchah gibt als Probe davon ein 
Naat (das Neaſch der Sendbücher) auf den Propheten, das nicht mehr poetiſches Werdienft 
bat, ald die übrigen Anrufungen. Er.ftarb im Jahre der Hedſchira 875 (1470). 


CXL. 


Mewlana Dſchununi, 


aus Ande hob gebürtig; er pflegte fih in Herat aufzuhalten, wo er bey Emiren und Großen wohlgelit 
ten war. Der Emir Sajaßebdin Sultan Hoffein Ben Emir Firuſ⸗ſchah war ihm befonders ges 
wogen. Sein Talent neigte fih zum Komiſchen hin, und er verfertigte auf die meiften Dichter feiner 
Zeit, felbft auf Hafif, ven woher er den Vveynoheen Dſchununi, oder bes Raſenden, da⸗ 
von getragen haben mag. . 


Id 


BGeafel . 
Ich ſprach: Das Feſt iR da Ihn Brauenneumiond. _ Er ſprach: Ja, das iſt Mar den Sähenden I 
Ich ſprach: Warum it Neumond denn fo ſchwer zu fehen? Er ſprach: Weit dr aus Scham der Brau'n ih biegt. 
Ich ſprach: Warum entfiche darob ſolch Lärmen? Er ſprach: Weil, wer ihn ſieht, ſich nicht mehr ſieht. 
Ich ſprach: Die Thräne füeßt aus Sehnſucht des Genuſſes. Er ſprach: Ich ſeh' viel ſolche Bettler laufen. 
Jeh ſprach: Gin andereg Monath ſoll nicht ſchwinden. Er ſprach: Haſt du Geduld vergeht er bald. 
CXXX. 


Mewlana Kunbur aus Niſchabur, 


ein gemeiner Mann und ſogenannter Satyrendichter, deſſen Fortſchritte in der Dichtkunſt allgemeines 
Aufſehen erregten. Er beſchloß feine Tage zu Meſchhed, und hatte manche derſelben in Herat zuge⸗ 
bracht. Dewletſchah führt eine Kaßide an, die er zum Lobe Vabur Sultans ſang, die aber, wie die 
Produkte der meiſten Naturoichter, mehr ihrer Seltenheit als ihres innern Werthes willen Aufmerk⸗ 
famteit verdient. 


P p 


CXXXI. 
Taher aus Bochara, 


+ 
fam unter der Regierung Sultan Babur's nah Herat, wo er bie Gelehrten beſuchte, und ſich 
durch einige Lieder einen Nahmen machte. Eines der berühmtelten berfelben ift das folgende, zu dem 
mehrere feiner Zeitgenoffen Seitenſtücke verfertigten: 


Wenn ſich nach weingefärbten Tippen ſehnet Jemand, Berſchließt viel Blut im Herzen wie die Rnospe Jemand. 

D balte mich uiche ab, es nüßet doch zu nichts, Wenn an Medfchnun des Rathes Worte richtet Jemand. 

Es tadelt mi Das Volk, und ic gedenfe nur Wie deine Liebe aus dem Herzen bannıet Jemand. 

Du ſprachſt: Taher, o geh den Schönen nimmer nad, Es wi Wahnfiunige mit Opium heilen Jemand. 
CXXXIL 


| Weli Kalender, 
zur Selt Sultan Mohammed Baif fangurs, des Sohnes Schahroch's, ein Dichter mehrerer Gafe⸗ 


len, wovon ſich die folgende erhalten: — 
. Schenke komm! der Gram iſt fort, Keine Spuren Bleiben ; 
Nimm das Glas, es wird die Zeit Von Dfſchemſchid nicht Hleiben: 
Sorg dich nicht auf dieſer Welt Um Gewinn und Schaden, 
Denn vom Himmelskapital Wird 4uletzt nichts bleiben. 
Trũug'tiſch ſpielet dieſer Türk Mit den Schelmenwimpern, 
Bis jetze blieb Die Seele zwar, Doc fie wird nicht bleiben. 
Deine Herpenswunde fann Nur dein Leiden heilen, 
Deun auf Wunden Prlafer komme, Ti der Schmerz nicht bleiben. 
CXXXIH. Ä — 


| Emir Jadkar, 


aus einem fürſtlichen Hauſe, lebte zur Zeit Schahroch's, und ſtand in einem angeſehenen Amte; auch 
fein Großvater war einer ber angeſehenſten Emire Timur's geweſen. Unter der Regierung Sultan 8 a- 
bur's aber gab er alle Ehrenftellen auf, zog fich ‘vom Hofe zurück, und Tebte nun mit wenigen from⸗ 
men und gelebrten Männern. Man zog feine Gedichte vielen ſeiner Zeitgenoſſen vor, und wirklich ſind 
ſie nicht ohne Werth. 


®afele 
Perigefiht, dei Nabmen man wicht nennt, O komm’ und made mich bach nicht Jum Narren, 
Jetze iſt's wo die Sule ich a der Welt Bon dem Juſſuf des Frühlings wird vergnügt, 
Die Flur fireus Btüthen auf der Roſe Haupt, Es sicht der Of die Ketten des Bergnügens. 
Was ift der Zrübgelang der Nachtigall, Berauft geht fie im Hain um Dich zu rufen. 
Bernünffig ik wer Bier wie Seifi In Schinerzruinen ſtürzt, und id doch kennet. 
CXXXIV. 


—Ghodſcha Barfıu, 


ein ſehr beliebter Dichter zur Zeit des Prinzen Alaeddewlet, erſt zu Niſchabur dann zu Meſchhed. 
Da er einen ungemeinen Grab von Selbſtliebe beſaß, fo warb er von mehreren Gelehrten und Dice 


x 


URLS 399 BI UI 


tern angegriffen, fo daß er fi von Chorafſſan nad Bedachſchan begab, wo er beym Schah Said Eut- 
tan Mohammedſchah, einem großen Freunde der Dichter, die günftigfe Aufnahme fand, und 
durch Geſchenke zum reichen Manne ward. Gr ſchrieb ein an den. Prinzen Alageddewlet gerichteteg 
Dihn ame ober Zueignungsfährift,' von dem Dewietichah einen einzigen Vers des Metrums willen 
anführt. Cine feiner berühmteften Kaßide ift die auf ein großes Zefl, dab Sultan Abuffaeid im 
Sabre der Hedſchira 861 (1456) zu Heras im fogenannten Rabengarten gab, und woraus Dew⸗ 
etihah mehrere Verfe anführt. Er flarb um das Jahr der Hedſchitra 878 (1473). Gleichzeitig mit 
ihm lebten, unter Abuffaid's den Wiffenfhaften günfliger Regierung , ven großen Mopftifern ber 
Scheich Chodſcha Naßireddin Obeidollah, von Geſetzgelehrten der oberſte Landesrichter Kot⸗ 
deddin Ahmed Imamiz von Dichtern Memlana Abdoß⸗ßamed aus Bedachſchan, und Dew⸗ 
letſchah der Verfaſſer der Biographien der Dichter. 


CXRV. 
Sultan Hoffein Mirfa, 


der Enkel Timur’s des Herrfcherd in Choraffan ‚ ber die Wiffenfchaften fo fehr begiinfligte, daß zu feiner 
Zeit nicht weniger als zwölftaufend von Stiftungen unterhaltene junge Leute zu Herat findierten. Er 
ftammte in unmittelbarer Linie von Timur ab, der fein Urgroßvater war. Nach einer voll Beſchwer⸗ 
den durchlebten Jugend, gelangte er im Jahre ber Hedſchira 875 (1470) durch die Hülfe Moham⸗ 
med Baiffangur's zur Negierung in Choraffan, wo er riad einer ruhigen Herrſchaft von 
acht und breyßig Jahren, nicht ferne vom fiebenzigften Jahre feines Alters, im Jahre der Hed⸗ 
ſchira qua (1505) verſchied. Sein Talent für Proſa und Poeſie beurkundet fein Werk: Mebfcha- 
liſſol-uſchk, d.i. die Verfammlungen der Verliebten, worin er in fieben und ſiebzig Ab» 
Ponitten von Verliebten aller, Art handelt. Die meiften derfelben find jedoch mer , dei. Scheide 
der Sofis. 
®afele 


Es ghami isebket mera ne ten ne dschan mande est. 

Mir it vom Liebesgram nicht Leib noch Seel’ geblichen,, Bon ipr if ein Phantom, von ihm nor Spur geblieben! 

39 pin gefrümmt, weil ich getrennt vom Brauenbogen , Bon meinem Leibe find nur Haut und Bein gebfieben. 

D du! der meine Epuren- fuhR im Sau des Freundes, Mein Aug’ it voll von Staub, der Kopf am Thor geblieben. 

@ich’ Maale in’s Gebein gebrannt wie Pilgerzeihen (1), Ein Zeichen iſt davon wohl Jeglichem geblieben. 

Zwar iſt Hoffeini nun ſchon grauen KRopfs.geworden, Doch auf ven Pfad der Zugend if fein Kopf geblieben. 
Sam Mirfa führt von ihm aud einige tſchagataiſche Verſe an, welche aber nicht in die Gefchichte 


der perfifchen Dichtkunft gehören. 


x 


CXXXVI. 


| Mewlana Schehab aus Terfqhif, | 
ein Nebenbuhler Scheih Aferi’s, mit dem er manchen poetifchen Wettftreit durchfuͤhtte. Er haͤtte ſich 








61) Die Maale, welche ſich die Pilger von Mekka und Jeruſalem zum Andenken ihrer Pilgerſchaft einbrennen. 
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dem Prinzen Tſchokeri, dem Sohne Schahro ch's, angeeignet, zu deſſen Lobe er mehrere Gedichte, 


“md. unter andern auch bie folgende Kaßibe. fang: 


Ziethſt du den Schleher wie die Sonne weg, ' 
Wirfſt du den Lodenfrich aufs Himmelsdach, 
Dee Da der Wimpern und des Zauberaug’s 
Sieh’ Lodendüfte aus, ſo nennt man eb 
3% Habk eine Hand bey deinem Feſt, 
Dad Heri ein ‚Lefenheher, Wangen Taffen, 
. Die Grauſamkeit bat Granzen überfchritten, 
Wenn meine Klage gu dent Herren Pömmt, 
Du biſt der Herr der Welt, der Reonenfpender 


D Here dei Reihe, Di okrikbuh Mobammede. 


Des Loofed Geometer baut den Staub 
Es raubt fein Diadem den Zürftenfcheiteln 
DO Schah, verlangt der Himmel Ehrenplatz, 
"Der Neumond ik das Eiſen deines Hufs, 
Du jeichneft mit dem Kiel der Huld das Bild 
An deinem Throne fliehen taufend Türken, 
O Weltenzuflucht, diefes Setaven Worte 
' Mird mein Gedicht vom Himmelskiel geſchrieben, 
So lang der Schönen Bodenfpisen duften 
- GOUR du befeſtigen Des Guten Grund, - 


ı 


CXXXVvI. 


FE 7 
. 4: it 


So kaufe dich Zupkter (1) mie Weel! und. Hersen. 


So ziehſt zum Gebenfuß (=) die Sterne nieder. 
Exfallt die Welt mit Blut, mit Zauberey den Himmel. 


- Den Morgen und den Of der Wohlgaruche. 


Die ich mit Blut und Schwierigkeit erhalten. 

Das Herz ein Glas, der Wein die Hlut'gen Thranen. 
Die Zeit Hat dich bie Grauſamkeit gelehrt. 

Wie wirft du dann fo grauſam feyn als jetzt, 
Der Welt, der Gnaden und Wopichätigkeie, - 

Per Herrſchaft und der Seitung Siegel, 

Durch feine Billigkeit mit Städten am. 

Dus Herrſcherdiadem, die Koͤnigskrone. 

So finder er denſelben Hinter dir. 

Beſchlagen mit der Sterne goldnen Nägeln. 


Der Snaden auf dad Blatt Bedürftiger, 


Der Neid SHhataia’s, Sina’s und Tſchigitis. 


Zaͤhlſt du nicht bey dem Wort, Ohnmächtiger. 


So vollet man des Himmels Blätter auf. 
Mit Umbra bald und bald mit Tartarmoschus, 
Belräftigen ber Weltenherrſchaft Brauch. 


Sheid Aferi. 


Vierzig Jahre Tang ſaß ee auf dem Teppich der Ver 
tradhtung und pifgerte in bem 2 Thale bes beſchaulichen Lebens; übrigens auch mit vielen Schaͤtzen aͤuße⸗ 
ver Wiſſenſchaft und innerer Erkenntniß ausgeſchmuckt. In feiner Jugend fang er bad Lob von "Sul: 


Ein großer Scheich und myſtiſcher Dichter. 


4 
* 





tanen und Emiren, in ſeinem reiferen Alter die Einheit Gottes. 





Er verfertigte Seitenſtuͤcke zu meh⸗ 





6) Ein unüberſetzbares Wortſpiel, weil Müſchter i im Arabiſchen ſowohl Jupiter ale Käufer heißt. Bey 


dieſer Gelegenheit ift es nicht unſchicklich zu bemerken, daß Herr Büfhing im Diufeum für altdeut 
ſche Literatur ©. 537, ganz richtig die im Ritual bep der Niederfunft der. Amfortas vorkommen- 
den Sternennahmen für sein Arabiſch hält. Hier folgen fie sit ihren wahren Rahmen: Zwal dies Suhal, 
d. i. Saturn; WI-Muftri, l.Muſchteri, d. i. Jupiter; Alzmurer, l. Merrid, di.Mars; Sams 
fi, 1. Schems, d.i. Sonne ; Al-Kiter, I. Atared, d.i. Merkur; Alligafir if am meiſten verderbt 
ſtatt Sohre Venus, und Al-Ramr ganz richtig der Mond. Noch fo mande andere rein orientaliſche Dich⸗ 
tungen und Worte der europäifhen Gedichte des Mittelalters find bisher noch nicht erkannt oder mit Stillſchwei⸗ 
gen Übergangen worden. Sp ift 3.3 die Lift des Juden im Kaufmann von Benedig bep Shakespeare eine 
rein arabifche Anekdote aus der Erzählung des Richters von Ham ah, wiefie aus dem Arabiſchen im Morgen 
blatte ı8ı5 treu überfegt iR. Daß der Titel des Meifterfängers fhon im neunten Jahrhunderten. Ehr. an 
perſiſchen Höfen. uni geweſen fen, fahen wir beym älteften neuperfifhen Dichter Rudegi oder Rüdiger, 
‚und bier mag noch die Bemerkung hinzugefügt werden, daß das Deutfhe Minne mit dem Arabifhen Wort 
Minner oder Minne gleihen Schall und Sinn hat, indem es Gnade und Huld bedeutet. 


(2) Seminbus, der Kuß auf Die Erde, das medaxuseıs der riechen, die alte orientalife Sitte, vor 
Dem Throne ſich zur Erde an beugen, und dieſelbe zu kuſſen. 





“ 


. 2 "aan 301 —RR 


reren Gedichten Selman's, ergriff dann aber auf einmahl das Derwiſchleben, nahm beym Scheich 
Mohajeddin von Tüs den erſten Unterricht in der Myſtik, wallfahrtete mit ihm nach Mekka, und 
empfing, nachtem Mohajeddin zu Haleb geftorben war, das Ordenskleid aus. den Händen. Seib 
Mireddin's, wallfahrtete noch zweymahl nah Mekka, hielt fi bort zwey Jahre auf, und nerfaß- 
te während f:ines Aufenthaltes das Werk: Saief-fafa (Reinigkeitsfluß) im Umfange bes heili- 
gen Hauſes, über die Pflichten der Wallfahrt, und eine Geſchichte der Kaaba. In der Folge ſchrieb 
er auch außer einem Diwan nod mehrere Abhandlungen in Profa ‚und Verfen, die Werke Togra, 
Humaiundder faiferfihe Nahmenszug), Adſchaibol— sharaib (Wunder der Selten- 
beiten), Dſchewalhir-ol⸗eſſrar (die Juwelen ber Beheimniffe), weihes eine Sammlung - 
von Anekdoten und Sprüchwoͤrtern iſt, eine Erklärung ſchwer zu verſtehender Verſe, wie z. B. Chaka⸗ 

nid u. ſ. w. Von Mekka reiſte er nach Indien, wo ihm Sultan Ahmed ein Geſchenk von fünf: 
zigtauſend Silberſtücken machte, das er aber nicht annahm, und ſich hierdurch auch nicht bewegen ließ 
in Indien zu bleiben. Er zog ſich nach Ißfahan zurück, wo er auch ſtarb und begraben liegt. Ein 
noch heute vielbeſuchter Wallfahrtsort. Als Sultan Mohammed der Sohn Baiſſangur's nach Irak reiſte, 
beſuchte er den Scheich, und hoͤrte ſeine Lehren an. Er fieß denn vor ibm einen. Beutel Goldes aus- 
gießen, das er aber eben fo wenig annahm, als das Geſchenk des indiſchen Fürſten. Dewletſchah gibt 
mehrere feiner myſtiſchen Gaſele“ auf bie Einheit Gottes, von denen ung aber kein einziges überſe⸗ 
gungswerth gefchienem. - 


« 


J CXXXVII. 
S at e f i, 
mit dem ſpaͤteren Dichter desſelben Nahmens, welcher im folgenden Zeitraume lebte, nicht zu verwech⸗ 
ſeln; das Hauptwerk wodurch er fi einen Nahmen erwarb, iſt das romantiſch-myſtiſche Gedicht: Kui u 


Tſchewkan (1), di der Ballen und ber Schlaͤgel, deſſen Helden ein junger Schah und ein 


Derwifch find. Der Titel ift von der allegorifchen Liebe des Ballens gegen den Schläger her⸗ 
genommen. Deine Männerliebe obne Sinnengenuß, die alfo bem romantifhen Dichter Eein erfreufiches 
Neſultat oder Feine Kataftrophe gibt, wie weibtiche Geftalten, und folglich auch nicht wohL anders enden 
kann, als mit-einer heilfamen Lehre von ber Nichtigkeit aller Liebe bes Gefhöpfes in Wergleich mit der 
ewigen Liebe des Schöpfer, mit beffen Lob das Werk ſchließt, fö wie es mit ſeinem Preiſe folgender⸗ 
maßen beginnt. 


Eh' daß ich den Verlauf erzaͤhle, Will ich den hoͤchſten Schöpfer preiſen, 

Der Sonne und des Mondes Schöpfer, Bor dem des Himmeld Ballen rollen, 

Der Himmel ſelbſt ein runder Ballen, Im Ed’ des Neumonds krummer Schlägel; 
. Des Schickſals Ballen und der Schlägel Des Loofes wird von ihm regiert. 
Der Mond am hohen Birmament , Ba Ballen und bald Schläge iR, 

und jeder Tag von Mond gu Mond ' "8 von der Einheit Gottes Zeuge. 

Zur Welterleudtung hängt vom Himmels Die Sonne als ein gofdner Ballen. 

Das Wort das ihr⸗die Lich e nennt, . Eintfpkang des Himmels ew’gen Kreiſen. 


Er gab ihm Lauf von OR sum Weſt, Wie's hier der Ort ifk gu erzählen. 
Nah biefer Einleitung, worin wie gewöhnlich fih alles auf den Stoff, dem Sad = oder Wortſinne 


— “ 


nach, bezieht, wird die leidende Liebe des Bullen zum Schlaͤgel, und bie Tyranney die dieſer über jes 








(2) Vom Worte Tſchewkan, oder Tſchaukan kommt das rLsuurısygsor oder Maillebahn, bey den Bye 
fantinern bekannt, und der Tſchakan oder Streithpammer. Das Spiel ſeldſt iR das holländifhe Kolkt. 


mn ‚302 UI RURSE 


‚nen unbarmherzig ausübt, geſchildert. Ein Derwiſch unterhätt fi mit beyden, und fie ſprechen zu ibm 
mit der Zunge ihres Zuftandes, d.i. mit ber innern Sprache der Dinge, tie feiner articulırten 
Köne bedarf. Der Schah oder Prinz fpielt zweymahl auf ber Ballenbahn (Maille) in Gegenwark 


des Derwifches, von deffen auferortentlicher Leidenfchaft. er ‚nicht ungerübrt bleibe. 


Als diefen Zuſtand [ah der Prinz, 


Berbrach den Etod, warf weg den Ballen, 


Und gab den Faden des Vergnügens, 
Sitzt auf der Erde, weinet reichlich,⸗ 
Gießt Roſenwaſſer auf Jasminen, 
Beängftigt ſich mit Herzensunruh, 
Wenn der Geliebte ſich bekümmert, 


Stieg er fogteih vom Pferde ab, 
Berbannt Die Zreude aus dem Deren, 
Der Wonne Schlagel aus den Handen, 
Wie Nelken in dem Zrübling weinen, 


- Und auf die Sonne Sterne ans, 


Berwandelt fo den Mond in Gone. 
Vermehrt des Zreundes Liebe ſich. 


Nachdem der Derwifh eine Zeitlang fruchtlofe Leidenſchaft genährt, kömmt finer feiner guten 


Sreunde, der den Roman mit diefer Lehre befchließt: 


Gr kam ihm von dem Weg der Treue 
Er fab fein Angefit ummölft, 
Er ſprach: O fag’, was fehler dir, 
Und weiches (chönen Kinnes Ballen 
Zür wen erträgft Bu ſolche Leiden, 
Bon welchem Bau biſt du ein Hund, 
In weidhen Mond bi du verlicht? 
Wer ift der Weiter der Dich jagt, 
Wem aus Treulofen ſchwurſt du Treue, 
Was hat dein Geufjen und dein Klagen 
Der Arme gab mit taufend Thränen 
Aus gelben Wangen, , bitteen Thränen 
Mein Herz ift eine große Bunde, 
Mein Herz beängftiget Die Seele, 


D ſchau das Aug’, das Thränen ſtromet 


Schau an mein Loos und meine Zeit, 
Das Her; verführte mir die Seele, 
Als diefen Zuſtand fab der Zreund, 
„So werden Herien abgefchtworen ! 
Mer nicht die Seele willig gibt, 


Wer's iR denkt nie auf Kopf und Geste, 


Ich ließ dir dieſe Probe ſehen, 
Dem, der der Liebe ſich befleißt, 


Entgegen wie ein reiner Schlägel. 


Und feine Haare ganz verwirrt. 


Nach wem beherrſcht dich die Begier! 
Hat dich fo ganz gu Grund gerichter? 
Welch Zeuer Hat dich fo entzündet ? 

Und wei Geſicht bat dich entflammt7 
Nach welchemn Wege ſchaut dein Aug’ ? 
Und welges Haines Hirſch Hi du? 

Und welchem Herzensräuber Liebe? 

Dem unbefländ’gen Sinn zu fagen? 
Ihm ganz verwirret diefe Antwort: _ 
Erkenn' mein Leiden, frag’ nicht weiter. - 
Wie fol dir Thränen ich erklären! 

Das Diefler drang bid ins Sehein, 

Und des Geſichtes Tulpenbeet, 

Schau meinen Frühling, meinen Garten. 
D daS dieß Niemand leiden möge. * 
Er ſchmerzensvoll Darüber weint. 

Der Kopf aufs Spiel! der Fuß verloren! 
Wer ruhig bleibe ift nicht verliebt. 

Und wie es Sicherheit fi wähle. j 
Biſt serlieht, wirſt mich verſtehen. 
Gehör’ ih an mit Leib und Geiſt. 


Das Ganze ift eine niedlihe Kleinigfeit von einigen hundert Werfen, aus benen jedoch der Mah⸗ 
wertb_gefchienen, bier mehr zu überſetzen, als bey manchem anderen Dichter aus fo viel Taufenden. Das 
in der Eaiferlichen Bibliothek zu Wien unter Nr. 211 befindliche Manufeript ift mit großer Zierlichkeit 
gefchrieben. 


CXXXIX. 
Sultan Saffıan, 


der Statthalter von Gilan und Lahdſchan, der fein Gefhleht von Emir Kiai Malatt ableis 
tet, und unter bie vornehmften Gproffen ber Abkoͤmmlinge Hoſſ ein’s gehört Er flarb im Jahre der 
Hedſchira q03 (1497), und Sam Mirfe führt von hm den’ folgenden Doppelvers als Anfang einer 


5 Sorte an! 


., Becher mein Mörder an mir, dem Siefbetrübten, vorüber, 
- Gicht er mein blutiges Aug, geht doch vorüber am Blut. 


& 


den vier Derfe: 


ann 03 vum 
CXL. 
Mewlana Umidi, | 
ein guter Kaßibebichter, geboren zu Zahran. Er war zuerft in Schiraf ein Schäfer Mewlanag 


Mohammed Dimwani’s, unter beffen Anleitung er in allen Wiffenfchaften, vorzüglich aber in ber 
Arzneykunde Kortfcpritte machte. Gr ging mit der beften Gefelfhaft am Hofe Shah Jsmail's um, 


“wie diefes aus feinen Gedichten erhellt. Er flarb zu Tahran im Sabre der Hedfhira 905 (1499), 


wo man ihn eines Nachts beym Kopfe aufgehängt und eufchlagen fand. 
CL | 
Seradfhebbin Komari ſaus Kafwin,- 


einer ber anfgeweckten Köpfe am Hofe Abuffaib's, wo er mit Chodſcha Selman um den Preis 
der Dichtkunſt wetteiferte. Beſonders find die beyden folgenden Strophen biefer beyden Dichter beruͤhmt, 
deren Vorzug bey den Gelehrten noch unentſchieden iſt. 


Seradſcheddin Komari: 
D Sluth, du HaR Eypreſſen groß gezogen, Der Wirlen haft Gupreffe du gepflogen. 


Der Sarten Knospe if Dir wohlgewogen, Dieb alles Oftwind fomme durch did geflogen. 
Selman Sawebfhi antwortete: | 
Die Dornen ya du Fruͤhlinggothau ergogen, Und in den Knosſspen fie mit Blut nenflogen. 
Narciß und Roſen find dem Trunk gewogen, Dieb alles Oſtwind kommt push Di gelogen. 
" CXLI. 


Kokn Saim, 


aus einer Michterfamilie von Semnan, ein munterer Dichter, der am Hofe Toghbatimur Ehan's 
des Nachfolgers Abuffaid’s in Aftrabadb und Dſchordſchan das Amt eines Vorbethers bekleidete, und 
beftändig in, feinen vertrauteften Kreis gezogen mard. Einſt fragte ihn einer, ob ber Chan etwas ges 
fernt habe. Rokn Sain antwortete, eher wird diefer todte Chan (Karawanferai, Waarenmagazin) 
etwas lernen als ber lebendige (der Bürft). Sobald als dem Chan diefe Antwort binterbracdht worden 
war, ließ er ihn bafılr einfperren. Er faß lange Zeit im Kerker, und fandte enbli dem Chan die felgen: 


Da mir der u mie Sun ik Horb, Veriangt ih Spangen nur aus Go ; 
Das Gifen als 66 dieß verſtand Ans Eiferfagt ben Fuß ummand. 


Man bat von biefem Dichter eine große Anzahl Gedichte, und fein Diwan iſt im perfifchen F va 
ſehr geſchaͤtzt. Er fang au ein Dihname oder Sueignungsgediöt, worin Gaſelen und Bruch⸗ 
ſtuͤcke jeglicher Art. 


nn X 804 XE 
CXLM. ' 
N a m i 


das iſt der Nahmhafte, wiewohl nicht eben unter den Dichtern, unter denen wir ihn doch durch 
„einige aus feiner (dem Herrn Grafen v. Rzewusky gehörigen) Gebichtfammiung überfegten Gaſele 


um fo Tieber nahmhaft machen wollen, als er von allem myſtiſchen Umfinne ferne, nur zuweilen in ben 
gigantiſchen verfällt. " 


>» 


Ajed adscheb es hali ruchi o heme kessra. 


\ Alles wundert fi) Der Wangen, Weil in Gluthen Mücken bangen. . 
Zaudre Herz nicht, Dolce drohen, Gib den Kopf, Hab’ acht die Seele! 
Schreyen will ich aus Begierde, Glocken läuten nice von feldft. 
Zeomme lüſtert nicht die Geber, Lüſtſingen iſt fremd die Luſt. 
An der Stadt der Wiſſer weiß ich, Die Nami, nichts als dein Baus. 
\ 6 Kaddi hilal bemtschu keman si an sebeb chumest. 
— Der Neumond if deßdalb gekrümmt im Bogen, Weil vor den Brauen alle Monden ſchwinden. \ 
"Die Herzensgluth erweichet Stahl, nicht ihn, Wie feſt hält dieſes Eiſenherz an ſich! 
Ich ſprach: Gib einen Augenblick mir Gnade, Es floſs mein Blut. Er ſprach: Dieß iſt die Gnade. 
Mein Wille ſtand ani Schöpfungstug nach Wein, Bring’ Wein! vor allem geht der ew'ge Wille! 
Es ehrt Nami ſelbſt ſeinethalb den Hund, Eich, wie er ſelbſt fo Hoch verehret if! 
| Be paibussi tu der bagh sebse ber sed, j 
Am Garten foroßt dad Srün den Zuß su Füllen, Die Roſe bluͤhet nur zu dienen dir, 
Die Tulpen find dahin, es Has der Frũhling Aus GScham vor Die Das Nofenbeet verbrennet. 
Der Oſtwind if als deines Wuchſes Sclaven, An Pinien taufendfältig angeſtoßen. 
Es ſenkt fih in das Herz Humai (1) nieder, Denn Vögel wagen wel nah ihm den Flug. 
Denn er nur einen Bid wirft auf Rami, So opfer ih Heri, und Seelengold geprägt (»). 
Derja si schuri seili sürüsckem. beher taraf. 
Bom Shränenftroim mogt überall ein Meer; Die Bruſt fällt in den Staub, die Hand auf's Glas. 
Dem Siſch im Meere wäflern Zahn’ darnach, Die Mufcheln öffnen ſich ihn zu verfchlingen. ° 
._ " Die Welt ift nur ein großer Aſchenhaufe, Der Himmel brennt von meinen Herzensgluthen. 
Mein Aug’ gießt Sternen ans damit er komme⸗ Der Mond ſucht die Geſelſchaft der Pleiaden. 
Gofid bereiten dir als Zoll’ die Seele, Nami! trink reinen Wein, gep in den Winkel. 
s — |  E&XLIV. 


.. UUrfi 


einer der Überfpannteflen myſtiſchen Dichter, der —8 der Verwandi ſchaft feines Mahmene (Urfi, 
di. der Erfennende) mit dem griehifhen Orpheus kannte ober ahnte, und alſo Als der neue Or⸗ 
pbeus der Sofis, deren Lichtlehere mit ber der orphiſchen Myſterien fe viel gemein hat, ſich einen un- 
ſterblichen Nahmen erfingen wollte. Die zahlreichen und meiftens fehr fchönen Eremplare deſſelben, die 


Yy 


— —— — — — — 


6) Humai der Paradiefedvogel. _ 
(s) Wenn du mich anblidft, prägt ſich deine Geſtalt meinem Herjen und meiner Seele ein, die rein wie Gold 
ſind; wenn ich fie dir dann aufopfere , find fie Sol mit deinem Stämpel geprägt. 


nun 305 un 


* 


fih in den verfchiedenen Sammlungen befinden (1), zeigen binlänglih für das Anfehen, worin er 
ftebet, wenn er auch ‚nicht dem Rufe nach hinlaͤnglich bekannt wäre. Die meiften feiner Kafiden find 
uns eben fo hochfliegend und ungenießbar als feine Gaſelen, und die einem und bie andern (beylaͤufig 
fünfhundegg an der Zahl), machen für fi einen-befondern, und beyde zufammen einen fehr anfehn- 
lihen Band aus. u 





Kaßide. 
Ich bin, o weh! zu ſchnell vom Leben fortgegangen, Ha! Eile! wenn du fragſt, ich bin berauſcht gegangen. 
O Schmerz der Welt, eil' nicht den Nacken zu ergreifen, Bon ferne folge, eilends bin ich fortgegangen. 
O Menſchen, faget nicht 3 dis geb nicht wie der Mind, Id bin in den Harem der Seele eingegangen. 
Leb’ woht! der aus Begier des Breundes Did) geksänft,. Ich bin aus eignem. Trieb” zu Menfchen bingegangen. 
Auf Schultern Schmerz, Unglüd vor mie und Hinter mir, So bin ergebungsvoll zur Run’ ich fortgegangen. 
Bis an der Liebe Granze, bid zum jüngften Tag, Bin ich vor meinem Herzensſchmerze bergegangen, 
Die Luft zu weinen gab mir das Lanzett bey Racht, Der Woltenadern Blut als Eündkuth kam gegangen. 
WIUR du gerecht als Herrſcher ſeyn, fo fen nicht Rolz, IH Hin wie Salomon mit Wundern fortgegangen. 
Ich ſah, daß alle Trauer war Benier der Welt, a8 ih mit Gauern und Moslimen bin gegangen. 
Ich trug Verlangen, trank das Blut, genoß der Luſt, Nicht ob Frevgebigkeit und Huld bin ich gegangen, 
Da Niemand in den Zügel griff, bin ich von Mekka In Glaubensſchatten zu dem Götzentempel fortgegangen, 
Mit Lärmen ging ih in das Heiligthum, fie ſchmähte; Zum Klofter bin ich ſtirneſchlagend fortgegangen. 
Wo iſt der Streit der Weigerung, und wo die Aufnabm’? Ich bin nicht als Moslim , als Sauer nicht gegangen. 
Die Sonne Sam und diente meinem Haupt sum Kißen, Aus Sehnſucht Bin ich In den Schlaf des Nichts gegangen. 
Ben allen Orten hört ih Runde meines Kummers, Ich din mie meinem Theile tanzend fortgegangen. 
Die Klinge meines Schwertes if ein ew'ges Blatt, Weil ih zum Ueberfall des Heers des Grams gegangen. 
Ich bins, der, fatt erfhlagner Seelen, mit dem Schwert, Im Leichentuch,, sum Denker ſingend bin gegangen. 
Ich bohrte Verlen Dusch, verkauf’ fie nicht um Gpott, Su Hundert Schachten bin ich bettelnd hingegangen. 
Bafelen. 
Tschi germest ki der scherab misused, 
Welch Wärme iſt's die in dem Weine brennt, x Welch’ Beuer das im Aug‘ den Schlaf verbrennt? 
Wer von der Liebe Blitz getroffen iſt, In dieſer Sonne Schattengluth verbrennt. 
Da Wein und Schoͤnheitsgluthen find vereint, ” Verhüͤll' dich nicht, der Schleyer ſchnell verbrennt. 
Warumflel Feuer denn auf meine Tugend, Warum verbrannte fie im Blitz der Tugend? 
Es mangelt Zeuer und des Lebens Waſſer, " Wenn diefes wafferdurtige Herz verbrennt. 
Es fyrang ein Blitz hervor aus heißer Treue, Der ſchnell den Zügel der Geduld verbrennt. 
D zeig' die Gluth Urfi’s dem Herren an Der Duß’ thut und aus Luſt den Wein verbrennt. 
Tariki dilberi tu meger peri dared. 
Wie ſchoͤn du ſeyſt, ein Benius nur weiß, Denn nie ein Menſch von ſolchem Liebreig weiß. 
Wer mit den Wimpern hundertfach TiebFof't, - Aus jedem Haar Lanzett gu machen weiß. 
Aus Furcht des Herzensgrams geist nice nach Seelen Wer diefer türk’fhen Krieger Sitte weiß. 
Ich durfte nad dem Lebensquell der Lippen, Wo if der Shifer Ver die Straße weiß? 
Hüth’ dich vor jeder diefer wen Gaſelen, Die, ſey's zu mager, ſey's zu fert, Nichts weiß. 
Ber mit der Echönen Thun nicht ift bekannt, Siebkoſungen als Geauſamkeit nur weiß. 
Schatze er für Nichts die Perien, hat er Streit Mit dem, der wahren Werth der Perien weiß. 
Gefallen if, unmöglich ftebet auf Wer die Berirrungen der Liebe weiß. . 
Mit Gold Fann den Rubin, die Sonne Faufen, @in jeder welcher Gold zu machen weiß. . 
Es ziemet dem Urfi Hafıfen nachzufolgen, Weil er den Wertb beredter Herzen weiß. 
Huschem benigabi bürd dschanane tschünin bajed. 
Mit einem Blick entfeelt fie mich, fo If es recht; Ein eins’ger Zug berauſchet mich, fo iſt es recht. 
Bon In’ und Außen feb’ ih fie in hundert Bildern, Solch Tempel ik im Lande der Ungläub’gen reist. 
(1) Herr Graf von Rzewuskp allein befigt deren mehrere. ° 


ng 


ur 306 num 


. 
. 


EBꝶz ich ſie ſab war ihr mein Hera mein Lieb" ergeben, - Das Korn ſproß ohne Gäen auf, fo iR es recht. . 
Indeß vie Liebe um mid Fernen Zauber 1005, Sank id in nichts, für Zauberey iſt es fo recht, 
Ich fhau’ und flreif Herum, werfireu” und ſammle wieder, Iſt meine Geele voll von Staub , fo iſt es recht. 
Go lang’ vom Staub' des Grams gefege nicht iſt der Buſen, Ic wein’ und Sad’ aus Lich’ ein Narr, fo iſt es recht. 
Wenn eine Fremde mir ihr Angeſicht veredet, Kann fie mid kränfen niche damit, fo if es recht. 
Batd froh, bald trüb, bald voll von Leben und Halb tobt, Im fiebenfaden Wechſel für Betrunkne recht. " 
3 bin von Gimmen und für beyde Welten weg, So iſt's für Eiuen, der um nichts fich kümmert, recht 
Wenn Urfis Herzensblut im Tanze ſchäumt und wallet, Iſt's für den Schmetterling, deck ſich verbrennet, recht. 
Bierzeilige Strophen. — 
urfi, fey nie balsſtärrig, Hier iſt nicht der Ort, Die ew'ge Leitung Täßt dir Feinen weiten Naum. 
Sn jedem Brunnen fledt gefangen ein Juffuf, Doc in der Raramane if ein Kenner auch. 
€ kleidet Rh Yerwif in Zobel, Hermelin,, . Zerpad ins veichentuch mit unglüdsfhimangerm Sun. 
Den führt Die Luf Hinan, die Liebe den Herab, Dee Eine Eüßt den Mond, der Andere Das Grab, 
AXVV. 


Mewlana Bedachſchi aus Samarkand, 


beruͤhmt ob ſeiner Wohlredenheit zu Samarkand unter der Regierung Ulugbeg's, deſſen Nahmen er 
in mehreren Lobgedichten verherrlichte. Sein Diwan iſt in den Laͤndern jenſeits des Oxus ſehr bekannt, 
und vorzuͤglich ſeine doppelgereimte Sonnenkaßide berühmt, woraus die beyden folgenden Diſtichon: 
Dunkeles Haar du käuſt aufs Geſicht wie die Nacht auf die Sonne; 
Wer hat Schatten geſucht mitten im Sonnenverein! 


Ginem Raben vergleich' ich dein Haar der unter der Gouns 
Auf Des Ceder Haupt bauet das Iuftige Neß. . 


CXLVL 
| Kgadimi, 
ein mittelmäßiger erotiſcher Dichter, der nicht einmahl in dem Terdſchii oder Bedichte mie wieberfebren: 


dem Schlußfalle, welches gewoͤhnlich myſtiſchen Schwung hat, ſich über die Sinnentändeley zu erheben 
vermog; das unten Überfegte TZerdfihit/gehört unter feine. beften Produkte 
Derdi dil bi sijar gescht es mihneti hidschranio. 
Biel des Schmerzens befiel mein Herz 05 der Trennung vom Freunde, 
a Bas wird mit mie thun diefer unendfühe Schmerz! 
N Wenn er ſchießet ind Herz, su veriagen ben Balken der Liebe, 
Weinet von Bei su Zeit blutige Thränen das Herz. 
Innere Gluth hat am Bufen mir eingebrennet das Brandmaal, 
So gibt vor der Welt heimliches Feuer ſich Fund, 
Blutig füärbte das Herz fich als es fein Bildniß erblidte, 
Jeglicher Tropfen ſtel mir in das ſchwindelnde Aug’. ’ 
Bleich dem Reifige wünfhe Radimi fich ſelbſt zu verbrennen. 
Wenn des Auges Licht fallt in das flaunende Aug. 


Gedicht mit wiederkehrendem Schlußdiſtichon. 


Ei dost si ruch nikab bükuschai. 


O Breund, entſchley're deine Wangen, Beig' mir von ferne mein Verlangen. 
Ich öffnete der Augen Thore, 7 Daß die mein Herz dein offen liege. 


‘ @. 


‘ 


. CXI. 
Baba Sewdaji Abiurdi,. . 


ans Abijurb gebirtig, trug anfangs den Nahmen Chawer, nachdem .er aber. einige Jahre als 
| Derwiſch nadt in den Wüſten herumgeirrt hatte, nahm er ben Nahmen Sewdaii an. Er war einer 
jener naͤrriſchen Derwifche, bie entweder wirklich Narren find, oder fi naͤrriſch ſtellen, und welde bie 
Türken Abdal, die Reifebefcpreiber Santon's nennen, weil fie gewöhnlich im Rufe der Heiligkeit ftehen. 
Diefe Santon’s, die niedrigfte Glaffe der herumziehenden Derwifche, find von den ordentlich bey einem 
“ Klofter Iebenden, zu unterfpeiden; denn wiewohl das Leben eines Derwifches eigentlich bloß in Bezaͤh⸗ 
mung ſeiner Begierden, und in Entſagung der Welt beſteht, und alſo der Schah eben ſo gut wie der 
Scheich als Dermiſch leben kann; ſo ſetzt dieſe Lebensart noch nicht den halb wahnſinnigen Zuſtand 
dieſer Abdale voraus, welche für Medſchſub, d. i. don dem Wirbel goͤttlicher Liebe Abſ orbirte ges 
halten werden, waͤhrend ſie meiſtens nichts als wahre Medſchnun oder Wahnſinnige ſind. Ein ſol⸗ 
cher Medſchub war eine Zeitlang wenigfiend Baba Sewdaiji, der ſich im Dorfe Sengan bey Abe 
jurd aufpielt, und aud dort begraben. liegt. Er ſtarb im Jahre der Hedſchira 853 (1449) mehr als 
achtzig Jahre alt. Als Dichter fang.er Lobgedichte auf Ali mis Ermahnung an die Sürften feiner Zeit, 
vermifche, und Gafele, wie zum Benfpiel die folgende: 


Das Maal iR Ambra, Wangen Tulpen, Der Slaum des Bart Baſilikonẽ 

Der Mund iſt eine Rofenfnospe , Korallen deine Lipden find. 

Die Zähne und die Worte Perlen, Die Zunge iſt ein Papagey. 

Das Kinn ein Apfel, Bruſt das Silber, Dein Singer eine Haſelnuß. 

Die Perle, die von deinen Zähnen Gehoͤret Hatte in dem Meere, 

Ergriff das Ohr, wie die Derwiſche Ergreifen Räts die Einſamkeit. x 
Es überfchreitet ale Maßen Die Trennung von dem Ungeficht. 

Es if Geduld mir audgegangen, Den Männern ziemet nun die Huld. 

Die Seele Hat dir aufgegeben GSemwdaii für den einz’gen Ruß. 

Ich ſprach: Wirkt du das Herz nicht gehen? Gr ſprach: Das Herz ift ein Sultan! 


Die Einwohner Abjurd's wurden zu feiner Zeit von den Dſchanikurbani (einer Raͤuber⸗ 
borde) fehr beläftigt, und hatten’ ſich einigemahl fruchtlos beym Sultan Schahröch über diefelben 
befchwert, weil ihre Gegner mächtige Beſchützer am Hofe hatten. Da fie nun auch das Dorf Sen⸗ 
gan, woraus Baba Sewdaii einige Einkünfte bezog, verwüftet hatten, verfaßte er eine Kaßide, 
die mis dem Lobe Schahroch's anfängt, dann aber in eine Klage wiber die Dfhanikurbani über 
gebt, worauf Schahroch biefelben zerftreute, und fie theits neqh Merw, theils nach Tus abführen 
ließ. Aus biefer Kaßide find die Verfe: 


Berwüftee wird das Reich von Näubern Am Neihstag Mopammed Torfams, 
Der Dränger Auge kränft das Bol, Und Diebe ſchweifen dur das Land, 
Sie denten Nichts als Choraffan, Sie zetteln nur Empörung an. 
Der Voge iſt deine inte Hand, O fag’, ee führ" die Reiterey, 
Raffım if fündig und if Flug, Er weiſet ihn den rechten Weg. 
Entferne Schah dieß Mordgeſind, — Wenn nicht verwute Kolat's Burg. 
Zuletzt ſchließt die Kaßide mit einem Wortfpiele und mit dem Wunſche für Schahroch: 
Es bluͤhe Hoc der Freunde Glück, Die Feinde ſeyen Dihankurban (1. 











(9) Dfbanfurban, der die Seele sum Opfer bringt, hat denfelben Sinn als das arabifche Fedaji, welches 
der Nahme der Mordknechte der Aſſaſſinen war. Indeß waren dieſe Dſchankurban eine tatariſche 
"Horde. Siehe Notices et Extraits des manuscrits de la bibliotheque du Roi. IY. p. aä4. 


⸗ ⸗ 


XEC 208 DV OU 9 


CXU. 
Mewlana Talib Dſchadſchermi, 


ein Safelenfänger, und ein Jünger Scheih Aferi’s; er reifte Anfangs eine Zeit lang, und ließ fidh 
dann zu Schiraſ nieder, wo feine Gedichte bald berühmt wurden, wo er Geitenftüde zu den Gaſelen 
Saadics, und das Gedicht Kui u Tſchevkan, d.i.der Ballen und der Schlaͤgel, dem Sul« 
tan Ubdollah Ben Ibrahim zueignete. Er erhielt dafür fehr fehöne Gefchenke, die ihm aber nicht 
lange nüßten, indem er gar bald alles wieder mit Knaben und fuftigen Brüdern durchbrachte. Er flarb 
im Jahre der Hedſchira 854 (1450) und liege zu Moßella in der Vorftadt von Schiraf, an 
Hafiſens Seite begraben. | 


‚CXIN. 
Abu Ishak aus Shirdf, —  —- 


ber Dichter der Ledermäuler, der nur Speiſen und gute Biſſen befang, und beffen Werke der Cober 
der perfifhen Gaftronomie find. Dewletſchah meint, daß, wenn er ſich hierdurch bey reichen Lieb: 
habern von guten Biffen ein wefentliched Verdienft erworben, er armen Schlucdern nur umfonft das Mauf 
wäffern made. Er Iebte_am Hofe des Prinzen Alerander Ben Omar Scheih Behadir,. der 
ihn gern an feine Tafel 309. Eines feiner berühmteſten Gedichte ift die Disputation des Dattelku⸗ 
chens Dſchengal, eine Parodie der Disputation der Lante und Violine Saadi’s: 











An einer Tafel wohlbeſetzt, 

Die Säfte faben um den Tiſch 

Ben Milch das Eingemachte fand, 

Die Sulzen flanden vis-A-vis, 

Und m der Mitte fland ein Kuchen, 

Es ift kein Zuckerwerk fo füß 

Kein Beinen iſt in feinen Weichen, 

So warm, fo weich, fo zart,gehaut, 

@in Menn, von Geift und von Geſchmack, 
Se ſprach: aus Datteln, Brod und Butter, 
Bin ich gefnetet aUzumahl, 

Als die vernahm der Mann mit Heil, 

De fing su fpredhen an Die Dattel, 

Als ich noch Hing am Zweige grün 

Ss nährten mich der Mond, die Sonne, 
Mein Kleid war grün, dann gelb, dann rofh, 
Des Schickſuls Hand ſchnitt mich entzwey, 
Man warf mich von der Palme nieder 

Ich mußte fort des Weges wandern, 


Auf Reifen ſtedt man mi in Säde 


Bald bin ich in der Mebifpeis Kürze, 
Einmahl gefelt man mich zu Nüßen, 

Zum Moft gemifcher. geb’ ih Wein), \ 
Man fondert mich in das Gonfect, 

"Yun eingefperrtin Dattelfuden, 
Ich hänge hieran einem Haken, 
Das Wort nahm auf die Butter nun, 

Es war einmahl mein Zeitvertreib 


Wo man hintan die Grillen Tcht, 
Ben Obſt, Geflügel, Mus und Fiſch. 


"Und Brod und Braten Hand in Handy 


Die Mandeltorten Knie an Knie, 
Dei Schild'rung ich nicht will verfuchen. - 
Vom Kopf zum Fuße für gewiß, 


.Wo Schmalz den Adern zu vergleichen, 


Geheimnißvollen eng vertraut, 
Befragte ihn: Woher Geback? 


Bin ich der Süßen Pflegemutter , 


So ift mein Rahme dann Dſchengal. 
Sprach er: erzähl” mir's im Detail, 
Erzählend fo ihr tittle tattle: 

Gab jedes Auge nah mir bin, 

Aus Wind und Wolten ſog' ih Wonne. 
Zuletzt ein dunkeler Kapot, 

Es ſtieß die Seele mir zu Brey. 

Vom Hohen Baum auf niedre Slieden 
Mit diefem bald, und bald mit andern, 
Und ſchüttelt mich mit dem Gepäcke. 
Bald Fleider mich des Brodkeigs Schürze. 
Zu Zeigen, um fie zu verfüßen. 

Mit Milch und Reis iſt mein Gedeih’n. 
Und flüßig geb’ ich Dattelſeet. 

Kann mid der Greis mit Schimpf verſuchen, 
Ein jeder kann mich ſchmerzlich packen. 
Haarklein erklärend AU ihr Thun. 

Zu ſchwelgen in des Schafes Leib, 











⸗ en ze 289 
Ich Lolgte froh der Rräuter Spur, 
Es fpennte mich die Amme ab, 
Sie ließ mic in den Kelten tropfen, 
Am Butterfaß ward’ ich geſchüttelt 
Dann fegte man mich auf die Gluth, 
Ich ward in Echläuchen eingebunden. 
Ich bin bey Nudeln und bey Zieden, 
Bu Braten werd’ ich aufgelyart, 
Dem Honig werd’ ich beygemiſcht, 
Bald braucht man mich zum Todtenmahl, 
Im Pudding Halt’ ich öfters Stand, 
ı Nun eingefpertin Dattelkuchen, 
Ich Hänge Hieran einem Hafen, 
Es ſprach Hierauf von fi das Brot, 
- Ich war das Korn auf Edens Zur, 
Ich fiel herunter auf die Welt, v 
Man fchloß mich in die Erde ein, 
Da kam ich wieder an das Licht, 
Aus Srols emporte ich mich num, 
Es wehrte hart des Hungers Wind, - 
Der Bauer fchnitt den Kopf mir ab, 
"Er trat mich wie ein Ungeheuer, 
Den Kopf sermalmte mis der Stein, 
und trug’ ich noch au Hülfen Lieb’, 
Geknetet litt ich Stoß der Fauſt 
Sm euer endlich braun gebrannt, 
Run eingefpertin Dattelfuden 
” Sch Hänge Hier an einem Hafen, 


Du biſt's, o Menſch, der Kuchen beißg, 
Es buck dich ſo der Koch der Himmel, 
Die Sliegen ſind des Teufels Bahn, 

Da Sliegen ſtäts das Suͤße ſuchen, 
Mir Andacht jagt du fie geſchwind, 

Auf Erden reif mit Proriant, 

Wie Abu IsHak zart und weich, 

Die Sinnen find das warme Brot, 
Man fagt: das Wafler und dad Brot 


Pd 


XXXXXX 


Und pflüdte Roſen von der Zfur. 


- Und mich in fremde Hände gab. 


Da war ich Mil, und fpäter Topfen. 
Und durch das 2008 zufammgerüttelt, 
Bis daß ich rein ward, heil und gut. 
und friſch mit Echafeshaur umwunden. 
Und bald bey Kuchen und bey Weden. 
Und madı das weiche Zwieback hart. 


"Wie Nachtthau biindlings aufgetifcht. 


Bald prang’ 19 im Beſchneidungsſaal. 

und gib mich in des Beigels (1) Hand. . 
Kann mih der Greis mis Schimpf verſuchen, 
Ein jeder kann mi ſchmerzlich packen. 


-A18 Muger Mann zur Zeit der Noth: 


Genährt von Himmlifher Natur. 

Wo man im Brunn verfkedt mic Hält, 

Dort lag ich eine Zeit allein. r 

Und fah der Sonne Angeſicht. 

Verlegte mich aufs Koftbarchun. ’ . 
Bum Greifen war» ich ſehr gefchtwind. 

Gr mwürfelte mi auf und ab. 

Kurz, endlich Fam ich in die Scheuer. 

Vom Körper ward die Seele rein, 

KBard ic gebeutels Dur Das ieh. 

Bis Zorn als Sauerteig aufbrauf. \ 

Bin ich als Brot gar wohl bekannt, ' 
Kann mi der Greis mit Shimpf verfuchen. 
Einieder fann mich fdmerglich paden. 


Brot, Dattel,, Schmatz, Leis, Seel und Geif. 
Dich fude des Zliegenpeers Gewimmel. 

Er padı dich mit VBerfuchung an. 

Und füßer iR kein Dattelkuchen. 

Spiel nicht. mit Ziegen wie ein Rind. 

Nimm Dattelfuchen in die Hand. ° 

Dem Brote in dem Waffer gleich. 

Das kalte Waſſer ift der Tod. 

Nacht Menſchen; beffer weiß es Gott. 


Man würde ſich ſehr irren, wenn man die Moral dieſer Apiciusſchule für Ironie nähme; dem 


Dichter ift alles Ernſt dabey, er meint es recht aufrichtig und poetifh. Er war einmahl an ber Tafel 
des Prinzen an gute Biffen verwöhnt, und ein zu großer Gourmand, um die Bilder für den Aus⸗ 
druck feiner Gedanken irgendwo anders als in den Speiſen und⸗der Kliche zu fuchen. 
den Blumen ‚ ‚ben zarteften Gegenfländen des Auges, nur Bilder für die Genuſſe. des Geſchmackes, 
wie er ſelbſt ſagt: 


Dichter vergleichen das Aug’ der Nareiſſe mit Augen der Saonen 
Aber dem Auge Jsbak's Halt fie nicht Silber und Gold vor, 


So fand er ın 


Gagen.: fie Hält in der Hand Teller vol Gilber und Gold, 
Auf einem Teller Safran, Semmein, die filbernen ſechs. 





(1) Beigel, ein ringartiges Gebaͤcke, wie Armfpangen, von denen ber periphe Nahme berendſchen ber- 


‚genommen if.” . 


! 


8» 


. 290 RU 
CXIV. 


Mewlana Simi aus Nifhabur, 


ein geſchickter und gelehrter Mann, ber fih erft in Nifhabur dann in Meſchhed aufhielt, und 
bort philofogifchen Unterriht gab. Er fchrieb fechferley Schriftarten und war gleich gefickt als Kal: 
figraph und Logogryphenſchmid, verftand ſich vortrefflih auf das Papiermahen, Barbenmifchen und 
Vergolden, und hinterließ hierüber einige Abhandlungen: Auch verfaßte er eine Abhandlung über die Kunft 
Briefe zu fihreiden. Seine Schule war viel befucht von den angefebeniten Männern, und Mewlana 
Abdolhaji, der berühmte Dimanfchreiber, war fein Schlüter. Die folgenden Verſe ſind Simr’s« 

Das arme, fehnfuchtsvolle Herz Iſt durch der Brauen Liebe hin. | 

Der Hftwind kringt den Nofen Blüshen, O Nofe ſtirb, wenn du gering fie haltſt. 

Er’verfaßte mehrere logogryphiſche Verſe (Mima), deren Buchftaben verfegt verfchiedene Nahmen 
geben. Dewletſchah will fi) aber hierüber Fein Urtheil anmaßen, indem er aufrihtig bekennt, Nichts 
biedon zu ’verftehen. Zur Zeit des Prinzen Alaeddemwlet, des Sohnes Baiffangurs, fol Simi 
in einer Nacht breytaufend DBerfe gereimt und aufgefchrieben, und dann unter einem großen Zulaufe 
bes Volkes zu Mefchheb bintereinander an einem Tage neun Gaftmahle eingenommen und neunmahl 
dazwiſchen gefchlafen haben. Diefe dreptaufend Merfe find drey Erzählungen, wovon einige Verſe 
nicht Eunftfos find. Dem perſiſchen Biographen fcheint dieß unglaublih, und indem er ausruft: O aufs 
richtiger Appetit! o glückliche Natur! führt er gelegenheitlich die Werfe mit an: 


Wahrhaftig zu beneiden if, Wer fo viel reimt und fo vier ißt! 
Dann bie eines indifchen Philoſophen: 
Iſt nur die Welt und nicht der Magen gut, Mad nübet mir dann al mein Hab und Gut, 
Ein guter Magen ift viel beffer uns, Als alle Herrfcherfronen Feridun's. 


Mewlana Simi war alfo ber Sreffer unter den Dichtern, wie AbuishaE der Dichter der 
Srefler, und die Shaten des erften, wie die Verſe bes zweyten, verdienen allerdings eine Stelle im 
Almanac des gourmands. 


CXV. 
Jabja Nifhaburi Fettabi, 


ein wohlunterrichteter Mann, der ſich unter der Regierung Shabrobs einen Nahmen erwarb als’ 
Dichter und Schoͤnſchreiber. Er reimte einige Zueignungsfchriften (Dibnam e) und verfaßte das Buch 
Esrari Humar, die Gebeimniffe des Rauſches (1). Seine Gedichte. find nit ſonderlich 
berühmt, aber doch von den Dichtern gekannt und vielfältig angeführt. Er flarb im ‚Jahre der He: 
(dira 852 (1448). Die folgenden Verfe find von ihm: 
Sing' wie die Nachtigall die aufflieget Hai und Hui. 
Vogel des Geiſts! wie ang weile du hier noch am Aſt? 
Gage wie nenneft du dich, Anführer dee Mondengefichter,, 
Biſt du ein Engel, Huri? Bift du aus Eden, Rifwan? 








(1) Chumar beißt der Weindunft nach ausgefchlafenem Rauſche. Esrar fcheint auch der Nahme eines Effers 
zu fepn, nach der Parodie eines befannten Derfes, die Dewletſchah anführt: 


Was braucht Esrar Saffran, Lativerge, Zuderfandel, Was braucht einfhön Geſicht, Geruch und Mast und Schminfe! 











XXC 291 Ar a 


Wenn du als Enpreß im Garten einherſchwankſt, 
Ueberragt dein Wuchs überal Bäume und Dad. 
Mid verlanger gar ſehr nach deinen Wangen und Loden, 
Morgens und Abends bi du Nahrung der Seele vertraut, 
Dfwind, gehſt du vorbey im Lande das er bewohnet, 
Richte von mir den Gruß, richt’ dem Geliebten ihn aus, 
Nebenbubler! vom Sau ſollſt du mich zurücke nicht weifen, 
Bettler weifet man nicht von der Thüre zurüd. 
SFreylich if dein Saum rein, wie in der Knosne die Roſe. 
. Aber mis gutem Ruf haſt Du zerriffenes Kleid. 
Settahi if der Arme, der Bettler des Thores, 
Dieſes zeichnet mich rühmlich vor Anderen aus. 


Er ift der. Verfaffer der beyten berühmten Roman Husn u Dil, b.i. Schönheit und 
Herz, und des Schebiftani Ehial, b.i. das Schlafgemach der Phantafie; das erfte eine 
“fortlaufende Allegorie der mächtigen Einwirkung der Schönheit auf das Merz durch bie Liebe, wider 
weldye alle Vetheidigungswaffen des Verſtandes nichts vermoͤgen. 


CXVI. 
Emiredbin aus Menfilabead, 


Verfaſſer mehrerer doppelgereimten Gedichte, wie des Schemi u pervane, d.i. Licht und Schmet 
terling, das aud den Nahmen Mißbahol Folub, Laterne der Herzen führt, des AK u 
ifhE, di. Vernunft und Liebe, fonft Sil vetit-thaibin, d.i. Ergögung ber Guten 


betitelt, des Fethi Futuh, d.i. die Eroberung der Eroberungen, -und mehrerer anderer. 
Die folgende Gaſele ift von ihm: 


— ⸗ 


Erblidt dad Aug' den Gpiegel deines Angeſichts, Tropft aus Erſtaunen von den Wimpern Waſſer. 
Mein Hers iſt in dem Lodenbaar verwirrt, Der Bogel fhläge im Neg Herum mit Unsup. 
" Mein Leib ergittere wenn ich ſtoͤhne Ad! 7 Der AR ersittert vor dem Morgenwinde, 
BGenieß ich dein nur einen Augenblick, So wird der Geiſt aus meinem Auge fliegen. 
“ CXVI. | . 


Derwifh Kaffimi aus Tun, 


febte abgezogen und fill, lieber in Tun als in Herat, im beſchaulichen Leben. 


®afele 
Hein Falke iR in deinem Haar gefangen, Der Vogel der Begier in deinem Rebe. 
Wenn du entammf dir Wangen Rofenfeur, Iſt an dem Rand der Eluch dein Maal die Kohle; 
Srag’ mich Entfernen nicht um dein Geſicht, Es weiß der Narr Nichts vom wievielten Monde. 
Iſt in dem Her; Verflandesmagasin, .GSo laflen Wand'rer es am Wege liegen. 
Den Werth, den Kaffimi fi hat erworben, Er danter ihm allein den Werth des Freundes. 
CXVIII. 


Mewlana Balchi Scherifi, 


nicht zu verwechſeln mit dem großen Mewlana Balchi Df helaleddin Rumi. Er trieb Arzeney⸗ 
Ton: und Dipstunf, ſchrieb Lobgedichte auf Seide, Emire, Imame, und ben Echah von Ber 
803 


XX 292 fr 


dachſ han. Dewletſ ah liefert von’ hin eine Gaſele, die mit dem beliebten Schlußreime vb e ſ⸗ 
ſere endet. | 


CXIX. 
Chodſcha Abumanſſur Karibodſcha, 


ein Gaſelendichter aus der Zeit Schahroch's, ber ſich dem Prinzen Alaeddewlet aneignete und 
durch ihn eine Steuereinnehmerſtelle erhielt. Eine ſeiner berühmteſten Gaſelen iſt die folgende: 


Dein ſchoͤnes Aug’ if Unheil allen Menſchen, Im Muge Bi du ſtatt des Augenmen (hen (Hugapfels). 
Es ſtellet fih der Menfh in deinem Auge, Ais wäre etwas hinter Diefem Menfchen. 
Damit dein Hoher Wuchs fiih fegen möge ’ - Entfprang ein Quell in dem Pallaſt des Menſchen. 
Du tödte und du rufeſt in das Leben, Du biſt zuletzt Doch nicht dee Gott der Menſchen. 
Es ſtarb Manßur aus Gram, er iſt Hefrenet Von deiner Härte, und der Qual der Menſchen. 
As Abdolwahab biefe Safele declamirte, fegte er ironifch den Vers hinzu: 
O Herr! du wolleſt Herrſchaft mir verleihen, Daß ich belohnen möge diefen Menſchen; 


ein Werd, der bald in dem Munde aller Großen war, die ſich über des Dichters Selbfteinbildung feie 
nes Werths damit luflig machten. Er flarb im Jahre der Hedſchira 854 (1450). 


CH. 
Mewlana Tuſſi, | 


ein luſtiger Kopf und gemeiner Volksdichter, der noch zur Zeit als Dewletſchah ſeine Biographien 
ſchrieb, am Leben war. Er blühte vorzüglich zur Zeit Babur Sultans, dem er zu Ehren eine. be 
kannte Kaßide fang mit geböppeltem Heime an Ende jedes anderten Verſes (Redif). Er fang: 


Wer gu dem Mond die Doppelloden bringt, > Bulege in dieſe Stadt nur Unglüd Hringt. 
Verbrenner iR Die Welt, und ich weiß nicht Woher dieß Licht zu fcharfe Zunge bringt. 
Der Dftwind iſt Sefährte deines Staubs, Er iſt eg der uns Licht und Helle bringt. 
Das Bild des Hochaltars der Brauen it's, Das di Tuſſi zum Herzgebethe bringt. 
CXXL - EEE 


Seid Scherefebdin aus Sebfewar, 


von ſehr edlem Geſchlechte, der ımter der Regierung Schahroch's als Präfect des Diftrictd von Se bs 
femwar angeftellt war. Zur Zeit bes Weird Gajaßeddin Pir Ahmed war er eine Zeit lang ein: 
gefperrt, und unter Emir Baba Haffan Kotſchin wurde er gar. unſchuldig hingerichtet, im 
Jahre der Hedſchira 856 (1452). Man hat von ihn eine Answahl von Gaſelen; eine ber befanntes 
ften if die Folgende als Seitenftü zu einer berühmten Bafele Ehosru's gedichtet, die ſo beginnt: 
»Leidend bin ih und Arzney nicht kenne.«. 

Bis ich des Daſeyns Hand und Fuß nicht kenne, Ich weder mich, noch Gott den Herrn kenne. 


Ich kaufte den Juſſuf für zwey, drey Herzen, WVrerzeih' mir's, daß ich ſeinen Werth nicht kenne. 
Ich ſterbe ohne daß ich Nettung wähle, Ich brenne ohne daß ich Lind’ rung kenne. 
. Ich bin nicht Mufti und nicht Landesrichter, Indem ich Trug und Steißneren nicht kenne. — 


So ich als du, find nicht von dieſer Welt. Gelehrter Maun! den ich fo wie mich Fenne, 


“ ‘ 








CXXI. 


gafiſ Salwaii, (d.i. ber Zucerbacer), 


ein Dichter vom Hofe Schahroch's, deſſen Vornahme durch ben’ großen Dichter dieſes Nahmens zu 
berühmt geworben, als baß biefer Zuderbäder mit demfelben verwechfelt werden Eönnte, 


CXXIN. . 
Mewlana Tuti aus Terfchif, 


ſang zur Zeit Sultans Abulfaffem Bobur Behadir's, und ſtarb im Jahre der Hedſchira 867 
(1462). Er gab ſich meiſtens mit Lobgedichten und auch mit Arzneykunſt ab. _ 


j BSafele " 


Zeit iſt's vom Sinnenband ſich zu befreyen, Den Papagey des Geiſtes zu befreyen. 
Wie lang noch Nebenbuhler-Freundesqualen? Zeit iſt's von Beyden fiy nun gu befreyen. 
Es kam Tuti (1) zum Zuder des Senuffes, Als Zürf wit er von Biegen ſich befreyen. 


CXXIV. 
Emir Schahi aus Sebſewar. 


Dewletſchah's Partheylichkeit für feine Zeitgenoſſen, die er mit unverdienten Loblprüchen über: 
bäuft , bat auch diefem mittelmaͤßigen Dichter die größten. Lobſprüche zugetheilt. Nach ihm vereint 
Schahi das Feuer Chosru's, die Anmuth Haſſan's aus Dehli, die Zartheit Kemols, und 
die durchſichtige Reinheit Hafiſen's. 

Ein Roſenbuſch, des Hienes Argeney, Iſt mehr werth als fo manche Scheuer Heu. 

Sein eigentliher Nahme- ift Aka melek Ben Melek Dſchemaleddin Firuſkuhi, und 
ben Beynahmen Schahi hatte ihm Sultan Baiff angur bepgelegt, wie mehreren andern, wiewohl 
Eein einziger ald er dadurch berühmt geworden. eine Ahnen gehörten unter die Edelſten der Bamilie 
Serbedar, nah deren Ball unter Sultan Schahroc er fi dem Prinzen Baiffangur aneignete, 
durch deffen Vermittlung er auch einen Theil feines Erbes wieder zurüderhielt. Später zog er ſich 
vom Hofe zurüd, und lebte von einer Eleinen Befigung zu Sebſewar in ber Abgefchicdenheit von 
der Welt. Er zeichnete fih in mehr als einer Kunft aus; er war nit nur Dichter fondern auch Schoͤn⸗ 
ſchreiber, Mahler und Tonfünftler, und vereinigte daher in fi) alle Talente, welche mittelmäßige Ges 
dichte zwar nicht zu vortrefflihen fkämpeln, aber durch fchöne mit Gemählden ausgeftattete Abſchrif⸗ 
ten, und durch Begleitung mit Muſik, den Genuß derſelben für Aug und Ohr ungemein zu erhöhen vers 
mögen. Schöne Schrift und Gemählde vertreten im Drient Prachtausgaben mit Kupfern, 'oder wire 
den vielmehr umgekehrt von benfelben in Eucopa vertreten. 


‘ 


O großer Schah , es wird die Welt in taufend Zahren Nicht einen Taufendfünftier der mie gleiche gewahren. 
Wenn aber mich geringes Wolf nicht lobt, fo weiß Ich dennoch mein Verdieuft au ſchätzen und zu loben. 
Dem Dcean vergleicht fi der Geſellſchaft Kreis, Die Perlen find im Grund, das Reiũg ſchwimmet oben. 








(1) Der Dichter fpielt mit feinem Nahmen ‚der Papagep heißt. 


—;XE 294 XE 


Emir Schahi leb:e über ſiebzig Jahre, und flarb zu Aſtrabad im Jahre der Hedſchira 857 (1453) 
jur Zeit Sultan Babur Behaders. Kein Leib wurde nad Sebſewar gebradht, und in dem von feis 
nen Ahnen geftifteten Kloiter begraben. Scheih Aferi, Ewhardi, Meftufi, Mewiana Jahe 
Sabif, Mewlana Haffan und Seid Selimi waren ſeine Zeikgenoflen. 


@afelen (ı) - 


Saki es ghami tu akl u dschan reft. 
O Echenf'! ob deinem Bram iR Seel’ und Siun vergangen, Nun da ich todt, ii alle Forderung vergangen. 


Ich Habe meine Kraft auf diefem Pfad verloren, und gerne ging’ ich, Doch Die Kraft ik mir vergangen: 
Sobald dein -Augefiht von meinem Blicke fern, ZR meines Heriens Wunſch für mid Dabingegangen. 
Jude’ ih fand, hat mir dein Wuchs das Her geraubet, Auch diefes ıR zu deiner Echwelle hingegangen. 
Sſchahhi, der Tuwen glei in Blut verſenkt iR, wünfder Er wär’ mis deinem Brandmaal aus der Weit gegangen. 
Abru es men mctab ki dili derdimendi tust. 
Wende nicht von mir die Brauen, Da verurfahft meinen Schmerz, 
‚ Und der Pfeil der mi verwundet Kam von deinem Bogen, Ad! 
Ich bewohne nur die Länder Die als König du regierſt, 
Und ich bin der Zrengelaffne Bon dem Eclaven der dir dient. 
Wende die verwirrten Loden Und die franfen Brauen ab. 
O des Armen, der die Bent’ if Bon dem Bogen deiner Jagd. 
Prediger, wo it die Predigt ? .. Und wo if, wo unfer Wort? 
Breche einmahl ab die Tagzeit Nicht zum Nathen iR die Zeit. 
Du befahlſt, daß an der Thüre Dir als Sclave dien’ Sıhapil 
Kränfung laß dir niche gefallen - Wenn er dir gefällig iR. 
Chattesch begirdi aris mehwesch ber amedest. 
Der Zlaum umfreift die Wangen wie der Mond, Ga Beilden find zur Rofe bergefomimen; 
Ich fende nun mein Herz ans In den Barten, Zur Tulpe Hyacintben find gekommen. 
Der grüne Flaum am Slaumenangefict IR wie das Grün in Abrabams SGluth gekommen. 
Gedenkend deines Haars, find jede Nacht Wohl Hundert Geufjer aus der Bruf gekommen. 
Schahi, trägt in der Narrenwelt den Kopf Seitdem der Schönen Kunde if gekommen. 
Tschu sebsei teret es bergi jasmin bechuast, - 
Als grünes Laub von dem Jasmin auffland, Der Aufruhr aus dem Hinterhalt auffland. 
Als deiner Lippen Bild kam in das Hery WVor der Bernunft Empörung laut aufſtand. 
Als aus den grünen Flor die Roſe brach, Von Nachtigallen Wehgeköhn aufſtand. 
Bon deinem Aug’ erfranfte die Narciß, So daß fie nicht mehr ohne Stab aufkand. 
Als dieles Lied Schu Hi’s der Sänger fang, Beyfallsgeſchrey vom Himmelsplan aufſtand. 
Baghra bas meger müschdei gülris amed. - 
Vielleicht iſt Roſenkunde hier gefommen , Weil Morgentwind von Wielen iR gekommen. 
Sein Wegeſtaub ift wahre Augenfchminfe, Womit ded Oſtes Moschushauch gefommen. 
Bereite nun das Set, denn in den Garten SR junges Grün und friſche Rof gefommen. 
Die Liebe Hat mich der Geduld beraubt, Deo Krankſeyns Reihe IR an mich gekommen. 
Das Glas Schahis, voU feines Herzensblute, WVeracht' nicht, Freude iR Daraus gelommen. 
Rui tu rischki meh u afitab schüd her du. 
Dein Angeſicht beneiden Mond und Sonne beyde, Bein! Zuderwerki du lächelſt geiſtreich füß Wie Beyde. 
Eind Aug’ und Lippen ferne, o fo rauben fie, Dem Herzen und dem Auge Schlaf und Ruhe Berde. 











6) Aus. dem in der Sammlung des Herrn Grafen von Rzewusky befindlichen Diwan dieſes Dichters. 





⁊ 


—XXEE 295 XX 


Geduld und Heil, mit denen ich mich vormahls ſchmückte, Der Geige und der Laute find fie aufgeopfert Beyde. 
Vom Aug’ zum Herzen ſtürzt von Zeit zu Seit ein Strom, O fich,, wie Herr und Aug' verwüſtet wurden Beyde. 
Die Seele und das ganz jerdrochne Her; Schahi's, ©ie ringen in den Fluthen mit dem Tode Beyde. 
Lebi schirin schekerchand dari. 
Du Haft fühe Zuderlippen, Ale Schönheit if dir eigen, 
. D befriedige den Bettler Nur mit einem Schmähetvorte ; 

Wend nicht ab das Haar vom Herzen, Biele find darin verfridet. 

Buderropr bift du fo füße, Wis der Freund un ihn zu retten? 

SR dein Herz, Schahi, gefangen, übt ed wohl den Rath zu hören? 


Tschemeni pir sebs schüd saki gül u nerkes behagh amed, 


Grün if die Flur, o Schenke! die Rof und Narciß ift gefommen, . 
Reiche das Glas weil im Hain Augen und Lampen jege ſindi. 
Wie die Nachtigall Hagr und Föhn ich mit blutigen Maale, 
Denn vom Rofenbeet fallet dem Armen nichts Ju. 
Seh’ im Garten der du nicht trageft Dornen im Herien, 
» Blutig kann ih nicht kommen sum Garten herab. 
Wieder verwirrt ift mein Her vom neu aufgrünenden Flaume, 
In des Narren Hirn Famen Gerüche vom Lenz. 
Ruhig vermag nicht S chahi zu leben gelichet von Schönen, 
Sey nice ſicher, denn nie ruhet das fchregende Aug (1). 
4 


CXXV. . 

Faͤchreddin Ewhadi Meftufi, 

ein großer Gelehrter in vielen Wiſſenſchaften, Aſtronom und Arzt, Briefſteller und Geſchichtſchreiber, 
Ppilofoph und Rechtsgelehrter, wie auch Dichter. In Hinfiht feiner Wielfeitigkeit und der Fruchtbar⸗ 
keit feiner Geber könnte man ihn mit Voltaire vergleichen, indem er wie dieſer über bie mannigfaltigs 
ften Gegenftände hundert Bände Jufansmenfchrieb. (Er ‚erhielt, von allen Seiten reihlihe Geſchenke, 
die er unter feine dürftigen’ Sreunde und geſchickte Köpfe verebeilte , felbft aber arm wie ein Derwiſch 
lebte. Der große Gelehrte Gajaßeddin Mohammed, den Dewietfhab den Galenus feiner Zeit 
nennt, war fein Schüler in ber Philoſophie, und zeigte ſich nach ſeinem Tode dankbar gegen ſeine 
Lehre, indem er ſein Hatem verſorgte. Der Diwan Ewhadi's (ber mit dem früheren Dicht 
diefes Nahmens nicht zu verwechfeln iſt) begreift Kaßid's, Bruhftüde, Gafelen, und mehrere 
Lobgedichte auf Imame, wovon Dewletſchah das zum Preife Ali’ Ben Muffa’s anführt, das wer 
niger den Dichter als den Philofophen verräth. Er farb in einem Alter von 72 Jahren, im Jahre 
der Hebfchira 868 (1463). Da ihm feine Freunde darüber, daß er ſich nicht verheiratben wollte, Wore 
würfe gemacht, antwortete er ihnen! 


» 
‘ 


Es fprach einmaft ein Zrennd zu Ew badi: O du! dem klar der Himmel und die Welt, 


In dem Gevbiethe des Verdienſtes Herr, Im Reiche der Beredſamkeit ein Held; / 
Warum Ha Reiner! du, von Weibern fern, Wie der Meffias Einſamkeit erwählt? 

Es ſcheint in vollem Glanz das Süd dem Mann, Der fih mit Weib und Kindern unterhält. 
Warum’ verfchließeft du wie Knospen dich, So Lang Die Rofe noch den Sau erhellt? 

IH ſprach: o guter Freund, ich weiß gewiß, Daß dir an guter Abficht es nicht fehlt. 


(1) Das böfe Auge des Feindes, deffen Blick das Glüͤck fo Teicht verfchrepen kann. 





nr . 296 nun 3 


Ich weiß, daß eheluſt'gem Mann ein Weib 
Doch fiele mir mit ihr Geſpraͤch gar fchiver, 


„ht 


Die Ruh' des Geiſtes und des Leibs erdaͤtt. 
Ich ſpraͤch' vom Himmelskorn, und fie vom Spelt (1). 


cxvr. Ä 
Mewlana Juſſuf Emiri, 


ein Dichter aus der Zeit Schahroch's und fin. Lobredner; die folgende zum reife dieſet Sultans 


gedichtete Kaßide iſt eine ſeiner berümteſten: 


Der Abgott, der mit Mondesſchimmer glänzt, 
Benimmt den Edelſteinen ihren Werth, 
Es geht der Oſt als ein Gewürgefrämer * 
Vom Lippenflaume und vom Lippenquell 
Kein Unterſchied ift 1wiſchen dem Geficht, 
Entſpringt der trunfenen Nareiß ein Herz, 
Berwirret id mein Herz, verflört mein Geiſt, 
Ich bin durch, ihn der ganzen Welt Geſpräch, 
Gefangen ift mein Her; von feinem Sram , 
Er, der Bultanen Herr, des Glaubens Fürſt, 
Das Echild der Gnadenſonne, deren Glanz 
. Die Eiferſucht auf feined Domes Höh 
Des Himmels Mühle malt in warmer Zeit 
Der Widder laßt fich braten in dem Zen, 
O Schah, den Gottes ew'ge Gnade ſchmückt 
Die Schöpfung kann vergleichen fi dem Aug’ 
Es dringen dir aud Sehnſucht deiner Hand, 
Man könnte die vier Stüßen deines Throns 
O Weltenzuflucht,, dir au Ehren fang | 
Durch Kraft des Sinne und. Zlüßigfeit des Worte 
Es mird das ſchönſte Dichterehrenfleid (4) 
Der Titel, die Paraphe deiner Macht 
Es fey,bein Reich bis an den jüngften‘ Tag 


‘ 


Und. def Rubin das guderlãcheln ſpendet, 
Und ſetzt herab die Perlen und Korallen. 


Herum, durchduftet von den Ambralocken. 


Sitzt Chiſſer ganz beyſeit' am Quell des Lebens. 
Und zwifhen Sonnenglanz im lichten Oſten. 

So wird ed von den Zoden eingefangen. 

Bon feinem Stirnenhaare ganz zerrüttet, 

Wie fol ich mich vor feinen Lüften hüten (2). 
Vielleicht kann mich der Schah der Erde Heilen. 
Dei Wort die Könige der Welt heherrſcht. 

Die Sonn’ und den Saturnus hat verfinftert, 
Hat umgekehrt gar oft die ſieben Sphären. 

Das Diehl für ipn zum Mond und Sonnenbrot (3). 
Der Hoffnung, daß man ihn auf feine Tafel ſetze. 
Und über dem die Huld des Herren fchattet‘, 

So lang du biſt der Menfchheit edles Auge. 
Schacht Meer und ‘Luft, Jumelen Perlen. 

Gar wohl gebrauchen flatt der Elemente. 

Ich ein Gedicht mit Hundert Lobeſprüchen. 

Befieg' ich hundertfach die Nebenbuhler. 

Dem , der ıu Deinem Lob das Wort sufchneider. 
Wird immerbin der Diond die Sonne ſeyn. 

Bor allen Untergang und Unfall fiber. - 





CKXVO. - Ä 
Mewlanag Haſſan Neſſimi, 


ein gehaltvoller Dichter in ſeiner Gattung, welche in Hymnen auf den Propheten und die Imame 
beftand, Er war aus Tun gebürtig, lebte aber in Bebfewar, wo er eine Oberſteuereinnehmerſtelle 


& 











— 


(1) Das perſiſche Wortſpiel Affuman, Himmel, und Riſman, Strick, das im Perſiſchen die Ascetifche 
Gedanfenfphäre des Mannes, und die Ökonomifche des Weibes bezeichnet, ift bier Dur eine Sachbeziehung 
erfegt, Die denfelben Abſtand nach den Begriffen der Drientafen noch treffender andentet, denn nach ihren 

. Zraditionen ift das Korn die verborhene Frucht des Paradieſes und ſpielt daher eine große Rolle in den 
Schriften der Myſtiker. 

(3) Sm Perfiſchen ein Wortfpiel, zwiſchen Def, Hand (Tafte, Tape) und Daftan, das fomopl Betrug 
als Fabel Heißt. . | 

.(3) Der Mond und die Sonne find zwep Brotleibe feiner Tafel. “x 

(4) Abermahf ein. Wortfpiel, zwiſchen dem Zufchnitt des Dimans, nämlid: ber Seide, und dem Sanitre 
des Eprenkleider des Diwans, nämlich des Reichsrathes. 





(Ameldar), auf den Vorwurf eines alten Weibes, das ſich gekraͤnkt glaubte, aufgab, und ſich von der - 


Belt zuruͤckzog. Seine Gedichte find alle frommen Inhalteg, wie das folgende Bruchſtück: 


D Herr, durch Die Berdienſte der fünf Leiber, Durch den Propheten und durch feinen Geeund, 
Die Söhne und das Srefflichſte der Weiber. Gewähr allbier Fünffahe Bitte mir. - 

Quer; du wollſt dich meiner Noth erbarmen, Du retteft mich aus ihr, und du genügfl. 

Du wolleß Nahrupg geben mir ,. dem Armen, Daß ich der fremden Gnaden wicht bedarf. 

Es Fomne mis im Tod dein Wort gu Gtatten, Ich ſollte mia nit fürchten vor dem Tod. 

Den Körper wolleſt du zur Erd’ beſtatten, So daß er frey fey von Upreinigkeit. 

Und fünftens, daß wenn ſich mein Leib. muß ſtellen, Dru ihn den Fünfen mögeft zugefellen. 


« Neffimi flarb auf einer Pilgerreife im Jehre der Hedſchira 854 (1450), und liegt zu Sebſe— 
war begraben. 


aaa 
— Soſſameddin oder Ibn Saffan, 


mit dem früheren Dichter diefes Nahmens nicht zu verwecfeln, aus Chauf :n Rubiftan, ein frommer 
Bauer, deſſen Fach die heilige Poefie war, wie Neffimis. Dewletſchah gibt als Probe davon ein 
Naat (das Neaſch der Sendbücher) auf den Propheten, das nicht mehr poetifches Verdienſt 
hat, als die übrigen Anrufungen, Er. ftarb im Jahre der Hedſchira 875 (470). 


CXXKX. 


Mewlana Dſchununi— 
aus And ehod gebürtig; er pflegte fi ch in Herat aufzuhalten, wo er bey Emiren und Großen wohlgelit⸗ 


ten war. Der Emir Gajaßeddin Sultan Hoſſein Ben Emir Firuſ⸗ſchah war ihm beſonders ge⸗ 


wogen. Sein Talent neigte ſich zum Komiſchen hin, und er verfertigte auf die meiſten Dichter ſeiner 
Zeit, ſelbſt auf Hafiſ, Satyren, woher er den Bepnadmen Dſchununi, oder des Reſenden, da⸗ 
von getragen haben mag. 


„4 .. % 


Gaſel. 8 W 
Ich ſprach: Das Zeft iR da im Brauenneumond. Er fprady : 3a, das IR-Hat den Sihenden ! 
34 ſprach: Warum it Neumond denn fo ſchwer zu fehen? Er ſprach: Weit dr aus Scham der Brau'n fich biegt. 
Ih ſprach: Warum entficht darob ſolch Lärmen? Er ſprach: Weil, wer ihn ſieht, ſich nicht mehr ſieht. 
Ich ſprach: Die Thräne füeßt aus Gehnfucht des Genuſſes. Er ſprach: Ich ſeh' viel ſolche Bettler laufen. 
Ich ſprach: Ein anderer Monath fol nicht ſchwinden. Er ſprach: Haft du Geduld vergeht er bald. 


Mewlana Kunbur aus Niſchabur, 


ein gemeiner Mann und ſogenannter Satyrendichter, deſſen Fortſchritte in der Dichtkunſt allgemeines 
Aufſehen erregten. Er beſchloß feine Tage zu Meſchhed, und hatte manche derſelben in Herat zuge⸗ 
bracht. Dewletſchah fuͤhrt eine Kaßide an, die er zum Lobe Babur Sultans ſang, die aber, wie die 
Produfte der meiſten Neturbichter mehr ihrer Seltenheit als ihres. innern Werthes willen Aufmerk⸗ 
ſomkeit verdient.: ' 


Dr 


—— nun 208 nun. 
| CXXXI. - - 
Taher aus Bochara, 


v 
kam unter ber Regierung Sultan Babur's nah Herat, wo er die Gelehrten befuchte, und ſich 
durch einige Lieder einen Nahmen machte. Eines der berühmteften derfelben ift has folgende,’ zu dem 
mehrere feiner Zeitgenoflen Seitenſtucke verfestigten: | 
Wenn fi nach meingefärbten Lippen ſehnet Jemand, Verſchließt viel Blut im Herzen wie die Lnospe Jemand. 


D halte mich uiche ab, es nüßet doch zu nichts, Wenn an Medſchnun des Nathes Worte richtet Jewand. 

Es tadele mid das Boif, und id gedenfe nur Wie deine Eiche aus Dem Herzen Sannet Jemand. 

Du ſprachſt: Taher, o geh den Schönen nimmer nad, Es will Wehnfiunige mit Opium heilen Jemand. 
CXXXIL 


Weli Kalender, 
zur Belt Sultan Mobammeb Baif fangur’s, des Sohnes Schahroch 6, ein Dichter mebrerer Gafe⸗ 


len, wovon ſich die folgende erhalten: 
Schenke komm! der Gram iſt fort, Keine Spuren bleiben; 
Nimm das Glas, es wird die Bit Bon Dfchemſchid nicht bleiben! 
Sorg dig nicht auf dieſer Welt um Gewinn und Schaden, 
Denn vom Himmelstapital Wird zufegt nichts bleiben. 
Teüg'rifch fpieles diefer Türe’ . Mit den Schelmenwimpern, 
Bis jetzt blieb Die Ecele war, Doc fie wird nicht Bleiben. 
Deine Hersenswunde fann Nur dein Leiden Heilen, 
Wenn auf Wunden Pflaſter komme, Wied der Schmerz nicht bleiben. 
CXXVII. — 


| Emir Jadkar, 


aus einem fürſtlichen Haufe, (ebte zur Zeit Schahroch's, und fland in einem angefehenen Amte; au 
fein Großvater war einer der angeſehenſten Emire Timur's gewefen. Unter der Negierung Sultan B a- 
bur's aber gab er alle Eprenftellen auf, zog fih vom Hofe zurück, und Tebte nun mit wenigen from⸗ 
men und gelebrten Männern. Man zog feine Gedichte vielen feiner Zeitgenoffen vor, und wirklich fi f nb 
fie nicht ohne we . 


®afele | 
Perigefi ie, dei Nahmen man nicht nennt, D Eomm’ und mare mich Doch nicht zum Narren, 
Sept iſt's wo die Suleich a der Welt Bon dem Juſſuf des Brüflings wird vergnügt, 
Die Flur freut Bluͤthen auf der Nofe Haupt, Es sicht der Oft die Ketten bed Bergnügens. 
Was ift der Frühgeſang der Rachtigall, Beraufcht geht fie im Hain um dich zu rufen. 
Bernünffig iſt wer bier wie Seifi . In Schiner zruinen ſtürzt, und fi dach kennet. 
CXXXIV. 


—Ghodſcha Barfı, 


ein ſehr beliebter Dichter sur Zeit bes Prinzen Alaeddewlet, erſt zu Niſchabur dann zu Meſchhed. 
Da er einen ungemeinen Grad von Selbſtliebe beſaß, ſo ward er von mehreren Gelehrten und Dich⸗ 


% 


XXX 299 XXXXC 


tern angegriffen, fo daß er fich von Choraffan nach Bedachſchan begab, wo er beym Echah Said Saa—⸗ 
san Mohammedſchah, einem großen Freunde der. Dichter, die günftigfte Aufnahme fand, und 
durch Geſchenke zum reihen Manne ward. Er fhrieb ein an den Prinzen Alaeddewlet gerichtete 
Dihname ober Zueignungsfhrift,' von dem Dewletſchah einen einzigen Vers des Metrums willen 
anführt. Eine feiner berühmteflen Kaßide ift die auf ein großes Zeit, daß Sıltan Abuffaid im 
Sabre der Hedſchira 86: (1456) zu Herat im fogenannten Rabengarten gab, und woraus Dew⸗ 
Mershah mehrere Verfe anführt. Er ftarb um das Jahr der Hedſchira 878 (1473). Gleichzeitig mit 
ibm lebten, unter Abuffaid’s ben Wiſſenſchaften guͤnſtiger Regierung, von großen Myſtikern der 
Scheich Chodſcha Naßireddin Obeido llah, von Geſetzgelehrten der oberſte Landesrichter Kot⸗ 
deddin Ahmed Imamiz von Dichtern Mewlana Abdoß⸗ß amed aus Bedachſchan, und Dew⸗ 
letſchah der Verfaſſer der Biographien der Dichter. 


V. 
Sultan Hoffein Mirfea, 


der Enkel Timur’s des Herrfchers in Choraffan, ber die Wiffenfchaften fo fehr begünftigte, daß zu feiner 
Zeit nicht weniger als zwölftaufend von Stiftungen unterbaltene junge Leute zu Herat findierten. Er 
ftammte in unmittelbarer Linie von Timur ab, ber fein Urgroßvater war. Nach einer voll Beſchwer⸗ 
den durchlebten Jugend, gelangte er im Jahre der Hedſchira 875 (1470) durch die Huͤlfe Moham- 
med Baiffangurs zur Negierung in Choraffan, wo er nach einer ruhigen Herrſchaft von 
acht und dreyfig Jahren, nit ferne vom fiebenzigflen Sabre feines Alters, im Jahre der Hebs 
ſchira gıı (1505) verfchied. Sein Talent für Profa und Poefie beurfundet fein Werl: Medſcha— 
fiffolsufhk, d.i. die VBerfammlungen der Verliebten, worin er in fieben und fiebzig Abs 
Tpnitten von Verliebten aller. Art handelt. Die meiften berfelben find jedoch myſtiſche, bi ‚Scheide 
der Sofis. . 
Bafele 


Es ghami isebket mera ne ten ne dschan mande est. 


Mir if vom Liebesgram nicht Leib noch Seel geblieben, Bon ihr ik ein Phantom, von ihm nur Spur geblichen) 
Ich bin gefrummt, weil ich getrennt vom Brauenbogen , Ton meinem Leibe find nur Haut und Bein gebfichen. 

O dut der meine Spuren ˖ ſuchſt im Sau des Zreundes, Mein Aug’ ift voll von Staub, der Kopf am Thor geblieben. 
Gieh' Maale in’d Gebein gebrannt wie Pilgerzeichen (1), Ein Zeichen ift Davon wohl Jegliche geblieben. 

Zwar it Hoffeini nun [chen grauen Kopfs geworden, Doc auf dem Pfad der Zugend iR fein Kopf geblieben. 


SamMirfa führt von ihm auch einige tfchagataifche Verfe an, welqhe aber nicht in die Geſchichte 
der perſiſchen Dichtkunſt gehoͤren. 


cxvi. 


| Mewlana Schehab aus Terſchif, 
ein Nebenbuhler Scheich Aferi’s, mit dem er manchen poetiſchen Wettſtreit buräfüßtee Er hatte ſich 


- 
En | 








(3) Die Maale, welche ſich die Pilger von Mekka und Jeruſalem zum Andenken ihrer Pilgerfchaft einbrennen. 
? p 2 


4 


rn 300 —— 
\ 


dem Prinzen Tſchokeri, dem Sohne Sſch A br och's, angeeignet, wu beffen Lobe er mebrere Gedichte, 


“und. unter anbern auch bie folgende Kaßide fong: Br a 6 
Ziethſt du den Schlever wie die‘ Sahne weg, - ' So faufe dich Zupkter (1) mie Seel! und-Herien. 
Wirifk du den Lockenſtrich aufs Himmel, . Sso ziehſt sum Erdenkuß (a) die Gterne nieder... 
Der Khab' der Wimbern und bes Zauberaug’s Exfallt die Welt mie Blut, mit Zauberey den Himmel. 
Sieh’ Lodendüfte aus ‚.fö nennt man eb ' Den Morgen und den Of der Wöpigdrüche. 
3% pabk eine Hand bey beiriem Zeft, Die ich mit Btur und Schwierigkeit erhalten. 
Das Herz ein Gefenberher,-Wangen Taffen, u Das Hess ein Slas, der Wein die blut'gen Thränen. 
Die Graufamteit Hat Gränzen überſchritten, Die Zeit Hat dich die Grauſamteit gelehrt. 
- Wenn meine Kiage gu dent Herren kömmt, Wie wirſt du dann fo grauſam ſeyn als jetzt, 
Du biſt der Here der Welt, ber Kronenſpender ı Der Welt, der Gnaden und Wohlthättgkeit. 
O Here des Reihe, Diokrikhunh Mohammedu. , Per Herrſchalt und der Seitung Siegel, - . 
Des Looſes Geometer baut den Staub Durch feine Billigkeit mit Städten au. .- . 
3 raubt fein Diadem den Zürftenfcheiten - Das gerrſcherdiademn. die Koönigskrone. 
O Schah, verlangt der Himmel Ehrenplaz So finder er denſelben Hinter dir.. 
"Der Neumond if das Eiſen deines Hufs, Beſchlagen mit der Sterne goldnen Tägeln. 
Du geichneft mit dem Kiel der Huld das Bild Der Gnaden auf das Blatt Bedürftiger. 
An deinem Throne fieben taufenb Türken, a Der Neid Chataia's, Sina's und Tſchigils. 
O Weitensuflucht, dieſes Sklaven Worte zZaͤhlſt du nicht ben dem Wort, Ohnmächtiger. 
Died mein Gedicht vom Himmels kiel serhrichen, - . © sollet man des Himmels Blätter auf. 
j So lang der Schönen Lodenfpigen duften Mit Ambra bald und bald mit Tartarmoschus, 
SUR du beſegiaen des Guten Grund, u Belräftigen der Weltenbereſchaft Brauch. 
on 
CXXXVIE 


Sheid Aferi 


Ein großer Scheich und myſtiſcher Dichter. Vierzig Jahre lang ſaß er auf dem Teppich ber Ber 
trahtung und pifgerte in bem Thale des beſchaulichen Lebens; Übrigens auch mit dielen Schaͤtzen aͤuße⸗ 
der Wiſſen ſchaft and innerer Erkenntniß ausgeſchmuckt. Zn feiner Jugend fang er das Rob von Sul. 
tanen und Emiren, in feinem reiferen Alter die Einheit Gottes. Er verfertigte Seitenſtuͤcke zu meh⸗ 


N 
14 











u Ein unüberfegbared Wortſpiel, weil Müſchter i im Atabiſcen ſowohl Jupiter als Käufer Heißt. Bey 

biefer Gelegenheit iſt es nicht unſchicklich zu bemerken, daß Herr Büſching im Mufeum für altdeut- 

„fe Literatur S.537, ganz richtig die im Ritual bep der Niederfunft der, Amfortas vorkommen⸗ 

den Sternennahmen für sein Arabifh bält, Hier folgen fie mit ihren wahren Rahmen: Zwal lies Subaf, 

d.i. Saturn; WI-Muftri, l.Muſchteri, d. i. Jupiter; Alzmuret, I. Merr ich, d.i.Mars; Sams» 

1,1. Schems, di. Sonne; Al⸗Kiter, l. At are d, d.i. Merkur; Alligafir ift am meiſten verderbt 

ſtatt Sohre Denus, und AI- Kamr ganz richtig der Mond. Noch fo manche andere rein orientalifhe Dich⸗ 

tungen und Worte der europäifchen Gedichte des Mittelalters find Bisher noch nicht erkannt oder mit Stillſchwei⸗ 

gen Übergangen worden. So iſt z. B die Liſt des Juden im Kaufmann von Venedig bey Sh akespeare eine 

rein arabifche Anekdote aus der Erzählung des Richterd von Ham ah, wiefie aus dem Arabiſchen im Morgens 

platte 1815 treu überfegt iR. Daß der Titel des Meifterfängers fon im neunten Jahrhunderten. Chr. an 

perſiſchen Höfen. ublid geweſen ſey, ſahen wir beym älteften neuperſiſchen Dichter Rudegi oder Rüdiger, 

‚und bier mag noch die Bemerkung dinzugefügt werden, daß das Deutſche Minne mit dem Arabiſchen Wort 
Minner oder Minne gleihen Schall und Sinn hat, indem ed Gnade und Huld bedeutet. 


(3) Seminbus, der Kuß auf die Erde, das wedoxuseıs der Griechen, die alte orientalife Sitte, vor 
dem Throne fih zur Erde zu beugen, und dieſelbe zu rufſen. 





⸗ 


‚ j j 2 TUYN 301 XXX 


reren Gedichten Selman's, ergriff dann aber auf einmahl--das Derwiſchleben, nahm beym Scheich 
Mohajeddin von Tus den erſten Unterricht in der Myſtik, wallfahrtete mit ihm nad Mekka, und 
empfing, nachdem Mohajeddin zu Haleb geflorben war, das Ordenskleid aus dan Händen Seih 
Mireddin's, wallfahrtete noch zweymahl nah Mekka, hielt fih dort zwey Jahre auf, und verfaß- 
te während f.ines Aufenthaltes das Werk Saief:fafa (Reinigbeitsfluß) im Umfange des beili- 
gen Haufes, über die Pflichten der Wallfahrt, und eine Greſchichte der Kaaba. In der Folge ſchrieb 
er auch außer einem Diman noch mehrere Abhandlungen in Profa und DVerfen, bie Werke Togra, 
Humaiundder Faiferlihe Nabmenszug), Adfhaibol:gharaib (Wunder der Selten- 
beiten), Dſchewwlhir-ol⸗eſſrar (die Juwelen der Geheimniffe), welhes eine Sammlung - 
von Anekdoten und Sprüchwoͤrtern ift, eine Erflärung ſchwer 'zu verftehender Verfe, wie 3. B. Chaka⸗ 
nis u. wm. Von Mekka reifte er nach Indien, wo ihm Sultan Ahmed ein Geſchenk von fünf: 
zigtaufend Silberſtücken machte, bas er aber nicht annahm, und fich hierdurch auch nicht bewegen Tieß 
in Indien zu bleiben. Er zog fih nah Ißfahan zunid, wo er auch farb und begraben liegt. Ein 
noch heute vielbefuchter Wallfahrtdort, Als Sultan Mohammed der Sohn Baiffangur’ s nach Irak reifte, 
befuchte er den Scheich, und hörte feine Lehren an. Er ließ dann vor ihm einen.Weutel Goldes aus: 
gießen, das er aber eben fo wenig annahm, als das Geſchenk des indiſchen Fürſten. Dewletſchah gibt 
mehrere ſeiner myſtiſchen Gaſele' auf die Einheit Gottes, von denen ung aber kein einziges uͤberſe⸗ 
gungswerth geſchienen. 


 CXXXVIN. 
Satefi, 


mit dem fpäteren Dichter desfelden Nahmens, welcher im folgenden Zeitraume: tebte, nicht zu verwech⸗ 


” 


fein; das Hauptwerk wodurch er ſich einen Nahmen erwarb, iſt das romantifch myſtiſche Gedicht: Kui u 


Tſchewkan (1), di. derBallen und der Schlägel, beflen Helden ein junger Schah und ein 
Derwiſch find. Der Titel ift von ber allegorifhen Liebe des Ballens gegen den Schläge ber: 
genommen. Deine Mönnerliebe ohne Ginnengenuß , die alfo dem romantifchen Dichter Fein erfreuliches 
Hefultat oder Eeine Kataftrophe gibt, wie weibliche Geftalten, und folglich auch nicht wohl anders enden 
kann, als mit-einer heilfamen Lehre von ber Nichtigkeit aller Liebe des Geſchoͤpfes in Vergleich, mit der 
ewigen Liebe des Schöpfers, mit deſſen Lob das Get ſchließt, fo wie es mit ſeinem Preiſe folgende r⸗ 
maßen beginnt. 


CH’ daß ich den Verlauf erzähle, Will ich den hoͤchſten Schöpfer peeifen , 

.Der Sonne und des Mondes Schöpfer, -' Bor dem des Himmels Ballen rollen, 

Der Himmel ſelbſt ein runder Ballen, Im Ed’ des Neumonds Frunmer Gchlägel; 
. Des Schickfals Ballen und der Schlägel Des Loofes wird von ihm regiert. 
’ Der Mond am boben Firmament Bald Ballen und bald Schlaͤgel ift, 

Und jeder Tag von Mond su Mond Iſt von der Einheit Gottes Zeuge. 

Zur Welterleudhtung hängt vom Himmel Die Sonne als ein goldner Ballen. 

Das Wort das ipr-die Lied e nennt, . Eintfplang des Himmels ew'gen Kreifen. 


Er gab ihm Lauf von Oſt zum Weſt, Wie's hier der Drt ik gu erzählen. 
Nah diefer Einleitung, worin wie gewoͤhnlich ſich alles auf den Stoff, dem Sachs oder Wortſinne 


nad, bezieht, wird bie leidende Liebe des Ballen zum Schlägel, und bie Tyranpey die biefer über je- 


— — — — — — — — — — 
(1) Vom Worte Tſchewkan, oder Tſhaukan kommt das rZeuxunıcyeor oder Maillebahn, bey deu Bye 
fantinern bekannt, und der Tſchakan Hder Streithammer. Das Spiel ſelbſt iR das hollandiſche Hof. 





run 302 wem 


‚nen unbarmherzig ausübt, geſchildert. Ein Derwifd unterhält fih mit beyden, und fie fprechen zu ihm 
mit der Zunge ihres Zuflandes, b.i. mit ber innern Sprache ber Dinge, die Feiner articulırten 
Köne bedarf. Der Schah oder Prinz; fpielt zweymahl auf der Ballenbahn (Maille) in Gegenwart 


des Derwifches, von deffen außerortenslicher Leidenſchaft er nicht ungerührt bleibt. 


Als diefen Zuſtand fah der Prinz, 


Berbrad den Etod, warf weg den Ballen, 


Und gab den Zaden ded Bergnügens, 
Eist auf der Erde , weinet reichlich, 
Gicßt Roſenwaſſer auf Jasminen, 
Beaͤngkigt ſich mit Herzensuuruh, 
Wenn der Geliebte ſich bekümmert, 


©tieg er ſogleich vom Pferde ab, 
Berbannt die Zreude aus dem Derien, 
Der Wonne Schlagel aus den Banden, 
Wie Welten in dem Zräbling weinen, 


- Und auf die Eonne Sterne aus, 


Verwandelt fo den Mond in Gongs. 
Vermehrt des Zreundes Liche fi. 


Nachdem der Derwifch eine Zeitlang fruchtlofe Leidenſchaft genaͤhrt, koͤmmt einer feiner guten 


Sreunde, der den Roman mit diefer Lehre befchließt: 


Gr kam ihm von dem Weg der Treue 
Er fah fein Angefihe umwoͤlkt, 

Er ſprach: O fag’, was fehler dir, 
und welches fhönen Kinnes Ballen 
Sür wen erträgft Du ſolche Leiden, 

Bon welchem Bau biſt du ein Hund, 
An weichen Mond biſt du verliebt? 
Wer it Der Weiter der dich jagt, 

Wem aus Treuiofen ſchwurſt du Treue, 
Was Hay dein Seufzen und dein Klagen 
Der Arme gab mit taufend Thränen 
Aus gelben Wangen, bitteen Thranen 
Mein Herz it eine große Bunde, 

Mein Herz beängftiget Die Seele, 

D ſchau Das Aug’, das Thränen ſtroͤmet 
Schau an mein Loos und meine Zeit, 
Das Her verführte mir die Gecle, 
Als diefen Zuſtand [ah der Freund, 
„So werden Herien abgefchiworen ! 

Wer nicht die Seele willig gibt, 


Enigegen wie ein reiner Schlägel. 


- Und feine Haare gan verwiert. 


Nah wem beherrſcht dich die Begier ! 

Hat dich fo ganz su Grund gerichtet? 
Welch Zeuer Hat di fo entzündet? 

Und wei Geſicht hat dich entflammt? 
Nach werhem Wege fhaut dein Aug‘ ? 
Und welches Haines Hirſch biſt du? 

Und welchem Herzensräuber Liebe? 

Dem unbeſtänd'gen Sinn zu ſagen? 
Ihm gan verwirret diefe Antwort: _ 
€: tenn’ mein Beiden, frag’ nicht weiter, 
Wie fol dir Thränen ich erklären! 

Das Dieffer drang bis ins Gebein. 

Und des Geſichtes Tulpenbeet, 

Schau meinen Yrühlıng , meinen Garten. 
D da dieß Niemand leiden möge. * 
Ge ſchmerzensvoll Darüber weint. 

Der Kopf aufs. Spiel! der Fuß verloren! 
Ber ruhig bleibe ift nicht verlicht. 


Wer’s it denkt wicht auf Kopf und Gesle, und wie er Sicherheit fih wähle. 
Ich ließ Die diefe Probe ſehen, if serlicht, wir mich verfieben. 
Dem, der der Liebe ſich befleißt, Gehör’ ich an mit Leib und Geiſt. 


Das Ganze ift eine niedliche Kleinigkeit von einigen hundert Werfen, aus denen jedoch ber Mähe 
wertb_gefchienen, hier mehr zu überfegen, als bey mandem anderen Dichter aus fo viel Taufenden. Das 
in der Faiferlichen Bibliothek zu Wien unter Nr. 211 beſindliche Manuſcript iſt mit großer Zierlichkeit 
geſchrieben. 


CXXXIX. 
Sultan Saffaın, 


der Statthalter von Gilan und Lahdſchan, der fein Gefhledt von Emir Kiai Malatt ablei- 
tet, ımd unter die vornehmften Sproffen ber Abkoͤmmlinge Hoſ ſein's gehört Er ftarb im Jahre der 
Hedſchira ga Ban, und Sam Mirſa führt von ihm den’ folgenden. Doppelvers als Anfang einer 


J Soe⸗ an: 


Seher mein Mörder an mir, dem Tiefbetrubten, vorüber, 
- Gicht er mein blutiges Aug, geht doch vorüber am Blut. 





neun 303 au 
CXL. 
Mewlana Umidi, 


ein guter Kaßidedichter, geboren zu Tahran. Er war zuerſt in Schiraſ ein Shiäer Mewlana 
Mohammed Diwani’s, unter deſſen Anleitung er in allen Wiſſenſchaften, vorzüglich aber in ber 
Arzneykunde Fortſchritte machte. Er ging mit der beiten Gefehfhaft am Hofe Shah Jsmail's um 


“wie diefes aus feinen Bedichten erhellt. Er ftarb zu Tahran im Sabre der Hedfhira 905 (1499), 


wo man ihn eines Nachts beym Kopfe aufgehängt und euſchlagen fand. 


8 


CXLL | 
Seradfhebbin Komari aus Kaſwin, 


einer der aufgeweckten Köpfe am Hofe Abuſſaid's, wo er mit Chodſcha Selman um ben Preis 
ber Dichtkunft wetteiferte. Beſonders find die beyden folgenden Strophen biefer beyden Dichter berühmt, 
deren Vorzug bey den Gelehrten noch unentfchieben ift. 


Seradſchedbdin Komari: 


D Sluth, du baſt Eypreſſen groß gesogen, Der Wielen ba Cypreſſe du gepflogen. 
Der Garten Knospe iſt dir Wohlgewogen, . Dieb alles Dftwind komme durch Dich geflogen. 
Selman Sawedſchi antwortete: 
Die Dornen haſt du Fruͤhliugsthau erzogen, {Ind In den Knospen fie wit Blut aepflogen. 
Narci und Roſen find dem Trunk gewogen, Dies alles Oſtwind komme duch dich geflogen. 
” " CXLII. 


Kofn Saim, 


aus einer Mchterfamilie von Semnan, ein munterer Dichter, ber am Hofe Toghatimur Chan's 
bes Nachfolgers Abuſſaid's in Aftrabad und Dſchordſchan das Amt eines Vorbethers bekleidete, und 
beftändig in, feinen vertrauteften Kreis gezogen mard. Einſt fragte ihn einer,’ 0b ber Chan etwas ges 
lernt habe. Rokn Sain antwortete, eher wird diefer tobte Chan (Karımanferai, Waarenmagazin) 
etwas lernen ald ber Tebendige (der Fuͤrſt). Sobald als dem Chan diefe Antwort binterbracdht worden _ 
war, ließ er ihn dafuͤr einfperren. Er faß lange Zeit im Kerker, und ſandte endlich dem Chan die folgen⸗ 


den vier Verſe: 


I Da mie der son mie Sunft if Hold, Veriangt ich Spangen nur aus Gold ; 
Das Gilen als es dich verſtand Aus Eiferfacht ven Fuß umwand. 
Man bat von biefem Dichter eine große Anzahl Gedichte, und fein Divan iſt im perfifchen Srat 
ſehr geihägt. Er fang au ein Dihname oder Sueignungsgebidt, worin Gaſelen und Bruch⸗ 
ſtucke jeglicher Art. 


> 


“ X 304 rn 
Na m i, 


das iſt der Nahmhafte, wiewohl nicht eben unter den Dichtern, unter denen wir ibn doch durd . 

einige aus feiner (dem Herrn Grafen v. Rzewus ky gehörigen) Gedichtſammlung überfegten Gaſele 

um ſo lieber nahmhaft machen wollen, als er von allem myſtiſchen Unſinne ferne, nur zuweilen in den 
gigantiſchen verfaͤllt. 


Ajed adscheb es hali ruchi o heme kessra. 


\ Alles wundert fi der Wangen, Weil in Gluthen Müden Hangen. 
Zaudre Herz nicht, Dolche drohen, Gib den Kopf, Hab’ acht die Seele! 
Schreyen wii id aus Begierde, Glocken läuten nicht von ſeilbſt. 
Zromme füßtert nicht die Eeder, Lüfingen it fremd die Luß. N 
In der Stadt der Wifler weiß ich, Wie Nami, nichts als dein Haus. 
r\ Kaddi hilal bemtschu keman si an sebeb chumest. 
Der Reumond ik deßhalb gekrümmt im Bogen, Weil vor den Brauen alle Monden ſchwinden. 
"Die Herjensaluth erweidhet Stahl, nicht ihn, Wie feſt Halt diefes Eiſenherz an ſich! 
Ich ſprach: Gib einen Augenblid mir Gnade, Es floß mein Blut. Er ſprach: Dieß iſt die Gunade. 
Hein Wille Hand ami Schöpfungstag nah Wein, Bring’ Wein! vor allem geht der ew’ge Wille! 
Es ehrt Nami ſelbſt feinethatb den Hund, @ich, wie er ſelbſt fo Hoch verchret if! 
| Be paibussi tu der bagh sebse ber sed, | 
Im Garten ſproßt dad Grün den Zuß su küffen, Die Roſe blühet nur zu dienen dir, " 
Die Suigen And dahin, es has der Zrühling . Ans Scham vor dir Das Rofenbeet verbrennet. . . 
Der Oſtwind if als deines Wuchſes Sclaven, An Pinien taufendfältig angeſtoßen. 
Es ſenkt fig in das Her. Humai (1) nieder, Denn Bögel wagen tel nad ihm den Flug. 
Denn er nur einen Bid wirft auf Nami, " So opfer’ ich Herz und Geelengold geprägt (=). 
j Derja si schuri seili sürüsckem. beher taraf. 
Som Shränenflrom wogt überai ein Meer; Die Beufft fällt in den Staub, die Hand auf's Glas, 
Dem Zifh im Meere waͤſſern Zähn' darnach, Die Mufcheln öffnen fig ihm au verſchlingen. 
Die Welt it nur ein großer Aſchenhaufe, Der Himmel brennt von meinen Herjensgluthen. 
Mein Aug’ gießt Sternen and Damit er komme⸗ Der Mond fucht die Gcfeltfyaft der Pleiaden- 
Sofis Hereiten dir ale Zolle die Seele, Nami! trink reinen Wein, geb in den Winkel. 
- | CXLIV. 


20 | Ur fri, | 
einer der überſpannteſten myſtiſchen Dichter, ber vielleicht der Verwandiſchaft fines Nahmens (Urfi, 
di der Erkennende) mit dem griechiſchen Orpheus Eannte. oder ahnte, und alſo Als der neue Ors 
pheud der Sofis, berem Lichtlehee mit der der orphifchen Myſterien fo viel gemein hat, ſich einen une 
ſterblichen Nahmen erfingen wollte. Die zahlreichen und meiſtens fehr ſchoͤnen Exemplare deſſelben, die 
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——— — — — — ——— —â——ß [[ —— — — 
6) Humai der Paradiefesvogel. . 
6) Wenn du mich anblickſt, prägt fi) deine Geſtalt meinem Herzen und meiner Seele ein, die rein wie Go 
find ; wenn ich fie dir dann aufopfere , find fie Gold mit Deinem Stämpel geprägt. 





RISSE 


305 XXCE?' 


fih in den verſchiedenen Sammlungen befinden (1), zeigen hinlaͤnglich für das Anſehen, worin er 
fiehet, wenn er auch nicht dem Rufe nah binlänglich befannt wäre. “Die meiften feiner Kafiden find 
uns eben fo bochfliegend und ungeniefbar als feine Gafelen, und bie einen und die andern (beylaͤufig 
fünfpundegg an der Zahl), madhen für fi 'einen.befondern, und beyde zufammen einen ſehr anfehn: 


Kaßide. J 


lichen Band aus. 


Ich bin, o weh! au ſchnell vom Leben fortgegangen, 

O Schmerz der Welt, eil' nicht den Nacken zu ergreifen, 

O Menſchen, ſaget nichts du geb nicht wie der Wind, 

Leb’ wohl ! der aud Begier des Zreundes Did gekränft,. 
Auf Schultern Schmerz , Unglüd vor mie und hinter mir, 
Bis an der Liebe Gränze, bis zum jüngflen Tag, 

Die Luft su weinen gab mir das Lanzett bey Nacht, 
WIUR du gerecht als Herrfcher fenn, fo fen nicht ſtolz, 
Ich fah , daß alle Trauer war Benier der Welt, 

Ich trug Verlangen, trank das Blut, genoß der Luſt, 
Da Niemand in den Zügel griff, bin ich von Nekka 

Mit Lärmen ging ish in das Heiligthum, fie ſchmähte; 
Wo ift der Streit der Weigerung, und wo die Aufnahm'? 
Die Sonne kam und diente meinem Haupt zum Kifien, 
Bon allen Orten hört ich Kunde meines Kummers, 

Die Klinge meines Schwertes if ein ew'ges Blatt, 

Ich bins, der, fatt erſchlagner Seelen, mit dem Schwert, 
Ich bohrte Perlen busch, verkauf’ fie nicht um Spott, 


Ha! (File! wenn du fragſt, ih Bin beraufcht gegangen. 
Bon ferne folge, eilends bin Ich fortgegangen. 
I bin in den Harem der Geele eingegangen. 


Ich Bin aus eignem. Trieb’ zu Menſchen bingegangen. 


So bin ergebungsvoll zur Ruf’ ich fortgegangen. 

Bin ich vor meinem Herzenoſchmerze bergegangen. 

Der Woltenadern Blut ald Gündfluth kam. gegangen. 
Ich bin wie Salomon mit Wundern fortgegangen. 

Als ih mit Sauern und Moslimen bin gegangen. 

Nicht ob Freygebigkeit und Huld bin ich gegangen. 

In Glaubensſchatten zu dem Götzentempel fortgegangen. 
um Klofter bin ich flirnefchlagend fortgegangen. 

Ich bin nicht als Moslim, al6 Sauer nicht gegangen. 
Aus Sehnſucht bin ich in den Schlaf des Nichts gegangen. 
Ich bin mis meinem Theile tanzend fortgegangen. 

Weil ich zum Ueberfall des Heers bes Grams gegangen. 
Im Leichentuch, sum Henker fingend bin gegangen. 

Zu Hundert Schachsen Bin idy bettelnd hingegangen. 


Bafelen. 


Tschi germest ki der scherab misused, 


_ Welch' Wärme iſt's die in dem Weine brennt, 
Wer von der Liebe Blitz getroffen ifk, 
Da Wein und Schoͤnheitsgluthen find vereint, ” 
Warumflel Feuer denn auf meine Tugend, . 
Es mangelt Feuer und des Lebens Wafler, 
Es fprang ein Bliß hervor aus beifier Treue, 
D jeig’ die Gluth Urfi’s dem Herren an 


2 Wed’ Teuer das im Aug’ den Schlaf verbrennt? 


In diefee Sonne Schattengluth verbrennt. 
Verhüll' dich nicht, Der Schleyer ſchnell verbrennt. 
Warum verbrannte fie im Blitz der Tugend ? 
Wenn diefes wafferdurstige Herz verbrennt. 

Der ſchnell den Bügel der Geduld verbrennt. _ 
Der Buß’ thut und aus Luft den Wein verbrennt. 


Tariki dilberi tu meger peri dared. 


Wie fchön du ſeyſt, ein Benius nur weiß, 
Ber mit den Wimpern Bundertfach liebkoſſt, 


Aus Furcht Des Herzensgrams geist nicht nach Seelen 


Ich durfte nach dem Lebensquell der Lippen, 

Hüth’ dich vor jeder diefer 1wey Gafelen, 

Wer mit der Echönen Thun nicht iſt befannt, 
Schätzt er für Nichts die Perlen, hat er Streit 

Gefallen it, unmöglich ſtebet auf 

Mit Gold Fann den Rubin, die Sonne Faufen, 

Es jiemet dem Urfi Hafifen nachzufolgen, 


Denn nie ein Menfch von ſolchem Liebreig weiß. 

Aus jedem Haar Lanzett zu machen weiß. - 
Wer diefer türk’fchen Krieger Sitte wei. 

Wo iſt der Shifer Wer die Straße weiß? 

Die, ſey's zu mager, ſey's zu fett, Nichts weiß, 
Liebfofungen als Sraufamseit nur weiß. 

Mit dem, der wahren Werth der Perien weiß. 

Wer die VBerirrungen der Liebe weiß. . 
Ein jeder welcher Gold zu machen weiß. ’ 
Weil er den Werth beredter Herzen weiß. 


Huschem benigahi bürd dschanane tschünin bajed. 


Mit einem Blick entfeelt fie mich „ fo ift es recht; 


Bon In’ und Aufen ſeh' ich fie in Hundert Bildern, 





(1) Herr Graf von Rzewusky allein befigt deren mehrere. 2 


Ein eins’ger Zug berauſchet mich, fo ift es recht. 
Solch Tempel iſt im Lande der Ungläub'gen recht. 





Q2g 


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zumeifen bat, eben ſowohl als biefelben ganz überfeßt. gu werben verbient, werden die folgenden Proben. 
heffentuch beſtaͤtigen. 


Poetiſche Werke Dſchamis (1): 
L Lyriſche Gedichte aus feinem Diwaue. 


Oaſelen. 
Her scheb efruchte es ateschi dil mesehalha, 
Es brennen jede Nacht vom Herzenſfeuer Zadelnz' Es kommen von dem Gau des Grames Kar aͤwanen. 
Dein Gerz warb durch der Wangen Sonnenglanz sur Lampe, An Ketten beines Lockenhaares aufgehangen. 
Nicht Jedermayn verſteht des Weind Geheimniſſe, Wenn ihm der alte Wirth nicht löſet dieſe Fragen. 
O gche nicht den Weg der Armuth und des Elends, Berhängniß Sauert auf dem Weg im Hinterhatte. 

Es Fenust des Verſtands Gerede Leine Graͤnzen. D reihe Wein daß ich vergeffe das Geſchwatze. 
@ereimnig aus der Sqhente Srunen Zeinfer nur, Die wie DI ch ami die Pfennige zur Schenke trugen. 
Kist an mah Li derajed si deri chalveti ma. 

Wer ift der Mond, der ind Gemach Hereingeſchlichen kümmt, 

Bor deffen Wangen Widerſchein Das Licht ein Schatten iſt? \ 

Es if der Helle Bonnenbal,, \ Aus deifen Driene 

GSich unfer Glucksgeſtirn erhebt Zum hoͤchſten Ammelsplan. 

Ich knetete mit Thraͤnengußen . Den Lehmen meines Grams, 
Damit der Hoffnung Nofe ſproſſe ‚Aus Lehmen meines Grams. 
, Die Seel' entfloh, was ſoll ih Ae Auf ihre Spuren ftreu’n, - _ 
Wenn ein nah meinem Tode fie gu meinem Grabe geht! 

Ehe feinen Rebenbuhler Hält Zutest mich noch ihr Hund; 

Yu beyden Welten machet mir " Nur biefer Nabmen Ehre. 

„Ar ihren Staub taufcht’ ich die Secle! Allein mas nüßt ed mir, 
Da die Goſchent von ihrer Huld Micht aus geheißen ward. 
Daß du gelangeſt sum Genuß, Diſcham, biet auf den Murp, 


und Hobie Muty, denn jede That Vollendet nur der Muth (»). 








— 


> In der. Borrede Des auf der £. k. Bibliothek Nr. 190 defindlihen Dimanes erzählte Df ba mi, daß er im 
Sabre 884 (1479) nahe an feinem flebzigften Jahre (es fehlten ihm noch Deren drep Dazu) bie Sammlung 
feiner yerftreuten Gedichte begonnen, bie fi bepfäufig auf zehntaufend Verſe beliefen. Er fcheint Damit zehn 
Jahre zugebracht zu haben, Denn gleich im zwepten gereimten Ablage fagt er, daß er feine Lebensbahn vom 
Sızten Jahre der Hedſchira nun bis ins Bgäfe durchlaufen. habe. Diefer Divan it alfe vermutlich der 
fegte aus den vieren, in denen er gleichfam die Früchte feiner vier Lebensalter niedergelegt. Wenn dieſer, 
wie wir vermuthen , meiltene die Spätlinge feines hohen Alters enthält, fo entbrannte das in demfelben 
no Herz und Geil erwärmende Feuer auch in Dſchami, wie in den Dicbterngreifen Dakiki, Sir: 
buffi, Saadi amd anderen großen perfifhen Dichtern, einem begünftigenden Boden , wo die immer zuſtrö⸗ 
menden Naftaadern befonderer Raturfraft das heilige Feuer des poetiichen Genius zur Luſt und Erbauung 
feiner. Verehrer unauslöfhlih unterhalten. Nah Saadi in Dſchami aus allen orientalifden Dichtern, 
der bem Genius romansifcher Poefie am meiſten verwandte. Beſonders enthalten einige feiner Rubijat, 
oder vierelligen Stroppen, Gedanken mit aller Zeinheit und Präcifion epigramatifher Dichter ausgedrüdt. 
Einige vom m Hefrn von Chabert fehr glücklich ins Ztalienifche mit Bepbehaltung des Versmaßes und Rei⸗ 
mes überſetzte Proben derſelben, finden fi im erften Bande der Zundgruben Des Drients. 
6) Dimmet Heißt eigentlich Unternehmungsgeiſt, auch hoben Gun, das High mind der Engländer. 





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. , RAR ER 307 ann 
Durch Schontelt raubeſt du die Seele, Wenn du, mein Abgott, dich To ſchmuͤckett. 
Es war die Zeit wo Ich die Seele .»Züf ihn mit Sreuden geben wollte, 
Geht er an meinem Grad vorüber \ Faut einft fein Blid auf meinen Staub, 


Bi ich aufſtehn, den Kopf zu feinen Züßen legen, 
Und Schmerzen leiden Ichenslang auf feinen Wegen. 


% 


Der Weinrubln und die Narciß’ Bedroh'n die Welt mit Aergerniß. 
Das Hers bedarf Nichts von der Welt Als Rofenwangen , ſchwarzes Saar, 
Es hat verwirret taufend Keila’s Und von Medſchnunen Taufende, 
Ich ſiel auf ſeiner Thüre Schwelle, Und ſaß in meines Auges Blur, 
Wenn vor die Thür den Fuß er feßet, So if’! um Schelmerty zu thun. 
u Ich will auffiehn , den Kopf zu feinen Füßen legen, 

und Schmerzen leiden lebenslang auf feinen Wegen. ! 
Der Stein des Unglüds weicher ſtürzt, Bedecket Nichts als Nachtgeſtoͤhn. 
©» oft er mir verſtohlen blickt, Sind hundert Alausner auf Der Huth; — - 7 
um Schönen zu liebkoſen leget er Verfänglich Schlingen auf die Tulpenz 
Er macht in meiner Seele Giatten So oft er ſcharf auf mich herblidt, 
Ich komm von Sinnen, komm zu auf, Ergreif’ Gelegenheit, ſteh' auf! 


’ 


Ich wii aufftebn , den Kopf sm feinen Züßen legen, 
Und Schmerzen leiden lebenſslang auf feinen Wegen. 


D Staub! dir glänzen nıeine Wangen, Der Tod von dir iR mein Verlangen, . . 
Dein Aug’ Hat auf den Wink der Brauen Entdedet alles Haar auf Haar. 

Die Breude ward mir nicht beſtimmt, Es wird fein Schmerg mir zur Natur. 

Bir follen mit einander trinken, - Daß Ih enthüllen mag mein Herz. 


Daß es vergeh’ in trunfnem Schlafe, Soßb ald su mir ſetzt den Buß. 
Ich will aufflehn , den Kopf au feinen Züßen legen, 
Und Schmerzen leiden lebenslang auf feinen, Wegen. 


D Seele die zerſchlagen, fhau! Lieg’ nicht fo Tang in harten Banden. 
Kein Wunder it's, wenn dieſe Rache Der Slaube, Seel' und Herz entfliehn. 
Mein tbränenvolles Aug’, fein Bild Beſtaunt der Mond und die Pleiaden. 
Sein Sram verwüftete mich Heut, Und diefer Schelm, er grollet noch, 
, . An einem Tage wo der Freund 8 Den Fuß auf meinen Polſter ſetzet, 


WIN ih aufſtehn, den Kopf su’feinen Züßen legen, 
Und Schmerzen leiden lebenslang auf feinen Wegen. =. 


Des Nofenbeetes Schmuck, die Eeder, Erreget taufendiey Begierden. 

Der Wangen Widerſchein erhellet Bey Nacht Bas Aug der Höhern Seher. 

Die Lippen und der Mund erinnern Durch Suͤßigkeit an den Meffias. . 
Ich bin der Wegeflaub des Abgotts Der Seele, Herz, Vernunft verwirret. 

Wenn er einft ſchwanket trunken her, Gerad und Frumm die Züße ſetzet, 


Will ih aufſtehn, den Kopf zu feinen Züßen fegen, 
Und Schmerzen leiden lebenslang auf feinen Liegen. li 


Wenn er liebkofend mich durchbohrt, Sind Wunden beſſer ald Geſundheit. 
Mein Zremder, ald er war. vertraut, Entriß dad Herz mir für beftändig. 
Es grämte ſich das Herz nicht mehr Als es erfuhr es fen die Seele. 
Wird ihm geopfert Kadimi, Beſchieht es weil er iR verliebt. 
Jeh ſaß am Staube ſeines Wegs, und wenn der Freund vorübergeht, 
Sill ich aufſtehn, den Kopf gu feinen Züßen legen, 
Und Schmerzen leiden Ichenslang auf feinen Wegen. ’ 
CXLVIL Ä 


Shaffari, 


der Berfafler des Nigariften. oder hiſtoriſchen Bitderſaals, unter welchem Ziel Aldſche⸗ 
waini, Moineddin, Iſferaini, Teifur Boſtami und Kemalpaſchaſade Werke rhe⸗ 
Qq 2 


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Fr u —— — 


| 308 nv 


korifhen oder hiſtoriſchen Inhalts hinterlaffen haben. Der Bilderſaal ha fifari’8 gebört unter bie - 


letzten. Seine Quellen (1) ſind faſt durchaus angegeben und fabelhafte Sagen der aͤlteſten arabiſchen 


Geſchichte, naͤhmlich vor Mohammed befinden ſich nur einige wenige darunter. Doch gehört unter dieſe 
gerade die erſte, die wir des poetiſchen Inhalts willen hier überſetzen, weil fie Voltairen bie Idee zu 
feinem Zadig und den Stoff zum erften Kapitel deifelben hergegeben hat, der, wie man fi hieraus 
überzeugen Kann, dem Drient angehört. In mehreren Geſchichtbüchern wo ſich diefe Erzähfung findet, 
(wie im Agani, im Koßat Antar und im Haivetol⸗Haivan) wird Nefar Ben Moab 
Ben Adnan, einer der erfien Stammvaͤter der Araber , unter bie Propheten gezählt. Cr hatte drep 
bohftämmige Söhne, Madhar, Rebia, Stab, alle drey durch befonderen Scharffinn ausgezeich- 
net. Der Water wünfchte, daß fie vernög bes Spruches: Durdreifet die Erve und betrads 
tet das Ende der Laſterhat ten, Pur Reiſen die Ießte Hand an ihre Bildung legen moͤchten; 
er ſprach zu ihnen: 


O ſchauet nur dem Himmel und der Erde zu, Was jener durch Bewegung ift, und die dur Ruß’. 
Das Reifen bringet Ehren und erzieht die Tugend, Das Reifen machet rei und lehrt die Tugend. 


Sie begaben fih alfo nah dem Rathe ihres Waters auf den Weg, und ſuchten ihre Zeit im 


Umgange mit ausgezeichneten Menſchen zuzubringen. 


D Hers, dutchſuche nur Die Welt, Bis dir Die Tugend in die Hände faut. 
Da begegneten ſie eines Tages einem Karawanenführer, der ſich um ein verlornes Kameel erkundigte. 
Madhar der aͤlteſte ſprach: Es iſt einäugig. — Ja. — Der zweyte: Es hat einen gebrochenen Zahn. — 
Ja. — Der dritte: Es hinkt an einem Fuße. — Ja. — Nun ſo geh' des Weges den wir kommen, 
ſagten ſie, und du wirſt es finden. — Der Karawanenführer durchſtrich lange umſonſt Berg und 
Thal, ohne fein Kameel zu finden, und kam wieder zu den Reiſenden zuräd, um fie von neuem aus⸗ 
zufragen. Da fagte Madbar: ES trägt eine doppelte Laſt, auf einer Seite Butter und auf der 
andern Seite Honig. Der Kameeltreiber beflitigte es. Nebiua. Es ritt ein muthwilliges. Mädchen 
darauf. Siad. Und es ift trähtig. — Der Kameeltreiber deftand nun darauf, fie müßten dag Kameel 
haben, wiewohl fie das Gegentheil befhmworen. Kurz, nah Tangem Streite gingen fie zum Richter 
von Nedſchran, Efaami dem Dfehorhemiten, um den Streit ſchlichten zu laſſen. Diefer Eonnte fie 
zwar ber Schuld nicht überweifen, hatte fie aber im Verdacht, His nach einigen Tagen das Kameel aufge» 








(1) Als Bewährsmänner feiner Nachrichten nennet Ghaffari die Folgenden Werfe, alle vortrefflide Quellen 
diftorifcher Forſchung: Die perfifche Ueberfegung des Weſirs Balanmi von ber Geſchichte Thaberi's. 
Die Gefhihte der Eroberungen von Ahmed Ben Aaa Bam, überfegt von Mobammed Ben 
Ahmed Mefufi. Die goldenen Wiefen von Meffudi. Die wohlgeordnete Geſchich— 
te von Ibnol»-Dfhufi. Die Geſchichte des Gemini, überfegt von Ebifherf Harbdba- 
fani. Der Sammter der Erzählungen vom Wefir Chodſcha Refhideddin. Das hiſtori⸗ 

ſche Wert Tarihi gufide, umd das aengraphifhe Nuſhetol Kolub von Hamdollab Meſtufi. 
Die Ermahnungen bes Weſirs Nifamolmulk, Die Geſchichte des Ridt ers Kawamolmulk 
Ebrkuh. Die Tabakati Naßiri von Muchadſch, befannt unter dem Nahmen Seradſch 
Dſchoördſchani. Die Geſchichte Waßaf's, die Geſchichte Binakiti's perſiſch; die Sammlung 
der Selrenheiten perſiſch, von Nifameddin HaliſHaſſan Ahmed YUrufiaus Samarkand; 
die Geſchibte Scherefeddins von Jeſd; die Geſchichte Dſchihankuſcha von Dhuwaini; der 
Aufgang zwey glücklicher Geſtirne von Abdorrifaf von Samarkand; die Geſchichten Mirs 
yond und Ehondemirs. Die Biographien Dewletſchah's und Mir Alifhirs. _ 








funden, und dem Eigenthümer zurücgeftellt warb. Der Bürft bat fie um Verzeihung, lud fie zu fi 
ein, und bewirthete fie in feinem Harem. Als nun eines Tages die Nede auf das Kameel Fam, und 
fie der Türft um das Raͤthſel befragte, ſprach Madhar: ALS wis.unfers Weges Eamen, ſah ih, dag” 
das Gras auf einer Seite deffelben abgefreffen, auf der anderen unberährt fand, woraus ich fchloß, 
daß bier ein einäugiges Kameel durchgekommen feyn müſſe. Nebia fuhr fort: aus dem Biſſe deſſelben 
in die Pflanzen rieth ich, daß ihm ein Zahn fehle; und Siad ſetzte hinzu: die ungleichen Spuren im 
Sande belehrten mich, daß es an einem Fuße krumm ſey. Madhar begann dann abermahls: Flie— 
gen, welche rechts und links die Butter und das Honig, welches abgetraͤuft war, auffraſſen, zeigten 
mir worin ſeine Laſt beſtand. Rebia. Ich fand auf dem Wege Kraͤnze von ſtrohenen Fuͤßbandern, 
die nur ein muthwillig ſich auf dem Kameel herumwerfendes Mädchen verloren haben konnte. Siad:. 
Und aus den Spuren, wo ſich das Kameel auf die Erde niederkniete, ſah ich aus ber Art, wie es feine 
beyden Worderfüße in. den Sand eingefegt hatte, daß es trachtig ſeyn müffe. In der That fanden fi 
alle dieſe Vermuthungen durch den Augenfhein gegründet; der Zürft erwies ihmen daher viele "Ehre, 
und zog fie zu feiner täglichen Geſellſchaft. Er ſchickte ihnen öfters Eßwaaren zum Geſchenke, und unter 
andern eines Tages Braten und Wein. Damit aber ſeine Gegenwart die Freuden ihres traulichen Ge⸗ 
ſpraͤches nicht ſtoͤre, behorchte er fie hinter der Wand, ohne daß fie hievon das Geringſte argwohnten. 
Gröffne nie den Mund, wenn du biſt bey Verfland, Denn viele Ohren gibt es Hinter jeder Wand, ' 
Der eine ber drey Brüder ſprach: Die Trauben woraus diefer Wein gepreßt ward, wachfen auf einer 
 Begräbnißftätte; der andere: das Lamm bas man uns hier auffest, ift von einer Hündinn gefaugt, und - 
ber dritte: bie ganze Bewirthung ift von Eeinem freygebornen Araber, fondern von einem Küchpeniwigen. 
Diefe Reden betrübten den König gar ſehr, welcher an ihrer Scharffichtigkeit nicht mehr. zweifelte. Cr 
ließ den Weingaͤrtner hohlen, und es fand fi richtig, daß die Trauben auf Gräbern gewachſen waren. 
Der Schäfer beftätigte, daß das Lamm von einer Hündinn gefäugt worden, weil die Mutter gleich nad - 
dem fie ed geworfen, ber Wolf gefreffen hatte. Der Fürſt auf das höchſte verwirrt, eilte wie rafend 
zur Königinn Mutter, die nach langem Läugnen endlich wirklich geftand, daß er die Frucht eines Tier 
besverftändniffes -mit einem Koche gewefen. Der Zürft, welcher ſah daß nichts an der Sache zu ändern 
fey , beruhigte ſich, Eonnte ſich aber nicht eher ganz zufrieden geben, bis er fih nicht das Ganze von 
den drey Brüdern erklären laſſen. Er brachte den Vorfall bey Gelegenheit zur Sprache, und die Brüs 
der fahen, es gäbe Eein_anderes Mittel loszukommen, als die Wahrheit zu gefteben. Da ſprach der Erſte: 
Guter Wein vor gutem Boden macht Geiſt und Leib froh; dieſer Wein brachte die entgegengeſetzte Wir 
fung bervor; er machte mich ſchwermuͤthig und flumpf, was eine Wirfung des Weines iſt, der auf 
Gräbern wählt. Der Andere fagte: als ih das Bruſtbein des Lammbratens abnagte, ſah ich, daß es - 
nicht wie das Bruſtbein eines Lammes, fondern wie das WBruftbein eines Hundes geformt fey, woraus 
ih die Amme des Lammes errieth. Dem Dritten kam bas Geſtändniß am fhwerften an; dennoch mußte 
er mit ber Wahrheit heraus, und er befannte, daß er die Abkunft des Gaſtgebers bloß aus ſeinen Ge⸗ 
ſchenken errathen, indem er ſie nur mit Eßwaaren beſchenkt habe (1). 





060) Voltaire hat zwar nur den erſten Zbeif diefer Anekdote benugt, Die fih irgendwo in Herbelot (menn 
wir nicht irren) befindet. In den arabifchen Erzählungen Fommen vier Söhne flatt drey vor,. aber die 
Ausbeute von Scharfſinn iſt um nichts größer. In der zweyten Probe erräth der vierte Gaſt, daß eine der 
gefendeten Mifchfpeifen von einem Mädchen , die eben ihre Reinigung hatte, müſſe zugerichtet worden feyn, 

‚ weil die Milch zufammengeronnen 'war. Ein Aberglaube, der im Drient in Betreff mancher Zubereitungen 
der Koch-und Zuderbäderfunft ziemlich gemein iR, aber wohl auf feinem beſſeren (Grunde beruhen mag, als 
die anderen aus dem Gaſtmahl gezogenen Folgerungen. 





— 310 m 
CXLVIH. 
Dewletſchab, 


ein Dichter am Hofe Abuffaid's, aus der Familie Timur verdient hier nicht. ſeiner poetiſchen Werke 
willen (denn die ſeinen Lebensbeſchreibungen eingeſtreuten ſelbſt verfaßten Verſe ſind ſehr mittelmaͤßig), 
fondern als Biograph der berühmteſten perſiſchen Dichter von ber aͤlteſten Zeit bis auf die ſeinige, d. i. 
ein halbes Jahrtauſend, eine ſehr ehrenvolle Stelle und unſeren größten Dank, indem er die Haupt 
“quelle aller unferer über die perfifchen Dichter vorhandenen Nachrichten iſt. 


CXM. ze 
Mir Aliſchir 9 


war aus einem edlen Geſchiechte entſproſſen ‚ und ber Sohn Behadirs, eines ber Großen. am 
Hofe ber Tſchagataiſchen Sultane. Sein Großvater mütterliher Seits war einer der erften Emire 
Sultans Bailara.Mirfa’s des Grofivaterd Sultan Hoffein Mirfa's, unter deffen Regierung. 
Mir Aliſchir zu den höchſten Ehrenämtern, und zu dem größten Ruhme gelangte. Die Freundſchaft 
Diefes Zürften fürMir Alifchir, den er erft zu ber Würde eines-Großfiegelbewahre:s, und dann zu der 
bes erften Weſirs erhob, ſchrieb fi) noch aus der Schule her, die fie mitfammen befuchet hatten. alif hir 
hatte fih zuerfi dem Sultan Abulfaffem Babur Mirfa angeeignet, der ihn, ungemein liebte, 
und feinen Sohn nannte. Nah feinem Tode fegte er zu Meſchhed feine Studien fort, und begab 
‘fi dann der Unruhen wegen , die damahls fih in Choraffan- erhoben» nad Samarkand, wo er am 
Collegium bes Chodſcha Fafſlullah Abulleißi weiters den Wiſſenſchaften oblag. Als Hoſſein 
Mirſa unumſchraͤnkter Herr von Choraſſan ward, erſuchte er den Sultan Ahmed Mirſa, den da— 
mahligen Herren ber Länder jenſeits des Oxus, ihm Aliſchir zu ſchicken. In fo uͤblen Umſtaͤnden 
ſich damahls auch dieſer Sultan befand, fo gab er ihm doch ein glänzendes Geleite, und noch gläns 
gender ward er am Hofe Hoſſeins Mirfa empfangen. Er verherrlichte die Negierung beffelden durch 
den Schuß den er den Wiſſenſchaften angedeihen ließ. Sein Pallaſt ſtand den Gelehrten offen, 
und ungeachtet die Zuͤgel der Regierung ſeinen Händen anvertraut waren, verfäumte er mitten unter 
den wichtigften Gefchäften Feine Zeit und Eeine Gelegenheit, durch Fortſchreiten im Gebiete ber Wi 
ſenſchaften ſich und Andere zu vervollkommnen. Tfchagataiſche und perſiſche Poeflen, Raͤthſel und Logo⸗ 
gryphen waren feine Lieblings erhohlungen. Da ihn aber die Studien mehr anzogen als die Geſchaͤfte, und 
er den erften ausfchließlich zu Teben wünfchte, fo zog er fih bald von den Iegtern zuruͤck; vertaufchte 
zuerft die Würde eines Großmwefirs mit der eines Statthalter in Aſtrabad, und gab dann auch dieſe 
auf, um einzig und allein den Wiſſenſchaften zu Teben. Durch diefe freywillige Abdankung verlor er 
nichts an ſeinem Anſehen, daß ſich von Tag zu Tag vermehrte, indem der Sultan nicht aufhoͤrte ihm 
taͤglich neue Beweiſe feiner Hochach tung zu geben. So als der Weſir Chodf ba Medſ hbeddin 
dem Sultan ein. Feſt gegeben hatte, und von dieſem mit einem Ehrenfaftan bekleidet worden war, 
dankte er ihm dafür nad dem gewöhnlichen tfchagataifchen Ceremoniel mit neunmabliger Kniebeugung. 


* 














r 
6 Nah Dewletſchah nd SamMirfa im Auszug überfegt in den Notices et extraita des manuscrite 
‚du Roi, T. IV. p. 246 und 290 | von Herrn Silvestre de Sacy. 





ren 3: 1 xXXXG 


Dir Aliſchir verehrte hierauf dem Wen ir fein eigenes Kleid, der ed über den Ehrenkaftan des Sul 


tans anlegte, und dem Geber wie dem Sultan mit neunmabliger Rniebeugung dafür dankte. So von 
feinem eigenen Herrn und feinen Stellvertreter geehrt, wurde er auch von fremden Fuͤrſten befuht und 
hochgeſchaͤtzt. Die legten Fahre feines Lebens verwandte er einzig auf Schriftftellerey, fo daß feine ge⸗ 
ſammten Werfe zu großer Zahl und großem Umfang heranwuchfen, wovon freylid nur ber kleinſte 
Theil, nämlich die perfifchen hieher, die tfchagataifchen aber in der Geſchichte der oͤſtlich⸗- türkifchen. Lite⸗ 
vatur gehören (1). In feinen türfifhen Werken nahm er. den Dichternahmen Nevali, in feinen 
perſiſchen Fani an. Die Sammlungen feiner perſiſchen Gafele beträgt ſechstauſend Diſtichon. Als 
Proben aus demſelben gibt Sam Mirfa die Folgenden Verſe: 

- Nicht nur bey Tag, auch nächtlich ſeh' ich das Bild des Schorfams, 

Komme die Nacht heran, bin ich ja ſelbſt nur ein Bild. 

Du Sehandeift mein Herz wie Anaben die Vögel in Handen, 
Schenkeſt die Freyheit ihm nicht, ſperrſt in den Käfiche es nit. . 
Mein Herz zieht mich nicht auf die Flur ind Rofendeet; Was has dein Schmer und ich mit Freud’ und Luſt zu hun? 
Die folgenden Verſe find ähnlichen aus dem Derjai ebrar, dem Meere ber Gerehten von 
Ag ahi nachgeahmt (2): 
Der feurige Rubin der Fürſtenkronen ſchmucket, Iſt eine Kohle dem Gebirn eingebrüder, 





G) Sam Mirfa gibt die folgenden Titel derfelben an: Nafmol dſchevahir, Jumelenreiben, 
verffh. Nerffaimol:muhabbet, fanfte Liebeswinde. Nerfolleali, verfireute Per: 
ten. Chamſatol- mobtaharin, (fo in unferem Exemplare, nit Mottadarin, wie in dem Paris 

rifer Manufeript) , Sünferderdag Meer Befahrenden. Koſſatol⸗Scheich Sanaan, Erzäß- 
lung des Scheich Sanaaın. Munſchiati Turki, Mufter türkiſcher Briefe. Mo fre⸗ 
das der fenni mima, einzelne Verſe, Logogrophen. Halati Seid Haffan Erdeſchir, 
Zuſtände Seid Haſſan Erdeſchir's. Mabbubol⸗æKolub, der Geliebte der Herzen. 
Urubpi turfi, türkifhe Profodie Halari Pebliman Ubu Seid, Zuſtände des Peh— 
tiwan Abufaid. Medfhaliffonznefais, köſtliche Sefellfhaften, d.i. die Biographien 
tfchagataifher Dichter, wie die 'perfifhen von Dfdami. Hairetol:ebrar, das ‚Staunen der 
Gerehten. Gerhbad u Schirin, Ferhad und Shirin. Medſchnun u Leila, Medſch⸗ 


“ 


wun und Leila. Seddi Tftenderi, der Damm Alexanders. Sebai Sijare, die ſie⸗ 


ben Planeten Fünf Diwane, oder Sammlung Iprifder Gedichte; vier tfhagataifche und ein 
perfiſche r. Die vier tſchagataiſchen betitelte er nad dem Beyſpiele Dſchamuis: 1) Gharaiboeſ-ſoghr, 
Wunder der Kindpeit. 3) Newadireſch-ſchebub, Seltenheitender Jugend. 3) Bes 
Daiolswuf,. Kunftwerfe des mittleren Alters. 4) Fewaidol⸗öKibr, Früchte des 
Oreifenalters. So wie in Ddiefen Titeln feiner Gaſele ahmte er auch in denen der Mesnemi den 
- großen Dſchami durdaus nach, fo it'das Seba fijare, die fieben Planeten, dem Heftpei- 
„ger, oder fieben Befalten Nifami’s nachgeahmt, denen aud die Heftmanfar, oder fieben 
Anſicht en nachgebildet find. Auch fammelte Mir Alifchir fieben feiner Mesnemwi unter dem Titel 
Hefthuan, die fiebenfah befeute Tafel oder auh Die fieben Abentdeuer, wie Dfchami 
die feinigen unter dem Titel Heftoreng, dBiefieben Sterne des großen Bären, Der Titel Heft: 
ch uan aber ift aus dem Schahnume von den zwey fo überfpriebenen Zügen Roſtem's und Jsfendiar's 
bergenommen. 
(2) Mir Aliſchir war größtentbeils Nachahmer D f damis des großen Dichters, feines Zeitgenoffen; bier aber 
mar er gar Nachahmer des Nachahmers, indem das Derjial ebrar Chosru's von Debli, das Meer 
ber Gerechten, deu Subhetol⸗ebrar, Roſenkranz der Gerechten, und Tohfetol⸗ebrar, 








rum 833 run . 


Wer glänget in der Weit aid du, Nur Zinftere verfichens nicht. 


Dihami, thu' ihnen es zuvor, Und glätte deinen eignen Spiegel. 
Wenn du die Finſterniß verſtebſt, Wird JZuffuf weiſen die deu Weg. 


Anfang bes zwanzigſten Hauptflüdes. 
Anrede bes fehzigiährigen Dichters an feinen vierjährigen Sohn Juſſuf. 


D Neumond meiner Hoffnungsnache, Der nieines Gluͤckes Aug’ wrbellt,, 

Neu wie der Mond nach dreyßig Tagen Blickſt du auf mich mit ſechzig Jahren, 
Du zäbleft vier derfelsen nur, . Vierfaͤltig fey Du mir gefegnee! 

Denn du verfpribf zur Höchften Stute Der Wiſſenſchaft dich auf zuſchwingen. 
Du heißeſt Juſfuf aus Aegupten „ Dein Rahme fraplee Glück und Segen! 
Ich ſchreibe mit der Weisheitfeder Bär dich die Züge diefer Lehren, 

Kannſt du fie gleich jetzt nicht verſtehn, Sie dienen die Im reifren Alter. 

Bis dir nie Bart deckt das Geſicht, Wag' Dich. auf Marft und Gtraffe nicht, 
Leg’ Ketten deinen Züßen an Und fie mit die fethft vergnügt. 

D ſuche nie, flatt deinen Zreunden, Gefellſchaft bey den Fremden auf. 

Der Fremden Umgang ift nicht günſtig Befonders wenn fie Alte find, u, f. w. 


Es ift harakteriftifh für das Sittenverberbniß des Drients, daß die erften und wichtigſten an den 
Knaben gerichteten Lehren Eeinen andern Zwed haben, als ihn den Gefahren ber Knabenrduber und 
DVerführer zu entziehen. In den folgenden Verſen fpielt Dfbami mit den Buchftaben des Alphabe⸗ 
te8 , was wohl dem vierjährigen Kinde, aber nicht dem fechrigiährigen Dichter zu verzeihen. So fagt 
er 3. B. um ihm begreifli zu machen, wie gefährlich übler Umgang auch für die wohlerzogenften jun: 
gen Leute fey, daß das Ekif, wiewohl ed von Natur gerade ift (Y), dennoch, fobald.es mit bem 
Erummen Cam (J) in Verbindung gerdth, ein Lamelif, nämlich ſelbſt krumm werde u u. ſ. w. 


2. Subhetol— ebrar, der Roſenkranz der Gerechten. 
De aweyte Theil des Tünfers.) 


Diefer Theil des Funfers iſt ganz moraliſch⸗didaktiſchen Inhaltes, und ein Seitenſtuück zum Toh⸗ 
fetol⸗ebrar, oder Geſchenk der Gerechten. Ex iſt wie der Roſenkranz in Knoten (Abſchnitte) 
eingetheilt, und jeder dieſer Abſchnitte beſteht aus drey Theilen: aus der Erklaͤrung (Scherh), der An⸗ 
wendung derſelben durch eine Geſchichte Hikajet), und einer Anrufung (Munadfchat), welche ge: 
wöoͤhnlich den Uebergang zum folgeriden Knoten bildet. Solcher Knoten oder Abfchnitte find vierzig. ı) 
Eröffnung über den Duft ber Eingebung in der Bruſt der Gerechten. 3) Vom Worte, als dem hoͤch⸗ 
fien Adel des Menschen (wodurch er fih vom Thiere unterfheidet). 3) Won der gebundenen Rede als 
Mittel der Dichtkunſt. 4) Von dem Beweife des Daſeyns Gottes aus feinen Werken. 5) Won ber 
Einheit Gottes. 6) Bott ift die Wahrheit, und alle Wahrheit iſt in ihm. 7) Vom befchaulichen Leben 
der Sofis (Saßawwuf). 8) Vom Willen. 9) Von der Reue. 10) Won der Eingezogenheit welche 
die Habgier bändigt. 11) Von Allem was irbifche Begierden abſchneidet. 22) Bon der Armut. 13) 
Von ber Geduld. 14) Von der Dankbarkeit. 15) Won der Behuthſamkeit. 16) Von der Hoffnung. 
27) Won der Ergebung, 18) Bon dem Flehen. 19). Bon der Liebe und Freundfchaft. 20) Bon 
der Sehnſucht. 21) Vou der Eiferfuht. 22) Von der Verfunkenheit im Anſchauen Gottes. 23) Von 
der Schaam. 24) Bon der Unterthänigkeit. 25) Bon ber Großmuth. 26) Von. der Wahrhaftigkeit. 
27) Von ber Aufrichtigkeit. 28) Won der Freygebigkeit. 29) Von der Genuͤgſamkeit. 30) Von der 
Demutb. 31) Won der Sanftmuth und gütigen Behandlung. 32) Vom freundlichen Geſichte. 33) 
Von dem guten Einvernehmen und liebenswürdigen Betragen. 34) Von der Muſik. 35) Von ben 


[2 


‘ 


un 313: um 2. 


Chodſcha Afdhaleddin Mohammed, Chodſchä Shehabeddin Abdollah Merwagib, 
und Chodſcha Aßafi. Mir Alifihir war, wie wir geſehen, eın Gelehrter vom erften Range; die 
anderen (den Scheih-Merwarid, deſſen aub Sam Mirfa in feinen Biographien der Dichter be» 
ſonders erwähnt, ausgenommen) danken die Ehre an ber Seite Dſchami's und Mir Aliſchir's aufe 
geführt zu werden, mehr ihren Würden als ihrem eigenem Verdienſte. Dſchami aber fleht am Ta⸗ 
bernadel der Dichtfunft als einer der fieden Amfhaspande ober großer wirkenden Genien, bie 
auf den Sternen des Heerwagens thronen; und ber leßte berfeiben firaplt ev ald Al⸗kaid (d.i. der 
Führer) mit unfterblidem Lichte. 

Sein Vater- Mohammed war aus Ißfah an gebürtig, und hatte den lecken Charbfhard im 
Diftriete von Dſcham zu feinem Aufenthalte erwählt. In feinen erſten Jahren folge Dſchami als 


“Sänger dem Scheih Mohammed Kaſchgari, der ihn in das Heiligthum des befchaulichen Lebens ein« 


weihte. Daher ift an vielen Stellen fein Diwan rein myſtiſchen Inhalts, und befhalb fchrieb er fo 


manche Werke die bloſſe Ascetik zum Gegenſtande haben. Indeflen durchdrang der Myſticismus, wie bey 


anderen großen myſtiſchen Dichten (5. B. Attar und Df chelaleddin) nicht ſein ganzes Weſen ſo 
ſehr, daß er die Welt nur bloß aus dieſem Gefichtspuncte betrachtet, allen feinen Gedanken nur Rich⸗ 

tung bes Lichtfluges gegeben hätte. Er wußte das Nealiflifhe und Idealiſtiſche in fidy zu trennen, und 
hufdigte ſo ber äußeren als inneren Anſchauung nad Ort und Zeit mit Abwechslung von einer jur andern. 
Er gehört weder unter die ganz finnlihen noch ganz überfinnlihen Dichter. Die Mannigfaltigkeit feiner 
Werke ‚Bietet Nahrung für jeglichen Geſchmack, und wie Sam Mirſa ſagt: 


Nicht Einen Diwan hat Dr chami gedichtet, im prächt'ged Gaſtmabl hat er angerichtet. 
Bon allen Sarben Föftlihe Gerichte; So Lobe als Spotts, fo £iebs: als Sinngedichte. 


& war Meifter des Worts im gebundener wie im ungebundener Rede. In Proſa ſchrieb er mehrere 
Abhandlungen, vorzüglich aber die Biographien der Sofis, und Briefe, die noch heute als die 


beſten Mufter des perfifchen Briefftyled gelten. Als Dichter fammelte er feine Iprifchen Gedichte in drey 


Diwanen, und feine romantiſch- epifhen erft in einem Fünfer nad dem Beyſpiele Niſamis, den er 
aber fpäter mit Hinzufegung von zwey neuen in einen Siebner verwandelte, der bisher in der perfifhen 
Literatur einzig in feiner Art it. Am Behariftan enblih oder Frühlingsgartenttrat er in bie 
Sußftapfen Saadi's; es wechfeln barin Verſe und Profa , Betrahtungen und Erzählungen ab, wie im - 
Boſtan und Guͤliſtan, d.i. im Rofen- und Fruchtgarten Saadi's, den ſchon fruͤher Moini 
im Nigariſtan oder der B ildergallerie nachähmte, und deſſen Titel wenigſtens auch die 
Verfaſſer des Dabiſtan, Sqhebiſt a n und Negliften vor Augen hatten (1). . 











(1) Eeine gefammten von Sam Mirfa angeführten Bere find: . 
in Prof 
TCommentar über den Vers: Fürchte die Zeugen des Propheten thums. 
.MNakdol Fußuß, das bare Geid der Siegelſteine. | 
Nefhafol⸗ ins, der Hauch der Menfſchheit, biographiſche Notizen fiber die berühmteſten Scheiche 
der Sofis fammt einer vorausgeſchickten Abhandlung Über Das beſchauliche Leben, und die verfhiedenen 
Claſſen der Sofis (in der Sammlung des Herrn Grafen v. Niewustp). | 
Riffalei tariki fofijah, Abhandfung über Den Pfab der Sofis zur Dollkommenhbeit— 
Eſchiatol-lemaat, Strahlen der Ausſtrahlungen. 
Sgcherh Sußußol⸗diten, Commentar des Werts Fußußol⸗bdikem, eines seräpmten myoſtiſchen 
Werkes. 


Rer 





III 314 RITTER 


Didamıs Ruben verhreitete ſich ſchen munter ter Rızierung Abuffaid's, ker ıhe met Gefihems 
Een üherhümfte, und für ihn jeldhe Achtung mug, daß er eines Tages, als ex ſchon auf dem Wege wur 





Lewsswii, leshtrungen. 

Scherbitſchend beiti wesnemi u mewiceni, Eommentar einiger Berfe aus dem Mei 
zsewidesögeih Dibelsledtim 

©GWerhibsafiebjar, Toumentar über einige Berfe 

Egerhirsbist, Commwextar über vierzeilige Strophen. 

EGgßerpi beit SThdosra Dehlemi, Eommentar eines Berſes Ehosrwö von zeple 

Sich erbi Hıubihi Edi far Dkaslı, Eommentar Ber Beberlizierung Ebi fur Dfzila 

Suäazawi Spodide Paris, Die Boerte Chedſche Pırfas 

Zerbfgüwei erbain hdadiß, Berdelimerfhung von Bierzig Weberlieferaugen. 

Mexsakibihaſreti Memlewi, Lob Digelsalebtins (led Stifters ver Renlewi). 

Menstidi Ehediha Abdoellaß Arnßari, Lob Bes Scheichs Abdellab Unfari 

Arfſalei Zahkıkı wefhebi igfie, Buhanklang über Die Behötiszug Ber Lehre Der 
©sft3. 

Bis küllsten belfim, Sei End Allen ein Weiter. 

Aiffslei filwunfged, Ubbandlung über Bir Erden; 

Aifislei (nal = Bigewuti Hındohau, Abhandiang ın Fragen un: Sxtmerten über 
Gabıen. 

Kıffslei la ilsh ilallah, Abbarndlang über bie Zermel des ielamıriiden Giaubenibe 
fennsziffes: Es ih kein Sott außer Est. 

Kiffalei wenarlilr badſch, 1294025423 Bder die Frieden Ber Sallfaprı sah 
Meile 

Kiffaleiksfie, Sbyantluug üierten F:i«. 

Kiffelei Mulfits, Sıhantiung über fie ZUzii 

Kiffslei Munfchiat, Ubpand ung über die Epiäelsgrapkik: 

Sessidi ef-fiaiie fi Iderbil-kaiie, glänzender Rasen in TEommentiramg des Kafie, 

Scherhi basfi u mifschil-sheib, Esmuentar zines Theils Des Geläjjeie Rer 
Gehermuniffe 

Kilset, Muher ven Erima, perſtich gedradı a Eslcatis me Jabte ıßıı. 

Ribssı vedfgarılfil-iugber, Autbeil an den Bert: und Gudkabeninielen (HR 

engticher Ucherfegung, bersuszzchen vor Bladmin, unter dem Zıtel: Resemblances Inear and ver- 
bal by Jami. Londen 1811). Aſo in slien Ireyhiz prefsiige Were. 
Gn Berfem 

Heftereng, Bi ber Heemegen, eine Gummiung von ficken romantiihen Gedichtes m iehen Si 
dern, mia: 1) Gilfilertsf-fepeb, bie geldene Kerte 2) Sbfiain Erlman, Abſſal 
un» Gelman. 3) Tohfessl:ehrar, Seſchent für Frege DD Enkberisl-cehrar, Koles 
£ranı für GSerechte. 5) Gufisfn Salcichse, Inlfnfuat Gsleida 6) £eilan Medi 
san, feilea sub Redigsun 7) Shircetnemei Jöflenter, das Weüsbeitsbuch SIe 
gamders. (Zer älshe Gichner M dar Exræexxoc des Therecybes). 

Erker Diwman, swepter Diwan, dritter Diaz, vierter Diean. Gebarilan, Ber 
Sräblingsgerten in ade Gärten, nach tem Borbilde ber ade Paradieſe abgeiheilt: ı) WBehlrieden: 
de Sräuter aus dem Lehen des Scheich Dieneid md andere Buckdeira von from Edeiden. 

- 3) Philsſopdiiche Nncmenen , d. i. As ekdoten von Phileferben 3) Der Ser der Reihe ter 
Beispeit sad Berehtigkeit. s) Frachurezende Buumidhule der Orefmuth aub Zrengebig- 











‚ihn zw beſuchen, auf.die Erinnerung, daß der Scheich fi in einem vertrauten Kreife von Freunden erlu⸗ 
flige, wieder umfehrte, um benfelben nicht zu ftören. Noch Höher aber ftieg Dfhami’s Ruhm und Ans 
fehen unter Eultan Koffein, wo er befonders von dem gelehrten Wefire Mir Aliſchir (deffen türfifche 
Werke faft nichts als Nachahmungen ver Weile D ſſich a mi's fi). außerordentlih hochgeſchätzt wurde. 
Er flarb zwey und achtzig Jahre alt, zu Ende feines Jahrhunderts im Jahre der Hedſchira 898 (1492). 
Da er einer der fruchtbarften und beliebteften [urifhen und romantifchen Dichter ift, fo folgen bier 
Auszüge fowohl aus feinen Dimanen als aus feinen. romantifchen Gedichten (1). Die folgende Probe 
aber aus feinem Selman und Abffal hut Sam Mirfa bey der Biographie Dfhami’s ausgehoben. 


Der Zelfengräber, dem Bermwif vertraut, 


Schirin's Gefiht verwirrt von Liebe ſchaut. 
Sie fühlt ſich ihm verwandt an Herz und Geiſt, 


Die Eiferſucht erſchien als Ungeheuer, 
Ein Weib, von ihm mit Lügen angeſtiftet, 
Sortriß den Armen nun des Schickſals Zug, 


Chosru gar bald vom Loos die Straf erfährt, 


Weil er die Lichesrup’ Sıirin's yerfürgt, 


Wie du aus der Geſchichte Diefes weißs. 

Die Serlenruß' Shosru’s ging auf im Teuer. 
Den Bewer füßer Luſt Ferbad's vergiftet. 
Schi rin blieb bey Permwitf, das war genug. 
Er legte in Schir uie's Haud das Schwert; 
Ward von dem Thron der Herrſchaft er gefkürst. 


Aus den folgenden an ſich felbft gerichteten Werfen geht hervor, daß Df chami eben Fein Schönfthreiber war. 
Aus dem Tohfetol⸗ebrar, Geſchenk für Gerechte. 


Wenn deine Zeder keinen Zug annimmt, 
Gag’ deinem Garten: Bann’ den Rabenfuß! 
Wenn Andere dich Iefen und Dich ſchreiben, 


Yu5 dem Subhatol⸗ebrar, 


Die Wolke regnet auf das Held, 
Dem Zeld entblüden Grün und Roſen, 


Menn du nicht wegen ſchoͤner Schrift Heröpme, 
Gag’ deinem Licht: rauch' nicht wie Lampenruß! 
Laß du das Schreiben und das Lefen Bleiben. 


Roſenkranz der Gerechten. 


Mas nützt fie, wenn auf's Meer fie fallt? 
Das dumme Meer fährt fort zu tofen. 


Di Dfhami’s gefammte Werke in drey Claſſen zerfallen, in die poetifhen, in bie profaifchen 
und in die gemifchten, fo folgen die Proben aus denfelben bier nach diefer Eintheilung, und zwar erſtens 
die poetifhen aus feinem Diwane(Iyrifh), undaus feinem Fünfer (romantifch ); die gemifchten aus 
dem Behariſtan oder Frühlingsgarten, und aus der Abhbandlungüber die Wortfpiele. Die 
profaifchen endlich aus feiner Geſchichte der Sofis, und feinen Briefmuftern. Daß das Beha⸗ 
riftan oder ber Srüß lingsgarten Dſchami's, die gelungenfte Nahahmung, melde die perfi« 
ſche Literatur von dem Güliſtan und Boſtan, d.i. Roſen⸗ und Fruchtgarten, Saadis aufe 











feit. 5) Don den Nachtigallen des Gartens der Liebe. 6) Sanfte Winde vou Scheren und Im 

Rigen Einfällen. 7) Bon den Singvögeln der Rede und den Papageyen der Dichtkunſt, d. i. 
kurze Notizen von den vorzäglichften perſiſchen Dichtern (die in diefem Werke benugt worden). 8) Natürs 
liche Sprache fprachlofer Wefen, d. i. Fabeln und Apologem (üverfegt in der Anthologia persica), 

Riffaleitubra der mima, große Abhandlung übergereimte Logogrpphen. 

Riffalei Baghir, Eleine UbhandIung Über denſelben Gegenſtand. 

Riffalei manfumeiaßghar, Fleinke gereimte Abhandlung über denſelben Gegen 
Rand. Alfo in allen fünfzehn Bücher in Verfen, näbmlih: fieben Bücher romantiſcher Gedichte im 
Siebner, vier Sammlungen Iprifcher in vier Diwanen des Behariftan, und drep Abhandlungen über 
die Logogryphen. Alſo, die Zahl feiner gefannmten Werke in Profa und Verſen iR fünf und vierzig. 

(1) Nach den in der Faiferlihen Bibliothet zu Wien, und im der des Herrn Grafen v. Riemusty, beſindi⸗ 

chen Exemplaren. —3 


A 


Kra 


AT USE 16 III 


zncifen bat, eben ſowohl als biefelben ganz Aberſetzt. zu werden verdient, werden die folgenden puoben. 
beſſentuch beſtaͤtgen. 


Poetiſche Werke Dſqanis 9 
L Lyriſche Gedichte aus ſeinem Diwaue. 


Gaſelen. 
Her scheb efruchte es ateschi dil mesehalha, 


Es brennen jede Nacht vom Dergenöfeuer Fackeln; 

Mein Serg ward durch der Wangen Sonnenglanz sur Lampe, 
Richt Jedermanyn verficht des Weins Geheimniſſe, 

O gehe nicht den Weg der Armuth und des Elends, 

Es Fenust des Verſtands Gerede Seine Graͤnzen. 

Meheimniß aus der Sqhente kennen Zeinfer nur, 


Es kommen von dem Sau des Grames Karaͤwanen. 
An Ketten deines Lockenhaares alfgehbangen. 

Wenn ihm der alte Wirth nicht Löfet diefe ragen. 
Berbängniß Iauert auf dem Weg im Hinterhalte. 

D reihe Wein daß ich vergeffe das Geſchwaͤtze. 

Die wie Di ch ami die Pfennige sur Schenke trugen. 


Kist an mah Li derajed si deri chalveti ma. 


Wer ift Ver Mond, ber ind Gemach Hereing eſchlichen Fünmmt, 
Vor deſſen Wangen Widerſchein Das Licht ein Schatten iſt? f 
Es iſt der Helle Sonnental, Aus deffen Driene 
GSich unfer Glcksgeſtirn erhebt Sumpöhften Ammelsplan. 
Ich Enetete mit Thränengüßen Den Lehmen meines Grams, 
Damit der Hoffnung Rofe fproffe . Aus Sehmen meines Grams. 
Die Seel’ entfiop , was ſoll ich fie Auf ihre Spuren fireu’n, - 
Wenn ein nad meinen Tode fie Zu meinem Grabe geht! 
Six feinen Rebenbupler Halt Zutetzt mic noch ihre Hundz 
Zu beyden Welten machet mir Nur diefer Nahmen Ehre. 
.  2ür ihren Staub taufcht’ ich die Sec Allein was nüßt es mir, 
Da dieß Goſchent von ihrer Huld Micht gut geheißen ward. 
Def du gelangek sum Genuß, Diyami, biet auf den Muh, 
und hohle Muth, denn jede That Vollendet nur der Muth (»). 











G)> In der. Vorrede Des auf der f. k. Bibliothek Nr. 190 Hefindlichen Dimanes erzählte Dſchami, daß er im 
Sabre 884 (1479) nahe an feinem fiebzigften Jahre (es fehlten ihm noch deren drep dazu) die Sammlung 
feiner zerfireuten Gedichte begonnen, die fi) bepläufig auf zehntaufend Verſe beliefen. Er fcheint Damit zehn 
Jahre zugebracht zu haben , Denn gleich im zweyten gereimten Ablage fagt er, daß er feine Lebensbahn vom 
Sızten Zahre der Hedſchira nun bis ins Bgäfte durchlaufen: habe. Diefer Diwan iſt alſo vermurblich der 
‚fegte aus den vieren, in denen er gleichfam die Srüchte feiner vier Lebensalter niedergeleg. Wenn dieſet, 
"sie wir vermuthen, meiftens die Spätlinge feines Hohen Alters enthält, fo entbrannte das in. demfelben 
0 Her und Geiſt erwärmende euer auch in Dſchami, wie in den Dicterngreifen Dafifi, Sir: 
duſſi, Saadi und anderen großen perfiihen Dichtern, einem begünftigenden Boden, wo die immer zuſtrö⸗ 
menden Naftaadern befonderer Raturfraft das heilige Feuer Des poetifchen Genius’ sur Luſt und Erbauung 
feiner Verehrer unauslöfplich unterhalten. Nah Saadi it Dſchami aus allen orientaliſchen Dichtern, 
der dem Genius romantiſcher Poefie am meiſten verwandte. Beſonders enthalten einige feiner Rubijat, 
oder vierpeihigen Stroppen, Gedanken mit aller Zeinheit und Präcifion epigramatifcher - Dichter ausgedrüdt. 
Einige vom Hefrn von Chabert fehr glücklich ins Stalienifche mit Bepbehaltung des Versmaßes und Rei⸗ 
med —** Proben derſelben, ſinden ſich im erſten Bande der Fundgruben des Orients. 
(2) Himmet heißt eigentlich Unternehmungsgeiſt, auch hoden Sinn, das High mind der Engländer. 


urn 317 —B 


Guseli tschun tu der sahrar tschin nist. 


Auf Sin a's Feldern gibts Gaſelen niche wie bu, 
I ſebe nicht im Hain bie Wangen einer Tulpe, 
.. Bioten haben ,. weil gefrümmee ift dein Saar, 
Der Wunfh nad deinen Lippen ging nicht aus der Seele; 
O Mönd, was nüget Dir Die vielgefärbte Kutte, 
Du warf, DI sam, aus Tros der Freund des Nebenbupters, 


Was Sina! denn eb gibt fie auf der Erde nicht. 

Worauf dein Siebemaal nicht wäre eingebrannt. 

Den Zaden nicht au bie Jasıninen angebunden, 

Wo find die Bienen, die fih nicht nach Honig lehnen? 
Wenn du im Aermel nicht von Liche Kenntniß trägf! 
Thu’s nicht, denn dieſes iſt zur Freundſchaft nicht geeiguet. 


Bui dschan jaftem si pirhenet, | . 


. Dein Hemde duftet Seelenduft, 
Ach! wenn ich erſt denſelben ſähe, 
Zwar lieblich iſt der Roſe Duft, 
Des Paradieſes Frucht iſt füg 
Wohl mir, ſobald mein Ohr vernimmet 
Der füße Laut von deinem Wort 
Es Rust aus bittrem Gram Dſchami, 


Und eine Seele ſcheint bein Leis! 

Ich, der ſchon tode vom Hemdeduft! 

Doch füßer duftet noch dein Leib. 

Doch um viel füßer iſt dein Kinn, 

Ein Zuderwörchen deines Munds. 
Beritere fih nicht an meinem Ohr. 

Weil ihm Nichts ward von deinem Dund. 


Pertewi aksı ruchet schemi ber eflak endacht. , 


Dein Wangenwiderſchein entſlammt die Himmel; 
Es fprang ein Blitz Hervor aus deinem Glanz, 
Wohl! daß die Lieb’ dem flör'gen Himmelsgauf 
So wie der Morgen fieht dein Trinkgelag, 

Du gingft umher, da fprachen Himmliſche: 

Eich” wie dem Papagey Bernunft ins Hien 
Berkändig iſt die Liebe nie, Dihami, 


\ 


Und finre Schatten nur die Sonne wirft.” 
Der Zeuer in des Dafeuns Flamme wirft. _ 


. Das Joch der Bwietracht auf den Naden wirft. 


Er gleich entzwey des Himmels Atlaß (ı) wirft. 
Wohl dem der feinen Kopf sum Zuß ihm wirfet 
Die Wange und der Saum Berwirrung wirft () 
Weil fie Durch. Wangen in dad Meer dich wirft, 


Ei kerdi nihan scherm dschemali tu perira. ’ 


Du deffen Schönheit die VYeris beſchamt, 
Biel Blut vergoß ih deinethalb auf Fluren, 
Bon ienem Tag an ward die Welt vertirret, 
Ber vor'dir ſchwanken wid muß ſtraucheln, 
: Die Stadt I vo von deinen Unglückſsnetzen, 
oe . Bari? der Heilige Geil? ein Sherupim? 
Wie ſprichſt von gleichen Garden du Dfbani, 


Bor deffen Sanı das Roſenblatt erröther, 
Da murden roth die Weiden Tabart, 

und deine Lode Eräufelte der DR. 

Deßwegen fiel dag Repphuhn ins Geſtein. 
Und überall verfperret ifk der Weg. 

Wer ifis wenn bu den Morgenfchleyer Tüftekt 
Eh’ du der Herjensthränen Strom geſehn? 


“Ei chaki kefesch tu kohl bassiri ma, 


O Staub von feinen Sohlen 

Ein Tritt von feinem Zuße 
Bemüpe nicht die Lippen 

Wie viel du au magſt fragen, 
CH ich kam gu der Raabe, 

Es war, Sptt fen gedanket 

Es wuſch bee Strom der Wimpern 
Er wollte nit daß Spuren | 
Es if der Saum des Kleides 
Vom Blute dab aus Maalen 

Die Ihränen und die Wangen 


Biſt meine Augenſchminke, 
Aufs Haupt iſt meine Krone. 
Bon ung Nachricht zu fragen, 
Wirk keine Nachricht Hören. 
Kam ich zu Deinem Gaue; 
Nicht lang der Weg der Reiſe. 
Das Blut von deinem Gaue, 
Bon mir dort bleiben ſollten. 
Befleckt mit blut'gen Maalen, 
Verliebter Herzen träufet. 
Eind eingedbrüdt dem Staube, 


Tee —ñ— —ñ—e GB—í— — 


(1) Der Morgen serreißt (wirft entywey den türkisblauen Atlaß. 
(2) Woͤrtlich: wirft die Farbe der Verwirrung in den Spiegel der Einſicht. 





Du ſchatzeſt Sol und Eier, Als den Staub viel minder noch. 
Ich will gu deinen Züßen -. Wie Dfbami Perlen gießen, 
Es ziemen nur Juwelen Sich dir zum Ohrgehange. [n ’ 
Ei peri ruch merew es chanei ma. 
. Gerigefiht, geh’ nicht vom Haufe, Hab’ Mitteid mit dem irren Serien, 
- Dur Liebesſchmer; ward ich sur Zabel, D fin’ und höre dieſes Mähren. 
. Sch bin voll Liebeswein wie Becher; ‚ D fep: die Lippen an den Becher! 
Was fuch’ ich nach dem Schaß der Schoͤndeit, Wenn du in meinem Schutte ſitzeſt. 
Ich bin verliebt und deinen Wangen Gibt neuen Glanz mein Raufhgefcdrey. 
Ich fuchte Licht bey Wangenkerzen, Da fiel das Zeuer in die Hütte. 
Dihami, ſprach als er fab bein Maat, Dann wird dieß Korn den Vögeln werden? 
Her dscha ki künem chane hem chane türa jabem, 
Wo immer ih mein Haus auffchlag’ , Ich dich als meinen Rachbarn finde. 
An keinen Drt begeb’ ip mich, In dem ich dich nicht wieder finde, 
Wenn ich des Nachts im Bette fchlaf’, Wenn ich allein nach Haufe gebe, 
Ich di in meinem Traume feh’, . Ich did in meinem Haufe finde. 
Bey Zeften, wo der Becher Freif'e? Und Hey Verſammlungen der Trauer , 
Ich Dich, o Herzensliebſter mein, Als den Geliebten wieder finde, 
In jeglichem Gefellſchaftskveiſ Wo Rerzen angezuͤndet brennen, 
Ich in des Lichtes Flammenkreiſ' Als deinen Schmetterling mich finde; 
nd wenn ich ohne eig’nes Glas Mid Hinbegebe in die Schenke, 
Bin ih gewiß, daß ich dein Glas In aller Zrinter Händen finde. 
BZieh' Ich Die Kutte über'n Kopf, Und taude in des Meeres Butpen, } 
Ich dann in jeder Mufchel dich Als Ihre Perle wieder finde. 
. & dat Diſchami Bericht gethan - Auf allen Ruhm und guten Nahmen, 
Gewiß, daß unter ieder Hüll Er den Gelichten wieder finde, 
Mera schüd dschamei dschan es ghamet tschak. 
Mir ift das Nleid der Seel aus Sram zerriffen, D komm, Verlangen der betrübten Geeden ! 
Dein Nahm' ift nicht verwifcht aus meinem Herzen, Wiewodl ich mid vom Lehmen rein gewaſchen, 
Mit einem Schritte raubft du hunders Hergen; O Gotke, weld ein gewandter Straßenräuber ! 
Ich komme jede Nacht gu deinem Gaue, \ Sersiffinen Halsband's und zerfetzten Saumes. 
Bald ſtreu' ih mir aus Schmerz Staub auf den Kopf, Bald reib' aus Sehnſucht ih im Staub“ die Gtirne, 
Verlangensvoll nad deinem Hauf und. Thore Ruf’ ih: O Selma’ Stätte! wo ik Gelmear 
Das iſt zu thun wenn Rörrig iſt Dfchami? . Du bifk ein garter Stiel, und er Geſtrũppe. 


Jar reft es tscheschm likun rus u scheb der chatirest (1). = 
Der Freund if aus dem Aug, doch Tag und Naht im Sinn, Abweſend in Geſtalt, doch in der That bey mie, 


Verlichte fehn den Breund yon Außen und von Innen, Dem Inneren if Biefer Sinn von Außen Mar. 
An Sreundes Gegenwart iſt's nicht erlaubt gu (daun Nach allen Geiten, ſieh' es ſchaut auf dich der Freund. 
Nur unter Liebeslaſt gefällt ſich mein Gemüth, | Denn außer Liebe iſt Berlichten Alles Laft. 
Damit Derwiſche fernen mögen Dankgeduld, Errrragen fie geduldig und mit Dart die Leiden. 
Erienne-ald Geheimniß den verfhloffnen Mund, Den zu befchreiben aller Ausdruck iſt gu ſchwach. 
Dibami gewann dur Zauberwort fi die Peri, Drum fagen fie er if} nicht Dichter; Zauberer. 
Leb kuschudi ta suchan guji dürr seirab richt... 
Du öffnete den Mund zum Sprechen, Und Perlen haft du ausgegoffen. 
Du öffneteft des Haares Loden, - Und Moschus baf du ausgegoſſen. 


— — — ————— 


(1) Dieſen Vers beſitzt der Verfaſſer auf einer in Konſtantinopel verfertigten Brieftaſche in Som geſtickt. 








" rn 319 ann 


Es trägt der Wem der Rofe Barbe, ' Es haucht der Wind der Roſe Düfte; 


Aus Giferfuche hat fie in Winden Den Duft »in’s Waller Zarb’ gegoffen. 
Reche iſts, wenn du mich haſt ermordet, — ; .. ZWBie faun man peun vom Tode retten 
Ein Schaf, das. in des Schlächters Meller Sich ſelbſt mit Luſt hat hingegoſſen. 
Es koͤnnen nicht Andächt'ge betben, Teil mit dem Blute ihrer Hugen . ' 
‘ Sie auf den Hochaltar der’ Frommen 2." Be Augenbrauen hingegoffen, : 
Es wohnet mitleidlos dein Herz In deines Leibes veinen Barmen, ‚ 
Es ſcheinet mit dem Silberſtahl | In eine einz'ge Form gegoffen. u 
Die Zeit verfließet mir in Zrieben Seit ih von deinem Gram gekoflet. 
Wohl dem, der diefen Julep mir 2 Hat in die Seele eingegoffen. 
Marias Palme ift der Kiel on Dihami’s, der, wenn er ſich bewegt, 
Die friſchen Datteln von dem Zweige "7 Im ihrer Breundinn so. seaoffen. 
ee .. i in 2 oe Ber ur 
yo oo. W Bruhflüke, ' . u 
2 ©0070 Mer püssefa ki si peder lafed ne es fasl u hüner, . 


wWer mie den Ahnen nur prapit und nicht mit eigener Tugend, 
5 IR, wiewohl er 06 ſcheint, dennoch wahrhaftig nit Manu. 
Wenn ein Aft feuchttragenden Baums die Zrüchte nicht fraget, 
oe - j Gilt er als Srugezweig nicht, ſondern ats teodertes Hol. 


Dschami mebend tusseni himmet bemebi as. ' 


en .. Sind’ an den Nagel der Gier, Dichami, nicht: den Gaul des Semürhe au, 
an Denn die Bewohner der Welt binden den Eſel fo an. 
Nimmer füfte es dich nach Bißen der Erdenbewohner, 
ei — Deaßſder gededte Tiſch Beige vom Himmel berab (2). 
.. 2 Greyheit erwähl', denn wenn du befäßeft die Herefchaft der Welten, 
38 es > für ſelbe nicht werth Nenſchengeſichter su ſehn. 


J Pei lokma wu chirka ber labsa, - 
& if fürwapr nichtö weniger als mweife Ob Speis und Kleid Beratung ju erfiben. 
Ein Stück von trocknem Brod genügt zur Speife, Ein Stüd von altem Tuch um dich su kleiden. 
Her tschend sened lafi kerem merdi direm dost. 
Wie ſehr der Geitz'ge auch mit Großmuth prahlt, So machet er doch nie damit Verſuch. 
Der Koth wird zwar Orangen gleich geballt, Doch Niemand gibt demſelben den Geruch. 
Aeschev ba kem es chod mussahib ki aakil. 
Seh mit Seringen nie um, denn immer wird der Vernünft'ge Beſſ're als fich ſelbſt wählen zum freundlichen Kreis; 


Aber hingegen fall’ and wicht ben Boeffecen fie, Weils auch Ion nit gefällt, ſtaͤts mit Geringen gu ſeyn. 
‚I Romantifde Doefie 


\ Chamffe, der Sünfer Dfgamis. 


Digami, der feinen‘ Sünfer ganz nad dem Mufter des Chamſſe von Nifami einrichtete, 
feßte denfelben, wie.diefer, theils aus romantifchen erzäblenden ‚ theitg aus didaktiſchen moralifchen 
Geſchichten zuſammen. Wie das moralifche Werk Machſenol-efſtar (Magazin der Geheim— 
niffe) den Fuͤnfer Niſami's eröffnet, fo fleben an | ber Spige des Fünfers Dſchami's Tohfe— 


u 
Eon 2 . - - = 





—— den Vers des ‚Korans, von ben gededten Tiſche ‚womit Zefus das Volk ſpeiste. | 





anne 320 wien 
tolsehrar (das Geſchenk ber Gescehten), und Subhetolsebrar (ber Roſenkranz ber 
Gerechten), und aud das Jfkendername, oder bad Bud Alerander’s, welches die Sammlung 
fließt, ift mehr zu den didaftifchen als zu den erzählenden Gedichten zu rechnen. Diefe brey, fammt 
den beyden romantifhen Gedichten Zuffuf und Suleida, Celle und Medfhnun,-find ber 
Inhalt des Fuünfers Dſchami's— 


1. Gohfetolsehrar, das Gefhent der Gerechten. 
(Der erfte Tpeit * Saunfers ). t . 


Mach der gewohnlichen Anrufung Gottes, den an ihn gerichteten Bitten Munadf hat), und 
den Lobfprüchen des Propheten (Naat), (deren einer immer das. Wunder der nächtlichen Himmelfahrt 
zum Gegenftande hat), nach dem Lobe des großen. Scheih Mohammed En⸗nedſchari, und bes 
Chodſcha Naßireddin Obeidallah, folgt das Lob ber Rede im Allgemeinen ,-und dann das 
. der gebundenen Mede, insbefondere drey Gefprähe (Sohbet) über die Anleitung zum Wege der 
Vollkommenheit, und zwanzig Hauptftüde (Makale) folgenden Inhaltes: 

1) Von der Erſchaffung der Welt, als des Spiegels der Vollkommenheiten bes Schoͤpfers. =) 
Von ber Erfhaffung der Menſchen, als das Ebenbild ber Weſenheit des Schöpfer. 3), Die Weſenheit 
des Menſchen beſteht nicht in Thon und Waffer, fondern im wahren Glauben. 4) Won dem fünfmapfis 
gen Gebethe. 5) Von der Zafte im Ramaſan. 6) Von der Huld und Großmuth. 7) Von der Wahls 
fahrt nah Mekka. 8) Won der Einfamkeit und ihren Vortheilen. 9) Vom Stillſchweigen. 10) Von 
der Wachſamkeit. 11) Won dem Weſen ber Sofis. 12) Von dem Zuſtande der Gelehrten ohne Werke. 
13) Von den Fuͤrſten. 14) Bon den Wefiren. ı5) Vom anbredhenden Greifenalter. ı6) Bon dem 
Stolze ber Jugend. ı7) Kon den Schönen. 18) Won der Liebe. 19) Vom rohen Geige. 20) Ermah- 
nungen bes Dichters an feinen Sohn. Schluß des Buches. 

Jedes dieſer Hauptſtücke befteht aus zwey Theilen, aus den theoretiſchen Lehren, und aus einer 
Geſchichte, worin die Anwendung derſelben anſchaulich gemacht wird, zum Beyſpiel: 


Das neunte Hauptſtuͤck. 
Vom Stillſchweigen, dem Quelle der Rettung. 


Der Punct des Worts ruht auf der Zunge, Woraus entſtehet mancher Schaden . 


Wenn du austöfcheft dieſen Punct, Gehorchet feibft der Himmel dir. 

Ber unterm blauen Himmelsdom Grheben kann den Laut des Weortd, 

Biel beffer is ihm, daß er ſchweigt nd fo Unwiffenbeit Befiegt. 

Biel Reden ift kein gutes Zeichen, i Die Trommel lärme gehirnelos. . 
Der Krug vol Wein gibt keinen Schall, Sobald er Teer ift Flinget er. 

Btüh’n Dir Geheimnißroſen auf, Verſtreue fie nicht in den Wind, 

Wie wird dein Herz zum Magajin, _ Weun du der eippen Thur nicht ſchließeſt? 

Die Knodpe init geſchloſſfnem Mund ER reich an Goid und an Ruben. 

Die Lilie die vielzängig plaudert, „Bat weder God noch Grein im Beul. 
Geſchwaͤtz bringt Vögel in Gefahr, . Dem Schatze legt man Schloͤſſer vor. 


ö—— — — — — — — — 


6 Ein Wortſpiel zwiſchen Suban, Sunge, md Sian, Schaden Dean unterſchied in der Schrei⸗ 
bung biefer beyden Worte mashen bloß die Puncte, Die der Dichter hier im Auge bat. 





xXXX 321 


Der Rabe der ſtaͤts mit Gekraͤcht 
Iſt in der Welt ſchlecht angeſehn, 
Das Weltrad Ereifet ſchweigend um, 
Der Bäpne Zaden halt’ gebunden, 
Bum Schwerte macht ein Wort die Zunge, 
Dbwohi das Wort Ichendig made, 
Lebend’ge Herzen geben Leben - 
Bl’ billigen Aug’s die Fremden an, 
Ein Hau der deinem Mund entflieht 
Wenn du aus Güte liebreich ſprichſt, 
So ift für dich ein Ehrentitel 
Und wenn mit Tadel du brandmarfek 
So wird's ald Schuld dir zugeſchrieben 
Gröffne mit Bernunft den Mund, 
Bernunft gibt dir vom Herren Kunde 
Das Herz benüger deinen Rath , 
D Wad'rer ſpar unnüge Worte, 


RI II 


Den Garsen zu beſchauen geht, 
Hat wenig Raſt, Nachrede viel. 
Des Webers Sonle mit Geil. 
Die Lippen öffne — um zu trinken. 


- Ein Wort zerreißt der Schleyer viele. 


So macht es öfter noch verwirrt, 
Und nimmer die serfireuten Worte, 
Berfyon’ die Angekommenen. 

Kann Qutes oder Böſes thun. 

Die Tugenden mit Lob erhebt, 

Im Anfang deines Lebensbuchs. 
Und nur das Böſe findefi aus, 

Und tritt als Zeug’ auf wider dich! 
Wenn nit, fo bleibe lieber fſumm. 
Und von dem Unglüd jeder Stunde, 
Erhöht mit Ehren deine That. 


, "Daß du nicht deinen Werth verlierf. , 
Erzählung von der Schildkroͤte, die mit der Gans zu fliegen anfing , und durch ein einziges unvor⸗ 


fichtiged Wort von der Höhe der Luft auf die Erbe niedergefpleudert ward. 


Es ſchloß die Schitdkrdt' einmahl Zreundſchaft 
Und ungeſtört von Schickſalsleiden 

Doch eines Tages als der Himmel 

Ergriff die Gänſe Luß am Meer, 

Die Schildkröt’ ſprach mit weinen: Freunde, 
Ich Habe euer gutes Slüd 

Und it wie Stein der Rüden hart, 

Ich Habe Niemanden als Euch, 

Ich theile meine Kraft mit Euch, 

Ich Hin nun in mich ſelbſt gekehrt 

Es war nicht fern davon ein Teich 

Es nahm ihn eine Sand von einer, 

Die Schildkroͤt' griff ihn, mit dem Mund”, 
Am mit den Sänfen fortzureifen. 

Als fie nun jogen übers Land 

GSie fchrien allyufanımen: Wunder! 

ei Schildkroͤt hörts, und ſprach: 

Doch wie ſie's ſprach, fo ſtürzt fie auch 

So trägt ein einzig unnütz Wort 
Dibami! ſtatt unnüg mit dem Wort zu ſchalten, 


Am Meeresufer mit wen Ganſen, 
Befeſtigte fich diefer Bund; 

Die Ihöne Eintracht Fören wollte, 

und fie beſchloſſen fortzureifen. 

Die ihr nicht Trennungsfchimerzgen fühlt, 
Und euern Schmerz bisher getbeilt, 

So ſchlägt mirs Her im Bufen zart, 
Und Eure Treue ſchũtzet mich, 

Und alle Madt kommt mir von euch, 
Und unterliege dieſer Laſt. 

Worauf sin Steden flottend ſchwaͤmum. 
Die andre, von der andren Seite. 

Und ſchlug darein die Zähne feſt, 
Ein neuer Bogel, Gaſt der Gänſe. . 
Bings über einen Haufen Volkes, ” 
Zwey Sänfe, fo die Schildkroͤt' tragen | 
Die Neider feyen alle blind! 

Bon jener Hoͤh' zur Erde nieder. 

Das Süd und auch das Leben fort. 
Sollſt du den Mund verfhloffen halten. 


Geſchichte des zweyten Hauptſtuͤckes. 


Erzählung vom Fremden aus Kanaan, ber als Geſchenk einen Helen Spiegel dem Agyptiſchen 


Juſſuf vorhielt. 


as Jufſuf in Aegypten war, 

- Bo einer feiner Freunde ichte, 
Er trat die Reif’ an nach Aegypten 
Auffuf Gefragt ihn insgeheim: 
Der du zu mir biſt hergereiſet, 
Gr ſprach: Ich ſah nach allen Gelten, 
Da nahm ich deiner Liche Spiegel 
Damit wenn du Hinein Dich ſchaueſt, 
Was gibt ed Schoneres als dich, 


Erſcho fein Ruf nach Kanaan, 

Bon ächter Treue vollgenaͤhrt. 

Und nahm als Gabe einen Spiegel. 

D du Vertrauter im Harem! 

Was bringſt du als Geſchenke mie? 

Sahb nirgends Waare die dir gleicht; 

Bon allem Staube frey und rein, 

Den Aufganz deines Schmuck's du fchaueh. 
Und wer erfehte dein Geſicht! 


Ss 


wm _ 833 nal, ze 


Wer glänget in der Weit eis du, Nur Zinfere verfichens nicht. 


Dibami, thw’ ihnen es zuvor, Und glätte deinen eignen Gpiegel. 

Denn du die Finſterniß verſtebſt, Wird Zuffuf weilen die den Weg. 
Anfang bes zwanzigften Hauptftüdes. 

Anrede des fechjigiährigen Dichters an feinen vierjährigen Sohn Juſſuf. 

D Neumond meiner Hoffnungsnadt, - Der nieines Gluͤckes Aug’ vrbeüt, 

Neu wie der Mond nad dreufig Tagen Blickſt du auf mich mit ſechzig Jahren. 

Du sähleft vier derfelden nur, . Vierfaͤltig ſeyſt du mir gefegnee! 

Denn du verfprihft zur hoͤchſten Stufe Der Wiſſenſchaft dich aufzuſchwingen. 

Du heißer Juffuf aus Aegvpten "Dein Nahme ſtrahlet Glück und Gegen! 

Ich ſchreibe mit der Weishreitfeder Zür dich die Züge diefer Lehren, 

Kannſt du fie gleich jetzt nicht verſtehn, Sie dienen dir im reifen Alter. 

Bis dir nicht Bart deckt das Geſicht, Wag’ dich auf Markt und Straſſe nicht, 

Leg’ Ketten deinen Züßen an Und fige mit die fethft vergnügt. 

D ſuche nie, ftatt deinen Zreunden, Sefelüfchaft bey den Zremden auf. 

Der Sremden Umgang ift nicht günftig Befonders wenn fie Alte find, u, f. w. 


Es iſt harakteriftifh für bas Sittenverderbniß des Orients, daß bie erſten und mwidtigiten an den 
Knaben gerichteten Lehren Beinen andern Zweck baben, als ihn den Gefahren ber Knabenräuber und 
Verführer zu entziehen. In den folgenden Verſen fpielt Dſchami mit den Buchſtaben bes Alphaber 
tes, was wohl dem vierjährigen Kinde, aber nicht dem fechzigiährigen Dichter zu verzeihen. So fagt 
er 3. 8. um ihm begreiflich zu machen, wie gefährlich übler Umgang aud für. bie wohlerzogenften jun 
gen Leute fey, daß das Elif, wiewohl es von Natur gerade ift cl), dennoch, ſobald es mit dem 
krummen Lam (J) in Verbindung geräth, ein Lamelif, nämlich ſelbſt krumm werde (Hu u.f.w. 


2. Subhetol— ebrar, ber Roſenkranz der Gere chten. 
De swente Theil des Bünfers.) 


Diefer Theil des Funfers iſt ganz moraliſch⸗didaktiſchen Inhaltes, und ein Seitenſtͤc zum To h⸗ 
fetol⸗ebrar, oder Geſchenk der Gerechten. Er iſt wie der Roſenkranz in Knoten (Abſchnitte) 
eingetheilt, und jeder dieſer Abſchnitte beſteht aus drey Theilen: aus ber Erklaͤrung (Scherh), der An⸗ 

wendung derſelben durch eine Geſchichte Hikajet), und einer Anrufung (Munadfchat), welche ge: 
woöͤhnlich ben Uebergang zum folgenden Knoten bildet. Solcher Knoten oder Abſchnitte find vierzig. ı) 
Eröffnung über den Duft der Eingebung in der Bruf ber Gerechten. 3) Vom Worte, als dem hoͤch⸗ 
fien Adel des Menſchen (wodurch er fi vom Thiere unterſcheidet). 3) Won der gebundenen Nede als 
Mittel der Dichtkunſt. 4) Von dem Beweife des Dafepns Gottes aus feinen Werken. 5) Won ber 
Einheit Gottes. 6) Bott ift die Wahrheit, und alle Wahrheit ıft in ihm. 7) Vom befchaulichen Leben 


. ber Sofis (TZabammuf). 8) Dom Willen. 9) Von der Neue. 10) Von der Eingezogenheit welche 


die Habgier bändigt. 11) Von Allem was irdiſche Begierden abfchneidet. 12) Won der Armuth. 13) 
Won ber Geduld. 14) Von der Dankbarkeit. 15) Won der Behuthſamkeit. 16) Won ber Hoffnung. 
27) Von der Ergebung, 18) Von dem leben. 19) Von der Liebe und Freundfchaft. 20) Bon 
der Sehnfucht. 23) Von der Eiferfucht, 22) Won der Verfunkenheit im Anfchauen Gottes. 23) Von 
der Schaam. 24) Von der Unterthänigfeit. 25) Von der Großmuth. 26) Won.der Wahrhaftigkeit. 
37) Von der Aufrichtigfeit. 28) Won der Frengebigkeit. 29) Von der Genügfamkeit., 30) Won der 
Demutb. 31) Von der Sanfıınuth und gütigen Behandlung. 32) WVom freundlichen Geſichte. 33) 
Won dem guten Einvernehmen und Kebenswürdigen Betragen. 34) Von der Muſik. 35) Von den 


- 





Br 323 nu 


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Wuͤnſchen für die Sultane. 36) Für. die Weſire. 37) Leitungsregeln fuͤr die Unterthanen. 38) Er⸗ 
mahnungen an ſeinen Sohn Siaeddin Juſſuf. 39) Anrede an ſeine eigene Seele. 40) Bitte 
an die Leſer, den Dichter mit Nachſicht zu beurtheilen. Schluß des Buchs. 


Veranlaffung ‚der Aneinanderreihung der Perlen dieſes Roſenkranzes. 


An einem Abend, als die Nacht Ihr ſchwarzes Zeit ſchon ausgeſpaunt, 
Woran die Sterne und die Schnuppen Als Gold und Silberpfähleglänzten, 
u in dem moschusfarbnnen Käſicht - Die Welt zu enge ward dem Herzen, “ 
Berriß ich diefen engen Käficht Und Tepe’ den Fuß aufs Himmelsdach. 
Ich fand das Urbild dieſer Welt Und der nachfolgenden Gedanken. 
Entfhutdigung ward der Vernunft, Zu ſchwach dieß Alles aus, umeſſen, 

Denn Licht auf Licht erglängte Weisheit, Und Huld auf Hu entſtiegen Wollen. 
Sein Riefel ſchließt Zumelen ein, Und Seine Wolken regnen Perlen. 

Es regnet deren auf mein Haupt Mehr als su fammeln ich vermag; 

Ich Hagte, daß von diefem Schatze - Kein Ansheil mir verbleiben ſoll, 

Ich macht’ der Seele Ohr zur Muſchel, Und füllt' des Herzens Sack mit Perlen. 
Die Perlen bohrte ich alodann " Mit der Betrachtung Diamant, 

Wie oft vom Morgen bis zum Abend, WVom Abend bis zum Morgenroth! 

Wie oft reiht' ich nicht Knot' an Knoten, Wie ofi band ich nicht Schnür' an Schnüre 

a Bum Rofentrans fürdie Gerechten, Weßhalb ich fo mein Werk genannt. 

Die Heil'gen legten Hand daran, Sie fangen: Herr, wir preifen dig! 
Korallen aus dem Meer Vernunft, Sefede von des Himmels Tafel. 

Der Baden formt den Kreis des Glaubens, - Er iſt der Tocht ber Wahrheitskerze, 

Und ieder Knoten ik auf andre Beſondere Manier gefaßt. 
‚ Die Zabl derfelben Reigt auf viersig,. Ein jeder bannt Unwiſſenheit. 

So find es viersig Siegespforten Den Weg sum Heiligfien eröffnend. 
Wenn diefer Rofenfranz des Seyns Bon ungefähr dir kommt zu Hand, 

So fhmüde Hals und Ohr damit, Verkauf’ ihn nicht für Perlenſchnüre G), - 
Wenn du daran zählſt die Korallen, Wirk du der Dinge Biel erreichen. 

Der Himmel feibft im blauen Kleide (=) Ein Heuchler wie die Drenfchentinder , 
Den Pleiadrofentrang in Händen, Er möchte diefen Bier zerreiſſen, u. ſ. w. 


_ Sechzehnter Knoten. 
Don der Gebuld wodurch man verbothene Dinge vermeidet, und in der Erwartung loͤblicher Eigen: 


haften feften Sup faßt. 


Du, 06’ in Armuth die Geduld, Durch ſie mach’ alles Bittre rag. 
O leicht Geſcharzter! trocknes Gras Wie kommts zu die, bringts nicht der DE? 
Du wandelſt unbefländig fort . Wie die Gemählde auf dem Wafler, 
Du wogeft wie ein Schiff daher; Saſſ feſten Anfergrund wie Berge, 
O Zalfe, von den Zeffeln frey, | Des Schabes Arm ift nun dein AR, 
Wie lang wir ohne Hand und Zuß - Du noch des Schickſals Ballen ſeyn! 
> Und überfpringf du hundert Bahnen, Dem Schlägel kannſt du nicht entfliehen. 
Leg’ auf des Schabes Bahn den Kopf, Bielleicht daß er dich doch erblidt. x 
Vielleicht gewähret er dir Raum Bo die Vernunft em Wörtchen ſpricht. 
Sie fpriht: Du öffne deine Hand . Und kehre nit gurüd vom eg, 


neuen — — — — — — — — 


(1) Verkaufe denſelben nicht um zwephundert Perlenfchnüre. - - - 


2) Der Himmel trägt eine biaue Kutte wie die Sofis, von denen viele, ungeachtet der bimmliſchen Farbe ihres 


Kleides, dennoch Nichts als Heuchler und Gleißner ſind. Ein ſolcher Gleißner iſt der Himmel ſelbſt; er 
möchte aus Neid und Eiferſucht meinen Mofenkranz zerreiffen,, weil er herrlider ſtrahlt als der: Rofenkranz 
der Pleladen. 


v 


© 33 


x 


Ur WR 324 XXII 
* 


Geh" auf dem Pfad' bir vorgeſteckt, 
Weg mit dem Wein’, dir nicht kredenzt, 
Gerade fen und ſtark dazu 
Befallt darum auch Unglück di, 

\ Denn diefer enge Kreis bewahrt 
Spreugk du den Gaul aus dieſem Schloß, 
Seit Adam ſich herausgemwagt 
Ich ſchwimm' in meines Blutes Wogen, 
D hab’ nur kurze Zeit Geduld, 
Geduld wie Zuder in dem Rohr 
Nur durch Geduld wird Schilf sum Buder, 
Geduldig Freifee ſelbſt der Himmel, 
Indeß das Mühlrad lärmend kreiſet. 
Vropheten haben viel erduldet, 
Geduldig faß im Schiffe Noe, 
Nur durch Geduld entſproßen Roſen 
Durch fie fanz Juſſuf zu dem Vater, 
Geduld war Moſes größter Helfer 
Auch Zefus warf geduldig Anker 
Und Mohammed setrug geduldig 


Sein" von bem Bein’, dir vorgefcht. 
Sort von dem Pfad’, dir nicht gewiefen? 
Im Mittelpuncte des Geborſams. 

Iſtss deſſer als du fällſt heraus; 

Den Glauben wie ein feſtes Schloß, 


So folget nach des Unglücks Troß. 
Ward ihnm das Paradies verſagt. 


Weit ip herausgefallen bin. 

Und trinf Den Hefen der Geduld, 

Und wie Juwelen in dem Stein, 

Wird in der Hirſchenblaſe Moschus, 
Er geht geduldig Männerfchritt, 

Die Schwachen Haben nicht Geduld, 
Drum fliegen fie gu hoben Stufen. _ 
Darum befchwor die Gündfluth er. ‘ 
Dem Seuerofen Abraham's. 

Und Job zu feinem vor'gen Glück. 

Mit der den Pharao er ſchlug. 

Und hielt ſich an den fellen Strick, 
Berfolgungen von Koreiſch, u. f. w. 


Siebzehnter Knoten. . 


_ Aus der Exzahlung vom Scheich Abuturab, der ſich waͤhrend einer Shlacht zwiſchen den beyden 
Schlachtreihen ſchlafen legte. 


Butrab ch des Adelmeeres Perle, 
Trieb mitten zwiſchen Feindesheere 
Und als die Schlacht geordnet war 

Der Schlachtruf ſtieg von beyden Reihen 
Da ſpreitet er den Teppich aus 

Dann fing er ruhig an zu ſchlafen. 

Und als vorben des Schlafes Zeit, 

In feinem Rüden tobt die Schlacht, 
Da ſagt ihm einer: Hier im Kampf, 


Nimmt mid dein Schlaf nicht wenig under. 


Wenn du in Schlachten dich nicht ficher 
So biſt du vom Bertrauen fern 
Dem Mann If Volſter, Schlachtgeſchrey, 
Und Alles, fen es ſchwer, fen's Leicht, 


Durch den berühmt ward Neffef’d Boden, 
Mit kaltem Blut fein Pferd hinein. 
©tieg er von feiner Mähre ab. 

Aus Lömenperzen tapfrer Krieger. . 
Und legt fich drauf, dad Schwert zum Polſter, 
Die Krieger kannten feine Werte, 
Gprang er mit feinem Schild empor, 
Die in den Reihen Lüden madıt. 

Der blutig wie die Schlacht von Bedr, 
Der Sheikh antwortet ihm mit Läden : 
Wie Hey dem Hochzeitsfeſte alaubſt, 
Und flüge dich auf leeren Grund. 

Der Schlaf, die Waffen einerten... 
Ihm Eins dur Gottes Gnade däncht. 


Zwey und dreyßigſter Knoten. 
Aus der ‚Erzählung von dem alten Weibe das den Propheten fraͤgt, ob alte Weider ins Paradies 


, eingehen werden. 


Ein alter Weib ſprach zum Propheten: 
Am jüngften Tage, wo das Paradied 
Zum Breudenfiße hoch und rein, 
»Behüche Gott, daß Edens Barten 
Nur junge Schönen blühen drin, 

Als dieß das alte Weib vernabm, 
Dann fing fie an ein lautes Stöhnen 


Sen mir defegnet mit Gebethen! 2 
Geſchmücket wird mit goldnem Kies, 
Gehn alte Weiber wie ich ein? 

Der alten Weiber follte warten !« 

Mit Knospenmund und Silberkinn.« 
Der Schmerz die Sprache ihr benahm. 


. In wehmuthsvollen Alagetönen, on . 


qu) BaAtrab, adgekurzt hatt Abu turab: Vater ber Erbe, 





Und frößfich ſaat ihr Der Prophet: Deamahis Fein altes Weib beſteht, 


"Sie werden alle wieder jung - Durch Paradiefesreinigung, 
und mit der Jugend kebrt zurück Des Hoffnung und der Liebe Süd. 


3. Zuffuf und Suleihe. 


(Der dritte Theil des Zünfirs). \ 


Kuffuf und Suleidha, Leila und Mebfhnun, Chosru und Shirin find bie drey 
am vielfäftigften bearbeiteten Stoffe romantifcher Tiebesgefhichten bes Orients, deren jeder einen befon« 
deren Charakter an fich trägt, nicht nur durch die Nationalität der handelnden Helden, fondern aud 
durch die Natur ihrer Gefühle ganz von einander verſchieden. In bloffer Hinſicht auf die Nationali⸗ 
taͤt it Chosru und Schirin der eigentlich perſiſche, Leila und Medfhnün der eigentlich 
arabiſche, und Juſſuf und Suleicha, deſſen Geſchichte von ben dreyen allein im Koran vor: 
kommt, der eigentlich bibliſche Roman, deſſen handelnde Perſonen Juſſuf der ſchoͤnſte Juͤngling 
des Oſtens, und Suleicha eine Schönheit aus Weſten, allen WVölkern des Aufganges und Nies 
derganges gemeinfam angehören. Ein weit mehr wefentlicher Unterfchied dieſer drey Stoffe liegt aber 
noch in der eingeführten Behandlungsmeife derfelben. Chosru uud Schirin, das Gemählde glüds 
licher Liebe, und des hoͤchſten weiblichen Ideals in Schirin; Leila und Medfhnun, bie Ges 
ſchichte unglücklicher Liebe, und des daraus entftehenden Wahnfinns, der für Medſchnun das höch⸗ 
fie Intereſſe erwedt, während Leila als ruhige Schönheit auch den Lefer ruhig läßt. Dort ift S cd i⸗ 
rin, bir Medfchnun die Hauptperfon; endlih Zuffuf und Suleiha, worin das Ideal ber 
hoͤchſten Schönheit in Zuffuf, und das Ideal der feurigften Liebe in Sufeiha, die Macht der 
Schönheit und der Liebe, die Herrihaft bes Gemüths und der Sinnen, der befiegende Geiſt des Pros. - 
phetentbums, und die unterliegende Schwäche ſich ſelbſt Überlaffener Weiblichkeit in fharfen Contraften 
einander gegenüber geftellt find. Suffuf und Suleicha ift vorzugsweife, wie fhen Herbelot 
(unter Joussouf) bemerkt bat, bie allegoriſche burd den Koran geheiligte Geſchichte göttlicher 
Liebe, welche ihre Anfpielungen nur aus diefem Roman, und nicht aus den anderen profanen Liebes: 
geſchichten hernimmt. Die Geſchichte Juſſuf's wird im Koran felbft Ahſenol⸗-kißaßi, d. i. die 
ſchoͤnſte der Erzählungen genannt, und verdient biefen Nahmen ungeachtet einiger Zufäße, welche 
ſich in unferer biblifhen Geſchichte nicht finden. Mohammeb widmete berfelben bie ganze zwoͤlfte Sura 
des Korans, deren Faden auch der Roman getreu verfolgt. 

Schon bey Erfchaffung der Welt, als Gott dem Adam bie Seelen aller feiner Nachkommen zeigte, 
überftrahfte Zuffu fs Schönheit alle Übrigen mit folhem Glanze, daß Adam feinen göttlichen Füh: 
rer darum fragte, wem dieſe Seele einft angehören werde. Als Zuffufs Seele mit Eörperlicher Huͤl⸗ 
Te befleidet wart, ſchlug der Stanz der Schönheit als himmliſche Flamme über feinem Haupte zuſam⸗ 
men,. und biefed Feuer, das in Ju ffuf das höchſte Schönheitsliht, in andern Propheten aber auch 
bloß die Flamme göttliher Begeifterung vorſtellt, unterfcheidetrin den Gemaͤhlden orientalifcher Gedichte 
und Geſchichten fogleih die Hauptperfonen der Propheten. Ein folder Slammenbündel, der fih von 
dein Scheitel zum Himmel emporwirbelt, ift auch für die Kunft ein weit ſchoͤnerer Gegenftand, als bie 
Mofeshörner und der Heiligennimbus, welche durch geſchmackloſe Sagen and Nahdildungen daraus ent- 
ftanden find. 

Suleicha, bie Tochter bes mauritanifihen Könige Taimus, erblidte Juſſuf's Schoͤnheit 
im Traume, und verſank darüber im das tiefe Nachdenken unbefriedigter Sehnſucht nach einem vor: 


nun 336 un 
fhwebenten unbekannten Ideale. Dreymahl war er ihr fo im Traume erfhienen, und hatte das dritter 
mahl Aegypten fogar als das Land feines Aufenthalts genannt; um fo weniger Abneigung batte fie, ber 
Geſandtſchaft des agyptiſchen Aſiſ, ober Großwefird, der um ihre Hand anhalten ließ, Gehör zu 
geben, und die Heirath wurbe beſchloſſen. Suleicha hält im flattlichften Gefolge einen herrlichen 
Einzug in die Hauptfladt Aegppten’s; als fie aber durch eine Nike des „Zelte, ſtatt des Ideals ihrer 
Traͤume, Pu tif arn erblickt, bricht fie in lautes Weinen und Wehklagen aus über fo harte Tauſchung, 
und über ewige "Trennung, zu dev ihr Leben verdammt ſcheint. 

. Hier beginnen erft die biblifhen Gefchichten Juſſuf's: vom Neide feiner Brüder, von feinen 
‚Zräumen, von dem Complotte der Brüder, die ihn in einen Brunnen werfen, unb dann an eine 
ägyptifche Karawane verkaufen. Der Anführer derfelben, Malek, fdlägt ihn durch äffentliche Vers 
fteigerung los, wo ihn Suleicha als die Meütbiethende erhandelt, zum großen Verdruffe ihrer Ne⸗ 
benbublerinnen, worunter fi auch die Prinzeffinn Naſigha aus dem Stamme Aad befindet. 

Suleicha beftimmt den fhönen Juſſuf zu ihrem Dienfte, und ba er fih eine Schäferey 
wünfcht, weil alle Propheten Hfrten waren, erfüllt fie fein Verlangen in der Hoffnung, daß auch er 
um fo bereitwilliger fi finden würde, als ihr Schäfer ihr Verlangen. zu erfüllen. Umfonft waren aber 
alle theils mittelbar durch ihre. Amme, theild unmittelbar felbft auf ihn gemachten Verſuche und Anz 

‚ griffe. Endlich gab ihr die Amme als ein unfehlbares Mittel zu ihrem Zwecke zu gelangen, den Ein⸗ 
fblag , ein ‚Gartenhaus zu bauen, worin fie und der fhöne Zuffuf an allen Orten, in allen Stel: - 
Iungen glüdticher Liebe abgemahlt wären. Der Pavillon erhob fih mit fieben Gemähern, in deren 
Isgtem 'Juffuf (deffen Augen überall die mädhtigften Neige der Verführung erblickten) vielleicht uns 
terlegen wäre, wenn ihm nicht in dem Augenblicke der hoͤchſten Gefahr fein Vater Jakob mit warnendem 
Finger erfchienen wäre. Er ergriff mit zerriffenem Hemde bie Flucht (daher im Orient zum lehrreichen 
Angedenfen noch heute alle Hemden auf dem Rüden aufgefchligt find), und da er gerade vor der Thüre 
auf ben Gemahl Suleich a's ſtieß, beſchuldigte fie ihn ihrer eigenen Unthat. Da fing ein unmuͤndiges 
Kind zu ſprechen an, und gab wahrhafte Zeugenſchaft von ber Unſchuld Juſſuf's, der ſowohl dieſer 
Zeugenſchaft als der ſchon früher und nachher beurkundeten Wahrheit ſeiner Traumauslegung willen, 
Es-Sadik oder der Wahrhaftige heißt, woraus der Nahmen von Voltaire's Zadig entſtand. 

Suleich a's Geſchichte mit Juſſuf war nun das Gerede der Stadt, und fie ſelbſt der Gegen⸗ 
ſtand der boshafteſten Spöttereyen aller Frauen. Um fie zu beſtrafen, lud fie dieſelben zu ſich auf eine 
Kaffebgefellfehaft. Die Früchte wurden aufgetragen, und als die Damen eben die Drangen in die Hände 

„genommen, und die Meffer um fie zu fhälen, trat Juſſuf mit dem Kaffeh ein. Die Frauen ſtarr⸗ 
ten hin, und waren b.y dem Anblicke feiner überirdifchen Schönheit fo fehr Sinnenberaubt, daß fie 
gar nicht wußten was fie thaten, fondern fih fammt und fbnders ’ ftatt in bie Drangen, in die Finger. 
ſchnitten, daß flatt des Saftes Blut von den Händen troff. Durch diefe Begebenheit nachſichtiger 
gemacht für Suleicha's Liebe, nahmen die Frauen nun ſelbſt ihre Parthey, und riethen ihr, den 
fhönen Juſſuf in den Kerker zu ſchicken, wenn fie länger noch Fein Gehör bey ihm fände. Sie 
befolgt den Rath, bereut es aber fehr bafo, weil ihr die Pein von ihm getrennt zu ſeyn unerträge 
lich dünkt. Wald befchict fie ihn dur ihre Amme, bald ſteigt fie auf die Terraffe bes Daches, um. 
von da wenigitend das Dad) des Kerkers zu erbliden, worin Zuffuf verfperrt war. Hier erflärte er 
dem Mundbäder und. dem Mundſchenken, und endlich nachdem er vor-den König berufen 'worben, biefen 
ſelbſt die bekannten Träume. Sul eicha zieht fih nad dem Tode ihres Gemahls in die Einfamfeit 
zurück, und Juffuf ward Großweſir Aegyptens, beffen Einwohner er durch weife Maßregeln von 


nr 327 umun 


ber Hungersnoth der fieben unfruchtbaren Jahre rettet. Suleicha, die in der Einſamkeit fern von 
Juſſuf ihr Daſeyn nicht aushalten konnte, baute fih ein Haus an der Stadt, wo er täglich v vor: 
beyzog, um doch wenigftens die Schläge der Hufe feines Pferdes zu vernehmen. 

Da Zuffuf fie noch immer Feines Blickes würbdiget, entfagt fie endlich dem Goͤtzendienſte, und 
befehrt fih zum wahren Glauben. Als Gläubige erfcheint fie nun vor Juſſuf, wird von ihm fehr 
fiebreih aufgenommen, und erhält auf feine Fürbitte ihre erfte Jugend und Schönheit wieder. Auf 
des Heren Befehl nimmt er fie zur Grau, und wird ihr um .fo mehr mit Liebe zugethan, als er in 
ihr, wider alles Erwarten, eine reine Jungfrau findet. Die Liebe mit der fie ihrem Ideale ergeben 
war, hatte ihr nicht erlaubt fih den Umarmungen Butifar’s hinzugeben. Zuffuf gibt Suleichen 
den gröfiten Beweis feiner Liebe, indem er ihr ein Bethhaus baut, um darin ben wahren Gott zu 
verehren. Bald. hierauf flirbt er und Suleiha nah ihm, aus Schmerz. Das Ende machen mora- 
lifche. Betrachtungen des Verfaſſers und Lehren an feinen Sohn. | ' 


Proben aus Juſſuf und Suleicha (1). 


Anfunft von Gefandten ber Monarchen aus allen Gegenden, ausgenommen aus Yegypten, um Su⸗ 
le ich zu begehren, deren Herz durch Werzweiflung gepreßt wirt. 


War gleih Suleicha tief vom Sram’ gebeugt, Durchſcholl ihr Schönheitsruf den Erdtreis Doch; , 
In fernen Zonen wiederflang ihr Lob Und liebetrunken wurde wer's vernabin. 
Gekroͤnter Häupter Seelenwunſch war fie, Des Zankes Apfel im Ehosroenfreis. 

Monarchen fandten ohne Unterlaß, j Sn Hoffnung ihrer Hand, ihr Bothen zu. 

Bur Zeit als von des Wahnfinn's Zeffeln frey, Sie nüchtern Sinn's der Anmuth Thron beflieg , 

Sah man Geſandte aller Länder nahın: Als fern von Rum und von Demascus ker. 

Schon Über schen waren angelangt Und ruhten nun an ihres Glanzes Thron: 

Der Eine Reichgurkfunden in der Hand‘, Ein Zweyter Galomones Wunderring, 

Bon mächt'gen Welterobrern ihr geweiht, . Zum Zeichen Föniglicher Werbungen. 

"Wo iene Himmelshuldinn Hin nur blickt, Iſt ihr ein Thron, ein Diadem befcheert; 

In jedem Land’ das fie zu ſchmücken wünſcht, FR ihr die Bahn mit Kronen überfä't. 

Strahlt fie, ein Mond , fanft auf Damascus Zur, Wird fie daſelbſt des Gegend Gegenftand ; 

Und wii fie Rum begtüden , huldlat ihe Dieb Rei bis Hin zum fernen Mohrenland. 

So fpriht ein Jeder der Sefandtenfchaar , Im Nahmen feines glüdgefrönten Herrn. — 

Bald weiß Suleicha diefer Sendung Zwech, Und flusbend woget ihrer Sorgen Meer: _ 

»Ob wohl ein Bothe von Aegypten Fam? | „Tief beugte des Aegypter's Liche mich! 

«Dein Herz sieht's mächtig bin zu jenem Bolt’; . "Was frommt's, iſt niche von ihm ein Bothe da? 

»Der Wind der von Aegyptens Zluren ber . „Mir feines Bodens Staub in’s Auge ſiebt, 

»Entjüdt mid mehr ats jenes Oftwinds Hauch, "Der in tatarfhen Moschusduft mich hüllt.« 

In diefer Stimmung ruft ihr Bater fie, Seht fie mit Vaterliebe vor fih Hin, 

Und ſpricht: »D Augenlicht, o Herzensluſt, »Du meiner Leidenbande Freiheitsbrief! 

»vBeherrſcher dieſes weiten Erdenrund's, »Die Kronenträger auf dem Koͤnigsthron, 

»Gezeichnet Hat fie deines Wunſches Maal, „Aus. ihrer Bruſt fproßt deiner Liebe Saat. 

»Schon langten, in der Hoffnung deiner Hand, »Aus allen Reichen Bothen bey uns an: 

»Vernimm den Auftrag jedes. Einzelnen, “ „Und wähle daun nad eig nem Herzenstrieb z 











© Da Herr von Rofenzweig, Dollmetſch und Profeffor der morgenländifgen Spraden an der f. e. orien⸗ 
taliſchen Akademie, die Verdeutſchung dieſes romantiſchen Gedichtes übernommen, und den Anfang desſelben 
als Probe in den Fundgruben mitgetheilt hat, ſo folgt hier die weitere Probe ſeiner Ueberſetzung von dort 
wo fie im fünften Bande der Fundgruben des Orients aufhört bis dorthin mo biefeibe im ſechſten Bante 
wieder beginnen wird, fo Daß feine Lucke mitten inne bleibt. 


. j XXCI 


»In jedem Lande, das du auserſieb'ſe, 

©» ſprach der Bater ; doch Suleicha ſchwieg 
Süß iſt's fein Ohr der Rede dann gu leih'n, 

Der Bater fpricht von allen Herrſchern ihr, 

Als nun Suleicha fah daß ihre vom Freund 
Entferne fie Hoffnungslos vom Vater ſich, 

. Mit ihrer Wimper Koße fie Perlen durch, 

»D daß mic meine Mutter ie gebahr! 

»Ich weiß nicht unter weichen feindlichen 
 =Stieg’ eine Wolfe aus dem Meer’ empor, 
»Sntquslle ihre, wenn fie Mich mir genaht, 
»Warum, o Himmel, fpieift du fo mir mit? 
»Berfagft die Nahe du des Theuren mir, 
„DBerlangft du meinen Tod? — Sieh mich erblafit, 
„Dem Schmerse willſt du mid erliegen fehn? — 
»Was Fann ein Strohhalm unter. Bergesfaft, 
»Du ſchlugſt mein Her; an taufend Drten awund 3 
»Umhüpft mich wonnig himmlifchfüße Luſt, 

»Wer bin ich und was frommt mein Daſeyn wohl? 
»Soll ih dem Winde meine Sarben weih'n ? 

- »Du gabft der frifhen Rofen viele ibm, 

»Wirft du wohl je darum in Gorge ſtehn, 

So ſtöhnend His die Dunkle Nacht erfcheint, 
Vergießt ihr leidend Ang’ der Ihränen viel, 

Und als ber Vater ihres Herzens Drang, 
Entläßt mit Ehrenkleidern reich befchenft 

»&s ward [yon früher mein gelichtes Kind, 
»Beränd’gen leuchtet ein, daß immerbar - 

»GEin trefflid Sprüchwort in der Seiten Mund 
Abſtehend nun von ihrer Werbung, sieh'n 


338 U 


aErheb' ich Dich zur Zürflinn feines Bois.“ — 
Und Taufchse nach willfomm’ner Worte Schall. 
Wenn man Willfomm’nes gu vernehmen hofft. — 
Doch vom Aeanptervolfe ſchweigt fein Mund. 


‚" Kein Bothe, der fie forderte, erfchien .. 


Vor Kummer zitternd wie ein Weidenblatt. 
Blur quillt aus ihrem Herzen und fie fpricht : 
aD daß ſich jemand fand der Mitch mir gab! 
»Geſtirne ıch das Licht der Weit erblickt! 

»Die Wafler träufe in jedes Durfi’gen Mund, 
»Statt fußen Waſſers ſicher Flammengluth. 


Nicht tauche mich, gleich deinem Saum' in Blut, 


vLaß mich zum mind'ſten nicht fo fern ihm ſeyn. 
»Gich mich ein Opfer deiner Grauſamkeit! 
»Du ludſt mir bergefchwwere Leiden auf! 

„Und was ein Blatt in wilder Meeresfluth 7 
»Bin ich denn nimmer deines Mitleids werth ? 


- »Befchteiht mich bitt'rer Schmerz, was kümmert's dich! 


»Was Fann mein Nichtſeyn wohl für Schäden thun? 
nWoplan ; denn größ’re ſchon vertvehte er! 

„Und drüdeft auf ine Herz des Todes Maal; 

»Dafi ich mich auch an ihre Reiben ſchloß ?« — 
Das Hera, der Knospe ähnlich, bluterfüllt, 

Und Staub auf's Haupt freut ihrer Trauer Hand, — 
Die Zähren fah, um den Weſir geweint, 
Die Bothen er und fpricht entfchuldigend: 
„Dem Großweſir Aegypten's anverlobt; 
»Das Recht bes Erſtern vorzugsmeife gilt; 


" Sagt und: Die Vorhand hat der Erſte ſtetſs.« — 


Mit leeren Händen bie Geſandten beim. 


Suleicha's Water rich einen Geſandten zu Afif, dem Großweſir Aegypten 3, dem er feine Tochter 


anträgt, und ber fie annimmt. 


Das Brandmaal auf Guleiha’s Hera gedrädt 
Im Weifi erglänge die Zarbe jedes Tag's, 
Der Vater, als er ihren Gram erfieht, 

Hin nach Aegypten einen Hugen Mann 

Der, ihre Qualen ſchildernd, ihren Shmer, 
Drum wählt er einen Hugen Kammerling, 
Und mit Geſchenken hundertfach beebrt, 
Gr geht und fpricht: »Du, dem der Zeiten Kreis 
»Bon fäter Gunft —— dbgetost, 
»Hoch in der Keufchpeit Himmelezgeichen glänzt, 
»Des Mondes Höhen Überrags fie zwar, 
„Nein, wie der Mufchel Perle, ift ihr Leib, 

: »Berhüllt nur blicke fie gu dem Monde auf, 
„Und nur der Spiegel ſah ihr Angelicht,, 

»Das ganı allein der Seligkeit genießt, 
„Wenn fie in des Palaftes Hofe wallt, _ 
2Die Schminferinn berührte nie ihr Kinn, 
»Verãchtlich weichet fie der Roſe aus 

»Auch vor Narcıffen birgt ihr Auge ſich, 

»Der Sonne Strahlen fliebet jener Mond, 
„Und meidet Quellen und der Bäche Lauf, 
»Verborgen weilt fie hinterm Vorhang ſtets, 


Bermehrte täglich der Verzweiftung Qual. 

Doch ſchwarz däucht fie der Hoffnungslofigfeit. — 
Beſchließt, als Heilungsmittel dieſes Gram's 

Yu ſenden an des Reiches Großweſir, 


Zu ſchlingen fuche der Vermählung Band. 


Zollt ihm, als ſolchem, das verdiente Lob, 
Heißt er ihn Hin zum Großweſire zieh'n. 
„Der Schwelle Staub in tiefer Demuth Füßt, 
»Vermehre täglich fi dein Hoher Ruhm! 


"Vom Mond' beneidet , eine Gonne mir; 


»Doch fah die Gonne ihren Schatten nie: 
»Und heller firapie fie als der höchſte Stern; 
»Es fähen fonfk der Sterne Augen fie: 

„Und nur vom Kamme ward ihr Haar gelöst, 
»Zu finfen zu der zarten Süße Paar. 

»Küßt nur des Kleides Saum die Züße ihr, 


. »Und ihre Lippen nie das Zuckerrohr. 


»Die ſich das Hemde guten Ruf's zerreißt. 
»Den trunfen find fie und verbuhlten Blick's. 
„Dom eignen Schatten nicht verfolge gu feyn, 
„Aus Furcht ein zweytes -I darin zu fehn. 
»Doch vor ihm mweilt der ewig wache Streit. 





nun 329 


»Die Zürften insgeſammt begehren fie, 

»Es tränkt won Rum bis nad Damascus hin, 
»Doch neiget Keinem ſich ihr Herzenstrieb, 
»Sanı Rum befanftigt ihr Gemüthe nicht, 

»Hin nach Aegypten fleußt ihr Zaͤhrenſtrom, 
agZwar iſt mir unbekannt mas wohl daſelbſt 

»Doch ſcheint ihr Erdenſtaub alldort geformt, 
»Drum ·billigt's deiner hoben Weisheit Schluß, 
»Doch Ihnüden Ichön’re Mädchen deinen Hof., 
Als der Weſir Aegyptens dieß vernimme , 

Doch Demuthsvoll fagt er: »Wer bin ich mohl? 
Nun mich des Koͤnig's Hüld dem Staub’ enthob, 
»Der Erde gleich’ ich, die, der Milde voll, 
»Entiwüchfen hundert Zungen meınem Leib’, 
»Die hohe Gunſt die mir vom Kön’ge ward, _ 
»Das Haupt um Fuß', sum Schuh’ das Aug' umformt, 
»Doch mit Aegyptens weifem Könige 

»Daß mich auf eine Stunde ihm entjicehn „ 
»Drum ſehet diefe swente Pflicht mir nad, 

»Doch wenn mein Konig meinem Recht’ willfährt, 
»Der Mädchen und der Knaben Taufende, 

»Die Anaben, guter Eigenfchaften voll, 

»So füß wie Zuder lade ihr Holder Mund, 
. »Die Müge ſchelmiſch nach der Geite auf, 

»Die Mädchen in der Huris Kleidertracht, 

„Mit Ampraloden auf der Rofenau, 

„Sind reich mit Schmude aller Art 'gesiert, 
„Noch fend’ ih Männer Hoher Weisheit ihr,“ 
»Daß fie mit taufend Ehren fie empfabend, 
Als nun der MHuge Bothe dieß vernimme, 

Und ſpricht: »D du, Aegyptens Höchfter Ruhm, 
„Nichte wünſcht mein König des Geleites Pracht, 
»Denn Teine Zahl umfaßt die Menge ie 

»Der Ehrenkleider feiner Glücklichen 

»Und mehr der Edelſteine fpendet er, 

»Nur feine Wünſche fäh’ er gern erfüllt; 

»Iſt diefe Frucht er Deiner Tafel werth, . 


»Und Harren angftlih eines Gnadenblicks; 

»Der Herriher Schaar mit eig'nem Hersblut fig : 
»Denn ihre Liebe iſt Aegypten nur ; 

„Und Unpeilbringend däucht Damascus ihr; 

»Hın nach Aegopten ihrer Thranen Nil. 

»Sie mit fo heft’ger Leidenſchaft erfullt; 
»Dortbin zu lauten ihrer Nahrung Brief. 

»So fend’ ich fie Dir in dieß fel’ge Land; 
»Verrichte fie des Fegens niedern Dienſt.« 
Berührt fein Haupt des Himmels Höhen ſchon; 
»Mir Saamen ſolchen Sinn's in's Herz au fäen. 
Rage ſtolz mein Scheitel an des Himmels Randz 
»Die Zrühlingswolte fanfe mit Regen näßt; 
»Dem Graſe gleich, wie pries ıch ſolche Huld? 


_»Haße mich, von meinem Güde unterflügt, 


»Ihr fo befelige froh entgegen fliehn. 

»Bin in fo enge Dienfipflicht ich verwebt, 
»Mich ſtürzen bieß in feines Grimmes Schwert. 
»Und halter mir des Bornes Bogen fern, 
»Send' ich der Sänften zweymahlhundert ihr; 
„Wie Lotos ſchauckelnd und wie Pinien fchlanf. 
»Und reiner als die Knabenſchaar aus Eden; 
»Ein Gemmendiadem umfängt das Haar , 
»Ruh'n in des Sattels gold’nem Haufe fie. 
»Und ihnen zleich von Erdenmängeln frey, 
„Und einem hoben Bogen auf dem Mond, 
»Belagert in der güld’nen Gänften Glanz. 
»Die feſten Säulen unfres Staatenbau's, 
»Deleiten ber nach meiner Einfamfeit.« 

Neigt er fein Haupt, und Füße der Erde Staub 
»Burch den der Großmuth friſche Saaten blüh'n! 
»Ihm mangelt nicht der Prunk von dem du ſprichſt: 
»Der Anaben und der Mädchen die ihm dient. 
„Eind mehr nod als der Bäume Blättersahf, 

»Als je die Wüſte fand'ge Körner trug. 

»O felig deffen Wünfche du gewährft! 

»Soll fie dir eilends Hergefendet feyn. 


Der Wind der Annahme weht aus Aegypten ‚ unb Suleiha’s Tragfänfte zieht wie eine Roſen⸗ 
| Karawane dorthin. | 


Als von Aegypten beim der Bothe kehrt, 
Und vom Wehr ihr frohe Kunde bringt, 
Friſch blüht die Roſe ihrer Seligkeit, 

Gin Traumbild war's das fie in Feſſeln ſchlug, 
Was if der Erde Freude, was ihr Leid?! — 
Drum felig der dieß Wahnbild fahren läßt, 
Der Bater fand fein Kind kaum wieder froh, 
Und aus den Bölkerfiänmen Rum und Ruß 
Mit Apfelbufen und Piſtazienmund, 

Die garten Ohren ſchmückt ein Gemmenbund, 
Sie gleihen Roſen in der Morgenzeit, 

Der Ambraknoten auf der Tulpenflur 

Und taufend Knäbchen, fchlauer Ränfe voll, 
Die rohe Muͤtze nad der Seite auf, 

Ein helles Kleid HALLE ihre Leider ein, 


Suleicha's Herz der Bande zu befreyn, 

Wiegt er in holdes Gelbfivergeflen fie, 

Hoc fliegt der Bogel ihres Glüch's empor. 

Und ein Phantom das ihr dieſelben Löft. 

Ein bloßer Traum , ein Spiel der Phantafle; 

Und leichtgeſchürzt dem Wirbel überpüpft. - 
ats er zum Mahlſchatz ſchnelle Anſtalt trifft, 

Der Holden Braut wohl raufend Mädchen ſchenkt, 
Und Wang’ und Bruft giesch einer Roſenflur; 
Miet Moschus ift das Antlıy Überfäet: 

Die keine Schminke ſchändend Übertündt; 

Zeigt wie am Ohr die arte Perle hangt. 
Hersfeffeind und zugleich tyrann'ſchen Blichs; 
Wallt läßig frey ihr langes Moschushaar ; 

Bars wie die Wemper, eng wie Zuckerrohr z 


ze. 





Und jedes Härchen an der Mübe Rand 

Eiu reicher Guürtel ſchmückt den dünnen Leib, 

Und taufend Pferde , edel, wohlgebaut, 

Behend, dem Dal’ gleich den der Gchlägel treibt, 
Beym bloßen Schatten einer Peitſche nur 

Gleich wilden Eſeln rennen fie durch's Feld, 

Der Klefel berſtet den ihr Huf berührt, 

Durch Berge eilend wie durch Ebenen, 

Rameele taufend, furchtbar anzuſehn, . 

Ein Berg IR’E zwar, doch ohne Säulen nicht, ' 
Genügfam , gleich der frommen Mönde- Zunft, 
Biehn fie die Wüſten der Ergebung durch, 

Sür Luft der Reife Schlaf⸗ und Speiſelos 
Mit Stoffen feltner Art belaſtet, trägt 
Zwephundert Zeuge für den Hausbebarf, 
gweyhundert Kaſtchen prächt'ger Gemmen voll, 
gweyhundert Platten voll tatar’fhen Dufts, 
Wo ſich die Treiber raftend Jagerten, 

. Und eine Saͤnfte, mehr ein Brautgemach, 

Der Sitz von Aloes und von Gandelholz , 

Dihemfhiden’s Zelte gti ihr prächt'ges Dach, 
Mit Gemmen und mit güld’'nen Nägeln war 
Mech hingen gold'ne Stoffe reich herab, 
GSuleicha feht man in die Brautgemach, 

Die Saänft' am Rüden der Windfüßigen 
Enpreffen, Pinien, Buchsbäume Taufend, 
Begleiten fie, man mwahne den Lenz zu fehu, 

‚ Ein ieder Naſtort diefer Goͤttlichen 
Hier fiefen erunfne Knäbchen bin and ber, 

Der Mädchen Loden gliden Schlingen, mo 

Der Rnaben Wimpern waren Schwertern gleich, 
Hier fab man Aumuth und der Minne Spiel, 
Geliebte, Liebende zu Taufenden,, 

So gilte man bie Kücptigen Poften durch, 
Suleicha's Herz, mit feinem Süd’ verſöhnt, 
Nun ſoll der Gramnacht ſel'ger Morgen grau'n, 
Sie wußte nicht wie dunkel dieſe Nacht, 

Der Tage Glanz, der Nächte Dunkelheit 
Ein ſchnellex Bothe wird nun abgeſandt, 
Gr-sich’ ber Erſte in Aegypten ein, 

Daß feinem Haupte ſich das Btüd jetzt nah’ 


Der Großweſir Aegypten's erhält Nachricht von Suleich a's Ankunft, und ruͤſtet das Heer, um ihr 


330 


I IE 


Steiht Huaeinthen’unter Tufpenkur. 

Un jedem Haren bange ein liebend Herz. 

Sur Rennzeit ſchnell, zahm Hey der Zefte Prunf, 
Sanft wie der Bach der Bunte Wieſen näßt; 
Entiprängen fie der Erde Zirkelrund; 

und ſchwimmen, Waſſervögeln gleich, im Meer; 
Und kräftig ſchürzt ibe Schweif sum Knoten fi; 


Sehorchen fie doch flätd des Zügeld Drud. 


Mit Hügelrüden. wie der Berge Höderwuds ;' 
Sie fliehn Damit dem Wind’ an Gchnelle gleich ; 
Und Laften tragend wie Geduldige, 
Uns grafen Dornen fo vie Blumen ab; 
Sliehn fie beym Aufrufsfhal durch Feld und Au; 
Ihr Rüden einer ganzen Landfchaft Sins: 
Aus Rum, aus Syrien und Kegypterland, 
Saphire md Rubine Bedachſchan's; 
Voll. Umbra und voll edles Aloebol;. 
Da ward das Held su Sina's Moschusflur. t 
Wird für Suleicha reitzend ausgesiert: 
Die Bretter reich mit Golde eingeleat; 
Der Gonnenfceibe ihrer Kuppel Gold ; 
Der Sänfte Ins und Aenßeres gefhmüdts 
Und Geidenseuge, zart und ſchön geſtickt. 
Und führe fie prunfend nad) Aegyptens Zur; 
Ztoh glei Der Roſe die der Oſtwind Füße. 
Mit Wangen, Duft und Bufen von Jasſsmin, 
Wie er veriüngt von Land zu Lande zieht. 
Beſchãmt au Wohlduft Irem's Sartenfur. 
Dort ſcherzten Mädchen aus der Sänften Gold. 
Sich alſobald ein ſchöner Knabe fing; 
Die der Sefang’nen Seelen fpalteten. 
Dost muntern Scherz und Liebeständelep: 
Ein Waarenlager und Kaufiuſtige. 
Und zog mit Sad und Pad Aegypten zu. 

ähnt fchon Aegyptens ſchönes Biel erreicht: 
Nun fol dem Trennungsfchnerg‘ ein Ende fern. 
Welch' Iahrrlanger Weg sum Morgen fen. 
Durceilen jie. Schon naht Aegyptens Flur. 
Zuvorzueilen dem gefammten Zug. 


‚Und bringe dem XBefir die Freudenpoſt, 


Und daß er ihm entgegen sich". 


entgegen zu ziehen, 


Als der Weſir die Freudenpoſt vernahm, 

und aus Aegypten's fernften Gegenden 

©ie föollen in der vollen Rüßung Glanz 

Und es erſchien ein Heer vom Buß zum Haupt 
und Knaben, Mädchen, Hunderttaufende , 
Der Knaben Schaar mit goldnen Kronen glich 
Der Schönheit fiebenfaher Schmud' 

Und Sänger mit bed Zuders füßen Mund, 
Der Sänger fingt zur Harfe ſüßer Luſt 
Geſtimmt durch ihres Ohres leife Neigung 
Die Stöte toͤnt Die Bothſchaft des Vereins 


Erſchien nach Herzenswunſch die Belt vor ihm, 
Berief ee alfogleich das ganze Heer. 
Erſcheinen auf dem vorbeſtimmten Det. 
Getauche in Perlen: und Juwpelenſchmuck, 
Bon Rofenantlik und von Roſenwangen. 
Den goldnen Palmen bey den Brautgelagen. 
Beglanzt die Mädchen in der GSänften Go. 
Beſingen laut des frohen Tages Feſt; 

Die froben Lieder der Zufriedenheit; 
GEntflinge der Laute Saiten Freude nur; 
Und wiegt das Her in füße Hoffnung ein ; 








— 33, 
Die Bither dampft die weinerbitzten Einnen, 
Die Bande ruft den Wesgefährten zu: 
So wenden fie dem Weg die Wangen su, 
Und nad zurüdgelegten Stationen 
©ie finden eine Ehne fern vom Dunkel 
Es ſchien, vom gränzenlofen Zirmament 
Es ſtehet in der Mitte ein Gezelt 
Ald der Wehe das Königszelt erblidt, 
Steigt Föniglich von feinem Pferde ab, 
Da eilen flugs die Wächter des Harems 
‚Gr Heißt willtommen jeden Einzelnen, 
Erkundigt fi fih nach jenem Schonheits mond, 
Dann weiſ't er ibnen' präct'ge Dinge vor, 
Wie viele Anaben mit dem Zuckerlächeln, 
Wie viel Der Roffe, Deren Gastel Gold, 
Wie viel von Pelsen und von feidnen Gtoffen, 
Wie viel vom Zuckerwerk Aegypten’s ! 
Er ſchmückt damit des Feldes Antlik aus, 
Darauf beſcheidet er auf Morgen fie 


RUSS 


Es klingt ber Geige sarted Gaitenfpiel; 
Schlagt Hid das angelpannte Fellderſchlafft. 
Entrichtend Luſt⸗ und Freudenzoll, 
©elangen fie dem Monde gleich zur Sonne. 


. Mit taufend Beuerfuppeln überſäet. 


Hab’ eine Wolle Sterne hingethaut. 
Bon einem Heere Schöner hold umreiht. 
Laht er dem Morgen glei vom Gonnenglanz, 
Und wallet nach dem präche'gen Seite hin. 

Zum Süd’, su küßen feiner Erde Staub. 

Und lacht fie freudig wie'die Rofe an 

Und nach-der weiten Reife, Ungemad 5 

Die er Suleichen sum Geſchenk gebracht: 


Wie viel mit güld'ner Mütz' und Gürtelsſchmuch; 


Vom Schweif sum Ohr getaudt in Gemmenglauz; 
Wie viel von feltner Edelſteine Schatz! 

Bon farbiger Gerränfe Süßigkeit! 

Mit guter Art Entſchuldigung vorbringend , 

Und ehrt vergnügt nach feiner Wohnung heit 


Suleicha erblidt ben Aſiſ Aegypten's durch eine Ritze bes Zeltes, und Hogt daß es nicht der laͤngſt 
Geliebte ſey, den ſie im Traume geſehen. 


Das alte Schickſal iR ein bloſſer Gauckler, 

Es ſchlingt der Hoffnung Bande um ein Herz, 

Es zeigt von ferne uns der Wünſche Frucht, 
Als nun Afif dem Beite ſich genaht, 


„Bergebt fie aus Besier ipn anzuſchau'n. 


„Mach Mittel daß ich ihn nur einmahl febe, 
»Des Herzens Wunfch, er wächſt in gleihem Maß 
„Das Waffer in des Durfi’gen Mund geträuft 
Als fie Suleichen fo geängfligt fab, 

Und machte eine Ritze drein mit Liſt, 


—Suleeicha biide durch diefe Rise nun, 


4 


»Ah! ruft fie, welch’ ein fonderbar Geſchick! 
„Nicht der ifiö, den im Traume ich gefeh'n, 
„Richt ber, fo des Verſtandes mich beraubt, 
„Nicht der , der fein Geheimniß mir vertraut, 
Ach, hart behandelte dad Schickſal mic 

»Ich pflanzte Palmen, Dornen fproffen auf, 
»Ich Tiet des Schatzes willen herbe Aual, 

»3c wollte duft'ge Rofen pflüden gehn, 

„Der Durſt ge bin Ich in der Wüſte Sand, 
»Schon klebt am Baum die trod'ne Zunge mir, 
„Da feh’ ich plößli fern ein Waſſer, 

»Doch ſtatt des Waflers fand ich Dürren Sand, 
»Das irrende Kameel auf Vergeshöh'n 

„Bon Felſenſteinen iſt mein Fuß zerfleiſcht, 
»Da zeigt ſich meinem bluterfüllten Aug’ 

»Hin will ich eilen zu dem Muthigen, 

»Ich bin der leidende Schiffbrüchige, 

»Der Wellen Fluth treibt mich mit Ungeſtũm, 
»Sieh, da erſeb' ih Bash einen Kahn, 

»&r nähert unverweilt fi meinem Blick: 

»Wer in der Welt if Hersberaubt wie ich; 
„Mein Herz entfled , es ſchwand der Herzensfreund, 


Erfind’rifd in der Kunf der Menſchenqual: 
Dann löſt er fie hit Hoffnungsloſigkeit! 
Und Eränzt den Weg mit unerwünfchter Qual. 


"Worin Suleidha wit der Amme weit, 


Sie fpriht zur Amme: »Alte Tröfterinn! 
»Unmöglich däucht mir fernere Geduld. 

»Als Hülfe uns der treue Breund verſagt; 
»VBerbrennt ihn, wenn es feinen Durf nicht löſcht « 
Umging fie, Mitsel fuchend, rings das Seit, 
Schmal wie ein Reiferhüttchens Zenfterlein. 

Es Höhne ihr trauernd Herz ein tiefes Ab. 

"Welch eine Mauer ſtürzet auf mein Haupe! 
„Den ich zu fuchen fo viel Qual erlitt: 

»Des Herzens Baum bewußtlos mir entriß. 
»Bom Wahnſinn zur Befinnung mic gebracht: 
»Und Unglüd brachte nur mir mein Gehirn! 
»Der Liebe Saamen fät’ id — Kummer reift; 
„Nun muß ib Pänıpfen mie der Drachen Wuth; 
»Und fpike Dornen rigen meinen Saum. 
»Dor, Waller fuchend, ieden Dre umfreift: 
„Schon fprudelt Blut mir ans dem wunden Munk; 
„Mit taufend Ungemache eil' ich bin: 

»Den mir der Gonne Eipefirapi ſchillernd wies. 
Bin ih, das waflerios der Qual erliegt ; 

»Es febls zum Geh'n, zum Weilen mir die Kraft; 
»Bon dem verlornen Freunde das Phantom. 
»Doch ac I nicht er, — ein grimmer Leue iſt's. 


»Der nadt fi nur an einem Brei noch halt: 


»Trägt bald zum Abgrund, bald zum Himmel mich; 
»Ich bin entzüdt, denn Teiche fheint mir Die Rettung, 
„Ein Krokodill if’ das den Tod mir droht. 

„Der Herzberaubten Unglüdfeliafter! 

»Ein Sels liege auf dem Herz, die Hand am Kopf. 


ta 





mm 332 


»Erbarme, Himmel! meiner Leiden did, 

»Gelang' ich zum Beſitz des Freundes nicht, 
»Zerreiſſe meines Rufes Hemde nicht, 

»Ein Bündniß ſchloß ich mit des Herzens Wunſch, 
»Verbrenne nicht durch Schmerz mir Hand und Fuß, 
So ſtöhnte fie Bis in die ſpaͤte Nacht, 

Sie jammert achzend mit gebroch'nem Herzen 

Da flattert der Erhoͤrung Vogel auf 

»Zroftlofe! hebe dein Geſicht empor, 

„Nicht der Afif Aegypten's iſt dein Ziel, 

»Durch ihn wirft du des Freundes Schönheit ſehn, 
xSey feines Umgangs wegen ohne Furcht, 
Suleicha, als fie dieſe Stimme Höre’, 

Verbannt von Mund und Lippen alle Klage, 

In iedem Athemzug ein Zug von Blut, 

Den Blick nach der Erwartung Bahn gewande, 


aund öffne mir ein Pfoͤrtchen deiner Gunſt 
»Dann laß’ mic) immer eines Andern feyn; 
»Laß' Niemand's Hand befudeln meinen Saum 
»Daß meinen Goldſchatz mich bewahren heißt; 
»Gib meine Schäge keinem Drachen Preis.« 

und blut'ger Thau glänzt’ an der Wimper Rand; 
Und krampfhaft wühlt ihr Antlig fi im Staub. 
Und des verborg'nen Engels Stimme ruft: 
»Denn leicht wird fi der Knoten Töfen: 

»Doch ohne ihn erreicheft du es nie; 

»Durc ihn gelangen gu der Wünfche Ziel; 
»Unaufgefperrt läßt er dein Silberſchloß (1).« 
Reibt, Dank entbrannt, ihre Haupt im Gtaube ab, 
Entſchloſſen Blue zu trinten Knospen gleich, ⸗ 
Der Sram verzehrt fie, doch Fein Laut verräth’s. 
Harrt fie wie fi der Anoten Söfen wird, 


‚Einzug Suleicdha’s in bie Hauptftadt Aegypten's im Geleite des Afif. 


Früh als das ſternbeſäete Firmament 

Der Rath der Sterne aus einander ging 

Als ſchon der gold'nen Sonne Strahlenglanz 
Kommt der Afif im Königsprunk und ſetzt 
Die Reiter vorne , hinten links und rechts, 
Ein gold'nes Zelt am Haupt ber Glücklichen 
und Sättelfhmud beſetzt am Zuß der Bäume, 
Baum ) Schatten, Sitze, Alles wallet fort. 
Nun tönt der Zreudefänger lauter Schall, 

Der Schall der Stimmen und des Nufes Hal 
Der Pferde und Kameele häuf’ger Tritt 

Bald reißt im ſchnellen Lauf ein neuer NEW 
Und bald erglänzt ein reigend voller Diond 
Mard von des Pferdes Huf die Erde wund, 
Den trunf’nen Reben auf den GBätteln folge 
Den in der Anmutbfänfte Rubenden 

Es jubelten Sule ich a's Sclavinnen 

Es freuet ſich Aſiſ mis feinem Haus, 

Sule icha nur voll Schmerzes in der Sänfte 
Was, Schickſal! rief fie, haſt du mit mir vor? 
»Ich weiß nicht was ich dir zu Leide that, 
„Du flahi im Traum mein unbefang’nes Herä 
nDie kaum gelöften Wahnfinnsbande fnüpft 
„Da du mein Herz in Splitter Haft zerfchlagen 
»Ach, konnt ich wiffen daß , ftatt Troftes, du 
„Biel Unglücks Feuermaale brannten mich, 
»Wenn Seelen ſchmelzen dir ſchon Hülfe Heißt. 
»Stell’ meiner Bahn des Truges Garn nicht auf, 
»Du ſageſt meinem Wunſch Erfüllung zu, 
„Entzüden muß ein ſolch Verſprechen mid , 
So redete Suleicha das Schickſal an, 

Auf einmahl ſchallt der Wegekund'gen Ruf: 
und Taufende zu Zuße und zu Pferd 
Pflichtſchuldigſt haͤlt Aegyptens Gtoßweſir, 
Theils gũtd'ne Platten, Gold und Silberroll, 


— 


rung unanftändig waͤre. 





Der Nacht Hellgoid'ne Aufbruchstrommel fehlug, 
Und famme der Nahe fein Reifepündel ſchnürte; 
Wie Papageys und Prauenfchweif erfchien, 

Den Mond vom Zelte auf die Sünfte hin; 
Stellt er Das Heer in ſchöner Ordnung auf. 
Steht Schatten biethend wie ein ‚gold'ner Baum, 
Erbiechet fih gu Sitzen Glücklicher. 

Und in der Mitte fißt die Selige. 

Begleitet.von ber Laftthiertreiker Ruf. 

Erfüllt des Himmels und der Zelder Ylur. 
Drüdt Mond, Neumonde in den Sand; 

Vom Huf geforint, des Vollmonds Wangen auf, 
Unde tritt den Neumond in fein Nichts zurück. 
Dient ihr als Pflaſter des Kameteles Zuß. 

Der Rofe orgeifchlagend Wichern nad ; 

Der Treiber ſchmetternder Trompetenfchall, 
Daß die Peri vom Trennungsdiwe frey. 

Darin als Frau den Abgott zu empfahn! 
Schwang ihre Seufzer Hoch zum Himmel auf. 
„Was raubſt du graufam meine Ruhe mir? 
"Daß du mich in der Qualen Abgrund warfkt 
»Und ich erwachte nur zu größ’rer Pein. 

„Nun neuerdings dein faunenhafter Sinn. 

»Iſts thöricht Daß bey dir ih Hüffe ſuche? 
»Von meiner Heimath mich zu trennen [annft? 
"Nun mehrt fie noch der Sremde bitt're Qual! - 
»Was [ol dann erſt dein Seelenſchmelzen feyn? 
»Zerihmett'se meines Gleichmuth's Becher nicht! 
»Verſprichſt die Ruhe meiner Seele mir: 

»Doch ach! iſt dieß wohl mein verheißnes Glück ?e 
Das grauſam fie aus ihrem Himmel ſtieß. 
n@ich das ift Memphis umd des Niled Strand i« 
ummwimmeln froh des Stromes Blumenrand. . 
um jene Säfte Hold zu überfireu’'n. 

Thrits Platten angefüllt mit Gemmenſchmuck. 


(1) Hier find act Verſe ausgelaſſen, deren mörtliche Veberfegung unverfländlih, und deren nähere Erläutes 








mu 333 


Juwelen träufen auf Sufleiha nun 

Bor Gold und Perlen, die der Menge Hand 

Des Laftehiers Huf betrat den Boden nicht 

Wenn Zunten fprühten unterm Pferdes Tritt, 

So zogen Meilenweit die Reiben fort, 

Boll KRaiferperien ward der ſtolze Strom, 

Und von dem Silber das man reichlich ſtreut', 

So ging es fort im königlichen Pomp, 

Den Erdenparadies, denn Sonn’ und Mond 

Ein Thron erhebt in dem Palafte ſich, 

Den eines kunſtverſtaͤnd'gen Meifters Hand ' 

. Die Gänfte fangt am gold’nen Throne an, 
Doc unverbarefcht ivar ihres Herjend Maal, 

Ein Diadem drüdt’ man ihr auf das Haupt, 

Do unter dieſer Königsbinde ächzt 

Juwelen freut man auf den Scheitel ihr, - 

Bon Perlen, die ſelbſt Huris neideten, 

Wer wird auch da nah Kronen lüſtern feyn, 

Ad. wenn Berjmeiflung in dem Auge perit, 

Unfelig jener, deſſen wundes Herz 


Wie auf die Nofenfriospe Negen träuft. 

Laut jubelnd ſtreut, verſchwand die Gänfte gant; 
Auf der mit Gemmen überfäcten. Bahn, 

War's ein Rubin der mit dem Huf ſich traf. 
Stets Schmud verfireuend an des Niles Rand. 
Zur Perlenmuſchel jedes Zifches Ohr, 

Das Krokodil zum ſilberſchupp'gen Fiſch. 

Und glücklich langt man im Pallafte an, 
Erglänzen als des Eſtrichs Ziegel hier. 
Erhaben über aller Throne Pracht, 

Mit Gold und Perlen Laftenmweis belegt. 

Auf dem Suleicha als‘ das Kleinod prangt. 
Sie fah in Gold als wär's ein Flammenherd, 
So glänzt fie zwifhen Thron und Diadem ; 
Ihr armes Herz wie unter Bergeslaſt? 

Ihr dünkt's des herben Eleuds Regenguß ; 
Ziel nur der Thrane Perle ihr ins Aug! 


Wo man dad Lehen hundertmapl gewagt ? 


Bleibt da für andre Perlen wohl noh Raum. 
Im Trennungsfchmerse fi) nach Thronen fehntt 


Suleidha durdweint Tag und Nacht von Zuff uf getrennt. 


Wenn der Sellchte rupt am Herzen, 

liegt wohl der Schmetterling zur Sonne auf, 
Der Nachtigall leg’ hundert Sträuße vor, 

Hat Sonnengluth den Lotos erſt erwärmt, 
Sehnt nach dem Labetrunf der Durfl’ge ich, 
Sufeiha fand an diefem felgen Drei, 

Als Selave dienet ihr ſelbſt auch Aſiſ, 

Es waren Mädchen roſenduft' gen Leibs 

Und Dienerinnen Herzen verwirrend, 

Sammt Knaben lächelnd, füß- wie Zuder, 

und Mohren Hold aus Ambrathon geformt, 
Bewohner ded Harems der Reinigfeit, 
Aegypten's Zrauen kamen fämmtlih nun - 

An Wuchs und Jahren ganı Suleichen glei, 
Suͤleicha figend im Berfammlungsfaal, 

Sie fpannt des Frohſinns bunten Teppich auf, 
Und fchien mit Jeder im Geſpräche Hier, 

Zwar fprac ihr Mund mit den Verfammelten , 
Beym Freund, mit dem in Wonne wie im Schmerz 
Es war ihr Rörper bey der Mienge nur, 
Dieß war ihr Thun vom Morgen bis zur Nacht, 
Raum hüllt die Sonne fi in Ambraflor 

Als fie des Zreundes Bild in fliler Nacht 

Und vor ihm fallend auf ihr fittfam Knie, 
Nah Seufzern ſtimmend ihrer Rede Ton, 

Und fpriche zum Bde: »D mein Seelenwunſch! 
»Und nannteft dich des Landes Großweſir, 
»Denn diefer Ruhm ſchmückt mich als Diadem, 
»„Berfaffen bin ich Hier und Heimathlos, 

»Wie lange noch , von diefem Maal gebrannt, 
„Komm, ſey der Lichtglang meiner Herzensflur, 
»Bon Liebe gur Verzweiflung hingeſchleppt, 
„Mein Leben friſtet jene Hoffnung nur, 


Was fehnt es da nach Andrer Liebe fig? 
Wenn fchon im Badellicht ihm Hoffnung glänzt? 


Uumfonf ! fie ſehnt nach Roſenduft ſich nur. 
Blickt er dann wohl noch Ju dem Mond empor? 


Was fol ihn dann der reinfte Zuder wohl? _ 
Was immer nur zur Pracht gehört bereit; 
Nichts mangelt ihr von Gütern und von Geld; 
"Sie zu bedienen Raſt⸗und Ruhelos, 

Sie ſtanden ihres Winks gewärtig fläts, 

Vom Haupt sum Zuße fühl wie Zuckerrohr, 
Gleich Engeln keuſch und von Begierden frey, 
Bertraute in Sefchäften des Harems. . 
Mit Schoͤnheit und mit Reitzen ausgefhmüdt , 
Der Anmuth ihres Umgangs fich au freun. 


Wo Greund und Fremder im Gewühl ſich drange, 


Das Herz vol Blut, die Lippe Lächelns vol, 
Doch anderswo weilt ihr verpfändet Herz; 
Doch waren Herz und Seele ſtets beym Freund. 
Sie nur allein ein feftes Band geknüpft; 

Denn, ah! ihr Geiſt Heat andrer Sorgen Qual, ° 
Dieß ihr Benehmen mit den Kreundinnen. 

Auf dem der Mond als Herrfcher einfam fhront, 
Bor fich aufs Kißen holder Anmuth fept, 

Ihm ihrer Seele tiefen Kummer Flagt; 

Beginnt fie nun des Wahnſins Trawerfang, 
»Verwieſen haft du aus Aegypten mich , 

»Es werde ewig Ruhm und Ehre dirl 

„Und Wonne nenn’ ich's deine Magd zu ſeyn. 
»Beraubt des Gtüds mit Dir vereint zu feyn; 


.»3Und’ ich dason des Elends Zadel an? ' 


»xEin heilend Pflaſter für mein Hergenemaat ! 


Gab ein verborgner Engel Hoffnung mir; 


»Vom Saum mir ſchüttelnd der Verzweiflung Staub. 





REISE 


| „Dein Ehönheltöficht,, dad mir ins Her; geſtrahit, 


»&0 Bluterfluͤllt mein mattes Auge iſt, 

»O ſelig jene Zeit, in der du Hold, , 
»Seh' ich dein Antlitz, werd’ ich ſchnell zu Nichts, 
»Berliere des Gedankenfadens Ende, 

»Du fiehf mich nicht an meiner Gtelle mehr, 
»Des eig’nen Ich's Erinnerung ſchwindet mir, 
„Mein Wunſch bi du in beyden Welten nur, 
Der Morgen beach beym Selbſtgeſpräche an, 
Als nun der Morgenwind au weh'n begann, 
Was fprac fie wohl ? — Sie ſprach: n Auf, Morgenwind! 
»Durchwehe Lilien «und Sppreffens Au’n, 

»Du ned die Blätter im Sfchinellenflang, 

„Du bift der traute Bothe Lichender 

»EVin sädtlich Briefchen bringſt vom Mädchen du, 
„Rein irdifch Weſen tsauert mehr als ich, 
nMein Herz ifk frank, 5 Iindre feine Qual! 
»Rein Pläschen gibt es auf der Erde Rund 

Du dringk durch Thüren, felbf durch eiferne, 
nGrbarme meiner, ber Verirrten, dich, 

»Zlieh' bin zu der Beherrſcher Konigsſtadt, 

„In jeder Stadt frag’ meinem Monde nad, 
»Durchiehe jede bunte Zrühlingsflur 

»Vielleicht erſpaͤhet der Zypreſſe Spur 

nZlieh’ dann nach Choten's duft' gem Noschus feld 
„Ein ſchlankes Reh, ihm aͤhnlich, haſche dort, 
»Und kehrſt du heim aus jenen Gegenden, 

»Wo dir ein Repphuhn ſchwanken Trittes naht, 
»Und ſtoßt dir eine Karawane auf, 

»Sieh ihn mit Augen meiner Liebe an 
»Vielleicht den Helden ſehend pflucke ich 

Vom frühſten Morgen bis der Sonne Licht 
Beſprach ſie, Gramerfüllt und blut'gen Aug's, 
Und als die Sonne nun den Tag erhellt, 

Die rings um ſie in Reihen aufgeſtellt, 

Mit Maͤdchen reines Herzens, reiner Bruſt, 

So war des Nachts ihr Zuſtand, ſo des Tags, 
Züptt fie ihr Herz im Haufe zu gepreßt, 

Bald Höhne fie da aus drandmaalvoller Bruſt 
Der fie vom Rofenwangigten erzaplt 

Bald eilt fie, glei des Thaled wilden Strom, 
Und fpriche ihm von der Qual die fie verzchre, 
So bringt fie fummervolle Tage hin, 

Wodher wohl komme der gelichte Freund, 

Auf dann, Dibami! laß dein Beſtreben ſeyn, 
Voll füßer Hoffnung I Suleicha's Herz, 


Zu lange währte ihres Harrens Pen, 


335 „mm 


„DBerbürgt mie unſers Wicderfepens Süd; 

n&o ſpäht es allenthalben doch nad, dir; 

»Ein Mond, in’s Beiden meiner Augen tristfl. 
»Roll' meines Dafenns bunten Teppich auf, . 
»Berliere mich in Sinnenloſigkeit; 

»Und nimmf ale Gele meine Stelle ein. 

»Dich find” ich ſtäes wo ich nur nich geſucht! 
»&änd’ ich di, ach! mas fprech’ ich Dann von mir ?« 
Dos fie zum Hellen Tage fortgeführt. 

Stimme fie nach and'rem Ton die Selbſtgeſpräch. 
»Geuß Moschusduft in der Jasmine Schooß, 
„Schau Hyacinthen auf der Roſe Blatt! 

„Und fich, es tanzt der feſtgebannte Baum; 

»Und weheſt Buhe in des Jünglings Beruf: 

»Und Iinderfi fo den Schmerz des Zrauernden ; 
»nKein Auge funkelt mehr der Trennung Schmerz. 
»Es haäufet fih mein Bram — komm tröfte mic ! 
„In Das du Dich niche unverſehens ſchleichſt: 

»lind ſchließt man fie, dringft du zum Zenfter ein. 
»Durdfpähe ringsam aller Drte mir! 

»Hınan die Stufen des Monarchen: Throns. 

»Auf jedem Throne fuche meinen Gchab ; 

„Und feß’ den Zuß an jedes Stromes Strand: 
»Dein forſchend Auy’ an eines Baches Rand: 
»Und nach Den Bildergallerien Sina's, 

»Und fuche hier ein Bildniß das ihm gleicht, 

»Auf jedem Berge den dein Zuß erflimmt, 
»Gedenke feiner und ergreif’ es ſchnelil 


»Von einem Holden Zührer angeführt, 


»Und lenke fchnell den Zug in diefes Land: 

„Ein KRösdfen von der Hoffnung Rofeubaum.« 

Hin eilte auf des Tages Tummelplag, 

Sich unablaßig mi: dem Morgenwind. 

Erhellt', ihr ähnlich, fie der Mädchenkreis, 

Sich ſonnten froh an ihrer Schönheit Etral. 
Betrug fie fih mit Gittfamkeit ; 


So floßen Monde, Jahre fo dahin. 


Slugs eile fie auf die bunse Blumenflur: 

Und beugt zum Zelte gleich der Tulpe fich, 
Und vom Geheimniß ihres Herzensmaals; 

In TIhränen fhwimmend Hin: zum Nilesfirand , 
Und menget Thränen in des Flußes Lauf. 


» Den Blid gewandt nach der Erwartung Bahn, 


Wo er ald Mond, ald Eonne ihr erfpeins ? 
Bring” Kanaan's Mond von Kanaan. 

Ihr Blid nährt ſehnſuchtsvollen Schmerz. 
Laßt uns fie troͤſten durch des Zreunds Verein! 


“ 








4 Medſchnun und Leila, 
(der vierte Theil des Zünfers) 


bedarf Eeiner weiteren Anzeige, ba dieſes romantifdhe Gedicht durch Herrn v. Chezys geſchmackvolle 
franzoͤſiſche Ueberſetzung (1), und Herrn Hartmann's Verdeutſchung hinlaͤnglich bekannt iſt. 
— — — — — — — — — J — — n 





gı) Medjnoun et Leila, pocme traduit du Persan de Dschami par A. L. Chery, Paris 1803. 


® 
v 


1) 


mm 335 mim 


S. Iskendername, das Buh Ulerandbers, 


(dee fünfte Theit des Fünfers) D 


oder wie es in einigen Manuferipten heißt, Chirednamei Iske nder, das Weisheitsbud Ye 
rander's, macht den Beſchluß der Sammlung romantiſcher Gedichte Dfhami’s, wie das IJsken ders 
name im Fuünfer Nifami’s, und der Spiegel Alexander's im Fünfer Chosru’s von Dehli— 
Indeſſen haben diefe drey Schlußgedichte der drey Zünfer faft nichts als den Nahmen Alerander's 
gemein, und find dbrigens fehr weit von einander verfhieden. Während das Buch Aleranders von 
Nifami einzig und allein eine ausführliche Erzählung der Thaten des macedonifchen Helden enthäkt, bes 
faßt ih das ISkendername Dſchami's meiftens'nur mit Moral, die er den perfifhen, indifhen und 
perſiſchen Philofophen bey jeder Gelegenheit in den Mund legt, und fih der Geſchichte Alexander's nur 
als eines Haſpels bedienet, daran den Baden allgemeiner Weisheitslehre abzuminden. Außer ber Geburt 
und dem Tode des Helden ift von den zahl» und fabelreihen Begebenheiten faft gar keine‘ Rede, and 
der einzige Standpunct, wobey der Dichter verweilet, ift der Negierungsantritt Alezander’s nad) dem 
Tode feines Vaters Philipp. Bey diefer großen und wichtigen Gelegenheit Üüberreiht dem jungen 
Negenten jeber der berühmteften Philofophen ein Buch der Weisheit (Chiredbname), das er for 
wohl benügt, daß er zuletzt felbft eines verfertiget. Es folgen alfo ihrem Hauptinhalte nach die Weis⸗ 
beitsbücher von Ariftoteles,-Plato, Sokrates, Hippokrates, Pythagoras, Galenos, 
Hermes, und endlih von Alerander felbft, ſammt den Fehren feiner Mutter, die ihm einen mo⸗ 
ralifhen Brief fchreibt, den er Eurz vor feinem Tode beantwortet. Nach feinem Hinſcheiden folgen bie 
Todesklagen von neun Philoſophen, und ihre Troftgründe; das Condolenzſchreiben bes Ariftoteles 
an die Mutter Alerander's und ihre Antwort darauf; endlih allgemeine Betrachtungen über bie 
Vergänglichkeiten menſchlicher Dinge; und der Schluß des Fünfers, deſſen einzelne Gedichte bald mit 
ben fünf Fingern ber Hand, mit fünf Schägen, mit ben fünf Wandelflernen, mit einem fünfs - 
Ebpfigen Drachen (dem. Hüther der Schäge), und mit den fünf Sinnen .verglihen werben. Hieraus 
erhellt, daß die Sammlung von fieben Gedichten ober der Heerwagen Dfhami’s erſt fpäter, aus 
. eben diefem Fünfer, mit Hinzuſetzung von zwey anderen, entftanden if. 

Das Jskendername beginnt mit ber folgenden erhabenen Anrufung. 


.  D Gott! Volltommenpeit ift dein! Der Welten Schoönheit, Herrſchaft dein! 
Die Schönheit üßerfleige die Sonne, Und Die Vollkrommenheit die Schöpfung. 
Ich Heiße dich nicht hoch, niche tief, An Nichts erkenn' ich dich gebunden. 
Du biſt das Höcfte und das Tiefſte, Des Welens Weſen biſt du ſelbſt. 
Du bift allein und fonf iſt Nichts, Hievon bleibe zu erörtern Nichts; 
Doch, Über die Vernunfe erhaben, Wie ſoll, Unmürd'ger , ich dich kennen I 
* Du bit verborgen, offenbar, Im Auge und im Herzen klar. 
Die Welt if eine leere Tafel, Worauf der Schöpfung Werk du fihrich. 
Das erſte Wort Il die Vernunft, Womit das ganze Wert begann. 
’ Der Worte Lentes it der Menfb, - Womit dad Wert beſchloſſen ward. . 
Bom Anfang bis sum End’ des Derbi, Wennfeiner zählen Fann Die Worte, 
IR Ein Verzeichniß deiner Gnaden, Sind Richts als Nahmen deiner Huld. 
Ich ſag' nicht: es ſind tauſend Eimer, Denn eb find Taufende der Taufend. 
Das Paradies if deine Flur, Mer kann des Daches Ziel fi denken! 
Mein Finger rollt, mein Rüden wirbelt Den Rofentrans, die Lobkorallen. 
Das Weltead ift dein Nofenfrang Und Sonn und Mond find die Korallen, 
Ich fing! dir ewig Lob und Preis, So lange fi die Sphaͤren dreh'n. 


Die widerflreitenden Naturen Haft du in Einigkeit" gebracht; 








Du hing die Erde in die Luft. 

Der Dınge Beftes ı der Frieden! 
Die Erde mit der Baͤume Ehmud; 

Und aus dem Lehen Zefigfät, m. ſ. w. 


Du milde Teuer mit dem Waller, 
Aus ihrem Zriedten ſproß das Gute: 
Er füllt die Minen mit Juweſen, 
Aus diefem Zrieden fproß Das Lehen, 


Schlußverſe bes ganzen Fuͤnfers. 
Komm, Scheute, bring das Glas zur Geyer, Der Wem fey warm und dei wie Feuer. 
Benest das Glas die Liyp na mir, Berbrenn’ ich Zedern und Papier. 
Kemm Gänger, komm, und ſchlag die Laute, Bon bochſten bis zum tieffien Laute. - 
Ich sich‘ das Herz beym Ohr herein, Ich bin aanı Ohr und trinke Wein. 

Diefer Uebergang von Ausiprühen der hoͤchſten Weisheit in einen Aufruf zum Genuſſe des 
Lebens, mit dem Dſchami fowohl im Tohfetolsehbrar, als im Subhbetolzebrar feine Sit 
tenlehre endet, ift feine Neuerung, fondern ganz im Geifte der älteften perſiſchen Dichter, und fintet 

Th Häufig bey Zırduffi, der auf diefe Weife gewöhnlich die einzelnen Gefänge feines großen Werkes 
befihließt. 

Als Probe der Weisheitsbüder, welche den Hauptinhalt des Isfendername ausmaden, ſtehe 
gleich ‘der Anfang des erften Buches des Ariftoteles hier: 


Er fing beym Nahmen Gottes an, 
Dein Herz fey des Berborguen Quelle, 
Die Zunge ſpreche das Geſetz 

Schon iſts die Worte anzunchmen 

Die Rof iſt beſſer als die Lilie, 

Der Herr erwartet von den Dienern 
AR gnädig, daß fie gnädig fegen, 

Gr nähre fie in der Großmuth Zuuch, 
Wäſcht Sünden mıt Verzeihungsthau, 
Er Seitet fie geraden Pfad, 

Er gibt und nımmms auf feinen Wegen, 
Behandle niche dein Bott mit Härte, 
Sey gütig, gnädig und barmherzig, 
Die Welt ein Berg, dein Thun ein Shall, 
Wie gen den Berg dein Handeln ſchallt, 
Was du geſprochen, höre du, 

Der Zweig den du auf Erden vflanzeſt 
Bringt guten Nahmen dir ats Frucht 
Wenn du dich ſeinem Schutz empfiehlſt, 
Es wird. vor dir der Feind ernttern, 
Hinwieder wenn du Boſes thuſt, 
Geſchäfte Bleiben ungethan, 


Und ließ darauf die Wünſche felgen: 


Ergebung offne die das Auge! 

und willig bare es das Ohr. 

Und nicht fie frevelnd abzuweiſen. 
Weil iene Ohr und die ganz Zung’ if. 
Das, mas er ihnen felber thut, 

Thut Sutes, daß fie Gutes thunz 
Daß Andere fie wıeder nahren, 

Will daß die Dienfchen fo verzeiben ; 
Daß Andere fie wieder führen; 

Er nimmt nichts als was er gegeben. 
Gib ihnen wie die Gott gegeben, ' 


" Denn alles fommt von Gottes Huld. 


Der Wiederhall iR die Vergeltung. 

So tönt Bergeltung dır zurũck; 

Was du getban, wird dır vergolten. 

Und pflegft mit reiner Muttermilch , 

Schon bier, und dort des Schöpfers Huld. 
So fallet dir nichts Schweres vor. 

Und alle Dinge werden leicht; 

Trifft Did der Pfeil des Unglücks fiber, 

Und ferne flicht das Slüd dein Herz, u. ſ. w. 


"Bon den erzäblenden Stellen gibt die den Berg Kaf betreffende ‚ einige Umriffe diefer Gegend des 
‚orientalifchen Babelgefildes an, in dem Abſchnitte: 


Erzaͤhlung wie Alerander auf ſeiner Meerreiſe zum Engel bes Berges Kaf kam, und 
bon ihm Rath begehrte. 


Der Weltbeherrſcher Alexander, 
Entnabm das Heer dem feſten Land 
Es wäſſert ihm der trodne Mund 
Er ließ das Heer an dem Geſtade 
Er ging auf Fluthen wie auf Erden, 
So lief er ohne Furcht und Scheu 


Dur Welterob’rung weit berühmt, 
Und fing das Meer an zu beſchiffen; 
Nad) einer Reife auf der See. : 
Und ging allein hin übers Meet. 
Beforgte nicye das Untergehn. 
Auf Wogen wie auf weitem Geld, 





mm 337 


. Bis er zuletze, nach manchem Umweg, 
Da fah er eınen mächt'gen Engel 
Er fragte ihn: Wie Heiße der Berg? 
\ Und was machſt du dir für Gedanken , 
Der Engel ſprach: Dee Berg it Raf, 
Ich halte ihn mir meinen Händen 
So Erd’ als Waller diefer Welt : 
Und sürntder Herr der Erd’, dem Waffen, 
In einem Ru vom Grunde aus, 


—XXXXV 


- Bin zu dem Berge Kafe kam. 


Den Saum des Berge mit Händen, baltenb. 
Was rußft du Hier an diefen Berg? 

Daß vu Ihn mit den Handen Halte? 
Stäts früh und ſpät der erde Unter, 

Daß er nicht von der Stelle weiche. 


. Bon Hier aus feinen Grund‘ erhält; 


Erſchütt're ih fie mit Gewalt, 
Dur diefer Adern feſten Halt, u. ſ. w. 


Todtenklage des erſten Philoſophen vor dem Leichname Alexanders. 


Er ſprach: Ihr, die ihr mich verſteht, 
Seht was die Zeit an ihm gethan, 

Der Himmel raubte ihm die Krone, 

Was Hartes man erfahren kann, 

Erſt gab es ihm den Vollgenuß, 

Und zeigte ihm im ſchoͤnſten Licht 

Run Hat es fid von ihm gewendet 

Vom Süd das ſchläft, und jetzo wacht 

Weit Tolche Zauberlippen ſchiveigen, 

Doch wenn zerört die Rof' erfheint, 


Des Schahes Zuftand. feiber- lebt, 
Das ſchiefe Loos mas es gethan. 


- Und fließ ihn von der Herrſchaft Throne, 


Das that das leid'ge Loos ihm an. 
Befefligte des Thrones Fuß, " 
Der Herrfchaft lachend Angeficht. 

Und Gchmerjensdolche ihm gefender. 
Erkenne, o Weiſer, du die Macht I 
Soll Blut entträufelin Deinen Zweigen; . 
Was nüht es wenn Die Wolfe meine! 


. Klage des zweyten Philoſophen im Nahmen Alexanders. 


Ich Nam aus einer weiten Welt 
. Mit ungeregelteni Verſtand, 

Die Trennung raubt mir den Verſtand, 
Beil ih nun einmahl war hienieden, 
Baherläßig dacht’ ich ber und Bin, 
Der Wülte Weg ſchnitt ich nicht ab, 

- Zerriſſen Habe ih den Schleyer 
Doch Wunder! daß nach ſolcher Qual 
Und Heute wo ich geh’ von Sinnen, 

Wie kann von gutem Slüde fagen, 


In dieſes enge Erdenzelt, 

Mit ſchlichtem Herz und. leerer Hank, 

Die Ihräm im Auge ift verbrannt. 
Kar Hoffnung mir und Zurche beſchieden. 
Dit wuſter Seele, leerem Ginn. 


Kam ich zum Siete? Nein! zum Grab. 


Und athme freylich jetzo frener; 


“Mein Her Nichts fing im Jammerthal, 


Mir Herz und Augen bintig rinnen. 
Wer folhe Härte muß ertragen! 


Gemiſchte Werke Digamis.,. 


». Yu3 em Behariften oder Seußtgasten. 


Aus dem eiſten Buche: 


Shih SchudTi wirde ‚eines Tages frank in das Spital getragen, eine Schaar Volkes ging hin⸗ 
ser ihm her. Wer ſeyd ihr? fragte Schubli. Deine Freunde! fagsen fie. Schubli warf einige Stein 
ne nad) ihnen, die er bey fi ch hatte, und fi e liefen davon. Kommt zurüd, rief Schubli, iht falſchen 
Praͤtendenten; Freunde fliehen nicht vor Freunden, und bekümmern ſich um Steinwürfe nicht. 


Gin Freund iſt, wer, behandelt als ein Feind, Noch um viel freundlicher als: ch’ erſcheint. 
Wirfſt du ihm nach auch taufend einen Gtein Wird feſter noch der Bau der Freundſchaft ſeyn. 


Abu Ai Rud bari fagt: Das engfie Gefängniß fey die Geſellſchaft der Gegner. . 
Wiewopt für Liebende ein Kerker iſt, Ein jeder Ort wo nicht das Liebchen iſt. 
Se iß für fie dach kein Gefängniß enger, Als wo ein Kreis von Nebenbuhlern if. . 


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us . 


- Aus dem zwenten Buche. 
Kon Mokanaa erzählt, daß ein indifher König feine ganze Bibliothek, womit hundert Kameele 
beladen, in vier Maximen zuſammen zu ziehen befahl; es waren bie folgenden: 
| Sey gerecht als Fürſt. 


uebe nur Gerechtigkeit dee Shah, So folget ihm die Rube nach. 
Es rettet ibn Gerechtigkeit . Bon den Bebrängniffen der Zeit. 


Sey gehorfam als Unterthan. 


Aus Bölkerungehorfam fprießen Der Zürften ungerechte Tpaten. 
Wo Dornen nur die Schollen fpießen, Wie follen da gedeih'n die Saaten! 


Sep mäßig um gefund zu ſeyn. 


Das Beſte u entgeh'n den Leiden, -Und alle Aerzte zu vermeiden: 
Mit leerem Magen nur feh’ dich gu Tifch, Und eh’ du ihn gefülle, erheb' dich friſch. 
Die Weiber feyen eingezogen. 
Es ſehe nie das Weis den Zremden alle und wär’ er gut wie ihres Auges Mann (1), 
Das Weib fol nie den fremden Mann anfeh'n, Und wär' er wie der Mond am Himmel fhön. 


Aus dem dritten Buche. 


Die Günftlinge der Fuͤrſten gehen auf hoben Bergen einher, ftürzen aber zuletzt durch das Erbbeben 
der Ungnade in den Abgrund. Kein Zweifel alfo, daß ſie deſto ſchwerer fallen, je hoͤher ſie ſtanden, und 
deſto leichter, je niedriger. 


Der Zurſten Sunf if ein Gebãu, Das du nicht ſollſt erklettern een. 
Je höoher du dann GH, Anm fo viel siefer iR dein GBrab. 


Aus dem vierten Buche. 


Aßmai erzaͤhlt: Iqh hatte einen freygebigen Freund, den ich oft beſuchte, und von dem ich nie mit 
leeren Händen ging. Eines Tages ließ mich ber Thuͤrhüther nicht ein, ſetzte aber hinzu, daß bie, Urſache 
kein Mangel an Freundſchaft, ſondern bebrängte. Wermögensumftände feyen, in denen ſich fein Herr befinde. 
Ih ſchrieb dieſen Doppelvers auf einen Zettel, den ich dem Thürhüther gab: 

Wenn der Srofßnfürhige gu Haus fi berget im Schleyer vor Zreunden, 
Was für ein Unterfcbied iſt swifchen der Großmuth, dem Geitz? 
Bald > darauf Eam er zurüd mit einem Beutel von. fuͤnfhundert Dukaten, und einem Zettel worauf ge⸗ 


ſchrieben war: 
Wenn's dem Großmuthigen fehlt an Geld den Freund zu beſchenken, 


Zieht den Schleyer er vor dem Begehrenden vor. 
Das ſchien mir ſeltſam, und ich nahm mir vor, den Chalifen Mamun damit zu unterhalten. Woher 
kennſt du Aßmai? fragte er, als er mich erblickte. — Vom Freygebigſten der Araber. — Wer iſt das? — 
Der Geber dieſes Beutels, den ich niederlegte. Der Chalife, als er den Beutel betrachtet hatte, erröthete 
und ſprach: Das ift das Siegel meines Schatzes, bringe mir den Geber! — Ich bat den Chalifen mir 








(1) Der Augapfel, der. auf. yerdih Merdümitfheihm, d.i. der Mann des Huges heiß:, indem die 
Perſer darin einen Mann, wie die Araber ein Mädchen, die Engländer eine Kugel (ball), die Deuts 
fen einen Apfel, und Die Sranzofen gar nur eine Flaume (prunglie) fehen. _ - 





einen feiner inneren Hofbeamten 'mitzugeben, in beffen Geleite id den Geber abhohlte, und mit ihm vor 
dem Chalifen erſchien. — Biſt du nicht, redete ber Chalife meinen Freund an, derſelbe, dem ich ge⸗ 
ſtern dieſen Beutel ſchenkte, weil er mir feine Armuth klagte, und nun ſchenkſt du denſelben für ein 
Diftihon an Aßmai weg? — So wahr Gottlebt! antwortete mein Freund, ich hatte nichts übertrieben ; 
es ift reine Wahrheit was ich von meiner. Armuth fagte. Allein ich wollte den Aßmai eben fo wenig von 
mir laſſen, als ber Chafife mich. Der Chalife befahl hierauf ſowohl ihm als dem Ab mai jedem taufend 
Ducaten auszuzahlen. . 
Geht dem Freygebigen das Geld im Beutel aus, Am Selen thut er dann, wenn er zuſchließt das Haus. 
Es heißt bey ihm die zugeſchloſſne Thür: Der Beutel Geldes iſt geſchloſſen mis. 
| Yus dem fünften Bude -_ 

- Dem Chalifen Harun Al⸗raſchid ſchenkte der Weſir von Kufa einen Sclaven, der eine fehr 
fhöne Stimme hatte. Am erften Tage nad) ber Abreife fang er diefe Verfe: 

Wer durch die Trennung von dem Freund des Blutes mich beraubt, Er ſchlüge befler ab .vom Leibe mir dad Haupt. 

Klag' nicht des einz'gen Trennungstaged, Wehen, Es werden Monath no und Jahr vergeben. 

Harun fragte ihn aus; er erfuhr, baß er eine Geliebte zu Kufa zuricgelaffen habe, und ſchenkte 
ihm aus Mitleiden die Freyheit. Der Wefir fagte: Schade iſt's, einen fo ſchoͤn fingenden Vogel i in Freyheit 
zu ſetzen. Harun erwiederte: Noch mehr Schande waͤre es, einen ſo hochfliegenden Sänger in ben 
Kaͤficht einzufperren. - 

D du, den das Geſchick um Schah erfohren, .An den der Gelay’ die grevbeit hat verloren, 
Schentk', Freyheit dem Verirrten füßer Triebe, Er wird hiedurch zum Sclaven deiner Liebe. 


Aus dem ſechſten Buche. 


Ein Araber, der ein Kameel verloren, rief aus, daß er dem ber es brachte, zwey Kameele dafür 
geben wolle. Was für ein Kameel iſt denn dieß? fragte man ihn. — Ihr kennet nicht, ſprach er, die 
Freude das Verlorne wieder zu finden. 

Sag nicht gar wenig iſt was bu verloren haſt, Aufgeben woun du nun dad Suchen ſonder Raſft. 

Bon Kennern ward der Gab als Wahrheit 1änaſt bewährt: Des Zundes Frende iſt viel größer als der Wertb. 

Zwey Poeten ſaßen einſt zu einer ſehr warmen Schüſſel Palude nieder. Der eine ſprach: es if 
heißer als der Schwefelſutt, den man über dich heut ober morgen in ber unterſten Hoͤlle ausgießen wird. — 
Du wirſt's dort leicht haben, antwortete der andere, bu darfft nur ein einziges beiner Diftichen recitiren, 
um die ganze Hoͤllenmaſſe abzufüplen. Ein anderer ſagte: 


Ein Vers aus deinem Kopf geboren, Geſchrieben an der Hölle Thoren, 
Bertseibt daraus des Abgrunds Gluth, Und mache au Eis des Teufels Blut. 


Die biographiſchen Notizen bes fiebenten, und die Apologen des achten Bugs find bereits in der 
Anthologia persica benügt worben. 


2. Tedſchniſſol— stugbat, ober Wortfpiete. 


Dldamis Werk, Tebfchniffol⸗ sf[ugbat, d.i. die Wortfpiele, enthält eigentlich nur Bud 
fiabenfpiele, naͤmlich Wörter, welche mit benfelben Buchftabenziägen gefchrieben, aber nach der Ver⸗ 
fhiedenheit der Punktirung verſchieden gelefen werben, und verfdievene Bedeutung haben. Hierauf 
folgen einige Synonyme und Wörter mit verboppelter Sylbe, wie Semfem, Demdem, Bülbül, 
Düldül, u. ſ. w. Den Veſluß machen die Benennungen einiger merkwurdigen Dinge, in Verſe zu⸗ 

Uus 





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ſammengefaßt, zur Erleichterung des Erlernens für feinen Sohn, für den er dieſes Heine Buͤchlein zu⸗ 
ſammenſchrieb, wie bey uns das Quae maribus und Simplicium leges. So belehrt er ihn über bie 
fieben Quellen bes Paradiefes, die fieben Schriftarten, bie drey Abtheilungen des Bechers Didem= 
ſchid's, und die neun Edelſteine. | 


Die fieben Quellen des ;arabiefes. 


Der Drucken ſieben ſind im Varadiefe, Die von dem Baum des Sehens (1) Rrömen aus; 
Sie heißen Selſebil und Sendſchebil, Tesnim, Ruin, Rewßer, Kafur und Mim, 
Die drey Linien des Bechers Dſchemſchid's. 
.Drey Linien gibt es auf dem GSlaf Dſchemſchids (=), Wodurd erhoben ward der Auhm Diemfdhid's. 
Die ehe habt Bagdad, ElrsE die swente, - Die dritte Diyur; wmerf dires, o Feentind: 
Die fieben Schriftarten. 
Der Schriften, welche man gebraudt, find fieben (3): Salus, Rihan, Riten, Mohafaf, Neschi. 3 
Zatit, fo insbeſondees Perſeen eigen, TR aus ber fichenten Teweii entſtanden. 
Die neun Edelſteine. 
Es ind neun Edeigein in Meer und Minen; Srägſt du, Fan ich mie ihren Nahmen dienen. | 
Türkis, Sopinell, Saphir, Smaragd, KRoralte, Diament, Duyzs, und Perienawensrliey (i) 


Profaifhe Werfe Dfhamis. 


Seine Geſchichte des Myſticismus. 


Die beite Geſchichte des’ Myſticismus der Sofis, und der Claſſen ihrer Scheiche ift das Werk Df ch a⸗ 
mi’s Nefthatolins, berHaud der Menfhheit, dem das ältere vom Mufti Js mail Abdol⸗ 








(1) Tuba, der himmliſche Lotos⸗ oder Lebensbaum, der ſich in allen Mytholsgien im Paradiefe vorknder.. In 
der indiſchen und perfifhen, in der (fandinavifchen, finefifchen und in der aghptiſchen. So fieht man den» 
felben auf einem Mumienfarge des Eaiferlihen Kabinets zu Wien abgebildet, und eine Burtheit gießt aus 
den elften deflelben den Duell des Paradiefes aus, der nad) der. mohammedanifhen Religionslehre unter 
den Wurzeln des Lebensbäumes hervorfirömt. (S. bie biezu gehörige Abhandlung in den Fundgruben des 
Orients V. Band). 

(2) Das Glas Dſchemſqhid's iſt der Heilige Kelch, ber ſich in den Sänden griechiſcher und Kauptifcher Gon⸗ 
heiten, in dem Kelche der Parſenprieſter, in dem Saint Graal wieder finder. 

48) Bon diefen Reben Schriften iR Talif die gewöhnliche perfifche in Handfchriften, welche aus der Geſchaͤfts⸗ 
ſchrift Tewkii entſtanden il. Neschi oder Jakutri ift- die gewöhnliche Koransſchrift, welche aus der 
kuſiſchen hervorging. Sulus if eine Art von großem verſchlungenem Neaci, nur zu Jaſchriften gebraucht. 

In Rikaa werden Bittſchriften und gewöhnliche Geſchäftsbriefe, in Rihani Diplome geſchrieben. 

(4) In der zu London »Bı7 erſchienenen zweyten Ausgabe ber engliſchen Ueberſetzung dieſes kleinen Werkes if 
Sümerrüd falſch ald Diamant flatt Smaragd, Merdfhan falih als Smaragd flatt größere Koralle, 
Laal falſch ald Rudin ſtatt Spinel, und Beffid und Elmas falfh als zwey Korallenarten- überſetz et 
worden, während das erfie eine kleine Art von Perlen, und das zweyte einen Diamant bedeutet. Die Ueber⸗ 
fegung des Jakut.ale Topas (wofür hier Saphir ftebt) läßt ſich in fo meit rechtfertigen, als der gelbe 
Jakurt der-orientafifhe Topas ik. Eigentlich heißt Jakut die ganze Edelfteinart, welche die Edelſteinkun⸗ 
Digen erft feit zwanzig oder dreyfig Jahren in Europa mit dem Nabmen zelefie ode Eoriudon bes 
geipnen , und bereu vornehmfle Art der Saphir iſt. 











Yah Ben Mohammed Alanbari aus Herat zum Grunde Tiegt, das aber im alten Diafecte von 
Herat gefchrieben, und alfo zum Theile unverfländlich geworden war. Der gelehrte Weſir Mir Alifchir 
munterte den Verfaſſer im Yahre ber Hedſchira 881 (1476) auf, es umzuarbeiten, und mit chronolo⸗ 
giſchen Daten über die Geburts⸗ und Sterbejahre der beruüͤhmteſten Scheiche zu vermehren. Die Ein⸗ 
leitung dieſer Biographien der Sofis enthält die Abſtufung des Verdienſtes auf dem Wege der aͤuß e⸗ 
ren und inneren Vervollfommmung (1), wovon ein gebrängter Auszug wegen ber imdchtigen 
Einwirung | bes Myſticismus auf. perfifhe Poefie bier a an feinem Plage zu fenn ſcheint. 


- Die Lehre der Sofis: ı. Bon der Heiligkeit. 


Die Heiligkeit (Welaiet) oder die Anndherung zu Gott (denn Weli ein Heifiger heißt 
urſpruͤnglich der Nächfte) ift zweyfach, die allgemeine und befondere., Die allgemeine, welche auf dem 
gewöhnlichen Wege dußerer Religionsübungen und Pfliterfülung, die innere, bie auf dem Wege In- 
nerer Betrachtung und Anfhauung erworben wird. Diefe (der eigentlihe Myſticismus) ift bie Were 
nichtung des Dieners in Gott und feine Fortdauer mit felben, und ber Heilige ift in 
diefem Sinne der in Gott fi verhigtende und dann mit ihm fortdauernbe Die 
ner. Die Vernichtung (Fena) ift das Gortfhreiten zu Gott, die Börtdauer (Baka) i ſt 
das Fortſchreiten (Seir) in Gott. Nach der Definition Abu Ali Dfhurdfhanis if der 
wahre Heilige, der fih in feinem vergänglichen Zuftande vernichtet, und in der Anſchau— 
ung Gottes fortdguert ohne Willkühr über feine eigene Seele und außer Bey— 
ftand als in Bott. Der große Scheich Ibrahim Edhem antwortete einem ber ihn um den 
wahren Pfad zur Helligkeit fragte: Berlange Nichts von diefer und jener Welt, thu auf 

dich ſelbſt Verzicht wegen Öott, und wenbe Dein Geſicht zu ihm. Diefer höhere Grad 
. von Heiligkeit ſetzt aber immer bie vollfommene Erfüllung bes Geſetzes voraus. 


2. Von der Erkenntniß (Maarifet) (2); dem vollkommen Erkennenden (Al⸗aa ein: bem - 
unvollfommen Grfennenden (Ulsmotearif), und dem Unmwiffenden (Aldſchahily. 
Die Vorbereitung zur Erkenntniß ift die Wiffenfhaft (Sim), ohne bie fih Feine vollfommene 
Erfenntniß benfen laͤßt, fo wie hinwieder alle Wiffenfhaft oft ohne Erkenntnif zu nichts führte. Die 
Erfenntniß ift nad ber Definition des Terdfhumetol awarif (Dollmetfh ber Erfennen 
den) die vollfommene Unterfheibung des Bewußten in allen einzelnen Kormen. 
Wer auf dem Wege klarer wiſſenſchaftlicher Einſicht erkennt, iſt der vollkommen Erke nnendo; 











(1) Diefer Weg der aͤußeren und. inneren Vervollkommnung iſt derſelbe, den Porphyrius den ägpptiſchen 

Prieftern beplegt, inden er von ihrer. Vervollkommnung auf dem Wege der Isacıs, d.i. des äußeren 
Schaufpiels (der Büßungen) und der Iewerz, di. des inneren Anfhauens (des beſchaulichen 
Lebens) ſpricht. 

(2) Die Erkenntniß (Maarifet) entſpricht vollkommen ber griechiſchen yrocıs, und die drey Eiaffen der 
Menſchen vollklommen den drey Elaffen der Balentinianer in geiftige (mrsuparıxoı), feelifche (\yuxımos) 
und materielle (Aw). Die Wurzel des Wortes Maarifet iſt Arf oder Urf, worin eine Ver⸗ 
wandefchaft mit Orpheus zu liegen ſcheint, welder ein Aarif, d.i. vollfommen Erfennender, 
oder gänzlid Eingeweihter war. Die Erkenntnis (Maarifet) führt dann wie Die Onofis zur 

Erkenntniß der göstlihen Weisheit (Taß awuf, Zopıa). 


wer biefelhe aber verfihmäht, und bloß durch eigene Betrachtung zu erkennen Ternet, der unvolk 
kommen Erkennende. Die vollfommene Erfenntniß des Herrn beftehe in der Unterfheidung 
feines Wefens und feiner Eigenfhaften in allen einzelnen Gormen des vergäng- 
lihen Zuſtandes irdiſcher Dinge 


3." Bon den vollfommenen Sofis (Sofi); den unvollfommenen Sofis (Motaß awwuf); 


den Moftifchen (Melanie) und den Armen (Bafir), und dem Unterſchiede der⸗ 
ſelben. 


Am zehnten Abſchnitte des dritten Hauptſtückes des Dollmetſches der Erfennenden 
werben bie Pilger des Weges der Vollkommenheit nad) ihren Graden in drey Claſſen eingetheilt. Die 
erften und böchften find die ami Ziele Anlangenden (Mafilan); bie zwenten oder mittleren bie auf 
dem Wege Wandernden (Salikan); die unterjten, die fi Aufbaltenden oder Stillſtehenden (M u: 
timan). Die Erften find die Nächſten an Gott; die Zweyten die Gerechten; die Dritten bie 
Böfen. Die Erften find die Eceihe der Eofis, die eigentlih Vollkommenen, melden es 
gelungen, das Ziel zu erreichen, und welche einander auf demſelben Wege ber Vervollkommnung leiten. 
Diefe zerfallen in zwey Claffen: in die welche nur Gott und fein Angeſicht, und in die welche bloß 
das Paradies und die ewige Seligkeit ſuchen. Die erſte Claſſe begreift drey, und die zweyte vier Un⸗ 
ierabtheilungen in ſich, welche die f ieben Stufen ber Leiter. des beſchaulichen Lebens ausmachen, in der 
folgenden Orbnung: Diejenigen, welche Gott. bloß feinetwegen fuchen, find vollfommene Sofis (Sofi), 
unvollfenmene Soft (Motaßawmwuf), und die Myftifhen (Melamie). Die volllommenen Sofis 
ftehen auf dem höchften Gipfel der Vollendung; den unvollfommenen Sons ift es zwar gelungen, fi 
von einigen der irbifhen Banden, aber nit von allen loszumachen, und fie fi find daber nur halbe Sofis. 
Die Melamie aber oder Myſtiſchen wandeln zwar auf dem wahren Pfade, fegen aber ein übelverſtan⸗ 
denes Verdienſt barein, alle ihre guten ⸗ Werke zu verheimlichen., fo daß fie eben fo viele Mühe anwenden, 
ihre verdienftoollen Handfungen den Augen der Welt zu entziehen, als Lafterhafte fih Mühe geben ihre‘ 
böfen Werke zu verfteden. Einige haben diefe Claffe daher fehr gut fo definirt: Daß ein- Melamie 
bas Gute nicht zeige, und das Böſe nicht verftede. Wiewohl fie auf einem großen Grade 
| der Vollkommenheit ftehen, fo ift doch der Schleyer, welcher bie Einheit und Erfenntnig Gottes verbirgt, 
vor ihren Augen nicht gänzlich gelüftet, und fie unterfcheiden ſich hiedurch von den wahren Sofis, in 
denen alle Hülle irdiſcher Rückſicht und Perſoͤnlichkeit vernichtet iſt, die das Gute wirken unbekummert 
‘ed zu verſtecken ober es zu offenbaren, nach dem Erforderniß der Umftände. Die folgenden vier Claſſen 
find die Unterabtheilungen derjenigen, welche Gott nicht feiner ſelbſt, ſondern um des Paradieſes und 
des ewigen Lebens willen fuchen. Es find die Eremiten (Sahid), bie Armen (Fafir), die 
Gottesdiener (Chuddam), und die Andachtigen (Aabid). Die Eremiten, erleuchtet durdy 
das Licht des Glaubens, verachten bie Herrlichkeiten der Welt in Vergleich der Freuden bes ewigen Te- 
bens; fie unterfcheiten fi alfo von den Sofis, die auf einem viel böheren Grade der Vollkommen⸗ 
beit fliehen, weil fie im Anſchaun göttliher Schönheit diefer und jener Welt vergeffen. "Die Armen oder 
die eigentlichen Safire befißen nichts von den Gütern der Welt, und entfagen aller irdiſchen Habe aus 
einem der folgenden drey Gründe: Erſtens aus Furcht ewiger Strafe, und um die Rechenſchaft am 
Tage des Gerichts zu erleichtern; zwey tens in Hoffnung ewiger Belohnung, und um ſich den Ein» 
tritt in das Paradies zu verfichern, denn der Armen iſt das Himmelreih ; drittens um das Gemüth 
leichter zu fammeln, und vuhiger zu Ieben. ie ftehen zwar in fo weit über dem unvollfomne 





nen Sofi, und Über dem, Moftifchen, aber weit unter dem wahren Sofi, ber nicht einmahl wei 
ob er etwas befigt oder nicht, und im Anſchaun Gottes feiner ſelbſt vergißt. 

Der Fakir, ber bloß Fakir ift, wird von dem Ewigen noch durch den Schleyer feiner Armuth, 
di. durch den Willen und die Abſicht arm zu ſeyn, getrennt, während der wahre So fi gar keinen Willen 
bat, fondern fo in Reichtum wie in Armuth feinen Willen im Willen Gottes vernichtet. Die Armuth 
oder der Zuftand eines Fakirs ift baber unabhängig von dem eines vollfommenen Sofi. Mehrere 
Scheide haben zwar diefen Zuftand gewählt, weil die Heiligen und Propheten arm find, aber er ift 
bem Sofi nur zufällig nicht wefentlih. Der Unterfchied zwifhen dem Eremiten und Fakir ift, 
daß der Erfte von der Welt abgefhieden lebt, während der Andere auch mitten in ber Geſellſchaft der 
Menſchen allen Gütern entſagen kann. 

Die Diener Gottes weihen ſich dem Dienſte der Heiligen und derer die Gott ſuchen, fie er⸗ 
füllen genau die Pflichten ber Neligion, und üben bie ber Wohlthaͤtigkeit aus; dieß haben fie mit 
ben Sofis gemein, nur mit dem Unterfchiede, daß jene, des ewigen Lebens willen fo hanbelnd, unter 
die Gerechten gehören, diefe aber, welche nur wegen Gott und nicht ‚ihrer Seele wegen handeln, 
den Nächften oder Cheubini (Mokfarribin) zugezaͤhlt werden. Die Andäaächtigen befhäftigen 
ſich vorzuͤglich mit den aͤußeren Uebungen der Religion, als Faſten, Bethen, Almoſengeben, und un⸗ 
terſcheiden ſich hiedurch von den Vorhergehenden, welche zuvörderſt die Werke der Wohlthätigkeit vor 
Augen haben. Won den Sofis trennt fie derſelbe Unterſcheidungsgrund, daß die Andaͤchtigen nämlich bloß 
von der Hoffnung ewiger Belohnung aufgemuntert, die Sofis aber Gott bloß feiner ſelbſt willen dienen. 

Der Unterfchied zwifchen den Wohlthätigen und Einfiedlern, den Armen und Andäd- 
tigen ift, daß zur Wohlthätigfeit und Andacht weder Einfamfeit noch Armuth erfordert wird, indem . 
fih der Zuſtand derfelben fehr wohl mit bem Befige von Gütern und dem Leben in der Welt verei« 
nigen läßt: 

Zu jeder diefer fieb.en Grabe. der Stufenleiter der Vollkommenheit finden ſich Aehnlichkeiten‘, 
deren genaue Unterfcheibung von ber hoͤchſten Wichtigkeit: ift, indem ſich bald Lauigkeit und halber Eifer, 
bald Unglauben und Lafterhaftigkeit folder. Masten bedient Haben. Die erften find Aehnlichkeiten der 
Mahrheiten, die zweyten Aehnlichkeiten bes Irrthums, und ſie ſtehen in der folgenden Ordnung ihren 
Muſterbildern gegenüber. 


1. Sofi. 


Die wahrhaft Aehnlichen der vollkommenen Sofi ſind die Muteßofi oder Halbſofis, 
welche aufrichtigen Verlangens das Ziel der Vollkommenheit zu erlangen, von benfelben immer body 


durch zufällige KHinderniffe getrennt find, 

Die ſcheinbar Aehnlichen fü find die Batenie oder Mubabie, d. i. die Inneren ober 
Gleichgültigen, die unter der Maske der Sofis ſich über das pofitive Geſetz ganz hinaus fegen, 
und alle Neligionsübung für durchaus - gleihgültig erklären. (Eine (don in den erften Jahrhunderten 
des Islams mächtige Secte, welche mit dem Myſticismus zugleich entflanden, und mit ber Herrſchaft 
der Aſſaſſinen uͤber ganz Aſien verbreitet worden.) 


2. Motaßawwuf. 


Die wahrhaft Aehnlichen oder. unvollkommenen Sofis find die Medſchſub oder Abſor⸗ 
Birken, die durch augenblickliche Erleuchtungen zum Anſchaun ber Gottheit emporgehoben, bald mies 


t 


der in bad Wogengetämmel der Sinne verfinken, und nie zu völliger Klarheit und Einigkeit mit ſich ſelbſt 
gelangen. (Diefe find die von den Weifebefhpreibern fogenannten Santon’s, eine Art von Narren, 
die augenblicticher Infpirationen willen von bem Volke für heilige Perfonen gehalten: werben). | Die 
ſcheinbar Aehnlichen find bie Sendik oder Freygeiſter, welche alle Freyheit bes Willens läug⸗ 
nen, und die abſolute Gleichgültigkeit aller guten und boͤſen Handlungen lehren. (Der Nahme Sen⸗ 
dik ift wohl eigentlih von Send, dem Worte Serduſchts, entitanden, worb aber zur allgemeinen 
Benennung für Srreligidje und Gottesläugner ; unter dieſem Nahmen fowohl als unter ben der Inneren 
(Batenie) und der Sleihgültigen (Mubahie) werden vorzugsweife die aſiatiſchen Ismailiten 
verſtanden, weiche aus ber Geſchichte der Areuzzüge unter ben Nahmen der Affaffinen bekannt find.) 


3. Die Myſtiſchen oder Melamie. 


Nahe Aehnlichkeit mit ihnen haben die Kalendere, die ſich über alle Sitte und Gebraͤuche bins 
wegſetzen, hierdurch aber nichts anderes als Seelenyuhe und Herzensfrieden bezweden, die, mit Weni⸗ 
"gem jufrieden , nicht daran benfen; ihr Hab und Gut zu vermehren. Scheinbare Aehnlichkeit haben 
mit ihnen die Unverfhämteften der Sendik oder Grepgeifter, welche alle Lafter ofien zur Schau 
tragen, unter dem Vorwande, ſich dadurch in den Augen ber Menſchen felbft demüchigen zu wollen. 


4. Die Sahid pder Einſiedler. 


Wahre Aehnlichkeit haben mit ihnen diejenigen, die fi) zwar von der Welt’ zurückgezogen haben, 
aber in. ihrem Herzen Luft zur Rückkehr in die Gefellfchaft verfpüren. Man nennt fie Moteſehid oder 
Einfiedelnde. Scheinbare Aehnlipfeit mit den Klausnern haben bie Öleißner (Muraje), 
welche der Welt bloß aus zeitlichen Zweden entfagen, um vi den Auf der Heiligkeit zu Anfehen 
oder Gelb zu gelangen, 


5. Die Fakire oder Armen 


Wehre Aehnlichkeit mit ihnen haben diejenigen, welche, zwar in dem Stande der Armuth, 
dennoch Luſt zu den Gütern der Welt verfpüren. Die nur aus zeitlichen Sweden die Hülle ber Armuth 
‚ annehmen, gehören ebenfalls unter bie Öfeißner. 


6. Die wohlthätigen Diener Gottes. 1— 


Wahre Aehnlichkeit mit ihnen haben diejenigen, welche außer dem reinen Zwecke der Woblthaltig⸗ 
keit noch Nebenabſichten von gutem Rufe, Anſehen u. ſ. w. naͤhren; ſie heißen Motechadim oder 
Dienende. Die aber nicht einmahl den Zweck des anderen Lebens vor Augen baben, ſondern bloß 
zeitliche Abſichten, heißen Moſtechdem, Bediente. 


7. Die Andaͤchtigen. 


Es findet bey ihnen derſelbe Unterſchied Statt, wie bey den vorigen. Es ſind Andaͤhtler, 
wenn ſie nebſt dem ewigen noch zeitliche Zwecke vor Augen baden, ı und falfhe Audaͤchtige, wenn’ ihre 
Andacht bloß zeitlichen Abſichten dient. 


Von ber Einheit Gottes und den Graden der Erkenntniß. 


Im zweyten Abſchnitte von dem erſten Hauptſtücke des Dollmetſches der Erkennenden 
kommen folgende Grade ihrer Exkenntniß vor: 1) Die Einheit des Glaubens; 2) der Wiſſenſchaft; 
3) des Zuſtandes; 4) der Goͤttlichkeit. 





ı) Die Erkenntniß Gottes durch den Glaͤuben gruͤndet ſich bloß auf die Verſe des 
Korans, und iſt dem Sofi mit allen Moslimen gemein. Zu derſelben iſt die aͤußere Religions⸗ 
kenntniß genug. 

2) Die wiſſenſchaftliche Erkenntniß der Einheit geht aus der Wiſſenſchaft des In⸗ 
neren hervor ,welche die Wiſſenſchaft der Evidenz heißt, und wodurch man das ewige Licht in 
allen feinen Ausftrablungen wieber erlennet, fo dag überall wo Vermögen und Willen, und Hbe 
ven und Sehen und Wiffen ſich offenbaret, der Allmächtige, Allwollende, Allbärende, 
Allfehbende und Allwiffende erkannt wird. 

3) Die Ertenntniß der Einheit Gottes durch feinen Zuſtand hat Statt, wenn 
der Betrachter der Einheit (Momapid Unitarius) fih fa in die Einfamkeit verfenft, daß in dem 
Lichte derſelben alle Eörperlihen Schatten verfchwinden, und das Licht feines eigenen Zuftandes in dem 
ewigen Lichte einbegriffen ift, wie das Licht der Planeten in dem Lichte der Sonne. In bdiefem Zu: 
ſtande fieht der Betrachter der Einheit nichts als die Eigenfchaften und Volfommenheiten Gottes, bie 
ihm als ein Ganzes erſcheinen, worin fi fein eigenes Weſen verliert wie ein Tropfen Waflers im 
Zumulte ber Wogen. 

4) Die göttlihe Erfenntniß der Einheit ift die Erkenntniß berfelben als unabhängig von 
irgend einem Erfennenden, wie Gott von Ewigkeit her, durch fi und ohne Bezug auf irgend etwas 
anderes, Abſolut und Einzig war, ift und ſeyn wird in alle 'Ewigkeiten. Diefe Erkenntniß kann nur 
entEörperten Seelen zu Theil werden, und ift über alle Zufälligkeiten erhaben; hierauf beziehen ſich 
die Verfe mis denen ber -Derfafler des Buchs Menaftlofsfairin, Stationen der Foriſchrei⸗ 
tenden, fein Werk befchließt: 


Wer ift der Einzige allein, von ihm allein? Das Weltall laugnet nicht des Einy’gen Einheit ab. 
Die Einheit fpricht ihr eigenes Befennmiß aus, Und allen fremden Stoff zerſtore der Einzige. 
Die Einheit ft Er ſelbſt, fie felber die Erkenntniß, . Und aller Einheit Lob geht von dem Einzigen aus. 


Bon ben Heiligen. 


F dem Keſchfol mahdſchub, d.i. Enthüllung der Verſchleyerten, ſind die Heili⸗ 
gen an der Zahl Viertauſend, die in der Welt von einander getrennt auf den Wegen Gottes wandeln. 
Hievon heißen die erſten dreyhundert Abi jar, bi. die Beten; die folgenden vierhbunders Abdal, 
(bey den Neifebefchreibern Santons) ; die nächften fiebenhundert Ebrar oder die Gerechten; die fol 
genden vierhundert Ewtad ober die Pfähle; bie anderen drephundert Nukeba, d.i. die Auser⸗ 
wählten. Nah dem Verfafler der Futuhati mekkie oder mekkaniſchen Eröffnungen gibt 
08 zu jeder Zeit nur fieben Abdale oder heilige fromme Männer, welde den fieben Erdgürteln 
vorftehen. Auch gehören hieher die Oweis, d.i. große Scheiche und fromme Männer, die dem duße⸗ 
sen Anſehen nah nicht altern, fondern immer jung bleiben, weil fie ber Propbes in feinem Gnaden⸗ 
ſchooße naͤhrte. 


Von den wahren u und felfchen Wundern. 


Die wahren Wunder werben durch Propheten oder Heilige gewirkt, und heißen dann Mud⸗ 
fhifet und Keramet. Die falfihen find Zaubereyen zur Beflätigung falıher Anmaßungen folder, 
die ſich für Sott, für Propheten, für Zauberer ausgeben. Diefer und ber folgende Abſchnitt handelt 
fehr umßändlih von den wahren und falſchen Wundern. 

X 


mm 346 mm 


Bon der Benennung der Sofis. 


Der Imam Ka ſchairi fagt: Die vorirefflichſten Moslimin waren im erſten Jahrhunderte die 
Gefaͤhrten des Prophten (EEß⸗ßahabe); im zweyten Jahrhunderte bie Gefährten ber Gefährten (Ta⸗ 
bijinni); dann theilten ſich die Benennungen, und die vortrefflichſten hießen Einfiedler oder An⸗ 
daͤchtige. Es entflanden audy vielfahe Neuerungen und Secten, deren jebe einen andern Nahmen 
annahm. Die treneften Beobachter der Sunna, um fi von ihmen zu unterfcheiden, und vor Irr⸗ 
thum zus verwahren, nannten fid Sofi (1). So war diefer Nahme ſchon vor Ende des zwepten Jahr⸗ 
hunderts der Hedſchira berühmt. 

Naͤchſt diefem Werke Dſchami's und den von ihm angefüßrten Terdſchumetol— awarif, 
oder Doltmetfg der Erfenuenden, fi find die zehn Kegeln Seid Ali’ von Hamadan eines 
der gefchägteften Handbücher, gleihfam die zehn Gebothe der Sofis. Ein Heines aber zur näheren 
Kenntniß der ascetifhen Lehre der Soſis fehr nügliches Buͤchlein (2). In der Einleitung werden alle 
die Seher der Wahrheit, welche Eins mit Gott find (im Arabiſchen heißt. Hakk ſowohl die Wahrheit 
als Gott) in drey Claſſen untergetbeilt. Die Erften find bie Anhänger ber praftiichen Froͤmmigkeit, 
welche durch Foſten, Bethen, Almoſengeben, Koransleſen, Wallfahrten, und andere gute Werke die 
Hölle zu vermeiden, und den Himmel zu verdienen ſuchen. Die Zweyten find die Ascetiker, 
welche ihre Sitten zu reinigen, ihre Seele zu Iäutern bemüht find, fie beißen bie Sterbenben 
(Moktaßidan) und nur wenige gelangen zum Ziele. Die Dritten endlich find die auf dem Wege 
Sottes zu feinem Anfhaun Fortfhreitenden (Salifan), die Myſtiker, welche fih mit den Kit- 
tigen der Gnade in die Regionen ber überfinnlihen Welt aufſchwingen, und gleihfam der Welt abfterben. 
In diefem Sinne fagte der Prophet: Tödtet euch felbfi che ihr noch fLerbet. Für diefe, wels 
de die eigentlihen Sofis find, terug Seid Ali zehn Lebensregein zufammen, beren erfte die Reue iſt 
(zwey Blätter, welche die zweyte und dritte enthalten, fehlen); die andern Hauptſtücke handeln: 4) Von 
der Genügfamfeit; 5) von der Einfamfeit ; 6) von der gaͤnzlichen Vergefienheit aller Dinge außer Gott; 
‚ 7) von dem Hinwenden gegen Gott; 8) von der Gebuld; 9) von ber, Betrachtung; 10) von der Erges 
bung in Gott. Lauter Tugenden, unerläßlih dem Sofi auf dem Wege bes beſchaulichen Lebens. 

Aus diefen Lehren, und noch mehr aus den Werken bes myſtiſchen Kfeeblattes ber Dichter, Se= | 
wajı, Attar und Dſchelaleddin Rumi, dus denen ſowohl als aus den Werken ihrer Nachfol⸗ 
“ger und Nachbether in diefem Werke eine hinlaͤngliche Zahl’ von Beyſpielen - angeführt, worden, gehet 
hervor, daß der höchſte Grad der Vollendung eines Sofi, oder die hochſte Stufe des Myſticismus, 
in der Anfhauung Gottes und in der reinften Liebe feiner felbft willen beſteht. 

Bis hieher verträgt ſich derſelbe ſehr gut. ſowohl mit den Lehren des Islams als mit denen des 











— 


(1) Der Imam leitet den Nahmen von Taßawwuf, Enthaltſamkeit ab, und dieſe Ableitum, welche 
bis ins dritte Jahrhundert der Hedſchira hinaufſteigt, hat manches vor der neueren perſiſchen veraus, wel⸗ 
- be das Wort von Sof, dem Wollenkleide, welches die Soßs tragen, ableitet. Allein bepde dieſer 
Etpmologien ſcheinen unrichtig; Die heutigen Sofis find gewiß fo der Sache als dem Nahmen nad) mit den 
. Gpmnofoppiften verwandt, die ſchon Alexander in Indien fand, und das arabifhe Sofi oder Myſtiker 
und Safı (rein) gehören derfelben Wurzel an, wie das griechifche Todes und Zapsc. Gqon Plaso 

- fagt im Eratylug von der Abftammung des Wortes Sophia: Fnorwössegon Ta TouTo aus kenxorecoꝝ. 
(2) Es beſindet ſich in der Sammlung des Herrn Grafen v. Riewu sFfy. 














L 


_ RL 349 nun 


Chriſtenthums. Dann aber öffnet fi die ungeheure Kluft des Pantheiömus, worein faft die meiften 
der orientafifchen Myſtiker geftürgt zu ſeyn feheinen, wiewohl bie ber Beſſeren fih ausdrücklich davor 
verwahren, daß ihre Alleinslehre nicht-fo zu verfiehen ſey; und daß die Welt ſelbſt nicht Bott, ſon⸗ 
dern nur ein Abbild Gottes if. Der eigentliche Lehrſatz der Sofis ik: Gott if das Licht und 
das Licht ift Gott, das unerfhaffene, ewige, unförperliche, das in taufend Strahlungen gebrochen, 
von der Welt in allen ihren Sormen zurücigefpiegelt wird. Wie wer ben Mond anfieht aus dem Lichte 
deſſelben das Daſeyn der Sonne erkennt, wiewohl er fie nicht fhaut, fo erfennt der betrachtende Geift 
aus den Werfen der Schöpfung das Daſeyn des Schöpfers, aus dem Wiberfchein das Licht, aus dem 
gebrochenen Strable den Brenhpunct, ‚aus den Elementen die Urfraft, in Millionen und Millionen 
Sormen nur Eine Kraft, nur Ein Wefen, nur Eines im ALT, und Alles in Einem, ber Ewige, 
Unendliche, erhaben über Sinnen: und über Gedanken, über Welten der Körper und der Geiſter, Er 

ſelber der Inbegriff der Welten, der ewige Geift, der Alleinige Gott. 
Wer ſich in diefes Meer göttlicher Anfchauung und göttliher Liebe verfenfen will, befreye ſich 


juerft von .allen Banden der Sinnen. Er entfeflele den Vogel der Seele vom Käfiht der Binnen, und - 


fhwinge ſich in die überfinnliche Welt auf; er vernichte ſeyn Ich, das fi in dem ATI verlieren muß, 
um wieder geboren zu werben in dem Glutbad ewiger Liebe. Wer auf foichen Fittigen ſich emporges 
fhwungen zu dem Throne des Allerhoͤchſten, vor dem find alle Religionen gleich! Ehriften, Mos⸗ 

.Iimen, Gebern und Suden bethen Ihn nur nad pofitiven Formeln an, und diefe Formel felbft 
ift ein Schleyer, welcher das Angeficht des Ewigen verhülft, welcher fih nur dem Betrachter Tüftet, 
der in die höheren Myſterien der Liebe Gottes eingeweiht ift. Liebe und Neligion fließen in Eins zu⸗ 
fammen mit ihrem Quelle, der Anbetbende mit dem Angebetheten, ber göttliche Theil des Menfchen 
fehrt zurück zu.dem ewigen Sonnenquell, bem er entfprang, er zieht die Menfchheit aus, und taucht 
in die Tiefen der Gottheit. Gott wird zum Menfhen und der Menfh Gott. Alle dieſe 
Myfterien Tiegen weit binaus über alle Sinnlichkeit, Weil e8 dem Menſchen aber nur gegeben ift, fi) 
durch finnfiche Zeichen verftändlih zu maden; fo ift auch die Sprache der Myſtiker dem Anfchaun nach ˖ 
ſinnlich, wiewohl dem Sinne nach bloß allegorifch und fombolifh. Sinnengenuß und Trunfenheit bes 
deuten das Anfhaun Gottes und die höchfte Begeifterung göttligher Liebe. Becher, Schenken, Maͤd⸗ 
ben, Knaben find eben fo viele Ausdruͤcke für geiftige Mittel und Wege des befhaufichen Lebens. Das 
Weinglas ift ber Kelch der ewigen Liebe, und das Angefiht bes Geliebten die Verklärung des Herrn, 

der fi) in der Dreyeinigkeit des Lichtes, des Lebens und ber Liebe, melde dev bes Geiftes, 
der Seele und des Herzens entfpriht, als das ewige Wahre, Schöne und Gute offenbart. Diefe 
Alleinslehre des Lichts ſcheint von der älteften Zeit ber bey den Morgenländern bie efoterifche Lehre ihrer . 
Philoſophie geweſen zu ſeyn, welche die Griechen die alte und orientalifche (Tahuray avaroNıkyr) nannten, 
und welche zuerft in Griechenland durch Xenophanes und bie eleatifhe Schule Fund gemacht, in fpäterer 

” Zeit aber durch die Neuplatonifer und Gnoftifer vollfommen entwidelt ward. Die Schriften Plotin’s 
und des unter dem Nahmen Hermes‘ Trismegiftos verlaruten Gnuoſtiker's enthalten zahlreiche 
Stellen, deren Sinn ſich faft wörtlich in den myſtiſchen Gedichten der Perſer mwiederfindet. 


3, Die Brieffammlung Dhami's (Munſchiat.) 


Die zu Calcutta im Jahre 1811 gedruckte Briefſammlung Dſchami's (144 Seiten in Quart 

perſiſchen Textes) enthält nach dem Urtheile der Perſer die vollkommenſten aller Briefmuſter, die aber 

nichts als ein unzufammenpängendes - Gemiſche von aufgeblaſenen redneriſchen Floskeln, mit einigen 
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hin und her eingeflreuten artigen Berfen find. Als Belege diefes hartfheinenden, aber nur ju wahren, 
Urtheifs, ſeyen bie folgenden Proben genug, in denen jedoch ber Klingklang des immer wiederkehrenden 
Reimfalles nur angedeutet, und nicht vollfommen. nachgeahmt werben Eonnte. Der Unterſchied biefer 
halb poetifhen Schreiben von den gewöhnlichen rein profaifhen befteht ‚darin, baß bie Complimente zu 
Anfang unb zu Enbe faft immer in Verſe eingsFleibes find. 


Muſter eines Briefe. | " 


. Deine Zeder, gewohnt zu gewähren die Wünſche der Freunde, 
Wandelt des Morgens Glanz, Dinte vertröpfelnd, in Nacht, 
Licht entträuft dem Liel, wie den Loden der himmliſchen Mädchen ; 
Was er ſchreibt iſt Korn‘, Vögeln zur Lodung geſtreut. 

Der erfehnte Brief auf bie Grundfeſte der Freundſchaft und Liebe gebauet, und das Schreiben 
aus dem bie Freundlichkeit und Anhaͤnglichkeit ſchauet, ift in bem ſicherſten Zuftande und in ber ver» 
ehrteften Stunde, mir Armen zu frommen, richtig angelommen. Jede Zeile war eine Ehrenfäule, wärs 
dig der höchften Achtung, und jeder Buchſtabe eine Morgengabe, wert der unterthänigften Nachachtung. 
Da aber bie Zierlihleit der Briefe nur eigen ift den Gelehrten und Sn fareiben, ı und nicht geges 
ben ift den Armen und zerbrocdenen Leibern, fo genüge für heute der Vers: 


D Gott, du wolleſt ſo viel du kannſt beſcheren, Und ſelbſt den Böfen Gutes auch gewãhren! 
Ein anderer Brief. 
Die Wette flieg in Welten auf und ging voräser. Vor Dusfligen ping in Entfernung fle vorüßer, 


Borüber ging der Hoffnung Thau an den verbrannten Serien, Das Seuer flammte auf, dad Waller ging vorüber, 

Wiewohl die Hoffnung der Hoffnungstofen nicht ward erfüllt, und der Wunſch ber Wunfhberaubten 
nicht ward geflilt, fo gehet doch die Hoffnung dahin, daß in allen geiftlihen und weltlichen Geſchaͤf⸗ 
ten bie Diener ihrer hohen Pforte fih verwenden werden ,- nad) Kräften, und daß das Glück fo in 
Stoffen als in Geftalten ſich an benen fo an dem glücklichen Haufe bangen auch feft werde; halten, 
nad allem Vermoͤgen und auf den beften Wegen. Gott euch gewähre, Geſundheit und Ehre! 





| Unter biefen Briefmuftern befinden fi) auch die Zueignungsfchriften zweyer ber vorzügfichften Werke 

Dihami’s, nämlih des Nefbatolins, di. die Hauche der Menfhen, und des Heft 
Chuan, Bi. die fieben Saoftmahble oder Abenthener, an ben Sultan der Osmanen Bar 
jofib I, im Sabre der Hedſchira 92090. 


Begräßungsformeln in Verſen. 
Der Hoffnung Ruospe blüht von des Benuffes Hauch, Und neue Roſenflor bluht auf des Herzens Jlur. 


Wann, 9 Herr, fol ich mich Tagern au Batha und Yatreb ? - 
Wann die Heilige Stadt Mefla, Medina befehn? " 
Nah der Fluth des Sem ſem entfirömet Lie Gehnfucht dem Auge, 
Und aus dem biutigen Aug’ Reömet der Quell als ein Meer. 


Des Morgens Zalke fhtwang fi auf vom Of, Vom Rofenbeet ging aus des Glückes Wehen: 
Derfiegelt Fam der Wunſch mir auf der Poſt, Erfüller war des Herzens Wunſch und Flehen. 
Als ich deu Brief nun aus einander fhlug, Ward Wohlgeruh dem Geiſt, dem Leif gewähret. 


Mer reinen Sinns im Inneren Perlen trug, Bum Brief fein Ohr als eine Muſchel Fehret. 

















Sechſter Zeitraum. 


Abnahme der Poeſie. Aufnahme der Geſchichte und Briefſchreibekunſt in 


Perſien und in Indien. 


De cha mi ſitzt der legte im Heptaedron ber großen perſiſchen Poeten. Es fehlte nicht an ero- 
tifhen und myftifhen, an moralifhen und romantifhen Dichtern, welde ihren großen 
Vorfahren Hafif, Dſchelaleddin, Saabi und Nifami nachzueifern beſtrebten, aber in großen 
Abſtaͤnden von ihnen ſtehen blieben. Hatifi, Hilali, Ehli traten als romantiſche Erzähler auf. 


Der Erſte und Kaſſim von Gunabad. verfuchten fi fogar im Epiſchen, indem fie die Thaten Ti⸗ 


murs und Shah Ismail's des Gründers der Dpnaftie Sefi, unter vem Nahmen Schahname 


befangen. Ohnmaͤchtige Werfuche mit dem alten Heldenbude Firduſſi's wettzueifern,. mit dem fle- 


Nichts als den Nahmen gemein haben. Unter den Eyrikern haben Schewket als myflifher, Mols 
Ta Wahſchi als panegyrifcher, und Saib als philofophifcher Dichter einen vorzüglihen Nahmen er 
worben. Auch Prinzen wetteiferten um ben Kranz der Dichtkunſt, wie Bediol-feman und Sam 
Mirfa. Der lebte, VBerfafler der Biographien der Poeten, trat als Fortfeger Dewlete 
ſchah's auf, welcher die Gefchichte der perfifchen Dichtkunft bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts bes 
ſchrieben. Es fcheint, daß es ihm darum zu thun gemefen, eine große Zahl von Dichtern aufzufiſchen, 


⁊ 


um, wenn nicht durch den Gehalt poetiſcher Werke ſeines Zeitalters, doch durch die Zahl der Poeten 


mit Dewletſchah in die Schranken treten zu koͤnnen. Wirklich führte er deren über vierhundert aus 
allen Staͤnden an, von denen kaum vierzig genannt zu werden verdienen (1). Unter dieſen findet ſich 
eine große Anzahl von Weſiren, Geſetzgelehrten und Perfonen aus der. Föniglihen Familie, welche bloß 
durch einige glückliche oder unglückliche Diſtichen zu der Ehre gekommen ſind, in dieſen biographiſchen 
Notizen aufgeführt zu werden. Dieſelben find eben fo mager und trocken als Dewietf hah’s Arti- 
kel unterhaftend und: durch gewählte Beyſpiele lehrreich; die Menge ber Kunftliebhaber und Diletans 
ten verhinderte das Sinken ber Kunſt. Daß Aufmunterung vom Throne herab nicht immer genüge, 
den Genius der Poefie zum Fluge zu wecken oder bdenfelben ſchwebend zu erhalten, beweifet am beften 


die Geſchichte bes gegenwärtigen Zeitraumes. Die Prinzen der beyden in Perfien herrfhenden Dynas 


flien, nähmlich die der Zurfomanen vom weißen Hammel, welde im Anfange diefes Jahrhun⸗ 
derts regierten unb dann ber Uebermacht der Sefis unterlagen, begünftigten die Wiffenfchaften und 
die Dichter ungemein. Mehrere, wie Ufun Haffan Galler's Ufong), waren als gebildete und ges 
lehrte Fürften berüfmt. Jakub fein Sohn und zweyter Nachfolger ehrte vorzüglich die Dichter, de⸗ 
ren mehrere an feinem Hofe lebten, und denen er, wie die großen Fürften voriger. Dpnaftien , einen 
befondern Dichterkoͤnig beftelt hatte. Eine eben fo freundliche Aufnahme fanden- die Dichter am Hofe 
der Sefi's, deren Dynaftie fi) auf den Trümmern aller übrigen erhob, und bald Zur alleinberrfchen« 
ben in Perfien warb. Den Zufland MPerfien’s, wie es unter ihrer Regierung blühte, bat Europa durch 





(1) Die Elaffification und die Rahmen ſammt den wenigen hiftorifhen Daten, welche einiges Intereffe haben, hat 
(don Srepherr Silvestre de Sacy in den Notices et extraits des Manuscrits de la bibliotheque 
du Roi, T. IV., gegeben. 





Chard in kennen gelernt; nur was er über den Zuftand ber Gelehrſamkeit fagt, iſt aͤußerſt mangel⸗ 
haft, weil ed ihm an der gelehrten Bildung der Sprache fehlte. 

Indeſſen, während nur mittelmäßige Poeten in die Fußſtapfen ihrer großen Vorfahren traten, 
erhoben fich große Gefchichtfchreiber, die größten Perfien’s in Hinficht auf den neueren Gehalt und ohne 
Bezug auf den Styl. Mirchond und fein Sohn Chondemir, welcher die Werke feines Vaters 
abfürzte, befchrieben die Weltgefbichte, Chodfha Molla die Particulargefhichte der Turfomanen, 


Iskenderſade die Regierung Abbas I. aus der Familie Sefi, und Molla Edris die der osmas 


nifchen Sultanen (1). 





(1) Raufatoßsßafa, der Garten der Reinigkeit, von Mohammed Ben Chauendſchah, bes 
ſteht nebſt einer Einleitung über Die Studien der Geſchichte, aus fieben Theilen und einem Anbange: über 
die Wunder der Natur. ı) Schöpfungs⸗ und Prophetengefhichte. 2) Leben Mohammed’. 3) Geſchichte 
der Chalifen aus dem Haufe Dmmia und Abbas. 4) Von den Königen welche gleichzeitig mit. dem 
Abbaffiden regierten. 5) Geſchichte Dſchengiſchan's und feiner Familie. 6) Geſchichte Timur’s und 
feiner Samilie. 7) Gefchichte der Regierung Sultan Haffan’s Baikara. 

Habiboſ⸗ſeir, der. Freund der Biographien, von Gajaßeddin Ben Hamameddin ge— 
nannt Chondemir dem Sohne Mirchond's, ein Auszug und Fortſetzung der vorigen, verfaßt auf 
Begehren Chodſcha Habibollah's, eines der Großen Schah Ismail's, des Sohns des Stifters der Dyna⸗ 
ſtie Sefi, geſtorben im Jabhre 924, in drey Bänden und einer Einleitung, welche die Schöpfungsge⸗ 
ſchichte enthält. "I. Theil. Geſchichte der Propheten, Philoſophen und vier großen Chalifen. II. Von den 
zwölf Imamen, den Dpnaftien Dmmia, Abbas. II. Von Dfhengif, Timur, den Sefis und 
Osmanen; ſammt einem Anhange-über Naturmunder und feltene Begebenheiten. 

Dſchihan Ara, Weltenfhmud, vom Richter Ahmed Ben Mohammed Al:Ghaffari, der 

es für den Schah Tahmas verfaßte und bis aufs Fahr 972 (1564) herabführte, ein. univesfälbiftorifcyes 
fehr nützliches Compendium nah dem Urtheile Hadſchi Chalfa’s. Ghaffari if auch der Verfaſſer des 
Nighariſtan oder des vorermähnten hiſtoriſchen Bilderfaals. Die Titel beyder. Werke ahmte 
er denen Dfguainis nach, welcher die Geſqichte Dſchihan Kuſcha und auch ein Nigariſtan 
ſchrieb. 

Abdallah⸗name, die Geſchiciie der usbegiſchen Tataren unter ihrem großen Fürſten Abdall ah, gleich⸗ 
zeitig mit Akbar, geſtorben 1695. 

Tabakati Akbari, die große Geſchichte Sndofans, von Nifameddin Ahmed Ben Mo: 

.« hammed Mokim, dem Kaifer Akbar geridmer im Sabre 1600, 
Tarichi Sirifhte, die Univerfalgefhihte Indoſtan's, gewidmet dem Sultan Abul=-mo- 
ce . faffer Ibrahim, Sultan von Biodfchapur im Jahre 1609, 

Tarichi Ibrahimi, eine Eure Geſthichte Indoſtans, dem Sultan Babur gewidmet ‚im Jahre 1528, 
und mehrere andere perfifche Geſchihten Indoſtans. ©. im Kataloge von der Bibliothek Sultan Zippo 
Salbe, ©. 11 ud f. 

Miresol edmwar we mirfatolsacbar, Spiegel der Cokeln und Stuſenleiter der 
Kunden, vom Molla Moßliheddin Modammed Al⸗lari, der vom Anfange der Welt be= 
Yinnt und bis aufs Jahr 974 herabgeht, dem türkifhen Großweſir Mohammed Paſcha zugeeignet, 
und dann von Seadeddin dem größten türfifhen Geſchichtſchreider ins Türfifche überſetzt in zehen 
Hauptſtücken und einer Einfeitung, welche die Schöpfungsgefdichte enthält. 1) Geſchichte der Propbe: 
ten; a) der perfifchen Könige ; 3) Indiſche Geſchichte; 4) Geſchichte der Saffaniden und arabiſchen Dy⸗ 
naftien ; 5) Leben des Propheten; 6) Geſchichte der den Abbagſiden gleichzeitigen Dynaſtien; 7) Geſchichte 
der Dfebingifiden; 8) der Timuriden ; 9) Uſunhaffan's; 10) der Osmanen. — Bielleicht die beſte aller 


E 35: Da 


Mit Perjien eiferte auch Indien in die Wette, wo unter der Regierung der Baburiden oder 
fogenannten Großmogole ſich die fchönften Ausſichten für perſiſche Literatur und Kunft eröffneten. 
Schon von ber dlteften Zeit her waren Perjien und Indien durch Waaren» und Ideentauſch als be: 
nachbarte Reiche eng verbunden. Mad dem Verfaſſer des Dabiftan fol Indien und Perſien unter der 
Dynaftie der Mahabiden bdiefelben Herrſcher und denfelben Gottesdienſt gemein gehabt haben. Obwohl 
fi die von Jones hierauf in feinen Abhundlungen gebaute Hypothefe des Einwanderns indifcher Culs 
. tur aus Iran nicht vertheidigen fäßt, fo kann doc) über bie genauefte Verbindung der dfteflen Bildung 
beyder Reiche Fein Zweifel obwalten. Perfifhe Bildung und Kunft ging von Bamian und Bald 
aus, wo ber reinfte perfifhe Dialect, das Deri (viel verwandt mit dem Samsfrit) in feiner urfprüng« 
lihen Neinheit"gefprohen warb (1). Zu Bamian beftehen nod heute die Ruinen indifcher Koloffen 
umd Tempel, und zu Bald war bie hohe Schule Soroafter’s und der Defture oder Oberprieftee feiner 
Religion. Schon in der alten Lebensbefhreibung Soroaſter's gefchieht des weifen Bramanen Tfchen- 
gratfcha (2) Erwähnung, mit dem Serduſcht fi in Controverfen einließ und / denſelben belehrte. Un⸗ 
ter Nuſchirwan erhielt Perſien aus Indien durch den Arzt Barſuje das Schahſpiel und die Hit o⸗ 
patefa unter dem Nahmen der Fabeln Bidpai’s, nebſt anderen Büchern der Weisheit; vermutblich 
auch ſchon in diefer Zeit manche der diteften perfifhen Erzählungen, wie die Reifen von Sindbab 
und Hindbad, ber geben Wefire und andere, welche fpäter alle zufammen in den Rahmen der 
- Zanfend.und Eine Nacht gefpannt worden find (3). | 
Undankbar vergalt Perfien dem benachbarten Indien bie Geſchenke feiner Euftur durch die Zer⸗ 
rungen feiner Eroberer. Sultan Mahmud der Bafnewide, ber erfte islamitifhe Eroberer In⸗ 
diens, zerftörte den berühmten Zempel Sumenat's, dem taufend Brahmanen und fünfhundert Baijade⸗ 
ven geheiliget waren, und führte die Statue ber Gottheit bes. Tempels nah Gaſna, wo fie zur Schwelle 
eines Moscheenthors bienen mußte. In die Zußftapfen der Safnewiden ald Eroberer Indien's tra- 








orientalifchen Univerfalgefchichten, melde in einem mäßigen Soliobande den Kern der größten Werke diefer 
Art in ſich faßt, und Die auch zur Verfaſſung dieſes Buches vielfältig benügt wurde. 

Ali dara, von Zaflollah Ben Rufbehar Ben Zaflollah Chondſchi aus Ißfahan, befannt 
unter dem Nahmen Chodſcha Molla, für den Sultan Jakub den Turkfomanen, .eine Gefchichte ſei⸗ 
ner Samilie; der Titel ift ebenfalls dem Dſchihankuſchai Dfbomaini's nachgeahmt, wie 

Aalemara, Weltenfhmud, die Gefcichte der Regierung Schah Abba's des Großen vom Jahre 995 (1586) 
angefangen in zwey Theilen, wovon der erfte den Raum eines Menfchenalterd, d. i. von dreyßig Jahren 
umfaßt; der zweyte bis and Ende der Regierung Schah Abba's. Ein Solioband von 700 Seiten, in der 
Sammlung des Herrn Grafen von Rzewuskp. 

Heſcht bihbiſcht, die acht Parapdiefe, die Geſchichte der Osmanen von Mewlana Edris Tha⸗ 

le bi, son feinem Sohne Woufafl Mohammed den IL fortgeſetzt bis auf Selim den IL 

Tarichi Shah Ismaiuil, Die Geſchichte Shah Iſmail's. In dem Frazer'fchen Eataloge wird 
Scherefedbdin Ali von Jeſd als der Verfaſſer genannt, was eben fo ein großer Irrthum if, als daß er 
: ber DVerfafler des Habibi Seir.ik. Gcherefeddin lebte ein halbes Jahrhundert früher als Schah Js⸗ 
mail, und der Verfaſſer des Habibi feir it Ehondemir. 

(1) Serbengifhunri und Ferhengi Dſchibangiri, und die perfifche Spmonimif Kemalpafchafade’s. 
(a) Leben Zoroaſters, von Anquetil du Perron, überfegt von Kleufer im deutſchen Senda⸗ 
weſta, II. ©. 33. 

(3) ©. Meffudrs gofbne Wiefen. 


—8 


nun 35a rn 


ten ihre Nachfolger die Guriden und die Sclaven derfelben ; Zimur und feine Nachkommen die 
Baburiden; endlich Nadirſchah, ber legte perſiſche Eroberer Indien's. Die zerſtörenden Züge 
Mahmud's, Timur's und Nabirfchah’s abgerechnet, waren die Regierungen der Guriden und 
der Sclaven, ihre Statthalter in Dehli, und befonders der Baburiben oder Großmogole fehr wohle 
thätig für die Cultur der yerfifhen Literatur. Mehrere Meifterwerke derfeiben find ben Herrſchern dieſer 
Dynaſtien gewidmet. 

In der Familie der Herrſcher von Dehli zeichneten ſich, wie in der Dynaſtie der Gaſnewiden, ſo 
die erſten als die letzten als Gönner und Beſchutzer der Wiſſen ſchaften aus; dem. Sultan Naßre d⸗ 
din Mahmudſchah widmete Mirhadſch, beruͤhmt unter dem Nahmen Serraoͤſch Diſch or—⸗ 
oſchaini, fein hiſtoriſches Werk weiches die Siege dieſes Fürſten beſchreibt (1). Da er ohne Erben 
ftarb, kam die Herrfhaft in die Hände der Dynaſtie Choldſchan, unter deren Fürſten Malik Alba⸗ 
heddin der berühmte romantifhe Didier Mir EC hosru von Depli blühte, der dieſem Sultan fei- 
nen Fünfer zueignete im Jahre der Hedfchira 725 (1324). Endlich erhob fih mit dem Anfange des 
zehnten Jahrhunderts die Dynaflie der Baburiden aus dem Stamme Timurs, die den Nahmen der ' 
Großmogolen nicht umfonft trägt, indem fie-wirflich mehr als einen großen Fürſten zähle Schon der 
Etifter derfelben, Babur, ſchrieb wie Eäfar die Commentaren feiner Feldzüge unter den Nahmen 
Wakiati Baburı (a), die Begebenheiten Baburs, in perfifher Sprache, wie Timur und 
[bon vor ihm Dihingif felbft verfaßte Geſetze Hinterlaffen hatten. Sein Sohn Humajun war 
den Wiffenfhaften und Gelehrten nicht minder günftig; aber den hoͤchſten Gipfel des Flors erftieg ‚die 
perfifche Literatur unter feinem Enkel Shah Akbar, d.i. ber große Shah, der wirklich der 
größte unter den Großmogolen war. 

Shah Akbar war groß genug ym auf feinen großen Wefir Abulfafl, der mit feinem Bru⸗ 
der dem Dichter Feiſi feine Regierung verberrlichte, nicht eiferfüchtig zu feyn. Die ein halbes Jahr 
hundert hindurch Indien beglüdende Regierung diefes großen Großmogols und feines großen Großwe⸗ 
ſirs ſteht fahr einzig da in der neueren orientalifhen Gefchichte; der Iegte befchrieb die Gefchichte feiner 

Regierung und feiner politifhen Einrichtungen in zwey außerordentlich fchägenswershen Werken, Als 
barname und Ajini Akbari, welche eine umſtaͤndliche Geſchichte und Statiſtik feiner Zeit und feie 
nes Reiches enthalten, und worauf der verdiente Orientalift Francis Gladwin Europa juerft auf: 
merkfam gemacht (3). Der Bruder Abufafl’s, Feiſi, ift unter den perfifhen Dichtern eine außeror⸗ 








6) Thabakati Napiri, die Elaffen Napßiris. Man verwerhfele diefen Nakireddin von Dehli 
nicht mit dem Naßired din aus Kubillan, dem Naßreddin, der Aſtronome, fein ethiſches Wert Ach⸗ 
laki Naßiri, di. die Sitten Naßiris, zugeeignet. 

c2) Wakiati Baburi, urſprünglich wrkiſch, enthält eine Beſchreibung feiner Feldzüge in der Taiated und 
in Indien. Eine naturhiſtoriſche und ethiſche Beſchreibung dieſes Landes und feiner Einwohner. (Fraser's 
Catalogue p. 1. Wakiati Dſchihangiri, die Commentarien Sultan Dſchihangir's des Sohns 
Sultans Akbar's. (Fraser's Catalogue p. 6.) Auch Kiarname Dſchihangiri, das Geſchäften⸗ 
buch oder Journal Dſchidangiris, von ihm ſelbſt verfaßt. (Oriental. Collections p. 372.) Ein 
Yuszug aus dem Baburname finder fi in dem Archiv für afiatifche Literatur, Gefchichte und Sprach⸗ 
kunde des Herrn v. Klaproth, ©. 103 — 110, 


@) Ajiini Akberi, or the Institutes of the Emperor 4 Akber translated in the original persian 
by Francis Gladwin 2. 





- a RR A 353 XXXX 
dentliche Erſcheinung, die weiter unten naͤher beleuchtet werden ſoll. Bor tuklah der Weſir, und fein 
Bruder Seifi ber Dichter, waren in Indien die Dioscuren perfifher Literatur, wie brephundert 
Jahre früher der Weſir Dſchowaini und fein Bruder der Gefchichtfchreiber in Perſien. — Schab 
Akbar felbft, vielfeitig gebildet und ein gelehrter Fürſt, beförderte die Erweiterung des Reichs ber 
Wiſſenſchaft und Kunft in allen Theilen ihres weiten Gebiethes. Er befohnte Schoͤnſchreiber und Mah⸗ 
ler reichlich, und gab beyden durch die Prachtabſchriften der vorzüglichſten Werke der perſiſchen Litera⸗ 
tur hintängliche Beſchaͤftigung (1). 

Dichtkunſt und Geſchichte genoßen der größten Aufmunterung, und entſprachen derſelben. Gleich 
eiferſüchtig auf den Ruhm der aͤlteſten indiſchen Literatur, und der neueſten perſiſchen, befahl er die Ueber⸗ 
ſetzungen der alten berühmten Werke der Inder, des Mahabarat und des Ramajan ind Perſiſche. 
Das erfte überfeßte der beyder Sprachen wohl kundige Gelehrte Nakibchan Mewlana Abdol 
kadir und Scheich Suftan unter dem Nahmen das Bud der Schlaͤchten (2), das eigentliche 
indiſche Heldenbuch, das aber im Originale aus beylaͤufig zweymahlhunderttauſend Werfen beſteht, und 
alfo noch einmahl fo groß ift, als das perfifche Meldenbud) oder das Schahname. Eine indifhe Abhand- 
fung über Aſtronomie, ein fehr gefhäßter arithmetiſcher Tractat, die Gefchichte Krif Has, bie Liebes⸗ 
geſchichte don Neil und Domogonti, ein romantiſches indiſches Gedicht, wie das perſiſche Leila und 
Medſchnun, wurden aus dem Indiſchen ins Perſi iſch⸗ überfetzt, das letzte vom Dichter Feiſiz aus 
der Sprache Ka ſchmir 's die Geſchichte dieſes merkwuürdigen Landes; aus dem Türkiſchen, d.i. 
Tſchagataiſchen, die Commentare Babur's; aus dem Arabiſchen das große geographiſche Woͤrterbuch 
Moadſchemol-beldan, durch eine Geſellſchaft von Gelehrten, und Kelile ve Dimne, oder die 

Fabeln Bidpai's, in einem klaͤreren und einfachern Style als die vorhergehenden perſiſchen noch vor⸗ 
handenen Ueberſetzungen Naßrollah Meſtufiss und Hoſſein Kafchifi's. 

Kür die Geſchichte feiner Zeit ſorgte Abbar durch die Anſtellung der Wekginuwis, oder Ge⸗ 
ſchichtſchreiber des Reichs, vier und vierzig an der Zahl, von denen taͤglich zehn das Amt führten, 
jede Kleinigkeit aufzeichneten, Und Abende ihre Regiſter (welche Jad aſcht hießen) dem Daroga, d. i. 
Burgvogt, zur Verſiegelung übergaben. Zugleich befahl er die Zuſammentragung einer allgemeinen 
Weltgeſchichte, und half alſo dieſem bis in dieſes Zeitalter in der perſi ſchen Literatur fühlbaren Man⸗ 
gel in Indien zu derſelben Zeit ab, als Mirchond und fein Sohn Chondemir demſelben in Per: 
fien abzuhelfen beflißen waren. Eine Gefellfhaft von Gelehrten erhielt den Auftrag daran Hand ans 
julegen; Nakibchan und andere begannen es; Mewlana-Ahbmed Tabawie war einer ber vor: 

züglichſten Sortfeger, und Df haferbeg und Aßafbeg vollendeten es unter dem Titel von EI fi 
oder der Geſchichte von taufend Jahren. &o vereinte ſich alſo in Snbien. faft zwenhundert - 
Sabre früher eine Geſellſchaft gelehrter Maͤnner zur Herausgabe einer allgemeinen Weltgefhichte,, ehe 
m England die von Buthrey md Grey zu Stande Fam. Das Beyſpiel einer Fabrik der 
Ueberjegungen ward unter Sultan Akbar im Großen betrieben, wie früher die Ueberſetzung ber ſieb⸗ 
jig, und wie fpdter unter Sultan Ahmed IH. bie Ueberfegung des wichtigfben arabifchen und perfie 
TE — — — — — — — 
0) Die großen Werke, die er ſo mir Gemäpiden ausftatten ließ, waren die Geſchichte Hamfar, ein Rit⸗ 
terroman in Zwölf Bänden; das Didengifname, die Gefhihte Dſchengiſchan's; Safername, 

die Geſchichte Tinrur’s; Ikbalname, das erfte Werk des Sünfers Nifamis, Reimname, dag 

Buch der Schlachteu, di. Die perſiſche Ueberſetzung des Mohabarat; Dul dumem, ein romantiſches 

Gedicht, und Ajar Daniſch, bie neueſte perſiſche Ueberſetzung der Fabeln Bidpai’s. 

e) “ini Hfberil,p 202. 9° 





——— 84 — 


ſchen hiſtoriſchen Werke, durch eine Geſellſchaft von türfifhen Gelehrten. Schon bloß dieſes Antheils - 
willen, welchen bie osmaniſchen Sultanen an. der Verbreitung perfifher Literatur genommen, verdien- 
ten fie in einer Gefchichte berfelben nit ganz mit Stillſchweigen Übergangen zu werden. Außerdem 
aber fchrieben mehrere türkifche Gelehrte perfifh, wie Edris das hiſtoriſche Werk Hefcht bihiſcht, 
die aht Paradiefe; Kemal pafhafade feinen Dilberfaat, und Sultan GSelim IL ſegar 
einen ganzen Diwan perſiſcher Gedichte. | 


CLL. u 
Shah Ismail, 

der Gründer ber Familie Sefemwi, ber Sohn Sultan Haider's des Sohnes Sultan Dſchoneid't 
des Sohnes Scheih Ibrahim's u. f. w., bis auf den Imam Muſſa Kaſſim, geboren im Jahre 
der Hedſchira Bye (1486), welcher den Thron nicht dem Schwerte, fondern bloß der Kraft des Wortes 
iind feiner Geifterbeherrfihenden Froͤmmigkeit dankte, beſtieg denſelben im Jahre ber Hedſchira 965 
(1499). Im folgenden Jahre befiegte er den Herifher von Schir wan, ein Jahr fpäter den der 
Familie ARkojunli, und abermapl ein Jahr nachher den Fürſten der Dynaftie Sulfadr. Eben 
-fo unterwarf er fih in den folgenden Jahren Jeſd, Jrak, Schirwan, Choraffan, umd trug 
im Jahre ber Hedſchira 917 (1511) feine fiegreihen Waffen bis jenfeit6 de Oxus. Drey Jahre 
ſpater verlor er die unglückliche Schlacht von Tfhaldiran wider Sultan Selim L, und verlebte 
dann den Meft feines Lebens, das er mur auf acht und dreyßig Jahre brachte, in ftiller den Wiſſen⸗ 
ſchaften geweibter Muße. Er nahm in feinen türkifhen und perfifhen Gedichten den Dichternahmen 
Chataji an, und war alfo fowohl mit dem Schwerte als ber Feder ber Nebenbuhler Sultan & es 
im’s 1., welcher ebenfalls unter die perſiſchen Dichter gehört, und einen rein perſi ſchen Diwan hinter⸗ 
ließ. Aus demſelben find die folgenden Verſe: 

Was für ein Schatten iſt's, der mich voin Freunde trennt, Aus Treue ward dh Staub, das iſt mein einy'ger Kummer, 


Deine Augen und Brau’n, o mein finefifch Gemäptde! Sind wie Hirſche verftridt mit dem Geweihe im Geuweig. 





Die Herrſchaft iR an jenen Mend gekommen, Aus Liche bin ich dieſes Reiters Selave. 
. CLIL | 
Bediol-ſenan Mirfa, 
der Sohn Sultan Hoffein Mirſa's, der nah feines Waters Tobe mit Teinem filmgeren Bruber 
Mofaffer Hoffein Mirfa gemeinfhaftlich die Regierung von Choraſſan im Jahre ber Hed⸗ 
ſchira 913 (1507) übernahm, ſich aber nad) Jrak'flüchten mußte, und im Zahre der Hedſchira 920 
(1514) an ben Hof des osmaniſchen Kaifers Sultan Selim’s I. ging, we er nach vier Monathen an 
der. Pet farb. Sam Mirfa führt aus der -perfifhen Blumenleſe Berinti dewran, di das 


Zeitenſchiff, die folgenden Doppelverfe an: 


Ohne deine Roſenwanaen Iſt men Herz wie Tulpen blutig. 
Bon dem Gram der Trennung iſt any mein Irmeres gerrüctel, 





darbt ſich deine Wange vom Wein wie Tulpen mit Bluse, 
Schießt des Hessens Blur mie wie am Blafhen zuu Mund, 











Firduſſi's 


— 385 8 | 
"CL N 
| Scheibet Chan, 


der Sohn Borak Chan's, ein Abkoͤmmling Dſchengiſ Eban’s, trat m die Dienfle Sultan Ahmed 


Mir ſa's des Sohnes Sultan Ed uffaid’s, des Statthalters jenfeits des O xus, wo er durch bie Bols - 
gen der dort vorgefallenen Verwirrungen im Jahre der Hedſchira q13 (1507) ſelbſt zur Herrſchaft gelangte. 
Er war ein großer Beſchützer umd Liebhaber der Wiſſenſchaften, felbft ein ausgezeichneter Erdmeffer, 
Mahler und Schoͤnſchreiber, aber ein ſchlechter Dichter; dennoch verbient er in der Gefchichte perfifcher ” 
Dichtkunſt einer befonderen Erwähnung, weil er, der Erfte türkifche Zürft, das Shahname Firduffie 
aus dem Perfifchen in’g Türkifche zu überfegen befahl. Als er die Stadt Herat belagerte, ſandte er 
den Belagerten einige tuͤrkiſche Verſe, die aber keiner Erwaͤhnung verdienen. 


⸗ 


CLUV. | Ä 
HSatifi, ..r 


nah Nifami, Dſchami und Chosru von Dehl i der berühmtefte Derfaffer eines Ehamffe oder 
"Sünfers, d.i. einer Sammlung von fünf Mesnewi oder boppeljeiligen gereimten Gedichten, ge- 
bürtig aus Dfham, und ein Schweſterſohn des großen Dſchami, dem er feine Luft, als Verfafler r 
eines Chamſſe aufzutreten, entbedte. Dſchami fagte ihm, daß, wenn er bie bekannten Verſe 


Einen Baum ı von bitterer Natur, Pflanjeſt du ihn auch auf Edens Flure, m. . m. 


aachahmen koͤnnte, er ſich getroſt an dieß Werk wagen könne. Hatifi verfaßte hierauf bie folgen⸗ 
den, die er ſeinem Oheim brachte: 


Legeſt du ein Rabeney Paradiefes pfauen unter; 
Nähreſt du ihn, wenn er brütet, Nur mit Paradiefesfeigen, 
Tränkſt du ihn vom GSelfebif, . Hauchet Gabriel es an: 
Rabeney bleibt Rabeney, und umſonſt iſt Pkauenmüh'. 


Wiewohl dieſe Verſe denen Fir du ſſi's (4) nicht gleich Fommen-, fe .erlaubte ihm Dſchami doch 
zu dichten, und Hatifi bat nun ſeinen Oheim ſelbſt vu den erſten Vers den Grund ſeines Wer⸗ 


kes zu legen. Dieſer ſprach: 


Das Loos des Werkes, das die Feder ſchreidt, Bezeichne einſt der guͤnſtgen Aufnahm' geichen. 
Dieſe —— Dſchami's ward erfüllt, denn es ward mit allgemeinem Benfalle aufge⸗ 

nommen. Er ſchrieb auch Chosru und Schirin, und Heft Manſar, wie Leila und Med fc 
nun, den Gedichten Nifamis nachgeabmt, das erfte dem gleignahmigen, das zwepte dem Meftpeis 
ger, die fieben Schönheiten, wiewohl nit am glücklichſten. "Auch fehrieb er in Berfen Tir 
murname, oder bie Siege Timurs, als Nachahmung bes ISkendername von Nifami, 
woran er vierzig Jahre lang arbeitete, und zu Ende feiner. Arbeit mehrere DVerfe, mit denen er unzu⸗ 
frieden war, unterdrückte, fo daß das Werk zulegt ganz anders ausſah als am Anfang. Aus feinen: 





(1) Diefe Derfe gaben in dem Auszuge aus Sam Mirfa, in dem Notices et extraits des Manuscrits dw 
Roi IV. 286. au dem Verſtoße Anlaß, daß Sirduffi der Verfaffer eines Ep am fle gemeien. 
92 


S% - — 


um 366 mm 


. Sıppenrubin der Schoͤnen ward nicht aus Seelen gefchntolsen , 
Sondern man famelste vielmehr Seelen aus Lippenrubin. 
Niemals Haft du auf mich liebkoſende Blide geworfen, - 
Daß nicht der koſende Blick mich in Empörung gefest. 


CLXV. 
Derwifd Diheki. 


Dihek it der Nahme eines WVierteld der Stadt Kaſwin, woher er gebuͤrtig war. Er - batte 
das Weberhandwerk erlernt. Der Ruf feiner Gedichte Fam zu den Ohren Sultan Jakub's, der ihn 


- rufen ließ. Beſonders glücklich war er in guten Einfällen aus dem Stegreife, wie zum Beyſpiel: 


Schirin, rief der arme Ferhad im Gebirge und fchwieg daun, 
Daß vom Widerhalle ſüß ihm versönte Schirin! 


CLXVI. | 
Elf Abdal aus Bald, — 


nannte ſich zuerſt Mut a, d.i. ben Gehorſamen, nahm aber zu Ende feiner Laufbahn den Nah⸗ 
men Abdal an, welches einem in der Liebe Gottes ganz verlornen frommen Mann bedeutet. Bey 
Sultan Jakub dem Herrſcher Aſerbeidſchan's ſtand er in großem Anſehen, und begab fih nach 
feinem Zobe nach Ißfahan. Als diefe Stade Shah Ismail eroberte, Tieß er den Dichter rufen, 
bezeugte ihm Wohlgefallen über feine Verfe, und wies ihm eine Befoldung auf die Einkinfte der Stadt 
an. Man hat von ihm viele Satyren und Poffen, die vermuthlid wieder Nichts ald Pasquille 
und Zotten find, weil Sam Mırfa es für unſchicklich haͤlt, etwas daraus anzuführen. 


>» 


CLXVII. 
Mewlana Abdal, 


aus Ißfahan, wo er Gewuͤrzkraͤmmerey trieb. Die Veranlaſſung dazu, daß er ſein Gewerbe aufgab, 
und das irrende Leben eines Abdal oder Gottesnarren ergriff, gab eine unglückliche Liebe für 


„einen jungen Menſchen, wie es Sam Mirſa nach feinem eigenen Geſtändniſſe umſtaͤndlicher erzählt. 


In diefem Zuftande eines Wahnfinnigen z0g er drey Jahre in Ißfahan, und fünf Jahre zu Tebrif 
berum, bis er- fih endlich ganz zurüdzog, und alle feine Zeit zwiſchen Andachts⸗ und poetiſchen Uebun · 


gen theilte. Daher haben feine meiſten Gedichte myſtiſchen und religiöſen Sinn. 


®afel. 
Du blideft Alle un, Nur mir Fein Blick nicht wird. 
Mich überfiei ein Schmerz Der immer fchärfer wird, 
Was für ein Ungtüd iſt's! Ein eing’ger trunfner Blich, 
Er toͤdtet Taufende Eh’ daß er fund noch wird. 
Wohin fol ih, verbrannt, Die Seele bringen nun?! 
Womit fie wohl erfreu'n Wenn mir fein Schnterz nicht weirDt 
Des Herzens Blut if Wein, - Der Braten iſt das Hers; 


D meh! daß Klenden Kein auder Leben wird! 





Zum Roſenkranz dem Berdf@if le) giht Der Pletas filberne KSorallen, 


Den Himmelshogen als die Waffel Dem Behram (2) in Die Hände gibt... 
Er (duf bie "Sonne als den Schab - Dem er das Sonnenhoeer verlich, — 
Er gab dem alten Weib ber Erde Des Morgens lite Silberſtirne. 
— Er baute das Gemach des Leibes Erleuchtet von ber Augen Fenſtern, 

Worüber aus dem Haar die Allmacht Die Augenbrauen aufgewölßt. . . 
Er machte dieſe Wunderwerke And diefe Meifterüde al. 
Er häuft der Erde. Aſche auf, Wiſcht ab den Roſt vom Mondenfpieget. 
Es leuchtet ohne Oehl und Tocht Das Licht das er dort angezündet. 

Er legte um der Wollen Stirne AB Diadem den Regenbogen, 
So daß aus Wolken wie aus Muſcheln Die reinften Perlen fi erzeugen. 
Er reget auf die Fluth des Genns, BertHeilt des Dafeyns Ehrenffeid, 
Stöt Bergen Hermelin des Schnees ‚4m vor der Kälte fih su ſchützen, > 
Und Wüften in den Brüßlingstagen "Das baare Gold der Gilbertropfen. 
Er träntt des Graſes zarte Kinder Mit füßer Milch Der Wolkenammen. 
In feiner Küche ik der Himmel] Die Shüffel und der Mond das-Balfaß. 
Ameifen bey ihm Gnade finden, Er iſt der Zufluchtsort der Blinden. R 
Am Hain Hat er den Nachtigallen Der Rofen Site aufgeyoifiert. 
Er gab Den Rofen fchöne Farbe, Dem Knodpenmunde füßen Duft, 
Er gab verſchiednen Glanz Violen, Jasminen des Kriſtalles Helle, 
Gr gab Geruch dem Moschushirſchen, Der Ambra und der Aloe, 

Durch ihn allein beſteht die Wet, Er iß’6 der ewig ſich erhätt. 
DE Himmel fielen auseinander Wenn er fie nicht aufammenbände; 
©ie fliehen feſt im Mittelpunet, Weil er befeftige ihren Zuß. 
Damit die Berge ſich nicht Heben Beſchwert sr ihren Saum mit Felſen. 

Buter Rath in Betreff bes Alters. 
Du, über achtsig Jahre alt, u Darum gedenfft bu nicht des Todes! 
. Verzicht auf Lebensphantaflen , Gedenke immerfort des Todes, 

‚Entreiß dein Herz der ſchoͤnen Welt, Und fchneide die Begierden ab. 
Des Herzens Vogel wird niche fatt Dom Korn geſtreuet in den Reh. 
Der Kuß der Schönen gleich Huris Geziemet nicht am Rand des Grabes, 
Bersiht’ auf Phantafie des Being, Der rothes Blut in ſchwarzes wandelt. 
Der Becher if ein Suͤndenwirbel, Den du ein Weinglas pflegt zu nennen. 

° Wenn du aus diefem Dcean Dein Schiff gerettet in den Port, 
So Halte did an folgen Kein, Der fern von Bünd’ iſt und von Raulch. 
Weißt welcher Wuchs der ſchoͤnſte Hl . Der Wuchs des Rufers zum Gebeth. 

O laͤß die Augenbrau'n der Schönen, Es wölht der Hochaltar ſich fyöner (3). 
Verlanget dich nach ſhwarzen Zeilen, Du findeſt fie in Koransſchrift. 
Dein Haar it weiß, um dad Gewebe — . Des Leichentuche dir vorsubalten. 
Berfhwunden if der Jugend Nacht, Des Todes Morgen bricht fon an, . 
Den engen Weg bir gu erleichtern ’ Hat dich dad Alter krumm Gebeugt, 
Bängt fih der Vollmond an zu krümmen, - Wird er gar bald dem Aug" entſchwinden, 
‚Die Mauer die um Himmel flieg, Senkt, wenn fie alt, den Kopf zum Zuß. 
Ein neues Thor für deine Seele IR jede Lücke In den Zähnen. 


Die Zähne trennen fih vom Mund, © - Daß du dic erennft von Ledterbiffen, 





[ 


(1) Berdfgif, Zupiten 

(a) Behram,. Mars. 

8) Schöne Augenbrauen werden gewöhnlich mit der Bogenlinie der Niſche des Mihbrab, die in den Moscheen 
die Stelle unſers Hochaltars vertritt, und junger Bart mit ſchwarzer feiner Schrift yerglihen. Der Dice 
ser wendet bier deſe Vergleichungen umgelehrt an. — 


7 7 


Es wird dir ſehwerer das Gehör 
Und deinem Aug’ entflieht das Licht 
Das Alter. Sringet taufend Uebel, 
und will ein Alter no besaubern 
Eröffne vorſchnell nicht den rund 
Des Nüdens krummer Bogen fol 
Bekümmre dich nicht viel ums Haus, 
Nur leere Luft iR deine Luft 

D höre, böre ganz das Wort 


BITTE 


um Böfes nicht mehr anzuhören, 

um Böfes nicht mebr anzuſehen. 

Und jedes tauſendley Verachtung, 

So ſpricht man ihm vom weißen Gras. 
Es fen denn um ihn auszuſtochern. 
Dich immer and Geberb erinnern. 
Denn deine Wohnung ift dad Grab. 
Geitdem du fie nicht ſtillen kannſt. 
Das ich für dich bewahret babe, 


Ich Tage’ es dir aus reiner Liebe, Nun ſteht's bey dir es au bedalten. " 
Aus dieſen gu ſich ſelbſt gerichteten Lehren erhellt, daß Hatifi mehr als achtzig Jahre alt war, 
als er den Entfhluß gefaßt, mit eıner Sammlung romantifher Gedidre, wie Nifami, Dſchami 
und Chosru aus Dehli, aufzutreten, und die Art mit ber er feinem &toffe, den ſchon fo große 
Meifter behandelt hatten, bennoc einen Reis der Meuheit zu geben verfteht, erweckt Bedauern, daß er 
nicht früher an die Ausführung diefes fchönen Vorhabens gedacht. Einige wenige philologiſche Alfanzes 
reyen und Buchſtabenſpiele, mit denen Hatifi ber herrſchenden Liebhaberey feiner Zeit den Zoll ab- 
"trägt, ausgenommen, herrſcht faſt durchaus ein reiner, gelaͤuterter Geſchmack. Albernheiten dieſer Art 
kommen gleich beym Anfang in der Kinderzeit Leila's und Medſchnun's vor, wo ſie mitſammen in die 
Schule gehen, und wo auch der Dichter recht kindiſch mit den Buchſtaben des Alphabets ſpielt. Das 
Mim f muß zur Vergleihung mit dem Munde herhalten, drey Thränen fallen ihın vom Auge, als 
drey Punete auf das Shin U»; das Sad Go Frümmt fi .vor Sram; u.f.w. Später, wo ber 
Mater feinem Sohne Lehren gibt, um ihn von der Tıebe Leila’s abzuwenden, und zum Studieren anzu⸗ 
alten; kehrt er dieſe Beziehungen um; da iſt, meint der Vater, kein Wuchs fo fon. als ein ſchoͤnes 
gerades Elif |, Feine Code fo Eraus als ein zierliches Cam Jr Fein Mund fo rund geformt als ein . 

ſchönes Mim P, u. ſ w. 

Sobald als Leila's Mutter von dieſer angehenden Schulliebſchaft Wind erhalten, behaͤlt ſie ihre 
Tochter zu Haufe, and Kai's (hernach erſt als Lieberafender Medſchnum genannt) erſcheint vor dem 
Thore feiner Geliebten als Bettler. Dann eilt er in die Wüfte, wo ihn fein Water aufſucht, und da ihn 
fein Sohn nicht Eennt, ihm fagt, daß er fein Water fy. Da bricht Medſchnun's Schmerz in die fo ruͤh⸗ 
renden, dem Wahnſinn der Liebe fo natürlichen Worte aus: Wer iſt mein Vater, wer iſt's? Ich kenne 

Seinen Vater! Was gibt es wohl außer Leila? 

Um die von Dſchami und Niſami fo fehön ausgemahlte Situation, wo Medſchnun den 
Holzhauer bittet, die Cypreſſe nicht zu fällen, weil er in ihr den Wuchs Leil a's ſieht, und von 
den Sägern die Gafelle Tosfauft, weil ihre Augen den Augen feiner Geliebten gleichen, zu verändern, 
und dod dem Charakter feines Furioso, und der romantifhen Sage treu zu bleiben, läßt Hatifi 
feinen Medſſchnun einem Hunde aus der Hürde Leila's zu Fuͤßen fallen. Er küßt ihn, bloß weil 
er an ber Schwelle feiner Gebietherin liegt. Der Water führt feinen Tiebefranfen Sohn zn einem 
frommen Manne, deffen gute Lehren- jedoch nicht vief fruchten, und er klagt hierauf feine Liebespein 
einer alten Grau. Medfchnun und Leila fehreiben fich. 

Bis hieher find die Begebenheiten ungefähr am felben Faden fortgefponnen wie bey Rif ami und 
Dihami, aber ganz neu und glücklich iſt der zarte genialifche Griff, womit der Dichter den Nau« 
fil, den bey Nifami und Dfhami glücklichen Nebenbuhler, dariteltt. Er begegnet Medſchnun, 
imtereffirk ſich für feine Liebe, tritt aus Mitleid und Edelmuth als der Werber feines ungsidlichen 
Nedenbublere auf, und (tigt fich foger mit dem Stamme Leila's, weil ſeine Fuͤrbitte nicht angenom⸗ 











men worden. Enbdfid ganz einzig, wegen ber anderen perſiſchen Dichtern unbekannten platonifhen höheren 
Reſignation und Aufopferung alles‘ Sinnengenuffes ift die Situation, wo ſich Teila und Medſch⸗ 
nun in ber Wuͤſte finden, und wieder trennen, nicht ohne nachfolgende Reue, daß die Gelegenheit 
ungenügt entflob. Es läßt fi vermutben, baß den Tieberafenden Medſchnun, ber burh Hunger 


und Durfi, dur Wachen und Irren aufgezehrt, in der Wüfte Eümmerlich fein Leben friftete, ſolche 


Diät in diefem Augenblide eben fo fehr zu folcher geläuterten Sefbftentfagung flimmen mochte, als den 
Dichter fein hohes Alter zur Darſtellung berfelben. Wie dem auch fey, fie genießen nicht der Liebe. 
Leila wird aber auch Eeinem Nebenbupler zu Theil, fie träumt Medſchnun fey geftorben, und ſtirbt 
aus Trauer über diefen Traum. 

Indem wir bier einige der vorzäglichften Stellen überfegen, bemerken wir bey biefer Gelegenheit, 
daß die in der neueren polniſchen Literatur bekannte Klage Medſchnun's nad Hatifi des Eenntniß- 
zeichen Liebhabers orientalifcher Literatur, des Herrn Zürften Adam von Czatorinsky, in Verſe 
gebraht von Tomas zewskiego, eine genialifhe Erfindung ift, indem in dem Werke Hatifi’s auch 
feine Spur von folder Klage anzutreffen. Die wahre Klage lautet im_Driginale folgendermaßen. 


Klage Medſchnun's über bie Trennung von Leila. 


Der Schreiber diefer Blätter Hat 

18 nun der reis von Schmerz gedrüdt 
Da warf in fein verworrnes Haupt 
Denn jeder Dorn im Zuß des Sohns 
Un) wer nie Vater ift geweſen, 


Gin’ Sohn, wiewohl nicht rein von Schlern, 


Als nun der Greis vernahm Die Kunde, 
Da fand er einen der ihm ſagte 
An den Ruinen jener Wüfte 


Und wandte fein Geſicht verbrannt 


4 


Der Bater ging nan in die Wüſte, 
Den Kopf gefente in kiefed Staunen, 
Als er fo wandels im dem Schulte, 


.. Berteodnet von des Grames Fieber 


Er athmet und er regt fich nicht, 
um Hülfreig ihm die Hand zu reichen 


Und Nichts zur Hand den taub gu Lölchen 


WBahnfinnig lag er Hingeflredt, 

Es überquoll der Kopf von Haaren, 
Weißt wer mit ihm Geſpräche Hiele? 
Als ihn der Vater fo erblidte, 

D Baterſeele? was ift dieß! 
Bertrautes Herz! wer ift der Arme? 
Warum HI du denn fo verloren? 


"Wer Hat ein Maal dir eingebrannt ? 


er goß dir ein das Liebesfieber? 
Nach welchem Wein verlanget bin! _ 
Auf welcher Blur fprießt die Viole ? 
Und weiche Gluth verzehret di? 

als nun Medſchnun aufehat den Mund, 
Und als er angelehn den Vater, 

Er ſprach: Wer bi du, und woher 


Er ſprach: IA Hin’s, dein armer Vater, 


Es ſprach Medſchuun: Bag’ mer if Daten ? 
Denn wer der Biche fi ergeben, 


Auf feinen Tafeln dieß bewahrt. 

Den Zuftand feines Sohns vernahm⸗ 
Die Baterliche einen Brand. 

Geht einem Bater durch die Seele, 
Begreifet niche Die Lich" zum Sohn. 
Iſt in des Vaters Augen rein. 

Zorſcht er bey diefem und bey jenein. 
Bon dem verloruen irgen Armen: 

Da wandelte er ehegeſtern, 

Hin gegen iene öde Stätte. 

Kam bald vorbey an den Ruinen, 

Die Bruſt gefpalten und werwundet. 
Gicht er den. Sohn darunter liegen, 
Wie dürres Gras in erodnem Jahr, 
Bon Thränen ‚glänzt fein Angeſicht. 
Kein Freund bey ihm als nur fein Mad, 
Als klares Waffer feiner Augen. 
Gluth fangend wie ein Herzenssunder, 


. Die ihm den Turbart mweggedrängt. 


Des Geelenfeuerd Flammenzunge. 
Auffchreyend er fein Kleid zerſtückte. 


Iſt diefed Traum und Phantafie! 


und wer if diefer Elende? 
Der raubte dir Vernunft und Gerz? 


- Und wen verlanget deiu Gehirn ? 


Meß Lippenforbet lüſtet die? 

Wer weigert dir des Kinnes Apfel? 

Wo iſt Arancy für dein Gehirn? 

O Herr! bewahr' davor ung alle! 

Bracht er nur Leilas Rahmen vor,’ 
Erkennt er Ihn vor Wahninn nice. 
Daß du mir fo bekannt erfhein? 
Der Tag und Nacht am dic fig kräntt. 
Was gibt ed außer Leila, was? 

Kennt Vater und Feunt Mutter nid, 


anna 350 AR UI . 
Chard in Fennen gelernt; nur was er über ben Zuftand ber Gelehrſamkeit fagt, iſt aͤußerſt mangel⸗ 
haft, weil es ihm an der gelehrten Bildung ber Sprache fehlte. 

Indeſſen, während nur mittelmäßige Poeten in die Fußſtapfen ihrer großen Vorfahren traien, 
erhoben ſich große Gefchichtfchreiber, die größten Perfien’s in Hinſicht auf den neueren Gehalt und ohne 
Bezug auf den Styl. Mirchond und fein Sohn Chondemir, welcher die Werke feines Vaters 
abkuͤrzte, beſchrieben die Weltgefhihte, Chodſcha Molla die Particulargefhichte der Turfomanen, 


Iskenderſade die Negierung Abbas J. aus der Familie Sefi, und Molla Edris die der osma⸗ 


niſchen Sultanen (1). 





(1) Rauſatoß⸗ßafa, der Öarten der Reinigkeit, von Mopammed Ben Shauendfhah, bes 
ſteht nebſt einer Einleitung über die Studien der Gefchichte, aus fieben Theilen und einem Anhange: über 
Die Wunder der Natur. ı) Schöpfungs⸗ und Propbetengefchichte. =) Leben Mohanımed’s. 3) Gefhichte 
der Chalifen aus dem Haufe Dmmia und Abbas. 4) Von den Königen weile gleichzeitig mit. deu 
Apbaffiden regierten. 5) Geſchichte Dſchengiſchan's und feiner Familie. 6) Gefchihte Timur's und 
feiner Samilie. 7) Geſchichte der Regierung Sultan Haffan’s Baikara. 

Habibof-feir, der Freund der Biograpbien, von Bajafeddin Ben Hamameddin ge 
nannt Chondemir dem Sohne Mirchond's, ein Yusiug und Tortfegung der vorigen, verfaßt auf 
Begehren Chodſcha Habibollah's, eines der Großen Schah Ismail's, des Sohns des Stifters der Dyna⸗ 
fie Sefi, geftorben im Jahre 934, in drey Bänden und einer Ginleitung, welche die Schöpfungsges 
ſchichte enthält. J. Theil. Befchichte der Propheten, Philofophen und vier großen Ehalifen. II. Bon den 
zwölf Imamen, den Donaſtien Dmmia, Abbas. II. Von Dſchengiſ, Timur, den Sefrs und 
Osmanen; ſammt einem Anhange öber Naturwunder und ſeltene Begebenheiten. 

Dſchihan Ara, Weltenſchmuck, vom Richter Ahmed Ben Mohammed Al⸗Ghaffari, der 

. e8 für den Schah Tahmas verfaßte und bis aufs Jahr 972 (1564) herabführte, ein. univesfalhiftorifches 
fehr nützliches Eompendium nad dem Urteile Hadſchi Chalfa’s. Ghaffari if auch der Verfaſſer des 
Nighariſtan oder des vorermähnten hiſtoriſchen Bilderfaals. Die Titel beyder. Werke ahmte 
er denen Dfouainis nach, welcher die Geſcichte Dſdiban Kuſcha und auch ein Nigariſtan 
ſchrieb. 

Abdallah⸗nam e die Geſchidte der usbegiſchen Zataren unter ihrem großen Sürften Abdall ah, gleich⸗ 
zeitig mit Akbar, geſtorben 1595. 

Tabakati Akbari, die große Geſchichte Sndofans, von Nifameddin Ahmed Ben Mo 

.« hammed Mokim, dem Kaifer Akbar gemidmer im Jahre 1600, 

Tarichi Sirifhte, die Univerfalgefhichte Indoſtan's, gewidmet dem Sultan Abul-mo- 
faffer Ibrahim, Sultan von Biodfchapur im Jahre 1609. 

Karidfi Ibrahimi, eine kurze Geſthichte Indoſtans, dem Sultan Babur gewidmet im Jahre 1628, 
und mehrere andere perſiſche Geſchicten Indoſtauns. ©. im Kataloge von der Bibliothek Sultan Tippo 
Saib's, S. 11 ud f. 

Miretol edwar we mirfatol: abbar, Spiegel der Cykeln und Stufenleiter der 
Kunden, vom Molla Moßliheddin Mobammed Al⸗lari, der vom Anfange der Welt be= 
yinnt und bis aufs Jahr 974 herabgeht, dem türkiſchen Großweſir Mohammed Paſcha zugeeignet, 
und dann von Seadeddin dem größten türfifhen Geſchichtſchreider ins Türkiſche überfegt in gehen 
Hauptſtücken und einer Einleitung, melde die Schöpfungsgefbichte enthält. 1) Geſchichte der Prophe- 
ten; a) der perfifchen Könige ; 3) Indifhe Geſchichte; 4) Geſchichte der Saffaniden und arabifhen Dy⸗ 
naftien ; 5) Leben des Propheten; 6) Gefchichte der den Abbanfiden gleichzeitigen Dynaſtien; 7) Geſchichte 
der Dfebingifiden; 8) der Timuriden ; 9) Ufunhaffan’s; 10) der Osmanen, — Vielleicht die beſte aller 


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Mit Perjien eiferte auch Indien in die Wette, wo unter der- ‚Regierung ber Baburiten ober 
fogenannten Großmogole fih die fhönften Ausfichten für perfifhe Literatur und Kunft eröffneten. 
Schon von ber älteften Zeit ber waren Perjien und Indien durch Waaren⸗ und Ideentauſch als be⸗ 
nachbarte Reiche eng verbunden. Nach dem Verfaſſer des Dabiſtan ſoll Indien und Perſien unter der 

Dynaſtie der Mahabiden dieſelben Herrſcher und denſelben Gottesdienſt gemein gehabt haben. Obwohl 
ſich die von Jones hierauf in ſeinen Abhandlungen gebaute Hypotheſe des Einwanderns indiſcher Cul⸗ 
tur aus Iran nicht vertheidigen laͤßt, fo kann doch über die genaueſte Verbindung der aͤlteſten Bildung 
beyder Reiche kein Zweifel obwalten. Perſiſche Bildung und Kunſt ging von Bamian und Balch 
aus, wo der reinſte perſiſche Dialect, das Deri (viel verwandt mit dem Samskrit) in ſeiner urſprüng⸗ 
lichen Reinheit geſprochen ward (1). Zu Bamian beſtehen noch heute die Ruinen indiſcher Koloſſen 
und Tempel, und zu Balch war die hohe Schule Soroaſter's und der Deſture oder Oberprieſter feiner 
Religion. Schon in der alten Lebensbefchreibung Soroafter’s gefchieht des weifen Bramanen Tfchen- 
gratſcha (2) Erwähnung, mit dem Serduſcht fi in Controverfen einließ und-benfelben belehrte. Un: 
ter Nuſchir w an erhielt Perſien aus Indien durch den Arzt Barſuje das Schahſpiel und die Hit o- 
patefa unter dem Nahmen der Fabeln Bidpai's, nebft anderen Büchern der Weisheit; vermuthlich 
auch ſchon im dioſer Zeit manche der diteften perfifchen Erzählungen, wie die Reifen von Sindbad 
und Hindbad, der sehen Weſire und andere,. weldhe fpäter alle zufammen in ben Rahmen ber 
- Zaufend -und Eine Nacht geſpannt worden ſind (3). | 

Undankbar vergalt Perfien dem benachbarten Indien die Gefchenfe feiner Cultur durch die Zer⸗ 
ſtoͤrungen feiner Eroberer. Sultan Mahmud der Gaſnewide, ber erſte islamitiſche Eroberer In⸗ 
diens, zerftörte ben berühmten Tempel Sumenat's, dem tauſend Brahmanen und fünfhundert Bajade- 
ven geheiliget waren, und führte die Statue der Gottheit des Tempels nach Gaſna, wo fie zur Schwelle 
eines Moscheenthors dienen mußte. In die Fußſtapfen der Gaſnewiden als Eroberer Indien’s tra- 








orientalifchen Univerfalgefchichten, melde in einem mäßigen Soliobande den Kern der größten Werke diefer 
Art in fi faßt, und die auch zur Werfaffung dieſes Buches vielfältig benügt wurde. 

Alidara, von Faflollah Ben Rufbehbar Ben Saflollah Chondſchi aus Ißfahan, befannt 
unter dem Nahmen Chodſcha Molla, für den Sultan Jakub den Turfomanen, .eine Gefchichte ſei⸗ 
ner Familie; der Titel if ebenfalls dem Dſchihankuſchai Dſchowaini's nachgeahnt, wie 

Anlemara, Weltenfhmud, die Gefchichte der Regierung Schah Abba's des Großen vom Jahre 995 (1586) 
angefangen in zwey Theilen, wovon der erfle den Raum eines Menſchenalters, d. i. von dreyßig Jahren 
umfaßt; der zweyte bis and Ende der Regierung Schah Abba's. Ein Solioband von yoo &eiten, in der 
Sammlung des Herrn Grafen von Rzewusky. 

Heſcht bihiſcht, Die acht Paradiefe, die Gefchichte der Osmanen von Menlana Edris Tha⸗ 
lebi, von feinem Sohne Abufafl Mohammed den IL fortgeſetzt bis auf Selim den IL 

Tarichi Shah Ismaul, Die Geſchichte Shah Iſmail's. In dem Sragerfchen Eataloge wird 
Scerefeddin Ali von Jeſd als der Verfaſſer genannt, was eben fo eim großer Irrthum if, als daß er 

: der DVerfafler des Habibi Seir ik. Scherefeddin lebte ein halbes Jahrhundert früher als Schah Js⸗ 
mail, und der Berfafler des Habibi feir it Chondemir. 

(1) Ferpengifhunri und Serbengi Dfhibangiri, und die perfifche Spnonimif Kemalpafchafade's. 
(2) Leben Zoroafters, von Anquetil du Perron, überfegt von Kleuter im deutſchen Senda⸗ 

weſta, II. S. 33. 

(3) ©. Meffudis goldne Wiefen. 


u 2 


XE 363 XECE 

Meine Berfe ‚te find die Töchter meiner Gedanken, Gerne geb’ ich dem Mann jede derſelben zur drau. 

Bier vermögend nichte iſt mit ihnen Kinder zu zeugen, Dem entfuͤhr' ich fie, gebe fie Andern zur Sram. 

Binaji mußte nun zum zweytenmahl auswandern; er begab ſich jenfeits des Oxus zum Sultan 
Ati Mirfa, Sohn des Sultans Ahmed Mirfa und Enkel Abuffaid’s. Dort verfertigte er die 
Kaßide Medſchmaol Gharaib, Sammlung von Seltenheiten, im Dialecte von Herat (1). 
As Mohammed Scheibani Choraſſan eroberte, machte er den Binaii zum Dichterfönig. Auch 
in diefem Amte zog er ſich Unannehmlichkeiten zu, indem man ihm Veruntreuung der für die Dichter 
beftimmten Gelder Schuld gab. Binaji fiel in dem Gemesgel, daß Mir Munedfhim Sani, ber 
Großweſir Schah JIsmail's, bey feinem Eintritt in dieſe Provinz anrichtete, im ‚Sabre gı8 (1512). 
Man hat von ihm einen Diwan erotifcher Gaſelen wie die von Hafif 


— 


CLVI. | 
Chodſcha Meffub, 


aus einer vornehmen Familie Kun’s, einer der vornehmften neueren Dichter in Mesnewi, Verfaf- 
fer von Juſſuf und Suleiha und der Disputationen der Sonne und des Mondes, ber 
Seder und des Degens; aus dem legten Gedichte ift der bekannte Vers auf ein Kameel: 
Ganftmüthig trägt es fort Die Laß die ihm Kefhieten, Vonm Nefenbeet der Welt mit einem Dorn zufrieden. 
Zur Zeit Sultan Hoffein Mirfa’s warb er nach Herat berufen, um bie Begebenheiten feiner 
‚Negierung in Verfe zu bringen. Er verfertigte deren wirklich über zwölftaufend,. warb aber vom Tode 
an der Vollendung feines Werkes unterbrochen. Er fang fehr viele verliebte Gedichte. 


Doppelverfe 


Eng wie dab Herz ber Ameis Rand auf dem Tiſche das Galsfah, 
Zuder wie viel auf der Welt, Zuder darinnen fo viel. 





Beine ich Ichlaflofe Nächte Hindurch, trägt Weinen den Schlaf fort, 
Und ich febe den Schlaf, weicher die Thränen fortträgt. 


CLVL . 


Mani aus Shiraf, 


erft Goldſchmid dann Dichter, lebte unter der Negirung Shah Ismail's, bey bem ihn ber Hofe 
goldſchmid, fein Feind, zu verfhwärgen trachtete; er liegt zu Sur hab bey Tebrif begraben. 


Gafel. 
Hör du die Sage meines Grams, Eind andre Sagen minder, 
Und wäre ich nicht in der Belt, So gäb es Narren minder. 
Ich thue größeren Verzicht, Wenn id nit Nahmen Habe. 











¶1) So glauben wir, Daß diefe Stelle verftanden werden müſſe befubanihervift, nicht daß Her wi für den 
Verfaſſer gehaften werde. Attribue a Heravi, wie ed in der Notiz von Sam Mirfa in dem vierten 
Bande der Notices et extraits des Manuscrits de la Bibliothdque nationale p. 288 überfegt if. 


armen 363. men 


un» bin ich ohne Haus und Hof Gibt es Ruinen minder. 

Deßhalben wies man dem Simurg Zum Neſt' am Kafe's Bipfel, 

Weil er von Lockungen der Welt Nimmt Korn und Wafler minder, 
Berliehte die ſich um die Gluth Wie um Gewinnſte freiten, ‘ 
Als Echmetterlinge können fie Erſcheinen wohl nicht minder. 

Ein fchönes Zeh iſt wohl die Welt, Doch Gram ekredenzen Schenken. 

O gluͤcklich iſt die Trunkendeit, Die hiervon trinket minder. 

O ſetze, Mani, dich nicht fe, Verlaſſe dieſe Stelle, 

Denn für sweg Tage vol von Schmerzz Zange diefer Wohnort minder. 


Mani aus Meſchhed, 


feinem Handwerke nah ein Büchermacher, hernach ein Dichter, der fih dem Prinzen Mobammer 
Mohſen Mirfa, dem Sohne Sultan Hoffein Mirfa’s aneignete, unter feine VBertrauten ge⸗ 
hörte, und in feinem Gefolge von den Usbegen erſchlagen ward im Jahre 923 (1517). 


®afel. 
Menfchen find wie du nicht ſchön, Nicht Huri's und nie Nifwan (ı), 
Immer foig’ ich deinem Bild, Küße in, Bedanten dich. 
Liebesſchmerz bedroht mein Leben, An dem Staube wallt mein Kopf. 
Meine Thräne färbt ald Rofe, Roſenzeit entfliehet ſchnell. 
Ueber Steinwurf ſeuf,' ich nicht, &üßre Zrucht trägt Liebe nicht, 
©tatt der Freudennacht ik Tag, - Schmerzensſsnacht hat feinen Tag. 
Trete doch auf Mani’s Aug’, Lei" ihm nicht zu hohen Werth. 

CLIX. 


Riafi aus Samwa, 


Sawa, ein Dorf Choraffan’s, ift der Geburtsort Riaſi's, der unter Sultan Hoffein Mirſa 
eine Richterftelle im Diftrikte von Herat bekleidete. Er erhielt von ihm benfelben Auftrag wie ber 
Dichter Meffud, feine Thaten zu befingen, und brachte es auf achttaufend, wie jener auf jwölftaufend 
Berſe, obne es vollenden zu Eönnen. Er flarb über Bo Jahre alt im Sahre 921 (1515). Die fol- 
genbe Befchreibung eines Berges ift aus dem gedachten Hiftorifhen Mesnewi entiehnt. 


Biegen des Berg's genährt von der Mitch der himmliſchen Ziege, 
Bon dem Morgenrotb waren die Panther getränft. 

Rund umgeben vom Meer des grünlich leuchtenden Binmels, 
Morgenroth als Flor glüpender Tulpen am Gaum. 


CLX. 
Seid Riſai Gilani, 


ein. myſtiſcher Dichter wie der vorige, nur natuͤrlicher und dem wahren Gefühle näher, aber auch ‚Ohne 
allen befondern poetifhen Werth. 





(1) Rifman, der Hüther des Paradiefes, das Ideal männlider Schönheit im Himmel, wie der ägpptifche 
Juſſuf auf der Erde. 3; 
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Ei dil chasta tura sui schifa bajed ref. « 

O transes Her. du mußt nad Heilung geben, Wer krank it muß um Argeneyen geben , 

Du willſt nie daß man einen Schritt nur thue ,- Wie viele Berge weit muß man nicht gehen! 

Man darf fi nicht auf feine eignen Werfe ſtützen, Man muß mit Gottes Huld und Gnade gehen. 

Sepy nit beſorgt um Kutten und ums Teppich , Du mußt wohl ohne Hand und Zuß bier geben. 

Der Schatz der beyden Welten liegt im Herjen, Mas foll an fremder Thür ich bettein geben! 

Die Glorie Salomor's, die Schäge Karun’s, Eind leeres Nichts, weil fie in Wind aufgeben. 

Der auf dem Weg der Liebe will gefallen, Muß wie Rifa von Stolz und Wahn frey gehen. 

Her sahar ahi men es ischket sui girdun scheved. . 
Mit jedem Morgen deingt mein Lichess Ah! zum Himmel, Ich bin eeſtaunt, ich weiß nicht was zuletzt fol werden. 
Der Mann des Auges hat die Trauer ängesogen, . Bald wird er von dem Herzensblute blutig werden. 
O Schenke! da man gar nicht bauen kann auf’s Leben, Gib Wein, daß augenblicklich froh das Her, kann werden. 
Wer in das Lodenneh von Leila iſt gerathen, Er wird zulegt gewiß noch zum Medfchnune werden. 
D gig’ dich gen Rifai, Beliebte ! minder grauſam, Du wirſt nur zum Geſpräch, und mehr, der Liebe werden. 
CLXI. 
Kulchani, 


der Schweſterſohn Mewlana Schahidi's aus Kum, ſteht an der Spitze aller anfläthigen Dichter 
und niedrigen Poſſenreiſſer. Er beſaß einen hohen Grad cyniſcher Unverſchaͤmtheit, die ſo weit ging, daß, 
als ihm einſt Sultan Haſſan Mirfſa, der fi des Seitenſtechens wegen in einer Sänfte tragen lieh, 
begegnete, und ihn aus befonderer Huld fragte, wie e8 ihm gebe, er ihm mit frecher Stirne antwortete: 
Sott fey Danf, bag ih auf meinen Küßen gebe, daß man mich nicht wie dich als einen Todten auf ber 
Bahre daher trägt. Er wurde in einem Gefechte jwifchen einem ber Söhne Haffan Mirfa’s und ben 
usbegiſchen Sultanen erſchlagen. Da der Inhalt feiner Gedichte meiftens folher Natur if, daB Sam 
Mirfa die Blätter feines Werkes nicht damit befieden wollte, fo führt er nur ein Paar Diftihen aus 
feinen Gaſelen an, wie: 
Als mid in feinem Sau Gteinperiige ſahen, da fehrien fie: 
Süßer als Fer had kommt ein Berliehter Schirins. 

Kuldan heißt eigentlich der Aſchenherd in Bädern, wo Aſche und anderer Unrath zuſammenge⸗ 
ſchaufelt wird, und Kullchani iſt noch heut zu Tage fo in Perften als in ver Türkey der Schimpfnahmen 
eines unverfchämten ausgelaffenen Menfchen. Indeß ift es möglich, daß ihn diefer Dichter ſelbſt annahm, 
wie fein Geiſtverwandter, der Aretin der Turxken den Nahmen Deliburaber, b.i bes naͤrriſchen 
Bruders. 


cum. 
Mewlana Schahidi, 


begleitete die Stelle eines Dichterkoͤnigs unter Sultan Jakub. Man ſagt er ſey ſehr eingebildet und 
eigenſinnig geweſen, und habe über feine Gedichte von Niemanden Rath angenommen; er floh den Umgang 
derer die fich dieſe Srepheit nahmen. Bon Choraffan reifite er nad Irak, und von bort nah Indruen, 
wo ex in einer Stadt der. Landſchaft Gudſchurat ſich aufbielt, und darauf diefen Vers bichtete: 


Es effen Sufuraten Sefaline Herzen ſtatt der Braten .. 
Es kühlet Herzensbluet Statt Rebenfaftes ihren Mutg, 





Komm Liebsfeuer aus gefeornem Herzen Und zünde an die autgeldſchten Kerzen... 
/ " Ginen Zalken fab Ih im Traume, der raubte bie Beute. 
. : als ich erwachte war Vogel des Herzens nicht de 


Er llars su Gudſchurat, nahe an hundert Sabre alt im gosten der Hedſchira (1528). 


4‘ 


_ CLXM. 


Mewlanı Satrani, 


eigentlih aus Kum, wiewohl er fih von Hamadan ſchrieb. Er war feines außerordentlihen Gedaͤcht⸗ 
niffes willen berühmt, das bunderttaufend Verſe auswendig behielt, und hatte daher vermuthlich feinen 
Beynahmen Hairani, der zu Beftaunende, erhalten. Er war am Hofe Sultan Jakub's wohls 
gelitten. Er fchrieb im Mesnewi oder doppelgereimten Versmaße: Behram und Nahid, d.i. Mars 
und Venus, den Wortſtreit des Himmels und der Erde, des Greiſen und des Vogels, 
ber Kerze und des Schmetterlinge; aus dieſer legten iſt der folgende Vers: 
Du biſt iedes Hauſes helle Lampe, Eine Kerze, taufend Schmetterlinge. 

Berühmt er feine Satyre ; bie er wider den Richte Mohammed Kaſchi verfaßte. Er karb im 

einem hoben Alter zu Ham adan, wo er begraben liegt. 


Beate 


Trennung, wie fange verbrennft du mir noch das Her; und den Körper? 
Könnt’ ich wie Kerzen doch. ſchmelzen im Feuer der Bruſt! 
Aber es finder der Tod zu mir nicht den Weg durch Die Trennung, 
⸗ Denn mie Seufzerrauch hab' ich verfinſtert die Luft. 
Brage mich nicht: warum bif du Frank am Tage der Trennung? 
Krankheit iſt beſſer als Flucht, beſſer als Trennung iſt Tod. 
Siehe mein Herz hat der Arzt mit Seufzernadeln genäbet, 
Baden blieb ihm in der Hand, wehet die Nadel gerfchmols. 
Solchergeſtalt Hat getwirfet auf's Her; Hairafi's dein Antlitz, 
ui Daß er wie Kerzen verbrennt, immer au flerben bereit. - 
Aus der folgende brennende Vers auf eine Feuersbrunſt gehört ihm zu: 


Das Feuer, Das empor aus feinem Haufe flug, War mir der Rauch der Herzen, den der Wind bintrug. 


CLXIV.. 
Mewlana Saireti, 
verfuchte fih in allen Dichtungsarten, befonders aber in der Satyre, und die Satyren die zwiſchen 
ihm und Wahidi aus Kum gewechſelt worden, ſind bekannt. Prinz Sam aͤußert aus Zartgefuͤhl 
dieſelbe Beſorgniß als Dewletſchah für den guten Nahmen bes Dichters, und erlaubt ſich fo wenig als | 
fein Vorfahrer eine dieſer Satyren in fein Werk aufzunehmen ; ein wiederhohlter Beweis, daß alle Sa⸗ 
tyre bey den Morgenländern in perſoͤnliche Leidenſchaftlichkeit ausartet, und alſo keineswegs unter den 
Produkten ſchoͤner Kuͤnſte aufgeführt zu werden "verdient. Die folgenden Verſe find von ihm: 


Gnädig feine er indem er vom Pferde des Zorns herabſteigt; 
So flieg nie ein Vers ewiger Gnade herab. 


um  I66 um 


- Sıppenrubin der Schoͤnen ward nicht aus Seelen geſchmolzen, 
Sondern man Imelste vielmehr Seelen aus Lippenrubim, 
Niemals Haft du auf mich liebkoſende Blicke geworfen, j . - 
Daß nicht der kofende Blick mich in Empörung gefcht. 


cuxv. 
Derwiſch Diheki—. 


Dihek iſt der Nahme eines Viertels der Stadt Kaſwin, woher er gebüͤrtig mar. Er hatte 
das Weberhandwerk erlernt. Der Ruf ſeiner Gedichte kam zu den Ohren Sultan Jakub's, der ihn 
- rufen ließ. Beſonders glücklich war er in guten Einfaͤllen aus dem Stegreife, wie zum Beyſpiel: 


Schirin, rief der arme Ferhad im Gebirge und ſchwieg dann, 
Daß vom Widerhalle ſüß ihm vertönte Schirin! 


CLXVI. | 
Elf Abdal aus Bald, — 


nannte ſich zuerſt Muta, d.i. den Gehorſamen, nahm aber zu Ende feiner Laufbahn den Nah⸗ 
men Abdal an, welches einem in der Liebe Gottes ganz verlornen frommen Mann bedeutet. Bey 
Sultan Jakub dem Herrſcher Aſ erbeidſchan's ſtand er in großem Anſehen, und begab ſich nach 
feinem Tode nah Ißfahan. Als dieſe Stadt Schah Ismail eroberte, ließ er den Dichter rufen, 
bezeugte ihm Wohlgefallen über feine Verfe, und wies ihm eine Befoldung auf die Einkünfte der Stadt 
an. Man hat von ihm viele Satyren und Poffen, die vermuthlid wieder Nichts als Pasquille 
und Zotten find, weil Sam Mirfa es für unſchicklich hält, etwas daraus anzuführen. 


>» 


CLXVIL. 
Mewlana Abdal, 


aus Ißfahan, wo er Gewürzkraͤmmerey tried. Die Veranfaffung dazu, daß er fein Gewerbe aufgab, 
und das irrende Leben eines Abdal oder Gostesnarren ergriff, gab eine unglückliche Liebe für 
„einen jungen Menfchen, wie e8 Sam Mirfa nah feinem eigenen Geftändniffe umſtaͤndlicher erzäptt. 
In diefem Zuftande eines Wahnfinnigen zog er drey Jahre in Ißfahan, und fünf Jahre zu Tebrif 
berum, bis er ſich endlich ganz zurüdzog, und alle feine Zeit zwiſchen Andachts⸗ und poetifchen Uebun⸗ 
. gen theilte. Daher haben feine meiften Gedichte mpflifchen und religiöfen Sinn. " 


®afel. 
Du Btideft Alles un, Nur mir Fein Blick nicht wird. 
Mich Überfiel ein Schmerz Der immer [chärfer wird. 
Was für ein Unglüch iſt's! Ein einz'ger trunfner Blick, 
Er tödtet Taufende Eh’ daß er fund noch wird. 
Wohin fol ih, verbrannt, Die Seele bringen nun! 
Womit fie wohl erfreu'n Wenn mir fein Schneer; nicht wird 
Des Herzens Blue iſt Wein, - Der Braten ıf das Her; . 


D meh! daß Elenden Kein ander Leben wird! 


un 367 nen 


Berliebt that ih den Schritt und ich erfuhr zufebt, 
Daß er mid warf dahin Woraus nicht Rettung wird, 
Abdal ed trägt dein Lied 1 an ſich Perisgeftale, 
Denn foldes Wort zu Theil Den-Menfhen nimmer wird. 


Er verfertigte noch mehrere Kaßide, unter andern ein Seitenftüd zu der Kiatibi's, bie don 
peltgereimt ıft, zum Lobe Ali's. 


CLXVIL. 
Agebi Choraſſani, 


war ſowohl Munfhi als Schair, d.i. geſchickter Briefſteller und Dichter, und dieß letzte beſonders 
in der Dichtungsart der Kaßide, fonft aber feines moralifhen Charafters wegen nicht im beften Nufe 
Er mißbrauchte fein Schreibertafent zur Werfälfhung von Diplomen und Befehlen im Nahmen Sultan 
Hoffein Mirfa’s, der ihm jedoch dieſes Verbrechen befeidigter Majeftät verzieh. Er verfertigte ein 
Seitenftüd zu dem Derjaisebrar (Meer ber Gerechten) Chosru's von Dehli, welches ſei⸗ 
nen Sünfer eröffnet, und ſelbſt eine Nachahmung des Mahfenolsefrar, oder Meers der Ges 
hbeimniffe Niſami's ift, worauf fpdter Dſchami fen Subhetolzebrar, den Rofenfranz 
ber Gerechten, und Eohfetolsebrar, Geſchenk der Gerechten, verfaßte. Auch ift er der 
Verfaſſer eines Schehr Afhub oder Stadtaufruhrs. So, oder auch Schehr engif (mas daſſel⸗ 
be bedeutet), heißt bey den Perfern und Türken eine Art von Gedicht, worin der Dichter die vorzüglichften 
Schönen feines Orts (melde die Herzen in Aufruhr fegen) befingt. Diefe Schönen find nur SZünglinge 
oder gemeine Sreudenmädchen, weil von ber Schönheit der Wohlgefitteten, die in den Haremen einges 
fperrt allen Augen 'und Zungen unzugänglic find, unmöglich die Rede feyn kann. Aus diefem Stadt 
aufruhr Agehi’s, worin die Schönheiten der Stadt Herat befungen werden, find bie folgenden Verſe: 
Giferfüctig auf Feld von Herat find himmliſche Fluren, 
Und die Sonne iſt goldener Nagel des Thors. 
Wohnſitz von Hunderttaufend Erob’rern und Weltenbeberrfchern, 
Sammeln feit ältefler Zeit Heere wie Sterne fich dort. 
Zinfter ſchauet der Himmel darein, er der nur ein Wohnfig 
Giner verwirrten Schaar elender Zlüchtlinge iſt. 

In ſo weit hat ag ehis Stadtaufruhr mit den Gedichten deſſelben Nahmens perſiſcher und 
tuͤrkiſcher Dichter gleichen Inhalt. In der Folge ſcheint aber der Dichter ſi ch mehr der Satyre oder den 
Zotten überlaſſen, und vielmehr ein Schimpf- als ein Lobgedicht verfertiget zu haben. Dieß erhellt ſchon 
daraus, das Sam Mirfa es für unſchicklich haͤlt, die vorzuͤglichſten Stellen daraus anzuführen, und 
einige die er noch als Proben mittheilt, beflätigen vollfommen das Geſagte. So zum Bepfpiel die Verſe 
auf ben Chodſcha Moin Mikjal. 

Siehe Moin, mit taufend Zeichen des Unglüds gebrandinackt, 
Ein ungfädiih Seien jegliches Maal des Geſichts. 
Aus der Kühe Nimrod's ſcheint diefe Häßlihe Zrane . 
Ein Schaumtöfel su ſeyn, würdig des Aſchengemengs. 

Sam Mirfa bemerkt, daß wer den. Chodſcha nur einmahl gefehen, diefe Werfe nicht ohne 
Laden hören konnte; das Beſte aber fey gemefen, daß er fie felbft auswendig Iernte, und damit bie Ge: 
ſellſchaft auf feine Koften zu unterhalten pflegte. Nicht fo gutmüthig nahm Memwlana Ahmed Tabfi- 
die folgenden ihn betreffenden Verſe des Stadtaufruhrs: 


— BEE m 


ſchen Siforifhen Werke, Durch eine Geſelſhaft von cürtiſchen Gelehrten. Schon Bloß biefes Antheils - 

willen, welchen bie osmaniſchen Sultanen an. der Verbreitung perfifcher Literatur genommen, verdiene 

ten fie in einer Gefchichte berfelben nicht ganz mit Stillfchweigen Übergangen zu werben. Außerdem - 

aber fchrieben mehrere türfifhe Gelehrte perfifh, wie Edris das hiſtoriſche Werk Heſcht bihiſcht, 

bie aht Paradiefe; Kemal paſchaſade feinen Bildesfasi, und Sultan Setim I, ſegar 
einen ganzen Diwan perſiſcher Gedichte. 


cl. 
Shah Ismail, 
der Gründer ber Familie Sefewi, der Sohn Sultan Haiders des Sohnes Sultan Dſchoneid's 
des Sohnes Scheih Ibrahim's u f. w., bie auf den Imam Muffa Kaffim, geboren im Jahre 
der Hedſchira 802 (1486), welcher den Thron nicht dem Schwerte, Tondern bloß der Kraft des Wortes 
und feiner Geifterbeherrfihenden Brömmigkeit dankte, beſtieg denfelben im Jahre ber Hedſchira 905 
(1499). Im folgenden Jahre befiegte er ben Herrfher von Schir wan, ein Jahr fpäter ben der 
Familie AtEo juni, und abermahl ein Jahr nachher den Fürſten der Dynaſtie Sulkader. Üben 
ſo unterwarf er fi in ben folgenden Jahren Zefd, Irak, Schirwan, Choraſſan, und trug 
im Jahre der Hedſchira 917 (1511) feine ſiegreichen Waffen bis jenſeits des Orus. Drey Jahre 
fpäter verlor er die unglückliche Schlacht von Tfhaldiran wider Sultan Selim I., und verfebte 
dann den Meft feines Lebens, das er nur auf acht und dreyßig Jahre brachte, in ſtiller den Wiſſen⸗ 
ſchaften geweihter Muße. Er nahm in feinen türkifhen und perſiſchen Gedichten den Dichternahmen 
EChataji an, und war alfe fowohl mit dem Schwerte als der Feder der Nebenbuhler Sultan & es 
{im’s T., welcher ebenfalls unter die perſiſchen Dichter gehört, und einen rein perfi ſchen Diwan hinter⸗ 
ließ. Aus demſelben ſind die folgenden Verſe: 
Was für ein Schatten iſt's, der mich vvin Freunde erennt, Aus Treue ward dh Staub, das iſt mein einy’ger Kummer 


Meine Augen und Brau’n, o mein ſineñſch Gemahlde? Sind wie Hirſche verſtrickt mit Dem Geweihe im Geuweig. 





Die Herrſchaft if an jenen Mond gekommen, Aus Liebe bin ich dieſes Reiters Selave. 
CLI. | 
Bediol— ſeman Mirfa, 


der Sohn Sultan Hoffein Mırfa’s, ber nah feines Waters Tobe mit feinem fiüngeren Vruder 
Mofaffer Hoffein Mirfa gemeinfhaftlih die Regierung von Choraſſan im Jahre der Hed⸗ 
ſchira gı3 (2507) übernahm, fih ober nah Jrafflähten mußte, und im Sabre ber Hedſchira 920 
(1514) an ben Hof des osmanifhen Kaifers Sultan Selim’s I. ging, wo er nad vier Monathen an 
der. Peft ſtarb. Sam Mirfa führe aus der - perfifhen Blumenleſe Gefinei dewran, ti das 
Zeitenfgiff, die folgenden Doppelverfe an: 

Dhne deine Roſenwungen SR min Herz wie Tulpen blutig. 

Bon dem Gram ber Trennung itt Ganz mein Inneres gerrüttet, 


darbt ſich deine Wange vom Wein wie Tulpen mit Blute, 
Schießt des Herzens Blur mie wie amd Slaſchen um Mund, 


.  CLIM.. 

Scheibef Chan, 

der Sohn Borak Chan's, ein Abkoͤmmling Dſchengiſ Chan's, trat im die Dienſte Sultan Ahmed 
Mirſa's des Sohnes Sultan Ebuſſaid's, des Statthalters jenfeits Des DOrus, wo er durch die Sols - 
gen der bort vorgefallenen Verwirrungen im Jahre der Hedfhira q13 (1507) ſelbſt zur Herrſchaft gelangte. 
Er war ein großer Beſchützer umd Liebhaber ber Wiffenfhaften, ſelbſt ein ausgezeichneter Erbmeffer, 
Mahler und Schönfreiber, aber ein ſchlechter Dichter; dennod) verdient er in der Geſchichte perfifcher 
Dichtkunſt einer befonderen Erwähnung, weil er, der Erfte türkifhe Fürſt, das Schahname Firduſſi's 


aus dem Perfifchen in's Tuͤrkiſche zu überfegen befahl. Als er die Stadt Herat belogetie ſandte er 
den Belagerten einige tuͤrkiſche Verſe, die aber keiner Erwähnung. verdienen. 


⸗ 


— 


CLIV. 
HSatifi, 7 


nah Nifami, Dſchami and Chosru von Dehl i der berühmtefte Verfaſſer eines Chamſſe oder 
"Sünfers, d.i. einer Sammlung von fünf Mesnewi oder doppelzeiligen gereimten Gedichten, ge- 

bürtig aus Dfham, und ein Schwefterfohn des großen Dſchami, bem er feine Lu, als Verfaſſer 

eines Chamſſe aufzutreten, entdeckte. Dſchami fagte ihm, daß, wenn er bie bekannten Merfe 

Zirduffig 
Einen Baum von. bitteren Natur, PManzeft du ihn au auf Edens Finr, mw. f. w. 
nachahmen Fönnte, er ſich getroft an dieß Werk wagen könne. Hatifi verfaßte hierauf bie folgen . 
den, bie er feinem Oheim brachte: | 


Legeſt du ein Rabeney Paradiefes pfauon unter; 
Nähreft du ihn, wenn er brütet, Nur mit Paradiefesfeigen, 
Tränkſt du ihn vom Gelfebif, Hauchet Gabriel es an: 
Radeney bleibt Rabeney, Und umfonſt iſt Pfauenmüß”. 


Wiewohl dieſe Verſe denen Fir duſſi's (1) nicht glei kommen, fo .erfaubte ihm Dſchami doch 
zu dichten, und Hatifi bat nun ſeinen Obeim ſelbſt burch den erſten Vers den Geund feines Wer⸗ 
kes zu legen. Dieſer ſprach: 

Das Loos des Werkes, das die Feder ſchreibt, Bezeichne einſt der günftgen Aufnahm' Zeichen. 

Dieſe —— Dihami’s wurd erfüllt, denn es warb mit allgemeinem Beyfalle aufge 
nommen. Gr ſchrieb auch Chosru und Schirin, und Heft Manfar, wie Leila und Medfde 
nun, den Gedichten Nifamıs nahgeahmt, das erfte dem gleichnahmigen, das zwepte bem Heftpei⸗ 
ger, die fieben Schönheiten, wiewohl niht am glücklichſten. "Auch fihrieb er in Berfen Tier 
murname, ober die Siege Timur's, als Nahahmung des Iskendername von Nifami, 
woran er vierzig Jahre Iang arbeitete, und zu Ende feiner Arbeit mehrere Werfe, mit denen er unzu⸗ 
frieden war, unterbrüdte, fo daß das Werk zuletzt ganz anders ausſah als am Anfang. Aus feinem 





. . . 7 
(1) Dieſe Verſe gaben in dem Auszuge aus Sam Mirfa, in den Notices et extraits des Manuscrita dm 
Roi IV. 286. zu dem Verſtoße Anlaß, daß Fir duſſi der Verfaſſer eines Ep am le geweſen. 
292 


rn vn 856 naar 


Chosru und Schirin find die folgenden Verſe als Schmaͤhung bes alten Weibes das bem Ferhab 
bie folfche Nachricht von dem Tode Schirin's brachte: 


Ibr grünes Auge war ein Asch von Gift, Woraus mus "Zwiß und Hader fog die welt. 

In ihrem Mund’ ein abgeftumpfter Zahn, Ein einz'ges Bein in sinem alten Brad’. 
Saturnus, der als größtes Unglüd aufgeht, Dar nur ein Maal von ihrem Angeficht. 

Des Schmerzens Aeſte waren. ihre Füße, Sie öffnete das Thor des ew'gen Abgrunde. 


Yus dem Heft Manfar, ober fieben Unfichten. 
Rath an feinen Sohn. 
O Reumond von der Schönheitöweit,, Hör’ dieſes Wort, wenns bir gefälltz 


Bis dich der Bart am Kinn nicht ſticht, Zeig’ Jedem nicht dein Angeſicht, 
-  Kimm nicht was man umſonſt dir gibt, Und wär's Die Geele „die man liebt.) ” 
Bor Schlechten fen auf beiner Huth, Wie trocknes Reifig vor der Gluth. 
Sa fang das Kinn dir glatt und heil, So trin® nicht, wär's aud Edens Quelt. 
Denn, flieht den Wein der Jüngling nit, Macht rother Wein ibm ſchwarz Geſicht. 
Nichts iſt was Zugend fo entweiht- As Trunfbegier und (Fitelfeit. ! 
D web! dem Jüngling unbeglück, ' Der Wein trinkt und ſich ſelber ſchmückt. 
Die Weiber ſchmücket Gelb und Roth. Dem Mann find Zarben nur sum Spott. 
Er hat nicht andere Farbe Roth As Wangengelb und Ehränenroth. 
Ein Sehler iſt es von den Wilden ‚ Sich was auf Schönpeit einzubilden. \ 


Hatifi lebte in einem Garten des Dorfes Gardſchard ig Diftrikte von Dfham, wo er 
begraben fiegt, und wo auch ber große moftifhe Dichter Ka ffimol:enwar rubt. Als Schab Ismail 
im Sabre der Hedſchira 917 (1511) durch Gardſchard fam und das Grab Kaffin?s befuchte, bes 
fuchte er auch den Dichter Ha eifi, und trug ibm auf, feine eigenen Xhaten zu befingen. Hatifi 
nahm ben Auftrag an; und verfertigte beylaͤufig tauſend Werfe, an deren Fortſetzung ihn der Tod un: 
terbrach. Sam Mirfa meint, daß wenn er es vollendet hätte, diefes Werk den erſten Plag unter 
feinen Mesnewi eingenommen haben würde. Die daraus angeführten Verſe beſtätigen aber diefen 
Ausfpruh nicht. Das von Hatifi begonnene aber unvollendete Werk eines Heldenbuchs der Thaton 
Schah Ismail's führte in der Folge der Dichter Kaffim Gunabadi aus. 

Hatifis Leila und Medſchnun behauptet ſelbſt nad den romantiſchen Gedichten dieſes Nahmens 
von Nifami und Diſchami einem fehr ehrenvollen Pla, und hauchet durchaus einen reinen faft 
platoniſchen Seil. Es beginnt mit dem folgenden herrlichen Hymnus auf die Bottheit, deflen au 
Sir William ones in feiner Abhandlung über das Alterthum des indiſchen Thierkreiſes, iedoch 
bloß in aſtronomiſcher Hinſicht erwähnt: 


Das Büchlein das die Feder ſchrieb, Sey ihm dem Enge ‚Heilig ! 
E86 trage an der Stirn den Nahmer Des Herren der im. Himmel thromt, 
Des Sultans in dem Reid der Weln, - Im Oberften im Unterfien, 
Der ſiebenfach die Himmel wölbte, ” Den Menfhen fhuf aus wenig Staub ‚| 
Der Sehenden die Kugen Sffuet, Und alles Daſeyns Huld vertheilt. 
Er mahlte die verborgne Welt, und fihried das Blatt woran kein Zweifel. 
Er fymüdt deh Himmel mit den Stehen, Die Erde adelt er durch Menfchen. 
Burc feine Gnade ward der Neumond Zur Spange um des Himmels Schenke, 
- Den Negenbogen:gab er ihm Statt eines Eiephantenflacheld. 


Er if es der mie Sonnenſtrahlen j Die Laute Aunah in's (x) beſaitet, 








{) Anabid, Venus, welde unter Gatengen den Reigen der Sterne anführt, die Eporagettinn ber 
Oarmonie der Sphaͤren. 














j Zum Roſenkram dem Berdfhifcı) giht Der Pletas ſilberne Korallen, 
Den Himmelößsgen als die Waffel Dem Behram (a) in tie Hände gibt.- 
Er (uf die Sonne als Den Schab - Dem er das Sonnenheer verlieh. 5° 
Er gab dem alten Weib ber Erbe Dei Morgens lichte Güberfirne. 
— Er baute das Gemach des Leibes | Erleuchtet von der Augen Genfern, 
Worüber aus dem Haar die Almacht Die Augenbrauen aufgewölßt,. . - 
Gr machte biefe Wunderwerke And diefe Meifterküde ad. 
Gr Häuft der Erde Aſche auf, Wiſcht ab den Roſt vom Mondenfpieget. 
Es leuchtet ohne Debl und Tode Das Licht daB er dert angesünder. 
Er legte um der _ Wolten Stine Als Diedem den Regenbogen, 
So daß aus Wolken wie aus Mufcheln Die eeinften Perlen ſich erzeugen. 
Er veget auf die Zluth des Sevyns, Vertheilt des Dafeyns Ehrenkleid, 
Gist Bergen Hermelin des Schnees Um vor der Kälte ih zu fügen, > 
Und Wüften in den Fruͤhlingstagen "Das baare Gold der Gilbertropfen. 
Gr träntt des Graſes zarte Kinder Mit füßer Mic Der Wolfenammen, 
In feiner Küche iſt der Himmei / Die Shüffel und der Mond das Salakaß. 
Amelfen bey ihm Gnade finden, Er if der Bufßuchtsoret der Blinden. . 
Am Hain Hat er den Nachtigallen Der Rofen Site aufgepoiflert. 
Er gab Den Roſen ſchoͤne Zarbe, Dem Rnospenmunde füßen Duft, 
Gr gab verfchiednen Glanz Violen, Jasminen des Rriftalles Helle, 
Gr gab Geruch dem Moschushirſchen, Der Ambra und der Aloe, 
Durch ipn allein beſteht die Welt, Er aiſt's der ewig fih erhält. 
Die Himmel fielen auseinander Menn er fie nicht sufammenbände; 
©ie fteben fe im Mittelpunck, Weit er befeſtigt ihren Zuß. 
Damis die Berge fih nicht heben . Belchwert sr ihren Saum mit Selfen. 
Buter Kath in Betreff des Alters. 
Du, über achtsig Jahre aft, u Warum gedenkſt du nicht des Todes! 
. Bersicht auf Lebensphantaſien, . Gedenke immerfort bes Todes, 
Entreiß dein Herz Der fhönen Welt, Und ſchneide die Begierden ab. 
Des Herzens Bogel wird nicht fatt Bom Korn gekreuet in dem Neb. 
Der Kuß der Schönen gleih Huris Gezkiemet nicht am Rand bed Grabes, 
Dersiht’ auf Phantafie des Being, Der rothes Blut in ſchwarzes wandelt. 
Der Becher ift ein Suͤndenwirbel, Den bu ein Weinglas pflesft zu nennen. 
Wenn du aus Diefem Ocean Dein Schiff gerettet in den Port, 
So Halte did an folhen Wein, Der fern von Günb’ ift und von Rauſch. 
Weißt weicher Wuchs der fhönfte Il . Dee Wuchs des Ruferd. zum Gebeth. 
O laͤß die Augenbrau'n der Echönen, Es wölbt der Hochaltar fich fhöner (3). 
Berlanget dich nach ſchwarzen Zeilen, Du findef fie in Koransſchrift. 
. Dein Haar iR weiß, um dad Gewebe Des Leichentuche dir vorzuhalten. 
\ Verſchwunden it der Jugend Wacht, " ‚Des Todes Morgen bricht [don an. . 
Den engen Weg bir zu erleichtern ‘ Hat dich dad Aiter krumm Gebeugt, 
Zangt fi der Vollmond an zu Frümmen, . - Wird er gar Halb dem Aug" entſchwinden, 
‚Die. Mauer die zum Himmel flieg , Sonkt, wenn fie alt, den Kopf zum Zuß. 
Ein neues Thor für deine Seele Iſt jede Lücke in den Zähnen. 


Die Zähne trennen fih vom Mund, - Daß du dich erennſt von Lederbiffens 





* 


(1) Berdfgif, Jupiter 

(a) Behram,. Mars, 

(3) Schöne Augenbrauen werden gemöhnfich mit der Bogenlinie der Niſche des Mihrab, die in den Moscheen 
bie Stelle unfers Hochaltars vertritt, und junger Bart mit ſchwarzer feiner Schrift verglichen. Der Die 
ser wendet bier dieſe Vergleichungen umgekehrt an. | _ 


[4 


— — — — eg 





a — — — 
J 


@s wird die ſchwerer Das Gehör um Böfes nicht mehr anzuhören, 

Und deinem Hug’ entflieht das Licht Unm Böfes nicht mehr anzuſehen. 

Das Alter bringet taufend Uebel, Und jedes taufendiey Beratung , 

Und will ein Alter noch bezaubern So fpriht man ihm vom weißen Gras. 
Gröffne vorſchnell nicht den Mund Es fen denn um ihn auszuſtochern. 
Des Rüdens Irummer Bogen (old Di immer ans Gebeth erinnern. 
Bekümmre dich nicht viel ums Haus, Denn deine Wohnung iſt das Grab. 
Nur leere Luft if deine Luft Geitdem du Ge nicht Hilfen kannſt. 

D Höre, höre ganz Dad Wort Das ich für dich bewahret babe, 

Ich fagt’ es dir aus reiner Liede, Nun ſteht's bey die es zu bedalten. 


Aus dieſen gun ſich ſelbſt gerichteten Lehren erhellt, daß Hatifi mehr als achtzig Jahre alt war, 
als er den Eutfhluß gefaßt, "mit eıner Sammlung romantifher Gedichte, wie Nifami, Dſchami 
und Chosru aus Dehli, aufzutreten, und die Art mit der er feinem &toffe, den ſchon fo große 
Meifter behandelt hatten, dennoch einen Reitz der Neuheit zu geben verftcht, erweckt Bedauern, daß er 
nicht früher an die Ausführung diefes fhönen Vorhabens gedacht. Einige wenige philologifhe Alfanzes 
senen und Wuchltabenfpiele, mit denen Hatifi ber berrfchenden Liebhaberey feiner Zeit den Zoll ab- 


‘trägt, ausgenommen, berrfcht faft durchaus ein reiner , geläuterter Geſchmack. Albernheiten diefer Art . 


kommen gleich beym Anfang in der Kinderzeit Leila's und Medſchnun's vor, wo fie mitfammen in bie 
Schule gehen, und wo auch der Dichter recht Findifch mit den Buchſtaben des Alphabets frielt. Das 
Mim f muß zur Vergleihung mit dem Munde herhalten, drey Thraͤnen fallen ihm vom Auge, als 
drey Puncte auf das Sch in U»; das Sad yo krümmt fih .vor Gram; u.f.w. Spaͤter, wo ber 
Mater feinem Sohne Lehren gibt, um ihn von der Tıebe Leila’s abzuwenden, und zum Studieren anzu⸗ 
halten, kehrt er dieſe Beziehungen um; da iſt, meint der Vater, kein Wuchs fo fchön. als ein ſchoͤnes 
gerades Etif |, Feine Code fo Eraus als ein zierlihes Cam J ‚ Fein Mund fo rund geformt als ein . 
ſchönes Mim P, u. ſ w. 

Sobald als Leila's Mutter von dieſer angehenden Schulliebſchaft Wind erhalten, behalt ſie ihre 
Tochter zu Haufe, und Kai's (hernach erft als Lieberafender Medſchnum genannt) erſcheint vor dem 


. „There feiner Geliebten ald Bettler. Dann eilt er in die Wüfte, wo ihn fein Water auffucht, und da ihn 


fein Sohn nicht Eennt, ihm fagt, daß er fein Bater fey. Da bricht Medſchnun's Schmerz in die fo ruͤh⸗ 


renden, dem Mabnfinn der Liebe fo natürlichen Worte aus: Wer iſt mein Vater, wer iſt's? Ich kenne 


leinen Vater! Was gibt es wohl außer Leila? 

Um die von Dſchami und Nifami ſo ſchoͤn ausgemahlte Situation, wo Medſchnun den 
Holzhauer bittet, die Cypreſſe nicht zu fällen, weil er in ihr ben Wuchs Leila’s ſieht, und von 
den Jaͤgern die Gaſelle Tosfauft, weil ihre Augen ben Augen feiner Geliebten gleichen, zu veraͤndern, 
und doch dem Charakter ſeines Furioso, und der romantiſchen Sage treu zu bleiben, laͤßt Hatifi 
ſeinen Medſſchnun einem Hunde aus der Hürde Leila's zu Füßen fallen. Er Füße ihm, bloß weil 
ev an der Schwelle feiner Gebietherin liegt. Der Water führt feinen’ liebekranken Sohn zu einem 


frommen Manne, deffen gute Lehren jedoch nicht viel fruchten, und er Elagt bierauf feine Liebespein 


einer alten Grau. Medſchnun umd Leila fehreiben fich. 

Bid hieher find die Begebenheiten ungefähr am felben Faden fortgefponnen wie be Nif ami und 
Dfhami, aber ganz meu und glücklich iſt der zarte genialifhe Griff, womit der Dichter ben Na u« 
fil, den bey Nifami und Oſchami glüdliden Nebenbuhler, daritelt. Er begegnet Medſchnun, 
imtereffire ſich fir feine Liebe, tritt aus Mitleib und Edelmuth ais der Werber feines ungbücklichen 
Nebenduhlers auf ‚uud ſchligt ſich ſogar mit dem Stamme Leila’ 9 weil feine Küchitte nit angenem- 





men worden. Endfid ganz einzig, wegen ber anderen perfifhen Dichten unbefannten platonifhen höheren 
Reſignation und Aufopferung alles‘ Sinnengenuffes ift die Situation, wo ſich LTeila und Medſch⸗ 
nun in ber Wäfte finden, und wieder trennen, nicht ohne nachfolgende Neue, daß die Gelegenheit 
ungenügt entfloh. Es laͤßt fi vermuthen, baß den lieberafenden Medſchnun, ber. durch Hunger 


und Durft, dur Wachen und Irren aufgezehrt,. in der Wüfte kümmerlich fein Leben friftete, folde 


Diät in dieſem Augenblide eben fo fehr zu folder geläuterten Selbſtentſagung flimmen mochte, als den 
Dichter fein hohes Alter zur Darftellung berfelben. Wie dem auch fey, fie genießen nicht der Liebe. 
Leila wird aber auch Feinen Nebenbuhler zu Theil, fie träumt Medſchnun fey geftorben, und ſtirbt 
aus Trauer über bdiefen Traum. 

indem wir hier einige der vorzäglichiten Stellen überfegen, bemerken wir bey biefer Gelegenheit, 
daß die in ber neueren polnifchen Literatur befannte Klage Medſchnun's nah Hatifi des Eenntniß- 
zeichen Liebhabers vrientafifcher Literatur, des Herrn Zürften Adam von Czatorinsky, in Verſe 
gebracht von Tomas zewskiego, eine genialifhe Erfindung ift, indem in dem Werke Hatifis auch 
eine Spur von folder Klage anzutreffen. Die wahre Klage lautet im Originale folgendermaßen. 


Klage Medſchnum's über bie Trennung von Leila. 


Der Schreiber diefer Blätter Hat 
Als nun der Greis von Schwer; gedrückt 
Da warf in fein verworrnes Haupt 
Denn jeder Dorn im Fuß des Sohns 
ind wer nie Vater ift gewefen, ' 
Ein Sohn, wiewohl nicht rein von Fehlern, 
Als nun der Gras vernahm die Kunde, 
Da fand er einen der ihm fagte 
An den Ruinen jener Wüfle 
Und wandte fein Seht verbrannt 

> Der Bater ging nan in die Wüſte, 
Den Kopf gefents im kiefes Staunen, 
als er fo wandels in dem Schutte, 

.. Bertrodnet von des Grames Zieber 
Er athmet und er regt fich nicht, 
um bülfreich ihm die Hand zu reichen 
Und Nichts zur Hand’ den Staub zu löfchen 
Wahnſinnig lag er Hingeftredt, 
Es überquoli der Kopf von Haaren, 
Weißt wer mie ihm Geſpräche Hiels? 
Als ihn der Vater fo erblidte, 
D Vaterſeele? was ift die! 
Vertrautes Herz! wer iſt der Arme? 
Darum biſt du denn fo verloren? 

Wer Hat ein Maal dir eingebranne ? 
Wer 906 dir ein das Liebesfieber? 
Nach welchem Wein verlanget ihr! _ 
Auf weicher Blur fprießt die Viole? 
Und welche Gluth verzehret dich? 
Als nun Nedſchnun aufthat den Mund, 
Und als er angeſehn den Bater, 
Er fprah: Wer biſt Du, und woher 
Er ſprach: Im bin’s, dein armer Vater, 
Es ſprach Medkhuun: Sag’ wer ik Bater ? 
Denn wer der Liebe fi ergeben, 


Auf feinen Tafeln die Gewahrt. 

Den Zuftand feines Sohns vernahm⸗ 
Die Baterliebe einen Brand. 

Geht einem Vater durch die Seele, 
Begreifee niche Die Lich’ sum Sohn, 
Iſt in des Vaters Augen rein. 
Sorfcht er bey diefem und bey jenem, 
Bon dem verlornen irren Armen; 


j Da wandelte er chegeftern, 


Hin gegen iene öde Stätte. 

Kam bald vorbey an den Ruinen, 

Die Bruſt gefpalten und verwundet. 
©icht er den. Sohn darunter liegen, 

Wie dürres Gras in erodnem Zahe, 
Bon Thränen glanzt fein Angeſicht. 

Kein Freund Hey ihm als nur fein Mal, 
Als Mares Waſſer feiner Augen. 

Gluth fangend wie ein Hersensjunder, 


. Die ihm den Turban weggebrängt. 


Des Geclenfeuers Flammenzunge. 
Aufſchreyend er fein Kieid zerſtückte. 
Iſt diefes Traum und Phantafiei 

Und wer iB diefer Elende? 

Wer zaubte dir Bernuhft und Herz? 


- Und wen verlanget dein Gehirn ? 


Weß Lippenforbet TüRet die? 

Wer weigert dir des Kinnes Apfel? 

Bo iſt Arzney für dein Gehirn? 

D Herr! bewahr' davor uns alle! 

Bracht er nur Leilas Nahmen vor, 
Erfennt er Ihn vor Wabnſinn nicht, 

Daß du mir fo bekaunt erfcheint 

Der Tag und Nacht um dich ſich Franft. 
Was gibt es außer Leila, was? N 
Kennt Vater und kemit Mutter nice. 


16 ihn ver Bater fo erblidte, 

«Er nahm die Hand und ſprach ſteb auf, 
Er fprady: o wunderthät'ger Heiland! 
D Herr! iſts Gutes oder Boͤſes, 
Gobald Medſchunu von Leila hörte, 

Er ſprach: Dein Wort if ſchwere Pein, 
Wohl gute Kunde kommt mir nicht, 
War dieß gleich feine Ueberzeugung, 
Mit tauſend Liſten brachte itzu 

Er bracht ihn nach und nach von hinnen 
Die Mutter ats fie ſah den Sohn, 

Sie nahm ihn särelih auf den Schooß 
Es wifchet ibm die Augen ab, 

©le sig die Kleider ihm vom Leib 
Sechnitt: hm alsdann die Rägel ab, 


Bergoß aud er der Thrästen Ströme. 
Komm fhncll wir mir su Leila hin. 
Der mir des Lebens Kunde bringe! 
SR es im Wachen eder Schlaf! 

Sand er ſich gleich ums vieles leichter. 
Denn ifßs nit wahr fo id Betrug. 
Die dar mein Blüd mir nicht gegeben. 
So ging er doch belebt von Hoffnung. 
Der Bater endnch nach dem Hans, 
Und übergab ihn feinen Leuten, 

Ri ch die Haare aus dem Kopf, 

Und Füßte beyde Wangen ihm. 

Die arme tiefbekürste Frau, 

und Hüte ihn in neue ein, 
Uñd von dem Kopf Das Haar verwildert, u. 1. w. 


Zuſammenkunft Leila's mit Medſchnun in der Wüſte. 


Es wandert Leila wie der Mond 
Es überwältigt Schlaf die Schöne, 
Die Nacht war dunkel, fern die Zührer,. 
Dem das Kameel verlieh den Weg 
So irrte fie herum in Wüſten, 
Die Roſe war ieht fern von Zluren, 
Enizügelt Tief jegt das Kameel 
Sie trieb es durdy die weite Wüfe 
⸗ So ging es fort von Pfad zu Pfad, 
As Leila einen Nenſchen ſah 
Sieh war die Wüfle, wo Medſchnun 
Die Schöne trieb nun gegen ibn, 
Sie fragte ihn nad) ihrem Gau 
Medſchnun war fo von Schmerz versehut, 
Auch fie erfannte nit Medſchnun, 
Woher biſt dis? fprach au ihm Leila, 
Verlorner! fag” mir deinen Nahmen 
Der leidende Berliebte ſprach: 
Mein Nahm' ift Kai's, aber nun 
Als Leila diefes Wort gehört, 
D Armer! Leila Sin ich, Ich! 
Medſchnun aid er gehört ven Nahmen, 
Da fehte Leila fi zu ihm, 
Den Kopf, der in den Staub gefallen 
©ie gap dem irren Fremdling Heimat, 
Sie wifchte mit dem eignen Aermel 
As er nun wieder zu fih fam, 
Bift du's, o Freundinn, die hier ſitzt, 
Iſt dieß die Wange fchleyerlos ? 
AR dieß im Schlafe mein Genuß, 


Bon Station zu Gtation, 

Und des Rameeles Zaum entfanf, 

Und fie verlor die Karawane; 

Und wandte fi) zur Weide Hin. 

und als fie aufſah ſah fie Nichts. 

©ie war vom Stamm und Zeemden form, 
Nach allen Geiten in die Ferne. 

Um die Gefährten aufjufpapen. >» 

Bis ife Medſchnun aufſtieß von gab.” 
Berwandelt Weinen fih in Lachen. 

Bon Liehe rafet als Medſchnun. 

Kief auf ihn au, und ihn zu fi. 

Und um der Heimath ſchöne Flur. 

Daß fie, die Treue, ihn nicht Fannte; 
um fo viel (yöner war fie nun. 

Und warum biſt Du fo verwirrt? 

Und wem dur Dich geweihet haſt. 

D du mit Schönheit reich geihmüdt? 
Heiß ich aus Liebeswahn Medſchnun (1). 
Eis vom Kameel zur Erde fährt. 

Und deines Leidens Trof bin ich! 
Dhnmächtig fiel er gleich zufammen. 

Sie ſelbſt aus Mitleid außer ſich. 

Legt fie hin zu ſich auf das Knie. 

Sie nahm ihn auf in ihren Schoofi, 
Die Thränen ab ihm von den Augen, 
Hob er das Haupt vom Schooß der Freundinn. 
Die mich in ihrem Schooß umfängt? 
Ich fürcht' es iſt nur Traum und Wahn. 
So iſt Erwachen wein Verderben! 


ö— — — — — — — ———— ———————— — — — —— — — 


() Nam Kaiser ve geſchte efnun es aſchuftegii iſchk Medfantin. Hier find in einem einzigen 
Derfe drey Wörter die das Perfifhe mit dem Deutſchen gemein bat, Nam Rahmen, est il, Eknun 
nun. Auch oben Bis ibr Medfhnun aufſtieß von jäh if das Schlußwort daſſelbe im Yerfifden 


na gab, das nach in ber gemeinen Ausſprache bey und gah Ratt gäh ausgefprochen wird. 


4“ 




















©» ſprach Medſchnun den Kummer aus Mit Worten Vie das Herz zerfchmelzen. 


Wenn dieſes iſt ein leeres Bud, Was wird aus mir wenn es verſchmindet. 
#18 Leila nun den Mund: eröffnet, Sprach fie die Worte suderfüß: . 
» Durfiiger! was gramf du di, - —»Wenn du in Händen Hält Semfem (+). 
. »Verbranntes Herz betrüb’ dich nicht, »Wenn dich der Himmel nun begünfligt , 

»Berliebter fag’ mir deinen Wunſch, »Daß ich denſelben nun erfüßle! 

Wir geben und alihier die Hände nUnd treten auf den Kopf der Welt. 

„Wir wollen nimmermehr uns trennen, wDer ganzen Welt allpier verborgen.“ ” 

... Medſchnun entgeanet fo das Wort Der treuen Zreundınn feines Herzens: 

Wenn du zn und herab Dich Hießefl, | So fmmähte dich der Araber. , 
Man Fann das Thor der Stadt verſperren, Doc nie ded Zeindes Mund verfchließen. 

Weit beffer MS als die und dad, Daß ich zur Heimath dich geleite. 

\ Weil mir verfagt ift dein Senuß, ” Soll mir dein fchöned Bild genügen, 
EolU mir genügen meine Freundinn, Bis du einft mein bit, meine Zreundinn ! 
.. &9 trennte ih Medſchnun von ihr, Und rannte in die Wüfte Hin. 

Er ging nıcht todt und nicht lebendig, - ., Mit hundertfach burchbohrter Bruſt, 

Er fprach mit blut'gem Herzensgram: Bas fo ich von ihe ferne machen! 

Im Traume ſeh' ich Di, o Zeeundinn, Ich Durf’ger ſeh' des Waſſers Scheinbild (=); 
Ich habe fie auf ſtäts verloren, BB Was foll ich machen, ich Verlorner! 

Ich fing den Paradieſesvogel, Doc boͤſes Glück entführt ihn mir. 

Es wünſchte mich mein Arzt zu deiten, Ach! Heilung war mir nicht beflinmet 

Mein 2008, ed will daß trocknen Mund’s Sch von dem Meere Lehren ſoll. 

Zum Lebensquelle führe mih Chiſer (8), Mir war dabey Fein Trunk beſtimmt. \ 
Der Biffen fiel mir in den Mund, Er war der Srele nicht beſtimmt. 

CLV. 


| Mewlana Binaji, | 
Sohn eines Baumeiſters von Herat (daher fein Beynahme, der Architektoniker), verlegte ſich 
von früher Jugend auf die Wiflenfhaften. Emir Gajaßeddin Manfur pflegte von ihm zu fa« 
gen: Binaji fey ber Monla der Dichter und der Dichter der Monla's. Er war ein gefchickter Ton⸗ 
künſtler und Schoͤnſchreiber, Sofi und Dichter. Mit dem Emir Aliſchir, deſſen Empfindlichkeit bekannt 
iſt, verdarb er es durch verſchiedene ſpitzige Worte. So ging er einſt zu einem Sattler und begehrte 
die Halfter Emir Aliſchir's. Dieſer verzieh nicht das hinterbrachte Wort, und Binaji mußte aus 
Herat nah Irak wandern, wo er im Dienfle Sultan Jakub's demfelben. fein doppelzeilig gereimtes 
Sediht Behram wü Behruf widmete. Nachdem auch Zuilufbeg, der Bruder Jakubbeg's, geftorben 
war, kehrte er wieder in fein: Baterland zuruͤck, wo er es abermahl mit Mir Aliſchir verdarb, ſo 
daß ihn dieſer zuletzt wollte hinrichten laſſen. Mir Aliſchir, der eine Abneigung wider die Ehe zeigte, 
ſtand in dem Rufe Fein Held mit Weibern zu ſeyn. Binaii hatte ihm eine Kaßide zugeeignet, und 
als er ihn nicht mie er gehofft befohnte, fo. wibmete er biefelbe Kaßide dem Sultan Ahmed Mir- 


fa, und fhicte dem Mir Atif chir, der ſich daruͤber aufsehalten, zur Entſchaͤdigung bie Folgenden 
Rerfe: 


N 








(1) Semfem, der Brunnen zu Mefta, der vor Hagar aufquoll, als ſie ihr Kind vor Durſt -in der Wüſte ver⸗ 
ſchmachten ſah. 

2) Sera b, das Phänomen, das die Franzoſen mirage de sable nennen, und das feir der. Aguptifhen Erpedis 
tion durch die Memoires de lInstitut du Caire befannter geworden, die Fata Morgana der Italianer. 

DE hifgr, Der Kedar der perßſchen Liturgie, der Huider der Quelle des Lebens. 


83 





RAN 363 RN SUR 


Meine Verſe, fie find die Töchter meiner Gebanfen, Gerne geb’ ich dem Wann iede derfeißen jur Iran, 

Vier vermögend nice iſt mit ihnen Kinder gu zeugen, Dem entfuͤhr' ich fie, gebe fie Andern zur Frau - 

Binaji mußte nun zum zweytenmahl auswandern; er begab ſich jenfeits des Oxus zum Sultan 
Ati Mirfa, Sohn des Sultans Ahmed Mirfa und Enkel Abuffaid’s. Dort verfertigte er bie 
Kaßide Medſchmaol Sharaid, Sammlung von Seltenheiten, im Dialecte von Herat (1). 
As Mohammed Scheibani Choraflen eroberte, machte er den Binaji zum Dicterfönig. Auch 
in diefem Amte zog er fih Unannehmlichkeiten zu, indem man ihm Meruntreuung ber für bie Dichter 
beftimmten Gelder Schuld gab. Binaji fiel in bem Gemegel, daß Mir Munedſchim Sani, ber 
Großwefir Shah Ismail’, bey feinem Eintritt in biefe Provinz anrichtete, im Jahre 918 (1512). 
Man hat von ihm einen Diwan erosifher Gafelen wie bie von Hafif 


CuLVvI. | 
Chodſicha Meſſud, 


aus einer vornehmen Familie Kun's, einer der vornehmſten neueren Dichter in Mesnewi, Verfaſ⸗ 
fer von Zuffuf und Suleiha und der Disputationen ber Sonne und des Mondes, ber 
Feder und des Degens; aus bem legten Gedichte ift der bekannte Vers auf ein Kameel: 
Banftmüthig trägt «6 fort Die Lak Die ihm beſchieden, Vom Roſenbeet der Welt mit einem Dorn zufrieden. 
Zur Zeit Sultan Hoffein Mirfa’s ward er nach Herat berufen, um bie Begebenheiten feiner 
Megierung in Verfe zu bringen. Er verfertigte beren wirklich über zwölftaufend,. warb aber vom Tode 
an der Vollendung feines Werkes unterbrochen. Er fang fehr viele verliebte Gedichte. 


Doppelverfe 


ng wie da6 Herz ber Ameis fand auf dem Tiſche das Galsfak, 
” Suder wie viel auf dee Welt, Zuder darinnen fo viel. 





Beine ich fchlaflofe Nächte Hindurch, trage Weinen den Schlaf fort, 
Und ich febe den Echlaf , weicher bie Thraͤnen fortträgt. 


CLVI. 


Mani aus Schiraſ, 


erſt Goldſchmid dann Dichter, Iebte unter der Regierung Shah Ismail's, bey dem ihn der Hofe 
golbihmid, fein Feind, zu verfhwärzen trachtete; er liegt zu Surchab bey Tebrıy begraben. 


Gaſel. 
Hört du die Suse meines Grams, ind andre Sagen minder, 
Und wäre ich nicht in der Belt, So gab ed Narren minder. 
Ich thue groͤßeren Verzicht, Wenn ich nicht Nahmen Habe. 











.¶i) So glauben wir, daß dieſe Stelle verſtanden werden müſſe beſubaniherviſt, nicht daß Hermi für den 
Verfaſſer gehalten werde. Attribue a Heravi, nie ed in der Notiz von Sam Mirfa in dem vierten 
Bande der Notices et extraits des Manuscrits de la Bibliotheque nationale p. 288 überfeßt if. . 








f RISSE 363 . run 


Und bin ich ohne Hans und Hof Gibt es Ruinen minder. 

Deßhalben wies man dem Simurg um Neſt' am Kafe's Gipfel, 

Weil er von Lockungen der Welt Nimmt Korn und Waſſer minder. 

Verliebte die ih um die Gluth Wie um Gewinnſte ſtreiten, ‘ 

als Schmetterlinge können fie Erſcheinen wohl nicht minder. 

Ein ſchönes Zeh it wohl die Welt, — Doch Gram Fredenzen Schenken 

O gluͤcklich iſt die-Trunfenpeit, Die Hiervon trintet minder, 

D feße, Mani, Di nice fe, Bertaffe diefe Stelle, 

Denn für sweg Tage vol von Schmerz  LTangt diefer Wohnort minder. 
CLVIH. 


Mani aus Meſchhed, 


feinem Handwerke nach ein Buchermacher, hernach ein Dichter, der ſich dem Prinzen Mohammed 
Mohſen Mirſa, dem Sohne Sultan Hoſſein Mirſa's aneignete, unter ſeine Vertrauten ge⸗ 
hoͤrte, und in feinem Gefolge von den Usbegen erſchlagen ward im Jahre 923 (1517). 


®Safel. 
Menſchen find wie du nicht fchön, Nicht Huri's und nie Riſwan (ı), 
Immer foig’ ich deinem Bild, Küße in; Gedanken dich. 
Liebesſchmerz bedroht mein Leben, In dem Staube wallt mein Kopf. 
Meine Thrane färbt als Roſe, Roſenzeit entfliehet ſchnell. 
Ueber Steinwurf ſeufl' ich nicht, Süßre Frucht träge Liebe nicht. 
Statt der Freudennacht iſt Tag, Schmerzensnacht hat feinen Tag. 
Trete Doch auf Mani’s Aug’, Leib’ ihm nicht su hohen Werth. 

CLIX. 


KRiafi aus Sawa, 


Same, ein Dorf Choraffan’s, ift der Geburtsort Riaſi's7 der unter Sultan Hoffein Mirfa 
eine Richterſtelle im Diftrite von Herat bekleidete. Er erhielt von ihm benfelben Auftrag wie der 
Dichter Meffud, feine Thaten zu befingen, und brachte es auf achttaulend, wie jener auf zwoͤlftauſend 
Berſe, obne es vollenden zu fönnen. Er flarb über Bo Jahre alt im Sabre 921 (1515). Die fol- 
genbe Befchreibung eines Berges ift aus dem gedachten hiftorifchen Mesnewi entlehnt. 


- Ziegen des Berg's genährt von der Mitch der himmliſchen Ziege, 
Bon dem Morgenrotb waren die Panther getränft. 

Aund umgeben vom Meer des grünlidy leuchtenden Himmels, 
Morgenroth als Zlor glüpender Tulpen am Saum. 


CLX. 
Seid Riſai Öilani, 


ein. mpftifcher Dichter wie der vorige, nur natürlicher und bem wahren Gefühle näher, aber auch ohne 
allen beſondern poetiſchen Werth. 





(1) Riſwan, der Hüsher des Yaradiefes, das deal männlicher Shönpeit im Hinmel, wie der ägpptifche 
Juſſuf auf der Erde. | 
3; 2 


Bi mu —— — — — 


Ei dil chasta tura sui schifa bajed reft. 

O trantes geri du muße nah Heilung gehen, Wer Eranf it muß um Argeneyen gehen, 

Bu willſt nit daß man einen Schritt nur thue, Wie viele Berge weit muß man nicht gehen! 

Man’ darf fi nicht auf feine eignen Werfe flüßen, Man muß nit Gottes Huld und Gnade gehen. 

Sepr nicht beforge um Nutten und ums Teppich . \ Du mußt wohl ohne Sand und Zuß Pier geben. 

Der Schatz der beyden Welten Liegt im Herjen, Was foll an fremder Thür ich bettein geben! 

Die Slorie Salomor's, die Schätze Karun's, Sind leeres Nichts, weil fie in Wind aufgehen. 

Wer auf den Weg der Liebe will gefallen, Muß wie Riſa von Stolz und Wahn frey gehen. 

Her sahar ahi men es ischket sui girdun scheved, . 
Mit jedem Morgen beingt mein Liebes⸗Ah! zum Himmel, Ich bin erftaunt, ich weiß nicht was zuletzt foll toerden. 
Der Mann des Auges hat die Trauer Angegogen, . Bald wird er von dem Herzensblute blutig werden. 
O Schenke! da man gar nicht bauen kann auf's Lehen, Gib Wein, daß augenblicklich froh Dad Her; kann werden. 
Wer in das Lodenneg von Leila ifi gerathen, - Er wird zulege gewiß noch zum Medſchnune twerden. 
D zeig’ Dich gen Rifas, Beliebte ! minder grauſam, Du wirft nur sum Geſpräch, und mehr, ber Liche werden, 
CLAL. 
Kuldani, 


der Schweſterſohn Mewlana Schahidi's aus Kum, ſteht an der Spitze aller anfläthigen Dichter 
und niedrigen Poſſenreiſſer. Er beſaß einen hohen Grad cyniſcher Unverſchaͤmtheit, die ſo weit ging, daß, 
als ihm einſt Sultan Haſſan Mirſa, der ſich des Seitenſtechens wegen in einer Saͤnfte tragen ließ, 
begegnete, und ihn aus befonderer Huld fragte, wie es ibm gebe, er ihm mit frecher Stirne antwortete: 
Gott fey Danf, dag ih auf meinen Küßen gebe, daß man mid nicht wie dich als einen Todten auf der 
Bahr? daher trägt. Er wurde in einem Gefechte zwiſchen einem der Söhne Haſſan Mirfa’s und den 
usbegiſchen Sultanen erſchlagen. Da der Inhalt feiner Gedichte meiftens folder Natur ift, daß Sam 
Mirfa die Blätter feines Werkes nicht damit befieden wollte, fo führt er nur ein Paar Diſtichen aus 


ſeinen Gaſelen an, wie: 


Als mich in ſeinem Gau Steinderuge ſahen, da ſchrien fe: 
Süßer als Ferb ad kommt ein Verliebter Syirin's.. 

Kulchan heißt eigeutlich der Aſchenherd in Bädern, wo Aſche und anderer Unrath ‚ufammennge- 
fHaufelt wird, und Kuldani ift noch heut zu Tage fo in Perfien als in der Türken der Schinpfnahmen 
eines unverfchämten ausgelaffenen Menfchen. Indeß ift eg möglich, daß ihn diefer Dichter felbft annahm, 
wie fein Geiftverwandter, der Yretin der Tuͤrken beu Rahmen Dei iburader, d.i. des naͤrriſchen 
Bruders. 


cum. u 
Mewlana Schahidi, 


begleitete die Stelle eines Dihterfönigs unter Sultan Jakub. Man ſagt er ſey ſehr eingebildet und 


eigenſinnig geweſen, und habe über ſeine Gedichte von Niemanden Rath angenommen; er floh ben Umgang 
derer bie ſich dieſe Freyheit nahmen, Bon Choraſſan reiſ'te er nach Irak, und von dort nad Indien, 
wo er in einer Stadt der. Landſchaft Su df churat fi aufhieft, und darauf diefen Vers dichtete: 


Es eſſen Guſu raten Sefaline Herzen ſtatt der Braten ,. 
Es kühlet Hergensblue . Statt Rebenfaftes ipren Mutg, 








Komm Liebsfeuer aus gefrornem Herzen und sünde an die ausgeföfgten Rerjem... 
’ " Ginen Zalfen ſah ich im Traume, der zaubte bie Beute. 
⸗ Als ich erwachte war Vogel des Herzens nicht dM.. 


Er ſtarb zu Gudſchurgt, nahe an hundert Jahre alt im gest der Hedſchira (1528). 


7 


_ CLXM. 


Mewlana Hairani, 


eigentlich aus Kum wiewohl er ih von Hamadan ſchrieb. Er war ſeines außerordentlichen Gedaͤcht⸗ 
niſſes willen berühmt, das hunderttauſend Verſe auswendig behielt, und hatte daher vermuthlich ſeinen 
Beynahmen Hairani, der zu Beſtaunende, erhalten. Er war am Hofe Sultan Jakub's wohl⸗ 
gelitten. Er fchrieb im Mesnewi oder boppelgereimten Versmaße: Behram undb Nahid, di. Mars. 
und Venus, den Wortftreit des Himmels und der Erbe, des Breifen und bes Vogels, 
ber Kerze und des Schmetterlinge; aus diefer legten ift ber folgende Vers: 
* Du biſt iedes Haufes helle Lampe, Cine Kerze, taufend Ehmetterlinge. 

Beruhmt kr feine Satyre ; bie er wider den Richte Mohammed Kaſchi verfaßte. Er farb im 

einem hoben Alter zu Sam adan, wo er begraben liegt. 


Safer- 


Trennung, wie fange verbrennft du mir noch das Herz und den Körper? 
Köoͤnnt' ich wie Kerzen doch ſchmelzen im Feuer der Bruſt! 

Aber es finder der Tod zu mir nicht den Weg durch die Trennung, 

‘ Denn mit Seufzerrauch hab' ich verfinftert die Luft, 
. Srage mic) nicht: warum bi Du Frank am Tage der Trennung? 

Krankheit iſt beſſer als Flucht, beſſer als Trennung iſt Tod. 

Siehe mein Herz hat der Arzt mit Seufjernadeln genähet, 

Saden blieb ibm in der Hand, wehel die Nadel zerſchmoli,. 

. Solchergeſtalt hat gewwirfet auf's Her SairaKi'd dein Antlitz, 
- Daß er wie Kergen verbrennt , immer au flerben bereit. > 


Auch der folgende brennende Vers auf eine Feuersbrunſt gehoͤrt ihm zu: 
Das Zeuer, das empor aus feinem Haufe ſchlug, War mur der Rauch der Herzen, den ber Wind hintrug. 


CLXIV.. — 
Mewlana Haireti, 
verſuchte ſich in allen Dichtungsarten, beſonders aber in der Satyre, und die Satyren die zwiſchen 
ihm und Wahidi aus Kum gewehhſelt worden, find bekannt. Prinz Sam äußert aus Zartgefüht 
diefelbe Beforgniß als Dewletſ ch ah für den guten Nahmen des Dichters, und erlaubt ſich ſo wenig als 
ſein Vorfahrer eine dieſer Satyren in ſein Werk aufzunehmen; ein wiederhohlter Beweis, daß alle Sa⸗ 
tyre bey den Morgenlaͤndern in perſoͤnliche Leidenſchaftlichkeit ausartet, und alſo keineswegs unter den 


Produkten ſchoͤner Kuͤnſte aufgeführt zu werden verdient. Die folgenden Verſe ſind von ihm: 


Gnaͤdig ſcheint er indem er vom Pferde des Zorns Herabfitige ; ; 
So fieg nie ein. Vers ewiger Gnade herab. 


— 366 —— 


Auppenrubin der Schoͤnen ward nicht aus Seelen geſchmolzen, 
GSondern man fchmelste vielmehr Seelen aus Lippenrubin. 
Niemals Haft du auf mich liebkoſende Blidde geworfen, = 
Daß nicht des kofende Blick mid in Empörung geſetzt. 


CLXV. 
De tw ifo‘ Dibde Pi, 


Dihek if der Nahme eines Vierteld der. Stadt Kaſwin, woher er gebuͤrtig war. Er - hatte 
das Weberhandwerk erlernt. Der Ruf feiner Gedichte kam zu den Ohren Sultan Jakub's, der ihn 
- vufen ließ. Beſonders glücklich war er in guten Einfällen aus dem Ötegreife, wie zum Benfpiel: 


Schirin, rief der arme Ferhad im Gebirge und ſchwieg dann, 
Daß vom Widerhalle ſuß ihm verrönte Schirin! 


»- 


CLXVI. | 
Elf Abdal aus Bald, — 


nannte ſich zuerſt Muta, d.i. den Gehorſamen, nahm aber zu Ende feiner Laufbahn den Nab⸗ 
men Abdal an, welches einem in der Liebe Gottes ganz verlornen frommen Mann bedeutet. Bey 
Sultan Jakub dem Herrſcher Aſerbeidſchan's ſtand er in großem Anſehen, und begab ſich nach 
feinem Tode nah Ißfahan. Als dieſe Stadt Schah Ismail eroberte, ließ er den Dichter rufen, 
bezeugte ihm Wohlgefallen über feine Verſe, und wies ihm eine Befoldung auf die Einkunfte der Stadt 
an. Man bat von ihm viele Satyren und Poffen, die vermuthlid wieder Nichts als Pasquille 
und Zotten find, weil Sam Mırfa es für unſchicklich hält, etwas daraus anzuführen. 


CLXVIT. 
Mewlana Abdal, 


aus Ißfahan, wo er Gewürzkrämmerey trieb. Die Veranlaffung dazu, daß er fein Gewerbe aufgab, 
und das irrende Leben eines Abdal oder Gottesnarren ergrüf, gab eine unglüdtiche Liebe für 
„einen jungen Menfhen, wie es Sam Mirfa nah feinem eigenen Geftändniffe umftändlicher erzählt. 
In diefem Zuftande eines Wahnfinnigen zog er drey Zahre in Ißfahan, und fünf Jahre zu Tebrif 
berum, bis er ſich endlich ganz zurückzog, und alle feine Zeit zwiſchen Andachts⸗ und poetiſchen Uebun⸗ 
. gen theilte. Daher haben feine meiften Gedichte myſtiſchen und religioͤſen Sinn. 


Gaſel. 
Du blickeſt Alles an, Nur mir kein Blidck nicht wird, 
Mi Üüberfiei ein Schmerz Der immer fchärfer wird. 
Was für ein Unglüd iſt's! Ein einz’ger trunfner Blick, 
Er tödter Taufende Eh’ daß er Fund nody wird. 
Wohin fol ih, verbrannt, Die Seele bringen nun! 
Womit ſie wohl erfreu'n Wenn mir fein Scheer; nicht wirbt 


Des Heriens Blut iſt Wein, - Der Braten ift das Herz; 
D meh! daß Elenden Kein ander Leben wird! 














Verliebt that. ich den Schrift Und ich erfuhr zufebt, 
Daß er mid) warf dahin Woraus nicht Rettung wird. 
Abdal ed trägt dein Lied ! An fi Perisgeftatt, 
Denn ſoſches Wort zu Theil Den-Menicen nimmer wird. 


Er verfertigte noch mehrere Kaßide, unter andern ein Seitenftüd zu der Kiatibis, die vor 
peltgereimt ft, zum Lobe Ali's. 


CLXVT. - 
Agehi Choraffani, 


war ſowohl Munſchi als Schair, d.i. geſchickter Brieffteller und Dichter, und dieß leßte befonders 
in der Dichtungsart der Kaßide, fonft aber feines moralifhen Charafters wegen nicht im beften Rufe. 
Er mißbrauchte fein Schreibertalent zur Verfälfhung von Diplomen und Befehlen im Nahmen Sultan 
Hoffein Mirfa’s, der ihm jedoch biefes Verbrechen beleibigter Majeftät verzieh. Er verfertigte ein 
Seitenftük zu dem Derjaisebrar (Meer ber Gerechten) Chosru's von Dehli, welches fei- 
nen Sünfer eröffnet, und ſelbſt eine Nachahmung des Mahfenolsefrar, oder Meers der Ges 
hbeimniffe Nifamis ift, worauf ſpaͤer Dſchami fen Subhetolzebrar, den Roſenkranz 
der Gerechten, und Tohfetolsehrar, Geſchenk der Gerechten, verfaßte. Auch ift er der 
Verfaſſer eines Schebhr Aſchub oder Stadtaufruhrs. So, oder auch Schehr engif (mas daſſel⸗ 
be bedeutet), heißt bey den Perfern und Türken eine Art von Gedicht, worin der Dichter die vorzüglichften 
Schönen feines Orts (melde die Herzen in Aufruhr fegen) befingt. Diefe Schönen find nur Jünglinge 
oder gemeine Sreubenmädchen, weil von der Schönheit der Wohlgefitteten, die in den Haremen einges 
fperrt allen Augen Lund Zungen ungugänglid find, unmöglich die Rebe feyn Eann. Aus diefem Stadt: 
‚ aufruhr Agehi's, worin die Schönheiten der Stadt Herat befungen werben, find die folgenden Verſe: 
Giferfüchtig aufs Geld von Herat find himmliſche Fluren, 
Und die Sonne ift goldener Nagel ded Thors. 
Wohnſitz von Hunderttaufend Erob’rern und Weltenbeherrſchern, 
Sammeln feit ältefter Zeit Heere wie Sterne fi dort. 
Sinfter fchauet der Himmel darein, er der nur ein Wohnſitz 
Einer verwirrten Schaar elender Flüchtlinge if. 

In ſo weit hat x gehi’s Stadtaufrubr mit den Gedichten deſſelben Nahmens perſiſcher und 
tuͤrkiſcher Dichter gleichen Inhalt. In der Folge ſcheint aber der Dichter ſich mehr der Satyre oder den 
Zotten überlaſſen, und vielmehr ein Schimpf- als ein Lobgedicht verfertiget zu haben. Dieß erhellt ſchon 
daraus, das Sam Mirfa es für unſchicklich haͤlt, die vorzuͤglichſten Stellen daraus anzuführen, und 
einige die er noch als Proben mittheilt, beflätigen vollkommen das Gefagte. So zum Bepfpiel die Verfe 
aufden Chodſcha Moin Mikjal. 

Eiche Moin, mit taufend Zeichen des Ungfüds gebrandimarkt, 
Ein unglucklich Geſtirn jegliches‘ Maal des Geſichis. 
Aus der Kühe Nimrod's ſcheint dieſe häßliche Fratze 
Ein Schaumlofel zu ſeyn, würdig des Aſchengemengs. 

Sam Mirſa bemerkt, daß wer den. Chodſcha nur einmahl gefehen ‚ diefe Verſe nicht ohne 
Lachen hören Eonnte; das Beſte aber fen geweſen, dafi er fie ſelbſt auswendig lernte, und damit die Ger 
ſellſchaft auf feine Koſten zu unterhalten pflegte. Nicht fo gutmüthig nahm Mewlana Ahmed Tabfi- 
die folgenden ihn betreffenden Verſe des Stadtaufruhrs: 


Fif über Kaſſim von Gunabad, Hatifi, Schewket und Saib, ihre Nachbether, auf ben Pfa⸗ 
den epifcher und lyriſcher Poefie erhaben find. Nichts defto weniger verdient er’ als gelchrter Fürſt und Goͤn⸗ 
nee ber Dichtkunſt keinen mindern Ehrenplag in ber Geſchichte der perfifhen Dichtkunſt, ald Ulugbegh und 
Schabroch, die gelchrteften Zürften aus der Familie Timur's im vorhergehenden Zeitraume (1). 


CLXXXIV. 
Wahid aus Tebrif. 


Seine Gedichte (deinen myſtiſchen Sinnes zu feyn, es liegt aber nicht viel daran J benſchen 
auszumitteln, weil fie ſehr mittelmäßig find. 


An but ki dameni dilem es kaf reba nekerd. 


Des Abgott, ber ben Herzensſaum nit auslaßt, Wie vicl Hat ce gefiche und Tiebgefof't I 
Ich ſprach: O fag’ mir an den Preis des Kuſſes Ausflũchte nahm er Hundert, ſagt den Preis nicht. 
Ich ſprach: Warum haſt du mein Blut vergoſſen? Da ward er HöT, nahm einen leeren Vorwand, 
Sn Inftzer Nacht die liebekranken Seelen Verfehlten nicht des. Türken Schelmensblicke, 
Ber deine Locke nur genau'andkdet, Wird fie mie Moschusblafen nicht vergleichen, 
Ich ſprach: Ic rufe deine Seele an zu Zeugen ! Er brachte viel unnöthige Beweife. 
Wie kannſt du vor den Wimpern feined Auges, Wie tank, Wahid! du deine Seele xetten, 
Zudem die Pfeile Der verſtohlnen Blicke Nach allen Richtungen binfliegen? 
Ei si dihanet her buse dschani. 
Du, deffen Küffe Seelen find, Und deffen Mund fein Aug' gefehn, 
Dich will ih preifen überall, . Die wii ich denken allezeit. j 
u Es dient dem Blücke wer dir dient, Dein Sclare iſt der Herr der Welt, 
"Dein Her; droht Hinterhalt im Haar, - Das Auge fpannt den Bogen an. 
Es fist anf Edens Lottosbaum, Wer wie Wabid im Staube ſitzt. 
Ei refte der firaki tu mora bebad omr. 
Su Wind ging auf von dir entfernt mein Lehen, Richt obne den Senuf vergeh' dad Leben. 
Das Leben mehrt fich Durch dein Angedenten, Deßhalb vermehret immer ſich mein Leben. 
Verfag' dem Wegſtaub nicht der Gnaden Waffer, Es gehet auf in Gluth, in Wind mein Leben, 
Steh’ auf, o Arıt, und fetz' dich zu dem Rranfen, . Nimm feine Hand, bald äft entloh'n das Leben. 
Mir, dem der Schmerz der Liche Fremden bringet, Bis immer Gchmers, daß freudig fey mein Lehen, 
Es fchlage den Senuffess Tag Die Trernung, Denn ohne ihn Hat Feinen Reitz das Leben. - 
Der gute Wule if genug Wabid, Denn Aues was du fichR bezwecket Leben. 
CLXXXV. 


Mirſa Taher oder Wahid. 


Die Gedichtſammlung des Prinzen Mirſa Taher, ber ben Dichternahmen Wahäd, b.i. dee 
Einzige, annahm, hat eben fo wenig poetifhen Gehalt als großen Umfang, Das ſchoͤne Exemplar 
des Herrn Grafen von Rzewuski hat mehr als tauſend Quartfeiten, deren Inhalt nicht ſowohl aus 
gangen Gaſelen ald aus Bruchflüden und. abgeriffenen Werfen, alle durchaus myftifchen Sinnes, befteht. 
Wie ſchaal und geſchmacklos ſolche Fruͤchte bes Myfticismus ſeyen, wenn den tauben Kern nit bie 
Schaale ſchoͤner Phantafie umſchließt, davon geben die Werke mehrerer phantafiearıner Nachtreter 








— — — — — — —ñ— — r — — 
1) Siebe die umfändliche Notij über fein Werk in den Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothe- 
que nationale IV. p. 273, 


XX 369 us 


der Shab_ und D erwi f 5 ‚ ben Roman einer Männerliebe behandelt. eine Lebensart‘ war fonber 

bar genug. Er galt unter den Schüten für einen Sunniten, und dennoch fieß ibn Abidcha n, ber Fürft 

der Ufbegen als einen Schüten hinrichten. Hilali bat fi zur letzten Gnade aus, von ber Hand eines 
* jungen Menſchen Nahmens Seifollah, das Schwert Gottes, der eben auf den Richtplatze war, 

zu ſterben; diefe Gnade wurde ihm gewährt. Der junge Menfh, ber vermuthlih nie zuvor das Amt 

eines Scharfrichters vollzogen hatte, fehlte den erften Streih, der ihn bloß am Kopfe verwundete und 
. das Gefiht vol Blut machte. Hilali.improvifirte in diefem Augenblide noch bie beyden Verſe: 


Blut iſt's nicht, Hilali, was auf dem Geſichte erſcheint, 
- - Sondern das Herz, das aus Sram su dem Geſichte herläuft. 


Dieß ereignete ſi fi ch im Jahre der Hedſchira 936 (1529). 


Sam Mirfa führt aus feinen Werfen bie folgenden Anfangsverfe von Gafelen ans 
Wenn du mich frageft um des Mondes Station, Sie ift in meinem Herz, doch weiß ich nicht wo diefes? 





-  D du! der mir sum Rath aufthuft den Mund, Daß niemapls dur geliebet, wird mir Fund, 





Närrifcher Liebe Halb mußt ich viel Schmähung erdufdenz 
Schön if die Liebe! doch nicht wird man Darüber geſchmäht. 


" Safer Zr 7 


Wenn du mit Zorn, mit Gnade mich behanbelſt, Drau biſt der Kaiſes und ich bin dein Diener. 
Wiewohl du dir yon Niemand ſchmeicheln läßt, So ſchmeichl' ich Dir, du biſt der Welten Schmeicgier- 
3 SEHR du mit andern um, lieg’ ich im Staub’; Kenn nie, warum gehft Du mit mie nicht um. 
’ Ich liebe dic fo fehr ich es vermag, Erbarme dich fo ſehr du es vermagſt. 
- Bon deiner Schönheit hört’ ich überall , Doch als ich fie gefehn, fand ich fie größer. 
Du biſt die Eeel’ in meinem eignen Herz, Ich hoffe daß du bleibſt wenn fie entflieht. 
Es fehne ſich Hilali nad dir mit Luſt, Und fang dieß Lied, daß du es lieblich ſinageft 
Aus dem Schah und Derwiſch. 
Das Meer iſt wie der Schönen Buſen, Bon Außen grün von Innen Verleit- 
- Neunfaches Meer im Dcean Scheint hundertfache Sündfluth mir. 
Die Woge die zum Himmel ſteigt, Sie ſteigt vom Monde zu dem Mond. 
und ſchlãgt dazu die Hände wunderbar, Die Hand iſt leer und voll der Saum. - 


Das jweyte feiner Mesnemwi führt den Ritel Sifatol-aaſchikin, Eigenfhaften der 


Liebenden. | 
iebe Ueber Suleicha als fie alt war, 


. Das Alter. goß Jasmin auf ihre Spacinthem, | Der Herbft verfirente nun die Blätter ihrer Roſen. 
“ Das weile Haar bekannte ſchon des Alters Schwädr, Sich was zuletzt mit ihrem Haupte vorgegangen. 
⸗ Die ſchwarze Mandel wurde durch die Zeit Zum Mandelmarkt durch ihres Auges Weiß. 


Aus Leila und Medſchnun, dem dritten der Mesnewi. 


Ihr Auge ſaß als Rabe in dem Haine, Und voll von Raben waren ihre Brau'n; 
Don reinem Leibe wie das reinfte Silber, Bon garten Körper wie der Mandel Mark. 


Der Schah und ber Derwiſch ift ein romantiſches Gedicht, welches eine fentimentafe Maͤn⸗ 
nerliebe behandelt. Der Dichter war auf dieſe Idee, wie wir es in den Beyſpielen aus ſeinen eigener 
Morten umſtandlicher ſehen werben, ganz belonders ſtolz, und hätte vielleicht meht Recht dazu gehabt, 
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RN 370 ar arm 


wenn er ber erfte Dichter diefelbe ausgeführt, und hierin gleichfam Sie Bahn gebrochen hätte. So 
hatte er aber fhon im Mihr und Müfchteri, b.i. Sol und Zeus, des Sohns Attars, ſein 
Vorbild vor ſich, das er aber durch Einfachheit und Zartheit der Behandlung bey weitem übertroffen. 
Sein Gedicht zeichnet ſich durch Ehrfurcht gegen die Sitten, Zartheit der Empfindung, und ganz bes 
fonder6 durch einen ungemein reichen Farbenſchmelz poetiſcher Beſchreibungen aus, von deren aſiatiſcher 
Pracht die Leſer ſogleich ſelbſt urtheilen werden. Je praͤchtiger die Farben aufgetragen find, deſto ein: 
facher iſt ber Umriß der Erzählung und Begebenheiten gezeichnet. Der Schah und Derwiſch geben 
mit einander in die Schule weil ſich ſolche Juͤnglingsfreundſchaften gewöhnlich aus der erſten Augend 
herſchreiben. Trennung und Eiferſucht folgt, wie überall, fo auch bier , der Liebe auf dem. Fuße nad. 

Der Prinz gebt auf die Zeraffe mit Tauben zu fpielen, und erblict den Derwiſch , der beym Anblick 
bes Geliebten von Sinnen wie anbfthend zur Erde, faͤlt. Die Knaben auf der Gaſſe, bie das ſehen, 
haften ihn für einen Sonnenonbether, und werfen ihn als folhen mit Steinen. Die beyben Freunde 
wechſeln mitſammen Briefe durch die Taubenpoſt. Der Prinz übt fih im Schießen, und da ihn fein 
Aufſeher, der bier zugleich die Stelle des Nebenbuhlers vertritt, auf die Jagd Führt, findet er den 
Derwiſch, der den Verſtand verloren, und als wahnfinnig wie weiland Medſchnun Tieberafenden Ans 
gebenfeng mit den Ihieren des Waldes und der Wüſte Umgang pflegt; denn nad der Meinung ber 
Morgenländer Can ber wohl etwas Wahres ſeyn Eörnte) fammeln ſich wilde Thiere, beſonders aber 
Gaſellen, um Wahnſinnige und leben mit denſelben auf freundſchaftlichem Fuße. Winter, Sommer und 
Herbſt werden praͤchtig beſchriebep. Die Freunde kommen noch einmahl zuſammen am Geſtade des 
Meeres, wo der Prinz dem Derwiſch einen Ring gibt zum Angedenken. Der Vater bes Prinzen ſtirbt, 
und da er nun felbft den Thron befteigt, verdrängen die Sorgen deſſelben die Eindrucke der Jugend⸗ 
freundſchaft. Er beſiegt ſeine Feinde und ſtirbt, 


Preis des Wortes in der Einleitung. 


Des Mundjuwelenkäſtchens Perle iſt das Wort, 
Beſtaͤnde nicht das Wort, mas würden Leute ſagen? 
Wie Fönnte man Geheimniß fih vertrau'n, 


Die Politur des Zungenſchwertes It dag Wert. 
Wie würden fie des Sinnes Perle bohren! 
Und das Verborgene zu willen thun! 


Beftände nicht das Wort auf diefer Welt, So hätten auch die Menſchen Seine Zungen. 

Ein gutes Wort gibt Herz und Seelen Leben, Des Heilands Hauch bezeuget dieſes Wort. 

Spisfündige durchbohrten To das Wort, Und fprachen folgendes zum Lob’ des Worts : 

Das ort flieg von dem Himmel nieder, Bom blauen Dome flieg «8 nieder. - 

Gaäbs etwas Höh'res als das Wort, So tür’ es ſtatt des Worts gekommen. 

Gerad iſt dieſer Ausſpruch ſonder Zweifel, Des Wortes Stelle iſt fürwahr im Himmel, 

58 Tommet aus dem Mund Fein einz’ges Wort, Wo aus dem Worse nicht ein anders käme. 
3Zwey TRelten wurden durch zweyn eins'ge Laute, Und dieſe beyden Laute ſind ein Wort. 

Der ew’ge Schreiber iR dent Wort gewogen, Des Wortes wegen fhuf ek Tafel, Zeder. 

Erzähle mir, Vernünftiger, vom Worte, Tang’ zu erzählen an mit Federzügen. 


Veranlaffung des Werkes. 


Ich ſprach: Was immer von der Zunge Lommt, Ein jedes Wort bat nur Bezug auf Liebe. 
Die Kieb’ ift beſſer als das Alt’ und Neue, Ihr Wort iſt beffer als die andern Worte. 

Bald Ienft Ich meinen unentſchloſſnen Ginn Auf Leita’s und Medſchnunen Eiche hin, 
Bald fing ich an im Thränen mich au Baden, Gedenkend an SHosru, Schirin, Ferhaden, 


Und wieder daͤucht mir beſſeres Geſchick, Der Zuſtand von Aſra und von Wamik. 
Da Fam aus höherer Welt mir eine Stimme; Was du Hier finneß if. nicht feplerfreg, 
Weißt nie daß durch unruhige Gedanken SGefundefled Gehirn muß erkranken. 











—XECAA rum 


Nedſchnun, Wamil, Ferbhad ward auserwählt. 
Auf Küße und Umarmung thu’ Veriicht; 

Wirk du als Unterhändler angeſchaut. 

Als dann zuletzt im niedren Staub ein Kuß! 


Er meint, es ſey weit ſchwerer eine rein fentimentalifche Liebe durchzuführen, als sine finnliche, 
und hierin hat er fowohl als Menſch als auch ald Dichter volllommen recht. Deßwegen thut fi 


Hilali etwas Wefonders darauf zu gut, daß er flatt des vorgenannten ſchon abgebrauchten Gegen: 
‚Pandes die Liebe bes Schahs und Derwiſches zu ſingen unternommen habe. 


Die Drey Die du genannt find ſchon vermählt, 
Steh’ auf, beſchäftege dich mit Hochzeit nicht, 
Denn führt du zu dem Bräutigam die Braut, 
Bas if von folcher Liche der Genuß 


Wortſtreit zwiſchen Bogen und Pfeil. 


Der Schah lese auf den Bogen einen Seit, 

Als ich der Pfeil nun durch Gewalt des Bogen! 
Ziel er ganı außer fich vom Himmel nieder, 
Dann macht’ er ſich sum Rampf und Gtreite fertig, 
Du fouR dich deines Frummen Wuchſes ſchämen, 
Bald wirft mar dich als Frummes Holy ind Beuer, 
Du biſt ſchon alt, dir auf den Zuß zu Helfen 
Denn ohne mid biſt du zu gar Nichte nüße, 
Wenn man su fprechen pflegt von Pfeil und Bogen, 
Der Starten Arme krümmen dich zuſammen, 

Auf Uebermacht thu' dir ia Nichts zu Qute, 

Du felber wirft von flarfer Hand gefefielt, 

So ſehr man dich auc gegen fi hinzieht, 

Das ſchickt wahrhäftig niche fi für dein Alter, 
Als nun Der Bogen dieſes Wort vernommen, 

Er ſprach: Was gehet dich mein Alter an? 

Aug duy 10 enn dich das Alter erf erreicht, 

Hör’ auf, di zu dem Himmel zu erheben, 

Du jageft nad dem Gınn von meiner Bruſt, 
Man bat dich Bloß zum Unheil zugefpiget, 

Du biſt gerade, ja! wie Scorpionen, 

Wo du dich nur dey Bank und Hader zeigſt, 

Doch wenn du mandmahl nad dem Ziele eriffſt, 
Die Welterfahrnen kennen dich fehr gut, 

Da did der Schah im Zorne fortgefchnellt, 

Es fand der Pfeil des Bogend Sprache wahr, - 
Sie ſchloſſen mit einander den Verein, 

Es gibe nichts Beſſres auf der Welt als Zrieden, 


13 nun der Herr des Sternenmeers am Himmel 
Und brennend heiß des Sommers Diem wehte, 
Das Eiſen floß wie Waſſer in der Hitze, 

Der Sand zerfioß im Haude des Samums, 
Des Meeres Fluth vertrodnet nach und nach 
Der Waſſervogel der fonft Dort ſich fühlte, 
Wer einen wilden Gaul zu reiten pflegte, - 

Des Eiſes Preis wur theuer wie das Gold, 

Bor Hitze brannte felb bey Naht der Mond 
Das man für Sterne hielt das waren bloß 

Der Ihau war Schweiß des Mendes, und felbf der Sonne, 


und ſchießt denfeiben gegen Himmel ab. 
Der Hand des Schahs der Welt cntriffen ſah, 
Und warf fi ganz verloren auf die Erde, 

und ſprach sum Bogen: O du krumm gebogener! 
es Leides, in der Mitte Halb entzwey; 

Bad, trage man dich zum Bank und Hader nur. 
Muß mein gerader Wuchs sum Stabe dienen, 


Und Eeiner nimmt allein dich in die Hand. 


So werd’ ih dir beſtändig vorgezogen. 


So daß du ganı gebunden biſt. 


Weil du mich in die Ferne von Dir wirfft. 

Und trägt fo Band als Ketten um den Hals. 
So zeigft du Dich Do Immer nur von binten. 
Und für Einſiedler die in Bellen wohnen. 
Entgegnet er dem Pfeile feine Wunden. 

Hör’ auf, einfames Leben gu verfposten. 
Zerbrichſt ſehr ſchnell und ſchlüpfeſt in den inte. 
Und brüfte dich mit fremder Schwungkraft nicht, 
Ich gebe dir Befehl und Du gehorchſt; 

Und mit der Säge dir den Kopf geſcheert. 

Die mie dem Schweife fi die Wunden ſchlagen. 
Dort fchtägft ou im Vorbedgehn fcharfe Wunden. 
So falle du daneben noch weit öfter; 

Sie nehmen di bloß um dich wegzumerfen. 
Was iſt's warum dein Mund fih nun aufbale! 
Er machte Zrieden und der Streit war gar. 
Und-gingen beyderſeits den Zrieden ein, 

Dem Krieger it ein hartes Loos beſchieden. 


Mefchreibung bes Sommers. 


Den Krebſen aus der rothen Yluch gefangen, 
Ting Stein und Eiſen an fiy zu erweichen. 

Die Berge waren lauter Zeusrflein. 

Und im Gebein zerſchmolz das Markt wie Maus, 
So daß ftatt ſelber Staub empor fich hebt. 
Verbriet fih nun in felnem eignen Zett. 

Sab deſſen Hufe ganz im euer glühen. 

und felsen wie Genuß der Silberduſen. 

Wie an dem hellen Tag die lichte Gonne. 
Schweißtropfen, Hei wie fie die Engeln ſchwitzen. 


Enttroff der Schweiß im lichten Gternentropfene 


Aaa 


Vz 


nr vos 872 


Beſchreibung 


So bringks mit fi der Tag und Nächte Wedel, 
Der grüne Zweig, emporgefiredt zum Himmel, 
Und tritt die Zeit des Blätterabfalls ein, | 
Wo feine Roſe blüht verfiummt der Vogel, 

Die Nachtigallen irren wild umber, 

Die Roſen find verfhwunden, Dornen blieben, 
Orangen Heiden fih nun in Gaften, 


. Der Mond verhüller fih in einen Schleyer, 


Zerſtückt und blutig find Granatenherzen, 
Die Taube ſchweigt, die Bienen nicht mehr ſummen, 


Die Frucht fällt rüdlings von dem Baum, o Graus! 


Jetzt ift die Zeit wo euch die reifen Neben 
Den Rofen ift fein rothes Blatt geblichen , 


RI 


des Herbites. 


% 
Daß auf den Sonnner immer folgt der Herbſt. 
Legt dann fein gelbes Autkitz in den Staub; 
So nimmt das grüne Heer zugleich Die Flucht. 
Was nüsct Denn Die Zunge ohne Ohr? 
GEntblättert iſt die Hundertblätt'rige (1). 
Weg ıft der Atla6 und es blieb die Mader. 
Die Trauben legen Purpurfarbe an. 
Mit gelben Wangen hülle er fih in Schleyer. 
Sie Iofen Stüd für Stück fih ab mie Schmerzen. 
Die Lilie mit gehn Zungen (3) muß verftummen. 
Sie ſchlaägt ſich das Gehirn im Gallen aus, 


. Bald Perlen bald Rubin im Moſte geben, 


Mus Dornen find im Roſenbeet geblieben. 


Schlußklage. 
O weh! der uͤnbeſtänd'gen Station, Derwifch und Schah, fie gehen al davon! 
Und tränrft wie S Hifer du des Lebens Que, Die Seel' entſchlüpfet doch den teodnen Lippen, 


Zuletzt beherbergt dich die Erde doch, 

So ſtürzeſt du doc jählings in den Brunnen, 
Entgingſt du der Gefahr der Sündfluth nicht, 
De Einzige, Er war, Er if, wird ſeyn. 


Und führe du wie Zefus gegen Himmel, 

Und ſtrahlſt du wie Zuffuf ein Schönheitsmond, 
Und bätteft lange du wie Noah ſchon gelebt, 
Nur Gr der Fig it, nur & allein, 


CLXXL 
Babur Padiſchah, 


aus der Samilie Timur's, der Gründer bes Neichd des Großmogols in Indien, welcher dasfelbe zu 
Anfang des "zehnten Jahrhunderts der Hedſchira fliftete, und zu Agra feinen Thron auffchlug, den 
er nit allem Glanze perfifher Pracht und Cultur umgab. Selbſt Tonfünftter und Dichter, hinterließ 
er perfifche und türkiſche Gedichte, und ſchrieb bie Einrichtungen feiner Regierung zur Richtſchnur für 
feine Nachfolger. 


CLXXIL 
Haider Kelitfhe aus Herat, 


erft ein Kotzenmacher, daher fein Beynahme, dann ein Dichter, jedoch ein ſehr gemeiner, wie ſeine 
Handthierung; das Urtheil über ſeine Verſe hat er am beſten in dem folgenden ausgeſprochen: 
Der Wangenſpiegel macht verwirrt den Papagey; Er ſpricht, doch kennt er wicht fein Biga Bafga Ben. 

Er fchrieb mehr als zebntaufend Diftihen fowohl im Gnfel’ald Kaßide, allein fein Leben war 
beffer als feine Verſe. Er lebte naͤmlich arm und reiftte um jfich Etwas ald Kaufmann zu erwerben 
nah Indien. Sam Mirfa führe von ihm einige Mokataa und ein Paar Gaſelen an, die 
aber, weil fie das eben ausgefprochene Urtheil vollkommen beftätigen, nicht überfegungswerth gefchienen. 
(1) Die hundertblaͤttrige Rofe, melde dem Dichter ‚im vorigen Doppelverfe ale dad Ohr erfcheint, worein 

die Zunge der Nachtigall ıhre Klagen niederlegt. 


(2) Die zehenblättrige £ilie, deren Blätter bald mit Zungen bald mit Schmertern verglichen werden, bie 
aber eine ganz andere Blume als unfere Schwertlilie if. 


[4 


n 











TE BE +: 
MNerteffi, 


aus Ir ak gebürtig, brachte die meiſte Zeit ſeines Lebens in Herat zu, wo er eine Zeit lang Mohr 
‚teffib oder Marktvogt war, zuletzt nach Kandahar ging und dort im Jahre der Hedſchira 938 (1531) 
- in eınem Alter von 60 Jahren ftarb. Er dichtete mehrere Gaſelen und ein Seitenftüd jum Mahfenols 
effrar, d.i. Magazin der Geheimniſſe Niſami's. 


CLXXIV. 
Doſt Mohammed Dſchaji, 


aus Sebſewar in Choraſſan, zeichnete fi ih vor den Dichtern feiner Zeit durch Uneigennägigkei und. 
Genuͤgſamkeit, und durch feine Kaßides aus. 


8 aß i d . 
Choschest mei si kef jar chassa fassl behar. 


Shin ift das Glas von der Hand des Zreundes befonders im Grüpling, 
Wo Hyacinth und Nop Bild von den Wangen und Haar. 
Du ergreife-den Wein und ſchau' Die Schönheit der Roſe, 
Welche Zeugniß gibt von dem noch frhön’ren Geſicht. 
Sitz am Ufer des Stroms, ſchau' fröhlich das Waſſer verrinnen, 
Sieh’! es führe die Geduld allen Verftändigen fort. 
Sieh! anmuthig ſproßt das frifche Grün an dem Ufer, 
Wie ein zartes Kind, üppig und lieblich genährt. 
Eiche das Grün des Geſtad's in dem Spiegel der grünfichen FSluthen, 
Strom und Ufer Halt wechfelnd den Spiegel fich vor. 
Bitumen beftirnen die Zlur uud Blumen beflirnen die Wogen, 
Zene find Zirftern’, diefe find Wandeigeſtirn. > 
Von dem Wiederfchein, der fällt in die Fluthen vom Himmel. \ 
Eind Ge Hlau gemahlt, dunkel wie Indigoblan. 


Aus derfelben Kaßider 


Du biſt der Zweig des Gtüds, reich ſtrotzend an köſtlichen Früchten, 
Wer dem Schatten ſich naht, findet die Zrüchte alldort. 
Ich allein: fand dort Nichts ald Beſchwerde des Herzens ; 
Dieb iſt Schuld des Geſchicks, ach! ich erfuhr ed gu oft (1). > 


Er flarb zu Herat im Jahre der Hedſchira 939 (1532). 
cuxxv. 
Sail (Mewlana), 


aus Demawend gebuͤrtig, ein ausgezeichneter Schoͤnredner ſo in Proſe als in Verſen. In ſeiner 





(1) Das Wortſpiel, welches das Verdienſt des Originals erhöht, und im Deutſchen unüberſetzbar iſt, beſteht 
in dem Worte Bar, welches die dreyfache Bedeutung von Frucht, Laſt und Mahl hat, ſo daß die 
letzten Worte eigentlich heißen: Ich etfuhr es Hundertmapf. 








- x " N _ 
Jugend verließ er feine Waterftadt, und ging nah Hamadan, wo er fih mit dem Dichter Haire S i 
entjwente , und einige fatprifche Verſe auf ih ſchrieb. Gegen das Ende feines Lebens verflel er aus 
tiefer Schwermüth in eine Art von Wohnfinn, und ſtarb im Jahre der Hedſchira 940 (1533). Bon 


ihm find die folgenden Verſe: 


Ohne deine Lippen trãuft Blut aus meinem feuchten Auge. 
Ich verſchlang des Blutes viel,“ Deßhalb ift mein Hers fo blutig. 


Du, die vor’s Flammenaug den Schleyer haft geworfen, Du Haft den Brand in Glauben und Vernunft getvorfen. 
Als du liebzürnend Haft die Brauen aufgeworfen, .. Haft du, Sort fey’s gedan!ti Ljebkoſung ausgeworfen. 





Niemahls verzieht fich der Mund der Tiefgebeugten sum Lächeln, 
Denn vie Thränen find Traugigen einziges Loos. 
. Serne fen mir das Aug’, das hie Hat Thränen vergoßen; 
Ich beflage das Herz, das nie serrüttet der Schmeri. 


Als Satyre auf Haireti: 


O lerne, Sail, kennen dieſen alken Thoren, Der dir nur Groll und Beindfepafe bat aefchtworen, 
Wenn ex mit Recht ſich dünse ein beſſ rer Siedermund Als ich, fo iſt ein Beif’rer Dichter jeder Hund. 


CLXXVI. 
N Shah Hoffein Safi, 


aus Ißfahan, wo fein Vater ein Obfiverkäufer war. Er hatte viel gelefen und mußte über Alles zu 
disputiren, wiewohl nur oberflächlich. Als Dichter verfaßte er einige Satyren, die aber von, profais 
fhen Fehlern wimmeln. Er jlarb zu Damaghan im Jahre der Hedfihira 9 (1534) und hinterließ 
Yoß einige wenige Gebidie. 


CLXXVI. 


Mewlana Nafiri, 


Dichter und Erzähfer (Kiffa chuan, auf arabifh Meddah) wie fie noch heut in perfifhen, arabi« 
ſchen und tuͤrkiſchen safehbdufern | angetroffen werden, im Dienfte Schah Jamail's und feines Nach⸗ 


folgers. 


Die folgenden Proben fint aus der dem Herrn Grafen. von Rt zewusky gehörigen Sammlung 
von Auszügen aus perſiſchen Dichtern. 


Es tschahi gbabghabesch beder avcrd mahra. 


Er sieht den Mund aus feined Kinnes Brunn, . Und &corpionen fegen fi in Weg, 
Der Fromme, der ihn fiebe, geht aus dem Kloſter; Der Sultan, der ihn finder, draucht nicht Reiter. 
- Am jüngften Tage vor des Lichtes Schleyer Wird Gott der Diener Sünden nicht aufdeden. 
Geht er die Reih'n vorbey mit fchiefer Haube, Vergeſſen Zürften ihrer Herrſcherhaube. 
Des Glanzes Majeſtät erſchreckt das Auge, Der Blitz verkündet Regen dürrem Gras. 
Das Aug’ Famı feine Schönheit nicht umfaſſen, Und nicht durchblicken die Bolltommenheit. oe 
Mein Laftthigr Tann nicht im’ &eleife geben , Es ſchleppet fich fo gut ed kann den Weg. 
Ich Hoffe, bin ich über's Dach hinaus, In Mitte feines Gau's mic auszufenfsen. 


Wenn diefer Durk, Nafiri, dich verläßt, Will ih die Siuth im Selſebile fuchen. 








Der Saaten Schmuck if meine Nahrung, 
Die Nachtigallen und Safellen, 
©ie bringen einen Ton hervor, 

\ Chosrn wird auf Schirin vergeßen, 
Es prablen mit dem Kleid die Gleißner, 
Ich flehe nihe um Made und Reichthum, 
Ich mache heut auf Herrſchaft Anſpruch, 

In unſerm Vorbof kann man bethen, 

Huth' dich, der Blitz ſchläft in der Wolfe r 
Mir ſchadet nicht des Looſes Bogen 
Ich blid' auf Nahrung Eings Tages, 


Bordell und Klofter grüß (ı) und frage niche® 
Süß iſts mit Lieben fih zu miſchen, 
Der Leitung Hand zog dich ind Kloſter, 


— 375 um. 


Hest sien; mesraa ab u danei ma, 


Der Himmel Herefchaft IR Mein Ne. 
Sie Höreg meinem Gange zu. 

Nach meiner Lichedlieder Ton. 

Wenn er vernimme mein Zauberlieh. 
Der Bund der Kutte if su Baus. _ 
Mein Scatz ift ein zufriednes Herz 
Wer ift als ich in unfrer Beit. . 
Denn hoch genug ift unfer Thor, 

Der Donner rollt aus meinem Mund; 
Mein Ziel it dee Beſtimmung Pfeit, . 
Da ewig doch mein Leben wührt. ” 


Tschu urjan schüd murgh es saruret ehane misased. 


Aus Notbivendigkeit baut der nadte Vogel ein Ne ſich, 
Mangeln Die Rofen genügt Waſſer und Korn dem Bülbül. 
Ueble Bedeutung wenn ſich Nachteulen feben auf Däder , 
Stüdtich if fie nur dann, wenn in Ruinen Sie fißt. 
Schaaren regen fih auf aus Liebe sum Winfel des Augeb,. - s . 
Und durch meinen Spruch wallet der Zauberer Blut. 
Siehe! das Weltall theilt und machet sum Schmetterling Felſen, 
Wer vom wahren Geiſt ewiger Liebe beſeelt. 
Bis nicht der Fruͤhlingswind verkündet den Wechſfel des Jahres, 
Was nützt eher wohl Gärtnern im Garten das Schloß? 
Nachſichts vollen Augs ſoll man die Niederen anfehn, 
Formet der Himmel ja ſelbſt Kannen und. Becher aus Thon, 
Wenn Schoͤnlockiger Bild in meinem Gehirne vorbeygeht, - >. 
Werden närrifh Peris an dem verwüſteten Platz. 
MNichts vermindre die Luk wen Bittres zu Foften beſtimmt if, 
Buderlädelnder Mund bietet der Güßigreit viel. 
Liede, Nafiri, Bringt Unordnung fiher humwege, 
j Du biſt entſchuidige, des Mann kann nur erzeugen ein Kind. 


Bägü bedeir u chirabat esselam u mepfrs. 


Miet Stab und Knaben fpiel! und frage nicht. 
238 Gürtel, trinke Wein und frage nicht. 
Vollende dein Geſchäft und frage nicht. 


Berlangt es dich nach gutem Rufd, 
Gabſt tin Paar Streide Dummen du, 
Mafiki gebt die Liebespfade, 


Und * du zu dem Freudenort, 


Zieh' vor den Schleyer, frage nicht. 
So zeige ſtandhaft dich und frage nicht. 
Seh’ aus dem Kabinet und Trage nicht. 
So geh auch du um Beitung, frage nicht, 


Der anfehnlid) dicke Band der Gedichtſammlung dieſes Dichters, welcher ſich in der Sammlung 
der k. k. orientaliſchen Akademie. befindet, iſt in zwey Theile abgetheilt, deren der erſte die Kaßide, 
der zweyte die Gaſele enthaͤlt. Sie ſind durchaus myſtiſch, wenn ſie auch hie und da, wie das letzte 
hier gegebene, den Schein der Ausgelaſſenheit tragen, und dann nur um ſo viel widerlicher. 





ð 


(1) Bügüſeſſelam, d. i. ſage Gruß. Daß das letzte Wort arabiſch ſey und Gruß bedeute, Lippis et 
tonsoribus notum. Im Sstalienifhen, Sranzöfifhen und Deutfchen heißt Selamalecco, Selama 
leice und Selamaleik nod heute im burledfen Style eine Verneigung oder Ehrfurchtsbezeugung. 
Dennoch hat man das Wort Seham auf eine unverbürgte und unrichtige Angabe der Lady Montague 
in dem Sinne eines Blumenftraußes mißbrau cht, und-in einer Beurtbeilung des Dufenalmanage | der dieſen 


Nahmen trägt, gar für perſiſch ausgegeben! 


J 


CLXXVIN. 
Baba N a Bis i, 


hebohren in Ghilan, von wo er nah Tebrif Fam und Zuckerwerk verkaufte. Eines Zages Fam 
er mit Baba Fighani zufammen, dem feine WVerfe noch füßer als fein Zuckerwerk ſchmeckten; er 
empfahl denfelben dem Sultan Jakub, der ihn gütig behandelte, bis er im Jahre der Hedſchira 944 
(1537) den bitteren Sorbet des. Todes austranf. | | 


CLXXIX. 
Ehli ass Schiraf, 


ein großer aber armer Dichter; er war ſtark im Reime, in ber Profodie, in Logogryphen, verfertigte 
ſowohl einzeilige als doppelzeilige gereimte Gedihte (Schiir und Mesnewi), Gedichte die ſich nah 
zwey Spibenmaßen fcandiren laffen, und andere vol Wortfpielen. Er widmete feine dem Emir Se l- 
man nachgeahmte Kafide dem Emir Mir Aliſchir, der durch das ihm darin ertheilte Lob fich zur 
Partheylichkeit verleiten ließ, den Ehli dem Selman vorjuziehen. Er war ein großer Liebhaber der 
Schönen. Sultan Hoffein als er nad Ehoraffan kam, war ganz erflaunt in ibm einen Menfchen zu 
ſehen „ der mit grauen Haaren noch ſo närriſch that. Ehli ſagte: 
Die Haare die den Kopf mir bleichen, Eind von der Liebes herrſchaft Zeichen. 

"Eines Tags ald der Sultan in feinem Garten "fpagieren ging, batte er dem Verſchnittenen bes 

Fohlen Niemanden einzulaffen. Ehli, zurücgemiefen, ſchrieb auf der Stelle bie folgenden Verſe: 


Könnte ich dein Teppich ſeyn⸗ Staub von deinen Füßen feyn. 
Ad) wie herrlich, o wie fchön, Muß der Ort ſeyn anzufehn, 
Dem dur böfen Stern ein Mann Grauen Haars nicht nahen Fann. 


widelte das Papier, worauf diefe Werfe gefchrieben waren, in Wade ein, und legte fie auf das Waſſer 
das in den Garten floß, fo daß fie dem Sultan zu Geſicht kamen, der ben Dichter kommen ließ und 
ihn gnädig empfing. Dann ging er nad) Tebrif, zur Zeit ald Kemandara dort herrfchte, zog ſich aft 
und gefhwächt von der Welt zurüd, und ftarb endlih zu Schiraf im Jahre der Hedſchira 942 (1535). 
Ich Ungebuldiger fleh nun Sort für Did um Treue, Du, reinen Stammes, fleh um Geduld für mid zu Gott. 





Kann mich nicht übern Tob der Nebenbuhler freu'n, Kann mic, ia übern Tod der ganzen Welt nicht freu'n. 





| Gage su wen foll ich gehn, da immer das Herz nur bey dir if? - 
Beſſer als Dein Seſicht, weiten Schicht ſoll ich feh'n ? 


CLXXX. 
Ehli aus Shoraffan, | V 


von einer guten Familie aus.Terfchif, ſehr verliebter Natur. So verliebte er ſich in das ſchoͤne Ge⸗ 
ſicht des Prinzen Feridun Mirſa, dem er, ein anderer Medſchnun, mit ſtruppichten Gasen 


"nachlief. Er fagte von ſich ſelbſt: 
Das Haar das flruppicht fih um meinen Kopf gruppirt, Iſt Schatten nur bed Liebedgtüdes das mich siert, 














nun 397 XX 


Der Prinz ließ ihn zu ſich kommen und gab ihm freundliche Worte. Eines Tages, als er im 
Garten war, wo ein Verſchnittener dem Ehli den Zutritt verſagte, fang dieſer aus dem Stegreife 
eine Gafele, worin ns diefe Verſe befanden: 


3% Sin in Blut veorfentt durch bein blutdürſtig Aug’, 
Bald sich’ ih Wimpern: und bald Geufzerpfeil Heraus, 
Wie Gonnenfläubchen tanzt der Glanz vom Angeficht,, 
Wie Gonnenfläubchen fliegt ans Lieb’ empor mein Herz, 
Beig’ dein Geſicht, da 


Meine Augen kehren aus Mit den Wimpern diefen Örs, 
Wo hinfegeft du den Fuß Mönt id) Wege machen dort. 
Weld, ein ſchoͤn gefhmüdtes Ze Iſt im Zreundeskreis alldort, 
Schade daß mein ſchwarzes Loos Mich verbannt von dieſem Ort! 


Gaſelen.. 


Ei mera ghark bechun didei chumbas estu. 


Mera merdümi dil es jadi tu ferjad miajed, 


Dein gedenk, iſt der innere Menſch ins Weinen gefonmen, 
Eines biſt du mit mir, immer gedenfe ich dein. . 
Bich’ mein nächtlich Geſtoͤhn erfhrede den wachehden Haushund, 
Daß er zu Heulen beginnt wenn er von weitem mich ficht. 
Wenn ich des Roſenbeets vor deiner Wohnung gedenfe, 
Schmilz ich aus Eiferfuche glühend, zerrinnend wie Wachs. 
Deine Güte vermehrt die Liebe im Grunde des Herzens, 
Wenn ein Schall von dir in das Gemüthe mir könt. 
Sreylich empfiehlt mir GSeduld zu Dem Gau des Selichten su kommen, 
Uber&ed Lebens Bau iſt aus dem Grunde zerflört. 
Der am Berg Biffutun bie Geſtalt Schirinens erblidet, 
Dentt des armen Ferhad's ficher mit bitterem Leid. 
Bon der Geliebten entferne durchſtoͤhn' ich Die Nächte der Trennung, 
Jegliche Nacht ſcheint mir Stunde des jüngften Gerichts. 
Rimmer, Ehli! Hat der Sram die Seele, die jarte , betroffen, . 
Wie gedachte fie mein, immer ın Trauer verſenkt! 


Ei dagh ber dil es gülsari tu laalra, 


Aus Begier nad Roſenwangen, Denen der Rubin fi neiget, 


Bin ich mehr beraufcht als hät’ ih 
Als die Rofe fi verweilen 
Warf das Loos zur Straf’ auf felbe 


u Können es wohl Nachtigalien Ben der Rofe Lippen effen, ' 
u Wenn von ewig her der Biffen Eingetauchet ift in Blut! 


| Durch den Strom der Thränen konnt ich 
> Mit dem Blut der Herzen kann man 
€ heise Verſe find der Abglanz 
Und fie gehen einf wie Roſen 


Darem es ischki ta derdi ki eger dschan birewed, 


Es macht mir deine Liebe ſolchen Schmerz Daß, wenn die Seele 
Entflöhe, aus derfeiben doch der Schmerz Nicht mehr entflobe. 


Ich bin dein Wegſtaub, laß mich an den Gaum Des Kieides Haften, 


Indem mich funk der Wind von Deiner Flucht Wie Staub forttrüge. 


Bhb. 


Nun sweniähr'gen Wein getrunken. 
Gegen dein Geſicht zu prahien, . 
©tatt der Steine Thaueskoͤrner. 


Trennungsmaale nicht auöbringen „ 
Tulpenmaale nicht austwalchen. 
Bon den Rofen deiner Wangen , 
Noch im Kreis von Hand zu Hand, 


Berwundet in der Bruſt und Herzgedanken voll. 

©» viel ich zieh” Heraus find Pfeile deines Grams. 
Und mie der Schatten bleib’ ich hinterm Wall zurück. 
Und Fann zu deinem fich niemals erheben dich, 

6 ich aufgeb’ aus Luft den Geiſt, Bu erben ziemt es mir, mich anzubliden Fir, 


EXC 380 ER 


fif über Kaſſim von Gunabad, Hatifi, Schewket und Said, ihre Nachbether, auf ben Des 
den epifcher und lyriſcher Poefie erhaben ſind. Nichts defto weniger verdient er’ als gelehrter Fuͤrſt und Goͤn⸗ 
ner ber Dichtkunſt keinen mindern Ehrenplatz in der Geſchichte der perſiſchen Dichtkunſt, als Ulu gbegh und 
Schabroch, die gelehrteſten Fuͤrſten aus der Familie Timur's im vorhergehenden Zeitraume (1). 


Wahid aus Tebrif. 


Seine Gedichte ſcheinen myſtiſchen Sinnes zu ſeyn, es liegt aber micht viel daran J denfeien. 
ausjzumitteln, weil fie fehr mittelmäßig find. 


An but ki dameni dilem es kaf reba nekerd. 


Der Abgott, der den Herzensſaum nicht aussäßt, Wie viel Hat er geficht und tiebgekof't | 
Ich ſprach: O fag’ mir.an den Preis des Kuſſes Ausflüchte nahm er Hundert, fagt den Preis nicht. 
Ich ſprach: Warum Haft du mein Blut vergoffen ? Da ward er böT, nahm einen leeren Vorwand, 
In ünſtrer Nacht die liebekranken Geclen Berfehlten nicht des Türken Schelmenbiide, 
Wer deine Locke nur genau’anbiidet, Wird fie mis Moschusblafen nicye vergleichen. 
Ich ſprach: Ich rufe deine Seele an zu Zeugen ! Er brachte viel unnöchige Beweiſe. 
Wie Fannft du vor den Wimpern feines Auges, Wie kannſt, WBahHid! du deine Seele xetten, 
Inden bie Pfeile der verſtohlnen Blide Nach allen Richtungen hinfliegen? 
Ei si dihanet her buse dschani. 

Du, deffen Küffe Seelen find, Und deffen Mund fein Aug’ gefchn, 

Did. will ich preifen überall, u Dich will ich denken allezeit. 

Es dient dem Glücke wer dir dient, Dein Sclare iſt der Here der Welt, 

"Dein Her; droht Hinterhalt im Saar, - Das Auge fpannt den Bogen an. ' 
8 fige anf Eden⸗ Kottosabaum, Wer wie Wabidin im Staube ſitzt. 
Ei reſto der firaki tu mora bebad omr. 
Sa Wind ging auf von dir ensferne mein Leben, Richt obne den Genuß vergeh’ das Leben. 
Das Leben mehrt fich Durch dein Angedenten, Deshalb vermehree immer fi mein Leben. 
Berfag’ dem Wegſtaub nicht der Gnaden Waſſer, Es gehet auf in Gluth, in Wind mein Beben. 
@teh’ auf, o Arzt, und feg’ dich su dem Kranken, . Rimm feine Hand, bald IR entflohen das Leben. 
Mir, dem der Schmerz Der Liche Zreuden bringet, Bis Immer Schmerz, daß freudig fey mein Lehen, 
Es fchlage den Senuffess Tag Die Zreunung, Denn ohne ihn Hat Feinen Reitz das Leben. - 
Der gute Wüle IR genug Wahid, Denu Alles was bu ſiebſt bezwecket Leben. 
CLXXXV. 


Mirfa Taper oder Wahid. 


Die Gedichtſammlung des Prinzen Mirfa Taher, der den Dichternahmen Wahib, b.i. der 
Einzige, annahm, bat eben fo wenig poetifhen Gehalt als großen Umfang, Das fhöne Exemplar 


des Herrn Grafen von Rzewuski hat mehr als taufend Quartfeiten, deren Inhalt nit fowohl aus 


gangen Bafelen als aus Bruchſtücken und abgeriffenen Verſen, alle durchaus mpftifchen Sinnes, befteht. 
Wie ſchaal und geſchmacklos ſolche Fruͤchte des Myfticismus ſeyen, wenn den tauben Kern nicht bie 


Schaale ſchoͤner Phantafie umſchließt, davon geben die Werke mehrerer pbantafiearıner Nachtreter 








——— rennen 
2) Siehe Die umſtändliche Notiz über fein Werk in den Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothe. 
gue wauionale IV. p. 273, 


gefommelten Gedichte bersähret, in denen er fi) als einen Schuͤler Liffant’s zeigt. Er ftarb zu Arde⸗ 
bis im Sabre der Hedſchira 956 .(1549). Die folgenden Verſe ſind aus feinen Gedichten genommen: 


® a f el. | 
Dschüs chun dilem bi tu si müschgan tschi keschajed. . 
Es Fönnen ohne dich bie Wimpern Blut mur sichen, Sonſt können fie von Dornen ohne Rop Riches sichen. 
Kann ohne deinen Bart wohl frifſches Grün erfichen (1) ? Und Eönnen Anospen ohne Mundrubinen blühen? 
Im Blute ſchleppet ſich mein Hers entzwey gefpalten, Und aus der Spalte will der Seele Talk entfliehen. 
D ShHifer! deinem Mund entſtromt der Quell des Lebens, Aus dem die Wefen all' die Kraft des Lebens jichen. 
Sich’ wie die Knospe mit Gewalt Das Herz zerſprengt, Zerſpreng' es fo, denn auch zeriprengte Ketten ziehen. 


Wie fol der Gram des Liebenden durch's Feld entflichen,, Wohin die Liebe geht, wird aud der Sram mit ziehen, 
Mein Leben iß su End’, geh’ Morgenwind zur Freundinn, Gag’ ir: D Frank’ ihn nicht, denn morgen muß er Richen. 


Mächtig drangen herein geſchwellte Fluthen des Grames, 
Reiſſen bald hinweg dieſes SGehäude des Grams. 


CLXXXI. 


Sumajun Padifhah, J 


Sohn Baburs Padiſchah, des großen indiſchen Kaifers, ganz des Waters würdig, trat als Lieb⸗ 
haber und Befchüger der Wiflenfchaften in feine Zußftapfen. Er liebte vorzügli die mathematifchen 
Wiffenfchaften, ohne deßhalb die Dichtkunſt zu vernachlaͤßigen, wie der "folgende von Sam Mirfe 
überlieferte Doppelvers beweifet: 


Welche Cypreſſe hebt fi dorten im Garten des Wuchſes, 
Eine Fackel iſt's, Tauben umflattern das Licht. 
@eine Herrſchaft erſtreckte ſich von Kandahar bis Bengalen, als im Jahre der Hedſchia 
957 (1550) der Prinz Sam Mirſa feine Biographien perſiſcher Dichter ſchrieb. Aber des größte 
der Großmogolen war der dritte derfelben, Akber ber Sopn Humaijun's. 


CLXXXIH. " 

Sım Mirfa, 2 
der Sohn Schah Ismail's, des Gründers der perfifhen Dpnaflie der Seft, und mad feinem Tode | 
Herr inChoraffan, Dichter und Lebensbeſchreiber der zu feiner Zeit lebenden Dichter, hinterließ eıne 
Fortſetzung der Biographien Dewletſchah's unter dem Titel: Tohfei Sami, d.i. das erhabe—⸗ 
ne Geſchenk, in ſieben Büchern, welche den Titel Sahifa, d. i. Blatt führen. Er wählte zu ſei⸗ 
nem Vorbilde feine Vorgänger Dſchami und Dewletſchah, welche die Geſchichte der perſiſchen Dichter 


ſchrieben, und Mir Aliſchir den Verfaſſer der Notizen der tſchagataiſchen. Der Werth feiner Werke 
ſteht eben fo weit unter dem Dewletſchah's, als Firduſſi, Dſchami, Dſchelaleddin und Ha⸗ 








(1) Der zarte weiche Flaum des jungen Bartes wird dem zarten jungen Grün der Sluren verglihen, das ohne 
benfelben nicht ſproffen könnte, 


J 


Bbobbr. 


Fif Ser Kalfim von Gunabad, Hatifi, Schhewket und Saib, ihre Nachbether, auf ben Pfa⸗ 
den epifher und lyriſcher Poefie erhaben find. Nichts deſto weniger verdient er’ als gelehrter Fürſt und Goͤn⸗ 
ner ber Dichtkun Beinen mindern Ehrenplag in der Geſchichte der perfifhen Dichtkunſt, als Ulugbegh und 
Schahroch, die gelehrteften Fürften aus der Kamjlie Timur’s im vorhergehenden Zeitsaume (1). 


CLXXXIV. 


Wahid aus Tebriſ. 


Seine Bebidte feinen myſtiſchen Sinnes zu feyn, es Tiegt aber nicht viel daran ” denfeben 
ausjumitteln, weil fie fehr mittelmäßig find. 


An but ki dameni dilem es kaf reba nekerd. 


Der Abgott, der den Herzensſaum nit aussäßt, 
Ich ſprach: O fag’ mir an den Preis des Kuſſes 
Ich ſprach: Warum Haft du mein Blut vergoffen? 
Sn Unftrer Nacht die liebefzanten Seelen 

Wer deine Locke nur genau'anbidet, 

Ich ſprach: Ich rufe deine Seele an zu Zeugen I 
Wie kannſt du vor deu Wimpern feines Auges, 


Sie viel Hat er geficht und Gchgetef't ! 

AusKüchte nahm er hundert, ſagt den Preis nid. 
Da ward er bil, nahm einen leeren Vorwand, 
Berfeplten nicht des- Türfen Scheimenblide, 

Wird fie mie Moschusblafen nicht vergleichen. 

Er brachte viel unnöchige Beweife- 

Wie tan, Wah id! du deime Seele retten, 


Indem Die Pfeile der verſtohlnen Blick⸗ Nach allen Richtungen Hinfliegen? 


Ei si dihanet her buse dschani, 


Du, deffen Küffe Seelen find, Und deffen Mund kein Aug’ sefchn, 

Dis wi ih preifen überall, Die will ic benfen allezeit. 

Es dient dent Glücke wer dir dient, Dein Selare if der Here der Welt, 
- Dein Her; droht Hinterhalt im Haar, Das Auge fpannt den Bogen an. ' 

Es ſitzt auf Edens Sottosbaum, Wer mie Wahıni im Staube figt. 


Ei "refte der firaki tu mora bebad omr. 


Su Wind ging auf von bir entfernt mein Lehen, Bit ohne den Genuß vergeh’ das Leben. 

Das Leben mehrt fich durch Dein Angedenten, Deßhalb vermehret immer ſich mein Leben. 
Berfag’ dem Wegſtaub nicht der Gnaden Wafler, Es gehet auf in Gluth, in Wind mein Leben, 
©teh’ auf, o Arzt, und feg’ dich zu dem Kranfen, Rimm feine Hand, bald if entflohen das Leben. 
Mir, dem der Schmerz der Liebe Freuden bringet, Bis Immer Schmer, daß freudig ſey mein Lehen, 
Es fehlage den Genuffess Tag Die Trernung, Denn obne ihn hat Beinen Reitz das Leben. 

Der gute Wule IR genug Wahid, Denn Alles was du ſiedſt bezwedet Leben. 


CLXXXV. 
Mirfa Taher ober Wahid. 0 


Die Sedihtfammlung des Prinzen Mirſa Taher, der ben Dichternahmen Wahib, b.i. ber 
Einzige, annahm, hat eben fo wenig poettfchen Gehalt als großen Umfang Das ſchoͤne Eremplar 
Des Herrn Grafen von Rzewuski hat mehr als taufend Quartfeiten, deren Inhalt nicht ſowohl aus 
ganzen Gaſelen als aus Bruchſtücken und abgeriſſenen Werfen, alle durchaus muftifchen Sinnes, befteht. 
Wie ſchaal und geſchmacklos ſolche Früchte des Myfticismus ſeyen, wenn den tauben Kern nicht bie 
Schaale ſchoͤner Phantaſi⸗ umſchließt, davon geben die Werke mehrerer phantaſiearmer Nachtreter 








—, —— — — — — — —ñ — 
1) Siehe die umſtandliche Notiz über fein Wert in den Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothe- 
gue ‚»ationale IV. p. 273, 





881 AN UN 


RS 


bes großen Mewlana Dfäetatedbin, nahmentlich Urfi’s ,-undb unter andern auch dieſe Gedich⸗ 
ſanimlung des ſehr Tangweiligen Prinzen Taher, hinlaͤngliche Probe. Die Armuth am poetiſcher 
Schoͤpfungskraft beurkundet ſich vorzüglich durch fein überall ſichtbares Unvermögen, zwey ober drey 
Ideen an dem loſen Faden des Bafels in ein Ganzes zu verbinden. Do leicht die Forderungen ſind, 
melde die perfifhe Poetit an den Dichter des Gaſels in Betreff des Zufammenhangs zu einem Ganzen 
ſtellt, indem die Leichtigkeit morgenländifcher Einbildungskraft ungeheure Abfprünge und Tücken geftattet, 
fo ſchwer mußten fie den Prinzen drüden, der meiftens unbekümmert um bie Form und Einheit bes 
Bafels, nur Bruchftüdweife gedichtet, fa daß bie einzelnen Diſtichen, welche bey anderen Dichtern nur 
einen Anhang ihres Diwans, bier in fortlaufender alphabetifcher Ordnung, mit ben Gaſelen unter« 
miſcht, den größten Theil diefer Sammlung ausmaden. Wiewohl nun hieraus fich vermuthen ließe, daß 
unter den einzelnen Diftihen eine weit größere Auswahl ausgezeichneter Ideen und Bilder anzutreffen, 
als unter den minder zahlreichen Gaſelen, ſo iſt doch auch dieſes nicht ber Fall, ſondern vielmehr umge⸗ 
kehrt. Beyſpiele ſolcher Diſtichen find: 
Des Lebens Quell wird offnem Mund nicht aufgethan, Des Gartens Früchte Heißt des. Schloffes Zabn nicht an (4. 





Kein Glück in diefer Welt ik ohne Pein, Die Zuderbüte ſelber iſt nicht rein (=). 


4 





Das Grab im Staus den Saamen der Begier ausfteömt, Bis daß am jüngſton Tag der Hoffnung Gaat gedeiht. 





Ewiges Leben ward Chiſern, indem er trank von dem Quelle, Ewiges Leben wird dir, wenn du dich nähre yon taub, 


Bruch ſt üſcke. 


Ich fürchte nicht den Tod, die eigne Seel' ich fürchte, und vor mir ſelbſt wie vor den Feinden ich mich fürchte. 


ne 








Richt Geelenfeinde fonbern meine Seel' ih fürchte, Ich Armer! vor mir ſelbſt am meiften ich mich fürchte, 
Wovon fich fürchtet fon das Volk, ich mich nice fürdte, - Vom Gkorpionenflih Der Zreunde ih mich fürchte, 
© oft mein Aug’ mit Furcht erfpapt der Hürde Umfang, So fürcht' Ih nicht den Wolf, nein, ich mich felber fürchte, 
. \ " - 
Miewohl der Sckmetterling umfreift der Kerze Licht, umekreiſt er vor dem Licht des Schonen Angeſicht. 
Es bleibt in Anftrer Nacht des Mondes Licht verſteckt, Bis er das Angeſicht wie Kerienlicht aufdedt. 
Auch auf das Saßeſte ein Bitt'res folgt, | Den erfien Tag bes Monde der letzte folgt, 
Auf jeden Bud vol Hu und Schmeicheley, Wie auf der Mandeln Süße Bitt'res folgt. 
Für alle die an Jahren alt und jung, Gin erſter Sag dei Monds, ein letzter folgt, 
Der Weg von Bald, er führe na Teberil, Wie auf das Gute ſtäts das Böfe folgt. 
Das Wahre I mie Fehlern untermifcht, Auf Renten ohne Grund nur Gram erfolgt. ” 
. ————,, ——— 
Ein reines Herz wenn ſonſten noch ſo hart, Wird doch erhellt vom Glaub endlicht; 
Ein Stein gefhlifen nach des Spiegels Art, Ar zeigt des Nenſchen Angeſicht. 
Sm Herbſt, wenn aus dem Roſenbeet, Die Schoͤnheit der Cypreſſe geht, Läße fie nicht Furcht zurück. 
Wer leicht geſchurzet IR und frey, Der läßt im Karawanſerai Auch Bein Gepäd zurüd, . 


. . . “ j 


(1) Eine Unfpielung auf die Zähne bes orientaliſchen Schluͤſſels, welchen Regnierin feinen serrures egyptiennts 
servollfommuet bat. 
(2) Selbſt das Papier, worin Halwa, d.i. eine Art von- ſchwierigemn Zuck erwerk eingewickelt wird, if nicht rein. 


— 





ä 


Wenn id mein Gram im Wirbel dreht⸗ 
Die Zarbe Kieget von der Wange, 

i Es bat der Seele Vogel diefes 

Dañ ohne Fittich, ohne Zlügel, 
Wenn fih das Herz in feinem Gaue 
Wenn es im Net ich feß geſetzt, 
Kenn des Genuſſes Rofenhaine 
Bon unfern Mugen, wie von Wollen, . 


So manche fihwere Luft auffieae s 
Wie von dem Berg der Zellen fliegt. 
Bor andern Vögeln ganz allein, 

Er nun um fo viel leichter fliege. 
Den Aufenthalt Hat auserwählt, 

Es alsdann mit dem Schnabel fliegt. 
Sich unferem Anbli ſtellen dar, 
Ein biutgefärbter Regen fliegt. 


Saſel. 


J 'Si scherm gescht jar sefid u siab u surch. 


Es ward der Zreund aus Schaam weiß, ſchwarz und roth, 
Ins Ders, o Frühling! lea du Saamenkorn 

Bann werd' ih aus Begier, wie's Blatt des Herbſi's 

Bon Maalen iſt gewürfelt mir die Bruſt 

Dis Maale ind aefärbt wie Mandenhof - 

Wenn er erfheins in vollem Glanz entſtrömt 

Wenn ich gedenk der Augen und des Munds, 

Wie if, Wahid, die Wange dir gefärbt 


x 


Mies Zrüplingsangeficht, weiß, ſchwarz und roth. 

Wie der Sranaten Kern, weiß, ſchwarz und roth. 

Auf deinem Hoffnungspfad weiß, ſchwarz-und Loth! 

Wie Würfel von dem Loos, weiß, ſchwarz und roth. 
Aus Liebe zu dem Zreund, weiß, ſchwarz und roth. 
Dee Wangen Garb’ wie Gold , weiß, fihwar; und roth. 
Entßromen Thränen mir, weiß, ſchwarz und roth. 

Aus Schmerq viel tauſendmahl, weiß, ſchwarz und rorb- 


Daniste est jar tschu rasi nuhuftera. 


Hat der Freund einmahl das verborgne Geheimniß erfahren „ 


Sage Anderen nıcht mas du demfelben vertraut. 


% 


Wie die Fackel, fo läuft mein Auge vor ihm auf dem Weg ber, 
Und erwedt an dem Weg jeglichen Fuß der da fchläft. 


Nimmer fag' ich es euch, warum ich weine und flöhne, ” 


Denn viel mınderen Werth haben die Perlen, gebohrt. _ 
Hier it der Ort, wo fih mein Her; ausruhet, o fomm, ſchau 
Wie ich diefes Haus von der Begierde geſcheu'rt. 
Dur die Aloe wird die Gluth verwandelt in Rofen, 
Dein Geſicht erklärt mir den verſtohlenen Blid. 
‚Schlechte Männer find unachtſam in eig'nen Geſchäften, 
. Wie, gesiemt der Schlaf Männern die ſchläfrig zu Zußt 
, Wenn die Liebe beginnt, Wahid, iſt's ſchicklich zu meinen, 
Roſenwaſſer entfiröme beffer den Roſen die friſch. 





Die Seufzer glätten mid wie einen Spleget, 
In Gluth zerſchmolzen big ich ganz verwandelt, 
Wißt ihr denn nicht was mir. gefagt der Alte: 
Einf waren lieber mir ald Wein die Knaben, 


Wenn du mit Liebe auf die Fluren blickſt, 

Es werde deinem Feind das Leichentuch 

So oft der Zinger deinen Mund verfehlt, 
Das Weib bieibt Weib, der Mann bewährt den Maum, 
Unmöglich it's mie Worten dich zu ſchildern, 
Dort wo's nicht gut unnüg zu reden iſt, 

Ein jedes Ringlein deines Moschusflaums 

Ein jedes Haͤrrchen bringt mich in Verwirrung, 

Rein Wunder iſt's wenn der Gefallne fieget, 


Der Spiegel feine mit Wachs HAnz übergogen. 


In meiner Bruft geht Hei die Sonne auf. 


mie dem GSelichten trinke alten Wein.“ 
Doch lieber iſt mie nun der alte Wein. 


Tschun mibr ki sased be wasar tase tschemenra. 


Macht deine Hutd das Alte wieder jung. 

Bon deinem feflen Schwerte zugefchnitten. 

Wird von dem Pfeil der Zauberring verfehlt. 

D Hüte dich mit Weibern dich zu meſſen! 

Denn viel’ zu eng iſt aller Worte Bau, 

Eind ſtumme Lippen beſſer ats Die Zunge. 
Beſchaͤmet die Gaſellen aus Ghoten. 

Und jedes neue Maal friſcht alte auf. 

Die Erd’ im Grund' des Meers iß deſſen Boden. 





Her tschend ki der dara dil bim helakest. 


So oft mein fordernd Herz aus Furcht gu Grunde geht, Was fürchte’ ich wenn der Liebe Richter dir benfiehf! : 
Wiewohl von Außen unrein, wie Des Weines Blafen, Iſt doch mein Herz im Liebesgrame rein. 
Am Herzenswaſſer, das ich trinke, ſpiegelt fich oo. ‚ Die Wahrheit, daß die Welt aur eine Handvoll Staubs. 
- Ein reines Mädchen if der alten Nebe Tochter, " Das von der Sonnenamme auferzogen ward. . 
O Weltfomer , ſetz im Herzen dich nicht fe! Hinaus! denn Erderfhütt'rung drobet diefem Haus. 
— Bir du nicht in die Nachtigall verliebt, o Roſe! “60 fag’ Für wen zerriffet du den Naden bir? 
So oft du einen Blick nach mir Gefallnem fendefl, So gebt, Hey Gott! mein Herz für dich u Grunde, 
Berwehr' mies nicht mit Sohlen gu liebäugeln, Die Sohlenbander find des Herzens Adern, 
CLXXXVI. 


Obeiddollah Chan, 


der Neffe Scheibe Chan’s, ein biutdürfliger Thrann, welcher während feiner Regierung nit we: 
niger als vierzigtaufend Menſchen hinrichten ließ, und dennoch Dichter war. Sam Mirſa dat fol⸗ 
gendenden Doppelvers von ihm aufbewahrt: ⸗ 


Des Schenke iſt mir hold, o Ders! nun trinke Liebe, Zum Reden iſt nicht Zeit, du trink und ſchweige ſtill. 


x 


- CLXXXVO. 

Emir Chanfade, 
berühmt unter bem Nahmen Tablbaſ, b.i. des Trommelfpielers, ſtammt aus einer Familie der 
Seide von Termed ab, und trat als Dberfljägermeifter in die Dienſte Humajun Padiſchah's. 
Da er fi überfinnlihen Betrachtungen überließ, war er oft fehr zerftreut, und redete was ihm im 
ben Mund kam. Er war nidt nur ein guter Trommelſchlaͤger, Reiter und Bogenfhüge, fondern 


auch ein Teidentlicher Dichter und Kärhfelfhmid. Sein Dichternahme war Deliri. 


Ich habe Beinen Freund der fi nach mir erfunpigt, Nur manchmabl fagt, und manchmabl fraget er ein Wort. 
Ob Anderer Schmerz haft du mit mir das Mitleid nicht, Das dir für Andere mein Schmerz gegeben bat. 


CLXXXVII. 
Shah Aadil Mirſa, 


ein tapferer Prinz, der den Bogen und die Lanze, die Feder und die Laute gleich gut zu führen 
wußte, aus der Familie Kerkin Milad, welche ſchon zu Sam Mirfa’s Zeit ihre Ahnen dreytau⸗ 
fend Jahre weit hinauf zählte. Er fiel im Jahre der Hedſchira 952 (1545) durd ben Dolch eines 
unbekannten Affaflinen. Bon ihm find die. folgenden Verfe: i ' 
Nedſchnun's Geſchicht' iR alt, Hör’ meines Graͤmes Sage, Verſchwend' das Leben nicht, pör an mas ich dir fage. 


n 


CLXXIIX. 
ein aufgeweckter Kopf und zierlicher Schoͤnſchreiber, der ſowohl Gaſelen als Kaßide dichtete. Eine 


- 


der befannteften ift die als Seitenflüd zu einer Kaßide des Dichters Umidi gebichtete, woraus biefe 
Verſe: 


Die Wangen find der Mond der Schönheit, Dee Wuchs des Anmuthshaines Beder. 

Die Rofen und Snpreffen prapien Umfonft vor die mit ihrer Schönheit. 

Denn du einher im Garten ſchwankeſt. - ,.. Mntfernen fh aus Schaam Cypreſſen, 

Und wenn du zeigeſt deine Wangen, So ſchwitzen Rofen Thau atd Angſtſchweiß, 

Der Mund verfiedt ſich vor den Wangen, Cypreſſen vor dem hohen Wuchſe. 

Cypreſſen ſitzen ſtil im Winkel, Und irrend läͤuft der Mond am Himmel. 
CLXXXX. 


—— Sqcewket, —— 


aus Bochara, ein Nachkomme des unter dem Nahmen Bochara's berühmten Sammlers der mündli« 
chen Ueberlieferungen des Propheten, zog während feines Lebens in Perfien herum, wo er fid einige 
Zeit hindurch in Ißfahan aufhielt. Er ſtarb ehe er feine Reiſe vollendet hatte, und der Ort feines Be: 
gräbniffes ift unbefannt. Daß man auf feinen Diwan einen großen Werth ſetzt, beweifen die, im Ver- 
gleiche mit anderen mehr befannten Dichtern, fehr häufigen ſchönen Abſchriften feines Diwans (1). Wie: 
‚wohl der myſtiſche Sinn mehrerer feiner Gedichte nicht abzuläugnen iſt, fo feinen dod bie meiften eben 
fo wenig als die Hafifen’s im allegorifhen, fondern im buhftäblihen Sinne, als cob bes Weins 


und der Schönen gedichtet zu feyn. Man urtheile ſelbſt: 


Tschi gham es sahidi efi nigahi endische mara.- 


Ey was kümmert mich wohl der fchlangenblicddende Klausner, 
SR die Flaſche nur funkelnd gefhlifiner Smaragd. 
Nicht fo Teiche iſts zum Wuchs von meinem Liebling zu kommen, - 
- Wimpern als Löwen des Hans halten die Wache ded Wege. 
Eiche die Liebe! fie zieht uns Hin zum eignen Gebilde, 
Unfern behauenen Stabl ziehet an ſich Biſſutun (2). 
Meines Gluckes Zweig, wann wird er vom Waſſer getranket? 
Waſſer! mas nützet es wohl meinem verwundeten Aug’? 
Echelmiſch ſtehet mein Sinn nun auf den Wogen des Weines, 
Weiſſes vom Hirſchenaug' ſcheinet die Flaſche zu ſeyn. 
Srunten kam fen Bid Schewket zum Feſte des Herzens; 
Bom Verliebten bring’ Runde zum Liebenden pin. 


“ 


Tschunan girift si sindan dili essiri mera. 
Im Kerker it mein Hera fo ſehr befangen , Daß Kettenringe Lötwenaugen fcheinen. 


Dein Bild Hat mich mit Nofenduft berauft , “ Es führt ein Weg vom Herzen ins Gehirn. 
Bor deinem Bilde ift der Teppich unnüs, Das Alter bringt von felbft hervor die Matten. 
Von Biffutun trug Wunſch mich zuSchiein, Der Mithfiuß diente mir das Roß zu geißeln. 


Denn ih Schewkekt von feinen Blicken fpreche, Vermag die Zeder Nichts hervor zu bringen. 








MM 


(1) Zwep Eyemplare davon find in der Sammlung des Herrn Grafen von Rzewuskp befindlidh, Deren eines 
in ef ſch⸗ lackirtem Deckel gebunden, vielleicht in Europa das am fchönften gebundene orientaliſche Mas 


nuscript iſt. 
() Siffutun, der Berg in deffen Selfen Serhad das Bid S di rind aushaute. Das eiſen meines Beils 


wird vom Magnete Biſſutun's (dem Bilde Schirin’s) angezogen, 


“. 


Die Rofenfeuer al erloſchen, 
Die Blumen aU zerſtreuet fielen, 


- Die Rnospe , von dem Wind beleidigt, _ 
Die Ihränen, fo Narciſſen weinten, 
. Der Herbfiwind Tulpen ohne Schonung 


Und harte Schläg’ dem Wafler gab, 
Die Aeſte, von der Frucht entblößt, 
Die Pinie mit gefpaltnem Herzen 


Das Aug’ der Mandel ganz im Schlafe 


Die Lotos fih ind Waller fentte, 
Die Anensone brandgemaalt „ 
In diefer Jahrszeit, u. f. w. 


Die Zlur ein blut'ger Wirbel war, 


Des Lebens Spreu im Wind verflog, 
Gich in den Dornenfchleger barg, 
Wegwufchen aus dem Aug’ das Schwarz, 
Bon ihrem Haupt die Krone nahm, 

Das ſich in Blaäͤtterſchleyer Hüllte, 

Nur wie gemalte Palmen fehienens 

Die Nadeln aus der Hand verlor, 

Sich von den Garten weggekehrt, 

Dad voll von blauen Blafen ſchien, 

Zur Reife Vorbereitung traf; 


Einige folder Vefchreibungen ausgenommen , die ftellenweife vorkommen, iſt as Ganze fehr mit⸗ 
telmäßig und leer an poetifhen Gehalte, wiewohl der Dichter ganz eine andere Meinung von fid hatte 
und mit den erften Lichtern der perfi fhen Poefie, mit Enweri, Niſami und Hatifi om Hims 
mel des Ruhms zu ftrahlen hoffte. © fpriht er gleih im Anfange feines Werkes beym. Code bes 


Schahs: : 
N mächtiger und gnäd’ger Schah, 
Die Treuen wenden fiy zu Dir, 
Wie Muſcheln öffne mir das Ohr, 
Du biſt die Urfach des Geſangs, 
Du biſt's der Redewaaren Fauft, 
Es fol nun auf dem Blatt' dee Welt 
Gab ShHiifer nicht den Lebensquell, 
ass NtTami die Werfe wog, 
Und zu Ende beffelben Abſatzes: 

Aus Tauſenden BLüh’ Ich als Roſe, 
Wie Sirius ſtrahlt mein Gedicht, 
Der Verſe Blätter find gezählt, 

\ So ho heb' id) empor dad Wort, 
Das Wort allein beſtehet ewig, 
Das Wort vom Himmel niederflieg, 
Wär’ nicht das Wort von ewig ber, 
Das Wort it Über allen Raum 
Es zeigt fi durchaus wie die Seele, 
Das Wort iR ewig in der Welt, 


Wär nicht das Wort, wo wär" die Spur 


as Enweri das Wort erweckt', 
Und von Rifami’s ſüßem Wort 
Wär’ Hatifi nicht auferflanden, 
Und wären Perlen nicht durchbohrt, 


Deß Gluͤdsgeſtirn hoch am Himmel: 

Ich bin der Hund von deinem Gaue. 

Wenn ich des Wortes Perlen ſtreue. 

Die Verſe ſind nur dir geweiht. 

Du biſt Sandſchar, ib Enweri. 

Dein Nahme künftig Herrlich ſtrahlen. 
Will ich ihn aus dem Schwarzen geben (1). 
Vergoß fein Kiel des Wortes Schätze. 


Ich bin ein Zweig der Früchte bringt. 
Mit ihm beherrſchend Erd’ und Himmel. 
Am Werth den größten Perlen gleich. 
Daß es zur Loofedtafel reicht. . 
Und Alled Andre IR vergänglidy. 

Vom Schickſalsbuche auf die Erde. 

So wär’ nicht Tafel und nicht Feder (2). 
Und über alle Zeit erhaben. 

Es ſchweigt das Hera, die Zunge ſpricht. 
Es iſt der wahre Quell des Lebens. 

In dieſer Welt von großen Kaiſern. 
Erſcholl die Welt von Sandſchar's Nahmen, 
Lebt Alexander und Perwiſ. 

Wer Hätte denn das Wort verbreitet, . 
So wären fie Bein Ohrenſchmuck. 


CLXXXXII. 
Behram Mirfa, 


ein boffnungsvoller Prinz, Sohn Sultan Hoffein Mirfa’s, der große Anlagen zur Dicht⸗, 
Ton- und Schreibekunſt verrieth, indem er ſich frübzeitig durch Schöne Neſchitaalikſchrift ausjeichnete, 
aber aud frühzeitig , im Jahre der Hedſchira 956 (1549), ſtarb. 


— — — — — — — — — — — — 
G) Chiſer gab aus der Finſterniß Alexandern nicht den Lebensquell, aber ich will denſelben aus der Tin⸗ 


tenſchwaͤrze geben. 
(3) Die Tafel und die Feder des ewigen Looſes. 





Ecca 


— 386 ——— 


Aus feinem romantiſchen Gedichte Leila und Medf chnun ſind die folgenden beyden ſchonen 
Doppelverſe: 


Die Sarift des Grames wird von , Theänen Aus meinen Herzen nicht verwiſcht, 
Der Tulpe Brandmaal wird vom Waſſer Des Zrühlingsregens nicht verwiſcht. 


Sein didaktiſches Gediht Karmame, d.i. das Se (daftsbuch, genannt, Tehrt die Kunft des 


Ballens und SchIägels, oder des Maillefpiels, und aus bemfelben find die folgenden Verſe: 


Mit dem Stod in ber Hand vor der Gäule des Bielsi der Spieler 
\ Mofes auf Sinai's Berg, führend den Stab in der Hand, 
Mächtigen Schlags mit geiwaltiger Hand treibt Jeder den Ballen, 
Golden und rund wie die Sonn’, ſchnell su dem Ziele hinan. 
Wis dem Munadſchat der ber Anrufungsbymn«e ſeines Cbosru und ogiria ſind die 
folgenden Verſe genommen: 


Mit Maal und Wangenbrand der Schoͤnen Steck meines Daſeyns Syeicher an, 


Die Hoͤlle kann mir dann nicht ſchaden, Zum zweytenmahl brennt Aſche nicht. 
Die folgende Anrede eines Liebenden an die Kerze, iſt aus demſelben Gedichte: 
Du leideſt, wie ich ſehe, Furſt der Kerzen, Wie ich, viel Sram in diefem Haus der Schmerzen. 
Ich feh?, Daß nimmer Dir die Seele ruht, Intdeß su Afche Dich verzehrt die Gluth. 
# Indeß breunſt du nur bis der Tag erwacht. Ih, AUrmer ! Brenne Hüfflos Tag und Nacht. 
Du Haft von Diefer Welt, der wandelbaren, Wie ib, viel Ungerechtigkeit erfahren. 
Dein Schmerz if wie der. meine Fund gegeben , Mußt Brennen fo wie id, wenn du willſt leben. 
Ein Vogel biſt, der Blue und Feuer frißt, -—  ' Welipalb dein Schnabel feurig blutroth iſt. 
Es nährer di mit Gluth und Blut die Seit, Das fie ſtatt Korn und Waller dir geweiht. . 
Ein Salamander lebſt in Flammen hell, Das Zeuer ift für dich des Lebens Quell. 


Auch die folgenden beyden Doppelverſe ſind aus einer Beſchreibung des Fruhlings in demſelben 
Werke: 
Die Rofſenknosſspe, feucht vom Morgenthau, Lacht wie Der Mund Schirin's, der ſwhonen Frau. 
Bon Halb verdeckter Schmeicheleyen Koſen, Erröthen tauſend halb entknospte Roſen. 


Schon vor Mirſa Kaffim hatte Scherefeddin von Jeſd die Geſchichte der Feldzuüge Ti⸗ 


mur's in-poetifcher Profa gefchrieben. Er mochte fein Werk mit größerem Rechte das Buch des Gier 
ges betiteln als Kaffim, der, wenn er ſich an hiſtoriſche Treue gehalten, unter den Siegen Schaf 
emails auch die Niederlage in den Ebenen von Tſchaldiran beſchreiben mußte, ftatt diefelbe mit 
Stillſchweigen zu übergehen.‘ Er widmete das Werk feinem Helden, als deffen Lobredner ex fih an: 
kündigt, wie Scherefeddin von Jeſd als der Lodrehner Timurs Man ſieht, daß aufer dem 
Mufterbifde der in Profa verfaßten Gefhichte des Testen, dem Mirfa noch ber ſtolze Gedanke, das 
Schahname nachzuahmen, vorfchwebte, daß es ihm aber an Kraft gebrach, mit diefem auch nur durch 
‚die Eurze Strecke von viertbalbtaufend Diſtichen in die Wette zu laufen. 


Nach dem gewöhnlichen Lobe Gottes und bes Propheten, bes Schahs (Is mail’s) und des We: 


fire (Schemſeddin Mohammed Ben Kemal) beginnt er von Haider dem Vater Ismail's, 
den er bey der Geburt aufnimmt, und dann feine Zuͤge in Iran, Turan, Schir wan und Gi⸗ 
Lan erzählt wider Schhir waſch und Elwendfultan, dann in Irakiadſchem wider Jakub 


und Murad, wider bie Sulfadriten und Alaeddewlet in Syrien, und wider Mobammed 


Scheiban in Ehoroffan bis zu feinem Tode, dem wie gewöhnlich die Beſchreibung des Herbſtes 
poransgeht. Ä 
Als nun der Herbſt die Flur verſchneyte, Der Wind der Roſen Licht ausbfies, 
Die Wolfen ih zuſammen Frümmten, Dad Waller Trauerkleider srug, 


; 


. 











mm 887 mm 


Die Rofenfeuer all erlofchen , 
Die Blumen aU zerſtrenet fielen, 


: Die Anospe , von dem Wind beleidigt, _ 
Die Thränen , ſo Nareciffen weinten, ° 
- Der Herbftwind Tulpen ohne Schonung 


Und harte Schläg’ dem Wafler gab, 
Die Aeſte, von der Frucht ensblößt , 
Die Pinie mit gefpaltnem Herzen 


Das Aug’ der Mandel ganz im Schlafe 


Die Lotos fi ind Waller ſenkte, 
Die Anemone brandgemaalt‘, 
"Sn diefer Zahrszeit, u. ſ. w. 


Die Flur ein blut'ger Wirbel war, 


Des Lebens Gpreu im Wind verfiog,, 
Sich in den Dornenſchleyer barg, 
Wegwuſchen aus dem Aug’ das Schwarz, 
Bon ihrem Haupt die Krone nahm, 

Das fi in Blätterſchleyer Hüllte, 

Nur wie gemalte Palmen ſchienen, 

Die Nadeln aus der Hand verlor, 

Sich von dem Garten weggekehrt, 

Das voll von blauen Blaſen ſchien, 

Zur Reife Vorbereitung traf; 


Einige folder Befchreibungen ausgenommen, bie ftellenmeife vorkommen; it bas Ganze ſehr mit⸗ 
telmaͤßig und leer an poetiſchem Gehalte, wiewohl der Dichter ganz eine andere Meinung von ſich hatte 
und mit den erſten Lichtern der perſi ſchen Poeſie, mit E nweri, Niſami und Hatifi am Him⸗ 
mel des Ruhms zu ſtrahlen hoffte. So ſpricht er gleich im Anfange ſeines Werkes beym Lobe des 


Schahs: 
N mächtiger und gnäd'ger Schah, 
Die Treuen wenden fi su Dir, 
Wie Mufcyeln öffne mir das Opr, 
Du biſt die Urfach des Gefangs, 
Du biſt's der Redewaaren kauft, 


Es fol nun auf dem Blatt’ bee Welt - 


Gab EhHiifer niche den Lebensquell, 
Als NiTami die Verſe wog, 
Und zu Ende deſſelben Abſatzes: 

Aus Taufenden bluͤb' ich als Nofe, 
Wie Sirius ſtrahlt mein Gedicht, 
Der Berfe Blätter find gesähft, - 

\ So hoch heb' id) empor das Wort, 
Das Wort allein beſtehet ewig, 
Das Wort vom Himmel niederflieg, 
Wär’ niche das Wort von ewig’ her, 
Das Wort ift Über allen Raum 
Es zeigt fi durchaus wie die Seele, 
Das Wort it ewig in der Welt, 


Mär’ nicht das Wort, wo wär’ die Epur 


As Enwert das Wort erweckt', 
Und von Wifami’s Füßen Wort 
Wär’ Hasifi nicht auferftanden, 
Und wären Perlen nit durchbohrt, 


Deß Gluͤcegeſtirn doch am Himmel: 
Ich bin der Hund yon Deinem Gaue. 
Wenn ih bed Wortes Perlen ſtreue. 
Die Berfe find nur dir geweiht. 

Du bil Sundfhar, id Enweri. 
Dein Nahme Fünftig Herrlich ſtrahlen. 


Will ich ihn and dem Schwarzen geben (1). 


Vergoß ſein Kiel des Wortes Schätze. 


Ich bin ein Zweig der Früchte bringt. 
Mit ihm beherrſchend Erd’ und Himmel. 
Am Werth den größten Perlen gleich. 
Daß es zur Loofestafel reiche. . 
Und Alles Andre if vergänglidh. 

Bom Schickſalsbuche auf die Erde. 

So wär’ nicht Tafel und nit Zeder (s). 
Und Über alle Beit erbaben. 

Es ſchweigt das Hera, die Zunge ſpricht. 
Es iR der wahre Quell des Lebens. 

Sn diefer Welt von großen Kaifern. 
ErfhoU die Welt von Gandſchar's Nahmen, 
Lebt Alerander und Perwif. 

Wer hätte denn Das Wort verbreitet, . 
So wären fie fein Ohrenſchmuck. 


CLXXXXII. 


Behram Mirſa, 


ein hoffnungsvoller Prinz, Sohn Sultan Hoffein Mirfa’s, der große Anlagen zur Dicht, 
Ton- und Schreibefunft verrieth, indem er ſich frühzeitig dur ſchoͤne Neſchitaalikſchrift ausjeichnete, 
aber auch frühzeitig ‚ im Jahre der Hedſchira 956 (1549), ſtarb. 


(0) Chiſer gab aus der Finſterniß Alerandern nicht den Lebensquell, aber ich will denſelben aus der Tin: 





tenfchwärze geben. 
(3) Die Tafel und die Feder des ewigen Looſes. 





Ecca 


° 


CLXXXXII. 
Semal Ibn Gajaß, 


ein Mann von ſanften Sitten, der ſich mit Chronographen und anderen Verſekünſteleyen abgab. Auch 
verfertigte er Lobgedichte auf die Familie des Propheten, die allgemein bekannt ſind. Die folgenden 


ſind von ihm: 


Schnell es Reden ſchadet Manchem, Nachgeſonnen, nachgedacht, 


Daß aus Böfem Gutes werde, 
Zugend führt auf Gottes Wegen, 
Gutes Zeichen bringet Glück, 
Dente nicht an Schickſals tafel, 
Den Baiafi beflag’ dich nicht, 


Aufgeboden , aufgefpart. 


Tugendhaft fey, tugendhaft. 


Gutes Zeichen, guter Sinn. 


, Nur Vertrauen, nur Bertraun. / 


Nur geduldig, nur Geduld. 


& war in Schiraf wohl angefehen wie ein anderer Buffati, und trieb außet feiner Lobrednerey 
noch nebenbey die Apothekerkunſt. Er verfertigte naͤmlich Arzeneyen, und las aus dem Dſchamas b⸗ 
name und dem Ahkami ſuchan, fo daß er ein ganz eintraͤgliches Einkommen hatte. Eines Tages 
Tieß ihn Ibrahim Sultan Mirfa rufen und fragte ihn, welche aus den vier orthodoren Secten 
(Schafii, Hanbeli, Maleki, Hanefi) die beſte fey. Er antwortete: O-Gultan! du figeft Bier 
in einem Saale der vier Thürsen hat, und bey was für einer Thüre ich immer bereingehe, febe ich immer 
den Sultan. Diefe Antwort gefiel dem Sultan, der den MeywTlana dafür reichlich belohnte. Wirklich 
ift fie ganz im Sinne der myſtiſchen Philofophie der Sofi, welde die Einigkeit Gottes unabhängig von 
allen dußeren Sormen ber verfchiedenen Religionen anbethen, und ohne Unterſchied von Rechtglaͤubigen 
und Unglaͤubigen keinen andern Gottesdienft Eenmen, als den der ewigen Liebe, welche die ganze Welt 
umfaßt, und die Liebe ber Wortrefflichkeit in den Geſchöpfen zu dem Quelle aller Vollkommenheit, dem 
hoͤchſten Weſen und einzigem Gottie zuruckführt, daß der Menſch in dein Sinne bes reinen Guoſis mit 
Gott Eins wird (1). 


» CLXXXXIV. | 
Molla Wahſchi, 


"won deflen Gerichten ſich ein ſehr ſchoͤn geſchriebenes Exemplar in ber Sammilung des Herrn Grafen 
von Rzewusky befindet, verſuchte ſich in allen Gattungen. der lyriſchen Poeſie, meiſtens in Kaßaid 


zum Lobe des Schah Tahmas und ſeiner Miniſter gedichtet, in Gaſelen, vierzeiligen Strophen und 


ſatyriſchen Bruchſtücken, ohne großes eigenes Talent, jedoch richt ganz obne Gluck wie ſch aus den 
folgenden Bepſpielen urtheilen Täßt. 


Im Eingange beym Lobe des Propheten. 


Wa⸗ fagtrder Herbſt der Ref‘ ins Ohr, 


Es fireus der Wind mit vollen Handen . 


Er fliegt in dieſer Blätter Plünderung, 
Huf finfern Tannen glänzt der Schnee, 
a Die Blätter fiäd mit Noch gefärbt, 





Daß fie die Haube von ſich wirft! 

Bon Bäumen Blättergold herab. 

Wie Sledermäuf nah allen Seiten. - 
Wie weißer Bund auf Inderſcheitel. 

Beil fie des Herbfied Sturm verfchlaugen. 





(1) Tovro 254 70 uuyadoy zeNog Tag yracıy EXynocı IeoInv. 


Im Poimander des Hermes Trismegifins, 


—8 
0 


{1 


. Das Waffer trägt nun Silbertafeln 
Es ſchaut die Nachtigall die Nofe 
Aus Schnee trägt fie ein Leichentuch 
Betrachte nur des Herbſts Verwüflung, 
Sud’ alten Wein und iunges Grün 


Sey leicht und heb’ den fchiweren Einer. 


Ser aufgeräumt mit Geelenfreunden, 
O ſchone Slaſche! ſtrahlſt mir Heil, 


Wenn du uns mie Vergnügen kreiſeſt, 


Gibts größ're Luf als beym Gelage 
Du feuchteſt an mit Wein das Hirn, 


Wenn bey den Trinkern Freif’t das las, 


Und von Getümmel trunfner Sänger 
Die Trommel ſchmiegt ſich and Geficht, 
Und Geigen tweinen wie die Zeinde, 
Was Weltbeherrſcher! gie es denn 


Ali, des Heren, des Seyn's Vertreter, 


Wie Knaben die zur Schule gehe. 


Gefallen von dem Thron der Herrſchaft. 

Und Heiße nicht mehr Ded Lebens Sänger. 
Und bringe purpurfarben Wein, 

Im zarten Flaum des Knabenfrühlings. 

Der von dem Herjen hebt die Laſt. 

Mit ihnen it die Wolluſt füß. 

Wie Simmelsblau und wie Ranopus, 


So kreift der Himmel uns nah Wunſch. 


Zu figen, und bey dir der Schenke: 
Erhebſt zum Himmel laut Geſchrey. 
So lächelt ihnen Wunſcherfüllung, 
Entträuft dem Himmelsauge Blut. 
Die Stöte koſet mit den Zungen, 
reitet vom Pfeil des Weitbeherrfchers. 
Auf diefer Welt noch feines Gleichen, 
Der diefen Weltenbau bewacht. 


In einem Lobgedicht des Nowab Mir Miran. ‚ 


Der Fruͤhling kͤmmt, dad Jahr if neu, 


Die Anemone färbet fi, 

Der Glanz, den ihr die Tulpe nennt, 
Des Gartens Blumen find vol Mil, 
Die Blätter dringen aus den Aeſten 

D fehet den ſmaragdnen Teppich, 
=D Zrühlinsrofe Hinterm Schleyer, 

Und swilchen Aeften finget ee ' 

D Zrühlingsglang! 0 Welterleuchter! 


Und Rof und Tulpe blühen Frey. 

Die Knospe reißt ihr Herz entzwey. 
Springt aus den’ Zelfen wie ein Zunfe, 
An denen er ald Säugling hängt. 
Geſpitzt hervor wie Schlangenzungen. 
Dei Faden grün und grün der Einfchlag, 
Es harret dein Der Fluren Ganger, 

Die Srübfingsmelodien fo: 

Gin jeder Tag fey dir ein Ze! 


Aus einem Lobgedichte an Abbas Weg. 


Der wilde Vogel Hohen Neſt's, die Seele! 
um Käficht ſtoͤßt er Fittig ab und Schwingen, 
Es Tauert fein der Falk auf Zürſtenhand, 
Er weilt verbannt von feiner Heimath Aluren, 
Des Neſt's Geraubs flieht er an einer Mauer, 


Das Haupt „gebeuget fchwer von Ungflüdsiaften, 


Da tönt herab vom Himmelsneſt ein Laut, 
Heb’ ihn, o Herr! empor zum Lotosbaume! 
Verleih' ibm folchen Flug, daß auf den Af 
Bereit fein Neft in deiner Güte Hallen, 


Wahſſchi! er ging und Fam nicht von Bagdad, 


Iſt ein’ge Zeit in diefes Neſt geſperrt, 
Und leidet tauſend Ungemach vom Kerker; 
Und auf der Flur blutdurſt'ge Vogelſteller. 


- Im Frühling fehlt der Herbſt, im Herbſt der Frühliug. 
. Bon der des Schidfals Steine auf ihn fallen, 
Die Zlügel ſchwer kom Staub ‚ gefenften Glugs. 


Er ſpreitet aus die Paradiefes &lügel. , 
Nur folder Blug geziemet feinem Muth. 
Des Lotosbaumes er fih fehen möge. 
Beglüde der Vogel der dort niften Sann! 
Des Sultans Schatten bleibe der Ho na 6. 


Am Schluße der Kaßaid. 


Seeunde, mo jſt mein Gefährte, wo? 
Lang genug hat mich vergehre der Sram, 
Wie ein Pfau iſt mir gemahlt der Leib; 
Ohne Freund, was fol ich finnen ausz 
Ausgebrannt iR meines Herzens Licht, 


Kran? iſt wen der Sram wie mich verwiret, 


Ausgeronnen ift mein Aug’ in Thränen, 
Hoffnungsfofer Gram beflel mein Herz, 
Meines Lebens Nofenbeet verbiüht, 
Prof’ und Vers, Juwelenkenner fast, 


Meines Lebens Zwed fiel aus den Händen, ' 


Meines Grams Genoß und Bruder, wo 


Sagt, wo iſt Arzney der Gorgen, wo?! 
D, mein Papagen! wo iſt er , wa? 
Ein vertrauser Zreund | wo if er, wo? 


Wo iſt meine Abendlampe, wo? 


Weiß ichs wohl, wo iſt mein Kranker, we! 
Wo it wer mein Aug erleuchtet, wo? 

Wo ift meines-Hergensfehnfuche, wo? 

Wo iR wer es neu auffeifchee, wo? 

Wo Zumelen wie die Berfe, wo? 

Wo IE wer ſich meiner annimmt, two? 


Gaſele. 
Ebrest u itidali havai chisanist. 
umwoltt erfriſcht der Herbſt die Luft, Komm, Schente, gib den Yurpurwein ! 
Der Sonne Stas tritt hinter Wolfen, . Nun ik es Zeit das Glas zu Teeren. 
Komm, Schenke, lomm, bring’ Moschuswein, Geht da die Luft von Ambra duftet. 
. Bey Wein und Grün und milder Luft, Feblt Nichts als Freundgeſpräches Duft, 


Bügüsescht devri Jussuf we devrani husnitust. 


Suffufs Zeit iR vorbey, an die it Die Reihe der Schönheit, 
.. Der Herzen Mißr (1) gehorchet deiner Schönheit. 
Viele Köpfe dat man an die Zinnen der Liebe gebunden 
Dort wo dee Dom fich hebt von deiner Schönpeit. 
Allgebictender Here im weiten Reiche der Liebe-, 
Ein jeder Schmetterling zollt deiner Schönheit. 
Ketten des Grams hat um den Naden der Seele geworfen 
Das Haar, der Kettenſchmuck von deiner Schönheit ,’ 
Und es wird mit dem Lebenswaſſer der Herzen geträntet 
Das Grün ,„ der Schmud des Gartens deiner Schönheit, 
Ach id, weiß, daß bis ans Ende der Zeiten ich siche 
Mit Ztehn und Pein am Saume deiner Schönheit. 
An Liebkoſungen läßt Wahfchi fürwahr es nicht fehlen, 
Doch find fie weit noch unter Deiner Schoͤnbeit. 


Usleti ma schüd sertaser dünja meschhur, 


Ha! unfre Einſamkeit iſt weltberühmt, Von Kaf zu Kaf iſt der Simurg berühmt. 
Dieß wird dem der ſich ſcheidet von der Welt, - Und Jefus ward Durch Himmelfahrt berũhme. 
Die Liebe breitet aus der Schönheit Ruhm, Suffuf ward durch Suleicha erfi berühmt. 
Medſchnun ward nice allein berühmt allpien, Auch unſre Worte find jebt weltberühmt. 

An allen Orten wie Wahſchi berühmt, Kein Ort wo fie nicht wären wohlberühmte. 


Ei murghi kafessi hasreti bostan ki dari. 


Vogel des Käſichts, o fag’ nach weichen Zluren du ſchmachteſt, 
Solches Schmerzensgeſtohn welcher Beraubung es gilt? 
Wuürſtenbewohner vertrodneten Munds, dein brennender Seufzer, 
Welchen Lebensquell wünſchet er brennend herbey? 
Du, der mit blutigem Fuß durchziehſt die Pfade des Wunſches, 
Welcher Wuſte Dorn hat dich fo blutig gerigt? 
Du, dem längft das grünende Gras der Hoffnung verdorrt ift, 
Sag', von wen Hoffft du Fluthen Selchenden Qucus? 
Seel' in Gluthen verzehrt, dieß Feuer das mächtig empor. 'mmt, 
Weſſen Rreifender Saum hat es entzündet in dir! 
Alte ſtoͤhnen um dich herum , wie flöbnen mit ihnen, 
Arme Bruf! welch Dorn has dir die Wunde verfeht? 
Deine Worte, Wahſchi, durchdrangen, ein Wunder, die Bufen, 
h Welch verborgener Gluth dankſt du fo mächtige Gunſt? 


on Men gili bejaban gülistan gusaschtem. 


Ich Wuſtenlehm bin in das Roſenbeet gegangen, Bon wüfter Flur Bin in den Garten ich gegangen, 
Es ward viel Gnade mir durch einen Hauch zu Theil, Vom Paradies bin zu Riſwan ich hingegangen. " 





G) Mißr, di. Aegppten. ‚ 











RAR 39 1 BRETT 


Da Abriman mie Nicht genug liebkoſet hat, Bin ih sum Hofe Salomonis bingegangen. 
Ich richtete das Aug’ auf Mekka's Straße hin, Nur Dornenpfade bin ich dort vorbengegangen. 
Wo Zinfterniß verbarg den Quell des Lebens mir, Ich ging und bin den Lebensquell vorbeygegangen! 
Es ift der Herr, der mich gebracht in biefe Angſt, Mit Hab’ und Sur Bin durch die Gündfluth ich gegangen. 
Wanh ſchi siehe nicht den Fuß zurüch aus Liebesbanden, Wiewohl se an Entbehrungen vorbey gegangen. 
. CLXXXXV. 


Mewlana Nifam aus Aſtrabad, 


ein frommer Dichter, der zwar Anfangs fih bloß mit Räthfein abgab, bann aber Gedichte zum Lobe 

der Familie des Propheten, und ‚endlihd auch ein boppelzeilig gereimtes Gedicht, Salomon und. 
Balkis, verfertigte. Er ſtarb im Jahre der Hedſchira 921 (1515); die folgenden Verſe find aus 
einer feiner Kapide. u 
Nur derienige faun den Schmerz der Nächte verfichen, _ 

Der, wie der Morgen, ein Maal traget In Heimlicher Beruf. u 
Leider fiel ih in Staub wie Die Spreu, doch der Zelter der Thränen 

Trägt mich boffentli wieder vom Staube empor. 
Kummer und Schmerz harrt flätd des Manns der ein Sclave der Welt iſt, 

Einer liege gleich, welche Den Zuder berührt. 


| CLXXXXYI. 
Baba Figani aus Shiraf,. 


weihte fi dem Dienfte Sultan Jakub's, und hieß zu feiner Zeit der Water der Dichter; nad 
dem Tode Jakub's kam er unter Schub Ismail's Regierung nah EChoraffan, wo er fih in 
der Stadt Biwerb nieberließ. Dort gab ihm der Statthalter täglich eine Portion Fleifh und Wein, 
den er fo liebte, daß er gar bald deßhalb ins Gefchrey Fam. Er flarb zu Meſchhed. 


CLXXXXVIL 


Mewlana Liffani, 


mar in Schiraf geboren, hielt fi aber meiltens zu Bagdad und Tebrif auf. Ein ſüßer Gafelen- 

dichter , deſſen Werken es aber an ber gehörigen Beile und Vollendung fehlt; man kann nicht fagen 

daß er ein einziges feblerfreged ganz volllommenes Gaſel verfertigt babe, was aber daran ſchoͤn iſt, 

iſt fehr Schön nah des Prinzen Sam Uxrtheil, der ihn genau gekannt, und mit ihm vielen Umgang 

gepflogen. Er farb arm zu Tebrif im Jahre der Hedſchira 941 sh). Die folgenden Proben find 
aus Sam Mirfa: 





Ich kann die Hand an deinen- Baum nicht legen, Nicht deine Sebnſucht aus dem Herzen bahnen. 
Aus Nebenbuplerfurche zu Die nicht Fommen, Und ohne dich zu Feinem andern Fommen! 
Mein Weinen führte fo viel Staub nicht fort, Daß ich nicht deden kann damit den Scheitel, 
Wie kann ich wohl in Furcht Des Rebenbuplers Bon deiner, Schönheit wenden weg den Blick. 
Gi ſtrebet Liffami gar viel nach dir, Wer kann des Lebens Waaren mindern. 

Heute bin ich mehr verwiert, Ais ichs fagen faun, 


Bon dem Trennungsmaaie mehr, Xis ich fagen kann. 


an am 393 





Immerfort verein' ich zwar Deines Herzens Shmer, 
Doch bewein’ Ich ihn nicht fo, Daß ichs fagen kann. 
Alcr Sram fiel auf die Seele, Welcher fallen kann. 
, ine Wendung nadm ich, bie Ich nicht fagen kann. ' N 
Ungerechtigteit Hat mir Klau'n ins Blut gefeht, 
Und zerſchnitt die Adern mehr, Als ichs fagen kann. 
Liffani, es tropfet Blur Bom geheinten Maal, . / 
Seine Zarbe IB niit fo, & Daß ichs jagen Tann. . 
Deine Liebe Läße mich nimmer Rufen einen Augenblid, 
Dbne deine Liebe kann id, Ruhen einen Mugenblid. 
“ Gage mir was ift die Urſach' Vom Beyſammenſeyn der- Liebe? 
" Gage mie was if Die Urſach Bon dem Nichtbeyſammenſeyn? 
Nichts ald Ihöne Männer feh’ Ich In dem Kreis der fchönen Welt. 
immer fan ih Umgang pflegen . Mit den Greunden fhöner Welt. 


Er nahm ben Nahmen Liffani, d.i. Ber Zungenbegabte, vermuthlich mit einigem Bezuge 
auf Hafif an, ber giffanol=gheib, d.i. die myſtiſche Zunge, hieß. . Er züngelte aber in 
einer ganz finnlichen erotifchen Sprache. Hier folgen brey Bafelen aus dreyhundert, welche ber in der 
‚Sammlung bes Kern Grafen von Rzewusky befindlihen Diwan enthält. 


Es kudscha mi aji ei gülbergi chanedan es kudscha. | 
Lachendes Nofenbiatt, woher ? woher ? Liebender Licht und Aug’, woher? woher } 


Gtifter der Unrup, bober Wuchs, Unheil der Schlanken, fag’ woher? 
Wunden der Zäpn"ensfirömer Blut, Störiger! fag’ woher? woher? : 
Schwerlich gefall' ih ihm, der häcklich, Solche Begierde, fo ſchwer, woher ? 
2odengefangen hält er mid graufam, Sefleln, Liffani, woher? woher? - > 


Sülf tu dudi ateschi sevdai merdüm est. 


Deine Loden find der Rauch . Bon der Wünſchegluth der Menſchen, 
Und bein Muttermaal iſt Licht .. Zür die Augen aller Menſchen. 
Bis von deinem Maal das Bild Nicht in meinem Auge ſitzet, 
" Kann id) nimmer glauben, daß Ruhen fol darin ein Apfel. 
Beige nicht dein Antlig uns , . Und verbrenne nicht die Seelen. 
Was Hedarf denn dein Geſicht Sicch au wenden nad dem Menſchen? 
Herr, mein Gott! welch sin Gerd Auf dem Boden deines Gaues! 
Tag und Nacht nichts ald Getös Und Empörung unter Menſchen. 
Deine Schönheit zeig’, entführe Kösperbanden meine Seele. ’ 
D Geliebte, fo erfülle Das Berlangen aller Menfgen. 


Bui choschi tu hemnefsi (1) dschachni chasta bad. 


Dein füßer Duft fol Hauch der granten Seele ſeyn, "Dein Mundrubin nach Wunſch gebrochner Herzen ſeyn. 
Da meine Hand zu dem Genuſſe nicht gelangt, So fol des Herzens Zuß in Lodenketten feyn! 

D Sonne! im Zenith des Glückes Stäubchen nährend, Bon deinem Starız fol heil mein Tag ſtäts fun! _ 
Vom Thränenfirom , der deinem Schattenbilde folgt, Soll Häts der Schönheit Ziur des Augpallaſts gewaſchen ſeyn! 
Durch bittres Weinen iſt Liffani gan betrübt, "Er möge ſtäts mit deinem Lippenzuder fspn! _ 


“ 








— — — — — — 


G) Hemnefs, der denfelben Odem ein» und anshaucht, ein inniger Freund, Vertrauter, alfo wörslid : dein 
Bodlgeruch ſoll der innige Vertraute der kranken Seele ſeyn. 

















. > 393 nun 
— CLXXXXVII. 
Saib 
iſt vielleicht der einzige unter allen perſiſchen Lyrikern, der ben Titel eines philoſophiſchen Dichters vor⸗ 
zugsweiſe verdient, indem er weder, wie Hafiſ und bie Legion feiner. Vorgänger und Nachahmer, die 
epikuräifhe Philofophie des Lebens unter Blumen und Bechern zu, nieder von der Erde leicht weg⸗ 

haſcht; neh, wie Dſchelaleddin Rumi und bie Heerſchaar der Myſtiker, das hoͤchſte ˖ Gut des 
Lebens bloß mir überſinnlichen Schwingen innerer Offenbarungen zu hoch erfliegen will: ſondern, beyde 
Klippen vermeidend, die ewigen Ausſprüche der Vernunft. und die praktiſchen Wahrheiten des Verſtandes 
in dem tiefen und klaren Fluthenſpiegel ſchöner Rede darlegt. Ernſt und beſonnen, und doch ergrei⸗ 
fend und eindringend, verdient er, wie wenig: andere Dichter, im vollſten Sinne feinen. Dichternah⸗ 
men, welder ber Durchdringende heißt. Unter ben. Türken. ſcheint ihn Raghibpaſcha ſich 


zum Muſter vorgeſtellt zu haben, aber welch ein Abſtand! — Wo iſt Raghlbpaſchas ermudende trockene 
Langweiligkeit, und wo Saib’s Geiſt und: Her; aufregender Zieffinn $ 


Allra divane midanem ma. - 


Vernunft ik gar oft Wahnfinn, 


Mit Hand und Echwert vergiehet Die Welt nur Blur, 


Gerader Sinn in dieſem 

Im Rofenkeet der Liebe 

Die Sage von bem Glücke, 
Und fchütter es vom Gürtel 
Die Seele aus ;zuſpielen 

Der Ocean voll Wogen 

Ein jedes Herz, deß Innres 
Es ſcheinen die neun Himmel 
Wenm gegen mic ſich einer 
Der hohe Nuth des Mannes, 


So viel ich weißz 


Verſtoͤrten Haus, 
Das grüne Süd, 


Das immer wacht, 
Den Reihtbum aus, 


Am Llebesfpiel, 


Und Schaumgemiſch, 


Sich sein erhält, 


Vor ew’gem Licht 
Als Sreund anſtellt, 


bs 


So mein’ih mit Sai by 


Die Liebe oft ein Kind nur, 


Mit Zlafhen und mit Bechern, 


IR Sippertein im Trunke, 

Iſt eine fremde Pflanze, 

SR durch und durch nur Babel, 
Rehm' ih ein Korn genüglam,- 
IR wahres Spiel der Kinder, ' 
Iſt eine ein, ne Blaſe, 

Iſt des Geliebten Tempel, 
Sechs Schmetterlinge bochſtens, 


So weiß ih fremd zu thuen, 


SE Zittig für bie Vorſicht, 


So viel ig weiß. 


So viet ih weiß. 
So viel ih weiß. 
So viel ich weiß, 


Go viel ich weiß. ' 


So viel ich weiß. 


‚©» viel ih weiß. 


So viel ih weiß. 
So viel ich weiß. 


. ©» viel ih weiß. 


So viel ih weiß. 
So viel ih Weiß. 


, Menih ber dili sar bari dschihanxa, 


Auf Rofenzweigen Bau’ bir leicht ein Neff, 

Das Aug ik. Spiegel für den Spiegelkenner. 
Das Geuer macht Den harten Bogen weich. 

Aus Herb und Zrühling mach’ nur einen Becher, 
Mach’ mit dem Tod bekannt langſam Pie Seele, 
Auch Stricke reiben nach und nad das Gifen. 
Derwandels Dias! des Glücks in trodnes Bein. 
Gebrechlich find die Sproffen diefer Leiter ; 

Wie wii denn du Beſtand in Handlungen! 
Unwisd'gen säum” den Biffen aus dem Munde, 
Denn Yu den Mund nur rein wie Mufcheln Hält. 
Als Strom führt eine Thräne weg den Schlaf. 
GSib auf dem Weg dir nicht unnütze Diühe, 

Du werfe diefes Bein den Hunden vor. 


Leg’ kranken Herz die Lafl Ber Welt nicht auf‘, 

Bom Körper sie die Hand, erfseu’ die Seele, 

Bieh' Zeuextreiſe um die Welt zu zwingen, 

Es geben friſche Roſen dir die Kunde, 

Da mau fi langſam an das Gift gewöhnt, 

Es bleibt das Her; nice rein in ird’fchen Banden, 
. Die fi auf Alchymie der Liche legen, 

Bid’ dir nie ein im Ehren fe zu ſtehen, 

Es Hat der Himmes ſelbſt ja nicht Beſtand, 

Entferne dich, daß man Dich nicht verachte „ 

Gewiß! man bringet Perlen dir sum Eſſen, 

Die Trägheit waſchet eine Thräne weg, 

Willſt du eim Sat ſeyn der Vollkommenbeit, 

Die Belt, ES aib, iR ohne Marl ein Bein, 


Miküned paimal te ten achir dur assudera. 


Es folgt dem Buß des Leihentuhes Saum: 
Wie viele maßen wicht denfelben Weg! 
O daß er äh’ des Freundes rn Ser! 


bb 


Bulebt beiwingt der Leib das File Herz, 
Die längfte Hoffnung Bringer Nichts ale Reue, 
DWer schen will ben, langen Meg der Siehe, 


unun 304 Damm 


Bey dem geringſten Anlaß siehe der Himmel. 


Das träge Herz gehorchet doch Dem Herrn, 


Da in dem bem Herrn Brafen von Rzewusky gehörigen Eremplare Schewket's 


Das ſchwarze Loos made in dem Herzen Naht. 
Wie being’ ich Sonn und Mond, Saib, zuſammen? 


Den der fein Wort nicht Hört zur Straf’ beym Oße. 
Es trägt wohin er will fein fehläfrig Weſen. 

Bis daß der Mond aus Moschusbrauen Ihaut. 

Leg’ Hammtendes Geſicht sum Staub der Nofel 


Egertschi chosoh nebad seiri gülistan -tenha, - 


Wie wohl's nicht gut gu gehn im Hain allein, - 


Des Lebens Lenz iſt freundlicher Verein, - 
. Bülsür if trunken von der Liebe Wein, 
Du wolleſt für mein Ah! nachfichtig ſeyn, 
Ich fpreche wohl der Worte taufend ein, 
Es fol des Schußes Wind mir günflig ſeyn, 
Die Erde Kerbel a's und bu Saib, 


Nahm ich Erlaubniß Doch Für mid allein. — u 
Wie könnte Edend man fi freu’n allein. 

ch sittre — denn der Garten IR allein. 

Das Herz beſchwert des Himmels Laſt allein, 

Wenn ich mich mit dem Munde find’ allein. 

Es fand der Herbſt den Frühling ganz allein. 

Ihr wuͤnſchet Heil für Ißfahan allen, - 


nur ber 


Buchſtabe Elif von dem Diwane Saib's beygebunden ift, fs hatten wir unfre Proben auf die Aus: 


züge aus diefem Buchſtaben beſchraͤnkt; als uns Herr von af enzweig bie folgenden aus feinem 
Exemplare unb von feiner Geber mitteilte. 


- 


Padischahi ne besim u ser u kevher basched. 


- Richt in Silber, Gold und Perlen, 
Seder der genügfam lebet, 
Jeder der, dem Meere ähnlich, 
Deſſen Aeuß'res wird voll Ambra, 
Vor der Menge, deren Herzen - 
Iſt, mit durſt'ger Lippe flerden 
Stats unmöglich bleibt es Jenem, 
Deifen Herz, bey Yuderworten, 
Neige dich’ mit Art vor Jeden, 
Auf ber Wage der Vergeltung (1) 
@aib! trage du geduldig 
Daß, wenn einf dein Herg zerfließet, 


Diger kira künem es ehli derd mahremi ras. 


‘ Welchem der Betrübten fol ich 

Da wich mie gebroch’ner Zunge 

Traue nimmer denen Augen 

Denn mit jugenähtem Auge 

- Als er die zwey Brauenbogen 
Der da fpriht: Es iſt vicht ziemend, 
Saume nicht, sur Zeit des Flaumes 
Denn su Surz wird dir der Abend 
Jenes Herz, Das an der Liebe 
Wird wohl an den Gönnenftrahlen 
Wie der Strom Geſträuch und Dornen 
Alfo 308 jur wahren Liebe 
immer hindert Eine Blafe 
immer dedt des Schweigens ‚Siegel 
Gieh! dein wankendes Gemürhe 


< 


Legt die Würde bes Monarsen. 
Wird ein zweyter Alerander, 
Bitr’re Tage nur verliebte, 


Deſſen Inn’res wird voll Perlen. 


In des Neides Gluthen lodern, 
Sutes Stüd für Alerander. 

Sich von Banden su befreyen, 
Einem Pfande ähnlich weilet. 

Sey er König oder Bettler! 

Liegen beyde einſt beyfammen. 
Herzensbrand und Durft der Lippen, 
Es su Kewßer's (17 Quelle werde. 


Mein Geheimniß anvertrauen, 
Meine Barbe fchon verrathen? 


Die Verſchämtheit übertünchet t 


Slattert dieſer Konigsfalke, 

Des Geliebten ſah, eutfloh er. 
Nach zwey Kiblen hin zu bethenu. 
Deine Lage vorzutragenz 
Zur Verrichtung Des Gebethes. 
Heißem Hauche nicht zerfließet, 
Des Gerichtes nimmer ſchmelzen. 


Hintragt an des Meeres Ufer, 


Mich Allegorie der Siebe, 

Eines Meeres tofend Wüthen: - 
Die gebeininißvolle Miene, ' 

Hat fi Dande angeleget; 





X) Die Gerichtatage Mifan. 
(9 Eine der Quellen des Paradiefeg, 








run 397 aan 


mable ber dlteten. perüifchen Literatur find. Es enthält daher das erfte Hauptſtück Worte bes weiſen 
Biſüurdſchimihr's, und das zweyte Nachrichten ziber Barfuje den gelehrten Arzt. Die folgenden vierzehn 
KHauptftüde find, die in dem Enwari Soheili nd dem Humajunname enthaltenen. Nach der 
Aufzählung derfelben folgt.aber die fehr merkwürdige aus Abulmanli Naßrollah Meftufi genom⸗ 
mene Notiz, daß das ſowohl im Arabifhen als Perfifchen aus ſechzehn Hauptſtucken befichende Kelile 
ve Dimne im Indiſchen deren nur zehn enthalte, die andern zehn ſeyen ein Zuſatz des gelehrten 
Biſuͤrdſchimihr's, naͤhmlich die vier letzten und die beyden erſten, welche die Worte Biſürdſchimihr's und 
Barſuje's enthalten; dieſes naͤhmlich auf Bitte Barſuje's zu deſſen Ehren, jenes aus des Ueberſetzers 
eigenem Antriebe, als Einleitung feiner Ueberſetzung geſchrieben. Dank dem großen Weſir Abul⸗Faſl, 
ber diefelben wieder herſtellte, und uns auf diefe Art koſtbare Reſte der ülteften perfifchen Literatur ers 
hielt, die buch Hoſſein Kaſchifi und eines türfiihen Nachbethers Waſſi Tſchelebi Sorgloſig⸗ 
keit fiir die Nachwelt verloren gegangen wären. Ihm danke es auch noch der Schatten Barfuje’s, daß 
“er auf diefe Art die ibm vou Nuſchirwan und Biſürdſchimihr zugedachte Ehre der Unſterblichkeit ſeines 
Verdienſtes hoch über alle Angriffe, die ſelbſt ſein Daſeyn bezweifelten, erhob. 


Auszug aus dem erſten Hauptflüde. ‚Don den Werten Bif uürdſchimihrs. 
Erzählung ‚ 


Ein Mann, der in der Wüfte einen Schatz fand, ſprach zu ſich ſelbſt: Wenn ih es ‘auf mich 
nebme, den ganzen Schatz wegzubringen, verfließt bas ‘Leben darüber, und ich feldft" Eann nur wenig 
‚davon bringen; befler iſt's, ich nehme Soͤldlinge und fchaffe durch fie den Schag nah Haufe. Wie 
gefagt fo gethan; aber damit fie keinen Verdacht Tchöpfen möchten, über die La, die man ihnen 
aufgelaben , vernachläßigte er. die Boldkaften zu bewachen. Als einer diefer gedankenloſen Männer nad 
Hauſe Fam, fand er flott des Schatzes nichts als Reue. — In der That beſteht der Nutzen eines Bus 
bes im Verſtehen, nicht im Auswendigwillen. — Wer eines "Gefchöftes unfundig, daſſelbe unter« 
nimmt, gleicht jenem Mann, der perfiih reden wollte, und feinen Freund bat, ihm einige perfifhe Aus⸗ 
druͤcke aufzufchreißen, der dann die Tafeln nah Haufe trug, und von Zeit zu Zeit anfah, in ber Mei⸗ 
nung, fi hierdurch die ganze Wohlredenheit eigen zu machen. Eines Tages, als er in einer Geſell⸗ 
ſchaft fehlerhaft perſiſch ſprach, und-ihn ein anderer darauf aufmerkſam machte, kachte er und ſprach: — 
Der Fehler liegt vloß in meiner Zunge; wu Haufe auf der galdenen Zafel ſteht es wohl aufgefhrieben. 


BTeiäniffe 0 u _ “. 


Ber ba weiß und micht nach feinem Wiſſen handelt, gleicht demjenigen, der. bie Gefahr des Ber 
ges kennt, und doch darauf fortwandelt, bis er geplündert ober erſchlagen wird; ober bem Kranken, 
der von Dingen, die er für Ihädlich anerkennt, dennoch ißt, bis er zu Grunde gebt. Wer ſchaͤndliche 
Dinge als folhe anerdennet, und fi dennoch darein ſtürzet, brandmarkt feine eigene Vernunft. So 
fielen zwey Männer in einen Brunnen, der Kine ſchend, der andete blind. Wiewohl fie beyde verlo⸗ 
ren find, fo entſchuldigen Vernünftige doch den Blinden. "Die erſte Mutzanwendung des Wiffens if 
die eigene Veredlung, indem man ſich durch Wiſſenſchaft ‚göttliches Wohlwollen erwirbt, Erſt wenn 
man feirien eigenen Geiſt ausgebildet "hat, kann man der Bildung der andern obliegen. Wer fich 
eber mit andern als mit ſich ſelbſt ‚befchäftiget, und ‚die Pflihten gegen fih vernachlaͤßigt, gleicht einer 
Duell, dern’ Waller andern nüßt, und von ſich ſelbſt michts weiß; oder einem Blinden, : der an» 
beten den Weg weiſen will; oder einem’ kranken Arzte, der fi) damit abgibt andere zur heilen. --Zvey 


er. feinen Nahmen als Geſchichtſchreiber fo wie als Weſir, durch ſeine weiſe Verwaltung, verewigte; 
Es beſteht aus drey Theilen; der erſte enthält einen Eurgen Ueberbli ber Geſchichte der Vorfahren 
Akbar's; der zweyte erzählt die Begebenheiten von ſeiner Thronbeſteigung bis zu dem fieben und 
‚vierzigften Sabre feiner Regierung, und zerfällt in zwey Abtheilungen, deren erſte bie’ erflen dreyßig, 
und bie andere bie andern fiebzehn Jahre umfaßt. Der dritte Theil if das (von Glad win ing 
Engliſche Üüberſetzte) Aiini Albari, d,i. bie Negierungsgetrdadhe Akbar's (1), ein politiſch⸗ 
.ftatiftifches Werk, welches das vollftändigfte Staatsgemaͤhlde des mogoliſch⸗ indiſchen Reichs auf dem 
hoͤchſten Punkte feines Flors und feiner Größe darftellt (2). Als Schoͤntedner »erfaßte er eine neue 
Ueberfegung der fogenannten Fabeln Bidpai’s, unter dem Titel: Ajari daniſch, Du Probeflein 
der Wiſſenſchaft, die letzte perſiſche Ausgabe diefes ‚berühmten Apologenwerks. 
Abul-Fafl erzählt in der Einfeitung Terner Ueberſetzung nad Ibn Mokaffaa, daß —XA hits 
wan, nachdem er von beni Dafeyn dieſes koſtbaren Werkes in dem Schatze der indiſchen Kaifer gehört, 
fange umfonft einen beyder Sprachen Fundigen Mann gefucht, denſelben ‚aber zulegt in Barfuie, einem 
jungen verfländigen Arzte, gefunden, und ihm ben Auftrag gegeben habe, diefes und andere philofo- 
phifche Bücher aus Indien zu verſchaffen. Er erhielt Fünfzig Beutel, jeden mit zehntaufend Goldſtuͤcken 
gefüllt, zu Teinen Reiſekoſten, und die Großen des Reichs gaben ihm auf eine Strededas Geleite. Nach 
Langer (umſtaͤndlich erzaͤhlter) Verbindung mit den erften Brahntanen' gelang es ihm, durch die Freund» 
ſchaft eines derfelben, die verlangten Werke zu erhalten, und er gab fogleich feinem Herrn davon Nach⸗ 
richt, der ihm feine Reiſe gu beſchleunigen befahl. An der Bränze ward er mit den größten Ehren, 
und nad feiner Ankunft am Hofe am Tiebenten Tage in einer Verfammlung der Großen des Reihe 
‚empfangen, ‘denen er :in Gegenwart de3 Kaiferd den Inhalt ‘des Buches vortrug. Nuſchirwan über: 
häufte Äh mit Robeserhebungen, und befahl ‚die ‚Kammern feines Stabes zu Öffnen, woͤraus ihm frey: 
ftehen ſollte, nach Teinem :Belieben zu nehmen. Bar ſuje dankte für die kalſerliche Großmuth, bath 
fig aber ſtatt des Goldes ein Ehrenkleid, unb eine noch größere Gnabe aus, die ihm , ſprach er, baus 
ernden Ruhm und Größe verbürgte. Nuſchirwan fiherte ihm dieſelbe im Voraus zu, mit dem Bedeu⸗ 
ten, daß je größer ein Begehren fey, er es ihm um To Tieber gewäßren wolle. Da bat Barfuje, baf 
Bifürdfhimihry:dem die lleberfegung des Werkes aufgetragen war, Derfelben einen beſondern Abs 
ſchnitt ddr Barfuje's ‚Herkunft and Stand, Neife und Wiffenfcyaft ‚einverfeiben möchte. - Die ganze 
Verſammlung Taunte über :diefes hochſtrebende Begehren, doch prisfen fie Teinen bohen Unternehmungs» 
geift , ‚und ‚erfannten ihn ‘der erbethenen Gnade würdig. Nufhirmwan rief den Weſir Bifürdfcis 
mihr, ‚erzählte ihm das Begehren des Arztes, und trug ibm .auf, ‚ber Ueberfegung ‚einen bloß von den 
Verdienſten Barfıries handelnden Abſchnitt vorauszuſchicken. Biſ uͤrd ſchimihr vollzog:den Auftrag, 
und lad am neuen Jahrsfefte vor der ‚Öffentlichen Verſammlung des Volkes diefes Kapitel, wodurch 
Barfujes Mahmen ‚ewigen Ruhm erhalten, J 
Nach dieſer aus Ibn Makaffaa überſetzten Erzähfung, gibt Abul⸗Faſl eine kurze Geſchichte 
der früheren Ueberſetzumgen bis auf den Auftrag feines Herrn Schah Akbar's, und ſpricht von ber 
Wieberherftellung ‘der von Hoſſein Waif ausgelaſſenen beyden erſten Hauptftüde, welche, wiewohl 
nicht zum indiſchen ‚Werke gehoͤrig, als Worte Biſurdſſchimih r's und Barfuie's, koſtbare Denk⸗ 
(1) Ayeen Akberi or the Institutes of the Emperor Alber. Calecutta dann London 2801,_ _. 
43) ©..bierüber umftändlicher Calile et Dimng ou fables de Bidpais par M. ‘Silvestre.de Sacy, Tpme X, 
des Nolices des manuscrits, und bie neueſie mufterhafte Ausgabe des arabiſchen Textes. Paris 3816.. 








mu 397 nes 


. male ber aͤlte den perjifchen Literatur find. Es enthält daher das erſte Hauptſtück Worte des weile 
- Bifürdfhimihrs, und das zweyte Nachrichten über Barſuie den gelehrten Arzt. Die folgenden vierzehn 
Hauptſtücke find, die in dem Enwari Soheili und dem Humajunname enthaltenen. Nach der 
‚Aufzählung derſelben folgt.aber die fehr merkwürdige aus Abulmanlı Raßrollah Meftufi genom⸗ 
mene Notiz, daß das ſowohl im Arabiſchen als Perfifhen aus fehzehn Hauptſtuͤcken beſtehende Kelite 


ve Dimne im Indiſchen deren nur zehn enthalte, die andern zehn ſeyen ein Zuſatz des gelehrten 


Biſuͤrdſchimihr's, naͤhmlich die vier letzten und bie beyden erſten, welche die Worte Biſürdſchimihr's und 
Barſuje's enthalten; dieſes naͤhmlich auf Bitte Barſuje's zu deſſen Ehren, jenes aus des Ueberſetzers 
eigenem Antriebe, als Einleitung ſeiner Ueberſetzung geſchrieben. Dank dem großen Weſir Abul⸗Fafl, 
der dieſelben wieder herſtellte, und uns auf dieſe Art koſtbare Reſte der aͤlteſten perſiſchen Literatur ers 
hielt, die durch Hoffein Kaſchifi und eines türkiſchen Nachbethers Waſſi Tſchelebi Sorgloſig⸗ 
keit fiir die Nachwelt verloren gegangen wären. Ihm danke es auch noch der Schatten Barſuje's, daß 
“er auf diefe Art die ihm von Nufhirwan und Biſürdſchimihr zugedachte Ehre ber Unſterblichkeit feines 
Verdienſtes hoch über alle Angeife, bie felbft fein Dafeyn bezweifelten, erhob. 


Auszug aus dem erſten Hauptſtuͤcke. Von den Werken Biſ ürdſchimihrs. 
Erzählung , 


Ein Mann, ber in der Wüfle einen Schatz fand, ſprach zu ſich ſelbſt: Wenn ich es auf mich 
nehme, den ganzen Schatz wegzubringen, verfließt das Leben daruͤber, und ich felbft” kann nur wenig 


davon bringen; beſſer iſt's, ich nehme Soͤldlinge und ſchaffe durch ſie den Schatz nach Hauſe. Wie 


geſagt fo gethan; aber damit fie keinen Verdacht Tchöpfen möchten, über die Laſt, die man ihnen 


aufgeladen, vernachläßigte er die Wolbkaften zu bewachen. Als einer diefer gebanfenlofen Männer nad 
Hauſe kam, fand er flott des Schages nichts als Neue. — In der That befteht der Nutzen eines Bus 
des im Verftehen, richt im Auswendigwiſſen. — Wer eines Geſchaͤftes unkundig, daſſelbe unter 
nimmt, gleicht jenem Mann, der perfifch reden wollte, und feinen Sreund bat, ihm einige perfifche Aus⸗ 
drücke aufzuſchreiben, der dann die Tafeln nah Haufe trug, und von Zeit zu Zeit anfah, in der Mei- 
nung, fich hierdurch die ganze Wohlrebenheit eigen zu machen. Eines Tages, als er in einer Geſell⸗ 
Schaft fehlerhaft perfifch ſprach, und ihn ein anderer darauf aufmerkfam machte, kachte er und ſprach: — 
Der Fehler liegt bloß in meiner Zunge; w Haufe auf der goldenen Tafel ſteht es wohl aufgeſchrieben. 


BTeidhniffe — 


Ber ba weiß und mit nach feinem Wiffen banbelt, gleicht demjenigen, der. bie Gefahr bes We⸗ 
ges kennt, und doch darauf Fortwandelt, bis er ‚geplündert ober erſchlagen wird; ober. dem Kranken, 
der von Dingen, die er für ſchaͤdlich anerkennt, dennoch. ißt, bis er zu Bunde gebt. Wer ſchaͤndliche 
Dinge als ſolche anerfennet, und fi dennoch darein ſtürzet, brandmarbt feine eigene. Vernunft. So 
fielen zwey Männer in Eirien Brunnen, der Kine ſchend, der andete blind, Wiewohl ſie beyde verlor 


ren find, fo entfhuldigen Vernünftige doch den Blinden. "Die .erfte Mutzanwendung des Wiſſens ifk 


die eigene Veredlung, indem man Ti durch Wiſſenſchaft goͤttliches Wohlwollen erwirbt. Erſt wenn 
man feirien eigenen Geiſt ausgebildet hat, kann man der Bildung der andern obliegen. Wer fich 
eher mit andern als mit ſich ſelbſt ‚befchäftiget,, und ‚die Pflichten gegen fih vernachläßigt, gleicht einer 
Due, Herin’ Waller andern nüßt, und von ſich ſelbſt nichts weiß; oder einem Blinden, : der ans 
veten den Weg weiſen will; ober einem’ kranken "date, der fi damit sa anders zu ‚heilen. - Zwey 


1 * 


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Dinge erwerbe der Menſch zuerft, che er fih um andere annimmt: Wiſſenſchaft und Wohlſtand. Erf, 
reinige man feine Sitten, ehe man bie ber audern richtet; ehe erhebe man ſich ſelbſt über die Armuth, 
ehe man der Armuth der andern abhelfen will, u. ſ. w. 


Zweytes Hauptſtuͤck. Ueber Barfuje den Arzt. 


So fast Barfuie der perfifhe Protomedifns. Mein Vater war Soldat, und meine Mutter 
aus der Familie der Geſetzgelehrten Serbufhts (Soroaſter's). Die erfte Gnade, die mir Gott 
der Herr verlieh, war die Sreundfchaft meines Waters und meiner Mutter, und ihre Liebe für mid), fo 
daß fie mich vor meinen Brüdern auszeichneten, und mich auf das forgfältigfte erzogen. Als ich fieben 
Sabre alt war, ließen fie mich Arzney fludieren. Wie ich nach und nad etwas erlernte, fing ih an 
. die Sröße diefer Wiffenfhaft einzufehen, und bemühte mich ernftlih mir darin Ruhm zu erwerben. — 
Nun erzähle Barfuje weiter, wie er als praftifcher Arzt die Arzneykunde ausgeübt, und darin Moll: 
kommenheit gefucht, wie er endlich fih von derfelben zurückgezogen, und bloß auf die Moral ſich verlegt 
babe. Auf dieſe Art, fährt er fort, kam ich von den Beſchaͤftigungen der Arzneyfunde zurüd, und 
verwandte all mein Bemühen auf die ©ittenlehre. Sch fand, der Weg der Wahrheit fey unend- 
li, durchaus eng und gefährlich ; weder Führer noch Graͤnzen feyen bekannt. Auch die Bücher ber 
Arzneykunſt fagten mir Eein Mittel an, mic aus biefer flaunenvollen Verwirrung ‚zu befreyen. Sch 
fand unzählige Meinungen und Gecten. Einige fohlugen fi nach ererbter Weife Erumm und lahm; 
andere fegten aus Furcht vor den Großen nur zitternd ben Fuß vor. Einige leckten aus Begier nad 
"weltlichen Dingen und Ehren die Beine ab; andere gaben fih als Sectenhäupter und Schulenſtifter 
aus. Sie wichen von einander ab in ihrer Erfenntniß des Schöpfers und der Schöpfung, und von 
den fegten Dingen. Hinter einem jeden berfelben lief viel Volkes einher, das ba ſchrie: Wir haben 
den wahren Weg ergriffen, die andern find irrig daran. So hörten fie nicht auf,.fich ſelbſt herauszu⸗ 
putzen, und andere zu tadeln. Cie betheten fich ſeibſt an, und hatten von wahrer Meligiofität und. 
Sottesverehrung Feinen Begriff. So irrte ich mit Tangen Gedanken in ber Wüfte des Staunens, und 
wanbelte lange Zeit Bergauf und Thalein, ohne daß ich felbit den wahren Weg finden Fonnte, und 
ohne daß ih einen MWegweifer fand, der mich dahin geführt hätte. Ich beſchloß alfo zu reifen, um 
die Schriftgelehrten aller Neligionen, und bie großen Männer aller Secten zu fehen, und fie um den 
Stamm und die Zweige ihrer Glaubensartikel auszufragen, damit ich doch irgendwo mit Gewißheit 
feften Suß faffen könnte Mit diefem aufrichtigen Beſtreben ließ ich mid in Wortflreit und Erläute- 
rungen ein. Aber jede Secte bie ich fah war in ihrer eigenen Meinung befangen, zog ihren Glauben 
und ihre Lehre allen übrigen vor, und war nur bedacht, das Lehrgebäude der andern zu Boden zu 
fhlagen. Sie fuchten ihren eigenen Grund anzubauen, und ben fremden zu verwüften, Nirgends 
fond ich Heilmittel für die. Krankheit des Herzens, und nirgends. ein Pflefter. für meine Wunden. Es 
war Mar, daß ihr Gebäude nm auf Eigenliebe und Selbſtſucht beruhe, und nichts Gutes, das Vernünfs 
tige annehmen möchten ;:daben herauskomme. Ich dachte, daß, menn ich.nach fo langem fruphtfofen For⸗ 

fhen und in Erfaßrung gebrachter Verſchiedenheit der Meinungen, mi) einer diefer Seiten aufs Gerathe⸗ 
wohl in die Arme würfe, und fremde Worte mir zum Diele fedte, ich dem unvernünftigen Diebe ber 
‚folgenden Erzählung gleiden würde, Ä 


* 


Erzählung ' ee 
AP 


Diche ſtiegen bey Nacht in das Haus eines Reichen ein, der darüber erwachte und fe,asmahrte, Er 
weckte fein. Weib auf, und fagte ihr heimlich warum er fie geweckt, und. befahl jbr,, ihn gleichſam aus 











dem Schlafe zu wecken, und bann zu fragen, auf welchen Wegen er denn zu feinem großen Reichthu⸗ 
me gekommen. Das Weib fragte ihn wie ihr befohlen worden, und der Mann fagte: Laß das fragen, 
denn wenn ich dir mit Wahrheit antworten wollte, fo möchte, Gott fey dafür! uns jemand behorchen 


und daraus manches Uebel für andere und für mich entftehen. Das Weib bath nachdrücklicher, und 


der Mann erwieberte: Das Geheimniß bürfe man nicht verrathen. Das Meib klagte weinend, bin ich 
benn deines Zutrauens unwerth? — Nun fo will ih, ſprach der Wann, dir dieſes Geheimniß eroͤffnen, 


. aber der Himmel verhuͤthe, daß bu es semanden mitiheifeft. Wille, allen Reichthum ten ich befige habe 


ich durch Diebſtahl erworben. Ich war ein ausgelernter Meiſter, und wußte ein Zauberwort, kraft 
deſſen ich in mondheller Nacht mir in alle Wohnungen der Großen und Reichen den Weg öffnete, 
Ich fuhr mit der Hand gegen ben Mond, und fagte fiebenmahl Scholem, Scholem, ſogleich ſtand 
ih am Dadfenfter; da fagte ich ſieben anderemahl Scholem, Scholem, ließ mid ohne Muͤhe 
zum Senfter herunter, und befand mich in der Mitte des Haufes. Auf das nädite fiebenmahlige 
Scholem, Scholem öffneten fih mir alle Caffen des Hauſes, und mit fiebenmahl Sholem, Scho⸗ 
fem fuhr ih dann reichbeladen zum Benfter hinaus. Dabey bfieb ich Eraft diefes Zauberfpruches Allen 
unfichtbar, während ich Alles fah. So brachte ih meinen Reichtum zufammen. Doch der Himmel bes 
hüthe, daß du dieß jemanden erzähfeft, ober jemanden das Zauberwort mittheifefl. — Der Dieb, als 
er biefes gehört, warb deffen froh im Herzen, und fobald er ben Hausherrn im Schlafe glaubte, ftellte er 
ſich ans Dachfenſter, und lag, indem er nach fiebenmahligem Scholem, Schofem leicht hinab 
zu finfen vermeinte, auf einmahl Eöpffings mitten im Hofe des Haufes. Der Hausherr fprang auf, 
nahm einen Prügel, ſchlug ihm das Genid entzwen, und fpradh: Hab ich deßhalb mein Rebelang mit 
Arbeit und Schweiß mir etwas erworben, daß du Steinherziger es in deinen Schnappfad einbindeft, 


und davon trageft! Wirft du nicht fagen wer du bift ? Der Dieb fprah: Ich bin der dumme Toͤlpel, 


der fi auf dein Reden ſelbſt auf die Erde geftürzt, und den dein warmer Hauch bem Falten Winde 
Preis gegeben hat. Ich dachte den Teppich auf dem Waſſer aufzubreiten, und verbrannte mein Hab 
und But; ich habe die Fluth des Loſes eingeſchluckt, nun wirf eine Hand voll Staudes auf mid, 


- damit ich feihter das Scheiben der Seele ertrage. 


Hierauf fährt Barfuie oder BSifürdfhimihr, der in feinem Nahmen fpricht, in aͤhnlichen 


philoſophiſchen und moraliſchen Betrachtungen (koſtbare Uebertefte der aͤlteſten perſiſchen Philoſophie) 
zehn Oktav⸗-Seiten hindurch fort, und ſchließt endlich das Kapitel folgendermaßen: 


In’Rurzem: Ich gelangte endlich dahin, daß ich mid in Allem der göttlichen Schickung unter⸗ 
warf, und fo viel ale moͤglich der Vernunft gemäß handelte. Ich ſuchte auch in dieſem Lande (in Indien 
naͤhmlich, den vorher ſpricht er von ſeiner Hinreiſe) mir Vollkommenheit zu erwerben, und brachte 
bey meiner Ruͤckreiſe bie Buͤcher indiſcher Weiſen mit mir. Eines derſelben iſt das Kelile ve Dimne, 
das ich zuerſt bekannt machte. Durch dieſen Dienſt erwarb ih mir die Gunſt des Kaiſers, und Vers 
dienſte um den Glauben und das Reichs. Ede ich aber das dritte Hauptſtück, womit jenes Bud eis | 
gentlich anfängt, beginne, will ich noch eine hieher gehötige Erzaͤhlung vorausſchicken. 

Nun folgt die auch von Kiaſchifi und im Aumaj junname vorausgeſchickte Erzählung von 
dem Könige Chodfcheite Rai und feinem Wefir Faruchfal, und ihr Gefpräch über die Einrich⸗ 
tung des Bienenſtaats als Nes Mufters menſchlicher Geſellſchaft. In der Folge der Erzählung nennt 
der Weſir den indifhen Kaifer Dabifhlim, und den weifen Brahman Bidpai, wovon der Könıg 


mehr zu hören. begierig ift, und womit alfo eigentlich das indifche Driginal begonnen zu haben fcheint. 


Man fieht hier, daß von ber älteſten Zeit der Unterſchied zwifchen dem Urwerke und ben Zufögen 
des Ueberſetzers nicht in Vergeſſenheit gerathen iſt. | 


“ 





RR 400 .A ⸗ 
CC. 

Beifiy 
vr Bruber Abu IsBafl’s des Großweſirs, iſt nicht nur in Indien fondern auch in Europa durch die Rolle 
beräbmt geworden, welche eu als bes Kaifers Gunſtling und Lieblingsdichter in der Erforſchung der brah⸗ 
maniſchen Religionsgeheimniſſe ſpielte. Akbbar, in eıner Aufwallung von islamitiſchem Religionseifer, hatte 
beſchloſſen, den Gottesdienſt Brahma's zu vertilgen. Unbekannt mit dem, was in ihren Höhlen und 
Grotten gelehrt und geübt ward, fandte er Feiſi unter biefelben, um als Scheinbefehrten in bie Myſterien 
ihrer Lehre einzudringen. Feiſi, theils durch bie Erhabenheit der indiſchen Alleinslehre, welche im Grunde 
eine und dieſelbe iſt mit dem Syſteme der Sofis, tbeils durch die Reitze her Tochter eines Brahmanen gewon« 
nen, trat an dem Hofe AEbar’s nicht als Anklaͤger, ſondern als Vertheidiger der Brahmanen und ihrer 
Lehre auf, und vermochte durdy feinen Bericht, und wohl auch durd den Einfluß feines Bruders, des 
weifen Wefirs Zafl, den Aaifer dahin ,. den Gläubigen Brahma's ungehinderte Religionsübung zu ges 
Ratten. Ein großes Benfpiel refigiöfer Duldung von dem Velenner einer der unduldfamften Religionen, 
naͤhmlich des Islamismus, gegeben. Non Feifi’s Sendung, die Dow nach den Quellen der indijchen 
Geſchichte erzählt, nam La.Harpe ben Stoff gu feinem inbifhen Drama : Les Brames, bie aber 
eben fo wenig Inder als feine Barmegiden Perſer, fonbern beyde nur eingefleifhte Sranzofen find ſo daß 
der Witz der franzoͤſiſchen Feuilletons ber damahligen Zeit, dem erſten durch das les bras me tom- 
bent, und bem zweyten (megen der Leere des Schaufpielhaufes) durch die Benennung les peres du 
desert bad gerechte Urtheil ſprach. Treuer als der Franzoſe Eönnte der Deutfche den Geiſt des Inders 
und Perſers verfolgen, wenn er, genährt von dem Amrit des Milchmeers indifcher Gedichte, feinen Kiel 
in die Sonnengluthen tauchte, worin Feiſi die Dichterweibe und die Lichttaufe braßmanifcher Meisheit 
empfangen bat. Wiewsfl er perfifch gedichtet, und deßhalb ‚unter den perfifchen Dichtern aufgezählt 
werben muß, fo möchten wir ihm doc lieber einen indiſchen nennen, nicht nur weil er in Indien geboren 
und erzogen, dort gelebt und geftorben ; fondern bauptfächlich darum, weil auf keinen perſiſchen Dichter 
. Indiens Klima und Sitte, Philofophie und Myſtik, alte und neue Neligionsiehre fo fichtbar eingewirkt 
haben, als auf ihn, bey dem die Schönheiten der. Gedanken zwar in Iran's Goldftoff gekleidet erfcheis 
nen, aber unter bemfelben dennoch bie zarten Formen des Tuftigen Gliederbaues, und bie fonnenge- 
bräunte Gefihtsfarbe eines heißeren Himmels ersathen laſſen. Schon bey Chosru von Dehli ift bes 
merkt worden, daß feine Gafelen Spuren indiſcher Zartheit an fich tragen; doch diefe liegt bey ihm mehr in 
. der Form als in dem Wefen feiner Gebankenreihe, bie durchaus perfifhe Heimath, Sitte und Empfin⸗ 
- bungsweife verräth. Beine poetiſchen Schönheiten bleiben Perferinnen, wenn gleich mit indiſchem Muſſe⸗ 
fine verfchleyert, während die Feiſi's unter peififpem Flore eingeborne indifhe Mädchen find, zarte 
Königshräute voll naiver Unfhulo und hoher Würde, wie Safontala ; oder liebesſehnſuͤchtige Baja⸗ 
deren, aber auch dann noch, als Priefterinnen des Tempels der Dichtkunſt bein Sonnengotte geweiht. 

Gleich im Anfange ſeines Diwans kemmt die folgende ihn und ſeinen Bruder den Weſir betreffende 


SGtelle vor: u 
Bom Himmel kam der Napme Asulfeif, Dei ich denfelben teüge in der Zeit. 
Und als der Vater ſah der Sterne Fügung, Sasıd er, mid überfiröme Himmelsgunft G). 
Als nun die Zeit die Hoffnung flost gemacht, War er mein Anker in des Sturmes Roth. 


— — — ——— ——— 
(1) Anſpielung auf den Nahen des Dichters, weil Feiſ Gunſt heißt, 








XXX 402 


Im Abgrund, wo ſich Bret an Bret gerfihlug, 
Die Gnadenhand, die Über meinen Scheitel 
Ich fürchtete mich nicht in Jugendnacht 

Er war Gefährte mir in jeder Tugend, 

Er lehrte mich der Kenntnis höchſten Punct, 

Ein liebliches Gebüſch im Reinheitsgarten, 

Mit einem folhen Bater, den ich pries, 

Er, Abulsdaft, deſſen Kenntnißhauch 

Wenn ich gleich um drey Jahre älter bin, 

Der Gärtner fchäger ‚nicht Den Ahornaft 

Spricht man von meiner Tiefe, feiner Höh', 

Sefäts unter ibm, wie ich mich auch vergfeiche,, 

Wie Diwe bin ih dald aus Gluth geſchaffen, 

Ich fürcht' mein Nahme trägt davon die Spuren, 

Sey's daß ich nun gefehlt, ſey's daß ich Recht gethan, 

In Banden dieſer Welt bin ich befangen, 

Gin ind'ſcher Papagey, der, Bilder träumend, 

Der Pfau der ſich im Paradieſe ſonnt, 

Zu ihm gefellen ſich die Raben niche,, 

Mir ſcheint, es trifft bey mir die Babel ein:- 

Do am Geſtad' des Meer mit lauter Stimme 

Zür theure Worte aus dem Schacht der Dummheit, 


— 


nu 


- 


Bar er der Stab, woran mein Muth fi Küßt« 


Er ausgeſtrecket, war mein Leitungsſtern. 


Den Weg zu fehlen unter feiner Leitung. 
Anführer in der Wiſſenſchaft und Sitte, 

Das feine Haar der Wiſſenſchaft, 

Das ſtäts mit hundert Rofen Juftig ſchattet, 
Ward mir ein preifenswerther Bruder noch, 
Das Hirn der Zeit mit tiefem Sinn durchduftet. 
Läuft hundert er mir an Verdienſt zuvor. 

Weil er den Roſenſtrauch an Höne übertrifft. 

Iſt er, der himmelhoch, ich niedrer Staub. 

Der Wal im Meer, in Sluchen Salamander. 
Aus Erde, Teuer, Waſſer, Luft gefornrt. 

Auf gofdnem Blatt bin ich ein gelbes Stroh. 
©» ſchmäh' mich nicht, fo ward's vorher beflimmt. 
Denn nadt fiel ih ins ſiebenfache Zeit. 

Mit Perfiens Nachtigallen Lieder fingt. 

Hält es für ein Geraͤuſch von Engelſchwingen. 
D Bruder! aß zu mir fie fich gefellen! 
Gemeiner Stein hielt ſich für rothen Schwefel, 


Der Eſel ſchrie: Ich Hin Der Ambraſtier. 


Und wären ſie von Gold, geb' ich kein Korn. 


Bruchſtücke. u 


Ich bin’s, deffen hohe Phantaſie, 
Mein Diwan liegt auf dem Throne Gottes, 
Andre Hängen Lieder an die Kaaba, 


\ 


Hand in Hand Hiegt mit des Himmels ſchenken. 
In dem Hochgezelt der Himmelsengel. 
Ich das meine an des Himmels Schenkel (1). 





Willſi du des Lebens Süßigkeit genießen, 
. Das Süßeſte vomZuckerrohr if was zunächſt 


So ſetze dich ſtäͤts au des Staudes Zlßen. 
Der Erde wächſt. ' 





‚ Der Trinker ero'ger Liebe, der die Nacht 
j Der wird aus feinen: Arme fi das Kiffen, 


Im tedenen Gefäß des Leibe durchwacht, 


Den Polfter aus der Bruft gu machen wiſſen. 





Es ik demũthig mit der Welt, 
Doc Rörrig und hochmütbig if » 
+ Der hat nie Schuld, der nicht Verdienſt, 
Unreife Frucht hat Herben Saft, 





Wenn du mich fragft nah meinen Schah, 
- Und frägf du mich nach nieinem Wort,’ 
: Und frägß du mich nach meinem Scheich, 








(1) Diefer Ausdrud‘, der fi häufig ben orientalifchen Dichtern finder, if in der Zufammenftellung, worin er fich 
bier befindet, fehr merkwürdig. Er ift ein Commentar der uralten Gewohnheit, die Schenkel der Götter 
und Hervenbilder mit Infchriften zu beſchreiben. Wir finden fie auf den älteften agpptiſchen und indifchen 
Monumenten, und die Künftler Griechenlands und Roms haben dieſelben bepbehalten. 
des Himmels die Sternenſchrift, follte der Rahmen des Künſtlers oder des Helden am Schenkel des Kunfl- 
werkes prangen ; deßhalb hänge Feiſſi feine Gedichte nicht an die Kaaba, fondern viel höher, an den Schen⸗ 


del des Himmels. 


Dem Wiffenfchaft ins Herz gefallen, 
Wem Dummbeit it sum Loos gefallen. 
Der Bepden Loos iR fo gefallen, 

Die reife wird vom Baume fallen- 


Er if der billigfie der Zeit; 

Es iſt darin die Welt des Worts; 

Er iſt der höchften Schonheit Geiß; 
1 


Eee j 


Wie am Schenkel 





II LLIE 404 vr. 


Frühling iſt's, nunmehr aufftehn hochſtämmige Cedern, 
Und Rarcifien ſtehn auf mit gekräufeltem Haar. 
Regen träufet herab, entgegen kommet das Grün Ihm; 
. Sieh’ zur Tpüre hinaus, wie die Smaragden eneſtehn. 





Steb' auf, den der Rain IR num beblamet mit Nofen, 
Auf die Rofen ſtreu'n KBolfen die Perlen, herab ; 

In den, Wolken fpielt ein freundliher Schimmer des Himmels, 
Einen einzigen Blick geiget Die Sonne von id. , 





Morgens früh da fig’ ich erwachet zu glänzender Hoffnung , 
Mit der emaen Senn’ Wange an Wange gelehnt. 
Nicht ein Fünkchen Gluth möcht' ich für die Welten dann geben; . 
Denn durch eigerle Gluth Bin ih Die Sonne, Die Welt, - 


2 





Leider bin ich verbannt In Ruinen, was ſoll ich nun thun? 
Wie ein Sonnenſtaub ängfig , was ſoll ich nun thun? 
Danze Nächte hindurch möcht' ich mich werfen in's Feuer, 
Närriſch durch's Sonnen licht; ſaget, was ſoll ich num sun? 





Weiß ic vielleihe welch’ eine Sonne die meinige feyn mag? 
düur Sehnfücheige iſt Ri bla der Böffnungen fie. 
"u Innig vertnüpfe mir ihrem Lichte, ward felber mein Gerz Licht; 
Gott fey Dank, es if biefes Das ewige Lie 





Eich’ , die Sonne , nach her als Käbla die Blicke ſich wenden, 
Iſt das legte Ziel meines viellundtgen Sinns. 

Lieber Hab’ ich fie, als alles was da boſtehet, 
Werl fie der Günftling it meines Geliebten der Welt. 


Man glaube nicht, baß ber Meberfeper hier irgend eine Auswahl getroffen; die überfeßten Stro: v 
phen folgen im Diwan in derfelben Ordnung wie fie hier ſtehen auf einander, ohne daß em einziges 
überfprungen worden, und das ganze Taufend von Verſen iſt faft von gleichem Werthe. 


Tobtenflage auf ben Scheih Haffan von Kabul 
Bigs ta künim es felek dadchuahi. 


Romm ju mie, daß wir endlich vom Himmel Gerechtigkeit fordern; x 
Mit der Sterne Blue geben wir Zeugenſchaft beut. 
-Sott! wei eine Sundfluth der Schmerzen befallt ung, \ 
Daß fo Bogel als Fiſch ſturmen ım Lürten, in: Meer. 
‘ Welch ungünftiger Wind iſt gab aus den Wolken gebrochen, 
Daß uun Untergang drehe großhorzigem Schiff. 
Das für eine Zeit ık 8, daß von dem Dreben des Himmels 
Sich dis Erde ind Meer blutiger Horgen geſenkt 
Sieh' das Weiteuaug' , es Behrt uns nunmehro das Weiß zu, 
Und dee Erde Geſicht bat. fig gehüllet in Schwariz. 
Abgeſetzt nom Thron’, o möcht’ ich exbliden die Sonne! 
Und das Sternenheer wider dieſelbe eimportt, 
Ueberall Aufruhr in der Weit und Nichts als Empörung, 
Morgen früh nielleicht hält fe das jungſte Gericht. 
Nirgends iſt Sicherheit, eng if der Saum, wo ſoll ig iin greifen, 
Unglüdesou IR Die Wels, Schickſal bebränget die Zeit. 


onen 103 uunom 


nehmen mußte, um von guten Moslimen nicht ald ein Götzendiener und Sinbif, oder Srengeift, ver: 
dammt zu werden. &o fagen die Ueberfchriften mander Abfchnitte, beſonders des Sonnenlaufs 
dBurd den Thierkreis, daß diefelben das Lob Schah Akbar's enthielten, der bier mit ber Sonne 
verglichen würde, wiewohl im Terte feine Spur davon verkömmt. Es ift aber auch möglih, daß biefe 
Ueberfhriften nicht von Feiſi ſelbſt, fondern von orthodoxen Abfchreibern berrüßren, die hiedurch bes 
Dichters Orthodorie mit ihrer eigenen zu retten glaubten; dieſes Phänomen , das uns fonft bey feinem 


einzigen perfifhen Dichter vorgekommen, rechtfertiget bie erhöhte‘ Stimme, mit der wir bier bie Aufmerk⸗ 
ſamkeit der Leſer aufrufen. 


| Vierzeilige Strophen. 


Srühfing iſts, und die Welt iſt voll von hundertley Hoffnung, 
Auf den Bluren Hält Roſe den Becher Dſchemſichid's. 
Waſſer das jetzt im Thau von TBolfen träufet zur Erde, 
SR ein Tropfe nur, welder dee Sonne entquillt. 





Garten an Gaͤrten friſcht jet die Sonne von Neuem mit Glanz auf, 
Und die Rofen der Flur nehmen jetzt Sarbe und Duft; - 

Sie iſt's, welche nun mit neuen Roſen die Erde erfriſchet, 
Und das Lotodaug’ "öffne: des Himmels, mit Sion. N 





GSonnen ausfluß gibt den Roſen beſtaͤndiges Woblſeyn, 
Und verleiht nach Wunſch Aeſten die ſchmeckende Frucht. 
Bid’ auf die Frucht und lern aus ihrem Genuſſe: 
Ohne Teuer no Rauch, finder ſich Suͤßigkeit doch. 





Sedet die Sonne, fie friſcht Hyacinthen und Cedern durch Luft a, 
. Und von ihrem Glam zaubet die Rofe ſich was. IN 
Allen Blättern der Flur läßt fie Lichteinfluß ‚gedeihen, 
Machet die Blätter fo grün, machet die Nofen fo roth. 





Sefttag iſt's und Frühling, der Garten iſt farbig bededet, 
Und der NRofenbufch liege den Bäumen im Aru. 
Wenn ein Sänger wie ich nicht vermag die Sonne zu preifen, 
. Behnzüngig ſchweigt Frepliih die Bilie dann. 


on 


Erommer! die Rofen entblühn, du aber liegeſt verdorrt ſtäts, 
Immer harrt dein Zuß kalt an der Schwelle der Thür, 
Sponnenfeuer entiodt viel taufend Quellen den Felſen, 
s Meine Felſenbruſt Hleibes gefroren für fäts. 





Frühling iſts, und die Slur ˖erſchallt von den Tin der Mufle, 
Manche Neuerung fangt an in den Gärten der Lenz. 

In den Augen Buleb Aus, ver friſch aufſteht in dem. Garten, 
Iſt die Roſe die Sonn', Dornen die Strahlen davon. 





Here der farbigen Flur, ift wieder ver Srühling gefommen, 
Und die Sonne fhmüde wieder von neuem die Zeit. 
WBafler-verfprechen nunfnehr die Wolfen , und diefes genügt ung ; 
Bitterer Waſfer wird rüß durch der Lebenden Aug’. 


Eee 


IST 404 ur use 


Fruͤhling iſt's, nunmehr aufſtehn hochſtämmige Cedern, 
Und Narciſſen ſtehn auf mie gekräuſeltem Haar. 
Regen träufet herab, entgegen kommet das Grün ihm; 
. „Gleh’ zur Tpüre hinaus, sie die Smaragden entflehe. 





Steh' auf, den der Nain IR num beblumet mit Rofen, 
Auf die Rofen ſtreu'n Bolten Die Perlen, berak; 

In den, Wolfen fpielt ein freundlicher Schimmer des Himmels, 
@inen einzigen Blick zeiget Die Sonne von id. 





Morgens früh da fig’ ich erwachet zu glängender Hoffnung , 
Mit der emzaen Soun' Wange an Wange gelehnt. 
Nicht ein Zünkchen Gluth möcht' ich für die Welten dann geben; 
Denn durch eigene Gluth bin ih die Sonne, die Welt, 





Leider bin ich verbannt in Rumen, was fol ih nun thun? 
Wie ein Sonnenflauß ängfig , was fol ih nun thun? 
Ganze Nächte hindurch möcht’ ich nich werfen in's Feuer, 
Naͤrriſch durch's Sonnenlicht; ſaget, was ſall ich nun thun? 





Weiß ich vielleicht welch" eine Sonne die meinige ſeyn mag? 
Für Sehnſüchtige IE Ri bla der Hoffnungen fie. 
. Innig verfnüpft mır ihrem Lichte, ward feiber mein Ser; Licht; 
Gott fey Dank, es iR biefes Das ewige Liche. 


GSieh', die Sonne, nach her ald Kübla die Blicke fih wenden, 
Iſt das legte Ziel meines vieltundigen Sinns. 
Lieber Hab’ ich fie, als alles was ba boeſtehet, 
Weil fie Der Guͤnſtling iſt meines Geliebten der Melt. 


Man glaube nicht, baß der Ueberſetzer bier irgend eine Auswahl getroffen; die überfegten Stro⸗ 
phen folgen im Diwan in derſelben Ordnung wie fie bier ſtehen auf einander, ohne daß em einziges 
überfprungen worden, und das ganze Taufend von Verſen ıft faft von gleihem Werthe. 


Todtenklage auf ben Scheich Haffan von Kabul, 
. Bia ta künim cs felek dadchuabi. u 


Romm ju mir, daß wir endlich vom Himmel Gerechtigkeit fordern ; x 
Mit der Sterne Blut geben wir Zeugenfchaft heut, 
"Sottt weich eine Sundfluth der Schmerzen befällt uns, \ 
Daß fo Vogel aid Fiſch Kürmen ın Lüften, im Meer. 
Welch ungünftiger Wind iſt gab aus den Wolken gebrochen, 
Daß nun Untergang Dreher großhorzigem Schiff. 
Was für eine Zeit ık 5, Daß von dem Dreben des Himmels 
Eich die Erde ins Meer Hiutiger Horgen gefenttt. j 
Bich' das Weltenaug’ , es Behrt uns nunmehro das Weiß zu, 
Und dee Erde Geſicht hat fi gehüler in Schwan. 
Abgeſetzt nom Thron’, o möcht’ ich erbliden die Gonnel ' 
Und das Sternenheer wider dieſelbe eınpdrti, 
Ueberall Aufruhr in der Welt und Nichts ald Empörung, 
Morgen früh wielleicht halt fie das jüngfte Gericht. 
Mirgends iſt Sicherheit, eng iſt der Saum, we, fol ig ihn greifen, 
Ungtüdesou iſt Die Wels, Schichſal bedränget die Zeit. 





J— J ⸗ 
% 


mn . 405 2 uw 


Nichts als ein Zauberſchloß ift Her Himmel, o möchte Die Zelt doch 

Dort der Anahid blenden das zaub'riſche Aug’. . 
Und das Schickſal, es ift ein falfcher besrügerifcher Spieler, | ö 

’ . Der aus des Himmels Reif fchlendert die Sterne zum Wurf. 
Ah! es ging in dem Meer der Jonas der Willenfchaft unter, 
" Und der Kenntnig Zuffuf flieg in den Brunnen hinab. 

Er, Haffan! der Meıfter des Worts, des ſüßen, beredten , / 

Welcher die Tiefen des Sinns ſpielend durch Borbe erklärt, u. ſ. w. 


In bemfelben Tone find auch die darauf folgenden Elegien auf den Tod feines Vaters und 


feiner Mutter, und die vorhergehenden auf ben Tod Hefım Abulfeth Gilhani's und Afabeb: 
dewlets gefungen, worauf. die Gafellen beginnen. 


Amed Dschunun u mags chired der serem kudacht, - 


, 


Der Wahnfim kommt, und in dem Kopf das Hirn serfhmilse. Es Fimint der Samen, und in dem Bufen das Herz zerſchmilzt. 


Im Bufen Brandmaal, und am Scheitel Wahnſinnsmaal, Das Kiffen unterm Kopf, der Sonne Polfter fchmifze. 

Zort mit dem Rath, die Thräne ziemet nicht dem Mann! Das ift niche Shränenfluth wovon mein Auge ſchmilzt. — 

D Wolfe voll von Huld, in Wüſten wandle ich, Komm mir gu Hülf, weil vom Samum mein Leib serfhmilge. 

Es ſetzt der Liebe Wechsler (1) mid, von Schaden rein, Im Tiegel an die Sonne, wo mein Gold zerſchmilat, - 
Bon hunderttaufend Kerzen war ich Schmetterling ; Der Schmetterling, der an dem Licht die Flügel fchmifzt, 

D Zeifi, was fagte on vom Herzensſsbrand, Indem von einem Hauch das Wort des Goldes ſchmilzt. 


Ser ei kuhken es kachi bisutun kem nist, 


Bergleute wohnen an dem Berg, es fehlt fih nicht, Bey Draeiton if Blasbalgstritt, ed fehlet nit. 

Komm ich vom Feflgelage ber, fo ſchmäh' mich nicht, Des Wahnfinns Anfang ift der Raliſch, es fehlet nicht. 
Wer iſt der Schenke der mir Trunknem Blut einſchentt? Beym Weingeruch iſt Blutgeruch, es fehlet nicht. 

Und frägſt du um die Meilenhand des Liebewegs, Beginnſt aufrihtig du gu gehn, Wegweiſer fehlen nicht. 
Weindunſt iR in dem Kopfe des Genuſſes Wunſch, Beym Zeftgelag ein Tulpenglas, es fehlet niche. 

Was bringt es für Gewinn die Wimpern anzufehn ? Bey Beinheitsfennern Wiſſenſchaft, fie fehler nicht. 


D Feifi! der Vögel Zunge ift dein Kiel, An Baubereyen der Phantafie, es fehlt die nicht. ' 


Mera berahi muhabbet du muschkil uftadest. 


Zwey Dinge find mie ſchwer am Liebesiveg gefallen, Daß Mörder mir mie Blut als Freunde zugefallen. x 
Du frag’ mich heute Nacht nit um den Trunk des Weins, Durch welchen Wein das Zeuer in den Kreis gefallen? 
Was fuher du in meinen Gräbern nach SGebeinen? Der Steg ift fort, der Baum ift and Geſtad gefallen. 
Für meinen Hals genügt als Zreundfchafts: Talisman, Daß Echivertesiwunden mir als Halsband zugefallen (+). 
D fern von mir, ihr Pilger der Vollkommenheit, .Ich fehe weit, mein Aug’ if an das Ziel gefallen. 
Wie wird es wohl mit mir und diefen Schelmen enden? Nur Flammenher, ihm, eiſernes, iſt gugefallen „ 
Es lager Gelfi im einem Jagdrver Wo taufend Königsadier ſich bald todt gefallen, , 


1 
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(1) Sfairefi oder &farraf, die Wechsler, melche in Handelskädten auch zugleih Münzwardeine find, wel⸗ 
che das Bold und Silber probieren. So ſtellte aud General Menon in Xegppten des essayeurs publics en 
d’or et d’argent an. | 

(2) Diefe Stelle iſt eine der palfendften, die wir ale Inſcrifi für einen Talisman anzugeben mußten, und da die 
Mode beffelben gegenwärtig fo berrihend it, wollen wir den ganzen Text herfegen: . 

Be kerdenem si tu tavisi dosti inbes Ki sachmi tigbi schehadet hamail uftadest, - 


umd Dabey bemerken, daß Hamail (moraud unfer Amulet entſtanden ift» nicht Sowohl eın Halsband ala 
ein Wehrgehänge beißt, und daß Taavif das eigentliche perſiſche Wort für dieje Art von Talismanen if. 


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XX 406 TV 


Si laalet bih be efsun rubra kut. 


Des Geiſtes Nahrung ik der Lippen Zauber, Es find Harut, Marut bie beyden Augen. 
Wie grüner nicht der Flaum um diefe Lippen ! Wer febte den Smaragd zu den Rubinen ? 
Bür die Ermordeten von deinem Wuchſe Geziemt ein Sarg von Holy des Himmelslotes. 
Es gebt fein Bild ın meinem feuchten Auge Wie in dem Waffermann die Sonne auf. 
Den Sorbet reiy’ er mir, o Arzt der Seele! Er macht zu Zünglingen vielleicht die Sreifen. 
Es wuchfen mır auf eınem Blid Die Schwingen, So daß ich nun mit Edens Vögeln fliege. 
Entfag' dir, Feriſi, am Lıebespfad! Verzicht auf Menfchpeit ift die erſte Kegel (1). 
Bemedschlisi mei es au laali ateschin bitschekid. 
Am Kreis der Wein vom Slutrubine trüuft; Mein warmes Blut vom Aug’ sur Erbe trauft. 
Die Seele floh als ich die Lippen Füßte, Wiewohl von felben Nichts als Honig träuft. 
- Wer ſchwanket fo, die Haare nach fih zichend ? ‚ Was ift der Moschus der von Ambra träuft. 
Das Herzensblut träuft aus des Auges Schleyer Wie Wein beym Mayenfefe träuft. 
Die Sonne fhäme fi feines Wangenſchweißes, Deßhalben fie aus Neid das Manna Lräuft. 
und in der Nacht träuft Thau von den Jasminen, Wen Schweiß von feinem Dprgehänge träuft. 
Es Hörer Zeifi niche auf zu weinen, Weil auf den Saum, Blut von dem Aermel träuft. 
Rui tu es nikabi saba der hidschab bad. 
. Dem DR fol dein Geſicht verſchleyert ſeyn, Der Sonne und dem Mond verhüllet ſeyn. 
Der Mundrubin, verehrt vom Heil’gen Geiſt, Soll duftend vom Verdacht des Weins frey fem. 
Das Lodendhaar, das Engeln Nege ſtellt, Bol Wolfe deiner Wangenfonne ſeyn. 
Dein Auge, dad des Himmel Zior zerſtoͤrt, Soll unterm Wunpernflore"Rörig feyn. 
Dein Wuchs, der beyde Welten irre fübrt, Soll rubig, aller Unruh Urſach feyn. 
"Dein Maal, verführeriſcher als die Liebe, Soll Urfach alles Hersendtutes feyn. 
Dein. zlaum,, der meine Tugend ſchwarz ‚gemacht, Soll punderttaufendfach verſchleyert ſeyn. 


Jadi men ba jadi an schirin püster amichte,. 


Meine Erinnerung iſt mit Erinnerung des Knabens vermifcher, 
Wie, am feſtlichen Tifh, Butter mit Honig vermifche. 
Morgens, fasft du, bat fi der Oſt mit den Loden vermiſchet, 
"Meine Seele war’s die fih dem Morgen vermifct. - 
Looswahr ſagende, die mir Tanges Leben verkünden, 
Haben mit Lockenhaar Faden des Lebens vermifcht. 
Wer mich ind Dafenn ruft durch Erinn’rung des Mundes und des Auges, 
Hat mit Zudergebäd, Mandeln, die frifchen, verinifcht. \ 
» 20 Eelig der Trunfene, der, wie Knospen der Nofen im Garten, 
An dem Beutel fläts Silber mit Golde vermifcht. 
Jedes Wort das für andere den ſchelmiſchen Lippen entſchlüpfet, 
Iſt für mih nur Gift, freylich mit Honig vermiſcht. 
Nimm dich in Acht, dag mit Feiſi du dich nicht vermifcheft,, % 
Weit er des Auges Blue biutigem Herzen vermifcht.! 


Der Lauf der Sonne burd den Thierfreis. 


Erftes Himmelszeichen: Von ber Einheit Gottes. . 


Söhne des Wege! was fucht ihr irrend die Straße der Wahrheit, 
Wendet sur Sonne euch hin, hin „u dem ewigen Licht! 

Wo ihr fie immer erblickt, dore ift die Straße der Wahrheit! 
Sich nah einem Ort wenden ift Kebergebraug. 


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— 1 








” 


Cı) Salik heißt ein Pilger des Weges der afcetifchen Wervoltommnung (tarikat), auf weichem bie erne Re⸗ 
gel iſt, der Menſchhen iu entjagen. 








Ha! von Liebesgluth iſt die Seele in Flammen vergangen, 
Und vom brennenden Herz bat ſich verflüchtigt der Geiſt“ 
Saget, wie koͤnnte ich wohl das Loͤb der Sonne ie ſingen7 
. Meine Bunge verbrennt, wenn ih Die Sonne nur nenw. 


Zweytes Himmelszeihen: Von ber Neinheit bes Morgens. _ 


Zaffeft du nun, daß der Morgen der Luft enthäüllee die Wangen? 
Eine Hoffnung wiege Welten sehntaufende auf! 

Ich, ein Sonnenſtäubchen, gefallen su Züfen des Staubes, 
Kann die Sonne nicht preifen aus Größe der Schaam. 


. Morgen iß's, und die Hoffnung beichet von Neuem die Welten; 
Sehet die Sonne, fie naht wieder dem ewigen Biel, 
Angebunden Bin ich, in ber Hand den Faden der Sonne, 
"Mit dem Baden Kieg’ wieder gur Sonne id auf. 


Drittes Himmelszeihen: Von ben Aufgang der Sonne. \ 


Eiche die Sonne nur an, wie fie, vom Himmel ber Hoffnung, 
"Auf die Erde ſchickt Zaden des ewigen Lichts! 

Jeder Baden, er it nu beyden Enven gebunden, 
Eines am Gonnenhaupt, eines am Haupte des Herrn, 


VBoller Morgen iſt's nım, es iſt nicht Zeit gu verfäumen, 
Wende das Angefihet Hin zu dem ewigen Lichte ! 

Schlaf, du pade im Aug’ die fieben Sachen zuſammen, 
Und das Lebewohl fage dem Schlafe, o Aug’! 


Wiertes Himmelszeichen: Preis der Sonne nad) dein Sinne des Werkes Heiatil ober bie Tem⸗ 
peln des myſtiſchen Philoſophen Sehrwerditi): daß die Sonne der Tempel, das Ebenbild Gottes ſey. 


um den Scheitel der Welt lie Stradlenbinden die Sonne, 
Zündet neunfach an Lampen des himmliſchen Zelts. 

Lob dem Herren und Preis! Er hat dem Verſtande geftattet, 
DaB ihm die Sonne fey Gleichniß des ewigen Gott's. 


Rofenwafler , Sorbet, geläuterter Honig und Zuder, 
©eele , Herz und Hirn, Adern und Sehnen uns Bein: 
Ulles was du fiehk, find Stäußchen der ewigen Sonne;. 
Jedem Stäubchen find eigene Kräfte verlichn. 


Fünftes Himmelszeichen: Kanon der Weisheit. 


Immer genichet die Welt ausſtrömenden Ginfuß dee Sonne, 
Es veriünget fi Zrübling der Geelen durch fie; 
Stäubchen an Stäubchen reiht fie Derten des ewigen Lichtes „ 
und Fein Stäubchen gebt dennoch verloren davon. 


Reun Altäre, fie ſtehn vor mir auf der Kibla des Weltrunds, 
Ausgebreitst find hundert der Teppiche dort. j 
Wenn's der Sonne gefel zu begünfligen Arbeit und Müpe, 
Würde sum naffen Weg wieder die Strafe des Staub’. 
. en 
(1) In dem alten Sinne heißt bey Macrobius die Welt der Tempel Gottes. Bene autem universus mun- 
‘dus Dei templum vocatus propter'illos qui aestimant nihil aliud esse Deunr nisi coelum ipsum et 
caelestia ista quae ceroimus. In Somn, Seip. L. I. e. 14. 





⸗ 


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Schftes Himmelszeihen: Vom Frühling. 


Dettt if die Zeit, we Ehifer den Bärten die Gerien verleiht, J 
Wo er neuen Schmuck Schönen der Blusen verleihet. 
Auch die Sonne verleipt nun Huid, fie, von Wolfen verborgen; 
Saoner ift bie Huid die in Verborgenen wirkt. 


Wolren regnen herab, was wundert in Händen das Glas dich? 
j Eind die Schönen im Haıl, wundre der Mofen dich niet! 
Zept, da der Sonne Maqcht ausüber fo Fräftigen Cintuß, 
Wundre dich mit, wenn Du grün Die Pleigden erlidh. . 


Siebentes Himmelszeihen: Won der Liebe diefer leuchtenden Form. 


Selig wer zum ewigen Licht der Hoffnung gekommen! . 
Wer ald Sahmetterling kommt zum deſchriebenen Licht! - 
3% bin verliebt in das Licht, und weil das Herz mir verbrannt if, 
Band an die Sonne id Fäden der Liebe nun an. 


„Mir find die Augen geöffnet zum Gehen des Lichted der Wahrheit, 
Und der Sonne Glüd feuchter den Sehenden ein. 
Nirgends dremut ein Licht, dem ich die Seele nit weibe, 
- Nirgenns feuctet ein Buih, dem ich Wereprung nicht jol’. 


Achtes Himm elszeichen: Lob der Sonnenanbether, die aus der Finſterniß ans Licht geeilet ſind. 


gipt! did) bethen wir an, wo immer dem Blic du erfcheinefk! 
Morgens und Abends feufjt immer verbrennet das Her. 
Sonne! du leuchtet beym Tage, der Mond erdellet die Nächte; 
- Wo nur immer Licht, int‘ ich anbethend dahin. . . . v 


Morgen if da! viel Seffer Daß du die Mugen dir reiniaf,” 
Daß du, verlaffend das Bett, Augen zum Hinsmel erhedß, 
Wenn aus Gehorfam du nicht das Licht erfohren zur Ribla, 
Beſſer iR’s, man Preut Staub auf den Teppich und dich. 


Neuntes Himmelszeichen: Tadel der Lichtlampen. 


Froimtner! Hefehle mir nicht das Aus' der Sonne zu ſchuieten . 
Sehe du hinaus Über die Badel.der Welt! 

Wenn ein danekchen von Licht dir je zu Geſichte gekommen, 
Heller als die Sonn’, jeige dich unferm Geſicht. x 


vuser zum heiligen Haus, o walle nad} ewigen Fiuren! 
Git vom ſchwarzen Stein einmapi die Hoffnungen auf. 

Du Haf'zur Kibla den Stein, und ich ermähler die Gönue: B 
Werd) ein Unterſchied zwiſchen der Sonne, dem Gtein! B . 





Zehn tes Himmelszeichen: Von dem Zuftande ber Beraubung ber Erdebewohner und des finfteren 
Sraubes vom Anblick der ewigen Sonne, die Feinen Untergang kennt. 
J Roeat ini da, und Finfterniß Hat ſich gelagert am Himmel, 
Saaetenſchleyet weht ſchaurig Über die Weit. 
. Keine Sonne, fo fagh du, ſeb' ib nun an dem Himmel; 
Beinde ſchredt des Schabs nachtlicher Uebertall jeht (1). — 
— — — ⸗ —ñ ñ —e —ñ— —— 
1) Das iR: Ormuſd kämpft mit Ahriman im Dunkeln. 


411 EV 


Siebenter Zeitraum. 


Verfall der Dichtkunſt und Geſchichte in Perſien und in Indien. Flor der 
Briefſchreibekunſt und Reiſebeſchreibung. 


” « 


\ Mi Shah Albar und mt Schah Abbas, den größten Fürften der Dpnaftien ber Sefi und 
der Babur, welche im Anfange des eilften Jahrhunderts ber Hedſchira auf den Thronen Perfiens 
und- Indiens faßen, erlof der Glanz der perfifden Litteratur und befonders der Dichtkunft. Kein Dich⸗ 
ter aus den legten zwey Jahrhunderten hat ſich großen Nahmen erworben; Bein großer Gefdichtfchreiber 
ift aufgetreten, ber mit ben "Meiftern der vorhergehenden Zeitalter eine Vergleihung aushielte. Mirfa 
Mohammed Mahadi.EHan, der Geſchichtſchreiber Drengfids, und Niamet Chan, der Ges 

ſchichtſchreiber Nadirſchah's, find die Einzigen, welche aud bes Styles wegen genannt zu werben vers 
dienen. Doc find die hiftorifchen Werke diefes Zeitraums als Quellen für den Forſcher der aflatifhen und. 
befonders indifchen Geſchichte, in Ermangelung von beſſeren und lauteren Quellen, von einigem Werthe (1). 








(1) Vorzüglihe hiſtoriſche Werke aus dieſer Zeit find: 
Tarichi Padifhahani Hind, die Geſchichte der Padifchahe; Indiens, die in Dehl berrſchten, bis 
auf Schah Akbar. 

Tabakati Akbarſchahi, von Niſameddin Abmed Ben Mohammed Mokmi Alrui, die Geſchichte In⸗ 
doſtans von dem Einfalle der erſten Eroberer, d. i. vom Jahre der Hedſchira 7 (977) bis auf das Jahr 
1002 (1899). 

Yadifhapname, das Buch der Padifhade, von Abdolhamid Lahori, in drep Sofiobänden, die Geſchichte 
der indifden Beberrſcher von Timur bie auf Schab Diſchihan. 

Meaßiri Dſchihangiri, die Denkmahle Dſchihangiri's, die Geſchichte dieſes Kaifers. 

Al emgirname, die Geſchichte Orengſibs, von Munfgi (SGekretair) Mohammed Kaffim Den Mohammed 
Emir. 

Tarichi Kifd mir, die Geſchichte von Kaſchmir, von Haſſan Ben Ali aus Kafchmir, von der frühehen 

Zeit bis zur Eroberung Schab Akbar’d. 

Mireti Zsktenderi, der Spiegel Alexander's, die Geſchichte Sufurars von der früheften Zeit bi auf 
die Eroberung Schah Akbar's. 
Compendien: 


Montechabet⸗tewarich, Auswahl der Geſchichten, von Abdolfadi Mulutſdad wedeuni, geſchrieben 
im Jahre der Hedfchira 999 (1590) auf Befehl Schah Akbar's. 

Karihi Didihanname, ein altes Eompendium der Serdihte Dſchingiſ⸗ Chan und feiner Nachfolger 
bis zum Ende des Lebens Hulagu's. 

Tarichi Mobarekſchahi, die Geſchichte der Sangariden In Indien , vom Jahre der Hedfihira 569 — 
837 (1178 — 1433). 

Tarichi mocht aß ar, abgekürzt Geſchichte, die Geſchichte der Großnogolen vom Kode Drengfis bi Mo⸗ 
bammed Schah. 

Kelimari Taibar, die merfwürdigen Worte und Schreiben Drengfib’s. 

Ahwali Sigehan, die Geſchichte der Seiks. 

Wekait Niamer Cham Ali, die Begebenheiten Niamet ⸗Chans, eines ſatpriſchen Dichters am Hofe 
Drenglibs. _ Sffa 


. ‚le 


DV VW" 412 nn | 

Die nähften Nachfolger Shah Akbars, Dſchihangir und Orengfib oder Alemghir, 
traten noch in die Fußſtapfen ihres großen Ahnen; fie binterließen felbft gefchriebene Beyträge zur Ges 
ſchichte ihrer Zeit, und begünftigten die Erſcheinung großer hiſtoriſcher Werke. So verfaßte Schah 
Dſchihangir ein Tagebuch und veranlaßte das große perſiſche Wörterbuch, berühmt unter den Nahe 
men Kerbengi Df chihangiri, das aus vierzig anderen zufammengetragen ward, und hinreichen 
wuͤrde ſeinen Nahmen zu verewigen. 

Statt der Poeſie und Hiſtorie erhob ſich nun die Epiſtolographik ſo in Perſien als in Indien. 
Es ward ungemein viel Mühe und Künfteley verwendet auf den ſchoͤnen Styl und die ſchoͤne Schrift 
der öffentlichen und MPrivatfchreiben. Befonders metteiferten die Staatsſecretaire benachbarter Höfe 
fih in den Gredentialien ihrer Bothfchafter den Rang der Beredſamkeit abzugewinnen. Auch wur⸗ 
den meiftens zu Bothſchaftern nur fehr gebildete, geiftreiche und gelehrte Männer ernannt, welde viels 
belefen in perfifden Dichtern ‚ die berähmteften Stellen derſelben bey Gelegenheit berzufagen und anzu⸗ 
wenden wußten. Ihr Wis und ihr mit fchönen Kenntniffen gefhmüdter Geift, follte dem Sultan und 
dem; Weſire des Reichs wohin fie gefenbet wurden, einen hohen Begriff beybringen von der Bilbung der 
Gefchäftsleute ihres Herrn, fo wie der fhöne Styl und die Kalligraphie ber Beglaubigungsfchreiben von ber 
Geſchicklichkeit ſeiner Secretaire. Die osmanifche Geſchichte enthält vielfältige Belege zu dem Gefagten, 
ſowohl in den Erzählungen der feyerlihen Audienzen und Feſte, welche indifhen und perfifhen Both⸗ 
ſchaftern in Konftantinopel gegeben wurden , ald auch in den Geſandtſchaftsberichten tuͤrkiſcher Both: 
fhafter, die an bie Höfe von Ißfahan und Dehli gefendet wurden. 
Unter ſolchen Umftänden mußte fih das Inſcha, d.i: die Epiſtolographik ober die Kunft bes 
Munfhi, d.i. des Secretairs, zu einem hoben Grade von Vollfommenheit ausbilden. Freylich 
daß auch hier der ganze Saft der Rede in Blättern und Schöflingen aufwucherte und nur wenig er⸗ 
freufihe Früchte guten Geſchmacks trug. Die erften Anweifungen und Beyſpiele zierlicher Schreibart in Bries 
fen hatten Watwat, der Gefeßgeber ber perſiſchen Metrik, und der Dichter Schahfur von Nifhabur ges 
geben, welche hierüber befondere Abhandlungen ſchrieben; aber erſt Chodfha Dſchihan brachte bie Regeln 
derfelben in feinem Werke Menafirsol:infhainein vollfommenes fehr ausgebildetes Syſtem. Mufter 
von Briefen felbft hatten mehrere vortreffliche Dichter, unter andern Dſchami und Saib, hinterlaffen(ı). 


Tarichi Shah Shedfhai, Geſchichte Schah Schedſchai's, des Bruders Sultans Drenabh 6, von 
Mohammed Maßum. 

Tarichi Ali verdi han, die Geſchichte Alimerbifhan's, Nabobs von Bergen, 

Tarichi Rohila, die Gefwichte der Robilas. 

Schir ſchahname, die Geſchichte Schirſchah's, eines afganifchen Ufurpators. 

Faruchſirname, die Geſchichte des Kaifers Feruchſir. 

Meaßiri Mabmudfhapi, die Gedichte von Malwa. 

Bochari Meaßir, eine Geſchichte von Tekkan. 

Aßart Ahmedi, Denkmable Ahmed's von Schah Tſchiragd. 

Die große und durch Dom in Europa bekannte Geſchichte Feri ſchte's in vier Theilen, wovon der erſte 
die Geſchichte Baidfchapurs , der zweyte die Geſchichte von Guſurat, der dritte die Geſchichte 
von Tekkan, und der vierte die Gefchichte der Patanen und Mogolen enthält. — Die umſtaͤnd⸗ 
(ide Auskunft über diefe und andere biforifche perfiide Werke gibt Stewart's Katalog bey Tipu 
Saibs Bücherfammlung. 

() Die vorzüglichften epiſtolographiſchen Werke der Perfer find nebſt den obenangeführten: 
Machſen-o1-Inſcha, das Magazın der Epiftolograppif , von Doineddin Hoffein dem Sohne 








— . Air wu 


Siebenter Zeitraum. 


Verfall der Dichtkunſt und Geſchichte in Perſien und in Indien. Flor der 
Briefſchreibekunſt und Reiſebeſchreibung. 


” « 


. 


Mi Shah Akbar und mit Shah Abbas, den größten Fuͤrſten der Dynaſtien der Sefi und 
der Babur, welche im Anfange des eilften Jahrhunderts der Hedſchira auf den Thronen Perfiens 
und- Indiens faßen, erlof ber Glanz der perfifhen Litteratur und befonbers der DichtEunft. Kein Dich⸗ 
ter aus ben legten zwey Jahrhunderten bat fich großen Nahmen erworben; Bein großer Geſchichtſchreiber 
ift aufgetreten, der mit den Meiſtern ber vorhergehenden Zeitalter eine Vergleihung aushielte. Mirfa 

Mobammen Mahadi Chan, der Gefhichefchreiber Orengfibs, und Niamet Chan, ber Ge— 
| ſchichtſchreiber Nadirſchah's, find ‘die Einzigen, welche auch bes Styles wegen genannt zu werben vers 
dienen. Doch find bie biftorifchen Werke diefes Zeitraums als Quellen für den Korfcher der aflatifhen und 
befonders indiſchen Geſchichte, in Ermangelung von beſſeren und lauteren Quellen, von einigem Werthe (1). 








(1) Vorzüglihe diſtoriſche Werke aus dieſer Zeit ſind: 
Tarichi Padiſchahani Hind, die Geſchichte der Padifchabe;, Indiens, die in Dehlj berrſchten, ‚bie 
auf Schah Akbar. 

Tabakati Akbarſchahi, von Niſameddin Ahmed Ben Mohammed Mokmi Alrui, die Geſchichte In⸗ 
doſtans von dem Einfalle der erſten Eroberer, d. i. vom Jahre der Hedſchira 807 (977) bis auf das Jahr 
1002 (1898). 

Padiſchadname, dad Buch der Padiſchabe, von Abdolhamid Lahori, in drep goliobänden, die Gefchichte 
der indiſchen Beberrfcher von Timur bie auf Schad Dſchihan. 

Meaßiri Dſchihangiri, die Denkmahle Dſchihangiri's, die Geſchichte dieſes Kaifers. 

Alemgirna me die Geſchichte Drengfi bs, von Munfgi (SGekretair) Mohammed Sarfim Ben Mohammed 
Emir. 

Tarichi Ki 7 mir, die Geſchichte von Kafchmir, von Haflon Ben Wi aus Kafchmir, von der frühefen 

Seit bis zur Eroberung Schah Akbars. 

Mireti Iskenderi, der Spiegel Alexander's, die Geſchichte Suſurars von der früheften Zeit bis auf: 
die Eroberung Schah Akbar's. | 
Eompendien: ' - 


Montechabet⸗ temarich, Auswahl der Gefgichten, von Abdolfadi Mulutſcab Bedaum, geſchrieben 
im Jahre der Hedfchira 999 (1590) auf Befehl Schah Akbar's. 

Tarichi Dſchibanname, ein altes Compendium der Geſchichte Dſchingif⸗ Ehan: und feiner Nachfolger 
bis zum Ende des Lebend Hulagws.. 

Tarichi Mobaretfhabi, die Geſchichte der Sangariden in Indien, vom Jehre der ‚Hedfipira bog — 
837 (1173 — 1433). 

Tarichi mochtaßar, abgekürzte Geſchichte, die Geſchichte der Großmogolen vom Zode Orengiwe His Mo⸗ 
bammed Schaf. 

Kelimari Taibat, die merfwürdigen Worte und Schreiben Orengſib's. 

Ahwali Sigehan, die Gefchichte der Seite. 

Wekait Niamer Chan Uli, die Begebenheiten Niamet» Epans, eines fatprifchen Dichters ain Hk 
Drengfib's. . . $ffa 


erw 


RIESE 412 nn 5 

Die nähften Nachfolger Shah Akbar's, Dſchihangir und Orengfib oder Alemghir, 
traten noch in die Fußſtapfen ihres großen Ahnen; fie hinterließen felbft geichriebene Beyträge zur Ges 
ihichte ihrer Zeit, und begünftigten die Erſcheinung großer hiſtoriſcher Werke. So verfaßte Schaf 
Dſchihangir ein Tagebuch und veranlaßte das große perſiſche Wörterbuh, berühmt unter den Nabe 
men Ferhengi Dfbihangiri, bas aus vierzig anderen zufammengettagen ward, und hinreichen 
wuͤrde ſeinen Nahmen zu verewigen. 

Statt der Poeſie und Hiſtorie erhob ſich nun die Epiſtolographik fo in Perſien als in Indien. 
Es warb ungemein viel Mühe und Künftelen verwendet auf den ſchoͤnen Styl und die ſchoͤne Schrift 
ver Ödffentlihen und MPrivatfchreiben. Beſonders metteiferten die Staatsſecretaire benadhbarter Höfe 
fih in den Eredentialien ihrer Bothfchafter den Rang der Reredfamkeit abzugewinnen. Auch wur⸗ 
den meiftens zu Botbfchaftern nur fehr gebildete, geiftreiche und gelehrte Männer ernannt, welde viels 
belefen in perfifhen Dichtern, die berühmteften Stellen derfeiben bey Gelegenheit herzufagen und anzu: 
wenden wußten. Ihr Wig und ihr mit fchönen Kenntniſſen geſchmückter Geift, follte dem Sultan und 
dem; Wefire des Reichs wohin fie gefenbet wurden, einen hohen Begriff beybringen von ber Bilbung der 
Gefchäftsleute ihres Herrn, fo wie der fhöne Styl und bie Kalligraphie ber Beglaubigungsfchreiben won ber 
Geſchicklichkeit feiner Secretaire. Die osmanifche Gefchichte enthaͤlt vielfältige Belege zu dem Gefagten, 
ſowohl in den Erzählungen der feyerlichen Audienzen und Feſte, welche indifhen und perfifchen Both— 
fdyaftern in KRonftantinopel gegeben wurden , als auch in ben Gefandtfchaftsberichten tuͤrkiſcher Both: 
fhafter, die an die Höfe von Ißfahan und Dehli gefendet wurden, 

Unter ſolchen Umftänden mußte fih das Inſcha, d. i. die Epiſtolographik oder die Kunft bes 
Munſchi, di. bes Secretairs, zu einem hoben Grade von Vollkommenheit ausbilden. Freylich 
daß auch bier der ganze Saft der Rede in Blättern und Schöflingen aufwucherte und nur wenig er 
freulihe Früchte guten Geſchmacks trug. Die erften Anweifungen und Beyfpiele zierlicher Schreibart in Bries 
fen hatten Watwat, ber Gefeßgeber ber perfifhen Metrik, und ber Dichter Schahfur von Nifhabur ger 
geben, welche hierüber befondere Abhandlungen ſchrieben; aber ft Chodſcha Diſchih,an brachte hie Regeln 
derfelben in feinem Werke Menafirzol:infcha in ein voflfommenes fehr ausgebildetes Syſtem. Mufter 
von Briefen ſelbſt hatten mehrere vortreffliche Dichter, unter andern Dfhamiund Said, hinterlaffen(1). 


Tarichi Shah Shedfhai, Sefhidte Schah Schedſchai's, des Brubers Sultans Orenaſis 6, von 
Mohammed Maßum. 

Tarichi Ali verdi han, die Geſchichte Aliwerdiſchan's, Nabobs von Benglen 

Tarichi Rohila, die Geſchichte der Rohilas. 

Schaär ſchab name, die Geſchichte Schirſchah's, eines afganiſchen Uſurpators. 

Faruchfirname, die Geſchichte des Kaiſers Feruchſir. 

Meaßiri Mabmudſchahi, bie Geſchichte von Mal wa. 

Bochari Meaßir, eine Geſchichte von Tekkan. 

Aßart Ahmedi, Denkmahle Ahmed's von Schap Tſchiragd. 

Die große und durch D 0m in Europa befannte Geſchichte Feri ſo tes in vier Theilen, wovon der erſte 
die Geſchichte Baidſſchapur's, der zweyte die Geſchichte von Guſurat, der dritte die Geſchichte 
von Tekkan, und der vierte die Geſchichte der Patanen und Mogolen enthält. — Die umfänd: 
(ide Auskunft über diefe und andere biftorifche perfiihe Werke gibt Stewart's Katalog bey Tipu 
Saibs Bücherfammlung- 

Gi) Die vorzügliften epiftolograpdifhen Werke der Perfer find nebft den ohenangeführten: 
Machſen-ol⸗Inſcha, das Mogayın der Epifolographif , von Moineddin Hoffein dem Sohre 

















mm A113 um 


Die Inſcha's diefer beyben großen Dichter find hauptſaͤchlich wegen der häufig barin eingeftreuten 
Verſe, welche den Stemvel ihres Genius tragen, anferordentlich gefhägt und geſucht, und flehen unter 
den Beyfpielfammlungen oben an, wie das Werk Chodſcha Dſchihau's unter den bloß didaktifhen; 
fläte Abwechfelung von Werfen und gereimte Profe gehört unter die Bedingniffe bes gefhmücten Styls 
(Moſedſchaa), welcher allen Werken, die auf einen Ehrenpreis der Rhetorik Anſpruch machen, une 
- erläßtich ift. Wiewohl die perfifchen Epiftolographen fi in biefer Hinſicht fehr viele Hebertreibungen und 
Künfteleyen zu Schulden kommen Iaffen, fo find fie doch noch weit hinter den Türken, melde es ihnen 
auf Koften des gefunden Geſchmackes und Menfchenverflandes zuvorthun wollten, zurücgeblieben. Ders 
felbe Vorwurf der Uebertreibung und ber Verfündigung gegen ben guten Geſchmack, welder den mei⸗ 
ften Brieffammlungen gemadht werden kann, wo der Sinn in einem Schwalle gleichtönender Wörter und 
riefenhafter Bilder erfäuft ift, trifft noch um fo viel härter die Geſchichte. Beyſpiele davon enthalt die 
Geſchichte Nadirſchah's von Mahadichan, welbe Sir William Jones. ins Franzöfifhe' über: 
feßte. Indeſſen ift biefes Werk body noch ein ungemein ſchaͤtzbares in Vergleich der neueren Reichsge⸗ 





Ali Kaſchifirs, des Ueberſetzers des Kelile ve Dimme, in einer Einleitung, drey Abtheilungen und ’ 
einem Anbange. 
Refaiffol: Zelam ve araiffot aklamfil inſcha, d. i. koſtbare Redens⸗ und geſchmückte Schreibarten J 
von Rafieddin Ahmed Ben Mahmud von Samarkand. 
Elbedajet fitzterefful, die Richtung in der ECorrefpondenz, von Hoffein Ben Talha Nafi dem ' 
Secretaire. . 
Rikaati Dfhami, die Auffäge Dſchamis, auch Infhai Dſchami, das Inſcha Cörieffammlang 
Dſchamẽs) auf der kaiſerl. Bibliothek zu Wien, Nr. 55. 

Firduffi Dfdenati riafil infha ve dDfhamii durreri dDfhevapiril-belaghat wei 
maana, d. i. Paradiefifpe Gärten der Brieffcreibefunft zund Sammler der Eofbarften Perlen der Ber 
redfamfeit und deö Sims, vom’ berühmten Dichter Saib, ein wie das vorige außerordentlich hoch⸗ 
geſchaͤtztes Werk. 

Inſcha Abul-Fafl, Briefſammlung Abul⸗Faſks des gelehrten Großweſ rs, des Verfaſſers des Ati 
Albari, in drey Bänden. 

Jaſchai Herkern, die Briefformeln von Herkern, , eine ſchlichte Sammlung von Briefen und Geſchaͤfts⸗ 
auffägen über verſchiedene Gegenftände; ins Engliſche überſezt und ſammt dem Text herausgegeben Cal 
utta 1781, mit einem am Ende angehängten Gloſſarium. 

Inſchai Sofi und Infhai EHodnifc; derfelben Art. 

Inſchai Tatif, artige Brieffammlung. | 

Medſchmuol⸗alkab, Sammlung von Titeln und Eonrtoifien. 

Kitabi Alami, Briefe und Zermane der Könige von Zran und Turan, von Shah Afsar, Sch a h⸗ 
abbas (u. f. w.), findet fi zwar von Dufelp (oriental. Collections III. 45.) ohne Nahmen des Ver⸗ 
faffers angeführt, ift aber nichts anders als die ſchon oben angeführte Brieffammlung des gelehrten We⸗ 
firs Abul⸗Faſſl, wie aus dem handfchriftliden Kataloge der Drientalichen Manufcripte bey King's Cha⸗ 
pell in Cambridge Nr. 22. erbellt. Daraus find auch die folgenden Titeln von Infch as genommen: 

Nr. 35. Inſchai Mirfa Abdolkfadin 
Nr. 38. Inſchai Abdolhaji. 
"Nr 31, Inſchai Madhoram. 
Nr. 35. In ſchai Mirem. 
ie mebrere andere Sammlungen ohne Nahmen des Sammlers, bloß unter dem Titel Jutde oder 
Rikaat. 


Si laalet bih be efsun ruhra hut. 


Des Geiſtes Nahrung iſt der Lippen Zauber, Es find Harut, Marut die beyden Augen. 
Wie grünet nicht der Flaum um diefe Lippen ! Wer fehte den Smaragd zu den Rubinen ? 
Bür die Ermordeten von deinem Wuchſe Geziemt ein Sarg von Hol; des Himmelslotes. 
Es gebt fein Bild ın meinem feuchten Auge Wie in dem Waflermann die Sonne auf. 
Den GSorbet reich’ er mir, o Arzt der Seele! Er macht zu Jünglingen vielleicht Die Greifen. 
Es wuchſen mır auf einem Blick die Schwingen, So daß ih nun mit Edens Bögen fliege. 
Entfag' dir, Feiſi, am Liebespfad! Verzicht auf Menfchheit if die erſte Regel (1). 
Bemedschlisi mei es an laali ateschin bitschekid, 

Im Kreis der Wein vom Slutrubine träuft; Mein warmes Blut vom Aug’ sur Erde fräuft. 
Die Seele oh ald ich die Lippen küßte, Wiewohl von felben Nichts ald Honig träuft. 

. Wer ſchwanket fo, die Haare nach fich ziehend ? ‚ Was iſt der Moschus der von Ambra träuft. 

Das Herzensblut träuft aus des Auges Schleyer - Wis Wein beym Mayenfefe träuft. 
Die Sonne ſchämt fi feines Wangenfchweißes, Deßhalben fie aus Neid das Manna £räuft. 
Und in der Wache träuft Thau von den Jasminen, Weil Schweiß von feinem Ohrgehänge träuft. 
Es Hörer Feiſi nicht auf zu weinen, Weil auf den Saum, Blut von dem Aermel träuft. 
Rui tu es nikabi saba der hidschab bad. 
. Dem DR fol dein Geſicht verſchleyert ſeyn, Der Sonne und dem Mond verhülfet ſeyn 

_ Der Mundeubin, verehrt vom Heil’gen Geiſt, Soll duftend vom Verdacht des Weins frey feyn. 
Das Lodenhaar, das Engeln Rebe ſtellt, Bol Wolke deiner Wangenſonne feyn. 
Dein Auge, dad des Himmel Sior gerfiört; Soll unterm Wımpernflore"Körig feyn. 
Dein Wuchs , der beyde Welten irre fübrt, Soll rubig, aller Unrub Urfach feyn. 
"Dein Maal, verführerifcher als die Liebe, - Soll Urfach-alfes Hersenbiutes fen. 
Dein. Zlaum,, der meine Tugend ſchwarz ‚gemacht, Soll hunderttauſendfach verſchleyert feyn. 


Jadi men ba jadi an schirin püster amiehte. 


Meine Erinnerung iſt mit Erinnerung des Knabens vermifchet, 

Wie, am fefllihen Tiſch, Butter mit Honig vermiſche. 
Morgens, fasft du, bat fih der Oſt mit den Locken vermifchet, 

Meine Seele war's die fi) dem Morgen vermifcht. - 
Looswahrſagende, die mir langes Leben verkünden, 
Haben mit Lockenhaar Faden des Lebens vermiſcht. 

Wer mich ins Daſeyn ruft durch Erinn'rung des Mundes und des Auges, 

Sat mit Zuckergebäck, Mandeln, die friſchen, vermiſcht. 

.. Eelig der Truntene, der, wie Anospen der Roſen im Garten, 
An dem Beutel ſtäts Silber mit Golde vermifcht. 
Jedes Wort das für andere ben ſchelmiſchen Lippen entfchlüpfer , 

Sf für mich nur Gift, freylich mit Honig vermifcht. 
Nimm dich in Acht, dat mit Feiſi du dich nicht vermifcheft, 4 

Weil er des Auges Blut blutigem Herzen vermifcht.! 


Der Lauf der Sonne durch den Thiertreis. 
Erftes Himmelszeichen: Won der Einheit Gottes. 


Söhne des Wegs! was ſucht ihr irrend die Straße der Wahrheit, 
Wendet gur Sonne euch hin, hin ‚u dem ewigen Licht! 

Wo ihr fie immer erblidt, dort ift die Straße der Wanrheit! 
Sich nach einem Ort wenden ift Ketzergebrauch. 








— 2 
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. 


61) Salik Heißt ein Pilger des Weges der afcetifchen Vervolllonmiauns (tarikat), auf welchem bie erte Re⸗ 
gel.ift, der Menſchhen iu entfagen. 


— —fX O 





+, 


RR 407 nn 


Hal-von Liebesſgluth if die Seele in Flammen vergangen, 
Und vom brennenden Her; bat fih verflüchtigt der Geiſt! 
Gaget, wie koͤnnte ich wohl das Löb der Sonne ie fingen ? 
. Meine Bunge verbrennt, wenn ih die Sonne nur nenn'. 


Zweytes Himmelszeihen: Bon ber Reinheit bes Morgens. 


"Saffe du nun, daß der Morgen der Luft enthäller die Wangen? 
Eine Hoffnung wiege Welten zehntauſende auf! 

Ich, ein Sonnenſtäubchen, gefallen zu Züfen des Staubes, 
Kann die Sonne nicht preifen aus Größe der Schaam. 


Morgen iß's, und die Hoffnung beichet von Reuem die Welten; 
Seethet die Sonne, fie naht wieder dem ewigen Bier, 
Ungebunden bin ich, in der Hand den Zaden der Sonne, 
"Mit dem Baden flieg’ wieder zur Sonne ich auf. 


Drittes Himmelszeihen: Von ben Aufgang der Sonne. 


Eiche die Sonne nur an, wie fie, vom Himmel der Hoffnung, 
"Auf die Erde ſchickt Zaden des ewigen Lichts! 
Jeder Faden, er it au Heyden Enven gebunden, 


Eines am Sonnenhaupt, eines am Haupte des Herrn. 


Voller Morgen iſt's nım, es .ift nicht Zeit gu verfäumen, 
Wende das Angeficht Hin gu dem ewigen Licht ! 

Schlaf, du pade im Aug’ die fichen Sachen zuſammen, 
Und das Lebewohl fage dem Schlafe, 9 Aus” 


Viertes Himmelszeichen: Preis der Sonne nad) dein Sinne des Werkes Heiatil ober bie Tem⸗ 
peln des myſtiſchen Philoſophen Sehrwerdi (1): daß die Sonne der Tempel, das Ebenbild Gottes fey. 


um den Scheitel der Welt flicht Strahlenbinden die Sonne, 
Zündes neunfach an Lampen des bimmlifchen Zelts. 

Lob dem Herren und Preis! Er Hat dem Verſtande geftattet, 
Daß ihm die Sonne fey Gleichniß des ewigen Gott's. 


NRoſenwaſſer, Sorbet, geläuterter Honig und Zuder, 
Seele, Herz und Birn, Adern und Sehnen uns Bein: 
Alles was du ſiehſt, find Staubchen der ewigen Gonne;- 
Jedem GStäubchen find eigene Kräfte verlichn. 


Sünftes Himmelszeichen: Kanon der Weisheit. 


Immer genießet die Welt ausſtrömenden Ginfluß dee Sonne, 
Es veriünget ſich Frühting Der Eeelen durch fie; 
* Stäubchen an Stäubchen reiht fie Verlen des eiwigen Lichtes, 
, Und Fein Stäubchen geht dennoch verloren davon. 


Reun Altäre, fie flebn vor mir auf der Kibla des Weltrunds, 
Ausgebreitst find Hundert der Teppiche dort, j 

Wenn's der Sonne gefiel zu begünfligen Arbeit und Mühe, 
Würde zum naffen Weg wieder die Strafe des Staub's. 


+‘ 





eu 


(1) In dem alten Sinne heißt bey Macrobius die Welt der Tempel Gottes. Bene autem universus mun- 


‘dus Dei templum yocatus propter'illos qui aestimant nihil aliud esse Deunr nisi coelum ipsum et 
caelestia ista quae cernimus. In Somn, Seip. L. I. c. 14. 


— 48 mm 


Sechſtes Himmelszeihen: Vom Frühling. 


Gebt if die Zeit, wo Chiſer den Gaͤrten die Seelen verleiht, 
Wo er neuen Schmuck Schönen der Zluren verleihet. W 
Auch die Sonne verleiht nun Huld, fie, von Wolfen verborgen; 
Schöͤner ift die Huld die im Verborgenen wirkt. 


Wolken regnen herab, was wundert in Handen das Glas dich? 
Eind die Schönen im Haim, wundre der Nofen dich nicht! 
Seht, da der Sonne Mat ausüber fo Eraftigen Einfluß, 
Wundre dich nicht, wenn du grün die Pleigden erblidkt. 


Siebentes Himmeldzeihen: Von der Liebe diefer leuchtenden Form. 


Selig wer zum ewigen Licht der Hoffnung gekommen! . 
Wer ald Schmetterling kömmt zum befchriebenen Licht! 
\ Ich bin verliebt in das Licht, und weil Das Herz mir verbrannt iſt, 
Band an die Sonne ih Fäden der Liebe nun an. 


‚ Mir find die Augen geöffnet zum Sehen des Lichtes der Wahrheit, 
' Und der Sonne Glüd leuchtet den Gehenden ein. 
Ba Nirgends brenut ein Licht, Dem ich die Seele nicht Weihe, 
oe Nirgenns Jeuchtet ein Blitz, dem ih Verehrung nicht jo”. 


Aqtes ginneisieiden Lob der Sonnenanbetber, die aus der Finſterniß and Licht geeilet ſind. 


Licht! dich bethen wir an, wo immer dem Blick du erſcheineſt! 
Morgens und Abends feufzt immer verbrennet das Her;. 
Sonne! du leuchtet beym Tage, der Mond erhellet die Nächte; 
- Wo nur immer Licht, fin" ich anbethend dahin. . x 


[2 


Morgen ift da! viel beffer daB Du ‚die Augen dir reinigſt, 
Daß du, verlaffend das Bett, Augen zum Himmel erhebſt. 
Wenn aus Gehorfam du nicht das Licht erfohren zur Kibla, 
Beffer iſt's, men freut Btaub auf den Leppich und dich. 


Neuntes Himmelszeichen: Tadel der Lichtlampen. 


Zrommer! befeble mir nicht das Aug’ der Sonne zu ſchließen! 
Gehe du hinaus über die Fackel der Welt! 

Wenn ein Züntchen von Licht dir je zu Sefichte gekommen, 
Heller als die Sonn, jeige dich unferm Geſicht. 


pilger zum heiligen Haus, o walle nad ewigen Ziuren! 
Sih vom fchwarzen Stein einmahl die Hoffnungen auf, 
Du haft zur Kibla den Stein, und id ermäbler die Soͤnne: 
Welch ein Unterſchied zwiſchen der Sonne, dem Stein! 


Zehntes Himm els zeichen: Von dem Zuſtande der Beraubung der Erdebewohner und des finſteren 
a Staubes vom Anblick der ewigen Sonne, die keinen Untergang kennt. 
a Racht if da, und Binfterniß Hat fi gelagert am Himmel, 
EScshattenſchleyer weht ſchaurig über die Welt. 


» Reine Eonne, fo ſagſt du, ſeh' ih nun an dem Himmel; 
Geinde ſchredt des Schabs nächtlicher Ueberfall jetzt ()- 


Ci) Das ih: Drmufd kämpft mit Ahriman im Dunteln. 


RUN 409 XXXXI. 


Als die Sonne hinunter nun ſank, da ſprach ih: O Weltlicht 
Warum verbirgfi du dich hinter Dem Himmlifchen Rad? 
"Sort, antwortete fie, geh’ th in die myſtiſche Welt nun, 
Dort zu Hohlen Licht für den erobernden Schah? 


Eilftes Himmelszeichen: Zum Lobe. des Shops. 


Einer ik der Herr, der die Tiefen der Herrichaft ergründet! 
Einer iſt der Mond, welcher die Sterne regiert! 


Du! veriere dich nicht, es führt zum Herten nur-Ein Weg, 
Eine Sonne, Ein Gott, und nur ein Einziger Schah (+). 


_ Sonne, du biſt's die in Gold den Staub des Weges verwandelt, 
- Und als Elixir ſtrahlſt aus dem Blicke zurüch: 
Wer auf ſolchem Weg anbethend Teget das Haupt hin, 
Gehet auf Gottes Weg mächtigen Schrittes einher. 
Z3wölftes Him melsjeigen: Beſchluß diefes aus Taufend und einem Verſe beftebenden Büchleins, 
Sonnenſtaͤubchen genannt. 
Dieſer Redepallaſt, den ich erbauet als Meiſter, 


Ward auf meinen Wink taufendeinfäulig geſchmückt. 


Aue Züge des Plans entlehnt' ih der ewigen Sonne, 
Aller Sinn if von Gott, und nur die Worte find meim 


Als der ewige Herr in die Hand mie ben Schlüffel gegeben, 
Schloſſen Schäpe des Sinn's meinem Verſtande fih auf. 

Als ih der Sonue Preis gefungen am Morgen in Hymnen , | 
Sah' ich, wie fie das Haupt fenkte vom Himmel zu mir. 


Dieſe Proben aus Feiſi's Diwan Finnen für einen Hymnus des Sonnen⸗Cultus gelten, und ſchwer⸗ 
fi) würde der vom Waterlande und bem Glauben des Dichters ununterrichtete Leſer aus ihrem Inhalte 
ben Perfer oder Inder, und am wenigiten- den Moslim errashen. Aeußerſt merkwürdig, nicht wur für 
die Geſchichte der ſchoͤnen Nebdekünfte, fondern auch für die der Religionen, find fie als Denkmahl der 
Sonnenverehrung, die hier von Perſien nad Indien, woher fie ausging, wieder zurücgeführt er- 
fheint, doch fo, daß hier von Feiner finnlihen Verehrung des Sonnen Gottes, welder den Tag beraufs 
führt, fondern bloß von dem überfinnlicher Eultus der Sonne, ats dem Spmbole des ewigen Wefens 
‘und Lichtes, die Rede if. Dieß ift nicht Surya der indifhe Sonnengott, der mit grünem Sieben⸗ 
gefpann auf dem flammenden Wagen des Lichtes den Himmelsbogen berauffährt; niht Mithras, ber 

- Albegrünende und Allbelebende Vermittler der Schöpfung, von den Genien des Morgens. und Abends mit 
aufgehobener und gefenkter Fackel begleitet; dieß ift Fein ägyptifher Harpokrates, Serapıs, Horus 
oder Herakles als Sinnbild der Sonne in ben Wendepuncten des Sommers und Winters, in den 
Tag: und Nadstgleichen des Frühlings und Herbftes ; dieß ift nıht Helios mit flammenfchnaubendem Sie: 
gesgefpann ; nicht Ph 5608, dem der flberne Köcher voll peſtſchwangerer Pfeile vom Rüden raffelt; nicht 
der ranthiſche, Eycifche oder patardifche Apollo, zu deſſen Ehren der Saͤcular⸗Geſang der Jünglinge 
und Sungfrauen vom Capitolium ſcholl: fondern es ift das Sinnbild des ewigen, reinften, unerfchaffenen 
Lichtes, des Urborns alles Seyns und Weſens, des großen Licht-Accordes, der Harmonie der Sphaͤ⸗ 





(1) Man bemerkt hier die Dreyeinigkeit, fo in den drep erften Berfen, wo fie in drey Strahlen aus einander lau⸗ 
fet, als im legten, wo fie fib im Brennpuncte wieder vereiniget. 


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anna - kıo nur 


ven, bes Schöpfers und Waters der Welten. Dieb ift der Licht⸗Quell aus dem Zenopbanes und 
Plotinos, die Eleaten und Neuplatoniker ihre Ideen fhöpften; das Weltenplectron bes 
Cleanthes (a), welches beym Perfer bie Lyra der An ahid mis Sonnenfirablen befaitet; nah Pla⸗ 
to (2) ımd Hermes Trismegiſtos (3). der Demiurg und Vater ber Welten; nah Cicero (4) 
und Macrobius (5) die Vernunft der Welt und das Herz bes Himmels, und nad ben noch 
heute weit aus geſtrahlten Ideen der indiſchen und perſiſchen Myſtik des Vedanti und des Sofi, 
das ewige Licht, deſſen in unendlichen Formen zurückgeſpiegelter Glanz, bie äußere Erſcheinung "ber 
Belt Alles und Eins iſt. 


- 





(1) Cleanthes solem plectrum; in Oriente enim jubar fulciens mundum veluti pulsans in concinnum.ap- 
tumque cursum lucem diducit, Clemens Alex. strom V. j 

(2) Die bekannte ſchone Stelle im ſechſten Buche der Republik. Siehe auch Pleffing’s Verſuche zur Aufkla⸗ 
rung der Philofophie des Alteken Alterthums, Seite 310, und Tiedemann dialogorum Platonis argu- 
menta. Edit. Bip. pag. 209. | 

(3) Asa xal T19 dr Te x marreı Inrovgeylar abrög örog nerıyuras 'Aexan warten na) moice 
adrra dr nal oißonus nal nppaxwd aurod riv Ehiduas zul nera Tor ka nu) nemroy voüres dy- 
puovgryov yweila, Een. ax ray mgos Tas, 

(4) Dux et princeps et moderator lursinum reliquorum, mens mundi et temperatio. In somnio Scip. _ 

(5) Mens mundi ita appellatur, ut physiei eum cor coeli vocayerunt. In somnium Scipionis cap. XX,, 
und derſelbe fagt über Matofs berühmtes Gleichniß: Plato cum de F'ayuda Joqui esset animatus, dicere, 
quid sit non ausus est, hoc solum de eo sciens, quod scire quale sit ab homine non posset: so- 
jum vero ei simillimum de visibilibus solem reperit; et per ejus similitudinem viam sermoni sue. 


attolendi sp ad non somprehendenda pstefscit, In somaium Scipionis. Cap, L. 


» 


— 4121 ne 


Siebenter Zeitraum. 


Verfall der Dichtkunſt und Geſchichte in Perſien und in Indien. Flor der 
Briefſchreibekunſt und Reiſebeſchreibung. 


Mi Shah Albar und mt Shah 46608, den größten Bürften der Dpnaftien ber Sei und: 
der Babur, welche im Anfange des eilften Jahrhun derts der Hedſchira auf den Thronen Perſiens 
und Indiens ſaßen, erloſch der Glanz der perſiſchen Litteratur und beſonders der Dichtkunſt. Kein Dich⸗ 
ter aus ben letzten zwey Jahrhunderten hat ſich großen Nahmen erworben; kein großer Geſchichtſchreiber 
iſt aufgetreten, der mit den Meiſtern der vorhergehenden Zeitalter eine Vergleichung aushielte. Mirfa 
Mobammeb Mahadi Chan, der Geſchichtſchreiber Orengſibs, und Niamet Chan, der Ges 
ſchichtſchreiber Nadir ſcha h's, find die Einzigen, welche auch des Styles wegen genannt zu werden ver⸗ 
dienen. Doch ſind die hiſtoriſchen Werke dieſes Zeitraums als Quellen für den Forſcher der aſiatiſchen und 
beſonders indiſchen Geſchichte, in Ermangelung von beſſeren und lauteren Quellen, von einigem Werthe (1). 


" « 








(1) Vorzüglihe hiſtoriſche Werke aus diefer Zeit find: 

Tarichi Padifhahani Hind, die Gefhichte der Padiſchahe Indiens, die in Debli berrfihten, bis 
auf Schah Akbar. 

Tabakati Akbarſchahi, von Niſameddin Ahmed Ben Mohammed Moni Alrui, die Geſchichte In⸗ 
doſtans von dem Einfalle der erſten Eroberer, d. i. vom Jahre der Hedſchira s6 (977) bis auf das Jahr 
1002 (1898). 

Padiſchahname, dad Buch der Padifhahe, von Abdolhamid Zahori, in drep goliobänden, die Geſchichte 
der indifden Beberrfcher von Timur bie auf Schah Dihihan. . 

Meakiri Dſchihangiri, die Denkmahle Dſchihangiri's, die Geſchichte dieſes Kaifers. 

le mgirname ‚ die Sefchichte Drengfibs y von Munfei (Sekretair) Mohammed Kaffim Ben Mohammed 
Emir. 

Taripi Ki ſa mir, die Geſchichte von Kaſchmir, von Haſſan Ben Wi aus Kaſchmir, von der fruheſten 

Zeit bis zur Eroberung Schah Akbar's. 

Mireri Zukenderi, der Spiegel Alexander's, die Geſchichte Sufırars von der früheften Zeit bis auf. 

die Eroberung Schah Akbar's. Ä 
Eompendien: 


Montechabet⸗tewarich, Auswahl der Geſchichten, von Abdolkadi Ruta Bedauni, gefrieben 
im Jahre der Hedſchira 999 (1590) auf Befehl Schab Akbar's. 

Tarichi Dſchihanname, ein altes Compendium der Geſchictte Dſchinaiſ⸗ chan⸗ und feiner Nachfolger 
bis zum Ende des Lebens Hulagu's. 

Tarichi Mobarekfhani, die Geſchichte der Sangariden In Indien , vom Zahre der Hebfeira bog — 
837 (1173 — 1433). 

Tarichi mocht aßar, abgekürzte Geſchite die Geſchichte der Großmogolen vom Tode Orengſib's vis Mo⸗ 
bammed Schabd. | 

Kelimati Taibat, die merkwürdigen Worte und Schreiben Drengfib’% 

Abmwali Sigeban, die Geſchichte der Seife. 

Wekail Niamer Cham ar, die Begebenheiten Niamet-⸗Charrs, eines ſatpriſchen Dichters ai Hk 
Drengfih's. Sf 


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412 mn , 

Die naͤchſten Nahfolger Shah Akbar's, Dfhihangir und Orengfib ober Alemghir, 
traten noch in die Fußftapfen ihres großen Ahnen; fie binterließen felbft gefchriebene Beyträge zur Ges 
ihichte ihrer Zeit, und begünftigten die Erſcheinung großer hiftorifcher Werke. So verfaßte Shah 
Dſchihangir ein Tagebuch und veranlaßte das große perſiſche Wörterbuch, berühmt unter den Nahe _ 
men Ferhengi Dſchihangiri, das aus vierzig anderen zufammengettagen ward, und binreihen 
würde feinen Nahmen zu verewigen. 

Statt der Poefie und Hiftorie erhob fih nun die Epiſtolographik ſo in Perften als in Indien. 
Es ward ungemein viel Mühe und Kuͤnſteley verwendet auf den ſchͤnen Styl und die ſchoͤne Schrift 
der Sffentlihen und Privatfchreiben. Beſonders metteiferten die Staatsſecretaire benachbarter Höfe 
fi in den Eredentialien ihrer Bothfchafter den Rang der Beredſamkeit abzugewinnen. Auch wur⸗ 
den meiftend zu Bothſchaftern nur fehr gebildete, geiftreiche und gelehrte Männer ernannt, welde viel: 
belefen in perfifhen Dichtern ‚ die berühmteften Stellen derfelben bey Gelegenheit herzufagen und anzu⸗ 
wenden wußten. Ihr Wis und ihr mit fchönen Kenntniffen gefhmücter Geiſt, follte dem Sultan und 
dem; Weſire bes Reichs wohin fie gefendet wurden, einen hohen Begriff beybringen von ber Bildung der 
Gefchäftsleute ihres Herrn, fo wie der fehöne Styl und bie Kalligraphie ber Beglaubigungsfchreiben von der 
Geſchicklichkeit feiner Secretaire. Die osmanifche Geſchichte enthaͤlt vielfältige Belege zu dem Gefagten, 
ſowohl in den Erzählungen der feyerlichen Audienzen und Feſte, welche indifhen und perfifhen Both⸗ 
ſchaftern in Ronftantinopel gegeben wurden , als auch in den Geſandtſchaftsberichten türfifher Both⸗ 
ſchafter, die an bie Höfe von Ißfahan und Dehli gefendet wurden. 

Unter ſolchen Umftänden mußte fih das Inſcha, d. i. die Epiftolographik oder die Kunft des 
Munſchi, di. bed Secretairs, zu einem hohen Grabe von Vollkommenheit ausbilden. Freylich 
daß auch bier der ganze Saft der Rede in Blättern und Schöflingen aufwucherte und nur wenig er⸗ 
freufiche Früchte guten Geſchmacks trug. Die erften Anweifungen und Beyfpiele zierliher Schreibart in Brie⸗ 
fen hatten Watwat, der Gefeßgeber ber perfiihen Metrik, und ber Dichter Schahfur von Nifhabur ge: 
geben, welche hierüber befonbere Abhandlungen ſchrieben; aber ft Chodfha Diſchi h an brachte hie Regeln 
derfetben in feinem Werke Menafirsol:infha in ein vollkommenes ſehr ausgebildetes Syſtem. Muſter 
von Briefen ſelbſt hatten mehrere vortreffliche Dichter, unter andern Dſchami und Saib, hinterlaſſen (1). 


Tarichi Schah Schedſchai, Geſchichte Schah Schedſchais, des Bruders Sultans Brent 6, von 
Mohammed Maßum. 

Tarichi Aliverdi han, die Geſchichte Mlimerdifhan’s, Nabobs von Bengalen, 

Tarichi Rohila, die Gefcichte der Rohilas. 

Schir ſchahname, die Geſchichte Schirſchah's, eines afganifhen Ufurpators. 

Sarudfirname, die Geſchichte des Kaifers Feruchſir. 

Meaßiri Mahmudſchahi, die Befhichte von Mal wa. 

Bochari Meaßir, eine Geſchichte von Tekkan. 

Aßari Ahmedi, Denkmable Ahmed's von Schah Tſchirag9ß. 

Die große und durd Dom in Europa befannte Geſchichte Ferifchtes in vier Theilen, wovon der erfte 
Die Geſchichte Baidfchapurs, der zweyte die Gedichte von Guſurat, der dritte Die Geſchichte 
von Tekkan, und der vierte die Gefhichte der Patanen und Mogolen enthält. — Die umfländ- 
ide Auskunft, über Diefe und andere biftorifche perſiſhe Werke gibt Stewart's Katalog bey Tipu 
Saibs Bücherfammlung- 

(3) Die vorzüglichften epiftolographifchen Werke der Perfer find nebft den ohenangeführten: 
Machſen⸗o1-Inſcha, das Magazın der Epiftolographif, von Moineddin Hoffein dem Sohre 








wm  Aı3 nun 


Die Inſcha's diefer beyben großen Dichter find hauptſaͤchlich wegen ber häufig barin eingeftreuten 

- Verſe, welche den Stemvel ihres Genius tragen, außerordentlich geſchaͤtzt und geſucht, und ſtehen unter 
den Beyſpielſammlungen oben an, wie das Werk Chodſcha Dſchihau's unter den bloß didaktiſchen; 
fläte Abwechfelung von Verſen und gereimte Profe gehört unter die Bedingniffe des gefhmüdten Styls 
(Mofedfhaa), welcher allen Werken, die auf einen Ehrenpreis der Rhetorik Anſpruch machen, un- 
- erläßtich ift. Wiewohl die perfifhen Epiftolographen fich in biefer Hinſicht fehr viele Webertreibungen und 
Künfteleyen zu Schulden Eommen laſſen, fo find fie doch noch weit hinter den Türken, melde es ihnen 
auf Koften des gefunden Geſchmackes und Menfchenverftandes zuvorthun wollten, zurückgeblieben. Ders 
felbe Vorwurf der Uebertreibung und ber Verfündigung gegen ben guten Geſchmack, welcher den mei⸗ 
ften Brieffammlungen gemadt werde kann, wo der Sinn in einem Schwalle gleihtönender Wörter und 
riefenhafter Bilder erfäuft ift, erifft noch um fo viel härter die Geſchichte. Beyſpiele davon enthalt die 
Geſchichte Nadirſchah's von Mahadichan, welhe Sir William Jones, ins Franzöfifhe' über: 
fegte. Indeſſen ift diefes Werk doch noch ein ungemein ſchaͤtzbares in Wergleih der neueren Reichsge⸗ 





Ali Kaſchifi's, des Ueberſetzers des ge lite ve Dimne, in einer Einleitung, drey Abtheilungen und 
einem Anhange. 
Nefaiſſol-Kelam ve araiffol aklamfil inſcha, d.i. koſtbare Redens⸗ und geſchmückte Schreibarten 
von Raſieddin Ahmed Ben Mahmud von Samarkand. 
Elbedajet fit-tereſſul, die Richtung in der Correfpondenz, von Hoſſein Ben Talha Raſi dem 
Secretaire. 
Rikaati Dfhami, die Auffäße Dſaamis, auch Inſchai Dſchami, das Inſcha Griefſammlang 
DDſchams) auf der kaiſerl. Bibliothek zu Wien, Nr. 55. 

Firduffi Dfdenati riafil infha ve dDfhamii durreri Dfhevapiril-belaghat wet 
maana, d.i. Paradiefifhe Gärten der Brieffchreibefunft tund- Sammler der Eorbarften Perlen der Ber 
redfamkeit und des Sims, vom berühmten Dichter Said, ein wie das vorige außerordentlich hoch⸗ 
geſchaͤtztes Werk. 

Inſcha Abul-Fafl, Brieffammlung Ubul- Falls des gelehrten Großweſirs, des Verfaſſers des Yitni 
Akbari, in drey Bänden. 

Jaſchai Herkern, die Briefformeln von Herkern, eine ſchlichte Sammlung von Briefen und Geſchaͤfts⸗ 
auffägen über verſchiedene Gegenſtände; ins Engliſche überſetzt und ſammt dem Text herausgegeben Cal⸗ 
cutta 1781, mit einem am Ende angehängten Gloſſarium. 

Inſchai Sofi und Inſchai Chodniſchz derſelben Art. 

Inſchai Latif, artige Briefſammlung. 

Medſchmuol⸗alkkab, Sammlung von Titeln und Courtoiſien. 

Kitabi Alami, Briefe und Fermane der Könige von Iran und Turan, von Shah Aber, Sch a h⸗ 
abbas (u. f. w.), findet ſich zwar von Dufely (oriental. Collections III. 45.) ohne Nahmen des Ver⸗ 
faſſers angeführt, ift aber nichts anders als die ſchon oben angeführte Brieffammlung des gelehrten We⸗ 
ſirs Abul- Fall, wie and dem handfriftliden Kataloge der Drientalihen Manuferipte bey King's Eha- 
peil in Cambridge Nr. 22. erhellt. Daraus find auch die folgenden Titeln von Infch as genommen: 

Nr. 25. Inſchai Mirfa Abdolkadir. 
Nr. 38. Inſchai Abdbolpaji. 
Mr 81, Inſchai Madhoram. 
Nr. 35. Inſchai Mirem, 
Endlich mehrere andere Sammlungen ohne Nahmen des Sammlers, bloß unter dem Titel Iarse oder 
Rikaat. 


nun 414 nun. R 
ſchichten yerfifcher Ränige, oder dem fogenannten Schahname, melde eben fo ſehr auf Koſten der 
Wahrheit als auf Koſten des guten Geſchmacks ſuͤndigen. 

In dieſem Zeitraume von zwey Jahrhunderten ward ein neues Fech der Proſa bebauet, das in dem vo⸗ 

rigen ganz brach gelegen war, naͤhmlich das der Reiſebeſchreibungen. Zwar hatten früher der berühmte Dich⸗ 
ter der Schönheiten der beyden Irak, der arabifchen und perfifchen durch ein befonderes Gedicht Tobfe- 
tol=irafein, daß Geſchenk derbeyden Jrak beſchrieben, und Abdur⸗riſak, der als Geſand⸗ 
ter Schahroch's an Baifangur nach Indien ging, hatte feine Geſandtſchaftsreiſe ſeinem ſchaͤtzbaren hi⸗ 
ſtoriſchen Werke Matlaeſ-ſeaadein, d.i. der Aufgang zweyer glücklicher Geſtirne, einge 
ſchaltet. Aber beſondere Neifebefchreibungen verfaßte Abbulkerim der Günſtling Tahmas Kulichau's, 
und in unſeren Tagen der oben als Dichter genannte Mirſa Abuthalibchan. Der erſte beſchrieb 
feine Reife von Indien nah Mekka. Gleichzeitig mit ihm lebte auch Sche ich Mobhammed Ali Hof- 
fein, der, um ſich vor Nadirſchah's Verfolgung zu retten, ſich nach Benares zurück zog, und dort um das 
Jahr 1779 in einem hohen Alter flarb (1). Abuthalibchan, den Dichter mehrerer Safelen, der feine 
Reiſe in England und von England zu Lande nach Indien befhrieb, hat der Verfaſſer dieſes Werks 
bey feiner Durchreife zu SKonftantinopel perfönlich Eennen gelernt, und dankt ihm eine ehrenvolle Er- 
wähnung unter dem vom englifhen Ueberfeger verflümmelten Nahmen Himru. 
- Eine der neuelten indifchen Gefchichten it das Seirel- mutechirin, oder Lebensbeſch re i⸗ 
bung der Neueren, von Golam Hoſſeinchan, der die Geſchichte Indoſtans vom Jahre 
1707 — 1780 beſchrieb, weil, wie er in der Vorrede ſagt, feit Orengſib kein Geſchichtſchreiber aufge⸗ 
ſtanden war (2). Die neuefte' perſiſche aber iſt das Schahname bed regierenden perſiſchen Kaiſers, 
eine Geſchichte in Proſa, die nur durch die Fictionen womit ſie, ſtatt hiſtoriſcher Daten, angefüllt iſt, an 
vas Schahname Firduſſi's erinnert. Augenzeugen der darin erzählten Thatſachen haben dieſelbe ge: 
tefen, ohne fih im Seringien darein Anden. zu koͤnnen, fo- fehr iſt die Wahrheit durch Schmeicheley 
und Rhetorik entſtellt. 

Seit Nadirfchab bis zur gegenwärtig herrſchenden Dynaſtie der Katſchar, warb Perſien von 
| ‚politifhen Ummälzungen verheert, und wiewohl nah den Verfiherungen ber neueſten Meifebefchreiber 
und anderer Augenzeugen, die Meifterwerke der großen Dichter noch immer in Ehren gehalten werden, 
fo ſcheint doch die Kraft welche diefelben hervorbradpte, ausgeftorben oder verwildert. Franklin und 
Scot Waring (3) haben ihre Wallfahrt zu den Gräbern Saadi's und Hafifen’s befchrieben; 
aber das erſte iſt faft verfallen, wiewohl Kermanchan zebntauſend Piaſter auf die Wiederperßellung 





(1) Tohfetolirakein V. Oriental Colleotions H. p. 89. 
Voyage de la Perse dans le Inde par Abdoulrizaq. Aus der Sammlung des Herrn Langlös, 
Voyage de PInde ä la Melkke par Abdoulkerim , mat den erſten Theil der Collections portative de 
voyages aus. 
Extract from ‘the travels and memoires of Scheikh Mohammed Ali Horem. Tranalated from the Per- 
sian by W. Ousely, Oriental Collections Il. 36. 
Voyages de Mirsa Abou Thalib Hhan, nad der engliſchen in Calcutta aus dem verſiſchen Originale ver⸗ 
faßten Ueberſegung. Paris 1811. 
'(a) Asiatic anual Register V. ı. Characters 7, und noch mehrere⸗biographiſche Notizen aus einem ‚verlfgen 
Werke, deffen DVerfaffer nicht genannt it, im Befitze des Herrn Vanſittart. 
(3) Scot Waring'’s Reife. Erſter Theil, ©. 70. 


Franklin vogage du Bengal a Chiras dass la eollection de Lan gles. p. 103. 


. ww 415 nun 
derfelben „verwendet hatte. FR bewäffern die Fluthen von Roknabad die Gärten Moßella’s, noch 
blühen die Roſen, noch ſingen die Nachtigallen von Schiraf um die Graͤber Saadi's und Hafi— 
ſen's, aber Eein verwandter Schall tönt ihnen von den Kehlen der Dichter entgegen, trüb und fparfam 
rimet die Quelle ber Dichtkunſt. Doch haben Nimet Chan, ber Sänger Orengſib's, Mirfa Abu⸗ 
thalib, der Reiſende, Seid Ahmed Hatif, der myſtiſche Saͤnger, und Bethati ® hab, der re: 
gierende perfifche Kaifer, daraus noch getrunken. 

An dem Hofe besfelben beftebet noch heute die Würbe eines Dihterfürften, die wir in diefer 
Geſchichte an ben Höfen aller Herrſcher, welche den Flor der Dichtkunſt begünftigten, unter dem Nahe 
men eines Dichterkoͤnigs angetroffen haben; freylich waren dieſelben nicht imnier Könige ber 
Dichter, fondern nur Dichter ber Könige, die ihnen wohl den Titel, aber nicht die Kraft bes 
Genius verleiben Eonnten „, und deren Diplo mit den Archiven in der Geſchichte verfhwand, wenn es 
die Natur nicht mis dem Slammengriffel dichterifher Weihe ihnen on die Stirne gefchrieben hatte. Der 
heutige perfifche Hofpoet Nadſchi Mohamed Hoffein if noch mehr als ein bloffer Dihterfürftr 
indem er, ein wirklich gefürfteter Dichter, mis ber Würbe eines Chans bekleidet, an den großen 
Keften des Newruf und Bairam (Meuiapr und Oſtern der Moslimen) bey feyerlichen Audienzen von 
Tributzollenden Staͤmmen und Geſchenkebringenden Bothſchaftern, das Lob des Schahs in gebundener 
und ungebundener Rede aus pricht. Die Gedichte Shah Fethali's moͤgen der Perſen des Dichters 
willen, wie die des Kaiſers Kienlong, oder bed vorletzten osmaniſchen Sultans Selim IU. geſucht 
werben, verdienen aber\fonft Feine Auszeichnung. 

‚ Der berrfchende Beift der heute in Perfien biähenden Dichtkunft ift reiner Myſticismus, oder die 
Lehre ber Sofis, über deren Wefen und Ziel in biefem Werke bereits mehr als einmahl ausführlich gefpro= 
chen worben ift, deren begeifterse Sänger unb felbft Hatifi (der britte berühmte Dichter dieſes Nah⸗ 
mens) aber weit hinter den großen Mufterbildern der Vorzeit, hinter Senaji und Dſchelaleddin 
Rumi, hinter Attar und Kaffimol-enwar, hinter Feiſi und felbft hinter Urfi zurückſtehen (1). . 
Gerne hätten wir jedody auch von ihnen, wie von den Dichtern der vorhergehenden Zeiträume, Proben gege⸗ 
ben, wenn ung nicht das Ateſchkede (der Geuerhe vd), die einzige Quelle von Lebenbefchreibenben 
und Blüthenfammelnden Bepträgen jur Charakteriſtik der Dichter diefes Zeitraums , (vom Befiger deſſel⸗ 
ben Herm Rouffeau, zwar mit feiner ganzen Sammlung in Frankreich durch gedrudten Katalog zum 
‚Kaufe ausgebothen,) zum Gebrauche auf einige Wochen verweigert worden wäre. Wenn gleich durch den 
Mangel dieſer Mittheilung den Proben von den größten Meiſterwerken perſiſcher Dichtkunſt kein Ab⸗ 
bruch geſchieht, weil in ben letzten zwey Jahrhunderten auch nicht Ein großer Dichter in Perſien und 

Indien aufgeſtanden, ſo bleibt durch dieſen Abgang unſere Geſchichte dieſes Zeitraums dennoch in lite⸗ 
rariſcher Hinſicht unvollſtaͤndig. Da auf ſolche Weiſe der Vervollſtaͤndigung des Werkes die Verweige⸗ 
rung des Gebrauchs einer der vorzüglichſten Quellen im Wege ſtand, und dem Deutſchen aus dem Per⸗ 
fer die Geſchichte feiner Redekuͤnſte zu ergänzen verſagtward, fo mag hinfuͤhro, was an der Vollſtaͤndigkeit 
diefed Werkes eines beutfchen Drientaliften die Ungefälligkeit eines franzoͤſiſchen verbrochen, die Gelehr⸗ 


ö —— — —⸗ — 


Ode⸗ mystiques du Seid Hatefi, traduits par Monsieur Jouannin. (Fundgruben des Orients, IL 
©. 817.) 
Mirsa Abootales Dde. (Fundgruben des Drients, II. 3b.) 
(1) Nähere Auskunft über das Treiben der Sofis in Perfien enthält des brittifhen Bothſchafters, General 
Dalcolm’s, perſiſche Geſchichte. 


famteit eines feiner edler gefinnten Landsleute, durch Auszüge aus dem ihm vielleicht leichter zugänglichen 
Ateſchkede, bey ber gelehrten Welt wieder gut zu machen fireben. Dem Merfaffer muß es genügen, 
daß es ihm fo gut ward, dem Lefer eine donpelte Centurie aus den flimmenführenden Mitgliedern des 
Diwans, d. i. des Reichsraths der perſiſchen Dichtkunſt, als Dolmetſch vorzuführen. 

Zum Schluſſe endlich und zur Vervollſtaͤndigung dieſer Geſchichte, müflen wir noch der großen 
Verdienſte erwähnen, weiche ınit dem Ende des vorigen, und mit dem Beginne diefes Jahrhunderts die 
prittifchen Orientaliſten in Indien, fo wie um alle Zweige afiatifcher Selehrfamfeit, ſich aud um das 
Studium perfifcher Sprache und Dichtkunſt durch Ausgaben und Ueberfeßungen perfifcher Dichter und 
Geſchichtſchreiber erworben haben. Die von Sir William Jones fo rühmlich gebrochene Bahn ver: 
folgte Gladwin als Ueberfeger der Sagungen Albars, des Guliftan und Dabiftan, als Ver: 
faffer det beften Brieffammlung (Munſchi) und der fachkundigften Abhandlungen über perfifhe Nhe⸗ 
torif und Profodie, al? Reiter der in Calcutta veranftalteten Prachtaus gaben der Werke von Ha⸗ 
fif und Saadi. Auf bıefelbe Weiſe wurde aud) der Tert des Buches des Raths von Attar, das 
Bud Aleranders von Nifami, und ein Stüd des Shahmame (das legte durch Atkinfon) 
zu Tage geförbert. Die Geſchichte haben Scott und Franklin, jener durch die Ueberfegung 5 €: 
riſchtes, dieſer durch die der Regierung Schah Aalem's, und Fitzpatrik durch die Originalbriefe 
Tipu S aib's bereichert. Die Herausgabe des perſiſchen Woͤrterbuches Burtani Katii beſorgte Ro e⸗ 
buek, und die begonnene des ganzen Schahname, Lumsden, der Werfafler der gründfichften und 
weitläuftigften perſiſchen Sprachlehre in zwey Foliobaͤnden, und ber dazu gehoͤrigen Beyſpielſammlung 
in ſechs Banden, ein Koloſſe von Sprach⸗ und Sachgelehrſamke it, der wie die Rieſenbilder indiſcher 
Gottheiten vor dem Felſentempel perſiſcher Philolegie ſteht, kommenden Geſchlechtern zum Staunen. 





Sacregiſter. 





A. 

2 bdal, bey den Reiſenden Santon genannt; 
287. — fieben große Heilige, 345. 
Dichterbeynahme , 366. 

Abwefend, der Freund, doch gegenwärtig, 318. 

Ahnen erfegen nicht Tugend, 319. 

Akademie. zu Hamadan, 130, 

Akademien, die dlteften, zu Samarkand und 
Bochara, 137. 

Alchymie, die myſtiſche Verwandlung der See⸗ 
le, 175, 179. — der Liebe, 393. 

Allegorien perſiſcher Dichter: der Roſe und 
Nachtigall, des Ballens und Schlegels, des 
Schmetterlings und des Lichtes, u. f. w., 26. 

Allegorifher Roman, 275. 

Allein, als Schlußvers eines Gedichte von 
Said, 394. 

Alles und Eins, 40. 

AllEinsLehre, myſtiſch vorgebildet, 187, 346. 
— indifhe, worin Seift eingeweiht ift, 400. 
Altes binidy, 189, 293, 197. — ift mir Eins 

ohne den Geliebten, 305. 

Amulet, aus dem Arabifhen, 405. 

Anfa, 20, 22, 45. — am Berge Kuf, ıdı. 
— meſchrik, der vrientalifgge Phoͤnix, 228. 
&. Simurg. 

Anekdoten aus dem Vehariſtan , 337. 

Anrede Dfhami’s an feinen Sohn, 332. — 
an das Herz, den Oſtwind, u. ſ. we, ſiehe dieſe 
Artikel. 

Anrufung der Nachtigall, Flot⸗ u. ſ. w. im 
Anfang perſiſcher Gedichte, 26, 106. 

Alter, guter Rath demfelden ertheilt, 34 — 
das Suleiha’s befcheieben, 369. 

Apo log, vom Knaben der ins Waſſer fiel, 143, — 


— als 


myſtiſcher, vom Kameel, dem Drachen und den 
zwey Maͤuſen, 103. — vom Herrn Jeſus, 106. 
— von Salomon, 108. — des Herrn Jeſus mit 
dem Gerſtentopfe, 150. — des Sofis mit dem 
Hunde, 152. — Adams, der Even räth das Korn: 
nıcht zu effen, 154. — vom Papagey und dem. ' 
GSewürzkrämer, 168. — vonder Nachtigall und - 

- Ameife, 208. — von den beyden Knaben und 
vom Reifen, 210. — von dem dummen Vogel⸗ 
fänger, und dem entflohenen Vögelein, das ihm. 
Lehren gibt, urfprünglich perfifh, a22. — vom 
Herrn Sefus und ber Welt als Weib, 236. — 
von ber. SchildErdte und Sans, 321. 

Arm, Metaphern dafür, 31. 

Arme, eine Elaffe der Sofis, 342. 

Arzt der Seelen, Jeſus, 194. — ber perfifce, 
Barfuje, bringt die Fabeln Bidpai's aus In⸗ 
dien, 398. j 

Aerzte, zugleich Dichter, wie Balchi, 291; Dſche⸗ 
laleddin, 233; Tuti, 293; Ewhadi, 296. 

Aufgang der Sonne, 407. 

Augapfel, auf perfifh Augenmenfh, 292. 
in verfchiedenen Sprachen durch verſchiedene Bil⸗ 
der ausgedruͤckt, 338. 

Auge, Metaphern dafür, 29. — Gaſele darauf, 
202. — ein ſchoͤnes Unheil, 292. — das nie 
Thraͤnen vergoß, 376. 

Augen, 406. 

Augenbrauen, Metaphern bafür 
Hochaltar, 357, 378. 

Augenfprade, 256. 

Augenfbhminfe,. Sürme, 374: — im m 
ftifhen Sinne, 176, — der Züße Staub, 337% . 

Außen und Innen, 318. 

Ausgaben perfifcher Gafelen iu Calcutta, 416. 

G88 | 


— 


26. 


— 


\ 4“ 


Dausı 418 rn 


Ausruf, Au und Kahn ber Derwiſche/ 189. 
— Allah Hu! 193. 


B. 


Baͤdanekdote von Timur, 220. 

Baͤume, die Blaͤtter vom Buche Gottes, 206. 

Bande des Haars, 265. _ 

Balken und Schlegel, 26, 
Gedicht von Hatefi, 3aı, 

Bart, junger weidher, 379. 

Bartflaum, Metaphern dafür, 30. 

Bankunſt, aftperfiihe, 145. _ 

Baumeifter, gugleih Dichter, 361. 

Becher, der myſtiſche, Dſchemſchid's, 23. 

Degei Rerung, mpftifhe, der Derwifhe, 186, 
297. 
Beglaubigungsſch reiben ſchon geſchrieben, 

412. 

Begrüßungsformeln fir Briefe, 347. 

Beil, das, von Ferhad, oft in Gedichten alle: 
gorifh gebrauht, 179. — bad fpiße, Fer⸗ 
hab's, 231. 

Berg, dichterifch befchrieden, 363. — Biffutun, 
worin Ferhad Schirin’s Geſtalt eingehauen, 377, 

334. 

Bergleute wohnen am Berge, 40o5s5. 

Beſchreibung des Krühlings, Winters, Herb: 
fies, Weins, der Nofe, Geſellſchaft u.f.w. ©. 
unter biefen Wörtern. — ter Nacht, 247, bes 
Tags, 248. — eines hohen Schloſſes, 254. 

Beffer ift Genuß unb Liebe, als taufend andere 
Dinge, sı2, 214. — als Alles, 230, 252. 


— romantiſches 


Bibliothek, die, der Aſſaſſinen verbrannt, 138. 


— die, von Bagdad in ben Tiger geworfen, 
139. 
Bilderſaal, ſhiſtoriſcher, 307. 
Bildhauerey, altperſiſche, 4 5 
Bildergallerie, Titel eines Werks, 241. 
Bilderlehre, perſiſche, 15. 
Biographien der Dichter, Borr. VII. — von 
Dewletſchah, 274, 349. — von Som Mirfa, 379. 


Blaͤtter, hundert der Roſe, zehn ber Rilie, I7r.. 


Blau, im Farbengebihte Adhad's, abo, . 

Blick, verfiohlner, Mietaphern dafür, 29. 

Blumen, viererley, 225. " 

Blutdürſtiger Dichter, 305. 

Bogen und Pfeil, als Bild, abı. — Wort⸗ 
ſtreit mit dem Pfeil, 371. 

Bothſchafter, perſiſche, meiſtens ſehr gebildete 
Maͤnner, 412%, 

Brauen, Hodaltar, 29a. 

Brevier der Dermwiiche Mewlewi, 195. 

Briefmuſter, 85, 234. 

Briefſammlung Dfehami’s, 347. 

Briefſchreibekunſt, Flor derſelben, 411, hıa. 

Brieffteller, Agehi, 367. — von Schahfur, 135. 

BSruhftüde Hafiſen's, 212. — bie berühmten 
Jemini's, 234. — Dſchami's, 319. — Mirſa 
Taher's, 380. — Feiſi's, don. 

Brüder Dſchowaini, 138. er 

Brunnen ber Zauberer bey Kabel ' 132. — 
des Kinnes, 240, 375. 

Bruft, Metaphern dafür, 3ı. 


Buͤcher werden vernichtet durch Bafler und Bewer, 


85, 138, ı 30. ' 

Bud, das, Alerander’s von Nifanfi und von 
Dſchami, 335, 336. . 

Bushftabenfpi.eie Dfgani’s3an. — Hatifi’e, 
240, 358. 

Bulbül, f. Nahtigall. 


C. 


Chriſten, Geſchichte derſelben mit einem Weſir, 
aus dem Mesnewi Dſchelaleddin Rumi's, m. 

Chriſtlich e Bilderſprache, 126. 

Chronographen, 33. 

Coloſſe, indiſche, 15. 

Kommentaren Vabur's des Großmogolen, 353. 

Cordial/ ſ. Herzſtaärkungsmittel. 

Cyprefſe, Freyheitsbaum, zb. 


D. 


Daſeyn, wie der Menſch in daſſelbe kam, 180. 
Dattelkuchen, Wortſtreit deſſelben, 288. 
4 


ara 419 unun . 


Degen, minder zu ehren als die Geber, 237. 

Derwiſch, Kerr der Belt, 234. 

Derwifhe, Tanz derſelben, 596. 
289 , 193. — närriſche, 287. 

Deutſche Sprache, mit ber perjifhen verwandt, 

Vorrede VIL — hat fi aus ber romanifchen 
Sproche bereichert , - wie die perfifhe aus ter 
arabifchen, 83. . 


— Geſchrey 


Deutſche Worte aus dem Perſiſchen. Note S. 


4%, 150, 184, 288, 296. Note S. 360. 

Deutſcher, er ſuche den Urborn perſiſcher Dicht⸗ 
kunſt in der perſi ſchen, der deutſchen verwandten 
Sprache auf, 136. 

Dichter, der Freſſer Abu Ishak, 288. 

Dichterfürſt, oder vielmehr gefürſteter 
Dichter am Hofe des heutigen Schab 8 von 
Perſien, 415. 

Dichterkönig, Anßari, 12. Moaſi, 77. 
Mahmmd eingeſetzt, 47. — Abul Ola, 124. — Fe⸗ 
leki, 125. — Seferdeh, 157. — Medſcheddin Se⸗ 
meki, 202. — Binaji, 362. — Sqabidi, 

364. Siehe auch ©. q, 13, 84. 

Dich tkunſt, perſiſche, hat ſich aus der arabifchen be- 
reichert, Worrede V. — Sage vom Urfprunge 
der perfifchen, 35. — Epochen, 35,83, 137, 219, 
273, 394, 411. — Verfall derfelben, 411. — 
Geiſt, der in der heutigen. perſiſchen herrſchet, 415. 

Dichterſelbſtiob, 387. 

Dichterwerke in Europa, perſiſche, überfegt in 
Ealcutta herausgegeben, 14, 416. 

Diefes und jenes it gut, 185. 

Dinge, die legten, Gedicht darauf, 158. 
jwey, ſchwer am Liebeswege, 405. 

Diſtichon Saadi's, 216. 

Diwan, Sammlung lyriſcher Gedichte, 37. — 
Proben aus dem Hafiſen's, 262. — mehr als 
einen bat Dſchami gebichtet, 313. 

D oilmetf ch, das Vorbild derfelben Juſſuf 19. 

— des ewigen Schoͤnheitsmondes, 185. — ber 
Erfennende, 341. 

Doppelgereimtes Gedicht, Mesnewi, 88, 

— das berühmteſte myſtiſche, 66. 


— * 


— von 


Doppelſinn, burch Auelaſſung der unterſchei 
dungspuncte, 126. 

Drey, die bedeutungsvolle Zahl der Myſtiker, 152. 
Dreyeinigkeit der Sofis, 347. — des Lie⸗ 
benden, Geliebten und Herzens in Gott, 227. 
Du und Sch, Eins, 190, 197. 

Dummbeit, Stolz, 401. 


E. “N 


Edelſtei ne, von Repphühnern vorſchlungen, 
147. — viererlep, a6. — die neun perſi⸗ 


ſchen [4 339. 


·Eiferſucht, Urſprung derſelben, 265. 


Ein Gott, Schah, Sonne, 406, 409. 

Einer bey Einem bleibt nicht, 209.- 

Einleitung eines perfifchen Werkes, aus fieben 
Theilen beftehend, 118. 

Eins, Staube und Unglauben, 188. — ift Als 

les, 196. — wird der Menſch mit Gott durch 
die Erkenntniß deſſelben, 388. 

Einfamfeit, Preis derfelben, 238. — der ©. 
fi$, 390. 

Einzug Suleicha's in bie Hauptſtadt Aeghpteno, 
332. 


Elegie, f. Kaßide und Klage. 


Elemente, die Diener der ewigen Liebe, 191. 
— die vier, 225. 

Ente, Anrede berfelben a an die. verfommelten 155- 
gef, 148. 

Epiſches Zeitalter, 35. 

Epiſtolographifſche Werke, ſ. Briefſteller— 

Er (Gott) it was iſt, 227. 

Erkenntnif, 341. — Grabe ber myſtiſchen, 
344. — der Einheit Gottes, , 346. tn 
Ermahnung Firduſſi's, als Schluß der fieben 
Abentheuer Jsfendiar's, 76. — dichteriſche, 92. 
Erfigeborner der ewigen Weisheit, Ali, ıBe. 
Eroberer Timur, ein Freund der Gelehrten, 
220, 
Erotiſche Gaſelen, 78. — Dichter, Hafiſ, 

Schewket, 384, - 


Erzählung vom Knaben ber ins Waſſer Bet, 


8982 


ann 420 


143 — vom Scheich Sanaan, 149. — vom letz⸗ 
ten Willen des Hippokrates, 151, — bes Schahs 
mit dem Hunde, 151. — vom Gewuͤrzbraͤmer 
und dem Papagey, 168. — vom Judenkoͤ⸗ 
nige unb den Chriften, 170. — von Toghrul, 
ber auf den der Schilbwache verfprocdhenen Manz 


tel im Arm der Liebe vergapm2ı7. — des Als 


ten mit Alexander; 228. — vom Herrn Jeſus, 
ber die Welt als Weib erblidt, 236. 
dig's von Voltaire, aus Herbelot entlehnt, 30g. 
— vom Fremden aus Konaan, 321. — vom 
Scheich Abu turab, Z22. — vom alten Weibe 
und dem Propheten, 323. — alte indiſche, in 
die perfifche Litteratur verpflangt, 351. — von 
einem Manne, der in der Wüfte einen, Schag 
fand, 397. — vom dummen Diebe, 398. — 
von Alerander am Berge Kaf, 336. ©. au 
Apolog. 
Erziehung, Ausbildung guter Anlagen , ı 259. 
Efel, wilder, mit im Laufe durchſchoſſenen Hufe, 
114. — ber Huf in Gold gefaßt und als: Ohr: 
gebänge getragen, 114. — wilder, ihm find drey 
Körner Gerfte beffer ald drey Zentner Gold, 
229. . 
Evangelium ber Mahler, Note S. 3. 


F. n 


F abel von der Nachtigall und vom Falken, 107. 

Fabeln Bidpai's, 13, 36, 40. — bes Schah- 
name, 21. 
roſlah, 87, 181. — unter dem Titel der Lichter 

| Sohaili's, 275. — Äberfegt von Abdul: Ball, 
396. 

5 alke, Anrede deſſelben an die verſammelten Voͤ⸗ 
gel, 147. 

Feder, hoch zu ehren, 217 — höher als der 
Degen, 237. — der Allmacht, 278. — Com⸗ 
pliment an dieſelhe, 348. 

Seen, 17, a0. 

Geinde, poetifhe Verwuͤnſchung derſelben, 90. 

Selfengräber Ferhad's, 315. 

Feſtgedicht zu Ende ber Faſte, 175, 183. 


— Zar, 


— überfegt ins Perfifche von Naß⸗ 


II 


Befttag iſt's, 403. 

Fetwa, Fomifches, des Dichters Imami, 202. 

Seuerbienft, ı, 15. 

Feuerherd, Zitel einer perfifchen Dichterbiogra⸗ 
phie und Blumenleſe, 415. 

Singer, Metaphern dafür, 33. 

Fiſch, der das Weltmeer trägt,. 151. 

Flammenbündel als Heiligenglorie, 325. 

Flaum, grüner, des Bartd, 293, 379. 

Flöte, flatt der Mufe angerufen, 35. — myſti⸗ 
[he Klage derfelben, 197. 

Flur, die grüne, Ehifer’s Kleid, 15. 

Sorm, die Äußere, des Cultus, dem Sofi std 
gültig, 191. 

Srage, als Schlußform jedes Verſes einer Ga⸗ 
ſele, 199. 

Srage nicht, Oafellenrefrain, 265, 375. 

Freſſer, ber Dichter Simi, ein großer, 200. 

Sreund, ficht die Fehler bes Freundes als Tu: 
genden an, 238. — prüfe wen du dazu wählft, 
339. — abwefend, doch g.genwärtig, 318. 

Freye Schreibart der Dichter ‚ was davon zu hal⸗ 
ten ſey, 224 

Freygebigkeit, nicht zu übertreiben, 235. 
der Fürſten gegen Dichter, 273. — gegen einen 
Dichter, 338. 

Sreygeifterey Omar Chiam’s, Bo. — Naſi⸗ 
ris, 224. — ber Betiäte KHafifen’d, aba. " 

Sreyer Mann, wer! 236. — begehre nie e nagh 
zwey Dingen, 238. 

Fröͤhlich lebe! 235, 239. 

Frommer! komm und genieße, 266. 

Frommes Gedicht, 297. 

Frühling, angeredet von Mewlana Dſchelaled⸗ 
din Rumi, 174 — iſt wieder da, 210, 214, 
227, 403, 404, 408. 

Srühlingsaufruf, aıd 

Sreühlingsbefhreibung, 40, 87, 86, 96. 

Früblingsfeſt und Roſe, Vtel eines Be: 
dichts, 233. 

Frühli nasgarten (Behariſtan) Dſchami, 337. 

Frühlingsgedichte, 183, 190, IM... 


ano Ar - mem 


Fruhlingsnaͤchte, myſtiſch befungen, 177. 
Fundgruben des Orients, enthalten die Ueberſe⸗ 
gung bes Mesnewi von Dſchelaleddin Rumi, 168, — 
des perfifchen Gebichtes Juſſuf und Suleiha, 327. 


Fuͤnf, als myſtiſche Zahl mit vier und fieben, 186. 


— Vortrefflichkeit diefer Zahl , gepriefen am 
Schluſſe des Zünfers Dſchami's, 335. 
Sünfer, eine fünfgerheilte Sammlung vomanti- 

ſcher Gedichte, die vorzuͤglichſten derſelben, 86. 
105. — Chosru's von Dehli, 229. — Dſcha⸗ 

mis, 3ı3,. 314. — Hatifis , 355. 

Sürften bie ſelbſt vichteten, wie Schah Ismail, 
354 ; Hoflein Baikara, und feine Söhne Bedil⸗ 
feman und Schahroch, 364. | 

” G. m 

G ans, Anrede derſelben an die verſammelten Vö⸗ 
gel, 146. — Erzaͤhlung von ihr und der Schild⸗ 
kroͤte, 311. 

Ganze, das var xaı eu» der Myſtiker, 1 

Banzes und Theil, myflifche Ausprücde, 178, 

Gartenbefhreibung, Inrifhe, 268, 

Gaͤrten, ein beliebter Titel perfifcher Dichtermerke, 
als: der Ziergarten Senajis, 102; der Ro⸗ 

“fer: und Frucht garten Saadis, 205; der 
Srüblingsgarten Dſchami's, 313, 

Gaſele/ d. i. Ode, 11. — Saadi ift Meifter dar 
in, 205. — erotiſche, 273, — mittelmaͤßige 
Wahid's, 305. — Feiſi's, 405. 

Gaſtronomiſcher Dichter Abu Ishak, 288, 

Gebeth,' die Stellungen deſſelben bildlich durch 
Blumen vorgeſtellt, 175. 

Gedaͤchtniß, durch das ſeinige ward Hoireti be⸗ 
ruͤhmt, 365. : | 


Gedicht mit miederfepeenbeh Shtute me, ⁊ er b» 


ſchii, 306. 
Gedichte, mogoliſche, 221. u. 
Geduld, bitter und füh, 182. — Preis derfels 
ben, 323, 324. 


Bogenreden, bicterifhe, des Tages und der 


Naht, 49. ©. Woraſtreit. — 
Geiſt, von den Sinnen gereilele, «Ba. 


Beißige, verglidhen dem Kothe, 310. 

Gelb, im Farbengedichte Adhad's, 259. | 

Geliebte, Metaphern zur. Benennung derfelben, 
33. 

Beliebter ift überall, 318. 

Gemeine, .[hließ' dich an bie myflifhe an, 195. 


 Benien, bey ben Morgenlöndsrn Dſchinnen ge: 


.. nannt, 2ls, 
Benieße bie Gegenwart, 208. 


Genuß, beſſer als Alles, 352. 
Genügſamkeit, Preis derſelben, 234, 314. 


Gefandte aus allen Gegenden, nad) Aegypten ge: 
fendet, um Suleicha zu Begehren, 327. — per: 


fiiche gebildet, 418. . 
Geſchenk der Gerechten, ein Vers Oſchamis, 
320, 


Geſchichte, Quellen der gegenwärtigen, Vor⸗ 
rede VL — älteſte; des perfifhen Reichs, das 
Schahname, von Dakiki begonnen, von Firdufli 
vollendet, 36, 37. — Timur's, befchrieben von 
Scherefebbin von Jeſd, 284. 

Geſchichten der perjifchen Dichtkunſt, Vorrede 
VII. — perſiſche, 293. 

Gefſchichtſchreiber, Binakiti, ahı. Raſchided⸗ 
din, 242. Waßaf, 243, Abdorriſak, 274. — 
des Reichs, angeſtellt von Afbar, 353. 

Geſchichtſchreibung, perſiſche, erſte Ausbil⸗ 
dung derſelben, 219. — Zortfchritte, 351. | 

Sefhichtsquellen, yon Spaffari angeführt, 
308, 

Befhrey der Derwifhe, Hu, ald Refrain einer 
myſtiſchen Dde, 189. 

Geſellſchaft, perſiſche, dichteriſch beſchrieben / 
107. -- bem Dean verglichen, 292. 

Geſetzbuch Dſchengiſchan's, 187. 

Geſetzgeber ber nerſiſchen Metrik, Wotwat, 119. 

Geſetzgebung, Werke darüber, 275. 

Geſicht, Wünfde für das, des Geliebten, 406. 

Geſpraͤch, myflifhes, Dſchami 6, 320. S. auch 
Gegenrede, Wortſtreit. 

Geyer, Anrede deſſelben an die verſammelten 2 
gel, 247. a er. 


IRR bi 


Bier, fey nit gierig , 319. . 
Giſcht, das deutſche“ Wort, rein perfifch, +84. - 
Glauben und kinglauben, dem Mpftifer gleih- 
gültig, 173. — dur ein Pier vorgebildet, 
276. 
Bleichgultigkeit der Sofis gegen. alle: Reli⸗ 
gionen, ı76, 189, 191, 193.’ | 


Gleichnahmige perfifhe und türkifche Dibte, | 


Hafiſ und Ehiali, 279, 293. ©. auch die brey 
Syatifi, 301, 355, 4145 die drey Niſami, 
204, 208, 2475 zwey Kermani, 248, 2495 
zwey Kemal, 55; zwey Mani, 362, 363; 
zwey Ehli, 376. 
Gleichniſſe, Regeln für den Gebrauch derſelben, 
33. — aus den Fabeln Bidpai's, m 
Gnädig der Fuͤrſt, 365. 
Gold, Gedicht auf daſſelbe qo. 


Goldſchmid, ein Dichter, der Goldſmith'e. 


der Perſer Sergeri, 121. 
Mani, 362. 
Gott wird zum Menſchen, 347. 
Gotteseinheit, 407. 
Gottesmann, Definition deſſelben durch eine 
ganze Gaſele, 179. - eine Claſſe der Sofis, 
32, 
Grab, es harrt Aller, 271. — be Diters 
Duft, entſteigt einſt demſelben rein, 283. 
Grabbeſuch Saadi's bey feinem Sohne, 218. ı 
Grabſcherift Saadi’s, 06... 
Srade ber Liebe, 259. - 
©ram, 379. 


— der Dichter 


Granatapfel, Urfprung deffelben nah per⸗ 


ſiſcher Sage. 23, 

Greif, der perſiſche Simurg, aus dem indie 
difhen Garruck entfianden, das Sinnbild bes 
hoͤchſten Weſens, wie ber Habicht bey den ds 
syptern, 184. 

Grün, im Farbengedichte far 6, 259. — if 
die Blur, 294. 

Großweſir, Aegyptens, unter den Pheraonen 
Aftf genannt, 328; " “ 

Srußı auf Arabiſch Selam, 375. , 


ur 26 


Herz und "Zunge, bas Kleinfte, 120. 


4 0 2 7 "5 


"Bu t, dieſes und jenes it, ‚85. — dal obqhſt⸗ 
GSoett, 296.) . Io 


9. 
Haar trbmt Meschus, 316, — ſtruppichtes 


376, 
Haarbeigmittel, Nusme, 174. Rote; wu 


berichtigen ſtatt Sürme. 
Haaresbande, 266. 


Hai und Hui, als Onomatopoie des Belange 


der Nachtigall, 290. 
bu 26a. | 
Hals, Metaphern dafiir, 3ı. - 


— der Derwiſche, ſ. Ja⸗ 


Handſchrift, orientaliſche, eine der ſchoͤnſten, 


258. 


Harem, verſchieden von Serai, 214. 


Härte des Liebenden, 288. 


Heermuſik, morgenländifce, fünfmapı des — 


ges, 94. 

Heilige bey den Myſtikern, 345. 

Heirathen, Ewhadi entſchuldigt ſib, warum er 
nicht geheirathet, 246. 

Hemde haucht Seelenduft, 317. 

Herbſt, Ankunft deſſelben, 216. — Beſchrei⸗ 
bung’ deſſelben, 113, 371, 386, 388. 

| — mpflis 
ſches Gaſel auf daffelde, 187. — Anrede an 
daflelbe, 293, - 2306. — unterliegt dem Lei⸗ 
be, 393. 

Herzensſpiegel, f. Spiegel 

Herzfiärkfungsmittel in Werfen gepriefen; 233. 

Himmel, Schmäßung deffeiben, 99, 10. — 
Spiel deſſelben, 254. 

Himmelfahrs Mobammed’s, 18. . 

Hiſtoriſche Km, ſ. Geſchichte. 

Hochaltar der Brauen, 292. X 

Ho fdichter des heutigen perſiſchen Hofes, PR 
S. aud Cobredner und Dichterkönig. 

Hofſprache, perfifhe, 3. 


- 


Huldigung, der Schönheit ber. Geliebten dar _. 


gebracht, 120, 121. rider. Schönheit bes 
Gelichten nd. a BE GER | 


Ka A Pe Pe u 








Hälfe! Hülfe! als Schlußvers einer Bafele, 265. 


Hund, Apolog deffelben mit dem Schahe, 151. 


Hundert, die Worte Ali's, 119. 
Hundertblaͤttrige Roſe, 145. 

Huris, 17. 

Huüther des Lebensquelles, Ehifer, 181, 361. 
— des Paradiefes, Rifwan, 363. 
Hymnus des Sonnen: Euftus, 409. 


J. 

Fam ort der ewigen Worherbeflimmung, 191. 

Ich bin Alles, 189, 193, 197. — bin’s, der 
im Himmel thront, dor. — und Du -Eins, 
190, 19%. — der Herr, 191. — und Nicht 

Ich, 157. — und Wir, 181. — verzichte 
darauf, 178. | | 

Jefus, nad bem Koran, 19. — bes Herrn fein 
Efel, 126. — Gefpräh mit dem Serftentopfe, 
150. der Xodtenerweder, 186. 

Ideal männfıder Schönheit, Juſſuf; ſchöner 
Weiblichkeit, Sbirin, rafenber Liebe, Mepf ch⸗ 
nun, 325. 

Indiſcher Einfluß auf Derfien’s Euftur, 350, 

Innen und Außen, 318, 

Inſchriftt einer hoben Pforte, 235. — eines 
Karamwanferai, 236. — für einen Talieman, 455. 

Jo, Jo, als Jahu der Myſtiker, 262. 

Julep, ein perſiſches Wort (Gulab), 150. 

Suüngling fey wachfam ! 185, 


K. 


Kameel, Apolog deſſelben mit dem Drachen und 
ben zwey Maͤuſen 183. — Lob deſſelben, 
362. or ! 

Kandel, der Bochara's, 220.. 

Kanon ber Weisheit, 40757. I 

Kanzleyfhreiben, perſiſch abgefaßt, 36. 

Karawane, Aufbruchszeichen derſelben, 256. 

Karawanſerai, erbaut von Mir Aliſchir, 312. 

Kaßide, die elegiſche und panegyriſche, die groͤß⸗ 
ten Dichter, Enweri, 88: — myſtiſche, Chaka⸗ 
nis, 127. — Fariabi, 130. —Meiſterſtück 


RTL | 428 


X . 
⸗ 


Saadi's in dieſer Dichtungsart, 208. 
die Sonne, Zob. — als Fruͤhlingsgedicht, 373. 
Kelch und Hnftre, myſtiſche, 192. 
Kerze, Lobgedicht auf diefelbe, 44. — als Bilb 
der Seele, 170. — ald Bild der Schönen, 
410. — als Zunge, 378. — Anrede eines 
Liebenden an diefelbe, 486. 
Kette zieben, eine myſtiſche Redensart, 235, 
Kind, unmündiges, gibk von Juſſuf's Unſchulb 
Zeugenſchaft, 326. 
Kinn, Metaphern dafür, 3ı. — Brunnen). 375. 
Stage der Flöte und Laute, 197, 198. 
Medſchnun's über die Trennung von Leila, 351. 
— Agehi's über fein Schickſal, OB. — zum 
Schluſſe eines Gedichtes, 372. | 
leid für Wein .verfegt, 2Bı. 
Komm e8 ift Frühling! 227. 
Koran, Sagen ‚aus bemfelben, ı8. 
Korn, ſchwarzes und grünes ber. Myftiker, 17. 
Kunft, baktrifche, 2. 


— 


Künſte, bie ſchoͤnen, unterſtuͤtzt Mir Alifhir, 312. . 


Künfllergebraud, ihre Nahmen an bie Schen- 
kel der Statuen zu ſchreiben, ſehr alt im Mor⸗ 
genlande, 402. 

Kuß' auf die Erde, eine morgenlaͤndiſche Sitte, 30®. 

Kutte nügt nichts ohne Liebe, 317. — bie blaue, 
ber. Sofis, 322, 


Rampen „Tadel derſelben, 408. 

Land der Finſterniß, 20, 23. — von Ale⸗ 
xander beſucht, 119. 

Lebe froͤhlich! 235. 

Leben am füßeſten zu geniefien, 401. 

Lebender iz wer liebt, 213. 


* 


Lebensbeſchreibung, der Neueren, eine der 


neueſten. perſiſchen Geſchichten ‚ı4, 41. 
Lebensquell, 296, 379. 
Lebensquellhüther, Chjfer, 20, 267, 361. 
— grün wie ber Papagey, 145. 
Kebenswaffer, befhamt, 267. 
Lehre, philofophifhe, 92 — der. Sofis, 846. 


— auf 


—RBR 


Lehren, drey, vom entflohenen Vogel dem Vogel⸗ 


faͤnger gegeben, 222. 
Bohn, 322. 


— Dibami’s an feinen 


Lehrgedicht, ‘die vier Wüdher von Nifami, 


105, — myſtiſches, das Mesnewi, 10. 
Leid, Metaphern für die Mitte deſſelben, 32. 
- — als Efel vorgebiltet, 182. 
Leicht wandle durch's Leben, 293. 
Licht, das der Seele, 156. 
Lichtlehre der Sofis, 346. 
Liebe, Metaphern derfelben, 27. 
berfelben im Gafel, ı63. 
frey, 179. — geht durh Narrheit und Ver⸗ 
nunft, 180. — Preis der göttlichen, 182. — 
Weſen und Kraft der myſtiſchen, 185, 186, 189. 
Klage derſelben, 198. 
Wort im Perſiſchen, 203. — ohne dieſelbe Als 
les tobt, 212. — der Schönheit: entflohen, 
265. — ohne dieſelbe ift man nicht Menſch, 
283. — dem Himmel entfprungen, 301. — 
der unglücklichen, Zuftand gefahildert, 3oa.. — 
derfelben wahrer Geift, 375. — zieht uns zum 
Speal, 384. — läßt mich nit ruhen, 392. 


— YAusdrud 


— Allegorie bderfelben, 394. — als leuchtende | 


Form, 408. 
Liebende, der myſtiſche, angekedet vom Dichter, 
173, 174, 188, — Narrheit derſelben, 192. 

Lieberaſender, von perſiſchen Dichtern dargeſtellt 
in Medſchnun und Ferhad, 110, 1117 241, 358, 

Liebesausdrnd, 257. 

Liebesgeſchichten, 46. — die am meiften 
bearbeiteten romantiſchen Stoffe, 325. 

Liebeshuldigung in Saadi's Safelen, 212. 

LiebesElage, myflifhe, 198, 200. 

Liebesſchmerz, 265, 363, 379. 

Lilie, die Blume der Freyheit, a6, 174. — 
Sinnbild der Reinigfeit und Brepheit, 142. — 
die zehnblättrige, 372. 

Lippen, Metaphern dafür, 3o. 

Lippenrubin, 366. 

Lob, ein Brantmaalkager, 47. — des Weind und 
ber Trinkgelage, 118. — Gottes, des Prophe⸗ 


” 


— macht Sclaven 


— und Sonne, daſſelbe 


» 


II LITE 
ten, des Königs, des Weſirs und Fruͤhlings, als 
Einleitung jede& perjifchen Dichterwerkes, 118, 
— des Shah Iſmail's, 387. — bes Propher 
ten, bes Nowab Mir Miranund des Abba's Beg, 
388. — der Sonnienanbether, 408. — des Sul⸗ 
tans Schahroch von Juſſuf Emirt, 296. 
Lobgedicht auf den Bruder Sultan Mahmud' 6, 
46. — auften, Wein, die Kerze, Melone uf. 
w., f. diefe Wörter. — auf einen Dichter, ge, 
97. — auf Sultan Sandfihar, 92. — auf 


Firusſchah, 94 — auf die Nefidenz bed. We: 


fire, 94. — auf Togrultegin, 95. — auf 
eine Sultaninn, -95. — auf Naßirebdin Tas 
ber, 96. — auf Behramſchah, 101. — Wat: 
wat's auf Chowarefinfhab, 120. — Kifil Ars: 
lan's von Archeſtegi, 122. — auf: den Atabegen 
Ildigiſ, 130. — auf die Türkisininen, 131. 
— auf den Fruͤhling und Fürften, 132, 134. 
— Seferdeh's auf Toghrul, 157. 
auf Fachreddin Seid Ben Haffan, 161. — hie⸗ 
roglyphiſch durch Federn ausyedrädt, 185. — 
des Schoͤnen, 200. — Dmani’3 auf den Atabe: 
gen Usbeg Mohammed, 262, — Gchehab’s 
auf den Prinzen Tſchokeri, 3ao. . 

Lobgedichte, übertriebene, 54. 
ſten, qo. 

Lobredner der Maieſtät, d. i. Waßaf der ge⸗ 
ſchmückteſte perſiſche Geſchichtſchreiber, 220. — 
Ulugbeg's Ißmet, 277. 

Locken, Metaphern dafür, 28. — find Rauch, 392. 

Logogryphen, 33, 290. S. Näthfel. 

Ty rik, vorzüglich auf perſiſchem Boden heimiſch, 
Vorr. VI. 

Lyriker, Fuͤrſt der perſiſchen, Haßſ, 261, — 
Dſchami, 319. — Syewbet und Moila. Ban 
ſchi, 349: 

eyrifhe Gedichte Mewlane’ 6 Digpelaledbin Rus 
mi, 1725 Ewhadi's, 1995 Saadi's, 211; Iraki's, 
227; Chosru's, 230; Kemal's, 256; Hafiſen's, 
262; Ißmet's, 27B; Kiatibi’8, 283; Schahi’s, 
2945 Nami's, 304; Ur s, 905; Dſchemi 6, 3175 
Feiſi 8, 404. ... 


— auf Fürs 


— Lobnani’s 





— — 


M. 

Ma al, Metapdern dafür, 30. 

Mährchen, geliebt.von den alten Perfern, 6. — 

“ verbotb Mohammed dem Araber, der fie vom 
Merfer entlehute, 136. 

Magen wenner nur voll, gleihviel von was, 237. 

Mahlerey, altverfiihe, 4. 

Maillefpiel, 216. — urfprünglich perfifch, 301. 

Mann des Auges, 364. S. Augapfel. " 

Männerliebe, als Roman behandelt, 369. 

Maus, Ayolog der zwey Mäufe mit dem Kameel 
und Draden, ı83. 

Mehr als ich's fügen kann, 391. 

Meifterfänger, perfifhe, 9. 

Melodie, in welher Hafiſen's Gafelen gefungen 
werden, 272. 

Melone, Verfe auf biefelbe, 44. 

Menſch, wird Gott, 347. 

Menfhen, fie wandeln auf drey Wegen , 236. 

Mesnemwi, boppelgeremmtes Gedicht 5. das berühm: 
tefte Dſchelaleddin Rumi's, 166. — Hilali ver⸗ 
faßte deren drey, 368. 


Metrik, Geſetzgeber der perſiſchen, Watwat, B5, 119. 
Metriſche Künteleyen Schirwani's, 158. 


Mifchung iſt überall, 193. 

Mond, Lob deſſelben, 77. — Schmaͤbung deſ⸗ 
ſelben, 99. — myſtiſcher, 177. — des ſieben⸗ 

‚ten Himmels, 185. — Linie der Schoͤnheit, 
22? — Wüchter der Seliedien, 230. — als 
Angefiht, 257. — wer ift biefer ? 316. 


Morgen, der glüdtihe, 180, 193. — iſt's, 


263. — Reinheit beffeiben , 407- 
Morgenland, beliebt, '402. 
Morgenluft, gepriefen, 209. S. Dftwind. 
Morgen fern, weiblidder Genius beffelben, 117. 
Note — Anahid, 24, 356. 
Morgenwind, willlommen! 248. 
Moshus, Bild des Umgangs der Guten, 237. 
- — entfließt dem Haare, 318. 
Mühle, die Welt, 236, 237. 
Mund, Metaphern dafür, 31. 
Mundarg, perfiihe, von Herat, 362. 


Mundvorrat b der Neifenten, Titel eines Werks 


Seid Hoffeini’s, 228. 
Muͤnzwardein, 409. Zu 
Muſik, altperfiihe, 5. — Inſtrumente, 26. 
— und Poeſie, Wettftreit über ihren Vorzug, 230. 
Muth, hoher, Preis deffelden, 90. — Mehrer 
deffelben der Kaifergeyer (Auguftus) , 147. - 
Myſticismus, Geſchichte deffelden von Dſchami, 
340. — ſchaler, Mirſa Taher's, 381. — 


herrſcht in der heutigen perſiſchen Dichtkunſt, 340. . 
Myſtiker, 10. — verfpottet von Omar Chiaın, 


80. — die berühnteften Senaji, 102. — Attar, 
140. — Mewlana Dfchelalebdin Rumi, 163. 
— Kaffımol:enwar, 285, — Urfi, ber Dr: 
pheus der Perfer, 304. — ihre Eintheilung 
nah Dſchami, 340. - 
Myſtiſche Bilderſprache, erElärt in ben Noten 
‚zu Chakaniſs Kaßide, 127. — Zunge, KHafie* 


fen’s Bepnahine, 221, 261. — Gaſele Seib 


Nimetollah’s , 223. — Urfi's, 305. 
Mythologie, altperfifche, 2. — neuserfifhe, 16. 


sn, . 


NR acht, myſtiſche, Gaſele auf diefelbe, 179. — 


Kafide, 202%. — Gelegenheitsgegedicht auf dier 
felbe, 222. — Beſchreibung derfelben, 247. 
Nahtigalt, ihre Liebe zur Roſe, 25. — Su _” 

bei .von ihr und vom Zalfen, 107. — ihre Kes 


de an bie verfammelten Vögel, 144. — Eeuf: 
jer berfelben 231, 280. — im Rofergedichte 
Kiatibiſs, 283. — bie berauſchte, 208. — bie 


genuͤgſame, 375. 

Nachtſcene des Liebenden, 269. 

Nah ſey dem Herrn, 193. 

Nahmenszug, verſchlungenec, des Sultans, 
Tughra genannt, 133. 

Narrheit der Liebenden, 192. 

Naſe, Metaphern bafür, 20. 

Nationen, orientolithe, deren Poefle eine Ge⸗ 
dichte verdiene, Vorr. VI. 

Meujahrsgedig t, das ſiebenfarbige, Adhad's, 
259. 


' 


> 7 


6 


Meumond, Hufeiſen bes Himmelsgauls, 142. 
— gefrümmt, warum, 304. — ale Dihterbey 
nahme, 368. 

Meun und Vier, myſtiſche Zehlen, 190. — 
Schleyer der Welt, 226. — Schilde, oder An: 
ſichten, 229. 

Nibelungen lied, verglichen mit dem Schahna⸗ 
me, 55. 

Nichts, Falk's obe an daſſelbe, mit einer perſiſchen 
myſtiſchen Gaſele verglichen, aB6, | 


O 
4— 


Ohr, Metaphern dafür, 8, 

Drden der Derwifhe Mewlewi, 104. 

Dftwind, Salomon’ Meitpferd, a0. — An 
vede an benfelben, 2595. — Bitte an denſel⸗ 
ben, 265. — Pothe des Dichters, 291. — 

bringt Licht, 292. — Moschusſchwanger, 393. 
— bringt Kunde pom Morgenliht, 368, 


P. 


u | 


Matinodie einer Satyre, 124. 


Palme, bie, Maria's, ift die Feder, 319. 

Panegyriker, 9, 83. — Enweri, Bß. — 
Chafani, 135, — aeg, 122, — Bariabi, 
130. 

Pap agey, feine Anrede au die verfammelten Voͤ⸗ 
“gel, 149. — Apolog deffelben mit dem Gewürz⸗ 
tramer, 168. — die Vernunft, 317 

Paradies, 17. — irdifches, von Irem, 19. — 

was damit gemeint fen. a65. — 05 alte Weiber 
in daffıfbe eingehen? 322. — Quellen beifelben, 
fieben, I. Note 394. 


Paro die eims Fetwa, 202. — ber Gebothe des 


Islam's. ©. Rn ar ehem 80, und Nefariy 
E 
Peri, 17, 21. | 
Perſiſche Sprade mit der deutſchen ver⸗ 
wandte, Vorx. VII. F bereichert. ſich aus der 


arabiſchen, 83. . \ 
Pfau, Anrede deffelben an ke verfammelten Voͤ⸗ 
gel, 145. \ 
\ 
N 


nun 416 nn 


Pfeil unt Bogen, als Sin, 261. — Wortſtre 
mit den Bogen, 371. 


Pfailſchuß aß Grängenbeftimmung , aus der - 


alten perfiihen Sefchichte, 204. 


Pferde, Verſe darauf, 197. — Bild des Glau⸗ 


bens, 1,76, 
Philoſophie der Reiſenden, 208, — bie alte 
orientaliſche, 347. — Diäter derſelben, Said, 
. 393. 
Pilger, bie, nach der " Raba, find im: Sinne des 


Myſtikers nicht auf dem wahren Wege der Volle 


kommenheit, 181, 406. 


Pilgerzeichen, die Moeale die ſich die Pilger 
eindrennen, 299, 


Planetennahmen aus dem Arabiſchen him Ti⸗ 


turel aufgenommen, 300. 

Poeſie, die arabiſche, aͤlter als die perſi fe. 
Vorr. V. — und Mufif , Wettftreit über ih⸗ 
ren Vorzug, 230. S. auch Dihtkun fi. 

Poffen aretinifhen Inhalts, 315. 


Poffenreiffer, Kulchani, 364. Eif Abdal, 365. | 
Preis des Schöpferd, von Kati, 30, 356. — 


ber Stadt Serai, 256, — ber Gedichte des Prin⸗ 


zen Chalil, 270. — von Herat, 367. ©, Lob. “ 


Droben aus dem Mesnewi, Juſſuf und, Sulei⸗ 
cha, von Huſſar 168. — aus Juſſuf und Su. 
Jeicha Dſchami's, von Roſenzweig, 327. 

Prophetenſagen nach dem Koran, 18, 19, 

Profa gewinnt rbetorifche Bildung, 10. 


R 
Raben des Auges in dem Haine, 369. 
Math, guter, 40. — vom Dichter fich ſelbſt ger 
geben, qu, 92. — Nifami’s on feinen Sohn, 
122, — guter, für's Alter, 357. ©. Lehre, 


Raͤthſel, 33,34, 79. — vpn Zurandet, der ’ 


Perſerinn aufgegeben, 120. — Niſami's aus 
Aſtrabad, 891. 

Raum und Zeit, 251. 

Rauſch, die Geheimniſſe deſſelben, Titel eines 
Gebichtes, 290. 

Reden, fihnelles, ſchadet, 388. 











wur vs 


Mob, das gefangene, von Medſchnun angerebit, 
113. 

Nhetorik, Lehrbücher derſelben, 37. — Lehr - 
buch darüber, 48. 

Khetorifche Unterhaltungen, Makamat, d. i. 
Sitzungen genannt, 41, 44. 

RNeichsgeſchichte, neuere perſiſche, 41. 

Reigen, religiöfer, der Derwiſche, 185. 191. 

Reiher, Anrede bejfelben an die verfammelten Vo— 
gel, 147.  . 

Reinheit des Morgens, 407. 

Reiſen, Aufmunterung dazu, 208. — Verſe 
darauf, 385. 

Reiſebeſchreibungen, poetiſche, 44. — per⸗ 
ſiſche, 414. 

Religionen, verſchiedene, als dem Soſi gleich⸗ 
gültig, zuſammengeſtellt, 19x. 

Repphuhn, Anrede deflelben an die verfammel: 
ten Wögel, 146. — liebt die Edelfteine, 247. 

Reue, lebe wohl! 267. 

Roman, allegorifher, 275. 

Romantifer; f. die Dichter Niſami, 56. Kia: 
sibi, 282. Emireddin, 291. Katifi,.der, 355. 
Dſchami, 315. Ehli, 349. Hilali, 368, 

Komantıfhe Gedichte, der Stoff der euro» 
pöäifchen ded Mistelalter6 Fam aus dem Morgen 
kande, 135. 

Romantiſches Gedicht, Nofen’ und Fruͤh⸗ 
lingsfeſt, a33. Sol und Jupiter, 254. — ber 
Ballen und :Schlägel Dfharfdhermi’s, 288. 

Roſe, 85, 210. — ihre Tiebihaft mir der' Nach: 
tigall, 144. — myſtiſches Lob derſelben, 186. 
— die huntertblaͤttrige, 372. 

Roſen- uns Fruchtgarten Saadi's, nach⸗ 
geahmt im Frihlingogarten Dſhamis und an⸗ 
deren, 313. 

Roſenfener ber Wangen ..zgı. 

Nofengarten Saadi's, 20%. 

Roſengedicht Kiaribi’6, 282. 

Rofenfranz. ber Gerechten, Titel eines Ben) 
bet, ‚das. 

Roſenkunde, 29J. 


427 


Noferwangen, 377. 


AN EIN 


Roth im Farbengedichte Adhad's, 200. 
Rubin, der Schirin's, 266. — der Lippen, 
366. 
Ruffinnen, zwey, ſpielen eine merkwürdige Rolle 
in der perſiſchen fabelhaften, und türfifhen wah⸗ 
ren Gefhichte ats Zurandot und Norelane,’ 
336. 


©. 


Sagen der Perſer, 15. 

Salomon's Siegel, Reitpferd, Eilbothe, 20. 
184, 186. — Apolog mit dem Saͤmann, 100. 

Salz, Vergleichung mit demſelben, 252. 

Salzfaß, Doppelvers darauf, 362. 

Sammeln ohne Theilung iſt keine Kunſt, 
2383. 

Sammler der Geſchihte, ein großes biftorifhes 
Perf, 220. 

Saͤnfte, Suleicha's, zieht m wie eine Rofenfaramane 
dahin, 328. 

Sängerfrepyheit, 338. 

© att ward noch Niemand von Zuder, 256. 

Satyre Firduffi’s auf Shah Mahmud, 53. — 
Enweriſs, 97. — auf fi ſelbſt, 99. — auf 
einen geißigen Wefir, 120. — aufden Sohn 
Chowareſmſchah's, 120 — Abul⸗ola's auf Cha: 
kanı, 124. — Saadi's, 218. — Agehi's, 317. 
— die bekannte von Firbufft, nachgeahmt von 
Hatifi, 355. _ 

Satyriker, Enweri, 98. Sufmi, ı01. Bo: 
vunduf, 280. Kumbur, 297.” Hairetti, 365. 

Eaum, des Kleides, blutig, 317. 

Schabernaf, das Wort, urſprünglich perfifch, ı 14. 

ES chädelppyramiden, von Digengifgran und 
Zimur aufgeführt, 220. 

Shah und Derwifd, Titel eines romantiſchen 
Gedichts, 369. 

Schahname, das, Sagen daraus, aa. — her 
gonnen von Datii, 48. — von Kirduffi 
fortgeſetzt, 50. — von Eſſedi vollendet, 49. 
— über Geit und Dichtung deffelben, 54. — 

ahba 


Proben daraus, 86. — der Thaten Afmail- 
ſchah's, 385. — Fethali Schah's, 416. 

Schenkel, Metaphern dafür, 32. — des Him⸗ 
mels, 401. J 

Saqchlachtgeſchrey der Morgenlaͤnder, 95 Note. 

S chlafgemach der Phantaſie, ein allegoriſcher 

oe Roman, 241. 

Schleyer, die neun, der Welt, 236, 234. — 
die fieben des Auges, a5ı. " 

Schloß, hohes, beſchrieben, 254. 

Schluß der Gedichte Wahſchi's, 389. 

Sahlüſſel, der orientaliſche, 380. 

Schmetterling und Licht, 26. — als Bild 
der Vernunft, 210. — der Liebe Bild, 25°. 

Shmud, größter, der perfifhen Geſchichte iu 
Waßaf, 220. | 

Schöne, bie Nahfrage um Diefelbe, wie im 
hoben Liebe, 181. 

Shönpeit, Metaphern dafür, 27. — und Herz, 
391. — Juſſuf's noch vor Erfhaffung der Welt, 


3235. — Sufluf’s gepriefen ‚: 390. — des Ges - 


liebten, woher, 392. . 


Schoönbeitsbeſchreibung durch Frage und 


Ausruf, 257. 


Schönheitspreis, 200, 210, 227, 263, 


264 269, 270, 278, 283, 374 393. 
Sché uſchreibekunſt, gepriefen, 277. 


Shönfhreiber, Katibi, 2977. — Prinz Bai- | 


fangur, 285. Gimi, 288. Emir Schabfur, 
293. Schewki, 383. Behram Mirſa, 387. 
. Schöpfer, Preis deſſelben, 142. 
Schöpfungsgeſchichte, islamitifhe, 17. 
Schrift, fchledhte, 315. ' 
Schriftarten, feben, 340. — ſechs ſchrieb Bai⸗ 
fangur, 285. — und Simi, 290. 
Schuldenklage eines in Schulden ſteckenden 
Dichters, 250, , „; 
Shwanengefang Saadi's, 215, 
Schwarz im Sarbengepichte Adhad's, 200. 
Schweigen, beiler als reden, 238, 
Schwerkraft, von einem perſiſchen Dichter ber 
- fungen lange vor Newton, gi, 


4 
> 


Schwert und Feder hoch zu ehren, 217, 

Schwerter, die Blätter der Eilie, 373. 

S wur bey ber Schönheit ber. Geliebten, 
209. 

Sechs und ſiebenfach, 133. 

Sechs ALF, myſtiſche Zahl, 138. 

Sechs Tage und ſieben Himmel, aBo. 

Sechsſeitig, das Weltgebaͤude, 226. 

Seele, al Kerze vorgeſtellt, 176. — als Läwe, 
vorgebildet, 188, — die reulofe, 251. 

Selbftlob des Dichters Chakani, 126, 

Serai nicht zu vermechfeln mit Harem, 214! 
Seyn, o hödhfter Sort! 296. — Alles in Gott, 
357. . Ä | ' 
Sieben Schönheiten und fieben Geſtalten yerft- 
{der Romane, 6. Note — Abentbeuer Ro— 
ſtem's, 22. — die Linien des Bechers Dſchem⸗ 
dſchid's, 23, 127. — Abentheuer Isfendiar's, 
aus dern Schahname, 59. — mit Vier, die zwey 
geheimnißvollen Zahlen der Sofis, 82. — und 
ſechs, ebenfalls eine myſtiſche Zablenbezeichnung, 
90. — Schönpeiten, Nifami’s Gedicht, 105. 
— in Sieben, ber Inbegriff. der morgenländi- 
fhen Toilette, 118. — ale Stufenjahr des Kna- 
bens⸗, und zweymahl jieben des Zünyfings = Al: 
terd, 112: — die, Geftaften, das romantiſche 
Gedicht Niſami's, 114. — Prinzeſſinnen, die 
Spönheiten Behram’s und ihre Palläfte, 115, 
— Theile der Einfeitung eines perfifden Mer: ' 
tes, 118. — in fieben Stücke follte Watwat.! 
zerriffen werden, 121. — Herr von fieben Ränz 
dern, 12%. — Gemdder im Pallaſte Su⸗ 
leiha’d, 127. — Erdgürtel, 128. Meere', 

451. — Lichter in ſechs Tagen r 1a. — Mär 
ser, 158. — Sphären, 159, 326. — der Uns 
glückliche frißt mit fieben Mägen, 166. — Er. 
den und fieben Himmel, 161. — als myſti⸗ 
ſche Zahl mit Fuͤnf und Vier, 185, 199. — 
Schleyer des Mondes, des Auges / 251. — Him⸗ 
mel in ſechs Tagen, 206. — die, großen ! per: 
fifhen Dichter, 313, — Quellen dee. Parabie⸗ 

ſes, 340 — Schriftarten, 340. — Grade ber . 





[4 


— 


Stufenleiter ber Vollkommenheit, 343. — Abs 
dale, oder große Heilige, 35. — Schoͤnhei⸗ 
ten Niſami's, nachgeahmt in denſ ſieben An⸗ 
ſichten (Heft Manſar) Hatifi's, 355. 


Siebenfach ın ſechs, 133. 


Siebenfarbiges Gedicht Adhad's, 289. 
Siebner, der, Dſchami's 313. 
Siebenfhräfer, derſelben Hund, 176. 


Siebentauſend Jahre der Wonne für ſieben 


Jahre von Kummer, 271. 


| Siegel, das, des Propheten Mohammed's, 18. 


20. — Salomon's, 184, 186. 

Silbergedicht, 100. 

Simurgy 20, 22. — ber Vogelgreis, als 
Sinnbild des höchſten Wefens in_den Wogelges 
ſpraͤchen, 144. — als daſſelbe den Vögeln vom 
Widhopf hefchrieben, 148. — am Berge Kaf, 363. 

Sinne, find Bande, welche den freyen Geift fef- 
fein, 182. 

Sinnengenuß im myſtiſchen Sinne, 347. 

Sittenlehre Saadi's, aeg, — perſiſche, 275. 
— aus dem Behariſtan, 337. 


Sittenſprüche Chiam's, Bı. — Säadi's, 215. 


— Ibn Jemin's, 235. — Bidpai's, 391. 
Soviel ih weiß, als Refrain einer Gaſele 
Saib's, 393. 


Soffa, fo Wort ald Sache perſiſch, ge. 


So fi, ihre Ordensregeln, 19. — mas fie unter, 
dem Lebensquell verfteben, 20. — Pas Ziel der: 
felben das Anfchaun des ewigen Lichts, 153. 
— Gleichqultigkeit gegen alle Religionen, 168, 
190, 193, 233. — Alleinslehre derfelben, 189. 
— fiebe von Ewigkeit her, 189. — bderfelbe 
verzichtet auf alles, 194. 195. — Ausruf derfeiben, 

289, 193. — die Welt ift ihm nur Erſchei— 
nung, 196. — ihre Lehre, 341. — ihre ver⸗ 
ſchiedenen Claffen, 34a, 343, 346. — Ablei— 
tung bes Nahmens, 346. 

Sommer, Beſchreibung deffelben, 371. 

Sonne, bie myflifche, angeredet von Mewlana 
Dſchelaleddin, 174, 187, 194 — finnbildlich 
als Greif oder Simurg dargeftellt, 184. — 


) 


der Verliebten, 223. — Bild bes Geliebten, 

230. — und Mond, 293. — Kafide auf dier 
felbe, 406. — Preis berfelben von Zeifi, 403. 

Sonnen-Eultus, indiſcher myſtiſcher, 409. 

Spnnenlauf durd den Thierkreis, myſtiſch bes 

- fungen von Feiſi, 406. 

Sonnenftäubden, 377. — Titel eines herw 
lihen Gedichtes Feiſi's, 402, 409. 

Sotadifhe Erzählungen, 84. 

Spiegel Alerander's, 23. — die Kniefcheibe, 395. 

Staar, Anrede deffelben an die verfammelten 
Voͤgel, 148. 

Staatsmänner, sefeßrte, 10. 

Stadtaufrupr, eine Art von Gedichten, 367; 

Stariftif Indiens von Abul-Faſl, 395. 

Stätte meiner Selma; 271. 

Stegreif, aus bemfelben gedichtete Verſe, 376. 

Stein ber Weifen, 237. 

Steingedbidht, 100, 

Sterne, Metaphern dafür, aa — Satyre auf 
diefelben, 97. — Geſpräch eineg Derwiſches mit 
denſelben, 155. 

Sternkunde, blüht unter Ulugbeg, 274. 

Sternbilder, ı7, 24, — aß lyriſche und 
myſtiſche Bilder gebraucht, 179. — preiſen Gott 
240, 357. 

Sternwarte zu Meragha, Erbauung derſelben, 
beſchrieben von Waßaf, 246. — 

© tiftungen, fromme), Binterlaffen von Mir 
Aliſchir, 312. U 

Stoff vieler europaͤiſcher Gedichten und Erzaͤhlun⸗ 
‚gen aus dem Morgenlande, 3oı ‚ 308. — zweyer 
Tragödien La Harpe's, der Barmegiden und 
Brahmanen, echt orientaliſch, 400. 

Streit zwifhen Dichtern, als, zwiſchen Sabir und 
Watwat, ı21, und zwiſchen Schagruch und Med⸗ 
ſchireddin, 130. S. auch Wortſtreit. 

Streithammer, Tſchakan, 0i. 

Strophen, vierzeilige, Omar Chiam’ 8, 80. — 
Saadi's aus Hama, 161. — Buſſati's, 276, — 
Urs, 306. — vierzeifige, 378. — Feiſi's, 403. 

Stufenleiter der Riebe, 255. 


mm 430 


Sturm, bintiger und graufamer, auf Ißfaban 
und Samarkand, unter Zimur und Dſchengiſ⸗ 
chan, 220. 

Süßigkeit des Lebens, go1. 


of ein, aftronomifhe, 246. 

Tag, Beſchreibung deſſelben in „hiftorifcher Pro⸗ 
fa, 248. 

Tag und Nacht, Gegenreden derſelben, 49. 

Talisman, 405. 

Z ana, myſtiſcher, der Derwiſche, 196. ©: Reis 
gen. 

Zaufendb und Eins, 23ı. 

Tauſend und Eine Nacht, 6, 84. 

Zempel Gottes, die Sonne, 407. _ 

Teufeln, beyden Morgenländern. Diwe, 21, 22: 

Theil und Ganzes, inmpflifhem Sinne, 178. 

Shränen, ber Traurigen Brot, 375, 378, 

Thierfreis, Lauf der. Sonne durch benfelben, 
406. 

Tiſch, worauf Jeſus das Volk fpeidte , 8319. 

Tod, vorher beſtimmt, 43. — bändigt Alles 
außer Gott, 202. — gewaltſamer, von Dich⸗ 
tern: Sabir Edib ertränkt, 121. Hilali gaköpft, 
369. 

Todtenklage bey dem Leichname Alexander's, 
337. — Feiſ's, auf den Scheich Haſſan, 404. 

Tonkunſtler, geprieſene, 293. 

Tonweiſe, perſiſche, 872. 

Trabant, aus dem Perſiſchen, 238. 

Tragodien, zwey orientaliſche, La Harpe's. 
400, 

Traum, Suieicha's, die m ſelbem das Ideal ihrer 
Liebe erblidt,, 331. 

Trenne bi niche von mir sum zweytenmahle, 
353. 


® 


Srennung, ein Dold, 340. — Uebel berfels 


ken, 268. — Eulediu’d von Juſſuf, 333. 
— Klage Medſchnun's über feine Trennung von 


Leila, 359. 
Trennungsmaal, 377. 


PETE 


Treue, verfhmunden ars der Welt, 353, 


Trennungsnacht, 378. 


Zrinfer der digen liebe, 402. 

Trommel und Pfeife, Ehrenzeichen der Oberen 
der Derwiide, ı85. — der Schall derjelben r 
Bakrabaku, als Refrain myſtiſcher Gedichte, 
187. 

Zrommelfpieler, ein Dichter, 383, 

Trunkenheit, im myftifcden Sinne , 347. 

Zurban„von Dülbend, 257. 

Zürfen, nur Etümper in der Dichtkunſt gegen 
die Perſer, 280. 

Türkis, Lobgediht auf die Türkisminen bey Ni- 
fhabur, ı32.- 

U. 

Us eralt ift der Geliebte, 318. 

Ueberſetzung des indiichen Originals der Kabeln 
Bidpai's, 395, 

Ueberfegungen aus dem Indiſchen ins Perfie 
ſche unter Akbar, 353. 

Umgang, den ber Geringeren ſuche nicht, 319. 

Unanftändige Berfe Saadi's, 215.© So— 
tadifcd. | 

Univerfalbiftorie Ewhadi's, 274. 

Unrub, perfonficirt in der Perſon ber Gelieb⸗ 
ten, 213. 

Unſtern, entſchiedener, 225. 


V. 
Vaterun fer ber Moslimen, 286. 
Beranlafıung des. Werkes, zu Anfange oi- 
nes jeden perfifchen ergäßlt, 1:6. — Niſami's, 
117, 323. 


.Werdient bleibe nicht verborgen, "28a. 


Verdienite der englifhen Drientaliften in Ju— 
dien, um die perſiſche Literatur, qui. . 

Vergeltung nabt,. 253. 

Verliebte bin ih, 318. 

Verlichte, Zuftand derfelben, 213. 


— mo⸗ 
flirher Aufruf an dieſeiben, 243. 


Bernun 27 was jie den Myſtikern güit, 180. — ein 


ru A3ı RR. 


Papagey, 317. — was fie beym Liebenden iſt, 


406. 
Merfe, die Töchter der Gedanken, 365; 


.Verkand zündet feine Leuchte an, 264. 


Bertrauter, inniger, 3g2. 
Berwandtſchaft der perſiſchen und beutfchen 
Sprade, Vorr. VII. — der Deutfchen und 


— Perſer aus ihren alten Wohnfigen, 137. 


Verweigere mir nidt, Gofellenrefrain, 266. 


Berpucdung,: myſtiſche, 188, 197, 406. 


Violett, im Zarbengedichte Adhad's, 260. 


Vier mit Sieben,.die zwey geheimnißvollen Zah⸗ 


len der. Sof, Ba. — Waffen, Blumen, Edelfteine, 
Elemente, 225. — als myſtiſche Zahl mir Fünf 
und Sieben, 185, 199. — mitNeun, 190. 

Vierzig, eine myſtiſche Zahl, 323. 

Vogel, ein luſtiger, 150. — der entflohene, 

belehrt ben gierigen Vogelfaͤnger, 222. — im 
Käficht, im myſtiſchen Sinne, 390. 

Bögel, ihre Einwürfe gegen den Widhopf, über 
die Beſchwerlichkeiten des Weges nach dem Hofe 
Simurg’3, 149: — abgeſchreckt durch die‘ Be: 


ſchwerlichkeiten das Weges zu Simurg, 152. — 


vom Kaͤficht frey, eine myſtiſche Allegorie, 176. 
Vögelgeſpräche Attar's, 141. 
Vollkommenheiten des Dichters, 401. 
Vollmond, Bild der Schönheit, ade, 


| W. | 
Wrdfem, fey, Jüngling! 185. 
Waffen, viererlen, 225. 
Wahrhaftige, der, Juſſuf's Beynahme, 320. 
Walzer, urſpruͤnglich ein rein myſtiſcher Tanz, 196. 
Wangen, Metaphern. dafür, ag. — die der 


ı eigen Schönheit, 187. — Roͤſenfeuer, 291. 


— dem Staube eingedrüädt, 317. 


Wangenwiderſchein, 317. 


Was iſt's? 190. 

Was weißt du? 194. 

Waſſer einer Klinge, 161. | 
Wafferglanz, für Freude und Ehre, 48.Note. 


Waſſerräder, Naura, 78. Note. 


Weib, das alte, welches an Schirin die falfche 
Nachricht vom Tode Ferhad's überbradte, 356. 
Weiber, alte, ob jie in dad Paradies eingehen, 


.. 338. — Schmaͤhung derſelben, 22. . — 66 


the dich vor ihnen, 38®. 
MWeiblihEeit, die ſchoͤne, der Morhelider 


dargeſtellt in Schirin, 109. 


Wein, Lobgedicht auf denſelben, 40, 123. — 


in myſtiſcher Bedeutung, 128, 175, 194. — 
den Wein der, ihr Freunde! a63, 264, 265. — 
trinken, Feine Sünde, 268. — Geheimaiſſe 
deſſelben, 3ı6. — trinf mit dem Geliebten , 
388. — Tochter der Rebe, 383. 
Weinen trägt den Schlaf fort, 36a. 
Weiß, als Refrain einer Gafele Emir Haffan’s aus 
Dehli, 232. — im Barbengedichte Aphad’s, ag. 
Weisheit, der ewigen, Krfigebormer, ai , ıBo. 
— demütbig, Aoı. 
Weißt du was? 194. 


Wei Cederwuchs! als Sqhoͤnheitsbeſchreibung, 


257. 

Welt, poetiſches Bild derſelben, 44. — fie iſt 
Gottes Abglanz, 180, — nur Erſcheinung dem 
Sofi, 196. — rollt ſich wie Schlangen, 234. 
— Definition derſelben, 236. — dem Herrn 
Jeſus geſchenkt, 236. — der Vernünftige bes 
gehrt ihrer nur zweyer Dinge willen, 238. — 
wüſt und unbeſtaͤndig, 271. 

Weltgeſchichte in Indien, perſiſch beſchrieben, 
353. 

Welten, diefe und: jene, 79. Note: — phile⸗ 

ſophiſche Betrachtungen darüber, 78: — die 
beyden, definirt durch einen Narren, 146. — auf 
die beyden richte den Blick, sı5. 

Weltenkreis, ein Mühlrad, 236. 

Weltenfeele, das Jh, 1914 

MWeltenfpiegel,f. Spiegel. 


Wer iſt's, und was ifl’s, als Refrain von Gar 


felen, 257. 


Werke, gefammte, Saadi’s, 204; Aliſchir's, 311 ; 


Dſchami's, 313. 
Werth, des Menfhen, nicht in Schönheit, 235,